Die Magdeburger Fehde

Cyriacus Spangenberg's Chronik von Aschersleben. Eisleben, Petri 1572.


»Ein guten Rath will ich euch geben,
Mit Gottes Hülf wollen wir widerstreben,
Wolln unsre Stadt befestigen,
Und harrn damit auch nicht zu lang,
Es kommen fremde Gäste.«
Arndt Jordan der Burgermeister genannt,
Und Lindow, der auch wohl bekannt,
Sie haben dazu geschworen,
Verhegen die Stadt mit Treuen wohl,
Sie sind dazu erkoren.
[104]
Der Bischof sprach hinwiederum:
»Die Feste sollt ihr ganz abthun,
Die ihr habt aufgerichtet,
Das will ich von euch haben also,
Des seyd von mir berichtet.«
Die Pfaffen treiben Wunderspiel,
Der Wolltag halten sie zuviel,
Die haben sich gar betrogen,
Beflecken gar ihr eigen Nest,
Und sind daraus geflogen.
Und dieser Bischof ich merken kann,
Das ist auch wohl ein kluger Mann,
Ich wills also bewinden,
Welch Vogel sich selbst die Federn ausrupft,
Den wird der Winter zwingen.
»Gedenke edler Fürste gut,
Gedenkt an euren eignen Muth,
Kürzlich will ichs entdecken,
Die edele Stadt Magdeburg
Ist frey auf allen Ecken.«
Der Burgermeister also sprach,
Als er vor die Gemeinde trat:
»Berichtet, denn ich frage,
Uns will ein Krieg hieraus entstehn.
Was thut ihr hiezu sagen.«
Die Gemeinde sprach auch wiederum,
Gebt euren treuen Rath dazu,
Dabey so wolln wir bleiben,
Wir haben des Gelds und Guts genug,
Wir wagens mit unserm Leibe.
[105]
»Wenn die Bachmühlen stille stehn,
Die großen Wasser in Wellen gehn,
Das ist allzeit zu loben,
Der Sperling flieget in den Dohm,
Der Falke schwebet oben.
Ihr lieben Bürger lobelich
Nun merket mich auch allzugleich.
Was ich euch hab gesungen,
Welcher Vogel welcher bauet hoch,
Behält wohl seine Jungen.
Das ich nun sage und dich warn,
Magdeburg du bist ein wilder Arn,
Dein Flügel sind unverhauen,
Du fleugst den Wald wohl auf und ab,
Das mag man auch wohl schauen.«
Die Bürger schrien alle dicht:
»Magdeburg ist kein Haase nicht;
Es ist ein kühner Löwe,
Den Winden zerbricht er ihre Füß,
Das reden wir mit Vertrauen.«
Die Pfaffen hattens nicht wohl bedacht,
Han ihren Herrn in Schaden gebracht,
Und kränken ihre Feste,
Wo sie vorher sind Herren gewest,
Nun sind sie worden Gäste.
Sie laufen weg, das war nicht gut,
Das macht ihr grosser Uebermuth,
Denn nach der Alten Weise,
Wenn unser Esel Haber frißt,
So tanzt er auf dem Eise.
[106]
Der Bischof kam von Hildesheim,
Bracht mit die Stiftsgenossen sein,
Die von ihm hatten Lehen,
Nach Magdeburg wohl in das Land,
Und wollten Sold verdienen.
Auf einem Dienstag das geschah,
Magdeburgs Panier man schweben sah,
Wohl auf dem weiten Felde,
Da war manch stolzer Kriegesmann
Bey den frischkühnen Helden.
Magdeburg bist du uns wohl bekannt,
Du trägst eine Krone über das Land,
Dein Lob, das will ich preisen,
Dein Treue, die ist offenbar,
Mit Gesang will ichs beweisen.
Arndt Jordan der Bürgermeister genannt,
Im Feld ist er gar wohl bekannt,
Er ist also verwegen,
Er will selbst an der Spitze seyn,
Und warten da der Schläge.
Die Fürsten zogen schnell davon,
Im Kriege wollten nicht bestohn,
Wohl in der rechten Stunde,
Der Bürger Banner schwebet dar,
Der Fürsten ihr war verschwunden.
Ein Fürste zu dem andern trat:
»Ach lieber Ohm nun gebet Rath,
[107]
Wärn wir bey unsern Freunden,
Dieser See ist uns gar zu tief,
Wir können ihn nicht gründen.«
Bringen wir das Schif auf den Strom,
Ich furcht es möcht zu Grunde gehn,
Wir müssen ein Pfand hier lassen,
Schnell Rath wird hier der beste seyn,
Wir reiten unsre Straßen.
Der Bischof von Hildesheim sprach:
»Käm ich wieder in meine Stadt,
Wollt mich des freuen mehre.
Dieser Hechte wir essen nicht,
Die Gräten stechen sehre.«

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TextGrid Repository (2011). Arnim, Ludwig Achim von. Gedichte. Des Knaben Wunderhorn. Band 2. Die Magdeburger Fehde. Die Magdeburger Fehde. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-10BD-D