An des Prinzen von Preußen Königliche Hoheit
1755.
Dem du nachahmen sollt,
Dein König, Prinz! hat Tag und Nacht,
Von Jugend an, gedacht,
Einst groß zu sein, und ist, was er gewollt.
Er ist des Vaterlandes Lust,
Europas weiser Schiedesrichter,
Held, Philosoph und Dichter.
Was Antonin, und Cäsar, und August,
Und Titus war, und mehr,
Das alles, Prinz, ist Er!
Um seinen Thron im prächtigen Berlin
Stehn Grazien und Musen; ihren Tänzen
Sieht er oft zu, sie werfen ihn,
Nicht ohne Neid, mit ihren Lorbeerkränzen!
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Sein Waffenplatz erwartet ihn; er eilt,
Ist Kriegesgott, sieht seine Fahnen fliegen;
Ein Blick, der sie zusammen zieht und teilt,
Gebeut, so schlagen sie, und siegen!
Doch oft erholt er sich ein wenig
Vom Ungemach der Monarchie;
Dann hat das stille Sanssouci
Den Philosophen, nicht den König!
Da denkt er dann in seiner großen Seele
Gedanken, wie die Marc-Aurele,
Und liest –
O Prinz, o wag' es doch einmal,
Und trag' in seinen Büchersaal
Dies Fabelbuch, dein Spiel!
O! wenn es dann dem Könige gefiel
Hineinzusehn! Dann hörte dein Äsop
Vielleicht von Fern ein kleines Lob;
Das würde dann mit neuem Mut
Ihn allsobald beseelen!
Und du! du dürftest nur befehlen,
So würd' er kühn, und kurz und gut,
Noch manche Fabel dir erzählen.