40. Ueber den Umgang mit Herren.
Ein schwäbischer Bauer sollte zum gestrengen Herrn, dem Amtmann, gehen, vor dem er noch nie gestanden war. Im Wirthshaus, wo er eingekehrt, um ein Gläslein Kuraschi zu trinken, erzählte er dem Wirth, was er vorhabe, und daß es ihm bang sei, indem er nicht wisse, wie er mit dem gestrengen Herrn zu Wort kommen könne. Da sagte der Wirth: Laß dir drum kein graues Haar wachsen. Mach's du nur, wie das Männle von Desingen. Der Bauer sagte: Das wisse er nicht, und er soll ihm's verzählen. Recht gern, sagte der Wirth, und erzählte, wie folgt: Das Männle von Desingen lag im Sterben. Er hatte aber dabei keine andere Noth, als wie er, wenn er nun in den Himmel käme, an unsern Herrgott das Wort [103] richten sollte. Das vertraute er seinem Weib an. Diese sprach: Was braucht's da viel Bedenken? Sag du nur: Grüß Gott, Herr! dann gibt ein Wort das andre. Das ging dem Männle von Desingen ein, und er sagte, daß er nun ruhig sterben könne. – Als der Bauer später wieder aus dem Amthaus gekommen, fragte ihn der Wirth, ob er seinen Rath befolgt und gut befunden habe? Ja wol, antwortete der Bauer. Ich habe zum Herrn gesagt: Grüß Gott, Herr! und der Herr hat dann zu mir gesagt: Was willst, Lump? Und so hat denn ein Wort das andere gegeben.