Laß klingen

1809.


Ich singe ein Liedel, juchheisa! juchhei!
Es säuseln die Lüfte, es locket der Mai,
Die Quellen, sie rieseln mit lustigem Klang,
Die Bäche, sie spielen und flöten Gesang.
O liebliche Rosen, o Lilien weiß!
O dürfte ich singen die Lust, die ich weiß!
O dürfte ich klingen, was süß und was weh
Im Busen sich regt, das ich selbst nicht versteh'?
Vergebliche Sorge, du schelmisches Kind,
Du haschest das Lüftchen, du fesselst den Wind,
Du zählest die Blätter im Frühlingsgebüsch,
Du trägest in Netzen die Weine zu Tisch.
Laß klingen, was klinget, laß wehen, was weht,
Du weißt nicht von wannen, wohin's mit dir geht.
Der Vogel muß singen, das Lüftchen muß wehn,
Doch frage nicht, ob sie die Klänge verstehn.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2011). Arndt, Ernst Moritz. Gedichte. Gedichte. Laß klingen. Laß klingen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-03F9-1