6. Die Laster.

In einem alten Buche steht geschrieben: der Teufel habe sich einstmals vorgenommen zu freien und Kinder zu zeugen, damit er dieselben in der Welt ausstatten, und sich mit den Menschen zu ihrem Verderben um so mehr befreunden könnte. Da sei ihm vorgekommen eine Frau, die habe geheißen Gottlosigkeit. Mit derselben habe er sich vergattet und sieben Töchter gezeuget, die er zu Hause auferzogen, und endlich in die Welt ausgetheilet, und mit den Menschenkindern verehelichet habe. Die erste und älteste Tochter habe geheißen Jungfer Hoffart, dieselbe habe er [56] denen von Adel und hohen Standespersonen verheirathet. Die andere habe geheißen JungferHabsucht, die habe er den Kaufleuten, Hantierern und Partierern in den Städten verehelicht. Die dritte habe geheißen Jungfer Falschheit, die habe er den Bauern und dem gemeinen Volke vermählet. Die vierte habe geheißen Jungfer Mißgunst, die habe er den Handwerksleuten ausgesteuert. Die fünfte habe geheißen Jungfer Heuchelei, die habe er den Geistlichen zugegattet, welche in Schafskleidern aufgezogen kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe. Die sechste habe geheißen Jungfer Eitelkeit, die habe er dem weiblichen Geschlechte vertrauet. Die siebente und jüngste Tochter habe geheißen Jungfer Unzucht; diese habe er, als das jüngste und liebste Kind, nicht verheirathen wollen, sondern bei sich zu Hause behalten, und Jedermann in allen Ständen mit ihr zu buhlen vergünstiget.

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TextGrid Repository (2011). Aurbacher, Ludwig. Märchen und Sagen. Ein Volksbüchlein. Zweiter Theil. 2. Allerlei erbauliche und ergötzliche Historien. 6. Die Laster. 6. Die Laster. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-147E-0