200. Karlsruhe's Ursprung und Name.

Markgraf Karl Wilhelm wollte sein Schloß und dessen Garten in Durlach vergrößern, die Stadt gegen Grötzingen erweitern und sie durch gerade Straßen verschönern; allein die Durlacher verweigerten sowohl die Abtretung der erforderlichen Grundstücke, als auch die Umänderung ihrer krummen Gassen. Da selbst seine Drohung: wegzuziehen, sie nicht umstimmte, wurde er sehr ungehalten, und in dieser Stimmung ging er nachmittags in den Hartwald auf die Jagd. Beim Verfolgen [184] des Wildes kam er von seinen Leuten ab und setzte sich zuletzt ermüdet auf den Stumpf einer Eiche. An die Verlegung seines Wohnsitzes denkend, fiel er in Schlaf, woraus er erst nach mehreren Stunden erwachte. Sein Gefolge, das ihn nach langem Suchen gefunden hatte, stand um ihn, und wurde von ihm mit folgenden Worten angeredet: »So gut wie jetzt habe ich in meinem Leben nicht geschlafen! Zum Andenken will ich hier meinen Wohnsitz bauen, welcher Karls-Ruhe heißen soll, und über dem Stumpfe die Kirche errichten und einst darin begraben werden.« Sogleich mußten die Jäger, durch Bezeichnung mehrerer Bäume, den Platz kenntlich machen, und bald wurde daselbst die Stadt Karlsruhe mit geraden Straßen erbaut, und ihr Schloß vom Markgrafen bezogen. Auf die Stelle des Eichstümmels kam der Altar der Kirche und darunter eine kleine Gruft, worin Karl Wilhelm seit seinem Tode beigesetzt ist. Ueber ihr steht jetzt, wo die Kirche abgerissen und deren Platz dem Markte beigeschlagen ist, eine steinerne Piramide mit folgender Inschrift:

Hier, wo Markgraf Karl einst im Schatten des Hartwaldes Ruhe suchte und die Stadt sich erbaute, die seinen Namen bewahrt; auf der Stätte, wo er die letzte Ruhe fand: weiht ihm dies Denkmal, das seine Asche verschließt, in dankbarer Erinnerung Ludwig Wilhelm August, Großherzog, 1823.

Abweichend wird von vielen so erzählt:

Karl ließ da, wo er geschlafen, den Bleithurm des Schlosses aufführen, der bekanntlich zuerst gebaut ward und im Mittelpunkt der ganzen Stadt- und Wald-Anlage liegt. Unter dem Thurme steht noch der Eichstumpf mit den Wurzeln im Boden.

[185] Andere lassen bei dem schlummernden Markgrafen zwei Bauern, die bei der Jagd als Treiber waren, vorübergehen, und den einen zum andern sagen: »Sieh, wie gut da unser Karl ruht!« Diese Rede habe der Fürst gehört und wegen ihr seinen neuen WohnsitzKarlsruhe geheißen.

Endlich wird noch von manchen behauptet, der Hofnarr habe, als der Markgraf sich auf den Stümmel setzte, zu ihm gesagt: »Karl, ruhe!« und von ihm zur Antwort erhalten: »Ja, hier will ich auch meinen Ruhe- und Wohn-Sitz nehmen und ihm, nach deinen Worten, den Namen Karlsruhe geben.«

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2011). Baader, Bernhard. Sagen. Volkssagen aus dem Lande Baden und den angrenzenden Gegenden. 200. Karlsruhe's Ursprung und Name. 200. Karlsruhe's Ursprung und Name. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-1BA2-F