Der Pfalzgraf

(Der erschossene Pfalzgraf, wahrscheinlich des Churfürsten Philip Wilhelms Sohn, Pfalzgraf Friedrich Wilhelm, erschossen vor Mainz, 1689 den 30. July.)


Es reitet die Gräfin weit über das Feld,
Mit ihrem gelbhaarigen Töchterlein fein,
Sie reiten wohl in des Pfalzgrafen sein Zelt,
Und wollen fein frölich und lustig sein.
Frau Gräfin, was jagt ihr so früh schon hinaus?
O reitet mit eurem fein Liebchen nach Haus,
Der Pfalzgraf kommt selber gleich zu euch hinab,
Sie tragen ihn morgen hinunter ins Grab:
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Es hat ihn eine Kugel so tödtlich verwundt,
Da starb er sogleich in der nämlichen Stund,
Da schickt er dem Fräulein ein Ringelein fein,
Soll seiner beim Scheiden noch eingedenk sein.
Hat dich o Pfalzgraf, die Kugel getroffen,
Wär ich viel lieber im Neckar ersoffen;
Trägt man den Liebsten zum Kirchhof herein,
Steig ich wohl mit ihm ins Brautbett hinein.
Will reichen ihm meinen jungfräulichen Kranz,
Will sterben und scheiden von Güter und Glanz;
Lieb Mutter, sez du mir den Kranz in das Haar,
Auf daß ich schön ruhen kann auf der Bahr.
Steck mir an den Finger das Ringlein fein,
Es mit mir soll liegen ins Grab hinein,
Ein schneeweisses Hemdelein zieh du mir an,
Auf daß ich kann schlafen bei meinem Mann.
Auf Töchterleins Grab sollst legen ein Stein,
Drauf sollen die Worte geschrieben seyn:
Hier ruhet der Pfalzgraf und seine Braut;
Da hat man den beiden das Brautbett gebaut.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2011). Arnim, Ludwig Achim von. Gedichte. Des Knaben Wunderhorn. Band 2. Der Pfalzgraf. Der Pfalzgraf. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-0D0D-0