Ja wüßt' ein Mensch recht, wer er wär'

Ja wüßt' ein Mensch recht, wer er wär',
Das Sterben würd ihm gar nicht schwer;
Das Leben ist nur ein Vergessen
Von dem, was wir in uns besessen;
Das Leben ist nur ein Vermählen
Mit dem, was uns will ewig quälen;
Das Leben ist ein Angewöhnen
An das, was uns will ewig höhnen;
Das Leben ist ein Zeitverderben,
Ein seelentödtend Flucherwerben, –
Ja, wüßt ein Mensch recht, wo er wär',
Er führe heut' noch über's Meer,
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Sich neue Welten zu entdecken,
Denn Mond und Sonne sind voll Flecken,
Und diese alte Welt voll Ecken,
Kann blinde Leute leicht erschrecken.

Notes
Aus »Raphael und seine Nachbarinnen«. Erstdruck in: Taschenbuch zum geselligen Vergnügen auf das Jahr 1824, hg. von A. Wendt, Leipzig 1823.
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2011). Arnim, Ludwig Achim von. Ja wüßt' ein Mensch recht, wer er wär'. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-0AAE-4