Von dem sonderbaren Werth / in welchem der Toback von den meisten Nationen der Welt gehalten wird.
Ein gewisser ingenieuser Kopff erzehlet denenjenigen / welche zu wissen verlangen / woher es doch komme / daß der Toback in der gantzen Welt sey bekannt worden? folgende Geschichte; er spricht: Es hätte einst der Jupiter alle Götter und Göttinnen im Himmel auf ein Panqvet eingeladen / da wären die allerkostbarsten delicatessen zu sehen gewesen; Als man nach der Tafel sich mit einem Tantze ergötzet / habeVulcanus, weil er als ein Hinckender zum Tantze nicht capable, [95] sich des Auslachens befürchtet / Feuer angeschlagen / eine Pfeiffe mit Toback hervor gezogen / und denselben getruncken / davon denn im Himmel ein sehr dicker Rauch und greulicher Gestanck worden. Als Jupiter diß gesehen und gerochen / habe er gefraget: Wer denn sich unterstehe / ihre Lust mit einer solchen Sauerey zu zerstören? sey ihm der Vulcanus gewiesen worden / wie er die Pfeiffe noch in dem Mund gehabt; dahero sey der Jupiter erzürnet worden / und habe mit einem Donner-Keil dem Vulcano die Pfeiffe aus dem Munde geschlagen / daß die Stücken samt dem Toback in die gantze Welt geflogen / da sey denn ein starcker Platz-Regen gekommen / welcher den Toback befeuchtet / die Erde fruchtbar gemacht / und habe sich solcher gestalt der Toback in der gantzen Welt besaamet / vid. Misand. Theatr. Tragic. p. 278.
Diese Affaire hat ein anderer aus dem Holländischen in folgende teutsche Verse übersetzet:
Der grosse Jupiter ward einsmahls angebunden
Von dreyen Göttinnen, die sehr wohl bey ihm stunden,
Die Ceres schickte ihm drey Faß von gutem Bier,
Das sie gebrauet hatt' auf himmlische Manier.
Diana gab darzu ein Schwein und vierzehn Hasen,
Es muste Pan vorher mit einem Horne blasen;
Die Venus trug hernach von ihrem Haar ein Band,
Das fügte sie verliebt ihm selbst an seine Hand.
Es konte Jupiter den Possen leicht verstehen,
Daß es auf einen Schmauß doch nur wär angesehen,
[96]Er macht' ein groß Panqvet, lud alle Götter ein,
Sie stellten sich auch dar und wolten lustig seyn.
Als man nun Tafel hielt, und hatte praff gegessen,
Da ward der Salus drauff mit Humpen ausgemessen,
Des starcken Maltzes Krafft nahm ihre Häupter ein,
Sie jauchtzten allesamt, und die Music gieng drein.
Vulcanus, als ein GOtt des Rauches und der Funcken,
War lustig, bloß vor sich, dieweil die andern truncken.
Das Bier, sprach er, schmeckt nicht, und griff in seinen Sack,
Bracht eine Pfeiffe vor, und stinckenden Toback.
Die Götter sahen zu, mit einer Feuer-Kohlen
Kont er aus dem Toback heraus gar häuffig holen
Den Rauch, der sich ergoß biß an des Himmels-Rand,
Cupido dacht, es wär der Himmel angebrannt.
Die Sterne löschten aus, die Wolcken wurden dicke,
Der Mond verhüllte sich, und zog den Schein zurücke,
Der Götter klar Gesicht, und schön als Goldgelb Haar
Von diesem Rauche war benebelt gantz und gar.
Die schönsten sahen aus wie die gemahlten Götzen
Der Russen, die sie sonst in ihre Stuben setzen.
So voller Rauch und Dampff, so heßlich und so geel
Ward ihre Stirn, die sonst so weiß, als Wäitzen-Meel.
Der kühne Hercules sprach: was soll dieser Possen?
Neptunus gieng hinaus, den Musen es verdrossen,
Die keuschen Gratien verhüllten ihr Gesicht,
Als die an Stirn und Mund kein Trübes leiden nicht.
Bey vielen fieng sich an ein ungewohntes Niesen,
Als alte Weiber viel' mit Husten sich erwiesen,
Der Venus, die ihr sonst unsaubers nichts bewust,
Fiel auch der dicke Dampff auf ihre zarte Brust.
Darüber sie erbost, als er noch war im Blasen
Und hielte vor den Stanck ein ieder zu die Nasen,
Sprach: Pfui, wer macht den Dampff, bist du es nicht Vulcan?
Ja ja das dacht ich wohl, ey, pfuy du grober Mann.
Du raucherisches Schwein, was liegst du hier u. stinckest,
Ist es, du lahmer Hund, nicht gnug, daß du so hinckest?
[97]Und daß dein gelber Leib, der gar vom Schweisse klebt,
An meiner weissen Brust nach seinen Willen lebt,
Daß auch darzu noch soll dein schwartzes Rauch-Loch küssen
Auf meinen rothen Mund und Lippen, die doch fliessen
Von Zucker, Honigseim, auf welchen wächst der Thau,
Der manches Hertz erqvickt, geh hin du grobe Sau,
Und lerne wie du solst beym Frauenzimmer sitzen,
Pflegt man mit Ambra nicht die Kleider zu bespritzen,
Des Bisams-Küchlein spricht: was wohlriecht, kömmt von mir,
Und haucht sie heimlich an, was habe ich von dir?
Wer ist doch von der Schaar der Götter und Göttinnen,
Der loben kan dein gar Ciclopisches Beginnen?
Du machst, daß Jupiter, weil vom Rauch alles voll,
Nicht siehet, wohin er die Strahlen schicken soll.
Der kleine Cupido wird dadurch mehr geblendet,
Daß er nicht weiß, wohin er seine Pfeile sendet,
Drum sieht ein Weib offt an vor ihren Mann den Knecht,
Und eine feige Magd bekömmt das Frauen-Recht.
Die Juno ist zu stoltz im Rauche sich zu rehmen,
Minerva viel zu klug den Stanck in sich zu nehmen,
Saturnus külstert sehr, des Phoebi Angesicht
Erblasset, und daher verliert die Welt ihr Licht.
Vom Rauch erstirbet gantz der Ceres bestes Korn,
Der schönen Blumen Pracht spricht Flora, muß verdorrn.
Vom Rauche läuffet an des Martis blancker Helm
Und aller Waffen Schmuck, das machst du, grober Schelm;
Sieh hin, wie Bacho dort die rothen Augen rinnen,
Mich wundert, wie sie doch dich Stäncker leiden können.
Wie lang ist es, daß du das Schmauchen hast gekunt?
Unlängst, sprach er, und nahm die Pfeiffe in den Mund.
Er schmauchte mehr als vor, die Götter Pfui, Pfui, rieffen
Die Thränen mildiglich aus Venus Augen lieffen;
Ach lieber Mann, sprach sie, wie kommst du zu dem Kraut?
Vulcanus sprach: hör, hör, es soll dir seyn vertraut:
[98]Als gestern Abend ich aus meiner Werckstadt gienge,
Kam ein jung Teufelgen, von dem ich es empfienge,
Der sagt: es schicket mich der Höll-Gott Pluto her,
Aus seiner Schwefelburg, dabey ist sein Begehr,
Daß er auf die Manier mit dir will heute trincken,
Weil du aus Unbedacht mein zartes Weib heist stincken
Weil ich auch bin wie er ein Rauch- und Feuer-Gott,
Wie kan es mir denn seyn so gar ein grosser Spott?
Ihr wisset wohl, daß ich mich habe nie gewöhnet
An nasse Ding, und nicht nach Bier und Wein gesehnet,
Des edlen Feuers Rauch liebt nur allein mein Mund,
Ist es Plutoni recht, ist es mir auch vergunt.
Ich bin so wohl als er ein GOtt, der über Flammen
Bestellt sein Regiment, das wißt ihr all zusammen.
Drauff bließ er abermahl die dicken Wolcken aus.
Bald eine Finsterniß nahm ein des Himmels-Hauß
Die Götter waren böß, begunten aufzustehen,
Sie wolten allesamt nach Hause wieder gehen,
Oho, sprach Jupiter, Vulcan ich sage dir,
Mach einen Unterscheid auch zwischen Höll und hier.
So dir gelüsten wird noch mehr Toback zu trincken
So geh in Plutos Hauß, da höher gilt dein stincken,
Hier bey der Götter-Schaar ich es nicht leiden mag,
Zum Himmel wirff hinab die Pfeiffen samt Toback;
Sonst wird es dir mein Blitz von deiner Nasen treiben.
Vulcanus hörte auf, und ließ das Stänckern bleiben,
Gedenckend, soll mir so der Trunck geseegnet seyn,
So steck ich also bald die Pfeiffe wieder ein.
Drauff nahm Mercurius mit zornigen Geberden
Den Plunder, und warff ihn hinunter auf die Erden,
Er fiel ins Mohrenland, da wurde er geehrt,
Als wie ein grosser Schatz vom Jupiter verehrt.
Allda gieng erst recht an das viel beliebte Schmauchen,
Die Nasen sahe man wie Feuer-Meuern rauchen;
Sie pflantzten dieses Kraut, zu sehen, ob es sich
Vermehren würd, es wuchs, wie Unkraut mildiglich.
Drum wolten es auch nicht die Morianen sparen,
Vom Rauch und Stancke sie wie junge Teufel waren.
[99]Der Spanier sah an der Indianer Rauch,
Bald seine Nas' und Mund entzündeten sich auch.
Es funden sich dabey manierliche Franzosen,
Die sprachen: Regardes, was sind uns das vor chosen!
Sie truncken auch davon, ob es schon stanck als Dr.
Die Damen wandten sich, als Götter Volck hinweg.
Bey denen blieb es nicht, der freye Niederländer
Sprach: Wel, wel, ick mut ock so schmocken aß en ander,
Der zarte Cortremann in Schott- und Engelland
Hat ietzt in dieser Kunst den Ruhm, die Oberhand.
Das teutsche Africa, das sehr viel Affen heget,
Thut es den Völckern nach, ein ieder fast sich träget
Mit Pfeiffen und Toback, und stänckern wohl so sehr,
Als wenns der Feuer-GOtt Vulcanus selber wär.
Je nun so schmauchet doch, und stänckert allzusammen
So lang, als ihr nur wolt, und haltets mit den Flammen,
Ich halte es mit Bier, und mit dem kühlen Wein,
Und lasse den Toback euch zum Geträncke seyn.
vid. Anon. Tobacks-Ergötzl. p. 57.
Es wird aber ein jeder gar leicht erkennen / daß dieses ein blosser lustus ingenii sey / und daß man die Ursache des allzugemeinen Tobackschmauchens nicht so wohl bey dem Jove und Vulcano, als vielmehr bey denenjenigen zu suchen habe / welche den Toback vor die kräfftigste Panacée halten / und welche sich einbilden / man könne ihn als eine wahrhaffte universal medicin wider alles brauchen. Dem sey aber wie ihm wolle / einmahl vor allemahl ist gewiß / daß fast alle Theile der Welt mit einer ungemeinen Tobacks-Begierde angefüllet sind / daß auch einige / welche den Toback selbst nicht [100] haben / entweder an dessen statt andere Kräuter brauchen und verrauchen / oder auch denselben von manchem um ein grosses Geld erhandeln. America hat uns diese Pflantze zugeschicket /und dermassen unserm Europäischen Appetit eingepflantzet / daß andere Pflantzen anderer Orten nicht Raums gnug dafür behalten. Unsere Gemeinschafft hat sie ferner in theils Asiatische Länder verpflantzet; Wiewohl sie in Asien an den wenigsten Oertern gedultet wird: Africa bezahlet diesen Rauch unsern Schiffern gemeiniglich um ein grosses Geld / fürnehmlich die grossen Raub-Nester Algier, Tunis undTripolis, wie ingleichen die Königlichen mächtigen Städte zu Fetz und Marocco. Gestaltsam unsere Europäische Schiffer den Mahometanern selbiger Orten den Toback gegen Silber fast mit gleichem Gewichte auswägen. Dahero keine Beute / so die See Räuber hinbringen / so angenehm und werth ist / als der Toback / welchen sie denen Christen entführet haben. vid. Francisci Schau-Bühne / P. III. p. 571.
Verlangen wir aber hiervon genauere Nachricht / so werden wir von denenjenigen / welche auf ihren Reisen die Sitten und Gebräuche ausländischer Völckeraccurat untersuchet haben / mit Verwunderung vernehmen / [101] wie der Toback von denen meisten Nationen der Welt in sehr hohen Werth gehalten / und mit der grösten Begierde gerauchet und gebrauchet werde. Und weil der Toback seinen Ursprung in America hat / auch der meiste in diesem zuletzt entdeckten Theil der Welt gepflantzet wird / als wollen wir die natürlichen Einwohner desselben zuerst vornehmen.
Ein gewisser Frantzösischer Missionarius, Ludovicus Hennepin genannt / hat vor einigen Jahren viele sehr grosse Landschafften in America zwischen Neu-Mexico und dem Eiß-Meer gelegen / welche vorhero denen Europäern noch unbekannt gewesen / entdecket. Dieser versichert in seinem Itinerario P. I.cap. 52. p. 263. daß die Wilden selbiger Gegend den Toback höher / als die Europäer das Gold / halten. Erreferiret / daß ihnen einsmahls 2. Kahne mit Kauffmanns-Waaren / so ihme / dem Hennepin, zuständig gewesen / in die Hände gerathen / da habe es nicht viel gefehlet / daß sie sich nicht über den Martinischen Toback / dessen ungefehr 50. Pfund in denen Kahnen übrig gewesen / unter einander selbst getödtet hätten. Und ob man zwar wohl guten Toback unter ihnen anträffe / so habe ihnen doch dieser weit besser gefallen / weil er so wohl gesponnen und in Rollen gedrähet gewesen. Der Herr [102] Baron de la Hontan, von dessen Reise nach dem Norder Theile Americæ man einige Passagen in Feinds Relation Curios. verteutschet findet / bekräfftiget eben dieses von diesen Völckern / und setzet hinzu / daß sie den Toback selbst pflantzten / und dessen ziemlich viel bekämen / wäre aber nicht so gut als der Europäische / ob schon die Körner zuerst aus America kämen. Daher kaufften sich die Wilden Brasilischen / und vermischten selbigen mit gewissen Blättern / Sagokomi genannt / welche eines angenehmen Geruchs wären. vid. Feinds Relat. Cur. Tom. III. No. 51. p. 406.
Die Wilden / so oben an dem Fluß St. Laurent undMeschasipi wohnen / opffern so gar ihren Götzen Toback / und suchen sie dadurch zu besänfftigen. Wenn sie etwa über einen Wasser-Fall nicht wohl fortkommen können / oder sonst einige Gefahr auszustehen haben / werffen sie in denselben unter andern auch Toback / als ein Opffer / hinein / um dadurch die Gewogenheit des allda herrschenden Geistes zu erhalten. Sie glauben nach diesem ein ander Leben / in welchem man allerhand Ergötzlichkeiten geniessen / und nebst andern nothwendigen Sachen auch Toback finden würde. Und damit die Verstorbenen auf ihrer Reise nach denen Elysischen Feldern nicht Mangel an Toback [103] leiden möchten / legen sie in die Gräber derselben Feuerschlag / Pfeiffen und Toback bey. Es wird niemand / auch unter denen ansehnlichsten Wilden / zu finden seyn / welcher nicht auf seinem Rücken einen kleinen Sack / von Fellen gemacht / mit der grösten gravität trage / darinnen er seine Pfeiffe / Toback und Feuerschlag verwahre. Ja sie pflegen auch niemahls eine Versammlung zu halten / darinnen sie nicht ihre Pfeiffe in dem Munde haben / und weil sie hierzu Feuer nöthig / als pflegen sie selbiges fast in allen ihren Raths-Versammlungen anzuzünden. Hennepins Entdeckung unbekannt. Länder in America / P. I. p. 218. & P. II. p. 92. 105. 141 180. 227.
Die Jrocker und andere Nationes in Nord-America bedienen sich des Tobacks und einer besondern Pfeiffe zu ihren Friedens-Instrument, wenn sie entweder die Fremden freundlich empfangen / oder mit denenselben einen Friedens-Tractat aufrichten wollen. Sie füllen nehmlich eine grosse Tobacks-Pfeiffe / so sieCalumet nennen / mit Toback / zünden sie an / der Vornehmste thut einen Zug / giebts hernach denen Fremden / und wenn diese mittrincken / so ists Friede / wo nicht / Krieg. Ists Friede / so gehet die Pfeiffe in der gantzen Gesellschafft herum. Oldmixons Groß-Britt. [104] Americ. p. 373. Es ist aber das Calumet eine grosse Pfeiffe aus einem gewissen Stein oder Marmor / roth / schwartz oder weiß gemacht / das Rohr daran ist 4. oder 5. Schuh lang / ungefehr 8. Daumen dick /der Mund aber / wo man den Toback einfüllet hat in der Weite 3. Zoll. Die Figur siehet fast wie ein Streit-Hammer. Die rothen sind am meisten im Brauch undÆstim. Die Wilden bedienen sich deren in ihren Verrichtungen und politischen Affairen / absonderlich aber auf Reisen / denn sie sind allenthalben sicher /wenn sie das Calumet in Händen tragen. Es ist mit gelben / weiß- und grünen Federn gezieret / und hat bey ihnen eben so viel effect, als bey uns ein Affections-Band. Denn die Jrocker meynen / sie begiengen das gröste Ubel / und zögen sich schwer Unglück über den Halß / wenn sie dieser venerablen Pfeiffe zu nahe thäten. de la Hontan America Septentr. inFeinds Relat. Curios. T. III. No. 8. p. 62. Hennepin in der Entdeckung unbekannter Länder in Ameri ca beschreibet das Calumet P. I. cap. 24. p. 111. also: Das Calumet ist eine Art grosser Tobacks-Pfeiffen / welche von rothen / schwartzen oder weissen Marmor gemacht sind / und ziemlich unsern Streit-Hämmern gleichen; Der Kopff daran ist sehr glatt /und der Stiel / [105] der dritthalb Fuß lang / ist ein starckes Rohr / das mit Federn von allerhand Farben geschmückt / und mit unterschiedlichen Haar-Bändern der Weiber / auf mancherley Weise geflochten / gezieret ist. Man bindet daran 2. Flügel / und dieses gleichet ziemlich dem Stab Mercurii, oder dem Stock /welchen ehemahls die Gesandten des Friedens in ihren Händen trugen. Dieses Rohr wird entweder gestecket in die Hälse des Huars / welches schwartz und weiß gesprenckelte Vögel sind / und an Grösse unsern Gänsen gleichen / oder auch in den Halß der wilden Endten die ihr Nest in den Spitzen der Bäume machen / ohngeachtet sonst das Wasser ihr gewöhnliches Element ist. Diese Endten sind geschmücket mit 3. oder 4. unterschiedlichen Farben. Im übrigen pfleget eine iegliche Nation das Calumet nach ihrem Gebrauch und sonderlicher Neigung zu zieren.
Wenn die Nadouessans und Issati in America Toback rauchen / so kehren sie ihr Angesicht gegen die Sonne / die sie in ihrer Sprache Louis nennen / um dadurch ihren respect gegen dieselbe an den Tag zu legen / und præsentiren also ihre Pfeiffe oder Calumet, so bald sie angezündet / diesem grossen Gestirne mit diesen Worten: Tschentiouba Louis, das ist / rauche / [106] Sonne. So gleich beym Aufgang der Sonnen brummen sie gemeiniglich einige Worte / und opffern ihr den ersten Rauch ihrer Pfeiffe / den übrigen Rauch blasen sie gegen die vier Theile der Welt. Hennepin. P. I. cap. 41. p. 225. 226. Diesem kommen hierinne ziemlich gleich die Boyetz oder heydnischen Priester auf der Insul St. Christophori; Denn diese stehen in denen Gedancken / als ob der Tobacks-Rauch ihren Göttern ein höchst angenehmer Geruch sey. Daher verehret ein ieder Boyetz daselbst seinen besondern Gott mit Singung gewisser Worte und Anblasung des Tobacks-Rauchs. Oldmixons Groß-Brittann. America, p. 717.
Dergleichen Ehrerbietigkeit erweisen auch die Wilden in Canada ihrem Geist dem Kitchi Manitou; denn wenn sie demselben ihr Opffer bringen / bieten sie ihm auch unter andern närrischen Ceremonien je und je an der Sonnen angesteckte Tobacks-Pfeiffen hin. Ihren Verstorbenen legen sie in den Sarg ebenfalls Pfeiffen und Toback bey; Nach deren Tode machen die Sclaven eine eigene Hütte aus / als die nunmehro frey sind / und keinen Herrn mehr haben. Dahero gehn auch gedachte Sclaven alle Tage fleißig um ihres verstorbenen Herrn Sarg herum / und rauchen ihm zur Danckbarkeit wegen [107] ihrer Freyheit ein paar Pfeiffen Toback aus. de la Hontan in Feinds Relat. Cur. T. III. No. 50. p. 394. & No. 51. p. 405. Sonst haben auch die Canader von GOtt diese lächerliche Meynung: Er hätte einsmahls viel Toback geschmaucht / und damahls die Pfeiffe ihrem Obersten gereichet / mit Befehl / daß er dieselbe ja fein sorgfältig bewahren solte / so würde ihm nichts mangeln; Weil aber dieser die Pfeiffe verlohren / sey er daher in Mangel und Elend gerathen. Happel. Relat. Cur. T. IV. p. 716.
Weil die Virginier ihren meisten Nutzen aus dem Toback ziehen / als hat man sich um so viel weniger zu verwundern / wenn sie denselben hochhalten. Denn so lange sie Toback haben / fehlet es ihnen an nichts /sintemahl er bey ihnen eben so angenehm als baares Geld. Es bestehet auch so gar derer Herren Geistlichen in Virginien ihr Salarium in Toback und zwar ist die Pfarr-Besoldung daselbst jährlich auf 16000. Pfund Toback für jeden angesetzt / nebst denen Accidentien / als 10. Rth. von einer Leichen-Predigt / 5. Rth. aber für eine Trauung. Aus 12. erbarn Männern /welche die Kirchen-Sachen besorgen / werden ihrer 2. zu Kirchen-Aufsehern erwehlet / welche absonderlich darauf zu sehen haben / daß der Toback vor das Kirchspiel und den Pfarrern richtig gesammlet werde.[108] Oldmixons Groß-Brittann. Amer. p. 384. Auf der Provintz Maryland gilt der Toback ebenfalls in Handel und Wandel so viel als Silber und Gold / und kan man sich davor mit aller Nothdurfft versehen / daher auch wenig Geld bey denen Innwohnern daselbst anzutreffen ist. Oldmixon l.c.p. 259.
Die Eingebohrnen Innwohner oder Wilden in derAmericanischen Provintz Pensylvanien trincken überaus gerne Toback und bedienen sich dessen so wohl die Manns als Weibs-Personen. Pastorii Beschrib.Pensylvaniæ p. 30. Dahero haben sie einen starcken Handel nach Virginien / Maryland, Neu-yorck von wannen sie Toback bekommen / und selbigen gegen andere bey ihnen sich befindende Waaren vertauschen. Gabr. Thomas Beschr. Pensylvani ens p. 20.
Nicht weniger lieben die Mohren auf der Gold-Küste Gvinea den Toback / und sind sie beyderley Geschlechts so wohl Manns als Weibs Personen demselben dermassen ergeben / daß sie die gerinste Schwürigkeit machen / den letzten Heller davor auszugeben / ja viel lieber Hunger zu leiden / als sich dessen zu enthalten; welches denn bißweilen eine solche Theurung im Toback verursachet / daß sie vor eine Klaffter Portugiesisch Guth / so noch kein [109] Pfund ausmachet / einen Gulden / Esterlin oder Thaler in Silber Geld vor dergleichen schlechte Waare bezahlen. Und ob wohl der Toback / welchen die Gvineer selbst pflantzen / sehr schlecht ist / angesehen er /wenn er gerauchet wird / einen unnatürlichen und entsetzlichen Gestanck verursachet / so lassen sich doch die Mohren hierdurch im geringsten nicht hindern. Jedoch gebrauchen diejenigen Mohren / so mit denen Weissen viel verkehren / lauter Portugiesisch oder Brasilianisch Guth / welches einen etwas erträglichern Geruch giebet. Bosmanns Reise nach Guinea p. 362. Sie nennen ihre Pfeiffen einen Kaschot, theils derselben sind so groß / daß eine Hand voll Toback hinein gehet / die Röhren aber sind eines Armes lang. vid. Hemmersams Guinei sche und West-Ind. Reise-Beschreib. cap. 10. p. 63.
Die natürlichen Einwohner des Capo de bona Esperanza, die Hottentots / halten den Toback so werth / daß sie alles in der Welt thun / nur etwas vom Toback zu erlangen. Sie verkauffen ihr Vieh denen Holländern vor Toback; der Preiß einer Kuh oder Schafes ist ein Stück gerollten Tobacks so lang / als man es von den Hörnern biß zum Schwantz zu messen braucht. Dampiers Reise um die Welt / P. I. p. 980.Leguats Reisen / P. II. p. 380. Meister beschreibet[110] diesen Handel in seinem Orientalischen Lust Gärtner / Cap. IV. p. 31. folgender massen: Die Ochsen-und Schaaf-Händler setzen sich in dem Castel auf die Erde in einem Ring herum / gleichwie man bey denen Teutschen des Schuhes spielet; alsdenn tritt ein Officier oder von denen Negoti en-Comptor en ein Unter-Buchhalter in die Mit ten des Creysses / und giebet einem nach Proportion / nachdem des Rind- oder Schaaf-Viehes viel oder wenig gewesen ein Stücke Toback. Damit gehen sie so freudig nach ihren Wohnungen hinab / und zwar mit einem solchen Jubel-Geschrey / als ob sie die allerreichste Beute von etlichen Tonnen-Goldes bekommen hätten. Ja die Begierde nach dem Toback ist so groß bey ihnen / daß auch so gar die Weiber / um ein klein Stücklein zu bekommen / wenn es etwa einer aus Curiosität verlangete / ihre pudenda weisen. Dapp. Beschr. Afric. p. 619. Leguats Reisen p. 379. Schweitzers Ost-Ind. Reise p. 13. Sie tragen die Därme von etlichen Thieren / welche sie mit allem / was darinnen ist / so frisch und stinckend zwey oder drey mahl in einander flechten / so wohl des Nachts / wenn sie schlaffen /als des Tages / um den Halß / und diese Därme müssen ihnen an statt des Sacks [111] dienen / darinnen sie ihren Toback und Pfeiffen aufbehalten. Happel. Relat. Curios. Tom. III. p. 95.
In Egypten hat man einige am Pfahl gespiessete Ubelthäter gesehen / welche biß an den dritten Tag gelebet / und inzwischen continuirlich biß auf den letzten Augenblick ihres Lebens Toback gerauchet haben. Happel. Relat. Curios. T. I. p.m. 558. Und denen Türcken / welche sich in Egypten an dem Nil-Strom aufhalten / ist Toback das beste und erste Confect; Sintemahl sie denen Frembden / und denen sie eine Ehre zu erweisen gedencken / so gleich Toback vortragen / auch die Mahlzeit mit Tobackrauchen beschliessen. Paul Lucas Reise nach der Levante P. I. c. 8. p. 42. wie denn auch die vornehmen Türcken überhaupt bey ihren Visiten die Gewohnheit in Acht zu nehmen pflegen / daß sie dem Gast so gleich eine Pfeiffe / samt etwas auf eine Kohl-Pfanne gestreuetenAloë-Holtzes (von welchen das Pfund tausend Thaler kostet) offeriren. Tavern. Türckis. Palast Cap. 8. p. 218. Hier wird nicht undienlich seyn / die Art und Weise / wie die Türcken insgemein ihre guten Freunde bey gegebenen Visiten zu tractiren pflegen / etwas ausführlich zu vernehmen. Solches wird uns der wohlgereißte Ritter Frantz Ferdinand von Troilo am allerbesten [112] lehren können / als welcher An. 1669. bey einem vornehmen Türcken zu Algier die Dienste eines armseligen Sclavens eine Zeitlang versehen müssen. Er saget aber in seiner Orientalis. Reisebeschr. p. 649. also: Wenn es geschahe / daß etliche gute Freunde dem Sangagen / meinem Herrn / die Visite gaben /da that ich / was mir als einem fleißigen Sclaven zukam. Sobald sie in das Hauß kamen / gab ich ihnen andere Babutschen oder Pantoffeln / die sie anlegten /ihre unsaubere indessen vor der Thür abzogen / und mit den reinen in das Gemach meines Herrn giengen /dessen Helffte mit 2. Stuffen erhaben / und mit schönen Teppichten auf den Boden rings herum bedecket war. Nachdem sie sich gelagert hatten / bracht ich einen grossen Kamm / den ich nach der Reihe darreichte / ihre Bärte auszukämmen. Darauf nahm ich ein Tuch / und gab es ihnen / welches sie über den Bund und Angesicht deckten / darunter ich den ausgekämmten Bart mit dem allerköstlichsten und wohlriechenden Rauch beräuchern muste. Als nun dieses auch geschehen / da brachte ich hervor die grösten Toback-Pfeiffen / die ich schon vorerst alle hatte angebrennet / und so viel Personen kommen waren / so viel Pfeiffen übergab ich ihnen / welches das liebe Willkommen / gleichwie bey uns Christen ein gutes[113] Gläßlein Wein bedeuten soll. So lange sie aber den Toback schmauchten / redet selten einer ein Wort /sondern sitzen gantz still / und in tieffen Gedancken. Indessen kochte ich Caffee oder schwartz Wasser /nahm kleine Schüsseln von Porcellan / goß sie voll /setzte sie auf eine grosse gedresselte Scheiben / die ich nach ihren Toback-trincken in das Gemach trug /und einem jeden dergleichen Tatze abzuheben gabe /etc.
Wie sehr die Türcken sonst dem Tobackrauchen ergeben / kan man einiger massen aus folgender Historie erkennen: Vor einigen Jahren hat zu Algier, der fürnehmsten barbarischen Raub Stadt / ein vornehmer Türck ein schönes neues Schiff Seegel bereiten lassen / wofür er / weil das Seegel-Tuch allda gar theuer / etliche hundert Reichsthaler aufwenden müssen. Hierauf haben etliche gefangene Christen-Sclaven (als deren gewöhnliche Nahrung bey solchem elenden Zustande gemeiniglich von fremden Guth kömmt /indem sie die See-Diebe nach Möglichkeit auf Zulassung wieder bedieben /) einen Anschlag gemacht und versucht / ob sie dem Seegel könten eine andere Herrschafft zuwege bringen. Einer von diesen Raben Gesellen gehet hin zu dem Meister / der daran arbeitete /und bittet um eine Feuer-Kohle / [114] damit er seine Pfeiffe Toback anzünden möge / weiset zugleich dem Meister ein ziemlich Stück Toback / und verspricht ihm etwas davon mitzutheilen. Solches nimmt der Seegelmacher zu grossen Danck an / und gehet hin Feuer zu holen; der listige Sclave wirfft geschwind einen Zipffel vom Seegel für die Thür hinaus / gehet folgends dem Meister auf dem Fusse nach / und hält denselben mit Tobackschmauchen so lange auf / biß er vermuthet / seine Rott-Gesellen würden mit der Beute allbereit davon seyn. Worauf er Urlaub genommen /und hinweggegangen / der Meister ist aber noch eine gute Weile sitzen blieben / hat Toback geschmauchet / und für übermachter Süßigkeit dieses an ihm selbst so bittern Krauts seinen Schaden so bald nicht gemercket. Unterdessen eilen die ehrlichen Seegelhinnehmer mit der Beute geschwind nach ihrem Abnehmer / dieser alsofort damit zu den rechten Eigenherrn desselben und bietet ihm sein eigenes nunmehro aber gestohlnes um hundert Reichsthaler feil; Derselbe meynt / er kauffe ietzo mit dem Glücke selbsten / zahlet derowegen die hundert so geschwinde aus / als ob ihm beydes das Tuch und das Geld geschencket wäre /gehet darauf hin in tausend Freuden / besagten Meister anzudeuten / was für ein herrliches Seegel er um halbes [115] Geld erkauffet hätte / ohne Nachdencken / daß gestohlne Waaren allezeit am wohlfeilsten. Je frölicher er aber dahin kömmt / je mehr ihn der traurige Blick des von der Sicherheit nunmehro aufgewachten Meisters bestürtzt machte / und zwar noch viel mehr /da er hören muste / man würde ihm vielleicht sein eigenes Seegel verkaufft haben / sintemahl ihme / dem Meister / allererst vor einer Stunde eins gestohlen wäre. Da man nun recht nachsahe / fand sichs / der Meister wäre ein Prophet / und hätte recht geweissaget. Also kam der Reu-Kauff hinten nach. Das hat die Begierde des Tobacks ausgerichtet. Happel. Relat. Curios. T. II. p. 379. Francisci Schau-Bühne / P. III. p. 572. Sonst ist die Stadt Tachia (oder Laodicæa) die rechte Haupt-Niederlage des Tobacks /davon der Groß-Türcke aus diesem Orte jährlich über die hundert tausend Thaler Einkommens hat / welches sein Königliches Regale ist. vid. Troilo Oriental. Reise-Beschreib. p. 571.
Wenn die Stadt Ispahan in Persien nach dem Bericht des Hn. Happelii Relat. Curios. T. I. p. 538. vor den Tobacks-Pacht jährlich 40000. Tomans (ieden Toman auf 46. Holländische Gülden / oder auf 19tehalb Reichs-Thaler gerechnet /) die Stadt Tauris 20000. [116] Schiras 12000. überhaupt aber gantz Persien nach der Anmerckung Sansons in der Pers. Reise / p. 99. jährlich 2. Millionen und fünffhundert tausend Pfund einbringet / kan man gar leicht daraus urtheilen / daß der Gebrauch des Tobacks daselbst sehr gemein seyn müsse. Merckwürdig ist die grosse Tobacks-Begierde und der unzeitige Eyfer des Persischen KönigsCha Abas: Als gedachter König einsmahls seine Tobacks-Pfeiffe ausgerauchet hatte / gab er selbige einem von seinen Bedienten / mit Befehl / dieselbe wiederum zu füllen; Als aber dieser hierinne säumig war / und nach geschehener abermahligen Erinnerung darüber bey sich selbst murrete / ließ ihm der König Augenblicks die Zunge aus dem Halse schneiden. Tavernier. Persianische Reise / Lib. 5. cap. 5. Dieses ist nicht der eintzige unter den Persischen Königen /welche sich das Tobackrauchen gefallen lassen; Denn es haben selbige biß dato noch ihre besondere Bediente / welche ihnen den Toback ordinair zureichen müssen. Sansons Reise nach Persien / p. 65. Da nun der König selbst seinen Unterthanen mit seinem eigenen Exempel vorgehet / hat man sich nicht zu verwundern / wenn diese ihme hierinne so eyferig nachfolgen. Man findet zu dessen Behuff in denen vornehmsten Städten Persiens [117] öffentliche Cabarets oder Tobacks Häuser / in welchen man sich die Zeit mit Toback-schmauchen vertreiben kan. Chardin Persianisch. und Ost-Indische Reise Beschreibung / p. 437. & 473. Ja man siehet die vornehmsten Stands-Personen daselbst hin- und wieder / auch so gar in denen Kirchen Toback schmauchen. Olearii Persian. Reise-Beschreib. Lib. 5. cap. 17. Solches erwiese auch Anno 1715. der in Franckreich sich aufhaltende Persianische Gesandte / Mehemeth Reza Beg, (dessen veritables Portrait auf dem 179 Theil der Europäischen Fama, ingleichen auf dem 88. Theil des Staats Spiegels befindlich) mit seinem Exempel; Denn er ließ sich so wohl bey seinem Einzug in Pariß / als auch bey anderer Gelegenheit / wenn er die gröste parade auf der Strassen machte / iedesmahl seine grosse Tobacks Pfeiffe durch einen Ministre vor sich her tragen. Ja er muste selbige so gar bey seiner Audienz bey sich haben / welche er währender Anrede an den König unterschiedene mahl verlangte. Europäis.Fama, P. 172. p. 317. Staats Spiegel / P. 84. p. 1131. Nicht weniger pflegte er zu Pferde / bey der Tafel / desgleichen bey Opern und Comœdien Toback zu rauchen. Beschäfft. Secretar. 27. Expedit. p. 228. Es können auch so gar die zum Tode [118] verurtheilten Perser sich des Tobacks nicht enthalten / denn eine Pfeiffe Toback soll ihnen bey denen grausamsten und empfindlichsten Todes-Schmertzen die gröste Hertzstärckung geben. Tavernier. Persian. Reise / Lib. 5.cap. 13.
In Ost-Indien findet man eine gewisse Art Mönche / welche Derwisch genennet werden. Diese haben ein Schaaf-Fell auf dem Rücken / gehen durch das gantze Land betteln / schlaffen in denen Kirchen / denn niemand will sie gerne im Hauß haben / weil es unartige und muthwillige Buben sind; Und weil sie grosse Liebhaber des Tobacks sind / siehet man sie offt in ihren Kirchen sitzen und Toback trincken. Mandelslo Morgenländisch. Reise-Beschreib. Lib. 1. cap. 35.p. 95. Diese Mönche werden auch in der Türckey hin-und wieder gefunden / allwo sie die Gewohnheit in Acht nehmen / daß / wenn die Seniores den Alcoran erklären / und darauf ihren andächtigen und heiligen Tantz halten / ihre Confratres in ihren Zellen zusehen / und unterdessen Toback rauchen. Wauich de religione Turcor. p. 78. Uberhaupt sind die Barbarn in Ost-Indien ungemeine Liebhaber des Tobacks / und bedienen sie sich dessen so sehr / daß sie auch in ihren nöthigsten Verrichtungen die Tobacks-Pfeiffen[119] in dem Munde haben. Mandelslo Morgenländ. Reise-Beschreib. Lib. 1. cap. 21. p. 68. Insonderheit lassen sich die Einwohner der vortrefflichen und reichen Handels Stadt Suratte das Toback-schmauchen sehr angelegen seyn. Langhans. Ost-Ind. Reise / p. 519. Auf der Insul Zeilan rauchen Männer und Weiber unter einander Toback / ob es gleich daselbst vor etwas lasterhafftes gehalten wird / Knoxens Ceilan. Reise / Lib. 1. cap. 2. & Lib. 3. cap. 8. In Colombo bedienen sich ebenfalls so wohl die Männer als die Weiber des Tobacks. Schweitzers Ost Ind. Reise /p. 118. Nicht weniger halten ihn die Javaner vor ihre sonderliche delicatesse. Die Einwohner erbauen selbst Toback / pflicken den reiffen ab / zerschneiden ihn gantz klein / und machen ihn dürre / da er denn dem ungezausten Saffran nicht viel unähnlich ist.Behrs Ost-Ind. Reise / p. 32. Burckhardts Ost-Ind. Reise / p. 193.
An Siberien stösset eine gewisse heydnische Nation / Ostiakki genannt / welche den Toback dermassen lieben / daß sie / wenn sich etwa Toback Mangel ereignet / auch so gar das Abgeschabte von ihren Tobacks-Pfeiffen / welche von Holtz / aber dabey sehr einfältig und wunderlich verfertiget sind / an statt des Tobacks [120] rauchen. Brandt Chines. Reise / p. 73. Und die Lappen machen von einem Stück Toback eines Fingers lang mehr æstim als von einem Thaler. Die Wegweiser werden daselbst von denen Reisenden mit nichts anders als mit Toback bezahlet; Ja man erhandelt von ihnen die schönsten Fuchs-Bälge / Marten und Zobeln vor Toback / dahero auch die Reisenden in Lappland den Toback nöthiger als Geld haben.Anon. Reise nach Norden / p. 64. 58. 49.
In Moscau war sonst der Toback als eine unreine und unheilige Sache verbothen / so gar / daß auch der Patriarch denjenigen Kauffmann / der das Recht den Toback-Handel zu führen mit jährlichen 15000. Rubelen erkaufft / mit seiner gantzen familie in den Bann gethan. Ex Itinerar. Dn. de Guarient & Rall der Neubestellte Agent, Fonct. III. Depeche VII. p. 556. Nachdem aber Ihro ietzt regierende Czaarische Majest. Peter Alexowiz, vor einigen Jahren dero damahls in Engelland sich aufhaltenden Hrn. Gesandten / Graffen Gallowin, Befehl ertheilet / daß derselbige mit einigen Kauff Leuten wegen jährlicher transportirung einer ziemlichen quantität Tobacks nach Rußland tractiren solle / ist dessen Gebrauch vorietzt auch daselbst eingeführet worden / und bedienen sich dessen die Moscowiter wieder öffentlich [121] zu ihren grösten contentement. Perry Staat von Rußland / p. 263. In dem Anno 1707. den 14. Sept. in der Residentz Moscau entstandenen entsetzlichen Brande haben Ihro Czaarische Majestät allein an Toback vor mehr als 10000. Rubelen Schaden gelitten / welcher in einem Pack-Hause gelegen. Europ. Fama, P. 74.p. 137. Woraus zu schliessen / daß nicht wenig Toback daselbst müsse verbrauchet werden. Ja es versichert derjenige / welcher des Engelländ. Graffen vonCarlile abgelegte Gesandtschafften beschrieben / in seinem Diario, cap. 4. p. 74. daß die Moscowiter schon zu selbiger Zeit / als sich der Gesandte in Moscau aufgehalten / nehmlich Anno 1663. angefangen /des Tobacks / welcher damahls seiter 30. Jahren verboten gewesen / sich zu bedienen; Er setzet ferner hinzu / es wären ihrer viele zu des Gesandten Suite gekommen und gebeten / in geheim ihnen etwas von Toback zu lassen / er möchte auch so theuer seyn / als er wolte; worinnen man ihnen auch gewillfahret.
Von denen Pohlen ist bekannt / daß sie vor dem ietzigen Kriege gegen die durchreisenden Teutschen nicht allemahl wohl gesinnet gewesen / dahero wenn diese z.E. des rechten Weges / den sie verfehlet / jene gefraget / haben sie entweder [122] keine / oder doch undeutliche Antwort bekommen; Soferne man ihnen aber ein Stückgen Toback gegeben / haben sie nicht nur den rechten Weg angezeiget / sondern auch ein groß Stück Weges mit denen Reisenden gegangen. Dahero die Passagiers, so nach oder durch Pohlen zu reisen resolviret / sich mit einer Rolle gutem Tobacks zu versehen nöthig gehabt / um sich dessen bey solcher vorfallenden Gelegenheit zu bedienen. Thebes. Nachricht vom Toback / cap. 4. p. 38.
Daß die Einwohner in denen Nordischen Königreichen Schweden / Dännemarck / Norwegen etc. grosse Liebhaber des Tobacks seyn müssen / bezeugetOldmixon im Groß-Brittann. Amer. p. 269. weil die Pflantzer auf der Americanischen Provintz Maryland ihren Toback / welchen sie Oroonoko nennen / und der sehr starck seyn soll / häuffig dahin verhandeln. Wie denn absonderlich die Norwegen die Frembden und andere Ankommende nicht besser zu empfangen wissen / als wenn sie ihnen so gleich Toback offeriren; und halten sie es vor eine sonderbare Ehre /wenn jemand ihnen zu Gefallen eine debauche darinnen macht. Anon. Reise nach Norden, cap. 6. p. 20.
[123] Denen Spaniern ist das Tobackrauchen auch sehr wohl bekannt / massen jahrlich viele Schiffe mit Toback beladen aus America von denen jenigen Orten /woselbst sie vortreffliche Pflantz-Städte haben / in Spanien ankommen. Wiewohl sie sich lieber des Tobacks zum Schnupffen als zum Rauchen bedienen /und wissen sie einen vortrefflichen Schnupff-Toback zu verfertigen / welcher bey uns unter dem Nahmen des Spaniols nicht unbekannt ist. In Franckreich ist der Gebrauch des Tobacks so gemein / daß auch so gar die Dames mit denen Chevaliers in öffentlichenCompagnien Toback zu schmauchen sich angewöhnet / wie bereits oben gemeldet worden.
Aus Jacobi VI. Königs in Engelland und Schottland Misocapno ist zu ersehen / daß schon damahls etliche Lords in Engelland gelebet / welche in dem Ausgabe-Buch jährlich unserm Gelde nach über 1600. thlr. für Toback eingetragen haben. Und ist nicht zu zweifeln / es werde dasjenige / was vormahls ein Engelländischer Theologus von seinen Lands-Leuten ausgeruffen: Multi eheu! Tabacomania inter nos laborant, auch biß dato noch bey ihnen gelten /massen Oldmixon in seinem Groß-Britann. Amer. p. 403. die Versicherung giebet / man habe jährlich über 200. [124] grosse Schiffe zur Ausfuhre des Virginischen Tobacks nöthig; und obgleich dieser Toback nicht alle in Engelland verbrauchet wird / so ist doch zu glauben / es werden die Engelländer den Genuß von denen jenigen Gütern / welche GOtt ihnen in so reichem Uberfluß giebet / nicht unterlassen. In dieser Meynung werden wir absonderlich von einem gewissen Autore Anon. gestärcket / als welcher in seinenDiscurs en und Unterredungen dreyer Reise-Gefehrten nach Holland cap. 10. das naturell der Engelländer also beschreibet: Die Engelländer sind insgemein flasques & gueres nerveux, weil sie an zu viel Fleisch / Gewürtz und allerhand hitzige Geträncke sich gewöhnet / und mehr als andere Nationes, ja so gar die Weiber / Toback schmauchen. Wiewohl dieses letztere nach der AnmerckungBerckenmeyers im Antiquario P. I. cap. 5. p. 166. an dem Englischen Frauenzimmer als ein Fehler getadelt werden will. Denen Holländern / als welche grosse Phlegmatici sind / hat die Natur sonderlich eingegeben / den Toback zu lieben / damit ihre grosse Feuchtigkeit hierdurch abgeführet / und das Geblüthe rein erhalten werde. Ja es ist das Tobackschmauchen daselbst so gemein / daß auch die Bauer-Mägde /wenn sie des Tages Last und Hitze getragen / [125] sich mit diesem kräfftigen remedio erqvicken.
Die Italiäner gebrauchen zwar wohl den Toback mehr zum Schnupffen als zum Rauchen / doch lassen sie sich auch den Gebrauch des letztern gefallen / und kan man absonderlich zu dessen Erweiß Neapolis produciren / als woselbst der Toback so häufig geschmauchet wird / daß die Königliche Regierung jährlich eine halbe Million hierdurch erwerben kan. Denn da man befunden / daß durch das monopolium des Tobacks die Königl. Casse einen vortrefflichen Nutzen ziehen könte / hat man selbigen denen Meistbietenden mit Königl. Freyheit zu verpachten resolviret; Und hat Anno 1715. ein Genueser / Nahmens Gioseppe Piastra in Neapolis gegen Erlegung 221110. Ducati erhalten / daß er auf 3. Jahr lang den Toback verschaffen und allein verkauffen möge. Europ. Fama, Part. 169. p. 14.
Die Teutschen haben sich nach der in Nachahmung ausländischer Gebräuche ihnen gleichsam angebohrnen Art das Tobackrauchen ebenfalls angewöhnet / welches zwar / so ferne sie sich dessen in gehöriger Maße zu ihrem Nutzen bedienten / nicht zu improbiren. Allein da sie hierinnen zum öfftern die gebührende Schrancken überschreiten / und durch dessen schändlichen [126] Mißbrauch sich nicht allein um ihre Gesundheit bringen / sondern auch das zu ihren Unterhalt benöthigte Vermögen auf eine unverantwortliche Weise verschwenden; Als hat man sich um so viel weniger zu verwundern / wenn einige denenselben dieses schädliche Laster in ziemlich piquanten terminis vorgerücket. Massen ein gottseeliger und beliebter Theologus unsrer Zeiten sich hiervon also vernehmen läßt: Wir Teutschen haben dieses frembde Kraut mit solcher Begierde angenommen / gleich als ob an einheimischen Mitteln ein Mangel gewesen wäre / durch welche wir uns arm / kranck / siech /ins Grab und in die Hölle sauffen könten. vid. Ernsts Confect-Tafel / P. I. §. 7. p. 42. Etwas moderater raisoniret hiervon ein anderer vornehmer Mann / wenn er saget: Nachdem uns in Teutschland die Indianer oder die Völcker in der Neuen Welt nicht nur mit ihrem Gold bereichert / sondern auch mit ihren Früchten und Kräutern beschencket / so wäre zu wünschen / unsere Nation hätte beydes mit Maße gebrauchet / und einen Unterscheid gemacht unter dem Gebrauch und Mißbrauch einer Sache. Allein es ist / GOtt erbarm es! so weit gekommen / daß uns ihr Geld tyranni scher / geitziger / verschwenderisch- [127] und pralender gemacht. Ihr Gewürtze nehmen wir nicht /wie sie / die es doch besser verdauen könten / weil sie einerley Himmel und Safft der Erden haben /mit Maß / sondern zum Uberfluß. Ja / da wir ihre Kräuter annehmen / u. mit grossen Unkosten und mit gewaffneter Hand von ihnen deßwegen holen /daß wir unser Leben damit verlängern wollen /wie wir gewißlich thun könten / so fressen wir uns den Halß mit solchen Dingen ab / welche / wenn der Mißbrauch nicht wäre / eine besondere Hülffe zu mehrern Anwachs unserer Jahre an die Hand schaffen könten; So aber holen wir arme Leute der alten Welt etwas aus der neuen Welt / welches uns fein bald spedire oder fortschicke in die andere Welt. Darunter gehöret absonderlich das liebe Kraut Toback / ein herrlich / aber jämmerlich bey uns mißbrauchtes Gewächs / welches zwar in Teutschland so lange nicht bekannt / als tausend Gutes und Böses damit in allen Stücken gestifftet worden. vid. F.P.F.P. â E.K. klugen Landmann /P. II. cap. 125. p. 405.
Wenn man nun das Ubel / wofür das gute Kraut nichts kan / allein ansehen wolte / so würde man sich allerdings Bedencken nehmen / sich [128] desselbigen zu bedienen. Da aber ein Vernünfftiger gar wohl zwischen dem Gebrauch und Mißbrauch einer Sache zu distinguiren weiß / als hat man sich hierüber kein Gewissen zu machen / wenn man den Toback so wohl als andere von GOtt zu des Menschen Nutzen erschaffene Creaturen in gehöriger Masse gebrauchet / und demselben sein gebührendes Lob ertheilet. In Betrachtung dessen versehen wir uns auch von dem geneigten Leser einer gütigen Censur, wenn wir dem Toback zu Ehren dasjenige Lob-Gedichte / mit welchem er als der bekannteste Compagnon des menschlichen Geschlechts am Zittauischen Gregori-Feste 1702. besungen wurde / hier anfügen:
Ihr Leute seht auf mich, und gönnt mir euern Kauff, Damit erfahret ihr den gantzen Lebens-Lauff: Ich bin ein Doctor-Kind, wenn ich gebohren bin, So schickt ein heilsam Stern was starckes auf mich hin. Ich habe da und dort ein feines Vaterland, Doch meine Jugend ist den meisten unbekannt. Hab ich ein grünes Kleid, ist endlich die Facon Schwartz, gelb und wunderlich: da wißt ihr nichts davon. Wenn ihr mich kennen lernt, bin ich ein Passagier, Und schneide manchen Fleck aus frembden Ländern für. Denn wo mein Reise-Buch kaum dreyßig Meilen hält, So schreib ich mein Geschlecht gar von der Neuen Welt. Wenn mir Virginien den Jungfer-Titul giebt, So bin ich keinem gram, der schöne Kinder liebt. Ja, wenn sich dieses Volck offt über mich beschwert, So werd ich doch einmahl von ihnen selbst begehrt. Die Töpffer sind mir gut, und geben alles an, [129] Damit ich mein Gewehr wohl præsentiren kan. Bißweilen werd ich stoltz, und führe meinen Staat; Wenn Holland seine Kunst mit mir getheilet hat. Ich sitze trefflich warm, und heutze mein Qvartier, Bald brauch ich dünnes Holtz, bald eingeschrenckt Papier. Wer mich zum ersten sieht, der macht ein grosses Spiel Eh er den andern folgt, und Feuer fressen will. Da nimmt der dichte Dampff das gantze Zimmer ein, Jedoch ein kühler Safft muß auch vorhanden seyn, Im warmen bin ich kalt, im trocknen bin ich naß, Sie haben nichts von mir, und dennoch immer was. Ich achte bey der Lust kein stoltzes Ehren-Kleid, Auch die Paruqven gehn aus meinen Augen weit. Ein Schlaff-Rock von Cattun, ein Mützgen vor das Hauß Die putzen mir das Volck am allerbesten aus. Mit Ambra, Benzoe, mit Balsam und Zibeth Laß ich mich niemahls ein. Denn wer die Krafft versteht, Der raucht das liebe Gut hübsch nach einander weg, Es stinckt doch nimmermehr so sehr als Teufels-Dreck. Wiewohl ich habs gesagt, daß ich ein Doctor bin, Der Fluß fall auf die Brust, in Kopff, und sonst wohin, Kömmt man in böse Lufft, ja thun die Zähne weh, So bring ich vor die Welt die beste Panacée. Ich bin auch ein Balbier. Mein Pflaster ist bewehrt, Manch alter Schaden wird von Grund aus weggezehrt. Wer sich gestossen hat, wer sich mit Messern schneidt, Ja wer geschossen ist, dem helff ich allezeit. Ich bin ein Oculist. Wem es an Augen fehlt, Daß er sich offtermahls mit scharffen Saltze qvält, Und roth ins weisse setzt, der lauffe nur zu mir, Denn mein Specificum ist warlich gut dafür. Doch welcher gar zu tumm mit seiner Kehle zuckt, Daß er mein gantz Recept im Leib hinunter schluckt, Der spüret also bald ein solches Parlament, Daß er mich aus Verdruß rechtschaffen garstig nennt. Manch armer Handelsmann wird mir zu Dancke reich, Denn meine Waare geht und consumirt sich gleich: [130] Am baaren Gelde kömmt zwar wenig auf einmahl; Allein es kömmet offt: so mehrt sich auch die Zahl. Vor andern leb ich auch als ein Soldaten-Freund, Denn wenn im Felde kaum ein Bissen Brod erscheint, So bin ich gleichwohl da. Wer nur mein Labsal hat, Der wird im Munde warm, und in Gedancken satt. Wer auch im Friede sonst die Gaste wohl tractirt, Der hat ein grosses Theil von Speisen menagirt, Wenn er mich ruffen läßt; weil meine Krafft besteht, Daß allen Lust und Muth zur Fresserey vergeht. Wiewohl ein Courtisan wird schlecht, durch mich erqvickt, Indem sich mein Geruch zu keinem Kusse schickt. Allein sie dencken nach und bleiben doch geneigt, Dieweil der saure Dampff nicht aus der Lunge steigt. Ist dieses ein Galan, der gerne Knoblauch frißt, Und dessen Tuncke stets von Pohlnschen Zwiebeln ist: So faß ich ebenfalls im Löffeln einen Muth, Denn was ich parfurmit, ist tausendmahl so gut. Es kömmt mich gleichwohl an, daß ich Politisch thu: Damit so leg ich mir die schönsten Thosen zu, Die præsentir ich nun, ohn Argwohn, ohne Grauß; Denn was der Mann bekömmt, davor geb ich es aus. Gedencket wer ich bin, man holt mich vor die Pest, Da meine Wunderthat kein Gifft regieren läst. Also wird hin und her manch gutes Werck gestifft, Und eben mein Recept hilfft wider Liebes-Gifft. Zwar manche tadeln mich, und suchen dieses scharff, Weil ich kein Gotteshauß iemahls betreten darff. Wo Raths-Versammlungen und wo Gerichte sind, Da bleib ich allemahl ein ausgestossen Kind. Doch schwerlich ist der Spruch aus Neid und Haß geschehn, Weil sie mich anderwo von Hertzen gerne sehn. Hat nicht ein iedes Ding den angewiesnen Ort? So denck ich, was ich bin, und schleiche lieber fort. Auch wo galanterie von Gold und Silber liegt, Macht meine Gegenwart die meisten unvergnügt. [131] Die Leute schwatzen mir von der antipathie, Den Licht und Glantz vergeht, ich weiß nicht, wenn u. wie. Doch will ich um das Geld nicht sehr bekümmert seyn, Ich bilde mir was mehr mit meinen Sachen ein. Ich bin universal, mich hat der ärmste Mann, Allein wo treffen wir viel göldnes Wesen an? Hanß Nicot war der Mann, der hat sich groß gemacht Und mich als einen Gast zur Christenheit gebracht: Denn vormahls lag ich still und gleichsam in Verhafft, Ich must auch Sclave seyn, nur bey der Heydenschafft. Nun hab ich freyen Platz, ich herrsche weit und breit, Als etwas sonderlichs vor diese letzte Zeit. Doch rathet, was ich bin: ist euch die Frage schwer, So geht nur etlich mahl die Gassen hin und her. Wenn ihr ein Bier-Hauß seht, da man sich lustig macht So nehmt nur alsofort die Fenster wohl in Acht. Denn was geflogen kömmt, das niemand hindern kan, Dasselbe meldet mich auch bey den Nachbarn an.
vid. Feinds Relat. Curios. T. II. No. 7. p. 54.