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Ein Wind der frohen Kunde
Bist, kühler Nordhauch, du!
Du führest des Genusses
Erwünschte Zeit mir zu.
O Bote Ihres Hauses,
Gott sei dir Schutz und Wehr'!
Willkommen denn, willkommen,
O eile, eile her!
Wie lebt Sělmă und Jeder
Der Su Sělēm bewohnt?
Wie steht's um uns're Nachbarn,
Hat sie das Loos verschont?
Ganz leer von Zechgenossen
Blieb des Gelages Saal;
So blieb auch ausgeleeret
Der volle Weinpocal.
Es wurde zur Ruine
Das erst so feste Haus:
Befragt die wüste Stätte.
Wie jetzt es sehe aus?
Auch warf nun finst're Schatten
Der Trennung grause Nacht:
Was wohl die nächt'gen Wand'rer
Für Spiele ausgedacht?
Das Mährchen von der Liebe
Währt ohne Abschnitt fort,
Und die beredt'ste Zunge
Verstummt an diesem Ort.
Auf keinen Menschen blicket
Mein Türke; – und darum
Weh über solche Grösse
Und solchen Stolz und Ruhm!
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In Schönheit der Vollendung
Erstrebtest du dein Glück:
Gott möge von dir wenden
Kjěmāl's verhassten Blick!
Liebst du, Hafis, noch länger
Mit so geduld'gem Sinn?
Doch schön sind Liebesklagen,
Drum klage immerhin!