[134] Die Zuversicht des Geistes zu Gott

Es kommt mir sauer an, ich zitter wie ein Rohr
Und bin mehr Schein als Mensch. Allein wer kan davor?
Du, Herr, verstellst dich mir und magst dich auch verstellen.
Ich ehre deinen Grimm bey noch so schweren Fällen;
Vermehr auch Schlag und Zorn, du strafst mich nie zu hart,
Ich seh gleichwohl daraus des Vaters Gegenwart,
Des Vaters, der mich nicht aus blindem Eifer schläget,
Nein, sondern nur dadurch zu Reu und Leid beweget.
Wer weis, zu was es dient! Ich bitte dich um nichts
Als dann und wann um Trost des holden Angesichts.
Sonst gieb mir, was du wilst, ich bin zu blind zum Wehlen;
Du, Vater, wirst mich doch nicht über Kräfte quälen.
Spott, Hunger, Fluch und Neid und gar verächtlich seyn
Geht freylich, wer es fühlt, dem Fleische bitter ein;
Doch wenn mich auch dein Zorn bis in die Hölle triebe,
So predigt ich auch dort die Wollust deiner Liebe.

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TextGrid Repository (2012). Günther, Johann Christian. Gedichte. Gedichte. Klagelieder und geistliche Gedichte. Striegau - Schweidnitz 24. September 1719 - Lauban Ende Juli 1720. Die Zuversicht des Geistes zu Gott. Die Zuversicht des Geistes zu Gott. TextGrid Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-2101-E