38.
An Valerium

Vmbsonst/ Mein Freund vmbsonst! Ich kan dir nicht gewehren
Ein denckmal das von fall/ von strenger Tyranney
[85]
Der Jahr/ vnd seiner grufft sich/ dich/ vnd mich befrey.
Die zeit kan Ertz vnd Stein in kott vnd grauß verkehren.
Was Menschen hand auffsetzt/ kan Menschen hand verheren/
Vnd ob sie ruh: die noth/ See/ Erdfall/ schwerd vnd bley.
Gesetzt auch daß ich nicht auff einmal sterblich sey?
Rhumb ist ein blosser wahn/ den Todte nicht begehren.
Meynst du/ daß dis Papir werd' vnversehrt bestehn;
Wenn nun der Erden Baw' in flammen wird vergehn/
Vnd sein beschwertes Grab in eigner Aschen werden?
O selig wer die Träum/ vnd nichtig Lob verlacht/
Wer jmmer newem Ruhm vnd ew'ger Ehr nachtracht;
Die vns der Himmel schenckt/ nicht die vergänglich' Erden.

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TextGrid Repository (2012). Gryphius, Andreas. Gedichte. Sonette. Sonnette. Das zweite Buch. 38. An Valerium. 38. An Valerium. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-1E03-0