Die Waffenbrüder.
Zu Anbeginn der Regierung König Heinrichs des Zweiten, welchselbiger die schöne Diana so sehr liebte, bestand noch eine Sitte, die dann in Bälde verschwund, wie so manches Schöne der guten alten Zeit: das war die [122] Waffenbrüderschaft. Wenn nämlich zwei Männer sich gegenseitig als mutig und warmherzig erkannt und erprobt hatten, dann gingen sie ein Bündnis ein fürs Leben; wie zwei Brüder hielten sie zueinander, halfen und unterstützten sich im Kampfgetümmel wie in dem ränkevollen Getriebe des Hoflebens, kurz, sie waren sich im Guten wie im Bösen schier inniger verbunden, denn durch Bande des Blutes. Wurde der eine in seiner Abwesenheit schlecht gemacht, so forderte der andere den Verläumder und trug den Ehrenkampf unverzüglich aus, und solchermaßen zeitigte diese Sitte Ruhmestaten, die an Schönheit denen der alten Griechen oder Römer zum mindesten gleichzustellen sind.
Solche Waffenbrüderschaft schlossen auch zwei junge Edelleute der Touraine, ein jüngerer Sohn des Hauses Maillé und der Herre von Lavallière. Im Hause des Herrn von Montmorency waren sie unter den Augen trefflicher Lehrmeister aufgewachsen und in der Schlacht bei Ravenna fand ihr edler Mut den Beifall der graubärtigsten Krieger. In diesem wilden Kampfe begab es sich aber auch, daß Maillé von Lavallière herausgehauen wurde und da die beiden vordem im Zwiste gelegen hatten, so zeugte dieser Vorfall von seltenem Edelmute. Das erkannte Maillé sehr wohl, und so tauften sie ihre Brüderschaft auf der Stelle mit dem Blute ihrer eben empfangenen Wunden und taten ihr Bündnis dem Herrn von Montmorency kund. Nun muß gesagt werden, daß Maillé etwas aus der Familie geschlagen [123] und daher nicht sonderlich schön war, wohl aber schlank und dabei doch breitschultrig und riesenstark wie einst Pipin. Hingegen glich Lavallière schier einer Zierpuppe, so schön war er mit seinem langen Lockenhaar, und die Kronprinzessin meinte deshalb einmal lachend zur Königin von Navarra: ›Dieser Page sei ein Pflaster, das wohl alle Leiden heilen könne!‹
Als nun Maillé von Italien zurückkam, hatte ihm seine Mutter schon ein Bräutlein erwählt, das er mit Freuden zum Weibe nahm. Denn das Fräulein von Annebault war nicht nur steinreich, sondern auch von bezaubernder Anmut und Schönheit. Aber wenige Tage nach dem Hinscheiden des Königs Franz (darüber man allenthalben erschüttert war, weil er an der italienischen Krankheit zu Grunde ging), mußte Maillé für wichtige Geschäfte nach Piemont reisen und es ging ihm wahrhaft nahe, sein zuckersüßes Weiblein ungeschützt den liebesgierigen Nachstellungen der schmucken Hofherren zu überlassen. Deshalb bat er seinen Waffenbruder für den Morgen, da er abreisen wollte, zu sich, und als er ihn in den Schloßhof einreiten hörte, sprang er flugs aus dem Bett und ließ sein holdes Ehegemahl in seinem wohligen Morgenschlummer allein. Alsbald begrüßten sich die beiden Gefährten mit herzlichem Händedruck und dann sprach Lavallière: »Gern wäre ich schon heut Nacht gekommen, doch hatte ich zuvor noch einen Liebesstrauß mit einer Dame auszufechten, der keinen Verzug gestattete. Nun aber sprich: soll [124] ich dich begleiten? Gern laß ich jene, denn der Freund geht über die Geliebte.«
»Ach, teurer Bruder,« erwiderte Maillé gerührt, »viel härter ist die Prüfung, die ich dir zumuten will. Willst du mein Weib bewachen, vor allen Verführungen behüten, mein Haupt vor schmählichem Hörnen schützen? Du sollst hier im Schlosse wohnen, und sollte Gott mir beschieden haben, dennoch Hahnrei zu werden, so wäre mein Gram immerhin linder, wenn's mir durch dich widerführe! Aber, weiß Gott, ich würde darob vor Herzeleid sterben, so innig liebe ich mein holdes, gutes Weib.« Und dabei wandte er sich ab, um nicht der Tränen Strom gewahren zu lassen. Doch der andere merkte das wohl, ergriff des Freundes Hand und sprach: »Geliebter Bruder, ich schwöre dir bei meiner Ehre: eh' einer dein Weib berührt, bekommt er mein Schwert zu kosten. Dafern ich nicht zuvor sterbe, sollst du ihren Leib unangetastet wiederfinden und einzig für ihres Herzens Reinheit kann ich dir nicht einstehen, weil die nicht zu bewachen ist.«
»Sei der Himmel mein Zeuge, daß ich ewig dein Schuldner bleibe!« rief Maillé. Und dann brach er flugs auf, ohne von seinem Weiblein Abschied zu nehmen, da er ihre Tränen und Klagen fürchtete. Lavallière aber wartete, bis Marie von Annebault sich erhoben hatte, und tat ihr dann des Gatten Abreise und seine Dienstbereitschaft kund. Ob seiner züchtigen, gefälligen Worte wäre sicherlich auch die tugendhafteste Frau von dem [125] Wunsche gekitzelt worden, ihn für sich einzufangen. Aber Marie bedurfte dessen nicht einmal, da sie das Gespräch der Waffenbrüder belauscht hatte und in ihres Mannes Mißtrauen eine schwere Kränkung sah. Ach, weiß je einer es den Frauen recht zu machen! Sie haben halt etwas zu eigen, das noch weiblicher ist als sie selbst (nur aus Achtung werde ich nicht deutlicher). Darum also muß man allezeit auf der Hut sein.
Während sich also Marie an des Edelmannes bezaubernder Liebenswürdigkeit freute, lag über ihrem lächelnden Antlitz ein Schimmer von Pfiffigkeit: rund herausgesagt, sie gedachte ihrem jugendlichen Tugendwächter die Wahl zwischen Ehre und Liebesglut recht kitzlich zu machen und mit zärtlicher Fürsorge und heißen Blicken seine Freundestreue ins Wanken zu bringen. Deshalb mußte er nun täglich bis zur tiefen Nacht hinein neben ihr am Kamine sitzen, derweile sie ihm Minnelieder sang und sorglich ihre blendenden Schultern und die blinken Verführer zur Geltung brachte, die aus ihrem Mieder vorquollen; lehnte sich schwer auf seinen Arm, wenn er mit ihr im Garten lustwandelte, preßte sich seufzend wider ihn und ließ ihn die Schuhbänder knüpfen, die sich immer wieder lösten; war Tag für Tag liebevoll um ihn herum: ob sein Bett auch gut, sein Zimmer in Ordnung sei; ob ihn die Sonne nicht störe und was er früh im Bette wünsche, Milch oder Würzwein; und stets kam sie in so verräterisch-leichtem Gewande zu ihm, daß wohl ein Patriarch, selbst alt wie [126] Methusalem, darob lüstern geworden wäre. Und der Waffenbruder ließ sie gern gewähren, sintemalen er solchermaßen sicher war, daß sie sich nicht mit andern beschäftigte.
Doch brachte er allezeit das Gespräch auf ihren Mann, und zumal eines abends, als ihm ob ihrer Blicke ach und wehe ward, hub er an, ihr Maillés glühende Liebe und empfindsame Ehrbarkeit zu schildern. Wogegen sie einwarf: »Wie dann konnte er Euch hierher setzen, wenn er so empfindlich ist? Meint er gar, daß Ihr mich hüten solltet?«
»So ist's,« sprach er, »und ich bin stolz darauf.«
»Wahrlich, dann hat er schlecht gewählt,« entgegnete sie und warf ihm dabei einen so wollustschauernden Blick zu, daß er entrüstet aufstand und sie verließ. Solche Ablehnung ließ sie in tiefes Grübeln versinken. Denn kein Weib wird je glauben, daß ein Mann einer Frauen Gunst mißachten könne. Und während ihr Sinnen sie in immer heißere Liebe verstrickte, kam sie auf einen Gedanken, den sie zum Ausgangspunkte hätte nehmen sollen: daß der Edelmann in andern Liebesbanden läge. Dabei tauchte die schöne Limeuil, eine Tochter der Königin Katharina, vor ihrem inneren Auge auf, und sie ward inne, daß er in diese sterblich verliebt sein müsse. Die Eifersucht bestärkte sie natürlich noch in ihrem Vorhaben, und zudem sind schwer erreichbare Früchte nur um so verlockender.
Fortan umspielte sie ihn also wie ein Kätzlein, umschmeichelte [127] und umschmiegte ihn, und so mußte es ihm denn wohl auffallen, als sie eines Abends scheinbar in tiefem Kummer, innerlich freilich gar vergnügt dasaß, also daß er endlich fragte: »Was ist Euch nur?« Worob sie wie aus Träumen heraus dem Jüngling, der in Wonnen lauschte, zu wissen tat: sie habe Maillé nur wider Willen geheiratet und sei gar unglücklich; in Tränen verginge ihr unverstandenes Dasein und im Grunde sei sie noch immer reine Jungfrau, denn der Ehe Seligkeiten seien ihr fremd geblieben. Und doch müsse die Liebe seltene Wonnen bieten können, sintemalen doch alle so darauf erpicht seien. Dafür wolle sie gern ihr Leben hingeben; aber der, in dessen Armen sie solch Glück erhoffe, wolle sie nicht erhören, und darob würde sie bald verscheiden.
Alle Verslein dieses Liedes, das die Frauen ja schon von Geburt an kennen, trug sie inmitten ausdrucksvoller Pausen, herzzerreißender Seufzer, mit Augenaufschlägen und holdem Erröten gar beweglich vor. Und die Würzen taten ihren Dienst; denn am Ende sank er vor ihr nieder und küßte weinend ihre Füßchen; und sie gewährte ihm das um so lieber, weil sie wohl wußte, daß man unten anfangen muß, wenn man einen Rock aufheben will. Aber es stund geschrieben, daß an diesem Abend ihre Tugend nicht angetastet werden sollte; denn Lavallière sprach im Tone der Verzweiflung: »Weh mir, wie wenig bin ich Eurer würdig« ... (»Nein, nein, laßt Euch nicht irre machen!«) » ... und solch Glück [128] ist mir versagt ...« (»Aber nein doch«) » ... vor Scham wage ich Euch kaum zu sagen ...« (»Sprecht nur, ich decke mein Gesicht mit der Hand,« und dabei blinzelte sie zwischen den Fingern hindurch.) » ... Ach, wißt denn: als Ihr neulich so huldreich zu mir sprachet, da entglomm ich in jäher Glut. Und da ich solch Glück nicht zu erhoffen, mein Begehren nicht Euch zu gestehen wagte, entrann ich zu einem Dirnenhause. Aber ich trug die Strafe heim und nun ... werde ich wohl an der italienischen Krankheit dahinsiechen.«
Voll Entsetzens schrie die Dame auf, als ob sie in den Wehen läge, und stieß ihn unwillkürlich von sich. Der Ärmste erhob sich und ging schmerzgebeugt hinaus; aber ihre Blicke folgten ihm und just in der Türe hörte er, wie sie leise vor sich hin sprach: »Wie schade um ihn!« Und in schwermütige Gedanken versunken, verliebte sie sich nur umsomehr in ihn, da er ja nun eine dreifach verbotene Frucht war. Aber eines Abends, als er ihr noch schöner dünkte als sonst, sagte sie: »Wäre Maillé nicht, dann würde ich Eure Krankheit nicht scheuen: geteilter Schmerz ist halber Schmerz ...«
»Meine Liebe zwingt mich, den Gesetzen der Klugheit getreu zu bleiben,« entgegnete er und ging hinweg zur schönen Limeuil. Aber Mariens Liebesblicke wurden nicht kälter, sintemalen ihr nun Berührungen verwehrt waren und ihr Auge alles sagen mußte. Und dieses Spiel feite sie wider alle Nachstellungen der Hofherren; denn die Liebe ist der sicherste Schutz für eines Weibes Treue.
[129] Nun begab es sich, daß Lavallière eines Abends seines Freundes Ehefrau zu einem Balle geleitete, den die Königin veranstaltet hatte. Und wie er mit der heißgeliebten Limeuil tanzte, so waren auch die an dern Liebespärlein miteinander beschäftigt. Die Königin begünstigte solche Herzensbünde aus politischen Gründen und sagte mit zufriedenem Rundblicke zu ihrem Gatten: »So lange sie hier plänkeln, können sie nicht wider uns minieren. Da gehen selbst Glaubensprinzipien in Rauch auf: seht nur, wie meine liebe Limeuil den Lavallière zu bekehren versteht. In Bälde wird er ...«
»Glaubt das nicht, hohe Frau,« rief Marie dazwischen, »die italienische Krankheit, die Euch zum Throne verhalf, hat ihn beim Kragen!«
Ob dieser unüberlegten Offenherzigkeit mußten Katharina, die schöne Diana und der König, die zusammenstanden, laut herausplatzen, und bald ging die Kunde von Mund zu Mund. Lavallière wurde allenthalben gehänselt, man zeigte mit Fingern auf ihn, und die schöne Limeuil, der es natürlich gleich hinterbracht wurde, ließ ihn eisig abfallen: bald war der Ärmste gemieden wie ein Aussätziger, und als ihn gar der König ungnädig anfuhr, verließ er das Fest, gefolgt von Marie, die nun erst ihre Torheit begriff. Sie hatte ihren Geliebten für immer entehrt, und nie konnte er mehr auf eine Ehe hoffen; denn auch der schönste Edelmann wäre abgewiesen worden, wenn er nur in dem Verdachte [130] stand, einer von denen zu sein, die Meister Rabelais ›seine teuren Schörflinge‹ nannte.
Wie Lavallière nun auf dem Heimwege trübselig schwieg, hub seine Gefährtin an: »Ach, mein vielgeliebter Herr, wie sehr habe ich Euch geschadet!«
»Mein Schaden ist zu heilen,« entgegnete er, »aber was habt Ihr Euch angetan?! Wie durftet Ihr mein Liebesgebresten kennen?«
»Oh, ich bin nun sicher, daß niemand Euch mir raubt und meine Schande schenkt mir das Glück, Euch allezeit lieben, hegen und pflegen zu dürfen. Denn fürwahr, ich will in unvergänglicher Sorge Euch betreuen, und sollte Euer Leiden schon so eingefressen sein wie bei weiland dem Könige Franz, so würde es mich glücklich machen, an der gleichen Krankheit zu sterben wie Ihr. Ach,« schluchzte sie, »keine Qual könnte ja zu schlimm für mich sein, nachdem ich Euch solches Unrecht tat.« Heiße Tränen rannen ihr aus den Augen, ihr tapferes Herz krampfte sich und leichenblaß sank sie um. Voll Schreckens umfaßte er sie und legte, nach ihrem Herzen tastend, seine Hand unter ihren unvergleichlichen Busen. Und die Berührung dieser geliebten Hand belebte sie wieder, aber die Wonne, die sie empfand, hätte ihr schier erneut die Besinnung geraubt, und sie rief:
»Ach, diese linde Liebkosung mag nun fortan die einzige Freude unserer Liebe sein. Ist sie doch tausendmal köstlicher als alles, was Maillé mir bieten kann! Nehmet [131] Eure Hand nicht fort, sie liegt dort auf meiner Seele und streichelt sie.« Und als der Edelmann ihr mit wehmütiger Offenherzigkeit gestand, daß sein Entzücken seiner Krankheit Leiden verschärfe und er solchen Qualen wohl den Tod vorzöge, da rief sie aus: »So wollen wir sterben!«
Indessen war die Sänfte im Schloßhof angelangt; und da es folglich mit dem Sterben etwas unbequem war, so gingen lieber die beiden ein jeglicher in seinem Bette schlafen, um sich fern voneinander ihren Liebesgedanken hinzugeben, er dem Leid um den Verlust seiner schönen Limeuil, sie dem Entzücken über das eben erlebte unvergeßliche Glück. – Aber war er nun auch von allem Verkehr hoffnungslos abgeschnitten, sah er, wie teuer ihn dieses Wächteramt zu stehen kam, so dünkte ihm doch auch dieses Opfer nicht zu hoch, um seinem Waffenbruder in Treuen zu dienen. Die letzten Tage seines Dienstes jedoch schufen ihm wahre Höllenqualen. Denn nun, wo Marie sich widergeliebt glaubte und unter dem Eindrucke der gekosteten Seligkeit ihr Unrecht gut zu machen bestrebt war, wagte sie all die verstohlenen Zärtlichkeiten, die sich die Damen seit Franzens Tode erdacht hatten, um zwar eine Ansteckung zu meiden, doch aber der Liebe Glück zu genießen. Und Lavallière mußte seine Rolle durchführen, durfte ihre Liebkosungen nicht ablehnen. So saßen sie nun allabendlich eng aneinandergeschmiegt; Marie hielt seine Hände in den ihren, küßte ihn mit Blicken, lehnte ihre [132] Wange an die seine. Und er, der sich fühlte wie der Teufel im Weihwasserkessel, sprach ihr von seiner innigen Liebe, die in ihrer Unendlichkeit dem Weltall gliche. Dann flammten ihre Augen noch lichter, und er genoß wenigstens ein kleines Teil ihrer Seligkeit, wenn er seine Hand auf ihrer Brust ruhen ließ. Aber mochten sie sich auch tränenden Auges umhalsen, nie ließ Lavallière mehr zu, denn er hatte versprochen, wenn nicht ihr Herz, so doch ihren Leib unberührt zu erhalten.
Als endlich Maillé seine Rückkunft anzeigte, war es wirklich die höchste Zeit, denn länger hätte die größte Tugend solchen Gluten nicht widerstehen können. Eilends verließ der Getreue das Schloß und ritt seinem Freund nach Bondy entgegen, wo beide der Sitte gemäß in einem Bette übernachteten. Und dorten plauderten sie nun; der eine erzählte seine Reiseerlebnisse, der andere Hofklatsch. Gleich auf Maillé's erste Frage nach Marien schwur Lavallière, daß jener kostbare Ort, allwo des Gatten Ehre wohnt, völlig unversehrt geblieben sei, worob der verliebte Ehemann seligfroh ward. Tags darauf waren sie dann zu dritt beisammen, aber Marie war davon nicht beglückt; denn hatte sie auch in weiblicher Klugheit ihren Mann mit tausend Zärtlichkeiten begrüßt, so wies sie doch vor Lavallière heimlich auf ihr Herz, als wollte sie sagen: »Dies gehöret dir!«
Beim Nachtessen kündigte Lavallière an, er wolle in den Krieg ziehen, und Maillé erklärte sich sofort voll [133] Kummer bereit, ihm zu folgen. Aber jener lehnte es glatt ab; und zu Marien sagte er alsdann: »Ich liebe Euch mehr, denn mein Leben, aber die Ehre über alles.« Dabei ward er leichenblaß und Marie gleichermaßen, denn niemals hatte er so aus heißem Herzen gesprochen. Maillé geleitete seinen Freund bis Meaulx; und als er heimkam, begann er sogleich mit seinem Weibe über die Gründe dieser plötzlichen Abreise zu sprechen. Sie aber gedachte jenes Geständnisses und meinte: »Sicherlich floh er aus Scham, denn jeder weiß, daß er die italienische Krankheit hat.«
»Er?!« rief Maillé verdutzt. »Aber ich sah ihn doch neulich, als wir in Bondy zusammen übernachteten, und weiß darum: er ist gesund wie Euer Auge!« Da brach sie in wehe Tränen aus und begriff nun erst ganz, wie edelmütig er gehandelt, wie namenlos er gelitten hatte. Und die Liebe wich nimmer aus ihrem Herzen, und als Lavallière vor Metz fiel, da starb auch sie aus Gram um ihn: so wenigstens hat uns der Herre von Brantôme berichtet.