359. Weiße Frau.

Zwischen Waldwimmersbach und der Mühle läuft über die Wiesen ein schmaler Fußweg, welcher zu einer Quelle führt. Auf diesem Pfad zeigt sich täglich um [321] Mittag und Mitternacht eine weiße Frau mit einem Bund Schlüssel in der Hand. Sie war zu ihren Lebzeiten Kammerfrau bei einer Herrschaft, von der ihr, als dieselbe im Krieg sich flüchtete, deren Vermögen zur Aufbewahrung übergeben wurde. Dieses vergrub sie und starb bald darauf eines plötzlichen Todes. Da niemand den Ort des Schatzes wußte, so kam die Herrschaft um letztern und mußte nach ihrer Rückkehr von Almosen leben. Sie verfluchte deßhalb die Kammerfrau, welche seitdem in der Gegend, wo sie den Reichthum vergraben, umgehen muß. Ihre Erlösung ist nur alle sieben Jahre möglich; sie nies't alsdann dreimal, und auf jedes Niesen soll man ihr »Gott helf« zurufen. Hat man dies gethan, so zeigt sie einem wo der Schatz liegt und wie er gehoben werden kann. Da man aber bald nachher sterben muß, so hat noch niemand gewagt, zum dritten Mal »Gott helf« zu sagen, und sie ist dann stets mit einem tiefen Seufzer verschwunden.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Rechtsinhaber*in
TextGrid

Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2011). Baader, Bernhard. Sagen. Volkssagen aus dem Lande Baden und den angrenzenden Gegenden. 359. Weiße Frau. 359. Weiße Frau. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-1CD0-E