[3] Vorred.
Wie ain iüngling geporen auß dem künigreych Cipern mit namen Fortunatus in frembden landen in armůt vnd ellend kam Vnd ym in aim wilden wald die iunkfraw des glüks in siner betrüptnuß begegnet, ym ainen seckel gab, dem nimmer gelts gebrast noch mangelt. Mit dem seckel er darnach manig land vnd künigreich durchwanderet. Auch zu künig Soldan kam gen Alkeyr, der yn tzu gast lůd vnd yn alle seine schätz, kostlichait vnnd klainat sehen ließ, darnach ain alt harloß hyetlin zaiget, genant das wünschhyetlin, das ym Fortunatus enpfüret, darmit haym zu land in Cipern fůr, sich alda verheyrat vnd nach seinem absterben tzwen sün verließ mitt namen Ampedo vnnd Andolosia, die den seckel vnd das hütlin von irem vatter erbten. Was Fortunatus vnnd nach ym die gedachten seine zwen sün mit dèn zwayen klainaten wunders gestifft vnd erfaren, wollust vnd freüd, auch not vnd arbait byß in iren tod erliten habenn, gar kurtzweilig zu lesen. Vnnd in alweg vernufft vnd weißhait für all schätz diser welt zu begeren vnd zu erwölen ist.
Ain land, genanntt Cipern, Ist ain inßel vnd künigreich gegen der sonnen auffgang im mör gelegen, fast wunsam, lustig vnd fruchtbar aller handen edler natürlicher früchten, manigem wissend, der tzu dem hailigen land Jerusalem gefarn vnd im selben künigreich Cipern zugelendt vnd da gewesen ist. Darinn ain treffenliche statt, genannt Famagosta, in wölicher stat ain edler purger altz herkommens was geseßsen. Dem sein öltern groß hab vnnd gůt verlassen hetten, allso, das er fast reich, mächtig vnnd darbey iung was, aines freyen můttes. Wenig betrachtet, wie seine elteren zu tzeiten das ir erspart vnd gemeert [3] hettend, vnnd sein gemüt was gentzlichen gericht auff zeitlich eer, freüd vnd wollust des leibs. Vnd nam an sich ainen kostlichen stand mitt stechenn, turnieren, dem künig gen hoff tzureytten vnnd ander sachenn, Darmitt er groß gůt on ward vnnd seine freünd wol kunden mercken, das er mer on ward, dann sein nutzung ertragen mocht, vnd gedachtend jm ain weib zu geben, ob sy jn von sollichem ziehen möchten, vnd legten ym das für. Es geuiel jm wol vnd verhieß jn darinne zu veruolgen, vnd, als er sich sollichs begeben het, fiengen die freünd an zů erforschen ym vmb ainen gemahel. Also was ain edler burger in der statt, genant Nicosia, ist die hauptstat von Cipern, da dann die künig von Cipern gemainglich hof halten. Der het ain schöne tochter, die hieß Graciana, die ward ym vermähelt, vnd ward nit weiter gefragt, wie er ain man wär, sonder von des růmes wegen, so er het, wie er so reich vnd mächtig wär, ward ym die iungfraw gar kostlich haim gefüret vnnd da verbracht ain kostliche hochtzeit (als gemainklich gewonhait ist, das reich leüt ire reichtumb vnnd herrlichaitten in sonderhait auff solliche tzeit beweisen vnd erscheinen lond). Als nun die hochtzeit volbracht vnd vollendt ward, maniglich an seyn rů kam, Nam der burger (der da genannt was Theodorus) die jungfrauwen vnnd lebet mit ir gar freündtlichen vnnd tugendtlichen, Darab seyne freund vnnd auch der braut freünd großs wolgefallenn entpfyengend, vermaineten, sy hetten ain gůt werck volbracht, das sy Theodorum (der so wild was) mitt ainem weib allso zam hetten gemachet. Doch was ynen vnkund, was die natur an ir hat, das das nicht wol zu wenden ist. vnnd in dem warde Graciana schwanger aynes suns vnd gebar den, ee das iar nach der hochtzeit außkam, darab aber zu baiden taillen die freünd erfreüt wurden, der ward getäuft vnd gehaissen Fortunatus, darumb Theodorus sich och erzaigt ain groß wolgefallen zuhaben. Doch fieng er an, widerumb sein alt wesen zuhaben mit stechen, turnieren, vil knecht, costliche roß, rait dem künig zu hoff, ließ weib vnd kind vnd fragt nit, wie es gieng. hewt verkaufft er ainen zinß, den andren tag versatzt er ain gelegen gůtt. das traib er so lang vnd vil, [4] biß das er nicht mer zuuerkauffen noch zuuersetzen hett, vnd kam also zu armůt, het sein junge tag vnnützlich verzert vnnd ward so arm, das er weder knecht noch mägt vermocht vnd můßt die gůt fraw Graciana selber kochen vnnd wäschenn als ain armes verkaufftes weib. Vnd als sy nun ain mal zutisch sassen vnnd essen wolten, hetten sy geren wol gelebt, wenn sy es gehabt hetten. Der sun saß vor dem vatter vnnd der vatter sach den sun gar ernstlich an vnd ward jnnigklichen vnd von grund seines hertzen seüfftzen. das selb ersach der sun, der was nun bey achzehen jaren alt vnnd kund nichts, dann ploß ainen namen schreiben vnd lesen, doch kund er wol mit dem federspil vnnd mit anderem waidwerck, das dann auch sein kurtzweil was. der fieng an vnd sprach tzu seynem vatter: O mein lieber vatter, was ligt dir an oder was beweget dich zu traurikait? Ich hab an dir gemerkt, wenn du mich ansichst, das du betrübt wirst: So bitt ich dich, lieber vatter, sag mir, hab ich dich erzürnet in aincherlay weg oder volfür ich mein leben nitt nach deinem willenn? das laß mich wissen, wann ich doch des willens bin, ganntz in deinem willen zu lebenn. Der vatter hůb an vnnd sprach: O lieber sune, darumb ich trauren, daran hastu kain schuld. ich kan auch niemant schuldigen, dann die angst vnd not, darinnen ich bin, hab ich mir selbs gemacht, vnnd wenn ich gedenck an so groß eer vnd gůtt, so ich gehebt hab, vnd das so vnnutzlich on worden bin, das mir meine vordern so treülichen gespart hond, Als ich billich vnd von rechts wegen auch gethon solt haben, vnd vnser alt herkommen vnd stammen in würde hon gesetzt, Das ich laider nit gethon hab vnnd darumb, wenn ich dich ansich vnd gedenck, das ich dir weder helffen noch raten kan, daßs beschwärtt vnd bekümmert mich so schwärlich, das ich weder tag noch nacht kain rů mag haben. Auch das mich alle die verlassen haben, mit den ich mein gůt so miltigklich getailt hab, den selben byn ich yetz ain vnwerder gast. Vnd klagt also sein not, da er innen was, mit betrübtem hertzen.