[]
Fuͤrſtlicher Baumeiſter/
Oder:
ARCHITECTURACIVILIS,

Wie
Groſſer Fuͤrſten und Herren Pallaͤſte/ mit ihren Hoͤfen/ Luſt-
Haͤuſern/ Gaͤrten/ Grotten/ Orangerien/ und anderen darzu
gehoͤrigen Gebaͤuden fuͤglich anzulegen/ und nach heutiger
Art auszuzieren;
Zuſamt den Grund-Riſſen und Durchſchnitten/ auch vornehmſten Ge-
maͤchern und Saͤaͤlen eines ordentlichen Fuͤrſtlichen
Pallaſtes;
Erſter Theil/
Verlegt von
Jeremias Wolff/ Kunſthaͤndler in Augſpurg.

Cum Gratia \& Privilegio Sacræ Cæſ. Maj.
AUGSPURG/:
Gedruckt bey Peter Detleffſen/Anno M DCC XI.
[]
[figure]

[]

Denen Hoch-Edelgebohrn-Hoch-Wolgebohrn-
Wol-Edelgebohrn-Wol-Edel-Geſtreng- und
Hochweiſen/

Herrn Joſeph Adrian Imhof/
von Spihlberg und Ober-Schwambach/
Herrn Gottfried Ammann/
Geeder der Roͤm. Kayſerl. Majeſtaͤt Raͤthen und Stadt-Pflegeren.
Herrn Johann Georg Rehm/
Herrn Johañ Milhelm Langenmantel von Meſtheim/
Herrn Frantz Albrecht Zech von Deubach/
Freyherrn von Sultz/ Herrn auf Hardt/
Herrn Paul von Stetten/
Herrn Marx Chriſtoph Melſer/
Geheimen Raͤthen.
Wie auch

Herrn Johann Jacob Imhof/
Herrn Johann Chriſtoph Illſung/
Herrn Chriſtoph Sigmund Ammann/
Herrn Jacob Bayern/
Reſpect. verordnet- und alternierenden Baumeiſteren.
Meinen Gnaͤdig-hochgeneigt- und Grosg. gebietenden
Herrn und Obern.


[]

Hoch-Edelgebohrne/ Hochwolgebohrner/ Wol-Edel-
gebohrn-Wol-Edl-Geſtreng- und Hochweiſe
Gnaͤdig-Hochgeneigt- und Großg. gebietende Herren/


INdeme Euer Gnad. Hochadl. Herrl. Geſtr. und Großg. gegen-
waͤrtiges Architectur-Werck zu dediciren Vorhabens bin; moͤch-
ten mich hieran faſt irr und abwendig machen/ jene veraͤchtliche Wor-
te des Martialis:


Si duri puer ingenii videtur, Præconem facias vel Ar-
chitectum
.


Allein/ gleichwie eines theils davor gehalten und angemerckt wird/ daß Martialis
an bemeldtem Orth entweder comparativè ad artes ſublimiores, oder ſonſt
abuſivè rede/ und die rechte und echte Bau-Kunſt allda von ihme nicht ver-
ſtanden werde; alſo/ und andern theils/ es mag auch Martialis damit gemeint
haben/ was er wolle/ ſo iſt dieſe noble Kunſt und Wiſſenſchafft ſchon laͤngſt ſo
belobt und hoch geachtet/ daß da ich dieſelbe jetzo mit vielen Worten zu ruͤhmen/
mich unternehmen und bemuͤhen wuͤrde/ mir nicht unbillich/ wie jenem/ der zu
Thebe den Herculem Thebanum, in einer offentlichen Verſammlung und
Rede zu loben/ auffgeſtanden und angefangen/ zugeruffen werden moͤchte: Her-
culem, (Architecturam) laudaturus es, quem (quam) nemo vituperat.

Auf dieſes hin nun die wahre Motiv und Abſicht dieſer unterthaͤnig-gehorſa-
men Dedication, zu eroͤffnen und vorſtellig zu machen/ ſo iſt ſelbige keine andere/
als dieſe: daß nehmlich/ da aus dieſer meiner werthen Vatter-Stadt ſo viel
und mancherley Kunſt-Stuͤcke und Schrifften hervor und in die Welt kommen;
ja eben dieſelbe ſelbſt verſchiedne Kunſt-Gebaͤu zur Bewunder- und Ergoͤtzung
præſentiert und darſtellet; ich auch meines wenigen Orths/ in meiner Pro-
feſſion,
kein faul- und muͤſſiges Mit-Glied der Buͤrgerlichen Geſellſchafft zu
ſeyn/ durch Edier- und Verlegung dieſes Wercks temoigniren und zeigen;
mittelſt gegenwaͤrtiger Zuſchrifft aber/ meinen Hochgebiethend- und Werthiſten
Herren und Obern/ ſo vornehmlich die Diſpoſition, Direction und Obſicht
der Gebaͤuen haben und tragen/ meine unterthaͤnig-auffrichtige Devotion,
Hochachtung und Ergebenheit offentlich beglauben wollen. Und gleichwie ich
demnach nicht zweiffle/ Euer Gnad. Hochadl. Herrl. Geſtr. und Großg.
werden dieſe patriotiſch gemeinte Zuſchrifft und uͤberreichende Exemplarien/
mit Stadt-vaͤtterlichen Hulden und Handen auff- und annehmen; alſo empfehle
mich auch ſonſten zu Dero ſtaͤtswuͤhrig-hohen Ober-Herrlichen Propenſion
und Patrocinanz: unter Hertz-eyffrigſten Anwunſch/ daß der Allgewaltige
GOtt/ und HErr Himmels und der Erden/ nicht nur Dieſelbe und Ihre
Hochwerthe Angehoͤrde mit unverrucktem hohen Wolweſen allermildiſt ſegnen;
ſondern auch das gantze Gebaͤu hieſigen Regiments- und Burgerlichen Stadt-
Weſens/ wiederum in begluͤckt- und florisſanten Stand zu ſetzen/ auch darinnen
biß ans Ende der Welt/ unzerruͤttet zu erhalten/ allergnaͤdigſt geruhen wolle:
mit ſchuldigſter Submiſſion unausgeſetzt verharrend


Euer Gnad. Hochadl. Herrl. Geſtr.
und Grosg.
Unterthaͤnig-tre[u]-gehorſamer
Burger:
Jeremias Wolff/ Kunſthaͤndler allhier
in Augſpurg.


Erklaͤ-
[]

Erklaͤrung des Titul-Kupffers.


DAmit der Geneigte Leſer meine Gedancken/ von dem Titul-Kupffer/ ſo dem gantzen Werck
voran ſtehet/ und am erſten in die Augen faͤllet/ nur ein wenig wiſſen moͤge/ ſo ſtellet ſich hier
die Gottheit fuͤr/ mit einer Flamme auf dem Haupt und in Wolcken/ durch eine Glorie, ſich
hernieder laſſend; in der einen Hand haͤlt ſie den Scepter/ als Regentin der Welt/ benebenſt einer
Tafel/ auf welcher die Abzeichnung eines Gebaͤudes zu ſehen iſt; mit der andern Hand/ uͤberreicht
Sie der Ihr zur Seiten ſtehenden Architectur, einen Circul und Winckel-Maaß/ anzudeuten/ Sie
pflantze Ihr hiemit den gehoͤrigen Verſtand und Weißheit ein/ allerley Sachen ſchicklich und zier-
lich auszuarbeiten. Die Architectur begleitet ein Genius, tragende ein Waſſer-Waage in der
Hand/ und haltende eine andere Tafel in der Hand/ worauff der Grund-Riß eines Gebaͤudes ſte-
het; der Genius ſelbſt ſieht mit ſeinen Augen auf einen zu ſeinen Fuͤſſen liegenden Quadraten. Die
Mahlerey/ als der Architectur getreue Gehuͤlffin/ welche die angelegten Wercke und Gebaͤude an-
ſchnlich ſchmuͤcket und zieret/ kniet neben der Architectur, und um ſie herum liegen ihre bekandte
und gewoͤhnliche Werck-Zeuge. Der Drey-Fuß/ auf welchem beſagte Kuͤnſte/ der Gottheit ein
wolriechendes Opffer bringen/ zielet dahin/ daß dieſe edle Kuͤnſte ſich GOtt widmen/ und Ihm zu
Ehren allerhand Gebaͤude/ z. E. Tempel/ Schulen/ Altaͤre u. ſ. f. auffrichten. Neben dem Drey-
Fuß findet ſich ein alter Mann/ mit einem Spiegel in der Hand/ welcher die kluge Anweiſung/
durch die man zu den Kuͤnſten gelangen muß/ vorſtellig macht. Hart an ihm kommt die Bild-
hauer-Kunſt haſtig herzu gelauffen und herzu geeilet/ und haͤlt in ihren Armen ein Modell von ei-
ner Statua, zu bemercken/ daß ſchoͤne Gebaͤude durch die Statuen am beſten ausgeſchmuͤckt und le-
bendig gemacht werden. Zunaͤchſt der Gottheit zeigen ſich zwey Engel in einer Glorie, und tra-
gen eine Sternen-Crone/ anzudeuten/ die wahren Virtuoſen erlangten nicht allein in ihrem Leben
allbereit groſſe Ehr und Eſtime; ſondern ihr Ruhm bleibe/ nach ihrem Tod/ unſterblich. Noch
mehr oben folget ein anderer Engel in der Gloric, und traͤgt in einer Hand ein Cornu-Copiæ mit
verſchiedenen Fruͤchten; in der andern aber haͤlt er eine guldene Kette/ daran koſtbahre Medail-
len hangen/ und geht ſeine Abſicht dahin/ daß wahre Virtuoſen/ durch ihre Geſchicklichkeit groſſer
Herren Gnade erlangen/ und nicht ſelten Reichthum und Vergnuͤgen ſich erwerben. In der Fer-
ne iſt auf der einen Seite/ der Tempel der Ehren/ auf der andern ein Luſt-
Gebaͤude entworffen.



Vorrede desInventoris.


Hochgeneigter und Hochgeehrter Leſer!

JNdem die heutige Civil Bau-Kunſt/ nicht nur bloß und allein/ wie bey ihrem erſten Urſprung
und vor uralten Zeiten geſchehen iſt/ auf die unentbehrliche Nothdurfft und auf etwelche
Bequemlichkeit des Menſchlichen Lebens/ ihr Abſehen richtet; ſondern ſich auch hoͤchſten Fleiſſes
angelegen ſeyn laͤſſet/ die auffzufuͤhrende Gebaͤude/ in einer netten Zierlichkeit vorzuſtellen; ſo thut
ſie dieſes Letztere abſonderlich/ wann fuͤr einen groſſen Herrn ein Pallaſt anzulegen und auffzurich-
ten iſt/ der uͤber Land und Leute zu gebieten hat/ und deſſen hoher Character, welcher Ihm von
GOtt dem HErrn beygeleget worden/ auch an der aͤuſſerlichen Magnificence ſeines Staats und
Auffuͤhrens/ ſich erkenntlich zeiget. Dann weil Regierende Fuͤrſten und Herren/ in allen Stuͤcken/
vor andern Leuten/ einen groſſen Vorzug haben/ ſo iſt nichts billichers/ als daß man Ihnen auch
ſolche Wohnungen zurichte/ in denen die Kunſt ſo hoch geſtiegen/ um wie hoch Durchleuchtige
Printzen die uͤbrige Menſchen in der Welt/ an Hoheit uͤberſtiegen haben. Ob ich mir nun wol
die ehrgeitzige Gedancken nicht beykommen laſſe/ daß ich mich fuͤr einen beſondern vornehmen und
ausgelernten Fuͤrſtlichen Bau-Meiſter ausgeben wolte/ da ich vielmehr eine Ehre daraus ſuche/
wann ich anderer Virtuoſen und vollkomnere Kuͤnſtler/ emſigen Nacheyferer mich nennen darff;
ſo habe ich mich doch/ auf des Herrn Verlegers Anſinnen und Erſuchen/ endlich bereden laſſen/
gegenwaͤrtige Einleitung zur Civil-Bau-Kunſt/ inſonderheit hoher Haͤupter der Welt Pallaͤſte
[ſ]chicklich anzulegen/ der Welt mitzutheilen/ mit der redlichen und hoffentlich von allen unparthey-
iſchen fuͤr Lobens-wuͤrdig zu haltenden Intention, ut doc[e]ndo diſcam, daß ich noch immer meh-
rers zu lernen mich befleiſſe/ wann ich andern zu dieſer hichſt-geprieſenen Kunſt mich zu einem
Anweiſer darbiete. Der Augenſchein wird es geben/ daß es nicht alltaͤgliche/ gemeine und uͤber-
all vorkommende Erfindungen ſeyn; ſondern ſolche/ in we[lc]hen die Reglen der Symmetric ſo wol/
als die Abwechßlung in den Zierathen in Obacht genomnen worden; damit die jenigen/ welchen
dieſes Werck ſonderbahr dienen ſoll/ durchgehends in ihr[e]m Vorhaben/ einen zulaͤnglichen Be-
huff/ und merckliche Erleichterung finden. Im gegenwaͤ[r]tigen Werck ſtelle ich vor die Anlegung
eines Pallaſtes/ welchen ein groſſer Herr/ der entweder S[e]lbſten in ſeinen Landen Krieg gefuͤhret/
oder der auch nur ſonſten eines gewaltigen Fuͤrſten Armé[e] commandirt hat/ ſich zur Wohnung
erbauen koͤnte. Ich habe die Mittel-Groͤſſe mit Fleiß ervoͤhlet/ und den beſagten Pallaſt weder
allzu groß noch gar zu klein machen wollen/ weil ich mich beduncken laſſen/ dieſe Art komme am
oͤfftern und gemeiniglich vor/ und es ſeyen die Unkoſten/ zu deſſelben Auffrichtung/ noch wol zu
beſtreiten. Es wird erwehnter Pallaſt beedes von auſſe[n]/ in ſeiner Façade, und von innen mit
ſeinen vornehmſten Gemaͤchern/ zuſamt denen darzu gehoͤrigen Ornamenten/ auf allen Seiten vor
Augen geleget; er hat einen Vorhoff/ welcher mit einethalben Oval-Rundung/ von eiſſernen
Getter-Werck/ eingefaſſt wird/ und in dieſes Vorhoffes Mitte/ juſt gegen dem Haupt-Portal
uͤber/ kommt ein halb-runder Triumph-Bogen/ mit dr[ey]en groſſen Thuͤren oder Durchfahrten/
zu ſehen; die beeden Ecke deſſelben aber ſchlieſſen zwey ge[ge]n einander uͤberſtehende groſſe Thuͤrne/
welche mit ihren darauff geſetzten Glocken-Spielen den g[a]ntzen Vorhoff voͤllig ausmachen. Die
beeden Seiten-Hoͤffe werden von Saͤulen und Laub-Vercken/ nach der Doriſchen Ordnung/
umfaſſct. In deren einen kan man des Regierenden Pintzen Gemahlin/ nebſt ihrem Frauen-
Zimmer/ logiren; in dem andern haben die geheime Rat[h]s-Cammern/ die Collegia, die Cantzley
mit dem Archiv u.ſ.w. ihren gehoͤrigen und raͤumlichen Platz. An dieſem Pallaſt befindet ſich
ingleichen ein ſchoͤner und groſſer Garten/ mit ſeinen da[rz]u erforderten Gebaͤuden/ den ich zwar
bißhero noch nicht im Kupffer vorgeſtellet; ſondern ihn/ mit noch mehr andern Fuͤrſtlichen Pallaͤ-
ſten und Luſt-Haͤuſern/ biß zu dem Anhang dieſes erſter Theils verſpahret/ weil ich dem Herrn
Verleger/ in Herausgebung dieſes Wercks/ nicht laͤnge[v]erhinderlich ſeyn wollen/ welches noth-
wendig haͤtte ſeyn muͤſſen/ wo ich alles/ was in bemeld[te]m Anhang vorkommen wird/ noch all-
hier beygefuͤgt haͤtte. Nach Vollendung und voͤlliger Ausfertigung des jetzt gleich verſproche-
nen Anhangs/ mache ich mich anheiſchig/ in dem ander[n] Theil dieſes Wercks einen Koͤniglichen
Pallaſt zu præſentiren/ und mit demſelbigen auf eine gliche Art/ als in dieſem Werck geſchehen
iſt/ zu verfahren/ nemlich die unterſchiedliche Arten deſſ[el]ben/ mit allen Durchſchnitten/ Grund-
Riſſen/ vornehmſten Saͤaͤlen/ und derſelbigen anſtaͤndige Zierathen/ abzubilden; worzu ein An-
hang kommen ſoll/ von Triumph-Boͤgen/ Ehren-Saͤulen Caſtris doloris \&c. Huͤlfft mir GOtt
weiter/ ſo ſoll darnach ein dritter Theil folgen/ der unt[er]ſchiedliche Luſt-Haͤuſer/ Gaͤrten/ Oran-
geri
en/ Grotten und Grotten-Haͤuſer/ mit allem Zugeht/ in ſich halten ſoll. Der vierdte Theil
ſoll die Riſſe von Kirchen und Capellen begreiffen: und [le]tztlich der fuͤnffte Rath-Haͤuſer/ Schu-
len/ Spittaͤle/ Beurſen/ Zeug-Haͤuſer/ ꝛc. vor Augen leg[en]. Der geneigte Leſer wird mit ſeiner
guͤtigen Approbation meinen Fleiß mercklich ermunter/ und mich zur unverdroßnen Verfer-
tigung des Wercks anfriſchen: der ich Ihn Goͤttlicher [O]bhut/ und mich ſeiner guten Gewogen-
heit beſtermaſſen empfehle.



P.Decker/ Architect.


[figure]
I.
[]

  • I.
    ZUm Anfang zeiget ſich der Grund-Riß unter der Erden/ nemlich das Keller-Geſchoß eines
    Fuͤrſtlichen Pallaſts.
  • II.
    Hierauff folget der Grund-Riß v[on] dem erſten/ oder Boden-Geſchoß auſſer der Erden.
  • III.
    Nechſt dieſem kommt der dritte G[r]und-Riß von dem Haupt- oder Prunck-Geſchoß.
  • IV.
    Hier iſt ein Auffriß eines Pallaſ[teſ] an der voͤrdern Façade gegen Mittag/ den ein Printz/
    welcher im Krieg gedienet/ ſich koͤnte ba[u]en laſſen.
  • V.
    Allhier iſt das Perſpective des vo[r]igen Pallaſtes/ zuſamt denen darzu gehoͤrigen Seiten-
    Gebaͤuden/ mit der groſſen Oval-runde[n] freyen Treppen/ auf welcher man mit einer Caroſſe hin-
    auff fahren/ und unten dem Porticu (Galerie) abſteigen kan. Die Ordnung an dem Gebaͤude
    dieſes Pallaſtes iſt Corinthiſch. Die Fenſter haben durchgehends doppelte Weite zur Hoͤhe/
    nemlich ſie ſind 5. Schuh weit/ und 10 Schuh hoch. Die groſſen Fenſter an dem Porticu (Ga-
    lerie)
    welche in den erſten Saal gehen/ [h]aben dritthalbmahl/ mit ihren Bogen/ die Weite zu ihrer
    Hoͤhe. Die Einfaſſung der Fenſter ab[er]/ bekommt ein fuͤnfftheil von der Breite des Fenſters in
    Lichten. Wiederum die halben oder B[a]ſtard-Fenſter/ haben vier Theile zur Hoͤhe/ von fuͤnffen
    ihre Breite in Lichten. Man moͤchte[o]ben an den Krantz des Porticus (Galerie) einen groſſen
    Schild zur Zierde anhefften/ in welche[m ]des innwohnenden Fuͤrſten Nahmen oder Wappen/ von
    etlichen frey ſchwebenden Siegs-Bild[er]n getragen oder gehalten wird. Vornen an/ vor der
    freyen Treppen/ kan man auch des Fuͤr[ſt]en Statuam zu Pferd/ aus Meßing gegoſſen/ auf einem
    Piedeſtal auffrichten/ woran unterſchie[d]liche Sclaven gefeſſelt liegen. Gegen dieſer Statua uͤber
    koͤnte eine Triumph-Saͤule kommen/ [w]elche zwar in dieſem gegenwaͤrtigen Auffriß nicht ange-
    deutet/ ſondern mit Fleiß ausgelaſſen w[o]rden/ damit man dem Gebaͤude den Proſpect nicht neh-
    me; man hat ſie aber in dem groſſen [Ri]ß beſonders gezeichnet. An die vier Ecken der Seiten-
    Fluͤgel kaͤmen Basſins, mit verſchiedenen [S]tatuen von Fluͤſſen. Endlich waͤre das gantze Gebaͤude
    mit einem groſſen Vorhoff/ von einem e[iſ]ern zierlichen Gatter-Werck einzufaſſen.
  • VI.
    Nun zeiget ſich die Garten-Seit[e d]ieſes Pallaſtes/ mit dem halben Durchſchnitt von allen
    und jeden Stock-Wercken/ benebſt den [S]aͤulen und Lauben/ durch welche man aus den Gemaͤ-
    chern der drey unterſten Stock-Wercke[/ be]decket/ zu den Seiten-Gebaͤuden/ in welchen die Fuͤrſtin
    ihre Bewohnung hat/ gelangen kan. [A]bermahl kan hier zur Zierde/ uͤber den Bogen des mitt-
    lern groſſen Fenſters an dem Porticu (G[a]llerie) eine meſſinge in Feuer verguldete Taffel/ auf wel-
    cher die Jahr-Zahl zu ſehen/ geſetzt wer[de]n. Und die freye Treppen an mehrgedachtem Porticu,
    iſt wiederum auch mit etlichen Basſins u[n]d vielen Statuen eingefaßt. Der Garte ſelbſt mit ſeinen
    Luſt-Gebaͤuden iſt in dieſem Riß nicht [en]tworffen; er wird aber beſonders in dem Anhang dieſes
    erſten Theils zu ſehen ſeyn.
  • VII.
    Diß iſt der Auffriß eines Seiten-[G]ebaͤudes/ mit und neben dem Durchſchnitt des groſſen
    Hinter-Hauſes.
  • VIII.
  • Der Auffriß des andern Seiten-[Ge]baͤudes kommt gegenwaͤrtig zum Vorſchein/ zuſamt al-
    len Gemaͤchern/ wie das Gebaͤude gege[n] Niedergang der Sonnen anzuſehen iſt. Es iſt weiters
    ein Stuͤck von der Einfaſſung des Gar[ten]s angedeutet.
  • IX.
    Anjetzt folget der Grund-Riß des[e]rſten Saales/ in welchen man von der inwendigen groſ-
    ſen Treppen/ ſo ein Grund-Riß des Ha[up]t-Geſchoſſes mit C.D. der Saal ſelbſten aber mit F. be-
    zeichnet iſt/ alſobalden kommt.
  • X.
    In dieſem Blat iſt vorgeſtellt die [erſ]te Seite des Saals/ bey dem Haupt-Eingang/ wo
    man von der groſſen Treppe her/ in d[en]ſelbigen gelanget. Gleich uͤber dem Eingang ſitzet die
    Majeſtaͤtt/ mit einigen zu ihren Fuͤſſen angefeſſelten Sclaven/ in einer von guldenen Roſen beſetz-
    ten Eiche. Ober derſelbigen/ an dem gantz verguldten Bogen/ præſentiren ſich zwey Genii, ſo da
    eine flache im Feuer verguldte Kugel/ mit der Schlangen umwunden/ bey ſich haben/ in welcher
    des Printzen Nahmen geſetzt werden kan. Leichtigkeit halben/ kan man die Saͤulen von Holtz
    und inwendig hohl machen; dazu moͤchten ſie etwan blau marmorirt/ und die Hohl-Kellen/ wie
    auch das Schafft-Geſimbs/ zuſamt dem Capitello, mit rothen Metall oder Gold uͤberzogen
    werden. Sonſten werden alle Ornamenta dieſes Saals verguldet/ dargegen die Statuen, z. E.
    Hercules, Pallas, \&c. \&c. werden metalliſirt/ oder aus weiſſem Marmor gemacht. Die auffzu-
    haͤngende Tapeten/ auf welchen der Fuͤrſtlichen Ahnen Thaten zu ſchen/ muͤſſen wie Mahlereyen
    gewuͤrcket/ die Kopffe daruͤber von Kupffer getrieben/ und im Feuer verguldet ſeyn. Die Hiſto-
    rien uͤber denſelbigen/ kan man gruͤn in gruͤn mahlen/ und mit Gold auffhoͤhen. Endlich wird
    der obere Auffſatz gantz und gar von Strucco und verguldet/ die Wolcken aber zuſamt den Frucht-
    Gehaͤngen/ Voͤgeln und Decken/ muͤſſen mit natuͤrlichen Farben gemahlet/ und dann letztlich die
    Decken uͤber den Schilden roth und mit Gold eingefaßt werden.
  • XI.
    Allhier iſt die andere ſchmahle Seite des Saals/ welche an die Zimmer ſtoͤßt zu ſchauen.
  • XII.
    Ferner kommt die dritte Seite des Saals/ mit denen Fenſtern/ gegen dem Garten zu.
  • XIII.
    Das Optiſche Decken-Stuck/ welches auf flachen Boden à fresque zu mahlen iſt/ und ſich
    in ſeinem Auffriß anjetzo vorſtellig macht/ iſt etwas ausfuͤhrlicher zu beſchreiben: Es præſentirt
    ſich aber zuvoͤrderſt auf den Wolcken/ in einer Glorie, die Goͤttliche Allmacht/ von welcher zu-
    gleich/ als aus dem Mittel-Punct/ das Licht das gantze Werck beleuchtet; in der einen Hand
    traͤgt ſie einen Scepter/ die andere legt ſie auf die vor ihr liegende Welt-Kugel/ auf dem Haupt
    hat ſie drey Feuer-Flammen. Zu ihrer lincken Seiten ſitzet die hohe Weißheit/ mit Sternen be-
    kroͤnet/ reichende einem Genio unterſchiedliche Schluͤſſel dar/ auf daß er ſie denen etwas weiter
    unten ſitzenden freyen Kuͤnſten zuſtellen ſolle/ alle Geheimnuſſe und Wiſſenſchafften damit auffzu-
    ſchlieſſen. Auf ihrer rechten Seite befindet ſich die Goͤttliche Ehre/ mit einer Krone ſo wol als mit
    Sternen um das Haupt gezieret/ und auf eine Trompete ſich lehnende. Zum andern zeiget ſich
    die Goͤttliche Liebe/ mit einem Hertze auf der Stirne; Sie wird begleitet von der allgemeinen Si-
    cherheit/ bey welcher ein Genius ſtehet/ der mit einem Taͤublein ſpielet/ die Sicherheit aber ſelb-
    ſten hat/ zum Zeichen der Beſtaͤndig- oder Dauerhafftigkeit/ eine Saͤule bey ſich. Zum dritten
    wird in denen Wolcken der Goͤttliche Schutz geſehen/ und die Goͤttliche Fuͤhrung/ welche beede zu-
    ſammen dem vor ihnen herſchwebenden Gluͤcke anbefehlen/ daß es ſich mit der auf der vierdten
    Seite in denen Wolcken aus einer Glorie ankom̃enden Ewigkeit vereinigen/ und die in ihren Haͤn-
    den tragende Cronen und Siegs-Palmen unablaͤßlich den Tugendhafften mittheilen ſoll. Die
    Ewigkeit ſelbſten bringet eine Sternen-Crone/ und iſt ein Genius bey ihr/ welcher eine in den
    Schwantz ſich beiſſende Schlange um den Leib hat/ aus dem zunaͤchſt ſich befindenden Cornu-Co-
    piæ
    fallen allerhand Blumen herab. Das Unter-Gebaͤude hat wiederum vier groſſe Oeffnun-
    gen; in der erſten derſelben ſitzet die Gerechtigkeit mit der Waag/ das Geſetz mit der Tafel/ fer-
    ner die Demuth/ und die durch ein Kind vorgebildete Zufriedenheit. Ober dem Geſetz/ (welche
    man auch zwar fuͤr die wahre Gottesfurcht halten moͤchte/ indem ein Drey-Fuß bey ihr ſtehet/
    auf welchem ein wolriechendes Opffer lieget) fleugt ein Adler nach dem Himmel zu/ aus welchem
    durch die Wolcken einige Strahlen der Gottheit hervor leuchten; und diß bemercket die wahre
    und immerwaͤhrende Ruhe/ zu welcher ein tugendhaffter Menſch/ nach vieler Muͤhe und Arbeit/
    endlich gelanget/ angeſehen je naͤher ein Menſch bey GOtt iſt/ je weniger Sorg und Bekuͤmmer-
    nuß er hat/ und iſt dieſes eben der gluͤckſeelige Außgang des Lebens/ den ein warhafftig Tugend-
    Liebender auf die Letzte zu gewarten hat. Solcher wird abgebildet mit einem hell-leuchtenden
    Stern auf dem Haupt/ die lincke Hand auf die Schooß legend/ und in der rechten eine Korn-
    Aehre haltend. In der andern Oeffnung ſtellet ſich die Tugend gewaffnet fuͤr/ und vertreibet da-
    mit den Neyd und die Zwietracht aus dieſer Wohnung; unter ihr ſtehet die Huͤlffe oder der Bey-
    ſtand ihr zu Seiten/ der ſich auf einen Stock von Weinreben ſteuret; und der wahren Tugend Eh-
    ren-Lohn wird/ durch einen Genium mit einer Crone in der Hand/ vorgeſtellet. Etwas uͤber der
    Tugend Haupt hinauff kom̃t ein anderer Genius, mit einem Rauch-Faß in der Hand/ mit welchem
    die
    [] die boͤſen Geiſter vertreibet. Noch weiter oben ſtreuen zwey Gratien, aus einem Korbe/ Blumen
    herab. In der dritten Oeffnung befindet ſich die wahre Freundſchafft/ welche in der einen Hand
    einen Schluͤſſel haͤlt/ und mit der andern einen Hund umbarmet/ ihre Treue damit anzudeuten.
    Sie wird embaraſſirt/ von der ihr zur rechten Hand ſitzenden Leutſeeligkeit/ die da eine Saͤule in
    den Haͤnden gefaſſt haͤlt/ zu bemercken/ die Freundſchafft muͤſſe beſtaͤndig ſeyn. Zur lincken Hand
    der Freundſchafft iſt noch eine Weibs-Perſon zu ſehen/ mit vielen zuſammen gebundenen Rohren/
    vorſtellende die Unzertrennlichkeit oder Unverbruͤchlichkeit der wahren geſchloſſenen Freundſchafft.
    Uber dieſe ſaͤmtlich flieget ein Genius mit einer Taube/ als dem Zeichen der liebreichen Freund-
    ſchafft/ und eine Gratia ſtreuct uͤber ſie alle Blumen aus der Hoͤhe herab. Die vierdte Oeffnung
    beſitzet die Gluͤckſeeligkeit/ auf deren Schooß ein Lamm ruhet; Sie iſt vergeſellſchafftet mit der Ver-
    gnuͤgung/ welche in der einen Hand einen Apffel/ und in der andern einen Palm-Zweig traͤgt;
    bey ihnen findet ſich die Friedfertigkeit ein/ ſo da mit einer Fackel einige Kriegs-Geraͤthe anzuͤndet/
    und in der einen Hand einen Oel-Zweig haͤlt. Uber diß ſind noch vier Ecken vorgeſtellet und
    ausgezieret/ in deren erſteren ſich die ſtraffende und ſtrenge Gerechtigkeit/ gewaffnet und in vollem
    Eyfer darzeiget/ mit der einen Hand das Schwerdt zum Streich zuckende/ um die Boßhafften
    nach Gebuͤhr abzuſtraffen; damit ſie nun nicht zu ſtreng verfahre/ flieget ihr auf einer Wolcke
    die Gelindig- oder Mildigkeit zu/ haͤlt ihr mit einer Hand den mit dem Schwerdt ausgereckten
    Arm/ und faͤllt ihr mit der andern Hand/ in welcher ſie einen Oel- und einen Palm-Zweig traͤgt/
    um den Halß/ anzudeuten/ daß die Strenge der Gerechtigkeit oͤffters muͤſſe mit Glimpff und Ge-
    lindigkeit gemildert werden. Naͤchſt ihr zur Seiten ſtehet ein Genius mit einem Zaum/ die Unge-
    horſamen und Widerſpaͤnſtigen damit zu lencken und zu baͤndigen. Aus den Wolcken kommen
    zwey Genii herfuͤr/ welche dieſe Tugenden mit dem Waſſer der Unſterblichkeit begieſſen/ alldiewei-
    len doch gerechte und dabey milde Handhaber und Verwalter der Geſetze/ allbereit in dieſem Le-
    ben unſterbliches Lob verdienen/ und lebend vergoͤttert werden. In dem andern Ecke ſitzet die
    hohe Vernunfft/ welche ihre Durchdringlichkeit mit einem bloſſen Schwerdt zu erkennen gibt;
    Zu ihren Fuͤſſen ruhet ein Loͤwe/ deme ein kleines Kind einen Zaum anleget/ und damit andeutet/
    daß dieſe Tugend alles beſaͤnfftigen und die wildeſten Leute unterthaͤnig machen koͤnne/ insgemein
    auch die gantze Welt regiere. Zu allerunterſt liegen zwey Sclaven/ als von der Vernunfft be-
    meiſtert und bezwungen. Das dritte Ecke nimmt die Magnificenz ein/ welche/ um ihren Glantz
    und Hoheit anzudeuten/ ein Genius mit einem feurigen Schwerdt bedienet. Sie traͤgt auf ihrem
    Haupt eine Crone/ und halt in der Hand Blitzen und Donner-Keile/ weil ſie alles penetriret.
    Unter ihren Fuͤſſen ruhet ein alter Mann/ der einen vornehmen Miniſter und Rath bedeutet/
    welcher Ihr auf einem Kuͤſſen Schluͤſſel und Cronen in die Hoͤhe zureichet. Dieſem ſitzet eine
    Weibs-Perſon zur Seite/ ſo der Unterthanen Liebe und Hochachtung gegen die Obern vorſtellig
    macht/ um welcher willen Sie die eine Hand auf die Bruſt leget/ die andere aber ausſtrecket und
    ausbreitet. Letzlich iſt in dem vierdten Eck die Freygebigkeit anzutreffen/ welche mit freyer Hand
    denen um ſich und unter ſich geſtellten Perſonen/ allerhand Geſchencke mittheilet.
  • XIV.
    Dieſer Riß enthaͤlt den Grund-Riß des erſten Vor-Gemachs zu dem Audienz-Zimmer.
  • XV.
    Der erſte Auffzug der Fenſter-Seite des erſten Vor-Gemachs/ zu dem Audienz-Zimmer
    kommt nun zum Vorſchein/ in welchem alle Geſchichten des Heydniſchen Gottes Appollinis ab-
    gebildet/ und mit Grotesqven vermiſcht ſind. Dieſe koͤnnen auf einem roͤthlichten/ oder gruͤnen
    Grund von Gold gemacht/ und mit denn Coulcurs (Farben) auf unterſchiedliche Art variirt wer-
    den/ dabey aber muͤſſen alle Zierrathen (Ornemens) verguldet ſeyn. Im uͤbrigen hat dieſes Ge-
    mach vier Theil zur Laͤnge/ und fuͤnff zu ſeiner Breite.
  • XVI.
    Die lange Seite dieſes mehr-erwehnten erſten Vor-Gemachs zu dem Audienz-Zimmer/ zu-
    ſamt dem Camin/ hat dieſe Abbildung.
  • XVII.
    Und der dritte Auffzug der Seite/ gegen den Fenſtern des erſten Vorgemachs uͤber/ præſen-
    tirt ſich ſolcher Geſtalt.
  • XVIII.
    Hierauf wird das Platfond, oder das Decken-Stuck dieſes Gemachs in Entwurff vorgeſtel-
    let/ welches an ſich ſelbſt blau und auf Gold-Grund kan gemahlet ſeyn/ ausgenommen die Frucht-
    Gehaͤnge/ Gefaͤſſe \&c. \&c. ſo da ihre natuͤrli[ch]e Farben haben muͤſſen. Ein gleiches iſt zu beob-
    achten bey der Hiſtorie ſelbſten/ welche den A[p]ollinem im Zodiaco, mit denen bey ſich habenden
    Horis und Gratien darſtellet. In den vier m[i]ttlern Theilen dieſes Platfonds ſind in Grotesqven
    die jenige Thiere abgebildet/ unter deren Geſta[l]t ehmals die Heyden dem Apollini Opffer gebracht
    haben/ als z. E. der Wolff/ ein Ochſe/ (Apis) das Crocodill/ der Loͤwe ꝛc. ꝛc. Nicht weniger ſind
    entworffen die Voͤgel/ welche man von der H[e]yden Seite/ dem Apollini geheiliget/ z. E. der Ha-
    bicht ſo die Taube zerreiſſet/ der Falck oder Ha[b]icht/ der den Griechiſchen Prieſtern/ ein Buch mit ro-
    then Buchſtaben geſchrieben/ und in welchem die Reguln ihres Gottes-Dienſtes begriffen geweſen/
    nacher Theben gebracht; ferner die Schroͤt[en]/ die Kaͤfer/ die Schwanen/ die Hahnen u. ſ. f. In
    den vier Ecken ſind zu ſehen die ordentlichen vier Jahres-Zeiten/ deren jedwede ſich an dem bey ſich
    fuͤhrenden Himmels-Zeichen erkenntlich macht/ allwo zugleich auf beeden Seiten nicht nur zwey
    Tugend-Bilder ruhen mit den Fruͤchten der[ſe]lbigen Jahres-Zeit; ſondern uͤber diß in den untern
    Ovalen iſt das jenige zu ſchauen/ was in einem jedweden Quadrat des Jahrs/ in gemeinem Leben
    gewoͤhnlich und uͤblich iſt.
  • XIX.
    Des andern Vor-Gemachs vor dem Audienz-Zimmer Grund-Riß/ iſt hiemit gezeichnet/
    welcher in allen die Geometriſche Proportion mit dem vorigen hat.
  • XX.
  • Der Auffriß der einen Seite dieſes zwey[t]en Vor-Gemachs/ noch vor dem Audienz-Zim̃er/
    gegen die Fenſter uͤber/ enthaͤlt in lauter Grotesqven das Leben des beruͤhmten Trojaniſchen Hel-
    den Æneæ, und deſſen fuͤrnehmſte Thaten/ unt[er] welche eine und andere Sinn-Bilder/ ſo ſich zu die-
    ſer Hiſtorie ſchicken/ untermiſcht ſind. Alles Leiſten-Werck/ alle Geſimbs/ und andere Ornamen-
    ta
    muͤſſen hier wieder verguldet werden.
  • XXI.
    Der zweyte Auffriß der andern Seite des Vor-Gemachs an dem Audienz-Zimmer/ gegen
    dem Garten uͤber/ fallt auf dieſe Weiß in die Augen.
  • XXII.
    Und hiemit wird der dritte Auffriß des[/] offt-beſagten Vor-Gemachs/ benebenſt dem Camin/
    auffgeſtellet.
  • XXIII.
    Das Platfond oder die Decke dieſes Gemachs/ beſteht aus denn uͤbrigen Geſchichten des Æneæ,
    und deſſen auf die Letzte erfolgter Vergoͤtterung. Dieweilen nun die Beſchreibung der Geſchichte
    ſo wol/ als die Art/ wie ſie ſoll gemahlet werden/ auf dem Kupffer-Blat ſelbſten umſtaͤndlich zu le-
    ſen iſt/ ſo wird der geneigte Leſer/ ſolche allda nachzuſehen/ hingewieſen.
  • XXIV.
    Nunmehro wird man/ nach Paſſirung der zweyen Vor-Gemaͤcher/ in das Audienz-Zimmer
    ſelbſten eingelaſſen. Die erſte/ nach dem Garten zu ſehende Seite/ hat auf ihren Fenſtern einige
    nach dem Leben gemachte Schlachten und Belagerungen/ welche in verguldete Ramen zu faſſen
    und auffzuſtellen ſind. Im gantzen Zimmer muͤſſen abermahls alle Ornamenta, als das Haupt-
    Geſimbs/ das Capitello, die Hohl-Kellen/ das Schafft-Geſimbs ꝛc. reichlich verguldet/ der Grund
    aber/ damit es deſto herrlicher und anſehnlicher ſtehe/ weiß marmorirt ſeyn. In die Einſchnitte
    der Fenſter-Schenckel koͤnnen/ in verguldten Ramen/ auf Kupffer von Firniß polirte Marmor-Ta-
    feln/ die unterſchiedlicher Farben ſeyn/ eingeſetzt werden/ dieſe werden ohne das wie Glaß ſeyn/ wor-
    innen ſich alles wieder repræſentiret. Zwiſchen dieſelbige nun koͤnnen auffs neue entweder ge-
    mahlte/ oder von Kupffer getriebene und im Feuer verguldte Tugend-Bilder zu ſtehen kommen/ wel-
    che zumahl ihr Abſehen auf die Tugenden deß in dieſem Pallaſt wohnenden Herrn haben. Die
    zwey oben in denn Bogen befindliche Adler/ bemercken die Großmuͤthigkeit und die Gottesfurcht.
    In der Mitte kommt aus einer Glorie die Ewigkeit/ welche Cron und Scepter darbringet. Dieſe
    Vorſtellung wird aus Gyps gemacht/ an das Haupt-Geſimbs befeſtigt/ und gantz verguldet.
    Damit alles durchſichtig heraus komme/ kan man darzwiſchen an unterſchiedliche Oerter gelbes
    Glaß einlegen/ und weiter brennende Lampen darzwiſchen haͤngen/ welche ſo dann ihr Licht auf
    das Glaß und Gold werffen/ und einen ſolchen Glantz von ſich geben werden/ daß man glauben
    wird/ man ſehe in den Himmel und Ewigkeit ſelbſten hinein. Noch hangen zwiſchen denen Boͤ-
    Bgen/
    [] gen/ ſo auch gantz zu vergulden ſind/ wiederum met[al]liſirte Tugend-Bilder/ z. E. die Maͤſſigkeit/
    Freygebigkeit ꝛc. Die noch mehrers hier vorkomm[en]de Frucht-Scheuren/ Blumen/ Armaturen/
    und dergleichen/ moͤgen aͤusgeſchnitten und mit natuͤ[r]lichen Farben bemahlet werden.
  • XXV.
  • Die andere Seite des Audienz-Zimmers/ ſo [h]ier ſich vorſtellet/ und auf welcher der Camin
    ſich befindet/ wird gleich der erſten ausgezieret/ und hat an dem obern Auff-Satz/ in denn Boͤgen
    ſo wol/ als zwiſchen denſelben/ gleiche mit denen vorigen uͤbereinſtimmende Tugenden und Sinn
    Bilder.
  • XXVI.
    Die dritte Seite des Audienz-Zimmers laͤßt ſich hiemit ſehen; in dieſer ſtehet der Fuͤrſtliche
    Stuhl/ der von Silber getrieben/ und deſſen Ornamenta, vor allen aber die Glorie, verguͤldet ſeyn
    muͤſſen. Die Niche/ worein beſagter Fuͤrſtl. Stuhl/ oder Koͤnigl. Thron geſtellt wird/ iſt mit Spie-
    gel-Glaß und verguldeten Rahmen eingelegt/ damit ſich alles wider repræſentire. Die gewundene
    Saͤulen/ ſo dieſen Thron umfaſſen/ koͤnnen nicht weniger gantz verguldet ſeyn. Die Decke oder
    der Umhang herum iſt auswendig rother Purpur/ daran kommen guldene Franges, und wird der
    Purpur mit einem puren Gold-Stuck gefuͤttert. Der Baldachin oder Himmel uͤber dem Stuhl
    iſt wieder gantz verguldet/ doch ſo/ daß der Grund matt iſt/ und die Geſimſe poliert ſeyn; ferner
    werden die Geſchling-Wercke an der Frieſe dieſes Himmels blau auf Gold gemahlet. An dem
    Schild/ worein des Fuͤrſten Nahme mit verzognen Buchſtaben kommt/ muͤſſen die Palmen gruͤn
    ſeyn/ die abhangende Campanen aber werden mit koſtbahren Steinen verſetzt. Zunaͤchſt an dem
    Stuhl zeigen ſich zwey Genii (Schutz-Geiſter) mit feurigen Schwerdten und Schilden/ Sie ſelb-
    ſten ſind aus weiſſen Marmor verfertigt. In die Gefaͤſſe an den Saͤulen ſollen wol-riechende
    Blumen und lebendige koͤſtliche Baͤume geſetzt werden. In denen zweyen weiter vorkommenden
    Nichen oder Bilder-Blinden/ welche abermals einen vom beſten Spiegel-Glaß eingelegten Grund
    haben/ ſind auf Poſtementen die Bildnuß zweyer Roͤmiſcher Kayſer von weiſſem Marmor auff-
    geſtellt/ als Exempel der Guͤtig- und Gelindigkeit/ ſo die Supplicirende gerne und gnaͤdig anhoͤren/
    und ſind Sie Trajanus und Antonius Pius. Uber dem Thron befindet ſich in einer Glorie das
    Goͤttliche Geſetz; in die andere zwey Boͤgen aber kommen Sinn-Bilder/ z. E. in den einen ein Adler/
    der ſeine Jungen an der Sonne probiert/ ob ſie denſelben Glantz vertragen koͤnnen oder nicht?
    worauff er die ihm zugehoͤrige annehmt/ die untauglichen aber verwirfft; in den andern wieder
    ein in der Lufft daher fliegender Adler/ der in den Schnabel einen Donner-Keil/ in den Klauen ei-
    nen Oel-Zweig traͤgt/ und ein Exempel beedes der Strenge und der Lindigkeit iſt; dann mit dem
    Donner-Keil drohet er die/ ſo ſich ihm widerſetzen/ zu zerſchmettern; der Oel-Zweig dargegen be-
    deutet den Frieden und das Gute/ ſo Er allen denen/ welche ſich Ihm untergeben/ zubringet. Noch
    weiter ſind darneben andere den vorigen gleich uͤberſtehenden Tugend-Bildern aͤhnliche Tugenden/
    als die Gerechtigkeit/ die Liebe u. ſ. f. zu ſehen/ welche auf oben allbereit beſchriebene Maaß muͤſſen
    vorgeſtellt und gemahlet ſeyn.
  • XXVII.
    Der Platfond des Audienz-Zimmers iſt hier abgezeichnet.
  • XXVIII.
    Anjetzt kommen wir zu der erſten Seite der Parade-Kammer. Auf dieſer ſtehet der Camin/
    ſo marmorirt iſt an ſich ſelbſt/ deſſen Zierathen aber verguldet ſeyn. Auf denſelben kan eine koſt-
    bahre Schlag-Uhr geſtellet werden/ und hinter dieſer kan ein Spiegel ſeyn/ auf welchen das Schnitz-
    Werck/ ſo verguldet werden muß/ gelegt wird. Die Tapeten des Zimmers ſind aus bunten Far-
    ben gewuͤrcket/ und mit guldenen Treſſen nnd Frangen eingefaſſt. Die Thuͤren dieſes Zimmers
    haben allhier keine Fliegen; ſondern an ſtatt derſelben/ Tapeten von eitel Gold-Stuͤcken. Die Hi-
    ſtorien uͤber den Thuͤren/ ſo zugleich den Auffſatz der Thuͤren machen/ ſtellen eines Theils fuͤr die
    Delila/ wie ſie dem Simſon das Haupt beſchohren/ anders Theils die Jael und den Siſſera: koͤn-
    nen roth oder auch wol gruͤn metalliſirt/ und mit guldenen Rahmen eingefaßt ſeyn. Ubrigens iſt
    das voͤllige Haupt-zuſamt dem Fuß-Geſimbs dieſes Zimmers verguldet.
  • XXIX.
    Dieſes iſt die andere Seite der Parade-Kammer/ benebſt der Alcove und dem Bett.
  • XXX.
    Die dritte Seite der Parade-Kammer/ iſt auf ſolche Weiſe anzuſehen. Hier kan man einen
    groſſen Spiegel ſtellen/ daß er gerad gegen den Camin kom̃t. Uber den Thuͤren ſind noch zwey Hi-
    ſtorien gemahlt/ die Judith/ welche dem Holefernes das Haupt abſchlaͤgt/ und der David mit dem
    Rieſen Goliath. Auch dieſe zwey Hiſtorien ſind denn andern beeden gerad entgegen geſetzt/ und
    muͤſſen eben ſo/ wie jene/ gemahlt und verfertigt werden.
  • XXXI.
    Der Platfond oder Decken-Stuck dieſes Parade-Zimmers wird hier vorgeſtellet. Solche
    wird aus Stucco oder Gypß gemacht/ durch und durch verguldet/ und in die Oeffnungen/ wo ſie
    durchgebrochen ſind/ wird eine Lufft gemahlet. Ingleichen werden die Kinder und die Blumen-
    Kruͤge/ welche auf der Gallerie ſtehen/ und damit jene ſpielen/ von natuͤrlichen Farben gemahlet.
    Um dieſe gantze Decke her ſolte nicht uͤbel ſtehen/ wann man auf einen Gold-Grund mit roth oder
    blau/ als paſſo relievo, Ovidiſche Hiſtorien oder Fabeln abbildete/ die man auch allhier angezeiget:
    als erſtlich iſt zu ſchauen Perſeus, wie er der Meduſæ den Kopff abhauet; darnach Alpheus und
    Arethuſa, die in einen Brunnen verwandelt worden; ferner Apollo, wie er dem von ihm uͤber-
    wundenen Marſyæ die Haut abziehet; wiederum die Juno, welche von ihrem Gemahl dem Jupiter
    bittet/ daß er die von ihm in eine Kuhe verwandelte Jo ſchencken moͤchte; ferner Pan und Syringe,
    die in ein Rohr verwandelt ward; weiter der Proſerpinæ Raub von Plutone; item die von der er-
    zuͤrnten Pallas in eine Spinne verkehrte Arachne; noch weiter der Streit der Muſen mit dem Py-
    renæo;
    dergleichen der die Schiff-Leute in Delphinen verkehrende Bacchus; weiter der in ſich ſelbſt
    verliebte und nach ſeinem Tod in eine Blume verwandelte Narciſſus; letztlich die Ceres, ſo den ſie
    verſpottenden Stellionem in eine Eidex umkehret. In die Mitte dieſer Decke kommt eine Glorie
    mit vielen Tugend-Bildern/ zuſamt einem in denen Wolcken ſtehenden Gebaͤude/ in welchem die Tu-
    gend von der Ehre gecroͤnet wird. Sothanes mittlere Stuck wird zwar gemahlet/ jedoch die
    Wolcken/ ſo ſich um den Krantz/ der dieſe Mahlerey einfaſſet/ herum ziehen/ werden von Stucco
    erhoben gemacht/ und ſo dann erſt gemahlet/ damit ſie deſto natuͤrlicher ſcheinen/ und ſich deſto
    beſſer mit der andern Lufft vereinigen.
  • XXXII.
    Nunmehro werden wir in das Vor-Cabinet des Printzen eingefuͤhret/ und kommet hier die
    ſchmahle Seite deſſelben zum Vorſchein.
  • XXXIII.
    Die laͤngere Seite dieſes Vor-Cabinets præſentiret ſich hiemit.
  • XXXIV.
    Das Decken-Stuck beſagten Vor-Cabinets folget hierauff in ſeinem Entwurff.
  • XXXV.
    Anjetzo gelangen wir in des Fuͤrſten Schlaff-Gemach/ und wird allhier die ſchmahle Seite
    deſſelben vorgeſtellet. Das gantze Zimmer iſt von lauter Tappeten behangen und ausgezieret;
    der Camin kan mit Spiegel-Glaß eingelegt und allenthalben verguldet werden/ an demſelben iſt die
    Hiſtorie gemahlet/ wie die Kayſerin Fauſta, ihrem Gemahl Conſtantino M. zur Bezeugung ihrer
    Ehlichen Treue/ ihres Vatters Maximiniani Herculei, boͤſes gegen ihm gefaſſtes Vorhaben/ durch
    einen Brieff/ entdecket. Die Ornamenta und das Haupt-Geſimbs wird allhier abermahl ver-
    guldet.
  • XXXVI.
    Die lange Seite des Fuͤrſtl. Schlaff-Gemachs/ begreifft zugleich des Printzen Bett. Dieſes
    iſt gantz verguldet/ und mit Sammet/ oder ſeidenen Etoffes reichlich uͤberzogen und umhangen.
    In die Tappeten ſind lauter Landſchafften/ von bunten Farben/ gewuͤrcket. Um das Bett kan
    man ein von Holtz kuͤnſtlich geſchnittenes und verguldte Gelender ziehen/ und auf deſſen Poſta-
    ment
    e Gefaͤſſe von wolriechenden Blumen ſetzen.
  • XXXVII.
    Das hier entworffene Platfond des Schlaff-Gemaches/ wird von Stucco ausgefertigt/ und
    kan voͤllig verguldet werden. Es werden aber in dieſem Decken-Stuck die vier Tages-Zeiten/
    Morgen/ Mittag/ Abend und Mitternacht abgebildet. In der Mitte præſentiret ſich eine Glorie,
    worinnen der voͤllige Rath der Goͤtter erſcheinet. Dieſe/ benebenſt der voͤlligen uͤbrigen Lufft/ muß
    mit Farben gemahlet ſeyn.
  • XXXVIII.
    Auf dieſes Zimmer ſtellet ſich nunmehro der Speiß-Saal vor/ und iſt davon allhier der
    Grund-Riß.

XXXIX.
[]
  • XXXIX.
    Die eine Seite des Speiß-Saals/ zumahl wie er bey dem Eingang in denſelben anzuſchauen
    iſt/ kommt in dieſem Blat fuͤr Augen. Hieſelbſt moͤgen/ wie allbereit oben bey dem Haupt-Saal
    iſt erinnert worden/ die Saͤulen auf gleiche Art/ jedoch von anderer Farb marmorirt werden/ et-
    wan dem Marmor, Brocatelle genandt/ aͤhnlich und gleich/ der aus Spanien gebracht wird/ und
    ſehr rar und koſtbahr iſt. Wiewol man dabey zu mercken und in Obacht zu nehmen hat/ daß
    die Fuͤllungen/ beedes unter und ober dem Kaͤmpffer/ wiederum aus einer andern Art Marmor
    beſtehen/ und man damit beſtaͤndig umwechſeln muͤſſe. Ebener maſſen muß die Wand um den
    gantzen Saal herum/ alſo gemacht werden/ daß ſie ſich zu der Farb des Marmors/ den man ſich
    belieben laſſen/ ſchicke/ und kein Ubelſtand heraus komme. Die Fenſter-Schenckel moͤchte man et-
    wan von Moſaiſcher Arbeit/ welches eine Art die mit gefaͤrbten Steinen und Glaͤſern einlegen/
    wird verfertigen/ auf daß die Figuren in rechter Mahler Haltung heraus kommen. Die Rah-
    men/ und was noch fuͤr Ornamenta allhier ſind/ z. E. das Haupt-Geſimbs/ Capitello, Schafft-
    Geſimbs ꝛc. ꝛc. werden ſaͤmtlich verguldet. In den Camin kan man ferner ein groſſes und an-
    ſehnliches Spiegel-Glaß einlegen; das uͤbrige aber am Camin von Marmor und Gold auszieren.
    Der obere Auffſatz kaͤme gut heraus/ wann er ſelbſten gemahlet/ der Krantz um denſelbigen von
    Stucco gefuͤhrt/ und gleich denen Ornamenten verguͤldet wuͤrde.
  • XL.
    Hierauff haben wir die andere/ und zwar die Fenſter-Seite des Speiß-Saals/ auf dieſem
    Kupffer zu ſehen.
  • XLI.
    Das Platfond oder Decken-Stuck/ ſtellt auf Optiſche Art/ aus der alten Roͤmer Gebraͤuchen/
    eine Hochzeit fuͤr/ da zufoͤrderſt Braut und Braͤutigam einander die Haͤnde geben/ und iſt die
    Braut mit dem bekandten Schleyer/ den die Roͤmer flammeum nennen/ bedecket. Hymenæus
    traͤgt ihnen die Hochzeit-Fackeln fuͤr/ dabey findet ſich eine Weibs-Perſon mit einer Turtel-Taube/
    die ehliche Treu zum guten Gluͤck abzubilden; eine andere Weibs-Perſon traͤget Blumen zu/ wel-
    che man insgemein bey Hochzeiten ausgeſtreuet hat. Ein fliegender Genius bringet Frucht-Ge-
    haͤnge/ und zieret damit die Thuͤr-Pfoſten und Saͤulen aus; ein anderer Nuntius, haͤlt in ſeiner
    Hand ein zuſamm gerolltes Papier/ worauff die Hochzeit-Verſe geſchrieben ſtehen. Uber ihnen
    kommt Juno in den Wolcken/ die getroffene Ehe zu beſtaͤttigen/ und die verheyrathete Perſonen zu
    vereinigen: Sie hat zu Gefaͤhrtinnen die Concordiam mit dem Horn des Uberfluſſes/ und die Cy-
    belen,
    welche mit ihrer Krafft die Leibes Fruchtbarkeit befoͤrdert. Hoͤher uͤber ihnen zeiget ſich
    Phœbus, oder die auffgehende Sonne/ mit ihren Horis. In denen zweyen Altanen befinden ſich
    theils unterſchiedliche Muſicanten/ ſo auf lieblichen Inſtrumenten ſpielen/ theils Kinder/ welche die
    Saͤulen mit Frucht-Gehaͤngen auszieren. Um das gantze Stuck herum ſtellen ſich allerhand Fi-
    guren dar/ ſo zur Zubereitung der Mahlzeit behuͤlfflich ſeyn/ und die Speiſen mit dem Getraͤncke zu
    tragen. Noch mehr oben uͤber den Wolcken/ ſitzet auf einem erhabenen Stuhl und unter einer
    Cupala in den Wolcken/ Jupiter, vergeſellſchafftet mit Neptuno und Plutone, anzuzeigen/ daß dieſe
    drey Haupt-Goͤtter laͤngſtens vorhero dieſe getroffene Ehe geſehen und beſchloſſen. Etwas unter
    ihnen in den Wolcken kommt der voͤllige Goͤtter-Rath/ aus welchem ein jedweder an dem abſon-
    derlich bey ſich habenden Zeichen unſchwehr zu erkennen iſt.
  • XLII.
    Auf dieſem Blat iſt der Grund-Riß zu dem Vor-Gemach des Prunck- oder Parade-Zimmers
    enthalten.
  • XLIII.
    Hiemit bekommen wir die ſchmahle Seite des Vor-Gemachs/ an dem Parade- oder Prunck-
    Zimmer/ zu ſchauen. Es iſt allda der Camin befindlich/ und wird ſolches durchaus mit gewuͤrck-
    ten Tappeten von Grodesqven ausſtaffirt.
  • XLIV.
    Dieſer Auffriß weiſet uns ferner/ die lange Seite des Vor-Gemachs vor dem Parade-Zim-
    mer/ an welcher die Fenſter ſtehen.
  • XLV.
    Die der nechſt vorhergehenden Seite gegen uͤber ſtehende dritte laͤngere Seite des Vor-Ge-
    machs/ ſtellt ſich auf ſothane Weiſe den Augen fuͤr. Dieweil nun/ angezeigter maſſen nach/ das
    Vor-Gemach mit einander ſoll tapeziert ſeyn/ ſo wird in dieſen entworffenen Tapeten Apollo im
    Zodiaco eingewuͤrcket vorgeſtellet. An den vier Ecken ſieht man die vier Jahrs-Zeiten/ und in
    der Mitte den Saturnum oder das Bild der Zeit mit der Senſe. Alles und jedes ſind Grodesqven
    mit bunten Farben gewuͤrcket.
  • XLVI.
    Das zu dem Vor-Gemach des Parade-Zimmers gehoͤrige Platfond, oder Decken-Stuck/ wel-
    ches man entweder à freſco mahlen/ oder aus Stucco arbeiten und gantz verguͤlden kan/ begreifft
    in den vier Ecken/ und in ſo viel Ovalen/ vier beſondere Goͤtter und Goͤttinnen/ nemlich den Apolli-
    nem,
    die Junonem, den Neptunum, die Cybelen, durch welche man die vier gemeine Elementa an-
    deutet. Eine jedwede von dieſen Gottheiten hat zwey Tugend-Bilder zur Seiten. Apollo, der
    das Element des Feuers abbildet/ hat mit ſich die Klugheit und Maͤſſigkeit/ und ſoll davon die Be-
    deutung ſeyn: hierdurch mache er den Erdboden fruchtbar/ wann er die Hitz der Sonnen weder zu
    ſtarck noch zu gering ſeyn laſſe/ auf daß die Erd-Gewaͤchſe/ von welchen die Menſchen ihre Nah-
    rung und Unterhalt bekommen/ zu ihrer rechten Zeitigung gelangen. Juno, in dem Element der
    Lufft/ hat zu Begleiterinnen/ die Liebe und die Treue; jene iſt ein Kenn-Zeichen Goͤttlicher Barm-
    hertzigkeit/ daß nemlich der Allerhoͤchſte den Menſchen/ nicht nach Verdienſten und nach ihren Suͤn-
    den lohnet/ auch die Erd-Gewaͤchſe/ wie es ihm gar ein leichtes und alſobalden moͤglich waͤre/ nicht
    mit Blitzen/ Doñer/ Hagel und Schloſſen/ welche aus der Lufft herkommen/ zu Grund richtet; ſon-
    dern ſeine zaͤrtliche Guͤtigkeit allenthalben vorſchlagen laͤßt; Dieſe/ die Treue/ iſt ein Merckmahl/
    daß GOtt der HErr aus deñ Wolcken in der Lufft/ Fruͤh- und Spat-Regen/ auch anders beque-
    mes Gewitter gibt/ zum beſten des Erdbodens; und verkuͤndiget dieſes Gute/ ſo man von ihm zu
    hoffen hat/ der Oel-Zweig/ welchen die Treue in der rechten Hand fuͤhret. Neptunus, dem das E-
    lement des Waſſers zukom̃t/ hat neben ſich/ die Staͤrcke und die Geſchwindigkeit/ als die genaueſten
    Eigenſchafften dieſes Elements/ und haͤlt er durch die Staͤrcke den ſchnellen Lauff des Waſſers ein/
    damit es nicht aus ſeinen Schrancken trette/ und Schaden anrichte. Cybele, derer man das Ele-
    ment der Erden zueignet/ hat zur Geſellſchafft/ die Gerechtigkeit und den Frieden/ ſothane Tugenden/
    durch welche der Erd-Boden in ſeinem Flor erhalten/ und am gluͤcklichſten regiert wird. In der
    Mitte dieſes Platfonds erſcheinet in einer Glorie Jupiter auf denn Wolcken/ um ihn herum ſitzen die
    Ahnen und Vorfahren des jenigen Fuͤrſten/ welcher dieſen Pallaſt bewohnet/ als Goͤtter herum/
    und wird der letzt-verſtorbne Herr/ als Vatter des nunmehro regierenden Printzens/ aus Befehl
    der Ewigkeit/ die gar nahe dabey ſitzet/ und an den Sternen um das Haupt kennbar iſt/ durch die
    Zeit/ zu denen ſchon oben ſich befindenden vergoͤtterten oder verewigten Ahnen getragen/ um in de-
    ren Geſellſchafft auffgenommen zu werden.
  • XLVII.
    Die erſte Seite von dem Cabinet des Fuͤrſten/ iſt hieranff anzuſchauen/ deſſen Form und Art
    in dem nachſtchenden 48. Kupffer-Blat ſchrifftlich entworffen und angezeigt iſt. Hier iſt nur die-
    ſes noch anzumercken/ daß der Krantz oder das Haupt-Geſimbs/ mit denen darauff ſitzenden Sta-
    tuen
    oder Bildern/ gantz verguldet werden muß. Die Thuͤren/ welche man ſonſten gewoͤhnlicher
    maſſen/ von Schrein-Werck oder Tiſchler-Arbeit verfertigen laͤßt/ ſind gegenwaͤrtig von dem ſchoͤn-
    ſten Criſtallen-Glaß gemacht. Die Einfaſſung und Pfoſten kommen von ſchwartzen Eben-Holtz/
    darauff man die verguldete Zierrathen leget; wie dann auch der voͤllige Auffſatz der Thuͤr muß
    verguldet werden/ jedoch ohne die hieher gehoͤrige Mahlerey und ohne die in denen Gefaͤſſen befind-
    liche Blumen; als welche mit lebendigen Farben vorzuſtellen ſeyn.
  • XLVIII.
    Des Cabinets andre Seite kommt hiemit zum Vorſchein/ und iſt/ wie ſchon erwehnt worden/
    in der unten angeſetzten Schrifft mit mehrern enthalten/ wie die Art des Cabinets anzulegen ſeye.
    Nur iſt anbey dieſes noch zu behalten/ daß in denen Schilden/ des inwohnenden oder Regierenden
    Fuͤrſten Nahme/ mit verzogenen Buchſtaben/ erhoben ſtehen kan.
  • XLIX.
    Auch hier bey der Decke oder Platfond des Cabinets/ iſt in der unten angefuͤgten Schrifft/ die
    Anlegung deſſelben begriffen. Weiter aber iſt dabey in acht zu nehmen/ daß der Grund/ auf wel-
    chen man die Glaͤſer einleget/ muͤſſe roͤthlicht oder Fleiſch-faͤrbicht ſeyn. In die offene Plaͤtze der
    Schilden muß allezeit des in dieſem Pallaſt ſich auffhaltenden Printzen/ zuſamt deſſen Gemahlin
    Nahme/ Wechſels-weiſe geſetzt werden. Im uͤbrigen kan man ebenfalls Hiſtorien halb erhoben
    Cdarein
    [] darein mahlen. Ferner moͤchte man das voͤllige Platfond oder Decken-Stuck/ von einem recht
    ſtarcken Pappen-Deckel ausſchneiden/ und mit hoͤltzernen Leiſten an den Boden/ oder an die Decke
    ſelbſt beſtigen/ und alsdann die Glaͤſer darauff einlegen.
  • L.
    An das Cabinet des Printzen/ ſtoͤßt eine Galarie an/ von welcher allhier die erſte ſchmahle
    Seite ſich weiſet.
  • LI.
    Die lange Seite der Galerie, welche gegen die Fenſter uͤberkommt/ ſtellt ſich in dieſem Auffriß
    vor. Die Anlegung derſelbigen aber/ gibt ſich aus der unten am Kupffer-Blat hingeſetzten
    Schrifft.
  • LII.
    Auf dieſem Kupffer-Blat zeiget ſich der Grund-Riß zu dem Spatzier-Saal des Pallaſtes.
  • LIII.
    Der Auffzug von der ſchmahlen Seite des Spatzier-Saals iſt allhier auffgeriſſen/ und in
    der beygefuͤgten Schrifft ſchon ſattſam erklaͤret.
  • LIV.
    Der langen Seite von dem Spatzier-Saal Auffzug wird hier vorgeſtellet. Es wird derſelbe
    auf zweyen Seiten von Fenſtern beleuchtet und hell gemacht/ er gehet durch zwey Stock-Werck
    hindurch biß unter das Dach/ und bekommt alſo eine zimliche Hoͤhe. Zwiſchen denen obern und
    untern Fenſtern koͤnnen/ auf beederley Seiten gegen einander uͤber/ ſchoͤne Mahlereyen und Kunſt-
    Stuͤcke auffgehangen werden. Zur voͤlligen Erlaͤuterung mag man die Unterſchrifft des vor-
    hergehenden 53. Kupffer-Blats nachſehen.
  • LV.
    Auf dieſem Kupffer haben wir die eine Seite/ der zur Andacht gewidmeten Fuͤrſtl. Capelle/
    und zwar die jenige Seite/ bey welcher der Eingang in dieſelbige iſt/ und woran der Fuͤrſtl. Stuhl/
    dem Gottes-Dienſt beyzuwohnen/ ſich befindet. In dieſem Letztern/ nemlich im Stuhl des Prin-
    tzen/ iſt ein Camin enthalten. Um die Waͤnde deſſelbigen herum/ zwiſchen denen empor ſtehenden
    Saͤulen/ wie auch an die Fenſter-Schenckel/ ſchicken ſich von Moſaiſcher Arbeit eingelegte Taffeln/
    mit verguldten Rahmen/ ſo da die vornehmſten Hiſtorien des Lebens Chriſti koͤnnen vorſtellig ma-
    chen. Die flache Wand kan weiß marmorirt/ und mit andern bund-faͤrbigen Marmor-Tafeln in
    guldenen Rahmen eingelegt ſeyn/ die Thuͤr-Fluͤgel aber kan man metalliſiren. Von dem obern
    Auffſatz uͤber dem Fuͤrſtl. Stuhl/ oder von der Gallerie iſt zu mercken/ daß er den fuͤnfften Theil der
    Hoͤhe der darunter ſtehenden Ordnung hat/ auf dieſelbige werden Tugend-Bilder/ als hier die Ge-
    dult und die Hoffnung geſetzt. Die Cupala iſt ebner maſſen weiß/ mit verguldten Ornamenten/
    und mit darein gemahlten Geiſtlichen Hiſtorien gezieret.
  • LVI.
    Die andere Seite der Hoff-Capelle/ ſo hier ſich zeiget/ begreiffet das darzu gehoͤrige Orgel-
    Werck. An dieſem ſind die Pfeiffen alleſamt Saͤulen von der Corinthiſchen Ordnung/ die man zu-
    gleich verſilbern ſoll/ die Capitelli daran aber/ und das Schafft-Geſims muͤſſen verguldet ſeyn.
    Eine gantz und gar verguldete Glorie kommt uͤber dem Orgel-Werck zu ſtehen/ dieſelbige præſen-
    tiert von lauter Engeln einen Muſic-Chor/ mit verſchiedenen und denn gewoͤhnlichſten Inſtrumen-
    ten. Unterhalb des Orgel-Wercks/ ſind ſchwebende Figuren/ eine rothe Decke haltende/ und alſo
    geſtaltet/ gleich als wann ſie das offt-beſagte Orgel-Werck tragen huͤlffen.
  • LVII.
    Die dritte vorkommende Seite der Capelle/ hat den Predigt-[Stuhl]/ den die vier ſo genand-
    ten groͤſſere Proſcheten tragen/ neben welchem/ etwas hoͤher und weiter hinauff/ auf Poſtamenten
    zwey Engel mit Rauch-Faſſen ſtehen/ ſo zwey Oval-Schilde noch weiter neben ſich haben/ in wel-
    chen aus dem Leben Chriſt/ ſeine Tauff am Jordan/ und die Offenbahrung gegen die Heyden abge-
    ſchildert ſtehen. Auf der Cantzel ſtehen zwey andre Engel mit Palmen-Zweigen/ welche man als
    Bottſchaffter des Evangelii halten und achten mag/ gleich wie auf dem Deckel der Cantzel noch
    mehr Engel in Wolcken/ die Geſetz-Tafeln tragen. Noch was hoͤher hinauff ſitzen zwey Tugend-
    Bilder/ nemlich der Glaub und die Liebe/ und wiederum uͤber dieſen tragen zwey Engel einen
    Schild mit einer Cron/ darinn des Regierenden Herrn Nahme mit verzognen [Buchſtaben] enthal-
    ten. Sonſten kommen noch weiters auf beede Seiten/ emige von den Gemaͤhlden aus dem Le-
    ben und Geſchichten Chriſti des HErrn.
  • LVIII.
    Mit dem Altar pranget die vierdte Seite dieſer Fuͤrſtl. Capelle/ welchen man hier in ſeinen ge-
    hoͤrigen Grund-Riß geleget.
  • LIX.
    Weil die Kupffer-Platte ſelbſten/ den Altar/ mit ſeinen Außzierungen/ genugſam beſchreibet/
    ſo wird ſich der Geneigte Leſer gefallen laſſen/ in ſelbiger ſich zu erſehen.

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CC-BY-4.0
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TextGrid Repository (2025). Decker, Paul. Fürstlicher Baumeister/ Oder: Architectura Civilis. Corpus of Literary Modernity (Kolimo+). https://hdl.handle.net/21.11113/4bqb7.0