[30] Der Besessene.

Die Sonne überzog ein Schleier. Wie ihr Strahl,
O meines Lebens Mond, hüll dich in warme Schatten;
Umwölk dich oder schlaf! Sei stumm, und im Ermatten
Vergeh und sinke in der Leere nächtig Tal!
So lieb ich dich! Doch wenn du heut mit einem Mal,
Wie Sterne neu erglühn, die sich verdunkelt hatten,
Der Tollheit deinen Glanz zu schauen willst gestatten,
So ist es gut! Entfahr der Scheide, scharfer Stahl!
Entzünde deinen Blick an tausend Kerzenlichtern,
Entzünde die Begier in fühllosen Gesichtern!
Nur Lust kommt mir von dir, Kraft oder Müdigkeit;
Sei alles, was du willst, schwarz Dunkel, rote Frühe,
Kein Nerv ist mir im Leib, der nicht erbebt und schreit:
Mein Fürst Beelzebub! Du bists, für den ich glühe!

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2011). Baudelaire, Charles. Lyrik. Die Blumen des Bösen (Auswahl). Spleen und Ideal. Der Besessene. Der Besessene. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-1F52-1