[125] Verdammte Frauen.
Gleich stummen Herden sich im Sande lagernd, wenden
Sie ihre Augen nach dem Horizont der See.
In ihren Füßen, die sich suchen, ihren Händen,
Bebt sehnsuchtsbanger Wunsch und fröstelnd-herbes Weh.
Die einen, trunken von gehauchten Traulichkeiten,
Gehn an den Bächen hin, die lallen durch den Hain,
Und stammeln bang die Glut der scheuen Kinderzeiten
Und ritzen Namen in die jungen Bäume ein.
Und andre, Schwestern gleich, durchwandern ernst und schweigend
Die Felsenküste, die Gesichte läßt erstehn.
Wo Sankt Antonius, wie Lavafluten steigend,
Die nackten Brüste der Versuchung einst gesehn.
Und andre, die im Schein verglommner Fackeln weilen,
In heidnischen Gewölbs verschwiegner Dunkelheit,
Flehn deine Hilfe an, ihr Fieberweh zu heilen,
O Bacchus, der der Qual Vergessenheit verleiht.
Noch andre, deren Brust bedeckt vom Skapuliere,
Die eine Geißel in dem faltgen Kleid versteckt,
Vereinen in der Nacht der öden Waldreviere
Den Rausch der wilden Lust der Pein, die Tränen weckt.
[126]
Dämonen, Jungfraun ihr, Untiere, Dulderinnen,
Erhabne Geister, die die Wirklichkeit verschmähn,
Die – lüstern oder fromm – auf Unbegrenztes sinnen,
Die bald verzweifelt schrein, in Tränen bald zergehn,
Ihr, denen ich ins Graun der Hölle nachgegangen,
Ich liebe, Schwestern, euch und klage euer Los,
Um euer finster Leid und ungestillt Verlangen,
Um das Gedächtnis an die Glut, so tief und groß.