Der Domherr und die Magd.

Ein Domherr ward bestürzt, als er bemerkte,
daß seine Magd die Taille ganz verliert,
die Rundung sichtbar sich verstärkte,
und sie tagtäglich dicker wird.
Er stieß sie ganz im Stillen aus dem Dienste,
d'rauf bot sich ihm ein and'res Mädchen an,
sie war noch jung und hübsch, und unser Mann
fragt sie sogleich nach ihrer Wirthschaft Künste:
Könnt ihr die Küche gut verseh'n? –
Sehr wenig. – Waschen? – Nein. – Ihr trinkt vielleicht? –
Bisweilen, doch man merkt's nicht leicht. –
Doch Lesen, Schreiben werdet ihr versteh'n? –
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Nein. – Was verlangt ihr? – Hundert Thaler. – Sachte!
Ihr seid bei meiner Treu' sehr fein;
so ungeschickt, als eine nur kann sein,
begehrt ihr den Gehalt – o sagt, wer machte
Euch denn so klug? – denn auch die besten müssen
mit zwanzig für das ganze Jahr
sich gnügen. – Gut! allein Sie müssen wissen,
mein Herr, ich bin auch unfruchtbar.

***. [176]

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2011). Anonym. Gedichte. Nuditäten oder Fantasien auf der Venusgeige. Der Domherr und die Magd. Der Domherr und die Magd. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0001-DF38-9