22. Auf des ehrenfesten und hochgelahrten Herrn Hartman Grahmans, Zarisch. Majestät in Moskaw bestalten Leibarztes, und der viel ehr- und tugendreichen Jungfrauen Elisabeth/Z ZFonnens ihre Hochzeit

1639 Juni 27.


Kanst du nun, Thalia, was,
so verlaß
Helikons gepüschte Höhen
und laß durch das ebne Feld
umb den Belt
deine Saiten schärfer gehen!
Deines Vatern liebster Sohn,
den dein Ton
oft und oft rühmbt' umb die Wette,
unser Beider Last und Gunst,
Kuß und Brunst,
wird selbander, gehn zu Bette.
Wol, und mehr als wol getan
umb und an!
Er, der Fürst der Arzeneien,
sie, das Bild der Zucht und Zier
für und für,
mögen glück- und frölich freien!
Liebe, die sich redlich meint,
ist der Freund,
der uns Leid und Tod verjaget.
Lieben und Geliebetsein
überein
wird vom Himmel auch gesaget.
Ist dir, Landsman, dieses Tun
endlich nun
in dein treflichs Herze kommen,
[320]
das dir deinen alten Sin
gänzlich hin
aus der Seelen hat genommen?
Du durchkennst die große Welt,
was sie hält
an und unter diesem Blauen.
Billich tust du deinen Brauch,
daß du auch
nun die kleine wilst durchschauen.
Dein gezweigter Wundsch steht hier.
Gunst umb Zier,
Zier umb Gunst vermählt euch beide,
so daß Stadt und Land und Zeit
weit und breit
froh sein über eurer Freude.
Deiner Arbeit Trösterin
und Gewin,
die Duplirung deiner Freuden,
die verspricht sich fort für fort
in dein Wort,
nimmermehr von dir zu scheiden.
Lege nun dein ganzes Herz',
Ernst und Scherz,
Angst und Mühe, Lust und Wonnen,
was du kanst und bist und hast
zu der Rast
in die Schoß der schönen Fonnen!
Zeige Moskaw deinen Schatz
und gieb Platz
deinen schönen Treffligkeiten,
auch in einer fremden Welt
ihr Gezelt
aufzutun und auszubreiten!
Vaterland, du Liebstes du,
gieb es zu,
daß dein Kind sich hier beweibet!
[321]
Seine Treue, Lieb' und Pflicht,
wie er spricht,
isto, die dennoch deine bleibet.
Was zu deiner festen Pflicht,
dupples Licht,
der ersuchte Gott will geben,
ist in ungezählter Zahl
überall:
Reichtum, Erben, Ehre, Leben.
Bruder Bräutgamb, Schwester Braut,
schaut doch, schaut!
Luna lacht aus neuen Augen;
Arcas, der die Nacht bewacht,
spricht und lacht:
Wachen wolle mehr nicht taugen.
Geht denn, Liebste, macht es gut!
Wie es tut,
ob es uns auch sei zu wagen,
und was ihr sonst mehr in Zucht
da versucht,
wollen wir euch morgen fragen.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Rechtsinhaber*in
TextGrid

Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Fleming, Paul. Gedichte. Deutsche Gedichte. Oden. 3. Von Hochzeitliedern. 22. Auf des ehrenfesten und hochgelahrten Herrn Hartman Grahmans. 22. Auf des ehrenfesten und hochgelahrten Herrn Hartman Grahmans. TextGrid Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-AAF5-4