Abschiedsklage

Bragur I. 270.


Ach in Trauern muß ich leben,
Ach! wie hab ichs denn verschuldt?
Weil mirs hat mein Schatz aufgeben,
Muß ichs leiden mit Geduld.
Vater und Mutter, die wollens nicht leiden,
Gelt mein Schatz, das weißt du wohl?
Du hast recht in allen Sachen,
Kannst dein Glück noch besser machen,
Weil ich dich nicht kriegen soll.
Rosmarin und Lorbeerblätter
Verehr ich dir zu guter lezt,
Das soll seyn das lezt Gedenken,
Weil du mich nochmals ergötzt.
[77]
Es sind zwey Stern an dem Himmel,
Leuchten wie das klare Gold,
Der eine leucht zu meim Schätzchen,
Der andre durch das finstre Holz.
Sind wir oft beisammen gesessen,
Manche schöne halbe Nacht.
Haben wir oft den Schlaf vergessen,
Und mit Lieben zugebracht.
Morgens wenn ich früh aufstehe,
Ist mein Schatz schon aufgeputzt;
Schon mit Stiefeln, schon mit Sporen,
Giebt er mir den Abschiedskuß!

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2011). Arnim, Ludwig Achim von. Gedichte. Des Knaben Wunderhorn. Band 3. Abschiedsklage. Abschiedsklage. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-08EA-C