Das Los des Schönen

1803.


Die Rose blühet auf Dornen,
Die Nachtigall singet im Leide,
Was hoffest du irdische Freude,
Wo nirgends das Schöne besteht?
Die Blüten verwelkten und starben,
Dann klangen die Sicheln zu Garben,
Doch manche der lieblichsten Blüten
Hat fruchtlos der Winter verweht.
Hier steh' ich, pflücke mir Blumen,
Der Liebsten den Hügel zu schmücken,
Ich hoffte in Freuden zu pflücken,
Was brachte der lustige Mai;
Nun lieget mir still und begraben
Die schönste der irdischen Gaben,
Drum pflück' ich die Blumen mit Tränen,
Die brachte der lustige Mai.
Klingt stiller, zärtliche Saiten,
Klingt still um die schlummernde Schöne!
Sie kannte den Wohllaut der Töne,
Der Seelen melodischen Klang!
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Haucht, Blumen, die lieblichsten Düfte!
Die schläft in dem Schweigen der Grüfte,
Ging Veilchen zu pflücken und Rosen
Oft spielend die Auen entlang.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2011). Arndt, Ernst Moritz. Gedichte. Gedichte. Das Los des Schönen. Das Los des Schönen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-0544-7