579. Silberschaumquell

Nahe bei Orlamünde liegt der Ort Heilingen, in dessen Nähe ist eine Wüstung. Dort hütete einstmals ein Junge Schafe. Auf einmal tat sich vor ihm ein Loch in der Erde auf, aus dem ein weißer Schaum, wie Reif anzusehen, emporstieg und sich um den ganzen Rand der Öffnung legte. Lange staunte der Junge das Loch und das weiße Zeug darin an, endlich trieb er die Schafe hinweg, kam nach Hause und erzählte, was er Sonderbares gesehen habe. Da brach der Schafmeister in Scheltworte aus: Dummer Junge! nicht jedem ist solch Glück beschieden, wie dir beschert war. Hättest du doch zugegriffen und das Weiße abgenommen. Dir wäre geholfen gewesen auf immer, denn das war reines Silber. – Tag für Tag hat der Schafjunge hernach auf dieselbe Stelle hingetrieben, aber vergebens, er hat das Silberloch sein Lebtage nicht wieder gefunden. Es geht andern Schafjungen nicht besser, selbst wenn sie Brillen aufsetzten.


License
Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).
Link to license

Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2011). Bechstein, Ludwig. 579. Silberschaumquell. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-2BBB-7