[][]
[figure]
[][][][]
[figure]
[][[1]]
Graf
Ehrenfried/

in einem
Luſt-Spiele
vorgeſtellet/
und
Mit Ihr: Koͤnigl. Majeſtaͤt
in Pohlen ꝛc. ꝛc. und Churfuͤrſtl.
Durchl. zu Sachſen ꝛc. ꝛc.

allergnaͤdigſten

Special-Bewilligung
und
Freyheit
zum Druck befoͤrdert.
[figure]

Anno M. DCC.

[[2]][[3]]

Perſonen
ſind:


  • 1. Ehrenfriedt/ ein Graf/

  • 2. Feuerfax/ des Grafens Hauptmann/

  • 3. Fortunatus, des Grafens Capitain-Lieutenant.

  • 4. Friedenſchild/ des Grafens Fendrich.

  • 5. Haſenius, des Grafens Secretair,

  • 6. Mirax, des Grafens Stallmeiſter/

    • 7. Narruffsky,

    • 8. Pamphylius,
    • des Grafens 2. Cammerdiener.


    • 9. Curſino,

    • 10. Culin,
    • des Grafens 2. Laͤuffer/


    • 11. Marode,

    • 12. Sylveſter,
    • des Grafens 2. Jaͤger/


    • 13. Damaſtor,

    • 14. Kilian,
    • des Grafens 2. Heyducken/


  • 15. Mummelmaͤrten/ des Grafẽns ungetreuer

  • Cammer-Junge.

  • 16. Grethe/ des Grafens Koͤchin.

  • 17. Clare/ des Grafens Haußwirthin/

  • 18. Leonore/ eine Naͤrrin/ in Graff Ehrenfrie-
    den verliebt.

  • 19. Servillo, ein Koͤnigl. Page/

    • 20. Leander,

    • 21. Jucundus,
    • 2. luſtige Studenten/


    A 222. In-
    [[4]]
  • 22. Injurius, ein verſoffener Advocate.

  • 23. Herr Johannes/ ein luſtiger Weinſchencke.

  • 24. Walpe/ deſſen Frau/

  • 25. Klunte/ eine alte Troͤdel-Frau/

  • 26. Thomas/ der Nachtwaͤchter.

  • 27. Courage, ein luſtiger Diener/ in Grethen ver-
    liebt.

  • (Hierzu kommen noch etliche maſqvirte Per-
    ſonen/ welche Graf Ehrenfrieden in die
    Bad-Stube tragen.

Taͤntze
ſind:


  • 1. Ballet von alten Troͤdel-Weibern.
  • 2. Ballet von Nacht-Waͤchtern.
  • 3. Ballet von des Grafens Hochzeitbittern.

Vorſtellungen des Schau-Platzes
ſind:


  • 1. eine Stadt/
  • 2. Graf Ehrenfrieds Audienz-Gemach.
  • 3. eine Gaſſe mit einem Weinkeller.
  • 4. Graf Ehrenfrieds Bad-Stube.
  • 5. Graf Ehrenfrieds Nachtlager.
  • 6. Graf Ehrenfrieds Lotterie oder Gluͤcks-
    Bude.

[[5]]
Der Schau-Platz præſentiret eine
Stadt/ und im Proſpecte zeiget ſich
Graf Ehrenfrieds [Audienz-Ge-
mach]
.

Erſter Handlung


Erſter Aufftritt.


Fortunatus, Marode, Sylveſter.

Fortunatus.

ICh wolte wuͤndſchen/ daß Ihr:
Excellenz und Hochgraͤffl. Gna-
den zu Hauſe waͤren/ vielleicht
ſtuͤndet ihr Ihm alle beyde an.


Sylveſter.

Wird denn der Herꝛ Graf lange auſ-
ſen ſeyn?


Fortunatus.

Mein Freund/ das kan ich nicht wiſ-
ſen; So bald Er aber von Hofe koͤm̃t/
will ich eurer bey Ihrer Excellenz und
Hochgraͤfl. Gnaden ſchon beſtens ge-
dencken.


Marode.

Ey ja/ mein Herr Capit. Lieutenant,
Er ſey immer ſo guͤtig/ und rede bey
dem Herrn Grafen unſer beſtes/ wir
wollen uns ſchon gegen denſelben mit
der Zeit danckbar erweiſen.


Fortunatus.

Es hat davon gantz nichts zu ſagen/
A 3denn
[6] denn mein gnaͤdiger Herr muß ohndem
noch zu ſeinem Staate noch ein paar
tuͤchtige Jaͤger halten.


Marod.

Haͤlt denn der Herr Graff ietzt gar
keinen Jaͤger?


Fortun.

Er haͤlt wohl einen/ allein es iſt ein
alter Kerl/ der ſich nicht mehr mit dem
Geſichte behelffen kan.


Sylveſt.

Wo iſt denn derſelbe?


Fortun.

Mein gnaͤdiger Herr hat ihn geſtern
in ſeine Graffſchafft geſchickt/ da ſoll er
ein wenig die Wild-Bahne recognoſci-
ren/ denn es wurde neulich her bericht/
die Unterthanen ſchoͤſſen daſelbſt die
Haſen ſo weg.


Marod.

Es hat uns geſtern ein alter Jaͤger
zwey Meilen von hier begegnet/ vielleicht
iſt es derſelbe geweſen.


Fortun.

Wie ſah er denn aus?


Marod.

Er hatte einen alten Dachs-Rantzen
auff dem Buckel/ und einen erſchreckli-
chen großen Barth.


Fortun.

Ja/ denſelben hat er/ denn mein gnaͤ-
diger Herr hat ihn immer damit ge-
ſchraubt/ und geſagt: Wenn er ſich nicht
wuͤrde den groſſen Barth abſcheeren
laſſen/ ſo wolte Er ſelbſt einmal her ſeyn/
und ihn ſolchen mit einem Strohwiſche
abbrennen.


Sylveſt.

Sieh! ſieh! iſt dieſer bey dem Herrn
Grafen in Dienſten?


Fortun.

Mein gnaͤdiger Herr hat ihn bißhero
nur
[7] nur das Gnaden-Brodt gegeben/ und
weil er ein alter Kerl iſt/ ſo braucht er
ihn manchmahl zu verſchicken/ dafuͤr
hat er Jaͤhrlich 10. Rthlr.


Marod.

Ey das iſt mehr als zu viel vor ſo ei-
nen Jaͤger/ der nicht mehr ſchieſſen kan.


Fortunatus.

Allein/ wie ſeyd ihr denn in eurer Jaͤ-
gerey beſchlagen? Verſteht ihr denn
euer Weydewerck auch recht aus dem
Fundamente?


Sylveſter.

Ey dafuͤr hat es keine Sorge/ mein
Herꝛ Capitain Lieutenant, ich wolte/ daß
mir meine Buͤchſe hier reden koͤnte/ da
ſolte er mit groſſer Verwunderung hoͤ-
ren/ wie viel Rephuͤner ich einmahl da-
mit auf einer Weide geſchoſſen/ und
wenn mir die Buͤchſe daſſelbe mahl nicht
dreymahl nach einander verſaget haͤtte/
ſo wolte ich einen Schuß gethan haben/
der dobberſche ſeyn ſollen/ ſo aber flogen
von dem abgeſchnappe die meiſten fort/
und traff alſo ihrer nicht mehr als ſie-
benzehn.


Fortunatus.

Rephuͤner?


Sylveſt.

Ja/ mein Herr Capitain Lieutenant,
Rephuͤner.


Fortunatus.

Auff einer Weide?


Sylveſt.

Ja auff einer Weide.


Marod.

Was will ſich der Herr Capitain Lieu-
tenant
daruͤber verwundern! Habe
ich doch mit meiner Buͤchſe hier drey
Haſen auff einen Schoß auff einer groſ-
A 4ſen
[8] ſen Eiche geſchoſſen; und wenn ich da-
zumahl nur gut Zuͤndkraut haͤtte auff
der Pfanne gehabt/ daß es geſchwinde
waͤre loß gegangen/ ſo haͤtte ich auch
wohl noch ein paar Fuͤchſe mit ergat-
tern wollen/ ſo aber brannte es langſam
ab/ und als die ſchlauen Fuͤchſe das
Feuer rochen/ marchirten ſie fort/ die 3.
Haͤßgen aber muſten Haare laſſen.


Fortunatus.

Fuͤchſe und Haaſen auff einer Eiche?


Marod.

Ja/ mein Herr Capitain Lieutenant,
auff einer Eiche ſaſſen ſie/ und ſpielten
mit einander.


Fortunatus.

Je habe ich doch mein lebetage der-
gleichen nicht gehoͤret/ und bin doch mit
meinem Herren Grafen auf ſo mancher
Haaſen-Hetze und Fuchsjagt geweſen.


Marod.

Es iſt in Wahrheit keine Luͤgen.


Fortunatus.

Das Ding muß ich meinem gnaͤdi-
gen Herrn/ ſobald er von Hofe koͤmmt/
erzehlen.


Marod.

Das kan der Herr Capitain Lieutenant
thun/ und wenn uns der Herr Graf
deswegen ſelbſt zur Rede ſetzt/ koͤnnen
wir ihn bey unſern Gewiſſen nicht an-
ders berichten/ alß daß dieſes alles wahꝛ
ſey.


Fortunatus.

Wenn ihr darthun koͤnnet/ daß die-
ſe Dinge mein gnaͤdiger Herr ſich ein-
bilden kan/ und haͤlts fuͤr keine Schrau-
be/ ſo wird er euch ſchwerlich von ſich
laſ-
[9] laſſen/ und abſonderlich/ wenn ihr die
Hiſtorie mit den Haſen-ſchieſſen auf der
groſſen Eiche beweiſen koͤnnet.


Marod.

Das muß mein Cammer-Rath hier
mit guten Gewiſſen/ wenn es verlanget
wird/ eydlich ausſagen.


Sylveſt.

Und wenns der Herr Graf mit den
Rephuͤner-ſchieſſen/ auf der Weide miꝛ
auch nicht glaͤuben will/ ſo kanſt du mirs
eben auch beſchweren.


Marod.

Ja/ hertzlich gerne/ wenns verlangt
wird.


Fortunatus.

Das waͤre doch viel/ wenn dieſes
wahr waͤre.


Marod.

Ey wenn ich doch nur damahls gut
Zuͤndkeaut haͤtte auff der Pfanne ge-
habt/ es haͤtte mir wohl kein Fuchs weit
ſpringen ſollen. So bald ich aber in
des Herrn Grafens Dienſte kommen
werde/ ſo will ich mir ſchon gut Pulver
zulegen/ das fix loß brennet.


Fortunatus.

Nicht allein gut Pulver/ ſondern ihr
muͤßt euch auch auf tuͤchtigen Haaſen-
Schroot befleißigen/ denn es giebt in
meines Herrn ſeiner Grafſchafft er-
ſchrecklich viel Haaſen.


Sylveſt.

Ey wir wollen ſie ſchon wegputzen/
denn auff meine Buͤchſe kan ich mich ſo
gut verlaſſen/ als wie der Bock auff ſei-
ne Hoͤrner.


Marod.

Und mit meiner hier/ will ich mit
Willen auch wohl keinen Schuß ver-
A 5feh-
[10] fehlen/ denn es iſt Damaſcener-Ge-
maͤchte.


Fortunatus.

Je nu nu/ ich wills meinem gnaͤdigen
Herrn/ wenn er nach Hauſe koͤmmt/ ſo
erzehlen/ und euer Beſtes gedencken.
Wolt ihr nun ſo gut ſeyn/ und etwan
nach Mittage umb 2. oder umb 3. Uhr/
vor meines gnaͤdigen Herrns ſein Zim-
mer kommen/ ſo ſolt ihr fuͤr andern Au-
dienz
haben/ und verhoffentlich mit ei-
erfreulichen Reſolution begnadiget wer-
den.


Marod.

Gantz gut/ mein Herr Capitain Lieu-
tenant,
wir wollen uns hier nicht laͤnger
auffhalten/ ſondern die beſtimmte Zeit
ſchon in Acht zu nehmen wiſſen; Nur
darumb bitte ich nochmahls/ er rede un-
ſer Beſtes/ wir wollen dafuͤr danckbar
ſeyn.


Sylveſt.

Ey ja/ er thue es immer/ wer weiß/ wo
wir ſonſt einander wieder brauchen.


Fortun.

Ihr duͤrfft deswegen keine Sorge
tragen/ ich wills ſchone machen.


Marod.

Nun wir wollen uns ohnfehlbar ein-
ſtellen.


Fortunatus.

Das thut/ und nehmt die geſetzte Zeit
in Acht.


Sylveſt.

Es ſoll geſchehen. (Marode und
Sylveſter gehen ab.)


Ande-
[1[11]]

Anderer Aufftritt.


Fortunatus.
(alleine.)

Nun es koͤmmt auch alles zu mir ge-
lauffen/ nnd will durch mich bey meinem
gnaͤdigen Herrn Befoͤrderung haben.
Ja es iſt auch faſt kein einziger Diener
bey meinem Grafen/ der nicht ſagen
muß/ daß er durch mich ſey befoͤrdert
worden/ auch zum wenigſten meines
Herrn ſein ſo genannter Mummelmaͤr-
ten/ der Cammer-Junge/ hat mir ſein
Gluͤcke zu dancken. Mit dieſen beyden
Jaͤgeꝛn nun koſtet es mir nicht mehꝛ/ als
ein einziges Wort/ ſo ſind ſie alle beyde
Graͤffliche Diener/ zumahl/ wenn ich
meinem gnaͤdigen Herrn die Hiſtoria
von dem ſiebenzehen Rephuͤner-ſchuͤßen
auf der Weyde/ und das drey Haſen-
ſchuͤßen auff der Eiche erzehlen werde.
O mor pleu! wie wird Er die Augen
verkehren/ und das Kinn kratzen. An
Leuthen fehlt es zwar meinem Grafen
nicht/ allein das Koſt-Geld und die Be-
ſoldung bleibt immer bey Ihm gar zu
lange in der Waͤſche; Warumb? Der
liebe Graf verthut ſelbſt ſo viel/ und
wenn es denn nicht zulangen wil/ ſo heiſt
es: Herr Capitain Lieutenant, ſchafft
Rath/ geht/ nehmt mein Kleid/ meine
Halßkrauſe/ meinen Degen/ meine ſei-
denen
[12] denen Struͤmpffe/ verſetzt es/ verſcha-
chert es/ denn ich muß Geld haben. Ach
wie manche ſchoͤne Nacht habe ich die
alte Klunte/ meines Herrn ſeine Troͤ-
del-Frau/ aus dem Bette pochen muͤſ-
ſen/ daß ſie mir bald auff meines Herꝛn
ſeine verſchammerirten Hoſen/ bald auf
ſeine Weſte/ oder ein paar Hembden/
Geld lehnen muͤſſen; Und wenn es denn
zu geſetzter Zeit hat ſollen wieder einge-
loͤſet werden/ ſo iſt hernach bey meinem
Herrn Grafen kein Menſch zu Hauſe
geweſen. Itzund ſtehen nun wieder
ein hauffen Sachen verſetzt/ ich will
gerne ſehen/ wenn Er Sie wieder wird
einloͤſen laſſen. Zwar fragte ich dar-
nach auch nichts/ wenn nur die Leute
nicht immer zu miꝛ gelauffen kaͤmen/ und
qvaͤlten mich ſo. Doch kan ich die guten
Leute auch nicht drumb verdencken/ weil
ſie wiſſen/ daß ich meines Herrn ſeine
Hand-Gelder alle unter mir habe/ ja/
es waͤre gut zahlen/ wenn wir nur alle-
mahl was haͤtten.


Dritter Aufftritt.


Klunte und Fortunatus.

Klunte.

Gluͤck zu! Herr Capitain Lieutenant,
Gluͤck zu!


Fortunatus.

Groſſen Danck/ Mutter Klunte/
großen Danck. Was bringet denn ihr
guts?


Klun-
[13]
Klunte.

Was ſoll ich bringen? Ich wolte nur
bey dem Herꝛn Capitain Lieutenant ver-
nehmen/ ob des Herrn Grafens ſeine
Sachen nicht etwan heute oder Mor-
gen wieder koͤnten eingeloͤſet werden.


Fortunatus.

Ja/ Mutter Klunte/ ich zweiffele/ ob
es ſo bald wird ſeyn koͤnnen/ denn mein
gnaͤdiger Herr iſt itzt gantz nicht bey
Gelde.


Klunte.

Ey/ ey/ das iſt ein ſchlechter Troſt.


Fortunatus.

Ja ich wolte euch gerne helffen/ wenn
nur einige Moͤglichkeit da waͤre.


Klunte.

Mein Herr Capitain Lieutenant, er
kan mirs nicht glaͤuben/ wie mich die
Leute aͤngſtigen/ wo des Herrn Grafens
Sachen ſtehen/ ſie kommen alle Augen-
blick zu mir in mein Hauß gelauffen/ und
geben mir die allerleichtfertigſten Wort.


Fortunatus.

Die naͤrriſchen Leute haben ja Pfand
genug fuͤr ihr geliehen Geld/ und wa-
rumb dringen ſie denn ſo auf die Ein-
loͤſung;


Klunte.

Sie ſprechen dieſes: Die geſetzte
Zeit waͤre umb/ keinen Zinß bekaͤmen ſie
weiter/ und alſo muͤſte auch das Wort
gehalten ſeyn.


Fortunatus.

Das Wort gehalten ſeyn? als weñ
ſich ein groſſer Herr/ wie mein Graf iſt/
ſolcher Lappereyen halber eben an das
Wort binden muͤſte/ ich daͤchte ſie koͤn-
ten ja wohl noch ein acht oder 14. Tage
warten.


Klun-
[14]
Klunte.

Das habe ich ihnen alles ſchon ge-
ſagt/ ſie wollen ſich aber durchaus nicht
weiſen laſſen.


Fortunatus.

Und wenn ſie nicht wollen/ ſo muͤſſen
ſie doch warten/ biß mein gnaͤdiger Herr
Geld kriegt.


Klunte.

Davon habe ich ihnen auch geſagt/
allein ſie gaben mir zur Antwort: Das
lieſſen ſie wohl bleiben. Und wenn heu-
te oder Morgen der Herr Graf ſeine
Sachen nicht wieder bey ſie wuͤrde ein-
loͤſen laſſen/ ſo wolten ſie ſie Ubermor-
gen entweder verkauffen/ oder auff den
Troͤdel hengen.


Fortunatus.

Ey das waͤre eine ſchoͤne Schraube/
wenn meines Herrn ſeine verſetzten Sa-
chen ſolten vertroͤdelt werden.


Klunte.

Alleine mein Herr Capitain Lieute-
nant,
was iſt aber hierinnen zu thun?


Fortunatus,

Hoͤrt/ ich will mit Ihr. Excellenz, mei-
nen gnaͤdigen Herrn/ aus der Sache
reden/ kommt nur nach Mittage umb
2. oder umb 3. Uhr/ vor ſein Zimmer/ da
iſt er zu Hauſe/ und alsdenn ſolt ihr bey
ihm [Audienz] haben.


Klunte.

Es iſt gantz gut/ mein Herr Capitain
Lieutenant,
ich will gleich hingehen/ und
die Leute ſo lange vertroͤſten/ biß ich mit
den Herrn Grafen ſelbſt geredet haͤtte.


Fortunatus.

Das thut/ und ſaget denen Leuten/
daß ſie/ ohne Vorbewuſt meines Herrn/
kein getroͤdele mit ſeinen Sachen vor-
nehmen
[15] nehmen ſolten/ oder mein gnaͤdiger
Herr wuͤrde ſie auff oͤffentlicher Gaſſe
in den Bock ſpannen laſſen.


Klunte.

Gantz wohl/ mein Herr Capitain-
Lieutenant,
ich will gleich hingehen/ und
nach Mittage umb 2. oder 3. Uhr dem
Herrn Grafen auffwarten. (Gehet
ab.)


Fortun.

Das koͤnnt ihr thun. Ich weiß auch
nicht/ wie mein gnaͤdiger Herr iſt/ daß
Er vor gar nichts ſorget. Er bekoͤm̃t
doch ſo manchen ſchoͤnen Ducaten/ und
ſo manch ſchoͤnes Kleid von Ihrer Koͤ-
niglichen Majeſtaͤt geſchencket/ allein es
iſt Ihm ſo viel nuͤtze/ als den Kindern
ein ſpitziges Hoͤltzgen/ denn es weiß kein
Hencker nicht/ wo Er das Geld alle
hinthut. Er hat zwar auff meine Re-
commendation
einen Cammer-Jungen
angenommen/ welchen Er nur ſeinen
Hauß-Dieb nennet/ derſelbe Vogel
hat Ihn auch ſchon ſo viel verſchleppt/
daß er den Galgen wohl zehen mahl ver-
dienet haͤtte/ und mein Herr Graff iſt
ſo gnaͤdig/ und ſagt der Kroͤte deßwe-
gen nichts/ ja Er heiſts ihn vielmehr/
als daß Ers ihn verbiethen ſolte. Ich
will noch gerne ſehen/ wie Er kuͤnfftig
den Staat fort fuͤhren will/ das Koſt-
Geld faͤllt auch nicht allemahl richtig/
einen Diener nach dem andern nimmt
Er an/ und wundert mich nur/ daß die
prav-
[16] pravſten Leute von der Welt bey Ihm
ſo gerne in Dienſten ſeyn wollen. Ich
will mich meiner Qvalitaͤten halber
zwar nicht ruͤhmen/ und es meinem
Herꝛn Grafen auch nicht vorgeworffen
haben/ dennoch aber muß Er ſelbſt ge-
ſtehen/ daß ich Ihn vor etlichen Jahren
unter den Luͤneburgiſchen commandi-
ret habe. Er war anfaͤnglich mein
Muſqvetirer/ hernach mein gefreyter
Corporal/ und ich war ſein Fendrich.
Itzund aber iſt Er mein gnaͤdiger Herr/
und ich bin ſein getreuer Capitain-Lieu-
tenant.
Was Er itzund mir befiehlt/
das muß ich thun. Ich kan aber ſa-
gen/ daß ich alle Libertaͤt bey Ihrer Ex-
cellenz
und Hoch-Graͤflichen Gnaden
habe/ und was Er ſeinen Geheimbden
Raͤthen nicht wiſſen laſſen will/ daſſelbe
vertrauet Er mir. Warumb? Er weiß
wohl/ daß ſein Herr Capitain-Lieute-
nant
verſchwiegen iſt.


Vierdter Aufftritt.


Mummel-Maͤrten/ Fortunatus.

Mumm: M.

Mein Herr Capitain-Lieutenant, Er
ſoll geſchwinde/ geſchwinde nach Hofe zu
dem Herrn Grafen kommen.


Fortunatus.

Wo iſt denn der Herr Hauptmann
und der Herr Fendrich?


Sie
[17]
Mum̃. M.

Sie ſind auch bey Ihrer Excellenz
dem Herrn Grafen.


Fortunatus.

Soll etwan bey Hofe eine Baͤren-
Hetze angeſtellet werden?


Mum̃. M.

Das weiß ich nun nicht; Alleine das
weiß ich wohl/ daß der gantze Schloß-
Hoff mit lauter Haaſen-Netzen umſtellt
iſt/ und wie ich oben neben dem Herrn
Grafen zum Fenſter heraus guckte/ ſo
ſahe ich auch ſchon ein hauffen Haaſen in
der Beſtallung herumb lauffen.


Fortunatus.

So/ ſo/ es wird eine Haaſen-Jagd
angeſtellet werden/ und da wird der
Herr Graf haben wollen/ ich ſoll dieſel-
be mit anſehen.


Mum̃. M.

Ich dencke wohl/ daß ich den Herrn
Capitain-Lieutenant deßwegen habe ruf-
fen muͤſſen/ drumb halte Er ſich nur
nicht lange auff/ daß Er noch zu rechte
koͤmmt/ ſonſt moͤchte der Herr Graf
ſchmaͤlen/ und mir wohl gar die Schuld
geben/ daß ich ſo langſam in ausrichten
waͤre.


Fortunatus.

Die Haaſen-Jagd wird doch ietzo
nicht gleich angehen?


Mum̃. M.

Man kan nicht wiſſen/ denn mein
Herꝛ der hieß mich geſchwinde/ geſchwin-
de nach euch lauffen/ und rieff mir hin-
den nach: Wenn ich nicht alſofort wuͤr-
de wieder kommen/ und Euch mitbrin-
gen/ ſo wolte Er mich drey Tage nach
einander laſſen in den Bock ſpannen.


BSo
[18]
Fortun.

So werden ſie gewiß mit dem Haa-
ſen-Hetzen warten/ biß ich komme?


Mum̃. M.

Ja freylich warten Sie auff Euch.


Fortun.

Weil das iſt/ ſo komm nur.


Mum̃. M.

Ich werde dem Herrn Capitain-Lieu-
tenant
folgen.


(Gehen ab.)

Fuͤnffter Aufftritt.


Courage und Grethe.

Grethe.

So haſt du mich gleichwohl recht-
ſchaffen lieb?


Courag.

Ja/ liebes Gretgen/ von Grund der
Seelen/ und ich wolte/ daß ich nicht
Courage hieße/ wenn ich dich nicht tau-
ſendmahl lieber habe/ als mich ſelbſten.


Grethe.

Die Worte ſind wohl gut/ allein es
iſt dem hunderten Kerl nicht zu trauen/
und der tauſende meynet es mit einem
ehrlichen Maͤgdgen nicht allemahl auff-
richtig.


Courag.

Das iſt alle wahr/ Gretgen. Allein
ich wolte nicht mehr wuͤntſchen/ als daß
du nur in mein Hertze gucken koͤnteſt/
da ſolteſt du ſehen/ wie lieb ich dich haͤtte.


Grethe.

Iſt das wohl moͤglich/ haſt du mich
recht don Hertzen lieb?


Courag.

Ja/ Gretgen.


Grethe.

Wie lieb aber denn?


Ach
[19]
Courag.

Ach ſo lieb/ ſo lieb/ ich moͤchte dich
flugs fuͤr lauter Liebe auff-freſſen.


Grethe.

Gar auff-freſſen? Das waͤr auch ei-
ne abſcheuliche Liebe.


Courag.

Du Hertzes-Kind/ man redet nur ſo/
wenn eines das andere recht lieb hat.


Grethe.

Ja ſo/ das iſt ein anders. Nun/
wenn ichs wuͤſte/ daß es dein rechter
Ernſt waͤre/ mich zu heyrathen/ und daß
du mir hernachmahls auch getreue ver-
bleiben wolteſt/ und nicht irgend extra
gehen/ ſo wolte ich gantz kein Bedencken
nehmen/ dir dieſen Augenblick noch mein
Ja-Wort zu geben.


Courag.

Ja/ Gretgen/ da haſt du meine Hand/
und ich bin nicht ehrlich/ wenn ich dich
nicht von Hertzen lieben will; aber ‒ ‒


Grethe.

Und was aber?


Courag.

Das Extra- gehen wirſt du ja ſo ge-
nau nicht nehmen?


Grethe.

Was? extra- gehen? Nein/ Coura-
ge,
das ſtuͤnde mir zum wenigſten nicht
an/ zu leiden.


Courag.

Weswegen aber nicht? Es iſt ja heu-
tiges Tages Grand mode?


Grethe.

Ey/ Grand mode hin/ Grand mode heꝛ/
wenn ich ſoll einen Mann nehmen/ ſo
muß er entweder mein Leib-eigen ſeyn/
oder ich habe die Brieffe von ſo einem
Schatze.


Courag.

Je nu/ nu/ ich frage endlich nichts
darnach; Wilſtu es nicht haben/ daß ich
B 2manch-
[20] manchmahl mit andern Frauenzimmer
reden ſoll/ ſo muſt du mirs hingegen
auch verſprechen/ niemand anders/ als
mich alleine/ zu lieben.


Grethe.

Das will ich auch thun.


Courag.

Ja/ ihr Frauen-Volck thuts manch-
mahl mehr als zu viel.


Grethe.

Das erfordert auch ihre Schuldig-
keit/ daß Sie ihre Maͤnner rechtſchaffen
lieb haben ſollen.


Courag.

Ja/ Sie ſolten wohl; aber ‒ ‒


Grethe.

Mit deinem Aber. Es waͤre nicht
gut/ wenn das Weibſen ihr Gewiſſen
nicht beſſer bedencken ſolte/ als das
Mannſen.


Courag.

Es ſolte wohl/ ja/ wenn Sie es auch
thaͤten; allein Sie thuns manchmahl
mehr als zu viei/ daß hernach der arme
Mann wider ſein Wiſſen und Willen
muß Gevatter-Briefe ſchreiben laſſen.


Grethe.

Du redeſt wohl naͤrriſch Zeug/ Cou-
rage,
wenn du mir dieſes nun mit Eyd-
lichen Zeugen beweiſen ſolteſt/ wie ſchoͤ-
ne wuͤrdeſt du mit der Luͤgen in Drecke
ſitzen bleiben?


Courag.

Je Naͤrrchen/ wer wird denn ſolch
Ding beſchwehren koͤnnen? man redet
nur ſo/ wie es manchmahl pflegt im
Stande der geflickten Hoſen her zu ge-
hen.


Grethe.

Laß uns davon nur ſtille ſchweigen/
und von unſerer Heyrath reden.


Was
[21]
Courag.

Was wollen wir lange reden/ du
darffſt nur Ja ſagen/ ob du mich haben
wilſt oder nicht.


Grethe.

Es laͤßt ſich ja flugs nicht ſo thun/ und
wenn ich gleich lange Ja ſpreche/ ſo muß
ich doch erſtlich meines gnaͤdigen Gra-
fens ſeinen Conſens haben.


Courag.

Alle recht/ Gretgen/ allein du kanſt
ja nicht eher dem Grafen davon geden-
cken/ biß wir mit einander richtig ſind.


Grethe.

Je nu/ nu/ wenn du mich rechtſchaffen
lieben wilſt/ und auch fuͤr gut halten/ ſo
haſt du hiermit meine Hand/ ich ſage Ja/
du ſolſt mein lieber Schatz ſeyn.


Courag.

Du darffſt dir deswegen keine Sor-
ge machen/ ich will dich ſchon lieb und
werth halten; allein halt du mir auch
nur feine gute Farbe.


Grethe.

Das verſpreche ich dir hiermit/ ſo
wahr ich noch ein ehrliches Maͤdgen bin/
daß ich dir biß in den Tod treu verblei-
will.


Courag.

Das iſt viel geredt.


Grethe.

Das will ich auch halten.


Courag.

Nun weil du das thun wilt/ ſo haſt
du hiermit meine Hand auch/ und ver-
ſpreche/ dich ſo lange zu lieben/ zu ehren/
zu careſſiren/ zu honoriren/ zu charmi-
ren/ und zu contentiren/ biß ich nolens
volens
werde ſprechen muͤſſen:


Hier liegt Courage nun

Bey ſeinem lieben Weibe/

B 3Mi
[22]
Mit ſeinem Zeit-Vertreibe/

Er kan nicht mehr das Seine

thun/

Hier liegt Courage nun.

Grete.

Ey das iſt ein ſchoͤn Stuͤckgen/ das
moͤchte ich wohl gerne von dir ſingen hoͤ-
ren.


Courag.

Je das kan ich dir ja wohl leicht zu ge-
fallen thun.


Grete.

Haſt du denn auch eine gute Stim̃e
zu ſingen?


Courag.

Ey ich kan vortrefflich ſchlingen/ denn
ich bin vor dieſen in vierzehen Capellen
geweſen.


Grete.

Nun ſo laß doch hoͤren/ was du kanſt.


Courag.

So gieb mir Audienz, und bringe
mich nicht aus dem Thone.


Grete.

Ey ſing du nur/ ich will gantz fleißig
zu hoͤren.


Courag.

Gleich ſolls angehen.

(Huſtet und
(macht naͤrriſchePræparatoria.)
ſinget:

Hier liegt Courage nun ꝛc.

Nun/ wie hat dir denn das Stuͤckgen
gefallen?


Grete.

Ach uͤberaus wohl! und wann ich dich
bitten darff/ ſo ſinge mirs noch einmahl.


Courag.

Warte/ ich will den andern Verß
auch ſingen/ der geht eben auch auff die
Melodey.


Ey
[23]
Greta.

Ey ja/ mein Schatz/ du wirſt mich
hoch obligiren.


Courag.

Alſobald.


(ſinget:)

Hier liegt Courage nun/

Der arme Fincken-Ritter/

Und ſpielet auff der Zitter.

Er laͤſſet Ring und Lantze ruhn.

Hier liegt Courage nun.

Grete.

Ey das Stuͤckgen muſt du mir zu-
kommen laſſen.


Courag.

Was wilſt du denn damit thun?


Grete.

Ich wills den Herrn Grafen weiſen/
denn er haͤlt uͤberaus viel auff curiöſe
Sachen.


Courag.

Das kan ich wohl thun/ alleine wenn
er die Melodey nicht weiß/ wie ers ſin-
gen ſoll/ ſo iſt es ihn eben ſo viel nuͤtze
als nichts.


Grete.

Ey wenn gleich. Ob ers ſchon nicht
ſinget/ ſo lieſt er doch gerne ſolche Din-
ge/ und zumahl weils von dem Fincken-
Ritter mit drinne ſtehet.


Courag.

Je nu nu/ komm nur hernach wieder
zu mir/ ſo ſolſt du es haben.


Grete.

Wenn ſprechen wir denn einander
wieder?


Courag.

Weiß ichs doch ſelber nicht/ auff den
Abend etwan.


Grete.

Es wird halt ich wohl auf den Abend
B 4das
[24] das Beſte ſeyn/ daß wir ein wenig wie-
der zuſammen kommen.


Courag.

Je nu/ wie du wilſt; ich habe am Ta-
ge eben auch nicht gar zu wohl Zeit/ al-
lein welche Zeit treffe ich dich wohl wie-
der an?


Grete.

Die Zeit kan ich dir nun eben nicht
verſprechen/ wenn? Sobald ſich aber
der Herr Graf mit ſeinen Leuten hat zuꝛ
Ruhe geleget/ ſo will ich wieder hie ſeyn/
und deiner warten.


Courage.

Wo ſchlaͤfft denn dein Herr?


Grete.

Er ſchlaͤfft in der Stube auf einer
Straputzke.


Courage.

Hat er denn kein Bette?


Grete.

Er hat wohl eins/ allein er darff ſich
ietzo nicht hinein legen.


Courage.

Warum aber nicht?


Grete.

Er hats durch ſeinen Capitain-Lieu-
tenant
verſetzen laſſen/ und iſt noch nicht
wieder eingeloͤſet.


Courage.

Er wird ja nicht ein Narre ſeyn/ und
die Betten verſetzen.


Grete.

Ey es iſt davon nicht viel zu ſagen/ er
laͤſt wohl das Kleid vom Leibe verſetzen
wenn er kein Geld hat.


Courage.

Wo ſchlaffen aber ſeine Leute?


Grete.

Du hertzes Kind/ die liegen nun alle
umb den Grafen auff der Straputzke
herumb/ und decken ſich mit ihren Roͤ-
cken zu.


Ich
[25]
Courage.

Ich daͤchte aber/ der Herr Graf koͤn-
te unmoͤglich ſo ruhen.


Grete.

Ach ja/ er ſchlaͤfſt ſehr wohl. Denn
er hat einen Cammer-Jungen/ den heiſt
er nur Mummel-Maͤrten/ der muß ihn/
wenn er ſich niederleget/ ſo lange die
Fuͤſſe krauen/ biß er einſchlaͤfft.


Courage.

Wenn ſtehet er aber wieder auff?


Grete.

So bald als der Waͤchter hat 1. odeꝛ
2. geruffen/ iſt er allard, und weckt ſeine
Leute auff/ wenn ſie denn nun nicht ge-
ſchwinde auffſtehen/ ſo nimmt er eine
Hoſe mit Waſſer/ und begieſſet ſie alle
miteinander.


Courage.

Ey das ſtuͤnde mir zum wenigſten
nicht an/ und wenn mich mein Herr mit
Waſſer begieſſen wolte/ wenn ich nicht
flugs auffſtuͤnde/ ſo er mich weckte/ da
muͤſte er viel zu thun haben. Allein/
was ein kluger Herre iſt/ der wird auch
dergleichen Narren-Poſſen mit ſeinen
Dienern nicht ſo fuͤrnehmen.


Grete.

Das iſt wahr/ der Herr Graf nimmt
manchmahl naͤrriſch Zeug mit ſeinen
Leuten vor.


Courage.

Ja/ wenn er klug waͤre/ ſo thaͤte ers
nicht.


Grete.

Neulich ſo bin ich recht druͤber er-
ſchrocken/ ich dachte/ es waͤre gar Feuer
da.


Courage.

Wie ſo denn?


Grete.

Er hatte ſeinen Stallmeiſter in den
B 5Bock
[26] Bock geſpannet/ und hieng ihn an eine
Wand/ und karbatzſchte ihn braun und
blau/ der Kerl ſchrie/ wie ein Zahnbre-
cher.


Courage.

Was iſt denn das fuͤr ein Ding/ das
Bock ſpannen?


Grete.

Er nimmt einen groſſen Bruͤgel/ den
ſteckt er ihnen in die Knie-Kehlen/ und
bindet die Haͤnde forne auf die Knie-
Scheibe mit einem Stricke an den Bruͤ-
gel an/ ſo koͤnnen ſie hernach weder ſitzen
noch ſtehen/ und damit haͤngt er ſie nun
an die Wand/ und karbatzſchet ſie ab.
Daruͤber hat er nun groͤſte Freude.


Courage.

Die Freude ſtuͤnde mir zum wenigſten
nicht an.


Grete.

Ey bißweilen iſt der Herr Graf ſehr
gut/ nur wenn es ander Wetter werden
will/ ſo iſt er keinmahl nicht recht zu
Hauſe/ druͤmb ſehe ich gerne/ daß ich
einmahl mit Ehren von ihm kaͤme.


Courage.

So gehe nur hin/ und hole deines
Grafen ſeinen Conſens, ich will gleich
auch zu meinen Herrn gehen/ ob ers zu
friedeu iſt/ daß ich dich nehmen ſoll/ da-
mit nur einmahl ein Ende draus wird.


Grete.

So bald mein Herr Graf nach Hau-
fe koͤmmt/ will ichs ihn gleich ſagen/ und
auff den Abend ſo ſolſtu es wieder er-
fahren. Adjeu.


Courage.

AdjeuGretgen.


Grete.

Adjeu.


Adjeu.
[27]
Courage.

Adjeu.


(MachenComplimentegegen ein-
ander/ und gehen an unter-
ſchiedenen Orten ab.

Der Proſpect eroͤffnet ſich.

Sechſter Aufftritt.


Graf Ehrenfried/ Feuerfax/ For-
tunatus,
Friedenſchild/ Mirax,
Narruffsky, Pamphilius,
Mum-
mel-Maͤrten/ Damaſtor, Ki-
lian/ Curſino, Culin.

Ehrenfr.
(Hat die Haͤnde in beyden Schuͤ-
beſaͤcken/ ſiehet ſich in heraus-
gehen umb/ und ſpricht:

Da koͤmmt der Hertzog von Toͤlle.
Puff!


Alle.

Puff! puff! puff!


Ehtenfr.

Das war eine Schraube/ ey Herr
Capitain-Lieutenant, das war eine er-
ſchreckliche Schraube!


Fortunatus.

Ja/ Ihr. Excellenz und Hochgraͤffl.
Gnaden/ die Schraube war gut.


Ehrenfr.

Aber ſaget mir/ wie euch bey Hofe die
Haaſen-Hetze gefallen hat.


Fortunatus.

Sehr wohl/ Ihr. Excellenz.


Ehrenfr.

Wie denn das Fuchsprellen?


Fortunatus.

Auch ſehr wohl/ Ihr. Gnaden/ wenn
nur mehr Jaͤger waͤren bey der Hand
geweſen.


A
[28]
Ehrenfr.

A propós, mein Herr Capitain-Lieu-
tenant,
wie ſtehts denn umb die beyden
Jaͤger?


Fortunatus.

Ihr Excellenz, ich dencke/ Sie wer-
den wohl vor dero Zimmer ſtehen.


Ehrenfr.

Du Hauß-Dieb/ ſich zu/ ob ein paar
Jaͤger drauſſen ſtehen.


Mum̃. M.

Ja/ Ihr. Gnaden/ ich will gleich dar-
nach ſehen.


(Gehet ab.)

Fortunatus.

Ihr. Excellenz werden ſich erſchreck-
lich uͤber die Dinge verwundern/ ſo die
beyden Jaͤger-Purſche mit ſchuͤßen por-
genommen haben.


Ehrenfr.

Das iſt ja brav/ denn gute Leuthe
muß ich zu meiner Jaͤgerey haben.


Fortunatus.

Es iſt wahr/ Ihr Excellenz, Jaͤger
brauchen ſie hoͤchſt noͤthig.


Siebender Aufftritt.


Mummel-Maͤrten [zu den vo-
gen.]

Mum̃. M.

Ihr Gnaden/ es ſtehen ein paar Jaͤ-
ger drauſſen/ und fragen nach dem Hn.
Capitain-Lieutenant.


Fortunatus.

Ihr Excellenz/ das werden dieſelben
ſeyn.


Ehrenfr.

Laß Sie doch herein kommen/ Sie
ſollen Audienz haben.


Mum̃. M.

Sie wollen nicht/ Ihr Gnaden.


Was
[29]
Ehrenfr.

Was iſt denn die Uhrſache?


Mum̃. M.

Ich ſolte ihnen erſtlich wieder ſagen/
wie ſie Ihre Gnaden tittuliren ſolten/ ſo
wolten ſie ſich hernach gleich præſenti-
ren.


Ehrenfr.

Als wenn du Vogel nicht wuͤſteſt/ wie
mein Tittel waͤre.


Mum̃. M.

Ich weiß ihn wohl/ allein ich weiß ihn
aber doch nicht recht.


Ehrenfr

Herr Capitain-Lieutenant, ſagt doch
den Jungen meinen rechten Tittel.


Fortunatus.

Gantz wohl/ gnaͤdiger Herr.

(zum
Mummel-Maͤrten.)

Sprich zu den
beyden Jaͤger-Purſchen/ wenn der Herꝛ
Graff mit ſie reden wuͤrde/ ſo muͤſten ſie
Ihn Ihr. Excellenz und Hoch-Graͤfliche
Gnaden tittuliren-


Mum̃. M.

Je nu/ nu/ ich wills ihnen ſchon ſo
vor ſagen.


(Gehet ab.)

Ehrenfr.

Herr Capitain-Lieutenant!


Fortun.

Ihr Excellenz,


Ehrenfr.

Das muͤſſen geſcheute Kerl ſeyn/ weil
ſie erſtlich meinen Tittel zu wiſſen ver-
langen/ damit ſie bey der Audienz keinen
Pfui dich an einlegen wollen.


Fortunatus.

Ja/ Ihr Excellenz, es ſind ein paar
vortreffliche Jaͤger-Purſche.


Achter
[30]

Achter Aufftritt.


Mummel-Maͤrten/ Marode, Syl-
veſter
und die Vorigen.

Mum̃. M.

Ihr. Gnaden/ da bring ich die Kerl.


Ehrenfr.

Seyd ihr Jaͤger?


Marode.
Sylveſt.

Ja/ Ihr. Excell. und Hochgraͤfl.
Gnaden.


Ehrenfr.

Wo ſeyd ihr beyde her?


Marode.

Ich bin von Weſpenhauſen/ und
mein Cammerrath da iſt von Haaſen-
dorff gebuͤrtig/ es liegen beyde Doͤrffer
eine halbe Meile von ein einander.


Ehrenfr.

Seyd ihr ſonſt ſchon in Dienſten ge-
weſen?


Marode.

Wir ſind alle beyde 6. gantzer Jahr
bey Graf Narrburgen [wenn Ihr. Ex-
cellenz
und Hochgraͤfl. Gnaden denſel-
ben gekandt haben/) in Dienſten gewe-
ſen/ wie er aber vor wenig Wochen
ſtarb/ ſo wurden alle ſeine Bediente ab-
gedanckt.


Ehrenfr.

Iſt der Graf von Narrburg todt?


Sylveſt.

Ja Ihr. Excellenz und Hochgraͤfl.
Gnaden/ begraben iſt er.


Marode.

Haben Ihr. Excellenz und Hochgraͤfl.
Gnaden/ den Herrn Grafen von Narr-
burg gekennet?


Ehrenfr.

Per renomeé iſt er mir bekandt gewe-
ſen/ und wo mir recht iſt/ ſo ſind gar viel
Geſchlech-
[31] Geſchlechter/ die ſich von Narrburg
ſchreiben.


Marode.

Ach ja/ er hat eine groſſe Freundſchaft
hinter ſich gelaſſen.


Ehrenfr.

Nun/ weil ihr bey einen ſo braveu
Herrn in Dienſten grweſen ſeyd/ der
auch auff wackere Leute viel gehalten
hat/ und ihr beyde von meinen Herrn
Capitain-Lieutenant da ſehr wohl ſeyd
recommendiret worden/ ſo will ich euch
in meine Dienſte nehmen.


Marod.
Sylveſt.

Wir bedancken uns fuͤr die Hoch-
graͤfl. Gnade.


Ehrenfr.

Ich verhoffe auch/ ihr werdet die Jaͤ-
gerey ſo gut verſtehen als andere brave
Jaͤger-Burſche.


Marode.

Ja/ Ihr. Excellenz und Hochgraͤfl.
Gnaden/ ſo gut als ein Jaͤger/ er mag
auch ſeyn/ wer er will.


Sylveſt.

Und was das Schieſſen anbelangt/
ſo ſoll mich wohl wohl keiner darinnen
leichtlich verrathen/ zumahl wenn fein
viel Rephuͤner bey einander ſitzen/ und
die Buͤchſe verſagt mir nicht.


Marode.

Und was das Haſen-ſchieſſen anbe-
langet/ ſo ſoll auch wohl leichtlich keiner
uͤber mir ſeyn/ wenn ich nur allemahl
gut Zuͤnd-Kraut auf der Pfanne habe.


Ehrenfr

An guten Pulver und tuͤchtigen
Schrote ſoll es euch leichtlich nicht feh-
len/ zumahl was die Haaſen-Schrot
anbe-
[32] anbelanget/ nur befleißiget euch a[uff]
gute Buͤchſen.


Sylveſt.

Ey/ meine Buͤchſe ſoll mir leicht[lich]
nichts verfehlen/ wenn ich nur recht d[a-]
rauff ziele/ wo ich hinſchieſſen will.


Marode.

Und mit meiner Buͤchſe hier/ da w[ill]
ich wohl mit keinem Jaͤger ſeiner ta[u-]
ſchen/ denn es iſt Damaſcener-Gemaͤ[ch-]
te/ und iſt vortrefflich auff die Haaſ[en]
eingeſchoſſen.


Fortunatus.

Ey/ Ihr. Excellenz, ſie laſſen ſich do[ch]
das Ding erzehlen. Dieſer hier ſprich[:]
Er haͤtte mit ſeiner Buͤchſe einmahl [17]
Rephuͤner auff einer Weide weggeſcho[ſ-]
ſen/ und der da 3. Haaſen auf einer [Ei-]
che/ das Ding will mir gar nicht in m[ei-]
nen Kopff.


Ehrenfr.

Ja warumb nicht/ mein Herr Cap[i-]
tain-Lieutenant,
was ein guter Jaͤg[er]
iſt/ der muß alles ſchieſſen koͤnnen/ [es]
mag auch ſeyn wo es will.


Fortunatus.

Das iſt alle wahr/ Ihr. Excellenz, a[l-]
leine ſiebenzehn Rephuͤner von ein[er]
Weide zu ſchieſſen/ und drey Haaſ[en]
auff einen Schuß von einer Eiche/ da[s]
iſt ein bißgen zu viel.


Ehrenfr.

Ey/ Herr Capitain Lieutenant, da[s]
iſt eine Schraube.


Sylveſt.

Ihr. Excellenz und Hochgraͤfl. Gn[a-]
den/ verzeihen mir/ daß ich ſie in da[s]
Wort falle/ und ſage Ja/ ich habe 17
Rephuͤner auff einen Schuß von eine[r]
Weid[e]
[33] Weide geſchoſſen/ allein der Herr Ca-
pitain Lieut, hat mich nicht recht verſtan-
den/ denn ſie ſaſſen auff einer Weide/ wo
man das Vieh weidet/ aber auf keinem
Baume nicht/ die man Weide nennet.


Fortunatus.

Ey ja/ das iſt ein anders. Aber wie
kan denn dieſes moͤglich ſeyn/ daß ihr 3.
Haaſen von einer Eiche geſchoſſen habt/
da man doch ſein Lebetage nicht gehoͤret/
daß ein Haaſe auff einem Baume geſeſ-
ſen? Ich dencke immer/ Jaͤger/ es wer-
den 3. Eichhoͤrner geweſen ſeyn.


Marode.

Ey/ Herr Capitain-Lieutenant, lernet
ihr mich doch Haaſen koͤnnen; Wolte
ich doch wohl Euch/ oder den Herrn
Grafen gekennet haben/ wenn ihr dazu-
mahl droben geſeſſen/ und wenn die Ei-
che auch gleich noch einmahl ſo lang ge-
weſen waͤre.


Ehrenfr.

Ich habe in meiner Graffſchafft zwar
viel tauſend Millionen Eichen und an-
dere Baͤume/ doch wuͤſte ich mich ſelbſt
nicht zu erinnern/ daß ich iemahls einen
Haaſen auf einem Baume ſitzen geſehen.


Marode.

Ja/ Ihr: Excellenz, mein Cam̃errath
da hat hinter mir geſtanden/ wie ich
ſchoß/ der kanns nicht anders ſagen/ und
wenn mir damahls die Buͤchſe nicht ſo
langſam waͤre loß gegangen/ ſo bm ich
kein ehrlicher Kerl/ wenn ich nicht auch
noch ein paar Fuͤchſe mit treffen wollen/
denn die ſpielten mit den Haaſen auff
Cder
[34] der Eiche/ ſo bald ſie aber das Feuer ſ[e]
hen/ marchirten ſie fort/ die 3. Haͤaͤßgen
aber muſten Haare laſſen.


Ehrenfr.

Ey das iſt eine erſchroͤckliche Schrau-
be!


Marode.

Nein/ Ihr. Excellenz und Hochgraͤf-
liche Gnaden/ es iſt keine Vexirerey.


Ehrenfr.

Wie kan aber das moͤglich ſeyn?


Marode.

Sie muͤſſen mich recht verſtehen/ Ihr.
Excellenz und Hochgraͤffliche Gnaden.


Ehrenfr.

Wie aber?


Marode.

Die Eiche war umbgehackt/ und lag
in Puſche.


Ehrenfr.

Ey ja/ das iſt ein anders.


Fortunatus.

Ja ſo/ wenn ſie gelegen hat/ ſo kan
das wohl moͤglich ſeyn/ allein es iſt doch
viel/ drey Haaſen auff einmahl zu ſchieſ-
ſen.


Marode.

Je warumb hieſſen wir denn Schuͤ-
tzen oder Jaͤger/ wenn wir ſo viel nicht
gelernet haͤtten?


Ehrenfr.

Ich habe einen alten Jaͤger/ der hat
wohl Zeit Lebens nicht drey Haaſen uͤ-
berall geſchoſſen.


Marode.

Ja/ Ihr. Excellenz und Hochgraͤfl.
Gnaden/ vielleicht weiß er den Vorthel
nicht recht/ oder iſt etwan von ſehr bloͤ-
den Geſichte.


Ehrenfr.

Er giebts immer dem Geſichte ſchuld/
und ich glaube auch/ daß es wahr iſt/
denn daran kan ichs mercken. Er brach-
te mir neulich einen jungen Eſel aus mei-
ner
[35] neꝛ Grafſchafft geſchlept/ welchen er vor
ein Reh geſchoſſen hatte; Geſtern ha-
be ich ihn nun wieder hingeſchickt/ wer
weiß/ was er ietzund vor rar Wilpret
mit bringt.


Marode.

Ja/ Ihr. Excellenz und Hochgraͤfl.
Gnaden/ wenn ein Jaͤger kein gut
Geſichte hat/ ſo giebt er keinen gewiſſen
Schuͤtzen ab/ zumahl was das Haaſen-
ſchieſſen anbelangt.


Sylveſt.

Ey das Rephuͤner-ſchieſſen iſt noch
kuͤnſtlicher/ denn ſobald ſie nur das Pul-
ver riechen/ marchiren ſie fort.


Marode.

Ey/ ein Haaſe wartet auch nicht lan-
ge/ zumahl wenn er oͤffters aus dem La-
ger gejaget wird.


Neundter Aufftritt.


Haſenius, und die Vorigen.

Haſenius.
(Hat einen Befehl in der Hand.)

Ihr. Excellenz und Hochgraͤfl. Gn. hier
iſt der Befehl wegen des Haaſen-ſchieſ-
ſens/ geruhen ſie denſelben zu unter-
ſchreiben?


Ehrenfr.

Leſet mir doch denſelben her/ damit
ich hoͤre/ ob er recht iſt.


Haſen.
(Machet den Befehl auff/ lieſet
ihn folgender maſſen:

C 2Ehren-
[36]
Ehrenveſte/
liebe Getreue.

WEnn Ihr alle noch friſch
und geſund ſeyd/ hoͤre
ichs theils gerne/ und auch
theils nicht gerne. Gerne hoͤ-
re ichs/ daß Ihr Eure Fron-
Dienſte noch alle thun und
verrichten koͤnnet/ denn wenn
Ihr kranck waͤret’/ ſo muͤſte
es wohl unterwegens blei-
ben. Theils hoͤre ichs auch
nicht gerne/ daß Ihr alle noch
wohl auf ſeyd/ und mir aus
meinem Gehege ſo viel Haa-
ſen wegſchieſſet/ denn wenn
Ihr an einem hitzigen Fieber
laͤget/ ſo lieſſet Ihr ſolches
wohl bleiben. Derowegen
habe ich nicht unterlaſſen koͤn-
nen/ dieſes Mandat an euch er-
gehen
[37] gehen zu laſſen/ und gebiethe
euch bey meiner hoͤchſten Un-
gnade/ daß ſich hinfort keiner
mehr von euch unteꝛſtehe/ mein
Gehege zu turbiren/ oder wo-
ferne ich nur das allergering-
ſte erfahre/ daß einer nur nach
einen Haaſen geſchoſſen hat/
und wenn Er Ihn auch gleich
nicht einmahl getroffen/ ſo hat
mein alter Claus/ der Groß-
baͤrtigte Jaͤger ſchon Ordre
bey ſich/ daß er alle diejenigen/
ſo wider dieſen Befehl han-
deln/ ſoll ohne eintziges Ein-
wenden in den Bock ſpannen/
und ſo lange karbatzſchen/ biß
ſie ſprechen: ſie wollens nicht
mehr thun. Wornach Ihr
Euch zu achten. GOTT be-
fohlen.


C 3Haben
[38]
Haſen.

Haben Ihr. Excellenz hierbey noch
etwas zu erinnern?


Ehrenfr.

Der Befehl iſt ſehr gut/ gebt her/ ich
will ihn unterſchreiben. Iſt keine Fe-
der da?


Haſen.

Ihr. Gnaden hier iſt eine.

(Giebt
dem Grafen eine Feder.)

Ehrenfr.
(Setzt ſich an den Tiſch in ſeinAu-
dienz-
Gemach/ unterſchreibet
den Befehl/ und als er fertig/
ſteht er wieder auf/ und ſpricht:)

Da gehet/ Secretair, und ſiegelt ihn
nun.


Haſen.

Geruhen Ihr. Excellenz mir Ihr
Petſchafft zu geben?


Ehrenfr.

Herꝛ Capitan-Lieutenant, wo iſt denn
mein Petſchafft?


Fortunatus.
(Heimlich.)

Ihr. Excellenz, es ſtehet
mit verſetzt.


Ehrenfr.

Habt ihr der weile keins nicht?


Fortunatus.

Nein/ Ihr. Excellenz, ich habe keins.


Ehrenfr.

Hoͤrt Secretair, ich habe ietzt mein Pet-
ſchafft nicht bey der Hand/ nehmt nur
unterdeſſen euers/ und ſiegelt damit.


Haſen.

Ja/ Ihr Excellenz ich habe auch keins.


Ehrenfr.

Wie denn ihr Herr Hauptmann?


Feuerfax.

Ihr. Excellenz und Hochgraͤfl. Gna-
den/ ich kan gar nicht ſchreiben.


Ehrenfr.

Ihr/ Fendrich/ habt ihr kein Pet-
ſchafft?


Friedenſ.

Nein/ Ihr. Excellenz; kein Petſchafft
habe
[39] ſchafft habe ich nicht/ aber einen galan-
ten Stoß-Degen habe ich/ der ſteht Ihr.
Excellenz zu Dienſten/ wenn ſie ihn ver-
langen/ und auff denelben koͤnnen ſie
ſich der Tebel holmer verlaſſen.


Ehrenfr.

Hat denn keiner unter euch kein Pet-
ſchafft nicht? Du Haußdieb/ haſt du
keines?


Mum̃. M.

Ihr. Excellenz, was wolt ich denn
damit ſcheren/ bin ich doch mein Lebtage
in keine Schule gegangen.


Ehrenfr.

Hoͤrt/ Secretair, weil ich mein Cantze-
ley-Siegel/ oder Hochgraͤfl. Petſchafft
nicht bey mir habe/ ſo nehmt nur einen
gantzen Groſchen und ſiegelt damit/ es
iſt vor meine Unterthanen gut genug.


Haſen.

Wollen Ihr. Excellenz mir einen
Groſchen geben laſſen?


Ehrenfr.

Habt ihr denn kein Geld nicht?


Haſen.

Ihr. Excellenz, ich fuͤhre ſelten Geld
bey mir.


Ehrenfr.

Herr Capitain-Lieutenant, gebt doch
den Secretair einen gantzen Groſchen.


Fortunatus.

Ihr. Excellenz, ich werde wohl von
Gelde gar nichts bey mir haben.


Ehrenfr.

Und ich habe auch nichts eintzeln bey
mir; Herr Hauptmann/ habt ihr kein
eintzeln Geld?


Feuerfax.

Ihr. Excellenz, ich werde wohl gar
nichts haben.


Ehrenfr.

Hat denn keiner kein Geld bey ſich?


(Suchen alle in den Schuͤbeſaͤcken.)

C 4Da
[40]
Mum̃. M.

Da hab ich noch einen Groſchen/ Ihr
Excellenz.

(Giebt dem Grafen einen
Groſchen.)

Ehrenfr.

Du biſt doch noch ein braver Kerl/
wenn keiner kein Geld hat/ ſo haſt du
welches.


Mum̃. M.

Je was huͤlffe mich denn mein ſteh-
len/ wenn ich keinen Groſchen Geld ha-
ben wolte.


Ehrenfr.

Ey/ das iſt eine erſchreckliche
Schraube.


Mirax.

Ey ruͤhme du Vogel dich was beſ-
ſers.


Mum̃. M.

Was ſchierts denn euch. Wenns
mein Herr leiden kan/ ſo hat ſich ſo ein
Naſeweiſer Kerl/ als wie ihr ſeyd/ nichts
druͤm zu bekuͤmmern.


Mirax.

Waͤren Ihr. Excellenz nicht zuge-
gen/ ich wolte dir deinen diebiſchen Kopf
zu rechte ſetzen/ du ſolteſt dein Lebetage
an mich gedencken.


Mum. M.

Ja/ ſie muͤſſen noch alle dicke drauſſen
liegen/ welchen ihr die Koͤpffe zu rechte
geſetzt habt.


Haſen.

Wo iſt denn der Groſchen?


Ehrenfr.

Hier iſt er/ da geht und ſiegelt den
Befehl/ damit er heute noch mit der ex-
tra-
Poſt fortgeſchickt wird.


Haſen.

Ja/ Ihr. Excellenz, es ſoll geſchehen.


(will abgehen)

Ehrenfr.

Hoͤrt/

(rufft/)

Secretair?


Haſen.
(Koͤmmt wieder.)

Ihr. Excellenz?


Da
[41]
Ehrenfr.

Da nehmt die beyden Jaͤger mit in
euer Cabinet, und nehmet ſie in Pflicht/
denn ſie ſollen bey mir Dienſte haben.


Haſenius.

Es ſoll geſchehen/ Ihr Excellenz.


Ehrenfr.

Dieſem hier/ der die 3. Haſen auf der
Eiche geſchoſſen hat/ gebt das Prædicat,
als Cammeꝛ-Jaͤger/ und dem da mit den
17. Rephuͤnern/ als Hof- und Feld-Jaͤ-
ger.


Haſenius.

Wie Ihr. Excellenz befehlen.


Ehrenfr.
(Zum Jaͤgern.)

Gehet alle beyde
mit meinem Secretair auff ſeine Stube/
er ſoll euch in Pflicht nehmen/ und was
die Beſoldung und das Koſt-Geld an-
betrifft/ das ſoll euch mein Capitain-Lieu-
tenant
von meinen Hand-Geldern zah-
len/ ich will euch ſchon eine gute Beſol-
dung machen laſſen/ daß ihr damit ver-
gnuͤgt ſeyn ſollet.


Marode.

Es iſt gantz gut/ Ihr. Excellenz, wir
wollen auch ſchon dafuͤr getreue Dienſte
leiſten.


Haſenius.

So kommt mit mir in mein Cabinet.


Sylveſter.

Wir werden dem Herrn Secretarichs
folgen.


(Haſenius, Marode, Sylveſtergehen ab.)

Zehender Aufftritt.


Klunte und die Vorigen.

Klunte.

Ihr Gnaden ſie verzeihen mir/ daß ich
ſo gleich eingehe.


C 5Ihr
[42]
Ehrenfr.

Ihr haͤttet euch wohl koͤnnen anmel-
den laſſen/ ob es mir/ als einem groſſen
Herrn auch waͤre gelegen geweſen.


Klunte.

Ihr Gnaden/ ſie verzeihen mir/ ich bin
eine einfaͤltige Frau/ und weil ich ſonſt
allemahl/ wenn ſie zu mir geſchickt ha-
ben/ immer unangemeldet in ihr Zim-
mer gehen duͤrffen/ ſo verhoffe ich/ ſie
werdens ietzund auch nicht ſo genau
nehmen.


Ehrenfr.

Was iſt denn euer Anbringen?


Klunte.

Ihr Gnaden/ ſie werden ſich groß-
guͤnſtig zu entſinnen wiſſen/ wie daß ich
ſie vor etlichen Wochen auff etwas
Pfand Geld ſchaffen muſte.


Ehrenfr.

Iſt es wahr Herr Capitain Lieute-
nant?


Fortunatus.

Ja/ Ihr. Excellenz, die Frau/ hat
recht.


Klunte.

Und weil nun die geſetzte Zeit umb iſt/
ſo wolten die Leute gerne/ daß die
Sachen wieder moͤgten eingeloͤſet wer-
den.


Ehrenfr.

Was ſagt ihr darzu/ Herr Capitain
Lieutenant?


Fortunatus,

Ja/ Ihr. Excellenz, was ſoll ich ſa-
gen/ ich kan die Leute freylich nicht da-
rumb verdencken/ daß ſie das Ihrige
fordern.


Ehrenfr.

Iſt denn viel drauf geborget?


Klunte.

Ihr Gnaden/ es werden mit dem ver-
goͤl deten Degen auff 40. Rthlr. ſeyne


[43]
Ehrenfr.

Ja meine liebe Frau/ es kan itzo wohl
noch nicht ſeyn/ daß ich die Sachen wie-
der einloͤſen kan. Sie werden ja noch
ein 14. Tage oder was/ mit der Zahlung
in Ruhe ſtehen.


Klunte.

Ja/ Ihr Gnaden/ ich zweiffele/ obs die
Leute thun werden.


Ehrenfr.

Und wenn ſie nicht wollen/ ſo moͤgen
ſie es bleiben laſſen/ ſie muͤſſen doch [war]-
ten/ biß ich Geld bekomme.


Klunte.

Das iſt alle wahr/ Ihr Gnaden/ ich
habe es den Leuten auch geſagt. Sie
gaben mir aber zur Antwort: Und
wenn der Herr Graf heute oder mor-
gen ſeine Sachen nicht wieder wuͤrde
einloͤſen laſſen/ ſo wolten ſie dieſelben
uͤbermorgen entweder verkauffen/ oder
auf den Troͤdel haͤngen/ denn das Wort
muͤſte gehalten ſeyn.


Ehrenfr.

Die Leute ſeyn doch gar Narren/ ich
thue ihnen was anders auff ihr Wort.


Eilffter Aufftritt.


Servillo, und die Vorigen.

Servill.

Der Herr Graf ſoll alſobald nach
Hofe kom̃en/ und mit den Damens in die
Lotterie gehen.


Ehrenfr.

Wird kein Aſſembleé gehalten?


Ich kans nicht wiſſen/ was auf den
Abend geſchehen moͤchte.


Geht
[44]
Ehrenfr.

Geht nur/ und ſagt/ daß ich bald
kommen wolte.


Servill.

Ich werde es auszurichten wiſſen.


(geht ab.)

Ehrenfr.

Herr Capitain-Lieutenant.


Fortun.

Ihr. Excellenz, was befehlen ſie.


Ehrenfr.

Was habt ihr vor Geld noch im
Vorrath?


Fortun.

Ihr. Excellenz, es iſt nicht ein Dreyer
mehr da?


Ehrenfr.

Ja ihr muͤſt Rath ſchaffen.


Fortun.

Gantz gerne/ Ihr. Gnaden/ alleine
wo denn hernehmen?


Klunte.

Ihr. Gnaden/ ſie laſſen mir nur
Pfand geben/ ich will bald Rath ſchaffen.


Ehrenfr.

Hoͤrt/ Troͤdel-Frau!


Klunte.

Ihr. Gnaden/ hier bin ich.


Ehrenfr.

Koͤnnt ihr mir wohl auf mein ver-
ſchammerirtes Kleid hier/ alſobald 30.
Rthlr. Geld ſchaffen?


Klunte.

Warum das nicht/ Ihr. Gnaden?
wenn ſie mir gnug Pfand geben/ ich
will Sie wohl 1000. Thlr. ſchaffen.


Ehrenfr.

Ja/ es hilfft nichts.

(Ziehet ſein
Kleid aus.)

Herr Capitain-Lieutenant.


Fortunatus.

Gnaͤdiger Herr.


Ehrenfr.

Ihr muͤſt mir unterdeſſen euern Rock
ſo lange lehnen/ biß ich einen andern
kriege.


Fortun.

Wie Ihr. Excellenz, befehlen.

(Zie-
het ſein Kleid auch aus/ und giebts
dem Grafen.

Aber was ſoll denn ich
indeſſen anziehen?


Laſſet
[45]
Ehrenfr.

Laſſet euch derweile dieſes Cammer-
dieners ſeinen Rock geben/ und ziehet
ihn ſo lange an/ biß Rath geſchaffet
wird.


Narruffsky.

Ey das laß ich wohl bleiben/ daß ich
meinen Rock wieder weg lehne.


Ehrenfr.

Was verſchlaͤgt dirs denn/ du kanſt
ja leichtlich einen Tag oder was hintern
Ofen ſitzen/ biß ich ein wenig zu Gelde
komme/ hernach ſolſt du gar einen neu-
en haben.


Narruffsky.

Vor einem Jahre hieße es auch ſo/
alleine es verzogen ſich wohl 20. Wo-
chen/ ehe ich ein Kleid wieder auff den
Leib bekam.


Fortunatus.

Ihr Gnaden/ es iſt eben nicht groß
von noͤthen/ daß er mir ſein Kleid lehnen
muß/ habe ich doch ſelbſt noch eins/ das
ich ſo lange anziehen kan.


Ehrenfr.

Je nu/ wenn dieſes iſt/ ſo braucht es
keiner andern Sorge.


Klunte.

Nun wie wollen ſie es denn halten/
Ihr. Gnaden?


Ehrenfr.

Da nehmt mein Kleid hier/ und laſ-
ſet euch dreißig Rthlr. darauff geben/
und die bringet mir hernach nach Hofe.


Klunte.

Ja/ Ihr. Gnaden/ es ſoll keine halbe
Stunde ins Land gehen/ ſo ſollen ſie L’
argent content
haben/ alleine wie ſoll
es denn mit den andern Sachen gehal-
ten werden?


Ehrenfr.

Sprecht nur/ wenn ſie nicht warten
wolten/
[46] wolten/ biß ich ſie wieder einloͤſen koͤnte/
ſo moͤchten ſie nur dieſelben verkauffen/
und mir das Ubrige raus geben.


Klunte.

Gantz gut/ Ihr. Gnaden/ ich werde
alles ſchon auszurichten wiſſen.


Ehrenfr.

Das Geld muͤſt ihr mir aber bald
nach Hofe bringen.


Klunte.

Ich will mich ſchon zu rechter Zeit bey
Ihr. Gnaden einſtellen.

(Gehet ab.)

Ehrenfr.

Allons! He! fort in die Lotterie.

(In
weggehen/)

Puff!


Alle.

Puff! puff! puff!

(gehen ab.)

[Ballet, von alten Troͤdel-Wei-
bern.]


Anderer Handlung


Der Schau-Platz zeiget eine
Gaſſe/ und im Proſpecte einen
Wein-Keller.

Erſter Aufftritt.


Herr Johannes und Jucundus.

Joh.

WIe viel?


Jucund.

Eine gantze Compagnie wird zu
dir kommen/ ſchaffe du nur prav zu
freſſen und zu ſauffen an.


Und
[]
[figure]
[][47]
Joh.

Und wenn ihrer Tauſend kommen/
es iſt genug da/ Gott lob!


Jucund.

Was haſtu denn vor Lampreten alle?


Joh.

Was du haben wilſt: Krams-Voͤ-
gel/ Rep-Huͤner/ Schneppen/ wilde
Schweinskeulen/ Lerchen/ Haaſen/ und
auch was von Faſanen/ Gott lob!


Jucun.

Wo zum Hencker kriegſtu denn die
Faſanen her?


Joh.

O ho! ich will dir wohl ander Wild-
pret weiſen.


Jucun.

Was denn?


Joh.

Trappen Gott lob! wenn du ſie ken-
neſt.


Jucun.

Ich glaͤube/ du haſt gar einen Ko-
balt/ der dir alles zuſchleppt.


Joh.

Je ja/ es hat ſich was zu Kobelten.


Jucun.

Von rechten Dingen koͤnte es/ daͤch-
te ich/ doch nicht zugehen/ daß du allezeit
ſo ein hauffen rar Wildpret immer im
Vorrathe haſt.


Joh.

Je Momflere! wenn man Geld hat.
Nu! da haſts.


Jucun.

Das iſt wohl wahr/ Bruder/ allein
man kan aber nicht allezeit vor Geld et-
was bekommen/ was man haben will/
zumahl/ wenn es auſſer der Zeit iſt.


Joh.

Momflere! komm du zu mir/ wenn
du wilſt/ du ſollſt allemahl bey mir ha-
ben/ was du verlangeſt.


Jucun.

Das waͤre doch viel.


Was
[48]
Joh.

Was ich ſage/ ich bin kein ehrlicher
Mann/ wenns nicht wahr iſt.


Jucun.

Hoͤre/ Bruder/ ich will ietzo gleich
hingehen/ und es etlichen noch ſagen/
daß ſie ſich bald bey dir einfinden ſollen.


Joh.

Momflere, ein Wort:

(ſaget Ihm
heimlich ins Ohr/)

zahlen ſie auch wa-
cker/ die her kommen wollen?


Jucun.

Ey vortrefflich/ Sie haben gantze
Schubſaͤcke voll Ducaten bey ſich.


Joh.

Was du ſageſt?


Jucun.

In Wahrheit/ du magſt mirs glaͤu-
ben oder nicht.


Joh.

Mein Tage nicht gehoͤret! Aber/
Momflere, kommen auch Grafen mit?


Jucun.

Ja/ Bruder/ nicht alleine Grafen/
ſondern auch Fuͤrſten.


Joh.

Ey ne!


Jucun.

Auff mein Wort/ es kommen Grafen
und Fuͤrſten mit zu dir.


Joh.

Top!


Jucun.

Top! ein Schelm/ wenns nicht wahr
iſt.


Joh.

In deinem Nahmen aber?


Jucun.

Es ſey in meinem oder in deinem Na-
men/ genug/ daß Sie kommen.


Joh.

Nun laß Sie kommen/ bin ich doch
ſchon da.


Jucun.

Aber du muſt dich auch prav luſtig
mit machen.


Joh.

Momflere, ich will Dinge machen/ die
du mein Lebe-Tage nicht wirſt geſehen
haben/
[49] haben/ aber/ Momflere, vexiren muͤſſen
Sie mich nicht.


Jucun.

Ey du biſt ein Narre/ wer wird dich
denn vexiren? du biſt ein prav Mann.


Joh.

Das bin ich auch/ Gott lob!


Jucun.

Nun/ Adjeu/ Herr Bruder/ in einer
halben Stunde wollen wir bey dir
ſchmauſen.


Joh.

Top!


Jucun.

Top! Herr Bruder/ Adio!

(Gehet
ab.)

Joh.

De gratias, Momflere.

(rufft ſeine
Frau:)

Dicke! Dicke!


Anderer Aufftritt.


Johannes/ Walpe.

Walpe.

Was wilſtu denn/ mein lieber Mann?


Joh.

Frag lange.


Walpe.

Ich werde ja fragen duͤrffen/ was es
giebt.


Joh.

Gaͤſte wollen kommen Weiſts nu?


Walpe.

Laß ſie kommen in GOttes Nahmen/
ich will ſie ſchon ſatt machen.


Joh.

Weiſts denn auch/ wer alles koͤmmt?


Walpe.

Das kan ich nicht wiſſen/ weiſt du es
aber/ ſo ſage mirs/ damit ich mich ein we-
nig drauff ſchicken kan.


Joh.

Achtzig/ Gottlob!


Walpe.

Wie viel?


Joh.

Was ich ſage/ auff mein Wort/ auch
wohl Neuntzig.


DJe
[50]
Walpe.

Je wer denn alle?


Joh.

Fuͤrſten/ Grafen/ Freyherrn/ Barone-


Walpe.

Keine Studenten?


Joh.

Eben auch welche.


Walpe.

Wenn ſie nur prav Geld haben.


Joh.

Dicke! lauter Ducaten.


Walpe.

Haſtu ſie denn ſchon geſehn?


Joh.

Auff mein Wort/ gantze Ficken voll
haben ſie. Nu!


Walpe.

So komm denn/ daß wir ein wenig
Anſtalt in der Kuͤche machen.


Joh.

Dicke/ geh du nur/ und mache die wil-
de Schweins-Keule mit zu rechte/ ich
will her ſeyn/ und die groſſen Glaͤſer
immer ausſpielen.


Walpe.

Ey/ mein Eſſen ſoll ſchon bereit ſeyn.


(gehet ab.)

Joh.

Und an einſchencken und anſchreiben
ſoll es/ Gottlob/ auch nicht fehlen.


(gehet ab.)

Dritter Aufftritt.


Leonore, Courage.
(begegnen einander.)

Leonore.

Hoͤre doch/ Courage, haſtu den Herrn
Grafen nicht geſehen?


Courage.

Hoͤre doch/ Loꝛgen/ haſtu des Grafens
ſeine Jungfer Koͤchin nicht geſehen?


Leonore.

Ey was habe ich mit der Koͤchin zu
thun.


Je
[51]
Courage.

Je was ſchiert mich denn der Graf.


Leonore.

Nein/ in rechten Ernſt/ haſtu ihn nicht
geſehen?


Courage.

Ja/ ich habe ihn geſehn.


Leonore.

Wo denn?


Courage.

Er ließ ſich nur vor kurtzen auff einer
Zober-Stange von ſeinen Bedienten
nach Hofe tragen.


Leonore.

Du daͤmiſcher Dieb/ es wird eine Ca-
roſſe
geweſen ſeyn/ worauf er iſt nach
Hofe gefahren.


Courage.

Ey lerne du mich doch einen Haſen
fuͤr eine Kuh anſehen/ ich werde ja wiſ-
ſen/ was eine Zober-Stange iſt/ oder
was eine Caroſſe iſt.


Leonore.

Er wird ja ſolch naͤrriſch Ding nicht
vornehmen.


Courage.

Ey er nimmt wohl naͤrriſcher Zeug
fuͤr/ iſt er doch einmahl mit dem Koͤnige
im Schlaf-Beltze und einer Feder-
Muͤtze auf dem Kopffe/ gar auf die Jagd
geritten/ und hat/ wo mir recht iſt/ weder
Schuh noch Struͤmpffe angehabt.


Leonore.

Er hat aber eine ſchoͤne Caroſſe, war-
um faͤhrt er denn nicht in derſelben?


Courage.

Er kan auch nicht immer fahren. Ein
groſſer Herr/ als wie der Herr Graf iſt/
muß ja eine Abwechſelung haben.


Leonore.

Weiſtu nicht/ ob er bald wird wieder
nach Hauſe kommen.


Courage.

Ja/ das kan ich dir nicht ſagen/ vor
Abends koͤmmt er wohl ſchwerlich wie-
D 2der/
[52] der/ denn es iſt ein Gluͤcks-Toͤpffer bey
Hofe ankommen/ da iſt er mit den Da-
mens in die Gluͤcks-Bude gegangen.


Leonore.

Ja/ ſo wird er wohl ſchwerlich fuͤr
Nachts wieder kommen.


Courage.

Ich zweiffele ſelbſt/ daß er vor Mitter-
nacht wieder koͤmmt.


Leonore.

Ich muß ihn ſprechen/ ich treffe ihn
auch an/ wo ich will.


Courage.

Nur fruͤh zu ihm gegangen/ da trifft
man ihn am allererſten an.


Leonore.

Das werde ich auch wohl thun.


Courage.

Wie ſteht ihr denn beyde mit einan-
der/ iſt denn eure Sache bald richtig?


Leonore.

Ey was ſoll ſie richtig ſeyn. Drum
wolte ich gerne mit ihm daraus reden/
und wenn er nicht will/ wie ich will/ ſo
will ichs an den Koͤnig gelangen laſſen/
denn er hat mir meine Ehre recht abge-
ſtohlen.


Courage.

Wenn ich als wie du waͤre/ Lorgen/
und er wolte mir nicht geben/ was ich
verlangte/ ſo wolte ich ihn knall und fall
auff die Ehe anklagen.


Leonore.

Ey das will ich ohndem ſchon thun. Ich
bin itzo bey einem Advocaten geweſen/
der hat mir ein Supplic gemacht/ das ſoll
ich/ wenn er in Guͤte nicht will/ dem Koͤ-
nige ſelbſt uͤbergeben.


Courage.

Ey wo wohnt denn der Affocate?


Leonore.

Ich habe nicht gefragt/ wo er wohnt/
ſo viel ich aber von der Wirthin im
Wein-
[53] Wein-Keller vernehmen kunte/ ſo ſoll er
gar viel Franen-Zimmer bedient ſeyn/
die ihre Ehren-Kraͤntze verlohren ha-
ben.


Courag.

Das wird mir gar der rechte ſeyn/ al-
lein/ wie muß er heiſſen?


Leonore.

Die Leute titulirten ihn nur Herr
Fleck-Schreiber.


Courag.

Wo trifft man ihn aber an?


Leonore.

Er ſitzt dort bey Herr Johanſen im
Wein-Keller/ und hat ein Glaͤßgen
Wein fuͤr ſich ſtehen.


Courage.

Ich will doch hernach auch hingehen/
und den Herrn Fleck-Schreiber in einer
Sache um Rath fragen.


Leonore.

Du haſt gewiß auch mit einer zu
thun!


Courage.

Ach nein/ es iſt ſonſt was.


Leonore.

Darff mans aber nicht wiſſen?


Courage.

Warum nicht/ das kan ich dir wohl
ſagen/ iſt es doch kein Schelm-Stuͤck.


Leonore.

So ſage mirs doch.


Courage.

Die gantze Affaire iſt dieſe: Ich habe
mich mit des Grafens ſeiner Koͤchin ver-
lobt/ und mein Herr der wills nicht zu-
geben/ daß ich das Menſche nehmen ſoll.
Druͤm moͤchte ich gerne mit einem rech-
ten Ungerechts macher reden/ was er mir
hierinnen fuͤr einen Rath giebt/ denn ich
habe gar willens/ ich will ihn bey dem
Koͤnige verklagen/ wenn ers nicht zuge-
ben will.


D 3Le-
[54]
Leon.

Je du hertzer Courage du/ dieſer
Fleck-Schreiber wird dir bald eine
Intruſche ſagen/ wie du es machen ſolſt/
denn das ſoll ein Mann ſeyn/ der auff
lauter Caͤußgen und Practiqven abge-
richtet iſt.


Courag.

Ey/ das muß mir gar der rechte ſeyn.


Leon.

Die Wirthin hat mir Dinge von
demſelben Fleck-Schreiber erzehlet/ daß
man ſich hatte putzig druͤber lachen moͤ-
gen.


Courag.

Wie ſo denn?


Leon.

Sie erzehlte mir/ wie daß derſelbe
Mann ſo ein vortrefflicher Liebhaber
von Frauzimmer waͤre.


Courag.

Iſt er denn noch jung?


Leon.

Ey/ es iſt ein Stein-alter Mann/ der
ſchon auff der Grube gehet.


Courag.

Was hat er denn nun mit dem Frau-
enzimmer gemacht.


Leon.

Er ſoll ſich moͤg’ in ein artiges Maͤd-
gen verſchammeriret gehabt haben/ und
daſſelbe haͤtte er auch/ weil er ſo hefftig
in ſie verliebt geweſen/ in gelben Damaſt
kleiden laſſen/ und hernachmahls nur
das Ruͤbſen-Stuͤcke geheiſſen.


Courag.

Ey warum nicht gaꝛ das Schoten-
Stuͤcke. Hat aber daſſelbe Frauen-
Zimmer den alten Courtiſan auch Ge-
gen-Liebe bewieſen?


Leon.

So viel ich von der Wirthin ver-
nahm/ ſo haͤtte ſie ihm nicht einmahl eine
char-
[55]charmante Mine gemacht/ vielweniger/
daß ſie ihm fuͤꝛ das geſchenckte Damaſte-
ne Kleid ſonſten ſeinen Willen erfuͤllen
ſollen.


Courag.

Ja/ es geht bißweilen ſo/ wenn alte
Maͤnner mit jungen Maͤdgen loͤffeln
wollen/ allein es geſchicht ihnen gar
recht/ wenn ſie hernachmahls fuͤr ihre
Spendagen ins Faͤuſtgen neinaus gelacht
werden.


Leon.

Ein artiges Hiſtoͤrgen erzehlte mir
die Wirthin von dieſem ſo genandten
Fleck-Schreiber: Er haͤtte einsmahls
auff einer Hochzeit nach einer Baͤren-
Muſic mit Frauenzimmer nackend um
einen Dannen-Baum herumgetantzet/
welches ihm dieſe Stunde noch uͤbel
ausgeleget wuͤrde.


Courag.

Ey das kan ich mir leicht einbilden/
nackend zu tantzen! es koͤmmt gar zu aͤr-
gerlich heraus/ weñs doch noch im Hem-
de geweſen waͤre.


Leon.

Hernach ſo ſagte mir die Wirthin
auch/ wie daß dieſer Fleck-Schreiber al-
len Leuten dienete/ ſie moͤchten recht oder
unrecht haben/ wer ihm nur Geld
braͤchte/ der waͤre ihm angenehm.


Courag.

Das muß mir gar einer von den rech-
ten ſeyn.


Leon.

Uber eines muſte ich recht hertzlich la-
chen.


Courag.

Uber was denn?


D 4Leon.
[56]
Leon.

Die Wirthin ſagte mir/ wie daß eꝛ ein-
mahl ein paar Partheyen in einander
gehetzt/ uͤber welches Unrecht dieſer
Fleck-Schreiber von einem Frauenzim-
meꝛ in oͤffentlicher Gerichts-Stube waͤ-
re ein alter Rock-Seicher geheiſſen wor-
den.


Courag.

Was haͤtte er denn darzu geſaget?


Leon.

Was ſolte er geſaget haben. Er hatte
ſolches zu regiſtriren gebethen/ alleine
wegen anderer Affairen hattens die Ge-
richten nicht gehoͤret/ und war alſo die-
ſes Frauenzimmer noch ſo mit einem
blauen Auge davon gekommen/ ſonſt
haͤtte er ihr unſtreitig einen Injurien-
Proceß an den Halß geworffen.


Courag.

Je koͤnte war doch von dieſem Fleck-
Schreiber eine perfecte Comœdie ma-
chen.


Leon.

Ach wenn ichs nur nicht vergeſſen
haͤtte/ was mir die Wirthin alles von
den ſuͤſſen Naͤchten/ und noch andern
Streichen/ ſo dieſer Fleck-Schreiber ſoll
vorgenommen haben/ erzehlet hat.


Courag.

Es ſcheint/ als wenn an demſelben
Affocaten wohl nicht viel gebackens waͤ-
re.


Leon.

Er ſoll aber ſehr viel zu thun haben.


Courag.

Ich will doch fuͤr die lange Weile hin
gehen fuͤr den Wein keller/ und ihn laſſen
heraus kommen/ da will ich bald hoͤren/
was er am Schilde fuͤhret.

(gehet ab.)

Leon.
[57]
Leonore.

Und ich will Morgen fruͤh/ Graf Eh-
renfriedgen eine Viſite geben/ und bey
ihn hoͤren/ ob er mich nehmen will.

(ge-
het ab.)

Vierdter Aufftritt.


(Der Proſpect eroͤffnet ſich/ und
zeiget Herr Johannſen ſeine
Wein-Stube/ worinnen ſitzt
Injurius, Leander, Jucundus
und andere Wein-Gaͤſte/ ha-
ben ein Muſickgen/ und ſind
ſehr luſtig mit einander. Inju-
rius
ſinget ſein Leib-Stuͤckgen
wie folget/ und klimpert mit
den Haͤnden dazu.)

Ach Dannen-Baum ach Dannen-

Baum/

Du biß ein edler Zweig/ ꝛc.

Fuͤnffter Aufftritt.


Herr Johannes/ (mit einem Glaſe
Wein)

Joh.

Momflere, das iſt ein Weingen/ und
wenn du ihn in der Stadt beſſer kriegſt/
als mein Wein iſt/ ſo bin ich kein ehrli-
cher Mann.


D 5Wie
[58]
Leander.

Wie vielerley Wein ſchenckſtu denn
aus einen Faſſe?


Joh.

Je ja/ Gottlob! Komm nur mit
hinunter in meinem Keller/ da will ich
dir meine Weine weiſen/ was ich fuͤr
Weine alle habe.


Leander.

Nun allons! Bruder/ trinck mir eins
zu!


Joh.

Dein Diener Momflere.

(will trin-
cken.)

Leander.

Ey/ du muſt mir auch einen Verß
darzu machen.


Joh.
(reimet.)

Momflere, das bring ich dir/

In Geſundheit meiner Herrn

Gaͤſte hier.

Es lebe die gantze Compagnie

bey mir/

Fuͤr und fuͤr/

Das bring ich dir/

Allhier bey mir.

Da haſts!

(Trincket und giebt hernach das
Glaß Leandern.)

Jucun.

Du kanſt brave Verſe machen Bru-
der.


Joh.

Was fehlt ihnen denn? wer weiß/
ob du es ſo gelernet haſt.


Jucund.

Ey/ du biſt ein braver Mann.


Joh.

Was bin ich/ he!


Ein
[59]
Leander.

Ein Schelm biſt du.


Joh.

In deinen Nahmen.


Leander.

Nein nein Bruder/ du biſt ein wacke-
rer Mann.


Joh.

Das war ein Wort.


Injur.

Herr Johannes/ da laſſe mir noch
eins einſchencken.


Joh.
(Rufft ſeine Frau.)

Dicke! Dicke!


Sechſter Aufftritt.


Walpe/ [koͤmmt gelauffen.]

Walpe.

Was wilſtu denn/ lieber Mann!


Joh.

Da hole Wein!


Walpe.

Alſo bald/

(nim̃t das Glaß/ gehtab.)

Leander.

Hoͤre/ Bruder/ wer war geſtern bey
dir?


Joh.

Geſtern war alles voll bey mir.


Leander.

Wer denn?


Joh.

Ein hauffen Cavallier, Studenten/
auch Grafen/ Gottlob!


Leander.

Was denn fuͤr Grafen?


Joh.

Ehrenfriedgen/ Gottlob! der Graf/
wenn du ihn kenneſt. Kenneſtu ihn?


Leander.

Warumb ſolte ich ihn nicht kennen.


Joh.

Ein wackerer Herr.


Jucund.

Iſt es denn dieſer/ welcher ſo viel Lcu-
te haͤlt?


Joh.

Ja/ Momflere, der iſts.


Jucun.

Was bedienen ſie denn alle fuͤr Char-
gen
bey den Grafen.


Joh.

Einer iſt Hauptmann/ Feuerfaxgen/
wenn
[60] wenn du ihn kenneſt/ hernach iſt einer
Capitain Lieutenant bey ihn/ und auch
einer Fendrich/ Friedenſchildgen/ wenn
du von ihn gehoͤret haſt/ es ſind alles
prave Leute.


Jucun.

Fuͤhret er ſo einen groſſen Staat? ey
ſo muß er auch viel Einkommens haben.


Joh.

Je ja/ wenn ichs und du nur haͤtten/
Momflere, wir wolten ſchon damit aus-
kommen.


Siebender Aufftritt.


Walpe/ [zu den Vorigen/ brin-
get Wein.)

Walpe.
(zuInjurio,)

Hier/ mein Herr Fleck-
Schreiber/ da iſt ſein Glaͤßgen.


Jucund.

Da bringe ſie mir auch noch eins.


Walpe.

Gleich/ mein Herr.

(nimmt das
Glaͤßgen.)

Joh.

Dicke.


Walpe.

Was denn/ lieber Mann.


Joh.

Bringe ihn doch eins aus dem groſ-
ſen Faſſe an der Mauer/ No. 75.


Walpe.

Ey die Weine ſind alle gut.


Joh.

Thu du’s/ ich wills haben.


Walpe.

Ja doch/

(gehet ab.)

Injurius.

Ich will dirs bringen/ Herr Bruder.


Joh.

De gratias, Momflere,


Injurius.

Es lebe!


Joh.

Was denn? Es lebe! nun mache
fort/ es lebe!


Warte/
[61]
Injurius.

Warte/ ich will dirs erſtlich zutrin-
cken.

trincket/ und als er get runcken]

Da Bruder/ thu mir nun beſcheid/ und
mache mir einen Verß darzu.


Joh.

Nu/ Momflere, itzt will ich einen Verß
machen/ den du dein Lebetage nicht ge-
hoͤret haſt.


Injurius.

Nu/ mache fort. Es lebe!


Joh.
(reimet.)

Es lebe die Sonne von Pohlens

Gemuͤthe!

Sachſens Treue bleibe alle zeit bey

E[l]b-Strohms Guͤte.

Die Hand des HErrn ſchuͤtze unſern

Koͤnig Lebenslang Gemuͤhe/

Die hohen Seulen bleiben allezeit

in deſſen Segens-Guͤte.

Es lebe der Unterthanen Schutz

noch 1000. Jahr in froͤlichen

Gemuͤthe.

So wohl bey mir

Und dir/

Als auch in Pohlen weit von hier.

Da haſts!
(trincket.)

Dergleichen haſt du mein Tage nicht
gehoͤrt.


Achter Aufftritt.


Walpe/ [zu den Vorigen.]

Walpe.

Nun/ da bringe ich den Herrn ei-
nen
[62] nen Wein/ er iſt recht aus dem Mut-
ter-Faͤßgen.


Jucun.

Solte der recht gut ſeyn?


Joh.

Und wenn du ihn ſo gut in der Stadt
kriegſt/ als wie der Wein iſt/ ſo bin ich
ein Schelm.


Leander.

Das biſt du auch.


Joh.

In deinen Nahmen.


Leander.

Nein/ Bruder/ in deinen Nahmen.


Joh.

Ja/ du ſchierſt mich wohl.


Jucun.

Wenn ich als wie du waͤre/ Herr
Brudeꝛ/ ich ließe mich nicht ſo ſchimpfen.


Joh.
(Zu Leandern.)

Was bin ich/ he!


(faſt ihn bey den Arme)

Was bin ich!


Leander.

Ey du biſt ein brav Mann.


Joh.

Das war ein Wort.


(Hieragiret herr Johannes noch al-
lerhand
poſſirliche Schwaͤncke/
Walpe geht ab und zu)

Neundter Aufftritt.


Fortunatus, zu den Vorigen.

Fortunatus.

Gehorſamer Diener/ meine Herrns/
Ihr Diener/ meine Patrons.


Joh.

Willkommen/ Momflere, willkom̃en!
Wo haſtu denn Ehrenfriedgen/ deinen
Grafen/ bringſt du Ihn nicht mit?


Fortunatus.

Nein/ Er iſt noch bey Hofe in der
Gluͤcks-Bude/ und wird wohl heute
ſchwerlich zu dir kommen.


Gewinnt
[63]
Joh.

Gewinnt der Graf auch wacker?


Fortunatus.

Was ſolt Er gewinnen/ Er iſt gar
ſelten gluͤcklich. Alleine ich habe aber-
mahl was gewonnen.

(Zieht ein
Schnup Tuch aus dem Schubſacke/)

Bruder/ iſt das nicht ein ſchoͤn Schnup-
Tuch? Es iſt dem Grafen geweſen/ Er
hats verſpielt.


Leander.

Hats der Herr Capitain-Lieutenant
Luſr zu verkauffen/ ſo will ich einen Han-
delsmann darzu abgeben?


Fortunatus.

Es iſt mir zwar endlich nicht viel nuͤ-
tze/ doch/ weil ich ietzo Geld brauche/ wer
mir einen Rthlr. dafuͤr giebt/ der ſoll es
haben.


Leander.

Ey behuͤte Gott/ wer wolte vor ein
altes Schnuptuch einen Rthlr. geben;


Fortunatus.

Meine Patrons/ es hat beym Sap-
perment
viel Geld gekoſtet/ der Graf
hats getragen.


Leander.

Ey das glaͤube ich gar wohl/ allein
dafuͤr gebe ich keinen Rthlr.


Fortunatus.

Wenn ich ietzo nicht ſo gar nothwen-
dig Geld brauchte/ ich wolte es ſelber
behalten; ſo aber muß ich heute mit
dem Grafen noch ein bachadie machen.
Gebe mir der Herr 4. Groſchen baar
Geld/ ſo ſoll Ers doch haben.


Leander.

Zwey Groſchen will ich dem Herrn
geben/ wenn er will/ hier iſt Geld.


Fortunatus.

So nehme Ers nur dafuͤr hin/ viel-
leicht gewinne ich dem Grafen mit des
Herrn
[64] Herrn 2. Groſchen 50 Rthlr. abe.

(Le
ander
giebtFortunato 2. Groſchen.

Joh.

Momflere, Herꝛ Capitain Lieutenant,
was wilſtu denn trincken?


Fortunatus.

Herr Bruder/ ich werde hier nicht
verziehen koͤnnen/ ich muß gleich wider
zum Grafen gehen.


Joh.

Wie du wilſt.


Fortunatus.

Ihr Diener/ meine Patrons/ Sie le-
ben wohl.


Leander.

Serviteur, Herr Capitain-Lieutenant,
und wenn Er wieder was gewinnt/ ſo
komme Er her/ ich wills Ihn wieder ab-
handeln.


Fortunatus.

Es kan geſchehen/ meine Patrons.


(gehet ab.)

Jucun.

Der arme Capitain Lieutenant, hat
gewiß nicht viel Beſoldung bey ſeinen
Grafen.


Leander.

Wie es ſcheint/ ſo mag es wohl nicht
viel ſeyn.


Joh.

Nun/ wie iſt es denn/ einmahl her-
umb getruncken!


Leander.

Allons! Bruder/ deine Geſundheit/
laß mir ein Runda darzu machen.


Joh.

Fort/ allo! he! Ein Runda.


[Die Muſicanten machen ein Runda/
und andere luſtige Stuͤckgen/ wor-
bey es nach und nach finſter wird.

Zehen-
[65]

Zehender Aufftritt.


Feuerfax/ Friedenſchild/ (und
die Vorigen.)

Feuerfax.

Schuldiger Diener/ meine Herren.


Friedenſ.

Serviteur Meſſieurs.


Joh.

Willkommen Herr Hauptmann/
Momflere. Friedenſchildgen/ auch will-
kommen.


Friedenſ.

Serviteur Herr Bruder/ wie ſtehts/
was machſt du guts?


Joh.

So/ es muß ſich noch leiden/ Gott-
lob; ſetzt euch doch nieder.


Friedenſ.

Wir werden nicht lange verziehen.


Joh.

Was wolt ihr denn trincken?


Friedenſ.

Was haſt du denn guts?


Joh.

Sect/ Alacanten-Wein/ Neckerwein/
Moſeler/ Spaniſchen/ Rhein Wein/
auch Land-Wein/ Gottlob.


Feuerfax.

Ich mag keinen Wein tꝛincken/ ich ha-
be bey Hofe viel geſoffen.


Joh.

Was wilſt du denn?


Feuerfax.

Herr Bruder/ laß uns nur ein gut
Glaß Bier geben.


Joh.

Ich habe kein Bier.


Friedenſ.

Hier ſteht ja welches auf dem Tiſche?


Joh.

Warumb wolt ihr aber keinen Wein
trincken?


Friedenſ.

Es eckelt uns fuͤr den Weine ſo/ wir
haben bey Hofe zu viel geſoffen.


Joh.

Dicke!


EMein
[66]
Walpe.

Mein Schatz.


Joh.

Hole ihn doch nur ein Glaß Bier.


Walpe.

Ja/ lieber Mann.

(gehet ab.)

Leander.

Die Herren ſetzen ſich doch zu uns an
dem Tiſch her.


Feuerfax.

Wir werden nicht lange verziehen.


Friedenſ.

Wir muͤſſen wieder zu dem Herrn
Grafen nach Hofe gehen.


Leander.

Moͤgen ſie doch ſo lange warten als
ſie wollen/ deßwegen koͤnnen ſie ſich
ja wohl niederſetzen.


Joh.

Setzt euch doch nieder/ es iſt ja Platz
genug da.


(Sie ſetzen ſich)

Friedenſ.

Wird das Bier bald kommen.


Joh.

Es iſt gleich da.


Eilffter Aufftritt.


Walpe/ (mit einem Glaß Bier
zu den Vorigen.)

Walpe.

Da bringe ich den Herrn ein Glaß
Bier/ ſie werdens in der Stadt nicht
beſſer finden.


Feuerfax.

Ey das glaͤube ich ihr gar wohl.


Joh.

Von der Neige haͤtteſt du ihnen bꝛin-
gen ſollen.


Walpe.

Weßwegen denn?


Joh.

Warumb ſauffen ſie keinen Wein?


Walpe.

Je/ lieber Mann/ wer kan denn die
Herren zwingen/ wenn ſie nicht wollen.


Joh.

Nu allons, einmahl herumb getrun-
cken.


Proſit
[67]
Jucundus.

Proſit Herr Bruder/ deiner Dicke
Geſundheit.


Joh.

Sie lebe/ meine Dicke/ in meinem
Nahinen aber.


Jucundus.

Allons, ein Runda.

(Jucund.trinckt.)

(Singen.)

Alle.
Runda Runda der Wein iſt gut

Runda dinellula.

Er macht uns einen friſchen Muth/

Runda dinellula.

Joh.

Das iſt viel!


Jucundus.

Da thu mir Beſcheid/ wir wollen dir
auch ein Runda ſingen.


Joh.

Nun allo he! ſingt?


(Sie fangen alle wieder an zu ſin-
gen.)

Runda Runda der Wein iſt gut/
Runda dinellula.
Herr Johannes iſt ein 15hut/
Runda dinellula.

Joh.

Ein Schelm heiſt mich ſo.


Leander.

Ey Bruder wir meinen ja dich nicht.


Joh.

Das war ein Wort.


Leander.

Umb Vergebung mein Herr Fen-
drich/ daß ich frage? Haͤlt denn ihr
Herr Graff auch viel Volck.


Friedenſ.

Nein/ Monſieur, er hat von gemei-
nen Soldaten noch nichts geworben.
Aber auf das Fruͤh-Jahr will er etliche
Regimenter werben laſſen.


E 2Das
[68]
Joh.

Das iſt viel.


Friedenſ.

Ja/ er muß doch in ſeiner Grafſchaft
Soldaten haben/ damit er in Fall der
Noth ſeine Veſtungen defendiren kan.


Jucundus.

Der Herr Graf aber hat ſonſt ſehr viel
Leute.


Feuerfax.

Ja die haͤlt er nur zu ſeinem Staate.


Friedenſ.

Jch wolte daß es morgen wieder zu
Felde gienge/ es ſolte mir ſo lieb ſeyn/
als wenn mir einer 100. ſpecies Duca-
ten verehrete.


Leander.

Es ſcheinet/ als wenn der Herr Fen-
drich ſchon mehr waͤre darbey geweſen.


Friedenſ.

Monſ. mag mirs glaͤuben oder nicht/
ich bin vor dieſen mit geweſen in Un-
garn/ vor Ofen/ vor Wien/ vor Stuhl-
Weiſſenburg/ und bald gar mit vor
Conſtantinopel. Item drauſſen am
Rhein vor Mayntz/ vor Bon, Mons, und
Namur/ ja ich habe mich der Tebel hol
mer ſo verſucht im Kriege/ daß/ wenn
ich alles erzehlen ſolte/ einem die Haare
zu Berge ſtehen wuͤrden.


Leander.

Allein/ iſt auch der Herr Fendrich oh-
ne bleſſuren immer davon gekommen?


Friedenſ.

Ja/ Monſieur, das kan ich wohl ſa-
gen/ daß mir kein Finger iſt verletzet
worden/ und bin doch in ſehr gefaͤhrli-
chen Schaꝛmuͤtzeln mit geweſen.


Friedenſ.

Meſſieurs, ſie moͤgen mirs glaͤuben o-
der nicht/ ich bin bey der Eroberung
Namur mit einer Falckenet-Kugel auff
die
[69] die Hertz-Cammer geſchoſſen worden/
daß es der Tebel hol mer gepufft hat.


Jucundus.

Und waͤre nicht durch gegangen?


Friedenſ.

Nein/ Monſieur.


Joh.

Auch kein blauer Fleck?


Friedenſ.

Nicht das geringſte war zu ſehen;
ſondern ich langte die Kugel ohne eintzi-
ges Verletzen aus dem Buſen heraus/
daß ſich auch alle meine Cammeraden
daruͤber verwunderten.


Joh.

Das iſt viel.


Friedenſ

Herr Bruder/ du magſt mirs glaͤu-
ben oder nicht/ ich kan dieſe Stunde
noch dieſelbe Kugel weiſen.


Jucundus.

Ich daͤchte/ es koͤnte faſt unmoͤglich
ſeyn.


Friedenſ.

Monſ. Laſſe mich nicht ſchweren/ al-
lein es iſt der Tebel hohlmer wahr.


Leander.

Daͤchte man doch nicht/ daß dieſes
von rechten Dingen zu gehen koͤnte?


Feuerfax.

Warum nicht/ Monſieur, Es giebt
viel Dinge vor Hauen/ Stechen und
Schieſſen/ die doch natuͤrlich ſeyn/ und
mancher/ der es nicht weiß/ daͤchte es waͤ-
re Hexerey.


Leander.

Solte das wohl moͤglich ſeyn?


Feuerfax.

Monſieur, ſchau er: hier habe ich eine
Salpeter-Kugel/ die iſt ihrer Guͤte hal-
ber 200. Rthlr. werth/ wenn ich davon
nur einer Linſe groß abbreche/ und
ſchmiere mich damit/ ſo mag einer auff
E 3mich
[70] mich hauen/ auff mich ſtechen/ und auff
mich ſchuͤſſen/ es wird nicht durchgehen.


Joh.

Mein lebetage nicht gehoͤrt!


Leander.

So eine Kugel moͤcht ich haben.


Feuerfax.

Wenn Monſieur ſelbige verlangt/ ſo
kan ich ſie ihn ſchon laſſen.


Leander.

Wie theuer denn?


Feuerfax.

Monſieur mag mir nur einen ſpecies
Ducat
en dafuͤr geben.


Leander

Nein/ mein Herr Hauptmann/ ſo
viel Geld wende ich auff eine Salpeter-
Kugel wohl nicht.


Feuerfax.

Hoͤre er Monſieur, weil ich ietzo noth-
wendig Geld brauche/ ſo ſoll er mir 4.
gute Groſchen dafuͤr geben.


Leander.

Hier ſind 2. Groſchen/ kan ſie der
Herr Hauptmann dafuͤr vergeſſen/
mehr gebe ich nicht [dafuͤr.]


Feuerfax.

Weil es der Herr iſt/ ſo will ich ſie ihn
doch dafuͤr laſſen/ damit er nun ſieht/
was fuͤr einen Effect dieſelbe hat.


Leander.

Hier iſt Geld/ mein Herr Haupt-
mann.

(Giebt ihn 2 Groſchen vor die
Kugel)

Feuerfax.

Monſieur, der Hencker zerreiſe mich/
wenn ich ihn nicht zehen Thaler an der-
ſelben Kugel ſchencke/ denn es iſt eine
rechte Raritaͤt.


Friedenſ.

Dieſen Degen hier/ Meſſieurs a vôtre
permiſſion

(Ziehet den langen Stoß-De-
gen auff 3 mahl heraus.)


den
[71] den wolte ich keinen vor 30. Thlr. geben/
auff denſelben kan ich mich verlaſſen.


Jucundus.

Wie ſo/ weil er ſo lang iſt.


Feuerfax.

Nein Monſieur, und wenn tauſend
andere Klingen ihn nur anruͤhren/ ſo
muͤſſen ſie alle ſpringen.


Joh.

Wie gehts aber zu?


Friedenſ.

Das will ich dir gleich ſagen.

[ſteckt
ihn wie der in die Scheide.)

Joh.

Wie denn?


Friedenſ.

Ich habe nicht mehr als eine Erbſe
groß von des Herrn Hauptmanns ſei-
ner Salpeter- Kugel mir in Knopff
machen laſſen/ und davon muͤſſen alle
andere Klingen ſpringen/ ſie moͤgen ſeyn
aus Spanien oder aus Teutſchland.


Joh.

Das iſt viel.


Feuerfax.

Ja Herr Fendrich/ es wird finſter/
wir werden muͤſſen marchiren/ der Graf
duͤrffte wohl heute zeitlich nach Hauſe
gehen/ und ſich ſchlaffen legen.


Friedenſ.

Es iſt wahr/ er ſahe ohn dem alle ſchlaͤf-
rig aus. Herr Bruder/ wie viel haben
wir Bier?


Johan.

Eine treffliche Zeche/ ein Glaß.


Friedenſ.

Was koſtet es?


Johan.

Als wenn du’s irgend nicht wuͤſteſt.


Feuerfax.

Wie viel denn?


Johan.

Zwey Groſchen Gottlob!


Friedenſ.

Hier wird Geld ſeyn.

[G iebt ihn
Geld.)

Johan.

Wolt ihr denn nicht noch eins?


E 4Nein/
[72]
Feuerfax.

Nein/ wir haben nicht Zeit/ ein ander-
mahl.


Johan.

Wie du wilſt Momflere; aber hoͤre
ein Wort.

(Saget Feuerfaxen etwas
heimlich ins Ohr.)

Das Reſtgen/
Momflere?


Feuerfax.

Was vor ein Reſtgen.


Johan.

Bey Ehrenfriedgen/ deinen Herrn/
die 16. Kannen Wein/ Nu da haſts.


Feuerfax.

Ja ſo/ ich dachte du wolteſt von mir
was haben.


Johan.

Nicht doch.


Feuerfax.

Hoͤre Bruder/ ich kan dir keinen beſ-
ſern Rath geben/ als daß du es auffſe-
tzeſt/ was es macht/ und bringeſt es her-
nach meinen gnaͤdigen Herrn hin/ wenn
er zu Hauſe iſt.


Johan.

Welche Zeit wohl.


Feuerfax.

Komm nur morgen fruͤh um 9. Uhr
oder des Nachmittags umb 2. oder 3.
Uhr/ ſo iſt er zu Hauſe/ und als denn
kanſt du dich nur bey ihm anmelden laſ-
ſen.


Johan.

Gantz gut Momfler, ich will hinkom-
men.


Feuerfax.

Das thu du nur/ es wird ihn recht
lieb ſeyn.

[Steht mit Friedenſchilden
auff.]

Nun ihr Diener meine Herren.


Leander.

Serviteur Herr Hauptman/ Er laſſe
ſich ſeine Salpeter-Kugel nicht tauren.


Feuerfax.

Es hat nichts zu ſagen/ kan ich mir
doch ſchon eine andere wieder machen.


Friedenſ.
[73]
Friedenſ.

Serviteur Mesſieurs, Sie leben wohl.


Jucundus.

O ihr Diener/ Herr Fendrich.


Johan.

Lebe wohl Momflere, kom̃t auch bald
wieder zu mir/ bringt Ehrenfriedgen
auch einmahl wieder mit.


Friedenſ.

Wir wollen ſehen/ wie es die Gele-
genheit geben wird/ Adjeu!


Leander.
Jucundus

Serviteur.


(Feuerfax und Friedenſchild ge-
hen ab/ Herr Johannes giebt ihm
das Geleite.)

Leander.

Was meynſtu Bruder/ ſolten die
Dinge wohl wahr ſeyn mit der Falcke-
net-Kugel?


Jucundus.

Je wer wird denn ſolch Ding glaͤu-
ben. Ich glaube nicht/ daß der Kerl ein-
mahl einen todten Hund geſehen hat/
geſchweige/ daß er waͤre mir der Falcke-
net-Kugel auff die Bruſt geſchoſſen
worden.


Leander.

Ey/ was fehlte denn dem Hn. Haupt-
mann mit ſeiner Salpeter-Kugel/ die er
mir vor 2. Groſchen verkaufft hat?


Jucundus.

Wenn du die 2. Groſchen verſoffen
haͤtteſt/ oder einem armen Menſchen
dafuͤr gegeben/ vielleicht haͤtteſt du ſie
beſſer angewendet/ als ſo.


Leander.

Ich habe nur ſolches aus Spaß ge-
than/ ich weiß indem wohl/ daß ſie zu
nichts hilfft.


Jucundus.

Die armen Officirer/ ſie dachten wun-
der/ was ſie vor Thaten gethan haͤtten.


E 5Ey
[74]
Leander.

Ey/ das ſind die rechten Officirer/
man ſolte wohl was kluges mit ſie aus-
richten koͤnnen/ zumahl der Fendrich mit
ſeinen Stoß-Degen.


Jucundus.

Habe ich doch Zeit meiner Tage kei-
nen ſolchen Degen geſehen.


Zwoͤlffter Aufftritt.


Herr Johannes zu den vori-
gen.

Joh.

Allo! Einmahl herumb getrun-
cken!


(Nimmt ein Glaß.)

Proſt Momflere,

(trincket.)

Es leben alle gute Freunde hier/

Die treue allerbravſten Gaſte

bey mir/

Das bring ich dir/

Itzund bey mir/

Aus dieſem Glaſe hier.

Ein Runda!

(Die Muſicanten machen ein Runda/
und andere luſtige Sachen. Herr
Johannes mit ſeiner Dicke tantzt
einmahl/ und machts ſo gut als er
kan. Als der Tantz aus iſt/ geht
Walpe ab. Die Muſicanten
ſpielen weiter fort. Und nach ge-
endigter Muſic/)

Drey-
[75]

Dreyzehender Aufftritt.


Walpe/ und die Vorigen.

Walpe.

Es iſt ein Kerl drauſſen/ er will gerne
ein paar Wort mit dem Herrn Fleck-
Schreiber reden.


Injurius.

Warum kom̃t er denn nicht herein?


Walpe.

Er will nicht/ er ſagte: Er haͤtte ſich
nicht lange auffzuhalten.


Injurius.

Wollet ihr ihn wohl ſagen/ daß er
ein wenig verziehen ſolte/ ich will gleich
zu ihm kommen.


Walpe.

Ja/ ich wills ihn ſagen mein Herr.


(Gehet ab)
(Die
Muſiclaͤſſet ſich wieder hoͤren/
Injuriustrinckt ſein Glaͤßgen aus
und taumelt unter waͤrender
Mu-
ſic zur Wein-Stube hinans/ weil
er gantz truncken iſt/ worauff her-
nach der Wein-Keller bedeckt
wird.
)

Vierzehender Aufftritt.


Injurius, Courage.

Courag.
(FuͤhretInjuriobey dem Arme.)

Er ſehe ſich vor mein Herr Fleck ſchrei-
ber/ daß er hier nicht faͤlt.


Injurius.

Mein Freund/ laſſet ihr mich nur ge-
hen/ ich will mich ſchon nach Hauſe findẽ.


Courag.

Ey laſſe er ſich doch immer fuͤhren/ es
iſt finſter auff der Gaſſe/ damit er nicht
etwa ein Ungluͤck nimmt.


Es
[76]
Injurius.

Es hatnichts zu bedeuten/ ich werde
mich ſchon in acht zu nehmen wiſſen.


Courag.

Man ſieht manchmahl wie es geht/
denn die Nacht iſt niemands Freund.


Injurius.

Ach es thut mir kein Menſche nichts.


Courag.

Das iſt wohl alle gut/ mein Herr
Fleck-Schreiber; Allein manchmahl iſt
doch nicht zu trauen/ denn bißweilen
traͤgt ſichs zu/ daß einer auf den andern
einen Groll hat/ und gedencket ihn bey
der Nacht daß ſo genannte Johannes-
Brod zuzuſtellen/ wenn er nun im Fin-
ſtern ſeinen Feind nicht recht erkennen
kan/ ſo muß hernach wohl gar ein un-
ſchuldiger ehrlicher Mann/ auf welchen
man die Intention niemahls gehabt/ den
Buckel voll Schlaͤge mit nach Hauſe
nehmen.


Injurius.

Dergleichen iſt nun wohl nicht zu be-
ſorgen.


Courag.

Man kan nicht wiſſen/ trug ſichs doch
neulich auch zu/ daß einer den andern
gerne in die Haare wolte/ und in der
groſſen Boßheit und Trunckenheit ſahe
eꝛ nicht einmal/ mit wem eꝛ zu thun hat-
te/ und kriegte alſo eben auch einen un-
rechten beym Kopffe.


Injurius.

Das iſt viel ein anders/ denn wenn
man truncken iſt/ ſo kan man ſich
wohl leichte irren; Iſt mirs doch un-
laͤngſt ebenfalls ſo gegangen/ daß ich ei-
nem Unrechten in die Haare fiel/ allein
das
[77] das geſchahe im Wein-Keller/ und nicht
auf offentlicher Gaſſe.


Courage.

Es kan aber einen auf der Gaſſe eben
auch begegnen/ und zumahl wenn man
des Abends immer ſpaͤte nach Hauſe ge-
het/ wie der Herr Fleck-Schreiber.


Injurius.

Wenn es darnach haͤtte gehen ſollen/
ſo muͤſte ich ſchon zum oͤfftern/ das ſo ge-
nannte Johannis-Brod/ bekommen
haben/ und zumahl/ weil mir die gantze
Stadt faſt zu wider iſt.


Courage.

Was iſt aber die Urſache/ daß ihn die
Leute zuwider ſeyn?


Injurius.

Ich mache ihnen immer ſo viel Intrü-
ſchen/ und daruͤber beſchweren ſich die
Leute ſo grauſam.


Courage.

Was ſind denn das vor Dinger/ In-
trü
ſchen?


Injurius.

Wißt ihr nicht was Intrüſchen ſeyn?


Courage.

Je nein/ Herr Fleck-Schreiber/ ich
weiß es nicht.


Injurius.

Mein Freund/ Intrüſchen ſind ſolche
ſubtile Caͤußgen/ womit man die Leute
prav ſchieret.


Courage.

Iſt das aber recht/ daß man die Leu-
te ſchiert?


Injurius.

Es mag recht oder nicht recht ſeyn/
gnug/ daß ich ſo meine Freude druͤber
habe.


Courag.

Und wenn einer einmahl dem Herrn
Fleck-Schreiber voꝛ ſeine Intrüſchen den
Buckel brav ausblauen wird/ ſo wer-
den
[78] den die Leute hernachmahls auch ihre
Freude druͤber haben.


Injurius.

Dafuͤr hat es gute Wege/ denn mir
wird leichtlich niemand nichts thun.


Courag.

Iſt es doch alle gut/ aber er ſage mir
doch/ wenn ich zu ihm kommen ſoll?


Injurius.

Kommt nur Morgen fruͤh zu mir in
mein Hauß/ da will ich euch ſchon mit
einem guten Rathe an die Hand ge-
hen.


Courag.

Aber mein Herr Fleck-Schreiber/
wenn nur ſein guter Rath auch helffen
wird.


Injurius.

Hilfft er nicht/ ſo will ich euch hernach
ſchon ein paar Intrüſchen mit ſagen/ die
gewiß gut ſeyn ſollen.


Courag.

Ey ja/ Herr Fleck-Schreiber/ er thu
es immer/ ich will ſchon danckbar dafuͤr
ſeyn.


Injurius.

Kommt nur morgen zu mir/ gute
Nacht.


Courag.

Ey/ was ich noch fragen wolte/ wo
wohnt denn der Herr Fleck-Schreiber?


Injurius.

Ich wohne nicht weit von der Schule.


Courag.

Wie frage ich aber nach Ihn?


Injurius.

Wenn ihr an die Schule kommt/ ſo
fragt nur nach dem Hauſe mit dem lee-
ren Schilde/ oder nach der Nonnenher-
berge/ daſelbſten wohne ich.


Courag.

Je nu nu/ mein Herr Fleck-Schrei-
ber/ weil ers nicht haben will/ daß ich
ihn nach Hauſe begleiten ſoll/ ſo ſchlaffe
er
[79] er wohl/ und morgen fruͤh ſo will ich
ſchon zu ihm kommen.


Injurius.

Das koͤnnt ihr thun/ ſchlafft wohl.


Courag.

Er ſchlaffe auch wohl/ Herr Fleck-
Schreiber/ und ſehe zu/ daß er nicht faͤlt.


(Gehet ab.)

Injurius.

Ey dafuͤr hats gute Wege.

(taumelt
fort/ und ſinget: ach Dannenbaum ꝛc.)

Funffzehender Aufftritt.


(Viermaſqvirte Perſonen bringen
Graf Ehrenfrieden getragen/ wel-
cher ſich ſehr ungebaͤrdig ſtellet.
Mummel-Maͤrten/ von ferne mit
einer brennenden Fackel.
)

Ehrenfr.

Ihr Beſtien/ laſſet mich zu frieden/ o-
der ich will euch alle vier in dem Bock
ſpannen laſſen. Holla! he! Herr Ca-
pitain-Lieutenant!
Herr Hauptmann!
Herr Fendrich! Stallmeiſter! Cam̃er-
Dieneꝛ! Mummel-Maͤrten!


Mum̃. M.

Ihr Gnaden/ hier bin ich!


Ehrenfr.

Ihr Hundsfoͤtter/ kommt mir zu
Huͤlffe.


Mum̃. M.

Wer auch helffen koͤnte/ Ihr. Gnadẽ.


Ehrenfr.

Geſchwind lauff und ſieh/ wo meine
Leute alle ſtecken.


Mum̃. M.

Je das Gott erbarm/ was will draus
werden/ ich muß doch gar Feuer ruffen.


(gehet ab.)

Ehrenfr.

Ihr verdammten Boͤſewichter/ laſſet
mich gehen/ oder die Schraube ſoll euch
uͤbel
[80] uͤbel bekommen. Holla! he! bin ich
denn gantz und gar verlaſſen?

(Die
Maſqven tragen Graf Ehrenfrieden
fort.)

Sechzehender Aufftritt.


Feuerfax, Fortunatus, Frieden-
ſchild/ Mirax, Narruffsky, Pam-
philius
mit bloſſen verroſteten
Degen/ Sylveſter, Marode mit
auffgeſchlagenem Hahne/ Cur-
ſino, Culin, Kilian, Damaſtor

mit Sebeln/ Mummel-Maͤrten
leuchtet mit der Fackel.

Fortunatus.

Wo ſind die Beſtien.


Mum̃. M.

Hier hier/ Herr Capitain-Lieutenant,
hier.


Fortunatus.

Allons! Stechet/ hauet/ ſchlaget/
ſchuͤſſet zu.


Alle

Steht ihr Hunde.

(Sie ſtechen
und hauen alle auf einen leeren Fleck/

Sylveſter, Marode,wollen Feuer geben/
alleine ihre Buͤchſen verſagen ihnen
allebeyde.
)

Mum̃. M.

Liegen ſie nun?


Feuerfax.

Man ſiehet ja hier niemand?


Mum̃. M.

Kommt nur hieher/ hier wirds ſeyn.


(fuͤhret ſie an eine andere Ecke.)

Fortunatus.

Da iſt ja auch kein Menſche.


Mum̃. M.

So muͤſſen ſie ſich unſichtbaꝛ gemacht
haben/
[81] haben/ denn den Augenblick hatten ſie
den Herrrn Grafen hier in der Klauße.


Friedenſ.

Vielleicht ſind ſie mit Ihn durch dieſe
Gaſſe hier marchiret.


Mum̃. M.

Es kan auch wohl ſeyn.


Fortunatus.

Das Ding koͤm̃t mir vor/ als wenns
ein abgelegter Karn waͤre.


Friedenſ.

Du wirſt ja geſehen haben/ wie die
Kerl ausſahen?


Mum̃. M.

Was ſolte ich nicht geſehen haben/ ſie
hatten erſchreckliche groſſe Naſen/ und
ſahen aus/ wie die leibhaſſtigen Hen-
ckers-Knechte.


Feuerfax.

Sie werden Maſqven vor den Ge-
ſichtern gehabt haben/ damit man ſie
nicht hat erkennen ſollen.


Mum̃. M.

Das kan nun auch wohl ſeyn/ denn
ich ſtund nur von ferne/ und wie der
Herr Graf ſchrie/ daß man ihn zu Huͤlf-
fe kommen ſolte/ ſo lief ich ſtracks nach
euch/ und nun weiß ich nicht/ wo ſie mit
hin ſeyn.


Fortunatus.

Ihr Herren laſſet uns ein wenig re-
cognoſci
ren/ vielleicht treffen wir ſie an.


Feuerfax.

Der Meynung bin ich auch.


Friedenſ.

Ich rathe es den Kerlen der Tebel hol
mer nicht. daß ſie ſich antreffen laſſen.


Mum̃. M.

Ey macht auch fort/ wenn wir noch
gehen wollen.


Fortunatus.

Allons! leuchte du/ und ihr Herren
folget mir alle nach/ und wenn es was
ſetzen moͤchte/ ſo werdet ihr ſchon wiſſen/
was bey der Sache zu thun iſt.

(ge-
hen ab.)

FEs
[82]
Es wird muſicirt, und unter waͤhrender Muſic, eroͤffnet ſich
eine Bad-Stube/ worinnen Graf Ehrenfried halb ausge-
zogen auff einer Schwitz-Bauck ſitzet/ eine Maſqve haͤlt
ihn hinten bey dem Kopffe/ und ein maſqvirter Bader
ſchroͤpffet ihn/ die andern ſehen zu/ und haben ihre Vexati-
ones
mit dem Herrn Grafen; nach verrichteter Arbeit
tragen ſie ihn wieder auf die Gaſſe/ und lauffen davon.)

Siebenzehender Aufftritt.


Ehrenfried allein.

O ihr vermaledeyeten Furien/ wie habt ihr
mich gepeiniget/ und wenn mich die Beſtien gleich
in dem Bock geſpannet/ ich glaube nicht/ daß ſie
mich aͤrger haͤtten martern koͤnnen/ als durch ihr
verzweifeltes Schroͤpffen. Allein ich will mir das
Ding ſchon hinter ein Ohr ſchreiben/ und es ad no-
tam
nehmen/ denn der eine Vogel war mir mehr
als zu wohl bekandt/ und der andere/ welcher mir
das ſtinckende Waſſer ins Geſichte goß/ den wolte
ich auch wohl errathen. Aber es hat nichts zu ſa-
gen/ wer weiß/ wie es die Gelegenheit einmahl wie-
der giebet/ daß ich mich revangiren kan. Doch wun-
dert mich bey dieſer rencontre nichts mehr/ als daß
mich meine Leute ſo verlaſſen hatten. Ja/ wenn ich
irgend niemand haͤtte? und der verdammte Jun-
ge/ mein Mummel-Maͤrten/ kam auch nicht wie-
der. Ich will die Hundsfoͤtter alle mit einander
in den Bock ſpannen laſſen/ damit ſie einandermahl
an ihre Auffwartung gedencken.


Achtzehender Aufftritt.


Mum̃el-Maͤrten mit der Fackel/Fortun.Feuerf.
Friedenſ.
Mirax, Natruffsky, Pamphil. Marod. Sylv.
Curſino Culin, Damaſtor, Kilian.

(geht
[]
[figure]
[][83]
Mum̃. M.
(Gehet etwas zu voran.)

Hier her
ihr Herren/ hier ſind ſie.


Alle.
(Kom̃en geſchwinde gelauffen mit
entbloͤßtẽ Gewehr.)

Steht ihr Hunde!


Ehrenfr

Halt!


Mum̃. M.

Je halt doch/ es iſt der Herr Graf
nur allein.


Fortunatus.

Ihr. Excellenz, ſie verzeihen uns/ es iſt
finſier/ wir dachten es waͤren die Boͤſe-
wichter/ welche Ihr. Excellenz haͤtten
umbringen wollen.


Ehrenfr.

Ey ihr ſeyd feine Leute/ nun iſt es Zeit
daß ihr kommt.


Feuerfax.

Ihr. Gn. wir haben ſie ja geſucht.


Ehrenfr.

Ey Sapperment! muͤſt ihr denn alle
von miꝛ gehn/ weñ ich nach Hauſe fahꝛe?


Fortunatus.

Ihr. Exeellenz, ſie werden mich ent-
ſchuldiget halten/ daß ich nicht bin wie-
der nach Hofe kommen/ denn die alte
Troͤdel-Frau hat mich ſo lange mit den
Gelde auffgehalten.


Ehrenfr.

Wie viel hat ſie euch deñ auf den Man-
tel-Sack und auf die Stiefeln gegeben?


Fortunatus.

Nicht mehr als 5. Rthlr.


Ehrenfr

Wo iſt denn das Geld?


Fortunatus.

Morgen fruͤh ſo ſoll ich wieder hin-
kommen und es holen.


Ehrenfr.

Nun/ ſo vergeßt es auch nicht.


Fortunatus.

Nein/ Ihr. Excellenz, ich wills nicht
vergeſſen.


Ehrenfr.

Aber Hꝛ. Hauptmann/ was habt deñ
ihr fuͤr eine Excüſe/ daß ihr nicht ſeyd bey
der Aufwartung gebliben?


Ihr.
[84]
Feuerfax.

Ihr. Hochgraͤfl. Gnaden/ die Zaͤhne
thaten mir ſo laͤſterlich weh.


Ehrenfr.

Ey/ warumb nicht gar was anders/
ich dencke aber immer Herr Hauptmañ/
das Ding wird eine Schraube ſeyn.


Feuerfax.

Ey/ behuͤte Gott! wer wird denn Ihr
Excellenz mit Luͤgen berichten.


Ehrenfr.

Wo ſtackt aber ihr/ Herr Fendrich?


Friedenſ.

Ihr. Excellenz, ich ließ meine Schuh
flicken.


Ehrenfr.

Die Entſchuldigung mag auch noch
hingehen; aber wo waret denn ihr
Stallmeiſter?


Mirax.

Ihr. Excellenz, ich war zu Hauſe und
machte das Bette zu rechte.


Ehrenfr.

Die Entſchuldigung gehet auch noch
hin. Weiter?


Narruffsky.

Ich und mein Cammerrath hier/ lieſ-
ſen uns die Hoſen flicken/ ſo muſſen wir
bey de ſo lange in der Hoͤlle ſitzen/ biß
der Schneider mit fertig war.


Ehrenfr.

Iſt denn die Liverey ſchon wieder zu-
riſſen?


Pamphil.

Ihr. Excellenz, haben wir doch noch
keine Hoſen bey ſie bekommen.


Ehrenfr.

Warum thut ihr aber die Maͤuler
nicht auf?


Narruffsky

Haben wirs doch wohl 10. mal wegen
der Hoſen dem Hn. Capitain hier geſagt.


Ehrenfr.

Ey/ Herr Capitain Lieutenant, warum
laſſet ihr den Cammer-Dienern keine
Hoſen machen?


Ihr.
[85]
Fortunatus.

Ihr. Excellenz, haben doch meine
ſelbſt keinen gantzen Boden mehr.


Ehrenfr.

Warum zieht ihr aber keine neue an?


Fortunatus.

Ja/ Ihr. Excell. an anziehen ſolte es
gaꝛ nicht fehlen/ weñ ich nuꝛ welche haͤtte.


Ehrenfr.

Warumb laſſet ihr euch denn keine
machen?


Fortunatus.

Ja/ Ihr. Gnaden/ es waͤre gut ma-
chen/ wer nur Geld haͤtte?


Ehrenfr.

Nun geduldet euch nur/ ich will
euch eheſter Tage/ wenn ich werde von
meiner Grafſchafft die Steuer-Gelder
bekom̃en/ alle mit einandeꝛ auf das pro-
per
ſte heraus mundiren laſſen. Aber daß
ich weiter frage: wo ſeyd denn ihr Ubri-
geweſen/ wie ich von Hofe fuhre? Nu
weñ wirds? habt ihr gar keine Maͤuler?


Mum̃. M.

Ihr. Excellenz, was ſollen ſie ſagen/
ſie wiſſen wohl/ daß ſie unrecht haben.


Ehrenfr.

Damit ihr aber einandermal fein an
euere Aufwartung gedencken koͤnnet/ ſo
ſolt ihr morgen alle ſechſe in den Bock
geſpannet werden.


Curſino, Culin, Marode Sylveſter, Da-
maſtor
undKilian,knien nieder und
ſprechen:
)

Ey Ihr. Gnaden/ ſie wer-
den ja das nicht thun.


Ehrenfr.

Nu es hilft nichts/ Straffe muß ſeyn.


Fortunatus.

Was iſt denn Ihr. Excell. begegnet/
da ſie ſind nach Hauſe ge ahren?


Ehrenfr.

Ich wills euch morgen ſchon erzehlen/
kommt nuꝛ und begleitet mich zur Ruhe/
F 3damit
[86] damit ſich meine ermuͤdeten Kraͤffte in
etwas erholen koͤnnen.


Wie Ihr. Excellenz befehlen werden.


(Curſino, Culin, Marode, Sylveſter,
Damaſt.
undKil.knien wieder nieder
und ſprechen:
)

Ihr. Hochgraͤfl. Gn.
ſie ſchencken uns immer die Straffe we-
gen das Bockſpannens.


Schert euch nur fort mit zu Bette/ es
wird ſich morgẽ ſchon geben.

(gehen ab.

Neunzehender Aufftritt.


Thomas
(blaͤſet mit ſeinem Hoͤrnichen
und ſinget:

Hoͤrt/ ihr Herren/ latzt euch ſagen:

Der Seiger der hat Zehne geſchlagen/

Bewahrt das Feur und auch das Licht

Daß kein Schade geſchicht.

(blaͤſet/) Gehet ab.
Inwendig wird eine Nacht-Muſic ge-
hoͤret/ und vor Graf Ehrenfrieden Schlaf-
Zimmer folgende Aria geſungen:

Aria.

Ruhe wohl auf deine Schmertzen/

Und vergiß der groſſen Noth/

Dachteſt du gleich in dem Hertzen:

Armer Graf/ itzt koͤmmt dein Tod!

Weil du ſo viel groſſe Wunden

Durch das Schroͤpffen haſt empfun-

den.

Zwantzigſter Aufftritt.


Grethe.
(ſiehet ſich umb)

Ich
[87]

Ich ſehe wohl/ Courage iſt noch nicht
hier; ich will ja nicht hoffen/ daß Er mir
gar untreu werden wird. Meines Gra-
fens ſeinen Conſens habe ich nun weg/
daß ich heyrathen ſoll/ und das waͤre
auch eine ſchoͤne Sache/ wenn er mich
ſo ruͤm ruͤcken wolte/ und nur ſo eine
Naſe machen. Ja ich wolte es wohl die-
ſen Augenblick verreden/ nimmermehr
keinem Kerl mehr zu glaͤuben/ und wenn
er auch gleich ſchwuͤre/ daß ihm die Au-
gen zum Kopffe heraus fielen.


21. Aufftritt.


Courage, Grete.

Courag.

Biſt du da/ Gretgen?


Grethe.

Je ſieh da/ Courage, koͤmmſt du?


Courag.

Wie du wohl ſieheſt.


Grethe.

Du hertzer Courage du/ du kanſt mirs
nicht glaͤuben/ wie mir ſo bange nach
dir geweſen iſt/ ich dachte/ du wuͤrdeſt
gar nicht wieder kommen.


Courag.

Je wenns meinem Herrn ſeinem
Kopffe haͤtte nachgehen ſollen/ ſo wuͤr-
deſt du mich wohl ſchwerlich wieder bey
dir geſehen haben.


Grethe.

Warumb aber?


Courag.

Mein Herr der wills durchaus nicht
haben/ das ich dich heyrathen ſoll.


Grethe.

Was iſt aber die Urſache?


Courage.

Ja/ du Hertzes-Kind/ das kan ich dir
ſelbſt nicht fagen.


F 4Was
[88]
Grethe.

Was wird aber nun draus?


Courage.

Je was wird draus werden?


Grethe.

Das waͤre eine ſchoͤne Sache/ und ich
habe meines Grafens ſeinen Conſens
ſchon weg/ Er hat mir auch ſchon Gluͤ-
cke darzu gewuͤndſcht/ und ein Hochzeit-
Geſchencke verſprochen.


Courag.

Ja/ wenn ich dieſes auch von meinem
Herrn haͤtte bringen koͤnnen/ ſo aber
will Er durchaus nicht.


Grethe.

Je wenn Er nicht wolte/ ſo wuͤſte ich
ſchon/ was ich im Sinne haͤtte.


Courag.

Je/ was denn?


Grethe.

Wenn ich an deiner Stelle waͤre/ und
mein Herr der wolte nicht zugeben/ daß
ich ſolte eine Frau nehmen/ ſo wolte ich
ihm gleich den Stuhl fuͤr die Thuͤre ſe-
tzen/ denn es giebet Herren-Dienſte
genug bey Hofe.


Courage.

Das iſt alle wahr/ Grethgen/ alleine
wenn ich dieſes auch thaͤte/ und liefe her-
nachmahls die gantze Welt durch und
durch/ ſo bekaͤme ich doch keinen ſolchen
guten Herrn wieder/ als ich ietzo habe.


Grethe.

Das waͤre viel.


Courag.

Ja/ Grethgen/ das iſt wahr. Ich ha-
be ſolche Tage bey ihm/ die ich mir nicht
beſſer wuͤndſchen koͤnte/ und ich mag ihn
anſprechen umb was ich will/ ſo giebt er
mirs/ nur eine Frau will Er mich nicht
nehmen laſſen.


Grethe.

Was waͤre mir aber das?


Weiſt
[89]
Courage.

Weiſt du was/ Grethgen/ ich bin die-
ſen Abend bey einem Advocaten gewe-
ſen/ und erzehlte ihm meine Sache/ der
Mann aber hatte ſich ſo beſtialiſch voll-
geſoffen/ daß er nicht einmahl wuſte/
was er mir antworten ſolte/ ich ſoll aber
morgen fruͤh wieder zu ihm kommen.


Grethe.

Ach du hertzer Courage! wenn du die
Sache unter die Advocaten ſpielen
wilſt/ ſo werden ſie einen Proceß aus
dem Conſenſe machen/ der in 20. Jahren
nicht aus wird.


Courag.

Ich kan ja leichte mit ihm reden/ da-
mit ich nur hoͤre/ ob Ers vor rathſam
haͤlt/ daß ich meinen Herrn wegen des
Conſenſes bey dem Koͤnige verklagen
ſoll?


Grethe.

Das wolte ich dir nun auch nicht ra-
then.


Courage.

Warumb aber nicht?


Grethe.

Man ſieht/ wie es geht/ wenn man
ſeinen eigenen Herrn bey der hohen O-
brigkeit verklagt/ man habe auch recht/
wie man will/ ſo wird einem armen Die-
ner doch nicht geholffen; Mein Rath
waͤre/ du gaͤbeſt Ihm gute Wort/ viel-
leicht laͤſt Ers noch geſchehen; dann zu
einem Advocaten zu gehen/ rathe ich dir
durchaus nicht.


Courage.

Ich will her ſeyn/ und morgen fruͤh
nuͤchtern noch einmahl mit meinem
Herrn aus der Sache reden/ will Er/
F 5wohl
[90] wohl gut/ will Er aber nicht/ ſo will ich
mir ein Klage-Schreiben machen laſſen
und Ihn ordentlicher weiſe bey dem Koͤ-
nige dieſer wegen verklagen.


Grethe.

Je nu/ nu/ meinen Willen haſt du;
Wenn du aber dadurch dir deinen
Herrn zum Feinde macheſt/ ſo gieb mir
die Schuld hernach nur nicht.


Courage.

Ich will das Ding ſchon machen/ be-
kuͤmmere dich nur umb nichts. Aber hoͤ-
re/ Grethgen/ umb welche Zeit mag es
ietzo wohl ſeyn?


Grete.

Der Waͤchter hat/ deucht mich/ Eilf-
fe geruffen.


Courage.

Iſt es denn ſchon ſo ſpaͤt?


Grete.

Es war ja bald 10. Uhr/ wie der Herr
Graff mit ſeinen Leuten nach Hauſe
kam/ und das verzog ſich auch wohl eine
halbe Stunde; Nun/ wie lange ſind
wir denn wohl hier?


Courage.

Schlaͤfft denn dein Herr ſchon?


Grethe

Ach ja/ es iſt alles zu Bette.


Courage.

Liegen Sie denn nun alle auff einer
Streu?


Grethe.

Alle mit einander.


Courage.

Ich moͤchte das Nacht-Lager doch
gerne ſehen.


Grethe.

Verzieh/ ich wil dirs oͤffnen.

(Gehet
ab.)

Courag.

Ey ja/ Grethgen/ ich wil dir ein an-
dermahl wieder was zu Gefallen thun.


(Graf Ehrenfrieds Schlaff-Zimmer wird eroͤff-
uet/ und zeiget eine Straputzke/ worauff
der
[91] der Graf mitten unter ſeinen Leuthen auf
der Erden liegt/ und haben ſich alle mit
ihren Roͤcken zugedeckt.)

22. Aufftritt.


Grethe.

Nun wie gefallen dir denn dieſe Gaſt-
Betten?


Courage.

Ey vortrefflich! liegen ſie doch da un-
ter einander/ wie Kraut und Ruͤben.
Wer iſt denn dieſes da/ der ſich mit dem
Kopffe ſo nahe an des Herrn Grafens
ſeine Wind-Buͤchſe geleget hat?


Grethe.

Es iſt Mummel-Maͤrten/ wie ich dir
geſtern erzehlet habe/ der muß dem Gra-
fen allemahl die Fuͤße krauen/ biß er ein-
ſchlaͤfft/ und uͤber dem krauen ſchlaͤfft
das Aaß nun allemahl ſelber ein.


Courage.

Ich dachte/ Er haͤtte auch einen Jun-
gen/ welchen Er nur ſeinen Hauß-Dieb
hieſſe?


Grethe.

Das wird ja die Kroͤte ſeyn; Man
darff auch faſt nicht das geringſte in den
Weg legen/ ſo katzt ers weg/ und mich
wundert/ daß das Rabenfell ietzo ſo fe-
ſte ſchlaͤfft/ denn wenn die andern Die-
ner im beſten Schlaffe ſeyn/ ſo ſtehet der
auff/ und viſitiret allen die Schubſaͤcke/
und ſtiehlet weg/ was er kriegt.


Courage.

Was ſpricht aber der Graf darzu?


Grethe.

Was ſoll Er ſprechen; Er lacht druͤ-
ber/ und ſpricht noch wohl gar/ es iſt ei-
ne Schraube/ wenn er Ihn gleich ſelbſt
beſtiehlt.


Ey
[92]
Courag.

Ey du waͤreſt recht fuͤr meinen Herrn/
hader potz Velten/ wie wuͤrde Er dich
auf die Finger klopffen/ wenn du Ihm
was naͤhmeſt.


Grete.

Ja/ es darff den Diebs-Vogel kein
Diener nicht einmahl ſauer anſehen/
ſolche Stuͤcken haͤlt der Graf auf ihn.


Courag.

Aber wer ſind denn dieſe hier?


Grete.

Sieh nur/ ich wil dir ſie alle zeigen/
wie ſie da liegen: Das in der Mitten iſt
der Herr Graff/ neben ihm zur Rechten
da liegt ein Laͤuffer/ und zur Lincken der
andere Laͤuffer.


Courag.

Wer iſt denn das uͤber des Herrn
Grafens Kopffe?


Grete.

Das iſt der Herr Secretarichs.


Courage.

Der ſo ſchoͤne Befehle machen kan?


Grete.

Ja der iſts/ und hierunten liegen die
beyden Jaͤger/ da liegen die Cammer-
Diener und Heyducken/ und hier liegt
der Herr Hauptmann und der Herr
Fehndrich.


Courage.

Wer iſt denn das da auff dem Stu-
le?


Grete.

Das iſt der Herꝛ Capitain-Lieutenant.


Courage.

Warumb liegt er aber nicht auch mit
auff der Straputzke?


Grete.

Es muß eiuer alle Nacht umb die an-
dere wachen/ heute iſt nun die Reihe an
dem Herꝛn Capitain-Lieutenant, allein
ſie wachen/ daß es beſſer thaͤte.


Courage.

Wenn ſteht denn der Graf nun wie-
der auff?


Ach
[93]
Grete.

Ach Er hat keine gewiſſe Zeit/ manch-
mahl ſteht Er flugs umb 1. umb 2. Uhr
auff/ und wenn denn ſeine Leute nicht
gleich mit allard ſeyn/ ſo begeußt Er ſie
uͤber und uͤber mit Waſſer.


Courage.

Je nun/ ich dancke/ Gretgen/ daß du
mir deines Grafens ſein Schlaf-Zim̃er
gezeiget haſt/ ich wil nun auch gohẽ/ und
mich ein wenig in die Boye legen/ damit
ich morgen fꝛuͤhe fein bey Zeite aufſlehen
kan/ und mit meinem Herrn recht nuͤch-
terner Weiſe noch einmahl von dem
Conſenſe reden.


Grete.

Ey gieb du Ihm nur gute Worte/
und bitte Ihn/ ich weiß/ Er wirds zu
frieden ſeyn.


Courage.

Je nu/ nu/ ich wil meinen beſten Ste-
cher dran ſetzen/ kan ichs in Guͤte ſo weit
bey ihm bringen/ wohl gut/ wo nicht/ ſo
muß ich Ihn doch beym Koͤnige verkla-
gen. Schlaff wohl/ Gretgen.


Grete.

Schlaff wohl/ Courage, und ſage mir
morgen fein bey Zeiten Antwort wieder.


Courage.

Es ſoll geſchehen/ gute Nacht.


Grethe.

Gute Nacht.

(Gehen ab.)

Es wird eine ſchlaͤfferige Muſic gehoͤret/ und
nach Endigung derſelben

23. Aufftritt.


Thomas.

Siehe da! ſteht doch des Herrn Gra-
fen ſeine Schlaf-Stube gar offen. Ich
wil ja nicht hoffen/ daß irgend ein Dieb
F 7bey
[94] bey Ihm eingebrochen hat/ und Ihn beſtehlen
wollen. Es koͤnte doch wohl ſeyn/ weil alles ſo
feſte ſchlaͤfft. Oder hat Er deßwegen die Stuben-
Thuͤr mit Fleiß offen gelaſſen/ daß Er mich etwan
hoͤren will/ wie viel ich ruffe. Und wenn ich wiſſen
ſolte/ daß Ers deswegen gethan haͤtte/ ſo ruffte ich
vor ſeinem Hauſe gleich nicht. Denn der Herr
Graf iſt manchmahl gar zu wunderlich. Neulich ſo
kam Er mir auch auff der Gaſſe des Nachts nach-
gelauffen/ und nahm mir das Horn/ und bließ da-
mit durch alle Gaſſen durch; wie Er aber an das
Schloß kam/ und da ſo ein abſcheulich geblaſe an-
fieng/ ſo kam einer mit einer Karbatzſche zum
Schloſſe heraus/ und zukarbatzſchte da meinen
Herrn Grafen braun und blau. Ey wie kam Er
hernach ſo ſtillſchweigend wieder zu mir/ und gab
mir mein Hoͤrngen wieder; Ach wie ſuchte ers hin-
ter den Ohren/ und gieng fein ſaͤuberlich nach
Hauſe. Ich muß aber hier doch wohl ruffen/ da-
mit die Leute hoͤren/ welche Zeit es iſt/ koͤmmt ie-
mand/ und wil mir was thun/ oder das Horn wie-
der nehmen/ ſo habe ich ſchon Ordre/ wie ich mich
verhalten ſoll.

(blaͤſet und ruffet:)

Hoͤrt/ ihr Herren/ laßt euch ſagen:
Der Seiger und der hat Zwey geſchlagen/
Steht auff/ es wil Tag werden.


(blaͤſet und gehet ab.)

23. Aufftritt.


Ehrenfried
erwacht/ und rufft ſeine Leute/
welche aber nicht hoͤren wollen.

Holla! he! auff!


(reget
[95]
Mum̃. M.
(regt ſich)

Ihr. Gn was giebts denn?


Ehrenfr.

Waſſer her/ ich muß die Burſche mun-
ter machen/ wenn ſie nicht aufſtehen
wollen.


Mum̃. M.

Ihr. Gnaden ich will gleich welches
holen.

(haͤnget ſeinen Rock uͤber die
Achſeln/ und gehet ab.
)

Ehrenfr.

Holla! Herr Capitain Lieutenant!
Herr Fendrich! wie iſts? wolt ihr nicht
auf! he! Hausdieb! wo bleibſt du denn
mit dem Waſſer?


Mum̃. M.
(Inwendig von weiten/)

ich brin-
ge gleich welches/ Ihr. Gnaden.


Ehrenfr.

Wie koͤnnt ihr Leute doch ſo feſte
ſchlaffen? he! Waſſer her!


24. Aufftritt.


Mum̃el-Maͤrten
(mit einer Hoſe Waſſer.

Mum̃. M.

Da bringe ich Waſſer/ Ihr Gnaden.


Ehrenfr.

Gib her.

(Mummel-Maͤrten giebt dem
Grafen die Hoſe Waſſer/ der Graf begieſſet ſie
uͤber und uͤber/ worauff ſie ploͤtzlich auff fahren/
und ſich alle ſitzend poſſirlich umbſehen.

Ehrenfr
(ſpricht)

Ey das war eine Schraube
Gelt/ Herr Capitain-Lieut. das war eine
erſchreckliche Schraube?


Fortunatus.

Ja/ Ihr. Excellenz, das war gar eine
naſſe Schraube.


Ehrenfr.

Warum ſteht ihr nicht auff/ wenn ich
euch ruffe.


Fortunatus.

Ihr. Excell. es iſt abeꝛ noch nicht Tag?


Ehrenfr.

Ey was frage ich nach dem Tage/ ich
ſtehe
[96] ſtehe auf/ wenn ich will/ es mag Tag o-
der Nacht ſeyn.


Mum̃. M.

Soll ich denn den Kaſten noch dort
holen/ wie mir Ihr Gnaden geſtern bey
Hofe befohlen haben?


Ehrenfr.

So bald es vollends Tag wird/ ſo
gehe hin/ wir wollen indeſſen her ſeyn/
und die Nummern machen.


Mum̃. M.

Gantz gut/ Ihr Gnaden.


Ehrenfr.

Nun allons! fort/ ziehet euch an; wie
ſitzt ihr da? Soll ich noch mehr Waſſer
holen laſſen?


Alle.

Ach nein/ Ihr. Excellenz, wir wollen
uns geſchwinde anziehen.


(Stehen alle eiligſt auff/ ziehen ihre Roͤcke
an/ und unter waͤrendem Anziehen
wird das Nachtzimmer bedecket.)

BALLET
von
Nachtwaͤchtern.


Dritter
[97]

Dritter Handlung


Erſter Aufftritt.


Der Schau-Platz bleibet eine Stadt/
und wird wieder Tag.
Leonore.
(mit einem Supplic in der
Hand.)

Leonore.

Ich muß doch ſehen/ ob der Herr Graf
auffgeſtanden iſt/ damit ich mit Ihm reden
kan/ und wenn Er mich nicht zu ſeiner Ge-
mahlin nimmt/ ſo will ich ſchon einen an-
dern Weg mit ihm gehen; denn das waͤren
keine Kuͤnſte/ ein Frauenzimmer kan man
leiche zu was bereden/ und haͤtte ſich Graf
Ehrenfried nicht ſo hoch vermeſſen/ daß Er
mich heyrathen wolte/ ſo ſolte er mich zu ſol-
chen wolluͤſtigen Haͤndeln wohl nicht leicht-
lich beredet haben; aber dem ſey nun wie
ihm ſey/ wil Er in Guͤte ſeinen grauſamen
Schwuͤren und Promeſſen nicht nachkom̃en/
ſo wil ich hier dieſes Supplic/ welches ich
mir geſtern einen Advocaten habe machen
laſſen/ gleich ietzo Ihro Koͤnigl. Maj. per-
ſoͤnlich uͤbergeben/ damit es doch nur kund
wird/ wie er mir ſo erbaͤrmlicher Weiſe mein
Ehren-Schloͤßgen auffgebrochen hat. Will
Er mir aber zu meiner Ehre wieder helffen/
ſo ſoll es auch die Katze hinter dem Herde
nicht einmahl erfahren. Ach! ihr liebes
Frauenzimmer/ ich bitte euch umb des Him-
Gmels
[98] mels willen/ trauet doch nimmermehr kei-
nem Kerl zu viel/ er mag auch ſeyn/ wer er
will/ ſie haben alle den Schelm in Nacken/
und wenn ſie auch gleich ſchwuͤren/ daß ih-
nen die Schienebeine knackten/ ſo iſt ihnen
doch nichts zu glaͤuben/ denn ich weiß es am
beſten/ wie es einen hernach gereuet/ denn
ich habs aus der Erfahrung mit meinem
Grafen/ allein er muß mich heyrathen/ oder
ich will meinen Kopff nicht ſanfte legen.

(Ge-
bet ab.)

Anderer Aufftritt.


Mummel-Maͤrten. (mit einem vier-
eckigten Raſten.

Mummel-Maͤrten:

Je hader der Hencker/
was wird mein Herr Graf noch vor ein rei-
cher Herr werden! da habe ich ihm muͤſſen
einen viereckigten Kaſten holen/ denſelben
wil er zu einem Gluͤcks-Topffe machen/ und
alle ſeine Sachen hinein ſetzen. Er ſpricht:
weil andere Gluͤcks-Toͤpffer von ſolcher Pro-
fesſion
reich wuͤrden/ warumb ſolte er es/
als ein Graf/ nicht auch ſo weit bringen koͤn-
nen. Es ſoll die Perſon 6. Pfennige geben.
Wer nun Luſt und Belieben hat/ ſein Gluͤ-
cke in meines Herrn ſeiner Schlotterie oder
wie er auff Lateiniſch den Gluͤckstopff nen-
net/ probiren will/ der kan nur/ wenn die Bu-
de eroͤffnet wird/ herbey kommen/ vielleicht
hat er das Gluͤcke/ daß er ſo viel gewinnet/
damit er ſich ſein Lebetage damit behelffen
kan.

(geht ab.)

Drit-
[99]

Dritter Aufftritt.


Leander. Jucundus.

Leander.

Ich wills ja nimmermehr hoffen/ daß
der Graf eine Lotterie auffrichten will.


Jucun.

So viel mir ſein Cammer-Junge auf
der Gaſſen erzehlete/ waͤre es gantz gewiß.


Leander.

Was werden aber fuͤr Raritaͤten hin-
ein geſetzet werden?


Jucund.

Darum habe ich nun eben nicht gefra-
get/ dieſes ſagte mir der Junge/ daß die Per-
ſon 6. Pf. geben ſolte.


Leander.

Ey ſo werden wohl vortreffliche preti-
euſe
Sachen auffgeſetzet werden.


Jucun.

Wer weiß denn? Vielleicht ſteht des Hn.
Fendrichs Falconet-Kugel/ und ſein groſſer
langer Stoß-Degen auch mit auff dem
Spiele.


Leander.

Ja das war eine grauſame Luͤgen von
dem Kerl.


Jucund.

Ich vermeinte/ ſie wuͤrden geſtern wie-
der kommen/ allein ſie blieben auſſen/ wie
das Roͤhr-Waſſer.


Leander.

Vielleicht hat der Herr Hauptmann
friſche Salpeter-Kugeln gemacht/ die er mit
in ſeines Grafens Gluͤcks-Topff ſetzen will.


Jucund.

Nun wir wollen doch auch hinein gehen/
wenn die Gluͤcks-Bude eroͤffnet wird/ viel-
leicht gewinnen wir auch was.


Leander.

Ich wage ſchon ein paar Dreyer mit
dran/ allein wir werden nicht viel gewinnen.


Jucund.

Wenn gleich/ ich weiß daß ein hauffen
G 2Volck
[001[100]] Volck nur zum Poſſen hinein gehet/ und ſie-
het die curieuſen Gewinſte mit an.


Leander.

Da bin ich gut dafuͤr/ daß Lappereyen
genug werden mit auff dem Spiele ſtehen.


Jucund.

Wir wollens doch mit anſehen.


Leander.

Aber wenn ſoll denn die ſchoͤne Lotterie
eroͤffnet werden?


Jucund.

Der Junge ſagte/ ſo bald die Zeddel fer-
tig waͤren/ ſolte es gleich angehen.


Leand.

Ey ſo haben wir noch Zeit.


Jucund.

Wir wollen unterdeßen auff ein Glaͤß-
gen Spaniol zu Herr Johanſen in Weinkel-
ler gehen/ und einen Jungen hin ſchicken/ der
ein wenig recognoſciren ſoll/ wenn es ange-
het.


Leand.

Ich trincke ſchon ein Glaͤßgen mit/ allein
zu dem naͤrriſchen Polter-Wirthe komm ich
nicht wieder/ denn er ſchreibet gar zu viel an.


Jucund.

So wollen wir an einen andern Ort ge-
hen/ es gilt mir alles gleich.


Leand.

Wir wollen ſtracks hier gegen uͤber ge-
hen/ und da koͤnnen wir auch gleich erfahren/
wenn des Herrn Grafens Lotterie wird er-
oͤffnet werden.


Jucund.

Ich laſſe mir alles gefallen.

(gehen ab.)

Vierdter Aufftritt.


Curſino. Culin.

Culin.

So iſts dein rechter Ernſt/ daß du wilſt
durchgehen?


Curſ

Ich habe die Brieffe von ſo einen Herrn/
der einen kein Koſt-Geld giebt/ man kan ja
nicht von der Lufft leben.


Cul-
[101]
Culin.

Das iſt wahr/ und wenn ich bey dem Kuͤ-
chen-Jungen bey Hoffe nicht manchmahl
von dem verbrandten Schoͤpſen-Braten
und verdorbenen Wildprete etwas erbet-
telt haͤtte/ ich glaube/ ich waͤre laͤngſt verhun-
gert.


Curſ.

Ey/ es iſt ja auſſer der Weiſe/ iſt gleich
manchmahl ein Heller Geld da/ ſo nehmens
die groſſen Diener weg/ und unſer einer muß
crepiren.


Culin.

Du hertzer Bruder/ ſie kriegen eben auch
nicht viel/ geſtern hat er nun die 30. Rthl.
welche er hat auff den Rock borgen laſſen/ in
der Gluͤcks-Bude verſpielet/ heute iſt nun
wieder nichts da/ wo zum Hencker will es
denn immer herkommen?


Curſ.

Drum wird es das beſte ſeyn/ daß man die
Lauff-Schuhe anziehet/ und ſeinen Marſch
aus der Stadt nimmt.


Culin.

Je Bruder/ wenn du fort marchireſt/ ſo
gehe ich mit/ alleine wir wollen uns erſt vom
Grafen unſern Abſchied geben laſſen.


Curſ.

Ey was frag ich nach ſeinem Abſchiede.


Cul.

Wo denckſtu aber zu?


Curſ.

Ich will wieder nach Italien zu meiner
Mutter reiſen/ wenn du nun mit wilſt/ ſo
mache fort/ denn hier warte ich nicht laͤnger.


Cul.

Wie kommen wir aber fort/ wenn wir kein
Geld haben?


Curſ.

Je fragſtu nicht Dinge/ wo kommen denn
die Bettler fort?


Cul.

Ey ſo werden wir ſchoͤne Guͤter mit in unſer
Vaterland bringen.


Curſ.
[102]
Curſ.

Das mags thun/ hunger leiden kan ich
hier laͤnger nicht.


Cul.

Wie aber/ wenn wir uns in Teutſchland
nach einen andern Herrn umthaͤten?


Curſ.

Du biſt wunderlich/ wer wird denn ſo ein
paar nackichte Kerl annehmen/ als wie wir
ſind/ ja wenn wir noch was auff dem Leibe
haͤtten/ ſo moͤchte es noch ſeyn/ ſo aber gehen
wir ja/ als wenn wir von dem Galgen ge-
fallen waͤren.


Cul.

So mache nur fort/ ich will mit marchiren/
damit wir mit Ehren aus der Stadt kom-
men/ ſonſt wo es der Graf erfaͤhret/ daß wir
durchgehen wollen/ ſo ſchickt er uns nach/
und wenn er uns kriegt/ ſo laͤſt er uns alle
beyde in den Bock ſpannen/ und ziehet uns
die Mundirung darzu noch aus.


Curſ.

Je das geſchicht/ darum laß uns nur ſehen/
wo der Zimmermann das Loch gelaſſen hat.


Cul.

So komm nur/ an mir fehlts ja nicht.

(ge-
hen ab.
)

Es wird muſicirt/ und unter waͤhrender Muſic eroͤffnet
ſich der Proſpect und zeiget Graf Ehrenfrieds Gluͤcks-
Bude/ worinnen allerhand Lappereyen und Sachen
zu ſehen ſeyn. Der Graf ſtehet mit Mummel-
Maͤrten in der Gluͤcks-Bude/ vor derſelben aber
ſtehen alle ſeine Bedienten/ wie auch andere Leu-
te/ und greifft einer nach dem andern hinein/ wor-
zu auch endlich Leander, Jucnndus und andere Leute
kommen und hinein greiffen/ Mummel-Maͤrten
muß die Gewinſte anstheilen. Die Sachen/ ſo da
zu ſehen/ werden alle heraus gegriffen/ und wird zu
iedem Gewinſte getrummelt. Einer geht ab/ der an-
dere zu/ und nach dem die geltenden Gewinſte alle
heraus gegriffen ſeyn/ wird unter waͤbrender Muſic
die Gluͤcks-Bude wieder bedeckt.

Fuͤnff-
[103]

Fuͤnffter Aufftritt.


In Jurius [mit verbundenen Kopffe/]
Herr Johannes.

Joh.

Da haſts nu!


Injur.

Es hat nichts zu bedeuten/ die Hoſen ſollen
ihn ſchon dafuͤr auffgebunden werden.


Joh.

Ich war dein Gluͤcke noch/ Momflere.


Injur.

Wie ſo?


Joh.

Halb todt haͤtte er dich geſchmiſſen/ auff
mein Wort.


Injur.

Er ſoll mir die Schmertzen theuer gnug
bezahlen.


Joh.

Je ja/ es iſt was zu bezahlen da.


Injur.

Es wird ſich ſchon weiſen.


Joh.

Du fingeſt aber an.


Injur.

Davon iſt nun gantz kein Wort zu geden-
cken/ wenn die Sache vor dem ordentlichen
Richter koͤmmt/ ſo ſoll ſichs ſchon geben.


Joh

Ehrlich Gottlob! du wirſt die Schlaͤge
wohl behalten muͤſſen.


Injur,

Ich will ihn ſchon ſolche Intrüſchen machen/
daß er Zeit Lebens an mich gedencken ſoll.


Joh.

Es klagt dich aber kein Menſche/ nu!


Injur.

Was ſchere ich mich umb die Leute/ ob ſie
Mitleiden mit mir haben oder nicht/ ich fra-
ge nicht eine Hare darnach.


Johan.

O ho/ wenns ſo iſt/ will ich gerne nichts
ſagen.


Injur.

Bruder? ich bin kein ehrlicher Mann/ wenn
ich nicht die gantze Familie mit allen ihren
Adhærenten biß in die Grube verfolgen will.


Joh.

Was hilfft dichs aber Momflere?


G 4Injur.
[104]
Injur.

Das ich ſo meine Freude druͤber habe.


Joh.

Momflere, und wenn ich dir rathen ſoll/ ſo
thu du’s nicht/ auf mein Wort/ ich bin kein
ehrlicher Mann/ du wirſt wieder geſchoren.


Injur.

Darauff laß ichs ankommen/ ich verſichre
dich/ daß mir leichtlich keiner ſoll gewachſen
ſeyn.


Joh.

Dencke du an mich wenns nicht geſchicht/
denn ich kenne einen Gottlob! Er hat mich
auch manchmahl geſchoren.


Injur.

Wen meyneſtu denn?


Joh.

Den dorte/ wegen der falſchen Zeugen.
Weiſts nu?


Injur.

Ich kan dich nicht verſtehen.


Joh.

Wie du neulich ſagteſt.


Injur.

Ich weiß mich noch nicht drauf zu beſinnen.


Joh.

Momflere weiſts denn nicht mehr/ wie du
neulich ſagteſt/ du haͤtteſt einen Bauer 6.
Guͤlden gegeben/ daß er haͤtte falſch uͤber ihn
ſchweren muͤſſen. Weiſts nu?


Injnr.

Ach dort/ ja/ O der Kerl iſt mir viel zu
leichte/ denn ich habe ihn ſchon manche Intrü-
ſche gemacht.


Joh.

Dencke du an mich/ wenn er dich nicht
wieder ſchiert.


Injur.

Dafuͤr iſt mir gar nicht bange.


Joh.

Ich weiß was ich weiß/ und wenn dirs
nicht gehen wird/ als ſonſt iemanden/ ſo ſage
daß ich kein ehrlicher Man bin.


Injur.

Ich laſſe es darauff ankommen.


Joh.

Was wilſtu aber darnach machen/ wenns
ſo geſchicht?


Injurius.
[105]
Injur.

Ey/ laß mich mit ſolchen Lappereyen un-
geſchoren.


Joh.

Bruͤdergen/ ein Schelm ders falſch mit dir
meynet/ nu! und ich wolte/ daß du fuͤr deine
Schlaͤge 1000. Rthlr. ſchmertze-Geld bekaͤ-
meſt/ vielleicht huͤlffe michs auch was.


Injur.

Ich laſſe deꝛ Sache ihren ordentlichen Lauf/
es wird ſich mit der Zeit ſchon geben.


Joh.

Ja wenn die Zeugen auch gut vor dich aus-
geſaget haͤtten?


Injur.

Warumb das nicht/ und wenn deine Kerl
die Wahrheit verſchwiegen haben/ ſo muß
ich dich ebenfalls abhoͤren laſſen.


Joh.

Ein Schelm thut das/ und darzu wuͤrde
dichs auch fein viel helffen.


Injurius.

Wie ſo denn?


Johan.

Momflere, du ſchmiſt ja aus/ nu! was
wilſt du denn machen?


Injurius.

Ey du muſt ſagen/ jener haͤtte ausge-
ſchlagen.


Joh.

Und ich ſolte druͤber ſchweren?


Injurius.

Wie anders?


Johan.

Und wenn du mir 10. Ducaten gaͤbeſt/
ich thaͤte das Ding nicht.


Injurius.

Du kanſt aber leichte ſchweren/ es hat
ja nichts zu bedeuten.


Johan.

Je behuͤte mich mein Gott dafuͤr!


Injurius.

Waͤre es nun nicht eine Sache/ wenn
du mir dieſen Gefallen erwieſeſt.


Joh.

Nicht tauſend Ducaten wolte ich nehmen/
hohl mich GOtt! nicht 10. tauſend. Aber
Momflere weiſtu was/ laß den Bauer wiedeꝛ
G 5ho
[106] holen/ der uͤber jenen dorte/ wie du wohl
weiſt/ vorm Jahre falſch geſchworen hat/ und
gieb ihn noch einmahl 6. fl. er thuts ſchon.


Injurius.

Ja/ was weiß derſelbe Mann von dieſeꝛ
Affaire?


Johan.

Warumb hatte er aber uͤber jenen ge-
ſchworen/ vor 6. fl. und falſch? Nu?


Injurius.

Ja ietzo moͤchte es nicht angehen.


Joh

Merckſtu was? du wirſt die Schinertzen
und die Beulen wohl behalten muͤſſen.


Injurius.

Ja wenn die Wunden nicht thaͤten.


Joh.

Auch Wunden Gottlob! Wie viel denn?


Injurius.

Greiff nur mit der Hand hieher/ ſo wir-
ſtu ſie alle an dem Griffe haben koͤnnen.


Joh.
(fuͤhletInjurioauff dem Kopff.)

O ho!
ſind doch das keine!

(zehlet.)

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7.
keine mehr? ne/ 7. Gottlob/ auch wohl 8.


Injurius.

Wenn mir nur der Kopff nicht ſo ge-
ſchwollen waͤre.


Joh.

Schad’t dirs aber was am Gedaͤchtniſſe?


Injurius.

Es ſchadet mir wohl nichts/ allein die In-
trü
ſchen wollẽ mir doch nicht mehꝛ ſo beyfal-
len/ wie ſonſt.


Joh.

Haſt du deñ auch einem Wund-Zeddel ein-
gegeben?


Injurius.

Ich habe auff eine iedwede Wunde den
Barbier einen Zeddel machen laſſen.


Joh

Auch ſchon auff dem Rathhauſe?


Injur.

Wie ſonſten?


Joh

O ho! Straffe Gottlob! duͤrffte doch wol
gefallen?


Injur.

Daran wird es nicht gnug ſeyn/ ich will
ihn ſchon anders ſcheren.


Joh.
[107]
Joh

Momflere, wenn ich dir rathen ſolte/ ſo ver-
truͤge ich mich mit dem Manne wieder/ und
lieſſe ihn was zum Beſten geben.


Injur.

Daraus wird nimmehr nichts/ weil die
Welt ſtehet.


Joh.

Wie du wilſt.


Injurius.

Ich will ihn noch druͤcken/ daß er ſein
Tage an mich gedencken ſoll.


Joh.

Meinethalben/ wenn die Schlaͤgerey nur
bey mir nicht waͤre vorgegangen.


Injur.

Was kanſt du dafuͤr/ deswegen komm ich
doch wohl wieder zu dir.


Joh.

Wenn denn?


Injurius.

Ich will nur erſtlich zum Balbier gehen/
und mich verbinden laſſen/ hernach ſo will ich
gleich auff ein Glaͤßgen zu dir kommen.


Joh

Top!


Injurius.

Ein Wort ein Mann.


Joh

Ein Schelm der nicht koͤmmt.


Injurius.

Was ich ſage. Adjeu.

(gehet ab.)

Joh.

Dein Diener Momflere.

(Indem Injurius
fortgehet/ ſieht Herr Johannes ihn hinten mit einer
hoͤniſchen Mine nach/ und ſpricht:)

Sieben
Wunden/ Gottlob/ auch wohl achte oder 9.


(gehet ab)

Sechſter Aufftritt.


Mummel-Maͤrten
(hat ein Paͤctgen unterm Arme.)

Je da waͤr ich wohl ein rechter Baͤrenheuter/ daß
ich einen Augenblick laͤnger bey dem Grafen
bliebe. Ich dachte wohl/ daß es ſo ablauffen
wuͤrde/ denn man dencke nur/ was er vor naͤr-
riſch
[108] riſche Dinge vornim̃t/ da ſetzt er ſo ein Hauffen
Sachen auf das Spiel/ und hat mehr Tref-
fer als Fehler auf den Nummern/ ſo muß er
ja verſpielen. Nun/ er hat ja auch nicht das
Geringſte mehr in ſeinen Vermoͤgen/ und ich
habe die Briefe von ſo einen Herrn/ wenn er
er nichts hat. Keinen Heller Koſt-Geld habe
ich/ weil ich bey ihm bin/ von ihm bekommen/
und wenn ich mir durch Stehlen manchmahl
nicht ein Accidens gemacht haͤtte/ ſo wuͤrde ich
wohl ſchmaͤle Biſſen bey ihn haben freſſen
muͤſſen. Weil aber die Freude nun ein Ende
hat/ und nichts mehr bey dem Herrn Grafen
vor mich zu holen iſt/ ſo hab ich incognito von
ihn meinen Abſchied genommen/ er mag ſich
nun den Hn. Capitain Lieutenant des Nachts
die ſtinckigten Knochen krauen laſſen/ biß er
einſchlaͤfft/ ich habe Stanck genug bey meiner
Naͤchtlichen Auffwartung von ihm verſchlu-
cken muͤſſen. Ich will ſchon ſehen/ wo ich einen
andern Herrn kriege/ der mir ſatt zu freſſen
giebt/ daß ich mich nicht mehr auff das Pro-
movi
ren legen darff/ denn ſonſt/ wenn ich groͤſ-
ſer wuͤrde/ duͤrffte ich eine Gewohnheit drauß
machen/ und mit der Zeit gar an den Galgen
kommen.

(will abgehen.).

Siebender Aufftritt.


Mummel-Maͤrten/ Mirax, Narruffsk. Pamph.

Mirax.
(Kriegt ihn hinten bey den Ermel.)

Halt
Vogel/ wo wilſtu hinaus?


Mum. M.

Warum denn/ was gehts denn euch
an? Laſt ihr mich immer gehen.


Mirax.
[109]
Mirax.

Warte nur/ wir muͤſſen anders mit dir
reden.


Mum M.

Was hab ich denn mit euch zu thun/
laſſet ihr mich immer ungeſchoren.


Mirax.

Helfft doch dem Vogel halten/ daß er uns
nicht durchgehet.

(Pamph. Narruffsky,greif-
fen Mummel-Maͤrten an.
)

Pamph.

Halt du/ wir muͤſſen beſſer mit dir reden.


Mirax.

Hoͤre Dieb/ was haſt du in dem Paͤckgen?


Mum. M.

Ey was gehts denn euch an? es iſt
meine ſchwartze Waͤſche/ ich will ſie zu meiner
Waͤſcherin tragen.


Mirax.

Nein nein/ wir muͤſſen ſehen was du ein-
gepackt haſt.

(Mirax macht das Paͤctgen auf/ und
ſchuͤttet einen Hauffen alte Hembden und Lumpen
auffs Theatrum und ſpricht:

Vogel ſind das deine Hembden?


Mum. M.

Wem werden ſie ſonſt ſeyn?


Narruff.

Je Herr Stallmeiſter/ da iſt mein Ober-
hembde mit dabey/ welches mir vor 4. Wo-
chen aus dem Coffre iſt geſtohlen worden.


Mirax.

Und dieſes ſind meine 2. Hembden/ welche
mir vorgeſtern nur wegkommen ſind.


Pamph.

Und dieſes iſt meine Neſtel-tuchene Krau-
ſe/ welche ich mir vor 2. Tagen bey dem Ita-
liener gekaufft habe.


Mum M.

Ja/ gleich ſo/ als wenn ein bunteꝛ Hund
nicht dem andern aͤhnlich ſaͤhe.


Pamph.

Was iſt denn dieſes da.


Mirax.

Je was zum Hencker iſt denn das vor eine
Binde?


Pamph.

Je das iſt des Herrn Capit. Lieutenants
ſeine Sontags-Scherpe, die er von dem Hn.
Grafen hat verehrt bekommen.


Mir.
[110]
Mirax.

Je du Haußdieb/ kanſt du ſo wacker ein-
packen?


Narruff.

Habe ichs nicht immer geſagt/ der Vo-
gel wuͤrde einmahl nehmen was er kriegte/
und fortmarchiren.


Pamph.

Ja/ das hab ich laͤngſt immer gedacht.


Mirax.

Iſt es doch auch eingetroffen/ ie du Hauß-
dieb du.


Mum.

Ihr duͤrfft mir nur meine Sachen zufrie-
den laſſen/ ſonſt ſeyd ihr aͤrgere Diebe als ich.


Mirax.

Kanſtu denn ſagen/ daß die 2. Hembden
auf deinen Miſte gewachſen ſeyn?


Narruff.

Und meineſtu denn dieſes Ober-Hembde
ſey deine?


Pamph.

Du muſt wohl dein Lebtage viel Neſtel-
tuchene Halß-Krauſen getragen haben.


Achter Aufftritt.


Fortunatus, und die Vorigen.

Fortunatus.

Habt ihr den Vogel angetroffen?


Mir.

Ja/ mein Herr Capitain-Lieutenant, wir ha-
ben ihn noch ergattert.


Fortunatus.

Was zum Hencker ſeyn das fuͤr Sa-
chen da?


Mirax.

Das iſt unſere gute Waͤſche/ die hat der
Vogel alle mit eingepackt.


Fortunatus.

Was iſt denn dieſes hier?


Mirax.

Keñt denn der Herr Capitain-Lieutenant
das Ding nicht?


Fortun.

Je das iſt ja meine Sontags-Scherpe/
welche mir der Herr Graf geſchencket hat.
Ey! ey! biſtu nicht ein Vogel?


Mum. M.
[111]
Mum̃. M

Laſt euchs lieb ſeyn/ Herr Capitain-
Leutenant
/ daß ihr ſie hier antrefft/ ich habe
es zu euern beſten gethan/ daß ich ſie ſo lange
bey mir auffgehoben habe.


Fortun.

Ey du biſt der rechte Auffheber du.


Mum̃.

Warum nicht/ denn wenn ihr ſie bey der
Hand gehabt/ ihr haͤttet ſie doch nur ver-
ſetzt/ oder um ein liederlich Geld im Wirths-
Hauſe veꝛkaufft/ ſo aber habe ich ſie euch nur
auſſgehoben.


Fortun.

Heiſt denn das auffgehoben/ wenn man
eines andern ſeine Sachen heimlicher Wei-
ſe wegnimmt.


Mum̃. M

Zum wenigſten wird es auch kein
Diebſtuͤck ſeyn.


Fortun.

Was waͤr es denn ſonſten?


Mum̃. M

Je wenn ihrs ſo nehmen wolt/ ſo ſeyd
ihr eben auch ein Dieb.


Fortunat.

Je du Vogel du/ halts Maul.


Mum̃. M.

Als wenn es irgend nicht wahr waͤre
mit dem Petſchaffte?


Fortunat.

Was denn vor ein Petſchafft?


Mum̃. M.

Ey ja doch? habt ihr nicht neulich
des Grafens ſein Petſchafft in den Wirths-
Hauſe einen Paruqven-Macher vor 4. Gr.
verkaufft?


Fortunat.

Was ſagſtu?


Mum M.

Was ſagſt du? als wenn es irgend
nicht wahr waͤre/ der Mann hat mirs ſelbſt
geſagt/ er wird mirs nicht aus den Fingern
ſaugen/ ihr habts ihn erſtlich vor einen Thl.
gebothen. Hat denn der Graf davon ein
Wort gewuſt.


Fortunatus.
[112]
Fortunat.

Das iſt mit des Herrn Grafens ſei-
nen Conſens geſchehen/ und darum haſtu
dich nichts zu bekuͤmmern.


Mum. M.

Wo will denn der Herr Graf was
davon gewuſt haben/ denn wie er euch ge-
ſtern/ da der Befehl wegen des Haſens-
Schieſſens ſolte geſiegelt werden/ fragte/ wo
ſein Petſchafft waͤre/ ſo ſagtet ihr heimlich zu
ihme/ es ſtuͤnde mit verſetzt/ allein ich wuſte es
beſſer. Wenn ich euch da nun auch haͤtte be-
ſchaͤmen wollen/ was wuͤrden denn die Leute
gedacht haben?


Fortunat.

Je du Beſtie du halts Maul. Fort ihr
Kammer-Dieners/ zieht dem Vogel die Li-
vray
aus/ mein gnaͤdiger Herr will es haben/
und laſt den Dieb hernach an Galgen lauf-
fen.

(geht ab.)

Pamph.

Fort/ raus mit der Jacke/ der Grafe
wills haben.

(ziehen ihn aus.)

Mum. M.

Da nehmt die alte Huͤlle immer hin/
wenn ich ſie nicht behalten ſoll/ ſie iſt ohne
dem nicht 6. Pf. werth.


Narruff.

Genug/ daß es der Graf ſo befohlen
hat.


Mum. M.

Da habt ihr ſie/ tragt ſie euern Gra-
fen hin/ und ſprecht/ er ſoll ſie in ſeine Gluͤcks-
Bude hengen/ vielleicht gewinnt eꝛ damit ſei-
ne Sachen wieder.


Mirax.

Mit ſolchen Reden kanſtu Vogel nur ſtil-
le ſchweigen/ oder wir weꝛden dir zu guter
letzt noch einen Buckel voll Schlaͤge mit auf
den Weg geben.


Mum.
[113]
Mum. M.

Thuts/ wenn ihrs nicht laſſen koͤnnt.


Pamph.

Wir haͤtten keine Ehre davon. Wenn du
aber ein rechtſchaffener Kerl waͤrſt/ wie wir/
ſo ſolteſt du ſchon laͤngſt ein paar Ohrfeigen
weg haben/ ſo aber biſtu nur ein Junge.


Mum. M.

Wenn ich gleich ein Junge bin/ ſo hab
ich doch von dem Grafen nicht ſo viel Ohr-
feigen gekriegt/ als ihr.


Mirax.

Geht nur fort ihr Herrn/ nehmt euere
Sachen und vermenget euch nuꝛ nicht weiteꝛ
mit ihn/ es hat keiner keine Ehre davon.


(Nehmen ein ieder ſeine Waͤſche/ und gehen davon.)

Mum M.

Nehmt die lauſigten Lumpen immer
hin/ wenn ihr mir ſie nicht laſſen wolt/ ich will
doch wohl ſehen/ wo ich andere kriege. Das
mahl ſo einen Grafen gedienet und nimmer-
mehr wieder. Ich will zehnmahl lieber bey Ho-
fe einen Pagen aufwarten/ als ſo einen Herrn/
da habe ich doch fatt zu freſſen/ und darf mir
den Hunger nicht durch Stehlen vertreiben.
Daß des Grafens beyde Laͤuffer ihren Abſchied
auch hinter der Thuͤre genommen haben/ hat
ſie nichts anders als der liebe Hunger darzu
gebracht/ und wenn er ſie antraͤffe/ er lieſſe ih-
nen die Livray eben auch ausziehen; Aber es
mag immer ſeyn/ was frage ich nach den alten
ſchaͤbichten Rocke/ bin ich doch mit allen Pa-
gen-
Jungen bekañt/ und der eine iſt auch mein
Vetter/ zu dem will ich hingehen/ und ihm mein
Ungluͤck klagen/ vielleicht hilfft er mir/ daß ich
auch ein Pagen-Junge werde/ wenn ich mich
gleich von dem Pferde auff den Eſel ſetzen muͤ-
ſte.

(gehet ab.).

HNeundte
[14[114]]

Neundter Aufftritt.


Courage,Grethgen.

Greth.

Habe ich dirs nicht geſagt/ Courage, daß
ein gut Wort manchmahl mehr hilfft/ als
ſonſten was.


Courag.

Das iſt wahr/ Grethgen/ ich gab mei-
nẽ Herrn deinetwegen vortreffl. gute Wor-
te/ und es haͤtte mich laͤſterlich verdꝛieſſen ſol-
len/ wenn er mir den Conſens abgeſchlagen
haͤtte.


Grethe.

Gelt! es iſt ſo beſſeꝛ/ als wenn du zu den
Advocaten waͤreſt gegangen?


Courag.

Ach/ du hertzes Kind/ ich waͤre ohndem
nicht zu ihm gegangen; denn es hat mir
heute fruͤhe eine Frau erzehlet/ daß derſelbe
Fleck-Schꝛeiber gantz nichts ſtudieret haͤtte/
denn die Caͤußgen die er bißweilen macht/
heiſt er nur lauter Intrüſchen/ und mit ſol-
chen Intrüſchen fuͤhret er ſo manche ehrliche
Leute in die Proceſſe hinein/ daß ſie hernach-
mahls Ach und Weh uͤber ihn ſchreien.


Grethe.

Ey ich weiß gar wol/ ich wolte dirs im-
mer geſtern ſagen/ daß du zu demſelben
Manne nicht gehen ſolteſt/ denn es iſt ein
rechter Ehren-Kraͤncker.


Courag.

Je warum thut er aber das?


Grete.

Je weiß mans denn? Neulich ſo hat er
ein paar Partheyen in einander gehetzt/ und
in ſeinen Concipirten Klag-Schreiben ſolche
Anzuͤgligkeiten gebraucht/ daß ich dirs nicht
ſagen kan.


Courag.

Mich wundert aber/ daß ſo einen Calu-
mniant
en das Handwerck nicht gelegt wird.


Grete
[115]
Grete.

Ey! es hat immer drauf geſtanden/ daß
ihm die ſpitzige Feder hat ſollen verſchnitten
werden/ und ſtehet auch noch drauff.


Courag.

So ein Menſch/ der eines andern ſeine
Ehre abſchneiden will/ und iſt ſelbſt hinten
und forne mit Peche beſudelt/ der iſt nicht
werth/ daß ihn der Erdboden traͤgt.


Gret.

Er wuͤrde dir ein ſchoͤnes Supplic gemacht
haben.


Courag.

Ich dancke meinen GOtt/ daß ich den-
ſelben Fleckſchreiber nicht habe von noͤthen
gehabt/ denn wenn mir der Kerl meinen
Herrn mit unbeſcheidenen Worten ange-
griffen haͤtte/ und ich haͤtte hernach das
Ding dem Koͤnige uͤbergeben/ ich wuͤſte
nicht/ was ich ihm gethan haͤtte.


Grete.

Ach! es ſind ihm wegen ſeiner anzuͤgli-
chen Injurien halber in dieſem Jahre wol uͤ-
ber 20. Rthlr. Straffe zuerkandt worden.


Cour.

Ey du magſt mir der rechte Advocate ſeyn.


Grete.

In einer benachbarten Stadt nicht weit
von hieꝛ/ ſo hat eꝛ ſich ſchon in 2. Jahren nicht
ſehen laſſen duͤrffen/ wenn er ſich da blicken
laͤſt/ ſo nimmt ihn deꝛ Rath daſelbſt gleich
in Arreſt.


Courag.

Was hat er denn da gethan?


Grete.

Nach ſeiner gewoͤhnlichen Art/ ſoll er
auch nichts als lauter Schmaͤh-Worte in
einer daſelbſt eingegebenen Klage-Schrifft
gebraucht haben/ weswegen ihm 10. Rthlr.
Straffe zuerkant worden/ und dieſelben hat
er noch nicht abgetragen.


H 2Courage.
[116]
Courage.

Mich wundert/ daß von der hohen O-
brigkeit ſo einen Practiqvenmacher ſeiner un-
verantwortl. anzuͤglichkeiten halber/ nicht
mit ernſtlicher Straffe auf die unnuͤtzen
Schelm-Finger geklopt wird.


Grete.

Es wundert mich ſelbſt/ daß ihnen ſo viel
nachgeſehen wird/ und wenn mein Hꝛ. Graf
ſo einen Advocaten in ſeinen Lande haͤtte/
und er griffe ehrliche Leute in Schrifften ſo
an/ wie dieſer Fleck-Schreiber/ ſo will ich
nicht ehrlich ſeyn/ wenn er ihn nicht alle Ta-
ge dreymal in den Bock ſpannete/ und kar-
batzſchte ihn ſo lange/ biß er ſpraͤche: er wol-
te es unterwegens laſſen.


Courage.

So ein Kerl waͤr auch nichts beſſers
werth.


Grete.

Wer hat dir aber dieſen Fleck-Schrei-
ber zugewieſen?


Courage.

Hoͤre nur/ Fraͤul Lorgen/ die mit dei-
nen Herrn hat zu thun gehabt/ die begegne-
te mir geſtern auf der Gaſſen/ und fragte
nach den H. Grafen; wie ich ihr nun zur Ant-
wort gab/ daß eꝛ wohl moͤchte bey Hofe ſeyn/
und ſie ihn gerne ſprechen wolte/ ſo erzehlte
ſie mir/ wie daß ſie bey einen Advocaten ge-
weſen waͤre/ und ſich laſſen ein Supplic ma-
chen/ daſſelbe moͤchte ſie/ wenn der Herr
Graf nicht wolte/ wie ſie/ dem Koͤnige geben/
und ihn verklagen.


Grete

Ach potz tauſend/ ſie iſt heute bey mei-
nen Herrn flugs gantz fruͤhe geweſen/ was
ſie aber vor Beſcheid bey ihn bekommen/ das
kan ich dir nicht ſagen.


Courage.
[117]
Courag.

Und derſelben erzehlte ich auch/ wie ich
und du ein paar werden wolten/ und daß
mein Herr darein nicht conſentiren wolte/
ſo recommendirte ſie mich an dieſen ſo ge-
nannten Fleck-Schreiber/ und erzehlte mir
erſchreckliche Schwaͤncke von ihm/ die ſie von
Herr Johannſen ſeiner Frau im Weinkel-
ler erfahren haͤtte.


Grete.

Wo hat die Wirthin aber drum gewuſt?


Courag.

Derſelbe Fleckſchreiber liegt alle Abende
da/ und ſaͤuſſt/ daß er nicht mehr ſtehen kan/
hernach klettert er an den Waͤnden nach
Hauſe/ wie ich denn ſelbſt geſtern mit Au-
gen geſehen habe.


Grete.

Wareſtu denn auch in dem Weinkeller?


Cour.

Nein/ ich lieſſe ihn nur heraus ruffen/ und
wie er kam/ ſo kunte er auf keinen Beine
ſtehen/ viel weniger daß er ein klug Wort
mir mir haͤtte reden ſollen.


Gret.

Ey das ſind miꝛ die rechten Advocaten/ die
aus Tag Nacht/ und aus Nacht Tag machẽ.


Courag.

Aber hoͤre doch Gretgen/ weil ich nun
meines Herrn ſeinen Conſens habe/ und du
deines Grafen ſeinen/ wie wollen wir denn
unſere Sachen nun anſtellen?


Grete.

Ich weiß mein Treu nicht/ wie wir es
anſtellen werden.


Courag.

Rede doch mit dem Grafen wegen des
Hochzeit-Geſchencks/ wie daß wiꝛ beyde nun
richtig waͤren.


Grete

Ach! du hertzes Kind/ darvon darf ich
ihn itzo kein Wort gedencken.


H 3Courage.
[118]
Courage.

Warumb aber nicht?


Gretgen.

Fragſtu warumb? als wenn du es et-
wa nicht wuͤſteſt/ daß er ſich eine Gluͤcks-
Bude zugelegt/ und darinnen alle ſeine Mo-
bilien verſpielet hat.


Courage.

Je warumb nimmt er ſolche naͤrriſche
Dinge vor/ und bringt ſich muthwillig umb
das Seinige.


Grete.

Ich kan es wohl ſagen/ daß er Zeit ſeiner
Tage noch nicht ſo melancholiſch geweſen iſt/
als ietzo/ zumahl/ da ihm ſeine beyden Laͤuf-
fer uud der Cammer-Junge/ ſein Haußdieb/
mir der Livrey durchgegangen ſeyn.


Courage.

Von den Laͤuffern habe ich nichts ge-
hoͤrt/ aber von dem Jungen das weiß ich/ ich
dachte aber/ den haͤtten ſie wieder ertappt/
und die Livrey ausgezogen?


Grete.

Ja/ von dem hat der Herr Graf die Liv-
rey auch wieder bekommen/ aber von den an-
dern nicht.


Courage.

Wo iſt denn dein Herr?


Grete.

Er ſitzt drinnen in ſeinem Zimmer/ und
hat ſich gantz geiſtlich angezogen/ und ließt
ſtets in einem großen Buche/ ich horchte vor-
hin ein bißgen zu/ da hoͤrte ich/ daß er ſagte/
Er wolte das Hof-Leben gantz caſſiren/ und
ein Apt werden.


Courage.

Was machten aber ſeine Leute?


Grete.

Dieſelben ſtunden alle in langen Maͤn-
teln umb ihn herumb/ und hatten ein iedwe-
der ein Buch unter dem Arme.


Courage.

Ich dencke/ weil er alles in ſeinem
Gluͤcks-Topffe zugeſetzt hat/ ſo wil er gar
ein Pietiſte werden.


Grete.
[119]
Grete.

Je Zeit waͤre es/ wenn er einmahl ſein
Leben aͤndern wolte.


Courage.

Ach laß dir nur nicht Leid dafuͤr ſeyn/ er
wird das Ding nicht lange treiben.


[Grete.]

Alleine/ wie machen wir es mit nnſerer
Hochzeit?


Courage.

Hoͤre Gretgen/ ſuche du nur deinen
Braut-Schmuck immer zu rechte/ ich wil
mein Braͤutigams-Kleid auch auskehren/
und wil mit Fraͤulein Lorgen reden/ wenn
die es ſo weit bringt/ daß der Graf ſie hey-
rathen muß/ ſo koͤnnen wir hernach flugs
mit unterlauffen.


Grete.

Es iſt gantz gut/ Courage, allein/ wenn
nun nichts drauß wird?


Courage.

Je wird nichts drauß/ ſo wird nichts
drauß/ ſo machen wir vor uns Hochzeit/ und
ſtreichen das Hochzeit-Geſchencke hernach
vor uns alleine ein.


Grete.

Je nun/ wie du wilſt/ es ſoll an mir nicht
fehlen/ ich wil gleich gehen/ und meinen
Braut-Schmuck anlegen/ damit ich im Fall
der Noth flugs fix und fertig bin.


Courage.

Das thu du/ ich will dergleichen thun/
und wenn ich von Fraͤulein Lorgen erfahren
kan/ wie es mit ihrem Beylager ſtehet/ ſo wil
ich dir gleich Antwort wiſſen laſſen.


Gretgen.

Nun ſo mache nur fein bald/ damit
wir einmahl zuſammen kom̃en.

(gehen ab.)

[Der Proſpect eroͤffnet ſich.]

Zehender Aufftritt.


H 4Graf
[120]
Graf Ehrenfried/ (in einem ſchwartzen Habite/
kleinem Uberſchlag/ kurtzen Maͤntelgen und ſchwar-
tzen Sammet-Muͤtzgen/ mit einem ſchmalen Huͤt-
gen/ ingleichen Feuerfax/ Fortunatus,
Friedenſchild/ Mirax, Narruffsky,
Pamphilius, Marode, Sylveſter, Da-
maſtor
und Kilian/ (alle in langen ſchwar-
tzen Maͤnteln/ und ein iedweder ein Buch unterm
Arme.)

Ehrenfried.

Ade/ du Wolluſt-Welt/ mit allen deinen Schaͤtzen/
Mein Wandel ſoll hinfort ein from̃es Leben ſeyn.


Ade/ du Koͤnigs-Hoff/ du vormahls mein Ergoͤtzen/
Ich werde hinfort nicht mehr bey dir ſprechen ein.


Das Schickſal hat mich nun gefuͤhrt in einen Orden/
Wo nichts als Froͤmmigkeit und heilges Weſen iſt/


Dem Himmel ſey gedanckt/ daß ich bin Apt geworden/
Dieweil mein Hertze nun das Zeitliche vergißt.


Fortunatus.

Ihre Hochwuͤrden/ was werden aber
Ihro Majeſtaͤt von der ploͤtzlichen Veraͤnde-
rung dencken?


Ehrenfried.

Sagt mir doch nur/ mein Herr
Capitain-Lieutenant, wie ichs auff der Welt
beſſer haben koͤnte/ als ſo? Ich habe ja mein
ſchoͤnes Auskommen von ſo vielen Kloͤſter-
Intraden, das ich bey Hofe nicht habe.


Fortunatus.

Das iſt wahr/ Ihre Hoch-Ehrwuͤr-
den/ Sie haben vortreffliche Intraden, allein
ihre Graffſchafft traͤgt Sie doch auch was
rechtes ein.


Ehrenfr.

Dieſen ungeachtet/ ſo bin ich des Hof-
Lebens ſo uͤberdruͤßig/ als wenn ichs mit
Loͤffeln gefreſſen haͤtte.


Fortunatus.

Wie Ihro Hochwuͤrden belieben/
wenn
[121] wenn Sie uns nur auch mit der Zeit zu gu-
ten Chargen helffen koͤnnen.


Ehrenfried.

Darauff habt ihr euch zu verlaſſen/
es ſoll kein halbes Jahr ins Land gehen/ ſo
ſolt ihr alle mit einander Patres ſeyn.


Alle.

Wir bedancken uns/ Ihro Hochwuͤrden/
vor die allzugroſſe Sorgfalt fuͤr Dero ge-
treue Diener.


Ehrenfried.
(beſinnt ſich)

Ein Apt ſeyn und
das Hofe-Leben caſſiren? Nein/ der Koͤ-
nig moͤchte auch dencken/ ich waͤre gar ein
Baͤrenhaͤuter und haͤtte kein Hertz im Leibe/
fort/ laßt uns den Habit wieder ablegen/


(ſchreyet)

puff!


Alle:

Puff! puff!

(gehen ab.)

Eilffter Aufftritt.


Leonore.

Je daß doch ſolchen Practiqven-machern flugs
die Haͤlſe gebrochen waͤren mit ihren verma-
ledeyten Intrüſchen. Man dencke nur/ da
ließ ich mir geſtern bey dem ſo genanndten
Fleck-Schreiber ein Supplic machen wegen
meines Grafens/ und ſagte ihm doch alles
vor/ wie ers machen ſolte/ ſo hat der Mann
Zeug hinein geſetzt/ und den Grafen ſo her
unter gemacht/ daß es die Schweine nicht
einmahl gefreſſen haͤtten. Und wenn der
Koͤnig nicht ſo allergnaͤdigſt geweſen waͤre/
und Mitleiden mit meinem Zuſtande ge-
habt/ ich wuͤrde fein viel damit ausgerichtet
haben/ ſo aber hat er mir verſprochen/ der
Graf ſolte und muͤſte mich heyrathen/ Er
H 5wolte
[122] wolte gleich zu ihm ſchicken/ und ihm bey ſei-
ner hoͤchſten Ungnade anſagen laſſen/ wo-
fern Ers nicht thun wolte/ ſolte ihm von
Stund an der Hoff verbothen ſeyn. Ich
dencke/ Graf Ehrenfriedgen wird ſich auch
ſolches nicht weigern/ bin ich ihm zuvor gut
genug geweſen/ ſo kan Er ietzo auch mit mir
zu frieden ſeyn/ und mich zu ſeiner Frau Ge-
mahlin machen. Ihro Majeſtaͤt haben mir
auch auff das Beylager 4000. Rthlr. Hoch-
zeit-Geſchencke zugeſagt/ und wenn der
Graf das hoͤren wird/ daß ich ſo viel Geld
bekommen werde/ ſo wird Er ſich wohl nicht
lange ſperren. Drumb wil ich geſchwinde/
geſchwinde gehen/ vielleicht kan heute noch
gar Hochzeit werden.


Zwoͤlffter Aufftritt.


Clare, Fortunatus.

Clare.

Ich muß meinen Hauß-Zinß haben/ oder das Ding
muß anders werden.


Fort.

Je ſeyd ihr nicht eine wunderliche Fran/ ie tragt doch
deßwegen keine Sorge/ mein gnadiger Herr bezahlt
euch alles/ und wenns 1000. Rthlr. waͤren.


Clare.

Das heiſt immer ſo/ er haͤtte mich laͤngſt bezahlen
koͤnnen.


Fortun.

Das ſoll auch geſchehen.


Clare.

Wenn er das Geld genommen das er manchmahl
liederlich verſpielt/ und in den Gluͤcks-Topff geſetzt/
eꝛ haͤtte mich 100. mal bezahlen koͤnnen.


Fortun.

Es iſt wohl wahr/ allein ein groſſer Herr muß ja
woran ſeine Luft haben.


Clare.

Er muß aber auch darbey ſeinen Reſpect in acht
nehmen/ und ſich umb ſo eines bagatels willen/ nicht
ſo vielmahl mahnen laſſen.


Fort.
[123]
Fortun.

Je meine Frau! groſſe Herren/ wie mein Herr
Graf iſt/ die machens bißweilen nicht anders.


Clare.

Es iſt aber nicht gut/ und wenn ich ja ein groſſer
Herr ſeyn wolte/ als wie der Herr Graf auch wuͤrck-
lich einer iſt/ ſo ſchaffte ich mir auch ein eigen Hauß/
und lieſſe mir wegen des Hauß-Zinſes/ keine ſolche
Verdrießligkeit machen.


Fortun.

Was brauchts aber mein gnaͤdiger Herr/ daß er
ſich hier in dieſer Stadt ein Hauß kauffte/ ja wenn
er continuè hier wohnte/ er hat in ſeiner Grafſchafft
wohl 10. Haͤuſer.


Clare.

Ey das glaͤube ich gar wohl/ ich bin eine arme Frau
gegen dem Herrn Grafen/ und wenn ich mir an ei-
nen frembden Orte eine Stube miethete/ und ſolte
mich die Hauß-Wirthin um den Hauß-Zinß mahnen
laſſen/ ich daͤchte es waͤre mir eine groſſe Schande.


Fortun.

Ja/ ich kan mir nicht helffen/ es iſt kein Geld da.


Clare.

So hoͤre ich mein Wunder/ ich ſoll noch laͤnger war-
ten? Ach nein/ der Herr Capitain-Leutenant kans
nur den Herrn Grafen hinterbringen/ wofern ich
heut oder morgen wegen des Hauß-Zinſes nicht con-
tenti
ret wuͤrde/ ſo wolte ich ſeine Stube zuſchlieſſen/
und wolte weder ihn/ noch iemand von ſeinen Leuten
wieder in mein Hauß laſſen.

(gehet ab.)

Fortun.

Das waͤr auch was ſchoͤnes/ und mein Herr
Graf duͤrffte wohl wider ſeinen Willen Hochzeit
machen muͤſſen/ wo wolte er deñ hernach ſeine Braut
hinfuͤhren/ bey Hofe wuͤrde ſichs auch nicht wol ſchi-
cken/ weil alle Gemaͤcher ſchon beſetzt ſeyn.


Dreyzehnder Aufftritt.


Fortunatus, Kilian,
(koͤmmt geſchwind gelauffen.)

Kilian.

Herr Capitain-Lieut. er ſoll geſchwind zum Herrn
Grafen kommen/ die Stuͤcke ſollen geloͤſet werden/
daß darzu Anſtalt gemacht wird.


Fort.

Liegt denn alles an mir/ die Commiſſion koͤnte ja wohl
der Hꝛ. Hauptman oder Fendrich uͤber ſich nehmen.


Kilian.

Der Herr Graf trug es ihnen allen beyden auf/ al-
lein
[124] lein Sie entſchuldigten ſich und ſagten: Sie wuͤſten
keinen Beſcheid um die Ladung/ haͤtten auch ihr leb-
tage keines loßbrennen ſehen.


Vierzehnder Aufftritt.


Damaſtor, und die Vorigen.

Dam.

Wo bleibſt du denn ſo lange/ haſtu es denñ dem Hn.
Capit. Lieut. noch nicht geſagt wegen der Stuͤcken?


Fort.

Ja/ ich weiß es ſchon.


Dam.

Ey er ſoll geſchwinde geſchwinde kommen/ ſeine neue
Braut iſt angekommen.


Fort.

Wenn dieſes iſt/ ſo muß ich doch wohl gehen.


Funffzehnder Aufftritt.


Kilian, Damaſtor.

Kil.

Je Bruder/ werden wir auf der Hochziit nicht freſſen?


Dam.

Narre/ heiß es doch keine Hochzeit/ bey vornehmen
Leuten nennt man es ein Beylager.


Kil.

Ey es mag heiſſen wie es will/ wenn ich mich nur ein-
mahl recht ſatt [freſſe].


Dam.

Ey ich wills auch nicht ſchonen.


Kil.

Komm laß uns gehen/ damit wir nichts bey der Auf-
wartung verſaͤumen.


Dam.

Es iſt wahr/ ſonſt kriegen wir bey der Braut keine
Hochzeit-Krauſen.

(gehen ab.)

Sechzehnder Aufftritt.


Courag.Grete/(beyde in ihren Hochzeitkleidern.)

Greth.

Nun es iſt auch eine Liebe unter den beyden Leu-
ten/ ich kan dirs nicht ſagen.


Courag.

Wer haͤtte das Ding dencken ſollen/ daß ſo ge-
ſchwinde was aus dem Beylager werden ſolte?


Grethe.

Ja/ mein Schatz/ das macht der Koͤnig/ und ehe der
Graf ſich den Koͤnig haͤtte zum Feinde gemacht/ er
haͤtte eher nocheine dazu genom̃en/ die 6. mahl haͤtte
tauffen laſſen.


Courag.

Wenn ſoll denn das Beylgger angehen?


Greth.

Morgen gleich/ und ietzo wird die Zuſage geſchehu.


Courag.
[125]
Courag.

Ey ſo muͤſſen wir das Ding auch nicht verſaͤumen/
daß wir uns dabey mit einſtellen/ ſonſt duͤrfften wir
hernach vergeſſen werden.


Greth.

Freylich haben wir hohe Zeit.


Cour.

So kom̃ mein liebſteꝛ Schatz/ du ſuͤſſer Zuckerſtengel/
Du liebes Gretgen du/ komm laß uns eiligſt gehn.


Gret.

Ich folge dir mein Kind/ Cour. du bleibeſt doch mein
Engel/

(geſchehn.

Gret.

So kuͤſſe mich einmal/ Cour. es ſoll geſchwind


(kuͤſſetſie/ gehen ab)

Siebzehnder Aufftritt.


Graf Ehrenfr. Leon. beyde in ſeltſamẽ Hochzeit
Schmucke. Fortunatus, als ein Hochzeitbitter/
Feuerfax/ Friedenſchild/ Mirax, Narruffsky,
Pamphilius, Damaſtor, Kilian, Marod. Sylveſt.
in
neuen Halßkrauſen mit rothen Schleiffen/ etl.
Hochzeitbitteꝛ u. Schalmeypeiffeꝛ gehn voran.

Ehrenfr.

Weil es der Himmel alſo beſchloſſen/ und der
Koͤnig will es ſo haben/ ſo mags drum ſeyn/ ſie ſollen
meine Gemahlin werden/ hier iſt meine Hand.


Leon.

Und hier iſt meine Hand/ daß ich den Herrn Grafen
allezeit mit gebuͤhrender Liebe und Treue biß in das
Grab werde verbunden ſeyn.


Elrenfr.

Allons, Herr Capit. Lieut, reſpective Herr Hoch-
zeitbitter/ laſſet die Stuͤcken loß brennen.


Jort.

Ihr. Execllenz, es iſt keines geladen.


Ehr.

Ich hab es ja befohlen/ daß Salve ſoll gegeben werdẽ.


Fort.

Ihr. Excell. es iſt kein Pulver da geweſen.


Ehrenfr.

Warum habt ihr keins holen laſſen?


Fort.

Ja/ Ihr. Excell. ich hab kein Geld gehabt.


Ehr.

Allons: der Hertzog von Toͤlle! puff! ſchreyet


Alle.

Puff! puff!


Achzehnder Aufftritt.


Courage, Greth. und die Vorigen.

Courag.
(Schieſſet einen Puffer loß.)

Das Puff klinget
ein bißgen beſſer.


Ehr.

Wer hat dir dieſes beſohlen?


Courag
[126]
Courag.

Herr Graf/ das war ein Freuden-Schuß.


Ehr.

Wo haſtu das Gewehr bekommen?


Courag.

Mein Herr hats neulich in der Gluͤcks-Bude ge-
wonnen/ und mir verehrt.


Ehr.

Du haͤtteſt aber erſt ſollen um Perdon bitten.


Courag.

Ja Herr Graf/ das hab ich nicht gewuſt/ ich dach-
te/ weil es an ein Puff! puff! gehet/ ſo muſt du auch
mit loßpuffen.


Greth.

Gnaͤd. Herr/ ſie halten es ihn immer zu gute/ denn
es iſt mein Schatz.


Ehr.

Nun/ weil es ſo iſt/ ſo mag es ſeyn/ und weil du mir
ſo lange Zeit ehrlich und treu gedienet haſt/ ſo ſolt ihr
morgen auf meinen Beylager mit unterlauffen/ da-
mit es euch nicht viel Unkoſten verurſacht.


Greth.

Ich bedancke mich/ gnaͤd. Herr/ vor die groſſe Gnade.


Cour.

Auch groſſen Danck/ Hꝛ. Graf/ vor das gute Anerbietẽ


Ehrenfr.

Herr Hochzeitbitter?


Frot.

Ihr. Excellenz.


Ehr.

Ihr moͤget heut noch nach Hofe gehen/ und den Koͤnig
mit ſeiner gantzen Hofſtadt auf mein Beylager bittẽ.


Fort.

Ihr. Eccellenz und Hochgraͤfl. Gu. es ſoll geſchehen.


Courag.

Und meinet wegen bittet Ihn auch/ vielleicht
krieg ichauch ein Hochzeit-Geſchencke.


Ehr.

Ey das war eine erſchroͤckliche Schranbe.


Fort

Du kanſt wohl ſelber bitten/ wen du haben w[illſ]t/ und
darzu werden Ihr. Majeſt. wohl ſein viel von [deiner]
Perſon wiſſen.


Courag.

Ey wer weiß denn/ vielleicht bin ich be[i Hofe ſo]
gut bekandt/ als ihr auf dem Troͤdel und Brandte-
wein-Hauſe/ wo ihr den Herrn Grafen neulich ſein
Petſchafft vor 4. Groſchen verkaufft habt.


Ehr.

Stille itzund von ſolchen Diſcourſen, und laſt uns auf
den morgenden Tag bedacht ſeyn.


Gret.

Ich wolte daß es ſchon morgen waͤre/ und auch ſchon
wieder Abend/ und ich laͤge auch ſchon im Bette und
ſchlieffe/ und haͤtte meinen Schatz in Arme/ und wuͤſte
auch ſchon wie es ‒ ‒

(umbfaſſet Couragen.)

Courag.

Nu nu/ du wirſts ja nicht verſaͤumen.


Neun-
[127]

Neunzehnder Aufftritt.


Herr Johannes zu den Vorigen.

Joh.

Top! es lebe!


Ehrenfr.

Sieh da/ Bruder Poltermatz/ wo koͤmſt du her?


Joh.

Ein Schelm heiſt mich ſo/ Ihr. Gnaden.


Ehrenfr.

Nu Narr/ du wirſt nicht boͤſe werden.


Joh.

In deinen Nahmen ja.


Ehr.

Ey du biſt ein brav Mann.


Joh.

Ehrlich Gottlob! das bin ich auch.


Ehr.

Du biſt mein lieber Bruder/ ein Schelm muͤſte dich
tadeln.


Joh.

Das war ein Wort.


Ehr.

Was bringſtu denn guts/ Bruͤder?


Joh.

Ihr. Gn. ein klein Reſtgen.

(langet einen Auszug
aus den Schubſacke.)

Ehr.

Wie viel iſt es denn?


Joh.

Sechzehn/ Gottlob.

(giebt ihn den Zeddel.)

Ehr.

Sechzehn Kan[n]en?


Joh.

Ja Ihr. Gnaden/ nicht mehr als Sechzehn.


Ehr.

Hoͤre Bruder/ ich werde morgen Beylager haben/
nnd darzu muß ich ohndem noch mehr Wein bey dir
holen laſſen/ nimm den Zeddel nur ſo lange wieder
zu dir/ [u]nd brings hernach in eine Summa.


Joh.

W[as] du ſagſt?


Ehrenf[r].

Auf mein Wort/ dieſes hier ſoll meine Gemahlin
[wer]den.


Joh.

[Ei] ne!


Eh[renfr.]

Es iſt nicht anders; wie gefaͤlt dir denn meine
Braut.


Joh.

Ein wacker Menſch/ ſchoͤne/ wohl gewachſen/ und
auch fein [q]vappelich/ Gottlob.


Ehr.

Du wirſt ja auch zu mir zur Hochzeit kommen?


Joh.

Top! Mache nur/ daß es bald wird/ ich will ſchon
kommen.


Ehr.

Aber guten Wein muſt du mir zukommen laſſen.


Johan.

Momflere, ich will dir einen Wein laſſen/ desgle-
chen du dein Lebtag nicht getruncken haſt.


Ehrenfr.

Das waͤre ja brav.


Joh.
[128]
Joh.

Und wenns nicht wahr iſt/ ſo bin ich ein Schelm.


Fort.

Das biſt du auch.


Joh.

In deinen Nahmen ja!


Fort.

Nein Bruder/ in deinen Nahmen.


Joh.

Ja/ du ſchterſt mich wohl.


Fort.

Nein/ Bruder/ es iſt ſo boͤſe nicht gemeynet/ du biſt
ein brav Mann.


Joh.

Was bin ich/ he!


Fort.

Ein brav Mann biſt du.


Joh.

Das war ein Wort.


Ehr.

Kommt laſſet uns fein bald zum Hochzeit-Schmau-
ſe ſchicken.


Denn mor[gen iſt d]er Tag/ da neues Gluͤcke lacht.


Cour.

Je Gretg[en, wie will] ich dich an mein Hertze druͤckẽ/


Greth.

Ein Schel[m, der] es auch nicht fein appetitlich
[macht]

Leonor.

Mein allerliebſt[er Graf,] wie halten wirs de[nn]
morgen[?]


An welchem Oꝛt ſoll denn das [Hochzeit-]Feſt geſchehn?


Ehrenfr.

Dafuͤr laß ich allhier die Ho[chzeit-Bi]tter ſorgen/
Dieſelben werden ſchon auf das [Logis mit] ſehn.


Joh.

Momfler, komm du zu mir/ und ſ[chlaf b]ey meiner
Dicke/
Laß deine Braut mit mir in deinen [Namen] gehn.


Ehr.

Nein/ Bruder Poltermatz/ ich dancke [fuͤr das Gluͤcke].


Joh.

Ein Schelm/ der heiſt mich ſo[.]

Ehr.

[Du]wirſt ja Schertz verſtehn.


Joh.

In deinen Nahmen Ja/

Ehr.

Du biſt [mein lieber]
Bruder/
Ich halte viel auf dich/ ich will nicht ehr[lich ſein.]


Joh.

Momfler und leb ich gleich bißweilen mit in Lu[der,]
Hab’ ich doch bey der Stadt Gottlob den beſten [Wein.]


Ehrenfr.

Auf! Hochzeitbitter auf! ſchickt euch [zum]


Grand-Balletre,

Und exerciret noch einmahl den neuen Tantz;


Leon.

Hernach/ mein werther Graf/ ſo gehen wir zu Bet[te]
Greth Und morgen ſetz ich auf/ den ſchoͤnſten Blume[n-]
Krantz.


Balletvon des Grafens Hochzeitbittern.


[][][][]

Dieses Werk ist gemeinfrei.


Rechtsinhaber*in
Kolimo+

Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2025). Collection 3. Graf Ehrenfried/ in einem Lust-Spiele vorgestellet. Graf Ehrenfried/ in einem Lust-Spiele vorgestellet. Corpus of Literary Modernity (Kolimo+). Kolimo+. https://hdl.handle.net/21.11113/4bqcv.0