[150] Personen.
- Kommerzienrath Waal.
- Elise, seine Nichte.
- Ernestine, ihre Gesellschafterin.
- Landrath Brückner.
- Herr von Kiel.
- Martin, Gärtner.
- Reitknecht des Landraths.
- Ein Bauer.
- Ein Bedienter.
[150] Personen.
»Und naht sich uns, wonach wir heiß verlangen,
Dann bebt das Herz, geblendet und voll Bangen,
So nah' dem Ziel, sind wir ihm doppelt fern.«
Ja ja, wer nicht hellen Auges in die Sonne sehen kann, wer im Momente der Entscheidung das vorüberrauschende Glück nicht dreist bei den Haaren zu ergreifen vermag, dem wird das Leben nie gelingen. Er sieht wieder in das Taschenbuch.
Guten Morgen, Herr Landrath, – o verstecken Sie nicht so schnell, ich sah Sie früh im Park gehen, dann stehen und schreiben, gewiß wieder ein poetischer Erguß, mit dem Sie wahrlich nicht so neidisch seyn sollten.
In dem Gedichte? – Wo denken Sie hin! – Aber ich habe etwas Interessanteres für Sie! Zieht einen Brief hervor.
Guten Morgen, Herr Landrath! guten Morgen, schönes Kind! Er nimmt das Kuchenkörbchen vom Tische, geht damit wieder ab; im Abgehn. Gut geschlafen? Er pfeift dem Hunde.
Wissen Sie denn, daß Willnow's Angelegenheiten sich nach seinen Wünschen fügen? Er wird das Vorwerk, dazu meine ganze Rechnungsführung übernehmen und ich kann ihm so einen eignen, wenn auch bescheidnen Heerd bauen, an den er dann wohl bald die hübsche Hausfrau führen wird.
Nicht doch, Willnow ist ein tüchtiger und treuer Mensch, es ist ja mein Vortheil, ihn an mich zu fesseln.
O wehren Sie doch dem Ausdrucke meiner Dankbarkeit nicht, vergönnen Sie mir vielmehr, auch etwas für Ihr Glück zu wirken.
Ich muß mich in die Geheimnisse Ihres Herzens drängen, verzeihen Sie es mir, aber ich kann Ihre Pein, die Spannung des ganzen Hauses nicht mehr müßig mit ansehen, ich muß mich darein mischen. – Erklären Sie sich doch endlich gegen mein Fräulein.
Und wer mehr als Sie? – Nur auf zehn Minuten lassen Sie die scheue Zurückhaltung fahren und wir sind alle glücklich, ich unaussprechlich, denn ich werde dann von meinen Wohlthätern nicht getrennt.
Ihre Dankbarkeit und Anhänglichkeit täuscht Sie, Sie prophezeien, was Sie wünschen und vergessen alles, was der Erfüllung entgegensteht.
Nicht ich, der Phylax. Er sprang so freundlich an mich heran, sah aber so flau und nüchtern aus, daß ich ihn nothwendig etwas restauriren mußte.
Liebster Vetter, nur einen Blick hab' ich in die Parlaments-Debatten gethan, steht alles wieder anders, alles anders.
[155]Ganz artig, wahrhaftig, über meine Erwartung; bis auf einige Toiletten aus längst vergessenen Modejournalen. Ich wäre ganz à mon aise gewesen, hätten Sie nicht unter diesen Wiesenblümchen gestrahlt. Ihre Tournüre, Ihre Toilette freilich rücken Einem immer den höchsten Maaßstab vor.
Im Gegentheil, sie hat ihm den pikantesten Reiz verliehen, ich fand die Ueberzeugung bestätigt, daß die Königin meines Herzens alle Reiche der Anmuth und Schönheit beherrscht.
Ah! das hat Sie auch wohl bei der Aufführung des gestrigen Cotillons so begeistert? – Die [156] Touren machen Ihnen viel Ehre, Herr von Kiel, Sie hatten vortreffliche Einfälle.
Es waren electrische Blitze, die ich durch die Fingerspitzen meiner rechten Hand von meiner Tänzerin empfing.
O Sie sind heut zu galant. Wie schön sind aber diese Sommerbälle! Man tanzt bei offenen Fenstern, geht nach dem Tanze zur Erquickung in die laue Sommernacht hinaus, während aus den hellen Fenstern Musik und Geschwirr herunter schallen. Wie schade, Vetter, daß Sie nicht mit uns gefahren sind, das hätte Ihnen gewiß gefallen.
Ich meine nur, wenn man ohne gemeinsames Interesse sich an einander vorüberdrängt, voll Müh' sich gegenseitig zu unterhalten – dann nichts Gescheidtes hervorbringt, – so ängstigt und quält man sich und trennt sich verdrießlich und gelangweilt.
Ich hatte Papiere von meinem Gute erhalten und war mit Rechnen und Verfügen vollauf beschäftigt; dann fielen auch beim Ordnen meiner Papiere Ihre Briefe mir in die Hände. –
Darüber haben Sie wohl so lange gesessen? Ich sah noch Licht in Ihrem Zimmer als ich Nachts aufwachte.
Ich mochte mich wohl etwas vertieft haben, die ältesten Erinnerungen hatten mich wie mit einem goldnen Netze übersponnen. Ich dachte unsrer frühesten Kinderzeit, als während des Krieges Frau von Kiel und meine Mutter sich mit uns hierher zu der Ihrigen geflüchtet hatten, und wir drei ein ganzes Jahr in heitrer Spielgenossenschaft verlebten, das muß eine schöne Zeit gewesen seyn. – Als vor drei Jahren unser Briefwechsel sich entspann, war mir's doch, als ob die Erinnerung dieser Kindertage mich wie die erste Frühlingsluft anwehte.
Der Tod Ihrer vortrefflichen Mutter hatte mich so ergriffen, daß es mir Bedürfniß war, an Sie zu schreiben.
Kinder, Kinder, laßt die Todten ruhn, bringt nicht gleich so triste Gedanken in den hellen Morgen hinein.
Warum, lieber Onkel, sollten wir nicht an[158] jedem Tage unsrer geliebten Todten gedenken? Mir wird der Tag darum nicht trüber. Und Erinnerungen sind meine liebsten Genossen, heitre und trübe; ich weiß nicht welche ich lieber habe.
Sie sind ja auch das Einzige, was wir vom Leben davontragen. Die Zukunft gehört uns nur in Träumen an, die Gegenwart verrinnt schon unter unsern Händen zur Vergangenheit, so sind – Er stockt, da er bemerkt, daß Elise ihn aufmerksam ansieht. so ist – so besteht unser wahres Eigenthum – darin –
Weil es grenzenlos ennüyant ist; wir wollen von Ihren schönen Augen reden, Sie sollen sehn, da geht mir der Faden nicht aus.
Wissen Sie wohl, Herr von Kiel, Sie wollten es einmal von mir haben und da ich es Ihnen nicht anvertrauen mochte, schlugen Sie mich mit einer stachlichten Ruthe blutig.
Bitte, bitte! Aber erinnern Sie sich auch, Fräulein Elise, wie das Täubchen Ihnen einmal von der Hand flog und der Herr Landrath, als Sie es wieder haben wollten, danach lief, aber dabei in die Pfütze fiel, daß er als Mohr wieder aufstand? Man hatte lange an ihm zu waschen. Elise lacht.
Er ist nicht mein Nächster, Sie sind es und von Ihnen weiß ich auch so viel Liebes zu sagen! – Er hält sie am Arm, sie windet sich los, laut. Mamsell [160] Ernestine! Sie steht still. ich habe noch keinen Kuchen. – Sie reicht ihm das Körbchen von Weitem, setzt sich dann wieder hinter den Tisch, stellt das Körbchen in des Landraths Nähe.
Die Deputirten in der Kammer – wie auf dem Fischmarkt schimpfen sie sich – und lachen sich aus – es ist prächtig! –
Wie oft haben die Erinnerungen an diese heitren Scenen mich nachher in der finstern Klosterschule beschäftigt, sie schienen mir einem Fabellande anzugehören. Und später bei meinem grämlichen Oheim – Die Tasse in der Hand, greift er in den Kuchenkorb.
Sagen Sie geschwind, Vetter, macht Ernestine sich keine eitle Hoffnungen? Sie glaubt, Willnow werde in Kurzem versorgt seyn.
Meine gestern erhaltenen Papiere haben diese Hoffnung bestätigt. Es ist alles geordnet, nach der Erndte kann er Anstalt zur Hochzeit treffen.
Da, da haben wir's! – Seht Ihr! – Schon wieder ein Unglück durch einen[162] tollen Hund geschehen. Elise, ich bitte Dich, stehn denn die Hofhunde bei uns unter gehöriger Aufsicht?
Lache nicht, Mädchen, ich sage Dir, ein Unglück ist bald geschehen. Ich gehe gern jedem Hunde aus dem Wege, im Sommer gar, auf funfzig Schritte schon. – Ist's nicht unverantwortlich, hat der Schlingel, der Martin neulich dem Phylax den Schweif gekappt, wie soll man ihm nun ansehn, ob er gesund oder toll ist?
Wir wollen eine Kommission niedersetzen, die täglich über den Hundeverstand auf unsrem Hofe Bericht abstatten soll.
Nun so wollen wir ernstlich an Deine Aussteuer denken, und uns zeitig mit dem Gedanken vertraut machen, daß wir uns im Herbste trennen müssen.
Trennen? Sie können das so gelassen aussprechen und ich möchte meinem Glücke entsagen, wenn ich an eine Trennung denke.
O muß es denn seyn? soll ich nicht hoffen dürfen, meines Glückes in der Nähe meiner Wohlthäter froh zu werden?
Ach, wenn doch meine heißen Wünsche alles Ferne und Fremde vertilgen und alle, die ich liebe, in dem Schooße meines Glückes vereinen könnte!
Verzeihen Sie mir, Freude und Traurigkeit haben mich so verwirrt! Sie geht weinend in den Hintergrund.
Wie ungeduldig wird meine Mutter seyn, die Tochter ihrer Freundin nach so langer Zeit wieder zu sehn! Er verbeugt sich und geht durch die Mitte ab.
Wollen Sie ein paar Blätter hier behalten, liebster Vetter? Stehn ganz curiose Sachen drin, nur Schade, daß das Beste immer in der nächsten Nummer widerrufen wird. Der Landrath nimmt die Zeitung. Der Kommerzienrath geht ab.
Jetzt müssen Sie sich entschließen, Herr Landrath, Ihr Glück, das meines Fräuleins, das meine steht auf dem Spiele. Sie hörten, Frau von Kiel kommt vielleicht noch heute an, sie wird alle anwenden Elise für ihren Sohn zu gewinnen. Sie wissen, daß Elisens Mutter stets gewünscht, ihre Tochter mit dem Sohne ihrer liebsten Freundin verbunden zu sehn, das wird sie benutzen. [165] Dazu treiben die derangirten Umstände der Familie sie, die reiche Heirath durchzusetzen.
Das alles ist es ja, was mich Tag und Nacht nicht ruhen läßt. Elise ist für mich, vielleicht für sich selbst verloren! Ich bin in einer schrecklichen Lage!
Ihre Sicherheit bringt mich vollends zur Verzweiflung, sie spiegelt mir ein Glück vor, auf das ich gar keine Aussicht habe.
Seyn Sie still, um Gotteswillen, ich möchte gefaßt bleiben. Glauben Sie nur nicht, daß ich überall so scheu und zaghaft bin, wie vor Elise.
Wie ein gescholtener Schulknabe steh ich da, wenn ich zu ihr reden soll, wenn sie mich mit den klaren muntern Augen ansieht. Ach und dazu der Fluch der Lächerlichkeit, der mich von Kindheit an verfolgt. – Wie oft war in diesen zehn Wochen schon mein Herz auf der Zunge, und gerade im entscheidenden Augenblicke kam dann etwas dazwischen, oder ich machte etwas Ungeschicktes, Elise lachte und ich konnte mich vor Beschämung Tage lang nicht wiederfinden.
Daran hab' ich wohl auch schon gedacht, aber nein, es wäre feige und unmännlich; Elise würde auch gewiß darüber spotten.
Sie denken zu arg von ihr. Wie wäre es denn, wenn Sie ihr das Gedicht gäben, das Sie heut früh gemacht? Gewiß bezieht es sich auf sie, und daran knüpft sich dann wohl ein innigeres Gespräch.
Wo denken Sie hin, ich schreibe so schlecht! – Aber das ist alles nichts, auf Umwegen verliere ich meinen Muth vollends, ich muß der Gefahr gerade entgegen gehn und sage frei heraus, was mein Herz belastet.
Herrlich, herrlich! Jetzt sind Sie in der rechten Fassung, ich melde Sie meinem Fräulein auf er Stelle! Will fort.
Aber in zehn Minuten komme ich wieder, dann muß es sich entscheiden. Er nimmt seinen Hut und setzt ihn, beim Abgehen durch die Mitte, auf.
Nein, liebes Kind, laß mir die Zeitungen noch liegen, ich will nur das Treibhaus revidiren, der Martin ist gar zu nachlässig.Kehrt an der Thür um. Ist denn der Phylax nun wohl angekettet?
Ach, hör' einmal, Kind, etwas Wichtiges, fast hätt' ich es vergessen. Elise ist zu ihm in den Vorgrund gekommen. Was willst Du denn [168] Frau von Kiel sagen? Hast Du dich über ihren Sohn entschlossen? Wie ist es?
Ich Dir rathen? – Kind, ich rathe zu nichts; die Heirath ist der wichtigste Schritt im Leben, da nehme ich keine Verantwortung auf mich, den mußt Du allein bedenken und auf eig'ne Gefahr thun, Du bist ja ein verständiges Mädchen.
Ach nein, Onkel, zum Heirathen fehlt mir noch aller Verstand, ich weiß auch gar nicht, ob ich ihn jemals bekommen werde.
Nun, das wäre Numero eins – er liebt Dich, das sagt er täglich hundertmal, also – aber ich rathe zu nichts, überlege Dir es.
Ach Onkel, beim Ueberlegen kommt gar nichts heraus, davon wird man immer unschlüssiger. Ich denke mir, so ein Entschluß zum Heirathen, der muß wie Blitz und Schlag kommen, so daß man gar nichts mehr überlegen kann.
Ja Blitz und Schlag! Und dann donnert das Gewitter durch den ganzen lieben Ehestand nach, ich kenne das. Sage nur, was Du Frau von Kiel antworten willst? Das ist eine Frau, wenn man der nicht sogleich sagen kann, so und so, und das und [169] das, und damit abgemacht, so schwadronirt sie Einen in Grund und Boden. – Willst Du es mit ihrem Sohne versuchen?
Versuchen? was reden Sie von versuchen, Onkel? – So ein versuchsweiser Ehestand ist wie eine Giftprobe an einem Patienten, bekömmt es ihm nicht, so stirbt er auch gleich daran.
Liebenswürdig ist er schon, aber – wird er es auch als Ehemann bleiben? Ist er so zuverlässig in Allem als – –
Was, Du –? Ja freilich, Du hast nichts davon, ganz recht. O glaube auch ja nicht, daß ich Dich für ihn stimmen will, Du mußt allein wissen, was Du zu thun hast; ich rede dem Vetter Adolph bei Dir nicht das Wort.
Was fällt Ihnen ein, Onkel, wie kann man einen Mann lieben, der noch nie ein Wort von Liebe gesprochen hat?
So? – Kann man das nicht? – Na, das verstehe ich nicht. – Aber freilich, man behauptet, die besten Ehen würden unter unähnlichen Naturen geschlossen, und wenn man so bedenkt: der Vetter ist ernst, Du munter, er schweigsam, Du – –
Nein, nur unbesonnen wollt' ich sagen, und meine, so eine Melange von diesen Eigenschaften gäbe eine gute dauerhafte Composition. Herr von Kiel dagegen –
Nun, wenn an uns beiden nichts ist, so hätten wir uns im Ehestande nichts vorzuwerfen, könnten uns mit einander trösten.
Ich sage ja nichts gegen Herrn von Kiel, er ist ein liebenswürdiger Cavalier, meinetwegen, ich rede keinem das Wort, Du siehst ja, ich bin ganz parteilos. Es ist Deine Sache, bedenke Du das Ende, ich wasche meine Hände in Unschuld, Du sollst mir einmal keine Vorwürfe machen können. Ich rathe zu nichts, überlege Dir Alles, übereile Dich ja nicht, aber heute noch mußt Du Dich entschließen; denn kommt Frau von Kiel und Du weißt noch nicht, was Du willst, so giebt es Spektakel, das sag' ich Dir! Ab durch die Mitte.
Da bin ich schön berathen! Dazu ist er nun mein Oheim und Vormund? Er zieht den Kopf aus der Schlinge und ich werde wohl in der Falle stecken bleiben. – Wer giebt mir nun Rath? – Mein Herz? – Ach das dumme Ding schwatzt so vieles durcheinander, was alles nicht zu brauchen ist. – Wir armen Mädchen sind doch recht beklagenswerthe Geschöpfe. Nähen und stricken, kochen, plätten, tanzen und Musik machen, das alles lehrt man uns mit großem Eifer, aber über die Hauptsache, über [172] die Männer und die Art, mit ihnen auszukommen, läßt man uns ganz unwissend; und das ist doch im Grunde die Aufgabe unsres Lebens. Da sitzt man nun und wartet, bis es einem der Herren gefällig ist, sich um uns zu bemühen, und dann soll es auch sogleich der Rechte seyn. Der eine schwatzt uns den ganzen Tag vor, was wir nicht hören mögen, der Andre verschweigt uns sein Leben lang, was wir so gern wissen möchten. – Nun und eine alte Jungfer will man auch nicht gern werden. – Ach man sollte die Männer alle abschaffen oder uns auch einige Rechte über sie geben;Stampft mit dem Fuße. wahrhaftig, mit dem Heirathen muß eine Aenderung vorgenommen werden!Ab.
Verweilen Sie nur einen Augenblick, ich rufe mein Fräulein, um diese Zeit kommt Niemand in den Salon, Sie werden ungestört seyn; nur Muth, Muth, Herr Landrath, so zwingen Sie Ihr Glück! Ab zur Seite.
Ja Muth! Muth! – Da hat sie Recht, jetzt gilt es. Element! ich werde doch wohl fünf Minuten lang vor ihr [173] Muth und Fassung behalten können! – – Wie wollte ich doch beginnen? – ja – wahrhaftig ich habe es schon wieder vergessen. – Was fang' ich nun an? – Das ist eine schöne Geschichte! – Ich muß etwas Neues ersinnen – mein Gott! und sie kann jeden Augenblick kommen. Er geht umher. Liebe Cousine – ach warum uns'rer ohnehin so entfernten Verwandtschaft erwähnen, das steht aus, als wollte ich mich darauf stützen – besser: liebes Fräulein – nein, nein, das klingt wieder kalt. – Also, liebe Cousine, ich muß Ihnen einmal mein ganzes Herz ausschütten, hören Sie mich freundlich an – ach wenn ich erst so weit wäre! Dann ist alles gewonnen – wenn ich nur einmal im Zuge bin, dann ist mir nicht mehr bange, aber das Anfangen, das verwünschte Anfangen! – Also – Sich überhörend. liebe Cousine, ich muß Ihnen einmal mein ganzes Herz ausschütten, hören Sie mich freundlich an. Liebe Cousine, ich muß Ihnen einmal mein ganzes Herz – mein Gott, da kommt sie schon!
Rufenlassen, – wie möchte ich das wagen? Für sich. Wie komme ich los? Laut. Ich kam hierher, um – – Er sieht verlegen zur Seite.
Ich? auf dem – Er faßt hin. [175] Ach mein Gott, welche Ungeschicklichkeit!Für sich. Das ist entsetzlich! Nimmt den Hut ab.
Nun das muß ich sagen, mein guter Vetter wird mit jedem Tage geschickter; ist es nicht wahrhaft fabelhaft, so zerstreut zu seyn!
O die Geschichte ist drollig genug; er empfängt mich stotternd, sieht verlegen umher und da ich ihn frage, was er suche, antwortet er: seinen Hut, den er schon die ganze Zeit über vor mir auf dem Kopfe hatte.
Was sollte er da noch sagen? Er lief beschämt davon und was er von mir wollte, soll ich noch erfahren.
[176]Willnow kann nicht genug rühmen, mit welcher Umsicht und Festigkeit er sein Amt verwalte. Alle Männer haben Respect vor ihm.
All unsre Fehler kommen von unsrer Erziehung, aber diese Entschuldigung nimmt man [177] nirgends an. – Wie liebenswürdig war er in seinen Briefen! Drei Jahre lang kannte ich ihn so, ich dachte ihn mir als das Muster eines Mannes; wie ungeduldig, ordentlich mit einer Art von scheuem Respect erwartete ich seinen Besuch. – Endlich kommt er an, – mit der alten Tante, die er zu uns begleitete – ich stehe mit pochendem Herzen vor der Thür, der Kutschenschlag wird geöffnet, er will mit freudeglühendem Gesichte rasch aussteigen, stößt aber so heftig gegen die Kutschendecke mit dem Hut, daß er ihm bis auf die Nase über das Gesicht rutscht und er sich gar nicht wieder herausfinden kann. Nun Du kennst meine unglückliche Lachlust, ich platzte los und der arme Mensch wußte vor Verlegenheit nicht wohin. Das war nun unsre erste Begegnung.
Bei Tische erst sah ich ihn wieder. Er saß mir gegenüber und starrte mich an. Ich wollte mein dummes Lachen wieder gut machen und war sehr freundlich gegen ihn, aber so oft ich ihn anredete, wurde er blutroth und stotterte vor Verlegenheit.
Nun Fräulein, ich dächte, das wäre schmeichelhaft genug und die gute Sorte von Männern, welche den Frauen gegenüber verlegen sind, wird sehr rar.
Gewiß, mein Vetter ist eine Rarität. Unglücklich für mich, daß ich so versteinernd, wie das Medusenhaupt, auf ihn wirke. – Wenn er nicht bei mir[178] ist, und ich denke an ihn – wenn er mir zufällig einmal einfällt – sieh, dann steht ganz das edle, vergeistigte Bild vor mir, wie er in seinen Briefen mir erschien; sind wir beisammen, so ist es mir oft, als wäre er derselbe nicht, so abgemessen steif, kalt und blöde – er ist wie der Klotz des Meleager, der das Leben des abwesenden schönen Jünglings bedeutet.
Und wenn Sie den Klotz von den Flammen haben verzehren lassen, so ist auch die ferne schöne Gestalt mit ihm vernichtet.
O gehn Sie, Fräulein! machen Sie dem Scharfblicke unsres Geschlechts keine Schande, das wußten Sie am ersten Tage seines Hierseyns schon, daß er Sie liebt.
Warum sollte ich es nicht glauben? Weil er lebhaft, munter, unterhaltend ist, soll er darum unempfindlich seyn? – Er bemüht sich doch um mich, erschöpft sich in Aufmerksamkeiten, und wenn ich auch seinen Schmeicheleien nicht glaube, so müßte ich doch kein Mädchen seyn, wenn sie mich nicht amüsiren sollten, [179] und was er mir tausendmal versichert, wird doch wenigstens einmal wahr seyn.
Noch nicht Toilette gemacht? Mein Gott, was bringt Sie denn heut so ganz aus der Norm? Ich wollte Ihnen so eben einen Spaziergang proponiren.
Gewiß nicht, auch ungeschmückt führe ich Sie triumphirend durch Ihres Oheims Blumengarten und alle Blüthen werden beschämt die Köpfe senken.
Haben Sie denn nicht bemerkt, welch [180] ein besondres tendre sie für ihn hat? Und er, vor dem Frühstück sah ich, wie er ihr ein Briefchen zusteckte.
Ach, damit wird Ihnen überhaupt eine neue Welt der Erkenntniß aufgehn. Das ist die wahre Schule des eleganten Geschmackes. Außerdem was hätte die Residenz, die große Welt nicht für Reize Ihnen zu bieten, da Sie Geist, Witz und alle Gaben besitzen, um in ihr zu glänzen. Wahrhaftig, es ist ein Frevel, daß solche Eigenschaften sich auf dem Lande vergraben. – Wollten Sie sich doch nur entschließen, den Thron im Reiche der Anmuth des Geistes und der Eleganz einmal [181] einzunehmen, zu dem die Natur Sie berufen; wollten Sie es nur einmal versuchen.
Nun denn, um auf ihre Thorheiten einzugehen. Sie nimmt den nächsten Stuhl und setzt sich in die Mitte der Bühne. Hier ist mein Thron, ich sitze, bereit, die Huldigungen der schönen Welt anzunehmen.
O stehen Sie auf, ist Ihre schöne Welt nicht schöner, so danke ich ab. Lassen Sie doch Ihr Reich der Anmuth und der Eleganz einmal reden, was sagt es, ist es der Langeweile werth, es zu beherrschen?
Was begehren Sie? In Ihrer Gegenwart, zu Ihnen sollte es reden? Es drängt sich stumm um Ihren Thron und lauscht auf Ihre Worte, man buhlt um einen freundlichen Blick, um eine gütige Miene von Ihnen.
Ich soll also allein reden? Das wird eine sehr anstrengende Regierung werden, auch eine ganz außerordentliche, denn heut zu Tage will ein jeder mitreden.
Zu Ihren Füßen werden alle Radicale sich zu Absolutisten bekehren. – Hier fragt man um Ihr Urtheil über die neuste Oper, den beliebtesten Roman.
Hier mustern die Damen emsig Ihre Toilette, was Sie heut tragen, gilt morgen als neueste Mode. – Sehn Sie, nun lichtet sich das Gedränge um Sie her, der Prinz tritt hinter Ihren StuhlEr thut es. und flüstert seine Huldigungen in Ihr Ohr.
Durch eine angenehme Mischung von beiden würden Sie Ihrem Reiche den vornehmsten Unterthan gewinnen. Und nun sehen Sie hierEr springt auf die andre Seite des Stuhles. die Schaar von Gardelieutenants und Legationssekretairen, die sich um einen Tanz für den nächsten Carneval, um eine einzige Extratour im Cotillon bemühen. Bemerken Sie die alte Garde von fernschmachtenden Geheimeräthen, Gelehrten und verdienten Militairs. Jung und Alt richtet die Blicke auf Sie, man glaubt an Sie, man schwört bei Ihnen, Sie werden angebetet, wahrlich vor Ihrem Throne fehlt nichts als ein Betschemel – wir müssen ihn holen. Er läuft nach der Fußbank.
So lassen Sie ihn für einen Courschemel gelten, auf dem ich im Namen der ganzen männlichen Bevölkerung Ihnen [183] nach Rittersitte courtesire, wenn Sie dies süße Vorrecht mir vergönnen. Er setzt sich zu ihren Füßen.
Möchte es Ihnen nur dadurch süß erscheinen, möchten Sie mir es vergönnen, alle Huldigungen der Welt, im Brennpunkte meines Herzens gesammelt, Ihnen darbringen zu dürfen. Die Regenten können nun einmal nicht die ganze Welt beglücken, wenn meine Königin sich begnügen wollte, das Glück der ganzen Welt auf ihren ergebensten Ritter auszuschütten und diese zarte weiße Segenshand zum süßesten Bande ihm zu reichen. Er hat ihre Hand schmeichelnd genommen.
Regenten lassen sich nicht gern die Hände binden, Sie steht auf. ich ziehe mich in's Privatleben zurück. Sie entschlüpft ihm nach dem Canapee.
Auf jeden Fall muß ich mein kindisches Benehmen wieder gut machen. – [184] Sie ist nicht allein – Herr von Kiel bei ihr – verwünscht! Was thut's, ich wage es.
Ich vergaß Ihnen zu sagen, daß es mir heut in der Frühe gelungen ist, wirklich alle die Gattungen von Feldblumen zu finden, welche wir vorgestern zusammenzählten.
O die Müh' war sehr gering, ich hing dabei so meinen Gedanken nach, die ich zugleich – Er stockt, zuckt mit dem Blatte in der Hand.
Ach Gott! Sie ergreift seine rechte Hand, ihn zu halten, empfängt dabei den Strauß. Haben Sie sich weh gethan?
Diese Kniebeugung, Fräulein, haben Sie wohl nicht allein der Galanterie des Herrn Landraths zuzuschreiben.
[185]Beruhigen Sie sich, Fräulein, es ist ein ganz äußerlicher Schaden. Er hat ihm sein Schnupftuch um das Knie gebunden. So, nun ist der erste Verband an die Wunde gelegt, völlig heilen kann sie nur der Schneider.
Ja wohl, Ungeschick ist Unglück. Ein klein wenig Geistesgegenwart und savoir faire im rechten Augenblicke würde ihm über all solche Calamitäten hinweg helfen.
O prahlen Sie nicht so sehr, wer weiß, ob Ihrsavoir faire sich unter schwierigen Umständen bewährte.
Zu rechter Zeit und Gelegenheit. Er spielt mit dem Papier in der Hand, um ihre Aufmerksamkeit darauf zu lenken. Vielleicht gelingt mir mehr, als ich selbst denke.
Das? O das ist nichts, eine Art Rückstand von den Huldigungen vor Ihrem Throne, ein paar werthlose Verse. Er steckt das Blatt in die Brusttasche.
[187]Allerliebst! – Sie setzen mich in Erstaunen – Nehmen Sie mir's nicht übel, aber das hätte ich Ihnen nicht zugetraut.
Nein, es ist von einer zierlicheren als der meinigen copirt. Sie wissen, wie gern die Bescheidenheit des Dichters ihn in Inkognito kleidet.
Wahrhaftig, Sie werden mit ganz neu. Verse, die ich nie von Ihnen vermuthet, Bescheidenheit, die ich nie an Ihnen bemerkt.
O ich bin noch in meiner Entwicklung begriffen. Sie entdecken wohl nach und nach noch manches an mir, das Ihres Beifalls würdig ist.
Mein Gott, sind diese Verse nicht ein treuer Abdruck der Stimmung, in welche Ihre Grausamkeit mich versetzt? Von Ihrer Güte und Freundlichkeit stets verführt, glaube ich mich oft der Erfüllung meiner Wünsche nah, und dann schlägt Ihre Unempfindlichkeit mich wieder ganz darnieder. »So nah dem Ziel, bin ich ihm doppelt fern.« Werden Sie dies grausame Spiel noch lange mit mir treiben? Werden Sie diese Sprödigkeit niemals ablegen, die Sie auf Ehre nicht kleidet?
Ei nun, wenn Sie fortfahren, so neue Eigenschaften herauszukehren, können Sie schon noch einmal liebenswürdig werden und wer weiß –? ach was schwatze ich da! Wendet sich abzugehen.
Der Unfug währt nun schon volle acht Tage, es ist wirklich unerhört! Tagtäglich sind die besten Blumen abgerissen, zerknickt, die neuen Beete an der Mauer zertreten. –
Des Nachts, ja des Nachts[191] kann er ihn hereinlassen, aber am Tage, wenn ich in den Garten gehe, soll er an der Kette liegen, versteht er?
Zu Zeiten muß man freilich, ja, ist auch nöthig, aber nicht immer, nicht immer, Herr Kommerzienrath, das thut nicht gut.
Nein nüchtern nicht, das kann man gewiß nicht sagen, nüchtern muß man auch niemals seyn. Ich sage immer, ein ungefrühstückter Mensch ist zu gar nichts nütz.
Na, na, wir wollen nicht weiter davon reden, aber bedenk er das Ende – und lau're er mir dem Blumendiebe auf, das sage ich ihm.
Ja, Herr Kommerzienrath, und wenn wir ihn attrapiren, soll er so viele Kalasche kriegen, als er schon Blumen abgerissen; und das ist eine ganze Menge.
[192]Immer ist er mit seinem Kalaschen bei der Hand, ich will das nicht, ich hasse die Thätlichkeiten. Bringe er nur heraus, wer der Dieb ist, dann werde ich schon weiter sorgen. Links ab.
'S ist gut, Herr Kommerzienrath. Beschäftigt ich bei dem Gartengeräth. Das ist so ein Herr, der versteht viel wie man wirthschaften muß. Ich möchte wohl wissen, wie man durch die Welt kommen sollte, ohne die gehörigen Püffe und Schmisse. Durch diese alte, abgenutzte, schäbige, versoffene Welt! Er wirft die Werkzeuge durcheinander.
He Martin! laßt doch den Gartenknecht die Scheibe in dem Weingange aufstellen, wir wollen wieder ein wenig schießen.
Schön, gnädiger Herr! Will gehn. Da fällt mir ein, ich soll Ihnen ein Briefchen geben von Mamsell Karline aus dem Kruge.
Ja wie ich sage. Hat es aus der Tasche gezogen. Da ist es. Sie werden sie ja doch kennen, ich habe Sie ja schon ein paarmal im Kruge bei ihr gesehn.
[193]Ein Mann, der, wie ich höre, schon ein Weilchen mit der Pacht restirt, ein Saufaus wie mancher Andre, der nichts mehr hat.
Eine hübsche Tochter, das ist wahr, aber knapp schenkt sie ein, sehr knapp. Da lob' ich mir den Alten. Und daß er nichts hat, ah, das kann man nicht sagen.
Eine Menge große, dickbäuchige Bouteillen mit doppeltem und einfachem Kümmel, Nelken, feinem Citronen –
Was er nur immer noch da steht? Verdammt, wenn der Kerl etwas merken sollte! Laut. Es ist doch wieder sehr heiß heut.
Da begießt auf meine Gesundheit. Und da die Wirthstochter doch nicht will, daß man von ihrem Bettelbriefe wissen soll, so haltet reinen Mund.
Den Mund rein halten? ja, i ja, das kann ich schon thun. Fährt sich phlegmatisch mit dem Aermel über den Mund.
Daß so ein dummes Mädchen gar keine Rücksichten nimmt! An mich zu schreiben und durch den betrunkenen Tölpel den Zettel zu schicken, es ist zu arg! Was will sie nur, kann sie nicht warten, bis ich heut Abend zu ihr komme? Er besieht den Brief. Was für Papier, ich glaube von einer Zucker- oder Kaffeedüte! Und welche Krakelfüße! Er öffnet und liest. »Wenn Sie mir wirklich gut sind, so bringen Sie mir heut Abend wieder solch' schönes Bouquet mit. Ich habe mit Wittmeiers Friederike gewettet, daß ich morgen früh in der Kirche wieder den allerschönsten Strauß haben würde, bitte, bitte, lassen Sie mich nun nicht im Stich.« Welche rührende ländliche Schreibfehler, das ist der famöseste Liebesbrief, den ich in meinem Leben gesehn habe! Was es doch für verschiedene Arten von Ehrgeiz giebt! Setzt das Mädchen alles daran, mit einem Strauß aus dem Schloßgarten zu paradiren, – und in der Kirche! – Es ist zu arg, die Freigeisterei reißt auch unter den Wirthstöchtern ein. – [196] Nun Kind, Blumen sollst du haben, der Herr Kommerzienrath zieht ja für dich die seltensten Exemplare.
Ah Herr Landrath! Nun, völlig wieder hergestellt? Wollen wir nicht unserer Scheibe nun einige Wunden schlagen? Ich hole sogleich die Pistolen.
Ja ich kann auch nicht so langweilig zielen wie Sie, ich schlage an, drücke ab, dann muß die Kugel sitzen.
Ja Sie schleppen sich auch mit Büchern [197] umher, das ist nicht mein Gusto. Nun kommen Sie, liebster Landrath.
Ich weiß nicht, ob Sie ein Recht haben, meine Cousine zu erziehen, ich maße mir es nicht an; dort werde ich nicht schießen.
Nein, Sie sind doch der skrupulöseste Mensch von der Welt! Nun gut, ich lasse die Scheibe hinter in den Park tragen, wo wir gestern schossen und hole Sie hier ab. Geht links ab.
Wie schnell fertig mit allen Dingen und wie stets zufrieden mit sich selbst. Was hilft mir's wieder, daß ich die Scheibe sicherer treffe, er schießt doch im Leben überall den Vogel ab. Wahrhaftig, ich gerathe in Versuchung, ihn zu beneiden. – Ah Elise!
Sieh da, lieber Vetter, schon [198] zurück? – Haben Sie auch wohl gethan zu reiten, so bald nach Ihrem Falle?
Sie sagen das so bezüglich. Sollte ich ihn auch so schnell vergessen, da doch Ihre Aufmerksamkeit für mich ihn veranlaßt?
Sie meinen das Ueberbringen des Blumenstraußes? – Für sich erfreut. Wahrhaftig, sie trägt ihn an der Brust!
Wie sollte ich nicht? Die allerliebsten Blümchen, und wie würzig sie noch immer duften! Sie hat den Strauß von der Brust genommen und athmet den Duft.
Hier ist es doch recht erfrischend kühl. Sie setzt sich auf einen Gartenstuhl am Hause. Ich soll Ernestine hier erwarten, wir haben einige häusliche Anordnungen zu treffen. Aber ich störe Sie wohl? Sie wollen lesen.
Ueberhaupt kommen nach und nach bei ihm Talente zum Vorschein, die ich ihm nie zugetraut hätte. Denken Sie nur, er dichtet auch.
Ja. Hier habe ich ein Gedicht von ihm, das mir außerordentlich gefällt. Sie sind ein Kenner, ich möchte wohl wissen, wie es Ihnen zusagt. Sie zieht es hervor.
Allerdings, es wird auch für nichts andres ausgegeben. Aber ich finde die Empfindung darin so zart, so warm und innig –
Nun ja – es ist gewiß, einem übervollen Herzen sind diese Verse entströmt, wenn sie auch in der Fassung ungeschickt – –
[201]Wie können Sie zweifeln? Darum freut es mich recht, bei Hrn. v. Kiel diese Zartheit und Innigkeit zu entdecken.
Und um so mehr, da ich ihm in dieser Beziehung mißtraue. Gestehen Sie auch nur zu, Vetter, daß die Verse nicht so ganz schlecht sind.
Ich weiß es nur zu gut, Sie sind im Herzen Hrn. v. Kiel feind, und darum wollen Sie ihm gar keine Geschicklichkeit, keine einzige gute Eigenschaft zugestehn.
Die werde ich besorgen Sie will gehn. Da sie den Landrath finster und abgewandt stehen sieht, bleibt sie noch. Sind wir doch wirklich in unsrem kritischen Eifer ganz bissig geworden; ja ja, rezensiren macht immer böses Blut. – Komm her, Ernestine, Du sollst entscheiden. Wir stritten über ein Gedicht von Kiel.
Er hat das Gedicht nicht gemacht, sondern der Herr Landrath, diesen Morgen im Park; ich habe es schon vor dem Frühstück in seinem Taschenbuche heimlich gelesen. Pause.
Ja denn – da die unbedeutenden Verse nun einmal so viel Redens gemacht; ich brachte sie Ihnen heut mit den Blumen und muß das Blatt wohl dabei verloren haben.
Ist das nun nicht ein wahres Schelmenstück? [204] Aber Fräulein, daß Sie dem Gedichte nicht sogleich angesehen haben, daß –
Du hast Recht, Ernestine, das ist unverantwortlich und ich muß Ihnen allerdings meinen kritischen Scharfblick ganz und gar gefangen geben. Was werden Sie nun von mir denken? – Ein recht arger Schelm ist Kiel freilich, aber Lachend. geschickt hat er es doch angefangen, das muß ich gestehen, je mehr ich mich des Vorganges erinnere.
Der Spaß ist wirklich zum Todtlachen! hättest Du nur gesehen, wie schlau er alles drehte. – Und Sie, Vetter, daß Sie auch gar nichts sagten –
Nun haben Sie es erreicht, das ist wirklich das lustigste qui pro quo, das ich noch erlebte. – Aber mich so aufzuziehen! Nun warten Sie, warten Sie! Und Kiel, der abscheuliche Bösewicht, der soll es büßen! Geht lachend links ab.
Das ist ja auch alles ganz natürlich. Seine Spitzbübereien sind amüsant, alles was ich thue, ist ja wie zum Gespött und Gelächter eingerichtet. Die Schuld ist mein, warum wage ich mich in einen Wettkampf, dem ich nicht gewachsen bin? Ich hätte niemals daran denken müssen, hieher zu kommen, da ich mich nicht als unverschämter Sansfaçon geriren kann.
Nach Veltin gehöre ich, unter meine Mäher; die Erndte ist vor der Thür, und ich Thor verliere hier die Zeit, um mir eine Kränkung nach der andern zu verschaffen.
Ach um's Himmelswillen, denken Sie nur nicht an's Abreisen! Halten Sie aus und entreißen Sie mein Fräulein dem Elende, das sie umstricken will.
Wenn sie die Warnungen ihres eignen Herzens überhört, ich habe kein Recht, sie zu meistern, und meine Hoffnungen gebe ich auf.
O nein, nein, versündigen Sie sich[206] nicht so an Ihrem und Elisens Glücke. Rechten Sie nicht so streng mit einem Mädchen. Ihr Lachen so eben war gewiß nichts als ein Behelf, ihre Rührung zu verbergen. Ich kenne ja jede Regung ihres Herzens, ich weiß, daß sie nur mit Ihnen glücklich werden kann.
Sie werden es noch vielmehr an Elisens Seite sein. Weinend. O geben Sie sie nicht auf, Sie liefern ja dadurch selbst sie ihrem Verderber aus.
Mein gutes Kind, seyn Sie doch ruhig. Ihre warme, rührende Anhänglichkeit reißt Sie zu weit. Streichelt der Weinenden die Wange. Fassen Sie sich nur, es wird vielleicht noch Alles gut.
Aendern Sie Ihre Reden, Herr von Kiel; mit der Ehre eines rechtlichen Mädchens darf man nicht so leicht umgehen, als mit gefundenen Versen.
Gefundenen Versen? – Ah so!Lacht laut. Ja der Spaß war deliziös! Ich merke, Herr Landrath, ich bin so unglücklich, Ihnen immer die besten Pointen wegzufangen. Aber wenn Sie wollen, lasse ich Sie allein. Nur glauben Sie mir, es ist ein kleines sprödes Kätzchen, Er legt ihr den Arm um die Taille. Sie werden auch nicht weit mit ihr kommen.
Lassen Sie, Herr Landrath, ich danke Ihnen für Ihre Vertheidigung, aber meine Genugthuung für diese schändlichen Schmähungen werde ich bei meinem Fräulein suchen.
Das wird der Herr Landrath nicht zugeben, weil sonst die süßen Vertraulichkeiten, von denen ich so eben Zeuge war, dabei auch zur Sprache kommen müßten.
Das will ich nicht. Herr von Kiel kann mir weder Ehre nehmen, noch Ehre geben. Zu ihm. Aber Sie sollen sehen, mein Herr, daß man auch ein Mädchen nicht ungestraft beleidigt. Wenn alle Andere Ihre Impertinenzen hinnehmen, so sollen Sie an mir eine schlimme Gegnerin finden. Weinend. O lachen Sie nur höhnisch dazu, Sie abscheulicher Mensch, es soll Ihnen wohl noch vergehen; geben Sie Acht, Sie sollen an mich den ken! Rechts ab.
Ich habe Sie nicht beleidigen wollen, das möge Ihnen genügen; aber ich halte es für jedes Mannes Pflicht, gekränkte Frauen zu vertheidigen, und ihre Beleidiger in die rechten Schranken zurückzuweisen.
Auf Ihre spitzfindige Erklärung kann ich nicht eingehen, wollen Sie mir Satisfaction geben oder nicht?
Ich begreife zwar nicht, wie man für die wohlverdienten Folgen eines gröblichen Vergehens Genugthuung fordern kann, indeß es sey. Wenn Sie gegen Fräulein Ernestine Ihr Benehmen entschuldigen und um Verzeihung bitten, so will ich meine Reden als übereilt zurücknehmen, da ich Ihnen hätte Zeit gönnen können, Ihr Betragen wieder gut zu machen.
Und ist damit bewiesen, daß wer auf[210] dem Platze liegt, im Unrecht war? – Ich dächte es bewiese nichts, als daß der Gegner gut geschossen hat.
Was soll all das Philosophiren? Das steht schon in hundert Büchern und hat noch nichts an den Gesetzen der Ehre geändert.
Ich erkenne sie für thöricht und ruchlos und unterwerfe mich ihnen nicht. Kurzum ich schieße auf keinen Menschen, weil ich das für ein Verbrechen halte, aber ich diene auch niemandem zum Schießpfahl, weil mir dies unsinnig scheint. Wer mich angreift, findet seinen Mann an mir; der läppischen Convention des Duells füge ich mich nicht.
Wollen Sie die englischen Farçen spielen? So ersuche ich Sie anzunehmen, daß Ich Ihnen dafür alle Knochen zerschlagen hätte.
Alle Welt wird das nicht glauben und Sie selbst nicht. Sie müssen fühlen, daß größerer Muth dazu gehört, ein Duell auszuschlagen, als es anzunehmen. – Und bedenken Sie, wenn ich mich Ihnen stellte, [211] ich habe den ersten Schuß, Sie wissen, daß ich nicht leicht fehle, was hätten Sie davon, todtgeschossen zu werden?
Gleichviel, gleichviel! Wer nicht stets bereit ist, sein Leben für seine Ehre einzusetzen, verdient es nicht zu haben.
Für wen das Leben nicht höhern Werth hat, als es an ein Possenspiel zu setzen, der ist seiner freilich unwürdig.
Vergebens verschanzen Sie sich hinter Ihren Philosophemen; ich sehe, Sie sind nur frech in Worten, um vor den Damen muthig zu erscheinen, aber feige, wenn es darauf ankommt, einer Pistolenmündung fest gegenüber zu stehen.
Ich muß Ihnen sagen, daß wir uns nicht zum Scherz gegenüberstehen, und daß ich diese Schonung nicht erwiedern werde.
Ich habe Ihnen meine Bedingungen gesagt, schießen Sie nur. Hr. von Kiel schlägt an. Pause. Ihre Hand zittert, Sie werden nicht treffen.
Sie verfolgt mich ja, sie muß gleich hier seyn, nur da hinein in's Gartenhaus, kommt alle, kommt! Er nimmt Ernestine mit hinein.
Mit solcher Bestie ist nicht viel zu spaßen. Folgt. Sie schließen die Thür. Der Landrath ist zu dem aufgehäuften Geräth gegangen, hat eine Heugabel ergriffen und sieht nun dem Hunde entgegen.
Sie meinen, weil mein Gegner mir nicht ebenbürtig ist, wir auch nicht vorher die üblichen Ausforderungen und Complimente gemacht haben? – Unsere Begriffe von Ehre sind nun einmal verschieden.
So behalten Sie Ihr Pistol. Giebt es zurück. Ich kann Ihnen Ihr Compliment von vorher zurückgeben, Sie sind ein Mann, der das Herz auf dem rechten Fleck hat.
Auf der Mensur lasse ich mich todtschießen zu jeder Stunde, aber mit einem tollen Hunde mich herumbalgen, am Ende an der Hundswuth zu sterben, dafür muß ich danken.
Ich erkenne nichts, wir wollen sehen –! Er geht mit gefällter Heugabel auf den Busch los, Elise tritt hinter demselben hervor.
Ich danke Ihnen, lieber Kiel, verstehe aber all das nicht. Der Hund hat mir so eben all seine Künste auf's freundlichste vorgemacht, und Ihr sagt, er sey toll geworden?
Ja ja, Elise, komm doch nur herein! – An der Fliederhecke begegne ich ihm, da schleicht er mit scheuem Blick, mit allen Zeichen der Hundswuth, so matt, so verdächtig um mich herum, daß ich sogleich wußte, was die Glocke geschlagen hatte, und in einem Athem hierherlief; er immer hinterdrein.
Ein bischen schüchtern kann er wohl seyn, denn er hat vorhin wieder meine Katze beim Fell gehabt und da hab' ich ihn ein bischen sehr kalascht.
Hat er schon wieder etwas kalascht, er Tölpel! Was mischt er sich in Privatstreitigkeiten von Hund und Katze? Verläßt das Fenster.
[217]Ich werde ihm bedeuten, wenn er mir den Hund schlägt, daß man ihn für toll halten muß und in Todesangst geräth.
Es ist niemand in der Nähe, geschwind an's Werk. Er pflückt von der Estrade und den Beeten Blumen. Mein Strauß muß heut um so schöner seyn, da mein Besuch nur kurz seyn kann, denn wenn die Frau Mama kommen sollte, muß ich doch zur Hand seyn. Uebrigens ist es auch hohe Zeit, daß die Heiraths-Angelegenheit zu Stande kommt, in vier Wochen laufen meine Wechsel ab und wenn ich dann nicht in der Wolle sitze, so geht es wirklich schief. Er kommt vor und ordnet den Strauß. Im Grunde ist es eine Geschmacklosigkeit, daß ich neben Elise noch dem kleinen Murmelthiere da nachlaufe, Sträußer bringe et caetera, aber die Veränderung ist gar zu süß; toujours perdrix ist [220] doch auch nichts. – Und dann, bei solchen Mädchen ist man viel weniger genirt. Besieht den Strauß. So, nun kann Karolinchen wohl zufrieden seyn, jetzt geschwind den nächsten Weg zum Liebchen. Er tritt über das Blumenbeet an die Mauer, steigt hinüber.
Aber ganz kostbar, Herr Kommerzienrath, sehn Sie, da sind diese Nacht ein paar aufgegangen – Er geht zur Estrade. I daß du das Wetter kriegst, da sind schon wieder die schönsten Blüthen abgerissen!
Alles wieder abgerissen! Und sehn Sie einmal hier, von der Rabatte akkurat so, und drinn herumgetrampelt, daß es eine Art hat.
Wer kann das seyn? Da will ich heraushaben oder –! Es soll gewacht werden, Martin, gewacht, von heut Abend an, so wie es dunkel wird, Tag und Nacht, bis wir den Halunken haben.
Nichts wird kalascht! Ist er schon wieder mit seinem Prügeln da? Soll ich's ihm hundertmal sagen? ich kann das nicht leiden. Schaff' er mir den Dieb, für seine Bestrafung werde ich sorgen.
Na Sie werden ihm auch was Rechtes thun. Aber meinetwegen! Ich werde heut Nacht selber mit Wachen den Anfang machen. Aber das sage ich, kalaschen wollt' ich ihn schon allein, aber festhalten kann ich ihn nicht allein.
Ach das ist eine Schlafmütze, Herr Kommerzienrath, [222] eine rechte Schlafmütze, der bleibt mir nicht munter.
Nein, nein, nein! Laß er den nur ganz aus dem Spiele, der macht doch nur Confusion. – Nehme er einen Wächter an, aber einen tüchtigen, zuverlässigen Menschen, der auch nicht plaudert, damit der Dieb nicht Wind bekömmt.
I, den will ich schon besorgen. Aber, es wäre doch wohl besser, wenn wir den Spitzbuben gleich tüchtig durchkalaschten.
Ich meine nur, Herr Kommerzienrath, weil er uns leicht echappiren könnte, wenn wir ihn erst säuberlich nach dem Schlosse transportiren sollen.
Ihr sollt überhaupt nicht mit großem Hallo in's Schloß kommen und Alles in Allarm setzen. Wenn Ihr den Dieb fangen solltet, so sperrt ihn in's Gartenhaus oder in die Einsiedelei, was Euch am nächsten ist, und kommt ruhig und vernünftig zu mir mit der Meldung.
Ach Herr Kommerzienrath, Fräulein Elise läßt Sie fragen, ob es Ihnen nicht möglich wäre, jetzt im Schlosse zu bleiben, während sie nach der Meierei geht, damit doch jemand zum Empfange der Frau von Kiel zu Hause wäre, im Fall sie ankäme.
So, das war gethan, das Terrain ist unser. Wenn es mir nur gelingt, den Landrath für meinen Plan zu gewinnen, so hoffe ich Alles, und noch heut Abend ist Herr von Kiel der Geprellte. O wie wollte ich mich freuen! – Da kommt der Landrath schon. Wie pünktlich!
Erstens, Sie hierher bestellt und zweitens [224] bei einem kleinen Plane auf Ihre Zustimmung und Beihülfe gerechnet zu haben.
Sogleich. Zu unsrer Aller Glück halte ich es für dringend nothwendig, daß Sie mit Fräulein Elise ungestört sprechen können; um dies herbeizuführen, habe ich Sie hierher beschieden.
Ich thue es ja nicht, um Sie zu unterstützen, ich thue es nur um Elisens Lebensglück; werden Sie mich dabei im Stiche lassen?
Elise will nach der Meierei gehen, ich begleite sie bis hierher, verlasse sie unter einem Vorwande, Sie sind in der Nähe und nehmen meine Stelle ein. Es giebt nichts Natürlicheres und Ungezwungeneres, aber Sie sind dann den ganzen Weg über mit Elise allein.
Das weiß ich nicht, Herr Landrath, das ist Ihre Sache. Aber ich glaube, Fräulein Elise wird mir die Gelegenheit danken, manches Unrecht begüten zu können, das Ihnen heut geschehen ist.
Sie weiß jetzt, daß das Gedicht von[225] Ihnen ist, daß Sie mich vertheidigt, als Herr von Kiel mich beleidigte, daß Sie der einzige Muthige waren bei dem blinden Schrecken vom tollen Hunde. Vielleicht hat sie Ihnen doch darüber etwas zu sagen, vielleicht Sie ihr – genug, Herr Landrath, in höchstens zehn Minuten kommt Elise auf dem Wege nach der Meierei hier vorüber, ich glaube, ich hatte Ihnen eigentlich gar nichts weiter zu sagen und – Mit einem Knix. überlasse ich es Ihnen, die ser Anzeige nach bestem Wissen und Dafürhalten Folge zu geben. Links ab.
Das gute, liebe, drollige Kind! Hat sie nicht Recht, diesen heiteren Ton anzugeben, wozu nützt alle Bedenklichkeit? Ich will einmal die Sache nicht so schwer nehmen, will ihr einmal mit leichtem frohen Muthe in's Auge sehn. Und wenn ich's recht bedenke, ist es wahr, Elise kann nicht ungünstig für mich gestimmt seyn, gerade heut nicht. Wahrhaftig, mir ist, als könnte mir die Werbung gar nicht fehlschlagen, – gewiß ich war ein Narr mit meiner Scheu und Blödigkeit. Ich will auch all den Scrupeln valet geben, frisch gewagt soll ja halb gewonnen seyn; und wenn es mir gelingt, – o du mein Gott, wenn es gelingt – ich kann die Seligkeit kaum [226] ausdenken! – Dann will ich aber auch ein ganz andrer Mensch werden. Ich will gesellig werden, heiter, munter, unterhaltend; o ich bin ja doch gar nicht so schwer und langweilig als es aussieht. Jubeln und singen will ich den ganzen Tag, und tanzen dazu. Ja wahrhaftig, Elise liebt den Tanz, ich will noch tanzen lernen! So ungeschickt bin ich doch nicht, daß ich das nicht sollte zu Stande bringen? Er versucht verstohlen Pas zu machen. Dann kann Herr von Kiel seine Touren für sich behalten, dann tanze ich mit Elisen den Cotillon Er hat immer lebhafter getanzt, jetzt thut er es ganz frei und lustig. lalala! lala! lala! lala!Sieht in die Scene links, erschrickt. Ach du mein Gott! Da kommt sie. – Hat sie mich hier tanzen gesehn? O gewiß, gewiß! Nun muß sie mich ja wieder auslachen, das ist gar nicht anders möglich. Jetzt kann ich ihr nicht unter die Augen treten. Wohin verberge ich mich? Halt, dorthin. Er schlüpft hinter die Estrade. Nein, das war doch wieder eine unbegreifliche Tölpelei!
Nein, nein, ich bestehe darauf, er soll Dir feierliche Abbitte leisten. Sein Benehmen ist mitunter unglaublich dreist.
Und unglaublich [227] feig, wenn es darauf ankommt, Herz zu haben; das hat er bei dem Schrecken vor dem tollen Hunde bewiesen. Für sich. Wo ist denn aber der Landrath geblieben?
Das glaube ich, für seinen Vortheil exponirte er sich, der Landrath aber hatte Muth, auch als Sie ihn nicht sahen, und prahlte dann doch nicht damit vor Ihnen.
Ach ich bin gar zu müde, Fräulein, lassen Sie uns doch ein wenig sitzen, der Platz hier ist so schön.
Sie setzen sich. Verwünscht! Nun kann ich gar nicht unbemerkt hervor, wüßte ich nur, ob sie mich tanzen gesehn.
Das war doch heut ein Tag voll wunderlicher Vorgänge, und der arme Landrath, der überall im Grunde Lob verdiente, ist überall verlacht worden.
[228]Ich sehe nichts. Es wird hier oben in den alten Nußbäumen gewesen seyn, die Aeste knacken und brechen oft.
Warum sagt sie nun nicht lieber, daß ich hier stecke, dann müßte ich doch hervor, von selbst kann ich mich doch nicht mehr zeigen.
Sehn Sie, wie schön die Sonne hier durch die Bäume schimmert. Für sich. Warum kommt er nur nicht hervor?
Ich glaube, er scheut sich auch vor mir, ich muß nur machen, daß ich fortkomme.Laut. Ach Fräulein, was hab' ich gethan!
Ach nein, Sie haben der alten kranken Marthe sagen lassen, Sie würden sie heut besuchen, nun freut sie sich gewiß so sehr darauf; nein, nein, Sie dürfen nicht ausbleiben.
Du hast Recht, aber allein zu gehn bin ich doch zu furchtsam, es könnte dunkeln, wenn ich auf dem Rückweg wäre.
Warum denn nicht? Er wird ja sein Glück nicht ganz und gar mit Füßen treten. Geben Sie Ach, ich bin kaum zwei Minuten von Ihnen fort, so ist der Landrath bei Ihnen. Links ab.
Jetzt muß ich hervor und wenn es das Leben kostet; aber Im Begriff hervorzutreten. was sage ich nur, warum ich hier gesteckt habe?
Ich warte mit Ihnen, wenn es mir[231] erlaubt ist. Pause. Sie sehen aber zerstreut und gar nicht gut gelaunt aus.
Ich? daß ich nicht wüßte – doch ja, Herr von Kiel, ich habe manch Hühnchen mit Ihnen zu pflücken. Was haben Sie meiner Ernestine gethan? –
Peccavi, vergeben Sie mir, die Zunge ging mit mir durch; ich suche den ganzen Tag Gelegenheit, Mamsell Ernestine zu versöhnen.
O sehen Sie nicht weg, lassen Sie mich meine Vergebung in Ihren Augen lesen! Er kniet. Verzeihung, strenge Richterin!
Ich habe nur in zweideutigen Ausdrücken gesprochen, habe nur die Wahrheit verschwiegen, eine Lüge habe ich nicht gesagt.
Morgen dachte ich Ihnen den Spaß zu erzählen, um Sie über den Einfall lachen zu machen, das, meine Königin, ist mein Vergehn.
Er ist doch wirklich nicht gekommen. Hat Ernestine ihn nicht gefunden? Oder ist er auch dazu zu blöde? Und da soll ich an Liebe glauben! –
Wir wollen gehen. Sieht sich noch einmal um, für sich. Er wird doch nicht mehr kommen – ich weiß auch gar nicht, warum ich auf ihn warte –
Nun ist alles verloren! Nun ist alles vorbei! Da geht mein Todfeind hin und führt sie mit sich fort als sichre Beute. Er wird die Stunde zu benutzen wissen, mit ihr allein im Park, beim stillen Abendschein, wo jedes Herz zur Milde, zum Gewähren schon gestimmt ist; o es ist aus mit mir, hin, alles hin, mein ganzes Lebensglück verspielt für alle Zeit! Er wirft sich auf die Bank. Wie kann aber auch ein vernünftiger gesetzter Mann, ein Landrath, springen und tanzen wie besessen? Es ist unglaublich! – Zum Kreisfahnenschwenker hätten sie mich machen sollen, nicht zum Landrath! O Elise hat ganz recht, mich lächerlich zu finden! Der Reitknecht tritt rechts auf. Franz, wo kommst Du her? hast Du die Pferde da?
[234]Dem Herrn von Kiel, ja wohl, Herr Landrath. Sie spazierten zusammen ganz vergnügt. Sie können sie noch einholen, denn sie gingen gar nicht schnell; sie hatten sich so viel zu erzählen und zu lachen –
Zu lachen! – Da hatten sie Recht und ich weiß, von wem die Rede war. Franz, sattle die Pferde schnell, ich muß fort, auf der Stelle.
Die bleiben hier, man kann sie mir nachschicken, ich setze keinen Fuß mehr in's Schloß. – Höre, Franz, kein Mensch soll wissen, daß ich fort will, hörst Du?
Du sagst also kein Wort, wirfst den Pferden das Zeug auf, schnell, schnell, als ob der Satan Dir im Nacken wäre, sprengst um den Garten herum und hältst hier außerhalb der Mauer. Ich warte hier. Sobald Du ankommst, pfeifst Du, ich steige über die Mauer und fort geht's über Stock und Stein!
So ist es gut, nun bin ich entschieden. Nun ist mein Verhältniß hier abgethan, Glück und Lebensfreude aufgegeben, nun ist es gut. – Ich will mich nun einbauen gegen alle Menschen, Veltin soll eine Einsiedelei [236] werden. Ich tauge nicht für die Geselligkeit, ich tauge nicht für das Leben, längst hätte ich es wissen sollen; der Fluch der Lächerlichkeit wird mich immerdar verfolgen. Hab' ich nun so lange für einen ehrbaren Menschen gegolten und in dem Momente, da mein Lebensglück auf dem Spiele steht, muß mich der Satan plagen, Kapriolen zu schneiden wie ein Affe. O wer kann sagen, daß er seiner selbst gewiß ist! Alle Tugend, alles Wohlverhalten dauert nur, bis uns die Versuchung die Schlinge um den Fuß gelegt, dann liegt der Held da. – Ha es donnert heran, und der Regen kühlt meine Schläfe, so lebt doch noch in der Natur ein Mitgefühl für meine Qual. – Ich will fort, ganz fort aus dem Kreise der Gesittung! Ich will Veltin verkaufen, nach Amerika ziehen, in die Urwälder, wo mich Niemand kennt, wo mich nichts mehr beschämt. Da will ich mit meinen Sklaven mich verbrüdern, da will ich die Wälder ausrotten helfen, alles edlere Verlangen in harter Arbeit ersticken, und froh seyn, wenn in Schweiß und Entbehrung das verpfuschte Leben zu Ende gebracht ist.
O ja, ein vornehmer Blumendieb, ein verdammter Spitzbube, komm nur mit. Er will ihn beim Kragen fassen.
Halt da, guter Freund! Er schlingt von hinten seine Arme um den Landrath, so das dieser sich nicht rühren kann.
[238]Unbedeutend. Der Sonnenschirm hat mich etwas geschützt. – Aber der Regen scheint anhalten zu wollen, wie werde ich nun zum Schlosse kommen? in leichten Schuhen? –
Nicht doch, warum Sie selbst? Wenn Sie sich bemühen wollen, und es Ernestine sagen, so schickt sie mir Friedrich mit all diesen Dingen her.
So geh' ich. – Soll ich Sie aber verlassen, ohne daß unser Gespräch einen entschiedenen Ausgang gefunden?
In meinem Herzen wallt ein mächtigerer [240] Feuerstrom, aber er lodert, Sie zu beglücken. O sprechen Sie endlich das süße Wort der Gewährung. Vielleicht ist meine Mutter indeß schon angekommen, darf ich sie gleich mit der Freudenpost begrüßen, daß ihres Sohnes Glück entschieden ist?
Und werden ihr sagen, was die mädchenhafte Schüchternheit mir immer noch verschweigt? – Sie werden? –
Ich verstehe Sie, englische Elise und gehorche, aber auf den Flügeln des Glückes kehre ich schnell zurück! Ab.
Er ersteht mich? Mein Gott, was hab' ich denn gesagt? – Hab' ich ihm wirklich Hoffnungen gegeben? – Ja – ja! ich hab' es gethan. Was wird nun werden? Sie setzt sich auf's Sopha. Ich dachte doch, es sollte anders kommen. – Ist es mein Herz, das ihm diese Hoffnungen giebt? ach nein, das ist es nicht. –
Ich breche die Thür ein. – Doch nein, soll ich auch noch die Spuren solcher Raserei hier zurücklassen? Ich kann ja wohl, um das Maaß des heutigen Tages voll zu machen, ein halb Stündchen hier Gefangener seyn.
Welch ein Zusammentreffen her im finstern Gartenhause. Was thu ich? Am besten, ich halte mich still, er wird mich in der Dunkelheit nicht bemerken. Der Bediente muß ja bald kommen, mich abzuholen.
Mein Unstern grenzt heut an's Fabelhafte; so bin ich denn noch zu guter Letzt, wie ein ungezogener Bube, in eine finstere Stube gesperrt! – Das gäbe wieder etwas zu lachen für Elise. – Nun lauge kann der Mißverstand doch nicht dauern und meine Pferde sind ja gesattelt. – So will ich mich wenigstens setzen. – Wo steht nur das Kanapee? Ich kann mich gar nicht zurecht finden, so geblendet bin ich noch.
Er kommt hierher. Wenn er mich findet, was soll er denken, daß ich mich nicht sogleich gemeldet habe? –
Jetzt fange ich auch schon an, die Gegenstände [243] hier zu unterscheiden. Ein heller Blitz leuchtet durch die Spalten der Fenster und Thüre, der Donner folgt unmittelbar.
Ich höre es deutlich – Laut. Ist noch jemand hier? Er tastet mit der Hand, fährt zurück als er Elisens Kleid berührt, steht auf. Ein Frauenzimmer!
Ja das frage ich Sie. Ich hatte mich vor dem Regen hierher geflüchtet, als Sie hereinkamen und Thür und Fenster geschlossen wurden; wie hängt denn das zusammen?
Ja wer das enträthseln könnte! der Gärtner und ein vierschrötiger Bauer haben mich im Garten als einen Blumendieb ergriffen und all meiner Protestationen ungeachtet hier eingesperrt.
Also im Ernst eingesperrt? o – das ist lustig! Sehn Sie, Vetter, das ist die gerechte Strafe, weil Sie mir heut' an's Leben wollten.
Sie werden doch Ihre Gefangenschaft nicht ernsthaft nehmen wollen? – Freilich ist Ihnen heut viel Unrecht geschehn und das thut mir wahrhaftig leid. [244] Auch mein dummes Lachen verdrießt mich, aber sagen Sie selbst, war Ihr Fall heut, dann der Feldzug mit der Heugabel – Sie sucht das Lachen zu verbeißen.
O lachen Sie dreist heraus, legen Sie sich keinen Zwang auf, lachen Sie sich recht satt, vielleicht vermögen Sie es dann über sich, mich einmal ernsthaft anzuhören. Es ist wohl das letztemal, daß ich zu Ihnen rede.
Ich war im Begriff, ohne Abschied abzureisen, als man mich anhielt, und daß uns der Zufall hier noch einmal zusammen führt, nehme ich für eine heilige Aufforderung: ein letztes, ernstes Wort zu Ihnen zu sprechen.
Wahrscheinlich nicht. Ich habe schon alles Vertrauen zu mir verloren, daß ich jemals noch etwas Gescheidtes und Geziemendes zu Stande bringe. Kann seyn, daß diese Flucht vor der Lächerlichkeit, die ich doch mit mir trage, wieder sehr lächerlich ist, aber das kann ich nicht in Erwägung ziehen, aus tiefster Seele schreit es in mir, daß ich fort solle, meine Lächerlichkeit in alle Welt tragen, oder vielmehr in den unbekanntesten Winkel, nur hier, nur hier sie nicht mehr zur Schau stellen, wo meine Seele dadurch auf's allertiefste zerrissen wird.
[245]Ja sehn Sie wohl, da übertreibe ich nun wieder, aber nun kann ich nicht mehr helfen, ich habe nun einmal das Gebiß auf den Zähnen, nun mag alles über mich ergehn.
Seyn Sie doch nicht so ungestüm und nicht so hart gegen mich, mein kindisches Lachen verdient freilich Zurechtweisung. –
Ob glauben Sie nicht, daß ich es verdamme, es steht Ihnen so reizend, ich habe es immer bezaubernd gefunden, auch wenn es mich gedemüthigt hat, aber – lassen Sie sich nicht zu weit von Ihrer Spottsucht hinreißen, dämpfen Sie diesen liebenswürdigen Uebermuth, der sich leicht an dem Heiligsten Ihrer schönen Seele vergreifen könnte.
Lassen Sie sich durch meine Aufrichtigkeit nicht beleidigen, erlauben Sie mir noch einmal den ernsten Freundeston unsers Briefwechsels anzuschlagen. Er setzt sich wieder zu ihr.
O thun Sie es, warum haben Sie ihn jemals aufgegeben, warum hat sich unser persönliches Verhältniß so ganz anders gestellt, als es in unsern Briefen war?
Weil – in dieser Stunde kann ich es ohne Scheu sagen – weil ich Ihre Augen nicht ertragen kann. Hier in der Dämmerung habe ich Muth zu reden, [246] aber wenn ich ihn behalten soll, so sehn Sie mich auch hier nicht an, noch in diesem Halbdunkel verwirrt mich der Glanz Ihres Blickes.
Spotten Sie nur, jetzt sollen Sie mich nicht mehr stören Alles vom Herzen herunter zu reden. Mich faßt eine unnennbare Angst um Ihre schöne, reine Seele. Ihr reicher Geist, Ihre Schönheit und Liebenswürdigkeit sind Ihre schlimmsten Feinde; denn sie verlocken zu Eitelkeit, zu Selbstsucht, zum Abfall von der reinen Begeisterung für die Tugend.
Nein, bitte, sehn Sie mich nicht an; ich habe Ihnen noch mehr zu sagen und bedarf meiner Fassung. Fliehen Sie das Leben in der großen Welt; bei Ihren glänzenden Eigenschaften muß es für Sie ein klippenvolles Meer, ein Quell endloser Versuchungen seyn. Bewegen Sie Ihren künftigen Gemahl auf dem Lande zu bleiben, Sie müssen ja in allem Guten eine unwiderstehliche Gewalt über ihn ausüben können. –
Ich bitte Sie um Gotteswillen, sehn Sie mich nicht an, ich bin gleich zu Ende. Ich habe keine Rechte auf Sie, ich maße mir keine an, aber den heilig menschlichen Antheil an dem unaussprechlichen Reiz Ihres süßen Wesens, den gönnen Sie mir ungetrübt. Lassen [247] Sie mich den Glauben mit mir nehmen, daß ein reiches, hochbegabtes Wesen die Welt überwinden kann, auch ohne klösterliche Beschränkung, in der rechten Freudigkeit des Herzens, im dankbaren Vollgenusse seiner Vorzüge. – Wenn ich dann von Zeit zu Zeit Kunde von Ihrem Leben erhalte, so lassen Sie mich meine Ueberzeugung stets neu bestätigt finden, Ihr Bild wird dann, bis an das Ende meines trüben Lebens hin, meine Seele mit seinem ewigen Blüthenzauber erquicken. – Wollen Sie Ihrem Freunde das versprechen? Sie schweigen – habe ich wieder etwas Ungeschicktes gesagt? –
Nein, mein Freund, nein, nein, Ihre Strenge ist gerecht. – Ich weiß, wie sehr ich eines festen Lenkers bedarf, ich fühle wie schwach und fehlbar ich bin; aber nun wollen Sie mich verlassen, Sie, um den es mir allein der Mühe werth schien, gut und edel zu werden?
Sie zeigen mir in der Scheidestunde ein Herz voll der wahrsten und schönsten Liebe, nur um es mir zu entziehen und mich einsam zu lassen; – müssen denn die edlen Männer immer so stolz und hart seyn? Adolph, warum wollen Sie mich verlassen?
[248]Elise, weil ich ein Mensch bin, weil ich Sie nicht lieben kann, ohne Sie zu begehren, weil ich rasend werde, wenn ich Sie in eines Andern Arme sehen muß.
O nein, das sollen Sie nicht, nun da Sie mir Ihre ganze Liebenswürdigkeit gezeigt, die Sie mir so lange, so hartnäckig verhehlt. Stimmen von außen.
Das wird verwunderte Gesichter geben. – Sie lacht. Wir wollen uns nicht sogleich zeigen. Sie tritt hinter das Kanapee, der Landrath hinter den Kaminschirm.
Wir kommen schon, Elise, verbannen Sie alle Furcht! Die Thür geht auf, Hr. v. Kiel, Elisens Mantel über dem Arm, ihre Schuhe in der Hand, in der andern den Regenschirm, stürmt herein. Wo sind Sie, Elise, hat man Sie beleidigt?
Ah, da bist Du ja, Elise! mein Gott, wie hab' ich mich geängstigt. Der Tölpel, der Martin, macht alles verkehrt. Sperrt einen gemeinen Spitzbuben zu Dir ein, es ist unerhört. Wo ist der Kerl denn nun? hat er Dich etwa attaquirt?
Ja lieber Oheim, in dieser halben Stunde hat er Ihnen mehr gestohlen als in den ganzen vierzehn Tagen.
Mir gerade vor dem Munde weg? – Da schlag ein Donnerwetter drein! – Na chère maman wird auch eine kindische Freude haben.
Ich glaube, ich nehme mich sehr lächerlich aus, als abgedankter Liebhaber mit dem Gepäck hier. Warum halte ich denn das Zeug noch? Er wirft alles ärgerlich auf das Kanapee.
O das erlasse ich ihm, ich gebe ihm sogar ein Dokument zurück, das in meiner Hand ihm sehr [252] gefährlich werden könnte. Giebt ihm den Brief der Wirthstochter. Verlieren Sie so wichtige Papiere nicht wieder.
Lassen Sie, Herr Kommerzienrath; alles ist in Ordnung, auch ihr Blumendieb ist gehörig bestraft, er thut's gewiß nicht wieder.
Er erfährt es, Herr Landrath, dafür bürge ich, und wird Ihren Dank mit tief gerührtem Herzen annehmen.
Ihre Geschicklichkeit, Herr von Kiel, hätte eigentlich den Preis verdient; über mich mußte sich ein günstiger Zufall erbarmen. Seyn Sie mir nicht böse. –
Freilich, freilich! Für sich. Die rechten [253] Wechselwirkungen werde ich in vier Wochen zur Verfallzeit erfahren.
Seyn Sie nicht verdrießlich, Herr von Kiel, wer's Glück hat, führt die Braut nach Haus. Das ist nicht anders, aber Ihr Tag wird auch kommen, es heißt: »heute mir und morgen dir.«
O trösten Sie nicht mit Sprüchwörtern, Onkel, ich kenne eines, das sich heut sehr falsch erwiesen, es heißt: »Das Glück hilft nur dem Wagenden.«