einer Geſchichte
von
Floͤtz-Gebuͤrgen,
deren Entſtehung, Lage,
darinne befindliche
Metallen, Mineralien und Foßilien,
groͤſtentheils
aus eigenen Wahrnehmungen,
chymiſchen und phyſicaliſchen Verſuchen,
und aus denen Grundſaͤtzen der Natur-Lehre
hergeleitet,
verſehen,
Mit Koͤnigl. Pohl. Churf. Saͤchſ. allergn. Privilegio.
zu finden in der Kluͤterſchen Buchhandlung.
1756.
[]
Denen
Hochgebohrnen,
Hochwohl- Wohl- und Hochedelgebohrnen
zu der Erlauchteten
Koͤnigl. Preuß. Academie
der Wiſſenſchaften
Hochverordneten Herren
Praͤſidenten,
Curatoren, Directoren,
und ſaͤmtlichen Mitgliedern,
ſeinen gnaͤdigen und hochgeſchaͤtzten Herren
undreſp.Collegen,
uͤberreichet dieſe Blaͤtter mit der ſchuldigſten
Devotion
der Verfaſſer.
Vorrede.
[]
Vorrede.
Jch uͤberreiche hier einige Blaͤt-
ter, welche die Floͤtz-Gebuͤr-
ge zum Gegenſtand haben,
ich will mich nicht bey der langen Vor-
rede aufhalten, um ſo vielmehr, da ich
nicht zweifle, daß neugierige Leſer
dieſe Schrifft nicht vor gantz unnuͤtze
halten werden, ich alſo nicht noͤthig
habe, weitlaͤuftig um Vergebung zu
bitten. Jch glaube vielmehr, daß ich
mir meine Leſer verbindlicher machen
a 3werde,
[]Vorrede.
werde, wenn ich Denenſelben ſtatt ei-
ner langen Vorrede gegenwaͤrtigen
Verſuch
einer Geographiæ ſubterraneæ
von einigen Provintzen Sr. Maj.
des Koͤnigs von Preuſſen
vorlege.
Die Welt-Kugel iſt, in Abſicht unſe-
rer, dasjenige groſſe, kuͤnſtliche und
ſchoͤne Gebaͤude, welches uns Menſchen
zur Wohnung beſtimmet iſt. Was iſt
demnach billiger, als daß wir uns alle
Muͤhe geben, ſolches, ſo viel moͤglich, ge-
nau kennen zu lernen. So bald wir
uns um die Geſchichte derer Thiere be-
kuͤmmern, und ſolche genau kennen ler-
nen, ſo kennen wir einen Theil derer
Einwohner der Erden; ſo bald wir
uns mit denen Pflantzen genau bekant
machen, ſo kennen wir eine Art von
Pro-
[]Vorrede.
hoch, ſo heißt es, das oder jenes Land hat
ſchoͤne Gold, Silber, Kupfer, Zinn, Bley
ꝛc. Bergwercke: Ohne, daß man eigent-
lich ſich bemuͤhet, recht genau anzufuͤh-
ren, wie eines und das andere merck-
wuͤrdige, ſich unter der Erde von ein-
ander abſondre. Man hat alſo noch
niemahls an eine Geographiam ſubter-
raneam gedacht: Gleichwohl waͤre es
ſehr noͤthig, ſich auch hierauf etwas
mehr zu befleißigen, weil 1) hierdurch
die Wiſſenſchaften in Abſicht auf die
innere Beſchaffenheit des Erdbodens
allezeit gewinnen wuͤrden. 2) Wuͤrde
ein groſſer Herr ſo wohl, als Particu-
liers, in dem Stande geſetzt werden,
ziemlich genau zu wiſſen, wo ſie eines
und das andre in ihrem Lande und auf
ihren Guͤtern ſuchen ſolten. 3) Wuͤr-
den viele Dinge, die wir jetzo entweder
noch gar nicht kennen, oder deren Ge-
brauch
[]Vorrede.
Productis des Erdbodens. Deswegen
aber kennen wir doch noch lange nicht
den Erdboden ſelbſt. Man hat zwar
von uralten Zeiten her ſich bemuͤhet,
die Erde ſelbſt genau kennen zu lernen;
man hat ſich die Oberflaͤche derſelben
auch ſo viel moͤglich bekant gemacht; und
eben hieraus ſind die vielfaͤltigen Geo-
graphien entſtanden Jch will jetzo nicht
anfuͤhren, daß man in ſolchen die Graͤn-
tzen derer Staaten bezeichnet findet,
denn dieſes ſind Sachen, die uns bey der
Phyſick eigentlich nichts angehen. De-
ſto wichtiger aber iſt es, wenn dar-
inne die Fruchtbarkeit des Bodens in
jeder Provintz, die beſondern Arten von
Gebuͤrgen, die Fluͤſſe, beſondere Brun-
nen, Moraͤſte und d. gl. mit ange-
mercket werden. Aber alle dieſe Be-
merckungen bleiben groͤſtentheils auf
der Oberflaͤche der Erden. Kommt es
a 4hoch,
[]Vorrede.
brauch wir noch nicht wiſſen, dadurch
bekannt und zum Nutzen angewendet
werden. 4) Selbſt die Metalle, wel-
che uns den Nervum rerum gerendarum
darreichen, wuͤrden vielleicht an man-
chen Orte getroffen werden, wo man
ſie vorher nicht geſucht. 5) Wie viel
nuͤtzliche Fabriquen wuͤrden hierdurch
nicht empor kommen. 6) Und wie
viele Menſchen wuͤrden nicht hierdurch
ihr nothduͤrftiges Auskommen erhal-
ten. 7) Wie manche unnuͤtzliche Berg-
baue wuͤrden unterbleiben, und allen
Projectmachern im Bergbau, waͤre
hierdurch das Handwerck gelegt, folg-
lich wuͤrde mancher ſein Geld behalten,
und nicht ſo ſchaͤndlich drum betrogen
werden. Aus dieſem angefuͤhrten er-
hellet, wie nuͤtzlich und noͤthig es ſey,
das innerſte der Erden beſſer kennen zu
lernen. Dieſes wird aber niemals zu
a 5Stande
[]Vorrede.
Stande kommen, woferne man nicht
genau auf alles Achtung giebet, was
man hier und dar unter der Erde
wahrnimmt. Oefters hat ein einfaͤl-
tiger Ackersmann, Brunnengraͤber,
Deichgraͤber ꝛc. Gelegenheit zu den
wichtigſten Entdeckungen gegeben.
Man hat alſo nicht noͤthig, ſeine Un-
terſuchungen auf Wuͤnſchel-Ruthen,
Bergſpiegel ꝛc. zu gruͤnden, ſondern
man iſt aus weit gewiſſern Saͤtzen im
Stande, ſeine Geographiam ſubterra-
neam zu formiren. Geographia ſubterra-
nea iſt alſo eigentlich eine Erkaͤnntniß
des Erdbodens, wie ſich ſolcher von der
Damm-Erde an, bis in eine gewiſſe
moͤgliche Teuffe verhalte. Eine Geo-
graphiam ſubterraneam univerſalem \&
generalem zu machen, iſt unmoͤglich,
theils, weil wir noch nicht einmal die
gantze Oberflaͤche des Erdbodens ken-
nen,
[]Vorrede.
nen; theils, weil wir auch nicht bis in
das innerſte defſelben kommen koͤnnen:
ſpeciales geographiæ aber ſind eher moͤg-
lich, indem man gewiſſe Provintzen be-
ſonders vornimmt, und zeiget, was in
denenſelben unter der Dammerde ver-
borgen liege. Bevor ich hiervon eine
Probe ablege, ſo will ich ohngefehr Vor-
ſchlaͤge thun, wie es anzufangen, wenn
man eine dergleichen Geographiam ſub-
terraneam verfertigen will.
- 1] Muß derjenige, der dergleichen
unternimmt, ſich eine gute Erkaͤnntniß
von dem Bau des Erdbodens machen,
und ſolche nicht bloß aus Leſung derer
Buͤcher hinter den Ofen zu erlangen
ſuchen: Vielmehr muß derſelbe Reiſen
vornehmen, ſich die Lagen derer Laͤn-
der, Staͤdte, Provintzen ꝛc. bekannt
machen, weil auf die gedruckten Erd-
beſchreibungen nicht allezeit zu trauen.
Es
[]Vorrede.
Es muß hierbey nicht obenhin verfah-
ren, ſondern ſo viel moͤglich, genau an-
gemercket werden, wie es ratione des
Fallens und Anſteigens gegen die Ge-
buͤrge ausſiehet; wie die Ebnen beſchaf-
fen; was vor Veraͤnderungen dieſe Ge-
gend unterworfen geweſen, nehmlich ſo
viel als man in denen neuern Geſchich-
ten davon Nachricht findet, und was
dergleichen Sachen mehr ſind. Ehe
derſelbe aber dergleichen Reiſe antritt,
und ſelbſt bey der gantzen Reiſe muß er - 2] Alle Vorurtheile auf die Seite ſe-
tzen, ſie haben Namen wie ſie wollen;
beſonders, da es oͤfters heiſſet: Ach,
hier im Lande iſt nichts, wenn was da
waͤre, es wuͤrde an mich nicht kommen,
und wenn auch etwas da iſt, ſo kommt
doch dabey nichts heraus ꝛc. Denn
das iſt noch keine Folge, weil man noch
nichts gefunden hat, ſo iſt auch nichts
da;
[]Vorrede.
da; nein, Tacitus hat Recht, wenn er
ſagt: Quis autem ſcrutatus eſt. Und
es wird auch allezeit etwas heraus
kommen, wenn es nur nach vernuͤnfti-
gen Principiis angefangen und getrie-
ben wird; aber freylich, wenn man
ſich von windigen Projectmachern gol-
dene Berge verſprechen laͤſſet, und in
dieſer Hoffnung anſehnliche Summen
an ſolche zahlet, um ſie zu der fer-
nern Unterſuchung anzuwenden; ſo
haͤlt es allerdings hernach ſchwer, ſolche
wieder zu bekommen, und hiedurch muͤſ-
ſen oͤfters die hoͤflichſten Wercke ins
Stecken gerathen. Es iſt ferner ein
Vorurtheil, wenn ein Naturkuͤndiger
ſaget: Was gehen mich Bergwercke an,
es iſt eine ungewiſſe Sache, man hat
keine gewiſſe Grund-Saͤtze davon, wer
wolte ſich damit die Muͤhe nehmen?
Die Grund-Saͤtze hat die Natur in den
Erd-
[]Vorrede.
Erdboden gelegt, ein fleißiger Forſcher
findet ſolche, ſo bald er der Natur nach-
gehet, und ihre Werckſtaͤtten beſchauet.
Erfahrung, und zwar eine lange Er-
fahrung macht endlich Gewißheiten,
aus welchen man Grund-Saͤtze zuſam-
men bringt. Es laͤßt ſich nicht alles
a priori demonſtriren, man gelangt aber
endlich dahin, wenn man oͤfters Erfah-
rungen einhohlt. Noch laͤcherlicher iſt
das Vorurtheil, wenn man davor haͤlt,
es ſey der Ehre eines Gelehrten entge-
gen, ſich um dergleichen mechaniſche
Sachen zu bekuͤmmern, da es doch kein
Gelehrter uͤbel nimmt, wenn er Pro-
ducta daraus ſo reichlich als moͤglich er-
halten kan. - 3] Muß derſelbe eine geſunde hiſto-
riam naturalem im Kopfe haben, beſon-
ders aber das regnum minerale wohl
kennen; ich begehre zwar nicht, daß er
abſo-
[]Vorrede.
abſolument alle Arten von Geſtein, ſpe-
cifice kennen muß, denn dieſes lernet
ſich nach und nach ex praxi; Jndeß
muß derſelbe doch alle genera genau ken-
nen, ihre notas characteriſticas voll-
kommen inne haben, und gleich bey
dem erſten Anblick eine jede Sache un-
ter ihr eigentliches genus zu rangiren
wiſſen. - 4] Muß derſelbe in der Meßkunſt
wenigſtens etwas, erfahren ſeyn, nicht
weniger auch etwas von Zeichnen ver-
ſtehen, wiewohl er allenfals zu dem
letztern ſich eines geſchickten Gehuͤlfen
bedienen kan, indem ihm dieſe Beſchaͤf-
tigung des Zeichnens allzu viele Zeit
von ſeinen andern Unterſuchungen
wegnehmen wuͤrde. - 5] Jſt noͤthig, daß er in der Chymie
nicht unerfahren ſey: wenigſtens muß
er einigermaſſen Koͤrper chymiſch un-
terſu-
[]Vorrede.
terſuchen koͤnnen, um mit einiger Ge-
wißheit beſtuamen zu koͤnnen, zu wel-
cher Art ſolche gehoͤren. - 6] Muß er ſich auf Kluͤffte, Gaͤnge und
Floͤtze verſtehen, um ſolche an ihren aus-
gehenden, und wo ſie zu Tage ausſtrei-
chen, beurtheilen zu koͤnnen. Er muß
daher auf ſeiner Reiſe niemals keine
alte Halde, keinen Steinbruch, keine
Thon- und Leim-Grube vorbey gehen,
er habe ſie denn ſo viel als moͤglich ge-
nau beobachtet. Oefters entdecken
ſolche ſo viele merckwuͤrdige Dinge, daß
man nach dieſem auf einen groſſen Theil
des dabey liegenden Terrains ſchluͤſſen
kan. Eben dieſes thun auch hohe Ufer
derer Fluͤſſe, Erdfaͤlle, ja oͤfters Fuchs-
baue, Hamſter-Loͤcher ꝛc. Selbſt die
Fluͤſſe, Baͤche ꝛc. muͤſſen genau betrach-
tet werden, weil ſolche oͤfters in einer
gewiſſen Diſtance ſolche Geſchiebe mit
ſich
[]Vorrede.
ſich fuͤhren, die den Forſchenden auf die
Gaͤnge weiſen, wovon dieſe Geſchiebe
abgeriſſen ſind. Beſondere Auswit-
terungen, beſondere Arten von Pflan-
tzen, Baͤumen, zeigen oͤfters, was un-
ter der Erde verborgen. So weiſet
zum Exempel das Kalikraut, wo es
haͤufig waͤchſet, auf Saltz, ſtarcke Eich-
waͤlder weiſen auf Floͤtzwercke, Tan-
nen auf Gang-Gebuͤrge ꝛc. Selbſt der
Geruch zeiget oͤfters vieles an. Ein
Geruch, welcher wie eine Schwefel-
Leber, oder wie Pulver riecht, weiſet auf
Saltz-Quellen. Oefters lehren auch
Thiere uns, den Erdboden kennen;
Suͤmpfe, wo ſich die wilden Tauben
haͤufig und oͤfters verſammlen, machen
ebenfals Hoffnung zu Saltzquellen ꝛc. - 7] Muß derſelbe nicht bey dergleichen
Unterſuchungen bloß ſeine Neubegierde
zu ſtillen ſuchen, ſondern er muß uͤber
bdie-
[]Vorrede.
dieſes die wahre Abſicht haben, dem ge-
meinen Weſen damit zu dienen. Da
dergleichen Dinge ſo wichtig ſind, daß
dadurch der Nervus rerum gerendarum
vermehret, viele 100. ja 1000. Men-
ſchen ernaͤhret, und groſſe Summen
Geldes im Lande erhalten werden koͤn-
nen, welche auſſerdem vor dergleichen
Waaren auſſer Landes gehen, ſo iſt die
Sache deſto importanter. Hingegen
kan - 8] Ein groſſer Herr die ſtaͤrckſte
Trieb-Feder und Huͤlfe bey dergleichen
Unterſuchungen ſeyn, wenn derſelbe 1)
die unumſchraͤnckte Erlaubniß giebt,
ſeine Staaten zu unterſuchen. 2)
Wenn er gemachte Entdeckungen groß-
muͤthig belohnet. 3) Auch die noͤthige
Reiſekoſten und uͤbrige Ausgaben dar-
reichet. 4) Nach gemachter Entde-
ckung, andern Gelegenheit giebt, ſolche
in
[]Vorrede.
in groſſen vorzunehmen und Gebrauch
davon zu machen. Dieſes ſind kuͤrtzlich
diejenigen Wege, deren ſich ein fleißi-
ger Unterſucher des Erdbodens bedie-
nen kan und muß, um eine Erkaͤnntniß
des Jnnerſten deſſelben nach und nach
zu erlangen.
Nun haben zwar ſchon verſchiedene
mit dieſer Arbeit ſich beſchaͤfftiget, al-
lein es bleibt doch allezeit noch etwas
zur Unterſuchung vor einen Liebhaber
uͤbrig. So hat zum Erempel ein
Bayer Oryctographiam Noricam, Lach-
mund dergleichen Hildeſienſem, Ritter
Calenbergicam, Goslarienſem \&c. Hoff-
mann Hallenſem und andre von andern
Orten geſchrieben, alles aber iſt ohnmoͤg-
lich in dergleichen Schrifften anzufuͤh-
ren. Beſonders hat der ehemalige
Churfuͤrſtliche Leib-Medicus allhier,
Thurneiſer zum Thurm in ſeinen
b 2Piſon,
[]Vorrede.
Piſon, bey Gelegenheit der Beſchrei-
bung der Spree, ein hauffen angefuͤh-
ret, als worinnen er bald Gold, bald
Silber, bald Diamanten, bald Perlen,
bald wer weiß was will gefunden ha-
ben, aber bey der Unterſuchung findet
man, daß er in hoc paſſu ein Ertz-
Charletan geweſen. Jch habe mir da-
her vorgenommen, dieſesmal die Staa-
ten unſers allergnaͤdigſten Monar-
chens ein wenig durchzureiſen, und ei-
nige Nachrichten von denen in ſolchen
befindlichen Mineralien, Metallen und
Foßilien zu geben. Jch geſtehe zum
voraus, daß dieſe Nachricht noch ſehr
unvollkommen ſeyn wird; allein, mir
ſoll zum Vergnuͤgen gereichen, wenn
ich hierdurch andere Naturforſcher er-
muntern werde, ihre Gegenden etwas
genauer zu unterſuchen, und uns ihre
Nachrichten davon mitzutheilen. Jch
will
[]Vorrede.
will bey dem Koͤnigreiche Preuſſen
anfangen. Dieſes anſehnliche Koͤnig-
reich, ſo wenig deſſen Mineralreich an-
noch unterſuchet worden, iſt deſſen
ohngeachtet beruͤhmt genug, wegen des
vielen und ſchoͤnen Agdſteins, welcher
an deſſen Geſtade gefunden wird.
Dieſes Raͤthſel der Natur, ſo wenig
auch deſſen Urſprung denen Naturkuͤn-
digern annoch bekannt iſt, ſcheinet doch
ſeinen Grund des Daſeyns, dem Mi-
neralreich groͤſtentheils zu dancken zu
haben. Es iſt uͤber dieſes merckwuͤr-
dig, was Boccone in Muſeo di Fiſica \&
di Eſperienze auf der 37. S. bey eini-
gen Orten in Preuſſen von einigen
Naphta-Brunnen, als in Zulaut, Co-
lipcha, Kroſtna und dergleichen er-
zehlet, ich habe mir alle Muͤhe gege-
ben, hiervon genauere Nachricht einzu-
ziehen, aber es ſcheinet, daß man ent-
b 3weder
[]Vorrede.
weder nicht mehr darauf Achtung gie-
bet, oder ſie ſind gantz vergangen. An
Eiſenſtein hat dieſes Koͤnigreich einen
Ueberfluß, welcher zu der Art gehoͤret,
den man hieſiger Orten, Raſenſtein,
Moraſtſtein, ſchwediſch Miermalm
nennet. Es iſt auch kein Zweifel, daß
nicht mehrere nuͤtzliche Entdeckungen
daſelbſt zu machen waͤren, wenn es
Leute daſelbſt gaͤbe, die zu dergleichen
Unterſuchungen Zeit und Luſt haͤtten.
Verſteinerungen ſind mir von daher
verſchiedene zu Geſichte gekommen.
Pommerndiſtinguiret ſich bey Col-
berg mit ſeinem Saltze, welches ein
wahrhaftes Seeſaltz iſt. Bey Star-
gard ſind ſehr ſchoͤne Lagen von Fuller
oder Walcker-Erde, niedliche Verſtei-
nerungen, und ſchoͤne Kalckſteine. Py-
ritz laͤßt ebenfals ſchoͤne Verſteinerun-
gen auf ſeinen Feldern, ſonderlich von
Aſtroi-
[]Vorrede.
Aſtroiten finden; Ueberhaupt aber iſt
Pommern reich an denen herrlichſten
Verſteinerungen aller Art. Verſchie-
dene Orte in Pommern geben auch
Turf, welcher zwar nicht ſo gut und
fect als ein hollaͤndiſcher iſt, gleichwohl
mit der Zeit, und wenn der Holtzman-
gel mehr einreiſſen ſolte, gewiß mit
mehrern Fleiß geſucht zu werden ver-
diente. Man findet auch in Pom-
mern an verſchiedenen Orten Spuh-
ren von Alaunertzt, und wird es der
Ausgang lehren, ob die anjetzo darauf
vorgenommene Unterſuchung nach
Wunſch reusſiren werde. Nichtweni-
ger iſt uͤberall faſt Anweiſung auf Ei-
ſenſteine, welcher aber ebenfals bloſſer
Moraſt und Raſenſtein iſt. Der be-
ruͤhmte Hr. Prof. Denſo hat in denen
Beytraͤgen zu der Naturkunde bey Be-
ſchreibung der Madduͤie-See ange-
b 4merckt,
[]Vorrede.
merckt, daß ſich daſelbſt Mergel, Kalck-
ſtein, Muſchelmarmor, Adlerſteine, Ei-
ſenocker, u. d. g. finde. Vor einiger
Zeit wolte man auch gar Salpetererde
gefunden haben, welche ohne in Waͤn-
de geſchlagen zu werden, ohne alle
Vorarbeit, reichlich Salpeter geben ſol-
te; allein, es waren ungegruͤndete
Anſchlaͤge. Ueberhaupt verdiente
Pommern wohl, daß es in Abſicht auf
das Mineralreich etwas genauer un-
terſucht wuͤrde.
Wir wollen uns nunmehro an die
Marcken ſelbſt wagen, und bey der
Uckermarck, als der naͤchſten an Pom-
mern, den Anfang machen. Dieſe
ſtoͤſſet gegen Mitternacht an Pom-
mern, gegen Morgen an Pommern
und die Neumarck, gegen Mittag an
die Mittelmarck, und gegen Abend
hauptſaͤchlich an den Barnimſchen
Kreiß.
[]Vorrede.
Kreiß. Dieſe Provintz iſt in Abſicht
auf das Mineralreich ſehr merckwuͤr-
dig. Was erſtlich die Metalle anlangt,
ſo iſt ſolches faſt aller Orten mit Eiſen-
ſtein erfuͤllet. Zehdenick macht ſol-
ches zu gute, und der um ſelbige Ge-
gend gegrabene Eiſenſtein hat beſonders
dieſes voraus, daß man bisweilen mit-
ten in denſelben anſehnliche Stuͤcken
Bernſtein von verſchiedenen Farben
antrifft. Jch beſitze ſelbſt ein Stuͤck
von 4 Untzen daher. Nicht weniger
kan ich auch ein Stuͤck Hirſchhorn auf-
weiſen, welches daſiger Orten gefun-
den worden, und in Eiſenſtein verwan-
delt. Das merckwuͤrdigſte iſt, daß da-
ſiger Gegend der Eiſenſtein wieder
nachwaͤchſet, nachdem die von Eiſen-
ſtein erſchoͤpften Gruben eine gewiſſe
Anzahl Jahre Ruhe gehabt haben.
Es iſt aber zu gleicher Zeit zu mercken,
b 5daß
[]Vorrede.
daß dieſer nachgewachſene Eiſenſtein
nicht die Reife erlange, und daher we-
niger und ſchlechter Eiſen giebt, als
der aus gantz unverritzten Felde ausge-
grabene. Prentzlow, Botzlow,
Suckow, Boitzenburg, und andere
da herum gelegne Oerter zeigen Spuh-
ren von Eiſen-Ertzten. Beſonders
hat in daſigen Gegenden die Natur den
Mangel an Kalckſteinen, reichlich durch
den vielen daſelbſt befindlichen Mergel-
Kalck erſetzet, deſſen ſich die Einwoh-
ner zum bauen und Felder duͤngen be-
dienen. Neuangermuͤnde, Kin-
ckendorf, Wolletz fuͤhren ſchoͤne Thon-
Erden zu Gefaͤßen und Ziegeln, wie es
denn auch ein ſchoͤnes unechtes Por-
cellain giebt. An Verſteinerungen
fehlet es dieſer Provintz noch weniger.
Faſt aller Orten iſt die Menge von
verſteinerten Conchylien, Coralliten.
Fun-
[]Vorrede.
Fungiten und Entrochiten finden ſich da-
ſelbſt haͤufig, beſonders findet man bey
Suckow diejenige Art von Conchis
trilobis am haͤufigſten, welche unter den
Namen Cacadu-Muſchel bekannt,
und von Magnus Broͤmel, unter den
Namen inſecti vagini pennis in ſchiſto
nigro in der Lithographia ſuecana be-
ſchrieben iſt. Eben dergleichen habe auch
in Kleinmutz, nicht weit von Zehde-
nick, in feſten Kalckſtein unter einer
Menge von Belemniten, Orthocerati-
ten, ja ſo gar Perſpectiv-Schnecken ge-
funden. Die meiſten dieſer Kalckſtein-
Arten laſſen ſich ſchoͤn ſchleifen, und
nehmen eine gute Politur vor andern
an, daher ſolcher in Cabinettern vor-
treffliche Muſchelmarmor-Platten
giebt. Sehr ſchoͤne Ocker, Eiſenſinter,
Lithobiblia, wilde Granathen, Glaciem
mariæ, und andre niedliche Lapides tal-
coſos
[]Vorrede.
coſos findet man auf beyden Seiten
der Uckerſee. Ueberhaupt wird daſi-
ger Gegend nicht leicht ein Kenner na-
tuͤrlicher Seltenheiten, den Fuß verge-
bens aus den Hauſe ſetzen, ohne ent-
weder etwas neues zu entdecken, oder
ſehr artige Exemplaria von ſchon be-
kannten Merckwuͤrdigkeiten der Natur
zu finden. Jch will nichts von verſchie-
denen Arten bunter Erden erwehnen,
welche ſich beſonders um Zehdenick,
nebſt allerley Arten Fuller-Erden an-
treffen laſſen.
Die daran ſtoſſende Neumarck,
nebſt den darzu gehoͤrigen Sternber-
giſchen Kreyß, und Croſſen, ſind eben-
fals nicht leer von dergleichen Mine-
ralien. Es iſt bekannt, wie haͤufig in
derſelben das Eiſen-Ertzt gefunden
werde. Da ein groſſer Theil dieſer
Provintz moraſtig, ſumpfig und bruchig,
ſo
[]Vorrede.
ſo iſt kein Zweifel, daß nicht, wenn dieſe
Bruͤche abgezapft wuͤrden, vortreffliche
Turfgraͤbereyen anzulegen waͤren. Bey
Droſſen hat der beruͤhmte und fleißige
Herr Gleditſch viele und ſchoͤne Oſteo-
collam gefunden, und in denen Memoi-
res der Koͤnigl. Academie die ſchoͤnſten
Wahrnehmungen davon mitgetheilet.
Nicht weniger hat Derſelbe ſchoͤne Ent-
deckungen von Terra Melitea \& Cimolia
bey Droßen gemacht. Koͤnigswalde
gibt Allaun-Erde. Cuͤſtrin hat nicht
ſelten ſchoͤne Stuͤcken von Bernſtein
gezeiget, wie man denn auch daſelbſt
oͤfters gantz artige Abdruͤcke von Fiſchen
in rothen Schiefer findet. Verſteine-
rungen von Muſcheln, Schnecken,
Holtz, kommen auch oͤfters daſelbſt vor,
und es iſt kein Zweifel, daß nicht beſon-
ders die Neumarck mit guten Thon
verſehen ſeyn wuͤrde, aber man muß
ihn
[]Vorrede.
ihn ſuchen, und dazu ſind die meiſten
Handwercks-Leute zu faul. Die daran
ſtoſſende Mittelmarck, welche ſchon
etwas mehr als alle vorhergehende un-
terſucht iſt, oͤfnet einen Liebhaber und
Kenner des Mineralreichs ein ofnes
Feld, ſich zu uͤben. Wir wollen gantz
unten bey Franckfurth anfangen.
Die Gegend da herum zeiget Oſteo-
collam. Das nicht weit davon gelegne
Lichtenberg fuͤhret allerley Erden,
welche ihre bunte Farben den Eiſen
und deſſen Beytritt zu dancken haben.
Worin und Falckenhagen zeigen die
allerniedlichſten Verſteinerungen, be-
ſonders von Fungiten, Coralliten,
Conchilien, verſteinerten Hoͤltzern, wel-
che theils in Kalckſtein, theils in Eiſen-
ſchuͤßigen ockerfarbnen Geſtein ſtecken.
Storckow, Beeskow, Koſſenblatt
ſteckt voller Eiſenſtein, welcher auch auf
daſigen
[]Vorrede.
daſigen Huͤtten verſchmoltzen wird.
Vorzeiten hat man auch bey Bees-
kow in der Gegend von den ſo ge-
nannten Papen- oder Pfaffen-Berge
Alaun-Wercke gehabt: Es muß aber
ſchon lange Zeit ſeyn liegen geblieben,
weil ich ohngeachtet alles Nachforſchens
keine weitere Nachricht davon habe
finden koͤnnen, auſſer was die alten
voll Alaun ſteckenden Halden zeigen, ſo
wohl als die Merckmale von denen al-
ten Huͤtten und Graͤben. Der ehe-
malige Phyſicus in Beeskow, Doct.
Findekeller hat ehedeſſen an den be-
ruͤhmten Berg-Rath Henckel eine
beſondere Erde geſendet, welche derſel-
be daſelbſt gefunden, und welche ſich
faſt als eine Borax-Erde verhalten, ſeit
dem ſolcher verſtorben, hat ſich kein
Menſch weiter darum bemuͤhet; wolte
GOtt, daß die Herrn Phyſici jeder in
ſeinem
[]Vorrede.
ſeinem Kreyſe ſich fleißiger um die Na-
tur-Geſchichte deſſelben bemuͤheten, die
koͤnten es am beſten thun, wenn andre
mit ſchweren Unkoſten kaum darzu
gelangen koͤnnen; wie manche ſchoͤne
Entdeckung wuͤrde dadurch an den
Tag kommen, und wuͤrde bey Spatzier-
gehen oͤfters vollbracht werden koͤnnen,
welches allezeit ruͤhmlicher waͤre, als
wenn man
‘Solus \& in ſicca ſecum ſpatiatur arena.’
(Virgil.)
Freyenwalde iſt wegen ſeiner Alaun-
Erde und Vitriole bekannt genug.
Nicht weniger ſteckt beſagte Gegend
voller Eiſenſtein, welcher auch in vori-
gen Zeiten ſtarck geſucht, und daſelbſt
verſchmoltzen worden. Das daſige
Bad, hat ſchon zu des ſeel. Herrn Doct.
Gohls Zeiten ſich in verſchiedenen
Kranckheiten diſtinguirt, wodurch der-
ſelbe
[]Vorrede.
ſelbe ſo wohl als der Herr Geheimde
Rath Hofmann, Hr. Dr. Schaarſchmidt,
und andre bewogen worden, ſolches be-
ſonders zu unterſuchen. Der aus be-
ſagten Waſſer an freyer Lufft ſich ab-
ſetzende Ocker, iſt ſo fein, daß er auch ſo
gar als ein Collyrium denen Patienten
applicirt wird. Bey dem Brunnen
findet ſich an denen Wurtzeln derer
Pflantzen artige Oſteocolla, und in eben
der Gegend auch ein ſchoͤner Tuphſtein
mit Lithobibliis, welcher zu Waſſer-
Cementen gut zu gebrauchen waͤre.
Hinter dem Bade in den ſo genannten
ſchwartzen Loche, findet ſich eine fette
terra umbra, welche per deſtillationem
ein rechtes Berg-Oehl gibt, und wenn
dieſe Art von Oehlen ja ewas bey kran-
cken Menſchen und Vieh thun ſoll, ſo
waͤre es vernuͤnftiger, ſolches an ſtatt
des, von herumſchwermenden Landlaͤu-
cfern,
[]Vorrede.
fern, als Ungern, reiſenden Berg-Leu-
ten zu Kaufe gebrachten Berg-Oehles,
welches gemeiniglich nichts als ein gro-
bes Kiehn-Oehl iſt, zu adhibiren. Es
iſt dieſe Anmerckung um ſo viel wichti-
ger, da es bekannt, daß die Bauern
groͤſtentheils des Fruͤhjahrs vor den
Austreiben ihr Vieh damit zu præſer-
viren pflegen. Nun iſt bekannt, wie
dieſe Herumtraͤger zu gleicher Zeit, Rat-
ten-Pulver, Schwabengifft und andere
ſolche verdaͤchtige Sachen mit herum
ſchleppen; wie leicht kan alſo nicht etwas
in dergleichen Viehartzeneyen, als ihren
ſo genannten Bergoͤhl, Freßpulver und
Druſenpulver gerathen? Jch will zwar
denen Herren Phyſicis nicht in ihr Metier
fallen; allein, mir deuchtet, bey vorfallen-
den Viehſterben ſollte man auch auf ſol-
che Umſtaͤnde regardiren. Doch wieder
auf das ſchwartze Loch zu kommen, ſo iſt
dieſes
[]Vorrede.
dieſes ein Object, an welchen ſich Cu-
rioſi uͤben koͤnnen, wenn ſie unterſu-
chen, woher die verſchiedene Strata von
Umbra und weiſſen Sande in Form
von einer Poligone ſind. Man hat
auch ehemals gantze Stuͤcken Lignum
fosſile bituminoſum gefunden, welches
ſich poliren laſſen, und wenn man es
angeſtecket, als Agdſtein gerochen und
eine rothe Aſche hinterlaſſen; jetzo gibt
man darauf nicht mehr Achtung. Eben
bey Freyenwalde iſt diejenige Sand-
Grube, wo der zarte weiſſe Sand zu
der Spiegel-Manufactur zu Neuſtadt
an der Doſſe gegraben wird. Von
Verſteinerungen zeiget es uns vor-
treffliche Stuͤcken an Fungiten, Con-
chiten, Belemniten, Orthoceratiten.
Beſonders ſind die in Eiſenſtein ver-
wandelte Oſtraciten merckwuͤrdig, wo-
von ich ſelbſt ein Stuͤck von 20 Loth
c 2ſchwer
[]Vorrede.
ſchwer beſitze; doch werden ſolche ſelten
gefunden. Es findet ſich auch an dem
Wege des ſo genannten Uchtenhagens
Schloß eine ſchoͤne ſchwartze Erde mit
Sand vermengt, welche ſich ſchlaͤm-
men laͤßt, und wegen ihrer beſondern
Zartigkeit vortrefflich zur Mahlerey,
anſtreichen, und andern mechaniſchen
Dingen zu gebrauchen waͤre. Bey
Hohenfino findet man ſtarcke und
maͤchtige Lagen von Glacie Mariæ, ſo
wie ſich ſolches auch Neſter weiſe in der
Freyenwalder Alaun-Erde findet. Bey
Ranft, nicht weit von Freyenwalde,
bricht eine vortreffliche fette Thonerde,
welche aber nicht geſucht wird, und
wuͤrde ſich ſolche gantz artig zu einer
Fuller-Erde brauchen laſſen, wenn
man nur erſt von dem Vorurtheil be-
freyet waͤre, und glaubte, daß man
eben ſo wohl in hieſigen Lande, als aus
En-
[]Vorrede.
Engelland was brauchbares haben
koͤnte. Cunersdorf bey Wrietzen, hat
einen fetten Thon, welcher ſich ſehr
ſchoͤn zu Toͤpfer-Gefaͤſſe ſchicket, es hat
an verſchiedenen Orten gantz feinen
Ocker, und auch allerley Sorten von
Trippel-Erde. Bernau an und vor
ſich, hat zwar eben nichts, noch bis dato,
an Mineralien gezeiget, allein die um-
liegende Gegend iſt auch nicht gantz
leer. Lancke und Brenden hat den er-
ſten Mergel-Kalck hier in der Mittel-
marck gewieſen, darauf vor des Herrn
Geheimden Etats-Miniſter von Happe
Excellentz, kein Menſch gedacht, und
doch iſt dieſes ein in der That wichtiger
und zum bauen ſo wohl als Felder
duͤngen nuͤtzlicher Artickel. Jch habe
auch Spuhren von Verſteinerungen,
ſonderlich artige Echiniten gefunden.
Taßdorf u. Ruͤdersdorf verſiehet ei-
c 3nen
[]Vorrede.
nen groſſen Theil der Mittelmarck mit
Kalckſteinen, und die darinne befindli-
chen verſteinerten Muſcheln und
Schnecken geben einen Naturforſcher
viele Gelegenheit zum Unterſuchen und
Nachforſchen. Jch habe auch an ver-
ſchiedenen Orten daſelbſt Proben von
Mondmilch gefunden: Andere Ver-
ſteinerungen zu geſchweigen. Bey dem
nahgelegenen Straußberg haͤtte vor
drey Jahren das gruͤne Waſſer der
Strauſſe mehr Unterſuchung verdie-
net. Jch habe damals etwas weniges
von dieſem Waſſer erhalten und gefun-
den, daß ſeine gruͤne Farbe eine gruͤne
kupferſchuͤßige Erde war. Nun will
ich zwar nicht rathen, hier ein Kupfer-
Bergwerck zu ſuchen, aber wo haben
wir denn hier zu Lande gruͤne Erden?
Muͤſſen wir ſolche nicht unter den Na-
men, Berggruͤn, aus den Herren-
grunde
[]Vorrede.
grunde aus Ungern; aus Colln, unter
den Namen, Coͤllniſche Erde; aus Jta-
lien, unter den Titel, terra verde, kom-
men laſſen, und theuer genung zum me-
chaniſchen Gebrauche bezahlen? Zoſ-
ſen liefert jaͤhrlich eine groſſe Menge
Gipsſteine. Liebenwalde hat mir ver-
ſchiedene Stuͤcken Bernſtein geliefert.
Jch komme Berlin naͤher. Jch finde
auf denen Feldern da herum ſchoͤne
Verſteinerungen, beſonders zeigen die
Leimgruben daſelbſt, deren ſehr viel,
welche eine ſchoͤne Politur annehmen.
Auch habe ich gantz artige Stuͤcken von
Bernſtein in beſagten Gruben getrof-
fen. Bey Pancko findet ſich ein
ſchwartzes Erd-Lager, welches ge-
ſchlemmt eine artige ſchwartze Farbe
zum mahlen und anſtreichen derer
Haͤuſer giebt. Hinter Potsdamm in
der daſigen Ziegel-Erde findet ſich
c 4gleich-
[]Vorrede.
gleichfals dann und wann Bernſtein,
doch nur in kleinen Stuͤcken. Bey
Kaput hat man vor einigen Jahren
auch Marmor gefunden. Branden-
burg hat artige Turf-Lagen, auch fin-
det man daſelbſt eine zarte weiſſe Erde,
welche, wenn ſie geſchlemmt wuͤrde, zu
verſchiedenen mechaniſchen Gebrauch
ſehr brauchbar waͤre, ſie wird aber
gleichfals nicht geſucht. Zieſar iſt we-
gen ſeines ſchoͤnen Toͤpfer-Thones be-
kannt genug, ſo wie auch Rathenau,
wegen ſeiner feſten Ziegel-Erde. Der
Barnimſche Kreyß giebt bey Ruppin
und Neuſtadt an der Doſſe ſchoͤne
Eiſenſteine. Es ſollen auch ehemals
Kobold Gruben da geweſen ſeyn, von
welchen man aber nichts gewiſſes ſa-
gen kan. Sonſt iſt dieſe Gegend frucht-
bar an Muſchel-Marmor und verſchie-
denen ſchoͤnen Verſteinerungen. Die
Alt-
[]Vorrede.
Altmarck und Prignitz haben zeithero
ſich noch mit nichts beſonders hervor
gethan, vielleicht, weil noch niemand
ſich die Muͤhe gegeben, oder Gelegen-
heit gehabt, ſolche zu unterſuchen:
Auſſer daß man in erſterer nicht weit
von Stendal eine groſſe Menge Holtz,
ja gantze Baͤume unter der Erde fin-
det, welche ſchwartz und ſo feſte gewor-
den, daß ſie der Faͤulung auf eine wun-
derbare Art ſehr lange wiederſtehen.
Jch nahe mich alſo dem Hertzogthum
Magdeburg und der damit verbunde-
nen Grafſchafft Mannsfeld. Vor
Magdeburg, allwo faſt meiſtens ebnes
Land iſt, wird man wenig Spuhren
von Mineralien gewahr: Hinter
Magdeburg aber, wo das Gebuͤrge
unvermerckt gegen den, 8 bis 9 Meilen
davon gelegenen Hartz zu ſteigen an-
faͤngt, aͤuſſern ſich ſchon mehrere Spuh-
c 5ren,
[]Vorrede.
ren von Mineralien. Bey Wantzle-
ben findet ſich bereits das Dach von
Floͤtz-Gebuͤrgen. Es iſt dieſes derje-
nige Kalckſtein, welcher daſelbſt unter
den Namen von grauen Marmor ge-
ſchliffen wird, dieſer Marmor zeiget
verſchiedene Verſteinerungen von Be-
lemniten und andern Muſchelwerck in
ſich. Jch habe geſagt, es ſey dieſes das
Dach von denen Floͤtzen, ich muß es
auch erweiſen. Mein Beweiß beruhet
darauf, weil man nicht weit davon bey
Langenwedding unter eben dieſen, ob-
gleich mehr verwitterten Geſtein, das
ausgehende von Stein-Kohlen Floͤtze
findet. Es nimmt dieſes Floͤtz die
gantze Gegend von beſagten Langen-
wedding bis Morsleben u. Wofens-
leben, ja ſo gar bis Oſterwick ſeinen
Streichen nach ein, ſeinen Fallen nach
aber iſt es unmoͤglich annoch zu beſtim-
men.
[]Vorrede.
men. So viel iſt indeſſen gewiß, daß
es eine anſehnliche Etendüe einnimmt.
Hier liegt noch ein groſſer Schatz von
Steinkohlen vor unſere Nachkommen
aufgehoben; vor der Hand iſt Morsle-
ben, Wofensleben u. Som̃erſeburg
diejenige Gegend, die ſich mit Stein-
Kohlen praͤſentirt. Heidersleben iſt
wegen ſeines beſonders ſchoͤnen Thons
bekannt, indem ſeines gleichen weder in
dem Magdeburgiſchen noch Halber-
ſtaͤdtiſchen gefunden wird, weil die
daraus gemachte Haͤfen beduͤrfenden
Falles ein halbes bis drey viertel Jahr
im ſtaͤrckſten Glas-Feuer aushalten.
Schoͤnebeck iſt wegen ſeiner Saltz-
wercke beruͤhmt genung, ſo wohl als
Staßfurth. Die Saltzwercke bey
Halle ſind ebenfals beruͤhmt genug.
Wettin und Loͤbechin verlegen dieſe
und die Schoͤnebeckſchen Saltzwercke
mit
[]Vorrede.
mit Stein-Kohlen. Jn den kuͤnftigen
Zeiten wuͤrde bey dem Petersberge
und Giebichenſtein meines Erachtens
noch ein erwuͤnſchter Verſuch auf
Stein-Kohlen zu machen ſeyn. Ro-
thenburg mit ſeinem ins Mansfeldiſche
ſich erſtreckenden Berg-Amts-Revier,
als Golwitz, Zobenſtaͤdt, Heiligen-
thal, Gerbſtadt, Oehrner, Nauen-
dorf, Doͤſelbeſen ꝛc. hat ſo viele
Jahre ſeine Kupfer-Floͤtze mit Nutzen
gebauet und bauet ſie noch. Auſſer
denen ſilber- und kupferhaltigen Schie-
fern hat ehedeſſen ein ſchoͤner Farben-
Kobold bey Gollwitz gebrochen, wel-
cher aber dann und wann kupfer-
nicklich geweſen. Dieſes Hertzogthum
iſt alſo uͤber und unter der Erde geſeg-
net. Doch es ſind noch mehr Merck-
wuͤrdigkeiten, die in daſiger Gegend
theils in der Mechanick, theils denen
Wiſſen-
[]Vorrede.
Wiſſenſchaften nuͤtzlich ſind. Unter
die erſte Art gehoͤret diejenige Art von
Fluͤſen, welche bey Schraplau ge-
brochen werden, nur iſt zu beklagen,
daß ſie an Haͤrte bey weiten denen
Schwediſchen nicht gleich kommen. Es
gehoͤren ferner hierbey die ſchoͤnen
Sand-Steine, welche bey Rothen-
burg, Friedeburg, Bruͤcke ꝛc. in
groſſen Felßen anſtehen, und gewiß ſie
ſind, die rothe Farbe ausgenommen, ſo
gut als die Saͤchſiſchen, wenigſtens zum
bauen und Schleifſteinen: Derer Sal-
peter-Waͤnde und Huͤtten jetzo zu ge-
ſchweigen, als welche mehr vor ein
Werck der Kunſt zu halten ſind, als
daß man ſolche unter die eigentlichen
gewachſenen und unter der Erde er-
zeugten Mineralien rechnen ſollte. Vor
die Wiſſenſchaften gehoͤren eigentlich
die ſchoͤnen Verſteinerungen bey Halle,
die
[]Vorrede.
die vortrefflichen Abdruͤcke von ver-
ſchiedenen Kraͤutern in Schiefern zu
Wettin: Nicht weniger die Ab-
druͤcke von Fiſchen in Kupfer-Schie-
fern. Am merckwuͤrdigſten iſt eine
beſondere Art von Spath. Jch will
davon eine Beſchreibung geben. Nicht
weit von Laublingen findet ſich in ei-
nem Berge eine Art Spath-Kugeln
oͤfters als ein Kopf groß, aͤuſſerlich ſe-
hen ſolche eckig als ſo genannte Mer-
gelnuͤſſe aus; wenn man ſie zerſchlaͤgt,
ſo zerſpringen ſie allezeit in viereckigte
pyramidaliſche Koͤrper, deren Spitze in
den Mittelpunct dieſer Kugeln zuſam-
men laͤuft, nach der Peripherie aber
die unterſte breite Baſin dieſer Pyra-
mide formiren, von Farbe ſind ſie gelb,
zerſchlaͤgt man dieſe Pyramiden noch
mehr, ſo blaͤttern ſie ſich als Spath,
und geben lauter rhomboidaliſche Koͤr-
per.
[]Vorrede.
per: Auf einen warmen Ofen, oder
durch andere Erwaͤrmung geben ſolche
einen Feuerſchein von ſich, wie alle an-
dere Heſperi zu thun pflegen, und bey
anhaltender Hitze zerſpringen ſie mit
ſtarcken praſſeln. Hierher gehoͤren
noch verſchiedene Arten von Erden,
welche ſich theils als Walcker-Erde,
theils als Farb-Erden erweiſen, auch
hier und da in dem Hertzogthum Mag-
deburg gefunden werden. Nicht we-
niger auch eine ſehr ſchoͤne Art Gieß-
Sand, welcher haͤufig bey Laublingen
gefunden wird. Jch ſetze nunmehro
meine Reiſe weiter fort in das Fuͤrſten-
thum Halberſtadt. Jch finde gleich
vor Gruͤningen lincker Hand auf eine
Anhoͤhe, wenn ich nach der Stadt Hal-
berſtadt reiſe, eine unſaͤgliche Menge
derer ſchoͤnſten Verſteinerungen. Gleich
hinter Halberſtadt gegen Harsleben
ſind
[]Vorrede.
ſind beſonders merckwuͤrdige Berge
von ſehr lockern Sand-Stein. Dieſer
Sand-Stein hat ordentliche Eiſen-
Adern in ſich, aus welchen an der mit-
taͤglichen Seite oͤfters Knoppen von
dieſen Eiſen-Adern ausgewachſen, wel-
che von der Groͤſſe als groſſe und kleine
Erbſen ſind. Weiter nach der rechten
Hand iſt der Langenſtein, welcher
gantz artig gezeichnete Marmor hat,
die aber ſehr weich und kluͤftig ſind.
Nicht weniger findet ſich daſelbſt das
ausgehende von guten Stein-Kohlen,
ſo, daß man hier wieder deutlich ſiehet,
daß der Kalck-Stein oder ſo genannte
Marmor das Dach derer daſelbſt ver-
borgenen Floͤtze ſey. Weſterhauſen
hat ſeine vortreffliche Turf-Graͤberey,
und das nicht weit davon gelegene
Thale, hat gantz artige Kupfer-Berg-
wercke. Der Gang ſelbſt iſt derjenige,
der
[]Vorrede.
der auf der Treſeburg mit Nutzen ge-
bauet wird, und welcher alſo aus dem
Blanckenburgiſchen heruͤber in das
Halberſtaͤdtiſche ſtreichet. Dieſe Gaͤnge
beweiſen ſich mit ſchoͤnen Kupfer-Ertz-
ten und weiſſen Kieß in Spath und
Quartz. Es haben ſich zwar auch Sil-
ber-Ertzte daſelbſt angewieſen, es ſchei-
net aber nicht, daß dieſe Seite des Vor-
hartzes etwas erſprießliches und impor-
tantes von Silber bringen werde, in-
dem das Geſtein nicht darnach geartet.
Bey dem Amte Steckelnberge und
dem dahinter gelegnen Ramberge fin-
den ſich verſchiedene Sorten Eiſenſtein,
welche aber arm, feuerwackig, ſtrenge
und kupferſchuͤßig ſind. Dieſer Zug
von Eiſen-Ertzt gehet bis an die Allroͤ-
der Forſte im Blanckenburgiſchen.
Auch iſt daſiger Gegend eine ſchoͤne
Anweiſung zu Dachſchiefern, welche
dman
[]Vorrede.
man zeithero von Goßlar herhohlen
muͤſſen. Es waͤre auch der Muͤhe
werth zu unterſuchen, ob nicht das
Marmor-Floͤtz bey dem Ruͤbelande
und Neuwerck im Blanckenbur-
giſchen da heruͤber ſtreiche, aus welchen
die beruͤhmte Blanckenburgiſche Mar-
mor-Arbeit verfertiget wird: Mir
ſcheinet es ſehr probable. Auf dem
Wege nach den nicht weit von Thale
gelegnen Roßtrappe habe ich Spuh-
ren von Zinn-Ertzten gefunden, und
ausnehmend ſtarcken und derben
Wolfram. Jch vermuthe, daß die
daſelbſt haͤufigen Bingen und Halden
vor uralten Zeiten dahin geſtuͤrtzt wor-
den, und daß man alſo ehedeſſen ſtarcke
Bergwercke daſelbſt gebauet. Auf
dem Wege nach bemeldeter Roß-
trappe habe auch in einigen Stollen
gewachſenen Vitriol in groſſer Menge
gefun-
[]Vorrede.
gefunden. Bey dem Dorfe Thale
gegen Wienrode hin, ſtehet auch vie-
ler ſchoͤner und leicht fluͤßiger Eiſen-
ſtein, ſonſt Kuhrim genannt. Eben
in ſolcher Gegend iſt auch die groͤſte
Menge von Oolithen, welche in groſſen
Stuͤcken brechen, und vortreffliche Po-
litur annehmen. Um und bey den
Reinſtein iſt das meiſte ein Sand-Ge-
buͤrge, doch findet man bey demſelben
eine fette Thon-Erde, woraus unten
an dem Fuſſe des Berges Tobacks-
Pfeiffen gemacht werden. Gegen
Sielſtaͤdt uͤber iſt ein maͤchtiges
Kalck-Gebuͤrge, in welchen viele verſtei-
nerte Conchylien, beſonders Trochiten
und Entrochiten liegen, wie denn auch
von dieſen Arten eine erſtaunende
Menge extra matricem daſelbſt getrof-
fen werden. Bey Haſſerode hat
man von alten Zeiten her auf Kupfer
d 2gebau-
[]Vorrede.
gebauet; in denen neuern Zeiten hat
man Silber, doch ohne Nutzen geſucht,
weil man zwar Anweiſungen gehabt,
welche aber nichts importirt. Jetzo
bauet man auf Kupfer, und die An-
bruͤche ſind ſchoͤn. Ueberhaupt iſt der
Vorhartz dieſer Gegend wie ſchon er-
wehnet, nicht zu Silber geneigt. Vor-
zeiten hat auf der ſo genannten Dohm-
kuhle auch Farben-Kobold gebrochen,
welcher theils wißmuthiſch, theils
kupfernicklich, theils mißpicklich ge-
weſen, aber dieſes Werck iſt laͤngſt er-
ſoffen. Man ſiehet uͤberhaupt daſiger
Gegend viele Spuhren, daß in denen
vorigen Zeiten ſtarcke Bergwercke da-
ſelbſt umgegangen, z. E. am Baͤr-
berge, Steinberge ꝛc. wo uͤberall auf
Silber und Kupfer gebauet wor-
den. Auch hat ehedeſſen eine Saͤy-
ger-Huͤtte bey Wernigerode gelegen,
woraus zu ſchlieſſen, daß viel Sil-
ber
[]Vorrede.
ber und Kupfer daſelbſt zu gute gemacht
worden. Von da ziehet ſich das Fuͤr-
ſtenthum Halberſtadt, wovon ich jetzo
Wernigerode und Quedlinburg
ausſchlieſſe, nach den Fallſtein, Huy,
auf Stapelnburg, Dardesheim,
Zilli, Langeln, Appenrode, Oſter-
wyck, bis nach der Braunſchweigiſchen
Graͤntze, hier laͤßt ſich, wie ſchon oben
erwehnet, uͤberall das Stein-Kohlen-
Floͤtz ſpuͤhren, welches aus dem Her-
tzogthum Magdeburg heruͤber ſtreicht.
Beſonders diſtinguirt ſich hierbey die
Gegend von Oſterwyck und Horn-
burg. Bey Dardesheim ſtoͤſt das
Dach der Kohlen zu Tage aus, welches,
wie gewoͤhnlich, wiederum ein Kalckge-
buͤrge, welches aber voller verſteinerter
Conchylien, beſonders findet man die
ſo ſeltnen Encrinos darinne. Und
dieſes waͤre das Fuͤrſtenthum Halber-
d 3ſtadt
[]Vorrede.
ſtadt auf der Seite nach der Blancken-
burgiſchen, Hannoͤverſchen und Braun-
ſchweigiſchen Graͤntze betrachtet. Jch
kehre nun wieder zuruͤck nach Halber-
ſtadt, und wende mich nach der Seite
von Aſchersleben. Jch will alſo
uͤber Quedlinburg und Ballenſtaͤdt
nach Meußdorf gehen, hier finde ich,
daß dasjenige Stein-Kohlen-Floͤtz, was
der Fuͤrſt von Anhalt Bernburg in
dem nahe dabey gelegnen Opperode
bauet, heruͤber ſtreichet; die Kohlen
ſind gut, und iſt Schade, daß dieſes
Werck nicht mit mehrerem Eyfer be-
trieben wird. Das nicht weit davon
gelegene Danckerode iſt ehedeſſen auf
Silber betrieben worden, es hat auch
wegen des nahgelegenen Hartzgerode
eine ſchoͤne Belagerung darzu. Die
daſelbſt brechende Ertzte ſind auch nicht
bloß grobe Geſchicke, ſondern in der
That
[]Vorrede.
That edel: Aber es muͤſten andere
Anſtalten daſelbſt ſeyn. Wie denn
ehedeſſen der ſo genannte Tityans-
Berg viel Aufſehens gemacht, wo man
verſchiedene Spuhren von Stollen,
Schurfen ꝛc. findet. Auf meiner
Ruͤckreiſe gehe ich uͤber Ermsleben
nach Aſchersleben, daſelbſt iſt ein
vortrefflicher Sandſtein-Bruch, vor-
zeiten iſt auch daſelbſt eine Saltz-Co-
ctur geweſen, weil aber die Sohle zu
arm und die Feuerung zu theuer, ſo iſt
dieſes Werck liegen geblieben. Die
Quellen ſind ſtarck und alſo hinlaͤnglich,
eine Coctur zu verſehen. Die vor der
Stadt ausſtreichenden Kohlen ſind
ſchlechte, braune ſo genannte Holtz-
Kohlen. So findet man auch an ver-
ſchiedenen Orten dieſes Fuͤrſtenthums
Trippel und Farben-Erden. Nun iſt
noch uͤbrig, daß ich die dem Fuͤrſtenthum
d 4Hal-
[]Vorrede.
Halberſtadt incorporirte Grafſchafft
Hohenſtein bereiſe. Bennckenſtein
iſt der erſte Ort, den ich auf meiner
Reiſe beruͤhre. Hier findet ſich die
groͤſte Menge von Eiſenſtein an der
rauhen Hoͤhe, hohe Geiſter-Hoͤhe, Buͤ-
chen-Berge, Schulweiſe, Ober- und
Unter-Buͤchen-Berge, Gemeine ꝛc.
allein, da es auch hier an Holtz fehlet,
der Stein ſelbſt ſtarck im Waſſer ſte-
het, zum Theil ſehr ſtreng und kupfer-
ſchuͤßig iſt, ſo iſt auch keine Reflexion
darauf zu machen: Jndeſſen ſind die
Arten, Glaßkopf, Bluthſtein, Kuh-
rim, Feuerwackiger, und andere.
Man findet daſiger Orten gantz niedli-
che Jaſpis; auch hat man ehedeſſen
Vitriol daſelbſt geſotten. Von da rei-
ſet man nach Ellrich. Dieſes Staͤdt-
gen und die umliegenden Gegenden
diſtinguiren ſich durch allerley Arten
von
[]Vorrede.
von Alabaſtern, welche aber nicht ge-
ſucht werden, ſondern man begnuͤget
ſich an denen aus der Grafſchafft Ho-
henſtein (Hannoͤveriſcher Hoheit) kom-
menden Stuͤcken, ohngeachtet wir ihn
eben ſo ſchoͤn haben. Der geringere
Alabaſter giebt ſchoͤnen Gyps. Alle
Sorten von dieſen Alabaſtern, hat
Ritter in einen beſondern Tractat de
Alabaſtris Hohenſteinenſibus beſchrie-
ben. Daſelbſt findet ſich auch diejenige
Art Eiſenſtein, welche unter den Namen
Leſeſtein bekannt iſt, ſie iſt reich und
leichtfluͤßig, wird auf denen Aeckern
zuſammen geleſen, und auf den Zerren-
heerde zu gute gemacht, wenn ſie allein
verſchmoltzen wird; weil aber es nicht
viel dergleichen giebt, ſo ſetzt man noch
andre Arten fluͤßigen Eiſenſteines dar-
unter, welcher bey der Sachſa gegra-
ben wird. Dieſes Staͤdtgen iſt das
d 5letzte
[]Vorrede.
letzte in der Grafſchafft Hohenſtein an
der Hannoͤveriſchen Graͤntze. Es iſt
nicht leer an unterirrdiſchen Merck-
wuͤrdigkeiten. Erſtlich brechen daſelbſt
viele Arten von Eiſenſtein, ſo findet
ſich auch daſelbſt eine Art gruͤner, brau-
ner und rother Marmor. Auf dem
Felde findet man ziehmlich haͤufig
Achaten, und bisweilen in ſolchen
Stuͤcken, daß gantze Tabattieren dar-
aus geſchliffen werden koͤnten. Das
nahe dabey gelegne und zu Blancken-
burg gehoͤrige Walckenried hat ſolche
auch, aber daſelbſt macht man Ge-
brauch davon, und der Herr Cammer-
Rath Cramer laͤſt allerley Sachen da-
von ſchneiden. Vorzeiten ſind bey
der Sachſa ſonderlich im 15ten Seculo
ſtarcke Kupfer, Silber und Bley-Berg-
wercke geweſen, wovon noch die daher-
um liegenden Schlacken zeigen. Auch
ſind
[]Vorrede.
ſind noch die Huͤttenteiche, Huͤtten-
Graͤben und Huͤtten ſelbſt zu ſehen,
welche aber jetzo in Muͤhlen verwan-
delt ſind, aber noch bis dato die Huͤt-
ten-Muͤhlen heiſſen. Auch iſt in de-
nen vorigen Zeiten an der Wiede
daſelbſt eine Goldwaͤſche geweſen.
Jetzo findet man davon nichts mehr,
wenn man aber ſuchet, ſo findet man
bisweilen Cinnabarem nativam in gra-
nis in einer leimigen Matrice. Vor
einigen Jahren hat der Herr Cam-
mer-Rath Cramer nicht weit da-
von an eben dieſem Waſſer dergleichen
ſeiffen laſſen, da wo ſolches nach dem
Wiediſchen Muͤhlen und Huͤtten und
Hammerwercken zulaͤuft. Die Ge-
gend von Wofleben und Oberſachs-
werfen und andrer Orte iſt merckwuͤr-
dig, wegen derer vielen und groſſen
Erdfaͤlle, welche ſich daſelbſt befinden.
Jch behalte mir aber vor, bey anderer
Gele-
[]Vorrede.
Gelegenheit dieſe Sache und deren Ur-
ſprung genauer anzuzeigen. Der
Kohnſtein iſt bekannt, wegen ſeiner
vortrefflichen Verſteinerungen ſo wohl,
als weil alles daſelbſt auf das zarteſte
incruſtirt wird. Bey Bleicherode
hat ehedeſſen der ſo genannte Knoͤchel-
brunnen viel Aufſehen gemacht: Da
derſelbe alle Fruͤh-Jahre eine groſſe
Menge Sand von ſich ſtoͤſſet, welcher
voller zarten Knoͤchelgen war, ſo er-
mangelte die Einfalt und der Aber-
glauben nicht allerley Poſſen davon zu
erdichten, auch wohl gar Prophezeyun-
gen von Krieg, Peſt und theurer Zeit
daraus zu ziehen, wenn man aber dieſe
Knochen recht genau anſieht, ſo ſind es
Froſch-Beingen. Dieſe Thiere retiri-
ren ſich im Winter nach denen war-
men Quellen, ſterben und verweſen
darinnen, und das Waſſer ſpielet die
aus-
[]Vorrede.
ausgezehrte Knochen mit dem klahren
Sande im Fruͤhjahr heraus. Die
uͤbrigen Poſſen von wilden Ertzten
aus der groſſen und kleinen Kelle,
dem Ziegenloche, dem Weingarten-
Loche ꝛc. will ich nicht anfuͤhren,
weil ich durch vielfaͤltige Unterſuchun-
gen wahrgenommen, daß ſolche nichts
als Eiſenrahm, Katzengold, Katzen-
glimmer, Blende, Talck u. d. g. ſind.
Ueberhaupt verdienet die Grafſchafft
Hohenſtein unter der Erde mehr un-
terſucht zu werden, in Anſehung, daß
ſolche dem Hartze am naͤchſten gelegen,
und alſo ohnfehlbar verſchiedenes Gu-
tes an Metallen und Mineralien hal-
ten muß. Jn denen Sr. Majeſt. zu-
gehoͤrigen Staaten im Weſtphaͤli-
ſchen Kreyßediſtinguiren ſich die ſchoͤ-
nen Steinkohlen-Wercke von der
Boͤhlhorſt, Schneicker und Jbben-
buͤhren
[]Vorrede.
buͤhren ſo wohl, als die Saltz-Coctur
zu Unna. Man hat zwar an verſchie-
denen Orten auch ehedeſſen auf Sil-
ber gebauet, aber weil es nicht der
Muͤhe gelohnet, ſolches liegen laſſen.
Hingegen finden ſich an verſchiedenen
Orten Geſundbrunnen, als zu Se-
vennaͤr, Schwelm ꝛc. Es ſtuͤnde zu
verſuchen, ob man nicht an verſchiede-
nen Orten auch Gallmey finden wuͤrde,
wenigſtens ſind mir verſchiedene Erd-
Arten zu Geſichte gekommen, welche
ziemlich zinckiſch ſcheinen. An Eiſen
fehlt es dieſer Provintz auch nicht.
Oſtfrießlanddiſtinguirt ſich durch ſei-
nen ſchoͤnen Turf, da die Lage dieſer
Provintz ſonſt eben keinen Anſchein zu
Mineralien giebt. Jch ſehe mich alſo
genoͤthiget, meine Retour nach Berlin
zu nehmen, um meine Reiſe nach
Schleſien fortzuſetzen; weil mir
von
[]Vorrede.
von Neufchatel nichts beſonders wiſ-
ſend, auſſer was Scheuchzer ſchon an-
gemercket hat, wo man ein mehreres in
deſſen Oryctographia Helvetica leſen
kann. Schleſien, dieſes in allen
Stuͤcken geſegnete Land, beweiſet ſon-
derlich ſeine Vorzuͤge auch in Anſehung
des Mineral-Reichs. Jch werde bey
Erzehlung nicht auf des Volckmanns
Sileſiam ſubterraneam, auch nicht auf
andre Schrifftſteller ſehen, welche uns
hierbey zu ſtatten kommen koͤnnen, ſon-
dern ich werde mich nach denen Um-
ſtaͤnden richten, in welchen ich dieſes
Land bey meiner letztern Bereiſung
getroffen. Jch will bey Nieder-
Schleſien anfangen. Von Croſſen
reiſet man uͤber Nauenburg nach
Dittersbach, daſelbſt ſind gantz artige
Eiſenſteine, welche, obſchon ſolche nicht
alzu leicht fluͤßig ſind, dennoch auf den
Zer-
[]Vorrede.
Zerrenheerde geſchmeltzet werden, weil
Kohlen und Holtz noch daſelbſt zu ha-
ben ſind. Es iſt aber eine ſchlechte
Oeconomie, denn es bleibt vieles von
Gehalt in Schlacken, und werden viele
Kohlen unnuͤtze verbraucht. Zwiſchen
Loͤvenberg und Zobten iſt eine groſſe
Menge alter Halden und Bingen,
woraus erhellet, daß vor uralten Zeiten
ſtarcke Bergwercke daſelbſt umgegan-
gen, welche, wie man aus denen Hal-
den ſchlieſſen koͤnte, Floͤtze geweſen,
welche auf Kupfer betrieben worden.
Wie ſich denn auch das Dach davon
bey dem ein paar Meilen davon geleg-
nen Altjaſchwitz zeiget als Kalck-Ge-
buͤrge. Beſſer unten bey Hirſchberg
iſt das warme Bad zu Warmbrun-
nen. Dieſes zeiget ſeiner Natur nach
ſchon von der Gegenwart derer haͤufi-
gen Schwefel-Kieße und Eiſen-Erden.
Kupfer-
[]Vorrede.
Kupferberg iſt wegen ſeiner ſchoͤnen
Kupfer-Ertzte ſchon laͤngſt bekannt ge-
weſen; es beſtehen ſolche aus gantz be-
ſondern Ertzten, auſſer denen gemein
gelben und blumigen: Denn man fin-
det daſelbſt eine Art ſo genanntes
Schwartz-Ertzt, welches an die 72
Pfund Kupfer im Centner haͤlt. Nicht-
weniger hat eine Art Ertztes gebrochen,
welche daſelbſt unter den Namen Weiß-
Ertzt bekannt iſt und an die 60 Pfund
Kupfer haͤlt, uͤbrigens aber bey nahe
wie Kobold ausſiehet. Da dieſe bey-
de Arten gantz beſonders ſind, und
meines Wiſſens ſonſt nirgends gefun-
den werden, ſo ſind ſolche deſto merck-
wuͤrdiger. Mitten unter dieſen Kupfer-
Ertzten hat ſich zu Zeiten ordentlicher
Farben-Kobold und Wißmuth-Ertzt
angeleget, welches aber theils nur
Neſter weiſe, theils aber in ſchwachen
eTroͤ-
[]Vorrede.
Troͤmern gebrochen. Das dabey ge-
legne Rudolſtadt zeiget ebenfals
Kupfer-Ertzt, welche aber ſehr arſe-
nicaliſch ſind. Der beruͤhmte Zohten
oder Zobten-Berg iſt merckwuͤrdig,
weil derſelbe allerley Arten von Braun-
Stein, Zinn-Ertzten, Wolfram,
Schuͤrlkoͤrner ꝛc. hervor bringt, aber
niemand nimmt ſich die Muͤhe, etwas
zu ſuchen. Gottesberg hat vor alten
Zeiten ſich durch ſeine Silber-Ertzte
beruͤhmt gemacht: Durch Krieg und
andre Umſtaͤnde aber, iſt das Werck
lange Jahre in Verfall geweſen, bis es
vor einigen Jahren wieder aufgenom-
men worden, und jetzo mit artigen
Ertzten von Weißguͤlden und Glantz
bezeiget. Dieſe Ertzte ſtehen wenig
Lachter unter der Damm-Erde, und iſt
kein Zweifel, es werde bey weitern
Verfolg ſich noch verbeſſern. Das
nicht
[]Vorrede.
nicht weit davon gelegne Altwaſſer
und Tannhauſen giebt vortreffliche
Stein-Kohlen, deren ſich die dort her-
um wohnenden faſt unzehligen Lein-
wandbleicher und andre mit Nutzen
bedienen. Jch will hier von denen
ehemals ſo beruͤhmten Erden, welche
als bezoardiſch geſiegelt worden, als zu
Striegau, Goldberg, Jaͤſchwitz,
Liegnitz, Barchwitz, u. d. gl. nichts
erwehnen, weil ſolche faſt aller Orten
gefunden werden, und ihr Credit ſchon
laͤngſt gefallen. Bey Riegersdorf,
nicht weit von Wartha, findet ſich eine
Fuller-Erde, deren ſich die Tuch- und
Zeugmacher ſelbiger Gegend und im
Glatziſchen ordinair zum Walcken be-
dienen. So brechen auch vortreffliche
\&1F70E; Kieſe daſelbſt. Nimtſch hat vor-
treffliche Kalck-Steine, und in de-
nenſelben artige Verſteinerungen.
e 2Nicht
[]Vorrede.
Nicht weit von Nimtſch iſt das Dorf
Koſemuͤtz, welches artige Chryſo-
praße, Opale, Carneole u. d. gl. giebt.
Jch habe die Geſchichte dieſes Steines
in einer beſondern Memoire an die Aca-
demie berichtet. Silberberg hat den
Namen mit der That, indem es gantz
artige Silber-Ertzte fuͤhret, welche
auch geſucht werden, aber, wegen groſ-
ſer Armuth derer dortigen Einwohner,
ſo ſchlaͤfrich als moͤglich. Reichen-
ſtein iſt vor vielen hundert Jahren
beruͤhmt geweſen und hat vieles Gold
in vorigen Zeiten gegeben. Es ſind
auch die nehmlichen Ertzte noch da,
welche ehedeſſen gebrochen, aber theils
verhindert die Armuth derer Leute ei-
nen fleißigen Bau, theils die ſchlechte
Bezahlung des Arſenics, ſo, daß jetzo
mit allen Ertzten nichts anders ge-
macht, als Arſenic ſublimirt wird, und
ich
[]Vorrede.
ich befuͤrchte, daß wenn es in dem Train
fortgehen ſollte, nach und nach das
gantze Werck einſchlafen wird. Dieſes
Ertzt iſt ſo merckwuͤrdig, als eines ſeyn
kan, indem es meiſtentheils ein Ge-
menge von Gift-Kieß, gelben Schwefel-
Kieß, ſchwartzen und rothen Hornſtein,
Asbeſt, Lapide Nephritico u.d.g. iſt, an
welche, und wie dieſe Koͤrper an und in
einander gerathen, ein Phyſicus ſich
uͤben kan. Jn den daherum brechenden
Kalckſtein brechen gantze Neſter Arſe-
nic-Ertzt, welchen die Kalckbrenner
aus Unverſtand ausſchlagen, da doch
ſolcher die Brennung der Kalckſteine
befoͤrdern wuͤrde. Was Maſſel vor
befondere Naturalien um ſich hat, iſt
aus Herrmanns Maßlographia bekant.
Banckow bey Kreutzburg, hat ei-
nige Arten von Eiſenſtein, welcher jetzo
gegraben wird. Es liegt ſolcher Stock-
e 3werck-
[]Vorrede.
werckweiſe, und iſt im dritten Lachter
unter der Damm-Erde getroffen wor-
den. Es iſt ebenfalls eine Art von
Raſenſtein, und wird, wie gewoͤhnlich,
auf Zerren-Heerden geſchmeltzet. Von
hier aus will ich nun nach Ober-
Schleſien gehen. Hinter Roſenberg
nach Lublinitz zu, habe einen Schurf
von ohngefehr 1 und ein halben Lach-
ter, auf den ſo genannten Rochus-
Berge werfen laſſen. Bey Zwo-
rofsky bricht ein Thon, welcher der
Engliſchen Fuller-Erde vollkommen
gleich kommt, in groſſer Menge, wor-
aus die ſchoͤnſten Tobacks-Pfeiffen ge-
macht werden; eine Fabrique, welche, ſo
geringe auch ſolche zu ſeyn ſcheinet, den-
noch an die 70 neue ins Land gezogene
Auslaͤnder Brod giebt, und zu Anle-
gung eines gantz neuen Coloniſten-Dor-
fes Gelegenheit gegeben hat. Zwiſchen
Lubli-
[]Vorrede.
Lublinitz und Tarnowitz ſind vor-
treffliche Turf-Lagen, ſo lange aber
noch Holtz da iſt, nimmt ſich niemand
die Muͤhe, ſolche zu bearbeiten. Tar-
nowitz iſt von je her beruͤhmt ge-
weſen, wegen ſeiner Eiſenſtein-Gru-
ben, Gallmey-Bruͤche, auch Bley und
Silber-Ertzte. Jetzo gehet nichts als
die Eiſenſtein-Gruben um: Doch hat
dieſes Jahr ein Zwilchmacher, bey Gra-
bung eines Brunnens von ohngefehr
18 Fuß Teuffe an die 300 Centner
Bley-Glantz gewonnen. Die gantze
Gegend ſteckt voller Bley-Ertzt, wo-
von nicht allein derber Glantz, ſondern
auch Bley-Erden, weiſſes Bley-Ertzt,
rothes Bley-Ertzt gefunden worden.
Jſt ein Ort, wegen der Menge von
dergleichen Ertzten in Schleſien remar-
quable, ſo iſt es gewiß Tarnowitz und
Beuthen. Bey erſtern Orte ſind
e 4auch
[]Vorrede.
auch ehedeſſen tiefe Stollens ſehr weit
in das Gebuͤrge getrieben worden, wel-
che aber voͤllig verbrochen; des einen
Mund-Loch iſt bey der Repetskower-
Muͤhle hinter Alt-Tarnowitz. Bey
Piekar, iſt eine Eiſenſtein-Grube ne-
ben der andern, und findet ſich in
dieſem Eiſenſtein oͤfters Bley-Glantz,
weil gantz nahe darbey die Silber- und
Bley-Gruben, ehedeſſen umgegangen.
Die alten Halden um Tarnowitz und
Beuthen ſind noch ſo reich, daß ſich
taͤglich faſt an die 200 Leute davon er-
naͤhren, welche ſolche ausklauben und
das gefundene Ertzt an die Toͤpfer zur
Glaſur verkaufen. Was koͤnte da
nicht vor ein avantageuſer Bergbau an-
gelegt werden, wovon noch weit mehr
Leute ernaͤhret, des Landes herrliche
Jntereſſe aber vermehret werden koͤnte.
Am letztern Orte bey der ſo genannten
Skarley
[]Vorrede.
Skarley iſt die maͤchtige Gallmey-
Graͤberey, wovon wohl 3 bis viererley
Sorten daſelbſt gefunden werden.
Oefters bricht mitten in denen Gall-
mey-Waͤnden ſtahlreiner Bley-Glantz.
Es muͤſſen in denen alten Zeiten wich-
tige Bergwercke um Beuthen geweſen
ſeyn, man ſiehet es an denen vielen
Halden, Huͤtten-Plaͤtzen, Graͤben ꝛc.
Jetzo wird auf Bley und Silber gar
nichts daſelbſt gethan. Bey Dom-
browka gehet ein ſanft ſteigendes Ge-
buͤrge bis nach Olkuſch in Pohlen an
die 6 bis 7 Meilen weit, welches voller
Bley-Ertzte ſtecket, aber niemand ſu-
chet es, ohngeachtet daſelbſt der Alten
Hauptbau geweſen zu ſeyn ſcheinet.
Hinter den Graͤflichen Luſt-Garten iſt
eine Quelle, welche in groſſer Menge
Entrochiten und Trochiten auswaͤſchet.
Nachdem ich das dabey befindliche Ge-
buͤrge unterſucht, ſo fand, daß es ein
Kalckſtein, welcher ſich im Waſſer nach
und nach aufloͤſte, und hier und da ſeine
Erde wieder als Sinter und Tuphſtein
anſetzte, dieſer Kalckſtein ſteckte voll
von beſagten Verſteinerungen. Bey
e 5beſag-
[]Vorrede.
beſagtem Tarnowitz fand ſich ein dun-
ckelgrauer Letten, welcher wie Kam-
pfer roch. Bey dem Dorfe Camin iſt
Eiſenſtein mit Gallmey und Bley-
Glantz in Menge, wird aber nicht ge-
ſucht. An allen dieſen Orten iſt eine
einfaͤltige Art zu bauen. Sie machen
ſo wohl auf denen Eiſenzechen, als de-
nen Gallmeywercken und Bleyzechen
ein Loch neben den andern, ohne Ver-
zimmerung, ohne Farth; und wenn
ſie das Waſſer oder Regen heraus trei-
bet, ſo wird ein neues gemacht. Das
Dach von allen dieſen Metallen und
Mineralien, iſt Kalckſtein, welcher oft
ſchoͤne petrefacta hat. Von Kunſt-Ge-
zeug, Poch- und Waſchwercken wiſſen
ſie wenig oder nichts, ohngeachtet ihre
Bley-Ertzte beſonders es wohl noͤthig
haͤtten, als welche mit Mißpickel und
Blende durchſetzt ſind. Bey Beu-
then findet ſich uͤber dieſes eine feine
rothe Farb-Erde. Nicolai zeiget
verſchiedene ausgehende von Stein-
Kohlen und Schiefern, auf welchen
ſchoͤne Abdruͤcke von Pflantzen, (nur
Schade, daß ſolche wegen des vielen
bey-
[]Vorrede.
beygemiſchten Koch-Saltzes ſo leicht
verwittern,) welche aber niemand zu
ſuchen begehret. Jndeſſen ſind auf
allerhoͤchſten Koͤnigl. Befehl voriges
Jahr Verſuche auf Stein-Saltz daſelbſt
gemacht worden, man hat auch die
Spuhren davon bereits getroffen, und
habe ich ſelbſt auf der Halde das Koch-
Saltz auf den Letten und Geſtein aus-
geſchlagen gefunden und geſchmecket.
Koſtuchna hat in ſeinem Bezirck
vortreffliche Stein-Kohlen, welche aber
niemand ſucht. Es ſtehen daſelbſt 2
Floͤtze uͤbereinander, davon das obere
1 Lachter maͤchtig iſt, das untere habe
nur an ſeinen Ausgehenden geſpuͤhret.
Lendzin hat vortreffliche Kalckſtein-
Bruͤche. Hinter Berun bey Sultza,
Kopziowitz, Piaszowitz, legt ſich
bereits das Steinſaltz-Gebuͤrge an, das
bey Wielitzka und Bochnia mit Nu-
tzen gebauet wird, es iſt der Letten da,
es iſt der Kalckſtein mit Muſcheln da,
es iſt der Schwefelleber Geruch da, die
Waſſer dort herum ſind ſtarck ſaltzig:
mit einem Wort, es ſind alle Anwei-
ſungen und alle Erdſchichten da, welche
man
[]Vorrede.
man bey Wielitzka und Bochnia fin-
det, und iſt kein Zweifel, es werde auch
das Stein-Saltz ſich zur Gnuͤge in
mehrerer Teuffe finden, zumal, da alle
Erd und Stein-Arten aus dem ange-
fangenen Schachte in einem Tage an
der Luft mit cubiſchen Saltz-Cryſtallen
beſchlagen. Mockrow bey Nicolai
hat niedliche Petrefacten im Kalck-
Stein, wie man den daſelbſt auch Ei-
ſen-Glantz in Kalckſtein findet. Groß-
Stein hat ebenfals vielen zum bren-
nen und bauen geſchickten Kalckſtein
mit Petrefacten. Auch findet ſich eine
zarte Mergel-Erde daſelbſt; nicht we-
niger eine ſchwartze Erde, welche ge-
ſchlemmt zum mechaniſchen Gebrauch
ſehr nuͤtzlich ſeyn wuͤrde. Es muͤſſen
auch ehedeſſen ſtarcke Bergwercke da-
ſelbſt umgegangen ſeyn, weil die vielen
Bleyſchlacken Halden davon zeigen.
Zwiſchen Skodnia und Grashow
ſtehen zwey hohe Ofen, wo theils Tar-
nowitzer, theils um Skodnia gegrabe-
ner Eiſenſtein verblaſen wird. Merck-
wuͤrdig iſt, daß dieſer Eiſenſtein eben
einen ſo zinckiſchen Ofenbruch ſetzt, als
wie
[]Vorrede.
wie die Goßlariſchen Ertzte; es ruͤhret
aber von dem Tarnowitzer Gallmeyi-
ſchen Eiſenſtein her. Bey Butkewitz
ſind ebenfals 2 hohe Ofen. Der Eiſen-
ſtein wird daſelbſt gegraben, dabey findet
ſich ein weiſſer Letten, welcher an der
Luft blau wird, und 25 Pfund Eiſen
haͤlt. Von Falckenberg an ſteiget
das Gebuͤrge immer peurà peu nach
dem Glatziſchen zu, und da ich weiter
keine hauptſaͤchliche Entdeckungen von
Ober-Schleſten anzufuͤhren habe, ſo
wende ich mich nach der Grafſchafft
Glatz. Hier kommt mir nun gleich
an der Graͤntze Hausdorf vor. Die-
ſer Ort iſt merckwuͤrdig, wegen derer
vortrefflichen Kupfer-Ertzte, welche
daſelbſt brechen, es beſtehen ſolche in
Kupfer-Glaß-Ertzt, gelben, bluhmigen
und mit Mißpickel durchdrungenen
Kupfer-Ertzten, es ſind daſelbſt ver-
ſchiedene Stollen, Schaͤchte und Ze-
chen aufgenommen. Nicht weniger
findet ſich daſelbſt Anweiſung auf
Stein-Kohlen; ſo ſintert auch daſelbſt
auf der ſo genannten Lettenſtrecke eine
Art von viridi montano aus. Auf der
blau-
[]Vorrede.
blauen Strecke brechen vortreffliche
Schwefel-Kieße. So findet ſich auch
ein weiſſer fetter Letten daſelbſt, wel-
cher eine Fuller-Erde abgeben kan. Es
ſind auch Anweiſungen von Silber-
Ertzten daſelbſt. Dieſes Werck kan in
der Folge von groſſer Erheblichkeit
werden. Das Wilhelms-Thal bey
Seitenberg iſt nicht weniger merck-
wuͤrdig: Dieſes Thal, welches ſich von
Seitenberg bis nach der Schnee-Kop-
pe im Glatziſchen erſtrecket, zeiget al-
lerley ſchoͤne Mineralien; ſo habe ich
z. E. daſelbſt einen artigen Silbergang,
an der ſo genannten Johannesber-
ger-Leithe gefunden. Nicht weit da-
von waren auch Spuhren von Zinn-
Ertzten, und in eben der Gegend war
auch ein gantzer Berg von Amethiſt,
Fluß, worinnen auch wuͤrckliche
Amethiſten befindlich waren. Es
muͤſſen ehedeſſen in daſiger Gegend
ſehr viele und ſtarcke Bergwercke auf
Silber und andre Metalle ſeyn getrie-
ben worden, weil alles voll alter Hal-
den, Bingen, verbrochner Schaͤchte ꝛc.
an den ſo genannten Johannesberger
Wege
[]Vorrede.
Wege war. Landeck iſt wegen ſeines
warmen Bades bekannt. Ueberhaupt
aber ſteckt die Grafſchafft Glatz, ſon-
derlich um Reinertz, denen Seefel-
dern, Neſſelgrund, Hallatſch, Jau-
erinck und Pohldorf voller Eiſen-
ſtein, welcher aber voller Schwefel,
Kupferſchuß und Arſenic iſt. Nicht
weniger habe in dieſer Grafſchafft zehn
Sauerbrunnen gefunden, welche an
Geſchmack und Force dem Egeriſchen
gantz gleich kommen. Drey davon
ſind bey Reinertz, einer bey Ober-
Schweldorf, einer bey Altheyde,
einer bey Hartha, einer in Huͤbichs-
Grunde, einer bey Sauerbrunnen,
einer bey Neuweiſtritz, und einer bey
Kutowa. Aber niemand nimmt ſich
die Muͤhe, ſolche zu unterſuchen, oder
ſich dererſelben zu bedienen. Und ſo
viel iſt, was ich ſeit einigen Jahren bey
Gelegenheit aufgehabter Commißionen
reelies, ratione des Mineral-Reichs, in
denen Staaten Sr. Majeſt. des Koͤni-
ges wahrgenommen habe. Es waͤre
zu wuͤnſchen, daß ein jeder geſchickter
Phyſicus auf ſeine Gegenden genau
Ach-
[]Vorrede.
Achtung gaͤbe, wie viel ſchoͤne Ent-
deckungen wuͤrden dadurch nicht an
den Tag kommen. Vor eine Perſon
iſt dieſe Arbeit zu groß und wichtig. Es
iſt auch nicht eben die Abſicht, daß man
von allen dieſen Sachen auf einmal
Gebrauch mache. Jndeſſen ſind ſolche
Nachrichten doch vielleicht auf die fol-
genden Zeiten erſprießlich, bis dahin
ſolche billig beygelegt, und als ein ſpe-
cimen hiſtoriæ naturalis ſubterraneæ auf-
gehoben werden koͤnnen. Wenn meh-
rere Leute, die mehr Geld, Zeit und Ge-
ſchicklichkeit haben, dergleichen Unterneh-
mungen huͤlfliche Hand leiſten, ſo kan
mit der Zeit etwas gantzes daraus
werden; welches auch von Hertzen zum
Beſten des Koͤnigl. Intereſſe, und des
gantzen Landes ſo wohl, als zur Auf-
nahme und Wachsthum derer Wiſſen-
ſchafften, wuͤnſchet
den 12ten May 1756.
Vorer-
Vorerinnerung.
Da ich mich an die Unterſuchung
derer Berge, und beſonders
der Floͤtz-Gebuͤrge, und derer
darinn befindlichen Floͤtze wa-
ge, ſo muß ich zum voraus anfuͤhren, daß mich
zu dieſer Arbeit nichts bewogen, als einige
kleine Entdeckungen, die ich auf denenſelben
ſeit einigen Jahren zu machen, Gelegenheit
gehabt. Jch habe geglaubt, ich thaͤte ſehr un-
recht, wenn ich ſolche nicht den Liebhabern der
Natur-Geſchichte mittheilte, um ſo viel mehr,
da meines Wiſſens noch kein Schriftſteller ſich
die Muͤhe gegeben, beſonders die Floͤtz-Gebuͤrge
eigentlich zu beobachten. Zwar haben ſchon
verſchiedene hier und da, einige Anmerkungen
von denenſelben ihren Schriften einverleibet,
allein ein jeder hat dabey, nur eines oder das
Aandere
[[2]]Vorerinnerung.
andere bey denen Floͤtzen vorfallende, zum Au-
genmerck gehabt; So begnuͤget ſich zum Exem-
pel der Steinſammler, wenn er nur die ſelte-
nen Abdruͤcke von Fiſchen, Krebſen, Kraͤutern,
Bluhmen ꝛc. erwehnet, ſo wie ſie in denen
Schiefern getroffen werden. Der Marck-
ſcheider iſt zufrieden, wenn er angiebt, wie man
auf Floͤtzen abziehen muͤſſe; Und der Ertzt-Be-
ſchreiber wird durch die in Floͤtzen brechende
Ertzte, Schiefern, Steinkohlen ꝛc. ſo geruͤhret,
daß er vor Freuden nicht einmal Zeit hat, daran
zu dencken, wie doch dieſes alles entſtanden
ſeyn moͤge, und was ſonſt vor nuͤtzliche An-
merckungen und Folgen, daraus gezogen wer-
den koͤnnen, geſchweige, daß er ſich die Muͤhe
geben ſolte, gewiſſe Grundſaͤtze ausfuͤndig zu
machen, nach welchen man ganze Gehaͤnge von
Floͤtz-Gebuͤrgen, beurtheilen koͤnnte. Zwar
muß ich geſtehen, daß Leibnitz, Whiſton, Wood-
ward, Newton, Buͤttner, Mylius, Moro,
Bertrand, Kießling, Spangenberg, u. a. m.
in ihren Schriften vortreffliche Anmerckungen,
von denen Floͤtzen beygebracht, aber keiner hat
ſich die Muͤhe gegeben, dieſe ſo wichtige Ma-
terie recht ernſthaft, und in einer gewiſſen Ord-
nung beſonders abzuhandeln. Jch weiß es
nicht, was daran Schuld iſt. Einigen dieſer
großen
[[3]]Vorerinnerung.
großen Maͤnner, mag es vieleicht an Gelegen-
heit dazu gefehlet haben, wenn gegentheils
andere die mit der Befahrung derer Floͤtze ver-
bundene Unbequemlichkeit abgeſchreckt hat.
Es iſt wahr, es iſt nicht eines jeden Gelehrten
Sache, Strecken und Stollen zu befahren, wo
man zu der gantzen Unterſuchung bisweilen
kaum 10. 11. 12. bis 16 Zoll Raum hat, und
wo man nicht ſelten, beſonders ehe man es ge-
wohnt wird, einen zerſtoſſenen Kopf, eine be-
ſchaͤdigte Schulter, verletzten Arm, und andre
ſolche ſchoͤne Zufaͤlle davon tragen kan, allein
hier heißt es:
Perfer et obdura tandem meminiſſe juvabit.’
Gleichwol aber iſt dieſe Unterſuchung der Floͤtze
von eben ſo großer Wichtigkeit, als die Unter-
ſuchung derer Gang-Gebuͤrge. Jch finde mich
hierzu auch deſtomehr verbunden, da bis jetzo
noch die meiſten Bergwercke in unſers glorwuͤr-
digſten Monarchen Laͤndern, groͤſtentheils in
Floͤtz-Wercken beſtehen, gleichwohl aber meine
Pflicht erfordert, mich beſonders auf deren ge-
nauere Unterſuchung zu legen, und wo moͤgliche
nach und nach einige Saͤtze durch Erfahrungn,
feſte zu ſetzen, nach welchen man dergleichen
Gebuͤrge ſo zu ſagen dem Anſehen nach beur-
A 2theilen
[[4]]Vorerinnerung.
theilen, und ohne uͤberfluͤſſige, und vielmahls
vergebene Unkoſten, die gegruͤndeteſten Vermu-
thungen von ihrer Bauwuͤrdigkeit angeben
koͤnne. Jch ſetze aber hierbey zum voraus, daß
ich mich in nichts einlaſſen werde, was uͤber den
Begriff eines Bergmanns iſt; Doch aber, da es
die Umſtaͤnde erfordern, kann ich nicht umhin,
ehe ich mich an der Sache ſelbſt mache, einige
Umſtaͤnde den Erdboden uͤberhaupt, und deſſen
Veraͤnderungen betreffend, vorlaͤufig anzufuͤh-
ren. Man erwarte alſo nicht in dieſen Blaͤt-
tern, einen Ausſpruch, ob die Suͤndfluth allge-
mein geweſen. Der Leſer darf auch nicht hoffen,
daß ich ihn mit großen Marckſcheider-Aufga-
ben, beluſtigen werde. Vielweniger werde ich
weitlaͤuftige Schmeltzbeſchickungen anfuͤhren,
als welches alles durch die groͤßten und geſchick-
teſten Maͤnner, denen ich mich hierinnen nicht
einmahl gleich ſtellen kann, bereits ausgefuͤhret
worden. Jch werde vielmehr bloß bey der Na-
tur derer Berge beſonders derer Floͤtz-Gebuͤrge
bleiben, und mich bemuͤhen zu zeigen, wie ſolche
vermuthlich entſtanden, und was hauptſaͤchlich
bey denenſelben einen Naturforſcher anzumer-
cken, noͤthig ſey. Da nun dieſe Berge einen
Theil des Erdbodens ausmachen, ſo werde von
der Erde ſelbſt ein paar Worte ſagen.
Der
[[5]]
Der erſte Abſchnitt.
Von den Erdboden uͤberhaupt.
Ehe wir die Erde genauer betrachten, ſo
wird es noͤthig ſeyn, gantz kurtz zu be-
ſtimmen, was unter dem Wort, Erde,
zu verſtehen ſey. Erde wird gemeiniglich in
zweyerley Verſtande genommen, denn bald
zeiget es denjenigen aus feſten und fluͤßigen
Theilen zuſammen geſetzten Koͤrper an, wel-
chen wir bewohnen, bald aber bedeutet es
bloß diejenigen Koͤrper, woraus der Erdbo-
den zum Theil beſtehet, welche an und vor
ſich trocken ſind, und ſich in kleine Theile
durch die Feuchtigkeit aufloͤſen laſſen. Von
der letztern Art iſt es jetzo nicht unſerer Ab-
ſicht gemaͤß, ausfuͤhrlich zu handeln, mir
wollen vielmehr den Erdboden, ſo, wie ſolcher
aus feſten und fluͤßigen Theilen zuſammen
geſetzt iſt, anſehen. Der Erdboden iſt alſoWas
Erdbe-
den heiſ-
ſe.
derjenige runde Koͤrper, welcher aus fe-
A 3ſten
[6]ſten und fluͤßigen Theilen zuſammen ge-
ſetzt iſt, und ſich um ſeine eigene Are in
24 Stunden, um die Sonne aber in Jah-
res Friſt einmahl beweget. Dieſer groſſe
Welt-Koͤrper, dieſer wuͤrdige und wichtige
Gegenſtand, derer Unterſuchungen groſſer
Maͤnner, iſt es, welcher ſo viele verborgene
Weisheit und faſt unergruͤndliche Verbin-
dungen ſeiner Theile, auf und in ſich zeiget:
Wie ſol-
cher
entſtan-
den.Wie dieſer Koͤrper entſtanden ſey, iſt nicht
moͤglich, gewiß zu beſtimmen, da die Meinun-
gen derer groͤßten Gelehrten ſo verſchieden
ſind. Der ſicherſte Weg iſt vor der Hand,
die Erzehlung des Moſes, vor bekannt anzu-
nehmen; denn, wenn wir auch alle andere
Nachrichten, welche uns die alten Weltwei-
ſen davon ertheilen, anſehen, ſo kommt es
doch allezeit darauf hinaus, daß der Schoͤpfer
aus gewiſſen einfachen Theilen das Gantze
zuſammen geſetzt habe, nur ſind ſie in der
Beſtimmung dieſer uranfaͤnglichen Theile
nicht einerley Meynung. Thales von Mi-
letus, Pindarus, u. a. geben das Waſſer
vor den Urſprung aller Dinge aus. Empe-
docles nahm vier Elemente an, welche der
Poͤbel noch vor den Anfang aller Dinge haͤlt,
Feuer, Waſſer, Lufft und Erde. Parmeni-
des hielt das Feuer vor das Grund-Weſen
aller erſchaffenen Koͤrper. Heſiodus und
aus ihm Ovidius, hatten einen Miſchmaſch
von allerley nicht genau zu beſtimmenden
Din-
[7] Dingen, welchen ſie Chaos nennen, und da-
von der letztere ſingt:
Ante mare \& tellus (\& quod tegir omnia)
cœlum.Unus erat toto naturæ vultus in orbe.
Quem dixere Chaos, rudis indigeſtaque
molesNec quicquam niſi pondus iners, congeſta-
que eodem.Non bene junctarum diſcordia ſemina
rerum.
oder, wie dieſer Dichter im 12ten Buch Fa-
ſtor: ſagt:
Lucidus hic aër \& quæ tria corpora re-
ſtant.Ignis, aqua \& rellus, unus acervus erant.
Epicurus und ſein Anhang meynten, die
Welt ſey aus einer Zuſammenhaͤufung un-
endlich kleiner Staͤubgen durch einen Zufall
entſtanden, ſo, wie ohngefehr Juvenalis ſagt:
Sunt qui in fortunæ jam caſibus omnia
ponant.Et mundum nullo credant rectore moveri
Natura volvente vices \& lucis \& anni.
Anderer Meynungen zu geſchweigen, alle aber
kamen doch darinne uͤberein, daß ſie ſolche
als ein Werck anſahen, das von ſich ſelbſt
entſtanden waͤre. Bis in denen folgenden
Zeiten die Weltweiſen anfingen zu erkennen,
A 4daß
[8] daß ein ſo bewundernswuͤrdiges Gebaͤude
ſein Daſeyn, ohnmoͤglich einen blinden Zu-
falle, oder ſich ſelbſt zu dancken haben koͤnte.
Daher ſagt Pythagoras in Aur. Carm.
Es bleibet alſo auch nach den Ausſpruch de-
rer weiſen Heiden darbey, daß das hoͤchſte
Weſen die gantze Welt, und alſo auch den
Erdboden, welchen wir bewohnen, erſchaffen
habe, ob wir wohl nicht eigentlich ſagen koͤn-
nen, wie und auf was vor Art die in der
Was die
6 Tage-
Wercke
heiſſen.Schrift angefuͤhrten ſechs Tage-Wercke be-
ſchaffen, oder ob ſolche nach den bloſſen
Wortverſtande angenommen werden koͤnnen.
Es ſcheinet mir daher Whiſton vollkommen
Recht zu haben, wenn er in der neuen Be-
trachtung der Erde gleich Anfangs ſaget:
„Die Moſaiſche Schoͤpfung iſt nicht eine
genaue und philoſophiſche Beſchreibung
des Urſprungs aller Dinge, ſondern eine
hiſtoriſche und wahrhafte Vorſtellung
der Bildung unſerer Erde aus einem un-
foͤrmlichen Klumpen, und ihrer maͤch-
tigen und ſichtbahren Veraͤnderungen,
an einen jeden Tage, bis ſie eine Woh-
nung des menſchlichen Geſchlechts ge-
worden iſt‟. Und kann dieſes der Ehre
des
[9] des Schoͤpfers auch im geringſten nichts be-
nehmen, wenn man auch vor wahr annimmt,
daß die Materie, aus welcher in denen an-
gefuͤhrten ſechs Tagewercken, die Theile der
Welt hervorgebracht worden, ſchon vorher
geſchaffen geweſen. Wie dieſer neuerſchaf-
ne Erdboden ausgeſehen habe, iſt nun zwar
nicht moͤglich genau zu beſtimmen, es ſchei-
net aber doch, daß man aus denen, in der
Folge der Zeit an denſelben geſchehenen Ver-
aͤnderungen mit Wahrſcheinlichkeit ſchluͤſſen
koͤnne, wie er ohngefehr ausgeſehen. Wir
wollen uns nicht beſonders in die Meinungen
verſchiedener alter und neuer Naturkuͤndiger
einlaſſen, als welche ſo mancherley ſind, daß
man an denen meiſten gleich am erſten Anſe-
hen wahrnimmt, wie ſtarck eine lebhafte Ein-
bildung bey deren Erfindung in dem Gehirne
derer Verſaſſer gewuͤrcket habe. Die Chine-
ſer halten davor, die Erde ſey anfaͤnglich
ſchwammig und locker geweſen, daher ſolche
auch ohne Arbeit alle Fruͤchte und Gewaͤchſe
hervorgebracht habe. Noch andere meinen,
der Erdboden ſey Anfangs eben und ohne alle
Berge geweſen, als welche erſt durch die all-
gemeine groſſe Ueberſchwemmung, oder auch
durch andere Veraͤnderungen entſtanden
waͤren. Allein dieſe Meinung iſt gantz un-
gegruͤndet, weil ſolchergeſtalt erſtlich gantz
neue Theile des Erdbodens entſtanden waͤren,
welche Anfangs gemangelt, folglich die erſt
A 5erſchaf-
[10] erſchaffene Erde unvollkommen geweſen waͤre.
Zweytens iſt es ja zur Genuͤge bekant, wie
unentbehrlich die Berge zu vielerley Nutzen
dem Erdboden ſind, wovon uns der beruͤhm-
te Herr Profeſſor Sultzer ſo wohl, als der
Herr Elias Bertrand und andere die vortref-
lichſten Abhandlungen ertheilet. Waͤre nun
die Welt ohne Berge ſo lange Zeit geweſen,
ſo ſehe ich nicht, durch was vor Wege dieſer
Mangel haͤtte ſollen erſetzt werden. Genug
die Erde war wuͤrcklich mit Bergen beſetzt ſo
wohl als jetzo, weil wir kurtze Zeit nach der
Schoͤpfung ſchon Nachricht finden, daß
Bergbau getrieben, und Ertzte aus der Erde
gelangt worden, dergleichen die Geſchichte
des Thubalcains beſaget, nun wiſſen wir,
daß Ertzte und Bergwerck allezeit Gebuͤrge
voraus ſetzet, folglich ergiebt ſich durch einen
ungezwungenen Schluß, daß gleich Anfangs
der Welt, Berge muͤſſen geweſen ſeyn. Ob
aber ſolche alle einander aͤhnlich geweſen, oder
ob nicht die meiſten derſelben in der Folge der
Zeit, durch verſchiedene Veraͤnderungen,
welche entweder den gantzen Erdboden, oder
auch einzelne Theile deſſelben betroffen, ſehr
veraͤndert worden, davon wollen wir in den
zweyten Abſchnitte mit mehreren ſprechen.
Kurtz, die Erde beſtand Anfangs erſtlich aus
fluͤßigen Theilen, welche Waſſer waren;
zweytens aus feſten Theilen, oder derjenigen
Art, die die eigentlich ſo genannte Erde iſt,
und
[11] und ſich in denen fluͤßigen geſchwinde aufloͤſen
ließ. Alle dieſe Theile waren bey der
Schoͤpfung mit einander vermenget, bis ſie
von einander geſchieden wurden, dieſes ge-
ſchahe in den ſechs Tagewercken, nach dem
bekannten Verſe:
Prima dies lucem profert, locat altera
cœlumPoſt hæc ſtat tellus, quarto duo lumina lu-
cent,Quinta replet vaſtum variis animalibus
orbemAdam parque Deo formatur imagine ſexta.
Jch will es denen Herren Chronologen uͤber-
laſſen, wie ſie dieſe 6 Tage rechnen wollen.Wie die
Welt
entſtan-
den.
Der beruͤhmte Whiſton nimmt vor jeden
Tag ein Jahr an, in nova telluris facie Co-
roll. I. Lemmat. 70. und Hypotheſ. 5. Corol-
lar. I. und anderwerts. Ja, wenn wir uns
durch die Bibel ſelbſt dieſe Tage erklaͤren
laſſen, ſo ſaget ſolche, wenn ſie von GOTT
redet: Tauſend Jahr ſind vor ihm, wie ein
Tag. Es wird uns alſo niemand mit Fug
verketzern koͤnnen, wenn wir dieſen Punct
willkuͤhrlich annehmen und behaupten, daß
der Schoͤpfer gleich Anfangs die Natur ein-
gerichtet, folglich der Auswickelung dieſer in
einem Chaos beyſammen liegenden Materien
diejenige Zeit zugelaſſen habe, welche noͤthig
war, um eine gehoͤrige Scheidung derer un-
ter
[12] ter einander vermiſchten Theile vorzunehmen.
Dieſe Scheidung ging vermuthlich auf fol-
gende Art zu. Da alles in einer Vermi-
ſchung von Waſſer beſtand, welches in einer
ſtarcken Bewegung war, ſo hemmete der
weiſe Schoͤpfer dieſe ſtarcke Bewegung, hier-
durch bekamen die darinnen aufgeloͤſten fe-
ſten Theile Zeit, ſich nieder zu ſchlagen. Da-
mit aber ſolche auch einen Raum haben
moͤchten, welcher ſie nach geſchehener Schei-
dung zuſammen und im Gleichgewichte er-
hielte; ſo hatte der Schoͤpfer ſchon an den
zweyten Tage davor geſorget, daß der Lufft-
Kreyß des Erdbodens fertig war, denn mir
deuchtet, dieſes will hier hauptſaͤchlich die Er-
ſchaffung des Himmels ſagen. Dieſe Schei-
dung geſchahe alſo in dem dritten Tage-
wercke. Bey dieſen niederfallen derer ve-
ſtern und gegen das Waſſer zu rechnen,
ſchwerern Theile, konnte es nicht fehlen, es
muſten der Natur gemaͤß, die ſchwerſten zu-
erſt fallen, die leichtern aber uͤberzogen her-
nach dieſe zuerſt gefallenen veſten Theile als
mit einer Rinde; dieſe zuerſt gefallenen veſten
Theile, welche alſo die inwendige Schaale
des Erdbodens ausmachten, ſetzten ſich we-
gen ihrer natuͤrlichen und eigenthuͤmlichen
Schwere dichter zuſammen, als die aͤuſſern
und leichtern. Es entſtunden alſo aus de-
nenſelben diejenigen Ausgeburthen, welche
unter den Nahmen derer Steine bekannt
ſind.
[13] ſind. Sie erharteten nach und nach, weil
die Feuchtigkeiten, welche von Schnee, Re-
gen, Thau ꝛc. herruͤhrten, nicht mehr ſo tief
eindringen konten, um ſie in den weichen Zu-
ſtande zu unterhalten, da hergegen der obere
Theil des neuen Erdbodens durch obbeſagte
Feuchtigkeiten in ihrem weichen Zuſtande von
Zeit zu Zeit unterhalten wurde. Bey dieſer
Abſonderung muſten auch diejenigen Theile
mit in den Abgrund, welche an und vor ſich
zwar zart genung, gleichwohl aber die ge-
meine Erde an Gewicht uͤbertrafen, ich meyne
die zarten mineraliſchen, ſchweflichten, ſaltzi-
gen, arſenicaliſchen, welche nach der Zeit den
Stof zu denen in der Tiefe hervorgebrachten
Metallen und Mineralien hergaben. Da aber
dieſe Abſonderung nach und nach geſchahe, die
Luft auch als ein fluͤßender, und ſich bewegen-
der Koͤrper, das Waſſer und die damit verei-
nigten erdigen Theile noch immer in Bewe-
gung hielt, dieſe Bewegung aber unmoͤglich
allezeit einander gleich ſeyn konnte, ſo geſchahe
es vermuthlich, daß dieſe Waſſer an einem
Orte mehr als an den andern Orte von die-
ſen Erden abſetzten, ein folglich dem neuen
Erdboden eine unebene Geſtalt gaben, und
hier und da Erhoͤhungen deſſelben machten,
die wir jetzo unter den Nahmen von Bergen
kennen. Dieſe ſich beſtaͤndig bewegende
Luft war ferner Urſache, daß in denen gefalle-
nen Erden, Kluͤfte entſtanden. Denn als
ſolche
[14] ſolche von dem Waſſer geſchieden, und letzte-
tes in ſeine Behaͤltniſſe geſammlet worden,
ſo hatte ſolche einen freyen Eingang, in dieſe
durch und durch noch lockere und weiche
Erde, ſie trocknete ſolche aus, und der Bey-
tritt der Sonne, zog die noch damit verbun-
dene Feuchtigkeiten vollends heraus, hier-
durch ſetzten ſich die Theile naͤher zuſammen,
und es entſtanden alſo hier und da leere
Raͤume, welche wir in denen tiefften Ertzgru-
ben theils jetzo noch unter den Nahmen derer
Kluͤffte kennen, theils aber hat ſie die Na-
tur nach und nach mit Ertzten, Mineralien,
oder auch andern beſondern Geſtein-Arten
ausgefuͤllet, welches wir jetzo Gaͤnge zu nen-
nen pflegen. Daß dieſes mein Anfuͤhren
nicht eine bloße Bermuthung ſey, ſondern
daß wirklich auch dir haͤrteſten Steine, zu
einer Zeit weich, ja gar fluͤßig geweſen, zeigen
uns noch taͤglich die Erfahrungen, welche
wir von denen haͤrteſten Cryſtallen, und
denen Quartzdruſen haben, ich will von
druſiggewachſenen Ertzten, von Spath-
Druſen, Sinter, Tuphſtein, und dergleichen
nichts erwehnen, da man von einigen ſogar
die Zeit beſtimmen kann, in welcher ſolche
zu einer gewiſſen Groͤße, Dicke und Haͤrte
gelangen, z. E. an denen Carlsbader Stei-
nen, u. d. gl. Jſt dieſes jetzo noch moͤglich,
wie vielmehr muß es ſeyn moͤglich geweſen,
als der gantze Erdboden noch ein in Waſſer
auf-
[15] aufgeloͤſtes Gemenge geweſen. Noch mehr,
wir ſehen, daß alle Steinarten, welche ſich
in einer großen Teufe befinden, ein unordent-
liches Gemenge von allerley Erdarten ſind,
welche aber durch eine damit verbundene
Thonerde zuſammen gebacken, und von der-
ſelben noch in ihren Zuſammenhange erhal-
ten werden, da hergegen diejenigen, welche
nach der Schoͤpfung erzenget werden, mei-
ſtens nur einerley Haupterde zum Grunde
haben. Z. E. Quartz, Spath, Kalckſteine,
Schiefer ꝛc. Jndeſſen waren dieſe Berge
ſowohl, als das platte Land vermuthlich mit
den fruchtbarſten Erdreich bedecket, welches
natuͤrlicher Weiſe den fruchtbarſten Boden
unſerer jetzigen Zeiten weit uͤbertreffen muſte,
weil ſolches noch durch keine anderweitige
Veraͤnderungen verunedelt und ſchlechter ge-
worden. Hierzu kam, daß noch dieſe Erde
von ihren vorigen Zuſtande her, milde,
locker, folglich geſchickter zum Wachsthum
des Pflantzenreiches, in einer Art von be-
ſtaͤndiger Action-und Reaction derer Theile
war, welches aber in der folgenden Zeit, da dieſe
Theile ſich immer feſter und feſter zuſammen
fetzten, ſich veraͤnderte. Es iſt daher wahr-
ſcheinlich, daß der Erdboden auch nicht mit
ſo tiefen Thaͤlern verfehen geweſen, ſo wenig
als mit ſo ſehr jaͤhen Bergen, dergleichen
wir jetzo nach den vorgefallenen Ver-
aͤnderungen auf demſelben wahrnehmen.
Jn
[16] Jn dieſen Zuſtande blieb der Erdboden einige
Zeit allen Vermuthen nach, unveraͤndert.
Jch ſage mit Bedacht allen Vermuthen nach,
denn mit Gewißheit kan man es nicht be-
haupten, aus Mangel zuverlaͤßiger Nach-
richten von denen damaligen Zeiten. Es iſt
aber moͤglich, daß ſchon von Anfang an klei-
ne Veraͤnderungen ſich zugetragen. Wenn
wir beſonders die Schrift hoͤren, welche uns
Wie der
Fluch
nach dem
Suͤnden-
Falle zu
verſte-
hen.ſaget, daß nach den Fall des Adams der
Schoͤpfer die Erde verflucht habe, ſo ſolte
man nach gerade auf die Meinung verfallen,
daß durch dieſen Fluch ſogleich eine allgemei-
ne Veraͤnderung auf einmahl auf den Erd-
boden vorgegangen ſey. Allein wenn wir
die Worte des Fluchs recht beſehen, ſo fin-
den wir, meines unvergreiflichen Erachtens
nicht, daß der gantze Erdboden dadurch ei-
ner beſonders groſſen und allgemeinen Ver-
aͤnderung habe leiden duͤrfen, denn es heiſſet,
verflucht ſey der Acker um Deinet willen, mit
Kummer ſolt Du Dich darauf nehren, Dein
Lebelang, Dorn und Diſteln ſoll er Dir tra-
gen ꝛc. Hier erhellet es daraus, daß dieſe an-
gekuͤndigte Strafe, bloß den Adam und ſein
Weib betreffen, ſo wie in den 4ten Cap. des
erſten Buches Moſis und deſſen 12ten Ver-
ſe von Cain auch wieder beſonders heiſſet.
Wenn Du den Acker bauen wirſt, ſoll er Dir
fort ſein Vermoͤgen nicht geben. Wolte
man ſagen, daß durch den Fluch, ſo zu ſa-
gen,
[17] gen, ein Nachtrag einer Schoͤpfung geſche-
hen waͤre? das waͤre ebenfalls ſehr bedenck-
lich anzunehmen. Es iſt aber unvermeid-
lich, ſo bald man meynet, daß durch dieſen
Fluch die Erde veraͤndert worden, welche der
Schoͤpfer ſelbſt vor vollkommen gut erkennet
haͤtte, wenigſtens muͤſte dergleichen Unkraut,
als Dorn und Diſteln ſind, allererſt nach
ausgeſprochenen Fluche geſchaffen ſeyn. Mir
deuchtet alſo, daß es eher ſo anzunehmen,
daß der Schoͤpfer, den Adam aus der frucht-
baren Gegend des Paradieſes herausgetrie-
ben, und in einer Gegend verſꝛtzt, welche
weniger fruchtdar geweſen, und mehrere Ar-
beit in Anbau erfordert als der Garten des
Paradieſes, welcher dem Adam zufolge des
2ten Capitels des 1ten Buchs Moſes und
deſſen 15ten Vers gleichfals zum Anbau
und bewahren, uͤbergeben worden. Hier
fraget es ſich, vor wem ſolte Adam den Gar-
ten bewahren? Wer waren diejenigen, vor
welchen ſich in den 4ten Capitel, Cain fuͤrch-
tete, daß ſie ihm todt ſchlagen wuͤrden?
Wer waren die Toͤchter der Menſchen, nach
welchen die Kinder GOttes ſahen im 6ten
Kapitel. Sollte es denn wohl eine Verketze-
rung verdienen, wenn man glaubte, daß
vielleicht zu der Zeit Menſchen in der Welt
waͤren geweſen, die zu der Familie des Adams
nicht gehoͤret? Sollte denn wohl die Ge-
ſchichte der Rieſen bey dem Ovidius und an-
Bdern
[18] dern eine bloſſe Fabel ſeyn? Man erklaͤre
doch, was in den angefuͤhrten 6ten Capitel im
4ten Vers ſtehet. Es waren auch zu den
Zeiten Tyrannen auf Erden, denn, da die
Kinder GOTTES die Toͤchter der Men-
ſchen beſchliefen, und ihnen Kinder zeugten,
wurden daraus Gewaltige in der Welt, und
beruͤhmte Leute. Doch alle dieſe Dinge tra-
gen weiter nichts zu der Erkentniß des neu-
erſchafnen Erdbodens bey, und alſo will ich
mich auch dabey nicht unnoͤthiger Weiſe ver-
weilen. Genug, der Erdboden beſtand da-
mals aus eben denen Theilen, woraus er itzo
beſtehet. Er war die Mutter aller Dinge,
welche die von denen Naturkundigern ange-
nommene drey Reiche hervor bringet. Er
hatte in der Haupt-Sache eben die Forme und
Geſtalt, die er noch hat, und die Veraͤnde-
rungen, die er ausgeſtanden, haben ihn nur
in ſehr wenigen Stuͤcken, gegen das Gantze zu
rechnen, veraͤndert, welche aber ſeinen Haupt-
Bau, ſo wohl ratione der Materie, als der
Geſtalt wenig oder gar nicht alteriret haben,
obgleich einige zufaͤllige Sachen dadurch ver-
urſachet werden, wie wir in den nunmehr
ſolgenden, weitlaͤuftiger vernehmen werden.
Der
[19]
Der zweyte Abſchnitt.
Von denen Veraͤnderungen, welchen
der Erdboden unterworfen.
Dieſe alſo in ihrer Art vollkommene Erde,
war aber, wie ſchon erwehnet, in Anſe-Der Erd-
boden war
Berande-
rungen
unterwor-
fen.
hung ihrer Beſtand-Theile, aus welchen ſie
zuſammen geſetzt, ſo beſchaffen, daß ſie aller-
ley Veraͤnderungen auszuſtehen, faͤhig war.
Jhre Theile waren ehedeſſen, und ehe ſie
durch einen Niederſchlag von dem Waſſer
ſchieden, zart aufgeloͤſte und mit Waſſer
vermiſchte Theile geweſen. Sie behielten
dieſe Krafft auch noch in ihren trocknen Zu-
ſtande, das Waſſer an ſich zu nehmen, ſich
darinnen aufzuloͤſen, und ſich damit einigſt
vermiſchen zu laſſen. Jn ihren trockenen
Zuſtande geſtatteten ſie dem Feuer eben die-
ſen Zutritt in ihre Zwiſchenraͤume. Beyde
ſowohl, Waſſer als Feuer, waren alſo im
Stande, ſie aus ihrem Zuſammenhange zu
ſetzen, ihnen eine andere Geſtalt zu geben,
keinesweges aber war es ihnen moͤglich, ſie
voͤllig zu zerſtoͤhren und zu vernichten. Noch
weniger war dieſes die Luft zu thun im
Stande, ohngeachtet man derſelben die
Wuͤrkung in den Erdboden nicht abſprechen
kan, da taͤglich die deutlichſten Erweiſe da-
von am Tage liegen. Die Erforſcher der Na-
tur, ſahen dieſes alles wohl ein; noch mehr,
B 2ſie
[20] ſie fanden auch Spuhren von dieſer vorgange-
nen Veraͤnderung in der Erde ſelbſt, beſon-
dere Arten von Erdſchichten, welche von
denen weit unterſchieden waren, die man
auf und in denen hohen Bergen wahrnahm.
Sie fanden Koͤrper in dieſen Schichten,
welche ohnmoͤglich von Anfang da geweſen
ſeyn konnten. Sie fanden ſolche eben ſo
gut in einer anſehnlichen Teufe, als in denen
oberſten dieſer Schichten; ſie waren daher
bemuͤhet, die Urſachen davon zu wiſſen.
Das war ihnen groͤßtentheils ohnmoͤglich
zu glauben, daß dergleichen Veraͤnderungen
nach und nach koͤnnten geſchehen ſeyn, die
Merckmahle ſchienen ihnen zu wichtig zu
ſeyn, als daß nicht der Erdboden eine gewiſſe
allgemeine Veraͤnderung ausgeſtanden haben
ſolte: denn, ſagten ſie, es kann ohnmoͤglich
nur ein leichter Zufall dieſe Veraͤnderung be-
wuͤrket haben, die Urſache deſſen muß allge-
mein, anhaltend, und das gantze Erdgebaͤude
angreifend und durchdringend geweſen ſeyn.
Nun kam es bloß darauf an, was es eigent-
Und zwar
durch ei-
ne allge-
meine
Ueber-
ſchwem-
mung.lich vor eine Urſache ſeyn ſollte. Eine allge-
meine Ueberſchwemmung ſchien hierzu am
geſchickteſten zu ſeyn. Selbſt die Schrift
gab durch die darinnen beſchriebene Suͤnd-
fluth, Gelegenheit dazu. Die heidniſchen
Schriftſteller ſchienen ſolche durch die große
Deucalioniſche Ueberſchwemmung zu bekraͤf-
tigen. Dieſe allgemeine Ueberſchwemmung
ſoll
[21] ſoll im Jahr nach Erſchaffung der Welt
1656. ſich zugetragen und in den darauf fol-
genden 1657ſten Jahre wieder weggefallen
ſeyn. Burnet, Woodward, Whiſton, Leib-
nitz, Newton, Bertrand, Moro, und an-
dere geben dieſe große und allgemeine Ueber-
ſchwemmung zu, nur daß ſie in Anſehung
derer davon herruͤhrenden Folgen nicht einer-
ley Meynung ſind, vielweniger koͤnnen ſie
ſich uͤber die Urſachen dieſer Ueberſchwem-
mung vereinigen. Wodwart, ſetzte zumWod-
warts
Meinung
voraus, daß in dem Mittelpunct der Erde,
eine ungeheure Menge Waſſers geweſen.
Als nun bey der Suͤndfluth erſtlich das
Meer ausgebrochen, und den Erdboden uͤber-
ſchwemmet, ſo ſey auch dieſes mitten in der
Erde verborgene Waſſer in die Hoͤhe getre-
ten, wozu denn ein 40 taͤgiger Regen gekom-
men, wodurch denn die Menge des Waſſers
ſo hoch angeſtiegen, daß ſolches uͤber die
hoͤchſten Berge weggegangen. Jn dieſer
großen Menge Waſſers, zerfloß die gantze
Erde, Felſen, Steine, Erde, und alle Koͤr-
per, und dieſes daraus entſtandene Chaos
hielt ſich ſo lange unter einander, bis ein
jeder Koͤrper ſeine eigenthuͤmliche Schwere
wieder bekam. Als dieſes geſchehen, ſo ſchlu-
gen ſich die Theile wieder nieder, ſie ſetzten
ſich in gewiſſen Rinden wieder uͤber einander
an, das Waſſer verlief ſich, und es ſtand
eine neue Welt da, welche aber der erſten
B 3voll-
[22] vollkommen aͤhnlich war, weil ſie juſt wieder
ſo ausſahe wie die erſte, die Berge waren
wieder an denen Orten, wo die erſten ge-
ſtanden, und bey dieſer Gelegenheit kamen
ſo viele Koͤrper aus dem Thier-und Pflanzen-
Reiche, welche vorher in der großen Waſſer-
laſt geſchwommen hatten, in die erwachſen-
Whi-
ſtons
Mey-
nung.den Schichten des Erdbodens. Whiſton
macht einen Kometen zur Urſache der allge-
meinen Ueberſchwemmung, dieſer muß ihm
zu Gefallen der Erde ſehr nahe kommen, er
muß auf das Meer ſo ſtarck drucken, daß
es inwendig ſeine Kuͤſten uͤbertreten muß.
Es bringet dieſer Komet eine ſtarcke Waſſer-
ſaͤule mit, welche nebſt dem 40 taͤgigen Re-
gen ſo viel Waſſer ſchaffet, daß der gantze
Erdboden damit uͤberſchwemmet werden
muß. Endlich fallen dieſe Waſſer wieder
weg, und aus dem zuruͤck gebliebenen Schlam-
me bekommt die Erde eine gantz neue Rinde,
es entſtehen Berge, und alſo hat er ſeine
Burnets
Mey-
nung.Welt wieder fertig, und in Ordnung. Bur-
net macht ſeine erſte Welt hohl, und hat
darinnen eine große Menge Waſſer vorraͤ-
thig, er giebt dieſer Rinde der Erden keine
Waſſer, weder Fluͤſſe noch Seen, damit
ſie bald trocken werde, und aufreiſſe, auf
daß hernach ſeine in dem Abgrunde ſteckende
Waſſer, hervor kommen koͤnnen. Er laͤſt
wie alle andere 40 Tage dazu regnen, und
da muß ſich denn in dieſen Waſſer alles
durch
[23] durch einander mengen. Die Welt muß
ſich auch aus ihrer vorigen Lage verruͤcken;
endlich laͤſt er das Waſſer wieder verlauffen,
und macht Meere, Seen, Fluͤſſe, Baͤche,
Brunnquellen, Berge, Thaͤler, Erdſchich-
ten, und die Stellung der Erdkugel bleibt
die Queere ſo wie er ſie durch ſeine Suͤnd-
fluth weislich geordnet hat. Dieſes ſind
alſo gantz kurtz die Saͤtze dieſer drey großen
Maͤnner, welche ſich vor andern die Muͤhe
gegeben, die Veraͤnderungen des Erdbodens
aus der Geſchichte von der Suͤndfluth zu er-
laͤutern, um hierdurch zu zeigen, wie die
Erdſchichten deſſelben entſtanden, und wie
ſo verſchiedne Arten von fremden Koͤrpern
in ſolche gerathen. Einige neuere, welche
mit dieſen angefuͤhrten Hauptmeynungen
nicht allerdings zufrieden, erwogen alſo die
Umſtaͤnde und unterſuchten, ob es denn eben
eine Schuldigkeit ſey, alle Veraͤnderungen
des Erdbodens auf die Rechnung der Suͤnd-
fluth zu ſchreiben, und ob es nicht noch mehr
Wege gaͤbe, welche, ob gleich nicht den ganzen
Erdboden, doch wenigſtens einzelne Gegenden
deſſelben haͤtten veraͤndern koͤnnen, und noch
bisweilen veraͤndern koͤnnten. Jch will jetzo
diejenigen nicht anfuͤhren, welche die Veraͤnde-
rungen des Erdbodens, den zuruͤck weichen
des Meeres zuſchreiben, vielweniger diejeni-
gen, welche glauben, die gantze Welt ſey eine
lange Zeit von dem Meere bedeckt geweſen.
B 4Jch
[24] Jch will nur ein paar neue anfuͤhren, welche
faſt gantz von allen denen bisher angefuͤhrten
Syſtematibus abgehen. Beſonders nahm
ſich der Herr Anton Lazaro Moro die
Muͤhe, die Meynungen des Herrn Burnets
und Woodwarts zu unterſuchen und zu wie-
derlegen, und hingegen ſeine eigene Meynung
vorzutragen, in einer Abhandlung, welche aus
den Jtaliaͤniſchen ins Deutſche unter folgen-
den Titul uͤberſetzt iſt: Neue Unterſuchung
der Veraͤnderung des Erdbodens, nach
Anleitung der Spuhren von Meer-Chie-
ren und Meer-Gewaͤchſen, die auf Bergen
und in trockner Erde gefunden werden.
Nachdem er, wie geſagt, andere Meynungen
in dem erſten Theil dieſer Schrifft wiederle-
get; ſo zeiget er in dem 2ten Theile, daß alle
Berge, Jnſeln, ausgegrabene Koͤrper von
Pflantzen und Thieren ihr Daſeyn in denen
Erdſchichten, dem unterirrdiſchen Feuer zu
dancken haben. Vor einigen Jahren gab
Be[r-]
tra[n]ds
Me[i-]
nung.auch der Herr Elias Bertrand in Bern
eine Schrifft heraus, unter dem Titel: Mé-
moires ſur la ſtructure interieure de la terre.
Er raͤumt darinne eine groſſe und allgemeine
Ueberſchwemmung ein, iſt aber der Mey-
nung, daß man deßwegen nicht alle Veraͤn-
derungen des Erdbodens derſelben alleine zu-
ſchreiben muͤſſe, ſondern ſagt gewiſſe Phaͤno-
menen, die wir in denen Erdſchichten antref-
fen, muͤſte man 1) der erſten Schoͤpfung,
2) an-
[25] 2) andere der allgemeinen Ueberſchwemmung,
und 3) einige, beſondern Zufaͤllen zuſchrei-
ben, die ſich von Zeit zu Zeit mit dem Erd-
boden, oder einigen Gegenden deſſelben zu-
getragen. Wir wollen alle dieſe bisher vor-
getragene Meynungen eine nach der andern
kuͤrtzlich beleuchten, zum voraus aber erin-
nern, daß ich gegenwaͤrtige Blaͤtter bloß zu
dem Ende zu ſchreiben unternommen, um die
Geſchichte derer Floͤtze, einiger maſſen in ein
Licht zu ſetzen, keinesweges aber neue Grund-
Saͤtze von dem Erdboden und deſſen Baue
zu geben, als welches denen gehoͤrt, die ſich
beſonders auf die Meßkunſt und die Natur-
Lehre befleißigen. Jch will alſo dieſen Ab-
ſchnitt in 6 beſondere Abhandlungen ein-
theilen.
Erſte Abhandlung.
Worinne das Woodwardiſche
Syſtem unterſuchet wird.
Dieſes Syſtem, ſo, wie es der Herr Wood-
ward in der Geographia phyſica an-
fuͤhret, iſt von dem Herrn Lazaro
Moro zwar ſchon durchgegangen und geta-
delt worden, allein es ſcheinet, als wenn der
Herr Moro aus Liebe zu ſeinem angenom-
menen Syſtem bisweilen zu weit in ſeiner
Wiederlegung gegangen waͤre. Jch will
B 5alſo
[26] alſo ſehen, ob es nicht moͤglich, dieſer gelehr-
ten Maͤnner Meynung auf gewiſſe Art zu
vereinigen. Es ſetzet der Herr Woodward
eine groſſe Menge Waſſers in den Ab-
grund der Erden voraus. Dieſe zum
voraus zu ſetzen, hat ihn vermuthlich die hei-
lige Schrifft im 1ten Buch Moſis im 7ten
Kapitel und deſſen 11. Vers veranlaſſet, da
es heiſſet: Das iſt der Tag, da aufbra-
chen alle Brunnen der groſſen Tiefe, und
thaͤten ſich auf die Fenſter des Himmels.
Er will damit alſo 1) ſo viel ſagen: Dieſe in
der Erde verſchloſſene Waſſer traten aus,
weil das Meer von dem lang anhaltenden
40 taͤgigen ſtarcken Regen ſo hoch anwuchs,
daß es ſeine Kuͤſten uͤberſchreiten muſte, ſo
wurde der gantze Erdboden bedeckt, und alſo
eine allgemeine Vermiſchung von Erd- und
Waſſer-Geſchoͤpfen verurſacht.
2) Jn dieſer unermeßlichen Menge
Waſſer ſoll der gantze Erdboden ſich auf-
loͤſen, und damit die Theile nicht zu ge-
ſchwinde wieder nieder fallen, ſo nimmt ihnen
GOTT durch ein Wunderwerck ihre eigen-
thuͤmliche Schwere. Als denenſelben GOtt
3) die eigenthuͤmliche Schwere wieder
gab, ſo ſetzten ſie ſich ſchichtenweiſe uͤber-
einander, und nahmen verſchiedene fremd-
artige Theile zugleich mit in ſich. 4) Das
viele Waſſer ſammlet er wieder in die
See und den Abgrund, wo es vorher
war,
[27]war, und laͤßt ſeine Welt wieder trocken
werden. Die andern hervor gebrachten
Saͤtze, welche hieraus von ihm gefolgert wer-
den, in Anſehung derer noch taͤglich ſich zei-
genden Meteoren, laſſe ich, als hieher nicht
eigentlich gehoͤrig, noch weg. Was nun denWider-
legung
des
Wood-
wardi-
ſchen
Sy-
ſtems.
angefuͤhrten erſten Satz anlangt, ſo kan ſol-
cher, wie mir deuchtet, nicht wohl gelaͤugnet
werden; theils, weil die Schrifft als der aͤl-
teſte Geſchichtſchreiber uns dieſes deutlich und
ausdruͤcklich ſaget; theils, weil wie wir oben
gehoͤrt haben, die feſten Theile vor Erſchaf-
fung und Zuſammenſetzung des Erdbodens
aus denenſelben, in einer groſſen Menge
Waſſer aufgeloͤſt waren, welches Waſſer
nach geſchehener Scheidung, theils in dem
Meer und Seen, theils in Fluͤſſen und Baͤ-
chen vertheilet worden. Da aber alles
Waſſer nicht Raum darinnen hatte, ſo mu-
ſte ſolches nothwendig in andere Behaͤltniſſe
gebracht, und daſelbſt verwahret werden.
Hierzu war nun allem Anſehen nach kein be-
quemer Platz, als die inwendige Hoͤhlung
der Erde, als welche geſchickt war, eine groſſe
Menge Waſſer zu halten, ſolches durch un-
terirrdiſche Kanaͤle dem Meere zuzufuͤhren,
auch auf der Erde ſelbſt, theils als Quellen,
ſolches zum Dienſt der Creaturen wieder her-
zugeben. Dieſe Grundwaſſer nahmen alſo
vermuthlich den Platz derer See-Waſſer ein,
welche austraten, und den Erdboden uͤber-
ſchwem-
[28] ſchwemmeten. Es iſt alſo moͤglich, daß
Whiſtons Komete durch ſeinen Druck die
Waſſer des Meeres ſo gepreſſet, daß ſie noth-
wendig ihr Ufer verlaſſen muͤſſen. Dieſe
Waſſer ſtiegen zuſehens hoͤher, und loͤſten ei-
nige Theile des Erdbodens auf. Es war
alſo nach dem zweyten Satze des Wod-
warts nicht noͤthig, daß der gantze Erdbo-
den aufgeloͤſt wurde, denn um alle die Ver-
aͤnderungen hervor zu bringen, brauchten nur
diejenigen erdigen Theile in Waſſer zu zer-
gehen, welche die Oberflaͤche derſelben bedeck-
ten. Die Felſen ſelbſt blieben ſtehen, denn
dieſe feſten erharteten Koͤrper aufzuloͤſen, war
weder Waſſer, noch, welches hauptſaͤchlich
zu mercken, Zeit genug, da dieſe allgemeine
Ueberſchwemmung noch lange kein gantzes
Jahr dauerte. Wie ſollte es denn wohl
moͤglich geweſen ſeyn, daß in ſolcher Zeit ſolche
harte Koͤrper zerflieſſen und auch wieder zu
ihrer vorigen Haͤrte ſollten gelangen koͤnnen,
denn, wenn wir auch hier auf die Allmacht
des Hoͤchſten provociren wollten, ſo iſt es
doch eine ausgemachte Sache, daß derſelbe
zwar uͤber die Natur, aber niemals wider die-
ſelbe handele. Noch weniger iſt es noͤthig,
auf die Wegnehmung der eigenthuͤmlichen
Schwere zu gehen, und zwar durch ein Wun-
derwerck, denn ſo bald wir den Satz an-
nehmen, daß die Oberflaͤche des Erdbodens
durchgeweichet ſey, ſo koͤnnten dieſe aufge-
loͤſten
[29] loͤſten Theile ihrer eigenthuͤmlichen Schwere
halber ſehr wohl in Waſſer ſchwimmen.
Uebrigens hat er freylich hierinnen Recht, daß
nach dieſen, als ſich die aufgeloͤſten Theile ge-
ſetzet, die Schichten daraus entſtanden,
welche uns jetzo zu Geſichte kommen. Allein
ſind denn uͤberall Schichten, wo treffen wir
in der Hauptteuffe groſſer Gebuͤrge Horizon-
tal-Schichten an? Sind ſie nicht allezeit nur
in Mittel und niedrigen Gebuͤrgen? Jch re-
de jetzo von ſolchen Schichten, welche man
ordinair der groſſen Veraͤnderung des Erd-
bodens zuzuſchreiben pflegt. Jch nehme al-
ſo meines Ortes aus dem Principio des Wod-
warts nichts weiter an, als eine, welches wohl
zu mercken, nur partiale Aufloͤſung des Erd-
bodens, keinesweges aber eine gaͤntzliche Zer-
flieſſung deſſelben im Waſſer, und glaube,
daß durch das Niederfallen dieſer aufgeloͤſten
Theile, die Schichten zum Theil entſtanden
ſind, welche uns hier und da zu Geſichte
kommen, hingegen glaube ich nicht, daß des-
wegen, dieſe alſo verneuerte Welt, der er-
ſten vollkommen aͤhnlich ſehe; weil ich aus
der Erfahrung uͤberzeugt bin, daß viele Huͤ-
gel, Berge, Thaͤler, Scen, Abgruͤnde, durch
dieſe groſſe Veraͤnderung des Erdbodens ent-
ſtanden ſind, die vorher nicht waren. Jch
verſpahre den Beweiß davon in die ſechſte
Abhandlung, wo ich meine Gedancken in ei-
nen Zuſammenhange erklaͤren werde.
Zweyte
[30]
Zweyte Abhandlung.
Worinne das Whiſtoniſche Sy-
ſtem unterſuchet wird.
Whiſton leiter die allgemeine Ueber-
ſchwemmung von einen Kome-
ten, und einer Waſſer- und Dunſt-
ſaͤule her, welche der Comet mitgebracht.
Es muß dieſer Kometſtarck auf das Meer
drucken, bis es ſeine Graͤntzen verlaͤßt,
dieſe Waſſerſaͤule, nebſt den ausgetretenen
Seewaſſer und 40 taͤgigen Regen uͤber-
ſchwemmen den Erdboden und loͤſen ſol-
chen zum Theil auf. Endlich verlauffen
ſich die Waſſer wieder, und verſincken
theils in den Abgrund, theils gehen ſie
ins Meer, und machen daß ſolches groͤſ-
ſer wird, als es vor dieſer Ueberſchwem-
mung war, theils ſaugen die Winde ei-
nen groſſen Theil deſſelben in ſich, die
aufgeloͤſte Erde faͤllt als Schlam zu Bo-
den, und macht alſo verſchiedene Schich-
ten und Lagen.
ſtons
Syſtem
wird ge-
pruͤft.
Was nun erſtlich den Kometen anlangt
ſo ſcheinet es zwar wohl derer Sternkuͤndiger
Rechnung nach, daß ein Komet zu der Zeit,
in welche man dieſe allgemeine Uberſchwem-
mung ſetzet, an den Himmel geſtanden habe,
allein, wenn derſelbe auch der Erde ſo nahe
gekommen waͤre, als Whiſton vermeinet, ſo
wuͤrde
[31] wuͤrde ſolcher vielmehr eine Entzuͤndung
als eine Uberſchwemmung verurſacht haben,
beſonders wenn deſſen Druck ſo ſtarck gewe-
ſen waͤre, das er auch ſo gar in das innerſte
der Erden gewuͤrcket haͤtte, und die darinne
verſchloſſene Grundwaſſer erreget. Dieſe
Erregung ſoll ſeiner Meynung nach geſchehen
ſeyn indem erſtlich dieſe mit den Kometen ge-
kommene Dunſtſaͤule ſich verdicket, und als
eine Menge Waſſers den Erdboden bedecket.
2) Jndem es 40 Tage en Suite geregnet. 3)
Jndem das Meer ſeine Ufer verlaſſen. 4)
Jndem dieſe Menge Waſſers den Erdboden
welcher hohl geweſen, ſo durchweichet, daß
er endlich ſeine feſte Haltung verlohren, zu-
ſammen geſuncken, und alſo die in ſeinem in-
nerſten verborgenen Waſſer herausgedruͤcket,
gleich als wenn ein unter freyen Himmel ſte-
hendes Gewoͤlbe, durch viele Naͤſſe endlich
dahin kommt, daß der die Steine zuſammen-
bindende Leim, weich wird, und alſo das
Gewoͤlbe auf einmal in Klumpen faͤllt. Al-
lein was ſind bey allen dieſen Saͤtzen nicht vor
viele poſtulata, beſonders in den letztern, denn
niemals wird man zuverlaͤßig behaupten koͤn-
nen, daß der erſte Erdboden hohl und mit
Waſſer erfuͤllet geweſen, es bleiben bloſſe
Muthmaſſungen, allein es iſt noͤthig derglei-
chen Muthmaſſungen anzunehmen, um den
allererſten Satz welcher ebenfalls eine bloſſe
Muthmaſſung, hierdurch zu befeſtigen. Da
er
[32] er in Anſehung der Erweichung des gantzen
Erdbodens mit dem Woodward uͤberein
kommt, ſo laͤſt ſich hierauf das antworten,
was ſchon denſelben geantwortet worden,
und es iſt die Gedancke des Herrn Bertrand
ſehr gegruͤndet, wenn derſelbe ſagt: „Da
Marmor, ja die haͤrteſten Steine in die-
ſem Waſſer ſollen aufgeloͤſt, und zu
Schlam geworden ſeyn, doch ſo, daß die
zarteſten Muſcheln ſogar dieſer Gewalt
wiederſtanden, welche eine ſolche ausneh-
mende Wuͤrckung hervorgebracht. So
waͤre es ohne Zweifel ein groſſes Wunder-
werck, Felſen aufzuloͤſen. Es waͤre ein eben
ſo groſſes Wunder, ſolche weiche zarte Koͤr-
per, die ſo klein, niedlich und zerbrechlich
ſind davor zu bewahren. S. Mem. ſur
la ſtruct. inter. de la Terre, auf der 8ten Seite.
Und es iſt auch andem, ſchwerlich wuͤrden
Schnecken und Muſcheln ſich haben erhalten
koͤnnen, ohne aufgeloͤſt zu werden, um ſo
mehr da die Kalckſteinartige Subſtanz ihrer
Schalen, der Aufloͤſung in Waſſer eher un-
terworfen, als alle andere Geſtein-Arten,
wie uns die Sinter, Tuphſteine, und derglei-
chen zur Gnuͤge uͤberzeugen, welche groͤſten
Theils aus aufgeloͤſten Kalckgeſtein beſtehen.
Wenn er ferner ſagt, der Erdboden ſey durch
die Aufloͤſung in einen Klumpen gefallen; ſo
moͤgte ich doch gerne wiſſen, wo denn nach
Verlauf der allgemeinen Ueberſchwemmung
die-
[33] diejenigen Waſſer hingekommen, welche vor-
her in den Abgrund der Erden verborgen ge-
weſen, nachdem aber der Erdboden zuſam-
mengeſuncken, folglich kein vacuum mehr vor-
handen, keinen Raum in centro terræ ha-
ben finden koͤnnen, gleichwohl muͤſſen ſie noth-
wendig weggefallen ſeyn, denn waͤre dieſes
nicht geſchehen, ſo wuͤrden die aufgeloͤſten
erdigen Theile niemals haben zu Boden fal-
len koͤnnen, denn ſo lange fluida noch in ei-
ner heftigen, und gleichen Bewegung ſind,
laſſen ſie die in ihnen ſchwimmenden Koͤrper
nicht fallen. Da wir aber ſehen, daß ſich
die aufgeloͤſte Erde ſchichtenweiſe geſetzt, ſo
muß nothwendig die reiſſende und heftige Be-
wegung derer Waſen abgenommen haben,
und dieſes darum, weil die Menge des Waſ-
ſers immer weniger geworden: Daß das
Meer ſoll groͤſſer geworden ſeyn, iſt deswegen
nicht wohl moͤglich, weil wir ſonſt die gantze
Stellung des Erdbodens verruͤcken muͤſten,
und ſobald ſolche nicht ihre gehoͤrige Balance
behaͤlt, die ihr die Natur bey ihrer Entſte-
hung ertheilet, ſo wuͤrden alle andere Coͤrper
die ſich darauf und darinnen befinden, eine
gantz andere Conſtitution bekommen muͤſſen,
als ſie anfaͤnglich gehabt. Daß aber neue
Seen und Meere entſtanden, ſtimmet mit
der Erfahrung eben ſo wohl als mit der Moͤg-
lichkeit uͤberein. Jch glaube daher vielmehr,
daß nach dieſer ſo groſſen Ueberſchwemmung
Cdes
[34] des Erdbodens verſchiedene feſte Stuͤcke des
Landes, von denſelben abgeriſſen, und zu
Jnſeln geworden, und daß daher vielleicht
viele groſſe Jnſeln entſtanden. Wer ſagt
uns, ob nicht vielleicht Engelland und Hol-
land zuſammen gehaͤnget? Andere unzaͤhlige
dergleichen Exempel zu geſchweigen, welche
ob ſie gleich groͤſten Theils Muthmaſſungen
ſind, dennoch vielleicht als natuͤrlicher begrif-
fen werden koͤnnen, als wenn man vorgiebt,
die nach der Ueberſchwemmung wieder herge-
ſtellte Welt ſey der erſten in allen Stuͤcken
gleich geweſen, welches nach ſo einer groſſen
vorgegangenen Veraͤnderung unmoͤglich ſeyn
kann.
Dritte Abhandlung.
Worinne das Burnetiſche Sy-
ſtem unterſuchet wird.
Syſtem
Dieſer groſſe Gelehrte hatte ſeine erſte
Welt ohne Berge, Fluͤſſe, Baͤ-
che, Meere, ꝛc. geſchaffen, er hatte
auch keinen Regen vor ſolche beſtimmet,
alles Waſſer war in der Erde verbor-
gen, wie das Eyerweiß und Dotter in
einen Ey, die Rinde, welche ſeinen Erd-
boden ausmacht, wird nach und nach ſo
trocken, daß ſie aufreiſſet, die inwendig
ver-
[35]verſchloſſene Menge Waſſer breitet ſich
aus, und treibt die aͤuſſere Schaale vol-
lends auseinandet, endlich faͤllt ſolche zu-
ſammen, die Waſſer bedecken ſolche, loͤſen
verſchiedenes davon auf, endlich verdun-
ſten ſie, die Welt wird trocken, hat Fluͤſſe,
Meere, Seen, Baͤche, Quellen, Berge
und Thaͤler, und uͤberall verſchiedene
Schichten bekommen, und iſt aus ihrem
erſten Lager verruͤckt. Dieſes gantze Sy-Wird ge-
pruͤfe.
ſtem beruhet auf gewiſſe freywillig ange-
nommene Saͤtze. Wenn er erſtlich ſeine
Welt ohne Meere, Fluͤſſe und dergleichen
ſchaffet, ſo iſt es gantz gewiß, es ſtreitet wi-
der alle Nachrichten, die wir von den erſten
Urſprung der Welt haben. Fuͤhret nicht
die Schrifft ſchon im Paradieſe 4 Fluͤſſe an,
welche ſolches befeuchtet? Wo ſollte das
Waſſer hingekommen ſeyn, aus welchen die
Theile bey der Schoͤpfung geſchieden wor-
den, welche hernach das feſte Land ausge-
macht? Daß ſolche alle in dem centro rerræ
verſchloſſen worden, iſt deswegen nicht wohl
moͤglich zu glauben, weil auf ſolche Weiſe
das innerſte des Erdbodens niemals haͤtte
hart werden koͤnnen, welches doch unum-
gaͤnglich noͤthig war, ſollten anders dieſe dar-
inne verſchloſſene Waſſer darinne bleiben.
War alſo das innerſte des Erdbodens harte
geworden, ſo war es auch gantz gewiß, die
verſchloſſene Waſſer waren alsdenn noch
C 2weniger
[36] weniger im Stande, ſolchen zu zerreiſſen.
Noch weniger war es alſo moͤglich, daß ſol-
cher zuſammen fallen konte, weil die inwen-
dige Feſtigkeit des Erdbodens ſolches verhin-
derte. Und wie unglaublich iſt es, daß er die-
ſen in Klumpen geſunckenen Stuͤcken das
Daſeyn derer Berge zuſchreiben will. Nach-
dem er nun alſo die unterſten Waſſer uͤber
den Erdboden ſteigen laſſen, ſo bedeckt er
nebſt den darzu kommenden Regen von 40
Tagen, die gantze Oberflaͤche des Erdkreiſes,
und gleichwohl iſt nicht wohl einzuſehen, wo
nach ſeinem Syſtem der Regen kan herge-
kommen ſeyn, denn es iſt doch bekannt, daß
der Regen von denen aus der Erde aufgeſtie-
genen Duͤnſten entſtehet, iſt nun die Erde
feſte und dichte geweſen, wie haben die un-
terirrdiſchen Waſſer ausdunſten koͤnnen?
denn unterirrdiſche Waſſer muſten es ſeyn,
weil nach ſeinem Grund-Satze weder
Fluͤſſe noch Baͤche auf der Erden waren.
War ſolche aber ſo beſchaffen, daß dieſe un-
terirrdiſche Waſſer ausdunſten konten, ſo
haben die geſchickteſten Erdbeſchreiber und
Naturforſcher ſchon ausgerechnet und gewie-
ſen, daß dieſelben in 406 Jahren ſchon ver-
dunſtet ſeyn konten, welches kaum der vier-
tel Theil des Zeit-Raumes iſt, welcher
zwiſchen der Entſtehung des Erdbodens und
der großen Ueberſchwemmung verlauffen.
Und wo ſoll zuletzt das viele Waſſer ſich hin-
ver-
[37] verlauffen? Jn den Abgrund kann es nicht
wieder, denn der iſt durch die zuſammen-
geſunckene Erde, entweder gantz verſtuͤrtzet,
oder ſehr klein und enge geworden. Jn das
Meer kann er auch nicht alles bringen, denn
alles was das Meer von dieſen Waſſern in
ſich nehmen konnte, betrug nur ſo viel, daß
ſeine Ufer wieder voll wurden. Es durch
den Wind wegſaugen zu laſſen, iſt zu lang-
weilig, und noch langweiliger, es von ſich
verdunſten zu laſſen. Gewiß, eben ſo unna-
tuͤrlich es war, ſolches auf die von ihm be-
ſchriebene Weiſe, auf den Erdboden zu fuͤh-
ren, eben ſo ſchwer haͤlt es nunmehr ſolches
mit guter Manier wieder von dem Erdboden
loß zu werden. Jch will jetzo von der vor-
gegebenen Verruͤckung des Erdbodens, und
ſeiner veraͤnderten Geſtalt nichts erwehnen,
und dieſe Sache als hierher nicht eigentlich
gehoͤrig, geſchickten Mathematicis uͤberlaſſen.
Die von ihm dem Erdboden nach der Ueber-
ſchwemmung guͤtiggeſchenckten Fluͤſſe und
Baͤche, koͤnnen auch nicht alles Waſſer in
ſich genommen haben, daß er ſonſt nirgends
unterzubringen gewuſt. Aus dieſen ange-
fuͤhrten erhellet, daß Burnet ſeine Suͤnd-
fluth auf dem Erdboden gefuͤhrt, ohne ſeine
Welt zu kennen, und er hat ſich nach ihren
Verlauf erſt die Vorſtellung gemacht, wie
der Erdboden koͤnnte vor dieſe Ueberſchwem-
mung ausgeſehen haben. Alle drey aber,
C 3Whi-
[38] Whiſton, Wodwart und Burnet, haben
darinnen gefehlet, daß ſie alle uns jetzo vor
die Augen kommende Veraͤnderungen des
Erdbodens bloß der Suͤndfluth zugeſchrieben
haben, hierdurch und da ihnen vieles vor
die Augen kam, daß ſich nicht recht mit der
Moſaiſchen Beſchreibung dieſer großen Ueber-
ſchwemmung vergleichen ließ, ſahen ſie ſich
genoͤthiget, eigene Syſtems zu entwerfen,
nach welchen ſie glaubten die Sachen am be-
ſten zuſammen raͤumen zu koͤnnen: deſſen ohn-
geachtet aber blieben uͤberall noch viele Steine
des Anſtoßens, bey welchen ſie endlich ihre
Zuflucht auf goͤttliche Wunder nehmen mu-
ſten, oder ſie uͤbergiengen ſie ſo viel moͤglich,
mit Stillſchweigen. Einige neuere ſahen
dieſe Maͤngel ein, und weil ſie wohl ſahen,
daß man nicht alle Spuhren der Veraͤnde-
rung des Erdbodens, ſo wie Büttner in
Ruder. Diluv. teſt. auf die Suͤndfluth ſchieben
koͤnne, ſo unterſuchten ſie die Natur etwas
genauer, und fanden, daß viele Veraͤnderun-
gen auf den Erdboden auch außer einer
Suͤndfluth moͤglich geweſen waren. Sie
bemuͤheten ſich alſo andere Wege nachzuwei-
ſen, wie eine und die andere Veraͤnderung
des Erdbodens, wenn auch nicht allgemein,
doch wenigſtens einzeln und hier und da
koͤnnte vorgegangen ſeyn. Jch will mich
jetzo nicht mit allen denenjenigen einlaſſen,
welche dergleichen Plans formirt, ſondern
nur
[39] nur zwey derſelben nehmen, nehmlich den
Herrn Moro, und Herrn Bertrand, und
dieſes deswegen, weil deren Syſtem haupt-
ſaͤchlich in meine vorhabende Abhandlung,
beſonders ratione derer in Floͤtzen befind-
lichen Spuhren, von vegetabiliſchen und
animaliſchen Reiche einſchlaͤget.
Vierte Abhandlung.
Unterſuchung der Meynung des
Herrn Lazaro Moro.
Es ſind einige Jahre, daß dieſer fleißige
Gelehrte eine Schrifft heraus gab,
welche von Verſteinerungen, Ab-
druͤcken, Muſcheln, Schnecken in der Erde,
handelte, und wodurch er gewiſſe Veraͤnde-
rungen des Erdbodens erweiſen wollte.
Der Herr D. Ehrhard, welcher nebſt einer
ſehr zierlichen Schreibart, auch eine groſſe
Einſicht in die Natur-Lehre, beſitzet, erkannte
den Werth dieſer Schrifft, er uͤberſetzte ſolche
aus den Jtaliaͤniſchen ins Deutſche, und die-
ſer Ausgabe haben wir uns bey unſerer jetzi-
Unterſuchung bedienet. Nachdem dieſer ge-
lehrte Herr Moro in dem erſten Theile ſeiner
Schrifft in 26 Capiteln die Saͤtze des Wood-
wards, Burnets, und anderer wiederleget,
C 4ſo
[40] ſo formirt er in den zweyten Theile ein neues
Syſtema, welches zwar nicht gantz zu verwer-
fen, gleichwohl aber von den Herrn Verfaſ-
ſer allzu allgemein genommen iſt. Ehe wir
uns an dieſen zweyten Theil machen, ſo wol-
len wir die drey letztern Kapitel des erſten
Theils etwas genauer durchgehen, als in
welcher er ſeinen Syſtem ſchon etwas naͤher
tritt, nachdem er das Syſtem des Wod-
warts und Burnets abgefertiget zu haben
vermeynet. Ehe der Herr Moro den zwey-
ten Theil ſeines Werckes anfaͤngt, ſo weiſet
er im 27. 28. und 29. Hauptſtuͤck des erſten
Theiles, daß das Meer niemals uͤber die ho-
hen Berge gegangen, und hierdurch die See-
Koͤrper auf ſolche gebracht habe. Sein groͤ-
ſtes Bedencken iſt, weil er eine ſo groſſe
Menge Waſſers nicht zu laſſen weiß, als noͤ-
thig geweſen, den gantzen Erdboden bis uͤber
die Spitzen der hoͤchſten Berge zu bedecken.
Er ſagt, wenn man dieſes einraͤumen wollte,
ſo muͤſten nothwendig alle dieſe Laͤnder, wo ſich
auf denen Spitzen derer Berge Seekoͤrper be-
finden, ehedeſſen uͤberſchwemmt geweſen ſeyn.
Jch ſehe meines Orts hier keine Schwuͤrigkeit,
ſolches zu glauben, und da dieſes eine ausneh-
mende Menge Waſſers zum voraus ſetzt,
ſo war es demſelben auch leicht moͤglich,
ſich einen Weg zu brechen, dergleichen wir
an den ſchwartzen Meere, und der damit zu-
ſammenhaͤngenden Meerenge bey Conſtanti-
nopel
[41] nopel gewahr werden, wodurch es ſich von
den Erdboden zuruͤcke zog, neue Meere ver-
urſachte, und hierdurch den Erdboden wie-
der entbloͤſte. Um ſo mehr, da wir noch
heutiges Tages ſehen, daß das Meer an ver-
ſchiedenen Orten feſtes Land verſchluckt, und
an deſſen Stelle eine Laſt Waſſer hinſchwem-
met, wie der Dollart, die Gegend um Lima,
und andere neue Exempel erweiſen. Wo
iſt denn da das Waſſer hergekommen,
oder iſt deswegen die See niedriger gewor-
den? Gewiß, die Bemerckungen derer neuern
Naturforſcher, von der Abnahme des Mee-
res beſtaͤrcken uns in den Gedancken, daß
das Meer an etlichen Orten zuruͤcke weichen
und feſtes Land machen, an andern Orten
gegentheils veſtes Land wegſchwemmen und
deſſen Stelle einnehmen koͤnne: der unter den
Namen Telliamed verborgne Mſr. de Maillet
hat ſolches mit merckwuͤrdigen Anmerckun-
gen erwieſen, und der beruͤhmte Herr Pro-
feſſor Sultzer, hat in der Abhandlung von
dem Urſprunge derer Berge ſolches noch deut-
licher gezeiget. Ja, noch mehr, die vielen
neuentſtandenen Jnſeln, welche vorher Thei-
le des feſten Landes geweſen, und davon
uns der Herr Moro verſchiedene Exempel an-
fuͤhret, und welche, wie wohl zu mercken,
ohne Erdbrand, feuerſpeiende Berge u. d. ent-
ſtanden, uͤberzeugen uns noch mehr von der
Wahrheit dieſes Satzes. Ja die taͤgliche
C 5Erfah-
[42] Erfahrung, weiſet es uns noch taͤglich in
groſſen und kleinen partialen Ueberſchwem-
mungen, Wolckenbruͤchen, und Ausreiſſen
derer Daͤmme, geben ſolche nicht zulaͤngliche
Erweiſe, daß wuͤrcklich eine, in Proportion der
allgemeinen Ueberſchwemmung, nur ſehr klei-
ne, ausnehmende Kraft hat, den Theil der Er-
de, welchen ſie betrift, zu veraͤndern? Das
viele Waſſer hat auch ſeinen Platz finden koͤn-
nen, wo es nach dieſer groſſen Ueberſchwem-
mung ſich hin verſamlet. Ein groſſer Theil deſ-
ſelben iſt wuͤrcklich in die Hoͤhlung des Erdbo-
dens gekommen, wovon ich in dem 3ten Ab-
ſchnitt mit mehreren handeln werde. Was
ſagen denn ſo viele groſſe Seen, ſo viele
Suͤmpfe und Moraͤſte? Was derſelbe auf
der 221. Seite aus dem Herrn Vallisnieri
anfuͤhret, iſt auch gantz leicht zu begreifen,
wenn er fragt: „Wie haben endlich auf
“ſolche Weiſe, wenn die inwendige Erde voll
„Waſſer ſteckt, ſich ſo entſetzliche unterirdi-
„ſche Feuer entzuͤnden koͤnnen, und wodurch
„erhalten ſie ihre Kraͤfte dergeſtalt, daß ſie
„wie wir ſehen, auch aus dem Meer eine
„Jnſel nach der andern auftreiben.„ Wir
bekommen alſo hierdurch die ſchoͤnſte Gele-
genheit zur Betrachtung des zweyten Theils
dieſes ſeines Buches ſelbſt zu ſchreiten, wor-
inn er ſein Syſtem ſelbſt vortraͤgt. Wir
wollen ſolches aus deſſen 29 Hauptſtuͤcke
gantz kurtz zuſammen faſſen. Er ſagt: Da
GOtt
[43]GOtt die Welt-Kugel erſchaffen gehabt,Mors
Syſten/
ſey ſolche um und um mit ſuͤſſen Waſſern
umgeben geweſen, den zweyten Schoͤ-
pfungs-Tag bliebe dieſes Waſſer 175
Klaftern tief. Die Erde blieb damahls
rund und beſtund aus einer bloſſen ſtei-
nigen Rinde, ehe aber die Waſſer alle
davon geſchieden waren, ſo entzuͤndete
ſich das innerſte der Erden, und das
Feuer ſtieß die ſteinerne Oberflaͤche der
Erden in die Hoͤhe, daraus entſtunden
Berge; dieſe Berge zerſprungen zum
Theil, und wurden zu kleinen Stuͤcken
und Staube, aus dieſen Materien wur-
de Erde, Sand, Thon, Metalle, Mi-
neralien ꝛc. theils dererſelben liefen und
fielen in das noch vorhandene Waſſer,
theils flogen in die Luft, und verurſach-
ten hernach den ſaltzigen Geſchmack de-
ter Waſſer; durch das viele und lange
Auswerfen dieſer Berge, wurde endlich
dieſer Materie ſo viel, daß ſie uͤber das
Waſſer hervor ragte. Das Feuer gieng
weiter, und ergriff auch dieſe von ihm
ſelbſt verurſachten Erdſchichten, und
machte wieder neue Berge daraus, wel-
che diejenigen ſind, die aus puren Erd-
ſchichten beſtehen. Auch dieſe Berge
muͤſſen mit denen andern geſellſchaftlich
mehrere Materie auswerfen, wovon
wieder neue Erdſchichten werden, es ent-
ſtanden
[44]ſtanden Jnſeln, Halb-Jnſeln, alles war
noch ohne Pflantzen, das Waſſer wird
aber immer ſaltziger, die letzte ausgewor-
fene Erde iſt fruchtbarer Art, und bringt
Erd- und Seegewaͤchſe hervor. Nach-
dem alſo Nahrung vor Thiere vorhan-
den war, ſo wurden zuerſt Meer-Thiere
hervorgebracht, ein Theil dererſelben ent-
ſtand in weicher Erde, ein Theil im San-
de, ein Theil in Thon, andere in Stei-
nen. Das trockne Land wurde mit
Kraͤutern bedeckt, und endlich brachte
es Thiere und Menſchen. Es entſtanden
immer mehr feuerſpeyende Berge, folg-
lich wurde mehr feſtes Land, und das
Waſſer wurde immer mehr und mehr ein-
geſchrencket; hierbey kann es vollends
ſo ſaltzig geworden ſeyn. Weil die letz-
tern Berge aus Erde beſtanden, in wel-
cher keine Seekoͤrper mehr waren, ſo
konten ſie keine Seekoͤrper mit herauf brin-
gen. Endlich erfand man in der Folge
der Zeit allerley Kuͤnſte und Vortheile,
das Meer je mehr und mehr einzuſchraͤn-
cken, worzu eine Menge neu entſtandner
Jnſeln und Halbinſeln vieles mit beytrug.
Manches trocknes Land blieb lange Zeit
in ſeinen Umſtaͤnden, ohne daß eine andre
Erdſchicht darauf kam. Dieſes Land
trug alſo Pflantzen und Baͤume und Thie-
re, die wir jetzo, wenn wir ſie ausgra-
ben,
[45]ben, vor fremde erkennen, und ſo blieb
dieſer Erdboden. Dieſes ſind die Grund-
ſaͤtze des Herrn Moro, groͤſtentheils mit ſei-
nen eignen Worten Auszugsweiſe beſchrie-
ben. Allein alle Vorurtheile auf die Seite
geſetzt, was ſind das vor confuſe uͤbel zuſam-
menhaͤngende Saͤtze? Wie wenig ſtimmen
ſolche mit der Erfahrung, und mit denen
Wahrnehmungen in der Natur uͤberein.
Wir wollen uns die Muͤhe geben, ſolche
Stuͤck vor Stuͤck durchzugehen, im vor-
aus aber erinnern, daß der Herr Moro allen
Anſehn nach, bey Entwerfung ſeines Syſtems
nichts zum Augenmerck gehabt, als ſeine
angenommene Meynung von feuerſpeyenden
Bergen, ſo viel als moͤglich zu befeſtigen;
und um dieſes zu bewerckſtelligen, hat ſich
die gantze Natur darnach richten muͤſſen.
Er ſetzt alſo zum voraus, daß die Welt von
Anfang ein feſter runder Koͤrper geweſen,
welcher mit ſuͤſſen Waſſer umgeben. Die
runde Geſtalt war noͤthig, ſolte anders eine
aͤhnliche Erhebung derer Berge daraus ent-
ſtehen, es muß ſolche hohl ſeyn, damit das
Feuer darin agiren konte, ſie muſte feſte ſeyn,
damit ſich die um und um gehende Waſſer
nicht hinein zoͤgen. Das Waſſer muſte ſuͤße
ſeyn, damit es vollkommen geſchickt waͤre, die
durch die Erdbraͤnde in die Lufft zerſtreuten
ſaltzigen, ſchweflichen Theile in ſich zu neh-
men. Siehet man nicht, daß der Herr Moro
ex
[46]ex profeſſe ſeine Welt ſo gebauet, daß ſich ſein
Syſtem zu derſelben, und zu allen von ihm
daraus hergeleiteten Folgen ſchicken moͤch-
te. Allein wo ſtehet es denn, daß die Welt
bey der Schoͤpfung ſo beſchaffen geweſen.
Jſt dieſes nicht ein bloßes Poſtulatum von
dem Herrn Moro? Daß die Welt aus Waſ-
ſer entſtanden, wird niemand laͤugnen: daß
aber die Spuhren der Veraͤnderung des Erd-
bodens, welche wir antreffen; daß alle Thaͤler
Berge und Huͤgel ihr Daſeyn der erſten Her-
vorbringung und Auswickelung der Erde
ſollen zu dancken haben, iſt keine Folge.
Um ſo mehr, da hundert und noch mehr Er-
fahrungen dieſen Vorgeben, entgegen ſtehen.
Noch weniger hat er uns gehoͤrig nachgewie-
ſen, wie die Scheidung des trockenen von
den fluͤßigen geſchehen, wie hoch das ſuͤße
Waſſer Anfangs uͤber den Erdboden geſtan-
den, wie viel davon weggefallen geweſen, als
ſolches den zweyten Schoͤpfungstag nur noch
175 Klaftern hoch geſtanden, noch weniger,
wo dieſes weggefallene Waſſer hingekommen.
Alle dieſe Meynungen ſind alſo willkuͤhrlich
von ihm angenommene Saͤtze. Wie haͤtte die
Welt unter einer ſo großen Menge Waſſer
erhaͤrten, und zu einer Steinrinde werden koͤn-
nen? Woraus beweiſet er uns die angegebene
Hoͤhe von 175 Klaftern? Gewiß aus der Hoͤhe
der hoͤchſten Berge; Allein wo wird er ihre
wahre Hoͤhe hermeſſen, da er ſelbſt ſagt, die Erd-
ſchichten
[47] ſchichten des flachen Landes, derer kleinen
Berge, waͤren eben ſowohl als die groſſen
Berge, durch die ausgeworfene Erde von
den feuerſpeyenden Bergen entſtanden, woher
weiß er alſo, wie viel 100 Klaftern von denen-
ſelben ausgefuͤllet worden, wo iſt das Waſſer
bey ſolchen Umſtaͤnden hingekommen, wel-
ches durch die Menge von hineingefallenen Er-
den nothwendig muß in die Hoͤhe ſeyn getrie-
ben worden? Jn den Abgrund kan es nicht
verſuncken ſeyn, ſonſt wuͤrde es nach Herrn
Valisnieri und ſeiner eigenen Meynung,
ſein, mit vieler Muͤhe angezuͤndetes unterirdi-
ſches Feuer gantz gewiß ausgeloͤſcht haben;
und wuͤrde es in die Hoͤhe gepreſt, ſo muͤſte
es nothwendig nach und nach hoͤher zu ſtehen
kommen, als die meiſten Berge in der Welt
ſind. Sein Beweis iſt unzulaͤnglich, den er
uns durch Erzehlung von Entſtehung der
neuen Jnſel im griechiſchen Meere des neuen
Berges bey Bozzuolo, von dem Veſuvius,
Aetna und dergleichen anfuͤhret, denn es
wird ihm dieſe aus Erfahrung gegruͤndete
Bemerckungen kein Menſch ſtreitig machen,
allein unius rei plures poſſunt eſſe cauſſæ.
Er ſtellt ſich auf der 128 Seite ſchon ſelbſt
vor, daß man ihm einwenden werde, daß
ein beſonderer Fall, noch keine Regel
mache. Deſto ſchlechter iſt aber ſeine Ent-
ſchuldigung wenn er ſagt: Die Natur
handle ſo beſtaͤndig auf einerley Art und
Weiſe
[48]Weiſe mit gleichfoͤrmiger ungekuͤnſtelter
Einfalt, daß eine jede einzele Naturbe-
gebenheit die auf eine gewiſſe Art, und
vermittelſt, der dazu beſtimten wuͤrcken-
den Urſache zu Stande koͤmmt, voͤllige
Verſicherung giebt, die Natur habe
ſich vorhin in andern dergleichen Faͤllen
nicht anders, als dieſesmahl mit ihrer
Wuͤrckung verhalten. Dieſes iſt leicht ge-
ſagt, aber ſchwer bewieſen. Jch will den
Herrn Moro gleich das Gegentheil erweiſen.
Er erzaͤhlet uns das 3te Hauptſtuͤck des 2ten
Theils, von dem neu entſtandenen Berge bey
Bozzuolo, welcher durch ſeine Entſtehung
den Lucriner-See gantz verſtuͤrtzet; So bald
ich alſo des Herrn Moro Saͤtze zu folge ſehe,
daß ein See der zuvor voll Waſſer geſtan-
den, trocken worden, und ſeine Tiefe voll Erde
liegt, ſo iſt ein feuerſpeyender Berg daran
ſchuld: wie oft ſehen wir aber nicht, daß
Waſſerſchlunde, welche von ſogenandten
Erdfaͤllen entſtanden, nachdem ſich die Waſ-
ſer durch das darunter befindliche Geſtein,
einen Weg gebahnet, trocken werden, und
nach und nach durch verfaulte Vegetabilien,
vom Wind hineingefuͤhrte, und vom Regen
hingeſchlemmte Erde gantz ausgefuͤllet und
eingeebnet worden. Ergo ſind hieran die
feuerſpeyende Berge ſchuld? Millionen der-
gleichen Anmerckungen zu geſchweigen. Wir
finden an verſchiedenen Ertzten, beſonders
an
[49] an denen Eiſenſteinen, welcht nicht gangweiſe,
ſondern ſchichtweiſe brechen, daß ſolche in 50.
60. 100. Jahren wieder nachwachſen, und die
Gruben damit wieder ausgefuͤllet ſind, aus
welchen dergleichen vorher gelanget worden,
er liegt in eben ſolchen Schichten wieder da,
ergo ruͤhrt dieſes von einem feuerſpeyenden
Berge her. Wir ſehen, daß Koͤrper, welche
in alten Zeiten tief vergraben worden, als
Todten-Toͤpfe ꝛc. jetzo mit dem Pflugſchaar
oͤfters ausgeackert werden, alſo ſtoͤßt ſolche
ein in der Tiefe ſteckendes Feuer, bis unter
die Dammerde? Wer ſiehet hieraus nicht,
daß in der Natur einerley Begebenheiten
vielerley, und zwar gantz verſchiedene Urſa-
chen haben koͤnne; und alſo nicht alle von
einerley Urſache herzuleiten ſeyn. Es
ſoll ferner die Saltzigkeit des Meeres
aus dieſen Erdbraͤnden entſtanden ſeyn.
Allein, auch dieſes halte ich nicht vor einen
allgemeinen Satz. Jch weiß zwar wohl,
daß Valerius Cordus von der Saltzſee im
Mannsfeldiſchen anfuͤhrt, es regte ſich aller
7 Jahr in derſelben eine groſſe Tiefe, welche
einen nach Pech und Schwefel riechenden
Geſtanck von ſich gebe, und dadurch alle
Fiſche in beſagten See toͤdtete. Allein, da
man jetziger Zeit davon keine Spuhr findet,
ſo iſt auch dieſer Beweiß als ſehr ſchwach
und unzuverlaͤßig anzuſehen. Es iſt moͤg-
lich, daß einige Waſſer ihre Saltzigkeit da-
Dher
[50] her erhalten; allein, deswegen geſchiehet es
nicht bey allen. Jch wollte vielmehr ſagen,
daß dieſe geſaltzene See denen nahe da herum
befindlichen Kalckbergen, Steinkohlen, be-
ſonders denen Langbogner, Beuchlitzer ꝛc.
welche ſehr vitrioliſch, und denen daherum be-
findlichen Kupfer-Schiefern zu dancken haͤtte.
Wer da weiß, wie leicht die Natur durch die
Aneignung Koͤrper verwandeln koͤnne, wird
dieſes vielleicht zur weitern Uberlegung neh-
men, und â propos, wenn dieſe geſaltzne See
ihr Saltz den Auswerfen derer Feuerſpeyende
Berge zu dancken haben ſoll, wie kommt es
denn, daß neben dieſer geſaltznen See eine
See mit ſuͤſſen Waſſer, und viele ſuͤſſe Quel-
len vorhanden, warum ſind ſolche nicht auch
wegen naher Nachbarſchafft mit Saltz an-
geſchwaͤngert worden. Jch werde aber
auch im 4ten und 5ten Kapitel mehr davon
ſagen, zum voraus gebe aber nur ſo viel zu
bedencken, warum findet man denn alle
Saltz-Quellen jederzeit nur im hangenden,
der gantzen Floͤtz-Gebuͤrge, Stein-Kohlen
aber jederzeit im liegenden, Schiefern und
Kalckſtein aber in der Mitte dieſer Gebuͤrge?
Woher ruͤhret es, daß der Schoͤp in denen
Saltz-Pfannen allezeit eine Kalck-Erde iſt?
Woher entſtehen die mit Kalck-Erde uͤber-
ſinterte Vogel-Neſter, und andere Sachen
bey denen Leckwercken? Warum ſagt denn
Stahl, daß die Grund-Erde des Koch-Sal-
tzes
[51] tzes, Kalck-Stein ſey? welches er auch an
verſchiedenen Orten deutlich erwieſen. Wenn
wir nun erwegen, was vor Theile dem
Meere durch die unzaͤhligen hineinflieſſenden
Fluͤſſe und Baͤche zugefuͤhret werden, wenn
wir bedencken, was in dem Meer vor eine
unſaͤgliche Menge von Thieren, Fiſchen, Mu-
ſcheln, Schnecken u. d. g. leben und ſterben,
ſolglich darinne verweſen, und ihre Theile
dem Waſſer mittheilen; wenn wir beden-
cken, was die Natur durch die Laͤnge der
Zeit vor Veraͤnderungen an denen Koͤrpern
vornehmen koͤnne, glaube ich nicht, daß wir
die Saltzigkeit der See denen Erdbraͤnden
zuſchreiben duͤrfen. Ja, was noch einen
Haupt-Grund wider dieſe ſeine Meynung
abgiebt, iſt erſtlich deſſen eigner Satz, da er
ſagt, daß als ſchon Thiere und Menſchen
geweſen, dennoch noch immer Feuer-
ſpeyende Berge geweſen, und die Welt
hier und dar gebrennet haͤtte. Waͤre
nun dieſes wahr, ſo muͤſten ja die Fluͤſſe und
Quellen, welche doch ſchon auf den Erdbo-
den ſeyn muſten, durch die in der Luft, von
den unterirrdiſchen Brande aufgetriebene
zarte Theile, alle ſaltzig geworden ſeyn.
Waͤre dieſes andem, ſo muͤſte zweytens noch
heutiges Tages, in der Gegend, wo die Feuer-
fpeyende Berge, als Aetna, Veſuvius, ꝛc.
wuͤthen, alle Quellen und Fluͤſſe geſaltzen
ſeyn, welches doch aber der Erfahrung ſchnur
D 2ſtracks
[52] ſtracks wiederſpricht. Die Seethiere ſollen
ferner theils im Waſſer, theils in Erde,
theils in Steinen hervorgebracht ſeyn. Aber
zu was Ende laͤſt er denn die Seethiere nicht
gleich alle in der See entſtehen. Jſt dieſer
ſein Satz nicht wieder ein poſtulatum? Wel-
ches er bloß darum voraus ſetzt, damit er die
groſſe Menge von Verſteinerungen zuſammen
bekomme, welche er auf den gantzen Erdbo-
den beyſammen findet. Wir werden in den
folgenden einen naͤhern und natuͤrlichern
Weg zeigen, wie dieſe Geſchoͤpfe in das ſeſte
Land gerathen ſind. Endlich laͤſt er auf ſei-
nen neuen Erdboden allerley Gewaͤchſe und
Thiere werden, die wir jetzo veraͤndert finden,
und als auslaͤndiſche anſehen, aber warum
war ſein Erdboden damahls faͤhig, ſolche her-
vor zu bringen, und zu ernaͤhren, und war-
um iſt er es jetzo nicht mehr? Wer ſiehet
hieraus nicht, daß er bloß um ſein einmal
angenommenes Syſtem, der Veraͤnderung
des Erdbodens durch unterirrdiſche Feuer zu
unterſtuͤtzen, dergleichen ungegruͤndete, wie-
der die Natur lauffende und weit hergehohlte
Saͤtze angenommen. Seine deswegen an-
gefuͤhrte Beweiſe beziehen ſich groͤſten Theils
bloß auf einige auſſerordentliche Begeben-
heiten, welche aber deswegen keinen Erweiß
auf das Gantze geben, und uͤberhaupt, daͤuch-
tet mir, man muͤſte das Wunderbare ſo lan-
ge vermeiden, als man natuͤrliche Urſachen
einer
[53] einer Sache ungezwungen angeben kann.
Wir werden in dieſen Tractat noch weiter
Gelegenheit finden, den Herrn Moro zu wie-
derlegen.
Fuͤnfte Abhandlung.
Das Syſtem des Herrn Ber-
trand betreffend.
Wr haben den Titel von der Schrift
des Herrn Bertrands, ſchon im
Anfang dieſes zweyten Abſchnittes
angefuͤhret, und auch deſſen Hypotheſen gantz
kurtz erwehnet, wir wollen ſolche nunmehr
etwas genauer anſehen. Dieſer geſchickte
Mann haͤlt davor, man muͤſſe, nicht alle
Phaͤnomenen, die man gemeiniglich der Suͤnd-
fluth zuſchreibet, dieſer groſſen Uberſchwem-
mung zueignen. Er ſagt daher auf der 97
Seite, der Erdboden „nachdem ihn dieBer-
trands
Syſtem.
Haͤnde des Schoͤpfers verfertiget hatten,
iſt vielerley Veraͤnderungen unterworfen
geweſen, welche von verſchiednen Urſa-
chen herruͤhrten, und zu verſchiedener
Zeit ſich zutrugen, und um dieſe Bege-
benheiten nicht mit einander zu vermen-
gen, muß man alſo die Urſachen, und
die Zeit wohl unterſcheiden. Es giebt,
D 3faͤhrt
[54]faͤhrt er fort, Wahrnehmungen, die das
innerſte der Erde betreffen, bis auf eine
gewiſſe bekannte Tiefe, dieſe zeigen durch
ihre Einrichtung eine regelmaͤßige Her-
vorbringung, eine Gleichheit, und eine
allgemeine Aenlichkeit unter einander,
dieſe muß man der erſten Schoͤpfung zu-
ſchreiben. Nach dieſen ſind andere, die
man beſonders auf der Oberflaͤche, und
in einer geringen Teuffe wahrnimt. Man
ſpuͤhret ſie hier und da, auf denen hoͤch-
ſten Bergen ſo wol, als auf denen Ebnen,
dieſes ſind die Schichten und Lagen,
von Sand, Leim, ‒ ‒ ‒ welche ſicht-
barlich von einer ueberſchwemmung und
Abtretung des Waſſers zeugen. Davon
muß man den Urſprung in einer allge-
meinen Ueberſchwemmung ſuchen. Noch
eine Art von Veraͤnderungen iſt, die man
hier und da, und in verſchiedener Tiefe
gewahr wird, welche auf beſondere und
nach und nach geſchehene Veraͤnderun-
gen weiſen. Dieſe kan man denenjenigen
Zufaͤllen beymeſſen, welche ſich noch jetzo
Wird ge-
pruͤft.von Zeit zu Zeit zutragen. Jch muß ge-
ſtehen, iſt ein Syſtem, das der Natur ſehr
nahe kommt, ſo iſt es gewiß der Herr Ber-
trand. Allein, ſo wenig ich ſonſt geneigt bin,
denen Meynungen gelehrter Schrifftſteller zu
wiederſprechen, ſo dringet mich doch hierbey
die Nothwendigkeit und Warheit, meine
Gedan-
[55] Gedancken in etwas gantz kuͤrtzlich zu eroͤſ-
nen. Alle angeſuͤhrte drey Saͤtze ſind ſehr
vernuͤnftig, aber in ihrer Erklaͤhrung iſt der
Herr Verfaſſer zu weit gegangen. Er ſagt:
Gewiſſe Dinge waͤren der Schoͤpfung
zuzuſchreiben. Er rechnet dahin alle Er-
den, Steine, Metalle, Mineralien, ja ſo gar
alle Verſteinerungen, ſie haben Nahmen wie
ſie wollen, und aus welchen Reiche der Na-
tur ſolche ſind, und er glaubt, daß nur dieje-
nige Muſcheln, Schnecken, Knochen ꝛc. die
man noch unveraͤndert in Sand, Erden, Lei-
nen ꝛc. findet, der allgemeinen Uberſchwem-
mung zuzuſchreiben waͤren. Dieſes zu er-
weiſen, fuͤhret er an, daß man eine allzu groſſe
Menge dieſer Sachen in der Erde faͤnde, als
daß man glauben koͤnte, es waͤren ſolche
durch Ueberſchwemmung und Austreten des
Meeres in die Erde gerathen. Er hat dieſen
Zweifel ſchon auf der 23. und 24 Seite weit-
laͤuftig eroͤfnet. Allein, iſt denn dieſer Zwei-
fel von ſolcher Erheblichkeit, wenn man uͤber-
leget, daß der Grund des Meeres uͤber
und uͤber mit See-Pflantzen, Muſcheln,
Schnecken und Gewaͤchſen erfuͤllet iſt, welche
bey einen ſolchen allgemeinen Austreten
des Meeres in die Hoͤhe getrieben worden.
Man ſehe doch nur eine kleine Ueberſchwem-
mung, z. E. bey dem Ausreiſſen eines Teich-
dammes an, mit was vor Gewalt die groͤßten
darinnen befindlichen Fiſche mit dem Stroh-
D 4me
[56] me fortgeriſſen werden. Dieſes kommt nun
mit einer großen und allgemeinen Ueber-
ſchwemmung noch lange in keine Verglei-
chung, es dienet aber dennoch zu einigen Er-
weiß, daß es moͤglich geweſen, daß das gan-
tze Heer dieſer Seegeſchoͤpfe mit dem anwach-
ſenden und ſeine Kuͤſten uͤberſteigenden Waſ-
ſer ebenfalls in die Hoͤhe getrieben, und auf
das vorher trockne Land gefuͤhret werden.
Es iſt dieſes um ſo viel glaublicher, da dieſe
an und vor ſich leichten Geſchoͤpfe der hefti-
gen Fluth nicht wiederſtehen koͤnnen. Was
dieſen meinen Satz noch mehr erweifet, iſt,
daß man gemeiniglich von denen kleinern Ar-
ten, die allermeiſten beyſammen findet, da
hergegen groͤſſere ſchon eintzeln liegen. Er
verwundert ſich daher auf der 24ten Seite,
warum man unter denen kleinen Ammons-
Hoͤrnern bey Bologna niemahls große fin-
det? Jch ſetze dieſer Meynung entgegen,
daß, je kleiner dieſe Thiere ſind, je weniger
haben ſie der Gewalt des Waſſers und der
einreißenden Fluth widerſtehen koͤnnen. Da-
her kommt es, daß man ſo eine geringe An-
zahl großer Stuͤcken von der Art beyſammen
findet, hingegen kleinere in unbeſchreiblicher
Menge. Daß aber ſolche allezeit an einem
Ort beyſammen liegen, iſt die Urſache, weil
ſolche alle einerley Gewalt der Fluth noͤthig
gehabt, um fortgeſchwemmet zu werden, und
ſo weit die Fluth hat 1000 Stuͤck derſelben
fort-
[57] fortſchwemmen koͤnnen, ſo weit war es der-
ſelben auch moͤglich, Millionen derſelben,
von einer Art Groͤße und Schwere fortzufuͤh-
ren. Warum hat man, ſo viel mir wiſſend,
noch niemahls einen Wallfiſch, einen See-
hund, oder ein ander Ungeheuer verſteinert,
oder auch nur in denen groͤſten Schiefer-
Bruͤchen abgedrucket gefunden? Vermuth-
lich aus der Urſache, weil dieſe Thiere 1) groͤſ-
ſer und alſo ſtaͤrcker geweſen der Fluth zu
wiederſtehen, folglich nicht ſo weit ins Land
gefuͤhret worden. 2) Jſt es ſehr begreiflich, daß,
ſo bald dieſe Thiere gemercket, daß das Waſ-
ſer zu fallen anfange, ſie ſich mit dem ins
Meer zuruͤck fallenden Waſſern wieder dahin
begeben. Dahergegen die Muſcheln, Schne-
cken und Fiſche auf dem Grund ruhig gele-
gen, ſo wie ſolche noch jetzo zu thun pflegen,
da ſie bey Stuͤrmen ſich feſte in den Schlamm
verbergen, oder an die Felſen anhalten, um
von denen Wellen nicht fortgeſchwemmet zu
werden. Da nun die Waſſer nach der Zeit
gefallen, ſo ſind dieſe Geſchoͤpfe ſitzen geblie-
ben, wo ſie angeſchwommen waren, daher
ruͤhret es, daß man ſolche auf Hoͤhen ſo gut
als in Gruͤnden findet, ja auf denen erſtern
noch viel eher, weil daſelbſt die Fluth, als ſie
uͤber die hoͤchſten Berge, nach Moſis Be-
ſchreibung. 15 Ellen gegangen, auch am er-
ſten die Spitzen derſelben verlaſſen, und folg-
lich die mehreſten dieſer Geſchoͤpfe darauf ſitzen
D 5geblie-
[58] geblieben, ja an manchen Ort mehr als in
denen Thaͤlern. Der Herr Bertrand wer-
den mir hier einwenden, warum ich ſage, daß
groͤſſere Seethiere gluͤcklich wieder in die See
gegangen waͤren, und man ſolche daher we-
der verſteinert noch abgedruͤckt antreffe, da
man doch nicht ſelten Zaͤhne von groſſen Fi-
ſchen finde, dahin die ſogenannten Gloſſope-
tern und des Herrn Buͤttners verſteinerte
Kaſtanien zu rechnen, davon die erſtern ſo-
wohl als die letztern Zaͤhne des Carcharias ſind.
Allein iſt es denn nicht moͤglich, ja gantz
wahrſcheinlich, daß dieſe Thiere ohnverſehens
an Felſen durch die Fluth angetrieben wor-
den, und durch den dadurch empfangenen
Stoß Zaͤhne verlohren haben? Wolte man
aber auch dieſes nicht einraͤumen, ſo iſt mit
Grunde zu vermuthen, daß dieſe Thiere zum
Theil zwar ebenfalls von der Fluth und in
derſelben umgekommen, allein ihr ſchleimi-
ges Fleiſch und Knochen find ſogleich in die
Verfaͤulung gegangen, ſo daß von ihnen nichts
als die Zaͤhne, welches die haͤrteſten Theile
an ihnen geweſen, uͤbrig geblieben, oder es
ſind die uͤbrigen feſten Theile anderwaͤrts hin-
getrieben und verſteinert worden. Eben ſo wie
der Herr Verfaſſer auf der 29 Seite anfuͤhret,
daß man oͤfters Meerigel-Stacheln in groſſer
Menge beyſammen finde, ohne einen Meer-
Jgel verſteinert dabey gewahr zu werden.
Allein auch dieſer Satz iſt nicht allgemein,
indem
[59] indem man an unzehligen Orten Seeigel-
Stacheln, und Seeigel verſteinert in einer
Gegend findet. Jch will jetzo die Gegend
hier um Berlin, anfuͤhren. Man findet hier
in einigen Gegenden, verſteinerte Seeigel,
und auf eben den Reſier, haben viele Natur-
forſcher ſowohl, als ich auch, die Stacheln
dieſer Thiere gefunden. Es bemercket der-
gleichen auch der gelehrte Herr D. Hofmann
in der Abhandlung vom Plauiſchen Grunde
bey Dreßden, in den 2ten Bande der Natur-
und Kunſtgeſchichte auf der 79 und 98 Seite,
daß er beyde nicht weit von einander ange-
troffen habe. Auf der 98ſten Seite ſagt der
Herr Bertrand, daß er an denen verſtei-
nerten Auſter-Schaalen wahrgenommen,
daß ſolche allezeit in eben die Art von
Steine verwandelt werden, in welchen
ſolche liegen. Dieſes beſtaͤtiget meinen
Satz um deſtomehr, daß nehmlich dieſelben
erſtlich wirckliche Muſcheln geweſen, durch
die Laͤnge der Zeit aber, von einer ſolchen zu
Stein machenden Materie durchdrungen
worden, dieſe kan aber unmoͤglich von etwas
anders her, ihren Urſprung erlangt haben,
als von dem darbey liegenden Geſtein oder
Erde, und muß daher von gleicher Art mit
derſelben ſeyn. So beſitze ich z. E. eine zu
Eiſenſtein gewordene Auſterſchaale, welche
bey Freyenwalde in denen Eiſenſteingruben,
die ehedeſſen daſelbſt gebaut worden, gefun-
den
[60] den iſt. Bey Nuͤrnberg und vielen andern
Orten, findet man ſolche gantz voll Kieß.
Allein der Verfaſſer ziehet hieraus einen
Schluß, welchen ich unmoͤglich einraͤumen
kan, er ſagt auf der 91ten Seite: Weil
alle dieſe gegrabene Dinge, oder gebildere
Steine, allezeit aus eben der Materie be-
ſtehen, aus welchen ihre Erd-oder Stein-
Lager beſtehet, in welchen ſie eingeſchloſ-
ſen ſind, und weil ſie von eben den Saltzen
durchdrungen ſind, welche in dieſen La-
gern befindlich ſind, und weil ſie von
eben denen mineraliſchen und metalliſchen
Materien erfuͤllet ſind, die daſelbſt bre-
chen, ſo haben wir das groͤſte Recht dar-
aus zu ſchluͤßen, daß ſolche von eben der
Zeit herſtammen, da jene entſtanden ſind,
und daß ſie zugleich hervorgebracht, oder
von ihrer Schoͤpfung an, in dieſe Lager
geleger worden ſind. Wir wollen dieſen
Schluß des Herrn Bertrands ins kurtze
faſſen, da wird er ohngefehr ſo lauten:
und aus einerley Beſtandtheilen beſte-
het, daß iſt auch zu gleicher Zeit da-
ſelbſt erſchaffen, erzeuget oder hinge-
leget worden; Nun ſind alle Verſteine-
rungen in ihren Weſen denen Erdlagern
aͤhnlich, in welchen ſolche liegen; Alſo ꝛc.’
Gleich der erſte Satz dieſes Schluſſes braucht
noch
[61] noch einen Beweis, und kan uͤberhaupt gar
nicht eingeraͤumet werden. Denn ſehen wir
nicht, daß noch taͤglich die Natur Koͤrper
aufloͤſet, andere daraus verſertiget, welche
denen vorigen gar nicht aͤhnlich ſehen, in
ihrem innerſten Beſtandtheilen aber, gemeinig-
lich doch das vorige bleiben. Dieſe Verwand-
lungen aus einem Reiche in das andere, ſind
um deſto leichter zu begreiffen, wenn wir er-
wegen, daß ſowohl das Pflantzen, als das
Thierreich, bereits viele Theile in ſich haben,
welche dem Mineralreiche gantz eigentlich
zugehoͤren. Geſchiehet nicht die Fortpflan-
tzung der Pflantzen und Baͤume, indem
ſolche in der Erde Theile von derſelben in ſich
nehmen? Leben die Thiere nicht von denen
aus denen Pflantzen auf verſchiedene Art in
ſich genommenen Theilen? Henckel in der
Flora Saturnizante und in denen kleinen mine-
raliſchen Schriften, auf der 498ſten Seite
und an andern Orten hat dieſes ſo ſchoͤn ge-
zeiget, und die Erfahrung lehret es uns noch
taͤglich, daß wir oͤhnmoͤglich daran zweifeln
koͤnnen. Wollen wir aber nun hauptſaͤch-
lich auf die Muſcheln zu reden kommen, ſo
iſt es ja bereits eine ausgemachte Sache,
daß ſolche dem Mineralreiche ſchon gantz
nahe, auch vor ihrer Verwandlung ſind,
weil dieſe Wohnungen und Gehaͤuße derer
darinne wohnenden Thiere aus einer voll-
kommenen Kalckerde beſtehen, bey welcher
die
[62] die Natur nur die halbe Arbeit noͤthig hat,
um ſolche zu verwandeln. Es iſt alſo ſehr
viel gefordert, wenn man verlangt, daß dieſe
Verſteinerungen gleich mit der Erſchaffung
derer Erdlager, in welchen ſie liegen, ſollten
verfertiget ſeyn. Jch halte vielmehr davor,
daß alle dergleichen Verſetzungen derer Hoͤl-
tzer und Muſcheln in das Mineralreich ledig-
lich von denen, in denen Erdlagern vorhan-
denen Saltzen und der damit verknuͤpften
ſehr zarten Erde herruͤhren. Wir finden
daher, daß der meiſte Theil derſelben, ent-
weder kalckartig oder gypſig iſt. Nun wiſ-
ſen wir, daß ſowohl Kalck als Gyps aus
einer zarten Erde beſtehen, welche zarte Erde
bald mit einen ſauren, bald mit einen Laugen-
Saltze verbunden iſt. Was die mineraliſirten
und metalliſirten Stuͤcke anlangt, ſo iſt es
deſto begreiflicher, wenn wir erwegen, daß das
Vitriol ſaure, in die Kalckerde der Muſcheln
ſehr leicht eingreifen, und ſolche innigſt durch-
dringen kan. Dieſes Vitriolſaure ſteckt im
Kieß am haͤufigſten; Kieße verwittern be-
ftaͤndig, werden aber auch immer von neuen
wiederum erzeuget, und hier liegt der Grund
von denen Muſcheln, welche zu gelben
Vitriol und Schwefel-Kieß geworden ſind,
deren Henckel in der Kießhiſtorie, Schwe-
denburg in Oper. Mineral. de Cupro \&
Orichalco und andere gedencken. Bey de-
nen zu Eiſenſtein gewordenen Muſcheln von
Freyen-
[63] Freyenwalde und dergleichen Holtze von Or-
biſtan in Boͤhmen hat der, in dem dabey
liegenden Eiſenſteine verborgene Eiſenvitriol
eben dieſes gethan. Kurtz ihre gemeinſte Er-
de iſt die Kalckerde, welche mehr oder weni-
ger feſt iſt, unter deren Brennſpiegeln aber
dennoch allezeit zu Kalck ſich brennen laͤſt,
wie ſolches der oben angefuͤhrte Herr Dr.
Hoffmann, an angefuͤhrten Orte auf der
84ten S. ſehr ſchoͤn durch einen Verſuch mit
verſteinerten Seeſchwaͤmmen unter dem
Brennſpiegel erwieſen hat. Bey denen ver-
ſteinerten Knochen der Thiere ſetzt ſich der-
gleichen Kalckerde in das ſchwammige We-
fen derſelben, und erhaͤrtet darinne, wovon
des Herrn Carls Lapis Lydius oſſium foſſi-
lium, ſehr ſchoͤne Beweiſe an die Hand giebt.
Aus dieſen angefuͤhrten erhellet alſo, daß der
von den Herrn Bertrand herausgezogene
Schluß noch vielen Wiederſpruche, und
zwar mit Grunde unterworfen ſey. Eben
ſo wenig kan man ihm beypflichten, wenn
er auf der angefuͤhrten Seite ſagt:
Da dieſe Koͤrper alſo in einer ſo anſehn-
lichen Teufe in gantzen Lagen von Felß
oder Marmor liegen, ſo kan man ſich
keinen Zufall vorſtellen, ſeit der Schoͤp-
fung, welcher ſie in dieſen Lagen ſollte ge-
fuͤhrer und zuſammen gebracht haben.
Jch wolte eben dieſes mit ihm behaupten,
wenn
[64] wenn er mir allererſt darthun koͤnnte, daß
dieſe Felſen, beſonders der Marmor, von An-
fang der Welt ſchon geweſen waͤre.
Eben ſo wenig kan ich einſehen, warum
er aus einer Bemerckung des Herrn Linnaͤus
ſchluͤſſen will, weil er mit denſelben nicht ei-
nig iſt, daß einige Muſcheln an dem Sar-
gaßo einer Meerpflantze ſolten gehangen ha-
ben, und mit derſelben gegen Norden ſolten
gefuͤhrt ſeyn worden, ſo muͤſten ſolche von
der Schoͤpfung her bereits daſelbſt geweſen
ſeyn. Allein iſt denn dieſes auch ſo etwas
unerhoͤrtes, da man ja taͤglich ſiehet, daß
ſich Schnecken an Pflantzen, und Muſcheln
an See-Gewaͤchſe anhaͤngen, wie viele ſo
genannte Seeeichen ſiehet man nicht, an wel-
chen verſchiedene Arten von Muſcheln haͤn-
gen. S. die 98te Seite.
Daß es aber moͤglich geweſen ſey, daß
dieſe Erdlager, welche wir jetzo als harte
Felſen, Marmor und Kalckgebuͤrge ꝛc. ſehen,
im Anfange zum Theil weich geweſen, laͤſſet
ſich aus vielen Gruͤnden ſehr deutlich erweiſen.
Denn 1) ſehen wir ja noch taͤglich, daß un-
ter der Erde Steine wachſen, alle abgebaue-
te Stolloͤrter, Strecken ꝛc. zeigen uns die-
ſes. So viel verſinterte Schaͤchte und Hoͤh-
len, legen davon den deutlichſten Beweis
ab, als deren Erhaͤrtung nur nach und nach
geſchiehet, da ſolche Anfangs von einer wei-
chen und fluͤßigen Materie erfuͤllet worden.
2) Muͤſte
[65] 2) Muͤſte man denen Geſchichten allen Glau-
ben abſprechen, welche uns an ſo vielen Or-
ten Gruben zeigen, wo beſonders ausge-
hauene Ertzte, als Eiſenſteine ꝛc. in gewiſſer
Zeit wieder nachwachſen, hierzu kommt 3)
Noch die taͤgliche Erfahrung, da wir ſehen,
daß beſonders Kalckſteine, Sandſteine ꝛc.
noch taͤglich wachſen. Die Art und Weiſe
aber, wie ſolches geſchiehet, waͤre zu weit-
laͤuftig hier zu erwehnen, ich verweiſe meine
Leſer hierbey beſonders auf des ſeligen Herrn
Bergrath Henckels kleine mineralogiſche
Schriften, von Erzeugung der Steine. 4 Da
das Waſſer ſo lange uͤber den Erdboden waͤh-
rende der groſſen Ueberſchwemmung ſtand, ſo
iſt ja nicht allein glaublich, ſondern ſogar auch
nothwendig, daß es in eine groſſe Tiefe den
Erdboden muͤfte durchweicht haben, da
wir ſehen, wie weit auch nur ein maͤßi-
ger Regen von einigen Tagen in den
Erdboden eindringen koͤnne. 5) Wo
will denn wohl der Herr Bertrand die
Entſtehung derer Floͤtze herleiten, ohne einzu-
raͤumen, daß ſolche nach der Schoͤpfung erſt
durch Ueberſchwemmungen oder Erdfaͤlle ent-
ſtanden ſind. Bey beyden Faͤllen muß er
eingeſtehen, daß die Floͤtzſchichten Anfangs
weich geweſen. Jch kann nicht umhin hier
meine Gedancken noch ein wenig uͤber die
Menge der Verſteinerungen, ſonderlich auf
EBergen,
[66] Bergen, zu eroͤfnen, ohngeachtet ich gleich
Anfangs ſchon davon geredet habe.
Der Herr Bertrand ſagt auf der 92ten
Seite: Die unerhoͤrte Menge dieſer ge-
grabenen Seltenheiten, welche vielmehr
auf Bergen, als in der Ebene, ſich finden,
beweiſet, daß ſolche nicht aus der See
koͤnnen gekommen ſeyn, ob ſolche gleich
Seegeſchoͤpfen aͤhnlich ſehen.
Hier mache ich billig einen Unterſcheid un-
ter denen Lagern, in welchen dieſe Dinge ge-
funden werden. Jch habe demnach bemer-
cket, daß 1) Muſcheln und Schnecken mei-
ſtens auf Bergen, und zwar gemeiniglich in
keiner ſo gar ſonderlichen Teufe unter der
Dammerde in Kalckſtein ſtehen. 2) Fiſche
und Land-Thiere liegen ſchon viel tiefer,
und meiſtens in Schiefern und verſteinert.
3) Verſteinerte Hoͤltzer finden ſich in meh-
rerer Teufe. 4) Am allertiefſten aber finden
ſich die Abdruͤcke von Blumen, welche ich
letzthin in einer ſeigern Teufe von 1440 Fuß
entdeckt habe.
Soll ich nun den Grund von dieſem allen
angeben, ſo kann ich nicht anders als auf die
gegruͤndete Muthmaßung fallen, daß alle
Floͤtzgebuͤrge ſowohl als einige Schichten der
Berge erſt lange nach der allererſten Schoͤ-
pfung entſtanden ſind. Denn wenn alle dieſe
Schichten der Berge und Hoͤhen gleich An-
fangs
[67] fangs geweſen waͤren, ſo haͤtte ich eben ſo viel
Urſache zu fragen, warum man nicht in al-
len Bergen Verſteinerungen faͤnde? als der
Herr Bertrand hat, bey dieſer Gelegenheit
zu fragen, warum man dieſe Dinge bald un-
tereinander, bald nur eine und die andre Art
davon antreffe. Jch wenigſtens halte mich
uͤberzeugt, daß alle Floͤtzgebuͤrge erſt nach ei-
ner groſſen Ueberſchwemmung und durch die-
ſelbe entſtanden ſind. Die taͤgliche Erfah-
rung uͤberzeugt uns hiervon. Sehen wir
nicht was vor gewaltige Veraͤnderungen
das Ausreißen eines mittelmaͤßigen Sees
nach ſich ziehen kann? Sehen wir nicht, wie
es ſeinen Damm zerreißet, große Stuͤcken
deſſelben mit ſich fortfuͤhret, ſolche oͤfters an
andern Orten anſchwemmet, und alſo an ei-
nem Ort eine Ebene macht, an einem andern
aber eine Art von einem kleinen Berge oder
Huͤgel aufwirft? Schließen wir nun von die-
ſer Kleinigkeit auf eine groͤſſere Ueberſchwem-
mung, ſo ſehe ich nicht, ob ich mich in mei-
ner Muthmaßung ſo ſtarck irr, oder ob ſol-
che ſo gantz ungegruͤndet ſey, wenn ich ſage,
daß verſchiedene dergleichen Berge und Huͤ-
gel erſt durch dieſe groſſe Ueberſchwemmung,
vermittelſt des Uebereinanderſchwemmens
verſchiedener Erdlagen entſtanden ſeyn. Be-
ſonders rechne ich hierunter alles Floͤtzgebuͤr-
ge. Und gewiß der Schluß iſt ſehr vernuͤnf-
tig, welchen Herr Bergrath Henckel in der
E 2Flor.
[68]Flor. Saturniz auf der 377ten Seite macht,
wenn er ſagt: Wenn die Jngeweide des
Erdbodens von ſolcher Geſtalt, inſon-
derheit von ſolchen Abgruͤnden, Waſſer-
buſen, Canaͤlen und Loͤchern, dergleichen
wir unter denen Meeres-Gruͤnden, zu
Anfang ſeines ihm zulaufenden Waſſers,
und zum Zugange der Quellen und Fluͤſ-
ſe gewiß glauben muͤſſen, gleich anfangs
geweſen waͤren, wie haͤtten die uͤber und
uͤber auf der Oberflaͤche ausgebreiteten
Waſſer, uͤber welchen der groſſe und
maͤchtige Geiſt ſein Schweben hatte, bey-
ſammen halten koͤnnen, ohne ſich gleich-
ſam ſelbſt in ſolche Hoͤhlen und Schlaͤu-
che zu verlaufen? Jch ſchreibe daher den
Urſprung zerſchuͤtterter Gebuͤrge eben dieſer
Ueberſchwemmung zu, da nehmlich die Fluth
eine große Menge Steine an einem Orte zu-
ſammen geſchwemmet, und ſolche obenher
mit Schlammerde, verfaulten Pflantzen und
Thieren uͤberſchuͤttet, und alſo die Damm-
Erde uͤber dem zerſchuͤtterten Gebuͤrge aus-
gebreitet hat.
Dieſe und dergleichen Zeugniſſe beſtaͤtigen
meinen angenommenen Satz zur Gnuͤge.
Daß aber die verſteinerten Koͤrper ſo verſchie-
dene Lagen machen, laͤſſet ſich meines Erach-
tens ſehr leicht erklaͤhren. Jch habe oben
geſagt, daß Muſcheln und Schnecken mei-
ſtens nicht allzutief unter der Erde und ge-
meiniglich
[69] meiniglich im Sand und Kalckſtein liegen.
Der Grund hievon ſteckt in der Natur der
Muſcheln und Schnecken. Dieſe haben ſich
am laͤngſten auf dem Waſſer und deſſen
Oberflaͤche erhalten, und ſind hernach, da
ſolches gefallen, in dem zuruͤckgebliebenen
Sande und der fetten Erde liegen geblieben,
welche nach und nach erhaͤrtet, und in dieſer
Zeit uͤber denen Muſcheln und Schnecken
von ihrer zarten Erde ſo viel mitgetheilet hat,
als ſie in ſich zu nehmen faͤhig geweſen, hier-
durch ſind ſolche verſteinert worden, und der
vorher lockere Sand iſt ſowohl, als der mit
ihm vermiſchte Schlamm erhaͤrtet. Die
Fiſche gegentheils ſowohl als verſchiedene
Landthiere finden wir ſchon tiefer, in Schie-
fer, die erſten gemeiniglich nur abgedruckt:
von denen Landthieren aber nur die feſten
Theile verſteinert; von denen letzten iſt es
gantz gewiß, daß ſolche gleich mit der er-
ſten Fluth erſaͤufet worden, und nachdem
ſich ihre todten Koͤrper voll Waſſer gezo-
gen gehabt, ſo ſind ſie geſuncken, und im
Schlamm ſtecken geblieben, von denen Fiſchen
aber iſt es bekant, daß beſonders die kleinern,
bey ſtuͤrmiſchen Waſſern ſich im Schlam
verbergen. Auch dieſe ſind alſo darinne
ſtecken geblieben, beſonders da die Waſſer
mit Gewalt gefallen. Die erſtern ſind nur
ihren feſten Theilen nach verſteinert worden,
die letztern aber findet man nicht leicht an-
E 3ders,
[70] ders, als bloß in Schieſern abgedruckt, weil
ihr weiches Fleiſch nicht ſo lange der Faͤulung
wiederſtehen koͤnnen, als es noͤthig war,
wenn ihr gantzer Koͤrper verſteinert werden
ſollte; man ſiehet dahero meiſtens nur den
Abdruck von ihren feſten Theilen als Floß-
federn, Schwaͤntze, Schuppen und Graͤ-
then, als welche ſich in dieſem Seeſchwamme,
aus welchen aller Schiefer entſtanden iſt, ab-
gedruckt haben. Von denen verſteinerten
Hoͤltzern iſt es nun noch viel begreiflicher,
warum ſolche gemeiniglich am tiefſten liegen.
Die Baͤume ſind gantz gewiß gleich von der
erſten Fluth umgeriſſen, und von dem nachge-
kommenen Erdreiche, Steinen und Schlam-
me verſtuͤrtzet worden. Man findet daher
nicht ſelten gantze große Lagen, und ſo zu
ſagen Waͤlder von verſteinerten Baͤumen mit
Wurtzeln, Staͤmmen und Aeſten. Jch
will mir die Muͤhe erſpahren, die Oerter
nahmhaft zu machen, wo man dergleichen
antrifft, und dem geneigten Leſer auf dem
gantzen 13ten Abſchnitt in des ſeligen Herrn
Bergrath Henckels Flora ſaturnizante auf
der 510ten Seite, verweiſen. Die Blumen
aber haben deswegen die unterſte Lage in
dem Floͤtz-Gebuͤrge eingenommen, weil ſie
gleich bey dem erſten Sturme des Waſſers
von denen Bergen abgeriſſen, und alſo eben-
fals von denen immermehr und mehr nach-
ſchießenden Steinen, Schlamm, Erdreich ꝛc.
ver-
[71] verſtuͤrtzet worden. Aus dem bisher ange-
fuͤhrten, wird ſich hoffentlich wiederlegen,
was Herr Bertrand auf der 100 Seite ſagt,
daß Gott gleich bey der Schoͤpfung Saltze,
Schwefel, Erdhartze, Mineralien, Metalle,
Kieße, Felſen, Sand, Erde, viele Arten
Edelſteine, und gebildete Steine erſchaffen,
und ſie weislich dahin gelegt habe, wo ſolche
hingehoͤren. Jch ſehe nicht, warum man
auf dieſen Einfall gerathen ſoll, da man ſich
die Entſtehung derer Verſteinerungen viel
naͤher vorſtellen, und ſolche beweiſen kann;
ich rede aber hier von ſolchen Stùcken, die
eine wirckliche Aehnlichkeit mit denen Din-
gen haben die ſie vorſtellen, nicht aber von
denen, die gantz undeutlich ſind, und bey
welchen die Einbildungskraft zu Huͤlfe kom-
men muß: Wir werden hiervon beſſer unten
noch etwas ſagen.
Auf der 103ten Seite bringet der Herr
Bertrand etwas vor, welches wircklich ſeine
Meynung nachdruͤcklich unterſtuͤtzen muͤſte,
wenn ich nicht auch davon das Gegentheil
darthun koͤnte. Er ſagt: Wenn ja die Aehn-
lichkeit einiger dieſer gegrabeneu Koͤrper
mit gewiſſen Thieren und Pflantzen uns
glauben macht, daß ſie es wircklich ſind,
und daß ſie die Natur bloß veraͤndert
habe, ſo werden Gegentheils die Bemuͤ-
hungen gewiß fruchtlos ſeyn, die man
unternimmt, um die Aehnlichkeit vieler
E 4andern
[72]andern ausfuͤndig zu machen, und dieſes
wird uns noͤthigen, eine andere Ein-
richtung anzunehmen, bey welcher wir
dergleichen Unterſuchung nicht noͤthig
haben. Ja, man ſiehet ſich genoͤthiget
zu bekennen, daß uns ſolche nicht bekant
ſind, und daß man verſchiedene Muſchel-
arten nicht kennet, welche man doch oft
verſteinert findet. Jch mercke wohl, daß
der Herr Verfaſſer hier auf die Ammonshoͤr-
ner, Orthoceratiten, Kaͤfermuſcheln u. d. gl.
zielet, es iſt andem, dieſe hat man noch nicht
in der See entdecken koͤnnen, und es waͤre
dahero ſehr leicht auf die Gedancken zu gera-
then, daß des. Herrn Bertrands Meynung
gegruͤndet, allein man ſiehet doch deutlich,
daß auch dieſe Verſteinerungen, Arten von
Muſcheln und Schnecken, Anfangs geweſen
ſind. Jch habe oben ſchon erwehnet, daß
ich ſelbſt ein verſteinertes Ammonshorn be-
ſitze, welches noch ſeine natuͤrliche Schaale hat.
Dergleichen beſitzt auch der Herr von Arnim
zu Suckow in der Uckermarck, und der ſelige
Herr Beurer in Nuͤrnberg, in ihren vortrefli-
chen Sammlungen, und andere. Eben ſo
kann ich auch ziemlich groſſe Orthoeeratiten
mit der natuͤrlichen Schaale zeigen.
Was die Kaͤfermuſcheln (*) anlangt, ſo
ſind ſolche zwar ausnehmend rar, allein ich
habe
[][]
[73] habe doch eine von Zehdenick in der Neu-
marck, auf welcher noch eini Theil der
Schaale zu ſehen iſt. Waren dieſe und der-
gleichen Sachen nur bloß Koͤrper, welche
E 5gleich
2
mitten
[74] gleich ſo ſteinern erſchaffen worden, wo kaͤme
denn an ſolcher die Muſchelſchaale her? viel-
weniger dienet es zur Ausflucht, daß man
noch nicht wiſſe, wo und in welchem Meere
ſolche gefunden werden: denn, iſt ein Theil
der Natur-Geſchichte noch ſehr wenig unter-
ſucht und entdeckt, ſo iſt es gewiß die Geſchich-
te des Meeres. Wir duͤrfen uns auch eben
nicht daran kehren, daß der Herr Verfaſſer
ſagt: Der Zuſtand in welchen wir den mei-
ſten Theil dieſer Coͤrper finden, oder der
Klumpen der dergleichen Geſtalt hat,
zeiget klaͤhrlich genug an, daß es niemals
Thiere oder Pflantzen geweſen ſind. Es
ſind
3
[75]ſind Wacken, Marmor, Feuerſteine,
Quartze, Kieſe, Metalle, und Edelſteine.
Man kann leicht ſagen, es ſind verſteiner-
te, metalliſirte Thiere; Aber es iſt ſchwer
zu erweiſen. Jch hoffe es einigermaſſen be-
reits gethan zu haben, ohne was andere weit
geſchicktere Leute ſchon vor mir gezeiget ha-
ben. Jch raͤume dem Herrn Bertrand daher
gerne ein, was er kurtz darauf ſagt. Jhr
innerſtes Weſen iſt Stein, Marmor,
Kieß, oder Metalle. Das waͤre eine
wahre Verwandlung. Was wuͤrde mir
aber der Herr Bertrand antworten, wenn
ich ihm Schraubſchneckenſteine von Rieders-
dorf (3 Meilen von hier) zeigte, welche von
auſſen noch ſehr wenig veraͤndert, deren in-
nere Wendungen aber zu einer Spath-Druſe
mit voͤlliger Beybehaltung ihrer vorigen Ge-
ſtalt geworden waͤren, und wieder andere,
welche gantz zu Spath, doch mit Bey-
behaltung ihrer voͤlligen Geſtalt geworden
waͤren. Der Herr Bertrand wendet in den
gleich darauf folgenden §. ein, daß man
zweyſchaalige verſteinerte Muſcheln faͤnde,
welche zu waͤren, und doch, wenn man ſolche
aufmache, kleine Cryſtallen darinne faͤnde,
welche aus eben den Theilen beſtuͤnden, wor-
aus das Erdlager waͤre, worinne ſolche laͤ-
gen. Dieſes iſt andem, allein, es wird nie-
mals kein andrer Cryſtall darinne ſtecken,
als von Kalckſpath: dieſe entſtehen, wenn das
Waſſer
[76] Waſſer nach und nach durch das kalckar-
tige Weſen der Schaale durchdringet, und
die zarteſte Erde daraus mit ſich nimmt, und
in das innerſte Leere der Muſcheln fuͤhret, als
woraus nach und nach ſolche Cryſtallen, oder
vielmehr Drußgen erwachſen, wie denn der
Anfang aller Druſen bekanntermaſſen eine in
Waſſer aufgeſchloſſene zarte Erde iſt. Es
gehet dieſes um ſo viel eher von ſtatten, wenn
vorher an der Sonnen eine Art einer gelin-
den Calcination vorgegangen iſt, nach wel-
cher das Waſſer deſto geſchwinder in dieſe
Kalckerde wuͤrcken kann. Und was wuͤrde
der Herr Bertrand ſagen, wenn ich ihm Am-
mons Hoͤrner zeigte, auf welchen noch die
natuͤrliche Schaale ſitzt, die aber doch inwen-
dig mit einer Kalckerde erfuͤllet ſind, in wel-
cher eine groſſe Menge von kleinen Muſcheln,
als kleine Kammuſcheln, Schuͤſſelmuſcheln,
und dergleichen ſtecket. Was wuͤrde der
Herr Bertrand ſagen, wenn ich ihm ein
groſſes Polythalamium zeigte, welches unten
1½ Zoll in Durchſchnitte waͤre, in deſſen
Hoͤhlung kleine Schraubmuſcheln, Kam-
muſchelgen, Schuͤſſelmuſchelgen, beſonders
aber eine ſchoͤn verſteinerte Perſpectiv-Schne-
cke ſteckt, und die ich hier bey Kleinmutz nicht
weit von Zehdenick 6 Meilen von hier gefun-
den habe, und gleichwol ſind ſie da, zum
deutlichen Erweiß, daß die Kalckerde ehe ſie
dieſe Muſchel-Schaalen erfuͤllet, weich und
bereits
[77] bereits durch einen Zufall mit dieſen kleinern
Muſcheln erfuͤllet geweſen. Wenigſtens
deucht mir, daß es viel wahrſcheinlicher iſt,
nach dieſen bißher angefuͤhrten Saͤtzen zn
glauben, daß dieſe Koͤrper verſteinert worden,
als daß man der Meinung des Herrn Ber-
trands beypflichten ſolte, wenn derſel-
be auf der 106ten Seide fragt: „Ob es
ſo unvernuͤnftig ſey zu ſagen, es habe
GOtt gefallen, da er dieſe Welt erſchaf-
fen, ſolche mit einer Menge Koͤrper zu
erfuͤllen, welche ſowol in Anſehung ihres
Weſens als ihrer Geſtalt, unzaͤhlig ver-
aͤndert waͤren.
Es iſt nicht unvernuͤnftig, aber es ſcheinet
mir nur zu weit hergehohlet zu ſeyn, da ich
es naͤher haben kann, denn mir ſcheinet es
gut zu ſeyn, wenn man in der Natur-Leh-
re das Wunderbahre ſo lange vermeidet,
als man noch einige zureichende Gruͤnde an-
geben kan, wenn ſolche auch gleich nur wahr-
ſcheinlich ſind. Denn den Saͤtzen des Herrn
Bertrands, in dieſem Stuͤcke nachzugehen,
iſt eben ſo ſchwer, als beynahe unmoͤglich,
beſonders wenn er auf der 108 Seite ſagt,
daß alle dieſe Koͤrper auf einmahl waͤren
geſchaffen worden, doch ohne Leben und
Bewegung, und bloß ihrer Geſtalt nach,
nachdem ſie Thiere und Pflantzen ſeyn
ſollen: daß ſolche ferner hier und da,
theils in die Erde, theils in das Waſſer
waͤren
[78]waͤren vertheilet worden, und daß in
denen folgenden Tagen, da es heißet,
GOtt habe die Pflantzen und Thiere ge-
ſchaffen, nichts weiter mit ihnen vorge-
gangen ſey, als daß GOtt 1) diejenigen
Koͤrper dieſer Thiere und Pflantzen zu-
ſammen genommen habe, welche ein Le-
ben und eine Bewegung haben ſollten, und
daß er ſolche an diejenigen Oerter ge-
bracht habe, wo ſie leben und wachſen
ſolten. 2) Daß er ihnen die Werckzeuge
alsdenn mitgetheilet habe, die ihnen zum
Leben noͤthig waren. 3) Daß er ihnen die
erſte Bewegung, oder den erſten Trieb
gegeben, um ſie zu beleben, und 4) daß
er ihnen die Kraft eingefloͤßet, ſich zu er-
halten, zu dauren, und ſich fortzupflantzen.
Dieſe Saͤtze laſſen ſich zwar hoͤren, aber
ſchwerer beweiſen, denn auf bloſſe Muthmaſ-
ſungen hierbey zu gehen, da man ſichere
Wege hat, iſt etwas gefaͤhrliches. Geſetzt
aber, ich wollte auch ſolche annehmen, ſo
wuͤrde doch daraus folgen, 1) daß alle dieſe
Koͤrper ſo haͤtten geſchaffen werden muͤſſen,
daß ſie bis aufs Leben vollkommen einander
gleich geweſen waͤren. 2) Wuͤrde, wie mir
deuchtet, GOtt ein doppeltes Geſchaͤffte auf-
gebuͤrdet werden, als erſtlich, die Erſchaffung
dieſer Dinge; zweytens die Verſetzung der-
ſelben an ihre gehoͤrige Stelle und ihre Be-
lebung. 3) Wuͤrde doch an denen, die nicht
belebt
[79] belebt worden, die Verſteinerung muͤſſen zu-
gegeben werden. Alles dieſes aber hebt ſich
von ſelbſt, wenn wir erwegen, daß alles die-
ſes nicht noͤthig war, ſondern, daß GOTT
einem jeden Geſchoͤpfe gleich bey ſeiner Er-
ſchaffung die ihm gehoͤrige Stelle anwieß,
als welches mir auch ſeiner ihm gantz eignen
Ordnung viel gemaͤſſer zu ſeyn ſcheinet.
Jch hoffe alſo in dem bisher angefuͤhrten
deutlich gezeigt zu haben, 1) daß die verſtei-
nerten Koͤrper wuͤrcklich das im Anfange ge-
weſen ſind, deſſen Geſtalt ſie noch jetzo fuͤh-
ren. 2) Daß ſolche erſt nach der Schoͤpfung
an diejenige Oerter durch eine auſſerordent-
liche Begebenheit gebracht worden, wo ſie
dieſe Veraͤnderung ausgeſtanden haben.
3) Daß ihre Veraͤnderung gantz natuͤrlich
zugegangen ſey. Jch will zwar nicht laͤug-
nen, daß nicht auch hierbey oͤfters vieles in
der Einbildung beſtehe, und daß die Einbil-
dung oͤfters dergleichen Dingen diejenige Ge-
ſtalt allererſt gebe, die man ſich hernach dar-
in zu finden, einbildete, allein das hieſſe, das
Kind mit dem Bade ausgeſchuͤttet, wenn
man deswegen alles vor Einbildungen an-
ſehen wollte. Jch hoffe alſo zur Gnuͤge er-
wieſen zu haben, daß der Herr Bertrand ſich
irre, wenn er glaubt, die verſteinerten Mu-
ſcheln, Schnecken und andre Sachen ruͤhr-
ten groͤſten theils, ja faſt alle insgeſamt von
der allererſten Entſtehung und Entwickelung
des
[80] des Erdbodens her, ob ich gleich uͤbrigens in
der 6ten Abhandlung zeigen werde, in wie
weit derſelbe Recht habe.
2) Schreibet er andere Wahrnehmungen
einer allgemeinen Ueberſchwemmung zu.
Nachdem er gezeiget, wie dieſe Veraͤnderun-
gen durch den heftigen Regen, durch das
Einſincken des Erdbodens an einigen Orten,
durch den daher entſtandenen Ausbruch des
unterirrdiſchen Waſſers, durch die allgemeine
daher ruͤhrende Vermiſchung allerley Koͤrper
verurſacht worden; ſo raͤumet er zwar ein,
daß auch hierdurch verſchiedene Pflantzen
und Thiere in das Mineral-Reich gerathen;
allein, er nimmt nur ſolche an, die man noch
in ihren natuͤrlichen Umſtaͤnden findet, und
alſo unveraͤndert ſind, und fuͤhret zu dem
Ende den mit kleinen Ammonshoͤrnern er-
fuͤllten Sand bey Bologna an. Jch habe
hierbey nichts mehr zu erinnern, da ich hof-
fentlich in dem vorhergehenden meine Mei-
nung deutlich genug an den Tag gelegt
habe.
3) Die dritte Art von denen nach und
nach geſchehenen Veraͤnderungen des Erd-
bodens, hat um ſo viel weniger Bedencken,
da man noch taͤglich den Beweis davon an
ſo viel tauſend Orten vor Augen ſiehet, und
zum Theil mit Schaden erfaͤhret. Ueber-
haupt bin ich, den Urſprung derer Verſteine-
rungen ausgenommen, mit den Herrn Ber-
trand
[81] trand in denen meiſten Stuͤcken einig, und
finde, daß deſſen Saͤtze vor allen bisher an-
gefuͤhrten, der Wahrheit noch am naͤchſten
beykommen. Jch will nun endlich meine
Meynung von denen Veraͤnderungen des
Erdbodens noch kuͤrtzlich anfuͤhren.
Sechſte Abtheilung.
Des Verfaſſers Meynung von
denen Veraͤnderungen des Erd-
bodens.
So bald ich von Veraͤnderungen des
Erdbodens ſpreche, ſo verſtehe ich
darunter ſolche Begebenheiten und
Zufaͤlle, welche ſich mit den Erdboden zuge-
tragen, wodurch derſelbe entweder an ſeiner
Geſtalt, oder an ſeinen Weſen, oder an bey-
den zugleich veraͤndert worden. Jch habe in
den erſten Abſchnitte ſchon meine Meynung
von Entſtehung des Erdbodens eroͤffnet und
geſagt, daß, nachdem die feſten Theile von
denen fluͤßigen geſchieden worden, hieraus
das innere Weſen der Erde ſo wohl, als die
aͤuſſere Schaale derſelben entſtanden. Jch
habe daſelbſt geſagt, daß die Welt-Kugel
Anfangs ſchon Berge gehabt, und daß dieſe
Berge eben ſo gut, als die Flaͤchen mit
Ffrucht-
[82] fruchtbarer Erde bedeckt geweſen. Jn dieſer
Verfaſſung iſt ſolche auch meines Erachtens
geblieben, bis ſolche diejenige Hauptveraͤn-
derung erlitten, welche uns unter dem Nah-
men der Suͤndfluth, oder einer allgemeinen
Ueberſchwemmung bekannt iſt. Es iſt zwar
moͤglich, daß auch vorher ſchon einzele kleine
Veraͤnderungen vorgefallen ſind, da aber
ſolche ſehr ungewiß ſind, und uͤber dieſes uns
die Nachrichten davon mangeln, ſo wohl, als
daß ſolche auch keine allgemeine geweſen ſeyn
werden; ſo iſt es billig, daß wir ſolche vor
die erſte, hauptſaͤchlichſte, und allgemeinſte
annehmen. Es iſt alſo an der Suͤndfluth
gar nicht zu zweifeln, nur wird es bloß dar-
auf ankommen, woher ſolche entſtanden.
Da ich kein Aſtronome bin, ſo ſetze ich zum
voraus, daß der Whiſtoniſche Komet, der
Ausrechnung nach, ſeine Richtigkeit habe.
Jſt dieſes, ſo raͤume ich gerne ein, daß derſelbe
durch ſeine Annaͤherung des Erdbodens, vie-
les zu der groſſen Menge Waſſers beygetra-
gen, welche deſſen Oberflaͤche uͤberſchwem-
met. Allein, da es jetzo meine Sache nicht
eigentlich iſt zu beſtimmen, wie dieſer Ko-
met entſtanden, und auf was vor Art
ſolcher gewircket, oder etwas zu der allge-
meinen Ueberſchwemmung beygetragen, ſo
begnuͤge ich mich zu ſagen, daß es moͤg-
lich geweſen, daß derſelbe nebſt den an-
haltenden 40 taͤgigen Regen, dem Aus-
reiſſen
[83] reiſſen der See, und dem Ausbruch derer un-
terirrdiſchen Waſſer allerdings ein vieles zu
dieſer allgemeinen Ueberſchwemmung beytra-
gen koͤnnen. Da es ohnedem noch eine
gantz eigene Sache die Urſache derer Meteo-
ren zu beſtimmen, und mit Grund ſagen zu
koͤnnen, warum wir in einen Jahre ſo viel
Regen, ein andermal ſo harten Winter, ein
anderesmal ſo gelindes Wetter ꝛc. haben, ſo
bleibt es in der Natur-Lehre noch allezeit ein
Raͤthſel, die wahre natuͤrliche Urſache der all-
gemeinen Ueberſchwemmung mit unumſtoͤß-
lichen Grunde nachzuweiſen. Jch bleibe alſo
in dieſem Falle und was die Veraͤnderungen
des Erdbodens anbelanget, allezeit bey dem
Satze, daß alle Veraͤnderungen, die wir als
geſchehen, an den Erdboden gewahr werden,
von zweyen Urſachen herruͤhren, und zu ver-
ſchiedenen Zeiten geſchehen ſind. Es iſt alſo
- 1) Die wichtigſte Veraͤnderung des Erd-
bodens durch die allgemeine Ueberſchwem-
mung vorgegangen. - 2) Viele aber ſind nach der Zeit durch ver-
ſchiedene Vorfaͤlle allererſt verurſacht wor-
den.
Der erſte Weg alſo iſt eine ungemeine
Menge Waſſers, welche den gantzen Erdbo-
den bedecket und deſſen Oberflaͤche veraͤndert
hat. Da das Gebaͤude der Erde aus fluͤßi-
gen und feſten Theilen beſtehet, letztere aber
ſo beſchaffen ſind, daß ſie ſich theils in Waſ-
F 2ſer
[84] ſer aufloͤſen laſſen, theils dieſer Aufloͤſung wi-
derſtehen, ſo iſt es natuͤrlich und ſehr begreif-
lich, daß in ſo einer Menge Waſſers, als da-
mals die Welt bedecket, nothwendig ein groſ-
ſer Theil ihres Weſens aufgeloͤſet worden,
beſonders geſchahe dieſes an denjenigen Or-
ten, wo das Waſſer mit mehrerer Macht
arbeiten konte, hierzu gaben nun die Berge
die ſchoͤnſte Gelegenheit; Anfangs ſtieß ſich
das Waſſer an ſelbige, als aber ſolches
nach und nach die hoͤchſten Spitzen derſelben
erreichte und uͤberſtieg, ſo bekam es einen
ſtaͤrckeren Zug und mehrere Forçe. Es ent-
bloͤſte ſolche groͤſtentheils von der fruchtbaren
Erde, womit ſie bedeckt waren. Als das
Waſſer fiel, ſo ſchwemmete es die Erde mit
ſamt denen Pflantzen, Thieren, Baͤumen ꝛc.
herum, und ſetzte nach und nach, als es
immer mehr und mehr abnahm, dieſe Sachen
an denen Fuͤſſen derer großen Gebuͤrge ab:
hieraus entſtunden neue Gebuͤrge, welche aus
verſchiedenen meiſtens flach und horizontal
liegenden Schichten beſtunden. Die Ober-
flaͤche des Erdbodens erhielt hierdurch an die-
ſen Orten eine neue Geſtalt. Selbſt einige
Orte in dem innerſten derſelben litten eine Ver-
aͤnderung. Denn wo die Waſſer ſolche Er-
den und Geſteinarten angetroffen hatten,
welche ſich aufloͤſen ließen, als Kalckgebuͤrge,
da hatten dieſelben die groͤſte Gewalt, und
wenigſte Muͤhe ſolche auſzuloͤſen, und die
auf-
[85] aufgeloͤſten Theile mit ſich fortzufuͤhren, da
antſtunden Hoͤhlen, Loͤcher, Steinkluͤfte ꝛc.
Die hohen Berge wurden, von ihrer frucht-
bahren Erde entbloͤßet, und daher ſehen wir
auf denen rechten hohen Gebuͤrgen, ſo viele
kahle Felſen und Klippen. Durch die Laͤnge
der Zeit veraͤnderten ſich die unter denen
neuentſtandenen Huͤgeln begrabne Koͤrper.
Ein Theil derſelben verfaulte. Andre waren
andern Veraͤnderungen unterworfen. Wir
finden daher, daß einige Koͤrper verſteinert
ſind, z. E. Baͤume, Knochen, Muſcheln,
Schnecken, ꝛc. Andere ſind zwar verweſt,
ſie haben aber in den weichen und fetten
Letten, in und zwiſchen welchen ſie zu liegen
gekommen, ehe ſolcher erhartet, ihr Bildniß
abgedruckt, dergleichen ſind Fiſche, Krebſe,
Pflantzen, Blumen. Noch andere ſind
von einigen Erdarten in der Folge der Zeit
durchdrungen worden, als dergleichen Holtz-
Kohlen ſind, wie wir ſie haͤufig in Engelland,
Franckreich, Deutſchland, Boͤhmen, Poh-
len, Schleſien ꝛc. finden. Noch andere ſind
von Mineralien durchgangen worden, der-
gleichen die Ammons-Hoͤrner, Belemniten,
und andere mit Kieß durchdrungene Koͤrper
ſind. Noch andere haben ſich in Ertzt verwan-
delt, als die zu Eiſenſtein gewordene Muſcheln
zu Freyenwalde, das zu Eiſenſtein gewordene
Holtz von Orbißau in Boͤhmen ꝛc da herge-
gen viele andere wieder gantz zerſtoͤhret ſind.
F 3Dieſe
[86] Dieſe allgemeine Ueberſchwemmung hat alſo
Berge erniedriget, neue hervorgebracht,
gantz beſondere Schichten und Rinden auf
den Erdboden verurſacht, Thaͤler zerriſſen,
Seen und Fluͤſſe gemacht, und alſo das
obere Anſehen des Erdbodens ungemein ver-
aͤndert. Allein deswegen koͤnnen wir nicht
alle Veraͤnderungen des Erdbodens dieſer
großen Fluth zuſchreiben, keinesweges, ſon-
dern es haben ſich an den nachfolgenden
Zeiten noch viele dergleichen Veraͤnderungen
zugetragen, welche aber nicht ſo allgemein,
und alſo bey weiten nicht von der Erheblich-
keit ſind. Um aber hierbey nach der Ord-
nung zu verfahren, ſo ſetze ich zum voraus, daß
- 1) Einige von großen Stuͤrmen und Regen,
- 2) Einige durch austreten- oder zuruͤckwei-
chen des Meeres, - 3) Berſchiedene durch feuerſpeyende Berge,
verurſacht worden.
Alle dieſe angefuͤhrte Urſachen haben von
Zeit zu Zeit die Oberflaͤche des Erdbodens
veraͤndert, und thun es auch noch jetzo.
Von der erſten Art erzehlet uns ſchon Pli-
nius verſchiedene Anmerckungen, und wir
ſehen noch taͤglich, daß ſonderlich durch ſolche
in- und auf denen Gebuͤrgen ſtarcke Veraͤn-
derungen vorgehen, beſonders an denenjeni-
gen, welche aus Kalck und Gyps-Geſtein,
Eiſen
[87] Eiſenſtein und Kupfer-Ertzt beſtehen; Dieſe
Art von Geburgen, welche eine unbeſchreib-
liche Menge Waſſers gemeiniglich in ſich
halten, loͤſen ſich nach und nach auf, die
Waſſer nehmen von der aufgeloͤſten Erde
vieles in ſich, fuͤhren ſolches oͤfters, wer
weiß wie weit davon zu Tage aus, und
ſetzen es als Tuphſtein, Sinter, Ocker,
und d. gl. in großer Menge, ab. Die Zeu-
gen davon ſind die Baumanns Hoͤhle,
Schertzfelſiſche Hoͤhle, der Kohnſtein, ja faſt
alle warme Baͤder, Sauerbrunnen ꝛc. Die
Sturmwinde ſelbſt indem ſie ſich zwiſchen
die Kluͤfte dieſes, ſchichtenweiſe liegenden
Geſteines ſetzen, reiſſen oͤfters Stuͤcken von
100 und mehr Centner ab, und ſtuͤrtzen
ſolche in die darunter liegenden Thaͤler. Der
Regen weichet ſolche noch mehr loß, ſpuͤlet
den zarten Letten, welcher dieſe Schich-
ten vorher zuſammen verband, heraus, und
macht die Steine dadurch ſo loſe, daß ſie
mit der Zeit die Sonne, Luft und Wind
vollkommen losziehen koͤnnen. Nicht ſelten
dringt ein lang anhaltender Regen auf
denen Kluͤften herein, vereiniget ſich mit
denen bereits inwendig verſchloſſenen Waſ-
ſern, vermehret ſolche, und weichet die in-
wendige ſteinerne Schaale ſo auf, daß ſolche
endlich mit ſammt den darauf ruhenden
Eidreich, Pflantzen, Baͤumen, Thieren, in
den Abgrund ſtuͤrtzen muß. Hierdurch ge-
F 4ſchiehet
[88] ſchiehet es, daß nicht ſelten die ſtaͤrckſten
Hoͤhlen verſtuͤrtzet werden und zufallen, die
darinnen verſchloſſene Waſſer werden da-
durch in die Hoͤhe gedruckt, und ſuchen ſich
einen Ausgang, entweder gantz nahe dabey,
oder oͤffters 1 Meile Weges davon, hier-
durch entſtehen alsdenn Quellen, welche ent-
weder beſtaͤndtg fließen, wenn der inwendige
verſchloſſene Vorrath von Waſſer, Zugang
genug hat, oder es werden ſogenandte Hun-
ger-Quellen daraus, welche nur dann und
wann fließen. Große Fluͤſſe, Seen ꝛc. und
dergleichen, treten bey großen Regen aus,
zerreißen und durchbrechen ihre Daͤmme,
uͤberſchwemmen gantze Gegenden, bedecken
ſolche uͤber und uͤber mit Sand, Muſcheln,
Steinen, und Schlamm, die Fluͤſſe verlaſſen
ihre ehemalige Betten, und nehmen einen
Lauf, welcher von den vorigen weit entfernt
iſt. Alle dergleichen Begebenheiten veraͤn-
dern das aͤußere Anſehen des Erdbodens, ob-
gleich nicht durchgehends, doch an denen
Orten wo ſie ſich zutragen. 2.) Das Meer
veraͤndert auch nicht ſelten ſeine Grentzen.
Die Bemerckungen, welche der Herr Pro-
feſſer Sultzer von dem Urſprung derer Berge:
die Koͤnigl ſchwediſche Akademie der Wiſ-
ſenſchaften, von dem zuruͤck weichen der See,
und andre mehr, mit ſo vielen Fleiße angefuͤhret
haben, uͤberzeugen uns von denen noch taͤg-
lich hierdurch vorgehenden Veraͤnderungen
des
[89] des Erdbodens: Viele auch ohne ſeuerſpeyende
Berge, bloß durch austreten des Meeres,
von ſeſten Lande abgeriſſene, ſolglich zu Jnſeln
gewordene Stuͤcken Landes, viele gantz ver-
ſchlungene Staͤdte und Laͤndereyen, in Jta-
lien, Amerika, in Pommern ꝛc., der noch vor
etlichen 30 Jahren erſt entſtandene Dollart
u. d. ſind hiervon deutliche Erweiſe, bey wel-
chen man keine Spuhren und Anzeigen von
feuerſpeyenden Bergen gefunden. Wie oſt
bedeckt die ſtuͤrmende See groſſe Diſtricte
mit Sande, welcher ſich nach und nach ſo
haͤufet, daß ſolche zum Feldbau gantz untuͤch-
tig werden. Selbſt die Ebbe und Fluth verur-
ſachen vielemahl dergleichen Veraͤnderungen:
warum ſehen wir z. E. daß oͤfters ſehr gelege-
ne Oerter nicht zu Hafen gebraucht werden
koͤnnen? weil ſolche immer mehr und mehr
mit Sand ausgefuͤllet werden, je hoͤher
dieſer Sand mit der Zeit ſteiget, je weniger
wird ſolcher von dem Meere weiter uͤber-
ſchwemmet, ſondern es begraſet ſolcher nach
und nach, welches wegen des zugleich mit dem
Sande aufgeſchwemten Schlammes ſehr
moͤglich iſt: Es wird in der Folge der Zeit
ſeſtes Land, oder eine Jnſel oder Halbinſel dar-
aus, in und nachdem deſſen Lage, oder die Ge-
walt des Meeres ſolches verſtattet. Wer
wollte aber deswegen ſagen, daß an allen die-
ſen Wahrnehmungen ein Erdbrand Urſache
waͤre. Schon Plinius in 2ten Buch ſeiner Na-
F 5tur-
[90] tur-Geſchichte in 85ten Kapitel, nachdem er
vorher von dem Erdbeben, und denen dadurch
entſtehenden Veraͤnderungen des Erdbodens
geſprochen, ſo faͤhrt er fort, und ſagt, daß
durch das Zuruͤcktreten der See vieles Land
hier und da entſtanden; Jnſeln aus feſtem
Lande geworden, andere Jnſeln mit dem
feſten Lande zuſammen gehaͤngt, wieder
andre aber vom Meere gantz verſchlungen wor-
den, wie ſolches am angefuͤhrten Orte in 87.
88. 89. 90. Kapitel nachzuſehen iſt: Wo-
bey er aber nirgends derer feuerſpeyenden
Be ge, Erdbeben u. d. gedencket. Hieraus
ziehet Herr Lazaro Moro in dem 10ten
Hauptſtuͤcke auf der 274. S. den Schluß,
daß da die Natur in jeder Art auf einfoͤrmige
Weiſe in ihren Wirckungen handle, ſo waͤren
auch dieſe neu entſtandene Jnſeln und Laͤnder
von unterirdiſchen Braͤnden entſtanden, weil
derſelbe es von einigen andern aus denen aͤl-
tern und neuern Zeiten erwieſen. Er wieder-
holet dieſen Satz auf der 290ten Seite, und
an andern Orten. Allein, die Wahrneh-
mung in denen neuern Zeiten, und an ſo ver-
ſchiednen Orten, wiederſpricht dieſem Satz
augenſcheinlich. Er bindet ſich mit ſeinen
Erfahrungen groͤſtentheils an die Bemer-
ckungen, welche derſelbe in Jtalien, Africa
u. d. g. gemacht, folglich an ſolchen Qrten,
welche voller feuerſpeyenden Berge, unterir-
diſchen Braͤnde, ꝛc. ſind, und unter dem heiſſen
climate
[91]climate liegen. Der Beweiß, welchen der-
ſelbe aus des Kirchers Mundo ſubterraneo
hernimt, iſt auch nicht zuverlaͤßig, indem der-
ſelbe ſeine inwendige hohle Welt voller Feuer
machte, welche Meynung aber, Buttner,
Blondellus und viele andere ſchon wieder-
leget haben. Es iſt alſo nicht allein glaub-
lich, ſondern auch in aͤltern und neuern Erfah-
rungen bereits gegruͤndet, daß das Meer auch
ohne feuerſpeyende Berge und Erdbraͤnde der-
gleichen Veraͤnderungen des Erdbodens her-
fuͤrbringen koͤnne. Ebbe und Fluth, Stuͤr-
me und dergleichen Begebenheiten ſind dieje-
nigen Mittel, wodurch ſolche geſchehen. Ein-
zele Erfahrungen von dem Gegentheil, geben
uns noch nicht das Recht auf alle Begeben-
heiten zu ſchlieſſen, und wenn man in denen
aͤltern Zeiten eben ſo aufmerckſam auf die
Begebenheiten der Natur geweſen waͤre, als
jetzo, ſo iſt kein Zweifel, man wuͤrde eben ſo
viel Erempel wieder die Meynnng des Herrn
Moro anfuͤhren koͤnnnen als derſelbe bey-
bringt, uns dieſe ſeine angenommene Mey-
nung zu uͤberreden. 3) Die feuerſpeyende
Berge ſind die dritte Urſache der Veraͤnde-
rung des Erdbodens, die aͤltern ſowol als die
neuern Geſchichte ſind voll von Erempeln
groſſer Veraͤnderungen, welche ſich auf dem
Erdboden dadurch zugetragen haben. Die
von den Herrn Moro, Boccone, Plinius, ꝛc.
mitgetheilte Nachrichten, zeigen zur Gnuͤge,
wie
[92] wie maͤchtig die Unterirdiſchen Feuer ſich bey
vielen Gelegenheiten erwieſen haben. Der
groͤſte Theil derer Erdbeben hat ſeinen Grund
in denenſelben, und es kann daher nicht feh-
len, es muͤßten die vielen Begebenheiten, wel-
che von ſolchen herruͤhren, dieſen unterirdi-
ſchen Braͤnden groͤſtentheils zugeſchrieben
werden. Jhre Wuͤrckung beſtehet darinnen,
daß ſie theils gantze Plaͤtze in dem Tiefſten
der Erde ausbrennen, ſolche hierdurch hohl ma-
chen, und zu wege bringen, daß nach und nach
der daruͤber liegende Boden einſtuͤrtzet, folg-
lich Vertiefungen, wo vorher keine ge-
weſen, auf dergleichen Art geſchehen. Die
Braͤnde von Naphtalagen bey Aſtracan, die
Entzuͤndungen derer Steinkolen-Floͤtze, und
die verſchiedene brennende und rauchende Fle-
cke in Jtalien, gehoͤren hieher. Von den
erſten hat uns Herr D. Lerche eine ſchoͤne
Nachricht ertheilet, welche in den 2ten Stuͤck
des zweyten Theiles der Ober-Saͤchſiſchen
Berg-Academie, befindlich: und von dem an-
dern lehret es noch leider die taͤgliche Erfah-
rung, bey Wettin, bey Zwickau ꝛc. von denen
letztern ſchreibt Boccone in dem Muſeo. di
fiſica \& di Eſperienze, in der 30ten Anmer-
ckung unter den Namen Macaluti, und fuͤh-
ret davon an, daß es bey Agrigent, bey Mo-
dena, bey Mineo, Perugia, und Malta ꝛc.
Oerter gebe, welche beſtaͤndig bebten, rauch-
ten, brennten, Flammen- und Schwefel-
Daͤmpfe von ſich ſtieſſen.
Er
[93]
„Er beſchreibet, daß ſolche ein Stuͤck Land
„ſeyn, wo die Erde in einer beſtaͤndigen Gaͤh-
„rung ſich befinde, und mercklich aufwalle,
„ſo daß die Oberflaͤche deſſelben, ſich beſtaͤn-
„dig bewege, ſogar daß auch bißweilen kleine
„Huͤgel einer Ellen hoch daraus entſtuͤnden,
„welche nachdem ſie eine gewiſſe Hoͤhe erlan-
„get, ſich oͤfneten, zuſammen fielen, und end-
„lich zu einen Loche wuͤrden, aus welchen
„nach der Zeit truͤbes Waſſer heraus lauffe
„mit vielen Schlam vermengt, und einen ſtar-
„cken Schwefel-Geruch aͤußere. Mitten auf je-
„den dieſer Huͤgel, wenn dieſe Loͤcher eingeſtuͤr-
„tzet, finde ſich ein tiefes Loch, welches nach den
„Mittelpunckt der Erde zuzugehen ſcheine: die
„Bauern ſelbiger Gegend, um ſich eine Luſt
„zu machen, werfen oͤfters eine Stange oder
„Rohr hinein, welches, nachdem es eine
„kleine Weile darinnen verblieben, mit ſol-
„cher Gewalt, als ein Pfeil wieder in der
„Hoͤhe heraus ſtoͤßet, als wenn es von einem
„ſtarcken Winde ausgeworfen wuͤrde. Der-
„gleichen Huͤgel liegen einer von dem andern
„6 bis 7 Fuß. Jn zwey, bis drey Jahren, ſchluͤſ-
„ſen ſie ſich wieder zu, und entſtehen an andern
„Orten wieder andere. Die Gegend, wo
„dieſe Macaluli, oder Braͤnde entſtehen, iſt
„ſo trocken, daß auch nicht das geringſte von
„Kraͤutern daſelbſt waͤchſet. Eben dieſes be-
„richtet bemeldeter Auctor, auch von einigen
„Jnſeln bey Malta. Das merckwuͤrdigſte
„bey
[94] „bey letztern iſt, daß er zugleich erwehnet, daß
„in ſelbiger Gegend viele Verſteinerungen
„von Conchylien, Gloſſopetern und andern
„Sachen gefunden wuͤrden.„
Andere der-
gleichen Bemerckungen fleißiger Naturfor-
ſcher anjetzo zu geſchweigen: welche uns aus
denen aͤltern und neuern Zeiten dergleichen
geſchehene Veraͤnderungen des Erdbodens
bezeugen. Aus dieſen angefuͤhrten hoffe ich,
daß der geneigte Leſer die Warheit meines
angefuͤhrten Satzes, kuͤrtzlich einſehen werde.
Jch koͤnte noch verſchiedene andere Faͤlle an-
fuͤhren, wodurch hier und dar einige kleine
Flecke des Erdbodens veraͤndert worden.
Z. E. Groſſe Bruͤche, welche auf weitlaͤufti-
gen Bergwercks-Zuͤgen entſtanden. Als
das Einſchieſſen des Berges bey Pluͤrs,
u. d. allein, da dergleichen Sachen mehr der
Kunſt als der Natur zuzuſchreiben ſind, ſo
gehoͤren ſolche nicht eigentlich hieher. Nach-
dem nun alſo die Erde auf ſo verſchiedene
Art veraͤndert worden, und noch taͤglich ver-
aͤndert wird, ſo folget gantz ungezwungen
hieraus, warum, und wie, verſchiedene Berge
auf der Oberflaͤche der Erden entſtanden
ſind. Wir wollen ſolches etwas genauer
beſehen.
[95]
Dritter Abſchnitt.
Von denen Bergen.
Berge ſind Erhoͤhungen des Erdbo-
dens, von verſchiedener Groͤſſe, wel-
che theils aus harten, feſten, ſteinigten,
theils aus blos erdigen Theilen beſtehen,
und ihre Entſtehung, theils der Entſte-
hung des Erdbodens ſelbſt, theils gewiſ-
ſen Zufaͤllen und Begebenheiten von Zeit
zu Zeit zu dancken haben. Jch habe in
dem erſten Abſchnitte dieſer Schrifft bereits
gezeiget, daß ſchon bey Entſtehung des Erd-
bodens, verſchiedene Berge, zu gleicher Zeit mit
entſtanden ſind: ich habe daſelbſt gantz kuͤrtz-
lich angefuͤhret, daß ſolche der Welt, gleich
nach ihrer Entſtehung, bereits eben ſo noͤthig
und unentbehrlich geweſen, als ſie es jetzo
ſind. Jch habe aber eben daſelbſt auch be-
hauptet, daß dieſe Berge anders beſchaffen
geweſen, als wir ſie jetzo ſehen. Sie waren,
wie ſchon daſelbſt erwehnet, mit der frucht-
barſten Erde, ſo wohl als die Ebenen, be-
decket. Sie waren bereits mit Metallen
und Mineralien erfuͤllet, kurtz, ihr inner-
ſtes ſahe ſchon ſo aus, wie wir es jetzo
ſehen, nehmlich in denen Hauptſtuͤcken, denn
einzele Veraͤnderungen, die ſich nach der Zeit
begeben haben, und noch taͤglich darinne
vorgehen, gehoͤren nicht eigentlich hierher,
ſon-
[96] ſondern ſie gehoͤren zu dem gantzen Syſtem
des Erdbodens, und dem Zirckel, den die
Natur darinne in acht nimmt, da ſie Koͤr-
per zuſammen ſetzt, wieder aufloͤſet, andere
wiederum daraus verfertiget, und alſo in
einer beſtaͤndigen Arbeit, mit ſchoͤpfen und
zerſtoͤhren, begriffen iſt. Jch habe alſo auch
in dem 2ten Abſchnitt geſagt, daß wiederum
andere Berge, durch Veraͤnderungen des
Erdbodens entſtanden ſind, und noch taͤg-
lich entſtehen koͤnnen. Dieſes zum voraus
geſetzt, iſt nichts natuͤrlicher, als daß wir
alle jetzo vorhandene Berge, in 3 Claſſen
eintheilen muͤſſen. Die erſte Claſſe iſt diejenige,
worunter die Berge gehoͤren, die mit Entſte-
hung der Welt zugleich geworden ſind. Zu
der zweyten Claſſe rechne ich diejenigen,
welche durch eine allgemeine Veraͤnderung
des Erdbodens entſtanden. Die dritte Claſſe
begreift diejenigen Berge, welche von Zeit
zu Zeit, durch beſondere Vorfaͤlle und Be-
gebenheiten ſo ſich zugetragen, hervorgekom-
men ſind. Die erſte Art ſind jetzt haupt-
ſaͤchlich der Gegenſtand meiner Betrachtung
in dieſem Abſchnitte. Dieſe allererſten Berge
ſind diejenigen groſſen Gebirge, welche theils
gantz einzeln in flachen Lande ſich befinden,
theils aber oͤfters in einem großen und langen
Zuſammenhange anſehnliche Gegenden des
Erdbodens durchſtreichen. Sie unterſchei-
den ſich von denen Gebirgen der zweyten
und dritten Claſſe,
1) Durch
[97]
- 1) Durch ihre Groͤße und vorzuͤgliche
Hoͤhe, womit ſie die andern Gebuͤrge alle
uͤbertreffen, - 2) Durch ihren inwendigen Bau.
- 3) Durch die darinn befindlichen Mine-
ralien.
Wir wollen jedes dieſer Unterſcheidungs-
Zeichen eines nach dem andern durchgehen.
Was alſo 1) ihre Hoͤhe anlangt, ſo iſt ſolche vor
allen denen andern ausnehmend. Es gehoͤ-
ren daher dazu, diejenigen Gebuͤrge, welche
wir jetzo als Hauptgebuͤrge noch anzuſehen
haben, und welche durch den gantzen Erdbo-
den zerſtreuet ſind, dergleichen ſind in
Deutſchland das Rieſen-Gebuͤrge, der Fich-
telberg, die Saͤchſiſchen Ertzt- und die Hartz-
Gebuͤrge, die Tyroler-Gebuͤrge, und unzeh-
lich andere: So wie auch in allen andern
Laͤndern in Europa, ja in allen Welttheilen
es daran nicht fehlet. Jhre Hoͤhe iſt ver-
ſchieden, und will ich mich hierbey nicht mit
Ausſchreibung derer Geographien in dieſem
Stuͤcke aufhalten. Genug, das wahre Un-
terſcheidungs-Zeichen dieſer uranfaͤnglichen
Berge iſt die vorzuͤgliche Hoͤhe, damit ſie die
beyden andern Arten von Bergen uͤbertref-
fen. Es iſt nicht moͤglich, gehoͤrig anzuge-
ben, woher die ſo verſchiedene Hoͤhe derſelben
gleich Anfangs entſtanden, deſto bemerckungs-
wuͤrdiger aber iſts, daß dieſe Art von Gebuͤr-
gen gemeiniglich aus einem Gehaͤnge von
Gder-
[98] dergleichen Bergen beſtehet, und ſelten ein-
zeln gefunden werde. Z. E. Das Alpen-Ge-
buͤrge, das Rieſen-Gebuͤrge, das Carpatiſche
Gebuͤrge, das Apenniniſche Gebuͤrge, welches
alles Ketten von zuſammenhaͤngenden hohen
Gebuͤrgen ſind. Selbſt der ſo berufne
Blocksberg uͤbertrifft die um ihn herum be-
findlichen Berge, als den kahlen Koͤnigsberg,
oder die Koͤnigshoͤhe, den Reinickenberg,
Becknerſtieg, die Hohne, um ein ſehr weni-
ges, obgleich in einer ſtarcken Entfernung
ſolcher ausnehmend hoͤher zu ſeyn ſcheinet.
Eben ſo verhaͤlt es ſich auch mit verſchiede-
nen andern dergleichen Gebuͤrgen. Jch habe
ohngeachtet aller Aufmerckſamkeit, die ich
daran gewendet, doch niemals wahrnehmen
koͤnnen, daß die Berge von der zweyten und
dritten Art, zu dergleichen Hoͤhe gelangten,
und wenn ſolche auch in einer Weite von
mehr als 2. 3. Meilen anſteigen. Nichts
deſtoweniger iſt es wohl gewiß, ſo wie ich im
vorhergehenden 2ten Abſchnitt geſagt, daß
dieſe Berge theils durch die Ueberſchwem-
mung, die allgemeine ſo wohl als die beſon-
dern, nach und nach von ihrer Hoͤhe etwas
verlohren haben, und noch taͤglich verliehren,
wie ſolches auch ſchon Boccone in Muſeo di
Fiſica \& di Eſperienze auf der 8ten S. ſaget:
„Man weiß vor gewiß, daß die Spitze des
„Etna niedriger geworden, denn vor 30 Jah-
„ren konnte man dieſes Berges Spitze zu
„terra
[][figure][][99] „terra di furnari und an andern Orten ſehen,
„da man jetzo an eben denen Orten, und auf
„eben denen Stellen nicht das mindeſte mehr
„davon gewahr wird. Man hat auch be-
„merckt, daß auf eben dieſe Art die Hoͤhe des
„Veſuvius abgenommen habe; theils aber
„auch durch allerhand andre Zufaͤlle, Veraͤn-
„derungen erlitten haben, und noch hier und
„da erleiden.„
Das Anſteigen dieſer Hoͤhe
von Berge, iſt gantz verſchieden von dem
Anſteigen derjenigen Gebuͤrge, welche ich als
durch gewiſſe Veraͤnderungen des Erdbo-
dens entſtanden, anſehe. Die uranfaͤng-
lichen Berge ſteigen in einer ſehr kurtzen Di-
ſtance zu einer ſolchen Hoͤhe, dergleichen die
andern in einer ungleich weitern Diſtance ih-
res Anſteigens entweder kaum, oder gemei-
niglich gar nicht erreichen. Beygehende
Fig. ſub C. wird es deutlich machen, Fig. I.
zeiget bey a. die Grund-Linie, oder wahre
Sohle 32½ Lachter lang. b. zeiget das
Donlege Anſteigen eines ſolchen ſanft an-
ſteigenden Floͤtz-Gebuͤrges, oder eines
Gebuͤrges, welches durch die Veraͤnderung
des Erdbodens entſtanden iſt, ohngeach-
tet dieſes langen Anſteigens des Gebuͤr-
ges bringt die Seiger-Linie, doch nicht
mehr als 9 Lachter ſeiger Teuffe ein, ja
viel von dergleichen Gebuͤrgen bringen in ei-
ner ſolchen Diſtance nicht einmal derglei-
chen Teuffe ein: Beſehen wir dargegen das
G 2Anſtei-
[100] Anſteigen eines wuͤrcklichen Hauptgebuͤrges
nach der 2ten Figur, und nehmen eben dieſe
Grund-Linie oder Sohle zu 32½ Lachter an,
ſo ſehen wir oͤfters, daß in einer Donlagen-
Diſtance von 43 Lachtern aufſteigend, die
Seigerteuffe an die 28 Lachter betraͤgt. Jch
fuͤhre dieſes nur zu dem Ende an, um meinen
Leſer die Sache begreiflich zu machen. Die
Erfahrung verſchiedener Gruben und Gebaͤu-
de wird die Sache noch deutlicher machen.
Befahre ich einen tiefen Stollen, der im
Ganggebuͤrge hineingetrieben iſt, ſo bringt
oͤfters derſelbe in 100 Lachter ſchon etliche
20. 30. bis 40. Lachter ſeiger Teuffe ein,
wenn dargegen ein eben ſo weit getriebener
tiefer Stollen auf Floͤtzen, ſie ſeynd Stein-
kohlen, Schiefern ꝛc. in 100 Lachtern oͤfters
kaum 10. 12. 15. biß 20. Lachter Teuffe ein-
bringt. Dieſe letztere Art iſt alſo allezeit, wie
man es nennet, mehr ſanft anſteigend, daher-
gegen Ganggebuͤrge mehr prallig und jaͤher
anſteigend ſind. Noch ein Hauptumſtand
bey denen uranfaͤnglichen Bergen iſt, daß ſie
jederzeit von Floͤtz-Gebuͤrgen von allen Sei-
ten umgeben ſind. Die Urſache davon,
werde in den folgenden Abſchnitt anfuͤhren,
wo ich von Floͤtzgebuͤrgen beſonders reden
werde. Man verarge es mir nicht, daß ich
ſage, daß alle von Anfang und Entſtehung
der Welt vorhanden geweſene Berge von
Floͤtzgebuͤrgen umgeben ſind, denn ſobald ich
hier
[101] hier von Floͤtzgebuͤrgen ſpreche, ſo verſtehe ich
darunter ſolche, ſanfte und zu keiner aus-
nehmenden Hoͤhe anſteigende Gebuͤrge,
welche aus verſchiedenen horizontal uͤber
einander liegenden Schichten beſtehen.
Es gehet mir alſo noch nichts an, ob dieſe
Floͤtze Ertzhaltig ſind oder nicht, als welches
ohne dem nur zufaͤllige Sachen ſind, und ei-
gentlich zum Weſen derer Floͤtze nicht gehoͤrig,
wie wir kuͤnftig hoͤren werden. Es unter-
ſcheiden ſich ferner dieſe uranfaͤngliche Berge
von denen von Zeit zu Zeit entſtandenen, daß
ſie tiefere Thaͤler um und neben ſich haben.
Man wird mir einwenden, daß dieſes ſehr
natuͤrlich ſey, denn, wenn die Berge hoch
ſind, ſo muͤſſen die darzwiſchen befindlichen
Raͤume nothwendig rief ſeyn, aber Gedult!
uͤberlegt man denn auch, daß dieſe tieſe Thaͤ-
ler nicht vom Anſang geweſen ſind? ſondern
daß ſolche allererſt theils bey einer allgemei-
nen Ueberſchwemmung, theils durch partiale
Ueberſchwemmungen groͤſten Theils zerriſſen
ſind, und zu dieſer Teuffe gebracht worden.
Jch koͤnnte, um dieſes zu erweiſen, auf die
taͤgliche Erfahrung mich berufen, da ſtarcke
Platzregen und Wolckenbruͤche, noch jaͤhr-
lich groſſe Tiefen an einen und den andern
Orte verurſachen, allein, ich will in die aͤltern
Zeiten zuruͤck gehen: Finden wir nicht, mitten
zwiſchen denen groͤſten Ertzgebuͤrgen, oͤfters
Flecke, welche doch nur in einer kleinen Di-
G 3ſtance
[102]ſtance und Umkreiß ſchoͤne Verſteinerungen,
doch nur auf ihrer Oberflaͤche zeigen? Wo
ruͤhren ſolche anders her, als von der ehema-
ligen allgemeinen Ueberſchwemmung. So
lange die Waſſer noch in ihrer force waren,
und uͤber die hoͤchſten Spitzen derer Berge
gingen, ſo riſſen ſie aller Orten durch, und
machten ſich Wege, um nach der Flaͤche zu
kommen; ihre Macht wurde durch den Zug,
welchen ſie von denen Bergen nach der Ebene
zu hatten, verſtaͤrcket und ſo lange unterhal-
ten, bis ſie die hohen Spitzen der Berge ver-
lieſſen. Oefters geſchahe es, daß ſie auf dieſe
Art zwiſchen etlichen dergleichen Bergen ſich
ſtauchten, es war nicht moͤglich, ſolche zu
durchreiſſen, weil ihre obere Erde ſchon abge-
ſchwemmet, ihr innerſtes aber ein feſtes,
wackiges, hornſteiniges, folglich dem Waſſer
widerſtehendes Weſen war. Sie muſten
ſich daher nur nach und nach verlaufen, und
verfielen ſich durch die Laͤnge der Zeit auf de-
nen gantz engen und faſt unvermerckten
Kluͤfften. Die in ihnen enthaltenen Schne-
cken, Muſcheln ꝛc. blieben liegen, und wurden
nachgehends von einer Erde durchdrungen,
welche in der Folge der Zeit erhartete und zu
Stein wurde. Andere Waſſer blieben ſte-
hen, der Wind und die Luft verzehrte ſie nach
und nach, ihr Schlamm ſetzte ſich, und weil
die nach der Zeit darzu kommenden Waſſer
vom Regen, Thau, Schnee, weder von de-
nen
[103] nen Bergen ablaufen, noch wegen des ſtar-
cken Thon-Lagers verſincken konnten, fo ent-
ſtanden daraus auf denen hoͤchſten Bergen
durch Verfaulung derer nach und nach ge-
wachſenen Pflantzen, Turflagen, z. E. auf dem
Blocks-Berge. Folgende Figur F. wird die
Sache deutlich machen, a.b. ſind 2 hohe Berge,
welche hinter dem Berge c. der vor beyden lie-
get, zuſammenhaͤngen, welches hier durch
die Linie d. angezeiget wird. Als die Waſſer
nicht mehr mit denen Spitzen derer Berge
a. b. c. ſoͤhlig ſtanden, ſo konnten ſie wegen
Feſte des Geſteins auch nicht weiter durch-
reiſſen, ſie blieben alſo in den Raum oder
Keſſel zwiſchen a. b. c. d. ſtehen, und verfielen
ſich, wie geſagt, auf denen Kluͤften nach und
nach, oder es ſaugte ſie Luft und Wind nach
und nach weg. Es ſetzten ſich nach und nach
die darinn befindlichen erdigen, ſchlammigen,
kalckigen Theile und machten Schichten, in
welchen ſich zugleich die Seegeſchoͤpfe ver-
ſencket ſahen, welche nicht zu rechter Zeit,
noch mit der Fluth nach den flachen Lande
waren gefuͤhrt worden. Man findet daher
auf denen erhabenſten Oertern oͤfters verſtei-
nertes Muſchelwerck, niemals aber Fiſche.
Um auch hiervon die Urſache zu beſtimmen,
ſo will ich meinen Leſer auf die taͤgliche Erfah.
rung verweiſen. Wenn ein groſſer Teich aus-
reiſſet, iſt es nicht andem, die Fiſche gehn am er-
ſten mit fort, Schnecken u. Muſcheln aber blei-
G 4ben
[]
[][104] ben in Schlamme ſitzen? Dieſes iſt auch
hier geſchehen, ehe der Zug des Waſſers ſo
vermindert ward, daß er gantz und gar we-
gen vorliegender veſter Felſen aufgehoͤret,
welche er nicht durchreiſſen koͤnnen, ſind die
Fiſche ſchon in die Ebne geweſen, wo wir ſol-
che in denen, an die uranfaͤnglichen Berge
ſtoſſenden Floͤtzgebuͤrgen haͤufig antreffen.
Die Muſcheln haben ihr Schickſahl, weil ſie
weniger faͤhig in hoher Fluth zu ſchwimmen,
in einer gezwungnen faulen Gelaſſenheit er-
warten muͤſſen, und ſind daher ſtecken geblie-
ben. Mir deuchtet, ich hoͤre hier einige ſa-
gen, das koͤnne wohl von des Herrn Moro
feuerſpeiende Berge herruͤhren, allein meine
Herrn, wenn das heftige Feuer ſolche ausge-
ſpien hat, warum hat es denn ſolche nicht
calcinirt, warum findet man denn ſolche noch
oͤfters mit ihre natuͤrliche Schaale uncalcinirt,
glaͤntzend als Perlmutter. Einen Erweiß
dieſes meines Satzes gibt mir der Weg von
Goßlar nach Zellerfeld und Clausthal, vor
Goßlar iſt flaches Land, hinter Goßlar reiſet
man uͤber lauter ſchieferiges Floͤtz-Gebuͤrge
welches immer peu a peu anſteiget. Wenn
man faſt gegen das Forſthauß den ſogenand-
ten Auerhahn kommt, macht es einen kleinen
Thal, hier finden ſich die ſogenandten Raͤder
oder Sonnenſteine haͤufig, wahre Verſteine-
rungen und unumſtoͤßliche Erweiſe von einer
allgemeinen Ueberſchwemmung. Von da
ſteiget
[105] ſteiget es wieder mit Gewalt gegen Zellerfeld
und Claußthal. Weder vor dem Auerhahn,
noch hinter demſelben gegen Goßlar und Zel-
lerfeld findet man dergleichen Spuhren. An-
dre werden einwenden, ich ſey ihnen den Er-
weiß ſchuldig geblieben, daß allezeit die von
mir ſogenannten uranfaͤnglichen Berge von
Floͤtzen umgeben waͤren. Gut meine Her-
ren, wir wollen einmal eine kleine Reiſe vor-
nehmen. Wir haben jetzo von Goßlar ge-
ſprochen, wir wollen von da ausreiſen: Goß-
lar iſt bekanter maſſen der Anfang des be-
ruͤhmten Hartzes, und die Hauptbergſtadt
des Unterhartzes, vor dieſer Stadt liegt Hartz-
burg, Hornburg, Stapelnburg, Oſterwyck,
Dardesheim, allwo uͤberall Floͤtze von Kalck-
gebuͤrge, Steinkohlen, Schiefern ꝛc. Beſſer
herum liegt der Schimmelwaldt, Jlſenburg,
Darlingerode, Haſſerode, uͤberall findet ſich
Kalck, Floͤtz-Gebuͤrge, und an letztern Ort
Schiefern, an dem Kellerberge, Baͤrberge,
Heimburg, Benzigerode, bis Silſtaͤdt heruͤber;
ferner herum bis Langenſtein findet ſich Kalck-
ſtein-Floͤtz, auch an einigen Orten Spuhren
von Steinkohlen-Floͤtze, lauter Floͤtz-Gebuͤr-
ge welches an den Hartz ſtoͤſſet. Selbſt bey
dem Dorfe Thale ſtoſſen die Dachſchiefer zu
Tage aus. Weiter bey Quedlinburg finden
ſich die Steinkohlen-Floͤtze. Wir gehen
weiter um den Hartz herum, unter welchen
Worte ich zugleich den ſogenandten Vorhartz
G 5mit
[106] mit begreiffe, und kommen nun von Qued-
linburg aus, hinter Ballenſtaͤdt nach Oppe-
rode und Maͤußdorf, wo ebenfals Steinkoh-
len-Floͤtze anſchieben. Das nicht allzuweit da-
von gelegne Danckerode aber, gehoͤrt ſchon
zum Gange folglich dem von Anfange der
Welt geweſenen Gebuͤrge. Es gehet alſo
das vor dem Hartz vorliegende Floͤtz-Gebuͤr-
ge, von Opperode gegen Falckenſtein, allwo
Schiefern zu Tage ausſtreichen, uͤber Nen-
dorf gegen Hermannsacker, allwo anſehnliche
Kupferſchiefer-Floͤtze, ferner auf Oſterode,
Hartzungen, wo uͤberall das Dachgebuͤrge
derer Schiefern auch die Schiefern ſelbſt zu
Tage ausſtreichen, ſo wie bey den dabey ge-
legenen Staͤdtgen Neuſtadt und Jhlefeldt
die Steinkohlen-Floͤtze wuͤrcklich gebaut wer-
den. Dieſe Floͤtzgebuͤrge von Schiefern,
Kalckgebuͤrge ſtreichen bey Wofeleben,
Branderode, gegen die Sachſa, Steine,
Schartzfeld, allwo theils Bitter-Kalck-Floͤtze,
an letztern Orten aber ordentliche Schiefer-
Floͤtze zu Tage ausſtreichen: von da ziehet
ſich das vorliegende Floͤtzgebuͤrge bey Oſte-
rode vorbey bis an Goßlar, wo allerorten
Kalckſtein-Floͤtze, als bey Badenhauſen, Git-
tel, Seeſen, ſich ſpuͤhren laſſeu. Dieſes iſt
eine Gegend, die meinen angefuͤhrten Satz
deutlich erweiſet. Wir wollen aber nun
auch andre dergleichen Gegenden beſehen.
Meine Leſer vergeben mir, daß ich ſie ſo weit-
laͤuftig
[107] laͤuftig herumfuͤhre. Wir wollen das Saͤch-
ſiſche Ertzgebuͤrge bereiſen, und ſehen wie es
um ſolches ausſiehet. Gehen wir von Dreß-
den gegen Freyberg zu, ſo finden wir gleich
in und uͤber den Plauiſchen Grunde Kalck-
Gebuͤrge in Horizontalen Lagen, unter ſol-
chen Steinkohlen, welche denn auch abwech-
ſelungsweiſe bey Doͤhlen, Burg, Potzſchappel,
Doͤltzſchen, Peſterwitz, Kohlsdorff ꝛc. bre-
chen, ſo wie Gegentheils bey Groß- und
Klein-Opitz, und Braunsdorff das Kalckge-
buͤrge in Horizontalen Schichten ſich befindet.
Hinter Keſſelsdorff gegen Hertzogswalde,
Mohorn, ſteiget das Gebuͤrge immer mehr
und mehr, und liegen gleich unter den Raſen
ſchiefrige Geſteine, welch ihr fallendes groͤſten-
theils gegen das flache Land zu haben. Der-
gleichen aus Horizontalen Schichten beſte-
hende Kalckgebuͤrge, ſtreichen alsdenn durch
das Noſſenſche, Rochlitzer, Stollbergiſche,
Rochsburgiſche, Penigiſche, Waldenbur-
giſche, Lemſeer, Glauchiſche, Hartenſteiner,
Schwartzenberger und Zwickauer Amt, in
welchen letztern die Steinkohlen ehedeſſen be-
kant genug waren, gegen Francken, beſon-
ders das Bayreuthiſche. Von da zeigen ſie
ſich in Boͤhmen, wo die hohen Gebuͤrge ſich
enden, hinter der Platte, Aberdam, und lau-
fen vor Catharinenberg vorbey, theils mit
ſchiefrigen, theils mit Kalckgebuͤrge, an theils
Orten auch mit Steinkohlen, bis ſie endlich
vor
[108] vor Graupen in Boͤhmen, an den Fuße des
Zinnwaldes vorbey ſtreichen, da ſie ſich eben-
fals mit Kalck und Schiefer-Gebuͤrge, ja bey
den nah gelegenen Toͤplitz, ſogar mit Stein-
kohlen vor dem ſogenannten Waldthor er-
weiſen, von da ſtreichen ſolche bey den Aem-
tern Lauenſtein, Hohenſtein, unter dem Hoh-
walde weg; Jn welchen Aemtern ſowohl als
in dem Pirniſchen Amte, ſie ſich mit Sand-
Stein und Kalckgebuͤrge beweiſen, von da
ſie denn wieder gegen Dreßden zu kommen,
uͤberall aber theils Schiefern, theils Kalck,
theils Steinkohlen fuͤhren. Jch will meinen
Leſer nicht weiter bemuͤhen, wenn ſie aber
Luſt haben noch mehr zu reiſen, ſo koͤnnen ſie
die Floͤtzwercke im Heſſiſchen beſehen, wo ſie
eben dergleichen wahrnehmen werden, ſie koͤn-
nen ferner die Lage um den Fichtelberg beob-
achten, da ſie wahrnehmen werden, wie auf
der einen Seite gegen Nuͤrnberg, und Altdorf
zu, horizontale Schichten von Kalckgebuͤrge,
und Steinkohlen ſich finden, davon dem erſten
die ſchoͤnen grauen marmortiſche mit Belem-
niten und Ammonshoͤrnern gemacht wer-
den. Beſehen wir weiter die andere Seite
dieſes Gebuͤrges gegen Suhle, Jllmenau,
Manebach ꝛc. ſo werden ſie das nehmliche
Floͤtz-Gebuͤrge finden. Haben ſie Luſt Schle-
ſien zu bereiſen, ſo beſuchen ſie die Carpathi-
ſchen Gebuͤrge, und geben Achtung wie ſich
da, wo ſolche ausgehen und abfallen bey
Pleſſe,
[109] Pleſſe, Beroun, und Nicolai, Schiefern,
Stein-Kohlen, Kalckgebuͤrge und Saltz Quel-
len haͤufig finden; z. E. bey Mockrow, Lendzin,
Koſtuchna ꝛc. Beſuchen ſie meine Hochzueh-
rende Herren das Glatzer Gebuͤrge, und ſehen
zu, ob ſie nicht in der Gegend von Reichen-
ſtein, gegen Weißwaſſer, Patſchkau, Ott-
machau, wo es wieder nach dem flachen Lande
zugehet, horizontale Schichten von Kalck-
ſtein finden, und gantze Berge davon an-
treffen werden? Gehen ſie weiter an dieſen
Gebuͤrgen hinauf, und bemercken wohl, ob
ſie nicht bey Neurode, Tannhauſen, Weſt-
Giersdorf ꝛc. uͤberall wo es nach den flachen
Lande zugehet, Kalck-Floͤtze, Steinkohlen-
Floͤtze ꝛc- finden werden. Verfolgen ſie das
Rieſengebuͤrge weiter, ſo werden ſie da, wo
es nach dem flachen Lande zugehet, hinter
Oberlangenau, nach Loͤwenberg bis nach Alt-
jaͤſchwitz Floͤtz-Gebuͤrge bald von Schiefern,
bald von Kalckſtein finden. Machen ſie ſich
das Vergnuͤgen und beſuchen die Grafſchaft
Marck, und ſagen mir alsdann wieder,
in was vor einer Lage, ſie die Steinkohlen-
Floͤtze, gegen die andern hohen Gebuͤrge da-
ſelbſt getroffen haben. Unzehlig andere der-
gleichen Exempel zu geſchweigen, welche deut-
lich genug zeigen, daß mein Satz richtig ſey,
wenn ich ſage, es iſt eine Haupt-Eigenſchafft
von denen uranfaͤnglichen und von Entſte-
hung der Welt hergeweſenen Bergen, daß
ſie
[110] ſie allezeit mit Floͤtz-Gebuͤrge umgeben und
begleitet ſind. Es iſt dieſes eine Wahrheit,
die ich mir unmoͤglich kan ausreden laſſen,
weil ich alle dieſe bisher angefuͤhrte Exempel
ſelbſt genau unterſucht, wahrgenommen und
angemerckt habe; Jch habe uͤber dieſes auch
noch kein Beyſpiel, welches das Gegentheil
erwieſe, ohngeachtet aller angewendeten
Muͤhe, Unterſuchung, Briefwechſel ꝛc. erfah-
ren koͤnnen; Ja ich will demjenigen recht
ſehr verbunden ſeyn, der mir dergleichen an-
fuͤhren wird, ohngeachtet ein Exempel gegen
ſo viele noch nichts ausmacht, meinen Satz
umzuſtoſſen. Jch werde aber auch kein
Exempel in contrarium annehmen, es ſey
denn, daß hierbey derjenige der es anfuͤhrt,
mir alle Beweiſe gebe, daß er das Gegen-
theil gefunden habe. Zu dem Ende will mit
Angebung derer Kennzeichen von denen ur-
anfaͤnglichen Bergen fortfahren, in den fol-
genden Abſchnitt aber auch die Kennzeichen
derer Floͤtz-Gebuͤrge erklaͤhren. Das erſte
Kennzeichen war alſo die vorzuͤgliche Hoͤhe
derer uranfaͤnglichen Berge. Weil aber
ſolches nicht alleine hinlaͤnglich iſt, indem
man mir hierwieder die von Feuerſpeyenden
Bergen entſtandene Berge entgegen ſetzen
wuͤrde, ſo wohl als andere Arten von Gebuͤr-
gen, z. E. die groſſen Kreiden-Berge ꝛc. ſo
will ich mich nun zu den zweyten Unterſchei-
dungs-Zeichen machen, wodurch ſich dieſe
Art
[111] Art Berge von denenjenigen unterſcheiden,
welche durch eine oder die andere Beraͤnde-
rung unſers Erdbodens entſtanden ſind.
Dieſes iſt
- [1)]Der inwendige Bau dieſer Art von
Gebuͤrge. Dieſer diſtinguirt ſich von
allen andern Arten derer Gebuͤrge haupt-
ſaͤchlich darinne, daß erſtlich das Geſtein
nicht von ſo verſchiedener Art iſt. - 2) Daß
dieſtratanichthorizontal,ſondern entwe-
derperpendicularoderdiagonaldurchſe-
tzen. - 3) dieſe Schichten nicht ſo ſchwach
und vielfaͤltig ſind, als wie die von denen
Floͤtzgebuͤrgen. - 4) Solche in eine ewige
und uns noch nicht bekandte Teuffe fort-
fetzen.
Wir wollen jeden dieſer Puncte be-
ſonders anſehen. Wenn ich erſtlich ſage,
daß das Geſtein nicht von ſo verſchiedner
Art iſt, ſo verſtehe ich darunter dasjeni-
ge Geſtein, welches dieſe Art von Ge-
buͤrgen ausmachet. Jch weiß wohl, man
wird mir einwenden, daß man auch auf de-
nen hoͤchſten Bergen verſchiedene Schichten
von verſchiedner Art antreffe, ich raͤume es
ein, allein dieſe Schichten ruͤhren von derje-
nigen Veraͤnderung her, welche auch dieſe
Gebuͤrge, theils durch die allgemeine Ueber-
ſchwemmung, theils durch andre Zufaͤlle er-
litten haben. Sobald man aber ſolche durch-
ſuncken, und auf das gantze gekommen iſt,
ſo findet ſich in denen meiſten, daß das Ge-
ſtein
[112] ſtein in denenſelben einerley ſey. Jch habe
jetzo noch nichts mit denen darinn befindlichen
Kluͤften und Gaͤngen zu thun, als welche bey
den dritten Unterſcheidungs-Zeichen allererſt
vorkommen. Jch habe in den erſten Abſchnit-
te geſagt, daß die Berge ſowol, als das fla-
che Land, durch eine Scheidung zarterdiger
Theile aus dem Waſſer entſtanden ſind.
Dieſe Scheidung geſchahe nach und nach,
nicht mit ſo einer Heftigkeit, als wie ſolches
aus denen reiſſenden und wallenden Waſſern
der Suͤndfluth oder bey andern nachmaligen
Zufaͤllen geſchahe. Es ſetzten fich dieſe zart-
erdigen Theile bey der Schoͤpfung dichte in
einander, ſie waren auch noch nicht ſo vieler-
ley als wie ſie nach der Zeit allererſt gewor-
den, nachdem die Welt ſchon lange geſtan-
den, folglich Koͤrper componirt, zerſtoͤrt, wie-
der verbunden und ein Reich in das andre uͤber-
gangen war. Die Theile dieſer erſten Welt
waren ſich einander mehr gleich, und alſo
konte es nicht fehlen, die Berge ſowol, als die
Ebnen, muſten aus einer weit einfachern Erde
beſtehen, als ſolche jetzo ſind. So weit nach
der Zeit die Waſſer der Ueberſchwemmung
eindringen konten, ſo weit veraͤnderten ſie
auch den Zuſtand derer Berge. Sie ſchwem-
ten die vorige fruchtbare Erde davon herab,
und ſetzten davor Schlam, Thon, Pflantzen,
umgekommene Thiere, Muſcheln, Schnecken
auf denenſelben ab. Jedoch drang dieſe all-
gemeine
[113] gemeine Veraͤnderung nicht ſo tief ein, weil
die darunter befindlichen Felſen ſolches ver-
hinderten. Wir finden daher niemals in den
tiefſten derer Ganggebuͤrge Zeichen und Zeu-
gen dieſer allgemeinen Ueberſchwemmung, an
Verſteinerungen, Abdruͤcken von Fiſchen,
Pflantzen, und Bluhmen, wie wir ſolche bey
Flotz Gebuͤrgen finden. Nachdem die Fluth
die oberſte Erde abgeſchwemmet, ſo erreichte
ſolche die Felſen, welche unter der Erde ver-
borgen waren. Einige dererſelben waren ſo
hart, daß ihnen das Waſſer nichts anhaben
konte, dieſe blieben ſtehen, dergleichen alle
große Gebuͤrge voll ſind. Einige derſelben
waren zwar hart, allein in ihren Zwiſchen-
raͤumen fand ſich noch eine Erde, welche im
Waſſer weich wurde. Dieſe Erde ſchwemte
das Waſſer aus, und verurſachte hierdurch,
daß dieſe Steine gantz loſe auf einander lie-
gen blieben, dergleichen wir an den Biel-
berge in Sachſen, der Heuſcheune in Schle-
ſien, ferner zu Adersbach, bey Jhlefeld, an
den Nadeloͤhr, Gaͤnſeſchnabel ꝛc. an tauſend
Orten finden, oder es riß ſolche mit ſich
fort, daher ruͤhren die Steine von entſetzlicher
Groͤße, welche wir oͤfters an Bergen, in
Thaͤlern, u. d. gl. finden. Daß dieſer Satz
ſo natuͤrlich wie moͤglich ſey, lehret uns noch
die taͤgliche Erfahrung, wenn wir ſehen, was
ein Wolckenbruch vor Steine von unglaub-
licher Groͤße loßreißen, und mit ſich ander-
Hwaͤrts
[114] waͤrts hinzufuͤhren, im Stande iſt. Was
nun aber dieſer Gewalt wiederſtehen konnte,
das blieb in ſeinen vorigen Umſtaͤnden, außer
daß an einigen kluͤftigen Orten, fremde Erd-
arten von dem Waſſer eingefuͤhret wurden,
welche wir bey dem dritten Unterſcheidungs-
Zeichen anſehen wollen. Es iſt auch nicht
moͤglich, daß die Felſen, ſo von Anfange der
Welt geweſen aus ſo verſchiedenen Geſtein-
arten beſtehen koͤnnen, indem wir ja aus
der Chymie und Phyſic ſehen, daß einfache
Erden, dergleichen die erſte aus den Waſſern
niedergefallene Erde geweſen, allererſt durch
die Kunſt oder durch die Beymiſchung fremd-
artiger Theile mit der Zeit zu neuen Arten
von Erde worden: So daß ich mich uͤber-
zeugt halte, daß ſelbſt die jetzo noch in tief-
ſten bisweilen getroffene verſchiedene Erd- und
Steinarten, nichts anders ſind, als dergleichen
einfache Erde von der Schoͤpfung her, welche
aber durch den Beytritt verſchiedener metal-
liſcher und mineraliſcher Theile allererſt von
Zeit zu Zeit das geworden, was ſie jetzo iſt.
Wer weiß, ob es nicht eben daher ruͤhret,
daß die Gang-Ertzte ordinair reicher an Ge-
halt, als die Floͤtz-Ertzte gefunden werden?
weil die metalliſchen und mineraliſchen Theile,
allezeit ſtaͤrcker in eine einfache reine Erde ha-
ben wuͤrcken koͤnnen, als in einer Erde, wel-
che ſchon aus ſo verſchiedenen Arten von Erde,
Pflantzen, Thieren, entſtanden, folglich mehr
unrein,
[]
[][115] unrein, ſtrenger, und weniger geſchickt zu der
metalliſchen Empfaͤngniß geweſen. Daher
ruͤhret alſo bey denen eigentlichen Ertzgebuͤr-
gen, das mehr einfache Weſen der Steine.
Jch habe zweytens geſagt, daß dieStrata
in denen uranfaͤnglichen Bergen, nicht
horizontal, ſondern entweder Senckrecht,
oder mehr in einer ſchiefen Linie ſich faͤn-
den; Jch rede hier hauptſaͤchlich von dem
Fallen derer Gaͤnge und Kluͤfte. Denn da
ſehen wir, daß bey denen Gebuͤrgen von wel-
chen wir jetzo reden, beſagte Gaͤnge und
Kluͤffte, indem ſie in die Teufe ſetzen, bald
gantz ſeiger, und bleyrecht niedergehen, in wel-
chen Fall ſolche, Seiger-Gaͤnge genennet wer-
den. Fallen ſolche von 80 Graden, bis auf 60.
ſo heißen ſie donlege Gaͤnge. Was von 60.
bis 20. Grad faͤllet, heißen flache Gaͤnge,
da hergegen die unter 20. Grad fallen,
ſchwebende Gaͤnge genennet werden. Bey-
gehende Fig. 5. wird die Sache deutlicher
machen. Die drey erſten angefuͤhrten Arten
des Fallens, ſind denen Ganggebuͤrgen eigen,
ſo wie hingegen die letztere Art, bloß zu denen
Floͤtzen gehoͤret. Es wuͤrde daher in der Fig. H.
wenn der Gang den Berg ſo durchſchnitte,
a. ein ſeigerer Gang, b. drey Donlege Gaͤnge,
c. zwey flache Gaͤnge, d. aber ein ſchweben-
der Gang ſeyn, oder wenn es noch horizon-
taler, wie e. ginge, vor ein Floͤtz paſſiren. Es iſt
hier nur die Rede von dem was gewoͤhnlich
H 2bemer-
[116] bemercket wird, denn die ſelten vorkommende
Ausnahmen von der Hauptregel, koͤnnen
deswegen den Hauptſatz nicht umſtoßen.
Jch weiß zwar wohl, daß verſchiedene Berg-
wercksverſtaͤndige der Meynung ſind, Gaͤnge
und Floͤtze koͤnnten zuſammen in einem Ge-
buͤrge ſeyn. Allein ſie irren ſich. Darf ich
ſagen, woher ſolcher Jrthum ruͤhre, ſo ſind
es zweyerley Urſachen; die erſte iſt, daß dieſe
Herren entweder ein Gebuͤrge zu ihrer Unter-
ſuchung vorgenommen, an welches das Floͤtz-
Gebuͤrge angeſchoben. Dieſe Art von Gebuͤr-
gen findet ſich ordentlich an denen Orten, wo die
Gebuͤrge von unſerer jetzigen Art ihren Anfang
nehmen, und hingegen die Floͤtzgebuͤrge aufhoͤ-
ren: Da es denn ſehr leicht geſchehen kann,
daß man ſich irret, wenn man Gaͤnge mit Ertz-
ten, Schiefern und dergleichen ſo nahe beyſam-
men findet. Selbſt Roͤßler, dieſer ſo geſchickte
Bergmann irret ſich auf dieſe Art in ſeinen
Bergbau-Spiegel, wenn er glaubt, Gaͤnge,
Floͤtze und Faͤlle koͤnnten bey, neben, und unter
einander brechen. Sobald wir die Floͤtze ſelbſt
anſehen werden, ſo wird es uns deutlich vor
Augen liegen, daß dieſes unmoͤglich ſeyn kann.
Die zweyte Urſache dieſes Jrthums mag wol
ſeyn, daß dieſe Herrn bisweilen ein ſchwartz-
ſchiefriges Geſtein bey denen Gaͤngen gefunden,
welches dieſelben vor ein Floͤtz gehalten. Es
iſt andem, es finden ſich dann und wann
ſolche Geſchicke, Steinſcheidungen, Faͤu-
len
[117] len ꝛc. welche blaͤttrig, ſchieferartig, folglich
floͤtzig ausſehen. Betrachtet man ſie aber
genau, ſo ſieht man daß dieſes blaͤttrige Ge-
ſteine einer gantz andern Art als die gemeinen
Schiefer, und gemeiniglich hornſteinartig,
auch im Gehalt verſchieden ſey. Jch habe
drittens geſagt, daß die Schichten in denen
Ganggebuͤrgen, nicht ſo ſchwach und vie-
lerley Art ſind. Wir werden bey Unterſu-
chung dererjenigen Schichten, aus welchen
die Floͤtz-Gebuͤrge beſtehen, ſehen, daß oͤfters
20. 30. 40 Schichten von verſchiedener Art
uͤbereinander liegen, welche alsdann zuſam-
men ein Floͤtz-Gebuͤrge ausmachen. Man
ſiehet augenſcheinlich an allen Gang-Ge-
buͤrgen, daß nicht ſo vielerley Arten von Stei-
nen und Erden darinnen vorkommen. Jch
erinnere aber nochmals, daß ich jetzo nichts
mit denen Gaͤngen und Kluͤften zu thun
habe, ſondern ich rede jetzo blos von dem Ge-
ſtein, aus welchen eigentlich das Gebuͤrge be-
ſtehet. Dieſes iſt bey allen Gebuͤrgen von
der Art, wovon jetzo die Rede iſt, groͤſten-
theils einerley, bald iſt es in dem einen feuer-
wackig und hornſteinig, in dem andern mehr
kiefelig, qvartzig, wieder in einem andern mehr
kalckartig, ſpathig u. d. Da bey denen Floͤtzen
oͤfters Schichten ſich finden, welche kaum et-
liche Zoll ⅛, ¼, 1 Lachter maͤchtig ſind, ſo
wird man gegentheils in Ganggebuͤrgen der-
gleichen niemals antreffen. Man ruͤck[e] mir
H 3nicht
[118] nicht hier die ſchwachen Troͤmer vor, welche
bisweilen kaum eines Zwirnsfadens maͤch-
tig ſind, denn dieſe gehoͤren mit zu denen
Gaͤngen. Meiſtentheils ſehen wir, daß die
Geſtein-Art, welche man in denen Haupt-
Gebuͤrgen findet, durch das gantze Gebuͤrge
fortſetzet. Jch rede hier von demjenigen Ge-
ſteine, welches man antrifft, nachdem man
diejenigen Schichten durchſuncken, von wel-
chen wir oben geſagt, daß ſie entweder durch
die allgemeine Ueberſchwemmung, oder durch
einen beſondern Zufall entſtanden ſind. Daß
aber Gaͤnge nicht eigentlich zu dem Geſtein
gehoͤren, ja daß ſolche nicht einmal zugleich
mit dem Gebuͤrge erzeuget worden, ſiehet
man deutlich aus dem verſchiedenen Geſtein,
welches ſie fuͤhren; theils auch, weil ſolche
nicht ſelten ein von dem Fallen des Geſteins
gantz verſchiedenes Fallen haben; theils, weil
ſie auch ſelbſt nach der Sprache der Berg-
Leute von dem Geſtein verdruckt, abgeſchnit-
ten und verunedelt worden. Doch auch
dieſer Punct erhellet aus der oben angefuͤhr-
ten Entſtehung derer Berge. Jch habe fer-
ner als ein Wahrzeichen derer uranfaͤng-
lichen Bergeangefuͤhret, daß 4) ihre Schich-
ten in ewige Teuffe fortſetzen. Dieſes iſt
der Erfahrung gemaͤß, und flieſſet aus den
kurtz vorher angefuͤhrten Satze, daß die
Schichten nicht horizontal, ſondern entwe-
der ſenckrecht, oder in ſchiefen Winckeln das
Ge-
[119] Gebuͤrge der Hoͤhe nach, durchſchneiden.
Wir ſehen daher in der groͤſten Teuffe derer
Gang-Gebuͤrge noch eben das Geſtein, wel-
ches wir oben gefunden; oͤfters ſetzen auch
die darinne anſtehende Gaͤnge mit nieder, da-
her es denn nicht ſelten zu geſchehen pflegt,
daß theils wegen allzu ſtarcker Waſſer, theils
wegen allzu koſtbarer Foͤrderung derer Ertzte,
wenn die Kuͤnſte in einer ſo groſſen Teuffe,
ſo wenig als die Treib-Machinen ihre Dienſte
nicht mehr thun koͤnnen, die hoͤflichſten Ge-
baͤude mit denen ſchoͤnſten Anbruͤchen muͤſſen
liegen bleiben. Welches aber bey Floͤtz-Ge-
buͤrgen deswegen wegfaͤlt, weil ſolche als
ſchwebende Gaͤnge, bloß die Gebuͤrge der
Queere nach durchſchneiden, folglich nicht in
ewige Teuffe gehen koͤnnen, ſondern ihren
ſtreichen und fallen nach, ihre Endſchafft ha-
ben und ausgehen, wo das Gebuͤrge ein Ende
hat, wovon bey der Beſchreibung derer Floͤtze
ein mehreres. Wiewohl allerdings es bey
einigen Floͤtz-Gebuͤrgen geſchiehet, daß ſolche
beſonders in einen ſehr niedrigen Gebuͤrge ſo
ſtarck fallen, daß die bauende ebenfalls vom
Waſſer ungemein incommodiret werden,
welches aber nicht ſo wohl der groſſen Teuffe
zuzuſchreiben, als weil man in dergleichen
niedrigen Gebuͤrgen weder einen genugſam
Teuffe einbringenden Stollen treiben, noch
das gehoͤrige Gefaͤlle vom Waſſer haben
kan, um nothwendige Kuͤnſte zu haͤngen.
H 4Bey
[120] Bey Gang-Gebuͤrgen aber iſt oͤffters beydes
moͤglich, und doch iſt man wegen allzu groſ-
ſer Teuffe nicht im Stande den Bau fort-
zuſetzen. Und dieſes waͤren die Haupt-
Wahrzeichen, die bey dem Baue der Berge
ſelbſt vorkommen. Ein mehreres kan ein
fleißiger Naturforſcher bey oͤfterer aufmerck-
ſamer Befahrung derer Gang-Gebuͤrge ſo
wohl uͤber als unter der Erde ſich bekannt
machen, alles wird, deſſen ohngeachtet auf
dieſe meine angefuͤhrte Beobachtungen hin-
aus laufen. Einzele Ausnahmen koͤnnen
dieſe Saͤtze hoffentlich nicht umſtoſſen, weil
eine Regel, ohngeachtet derer davon abge-
henden wenigen Ausnahmen, dennoch alle-
zeit eine Regel bleibet. Jch habe endlich ge-
ſagt, daß ſich dieſe uranfaͤnglichen Berge
von denen andern Bergen
3) Wegen derer darinnen befindlichen
Mineralien unterſcheiden. Auch dieſer
Punct kan auf zwey Seiten angeſehen wer-
den: 1) Jn Abſicht auf die Erzeugung
dieſer Metalle und Mineralien. 2) Jn
Abſicht auf ſolche Metalle und Minera-
lien ſelbſt.
Was 1) Die Erzeugung derſelben an-
langt, ſo iſt es wohl gewiß, daß ſolche nicht
gleich Anfangs, ſo in denen Bergen geſteckt ha-
ben, wie wir ſie jetzo finden, ſondern ſie ſind nach
und nach erzeuget worden, ſo wie die Natur
noch jetzo Koͤrper zuſammen ſetzt, ſolche wie-
der
[121] der zerſtoͤhret, und aus denen auseinander
geſetzten Theilen, wieder neue Koͤrper hervor
bringt. Jch muß hierbey wieder auf die
Entſtehung derer Berge zuruͤcke gehen. Jch
habe geſagt, daß als die zarte Erde, bey Ent-
ſtehung der Welt, aus dem Waſſer zuſam-
men gefallen, und ſich niedergeſchlagen, das
Waſſer hernach in ſeine Behaͤltniſſe geſamm-
let worden, und dieſer daraus neu entſtandene
Erdboden nach und nach vertrocknet ſey; Da
nun ſolcher theils von der darauf ſcheinenden
Sonne, theils von der dieſen weichen Klum-
pen durchſtreichenden Lufft getrocknet-wor-
den, ſo konnte es nicht fehlen, es muſte ſol-
cher bey dieſer ſeiner Austrocknung verſchie-
dene Riſſe bekommen, welche theils bis in
das innerſte deſſelben, oder wenigſtens in eine
groſſe Teuffe fortſetzten. Dieſe Reſte ſind
es, die wir noch jetzo in denen Gebuͤrgen un-
ter dem Nahmen derer Kluͤffte kennen. Daß
ſie wuͤrcklich von dem eintrocknen des Erdbo-
dens herruͤhren, ſehen wir unter andern dar-
aus, daß ordinair alle Gebuͤrge am Tage
und in geringer Teuffe mehr kluͤfftig ſind, als
in mehrerer Teuffe, oder wenn ſolche weiter
ins Gebuͤrge hinein ſtreichen, als woſelbſt theils
die Lufft nicht ſo ſchnell austrocknen, folglich
auch der Erdboden nicht ſo berſten koͤnnen;
theils aber ſolche Kluͤffte auch eher mit Gang-
Gebuͤrge ausgefuͤllet werden koͤnnen. Ei-
nige dieſer Kluͤffte, welche groͤſſer und weiter
H 5gewor-
[122] geworden, kennen wir jetzo in denen Ertz-Ge-
buͤrgen, nachdem ſie mit Ertz ausgefuͤllet ſind,
unter den Nahmen derer Faͤlle und Geſchuͤtte;
ja, ich trage kein Bedencken, auch die Stock-
wercke darunter zu rechnen. Dieſe durch die
Austrocknung entſtandene Kluͤffte, wurden
nach der Zeit von der beſtaͤndig wuͤrckenden
Natur ausgefuͤllet, einige mit beſonderen Ar-
ten von Geſtein, z. E Spath, Quartz, auch
wohl Hornſtein; nachdem nun dieſe Koͤrper
zur Empfaͤngniß des metalliſchen und mine-
raliſchen Saamens geſchickt waren, und
nachdem die Natur dergleichen in ſolchen Ge-
buͤrgen vorraͤthig hatte, ſo wurde auch in der
Folge dieſe Art von Geſtein, womit die
Kluͤffte ausgefuͤllet waren, zu Ertz-Muttern,
oder zu ſolchen Geſtein, welches faͤhig war,
metalliſche Einwitterungen anzunehmen An-
dere Kluͤffte erfuͤllete die Natur mit ſolchen
einfachen Theilen, vermuthlich vermittelſt de-
rer unterirrdiſchen Waſſer und Wetter,
welche in gehoͤriger Berbindung Ertzte, Me-
talle und Mineralien ausmachten: So,
wie wir ſehen, daß ſie noch taͤglich auf alten
verlaßnen Strecken, Geſencken, und Stollen,
neue Ausgeburten des Mineralreichs hervor
bringt. Die Natur hatte das wuͤrckende
Weſen zu der Hervorbringung derer Metalle
und Mineralien alſo ſchon in die Gebuͤrge
gelegt, ſo wohl als die Theile, woraus ſolche
ſollten zuſammen geſetzet werden. Wir wer-
den
[123] den aber ſehen, daß ſie bey denen Floͤtzen
gantz anders verfahren habe, ja wir finden
auch ſo gar die Metallmutter in denen uran-
faͤnglichen, oder Gang Gebuͤrgen von gantz
anderer Art, als in denen letztern. Hier ler-
net man aus denen wuͤrckenden Handlun-
gen der Natur, was der ſeelige Berg-Rath
Henckel in ſeinen wahrhaftig guͤldnen Ab-
handlungen von der Aneignung und Erzeu-
gung derer Steine, ſo vernuͤnftig und pra-
ctiſch lehret. Hier iſt kein heftiges Feuer,
keine unordentliche Schmiererey: Lufft und
Waſſer thun es durch die Action und Re-
action. Jch habe vor einigen Jahren hier-
von weitlaͤuftiger in meiner Abhandlung von
Metallmuͤttern gehandelt, ich ſtelle es daher
dem geehrten Leſer frey, ob ſich derſelbe die
Muͤhe geben will, was ich damals davon ge-
fagt, hierbey nachzuſchlagen; ja die Natur ar-
beitet noch taͤglich durch aufloͤſen, ſcheiden,
von neuen zuſammen ſetzen, und veraͤndern. Ja
dieſe Veraͤnderung gehet ſo weit, daß ſie nicht
allein die Geſtalt, ſondern auch das Weſen
derer Koͤrper ſelbſt betrifft. Jch will noch
weiter gehen. Es iſt ſehr wahrſcheinlich,
und ſogar in der Erfahrung gegruͤndet, daß
die Natur auf Ganggebuͤrgen, Gaͤnge wieder
aufloͤſet, und ſolche anderwaͤrts anſetzet; da-
her ruͤhret es, daß man oͤfters Gaͤnge voll
Quartz und Spath-Druſen findet, welche
vielleicht oͤfters von nichts als ſolchen Spath
und
[124] und Quartz herruͤhren, welcher vorher die
Gaͤnge ausgefuͤllet hatte, von denen unter-
irdiſchen Waſſern aber aufgeloͤſet worden.
Wiewohl ich, was den ſelenitiſchen Spath
anbelangt, nicht eben ſagen will, daß allen
und jeder ſchon Spath geweſen, weil uns
der beruͤhmte Chymicus Herr Marggraf ge-
ſaget, daß dergleichen Art von Spath aus
einer aufgeloͤſten, und mit Vitriolſauren nie-
dergeſchlagenen Kalckerde entſtehe. Und ſo
kan auch der eigentlich ſogenannte Quartz
vielleicht ſeine Entſtehung einer dergleichen
Art von Erde zu dancken haben. Derglei-
chen Veraͤnderungen wird man bey denen
andern Arten von Gebuͤrgen weniger gewahr.
Eben ſo wenig als wie es ſcheinet, daß die
in Floͤtz-Gebuͤrgen brechende Ertzte ihre
Entſtehung unmittelbar dem Orte zu dancken
haben, wo ſie gebrochen werden, und wovon
wir bey der Geſchichte derer Floͤtze mit meh-
reren handeln wollen:
Was 2) Jn Abſicht auf die Minera-
lien ſelbſt anlangt, ſo findet ſich ein himmel-
weiter Unterſcheid. Denn einige Mineralien
ſind denen Ganggebuͤrgen gantz eigen, an-
dere ſind zwar auch denen Floͤtzgebuͤrgen ge-
mein, aber ſie unterſcheiden ſich doch auf
eine merckliche Art von denen ganghaftig-
brechenden Ertzten und Mineralien. Einige
aber ſind denen Floͤtz-Gebuͤrgen bloß allein
eigen. Wir wollen bey denen Goldertzten
anfan-
[125] anfangen, dieſe ſind dem Ganggebuͤrge bloß
allein eigen, ſogar, daß auch der ſogenante
Schiefer von Gaſtein in Saltzburgiſchen,
nicht die eigentliche Mutter iſt, in welcher
ſich das daraus fallende Gold angeſetzet hat,
ſondern es iſt ſolches der zarte Quartz, wel-
cher darauf ſitzet, und der vermeintliche
Schiefer iſt nichts anders als ein feſtes,
ſchwartzes, talckiges Geſteine. Von denen
Silber-Ertzten iſt das rothguͤlden, weißguͤl-
den, Fahlertz, Gaͤnſekoͤthiges, Glaßertzt, dem
Gang-Gebuͤrge eigen, ſo, daß man ſolches
niemals auf Floͤtzen findet. Ferner gehoͤren
zu denen bloß ganghaftig brechenden Ge-
ſchicken und Ertzten, alle Zinnertzte, und
darf man ſich hierbey nicht daran kehren, daß
ſolche meiſtens Stockwerck weiſe brechen, und
folglich weder hangendes noch liegendes ha-
ben, weil deſſen ohngeachtet auch dieſe Stock-
wercke, wenn man das gantze Gehaͤnge des
Gebuͤrges beobachtet, in welchen ſich ſolche
befinden, bloß vor Gang-Gebuͤrge angeſpro-
chen werden muͤſſen. Von denen Bleyertzten
iſt das gruͤne und weiſſe Bleyertzt denen
Gang-Gebuͤrgen eigen. Eiſen, wie es uͤber-
haupt dem gantzen Erdboden in reichen
Maaße mitgetheilet iſt, findet ſich alſo bey
Gaͤngen ſo wohl als Floͤtzen, indeſſen, da ſol-
ches groͤſtentheils als Geſchuͤtte, Stockwerck,
auch oͤſters auf Gaͤngen gefunden wird, ſo
gehoͤret der weiße Eiſenſtein, der Jſabelfarbne,
Glaß-
[126] Glaßkopf, Braunſtein, Schmirgel, Magnet-
Stein mehr zu denen Gaͤngen als Floͤtzen.
Die Mercurial-Ertzte brechen ebenfals
meiſtentheils gangweiſe, und machen darauf
gemeiniglich einen Fall. Von denen
Antimonial-Ertzten insgeſamt, weiß man
vor jetzo keine andere Entdeckung, als
daß ſolche allezeit ganghaftig brechen. Von
denen Zinck-Ertzten iſt die Blende dieje-
nige, welche bloß auf Ganggebuͤrgen bricht,
ſo wie von denen Arſenic-Ertzten der
Mißpickel, gewachſenes Auripigmentum,
Scherben Kobold, bloß auf denen Gangge-
buͤrgen anzutreffen ſind. Selbſt an denen
Ertzten aͤuſſert ſich ein mercklicher Unterſcheid:
Gemeiniglich ſind die Ertzte, welche auf
Gaͤngen brechen, reichhaltiger als die ſo auf
Floͤtzen gewonnen werden. Die Urſach iſt
leicht davon einzuſehen; Weil die Natur in
denen uranfaͤnglichen Gebuͤrgen mit mehrerer
Gewalt agiren koͤnnen, als in denen Floͤtz-
gebuͤrgen, wo ſie erſt lange Zeit zugebracht,
ehe ſie das Geſtein als die Mutter darzu præ-
parirt hat, und noch laͤnger Zeit hat ſie ver-
muthlich noͤthig gehabt, ehe ſie diejenigen
Theile dahin zuſammengefuͤhret, aus welchen
nach der Zeit Ertzte geworden. Ja wenn ich
meine aufrichtige Gedancken ſagen ſoll, ſo
kommt es mir vor, daß die Floͤtzgebuͤrge und
beſonders die darinne ſteckende Schiefern ih-
ren metalliſchen Gehalt denen nahe dabey ge-
lege-
[127] legenen Gangertztgebuͤrgen zu dancken haben.
Die naͤhere Beſichtigungen derer Floͤtze in
dem vierten Abſchnitte, wird uns deutlichere
Erweiſe davon an die Hand geben. Ehe
wir uns an die Floͤtze ſelbſt machen, will ich
bey dieſer Gelegenheit ſogleich diejenigen Ber-
ge mit anſehen, von welchen ich beſſer oben
geſagt, daß ſolche durch particulare Zufaͤlle
nach und nach entſtanden waͤren, und noch
hier und da entſtuͤnden. Es iſt nicht zu laͤugnen,
ſeitdem der Erdboden ſo viele Veraͤnderungen
erlitten, ſo iſt auch an einigen Orten, wo die-
ſe Veraͤnderungen vorgefallen, deſſen aͤuſſe-
re Flaͤche mit einer andern Geſtalt verſehen
worden. Daß dergleichen Veraͤnderung von
Alters her ſich ſchon zugetragen habe, bezeu-
get Plinius an mehr als einem Ort, wenn er
z. E. anfuͤhrt, daß unter der Regierung de-
rer Burger-Meiſter zu Rom, des Lucius
Marcius, und des Sextus Julius bey Muti-
na zwey Berge die gegeneinander uͤbergeſtan-
den gegen einander geſtoſſen, und alle darzwi-
ſchen befindliche Gebaͤude und lebende Ge-
ſchoͤpfe verſtuͤrtzt haͤtten; wie denn auch Strabo
und andre Geſchichtſchreiber dergleichen Bey-
ſpiele anfuͤhren. Es koͤnnen daher derglei-
chen Berge durch vielerley Wege entſtehen,
theils
- 1) Durch Erdbeben.
- 2) Durch feuer-
ſpeiende Berge. - 3) Durch Ueberſchwem-
mungen.
So wie durch die Erdbeben ver-
ſchiedne Berge umgeſtuͤrtzet ſind, ſo lehren
uns
[128] uns die Geſchichte, daß gegentheils eben
dadurch Jnſeln und Berge hervorgekommen,
ohne daß eben ein unterirdiſches Feuer dabey
wahrgenommen worden. Plinius erzehlet
im 4ten Buche, daß die Jnſel Delos ſchnell
aus dem Meere erwachſen ſey, ohne daß er
dabey eines unterirdiſchen Feuers gedencket,
und im 87ten Kapitel des zweyten Buchs er-
wehnt er noch verſchiedne bloß durch Erdbe-
ben entſtandene Jnſeln. Der Herr Moro
will zwar auch die Erdbeben alle, dem unterir-
diſchen Feuer Schuld geben, allein es wird
ſich dieſes nicht von allen erweißlich machen
laſſen, weil auch die unter der Erde verſchloſ-
ſene Luft, allerdings groſſe Gewalt hat, der-
gleichen hervorzubringen. Ja es iſt gantz ge-
wiß, daß die feuerſpeiende Berge, zwar bren-
nen, aber niemalen mit ſolcher Gewalt,
Feuer, Schwefel, Steine ꝛc. auswerfen koͤn-
ten, wenn nicht ein heftiger aus der Tiefe
kommender Wind, als ein Blaſebalg, bey
einen hohen Ofen, das Feuer in die Hoͤhe
triebe. Bey allen Exempeln die uns Herr
Moro auf der 289 S. ſeiner Schrift anfuͤh-
ret, von neuentſtandenen Bergen, bleibet er
uns den Beweiß ſchuldig, daß ſolche von
Feuer und feuerſpeienden Bergen entſtanden
ſind, und behilft ſich bloß mit dem vorausge-
ſetzten Grundſatze, des groſſen Newton, daß
Naturwirckungen von einerley Art, von glei-
cher Urſache herkommen muͤſſen, er ſchlieſt
alſo
[129] alſo a particulari ad univerſale, wie weit der-
gleichen Schluͤſſe in der Naturlehre zugelaſſen
werden koͤnnen, iſt bekannt genug. Es zei-
gen auch, wie ſchon in dem vorhergehenden
weitlaͤuftig ausgefuͤhrt worden, die auf denen
Bergen, und in denen Erdſchichten gefun-
dene Koͤrper von Muſcheln, Schnecken, Kno-
chen, daß kein Brand bey ſolchen kann vor-
gegangen ſeyn, weil ſolche in der Deſtillation
noch ein haͤufiges Urinoſum von ſich geben,
welches bey ſo ſtarck ausgebrandten Koͤrpern,
welche ſeiner Meynung nach einen ſo heftigen
Erdbrand ſollen ausgehalten haben, nicht moͤg-
lich waͤre. Jch habe 2) zugegeben, daß von
Zeit zu Zeit durch feuerſpeyende Berge, der-
gleichen Berge entſtanden ſind. Allein dieſe
Berge und ihre Schichten, verhalten ſich
gantz anders, als diejenigen, die wir an
denen andern Gebuͤrgen gewahr werden.
Eine Miſchung von ſchwefligen, metalliſchen,
erdigen Theilen iſt es, woraus ſolche beſte-
hen. Selbſt der fleißige Boccone in Muſeo
di Fiſica et di Eſperienze, wenn er das Wuͤ-
then des Aetna und Veſuvius beſchreibet,
fuͤhret zur wahren Urſache nebſt dem inner-
lichen Brande, die heftigen Winde an, wel-
che aus der See in die Hoͤhlung dieſer Berge
eindringen. Und die taͤgliche Erfahrung lehret
uns dergleichen. Diejenigen Orte, welche
unter einem kaͤltern Climate liegen, empfin-
den zwar auch Erdbeben, aber niemals ſo hef-
Jtig
[130] tig als die in heißern Climate liegende, weil in
letztern Gegenden eine groͤßere Menge ver-
brennlicher Materialien befindlich. Jn wel-
chem Falle denn auch die Meynung des Herrn
Moro ſtatt hat, wenn er geſaltzne Waſſer
denen Erdbraͤnden zuſchreibet, da es aus der
Geſchichte bekannt iſt, daß beſonders bey
den ſtarcken Brande des Aetna 1542. die
Brunnen bey Aretuſa, und die Quellen bey
Syracuſa viele Tage lang geſaltzen geſchmeckt,
aber iſt denn deswegen alles Saltzwaſſer der-
gleichen Zufaͤllen zuzuſchreiben? Es iſt alſo
gewiß, aus denen von feuerſpeyenden Ber-
gen ausgeſpienen Materien ſind Huͤgel und
maͤßige Berge entſtanden, welche aber we-
der ſo hoch als andere, noch aus ſolchen
Schichten beſtehen, wie die uranfaͤnglichen
Ganggebuͤrge, oder die durch eine allgemeine
Ueberſchwemmung hervorgebrachten Floͤtz-
Gebuͤrge. Sie werden alſo in Abſicht auf
ihren innerlichen Gehalt, ſich auch jederzeit
von denenſelben unterſcheiden. Wie 3) durch
Ueberſchwemmungen Berge entſtehen koͤn-
nen, ſehen wir oͤfters mit Schaden, aber
auch dieſe unterſcheiden ſich in Anſehung
ihrer Hoͤhe, innerlichen Baues, und anderer
Umſtaͤnde, von denen beyden Hauptarten
von Gebuͤrgen. Andere Entſtehungsarten
der Gebuͤrge will ich dieſesmahl uͤbergehen,
weil ſolche theils im vorigen ſchon beruͤhret
ſind, theils aber keine Aufmerckſamkeit ver-
diene, und hierher eigentlich nicht gehoͤren.
Genug,
[131]
Genug, man ſiehet aus dem bisher ange-
fuͤhrten, daß die Berge ihre Entſtehung vie-
lerley Urſachen zu dancken haben. Wir
ſehen, daß ſolche daher von gantz verſchiede-
ner Natur ſind. Wir nehmen wahr, daß
auch ihr Gehalt gantz verſchieden ſeyn muͤße.
Dieſes leitet uns alſo auf die naͤhere Be-
trachtung derer Floͤtz-Gebuͤrge. Da dieſes
eine Sache iſt, welche noch von keinem Schrift-
ſteller, ſo viel mir wiſſend, uͤberhaupt unter-
ſuchet iſt, ſo glaube ich nicht unrecht zu thun,
wenn ich mich bemuͤhe, alles was dabey
merckwuͤrdiges vorkommt, und mir bekannt
geworden, genau anzumercken. Jch weiß
aber wohl, daß noch vieles ſehlen wird, es
ſoll mir aber genug ſeyn, wenn ich hierdurch
andere Naturforſcher und geſchicktere Maͤn-
ner bewege, mit ihren dießfals gemachten
Entdeckungen gleichfals der Welt einen Bey-
trag zu dieſer Sache zu liefern. Ein gewiſ-
ſer geſchickter Berg, Officiante und werther
Freund zu Rothenburg im Mansfeldiſchen,
welcher ſowohl den Bergbau auf Floͤtzen, als
auch die bey Schmeltzen der Schiefern vor-
fallende Huͤtten-Arbeiten vollkommen ver-
ſtehet, deſſen Nahmen ich aber, um ihn nicht
zu beleidigen, noch verſchweige, hat mir
ſchon laͤngſt verſprochen, uns etwas practi-
ſches von dieſer Materie zu liefern. Jch
wollte wuͤnſchen, daß die Welt ſo gluͤcklich
waͤre es bald zu ſehen, weil ich verſichert
J 2bin,
[132] bin, daß derſelbe als ein vollkommener Practi-
cus uns ſchoͤne Anmerckungen mittheilen
wuͤrde. Wir wollen uns alſo zu den Floͤtzen
ſelbſt wagen.
Vierter Abſchnitt.
Von denen Floͤtz-Gebuͤrgen.
Nachdem wir alſo die Gang-Gebuͤrge
kuͤrtzlich beobachtet haben, und ihre Na-
tur unterſuchet, ſo wenden wir uns nun-
mehro zu denen von ihnen gantz unterſchiede-
nen Floͤtz-Gebuͤrgen. Dieſe Floͤtz-Gebuͤrge
haben ihren Nahmen daher erhalten, weil
ſolche aus lauter Floͤtzen beſtehen. Floͤtze
ſind Schichten von Erden und Steinen,
welche horizontal uͤbereinander liegen.
Eine Menge dergleichen uͤbereinander lie-
gende Schichten, machen alſo eine Erhoͤ-
hung auf den Erdboden, welche unter
den Nahmen Floͤtz-Gebuͤrge bekannt iſt.
So bald wir uns alſo an ihre Unterſuchung
machen und gehoͤrige Ordnung wahrnehmen
wollen, ſo muͤſſen wir vor allen Dingen 1)
von ihrer Entſtehung. 2) Von denen
Schichten, woraus ſolche beſtehen. 3)
Von denen darinnen befindlichen Metal-
len und Mineralien. 4) Von andern
fremdartigen darinn befindlichen Koͤr-
pern und Steinen ſprechen. Dieſer Ab-
ſchnitt
[133] ſchnitt iſt dem erſten Puncte, nehmlich der
Entſtehung derer Floͤtze gewidmet. Jch
habe in den 2ten und 3ten Abſchnitt bereits
zur Gnuͤge die Meynungen derer Gelehrten
von Entſtehung der Welt, von ihren Ver-
aͤnderungen, welchen ſolche ausgeſetzt gewe-
ſen, und andre dahin einſchlagende Sachen
angefuͤhret, es wuͤrde alſo uͤberfluͤßig ſeyn,
wenn ich hiervon wieder von neuen anfangen
wollte. Jch habe in der 6ten Abtheilung
des zweyten Abſchnittes, meine Gedancken
von denen Hauptveraͤnderungen des Erdbo-
dens kuͤrtzlich vorgetragen. Jch werde aus
denen daſelbſt angefuͤhrten Nachrichten die
Entſtehung derer Floͤtze nun ferner nachwei-
ſen; nicht, daß ich dieſe meine Meinung einem
andern aufdringen wollte, keinesweges, ſon-
dern weil es mir ſcheinet, daß ſolche die na-
tuͤrlichſte ſey, und daß aus denen dabey vor-
gefallenen Begebenheiten, alles, was wir
jetzo in denen Floͤtzen und deren Schichten
wahrnehmen, am beſten nachgewieſen werden
koͤnne. Jch habe an angefuͤhrtem Orte
geſagt, daß der Erdboden durch eine Ab-
ſonderung derer feſten Theile von fluͤßi-
gen entſtanden ſey. Jch habe geſagt, daß
bey dieſer Abſonderung ſo wohl die Flaͤ-
chen als die Berge entſtanden ſind. Jch
habe eingeraͤumet, daß das davon geſchie-
dene Waſſer theils in das daraus ent-
ſtandene Meer; theils in den Abgrund
J 3der
[134]der Erde verſammlet worden. Jch habe
geſagt, daß dieſer Erdboden verſchiede-
nen Veraͤnderungen unterworfen gewe-
ſen; beſonders aber eine Hauptveraͤnde-
rung durch eine allgemeine Ueberſchwem-
mung erlitten habe. Bey dieſer Ueber-
ſchwemmung war nichts natuͤrlicher, als
daß eine erſtaunenswuͤrdige Menge erdi-
ger Theile aufgeloͤſt werden muſte. Die
beſtaͤndige Bewegung dieſer groſſen Men-
ge Waſſers, die heftige Bewegung deſſel-
ben, fuͤhrte dieſe aufgeloͤſten erdigen Theile
uͤberall mit herum. Als die Fluth am
hoͤchſten, war die Bewegung des Waſ-
ſers um ein vieles ſchwaͤcher, warum? es
ſtund uͤberall wagerecht. Dieſe groſſe
Menge Waſſers entbloͤſte die hoͤchſten
Gebuͤrge von derjenigen fruchtbaren
Erde, womit ſolche vorher bedeckt wa-
ren. Es wuſch mit Gewalt die unter
dieſer fruchtbaren Damm-Erde verbor-
gene Felſen und Klippen aus, einige de-
rerſelben, welche noch loſe auf einander
lagen, und der Gewalt der Fluth nicht
widerſtehen konten, riß es mit von ihrer
Stelle weg; noch andere loͤſte es gantz
und gar zu einer zarten Erde auf. Wie-
derum andere blieben entbloͤßet ſtehen,
dergleichen ſo viele tauſend entſetzliche
Klippen ſind. Mit dieſen vielerley auf-
geloͤſten Erd- und Steinarten ſchwem-
mete
[135]mere das Waſſer eine ungeheure Menge
Koͤrper aus dem Pflantzen und Thier-
Reiche mit fort, die Spitzen derer Berge
wurden frey, und das Waſſer fiel mit Ge-
walt, riß noch viele Theile von denen
hoͤchſten Bergen ab, und endlich kam es
zu einen ruhigen Stande auf denen Eb-
nen; die darinnen ſchwimmende Koͤrper
ſetzten ſich vollends gantz und gar, die
Waſſer verlohren ſich, theils gingen ſie
wieder ins Meer, ſie machten neue Seen
und Meere; theils ſaugte ſie der Wind
hinweg; theils verfielen ſie wieder in den
Abgrund. Die Entſtehung neuer Seen,
mitten auf dem feſten Lande ſo wohl, als
neuer Meere, ſetzt eine groſſe Menge Er-
den voraus, welche die Heftigkeit des
Waſſers aufgeloͤſt und ausgewaſchen
hatte. Durch dieſe ungeheure Menge auf-
geloͤſter Erde entſtunden diejenigen
Schichten, welche wir ſehen, daß ſie die
Floͤtze ausmachen, und welche von dem
nach und nach geſchehenen Wegfallen des
Waſſers um deſto mehr zeugen, da ſolche,
wie ſchon oben gedacht, an dem Fuße de-
rer hoͤchſten und uranfaͤnglichen Gebuͤrge
angehen, und ſich nach dem flachen Lande
zu verlaufen Jch weiß nicht, ob ich mich
zu viel ſchmeichle, wenn ich glaube, daß dieſes
die natuͤrlichſte Art und Weiſe ſey, wodurch
man die Entſtehung derer Floͤtze erweiſen
J 4koͤnne.
[136] koͤnne. So bald ich demnach von Floͤtz-Ge-
buͤrgen ſpreche, ſo verſtehe ich darunter dieje-
nigen Gebuͤrge, welche von dem wahren
rothen todten liegenden unter denen
Stein-Kohlen Floͤtzen, bis an das wahre
rothe todte liegende derer Schiefer-
Floͤtze, und von da wieder bis an die
Damm-Erde uͤber denen Schiefer-Floͤtzen
gehen. Um dieſe Sache, welche vielen mei-
ner Leſer vermuthlich ſehr undeutlich vor-
kommen wird, in ein Licht zu ſetzen, muß ich
die wahre Berge derer Floͤtz-Gebuͤrge etwas
genauer anſehen, beygehende Figur K. wird
es hiernaͤchſt etwas deutlicher machen.
Als die Waſſer, wie ſchon oben erwehnet,
die hoͤchſte Spitzen der Berge erreichten, ſo
rißen ſie mit Gewalt die fruchtbahre Erde,
mit allen darauf gewachſenen und befindli-
chen Kraͤutern, Baͤumen, Blumen, Thieren
n. d. gl. ab. Es ſchwemmte ſolche herum
und endlich ſetzten ſich ſolche nach ihrem eigen-
thuͤmlichen Gewichte geſchwinder oder lang-
ſamer nieder. Um uns nun die natuͤrliche
Art dieſes Niederſchlages genau vorzu-
ſtellen, ſo ſey auf der angefuͤhrten Figur K.
a. das Ganggebuͤrge, ſo wie ſolches von Ent-
ſtehung der Welt her geweſen. Die Linie b.
ſtellet den wagerechten Sand des Waſſers
vor, als die Spitzen derer Berge ſchon ent-
bloͤſſet waren. e. d. e. f. g. h. i. k. l. m. ſtellet
die verſchiedenen Schichten vor, welche ent-
ſtan-
[]
[][137] ſtanden, als die in denen Waſſern befindli-
chen aufgeloͤſten erdigen Theile nach und nach
zu Boden fielen, wobey zu mercken, daß je
riefer ſolche liegen, deſto mehrere Schwere
beſitzen ſolche, und ihre Theile ſind groͤber.
Bey der Beobachtung derer Schichten wer-
den wir genauer davon zu ſprechen Gelegen-
heit haben. Da die Waſſer noch immer in
einer gelinden Bewegung waren, ſo legten ſie
dieſe Schichten auch in einer ziemlichen Flaͤ-
che an, ſo daß ſie einen Theil des Fuſſes de-
rer uranfaͤnglichen Gebuͤrge bedeckten, und
demſelben ein ander Anſehen gaben, als er vor-
her gehabt hatte. Daher ruͤhret es, daß die
meiſten Floͤtze als Mulden ſich præſentiren,
und auch in dieſer Geſtalt uͤber und unter
einander wegſtreichen, wie gegenwaͤrtige Fi-
gur K. zeiget, bey n. Jch erinnere hierbey
wohlmeinend, daß man bey Beobachtung ei-
nes vollkommenen Floͤtz-Gebuͤrges, ja nicht
etwan mit einer bloſſen Befahrung einiger
Schaͤchte, oder einem oder ein paar Refieren
zufrieden ſey, ſondern man nehme ein gantzes
Gehaͤnge von Gang-Gebuͤrge, mit den gan-
tzen ſolches umgebenden Floͤtz-Gebuͤrgen, und
zwar von allen Seiten ſich vor, dadurch wird
man zu einer gewiſſen, gruͤndlichen, zuverlaͤſ-
ſigen, naturgemaͤſſen, allgemeinen, und denen
Bergbauenden hoͤchſt vortheilhaften Erkent-
niß derer Floͤtze, ihrer Entſtehung, ihren
Schichten, ihren Metallen und Mineralien
J 5auf
[138] auf eine practiſche Art gelangen. Doch was
halte ich meine Leſer lange auf, Steinkohlen
geben mit ihrem darunter liegenden Ge-
buͤrge allezeit das liegendende, Schiefern
die Mitten, und Saltzquellen das han-
gende ab. Oder daß ich deutlicher ſpre-
che, allezeit im tiefſten oder dem liegen-
den derer Floͤtz-Gebuͤrge ſtecken Stein-
kohlen, daruͤber liegen die Schiefern, und
im hangenden derer Floͤtz-Gebuͤrge fin-
den ſich allezeit Saltzquellen, da wo die
Floͤtze ſich enden, und ausgehen. Wenig
Worte, welche aber in der Erfahrung ge-
gruͤndet find, und einem eyfrigen Naturfor-
ſcher, einem Chymico, einem Bergmann, hun-
dert Gelegenheiten zum nachforſchen, unter-
ſuchen, probiren, experimentiren geben koͤn-
nen. Meine Leſer werden mir es nicht ſo ge-
rade zu auf mein Wort glauben wollen, ich
kann es ihnen auch nicht zumuthen: Jch kan
ihnen gegentheils aber auch nicht helfen, ſie
muͤßen ſo gut ſeyn und noch einmal eine Rei-
ſe mit mir vornehmen, denn ich habe einmal
vor allemal geſagt, ich wolle bloß als ein
Bergmann aus Erfahrungen mit ihnen re-
den, ohne mich hierbey an bloſſe Vorſtellun-
gen zu kehren, welche man allenfalls zu Hau-
ſe in der Studierſtube ſich nach eigner Phan-
taſie machen kann. Wir wollen alſo gleich
das maͤchtige Mannsfeldiſche Floͤtz-Gebuͤrge
vornehmen. Jch kehre mich hier an keine
Grentzen,
[139] Grentzen, ſie moͤgen Koͤniglich Preußl. oder
Churfuͤrſtl. Saͤchſiſch ſeyn, weil ſich die Na-
tur an ſolche mit ihren Wuͤrckungen auch
nicht bindet. Beſehen wir das Mannsfel-
diſche Floͤtz-Gebuͤrge, ſo finden wir, daß ſol-
ches hinter Heckſtaͤdt gegen die Clauſe, Frieß-
dorff, Rammelburg zu, welche Oerter ſchon
zum Vorhartz gehoͤren, an den Hartz anſtoͤſ-
ſet, von da faͤllt es immer nach und nach her-
ein gegen das flache Land, und ziehet ſich in
folgender Ordnung nach dem flachen Lande
allmaͤhlich zu. Der Anfang ſoll alſo mit ei-
ner ohngefehren Beſtimmung des eigent-
lichen Hartzes gemacht werden. Von Wer-
nigerode ſchieſſet der Hartz auf Blancken-
burg, das Dorf Thale, Ballenſtaͤdt, Hartz-
gerode, Straßberg, Stolberg, Neuſtadt,
Jhlefeldt, Ellrich, Walckenried, Sachſa,
Schartzfeld, Oſterode, Badenhauſen, auf
Seeſen, Klingenhagen, Goßlar, Binden,
Hartzburg, Stapelnburg, wieder zuruͤck nach
Wernigerode. Jndem ich dieſe ohngefehren
Graͤntzen des Hartzes beſtimme, ſo kehre ich
mich auch nicht an die Geographiſche Ein-
theilung deſſelben in den Vorhartz, Oberhartz,
Unterhartz ꝛc. indem ich hier unter dem Hartz
bloß diejenige Kette von hohen Gebuͤrgen ver-
ſtehe, welche aus lauter Gang-Gebuͤrge be-
ſtehet, und von welchen ich behaupte, daß es
vom Anfang der Welt ſo geweſen, einige
kleine Veraͤnderungen ausgenommen, welche
auch
[140] auch dieſem Gebuͤrge koͤnnen wiederfahren
ſeyn, und davon ich oben bereits Erwehnung
gethan habe, ohne, daß ſolche doch den
Haupt-Bau dieſer Gebuͤrge umgekehret und
veraͤndert haben. Nachdem wir nun dieſes
groſſe Gebuͤrge und deſſen Graͤntzen beſtim-
met haben, ſo wollen wir nun einige Gegen-
den deſſelben beſonders beſichtigen und wahr-
nehmen, ob wircklich ſich Floͤtz-Gebuͤrge an
deſſen Fuſſe befinden: Wir wollen, wie ich
oben geſagt, bey dem Mannsfeldiſchen den
Anfang machen. Wenn wir die Gegend
von Ballenſtaͤdt bis Danckerode zum An-
haltungs Puncte machen, ſo ſehen wir erſt-
lich bey Opperode und Maͤusdorff die Stein-
Kohlen-Floͤtze gegen Morgen ſtreichen. Dieſe
Floͤtze beweiſen ſich theils mit Stein-Kohlen,
theils mit Schiefern, Kalck-Gebuͤrge ꝛc. heruͤ-
ber gegen Sondersleben, Moͤringen, Aſchers-
leben; unter Sandersleben gehet es fort auf
Heckſtaͤdt, Gerbſtaͤdt, Heiligenthal, Schiers-
leben, und faͤllt denn immer weiter nach dem
flachen Lande zu, gegen Ahlsleben, Zaben-
ſtaͤdt, Beſen, Rothenburg bis gegen Loͤbegin,
Wettin, und wie die Oerter alle da herum
heiſſen; bey Halle verliehret es ſich in dem
flachen Lande. Wir wollen bey dieſer Gegend
ſtehen bleiben. Da, wo die unterſte Schicht
dieſes groſſen Floͤtz-Gebuͤrges ſich an das
Gang-Gebuͤrge angeleget hat, bey Opperode
und Maͤusdorff, iſt das Stein-Kohlen-Floͤtz-
Je
[141] Je weiter wir von dem Hartz uns entfernen,
je haͤufiger legen ſich die Schiefern an, und
da, wo das Floͤtz-Gebuͤrge aufhoͤret und dem
flachen Lande zufaͤllt, finden ſich bey Halle
die Saltz-Quellen. Da, wo das Floͤtz-Ge-
buͤrge gegen das flache Land des Fuͤrften-
thums Halberſtadt zufaͤllt, finden ſich bey
Quedlinburg Stein-Kohlen, und beſſer nach
dem Lande zu bey Aſchersleben und Staß-
forth Saltz-Quellen. Halb Morgen und
halb Mitternachtwaͤrts, kommen die Saͤch-
ſiſchen Floͤtz-Gebuͤrge und noch einige
Mannsfeldiſche Koͤnigl. Preuß. Hoheit vor.
Bey Vatterode Gerbſtaͤdt, Heiligenthal, Leim-
bach, Eisleben, Leinungen, bis Sangers-
hauſen; an denen erſtern Orten ſtehen die
Schiefern haͤufig an, und letzterer Ort, welcher
ſchon nach dem flachen Thuͤringen zu liegt,
hat Stein-Kohlen, und wo es gantz in das
flache Land ſich verlaͤuft bey Artern, ſind
Saltzwercke. Ruͤcken wir weiter gegen
Stollberg und Jhlefeld, ſo ſchiebet bey Neu-
ſtadt und Jhlefeld das Stein-Kohlen-Floͤtz
dichte an das Hartz-Gebuͤrge an, daruͤber lie-
gen beſſer Land einwaͤrts gegen Nordhauſen,
Kupferſchiefer bey Herrmannsacker, Roth-
leberode, Buchholtz, Ruͤdigsdorff, Bergen,
Kelbra und dergleichen, bis ſich gegen Fran-
ckenhauſen das Floͤtz-Gebuͤrge wieder in
dem flachen Lande verliehret, allwo wie-
der Saltz-Quellen angetroffen werden. Ge-
hen
[142] hen wir ferner von Jhlefeld bis Schartzfelß,
ſo finden wir bey Sachswerfen, Werna,
Ellerich, der Sachßa uͤberall das uͤber dem
Floͤtzen liegende Kalckgebuͤrge in großer Men-
ge, und bey der Steine unter der Sachßa,
ſchieben die Schiefern ſowohl, als bey Schartz-
fluß zu Tage aus. Von Schartzfels gegen
Oſterode, und Seeſen, finden ſich uͤberall
obgleich taube Schieferfloͤtze, Kalckgebuͤrge
und dergleichen denen Floͤtzen eigenthuͤmliche
Schichten. Von Seeſen bis Goßlar, ſetzet
dieſe Art von Gebuͤrge fort, und findet man
bey Goßlar wie bekannt, Kalckgebuͤrge,
Schiefer-Bruͤche, und von Goßlar gegen
Mitternacht iſt das Floͤtz von Steinkohlen,
und wo ſich das Floͤtz-Gebuͤrge gegen Rin-
gelheim nach dem Braunſchweigiſchen flachen
Lande verlaͤuft, ſind in Saltzgitter wiederum
Saltzquellen. Ferner von Goßlar halb Mit-
ternacht und halb Morgenwaͤrts, ſtreichet
das Floͤtz-Gebuͤrge gegen Hornburg, Oſter-
wyck, den gantzen Huy durch bis Morsle-
ben, und giebt Anzeigungen von Steinkohlen;
wie denn auch das Dach der Schiefern, ich
meine der Kalckſtein daſiger Gegend, beſon-
ders bey Dardesheim ꝛc. zu Tage ausſtehet,
und da wo ſich dieſes Floͤtz-Gebuͤrge gegen
das flache Land des Hertzogthums Magde-
burg endiget, finden ſich bey Schoͤningen
die Saltzquellen. Jch hoffe, daß ich alſo in
der Kuͤrtze, an denen die Hartz-Gebuͤrge um-
geben-
[143] gebenden Floͤtz-Gebuͤrgen, meinen erſt
angefuͤhrten Satz, daß nehmlich das unterſte
oder wahre liegende derer Floͤtz-Gebuͤrge
jederzeit Kohlen, das wahre ausgehende aber
und hangende jederzeit Saltzquellen liefere, er-
wieſen haben werde. Doch damit meine hoch-
geehrte Leſer nicht glauben, der Hartz ſey nur
das einzige Gebuͤrge, welches dergleichen
Floͤtz-Gebuͤrge zu begleiten hat, ſo lade ich
ſolche noch auf ein paar dergleichen Reiſen
ein. Die erſte Reiſe ſoll nach Heſſen gehn.
Da wo die Heßiſchen Gebuͤrge gegen das mehr
flache Eißfeld zufallen, finden ſich Schiefern,
und beſſer gegen Heiligenſtadt zu, iſt das
Saltzwerck zu Allendorf. Gegen Weſten bey
Franckenberg iſt wieder reiches Kupferſchie-
ferfloͤtz, da hergegen in den Witgenſteini-
ſchen hier und da Saltzquellen geſpuͤhret
werden. Ueberhaupt iſt Heſſen um und um
mit Floͤtz-Gebuͤrgen umgeben: Man mag
es von der Seite gegen Weſtphalen oder
das Braunſchweigiſche, oder gegen das Eiß-
feld und Thuͤringen, oder gegen die Wet-
terau, das Stift Fulde, oder gegen das
Naſſauiſche, Hatzfeldiſche, Witgenſtei-
niſche und Waldeckiſche anſehen, um
und um ſind Kalckſtein-Floͤtze, Schiefer,
Stein-Kohlen, auch an einigen Orten wo es
nach dem flachen Lande zulaͤuft Saltzquellen,
ob man gleich nicht eben ſagen kann, daß al-
le Schiefern metallhaltig, alle Saltzſohlen
ſiede-
[144] ſiedewuͤrdig ſind, denn hier iſt nur die Re-
de aus was vor Schichten dieſes, das Heßi-
ſche umgebende, Floͤtz-Gebuͤrge beſtehe, der
Gehalt iſt ohnedem nur zufaͤllig. Bereiſen
wir ferner die Grafſchaft Marck, wo wir eine
groſſe Menge Berge finden, an deren Fuß
bey der Boͤlhorſt, und Schneicker ſich Stein-
kohlen, und nach dem flachen Lande zu Saltz-
quellen bey Unna finden. Schleſien zeiget
eben dergleichen z. E. da, wo das Carpatiſche
Gebuͤrge gegen Schleſien abfaͤllt, da findet ſich
in dem Tarnowitziſchen, und Beuthenſchen
ſchiefrig Gebuͤrge mit ſeinen Dache, welches
auch noch bey Mokrow, Lemzin zu Tage aus
ſtoͤſſet, ferner bey Nicolai Schiefer Gebuͤrge,
und in dem Pleßenſchen bey Koſtuchna
Steinkohlen, und da wo es gegen das fluche
Pohlen abfaͤllt ſind Saltzquellen bey Kop-
piowitz, da wo das Gebuͤrge aus dem Gla-
tziſchen abfaͤllt, nach den flachen Lande zu,
hinter Neurode, Haußdorf, ſtehen Stein-
kohlenfloͤtze, und taube Schiefern bey Tann-
hauſen, Kaltwaſſer ꝛc., und ich vermuthe, daß
man auch vielleicht Saltzquellen in der Ge-
gend finden wuͤrde, wenn man ſie ſuchte. Und
ſo findet man es an hundert Gegenden in
Schleſien, als um Hirſchberg, Loͤwenberg.
Doch was ſoll ich meine Leſer noch weiter auf-
halten, und herumfuͤhren, ohngeachtet ich ſol-
che nach Pottendorff, Jllmenau u. d. gl.
nicht weniger durch Sachſen begleiten koͤnnte,
ich
[145] ich habe aber ſchon im vorigen Abſchnitt An-
leitung gegeben, wo ſie dergleichen Anmer-
ckungen noch mehr machen koͤnnen, wenn ſie
unpartheyiſch Gang- und Floͤtz-Gebuͤrge
beobachten wollen. Genug, mir iſt noch
kein Exempel vor Augen gekommen, welches
das Gegentheil erwieſen haͤtte, und alſo halte
ich mich von meiner bis anher angefuͤhrten
Meinung durch die Erfahrung vollkommen
uͤberzeugt, und werde es dem groſſen Danck
wiſſen, der mir nicht durch eine, ſondern ver-
ſchiedene gegentheilige Entdeckungen, das
Gegentheil nachweiſen wird. Jch verlange
aber, daß man mir aus einem vollkommenen
Zuſammenhange eines Gang- und Floͤtz-Ge-
buͤrges ſolches bewerckſtellige, ſo, wie ich mei-
nen Satz auf ſolche Art erwieſen zu haben
hoffe. Einzele Ausnahmen wollen hierbey
wenig oder gar nichts ſagen, nach dem bekann-
ten Satz: Nulla regula ſine exceptione.
Nachdem ich nun alſo meinen Satz von der
Verbindung derer Gang- und Floͤtz-Gebuͤrge
hoffentlich erwieſen, ſo iſt nun noͤthig noch
zu ſagen, auf was vor Art dieſe Floͤtze ihre
Lage erhalten haben. Hierbey muß ich auf
das zuruͤck gehen, was ich gleich Anfangs
dieſes Abſchnittes geſagt habe, nemlich, daß
dieſe Floͤtz-Schichten allem Anſehen nach auf
zwey mal entſtanden ſind. Das erſte Fallen
der aufgeloͤſten Erden geſchahe, als das Ge-
waͤſſer uͤber die obern Spitzen derer Berge
Kweg-
[146] weggieng, und einige Zeit die Waſſer uͤber
und uͤber ſoͤlig ſtunden, da fielen zuerſt die
groben Sand- und Stein-Theile, welche
von der Fluth mit fortgeriſſen waren. Hier-
aus entſtand das wahre rothe todte, welches
wir unter denen Stein-Kohlen finden. Es
iſt keine Nothwendigkeit, daß es eben roth
ſeyn muß, denn dieſe Farbe iſt zufaͤllig, ſie
ruͤhret von dem beygemiſchten Eiſen-Theilen
her, und zeiget, von was vor einem Gebuͤrge
dieſe Erden und Sand abgeſchwemmet wor-
den. Es iſt genug, wenn ich ſage, das
wahre todte, oder die allerunterſte Schicht iſt
ein feſtes Gemenge von Thon- und Kalck-
Erde mit groben Sande. Alsdenn ſetzten
ſich ſchichtweiſe die andern Arten von Erden,
je nachdem ſie mehr oder weniger ſchwer wa-
ren. Auf dieſe unterſte Schicht folgten meh-
rere, worunter diejenige war, welche nach der
Zeit zu Stein-Kohle geworden, uͤber dieſes
verſchiedene andere bis auf eine gewiſſe Art
von Geſtein, welche gemeiniglich roth, gelb
oder braun iſt, und dieſes war das erſte Fal-
len der im Waſſer aufgeloͤſten Theile. Als
nach der Zeit die Waſſer von denen Spitzen
der Gebuͤrge wegfielen, ſo riſſen ſie noch wie-
der von neuem viele Theile von Bergen loß;
der Wind, welcher darzu wehete, brachte
das Waſſer in ſtaͤrckere Bewegung, und ver-
mehrte hierdurch deſſen Force. Endlich
ſtand es natuͤrlicher weiſe lange auf dem
flachen
[]
[][147] flachen Lande ſtille, es ſetzten ſich alſo in der
Zeit die von neuen abgeriſſene und aufgeloͤ-
ſten Erd-Theile, hieraus entſtanden die obern
Schichten von dem liegenden wahren todten
unter denen Schiefern bis unter die Damm-
Erde. Jch hoͤre, daß man mir hier einen
wichtigen Einwurf machen wird, welcher
darinne beſtehet, woher es denn ruͤhre, daß
man oͤffters Stein-Kohlen zu Tage ausſte-
hend finde, und wo denn alſo die von mir
vorgegebene Schiefern und andre Schichten,
welche daruͤber liegen ſollten, bleiben? Jch
antworte: Man wird ſolche niemals anders
finden, als an Gebuͤrgen. Die Figur L.
wird es klar machen. Es ſey a) das von
mir ſo genannte uranfaͤngliche Gang-Ge-
buͤrge, b) ſey ein Gebuͤrge, welches vielleicht
1. 2. bis 3. auch wohl mehr Meilen davon
gelegen. Als nun die Fluth auf dem hohen
Gebuͤrge a) geſtanden, ſo hat ihr das Gebuͤrge
b) entgegen geſtanden, das Waſſer hat ſich
hierbey geſtauchet, und es fielen die erſten
Schichten, welche alſo, wie hier bey c. d. e. f.
ſich uͤbereinander anlegten. Als hernach
das Gewaͤſſer fiel, und auf dieſe Art, wie ich
oben geſagt, noch viele grobe Theile mit-
brachte, ſo konnte es nicht fehlen, als ſich
ſolche ſetzten, ſo muſten dieſe nachher gefallene
Schichten nothwendig die Lage bekommen,
wie ſolche mit g. h. i. k. angezeiget ſind. Da
ich ſchon oben erwehnet habe, daß die Floͤtze
K 2gewoͤhn-
[148] gewoͤhnlich in der Geſtalt als Mulden liegen,
ſo iſt ſich hiervon um deſto beſſer eine Vor-
ſtellung zu machen. Ja, man kan alſo von
einigen dererſelben in der That ſagen, daß es
nichts unmoͤgliches, daß ſolche ein doppeltes
ausgehendes haben koͤnten. Denn, wenn
z. E. in der vorigen Figur die Floͤtze ihr
Streichen in einer Diſtance von 3 bis 4 Mei-
len behielten, ſo koͤnnte es nicht fehlen, man
wuͤrde an dem Gebuͤrge a. das eine, und an
dem Gebuͤrge b. das zweyte ausgehende die-
ſer Floͤtze finden. Allein, dieſer Fall iſt als-
dann erſt moͤglich, wenn das Floͤtz Gebuͤrge
zwiſchen zwey hohen Gang-Gebuͤrgen einge-
ſchloſſen waͤre, und wer wollte ſich hierauf ſo
ſicher verlaſſen koͤnnen, oder zuverlaͤßig ange-
ben, daß ſolches in einer ſolchen Diſtance ei-
nerley Streichen behalten, und an beyden
Enden ſich eben ſo edel erweiſen werde, indem
es noch oͤffters moͤglich geweſen, daß deſſen
ohngeachtet, die Waſſer auch zwiſchen zwey
hohen Gang Gebuͤrgen ſich einen Weg ge-
brochen und nach dem flachen Lande zu ver-
laufen haben. Man wird mir einwenden,
es muͤſten ſich nach meinen Satze die Schich-
ten allezeit ſo anlegen, wie ich geſagt, und
koͤnnte alſo hierbey keine Anomalie vorgehen;
allein, keinesweges, man erwege nur die Art
der Entſtehung derer Floͤtz-Lagen. Eine
groſſe Menge Waſſer durchweichte den Erd-
boden, es zerriß ſolchen ſo wohl auf denen ho-
hen
[149] hen Bergen, als in denen Ebnen; was war
alſo natuͤrlicher, als daß bey dem niederſchla-
gen derer in Waſſer aufgeloͤſten erdigen
Theile, ſolche ſo gut in die von dem Waſſer
geriſſenen Loͤcher ſich verfielen, und die dar-
aus entſtehende Floͤtz-Schicht, folglich ſich
ſtuͤrtzte. Daher ruͤhret das, was man noch
jetzo nennet, das Floͤtz ſtuͤrtzet ſich. Wa-
ren dieſe vom Waſſer geriſſene Loͤcher ſehr
groß und tief, daß alſo das Waſſer in
einen maͤchtigen Strudel bewegt wnrde, ſo
konte ſich die aus dem Waſſer niedergeſchla-
gene Materie vollends gar nicht ruhig in lan-
ger Zeit ſetzen, es gieng alles unter einander,
daher ruͤhren die vielerley Arten von Ver-
kippungen derer Floͤtze, ſo wie im Gegentheil
oͤfters dieſe Schichten ſich wieder an einen
Fleck anſetzten, welcher vor denen andern er-
haben war; in dieſer Begebenheit liegt der
Grund, daß oͤfters das Floͤtz einen Sprung
macht: Kurz, von dergleicheu Zufaͤllen ruͤh-
ren die Ruͤcken und Wechſel her, welche das
Floͤtz ſeinen Fallen nach oͤfters verruͤcken, und
bald herausheben, bald ſtuͤrtzen. Mir deuch-
tet man kann alle dieſe Begebenheiten und
Wahrnehmungen, nicht naturgemaͤßer erklaͤ-
ren. Auf dieſe Art entſtanden die Floͤtze al-
lem Anſehen nach. Sie waren alſo Anfangs
nichts als eine lockere Erde, welche aus Thon-
erde, Kalckerde, Sand, gemeine Gartenerde,
maͤßigen Steinen, gantz und halb verfaulten
K 3Pflan-
[150] Pflantzen und Thieren beſtand. Nachdem
ſich die Waſſer davon verlauffen, trocknete
ſolche der Wind und die darauf ſcheinende
Sonne aus, und zwar ſo, daß jede Schicht
ſo zu ſagen ihre beſondre Abloͤſung hatte; die-
ſes war unumgaͤnglich noͤthig, weil dieſe
Schichten ihren Beſtand Theilen nach, be-
ſonders in Abſicht der Miſchung vorbeſagter
Materien einander nicht gleich waren, folg-
lich nicht feſt zuſammen hangen, geſchweigt
ſich gar mit einander vermiſchen und aneig-
nen konnten, als worzu weder die Zeit noch
die Verbindungs Mittel vorhanden waren,
und wenn auch letztere da geweſen waͤren, ſo
war die Zeit viel zu kurtz, als daß ſolche ihre
Wuͤrckung beweiſen koͤnnen. Es konnte bey
dieſer Austrocknung nicht fehlen, es muſten
dieſe neue Schichten an verſchiedenen Orten
theils horizontale, theils perpendiculaire Riſſe
bekommen, welche die Natur in der Folge
der Zeit mit andern Materien ausfuͤllte: Wir
finden daher oͤfters, ſonderlich bey und auf
denen Wechſeln, gantz andere Arten von Ge-
ſteine, beſonders Fraueneiß, Spath, Sele-
niten, woher dieſes ruͤhre, und warum ſon-
derlich dieſe Art von Geſtein ſich gemeiniglich
daſelbſt finde, kann denen nicht unbekannt
ſeyn, welche des beruͤhmten und erfahrnen
Chymici Herrn Marggrafs Abhandlung, von
denen Steinen geleſen, welche durch Huͤlffe
derer Kohlen im dunckeln leuchten, da uns
dieſer
[151] dieſer beruͤhmte Mann gezeiget, daß alle
Kalckerden, wenn ſie mit dem Vitriolſauren
niedergeſchlagen werden, einen Seleniten ge-
ben. Nun wiſſen wir, daß das Dach von
allen Floͤtzgebuͤrgen, Kalckſtein iſt, folglich
geſchickt im Waſſer ſich nach und nach aufzu-
loͤſen. Wir wiſſen ferner, daß alle Floͤtze
mit nichts anders groͤſtentheils vermiſcht
ſind, als mit Vitriolſauren Theilen, ſie moͤ-
gen nun in Stein-Kohlen oder Schiefern,
oder in beyden zugleich ſtecken; was Wun-
der alſo, wenn hier die Natur das gewuͤrckt
hat, was die Kunſt zu verfertigen im Stande
iſt. Oefters finden wir aber auch dieſe Kluͤfte
von andern Arten Erde und Geſtein ausge-
fuͤllet, welche in der Folge zu der Empfaͤngniß
derer Metalle und Mineralien nicht geſchickt
waren, daher ruͤhren diejenigen Wechſel und
Veraͤnderungen bey Floͤtzen, welche unter
dem Namen derer tauben Ruͤcken beſonders
bekannt ſind. Die erfahrenſten Maͤnner ha-
ben die Richtigkeit dieſes meines Grundſatzes
wegen Entſtehung derer Floͤtze ſchon einge-
ſehen, wie z. E. Herrn Schobers Abhand-
lungen von denen Polniſchen Steinſaltzgru-
ben, ingleichen von denen Tuphſtein-Lagen
bey Langenſaltza in dem Hamburgiſchen Ma-
gazin, Herrn Hofmanns Nachricht von
Mannsfeldiſchen Bergwercken in denen
Beytraͤgen zur Natur- und Kunſt-Geſchich-
te und andre dergleichen Schriften zur Gnuͤge
K 4erwei-
[152] erweiſen. Und gewiß iſt etwas, daß ſich mit
der noch taͤglichen Erfahrung, mit denen
Wuͤrckungen des Waſſers, mit dem Weſen
der Erde am natuͤrlichſten reimt, ſo glaube
ich, daß es dieſer Satz iſt. Jch meines Orts
halte es vor die Schuldigkeit eines Naturfor-
ſchers, daß er in Angebung derer Urſachen
von natuͤrlichen Begebenheiten, das Wun-
derbahre ſo lange als moͤglich fliehe und ver-
meide. Hierbey faͤlt mir noch ein Beweiß bey,
welcher zeiget, daß wuͤrcklich die Floͤtze ihre
Entſtehung der allgemeinen Ueberſchwem-
mung zu dancken haben. Es iſt doch bekant,
daß bey allen oder doch wenigſtens auf ſehr
vielen Gang-Gebuͤrgen, wenn die Gaͤnge
ausgehauen ſind, die Natur ſolche in der
Folge der Zeit wieder erſetzet, und dieſe Wei-
tungen mit andern Materien wieder ausfuͤl-
let. Es zeigen hiervon ſo viele zuverlaͤßige Nach-
richten: Niemals aber wird man dergleichen
bey Floͤtz-Gebuͤrgen gewar werden: Waͤren
nun dieſe Floͤtze unmittelbar, und nicht durch
eine auſſerordentliche Begebenheit hervorge-
bracht worden, ſo wuͤrde ſie noch eben ſo
gut im Stande ſeyn, ſolche abgebauete Stre-
cken wieoer auszufuͤllen, als ſie ſolches auf
Gaͤngen zu thun im Stande iſt, welches
man aber wie geſagt, niemals gewar wird.
Und dieſes waͤren ohngefehr diejenigen Ge-
dancken, welche ich von Entſtehung derer Floͤ-
tze vorzubringen vor noͤthig erachtet habe.
Mir
[153] Mir deuchtet, es ſchlaͤget dieſe Lehre nicht al-
lein in die Bergwerckswiſſenſchaft ein, ſon-
dern ſie ſetzt auch die Natur-Lehre beſonders
in Abſicht auf den Bau unſers Erdbodens
in ein ſtarckes Licht. Gemeiniglich haben
unſere Naturforſcher die Berge in ihren Na-
turlehren nur uͤberhaupt angeſehen, ohne ſol-
che gehoͤrig zn unterſcheiden, da doch zufol-
ge des bißher angefuͤhrten, ein gewaltiger Un-
terſcheid bey naͤherer Unterſuchung dererſelben
ſich aͤuſſert. Jch bin aber deswegen nicht
gemeinet, jemanden dieſe meine Saͤtze aufzu-
dringen, ich hoffe aber, wenn unpartheyiſche
Naturkuͤndiger ſolche genau unterſuchen,
ſelbſt dergleichen Gebuͤrge bereiſen, und alles
genau wahrnehmen werden, ſie werden de-
nenſelben ihren Beyfall nicht gantz verſagen
koͤnnen.
Der Fuͤnfte Abſchnitt.
Von denen Schichten, woraus die
Floͤtze meiſtentheils beſtehen.
Nachdem wir nun alſo in vorhergehenden
den Bau derer Floͤtze aus ihrer Entſte-
hung nach Moͤglichkeit unterſuchet, und nach-
gewieſen haben, ſo iſt es noͤthig, daß ich
meine Leſer diejenigen Schichten etwas naͤher
kennen lerne, aus welchen die Floͤtz-Gebuͤrge
K 5beſte-
[154] beſtehen. Jch will mich hier nicht mit chy-
miſchen Verſuchen aufhalten, um zu zeigen,
aus was vor Arten von Erde, ſolche entſtan-
den ſind; Jndem es zwar wohl moͤglich iſt,
zu zeigen was ſolche jetzo vor Erden zu ihren
Beſtandtheilen haben, keinesweges aber kan
man deswegen behaupten, daß ſolches eben
die Arten von Erden noch ſind, welche es
geweſen, als dieſe Schichten zuerſt entſtan-
den, vielmehr iſt es mehr als zu gewiß, daß
die Natur durch die Action und Reaction
Koͤrper von verſchiedener Art veraͤndert, ver-
bindet, aneignet, umkehret, ſo daß ſie in der
Folge der Zeit ſich nicht mehr aͤhnlich,
auch oͤfters entweder gar nicht, oder wenig-
ſtens nicht ohne große Muͤhe, wieder in ihr
erſtes Weſen zuruͤck gebracht werden koͤnnen,
und wenn es auch unſerer Meynung nach ge-
ſchiehet, wer ſtehet uns denn davor, daß es
wuͤrcklich das erſte Weſen iſt, und daß nicht
vielmehr durch die Bearbeitung, eine gantz
neue Hervorbringung geſchehen ſey. Jch der
ich hier blos als ein Geſchichtſchreiber handle,
habe mich nicht anheiſchig gemacht, dergleichen
Unterſuchungen vorzunehmen, ſondern ich
nehme die Sachen wie ſie ſind, und in dem
Zuſtande, wie ich ſie jetzo finde. Jch werde
daher meinen Leſer jetzo 1) Eine allge-
meine Nachricht von denen Schichten
derer Floͤtze geben. 2) Einige beſondere
Floͤtz-Gebuͤrge ihren Schichten nach,
durch
[155]durchgehen. Dieſes hoffe ich, wird erfahr-
nen und geſchickten Naturforſchern genug
ſeyn, zu einer Anleitung, wie ſie vielleicht
an hundert Orten, mehrere, gruͤndlichere,
und genauere Wahrnehmungen ſich machen
ſollen. Ehe ich mich zu der Sache naͤher
wage, muß ich einige Saͤtze feſt ſetzen. Es
ſind keine freywillige, und in der bloßen Stu-
dierſtube ausgeheckte, ſondern aus der Er-
fahrung gefundene Saͤtze. „Der erſte Satz
„iſt, daß wenn ich von Floͤtz-Schichten rede,
„ſo habe ich nichts mit Wechſeln, Verkippun-
„gen, auf dem Kopf ſtehen, ſtuͤrtzen, Sprung
„machen derer Floͤtze, zu thun; ſondern ich
„rede von Floͤtzen deren Schichten ihr ordent-
„liches Streichen und Fallen halten, denn
„mit vorbeſagten Anomalien, deren Urſachen
„ich einigermaßen in vorigen Abſchnitt ange-
„fuͤhrt habe, habe ich nicht Urſache mich hier
„abzugeben, indem ſolche auf keine gewiſſe
„Gruͤnde zu ſetzen ſind, ſondern ihr Daſeyn
„einen bloßen Zufall zu dancken haben, wel-
„cher noch weniger regelmaͤßig iſt, als die
„Entſtehung derer Floͤtze ſelbſt. 2) Habe ich
„in dieſem Abſchnitte noch nichts mit denen
„auf Floͤtzen brechenden Metallen und Mine-
„ralien zu thun. 3) Muͤſſen diejenigen, die
„die Floͤtze ſelbſt beſuchen wollen, jederzeit
„von denen unterſten Lagen, welche unmittel-
„bahr an das Ganggebuͤrge anſtoſſen, ihre
„Unterſuchungen anfangen, und da aufhoͤ-
„ren
[156] „ren, wo ſie in dem flachen Lande ſich ver-
„lauffen. 4) Muͤſſen ſie das Ganggebuͤrge
„ſelbſt unterſuchen, wo die Floͤtze anſchieben,
„da ſie dann den Grund von denen darauf
„brechenden Mineralien und Metallen gantz
„gewiß finden werden, ſowohl als den Grund
„und Urſprung von denen Farben, welche
„verſchiedene Schichten dieſer Floͤtze fuͤhren.
„5) Muß man jedesmahl ſich bemuͤhen, die
„Erdarten genau zu kennen, woraus ſolche
„Schichten beſtehen. Hierdurch kommt
„man in den Stand, die Urſachen einzuſe-
„hen, warum eine Schicht vor der andern
„eher zu Boden gefallen. 6) Muß man ſich
„an die zufaͤlligen Farben derer Schichten, im-
„gleichen an die, als Geſchiebe dann und
„wann darinne liegende fremdartige Koͤrper
„nicht kehren. Dieſes zum voraus geſetzt,
ſo wollen wir uns an die Schichten ſelbſt
wagen. Wir haben oben geſagt, daß wir
1) Eine allgemeine Nachricht von den
Floͤtzſchichten geben wollen. Dieſe be-
ſtehet darinne, daß ſich 1) Die Floͤtz-Schich-
ten niemals an allen Orten einander
gleich an der Zahl befinden. Die Ver-
ſchiedenheit dieſer Ungleichheit ruͤhret aus
verſchiedenen Urſachen her, denn theils ſind
die in der großen Fluth aufgeloͤſte Erden an
demſelben Orte nicht ſo mancherley geweſen,
ſondern meiſt einerley Art, folglich von Na-
tur geſchickter geweſen, auf einmahl zu fallen,
als
[157] als an andern Orten, wo ſie ſchon von meh-
rerley Art waren. Wir ſehen daher, oͤfters
gantz maͤchtige Arten von Floͤtz-Gebuͤrgen,
welche kaum aus 3 bis 4 Schichten beſte-
hen. Ein Beyſpiel davon anzufuͤhren, ſo
will ich nur daß nahe gelegene Freyenwalde,
mit ſeiner Alaun-Erde nehmen. Das oberſte
dieſes Floͤtzes iſt meiſtentheils Sand mit ſehr
weniger Garten-Erde vermiſcht, unter ſolchen
liegt ein zerruͤttetes, kalckartiges, mit Eiſen-
ſtein vermiſchtes Floͤtz, unter dieſen komt das
Floͤtz von wilden Alaun-Ertzt, oder eine fette
braune Erde mit Seleniten vermiſcht, welche
der wahren Alaun-Erde ziemlich aͤhnlich ſie-
het, in der That aber mehr zu denen Umbra-
erden gehoͤret. Unter dieſem Schicht,
kommt alsdann das Alaun-Ertzt Floͤtzweiſe.
Hier ſind nun alſo bloß vier Schichten,
welche das Floͤtz-Gebuͤrge ausmachen.
Allein woher komt es, daß deren nicht mehr
ſind? Die natuͤrlichſte Urſache iſt wohl, daß
die von denen Bergen herabſtuͤrtzende Fluth,
ſich nicht ſo lange in der Refier aufhalten
koͤnnen, ſondern ſich zwiſchen denen hohen
Bergen auf beyden Seiten durchziehen koͤn-
nen; folglich das, was ſie auch noch von aufge-
loͤſten Erden in ſich gehabt, mit ſich fortge-
ſchwemmet, und an andern Orten, abgeſetzt
haben. Was ich oben geſagt habe, daß die
Floͤtze voller Selenit ordinair ſtecken, iſt auch
hier bey Freyenwalde zu erweiſen, indem
das
[158] das Alaun-Ertzt ſowohl, als das wilde dar-
uͤber liegende Alaun-Ertzt voller Selenit ſteckt.
Und wie ſchoͤn erweiſet ſolches des beruͤhm-
ten Herrn Marggrafs, am angefuͤhrten Orte
erwieſene Satz, daß alle Kalckerde, wo ſie
aufgeloͤſt, und mit Vitriolſauern geſaͤttiget
wird, zu einem Seleniten werde, ſogar, daß
ſolcher auch druſig anſchieße: Hier bey
Freyenwalde ſehen wir den deutlichen und
natuͤrlichen Erweiß davon. Es liegt der
Selenit nicht allein zart eingeſprengt, ſondern
oͤfters auch wuͤrcklich druſig in dem Ertzte.
Wie ſolcher daſelbſt entſtanden ſey, wird
wohl nicht erſt fragenswerth ſeyn, weil, wie
geſagt, Kalckerde daſelbſt genug vorhan-
den, Vitriol aber in großer Menge daſelbſt
geſotten wird, folglich haͤufig in dieſen Floͤtz-
Gebuͤrgen ſtecket. Daß aber auch dieſes Floͤtz
ſeine Entſtehung einer groſſen Ueberſchwem-
mung zu dancken habe, erhellet aus denen
vielen Verſteinerungen, welche ſich um ſel-
bige Gegend befinden. Man koͤnnte mir
zwar einwenden, dieſe Sachen koͤnnten wohl
denen oͤftern und ſtarcken Ueberſchwemmun-
gen der vorbeyflieſſenden Oder zuzuſchreiben
ſeyn. Allein, wo kommen ſie denn auf de-
nen hoͤchſten daherum befindlichen Bergen,
z. E. bey dem alten verſtoͤhrten Uchtenhagen-
ſchen Schloſſe her? Siehet man hieraus
nicht deutlich genug, daß auch da etwas mehr
als eine bloſſe Austretung eines vorbey-
flieſ-
[159] flieſſenden Fluſſes muͤſſe geſchehen ſeyn?
Dergleichen Arten von Floͤtzen giebt es mehr,
welche aus ſehr wenigen uͤbereinander liegen-
den Schichten beſtehen.
2) Nimmt man wahr, daß die Schich-
ten, woraus die Floͤtz-Gebuͤrge beſtehen,
nicht allezeit gleich maͤchtig ſind. Die
Urſache dieſes Unterſcheids liegt theils in de-
nen aufgeloͤſten Erden, theils in der Lage de-
rer daran ſtehenden hohen Gang-Gebuͤrge,
theils in der Bewegung des Waſſers, wor-
aus ſie nieder geſchlagen worden. Die auf-
geloͤſten Koͤrper tragen viel dazu bey, indem
nach Beſchaffenheit derer Hoͤhen, von wel-
chen die Waſſer zuſammen geſchoſſen, mehr
oder weniger von einer Art, als von der an-
dern aufgeloͤſet worden: Daher die Schich-
ten von dieſer oder jener Art von Erde bald
ſtarck, bald ſchwach gerathen. Man findet
daher oͤfters Stein-Kohlen-Floͤtze, welche
1 Lachter und mehr hoch ſtehen, da ſolche ge-
gentheils eben ſo oft, kaum 9. 10. 12. 16
Zoll maͤchtig anſtehen. Eben ſo dependirt
auch oͤfters die Maͤchtigkeit derer Floͤtze von
dem daran ſtoſſenden Gang-Gebuͤrge. Jch
habe ſchon im vorhergehenden Abſchnitt bey
Erklaͤhrung der Figur L. gezeiget, auf was
vor Art die Schichten derer Floͤtz-Gebuͤrge
bey dem Stauchen derer Waſſer zwiſchen
zwey hohen Gebuͤrgen entſtanden ſind. Es
iſt alſo daraus klar, daß ſich bey einem Wa-
ge-
[160] gerechten, und wenigſtens auf einige Zeit ru-
higen Stande des Waſſers, die Schichten
derer Floͤtz-Gebuͤrge, weit gleicher ſetzen koͤn-
nen, als wenn ſich ſolches in einer beſtaͤndi-
gen Bewegung und Herabſchieſſen von denen
Hoͤhen nach dem flachen Lande zu, befunden
hat. Denn hierdurch ſchwemmte es die mit
ſich fuͤhrende Erde immer weiter und weiter
fort, daher muſten dieſe Schichten auch im-
mer ſchwaͤcher und ſchwaͤcher werden. Wir
bemercken dieſes auch gemeiniglich an dem
ausgehenden derſelben. Selbſt die Art der
Bewegung des Waſſers trug hierzu vieles
bey; an denen Orten, wo es ſanfte ſich ver-
lief, wurden die abgeſetzte Schichten egaler;
hingegen, wo es mit Gewalt fortriß, da loͤſte
es von denen bereits abgeſetzten, immer
noch etwas wieder auf, es floͤßte ſolches
weiter fort, es lieſſe an deſſen Stelle andere
fremdartige mitgebrachte Theile fallen, und
veraͤnderte auch hierdurch die Geſtalt, das
Weſen, die Lage derer zuerſt abgeſetzten
Floͤtzſchichten.
3) Kein einziges Floͤtz beſtehet aus einer
reinen einfachen Erde. Alle Schichten
derer Floͤtzgebuͤrge ſie moͤgen Namen haben
wie ſie wollen, ſind ein Gemenge von ver-
ſchiedenen Arten von Erden. Wenn ich
hier von einfachen Erden rede, ſo verſtehe ich
nicht etwa diejenigen einfachen Erden, welche
Becher als die manfaͤnglichen Theile aller
Coͤr-
[161] Coͤrper angenommen hat. Jch verſtehe auch
nicht die 4 Arten von Erden, welche der
Herr Profeſſor Pott als die einfachſten Er-
den, in der Lithogeognoſie angegeben, um
ſo mehr da die Verſuche des beruͤhmten
Herrn Marggrafs an dem Thon und an de-
nen Gypserden gezeiget, daß ſolche ſo rein
ſie auch ſind, dennoch aus beſondern
Erdarten zuſammen geſetzt ſind, indem
aus dem erſtern noch eine gantz beſondere Er-
de, welche mit dem Vitriolſauren den Alaun
giebt, niedergeſchlagen werden kann. Der
letztere aber nichts anders iſt, als eine mit Vi-
triol ſauren geſaͤttigte Kalckerde, woraus man
mehr als zu deutlich ſiehet, daß des Herrn
Profeſſor Potts Eintheilung der Erden, ſehr
ungegruͤndet, und der heftige Grad des Feu-
ers gar der rechte Weg nicht iſt, zuſammen-
gemiſchte Coͤrper zu zerlegen und kennen zu
lernen. Jch verſtehe alſo, als ein bloſſer Ge-
ſchichtſchreiber, unter denen reinen Erden
bloß ſolche Erden, welche man mechaniſch
reine zu nennen pflegt. Jch will alſo ſo viel
ſagen, es iſt keine Schicht welche bloß aus
Kalckſtein, bloß aus Thonerde, bloß aus
Quartz beſtuͤnde, ſondern alle dieſe Erden,
ſind in allen Schichten zuſammen verbunden.
Jndeſſen kann man doch ſicher behaupten,
daß die hauptſaͤchlichſten Erden woraus dieſe
Schichten beſtehen, Thon- und Kalckerden
ſind, welche aber mit vielen fremdartigen
LStuͤcken
[162] Stuͤcken von Sand und groben Geſtein
vermiſcht ſind. Die andre Arten von Ge-
ſtein als Selenit u. d. g. ſind wie ich ſchon oben
geſagt, aus der Kalck-Erde erzeuget, und erſt
nach Entſtehung derer Floͤtze hervor gebracht
worden. Dieſes alſo als allgemeine Saͤtze
zum voraus beſtimmt, wollen wir nun naͤ-
her treten, und die Floͤtz-Schichten genauer
betrachten, und zwar verſprochener maſſen.
2) Die Floͤtz-Schichten von verſchie-
denen Floͤtz-Gebuͤrgen insbeſondere un-
terſuchen. Das hierher gehoͤrige Kupfer H.
wird die Sache am deutlichſten machen.
Es ſtellet ſolches im Durchſchnitt dasjenige
Floͤtz-Gebuͤrge vor, welches hinter Nordhau-
ſen, in der Grafſchafft Hohenſtein bey Jhle-
feld, Neuſtadt, Sachswerfen, Oſterode,
Wiegersdorff, Ruͤdigsdorff ſich befindet, und
ſich um den gantzen Hartz, bis nach der
Graſſchafft Mannsfeld, herum ziehet. Jch
muß aber zugleich meine Leſer um Verzeihung
bitten, daß auf dieſem Riſſe die Maͤchtigkeit
derer Schichten, nicht nach dem Maasſtabe
gezeichnet werden koͤnnen, weil ſonſt dieſes
Kupfer allzu groß haͤtte werden muͤſſen, und
es hierbey vielmehr darauf ankommt, durch
daſſelbe zu zeigen, wie die Floͤtz-Schichten
uͤbereinander liegen. Dieſes Floͤtz-Gebuͤrge,
ſo weit man mit der Entdeckung kommen
koͤnnen, beſtehet demnach aus folgenden
Schichten:
1) Jſt
[]
- 1) Jſt die Damm-Erde, welche aus
Verſchiedenheit derer Umſtaͤnde bald
maͤchtig, bald ſehr ſchwach und duͤnne
ſtehet ‒ ‒ - 2) Unter ſolcher folget der ſo ge-
nannte Stinck-Stein, ein Kalckgeſtein,
welches grau von Farbe, und wenn man
es reibet, wie Katzen-Urin ſ. v. ſtincket,
ſtehet maͤchtig 6. ‒ - 3) Der Alabaſter, welcher daſiger
Gegend die Stelle des Kalckſteins ver-
tritt, iſt von ſehr verſchiedener Maͤchtig-
keit, bisweilen 4. 6. 10. 20. auch wohl
30 Lachter maͤchtig, wie denn beſonders
am Kohnſtein, bey Ellrich, bey Ober-
ſachswerfen, Niederſachswerfen, gantze
Berge von dieſem Steine ſtehen, welche
uͤber 30 Lachter hoch ſind. - 4) Unter ſolchen ſtehet ein ordent-
licher Tuphſtein, welcher gemeiniglich
Rauhwacke genennet wird 12. 20 - 5) Hierauf folget ein gemeiner
Kalckſtein, welcher mit ſauren Aufloͤ-
ſungs-Mitteln brauſet, und von denen
Bergleuten Zechſtein geheiſſen wird, iſt
gemeiniglich maͤchtig 2. ‒ - 6) Die ſo genannte Oberfaͤule iſt ein
Kalckgeſtein, welches aber voller Sand
ſtecket, und zugleich mit vieler Thon-
L 2Erde
[164]
- Erde vermiſcht iſt, iſt ordinair daſelbſt
maͤchtig ½. ‒ - 7) Der ſo genannte Ueberſchuß iſt
nichts anders, als ein verhaͤrteter Letten
oder Thon, welcher gemeiniglich nur
maͤchtig anſtehet ‒ 1 - 8) Hierauf kommt ein Gemenge von
Kalck und Thon-Erde zugleich, welches
die zarte Faͤule heiſſet ¾. ‒ - 9) Das Dach iſt ein grauer Schie-
fer, welcher aus Thon und Kalckſtein
beſtehet ‒ 16 - 10) Nun kommt eine Art Schiefer,
welcher bloß oder wenigſtens groͤſten-
theils aus Thon-Erde beſtehet, ſchwartz
ausſiehet, als eine ordentliche Kupfer-
Schiefer, aber ſehr arm an Gehalt iſt,
ſie heiſſet die Mittelberge, ſtehet maͤch-
tig ‒ 6 - 11) Die Kammſchaale iſt eine
ſchwartze Schiefer, welche aber ſehr we-
nig Kupfer haͤlt ‒ 1 - 12) Auch die darauf folgende Mit-
telſchiefer, ob ſie gleich ebenfals wie ein
guter Schiefer ausſiehet, iſt arm an Ge-
halt und maͤchtig ‒ 4 - 13) Hingegen die ordentliche Kupfer-
ſchiefer iſt diejenige, welche ſich durch
einen reichen Gehalt hervor thut, nur daß
ſolche nicht maͤchtiger anſtehet als ‒ 1
14) An
[165]
- 14) An ſolcher haͤngen die ſogenannten
Floͤtzertzte, welche theils ebenfalls aus
einer Art von reichen Schiefern beſte-
hen; theils aber nicht ſelten ein bloſſes
gruͤnes Sandgeſtein ſind, welche aber
an Kupfer-Gehalt reich ſind ‒ 1 - Hier iſt zu mercken, daß oͤfters an ſtatt der
Kupferſchiefer und beſagter Floͤtz-Ertzte ſich
eine Art von Geſtein zeiget, welche gantz
ganghaftig ausſiehet, mehrentheils in Spath
beſtehet, gantz ſeyger ſtehet, und ſtahlreine
derbe gelbe Kupferertzte, Kobold, auch wohl
Bleyglantz fuͤhret. Man nennet dieſe Art
Wechſel, weil hier die Schiefern mit gantz
artigen Geſtein abwechſeln, und ſelbſt auch
die Stellung dererſelben, an ſtatt horizontal
anzuſtehen, mit der perpendicularen von der
Natur verwechſelt iſt. Man erinnere ſich,
was ich vorher von Entſtehung derer Floͤtze
geſagt habe, daß als hier und da die neu ent-
ſtandenen Floͤtze geborſten, ſolche mit aufge-
loͤſter Kalck-Erde nach und nach ausgefuͤllet
worden, welche Kalck-Erde durch den Bey-
tritt des vitriolſauren Selenit wird. - 15) Hingegen haben die Bergleute
das darauf folgende Geſtein, welches
aus Kalck und Thon-Erde mit groben
Sand und maͤßigen Steinen vermiſcht
beſtehet, und gemeiniglich maͤchtig iſt,
gantz unrecht den Hornſtein genennet ½.
L 316) Un-
[166]
- 16) Unter ſolchen liegt ein blauer
Thon, welcher der blaue Lettenſchmitz
genennet wird, und iſt 2. 4. bis ‒ 8
maͤchtig. - 17) Das darunter liegende Geſtein,
welches aus Thon, Kalck, Glimmer,
Talck, Sand beſtehet, und ſehr Eiſen-
ſchuͤßig, dahero gantz roth ſiehet, heiſſet
das zarte Todte, und iſt maͤchtig 1. ‒ - 18) Ein ſehr feſtes rothes Geſtein,
welches aus Kalck-Erde, groben Sande,
Kieſeln ꝛc beſtehet, und ſehr eiſenſchuͤßig
iſt, heiſſet das wahre rothe feſte Todte,
und iſt oͤfters 20. 30. 40. 50 Lachter
maͤchtig, ja wohl 60. ‒ - Dieſes hat man bis anher vor die letzte
Schicht derer Floͤtz-Gebuͤrge gehalten, allein
angeſtellte Unterſuchungen haben mir gezei-
get, daß unter ſolchen noch verſchiedene Floͤtze
fortſtreichen, welche eigentlich zu dem unter
denen Schiefer-Floͤtzen ſtehenden Kohlen-
Floͤtze gehoͤren, und folgende ſind: - 19) Ein ſchichthartes, feſtes, rothes
eiſenſchuͤßiges Geſtein, welches mit ſau-
ren Aufloͤſungsmitteln nicht brauſet
und hornſteinartig iſt. Es bricht Ei-
ſenſtein neſterweiſe darinne, welcher aber
ſtrenge, feuerwackig und arm an Gehalt
iſt. Dieſes Geſtein laͤßt ſich poliren,
und iſt 6. 8. auch wohl 16. ‒
maͤch-
[167]
- maͤchtig, und heiſſet das felſige Ge-
buͤrge. - 20) Nun folget ein rothes Geſtein,
welches eiſenſchuͤßig und mit groben
Sand vermiſcht iſt, es heiſſet der rothe
grobe Sand, und ſeine Maͤchtigkeit iſt ¾. ‒ - 21) Der darunter liegende klare ro-
the Sand iſt dem vorigen gantz gleich,
nur daß der in dieſer Schicht ſteckende
Sand ſehr klar iſt. Dieſes Floͤtz iſt
maͤchtig. 1. ‒ - 22) Die darauf folgende Schicht,
heiſſet die rothe Schiefer, und beſtehet
aus einer mit Eiſen vermiſchten Thon-
erde. Jhre Maͤchtigkeit iſt gemeinig-
lich 4. 6. bis 8. ‒ - 23) Die darunter liegende Schicht,
fieht leberfarben aus, und beſtehet gleich-
falls aus Thon mit ſehr wenigen Eiſen-
theilen vermengt. Jſt ab und zufallen
6. bis 8. ‒
und heißet das leberfarbne Gebuͤrge. - 24) Eine blaue darunter liegende
Schieſer heiſſet das blaue Kohlen-Ge-
buͤrge von 6. bis 10. ‒ - 25) Hierauf folget das Dach der
Kohlen, welches ein hartes feſtes Thon-
artiges graues Geſtein iſt, von ⅛ bis ¼. ‒
L 426) Un-
[168]
- 26) Unter ſolchen ſtehen die Stein-
kohlen ſelbſt, welche daſiger Orten
maͤchtig ſind. ¼. ‒ - 27) Vorgehende Steinkohlen haben
unter ſich die blaue Schiefern, eine
wuͤrckliche Schiefer, welche aber mehr
ſchwartz als blau ſiehet, und in welcher
nicht ſelten Abdruͤcke von Floribus aſte-
ris præcocis pyrenaici flore cœruleo folio
ſalicis gefunden werden. Die Maͤch-
tigkeit dieſer Schiefer iſt ¼. ‒ - 28) Eine ſehr harte ſchwartze ſchiefri-
ge Bergart Hornſtein genant, oͤfters
6. 10. und mehr Lachter bis 15. ‒
maͤchtig - 29) Ein Floͤtz, welches aus Thon,
Kalck, Sand und Kieſelſteinen beſte-
het und das Liegende von Steinkoh-
len heiſſet, iſt oͤfters 7. bis 10. ‒ - 30) Die letzte Schicht ſchiebet endlich
an das Ganggebuͤrge unmittelbar an,
und heiſſet das rothe Todte unter de-
nen Kohlen, beſtehet aus Thon- und
Kalckerde mit Sand vermengt, ſiehet
roth aus, wegen beygemiſchter Eifen-
theile und iſt oͤfters bis 30. ‒ - Jn dieſer Schicht liegen oͤfters runde Stei-
ne, welche als Huͤner- oder Gaͤnſeeyer groß
ſind, und aus eben der Materie beſtehen,
woraus
[169] woraus die gantze Schicht, ſie loͤſen ſich aber
mit leichter Muͤhe aus. - 31) Jſt endlich das Ganggebuͤrge
ſelbſt.
Aus dieſen angefuͤhrten erhellet zur Gnuͤge,
daß es wuͤrcklich ſehr vermuthlich, daß der
Niederſchlag derer im Waſſer aufgeloͤſten
Theile zu verſchiedener Zeit geſchehen ſey, und
ich vermuthe, daß zu der Zeit als die Waſſer
uͤber die hoͤchſten Berge gegangen, die
Schichten von Num. 30. bis Num. 19. ſich
nach und nach geſetzt haben, als aber die
Waſſer hernach mit Gewalt gefallen, und
von denen hoͤchſten Bergen geſuncken, haben
ſie noch vielen Schlamm, Erde, Geſchiebe ꝛc.
mitgebracht, aus welchen hernach die Schich-
ten von Num. 18. bis 1. erwachſen ſind.
Wir ſehen ferner, daß die groͤbern Theile ſich
jedes mal zuerſt geſetzt, wie wir an beyden ro-
then todten finden, hergegen das zaͤrtere
Thon und Kalck-Gebuͤrge, als welches ſich
zaͤrter aufloͤſen laſſen, hat ſich laͤnger in Waſ-
ſer gehalten, ehe es zu Boden gefallen. Die
Art, wie man ſolche Schichten recht gut ent-
decken und aufſuchen kan, weil es theils zu
koſtbar, theils zu weitlaͤuftig, auch oͤfters un-
moͤglich ſeyn wuͤrde, durch Abſinckung tiefer
Schaͤchte es zu erforſchen, iſt, daß man gantz
vom flachen Lande anfaͤngt, Schuͤrfe zu wer-
fen und auf alle Veraͤnderungen des Geſteins
Achtung giebt, und ſo mit continuiret, bis an
L 5das
[170] das Gang-Gebuͤrge, da man den unter der
Damm-Erde jederzeit das ausgehende von
jedem Floͤtze in gehoͤriger Diſtance findet, und
alsdenn auch deſſen Maͤchtigkeit auszumeſ-
ſen im Stande iſt. Was die beruͤhmten
Mannsfeldiſchen Floͤtz Gebuͤrge anlangt, ſo
koͤnte ich zwar meine Leſer auf Herr Kießlings
Bericht von Mannsfeldiſchen Bergwercken
ſo wohl, als des Dr. Mylius Saxoniam ſub-
terraneam u. a. verweiſen, allwo die Schich-
ten derer Floͤtz-Gebuͤrge weitlaͤuftig ange-
fuͤhrt ſind; allein, um meinen Leſern zu zeigen,
daß die Natur faſt in allen Floͤtz-Stratis und
ihrer Zuſammenſetzung einerley gearbeitet ha-
be, ſo will ich doch die Schichten von ei-
nigen beſondern Floͤtz Revieren allhier mit
anfuͤhren. Nicht weit von Rothenburg iſt
eine Berg-Revier, welche das Katzenthal ge-
nennet wird, von da habe ich durch die guͤ-
tige Vorſorge meines wehrteſten Goͤnners
des Herrn Kriegesraths Krug von Nidda,
folgende Strata erhalten, welche auch bey ei-
ner gehaltenen Befahrung ſelbſt wahrgenom-
men habe, als
- 1) Jſt die Damm-Erde, welche ab
und zufallend iſt, bisweilen ¼ bis ½. ‒ - 2) Hierunter folget eine Schicht Lei-
men, welcher aber niemals reiner Leimen,
ſondern mit vieler Kalck-Erde vermiſcht
iſt,
[171]
- iſt, und mit ſauren heftig brauſet. Jſt
maͤchtig 1 bis ½. ‒ - 3) Unter ſolchen liegt ein rother Let-
ten, oder eine von Eiſentheilen gefaͤrbte
rothe Thon-Erde, welche ebenfalls mit
vielen Kalckſtein vermiſcht iſt, 1 bis 2. ‒ - 4) Folget ein wildes graues lockres
Kalck-Gebuͤrge mit haͤufig eingeſpreng-
ten Selenit, 1 bis 2. ‒ - 5) Hierunter liegt der blaue Letten,
welcher eine mit vielen Kalck melirte
Thon Erde iſt, 3 bis 4. ‒ - 6) Findet ſich der oben beſchriebene
Stinckſtein, oder eine graue Kalckſtein-
Art, welche uͤbel riecht, 3 bis 4. ‒ - 7) Jſt eine Art Kalck Gebuͤrge, wel-
che auf allen Kluͤften mit kleinen ſeleni-
tiſchen Spath-Drußgen erfuͤllet iſt, 4 bis 5. ‒
ſie heiſſen es das knotzliche Gebuͤrge. - Man erinnere ſich hierbey, was ich oben
aus dem Herrn Marggraf, von Entſtehung
des Seleniten, geſagt habe. - 8) Ein grauer feſter Kalckſtein, der
Zechſtein genannt, 2½ bis 3. ‒ - 9) Die Faͤule, oder ein zarter feſter
Kalckſtein von grauer Farbe ½. ‒ - 10) Das Dach iſt ebenfalls ein
graues feſtes Kalck-Gebuͤrge [...]. ‒ - 11) Der Noberg oder Oberg, wie
es
[172]
- es einige nennen, ein ſchwartzer Kalck-
artiger Schiefer ‒ 6 - 12) Die Loch-Berge iſt eine mit ſau-
ren brauſende ſchwartze kalckige Schie-
fer-Art, 5 bis ‒ 6 - 13) Die eigentliche ſo genannte
Kupfer-Schiefer, an welchen die
Kamm-Schaale, 2 bis ‒ 3 - 14) Das Lochen iſt eine weiche ſich
leicht blaͤtternde, fett anzufuͤhlende Art
von Schiefern, 1 bis ‒ 2 - 15) Das weiſſe liegende iſt ein Ge-
menge von Thon, Kalck, Sand, Spath,
1 bis ‒ 2 - 16) Das rothe liegende, welches
daſelbſt noch niemahls durchſuncken,
folglich deſſen Maͤchtigkeit noch nicht be-
kannt geworden.
Hieraus ſiehet der geehrte Leſer abermals,
daß die Natur oder vielmehr die allgemeine
Ueberſchwemmung zu der Herſtellung derer
Floͤtze faſt nichts als Thon- und Kalcker-
den genommen, ferner daß die groͤbern Erden,
dergleichen das rothe liegende ausmacht, zu-
erſt gefallen, die zartern, reinen thonigen
aber und kalckigen, welche ſich im Waſſer am
laͤngſten gehalten, oben auf abgeſetzet habe.
Kurtz, ihr Beſtandweſen iſt eben ſo wie in
denen vorher angefuͤhrten Schichten beſchaf-
fen, nur daß nach Beſchaffenheit derer Um-
ſtaͤnde
[173] ſtaͤnde, die wir in den vorhergehenden Ab-
ſchnitten, ſowol als in dem Anfange des ge-
genwaͤrtigen angezeiget haben, dann und
wann einige kleine Veraͤnderungen daran
verſpuͤhret worden, welche aber die Hauptſa-
che gar im mindeſten nicht aͤndern. Vielweni-
ger hat man ſich hierbey an die Verſchiedenheit
derer Farben, und am allerwenigſten hat man
ſich an die verſchiednen Benennungen derer
Bergleuthe zu kehren, welche wie bekannt an
einem Orte die Sache ſo, an dem andern an-
ders benennen. Es gehoͤren auch nicht die
unterſchiedenen Gehalte dieſer Schiefern hier-
her, als welche zufaͤllig ſind, und in folgenden
Abſchnitte angeſehen und erwogen werden ſol-
len. Jch kann nicht umhin noch ein derglei-
chen Floͤtzrevier zu Rothenburg gehoͤrig anzu-
fuͤhren. Es iſt ſolche die ſo genandte Todt-
huͤgler Revier, hier findet ſich nun
- 1) Die Dammerde gemeiniglich ½. ‒
- 2) Der Leimen, welcher ſich eben ſo
gegen die ſauren Saltz-Geiſter verhaͤlt,
als wie bey den vorigen gemeldet wor-
den, auch eben die Farbe als derſelbe
hat. 2. ‒ - 3) Das rothlettige Gebuͤrge komt
mit den vorher beſchriebnen auf dem Ka-
tzenthal in allen uͤberein, nur daß es
maͤchtiger anſtehet naͤmlich 10. ‒ - 4) Der Stinckſtein iſt hier nicht ſo
feſte
[174]
- feſte als auf dem Katzenthale, ſondern
iſt blaͤttrich, Schieferartig. 2. ‒ - 5) Weiſſer Letten, iſt vielmehr ein
grauer mit Kalck-Erde vermiſchter
Thon. 6⅝. ‒ - 6) Knaurig-Geſtein iſt ein graues
Kalckgeſtein kommt faſt mit dem oben
angefuͤhrten knortzlichen Geſtein uͤberein,
nur daß es nicht mit ſolchen druſigen
Seleniten durchſetzet iſt, ſondern der
Selenit iſt durch und durch eingeſprengt. - 7) Die Aſche iſt eine Lockere leichte
mit Mergelkalck und Talck vermiſchte
Erde. 2½. ‒ - 8) Der Zechſtein iſt wie oben gemel-
det ein dunckelgrauer Kalckſtein. 3. ‒ - 9) Die Faͤule iſt ebenfalls ein Kalck-
geſtein, nur daß dieſe nicht ſo hart, ſon-
dern mit einer Thonerde durchſetzet und
vermengt iſt. ½. ‒ - 10) Uber oder Lochberge ſind eine
Art Schiefern. ⅛. ‒ - 11) Hierauf folgen die Schiefern
ſelbſt. ‒ 3 - 12) Unter ſolchen iſt das weiſſe lie-
gende, welches nicht ſo grob ſandig wie
auf dem Katzenthal, ſondern ein fetter
Thon mit Kalckerde verbunden. ¾. ‒ - 13) Das rothe Liegende, welches
gleichfalls nicht ſo grobſandig als das
von
[175]
- von Katzenthale, ſondern eine feinere
Erde und zartern Sand zum Grunde
hat. Jſt ebenfalls noch nie durchſun-
cken worden.
Jch will meine Leſer nicht mit mehreren
dergleichen Nachrichten von Floͤtzgeſchichten
auf Kupfer ſchiefer-Gebuͤrgen aufhalten, in-
dem ich hoffe daß dieſe angefuͤhrten Nachrich-
ten meinen feſtgeſetzten Satz zur Gnuͤge er-
weiſen werden. Jch will mich alſo vielmehr
zu denen Steinkohlen-Floͤtzen begeben. Jch
mache den Anfang bey dem Wettiniſchen
Steinkohlen-Floͤtze, und zwar wie ſolches auf
dem ſo genannten Schachtberge ausſiehet.
Es iſt bekannt, daß daſelbſt drey Floͤtze un-
tereinander ſtehen, es finden ſich daher fol-
gende Schichten.
- 1) Die Dammerde welche meiſten-
theils ½. ‒ - 2) Rother Sand 2. bis 3. ‒
- 3) Rother Letten ¼. ‒
- 4) Rothes Gebuͤrge 7. bis 8. ‒
Der geneigte Leſer erinnere ſich was ich
oben bey der Beſchreibung derer Floͤtzſchichten
im Hohenſteiniſchen angefuͤhret habe, und be-
urtheile ob nicht die Nummer 19. 20. 21. 22.
mit dieſen Nummern 2. 3 4. uͤberein komme,
und ob alſo die Natur nicht auch hier, was
das Hauptwerck anlangt, ſehr einerley gear-
beitet habe.
5) Hier-
[176]
- 5) Hierauf folget Braunſchiefrig
Gebuͤrge, welches mit dem Hohenſteini-
ſchen leberfarbnen Gebuͤrge einerley, der
Farbe nach, nur daß jenes kalckartig,
dieſes aber thonig, es brauſet nicht mit
ſauren, und iſt eine Art von Schiefer. 2. ‒ - 6) Das hangende vom Ober-
Floͤtze, iſt ebenfalls eine lichtbraͤunliche
thonige Schiefer, 2 bis 2½. - 7) Dachberge vom Oberfloͤtze, iſt ein
grau lettiges Gemenge von Thon,
Stein-Kohlen, Schiefer ⅛. ‒ - 8) Oberfloͤtzer hohe Kohle, iſt eine
ſchoͤne, obgleich hier und da mit Schwe-
felkieß angeflogne und durchfloßne
Steinkohle ½. ‒ - 9) Unter dieſen Kohlen folgen die ſo
genannten Banckberge, ein grauletti-
ges ſchweres Geſtein 8 bis 9. ‒ - 10) Hierauf folget die Banckkohle,
welches eine mit ſchwartzen fetten Letten
vermiſchte Steinkohle iſt 12 bis 14. ‒ - 11) Das Liegende von Oberfloͤtze,
iſt ein feſtes graues meiſtens aus Thon
beſtehendes Geſtein mit ſehr wenig
Kalck-Erde und Glimmer vemengt. 6. ‒ - 12) Das Dach-Geſteine von
erſten Krumbhoͤltzer Floͤtze, iſt eine
ſchwartze Schiefer, welche hier und da
mit Schwefelkieß durchfloſſen iſt. 1. ‒
13) Jn
[177]
- 13) Jn dieſem Dachgeſteine ſtehet
der ſo genante Wegweiſer als ein Koh-
len Drum, wie es denn auch in der
That eine Art von einer ſchlechten Kohle
iſt, wobey zu merken, daß wenn ſich
dieſer Wegweiſer anlegt, ſo ſind die Ar-
beiter gemeiniglich nur noch ⅜ Lachter
von dem erſten Krumbhoͤltzer Floͤtze. - 14) Nun folgt das erſte Krumbhoͤl-
tzer-Floͤtz von Stein-Kohlen, welche
ſehr ſchoͤn ſind, und ſtehen maͤchtig. ‒ 8-9 - 15) Das liegende von dieſem Floͤtze
iſt ein graues feſtes Thonartiges mit vie-
len Glimmer durchfloſſenes Geſtein 2. ‒ - 16) Das Dachgebuͤrge vom 2ten
Krumbhoͤltzer-Floͤtz iſt eine ſchwartz
graue Schiefer. Dieſes iſt diejenige
Schiefer auf welchen die Abdruͤcke von
Kraͤutern zuweilen gefunden werden. 1-1¼. ‒ - 17) Der ſo genante Jnnbruch vom
2ten Krumbhoͤltzer-Floͤtze iſt eine
ſchoͤne Stein-Kohle. ‒ 7-8 - 18) Das Lochen iſt fetter glaͤnzen-
der, ſchiefriger, ſchwartzer Letten, wel-
cher mit Schwefel-Kieß angeflogen iſt. ‒ 2 - 19) Die Banck von beyden Krum-
hoͤltzer-Floͤtz iſt ein Gemenge von Stein-
kohle, Schwefel-Kieß, Schiefern,
Spath, Droͤmer ꝛc. ‒ 2
MMan
[178]
Man ſiehet alſo auch hieraus, wie die
Natur allezeit gleichfoͤrmig bey Hervorbrin-
gung derer Steinkohlen-Floͤtze agirt habe.
Beylaͤufig muß ich hier meinen Leſern erklaͤh-
ren, was das Wort Krumhoͤltzer ſagen will,
weil es im vorigen Verzeichniß derer Schich-
ten vorgekommen. Das Hauen derer Stein-
Kohlen wird gemeiniglich nach Wiſpel, Ton-
nen, Maaßen ꝛc. verdinget, ſo daß die Berg-
Leute nach Beſchaffenheit, vor Langung und
Foͤrderung eines Wiſpels Kohlen etwas ge-
wiſſes bekommen. Da nun auf denen
Floͤtzen, welche wir oben Krumb-Hoͤl-
tzer-Floͤtze genennet, die Kohlen nur
8 bis 9 Zoll maͤchtig anſtehen, ſo wuͤr-
den ſie entweder ſehr zu kurtz kommen, wenn
ſie vor ihren Oertern eine ſolche Hoͤhe neh-
men wollten, daß ſie bequem davor ſitzen
oder ſtehen koͤnten, und wuͤrden ſehr langſam
auf ihr Lohn kommen, weil ſie in ſolchem Fall
allezeit 20 mahl ſo viel Berge hauen wuͤrden,
als Ertzte, welche Bergfoͤrderung aber ihnen
nicht bezahlt wird, ſo bald ſie Kohlen oder
Schiefern haben. Dieſer Sache nun alſo
vorzukommen, nehmen ſie die Hoͤhe nicht hoͤ-
her, als daß ſie mit genauer Noth lang aus-
geſtreckt, entweder auf dem Bauche oder auf
der Seite liegend, vor ihr Ort fahren, oder
vielmehr rutſchen koͤnnen. Dergleichen
Fahrung iſt oft kaum 11. 12. 16. 20 Zoll
hoch. Weil es nun dabey ſehr uͤber die Ar-
men
[179] me und Beine gehet, ſo bedienen ſie ſich
zweyer Stuͤckgen Brett, davon ſie das eine
an demjenigen Arm befeſtigen, auf welchen
ſie zu fahren gedencken; das andere aber an
dem Fuß und zwar bey dem Knie und dicken
Beine. Dieſe Stuͤckgen Brett heiſſen Fahr-
Bretter, auch an einigen Orten Krumhoͤl-
tzer, und die ſich deren bedienen, werden da-
her auch Krumhoͤltzer genennet. Andre
wollen lieber, daß man es Krumhaͤlßer ſchrei-
ben und nennen ſoll, und zwar darum, weil
die meiſten Floͤtz-Arbeiter von ihrer zarten
Kindheit an, durch dieſes beſchwerliche Fah-
ren ſich die Schultern verrencken und ver-
ruͤcken, daher ſie denn meiſtentheils bey her-
annahenden Jahren krumme und ſchiefe
Haͤlſe bekommen. Jch werde mich hieruͤber
mit keinen Menſchen in Streit einlaſſen, und
habe dieſe Anmerckung bloß deswegen her-
geſetzt, um meinem Leſer das Wort, Krum-
hoͤltzer, floͤtzverſtaͤndlich zu machen. Jch
kehre alſo nach dieſer kleinen Ausſchweiffung
wieder zu meinen Stein-Kohlen-Floͤtzen, und
will meinen Leſern noch ein paar dergleichen
Stein-Kohlen Floͤtz Lagen und Schichten
anzeigen. Jch will dazu das nicht weit von
Wettin gelegne Loͤbegin nehmen, und
meine Leſer bitten, mir dahin mit ihrer Auf-
merckſamkeit zu folgen, um ſo mehr, da ſich
dieſes daſige Floͤtz gantz beſonders erweiſet,
und beynahe mehr vor ein Geſchuͤtte als ein
M 2Floͤtz,
[180] Floͤtz, wegen ſeiner Maͤchtigkeit angeſehen zu
werden, verdienet. Die Schichten aber zei-
gen, daß es ebenfalls unter die Floͤtze gehoͤ-
ret. Es findet ſich alſo:
- 1) die Damm-Erde, welche meiſten-
theils maͤchtig, 1 bis 2. ‒ - 2) Unter derſelben ſtehet der Leim,
welcher, wie ſchon im vorigen bey denen
Katzen-Thaler Schichten erwehnet
worden, beſchaffen iſt 2 bis 6. ‒ - 3) Hierauf folget der rothe Sand, ſo
wie ſolcher bey Wettin befindlich, 1-1½. ‒ - 4) Zeiget ſich ein ſchwartzes, fettes,
ſchiefriges, thonartiges Geſtein, das
Tage-Gebuͤrge genennet 1½. ‒ - 5) Hierauf folget ein grauer Kalck-
Stein, welcher gerieben ſtincket, doch
nicht ſo arg, als der ordentliche Stinck-
Stein. Er wird das graue Geſtein
genennet 1½ ‒ - 6) Alsdenn wechſeln in einer Lage mit
einander graues kalckartiges Geſtein
mit weiſſen ſelenitiſchen Spathflecken.
Dieſes Geſtein brauſet mit ſauren, die-
ſes wechſelt, wie geſagt, mit einem ro-
then eiſenſchuͤßigen Geſtein, worinne
rother ſelenitiſcher Spath, welcher aber
nicht ſo ſtarck mit ſauren brauſet. Sie
heiſſen dieſes Geſtein, aber unrecht,
grau und rothe Kieſel, 2 bis 3. ‒
7) Hier-
[181]
- 7) Hierauf folget ein graues Geſtein,
welches aus Thon und Kalck beſtehet.
Dieſes iſt ſehr maͤchtig, doch nicht uͤber-
all gleich, und alſo kan man nichts an-
geben. Sie heiſſen es das blaue feſte
Geſtein. - 8) Mit dieſem wechſelt oft ein rothes
Geſtein, wie ſie es nennen, es ſiehet
aber mehr grau aus, brauſet mit dem
ſauren heftig und iſt ein bloſſes Kalck-
Gebuͤrge. - 9) Der Wegweiſer iſt ein fetter,
ſchiefriger mit Stein-Kohle durchfloß-
ner ſchwartzer Letten, wie bey Wettin. - 10) Das feſte hangende iſt ein
ſchwartzes thonartiges Geſtein, 2 bis 3. ‒ - 11) Das ſchlechte hangende kommt
mit dem vorigen groͤſtentheils uͤber-
ein, ⅛. bis ¼. ‒ - 12) Jn ſolchen liegen oͤfters Nieren
von einer Kalck-Erde mit Schwefel-
Kieſſe, dergleichen Nieren kommen uͤber-
haupt ofte in Floͤtz-Schichten vor. - 13) Die Dach-Kohle iſt eine fette
glaͤnzende Art von Stein-Kohle, ſie heiſ-
ſen ſolche auch die hangende Schaale. - 14) Hierauf folget eine Schicht, welche
ſie Quartz nennen, es iſt aber nichts-
weniger als Quartz, ſondern ein ſeleniti-
ſcher Spath, welcher bisweilen Kohlen
M 3bringt,
[182]
- bringt, bisweilen ſolche raubet u. abſchnei-
det, er bricht oft auch in voriger Schicht. - 15) Die Kohle ſelbſt iſt eine fette
Kohle, an welcher man deutlich genug
ihre Erzeugung aus fetter Thon-Erde
wahrnimmt. ⅝. ‒ - 16) Die Schramberge ſind eben-
falls noch eine Art von Kohlen. ‒ 3-4 - 17) Eine liegende Schale, iſt auch
noch Kohle, aber kaum maͤchtig ‒ ⅓ - 18) Das Weiſſe liegende iſt ein
graues Kalck-Gebuͤrge und maͤchtig ½-¾. ‒ - 19) Das blaue Geſtein iſt vielmehr
eine ſchwartze, fette, ſchwere, glaͤntzende
Schiefer ¾ bis 3. ‒ - 20) Wuͤrfliches Geſtein iſt ein weiß-
graues aus Thon und Kalck beſtehendes
Gebuͤrge welches Keil-weiſe liegt. - 21) Keil-weiſe liegendes Geſtein
iſt vielerley, beſtehet theils aus bloſſen
Kalckſtein, theils iſt es ein Gemenge
von Thon und Kalcke, es giebt deſſen
wol 6 bis achterley Arten, und iſt von
Farbe grau; liegt, wie der Name zeiget,
Keilweiſe.
Jeder Leſer, der nur etwas Einſicht und
Erfahrung in die Bergwercke hat, der wird
einſehen, daß dieſes Loͤbeginer-Gebuͤrge ein
ſehr zerruͤttetes Floͤtz-Gebuͤrge ſey; Man be-
mercket es beſonders an denen letztern Schich-
ten,
[183] ten, welche Keilweiſe brechen. Jndeſſen iſt
es doch ein Floͤtz, welches man an allen de-
nen andern Schichten, woraus es beſteht,
wahrnimt, als welche aus einer thonigen und
Kalckerde zuſammen geſetzt ſind. Die Ur-
ſache davon iſt nicht vollkommen einzuſehen,
es ſey denn, daß man den von mir im vorigen
Abſchnitte erwieſenen Satz zulaſſe, daß we-
gen vorliegender Gebuͤrge die Action des
Waſſers nicht allezeit gleich ſeyn koͤnnen.
Wenn wir nun hier erwegen, daß der nahe
gelegne Petersberg den Lauf des Waſſers ſehr
aufgehalten, ſo laͤſt ſich einiger maſſen die Ur-
ſache einſehen, warum dieſe Schichten ſo zer-
ruͤttet, und wieder die gewoͤhnliche Ordnung
derer Floͤtze liegend befunden werden. Es be-
ſtaͤrcket mich in dieſer Meinung eine eben der-
gleichen Erfahrung von einem ſolchen Stein-
kohlenwercke zu Morsleben und Wefensleben
nicht weit von Helmſtaͤdt. Die gantze da-
ſige Gegend iſt, wie ich ſchon im vorigen Ab-
ſchnitt erwehnet, eine pure Floͤtz-Gegend,
Hornburg, Oſterwyck, Dardesheim, Schoͤ-
ningen, Sommersburg ꝛc. ſind davon un-
laͤugbare und unumſtoͤßliche Zeugen, theils
mit ihren Kalckſtein voller Verſteinerungen,
theils mit ihren Ausgehenden von Steinkoh-
len, an verſchiedenen dieſer obbenennten Oer-
ter. Bey Morsleben, und Wefensleben
aber wird es allererſt und gantz allein betrie-
ben, und auf Steinkohlen gebauet. Wir
M 4wollen
[184] wollen alſo diejenigen Schichten hier auch
aufuͤhren, welche wir ſelbſt daſiger Orten
wahrgenommen haben.
- 1) Jſt die Dammerde, welche von
ungleicher Maͤchtigkeit iſt. - 2) Folget ein gelb und braunes
Gebuͤrge, iſt ein mit Eiſenſchuß und
klaren Sand vermiſchter Thon 1. ‒ - 3) Ein grauer Thon, welcher das
ſchwartze Kohlen-Gebuͤrge genennet
wird, und nichts Kalckartiges zeiget, 3-4. ‒ - 4) Ein graues grobſandiges Ge-
buͤrge, iſt ein bloſſer Sandſtein 1 bis 3. ‒ - 5) Unter dieſem liegt ein eiſenſchuͤßiges
Gebuͤrge, welches ockerhaftig braun und
ein Sand-Gebuͤrge iſt, ſie heiſſen es
braunſandiges eingeſprengtes Ge-
buͤrge. Es iſt maͤchtig 1¼. ‒ - Jn demſelben finden ſich Nieren als
die groͤſten Gaͤnſe-Eyer, welche aus einen
feſten eiſen ſchuͤßigen Sandgeſtein beſte-
hen. - 6) Hierauf folget ein weißgraues
Sandgebuͤrge 2 bis 3. ‒ - 7) Das blaue Stufgeſtein iſt ein
Gemenge von Thon und klarem San-
de ½ bis 2. ‒ - 8) Nun lieget das blauſandige Ge-
ſtein, welches ein mit Thon vermiſchter
ſchiefriger Kalckſtein iſt, ⅝ bis ¾. ‒
9) Das
[185]
- 9) Das weißblaulige Gebuͤrge iſt
ein grauer verhaͤrteter ſchiefrieger Let-
ten 1½. ‒ - 10) Das weißſandige Kohlen-Tach-
Gebuͤrge, an demſelben haͤngen die Koh-
len, wenn ſolche am niedrigſten ſtehen,
es iſt ſolches ein von Thon und weniger
Kalckerde zuſammen geſetztes ſchiefriges
Geſtein 1½. ‒ - Oefters findet ſich an deſſen Stelle
ein weiſſer Letten, welcher alsdenn
das Dach derer Kohlen abgibt und ge-
meiniglich ⅜ bis ½. ‒
maͤchtig iſt - 11) Die Kohlen ſelbſt ab und zufal-
lend 10 bis 18. ‒ - 12) Das ſchwartze liegende unter
dem erſten Kohlen-Floͤtze, iſt eine
ſchwartzgraue thonige Schiefer 1¾. ‒ - 13) Noch ein dergleichen ſchwar-
tzes liegendes, welches ebenfals ein fet-
ter ſchwartzer, ſchiefriger Letten 1¾. ‒ - 14) Ein grauſandig Geſtein wel-
ches ein mit Thon zuſammen gebackner
klarer Sand iſt, welcher unter dem lie-
genden anſtehet 1 ‒ - 15) Das 2te Kohlen-Floͤtz iſt eine
gute Steinkohle 4 bis 5. ‒ - 16) Das ſchwartze liegende dieſes
M 5Floͤtzes,
[186]
- Floͤtzes, iſt ein fetter ſchiefriger ſchwar-
tzer Letten 1 ‒ - 17) Grauſandig Geſtein, iſt ein
Gemenge von Thon, Kalck, mit
Schwefel-Kieß durchfloſſen 1½ bis 2 ‒
Meine Leſer ſehen hieraus, daß dieſes Floͤtz-
Gebuͤrge ſich gantz anders artet, als die ordi-
nairen Floͤtz-Gebuͤrge, und mir deuchtet ich
hoͤre ſchon einige ſagen, daß mein Satz we-
gen derer Floͤtze hier eine ſehr ſtarcke Ausnah-
me leide, da ich geſagt, alle Floͤtze haͤtten or-
dinair Schichten von Kalckſtein und Thon-
erde. Allein hierauf dienet zur Antwort, daß
ich hier die Schichten des Morslebiſchen und
Wefenslebiſchen Steinkohlen-Floͤtzes ſo an-
gefuͤhrt habe, wie ſie bey dem Abteuffen de-
rer Schaͤchte getroffen worden. Man erin-
nere ſich aber, daß ich zugleich geſagt, man
muͤſſe niemals ein Floͤtz Gebuͤrge, bloß nach
einen oder zwey darauf gebauten Gruben-Ge-
baͤuden beurtheilen, ſondern daß man die
gantze Kette von Gebuͤrge zu beobachten ha-
be. Hier bey Wefensleben haben ſich die bau-
enden, an das Ausgehende des Floͤtzes gelegt,
nachdem dem Gebuͤrge ſchon viele Schichten
entfallen waren, um deſto eher auf die Koh-
len zu kommen. Denn auf andre Art unter-
ſucht ein Bergmann, auf andre Art ein Na-
turforſcher die Gebuͤrge. Der erſtere iſt froh
wenn er je eher je lieber auf Schiefern oder
Koh-
[187] Kohlen kommt, der letztere iſt begierig, die
Ordnung einzuſehen welche die Natur bey
Hervorbringung derer Dinge in Acht genom-
men hat. Mit einem Worte bey dem We-
ſenslebiſchen Steinkohlen-Floͤtze, iſt der
Kalckſtein dem Floͤtze ſchon entfallen, das iſt,
ſein ausgehendes iſt beſſer ruͤckwaͤrts zu ſu-
chen. Und ſo iſt es auch, man gehe nach
Schoͤningen eine Meile von Wefensleben,
und ſehe die maͤchtigen Kalckſtein-Floͤtze da-
ſelbſt an, da wird man ſolche zu Tage aus-
ſtreichend finden. Sie ſind auch Natur-
forſchern nicht unbekannt, wenigſtens lie-
fern ſolche in die Steinſammlungen, die
ſchoͤnſten Verſteinerungen von Ammons-
hoͤrnern, Lilienſteinen ꝛc. beſonders diejenigen
Ammonshoͤrner, welche mit einem zarten
Selenitiſchen eiſenſchuͤßigen Spath ausge-
fuͤllet ſind, und im Schleiffen halb durchſich-
tig werden. Man kann alſo auch hier nicht
ſagen, daß die Natur in Hervorbringung die-
ſer Floͤtze eine ſo ſehr ſtarcke Anomalie be-
gangen habe. Nun koͤnnte ich noch von de-
nen Floͤtzſchichten, welche man bey denen
Steinſaltz-Floͤtzen in Wielintzka und Bochnia
findet etwas erwehnen, ich will aber meine
Leſer auf den 4ten und 6ten Band des ſchoͤ-
nen Hamburger Magazines verweiſen, wo
dieſelben die vollſtaͤndigſten Nachrichten aus
des dortigen Herrn Berg-Commiſſair Scho-
bers Erzehlung finden koͤnnen. Es mag al-
ſo
[188] ſo hieran genug ſeyn, daß ich erwieſen, und
aus Beobachtungen dargethan, daß die
Schichten, woraus die Floͤtze beſtehen, Thon-
und Kalckerden hauptſaͤchlich ſind; daß ich
erwiefen, daß Steinkohlen und Schiefer-
Floͤtze, unter und uͤhereinander liegen; daß
beyde Arten von Floͤtzen, groͤſten Theils aus
einer Thonerde entſtanden ſind: Daß
Gebuͤrge jederzeit die Gefaͤhrden derer
uranfaͤnglichen-Gang und Ertzt-Gebuͤrge
ſind, und daß ſolche durch eine groſſe und
allgemeine Veraͤnderung des Erdbodens
durch Waſſer hervor gebracht worden. Es
zeigen uns ferner dergleichen Beobachtun-
gen, den gewaltigen Unterſcheid zwiſchen
Gang- und Floͤtz-Gebuͤrgen. Jch kan wohl
geſtehen, daß ich, ehe ich mich entſchlieſſen
koͤnnen, meine Gedancken der gelehrten Welt
vor die Augen zur Beurtheilung vorzulegen,
oͤfters ſelbſt bey mir angeſtanden, ob meine
angefuͤhrten Saͤtze die gehoͤrige Richtigkeit
haͤtten, allein, je mehr ich dergleichen Gebuͤrge
unterſucht habe, je gewiſſer bin ich von der
Richtigkeit meiner Saͤtze uͤberzeugt worden,
und ein jeder, der ſolche ohne Vorurtheil auf
Gebuͤrgen ſelbſt examinirt, wird davon noch
mehr uͤberwieſen werden. Schon verſchiedene
gelehrte und geſchickte Maͤnner haben zwar
angefangen, dieſe Schichten einer vorgegan-
genen Veraͤnderung des Erdbodens zuzu-
ſchreiben, allein meines Wiſſens hat noch
keiner
[189] keiner ſich die Muͤhe gegeben, ſolche ſyſtema-
tiſch zu erwegen, da doch dieſes eine unum-
gaͤnglich noͤthige und nuͤtzliche Sache bey
dem anzuſtellenden Bergbau auf dergleichen
Gebuͤrgen iſt, weil man hierdurch in den
Stand geſetzt wird, wo nicht mit Gewißheit,
wenigſtens mit groſſer Wahrſcheinlichkeit,
ein dergleichen Gebuͤrge zu beurtheilen, und
ſagen zu koͤnnen, was ohngefehr daſelbſt zu
hoffen, oder wie tief Schiefern und Kohlen
ohngefehr ſtecken moͤgen. Jch ſehe dieſen
Vortheil um ſo viel wichtiger an, weil hier-
durch oͤfters unnoͤthige Baue vermieden wer-
den, nuͤtzliche aber mit mehrerem Vortheil
angelegt und vorgerichtet werden koͤnnen.
Eine weitere Unterſuchung von dergleichen
Gebuͤrgen wird dieſe Sache noch in ein meh-
reres Licht ſetzen, und ich werde mich hertzlich
freuen, wenn ich ſehe, daß dieſer mein gerin-
ger Anfang, andere geſchicktere und erfahr-
nere Maͤnner ermuntern wird, dergleichen
Unterſuchungen ihres Orts auf mehreren
dergleichen Gebuͤrgen vorzunehmen, denn
dieſe Sache iſt ohnedem nicht eines einzigen
Menſchen Werck. Genug, wenn der Grund
nur gelegt iſt, auf welchen man kuͤnftig fort
bauen kan. Und ſo viel mag genug ſeyn
von denen Schichten, aus welchen die Floͤtz-
Gebuͤrge beſtehen.
Der
[190]
Der Sechſte Abſchnitt.
Von denen in denen Floͤtzen befind-
lichen Metallen und Mine-
ralien.
Nachdem wir nun alſo diejenigen Schich-
ten erwogen, und geſehen haben, wie ſie
entſtanden, und woraus ſie beſtehen, ſo iſt
nichts Naturgemaͤſſer und billiger, als daß
wir auch unterſuchen, was ſolche der Welt
vor Nutzen bringen. Wir koͤnnen von ih-
nen keinen andern Nutzen erwarten, als den-
jenigen, den uns das Mineral-Reich vorzuͤg-
lich darzureichen pflegt, nemlich, wir muͤſſen
Metalle und Mineralien darinne ſuchen.
Zwar iſt dieſes nicht die einzige Wuͤrckung,
welche die Erde dem Menſchen darreichet,
indem das gantze Pflantzen-Reich, folglich
das Thier-Reich, welches von dem Pflan-
tzen-Reiche lebet, ſeine Unterhaltung dem
Mineral-Reiche zu dancken hat. Allein,
wenn wir uns in ſo ein weitlaͤuftiges Feld
wagen, und den Uebergang des Floͤtz-Gebuͤr-
ges in das Pflantzen-und aus ſolchen in das
Thier-Reich gehoͤrig unterſuchen wolten, ſo
wuͤrden wir gantz gewiß zu weit von unſerm
Zweck abkommen. Jedoch hoffe ich, es
wird erlaubt ſeyn, einige Sachen gantz kuͤrtz-
lich anzufuͤhren. Jch will ſolche in folgende
Fragen einſchlieſſen:
1. Wo-
[191]
- 1. Woher ruͤhret es, daß meiſtentheils in
denen floͤtzgebuͤrgiſchen Gegenden guter
Ackerbau iſt? - 2. Woher kommt es, daß meiſtentheils
an denen Orten, wo Floͤtz-Gebuͤrge
ſind, kein hartziges Holtz, als Dannen,
Fichten, Kiefern, wachſen; hingegen
Buchen und Eichen beſſer fort kommen? - 3. Was iſt die Urſache, daß man dem be-
kannten aͤchten Mosler-Weine allezeit
zumuthet, daß er zum Zeichen ſeiner
wahren Guͤte, nach der Schiefer
ſchmecken ſoll? - 4. Woher kommt es, daß hingegen
der Wieſewachs an denen Orten, wo
Floͤtze ſind, nicht ſo haͤufig, kraͤftig und
gut iſt, als an denen Gang-Gebuͤrgen? - 5. Woher kommt es, daß an denen Or-
ten, wo ehedeſſen Floͤtz Arbeit umge-
gangen, und Halden aufgeſtuͤrtzet wor-
den, das Getraͤyde nicht fort kommt,
ſondern gelbe wird.
Damit meine Leſer aber nicht ſagen duͤr-
ſen, ich haͤtte ihnen Fragen vorgelegt, welche
ſie aufloͤſen ſolten, und auf welchen ich ihnen
die Antwort ſelbſt ſchuldig geblieben waͤre;
ſo will ich meine Gedancken vorlaͤufig und
kuͤrtzlich eroͤffnen. Was demnach
1. Den guten Ackerbau anlangt, an de-
nen Orten, wo Floͤtz-Gebuͤrge ſind, ſo ruͤhret
ſolcher theils von der ebnen, oder wenigſtens
nicht
[192] nicht ſo jaͤhen Lage dieſer Gegenden her. Es
iſt gewiß, wo die meteoriſchen Waſſer von
Regen und Schnee nach und nach von ei-
nen Gebuͤrge abflieſſen, ſo dringen ſolche viel
tiefer ein, und erhalten den Erdboden locker,
als wo ſie wegen allzuſtarcken Gefaͤlles mit
Gewalt herab ſchieſſen, und hierdurch das
Erdreich waſſerhart machen: Theils kommt
dieſe Fruchtbarkeit auch daher, daß von der-
gleichen Floͤtz-Gebuͤrgen mehr fette Erde
durch Regen und zerfloßnen Schnee auf die
Felder geſchwemmet wird, da hergegen von
denen uranfaͤnglichen Bergen, wie wir ſchon
angefuͤhrt haben, bey der groſſen Ueber-
ſchwemmung die fruchtbare Erde groͤſten-
theils abgeſchwemmt worden, folglich alles,
was jetzo von denenſelben durch Regen und
Waſſerguͤſſe abgeſchwemmt wird, in groben
Sand und halbverweſten Dangelnadeln und
Mooß beſtehet, welches einer wahren lockern
Garten-Erde bey weiten nicht beykommt.
Hierzu kommt, daß wir bey denen meiſten
Floͤtzen ſtarcke Schichten von Kalck-Gebuͤrge
antreffen. Es iſt bekannt, daß in ebnen
Lande die Waſſer laͤnger ſtehen bleiben, als
auf Hoͤhen, wo ſolche eher ablaufen, oder eher
von Wind und der Sonne weggeleckt werden.
Ein lange auf dem Acker ſtehendes Waſſer
verſaͤuert den Boden, und macht ihn kalt. Wie
hilft der Bauer einem kalten und ſauren Bo-
den? Er duͤnget mit Kalck. Hierdurch erwaͤr-
met
[193] met er ſolchen, denn mit dem Waſſer erhitzt
ſich der Kalck, und das alcaliſche Weſen des
Kalckes ſchluckt das uͤberfluͤßige Saure in
ſich. Der bey denen Floͤtzen gemeiniglich mit
vorkommende Sand, erhaͤlt die Erde feucht
und locker, ſo haben wir den Grund der
Fruchtbarkeit derer Floͤtz-Gebuͤrge. Deſto
bedencklicher aber iſt die zweyte Frage:
2. Woher es ruͤhre, daß man gemei-
niglich bey Floͤtz-Gebuͤrgen Buͤchen und
Eichen, hingegen deſto weniger hartzi-
ges Holtz als Dannen, Fichten und Kie-
fer findet? Dieſe Frage iſt wichtiger und
ſchwerer zu beantworten, als man vielleicht
dencket; allein, ſie wird ſich wahrſcheinlich
wenigſtens beantworten laſſen, ſo bald wir
erſtlich die Natur derer Floͤtz-Schichten, an-
dern theils die Natur des Eichen-und Bu-
chen-Holtzes erwegen. Jch ſage nicht, daß
nothwendig alle Buchen und Eichen bloß
auf Floͤtz-Revieren wachſen muͤſſen, ſo, wie
ich gegentheils auch zugeſtehe, daß oͤfters ein-
zele Dannen ꝛc. auf Floͤtz-Gebuͤrgen ſich fin-
den. Die Structur derer Eichen betreffend,
ſo iſt deren Holtz unter dem Vergroͤſſe-
rungs-Glaſe ein loͤchriger Koͤrper, deſſen
Safft-Roͤhren aber in Vergleichung gegen
ander Holtz ſehr groß und weitlaͤufrig ſind.
Man erblickt in dieſen Roͤhren durch die Ver-
groͤſſerung ein dunckelbraunes Gummi.
Nun hat uns der ſeel. Herr Bergrath Hen-
Nckel
[194] ckel in der Flor. ſaturnizante auf der 314. S.
den Verſuch des ſeel. Herrn Hofrath Meu-
ders mit der Kreide angefuͤhrt, und gezeiget,
daß dieſe Erde mit einem ſalpeterſauren, ei-
nen gummoͤſen dicken Safft gebe; erwegen
wir nun, daß die Kreide nichts als eine Kalck-
Erde ſey, und erinnern uns, daß die Floͤtze
groͤſtentheils aus dergleichen Thon und
Kalck-Erden beſtehen, und betrachten zugleich,
daß zum Wachsthum derer Eichen haupt-
ſaͤchlich dicke gummoͤſe Theile erfordert wer-
den, welches auch der Beaugenſcheinigung
des Eichen-Holtzes durch Vergroͤſſerungs-
Glaͤſer erhellet; ſo liegt die Urſache ſehr deut-
lich am Tage, warum Eichen gerne auf ſol-
chen Gegenden wachſen? wo dergleichen
thonige und kalckige Erden floͤtzweiſe unter
der Damm-Erde liegen. Eben ſo iſt es auch
mit denen Buchen, welche zu der Soliditaͤt
ihres Holtzes eine fette Erde noͤthig haben,
dahergegen Dannen, Fichten, Kiefern, ein
weit ſchwammiger, lockerer Holtz haben, deſ-
ſen Wachsthum mehr von Waſſer, als einer
ſolchen fetten Erde befoͤrdert wird, ſo gar,
daß ſolche auch, wenn ſie in einen fetten,
feuchten, mohrigen Boden zu ſtehen kom-
men, nicht in die Hoͤhe gehen, krum und hoͤck-
rig werden, und unter dem ſich an ihrem
Stamme anſetzenden Mooße verfaulen und
verſtocken.
3. Fragt
[195]
3. Fragt es ſich, warum ein guter
Mosler-Wein nach der Schiefer ſchme-
cken muͤſſe? Es iſt bekannt, daß es vor ein
Documentum quarendigionatum von der
Aufrichtigkeit bey dem Mosler-Weine ange-
nommen wird, wenn ſolcher nach Schiefern
ſchmecket. Vielleicht trinckt ihn mancher,
ohne zu wiſſen, warum er ſo ſchmecket. Die
Herren Bacharacher, wenn ſie ihre Wein-
berge duͤngen wollen, haben gemeiniglich ei-
nen Vorrath von Schiefern, welche ſie ſo
lange an der Luft verwittern laſſen, bis ſolche
in eine thonige, fette Erde zerfallen; mit die-
fer Erde duͤngen ſie ihre Wein-Gebuͤrge.
Nun iſt bekannt, daß viele Pflantzen einen
Geſchmack aus der Duͤngung an ſich neh-
men, wie wir z. E. an der Pferch-Gerſte ſe-
hen, dieſes thut nun auch der Weinſtock, da-
her ruͤhret es, daß die meiſten Weinſtoͤcke
ausarten. Und wenn man das beſte
Tockaͤyer-Holtz auf unſere beſten Gebuͤrge
legte, ſo wuͤrde doch nimmermehr ein wahrer
Tockaͤyer daraus werden. Es hat zugleich
dieſe Duͤngung mit Schiefern den Nutzen
bey dem Mosler-Wein, daß es ſolchen milde
macht, denn da dieſe Art von Schiefern mit
zarter Kalck-Erde vermiſcht iſt, ſo nimmt deſ-
ſen alcaliſche Erde ſchon in dem Wachsthum
vieles von dem ſauren in ſich, das ſonſten bey
dem Weine bleiben wuͤrde. Ja, wir ſehen
auch an andern Orten, daß ein Wein, wel-
N 2cher
[196] cher an ſchiefrigen Gebuͤrge gewachſen, lieb-
licher und edler iſt, als derjenige, der bloß auf
fetten moorigen Boden gewachſen, welcher
gemeiniglich faul ſchmecket. Die Scharfen-
berger, Hofeloͤsnitzer, Weinpiehler Weine in
Sachſen ſind weit edler, als die, ſo um Kotz-
ſchenbroda, Caditz, Loſchewitz und Blaſe-
witz erbauet werden.
4. Daß aber der Wieſewachs an ſol-
chen Orten nicht ſo gut und nahrhaft
vor das Vieh iſt, als an wuͤrcklichen ho-
hen gebuͤrgiſchen Orten, ruͤhret meines Er-
achtens eben daher, weil die unter der Damm-
Erde liegende Thonſchichten, bekannter
maſſen die Waſſer nicht gehoͤrig fallen laſ-
ſen. Es bleiben alſo ſolche auf denen Wie-
ſen ſtehen, und machen, daß das darauf
wachſende Graß verſauert. Daß dieſes ſeinen
guten Grund habe, zeiget die taͤgliche Erfah-
rung an demjenigen Heu, welches in Bruͤ-
chen, Suͤmpfen und Moraͤſten waͤchſet, wel-
ches gemeiniglich ſauer, und bey weiten nicht
ſo nahrhaftig iſt, als das, was in guten Wie-
ſen waͤchſet. Die Erfahrung lehret uns die-
ſes an denen Schweitzer-Gebuͤrgen, Hartz-
Gebuͤrge, Saͤchſiſchen Ertzt-Gebuͤrge, wo die
Viehzucht bey dem Landmanne der beſte Ar-
tickel, hingegen der Ackerbau in Vergleichung
mit dem auf dem flachen Lande elend und
armſelig iſt.
5. Nun
[197]
5. Nun kommt es noch auf eine Frage
an: Woher es ruͤhre, daß an denen Or-
ten, wo ehedeſſen Halden von Floͤtz-Ar-
beit aufgeſtuͤrtzet worden, wenn auch
ſolche ſchon wieder eingeebnet werden,
dennoch das hingeſaͤete Getraͤyde nicht
fortkommen will? Wir haben oben geſagt,
daß die Bacharacher ihre Weinberge mit
Schiefern duͤngen, und daß die Weinſtoͤcke
vortreflich darnach gerathen. Gleichwohl
wollen die aus denen Floͤtz-Gebuͤrgen gefoͤr-
derten Schiefern keine gute Duͤngung ge-
ben. Die Urſach davon iſt eines theils der
viele Vitriol, welcher in dieſen Schiefern
ſtecket, und den Wachsthum derer Pflan-
tzen hinderlich iſt. Andern theils verurſachen
ſolches die von denen darunter befindlichen
ausgebauten Strecken haͤufig zu Tage aus-
ſtreichenden mineraliſchen Auswitterungen.
Es iſt eine in der Erfahrung gegruͤndete An-
merckung, daß an denen Orten, wo Gaͤnge
in einer geringen Teuffe unter der Erde weg
ſtreichen, die darauf geſaͤeten Feld-Fruͤchte
zwar wachſen, aber, wenn ſie kaum ein paar
Finger hoch uͤber die Erde heraus ſind, gelb
werden und verwelcken. Der Grund von
dieſer natuͤrlichen Begebenheit iſt leicht ein-
zuſehen, denn die Ausſaat geſchiehet gemei-
niglich im Herbſt mit dem Winter-Getraͤyde,
und im Fruͤhlinge mit dem Sommer-
Korne, zu beyden Jahres-Zeiten hat die
N 3Sonne
[198] Sonne nicht ſo ſtarcke Macht, als wie im
May und Junius, ſo viele mineraliſche Duͤn-
ſte aus der Erde heraus zu ziehen. Es kan
alſo ein ſolches geſaͤetes Korn wohl fort kom-
men und ausſchlagen, ſobald aber die Sonne
ſtaͤrcker und tiefer in den Erdboden zu wuͤr-
cken anfaͤngt, ſo ziehet ſie immer mehr der-
gleichen mineraliſche Duͤnſte heraus, welche
ſich in die Pflantzen einlegen, und ihren
Wachsthum verhindern. Je tiefer aber
Floͤtze und Gaͤnge unter der Erde ſtecken, je
weniger koͤnnen ihnen die unter der Erden auf
denen Kluͤfften ſtreichende Wetter und
Schwaden etwas anhaben. Zwar iſt nicht
zu laͤugnen, daß es auch Schiefern gebe,
welche zum Felder duͤngen mit Nutzen ge-
braucht werden koͤnnen, wie denn der ſeelige
Herr Bergrath Henckel in der Flor. ſaturn.
auf der 173. Seite anfuͤhret. Allein, wenn
man erweget, daß er zu gleicher Zeit anfuͤh-
ret, es waͤren ſolche mehr Mergel und folglich
kalckartig geweſen, hiernaͤchſt, ſie haͤtten erſt
ein paar Jahr liegen muͤſſen, daß ſie zerfallen
waͤren, ſo ſiehet man gantz natuͤrlich, daß
waͤhrend dieſer Zeit die Sonne den Mergel
calcinirt habe, welcher hierdurch faͤhig gewor-
den als ein gebranter Kalck zu zerfallen, und
in der Folge das zu thun, was ein anderer
Kalck in der Duͤngung derer Felder nuͤtzliches
verrichtet, und alſo dieſes keinesweges auf
metalliſche und mineraliſche Schiefern zu ap-
pliciren
[199]pliciren ſey. Doch, wir entfernen uns zu
weit von unſerer Abſicht, in dieſem Abſchnitte
die Metalle und Mineralien durchzugehen,
die ſich in denen Floͤtzen finden. Um hierbey
in gehoͤriger Ordnung zu verfahren; ſo wol-
len wir uns folgender Eintheilung bedienen.
Jn Abſicht
- 1) Auf die Erden.
- 2) Auf die Saltze.
- 3) Auf verbrennliche Mineralien.
- 4) Auf Metalle.
- 5) Auf Steine.
Was alſo 1) die in denen Floͤtzen be-
findliche Erden anlangt, ſo haben wir
zwar ſchon bisher geſagt, daß die Floͤtze groͤ-
ſtentheils aus Thon und Kalck-Erden be-
ſtuͤnden. Allein, da auch dieſe Arten von
Erden ſo verſchieden ſind, ſo wollen wir die
verſchiedene Gattungen dererſelben etwas
eigentlicher anſehen. Die gemeine graue
und blaue Chon Erde iſt die gemeinſte Erde
die wir bey allen Floͤtzen antreffen; ſie iſt den
Grund derer Schiefer; ſie iſt das Verbin-
dungs-Mittel, wodurch verſchiedene Arten
von Geſteine in denen Floͤtzen zuſammen
haͤngen; ſie iſt ſo gar dem Kalckgeſtein haͤufig
beygemiſcht, welches ſich in denen Floͤtzen
befindet; ſie ſcheinet ſo gar vieles zu der Ent-
ſtehung des Koch-Saltzes beyzutragen, wel-
ches wir gemeiniglich in dem hangenden gan-
tzer Floͤtz-Gebuͤrge antreffen, wie wir beſſer
N 4unten
[200] unten bey Gelegenheit derer in Floͤtz-Gebuͤr-
gen befindlichen Saltze hoͤren werden; ſie iſt
bey denen Floͤtz-Gebuͤrgen die gewoͤhnlichſte
Metall Mutter, in welcher die Metalle zwar
nicht erzeuget, aber doch aus zarten Daͤm-
pfen und Waſſern wieder koͤrperlich darge-
ſtellet werden. Die Thon-Erde iſt es, die
hauptſaͤchlich bey denen Floͤtzen die Schich-
ten von einander unterſcheidet. Wir fin-
den uͤberhaupt, daß der Thon auch auf fla-
chem Lande die horizontale Lage liebet. Doch
nicht dieſe Art von Thon-Erde allein iſt es,
welche floͤtzweiſe bricht, ſondern verſchiedene
Arten von bunten Erden, von fetten Bolar-
Erden, von Tripel und Fuller-Erden. Wir
ſehen daher, daß gemeiniglich alle bunte Er-
den, z. E. die ſo artige terra miraculoſa ſaxo-
niæ, welche Chriſtian Richter beſonders
beſchrieben, nicht weniger die unter dem
Namen geſiegelter Erden, der Lemni-
ſchen Erde ꝛc. bekannten Erd-Arten floͤtzweiſe
brechen: Auch die blaue Erde von Eckers-
berge im Weiſſenſelſiſchen, welche der Herr
Profeſſor Ludwig unter die Trippel-Erden
gerechnet, und welche Anfangs gantz weiß
ausſiehet, nachdem ſie aber einige Zeit an der
Lufft gelegen, immer mehr und mehr blau
wird, alle dieſe Arten von Erden brechen
floͤtzweiſe. Jch habe ſo gar bey einer Ge-
legenheit in Schleſien, nicht weit von Op-
peln dergleichen Floͤtz-Schichte geſehen, wo
eben
[201] eben dergleichen blaue Erde brach, welche
25 Pfund Eiſen hielt, und welche auch An-
fangs weiß ausſahe. Von dieſer Art fin-
den ſich unzehlige Gattungen allezeit floͤtz-
weiſe in dem Erdboden ausgetheilet. Fer-
ner gehoͤren unter die floͤtzweiſe brechende
Erd-Arten ſo viele Kalck-Erden, welche theils
wuͤrcklicher Kalckſtein geworden, theils als
Kalckmergel ſchichtenweiſe unter der Erde lie-
gen. Wir haben bey der Erzehlung derer
Floͤtzſchichten ſchon erwehnet, wie haͤufig das
Kalckſtein-Gebuͤrge bey allen Floͤtzgebuͤrgen
ſey, und alſo koͤnnen die Leſer von der Wahr-
heit dieſes Satzes deſto gewiſſer uͤberzeugt
ſeyn. Beſiehet man uͤber dieſes ſo eine groſ-
ſe Menge Kalckgebuͤrge, ſo wird man gewiß
an denen meiſten Orten wo nicht uͤberall
wahrnehmen, daß die Lage des Kalckſteines
meiſtentheils horizontal ſey, die Urſache da-
von iſt in dem vierten Abſchnitte gezeiget wor-
den- Was ſoll man ſagen von denen Mar-
morbruͤchen, welche nichts anders als eine
Art Kalckſtein ſeyn, deren Baͤncke allezeit
Floͤtzweiſe angetroffen werden. Ja faſt alle
andre Arten von Erden, ſie haben Na-
men wie ſie wollen, Bolus, Spaniſche-
Kreide, Speckſtein, ſchwarze Kreide ꝛc.
finden ſich in horizontalen Schichten.
2) Was die Saltze anbetrift, ſo wird nicht
leicht ein Saltz, den Salpeter und Borax
ausgenommen, ſeyn, das nicht in Floͤtzen be-
N 5findlich
[202] findlich waͤre. Und auch der Salpeter kann
vielleicht in Jndien, wo er am haͤufigſten her-
kommt, ſeine Abkunft dem Floͤtz-Gebuͤrge zu
dancken haben. Da es aber noch an zuver-
laͤßigen Nachrichten fehlet, ſo muß davon ſo-
wol als von dem Borax meine Gedancken zu-
ruͤckbehalten. Jndeſſen iſt es doch bedenck-
lich, daß hieſiger Landen, auch die kuͤnſtliche
Erzeugung des Salpeters nirgends beſſer als
im Magdeburgiſchen und Halberſtaͤdtſchen
von ſtatten gehet, und daß unter die Salpe-
ter-Waͤnde viele fette Thonerde mitgeſchla-
gen wird. Was das Kochſaltz anbelangt,
ſo iſt es merckwuͤrdig, daß man allezeit in de-
nen Gegenden, wo die Floͤtz-Gebuͤrge ſich
nach dem flachen Lande zu verlauffen, folg-
lich in ihrem hangenden Saltzquellen findet.
Halle, Staßfurth Schoͤningen, Hartzburg,
Saltzgitter Unna, Artern, Franckenhauſen
und andre Gegenden legen hiervon ein deut-
liches Zeugniß ab. Man hat daher die
gegruͤndeteſte Urſache zu glauben, daß die
Floͤtz-Gebuͤrge, beſonders die darinne ſtecken-
de Kalckgebuͤrge vieles zu der Erzeugung de-
rer Saltzquellen beytragen muͤſſen. Beſon-
ders wenn wir uns erinnern, daß ſchon der
beruͤhmte Herr Hofrath Stahl in ſeinen
Bedencken von Salzen an mehr als an einen
Ort gezeiget, daß die Grunderde des Saltzes
eine Kalckerde ſey. Noch bedencklicher iſt die
Erfahrung, welche uns Buͤttner in Ruder.
Diluv.
[203]Diluv. teſt. auf der 230. und ſolgenden Seite
angiebt, daß naͤmlich in denen Bottendorfer
Schiefern Cryſtalliniſches Saltz angetroffen
worden, ja daß ſogar ein dergleichen calcinir-
ter Schiefer uͤber Nacht mit Saltz beſchla-
gen ſey. Nun will zwar beſagter Au-
tor hieraus erweiſen, daß das Saltz und deſ-
ſen Quellen noch von der Suͤndfluth herruͤhr-
ten, allein mir deuchtet die Natur iſt noch
taͤglich im Stande durch die Umkehrung,
Aneignung, Verbindung, ganz neue Grund-
miſchungen und Dinge hervor zu bringen, und
wer weiß es denn noch, was eine oder die an-
dre Erde in der Folge der Zeit bloß durch
Berbindung mit allerley Arten von Waſſern
auszurichten im Stande ſey? Wir ſehen
auch auf denen Gradier Haͤuſern, daß ſich
die Kalckerde haͤufig bey der Saltzſohle be-
findet. Wir bemercken daher daß ſelbſt in
der Gegend von Pohlen wo das Steinſaltz
gewonnen wird, nichts anders als Floͤtz-Ge-
buͤrge ſind, welche wegen der dabey haͤufig
einbrechenden Schnecken und Muſcheln, von
nichts anders als einer vorgegangenen Ver-
aͤnderung des Erdbodens zeigen, wo aber eben-
fals Thon und Kalcklagen mit einander ab-
wechſeln, ja das Steinſaltz ſelbſt bricht nach
des Herrn Berg Commiſſair Schobers Nach-
richt Floͤtzweiſe. Da ich gleich Anfangs die-
ſes Tractats erinnert habe, daß ich mich bloß
als einen Geſchichtſchreiber auffuͤhren wolle,
ſo
[204] ſo uͤberlaſſe ich die chymiſche Unterſuchung de-
rer Urſachen, warum jederzeit bey den Aus-
gehenden derer Floͤtz-Gebuͤrge, Saltzquellen
ſich finden, geſchickten Chymicis. Vitriol-
Saltz kann noch weniger in denen Floͤtz-Ge-
buͤrgen fehlen, weil, wie wir aus denen Floͤtz-
ſchichten geſehen, uͤberall Eiſenertzt, ja ſelbſt
Schwefel, und Vitriol-Kieß in Menge dar-
auf brechen. Und ſo iſt es auch, wir finden
den Vitriol deutlich genug, theils ſchon gedie-
gen auf denen Kieß-Nieren, welche nicht ſel-
ten auf Floͤtzen vorfallen, ſondern die gefoͤrder-
ten Berge verwittern und beſchlagen nach
weniger Zeit, wenn ſie dem Wetter ausge-
ſetzt ſind mit Vitriol: Zum Theil zeiget ſich
der Vitriol allererſt nach einer vorgegange-
nen Calcination: Wir ſehen daher, daß zu-
gebrennte Schiefern, wenn ſie einige Zeit lie-
gen, und naß und wieder trocken werden,
mit Vitriol beſchlagen, ich will von Kupfer-
ſtein nichts erwehnen. Doch nicht allein die
Schiefern ſind es, welche ſich mit Vitriol er-
weiſen, ſondern auch die Steinkohlen, und ſind
eben die oͤfters haͤufig genug darinne verborge-
nen Kieße Schuld an deren geſchwinden
Verwitterung und Zerfallung an freyer Luft.
Ja in denen Schiefern ſelbſt zeiget ſich oͤfters
der Vitriol auch ohne Verwitterung, beſon-
ders an denen ſo genannten Kupferhiecken,
welche nichts als ein gruͤn beſchlagner Kup-
fer-Kieß in Koͤrnern iſt, welcher in einigen
Arten
[205] Arten von Schiefern lieget. Eben ſo ſehen
wir, daß ſich dieſes Saltz auch in andern Floͤtz-
Arten findet, z. E. in denen Alaunertzten,
wo es der Erfahrung zu Folge haͤufig genug
zu Hauſe iſt. Der Alaun iſt bekannt, daß
deſſen eigentliches Ertzt ordinair Floͤtz-weiſe
bricht, es beſtehe nun in einer beſondern Erde
oder in Steinkohlen. Selbſt der Boccone
in Muſeo di Fiſica \& di Eſperienze auf der
246. Seite berichtet uns, daß das Ertzt wor-
aus die roͤmiſche Alaune geſotten wird, floͤtz-
weiſe bricht, und fuͤhret dabey an, daß ſolches
als eine Art von Kalckſtein gebrennet, her-
nach aber ausgelauget und verſotten werde.
Merckwuͤrdig iſt endlich noch, daß man ge-
meiniglich in denen Gegenden von Floͤtz-Ge-
buͤrgen auch warme Baͤder und Geſund-
brunnen antrift. Da ich mich einmal an-
heiſchig gemacht, alles aus Erfahrungen dar-
zuthun, ſo will ich auch dieſes damit erweiſen.
Da wo ſich das Floͤtz-Gebuͤrge endiget von
Mannsfeldiſcher Seite gegen Merſeburg zu,
bey Lauchſtaͤdt findet ſich ein Geſundbrun-
nen und Bad. Toͤplitz, welches wie wir oben
angefuͤhret haben, mit Floͤtz-Gebuͤrge ſich
erweiſet, hat ein warmes Bad, und das nicht
weit davon gelegne Bilin hat einen Geſund-
brunnen. Selbſt das Carls-Bad liegt in
einer Gegend, welche ſich mit Floͤtz-Schich-
ten erweiſet. Das Ackner Bad entſpringet
gleichfals aus einen floͤtzartigen Gebuͤrge.
Landeck
[206] Landeck liegt an einem Orte, wo das Gebuͤr-
ge nach den flachen Lande zufaͤllt, es erweiſet
ſich mit Floͤtz-Gebuͤrge und hat ein warmes
Bad, und Geſundbrunnen. Warmbrun-
nen bey Hirſchberg, liegt an den Fuſſe des
Rieſen-Gebuͤrges, die Gegend daherum
beſtehet aus Floͤtzſchichten, von Kalck ꝛc. und
hat ein warmes Bad. Und wenn man die-
ſes genau wahrnimmt, ſo wird man ſehen,
daß dieſe Anmerckung faſt uͤberall eintrift.
Es iſt auch kein Wunder, denn wenn wir
erwegen, daß dieſe Waſſer gemeiniglich ein
Mittelſaltz geben, ſo ſiehet man ſehr leicht ein,
daß ſolche ihre Hitze, denen unter der Erde ſich
aufloͤſenden Schwefelkieſen und Eiſen-Thei-
len zu dancken haben, da ſich denn das daher
entſtehende Vitriolſaure an das Floͤtzweiſe
liegende Kalckgeſtein attachiret, etwas davon
aufloͤſet, und mit dieſem alcali ein Mittelſaltz
machet.
3) Was die verbrennlichen Mineralien
anlangt, ſo finden ſich ſolche auch meiſtentheils
floͤtzweiſe. Wir wollen ſolche der Reihe nach
anſehen. Der gewachſene Schwefel findet ſich
niemals anders als in Floͤtzſchichten. Boc-
cone am angefuͤhrten Orte auf der 243. S.
gibt uns von dergleichen ſchwefelhaltigen Erde
Nachricht, woraus nicht weit von Rom bey
Braciano Schwefel geſotten wird, und wel-
che Floͤtzweiſe lieget. Der Herr Berg-Com-
miſſair Schober erzehlet uns in dem Ham-
burgi-
[207] burgiſchen Magazine von gediegnen oder
gewachſenen Schwefel, welcher in Floͤtz-
ſchichten in Pohlen gegraben worden. Der
gewachſene Schwefel und Auripigment aus
Ungarn beſonders aus Neuſohl und aus
Servien ſind bekant genung. Zugeſchwei-
gen derer Schwefelkieße, welche in Menge
in denen Floͤtzſchichten brechen, von dem
Agtſtein darf man noch weniger in Abrede
ſeyn, daß ſolcher in verſchiednen Floͤtzſchich-
ten geſunden werde, der Erweiß davon lieget
am Tage daß man nicht ſelten dergleichen
auch in Floͤtzlagen gefunden habe. Der
ſeelige Bergrath Henckel berichtet uns derglei-
chen in ſeinen kleinen mineralogiſchen Schrif-
ten auf der 540. S. bey Gelegenheit des
bey Schmiedeberg gegrabnen Bernſteins.
Nochmehr die Erfahrung lehret es uns hier
um Berlin. Jch beſitze ſelbſt Stuͤcken von
Bernſtein, welche in hieſiger Leimgrube gefun-
den worden. Bey Potsdam findet ſich
dann und wann etwas in der daſelbſt ge-
grabnen Ziegelerde. Selbſt das einige Mei-
len von hier gelegne Zehdenick gibt dann und
wann Stuͤcken Bernſtein in dem daſelbſt
floͤtzweiſe liegenden Eiſenſtein. Und wie oft
wird nicht dergleichen bey Grabung von
Schleuſſen, Brunnen ꝛc. in denen durch-
ſunckenen Schichten gefunden. Oftange-
fuͤhrter Boccone auf der 174. und folgenden
Seite fuͤhret ferner gegrabnes Berg-Oehl
in
[208] in horizontalen Erd-Schichten von Viterbo,
Parma, Sicilien, und andern Orten an. Ja es
iſt bekannt, daß aus der Alaunerde, beſonders
aus der ſo genannten wilden Alaunerde hier
bey Freyenwalde, und anderwaͤrts ein wah-
res Petroleum durch Chymiſche Arbeit aus-
gezogen werden koͤnne, und wuͤrcklich ausge-
zogen werde.
Die Naphta Brunnen bey Backu, von
welchen Herr D. Lerche in der Oberſaͤchſiſchen
Berg-Academie Nachricht giebt, quellen
gleichfals aus ſolchen horizontal liegenden
Schichten hervor. Von denen Steinkoh-
len iſt es ſchon eine ausgemachte Sache, daß
ſolche floͤtzweiſe brechen, ſie moͤgen nun or-
dentliche Stein-Kohlen, oder ſo genannte
braune Holtz-Kohlen, oder Erd-Kohlen
ſeyn. Und da zu dem Geſchlechte derer
Stein-Kohlen auch der Gagat mit gehoͤret,
ſo folget daraus, daß ſolcher, wie es auch in
der Erfahrung gegruͤndet iſt, floͤtzhaftig
breche. Der Grund davon, warum dieſe
verbrennliche Koͤrper ſo haͤufig und gemei-
niglich in Floͤtz-Schichten brechen, iſt ver-
muthlich in dem, in Floͤtz-Schichten haͤufig
ſteckenden Vitriolſauren zu ſuchen, welches
in der Verbindung mit einer fetten Erde je-
derzeit einen Schwefel giebt. Doch dieſes
gehoͤret vor die Herrn Chymicos. Hierher
gehoͤren auch diejenigen fetten Erden,
welche am Feuer angezuͤndet brennen, und
einen
[209]einen beſondern Geruch von ſich geben,
dergleichen die Erde von Artern im Thuͤringi-
ſchen, die Merſeburgiſche wohlriechende Erde,
die Geraer Erde, welche wie Gummi Animæ
riechet, und eine gewiſſe graue Thon-Erde,
welche ich letzthin in Schleſien angetroffen
habe, die wie Kampfer, angezuͤndet aber
wie Schwefel riechet. Alle dieſe Erden brechen
jederzeit Floͤtzweiſe. Der Turf, deſſen Lage al-
lemal horizontal iſt, gehoͤret daher auch zu
denen verbrennlichen Koͤrpern aus dem Mi-
neral-Reich, welche Floͤtzweiſe brechen, ob
ſolcher gleich ſeinen Urſprung anfaͤnglich dem
Pflantzen-Reiche zu dancken hat, dennoch
aber, und weil derſelbe mit einem zarten
Schwefel und Erdhartze durchdrungen iſt,
ſo verdienet derſelbe, meines Erachtens, dieſe
Stelle mit Recht. Und dieſes waͤren alſo
gantz kuͤrtzlich die verbrennlichen Mineralien,
welche ihre gewoͤhnliche Entſtehung in denen
Floͤtzen und deren Schichten haben.
4) Wir kommen nunmehro auf die Me-
talle ſelbſt. Dieſe werden bekannter maſſen
in vollkommene und unvollkommene ein-
getheilet. Beyde bringet die Natur theils
gediegen, theils verertzet hervor. Wir
wollen alſo zuerſt die gediegenen anſehen,
und unterſuchen, in wie weit ſolche auch auf
Floͤtz-Gebuͤrgen ſich finden. Hernach wol-
len wir die verertzeten betrachten. Von
dem Golde iſt es bekant, daß ſolches nie-
Omals
[210] mals verertzet, ſondern jederzeit gediegen in
ſeiner Mutter lieget, obgleich meiſtens ſo zart
eingeſprengt, daß man es auch mit dem beſten
Vergroͤſſerungs-Glaſe nicht ſelten vergebens
ſuchet. So viel mir wiſſend, hat man noch
niemals Gold in Floͤtz-Gebuͤrge gefunden,
obgleich Volckmann in Sileſ. ſubterran. und
andere ein Haufen Nachrichten von gold-
haltigen Schiefern, Stein-Kohlen u. d. gl.
erzehlen. Es ſcheinet alſo, daß das Floͤtz-
Gebuͤrge nicht die rechte Metall-Mutter vor
das Gold ſey, und alſo waͤre es vergebens
ſich bey dieſem Metalle laͤnger aufzuhalten,
um ſo mehr, da ich zum Schluß dieſes Ab-
ſchnittes noch etwas von Erzeugung derer
Metalle auf denen Floͤtzen erwehnen werde.
Zum voraus mercke man, daß ich hier ſage,
man habe noch niemals Gold in Floͤtzſchich-
ten gefunden. Silber iſt dann und wann
in zarten Blaͤttgen und als Haarſilber auf
Schiefern gefunden worden, doch gehoͤren
dergleichen Stuͤcke mehr als eine Selten-
heit in das Kabinet, als auf die Huͤtten.
Gediegnes Kupfer iſt deſto mehr auf Schie-
fern bekannt, wie denn beſonders die Botten-
dorfer Schiefern deswegen beruͤhmt ſind,
doch hat ſich auch dergleichen dann und
wann auf andern Floͤtz-Gebuͤrgen gefunden,
und iſt ſeine Geſtalt gemeiniglich haarig.
Vom Zinn iſt bekannt, daß es als von der
Natur ohne Feuer hervor gebracht, nicht
exiſtirt,
[211] exiſtirt; und mit dem Bley iſt es ebenfals
noch ſehr zweifelhaft, ob gleich noch nicht recht
bekannt iſt, wo die Maſſelſchen Bley-Koͤrner
herkommen. Da ich hier von denen Maſſel-
ſchen Bley-Koͤrnern etwas ſage, ſo werden
mir meine Leſer erlauben, daß ich hier eine
kleine Ausſchweifung mache, und meine Ge-
dancken daruͤber eroͤſne. Als ich dieſes ver-
wichene Fruͤhjahr auf allerhoͤchſten Koͤnigl.
Befehl eine Reiſe nach Schleſien thun muſte,
ſo erinnerte ich mich, daß Volckmann in
Sileſ. ſubterran. auf der 233 Seite ſagt, daß
man bey Schoͤnewalde im Muͤnſterbergi-
ſchen auf dem Wege, da man uͤber Silber-
berg gehet, an der Straſſe gediegen Bley
als Bohnen und Erbſen groß, auch groͤſſer
finde, ſo ſey auch daſelbſt ein lettiger Berg,
darinne gediegen Bley liege. Es hat Herr
Volckmann Recht, und die Sache geht
gantz natuͤrlich zu, denn an dieſem Wege hat
ehedeſſen die alte Schmeltz-Huͤtte geſtanden,
auf welcher die Silberberger Ertzte zu gute
gemacht worden. Was iſt alſo natuͤrlicher,
als daß mit denen Schlacken vieles Bley ab-
gehoben, und in die Halde gelauffen worden,
welches nach und nach durch Regen und an-
dere dergleichen Zufaͤlle in den Weg ge-
ſchwemmet worden, wo es noch jetzo gefun-
den wird. Eben dergleichen Umſtand kan
vielleicht auch bey Maſſel ſich ereignet haben.
So leicht kan man ſich irren, wenn man
O 2nicht
[212] nicht auf alle Umſtaͤnde bey dergleichen Ge-
legenheiten genau Achtung giebt. Eben ei-
nen ſolchen Fehler macht Herr Volckmann,
wenn er am angefuͤhrten Orte ſagt, daß man
bey Tarnowitz Bley aus einer gelben Erde
ſchmeltze. Haͤtte er geſagt, aus einer weiſſen
Erde, ſo waͤre es die Wahrheit, und waͤre
das daſelbſt brechende weiſſe Bleyertzt dar-
unter zu verſtehen. Allein, wer ſiehet nicht,
daß ſeine vorgegebene gelbe Erde der Gall-
mey ſey, welcher aber an und vor ſich kein
Bley giebt, ſondern das Bley kommt von
dem darinnen eingeſprengten Bley-Glantz
her. Jch muß bey dieſer Gelegenheit noch
ein paar dergleichen Jrrthuͤmer anfuͤhren.
Man brachte mir bey meiner Anweſenheit in
Tarnowitz eine Art Bleyertzt, unter dem
Namen rothes Bleyertzt, und gab es vor ſo
gewachſen aus, hatte es auch zeithero davor
gehalten; als ich es aber genau beſahe, ſo
war es Glaͤtte, welche aus denen Huͤtten
mit in die Schlackenhauffen gerathen war.
Als ich vor ein paar Jahren auf dem Claus-
Thal war, zeigte mir der in Berg und Huͤt-
tenſachen ſehr erfahrne Herr Oberzehndner
Schleum ein Stuͤck, welches aus lauter uͤber-
einander liegenden Blaͤttern beſtand, ſehr
ſchwer war, und die Geſtalt eines abgekuͤrtz-
ten Kegels hatte, durch welchen der Laͤnge
nach durch und durch ein Loch gieng. Man
hatte viele dergleichen Stuͤcken bey gewiſſer
Gele-
[213] Gelegenheit bey Leerbach unter der Erde ge-
funden. Angeſtellte Verfuche hatten gewie-
ſen, daß es eine wuͤrckliche Glaͤtte war, und
viele waren Anfangs der Meinung geweſen,
es waͤre dieſes eine gewachſene Glaͤtte. Die-
ſer geſchickte Mann aber, welcher bey ſich
uͤberlegte, daß dieſe Stuͤcken alle einerley Ge-
ſtalt hatten und durchloͤchert waren, ent-
deckte das Raͤthſel, und zeigte, daß es Ueber-
bleibſel von alten Schmeltzen waͤren, da man
ſich nach der Anweiſung des Agricola vor
Zeiten bey dem Treiben ſpitziger ſtarcker Eiſen
bedienet, um das treibende Werck damit zu
ruͤhren, und die Glaͤtte abzuziehen, welche
man in dem treibenden Bley umgewendet, da
ſich denn die Glaͤtte Schichtenweiſe herum-
gewickelt, und nachdem ſie erhartet, abgeſtoſ-
ſen worden, daher dieſe Stuͤcken beſagte Ge-
ſtalt erhalten, und vermuthlich durch Nach-
laͤßigkeit derer Schlackenlaͤufer, oder weil
man die Sache nicht ſo ſehr zu Rathe ge-
nommen, mit auf die Halde gelaufen wor-
den. So leicht kan man ſich irren, wenn
man eine Sache nur obenhin anſiehet. Doch
ich entferne mich zu weit von meinen Zwecke,
und bitte bey meinen Leſer deswegen um
Vergebung. Gediegen Eiſen iſt auf Floͤ-
tzen auch noch nicht erhoͤrt worden, da es
ohnedem eine groſſe Seltenheit iſt. Wir
kommen nunmehr auf die unvollkommenen
oder Halbmetalle. Hier kommt nun vor al-
O 3len
[214] len Dingen das Queckſilber zum Vorſchein.
Dieſes findet ſich in einen floͤtzartig liegenden
fetten Letten in Hydria, und wird das
Jungfraͤuliche Queckſilber genennet. Es
findet ſich ferner in Floͤtzſchiefrigen Geſtein
bey Creutzenach in der Pfaltz gantz reine und
lauffend. Wißmuth wird weder auf Gang-
noch Floͤtz-Gebuͤrgen rein und gediegen ge-
funden. Eben ſo wenig findet man den Ar-
ſenick in weiſſer chryſtalliniſcher Geſtalt in
Floͤtz-Gebuͤrgen. Als Operment aber fin-
det ſich ſolcher Floͤtzweiſe bey Neuſohl in Un-
garn, und in Servien in grauen ſandigen Ge-
ſtein. Kobold, Spießglaß und Zinck wer-
den ebenfals nicht in reiner und reguliniſcher
Geſtalt in Floͤtzen gefunden. Wir wollen
uns alſo nunmehro zu denen verertzteten
Metallen wenden, und ſehen, in was vor
Geſtalt ſolche in Floͤtz-Gebuͤrgen und hori-
zontalen Lagen uns zu Geſichte kommen. Da
wir ſchon oben erinnert, daß das Gold nicht
mineraliſirt und verertztet gefunden werde, ſo
kommt ſolches hierbey nicht in Erwegung.
Silber findet ſich noch eher und haͤufiger in
denen Schiefern, doch nicht ſo reiche Ertzte,
wie auf denen Gang-Gebuͤrgen. Man ſucht
alſo und erwartet in denen Schiefern verge-
bens Glaßertzt, Rothguͤlden, Gaͤnſekoͤthi-
ges Ertzt, Hornertzt, Federertzt und derbes
Weißguͤlden. Hingegen findet ſich bey Schie-
ſern dann und wann ein zart eingeſprengtes
Fahl-
[215]Fahlerzt. Jch habe ſolches ſonderlich aufdenen
Wechſeln wahrgenom̃en, daß ſolches bisweilen
ein halben bis ein gantzen Zoll maͤchtig anſte-
het, und zwar, wo ich ſolches noch geſehen,
da war allezeit die Mutter deſſelben ein Spath,
woraus erhellet, daß Floͤtze als Schichten
aus Thon oder Kalck, an und vor ſich nicht
ſo geſchickt zu der Empfaͤngniß dergleichen
reichhaltiger Ertzte ſind. Gilben finden ſich
auf Schiefern auch, aber ſie ſind im Silber-
Gehalt ſehr arm und eiſenſchuͤßig Sehr
zart eingeſprengtes Weißguͤlden habe zwar
auch, aber ſehr ſelten wahrgenommen, und
niemals anders, als wenn auf dergleichen
aus Spath beſtehenden Wechſeln Bley-
Glantz mit einbrach. Silberroͤthe iſt ehe-
deſſen auf den reichen Schiefern des Goll-
witzer Zuges bey Rothenburg getroffen wor-
den, als wodurch ſich dieſe Schiefern beſon-
ders hervor gethan. Am merckwuͤrdigſten
ſind diejenigen Kornaͤhren, welche man in
denen Franckenberger Schiefern findet, im
Heßiſchen. Sie heiſſen zwar Kornaͤhren,
und es moͤchte ſich mancher wohl gar vor-
ſtellen, es waͤren ſolche verſteinerte, oder viel-
mehr zu Silberertzt gewordene Kornaͤhren,
allein, keinesweges; dann dieſe Art von
Silber-Ertzt iſt nichts anders, als eine
zarte Thon und Kalck-Erde mit ſehr we-
nig Schwefel, mehreren Arſenick und Sil-
ber vermengt, welche ſich zwiſchen denen
O 4Schie-
[216] Schiefern daſelbſt findet. Sie gleichet zum
Theil etwas einer Kornaͤhre, weil ſie der Laͤn-
ge nach mit verſchiednen Zacken verſehen,
welche ihr dieſe Geſtalt zu wege bringen, zu-
mal wenn die Einbildungskraft getreulich
hilft. Dieſe Zacken ſind vermuthlich ent-
ſtanden als die Materie noch fluͤßig und
weich geweſen. Jhre Geſtalt zeiget ſich auf
dem Kupfer Fig. 1. 2. ſie ſind von anſehnlichem
Gehalt, und kann ich ſelbſt ein Stuͤck mit ge-
wachſenen Silber aufweiſen, ja Wolfarth in
Hiſtor. natur. Haſſiæ infer. Part. I. Pag. 35.
verſichert, daß ſolche an die 50 Marck Sil-
ber im Centner halten ſollen, welches ich aber
weil ich nur ein paar Stuͤck davon habe,
nicht unterſuchen koͤnnen. Dieſe Art iſt de-
nen Schiefern gantz eigen, und wird auf
Gang-Gebuͤrgen nicht angetroffen. Meh-
rere Arten von Silberertzten finden ſich in
Schiefern nicht in derber Geſtalt, ſondern
aller anderer Silber-Gehalt ſteckt in zart ein-
geſprengten und vermuthlich mit dem Kupfer
in ſolche eingefuͤhrten Geſchicken, wobey der
Silbermacher vermuthlich der Arſenic gewe-
ſen, weil man durch die Erfahrung wahrge-
nommen, daß meiſtentheils die Schiefern
reicher an Silber geweſen, wenn Kobold in
der Naͤhe gebrochen. Dergleichen zu Jll-
menau, Gollwitz, Manebach, Bottendorf,
Schweina ꝛc. ſich erwieſen. Es giebet die-
ſes um ſo viel mehr Gelegenheit zum Nach-
dencken,
[]
[][217] dencken, wenn man erweget, was der reiche
Verfertiger des Rothguͤlden, Weißguͤlden
u. d. gl. reicher Ertzte auf Ganggebuͤrgen ſey.
Der niemals zu vergeſſende Verſuch des ſeel.
Henckels, da er aus Kreide mit Mißpickel
tractirt, Silber erhalten, unterſtuͤtzet dieſe
Muthmaſſung, denn was iſt Kreide? es iſt
eine Kalckerde, und Kalckerde fehlt bey Floͤ-
tzen nicht, wie wir an denen Floͤtzſchichten
geſehen haben. Doch genug von Silberertz-
ten in Schiefern. Die Steinkohlen finden
wir auch nicht leer von Silber, ob derglei-
chen zwar nicht ſo haͤufig gefunden werden.
Jch habe in meiner Abhandlung von Metall-
Muͤttern auf der 252 S. ein dergleichen ſchoͤ-
nes Stuͤck Steinkohle mit gewachſnen Blaͤt-
gen Silber aus Heſſen angefuͤhret, welches
in der vortreflichen Sammlung des Herrn
Geh. R. Ellers aufbehalten wird. Jch habe
am angefuͤhrten Orte auch derer Steinkohlen
von Hartha Erwehnung gethan, welche an
die 11 Loth Silber zum Theil halten. An-
dre dergleichen Wahrnehmungen zu geſchwei-
gen, welche vielleicht, wenn man die
Steinkohlen mehrerer Aufmerckſamkeit und
Unterſuchung wuͤrdigte, denen Augen eines
Naturforſchers nicht entgehen wuͤrden. Wir
wollen nunmehro auf das Kupfer kommen.
Dieſes iſt wohl dasjenige Metall, welches ſich
am haͤufigſten in Floͤtzgebuͤrgen findet. Sein
Ertzt unter deſſen Geſtalt es gemeiniglich dar-
O 5inne
[218] inne vorkommt, iſt theils ein gelbes Kupfer-
Ertzt, welches die Schiefern als duͤnne
Schnuͤrchen durchſetzet, oͤfters iſt ſolches ſo
zart eingeſprengt, daß man es kaum mit recht
guten Vergroͤſſerungs-Glaͤſern darinne er-
kennen kann. Bisweilen kommt es als ein
Kupfergruͤn zum Vorſchein, da es denn
bald auf denen Schiefern, bald in dem blat-
trigen Gewebe derſelben, bald aus Hiecken,
oder, wie oben ſchon gedacht, als kleine blau
und gruͤn beſchlagne Kupferkieß-Nierchen in
dem Geſtein eingeſprengt iſt. Nicht ſelten fin-
der ſich auch bey Floͤtzen der bekannte Kup-
fernickel, welcher nichts als ein mit haͤufigen
Arſenie durchwebtes gelbes Kupferertzt iſt.
Beſonders zeiget ſich dieſe Art, wo viele Ko-
bolde mit einbrechen. Auf denen Wechſeln
von Spath findet ſich oͤfters ein gantz weiſ-
ſes Kupferertzt, welches einem lichten Kobolde
gantz aͤhnlich ſiehet, und nichts anders iſt,
als ein derbes Kupferertzt mit vielen Arſenic
und Schwefel durchdrungen. Da hergegen
von Kupfer-Glaß-Ertzte, Fahl Ertzte, und
derben gruͤnen Arlaß-Ertzte nichts leicht auf
Floͤtzen vorkommt. Oefters findet ſich auf
Schiefern eine Gruͤnung angeflogen, welche
aber ſehr wenig Kupfer haͤlt, und nur ein mit
Kupfer tingirter ſelenitiſcher Spath iſt.
So findet ſich auch nicht ſelten ein hochblauer
Beſchlag, welcher aber wenig Kupfer haͤlt,
hingegen im Schmeltzen deſto eiſenſchuͤßiger
ſich
[219] ſich erzeiget. Auch die Steinkohlen ſind
nicht leer von Kupfer, wie denn die obange-
fuͤhrten von Hartha bey Chemnitz an die
30-36 Pf. im Centner halten. Jch will hier
nicht derjenigen Sandertzte erwehnen, wel-
che ſich oͤfters bey einigen Floͤtz-Gebuͤrgen
unter denen Schiefern in dem weiſſen liegen-
den erweiſen, und gemeiniglich aus einer
Kupfergruͤne mit zart eingeſprengten gelben
Kupferertzte beſtehen; und ſo viel von Kup-
fer in Floͤtzen Zinn iſt doch wol das ſeltenſte
auf Floͤtz-Gebuͤrgen, doch iſt ein einziges Ex-
empel mir bekannt, da es zu Gieren in
Schleſien, in einem fetten Talckartigen Floͤtz-
Gebuͤrge gebrochen, aber auch bald wieder
liegen geblieben, weil es die Koſten nicht ge-
tragen. Bley iſt ſchon etwas bekannter auf
Floͤtzen, man findet ſolches als Glantz theils
in denen Schiefern eingeſprengt, bisweilen,
aber ſehr ſelten auch bey Steinkohlen. Man
findet es ferner haͤufig in denen floͤtzweiſe liegen-
den Schichten des Gallmeyes, ſonderlich bey
Tarnowitz und Beuthen auf der ſogenanten
Sczarlaͤy; eben daſelbſt bricht auch das weiſſe
Bleyertzt, und die ſo ſeltne weiſſe reichhaltige
Bleyerde Floͤtzweiſe. Von dem rothen
Bleyertzte, wovon in denen Sammlungen ſo
viel geredet, und eine grauſame Seltenheit
daraus gemacht wird, laͤuft es auf eine vor
alten Zeiten weggeſtuͤrtzte Glaͤtte, wie oben
erwehnet, hinaus. Mehrere Arten von der-
glei-
[220] gleichen floͤtzweiſe brechenden Bleyertzten,
ſind mir noch nicht vorgekommen. Jch
wende mich alſo zu dem Eiſen. Dieſes faſt
allgemeine Metall unterlaͤſt nicht ſeine Ertzte
unter verſchiedener Geſtalt auch bey denen
Floͤtzen zu zeigen. So finden wir zum
Erempel bey ſo vielen Orten als bey Zehdnick,
Oppeln, Tarnowitz, Beuthen, ja an tauſend
Orten in der Welt, gleich unter dem Raſen
und der Dammerde gantze Schichten und
Floͤtze von Eiſenſtein anſtehen, von welchen
merckwuͤrdig, daß ſolche groͤſten Theils, wenn
ſie auch ausgegraben worden, mit der Zeit
wieder nachwachſen. Selbſt das rothe liegende
unter denen Floͤtzen, hat ſeine rothe Farbe
dem Eiſen zu dancken: ja in denen Floͤtzſchich-
ten ſelbſt fallen nicht ſelten Neſter und Ge-
ſchiebe von Eiſenſtein vor, wie wir oben bey
Erzehlung derer Hohenſteiniſchen Floͤtzſchich-
ten in dem 5ten Abſchnitte bey Nummer 19.
angemerckt haben; dergleichen findet ſich
auch bey andern Floͤtzſchichten, als ein rother
Sand, braunes Geſtein u. d. gl. Von de-
nen verertzteten Halbmetallen finden ſich
erſtlich an Quekſilberertzten, der Zinnober.
Dieſer bricht nicht ſelten auf Floͤtzen, obgleich
in eignen Schichten in Hydria. Spießglaß
hat man meines Wiſſens noch nie in Floͤtzen
gefunden. Wißmuth und Kobold findet
ſich oͤfterer, ſonderlich auf denen ſo genann-
ten Wechſeln auf Floͤtzen, als welches die ei-
gentliche
[221] gentliche Lage des Kobolds auf Floͤtzen iſt,
da derſelbe oͤfters gantz rein, bald als Ku-
pfernickel, auch nicht ſelten mit ſchoͤner Bluͤ-
the und Beſchlage anzuſtehen pfleget, als zu
Riegelsdorf im Saalfeldiſchen. Und der
Gallmey bricht oͤfters z. E. bey Commo-
dau Tſcheeren, Tarnowitz, Beuthen ꝛc.
floͤtzweiſe. Wir ſehen alſo aus dieſem bisher
angefuͤhrten, daß die Floͤtz-Gebuͤrge nicht
ungeſchickt ſind Metallmuͤtter abzugeben.
Hier fragt es ſich nun, wie ſind dieſe Metal-
le in die Floͤtze gekommen? Jch will meine
Gedancken kuͤrtzlich davon anfuͤhren, und ob-
gleich ſolche nicht als gewiſſe unumſtoͤßliche
Grundſaͤtze anzugeben mich getraue, ſo hoffe
ich doch, daß ſolche als naturgemaͤſſe Muth-
maſſungen angehoͤret zu werden, verdienen
koͤnnen. Jch habe geſagt, daß die Floͤtz-Ge-
buͤrge allezeit an das Gang-Gebuͤrge anſchie-
ben. Es iſt bekannt, daß die Natur auf de-
nen darinne befindlichen Gaͤngen, ſo lange
als ſolche nicht durch einen allzuheftigen Bey-
tritt der aͤuſſern Luft und Waſſer in ihre
Wuͤrckung geſtoͤhrt wird, in einer beſtaͤndi-
gen Wuͤrckung mit Aufloͤſen, Zuſammenſe-
tzen, Veraͤndern beſchaͤftiget iſt. Die hin und
her auf denen Kluͤften ſtreichende Wetter,
die unterirdiſchen Grubenwaſſer loͤſen Koͤrper
auf, fuͤhren ſolche anderwaͤrts hin, verbin-
den ſolche mit andern Coͤrpern, veraͤndern
hierdurch ihre Geſtalt, ihr Beſtand-We-
ſen,
[222] ſen, ihren Gehalt, und innerliche Grundmi-
ſchung. Da nun die hohen Berge von
Waſſer uͤberſchwemmet worden, ſo wurden
die vorher mit Erde, Kalckgebuͤrge verſchloß-
nen Gaͤnge an den Fuͤſſen dieſer Ertzgebuͤrge
durch das viele Waſſer dieſer ihrer Decke be-
raubet, ſie bekamen aber eine andere an de-
ren Stelle, durch das daran anſtoſſende neu-
entſtandene Floͤtz-Gebuͤrge. Als ſich dieſe
neuentſtandene Gebuͤrge geſetzt hatten, ſo
fieng die Natur wieder an nach ihrer gewoͤhn-
lichen Art zu arbeiten: Die metalliſchen und
mineraliſchen Wetter ſpielten in die neu ent-
ſtandene Schichten hinein, und weil beſonders
der Thon am geſchickteſten war dieſe metalli-
ſchen Einwitterungen auf- und anzunehmen,
ſo wurde das durch Wetter und Waſſer da-
hin gefuͤhrte Metall in dieſer Ertzt-Mutter
wieder coͤrperlich, Wir ſehen daher, daß
Floͤtze ordinair die Art von Metall fuͤhren,
welche indem naͤchſt gelegnen Ganggebuͤrge
am haͤufigſten befindlich, z. E. in dem
Mannsfeldiſchen finden wir Kupfer und
Silber, weil der nah gelegne Hartz voll von
dergl. Metall iſt. Wir finden daher, das Me-
talle welche ein weniger kluͤftig Gebuͤrge, ſon-
dern vielmehr ein gedrungenes Gebuͤrge lieben,
die nahgelegenen Floͤtze nicht ſo leicht mit ih-
rem Metall anſchwaͤngern. Hieher gehoͤren die
Zwitterſtoͤcke. Es iſt bekannt, daß das dar-
auf brechende Ertzt gemeiniglich mit heftigen
Feuer-
[223] Feuerſetzen gezwungen werden muß, ſelbſt
Waſſer und Wetter haben demſelben nichts
an; daher man z. E. in dem Altenberger
Zwitterſtocke zwar im Waſſer aufgeloͤſtes
Kupfer, welches ſich an Eiſen nieder ſchlaͤget,
keinesweges aber aufgeloͤſtes Zinn findet.
Es iſt alſo auch der Natur nicht moͤglich ge-
weſen, durch Waſſer und Wetter den nah-
gelegnen Floͤtzſchichten etwas davon zuzubrin-
gen. Eben dieſes bemercken wir auch an
dem Rammelsberge, welcher um und um
mit tauben Schiefern umgeben iſt, und weil
daſelbſt die Ertzte auch ſo gedrungen, daß ſie
mit Feuer gezwungen werden muͤſſen, ſo ha-
ben Waſſer und Wetter ebenfals denen her-
umliegenden Schieferfloͤtzen nichts metalli-
ſches beybringen koͤnnen. Wollte man fa-
gen, dieſer Satz ſey ſehr willkuͤhrlich ange-
nommen, und es koͤnne die Natur wohl aus
dem innerſten heraus, die Schiefern ange-
ſchwaͤngert haben; ſo frage ich, warum ſie
denn ſo viele unter ſolchen liegende Schich-
ten nicht auch mit Kupfer und Silber ange-
reichert habe? Und in dieſen Faͤllen muͤſten
dieſe Floͤtzſchichten, je weiter ſie ſich nach der
Teuffe unter einander befaͤnden, immer rei-
cher und reicher an Metall-Gehalt zeigen,
welches aber der Erfahrung wiederſtreitet.
Wollte man mir einwenden, ja die Schich-
ten waͤren nicht geſchickt geweſen, eine Me-
tall-Mutter abzugeben, weil ſolche meiſten-
theils
[224] theils ſandartig; ſo frage ich: Wo ruͤhren
denn an einigen Orten auf Floͤtz-Gebuͤrgen
die Sandertzte her? Noch mehr, man be-
mercket, je weiter ſich die Floͤtze nach dem
flachen Lande zu verlauffen, je aͤrmer werden
ſolche an Gehalt, und endlich gar taub.
Dieſes kan natuͤrlicher weiſe von nichts
anders herruͤhren, als weil ſolche allzuweit
von dem Gang-Gebuͤrge abliegen; folglich
haben die in die Floͤtzſchichten von demſelben
wechſelnden Waſſer und Wetter entweder
gar nicht bis dahin ſtreichen koͤnnen, oder ſie
haben ſchon unterwegens den mit ſich ge-
fuͤhrten metalliſchen Gehalt groͤſtentheils, wo
nicht gantz und gar abgeſetzt gehabt. Und
auch hierdurch wird der Satz wahr, daß man
niemals in gantz flachem Lande auf Berg-
wercke und Metalle Rechnung machen
duͤrfe: Wie ſolches der Herr Geh. Rath Eller
in ſeiner Abhandlung von Erzeugung der Me-
talle, in dem 9ten Bande der Memoires der
Koͤnigl. Academie zu Berlin, ſehr wohlbe-
daͤchtlich angefuͤhret hat, ob man gleich nicht
eben lauter Carpathiſche Rieſen-Fichtel Ber-
ge und Blocksberge dazu verlangen kan, denn
Floͤtz-Gebuͤrge ſind auch Gebuͤrge, ob ſie
gleich denen jetzt benannten an Hoͤhe nicht
gleich kommen. Und ſo viel mag genug
geſagt ſeyn von denen Metallen in Floͤtz-
Gebuͤrgen und deren Erzeugung in denen-
ſelben.
[225]
Der ſiebende Abſchnitt.
Von andern in Floͤtzen befindlichen
und floͤtzartig brechenden
Steinen.
Nachdem wir die floͤtzartig brechenden Er-
den, Saltze, verbrennliche Mineralien,
Metalle und Ertzte im vorhergehenden be-
trachtet haben; ſo kommen wir nun auf das
5te darinne enthaltene, nehmlich die Steine.
Wir wollen ſolche in
- 1) Durchſichtige,
- 2) Halbdurchſichtige,
- 3) Undurchſichtige
eintheilen. Von denen durchſichtigen kan
man eben nicht vieles anfuͤhren, indem was
zum theil die wuͤrcklichen orientaliſchen
Steine anlangt, man nicht recht zuverlaͤßige
Nachricht hat, in was vor einer Mutter
ſolche eigentlich liegen, wenigſtens wuͤrde man
in unſern Floͤtz-Schichten vergebens Dia-
manten, Rubinen, Schmaragden, Sa-
phire ꝛc. ſuchen. Zwar weiß ich wohl, daß
man vorgiebt, auch auf Floͤtzen helle, durch-
ſichtige Quartzdruſen oͤfters anzutreffen; al-
lein, alles was ich von dergleichen Druſen
auf Floͤtzen wahrgenommen, ſind niemahls
keine Quartz, ſondern jederzeit felenitiſche
Spathdruſen geweſen, welche wie bereits im
P5ten
[226] 5ten Abſchnitte erinnert worden, ihr Daſeyn
einer aufgeloͤſten und mit vitriolſauren nie-
dergeſchlagnen Kalck-Erde zu dancken haben.
Eben von dergleichen ſelenitiſchen Subſtantz
ſind auch die ſogenannten Topaſen von Groß-
Oehrner im Mannsfeldiſchen, und alſo iſt
auf die durchſichtigen Edelgeſteine bey Floͤ-
tzen keine Rechnung zu machen. Wir wenden
uns alſo zu denen halbdurchſichtigen. Der
Tuͤrkiß, nach der Nachricht des Herrn
Reaͤumur in dem Hamburgiſchen Magazin,
ſcheinet zwar auch in Floͤtzſchichten zu liegen,
allein, da er mehr vor eine Verſteinerung
aus dem Thier-Reiche zu halten, als vor ei-
nen eigentlichen Stein, ſo gehoͤret er hierher
auch nicht. Der Chryſopraß, ſo wie ſolcher
bey Choſemuͤtz in Schleſien gefunden wird,
iſt derjenige Edelſtein, welchen ich floͤtzweiſe
liegend gefunden habe: Und ich bin uͤber-
zeugt, daß ſolcher wuͤrcklich allda gewachſen
iſt. Es uͤberzeugen mich davon diejenigen
Entdeckungen, welche ich dabey gemacht, von
welchen vielleicht zu einer andern Zeit, und
bey anderer Gelegenheit zu reden, mir die
Ehre nehmen werde. So viel kan indeſſen
verſichern, daß ſolcher nicht etwan nur als
Geſchiebe in dieſe Floͤtzſchichten gerathen, ſon-
dern es ſtehet ſolcher in ſeinen Saal-Baͤn-
dern gehoͤrig an. Jn bemeldeter Gegend
finden ſich auch gelbe und rothe Carneole, un-
reine Opale, und Achaten mit Dendriten,
wel-
[227] welche aber nicht als daſelbſt gewachſen, ſon-
dern durch einen Zufall dahin gefuͤhrt zu ſeyn
ſcheinen. Es iſt alſo auch in Abſicht auf die
halbdurchſichtigen Edelſteine keine groſſe Hof-
nung auf Floͤtzen ſich zu machen. Deſto
haͤufiger aber ſind die undurchſichtigen darinne
zu Hauſe. Wir wollen uns hierbey nicht
mehr als zwey Arten vornehmen, in welche
wir ſolche eintheilen wollen, ohne uns an ei-
ne Chymiſche Eintheilung zu binden. Als
- 1) Jn gemeine Steinarten.
- 2) Jn Verſteinerungen und Abdruͤ-
cke.
Zu denen gemeinen Steinarten rechne ich
Kalck, Sandſtein, Alabaſter und Gips-
ſteine, nicht weniger verſchiedene thonartige
Steine. Unter den Kalckſteinen findet ſich
eine groſſe Verſchiedenheit. Denn da iſt der
gemeine Kalckſtein, welcher ordinair in hori-
zontalen Lagen bricht, und bisweilen gantze
Berge ausmachet. Es gehoͤren hierher die
Marmorarten, welche ebenfals eine Art
Kalckſtein ſind, und allezeit in Floͤtzartigen
Schichten brechen. Eben ſo verhaͤlt ſich
auch der Sandſtein, dieſer liegt ſo wie der
Kalckſtein und Marmor in horizontalen
Baͤncken. Daß aber der Marmor ſeine
Entſtehung ebenfals einer groſſen Ueber-
ſchwemmung zu dancken habe, zeigen die
haͤufigen darinne befindlichen Verſteine-
rungen und Abdruͤcke von Schnecken, Mu-
P 2ſcheln
[228] ſcheln und Korallen Gewaͤchſen. Jch rede
hier von Geſtein welches ein gantzes Gebuͤrge
einnimmt, nicht aber von ſolchen, welches
nur als Geſchiebe einzeln in denen Schichten
derer Floͤtze verſaͤet iſt. Von Alabaſter und
Gipsſteinen zeigen ſo viele Alabaſter und
Gipsſpath-Bruͤche, wo die Schichten eben-
fals horizontal liegen: Ferner bricht der Ser-
pentinſtein in horizontalen Schichten. De-
rerjenigen verſchiednen aus Kalckerde, Thon
und Sand vermiſchten Schichten nicht zu
gedencken, welche wir bey Erzehlung derer
Floͤtz-Schichten bereits angefuͤhret haben.
Auch iſt der Tuphſtein und Sinter mit ſei-
nen Arten bey Floͤtz-Gebuͤrgen nichts ſelte-
nes, welches um ſo viel weniger zu verwun-
dern, da derſelbe der Thon und Kalckerde
ſeyn Daſeyn zu dancken hat. Von denen
ſo genannten Kornaͤhren in Schiefernieren,
iſt zu mercken, daß ſie nicht wuͤrckliche verſtei-
nerte Kornaͤhren find, ſondern es iſt ein Se-
lenitiſcher Spath, welcher ſich in der Hoͤhlung
dieſer Nieren angeſetzt hat, daher ſolche bald
Kornaͤhren, bald Geſichter mit Peruͤcken
vorſtellen. Wie ſonderlich letzteres Herr
Mylius in Saxonia ſubterranea will obſervirt
haben. Von denen als Geſchiebe in Floͤtzen
liegenden Geſtein-Arten, kommt der Achat,
Horn- und Feuerſtein und Chalcedon in An-
ſehen. Jch zweifle aber, daß man ſolche vor
darinne erzeuget anſehen duͤrfe. Jch glaube
viel-
[229] vielmehr, daß ſolche bey einer groſſen Ueber-
ſchwemmung vom gantzen abgeriſſen, und in
die Floͤtzſchichten mit verſchwemmet worden,
oder es ſind ſolche, wenn ſie gantz oben auf
liegen, durch andre Zufaͤlle nach und nach da-
hin gebracht worden. Jch kann hier nicht
umhin einer beſondern Art ſelenitiſchen
Spathes zu gedencken, welcher in der Graf-
ſchaft Mannsfeldt an einen Orte gefunden
wird, und mir von den Herrn Paſtor Langen
in Laublingen gegeben worden. Es bricht
ſolcher neſterweiſe in groſſen runden Stuͤcken:
Dieſe Stuͤcken ſehen auswendig ſo wol als in-
wendig dunckel iſabellfarben aus, und beſte-
hen aus lauter keilfoͤrmigen Strahlen, wel-
che in dem Mittelpuncte der Kugel zuſam-
menlauffen, auch ſich bey dem zerſetzen in
dergleichen keilfoͤrmige Koͤrper zertheilen;
bricht man dieſe keilfoͤrmige Strahlen die
queere von einander, ſo zertheilen ſie ſich je-
derzeit in duͤnne rhomboidaliſche Blaͤtter,
welche im dunckeln auf einen warmen Ofen
gelegt, einen Heſperum abgeben. Zu denen
Verſteinerungen und Abdruͤcken gehoͤren
ſo viele Arten von Muſcheln, Schnecken,
Theile von vierfuͤßigen Thieren, Hoͤltzer,
Kraͤuter, und Bluhmen, ſo daß wir in moͤg-
lichſter Kuͤrtze, dieſe Dinge ebenfals in keiner
Ordnung uͤberſehen koͤnnen. Wir wollen
alſo bey denen wuͤrcklichen Verſteinerungen
P 31) Thei-
[230]
- 1) Theile von Thieren.
- 2) Muſcheln und Schnecken.
- 3) Pflantzen und Baͤume.
anſehen. Wir haben ſchon zu Anfange die-
ſes Tractats an verſchiedenen Orten gezeiget
wie dergleichen Koͤrper in der Erde gerathen,
und wie ſolche mit einer ſteinmachenden Ma-
terie durchdrungen werden koͤnnen, wir
haben alſo hoffentlich nicht noͤthig, ſolches
nochmals zu wiederhohlen. Es finden ſich
alſo viele Arten von Knochen derer Thiere in
Floͤtzgebuͤrgen verſteinert, und ſolcher Thiere
oͤfters, die aus gantz andern Welttheilen da-
hin gefuͤhret ſeyn muͤſſen. Dergleichen ſind ver-
ſteinerte Ueberbleibſel von Elephanten, Ein-
horn, u. d. gl. ja ſo gar von Menſchen.
Wie wol letztere ſeltener in Floͤtzen gefunden
werden als erſtere, und gemeiniglich mehr in
groſſen Hoͤhlen und andern dergleichen un-
terirdiſchen Weitungen befindlich ſind. Ei-
nige dieſer thieriſchen Theile ſind vollkommen
verſteinert, andre ſind verweſt und haben ihr
Bildniß dem Geſtein eingedruckt. Wir fin-
den, wie ſchon erwehnet, alle dieſe Koͤrper ſo
verſteinert, daß ſie allezeit in das Geſtein ver-
wandelt ſind, in welchen ſie liegen. Was
Schnecken und Muſcheln anlangt, ſo iſt de-
ren ſo eine graͤuliche Menge verſteinert, daß
man, um eine Vollkommene Vorſtellung
davon ſich machen zu koͤnnen, entweder einen
gantz eignen Tractat davon ſchreiben muͤſte,
oder
[231] oder man muͤſte die vollſtaͤndigſten Samm-
lungen davon Stuͤck vor Stuͤck durchgehen,
da man aber doch allezeit noch wahrnehmen
wuͤrde, daß vieles fehlte. Genug daß ſo
wol Knochen als Muſcheln und Schnecken
gemeiniglich in Kalckſtein am haͤufigſten be-
findlich ſind. Es finden ſich gantze Lagen
von verſteinerten Muſcheln und Schnecken
in Kalckgebuͤrgen. Es iſt nicht leicht eine
Marmor-Art, die nicht ein groſſes Theil ih-
rer ſchoͤnen Flecken dergleichen verſteinerten
Muſcheln und Schnecken zu dancken haͤtte.
Eben ſo iſt es auch mit dem in das Mineral-
reich uͤbergangenen Pflantzenreiche. Wie viele
Arten von verſteinerten Hoͤltzern finden wir
nicht ſchichtweiſe und horizontalliegend in der
Erde, welche theils zu Achat, theils zu einen
Kalckſtein, theils zu Eiſenſtein ꝛc. geworden:
Jch rechne hierunter die viele Arten von Co-
rallen-Gewaͤchſen und Seepflantzen, die
wir oͤfters beſonders in Marmor haͤufig ge-
nug antreffen. Was ſollen wir zu denen
braunen Holtz-Kohlen ſagen, welche wir
nicht ſelten in ſolchen horizontalen Schichten
und Floͤtzen in ziemlicher Teuffe antreffen.
Ja gantze Baͤume, von welchen wir nicht
ſagen koͤnnen, wie ſie in der Erde gerathen
ſind, es ſey denn daß wir die allgemeine Ver-
aͤnderung des Erdbodens annehmen, von
welcher wir in dieſen Tractat geſprochen.
Einige derſelben ſind verſteinert, einige mit
P 4einen
[232] einen conſervirenden und balſamiſchen Erd-
hartze durchfloſſen, noch andre ſind gar durch
Kieß und andere Mineralien mineraliſiret
worden. Jch koͤnnte hier ſo viele beſondere
Anmerckungen machen, allein ich verweiſe
dem geehrten Leſer auf Luidii Lythophila-
cium Britannicum, Scheuchzerum in ſeinen
Querelis \& Vindiciis piſcium, Langium in
Hiſtor. Lapid. figurat. Büttnerum in Ruderi-
bus diluvii teſtibus. Volckmann Siles. ſub-
terran. Mylium. in Saxonia ſubterranea und
andrer groſſer Maͤnner Schriften, wo derſel-
be ſo viel beſondere Arten von Verſteinerun-
gen angemerckt finden wird, alſo daß ich eine
gantz unnoͤthige Sache vornehmen wuͤrde,
wenn ich mich ohne Noth laͤnger hierbey auf-
halten wolte. Eben dieſes gilt auch von de-
nen Abdruͤcken in Steinen. Vorbeſagte
Schriftſteller, beſonders Scheuchzer in Her-
bario Diluviano haben alles ſo genau beſchrie-
ben, daß man in dieſem Stuͤck faſt nichts
neues mehr ſagen kann. Es iſt indeſſen be-
kannt, daß beſonders die Abdruͤcke von Kraͤu-
tern hauptſaͤchlich auf Schiefern ſich befin-
den. Wettin hat davon ſchoͤne Arten in
denen unter denen Steinkohlen liegenden
Schiefern gegeben, und iſt bedencklich, daß
man Abdruͤcke von Kraͤutern und Bluhmen,
gemeiniglich nur in denen Schichten von
Schiefern um und bey denen Steinkohlen:
Fiſche hingegen ordinair bey denen Kupfer-
Schie-
[233] Schiefern findet, mir deuchtet dieſes beweiſet
meinen Satz noch mehr, da ich ſage, daß die
Steinkohlen-Schichten zu erſt gefallen, wo-
bey ſich die von denen Bergen ſo wol als
die von denen Ebnen ausgerißne und wegge-
ſchwemte Kraͤuter zugleich mit geſetzt haben,
und nachdem ſie zwiſchen dieſe Thonſchichten
gerathen, ihre Geſtalt abgedruͤckt haben, ob-
gleich ihr Weſen ſelbſt verfaulet iſt. Jn
Kalckſtein und denen Kalckartigen Pappen-
heimer Schiefern finden ſich hauptſaͤchlich
Abdruͤcke von allerley Arten von Moßen, wie
auch die ſo genanten Krebſe, welche ich aber
eher vor groſſe Heuſchrecken halte, welche
ſich im Winter in dergleichen Letten als
er noch weich geweſen eingeſcharret gehabt,
darinne todt geblieben, und endlich nicht ſo
wol verſteinert, als vielmehr eingeleimt, und
anklebend geblieben. Fiſche als die gemein-
ſte Zierde derer Stein-Sammlungen wird
man auch nicht leicht anders als auf Schie-
fern antreffen. Von Blumen habe ich vor
einiger Zeit beſonders ſchoͤne Abdruͤcke bey
dem Steinkohlen-Floͤtze zu Jhlefeldt gefun-
den, von floribus aſteris præcocis pyrenaici
folio ſalicis flore luteo, welche auch ſo accu-
rat ſind, daß man auf dem inwendigen diſco,
den Abdruck von denen ſtaminibus und apici-
bus noch deutlich wahrnehmen kann. Mit
denen Naturſpielen habe nicht noͤthig mich
beſonders aufzuhalten, als welche zwar auch
P 5auf
[234] auf verſchiedene Art bey Floͤtzgeſteine ſich zei-
gen, aber meines Erachtens nicht eigentlich
hierher gehoͤren, weil ſolche groͤſtentheils durch
einen Zufall als dieſe Schichten derer Floͤtze
noch weich waren, entſtanden ſind. Jch
hoffe alſo gantz kuͤrtzlich in dieſen kleinen
Tractat gezeiget zu haben, was Floͤtze
ſind, wie ſie entſtanden, was ſie halten, und
was ſonſten noch hauptſaͤchlich merckwuͤrdi-
ges bey ſolchen vorkomme.
Der achte Abſchnitt.
Von dem Nutzen der Lehre von
Floͤtzen.
Nachdem wir nun alſo in dem bisherigen,
die Floͤtze ziemlich haben kennen lernen,
ſo wuͤrde es noͤthig ſeyn, zu zeigen, worzu
dieſe Sachen nuͤtze ſind. Jch will den haupt-
ſaͤchlichſten Nutzen in zwey Theile theilen, als
- 1) Jn Abſicht auf die Wiſſenſchaf-
ten. - 2) Jn Abſicht auf den Bergbau.
1) Die Wiſſenſchaften koͤnnen auf ver-
ſchiedene Art davon Gebrauch machen.
Denn theils hoffe ich, daß hierdurch die Na-
tur-Lehre einiges Licht erhalten werde, beſon-
ders was den, nach einer ſo groſſen Veraͤn-
derung des Erdbodens, auch ſehr veraͤnder-
ten Bau deſſelben anlangt. Jch glaube,
daß
[235] daß zum wenigſten das Meiſte, was ich von
Entſtehung derer Floͤtze angefuͤhrt habe, ſo
ziemlich Natur gemaͤß ſeyn werde. Erweget
ein Naturforſcher ferner, die vielfaͤltige Ver-
miſchung derer Erden in denen Floͤtzſchichten,
die vielen fremdartigen Koͤrper welche ſich
darinne finden, von Verſteinerungen, ver-
ſchwemmten Schnecken, Muſcheln, Pflan-
tzen ꝛc. ſo oͤfnet ſich vor denſelben ein weites
Feld, verſchiedene ſchoͤne Unterſuchungen von
der Verſteinerung derſelben, von denen Gra-
den der Verſteinerung, und von denen
Erdarten, welche ſie verſteinert haben, anzu-
ſtellen. Was giebt die Erkaͤntniß derer
Floͤtze nicht vor Gelegenheit zu Anmerckun-
gen uͤber die Entſtehung derer Metalle und
Mineralien in Gebuͤrgen. Was kann ein
Mathematic verſtaͤndiger nicht vor artige Un-
terſuchungen anſtellen, in Gegeneinander-
haltung des Raumes zwiſchen dem gantz fla-
chen Lande, wo ſich die Floͤtze verlauffen, und
dem uranfaͤnglichen Gebuͤrge wo dieſe Floͤtze
anſtoſſen, beſonders in Betrachtung der Ge-
walt und der Action des Waſſers. Was
hat der Chymicus nicht vor Gelegenheit mit
Verſuchen der Natur nachzufolgen wegen
Entſtehung derer Saltze, Warmenbaͤder,
Sauerbrunnen ꝛc. Und auf dieſe Art kann
die genauere Betrachtung und Erkaͤntniß de-
rer Floͤtze auf hunderterley Art den Wachs-
thum derer Wiſſenſchaften, beſonders der
Natur-
[236] Naturlehre befoͤrdern, welches aber gewiß
nicht bloß in der Stube und aus Buͤchern
moͤglich iſt, ſondern eine fleißige Beobach-
tung an denen Oertern ſelbſt erfordert.
2) Jn Abſicht auf den Bergbau iſt der
Nutzen eben ſo wichtig. Es iſt bekannt daß
man gemeiniglich den Bergbau vor eine ſehr
ungewiſſe Sache haͤlt, und man muß geſte-
hen, ohne Grundſaͤtze kann man niemals an-
ders als nur nach Muthmaſſungen dabey
verfahren. Allein mir deuchtet eine fleißi-
gere Beobachtung derer Gang und Floͤtzge-
buͤrge wuͤrde uns in der Folge der Zeit in dem
Stand ſetzen, mit mehrerer Gewißheit von
der Sache zu ſprechen. Wir wollen hier
bloß bey denen Floͤtzen bleiben. Nachdem
wir gehoͤrt haben, daß die Floͤtze durch eine
groſſe Ueberſchwemmung entſtanden ſind,
und daß durch ſolche verſchiedene Arten von
Erden und Geſtein von denen naͤchſten ho-
hen Gebuͤrgen abgeriſſen, und hernach in denen
umherliegenden Thaͤlern und flachen Lande ab-
geſetzt worden: So ſehen wir, daß wir alſo nir-
gends keine Hofnung auf bauwuͤrdige Floͤtz-
gebuͤrge machen duͤrfen, es waͤre denn, daß
ſolche an dem Fuſſe derer uranfaͤnglichen
Ertzgebuͤrge laͤgen. Wir ſehen ferner, daß
wir die darinne zu hoffende Metalle und Mi-
neralien, nach denenjenigen beurtheilen muͤſ-
ſen, welche die uranfaͤnglichen Ertzgebuͤrge
hervorbringen. Dieſer Satz kommt meines
Erach-
[237] Erachtens denen am meiſten zu ſtatten, die
das erſtemal eine Gegend bereiſen, und ein ge-
gruͤndetes Gutachten und Beurtheilung ei-
ner dergleichen Gegend von ſich geben ſollen.
Wir ſehen ferner, daß ſo bald wir eines die-
ſer Floͤtzſchichten es ſey Schiefer oder Stein-
kohle entdeckt haben, das andre gewiß auch
in der Gegend ſtecken muͤſſe, und daß wir in
dem Ausgehenden oder vielmehr dem Hangen-
dem dieſes Gebuͤrges jederzeit Saltzquellen
ſuchen und vermuthen koͤnnen. Jch erinnere
nochmals, daß man nicht einzele Reviere,
ſondern die gantze Belagerung des geſamten
Floͤtzgebuͤrges in Erwegung ziehen muͤſſe.
Wir werden ferner dadurch in den Stand
geſetzet, einzuſehen, ob vernuͤnftigen Muth-
maſſungen nach der Bau von Continuation
ſeyn koͤnne. Wir reden jetzt von dem was
regelmaͤßig iſt, denn Anomal en iſt kein
Menſch im Stande vorher zu ſehen. Die
Erkenntniß derer Schichten und deren Maͤch-
tigkeit lehret uns ferner zu wiſſen wie weit
man noch von denen Schiefern, Steinkoh-
len ꝛc. entfernet ſey. Mehrere dergleichen Vor-
theile wird der geneigte Leſer aus der Leſung
dieſes Tractats ſich genauer heraus ziehen
koͤnnen, und ich wuͤrde ohne Noth weitlaͤuf-
tig ſeyn, wenn ich hier alles wiederhohlen
wolte, was ich bereits einzeln hier und da in
dieſer Schrift geſagt habe.
[238]
Der Neunte Abſchnitt.
Synthetiſche Wiederhohlung des
gantzen Wercks.
Nachdem ich nun alſo das hauptſaͤchlich-
ſte angefuͤhrt habe, was die Entſtehung
derer Floͤtzgebuͤrge, ihre innerliche Beſchaf-
fenheit, und die darinne enthaltene Metalle
und Mineralien betrift, ſo will ich noch gantz
kuͤrtzlich und Auszugs weiſe, die gantze Sa-
che wiederhohlen. Jch habe geſagt, daß un-
ſer Erdboden, Anfangs vor der geſchehenen
Scheidung eine aufgeloͤſte Erde geweſen, wel-
che in einer groſſen Menge Waſſer geſchwom-
men. Dieſe Erde ſchlug ſich bey der Schoͤp-
fung nieder, und das Waſſer wurde theils
in das Meer und die Seen, theils in den
Abgrund und Mittelpunct der Erde verſam-
let. Der Erdboden wurde trocken und be-
ſtand aus flachen Lande, und denenjenigen
Bergen welche jetzo noch ſind und wegen ih-
rer Hoͤhe, innerlichen Structur, und andern
Dingen von denenjenigen unterſchieden, wel-
che wir jetzo als Floͤtzgebuͤrge kennen. Die-
ſer Erdboden litte von Zeit zu Zeit verſchie-
dene Veraͤnderungen, welche aber keine
Hauptveraͤnderung in dem gantzen machten.
Nach der Zeit aber ereignete ſich eine allge-
meine Ueberſchwemmung dieſes groſſen Koͤr-
pers, deren erſte Urſache wir nicht anders
als nur muthmaßlich angeben koͤnnen. Genug
aber
[239] aber ſie war allgemein, ſie ging uͤber die hoͤch-
ſten Spitzen derer Berge, auf welchen ſie die
Spuhren ihrer Anweſenheit auf verſchiedene
Art zuruͤcke ließ. Dieſe Menge Waſſers loͤſte
viele Thon und Kalckerde auf, welche geraume
Zeit in dem Waſſer herum ſchwammen, ehe
ſie ſich ſetzten, und dadurch gantz neue
Schichten in dem flachen Lande zuwege
brachten. Wie das Waſſer die hohen Ber-
ge verließ, ſo brachte es noch mehr derglei-
chen Erden nebſt verſchiedenen Thieren,
Schnecken, Fiſchen, Muſcheln mit ſich, wel-
che bey immer mehr und mehr ſich verlauffen-
den Waſſer ſich uͤber die erſt gefallenen
Schichten anſetzten. Die Waſſer verfloſſen
endlich gantz und gar, und der Erdboden
hatte, beſonders an den Fuß hoher Gebuͤrge,
eine gantze Menge Schichten erhalten, wel-
che er vorher nicht hatte, und welche wir jetzo
unter den Namen derer Floͤtze kennen, und
welche ihre Entſtehung durch eine Ueber-
ſchwemmung, mit denen vielen in ihnen ver-
grabenen, verſteinerten oder abgedrukten
Pflantzen und Thieren erweiſen. Nach der
Zeit haben einzele Oerter des Erdbodens
zwar noch viele Veraͤnderungen durch par-
tiale Ueberſchwemmungen, Erdfaͤlle, Erdbe-
ben, feuerſpeyende Berge ꝛc. erlitten, ſie ha-
ben aber keine ſo allgemeine und groſſe
Veraͤnderung darauf verurſachet, als die all-
gemeine und groſſe Fluth. Die alſo durch
die
[240] die groſſe Ueberſchwemmung entſtandene
Schichten, wurden in der Folge der Zeit,
von denen in denen uranfaͤnglichen Ertzge-
buͤrgen befindlichen metalliſchen Waſſern und
Wettern, welche auf denen Kluͤften ausſtrichen
und in das daran liegende Floͤtzgebuͤrge ein-
drungen, mineraliſirt und metalliſirt, nachdem
ſolche geſchickt waren Metallmuͤtter abzugeben.
Sie enthielten alſo diejenigen Metalle, wo-
mit das nah gelegne Ertzgebuͤrge reichlich
angeſchwaͤngert und begabt war. Den Er-
weiß dieſer kurtz angefuͤhrten Saͤtze, habe ge-
hoͤriges Ortes jederzeit angefuͤhrt. Jch
glaube alſo mit recht ſchließen zu koͤnnen, um
ſo mehr da ich nur hierdurch einen gantz kur-
tzen Entwurf meiner Gedancken und bishe-
rigen Erfahrungen mittheilen wollen. Eine
fernere fleißige Unterſuchung und reifliche
Erwegung kann auch dieſe noch wenig unter-
ſuchte Sache in ein mehreres Licht ſetzen.
[[241]]
Appendix A Regiſter
derer vornehmſten Sachen.
- Achat, wie er in die Floͤtze gekommen, 228.
- Alabaſter, bricht floͤtzweiſe, 228.
- Anunons Hoͤrner, warum man von denenſelben nur
kleine antrifft, 56. liegen allezeit an einem Ort bey-
ſammen, ib. [...]0. - Antimonial-Ertzte, brechen allezeit ganghaftig, 126.
- Art, wie man die Floͤtz-Schichten entdecken kan, 169.
- Aſche in denen Floͤtzen, was ſie fuͤr eine Erde, 174.
- Auripigmentum, gewachſenes, iſt denen Ganggebuͤrgen
eigen, 126. - Banck von beyden Krumbhoͤltzer-Floͤtz, was man
darunter begreift, 177. - Banckberge, ſind ein graulettiges ſchwartzes Geſtein, 176.
- Berge, wie ſie entſtanden, 13. feuerſpeyende veraͤndern
den Erdboden, 91. was die Berge eigentlich ſeyn, 95.
ſind von dreyerley Arten, 96. die erſte Art iſt mit
der Welt zugleich entſtanden, ib. wie ſich dieſe Art
von denen andern unterſcheidet, 97. ſind allezeit von
Floͤtz-Gebuͤrgen umgeben, 100. haben tiefere Thaͤler
um ſich, als andere Berge, 101. das Geſtein der ur-
anfaͤnglichen Berge iſt nicht von ſo verſchiedener Art,
111. die ſtrata in denenſelben haben eine ſchiefe
Lage, 115. ihre Schichten ſetzen in enger Teuffe fort,
118. Berge koͤnnen durch Ueberſchwemmungen ent-
ſtehen, 130. - Bertrand, deſſen Meynung von der Veraͤnderung des
Erdbodens, 24. dieſe Meynung wird unterſucht, 54. - Blauer Lettenſchmitz, iſt ein blauer Thon, 166.
- Blende, bricht blos auf Gang-Gebuͤrgen, 126.
- Bley, gediegenes bey Schoͤnewalde, wo es herruͤhret,
211. Bley wird in Floͤtzen gefunden, 219. - Bley-Ertzte, gruͤnes und weiſſes, ſind denen Gang-Ge-
buͤrgen eigen, 125. - Blumen, Abdruͤcke davon liegen am tiefſten, 66. die
Urſach hiervon, 70.
QBoc-
[[242]]Regiſter.
- Boccone, deſſen Beſchreibung der Maccaluti, 39. ſeine
Meynung von dem Wuͤten des Aetna und Veſuvins,
129. - Burnet, deſſen Meynung von der Suͤndfluth, 22. und
von der erſten Erde. 34. ſein Syſtem wird unter-
ſucht, 35. - Carneole, werden in Floͤtz-Schichten angetroffen, 226.
- Chalcedon, wie er in die Floͤtze gekommen, 228.
- Chryſopraß, wird floͤtz-weiſe gefunden, 226.
- Dach derer Stein-Kohlen, iſt ein hartes, thonartiges,
graues Geſtein, 167. - Dach-Berge, was ſie ſind, 176.
- Dach-Gebuͤrge, vom zweyten Krumbhoͤltzer-Floͤtze, iſt
ein ſchwartz grauer Schiefer, 177. darin trifft man
Abdruͤcke von Kraͤutern an, ib. - Dach-Geſtein vom erſten Krumbhoͤltzer-Floͤtze,176.
- Donlege Gaͤnge, was ſie ſind, 115. Druſen.76.
- Einfache Erde derer Floͤtze, was darunter zu verſte-
hen, 161. - Eiſen, findet ſich bey denen Gaͤngen und Floͤtzen, 125.
jedoch mehr bey denen Gaͤngen, 126. - Empedocles, hielt die vier Elemente vor den Anfang
aller Dinge, 6. - Epicurus, deſſen Meynung von dem Entſtehen der
Welt, 7. - Erdboden, was er ſey, 5. wie er entſtanden, 6. iſt
von GOtt erſchaffen, 8. iſt Anfangs nicht ohne Berge
geweſen, 9. woraus er Anfangs beſtanden, 10. wie
die Theile deſſelben von einander geſchieden, 12. iſt
Veraͤnderungen unterworfen, 19. - Erdbeben, haben ihren Grund groͤſtentheils in dem un-
terirrdiſchen Feuer, 92. - Erde, wird in gedoppelten Verſtand genommen, 5. die
aufgeloͤſte hat ſich ſchichtweiſe geſetzt, 33. je tiefer die
erdigten Theile liegen, deſto groͤber ſind ſie, 137. - Ertzte, wachſen wieder nach, 65.
- Faͤlle, wie ſie entſtanden, 122.
- Fahr-Bretter, ſ. Krumb-Hoͤltzer.
- Faͤule, zarte, iſt ein Gemenge von Kalck und Thonerde, 164.
- Fiſche, verſteinerte, liegen tiefer als die Muſcheln, 66.
warum
[[243]]Regiſter.
warum man ſie nur blos in Schiefern abgedrucket an-
trifft 70. - Floͤtz-Gebuͤrge, ſind nach der Schoͤpfung entſtanden, 66.
ruͤhren von Ueberſchwemmungen her, 67. 152. was
darunter zu verſtehen, 101. 136. was ein Floͤtz eigent-
lich ſey? 132. wie ſie entſtanden, 134. praͤſentiren
ſich mehrentheils als Mulden, 137. warum einige
derſelben ein doppeltes Ausgehendes haben, 148. wie
ihre Schichten entſtanden, 150. dieſe ſind niemals an
allen Orten einander an der Zahl gleich, 156. auch
nicht allezeit gleich maͤchtig, 159. die Urſach hiervon
wird angegeben, ib. Floͤtze beſtehen niemals aus ei-
ner reinen einfachen Erde, 160. wie die Floͤtz-Schich-
ten uͤbereinander liegen, 163. Floͤtz Gebuͤrge haben
mehrentheils einen guten Acker um ſich, 191. die Ur-
ſach hiervon wird ausgefuͤhrt, 192. hartziges Holtz
kommt bey ihnen nicht fort, 193. warum ſie keinen
guten Wicſewachs um ſich haben, 196. ihre verſchie-
dene Erden werden unterſucht, 199. halten verſchie-
dene Saltze in ſich, 201. ingleichen verhrennliche Mi-
neralien, 206. warum ſie Metalle in ſich halten, 221.
die Kenntniß derer Floͤtze iſt von groſſen Nutzen, 234. - Floͤtz Ertzte, was ſie ſind, 165.
- Freyenwalder Floͤtz, wird unterſucht, 157. warum es
nur aus vier Schichten beſtehe, ib. ſteckt voller Sele-
nit, 158. - Gaͤnge und Floͤtze koͤnnen nicht in einem Gebuͤrge zu-
ſammen ſeyn 116. Gaͤnge werden aufgeloͤſt und an-
derwaͤrts wieder angeſetzt, 123. - Gang Gebuͤrge, die Schichten darin ſind nicht ſo ſchwach
als in denen Floͤtz-Gebuͤrgen, 117. es kommen darin
nicht ſo vielerley Arten von Steinen und Erden vor, ib.
ihr Geſtein iſt groͤſtentheils einerley, ib. - Gang Ertzte, ſind reicher an Gehalt als die Floͤtz-Ertzte,
114. die Urſach hiervon, 126. - Gebuͤrge, neue, wie ſie entſtanden, 84. felſiges, was
man darunter in denen Floͤtzen verſtehet, 167. leber-
farbenes, was es eigentlich ſey, ib. blaues Kohlen-Ge-
buͤrge heiſt in denen Floͤtzen ein blauer Schiefer, ib.
knotzliches Gebuͤrge, was es heiſſe, 171. braunſchief-
Q 2riges,
[[244]]Regiſter.
riges, was es ſey, 176. ſchwartzes Kohlen-Gebuͤrge
heiſt bey Floͤtzen ein grauer Thon, 184. weißblaulige
Gebuͤrge, 185. - Geſchuͤtte, was ſie ſind, 122.
- Geſtein graues, in denen Floͤtz-Gebuͤrgen, 180. ſtinckt
wie Stinck-Stein, ib. blaues, feſtes Geſiein beſtehet
in denen Floͤtzen aus Thon und Kalck, 181. wuͤrfli-
ches Geſtein, was es ſey, 182. keilweiſe liegendes Ge-
ſtein iſt vielerley, ib. grauſandiges Geſtein, 186. - Gold-Ertzte, ſind denen Gang-Gebuͤrgen allein eigen,
125. werden niemals in Floͤtzen angetroffen, 210. - Gyps, woraus er beſtehe, 62.
- Halden, aufgeſtuͤrtzte von Floͤtz-Arbeiten, hindern den
Wachsthum des Getraͤydes, wenn ſie gleich wieder
eingeebnet worden, 197. - Hangende vom Ober-Floͤtze, iſt ein braͤunlich thoniger
Schiefer, 176. das feſte hangende iſt ein ſchwartzes
thonartiges Geſtein, 181. von demſelben iſt das ſchlechte
hangende nicht viel unterſchieden, ib. - Heßiſche Floͤtz-Gebuͤrge werden beſchrieben, 143.
- Holtz verſteinertes, liegt tiefer als die Abdruͤcke von Fi-
ſchen, 66. Die Urſach hiervon, 70. - Hornſtein, wird in Floͤtz Gebuͤrgen unrecht ſo genen-
net, 165. - Huͤgel, koͤnnen von der ausgeworfenen Materie feuer-
ſpeyender Berge entſtehen, 130. - Jnnbruch vom zweyten Krumbhoͤltzer-Floͤtze, iſt
eine Stein Kohle, 177. - Jnſeln, woher viele derſelben entſtanden, 34.
- Kaͤfer-Muſcheln, werden beſchrieben, 72.
- Kalck, woraus er beſtehet, 62.
- Kalckſtein, iſt das Dach derer Floͤtz-Gebuͤrge, 151.
- Kalte Gegenden, warum ſie keinen ſo hefftigen Erdbeben
unterworfen, 130. - Kammſchaale, iſt ein ſchwartzer Schiefer, ſo ſehr wenig
Kupfer haͤlt, 164. - Katzenthaler-Floͤtz, bey Rothenburg, aus wie vielen
Schichten es beſtehet, 170. - Kieſel, graue und rothe, was man darunter in Stein-
Kohlen-Floͤtzen begreift, 180.
Kir-
[[245]]Regiſter.
- Kircher, glaubte die inwendige hohle Welt ſey voller
Feuer, 91. - Kluͤffte, wie ſie entſtanden, 13. ruͤhren von den ein-
trocknen des Erdsodens her, 121. wurden nach und
nach von Geſtein ausgefuͤllet, 122. - Knaurig-Geſtein, iſt ein graues Kalck-Geſiein, 174.
- Kobold, wo er anzutreffen, 220.
- Kohlen-Floͤtz, iſt eine Stein-Kohle, 185.
- Komet, hat die Suͤndfluth verurſachen koͤnnen, 82.
- Kornaͤhren, derer franckenbergiſchen Schiefer, ſind eine
Art Silber Ertzt, 215. werden in Gang-Gebuͤrgen
nicht angetroffen, 216. Kornaͤhren in Schiefernie-
ren, woraus ſie beſtehen, 228. - Krumbhoͤltzer, was man darunter verſiehet, 178.
- Krumbhoͤltzer-Floͤtz, erſtes, liegt unter dem Wegwei-
ſer, 177. - Kupfer-Schiefer, was dieſelben ſind, 164. werden in
Floͤtz Gebuͤrgen gefunden, 210. - Kupfer, wird am haͤufigſten in Floͤtz-Gebuͤrgen ange-
troffen, 218. - Letten, blauer, iſt eine mit vielem Kalck vermiſchte
Thon-Erde, 171. rother, hat ſeine Farbe von Eiſen,
ib.weiſſer, woraus er beſtehet, 174. - Liegende von Stein-Kohlen, iſt ein Floͤtz ſo aus Thon,
Kalk, Sand, und Kieſelſteinen zuſammen gemenget,
168. das weiſſe liegende172. das rothe liegende.
ibid.Liegende von Ober-Floͤtze.176. Vom er-
ſten Krumhoͤlzer-Floͤtze.177. - Liegende Schale, iſt eine Stein-Kohle, 182.
- Lochberge, was ſie ſey, 172.
- Lochen, iſt eine weiche, blaͤtrige und fette Art von
Schiefern, 172. 177. - Loͤbeginer Stein-Kohlen-Floͤtz, wird beſchrieben, 179.
deſſen Floͤtz-Lagen, 180. iſt ein zerruͤttetes Floͤtz-
Gebuͤrge, 182. die Urſachen davon werden naͤher
unterſucht, 183. - Mansfeldiſches Floͤtz-Gebuͤrge, wird beſchrieben, 139.
- Marmor, bricht allezeit Floͤtzweiſe, 227. wie er ent-
ſtanden, ibid.
Q 3Meer,
[[246]]Regiſter.
- Meer, veraͤndert ſeine Graͤnzen, 89. kann große Ver-
aͤnderungen des Erdbodens hervor bringen, 90. - Mercurial-Erzte, brechen mehrentheils gangweiſe, 126.
- Metalle, wie ſie erzeuget worden und entſtanden; 13. 120.
- Metall-Mutter, iſt in denen uranfaͤnglichen Bergen
von ganz anderer Art, als in denen Ganggebuͤrgen, 123. - Mißpickel, bricht blos auf Gang-Gebuͤrgen, 126.
- Mittelberge, iſt eine Art Schiefer, 164.
- Mittel-Schiefer, was man darunter verſtehet, 164.
- Moro, deſſen Meynung von der Veraͤnderung des Erd-
bodens, 24. ſelbige wird unterſucht, 39. - Mosler Wein, warum er nach den Schiefer ſchmecke, 195.
- Muſcheln, warum ſie eher auf Bergen als in Tiefen
gefunden werden, 57. wie ſie verſteinert worden, 59.
beſtehen aus einer Kalck-Erde, 61. wie ſie zu gel
ben Vitriol- und Schwefelkieß, und zu Eiſenſtein werden,
62. 63. haben in ihrer inwendigen Hoͤhle Cryſtallen,
75. woher dieſe entſtehen, 76. haben keinen Brand
erlitten, 129. - Noberg, iſt ein ſchwartzer Kalkartiger Schiefer, 171.
- Oberfaͤule, was ſie ſey, 163.
- Oberfloͤtzer hohe Kohle, was man darunter verſtehet,
176. - Oberg, ſ. Roberg.
- Orthoceratit in braunen Kalk Marmor, 73.
- Pindarus, deſſen Meynung vom Urſprung aller Dinge, 6.
- Queckſiiber, wird in Floͤtzen geſunden, 214.
- Rauhwacke, iſt ein Tuphſtein, 163.
- Regen, veraͤndern den Erd-Boden, 87. große Hoͤh-
len werden dadurch verſtuͤrzt, 88. - Rothe todte, ſo unter denen Stein-Kohlen zu finden,
wie es entſtanden, 146. deſſen Farbe iſt zufaͤllig, ib.
woraus es beſtehet. ibid. - Rothes Geſtein, was es ſey. 181.
- Saltz-Quellen, geben das hangende derer Floͤtz-Ge-
buͤrge ab, 138. - Sand, rother grober, woraus er in Floͤtz-Gebuͤrgen
beſtehet, 167. rother klarer, liegt unter dem uͤbrigen, ib. - Scherben Kobold, iſt blos auf Gang-Gebuͤrgen an-
zutreffen, 126.
Schie-
[[247]]Regiſter.
- Schiefer, liegen uͤber die Steinkohlen, 138. rothe
Schiefer, was man darunter in Floͤtz-Gebuͤrgen be-
greift, 167. blaue Schiefer, liegen unter denen
Stein-Kohlen, 168. in denenſelben ſind oͤfters
flores Aſteris abgedruckt, ibid. - Schleſiſche Floͤtz-Gebuͤrge,144.
- Schoͤpfung Moſaiſche, was ſie eigentlich ſey, 8.
- Schramberge, ſind eine Art Steinkohlen, 182.
- Schrauben Schneckenſteine, werden zu Spath, 75.
- Schwebende Gaͤnge, was darnnter zu verſtehen, 115.
- See-Thiere, warum man keine große davon verſteinert
antrifft, 57. 58. - Seiger-Gaͤnge, was ſie ſind, 115.
- Serpentin-Stein, bricht in horizontalen Schichten, 228.
- Silber, wird zuweilen in Stein-Kohlen angetroffen, 217.
- Silber-Erzt, wird niemals auf Floͤtzen, ſondern allein
in Gang-Gebuͤrgen gefunden, 125. - Sinter, wird bey Floͤtzen gefunden, 228.
- Steine, wie ſie entſtanden, 12. ſind Anfangs weich
und fluͤßig geweſen, 14. wachſen unter der Erde, 64. - Steinkohlen, werden allezeit in dem Liegendem der
Floͤtz, Gebuͤrge angetroffen, 138. - Steinkohlen-Floͤtze, aus wie vielen Schichten ſie be-
ſtehen, 175. - Stock-Wercke, worunter ſie gehoͤren, 122.
- Stufgeſtein blaues, iſt ein Gemenge von Thon und
Sand, 184. - Stuͤrme, verurſachen Veraͤnderungen des Erdbodens, 87.
- Stuͤrtzen der Floͤtze, was es heiße, 149.
- Suͤndfluth, wenn ſie ſich zugetragen, 21. was ſie
verurſachet, 86. - Tage-Gebuͤrge, was man darunter bey Steinkohlen-
Floͤtzen verſtehet, 180. - Taube-Ruͤcken, wovon ſie herruͤhren, 151.
- Thales, hielt das Waſſer vor den Urſprung aller Dinge, 6.
- Todte zarte, was es eigentlich ſey, 166. wahre
rothe feſte todte, woraus es beſtehet, ibid. iſt
nicht die letzte Schicht der Floͤtz-Gebuͤrge, ibid.das
rothe todte unter denen Kohlen, woraus es beſte-
het,
[[248]]Regiſter.
het, 168. iſt die letzte Schicht der Floͤtze, ib. ſchiebt
unmittelbar an das Gang-Gebuͤrge an, ib. - Todt-Huͤgler Floͤtz-Revier, aus was vor Schich-
ten es beſtehet, 173. - Tuphſtein, wird bey Floͤtz-Gebuͤrgen angetroffen, 228.
- Ueberſchuß, iſt ein verhaͤrteter Letten, 164.
- Veraͤndrungen des Erdbodens, was darunter zu ver-
ſtehen, 81. ſind aus zweyen Urſachen entſtanden, 83.
hierzu ſind nicht allemal feuerſpeyende Berge noͤthig 91. - Verfluchung des Erdbodens, wie ſie zu verſtehen, 16.
- Verſteinerungen von Thieren, werden in Floͤtz-Ge-
buͤrgen angetroffen, 230. - Wechſel, was darunter zu verſtehen, 165.
- Wefenslebiſches Floͤtz-Gebuͤrge, aus wie vielen Schich-
ten es beſtehet, 184. iſt anders geartet als die ge-
woͤhnlichen Floͤtz Gebuͤrge, 186. die Urſach hiervon
wird erdrtert, ib. - Wegweiſer, ſtehet als ein Kohlen-Drum in dem Dach-
Geſtein vom erſten Krumbhoͤltzer Floͤtze, 177. - Welt, iſt Anfangs nicht ohne Fluͤſſe und Seen geweſen, 35.
- Whiſton, deſſen Meynung von der Suͤndfluth, 22. wird
unterſucht, 30. - Wißmuth, wo er gefunden wird, 220.
- Woodwart, deſſen Meynung von der Suͤndfluth, 21.
behauptet eine Menge Waſſer in den Abgrund der
Erde, 26. hierin ſoll der Erdboden ſich aufgeloͤſt, und
nach und nach in den Abgrund wieder geſammlet ha-
ben, ib. dieſe Meynung wird gepruͤfet, 27. - Wuͤrckung derer unterirrdiſchen Feuer, 92.
- Zechſtein, was man hierunter verſtehet, 163.
- Zinn Ertzte, brechen meiſtens ſtockwerck-weiſe, 125.
jedoch nur in Gang-Gebuͤrgen, ib. werden ſelten in
Floͤtzen gefunden, 219. - Zinnober, bricht auf Floͤtzen, 220.
- Zerſchuͤtterte Gebuͤrge, find von Ueberſchwemmungen
entfianden, 68.
ich ſolche doch in etwas deutlicher beſchreiben.
wiſſend, derſelben Erwehnung thut, noch ſolche ge-
nau beſchreibet. Der einzige Herr Paſt. Wolters-
dorf fuͤhret ſolche in dem ſyſtemate minerali unter
denen Muſchelſteinen an, und beſchreibet ſolche, daß
ſie rund oder laͤnglich in 3 Erhoͤhungen abgetheilet
ſey, und giebt ihr den Nahmen Kaͤfermuſcheln.
Der Herr Bromel hat ſolche in Mineral. \& Li-
thogr. Suec. auf der 76. 77. 78. 79. 80. und 81.
S. unter den Nahmen, Inſectorum vaginipen-
nium, angezeiget. Herr Mylius hat ſolche vor ein
paar Jahren in Suckow bey den Herrn von Arnim
verſteinert angetroffen, wo ſolche dann und wann,
doch aber nicht allzu offt in Kalckſtein gefunden
werden. Jhre Geſtalt zeiget beygehendes Kupfer
A. man hat noch eine Art, welche der Seehaaſe
genennet wird, und zu dieſer Art mit gehoͤrt, auch
hier mit B. angezeiget iſt. Beyde Arten ſind mir
noch niemals anders als in feſten grauen Kalckſtein
vorgekommen. Weil ich einmal auf dergleichen
ſeltene Muſchelarten gekommen bin, ſo wird es mei-
nen Leſern hoffentlich nicht unangenehm ſeyn, wenn
ich ihnen eine Seltenheit vorlege, welche auch nicht
offt zum Vorſchein kommt. Es iſt ſolches ein Or-
thoceratit Fig. C. in braunen Kalckmarmor. Es
iſt bekannt, wie ſelten man gantze Orthoceratiten
antrift. Es iſt hier bey Berlin, und zwar in der
Leimgrube vor dem Haͤlliſchen Thore gefunden, und
als ein Stuͤck gantz artigen Marmors geſchliffen
worden, a. a. a. a. iſt die wahre Groͤſſe dieſer geſchlif-
fenen Marmor-Platte, durch ein blindes Gluͤck iſt
es geſchehen, daß der Steinſchneider das Stuͤck recht
Seine Laͤnge iſt hier ordentlich gezeichnet, man kon
deſſen Kammern gantz genau unterſcheiden, c. c. zei-
get deſſen inwendige Roͤhre an, dieſe iſt von deſſen
Grund-Linie an, bis an d. mit einen blaßbrannen
Spath erfuͤllet. Von d. bis gantz oben hinaus iſt
dieſer Spath roͤthlich. Die Kammern ſelbſt ſind
von unten a. bis an g. gantz ſchwartzbraun, von g.
bis b. lichtebraun, von b. bis g. wieder ſchwartz-
braun, von g. bis b. lichtebraun, von b. bis d. wie-
der ſchwartzbraun, und von d. bis gantz in die Spitze,
Quartz. f. ſind blaulichte Flecken in dem Marmor,
h. aber ſind dergleichen Jſabellfarbne, und welches
wohl zu mercken, ſo hat ſich in eben dieſem Stuͤcke
Marmor, auch ein Polythalamium gefunden, wel-
ches Fig. D. hier vorgeſtellet iſt. Jch hoffe, daß beyde
Zeichnungen meinen Leſer nicht gantz unangenehm
ſeyn werden, in Anſehung, daß ſolche, beſonders
was die Kaͤfermuſchel anlangt, die Sache ſchoͤn er-
laͤutern.
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- TextGrid Repository (2025). Collection 3. Versuch einer Geschichte von Flötz-Gebürgen. Versuch einer Geschichte von Flötz-Gebürgen. Corpus of Literary Modernity (Kolimo+). Kolimo+. https://hdl.handle.net/21.11113/4bq92.0