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Geſchichten
Helleniſcher Staͤmme und Staͤdte


Dritter Band.
Die Dorier, zweite Abtheilung.

Breslau: ,
im Verlage von Joſef Max und Komp.
1824.

[[3]]
Die Dorier.

Vier Buͤcher


Zweite Abtheilung.
Drittes und viertes Buch.

Breslau: ,
im Verlage von Joſef Max und Komp.
1824.
[[4]]

Drittes Buch.
Staat der Dorier
.


1.


1.


Indem wir vom Doriſchen Staate ſprechen, muͤſ-
ſen wir gleich vornweg die Begriffe der Neuern uͤber
Urſprung, Weſen und Zweck des Staats bei Seite
ſetzen, nach denen derſelbe, wenn man den Meiſten
folgt, eine Sicherungsanſtalt der Exiſtenz und Rechte
der in ihm enthaltenen Individuen iſt. Der alten Vor-
ſtellung davon kommen wir naͤher, wenn wir uns be-
gnuͤgen, den Staat als eine im Bewußtſein der Indi-
viduen anerkannte und durch Thaͤtigkeiten, die auf das
Ganze Bezug haben, ausgeſprochene Einheit zu faſſen.
Dieſe Einheit kann aus keiner andern hervorgegangen
ſein als einer durch Natur gegebenen, alſo der des
Volkes oder eines Stammes oder eines noch geringern
Gliedes deſſelben: wenn auch durch geſchichtliche Um-
bildung die Begriffe Staat und Volk mehr auseinan-
der treten. Je ſtrenger die Einheit iſt, um deſto mehr
Thaͤtigkeit wird gemeinſam, um deſto praͤgnanter der
Begriff des Staates. Wie er dieſes bei den Griechen
[i]m Allgemeinen weit mehr war als bei den Neuern, ſo
[6] war er es vielleicht nirgends ſo ſehr als bei den Doriern,
deren nationale Anſicht vom Staatsleben in der Ver-
faſſung Sparta’s am ſchaͤrfſten ausgeſprochen iſt. Hier
beſtimmt die Einheit die Vielheit der Perſoͤnlichkeiten
am durchgreifendſten, und darum iſt hier das Leben
in ſeinen meiſten Kreiſen ein oͤffentliches und gemeinſa-
mes. Die hohe Freiheit des Spartiaten wie des Hel-
lenen uͤberhaupt war eben nichts als ein lebendiges
Glied des Ganzen zu ſein, waͤhrend was man in neuerer
Zeit gewoͤhnlich Freiheit nennt, darin beſteht, vom ge-
meinen Weſen moͤglichſt wenig in Anſpruch genommen
zu werden; oder mit andern Worten: den Staat nach
ſeinem Theile moͤglichſt aufzuloͤſen. Der Dorier ſuchte
im Staate den κόσμος, die Einigung des Mannig-
faltigen. Es iſt ein Grundgedanke dieſes Volkſtammes,
den Koͤnig Archidamos bei Thukydides ausſpricht 1:
“Das iſt das ſchoͤnſte und das beſtaͤndigſte, daß die
Vielheit einem Κόσμος dienend ſich zeige.” Und dar-
um feiern die Spartiaten den Lykurgos ſo ſehr, weil
er den beſtehenden Kosmos eingerichtet 2, und nannten
ehrend den Sohn deſſelben Eukosmos 3. Auch hieß
deswegen bei den Kretern der hoͤchſte Magiſtrat Kos-
mos, bei den Epizephyriſchen Lokrern Kosmopolis. So
bezeichnet dieſes praͤgnante Wort wie der Doriſchen
Muſik und Philoſophie (des Pythagoreismus), ſo des
Doriſchen Staats innerſten Geiſt.


Mit dieſem Streben nach ſtrenger Einheit iſt noth-
wendig das nach Beſtaͤndigkeit verbunden. Denn
iſt eine ſolche Einheit einmal Zuſtand geworden, ſo
ſucht man das ſie ſtoͤrende zu entfernen, und erſtickt
dadurch den Samen zu Umwaͤlzungen: obgleich freilich
[7] das Beſtreben, allen Wechſel auszuſchließen, nie voͤllig
ſein Ziel erreicht, da theils die Nationalitaͤt ſelbſt nach
innern Geſetzen allerlei verſchiedene Bildungen durch-
geht, theils die von außen zudraͤngenden Umſtaͤnde und
Verhaͤltniſſe Modiſicationen veranlaſſen. Andere Staa-
ten dagegen, die der Vielheit vornweg mehr Raum
laſſen, ſtellen auch, wenn jene ein unverruͤcktes Sein,
ſo mehr ein mannigfach bewegtes Leben dar, nehmen
von Zeit und Ort Dargebotenes bereitwillig auf, ja
haſchen leidenſchaftlich nach Anlaͤſſen von Veraͤnderung.
Dieſe vielbewegten Staaten werden allerdings bald
alle Feſtigkeit und allen Charakter verlieren und ſich
innerlich aufloͤſen; aber auch jene ſtetigen muͤſſen end-
lich, nachdem ſie lange als Ruinen in fremdartiger
Umgebung geſtanden haben, dem allgemeinen Fluß der
Dinge weichen, und es pflegt ihrem Untergange die
voͤlligſte Zerruͤttung vorauszugehn.


2.


Dieſer Gegenſatz bezeichnet, wenn auch etwas
zu ſtark, den des Doriſchen und Joniſchen Stammes.
Jene hatten unter allen Hellenen am meiſten Ehrfurcht
vor der alten Zeit, und nicht ſchlechter zu ſein als die
Vaͤter, war fuͤr Spartiaten die hoͤchſte Ermahnung 1;
dieſe dagegen waren neoteriſtiſch in jeglichem Thun
und fuͤr fremde Mittheilung ausnehmend empfaͤnglich,
daher ſie auch ihre Staͤdte uͤberall ſeelaͤndiſch, die
Dorier lieber binnenlaͤndiſch anlegten. Mit welcher
Sorge dieſe, namentlich die Spartiaten, den reinen
Dorismus, der Vaͤter Sitte, zu erhalten ſuchten, zeigt
am meiſten das ihnen mit den Kretern gemeinſame
Reiſeverbot 2 und die Xenelaſia, obgleich davon ſchon
[8] die Alten ſehr fabelhafte Vorſtellungen hegten 1. Es
mag zur Schaͤrfung dieſer Maaßregeln wohl leicht, wie
Plutarch meint, der aus dem entgegengeſetzten Verfah-
ren hervorgegangene Verfall aller Zucht und Sitte un-
ter den Joniern beigetragen haben; bei denen ſchon in
den fruͤheſten Zeiten Verkehr mit den aſiatiſchen Nach-
barn die groͤßte Verweichlichung und Erſchlaffung her-
beigefuͤhrt hatte. Denn in wie alten Zeiten war hier ſchon
das Helleniſche Familienverhaͤltniß zur Sklaverei des
Weibes herabgeſunken; wie feig, weichlich und luxu-
rioͤs ſtellen ſie ſchon ihre alten Poëten, Kallinos 2 und
Aſios 3, dar; und wenn die Sage ſchon die Tochter des
Kolonieenfuͤhrers Neleus ſo uͤberaus ſittenlos ſchildert 4,
wie mochte es ſein, da die Frauen der Jonier unter
Lydiſchen Dirnen gebuhlt hatten! Solcher Beiſpiele
warnende Stimme konnte die alten Geſetzgeber wohl
anmahnen, das eherne Band der Sitte nur deſto feſter
anzuziehen.


[9]

3.


Aber bei allem Unterſchiede der Staͤmme, aus
denen das Griechiſche Volk beſtand, gab es doch in der
Entwickelungsgeſchichte der Griechiſchen Verfaſſungen
einen gemeinſamen Gang, der auch auf ſolche, wel-
che fruͤhere Momente mit Anhaͤnglichkeit zum Alten feſt-
hielten, einen gewiſſen Einfluß aͤußerte. Indem wir hier
verſuchen wollen, dieſen Gang im Allgemeinen nachzu-
weiſen, beginnen wir bei der durch Homer ſo anſchau-
lich dargeſtellten Verfaſſung heroiſcher Zeit. Dieſe
koͤnnen wir kaum anders als Ariſtokratie nennen, weil
darin fuͤr das Staatsleben nichts bedeutender iſt, als
die genaue Trennung der Edeln (ἂϱιστοι, ἀριστεῖς,
ἂνακτες, βασιλεῖς, ἐπικρατέοντες, κατακοιϱανέοντες)
und des Volks. Aus jenen werden die Rathsverſamm-
lungen und die Gerichte beſetzt 1, und wenn mit bei-
den eine Gemeindeverſammlung (ἀγορὰ) verbunden zu
ſein pflegt, ſo treten doch darin nur ſtets Edle als
vorſchlagend, berathend, ſtimmengebend auf, und das
verſammelte Volk iſt nur da, um zu hoͤren und ſeine
Stimmung etwa im Ganzen zu aͤußern, auf welche
Aeußerungen alsdann Fuͤrſten von milder Geſinnung
achten moͤgen 2. Der Herrſcher ſelbſt iſt eigentlich von
gleichem Stande mit den uͤbrigen Edlen, und nur durch
die ihm verliehene Auktoritaͤt, Anſehn im Rathe und
[10] Gewalt im Kriege, uͤber ſie erhoben. — Dieſe Ver-
faſſung dauerte in Joniſchen, Achaͤiſchen, Aeoliſchen
Staaten noch eine geraume Zeit fort, wie ſich an man-
chen Spuren nachweiſen laͤßt, nur daß die Macht der
Herrſcher allmaͤlig ſank und dann ganz hinweggethan
wurde. Bei den Doriern aber fand das Eigene ſtatt,
daß ſie wenig eigentlichen Adel hatten, denn die Hera-
kliden koͤnnen bei ihnen ziemlich allein als ſolcher be-
trachtet werden: dagegen trat durch die Eroberung ein
ganzes Volk — Waffenehre mit Unabhaͤngigkeit durch
Grundbeſitz vereinigend — an die Stelle deſſelben. —


4.


Als aber um die dreißigſte Olympiade Handel und
Verkehr mit dem Auslande gewoͤhnlicher, und dadurch
ein geſteigerter Lebensgenuß Beduͤrfniß wurde, ſtieg
das Vermoͤgen im Werth gegen die Ehre des Ge-
ſchlechts. Zwar blieb der groͤßte Grundbeſitz noch fort-
waͤhrend in den Haͤnden des Adels: da aber jetzt Ver-
ſchwendung des Ererbten leichter moͤglich, und auch
dem Unbeguͤterten Ausſicht auf Erwerb geoͤffnet war,
war das Vermoͤgen mehr ploͤtzlichen Veraͤnderungen
ausgeſetzt. Daß die Geomoren der Joniſchen Samos,
wie die Hippoboten der ebenfalls Joniſchen Chalkis,
deren Anſehn ſich auf Adel und Landbeſitz gruͤndete, auch
den bedeutenden Handel beider Staͤdte getrieben, iſt
wahrſcheinlich: ſonſt haͤtte wohl bald der Reichthum des
Kaufmanns den des Grundbeſitzers uͤberwachſen. Auch
in den Doriſchen Staaten, die am Handel lebhaften
Antheil nahmen, zu Korinth, Aegina u. ſ. w., ſuchte
man Plutokratie und Ariſtokratie zu vereinigen 1. Aber
daß man auf das Vermoͤgen groͤßern Werth zu legen
anfing, veranlaßte ſchon zur Zeit der Sieben Weiſen
den Argeier Ariſtodem zu ſagen: χρήματα χρήματ᾿
[11] ἀνὴρ 1, und ſpaͤter klagt Theognis der Megarer, daß
das Streben nach Reichthum niederes und hoͤheres Ge-
ſchlecht vermiſche, und die Achtung der Menſchen da-
von abhange 2. Griechenlands alte Geſetzgeber achte-
ten die Gewalt des Geldes — das bewegliche Mo-
ment in dem Staatshaushalte, wie der Grundbeſitz das
feſte iſt — hoͤchſt gefaͤhrlich fuͤr die Ordnung der Staa-
ten, und ſuchten mannigfach, durch Unterdruͤckung des
Handelsſtandes wie durch gebotene Unveraͤußerlichkeit des
Grundbeſitzes, der Gefahr zu ſteuern, der ſie doch
nicht ganz ausweichen konnten. Nur Sparta blieb
durch die eherne Conſequenz ſeiner Einrichtungen von
dieſen Veraͤnderungen unberuͤhrt. Dagegen wollte So-
lons Geſetzgebung einen Moment fixiren, der an ſich
voruͤbergehend war, indem ſie die Reſte der Ariſtokra-
tie, namentlich den politiſchen Verband der Geſchlech-
ter, ſtehen ließ, aber die Timokratie, in der das Maaß
des Vermoͤgens den Antheil an der Regierung beſtimmt,
zum Princip ſetzte, und zugleich in dem geringen An-
ſatz des dazu erforderlichen Vermoͤgens einen demokra-
tiſchen Sinn bewies. Denn Solon preist auch als
Dichter den Mittelſtand vor allen, wie Phokylides,
und ſuchte ihn ebenſo politiſch zu heben 3. Aber die
gewaͤhlte Temperatur war zu fein, um zu dauern, und
die Soloniſche Verfaſſung hat in der Hauptſache nur
wenige Jahre beſtanden. Auch in andern Joniſchen
Staͤdten waren aͤhnliche Ausgleichungen verſucht ohne
Feſtigkeit zu gewinnen 4. Die Zeit wollte unverkennbar
auf Demokratie hinaus, und wenn in Athen Solon als
Mann des Volks einen allmaͤligen Uebergang eingelei-
[12] tet hatte: ſo traten ſich anderwaͤrts die Richtungen
ſchaͤrfer gegenuͤber, wie dies in Milet der Kampf der
Partheien Πλοῦτις und Χειρομάχα recht deutlich
ausſpricht 1.


5.


Aber in Athen wie faſt uͤberall gohr aus die-
ſen demokratiſchen Bewegungen zuerſt die Tyrannis
hervor, welche man als einen heftigen Krampf betrach-
ten kann, der einer gaͤnzlichen Umwaͤlzung vorhergehen
ſollte. Es iſt oben nachgewieſen, wie die Tyrannen
von Korinth, Sikyon, Megara und Epidauros anfaͤng-
lich dem Doriſchen Adel feindliche Anfuͤhrer einer Volks-
parthei waren, Demagogen nach Ariſtoteles Ausdruck:
daher auch Sparta als Schirmerin der Ariſtokratie ſie
insgeſammt, ſo weit ſein Arm reichte, vernichtete.
In Jonien und Sicilien fanden die Tyrannen eine oli-
garchiſche Timokratie vor, die aber gewoͤhnlich mit der
Demokratie im Streit lag 2; Einzelne, wie Gelon, er-
griffen wohl auch Parthei gegen die letztere. Um die
Zeit der Perſerkriege hatte bei den Joniern die Demo-
kratie ſchon tiefe Wurzel geſchlagen, und Mardonios,
der Perſer, ſtellte ſie in ihren Staͤdten, nach Vertrei-
bung der Tyrannen, als die gewuͤnſchte Regierungsform
her 3. In Athen hatte Kleiſthenes die Verbindung der
Geſchlechter, die letzte Stuͤtze der Ariſtokratie, ihrer
politiſchen Bedeutung beraubt, aber erſt Ariſteides
mußte, durch die Umſtaͤnde gezwungen, die Timokratie
[13] ganz in Demokratie verwandeln. Denn in der Perſer-
noth hatten die gemeinen Leute beſonders auf den
Schiffen einſehn gelernt, wie auf ihren Faͤuſten das
Heil des Geſammten beruhe, und ließen ſich nun auch
den Antheil an der hoͤchſten Gewalt nicht mehr vor-
enthalten. Die Demokratie bluͤhte, ſo lange große
Maͤnner durch eine impoſante Perſoͤnlichkeit ſie zu len-
ken verſtanden, und die Beſſeren zu handeln wagten;
ſie ſank, als, durch ſchmaͤhlichen Lohn angelockt, der
gierige und muͤſſige Poͤbel ſich uͤberall vordraͤngte. Wir
wollen das Bild der Ochlokratie nicht weiter ausfuͤh-
ren, in welcher eigentlich aller innere Organismus
aufgeloͤst, und der Staat ganz der ſchnoͤdeſten Will-
kuͤhr preis gegeben wird.


6.


Wir haben die letzten dieſer Veraͤnderungen,
welche der ſogenannte Geiſt der Zeit herbeifuͤhrte, an
der Geſchichte Athens nachgewieſen, obgleich derſelbe
Gang auch an andern, ſelbſt urſpruͤnglich Doriſchen
Staaten dargeſtellt werden kann. So fand in Am-
brakia, ziemlich zur ſelben Zeit wie in Athen, ein all-
maͤliger Uebergang von der Timokratie zur Demokratie
ſtatt 1, und auch in Argos kam damals die Demo-
kratie auf. In den Doriſchen Staaten Kreta’s herrſchte
zur Zeit des Polybios die Volksgemeinde ſo unum-
ſchraͤnkt, daß dieſer Schriftſteller ſich ſelbſt verwundert,
wie ſeine Beſchreibung derſelben mit allen fruͤhern ſo
ganz im Widerſpruche ſtehe 2. Indeſſen koͤnnen dieſe
Veraͤnderungen, zumal da ſie gewoͤhnlich die Doriſchen
Familien vom Ruder draͤngten, und den Dorismus auf-
hoben, unſere Aufmerkſamkeit nicht ſo in Anſpruch neh-
men, als das eigentliche Weſen des Doriſchen Staa-
tes, welches in der altkretiſchen und Lakedaͤmoniſchen
[14] Verfaſſung am beſtimmteſten ausgedruͤckt iſt, von de-
nen die letztere, wenn auch in vielen Punkten den For-
derungen der Zeit weichend und ſich anpaſſend, doch im-
mer fuͤnf ganze Jahrhunderte im Weſen fortbeſtand 1
und durch ihre Feſtigkeit Sparta allein unter allen
Staͤdten von Hellas vor Revolutionen und Revolu-
tionsgraͤueln bewahrte 2.


7.


Aber, werden immer noch Einige fragen, wel-
ches Recht haben wir uͤberhaupt, von einer Doriſchen
Verfaſſung
zu ſprechen, und dieſe in Sparta mehr
als in andern Staͤdten dieſes Stammes verwirklicht zu
glauben. Kann nicht Lykurg aus Reflexionen uͤber den
Zuſtand ſeines Volkes und deſſen Beduͤrfniſſe, oder
auch aus reinem Eigenſinne ſeine Geſetzgebung erſchaf-
fen, und dadurch Sparta erſt den Charakter aufge-
druͤckt haben, den es von nun an als innerſten Geiſt
bewahrte 3? Wir wollen gegen dieſe gar nicht ſelten
ausgeſprochene Meinung ſtatt allgemeiner Gruͤnde lie-
ber gleich die wahre Anſicht aus dem Munde des Pin-
dar 4 hoͤren, der von Grund und Urſprung alter Ver-
faſſungen doch ſicherlich eine weit tiefere Anſchauung
hatte, als Ephoros oder Plutarch. Er ſpricht davon,
daß Hieron, der Syrakuſier, die neue Stadt Aetna,
in welcher außer 5000 Syrakuſiern eben ſo viel Pelo-
ponneſier wohnten, ganz nach aͤchtdoriſchen Formen
[15] conſtituiren wollte: ſo wie ſpaͤter Dion in Syrakus
ſelbſt eine Lakoniſche oder Kretiſche Conſtitution wuͤnſch-
te 1. Er gruͤndete ſie “mit gottgebaueter Freiheit nach
den Geſetzen der Hylliſchen Richtſchnur” naͤmlich nach
dem Muſter der Verfaſſung Sparta’s. “Denn es
wollen die Nachkommen des Pamphylos und der He-
rakliden ſelbſt, ſo am Abhange des Taygetos wohnen,
ſtets auf den Doriſchen Satzungen des Aegimios be-
harren.” Dieſe Stelle enthuͤllt um deſto mehr, je ge-
nauer man ſie entwickelt. Sie zeigt, daß erſtens
Sparta’s Geſetzordnung als die wahrhaft Doriſche an-
geſehen, und zweitens, daß deren Urſprung mit dem
des Volkes uͤberhaupt fuͤr identiſch gehalten wurde.
Sie zeigt, daß die Spartaniſchen Νόμοι die wahren
Doriſchen Νόμιμα waren, wie denn bei keinem Volke
der Unterſchied zwiſchen Herkommen und Geſetz unbe-
deutender war; woraus von ſelbſt erhellt, wie wenig der
Geſetzgeber hier neu zu ſchaffen Gelegenheit hatte, da
Herkommen nie eines Einzelnen Werk ſein koͤnnen. Aus
dieſer Anſicht erklaͤrt es ſich auch, wie Hellanikos, der
aͤlteſte Schriftſteller uͤber Sparta’s Verfaſſung 2, des
Lykurg dabei mit keinem Worte gedachte, woruͤber ihn
Ephoros mit einſeitiger Kritik tadelt 3, und den erſten
Koͤnigen, Prokles und Euryſthenes, alle ſog. Lykurgi-
ſchen Einrichtungen beilegen konnte. Daraus folgt
aber wieder, daß, wenn Herodot die Spartiaten vor
Lykurg als hoͤchſt anarchiſch (κακονομωτάτους) ſchil-
[16] ſchildert 1, dies fuͤr uns nur ſo viel heißen kann, daß
die urſpruͤngliche Verfaſſung (die τεϑμοὶ Αἰγιμίου)
durch aͤußere Verhaͤltniſſe und Umſtaͤnde geſtoͤrt und
verwirrt war, bis ſie Lykurgos wieder erneuerte und
herſtellte. Lykurgos, uͤber deſſen geſchichtliche oder un-
geſchichtliche Exiſtenz oben geſprochen iſt 2, mußte
ſchon darum eine mythiſche Perſon ſein, weil er einen
Tempel, jaͤhrliche Opfer, uͤberhaupt einen Cultus hat-
te 3. Nun iſt es aber Geſetz der mythiſchen Erzaͤh-
lungsart, eine geſammte geiſtige Richtung in einer
Perſon darzuſtellen. Somit iſt mit dem Namen einer
Lykurgiſchen Einrichtung eigentlich uͤber Urſprung und
Urheber derſelben ſehr wenig Geſchichtliches ausgeſagt.


8.


Zur Unterſtuͤtzung der Lykurgiſchen Geſetzgebung
boten aber, nach alten Erzaͤhlungen, Kreta und Del-
phi
die Hand, deren Cultusconnex hier ſonach auch
in die politiſche Geſchichte hineinwirkt. Die in Kreta
uͤberall herrſchende Verfaſſung hat ihren Grund, nach
allgemeinem Zeugniß der Alten, in Minoiſcher Zeit;
und daß in dieſer die Herrſchaft der Dorier ſchon
durchgedrungen und die Inſel doriſirt war, dafuͤr ge-
ben die vorigen Buͤcher die Beweiſe 4. Hier alſo hatte
ſich die in dem Geiſte des Stammes begruͤndete Ver-
faſſung zuerſt zu innerer Feſtigkeit und Conſequenz aus-
gebildet, aber noch einfacher und alterthuͤmlicher als
ſpaͤter in Sparta 5. So konnte denn Lykurg, ohne
[17] ſeinem Staate etwas Fremdartiges aufzudraͤngen, die
fruͤher entwickelten Inſtitute von Kreta zum Muſter
nehmen, ſo daß nun Kreta’s und Svarta’s Verfaſſun-
gen wie Geſchwiſter waren 1. Und wenn ein Kreti-
ſcher Paͤanenſaͤnger und Suͤhnprieſter, Thaletas von
Elyros 2, auf Pythiſchen Befehl herbeigeholt, durch
die Kraft ſeiner Muſik Unruhen und Streitigkeiten in
Sparta geſchlichtet haben ſoll, und darum ſelbſt Ly-
kurgs Lehrer genannt wird 3: ſo iſt das letztere zwar
offenbar eine unchronologiſche Zuthat, aber die Ein-
wirkung Kretiſcher Muſik auf die Anordnung politiſcher
Verhaͤltniſſe ganz im Geiſte einer Zeit und eines Stam-
mes, in der und bei dem Religion, Kunſt und Geſetz
noch weit mehr als ſonſt zu einem Ziele arbeiteten,
und in einem geiſtigen Sein ihre Wurzel hatten.


9.


Auf der andern Seite war es der Stolz der
Spartiaten, daß ihre Geſetze von dem Orakel
des Gottes zu Pytho ausgegangen, πυϑόχϱηστοι,
waren 4, wie Tyrtaͤos in der Eunomia 5 ſagt: Phoͤ-
bos Stimme vernehmend von Pytho brachten zur Hei-
mat Sie die vollkommenen Wort’ und das Orakel des
5
III. 2
[18] Gotts. Pflegen gebeut er des Rathes den goͤtterbe-
gnadeten Fuͤrſten u. ſ. w. Es iſt wahrſcheinlich, daß
dieſe Geſetze wirklich ſo abgefaßt waren, als wenn ſie
vom Pythiſchen Gotte an Lykurg oder das Volk gerich-
tet waͤren 1. Aber das Orakel behielt auch fortwaͤh-
rend die Oberaufſicht uͤber die Verfaſſung, namentlich
durch die Pythier (lakon. Ποίϑιοι) 2: vier von den Koͤ-
nigen ſelbſt erwaͤhlte Abgeordnete nach Pytho, die die
Orakel treu und redlich an die Koͤnige bringen 3, und
mit ihnen darum wiſſen ſollten. Darum waren ſie
Beiſitzer der Koͤnige und der Geruſia 4, und ſonſt der
erſtern beſtaͤndige Tafel- und Zeltgenoſſen. Vermuth-
lich hatten einſt die drei Ἐξηγηταὶ πυθόχρηστοι von
Athen, die außer der Erklaͤrung der Orakel oͤffentliche
und haͤusliche Suͤhnungen beſorgten 5, in gleichem An-
ſehn geſtanden, ob ſie gleich fruͤh ihre Bedeutung ver-
loren. Auch die Theoren von Aegina, Mantineia, Meſ-
ſenien, Troͤzen, Thaſos, welche eigene Collegien bilde-
ten, zuſammen ſpeiſeten und nicht wie die Atheniſchen
fuͤr einzelne Theorieen erwaͤhlt wurden, ſondern ſtehende
Magiſtrate waren, muͤſſen mit dieſen Pythiern ver-
glichen werden 6.


[19]

10.


Dieſe Verbindung fuͤhrt wieder auf den Satz
zuruͤck, daß in der aͤchtdoriſchen Verfaſſung Ideen an
der Spitze ſtanden, die dem Volkſtamme national, und
im Apolliniſchen Cultus nach einer andern Seite hin
ausgedruͤckt waren: die der harmoniſchen Ordnung
(τὸ εὔκοσμον), der innern Regelung und Maaßhal-
tung (σωφϱοσύνη) und der ſtets geruͤſteten Mannhaf-
tigkeit (ἀρετή) 1. Dazu iſt die Verfaſſung eine Er-
ziehung des Alters wie der Jugend, wie denn uͤber-
haupt die Erziehung ein wichtigeres Kapitel im Dori-
ſchen Staate iſt, als die Regierung. Daher mußten
denn auch alle Verſuche, den Lykurgiſchen Staat aus
partiellen Zwecken und Abſichten zu erklaͤren, miß-
gluͤcken. Daß aͤußeres Gluͤck und Genuß nicht das
Ziel dieſer Einrichtungen war, ſah man leicht. Aber
man glaubte Alles mit Ariſtoteles 2 aus dem Endzweck
herleiten zu koͤnnen, die Spartiaten zu tapfern Krie-
gern und den Staat zu einem herrſchenden und er-
obernden zu machen: da doch Sparta faſt niemals
Kriege ſuchte, ſelten Siege verfolgte, und in der gan-
zen Zeit ſeiner Bluͤthe keine eigentliche Eroberung machte.
— Sondern der Doriſche Staat iſt ein Kunſtwerk, wie
es menſchliches Handeln ſtets wird, wo es, von einem
Prinzip beſeelt, ſich zu einem Organismus geſtaltet,
ein Kunſtwerk, welches die geſammte Nation in ihrer
Einheit fortwaͤhrend ſchafft und darſtellt.


2*
[20]

Ehe wir aber zur weitern Betrachtung dieſes Or-
ganismus kommen, muͤſſen wir ein Verhaͤltniß aus-
einander ſetzen, das gewiſſermaßen deſſen Baſis bildet,
ein Verhaͤltniß, das er in aͤlteren Zeiten gebieteriſch
zu ſeiner Exiſtenz erheiſchte, das der Unterthaͤnig-
keit
gewiſſer Staͤnde.


[21]

2.


1.


Am buͤndigſten redet von der Unterthaͤnigkeit nach
Doriſchen Grundſaͤtzen Braſidas, der Spartiat, in
der Rede an die Peloponneſier bei Thukydides 1:
“Ihr kommt von ſolchen Staaten, in denen Wenige
uͤber Viele herrſchen, die auf keine andere Weiſe die
Herrſchaft erlangt haben, als durch Sieg in der
Schlacht.” — Es war das ſchlimme Recht der Erobe-
rer, nach welchem die Dorier die Achaͤer — die indeß
ſelbſt in den Peloponnes mit Gewalt eingedrungen wa-
ren — verdraͤngten, und gleichſam eine Fortſetzung
der heroiſchen Zeit, die ohne Herrſchaft von Krieger-
ſtaͤmmen uͤber Landbauer gar nicht beſtehen konnte.
Indeſſen ſcheinen Vertraͤge das Verhaͤltniß zwiſchen
Doriern und Achaͤern genauer beſtimmt zu haben, da
jene, nur langſam die Oberhand gewinnend, den Bei-
tritt jeder Stadt gewiß gern mit billigen Verwilligun-
gen erkauften, was vielleicht noch mehr in Meſſenien
der Fall geweſen war 2. Dieſe ſo in Abhaͤngigkeit ge-
kommenen fruͤhern Einwohner ſind die Περίοικοι3.
[22] Der Stammunterſchied wurde feſt gehalten, da die
Scheidewand nicht wie anderswo einſank. Die Perioͤ-
ken wurden fortwaͤhrend als Achaͤer angeſehn, weil dieſe
der fruͤher herrſchende Theil dieſer Volksmaſſe geweſen
waren. So hießen die Einwohner der Seeſtadt Aſopos
noch ſpaͤter Ἀχαιοὶ οἱ παρακυπαϱίσσιοι 1. Spaͤter,
als Sparta’s Macht laͤngſt gebrochen, und ſeine Frei-
heit dem Tyrannen Nabis erlegen war, loͤste Titus
Quinctius die fruͤher πόλεις, jetzt κῶμαι, vici, genann-
ten Ortſchaften von allem Verbande mit Sparta, und
ſtellte ſie unter den Schutz des Achaͤiſchen Bundes.
Auguſtus beſtaͤtigte 24. Lakoniſchen Staͤdten unter dem
Namen Eleutherolakonen ihre Unabhaͤngigkeit, ſo daß
ſie nun auch von den Geſetzen Sparta’s ganz losgebun-
den ihren eigenen folgten 3, und einen kleinen Bun-
desſtaat fuͤr ſich bildeten. Alles dies beweist, daß ſie
auch vorher eine gewiſſe Selbſtſtaͤndigkeit bewahrt und
geſchloſſene Gemeinden gebildet hatten. Von jenen 24
Staͤdten werden 18 genannt: Gerenia, Alagonia, Tha-
lamaͤ, Leuktra, Oetylos, Kainepolis, Pyrrhichos, Las,
Teuthrone, Gytheion, Aſopos, Akriaͤ, Boͤaͤ, Zarax,
Epidauros Limera, Praſiaͤ, Geronthraͤ, Marios 4; nur
3
2
[23] ein kleiner Theil der Kuͤſte um Kardamyle blieb da-
mals Spartiatiſch 1. Allein die Orte der Perioͤken la-
gen nicht bloß an der Kuͤſte, ſondern auch im innern
Lande, z. B. Thuria u. Aethaͤa im ehemaligen Meſſe-
nien 2. Dieſes Aethaͤa wird aber zu den Hundert-
Staͤdten
Lakoniens gerechnet 3, welche Androtion in
der Atthis und daraus wohl noch der Byzantier Ste-
phanos 4 vollſtaͤndig genannt hatte, jetzt finden ſich
in dem Auszuge ſeines Werks nur noch Aethaͤa, Amy-
klaͤ, Krokeaͤ, Epidauros Limera, Dyrrhachion, Te-
nos, Aulon, Anthana. Da nun zwei von dieſen uns
ſonſt als Perioͤkenſtaͤdte bekannt ſind: ſo koͤnnen wir
vielleicht ſchließen, daß alle hundert zu dieſen gehoͤrten.
Die runde Zahl der Hundert kann aber nicht fruͤher
feſtgeſetzt worden ſein, als da erſtens ganz Meſſenien
bis zur Neda, an welcher Aulon liegt, und dann auch
Kynuria, wozu Anthana (Athene) gehoͤrt, unter die
dauernde Botmaͤßigkeit Sparta’s gekommen war, alſo
nach Olymp. 58 5. Nach dieſer Epoche alſo muß
Sparta die Zahl ſeiner Perioͤkenſtaͤdte genauer beſtimmt
und mit einiger Willkuͤhr auf hundert geſetzt haben,
wie ja auch Kleiſthenes in Athen die Anzahl der De-
2
[24] men Attika’s — durch welche Mittel iſt freilich unbe-
kannt — ebenfalls auf hundert zu bringen wußte.


Von einer andern Eintheilung Lakoniens als der
in Gemeinen haben wir oben ſchon 1 Rechenſchaft gege-
ben, und nachgewieſen, daß die Perioͤken in dieſem Lande
ehemals in fuͤnf Diſtrikten gewohnt haben, deren
Hauptorte Amyklaͤ, Las, Epidauros Limera (oder Gy-
theion), Aegys und Pharis waren; wie Meſſenien,
außer dem von Doriern bewohnten Weichbild der Stadt,
vier Landſchaften, Pylos, Rhion, Meſola und Hya-
mia, enthielt. Wie lange aber dieſe Abtheilungen ſich
erhielten, und wie ſie ſich zu der Eintheilung in hun-
dert Ortſchaften verhalten, iſt nicht mehr zu beſtimmen.


2.


Wir fragen nun weiter nach den politiſchen
Rechten und Verhaͤltniſſen der Perioͤken. Der Haupt-
ſache nach giebt dieſe Ephoros gewiß richtig an. Sie
waren Sparta tributaͤr, (συντελεῖς) und hatten kein
gleiches Buͤrgerrecht, (ἰσοτιμία, ἰσονομία). Nimmt
man dieſe Worte genau, ſo muß man es auch laͤug-
nen, daß die Perioͤken zu der groͤßern geſetzgebenden
Verſammlung der Buͤrgerſchaft gehoͤrt haͤtten. Und in
Wahrheit beſagen die Stellen, welche neuere Schrift-
ſteller, um einen Antheil derſelben daran zu beweiſen,
angezogen haben, Nichts 2. Vielleicht uͤberzeugt man
ſich auch bald von der Unſtatthaftigkeit ſolcher allgemei-
nen Verſammlungen durch folgende Betrachtungen.
[25] Haͤtte die Spartaniſche Verfaſſung große und zwar
entſcheidende Verſammlungen des geſammten Volks zu-
gelaſſen: ſo waͤre ſie im Grunde ſchon durchaus demo-
kratiſch geweſen, und haͤtte es immer mehr werden
muͤſſen, nach dem nothwendigen Gange der Dinge.
Aber man denke ſich die Perioͤken in die Naͤhe Spar-
ta’s zwiſchen die Babyka und den Knakion zuſammen-
ſtroͤmend. Wo ſollten die, welche mehrere Tage brauch-
ten, um von Kyphanta, Pylos, Taͤnaron anzulangen,
Wohnung und Unterkommen finden; und wie konnten
ſie uͤberhaupt bereit ſtehn, Heimat und Gewerbe bei
ſolchem Aufgebote zu verlaſſen. Es hielt ja ſelbſt
ſchwer, ein bewaffnetes Heer der Perioͤken in der
Schnelle zuſammenzubringen. Gewiß gehoͤrt uͤberall
zur Volksverſammlung eine Stadtgemeine, daher
in der Atheniſchen und jeder aͤhnlichen Demokratie je-
der Buͤrger auch in der Stadt auf irgend eine Weiſe
anſaͤſſig und ſo zu ſagen eingepfarrt ſein mußte 1.


3.


Hat man ſich aber einmal uͤberzeugt, daß die
Lage und Stellung der Perioͤken einen Antheil an der
Geſammtregierung nicht wohl zuließ: ſo wird man das
Verhaͤltniß derſelben zu den Spartiaten nicht allzudruͤ-
ckend finden. Sie theilten mit ihnen das ehrenvolleſte
Geſchaͤft der Kriegfuͤhrung, und zwar auch als Schwer-
bewaffnete oder Linientruppen 2. Bei Plataͤaͤ ſtanden
[26] 5000 Hopliten der Dorier und gleich viel der Perioͤken;
auf Sphakteria wurden 172 vor jenen, von dieſen 120
gefangen 1. Wie haͤtte es Sparta wagen koͤnnen, ſo
große Heere eines unterdruͤckten Volks zuſammen-
zurufen, und warum haͤtten die Perioͤken den bewun-
dernswuͤrdigen Heldenmuth jener kleinen Schaar ge-
theilt, wenn ihnen nicht der Sieg und die Ehre Spar-
ta’s faſt eben ſo am Herzen gelegen haͤtte wie jenen.
So ſagte der Koͤnig Demarat 2: Sparta hat achttau-
ſend Spartiaten zu Einwohnern, welche alle gleich ſind
an Tapferkeit; die andern Lakedaͤmonier in vielen Staͤd-
ten umher ſtehen ihnen zwar nach, aber ſind auch brav.”
Auch hoͤren wir von keinem Aufſtande der Perioͤken,
wenn man den Abfall zwei Meſſeniſcher Staͤdte Ol. 78.
ausnimmt, bis in die Zeit des Verfalls der Verfaſ-
ſung 3. Wie moͤchte man ferner bei Annahme einer
druͤckenden Unterthaͤnigkeit erklaͤren, daß die Aſinaͤer
und Nauplier, als ſie von den Argeiern der Autono-
mie beraubt waren, nach Lakonien flohen, um hier die
Seeſtaͤdte Mothone und Aſine, verſteht ſich als Perioͤ-
ken, zu bewohnen. In den Haͤnden der Seeſtaͤdte war
aller Handel, deſſen Lakonien nie entbehren konnte.
Bei den Perioͤken von Kythera landeten Kauffahrer aus
Libyen und Aegypten 4; u. fuͤr dieſe war auch die Purpur-
fiſcherei eine reiche Quelle von Erwerb 5. Alle Hand-
[27] werke, welche nicht von Sklaven in Sparta betrieben
wurden, waren in den Haͤnden dieſes Standes, da
kein Spartiat, bis die Achaͤiſche Verfaſſung eingefuͤhrt
wurde, irgend einem Gewerbe obliegen durfte 1. Denn
eine geringe Achtung des Erwerbs lag uͤberhaupt in alt-
helleniſcher Sitte und Denkart begruͤndet, von der unter
den Doriern ziemlich allein die Korinthier abwichen, wel-
chen die Eintraͤglichkeit der Gewerbe auch hoͤhere Schaͤtzung
derſelben gelehrt hatte 2. Und doch waren in ihrer Colonie
Epidamnos wieder blos oͤffentliche Knechte Handwerker 3,
was Diophant in Athen umkehren, und alle Handwer-
ker zu Knechten machen wollte. Auch ſcheinen die
Spartiaten nur landbauende Perioͤken zu Hopliten
genommen zu haben, gewerbtreibende zu leichtbewaffne-
ten 4, wie ehemals in Athen die Theten, zu denen die
Handwerker gehoͤrten, auch nur als ſolche dienten. So
waͤren denn die 5000 Perioͤken, welche bei Plataͤaͤ eben-
ſoviel Hopliten als ψιλοὶ beigeordnet waren, zum
Theil Handwerker geweſen. Indeß hatte die Gering-
achtung der Gewerbe nicht ſo nachtheilige Folgen fuͤr
deren fleißigen Betrieb, als man denken ſollte. Denn
ebenſo, wie mehrere Naturprodukte in Lakonien in vor-
zuͤglicher Guͤte gewonnen wurden, ſo brauchte und
ſuchte man viele Lakoniſche Fabrikate auch im uͤbrigen
Griechenlande. Der Kothon Lakonikos, ein Trinkge-
ſchirr zum Gebrauche des Lagers und Marſches 5, der
[28] Krater 1, die Becher 2, die Tiſche, Seſſel, Lehn-
ſtuͤhle 3, Thuͤren 4 und Wagen 5, der Lakoniſche
Stahl 6, die Schluͤſſel 7, Schwerdter, Helme, Aexte
und andere Eiſenwaaren 8, die Schuhe von Amyklaͤ 9,
die Lakoniſchen Maͤntel 10, und die mit einheimiſchem
Purpur gefaͤrbten Gewaͤnder, die den ausziehenden
Krieger und den blutigen Todten gleich ſchoͤn bedeckten,
ſprechen fuͤr einen regen Kunſtfleiß und zugleich einen
eigenthuͤmlichen Sinn von Zweckmaͤßigkeit und Ange-
meſſenheit, der mehrere dieſer Waaren und Geraͤthe
in beſtaͤndigen Gebrauch brachte. Beſonders beſchaͤf-
tigten [wohl] Eiſenbergwerke und Haͤmmer viele Men-
ſchen 11; auch die Steingruben von Taͤnaron waren ſeit
alter Zeit benutzt 12. Daß ſich dieſer Gewerbfleiß auch
[29] zur eigentlichen edlen Kunſt erhob, bezeugt die Schule
Lakoniſcher Toreuten und Erzgießer, welche ſich wahr-
ſcheinlich an die Kretiſche als ein Zweig derſelben an-
ſchloß, und zu der Chartas, Syadras, Dontas, Do-
rykleidas und Medon, Theokles, Gitiadas, Kratinos
gehoͤren 1, die wahrſcheinlich alle fuͤr Perioͤken zu hal-
ten ſind, wenn ſie auch Pauſanias, den genaueren Un-
terſchied vernachlaͤſſigend, Spartiaten nennt. Ueber-
haupt duͤrfen wir annehmen, daß die Doriſche Herr-
ſchaft das geiſtige Leben der abhaͤngigen Voͤlkerſchaften
nicht eben laͤhmte und ertoͤdtete, ſondern es in ſich fort-
beſtehen und ſich entwickeln ließ. Myſon, den Manche
den ſieben Weiſen beizaͤhlten, war nach einigen, viel-
leicht den glaubwuͤrdigſten, Nachrichten ein Ackersmann
aus der Lakoniſchen Stadt Etia und zu Chen im ſelben
Lande wohnend. Selbſt die hoͤchſte Ehre der Helle-
nen, der Olympiſche Sieg, wurde den Lakedaͤmoniern
nicht verweigert; man fand einen Akriaten in den Li-
ſten der Olympioniken 3, worin ein Beweis gegeben
iſt, daß man die Perioͤken von Sparta auch ſonſt uͤber-
all in Hellas als buͤrgerlich Freie gelten ließ. — Auch
muͤſſen allerdings die Perioͤken buͤrgerliche Rechte aus-
geuͤbt haben, aber das nur in den Gemeinen, zu de-
nen ſie zunaͤchſt gehoͤrten, und die gar nicht Πόλεις
heißen konnten, wenn ſie nicht in vieler Art fuͤr ſich
beſtehende Ganze waren. Freilich ſagt Iſokrates 4,
2
[30] daß ſie mindere Freiheit und Macht beſaͤßen, als die
einzelnen Demen Attika’s, aber mit dieſen koͤnnen ſie
uͤberhaupt nicht wohl verglichen werden. Ihre unmit-
telbaren Obrigkeiten mochten ſie indeß wohl durch Wahl
beſetzen; doch wurde nach Kythera ein Spartiat als
Oberrichter (Κυϑηροδίκης) geſandt 1. So war es
wohl auch im Felde. Wir finden das Amt eines Be-
fehlshabers zur See einem Perioͤken uͤbertragen 2, ohne
Zweifel, weil die Spartiaten dies minder achteten,
und der Bewohner der Kuͤſtenſtaͤdte im Seeweſen ge-
uͤbter und erfahrener ſein mochte, als der binnenlaͤn-
diſche Dorier. — Ueber den Tribut der Perioͤkenſtaͤdte
fehlen uns alle genauern Angaben.


4.


Wenn auch im Ganzen die fruͤhern Einwoh-
ner durch die Doriſche Eroberung auf das Land ge-
draͤngt waren, ſo gab es doch Geſchlechter derſelben,
welche mit den Spartiaten die Stadt bewohnten, und
den Doriern gleich ſtanden, wie auch in Athen manche
Geſchlechter der Ureinwohner die Ehre der Eupatriden
genoſſen zu haben ſcheinen. So die Talthybiaden.
Das Heroldsamt war in Sparta, wie in der mythi-
ſchen Zeit, erblich, und wurde nicht wie ſonſt in Grie-
chenland durch Wetteifer errungen 3. Die angeblichen
Nachkommen des Mykenaͤiſchen Herolds Talthybios, der
auch bei den Achaͤern zu Aegion beſondere Verehrung
genoß 4, welche doch, abgeſehen von der Richtigkeit ih-
res Stammbaums, wahrſcheinlich zum Achaͤiſchen
Stamme gehoͤrten, hatten alle Botſchaften außerhalb
[31] Sparta zu verwalten 1, und nahmen auch an heiligen
Sendungen Theil 2. Die Ehre ihres Amtes war ohne
Zweifel ſehr groß, beſonders wenn Sparta auch hierin
die Homeriſche Sitte feſthielt, nach der die Herolde
die Fuͤrſten mit: liebe Soͤhne, anreden. An Vermoͤ-
gen und Guͤtern gehoͤrten ſie zu den erſten Spar-
tiaten
3: wenn Sperthias und Bulis, welche ſich dem
Perſerkoͤnige zur Suͤhne fuͤr den Mord der Geſandten
darboten 4, Talthybiaden waren, wie es ſcheint.


Wie das Amt der Herolde, ſo waren zu Sparta
faſt alle Gewerbe und Beſchaͤftigungen erblich. So
das der Fleiſchkoͤche (ὀψοποιοὶ), Baͤcker, Weinmiſcher,
Floͤtenſpieler 5. Jene hatten ihre eigenen Heroen Daͤ-
ton, Matton, Keraon, deren Statuen in der Hyakin-
thiſchen Straße ſtanden 6. Wie ſehr dieſe Forterbung
jeder Thaͤtigkeit die Feſthaltung alter Sitte beguͤnſtigte,
iſt leicht einzuſehen. In der That, Sparta haͤtte nicht
ſo viele Jahrhunderte mit der ſchwarzen Blutſuppe
vorlieb genommen, wenn ſeine Koͤche nicht die Berei-
tung derſelben von Jugend auf gelernt und nach Weiſe
der Vaͤter fortgeuͤbt haͤtten, oder wenn man dies Amt
denjenigen willkuͤhrlich haͤtte ertheilen koͤnnen, welche
den Sinn auf das angenehmſte reizten. — Es iſt aber
wahrſcheinlich, daß alle dieſe Geſchlechter undoriſch und
aus der Zahl der Perioͤken genommen waren; auch
[32] koͤnnen ſie nicht wohl, wie die Talthybiaden, Spartia-
tiſches Buͤrgerrecht erhalten haben 1.


[33]

3.


1.


Wir trennen von dem Stande der Perioͤken aufs
genaueſte das ganz verſchiedene Verhaͤltniß der Helo-
tie; fuͤr welches wir keinen andern Ausdruck haben,
als Leibeigenſchaft, mit der das der Perioͤken
nicht die geringſte Verwandtſchaft hat 1. Ueber die
Entſtehung dieſes Verhaͤltniſſes ſagt die gewoͤhnliche
Nachricht: die Einwohner der Seeſtadt Helos ſeien nach
einem Aufſtande gegen die ſchon herrſchenden Dorier
zu Sparta in dieſe Erniedrigung gerathen 2. Allein
dieſe beruht blos auf einer Etymologie, und einer we-
nig probabeln, da man von Ἕλος auf keine Weiſe
einen Gentilnamen Εἵλως ableiten kann. Dieſes Wort
iſt vielmehr deutlich ein altes Perfectparticip von ΕΛΩ
in paſſiver Bedeutung, und bezeichnet alſo die Gefan-
genen 3. Vielleicht die mit dem Schwerdt in der Hand
III. 3
[34] unterjochten, da die Perioͤken ſich durch Vertraͤge uͤber-
geben hatten, wenigſtens nennt ſie Theopomp 1
Achaͤer, wie die andern. Doch iſt mir wahrſcheinli-
cher, daß ſie ein alter, ureinwohnender und ſchon ſehr
fruͤh unterjochter Stamm waren, welche ſchon als
Knechte auf die Doriſchen Eroberer uͤbergingen.


Fuͤr die Betrachtung der Helotie wollen wir das
ſtaatsrechtliche Verhaͤltniß indeß von der moraliſchen Be-
handlung des Standes ſcheiden, obgleich beides ſehr
nahe zuſammenhaͤngt. Das erſtere war durch Geſetz und
Herkommen gewiß ſehr genau beſtimmt, wenn auch die
Ausdruͤcke der Schriftſteller zum Theil ziemlich unbe-
ſtimmt ſind. Sie waren in gewiſſer Hinſicht Staats-
knechte
, ſagt Ephoros 2; der Beſitzer konnte ſie
weder befreien, noch uͤber die Graͤnzen verkaufen.
Darnach galt offenbar der Grundſatz, daß ſie eigent-
lich dem Staate angehoͤrten, der ihren Beſitz den Ein-
zelnen gewiſſermaßen geſtattete und zutheilte, und ſie
allein freilaſſen konnte. Aber ſie außer Landes zu ver-
kaufen, ſtand auch dem Staate nicht zu, und kam, ſo
viel wir wiſſen, nie vor. Dem Einzelnen war aller Wahr-
ſcheinlichkeit nach uͤberhaupt nicht geſtattet, ſie zu verkau-
fen, weil ſie groͤßtentheils zu liegenden Gruͤnden gehoͤrten,
3
[35] und dieſe als unveraͤußerlich galten. Sie hatten hier
ihre eigenen Wohnungen, und ihre Dienſte und Leiſtun-
gen waren feſtgeſetzt 1. Sie zinsten ein beſtimmtes
Maaß von Getraide, aber nicht wie die Perioͤken an
den Staat, ſondern an ihre Herren. Weil jenes
Maaß ſeit alter Zeit ein fuͤr allemal feſtgeſetzt war,
denn den Zins zu erhoͤhen, war mit ſchweren Verwuͤn-
ſchungen belegt 2, es betrug aber von jedem Kleros
jaͤhrlich 82 Medimnen Gerſte 3 und eine entſprechende
Quantitaͤt Oel und Wein: ſo kam ihnen eben ſo wohl
der groͤßere Gewinn bei guter, als der Verluſt bei
ſchlechter Erndte zu, wodurch, wie Lakedaͤmons Acker-
kultur beweist 4, ein lebhafter Antheil am Ackerbau
und ein fleißiger Betrieb erhalten wurde. Theils durch
einen reichlichen Ertrag des Landes, theils im Kriege 5
ſammelten ſie mitunter ein nicht unbedeutendes Ver-
moͤgen 6, wozu dem Spartiaten faſt jeder Weg ver-
ſchloſſen war. Man moͤchte fragen, wie viel den He-
lotenfamilien ungefaͤhr blieb, wenn ſie 82 Medimnen
von einem Kleros abgegeben hatten. Tyrtaͤos ſcheint
einige Auskunft zu geben, wo er das Schickſal der
Meſſeniſchen Leibeigenen ſchildert 7:


Gleich Packeſeln von ſchwer laſtender Buͤrde gedruͤckt

Zinſeten ihren Gebietern von jeglicher Frucht ſie die Haͤlfte,

Welche dem Land’ entſprießt, weichend der traurigen Noth.

3 *
[36]
Auch den Koͤnig betrauerten ſie ſammt Weibern und Kindern,

Raffte das Trauergeſchick einen des Todes hinweg. 1

Darnach wuͤrden die Helotenfamilien, deren mehrere zu
einem Kleros gehoͤrten, nur 82 Medimnen im Durch-
ſchnitt behalten haben, und der ganze haͤtte 164 ge-
tragen. Allein dies kann nicht die Einrichtung ſein,
von der Plutarch redet, und Tyrtaͤos beſchreibt einen
durch die Umſtaͤnde vergroͤßerten Druck. Denn wenn
man annimmt, wie ſich unten als wahrſcheinlich zeigen
wird, daß die Guͤter der Spartiaten zwei Drittel des
Lakoniſchen Gebiets betrugen, welches man auf 180
Quadratmeilen anſchlagen kann, und davon fuͤr Berg,
Wald, Viehweiden, Weinland und Baumpflanzungen
ſelbſt drei Viertel abrechnen mag: ſo erhaͤlt man doch
30 Quadratmeilen fuͤr die 9000 Ackerlooſe der Spar-
tiaten, von welchen alſo jedes 1/300 Meile, oder 192
Plethren betraͤgt, welche leicht 400 Medimnen Ertrag
geben 2, von denen nach Abzug der 82 noch 21 Men-
ſchen mit dem taͤglichen Brodte, einem Choͤnix, dop-
pelt verſorgt werden koͤnnen. Wenigſtens ſieht man
ein, daß jeder Kleros ſechs oder ſieben Helotenfamilien
recht wohl ernaͤhren konnte. Indeſſen muß man ſich
nicht uͤberreden, daß jene Abgabe fuͤr alle Portionen
des Spartiatiſchen Landes ganz dieſelbe geweſen ſei.
Eine ſo ſtreng durchgefuͤhrte Gleichheit — die uͤberdies
alles Intereſſe des Beſitzes aufgehoben haͤtte — machte
ſchon die verſchiedene Beſchaffenheit des Landes unmoͤg-
lich. Wir wiſſen ja, daß viele Spartiaten Heerden
[37] hatten, und davon junge Thiere zu den Gemeinmahlen
gaben 1. Auch von den Aeckern erhielten die Beſitzer
außer dem Antheil der Erndte zu gewiſſen Zeiten Fruͤchte
des Jahres 2.


Im Ganzen konnte indeſſen nicht viel Verkehr
und Verbindung zwiſchen den Spartiaten als Beſitzern
der Landguͤter und ihren Leibeigenen auf dem Acker
ſtatt finden. Denn wie wenig mochte ſich der Spar-
tiat, welcher die Stadt ſelten und nur auf Tage ver-
ließ 3, um den Heloten kuͤmmern, der vielleicht bei
Mothone wohnte. Indeſſen lag den Heloten nicht blos
die Bebauung des Ackers, ſondern auch die Bedienung
der Herren z. B. beim Mahle ob 4, welche dieſe nachdem
Lakoniſchen Grundſatze einer gewiſſen Guͤtergemeinſchaft
ſich auch unter einander uͤberließen 5. Auch zu oͤffent-
lichen Verrichtungen brauchte der Staat gewiß eine
große Anzahl derſelben.


2.


Im Felde dienten die Heloten nur in außer-
ordentlichen Faͤllen als Hopliten, und hoͤrten dann ge-
meiniglich auf es zu ſein 6. Sonſt zogen ſie als Leicht-
bewaffnete
(ψιλοὶ) aus; in wie großer Anzahl,
ſieht man aus der Schlacht bei Plataͤaͤ, wo 5000 Spar-
[38] tiaten 35,000 Heloten bei ſich hatten 1. So wenig ſie
nun die Ehre der ſchwerbewaffneten Krieger theilten,
ſo wenig traf ſie dieſelbe Gefahr. Denn wenn jene
den Anfall der Feinde mit Lanze und Schild in feſtge-
ſchloſſener Reihe aufnahmen, ſo waren dieſe mit Schleu-
der und Wurfgeſchoß eben ſo ſchnell hinter als vor der
Reihe: wie Tyrtaͤos ſehr anſchaulich das Verhaͤltniß
des Leichtbewaffneten (γύμνης) zum Hopliten beſchreibt.
Daß Sparta ſeine Heloten leichtſinnig aufgeopfert ha-
be, laͤßt ſich von der beſſern Zeit gar nicht nachweiſen.
Sie waren den einzelnen Spartiaten beigeordnet 2;
bei Plataͤaͤ waren um jeden ſieben von ihnen. Die
ihrem Herrn beigeordneten hießen wahrſcheinlich ὰμπίτ-
ταρες 3. Von dieſen war aber einer vorzugsweiſe
der ϑεράπων ſeines Herrn, wie in der Geſchichte, wo
der erblindete Spartiat ſich von ſeinem Heloten in das
Gewuͤhl des Kampfes von Thermopylaͤ fuͤhren laͤßt,
und, waͤhrend dieſer flieht, mit den uͤbrigen Helden
faͤllt 4. Θεϱάπων iſt der eigentliche, und zwar ſehr
ehrenvolle, Ausdruck, mit dem die Dorier, namentlich
in Kreta, den waffentragenden Knappen bezeichneten 5;
in Sparta hießen ſolche ſonſt noch wahrſcheinlich ἐρυ-
κτῆρες, in ſo fern ſie den Verwundeten aus der Kampf-
reihe zu ziehen (ἐϱύκειν) verpflichtet waren 6. Sonſt
ſcheint es, daß die Heloten im Felde unter naͤherem
und unmittelbarerem Befehl des Koͤnigs ſtanden, als
[39] das uͤbrige Heer 1. — Auf der Flotte verſahen wohl
die Heloten beſonders den Matroſendienſt, wozu man
in Athen die niedern Buͤrger und Sklaven nahm; als
ſolche hießen ſie, ſcheint es, δεσποσιοναῦται.


Dieſe Angaben bezeichnen ziemlich das Verhaͤltniß
der Heloten zum Doriſchen Staate von Sparta: wel-
ches Verhaͤltniſſes ethiſche oder politiſche Critik hier
gar nicht in unſerm Zwecke liegt. Nur ſo viel: die
Griechiſchen Staaten hatten entweder Leibeigene, wel-
che wir ziemlich bei allen Doriern nachweiſen koͤnnen,
oder Sklaven, welche durch Raub oder Handel aus
den Laͤndern der Barbaren herbeigeholt waren, oder
keins von beiden. Das letztere fand bei den Phokeern,
Lokrern und andern Griechen ſtatt 2, allein dieſe Volk-
ſtaͤmme entwickelten ſich auch, vom Beduͤrfniß eingeengt,
nie ſo frei und kraͤftig, als Sparta und Athen. Die
Sklaverei war die Baſis aller Handelsſtaaten, und
haͤngt mit dem Verkehr mit dem Auslande zuſammen;
aber abgeſehn davon, daß ſie ein ſtets fortgeſetztes und
erneuertes Unrecht iſt, bringt ſie dem Staate im Gan-
zen, namentlich im Kriege, wenig Vortheil, und der
Sitte und Ordnung in den Staaten, nach der Lehre
alter Politiker, Gefahr und Nachtheil. Auch muß
man wohl bedenken, daß unter den Sklaven Athens
wenig Familienverhaͤltniß exiſtiren konnte, dem die
Leibeigenſchaft dagegen keinen Eintrag thut, und daß
in dieſer mehr die allgemeine Sitte, in jener die Will-
kuͤhr Einzelner herrſcht. — Indeſſen hatte auch Sparta
fremde Sklaven, aber nur in geringer Anzahl. So
war Alkman, Knecht des Ageſidas 3, Sohn eines Skla-
ven aus Sardis 4, welchen vielleicht der Kretiſche Han-
del an die Kuͤſten Lakonikas gebracht hatte.


[40]

3.


Schwieriger iſt es, ſich von der Behandlung
und Lebensweiſe der Heloten einen deutlichen Begriff
zu machen, weil der rhetoriſche Geiſt der ſpaͤtern Ge-
ſchichtsſchreibung, ſich beſonders in Deklamationen fuͤr
die Humanitaͤt gefallend, und die Unkenntniß eigen-
thuͤmlicher Verhaͤltniſſe Vieles verwirrt und entſtellt
hat. Myron von Priene mahlte in ſeinem Roman uͤber
den Meſſeniſchen Krieg Sparta ſehr ſchwarz, und ſuchte
durch Schilderung des Schickſals, welches die Ueber-
wundenen traf, am Ende zu ruͤhren. “Den Heloten
befehlen die Spartiaten, ſagt er 1, jedes ſchimpfliche
Geſchaͤft. Sie zwingen ſie eine Hundsfellmuͤtze (κυνῆ)
zu tragen, einen Schaafpelz (διφϑέρα) umzuhaͤngen,
und Jahr fuͤr Jahr ſchuldios Schlaͤge zu empfangen,
damit ſie nie verlernen Sklaven zu ſein. Dazu haben
ſie denen, welche durch Groͤße und Schoͤnheit ſich uͤber
die Gebuͤhr eines Knechtes erheben, Todesſtrafe be-
ſtimmt, und ſtrafen den Beſitzer, welcher nicht die
mannhafteſten unter ihnen ſchlaͤgt.” Die gaͤnzliche Ver-
faͤlſchung alles ruhigen Urtheils liegt gleich in der erſten
Angabe offen da. Denn jene Ledermuͤtze mit breitem
Rande und den Schaafpelz trugen die Heloten aus kei-
nem andern Grunde, als weil es die alteinheimiſche
Landtracht war, welche auch die Arkader aus alter
Sitte beibehalten hatten 2; wie auch Laertes, Odyſ-
[41] ſeus Vater, als Landmann eine ſolche Muͤtze aus Zie-
genfellen traͤgt 1. Die Alten unterſchieden naͤmlich ge-
nau zwiſchen der Landtracht und ſtaͤdtiſchen Kleidung.
Als daher die Sikyoniſchen Tyrannen das muͤſſige Volk,
deſſen Menge ſie fuͤrchteten, an das Landleben gewoͤh-
nen wollten, zogen ſie ihnen die κατωνάκη an, welche
unten einen Vorſtoß von Fellen hatte 2. Auch die Pei-
ſiſtratiden 3 nahmen genau dieſelbe Maaßregel. So be-
ſchreibt auch Theognis die Landbauer von Megara — uͤber
deren Aufnahme unter die Buͤrgerſchaft er ſich beklagt —
als die Seite mit abgeriebenen Ziegenfellen deckend,
und ſcheuen Hirſchen gleich um die Stadt wohnend 4.
Und ſo bezeichnete denn alſo auch die Diphthera der
Heloten nichts Schmaͤhlicheres und Schimpflicheres als
die Beſtimmung zur Landarbeit. Da aber Myron dieſe
ſo augenfaͤllig mißdeutete, ſo mag es ſich eben ſo mit
ſeinen uͤbrigen Vorwuͤrfen und aͤhnlichen Anklagen an-
derer Schriftſteller verhalten. Wenn Plutarch erzaͤhlt,
daß die Heloten zur Warnung der Spartiatiſchen Ju-
gend ſich betrinken und unanſtaͤndige Taͤnze tanzen
mußten 5: ſo ſtraͤubt ſich der natuͤrliche Sinn gegen
eine ſo wahnwitzige Erziehungsmethode. Wie konnte
man denn Menſchen ſo entwuͤrdigen, die man als Paͤ-
dagogen uͤber die juͤngeren Knaben ſetzte; Helotinnen
waren auch im koͤniglichen Hauſe die Ammen 6, und
genoſſen ſicher aller Pietaͤt, mit der das Alterthum
die Waͤrterinnen der fruͤheſten Jugend ehret. Daß aber
[42] die Doriſchen Geſetze der ſtrengen Maͤßigkeit die Knechte
nicht banden, iſt gewiß 1, und ſo konnten Beiſpiele
der Trunkenheit unter ihnen zur Empfehlung der Nuͤch-
ternheit dienen. Auch war es in der Ordnung, daß
die Spartiatiſchen Nationallieder und Nationaltaͤnze
den Heloten unterſagt waren 2, dagegen hatten ſie
eigene mehr ausgelaſſene und poſſenhafte, welche zu
jener Erzaͤhlung Veranlaſſung gaben 3. Man muß
dabei immer bedenken, daß die meiſten Fremden, wel-
che Sparta beſuchten und uͤber deſſen Einrichtungen
Nachricht gaben, Einzelnes, was ſie fluͤchtig geſehn,
aufgriffen und, ohne den Zuſammenhang zu kennen,
nach falſchen Vorausſetzungen combinirten.


4.


Aber muͤhen wir uns nicht umſonſt, den ſchlim-
men Eindruck der Darſtellung Myrons zu mindern, da
das einzige fuͤrchterliche Wort “Kryptie” das un-
gluͤckliche Schickſal der Heloten und die Grauſamkeit
ihrer Herren genugſam bezeichnet? Man verſteht dar-
unter eine jaͤhrlich zu beſtimmter Zeit von der Jugend
Sparta’s angeſtellte Jagd der Heloten, welche bei
Nacht meuchelmoͤrderiſch angefallen oder auch bei Tage
foͤrmlich gehetzt werden, um ihre Anzahl zu vermin-
dern und ihre Kraft zu ſchwaͤchen 4. Von ihr ſpricht
Iſokrates ſehr verwirrt und nach bleßem Geruͤcht 5;
aber Ariſtoteles, wie Heraklides vom Pontos 6, legen
ſie geradezu dem Lykurg bei, und ſtellen ſie als einen
Krieg vor, welchen die Ephoren ſelbſt bei dem Antritt
ihres jaͤhrlichen Amtes den Heloten ankuͤndigen. Alſo
[43] eine foͤrmlich geſetzliche Niedermetzelung, um ſo grauen-
voller, da ſie von den ungluͤcklichen Schlachtopfern vor-
aus geſehen werden konnte. Und doch haͤtte dieſe,
die in manchen Gegenden ganz fuͤr ſich lebten, die
Verzweifelung nicht zu gemeinſamer Abwehr vereinigt,
und nicht alle Jahre einen blutigen Vernichtungskrieg
durch ganz Lakonika entzuͤndet? In ſo unbegreifliche
Schwierigkeiten verwirren wir uns bei der gewoͤhnlichen
Vorſtellungsweiſe: deren Loͤſung nach meiner Meinung
die Rede des Spartiaten Megillos in Platons Geſetzen
giebt 1, welcher dort die Abhaͤrtung ſeiner Landsleute
ruͤhmt. “Auch giebt es eine ſogenannte Κρυπτεία bei
uns, welche wunderbar muͤhſelig zu ertragen iſt, Unbe-
ſchuhtheit im Sturm, und Lagersentbehrung und Selbſt-
bedienung ohne Knecht, wenn ſie des Nachts und bei
Tage durch das ganze Land herumſchweifen.” Noch
deutlicher eine andere Stelle 2, wo der Philoſoph an-
ordnet: in ſeinem Staate ſollten ſechzig Agronomen oder
Phylarchen jeder zwoͤlf Juͤnglinge von 25 bis 30 Jah-
ren waͤhlen, und dieſe als Waͤchter alle einzelnen Di-
ſtrikte nach der Reihe durchziehen, um fuͤr die Befeſti-
gung, den Wegbau, die oͤffentlichen Gebaͤude im Lande
zu ſorgen, wozu ſie ſich der Sklaven frei bedienen
duͤrften. Dabei ſollten ſie ſelbſt hart und kaͤrglich le-
ben, keine Dienſtleiſtung der Knechte und Ackerbauer
fuͤr ſich begehren, aber ohne Raſt das ganze Land Win-
ter und Sommer in Waffen durchſtreifen. Man koͤnne
[44] dieſelben Κρυπτοὶ oder Ἀγϱονόμοι nennen. — Wie
haͤtte Plato den Namen der Kryptie hier brauchen moͤ-
gen, wenn ſie einen heimlichen Helotenmord bezeichnete,
und wenn nicht vielmehr zwiſchen ſeiner und dieſer Ein-
richtung, ſei auch die letztere haͤrter und roher gewe-
ſen, im Weſen eine Uebereinſtimmung ſtatt fand? Auch
Sparta’s Juͤnglinge wurden theils zu eigener Uebung
und Abhaͤrtung, theils zur Aufſicht des ziemlich aus-
gedehnten Landes unter eigenen Obrigkeiten 1 ausge-
ſchickt, und hatten vermuthlich ein beſonderes Augen-
merk auf die Heloten, welche Sparta ſchon deswegen
fuͤrchten mußte, weil ſie meiſt fuͤr ſich allein und ab-
geſondert wohnten. Daß Willkuͤhr und Haͤrte davon
nicht genugſam ausgeſchloſſen waren, wird man zugeben
muͤſſen; nur war der Zweck des Inſtituts ein anderer:
das Thukydides 2 indeſſen auch ſo mit zu den Einrich-
tungen rechnen mag, welche die Spartiaten zur Bewa-
chung ihrer Helotie getroffen.


Es bedarf kaum einer Nachbemerkung, daß dieſe
ſtehende Einrichtung der Krypteia nicht mit einzelnen
Maaßregeln zuſammenhaͤngt, zu welchen ſich Sparta
in verzweifelten Umſtaͤnden genoͤthigt glaubte. Thuky-
dides laͤßt das Schickſal der 2000 Heloten errathen,
welche, zum Kriege geweihet, ploͤtzlich verſchwanden.
Es war dies der Fluch der Leibeigenſchaft, welche auch
Plato die haͤrteſte in Hellas nennt 3, daß ſie ihre Her-
ren gerade da verließ, wo ſie ihrer Huͤlfe am meiſten
bedurften, und ſie ſelbſt noͤthigte, ſich fremden Bei-
[45] ſtand gegen die eigenen Unterthanen in Buͤndniſſen zu
bedingen 1.


5.


Eine beſſere Seite dieſes Inſtituts dagegen iſt,
daß den Heloten ein geſetzlicher Weg zur Freiheit, ſelbſt
zum Buͤrgerrecht offen ſtand 2. Die vielen Mittelſtu-
fen uͤberzeugen uns von einem kuͤnſtlich organiſirten
Uebergangsverhaͤltniß. ’Αργεῖοι hießen die Heloten, die
man eines beſondern Vertrauens wuͤrdigte 3; wie es
im Kriege die ἐρυκτῆρες genoſſen; die ἀφέται waren
wohl aus aller Pflicht entlaſſen. Die δεσποσιοναῦται,
die auf der Flotte dienten, aͤhnelten wahrſcheinlich den
Attiſchen Freigelaſſenen, die χωϱὶς οἰκοῦντες hießen 4.
Mit der voͤlligen Freiheit wurde auch die Erlaubniß
gegeben, “zu wohnen wo jeder wolle5, und da-
mit wohl auch ein Stuͤck Land außer dem Kleros ihrer
vorigen Herren. Nachdem ſie die Freiheit einige Zeit
beſeſſen, ſcheint man ſie Neodamoden genannt zu
haben 6, deren Zahl bald der der Buͤrger nahe kam 7.
Auch die Mothonen oder Mothaken waren nicht
Perioͤken — von deren Uebergang in Spartiaten uͤber-
haupt nichts berichtet wird — ſondern Heloten, die
durch gemeinſame und gleiche Erziehung mit jungen
Spartiaten (wie die des Eumaͤos im Hauſe des Odyſ-
ſeus) Freiheit ohne Buͤrgerrecht erhielten 8. Denn Μό-
[46] ϴων bezeichnet einen Hausſklaven, verna, und nie koͤn-
nen Perioͤken ſo heißen, die in keiner Abhaͤngigkeit von
einzelnen Spartiaten ſtanden 1. Die Abkoͤmmlinge
der Mothaken muͤſſen auch das Buͤrgerrecht erhalten
haben, wenn Lyſandros, Kallikratidas, Gylippos Mo-
thakiſcher Abkunft waren 2. Epeunakten heißen,
der Etymologie nach, ſolche Buͤrger, die die Wittwe
eines Geſtorbenen aus einer Pflicht des alten Erbrechts
eheligten; daß man dazu einmal Knechte genommen
habe, beſagt Theopomp 3.


6.


Die Zahl der Heloten koͤnnen wir ziemlich aus
der Angabe des Plataͤiſchen Heeres abnehmen. Hier
ſtanden 5000 Spartiaten, 35,000 Heloten, 10,000 Pe-
rioͤken 4. Wenn vun ſonſt die Zahl ſtreitbarer Spar-
tiaten 8000 betrug: ſo muͤſſen wir in demſelben Ver-
haͤltniſſe 56,000 waffenfaͤhige Heloten rechnen, und die
geſammte Volksmenge derſelben gegen 224,000. Wenn
alſo die Stadt Sparta 9000 Ackerlooſe beſaß: ſo ka-
men auf jedes 20 Menſchen, deren es, wie wir oben ſa-
hen, wohl mehr ernaͤhren konnte 5, und es blieben
noch 44,000 fuͤr den Dienſt des Staats und der Ein-
zelnen. Die Nachricht des Thukydides, daß die Chier
8
[47] fuͤr eine Stadt die meiſten Sklaven haͤtten nach den
Lakedaͤmoniern 1, noͤthigt nicht hoͤher hinaufzugehen,
weil die groͤßere Sklavenmenge ſich von Aegina mit der
Freiheit verloren hatte, und Athen waͤhrend des Krie-
ges auch gewiß nicht 200,000 beſaß. Die Anzahl der
waffenfaͤhigen Perioͤken wuͤrde nach der angegebenen
Proportion nur 16,000 betragen, aber man wird hier
annehmen muͤſſen, daß eine groͤßere Anzahl derſelben
im Peloponnes zuruͤckgeblieben war: denn da ihnen
30,000, freilich weit kleinere, Looſe zugetheilt waren:
ſo muͤſſen doch auch ziemlich eben ſo viel Familien gewe-
ſen ſein, und wir erhalten wenigſtens gegen 120,000
Menſchen, im Ganzen aber fuͤr die 170 oder 180
Quadratmeilen Lakoniens eine angemeſſene Bevoͤlkerung
von 380,000 Seelen.


Aus dieſer Berechnung folgt aber zugleich, daß
nach der zu ernaͤhrenden Volksmenge die Guͤter der
Spartiaten (πολιτικὴ χώϱα) 2 gegen zwei Drittel des
geſammten Ackerlandes betragen mußten. Dies konn-
ten ſie ſeit der Eroberung des fruchtbaren Meſſeniens
ſehr wohl, nach welcher die Anzahl der κλῆροι ver-
doppelt 3, der Umfang vielleicht verhaͤltnißmaͤßig noch
mehr ausgedehnt wurde. Denn als die Spartiaten
die Doriſchen Meſſenier, wie es ſcheint, vertrieben
und das Land erobert hatten: traten zwar einige See-
und Landſtaͤdte (Aſine, Mothone, Thuria, Aethaͤa) in
das Perioͤken-Verhaͤltniß, aber der ſchoͤnſte Theil des
an Aeckern, Baumpflanzungen und Viehweiden ſo rei-
chen Landes 4 wurde Spartiatiſch; und die zuruͤckge-
[48] bliebenen Landbauer Heloten 1. Dieſe waren es vor-
zugsweiſe, welche Ol. 78, 4. bei dem großen Erdbeben
nebſt den zwei letztgenannten Perioͤkenſtaͤdten ſich erho-
ben, die alte Feſte Ithome verſchanzten, und hernach
zum Theil auswanderten 2. Waͤre aber dieſer Aufſtand
allen Heloten allgemein geweſen, wie Diodor vorgiebt:
wie haͤtten dann die Spartiaten die Empoͤrer aus
dem Lande ziehen laſſen koͤnnen, ohne es der Bebauer
gaͤnzlich zu berauben? Auch nach der Schlacht von
Leuktra fielen nicht die Lakoniſchen, nur die Meſſeniſchen
Heloten ab 3, und waren ohne Zweifel die hauptſaͤch-
lichſten Erneuerer Meſſeniens, welche in der neuen
Stadt ein demokratiſches Buͤrgerrecht erhielten 4.


7.


In Lakonien ſelbſt gehoͤrte den Spartiaten nach
Agis Rhetra, die wahrſcheinlich nur den fruͤheren Zu-
ſtand erneuern ſollte, das Mittelland, welches vom
Taygetos gegen Weſten, dem Fluͤßchen von Pellene und
Sellaſia gegen Norden begraͤnzt war, und ſich gegen
Oſten auf Malea hin erſtreckte 5, und dies bebauten alſo
damals die Heloten. Hiebei entſteht die Frage: wer
denn die in dieſem Diſtrikt gelegenen Ortſchaften, wie
z. B. Amyklaͤ, Therapne, Pharis, bewohnte. Die He-
4
[49] loten gewiß nicht allein, da es z. B. eine bedeutende
Anzahl Hopliten von Amyklaͤ im Lakedaͤmoniſchen Heere
gab 1, die alſo entweder Spartiaten oder Perioͤken
waren. Ob nun die Letztern hier mitten im Weichbilde
der Stadt kleine Diſtrikte bewohnten, oder Spartiaten
auch außerhalb der Stadt auf den Landſtaͤdten wohn-
ten, iſt nicht voͤllig zu entſcheiden. Jenes iſt wahr-
ſcheinlicher, da es doch auch Perioͤken ganz in der Naͤhe
der Stadt gab 2; und von den Andern zwar erwaͤhnt
wird, daß ſie auf dem Lande 3 Wohnungen, nie aber
daß ſie in andern Staͤdten Haͤuſer hatten außer Spar-
ta und einigen umliegenden Komen.


Dies fuͤhrt uns wieder darauf, die Loͤſung der
ſchwierigen Aufgabe zu verſuchen: was denn eigentlich
jene Phylen, wie ſie die Grammatiker bisweilen nen-
nen 4, Pitana, Limnae od. Limnaͤon, Meſoa
und Kynoſura, bedeuten, die auch Pauſanias auf
dieſe Weiſe als Abtheilungen des Volkes verbindet 5.
Pauſanias nun nennt ſie als Abtheilungen der
Spartiaten, und es ſcheint, daß man ihm folgen
muͤſſe. Denn wenn in einer Amyklaͤiſchen Inſchrift 6
ein Epimelet fuͤr die Fremden zu Amyklaͤ Damatrios
ein Meſoat genannt, und in einer andern ein Gymna-
ſiarch aus Roͤmiſcher Zeit als aus der Phyle der Ky-
noſureer bezeichnet wird 7: ſo kann man ſich dieſe Per-
III. 4
[50] ſonen gewiß nicht als Perioͤken denken 1. Und wenn
Alkman nach glaublicher Nachricht ein Meſoat war 2:
ſo kann man auch darunter einen Buͤrger Sparta’s
(wenn auch von einem niedern Grade) verſtehen, ohne
mit Herodot in Widerſpruch zu kommen, der nur laͤug-
net, daß irgend ein Fremder außer Tiſamenos u. He-
gias Spartiat geworden ſei 3. — Ferner iſt klar, daß
Pitana, Limnaͤ, Meſoa und Kynoſura Namen von Or-
ten
waren, wie aus der Zuſammenſtellung der Nach-
richten uͤber ſelbige hervorgeht. Am meiſten wiſſen
wir von Pitana, einem alten ohne Zweifel vordoriſchen
Orte 4, der ſo bedeutend war, daß er eigene gymni-
ſche Agonen hatte 5, und einen eigenen Lochos Pitana-
tes ſtellte 6. Herodot, der ſelbſt da war, nennt ihn
einen Demos 7, und zwar wiſſen wir, daß er in der
Naͤhe des Tempels und feſten Ortes Iſſorion 8 lag,
der nach Pauſanias Topographie Sparta’s am weſtli-
lichſten Ende der Stadt gelegen haben muß 9. Auch
erwaͤhnt dieſer Schriftſteller in dieſer Gegend die Halle
(λέσχη) der Krotanen, welche eine Abtheilung der
Pitanaten waren. So wiſſen wir denn, daß Pitana
weſtlich von Sparta lag, außerhalb der Stadt nach
[51] Herodot 1, innerhalb, wie es ſcheint, bei Pauſanias.
So war auch Limnaͤ nach Strabon eine Vorſtadt von
Sparta 2, aber zugleich ein Theil der Stadt, wie
auch nach demſelben Meſoa 3, wohin doch nach Pauſ.
der Achaͤer Preugenes das den Doriern zu Sparta
entriſſene Bild der Artemis brachte 4. — Aus allen dem
ſich blos ſcheinbar widerſprechenden folgt, daß dieſe
Orte nichts anders als die Komaͤ waren, aus welchen
nach Thukydides 5 die Stadt Sparta beſtand, und die
um die eigentliche πόλις nach allen Seiten herum la-
gen, aber von einander durch Zwiſchenraͤume getrennt
waren, bis man ſie ſpaͤter, wohl zur Zeit, da Sparta
in Makedoniſcher Periode ummauert wurde, zuſammen-
zog und vereinigte.


4 *
[52]

4.


1.


Nachdem wir ſo die beiden Staͤnde der Unterthaͤ-
nigkeit in dem Doriſchen Normalſtaate Sparta auseinan-
der geſtellt haben, werden wir die Spuren derſelben
oder aͤhnlicher Verhaͤltniſſe in vielen der uͤbrigen Staa-
ten dieſes Volksſtammes nachweiſen. Da nun in Kreta
das Doriſche Leben zuerſt feſt gegruͤndet wurde, indem
hier gluͤckliche Umſtaͤnde dem Stamme einen reichlichen
Landbeſitz und eine ungefaͤhrdete Herrſchaft verſchafft
hatten: ſo muͤſſen auch die Verhaͤltniſſe zu den Landes-
einwohnern hier am fruͤheſten zu einer ſtetigen Ordnung
geregelt worden ſein, fuͤr die es ein guͤnſtiges Vorur-
theil erwecken muß, wenn Ariſtoteles von keiner Em-
poͤrung der Knechte gegen die Herren erfuhr 1. Der
Doriſche Sinn forderte hier wie anderswo Freiheit von
jedem Nahrungsgeſchaͤft, welchen Hybrias, der Kreter,
in ſeinem Skolion offen und keck ſo ausſpricht, “daß
er mit Lanze, Schwerdt und Tartſche ackere, erndte
und winzere und darum Herr der Mnoia heiße” 2.
Aber auch hier mußten verſchiedene Claſſen von Unter-
[53] thanen ſtatt finden. Soſikrates und Doſiadas, glaub-
wuͤrdige Schriftſteller uͤber Kreta, nennen drei Claſſen,
die Staatsknechtſchaft, (κοινὴ δουλεία) von den Kretern
Μνοἆα genannt, die Knechte der einzelnen Buͤrger, Άφα-
μιώτας, u. die Perioͤken, ̔ϒπηκόους. Nun wiſſen wir im
Einzelnen, daß die Aphamioten ihren Namen von der
Beſtellung der Aecker der Privaten (kretiſch ἀφαμίαι)
hatten, und ſonach landbauende Leibeigene waren 1.
Mit ihnen treffen zuſammen die von jenen Schriftſtel-
lern eben darum nicht ſpeciell erwaͤhnten Klaroten,
denn wenn auch die gewoͤhnliche Namenserklaͤrung ſie
von dem uͤber die Kriegsgefangenen geworfenen Looſe
benennen laͤßt, leitet man den Namen doch gewiß na-
tuͤrlicher von den einzelnen Ackerlooſen oder Guͤtern der
Buͤrger, den κλήροις, ab. Aber nach jeder dieſer
Erklaͤrungen ſind ſie immer den einzelnen Buͤrgern an-
gehoͤrige Leibeigene; und Klaroten wie Aphamioten
werden daher ganz richtig mit den Heloten verglichen 2,
und wie von dieſen die Lakoniſchen, ſo waren von
jenen die Kretiſchen Perioͤken grundverſchieden: ob-
gleich Ariſtoteles den von den Kretiſchen Schriftſtellern
genau beobachteten Unterſchied vernachlaͤſſigt 3. Zwei-
tens wird die Μνοῖα (μνῷα) von denen, welche genauer
reden, eben ſo von dem Stande der Perioͤken als der
Eigenknechte unterſchieden, und als eine Staatsfrohne
bezeichnet; wornach anzunehmen iſt, daß jeder Staat
in Kreta ein Gemeinland beſaß, welches die Mnoten
in denſelben Verhaͤltniſſen bebauten, wie die Aphamio-
ten die abgetheilten Grundſtuͤcke. Indeſſen wird ſehr
[54] oft dieſer Name auf alle Frohnknechte ausgedehnt, wie
ſchon in dem Liede des Hybrias 1. Die Perioͤken end-
lich bildeten wohl in Kreta, wie in Lakonien, abhaͤngige
und tributaͤre Gemeinden: ihre Abgabe wurde ſo wie
der Ertrag des Gemeinlandes zum Theil auf die oͤffentli-
chen Mahlzeiten gewandt 2; zu denen auch noch nach
Doſiadas 3 in Lyktos jeder Knecht einen Aeginetiſchen
Stater beiſteuerte: wobei man an Perioͤken nicht den-
ken darf, weil dieſe der genaue Schriftſteller nicht
Knechte nennen konnte, auch nicht an die vom Aus-
lande gekauften und in den Staͤdten dienenden Sklaven,
(χρυσώνητοι in Kreta), weil bei dieſen auf ein eige-
nes Vermoͤgen nicht mit Sicherheit gerechnet werden
konnte; endlich auch an die Mnoten nicht, weil dieſe
als Staatsknechte außer Zuſammenhang mit den Ein-
zelnen, und alſo auch mit dieſen Speiſegeſellſchaften
ſtanden. Alſo ſind es die Klaroten (Aphamioten), wel-
che ihren Herren außer der Abgabe in Naturalien auch
noch dieſen Geldbeitrag ſchuldig waren, mit welchem
wahrſcheinlich das noͤthige Geraͤth beſtritten wurde.
[55] Uebrigens iſt nicht wohl daran zu denken, daß die
Leibeigenen an der taͤglichen Mahlzeit Theil genommen
haͤtten 1.


Vielleicht war aber in keinem griechiſchen Staate
der unfreie Stand minder gedruͤckt als in Kreta. Es
war ihnen im Allgemeinen jede Thaͤtigkeit und jedes
Geſchaͤft geſtattet, mit Ausnahme der Eymnaſien und
des Waffenfuͤhrens 2. Daher hielten auch die Perioͤken
ſo feſt an der alten Minoiſchen Geſetzgebung, daß ſie
dieſelbe auch dann noch beobachteten, als die Dorier
der Stadt Lyktos davon abgewichen waren 3. Ueber-
haupt war Kreta unter allen Doriſchen Staaten darin
am gluͤcklichſten, daß es ſeine Inſtitute ohne bedeutenden
Widerſtand mit Kraft und Ruhe durchſetzen konnte,
obgleich durch das gefahrloſe Gluͤck und den weitver-
breiteten Verkehr auch zeitiger Verfall der alten Sitte
herbeigefuͤhrt wurde. Das Umgekehrte fand in Argos
ſtatt, deſſen Doriſche Einwohner von allen Seiten
bedraͤngt, ſich darum am Ende des Dorismus entaͤu-
ßern und mit den alten Landeseinwohnern verſchmelzen
mußten. Daher wir zwar auch hier anfangs Unter-
thanen und Leibeigene geſchieden, aber ſchon fruͤh das
Verhaͤltniß verwirrt und eine ganz veraͤnderte Stellung
eingeleitet finden.


2.


Argos hatte Leibeigene, die mit den Heloten
verglichen und Gymneſioi genannt werden 4. Der
Name buͤrgt fuͤr die Richtigkeit der Vergleichung. Denn
er bezeichnet dieſe Knechte als leichtbewaffnete Beglei-
[56] ter ihrer Herren (γύμνητες). Daher hieß auch dieſelbe
Klaſſe Dienſtleute in Sikyon Korynephoren, weil ſie
nur Keule und Knittel, nicht Schwerdt und Lanze tru-
gen, wie die geharniſchten Dorier. Auf dieſe Gymne-
ſier bezieht ſich die Erzaͤhlung Herodots 1: Als durch
Kleomenes, Koͤnig Sparta’s, in der Schlacht am
Siebenten ſechstauſend 2 Buͤrger von Argos gefallen
waren: bemaͤchtigten ſich die Knechte des Staats, und
verwalteten und beherrſchten ihn ſo lange, bis die
Soͤhne der Erſchlagenen herangewachſen waren. Wir
ſehen, daß die Zahl der Argeiiſchen Dorier durch den
Fall von 6000 ziemlich erſchoͤpft war, und daß zunaͤchſt
um die Stadt nur Leibeigene wohnten, weil die Herr-
ſchaft ſonſt nicht haͤtte in deren Hand fallen koͤnnen.
An gekaufte Sklaven aus Barbarenlaͤndern darf man
hier gar nicht denken, weil dieſe einen Hellenen-Staat
wohl ſo wenig regieren konnten, als die Affen in der
Fabel das Schiff 3. Hernach wurden die Knechte von
der herangewachſenen Jugend nach Tiryns vertrieben,
[57] dann nach langem Kriege, wie es ſcheint, auch von da
verjagt, oder von neuem unterworfen 1.


Aber auch Perioͤken hatten die Argeier 2, welche mit
einem beſondern Namen Orneaten genannt wurden.
So hießen eigentlich die Einwohner einer Stadt Orneaͤ
in den Graͤnzgebirgen gegen Mantinea, welche, lange
unabhaͤngig, doch endlich, etwa gegen Olymp 50. 3,
von den Argeiern unterworfen wurde; und dann von
dieſem Orte die ganze Claſſe von Perioͤken. Dieſe Or-
neaten oder Perioͤken bildeten alſo Gemeinden fuͤr ſich,
wie die Lakoniſchen, und zwar bis gegen den Perſi-
ſchen Krieg. Denn zu dieſer Zeit zogen die Argeier,
wie oben nachgewieſen, die umliegenden Perioͤkiſchen
Gemeinden 4 zur Ergaͤnzung und Vermehrung ihrer
eigenen Zahl an ſich, und machten ſie zu Stadtbuͤr-
gern: womit eine ganz neue Periode in der Argeiiſchen
Verfaſſungsgeſchichte anhebt, deren Verhaͤltniſſe als
bekannter oͤfter mit Unrecht auf die fruͤhern Zeiten
uͤbergetragen worden ſind. So ſagt Iſokrates 5, daß
die Dorier von Argos, wie von Meſſene, die fruͤhern
Landeseinwohner (als συνοίκους) mit in die Stadt
aufgenommen, und ihnen mit Ausnahme der Ehren-
ſtellen gleiches Buͤrgerrecht gegeben haͤtten, und ſtellt
damit das Verfahren der Spartiaten in einen Gegen-
ſatz, der, wie nunmehro Jeder ſieht, durchaus nichtig
[58] iſt. — Die nun eingeleitete Umwaͤlzung der Verfaſſung
in Argos war etwa eben ſo groß, als wenn in Lako-
nika die geſammte Volksmenge der Perioͤken ſich zur ſouve-
raͤnen Gemeinde erklaͤrt haͤtte. Denn dieſe in die Stadt
aufgenommenen Neubuͤrger ſcheinen bald das voͤllige
Buͤrgerrecht der alten verlangt und erhalten zu haben,
daher ſeit der angegebenen Epoche in Argos die De-
mokratie maͤchtig uͤberhand nimmt. Sie konnte nicht
ohne das Verſchwinden des eigentlichen Dorismus ein-
treten, das ſich auch durch verringerte Waffenkunde
bekundet; daher die Volksgemeinde hernach ſelbſt dar-
auf verfiel, ein ſtehendes Heer von tauſend Buͤrgern
edler Familien unter Heerfuͤhrern von großer Civilge-
walt zu bilden, welches aber ſogleich wieder eine druͤ-
ckende Oligarchie einzufuͤhren ſtrebte, bis es der zu
maͤchtig gewordenen Demokratie erlag. Doch davon
unten weiter 2.


Es iſt nicht bekannt, wie lange die Evidaurier
den Unterſchied zwiſchen Stadtbewohnern und Acker-
bauern feſthielten. Der Name Κονίποδες, Staubfuͤße,
mit welchem das niedere Volk ehemals belegt wurde,
bezeichnet ſein Landleben 3, und iſt wohl nicht blos
1
[59] Spottname. Daß es aber auch hier, wie in Argos,
Buͤrger gab, die von Urſprung Nicht-Dorier waren,
erweist das Vorkommen einer vierten Phyle außer den
drei Doriſchen 1.


3.


In Korinth und Sikyon ſcheint keine voll-
kommene Scheidung der Dorier und Nicht-Dorier
durchgeſetzt worden zu ſein. Beſonders in der erſtge-
nannten Stadt mußten ſich die Einwohner mit den
aͤltern Beſitzern vergleichen, und wurden wohl nur zum
Mitbeſitz des Landes durch neue Vertheilung (ἐπ̕ ἀνα-
δασμῷ) aufgenommen. Daher kommt es, daß in Ko-
rinth nicht bloß die drei Doriſchen Phylen, von denen
bald die Rede ſein wird, ſondern im Ganzen acht wa-
ren, welche alle die Stadt bewohnten 2. Auch waren
ſelbſt die Kypſeliden keine Dorier, und doch ſchon, ehe
ſie Tyrannen wurden, angeſehene Buͤrger. Einen Ko-
rinthiſchen Helotenſtand kann man in den Kynophaloi
finden 3, denen die Hundsmuͤtze der Peloponneſiſchen
Ureinwohner wieder den Namen gegeben hatte. In-
deß uͤberwog hier, als in einem Handelsſtaate, ſehr
bald die eigentliche Sklaverei, deren Verhaͤltniſſe wir
uns nach den Atheniſchen denken duͤrfen 4. In Si-
kyon
gab es Leibeigene, von denen uns die Namen
Korynephoren 5 und Katonakophoren erhalten ſind 6.
Der erſte bezeichnet ſie als leichtbewaffnete Knappen,
der zweite als beſtaͤndige Landbewohner. Die Buͤrger-
[60] ſchaft war hier in vier Phylen getheilt, von denen
drei die reindoriſchen ſind, naͤmlich die Hylleer, Dy-
manen und Pamphylen, die vierte aber, die Aegialeer,
von dem Lande den Namen hat, welches ſie ſchon vor
der Doriſchen Eroberung bewohnte 1. Daß auch dieſe
vierte nicht blos buͤrgerliche Rechte, ſondern auch voͤl-
liges Buͤrgerrecht genoß, iſt ſicher, da ſich aus ihr
Kleiſthenes Haus zur Herrſcherwuͤrde emporſchwang,
welches nicht wohl moͤglich geweſen waͤre bei Verhaͤlt-
niſſen, die denen der Perioͤken oder gar der Heloten
Sparta’s geglichen haͤtten. Dieſer Kleiſthenes nannte
in tyranniſchem Uebermuthe ſeine eigene Phyle Arche-
laoi, die drei Doriſchen von der Sau, dem Schwein
und dem Eſel Hyaten, Oneaten, Choͤreaten. Aber
waren dies wirklich bloße Spottnamen, wie der gute
Herodotos erzaͤhlt, der bei aller Ungeſchminktheit ſeiner
Erzaͤhlung doch Politiſches ſelten vom rechten Stand-
punkte betrachtet? Wohl nicht: ſondern Kleiſthenes
wollte auch die Dorier zwingen, auf das Land hinaus-
zugehn, und Viehzucht und Ackerbau zu treiben, indem
er ganz und gar ihren Lebensgrundſaͤtzen Trotz bot.
Indeſſen konnten ſo willkuͤhrliche Umkehrungen aller
Sitte und Gewohnheit des Lebens keinen Beſtand ha-
ben, und es ſtellte ſich nach dem Untergange der Dy-
naſtie die alte Verfaſſung in den Hauptzuͤgen wieder
her.


4.


In den Kolonieen der Dorier nahmen die
Verhaͤltniſſe zu unterworfenen Ackerbauern und Leib-
eigenen oft noch mehr Schaͤrfe und Haͤrte an, da jene
[61] es hier nicht mit Griechen ſondern Barbaren zu thun
hatten. Gewoͤhnlich ergaben ſich geſchichtlich folgende
Staͤnde. Ein Doriſcher Staat hatte die Colonie ge-
fuͤhrt, und deſſen Buͤrger conſtituirten nun den Adel
in der neuen Stadt, ſie theilten das gewonnene Land
in κλήρους unter ſich 1, und bildeten das eigentliche
πολίτευμα 2. Nun waren aber dergleichen Colonien
darauf bedacht, ſich durch Volksmenge zu verſtaͤrken,
und oͤffneten ihre Haͤfen allerlei Heimatloſen und Un-
zufriedenen. Dieſes Volk von bunter Zuſammenſetzung 3,
gemeiniglich Demos genannt, ſtand gewoͤhnlich außer-
halb des Politeuma, bis es ſich durch Gewalt ein-
draͤngte, und drang zugleich beſtaͤndig auf neue Ver-
theilung der Feldmark, auf ἀναδασμός 4. Dazu ka-
men nun drittens die Ureinwohner, welche jetzt als
Leibeigene oder Staatsknechte dienen mußten. So un-
terſcheidet man in Syrakus: erſtens die Gamoren.
Dies ſind die altkorinthiſchen Coloniſten, welche die
großen Kleroi in Beſitz genommen und das Land ge-
theilt haben 5. Zweitens einen Demos; drittens
[62] Knechte auf den Guͤtern des Adels, deren Unzahl ſpruͤch-
woͤrtlich geworden. Dies waren ohne Zweifel ureinwoh-
nende Sikuler, wie auch die mannigfachen Namensfor-
men derſelben, Κυλλύϱιοι, Καλλικύριοι, Κιλλικύϱιοι,
ſich nicht aus dem Griechiſchen erklaͤren laſſen 1. Das
Verhaͤltniß hatte ſich hier weſentlich verſchieden von
dem Peloponneſiſchen gebildet, beſonders dadurch, daß
der Demos, ein ſchlimmer Mitbewohner nach Gelons
Ausdruck, gleich mit in die Stadt aufgenommen wor-
den war. Daher auch die ungeheure Groͤße der Sici-
liſchen und Italiſchen Staͤdte in Vergleich mit den Pe-
loponneſiſchen. Die Gamoren mit ihren Kyllyriern ver-
hielten ſich nun zu dem Demos ungefaͤhr eben ſo, wie
die Patricier mit den Klienten zu den Plebejern in
Rom. Auch nahm die Umbildung der Verfaſſung ziem-
lich denſelben Gang wie in Rom, indem zuerſt beide
Staͤnde ihre Anſpruͤche in einer (Ariſtoteliſchen) Πολι-
τεία auszugleichen ſuchten, die indeſſen ſpaͤter zur
voͤlligen Demokratie uͤberging, wie wir unten ſehen
werden.


5.


In der Megariſchen Colonie Byzantion ſtan-
den die Ureinwohner, die Bithyner, in demſelben He-
loten-Verhaͤltniß 2. Auch hatte gleiches Schickſal erdul-
5
[63] den muͤſſen der Volkſtamm der Mariandynen in der
Pontiſchen Herakleia, die ebenfalls Megarer nebſt
Boͤotern gruͤndeten. Er unterwarf ſich unter der Be-
dingung, daß kein Mariandyne uͤber die Graͤnze ver-
kauft werden durfte 1 — dies iſt Grundgeſetz der
alten Leibeigenſchaft — und ſie ein fuͤr allemal beſtimmte
Abgaben — mit einem milden Namen δῶϱα genannt —
zinſen ſollten 2. Die große Anzahl dieſer unterworfenen
Landeseinwohner, die es nie an Matroſen fehlen ließ,
war der Schifffahrt und Seemacht Herakleias ſehr
guͤnſtig 3.


Die Ordnung der Staͤnde in Kyrene folgte der-
ſelben Analogie. In der Mutterſtadt Thera hatten
nur die Geſchlechter der urſpruͤnglichen Colonie aus La-
konika volles Buͤrgerrecht, und verwalteten die Staats-
aͤmter 4. So waren nun auch wieder in Kyrene zu-
erſt nur die Theraͤiſchen Geſchlechter im Genuß der
Herrſchaftsrechte, und ließen die Nachwanderer nicht
zum voͤlligen Mitbeſitz derſelben. Es war der natuͤrliche
Gang der Dinge, daß diejenigen, welche dem Helleni-
ſchen Namen zuerſt unter den Libyſchen Horden Anſehn
verſchafft hatten, ein groͤßeres Anrecht auf Ehre und
Beſitz zu haben glaubten, als die, welche in die ſchon
gegruͤndete und befeſtigte Stadt zuſammen ſtroͤmten.
Aber als die Kyrenaͤer unter Battos II. eine neue Ver-
theilung der Aecker — die man freilich erſt den Libyern
[64] abnehmen wollte — in ganz Griechenland angekuͤndigt
hatten 1, und viele Neubuͤrger zuſammen gekommen
waren: wurde auch mit der Zeit eine neue Verfaſſung
noͤthig, welche Demonax von Mantineia nach demokra-
tiſchen Grundſaͤtzen anordnete. Er hob die alten Staͤm-
me auf, und ſetzte an ihre Stelle neue, in welchen die
geſammte Griechiſche Bevoͤlkerung von Kyrene zuſam-
mengefaßt war 2. “Er machte drei Phylen, welche
er ſo einrichtete. Den einen Theil des Volkes ließ er
aus den Theraͤern und den Perioͤken beſtehn, den andern
aus Peloponneſiern und Kretern, den dritten aus allen
Inſelbewohnern” 3. Hieraus iſt deutlich, daß auch
fortwaͤhrend nur die urſpruͤnglichen Coloniſten Perioͤken
hatten, die andern nicht, und jene immer noch eine Art
von Bevorrechteten waren, deren Exiſtenz wohl groͤß-
tentheils vom eigenen Betrieb des Landbaues unabhaͤn-
gig war; ſo ehrte der weiſe Demonax die geſchichtliche
Vergangenheit. Von der Zuſammenſetzung und dem
Zuſtande jener Perioͤken haben wir keine Nachricht und
nicht einmal eine andeutende Spur.


6.


So kommen wir endlich zum Schluß dieſer
weitſchichtigen Zuſammenſtellung. Es iſt deutlich ge-
worden, daß zur Grundlage des Doriſchen Staates
ein Perioͤken- und ein Helotenſtand gehoͤrt, ſo daß die
Aufhebung der Dienſtbarkeit auch gewoͤhnlich den Um-
ſturz der Doriſchen Inſtitute herbeifuͤhrte. Daher
zeichnen ſich die Dorier und namentlich Sparta durch
hartnaͤckige Feſthaltung derſelben aus. Aber eigentlich
[65] exiſtirte in alten Zeiten dieſe Dienſtbarkeit uͤberall, wo
kriegeriſche Voͤlker ſich durch Eroberung niedergelaſſen
hatten, in Theſſalien, Boͤotien, ſelbſt bei den Joniern
von Athen. Die Theſſaliſche Unterthaͤnigkeit und Leib-
eigenſchaft hat ſich außer der Doriſchen am laͤngſten
erhalten, daher wir ſie hier mit hineinziehen. Man
unterſcheide folgende Verhaͤltniſſe in dieſem Lande. Er-
ſtens ſtanden unter der Botmaͤßigkeit der Theſſaler eine
Anzahl Voͤlkerſchaften, welche einen beſtimmten Tribut
zahlten, und auch wohl zum Beiſtande im Kriege ver-
pflichtet waren, aber dabei doch nicht die Volkseinheit
und eine gewiſſe Selbſtſtaͤndigkeit verloren hatten. In
ſolchem Verhaͤltniß muͤſſen wir uns die Perrhaͤber noͤrd-
lich von Lariſſa, die Magneten oͤſtlich vom Pelion, die
Phthiotiſchen Achaͤer ſuͤdlich vom Othrys und Enipeus
denken. Denn alle dieſe waren zwar den Theſſalern
unterworfen (ὑπήκοοι) 1, aber ſie hatten doch dadurch
nicht aufgehoͤrt, abgeſonderte, ja ſelbſt amphiktyoniſche
Voͤlkerſchaften zu ſein 2. Ihren Tribut hatte Skopas,
der Pharſaliſche Dynaſt, genauer feſtgeſetzt. Sie hie-
ßen auch Perioͤken3. Zieht man nun die angegebe-
nen Landſtriche ab, ſo behaͤlt man fuͤr das eigentliche
Theſſalien das Land zwiſchen den Perrhaͤbern gegen N.
und den Achaͤern gegen S., gegen welche der Enipeus
die Graͤnze macht 4; welches die Ebene des Peneios
(das alte Ἄϱγος Πελασγικὸν) und dann noch einen
III. 5
[66] Strich gegen den Pagaſetiſchen Meerbuſen hin, bei
Herodot 1 Αἰολὶς genannt, begreift. Dieſe Landſchaft
beherrſchten alſo die Theſſaler unmittelbar, und hatten
die Staͤdte Lariſſa, Krannon, Pharſalos, Jolkos und
andere im eigenen Beſitz; aber den Ackerbau derſelben
betrieben ſie durch die Peneſten, welches die fruͤhe-
ren Pelasgiſch-Aeoliſchen Einwohner waren 2. Denn
nach Archemachos 3 waren die Aeoliſchen Boͤoter zum
Theil zwar ausgewandert, zum Theil aber zuruͤckge-
blieben, und hatten ſich als Peneſten vertragsmaͤßig
unterworfen; zu denen Theopomp 4 auch noch die Magne-
ſier und Perrhaͤber rechnet, was aber nur etwa von
einem Theile der beiden Staͤmme gelten kann, da dieſe
im Ganzen, wie gezeigt iſt, zwar abhaͤngig aber nicht
hoͤrig waren 5. Die Grundgeſetze der altgriechiſchen
Leibeigenſchaft gelten auch bei den Peneſten. Sie durf-
ten weder ohne Urtheil getoͤdtet noch außer Land ver-
kauft werden 6. So ſtehen ſie in der Mitte zwiſchen
Freien und Kaufſklaven 7, gleichwie die Herakleotiſchen
Mariandynen, die Kretiſchen Klaroten, und die Lako-
niſchen Heloten, mit denen ſie am meiſten verglichen
werden 8. Denn gleich dieſen waren ſie durch Erobe-
rung und Unterjochung in dieſen Zuſtand gerathen, ob-
[67] gleich man ſie deswegen nicht Kriegsſklaven nennen
ſoll 1. Sie waren ferner nicht der Gemeinde im Gan-
zen unterthaͤnig, ſondern gehoͤrten einzelnen Haͤuſern und
Familien an 2, daher ſie auch Θεσσαλοικέται
heißen 3. Beſonders in den großen Haͤuſern der Aleua-
den und Skopaden waren ſie ſehr zahlreich 4. Ihr
Hauptgeſchaͤft war der Ackerbau 5, von deſſen Ertrage
ſie den eigentlichen Beſitzern der Guͤter zinſeten 6; da-
bei erwarben ſie indeß eigenes Vermoͤgen, und waren
oft reicher als ihre Herren 7. Im Kriege umgaben ſie
dieſe ſchuͤtzend und vorkaͤmpfend, wie Knappen ihre
Ritter, gemeiniglich aber, gegen die Sitte anderer
Hellenen, als Reuter 8. Alle dieſe Angaben und Nach-
richten uͤber ſie ſtimmen wohl uͤberein, und bezeichnen
einen und denſelben Zuſtand; obgleich es gewiß iſt,
daß das Streben nach buͤrgerlicher Freiheit um die
Zeit des Peloponneſiſchen Krieges unter den Peneſten
ſehr zugenommen hatte, und bisweilen, wenn auch
nicht conſequent, von Athen unterſtuͤtzt wurde 9. Die
5 *
[68] uͤbrigen innern Verhaͤltniſſe der Theſſaler liegen hier
nicht in unſerem Kreiſe; ſie hatten ſich wenig nach ru-
higer Conſequenz gebildet, welche der ſtuͤrmiſche und
hochfahrende Sinn des Stammes nicht geſtattete. In
jeder einzelnen Stadt traten ſich ein Theſſaliſches Volk,
dann eine Anzahl Oligarchiſcher Geſchlechter, endlich
Dynaſten, wie die Aleuaden, Skopaden u. ſ. w. 1 ge-
genuͤber; die Staͤdte ſelbſt lagen untereinander meiſt im
Kriege; ſo war in dieſer politiſchen Verfaſſung wie in
dem Mangel des Volkscharakters an Beharrlichkeit und
leidenſchaftsloſer Seelengroͤße der Hauptgrund gegeben,
daß Theſſalien fuͤr Hellas ſo wenig wurde. Die aͤu-
ßern Mittel, welche Landbeſitz und Kriegsmacht an die
Hand geben, waren hier ſicher in reicherem Maaße
vorhanden als irgendwo; auch durch Muth zeichnete
ſich der Theſſaler aus; der alte Ruhm der Gegend
haͤtte innerlich begruͤndete Anſpruͤche unterſtuͤtzt; wie
kam es, daß Theſſalien ſo außerhalb der Griechiſchen
Geſchichte lag, und Sparta ſo lange ihre Seele war?
Wer mag hierauf anders antworten als: weil die Na-
tionalitaͤt des Theſſalers eine andere war, und fuͤr
Weisheit nur Schlauheit, fuͤr beſonnenen Heldenmuth
nur ſtuͤrmiſche Kampfwuth, fuͤr ſtrenge Selbſtbeherr-
ſchung nur wilde Leidenſchaft hatte.


7.


Wenn bei den Theſſalern wie bei den Doriern
eine ſtrenge Unterthaͤnigkeit durch Eroberungen veran-
laßt war: ſo waͤre es auffallend dieſelbe bei den nie
unterjochten Arkadern zu finden 2. Und doch er-
[69] waͤhnt hier Theopomp eine zahlreiche Claſſe von Pros-
pelaten (an 300,000), welche er den Heloten gleich
ſetzt 1. Indeſſen ſind dieſe Proſpelaten wahrſcheinlich
nichts anders, als die Einwohner der Demen, welche
ſpaͤter die meiſten Arkadiſchen Staͤdte, z. B. Mantineia,
Tegea, Heraͤa, an ſich zogen. Denn wenn davon die
Rede iſt, daß dieſe und andere Staͤdte aus einzelnen
Gauen zuſammengebaut worden waͤren (συνοικίζεσϑαι):
ſo iſt nicht daran zu denken, daß ſie vorher gar nicht
als Staͤdte exiſtirt haͤtten. Sondern die Nachricht iſt
zu nehmen, wie die von dem Zuſammenfuͤhren des
Volks nach Athen, welche auf Theſeus zuruͤck datirt
wird. Ziemlich alle Staͤdte Arkadiens haben uralte
Burgen, in und bei denen ſeit alter Zeit mehrere fuͤrſt-
liche, prieſterliche, kriegeriſche Geſchlechter gewohnt
haben muͤſſen. Dieſe bildeten einen Adel in Bezug auf
die ackerbauenden Landbewohner oder προςπελάται,
welches aber bei weitem die meiſten Arkader waren.
Wenn nun aus allen Gauen eine große Stadt gegruͤn-
det wurde: ſo wurde damit zugleich die Verfaſſung
nothwendig demokratiſcher, wie in Argos durch das
Heranziehen der Perioͤken 2, und in Megara durch die-
ſelbe Maaßregel 3. Denn ſo lange dort die Leute den
einzelnen Gau bewohnten, ſorgten ſie nur etwa fuͤr
deſſen Angelegenheiten; und die des Geſammten ver-
walteten die in der Polis. Wohnten ſie aber nun zu-
ſammen, ſo bekuͤmmerten ſich bald Alle um Alles. Da-
her es dem Intereſſe des Peloponneſiſchen Bundes-
[70] hauptes gemaͤß war, die Einwohnerſchaft der Staͤdte
wieder zu vertheilen (διοικίζειν): dem Atheniſchen ſie
zuſammen zu halten. In Mantineia bewirkten die Ar-
geier zuerſt die Zuſammenziehung der Demen, gewiß
erſt, da ſie bei ſich Aehnliches vorgenommen hatten,
alſo nach dem Perſiſchen Kriege; ſie vereinigten
vier Flecken mit der alten Stadt als dem fuͤnften 1;
die Lakedaͤmonier ſtellten wieder auf einige Zeit die al-
ten Komen und zugleich die Ariſtokratie her. Das
Tegeatiſche Gebiet war ſonſt in acht Gaue getheilt,
die hernach zur Stadt zuſammentraten, die Gareaten,
Phylakeer, Karyaten 2, Korytheer, Botachiden, Man-
thyreer, Echeuetheer, Apheidanten, dazu als die neun-
ten die ſchon vorhandenen Tegeaten der Altſtadt 3;
dies waren vorher die eigentlichen Buͤrger, jenes Pros-
pelaten geweſen, ein Unterſchied, der durch das Zu-
ſammentreten ſogleich oder ſehr bald verſchwinden
mußte.


8.


Da uns in dieſen Unterſuchungen der Unter-
ſchied von πόλις und δῆμος, Stadt und Land, als
fuͤr die Verfaſſung ſo wichtig, entgegengetreten iſt: ſo
moͤgen wir mit einigen Bemerkungen daruͤber dieſes
Capitel ſchließen.


[71]

Demos iſt urſpruͤnglich Bezeichnung des Gebiets
einer Gemeinde, und dann auch der daſſelbe bewohnen-
den Geſammtheit; Πόλις dagegen die Stadt, die man
ſich in Homeriſcher Zeit wohl nie unbefeſtigt denken
darf. An dieſe aber knuͤpft ſich alles Staatsleben des
Ganzen an, und es wohnen hier beſonders die von
eigenem Betrieb des Landbaues Befreiten, die Krieger-
geſchlechter, die Edlen 1; darum wird es auch bei
Homer fuͤr eine Schmach oder ein Ungluͤck angeſehen,
wenn ein Edler unter den Leibeigenen auf dem Lande
lebt 2. So iſt es bei dem aͤlteſten Dichter, und das-
ſelbe Verhaͤltniß geben auch einzelne Nachrichten ge-
ſchichtlicher Art an. Als ſich die Achaͤer auf die Kuͤſte
Aegialeia warfen, ſetzten ſie ſich hier in den Staͤdten
und Burgen feſt; und trennten ſich gaͤnzlich von den
Landbewohnern; wenigſtens wiſſen wir dies von Pa-
traͤ 3; ſo daß hier derſelbe Volkſtamm als Eroberer
die Hauptſtadt bewohnte, der als Unterworfener in
Lakonika in die Landorte zerſtreut war; erſt ſpaͤter zo-
gen die Achaͤiſchen Staͤdte, Patraͤ, Dyme, Aegion ihre
Demen in ſich hinein 4. In Athen hatten einſt die
Eupatriden die Stadt ſelbſt inne 5, welche Nachricht
auffallend dadurch beſtaͤtigt wird, daß einer der De-
men Kydathenaͤon in der Stadt lag 6: und was iſt
Kydathenaͤos anders als ein edler nnd ruhmvoller Athe-
ner 7? Daraus erklaͤrt ſich der Unterſchied zwiſchen
[72] Athenaͤer und Attiker, welchen die Sprache auch da
noch behielt, als die Demokratie ihn factiſch ganz auf-
gehoben hatte. So braucht Platon erſteres als eine
edlere Benennung denn das letztere 1, und wenn Dikaͤarch
im Leben von Hellas die Attiker als geſchwaͤtzig, ſyko-
phantiſch, unzuverlaͤßlich, den großherzigen, einfachen
und treuen Athenern entgegenſetzt: ſo ſind dies wohl
die aͤchten alten Geſchlechter, und jenes der ſeit Klei-
ſthenes Zeit aus fremdartigen Beſtandtheilen gemiſchte
Demos. — Eben ſo war πόλις und δῆμος zwar in
Athen eins geworden, und das letztere Wort wurde
mit Vorliebe zur Bezeichnung des Staatsganzen ge-
braucht, aber in andern Staaten ſteht πόλις als die
regierende, ariſtokratiſche Macht dem Demos gegen-
uͤber 2. So ſagt der Megarer Theognis in Beziehung
auf ſeine Vaterſtadt in ariſtokratiſchem Sinne:


Grad’ aus geh’ ich den richtigen Weg, nicht dahin noch dorthin

Beugend den Sinn, der ſtets ſich nach dem Heilſamen kehrt.

So dann ehr’ ich die herrliche Stadt, ſie weder dem Demos

Je zuwendend noch auch je dem tyranniſchen Mann 3.

Daher nichtdemokratiſche Staaten auch in oͤffentlichen
Urkunden zur Bezeichnung der regierenden Gewalt das
Wort Πόλις gebrauchen, wie die Kretiſchen Staͤdte
noch im zweiten Jahrhundert 4; obgleich die Spartia-
[73] tiſche Gemeinde, von dieſem Sprachgebrauche abwei-
chend, ſich ſelbſt in alten Geſetzen δᾶμος nennt 1, weil
ſie naͤmlich gar nicht an die Gegenuͤberſtellung der Pe-
rioͤken dachte.


Demokratieen entſtehen nun, wie wir ſahen, ſehr oft
durch Hineinziehen der ſaͤmmtlichen Landbewohner in
die Stadt, ſo daß δῆμος und πόλις zuſammenfaͤllt,
durch Zuſammenbauen der einzelnen Flecken, durch Auf-
nahme der Perioͤken zu Stadtbuͤrgern. In Athen wird
dieſe Begebenheit, aber gewiß ungeſchichtlich, in ferne
Urzeit geſetzt; im Peloponnes begannen darauf abzie-
lende Bewegungen vielleicht ſchon vor der Zeit der Ty-
rannen. Dieſe ſelbſt, obgleich aus Volksfuͤhrern er-
wachſen, ſuchten doch zur Befeſtigung ruhiger Herr-
ſchaft das gemeine Volk wieder von der Stadt zu ent-
fernen, und an das Land zu binden; ſie zogen ihnen
ſtatt des ſtaͤdtiſchen Himations wieder den alten Schaaf-
pelz an, wie von den Sikyoniſchen Tyrannen oben be-
merkt wurde 2; darum foͤrderten ſie auch mit großem
politiſchen Verſtande die Agricultur in allen ihren Zwei-
gen 3. In oligarchiſchen Staaten, wie in Elis, blieb
4
[74] bis auf ſpaͤtere Zeiten das Volk zum großen Theil be-
ſtaͤndig auf dem Lande; hier hatten oft Großvater und
Enkel nicht die Stadt geſehn; auch gab es Landgerichte
und andere Anſtalten, um die Vortheile des Stadt-
lebens zu erſetzen 1; aber auch in demokratiſchen, wie
Athen, fand ein beſtaͤndiger Streit der Empfindung
ſtatt zwiſchen dem ruͤhrigen Treiben der Demokratie
und der ſtillen Neigung zum alten Landleben.


[75]

5.


1.


Rach der Betrachtung des unterthaͤnigen Standes
kommen wir nunmehr zu dem eigentlich freien Staats-
buͤrger
, der nach einem althelleniſchen, in Sparta
realiſirten, Grundſatze der Sorge um Nahrung entho-
ben war. Die genaue Scheidung dieſer Staͤnde und
die vortheilhafte Stellung des letztern, erhoͤhete natuͤr-
lich deſſen Achtung und den Preis des Buͤrgerrechts,
daher auch Sparta ſich vor allen karg erzeigte, es
Fremden zu ertheilen 1. Ehe wir nun den aus allen
Freien beſtehenden Staatskoͤrper in ſeiner Bewegung
und Handlung betrachten, muͤſſen wir vorher auf die
Gliederung deſſelben, auf die Eintheilung in kleinere
Gemeinden, Staͤmme, Phratrien, Geſchlechter u. ſ. w.
einige Aufmerkſamkeit richten.


In jedem Doriſchen Staate fanden ſich die drei
Staͤmme: Hylleis, Dymanes (Dymanaten) und
Pamphylen. Dieſe Dreitheilung war der Nation
ſo eigenthuͤmlich, daß ſchon Homer ſie die dreifachge-
theilten (τριχάϊκες) nannte, welchen alten Beinamen
ein Heſiodiſcher Vers ganz richtig von der Eintheilung
[76] des Landes nach den Geſchlechtern erklaͤrt 1. Der alte
Mythus, den dieſer Dichter epiſch ausgefuͤhrt, nannte
darum drei Soͤhne des alten Dorierkoͤnigs Aegimios,
naͤmlich Dyman, Pamphylos und den adoptirten Hyl-
los; ihm zur Seite ſteht Herodots direktes Zeugniß,
daß die Nation in dieſe drei Staͤmme aufging 2. Da-
her auch Pindar unter den Namen der Soͤhne des Ae-
gimios und Hyllos das ganze Doriſche Volk begreift 3.
So durften wir wohl den an die Spitze geſtellten Satz
in dieſer Allgemeinheit ausſprechen, wenn man auch
nicht eben in allen Doriſchen Staaten von allen drei
Phylen einzelne Meldung uͤbrig hat. Indeß finden ſich
auch ſo Erwaͤhnungen genug. Ihr Daſein in Sparta
bezeugt Pindar 4, und ein Wort eines Lexikographen
laͤßt vermuthen, daß ſie zugleich Eintheilungen der
Stadt waren 5. Daß ſie in Sikyon und Argos ſich
vorfanden, ſagt Herodot 6. In Argos war ſicher die
Stadt nach ihnen abgetheilt; es kommt ein Παμφυ-
λιακὸν als Region derſelben vor 7. Von Argos gin-
gen die Doriſchen Phylen auf Epidauros und Aegina
uͤber 8. Auch in der Aeginetiſchen Colonie Kydonia
finden ſich Hylleer 9. Hylleer giebt eine Inſchrift in
Korkyra an 10; folglich waren ſie auch in Korinth;
eine andere zeigt ſie in Akragas 11, folglich muͤſſen ſie
[77] auch in Rhodos geweſen ſein, wie auch uͤberdies Homer
beſagt 1. In Megara kommen die Pamphyler noch
zur Zeit des Hadrian vor 2. Auch in Troͤzen waren
dieſe Staͤmme 3, aber in die Troͤzeniſche Colonie Hali-
karnaß ſcheinen vorzuͤglich nur Dymanen gezogen zu
ſein 4. Im Ganzen erhellt, daß wo Dorier waren,
es auch Hylleer, Pamphyler, Dymanen gab.


2.


Und zwar konnten da, wo blos Dorier das
volle Buͤrgerrecht hatten, nur dieſe drei Phylen des
gleichberechteten Volkes exiſtiren; wo aber andere Ge-
ſchlechter in bedeutender Anzahl zur Theilnahme der
Staatsgewalt zugelaſſen waren, mußte es noch eine
oder mehrere andere Phylen geben. So iſt uns in
Argos und Epidauros eine vierte Hyrnathia be-
kannnt 5; auch in Aegina mußte eine ſolche exiſtiren,
da es auch hier undoriſche und doch angeſehene Ge-
ſchlechter gab 6. In Sikyon hieß die vierte Phyle die
Aegialeiſche. In Korinth ſollen ſogar im Ganzen acht
Phylen beſtanden haben 7. Aber in Sparta, der Stadt
des reinen Dorismus, darf man durchaus nicht mehr
als die drei aͤchtdoriſchen Staͤmme annehmen. Zwar
koͤnnte es ſcheinen, daß das große und angeſehne Aegi-
dengeſchlecht von Kadmeiſcher Abkunft außer denſelben
ſtehe, aber es muß doch in einen der drei bei der Ein-
buͤrgerung aufgenommen worden ſein 8. Denn die
[78] Zahlen der Spartiatiſchen Oben, der Geronten, der Rit-
ter, der Landguͤter, dreißig, dreihundert, neuntau-
ſend u. ſ. f. bieten ſich der Eintheilung durch drei von
ſelbſt dar, waͤhrend ſie ſich mit vier gar nicht theilen
laſſen.


3.


Die Phylen von Sparta zerfielen wieder in
Oben, welche auch Phratrien genannt werden 1.
Φρατρία nannten die Griechen eine Verbindung von
Geſchlechtern, ſie ſei nun natuͤrlich und auf wirkliche
Verwandtſchaft gegruͤndet, oder politiſch und nach einer
gewiſſen Regel zum Behufe des Staatslebens gebildet.
Sie begreift alſo Geſchlechter (πάτρας oder γένη) in
ſich, welche ebenfalls entweder wirklich auf gleicher Ab-
ſtammung beruhen, oder ſich in alter Zeit buͤrgerlich
und religioͤs vereinigt haben, und darauf politiſch nach
einem gewiſſen Geſetze geordnet und feſtgeſtellt worden
ſind 2. Die Spartiatiſchen Oben ſcheinen nun noch
uͤberdies Lokaleintheilungen geweſen zu ſein, indem der
Name ὠβὰ, d. i. οἴα, einzelne Flecken oder Regionen
einer Stadt anzeigt, obgleich dann nicht deutlich iſt,
wie ſie ſich zu den fuͤnf Abtheilungen der Stadt (κώ-
μαις), von denen oben die Rede war, verhielten. Auf
keinen Fall hindert dies, daß ſie nicht uͤbrigens, nach
der Analogie der Phratrien, die Geſchlechter in ſich
8
[79] begriffen; indem es ſich nach der einfachen und conſe-
quenten Regelmaͤßigkeit der Spartiatiſchen Einrichtun-
gen mit großer Wahrſcheinlichkeit annehmen laͤßt, daß
erſtens die Phylen beſondere Gegenden der Stadt in
Beſitz genommen, und dieſe wieder nach den Oben in
kleinere Diſtrikte eingetheilt waren: was vielleicht durch
die Notiz beſtaͤtigt wird, daß Agiadaͤ ein Ort in Sparta
hieß 1; ſo nannte ſich aber die eine koͤnigliche Familie,
welche ſonach als Oba einem Diſtrikte der Stadt den
Namen gegeben zu haben ſcheint.


Der Oben waren dreißig2, alſo zehn Hylleiſche,
zehn Dymanatiſche, zehn Pamphyliſche. Von den er-
ſten muͤſſen zwei den Heraklidiſchen Koͤnigshaͤuſern an-
gehoͤrt haben. Denn da die Geronten ſammt den Koͤ-
nigen 30 waren, und dieſe Zahl ohne Zweifel von der
der Oben abhing und ausging: ſo folgt, daß die bei-
den fuͤrſtlichen Geſchlechter, obgleich von einem Stamm-
vater ſich ableitend, deſſen ungeachtet in zwei verſchie-
dene Oben geſchieden waren, und dieſe gewiſſermaßen
durch ſie vertreten oder repraͤſentirt wurden. Und fah-
ren wir in dieſer Weiſe zu ſchließen fort: ſo muͤſſen
wir, da es noch Herakliden außer den Koͤnigen in der
Geruſie gab 3, auch noch mehrere Heraklidiſche Oben
in Sparta annehmen: obgleich ich nicht der Meinung
bin, daß etwa alle Hylleiſchen Geſchlechter ſich von
Herakles ſelbſt abgeleitet u. als Herakliden gegolten haͤtten.


4.


Was die Wirkſamkeit und Bedeutung der Oben
in dem Staatsleben anbetrifft: ſo war dieſe ſo groß
und groͤßer als die der Phratrien im aͤltern Athen.
Denn erſtens wurde die Volksverſammlung einer Ly-
[80] kurgiſchen Rhetra zufolge nach Phylen und Oben ge-
halten, dann der hohe Rath darnach conſtituirt und
wohl auch die dreihundert Ritter nach derſelben Ord-
nung gewaͤhlt. Indeſſen wurden doch wohl nicht alle
oͤffentlichen Stellen und Aemter auf ſolche Weiſe beſetzt,
ſondern nur die, wo ausgezeichnete Wuͤrde und Ehre
erfordert wurde; es hatte die Wahlordnung, wie ſich un-
ten noch zeigen wird, ſtets eine ariſtokratiſche Tendenz.
Magiſtrate mehr demokratiſcher Art dagegen, nament-
lich die Ephoren, muͤſſen ohne Bezug auf die Phylen-
eintheilung ernannt worden ſein, wie die Fuͤnfzahl der-
ſelben beweist; es iſt wahrſcheinlich, daß hiebei irgend
eine Ruͤckſicht auf die Komen Spartas genommen
wurde, deren, wie bewieſen, fuͤnf waren. — Eine
auffallende Parallele zu dieſem Zahlenverhaͤltniß bietet
das ariſtokratiſche Athen. Die Phyle der Adligen und
Ritter zerfiel hier in drei Phratrien, welche man mit
den drei Phylen der Doriſchen Spartiaten vergleichen
kann. Als nun der Adel (einer Pairskammer aͤhnlich)
uͤber die Alkmaͤoniden richtete: ſo conſtituirten 300 Eu-
patriden das Gericht, 100 aus jeder der Phratrien 1.
Und als der Alkmaͤonide Kleiſthenes von der Adelspar-
tei vertrieben und die demokratiſche βουλὴ geſtuͤrzt wor-
den war, ſetzte Iſagoras einen hohen Rath von 300
ein 2. Dagegen wurde die βουλὴ, welcher Kleiſthenes
Entſtehung und Dauer gab, auf 500 Buͤrger geſetzt,
und, von der alten Phratrienabtheilung ganz unabhaͤn-
gig, nach den neuen lokalen Phylen erwaͤhlt.


5.


Außer Sparta ſcheint kein Doriſcher Staat
einer Volksabtheilung den Namen Oba gegeben zu ha-
ben. Aber auch der ſonſt gewoͤhnliche Name der Phra-
trien laͤßt ſich nirgends bei den Doriern nachweiſen.
[81] Dagegen kommen dieſe beſonders in Athen, in den
Aſiatiſchen Colonien 1, und in der Chalkidiſchen Nea-
polis, alſo vorzuͤglich in Joniſchen Staaten vor, und,
was auffallend iſt, unter beſtimmten Eigennamen (Eu-
meliden, Eunoſtiden, Kymaͤer, Ariſtaͤer u. ſ. w.) nur
in Neapel 2. Dagegen werden von Pindar in den
Doriſchen Staaten Korinth und Aegina πάτραι nam-
haft gemacht; ein Ausdruck, der nach genaueren Defi-
nitionen ſoviel als Geſchlechter, γένη, bezeichnet. Er
war zwar nicht in Athen, aber doch bei den Joniern
in Kleinaſien und auf den Inſeln uͤblich, bei denen
aber πάτρα oder πατριὰ auch fuͤr Phratrie gebraucht
zu ſein ſcheint 3. In Aegina und Korinth wird man
die Patraͤ am beſten fuͤr Geſchlechter halten, da ſie
durchaus mit patronymiſchen Namen bezeichnet, auf
mythiſche Stammvaͤter zuruͤckgefuͤhrt, und von Pindar
ſelbſt auch “Haͤuſer” und “Geſchlechter” genannt wer-
den. Da ſie indeſſen auch als politiſche Abtheilung
mehrere Geſchlechter an ſich gezogen haben koͤnnen, und
zwiſchen ihnen und den Phylen in dieſen Staͤdten ver-
muthlich keine Eintheilung in der Mitte ſtand: ſo konn-
III. 6
[82] ten ſie die alten Erklaͤrer auch mit Phratrien verglei-
chen und identificiren 1.


6.


Wie in Sparta die Geſchlechter als poli-
tiſche Abtheilungen hießen, und wie viel deren eine
Oba enthielt, laͤßt ſich vielleicht aus einer Stelle Here-
dots entnehmen 2, wo er als von Lykurg getroffene
Kriegseinrichtungen die Enomotien, Triakaden und Syſ-
ſitien erwaͤhnt. Andere Folgerungen aus dieſer Stelle
verſchiebend bemerken wir nur indeß, daß die Syſſitien
den Oben entſprochen zu haben ſcheinen, wornach es
wahrſcheinlich wird, daß in dieſen die Triakaden darin
lagen. In Attika nun war ehemals die Triakas der
dreißigſte Theil einer Phratrie, und ſollte wieder drei-
ßig Maͤnner in ſich begreifen, ſo viel als γένος 3.
Nach der Analogie — welche uns oft in den aͤltern
Staatseinrichtungen begegnet und leitet — war ſonach
auch in Sparta Τριακὰς Name des Geſchlechts, das
entweder als dreißigſter Theil einer Oba, oder weil es
dreißig Haͤuſer enthielt, was mir wahrſcheinlicher
duͤnkt, ſo genannt wurde. Die Grundlage der ganzen
Berechnung und eine ziemlich unvernderliche bildeten in
Sparta auf jeden Fall die mit Grundſtuͤcken (κλήροις)
verbundenen Haͤuſer (οἶκ [...]), gleichviel, ob dieſe
mehrere Buͤrger enthalten, der ausgegangen (ἐξηρημω-
μένοι) und mit andern vereiniget ſind 4.


[83]

7.


Wir haben hier noch eine andere Eintheilung
der Buͤrger Sparta’s zu erwaͤhnen, welche den Unter-
ſchied des Ranges betrifft. Zwar ſind in gewiſſer Hin-
ſicht alle Dorier an Recht und Wuͤrde gleich, aber es
gab doch mannigfache Abſtufungen, die, wenn ſie ſich
einmal gebildet hatten, der ariſtokratiſche Sinn der
Nation feſthielt. Erſtens das durch die geſammte Na-
tion vorherrſchende Anſehn der Heraklidengeſchlechter 1,
und damit zuſammenhaͤngend ein gewiſſer Vorzug der
Hylliſchen Phyle, der ſich auch bei Pindar ausſpricht.
Dann werden in den Zeiten des Peloponneſiſchen Krie-
ges oͤfter “Maͤnner vom erſten Range” zu Sparta er-
waͤhnt, die auch, ohne Magiſtrate zu ſein, bedeuten-
den Einfluß auf den Staat uͤben 2. Beſonders aber
kommt hier der Unterſchied der Gleichen (Ὅμοιοι)
und Geringern (̔πομείονες) in Betracht, der den
Ausdruͤcken ſelbſt nach nicht ſehr bedeutend war, und
nie bei Darſtellung der Lykurgiſchen Verfaſſung ange-
geben wird, aber doch ſpaͤter nicht ohne Einwirkung
auf die Verfaſſung blieb. Nach Demoſthenes 3 erlangte,
wer zum Geron erwaͤhlt wurde, der Tugend Preis,
indem er des Staates Herr wurde mit den Gleichen.
Wer eine buͤrgerliche Pflicht verletzte, verlor nach Xe-
nophon 4 ſeinen Rang unter den Gleichen. Kinadon
wollte den Staat umwaͤlzen, weil er nicht, obgleich
von ſtarkem und thaͤtigem Geiſte, zu den Gleichen ge-
6 *
[84] hoͤrte 1. Um den Koͤnig waren im Felde ſtets drei von
den Gleichen, die ihn in allen Geſchaͤften unterſtuͤtz-
ten 2. Auch ſcheint es, daß die Erziehung der Glei-
chen manches Eigenthuͤmliche hatte 3. Dieſen ſtellt
man am natuͤrlichſten die Geringeren gegenuͤber, und
wenn dieſe von den Spartiaten unterſchieden werden,
ſo ſind unter letztern, in einem engeren Sinne des
Worts, wohl eben die Homoͤen verſtanden 4. So viel
leuchtet dem Unbefangenen auch bei der Spaͤrlichkeit
dieſer Nachrichten ein, daß hier von einem an den
Perſonen haftenden
Unterſchiede die Rede iſt,
der freilich dadurch vermittelt wird, daß jeder Homoͤos
ſeinen Rang durch Schlechtigkeit verlieren, und jeder
Andere denſelben durch Tuͤchtigkeit verdienen konnte;
aber, wenn dies nicht der Fall war, dann doch der
Familie blieb und auf die Kinder uͤberging, da er nur
in dieſem Falle die Erziehung beſtimmen konnte 5.


8.


Wir gehen nach dieſer Vorbereitung uͤber die
Abtheilungen und Claſſen der Buͤrger auf die Eroͤrterung
uͤber: wie die Staatsgewalt in Sparta und den andern
Doriſchen Staͤdten vertheilt war und gehandhabt wurde.


Als Fundament ſtellen wir voraus eine Rhetra
des Lykurg 6, die, als Spruch des Pythiſchen Gottes
abgefaßt 7, die Grundzuͤge der ganzen Verfaſſung giebt:
[85]Baue dem Zeus Hellanios und der Athena
Hellania ein Heiligthum
1, theile die Phy-
len und mache dreißig Oben, richte die Ge-
ruſie mit ihren Fuͤrſten
(ἀρχαγέταις) ein, be-
rufe die Verſammlung
2zwiſchen Babyka
und Knakion, und bringe hier vor und rathe
ab; dem Volke
(δάμῳ) aber ſoll Entſcheidung
ſein und Macht”
3. Dem Volke wird alſo hier unbe-
dingte Vollmacht zugeſchrieben, zu billigen oder zu
verwerfen, was die Koͤnige vorgetragen. Aber genauer
beſtimmt und beſchraͤnkt wurde dieſe Vollmacht durch
die Clauſel, deren Hinzufuͤgung man den Koͤnigen
Theopomp und Polydoros beimaß: “Wenn aber das
Volk eine krumme Meinung ergreifen ſollte

(σκολιὰν αἱροῖτο), ſollen die Vaͤter der Stadt
(πρεσβυγενέες) 4und die Fuͤrſten Abwender
ſein
. Plutarch erklaͤrt dieſe Worte ſo, daß, im Fall
das Volk den Vorſchlag weder geradezu billigt noch
verwirft, ſondern daran abaͤndert und verdreht, die
Koͤnige und Geronten deſſen Verſammlung aufloͤſen und
ihren Beſchluß fuͤr unguͤltig erklaͤren ſollten. Sonach
hat dieſelbe freilich in ſofern die hoͤchſte Gewalt, als
nichts ohne ihre Einwilligung zum Geſetze werden kann,
nicht aber ſo weit, daß aus ihrer Mitte Geſetze und
Beſchluͤſſe hervorgehen koͤnnen; welches dem ariſtokrati-
ſchen Geiſte der Verfaſſung durchaus zuwider geweſen
[86] waͤre, der nichts ſo fuͤrchtet, als die leidenſchaftliche
und ſtuͤrmiſche Eile der Menge im Beſchließen und
Entſcheiden. — Den Sinn der Lykurgiſchen Rhetra
giebt auch Tyrtaͤos in den Verſen wieder, deren An-
fang wir oben ſchon angefuͤhrt haben: Herrſchen im
Rathſchluß ſollen die goͤtterbegnadeten Fuͤrſten, Denen
die herrliche Stadt Sparta zur Pflege vertraut; Die
ehrwuͤrdigen Alten und dann auch die Maͤnner des
Volkes, So entgegnen geziemt graden und einfachen
Spruch (εὐθείαις ῥήτραις ἀνταπαμειβομένους) 1.
Tyrtaͤos will damit ſagen, daß die Volksverſammlung
auf den Geſetzvorſchlag der Obrigkeiten direkt ant-
worten, nicht aber ausweichen und an ihm aͤndern
ſolle.


9.


Der gewoͤhnliche Name der Volksverſammlung
bei den Doriern war Ἁλία. So heißt die Spartia-
tiſche bei Herodot 2, ſo in Urkunden die von Byzanz 3,
von Gela, Akragas 4, Korkyra 5, Herakleia 6, ἁλιαῖα
die der Tarantiner 7 und Epidamnier 8; der Ort der
Verſammlung bei den Siciliſchen Doriern ἁλιακτήρ 9.
In Kreta hieß ſie mit dem alten Homeriſchen Ausdrucke
ἀγοϱά 10. In Sparta ſcheinen beſonders die Namen
ἐκκλησία und οἰ ἔκκλητοι gebraͤuchlich geweſen, die
an ſich ſo wenig wie zu Athen den Begriff eines
Ausſchuſſes anzeigen 11, obgleich allerdings in andern
[87] Doriſchen Staaten Ausſchußverſammlungen unter ver-
wandten Namen vorkommen 1. Auch Sparta hatte eine
ſolche, aber ausdruͤcklich die “kleine Ekkleſia” 2 genannt,
die nach der einen Stelle, wo ſie vorkommt, beſonders
fuͤr den Beſtand der Verfaſſung ſorgte, und vielleicht
blos aus den Homoͤen beſtand; denn aus Magiſtraten
allein kann man ſchwerlich eine Ekkleſia zuſammengeſetzt
denken 3. Zur gewoͤhnlichen Verſammlung aber war
ohne Zweifel jeder Buͤrger, der nicht ſeines Rechtes
durch das Geſetz beraubt war, zulaͤſſig, doch nur von
dreißig Jahren an 4. Das Lokal derſelben war bei
Sparta zwiſchen dem Fluͤßchen Knakion 5 und der Bruͤcke
Babyka, wo hernach ein Ort Oenus, der Pitana be-
nachbart, alſo von der Stadt weſtlich lag 6, auf jeden
11
[88] Fall unter freiem Himmel 1. Die Zeit der regelmaͤßi-
gen Verſammlung war jeder Vollmond 2, doch wurden
bei dringenden Angelegenheiten auch außerordentliche, oft
in kurzer Zeit mehrere hintereinander, zuſammengerufen 3.
Die Hauptfrage aber iſt: in welchen Dingen es der
unmittelbaren Entſcheidung des Volkes nach dem Her-
kommen Sparta’s bedurfte. Was erſtens die genauer
bekannten aͤußern Verhaͤltniſſe des Staats betrifft:
ſo wiſſen wir, daß nur das geſammte Volk Krieg an-
kuͤndigen, Frieden ſchließen, einen laͤngern Waffenſtill-
ſtand eingehen u. dgl. 4, und alle Unterhandlungen mit
fremden Staaten, obgleich gefuͤhrt von den Koͤnigen
und Ephoren, doch allein ratificiren konnte: was die in-
nern
, ſo wurden die angeſehenſten Obrigkeiten, na-
mentlich die Geronten, vom Volke beſtimmt 5; Strei-
tigkeiten uͤber Thronfolge vor demſelben entſchieden 6;
Veraͤnderungen an der Verfaſſung hier vorgelegt und
gerechtfertigt, und alle neuen Geſetze, ſo oft dieſer
ſeltene Fall eintrat, nach vorhergegangener Pruͤfung
im Rathe hier beſtaͤtigt 7. Auch konnte in der Regel
nur das verſammelte Volk Heloten in groͤßerer Anzahl
[89] befreien, als deren Geſammtinhaber 1. Kurz, es be-
ſaß die Volksverſammlung die hoͤchſte politiſche, legis-
lative, conſtitutive Gewalt; welche aber durch den Geiſt
der Verfaſſung ſo gezaͤhmt und gebaͤndigt war, daß ſie
ſich nur auf vorgeſchriebenen Wegen thaͤtig beweiſen
konnte.


10.


Dies zeigte ſich in der Art der Verhandlun-
gen ohne Zweifel ganz beſonders. Nur die oͤffentlichen
Magiſtrate, beſonders Ephoren und Koͤnige, nebſt den
Soͤhnen der letztern 2, redeten das Volk unaufgefordert
an, und ließen es ſtimmen 3; auch fremde Geſandte
ſprachen vorgelaſſen und geheißen uͤber Krieg und Frie-
den 4: aber daß Buͤrger auf eigenen Antrieb aus der
Mitte hervorgetreten waͤren, um in oͤffentlichen Ange-
legenheiten zu reden, iſt weder wahrſcheinlich, noch fin-
det ſich ein Beiſpiel davon. Eine ſolche Befugniß konnte
nach Spartiatiſcher Anſicht nur ein oͤffentliches Amt
geben 5. So wie alſo nur die Magiſtrate (τέλη, αϱ-
χαὶ) die Wortfuͤhrer und Leiter der Verſammlung wa-
ren: ſo wird oͤfter, namentlich in auswaͤrtigen Ver-
haͤltniſſen, als ein Beſchluß dieſer angegeben 6, was
vor der ganzen Gemeine verhandelt, und von derſelben
gebilligt und beſtaͤtigt (δαμώσικτον) 7 worden war.
Die allenfalſigen Reden waren kurz und aus dem Steg-
reif geſprochen, zuerſt Lyſandros ließ ſich durch Kleon
[90] von Halikarnaß eine Rede fuͤr das Volk ausarbeiten 1.
Die Art zu ſtimmen, durch Zuruf und Geſchrei, hat
freilich etwas Rohes, doch den Vortheil, daß ſie nicht
blos die Zahl der Billigenden und Verneinenden, ſon-
dern auch die Intenſitaͤt des Willens derſelben, nach
alter Sitteneinfachheit ziemlich richtig, angiebt.


11.


Die Kretiſche Volksverſammlung ſtand nach
einzelnen Spuren der Lakoniſchen gleich; ſie begriff
ebenfalls alle (eigentlichen) Buͤrger in ſich, und durfte
dem Beſchluſſe der Vorſteher (Kosmen oder Geronten)
auch nur mit Ja oder Nein antworten 2. In den
uͤbrigen Doriſchen Staaten haͤngt ihre Bedeutung zu
ſehr von der geſchichtlichen Epoche ab, in welcher ſich
dieſelben gerade befinden, als daß die Zuſammenſtellung
der einzelnen Nachrichten an dieſer Stelle ein Ganzes
bilden koͤnnte. Volksverſammlungen gab es uͤberall,
wenn nicht Tyrannis ſie aufhob, und auch dieſe that
es nicht immer: auch waren ſie uͤberall Darſtellungen
der hoͤchſten Gewalt und Souveraͤnitaͤt des Volkes,
denn was das Volk thun ſollte, mußte nach alter Denk-
art ſein Wille ſein: aber daß dieſer Wille wohl gelei-
tet, und daß die hoͤchſte Entſcheidung nicht der blin-
den Willkuͤhr der unverſtaͤndigen Maſſe hingegeben
werde: das war die Aufgabe, die der Doriſche Staat
ſich zu loͤſen vorgeſetzt hatte.


[91]

6.


1.


Dazu wirkte zuvorderſt das ganz eigentlich ariſto-
kratiſche Gegengewicht der Volksverſammlung, die
Geruſia
, welche in dem aͤchtdoriſchen Staate nicht
fehlen konnte, “der Rath der Alten” wie der Name be-
ſagt 1. Sie ſteht in dieſer Hinſicht der βουλὴ als
einer demokratiſchen Volksvertretung entgegen, doch ſo,
daß auch dieſer Name als der allgemeinere fuͤr jenen
gebraucht werden kann; aber nicht wohl umgekehrt.
So kommt im Perſiſchen Kriege eine Bule zu Argos
vor mit ſolcher Machtvollkommenheit, daß ſie vorzuͤg-
lich uͤber Krieg und Frieden entſcheidet 2; als der Zeit
[92] angehoͤrig, ehe dieſer Staat ſich demokratiſirte. Die
Homeriſche Rathsverſammlung, durchaus ariſtokratiſch,
heißt βουλὴ γεϱόντων oder auch γεϱουσία 1, ſie be-
ſteht aus aͤltern Maͤnnern der herrſchenden Familien,
und leitet, ſammt den eigentlich ſo genannten Koͤni-
gen 2, doch oft im Beiſein einer ἀγορὰ, ſowohl die
oͤffentlichen Geſchaͤfte als die Gerichte. In ihr liegen,
aber noch unentwickelt, die politiſchen Elemente der Do-
riſchen Geruſia. In Sparta war der Name im ei-
gentlichſten Sinne genommen; die nationale Sitte
legte auf das Alter auch in politiſchen Verhaͤltniſſen
die groͤßte Bedeutung, die Jugend war auf den Krieg
angewieſen 3; darum hatten blos Maͤnner von ſechzig
Jahren Zutritt zu dieſer Wuͤrde 4. — Es war aber
das Amt eines Geron, nach Ariſtoteles und Demoſthe-
nes uͤbereinſtimmendem Ausdruck 5, der Kampfpreis
der Tugend und mit allgemeiner Ehre verknuͤpft 6;
nur Maͤnner von geachteten Familien, tadelloſem Le-
ben, ausgezeichneter Wuͤrde 7 konnten dazu gelangen.
Da es lebenslaͤnglich 8 war, ſo waren nur immer Ein-
zelne an die Stelle Geſtorbener zu waͤhlen, und auf
[93] die Wahl Eines richtete ſich das Augenmerk des gan-
zen Staates. Angeſehene Maͤnner alſo, dem Greiſen-
alter nahe, wahrſcheinlich immer aus der Oba, deren
Stelle erledigt war 1, boten ſich dann nach eigenem
Willen 2 dem Gericht der allgemeinen Stimme dar.
Das hohe Alter gewaͤhrte den Waͤhlern den Vortheil,
ein langes oͤffentliches Leben pruͤfend uͤberſchauen zu
koͤnnen, dem Staate den der hoͤchſten Einſicht und Er-
fahrung der Gewaͤhlten; Altersſchwaͤche aber, welche
Ariſtoteles bei ihnen fuͤrchtet, durfte ein Zeitalter und
ein Staat nicht beſorgen, deſſen Menſchengeſchlecht ſich
der hoͤchſten koͤrperlichen Geſundheit erfreute. Daß ſie
durch Wahl, doch aber vom ganzen Volke 3, beſtimmt
wurden, forderte der ariſtokratiſche Zweck des Amtes;
daß ſie ſelbſt zuſtimmen mußten, der zu dieſem Amt be-
ſonders erforderliche gute Wille eines Jeden.


2.


Wenn ſie nun dieſe Wahlpruͤfung beſtanden
hatten, ſo waren ſie aller ferneren fuͤr immer erledigt,
und auf ihr eigenes Bewußtſein angewieſen 4. Sie
hatten keine Rechenſchaft abzulegen, weil ja die Aus-
ſicht des Lebensendes ihnen mehr ruhige Maͤßigung 5 ge-
ben mußte, als der Gedanke an die Niederlegung des
Amtes und das Urtheil der Menge: der doch ſonſt die
hoͤchſte Rechenſchaft anvertraut war. Es baute aber
einmal der Geiſt dieſer ariſtokratiſchen Einrichtung auf
die ethiſche Wuͤrde der Geronten, und wollte ihnen zu
dieſer auch vollkommene Furchtloſigkeit verleihen. Das
aber ſchien ſpaͤtern Politikern noch gefaͤhrlicher, daß
Sparta’s Geronten nach eigenem Dafuͤrhalten, und
nicht nach geſchriebenen Geſetzen, ihr Amt verwalteten,
aber nur deswegen, weil ſie die Macht des Herkom-
[94] mens und der alten Gewohnheit (der ἄγραφα νόμιμα,
πάτϱιοι νόμοι) 1 nicht in Anſchlag brachten, die voll-
kommen zwingend, ſo lange die innere Einheit eines
Volkes noch nicht zerriſſen und aufgehoben iſt. Auf
ungeſchriebenen Geſetzen, die im Herzen der Buͤrger
wurzelten, und mit der Erziehung eingepflanzt waren,
beruhte ja alles Staats- und Rechtsleben der Spar-
tiaten, und dies ſprach ſich durch den Mund der er-
fahrenen Greiſe, welche die Geſammtheit frei als die
Beſten erleſen hatte, gewiß am richtigſten aus. Tau-
ſend geſchriebene Geſetze laſſen immer noch eine Luͤcke,
wo die Willkuͤhr eintritt, wenn jene nicht ſelbſt orga-
niſch in ſich zuſammenhaͤngend, auch voͤllige Kraft ha-
ben, das fehlende zu ergaͤnzen; dieſe Kraft enthaͤlt aber
allein das mit der Nation geborene und gewordene
Recht, welches durch die, unter Aufſicht der Beſten ge-
ſtellte, Sitte ohne Zweifel ſicherer als durch Schrift
feſtgehalten wird.


So urtheilen wir denn uͤberhaupt uͤber die Geru-
ſia, daß ſie ein ſchoͤnes Denkmal ſei althelleniſcher
Sitte, und von edler Offenheit, einfacher Groͤße, rei-
nem Vertrauen zeuge, das auf die ſittliche Wuͤrde und
auf die vaͤterliche Weisheit derer, die ein langes Leben
erprobt hatte, und denen das Volk nun ſein Wohl an-
heim ſtellte, bauen mochte.


3.


Die Funktionen der Geruſia ſind doppelt, die einer
Regierungsbehoͤrde und eines Gerichts. In erſterem Be-
zuge berathſchlagte ſie mit den Koͤnigen uͤber alle groͤßeren
Angelegenheiten ſo weit, daß ſie zur Entſcheidung der
Volksverſammlung fertig waren, und faßte nach Mehrheit
der Stimmen einen Vorbeſchluß ab 2, deſſen Gewicht
[95] indeß ſicher weit groͤßer war als in Athen; im zweiten
hatte ſie in allen Criminalſachen das hoͤchſte Urtheil,
und durfte mit Ehrloſigkeit und Tod ſtrafen 1. Da
aber in beiden Richtungen die Auktoritaͤt des Raths
allmaͤlig mit der Gewalt der Ephoren in Conflict kam,
ſo kann erſt die Unterſuchung uͤber dieſe auch uͤber die
Ausdehnung jener in verſchiedenen Zeitaltern Auskunft
geben. Was indeß uͤber das Weſen dieſer Obrigkeit
noch beſondern Aufſchluß verſpricht, iſt die damit ver-
bundene Aufſicht uͤber die Sitten der Buͤrger 2; worin
ſie beſonders große Aehnlichkeit mit dem altattiſchen
Gericht auf dem Areopagos zeigt. Wie jeder Greis
das Recht hatte, die Sitten jedes Juͤnglings mit Schaͤrfe
zu tadeln; ſo iſt gleichſam jeder Buͤrger ein Junger vor
dieſen greiſen Vaͤtern der Stadt. Daher die Scheu
und Ehrfurcht, mit der ihnen allgemein zu Sparta
begegnet wurde. Wenn aber einem Attiſchen Redner
in demokratiſcher Zeit die Geruſie nach alle dem eine
Deſpotie zu ſein ſchien: ſo iſt dies in ſo weit wahr,
als dieſelbe Einrichtung nach Athen verpflanzt nothwen-
dig tyranniſche Willkuͤhr herbeifuͤhren mußte. Aber in
Sparta hoͤrt man ſo wenig von irgend einem der Frei-
heit gefaͤhrlichen Gewaltbeſchluſſe der Gerouten, daß im
Gegentheil die Verfaſſung dadurch ſank, daß die Ge-
genbehoͤrde derſelben, naͤmlich die Ephorie, es an Ein-
fluß und Macht uͤber ſie gewann. Wirklich war ein-
mal die Einrichtung der Geruſie in den Hauptzuͤgen
2
[96] nach Athen verpflanzt worden — als Lyſandros die
dreißig Maͤnner ernannte, welche ein geſetzgebendes
Corps und zugleich das hoͤchſte Gericht Athens ſein
ſollten; mit wie wenig Gluͤck iſt bekannt; ſo wahr iſt
es, daß jedes Inſtitut nur auf dem Boden, in dem es
wurzelt, gedeihlich wirken kann.


4.


Es iſt kein Zweifel, daß eine Geruſie vor
Alters in jedem Doriſchen Staate war, aber nur in
Kreta haben ſich noch Nachrichten von ihr erhalten,
welche ſie ganz auf denſelben Punkt ſtellen, wie die
Spartiatiſche. Sie war dort mit hoher politiſcher und
legislativer Macht bekleidet, und legte ihre Beſchluͤſſe,
ſchon fertig und abgeſchloſſen, der Volksgemeine zur
Beſtaͤtigung und Verwerfung vor 1. Sie entſchied,
ebenfalls durch geſchriebene Geſetze ungebunden, nach
eigenem beſten Dafuͤrhalten, und Niemandem darum
verantwortlich 2. Die Mitglieder wurden gewaͤhlt aus
den Maͤnnern, welche ſchon die hoͤchſten Magiſtrate
(der Kosmen) verwaltet hatten, doch erſt nach neuer
Pruͤfung ihrer Wuͤrdigkeit 3. Das Amt war lebens-
laͤnglich, wie zu Sparta 4; der Princeps Senatus
heiß βουλῆς πρείγιστος 5.


Auch in Elis, deſſen Verfaſſung der Spartiati-
ſchen analog, beſtand eine Geruſie als ein ſehr wichti-
ges Glied der Verfaſſung. Sie beſtand aus neunzig
Maͤnnern, die fuͤr ihre Lebenszeit aus oligarchiſchen
Familien 6, aber ſonſt wie in Sparta, alſo wohl vom
geſammten Volke gewaͤhlt wurden. Doch gab es dane-
ben noch eine groͤßere Verſammlung von ſechshun-
[97] dert 1, die ebenfalls auf Geſchlechtsherrſchaft deutet.
So viel iſt deutlich, daß hier die Herrſchaft des Ge-
ſammtvolkes ſehr eingeſchraͤnkt war, und, wie auch
Ariſtoteles ſagt, eine Oligarchie in der andern lag 2.


5.


An die Betrachtung der Geruſie knuͤpfen wir
die des Koͤnigthums in Sparta und andern Dori-
ſchen Staaten an, als eines ſehr nahe verwandten
Elements der Verfaſſung. Das Doriſche Koͤnigthum
iſt eine Fortſetzung des heroiſchen oder homeriſchen, und
man hat bei dem einen ſo wenig wie bei dem an-
dern an die Machtvollkommenheit ſouveraͤner Herr-
ſcher zu denken, welche die Griechen erſt in Barbaren-
laͤndern kennen lernten. In jener alten Zeit war der
Koͤnig mit ſeinem Rathe der hoͤchſte Regent und Rich-
ter, aber nicht ohne ihn; er war zugleich erſter Anfuͤh-
rer im Kriege, und beſaß als ſolcher eine hoͤhere exe-
cutive Gewalt, wie ſie die Umſtaͤnde erforderten. Im
Ganzen aber verhielt er ſich zu den Edlen als Glei-
cher; und ſein Amt, obgleich gewoͤhnlich forterbend,
konnte doch auf eine andere Familie des Adels uͤber-
tragen werden; das niedere Volk beherrſchte er mehr
nach einer gewiſſen Willkuͤhr, gewaltthaͤtig wie die
Freier von Ithaka, oder als milder Vater, wie Odyſ-
III. 7
[98] ſeus 1. Seine Wuͤrde aber hat er in der Idee von
Zeus; ſie erbaͤlt dadurch eine religioͤſe Befeſtigung,
daß er unter Beiſtand von Weiſſageprieſtern die großen
Staatsopfer leitet und verrichtet.


6.


Dieſe Hauptgrundſaͤtze finden wir im Spar-
tiatiſchen Koͤnigthume wieder, welches nach Ariſtoteles,
wie das der Moloſſer in Epeiros, eben durch ſeine
Beſchraͤnkung dauernd war, und zugleich durch das
mythiſche Andenken, daß von ihm die Eroberung des
Landes geleitet worden und ausgegangen ſei 2. Die
Hauptſtuͤtze ſeines Anſehns war ohne Zweifel die durch
ganz Hellas verbreitete und in ſo vielen Mythen ausge-
ſprochene Ehre des Heraklidengeſchlechts, auf welche
ſelbſt der Anſpruch auf die Anfuͤhrung Helleniſcher Bun-
desheere zum Theil gegruͤndet wurde. So von dem
erſten der Heroen Griechenlands ſtammend galten dieſe
Fuͤrſten ſelbſt in mancher Hinſicht als Heroen3, und
genoſſen einer gewiſſen Pietaͤt. Daraus erklaͤrt ſich das
fuͤr die Einfachheit Doriſcher Sitte ſo glaͤnzende Lei-
chenbegaͤngniß derſelben, die zehntaͤgige 4 allgemeine
Landestrauer, zu der ſich die Spartiaten, Perioͤken und
Heloten aus allen Enden des Landes in beſtimmter
Anzahl mit ihren Weibern in die Stadt einfanden, dort
unter großem Wehklagen ſich die Koͤpfe mit Staub oder
Aſche beſtreuten, und den Verſtorbenen jedesmal als
den beſten aller Fuͤrſten prieſen 5, auch die Ausſtellung
[99] in Schlachten gefallener Fuͤrſten in einem Bilde auf
einem Ehrenbette 1: Gebraͤuche, die ſehr nahe an
heroiſchen Cultus (τιμὰς ἡρωϊκὰϛ) anſtreifen. Auch
trat prieſterliche Wuͤrde zur Sanktion des koͤnigli-
chen Anſehens hinzu; ſie hatten das Prieſterthum des
Zeus Uranios und Zeus Lakedaͤmon, und brachten alle
Neumonde und Siebenten dem Apollon (Νεομήνιος und
Ἑβδομαγέτης) Staatsopfer 2; auch erhielten ſie von
allem Geopferten die Haͤute als einen Theil ihres Ein-
kommens. Daraus, daß ſie im Kriege außer dieſen
auch noch die Ruͤckenſtuͤcke von jedem Opferthiere be-
kamen, und ſo viel opfern durften als ſie mochten 3,
folgt, daß ſie dem geſammten Cultus des Heers vor-
ſtanden: Kriegsprieſter und Kriegsfuͤrſten zugleich, wie
der Agamemnon Homers 4. Am unmittelbarſten aber
foͤrderte ihre Macht, daß ſie den beſtaͤndigen Verkehr
5
7 *
[100] des Staats mit dem Delphiſchen Heiligthum unterhiel-
ten, die Pythier ernannten, und mit ihnen zuſammen
die Orakel laſen und aufbewahrten 1. Wie hiernach
das Anſehn des Koͤnigthums religioͤs begruͤndet war,
ſo war es auch durch Religion beſchraͤnkt, obgleich was
wir davon wiſſen, uns mehr als eine in der Regel
bedeutungsloſe Antiquitaͤt zugekommen iſt, denn als
eine Einrichtung von Einfluß und Kraft. Alle acht
Jahre (δἰ ἐτῶν ἐννέα) waͤhlten die Ephoren eine reine
und mondloſe Nacht, und ſetzten ſich in aller Stille
gegen den Himmel ſchauend. Wenn nun eine Stern-
ſchnuppe ſich zeigte, glaubte man, daß die Koͤnige ir-
gend wie gegen die Gottheit geſuͤndigt, und ſuspendirte
ſie, bis ein Orakel aus Delphoi oder von den Opfer-
prieſtern zu Olympia ſie von der Schuld reinigte 2.
Vergleicht man dieſe im Weſentlichen gewiß uralte
Sitte mit der Bedeutſamkeit der ennaeteriſchen Periode
fuͤr altes Staatsleben, und beſonders mit der in einem
Homeriſchen Verſe aufbewahrten Sage “von dem in
neunjaͤhrigen Zeitraͤumen herrſchenden
und
mit Zeus redenden Minos” 3: ſo ſieht man ein, daß
die Herrſchaft der altdoriſchen Fuͤrſten mit jeder En-
naeteris gleichſam von neuem anhub und neuer religioͤ-
ſer Beſtaͤtigung bedurfte. So innig verſchmolzen waren
in uralter Zeit Religion und Politik.


So iſt aus dem Geſagten klar, daß die Dorier
das Koͤnigthum als von der Gottheit ſtammend, und
keinesweges als vom Volke ausgehend anſahen, ſo
wenig wie ſie ſich auf der andern Seite des Volkes
Freiheit als vom Koͤnige abhaͤngig denken konnten.
Sondern ſie wußten wohl, daß die Elemente der Ver-
[101] faſſung von Anfang an mit dem beſtimmten und indi-
viduellen Daſein der Nation gegeben waren wie Stamm,
Wurzel, Krone im Keime des Baumes. Darum hatte
das Volk auch kein Recht, den Koͤnig zu ernennen
(wovon Rechtsſtreite uͤber die richtige Erbfolge genau
zu unterſcheiden ſind) 1, ſondern die Wuͤrde ging in
geordneter Succeſſion uͤber, zunaͤchſt auf die Soͤhne
und zwar den aͤlteſten, aber ſo, daß die waͤhrend der
Herrſchaft des Vaters geborenen den vorher gebore-
nen vorgingen; war der aͤlteſte Sohn ſchon geſtorben,
auf deſſen maͤnnliche Nachkommenſchaft, und dann erſt
auf die juͤngern Soͤhne der Reihe nach; war uͤberhaupt
keine maͤnnliche Deſcendenz des Koͤnigs vorhanden, auf
deſſen Bruder 2 (der auch, wenn der Sohn minder-
jaͤhrig, der natuͤrliche Vormund deſſelben war) 3 und
deſſen Succeſſoren, endlich wenn eine ganze Linie aus-
geſtorben war, auf die naͤchſtverwandte 4. Auch die
uͤberaus aͤngſtliche Sorge fuͤr die Aechtheit der Geburt
dient dazu, die Achtung der Nation vor der Legitimi-
taͤt zu beweiſen. Bei alle dem glaubte das Volk ſeine
Freiheit ſchon geſichert durch den alle Monate von den
[102] Koͤnigen zu wiederholenden Eid, daß ſie nach den Ge-
ſetzen regieren wuͤrden, der auch bei den Moloſſern
herkoͤmmlich war 1, wofuͤr die Stadt ihnen wieder
durch die Ephoren, wenn ſie den Eid wahrten, die Herr-
ſchaft unerſchuͤttert (ἀστυφέλικτος) zu erhalten ver-
hieß 2.


7.


Was nun aber nach dieſem die verfaſſungs-
maͤßige Macht der Koͤnige Sparta’s betrifft: ſo war
dieſe eigentlich im Verhaͤltniß zu der Ehre derſelben
gering. Erſtens waren die beiden Fuͤrſten Mitglieder
der Geruſia, und machten dieſelbe erſt vollzaͤhlig, aber
ſie hatten als ſolche nur einfache Stimmen 3, welche
in ihrer Abweſenheit der naͤchſtverwandte Geront, ein
Heraklide alſo 4, vertrat. Waren ſie zugegen, ſo hat-
ten ſie auch vorzugsweiſe den Vortrag und die Leitung
der Verhandlungen, daher ſie in jener alten Rhetra
in Bezug auf die Geruſia Ἀρχαγέται genannt wer-
den: wie ſie auch in der Volksverſammlung aufzu-
treten, zu reden, vorzuſchlagen vorzuͤglich befugt wa-
ren. Wenn die Geruſia ein Gericht bildete, ſo fuͤhr-
ten ſie natuͤrlich auch in dieſem den Vorſitz; aber ſie
hatten außerdem einen abgeſonderten Gerichtshof fuͤr
ſich 5, da in Sparta alle Magiſtrate die Gerichtsbar-
[103] keit hatten in den Sachen, welche in den ihnen anver-
trauten Zweig der Verwaltung einſchlugen; von wel-
cher denſelben in Athen durch die Demokratie im Gan-
zen nur noch die Einleitung der Proceſſe uͤbrig gelaſſen
war. Ein ſolches Zuſammentreffen adminiſtrativer und
richterlicher Gewalt fand alſo in Sparta auch bei den
Koͤnigen ſtatt. Sie hielten Gericht in Faͤllen, welche
die oͤffentlichen Straßen (deren Erhaltung und Siche-
rung) betrafen, wohl deswegen, weil ſie als Feldherren
des Staats, und im allgemeinen die Verhaͤltniſſe zum
Auslande leitend, an deren Inſtandhaltung am meiſten
Antheil nehmen mußten. Bemerkenswerther iſt es, daß
ſie in den Sachen der Erbtdchter Recht ſprachen, und
alle Adoptionen vor ihnen geſchahen 1. Beides betraf
die Erhaltung der Familien, die Baſis der altgriechi-
ſchen Staaten, deren Sorge hiernach beſonders den
Koͤnigen anvertraut war. So war auch in Athen die-
ſelbe Pflicht von den alten Koͤnigen auf den Archon
Eponymos uͤbergegangen, welcher deswegen die Auf-
ſicht und eine Art Vormundſchaft uͤber alle Erbtoͤchter
und Waiſen hatte 2.


8.


Aber am meiſten Macht war dem Koͤnige in
auswaͤrtigen Angelegenheiten geſtattet. Die Fuͤrſten
von Sparta waren zugleich die Anfuͤhrer des Pelopon-
neſiſchen Bundes. Auch als Geſandte zogen ſie aus,
wo ihnen indeß in Zeiten des Mißtrauens abſichtlich
ſolche Maͤnner mitgegeben wurden, die man ihnen ab-
geneigt und feindlich wußte 3. In derſelben Beziehung
ernannten ſie auch Buͤrger zu Proxenen, welche die Ge-
5
[104] ſandten und Buͤrger fremder Staaten bei ſich aufnah-
men 1 und ſonſt fuͤr ſie ſorgten; es ſcheint, daß die
Koͤnige ſelbſt im eigentlichen Sinne als Proxenen des
Auslandes galten, und jene Gewaͤhlten nur als ihre
Stellvertreter zu betrachten ſind.


Sobald dem Koͤnige aber ein Kriegszug aufgetra-
gen war, und er die Landesgraͤnze verlaſſen hatte,
war er nach altem Herkommen Feldherr mit unbe-
dingter Vollmacht (στρατηγὸς αὐτοκϱάτωρ) 2. Er
konnte Heereshaufen ausſchicken nnd verſammeln, Geld
nach Beduͤrfniß im Auslande eintreiben, und das Heer
nach ſeinem Willen fuͤhren und lagern laſſen. Wer ihn
daran zu hindern und ſich ihm zu widerſetzen wagte,
war vogelfrei 3. Er hatte Recht uͤber Leben und Tod,
und konnte ohne Gericht (ἐν χειρὸς νόμῳ) toͤdten.
Eine ſo ſtrenge Gewalt ſchien noͤthig, um dem Heeres-
koͤrper eine kraͤftige Seele zu erhalten. Aber es ver-
ſteht ſich von ſelbſt, daß der ruͤckkehrende Koͤnig von
jeher ſowohl fuͤr ungeſchickten als gewaltthaͤtigen Ge-
brauch der Macht verantwortlich und ſtraffaͤllig war.
Auch war die politiſche Thaͤtigkeit von der militaͤriſchen
ziemlich genau geſondert, und Vertraͤge zu ſchließen,
uͤber das Schickſal eroberter Staͤdte zu beſtimmen, war
dem Koͤnige nicht ohne beſondere Bevollmaͤchtigung vom
Staate geſtattet 4. Indeſſen ſchien auch ſo dieſe Feld-
[105] herrngewalt gefaͤhrlich und uͤbermaͤßig, und wurde mehr
und mehr gemindert. Nicht zwar durch die Verfuͤgung,
welche die Uneinigkeit des Demarat und Kleomenes
hervorbrachte, daß nur ein Koͤnig zugleich ins Feld
ziehen ſollte 1, denn dieſe erhoͤhete vielmehr die Ge-
walt des Einen ausgeſchickten; aber beſonders durch
das Geſetz, daß der Koͤnig nicht ohne zehn Raͤthe
ausziehen duͤrfe, zu welchem Agis uͤbereilter Waffen-
ſtillſtand Anlaß gab 2, und durch die aufgedrungene
Begleitung der Ephoren 3.


9.


Die Unterſuchung uͤber die Einkuͤnfte des Koͤ-
nigs iſt an ſich ſelbſt nicht ſo bedeutend, als ſie durch
die Parallele mit dem homeriſchen Koͤnigthume inter-
eſſant wird. Bei Homer haben die Fuͤrſten dreierlei
Einkuͤnfte; erſtens den Ertrag ihres Landguts (τέμε-
νος) 4, welches oft Aecker, Viehweiden, Baumpflan-
zungen in ſich faßt; zweitens den Lohn fuͤr den einzel-
nen Richtſpruch (δῶρα), drittens die oͤffentlichen Mahl-
zeiten, welche vom Gute der Gemeine beſtritten wer-
den 5. Dazu kommen noch außerordentliche Gaben,
Antheile an der Beute und andere Ehrengeſchenke. Faſt
4
[106] eben ſo war es noch in Sparta, nur daß die Richter-
ſpruͤche gewiß nicht bezahlt wurden. Aber der Koͤnig
hatte auch hier erſtens ſeine Landbeſitzungen, welche
in dem Gebiet mehrerer Perioͤkenſtaͤdte lagen 1, und
von denſelben wohl den βασιλικὸς φόϱος 2. Dieſe ſind
das Fundament ſeines Privatreichthums, welcher oft
ziemlich hoch ſtieg — wie haͤtte man ſonſt den Koͤnig
Agis um 100,000 Drachmen ſtrafen wollen 3, welches
ohne Zweifel Aeginetiſche, folglich gegen 38,000 Reichs-
thaler unſers Geldes ſind; auch der juͤngere Agis, Sohn
Eudamidas, beſaß ſechshundert Talente baares Geld 4,
und in einem angeblich Platoniſchen Dialog wird der
Koͤnig von Sparta fuͤr reicher erklaͤrt, als irgend ein
Privatmann in Athen 5. Aber außerdem erhielt der
Koͤnig Vieles aus dem Staatsvermoͤgen, die doppelte
Portion bei den oͤffentlichen Mahlzeiten 6; ein vollkom-
menes Opferthier, einen Medimnos Weizen, und ein
Lakoniſches Viertel Wein an jedem erſten und ſieben-
ten des Monats 7; den ſchon erwaͤhnten Antheil an
den Opfern u. dgl. mehr. Ferner pflegten auch Pri-
vatleute, welche Gaſtmaͤler gaben, die Koͤnige einzula-
den, wie es in Homeriſcher Zeit uͤblich war 8; und
ſetzten ihnen dann auch doppelte Portion vor; und
wenn ein oͤffentliches Opfer veranſtaltet wurde, hat-
ten die Koͤnige dieſelben Rechte und Vorzuͤge 9. Im
[107] Kriege fiel dem Koͤnige von der Beute ein Ehrenantheil
zu, wie dem Pauſanias bei Plataͤaͤ zehn Weiber, Pferde,
Kamele, Talente 1; ſpaͤter ſcheint es, daß ein Drittel
des Erbeuteten an den ſiegenden Koͤnig kam 2. Endlich
iſt noch die nach der Sage von Ariſtodemos, dem
Stammvater beider Haͤuſer, erbauete 3 Amtswohnung
beider Koͤnige Sparta’s zu erwaͤhnen, (außer der ſie
indeß oft noch Privathaͤuſer hatten,) 4, bei der Xeno-
phon ſelbſt den Waſſerteich nicht uͤbergeht; und daß
ihnen außerhalb der Stadt ſtets ein Zelt auf oͤffentliche
Koſten gebaut wurde 5.


Alles dies uͤberlegt, erſcheint mir der politiſche
Verſtand faſt wunderbar, mit dem die alte Verfaſſung
Sparta’s die Kraft, Wuͤrde und Wohlhabenheit des
Koͤnigthums ſchuͤtzte, ohne doch daſſelbe nur entfernt
der Despotie anzunaͤhern, und in irgend einem Stuͤcke
den Koͤnig uͤber das Geſetz oder nur außerhalb deſſel-
ben zu ſtellen. Sie konnte ohne Gefahr der Freiheit
dem Staate ein Herrſchergeſchlecht erhalten, das den
Stolz ſeines eigenen Hauſes von dem Nationalgefuͤhl
des Volkes nicht ſcheidend, und die geſammte Kraft deſ-
ſelben in ſich mit freudigem Bewußtſein vereinigend,
eine edle und großartige Geſinnung fuͤr lange Zeiten
9
[108] naͤhrte und pflegte. So war es in der That in den
beiden Heraklidenhaͤuſern, aus denen Theopompos, Leo-
nidas, Archidamos II., Ageſilaos, Kleomenes III.,
Agis III. hervorgingen, und deſſen meiſte Abkoͤmmlinge
eine aͤchtſpartiatiſche Geſinnung, die ſich noch in vielen
kraͤftigen und ſinnreichen Apophthegmen ausſpricht, bis
auf die letzten Zeiten feſthielten.


10.


Zum Theil wiſſen wir, zum Theil laͤßt ſich
annehmen, daß in allen Doriſchen Staaten, ſpaͤtere
Colonieen ausgenommen, urſpruͤnglich Fuͤrſten und zwar
Heraklidiſche waren. In Argos herrſchten die Nach-
kommen des Temenos uͤber Pheidons Zeit hinaus, und
das Koͤnigthum ging erſt nach dem Perſiſchen Kriege
aus 1; in Korinth regierten die Enkel des Aletes und
[109] weiter hinab des Bakchis bis gegen Olymp. 8. Wie
lange die Kteſippiden zu Epidauros und Kleonaͤ herrſch-
ten 1, wiſſen wir nicht. In Megara finden wir noch
ſehr ſpaͤt den Namen, aber auch wohl nur den Namen
eines Koͤniges 2. In Meſſenien waren die Aepytiden
Koͤnige bis zur Unterjochung des Landes, und als Ari-
ſtomenes es verlaſſen mußte, wandte er ſich an Dama-
get, Koͤnig zu Jalyſos auf Rhodos aus der ebenfalls
Heraklidiſchen Familie der Eratiden 3. Auch die Hip-
potaden zu Knidos und Lipara 4, die Bakchiaden zu
Syrakus und Korkyra 5, die Phalantiaden zu Taras 6
herrſchten wohl urſpruͤnglich als Fuͤrſten, wie gewiß die
von Pheidippos und Antiphos ſich ableitenden Herakli-
den zu Kos 7. Doch nur im Peloponnes und deſſen
1
Statt S. 109. des dritten Bandes.
[110] Colonieen kommen Doriſche Herakliden vor; in Kreta
nicht, wenn man etwa Phaͤſtos ausnimmt 1; hier herrſchte
ſeit uralter Zeit das Geſchlecht des Tektaphos; wie
lange aber Koͤnige hier exiſtirten, kann man nur etwa
daraus abnehmen, daß zu Oaxos ein Koͤnig Etearch
nicht lange vor Kyrenens Erbauung vorkommt 2. Ky-
rene war, wie fruͤher gezeigt, unter Herrſchaft eines
Minyeiſchen, die Mutterſtadt Thera unter der eines
Aegidengeſchlechts 3. Auch Delphi hatte in fruͤhern
Zeiten Koͤnige 4. Von den ariſtokratiſchen Wuͤrden,
welche die koͤnigliche zu erſetzen beſtimmt waren, werde
ich unten bei den Kosmen handeln.


[111]

7.


1.


Erſt aber muß das Amt behandelt werden, wel-
ches fuͤr die Geſchichte der Lakoniſchen Verfaſſung
das wichtigſte iſt. Denn wenn Koͤnig, Geruſia, Volk
im Ganzen dieſelbe politiſche Bedeutung und gleichen
Wirkungskreis behielten: ſo iſt das Amt der Epho-
ren
das bewegliche Princip, durch welches der Wan-
del der Zeit auch die abgeſchloſſenſte Verfaſſung ergriff
und allmaͤlig umbildete. Aus dieſer Bemerkung erge-
ben ſich drei Fragen: was war die Ephorie urſpruͤng-
lich; was wurde ſie mit der Zeit; und welche Ver-
haͤltniſſe bewirkten dieſe Umwandelung?


Es war im Alterthum eine oft wiederholte Erzaͤh-
lung, daß Theopomp, Charilaos Enkel, der Proklide,
die Ephorie eingeſetzt habe, und zwar als eine Be-
ſchraͤnkung und Schmaͤlerung der koͤniglichen Macht.
“Die Gewalt uͤberliefere er dauerhafter, weil er ſie
ermaͤßigt habe” 1. Wenn aber ſonach die Ephorie
eine beſondere Einrichtung des Theopompos war, iſt
es ſchwer zu erklaͤren, wie dieſelbe auch in andern
Doriſchen Staͤdten ſich vorfindet. In Kyrene ſtraften
[112] die Ephoren die Proceßſuͤchtigen und Raͤnkeſchmiede mit
Ehrloſigkeit 1; daſſelbe Amt war in der Mutterſtadt
Thera 2, welche lange vor Theopomp aus Lakonika
coloniſirt war. Auch die Meſſenier wuͤrden nach ihrer
Erneuerung die Ephorie ſchwerlich in ihre Verfaſſung
aufgenommen haben 3, wenn ſie ihnen nur ein Inſtitut
eines Spartiatiſchen Fuͤrſten geſchienen haͤtte. Leichter
laſſen ſich von Sparta und aus Theopomps Zeit die
Ephoren der Tarantiniſchen Colonie Herakleia ablei-
ten 4. Doch ſieht man ſchon, daß Herodot 5 und Xe-
nophon 6 die Ephorie nicht mit mehr Ungrund, als
jene unter Theopomps, unter die Lykurgiſchen Einrich-
tungen ſetzen, und wir uns wohl begnuͤgen muͤſſen, in
ihr einen altdoriſchen Magiſtrat zu erkennen.


Aber nichts deſtoweniger iſt die Ephorie in ihrer
Bedeutung als Gegenbehoͤrde des Koͤnigthums und der
Geruſie eine den Spartiaten durchaus eigenthuͤmliche
Anordnung; der ſich in keinem Doriſchen und uͤberhaupt
Griechiſchen Staate Etwas genau entſprechendes findet.
Das war ſie alſo gewiß erſt allmaͤlig durch die beſondern
Verhaͤltniſſe Lakedaͤmons geworden. Sonach muß man
[113] vermuthen, daß jener angebliche Ausdruck Theopomps
auch mehr die ſpaͤtere Beſtimmung der Ephoren, wie
ſie ſich nach und nach gebildet, als ihre urſpruͤngliche
angebe. Der Koͤnig Kleomenes III. ignorirte wenig-
ſtens dieſen Begriff derſelben, da er, nach Aufhebung
dieſes Magiſtrats, dem Volke in einer Rede vorſtellte,
wie im Anfange die Ephoren — als ſie im erſten Meſ-
ſeniſchen Kriege gewaͤhlt worden waͤren — nur Stell-
vertreter und Gehuͤlfen des Koͤnigs geweſen ſeien. Worin
ſich freilich wieder eine ſehr einſeitige Anſicht ausſpricht:
denn ſeinen Stellvertreter waͤhlt ſich wohl im Ganzen
ein jeder Magiſtrat ſelbſt: wogegen die demokratiſche
Wahl der Ephoren, wie wir bald ſehen werden, zu
ihrem Weſen gehoͤrt. Wir nehmen aus dem Beige-
brachten indeſſen nicht viel mehr ab, als wie ſchwan-
kend die Anſichten, und wie ungeſchichtlich die Anga-
ben uͤber den anfaͤnglichen Zweck der Ephorie waren.


2.


In der Lykurgiſchen Verfaſſung, wie ſie bis
hieher entwickelt worden iſt, waͤre in der That die
ſpaͤtere Ephoria eine nicht uͤberfluͤſſige, ſondern ſtoͤren-
de Zugabe geweſen. Denn jene hatte im Koͤnigthume,
der Geruſia und dem Volke ſchon die Hauptgewalten
des Staates aufgeſtellt, und in ihrem Verhaͤltniſſe zu
einander beſtimmt; ſie mußte erwarten, daß das orga-
niſch Entſtandene ſich auch organiſch fortbewegen,
und jeder Theil des Staats, wenn er einmal ſein
eigenthuͤmliches Leben und ſeine ihm zukommende Thaͤ-
tigkeit gefunden hatte, ſich derſelben fort und fort er-
freuen werde: ſie mußte glauben, daß, wenn das
Rechte einmal daſteht, es ſich auch eben durch ſein
Daſein erhalten werde. Eine Gegenbehoͤrde, wie die
Ephorie, in der das Mißtrauen des Volkes ſich auf
tyranniſche Weiſe ausſpricht, lag der naiven Einfach-
heit und Unſchuld jener Verfaſſung fern, und konnte erſt
III. 8
[114] ſtatt haben, als jener Organismus geſtoͤrt und ein
unſicheres Schwanken eingetreten war. Eine gewiſſe
Aehnlichkeit hat allerdings das Roͤmiſche Tribunat in
ſeiner Entſtehung mit der Ephorenwuͤrde 1, doch war
jenes ein weſentlicheres Beduͤrfniß, indem durch das-
ſelbe ein ganzes Volk, die Plebs Romana, eine noͤthige
und billige Repraͤſentation erhielt: in Sparta dagegen
gehoͤrte die Geruſie, obgleich aus den angeſehenſten
Buͤrgern erwaͤhlt, doch dem ganzen Spartiatiſchen
Volke an, und die Demokratie war in der Volksver-
ſammlung ſelbſt als die Grundlage der ganzen Ver-
faſſung geſetzt 2.


Wenn ſonach die groͤßere politiſche Gewalt der
Ephoren nicht Lykurgiſch iſt: ſo behaupte ich auch, daß
ſie nicht von Theopompos Zeit herruͤhrt. Denn es
verdient Glauben, daß Theopompos und Polydoros
zur oben angefuͤhrten Rhetra die Worte hinzufuͤgten:
“Wenn aber das Volk eine vom geraden Wege abge-
hende Meinung ergreifen ſollte, ſollen die Geronten
und Fuͤrſten Abwender ſein.” Hier ſind nun erſtens
die Ephoren ganz unerwaͤhnt geblieben, welche doch
im Peloponneſiſchen Kriege das Volk ſtimmen ließen
und beſonders haͤufig den Vortrag hatten; und zwei-
tens iſt die Tendenz dieſer Clauſel offenbar Beſchraͤn-
kung der Demokratie; daß die Macht der Ephorie aber
auf demokratiſchen Principen beruht, wird weiter un-
ten noch klarer werden.


Es iſt deutlich, daß jene angeblich hiſtoriſchen
Traditionen uns, ſtatt zu klarer Entwickelung, auf
Widerſpruͤche fuͤhren; und wir werden, um zu einer
[115] ſolchen zu gelangen, mehr nach innern Indicien und
Analogien verfahren muͤſſen.


3.


Wir gehen zu dieſem Zwecke von dem Richt-
amte
der Ephoren aus, in welcher Qualitaͤt uns auch
die Kyrenaͤiſchen bekannt geworden ſind. Nun beſtimmt
Ariſtoteles 1 dies Richteramt dahin, daß ſie die δίκας
τῶν συμβολαίων richteten, die Geruſia dagegen alle
φονικάς 2. Es war alſo die letztere ein hohes pein-
liches Gericht mit Gewalt uͤber Leben und Tod; die
erſtern ein Civilgericht, welches uͤber Obligationen und
das Mein und Dein uͤberhaupt Recht ſprach. Der
Einfluß deſſelben auf die Spartiaten ſcheint nach den
gewoͤhnlichen Begriffen von Guͤtertheilung und Geld-
verkehr zu Sparta ſehr gering, vielleicht geringer als
er war; aber auf jeden Fall ſtanden auch Perioͤken
und Heloten, wenn ſie in Sparta waren, unter dieſer
Gerichtsbarkeit. — Nun haben wir aber ſchon oben
auf den Grundſatz der Spartiatiſchen Verfaſſung hin-
gewieſen: daß die Jurisdiktion unter die verſchiedenen
Magiſtrate ſo vertheilt war, daß die Zweige der Ver-
waltung und Gerichtsbarkeit zuſammenfielen 3. Hier-
nach muß als urſpruͤngliches Amt der Ephoren, jenem
Richtamte zu Grunde liegend, Aufſicht uͤber den Ver-
8 *
[116] kehr, uͤber den Markt geſetzt werden 1. Der Markt,
als Mittelpunkt des Verkehrs, war kein unbedeuten-
der Gegenſtand der Aufſicht 2; hier mußte jeder
Spartiat den Ertrag ſeines Gutes in Korn zum Theil
verkaufen, und in andere Beduͤrfniſſe umſetzen; es gab
eine beſondere Ehrloſigkeit, nicht kaufen und verkau-
fen zu duͤrfen 3; Juͤngeren war auch dies unterſagt;
in den Trauertagen fuͤr den Koͤnig war der Markt da-
fuͤr geſchloſſen und mit Spreu beſtreut 4. Der Tag,
an welchem Kinadon, nach Xenophons 5 Beſchreibung,
heimlich die Gemuͤther der niedern Staͤnde zu entzuͤn-
den ſuchte, war offenbar ein Markt- und, wie ich
meine, zugleich großer Gerichtstag. Ein Koͤnig, die
Ephoren, die Geronten und gegen vierzig Spartiaten
(Homoͤen) befinden ſich auf dem Markte, alle wahr-
ſcheinlich in amtlicher Thaͤtigkeit, aber außerdem an
viertauſend Menſchen, meiſt Perioͤken und Heloten,
groͤſ[t]entheils mit Kauf und Verkauf beſchaͤftigt, wie
man daraus erſieht, daß an einer Stelle des Marktes
eine große Menge eiſerner Waaren aufgehaͤuft liegt.
Daruͤber alſo waren die Ephoren ἔφοροι, und hatten
deswegen hier ihre beſtaͤndigen Sitze 6 und ihr ἀρχεῖον.


Die Fuͤnfzahl 7 des Collegiums der Ephoren, wel-
che daſſelbe mit einigen andern Magiſtraten Sparta’s
gemein hat 8, ſcheint an ſich ſchon, wie wir oben ver-
[117] mutheten, eine demokratiſche Wahlordnung vorauszu-
ſetzen, die auch ſonſt von den Alten angegeben wird.
Wir wiſſen aus Ariſtoteles, daß Leute aus dem Volke
ohne Anſehn, Vermoͤgen und Auszeichnung (οἰ τυχόν-
τες) dazu gelangen konnten 1: auf welche Weiſe in-
deß iſt nicht recht deutlich. Denn eigentlich erloost
wurde kein Magiſtrat in Sparta 2, aber es ſcheint,
daß Wahl und Loos zuſammentrafen 3. Hierin ſehen
wir einen Grundſatz des Griechiſchen Alterthums, wel-
ches die Criminalgerichtsbarkeit zwar gern ariſtokra-
tiſch, die buͤrgerliche aber durch die Gemeine oder de-
ren Stellvertreter verwaltete. In Athen erhielten durch
Solon die Volksgerichte zuerſt nur die Civilproceſſe zur
Entſcheidung; uͤber Todſchlag richtete der timokratiſche
Areopag und die ariſtokratiſchen Epheten. In Hera-
kleia Pontike waren die Obrigkeiten aus einem engern
Adel der Buͤrgerſchaft gewaͤhlt; die Dikaſterien aber
aus dem uͤbrigen Volke 4. In Sparta waren die Ci-
vilrichter gleichſam Stellvertreter der ganzen Verſamm-
lung — ἁλιαία — welche in Athen ſelbſt richtete als
ἡλιαία.


4.


Von dem genommenen Standpunkte laͤßt ſich
nun ferner auch die fortſchreitende Erweiterung der
Macht der Ephoren faſſen und erklaͤren. Es iſt Gang
der Griechiſchen Geſchichte, daß die Civilgerichte ihr
Anſehn und ihren Einfluß ausdehnten, die Criminal-
gerichte mehr und mehr verloren. Wie in Athen die
[118] Heliaͤa gegen den Areopag ſtieg, ſo in Sparta die
Ephorie gegen die Geruſie.


Erſtens wurde die Gerichtsbarkeit der Epho-
ren ausgedehnt 1: beſonders dadurch, daß ſie die Pruͤ-
fungen (εὐϑύναι) aller Magiſtrate, mit Ausnahme der
Geronten, erhielten 2: was wohl nicht ſo zu verſtehen iſt,
als haͤtten ihnen jene jedesmal nach Niederlegung ihres
Amtes Rechenſchaft abgelegt, ſondern nur ſo, daß ſie
dieſelben, wenn in ihrer Verwaltung irgend etwas
Verdacht auf ſich gezogen, noͤthigen konnten, ſich vor
ihnen zu verantworten: welches Recht aber, da es die
Ephoren des vorigen Jahres mit betraf 3, die Ge-
walt, die es verlieh, zugleich auch beſchraͤnkte. Es
waren aber die Ephoren nicht gehalten, den Ablauf
der Zeit eines Amtes abzuwarten, ſondern ſie konnten
die Verwaltung deſſelben durch ihr Gericht unterbre-
chen, oder ihr ein Ende machen 4. Nun war in die-
ſer Hinſicht der Koͤnig den uͤbrigen Magiſtraten ganz
gleich geſtellt, und wurde, wie die andern, vor das
Tribunal der Ephoren gezogen. Schon vor den Per-
ſerkriegen mußte ſich Kleomenes vor ihnen der Beſte-
chung (δωροδοκίας) anklagen laſſen 5. Der Koͤnig war
jederzeit verbunden, ihrer Vorladung zu gehorchen 6:
daß er aber erſt auf das drittemal Folge zu leiſten
gezwungen war, brauchte Kleomenes III. als ein Ar-
gument dafuͤr, daß dies Recht der Ephoren urſpruͤng-
lich eine Anmaßung ſei 7. Indeſſen ging deren Macht
faktiſch ſo weit, daß ſie den Koͤnig wie die andern
Magiſtrate in dringenden Faͤllen ohne Berathung der
Ekkleſia in Gewahrſam nehmen, und vor ein Gericht
[119] uͤber Leben und Tod ſtellen konnten 1. Dieſes groͤßere
Gericht beſtand aus den ſaͤmmtlichen Geronten, den
Ephoren, die alſo vor demſelben als Klaͤger auftreten,
aber auch an demſelben als Richter theilnehmen konn-
ten, dem andern Koͤnige und wohl noch mehrern Ma-
giſtraten, deren aller Stimmen gleich galten 2. Von
ihm konnte keinerlei Appellation ſtatt finden; es konnte
gegen den Koͤnig auf Tod erkennen 3, den indeß zu
executiren bis auf ſpaͤtere Zeiten eine heilige Scheu
verbot 4. Daß es mit großer Ruhe und Bedachtſam-
keit zu verfahren pflegte, iſt ein Ruhm, der bei Gele-
genheit einer Ausnahme hervorgehoben wird 5. Dieſes
große Magiſtraten-Gericht finden wir oͤfter uͤber
Staatsverbrechen mit hoͤchſter Vollmacht erkennend 6,
und die Ephoren als Anklaͤger dabei thaͤtig 7: aber
daß die Ephoren je fuͤr ſich mit Tod haͤtten ſtrafen
koͤnnen, laͤugnen wir entſchieden 8; ob ſie es mit Ver-
[120] dannung konnten, zweifeln wir 1. Die Ungenauigkeit
Spaͤterer verwechſelte die Veranlaſſung des Urtheils
mit dem Urtheil: Recht uͤber Leben und Tod in der
Hand der Ephoren waͤre mehr als Tyrannei geweſen.
Die Ephoren durften, wenn ſie fuͤr ſich richteten, nur
Bußen auflegen, aber dieſe auch augenblicklich eintrei-
ben 2. Ihr Recht, die Koͤnige auf ſolche Weiſe und
durch Verweiſe zu ſtrafen, war uͤbrigens ſehr ausge-
dehnt, und ſcheint keine beſtimmten Eraͤnzen gekannt
zu haben; dem Ageſilaos wurde eine Buße von ihnen
auferlegt fuͤr das Beſtreben, ſich beliebt zu machen 3,
und Archidam getadelt, weil er eine zu kleine Frau
geheirathet 4: wobei der Gedanke zum Grunde liegt,
daß die Gemeinde das Recht habe, von ihren Koͤnigen
die Erhaltung eines kraͤftigen Geſchlechts zu fordern 5.
Die Koͤnige aber mußten dies ertragen in einem Staate,
in dem jeder Magiſtrat das volle Gewicht ſeines Amtes
mit einer gewiſſen Haͤrte geltend machte. — Noch
finden wir aber die Ephoren richtend in Sachen, die
weder zu den συμβολαίοις noch zu den εὐϑύναις ge-
hoͤren, ſie ſtraften einen, weil er Geld in den Staat
gefuͤhrt 6, einen Andern wegen Traͤgheit 7, einen Drit-
ten aus dem ſeltſamen Grunde, weil er allgemein be-
[121] leidigt und verhoͤhnt wurde 1; und ihr Antheil an der
Aufſicht uͤber Erziehung 2, ſo wie an der Sorge fuͤr
die Feier der oͤffentlichen Spiele 3 machte ſie auch zu
Richtern in dahin einſchlagenden Sachen. Doch wiſſen
wir in ſolchen Dingen nicht, was ſie als abgeſonder-
tes Collegium, was ſie mit andern Magiſtraten zu-
ſammen, z. B. als Beiſitzer der Koͤnige, thaten 4.
Sie richteten nach ungeſchriebenem Recht, da Sparta
kein anderes kannte; Ariſtoteles nennt dies verkennend
nach Willkuͤhr 5.


5.


Noch wichtiger war aber zweitens fuͤr die
Ausdehnung der Gewalt der Ephoren, daß dieſe ſich,
wir wiſſen nicht von welcher Zeit an, in eine Verbin-
dung mit der Volksverſammlung geſetzt hatten,
ſo daß ſie vor allen andern Magiſtraten mit ihr ver-
handelten. Sie konnten das Volk berufen 6 und ſtim-
men laſſen 7. Geſetze vorzuſchlagen 8, wenn auch ge-
wiß nur nachdem ſie durch die Geruſia gegangen,
muͤſſen ſie ſchon in fruͤhen Zeiten befugt geweſen ſein,
wenn der Ephoros Cheilon mit Recht als Geſetzgeber
genannt wird 9. Beſonders zeigen ſie große Gewalt
in Verhandlungen mit fremden Staaten. Sie ließen
Geſandte zu, aber konnten ſie auch gleich von der
Graͤnze zuruͤckſenden 10, ſo wie ſie auch gefaͤhrliche Fremde
aus der Stadt zu treiben berechtigt 11, und alſo wohl
uͤberhaupt die Xenelaſie zu handhaben beauftragt wa-
ren; ſie fuͤhrten oft mit großer Vollmacht die Verhand-
[122] lungen mit den Geſandten 1; und hatten den groͤßten
Einfluß, beſonders vorbereitender Art 2, auf Kriegs-
erklaͤrungen, wie Friedensſchluͤſſe 3 und Vertraͤge, wel-
che ſie vor andern, namentlich der erſte von ihnen, be-
ſchworen und unterzeichneten 4. Auch bei der Sendung
von Geſandten waren ſie vorzuͤglich thaͤtig 5. In
Kriegszeit konnten ſie Heere abſenden (φρουραν φαί-
νειν) 6, an welchem Tage es ihnen zweckmaͤßig ſchien 7,
und ſcheinen ſelbſt die Vollmacht ausgeuͤbt zu haben,
die Groͤße der Mannſchaft zu beſtimmen 8; ſie ver-
trauen dieſelbe dem Koͤnige oder einem andern Feld-
herrn an 9; dieſe erhalten von ihnen Verhaltungsbe-
fehle 10; berichten an ſie zuruͤck 11; werden von ihnen
durch beigeordnete Rathgeber oder außerordentliche Be-
vollmaͤchtigte beſchraͤnkt 12; durch die Skytale heimberu-
fen 13; vor Gericht gefordert 14; und ihr erſter Gang
[123] nach der Ruͤckkehr iſt in das Verſammlungshaus der
Ephoren 1. Auch ſenden dieſe an auswaͤrts ſtehende
Heere Befeyhle diſciplinariſcher Art 2. In allen dieſen
Faͤllen nun handelten die Ephoren unmoͤglich aus eige-
ner Machtvollkommenheit, ſondern nur als Geſchaͤfts-
fuͤhrer der Ekkleſia 3, ſo daß es ihnen zuſtand, deren
Beſchluͤſſe auszufuͤhren, und ihnen zugleich die von
den Umſtaͤnden abhaͤngende Art und Weiſe der Aus-
fuͤhrung uͤberlaſſen war. Oft wird daher auch die Ek-
kleſia neben den Ephoren genannt, in gerade eben ſol-
chen Faͤllen, wo wir ſonſt die Ephoren allein handelnd
zu ſehen glauben; oft ſind die Ephoren deutlich Mit-
telsperſonen zwiſchen den Feldherren und der Ekkleſie.
Im Kriege folgten zwei Ephoren dem Koͤnige, die mit
zum Kriegsrathe gehoͤren 4; es lag ihnen wahrſcheinlich
beſonders die Sorge fuͤr den Unterhalt des Heers, und
ſo auch die Theilung der Beute ob 5; die in Sparta
zuruͤckgebliebenen nahmen dieſelbe in Empfang und ver-
einigten ſie mit dem Schatze 6. Auch uͤber die An-
ordnungen in unterworfenen Staͤdten, inwiefern ſie ab-
haͤngig oder autonom ſein ſollten, ſcheinen die Ephoren
zu entſcheiden 7; ſie heben Lyſanders Zehnmaͤnner auf,
ernennen Harmoſten 8 u. ſ. w.: alles offenbar nur im
[124] Namen und Auftrage einer Macht, die in das Colle-
gium der Ephoren zu ſetzen gegen alle Grundſaͤtze freier
Verfaſſungen geweſen waͤre.


6.


Obgleich voͤllig klar hindurch zu ſehen, und
namentlich alle Colliſionen der Macht der Ephoren mit
anderen Behoͤrden zu heben, die fuͤr den Außenſte-
henden verſteckte Natur der Spartiatiſchen Verfaſſung
(τὸ κϱτπτὸν τῆς πολιτείας) verhindert: ſo nehmen
wir doch ſo viel ab, daß die Macht der Ephorie ſich
im Weſen auf die hoͤchſte Gewalt der Volksverſamm-
lung gruͤndete, deren Geſchaͤftstraͤger und Bevollmaͤch-
tigte ſie waren. Jede Volksverſammlung iſt eigentlich
eine ungeſchickte und zugleich mit Nachdruck und Maͤ-
ßigung zu handeln wenig faͤhige Maſſe; am wenigſten
war die Spartiatiſche vermoͤgend, verwickelte Geſchaͤfte
zu handhaben und durchzufuͤhren. Darum verlieh ſie
den aus ihrer Mitte demokratiſch gewaͤhlten Ephoren
eine derjenigen aͤhnliche Macht, die die Volksvorſteher
oder Demagogen auf prekaͤre Meiſe zu Athen behaup-
teten. Vergleichen Platon und Ariſtoteles deren Ge-
walt mit der tyranniſchen 1: ſo iſt zu beachten, daß
in Griechenland die Tyrannis aus der Demagogie zu
entſtehen pflegte. Sonach muß die Ephorie die Haupt-
ſtufe ihrer Macht erſtiegen haben, als ſie die Volks-
verſammlung zu leiten anfing; es iſt wahrſcheinlich,
daß dies Aſteropos der Ephor that, dem vor andern die
Erweiterung der Gewalt dieſes Amts beigeſchrieben
wird 2, ich glaube nicht lange vor Cheilons Zeit. Bald
trug auch die weiter ausgedehnte politiſche Macht La-
kedaͤmons bei, der Ephorie groͤßere Wichtigkeit zu
geben. In der fuͤr einfache Verhaͤltniſſe angeordneten
Lykurgiſchen Verfaſſung entſtanden Luͤcken, die der Ehr-
[125] geiz dieſes Magiſtrats ausfuͤllte. Die Verhandlungen
mit fremden Staaten erforderten eine nicht große An-
zahl gewandter, ſchlauer Maͤnner: die Geruſie war
dazu zu unbehuͤlflich, einfach und altvaͤteriſch, und
ſcheint daher ihre Einwirkung faſt ganz auf die innern
Verhaͤltniſſe beſchraͤnkt zu haben. Endlich mußte noch
dadurch, daß die Finanzen nach und nach ein bedeu-
tenderer Gegenſtand fuͤr Sparta wurden, der Einfluß
der Behoͤrde gehoben werden, die das Aerarium, wie
es ſcheint, von jeher unter ihrer Aufſicht hatte.


7.


Noch ſind einige Nachrichten uͤber die Amts-
verwaltung der Ephoren nachzutragen. Sie begannen
ihr jaͤhriges Amt mit der Herbſtnachtgleiche, dem An-
fange des Lakoniſchen Jahres 1. Der erſte von ihnen
war ἐπώνυμος des Jahrs; es wurde nach ihm in oͤf-
fentlichen Verhaͤltniſſen benannt. Sie eroͤffneten ihre
Verwaltung durch eine Art Edikt, wodurch die Κρυ-
πτοὶ ausgeſandt wurden: es ſcheint hiernach, daß ſie
auch uͤber Ordnung und Zucht unter den Heloten und
Perioͤken die Aufſicht fuͤhrten 2. In demſelben Edicte
ſtand: Scheeret den Schnurrbart, und achtet auf
die Geſetze 3; jenes wohl ein ſymboliſcher, freilich
ſeltſamer, Ausdruck fuͤr Unterwerfung und Gehor-
ſam. Sie hielten ihre taͤglichen Sitzungen im Epho-
reion (ἀρχεῖον), worin ſie zugleich gemeinſam ſpeiſe-
ten 4. Eben dahin wurden Fremde und Geſandte ge-
fuͤhrt, und gaſtlich aufgenommen 5. Sonach entſpricht
[126] dies Gebaͤude dem Prytaneion in Athen, wo die Ci-
vilgeſetze (ἄξονες) lagen, und die Geſandten unter ge-
ehrten Buͤrgern geſpeiſet wurden; die Attiſchen Pryta-
nen ſelbſt haben, als Leiter der Volksverſammlung,
große Aehnlichkeit mit den Ephoren. Neben dem
Ephoreion ſtand ein Sacellum der Furcht, die aller-
dings die diktatoriſche Gewalt dieſer Obrigkeit den
Buͤrgern gebot 1. Endlich entbehrte auch dieſer Ma-
giſtrat nicht einer religioͤſen Baſis ſeines Anſehns. Die
Ephoren traͤumten in beſtimmten Zeiten im Tempel der
Paſiphaa bei Thalamaͤ, und ihre Geſichte wurden po-
litiſch gedeutet; wir wiſſen, daß ein ſoches Traumge-
ſicht die Spartiaten zur alten Gleichheit zuruͤckzukeh-
ren aufforderte 2. Von der neunjaͤhrigen Himmels-
beobachtung derſelben haben wir oben beim Koͤnigthum
gehandelt 3; merkwuͤrdig, daß dieſe gewiß uralte Sitte erſt
in ſehr ſpaͤten Zeiten als eine Stuͤtze der Ephorentyran-
nei im Verhaͤltniß zu den Koͤnigen vorkommt. — Dieſe
ſpaͤtern Zeiten ſind es noch beſonders, welche die beim
Eingange dieſes Kapitels aufgeſtellte Behauptung: die
Ephorie ſei das bewegliche Element, das Princip des
Wandels in der Spartiatiſchen Verfaſſung, beſtaͤtigen.
Von ihr ging am Ende die Aufloͤſung derſelben aus.
Die Ephoren, durch ihre Gerichtsbarkeit und ihre poli-
tiſchen Geſchaͤfte in viel Verkehr mit Auslaͤndern ge-
bracht, waren es zuerſt, bei denen die ſtrenge Sitte
Alt-Sparta’s, wie die Sehne eines geſpannten Bo-
gens, nachließ, und durch welche groͤßere Ueppigkeit
uͤberhand nahm. Schon Ariſtoteles tadelt an ihnen die
[127] erſchlaffte Lebensweiſe 1. Noch wichtiger iſt es, daß
die Sparta’s Verfaſſung untergrabenden Beſchluͤſſe von
dieſem Magiſtrat veranlaßt wurden; der Ephor Epi-
tadeus war es, der zuerſt die freie Vererbung der
Guͤter durchſetzte. Darum war es nothwendig, daß
die koͤniglichen Helden, Agis und Kleomenes, als ſie,
im fruchtloſen aber ruhmwuͤrdigen Kampfe mit der un-
gluͤcklichen Zeit, die Lykurgiſche Verfaſſung wieder her-
zuſtellen unternahmen, mit dem Sturze der Ephoren
begannen 2.


8.


Das Unbeſtimmte und Unbegraͤnzte in dem
Wirkungskeiſe der Ephoren 3 ſteht ſehr im Gegenſatze
mit der genauen Bezeichnung der Amtsgewalt aller
uͤbrigen jaͤhrigen Magiſtrate. So viel Sparta deren
hatte, ſo wenig hoͤren wir doch im Ganzen von ihnen,
da ſie ſelten oder nie aus jener Beſchraͤnkung heraus-
traten. Doch mag der Name Τέλη4, der ſo oft die
Leiter der Volksverſammlung und das groͤßere Gericht
uͤber Staatsverbrechen bezeichnet, und fuͤr das Aus-
land namentlich die innern Verhaͤltniſſe Sparta’s mehr
verdeckte als darſtellte, außer Koͤnigen, Geronten und
Ephoren auch oft mehrere von dieſen Beamten, nach
Umſtaͤnden verſchiedene, bezeichnen. Auf dem Markte
hatten ihre Verſammlungshaͤuſer (ἀρχεῖα) außer den
Ephoren die Nomophylakes und Bidiaͤer 5. Der er-
ſtern Amt beſagt ihr Name, ihre Zahl kennen wir
[128] nicht; der letztern waren fuͤnf, und Aufſicht uͤber die
gymnaſtiſche Erziehung ihr Geſchaͤft 1. Das Depar-
tement der Harmoſynen war Sittenaufſicht der Frauen 2,
der Buagoi ein Theil der Erziehung, der Empeloren
Marktpolizei 3. Auch die Polemarchen hatten, außer
ihrer kriegeriſchen, eine Civilgewalt nebſt Gerichtsbar-
keit. Inſchriften Fourmonts aus Roͤmiſcher Zeit —
denn die angeblich alten zu benutzen, iſt auf keinen
Fall hier gerathen — nennen viele einzelnen Namen
von Nomophylaken, Buagen, und außerdem Tafelgenoſ-
ſen (συσσίτους) der Magiſtrate, deren Verhaͤltniß
dunkel iſt. Die Erwaͤhlung eigentlicher Nomotheten
war etwas Außerordentliches 4. Fuͤr ſpaͤtere Zeiten
merken wir noch an, daß die durch Kleomenes aufge-
hobene Ephorie in Roͤmiſchen Zeiten wieder eintrat 5,
und daß derſelbe Koͤnig an die Stelle der Geronten ein
Collegium Πατρονόμοι ſetzte 6, fuͤr die indeß Pauſa-
nias doch wieder Geronten erwaͤhnt, wenn ſie nicht viel-
leicht damals neben einander beſtanden. Eine Inſchrift
aus dem zweiten Jahrhundert unſerer Zeitrechnung 7 nennt
[129] zu Sparta einen σύνδικος 1, oͤffentlichen Sachwalter,
δαμοςιομάστης, Inquiſitor des Staats, und Exegeten
der Lykurgiſchen Geſetze, von dem, wie von andern der
hier genannten Magiſtrate, wir weiter unten Einiges
bemerken werden.


III. 9
[130]

8.


1.


Mit den Ephoren Sparta’s vergleichen Ariſtote-
les, Ephoros, Cicero die Kretiſchen Kosmen1. Arg-
woͤhniſch indeſſen gegen die Richtigkeit der Vergleichung
muß uns zuerſt der Umſtand machen, daß die groͤßere
Macht der Ephorie ſich nicht in der Spartiatiſchen Ur-
verfaſſung findet, und es alſo auch in der mit dieſer
zunaͤchſt verwandten Kretiſchen nicht wohl etwas dieſer
Entſprechendes geben konnte. Noch mehr aber ſpricht
dagegen, daß die Kosmen aus einzelnen Geſchlech-
tern
, mehr nach dem Anſehen derſelben als nach per-
ſoͤnlicher Wuͤrdigkeit, gewaͤhlt wurden 2: denn wenn
wir von dem Begriffe der Ephoren die Erwaͤhlung aus
dem Demos trennen, geben wir das Weſen derſelben
auf. Stehen wir aber von dieſer Vergleichung ab, und
muͤſſen wir doch nach der durchherrſchenden Analogie
der beiden Verfaſſungen eine andere an die Stelle ſetzen:
ſo finden wir den Kosmen unter den Spartiatiſchen
Magiſtraten keine andern entſprechend als die Koͤnige,
aus denen jene ebenſo hervorgegangen ſcheinen, wie an-
derwaͤrts Prytanen, Artynen u. ſ. w., indem man die
ausgegangene monarchiſche Wuͤrde durch ein ariſtokrati-
ſches Element zu erſetzen ſuchte.


[131]

Dieſe Behauptung beſtaͤtigt, ſo viel wir Einzelnes
von dem Wirkungskreiſe der Kosmen wiſſen; was frei-
lich groͤßtentheils auswaͤrtige Verhaͤltniſſe betrifft. Sie
waren Anfuͤhrer im Kriege, wie die Koͤnige Sparta’s 1.
Sie leiteten die Verhandlungen mit fremden Geſand-
ten, obgleich dieſe auch vor der Volksverſammlung
ſprachen, und ſetzten den Vertraͤgen wie allen Dekre-
ten der Stadt ihren Amtsnamen vor 2; ſie ſorgten fuͤr
die Geſandten waͤhrend ihrer Anweſenheit 3, und fer-
tigten ihnen die Urkunden aus 4. Sie ſcheinen ſelbſt
als Geſandte an benachbarte und hefreundete Staaten
gegangen zu ſein 5. Fuͤr die innere Regierung und
Verwaltung des Staats theilten ſie die Macht des
Rathes, mit dem ſie uͤber alle wichtigeren Angelegen-
heiten beriethen 6; die hier gefaßten Beſchluͤſſe wurden
dann der Volksverſammlung zur Entſcheidung nach der
oben angegebenen Weiſe vorgelegt 7. Wenn daher zwei
Kretiſche Staͤdte durch ἰσοπολιτεία mit einander ver-
bruͤdert waren, gingen die Kosmen der einen, die ſich
in der andern aufhielten, mit in das Verſammlungs-
haus (ἀϱχεῖον) der Kosmen und des Rathes (wie es
ſcheint) der andern, und ſaßen unter jenen auch in der
Volksverſammlung 8. Den gewoͤhnlichen Geſchaͤfts-
gang ſcheinen ſie groͤßtentheils mit ziemlicher executiver
Gewalt geleitet zu haben 9; ſie muͤſſen Zwangsmittel
9 *
[132] z. B. gehabt haben, um einen, der Buͤrger eines
fremden Staats, gegen das Recht der Aſylie, beraubte,
zur Reſtitution zu zwingen 1. Im Gerichtsweſen hat-
ten ſie, in den Zeiten nach Alexander wenigſtens, Ge-
ſchaͤfte, die mit der Einleitung der Proceſſe durch die
Attiſchen Magiſtrate verwandt waren 2. Sie ſelbſt
aber waren nicht blos fuͤr die Vernachlaͤſſigungen ihrer
Pflichten beſtimmten Strafen unterworfen, ſondern
konnten auch, wie es ſcheint noch waͤhrend der Zeit
ihrer Verwaltung, angeklagt werden 3. Im Ganzen
hatten ſie doch, ohne das hohe Anſehn der Spartiati-
ſchen Koͤnige, mehr Gewalt und einen weitern
Wirkungskreis, doch wurde beides durch die bedeu-
tende Anzahl des Collegiums — es waren deren zehn
— eingeſchraͤnkt. Das Collegium durfte den Einzelnen
abſetzen, obgleich die Amtsverwaltung nur auf ein
Jahr geſetzt war; auch konnte jeder fuͤr ſich abdanken 4.
Der erſte derſelben war Eponymos des Jahrs; er hieß
Protokosmos 5, doch wohl ohne beſondere Vorrechte
[133] zu haben. Aus den geweſenen Kosmen wurde der
hohe Rath gewaͤhlt, nicht ſo, daß ein jeder Kosmos
ſofort zu demſelben gehoͤrte — wie in Athen ſeit So-
lon jeder Archont, wenn nicht Klage gegen ihn erho-
ben wurde, zum Areopag einging — ſondern ſo, daß
aus der Zahl der geweſenen Kosmen die Geronten nach
neuer Pruͤfung ausgeleſen wurden. Denn die Zahl
der letztern war ſicher beſtimmt, und nicht groß genug
um alle Kosmen aufzunehmen.


2.


Zu Ariſtoteles Zeit hatte die Gewalt der Kos-
men ein tyranniſches Anſehn gewonnen. Die Zahl der
Geſchlechter, aus welchen ſie gewaͤhlt wurden, hatte
ſich mit der Zeit zuſammengezogen; die einzelnen Fa-
milien hatten unmittelbaren Einfluß auf die Staats-
leitung erhalten, und ihre Zwiſte waren Partheiungen
fuͤr das Ganze geworden. Dadurch war die Verfaſ-
ſung in eine Geſchlechterdynaſtie ausgeartet, indem das
demokratiſche Element, die Volksverſammlung, an ſich
zu ſchwach und zu wenig vertreten war, um dieſer
Zaum anzulegen. Dazu kam in einer Zeit, welche vor
dem alten Rechte nicht mehr die fruͤhere Scheu hatte,
der Mangel geſchriebener Geſetze. Wenn maͤchtige Fa-
milien den Ausgang eines Rechtsſtreits fuͤrchteten, ſo
verhinderten ſie die Wahl der Kosmen, und es trat
eine ἀκοσμία ein 1, in welcher die vornehmſten Ge-
ſchlechter mit ihren Anhaͤngern ſich feindlich bekriegten.
Dieſer Zuſtand war damals wenigſtens in mehreren
Hauptſtaͤdten Kreta’s eingeriſſen; zur Zeit indeß, als
das noch erhaltene Buͤndniß der Prianſier und Hiera-
pytnier abgefaßt wurde, ſcheinen die Verhaͤltniſſe wie-
[134] der geordnet und die Ariſtokratie bedeutend ermaͤßigt
worden zu ſein. Aber vor der des Polybios muß eine
vollkommene Umwaͤlzung ſtatt gefunden haben, durch
welche die Macht der Geſchlechter aufgehoben, und
die Wahl aller Magiſtrate demokratiſch eingerichtet
wurde 1, eine Revolution, welche nach und nach alle
alten Inſtitute umſtuͤrzte und einriß; ſo daß der ge-
nannte Schriftſteller nicht die geringſte Aehnlichkeit der
Spartiatiſchen und Kretiſchen Verfaſſung finden kann,
an deren urſpruͤnglichen Uebereinſtimmung wir doch
nicht zweifeln duͤrfen. — Bemerkenswerth iſt, daß
Kosmen, ſo viel wir wiſſen, in allen Staͤdten Kre-
ta’s die erſten Magiſtrate waren, wie uͤberhaupt die
Verfaſſung im weſentlichen uͤberall dieſelbe: ein Be-
weis, daß dieſe Staͤdte, obgleich urſpruͤnglich Gruͤn-
dungen verſchiedener Staͤmme, doch in ihrem politi-
ſchen Leben von einem herrſchenden, dem Doriſchen
naͤmlich, beſtimmt worden ſind 2. In Platons Zeit
wurde Knoſſos noch als der Hauptſitz altkretiſcher In-
ſtitute angeſehn; Ephoros dagegen bemerkt, daß ſie
ſich dort weniger als bei den Lyktiern, Gortyniern und
in andern kleinen Staͤdten erhalten haͤtten 3.


3.


Mit den Kretiſchen Kosmen koͤnnen wir die
Prytanen vergleichen, wie ſie namentlich in Ko-
rinth
an die Stelle der Koͤnige traten. Das große
ausgebreitete Geſchlecht der Bakchiaden war nicht zu-
frieden, eine einzelne Familie die Herrſchaft lebenslaͤnglich
verwalten zu ſehn, ſondern wollte dieſelbe naͤher an ſich
ziehen, und mehrern den Genuß der hoͤchſten Gewalt geben.
Doch war der Prytanis vom Koͤnige wohl nur dadurch
[135] verſchieden, daß er gewaͤhlt wurde, und die Herrſchaft
nur ein Jahr lang behielt, wodurch er freilich ſchon
genoͤthigt war, ſie nach dem Willen des Geſchlechts zu
verwalten, in das er bald wieder zuruͤcktrat. Ohne
Zweifel exiſtirte daneben auch eine Geruſie, aber viel-
leicht auch nur aus Bakchiaden beſtehend. Indem dieſe
ſich nur untereinander verheiratheten, bildeten ſie einen
caſtenmaͤßigen Adel, deſſen neunzig Jahre dauernde
Herrſchaft hoͤchſt druͤckend geweſen ſein muß 1. Da
Korkyra von Korinth gegruͤndet wurde, ehe hier die
Tyrannis der Kypſeliden eintrat: ſo blieben dort jaͤhr-
liche, wie es ſcheint ariſtokratiſch gewaͤhlte, Prytanen
die hoͤchſte Obrigkeit in einer ſonſt ſchon demokratiſchen
Zeit 2.


Der Prytanis ſtand in Gewalt, wie ſchon erin-
nert iſt, dem Koͤnige zunaͤchſt, daher der alte Charon
von Lampſakos die Spartiatiſchen Fuͤrſten Prytanen
nannte 3, welches auch der Eigenname Eines von ih-
nen iſt. Auch die fruͤhern Koͤnige von Delphi hießen,
wenigſtens Olymp. 105, Prytanen 4, eben da beſtand
lange eine mit der Homeriſchen Regierung der Anakten
vergleichbare Geſchlechterherrſchaft 5. Der Prytaneu
waren gewoͤhnlich nur einer oder zwei 6. In Rhodos
[136] waren zwei im Jahre, jeder hatte ſechs Monate lang
den Vorrang 1 (ſo daß oft von Prytanen, oft von ei-
nem Prytanis die Rede iſt); ſie verwalteten die Ge-
ſchaͤfte mit großer Vollmacht im Prytaneion, wo das
Archiv der Stadt war, und fremde Geſandte aufge-
nommen wurden 2. Doch konnte ihre Gewalt nicht
uͤbergroß ſein in der freien Verfaſſung, deren ſich
Rhodos in ſeiner bluͤhendſten Zeit erfreute. Denn der
Rath, welcher voͤllig demokratiſch gewaͤhlt wurde, wie
wir unten ſehen werden, theilte die Leitung aller Ver-
handlungen des Staats mit den Prytanen; das Volk
aber uͤbte in ſeinen Verſammlungen die hoͤchſte Gewalt,
ſtimmte durch Cheirokonie 3, und ſcheint nicht blos
von den Magiſtraten geleitet worden zu ſein 4. Doch
war Rhodos Regierung bis zur Roͤmerherrſchaft her-
ab nicht ganz Demokratie 5; ſie naͤherte ſich viel-
leicht, in dieſer Periode der hoͤchſten Macht dieſer
Inſulaner, der eigentlichen Politeia des Ariſtoteles 6. —
Aber nicht uͤberall war die Gewalt der Prytanen,
welche auch in Joniſchen und beſonders Aeoliſchen 7
Staͤdten als die erſten Magiſtrate vorkommen, ſo weiſe
beſchraͤnkt; in Milet war ihre Macht faſt tyranniſch 8.
6
[137] — Aller Orten haben die Prytanen von den Koͤnigen die
Ausuͤbung oͤffentlicher Opfer ererbt, welche ſie meiſt in
beſondern Gebaͤuden, auf der Agora, an dem gemein-
ſamen Heerde des Staats, verrichteten. So der Tene-
diſche, dem Pindar ein Lied zu einem Eingangsopfer
(εἰςιτήριον) gedichtet hat. In Kos war mit den
Opfern des Prytanen wahrſcheinlich Empyromantie
verbunden 1. Dieſe Opfer, die gemeinſamen Mahl-
zeiten, die Aufnahme fremder Geſandten gehoͤrten in
Athen eben ſo zum Amt der funfzig Prytanen, wie in
Rhodos und Kos: aber die politiſche Bedeutung des
Namens war durch die Demokratie eine ganz andere
geworden, als in den mehr ariſtokratiſchen Verfaſ-
ſungen.


4.


Dieſe auffalkende Verſchiedenheit der Bedeu-
tung der Prytanen in der Attiſchen und den aͤltern
Verfaſſungen Griechenlands, und die Ueberzeugung,
daß die Demokratie Athens, obgleich relativ jung,
doch die fruͤheren Verhaͤltniſſe ſo ſehr in Vergeſſenheit
gebracht und in Schatten geſtellt, daß man ſie nur
noch in einzelnen Spuren und bedeutungslos geworde-
nen Namen erkennt, reizt uns zu dem Verſuche, mit
mehr Verwegenheit, als ſonſt hier erlaubt ſchien, was
urſpruͤnglich die Prytanen Athens geweſen, auszumit-
teln. Es gab in Athen einen Gerichtshof ἐπὶ Πϱυτα-
νείῳ, der indeß in geſchichtlich bekannter Zeit nur noch
Truͤmmer einer ehemals ausgedehnteren Eriminalge-
richtsbarkeit beſaß 2. Daß er aber ehemals der erſte
Gerichtshof von Athen war, beweist der Name der
[136[138]]Prytaneen, welche von den ſtreitenden Partheien
vor jedem Proceß nach Maaßgabe des Gegenſtandes
deſſelben erlegt wurden, und zum Unterhalt der Rich-
ter dienten 1. Der Name beweist, daß dieſe Gelder
ehemals der Lohn der richtenden Prytanen waren, wie
die δῶϱα bei Homer und Heſiod. Ferner wiſſen wir,
daß die uralte Finanzbehoͤrde der Kolakreten ehemals,
wie ihr Name beſagt, den Antheil an den Opferthie-
ren ſammelte — welchen auch in Sparta die Koͤnige
von jedem oͤffentlichen Opfer empfingen — daß ſie fer-
ner immerfort die Speiſungen im Prytaneion beſorg-
te, und ſpaͤter die Gerichtsgelder, z. B. eben jene
Prytaneen, eincaſſirte 2. Aus dem noch nicht ganz
verwiſchten Zuſammenhange dieſer Funktionen erhellt,
daß auch jene aͤltern richtenden Prytanen ein Syſſition
bildeten, welches oͤffentlich ſpeiste, und in Hinſicht der
Einkuͤnfte in die Gerechtſame der Koͤnige eingetreten
war, deren Antheil an Opfern und Gerichtsgeldern
ehemals die Kolakreten geſammelt hatten. Obgleich
dies nun wohl zuſammen zu haͤngen ſcheint: ſo befrem-
det doch, daß hier ein ganzer Gerichtshof den Namen
Prytanen fuͤhrt, da doch in andern Staaten die Zahl
dieſer Magiſtrate immer ſehr gering gefunden wurde;
und es entſteht die Frage, ob nicht die Prytanen, wie
anderwaͤrts, blos die Leiter und Vorſitzer dieſes hoͤch-
ſten Gerichts waren. Wir wiſſen aber, daß noch ſpaͤ-
ter die Phylobaſileis den Vorſitz im Prytaneion hat-
ten, vier Eupatriden, welche den vier alten Phylen
vorſtanden, und außer den heiligen Funktionen, die ih-
nen zugeſchrieben werden, einſt gewiß einen weiteren
[137[139]] Wirkungskreis beſaßen 1: den Phylarchen von Epi-
damnos aͤhnlich, deren ausgedehnte Geſchaͤfte ſpaͤter
einer βουλὴ uͤbertragen wurden 2. Wir werden alſo
annehmen muͤſſen, daß dieſe durch Staatsumwandlun-
gen fruͤh in Vergeſſenheit gekommenen Phylobaſileis ehe-
mals unter dem Namen der Prytanen eine der erſten
Staatsbehoͤrden waren. Nun ſaßen aber mit dieſen
vier Prytanen oder Phylenkoͤnigen in dieſem Gerichts-
hofe die Epheten, von denen ich oben bemerkt habe 3,
daß ſie vor Solon mit dem Gericht des Areopagos
voͤllig identiſch waren, und damals die Criminalge-
richtsbarkeit nebſt der Sittenaufſicht in ſehr ausge-
dehnter Bedeutung uͤbten. Beides ſind auch Aemter
der Doriſchen Geruſia, zu der ſich die Koͤnige etwa
verhalten, wie jene Prytanen zu den Areopagiten oder
Epheten. Deren Zahl war ſpaͤter einundfunfzig, wo
vermuthlich der Baſileus eingerechnet iſt; funfzig aber
konnten erſt ſeit Kleiſthenes neuer Phyleneintheilung
ſein, vorher waren vermuthlich, nach der Vierzahl der
Phylen achtundvierzig, die Phylobaſileis eingerechnet
oder nicht. — Dies angenommen, findet ſich ein merk-
wuͤrdiges Entſprechen des Criminal- und Sittengerichts
und der oberſten Verwaltungsbehoͤrde zu Athen. Dieſe
letztere waren die Naukraren. Die Naukraren, gleich-
falls acht und vierzig an der Zahl, ſeit Kleiſthenes
Phylenabtheilung aber funfzig, verwalteten ehemals
das Vermoͤgen des Staats, und ruͤſteten daher auch
Heere und Flotten aus 4. Nun erwaͤhnt Herodot eben-
[140] falls Prytanen der Naukraren, die in aͤlterer Zeit den
geſammten Staat verwaltet haͤtten 1. Wollen wir
nicht doppelte Prytanen ſtatuiren, was der Einfachheit
aͤlterer Einrichtungen weniger angemeſſen ſcheint: ſo
ſtanden dieſelben Maͤnner beiden Collegien vor, und
hatten gleichen Antheil an der hohen Gerichtsbarkeit,
wie an der Adminiſtration. — Die Regelmaͤßigkeit
dieſer Einrichtungen wuͤrde befremden, wenn wir die-
ſelbige nicht auch ſonſt oͤfter gerade in den aͤlteren
Staatsordnungen wahrnaͤhmen; manches Verhaͤltniß
indeß, namentlich das der Archonten zu den Prytaneu,
muͤſſen wir noch ganz unbeſtimmt laſſen.


5.


Dunkler als bei Kosmen und Prytanen iſt
Entſtehung und Verhaͤltniß des Amts der Artynen
in Argos2. Neu entſtanden, etwa nach Abſchaffung
des Koͤnigthums in dieſer Stadt, kann es nicht ſein,
da es ſich ebenfalls in der alten Colonie derſelben,
Epidauros, findet, welche wohl nur in den fruͤheren
Perioden dieſelbe Verfaſſungsgeſchichte mit Argos hat.
Wenn es aber nicht aus dem Untergange des Koͤnig-
thums hervorging, ſo kann es durch eine Theilung der
Gewalt deſſelben, vielleicht der buͤrgerlichen und mili-
taͤriſchen, entſtanden ſein. In Epidauros ſtanden Ar-
tynen einem großen Rathe von 180 Maͤnnern vor 3;
in Argos wird neben ihnen ein Corps von achtzig und
eine (demokratiſche) βουλὴ genannt, deren Verhaͤltniſſe
uns ſonſt unbekannt 4. — Wir erwaͤhnen hier auch
noch die Demiurgen, weil mehrere Grammatiker ſie
als vorzugsweiſe Doriſche Magiſtrate nennen 5, viel-
[141] leicht nur durch die Form δαμιουργοὶ dazu bewogen.
Allerdings war dieſer Magiſtrat im Peloponneſe ge-
woͤhnlich 1, aber bei den Doriern ſelbſt nur hie und
da. Wir finden ihn bei den Eleern und Mantineern 2,
bei den Aſinaͤern 3, beim Achaͤiſchen Bunde 4, auch in
Argos 5, und außerdem bei den Theſſalern 6; Epide-
miurgen ſandten die Korinthier zur Leitung der Ange-
legenheiten ihrer Kolonie Potidaͤa 7. Die Erwaͤhnun-
gen und Umſchreibungen von Grammatikern ſind meiſt
wenig belehrender Art; mit dem Volke zu verhandeln
war wenigſtens bei den Achaͤern ihr Hauptamt, wo-
durch wahrſcheinlich wird, daß ſie auch in Argos mit
den Volksvorſtehern daſſelbe ſind 8, von denen,
wie von einigen andern Magiſtraten, die noch weniger
einzelne Behandlung geſtatten, im naͤchſten Kapitel ge-
ſprochen werden wird.


[142]

9.


1.


In dieſem Kapitel wollen wir die Nachrichten zu-
ſammenſtellen und ordnen von den Umwandlungen der
Verfaſſung in ſolchen Doriſchen Staaten, die den ur-
ſpruͤnglichen Zuſtand minder ſtreng und treu bewahrten,
als es zu Sparta und Kreta geſchah, und dagegen
mehr von den allgemeinen Revolutionen griechiſcher
Staatsverfaſſungen beruͤhrt, und in deren Strom hin-
eingezogen wurden.


Was zuerſt Argos betrifft: ſo hebe ich aus dem
ſchon Dargelegten folgende Punkte nur mit wenigen
Worten hervor. Ein dreifacher Stand, die Bewohner
der Stadt, groͤßtentheils Dorier, in vier Phylen;
dann Perioͤken; endlich Leibeigene, Gymneſier genannt 1.
Koͤnige, zuerſt Heraklidiſche, darauf aus einer andern
Dynaſtie, bis uͤber den Perſerkrieg hinaus 2; daneben
Artynen; hohe Gewalt des Rathes. Alles dies ſind
Zuͤge, die auf ziemliche Aehnlichkeit der Argeiiſchen Ver-
faſſung mit der Lakedaͤmoniſchen fuͤhren, wenigſtens
[143] eben auf keine weſentliche Differenz. Dieſe wurde erſt
hervorgebracht durch den Untergang eines großen Theils
der Buͤrgerſchaft in der Schlacht des Kleomenes, und
die darauf folgende Aufnahme vieler Perioͤken zu Stadt-
buͤrgern 1. Bald nach dieſer Zeit finden wir Argos an
Volksmenge, Kunſtfleiß, Wohlſtand bluͤhend 2, und
einer demokratiſchen Verfaſſung genießend 3, zwiſchen
der indeß und der Hegemonie des Peloponnes, nach
der Argos nach dem Frieden des Nikias die Hand
ausſtreckte, einiger Widerſpruch ſtatt fand. Zur Er-
langung derſelben ernannte daher das Volk eine Behoͤrde
von zwoͤlf Maͤnnern mit großer Vollmacht, Buͤndniſſe zu
ſchließen mit allen Hellenen, die immer wollten; nur
wenn Athen oder Sparta in ein ſolches treten wollten,
ſollte die Gemeinde erſt befragt werden. Ferner mußte
damals der Staat, um einen Kern des Heers zu ha-
ben, ein eigenes Corps von tauſend kraͤftigen und
wohlbewaffneten Maͤnnern bilden 5, und zwar aus
den beſſern Staͤnden 6. Aber es war natuͤrlich, daß
dieſe der Volksherrſchaft gefaͤhrlich wurden, die ſie
nach der Schlacht von Mantineia, Ol. 90, 3., im
Einverſtaͤndniß mit den Lakedaͤmoniern ſtuͤrzten, nach-
dem ſie die Volksfuͤhrer getoͤdtet hatten 7. Doch be-
hielten ſie die Herrſchaft nur acht Monate, ein Auf-
ſtand und eine Schlacht innerhalb der Stadt beraubte
ſie ihrer Macht, und ſtellte die Demokratie wieder
her 8, die der Athener Alkibiades durch Vertreibung
4)
[144] vieler noch uͤbrigen Oligarchen vollendete 1; ſpaͤter aber
ſelbſt durch ſeine Gaſtfreunde ſtuͤrzen wollte 2, was
allen dieſen den Untergang brachte. Indeſſen muͤſſen
doch noch immer zwei Partheien im Staate fortbeſtan-
den haben. Aeneas der Taktiker erzaͤhlt, daß, da die
Reichen das Volk zum zweitenmale angreifen wollten,
und auf eine beſtimmte Nacht viele fremde Soldaten
in die Stadt geladen, die Volksvorſteher in Eile eine
Volksverſammlung beriefen und darin befahlen, daß
dieſe Nacht ſich ein jeder Bewaffneter zu ſeiner Phyle
einfinden ſollte 3, wodurch jene gehindert wurden, ſich
im Ganzen zu vereinigen. Die Volksvorſteher (δήμου
προστάται) 4 in dieſer Geſchichte ſind ein offenbar
ganz demokratiſcher Magiſtrat, in innern Faktions-
kaͤmpfen entſtanden, von den Demagogen Athens be-
ſonders dadurch verſchieden, daß ihre Macht amtlich.
— Als im Frieden des Artaxerxes die Lakedaͤmonier
auf die naͤhere Leitung des oͤffentlichen Weſens in den
Peloponneſiſchen Staͤdten verzichtet hatten: regte ſich
in dieſen vorher oligarchiſch regierten Staaten ein Geiſt
unbaͤndiger Licenz und Ochlokratie; uͤberall ſykophanti-
ſche Anklagen, Verbannungen, Guͤterconfiscationen,
beſonders ſolcher, die unter Lakedaͤmons Leitung oͤffent-
liche Aemter verwaltet; doch war damals (Ol. 101, 3.)
Argos auch Zufluchtsort vertriebener Demokraten 5.
[145] Aber nach der Schlacht von Leuktra, da Lakedaͤmons
Macht voͤllig gebrochen war, und der Peloponnes fuͤr
einige Zeit ſein Haupt verloren hatte, begann in Argos
die groͤßte Verwirrung der Dinge. Volksfuͤhrer regten
die Menge gegen alle Bevorrechteten oder Ausgezeich-
neten ſo heftig auf, daß dieſe ſich zum Sturz der De-
mokratie zu verſchwoͤren gezwungen glaubten 1. Der
Anſchlag wurde entdeckt, und das Volk wuͤthete mit
der groͤßten Grauſamkeit gegen deſſen wahre oder ver-
meinte Theilhaber. Damals fielen, zum Theil auf
bloßen Verdacht, mehr als tauſend zweihundert der
Angeſehenen 2, und zuletzt die Demagogen ſelbſt ins-
geſammt, weil ſie, vor der Durchfuͤhrung der von ihnen
veranlaßten Maaßregeln ſchaudernd, ſich derſelben zu
entziehen geſucht hatten. Der Aufruhr im Ganzen
hieß Σκυταλισμὸς, Stockpruͤgelei: es war eine Zeit
des Fauſtrechts, wie es ſcheint. Als die Athener da-
von erfuhren, ließen ſie ihren eigenen Markt luſtriren:
ſo ſehr glaubten ſie ganz Hellas durch dieſe Graͤuel
befleckt 3; auch war es wohl damals, da die Argeier
ſelbſt dem Zeus Meilichios Suͤhnopfer fuͤr vergoſſenes
Buͤrgerblut brachten 4. Nichtsdeſtoweniger wurden
noch immerfort Reiche und Angeſehene zu Argos mit
groͤßtem Eifer verfolgt 5, wozu beſonders der Oſtra-
kismos diente, den Argos mit andern demokratiſchen
Inſtituten 6 von Athen heruͤber bekommen hatte 7. In
III. 10
[146] ſolchen Zeiten mußten wohl von dem Doriſchen Cha-
rakter die meiſten und edelſten Zuͤge ſchwinden; der
ſchlechte Ausgang faſt aller Kriegsunternehmungen 1
beweist den Verfall der Tapferkeit; mit der Ungebun-
denheit des politiſchen Lebens nahm Sykophantie und
tumultuariſche Hitze 2 uͤberhand; deſſen ungeachtet hat
das lebhafte Intereſſe fuͤr Demegorie keinen Redner
hervorgebracht, den ſpaͤtere Jahrhunderte gekannt
haͤtten 3.


2.


In Epidauros dagegen erhielt ſich die Ari-
ſtokratie, und darum war dieſe Stadt den Spartiaten
ſo befreundet, wie ihnen Argos abgeneigt war. Von
den Artynen daſelbſt und dem Rathe der 180, wie von
dem Landbauerſtande und den Phylen iſt ſchon geſpro-
chen worden.


So lange Aegina ſtand, erhielt ſich auch hier
die Herrſchaft der Geſchlechter, welche zu urſpruͤngli-
chem Adel wahrſcheinlich auch einen bedeutenden Geld-
reichthum hinzuerworben hatten. Der Aufſtand einer
demokratiſchen Parthei blieb nichtig. Aegina und Ko-
rinthos ſind entſchiedene Beiſpiele, daß auch bei ari-
ſtokratiſchem Regiment ein thaͤtiger, ruͤhriger, erfinde-
riſcher, vielgewandter Handelsgeiſt ſich entwickeln und
ausbilden kann.


Die Epidauriſche Colonie Kos hatte urſpruͤnglich
ohne Zweifel die Verfaſſung der Mutterſtadt. Vor
Olymp. 75. (etwa 73 oder 74.) finden wir einen vom
Perſiſchen Großkoͤnig geſetzten Tyrannen hier, Kadmos,
den Sohn des Zanklaͤer Skythes, der aber um die Zeit
Kos verließ, nachdem er einen Rath eingeſetzt und der
7
[147] Stadt die Freiheit wiedergegeben hatte 1; doch ſcheint
die Inſel gleich darauf unter die Herrſchaft der Arte-
miſia gefallen zu ſein 2. — Spaͤter bahnte der Athe-
niſche Einfluß der Demokratie den Eingang, welche
aber von leidenſchaftlichen Demagogen geſtuͤrzt wurde,
die die Angeſehenen zur Vereinigung noͤthigten 3. Der
βουλὴ od. γερουσία der Koer, ſo wie ihres Prytanen, iſt
oben 4 Erwaͤhnung geſchehen; die Scheinmagiſtrate
unter der Roͤmerherrſchaft uͤbergehen wir.


3.


Auch in der Argeiiſchen Colonie Rhodos wird
man ſich urſpruͤnglich eine altdoriſche Verfaſſung zu
denken haben; auch hier waren Fuͤrſten aus Herakli-
diſchem Stamme, und daneben wahrſcheinlich ein Rath
mit aͤhnlichen Rechten wie die Spartiatiſche Geruſia.
Das Koͤnigthum war nun zwar nach Ol. 30 ausgegan-
gen, aber doch dem alten Geſchlechte der Eratiden zu
Jalyſos ein bedeutender Antheil an der Leitung des
Staats — etwa das Prytanenamt — gedlieben. Den
Ruhm der Gerechtigkeit bezeugt dieſem ehemaligen Fuͤr-
ſtenſtamme Pindar 5: Zeus Vater gieb dem Dia-
goras Huld bei Buͤrgern und Fremden; denn er
wandelt einen dem Uebermuth entgegenſtrebenden Weg
grad’ aus; wohl wiſſend, was ihm der gerechte Sinn
edler Vaͤter eingepflanzt. Stelle nicht den gemeinſamen
Samen des Kallianax ins Dunkel. Bei der Eratiden
10 *
[148] Siegesfeier freuet ſich ja die ganze Stadt in Gelagen.
Doch ſtuͤrmen in einem Augenblick von andern Seiten
andere Winde.” Pindar ahnet (Ol. 79.) ſchon die Ge-
fahren, die dem edlen Geſchlechte, welchem Rhodos
ſo viel verdankte, durch den damals wachſenden Ein-
fluß von Athen 1 entſtanden; er warnet durch das
ganze, Gedicht die Buͤrger vor uͤbereilter Neuerung,
und wuͤnſcht der alten wohlbegruͤndeten Verfaſſung Be-
ſtand 2. Seine Ahndung wurde erfuͤllt. Die Soͤhne
des Diagoras wurden als Haͤupter der Ariſtokratie von
den Athenern zum Tode verurtheilt und landesfluͤchtig;
aber der bewunderte Held Dorieus kehrte von Thurioi
mit Thuriſchen Schiffen in ſein Vaterland zuruͤck, und
kaͤmpfte mit denſelben gegen die Feinde ſeiner Familie
als treuer Anhaͤnger der Spartiaten. Als ihn die
Athener Olymp. 93. gefangen genommen hatten, und
das Todesurtheil an ihm vollziehen wollten, bewog ſie
der Anblick des edlen Diagoriden, deſſen dem Geſchlecht
eigenthuͤmlicher Koͤrpergroͤße und Schoͤnheit eine kuͤhne
Seele entſprach, wie er nun in unwuͤrdigen Ketten
vor ihnen ſtand, zur Freilaſſung 3. Das alte Gluͤck
der Rhodier, welches ſich auf die treue Bewahrung
der Doriſchen Sitte, (auf die die Geſetze Kleobuls des
Lindiers ohne Zweifel gebaut waren), und auf ungemeine
Handelsthaͤtigkeit gruͤndete, wurde durch die Bewegun-
gen des Peloponneſiſchen Krieges unterbrochen, in de-
nen der Wechſel des Atheniſchen und Spartiatiſchen Ein-
fluſſes bald die Demokratie bald die Ariſtokratie hob.
Im Siciliſchen Feldzuge war Rhodos Atheniſch 4. Aber
[149] da Ol. 92, 1. die Spartiaten hier die Oberhand ge-
wannen 1, und Dorieus (92, 2.) unter ihrem Schutze
heimkehrte, um innere Unruhen zu unterdruͤcken: kam
in dieſer Zeit die Macht wieder an die Angeſehenen,
die beſonders dadurch ſich gegen den Demos zu verei-
nigen genoͤthigt worden waren, daß die Demagogen,
waͤhrend ſie das Volk mit Lohn jeder Art koͤderten, den
Trierarchen die gebuͤhrenden Summen nicht erſtattet
hatten, und ſie zugleich durch beſtaͤndige Proceſſe quaͤl-
ten 2. Bald darauf (Ol. 93, 1.) 3 wurde durch Zu-
ſammenfuͤhrung eines großen Theils der Einwohner aus
den drei kleinen Staͤdten der Inſel die große Stadt
Rhodos gegruͤndet. Aber Ol. 96, 1. wurde Rhodos
wieder durch Konon Atheniſch und demokratiſch 4; doch
ſiegte ſchon 97, 2. wieder die Spartiatiſche Parthei 5;
und zum letztenmale ſchlug der Bundesgenoſſenkrieg den
Atheniſchen Einfluß zuruͤck. Von dieſem begann die
Einwirkung der Kariſchen Regenten, des Mauſolos und
der Artemiſia, durch welche die Oligarchie ſehr geho-
ben und die demokratiſche Parthei ausgetrieben wurde,
welche zuruͤckzufuͤhren, und das Intereſſe der Volksfrei-
heit in Griechenland mehr zu beruͤckſichtigen als die
von den Rhodiern zugefuͤgten Beleidigungen, Demoſthe-
nes den Athenern anraͤth 6. Damals lag eine Kari-
[150] ſche Beſatzung auf der Burg von Rhodos. Aus dieſen
Unruhen und Partheiungen keimte eine Verfaſſung fuͤr
die Rhodier, in der, ſo viel wir urtheilen koͤnnen,
Demokratie vorherrſchte, obgleich die geringe Anzahl
und hohe Gewalt der Prytanen auch auf ein ariſtokra-
tiſches Element hinweist. Nach der Beſchreibung, die
Cicero dem juͤngern Scipio in den Mund legt, gehoͤrten
damals alle Mitglieder des Raths auch (in demſelben
Jahre) zur Volksverſammlung, und ſaßen nach Mona-
ten abwechſelnd (wahrſcheinlich in ſechsmonatlichen Zeit-
raͤumen, wie die Prytanen) im Rathe und unter dem
Volke; in beiden Funktionen aber empfingen ſie Lohn
(conventitium); auch richteten dieſelben bald unter
dem Volke im Theater, bald im Rathe uͤber Criminal-
und andere Sachen 1. Mit dieſen Angaben iſt freilich
nicht ohne Schwierigkeit Strabons Anſicht dieſer Ver-
faſſung zu vereinigen, und doch ſpricht dieſer Schrift-
ſteller ebenfalls gewiß von der Zeit vor Caſſius Erobe-
rung von Rhodos, alſo ziemlich derſelben: “die Rho-
dier ſorgten, obgleich nicht demokratiſch regiert, doch
ſehr fuͤr das Volk, um die Menge der Armen im
Staate zu erhalten; ſie verſaͤhen es mit Korn, und
die Reichen unterſtuͤtzten die Armen nach einer alten
Sitte; auch gaͤbe es Liturgien, die das Volk mit
Fleiſch bekoͤſtigten” u. ſ. w. 2. Es muß, ungeachtet
der demokratiſchen Einrichtung der Bule, manches Amt,
vielleicht beſonders die adminiſtrativen, wie die Aufſicht
uͤber das Schiffsweſen, oligarchiſch verwaltet worden
ſein; auch beweist die innere Ruhe zu Rhodos in die-
ſem Zeitraume gegen unbedingte Demokratie. Dabei
[151] erhielten ſich laͤnger als in den meiſten andern Staaten
wahrhaft Doriſche Charakterzuͤge: Tapferkeit, Stand-
haftigkeit, Vaterlandsliebe, ein ſtolzer Ernſt der Sit-
ten, und eine gewiſſe Sophroſyne, die freilich mit der
ausſchweifenden Pracht in Mahlzeiten, Bauten und
allen Kuͤnſten auf eigene Weiſe contraſtirt 1.


4.


Korinth hatte, von Sparta ſeiner Tyrannen
befreit, eine fruͤhere Verfaſſung wieder erhalten, die
indeß nicht ſo oligarchiſch war, als die Geſchlechtsherr-
ſchaft der Bakchiaden. Zwar hatten edle Geſchlechter,
wie die Oligaethiden 2, einen Vorrang; wahrſcheinlich
wurde die Geruſia aus ihnen beſetzt, und die Volksver-
ſammlung war auf aͤhnliche Weiſe, wie in Sparta, be-
ſchraͤnkt. Aber zugleich preist Pindar Korinth als die
Stadt, “in welcher Eunomia wohnt und ihre Schwe-
ſtern, der Staͤdte ſichere Stuͤtze, Dike und die gleich-
geſinnte Eirene, die Spenderinnen des Reichthums,
welche dem Uebermuth zu wehren wiſſen, dem kuͤhnre-
denden Vater der Ungenuͤgſamkeit.” Dieſe Worte laſ-
ſen freilich auch errathen, daß die Ariſtokratie dem
Beſtreben der Volksparthei, ihre Macht auszudehnen,
wiederſtehen mußte; indeſſen blieb ſie doch durch den
ganzen Peloponneſiſchen Krieg unerſchuͤttert, und Ko-
rinth, eine kurze Zeit ausgenommen, ein treuer Sym-
machos von Sparta und Feind von Athen 3. Erſt
nachher kam, durch Perſiſches Gold unterſtuͤtzt, eine
demokratiſche und ſich an Argos anſchließende Parthei
zu Korinth auf, welche ſich zuerſt der hoͤchſten Gewalt
bemaͤchtigte, darauf die aus den edlern Familien (βελ-
τίστοις) beſtehende Lakoniſche Parthei an dem Feſte
[152] der Eukleen uͤberfiel, und endlich ſo weit ging, daß
ſie den Staat von Korinth als fuͤr ſich beſtehend auf-
heben und mit Argos voͤllig vereinigen wollte (Ol.
96, 2. und 3.) 1. Die vertriebenen Ariſtokraten, von
den zu Sikyon ſtehenden Lakedaͤmoniern unterſtuͤtzt, hiel-
ten indeſſen fortwaͤhrend das Gegengewicht, und be-
haupteten ſich zu Lechaͤon 2; ſie muͤſſen hernach zuruͤck-
gekehrt ſein, und die alte Verfaſſung wieder eingefuͤhrt
haben; denn in der folgenden Zeit finden wir Korinth
wieder der Lakedaͤmoniſchen Symmachie treu 3. In
Dions Zeit (gegen Ol. 106.) war Korinth ziemlich
oligarchiſch regiert, und es wurde wenig in der Volks-
verſammlung verhandelt 4: und wenn dieſe auch den
Timoleon als Feldherrn des Staats nach Sicilien ſandte
(108, 4.), ſo beſtand doch damals auch eine Geruſia
— ein durchaus ariſtokratiſcher Name — welche nicht
blos mit Geſandten verhandelte, ſondern auch, was
beſonders merkwuͤrdig, Eriminalgerichtsbarkeit aus-
uͤbte 5. Die Tyrannis des Timophanes, den Timoleon
ermordete, war eine kurze Unterbrechung der Oligar-
chie nach Ariſtoteles 6.


5.


Von der gemaͤßigten und wohlgeordneten Ver-
faſſung, welche Korinthos im Ganzen zu bewahren das
Gluͤck hatte, war die Colonie Korkyra fruͤhzeitig ab-
geartet. Unter Anfuͤhrung eines Bakchiaden Cherſikra-
tes gegruͤndet, wurde ſie wohl eine Zeitlang von den
Korinthiſchen Familien regiert, welche die Colonie zu-
erſt in Beſitz genommen hatten. Daneben aber hatte
[153] ſich ein Demos gebildet, welcher durch die gewaltſame
Losreißung und die feindliche Stellung Korkyra’s zum
Mutterlande freiere Bewegung erhielt. Hierzu kam,
daß die Verbindung der Inſel mit dem Peloponneſi-
ſchem Bunde loſe geworden, und an deren Stelle eine
engere mit Athen geknuͤpft war: ſo daß alſo die ari-
ſtokratiſche Parthei ihres Haltes entbehrte, die demo-
kratiſche einen ſehr wichtigen gewonnen hatte. Verband
ſich nun noch der Demos mit dem zahlreichen Sklaven-
ſtande 1: ſo mußte die Ariſtokratie unterliegen, deren
Ausrottung von ſo blutigen, ſo graͤuelvollen Scenen
begleitet wurde, wie kaum in einem andern Staate
Griechenlands 2. Aber ſchon vor dieſem Ereigniſſe
war die Verfaſſung demokratiſch 3. Die Volksverſamm-
lung hatte die hoͤchſte Gewalt; und wenn die Auktori-
taͤt des Raths vielleicht groͤßer als in Athen war 4:
ſo war doch derſelbe offenbar nur ein Theil des De-
mos 5; Vorſteher des Demos ſcheint hier wie ander-
waͤrts ein foͤrmliches Amt geweſen zu ſein 6. Von
dieſer Zeit an herrſchte die ungebundenſte Freiheit in
Korkyra, von welcher das Spruͤchwort zwar derb, aber
praͤgnant ſagt: Frei ſind wir in Korkyra, mach’ wohin
du willſt 7. Die Korkyraͤer waren ruͤhrig, betriebſam,
unternehmend, gewandte Matroſen, thaͤtige Kaufleute:
aber es war bei ihnen ganz und gar die Feſtigkeit und
edle Richtung des Doriſchen Charakters verſchwunden.
An Unverſchaͤmtheit uͤbertrafen ſie noch die Athener,
[154] bei denen doch ſelbſt die Hunde — wie ein Weiſer
ſagte — ſchamloſer als irgendwo anders waren; fabel-
hafte Geruͤchte gingen in Griechenland um, die den
Uebermuth im Luxus der Nachfolger der Phaͤaken be-
zeichneten 1. — Doch konnte auch hier eine antide-
mokratiſche und lakoniſirende Parthei nie gaͤnzlich aus-
gerottet werden, welche mehrmals mit ungluͤcklichem
Erfolge 2, aber in Chares Zeit mit gluͤcklichem 3 ſich
gegen den Demos erhob. Die vier oder fuͤnf 4 Pry-
tanen, welche wir noch ſpaͤter in Korkyra als erſte
Magiſtrate finden, ſcheinen ein nicht ganz demokrati-
ſches Amt, wenn auch ſonſt damals Demokratie herrſch-
te; außer ihnen kommen in einer wichtigen Urkunde 5
πρόδικοι βουλᾶς vor, die als Klaͤger eines Proceſſes
auftreten, der in die Adminiſtration einſchlaͤgt, dann
πρόβουλοι 6 mit einem πϱοστάτης, der einen ſolchen
Proceß vor die Dikaſterien bringt; dann erfaͤhrt man,
daß von Zeit zu Zeit διορϑώσεις der Geſetze ſtatt fan-
den, wozu διορϑωτῆρες ernannt wurden, und daß die
Stadt einen διοικητὴς und ταμίας als Verwaltungs-
behoͤrden hatte.


6.


Eine andere Colonie von Korinth, Ambra-
kia,
hatte einen Kypſeliden, Gorgos (Gorgias), zum
Tyrannen gehabt, auf den ein anderer, offenbar aus
[155] derſelben Familie 1, Periandros folgte, der, da er ſei-
nen Buhlknaben beim Trunk ſcheußlicher Weiſe fragte:
“ob er noch nicht von ihm ſchwanger ſei?” von deſſen
Blutsfreunden erſchlagen wurde 2: Das Volk hatte
an dem Aufſtande Theil genommen, und zog nun die
hoͤchſte Gewalt an ſich 3: zuerſt indeß nach einer Cen-
ſusverfaſſung, die aber unvermerkt, des niedrigen An-
ſatzes des zur Regierung befaͤhigenden Vermoͤgens we-
gen, in Demokratie uͤberging 4.


In dem ebenfalls Korinthiſchen Leukadien wa-
ren von Anfang die großen Grundſtuͤcke unveraͤußerlich
in Beſitz der Ariſtokraten: als die Unveraͤußerlichkeit
aufgehoben wurde, hoͤrte man auch auf, zur Verwal-
tung der Magiſtrate einen beſtimmten Cenſus zu for-
dern, wodurch die Demokratie uͤberhand nahm 5.


Korinthier und Korkyraͤer hatten Epidamnos
gegruͤndet, und ein Heraklide, Phalios, aus der Me-
tropolis, hatte die Colonie gefuͤhrt. Man darf nicht
zweifeln, daß die Gruͤnder von den beſten Laͤndereien
[156] und den Regierungsrechten Beſitz nahmen, und ſie nur
Stammverwandten mittheilten. Ein Magiſtrat, dem
Opuntiſchen Kosmopolis aͤhnlich, war die hoͤchſte Ver-
waltungsbehoͤrde 1; die Phylarchen bildeten eine Art
Rath. Aber in einer zweiten Epoche der Verfaſſung
trat an die Stelle der Phylarchen eine demokratiſch
gewaͤhlte βουλὴ: dagegen blieben als Reſte der fruͤhern
Verfaſſung, daß alle Magiſtrate, die aus den aͤltern
Buͤrgern (dem eigentlichen πολίτευμα) gewaͤhlt waren,
in der Volksverſammlung zugegen ſein mußten, wenn
ein Magiſtrat es forderte 2; auch blieb noch der eine
oberſte Archont 3. Den Peloponneſiſchen Krieg ent-
zuͤndete ein Kampf der Epidamniſchen Volksparthei
und der Machthaber, in welchem die Korinthier aus
Eiferſucht gegen Korkyra, in Vergeſſenheit ihres wah-
ren Intereſſes, die erſtere unterſtuͤtzten: wie dieſer. Kampf
endete, wiſſen wir nicht. Die Zahl der anſaͤſſigen und
Gewerbe treibenden Fremden war ſehr groß 4; außer
ihnen trieben dieſelben nur Staatsknechte, kein
Buͤrger 5. — Am ſtrengſten hat unter allen Korinthiſchen
Niederlaſſungen Apollonia die urſpruͤngliche Colonie-
verfaſſung 6 feſtgehalten, worauf ſich wohl der Ruhm
vorzuͤglicher Geſetzlichkeit gruͤndet 7. Die Regierung
blieb hier ziemlich ganz in den Haͤnden der edlen Ge-
ſchlechter und Nachkommen der erſten Coloniſten, wel-
chen zugleich ohne Zweifel die großen Ackerlooſe gehoͤr-
[157] ten 1. Vielleicht hatte Apollonia die Feſtigkeit ſeiner
Verfaſſung der Xenelaſia zu danken 2: einem Inſtitute,
das zum Feſthalten althelleniſcher Sitte in dieſer Con-
tiguitaͤt des Barbarenlandes beſonders nothwendig war.


7.


Um die Reihe der Korinthiſchen Colonien nicht
zu trennen, ſchließe ich ſogleich Syrakus an. Die
Syrakuſiſche Verfaſſung hatte folgende Hauptperioden.
In der aͤlteſten hatten die Gamoren die Regierung
in Haͤnden 3 und zwar zuerſt mit einem Koͤnige 4, dann
ohne einen ſolchen. Dieſe haben wir ſchon oben 5 als
die urſpruͤnglichen Coloniſten definirt, die die großen
und von leibeigenen Ureinwohnern bebauten Grund-
ſtuͤcke in Beſitz genommen hatten, und die meiſten Herr-
ſchaftsrechte uͤbten. Es iſt wahrſcheinlich, daß aus ih-
nen die Magiſtrate und die Mitglieder des hohen Ra-
thes erleſen waren 6, die das Volk in der Halia lei-
teten; wie auch die Samiſchen Geomoren einen Rath
bildeten, der nach dem Sturze des Koͤnigthums dem
Staate vorſtand 7. Gegen dieſe erhob ſich nun der nach
und nach anſpruchsvoller gewordene Demos, und ver-
trieb ſie, indem er ſich mit den Knechten derſelben, den
Kyllyriern, verbuͤndete (vor Ol. 72, 1.) 8: aber die da-
mals eingerichtete Demokratie war ſo ungeordnet und
geſetzlos, daß ſie keinen Beſtand baben konnte 9. So
[158] oͤffnete denn der Demos ſelbſt dem Gelon, als er die
Gamoren zuruͤckzufuͤhren kam, die Thore, und gab ſich
ihm voͤllig in die Haͤnde 1 Ol. 73, 4. Gelons und ſei-
nes Nachfolgers Herrſchaft war, wenn auch monarchiſch,
doch nicht unbillig, und der Stadt im Ganzen heilſam;
daß der erſtere einer außerordentlichen Volksverſamm-
lung das Urtheil uͤber ſeine Staatsverwaltung gleich-
ſam anheimſtellte 2, ſcheint zu beweiſen, daß er als
ein Aeſymnet gelten wollte, dem die Stadt in ſchwie-
rigen Lagen ſelbſt ihr Wohl mit voller Hingebung an-
vertraut. Mit dem Sturze dieſer Dynaſtie beginnt
die zweite Periode, in welcher im Ganzen eine ge-
maͤßigte Verfaſſung ſtatt fand, welche die Meiſten 3
Demokratie nennen, Ariſtoteles aber als Politie im en-
gern Sinne von der Demokratie unterſcheidet 4. Gleich
nach Thraſybulos Sturze kam eine Volksverſammlung
zuſammen, in welcher uͤber die Verfaſſung berathſchlagt
wurde. Die Magiſtrate ſollten blos die alten Buͤrger
verwalten, die von Gelon in großer Zahl aus andern
Staͤdten Zugezogenen und die zu Buͤrgern aufgenom-
menen Soͤldner 5 dagegen nicht volles Buͤrgerrecht ge-
nießen 6; worauf Krieg innerhalb der Mauern von Syra-
kus entſtand: endlich wurde hier wie in andern Staͤd-
ten Siciliens durch Wiedereinſetzung der alten Buͤrger,
Ausſonderung der Fremden, die man in Meſſana an-
ſiedelte, und neue Aeckertheilung (wobei man wahr-
ſcheinlich auch die Guͤter des Adels neu vertheilte), Ru-
he hergeſtellt 7. Indeß waren durch die Willkuͤhrlich-
9
[159] keit des Verfahrens die Staͤdte in einen krankhaften
Zuſtand verſetzt, der zahlreiche Verſuche, die Tyrannis
zu gewinnen, erzeugte. Als ein Sicherungsmittel da-
gegen fuͤhrte der Demos (gegen Ol. 81, 3.) den Pe-
talismos ein, eine Nachbildung des Atheniſchen Oſtra-
kismos; doch war er klug genug, dieſe neue Tyrannis
bald wieder aufzuheben, als er alle ausgezeichneten
und gebildeten Maͤnner 1 dadurch von der Staatsver-
waltung abgeſchreckt ſah. Syrakus litt damals wie
Athen durch Umtriebe der Demagogen und Cabalen
der Sykophanten 2; es hatte ſich hier fruͤhzeitig eine
mit der Sophiſtik nah verwandte Beredſamkeit zu bil-
den angefangen, Vater derſelben war Korax, der bei
Hieron als Einblaͤſer und Vertrauter, beim Volk als
gewaltiger Redner und ſchlauer Rathgeber angeſehen
war 3; der von Natur feine, gewandte, bewegliche
Sinn des Siciliſchen Griechen 4 hatte ſchon eine Rich-
tung nach dem Verſchmitzten und Doppelzuͤngigen ge-
nommen; beſonders trat der Geiſt der Juͤngern nach
allem Neuen begierig dem Ernſte und der Strenge al-
7
[160] ter Sitte und Lebensweiſe entgegen 1. Von der Ver-
faſſung gegen den Siciliſchen Krieg hin wiſſen wir,
daß alle wichtigeren Angelegenheiten des Staats in der
Volksverſammlung entſchieden wurden 2, und daß de-
ren Leitung den Volksvorſtehern, δήμον προστάταις,
die auch hier foͤrmlich beamtet waren, groͤßtentheils
anvertraut war 3; — wie ſie das Volk gefuͤhrt, zeigt
das Beiſpiel des Athenagoras, der die ſchon heranna-
hende Expedition der Athener als ein Hirngeſpinſt oder
eine Erfindung der Oligarchen, um das Volk in Schre-
cken zu ſetzen, darſtellt. In wiefern voͤllige Freiheit,
vor dem Volke zu reden, ſtatt fand, iſt nicht hinlaͤng-
lich klar 4. Daß immer noch ariſtokratiſch Geſinnte
im Staate waren, geht ſchon aus Athenagoras Rede
hervor; und es iſt nach Ariſtoteles auch wahrſcheinlich,
daß ſie manche Wuͤrden noch ausſchließlich beſaßen 5.
Die dritte Periode beginnt mit dem Siege uͤber die
Attiſche Armee. Da dieſen zuerſt die Flotte der Sy-
rakuſier entſchied, hatte dadurch der gemeine Mann,
der als Matroſe diente, an Wichtigkeit in ſeinen Au-
gen ungemein gewonnen, und verlangte mit Ungeſtuͤm
nach dem Genuſſe der hoͤchſten Wuͤrden, ganz wie in
Athen nach der Schlacht von Salamis. Jetzt Ol. 92,
1. wurde auf Vorſchlag des Volksvorſtehers Diokles 6
eine Commiſſion zur Anordnung einer neuen Verfaſſung
niedergeſetzt, in der der Urheber des Plans ſelbſt den
erſten Platz hatte. Dieſe ſchuf die Verfaſſung zur
[161] voͤlligen Demokratie um, als erſten Grundſatz an die
Spitze ſtellend, daß die obrigkeitlichen Aemter nicht
durch Wahl, ſondern durch Loos zu beſetzen ſeien 1.
Zugleich gab ſie geſchriebene Geſetze, die beſonders in
Beſtimmung der Strafen ſehr genau und ausfuͤhrlich
waren, und durch eine gewiſſe bittere Strenge ohne
Zweifel den Unordnungen, die die neue Verfaſſung
nothwendig nach ſich ziehen mußte, ſteuern wollten.
Dieſer Codex, den auch andere Siciliſche Staaten
annahmen, war in altem einheimiſchem Dialekt geſchrie-
ben, der ſchon ſiebzig Jahre ſpaͤter (unter Timoleon)
Exegeten bedurfte. Bei alle dem finden wir anderthalb
Olympiaden ſpaͤter die Demokratie ſchon ſo in Miß-
achtung 3, daß der Demos, die Stadt in den Gefah-
ren der Zeit zu ſchuͤtzen rein unfaͤhig, in voͤlliger
Rathloſigkeit einen Feldherrn mit unumſchraͤnkter Ge-
walt ernannte: was er ſpaͤter, je ungluͤcklicher es aus-
ſchlug, um deſto oͤfter wiederholte. Dionyſios, maͤch-
tig als ſolcher, und zugleich als Demagog das Volk
vor Optimaten in beſtaͤndiger Angſt erhaltend 4, ward
bald Tyrannos 5; als welcher er nur noch einen Schein
der Verfaſſung beſtehen ließ, in Volksverſammlungen,
die er berief, leitete und entließ 6. Dion ſtellte die
2
III. 11
[162] Demokratie auf kurze Zeit und nur halb und halb her 1;
denn eigentlich lag es in ſeinem Sinne, eine Doriſche
Ariſtokratie nach dem Muſter Sparta’s und Kreta’s
einzufuͤhren 2. Mit mehr Entſchiedenheit machte Timo-
leon die eigentliche Demokratie wieder zur geſetzlichen
Verfaſſung 3, wie ſich verſteht nicht ohne Sykophanten
und Demagogen, die ihre Waffen auch gegen den
Gruͤnder der neuen Freiheit zu kehren nicht traͤge wa-
ren 4. Als eine ariſtokratiſche Beimiſchung kann man
das Amt des Amphipolos des Olympiſchen Zeus an-
ſehen, welches von Ol. 109, 2. an drei Jahrhunderte
fortdauerte, und mit dem hoͤchſten Anſehen — es gab
dem Jahre den Namen — wohl auch Einfluß auf den
Staat verband. Es wurden aber dazu aus drei Ge-
ſchlechtern drei Candidaten durch Stimmen gewaͤhlt,
und einer davon durch das Loos beſtimmt 5. Uebri-
gens ließ Timoleon die Geſetze durch einen Korinthier,
Kephalos, revidiren, der ſich aber nur Exegeten des
Diokleiſchen Codex nennen ließ, obgleich er das Privat-
recht, wie es ſcheint, neu umarbeitete 6. Wir eilen
uͤber die ſpaͤtern Zeiten ſchnell hinweg, im allgemeinen
bemerkend, daß eine ſchwaͤchliche Demokratie hindurch-
geht, oft im Streite mit oligarchiſchen Hetaͤrieen 7,
und dann demagogiſchen Tyrannen, wie dem Agatho-
kles, der neue Aeckervertheilung und Schuldenbefreiung
verhieß, in die Arme fallend 8. Hieron II. ließ den
[163] Rath der Stadt beſtehn, den Hieronymos niemals be-
fragte; daraus aber, daß er gleich nach deſſen Tode
wieder hervortrat, ſcheint hervorzugehn, daß er kein
jaͤbrlicher Volksausſchuß, ſondern eine fuͤr laͤngere Zeit
gewaͤhlte Behoͤrde war 1; die Strategen hatten fort-
waͤhrend ſehr hohe Gewalt, auch in den Volksverſamm-
lungen, in denen indeß auch Leute vom niedrigſten
Volke ſprechen konnten 2. Damit haͤngt vielleicht zu-
ſammen, daß die Hipparchen eine polizeiliche Aufſicht
uͤbten 3.


8.


An die Syrakuſiſche Verfaſſung knuͤpfen wir
einige Notizen uͤber die von Gela, und deſſen Colonie
Akragas: da dieſe Staͤdte, obgleich von Rhodos
ſtammend, doch mehr der Syrakuſier Beiſpiel in der
Bildung ihrer Verfaſſung gefolgt ſein moͤgen. In bei-
den herrſchte zuerſt Adel und Reichthum, dann eine ge-
raume Zeitlang Tyrannen 4. Akragas erhielt nach
Thraſydaͤos Sturze Ol. 76, 4. eine demokratiſche Ver-
faſſung 5; wir wiſſen indeß, daß damals auch eine
11 *
[164] Verſammlung von Tauſenden dem Staate, auf drei
Jahre niedergeſetzt, vorſtand, die Empedokles, der
Philoſoph, abſchaffte 1, und dadurch des Volkes Gunſt
in ſolchem Grade gewann, daß ihm ſelbſt das Koͤnig-
thum angetragen wurde 2. Jene Verſammlung der
Tauſend finden wir auch in Rhegion und Kroton, bei
welcher Stadt wir auf dieſelbe zuruͤckkommen werden.
Weiter fehlen uns alle bezeichnenden Nachrichten.
Scipio richtete den Rath von Agrigent von neuem ein,
und ſetzte feſt, daß darin die Zahl der neuen Coloniſten
des Manlius nie die der Altbuͤrger uͤberſteigen duͤr-
fe 3. Derſelbe Rath heißt in einer Inſchrift roͤmiſcher
Zeit 4 Synkletos, Synedrion und Bule, und ſcheint
aus 110 Maͤnnern beſtanden zu haben; der Tag der
Verſammlung iſt angegeben; es ſcheint, daß der Rath
damals alle zwei Monate gewechſelt 5; der Vorbeſchluß
des Raths geht an die Volksverſammlung (ἁλία); dieſer
ſteht ein πϱοάγορος vor 6, wie auch in Katana der
hoͤchſte Magiſtrat zu Cicero’s Zeiten hieß 7; eine Phyle,
die Hylleiſche eben, hat den Vorſitz. Eponymos iſt
— dem Syrakuſiſchen Amphipolos entſprechend — ein
Hierothytes; an deſſen Stelle in einem aͤhnlichen Dekret
Gelas 8 ein Hierapolos 9, und daneben ein κατενιαύ-
σιος, ein juͤhrlicher (ob Archont?); genannt wird. Hier
[165] ſcheint die βουλὴ alle Halbjahre veraͤudert worden zu
ſein 1, ihren Beſchluß beſtaͤtigt ebenfalls die ἁλία 2;
die Verſammlung leitet ein πϱοστάτης, derſelbe Ma-
giſtrat, den wir nun ſchon in faſt allen demokratiſirten
Staͤdten der Dorier, in Argos, Korkyra, Syrakus,
vorgefunden haben 3.


9.


Wir wenden uns nach dem Peloponnes zuruͤck.
In Sikyon waren die Tyrannen wie anderwaͤrts aus
den Haͤuptern einer demokratiſchen Parthei hervorge-
gangen 4, ihre Herrſchaft machte einer Zeit der Un-
ordnung und Zuchtloſigkeit ein Ende, die die Pythia
zu ſagen veranlaßte: Sikyon beduͤrfe der Zuchtmeiſter 5.
Durch deren Sturz war eine aͤltere Verfaſſung wieder
hergeſtellt, die ſich auch ohne Stuͤrme waͤhrend des
Peloponneſiſchen Krieges erhielt. Wir erfahren nur,
daß Ol. 90, 3. die Lakedaͤmonier die Verfaſſung noch
oligarchiſcher machten 6; daß ſie im Ganzen nicht de-
mokratiſch geweſen, beweist ſchon die Treue, womit
Sikyon am Peloponneſiſchen Bundeshaupte hing. Nach
der Schlacht von Leuktra finden wir in Sikyon eine
Achaͤiſche, das heißt, eine Cenſusverfaſſung, in der die
Neichen herrſchten 7; Euphron verhieß Ol. 102, 4. dieſe zur
Demokratie umzubilden, u. machte ſich ſelbſt dabei zum
Tyrannen, bis ihn die Parthei der Edlen, die er ver-
folgte, wieder ſtuͤrzte 8. Am umfaſſendſten ſtellt Plu-
tarch die Umwaͤlzungen der Verfaſſung dar: “nachdem
die reine und Doriſche Ariſtokratie 9, gleichwie eine
[166] Harmonie, verwirrt und zerſtoͤrt war, fiel Sikyon aus
einer Unruhe, einer Tyrannis in die andere, bis es
zur Zeit des Aratos die, damals faſt ganz demokrati-
ſchen, Inſtitute der Achaͤer annahm 1.


Daß wir Phlius im Peloponneſiſchen Kriege dem
Spartiatiſchen Intereſſe treu und Argos beſtaͤndig feind-
lich finden, iſt ein unverwerflicher Beweis fuͤr ariſto-
kratiſche Anordnung des Staats 2. Eine Revolution
vor Ol. 99, 2. hatte die Lakoniſche Parthei vertrieben,
die aber das Volk in demſelben Jahre wieder aufzu-
nehmen gezwungen wurde; die Verfaſſung war indeß
noch demokratiſch, bis Ageſilaos, von der erſtern Par-
thei herbeigezogen, die Stadt eroberte und die Verfaſ-
ſung neu anordnete 3 (Ol. 100, 2.). Vor dieſem Zeit-
punkte beſtand die demokratiſche Volksverſammlung aus
mehr als 5000 Maͤnnern, die Lakoniſch Geſinnten ſtell-
ten uͤber 1000 wohlgeruͤſtete Streiter. Sehr geordnete
Verhaͤltniſſe beweist die Ausdauer und der Heldenmuth,
mit dem die Phliaſier, Ol. 102. u. 3., Stadt und Land
gegen die Anfaͤlle der Argeier, Arkader, Eleer, The-
baͤer vertheidigten, bis ſie, ohne die Treue gegen
Sparta zu verletzen, mit Theben und Argos (103, 3.)
Frieden ſchloſſen.


10.


In Megara war die demagogiſche Tyran-
nis des Theagenes durch Sparta geſtuͤrzt, und eine
aͤltere Verfaſſung eingeſetzt worden, die eine Zeitlang
mit Weisheit verwaltet wurde 4, aber ſchon in der
[167] Periode des Perſerkrieges durch Aufnahme von Perioͤ-
ken demokratiſcher zu werden anfing 1. — Der Ele-
giker Theognis zeigt ſich um dieſe Zeit als eifrigen
Freund der Ariſtokratie 2, er fuͤrchtet insbeſondere
Maͤnner, die das gemeine Volk zum Boͤſen aufregen,
und als Partheihaͤupter den jetzt noch ruhigen Staat
in innern Kampf ſtuͤrzen; er klagt uͤber das Verſchwin-
den des Adelſtolzes, uͤber das allgemeine Streben nach
Reichthum, uͤber das Zunehmen verſchlagener, ſchlauer
Geſinnung 3. Bald ging auch wirklich aus dem Stre-
ben nach Volksfreiheit, durch Demagogen herbeige-
fuͤhrt, die groͤßte Verwirrung hervor; das Volk bezahlte
nun keine Zinſen mehr von den geliehenen Capitalen,
und forderte ſogar die ſchon bezahlten heraus (παλιν
τοϰία); die Haͤuſer der Reichen, auch Tempel wurden
gepluͤndert, Viele verbannt, um ihr Vermoͤgen einzie-
hen zu koͤnnen 4. In dieſer Zeit nahmen die Megarer
vielleicht das demotiſche Inſtitut des Oſtrakismos auf 5.
Doch kehrte der Adel bald zuruͤck, uͤberwand den De-
mos in einer Schlacht, und ſtellte nun eine um ſo haͤr-
tere Oligarchie her, in der die oͤffentlichen Aemter eine
Zeitlang nur aus ſolchen beſetzt wurden, welche gegen
das Volk mit gefochten hatten 6. Es iſt wahrſchein-
lich, daß dieſe Ruͤckkehr den Abfall Megara’s von
Athen, Ol. 83, 3., zur Folge hatte 7; im Anfange des
[168] Peloponneſiſchen Krieges herrſchte die Lakoniſche Par-
thei daſelbſt. Aber im achten Kriegsjahre befand ſich
die ariſtokratiſche Parthei aus Megara wieder ver-
bannt in Pegaͤ; und als ſie zuruͤckgerufen und einge-
ſetzt werden ſollte, wollten die Vorſteher des Demos
lieber die Athener in der Stadt haben, als die von
ihnen Vertriebenen. Braſidas indeß bewirkte, daß ſie
unter dem Verſprechen der Amneſtie zuruͤckkehrten, das
ſie aber wenig hielten. Denn als ſie erſt wieder zu den
obrigkeitlichen Wuͤrden gelangt waren (auf die ſie alſo
beſonderen Anſpruch haben mußten), fuͤhrten ſie hun-
dert ihrer Hauptfeinde vor das Volk, und zwangen
dies, die Angeklagten mit offenen Stimmen zu richten.
Das Volk, durch dieſen Terrorismus geſchreckt, ver-
urtheilte ſie zum Tode. Zugleich richteten jene eine
enge und ſtrenge Oligarchie ein 1, welche ſehr lange
Zeit hindurch Beſtand hatte 2. Indeß finden wir doch
Ol. 101, [...]. wieder die Demokratie als geſetzliche Ver-
faſſung, und oligarchiſche Umtriebe zuruͤckgewieſen 3.
Demoſthenes 4 erwaͤhnt ein Gericht der Dreihundert
daſelbſt, uͤber Staatsverbrechen richtend; auch war da-
mals Adel und Reichthum noch oft in denſelben Per-
ſonen vereinigt. Von Megariſchen Magiſtraten haben
wir oben einen Koͤnig genannt 5, und fuͤgen hier den
Hieromnamon hinzu, welches ſtets der Prieſter
des Poſeidon war 6, ein Amt von der Bedeu-
tung etwa, wie der Amphipolos, Hierapolos, Hiero-
thytes in den Siciliſchen Staͤdten. Wie alt das An-
ſehn dieſer Wuͤrde war, geht daraus hervor, daß ſie
ſich eben ſo in den Kolonien Megaras, in Byzanz
[169] und Chalkedon, findet. Dort nennt einen Hierom-
namon ein Dekret bei Demoſthenes 1, und zwar als
Eponymos des Jahres; hier ein auf unſere Zeiten er-
haltenes 2 zuerſt einen Baſileus, dann einen Hierom-
namon, dann Prophetas, darauf drei Nomophylakes,
alle als in einem beſtimmten Monate den Staat ver-
waltend (αἰσυμνῶντες). Die erſten beiden fanden wir
eben gerade ſo zuſammen in Megara, der dritte bezieht
ſich auf Apollondienſt, von deſſen Verpflanzung aus
der Mutterſtadt nach Chalkedon oben gehandelt, und
ein Orakel des Gottes daſelbſt nachgewieſen iſt 3; bei
den Nomophylaken erinnern wir an Sparta. Der
Hieromnamon aber war wohl auch in den Colonieen
Prieſter des Poſeidon, deſſen vom Iſthmos ſtammender
Dienſt in Byzanz wenigſtens vor allen andern bluͤhte 4.


11.


Byzanz Verfaſſung war zuerſt Koͤnigthum 5,
dann Ariſtokratie 6, welche in eine Oligarchie umſchlug,
die Thraſybul der Athener Ol. 97, 3. abſchaffte, und
Demokratie an deren Stelle ſetzte 7. Damit wurde
[170] wohl auch den Neubuͤrgern gleiches Recht gegeben, die
ſonſt einmal von den alten Coloniſten ihrer Anmaßun-
gen wegen aus der Stadt gejagt worden waren 1.
Darnach ſcheint die Demokratie lange fortbeſtanden zu
haben 2, aber ſie fuͤhrte nach Theopomp bei dem taͤg-
lichen Herumtreiben auf dem Markte allgemach ein
verworfenes Leben in Schenken und Luͤderlichkeit her-
bei; welches auch auf die Nachbarſtadt Chalkedon uͤber-
ging, da dieſe die Byzantiſche Volksherrſchaft ange-
nommen, und mit der alten Verfaſſung auch die fruͤher
vortreffliche Zucht der Sitten aufgegeben hatte. Auch
waren in dieſen Zeiten meiſtentheils die Byzantier in
Finanznoth, aus der ſie ſich oft durch ſehr gewaltſame
Operationen zu retten ſuchten 3. — In dem Dekret
bei Demoſthenes uͤbergiebt der Rath (βωλὰ) einen
Vorbeſchluß, ῥήτρα genannt 4, einem Einzelnen, um
ihn an das Volk in der ἁλία zu bringen, ziemlich auf
Attiſche Weiſe; die damalige Verfaſſung heißt darin ἁ
πάτριος πολιτεία. Die Archontenwuͤrde war vielleicht
mit der Demokratie eingefuͤhrt 5; die Civilgewalt der
Strategen iſt vielen Staaten in ſpaͤtern Zeiten gemein.
— Als Abtheilung der Phylen 6, wie es ſcheint, als
eine Art Phratrien alſo, kommen die Hunderte, ἐκα-
τοστῦς, vor 7; die wahrſcheinlich allen Megariſchen
Colonieen gemein waren, da wir ſie auch in Herakleia
Pontike finden. Hier wiſſen wir notoriſch, daß einſt
die Hekatoſtys Glieder der Phylen waren, deren die
[171] Stadt drei hatte 1, ſo daß die Reichen (die alten Kle-
renbeſitzer naͤmlich) ſich in denſelben Hekatoſtys zuſam-
men befanden; die Volksvorſteher aber, die Ariſtokra-
tie gaͤnzlich zu vernichten geſonnen, theilten das Volk
in ſechzig neue, von den Phylen unabhaͤngige, in die
Reiche und Arme durch einander eingetragen wurden:
ungefaͤhr dieſelbe Operation, durch die Kleiſthenes zu
Athen die Demokratie ſo ſehr gehoben hatte.


Dieſes Herakleia Pontike, eine zum Theil
Boͤotiſche aber hauptſaͤchlich Megariſche Gruͤndung 2,
hatte im Anfange gewiß die Verfaſſung anderer Dori-
ſchen Colonieen, und als Staͤnde erſtens die Beſitzer
der großen Kleren urſpruͤnglicher Theilung, dann einen
Demos, der ſich zugleich oder nachher angeſiedelt,
drittens die leibeigenen Mariandynen 3. Ohne die
Epochen der Verfaſſung weiter verfolgen zu koͤnnen,
bemerken wir nur, daß eine Zeitlang eine Buͤrgerſchaft
im engern Sinne (ein πολίτευμα) beſtand, aber das
Volk im weitern doch die Gerichte (die Civilgerichte,
meine ich) hatte, was die Umwaͤlzung der Verfaſſung
herbeifuͤhrte 4. Vor Olymp. 104, 1. verlangte der
Demos ſehr heftig Schuldenaufhebung und neue Thei-
lung der Feldmark; der Rath, welcher damals noch
kein Volksausſchuß, ſondern ein ariſtokratiſch gewaͤhlter
war 5, wußte zuletzt in Rathloſigkeit kein Mittel, als
einen Vertriebenen, Klearch, zu Hilfe zu rufen, der
auch ſogleich mit geworbenen Truppen in die Stadt kam,
[172] aber bald, ſtatt das Anſehn derer, die ihn gerufen,
zu ſchuͤtzen, Fuͤhrer des Demos, und — was eigentlich
der ſchon iſt, der die blinde Gewalt und phyſiſche Kraft
der Maſſe gegen Recht und Ordnung in Bewegung ſetzt
— Tyrannos wurde 1. Klearch toͤdtete von den Mit-
gliedern des Raths, die er habhaft wurde, ſechzig an
der Zahl 2; ließ ihre Knechte, die Mariandynen alſo,
frei, und zwang ihre Frauen und Toͤchter, ſolche zu
heirathen — ſicher das ſchnellſte Mittel, um alle Ge-
ſchlechterherrſchaft auszurotten; aber der Stolz edler
Abkunft war in den weiblichen Seelen ſo maͤchtig, daß
ſich die meiſten durch Selbſtmord der Schmach entzo-
gen. Es iſt anzunehmen, daß eine in ſolchem Sinne
verwaltete, durch viele Succeſſionen fortdauernde Ty-
rannis jede Spur der alten Verfaſſung vernichtete 3.


12.


In der Spartiatiſchen Colonie Knidos
herrſchte eine ſtrenge Ariſtokratie. Der Regierung ſtand
ein Rath aus 60 Maͤnnern vor, die aus den Edlen er-
waͤhlt. Deſſen Amtsverwaltung war ganz die der
Spartaniſchen Geruſia, welcher er auch in der Zahl
nachgebildet iſt. Er berieth uͤber alle Angelegenheiten,
ehe ſie der Volksverſammlung vorgelegt wurden, und
[173] hatte die hoͤchſte Sittenaufſicht. Das Amt war lebens-
laͤnglich, und keine Verpflichtung zur Rechenſchaft 1.
Die Mitglieder hießen ἀμνήμονες; ἀφεστὴρ der Vor-
ſteher, der einen jeden Geronten um ſeine Meinung
befragte. Dabei war aber aus jeder Familie nur Ei-
ner zum Senat und den oͤffentlichen Aemtern wahlfaͤ-
hig; juͤngere Bruͤder waren ausgeſchloſſen. Dies er-
regte Zwietracht unter den Familiengliedern ſelbſt; die
Zuruͤckgeſetzten traten auf die Seite des Volks, und
die Oligarchie wurde geſtuͤrzt 2. Es geſchah dies ver-
muthlich wenige Zeit vor Ariſtoteles; der Philoſoph
Eudoxos und ein wenig bekannter Archias werden als
Geſetzgeber der Knidier genannt 3.


Auf der Spartiatiſchen Inſel Melos finden wir
nichts bemerkenswerth, als daß die Vollmacht der Ma-
giſtrate wenigſtens groͤßer als in Athen zu ſein pflegte 4.
Von Thera’s alter Verfaſſung und den Ephoren da-
ſelbſt iſt ſchon oben das noͤthige bemerkt 5.


13.


Auch die Umwandlungen der Kyrenaͤiſchen
Verfaſſung ſind ſchon bei den Perioͤken angedeutet wor-
den. Anfaͤnglich mag die Verfaſſung der Spartiati-
ſchen ziemlich analog geweſen ſein. Hernach kamen die
alten Rechte der urſpruͤnglichen Coloniſten mit den An-
ſpruͤchen der hinzugekommenen in mannigfachen Streit,
und zugleich gewannen die Koͤnige eine verfaſſungswi-
drige und faſt tyranniſche Macht. Es ſcheint, daß ſie
beſonders durch Bekanntſchaft und Verſchwaͤgerung mit
Aegyptens Herren auf den Gedanken gebracht wurden,
das althelleniſche Koͤnigthum in orientaliſche Deſpotie
zu verwandeln. Daher mußte unter Battos III. der
[174] Mantineer Demonax, als Geſetzgeber herbeigerufen,
die Souveraͤnetaͤt der Gemeinde wieder herſtellen; der-
ſelbe gab den neuen Coloniſten mit den Altbuͤrgern im
Ganzen gleiches Buͤrgerrecht, wenn dieſen auch noch
manche Vorzuͤge gelaſſen wurden. Die Koͤnige wurden
außerordentlich beſchraͤnkt, und allein auf die Einkuͤnfte
von prieſterlichen Funktionen und ihren Guͤtern ange-
wieſen 1, da ſie ſich vorher das Vermoͤgen des Staats
im Ganzen angemaßt 2; ſie hatten, wie die Spartia-
tiſchen, Sitz und Stimme im Rathe und auch wohl
die Leitung deſſelben, welches Amt Pheretime, die Mut-
ter Arkeſilaos III., waͤhrend Abweſenheit ihres Soh-
nes verſah 3. Dieſen Beſchraͤnkungen widerſtritten aber
die eben genannten Regenten, wie ihre Nachfolger, mit
Heftigkeit, und zogen ſo ihren Untergang ſelbſt herbei.
Auch der Arkeſilaos, dem Pindar dichtete, der vierte
des Namens, herrſchte ohne Milde, und durch Soͤld-
ner ſeine Macht ſchuͤtzend 4: und gewiß nicht ohne be-
ſondern Grund, aber ſchwerlich mit Erfolg, raͤth ihm
der edle Dichter, “nicht doch mit ſcharfem Beile die
Zweige der großen Eiche (die Edlen des Staats) zu
vertilgen, und ihr die ſchauenswerthe Geſtalt zu ver-
ſchaͤnden; denn auch der Bluͤthe beraubt gebe ſie Zeug-
niß ihrer Kraft, wenn winterlich verderbliches Feuer
(der Empoͤrung) ſie erfaſſe; oder diene in fremden
Mauern einen ſchmaͤhlichen Dienſt unter Saͤulen des
Herrenhauſes zur Stuͤtze aufgeſtellt” (wenn das Volk
ſich aus Verzweiflung einem auslaͤndiſchen Koͤnige un-
terwirft) 5. Aber die ſanftheilende Hand, mit der der
[175] Dichter dagegen die Wunden der Staats zu behan-
deln anraͤth, war nicht die des, nur durch Kriegs-
muth und Kuͤhnheit ausgezeichneten Arkeſilaos. Darum
ſchloß mit ihm die Reihe der Kyrenaͤiſchen Fuͤrſten (nach
Ol. 80.), und Demokratie trat an deren Stelle; ſein
Sohn Battos floh nach den Heſperiden und ſtarb hier;
den Kopf des Leichnams verſenkten die Republikaner
auf den Meeresboden 1. Die neue Regierungsform
gewann durch eine gaͤnzliche Umſchmelzung Beſtand und
Dauer; die Phylen und Phratrien wurden vermehrt,
der politiſche Verband der Geſchlechter aufgehoben, die
Familienſacra zu gemeinſamen gemacht u. ſ. w. 2. Doch
muß in der Verfaſſung ein Keim von Unruhen und
Umwaͤlzungen geblieben ſein 3, wenn die Kyrenaͤer
den Platon baten, ihnen eine gemaͤßigte und wohlge-
ordnete Politie einzurichten, was der Philoſoph abge-
lehnt haben ſoll: weil ſie ſich gar zu gluͤcklich duͤnkten;
in ſpaͤterer Zeit ſoll Lukull, der Roͤmer, den Staat nach
vielfacher Tyrannis wieder zur Ruhe gebracht haben 4.


14.


Die Verfaſſung der Lakoniſchen Colonie Ta-
ras
hat zwei Hauptperioden. In der erſten noͤthigt
die Analogie ein aͤhnliches Verhaͤltniß der Staͤnde vor-
auszuſetzen, wie in andern Doriſchen Colonieen: adlige
Altbuͤrger, unter einem Koͤnige 5 den Staat leitend;
[176] dem Volke geringe und beſchraͤnkte Regierungsrechte
eingeraͤumt; leibeigene Ureinwohner beſonders auf den
Aeckern des erſten Standes 1. Dieſe Verfaſſung muß
aber allmaͤlig gemildert worden ſein, Ariſtoteles nennt
ſie ſo Politie im engern Sinne, die nach ihm bis uͤber
den Mederkrieg hinaus beſtand, und erſt in Demokra-
tie uͤberging, da in einer blutigen Schlacht gegen die
Japyger (Ol. 76, 3.) ein großer Theil des Adels ge-
fallen war 2. Der Uebergang wurde ohne heftige Be-
wegung durch einige Inſtitute eingeleitet, in denen die
Ariſtokratie ſich den Forderungen des Demos nachgiebig
erzeigte 3. Erſtens gab ſie nach Ariſtoteles dem Volke
freie Benutzung der Guͤter, worunter wohl nur ein
ager publicus verſtanden werden kann; und dann wur-
den alle obrigkeitlichen Stellen zweimal beſetzt, einmal
durch Wahl, zugleich aber durchs Loos, um auch den
gemeinen Mann dazu gelangen zu laſſen. Dieſe De-
mokratie befoͤrderte zuerſt ungemein die Bluͤthe und
Macht des Staats 4, als noch Maͤnner von Wuͤrde
und Anſehn, als namentlich einer der Edelſten der Zeit,
Archytas der Pythagoreer, ein Mann von ungemeiner
Seelenkraft und Weisheit, und dabei wie alle Anhaͤnger
des Bundes, (deſſen Theilnehmer er indeß nicht mehr
geweſen ſein kann,) ariſtokratiſch geſinnt 5, dem Staate
vorſtand. Er war ſiebenmal Strateg, obgleich das
[177] Geſetz ſonſt unterſagte, derſelben Perſon dieſe Gewalt
oͤfter zu verleihen 1, und wurde als ſolcher niemals
geſchlagen 2; das Volk uͤberließ ihm lange mit ſchoͤnem
Vertrauen die Oberleitung des geſammten Staats 3.
Wie aber hernach, als ſolche Maͤnner zur Leitung der
Menge fehlten, und das fruͤh keimende Sittenverderb-
niß, durch den Luxus der Natur hervorgerufen, durch
keine ſtrengen Inſtitute gezaͤhmt, immer weiter um ſich
griff, der Staat von Tarent ſo entartete, daß von
dem alten Dorismus, und namentlich von dem Cha-
rakter der Mutterſtadt jede Spur verſchwand, daher
er, wenn immer noch aͤußerlich maͤchtig und reich, doch
durch innere Ohnmacht, beſonders wenn frecher Poͤbel-
uͤbermuth hinzukam 4, untergehn mußte, iſt hinlaͤnglich
bekannt.


1.


Von der Verfaſſung der Tarantiniſchen Colo-
nie Herakleia (Ol. 86, 4.) lehren die erhaltenen,
ſonſt ſo wichtigen, Urkunden im Ganzen wenig. Ein
Ephoros iſt ἐπώνυμος, fuͤnf erwaͤhlte ὁρισταὶ ſollen
das heilige Land des Dionyſos ſchaͤtzen und nach den
Regeln Etruskiſcher Agrimenſoren vermeſſen auf
Beſchluß der Volksverſammlung 5, um, was davon
im Laufe der Zeit verloren gegangen, auszumitteln,
und das Uebrige zu ſichern. Der Staat, zwei Polia-
III. 12
[178] nomoi und die Horiſten verpachten darauf das heilige
Land nach Beſchluß der Herakleer, und geben die Be-
dingungen an, bei denen auch Sitagerten als Aufſeher des
oͤffentlichen Kornmagazins erwaͤhnt werden. Die jaͤhr-
lichen Polianomoi haben die beſtaͤndige Aufſicht uͤber
die Erfuͤllung der Pachtkontrakte, ſie fuͤhren Unterſu-
chungen mit zehn Geſchwornen, die ſie ſich vom Volke
zuerwaͤhlen, treiben bei Verletzungen derſelben die darin
beſtimmten Bußen ein, und referiren in andern Faͤllen
an die Volksverſammlung; ſie ſelbſt ſind der Verant-
wortung ausgeſetzt.


15.


Wir knuͤpfen Kroton an, da auch dieſe
Stadt, unter Spartas Auktoritaͤt von einem Herakli-
den gegruͤndet und daher den Herakles ſelbſt als Stif-
ter verehrend 1, als an Doriſchem Stamme Antheil
habend betrachtet werden muß, wenn auch ſpaͤter der
zahlreichere Achaͤiſche Theil der Bevoͤlkerung uͤberwie-
gend erſcheint. Kroton war der Boden, auf welchem
Pytyagoras ſein Ideal einer wahren Ariſtokratie ver-
wirklichen wollte, und verwirklichte: was wir indeß
nur dann als moͤglich begreifen, wenn wir dies Ideal
als kein luftiges Theorem und Hirngeſpinſt, ſondern
vielmehr in nationaler Denkweiſe begruͤndet, und den
Verfaſſungen Sparta’s, Kreta’s und der Unteritali-
ſchen Staͤdte, in denen Pythagoras auftrat, ſelbſt zum
Grunde liegend erkennen; daher denn auch ein Theil
ſeiner Wirkſamkeit als blos herſtellender und zuruͤck-
fuͤhrender Art, als Tyrannis zerſtoͤrend, Volksanma-
ßungen abweiſend, alte Rechte neu gruͤndend, beſchrie-
ben wird 2. Kroton aber waͤhlte er zum Mittelpunkte
[179] ſeiner Thaͤtigkeit erſtens als eine Anlage ſeines Fami-
liengottes Apollon 1, zweitens als “die Stadt der
Geſunden”, was es durch Klima, Gymnaſtik und rei-
nere Sitten war, als wenigſtens die Nachbarſtaͤdte,
Tarent und Sybaris, damals kannten. Die Regie-
rung der Stadt war, als der Philoſoph auftrat, in
den Haͤnden eines Rathes von Tauſend, welcher ein
Synedrion bildete 2; dieſem vorzuſtehn, als Prytanis
wahrſcheinlich 3, ſollen die Krotoniaten ſelbſt den Py-
thagoras gebeten haben 4. Einen ſolchen Rath von
Tauſend fanden wir ſchon oben in Akragas zur Zeit
des Empedokles; dieſelbe Zahl verwaltete, nach dem
Cenſus gewaͤhlt
, in Rhegion den ganzen Staat 5.
Hiernach koͤnnen wir annehmen, daß auch die Tauſend
von Kroton die Reichſten waren: was indeß in Staͤd-
ten, deren Macht auf Landbeſitz beruht, ehe Revolu-
tionen die Verhaͤltniſſe verwirrt, im Ganzen zugleich
die adligen Familien zu ſein pflegen. Sie konnten zu
Kroton in den meiſten Angelegenheiten ohne Volksver-
ſammlung entſcheiden 6, und beſaßen auch richterliche
Gewalt 7. Der von Pythagoras gegruͤndete Rath da-
gegen, der nicht timokratiſcher, ſondern rein ariſtokra-
tiſcher Art geweſen zu ſein ſcheint, enthielt nur drei-
hundert Mitglieder 8, eine in aͤhnlichen Verhaͤltniſſen
oͤfter vorkommende Zahl 9; an ſeiner Spitze ſtand Py-
thagoras ſelbſt. Es iſt eine der groͤßten Erſcheinungen
in der Geſchichte des oͤffentlichen Lebens der Hellenen,
13 *
[180] daß die Philoſophie des Maaßes, der Einheit, des
χόσμος das unbewußte Streben der Beſſern der Zeit
ausſprechend, und daher an ſich anſchließend, die Lei-
tung des gemeinſamen Handelns uͤbernahm und auf
eine geraume Zeit in Haͤnden behielt; ſo daß die vor-
handenen Elemente jegliches in ſeinem Weſen erkannt,
und jedem der gebuͤhrende Platz angewieſen, die durch
aͤußeres und inneres Recht Befaͤhigten an die Spitze
geſtellt, aber ihnen, wie den Platoniſchen φύλαχες,
zuerſt ſtrenge Selbſterziehung zur Hauptpflicht gemacht
wurde, um ſo auch die Erziehung der Uebrigen allge-
mach vorzubereiten. Jetzt zweifelt Niemand mehr, daß
der Pythagoriſche Bund großentheils politiſcher Natur,
daß ſein Zweck foͤrmliche Leitung der Staaten, und daß
ſein heilſamer Einfluß auf dieſelben von der tiefgrei-
fendſten Art und auch nach der Zerſtoͤrung des Ganzen
in Groß-Griechenland durch mehrere Geſchlechter fort-
dauernd war 1. Dieſe Zerſtoͤrung ging aus von der
natuͤrlichen Gegenkraft einer ſolchen Ariſtokratie, von
dem Demos und deſſen Fuͤhrern, denn nur als ſolcher
konnte Kylon die Kataſtrophe herbeifuͤhren, die er her-
beifuͤhrte; es wird berichtet, daß der Widerſtand des
Ordens gegen ein agrariſches Geſetz, das die Verthei-
lung des Gebiets des eroberten Sybaris unter das
Volk betraf, die Gemuͤther zu entzuͤnden diente 2. Das
geſammte Volk ſolle zu den Volksverſammlungen und
obrigkeitlichen Stellen zugelaſſen, und allen abgehenden
Magiſtraten Rechenſchaft von einer durch das Loos
aus dem Volke erwaͤhlten Behoͤrde abgenommen wer-
den 3, dabei Schuldenerlaß und neue Aeckerverthei-
[181] lung 1, forderte die Gegenparthei: woraus wir ſchlie-
ßen duͤrfen, daß die Pythagoreer nach Spartiatiſch-
Kretiſchem Grundſatze nichtverantwortliche Oberbehoͤrden
hatten, und Wahl zu allen Staatsaͤmtern noͤthig hiel-
ten. Wie furchtbar couvulſiviſche Bewegungen der
Sturz des Bundes (gegen Ol. 69.) in den unteritali-
ſchen Staaten verurſachte, bezeugt der beſorgte Antheil
des geſammten Griechenlandes an der Beruhigung, wel-
che endlich dadurch erreicht wurde, daß die Italiſchen
Staͤdte den Dorismus aufgebend, allgemein Achaͤiſche
Verfaſſung und Inſtitute annahmen 2, von denen ſie
erſt unter der Herrſchaft des Syrakuſier Dionyſios und
dann unter der Obmacht der umwohnenden Barbaren
laſſen mußten. Die Achaͤiſche Verfaſſung nun war
nach Polybios 3 gleich nach dem Sturze des letzten
Koͤnigs Ogyges Volksherrſchaft geworden, und blieb es
im Allgemeinen bei mannigfachem Wechſel im Einzelnen;
wir wiſſen auch, daß ſie der Spartiatiſchen ſehr unaͤhn-
lich war 4: indeſſen zweifeln wir doch, ob ſie in da-
maliger Zeit ſchon eigentliche Demokratie genannt wer-
den konnte, da Xenophon angiebt, daß in Sikyon Ol.
103. Timokratie herrſchte, nach den Geſetzen der
Achaͤer”
5, welche Worte unmoͤglich auf einen blos
voruͤbergehenden Zuſtand dieſes Volkes gehen koͤnnen.
So fand auch in Kroton im Jahre der Stadt 637. kei-
nesweges vollſtaͤndige Demokratie ſtatt, ſondern, wie
bei allen Italiſchen Griechen zur Zeit, ein Senat aus
den Optimaten, der mit dem Volke oft ſelbſt in offe-
nem Kampfe lag 6.


[182]

16.


Zuletzt endlich gehoͤrt auch die Verfaſſung
Delphi’s hieher, wenn wir oben mit Recht ange-
nommen haben, daß die angeſehenſten Geſchlechter Del-
phi’s Dorier waren 1. Eben da iſt gezeigt, daß dieſe
Geſchlechter in aͤlterer Zeit eine ſtrenge Ariſtokratie ver-
walteten; aus den Edlen wurden die Prieſter gewaͤhlt,
denen die Leitung des Orakels oblag; aus ihnen der
Pythiſche Gerichtshof, einer Spartiatiſchen Geruſia
und dem altattiſchen Ephetengerichtshofe vergleichbar;
aus ihnen die bedeutendſten Magiſtrate, unter denen
ehemals ein Koͤnig 2, hernach ein Prytanis der angeſe-
hendſte war 3. Spaͤter kommen Archonten als ἐπώνυ-
μοι vor 4. Daneben bildete ſich ein Demos aus den
umwohnenden, vielleicht auch aus den dem Tempel
unterworfenen Voͤlkern, der auch wenigſtens ſpaͤter in
einer ἐχχλησία handelnd auftritt 5. Die Bule wurde
in dieſen Zeiten hier wie zu Gela und Rhodos (nach
der oben aufgeſtellten Meinung) halbjaͤhrig erneuert,
aber ſie ſcheint nur aus wenigen Mitgliedern beſtanden
zu haben, da neben dem Archonten immer nur einer
oder wenige βουλεύοντες in den Schenkungsurkunden
an den Delphiſchen Tempel genannt werden 6. Wir
uͤbergehen manche Einzelheiten aus ſpaͤterer Zeit, da
es uns nur daran lag, auf jene Grundzuͤge fruͤherer
Verfaſſung aufmerkſam zu machen.


[183]

17.


Es erhellt aus dem bisher Zuſammengeſtell-
ten, daß, ſo wenig man auch von einer dem Doriſchen
Stamme gemeinſamen Verfaſſung, als in hiſtoriſcher
Zeit beſtehend, ſprechen kann, doch eine ſolche in vielen
Staaten deſſelben noch deutlich als den ſpaͤtern Ent-
wickelungen voraus und zum Grunde liegend erkannt,
und in dem einen laͤngere, in dem andern kuͤrzere Zeit
ſich erhaltend gefunden wird. Dieſe Verfaſſung, die
wir mit Pindar in der Spartiatiſchen Staatsform
am beſtimmteſten ausgepraͤgt ſehen, iſt durchaus ari-
ſtokratiſcher Art 1; Sparta war daher der Helleniſchen
Ariſtokratie Grundſtein und Angelpunkt; und hier
allein ſtand dieſe durch alle Perioden faſt unverruͤckt
(daher auch Sparta unter allen Staaten einzig ohne
heftige Revolutionen blieb) 2, bis die Zahl der aͤchten
Spartiaten faſt ausgeſtorben, und die Bedingungen des
Beſtandes der alten Verfaſſung zum Theil hinwegge-
nommen waren. — Ariſtokratie aber nennen wir
die Spartiatiſche Verfaſſung mit Entſchiedenheit 1 der
durchgehenden und herrſchenden Tendenz wegen, die
Menge ſtets durch Wenige aber als beſſer vorausge-
ſetzte zu leiten, und den Buͤrgern weit weniger ſelbſt-
vertrauende Freiheit einzupraͤgen, als Gehorſam und
Scheu vor denen, fuͤr deren Wuͤrdigkeit ihr Geſchlecht,
ihre Erziehung und ihre eigene vom Staate anerkannte
Tuͤchtigkeit buͤrgt. Indeſſen bemerken die Alten 3, daß
[184] man ſie auch eine Demokratie nennen koͤnne, indem
die hoͤchſte Macht doch immer als im Volke ruhend be-
trachtet wurde, und in der Lebensſitte voͤllige Gleich-
heit herrſchte; und eben ſo wohl eine Monarchie wegen
der Koͤnige; ja es draͤngten ſich auch in der Gewalt
der Ephoren Anfaͤnge der Tyrannis ein: ſo daß in die-
ſer einen, wie eigentlich in jeder ausgebildeten, alle
Verfaſſungsformen darin lagen 2. Aber die Seele
aller dieſer Formen war der Doriſche Geiſt der Scham
und Furcht vor den Geſetzen der Vorfahren, und dem
Urtheil Aelterer (das Anſehen des Geſchlechts iſt aber
gleichſam eine Fortſetzung des perſoͤnlichen Alters); der
der Geiſt des aufopfernden Gehorſams gegen den Staat
und die Vorgeſetzten (πειϑαρχία) 3; die Erkenntniß
endlich, daß ein ſtrenges Maaß und eine weiſe Be-
ſchraͤnkung im Handeln ſicherer zum Heile fuͤhre, als
eine ins Ungewiſſe hinausſtrebende Fuͤlle von Kraft und
Leben.


Wie ſich nach dieſen Doriſchen Grundſaͤtzen in
Sparta ſelbſt der Niedere gegen den Hoͤheren, der Pri-
vat gegen den Magiſtrat verhielt: ſo galten wieder
eine lange Zeit hindurch die Spartiaten im Verhaͤlt-
niß zum uͤbrigen Griechenlande als Ariſtokraten, und
3
[185] zwar nicht ſowohl durch aͤußere Uebermacht und Zwang,
ſondern durch die innere Anerkenntniß, daß von ihnen
aus vor allen das ſtrengwaltende Geſetz und die heil-
bringende Ordnung komme. Was ein Lakoniſcher Man-
tel und Stock unter den uͤbrigen Griechenſtaͤmmen ver-
mochte, iſt oft wunderbar zu ſchauen 1; wie durch ei-
nen Zauber bringt der eine Gylipp, obgleich keiner von
den Beſten ſeiner Nation, Einheit und Feſtigkeit in
den Syrakuſiſchen Demos, und giebt allen Unterneh-
mungen deſſelben erſt Kraft und Nachdruck; mehr als
einmal war ein Spartiat genug, um Schaaren von
Aeolern und Ionern Aſiens zur Vereinigung und ge-
meinſamen That zu fuͤhren; noch in den Zeiten der
Aufloͤſung Griechiſcher Gemeinweſen ſehen wir Spar-
tiaten als die geborenen Feldherren durch kein anderes
Geſetz verbundener Miethsheere, als den feſten und
entſchiedenen Willen der Fuͤhrer. — Unter den Athe-
nern haben, bei aller Befangenheit des Urtheils der
Menge, und bei aller Schwierigkeit, ſich eine davon
freie Anſicht zu bilden, viele der Edelſten und Beſten
den Spartiatiſchen Staat ſtets fuͤr ein verwirklichtes
Ideal gehalten, und, wie Kimon und Xenophon, (deſ-
ſen entſchiedener Lakonismus doch ſicher keine Thorheit
war) ſelbſt mit Aufopferung eigenen Vortheils, ſich an
ihn mit Waͤrme und Eifer angeſchloſſen. Die Vorliebe
aller Sokratiker fuͤr Sparta iſt bekannt 2; und der
rechtlichſte der Finanziers, Lykurgos, vereinigte mit
ariſtokratiſcher Geſinnung Bewunderung der Geſetze La-
kedaͤmons 3. Es iſt wunderbar, wie Maͤnner von ſo
[186] ausgezeichnetem Geiſte, Praktiker und Theoretiker, ihre
Achtung einem Staate zuwandten 1, den uns neuere
Schriftſteller 2 oft als eine Horde von Halbwilden vor-
geſtellt haben. Gewiß duͤrfen wir das Urtheil der Ge-
nannten, die ſicherlich den Gegenſtand deſſelben genug-
ſam kannten, nicht aus einer kraͤnklichen Sehnſucht nach
einem fuͤr die Athener verlornen Naturzuſtande abzu-
leiten ſuchen. — Uns Neuern dagegen wollen nur gar
zu oft vorgefaßte Anſichten von dem Bildungsgange des
Menſchengeſchlechts nicht geſtatten, den Eindruck der
Geſchichte unbefangen aufzunehmen; wir weigern uns
in einem Jahrhundert, das wir mit rohen Verſuchen
einen Staat zu organiſiren beſchaͤftigt glauben, die
tiefſte politiſche Weisheit zu erkennen. Anders die ſpe-
kulativen Politiker des Alterthums, wie die Pythago-
reer und Platon, denen faſt nur der Spartiatiſch-Kre-
tiſche, das heißt, der altdoriſche Staat, uͤberhaupt als
Staat galt; und in der That kommt die in Sparta
verwirklichte Staatsidee der am naͤchſten, die Pytha-
goras in Unteritalien zu verwirklichen ſtrebte, und
Platon als verwirklicht zu werden moͤgliche aufſtellte:
eine feſtgeſchloſſene der Familie verwandte Gemeinſchaft
mit dem Zwecke wechſelſeitiger Erziehung. Denn Py-
thagoras Orden hat mit dem Spartiatiſchen Staate
außer dem ariſtokratiſchen Geiſte noch ſehr viel ande-
res Uebereinſtimmendes, die Syſſitien und das gemein-
ſchaftliche Leben uͤberhaupt, die Menge und Strenge
3
[187] diſciplinariſcher Geſetze; auch iſt die hier executirte Guͤ-
tergemeinſchaft der Doriſchen Guͤtergleichheit in der
Idee nahe verwandt. Und Platon, wenn er auch den
Spartiatiſchen und Kretiſchen Staat einer nicht immer
billigen Critik unterzieht, hat doch offenbar ſeine poli-
tiſchen Ideen, wenn auch nicht durchaus unmittelbar,
von der Betrachtung dieſer Staaten abgezogen 1, da
ganz ohne hiſtoriſch gegebene Baſis, ſo verſteckt ſie auch
immer ſein mag, Spekulation uͤber den Staat ſich
ſchwerlich denken laͤßt: die Attiſch-Ioniſche Demokra-
tie aber verſchmaͤht er gaͤnzlich in Betracht zu ziehn,
weil ſie ihm auf ſeinem Standpunkte minder ein Staat,
als eine Vernichtung des Staats ſcheinen mußte, wo
Jeder fuͤr ſich Alles zu ſein ſtrebend, den Organismus,
in dem Jeder nur als Theil des Ganzen exiſtirt, auf-
zuloͤſen trachtete.


Es waͤre intereſſant zu wiſſen, wie Spartiaten
der beſſern Zeit dieſe aufgeloͤsten Verfaſſungen anſa-
hen und beurtheilten. Schwerlich, moͤgen wir anneh-
men, mit guͤnſtiger Meinung. Vielmehr erſchien ihnen
der Demos von Athen gewiß im Ganzen, wie ein La-
kone bei Ariſtophanes 2 ſich ausdruͤckt, als ein ῥυά-
χετος, als ein verworrener ſtuͤrmiſcher Volkshaufen.
Daher ſie ſich auch im Pelop. Kriege ſcheuten, mit der
ganzen Gemeine zu verkehren, und nur mit einzel-
nen Ausgewaͤhlten unterhandeln wollten 3. Ueberhaupt
aber war Sparta, weil es in Vergleich mit der allge-
meinen Beweglichkeit des Griechiſchen Weſens ſeit den
Perſerkriegen dem ſtarren Magnete glich, der noch im-
[188] mer nach dem Pole der alten Nationalidee zeigte, dem
uͤbrigen Griechenlande an politiſchen und Lebensſitten
unaͤhnlich und fremd geworden 1, daher die ins Aus-
land geſandten Spartiaten entweder durch das Abwei-
chende und Auffallende derſelben abſtießen, oder durch
Schwanken und Inconſequenz leicht das entgegenkom-
mende Zutrauen verloren.


[189]

10.


1.


Nachdem wir bis hieher die Verhaͤltniſſe der Per-
ſonen
des Staats unter einander in Beziehung auf
die Regierung und Leitung des Ganzen in Betracht ge-
zogen: kommen wir zu denjenigen, die ſich aus der
Beziehung der Perſonen zu den Guͤtern ergeben: zu
der Lehre von der Haushaltung. Wie einfach dieſe
im Doriſchen Staate ſein muͤſſe, geht daraus hervor,
daß es eben dieſes Staates Zweck iſt, aus den be-
zeichneten Verhaͤltniſſen alles Willkuͤhrliche und Zufaͤlli-
ge zu entfernen, und die Guͤter dadurch, daß ſie kein
Objekt freier Thaͤtigkeit ſind, dem, nur fuͤr ethiſche
Tuͤchtigkeit auszubildenden, Gemuͤthe gleichguͤltig zu ma-
chen: daher wenigſtens den Herrſchern des Staats,
den eigentlichen Spartiaten, alle Erwerbthaͤtigkeit mit
ihrer Freude wie mit ihrer Noth entzogen werden
mußte 1. Da alſo auch nach dieſem Grundſatze den Ein-
zelnen moͤglichſt wenig Freiheit in der Benutzung der
Guͤter zu geſtatten, und dagegen dem Staate eine ſehr
große Einwirkung darauf einzuraͤumen war: ſo iſt
ſchon einzuſehen, wie in einem ſolchen Staate oͤffent-
liche und Privatoͤkonomie nicht ſtreng geſondert ſein
konnten, ſondern beide durcheinander laufen mußten:
daher wir ſie auch bei dieſer Betrachtung nicht zu ſchei-
den verſuchen wollen.


[190]

Alles Land in Lakonien war entweder unmittelba-
rer Beſitz des Staats, oder freies Gut der Spartia-
ten, oder tributaͤres der Perioͤken. Daß der Staat
von Sparta Heerden und Aecker hatte, iſt aus ſchon
oben angefuͤhrten Thatſachen klar 1, wenn ſie auch
nicht ſo bedeutend waren, wie in Kreta 2; auch die
großen Waͤlder, in denen jeder Spartiat jagen konnte,
mußten dem Ganzen gehoͤren. Es iſt ebenfalls nicht
zu zweifeln, daß dieſes Staatsgut verſchieden war von
dem koͤniglichen 3, in den Perioͤkenſtaͤdten gelegenen; ich
glaube, daß dies die Perioͤken bewirthſchafteten, wie
ihr uͤbriges Land, und dem Koͤnige nur den Tribut
zahlten. Das uͤbrige Perioͤkenland war zwar in zahl-
reiche, aber gewiß ziemlich kleine Portionen eingetheilt;
wie oben ſchon bemerkt, waren deren 30,000 4, eine
Zahl, die mit der der hundert πόλεις wohl zugleich
feſtgeſtellt war 5: aber jeder κλῆρος hatte im Gan-
zen nur eine Familie, die er naͤhrte und die ihn be-
baute, ſo viel wir erfahren, ohne Heloten. Daher
muͤſſen die 9000 Kleren der Spartiaten, die noch ein-
mal ſoviel Menſchen ernaͤhrten, als jene der Perioͤken 6,
an Umfang im Ganzen auch wohl noch einmal ſo groß ge-
weſen ſein, der einzelne dann an ſiebenmal groͤßer. Die
Guͤter der Spartiaten nun waren, nach allgemeinem
Zeugniß, untereinander gleich geſetzt, wahrſcheinlich
nach einer allgemeinen Schaͤtzung des Ertrags 7, denn
den Umfang konnte man bei ſo verſchiedenartigem Bo-
den nicht als beſtimmend anſehn; doch auch ſo mochte
bald von Anfang mannigfache Ungleichheit ſtatt finden,
[191] die im Verlaufe der Zeit, bei natuͤrlichen Veraͤnderun-
gen des Bodens, noch bedeutender werden mußte, be-
ſonders in Betreff der mit den Guͤtern, wie wir oben
annahmen, eng verbundenen Sklaven. Indeſſen war
doch das Princip der Gleichheit vorhanden, welches
ohne Zweifel ethiſch im Volke begruͤndet lag; wir be-
merkten ſchon oben, daß dieſe eigentlich nur eine un-
tere Stufe der Guͤtergemeinſchaft iſt, die der Pythago-
reiſche Orden nach dem Grundſatze: κοινὰ τὰ τῶν φίλων
durchzufuͤhren ſuchte 1, und die bei den Spartiaten in
der freien Benutzung der Jagdhunde, Pferde, Knech-
te, ſelbſt der Vorraͤthe Anderer wirklich ſtatt fand 2:
und was war endlich die ganze Syſſitieneinrichtung
Sparta’s und Kreta’s, als eine Gemeinmachung des
Vermoͤgens im [Gebrauch]? 3


2.


Obgleich Eintheilungen des Landes nach ſolchen
Principen ſchon ſeit der erſten Beſetzung Lakonika’s durch
die Dorier bewerkſtelligt ſein moͤgen: ſo kann doch die
ſpaͤter beſtehende in 9000 Looſe nicht vor dem Ende
des erſten Meſſeniſchen Krieges gemacht worden ſein 4.
Sehr merkwuͤrdig iſt die geſchichtliche Nachricht, daß
Tyrtaͤos durch ſeine Eunomia das Verlangen vieler
Buͤrger nach einer neuen Theilung (ἀναδασμὸς) be-
ſchwichtigt habe 5. Sie erklaͤrt ſich ſo, daß die Spar-
tiaten, welche damals ſchon Kleren in Meſſenien hat-
ten, und nun von dieſen keine Erndten heimbringen
[192] konnten, von neuem auf Lakonika angewieſen ſein woll-
ten. — Als aber jene Eintheilung gemacht wurde,
muß Sparta wirklich ungefaͤhr 9000 Familienvaͤter
gehabt haben, oder, nach altem Ausdrucke, ſo viel
οἴκους, von denen nun jeder einen κλῆρος erhielt; denn
οἶκοι und κλῆϱοι gehoͤrten nothwendig zuſammen 1.
Setzen wir alſo jeden οἶκος eines Spartiaten mit ei-
nem κλῆρος verſehen: ſo bleibt die Hauptaufgabe uͤbrig,
beide in dieſer Vereinigung durch dazu geeignete In-
ſtitute fuͤr die Folgezeit zu erhalten; und wie dies ei-
gentlich geſchehen, denn geſchehen iſt es im Ganzen,
iſt auch fuͤr die neuere Forſchung ein noch immer nicht
befriedigend geloͤstes Problem 2. Der erſte Theil deſ-
ſelben iſt die Erhaltung der Haͤuſer fuͤr ſich: uͤber die
im Alterthum außer der politiſchen Oekonomie auch
ſchon die Religion zu wachen gebot. Nichts fuͤrchterli-
cher fuͤr Griechen aͤlterer Zeit, als das Ausſterben der
Familie, die Veroͤdung des Hauſes 3, durch die der
Todte ſeine religioͤſe Ehre, die Goͤtter des Geſchlechts
ihre Opfer, der Heerd ſeine Flamme, die Vorfahren
ihren Namen unter den Lebenden verlieren. Dieſer
konnte man in Sparta durch Verfuͤgungen uͤber die
Erbtoͤchter, Adoptionen, Einfuͤhrungen von Mothaken
in Familien ohne Deſcendenz und andere, unten zu be-
ruͤhrende, Mittel wehren; auch ſchonte man im Kriege
die, welche noch keine Soͤhne hatten 4. Dazu kam
nun zweitens die durch Sitte und Herkommen gebotene
[193] Unveraͤußerlichkeit und Untheilbarkeit des Familien-Kle-
ros 1; welche nothwendig forderte, daß nur ein eigent-
licher Erbe hinterlaſſen werde 2, wahrſcheinlich immer
der aͤlteſte Sohn 3. Was indeß vernuͤnftiger Weiſe
nur ſo verſtanden werden kann, daß dieſer zwar allein
als Herr des Hauſes und Gutes galt, aber auch die
uͤbrigen Familienglieder mit gleichem Fuge Antheil am
Genuſſe forderten. Jener hieß Doriſch ἑστιοπάμων,
der Herr des Heerdes 4; die ſaͤmmtlichen Glieder des
Hauſes nannte der Kreter Epimenides ὁμοκάπους, die
Zuſammenſpeiſenden, Charondas ὁμοσιπύοτς, die von
einem Vorrath Zehrenden 5, die Spartiaten vielleicht
παώτας 6. Fuͤr dieſe mußte alſo der Herr des Heer-
des den Beitrag zu den Syſſitien zahlen, ohne den
Niemand zugelaſſen wurde 7; wir werden unten ſehen,
daß er dies fuͤr drei Maͤnner und Frauen allenfalls
noch konnte: die andern Beduͤrfniſſe waren unbedeu-
tender 8. Waren aber noch mehr Maͤnner im Hauſe,
und man ſollte denken, daß dies bei beſonderer Frucht-
barkeit einzelner Geſchlechter oͤfter ſtatt finden mußte:
ſo war, außer der Verheirathung mit Erbtoͤchtern, die
Ausſendung in Colonien ein fruͤher wenigſtens haͤufig
gebrauchtes Auskunftsmittel, oder der Staat mußte,
III. 13
[194] um der bitterſten Armuth zu ſteuern, auf irgend eine
andere Weiſe ins Mittel treten. Dies waͤre mit we-
nig Umſtaͤnden geſchehen, wenn es wahr waͤre, was
Plutarch erzaͤhlt, daß jedem Spartiatiſchen Knaben
gleich nach der Geburt die Stammaͤlteſten, in einer
Leſche zuſammenſitzend, einen Kleros der Neuntauſend
gegeben haͤtten 1. Dann muͤßte man aber annehmen, daß
der Staat oder die Phylen im Beſitz von Kleren, etwa
ſolchen, deren Haͤuſer ausgegangen, geweſen ſeien: wo-
gegen wir wiſſen, daß dieſe dann in ordentlicher Succeſ-
ſion an andere Familien kamen 2, wodurch manche aus-
nehmend reich wurden. Jene angeblichen Phylenaͤlte-
ſten werden alſo wohl nur die Aelteſten des Geſchlechts
geweſen ſein, die etwa daruͤber wachen konnten, daß,
wenn in einer Familie mehrere Soͤhne, und auch zu-
gleich mehrere Kleren zuſammengefallen waren, auch
die Juͤngeren, ſo weit es thunlich, Landbeſitzer wur-
den, ohne indeß die untheilbare Einheit eines Fundus
zu zerſchlagen.


3.


Große Verwirrung brachte in alle dieſe Ver-
haͤltniſſe erſt das Geſetz des Ephoren Epitadeus, daß
ein Jeder waͤhrend ſeines Lebens ſowohl, als durch
Teſtament Haus und Kleros wem er wolle geben koͤnne 3:
wodurch natuͤrlich gar bald eine allgemeine Erbſchlei-
cherei entſtand, in der es die Reichen jedesmal uͤber
die Armen gewannen. Dies, die Verfaſſung in der
tiefſten Wurzel zerſtoͤrende, Geſetz wurde nach Lyſan-
dros, aber ſchon bedeutende Zeit vor Ariſtoteles ge-
geben, indem dieſer Schriftſteller, den Zuſtand ſeiner
Tage ganz offenbar mit der alten Geſetzgebung ver-
wechſelnd 4, es der Verfaſſung Sparta’s als Inconſe-
[195] quenz anrechnet: daß darin Guͤter zu kaufen und zu
verkaufen zwar mit Unehre belegt 1, aber dieſelbigen
zu verſchenken und zu hinterlaſſen erlaubt ſei 2. Von
jener Zeit an finden wir, wie uͤberhaupt die Anzahl der
Spartiaten immer mehr ſchmelzen, ſo noch viel mehr
die der Guͤterbeſitzer. Die erſte Erſcheinung iſt ſehr
auffallend, und erklaͤrt ſich kaum hinlaͤnglich durch die
Kriege, in denen doch die Spartiaten ſehr geſchont
wurden, mehr vielleicht durch die ſpaͤten Ehen, die
noch dazu ſehr oft innerhalb der Familie blieben; am
Ende muß man auch eingeſtehen, daß in der Verfaſ-
ſung von Sparta ein die Natur zu ſehr einengendes
Princip lag, durch welches das Volk faſt eher phyſiſch
unterging, als es ethiſch entarten konnte; zu Ariſtote-
les Zeit ſuchte man der Bevoͤlkerung dadurch aufzuhel-
fen, daß man den Vater dreier Soͤhne vom Dienſt,
den von vieren von allen buͤrgerlichen Abgaben befrei-
te 3. Aber ſchon Herodot rechnet — in den neuntauſend
Haͤuſern — nur achttauſend Spartiaten; in der Mitte
des Peloponneſiſchen Krieges ſtellte Sparta fuͤr ſich
nicht viel uͤber ſechstauſend Schwerbewaffnete 4; Ari-
ſtoteles behauptet, daß zu ſeiner Zeit ganz Lakonika
kaum tauſend Hopliten aufbringen koͤnne 5; zur Zeit
Agis des Dritten endlich waren nur noch ſiebenhundert
eigentliche Spartiaten 6. Dabei waren ſchon Ol. 95.
13 *
[196] der Klerenbeſitzenden Spartiaten 1 im Verhaͤltniſſe zum
ganzen Volke eine nicht große Anzahl, zu der man
namentlich die zahlreichen Neodamoden nicht rechnen
kann; die, ſo viel ich einſehe, auf keine andere Weiſe
Kleren erhalten konnten, als durch Adoption in einen
Spartiatiſchen οῖκος; bis dahin ſorgte wohl der Staat
fuͤr ſie. Voͤllig raͤthſelhaft iſt, wie der Verluſt Meſſe-
nieus von Sparta ausgetragen wurde; daß ganze Haͤu-
ſer ihren Landbeſitz durchaus verloren haͤtten, iſt nicht
anzunehmen, ſie waͤren dem Hungertode preis gegeben
worden: aber wie damals innere Anordnungen dieſer
Noth ſteuerten, davon hat uns kein Schriftſteller eine
Spur aufbewahrt. Zur Zeit des dritten Agis, wiſſen
wir, waren unter den ſiebenhundert Spartiaten nur
gegen hundert, in deren Haͤnden das Gebiet der Stadt
war 2.


4.


Von dieſem Hinblick auf die Zeit der Aufloͤ-
ſung wenden wir uns wieder zur urſpruͤnglichen An-
ordnung, die wir freilich bei ſchwachen und raͤthſelhaf-
ten Andeutungen oft kaum zu errathen vermoͤgen. Das
wiſſen wir indeß ſicher, daß die Toͤchter urſpruͤnglich
ganz ohne Mitgift (doriſch δωτίνη) 3 und mit einer
geringen Ausſtattung verehelicht wurden 4; hernach gab
man ihnen wenigſtens Geld und Mobilien mit 5; zu
[197] Ariſtoteles Zeit — nach der Epoche des Epitadeus —
konnten ſie auch mit Landbeſitz dotirt werden 1. Dies,
wenn ein Sohn im Hauſe war; war keiner: ſo war
die Tochter (unter mehreren wohl immer die aͤlteſte,)
ἐπίκληρος, doriſch ἐπιπαματίς 2, d. h. ihr Beſitz mit
dem der Erbſchaft nothwendig verbunden. Verfuͤgun-
gen uͤber dieſe waren bei der Sorge fuͤr die Erhaltung
der Haͤuſer ein Hauptpunkt alter Geſetzgebungen, wie
in der des Rheginer Androdamas fuͤr die Thrakiſchen
Chalkidier 3, und in der Attiſchen des Solon 4, mit
der die Chalkidiſche des Charondas im Weſentlichen
uͤbereingeſtimmt zu haben ſcheint 5. Wir heben das
Noͤthigſte daraus hervor. Die Erbtochter gehoͤrt mit
dem Erbe den Verwandten des Hauſes (ἀγχιστεῖς)
an, und wie der Vater nicht ohne deren Einwilligung
uͤber ſie teſtiren kann: ſo wird dieſelbe, bei Mangel
eines Teſtaments, von dieſen Verwandten gerichtlich als
ihnen angehoͤrig gefordert, und das Recht, ſie zu ehe-
lichen, geht in ordentlicher Succeſſion weiter 6. Aber
nicht blos das Recht, ſondern auch die Pflicht, ſie zu
ehelichen, hat der ledige Mann, welchem ſie im Kreiſe
[198] der Verwandten zuerkannt wird 1; ja die Geſetze fuͤhr-
ten noch eine beſondere Aufſicht uͤber ihn, daß er auch
mit der Frau Kinder zeuge 2: welche dann nicht in
ſeinen οἶκος, ſondern den der Frau uͤbergingen, und
Succeſſoren ihres muͤtterlichen Großvaters wurden. Nun
iſt kein Zweifel, daß auch in Sparta durch die Epi-
kleren der οἶκος fortgeſetzt werden ſollte, aber außer-
dem iſt wahrſcheinlich, daß man zu Maͤnnern derſel-
ben ſtets ſolche, welche fuͤr ſich keine Kleren hatten,
alſo Deſcendenten nachgeborner Soͤhne, zunaͤchſt inner-
halb des οἶκος 3, dann des Geſchlechts u. ſ. w. nahm.
Hatte der Vater nicht ſelbſt ſchon uͤber die Tochter
beſtimmt, was er aber auch auf keinen Fall willkuͤhr-
lich konnte: ſo wurde darnach vor dem Gericht des
Koͤnigs ausgemacht, wer ſie haben ſolle 4. Erſt nach
Epitadeus konnte der Vater ſowohl die Tochter, wem
er wollte, verloben, und wenn er ſeinen Willen dar-
uͤber nicht ausgeſprochen, hatte ſein Erbe uͤber ſie zu
[199] verfuͤgen gleiche Freiheit 1. — War aber der οἶκος
auch ohne weibliche Deſcendenz, und die Erbfolge nicht
ſchon durch Adoption vor dem Koͤnige geſichert: ſo glau-
be ich, daß dem Erblaſſer die Vaͤter des Geſchlechts
aus den Ihrigen einen Sohn gaben, der dann als
Succeſſor ſeines Hauſes angeſehen wurde: ein in
Athen 2 und ſonach wohl auch in Sparta angewand-
tes Mittel die Veroͤdung des Hauſes zu verhuͤten.
Eigenthuͤmlich dagegen war dem Lakoniſchen Staate,
daß erſtens ein Ehemann, der ſich an der Kinderloſig-
keit der Ehe Schuld glaubte, (hielt er die Frau fuͤr
unfruchtbar: ſo ſandte er ſie ohne Weiteres fort) 3
einem Juͤngern und Kraͤftigern ſein Ehebett uͤberließ;
deſſen Kind alsdann in das Haus des Ehemannes trat,
obſchon es zugleich mit dem Geſchlecht des Vaters
auch oͤffentlich als verwandt galt 4: und daß zweitens
zu den Frauen von Maͤnnern, die z. B. im Kriege
gefallen, ehe ſie Kinder erzeugt, andere, auch wohl
Knechte, gelegt wurden, nicht um ſich, ſondern dem
Geſtorbenen Succeſſoren und Erben zu verſchaffen 5.
Beide Sitten, die uns ſo ſeltſam erſcheinen (das So-
loniſche Athen zeigt indeß noch Analoges), wurzeln in
jener religioſen Furcht vor dem Untergange des Hau-
ſes; als dieſe nach und nach ihre Kraft auf die Ge-
muͤther verlor, kamen wohl auch jene ab, und die Zahl
der Haͤuſer ſchmolz immer mehr.


5.


Sparta war auf jeden Fall der Staat, in
welchem das Princip der Guͤtergleichheit noch am voll-
kommenſten ins Leben trat: obgleich es auch vielen an-
[200] dern Geſetzgebungen Griechenlands zum Grunde lag.
Der Chalkedonier Phalkes hatte es an die Spitze ſei-
ner Geſetzgebung geſtellt 1. Daß Solon ein Maaß
vorſchrieb, uͤber welches hinaus kein Buͤrger Land er-
werben duͤrfte, ſcheint ein Reſt ehemaliger Gleichheit
der Kleren des Adels 2. Wo aber Gleichheit nicht
mehr hergeſtellt oder eingefuͤhrt werden konnte, dran-
gen die Geſetzgeber doch auf Unveraͤußerlichkeit des
Grundbeſitzes. Darum durfte in Elis Niemand ein
Grundſtuͤck verpfaͤnden 3, und bei den Lokrern nicht
ohne Beweis unverſchuldeter Noth veraͤußern 4; von
der Unveraͤußerlichkeit der Kleren auf Leukas iſt oben
ſchon geſprochen 5. Der uralte Korinthiſche Geſetzge-
ber Pheidon ließ zwar die verſchiedene Groͤße der
Grundſtuͤcke beſtehn, aber wollte bewirken, daß ebenſo
der Umfang derſelben, wie die Zahl der Grundbeſitzer,
die allein Buͤrger waren, ſtets dieſelbe bliebe 6. Phi-
lolaos aber, der Korinthiſche Bakchiade, den Theben
gegen Ol. 13. als Geſetzgeber anerkannte 7, war noch
weiter gegangen, indem er nicht blos dieſelbe Anzahl
von Kleren durch Geſetze uͤber Kinderzeugung und
Adoption beſtaͤndig zu erhalten 8, ſondern auch von Zeit
zu Zeit, vielleicht auf eine dem Hebraͤiſchen Halljahre
aͤhnliche Weiſe, die urſpruͤngliche Gleichheit wieder her-
zuſtellen ſuchte 9. Am einfachſten bewerkſtelligten dies
in der That die Illyriſchen Dalmater, welche alle ſie-
ben Jahre das Ackerland neu theilten 10. — Wenn
die Doriſche Geſetzgebung von Kreta urſpruͤnglich
[201] eine aͤhnliche Tendenz hatte, ſo muͤſſen doch Umſtaͤnde
die Durchfuͤhrung derſelben verhindert haben. Poly-
bios 1 wenigſtens kannte keine Geſetze der Kretev, die
dem Ankaufe von Land und uͤberhaupt dem Gewinne
eine Graͤnze geſetzt 2; die Landguͤter wurden unter
Bruͤder getheilt, wobei eine Schweſter jedesmal halb
ſo viel als ein Bruder erhielt 3. So theilen ſchon in
Odyſſeus Erzaͤhlung 4 die Soͤhne des Hylakiden Ka-
ſtor auf Kreta die hinterlaſſene Habe; der uneheliche
Sohn erhaͤlt nur einen geringen Antheil (νοϑεῖα). Aber
auch der Arme gelangt bei perſoͤnlichem Anſehn durch
Heirath mit Beguͤterten leicht zu Reichthum. Ueber-
dies geben Raubzuͤge, wozu einzelne Abentheurer ganze
Flotillen ausruͤſten, bis Aegypten hin, Gelegenheit zu
ſchneller Bereicherung. — Aber eben dies Leben auf
der See und zugleich die ſchwankenden Verhaͤltniſſe der
einzelnen Staaten mußten einen haͤufigen Wechſel des
Beſitzes hervorbringen, und jene Stetigkeit und Gleich-
heit, wenn ſie je ausgefuͤhrt worden war, bald auf-
heben.


6.


Dagegen war in Kreta die Einrichtung der
Syſſitien, wenigſtens nach Ariſtoteles Urtheil, mehr
nach dem Prinzip einer gewiſſen Guͤtergemeinſchaft an-
geordnet, als in Sparta, indem daſelbſt die Koſten
derſelben vom Staate, und nicht durch Beitraͤge der
Buͤrger, aufgebracht wurden 5. Dieſes altdoriſche,
oder uͤberhaupt althelleniſche Inſtitut haben wir unten
vom Standpunkte der Sitte, der ſchoͤnen Gemeinſchaft
des Lebens, zu betrachten; hier von dem der nationa-
[202] len Oekonomie. In Sparta trug zu den Phiditien,
wie geſagt, jeder Theilnehmer aus ſeinem Hausvor-
rath 1, und zwar gegen anderthalb Attiſche Medimnen
Gerſtengraupe, Choen Wein elf bis zwoͤlf 2, fuͤnf Mi-
nen Kaͤſe, halb ſoviel Feigen, auch Datteln 3, und
zehn Aeginetiſche Obolen fuͤr Fleiſchgerichte bei 4. Die
ungefaͤhre Angabe von anderthalb Att. Medimnen ſoll
wahrſcheinlich einen Aeginetiſchen ausdruͤcken 5; die
zehn Obolen gleichen einem Korinthiſchen Stater oder
Syrakuſiſchen Dekalitron; das Ganze iſt ohne Zweifel
der monatliche Beitrag 6, und es iſt damit die Nah-
rung einer Perſon reichlich beſtritten. Denn da die
Portion ſonſt auf 2 Choeniken und eine Kotyle Wein
(doch iſt das letztere auffallend wenig) gerechnet wird 7:
ſo kommen hier etwas mehr als ſo viel Choͤniken, und
an fuͤnf Kotylen auf den Tag. Freilich ſcheint wenig
fuͤr Fleiſch geſorgt, aber dieſen Mangel erſetzten erſtens
die haͤufigen Opfer, und dann die treffliche Einrich-
tung der ἐπάϊκλα, welches Zugaben zum eigentlichen
Mahle oder αἶχλον waren; aͤrmere Theilnehmer des
Syſſitions gaben ſolche von ihrer Jagdbeute, waͤhrend
Reichere Waizenbrodt herbeiſchafften, (da ſonſt nur Ger-
ſtenkuchen, μᾶζαι, die gewoͤhnliche Koſt bildeten), und
junges Vieh von ihren Heerden, Gefluͤgel als ματτύα
zubereitet, von ihren Aeckern Fruͤchte der Jahrszeit
ſpendeten 8. Solche freiwillige Gaben fehlten wohl
[203] ſelten, ſo lange eine Gemeinſchaft auch in der Geſin-
nung beſtand; ſie mußten bedeutend beitragen, dem
ſonſt einfoͤrmigen Mahle Reiz und Abwechſelung zu
geben.


7.


In der Kretiſchen Einrichtung dagegen iſt es
der Staat, der alle Buͤrger und ihre Frauen taͤglich
bewirthet 1. Was die Gemeine von dem Gemeinlande
ſowohl als den Tributen der Perioͤken einnahm, ward
nach den Monaten des Jahres in zwoͤlf Theile 2, in
zwei nach der Verwendung getheilt, ſo daß die Haͤlfte
fuͤr Opfer und die Koſten der Staatsverwaltung, die
andere fuͤr die Speiſungen beſtimmt wurde 3. Nun
wurde aber dieſe Haͤlfte unter die einzelnen Haͤuſer
vertheilt, u. Jeder gab ſeinen Antheil der Syſſitiengeſell-
ſchaft (ἑταιρία) der er angehoͤrte 4. Man fragt: warum
der Staat nicht gleich dieſe Summe unter die Syſſi-
tien vertheilte, an die ſie durch die einzelnen Buͤrger
kommen ſollte: aber wahrſcheinlich waren dies von den
einzelnen Theilnehmern frei gebildete Geſellſchafften.
Das Vertheilen der Staatseinkuͤnfte erinnert an das
Verfahren der Athener mit dem Ertrage der Lauriſchen
Silberminen. Außerdem gab indeß noch jeder Buͤrger
ein Zehntel des Ertrags der Erndte, und jeder Klarot
fuͤr ſeinen Herrn einen Aeginetiſchen Stater 5.


So wohl begreiflich und zweckdienlich dieſe Ein-
richtung iſt: ſo wenig kommen wir mit der Lakoniſchen
voͤllig ins Klare. Der Ertrag eines κλῆρος betrug,
nach einer obigen Stelle, fuͤr den Spartiaten 82
Medimnen. Nehmen wir dieſe fuͤr Attiſche, wie wir
[204] dort bei einer ganz allgemeinen hypothetiſchen Berech-
nung gethan: ſo koͤnnen davon freilich drei Maͤnner zu
den Syſſitien ſteuern (54 Medimnen), und etwa auch
noch 3 Frauen daheim ein ſpaͤrliches Brodt haben;
aber es fehlen außer dem, vielleicht erlaßlichen, Geld-
beitrage zu den Syſſitien alle andern Koſten der Haus-
haltung, die freilich bei Aermern ſehr gering ſein moch-
ten, da die juͤngern Knaben mit zu den Syſſitien gehn,
die aͤltern der Staat erzieht, manches die Jagd liefert,
und dabei die Vorraͤthe Anderer benutzt werden koͤn-
nen; indeſſen bleibt doch immer noch die Sorge fuͤr
Wohnung, Kleidung, Geraͤth, Speiſe außerhalb der
Syſſitien zuruͤck. Indeß ſieht man auch, daß dieß
allenfalls geleiſtet werden kann, wenn wir jene 82 Me-
dimnen nicht als Attiſche, ſondern als Aeginetiſche,
die bedeutend groͤßer, nehmen 1. Aber mehr als ſechs
Perſonen moͤchten wir auch ſo einem Kleros, wenn die
Abgabe der Heloten nicht erhoͤht werden darf, nicht
aufbuͤrden; und auch dann ſchon konnte es kommen,
was doch nach Ariſtoteles ſelten geweſen ſcheint, daß
ſie den Beitrag zu zahlen nicht im Stande waren.


8.


Von der Lakoniſchen Hauswirthſchaft ha-
ben wir wenig Kunde, obgleich Ariſtoteles dieſelbe als
eine beſondere Art der Oekonomie aufſtellt. Jeder
Hausherr, wenn er ſeinen Antheil von der Erndte er-
hielt, bewahrte auf, was er davon im Jahre zu brau-
chen gedachte, das Uebrige aber ſetzte er auf dem Markte
von Sparta 2 um, u. zwar im Ganzen nicht in Geld, ſon-
[205] dern ſogleich in andere Gegenſtaͤnde des Beduͤrfniſſes 1.
Uebrigens hatte die Weiſe, die Vorraͤthe aufzubewah-
ren, etwas Beſonderes 2, und namentlich wird die Ord-
nung geruͤhmt, durch die Jegliches ſchnell zu finden
und zu gebrauchen war 3. Wir wiſſen auch, daß die
Spartiaten auf dem Lande bei ihren Guͤtern Vorraths-
kammern (ταμεῖα) hatten, die ſie nach alter Weiſe
unter Siegel hielten; aber es war jedem Aermern, der
auf der Jagd z. B. ſich verſpaͤtet hatte, vergoͤnnt,
dieſelben zu eroͤffnen, herauszunehmen was er wollte,
und dann ſein Siegel, ſeinen Eiſenring, darauf zu
druͤcken 4.


9.


In dieſem Haushalt diente demnach das Geld
wohl bei weitem ſeltener als Tauſch- denn als Aus-
gleichungsmittel; man bedurfte deſſelben als Scheide-
muͤnze, ohne auf den Beſitz groͤßerer Maſſen Werth zu
legen. Dieſen Zweck hatte Lykurgos dadurch erreicht,
daß er im Staate nur eiſernes Geld erlaubte, wel-
ches noch dazu durch Abkuͤhlung in Eſſig oder wie ſonſt
fuͤr anderweitigen Gebrauch unnuͤtz gemacht worden
war 6. Ehemals hatte man wirklich eiſerne Staͤbe
oder Barren als Muͤnze gebraucht 7, an deren Stelle
nach Pheidon gepraͤgtes Geld trat. Die Hauptmuͤnze
5
[206] hieß von der Geſtalt, vielleicht auch von der Groͤße,
Πέλανοϱ, Opferkuchen; ſie galt vier Chalkus, d. i.
einen halben Obolos oder ein Zwoͤlftel Drachme 1, of-
fenbar nach Aeginetiſchem Fuße, weil ſie nach dieſem
eingerichtet ſein mußte, und wog eine Aeginetiſche
Mine 2; da nun eine Silbermine an Werth 1200 halbe
Obolen enthielt: ſo muß ſich der Preis des Silbers
zum Eiſen wie 1200:1 verhalten haben; eine erſtau-
nende Wohlfeilheit des letztern, die ſich nur durch die
Menge des in Lakonien ſelbſt vorhandenen Metalls und
den hohen Preis des Silbers in aͤlterer Zeit erklaͤrt.
Zehn Aeginetiſche Minen Geldeswerth waren hiernach
1200 an Gewicht, gleich 1833 Pfund; und man glaubt
gern, daß ſie einen Laſtwagen beim Transport, und
einen bedeutenden Raum zur Aufbewahrung forderten 3.


10.


Daß aber der Beſitz von Gold- und Sil-
bergeld
ausdruͤcklich den einzelnen Buͤrgern unterſagt
war, beweist zum Ueberfluß das durch Skiraphidas
oder Phlogidas zu Lyſandros Zeit erneuerte Verbot 4;
und wie tief noch die alte Sitte wurzelte, ſieht man
aus der heimlichen Uebertretern deſſelben angedroheten
Todesſtrafe: indeſſen ſcheint man damals den Beſitz
von verarbeiteten edlen Metallen nicht mehr verpoͤnt
zu haben. Dem Staate aber wurde in jenem Be-
ſchluſſe ausdruͤcklich der Beſitz von Gold- und Silber-
geld geſtattet 5, und auch dies war gewiß nur Erneue-
[207] rung alter Sitte. Denn wie haͤtte Sparta jemals Ge-
ſandte nach dem Auslande ſchicken, Truppen in frem-
dem Lande unterhalten, Kretiſche Soͤldner in Lohn
nehmen koͤnnen, ohne allgemein guͤltiges Courant zu
beſitzen. Wir wiſſen ja auch, daß die Lakedaͤmonier
Weihgeſchenke nach Delphi ſchickten, wie Lyſandros
goldene Dioskurenſterne; auch war ein Theſauros
des Braſidas daſelbſt 1; und Lakedaͤmoniſche Toreuten
arbeiteten gewiß auch fuͤr den Staat Standbilder aus
Gold und Elfenbein 2. Dies ſchon um die Zeit des Per-
ſerkriegs: ein Jahrhundert fruͤher freilich hatte Sparta
nicht Gold genug, um dem Apoll auf Thornax das
Geſicht zu vergolden, und wollte es in Lydien kaufen,
wahrſcheinlich doch fuͤr Silber 3. Es folgt hieraus,
daß der Staat in Sparta alleiniger Beſitzer des edlen
Metalls, wenigſtens des gemuͤnzten, war, (wenn er
auch ſelbſt vor Alexander nicht muͤnzte) 4 um im Verkehr
mit dem Auslande ſich deſſen zu bedienen; die einzelnen
Buͤrger aber außerhalb dieſes Verkehrs geſtellt nur jene
eiſerne Scheidemuͤnze bedurften und beſaßen 5: gerade
ſo, wie es Platon in den Geſetzen will: das allgemein
guͤltige Geld ſolle unter dem Beſchluſſe des Staates
ſein, und von den Magiſtraten fuͤr die Kriegfuͤhrung
und die Reiſen außer Landes ausgegeben werden; im
5
[208] Lande ſelbſt dagegen eine an ſich werthloſe Muͤnze cur-
ſiren, welcher nur der Staat die Geltung giebt 1.


Noch bleiben indeß einige ſchwierige Punkte zu
erwaͤgen. Erſtens iſt es klar, daß der nicht ſo ganz
unbedeutende Handel Lakoniens 2 nicht ohne allgemein
guͤltige Muͤnze betrieben werden konnte. Nun konnte
dieſen unmoͤglich der Staat betreiben, da er dazu einer
unverhaͤltnißmaͤßigen Menge Officianten bedurft haͤtte,
ſondern er war in den Haͤnden der Perioͤken. Dieſen
werden wir alſo den Beſitz von Silbergeld zugeſtehen
muͤſſen, wie denn uͤberhaupt die Spartiatiſchen Sitten
nicht in allen Stuͤcken fuͤr die Perioͤken bindend waren.
Auch konnte dies auf die Spartiaten kaum Einfluß
haben, da der einzelne Buͤrger von Sparta mit dem
einzelnen Perioͤken in gar keinem Verhaͤltniß ſtand, ſon-
dern dieſe nur dem Staate zinsflichtig waren. Auf dem
Markte von Sparta, wo die Spartiaten und Heloten
ihr Korn verkauften, und die Erzeugniſſe des einhei-
miſchen Handwerks ausgeſtellt wurden, aber Fremde
wohl ganz ausgeſchloſſen waren 3, galt ſicher nur Ei-
ſengeld; und ſo hatte dies auch in ganz Lakonien ſeinen
einmal beſtimmten Werth; aber die nichtdoriſchen Lako-
nen beſaßen, wahrſcheinlich mit gewiſſen Einſchraͤnkun-
gen, auch Courant. Und wahrſcheinlich waren die Tri-
bute derſelben fuͤr den Staat die Hauptquelle, aus
welcher ihm allgemein guͤltiges Geld zufloß. Zweitens
[209] muͤſſen auch die Koͤnige zum Beſitz von Gold und Sil-
bergeld autoriſirt geweſen ſein. Sonſt konnte ja Pau-
ſanias (der uͤberdies eigentlich nur Prodikos war) von
der Siegesbeute von Plataͤaͤ nicht unter andern 10 Ta-
lente bekommen 1, und Pleiſtonax und Agis I. nicht
um die, freilich unerſchwinglichen, Summen von 15
Talenten und 100,000 Drachmen geſtraft werden 2;
ſpaͤter beſaß, wie oben ſchon bemerkt, Agis III. 600
Talente baar 3. Auch lagen ja die Guͤter des Koͤnigs
im Perioͤkenlande, wo Silbergeld im Kurs war, und
der Ertrag derſelben konnte ihm wenigſtens in ſolchem
zukommen. Herodot ſagt, daß jeder Koͤnig bei dem
Antritte ſeiner Regierung alle Schulden der Buͤrger,
ſowohl an die Staatscaſſe als an die koͤnigliche, er-
laſſe 4; man tilgte alſo alle Schuldſcheine, zu Sparta
κλάρια genannt, vermuthlich weil die Guͤter (in fruͤ-
heren Zeiten verſteht ſich nur deren Fruͤchte) als Hy-
pothek darin angegeben waren 5. Dies war ein weiſer
Gebrauch, wodurch beſonders diejenigen erleichtert
wurden, die vom Staate oder Koͤnige zu beſtimmten
Zwecken Gold oder Silber erhalten hatten, und es nun
wegen des niedrigen Werthes der Scheidemuͤnze wieder
zu bezahlen wohl ſelten im Stande waren. Gold oder
Silber bedurften aber z. B. alle, die eine Reiſe außer-
III. 14
[210] halb Lakonien zu machen hatten; ſie konnten es nicht
anders als von den Magiſtraten oder dem Koͤnige be-
kommen 1; eine Maaßregel, die das Reiſen ſelbſt er-
ſtaunend erſchweren mußte.


11.


Daß aber auch hierin die alte Strenge der
Sitten mehr und mehr von dem Wandel der Zeit er-
ſchuͤttert und unterhoͤhlt wurde, iſt bekannt. Schon im
dritten Geſchlecht vor dem Perſiſchen Kriege verſuchte
es den gerechten Glaukos, die bei ihm niedergelegten
Schaͤtze eines Mileſiers fuͤr ſich zu behalten. Der
Perſerkrieg erhoͤhte indeß nur den Staatsreichthum,
und auch die Perſiſchen Subſidien ſollten nur oͤffentli-
chem Beduͤrfniſſe abhelfen. Als endlich Lyſandros viele
Millionen nach Sparta fuͤhrte, und dieſe Stadt die
reichſte Griechenlands wurde 2: ſollte das Leben der
Buͤrger nach wie vor dieſelbe ſtolze Arwuth behalten.
Aber wie konnte der Einzelne verſchmaͤhen, was der
Staat ſo hoch achtete, und wie mochte der Einzelne
nicht ſein Anſehn darauf zu gruͤnden ſuchen, worauf
faſt ſchon die Macht des Ganzen beruhte? Lyſandros
ſelbſt, ein Mann, bei aller Verſchlagenheit des Cha-
rakters, von heroiſcher Kraft der Seele, verſchmaͤhte
noch ſich ſelbſt zu bereichern 3; ein glaubwuͤrdiger Zeu-
ge 4 berichtet zwar, daß er zu Delphi ein Talent, 52
Minen Silbers und dazu 11 Stateren niedergelegt
habe, vermuthlich um ſie außer Landes zu brauchen:
aber wie ſehr wenig iſt dies gegen die Erwerbungen
Anderer in aͤhnlichen Lagen. Es ſcheint aber damals
[211] gewoͤhnlich geweſen zu ſein, Geld außerhalb der Gren-
zen, namentlich in Arkadien, niederzulegen, und da-
durch fing man an, die Geſetze zu taͤuſchen 1. Weit
weniger aber als Lyſandros, wiſſen wir, konnte dem
Reiz des Geldes Gylippos widerſtehn, in deſſen Fa-
milie Habſucht erblich geweſen ſcheint, denn auch ſein
Vater, Kleandridas, war verurtheilt worden, weil er
ſich hatte beſtechen laſſen 2. In den Zeiten nach Ly-
ſandros endlich muß doch auch Privaten, unter uns un-
bekannten Bedingungen, der Beſitz edlen Metalls ge-
ſtattet worden ſein; wenigſtens begreife ich ſonſt nicht,
wie man Phoͤbidas wegen der Einnahme der Kadmeia
um 100,000 Drachmen, und den Lyſanoridas wegen
der ſchlechten Vertheidigung um eine ebenfalls ſehr be-
deutende Summe haͤtte ſtrafen koͤnnen 3.


Eine regelmaͤßige Beſteurung der Buͤrger
fand in Sparta unter keinem Namen ſtatt 4, doch
wurden zum Kriege außerordentliche Beitraͤge und
Steuern erhoben, die man aber, eben weil ſie unge-
wohnt, nur mit Muͤhe zuſammenbrachte 5; bisweilen
14 *
[212] vorkommende ἀτέλεια laͤßt ſich daraus erklaͤren 1. Wenn
in Agis III. Zeit der Ephor Ageſilaos das Jahr ſeiner
Amtsverwaltung um einen Monat verlaͤngerte, um
ſeine Einkuͤnfte zu vermehren 2: ſo rechnete er vermuth-
lich noch auf bedeutende Strafgelder 3, von denen ein
Theil an ihn kommen mochte. Einen Staatsſchatz be-
ſaß Sparta bis zum Peloponneſiſchen Kriege nicht 4;
Einkuͤnfte und Ausgaben glichen ſich alſo ziemlich aus,
und von den Bundesgenoſſen forderte man redlicher
Weiſe nur ſo viel ein als man verbrauchen wollte 5.
Wie anders ſich aber auch hierin ſpaͤter die Verhaͤlt-
niſſe geſtellt: liegt außerhalb dem Kreiſe dieſer Unter-
ſuchungen.


12.


Eben ſo wenig kann uns hier obliegen, die
Nachrichten uͤber Finanzen und Geldverkehr in andern
Doriſchen Staaten zu ſammeln, da die mehr binnen-
laͤndiſchen, bei denen allerdings manches Eigenthuͤmliche
ſtatt gefunden haben mag, wenig bekaunt ſind, und die
Handelsſtaͤdte, wie Aegina, Korinth, Rhodos, Kyrene,
um des Handels willen von nationalem Herkommen
das Meiſte aufopfern mußten. Es waren aber im
Peloponnes die Staͤdte der Argoliſchen Kuͤſte von der
Natur beſtimmt, die Produkte des ackerbauenden Bin-
nenlandes gegen auslaͤndiſche Waaren umzuſetzen 6, und
5
[213] durch ſie blieben auch Lakonika und Arkadien in Ver-
kehr und Zuſammenhang mit der uͤbrigen Welt 1; auch
waren hier haͤufig Werkſtaͤtten der Handwerke, die nicht
blos fuͤr das innere Land arbeiteten 2. Zu Korinth
waren die Gefaͤlle vom Hafen und Markte ſchon unter
Periandros ſo bedeutend, daß der Tyrann darauf ſeine
Einnahme beſchraͤnkte 3, obgleich nach einer freilich
ſehr fabelhaften Tradition der goldene Koloß des Kyp-
ſelos zu Olympia aus einem zehn Jahre hindurch ein-
geforderten Zehnten von allen Guͤtern geweiht wurde 4.
— Der bedeutendſte Beweis fuͤr den alten Handel des
Peloponnes und deſſen Wichtigkeit bleibt das Aegine-
tiſche Geld
, deſſen Muͤnzfuß ehemals in der Halb-
inſel, in Kreta, in Italien 5, ſelbſt im noͤrdlichen
Griechenlande herrſchend war, da die aͤltern Boͤoti-
ſchen, Theſſaliſchen und Makedoniſchen Muͤnzen vor
Philipp darnach geſchlagen ſind 6. In Italien ward
[214] es auf eine eigene Weiſe fuͤr den Verkehr mit den ein-
heimiſchen Voͤlkern eingerichtet, die wir, der hiſtoriſchen
Bedeutung des Gegenſtandes wegen, hier einer, wenn
auch keinesweges ergruͤndenden, Betrachtung unterzie-
hen wollen. Betrachtet man naͤmlich auch nur die
Namen der bei den Doriern in Italien und Sicilien,
z. B. zu Syrakus, zu Tarent, uͤblichen Muͤnzen, wie
ſie Ariſtoteles in der Republik der Himeraͤer aus den
Doriſchen Dichtern zuſammengeſtellt hatte 1, naͤm-
lich λίτϱα fuͤr einen Obol, ήμίλιτϱον fuͤr ſechs,
πεντούγκιον fuͤr fuͤnf, τετϱᾶς fuͤr vier, τριᾶς fuͤr
drei 2, ἑξᾶς fuͤr zwei, οὐγκία fuͤr ein Zwoͤlftel: ſo
entdeckt man gleich, daß dieſe Griechen das Italiſche,
Roͤmiſche Duodecim alſyſtem angenommen hatten, deſſen
Einheit die Libra, das Pfund Erz war: eine den
Griechen urſpruͤnglich ganz fremde Norm, ſo wie das
Wort λίτϱα in ihrer Sprache keine Wurzel hat. Nun
kommt aber auch in derſelben Reihe bei den Griechen
6
[215] der νόμος 1, bei den Lateinern numus, vor, offen-
bar, wie auch Varro ſagt, ein den erſtern eigenthuͤm-
liches Wort, und Muͤnze, wie ſie gaͤng und gaͤbe iſt,
bezeichnend: wodurch bewieſen wird, daß die Italer
bei der Regelung des Muͤnzweſens den Italioten nicht
blos gaben, ſondern auch von ihnen annahmen, und
zwiſchen beiden ein Muͤnzfuß feſtgeſtellt wurde. Achtet
man weiter auf den Gehalt und Werth dieſer Muͤnzen,
ſo findet man, daß die Griechiſchen Colonien ihr aus
dem Peloponnes mitgebrachtes Syſtem der Muͤnze bei-
behielten, und darauf erſt dieſes Italiſche auftrugen
und damit verglichen. Denn ſie ſetzten die Litra dem
Obolos gleich, d. h. dem Aeginetiſchen, der auch der
Korinthiſche war 2; ſo daß ein Korinthiſcher Stater
von 10 Obolen in Syrakus δεκάλιτρον hieß. Es muß
alſo damals, als dies Syſtem ſich bildete, das Pfund
Kupfer wirklich einem Silberobol gleich gegolten haben.
Da jenes nun 6048 3, dieſer faſt 23 Pariſer Gran wog 4:
ſo liegt bei dieſer Ausgleichung ein Verhaͤltniß des Silbers
zum Kupfer wie 1:263 zum Grunde, das alſo in die-
ſen Gegenden durch den Handel in fruͤhen Zeiten ſich
feſtgeſtellt hatte. Wenn man dagegen in Rom im Jahre
der St. 485 das Silber, zum erſtenmal, im Verhaͤlt-
niß von 1:960 zum Kupfer auspraͤgte 5: ſo geſchah
dies, weil eben hier das erſtre noch ſehr theuer, das
zweite ſehr wohlfeil war; fortgeſetzt wuͤrde dies Ver-
[216] haͤltniß eine gaͤnzliche Exportation des Kupfers nach
Unteritalien herbeigefuͤhrt haben; daher man ſchon im
Jahre 490 ein ganz anderes, das Verhaͤltniß von 1
zu 160, an die Stelle ſetzte. Wie viel der νόμος der
Siciliſchen Griechen betrug, daruͤber fehlt es an einem
entſchiedenen Zeugniſſe; der Name ſelbſt beſagt, daß
es eine gangbare und nicht ganz unbedeutende Muͤnze
geweſen. Eben deswegen moͤchte ich nicht, daß er der
Litra gleich geweſen 1: auch ſagt Ariſtoteles 2, daß zu
Tarent gewoͤhnlich der Taras auf dem Delphin darauf
gepraͤgt geweſen ſei; dieſes Gepraͤge aber findet ſich
erſtens nicht auf Litren oder Obolen von Tarent, und
hat zweitens auch kaum darauf Platz: wie denn die
Griechen, wenn ſie ſo kleines Silbergeld praͤgten, ſich
immer der einfachſten Typen bedienten. Stand aber
dagegen der Tarantiniſche Numus in demſelben Ver-
haͤltniß zur Litra, wie der Roͤmiſche numus sestertius
zum As 3: ſo gewinnen wir fuͤrs erſte ein groͤßeres
Geldſtuͤck, und dann die Erklaͤrung, wie es kam, daß
in Sicilien der Werth von 24, hernachmals von 12
Numen Talent hieß 4: 24 Numen ſind naͤmlich dann
60 Pfunde Kupfer, gerade ſo viel, als das Aegineti-
ſche Talent Minen Sibers enthielt. Auch paßt dazu,
daß nach Feſtus dies Talent fruͤher 6, dann 3 Denare
betrug; Feſtus meint naͤmlich darunter Dekalitren 5.
[217] Und ſo werden wir uns, wenn auch andere Umſtaͤnde
die Sicherheit dieſer Beſtimmung zweifelhaft machen 1,
doch bei dem Uebereintreffen der angegebenen damit
begnuͤgen.


5


[218]

11.


1.


Wie die Doriſche Haushaltung: ſo traͤgt auch
das Doriſche Recht, ſo viel wir davon bei dem Man-
gel an Quellen erfahren, einen ſehr alterthuͤmlichen
Charakter. Es ſpricht die Geſinnung der Zeit, in der
es entſtanden, mit viel Beſtimmtheit aus, und eine
gewiſſe Hoheit und Strenge des Charakters iſt darin
nicht zu verkennen. Aber eben deswegen war es den
Verhaͤltniſſen des freiern und bewegtern Lebens ſpaͤte-
rer Zeit unangemeſſen, und beſtand in dieſen nur durch
Sparta’s Iſolirung. — So mußte gleich in dem ge-
nannten Staate noch mehr, als im aͤltern Griechen-
lande ſonſt der Fall war, das Privatrecht aller
genauern Beſtimmungen entbehren, da das Mein und
Dein nach der Grundidee deſſelben eine geringfuͤgige
Sache ſein ſollte; in den Spruͤchen und Saͤtzen, die
man als Lykurgiſch anſah, war keine Verfuͤgung dar-
uͤber; und die Ephoren als Richter waren an ihren
eigenen Sinn der Billigkeit gewieſen. Ja es hatten
die alten Geſetzgeber einen offenbaren Widerwillen ge-
gen ſtrengere Rechtsformen hierin; wie Zaleukos, der
ſonſt zuerſt einige Beſtimmungen uͤber Sachen- und Ob-
ligationenrecht gab 1, doch ausdruͤcklich Schuldſcheine
unterſagte 2. Dagegen hatte das Recht jener Zeit eine
noch viel mehr perſoͤnliche Tendenz, und war in
[219] weit hoͤherem Grade Beſtimmung des Handelns jedes
Einzelnen durch die nationale Sitte. Es war faſt
gleichguͤltig, ob dieſes Handeln unmittelbar Andere be-
ruͤhre oder nicht; man achtete den ganzen Staat be-
nachtheiligt und angegriffen, wenn einer durch ſein
Thun die allgemeinen Grundſaͤtze fuͤr ſich aufhob. Da-
her die Sittenaufſicht der alten Gerichte, wie des
Areiopagos in Athen, ſo der Geruſia zu Sparta; da-
her das tiefe Eingreifen des oͤffentlichen Rechts in die
individuelleſten Verhaͤltniſſe, wie die Ehe. Aber die
Geſchichte der Voͤlker iſt eine fortſchreitende Freiwer-
dung der Individuen; auch bei den Griechen mußte in
ſpaͤtern Epochen das Recht dieſe bindende Kraft ver-
lieren, und einen negativen Charakter erhalten, durch
den es das Handeln eines Jeden nur in ſo weit be-
ſchraͤnkt, als es die Coexiſtenz anderer Staatsglieder
noͤthig macht. Fuͤr Sparta indeß blieb Recht und
Sitte faſt gleichbedeutend: wir werden daher auch hier
von jenem nicht abgeſondert handeln koͤnnen, und uns
mit einigen Bemerkungen uͤber das Gerichtsweſen in
Sparta und bei andern Doriern begnuͤgen muͤſſen.


2.


Die Gerichtshoͤfe Sparta’s ſind oben ſchon
einzeln vorgekommen 1. Die Geruſia richtete alle pein-
lichen Klagen, wie auch die meiſten, die den Lebens-
wandel der Buͤrger betrafen; die uͤbrige Jurisdiktion
war unter die Magiſtrate nach den Zweigen ihrer Ver-
waltung vertheilt 2. Die Ephoren richteten Streitig-
keiten uͤber Geld und Gut, wie auch bei Anklagen ver-
antwortlicher Obrigkeiten, ſo lange dieſe nicht peinlich
waren; die Koͤnige beſonders in Sachen der Erbtoͤchter
und Adoptionen; die Bidiaͤer Zwiſte der Gymnaſien.
[220] Staatsverbrechen, namentlich der Koͤnige und anderer
Obrigkeiten richtete ein hohes Magiſtratengericht 1.
Die Volksverſammlung war wohl nie Gericht; uͤber
die Erbfolge des Throns wurde bei Streitigkeiten wahr-
ſcheinlich nur an ſie referirt, und ſie faßte dann einen
Beſchluß 2; die Sache der Treſanten von Leuktra ent-
zog ſie dadurch dem gewoͤhnlichen Gerichte, daß ſie
einen außerordentlichen Nomothetes fuͤr den einzelnen
Fall ernannte, und deſſen Vorſchlag hernach beſtaͤtigte 3.
Oſtrakismos kommt in Doriſchen Staaten nur nach
Aufloͤſung der aͤltern Verfaſſung vor 4. Natuͤrlich gab
es in Privatſachen auch in Sparta Schiedsrichter, wie
in der Homeriſchen Zeit; auch compromiſſariſche 5: ob
aber oͤffentlich dazu beſtellte, wie in Athen, iſt unbe-
kannt. — Befugt zu klagen waren zu Sparta wie
zu Athen in Privatſachen, wie ſich von ſelbſt verſteht,
die Betheiligten, in Criminalfaͤllen die naͤchſten Ver-
wandten oder eigentlichen Blutraͤcher; die oͤffentlichen
Anklagen aber konnte dort wohl ſchwerlich, wie hier,
ein jeder Buͤrger des Staats erheben, indem ein ſol-
ches Verfahren mit der Demokratie im genaueſten Zu-
ſammenhange zu ſtehen ſcheint. Der Privat konnte ſo-
nach nicht mehr als eine Anzeige bei der Obrigkeit ma-
[221] chen, auch den Heloten waren μηνύσεις geſtattet 1, aber
die Klage fuͤhrte, wie wir es von den Ephoren ſo haͤu-
fig finden, ein Magiſtrat. In dem gerichtlichen
Verfahren
Sparta’s hatte ſich wahrſcheinlich ſehr
viel von jener althelleniſchen Einfalt erhalten, die Ari-
ſtoteles z. B. an den Kriminalunterſuchungen in dem
Aeoliſchen Kyme bemerkt, wo bei Klagen auf Mord
Zeugen aus dem Geſchlechte des Ermordeten zum Er-
weis der Beſchuldigung genuͤgten 2. In dem altkreti-
ſchen Rechte des Rhadamanth wurden Streitigkeiten
gewoͤhnlich auf eine ſehr kurze Weiſe durch den Schwur
entſchieden 3; und Charondas Geſetzgebung der Chal-
kidiſchen Colonieen war die erſte, die Unterſuchungen
uͤber falſch Zeugniß anordnete 4. — Das Recht, wo-
nach gerichtet wurde, glaubte man in den Perſonen
der Magiſtrate ſelbſt vorhanden, und ein aͤußerlich feſt-
geſtelltes Recht gab es wenigſtens, ſo lange Sparta
bluͤhete, nicht; die ſpaͤter vorkommenden Exegeten der
Lykurgiſchen Geſetze 5 ſcheinen ein geſchriebenes Recht
vorauszuſetzen, wenn man ſie mit den Syrakuſiſchen
Exegeten des Diokleiſchen Codex vergleicht 6: doch koͤn-
nen ſie auch blos aus einer innern Kenntniß des tra-
ditionellen Rechts responsa gegeben haben, wie die
ἐξηγηταὶ τῶν πατρίων zu Athen 7. So war es denn
auch den Richtern anheim geſtellt, nach ihrem Ermeſ-
[222] ſen die Strafen anzugeben; die Geſetze Sparta’s ent-
hielten keine ſpeciellen Beſtimmungen daruͤber, derglei-
chen wieder Zaleukos zuerſt den ſeinigen beifuͤgte 1.


3.


Unter den vorkommenden Strafen haͤtten
die am Vermoͤgen anderswo als in Sparta laͤcherlich
geſchienen, weil ſie ſo gar unbedeutend. Perſeus uͤber
die Lakoniſche Politie ſagt: “Alsbald ſtraft der Rich-
ter den Reichen um ein Nachmahl (ἐπάϊκλον); dem
Armen gebeut er Rohr oder Binſen oder Lorbeerblaͤtter
zum Mahl herbeizuſchaffen.” Nikokles, der Lakone, uͤber
denſelben Gegenſtand: “Wenn der Ephoros alle gehoͤrt
hat, ſo ſpricht er den Angeklagten entweder los oder
verurtheilt ihn; der Sieger ſtraft den Andern alsdann
leicht um ein Gebaͤck oder Lorbeerblaͤtter dazu” 2.
Woraus erhellt, daß es auch vor den Ephoren und
wohl in Privatſachen Klagen gab, bei denen der Klaͤ-
ger die Buße ſchaͤtzte (ἀγῶνες τιμητοὶ), wahrſcheinlich
Injurienklagen. Groͤßere und eigentliche Geldſtrafen
finden wir fruͤher nur bei Koͤnigen, hernach auch bei
auswaͤrtigen Feldherren, Harmoſten u. dgl 3; ſie noͤ-
thigten den Verurtheilten oft zur Flucht 4. Voͤllige
Guͤtereinziehung, die auch die liegenden Gruͤnde betrof-
fen haͤtte, konnte in Sparta ſchwerlich zugelaſſen wer-
den 5; obgleich ſie in Argos und Phlius erwaͤhnt wird.
— Einkerkerung kommt in Sparta nicht als Strafe
des freien Mannes vor, ſondern nur als Maaßregel,
den Angeklagten feſt zu halten; koͤrperliche Mißhand-
lungen gehen, wie bei Kinadon, der Todesſtrafe vor-
[223] aus, aber ſind keine Strafe fuͤr ſich 1. Dagegen war
die Ehrloſigkeit, ἀτιμία, eine um ſo haͤufigere Strafe,
je tiefern Eindruck ſie auf das Gemuͤth des Spartia-
ten machte 2. Der hoͤchſte Grad derſelben, ſcheint es,
traf den Treſas, der aus der Schlacht mit Aufloͤſung
oder Verlaſſung der Reihe davongegangen, oder uͤber-
haupt ohne ſein Heer zuruͤckgekehrt iſt, wie Ariſtodemos
von Thermopylaͤ 3. Er hat zu keinem Amte Zutritt;
in den Choͤren den ſchlechteſten Platz; beim Ballſpiel
will ihn keine Parthei auf ihrer Seite haben; er fin-
det in den Gymnaſien keinen Kampfgenoſſen, wie im
Felde keinen Zeltbruder. Die Flamme ſeines Heerds
erliſcht, weil er bei Niemand Feuer anzuͤnden darf.
Er muß ſeine Toͤchter im Hauſe ernaͤhren, oder, wenn
er unverehlicht, ein leeres Haus huͤten, weil Jeder
Familienverbindung mit ihm ſcheut. Auf der Straße
tritt er Jedem aus dem Wege, und weicht auch dem
Juͤngeren vom Sitze; in einem geflickten Rocke ſoll
ſeine geflickte Ehre, in dem halbgeſchornen Kopfe ſeine
halbe Knechtſchaft Jedem beim erſten Anblick deutlich
werden. Wobei wohl Manche gefragt haben, welches
Verdienſt dann dem einzelnen Spartiaten zukomme,
wenn er lieber faͤllt als flieht, da dem Fluͤchtigen ein
Zuſtand bevorſteht viel ſchlimmer als Tod? Worauf
zu antworten, daß uͤberall, je vollkommener Staat und
Recht, deſto weniger Verdienſt des Einzelnen ſtatt fin-
det, welches dagegen in aufgeloͤsten Zuſtaͤnden, wo
Jeder an ſich gewieſen, am freiſten und ſtaͤrkſten her-
[224] vortritt. Je groͤßer die nationale Ehre, um ſo groͤßer
auch die Schmach, welche denjenigen trifft, welcher
ſie verletzt; und mit deſto feſteren Banden iſt alsdann
das Thun des Einzelnen an die allgemeine Geſinnung
gebunden. — Eine geringe Art der Atimie traf die
Kriegsgefangenen, welche nicht die Schuld der Feigheit
trugen, z. B. die von Sphakteria: ſie durften kein
oͤffentliches Amt bekleiden, und weder kaufen noch ver-
kaufen. Jene Beſchimpfungen aber fanden nicht ſtatt,
und die Zeit der Strafe war begraͤnzt 1. Auch kann
man zur Claſſe der Atimieen noch die Strafe des Ehe-
loſen rechnen, dem die Ehre des Greiſenalters verſagt
war. Auf ſich ſelbſt Spottlieder abſingen zu muͤſſen,
traf außer ihnen auch noch Juͤnglinge bei allerlei Ver-
gehen: ein Gebrauch, der der Neigung des Doriſchen
Stammes zu Spott und Spaß entſpricht, in welchem
oft ein ſehr ernſthaftes Beſtreben verborgen lag. Auch
in Charondas Geſetzgebung war oͤffentlicher Spott die
Strafe des Ehebrechers und des Πολυπράγμων 2, und
die der Sykophanten und Feigen trug einen aͤhnlichen
Charakter 3.


4.


Exil war in Sparta wahrſcheinlich niemals
ordentliche Strafe, da der Staat ſchwerlich Jemanden
dazu geſetzlich noͤthigte, was er, wenn es freiwillig
geſchah, mit Todesſtrafe belegte 4. Die Flucht, wel-
cher ſich der Moͤrder, namentlich der unvorſaͤtzliche, un-
terziehen mußte 5, kann man nicht dazu rechnen; ſie
iſt nur eine Ausweichung vor der Rache der Verwand-
ten. Dagegen rettet das Exil vor allen, auch den
[225] ſchwerſten Strafen 1, und ſchuͤtzt nach Helleniſchen
Grundſaͤtzen gegen jede Verfolgung; ſo daß ſelbſt, wer
von den Amphiktyonen fuͤr vogelfrei erklaͤrt war, außer
dem Vaterlande ſicher ſchien 2. Ein Beiſpiel von Exu-
lanten, die politiſche Partheiungen vertrieben, kennt
die Geſchichte Sparta’s, ſo lange die Verfaſſung be-
ſtand, nicht. — Die Todesſtrafe wurde entweder durch
Strangulation in einem Gemache des Staatsgefaͤng-
niſſes, Δεκὰς genannt 3, oder durch Hinabſtuͤrzung in
den Kaͤadas vollzogen, ſiets zur Nachtzeit 4. Auch in
Athen war von alten Zeiten das Geſetz, Niemanden
bei Tage hinzurichten 5. So richtete auch der Senat
der Aeoliſchen Kyme, deſſen alterthuͤmliche Einrichtun-
gen ſchon oben charakteriſirt wurden, in Kriminalfaͤllen
bei Nacht und mit verdeckten Stimmſteinen 6, unge-
faͤhr ſo, wie die Koͤnige des Atlantiſchen Volks in Pla-
tons Kritias 7. — Man ſehe darin nicht etwa oligar-
chiſche Veranſtaltungen zu ungeſtoͤrter Vollziehung ſtren-
ger Urtheile, ſondern die tief eingewurzelte Scheu
Bluturtheile auszuſprechen und zu vollziehen, welche
das Schreckliche vor den Augen des Tages zu vollbrin-
gen vermeidet. Eine aͤhnliche Scheu ſpricht ſich in dem
Verfahren der Spartiatiſchen Geruſia aus, die nie ein
Todesurtheil ſprach, ohne Deliberationen mehrerer Ta-
III 15
[226] ge, und nie ohne die evidenteſten Beweiſe; dagegen
konnte auch der Losgeſprochene ſtets wieder von neuem
zur Unterſuchung gezogen werden 1. — Ungeachtet
dieſer Scheu waren doch die Strafen der altgriechi-
ſchen Staaten ſtrenger und haͤrter als in der Attiſchen
Zeit. Drakons Schaͤrfe, die, vom Objecte einer Hand-
lung abſehend, die Handlung an ſich uͤberall mit glei-
cher Schwere ahndete, ſchreibt der Redner Lykurg den
alten Geſetzgebern uͤberhaupt zu 2. — Sie entſprang
zum Theil eben daraus, daß man keinen privatrechtli-
chen, ſondern den [Geſichtspunkt] des oͤffentlichen Rechts
nahm, und nicht die Verletzung des Eigenthums oder der
Ruhe eines Einzelnen, ſondern der allgemeinen Sitte
ſtrafte. So richtete das alte Tenediſche Recht, wel-
ches ich mit der Apolloreligion daſelbſt fuͤr Kretiſch
halte, den Ehebrecher mit dem Beil 3, Zaleukos ſtrafte
ihn mit Verluſt eines Auges 4, auch in Sparta wurde
dies Verbrechen ungemein hart geahndet 5.


5.


Ueber die Beſtrafung des Todſchlags hatten
die Griechen, und wahrſcheinlich beſonders die Dorier,
ihre Geſetze von Delphi erhalten: indem dieſe gaͤnzlich
auf dem alten Inſtitut der Suͤhne beruhten, das zu-
erſt die unerſaͤttlich wuͤthende Blutrache ermaͤßigte, ihr
[227] Graͤnze und Ziel ſetzte, und eine ſtetige Ordnung hier-
in einfuͤhrte 1. Wer im gymnaſtiſchen Agon und oͤf-
fentlichen Kaͤmpfen unvorſaͤtzlich getoͤdtet hatte, war
nach dem von Delphi gekommenen Geſetz, wie Platon
ſagt 2, wenn er gereinigt worden war, ohne weiteres
rein; es iſt aber wahrſcheinlich, daß von dem, was
der Philoſoph weiterhin fuͤr andere Faͤlle verordnet,
wie auch von den Drakontiſchen Thesmen, ſehr viel
aus eben dem Delphiſchen Geſetze abſtammt, das am
Orte ſelbſt durch den Pythiſchen Gerichtshof executirt
wurde 3. Wie weit darin Verſoͤhnung mit den Ver-
wandten durch Erlegung von Bußen geſtattet war, und
wann der Staat nothwendig die Todesſtrafe verhaͤngte,
laͤßt ſich ſchwerlich mehr beſtimmen: der Delphiſche
Gerichtshof ſelbſt, als er Aeſopos ungerechter Weiſe
zum Tode verurtheilt hatte, erkannte ſich ſchuldig eine
Buße zu zahlen, und forderte etwaige Nachkommen
oder Anverwandte des Hingerichteten auf, ſich zum
Empfange derſelben zu melden 4.


6.


Wir haben im Vorigen mehreremal gelegentlich
der Geſetzgebung des Zaleukos gedacht — der aͤlte-
ſten geſchriebenen, die Griechenland kannte 5 — von
der Anſicht geleitet, daß ſie im Urſprunge Doriſch ſei.
Die Epizephyriſchen Lokrer, denen dieſe Geſetze galten,
waren freilich groͤßtentheils Nachkommen der Ozoliſchen
und Opuntiſchen Lokrer 6 (wenn Ariſtoteles ſie als ein
15 *
[228] zuſammengelaufenes Geſindel darſtellt, ſo iſt dies ganz
im Geiſte des Mythus, der den Gegenſatz ſpaͤterer
Geſetzlichkeit und fruͤherer Verwirrung gern zum Ex-
trem treibt): aber dieſe Lokrer wurden gleich bei der
Gruͤndung der Stadt doriſirt, indem Korinthiſche Sy-
rakuſier zur Anlegung der Stadt bedeutend beitrugen 1;
uͤberdies ſollen Spartiaten ſchon waͤhrend des erſten
Meſſeniſchen Krieges Lokri coloniſirt haben; ſo unge-
wiß die Zeit ſein mag, wird das Faktum doch dadurch
beſtaͤtigt, daß bei einem alten Kriege der Lokrer mit den
Krotoniaten jene die Hilfe der Spartiaten erbaten, die
ihnen den Beiſtand ihrer Kriegsgoͤtter, der Tyndari-
den (τῶν ἐπὶ Σάγρᾳ), verſprachen. So galt denn Lo-
kri im Ganzen fuͤr einen Doriſchen Staat, als wel-
chen er ſich auch durch den Dialekt bekundete. — Auch
war hier Ariſtokratie die durchherrſchende Verfaſſung 2,
verwaltet von einer Anzahl theils Doriſcher theils Lo-
kriſcher Geſchlechter, wie es ſcheint; wir finden hier,
wie in der Mutterſtadt Opus, die hundert Geſchlechter,
die ihr Adel auch wohl zu beſonderm Antheil an der
Regierung berechtigte 3. Daß aber mit der Ariſto-
kratie eine Cenſusverfaſſung vereinigt geweſen, ſcheint
mir der Rath der Tauſend zu beweiſen, der unter Vor-
ſitz des Kosmopolis als hohes Gericht vorkommt 4, und
nach der Analogie des Rheginiſchen und Akragantini-
ſchen timokratiſch gebildet ſcheint.


[229]

7.


Was nun die Geſetze ſelbſt betrifft, die Zaleu-
kos (um Olymp. 29.) 1 dieſer Stadt gegeben, ſo iſt
Ephoros Zeugniß beſonders zu beachten, daß ihnen
Kreta’s, Sparta’s und die Areopagitiſchen Inſtitute
zu Grunde lagen, die letzten im Criminalrecht 2. Des-
wegen wird auch Zaleukos mit Thaletas, dem Kretiſchen
Suͤhnprieſter, in Verbindung gebracht, und der Geiſt
ſeiner Geſetze ſagte den Pythagoreern zu, welche von
denſelben Doriſchen Sitten und Maximen ausgingen,
wie ſpaͤter dem Pindar 3 und Platon 4. Aecht Do-
riſch,
daher auch Spartiatiſch 5, iſt darin das ſtrenge
Verbot an alle Buͤrger, das Vaterland zu verlaſſen
und in fremden Staͤdten ſich aufzuhalten 6, welches die
andere Seite der Xenelaſie bildet. Aechtdoriſch ferner
die Standhaftigkeit, mit der die Geſetzgebung behaup-
tet und jede Aenderung erſchwert wird 7. Sie arbei-
tete auch ſonſt auf allen Wegen dem Joniſchen Neote-
rismus entgegen; und cum grano salis verſtanden mag
es wahr ſein, daß man zu Lokri jeden Ankommenden
ſtrafte, der nach Neuigkeiten fragte 8. In Doriſchem
Geiſte ſind die Maaßregeln, die Guͤter moͤglichſt un-
veraͤußerlich zu machen 9. Denſelben Charakter traͤgt
die ſtrenge Sittenordnung 10 und die Sittenaufſicht, wel-
che die Nomophylaken uͤbten, befugt zum Beiſpiel den
[230] Laͤſterer zu erinnern und zu ſtrafen 1. Aber zeitgemaͤ-
ße Fortſchritte zeigen ſchon die, wenn auch rohen, An-
faͤnge eines Vermoͤgenrechts, und die ſpeciellere Be-
ſtimmung der Strafen 2. — Auffallend iſt es, daß
Zaleukos wie Charondas den einzelnen Geſetzen eine
gewiſſe Anpreiſung derſelben beifuͤgte 3: da doch nichts
mehr fuͤr die gaͤnzlich verfehlte Richtung einer Geſetz-
gebung zeugen wuͤrde, als wenn ſie die Verfuͤgungen
— die ſich in ihrem Zuſammenhange durch ſich ſelbſt
als wahr und nothwendig darſtellen — gleichſam be-
weiſen wollte. Aber ſo iſt jene Nachricht auch nicht
zu faſſen; ſondern etwa ſo, daß alle Geſetze durch eine
kurze Einleitung weniger Worte in Bezug mit allge-
meinen Grundſaͤtzen geſetzt wurden, etwa: Auf daß
die Goͤtter der Geſchlechter nicht zuͤrnen — auf daß
die Stadt ſchoͤn und nach der Sitte der Vaͤter ver-
waltet werde u. dgl., nicht unaͤhnlich der Weiſe, wie
die Moſaiſchen Geſetze ſtets auf nationalen Glauben
und theokratiſche Ideen zuruͤckbezogen werden.


[231]

12.


1.


Die Doriſche Kriegsverfaſſung, zu der wir
jetzt kommen, iſt offenbar am vollkommenſten in Sparta
ausgebildet worden; hier wurde das Kriegshandwerk,
faſt allein in Griechenland, als Kunſt, als Studium
des Lebens betrieben 1, ſo daß, als Ageſilaos, wie er-
zaͤhlt wird, einmal von dem verſammelten Bundesheere
die Schuſter und Zimmerleute und Toͤpfer u. ſ. w. aus-
ſonderte, nur die Spartiaten als die eigentlichen Krie-
ger (als τεχνῖται τῶν πολεμικῶν) zuruͤck blieben.
Aber die Grundſaͤtze dieſer Kriegfuͤhrung waren offen-
bar dem Stamme gemein, und nach einer oben 3 auf-
geſtellten Vermuthung war es beſonders der Angriff
feſtgeſchloſſener Reihen mit vorgelegten Lanzen, durch
den die Dorier einſt gegen die Peloponneſiſchen Achaͤer
ſiegten, und der von ihnen aus in Griechenland weiter
verbreitet wurde.


Jeder Spartiat war zur Vertheidigung des Va-
terlandes verpflichtet, wenn er irgend Kraft dazu be-
ſaß, zum Heereszuge uͤber die Graͤnze in den vorzugs-
weiſe ἡλικία genannten Jahren 4. Dieſe reichten bis
zum vierzigſten Jahre ἀφ̕ ἥβης, das heißt, bis zum
2)
[232] ſechzigſten des Lebens 1; bis dahin hieß der Mann
(von φρουϱὰ, Auszug) ἔμφϱουϱος, und durfte nicht
ohne Erlaubniß der Obrigkeiten auswaͤrts gehen 2. Unter
dieſen pflegte man indeß zuerſt die juͤngeren, die fuͤnf
und funfzigjaͤhrigen erſt wenn die Stadt in Noth war,
auszuheben 3; die Ephoren gaben im Namen der Ek-
kleſia die Jahre an, bis zu welchen die Dienſtpflichtig-
keit fuͤr einen einzelnen Fall reichte 4. Im Ganzen
muͤſſen aber Sparta’s Heere ungemein viel greiſe Tria-
rier enthalten haben, waͤhrend in Athen die Verpflich-
tung zum auswaͤrtigen Dienſt gewoͤhnlich mit dem drei-
und zwanzigſten Jahre der Helikia (man rechnete von
achtzehn an) 5 ſchloß; aber Sparta rechnete bei ſpaͤter
Entwickelung auf ein geſundes und kraͤftiges Alter; die
Zeit berathender Klugheit beginnt erſt, wenn das Waf-
fenalter ſchließt. Gegen das verbuͤndete Heer der Ar-
geier, Arkader, Athener waren Ol. 90, 3. alle Spar-
tiaten 6 (alle ἔμφρουροι naͤmlich) ausgezogen, aber von
der Graͤnze ſandten ſie ein Sechstel des Heers zuruͤck,
die juͤngern und die aͤltern, um die Heimat zu ſchuͤtzen 7.


2.


Beim Heereszuge und im Treffen ſuchte die
Spartiatiſche Schlange dem Feinde ihre Staͤrke zu
verbergen; daher die Aushebung eilig von den Epho-
ren angeordnet wurde, und der Auszug oͤfter zur Nachtzeit
geſchah 8; auch war die Tiefe der Stellung des Heers
[233] ſehr verſchieden, und der Feind konnte ihrer nicht ſicher
ſein. In der Schlacht von Mantineia ſtanden ſieben
Lochen, jeder enthielt vier Pentekoſtys, die Pentekoſtys
vier Enomotien, und das Vorderglied der Enomotie
zaͤhlte vier Mann, der Pentekoſtys alſo ſechszehn, des
Lochos vier und ſechzig, des Heeres vierhundert acht
und vierzig. Gewoͤhnlich ſtanden nach Thukydides die
Spartiaten acht Mann hoch: dann betrug die Maſſe
der Hopliten in den Lochen 3584. Dazu kamen aber
noch die dreihundert Ausgewaͤhlten um den Koͤnig, etwa
vierhundert Reiter auf den beiden Fluͤgeln 1, und dann
die aͤltern Maͤnner, welche als Ruͤckhalt bei der Wa-
genburg aufgeſtellt waren, nebſt den zur Deckung des
rechten Fluͤgels der Bundesgenoſſen beſtimmten Lakedaͤ-
moniern, vielleicht gegen fuͤnfhundert 2. So betraͤgt die
Anzahl 4784. Ein Sechstel des Heers war zuruͤckge-
ſchickt; ſo erhalten wir die Summe des Ganzen 5740 3.
Dies war damals die Zahl der Schwerbewaffneten,
welche nach manchem Kriegsverluſt die Stadt Sparta
fuͤr ſich allein ſtellen konnte 4: in der That nicht ſo
bedeutend, als der Ruf von Sparta’s Staͤrke glauben
macht; aber lawinenaͤhnlich zu einer gewaltigen Hee-
resmaſſe anwachſend 5, wenn ihr Zeit gegeben war,
die Contingente der Bundesgenoſſen an ſich zu ziehn.


[234]

Obgleich wir die Nachrichten uͤber dieſe Schlacht
vorausgeſchickt haben; ſo geſtatten ſie doch keinen un-
mittelbaren Schluß auf die urſpruͤngliche Heeresordnung,
da Agis die Lochen — um den Feind durch falſche
Nachricht zu taͤuſchen — wie wir ſehen werden, bis
zum Vierfachen verſtaͤrkt hatte. Denn vergleichen wir
damit die Nachrichten des wohlerfahrnen Xenophon 1:
ſo erhalten wir folgende Geltung der Namen. Zwei
Enomotieen bilden eine Pentekoſtys, zwei Pentekoſtys
einen Lochos 2, vier Lochen eine Mora; wenn nun die
erſtgenannte, wie es urſpruͤnglich der Fall geweſen ſein
muß, 24 3, mit dem Enomotarchen 25 Mann betrug 4,
ſo hatte die Mora 400, und die obern Officiere, Pen-
tekoſteren und Lochagen eingerechnet 412. In Xeno-
phons Zeit beſtand aber die Enomotie aus 36 Mann 5,
die Mora ſonach aus ſechshundert, wie wir es auch
bei ihm finden 6; die andern Zahlen, welche von 500 7
bis 900 auf und ab ſchwanken 8, muͤſſen ſich ebenfalls
aus groͤßerer oder geringerer Verſtaͤrkung der Enomotie
ergeben haben.


3.


Die Enomotie nun, der einfachſte Koͤrper
dieſer Heeresordnung, iſt, wie das Wort andeutet, eine
eng verbuͤndete u. zuſammenverſchworene Schlachtreihe 9,
welche im tiefen Phalanx Mann hinter Mann ſteht 10,
[235] ſo daß der eine Enomotarch Vordermann (πρωτοστάτης)
der ganzen Reihe iſt. So ſtanden auch die Thebaͤer
fuͤnf und zwanzig Schilde hoch 1, die ſie bisweilen noch
auf das Doppelte verſtaͤrkten 2; im Lakoniſchen Heere
indeß war die Reihe gewoͤhnlich gebrochen, und es ſtand
die Enomotie, je nachdem der Befehl vor der Schlacht
gegeben war, drei, auch ſechs Mann breit 3, in jenem
Falle, wenn ſie verſtaͤrkt war, acht, in dieſem vier
hoch; einmal ſollen die Lakedaͤmonier auch nur einen
Schild hoch geſtellt die Arkader geſchlagen haben 4.
Bildete aber die ganze Enomotie eine Reihe, ſo hieß
der λόχος ὄρϑιος; ſo griff man gern hoͤhere Orte an,
wobei man die Reihen ziemlich loſe nebeneinander ge-
hen ließ 5. Die Schwenkungen (παϱαγωγαὶ), durch
welche die Phalangen tiefer oder ſchwaͤcher wurden,
commandirte der Enomotarch. Weil dieſer der ſtaͤrkſte
Mann oder der beſte Krieger der ganzen Enomotie war
(doch waren auch die Uragen, die letzten der Reihe,
erfahrene Krieger, namentlich wenn Heeren dauernde
Gefahr im Ruͤcken drohte): ſo war ein Hauptaugen-
[236] merk darauf gerichtet, daß er, der Angriff komme wo-
her er wolle, ſtets an der Spitze ſeiner Reihe ſtehe.
Ziehen nun erſtens die Lochen hintereinander (ἐπὶ
κέϱως), ſo ſchreiten die Enomotarchen den langen Rei-
hen voran. Erſcheinen dann gegenuͤber Feinde, ſo tre-
ten die Reihen ganz oder gebrochen nach der linken
Seite (παρ̛ ἀσπίδα) aneinander 1, ſo daß im letztern
Falle der Enomotarch in dem Viereck ſeiner Enomotie
die Ecke nach vorn und rechts inne hat, und jederzeit
der erſte Enomotarch des Heeres den rechten Fluͤgel
ſchließt; das Manoͤvre heißt παραγωγὴ εἰς μέτωπον
oder ἐπὶ φάλαγγος 2. Kommen aber Feinde von hin-
ten, ſo wickelt ſich jede Reihe ſo um, daß die Fuͤhrer
wieder nach vorn kommen 3. Zeigen ſich jene rechts,
ſo wendet man die ganzen hintereinander ziehenden Lo-
chen wie Trieren gegen die Feinde, und derjenige, wel-
cher auf dem Marſche der letzte iſt, ſchließt die Schlacht-
ordnung zur rechten (παρὰ δόρυ). Sieht man endlich
links Feinde, ſo geſchieht daſſelbe, nur daß der letzte
Lochos dann den linken Fluͤgel (παϱ̛ ἀσπίδα) einneh-
men wird 4.


4.


Lochen kommen auch bei den Argeiern und The-
baͤern vor, und in den Aſiatiſchen Heeren unter Spar-
ta’s Hegemonie gab es ſolche der Soͤldner, der Bogen-
ſchuͤtzen u. ſ. w. 5; wogegen die Mora eine den Spar-
tiaten ſelbſt eigenthuͤmliche Abtheilung war. Und zwar
verhaͤlt es ſich ſo damit. Die ganze Buͤrgerſchaft (τὸ
πολιτικὸν) war in ſechs Moren eingetheilt 6; ſo, daß
[237] jeder ἔμφϱουϱος auch in Sparta lebend zu einer der-
ſelben gehoͤrte. Je mehr Jahre nun von den Epho-
ren zur Aushebung beſtimmt waren, um deſto groͤ-
ßer wurde die Mora im Felde; ſo konnte man z.
B. eine Mora bis fuͤnf und dreißig Jahr ἀφ̛ ἥβης
ausſenden, und die Aeltern zuruͤckbehalten u. ſ. w. 1:
ſo daß in dieſem Sinne die Staͤrke der Abtheilung
durchaus von den Umſtaͤnden abhing. Zu jeder Mora
Hopliten gehoͤrte, doch ohne in naͤherer Verbindung da-
mit zu ſtehn, ein gleichgenanntes Geſchwader Reiterei 2,
hoͤchſtens hundert Mann ſtark, und vom Hipparmoſtes
kommandirt 3. In der Mora des Fußvolks aber muͤſ-
ſen die Jahre auf irgend eine Weiſe geſondert geweſen
ſein, ſo daß z. B. die von zehn oder funfzehn ſchnell
zur Verfolgung abgeordnet werden konnten 4. Auf
Geſchlechtsverwandtſchaft wurde in dieſer Eintheilung
nicht mehr geachtet; Krieger einer Mora hatten Bruͤ-
der, Soͤhne, Vaͤter in einer andern 5: obgleich es
fruͤher ein Hauptaugenmerk geweſen ſcheint, Verwandte
zuſammen zu bringen; noch die Spartiaten auf Sphak-
teria waren unter einander verwandt 6. Nach Hero-
dot 7 richtete Lykurg fuͤr den Krieg die Enomotieen,
Triakaden und Syſſitien ein; offenbar als militaͤri-
ſche Abtheilungen, ſo daß die Lakedaͤmonier in denſel-
ben Genoſſenſchaften ſpeiſeten und ſtritten, woraus es
ſich erklaͤrt, wie die Polemarchen auch uͤber die Syſſi-
6
[238] tien eine Aufſicht fuͤhrten 1. Es ſind darunter aber
hier nicht die einzelnen Speiſegeſellſchaften, ſondern
groͤßere Vereinigungen gemeint; als Sparta durch
Agis wieder 4500 Haͤuſer erhielt, waren ſolcher funf-
zehn 2; fruͤher bei 9000 wohl dreißig: ſo iſt es wohl
blos ein anderer Name fuͤr das ſelten vorkommende
Oba, und das Heer ſtand nach Staͤmmen, Phratrien,
und Geſchlechtern. Dann ſtellten auch in fruͤhern Zei-
ten die einzelnen Komen Sparta’s Lochen fuͤr ſich; wie
die Pitanaten im Perſerkriege 3 und die Meſoaten 4.


5.


Unter den beiden Principien, auf welche die
Ordnung des Heers in Sparta gebaut wurde, war,
wie ſchon hieraus abzunehmen, das eine mehr der aͤl-
tern Zeit eigen, und ſpaͤter faſt erloſchen: ich meine
die innige Verbruͤderung des Heers in allen ſeinen Thei-
len. Dieſe ſpricht der Name Enomotia aus, und auf
dieſelbe fuͤhren manche andere merkwuͤrdige Spuren,
wie das Zuſammenſtehen von Liebenden und Geliebten,
das in beſondern Lagen das Gefuͤhl aufs tiefſte ergreifen
mußte, und das Opfer des Eros, das bei Spartiaten
wie Kretern die Schoͤnſten vor der Schlacht verrichte-
ten: ein Zeichen einer Geſinnung, die wechſelſeitige
Neigung und Scham fuͤr die edelſte Triebfeder der
Tapferkeit haͤlt. Dauernder aber war das zweite
Princip: die ſtrenge Pflicht der πειθαϱχία, des unbe-
[239] dingten Gehorſams gegen jeden Vorgeſetzten. Es wa-
ren aber bei der kuͤnſtlichen Organiſation des Heers
faſt alle Spartiaten in gewiſſer Beziehung Befehls-
haber
1: denn nicht blos die Vordermaͤnner der Rei-
hen auch bei abgebrochenen Enomotieen (πϱωτοστάται),
ſondern auch die Fluͤgelmaͤnner aller Glieder (ζευγῖται)
waren Officiere 2; ja es gehoͤrten auch je zwei und
zwei durch die ganze Enomotie als Protoſtat und Epi-
ſtat zuſammen 3. Die Commando’s (παϱαγγέλσεις)
kamen ſchnell durch die Polemarchen, Lochagen u. ſ. w.
an die Enomotarchen, die ſie wie Herolde mit lauter
Stimme ausriefen 4; aber daß uͤberall nur der Be-
fehl des naͤchſten Obern gegolten, beweist der Umſtand,
daß der Ungehorſam eines Polemarchen oder Lochagen
den eines ganzen Lochos nach ſich zog 5. Die Polemar-
chen, Lochagen, Pentekoſteren, auch die Xenagen (Fuͤhrer
von Miethstruppen) 6 nahmen am Kriegsrathe Theil,
dem feierliche Opfer vorausgingen 7; die erſtgenannten
befehligten unabhaͤngig einzelne Moren und ganze
Heere 8, oder bildeten den naͤchſten Rath der Koͤnige,
unterſtuͤtzt oder vertreten, wie es ſcheint, von den
συμφοϱεῖς 9. Den Nebenfeldherrn waͤhlte ſich der Koͤ-
nig ſelbſt 10, und ſo wohl auch die andern Officiere.
[240] Die Umgebung des Koͤnigs heißt Damoſia, ſie be-
ſteht aus ſeinen Zeltgenoſſen, wozu die Polemarchen 1,
die Pythier 2, und noch drei Homoͤen 3 gehoͤren; den
Weiſſagern, Aerzten 4, Floͤtenſpielern und Freiwilligen
beim Heer 5; auch ſind dazu zu rechnen die zwei Epho-
ren, die den Koͤnig auf Auszuͤgen begleiteten 6, die
Laphyropolen, welche nebſt dieſen die Beute in Em-
pfang nahmen, die Hellanodiken, die Streitigkeiten
beim Heer entſchieden (es nannten ſich hier wie zu
Olympia die Peloponneſier vorzugsweiſe Hellenen) 7,
die Symbulen, die dem Koͤnige ſeit Agis Zeit bei-
gegeben wurden 8, der Pyrphoros, ein Aresprieſter,
der von dem Opfer, was der Koͤnig daheim dem Zeus
Agetor 9, und an der Graͤnze dem Zeus und der
Athena verrichtet, Feuer nimmt, und es beſtaͤndig waͤh-
rend des Feldzugs bewahrt, (im Treffen ſchuͤtzte den
Unbewaffneten gewoͤhnlich eine religioͤſe Scheu) 10; end-
lich waren auch die Sieger in Kranzwettkaͤmpfen in
des Koͤnigs Umgebung 11: in der That ein Gefolge,
bedeutend genug, um in einem ſo einfachen Leben den
Sproſſen des Herakles mit einem Schein von Hoheit
zu umgeben. Mit der Damoſia ſind die Dreißig
[241] um den Koͤnig nicht identiſch; denn dies waren durch-
aus Spartiaten, was wir von den Floͤtenſpielern u. ſ. w.
nicht ausſagen koͤnnen; ſie wurden dem Koͤnige beige-
geben, wenn auch das ganze uͤbrige Heer (wie bei
Aſiatiſchen Feldzuͤgen oͤfter) aus Neodamoden beſtand 1,
und waren wahrſcheinlich dem Koͤnige zugleich Leibwa-
che und Rath. So kann man ſie fuͤr die ins Kurze
zuſammengezogenen Dreihundert anſehn, die den Koͤnig
nur bei minder entfernten Heereszuͤgen begleiteten.
Dieſe Dreihundert aber waren die auserleſenſte
Schaar Sparta’s, der Stolz der Jugend, wie die
Geronten des Greiſenalters, und eben ſo ariſtokratiſch
erwaͤhlt. Die Ephoren ernannten naͤmlich drei Hippa-
greten, von denen jeder hundert junge Maͤnner mit
Angabe des Grundes ſolcher Auszeichnung waͤhlte; aus
der Zahl der Austretenden wurden die fuͤnf Agathoer-
gen genommen, die ein Jahr lang dem Staat in Sen-
dungen dienten 2.


6.


Ein aͤhnliches Corps in den Kretiſchen Staa-
ten beſtand wirklich aus Berittenen; die Spartiatiſchen
hießen Reuter und waren Hopliten 3: wovon der Grund
in der geringen Achtung des Dienſtes zu Pferde bei den
Lakonen lag. Das Land war mehr geeignet, Maͤnner
als Roſſe hervor zu bringen; und obgleich die Reichern
unter den Buͤrgern das Roß nebſt der Bewaffnung
III. 16
[242] ſtellten, ſo ſetzte man darauf doch nur Geringere und
Schwaͤchere 1. So vermochte die Reiterei Spar-
ta’s — deren Anzahl im Peloponneſiſchen Kriege auf
vierhundert, hernach auf ſechshundert ſtieg 2 — nichts
gegen die beſſer berittene und geuͤbte Boͤotiſche, die
durch bald hinten aufſitzende, bald ſchnell abſpringende
Leichtbewaffnete dem Feinde doppelt gefaͤhrlich wurde 3.
Dagegen hatte unter den andern Doriſchen Voͤlkern na-
mentlich Tarent eine zahlreiche 4 und ſehr ausgezeich-
nete leichte Reiterei 5; die Vorliebe fuͤr eine ſolche zeugt
nach Grundſaͤtzen des Alterthums eben ſo fuͤr einen un-
ſteten, verweichlichten Charakter, als der Lakoniſche
Hoplitenkampf Feſtigkeit und Ruhe der Seele bewaͤhrt.
Einen abgeſonderten Heerhaufen, bei den Lakonen 6
bildeten die Skiriten, deren im Peloponneſiſchen Krie-
ge auch an ſechshundert waren 7; ſie zogen auf dem
Marſche voran, lagen im Lager an den aͤußerſten En-
den 8, und hatten in der Schlacht den linken Fluͤgel
inne 9. Obgleich wir von ihrer Waffenart nichts er-
fahren, koͤnnen wir ſie doch kaum fuͤr eigentlich ſchwere
Armatur halten, da ſie ſchnell ihren Platz zu veraͤndern,
und zum raſchen Angriff, zum Stuͤrmen von Hoͤhen
u. dgl. geſchickt ſchienen 10; man ſtellte ſie oft auf ge-
faͤhrliche Punkte 11. Urſpruͤnglich waren ſie gewiß,
[243] was ſie hießen, Bewohner der Landſchaft Skiritis,
der aͤußerſten Lakonika’s gegen Parrhaſien 1, ihre Rechte
und Pflichten ſcheinen durch Vertraͤge beſtimmt gewe-
ſen, auch ihre Kampfart war vielleicht die Arkadiſche.
Die uͤbrigen Perioͤken ſcheinen nur an groͤßeren und
laͤngere Zeit vorbereiteten Heereszuͤgen Theil genommen
zu haben, auch waren wohl meiſt nur Auserleſene Ho-
pliten 2; das Verhaͤltniß der Zahl derſelben wie der
Neodamoden und Anderer zu den Buͤrgern Sparta’s
war durchaus ohne feſte Beſtimmung 3. Wenig klar
iſt es, auf welche Weiſe die Peloponneſiſchen Heere ſo
zahlloſe Maſſen von Leichtbewaffneten, beſonders
von Heloten, benutzten 4. Indeſſen iſt zu erwaͤgen,
daß es wohl nur im Perſerkriege bei einem allgemeinen
Aufgebote der Nation der Fall war, daß ſieben
Knechte um jeden Spartiaten waren 5; hier mochten ſie,
bei ſolcher Uebermacht der Feinde, dienen, die hintern
Glieder der langen Schlachtreihen einzunehmen und den
Druck zu verſtaͤrken; ſonſt beunruhigten ſie auch den
Feind von hinten mit Schleudern, Wurfgeſchoß und
16 *
[244] Steinen. Auch war ein großer Theil von ihnen, als
ϑεράποντες, ἐϱυκτῆρες, ὑπασπισταὶ, blos zum Dienſt
und zur Rettung der Hopliten in Gefahren beſtimmt 1;
ein anderer wohl zur Begleitung und Deckung des
Trains (στϱατὸς σκευοφορικός). Dagegen verſuchten
es die Peloponneſier der fruͤhern Zeit nie, aus Pſilen
eigene Truppenabtheilungen zu bilden, wie die Pelta-
ſten waren, die zu dem Wurfſpeer den kleinen Schild
der Thraker und Illyrier fuͤhrten 2; die Ausbildung
dieſer Gattung Truppen, namentlich durch Chabrias
und Iphikrates, brachte der Spartiatiſchen Hopliten-
taktik empfindliche Wunden bei; und die Peloponneſier
fuͤrchteten ſie lange Zeit, nach Lakoniſchem Ausdruck,
wie Knaͤblein den Popanz 3.


7.


Sparta’s Aufmerkſamkeit dagegen war faſt
allein auf die ſchwere Infanterie gerichtet; und daß
dieſe zur hoͤchſten Vollkommenheit bei ihnen ausgebildet
worden, iſt ſchwerlich zu laͤugnen. Die Bewaff-
nung
4 beſtand aus einen langen Speere 5, einem ſehr
kurzen und fuͤr den engſten Zweikampf beſtimmten
Schwerte 6, einem ehernen 7 Schilde, der den Leib
von den Schultern bis zu den Knieen deckte 8, und
auch ſonſt dem des heroiſchen Zeitalters aͤhnlicher war,
als der der uͤbrigen Griechen. Denn waͤhrend dieſe
die Kariſche Handhabe (ὀχάνη) angenommen hatten,
[245] um durch die Bewegung des hindurchgeſteckten Arms
den bedeutend kleiner gewordenen Schild zu regieren,
hing wahrſcheinlich der Spartiatiſche noch an einem
um den Nacken gelegten Riemen (τελαμὼν), und wurde
nur durch einen Ring (πόρπαξ) in der hohlen Seite
regiert, der in Friedenszeiten herausgenommen werden
konnte 1. Erſt Kleomenes der Dritte fuͤhrte in Lake-
daͤmon jene Handhaben und uͤberhaupt eine leichtre Be-
waffnung ein 2.


8.


Die Grundſaͤtze der Lakoniſchen Taktik fol-
gen ſchon aus dem oben uͤber die Enomotie und deren
Bewegungen Geſagten; die Evolution derſelben, ἐξε-
λιγμὸς, war das Hauptmittel, dem Feinde die beſten
Krieger entgegenzuſtellen 3, und davon vorzuͤglich
hoffte man den Sieg. Eine beſondere Art dieſer Evo-
lution hieß die Lakoniſche; ſie beginnt von den Enomo-
tarchen, die ſich nach der Lanzenſeite umdrehen, und
zwiſchen ihrer und der naͤchſten Reihe durchgehn; die
ganze Reihe folgt ihnen, bis ſie ſich vor dem allein
ſtehenbleibenden und ſich nur umwendenden Uragos auf-
geſtellt hat; ſo daß der ganze Phalanx dabei zugleich
um die Tiefe der Schlachtordnung gegen den im Ruͤcken
erſcheinenden Feind vorruͤckt: wovon die Makedoniſche
dadurch verſchieden iſt, daß die Bewegung vom Uragos
anfaͤngt, daher der Phalanx dabei zuruͤckgeſchoben
[246] wird, und die Kretiſche, auch Choreios genannt, da-
durch, daß Enomotarch und Uragos beide ſich bewegen,
bis ſie ihren Platz vertauſchen, daher hier der Pha-
lanx im Ganzen ſtehen bleibt 1. — Beim Angriffs-
marſche hatte der Feldherr zu beachten, daß das Heer
ſich ſtets von ſelbſt etwas mehr rechts zog als es ſollte,
indem Jeder ſeine rechte unbeſchuͤtzte Seite unter den
Schild des Nebenmannes zu bringen, und der Letzte
am rechten Fluͤgel dieſelbe vom Feinde abzuwenden
ſuchte 2; womit auch die natuͤrliche Schwaͤche dieſes
Fluͤgels zuſammenhaͤngt, die durch die vorzuͤglichſten
Truppen und durch Deckung mit Reiterei aufgewogen
werden mußte. Außerdem hatte der Feldherr — ehe
Epaminondas die Kunſt erfand, den Kampf auf die
Stelle, wo er am ſtaͤrkſten, zu concentriren, und das
uͤbrige Heer der Feinde in Unthaͤtigkeit zu erhalten, —
nur fuͤr zweierlei zu ſorgen, erſtens daß der Stoß der
Seinigen die Glieder der Feinde beſonders da wirkſam
und kraͤftig treffe, wo ſie zu durchbrechen moͤglich und
vortheilhaft ſchien, und ſeine Linie zugleich dem feind-
lichen Stoße gleichmaͤßig widerſtehe: zweitens aber
konnte er den Sieg auf dem Wege der Ueberfluͤgelung
durch Ausdehnung ſeiner Glieder ſuchen, was indeß die
Spartiaten ſelten ſelbſt unternahmen, ſondern gewoͤhn-
lich nur von feindlicher Seite zu verhindern ſuchten.
Die Hauptſache war immer, daß die Glieder feſtge-
ſchloſſen blieben bei raſchem Vordringen wie bei ſchein-
barer Flucht 3; kein Kampfmuth entſchuldigte das Ver-
laſſen derſelben.


[247]

9.


Ueberhaupt iſt es eine große Ruhe und eine
gebaͤndigte Kraft, die die Krieger Sparta’s charakte-
riſirt, denen die Berſerkerwuth (λύσσα) eines Ariſto-
demos 1 und Iſadas 2 mehr tadelnswerth als ruͤhmlich
ſchien, und die uͤberhaupt die aͤchten Hellenen von den
noͤrdlicheren Barbaren unterſcheidet, deren Tapferkeit
von jeher eine Art Rauſch und Taumel war 3. Spar-
ta’s Kampfſitten ſprechen eine hoͤchſt edle Sinnesart
aus, die alle Aeußerungen brutaler Wuth abſchneidet;
die Verfolgung der Feinde hoͤrte auf, wenn der Sieg
vollendet 4; und mit dem Zeichen zur Ruͤckkehr ſollte
jede kriegeriſche Handlung abgebrochen ſein 5; auch
war das Abziehn der Waffen, wenigſtens waͤhrend der
Schlacht, unterſagt 6; und die Spolien erſchlagener
Feinde den Goͤttern zu weihen 7, wie uͤberhaupt jede
Siegesfeier, ſchien unheilig 8: Grundſaͤtze einer althel-
leniſchen Humanitaͤt der edelſten Art. Es war der
Krieg moͤglichſt auf ein Meſſen der Kraͤfte beſchraͤnkt,
und die Schlacht, wie Mardonios bei Herodot die der
Hellenen uͤberhaupt ſchildert 9, eine Art Duell nach
Grundſaͤtzen der Waffenehre. Alte Tagſatzungen moͤgen
im Peloponnes, wie auf Euboͤa 10, den Gebrauch
der Waffen beſtimmt haben. Auch hielt Sparta mit
religioͤſer Scheu die alten Gottesfrieden wie die Olym-
piſche Ekecheirie; es feierte nicht blos die einheimiſchen
[248] Feſte gern in Ruhe 1, ſondern reſpektirte ſelbſt fremde,
wie es ſich noch Ol. 97, 2. lange durch die “heiligen
Monate” der Argeier hinhalten und taͤuſchen ließ 2.
Wenn aber der Staat, ſo lange er dieſen Grundſaͤtzen
treu blieb, fremde Krieger nicht zweck- und maaßlos
mordete, ſo ſchonte er um deſto mehr die eigenen, und
jeder maͤßige Verluſt war ihm hoͤchſt empfindlich, aber
es fielen auch im Hoplitenkampfe von der ſiegreichen
Parthei meiſtentheils ſehr wenige. Jeder weiß von
der thraͤnenloſen Schlacht, in der die Stadt keinen
Todten zu betrauern hatte 3. Man kann daher Spar-
ta nichts weniger vorwerfen, als ungeſtuͤme Kriegsluſt,
tollkuͤhnen Leichtſinn und Eroberungsſucht. Der letzten
wehrte wohl auch der Lykurgiſche Grundſatz: nicht oft
gegen dieſelben Feinde zu ziehn 4, deſſen Nichtbeach-
tung ein Vorwurf gegen Ageſilaos iſt; wie ſchwer
die Lakedaͤmonier an groͤßere Kriege gingen, iſt hin-
laͤnglich bekannt. Und doch hatte Sparta im Kampfe
auf offenem Felde bis zur Schlacht von Leuktra faſt
die Sicherheit des Sieges 5, indem das Bewußtſein der
Meiſterſchaft im Waffengebrauche zu dem Nationalge-
fuͤhl des Doriſchen Stammes hinzutrat, der uͤber Jo-
nier zu ſiegen von vornherein vertraute 6. Wie furcht-
[249] ſam griffen doch die Athener die hartbedraͤngten und
erſchoͤpften Spartiaten auf Sphakteria an; die Gefan-
genen betrachteten ſie faſt mit der Empfindung, wie
die Achaͤer bei Homer den Leichnam Hektors. — So
conſequente Anſichten mußten freilich mannigfache Mo-
dificationen zulaſſen, als Sparta in auswaͤrtigen Krie-
gen aus ſeiner Sphaͤre heraus auf einen fremdartigen
Boden verſetzt wurde; namentlich durch den Seekrieg,
der, wenn auch fruͤh von Korinth, Aegina, Korkyra
geuͤbt, doch dem Doriſchen Naturel nie zuſagte: daher
Sparta, obgleich es nach manchen ungluͤcklichen Verſu-
chen auch dafuͤr bedeutende Talente, wie Kallikratidas
und Lyſandros, erzeugte, und eine zeitlang die Flotte
ſehr bedeutend, ihr Commando ein anderes Koͤnig-
thum 1 war, doch nie eine vorzuͤgliche Neigung dafuͤr
und Virtuoſitaͤt darin erlangte. Eine eben ſo große
und aͤhnlich begruͤndete Abneigung zeigen die Spartia-
ten vor dem πυργομαχεῖν, dem Belagern feſter Orte 2
— daher ſie auch ſelbſt fruͤher keine anlegten — und vor
dem Gebrauche von Maſchinen, wodurch dem Archi-
dam, Ageſilaos Sohn, “des Mannes Kraft vernichtet”
ſchien.


10.


Wir ſchließen mit der Behauptung, mit der
wir dieſes Kapitel begannen, aber in anderer Bezie-
hung: daß kein Volk den Krieg in dem Sinne und
Maaße als Kunſt angeſehn, wie die Doriſchen Spar-
tiaten. Es war ihnen die Kriegfuͤhrung faſt weniger
ein wirkendes, auf Verderb Anderer gerichtetes Han-
deln, als ein darſtellendes; das den ſchoͤnſten Theil des
Volkes in einſtimmender und gelenker Bewegung, wie
[250] einen kraͤftigen und ebenmaͤßig ausgebildeten Koͤrper
im freudigen Bewußtſein ſeiner Staͤrke zeigen ſollte.
Auch iſt die Uebereinſtimmung, die Neuere 1 zwiſchen
den Einrichtungen des Griechiſchen Chors und Lochos
gefunden haben, nicht bloßes Spiel der Einbildung;
der große Chor iſt an Zahl eine Pentekoſtys, die in
zwei Enomotien (Hemichorien) zerfaͤllt; er zieht eben
ſo in Gliedern heran, wie der Heerhaufen, und hat
entſprechende Evolutionen 2. Beide, Tanz und Kampf,
vermittelt die Pyrrhiche, die beſonders in Sparta und
Kreta geuͤbt wurde 3: ſie war in fruͤherer Zeit weit
mehr Voruͤbung zum Kampfe, als ſpaͤter; man ſah im
Hopliten der Schlacht zugleich den gewandten Taͤnzer
der Pyrrhiche. Darauf deutet Homer, wo Aeneias
den Meriones von Kreta, ein ſo raſcher Taͤnzer er im-
mer ſei, zu erlegen hofft 4; wie die Theſſaler die Kaͤm-
pfer der erſten Reihe Vortaͤnzer nannten, und von ei-
nem guten Streiter ſagten: er hat ſchoͤn getanzt 5;
darum heißen bei demſelben Dichter πρυλέες Hopli-
ten 6 wie bei den Kretern πρύλις der Waffentanz 7,
es ſteht aber bei Homer dieſer Ausdruck an zwei Stel-
[251] len, wo Griechen und Troer die gewoͤhnliche Schlacht-
ordnung verlaſſen, und ihre Helden von den Wagen
ſteigen und ſich zu Fuß anſchaaren, alſo grade von der
Kampfweiſe, die durch die Dorier in Griechenland
herrſchend geworden iſt. — Darum ging der Schlacht
der Spartiaten ein Muſenopfer voraus 1, indem man
von dieſen Gottheiten insbeſondere Ordnung und Rhyth-
mos des Kampfes erwartete; ſo wie man zur ſelben
Zeit in Kreta und Sparta dem Eros opferte, als dem
Befeſtiger wechſelſeitiger Liebe und Scham 2. — Ueber
das ganze Leben der Spartiaten im Lager war eine
große Unbefangenheit und Heiterkeit ausgebreitet; und
weil die Stadt Sparta gewiſſermaßen immer ein La-
ger 3, war das Lagerleben von dem in der Stadt wenig
verſchieden. Die Leibesuͤbungen wurden regelmaͤßig
fortgeſetzt, und zweimal des Tages vorgenommen 4,
aber mit minderer Anſtrengung als daheim 5; uͤber-
haupt war die Diſciplin weniger ſtreng. Der Perſiſche
Spaͤher traf die Spartiaten am Abend vor der Schlacht
in den Pylen theils mit gymniſchen Kaͤmpfen, theils
ihr Haar zu ſtraͤhlen beſchaͤftigt 6, welches ſie von dem
Eintritt in das Mannesalter an lang herabwallend tru-
gen. Jeder bekraͤnzte es 7, wenn die Schaar der Au-
leten den Angriffsmarſch ſpielte; dazu ſtrahlten alle
Schilde der Reihe hell polirt 8, und miſchten ihren
[252] Glanz auf eine erhebende Weiſe mit dem dunkeln Roth
der Purpurgewaͤnder 1, die den Kaͤmpfenden zu zieren
und das Blut der Wunden zu verbergen gleich geeignet
waren; ſchoͤn und ſchauenswerth zu fallen, war eine
Aufmunterung mehr zur heldenmuͤthigſten Tapferkeit.


[253]

Viertes Buch.
Sitte und Kunſt der Dorier
.


1.


1.


Von der Betrachtung des oͤffentlichen Lebens der
Dorier wenden wir uns zu dem, ſich nicht unmittelbar
auf die Geſammtheit beziehenden, Familien- u. haͤus-
lichen
Leben, ohne dieſes indeß von jenem durch eine
ſcharfe Graͤnzlinie abſondern zu wollen, was bei dem
Doriſchen Stamme noch weniger moͤglich, als bei ir-
gend einem andern. Im Familienleben nun ſind ohne
Zweifel die perſoͤnlichen Verhaͤltniſſe wichtiger und be-
deutender, die der Ehegatten ſowohl als der Eltern
und Kinder, und minderer Aufſchluß uͤber das Innere
ſcheint von den mehr dinglichen zu erwarten, die ſonſt
den groͤßten Raum in der Diſciplin der ſog. Alterthuͤ-
mer einnahmen, z. B. Wohnung, Kleidung, Mahlzei-
ten. Indeſſen ſpricht ſich doch auch in dieſen eigen-
thuͤmlicher Geiſt oft mit uͤberraſchender Beſtimmtheit
aus; das ſchoͤne Geſetz nationaler Sitte ertheilt dem
Kleinſten ſeine Bedeutung fuͤrs Ganze, und adelt das
[254] Befriedigen des Beduͤrfniſſes durch Beziehung auf in-
neres Sein; und da ſolche Aeußerlichkeiten gerade der
Betrachtung am offenſten liegen: ſo lenkt ſich auch die
unſere am erſten darauf zu.


Die Dorier wohnten ſchlicht und einfach. Lykurg
hatte als Geſetz ausgeſprochen: in jeglichem Hauſe ſollte
die Thuͤre blos mit der Saͤge und die Decke mit dem
Beile gearbeitet ſein 1; nicht etwa allem hoͤhern Be-
triebe der Baukunſt zu wehren beabſichtigend, ſondern
damit dieſe auf ihrer allein wuͤrdige Gegenſtaͤnde, Tem-
pel und oͤffentliche Gebaͤude, beſchraͤnkt, und nicht die
Magd des Privatluxus werde. Waͤhrend unter den Achaͤern
Homers die Koͤnige nicht blos in ſehr ausgedehnten,
ſondern mitunter auch in reich geſchmuͤckten Haͤuſern
wohnten, deren Waͤnde von Erz, Silber, Gold, Bern-
ſtein und Helfenbein ſtrahlten: war alle aͤhnliche Pracht
von den Wohnungen der Enkel des Herakles entfernt.
Die Amtswohnung beider Fuͤrſten ſollte Ariſtodemos bei
der Einnahme Sparta’s gebaut haben; hier wohnte
noch Ageſilaos nach der Vaͤter Sitte, und ſeine Thuͤren
waren, nach Xenophons freilich uͤbertriebenem Aus-
drucke, noch die des urſpruͤnglichen Bau’s 2. Mit
naivem Witze fragte daher Leotychidas, der Alte, (Ol.
72.) einen Gaſtfreund von Korinth, wo der Reichthum
zeitig Luxus im Bauen angeregt, da er die Decke des
Gemachs mit vertieften Feldern geſchmuͤckt (φατνωμα-
τικὴ) ſah: Wachſen bei euch die Hoͤlzer viereckig? 3.
Uebrigens mag man ſich dieſe Haͤuſer dabei geraͤumig
und weitlaͤuftig denken; einen Hof, durch eine Mauer
[255] von der Straße abgeſondert, vor dem Hauſe 1; in
dieſem eine große Halle u. ſ. w. — Die Staͤdte
des Peloponnes im Ganzen waren unregelmaͤßig und
winklicht gebaut; dagegen bei den Joniern fruͤhzeitig
eine geradlinigte und regelmaͤßige Anlage Sitte wurde 2,
die durch Hippodamos den Mileſier ſich auch uͤber das
uͤbrige Griechenland verbreitete. Hippodamos war es
vermuthlich, der Thurioi Ol. 83, 3. voͤllig winkelrecht 3
anlegte 4, und derſelbe bauete noch in hohem Alter die
Stadt Rhodos (Ol. 93, 1.) ſo ſymmetriſch, daß ſie
nach bewunderndem Ausdruck der Alten Ein Haus
ſchien 5.


2.


Wir wiederholen aber, daß dieſe Grundſaͤtze
einfacher Sitte keineswegs der Ausbildung der wahren
Baukunſt ſchadeten. Vielmehr wiſſen wir, daß die-
ſelben Dorier zur Verherrlichung eines hoͤhern, des re-
ligioͤſen, Lebens eine Baukunſt uͤbten, die ihnen durch-
aus original war, und in der Strenge der Principe und
Sorgfalt in der Ausbildung Hand in Hand gingen.
Was hierin den erſten Punkt betrifft, daß dieſe Bau-
kunſt im eigentlichen Sinne original war, und
ſich nicht an etwas von außen Gegebenes und Ueber-
liefertes als deſſen Fortbildung anknuͤpfte: ſo machen
den Beweis davon erſt die merkwuͤrdigen Entdeckungen
der neueſten Zeit moͤglich, wodurch wir Denkmaͤler des
[256] vorgeſchichtlichen Zeitalters Griechenlands in aller ihrer
ſeltſamen Eigenthuͤmlichkeit kennen gelernt haben. Zwar
ſteht der ſog. Theſauros des Atreus, das einzige ge-
nauer bekannte Denkmal einer gewiß ſehr ausgebreite-
ten Gattung 1, jetzt nackt da; aber auch ſo zeigt es
ſich ſchon durch ſeine paraboloidiſche Conſtruktion als
ein von ſpaͤterer Helleniſcher Baukunſt eben ſo, wie
von Orientaliſcher durchaus abweichendes Bauwerk.
Nun haben neuere Reiſende dabei mehrere Stuͤcke von
Saͤulen gefunden 2, welche durch ihre combinirten For-
men wie durch den Reichthum an Schmuck zwar einer-
ſeits ſeltſam uͤberraſchen, aber doch durch den Ort, ſo
wie durch ihre von allem geſchichtlich Bekannten durch-
aus verſchiedene Beſchaffenheit, keinem Zweifel Raum
laſſen, daß ſie jenem vorgeſchichtlichen Zeitalter ange-
hoͤren. Es gehoͤren dazu eine Saͤulenbaſis aus einer
Plinthe, daruͤber Hohlkehle, dann Torus von ellipti-
ſchem Profil, geſchmuͤckt mit einer Abwechſelung hervor-
und zuruͤcktretender Felder, von denen die erſten zum
Theil die durchgehende Verzierung von ſchneckenfoͤrmi-
gen Windungen haben, dann ein Ablauf mit andern Ver-
zierungen; zweitens ein Stuͤck Saͤulenſchaft von bronze-
farbenen Marmor mit aͤhnlicher Verzierung in Feldern;
[257] drittens ein leider ſehr geringes Fragment eines Ca-
pitaͤls; weiter eine Tafel von weißem Marmor mit
einer Art muſchelfoͤrmigen Verzierung. Das Brittiſche
Muſeum bewahrt zwei Tafeln von glaͤnzend gruͤner
und dunkelrother Steinart auf, beide von dem genann-
ten Schatzhauſe genommen, die beſonders jene Schnek-
kenlinien zeigen, und ſich durch ſehr fleißige Ausfuͤh-
rung — jedoch ganz ohne mathematiſche Praͤciſion —
auszeichnen 1. Doch dies nur, um vorlaͤufig auf dieſe
merkwuͤrdigſten Fragmente uralter Griechenkunſt auf-
merkſam zu machen. Mir genuͤgen dieſe Ueberreſte,
um daraus das Gebaͤude, dem ſie angehoͤren, in ſeiner
ſeltſamen Pracht bunter Steinarten mit reichem und
mannigfaltigem Schmucke, inwendig wahrſcheinlich mit
Platten von Bronze bekleidet, als ein Denkmal der im
Geiſte noch halb barbariſchen Kunſt des aͤlteſten Grie-
chenlands aufſteigen zu ſehn.


3.


Dagegen ſtelle man nun die Einfachheit,
Schmuckloſigkeit und ruhige Groͤße der Baukunſt, die
das Alterthum mit Uebereinſtimmung die Doriſche
nannte 2. So geſichert es ſcheint, daß dieſe ſich mit
großer Conſequenz aus dem Holzbau entwickelt habe:
ſo wenig kann ich damit die Annahme eines fremden
III 17
[258] Einfluſſes, woher irgend, vereinbaren. Denn durch
einen ſolchen waͤre die ſtetige Folge der Ausbildung
verruͤckt und aufgehoben worden. Wie conſequent bil-
dete man doch die lange Flaͤche des Hauptbalkens in
Stein nach, legte daruͤber die Querbalken mit dem
Doriſchen Dreiſchlitz, deren Zwiſchenoͤffnungen
(μετόπας) man allmaͤlig mit Marmorplatten zudeckte,
und ließ das Geſims wie in der Zimmerkunſt maͤchtig
hervorſpringen. Und nachdem man vielleicht das Dach
eine Zeitlang nach allen vier Seiten hatte ſchraͤg abfal-
len laſſen: ſetzte man in Korinth zuerſt ein Giebelfeld
nach vorn und hinten, und ſchmuͤckte es mit Werken
alter Thonbildnerei 1. So entſtand der Doriſche Tem-
pel, deſſen aͤltere Muſterbilder uns in den Doriſchen
Staͤdten Korinth, Poſeidonia, Aegina und den Dori-
ſchen Kolonieen Siciliens aufbewahrt ſind.


Doch darf man keinesweges die Meinung eines der
erſten Forſcher in dieſem Fache ſo verſtehn, als wenn
der kuͤnſtleriſche Charakter dieſer Architektur ſich
aus dem Holzbau ableiten und befriedigend entwickeln
laſſe. Das iſt eben das Weſen dieſer Kunſt, daß ſie
in der Geſtalt eines Werks fuͤr das Beduͤrfniß, des Hau-
ſes, ein geiſtiges Sein auspraͤgt 2. Es iſt der Dori-
ſche Charakter, der die Doriſche Baukunſt ſchuf. Im
Doriſchen Tempel iſt die zu tragende Laſt abſichtlich
verſtaͤrkt, und dem Gebaͤlk eine ausnehmende Hoͤhe ge-
geben; aber im Verhaͤltniß ſind auch die Saͤulen un-
gemein ſtark und nahe neben einander geſtellt: woraus
uns daſſelbe Gefuͤhl entſteht, wie wenn wir einen au-
genfaͤllig ſtarken Mann eine gewaltige Laſt tragen ſehn,
und Erſtaunen uͤber die Schwere ſich mit der Freude
[259] uͤber die Sicherheit des Unternehmens miſcht. Die
ſchnelle Verjuͤngung der Saͤule (aber ohne Schwellung)
und die ſtarke Ausladung des Capitaͤls (aber ohne viel
Rundung) erhoͤhen den Eindruck von Maͤchtigkeit und
Beſtimmtheit; der Wechſel langer unverzierter Flaͤchen
mit kleineren verzierten Gliedern erweckt das Gefuͤhl
einfacher Groͤße, ohne daß ſie monoton und ermuͤdend
erſchiene; die uͤber dem Ganzen verbreitete Klarheit
wird durch den dunkeln Schatten geſteigert, der unter
dem vorſpringenden Kranzgeſims liegt; oben ſchließt die
heitere Giebelflaͤche kroͤnend das Ganze. So ſpricht
ſich in dieſer Kunſtſchoͤpfung der dem Stamme eigene
Sinn fuͤr ſtrenges Geſetz, einfaches Maaß, reine Ueber-
einſtimmung aus.


17 *
[260]

2.


1.


Wir muͤſſen es aufgeben, dieſe Betrachtungen
weiter zu verfolgen, die wir nur beilaͤufig an die Woh-
nung der Dorier knuͤpften. Was nun ferner die Klei-
dung
betrifft: ſo thut ſich auch in dieſer ein eigen-
thuͤmlicher Sinn dar; eine althelleniſche Sophroſyne,
die von Aſiatiſcher Prachtliebe ſo weit entfernt iſt, wie
von barbariſcher Schmutzigkeit; aus welcher ſich eine
große Einfachheit in der Zahl und dem Schnitte der
Gewaͤnder, zugleich aber doch auch eine gewiſſe Achtung
fuͤr den Anſtand ergiebt, der indeß nach herrſchender
Sitte keine ſehr ſorgſame und ſchaͤmige Verhuͤllung des
Koͤrpers forderte. Wie ein Dorier der erſte war, der
in den Schranken von Olympia den laͤſtigen Gurt, den
Homers Ringer mit denen des Barbarenlandes noch
gemein hatten, abwarf und nackt zum Ziele lief 1: ſo
[261] war edle und unbefangene Nacktheit, wo ſie einen
Zweck erfuͤllte, uͤberhaupt dem Doriſchen Weſen ange-
meſſen. Dies erinnert an die ſchon in der Zeit der
Attiſchen Bildung auffaͤllige Naktheit der Spartiati-
ſchen Maͤdchen, von der Spaͤtere oft ſpaßhaft ſagen:
die Spartiaten zeigen den Fremder ihre Jungfrauen
nackt 1. Was damit aber eigentlich geſagt ſei: muß
hier ausfuͤhrlicher unterſucht werden.


2.


Zuvoͤrderſt machen dieſe Worte aufmerkſam auf
den Unterſchied in der Lebensweiſe Doriſcher Ehe-
frauen
und Jungfrauen. Waͤhrend die moderne
(romantiſche) Sitte die Jungfraͤulichkeit allen Eindruͤcken
der Sinnlichkeit, die Leidenſchaft zu entzuͤnden ge-
eignet waͤren, mit zarter und aͤngſtlicher Sorgfalt zu
entziehen ſucht, und die Frau dagegen dem Verkehr
mit Maͤnnern weit freier ausſetzt: wurde nach dem
kaͤlteren Helleniſchen Sinne, der ſich am beſtimmteſten
bei den Doriern ausſpricht, gerade die Jungfrau der
Beruͤhrung des Lebens mehr blos geſtellt, als die Frau,
deren Daſein im Hauſe ſein Ziel gefunden zu haben
ſchien: daher auch nur die erſtern Muſik und Gymnaſtik
1
[262] uͤbten, die andern nichts als haͤusliche Geſchaͤfte 1.
Hieraus erklaͤrt ſich, warum zu Sparta Jungfrauen
mit offenem Angeſicht, Frauen dagegen verſchleiert er-
ſchienen 2; auch war es gewoͤhnlich, daß man jene mit
jungen Leuten uͤber die Straße gehen ſah 3 — was den
letztern ſicher nicht erlaubt war; und ſo wurden auch
in Sparta 4, in Kreta 5, in Olympia endlich Jung-
frauen zur Schau gymniſcher Agonen zugelaſſen, und
nur Frauen ausgeſchloſſen 6: alles umgekehrt in Jonien,
wo gerade die unverheiratheten Maͤdchen am meiſten
im Innern der Haͤuſer verſchloſſen lebten 7.


Dieſe verſchiedene Stellung im Leben alſo wurde
auch durch die Tracht bezeichnet, die bei den Jungfrauen
offenbar leichter und freier war; denn nur von dieſen
iſt bei dem Vorwurfe unziemlicher Nacktheit uͤberall die
Rede. Dieſem Vorwurfe liegt aber bei den Athenern ein
ſeltſames Vergeſſen urſpruͤnglicher Sitte zu Grunde:
da das Leben ihrer Frauen nach und nach voͤllig orien-
taliſirt worden war, erſchien ihnen das Aecht-Helle-
niſche zuletzt als fremdartig 8: ſo daß ſich uͤber Do-
[263] riſche Frauentracht ungefaͤhr eben ſolche Begriffe er-
zeugten, wie die Roͤmiſchen uͤber Germaniſche ſein
mochten, denen Tacitus begegnet: “die Deutſchen Frauen
tragen die Arme bis zur Schulter nackt, ſelbſt der
naͤchſte Theil der Bruſt iſt blos: deſſen ungeachter
iſt das Eheband ihnen unverletzlich.”


3.


Was nun jene Tracht betrifft: ſo ſind nach
Manſo’s und Boͤttigers Behandlung der Sache 1 nur
noch folgende Bemerkungen noͤthig. Die Alten nennen
das Haupt- oder eigentlich das einzige Kleid der Do-
riſchen Jungfrau bald Himation 2, bald Chiton: das
letztre, wie aus Vergleichung der Bildwerke erhellt, mit
Recht, das erſtre nur mißbraͤuchlich darum, weil es in
Vergleich mit dem linnenen Joniſchen Chiton ein Hi-
mation ſchien. Dies Kleid, aus wollenem Zeuge, war
gaͤnzlich aͤrmellos, und mußte uͤber beiden Schultern
durch Nadel-Spangen (πόρπας, περόνας) feſtgehalten
werden, die oft von bedeutender Groͤße waren 3, waͤh-
rend die Joniſchen Frauen die Arme in laͤngere oder
8
[264] kuͤrzere Aermel ſteckten 1. Der nackte Arm der Py-
thagoreerin Theano, deren Tracht ohne Zweifel Doriſch
war, reizte Jemanden zu ſagen: Wie ſchoͤn iſt der
Arm, worauf ſie antwortete: Aber nicht fuͤr Jeder-
mann 2. Nun war ferner dieſer Chiton nur an einer
Seite herab zuſammengenaͤht, an der andern zum Theil
offengelaſſen oder aufgeſchlitzt (σχιστὸς χιτών) 3; wahr-
ſcheinlich konnte er hier mit Nadeln 4 zu-, oder zu
freierer, gymnaſtiſcher, Bewegung losgeſteckt werden;
wobei natuͤrlich die beiden Zipfel (πτέρυγες) auseinan-
der ſchlugen, daher Ibykos Sparta’s Maͤdchen φαι-
νομηρίδας nannte 5. Dazu wurde auch das Gewand
ohne Guͤrtel getragen, ſo daß es uͤber die Waden her-
ab hing 6. — So ſieht man in der Kunſt unter andern
Nike und Iris, dieſe namentlich unter den Statuen
vom Giebelfelde des Parthenon, bei deren raſcher Be-
wegung der auseinanderſchlagende Chiton zur linken
[265] Seite Waden und Schenkel entbloͤßt; und mit demſel-
ben, nur faltenreicheren, Chiton — ſo daß die Falten
am linken Beine herab ſich ineinanderlegen — Pallas
im Coſtuͤm der vollendeten Kunſt; mit hochgeguͤrtetem
Doriſchen Chiton aber Artemis die Jaͤgerin.


Auf eine dieſer Weiſen, je nachdem dieſe oder jene
Anſtand und Thaͤtigkeit forderte, trug auch die Jung-
frau Sparta’s, meiſt ohne Himation 1, ihr einfaches
Gewand, und zeigte ſich auch in Maͤnnergeſellſchaft
ohne weitere Verhuͤllung. So gewann Periandros der
Korinthier 2 die ſchoͤne Meliſſa zu Epidauros lieb, da
er ſie Peloponneſiſch gekleidet ohne Obergewand und
blos im Chiton ſah, wie ſie den Arbeitern Wein
ſchenkte 3; ebenſo ſchaute man die Doriſchen Maͤdchen
auf ihren Uebungsplaͤtzen und im Chor tanzend 4. Die
Frauen dagegen erblickte man ſchwerlich ohne ein Ueber-
kleid, das wahrſcheinlich vom Himation der Maͤnner
nicht weſentlich verſchieden war; wie z. B. die Frau
des nach Doriſcher Weiſe lebenden Phokion, nach Plu-
tarchs Erzaͤhlung, oft im Himation ihres Mannes
ausging.


[266]

4.


Dies fuͤhrt uns auf die Maͤnnerkleidung; de-
ren Hauptſtuͤcke wir erſt im allgemeinen benennen muͤſ-
ſen, ehe wir vom Einzelnen ſprechen. Es ſind der
Chiton, ein aͤrmelleſes wollenes Hemd, allen Grie-
chen und Italern gemein, die einzige Kleidung der Kna-
ben 1, da man erſt in der Zeit der Verweichlichung in
Athen begann, auch juͤngere Knaben in Himatien ein-
zuhuͤllen 2; das Himation, bei Homer χλαῖνα ge-
nannt 3, ein viereckiges oder rundlich geſchnittenes
Stuͤck Tuch, welches gewoͤhnlich vom linken Arm aus
nach hinten unter dem rechten durchgenommen, und
mit dem Endzipfel uͤber die linke Schulter geworfen
wird 4; drittens die davon ganz verſchiedene Chla-
mys
(Θετταλικὰ πτερὰ), urſpruͤnglich Makedoniſch
und Theſſaliſch 5, ein oblonges, aber mit den beiden
untern Zipfeln ſtark hervortretendes Stuͤck Tuch, wel-
ches mit einer Spange auf der rechten Schulter be-
feſtigt wird, ſo daß es dieſen Arm frei laͤßt. Dieſes
letztere Kleid kommt in den Homeriſchen Geſaͤngen
durchaus nicht vor; Sappho 6 erwaͤhnte es unter den
Griechiſchen Dichtern zuerſt; erſt damals alſo verbrei-
tete es ſich uͤber das eigentliche Griechenland, und
zwar zunaͤchſt als Kleid der Reiter und junger Leute,
dann als Kriegermantel; ſo auch nach Sparta 7. Die
[267] aͤltern Vaſengemaͤlde zeigen indeß auch die Krieger
ſtets noch im Himation, welches gewoͤhnlich ſehr fal-
tenlos und eng an den Koͤrper angezogen erſcheint 1.


Nun ſagt Thukydides 2 von den Lakedaͤmoniern, daß
ſie zuerſt eine einfachere Tracht angenom-
men
: wobei eine dem Hiſtoriker eigenthuͤmliche Anſicht
zum Grunde liegt, als ſeien naͤmlich die linnenen, weit-
kaͤuftigen, zierlich gefaͤltelten Gewaͤnder, wie ſie in
Athen noch zur Zeit des Ariſtophanes altfraͤnkiſche Leute
trugen, die urſpruͤngliche Griechiſche Kleidung geweſen:
wogegen wir ziemlich ſicher wiſſen, daß dieſe Tracht
erſt von den Joniern Aſiens nach Athen heruͤber gekom-
men war 3, wo man ſie aber um die Zeit des Pelo-
ponneſiſchen Krieges wieder verließ, und zur leichten
althelleniſchen zuruͤckkehrte; mit Ausnahme jedoch der
Frauen, die ſich zwar ehemals auch in Athen Doriſch
getragen, aber nun die Joniſche Kleidung mit langen
Aermeln, weitem Faltenwurf, ſchleppendem Saume,
meiſt aus Linnen, beibehielten. Indeſſen hat Thuky-
dides doch darin Recht, daß die Lakonen ſich vor allen
Hellenen durch einfache und kurze Gewaͤnder auszeich-
neten; ſo war das Lakoniſche Himation 4, der Tribon 5,
von ſtarkem Tuche und geringem Umfange 6, das Spar-
[268] ta’s junge Leute 1 das ganze Jahr hindurch ohne Chi-
ton zu tragen durch die Sitte verbunden waren 2, der
auch aͤltere Maͤnner (wie die Lakonizonten Athens) ſich
oft freiwillig unterzogen.


5.


Wie im Attiſchen Leben ſchon die Art, die Ge-
waͤnder zu tragen — und in der That iſt es bewun-
dernswuͤrdig, wie mannigfache Veraͤnderungen und wie
feine Nuͤancen ſo wenige und einfache Kleidungsſtuͤcke
zuließen — die Bildung und Lebensart eines Jeglichen
anzeigte, und den Urbanen und liberal Erzogenen allein
ſchon erkennen ließ: ſo ſprach ſich auch Doriſche Zucht
und Sitte im Umwurfe der Kleidung auf eine beſtimmte
und deutliche Weiſe aus. So war es zum Beiſpiel
in Griechenland ein allgemeiner Grundſatz: die Ar-
me im Gewande zu halten, ſei Zeichen von Beſchei-
denheit (daher auch Athens Redner in aͤlterer Zeit we-
nigſtens die linke Hand nie außerhalb hatten) 3, und
dem gemaͤß ſah man die Juͤnglinge von Sparta, aͤhn-
lich den Roͤmiſchen im erſten Jahre der Civitaͤt, auf
der Straße nie anders, als beide Haͤnde im Mantel
mit geſenkten Augen ſtill vor ſich herſchreiten: wie Xe-
nophon ſagt 4, an Schweigſamkeit und Unbeweglichkeit
der Augen Bildſaͤulen gleich und ſchamhafter als Jung-
frauen im Brautgemach. Gerade ſo findet man aber
auch die Juͤnglinge Unteritaliens, zum Theil Doriſcher
Staͤdte, auf Vaſengemaͤlden ſehr haͤufig dargeſtellt,
naͤmlich die Arme unter dem Gewande um die Bruſt
geſchlagen, wodurch der ſtark vorſtehende Faltenbauſch
zunaͤchſt dem Halſe entſteht 5.


[269]

Sonſt war Gleichheit 1 und Einfachheit das hoͤchſte
Geſetz. Salbenbereiter waren von Sparta ausge-
ſchloſſen als Oelverderber, Faͤrber, weil ſie der Wolle
das ſchoͤne Weiß rauben 2. Δολερὰ μὲν τὰ ἳματα,
δολεϱὰ δὲ τὰ χρίματα iſt der Spartiatiſche Ausdruck
davon 3. — Auch in den Staͤdten, die ſchon mehr
von Doriſcher Sitte entartet waren, gab es haͤufige
und ſtrenge Verbote gegen Kleiderpracht der Frauen,
mit der weiſe berechneten Klauſel der Ausnahme der
Proſtituirten 4. Wie in Sparta der Bart als Zierde
des Mannes galt 5, und der Lippenbart als Zeichen
der Freiheit (worauf ſich das ſymboliſche Edictum der
Ephoren, den Schnurrbart zu ſcheeren, bezieht 6,) ſo
unterſagten auch zu Byzanz und Rhodos alte, aber
beſtaͤndig verletzte Geſetze das Raſiren 7. Auch das
5
[270] Tragen der Stoͤcke (doriſch σκττάλαι) war den Spar-
tiaten 1 mit den Doriern Unteritaliens gemein 2.


6.


Darum war aber das Doriſche Leben auch
hierin keineswegs der Schoͤnheit abgewandt; es war
nur eine Schoͤnheit ſtrenger und herber Art, die es er-
ſtrebte, fern von weichlicher Zierlichkeit. Der Spartiat
naͤhrte vom Alter der Epheben an 3, zum Unterſchied
von dem Unfreien und Handwerker 4, nach alter Sitte 5,
den Schmuck des Haupthaars (Σπαϱτιοχαίτης) 6,
der freilich, wenn nicht gehoͤrig geordnet, leicht
den Vorwurf des ῥυποῦν veranlaſſen konnte. Es
ſcheint, daß Maͤnner und Frauen das Haar in einen
Buſch uͤber dem Scheitel banden 7; waͤhrend es nach
[271] Joniſcher Sitte, die auch hierin den Barbaren nach-
ahmte, in kuͤnſtliche Locken gedreht, und uͤber der
Stirn mit goldenen Nadeln, die die Form von Cicaden
hatten, zuſammengeſteckt wurde 1. Auf dem Haupte
trugen die Lakonen Huͤte mit breiten Schirmen; auch
im Kriege, doch wohl nur die Leichtbewaffneten 2; wie
ſie zur Schlacht ihr Haar ordneten und ſchmuͤckten, iſt
oben bemerkt.


Daß von dieſer edlen und ſchoͤnen Einfalt die mei-
ſten Doriſchen Voͤlkerſchaften, namentlich in den Kolo-
nieen, abgefallen waren, bedarf keines Beweiſes; Rho-
diſche Pracht war ſpruͤchwoͤrtlich; nichts weichlicher als
das durchſichtige und nachſchleppende Tarantinidion 3;
auch die von Dionyſios uͤberſandten Sikeliſchen Ge-
waͤnder wies Lyſandros (oder Archidam) als ſeinen
Toͤchtern unanſtaͤndig ab 4.


Zum aͤußern Kult des Koͤrpers gehoͤren die Baͤder,
in deren Betreff wir bemerken, daß die Lakoniſche
Sitte nur zweierlei zuließ, die kalten taͤglichen im Eu-
[272] rotas, die auch zur Diaͤt des Koͤnigs Ageſilaos gehoͤr-
ten 1, und von Zeit zu Zeit trockene Schwitzbaͤder 2;
dagegen die Verweichlichung des Koͤrpers durch warme
oder laue ſtreng verſchmaͤht wurde 3.


[273]

3.


1.


Was nun weiter Nahrung und Mahlzeit
angeht: ſo heben wir hier nur das beſonders hervor,
was einem hiſtoriſchen Schluſſe oder einer ethiſchen
Betrachtung Raum giebt, da wir denſelben Gegenſtand
vom Standpunkte der oͤffentlichen Haushaltung ſchon
oben ins Auge gefaßt haben. Zuvoͤrderſt iſt auch hie-
bei das Feſthalten der Dorier an althelleniſchem Her-
kommen ſichtbar, gleich in der Sitte des Zuſammen-
ſpeiſens, der Syſſitien. Denn dieſe fanden ehemals
nicht blos bei den Doriern ſtatt, unter denen ſie außer
auf Kreta und zu Sparta auch in Megara noch in
Theognis Zeit beſtanden 1 (zu Korinth hob ſie mit der
alten Erziehung Periandros auf, als der Ariſtokratie
guͤnſtig) 2: ſondern ſie waren urſpruͤnglich auch bei
den Oenotrern 3 und den dieſen verwandten Arkadern,
III. 18
[274] namentlich in Phigalia, nationale Sitte 1; und unter
den Homeriſchen Achaͤern ſpeiſten wenigſtens die Anak-
ten gemeinſam und auf Koſten der Gemeinde, wovon
die Mahle der Prytanen in Athen, Rhodos und ſonſt
abzuleiten ſein moͤchten. Namentlich haben die Gemein-
mahle Sparta’s mit den Homeriſchen δαῖτες auch in
manchen Einzelheiten große Aehnlichkeit 2, nur daß
dort gewiſſermaßen alle Spartiaten als Anakten gal-
ten. — Darin war man indeß in dieſer Stadt von
der alten Sitte abgegangen, daß man ſchon zu Alk-
mans Zeit zu Tiſche lag, (wenn auch auf harten Baͤn-
ken ohne Kiſſen (in robore) 3, denn erſt unter Areus
und Akrotatos fing man an, ſich auch zu den oͤffentli-
chen Mahlzeiten auf weiche und koͤſtliche Pfuͤhle zu la-
gern 4:) waͤhrend die Dorier auf Kreta fortwaͤhrend
ſaßen5, wie die Helden Homers und die fruͤhern
Roͤmer nach alteuropaͤiſchem Herkommen, das bei den
uͤbrigen Griechen durch die von den Joniern heruͤber-
gekommene Sitte des Orients gaͤnzlich verdraͤngt wor-
den war.


2.


Was aber die Speiſen ſelbſt betrifft, ſo
mochte ſich auch darin in Sparta Manches aus altem
Gebrauch erhalten haben, Anderes der Nation von An-
fang an eigenthuͤmlich geweſen ſein. Sparta’s Koͤ-
che waren, wie oben bemerkt, erblich 6, und hatten
[275] ſonach keinen Anlaß, in ganmkitzelnder Speiſebereitung
zu wetteifern; ſie kochten die ſchwarze Suppe, wie ihre
Uraͤltervaͤter. Auch war Compoſition verſchiedener Sub-
ſtanzen dadurch noch erſchwert, daß die Faͤcher der Koch-
kunſt geſondert waren, die Fleiſchkoͤche nur Fleiſch be-
reiten durften u. ſ. w. 1. Die Baͤcker, auch ein eige-
nes Geſchlecht, buken im Ganzen nichts als Gerſten-
graupe (ἄλφιτα) 2; Waizenbrodte kamen bei den
Gemeinmahlen nur beim Nachtiſch als Spende freige-
biger Tiſchgenoſſen vor 3; uͤberhaupt war dieſe Getrei-
deart in Griechenland urſpruͤnglich ſelten, und verbrei-
tete ſich beſonders von Sicilien aus 4, in welchem
Lande man aber auch eine beſondere Art Doriſcher Wai-
zenbrodte hatte, aus groͤberm Mehle als ſonſt gewoͤhn-
lich 5. Uebrigens war die ſogenannte ſchwarze Suppe
(μέλας ζωμὸς) bei den Pheiditien die hauptſaͤchlichſte
Fleiſchſpeiſe 6 (die genauern Beſtimmungen unterwor-
fen war als die uͤbrigen) 7, außerdem gekochtes Schwein-
fleiſch 8; Gefluͤgel u. Wild gewaͤhrten beſonders die Nach-
mahle, Rinder-, Schwein-, Ziegenbraten die Opfer,
18*
[276] die im Gange der Pheiditien eine Ausnahme machten 1.
— Die Art und Weiſe des Trinkens war wiederum
die althelleniſche, die auch, ſo viel ich finde, bei Ho-
mer allein vorkommt. Es ſtand naͤmlich vor jedem
Tiſchgenoſſen ſein Becher, der ihm von dem Mund-
ſchenken immer mit gemiſchtem Weine vollgegoſſen wur-
de, wenn er daraus getrunken; dagegen wurde nie in
der Reihe herumgetrunken, und Niemand trank dem
Andern zu: alles eigentlich Lydiſche und durch die Jo-
nier heruͤbergekommene Sitten 2. Bis zur Trunkenheit
zu trinken, war in Sparta wie in Kreta geſetzlich ver-
boten 3; nur Greiſen uͤber ſechzig Jahre wurde nach
Hauſe geleuchtet 4.


3.


Aber ein noch ſchoͤnerer Zug als Nuͤchternheit
iſt die freundliche Gemeinſchaft der Doriſchen Mahle,
begruͤndet durch die Geſchloſſenheit der Tiſchgeſellſchaf-
ten (ἑταιϱία in Kreta) 5, welche nur durch einſtimmi-
ge freie Wahl (durch Ballottement) neue Mitglieder zu-
ließen 6. Ob dabei Verwandtſchaft Anſpruͤche zum
[277] Eintritt gab, iſt ungewiß; die Syſſitien, als Abtheilun-
gen des Staats, waren allerdings auf Geſchlechterver-
bindung gegruͤndet 1, hier iſt aber von kleineren Genoſſen-
ſchaften in denſelben, von etwa funfzehn Maͤnnern, die
Rede. Eine ſolche Genoſſenſchaft war ein kleiner Staat in
ſich 2, ariſtokratiſch organiſirt 3; nur ſtoͤrte kein Vorrecht
die Gleichheit der Lebensart. Noch feſtergezogen aber
wurde jenes Band freundlicher Gemeinſchaft durch den
beſtaͤndigen Berkehr des Gebens und Nehmens, der zu
dem kaͤrglichen Hauptmahle den ſchmackhaftern Nach-
tiſch (ἐπάικλον), den aber Niemand kaufen durfte,
hinzulieferte 4: wovon die κοπὶς zu unterſcheiden, ein
Opfermahl, das ein Einzelner bei beſtimmten Gelegen-
heiten gab, und dazu von Freunden, wen er wollte,
beſonders aber die Koͤnige einlud 5. Dagegen iſt der
Begriff der Pheiditien als einer kargen, unfrohen und
truͤbſeligen Mahlzeit erſt durch den Gegenſatz ſpaͤteren
[278] Luxus entſtanden; urſpruͤnglich war gerade das Mahl
zu freier Gemuͤthserheiterung beſtimmt. Das Geſpraͤch
bezog ſich zwar viel auf das gemeine Weſen 1, aber
heiteres Lachen und munterer Scherz war nicht aus-
geſchloſſen 2, eine allgemeine Vertraulichkeit oͤffnete
Jedem den Mund, und Geſang gehoͤrte nothwendig
dazu, wie Alkman 3 ſagt:


Beim Mahle und Bechergelag’ im Kreiſ’ frohzechender Tafel-

genoſſen

Geziemt anſtimmen den Paͤan.

Auch die Benennung der “Sparmahle”, φειδίτια, war
nicht alt, und kam den Spartiaten wohl von außen;
ehemals hießen ſie hier wie in Kreta ἀνδρεῖα oder
Maͤnnermahle 4. Denn die Maͤnner waren es nur,
welche an ihnen Antheil hatten; die Juͤnglinge und
Knaben aßen in ihren Agelen, nur die Kleinern wur-
den mitgenommen, ſie ſaßen in Kreta wie in Sparta
auf niedrigen Schemeln am Sitze des Vaters, und
bekamen dort halbe Portion ohne alles Gewuͤrz (ἀβαμ-
βάκευστα) 5. Die Frauen hatten an den Syſſitien
der Maͤnner keinen Antheil; ſie aßen zu Sparta, wie
in Kreta, wenigſtens in der Regel, im Hauſe 6; hier
[279] beſorgte indeß eine Frau das Auftragen der Speiſen
fuͤr die Maͤnner 1. Charakteriſtiſch fuͤr Kreta iſt die
große Gaſtlichkeit; neben zwei Tiſchen fuͤr Buͤrger
ſtand ſtets eine Fremdentafel; und wenn ſich zwei
Staͤdte eng befreundeten, erhielten ihre Buͤrger das
Recht, wechſelſeitig ihre Andreia zu beſuchen 2.


4.


Dieſe Nuͤchternheit und Einfachheit, wie ſie
Kreta und Sparta am laͤngſten bewahrten, erkannten
die Alten uͤbrigens als allgemein-doriſche Lebensweiſe
an, und nannten eine einfache Speiſenbereitung eine
Doriſche 3: obgleich freilich viele Staaten dieſes Stam-
mes, wie Taras, Syrakus 4, Akragas 5, von der al-
ten Sophroſyne voͤllig abgefallen waren, und von den
Banden ſtrenger Sitte geloͤst, ſich nun um deſto zuͤ-
gelloſer aller Schwelgerei hingegeben hatten 6.


6


[280]

4.


1.


Wir kommen weiter zu den perſoͤnlichen Ver-
haͤltniſſen des haͤuslichen Lebens, und zwar zuerſt be-
nen zwiſchen Mann und Frau; wobei wir ſo-
gleich der Anſicht widerſprechen muͤſſen, als habe der
Doriſche Stamm, namentlich zu Sparta, das Haus
uͤberhaupt wenig geachtet, und dem Staate gaͤnz-
lich aufgeopfert. Allein der Lakoniſche Grundſatz war
im Gegentheil: die Hofthuͤre 1 ſei einem Jeden die
Graͤnze ſeiner Freiheit 2; außerhalb herrſche der
Staat, innerhalb der Hausherr als Fuͤrſt auf eignem
Grund’ und Boden 3; und das Familienleben hatte,
bei aller Colliſion mit dem oͤffentlichen, doch immer
noch mehr Geſchloſſenheit und Innigkeit wie in Athen.
Dabei tritt aber in dieſen Verhaͤltniſſen eine uͤber al-
ler Geſetzgebung ſtehende nationale Sitte in einer
Ganzheit, Energie und Keckheit hervor, die wir in ih-
ren Hauptzuͤgen, den Nachrichten der Alten auf der
Spur folgend, darzuſtellen verſuchen wollen.


[281]

Wie die Dorier Juͤnglingen und Jungfrauen, nach der
Weiſe des Occidents, aber den ſpaͤtern Anſichten der Grie-
chen zuwider 1, einen freien Umgang im Oeffentlichen
geſtatteten, und namentlich bei Feſten und Choͤren bei-
de Geſchlechter viel zuſammenbrachten 2 — daher auch
in dem Kretiſchen Chor bei Homer Juͤnglinge und
Maͤdchen, ſich bei den Haͤnden haltend, einen gemein-
ſamen Reigen auffuͤhren 3 — daruͤber iſt oben einiges
bemerkt worden. Vorzuͤglich lebten die Juͤnglinge in
Sparta vor den Augen der Jungfrauen, und wie ſie
ihren Spott zu fuͤrchten hatten, ſo war von ihnen ge-
prieſen und beſungen zu werden, der ſchoͤnſte Preis
edler Handlungen 4. Dadurch war in Sparta die
Moͤglichkeit gegeben, daß Zuneigung und Liebe, wenn
auch eben keine romantiſche, das Herz des Mannes
ergriff; waͤhrend von Athen, ſo viel ich mich erinnere,
niemals berichtet wird, daß ein Mann eine Freigebor-
ne geliebt und aus heftiger Neigung geheirathet: da-
gegen von Sparta in einer einzigen Erzaͤhlung Hero-
dots 5 zwei Beiſpiele von Liebesgeſchichten vorkommen.
Wie manche Gelegenheit mochten dazu Feſte, wie die
Hyakinthien geben, an denen man Sparta’s Toͤchter
mitten in der Menge, auf ſogenannten Kanathren, ei-
genthuͤmlich geſchmuͤckten Wagen, deren ſie ſich auch
[282] bei der Pompa zum Tempel der Helena in Therapne
bedienten, umherfahren und Wettrennen halten ſah 1.
So war uͤberhaupt die Schoͤnheit der Frauen, der
ſchoͤnſten Griechenlands 2, in Sparta weit mehr als
irgendwo, Gegenſtand allgemeiner Bewunderung, unter
einem Volke das fuͤr Wohlgeſtalt uͤberall ein ſehr re-
ges Gefuͤhl und eine beſondre Achtung hatte 3.


2.


Zur Ehe aber gehoͤrte als Einleitung und
Vorbereitung in Sparta Zweierlei, erſtens die Verlo-
bung von Seiten des Vaters 4, und zweitens der
Raub der Jungfrau. Was von dieſem angegeben
wird, war offenbar eine alte nationale Sitte, deren
Grund in der Anſicht zu liegen ſcheint, daß das Weib
Freiheit und Jungfraͤulichkeit nicht hingeben, ſondern
nur durch Gewalt an das ſtaͤrkere Geſchlecht verlieren
koͤnne. Sie heiratheten durch Raub, ſagt Plutarch.
Die aus dem Chor der Maͤdchen oder ſonſt woher Ent-
fuͤhrte brachte der Juͤngling zur Nympheutria, die
ihr das Haupthaar kurz abſchor, und ſie in maͤnnli-
chem Gewand und Schuhen, ohne Licht, ſich auf ein
Binſenlager legen hieß, bis der Braͤutigam vom Phei-
dition kam, die Braut nach dem Lager trug und ihr
den Guͤrtel loͤste 5. Und ſo genoſſen beide eine gerau-
[283] me Zeit lang dieſes Umganges blos verſtohlner Weiſe,
ehe der Mann die Frau und oft ſchon Mutter in ſein
Haus fuͤhrte. Aehnlich muß die Sitte der Kreter ge-
weſen ſein, nach der Angabe, daß alle jungen Leute, die
zuſammen aus der Agele heraustraten, auch zugleich
heiratheten, aber ihre Frauen erſt einige Zeit ſpaͤter in
ihr Haus fuͤhrten 1. Die Kinder aber, welche vor der
Heimfuͤhrung erzeugt waren, hießen wahrſcheinlich
Παρθενίαι 2; gewoͤhnlich ſtanden ſie wohl den im Hau-
ſe gebornen gleich, aber beſondre Umſtaͤnde ſcheinen es
im erſten Meſſeniſchen Kriege unmoͤglich gemacht zu
haben, ſie mit Kleren zu verſorgen 3; ſo wurden ſie
die Gruͤnder von Tarent 4.


3.


Die Zeit der Ehe ſetzte die althelleniſche, oc-
cidentaliſche, Sitte ſpaͤter an, als die nachmalige orien-
taliſirte. Jener getreu erlaubte auch die Geſetzgebung
Spartas nicht, zarte und unausgebildete Maͤdchen zur
Ehe zu nehmen; es mußten reife Jungfrauen auf dem
5
[284] hoͤchſten Punkte der Jugendkraft ſein 1 (ἀνϑεστηϱιά-
δες in Rhodos genannt) 2; und fuͤr die Maͤnner wur-
den wohl die Jahre um dreißig fuͤr die paſſendſten er-
achtet, wie von Heſiodos 3, Platon 4 und ſelbſt noch
Ariſtoteles. Wer indeß zu ſpaͤt heirathete, gegen den
fand oͤffentliche Anklage ſtatt (ὀψιγαμίου), wie glei-
cherweiſe gegen ſolche, die unpaſſende Ehen eingegan-
gen waren (κακογαμίου), und die unverheirathet Ge-
bliebnen (ἀγαμίου) 5. Es iſt bekannt, wie ſehr dieſe
Geſetze als Eingriffe in die Rechte des Einzelnen, ja
als Entheiligung der Ehe geſcholten worden ſind; weil
man, was aus ſeiner Wurzel voͤllig naturgemaͤß her-
vorgegangen war, von grundverſchiednen Prineipien zu
beurtheilen unternahm. Auch in Solons Geſetzgebung
noch war die Ehe unter Aufſicht des Staates geſtellt,
und man hatte in Athen, wenn auch nur als Antiqui-
taͤt, eine γϱαφὴ ἀγαμίου 6. Es iſt indeß allerdings
wahr, daß die Ehe, beſonders in Sparta, in einer ge-
wiſſen natuͤrlichen Nacktheit gefaßt, und uͤber die
Hauptabſicht derſelben keinerlei Schleier gezogen wur-
de. So ſoll Leonidas, nach Thermopylaͤ geſandt, ſei-
ner Frauen Gorgo als Vermaͤchtniß hinterlaſſen ha-
ben: Heirathet Edle und gebaͤrt Edles 7; und als
[285] Akrotatos im Kriege gegen Pyrrhos kuͤhne Thaten ge-
than, begleiteten ihn die Frauen durch die Stadt und
der Aeltern Einige riefen ihm nach: Gehe, Akrotatos,
und freue dich der Chelidonis, und zeuge Sparta
wackre Soͤhne 1. — Hieran reiht ſich die Thatſache,
daß Lykurg in allerlei Faͤllen 2, von denen wir die be-
kannt gewordenen oben nahmhaft gemacht haben 3,
die ehelichen Pflichten auf einen andern zu uͤbertragen,
nicht blos geſtattete, ſondern anrieth: aber durchaus
nur immer ſo, daß einem nach Anſicht des Stammes
hoͤheren Zwecke, der Erhaltung der Familie, die Hei-
ligkeit des Ehebundes fuͤr eine gewiſſe Zeit aufgeopfert
wurde. Daß Herkommen und Sitte die Faͤlle genau
beſtimmten, und Willkuͤhr und Leidenſchaft dabei keines-
wegs freies Spiel hatten, geht ſchon aus der ſonſt be-
zeugten Seltenheit des Ehebruchs zu Sparta hervor 4;
aber jener Zweck rechtfertigte ſelbſt den Koͤnig Anaxan-
dridas, da er gegen alle Sitte des Volks mit zwei
Frauen lebte — ohne Zweifel in abgeſonderten Haͤu-
ſern 5. Auslaͤnderinnen zu ehlichen, war gewiß allen
Spartiaten unterſagt, aber den Herakliden insbeſon-
[286] dre durch eine eigne Rhetra 1; im Gegenſatz des Her-
kommens in andern Griechiſchen Staͤdten, namentlich
Athen, deſſen Dynaſten in fruͤhern Zeiten haͤufig aus
dem Auslande heiratheten, wie Megakles, Miltiades
u. Aa.


4.


Was nun weiter das haͤusliche Verhaͤltniß der
Frau zum Manne bei den Doriern betrifft: ſo war auch
dies im Allgemeinen das altoccidentaliſche, welches im
Homer als den Griechen allgemein erſcheint, und in
Rom bis auf ſpaͤtere Zeiten beſtand, nur daß bei den
Doriern das Eigenthuͤmliche deſſelben beſonders ſcharf
ausgeſprochen iſt: es bildet dagegen einen ſtrengen
Gegenſatz mit dem Joniſch-Attiſchen, in welchem die
althelleniſche Sitte faſt ganz durch die orientaliſche
verdraͤngt worden war 2. Denn bei den Joniern
Aſiens theilte die Frau, wie Herodot berichtet 3, mit
dem Manne zwar Bett, aber nicht Tiſch, ſie durfte
ihn nicht mit ſeinem Namen, ſondern nur „Herr“
nennen, und lebte im Innern des Hauſes verſchloſſen:
und darnach hatte ſich im weſentlichen das Verhaͤlt-
niß auch bei den Athenern geſtaltet. Unter den Do-
riern Spartas dagegen wurde die Frau, (obgleich eben-
falls im Innern des Hauſes waltend, wie, alle uͤber-
treibenden Schilderungen zu widerlegen, die Spartia-
[287] tiſche Benennung der Frau: μεσοδόμα 1, allein ſchon
beweist), von ihrem Manne mit dem Namen: Herrin,
δέσποινα, geehrt 2, mit einer nordhelleniſchen Galan-
terie, die darum auch den Theſſalern national war 3;
auch war der Ausdruck weder Ironie noch bedeutungs-
los. Ja ſo fremdartig daͤuchte den Griechen in einer
Zeit, als die Attiſche Bildung den Sinn fuͤr die un-
befangene Betrachtung nationaler Sitte verdunkelt hat-
te, das Anſehn, deſſen die Lakoniſchen Frauen genoſ-
ſen, und der Einfluß, den ſie als Hausfrauen und
Familienmuͤtter uͤbten, daß ſchon Ariſtoteles meinte 4:
die Frauen unter das Geſetz zu baͤndigen, daran ſei
Lykurgs Verſtand und Ueberlegung geſcheitert, und er
habe es aufgeben muͤſſen, ihre Lebensweiſe gleich der
der Maͤnner zu regeln und zu beſchraͤnken; auch ſchalt
man oͤfter die Spartiaten als unter dem Joche und
in der Knechtſchaft ihrer Frauen 5. Und deſſenunge-
achtet konnte Alkman, ſonſt ein großer Verehrer Lake-
daͤmoniſcher Frauenſchoͤnheit, ſagen:


[288]
Viel ziemt reden dem Mann, doch der Frau ſich an Allem

zu freuen. 1.

Wenn aber derſelbe Ariſtoteles Spartas Frauen vor-
wirft, daß ſie dem Vaterlande in Zeiten der Noth und
Bedraͤngniß nie weſentlich genuͤtzt: ſo verlangt er einer-
ſeits von ihnen, was auch in Sparta ganz außer ih-
rer Beſtimmung lag; andrerſeits hat ihn noch die nach-
folgende Zeit genugſam widerlegt, die letzten Tage La-
kedaͤmons, welche Frauentugend mit wunderbarem
Glanze erhellte 2. Im Ganzen hatte ſich indeß doch
auch den Athenern, ſo wenig ſie ihre eignen Frauen
achteten, unwillkuͤhrlich eine Ehrfurcht vor Spar-
ta’s Heroinen, wie vor einer Gorgo, Leonidas Ge-
mahlin, einer Lampito, Leutychidas Tochter, Archida-
mos Frau und Agis Mutter 3, eingepraͤgt, die ſelbſt
durch Ariſtophanes kecke Scherze bisweilen hindurchblickt.


5.


Wie aus dieſer Stellung des weiblichen Ge-
ſchlechts zu dem maͤnnlichen bei den Doriern eine
ganz andre Anſicht, als die zu Athen herrſchende, von
der den Frauen zutraͤglichen Bildung hervorging, iſt
zum Theil ſchon angedeutet worden, und wird weiter
unten an mehrern Stellen noch hervorgehoben werden.
Im allgemeinen gilt die Bemerkung, daß, wenn bei
den Joniern die Frauen faſt nur als leibliche Weſen
betrachtet wurden, als Maͤgde naͤmlich und Beiſchlaͤfe-
rinnen, und die Aeoler dagegen ihrer Senſibilitaͤt eine
hoͤhere Entwickelung geſtatteten, von der die erotiſchen
Dichterinnen von Lesbos zeugen 4, doch die Dorier faſt
[289] allein, in Sparta wie in Unteritalien, auch die hoͤhern
Vermoͤgen des Geiſtes, des νοῦς, bei den Frauen fuͤr
bildungsfaͤhig achteten. — Kaum bedarf es aber einer
beſondern Bemerkung, daß, wenn wir die eben darge-
legte Anſicht, von des Weibes Recht und Pflicht, als
dem ganzen Stamme national anſehen, wir mancher-
lei Ab- und Entartung in verſchiednen Staͤdten, be-
ſonders durch Fremdenverkehr und Luxus bewirkt, zu-
geben. Namentlich hat in Korinth das wahrſchein-
lich Aſiatiſche Hierodulen-Inſtitut, beim Tempel der
Aphrodite, auf die Sitten einen ſehr nachtheiligen Ein-
fluß geaͤußert, und dieſe Stadt zur aͤlteſten Hetaͤren-
Heimath in Griechenland gemacht 1.


6.


Wir kommen zunaͤchſt zu denjenigen perſoͤnli-
chen Verhaͤltniſſen, die ſich aus der Verſchiedenheit des
Alters ergeben. Dieſe gehn beſonders nach Doriſchen
Grundſaͤtzen, wornach alle Aelteren im Staate alle
Juͤngern erziehen 2, in der Erziehung auf. Ehe
4
III. 19
[290] wir indeß von dieſer handeln, ſtellen wir die. Betrach-
tung eines Verhaͤltniſſes voran, welches einerſeits fuͤr
die Erziehung von ungemeiner Wichtigkeit iſt, aber
andrerſeits zugleich eine gewiſſe Verwandtſchaft mit
dem eben behandelten zeigt: wir meinen das der Kna-
benliebe
nach altdoriſchen, in der Kretiſchen und
Lykurgiſchen Geſetzordnung am ſicherſten zu erkennen-
den, Grundſaͤtzen. Wir werden erſtens das Faktiſche
moͤglichſt beſtimmt und charakteriſtiſch aufſtellen, ehe
wir uns eine allgemeine Anſicht zu faſſen erlauben;
eine ethiſche Kritik ſcheint gar nicht hieher zu gehoͤren.


In Sparta hieß der Liebende εἰςπνήλας 1 und
das Lieben von ſeiner Seite εἰςπνεῖν 2 oder Einhau-
chen, welches ohne Zweifel einen von dem Liebenden
auf den Geliebten uͤbergehenden Affekt und eine da-
durch hervorgebrachte Seelenſtimmung im Letztern an-
zeigt, ganz entſprechend der Benennung des Geliebten:
ἀΐτας 3, Hoͤrer, die den geiſtig Empfangenden aus-
druͤckt. Nun ſcheint es im Ganzen Regel geweſen zu
ſein, daß jedweder tadelloſe Knabe ſeinen Liebhaber
hatte 4, und umgekehrt war jeder edelerzogne Mann durch
2
[291] das Herkommen verpflichtet, um einen Geliebten zu
werben 1. Einzelne Beiſpiele ſolcher Verbindung
geben mehrere Koͤnigsſoͤhne: Ageſilaos war, als er
noch in der Agele, ἀΐτας des Lyſandros 2, und hatte
ſpaͤter ſelbſt wieder einen ἀΐτας 3; ſein Sohn Archi-
damos liebte Sphodrias Sohn, den edlen Kleonymos 4;
Kleomenes der Dritte war als Prinz Geliebter des
Xenares 5, und ſpaͤter Liebhaber des kuͤhnen Pan-
teus 6. Derjenige, von dem die Knuͤpfung der Ver-
bindung ausging, war faſt immer der Eispnele; doch
mußte der Knabe ihn dazu annehmen, nach innrer
Neigung, denn Ruͤckſicht auf Reichthum wurde fuͤr ſehr
ſchmachvoll geachtet 7: bisweilen kam es vor, daß Kna-
ben freiwillig Maͤnner baten, ihre Eispnelen zu werden 8.
Ein Wetteifern und Nebenbuhlen fand von keiner Sei-
te ſtatt 9. Der Nexus ſelbſt war einerſeits ſehr innig
und vertraut, und andrerſeits im oͤffentlichen Leben an-
erkannt und hervortretend. Der Mann vertrat den
Knaben in der Volksverſammlung, wenn die Verwand-
ten es nicht thaten 10; er hatte ihn gewoͤhnlich auch in
der Schlacht in der Naͤhe, und oft zeigte ſich hier An-
haͤnglichkeit und Treue bis zum Tode 11: daheim war
ihm der Knabe und all ſein Thun den ganzen Tag
vor Augen, und er ihm hinwiederum Muſter und Vor-
4
19*
[292] bild des Lebens und Handelns 1; wodurch es begreif-
lich wird, wie fuͤr manche Vergehungen, namentlich
fuͤr Mangel an Ehrliebe, der Eispnele geſtraft werden
konnte anſtatt des Aitas 2.


7.


Noch charakteriſtiſcher hatte ſich die alte Na-
tionalſitte in Kreta ausgebildet, daher dieſe Inſel
auch von Manchen als die Mutter der Knabenliebe be-
trachtet wurde 3. Auch hier entbehrte ein wohlgebil-
deter Knabe nicht ohne einen gewiſſen Schimpf eines
Liebenden 4; eben deswegen hieß der Geliebte κλεινὸς,
der Belobte 5; der Liebende einfach φιλήτωρ. Wie
innig aber das Verhaͤltniß, geht daraus hervor, daß
es in manchen Stuͤcken Nachbildung des ehelichen.
Wie die Braͤute in Lakedaͤmon, ſo wurden hier die
Knaben geraubt6. Der Raub wurde, wenigſtens
drei Tage vorher, den Blutsfreunden des Knaben an-
gekuͤndigt, die ihn indeß ganz unbeſorgt die gewohnten
Wege gehen ließen, und auch beim Raube nur ſchein-
bar widerſtanden: ausgenommen, wenn der Raubende
an Geſchlecht oder perſoͤnlicher Eigenſchaft des Knaben
unwuͤrdig ſchien. Dieſer fuͤhrte ihn nun zunaͤchſt nach
ſeinem Andreion, und dann mit den zufaͤllig zuſam-
mengekommnen Begleitern in das Gebirg oder auf ſein
Landgut. Hier behielt er ihn zwei Monate — laͤnger
war nicht erlaubt — bei ſich, welche Zeit meiſt unter
gemeinſchaftlichen Jagden verging. Nach Verlauf der-
[293] ſelben entließ er ihn, und gab ihm zum Abſchiede,
nach dem Herkommen, ein Rind, ein Kriegskleid, einen
ehernen Becher, und Andres mehr freiwillig: oft tru-
gen alle Freunde des Raubenden zu dieſen Geſchenken
bei 1. Der Knabe opferte ſodann den Stier dem
Zeus, und gab den Begleitern ein Mahl: darauf that
er kund, wie ihm die Begegnung des Philetor gefal-
len; jede Schmach oder Unbill hatte er gerichtlich zu
raͤchen voͤllige Freiheit. Je nachdem er ſich beſtimmt,
dauert das Verhaͤltniß zu Jenem fort oder nicht. In
jenem Falle traͤgt dann der Waffenfreund (παραστα-
ϑεὶς), denn ſo heißt er alsdann, das geſchenkte Kriegs-
kleid; und kaͤmpft in der Schlacht neben dem Lieben-
den, von Ares und Eros mit doppeltem Kampfmuthe
entzuͤndet, wie die Kreter meinten 2: der erſte Platz
und Rang im Laufe und gewiſſe Abzeichen der Tracht
bezeichnen ihn noch im Mannesalter als Kleinos.


So feſte Inſtitute, wie dieſe, hatten ſich zwar nir-
gends anders ausgebildet, aber die zum Grunde lie-
gende. Gefuͤhlsrichtung war allen Doriern gemein. Die
Liebe des Korinthiſchen Bakchiaden und Geſetzgebers
von Theben, Philolaos, und des Olympioniken Diokles
dauerte bis zum Tode, und noch ihre Graͤber waren
einander freundlich zugekehrt 3: ein andrer Diokles
war es, der in Megara als edles Beiſpiel der Selbſt-
aufopferung fuͤr den Geliebten geehrt wurde; die ſchoͤn-
ſten Knaben kuͤßten auf ſeinem Grabe — der urſpruͤng-
lichen Idee nach gewiß den treuen Liebhaber 4; wie
[294] Panteus die Lippen ſeines ſterbenden Freundes Kleo-
menes ſelbſt ſterbend mit einem Kuſſe ſchloß.


8.


Es iſt klar, daß eine ſolche das ganze Leben
durchdringende Sitte kaum aus irgend einer einzelnen
Ueberlegung hervorgegangen ſein kann: ſie muß auf
einer dem Volksſtamme von Anfang an natuͤrlichen
Empfindung beruhn. Dieſe lebhafte Zuneigung von
Maͤnnern zu Knaben, dies innige Anſchließen, das jene
zu zweiten Vaͤtern dieſer macht, muß tiefer wurzeln
als auf einem einzelnen Inſtitute. — Daß nun dieſe
Empfindung nicht blos geiſtig, daß ſie auch ſinnlich
war, ein Gefallen an aͤußerer Schoͤnheit und Bluͤthe,
an gymnaſtiſcher Bildung 1, an der Jugend in vollem
Begriffe, war durchaus nothwendig in einer koͤrperli-
ches und geiſtiges Daſein noch wenig zu trennen ge-
wohnten Zeit. Aber eine ganz andre Frage iſt, ob
dieſe in Kreta und Sparta allgemeine, von den Edel-
ſten gepflegte, von den Geſetzgebern auf alle Weiſe un-
terſtuͤtzte, in die Jugendbildung ſo tief eingreifende
Knabenliebe — das mit demſelben Namen benannte La-
ſter geweſen ſei.


Man bedenke wohl, was es heißt, dieſe Frage mit
Ariſtoteles zu bejahen, der ſogar die Abſicht des Ge-
ſetzgebers — uͤbermaͤßiger Bevoͤlkerung zu ſteuern —
darin erblickt 2. So ſchnoͤde Suͤnde, nicht einzeln in
4
[295] ſcheuem Dunkel geuͤbt, ſondern als allgemeine Natio-
nalſitte, und das in dem geſuͤndeſten, kraͤftigſten Stam-
me Helleniſcher Nation, ein Jahrtauſend hindurch, waͤ-
re eine ſchaudervolle Billigung der Unnatur durch die
Natur. Wir wollen dieſer phyſiſchen Unmoͤglichkeit
kaum erſt die moraliſche, fortdauernder Sophroſyne bei
ſo vergifteter Sitte, hinzufuͤgen — aus Vertrauen auf die
Vernunft jedes Beurtheilers.


Koͤnnen wir ſonach nicht annehmen, daß die alte
Nationalſitte des Doriſchen Stammes ein ſo unreines
Verhaͤltniß als zur Erziehung des Knaben nothwendig
geſetzt habe — und doch muͤßten wir dies, wenn wir
die verſchiednen Begriffe der Knabenliebe fuͤr von je-
her verbunden und zuſammengehoͤrig hielten: ſo wer-
den wir auf das direkt entgegengeſetzte Ergebniß ge-
fuͤhrt. Naͤmlich: wenn die alten Hellenen, als dieſe
Kretiſch-Spartiatiſche Knabenliebe ſich bildete, auf
keine Knabenſchaͤnderei hinauswollten: ſo mußte letztre
uͤberhaupt nicht in ihrem ethiſchen Gefichtskreis liegen,
ihnen wenigſtens keiner Verwechſlung mit der erſtern
ausgeſetzt ſcheinen, weil ſie dieſe ſonſt unmoͤglich mit
ſolcher Argloſigkeit, Unſchuld, Unbefangenheit geſtaltet
und ausgebildet haͤtten. Sehr paſſend hat Welcker 1
darauf aufmerkſam gemacht, daß bei einfachen, altvaͤ-
terlichen Voͤlkern beſchraͤnkten Geſichtskreiſes auch ſonſt
die Sitte manche Freiheiten einraͤumt, die bei entar-
teten und unruhig bewegten die Strenge des Geſetzes
unterſagen muß. Und mehr beſtaͤrkt in der That als
irre gemacht werden wir in dieſer Vorſtellung durch
Ciceros Ausſage, daß die Lakedaͤmonier den Liebenden
2
[296] in die groͤßte Naͤhe des Geliebten brachten, und ihm
jedes Zeichen der Zuneigung erlaubten praeter stu-
prum
1; denn wenn auch allerdings dieſe Naͤhe in
der Zeit des Sittenverderbs hoͤchſt gefaͤhrlich ſein moch-
te: ſo beweist ſie doch fuͤr die aͤltern Zeiten das Ge-
gentheil. Daß dieſes stuprum ſelbſt die Lakedaͤmonier
ſehr hart ſtraften, mit Landesverweiſung oder Tod,
wiſſen wir ſonſt 2.


9.


So kommen wir zu dem Reſultate, daß dies
eigenthuͤmliche Verhaͤltniß ſich bei den nordhelleniſchen
Voͤlkerſchaften durchaus unbefangen und edel gebildet
hatte, ehe Knabenſchaͤnderei, wahrſcheinlich von Lydien
her, in Griechenland bekannt geworden war. Und nur
ſo, wenn wir ein Doppeltes, von Grund aus Ver-
ſchiednes, annehmen, welches in der Griechiſchen Kna-
benliebe zuſammengefloſſen, iſt uͤberhaupt die geſammte
Anſicht und Betrachtungsweiſe derſelben auch in der
Zeit der Attiſchen Bildung erklaͤrlich, in der immer
ein reines und edles Element mit einem unreinen und
niedern auf ſeltſame Weiſe vereinigt erſcheint. Merk-
wuͤrdig iſt es, daß die alten Achaͤer, deren Leben wir
in Homers Geſaͤngen erblicken, offenbar dies Verhaͤlt-
niß nicht kannten, da Achilleus und Patroklos Freund-
[297] ſchaft in den beſtimmteren Zuͤgen damit wenig Ver-
wandtſchaft zeigt, obgleich in der Waffenbruͤderſchaft
aͤlterer und juͤngerer Heroen bei fernen Abentheuern 1
die Anfaͤnge davon gegeben ſein mochten 2. Zuerſt hat
man wohl dem Herakles, als dem Doriſchen Helden,
ſolche Lieblinge, wie Theiomenes, Elakatos, Hylas, bei-
gegeben, zum Theil ſchon in ſehr fruͤher Zeit 3. —
Es konnte aber dieſe Verbindung ihre voͤllige Bedeu-
tung nur im Doriſchen Staate haben, wo die Bildung
der Jugend zum großen Theil der Familie entzogen,
und einem weiteren Kreiſe und einer mannigfaltigeren
Beruͤhrung hingegeben iſt: hier war ſie im geſammten
Leben ſo tief gewurzelt, daß ſie auch auf das weibliche
Geſchlecht uͤberging. Denn auch edle und wohlerzogne
Frauen liebten Jungfrauen 4, wobei kein geſunder
Sinn an Hetaͤriſtrien denken wird: im Gegentheil hat
Welcker dieſe Nachricht fuͤr die Wuͤrdigung des Ver-
[298] haͤltniſſes der Lesbiſchen Dichterfrauen zu benutzen voͤl-
liges Recht gehabt 1.


[299]

5.


1.


Die Erziehung der Jugend (νεολαία) 1 in
den altdoriſchen Staaten Sparta und Kreta war, wie
man auch ſonſt daruͤber urtheilen moͤge, ein ſehr kunſt-
reicher Organismus, worauf ſchon die große Anzahl
verſchiedner Claſſen von Knaben und Juͤnglingen fuͤhrt,
deren Erwaͤhnung uns zugekommen iſt. Denn da die
Sonderung derſelben gewiß nicht zwecklos war, ſo iſt
vorauszuſetzen, daß jede von ihnen irgendworin auf
eine andre Weiſe behandelt wurde, und eine andre
Stufe der geiſtigen oder koͤrperlichen Ausbildung war.


Ob ein neugebornes Kind leben bleiben ſollte, oder
all zu ſchwaͤchlich ſei, entſchied bekanntlich in Lakedaͤ-
mon
der Staat, das heißt ein Rath der Aelteſten des
Geſchlechts in einer Leſche verſammelt 2, nach einer
um nichts barbariſcheren Sitte, als die der uͤbrigen
alten Welt war, welche dem Vater die freie Entſchei-
dung daruͤber anheimſtellte. So zeigt ſich ſchon hierin
der große Einfluß des Gemeinweſens auf die Erzie-
[300] hung aller Individuen, von dem man indeß nicht glau-
ben muß, daß er jede Verbindung zwiſchen Eltern und
Kindern aufgelaͤst und die innigſten Bande der Natur
zerriſſen habe. Behielten doch, nach dem Zeugniſſe
zahlreicher Anekdoten, ſelbſt Sparta’s Muͤtter eine gei-
ſtige Gewalt uͤber die ſchon erwachſenen Soͤhne, von
der man ſonſt in Griechenland nichts vernimmt. Age-
ſilaos ſeinen Kleinen auf dem Stecken vorreitend 1, iſt
ein Bild aus der Erziehung der juͤngern Knaben 2,
welche bis zum ſiebenten Jahre ganz dem Hauſe an-
vertraut war 3; dann erſt begann die oͤffentliche, die
eigentliche ἀγωγή 4. Dieſe genoſſen eigentlich nur die
Soͤhne der Spartiaten (πολιτικοὶ παῖδες) 5, und die
von dieſen zur Theilnahme erleſnen Mothaken; zum
Theil auch die Halbbuͤrtigen 6; es mag darin man-
cherlei Abſtufungen gegeben haben. Es war aber zum
Begriff eines freien Buͤrgers die Erziehung das Haupt-
erforderniß 7; wer ſich ihr entzog 8, verzichtete auf
[301] einen Theil ſeiner Rechte: davon ausgenommen war
nur der naͤchſte Thronerbe 1; waͤhrend die juͤngern
Soͤhne der Koͤnige in den Agelen erzogen wurden; zwei
der edelſten Fuͤrſten Sparta’s, Leonidas und Ageſilaos,
haben als Knaben die Zuchtruthe der Aufſeher gefuͤhlt.


2.


Vom zwoͤlften Jahre an 2 wurde die Zucht der
Knaben in vieler Hinſicht veraͤndert und geſchaͤrft.
Knaben gegen funfzehn oder ſechzehn Jahre hießen σι-
δεῦναι 3, allgemeinere Namen ſind, von κόϱος abge-
leitet, κωϱαλίσκοι 4, κυϱσανίοι 5, σκύρϧακες, σκυρ-
ϧάκια 6. Mit dem achtzehnten Jahre trat der Juͤng-
ling aus den Knaben heraus; im zweiten darauf hieß
er Eiren, vorher Melleiren 7, nachher Proteires 8.
Auf dem Uebergange von dem Epheben zum Mannes-
8
[302] alter ſtehend, hießen die jungen Spartiaten Sphaͤreis 1,
vermuthlich weil dann das Ballſpiel ihre Hauptuͤbung,
das die Lakonen mit großem Eifer und zwar ordent-
lich als einen Kampf feindlicher Partheien trieben 2.
Sonſt trifft auch die Ausſendung zur Kryptie in die
Jahre vor zwanzig 3, wenn ſie, wie ich glaube, dem
regelmaͤßigen Kriegsdienſte vorausging, wie zu Athen
der Dienſt der περίπολοι. Uebrigens blieben die
Juͤnglinge, obgleich ſie nun ſchon die Gemeinmahle der
Maͤnner beſuchten 4, fortwaͤhrend in den Abtheilungen,
die Agelen oder Lakoniſch βοῦαι 5 hießen, und in klei-
nere, Ilen genannt 6, zerfielen. Der letztere Name
bezeichnet auch einen Trupp Reiterei7, und weist, wie
mehrere andre 8, darauf hin, daß ehemals wenigſtens
Reituͤbungen die Jugend auch in Sparta vorzugsweiſe
beſchaͤftigten. In dieſen Abtheilungen waren hiernach
die verſchiedenen Alter zuſammen; aus den Irenen
wurden die Anfuͤhrer derſelben genommen 9, die eine
große Gewalt uͤber die Kleineren uͤbten, fuͤr deren Ge-
brauch ſie indeß wieder jedem aͤltern Manne 10, be-
fonders dem Paͤdonomos, einem Magiſtrate von un-
gemeinem Anſehn 11, verantwortlich waren. Dieſem
[303] zur Seite ſtanden die aus den juͤngern Maͤnnern er-
waͤhlten Maſtigophoren 1, die Buagoi oder Aufſeher
der Buaͤ 2, außerdem gab es beſondre Sophroniſten
der Epheben 3. Faſt auf dieſelbe Weiſe waren auch
die Maͤdchen und Jungfrauen (κῶϱαι 4, πῶπαι 5,
πάλλακες 6.) zu ſolchen Genoſſenſchaften verbunden;
bei Theokrit, im Brautgeſange der Helena, theilen vier-
mal ſechzig Jungfrauen von gleichem Alter die taͤgli-
chen Leibesuͤbungen und Spiele 7; und in der Dori-
ſchen Zeit von Kroton fuͤhrte, nach Timaͤos 8, Pytha-
goras Tochter als Jungfrau die Jungfrauen, als Frau
die Frauen an.


3.


In Kreta hießen die Knaben, ſo lange ſie
im Hauſe des Vaters blieben, im Dunkel lebende,
σκότιοι 9, und weil ſie keiner Agele angehoͤrten, ἀπά-
γελοι 10. Sie gingen dieſe Zeit uͤber in die Syſſitien
ihrer Vaͤter, wo ſie am Boden zuſammenſaßen; nach
den Syſſitien hielten ſie ſich, unter eignen Paͤdonomen,
in Genoſſenſchaften zuſammen 11. In die Agelen tra-
ten ſie erſt, wie berichtet wird, mit dem ſiebzehnten
Jahre 12, ſo daß alſo hier die Erziehung der Familie
[304] bei weitem laͤnger uͤberlaſſen war, als in Sparta.
Sie blieben in den Agelen bis zur Verheirathung, alſo
auch noch in maͤnnlichen Jahren, daher in dem erhalt-
nen Buͤndniſſe der Latier und Olontier beſtimmt wird,
daß auch die Agelen daſſelbe beſchwoͤren ſollen 1.
Daraus aber, daß dieſe Schaaren von Juͤnglingen be-
ſonders von einem der reichſten und angeſehenſten un-
ter ihnen zuſammengebracht wurden, deſſen Vater
dann der Agele als ἀγελάτης vorſtand, ſie zur Jagd
und zum Laufe fuͤhrte, und Strafrecht uͤber ſie aus-
uͤbte 2, erſieht man, daß in Kreta den einzelnen Fa-
milien noch mehr Einfluß, wie auf die Regierung 3,
ſo auch auf die Erziehung geſtattet, und eine weniger
feſte und gleichmaͤßige Ordnung eingefuͤhrt war als zu
Sparta. Das weiter vorgeruͤckte Alter gab man in
Kreta nach der Zeit des Beſuchs der maͤnnlichen Gy-
mnaſien an, die daſelbſt δϱόμοι hießen4; wer ſich zehn
Jahre unter den Maͤnnern geuͤbt, hieß δεκάδρομος 5,
ἀπόδρομος der Juͤngling, der noch nicht in dieſen rang
und lief 6. — Von andern Doriſchen Staͤdten fehlen
uns die Nachrichten; nur wiſſen wir, daß in Kyrene
die einzelnen Verbindungen der Epheben von der Zahl
die Dreihundert, τϱιακάτιοι, genannt wurden 7.


[305]

4.


Soviel von der aͤußern Anordnung und Form
der Erziehung. Die Erziehung ſelbſt iſt nun theils
leiblich, theils geiſtig, obgleich auch dieſe Trennung
nicht zu ſtreng gefaßt werden darf, ſintemal jede Ue-
bung des Koͤrpers doch auch zugleich eine des Geiſtes,
wenigſtens der Beharrlichkeit, Ausdauer, Seelenkraft,
iſt. Indeß haben fuͤr jene die Griechen den allgemei-
nen Ausdruck Gymnaſtik, fuͤr dieſe Muſik. Daß die
Dorier vor allen Hellenen der Gymnaſtik oblagen,
iſt bekannt 1; auch ſchon bemerkt, daß die γυμναστι-
κὴ im eigentlichen Sinne zuerſt bei Kretern und Spar-
tiaten aufkam, und den letztern namentlich iſt oͤfter
vorgeworfen worden, daß ſie darin das Maaß uͤber-
ſchritten haͤtten 2. Indeſſen lag dieſe Maaßloſigkeit,
wenn ſie ſpaͤter ſtattfand, gar nicht in den Maximen
und Ideen der Dorier, die hierin, wie in allem andern,
auch dem eifrigſten Beſtreben ſeine Graͤnze zu ſetzen
und ſeinen Zuͤgel anzulegen wußten; von der Spar-
tiatiſchen Erziehung bemerkt Ariſtoteles ſelbſt, daß ſie
nicht darauf ausgehe Athleten zu bilden, die das Auf-
treten in gymnaſtiſchen Kaͤmpfen als Geſchaͤft des
ganzen Lebens betrieben 3: und wie ſicher man hier,
III. 20
[306] was der edlen und ſchoͤnen Ausbildung des Koͤrpers
fromme, von dem jenſeits gelegnen unterſchied, zeigt
inſonderheit das gaͤnzliche Verbot der roheren Uebun-
gen, des Fauſtkampfs und Pankrations 1. Als Grund
deſſelben wird angegeben, daß nur in dieſen ein aus-
druͤckliches Geſtaͤndniß des Beſiegten, das Aufheben
der Hand, zur Beendigung des Kampfes gehoͤrte, und
Lykurg ein ſolches ſeinen Spartiaten nicht habe geſtat-
ten wollen; der wahre liegt in jener Grundanſicht.
Auf der andern Seite war eben ſo den Hoplomachen,
die ſich oͤffentlich in geſchickter Behandlung der Waffen
zeigten, Lakonika verſchloſſen 2 — obgleich die Kolonie
Kyrene die Hoplomachie von ihrem Geſetzgeber Demo-
nax aus dem Arkadiſchen Mantinea 3 angenommen
hatte 4 — wahrſcheinlich weil das Geſchaͤft der Waf-
fenfuͤhrung zu ernſt ſchien, um zur Oſtentation und zum
Spiele zu dienen.


5.


Dem Doriſchen Stamme iſt dagegen wahr-
ſcheinlich, wie uͤberhaupt die Ausbildung gymniſcher
Agonen zu großen Nationalfeſten, ſo beſonders die Ein-
fuͤhrung der Kraͤnze an die Stelle andrer Preiſe zu-
zuſchreiben. Denn Homers gymniſche Kaͤmpfer haben
noch die Ausſicht reellerer Belohnungen, aber es war
ganz der Stufe althelleniſcher Humanitaͤt, auf der wir
3
[307] ſchon in vielen andern Ruͤckſichten die Dorier ſtehend
gefunden, angemeſſen, die Darſtellung leiblicher Voll-
kommenheit, einer ſo ſchoͤnen Gabe der Goͤtter, von
aller Richtung auf Gewinn, von allem Banauſiſchen,
voͤllig zu reinigen. Zu Olympia war es, wo der erſte
Kranz gegeben wurde; es erhielt ihn, in der ſiebenten
Olympiade, ein Dorier Daikles der Meſſenier 1. Wie
die Gymnaſtik in den verſchiednen Doriſchen Staaten
geuͤbt worden ſei, laͤßt ſich in manchen Stuͤcken aus
den erhaltnen zahlreichen Namen von Olympioniken,
Pythioniken u. ſ. w. abnehmen, einige Schluͤſſe erge-
ben ſich bald aus dem Durchmuſtern der Cataloge
Corſini’s. Daß die Spartiaten nie im Fauſikampf,
nie im Pankration aufgetreten, bewaͤhrt ſich auch durch
dieſe 2, und ihre Grundſaͤtze wurden in den Olympi-
ſchen Agonen, auf die ſie den groͤßten Einfluß hatten,
auch in ſo fern allgemein anerkannt, daß Knaben
im Pankration zu kaͤmpfen, erſt in den ſpaͤteſten Zei-
ten erlaubt wurde 3. Dagegen kamen von Sparta
ungemein viele Sieger im Lauf, beſonders zwiſchen
Olymp. 20. und 50., außerdem zahlreiche Pentathlen
und Ringer; unter jenen iſt Philombrotos (Ol. 26 —
28.), unter dieſen ſind Hippoſthenes (Ol. 37 — 43.)
und ſein Sohn Hetoemokles durch die große Anzahl
Olympiſcher Kraͤnze ausgezeichnet; auch die erſten Sie-
ger in beiden Kaͤmpfen waren Lakedaͤmonier. Vor
Olymp. 9. nennen die Eleiſchen Kataloge beſonders
Meſſenier als Sieger im Lauf: von Olymp. 49. an
20*
[308] herrſchen Krotoniaten im Stadion, unter denen
Tiſikrates und Aſtylos den ganzen Zeitraum von 71
bis 75. einnehmen. Zur felben Zeit ſiegte drei mal
zu Pytho der windſchnelle Phayllos, der auch in dem
Wettkampf allſeitiger Gewandtheit, dem Pentathlon,
aber darin wieder beſonders im Sprunge 1, das
Wunder ſeiner Zeit war — zugleich ein Kriegsheld und
Athlet. Zu gleicher Zeit beſtand in Kroton eine Schu-
le von Ringern, deren Krone und Bluͤthe Milon war,
der, von Olymp. 62. an, faſt in jedem der vier Haupt-
ſpiele oͤfter geſiegt als irgend ein Hellene. Es war
aber ganz dieſelbe Zeit, da die Philoſophie des Pytha-
goras die oͤffentlichen Angelegenheiten von Kroton lei-
tete und die Sitten richtete, und in der Kroton durch
ſeine Krieger und Athleten ganz Hellas uͤberglaͤnzte 2;
Milon ſelbſt, die Fabel der Nachwelt, war zugleich Weiſer
und Held. Als ſei hier die ſinnliche Natur der geiſti-
gen Kraft dienſtbar und folgſam geworden, war da-
mals Geſundheit und Kraft in Kroton einheimiſch; der
Olympionike Philippos, ein Freund des Spartiaten
Dorieus, galt als der ſchoͤnſte der Hellenen 3. Aber
die Eroberung von Sybaris, die Zerſtoͤrung des Bun-
des, die Annahme der Achaͤiſchen Verfaſſung endlich
machten bald dieſem Leben, in welchem das Ideale
real geworden zu ſein ſchien, ein Ende, und mit Olymp.
75. verliert Kroton, ohne bedeutende aͤußerliche Ver-
aͤnderung, dieſe Kraft des innern Lebens. — Wenn
uͤbrigens die Athleten dieſer Stadt in der Wahl der
Uebungen den Grundſaͤtzen Sparta’s folgten, ſo war
das Umgekehrte der Fall unter den Rhodiern, nament-
[309] lich unter der Familie des Diagoras, aus der mehr
als ſechs Fauſtkaͤmpfer, die erſten ihrer Zeit, Maͤnner
gigantiſcher Koͤrperkraft, hervorgingen 1. Sehr vielſei-
tig waren die Aegineten, die von Olymp. 45. bis zum
Untergange des Staates zahlloſe Siege im Lauf,
Ringkampf und Pankration davontrugen, und ſich be-
ſonders als Knaben auszeichneten 2. Weniger thaten
ſich die entfernteren Coloniſten, in Sicilien und Libyen,
in gymniſchen Kaͤmpfen hervor; und mehr Ruhm er-
warteten die letztern von ihren ausgezeichneten Roſſen
und Wagen 3, wie jene von der Maulthierzucht 4.
Die Kreter, obgleich beſonders im Dolichos ausgezeich-
net, kaͤmpften, wie Pindar ſagt und auch dieſe Cata-
loge beſtaͤtigen, wie Haͤhne im Bezirk des eignen Ho-
fes 5. — Eigenthuͤmlichkeiten der Doriſchen Voͤlker-
ſchaften in der Behandlung der einzelnen Uebungen
anzugeben, waͤre erſt dann moͤglich, wenn die Weiſen
(σχήματα) des antiken Turnens, insbeſondre des
Ringkampfs, genauer ausgemittelt und veranſchaulicht
waͤren, als bis jetzt geſchehen 6.


6.


In Sparta aber achtete man fuͤr die koͤrper-
liche Erziehung alle Leibesuͤbungen in den Gymnaſien
[310] faſt fuͤr minder wichtig als eine andre Claſſe derſel-
ben, die den Koͤrper durch Muͤhſeeligkeiten und Stra-
pazen zu ſtaͤhlen und ſtaͤrken beabſichtigte. Der Knabe
mußte Hitze und Froſt — und beides bot die Natur
in dem engen Thale von Sparta im Uebermaaß dar 1
— er mußte Hunger, Durſt und allerlei Noth ertra-
gen lernen. Darin uͤbten die haͤufigen Jagden im Ge-
birge, die in Kreta auch ſchon der Knabe mit dem
Liebenden 2, ſo wie in den Agelen mit dem Age-
laten 3, unternahm; darin das Herumſtreifen in den
abgelegenſten Gegenden des weiten Lakonikas, bei
voͤlliger Entbehrung aller fremden Hilfe und Dienſte,
bei dem der Juͤngling Sparta’s zum Manne heran-
reifte 4. Ein Analogon dieſer Kryptie war fuͤr die
Knaben die Zeit, in der ſie ſich ihre taͤgliche Nahrung
durch Stehlen gewinnen mußten; denn auch dieſe war
auf eine beſtimmte Epoche in der Erziehung der Soͤhne
der Homoͤen 5 beſchraͤnkt. Man hat ſich von dieſer
eigenthuͤmlichen Sitte gewiß meiſt eine ſehr einſeitige
Vorſtellung gemacht, eine hervorſpringende Singulari-
taͤt herausnehmend aus einem innerlich verbundnen
Ganzen, und an dieſer eine Critik uͤbend, die entwe-
der den Geiſt der nationalen Sitte uͤberhaupt treffen
ſollte oder gar nichts. Nach einzelnen Andeutungen
verhielt ſich die Sache ſo 6: Die Knaben wurden auf
eine beſtimmte Zeit aus der Stadt und der Gemein-
[311] ſchaft mit Menſchen uͤberhaupt ausgeſtoßen, in der ſie
unſtaͤt in Wald und Feld umherzogen; dabei mußten
ſie ſich ihren Unterhalt aus den Haͤuſern und Hoͤfen,
in denen ſie jetzt als gaͤnzlich fremd angeſehn wurden,
durch allerlei ſchlaue Anſchlaͤge und Liſten muͤhſam und
kuͤmmerlich zuſammen rauben, den gelegnen Zeitpunkt
oft ganze Naͤchte hindurch ablauernd, und dabei immer
der Gefahr Schlaͤge zu bekommen ausgeſetzt. Zur
Beurtheilung dieſer Sitte iſt, wenn man unbefangen
verfahren will, kein andrer Geſichtspunkt zu faſſen,
als den unſer Zuſammenhang ſchon angiebt; die Ver-
haͤltniſſe des Beſitzes ſollten einen Anlaß mehr zur
Staͤrkung und Uebung des Muthes und der Liſt her-
geben, dadurch daß ſie in einem kleinen Kriege von
einer Seite feſtgehalten, von der andern angegriffen
wurden; die Verletzung des Eigenthums dabei erſchien
als unbedeutend unter einem Volke, das auf Mein und
Dein uͤberhaupt ſo wenig Gewicht legte, und die nach-
theilige Nachwirkung auf die Sitte wurde noch uͤber-
dies gehoben durch die genaue Beſtimmung Deſſen,
was geraubt werden durfte 1, welches ungefaͤhr das-
ſelbe war, was jeder Spartiat, wenn er deſſen auf
der Jagd bedurfte, aus den Vorraͤthen eines Andern
zu nehmen befugt war. Dies war im Ganzen die
Idee, welche der Sitte fortwaͤhrenden Beſtand gab;
hiſtoriſch hervorgegangen aber moͤchte ſie ſein aus
dem alten Bergleben der Dorier am Oeta und Olym-
pos in beſchraͤnkter und gedranger Lage, und in be-
ſtaͤndigem Kampfe mit den gluͤcklichern Beſitzern der
[312] fruchtbaren Ebne; als Ueberreſt und Erinnerung des-
ſelben iſt ſie im Contraſte mit dem auf breiter Baſis
aufgerichteten, unabhaͤngigen und ſorgloſen Daſein der
Dorier in ſpaͤterer Zeit ſtehn geblieben; ſo daß man,
was die geſammte Nation in ihrer fruͤhern Jugend
ſtaͤhlte und erkraͤftigte, nun auch zur Erziehung der
Individuen deſſelben Alters geeignet fand. — Von
dem Triumphe Spartiatiſcher Abhaͤrtung, der Durch-
peitſchung am Altar der Orthia, iſt oben ſchon ge-
zeigt, wle dazu durch eine merkwuͤrdige Umbildung in
aͤchthelleniſchem Geiſte die duͤſtern Forderungen eines
blutigen Cultus benutzt worden waren 1.


7.


Noch ſind als etwas Charakteriſtiſches die
gymnaſtiſchen Kriegsſpiele hervorzuheben, die unter al-
len Griechen den Kretern und Spartiaten eigenthuͤm-
lich waren. Bei dieſen lieferten ſich die Epheben,
nach einem Opfer fuͤr Enyalios im Phoͤbaͤon zu The-
rapne, auf einer von Graͤben gebildeten Inſel, bei dem
Plataniſtas genannten Garten, eine foͤrmliche Schlacht,
nur ohne Waffen, bei der ſie alle Kraͤfte und Mittel
zum Siege aufboten 2; auf Kreta unternahmen die
[313] Knaben eines Syſſitions gegen das andre, die Juͤng-
linge einer Agele gegen die andre, haͤufige Luſtkaͤmpfe,
die dem Anſchein nach wirklichen Schlachten noch mehr
glichen. Floͤte und Lyra leiteten den Schritt, und au-
ßer den Faͤuſten wurden auch hoͤlzerne und eiſerne
Waffen gebraucht 1. So wurde hier allerdings die
Gymnaſtik in eine naͤhere Beziehung mit dem Kriege
gebracht, als im uͤbrigen Hellas; indeß wuͤrde man
ſehr irren, wenn man deshalb nun, im Kriege die
Oberhand zu behalten, als den Zweck aller koͤrperli-
chen Erziehung bei den alten Doriern faſſen wollte.
Denn iſt nicht der Sieg im Kriege ſelbſt nur wieder
ein Mittel zur Darſtellung eines in freier Kraft und
geſunder Schoͤnheit vollendeten Lebens? Ein ſolches
Ideal, nicht allgemein und unbeſtimmt, ſondern in
deutlichen und unverwiſchten Zuͤgen aufgefaßt, wird
jeder Unbefangne aus dem bisher Zuſammengeſtellten
entnehmen; wie es erreicht wurde, moͤgen wir wenig-
ſtens in Hinſicht auf das Aeußerliche daran erkennen,
daß die Spartiaten, wie die Krotoniaten um Olymp.
60., die geſuͤndeſten der Hellenen waren 2, und die
ſchoͤnſten Maͤnner nicht minder als Frauen unter ihnen
gefunden wurden 3.


2


[314]

8.


Das weibliche Geſchlecht theilte auch hierin
die Erziehung des maͤnnlichen, doch, wie oben ſchon
bemerkt wurde, nur die Jungfrauen. Sie hatten ihre
beſondern Gymnaſien 1, und uͤbten ſich, nackt oder
leichtbekleidet, im Lauf, Ringen, Diskos und Speer-
wurf 2. Daß Juͤnglinge oder Maͤnner dabei zuge-
ſchaut, iſt nichts weniger als wahrſcheinlich, da
in den Gymnaſien Lakedaͤmons uͤberhaupt muͤßiges Zu-
ſchaun und Herumſtehn nicht gelitten ward, ſondern
der Grundſatz galt: entweder ziehe dich aus, oder fort
mit dir 3. Aber gemeinſame Kaͤmpfe beider Geſchlech-
ter ſind undenkbar. Wie die Eleiſchen Maͤdchen in
den Heraͤen, ſo zeigten in Sparta die eilf Dionyſia-
den an einem Dionyſiſchen Agon die errungene Mei-
ſterſchaft im Laufen.


Der geſammten Gymnaſtik des Staats ſtanden in
Sparta Magiſtrate von hoͤchſtem Anſehn, die Bidiaͤer,
vor; auch hielten die Ephoren alle zehn Tage eine all-
gemeine Schau der Knaben in Bezug auf ihre von der
Diaͤt abhaͤngende Wohlgeſtalt, εὐεξία, wenn dem Zeug-
niſſe des Agatharchides ein ſo allgemeiner Sinn bei-
gelegt werden darf 4.


3


[315]

Was ſeit dem erſten Kapitel dieſes Buches ab-
gehandelt iſt, betrifft im Ganzen die Lebensweiſe und
Sitte, die δίαιτα Δωϱική. Wir kommen nun zu dem
zweiten Haupttheile der Erziehung, der Muſik, in
welcher eigentlich alle nationale Geiſtesbildung inbe-
griffen iſt, wenn man das Erlernen der Schrift aus-
nimmt, das in Sparta nicht einmal durchweg ſtatt
fand 1. Auch war es eben nichts Weſentliches bei ei-
nem Volke, das, wie in Kreta, Geſetze, Hymnen und
Enkomien — alſo das Recht, die Religion und Ge-
ſchichte — in den muſiſchen Schulen ſingen lernte 2.


[316]

6.


1.


Indem wir nun von der Ausbildung der Mu-
ſik
bei den Doriſchen Voͤlkerſchaften zu reden im Be-
griffe ſtehn, wird unſre Aufmerkſamkeit, ehe ſie ſich auf
einzelne Thatſachen und Erſcheinungen richten kann,
gleich von der allgemeineren in Anſpruch genommen:
daß eine von den Tonarten (ἁρμονίαι), wodurch
das Helleniſche Alterthum die verſchiedne Anordnung
der in den Tongeſchlechtern (γένη) gegebnen Intervalle
nach den Saiten des Tetrachords, verbunden mit ver-
ſchiedner Hoͤhe und Tiefe des ganzen Syſtems, bezeich-
nete, von Alters her die Doriſche genannt wurde 1,
und daß dieſe Doriſche Tonart mit der Phrygiſchen
und Lydiſchen lange Zeit allein unter den Muſikern
Griechenlands in Gebrauch war: die einzige alſo, die
in dieſer fruͤhern Zeit von einer Helleniſchen Nation
den Namen trug, ſo daß ſie ſchon deswegen im Ge-
genſatz der ſpaͤter entwickelten als die aͤchthelleniſche
[317] betrachtet werden muß 1. Es entſteht die Frage,
warum nun dieſe alt- und aͤchthelleniſche Tonart
grade den Namen der Doriſchen erhalten habe 2: wor-
auf man ſchwerlich anders antworten kann, als weil
ſie wirklich in Doriſchen Landen, in den alten Wohn-
ſtaͤtten der Muſik, Kreta, Sparta, Sikyon, Delphi,
ihre Ausbildung erhalten. Es kann alſo vor der Zeit
dieſer Ausbildung keine Schule und Succeſſion von
Muſikern unter nichtdoriſchen Hellenen gegeben haben,
die jene Doriſchen an Ruhm uͤberragt haͤtte, weil
ſonſt, wenn ſie ſich derſelben Tonart bedient haͤtte,
dieſe eher nach ihr genannt worden waͤre als nach den
Doriern, wenn ſie aber eine andre ausgebildet haͤtte,
es gleich von Anfang zwei Helleniſche Tonarten gege-
ben haben wuͤrde, nicht blos die eine Doriſche. Folg-
lich muß die Feſtſtellung und Ausbildung der Doriſchen
Tonart aͤlter ſein als der Ruhm der Lesbiſchen Muſi-
ker, der doch wiederum den Zeiten des Archilochos vor-
angeht 3, und mit Terpandros, der beſonders von Ol.
26 bis 33. bluͤhte 4, gewiß nicht ſeinen Anfang nahm,
ſondern ſchon einen hohen Grad der Ausbreitung er-
[318] reichte. Zu der Zeit waren in der That die Lesbiſchen
Muſiker die angeſehenſten Griechenlands, ſie uͤberglaͤnz-
ten im Peloponnes, in Lakedaͤmon ſelbſt, die einheimi-
ſchen weit: ſo daß, wenn damals die Tonart nicht
ſchon in der Halbinſel allgemein geweſen waͤre, ſie
auch nicht die Doriſche haͤtte genannt werden koͤnnen.
Nun kann doch aber auf der andern Seite die Ent-
gegenſtellung der Doriſchen mit der Phrygiſchen und
Lydiſchen Tonart, ſo wie das beſtimmte und ſyſtemati-
ſche Verhaͤltniß dieſer drei, ſich weder von ſelbſt auf
dem Wege rein volksmaͤßiger Entwickelung, noch auch
im Griechiſchen Mutterlande gebildet haben, in wel-
chem man keine Veranlaſſung und Gelegenheit hatte,
die eigenthuͤmlichen Tonweiſen jener Voͤlkerſchaften
Aſiens kennen zu lernen 1, und dieſelben mit der ein-
heimiſchen zu vergleichen und in ein Syſtem zu brin-
gen. Mit dieſer Entgegenſtellung konnte aber auch
erſt der Name der „Doriſchen“ Tonart aufkommen,
und auch dies ſchwerlich unter den Doriern oder Pelo-
ponneſiern ſelbſt, die ja nur die eine hatten und
kannten, ſondern zuerſt im Auslande. Und dann bie-
tet ſich als ſehr natuͤrlich und befriedigend die An-
nahme dar, daß eben jene Lesbiſchen Muſiker es wa-
ren, die, mit dem Peloponnes und Kleinaſien in glei-
cher Verbindung ſtehend, die Namen und das Ver-
haͤltniß der drei Tonarten feſtſetzten, indem ſie auf
das im Peloponnes gebraͤuchliche, auf eine beſtimmte
Weiſe geſpannte Tetrachord die Sang- und Spielwei-
ſen Aſiens uͤbertrugen, und damit in eine ſyſtematiſche
Beziehung brachten.


[319]

2.


Dabei kommen wir immer auf das Reſultat,
daß vor dem Aufbluͤhn dieſer von Aſien mannigfach
beruͤhrten Schule die Dorier des Peloponnes, die rei-
nen Hellenen, vor allen andern Staͤmmen des Grie-
chenvolkes die Muſik uͤbten. Denn daß der Name
der Tonart nicht etwa blos in dem aͤußern Vorwiegen
des Volkſtammes ſeinen Grund hat, dafuͤr buͤrgt nun
auch die innre Uebereinſtimmung des Charakters der-
ſelben mit dem Dorismus uͤberhaupt. Die Alten, die
das Ethiſche in der Muſik unendlich beſtimmter zu faſ-
ſen verſtanden, als es in unſrer ins Formloſe und Un-
endliche verſchwimmenden Tonkunſt moͤglich iſt, maßen
derſelben durchaus etwas ungemein Ernſtes, Feſtes und
Maͤnnliches bei, geeignet Ausdauer zu geben zur Be-
ſtehung großer Gefahren und Muͤhſeeligkeiten, zugleich
das Gemuͤth zu ſtaͤhlen und zu ſtaͤrken gegen innerli-
chen Sturm; ſie fanden in ihr feierliche Hoheit und
einfache Großartigkeit, ſich hinneigend nach der Seite
des Strengen und Harten, und entgegenſtehend dem
Unſteten, Leidenſchaftlichen, Schwaͤrmeriſchen 1: alles
Ausdruͤcke, die faſt eben ſo gut die Religion, die Kunſt,
die Sitte der Dorier zu bezeichnen gebraucht werden
konnten. Die Strenge und Haͤrte dieſer Muſik, die
ſchon den ſpaͤtern Alten als duͤſter und anmuthlos
(σκυθρωπὸς, tetrica,) erſchien, und unſern verweich-
lichten Ohren noch mehr ſo erſcheinen wuͤrde, hat et-
was Auffallendes, verglichen mit dem anmuthigen,
milden und heitern Charakter, der damals ſchon lange
in der epiſchen Poeſie herrſchte; ſie belehrt uns ohne
Zweifel am meiſten uͤber den Unterſchied der Aſiati-
ſchen, und der aus den Gebirgen Nordgriechenlands
[320] ſtammenden Hellenen, die auf angeborne Hoheit der
Geſinnung und Kraft der Seele ſtolz, noch wenig durch
Beruͤhrung mit Fremden geſaͤnftigt waren.


3.


Wie in allen andern Kreiſen des Lebens, ſo
waren auch in der Muſik die Dorier durchaus Freun-
de des Alten
; und auch hierin ſtellt Sparta die ei-
gentliche Norm Doriſcher Sitte auf 1. Nicht als wenn
es aus Grundſatz der Vervollkommnung und Ausbil-
dung durchaus gewehrt, und ſie uͤberall von ſich ge-
ſtoßen haͤtte, aber es wollte, daß jede Neuerung erſt
als eine Vervollkommnung anerkannt ſei, ehe ſie in
den gemeinen Gebrauch und die Erziehung uͤberginge.
Dadurch mußte es nothwendig geſchehen, daß die oͤf-
fentlich geuͤbte Muſik in Sparta gewiſſermaßen ſtoß-
weiſe fortſchritt: womit die Nachrichten von verſchied-
nen Geſetzgebungen und Anordnungen der Muſik ſehr
wohl ſtimmen, die uns ein alter Schriftſteller 2 auf-
bewahrt hat. Da Terpandros, Derdenes Sohn,
ein Antiſſaͤer von Lesbos, vier mal in den Pythiſchen
Spielen, und außerdem in den Karneen Spartas —
in denen darum die Muſiker ſeiner Schule lange Zeit
den Vorrang hatten 3 —, den Preis davon getragen,
und zugleich die unruhige und leidende Stadt durch
die Feierlichkeit und Salbung ſeiner Geſaͤnge beruhigt
und geſuͤhnt hatte 4: war die Bewunderung und An-
[321] erkennung dieſes Meiſters in Sparta ſo allgemein ge-
worden, daß er auch den neuen Erfindungen ſeines
Geiſtes, namentlich der ſiebenſaitigen Kithar 1, die
Sanktion der Geſetze verſchaffte. Es ſcheint als wenn
hiedurch die fruͤhere Muſik voͤllig antiquirt worden ſei,
daher von vorterpandriſchen Muſikern der Dorier, mit
Ausnahme jener alten Pythiſchen Nomosſaͤnger, Chry-
ſothemis, Philammon, kein Name auf uns gekommen
iſt. Denn die bisweilen fuͤr aͤlter gehalten werden,
wie Thaletas, ſind nach den ſicherſten Zeugniſſen juͤn-
ger 2. Plutarch datirt die zweite Epoche der Muſik
in Sparta von Thaletas dem Elyrier, deſſen Kunſt
ohne Zweifel von den alten Nomosſaͤngern des unmit-
telbar benachbarten Tarrha ausging 3, dann von Xenoda-
mos aus Kythera und Xenokritos dem Lokrer 4, wel-
che alle zuſammen beſonders Paͤane und Hyporchema-
ta dichteten, zugleich von Polymneſtos dem Kolopho-
nier, und Sakadas dem Argeier, von denen dieſer ſich
in Elegieen und andern Melodieen zur Floͤte, jener in
orthiſchen und dithyrambiſchen Weiſen auszeichnete,
aber zugleich als Epiker und Elegiker Ruhm erwarb.
Sakadas bluͤhte und ſiegte in den Pythien Olymp. 48,


4


III. 21
[322]

3.


; und in dieſelbe Zeit muͤſſen nach Plutarch unge-
faͤhr die andern auch treffen: nur daß Thaletas aͤlter
als Polymneſtos 1 und Xenokritos 2, aber doch juͤn-
ger war als Terpandros und Archilochos, alſo etwa
vor der vierzigſten Olympiade lebte. Dieſen Muſikern
ſchreibt im Ganzen Plutarch die Einfuͤhrung der Ge-
ſaͤnge an den Gymnopaͤdien zu Lakedaͤmon 3, der En-
dymatia in Argos 4, und andrer Darſtellungen in Ar-
kadien zu. Der Zuſtand, der damals feſtgeſtellt wur-
de, ſcheint derſelbige geblieben, ſo lange Spartiatiſche
Sitte beſtand; und namentlich wurden durch dieſe die
Veraͤnderungen ausgeſchloſſen, die die Epoche des Me-
lanippides, Kineſias, Phrynis, Timotheos des Mile-
ſiers herbeifuͤhrte. Von dieſen ſchnitt dem Phrynis
der Ephor Ekprepes zwei Saiten, die er an ſeiner
Kithar uͤber ſieben hatte, ohne weiteres ab 5; und
dem Timotheos ſoll in den Karneen daſſelbe begegnet
[323] ſein 1, wogegen eine unwahrſcheinliche Sage meldet,
daß er ſich durch ein Bild des Apollon zu Sparta ge-
rechtfertigt, der dieſelbe Zahl von Saiten an der Lyra
gehabt habe 2. Wenigſtens zeigte man noch dem
Pauſanias 3 in der Skias, dem Muſikſaale Spartas4,
die elfſaitige Kithar, die dem Timotheos genommen
und hier aufgehaͤngt worden ſei. Es iſt allgemein be-
kannt, daß man ein Spartiatiſches Dekret zu
beſitzen glaubt 5, worin der Staat den Koͤnigen und
Ephoren befiehlt, den Timotheos von Milet zu tadeln,
erſtens weil er das ſiebenſaitige Kitharſpiel ver-
ſchmaͤhend durch ſeine viele Saiten und die neuen
Wendungen ſeines Geſanges die Ohren der Juͤnglinge
vergifte, indem er anſtatt eines einfachen und dieſelbe
Spannung des Inſtruments bewahrenden Spiels ein
weichliches und wandelbares einfuͤhre, und die Com-
poſition vom enharmoniſchen Tongeſchlecht auf das
Chroma uͤbertrage, zur antiſtrophiſchen Entgegnung,
zweitens weil er zum Agon der Eleuſiniſchen Deme-
ter geladen, eine unanſtaͤndige Vorſtellung des Mythus
aufgefuͤhrt und den Juͤnglingen die Wehen der Se-
mele auf unwuͤrdige Weiſe gelehrt habe; außer die-
21 *
[324] ſem Tadel aber ſollen ſie ihm noch das Gebot kund-
thun, von ſeinen elf Saiten die uͤber ſieben abzuſchnei-
den, damit ein Jeder, die Wuͤrde des Staats ſchauend,
ſich huͤte, nach Sparta unedle Sitte einzufuͤhren, und
der Ruhm der Agonen unbefleckt bleibe 1. Allein die
Aechtheit dieſes Monuments iſt, um nicht mehr zu
ſagen, ſo zweifelhaft, daß wir ein hiſtoriſches Reſultat
daraus zu entnehmen uns ſehr ſcheuen wuͤrden. Denn
erſtens ſieht die Form des Pſephisma ganz aus, wie
einem gewoͤhnlichen Attiſchen Lobdekrete nachgebildet,
nur daß fuͤr das Loben mit einer ſpaßhaften Gravitaͤt
„tadeln“ geſetzt iſt; etwas eigenthuͤmlich Spartiati-
ſches hat ſie gar nicht, dagegen manches Seltſame und
Wunderliche, z. B. daß man gar nicht einmal erfaͤhrt,
wer denn den Beſchluß gefaßt habe. Zweitens iſt
uͤberhaupt ein Pſephisma uͤber einen ſolchen Gegen-
[325] ſtand gar nicht im Geiſte der ſonſt ſo compendiariſch
verfahrenden Regierung Sparta’s; jeder Ephor konnte
als Aufſeher der Spiele fuͤr ſich thun, was hier dem
ganzen Collegium und den Koͤnigen aufgetragen wird,
die noch dazu ſonſt in den oͤffentlichen Spielen zwar
einen Ehrenplatz, aber keine Aufſicht hatten. Eleuſi-
nien kommen zu Sparta als thymeliſcher Agon wenig-
ſtens ſpaͤter vor 1; daß Timotheos darin mit ſeiner
unanſtaͤndigen Bakchosgeburt aufzutreten gewagt habe,
befremdet; aber noch viel ſonderbarer iſt der Ausdruck,
daß er dieſelbe den Juͤnglingen gelehrt, was doch
nichts anders heißen kann, als daß er ſie durch Spar-
tiatiſche junge Maͤnner dargeſtellt habe; nun war aber
Timotheos Ὠδὶν ein Dithyramb der ſpaͤtern, mimeti-
ſchen Art, der von gelernten Kuͤnſtlern, nicht von einem
oͤffentlichen Chor, aufgefuͤhrt wurde: und das Letztre
ſollte in Sparta der Fall geweſen ſein? Die Ausein-
anderſetzung uͤber die Muſik ſchmeckt klaͤrlich minder
nach Lakoniſcher Wortkargheit, als nach der ſelbſtge-
faͤlligen Phraſeologie eines Grammatikers; die Aus-
druͤcke laſſen ſich zum Theil eben ſo bei Attiſchen Ko-
mikern nachweiſen, und haben nichts Eigenthuͤmliches;
und doch moͤchte ihre genaue Erklaͤrung in manche
Schwierigkeiten verwickeln, aus denen indeß ein Argu-
ment herzunehmen, die Dunkelheit der Materie uͤber-
haupt verbietet. Vom Dialekt endlich ſcheint es mir
ganz evident, daß er durch oberflaͤchliche Hineintra-
gung einiger, dem Verfertiger zufaͤllig bekannten Lako-
nismen entſtanden iſt; den Rhotacismus hat derſelbe
gegen alle Wahrſcheinlichkeit faſt uͤberall durchgefuͤhrt,
auch iſt er offenbar der irrigen Meinung geweſen, Θ
ſei unlakoniſch und muͤſſe uͤberall mit Τ vertauſcht wer-
[326] den, ſtatt daß es mit Σ der Fall iſt 1. Vieles haben
die Herausgeber gegen die Handſchriften hineinzutra-
gen geſucht 2; allein dadurch wird alle Moͤglichkeit der
Critik aufgehoben. So wird es wahrſcheinlich, daß
ein Grammatiker ſich die Muͤhe gegeben, aus einer der
Erzaͤhlungen uͤber Timotheos ein angeblich Lakoniſches
Schriftwerk zu bilden, dem die Strenge der darin
ausgeſprochnen Geſinnung und die Rauhigkeit des
Dialekts einen eignen Reiz geben ſollte; daß er wirk-
lich ein oͤffentliches Denkmal in ſeiner Erfindung dar-
ſtellen wollte, zeigt die alte, in Athen ſeit Euklides,
in Sparta vielleicht ſpaͤter, abgeſchaffte Orthogra-
phie 3.


In Kreta hatte man ehemals dieſelben Grund-
ſaͤtze wie in Lakedaͤmon 4, deren Strenge indeß mit der
Zeit nachließ. In einem Knoſſiſchen Dekret 5 vom An-
fange des zweiten Jahrhunderts v. Chr. wird ein Ge-
ſandter gelobt, weil er oft zur Kithar die Melodieen
des Timotheos, des Polyidos 6 und der alten Kreti-
ſchen Dichter geſpielt habe. — Auch in Argos wur-
de der erſte geſtraft, der eine mit mehr als ſieben
[327] Saiten beſpannte Kithar brauchte 1; und auch Si-
kyon
hatte beſtimmte Geſetze uͤber muſiſche Agonen 2.


4.


Dieſe beſtaͤndige Aufſicht des Staates uͤber
die Muſik hatte ihren Hauptgrund darin, daß man
dieſelbe weit mehr als einen Ausdruck der allgemeinen
Sitte und Stimmung des Gefuͤhls betrachtete, denn
als eine freie Kunſt, die nur den Geſetzen ihrer eignen
Ausbildungsfaͤhigkeit zu folgen haͤtte, und demzufolge
uͤberzeugt war, daß die Muſik auch ruͤckwaͤrts auf die
Sitten des geſammten Volks einen hoͤchſt wichtigen
Einfluß uͤbe. Hiſtoriſche Beiſpiele beſtaͤtigen das wirk-
liche Vorhandenſein eines ſo innigen Zuſammenhangs;
namentlich wird von den Doriern Siciliens angefuͤhrt,
daß bei ihnen durch Einfuͤhrung einer weichlichen Mu-
ſik auch die Reinheit der Sitten untergegangen ſei 3,
waͤhrend die Strenge des Lebens in Sparta ſich ſicher
nicht ohne Bewahrung jener alterthuͤmlichen Tonkunſt
erhalten haͤtte. Dieſen engen Zuſammenhang aber zu
erklaͤren, hilft unter andern die Bemerkung, daß ehe-
mals die Muſik weit mehr zur allgemeinen Volkser-
ziehung gehoͤrte, und weit mehr vom ganzen Volke
geuͤbt wurde, als ſpaͤter 4. Es laͤßt ſich im Gange
der Ausbildung dieſer Kunſt das Geſetz ſehr beſtimmt
nachweiſen, daß ſie von einer Epoche zur andern im-
mer mehr Eigenthum einzelner Kuͤnſtler oder Virtuoſen
wurde, und das in dem Kindesalter derſelben an der
Auffuͤhrung Antheil nehmende Volk ſich allgemach immer
mehr in bloßes Zuſchauerperſonal verwandelte. Was
[328] ein altes Delphiſches Orakel befiehlt 1, daß dem Bro-
mios zum Danke fuͤr die Jahresfrucht das ganze Volk
auf den weiten Straßen Choͤre aufſtellen ſolle, war in
Sparta wenigſtens an den Gymnopaͤdien noch der Fall.
In dieſen traten große Choͤre von Knaben und Maͤn-
nern auf 2, an denen ſicherlich ein großer Theil der
Stadt Antheil genommen haben muß. Davon hieß
der Markt ganz oder zum Theil Choros3; und es
iſt wahrſcheinlich, daß die weitchoͤrigen Staͤdte Ho-
mers keine andern ſind als mit weiten Plaͤtzen verſeh-
ne fuͤr ſo zahlreiche Choͤre. Bei dieſen großen Stadt-
choͤren war es, wo die Treſanten ſtets die hinterſten
Plaͤtze hatten 4, aber oft auch angeſehne Maͤnner, vom
Choropoͤen auf ſolche geſtellt, ſich troͤſteten, daß ſie den
Platz ehrten, der Platz nicht ſie 5. Dieſe hinterſten
im Chore hießen, aͤhnlich wie die hinter der Schlacht-
ordnung aufgeſtellten, ψιλεῖς 6; der Chorag aber ruͤ-
ſtete den Chor nicht blos aus, ſondern fuͤhrte ihn auch;
in Sparta vertrat einer ſogar einmal die Stelle des
[329] Floͤtenſpielers 1. Wenn nun alſo Alle, freilich mit ver-
ſchiednem Geſchicke, an dieſen Choͤren Theil nehmen
konnten: ſo mußten auch Alle von Kindheit auf dazu
geuͤbt und erzogen ſein; wie wir von der andern Sei-
te wiſſen, daß der geſammte Unterricht in der Muſik
in Kreta und Sparta ſich gleich von Anfang auf die
Auffuͤhrung in den Choͤren bezog 2. Darnach werden
wir annehmen muͤſſen, daß wenigſtens in fruͤhern Zei-
ten eine gewiſſe muſiſche Ausbildung, innerhalb der
durch die nationale Sitte vorgeſchriebnen Schranken,
allen Spartiaten gemein war, und beſonders von ih-
nen galt, was der Poët Sokrates ſagt 3, daß unter
den Hellenen die Tapferſten auch die ſchoͤnſten Choͤre
feierten; darum nennt auch der Satyrdichter Pratinas
„Spartas Cicade fertig zum Chorestanz“ 4. Spaͤter
freilich war die Zahl der Buͤrger Sparta’s ſo ge-
ſchmolzen, und die Kriege hatten ſo uͤberhand genom-
men, daß die ſchoͤnere Seite des Lebens ihnen in den
Schatten treten mußte; und den Spartiaten dieſer Zeit
mag Ariſtoteles mit Recht zwar ein richtiges Urtheil,
aber keine eigne Kunde in der Muſik zuſchreiben 5. —
Es war aber muſiſche Ausbildung auch inſofern bei
den Doriern und den ſittenverwandten Arkadern allge-
meiner, als auch das weibliche Geſchlecht daran
mit dem maͤnnlichen gleichen Antheil nahm, und bald
mit den Maͤnnern zuſammen, bald fuͤr ſich, oͤffentlich
ſang und tanzte 6. Auf die Eigenthuͤmlichkeit der
[330] Parthenien, oder von Jungfrauen aufgefuͤhrten Choͤre,
geſtattet ſchon das Naturel und die Erziehung Dori-
ſcher Jungfrauen zu ſchließen; und an dieſe muß man
denken, wenn man hoͤrt, daß die Parthenien in der
Regel Doriſche Muſik, und ungemein viel Feierliches
und Ernſtes hatten 1. — Eben ſo ſcheint auch das
hoͤhere Alter, das in Athen immer komiſch befunden
wurde, wenn es etwa an religioͤſen Feierlichkeiten
tanzte, in Sparta nicht ſelten einen wuͤrdigen Antheil
an groͤßern Chorreigen genommen zu haben, wie die
Nachrichten von den drei großen Choͤren der Knaben,
Maͤnner und Greiſe beſagen, die an mehrern Feſten
aufgetreten zu ſein ſcheinen 2.


5.


Da wir bei der bisherigen Darſtellung die
Eigenthuͤmlichkeit des Doriſchen Stammes im Ganzen,
wenn auch ſchon mit beſondrer Ruͤckſicht auf Sparta,
ins Auge gefaßt haben: haben wir hier noch einige
Nachrichten uͤber die beſondre Geſtaltung der Muſik
unter den einzelnen Voͤlkerſchaften des Namens bei-
zufuͤgen. — Daß die religioͤſe Muſik und Poëſie der
Dorier in Kreta wurzle, iſt oben nachgewieſen 3:
vielleicht, daß hier die fruͤhere Phrygiſche Bevoͤlkerung
mit ihrer rauſchenden und orgiaſtiſchen Muſik den Do-
riſchen Tonſinn zuerſt zu erwecken diente. Der No-
mos, der Paͤan und das Hyporchem 4 wurden hier
[331] ſeit fruͤhen Zeiten geuͤbt, wenn auch die kunſtreichere
Form der beiden letztern erſt durch Thaletas aufgeſtellt
wurde. Kreistaͤnze konnten mit dem Nomos und dem
Hyporchem verbunden werden, und waren in der einen
wie der andern Verbindung in Kreta und der Umge-
gend in uraltem Gebrauch; Juͤnglinge und Maͤdchen
tanzten ſie in bunter Reihe 1. Solche Taͤnze kannte
auch Sparta, und nannte ſie ὅρμους, Geſchmeide 2;
der Juͤngling tanzte darin immer voran, ſeinem Alter
und Geſchlecht geziemende und auf Kampf deutende
Weiſen, die Jungfrau folgte ihm in gemeſſner Bewe-
gung und mit weiblichem Anſtande. Die Spartia-
tiſche
Muſik war aber uͤberhaupt eine Tochter der
Kretiſchen; und verlaͤugnete ihre Abkunft nicht im min-
deſten; vielmehr nannte man beliebte Tanzweiſen und
die Rhythmen dazu, auch zu beſtimmten Zeiten nach
dem Geſetz geſungne Paͤanen, wie manche andre mu-
ſikaliſche Auffuͤhrungen, gradezu Kretika3. Indeß
iſt doch nicht zu laͤugnen, daß bei großer Uebereinſtim-
mung im Urſprunge ſich auch manche bedeutende Dif-
ferenz in der Ausbildung nachweiſen laͤßt. Die Kreti-
ſche Muſik ſcheint faſt nur kriegeriſch und religioͤs, die
Spartiatiſche folgt ſchon von Alkman an mannigfache-
ren Anlaͤſſen. Beſondre Lakoniſche Tanzweiſen kommen
ſchon in der Zeit des Kleiſthenes von Sikyon vor 4;
ſie beſtanden eben ſo ſehr aus Bewegungen der Haͤn-
de als der Fuͤße, wie Ariſtoxenos von mehrern alten
Nationaltaͤnzen angiebt 5. Wie fruͤhzeitig in dieſen
[332] Landen Muſik mit Eifer betrieben wurde, bezeugen
die Agonen beim Tempel des Zeus auf Ithome in
Meſſenien, in denen ſchon vor dem erſten Kriege mit
Lakedaͤmon Eumelos wettſtritt 1; die mit dem Kar-
neenfeſt verbundnen Muſenkaͤmpfe begannen von Olymp.
26. — Argos hatte in den Zeiten des Polykrates
die beruͤhmteſten Muſiker in Hellas 2, namentlich Floͤ-
tenſpieler; Sakadas dichtete, komponirte, ſpielte gegen
Ol. 48. lyriſche Lieder und Elegien zur Floͤte 3; eine
beſondre Art von Floͤten hießen die Argeiiſchen 4. An
dieſen Beſtrebungen ſcheint Sikyon Antheil genom-
men zu haben; nachdem Sakadas in den Pythien drei-
mal geſiegt, gewann Pythokritos von Sikyon den Preis
ſechsmal hinter einander 5; und der dithyrambiſche
Chor zur Floͤte wurde hier mit beſonderm Glanze und
Geſchicke aufgefuͤhrt 6. Wie aber in Sikyon, Ko-
rinth, Phlius
der Bakchosdienſt der Muſik und
Poëſie eine eigenthuͤmliche Nichtung gab, iſt zum Theil
ſchon oben angedeutet worden 7, und wird unten noch
weiter ausgefuͤhrt werden. In Sicilien herrſchte
der Demeterdienſt vor, in dem eine gewiſſe Laſcivitaͤt
liegt; die Syrakuſiſchen Jambiſten-Choͤre 8 waren ohne
Zweifel mit dieſem Cult verbunden, wie das ἰαμβί-
ζειν auch anderswo dabei vorkommt 9: von der Ent-
artung der Muſik auf der Inſel zeugt auch der Um-
[333] ſtand, daß man der Artemis 1 daſelbſt die weichlichen
Taͤnze der Jonier auffuͤhrte 2.


6.


Ohne von der Muſik die Orcheſtik ſcheiden
und abgeſondert betrachten zu wollen, was auch in
dem bisher Geſagten nicht geſchehn iſt: wollen wir
doch von hier an die letztre zum Hauptaugenmerke ma-
chen, und aus den Nachrichten uͤber einzelne orcheſti-
ſche Auffuͤhrungen eine Anſchauung uͤber ihren Bezug
zum Volksleben und der oͤffentlichen Erziehung zu ent-
nehmen ſuchen. Wo die Orcheſtik nicht blos die Rhyth-
men der Muſik begleitet, ſondern fuͤr ſich als eine
Hauptſache hervortritt, neigt ſie ſich entweder auf die
Seite der Gymnaſtik oder der Mimik, ſie ſtellt ent-
weder vorzugsweiſe koͤrperliche Gewandtheit und Eu-
rythmie dar, oder will beſtimmte Empfindungen und
Warnehmungen ausdruͤcken. Die gymnaſtiſche Orche-
ſtik war nirgends mehr zu Hauſe als in Sparta, wo
uͤberhaupt der alte Zuſammenhang der Muſikſchule und
der Palaͤſtra, und beider wieder mit den kriegeriſchen
Uebungen 3 feſter gehalten worden war als irgendwo.
Was das letztre betrifft: ſo mußte der Marſch der
Spartiaten und Kreter ſchon durch die muſikaliſche
Begleitung eine Art Tanzſchritt werden. Denn
waͤhrend die uͤbrigen Griechen entweder nach Art der
alten Achaͤer ganz ohne Begleitung von Tonwerkzeugen
zur Schlacht ſchritten, oder ſich der Tyrrheniſchen
Trompete bedienten, wie auch unter den Doriern die
Argeier 4: ruͤckten die Kreter beim Ton der Ly-
[334] ra 1, die Spartiaten bei dem der Floͤte 2 in die Schlacht:
wovon indeß die Floͤte eine Neuerung ſcheint, denn
noch Alkman der Lakone ſagt: Dem Eiſen geht das
ſchoͤne Kitharſpiel entgegen 3; und umgekehrt nahmen
die Kreter auch die Floͤte in den Gebrauch des Heeres
auf 4. Auf jeden Fall war das Floͤtenſpiel in Sparta
dabei das herkoͤmmliche geworden, wahrſcheinlich beſon-
ders aus dem Grunde, weil die Toͤne der Kithar zur
Leitung groͤßerer Maſſen, auch wenn noch ſo große
Stille herrſchte, doch zu leiſe waren. Durchdringen-
der ſchallten ohne Zweifel die Floͤten, namentlich wenn
die geſammte Anzahl der Auleten, die in Sparta meh-
rere einheimiſche Geſchlechter bildeten 5, den Nomos
zum Angriffe blies; von dem Thukydides 6 mit einſei-
tiger Reflexion bemerkt, daß er nicht des Goͤttlichen
wegen, ſondern um den Takt des Heeres zu erhalten,
angeſtimmt wurde. Der allgemeine Name fuͤr einen
ſolchen Nomos war Embaterion oder Epibate-
rion
7; ein beſtimmter Nomos aber war das Ka-
4
[335]ſtoreion, der, wie die andern, auf der Floͤte geſpielt
wurde, wenn das Heer in geordneter Reihe dem Fein-
de entgegenzog 1. Auch hatte er denſelben Rhyth-
mos 2 wie die uͤbrigen Embaterien 3, d. h. einen
anapaͤſtiſchen; in Takt wie Melodie lag etwas unge-
mein Anregendes und Herzſtaͤhlendes 4, ſo daß ſich
noch Alexandros, der Makedonier, immer beſonders
zur Tapferkeit entflammt fuͤhlte, wenn ihm Timotheos
der Thebaͤer das Kaſtoreion blies. Es iſt nicht un-
wahrſcheinlich, daß es urſpruͤnglich in Doriſcher Ton-
art geſetzt war, aber es wurde hernach auch aͤoliſch
komponirt, zur Kithar geſpielt 5, und uͤberhaupt man-
nigfach variirt. Pindaros denkt bei dem Namen an
den Roſſebaͤndiger und Wagenlenker Kaſtor 6; aber
ich ſehe nicht ein, welchen Bezug darauf der aͤlteſte
Gebrauch dieſes Nomos als eines Marſches fuͤr Spar-
tiaten haben konnte; als ſolcher hat er wahrſcheinlich
7
[336] von den Tyndariden, als den beſtaͤndigen Heerfuͤhrern
Sparta’s 1, den Namen. Daß von Tyrtaͤos Gedich-
ten nur die anapaͤſtiſchen zum Marſche geſungen wur-
den, und Embaterien waren 2, iſt jetzt allgemein an-
erkannt; die Elegieen ſang man auf Feldzuͤgen beim
Mahle nach dem Paͤan, und zwar nicht im Chor, ſon-
dern einzeln um die Wette; der Polemarch 3 entſchied
den Agon und belohnte den Sieger mit einem ausge-
ſuchten Stuͤcke Fleiſch 4. — Embaterien, von einem
Muſiker Ibykos genannt, hatten auch die Kreter 5.


7.


Wie der Krieg dieſer alten Voͤlkerſchaften ein
darſtellendes Element in ſich trug, und durch unmerk-
liche Uebergaͤnge mit dem reindarſtellenden Handeln der
Kunſt zuſammenhing, habe ich mich oben 6 nachzuwei-
ſen bemuͤht, und geht auch aus dem eben geſagten
hervor. Einen ſolchen Uebergang bildet die Pyrrhi-
[337] che
, deren Taͤnzer denſelben Namen fuͤhrt, wie der
voͤllig gewaffnete und in allen Wendungen gewandte
und geuͤbte Streiter, πρύλις 1. Die Pyrrhiche iſt
ohne Zweifel ein Erzeugniß Doriſcher Nation in Kre-
ta und Sparta 2, obgleich ſie dort mythiſch an die
Kureten und die Gebraͤuche alt-idaͤiſcher Zeus-Reli-
gion 3, hier an die Dioskuren angeknuͤpft wird. Sie
wurde zum Floͤtenſpiel aufgefuͤhrt 4, und hatte unge-
mein ſchnelle und leichte Rhythmen, wie der Name des
Pyrrhichiſchen Versfußes beweist. Daher Thaletas
in Kreta hyporchematiſche Weiſen dazu machen konn-
te 5, die ebenfalls leichte Rhythmen zu haben pfleg-
ten. Außerdem laͤßt dieſe Nachricht noch ſchließen,
daß der Waffentanz in Kreta zugleich ein nachahmen-
des Element hatte; wie Platon von der Pyrrhiche
uͤberhaupt ſagt, daß ſie alle Schutzwendungen durch
Ausbeugung von Stoß und Wurf, Zuruͤckweichen, Auf-
ſpringen u. Zuſammenkruͤmmen nachahme, u. eben ſo die
entgegengeſetzten Bewegungen angreifender Art beim
Bogenſchuß und Lanzenwurf und jedes Stoßes Nach-
ahmung darſtelle 6. So eingewurzelt war die Nei-
gung zu dieſem Tanz in Sparta, daß, als er in an-
III. 22
[338] dern Griechiſchen Staaten laͤngſt in einen Bakchiſchen
Reigen ausgeartet war, die Spartiaten ihn noch ganz
nach alter Weiſe als Voruͤbung zum Kriege tanzten,
und ſchon die fuͤnfjaͤhrigen Knaben darin unterwieſen 1.


8.


Doch wir kehren zuruͤck, von wo wir ausgin-
gen, auf die Verwandtſchaft der Gymnaſtik und Or-
cheſtik. Dieſe beiden Kuͤnſte vermittelt das Pentathlon,
ein Spiegel allſeitiger Gewandtheit, ſpielender Kraft
und rhythmiſcher Bewegung, die durch das begleiten-
de Floͤtenſpiel geleitet wurde 2. Spaͤter genuͤgten zu
dieſem Behufe unbeſtimmte Modulationen; fruͤher da-
gegen wurden beſtimmte Weiſen dazu geblaſen, von
denen Hierax, der Schuͤler des Olympos, eine compo-
nirt hatte 3; damals verſchmaͤhten auch ausgezeichnete
Virtuoſen nicht ſich darin zu zeigen, wie Pythokritos
von Sikyon. In Argos rang man an den Sthenien
zur Floͤte 4, und blies eine Melodie deſſelben Hierax 5,
wenn die Maͤdchen (in einem Agon) in den Tempel
der Hera Blumen trugen. In Sparta waren die
Gymnopaͤdien beſonders dazu beſtimmt, die Gy-
mnaſtik und Orcheſtik in inniger Durchdringung, und
die letzte gleichſam nur als Vollendung der erſtern dar-
zuſtellen: ein merkwuͤrdiges Feſt ſchon darum, weil es
faſt ganz ohne religioͤſe Beziehung die reine Freude an
der Schoͤnheit des eignen Daſeins, namentlich an der
Jugend der Stadt, ausſpricht. Denn Apollon und
Bakchos ſind offenbar nur gegenwaͤrtig gedacht, weil
ſie ſelbſt als Jugendgoͤtter ſich der Jugend in ihrer
[339] Herrlichkeit erfreun, aber nicht um ihrer Gegenwart
willen iſt das Feſt angeſetzt. Ein Hauptſpiel bei die-
ſem Feſte war der Anapale aͤhnlich, die Knaben tanz-
ten in rhythmiſchen Bewegungen mit anmuthigen
Schwingungen und Wendungen der Haͤnde, in denen
ſie die Weiſen der Ringſchule und des Pankrations
zeigten: zugleich hatte aber der Tanz etwas Bakchi-
ſches 1. So tanzten auch ſonſt die Epheben in Spar-
ta, wenn ſie mit ihren Uebungen fertig waren, zum
Taktſchlag und Spiel eines Floͤtners, in Reihen hinter
einander, indem ſie zuerſt mehr kriegeriſche, dann die
Weiſen von Chortaͤnzen darſtellten, und dabei beſtaͤn-
dig zwei Verſe wiederholten, wovon der eine die
Aphrodite und den Eros einlud, mitzutanzen, der an-
dre die Taͤnzer ſelbſt aufforderte:


Auf ſchwingt weithin die behenden Fuͤße, fuͤhrt den Reigen

mit beſſerm Fleiß. 2

Auch aus dem Ballſpiel wurde zu Sparta und Sikyon
ein Tanz gebildet 3. Gymnaſtiſcher Art war ferner
die Bibaſis, die von Knaben und Maͤdchen getanzt
wurde 4; Taͤnzer und Taͤnzerinnen ſchlugen dabei mit
den Fuͤßen nach hinten, wie die Spartiatin Lampito
bei Ariſtophanes 5 von ſich ruͤhmt, daß ſie ſich gy-
22*
[340] mnaſtiſch uͤbe und ſpringend gegen den Steiß ſchlage.
Den Fertigſten wurden Preiſe gegeben, ein einzeln er-
haltner Vers ruͤhmt eine Lakoniſche Jungfrau, daß
ſie die Bibaſis tauſendmal gemacht, mehr als irgend
jemand anders 1; er iſt in demſelben logaoͤdiſchen
Rhythmus wie der eben angefuͤhrte 2, der alſo wahr-
ſcheinlich dazu geſungen wurde. Neben der Bibaſis
wird die Dipodia genannt 3, aber ſo wenig Bezeich-
nendes von ihr angegeben, daß nicht einmal der Grund
des Namens kiar iſt 4. Bei Ariſtophanes tanzt ein
Chor von Lakonen zur Floͤte dipodiſch, und ſingt in
groͤßtentheils trochaiſchem Rhythmus die Schlacht von
Thermopylaͤ und Artemiſion und Sparta’s und Athens
Freundſchaft; worauf ein andrer Geſang folgt, von
dem es ebenfalls wahrſcheinlich iſt, daß er dipodiſch
getanzt wurde. In dieſem fleht der Chor die Lakoni-
ſche Muſe an, vom Taygetos zu kommen und die Lan-
desgoͤtter zu ſingen, und fordert ſich ſelbſt mit Worten
zum Tanze auf, die den Charakter deſſelben ſehr deut-
lich bezeichnen. „Wohlan ſchreite einher im leichten
Schwunge, um Sparta zu ſingen, wo man der Goͤtter
Choͤre pflegt und der Fuͤße Geſtampf, und gleich Fuͤl-
len die Jungfrauen am Eurotas bei der Fuͤße haͤufi-
gem Aufſchwunge Staub emporwirbeln; die Haare
[341] fliegen ihnen, wie thyrſusſchwingenden und ſchwaͤrmen-
den Bakchen; es fuͤhrt ſie der Leda Kind als heilige,
wohlziemende Chorregentin. Aber auf, binde das
Haar empor, und ſpringe mit Hand und Fuß dem
Rehe gleich, und laß den chorfrommenden Taktſchlag
ertoͤnen.“ — Manches in dieſer Schilderung erinnert an
die Taͤnze der Lakoniſchen Jungfrauen im Cultus der
Artemis von Karyaͤ: von denen oben 1 ſchon be-
merkt wurde, daß ſie ausnehmend raſch und munter
waren, und zugleich die Vermuthung aufgeſtellt 2: daß
antike Reliefs — Jungfrauen in hochgeſchuͤrzten Dori-
ſchen Chitonen, die Haͤnde in eigner Bewegung zum
Kopf erhoben, den Kopf mit Eurotas-Schilf, wie ich
glaube, bekraͤnzt 3, darſtellend — uns ein Bild jener
Taͤnze geben.


9.


Wir kommen hiermit zu den Taͤnzen, welche
etwas beſonderes auszuſprechen, darzuſtellen, zu bedeu-
ten bezwecken. Dies iſt entweder eine Empfindung —
zu welcher Claſſe denn faſt alle religioͤſen, ſo wie die
ſceniſchen Taͤnze gehoͤren; oder ein aͤußerlich Vorhand-
nes, welches der Tanz nachbildend darſtellt — dies
[342] ſind die eigentlich mimiſchen Taͤnze. Unter den
ſchon angefuͤhrten gehoͤren die Pyrrhiche und der gy-
mnopaͤdiſche Tanz dazu, unter den religioͤſen vor allen
das Hyporchem, das beim Cultus des Apollon behan-
delt iſt. Ein Hyporchem war aber vielleicht auch die
Bryallicha1, ein Tanz zu Ehren der Artemis und
des Apollon, von Weibern, oder wie andre beſagen,
von Maͤnnern in ſehr haͤßlichen Weibermaſken getanzt,
die zugleich Hymnen auf die Gottheit abſangen 2.
Der Name ſelbſt druͤckt ein uͤppiges, uͤberluſtiges
Springen aus, und was wir ſonſt vom Charakter des
Tanzes rathen koͤnnen, zeichnet ihn als ungebunden
und ausgelaſſen. Wie er dem Apollonculte convenire,
ſieht man nicht ein, wenn man nicht annimmt, daß
irgend ein Mythus aus der Geſchichte des Gottes hy-
porchematiſch dargeſtellt wurde, der ſolchem Weſen
Raum ließ. Der Dienſt der Artemis indeß hat auch
ſonſt Formen, die ausgelaſſne und laſcive Tanzweiſen
hervorbrachten, wie in Lakonika ſelbſt die Kalabis 3. —


Eine große Anzahl Lakoniſcher Taͤnze iſt uns nur
durch einen Grammatiker 4 bekannt geworden, deſſen
Notiz wir hier vollſtaͤndig geben, einige Bemerkungen
einſchaltend. „Die Deimalea tanzten Silenen und
[343] dazu Satyrn, im Kreiſe walzend“ ſie hat ihren Na-
men vielleicht von der Zagheit dieſer unnuͤtzen und
nichtswuͤrdigen Geſellen, wie ſie Heſiod nennt 1. „Die
Ithymben galten dem Dionyſos, der Karyatidentanz
der Artemis; die Bryallicha heißen nach dem Erfinder
Bryallichos; es tanzten ſie Weiber dem Apollon und
der Artemis.“ Daß nun auch die folgenden Taͤnze zu
den Lakoniſchen gehoͤren, beweist der Schluß. „Die
Hypogyponen ahmen Greiſe auf Staͤben nach; die
Gyponen ſtanden auf hoͤlzernen Fuͤßen, und tanzten in
durchſcheinenden Tarantinidien. Die Menes (eine
ganz unſichre Lesart) wurden von Charinen getanzt
(von denen weiter unten die Rede ſein wird), und
hatten von dem Floͤtenſpieler, der ſie erfand, den Na-
men. Tyrbaſia hieß ein Dionyſiſcher Tanz“ wahr-
ſcheinlich verwandt mit der Argoliſchen Tyrbe 2, und
von der darin herrſchenden Verwirrung benannt.
„Deikeliſtiſch 3 nannten ſie den Tanz, in dem ſie Leu-
ten nachahmten, die beim Stehlen der Reſte des Mahls
ertappt waren. Glaͤnzender war 4 die Gymnopaͤdie,
mit Spaß und Scherz verbunden.“ Der muntre Geiſt
und die Neigung zu poſſierlicher Darſtellung, die alle
dieſe mimiſchen Taͤnze erzeugte, ſpricht ſich auch in
dieſen abgebrochnen Notizen aus, von denen wir nur
die uͤber die Deikelikten anderswoher belegen und er-
gaͤnzen koͤnnen. In Sparta gab es ein altes Schau-
ſpiel, das aber wahrſcheinlich nur von Leuten aus dem
[344] Volke, und ganz aus dem Stegereif, keineswegs von
eigentlichen Schauſpielern geuͤbt wurde 1. Daß auch le-
dige Frauen darin auftraten, laͤßt Nepos errathen. Der
Name, Deikelikten, bedeutete blos Nachbildner 2, aber der
Begriff komiſcher Charakterdarſtellung knuͤpfte ſich dar-
an an 3. Das Spiel war nach Soſibios 4 nicht eben
ein Gegenſtand großer Kunſt, da auch hierin Sparta
das Einfache liebte; es ahmte einer in ſchlichter und
gewoͤhnlicher Rede etwa einen fremden Arzt nach oder
Obſtdiebe — vermuthlich Knaben, die bei dem gebot-
nen Stehlen ertappt worden waren 5. Alſo Darſtel-
lungen aus dem gemeinen Leben, die mit komiſchen
Taͤnzen wahrſcheinlich abwechſelten, hervorgegangen
aus der Luſt an ſcurriler Nachahmung.


[345]

10.


Beſonders waren es in Lakonika die untern
Staͤnde, welche ſich der Neigung zur Poſſenreißerei
mit groͤßerer Freiheit uͤberlaſſen durften, als die Do-
rier, deren Gravitaͤt nur hie und da die entgegenge-
ſetzte Seite ihres Naturels durchſchimmern ließ. Ich
habe ſchon oben erwaͤhnt 1, daß von den in den Haͤu-
ſern der Spartiaten wohnenden Heloten, die man Mo-
thonen oder Mothaken nannte, und aus denen Edlerge-
artete in den Stand der Freien uͤbergingen, eine Art
ausgelaſſnen Tanzes den Namen hat, in dem vermuth-
lich Trunkne dargeſtellt wurden; daher die Erzaͤhlung:
die Spartiaten zwaͤngen ihre Sklaven ſich zur War-
nung ihrer Jugend zu betrinken. Andre Taͤnze moͤgen
unter den Ackerbauern, beſonders den Hirten abgeleg-
ner Gegenden, herkoͤmmlich geweſen ſein. — Wo konn-
te ſich, fragen wir, das bukoliſche Gedicht der Al-
ten in ſeinem aus Naturempfindung, Naivetaͤt, Skur-
rilitaͤt gemiſchten Charakter im helleniſchen Leben —
denn daß es aus dem Leben hervorgegangen, wird
Niemand bezweifeln — irgend bilden als unter Staͤn-
den, die weder eigentlich Sklaven — denn Sklaverei
geſtattet keine organiſche Fortbildung — noch freie
Stadtbuͤrger — denn das Stadtleben mußte jene Laͤnd-
lichkeit ganz und gar verdraͤngen —, alſo Unterthanen,
Leibeigne waren, wie ſie beſonders in den Doriſchen
Staaten beſtanden; daher denn auch dieſer Dichtungs-
art von Anfang der Doriſche Dialekt anhaftet. Es
wird erzaͤhlt, daß als Xerxes Griechenland uͤber-
ſchwemmt hatte, und die Spartiaten ihre Jungfraun
die gewohnten Sacra der Artemis Karyatis nicht be-
gehn laſſen konnten, die Hirten aus den Bergen ge-
[346] kommen waͤren, und der Gottheit bukoliſche Hymnen,
Bukoliasmen, geſungen haͤtten 1. Dieſe ſonſt freilich
ſehr verworrne Nachricht, laͤßt doch abnehmen, daß
im noͤrdlichen Lakonika ebenfalls Anfaͤnge einer hirtli-
chen Poëſie einheimiſch waren. Weit bekannter ſind
indeß in dieſer Hinſicht die Hirten Italiens und na-
mentlich Siciliens geworden, deren Bukoliasmen als
eine Art Tanz und Geſang Epicharm erwaͤhnte 2, und
vor ihm ſchon Steſichoros zu einer lyriſchen Gattung
ausgebildet hatte 3. Indeſſen weiſt auf gleichartige
Anfaͤnge an beiden Orten hin, daß der Name Tity-
ros
fuͤr den leitenden Bock oder Widder der Heerde
in Lakonika wie in Italien gebraͤuchlich war 4. Daß
derſelbe Name den thieriſchen und den menſchlichen
Fuͤhrer der Heerde bezeichnet, iſt ein Zug der Natur-
einfalt jener Menſchen, die ihr Leben in Thalſchluchten
und auf Waldwieſen in harmloſer Sorge fuͤr ihre
Heerden zubringend, von andern Kreiſen menſchlicher
Thaͤtigkeit weiter keine Notiz nahmen, als daß ſie die
Erzeugniſſe derſelben von Zeit zu Zeit nach der Stadt
ſandten. In Sicilien waren nun dieſe Hirten der Ab-
[347] ſtammung nach auf keinen Fall Hellenen, ſondern ohne
Zweifel Eingeborne, Sikuler, die alten Diener der
laͤndlichen Pales 1, und es iſt glaublich, daß ein an-
gebornes Talent auch von ihrer Seite entgegen gekom-
men ſei, um das bukoliſche Gedicht in ſeinen Urſpruͤn-
gen zu bilden. Die alte Sage von Daphnis ſelbſt,
der durch die Liebe einer Nymphe die Augen verlor 2,
ſcheint mir ungriechiſch, und dann Sikuliſch — obgleich
freilich, wie weit hierin Hellenismus und der Charak-
ter der Nation des Landes in einander greifen, noch
ein hoͤchſt dunkler Gegenſtand der Forſchung iſt 3.


11.


Im Ganzen ſchloß ſich, wie in Attika, ſo auch
unter den Doriern die Komik an die laͤndlichen
Bakchosfeſte
an, und ging, wie Ariſtoteles ſagt 4,
aus dem Improviſiren derer, die die Phalliſchen Zuͤge
fuͤhrten, hervor, die auch noch zur Zeit dieſes Philo-
ſophen in vielen Staͤdten in Gebrauch waren. Einen
Beweis dafuͤr giebt Sikyon. Hier hatte man einen
Tanz Ἀλητήρ, den Herumſchwaͤrmer 5, wie in Athen
das laͤndliche Feſt der Phallenſchaukel auch ἑοϱτὴ ἀλῆ-
τις genannt wurde; und in derſelben Stadt gab es
ein komiſches Spiel, die Phallophoren genannt 6,
bei dem die Spieler ohne Maſken, aber Kopf und
Geſicht in Blumen reichlich eingehuͤllt, dabei in langen
ſtattlichen Gewaͤndern, theils auf dem gewoͤhnlichen
Eingang, theils durch die Scenenthuͤren in das Thea-
[348] ter kamen, mitten unter ihnen der Phallophor, das
Geſicht mit Ruß beſtrichen, grade vorſchreitend: dann
nach einer Anmeldung, daß ſie dem Bakchos ein neues
Lied unjuͤngferlicher Muſe in einfachem Rhythmus mit
bunter Melodie braͤchten, fingen ſie an, wer ihnen
grade vorkam, zum Gegenſtand laͤcherlicher Darſtellung
zu machen. So ſchloſſen ſich auch wohl die Tarenti-
niſchen Phlyaken an den dort bluͤhenden Dionyſosdienſt
an, und aͤhnliche Carnevalsluſtbarkeiten fuͤhrte das Feſt
in Sicilien herbei 1. Doch gaben auch Cerealiſche
Sacra zu dergleichen Schimpfſpielen unter den Doriern
Veranlaſſung, wie wir beſonders aus Herodots Be-
ſchreibung der Aeginetiſchen Weiberchoͤre beim Feſte der
Damia und Auxeſia wiſſen, die alle andern ihres Ge-
ſchlechts mit ausgelaſſnen und beißenden Redensarten
neckten 2. Dies Spotten uͤberließ man indeß an den
genannten Orten durchaus noch der Laune des Augen-
blicks; auch trat es nur acceſſoriſch zu gewiſſen Feſt-
taͤnzen und Liederweiſen hinzu: bei den Megarern da-
gegen gewann die Komik, wir wiſſen nicht durch wel-
che Umſtaͤnde, einen kuͤnſtleriſchen Charakter und eine
unabhaͤngigere Ausbildung.


[349]

7.


1.


In Athen nannte man einen derben und durch-
fallenden Spaß einen Megariſchen1, womit man
ohne Zweifel auf eine beſtimmt ausgeſprochne Neigung
dieſes Volkſtammes zur Komik zielte. Dieſe Annahme
wird dadurch beſtaͤtigt, daß die Megarer gegen die
Athener behaupteten, die Erfindung der Komoͤdie ſei
ihr Werk 2, und wahrſcheinlich mit Recht, wenn man
den Begriff der Erfindung uͤberhaupt fuͤr die Entſte-
hung von Gattungen der Poëſie anwendbar findet, die
aus gewiſſen Richtungen des Gefuͤhls und alten Feſt-
gebraͤuchen ſo allmaͤlig hervorgingen, daß es ſchwer
oder unmoͤglich iſt, einen Anfangspunkt fuͤr den kuͤnſt-
leriſchen Betrieb derſelben feſtzuſtellen. Daß aber fuͤr
Athen
die Megarer die naͤchſten Vorgaͤnger waren,
[350] bezeugen zwei Verſe des alten Attiſchen Komikers Ek-
phantides:


Wohl ſtammt mein Lied aus Megara, die Komoͤdie,

Doch was geſchieht, iſt keineswegs Megariſch plump. 1

Ekphantides, den Ariſtophanes, Kratinos und Andre
als roh und ungebildet verlachen 2, ſieht ſeinerſeits
wieder auf die herab, die die Komoͤdie aus Megara
eingefuͤhrt; er will ihr zuerſt den Charakter Attiſcher
Urbanitaͤt verleihen. Zu jenen Einfuͤhrern gehoͤrt nach
den glaubwuͤrdigſten und genaueſten Nachrichten Su-
ſarion, er war aus Tripodiſkos, einer alten Kome des
Megariſchen Landes, gebuͤrtig 3: in Attika trat er in
dem Demos Ikaria auf 4, welcher gegen die Megari-
ſche und Boͤotiſche Graͤnze hin lag 5, und ſeit alten Zei-
ten, nach dem Zeugniß der Mythen, laͤndliche Diony-
ſosfeſte feierte. Das aus dem Namen „Komodia, Ko-
[351] mengeſang“ und der Thatſache, daß die Peloponneſier
ihre Doͤrfer Komen, die Attiker Demen nannten, ent-
nommne Argument fuͤr den Doriſchen Urſprung, koͤn-
nen wir freilich nicht gelten laſſen, da die Ableitung
des Namens vom Komos, als ſchwaͤrmendem Feſtzuge,
die bei weitem wahrſcheinlichere iſt. — Wie zeitig die-
ſes Megariſche Luſtſpiel bluͤhte, nehmen wir daraus
ab, daß es ſchon gegen Olymp. 50. nach Attika uͤber-
ging 1; ſeinen Charakter wuͤrden wir ſehr einſeitig be-
urtheilen, wenn wir der Ausſage der Attiſchen Nach-
barn unbedingt trauen wollten: doch haben wir frei-
lich keine andern Mittel zum Urtheil. Ein dramati-
ſches Element hatte die Suſarioniſche und die alte
Megariſche Komoͤdie auch nach der Stelle des Ekphan-
tides auf jeden Fall, obgleich ebenfalls eine Gattung
der Lyrik, Komodia genannt, bei Dorern und Aeolern
ſeit alter Zeit verbreitet war 2; auch glaube ich Ari-
ſtoteles nicht, daß Epicharmos und Phormis die aller-
erſten geweſen, die eine Geſchichte als Komoͤdie com-
ponirt; vorher fand nach ſeiner Anſicht nur ein impro-
viſirtes Spottreden, ἰαμβίζειν, zwiſchen den Chorge-
[352] ſaͤngen ſtatt: in welchem Falle die Megariſche Komoͤ-
die ſich von dem Sikyoniſchem Phallophorenſpiel gar
nicht weſentlich unterſchieden, und nicht ſolche Aufmerk-
ſamkeit erregt haben wuͤrde.


2.


Dagegen iſt es ſehr wahrſcheinlich, daß die
Megariſche Komoͤdie die Keime und Anfaͤnge der von
Epicharmos vollkommen ausgebildeten Siciliſchen ent-
hielt. Denn nach Ariſtoteles 1 eigneten ſich die Me-
garer Siciliens eben ſo wie die Nachbarn Attika’s die
Erfindung der Komoͤdie zu, und daß zwiſchen beiden
ein Connex der Mittheilung beſtand, kann keinem Zwei-
fel unterworfen ſein. Von Megara aber kann die Ko-
moͤdie auf Syrakus uͤbergegangen ſein, als Gelon Ol.
74, 1 oder 2 2 die Bevoͤlkerung der erſten Stadt nach
der zweiten verſetzte, ſo daß die hier in den Jambi-
ſten-Choͤren damals wohl ſchon vorhandnen Anfaͤnge
durch die Vereinigung mit der ausgebildetern Gattung
zur Reife gediehen; doch iſt dieſe Anſicht bloße Ver-
muthung. Bei jener Verſetzung muß auch Epicharm,
Helothales Sohn 3, nach Syrakus gekommen ſein, der
fruͤher in Megara gelebt hatte, aber er kann nicht als
der eigentliche Verpflanzer der Komoͤdie angeſehn wer-
den, da er ſelbſt nur kurze Zeit in Megara gelebt hat-
te. Denn er war nach ſehr glaubwuͤrdigen Nachrich-
ten 4 von Geburt ein Koër, und erſt mit Kadmos,
alſo gegen Olymp. 73 oder 74. 5, nach Sicilien ge-
[353] kommen; er muß damals ſchon ein Mann oder doch
Juͤngling geweſen ſein, wenn er noch unter Hieron
(von Ol. 75, 3. bis 78, 2.) beruͤhmt und einflußreich
ward 1. Mit ſeiner Herkunft aus Kos haͤngt auch zu-
ſammen, daß er ſelbſt auch Arzt war, und ſein Bru-
der dieſe Kunſt ausſchließlich uͤbte 2; die Familie war
ohne Zweifel in Connex mit den Aſklepiaden. Phor-
mis
oder Phormos, der von Ariſtoteles und Andern
oͤfter neben Epicharmos genannt wird, ſcheint einige
Olympiaden aͤlter, da er Freund des Gelon und Auf-
ſeher ſeiner Kinder war 3; der Ruhm ſeines Nachfol-
gers hat den ſeinigen ſo verdunkelt, daß kaum mehr
als die Titel einiger Stuͤcke von ihm uͤbrig ſind 4, aus
denen man indeß noch ſieht, daß er mythologiſche Ge-
genſtaͤnde parodiſch behandelte. Aber auch Epichar-
mos ſelbſt iſt viel weniger bekannt und beachtet, als
es die ſchriftſtelleriſche Eigenthuͤmlichkeit und kuͤnſtleri-
ſche Groͤße des bewundernswuͤrdigen Mannes verdient;
III. 23
[354] und man hat beſonders darin gefehlt, daß man den,
der ſeine Dichtungsgattung vollendete, als den An-
fangspunkt der Attiſchen Komoͤdie hinſtellte, und die
baͤuriſche Roheit, aus der die letztre erwuchs, auf die
fruͤher geregelte Siciliſche Gattung uͤbertrug, die alle
Vortheile gebildeten Stadt- und Hoflebens genoß 1.
Hier liegt uns nur daran — ehe ſpeciellere Forſchun-
gen einen vollſtaͤndigern Begriff von Epicharmos Lei-
ſtungen gewaͤhren — uͤber den Umfang ſeines Stoffes und
den Geiſt ſeiner Behandlung einige Notizen zu geben.
Der Stoff der Epicharmiſchen Stuͤcke war großentheils
mythiſch, das heißt, den Mythus traveſtirend, unge-
faͤhr wie das Drama Satyrikon in Athen. So ſtellte
das Stuͤck Buſiris den Herakles mit unerſchoͤpflicher
Laune als unbaͤndigen Freſſer dar; und dieſelbe Eßluſt
ſchilderte, vielleicht zugleich Satyre einmiſchend auf
den Luxus der Zeit, „die Hochzeit der Hebe,“ in wel-
cher eine wunderbare Menge von Gerichten erwaͤhnt
wurde 2. Eine genauere Vorſtellung koͤnnen wir uns
von dem Drama: Hephaͤſtos oder die Komaſten
machen, und zwar beſonders mit Hilfe einiger erhalt-
nen Kunſtdarſtellungen. Es wird berichtet, daß hierin
erſtens dargeſtellt wurde, wie Hephaͤſtos ſeine Mutter
Hera durch zauberiſche Schmiedekunſt an einen Sitz
gefeſſelt, von dem er ſie erſt nach langem Bitten loͤſte 3.
Nun ſieht man auf einer zu Bari im Koͤnigreich Nea-
[355] pel gefundnen Vaſe, jetzt im Brittiſchen Muſeum 1,
Hera mit der Ueberſchrift ϜΗΡΑ 2 auf einem Thron-
ſitze, neben ihr zur Rechten einen poſſierlich bekleideten
Skurren, den der ſpitze Hut als Hephaͤſtosdiener cha-
rakteriſirt, die Ueberſchrift aber ΔΑΙΔΑΛΟΣ nennt 3,
zur Linken einen aͤhnlich angethanen aber behelmten
Ares, ΕΝΕϒΑΛΙΟΣ uͤberſchrieben; beide bewaffnet
und mit einander, den Zauber, durch den Hera gefeſ-
ſelt, zu loͤſen oder zu befeſtigen, ſtreitend. Das Ganze
geht deutlich auf einer Buͤhne vor, zu der eine Treppe
herauffuͤhrt; und wofern es nicht noch andre Stuͤcke
Siciliſcher oder Italiſcher Komiker uͤber denſelben Ge-
genſtand gegeben, ſehen wir eine Scene aus dem An-
fang des Epicharmiſchen Drama’s. Nun lautet der
Mythus weiter, daß Hephaͤſtos, darum von ſeinen El-
tern uͤbel behandelt, den Olympos ganz und gar ver-
laſſen und gemieden habe, bis Dionyſos ihn auf ſchlaue
Weiſe trunken macht, auf einen Eſel ſetzt, und ſo im
luſtigen Komos nach dem Olymp zuruͤckfuͤhrt; und
darauf geht offenbar der andre Titel des Stuͤcks: die
Komaſten. Nun haben wir aber auch dieſe Scene in
23 *
[356] Kunſtdarſtellungen erhalten, die zwar das Buͤhuenco-
ſtuͤm und Lokal nicht ſo treu wiedergeben wie die eben
erwaͤhnte, aber doch ſelbſt die Entlehnung aus einer
Komoͤdie bezeugen. Auf einer Coghillſchen Vaſe 1
ſieht man einen Zug, deſſen Perſonen alle durch Ueber-
ſchriften kenntlich ſind: voraus Marſyas als Floͤten-
ſpieler, dann die Komodia in ſchwaͤrmender Bewegung,
darauf Dionyſos im alten Feiercoſtuͤm, endlich ihm fol-
gend den Hephaͤſtos, der auf andern Darſtellungen
deſſelben Sujets einen muntern Eſel reitend erſcheint.


3.


Aus dem Gegebnen die Compoſition des Epi-
charmiſchen Drama’s herauszunehmen, kann billig ei-
nes Jeden Urtheil und Geſchmack uͤberlaſſen werden;
wir erlauben uns noch einen Augenblick bei der Be-
merkung zu verweilen, daß die unteritaliſchen Vaſen-
gemaͤlde noch manchen Beitrag zur anſchaulicheren
Kenntniß der dort einheimiſchen Dramatik verheißen.
Eine Farce, wo Herakles dem Euryſtheus oder einem
andern Koͤnige die Kerkopen bringt, habe ich oben
ſchon aus dieſer Quelle nachgewieſen 2; vielleicht
ſtammt auch der Herakles als Pygmaͤe mit Kranichen
kaͤmpfend aus derlei Darſtellungen 3. Am bekannte-
ſten iſt die komiſche Darſtellung des Zeus und Hermes,
des letztern mit der Laterne, des erſtern mit einer Lei-
ter, beide in hoͤchſt burleſkem Skurrencoſtuͤm, wie ſie
zu einer Schoͤnen hinauf zu ſteigen bereit ſind, die ſie
ſchon vom Fenſter aus erwartet 4. Denkt man ſich
[357] unter dieſer mit Winckelmann Alkmene, ſo koͤnnte man
auch den Plautiniſchen Amphitryon fuͤr Nachbildung
eines Siciliſchen Originals halten, da Plautus auch
ſonſt sicilissat; doch fuͤhrt dieſe Anſicht in Schwierig-
keiten, die ſie aufzugeben noͤthigen koͤnnen. Noch ſehe
ich in dem auf einem Fiſche ſitzenden und ſich ſehr ko-
miſch geberdenden Skurren einer Vaſe 1 eine Traveſtie
des Tarentiniſchen Mythus von Taras auf dem Del-
phin, den wir durch die Muͤnzen dieſer Stadt kennen.
Das an Pulcinell und Harlekin erinnernde 2 Coſtuͤm
beweist auch hier ſceniſche Darſtellung, die indeß
noch mehr in dem bekannten Vaſengemaͤlde des Aſteas 3
in die Augen ſpringt, wo man einen Skurren von
mehrern derſelben Art auf ein Lager, offenbar das
Bett des Skiron-Prokruſtes, ausgeſpannt ſieht. Hier
iſt aber noch beſonders merkwuͤrdig, daß die Agirenden
nicht die Namen der Heroen, die ſie traveſtiren, ſon-
dern ihrer Maſken tragen; der Ausgeſtreckte heißt
ΧΑΡΙΝΟΣ, Gracioſo, (welchen Namen komiſcher Taͤn-
zer wir auch in Sparta fanden 4 die Andren ΔΙΑ-
ΣϒΡΟΣ, der Spoͤtter, ΚΑΓΧΑΣ, cachinnator, und
ΓϒΜΝΑΣΟΣ, wenn man ſo richtig lieſt: offenbar Na-
men ſtehender Perſonen eines der Campaniſchen Atel-
lana verwandten Drama’s. Auch iſt das Gefaͤß in
Kampanien gefunden 5.


[358]

4.


Um auf Epicharm zuruͤckzukommen, ſo war
deſſen Komoͤdie keineswegs auf Traveſtirung des My-
thus beſchraͤnkt: vielmehr behandelte ſie auch politiſche
Themata, wie Ariſtophanes, machte komiſche Charakte-
re zum Mittelpunkte, wie beſonders die Spaͤtern;
uͤberhaupt gehoͤrt ein großer Reichthum des Stoffes
zum Weſen derſelben. Eine politiſche Tendenz hatte
nach Hemſterhuis 1 das Stuͤck Ἁϱπαγαὶ, welches Si-
ciliens Verwuͤſtung zur Zeit ſchilderte; vielleicht auch
die Νᾶσοι, in denen wenigſtens vorkam, daß Hieron
den Anaxilas gehindert, Lokri zu vernichten (Ol. 75,
4.) 2; auch die Perſer bezogen ſich auf Zeitgeſchichte.
Ein Charakterſtuͤck war z. B. der Ἀγϱωστῖνος (ἀγϱοῖ-
κος); auch hatte Epicharm Charaktere, die ſpaͤter ſehr
haͤufig behandelt wurden, ſchon ſehr ausgebildet, wie
den Paraſiten und den Trunknen 3; und wenn noch
Plautus Menaͤchmen dem Argumente nach aus einer
Epicharmiſchen Komoͤdie fließen, wie der Dichter im
Prologe ziemlich deutlich angiebt: ſo waren auch ſinn-
reiche und die Aufmerkſamkeit ſpannende Verwickelun-
gen ein beliebter Gegenſtand dieſes Dichters. — Von
gleicher Vielſeitigkeit war die Behandlungsweiſe; denn
wenn auf der einen Seite kekker und burlesker Spaß
ganz in der Weiſe des Epicharmos war: ſo kam auf
der andern viel von alter Spruchweisheit 4 und von
Pythagoreiſcher Philoſophie bei ihm vor, in die Epi-
charm nebſt Archytas und Philolaos von Arkeſas, dem
Nachfolger des Pythagoras, eingeweiht worden ſein
ſoll 5; wir wiſſen aus Diogenes Laertios, daß er
[359] ziemlich lange Diskurſe ſpekulativ-philoſophiſchen In-
halts einmiſchte, ohne daß wir indeß begreifen, wie
ſolche mit dem uͤbrigen Stuͤcke zuſammen hingen. Im
Odyſſeus, wie ich aus der Anrede an Eumaͤos ver-
muthe, wurde ganz beilaͤufig uͤber den Inſtinkt als
Naturſeele mit ungemeiner Tiefe geſprochen 1; andre
Stuͤcke wie „Pyrrha oder Prometheus“ und „Land
und Meer“ waren ihrer Anlage nach inniger mit Phi-
loſophie durchwachſen; auch hat er in beſondern Ge-
dichten phyſiſche und gnomiſche Philoſophie uͤberliefert,
die indeſſen doch, nach Ennius Nachbildung zu urthei-
len, in einem ſceniſchen, und noch dazu uͤberaus orche-
ſtiſchen Versmaße, dem trochaiſchen Tetrameter, abge-
faßt waren 2. Daß die Behandlung der Epicharmi-
ſchen Komoͤdie in ihrer Art vollendet, bezeugt die große
Achtung der Alten, namentlich Platons; und wenn
die Attiſche Komoͤdie hernach in komiſcher Satire und
Perſiflage noch mehr geleiſtet, ſo war des Sikulers
Streben allgemeiner und hoͤher. Die Attiker waren,
nach Ariſtophanes zu urtheilen, faſt einſeitig praktiſch;
und eine gewiſſe im Leben entſtandne Ueberzeugung,
was dem Volke fromme, bildete den Ausgangspunkt
ihrer Komik: bei Epicharm lag, wenn die wahrge-
nommenen Elemente ſeiner Poëſie organiſch verbunden
waren, eine philoſophiſche Weltanſicht im Mittelpunkte,
deren Erhabenheit der Komik erſt ihre wahre Freiheit
5
[360] und Heiterkeit geben konnte, und dabei entbehrte die
Lebensbetrachtung auch nicht des ſcharfen und eindrin-
genden Verſtandes, der die Sikuler charakteriſirt 1.


5.


Bei alle dem war Epicharmos Komoͤdie nur
eine einzelne voruͤbergehende Erſcheinung, da uns eben
keine Nachfolger des großen Dichters genannt werden,
als Deinolochos 2, ſein Sohn oder lieber ſein Schuͤ-
ler. Dagegen trat etwa ein halbes Jahrhundert nach
Epicharm 3 der Schoͤpfer einer andern, aber in man-
chen Stuͤcken verwandten Gattung auf, Sophron
der Mimograph. Indeß hat dieſe Gattung auf der
andern Seite ſo viel nicht blos von der damaligen
Poëſie Siciliens, ſondern von der geſammten Helleni-
ſchen Litteratur Abweichendes, daß ihre Entſtehung
nach allem daruͤber geſagten noch immer ſehr raͤthſel-
haft iſt. Sophrons Mimen hatten durchaus nichts
orcheſtiſches und muſikaliſches, womit zuſammenhaͤngt
daß ſie gar nicht in Verſen, ſondern, ob zwar in gewiſſen
rhythmiſchen Abſchnitten4, doch immer in Proſa
geſchrieben waren. Die letztre Erſcheinung ſcheint ganz
einzeln und ohne Zuſammenhang zu ſtehn, wie es auch
wirklich innerhalb der Litteratur, die uns uͤberkommen,
[361] der Fall iſt. Daß ſie aber im Leben der Hellenen
nicht iſolirt und unverbunden ſtand, moͤgen wir vorn-
weg annehmen; deſſen Geiſt war es ohne Zweifel an-
gemeſſen, auf dem Uebergange von metriſcher zu unge-
bundner Rede eine Mittelform hervor zu bringen 1;
namentlich bedurfte der Doriſche Sinn fuͤr Maaß,
Geſetz, abgerundete und geſchloſſne Form einer ſolchen,
um ſo mehr als ihm periodiſches Reden weit fremder
war als dem Joniſch-Attiſchen. Auf dieſen Gedan-
ken fuͤhrt uns eigentlich die Betrachtung einiger Denk-
male Lakoniſcher Rede, in denen Niemand das Rhyth-
miſche und die Symmetrie der Saͤtze verkennen wird.
So in dem bekannten Briefe des Hippokrates 2

ἔῤῥει τὰ καλά. Μίνδαϱος γ̛ ἀπεσσούα ·

πεινῶντι τὤνδρες · ἀποϱέομες τί χρὴ δρᾶν


und dem der Lakaͤna bei Plutarch 3

κακὰ τεῦ φάμα κακκέχυται ·

ταύταν ἀπωθεῦ, ἢ μὴ ἔσο.


wo der Rhythmus unbewußt in den Vers uͤbergeht,
was in andern Faͤllen minder ſtatt findet 4. — Ob
[362] Sophrons Mimen oͤffentlich dargeſtellt wurden oder
nicht, iſt eine ſchwer zu beantwortende Frage; befrem-
dend waͤre ein Werk der Poëſie, das blos zur Lektuͤre
beſtimmt, in einer Epoche, wo alle andern aus dem
Leben hervorgehend eben ſo unmittelbar in das Leben
eintraten. Wahrſcheinlicher auf jeden Fall iſt, daß
auch die Mimen in ihrer urſpruͤnglichen Geſtalt zu den
Luſtbarkeiten mancher Feſte gehoͤrten, wie es mit Spar-
ta’s Deikeliſten der Fall war, denen jene mehr als ir-
gend einer andern Gattung entſprechen. Dergleichen
Spiele, hervorgegangen aus der lebhaften Auffaſſung
des Eigenthuͤmlichen und Abſonderlichen in verſchiednen
Kreiſen des menſchlichen Lebens, improviſirt von denen,
die am meiſten Luſt und Talent zur Nachbildung in
ſich trugen, mag es eben ſo bei den Doriern in Sici-
lien, wie bei den Lakonen gegeben haben, um ſo mehr,
da die erſtern von Natur zu poſſierlicher Nachahmung
der Geberde und des Benehmens Andrer gemacht wa-
ren 1. Brachte doch ſelbſt Agathokles der Tyrann
nicht blos Tiſchgeſellſchaften ſondern Volksverſammlun-
gen zum lauten Gelaͤchter, wenn er bekannte Leute
nach Art eines Ethologen auf das poſſierlichſte dar-
ſtellte 2. Der Sophroniſche Mimos nun, der ſolche
nationale Anfaͤnge zur Kunſtgattung veredelte, zeichnete
ſich einerſeits durch treue Abſchilderung des Lebens
aus, welche auch das Unedle in der Sitte, das Soloͤke
in der Sprache darzuſtellen nicht verſchmaͤhte, und be-
ſonders die Rede des gemeinen Mannes mit der groͤß-
ten Wahrheit wiedergab 3 — daher auch die erſtau-
[363] nende Menge von Spruͤchwoͤrtern 1 — andrerſeits
durch ungemeinen Verſtand in der Andeutung feinerer
Zuͤge und in der Durchfuͤhrung der aufgefaßten Cha-
raktere, ohne den er auch dem Platon nicht ſo lieb,
und ſein Studium fuͤr die Compoſition der Sokrati-
ſchen Dialoge ſo wichtig haͤtte werden koͤnnen, als er
es nach guten Zeugniſſen wirklich geworden iſt: ſo daß
man nun in der That die Scenerie dieſer Dialoge mit
den Theokritiſchen Gedichten, die wir als beſtimmte
Nachbildung weiblicher Mimen des Sophron kennen,
zuſammenhalten muß, um einen angemeſſnen Begriff
von jenen Meiſterwerken zu gewinnen. Zu dem Ta-
lente der Darſtellung muß aber auch, um es zu leiten
und zu richten, ein gediegnes ethiſches Streben hinzu-
gekommen ſein; es iſt wahrſcheinlich, daß es in den
μίμοις σποκδαίοις uͤberwog, und in den γελοίοις mehr
in den Hintergrund trat. Das Geſchlecht der Areta-
logen und Ethologen, die urſpruͤnglich viel von Tugend
und Sitte redeten, aber allgemach zu trivialen Luſtig-
machern herabſanken, ſcheint auch aus Sicilien zu
ſtammen, und ſchloß ſich hier vielleicht durch manche
Mittelglieder an Sophron an 2.


6.


Im Ganzen hatte der Doriſche Stamm of-
fenbar weniger Geſchick und Neigung als der Attiſche,
[364] aus freien Regungen poëtiſchen Gefuͤhls, wie ſie Feſt-
ſpiele veranlaßten, Litteraturgattungen zu bilden. Aus
dieſer Verſaͤumniß fruͤherer Zeiten erklaͤrt ſich die ſelt-
ſame Erſcheinung, daß mehrere Weiſen Doriſcher Dich-
tung erſt in Alexandriniſcher Zeit in den Kreis der
poëtiſchen Litteratur des gebildeten Griechenlands ein-
traten, namentlich das bukoliſche Gedicht und die
Phlyaken Tarents. Man hatte dies Faſtnacht-
ſpiel ohne Zweifel ſeit Jahrhunderten in genannter
Stadt geſpielt, ehe es in der Zeit des erſten Ptole-
maͤos durch Rhinthons darnach genannte Dichtwerke
auch anderswo bekannt wurde. Fuͤr dieſe braucht
man auch den Namen Ἱλαροτραγῳδία 1, und dieſer
Name ſowohl als die Titel der einzelnen Stuͤcke 2 und
die erhaltnen Fragmente lehren, daß ſie tragiſche Stof-
fe burleſk behandelten 3. Daß Rhinthon dabei die
Attiſche Tragoͤdie nicht zur Seite liegen laſſen konnte,
iſt leicht einzuſehn; namentlich moͤgen ſeine beiden
Iphigenieen, die in Aulis und Tauris, manche Parodie
auf Euripideiſche Stuͤcke enthalten haben. Indeſſen
glaube ich doch, daß er ſich im Weſentlichen an die
Form der alten Phlyakes hielt, wie er den Tarentini-
ſchen Dialekt treu wiedergab 4; auch kann man ſich
uͤberzeugt halten, daß er die einheimiſche Gattung fuͤr
[365] wirkliche Auffuͤhrung und Darſtellung bearbeitete. Das
gewoͤhnliche Versmaaß war der Jambiſche Trimeter,
den indeß Rhinthon ziemlich nachlaͤſſig behandelte, da
er dem Verſe ſelbſt in einem erhaltnen Bruchſtuͤcke auf
komiſche Weiſe erklaͤrt, daß er ihn nicht ſonderlich
kuͤmmre 1; auch iſt es moͤglich, daß er ihn zu paro-
diſchem Gebrauche oder auch um des Contraſtes wil-
len mit andern Versmaaßen miſchte, und zum Bei-
ſpiel den feierlichen Hexameter an recht ſpaßhaften
Stellen brauchte 2. Dem Rhinthon folgten in dieſer
Gattung Sopatros, Skiras 3 und Blaͤſos; der letzt-
genannte, ein Campaner von Capreaͤ, dichtete noch,
wie aus dem Titel ſeines „Saturnus“ zu ſchließen,
[366] als Roͤmiſche Herrſchaft und Religion die Oberhand
gewonnen, aber ganz im alten Dialekt, und wie wir
aus der Bezeichnung „σπουδογελοίων ποιητὴς“ ſchlie-
ßen koͤnnen, ein ernſthaftes Beſtreben mit burleſker
Darſtellung vereinigend 1.


7.


Wir haben uns bei der Komik der Dorier
laͤnger verweilt als nach dem Maaße dieſes Buchs,
des reichen Stoffes und des Lichtes wegen, das ſie
auf das Naturel des Volkſtammes im Allgemeinen
wirft, in dem der hoͤchſte Ernſt mit dem kekkſten Spaß
innig gepaart erſcheint, wie oͤfter — da jeder wahre
Spaß zur Grundlage eine tuͤchtige, ſtrenge, ernſte Ge-
ſinnung fordert, ſittliche Indifferenz aber und Frivoli-
taͤt auch den Gegenſatz von Ernſt und Scherz und ſo-
mit das Weſen beider vernichtet 2. Kuͤrzer faſſen
moͤgen wir uns uͤber die Anfaͤnge der Tragoͤdie, des
Gegenſatzes der Komoͤdie, bei den Doriern: wobei wir
gleich zu bemerken haben, daß dieſer Gegenſatz, wie
er ſich im gewoͤhnlichen Sprachgebrauch feſtgeſtellt hat,
nicht in den Urſpruͤngen beider Gattungen gegeben
war, ſondern ſich erſt allmaͤlig entwickelte. In den
Urſpruͤngen lag nur ſo viel, daß das Komosſpiel mehr
der freien Luſt des laͤndlichen Feſtes uͤberlaſſen war,
waͤhrend das Tragosſpiel ſich gleich anfaͤnglich an die
oͤffentliche, ſtaͤdtiſche Feier des Dionyſos anſchloß, und
von den großen kykliſchen oder dithyrambiſchen Choͤren
dargeſtellt wurde. So kam es, daß das erſtre ganz
allgemein den tollen Jubel und die Losgebundenheit
des Gemuͤths ausdruͤckte, das letztre ſich dagegen den
beſtimmten Ideen und Empfindungen des Cultus zu-
wandte, die der Mythus in den Schickſalen des Dio-
[367] nyſos darſtellte. Das Hauptthema deſſelben, ſchon
von Homer auf ſeine Weiſe ausgefuͤhrt, aber gewiß
weit fruͤher angeſchlagen, waren τὰ Διονύσου πάθη,
Dionyſos Leiden.


8.


Wie dies insbeſondere die Tragoͤdie unter
den Doriern angeht, wird gleich deutlich werden. In
Sikyon, einem alten Sitze dieſes Cultus, gab es, nach
Herodots uͤberaus bedeutungsvoller Nachricht 1, ſeit
alter Zeit tragiſche Choͤre, die vom Dionyſos und zwar
ohne Zweifel deſſen Leiden ſangen. Aber ſchon vor
Kleiſthenes (Ol. 45.) hatte man ſie, doch wohl nur
zum Theil, auf den Stadthelden Adraſtos uͤbertragen,
der ebenfalls viel Trauriges erlitten: wogegen der ge-
nannte Tyrann ſie ganz auf Dionyſos zuruͤckfuͤhrte.
Das Datum der Ruͤckfuͤhrung iſt hiernach bekannt; die
Zeit der Ausdehnung der Chorgeſaͤnge auf Adraſtos,
endlich die ihrer Stiftung muß bedeutend weiter hin-
ausliegen: ſo ſieht man leicht ein, wie jung dagegen
die mit Theſpis beginnende Attiſche Tragoͤdie iſt. Da-
durch gewinnt nun auch die Nachricht an Bedeutſam-
keit 2, daß Epigenes ein uralter Sikyoniſcher Tragi-
ker und der ſechszehnte vor Theſpis geweſen; es ſcheint
daß alte Litteratoren, im Beſitz einer Fuͤlle uns unter-
gegangner Nachrichten, eine ordentliche Folge alter
Tragosſaͤnger zwiſchen beiden aufgeſtellt hatten. Und
[368] wenn nun nach Ariſtoteles 1 einige Peloponneſier mit
den Athenern um die Erfindung der Tragoͤdie eifer-
ten 2: ſo werden wir der erſten Partei nicht darum
Unrecht geben, weil ihr Lied, von dem der andern
uͤbertoͤnt, ſo zeitig verſtummte. — Nun fragt es ſich
aber, ob dieſe Sikyoniſche Tragoͤdie das gewoͤhnlich ſo
genannte Drama, oder blos eine Gattung (dithyram-
biſcher) Lyrik geweſen, deren Exiſtenz vor einigen Jah-
ren Boͤckh aus Boͤotiſchen Inſchriften und andern
Spuren ans Licht gebracht 3. Ich meine mit dem
genannten Alterthumsforſcher: das letztre — weil nur
dann die Nachrichten der Athener uͤber den Urſprung
und Bildungsgang ihrer eignen Tragoͤdie ſich rechtfer-
tigen laſſen, und weil beſtimmt berichtet wird, daß
die geſammte aͤltre Tragoͤdie blos aus Choͤren beſtan-
den habe 4. Nur moͤchte ich deswegen dieſen Bakchi-
ſchen Feſtliedern nicht das mimiſche Element abſtreiten,
was im Weſen des Cultus von Anfang an lag; die
Lebhaftigkeit des Gefuͤhls forderte Leibhaftigkeit der
Darſtellung; und ſchon Arion, der auch als Erfinder
der tragiſchen Weiſe (τραγικὸς τρόπος) genannt wird,
ſoll dem Chore Satyrn zugeſellt haben 5. — Arion,
obgleich ein Methymnaͤer und wahrſcheinlich aus Ter-
panders Schule, lebte und dichtete doch meiſt, wie
ſein eben genannter Vorgaͤnger, im Peloponnes und
unter Doriern. In Korinth war es, wo er unter Pe-
[369] riandros 1 zuerſt einen kykliſchen Chor 2 zur Darſtel-
lung eines Dithyramben einuͤbte 3; wobei er aber
wahrſcheinlich lokale Anlaͤſſe benutzte und Anfaͤnge aus-
bildete, weil nur dann Pindaros mit einigem Recht
Korinth als die Vaterſtadt des Dithyrambs anſehn
kann 4.


So iſt denn die Gegend von Korinth und Sikyon
fuͤr die Anfaͤnge dramatiſchen Spiels vielfach bedeu-
tend; in der ja auch noch Phlius liegt, wo ſich
wahrſcheinlich das Satyriſche Drama zuerſt als eine
beſondre Gattung aus der alten Tragoͤdie herausſchied,
und nach Athen wandernd hier eigentlich dramatiſch
ausgebildet wurde. Denn Pratinas der Phliaſier
wird mit dem beſten Grunde als Erfinder der Gat-
tung genannt 5; er blieb Phliaſier, wenn er auch zu
III. 24
[370] Athen im Wettſtreit, mit Aeſchylos auftrat, da auch
noch ſein Sohn und Nachfolger Ariſtias Buͤrger von
Phlius war, und in dieſer Stadt begraben lag 1.
Von der Gattung ſelbſt habe ich nichts anzumerken.
als daß ſie ungemein hyporchematiſch, voll von mimi-
ſchen und Charaktertaͤnzen geweſen ſein muß 2.


9.


Nachdem wir dieſe beiden einzelnen Arten mit
Orcheſtik verbundner Poëſie, die Komoͤdie und Tragoͤ-
die, in Betracht gezogen haben, ſind wir von der Gat-
tung im Allgemeinen zu reden verpflichtet, beſonders
weil man grade dieſe orcheſtiſche Poëſie, um den
Ausdruck zu brauchen, in neuerer Zeit als ein Pro-
dukt der Dorier zu betrachten angefangen hat. Denn
wie man alle Poëſie, auf die die muſikaliſche Compo-
ſition bedeutend einwirkt, unter dem Namen Lyrik in-
begreift: ſo nennt man wieder Doriſche Lyrik diejeni-
ge, welche zur Begleitung von Taͤnzen, beſonders oͤf-
fentlichen Chortaͤnzen, geſungen wurde 3. Und zwar
mit Recht, wie mir daͤucht, da wirklich dieſe Poëſie
[371] in ihren mannigfaltigen Formen ſtets mehr oder weni-
ger vom Doriſchen Dialekt hat, wovon der Grund
doch nicht blos etwa in der Anerkenntniß liegen kann,
daß dieſer Dialekt dazu der geeignetſte — denn wie
war dieſe Anerkenntniß moͤglich, wenn nicht ſchon das
Beiſpiel aufgeſtellt, Chorreigen in Doriſchem Dialekt
gedichtet waren. So kann man alſo immerhin Dori-
ſche und choriſche Poëſie als objektive Synonyma
brauchen, da im Ganzen wo Chorestanz auch Dori-
ſcher Dialekt, und wo Doriſcher Dialekt in eigentlich
lyriſchen Geſaͤngen, in der Regel auch Chorestanz 1.
So dichtete z. B. Pindaros als Meiſter der Doriſchen
Lyrik auch Skolien, aber dieſe Skolien wurden im Ge-
genſatze der uͤber Tiſch geſungnen choriſch dargeſtellt,
und hielten ſich naͤher an den Doriſchen Dialekt 2. So
war der Dithyramb, ſo lange er Gattung der Dori-
ſchen Lyrik blieb, durchaus antiſtrophiſch d. h. cho-
riſch; als er durch Krexos, Phrynis u. a. m. umgebildet
wurde, hoͤrte er auf von kykliſchen Choͤren dargeſtellt zu
werden, und zugleich wurde der Dialekt ganz veraͤndert.
Mitten im Attiſchen Drama ſangen die Choͤre in Do-
riſchem Dialekt: ſo innig verknuͤpft war Dorismus
mit choriſchen Auffuͤhrungen 3. — Hiedurch iſt aber
ſchon Zweierlei zur Beſtimmung des Charakters Dori-
ſcher Lyrik gegeben. Erſtens: ſie mußte das Gepraͤge
des Oeffentlichen tragen, denn um Choͤre aufzuſtellen muß
auf irgend eine Weiſe das Gemeinweſen in Anſpruch
genommen werden. Zweitens: ſie mußte eine religioͤſe
24 *
[372] Beziehung in ſich haben, denn Choͤre ohne eine Cul-
tushandlung ſind etwas Unerhoͤrtes. Es muß alſo die
Empfindung, welche dieſe Gattung der Lyrik aus-
ſpricht, wenn ſie auch vorzugsweiſe einen Einzelnen
bewegt, doch von der Art ſein, daß ein ganzes Volk
daran Antheil nehmen mag; und das Thema, wenn
auch durch ganz andre Anlaͤſſe gegeben, doch Bezie-
hung auf religioͤſe Ideen und eine mythiſche Behand-
lung geſtatten.


10.


Soviel zur Beſtimmung des Begriffs Dori-
ſcher Lyrik. Fragen wir nunmehr nach dem geſchicht-
lichen Grunde, der grade dieſer Gattung das Gepraͤge
dieſes Volkſtamms gegeben: ſo ſind die erſten Umſtaͤn-
de, die uns in die Augen fallen, mehr befremdend als
aufklaͤrend. Naͤmlich: erſtens verſteht es ſich von ſelbſt,
daß keine Stadt von Griechenland der choriſchen Poëſie
ganz entbehrte, und Proſodien, Paͤanen, Dithyramben,
ſobald die Gattungen da waren, bald von einem Ende
Griechenlands zum andern ertoͤnten. Zweitens ſind auch
unter den groͤßten Gruͤndern und Meiſtern Doriſcher
Lyrik nur die geringere Anzahl Dorier, die andern
Aeoliſcher oder Joniſcher Herkunft. Terpandros, der
alte Paͤanenſaͤnger, Arion, der den Dithyramb erfun-
den, Pindaros endlich ſind Aeoler, Ibykos von Rhegion,
Bakchylides und Simonides von Keos Jonier; und von
den bekannteren ſind nur Steſichoros von Himera und
Alkman, ein Lakone von Geburt, wenn auch von Her-
kunft ein Lyder, Dorier zu nennen. Indeſſen vereint
ſich das Letztre mit der obigen Anſicht durch die Ueber-
legung, daß ſich in der Heimat dieſer choriſchen Poë-
ſie wohl zeitig ein gewiſſer nationaler Styl feſtgeſtellt
hatte, an den ſich die ſtaͤdtiſchen Dichter insgemein
anſchloſſen, waͤhrend auswaͤrts der Poët mehr an ſich
gewieſen, und ſein Talent mit individueller Freiheit
[373] auszubilden aufgefordert war. So bluͤhte ſicherlich an
keinem Orte Griechenlands die choriſche Poëſie ſo wie
zu Sparta 1, wie die kundigſten Zeugen beweiſen, Ter-
pandros 2:


Da wo der Juͤnglinge Kraft und die froͤhliche Muſa zugleich

bluͤht,

Und auf dem Markte das Recht,

und Pindaros:


Wo den Rathſchluß graue Weisheit und der Juͤngling’ Arm

den Speer preiswuͤrdig lenket,

Und den Chor fuͤhrt Dichtung und feſtliche Luſt. 3

Auch gab es hier außer den fremden aber faſt anſaͤßi-
gen Dichtern Terpandros, Thaletas, Nymphaͤos von
Kydonia 4, Simonides 5, mehr einheimiſche Lyriker
als irgendwo 6, von denen wir Spendon 7, Dionyſo-
dotos 8, Xenodamos 9 und Gitiadas, der dieſelbe
Gottheit, der er das eherne Haus bauete, auch in
Hymnen beſang 10, kennen. Und bei alle dem iſt uns
kein Fragment Spartiatiſcher Lyrik, wenn man Alkman
ausnimmt, bekannt geworden, gewiß aus dem eben
angezeigten Grunde, weil eine gewiſſe Gleichmaͤßigkeit
in dieſen Erzeugniſſen — wie in der aͤltern bildenden
Kunſt — kein Einzelnes hell hervortreten ließ. Auch
mußte die moraliſche Kritik beſchraͤnkend wirken, mit
[374] der die Spartiaten den Archilochos eigner Feigheit,
oder ſeine Lieder unſittlicher Frechheit wegen, wenn die
Sage wahr iſt 1, aus ihrer Stadt wieſen, und den
Tyrtaͤos dagegen als Wetzſtein der Seelen ihrer Juͤng-
linge in hohen Ehren hielten 2. Wie allgemein aber
namentlich in Sparta Uebung der lyriſchen Kunſt war,
zeigt auch die Theilnahme der Frauen daran, die
Alkman doppelt berechtigte auf ihr Lob ſtolz zu ſein:


Wie viel der Maͤdchen unſre Stadt hat, preiſen ſie all den

Kithariſten. 3

Derſelbe Dichter ruͤhmt um der Geſchenke der ſuͤßen
Muſen willen die gluͤckſelige Jungfrau, die blonde
Megaloſtrata 4, neben die man als Lyrika noch die
Kleitagora 5 (doch iſt ihr Vaterland noch im Streit),
und als Hymnendichterin die Myia 6; außer Sparta
aber die Argeiiſche Teleſilla 7 — zugleich Saͤngerin
und Heldin 8 —, die Sikyonerin Praxilla, die als Dithy-
ramben- und Skoliendichterin das freie Leben der Frau-
en in Sikyon bezeugt 9, u. Aa. ſtellen mag. Stritten
doch ſelbſt in den muſiſchen Wettkaͤmpfen auf dem Iſth-
[375] mos Frauen mit 1. — Wie viele Lyriker nur ihre Zeit,
wie viele nur ihre Heimat kannte: moͤgen wir daraus
abnehmen, daß Pindaros einen Aegineten beſingend
ganz beilaͤufig zwey Saͤnger eines und deſſelben Ge-
ſchlechts, die Theandriden Timokritos und Euphanes,
erwaͤhnt 2; uns ſind von Doriſchen Staͤdten außer den
ſchon beilaͤufig angefuͤhrten noch bekannt geworden: der
heitere Dichter und Muſiker Laſos von Hermione, der
den Dithyramb nach Arion und die Aeoliſche Tonart
vor Pindar ausgebildet, der Sikyoniſche Paͤanendich-
ter Ariphron, von Rhodos der Weiſe Kleobul, der
zugleich Lyriker, und das eigenthuͤmliche Genie des
Timokreon, der die Doriſche Kithar zur heftigen Satire
gegen Simonides und Themiſtokles ſpannte, gegen den
letztern durch Athens wirklich ungerechtes Verfahren
auf den Inſeln aufgebracht 3: Spaͤtre uͤbergehn wir.


11.


Hiermit iſt freilich weiter nichts geſagt, als
die Thatſache fixirt, daß die choriſche Lyrik beſonders
und vorzugsweiſe bei den Doriern heimiſch war. Wo-
von
dieſe wiederum abhange und abzuleiten ſei, kann
eigentlich nur eine Geſchichte der helleniſchen Lyrik
uͤberhaupt lehren — eine der ſchoͤnſten aber auch ſchwie-
rigſten Leiſtungen, die unſre Zeit erwartet. Indeß
noͤthigt der Zuſammenhang dieſes Buchs hier eine An-
ſicht aufzuſtellen, der die Kuͤrze des Vortrags und der
geringe Anſpruch, den ſie an dieſer Stelle macht, zur
Entſchuldigung gereichen moͤge. Erſtens glaube ich,
werden wir den Weg derer ganz verlaſſen muͤſſen, die
durch ſtetigen Fortgang aus dem Epos die Lyrik ent-
wickeln wollen. Das Epos aus der Achaͤiſchen Epoche
[376] entſtanden 1, einen eigenthuͤmlichen Dialekt bis zum
Untergange bewahrend, und nach alter Weiſe von allen
Hellenenſtaͤmmen 2 fortgeuͤbt, zeigt nirgends den Keim,
ein ſo gaͤnzlich Verſchiedenes hervorzubringen; und wie
verſchieden war doch von der Recitation eines einzelnen
Aoͤden der gottesdienſtliche Geſang eines Chors. Ge-
ſaͤnge auf Feſtzuͤgen, auf dem Wege zum Tempel, waͤh-
rend des Opfers gab es ſicherlich, ſeit Hellenen und
Helleniſche Sprache, und zwar auf mancherlei Weiſe
bei mancherlei Culten: bei keinem aber ſo fruͤhzeitig
geregelt und Maaß mit Kraft ſo vereinigend als bei
dem Apolliniſchen; aus dem, wie oben gezeigt 3, die
alten Nomen, die Paͤanen und Hyporcheme, die
Proſodien, Parthenien, Daphnephorika, Tripodephorika
ganz oder zum Theil hervorgegangen ſind. Da dieſer
Cultus nun von Urſprung Doriſch, und die bedeutend-
ſten Cultusoͤrter fortwaͤhrend in Doriſchem Lande gele-
gen waren: ſo iſt einzuſehen, wie in der Cultuspoëſie,
der choriſchen, der Doriſche Dialekt vorwiegen mußte.
Die Form derſelben war im Ganzen urſpruͤnglich eine
Doriſche Nebenform des epiſchen Hexameters: in die-
ſem Rhythmus gingen die alten Nomen der Hymnoden
Philammon, Olen, Chryſothemis 4. Dieſe uralten
[377] Weiſen, die man ſang und zu denen man tanzte, muͤſſen
von dem Vortrage der Homeriſchen Rhapſoden ſehr
verſchieden geweſen ſein, dem erſt Terpandros, wie den
Geſetzen des Lykurg 1, Melodien nach beſtimmten No-
men zugefuͤgt haben ſoll, die jene Cultushymnen von
Anfang hatten; die Tonart aber, in der ſie geſetzt wa-
ren, kann keine andere geweſen ſein als die Doriſche.
Das Beſtreben zu vermannigfaltigen hat wahrſcheinlich
dabei begonnen, den ſechsfuͤßigen Daktylen in verſchieden-
artige Reihen zu brechen, um daraus neue Ganze zu
conſtruiren, wodurch denn eigentlich erſt das Antiſtrophi-
ſche moͤglich wurde; und wenn mehrere ſolche abge-
brochne Daktyliken von Alkman den Namen tragen 2, ſo
hat er doch gewiß nicht den erſten Anfang darin gemacht.
Dabei muß man aber immer noch den anapaͤſtiſchen
Marſchliedern einen beſondern, in der eigenthuͤmlichen
Veranlaſſung gegebnen, Anfang zugeſtehn; auch Paͤanen
4
[378] und Hyporcheme gingen gewiß nie nach hexametriſchen
Nomen; muß ja doch auch das Paͤoniſche Genus wenig-
ſtens aͤlter als Alkman ſein, der ſchon Kretiſche Hexa-
meter hat. In Alkman iſt aber uͤberhaupt ſchon eine
große Fuͤlle von Versmaaßen, wovon der Grund darin
liegt, daß zu ſeiner Zeit Terpandros die Helleniſche
und Aſiatiſche Muſik vermittelt hatte; auch hatte jener
Saͤnger ſelbſt ſeiner Herkunft nach ohne Zweifel eine
Hinneigung zur Lydiſchen Tonart, in der offenbar eine
große Anzahl ſeiner Lieder, in denen das Logaoͤdiſche
vorwaltet, geſetzt waren 1; dazu kennt er Phrygiſche
Melodieen 2. Seine mannigfachen Versmaaße ſind
aber ſelbſt nur Ausdruck ſeiner vielſeitigen Muſe, die
bald die Eoͤtter in feierlichen Choͤren verehrt, bei de-
nen er ſelbſt mittanzend die ſuͤß und feierlich ſingen-
den Jungfrauen anfleht, ſein Alter zu unterſtuͤtzen,
bald an der Thuͤre des Brautgemachs muthwillige Lie-
der voll bluͤhenden Lebensgenuſſes auffuͤhrt, lund uͤppi-
ger noch und ſchaͤkernder die Schoͤnheit badender Maͤd-
chen preist, bald mit jovialer Laune Mahl und Wein
beſingt — die allerunwiderſprechlichſte Widerlegung der
einſeitigen Vorſtellung von duͤſtrer Strenge und An-
muthloſigkeit des Lebens in Sparta, wo man ja doch
dieſe Lieder bis in Epaminondas Zeit mit Luſt und
Liebe ſang 3.


[379]

12.


Wenn das Weſen der Kunſt darin beſteht, daß
ſich ein innerliches Leben in einer ſinnlich wahrnehm-
baren Form auf eine entſprechende und genuͤgende
Weiſe darſtelle; ſo werden wir dem Doriſchen Stamme
uͤberhaupt ſehr viel Kunſtſinn zuſchreiben, weil ſeine
Richtung, wie wir mehrmals bemerkt haben, weit mehr
auf das Darſtellen als auf das Wirken und Schaffen
geht: was freilich von dem Helleniſchen Leben im
Gegenſatze der neuern Zeit im Ganzen gilt, von dem
Doriſchen aber doch in mehrfacher Beziehung als von
irgend einem andern. Von dieſem kann in der That
geſagt werden, daß es das geſammte Leben als Kunſt,
und den ausgebildeten Menſchen mehr noch, als Bil-
der aus Stein und Erz, als Kunſtwerk anſah. Eben
ſo gewiß iſt ferner, daß dieſe aͤußerliche Darſtellung
bei den Doriſchen Hellenen insbeſondre, wenn nur die
Mittel reichten, das Gepraͤge des Schoͤnen tragen
mußte — (welchen Begriff wir ſonſt von dem der
Kunſt fuͤr geſchichtlich verſchieden und trennbar hal-
ten): da das Schoͤne, und zwar in einem ſehr vraͤ-
gnanten Sinne genommen und auf eine ſehr beſtimmte
Weiſe aufgefaßt, fuͤr das Doriſche Leben eine Idee
von der groͤßten Bedeutung war. „Gebet uns das
Gute ſammt dem Schoͤnen“ war der Spartiaten Ge-
bet 1; wer die oͤffentliche Erziehung genoſſen, war des
Schoͤnen in der Stadt theilhaft 2; das ganze Leben
3
[380] durchdrang, wenn auch keine laute Begeiſterung, eine
um deſto tiefer gewurzelte Achtung vor dem Schoͤnen,
die ſich ſchon in dem aͤlteſten Erzeugniß des Volks,
der Religion, ausſpricht.


Wir erlauben uns hier einige Bemerkungen uͤber
bildende Kunſt anzuknuͤpfen; in denen wir indeß
um ſo kuͤrzer ſein duͤrfen, da dieſer Zweig menſchlicher
Thaͤtigkeit vom nationalen Leben, namentlich in kleine-
ren Abtheilungen, minder ſtreng abhaͤngt, als die mu-
ſiſche Kunſt, die Theil der Volkserziehung, waͤhrend
jene der Pflege Weniger uͤbergeben iſt. Obgleich es,
wie ſchon hieraus erhellt, ſchwer anzugeben ſein wird,
was in der alten Bildhauerei dem Doriſchen Volk-
ſtamme eigenthuͤmlich und von ihm ausgegangen ſei:
werden wir doch Einiges in Bezug darauf ſchon aus
dem Gegebnen abnehmen koͤnnen. In dem Doriſchen
Leben herrſchte eine gewiſſe geſunde Sinnlichkeit, ein
Gefallen an unverhuͤllter kraͤftiger Natur. Daß die-
ſes der bildenden Kunſt entgegengekommen ſei und ſie
ungemein beguͤnſtigt habe, laͤßt ſich vorausſetzen, und
mit welchem Auge der menſchliche Leib in den Kunſt-
ſchulen dieſes Stamms ſtudirt und verſtanden worden
iſt, davon geben erhaltne Werke derſelben den Beweis.
Die durch Gymnaſtik und Waffenuͤbung gezeitigte und
veredelte phyſiſche Schoͤnheit des Stammes 1 fuͤhrte
das Studium auf die richtigen Wege; und die vor-
herrſchende Religion, der Cultus des Apollon, zeigt
durch das Energiſche der Geſtalt und das Plaſtiſche
der Attribute des Gottes eben ſo das urſpruͤngliche
Talent des Stammes fuͤr bildende Kunſt, als er die-
ſelbe in einer Stufenleiter von Darſtellungen zum
Hoͤchſten zu fuͤhren geeignet war. Auf der andern
[381] Seite laͤßt ſich aber zugleich aus manchem Obigen ab-
nehmen, daß die Dorier auch die Kunſtſchoͤnheit mehr
nach der Seite des Maaßes, der Beſchraͤnkung und
Ordnung werden geſucht haben, als in einer Fuͤlle von
Reiz, Anmuth und Schmuck; und wie ſehr paßt dies
um den Charakter der Doriſchen Baukunſt zu bezeich-
nen. Dazu kommt endlich das Ruhige und Beſtaͤndi-
ge der Doriſchen Sinnesart, die an dem Gebrauch
der Vaͤter mit Vorliebe und Pietaͤt feſt zu halten
pflegte, gewiß eben ſo in der Plaſtik wie in der
Muſik.


Obgleich die hiſtoriſche Ueberlieferung hier nicht
langt, dieſe Anſicht conſequent zu belegen und zu be-
gruͤnden, ſo ſtimmt doch, was ſie charakteriſirendes
enthaͤlt, mit derſelben wohl uͤberein. Erſtens bezeugt
ſie fruͤhen und eifrigen Betrieb der bildenden Kunſt in
mehrern Doriſchen Staͤdten: zuerſt vielleicht in Kreta,
der aͤlteſten Heimat Doriſcher Bildung 1, dann in Ae-
gina 2, Sikyon, Korinth, Argos 3, Sparta; denn
daß auch dieſe Stadt beſonders in den Zeiten der Per-
ſerkriege eines regen Kunſtbetriebes nicht entbehrte, hat
man fruͤher nur aus vorgefaßter Meinung uͤberſehen
koͤnnen 4. Aus Sikyon ging der Apollon des Kana-
chos hervor, von dem wir oben einen Begriff zu geben
ſuchten 5; und ungefaͤhr zur ſelben Zeit ſchuf nach
unſrer Meinung 6 die damals bluͤhende Kunſt der
[382] Aegineten die Heroengruppen, deren Fragmente ziem-
lich die einzige ſichere Kunde uͤber die Eigenthuͤmlich-
keit der Aeginetiſchen Schule gewaͤhren: denn was uns
ſonſt Pauſanias und Andre berichten, laͤuft darauf
hinaus, daß man in Aegina viel Idole der alleraͤlteſten
Weiſe arbeitete, und eine gewiſſe Strenge des Styls
laͤnger feſthielt als in Attika. Jene Fragmente aber
bezeugen, wie wir ſchon andeuteten, die Lebhaftigkeit
in der Auffaſſung und die Treue in der Nachahmung
der menſchlichen Natur, die in den meiſten Punkten
vollendet zu nennen iſt, und Bewunderung, ja Erſtau-
nen erregt. Auf der andern Seite ſieht man die Ach-
tung vor der Sitte der Vaͤter noch in den typiſchen
Geſichtern der Heroen, denen offenbar eine helleniſche
Nationalphyſionomie, nur unſchoͤn und anmuthlos auf-
gefaßt, aus fruͤhern Zeiten zu Grunde liegt; und daß
dies noch in derſelben Zeit geſchah, als Athen ſchon
jede Feſſel der Art abgeworfen, iſt allerdings ein Do-
riſcher Charakterzug 1. Uebrigens geſtehn wir freilich,
daß dieſe Werke noch manches andre Beſondre haben,
was grade nicht aus der Eigenthuͤmlichkeit des Stam-
mes abzuleiten iſt.


6


[383]

8.


1.


Wir fanden im Obigen als die einheimiſche und
originale Poëſie des Doriſchen Volkſtammes nicht das
Epos, ſondern die Lyrik, die nicht ein aͤußerlich
Wahrgenommenes
, ſondern ein innerlich Em-
pfundnes
mittheilen will; doch mit der Beſchraͤn-
kung, daß dieſes Empfundne ſeiner Natur nach nicht
blos perſoͤnlich ſei ſondern allgemein werden koͤnne,
wie es der Charakter des Volkſtammes fordert, der
weit mehr in der Geſammtheit als individuell lebte.
Eben ſo mußte ohne Zweifel in der proſaiſchen Mit-
theilung die Erzaͤhlung zuruͤckſtehn gegen den Aus-
druck des Gedankens; und es iſt deutlich, daß die
Hiſtorie bei den Doriern weder ihre Entſtehung, noch
erſte Bildung finden konnte. Dieſe verdankte ſie ein-
zig den Joniern, die, vom Beduͤrfniſſe ausfuͤhrlicherer
Mittheilung des Geſchehenen aus, mit der Schriftſtel-
lerei in Proſa 1 zugleich die Geſchichtſchreibung in
Gang brachten. Indeß blieb dieſelbe in ihrem Fort-
gange doch auch den Doriern nicht fremd, wie denn
[384] die Spartiaten den Polyhiſtor Hippias von Elis am
liebſten von den Geſchlechtern der Heroen und der
Menſchen, den Niederlaſſungen, die in alter Zeit die
Staͤdte gegruͤndet, und dem Alterthum im Allgemei-
nen reden hoͤrten 1. Wobei wahrzunehmen iſt, daß
die Dorier offenbar weit mehr Antheil nahmen an den
Thaten und Begebenheiten der Vorzeit, als der zeiti-
gen Gegenwart, (eine gewiſſe Vorliebe fuͤr den My-
thus aͤußerte ſich auch in ihrer Lyrik,) auch dies im
Gegenſatz des Joniſchen Stammes, der durch ſeine
natuͤrliche Anlage, Verfaſſung und Weltſtellung auf
Laͤnder- und Voͤlkerkunde und das bewegte Leben des
Tages gewieſen war. Daher es zwar unter denen
Logographen, die epiſche Stoffe proſaiſch behandelten,
Dorier gab, wie Akuſilaos, aber die Zeitgeſchichts-
ſchreiber faſt einzig Jonier und Attiker waren 2; denn
Herodot, der fruͤher lange in Samos, dann auf Rei-
ſen, als er ſchrieb in Thurioi lebte, kann kaum mehr
fuͤr einen Dorier gelten 3. — Warum aber auch die
[385] politiſche Redekunſt, und in der Philoſophie die Dia-
lektik den eigentlich Doriſchen Voͤlkern fremd war —
denn die Sikuliſche Rhetoren- und Sophiſtenſchule hat
offenbar blos in dem beſondern Charakter dieſer Inſu-
laner ihren Urſprung 1 — und beider Ausbildung,
wie die der eigentlichen Dramatik, den Athenern auf-
gehoben bleiben mußte, iſt leicht einzuſehn; die Rede-
kunſt insbeſondre konnte ſich erſt ergeben, wenn jene
innerliche und aͤußerliche Richtung verſchmolzen, und
in beſtimmter Beziehung auf den Empfangenden dar-
geſtellt wurde.


2.


Dagegen hat anſtatt der Attiſchen Dialektik
und δεινότης im Reden der Doriſche Stamm eine
eigenthuͤmliche Weiſe ſich auszudruͤcken, die ich indeß
durch das Gnomiſche, Apophthegmatiſche,
Spruchartige
bezeichnen will. Der eigentliche
Grundzug iſt das Streben, mit moͤglichſt wenig aͤußer-
lichen Mitteln moͤglichſt viel innres Leben mitzutheilen,
und vom Unweſentlichen abſehend den Kern des Gedan-
3
III. 25
[386] kens zu bezeichnen oder anzudeuten. Aus dieſem Ge-
ſichtspunkte erklaͤren ſich vielleicht alle einzelnen Merk-
male dieſer Redeweiſe. Die Voruͤbung dazu iſt jenes
an ſich haltende Schweigen, wie es Pythagoras von
ſeinen Schuͤlern, und Sparta’s Erziehung von den
Juͤnglingen forderte 1; beide ſetzten innre Geiſtesthaͤ-
tigkeit voraus, die dadurch nur an Intenſitaͤt gewinnen,
gleichſam in ſich gedraͤngter und kerniger werden
ſollte 2. Daraus mußte denn die ausnehmende Kuͤrze
der Rede
hervorgehn 3; die als allgemeiner Charak-
terzug der aͤchten Dorier, beſonders bei den Sparti-
aten 4, Kretern 5 und Argeiern 6 gefunden wurde,
und zu der breiten Fluth Joniſcher Rede, die in ihrem
Zuge alles Begegnende wie mit immer neu anſchwellen-
dem Wellenſchlage umſpuͤlt, und dem raſchen und ge-
waltig vordringenden Strome Attiſcher Rede einen
merkwuͤrdigen Contraſt bildete. Wie uralt beſonders
der Ruhm Spartiatiſcher Brachylogie geweſen, geht
daraus hervor, daß ſie Homer ſchon dem Menelaos
beilegt 7:

Nur Einzelnes redet er fluͤchtig

Wortkarg aber mit Kraft. Nicht uͤbt’ er geſchwaͤtzige Zunge,

Aber das Wort traf ſicher; auch ſtaͤrkt’ ihm ſein Adel die

Seele:


worin ganz deutlich iſt, daß das Naturel der Doriſchen
Lakonen prochroniſtiſch auf die fruͤhern Bewohner des
[387] Landes uͤbertragen iſt 1. Man kann nun dieſe Weiſe
des Ausdrucks doppelt, entweder als Zeichen eines
Gemuͤths faſſen, das ſich mit der moͤglichſt einfachen
Bezeichnung des Mitzutheilenden begnuͤgt, und den
nackten Gedanken ohne ſchmuͤckende Gewandung giebt,
wie Steſimbrotos der Thaſier dem gewandten und
redſeligen Athener das Edelgeartete und Aufrichtige
des Peloponneſiers entgegenſtellt, der ſchlicht, prunklos,
aber in der Hauptſache wacker ſei 2: oder zweitens
eine abſichtliche und ſich ſelbſt wohlgefallende Weiſe
zu reden darin ſehn, die durch den Contraſt der
Schwere des Gedankens und des geringen Aufwands
an Worten doppelt imponiren will. Beide Anſichten
ſind wohl nach Umſtaͤnden zulaͤſſig, die letzte ſicher in
den meiſten Faͤllen. Halbſcherzend, aber doch im
Grunde ernſthaft, ſagt der Platoniſche Sokrates 3,
daß Kreta und Sparta unter den Hellenen die aͤlteſte
Philoſophie und die meiſten Sophiſten habe; nur daß
dieſe ihre Kunſt verheimlichten und ſich unwiſſend ſtell-
ten; daher wenn einer mit dem geringſten der Lakedaͤmo-
nier converſirt, dieſer zuerſt zwar ihm als ein ſchlechter
Sprecher erſcheint, ploͤtzlich aber wirft er irgendwo ein
beachtungswerthes Wort dazwiſchen kurz und zuſam-
mengezogen wie ein gewaltiger Wurfſpießſchleudrer, ſo
daß der Unterredner ihm gegenuͤber wie ein Knabe
daſteht. Und dieſe Weisheit und Kunſt theilen dort
auch die Weiber mit den Maͤnnern. — Daß ſchon in
25 *
[388] der Brachylogie eine Art von Witz liegt, iſt an einzel-
nen Beiſpielen leicht nachzuweiſen, aber gewoͤhnlich
geht dieſer noch aus andern Momenten hervor. Bald
iſt es eine gewiſſe Naivetaͤt der Sitte im Gegenſatz
der verfeinerten Cultur, welche den Spruch zum Witze
macht, wie in der Antwort des Spartiaten, der ſich
einen Fiſch gekauft, und nun zum Bereiten deſſelben
dem Garkoche noch Kaͤſe und Oel und Eſſig geben ſoll-
te: ja wenn ich das haͤtte, haͤtte ich keinen Fiſch ge-
kauft 1; oder es iſt eine ſittliche Erhebung, von deren
Standpunkt die aͤußern Umſtaͤnde einen entgegengeſetz-
ten Anblick gewaͤhren als in der gewoͤhnlichen Betrach-
tungsweiſe, wie in dem Apophthegma des Dienekes:
wenn die Perſer die Luft mit der Zahl ihrer Pfeile
verdeckten, wuͤrden ſie im Schatten fechten; oder es
iſt eine gewiſſe Schaͤrfe und Bitterkeit, die ſich ver-
huͤllt nur deſto ſtaͤrker ausdruͤckt, wie in dem Urtheil
des Lakonen uͤber Athen, wo jegliches Gewerbe und
Treiben geduldet wird: Alles iſt ſchoͤn dort 2; oder es
ſind mancherlei Empfindungen komiſcher Art in einen
Ausdruck zuſammengezogen, wie in dem uͤberaus witzi-
gen Apophthegm eines Manns, der bei ſeinem haͤß-
lichen Weibe einen Ehebrecher trifft 3: Du Aermſter,
wer zwingt dich denn? Es muß aber in Sparta eine
kraͤftige, ſchlagende und durch Lebendigkeit der Bilder
anſprechende Redeweiſe ſehr gewoͤhnlich geweſen ſein,
wie man faſt an allen bei Herodot auftretenden Spar-
tiaten wahrnimmt 4; ich glaube daß ſie zu den aͤlteſten
[389] Sitten des Doriſchen Stammes gehoͤrte. In Kreta
hatte ſich dieſelbe, nach dem einheimiſchen Schriftſtel-
ler Soſikrates 1, zu Phaͤſtos erhalten; man uͤbte hier
ſchon die Knaben ſehr fruͤh in Scherzreden, und die
Apophthegmen von Phaͤſtos waren auf der ganzen In-
ſel beruͤhmt. Grade ſo wurde auch in Sparta jene
eigenthuͤmliche Weiſe des Ausdrucks ſchon den Knaben
eingepflanzt; der Eiren legte ihnen Fragen vor zu
ſchneller und treffender Beantwortung 2; man gewoͤhnte
ſie ihren Reden eine gewiſſe Bitterkeit und zugleich
einen eignen Reiz zu geben 3. Hernach naͤhrten und
beſchaͤftigten dieſe Neigung die vielerlei Gelegenheiten,
wo das oͤffentliche Leben Spott und Verhoͤhnung als
Mittel der Beſſerung brauchte 4; beſonders wurde am
Feſte der Gymnopaͤdien bei der allgemeinen Heiterkeit
auch dem Witze der freiſte Lauf gelaſſen 5. Im taͤgli-
chen Leben ſchien Spott und Scherz beſonders bei den
oͤffentlichen Mahlen an ſeiner Stelle 6; ihn ertragen
zu koͤnnen, galt auch als Zeichen eines Lakoniſchen Ge-
muͤths; doch durfte, wer ihn uͤbel empfand, den
Spoͤtter abzulaſſen bitten, und der Andre mußte ihm
dann Folge leiſten 7. Aehnliche Sitten bluͤhten in
fruͤhern Zeiten auch außer Sparta; unter den Freiern
der Agariſte im Hauſe des Tyrannen von Sikyon
4
[390] fanden nach dem Mahle Wettſtreite ſtatt in muſiſcher
Kunſt und gemeinſamer Rede 1, die wir uns nach
der Stelle des Homeriſchen Hymnus auf Hermes 2 den-
ken moͤgen, wo bluͤhende Juͤnglinge einander beim
Mahle mit kekken Scherzreden angreifen, und der alt-
deutſchen Kurzweile bei Tiſche nicht unaͤhnlich, nach
der Stelle des Dichters: gaͤmelicher Spruͤche wart do
niht verdeit 3. — In Sparta behielt man aber die
alte Weiſe des geſelligen Ausdrucks laͤnger bei als
anderswo; ſo fiel ſie ſpaͤter den Auslaͤndern als etwas
Beſondres auf, deſſen etwas herber Reiz ihnen nicht
immer anmuthen mochte. Aber vom richtigen Stand-
punkte betrachtet, verdient dieſe Stadt keineswegs den
Tadel allzu auſterer Sitte; nirgends wurzelte eine
heitre Komik ſo tief im Leben; war es doch hier allein
in Griechenland, wo auch dem Lachen eine Statue
errichtet worden war 4; noch Ageſilaos 5 und Kleome-
nes der Dritte 6 erheiterten bei allen Drangſalen ihres
Lebens ihre Umgebung durch Witz und Laune.


3.


Aber fuͤr die Bildungs- und Litteraturgeſchichte
des Helleniſchen Volks hat dieſe nationale Weiſe des
Ausdrucks mannigfache Frucht getragen. Erſtens nennt
Platon mit Recht die ſogenannten Sieben Weiſen
Nacheifrer, Liebhaber und Schuͤler der Lakedaͤmoniſchen
Disciplin, und findet Uebereinſtimmung zwiſchen ihren
Gnomen und der Redeweiſe der Lakonen 7. Auch ſind
[391] drei, oder wenn wir Myſon mitrechnen, ohne Perian-
dros zu ſtreichen, vier von ihnen Doriſcher Abkunft,
Cheilon ein Spartiat, (und von dieſem hieß die Weiſe
des Ausdrucks vorzugsweiſe die Cheiloniſche 1); es
mag aber zur Zeit derſelben mehrere Maͤnner aͤhnlicher
Sinnesart gegeben haben, wie Ariſtodemos den Ar-
geier2. Das Eigenthuͤmliche in allen dieſen Spruͤchen iſt
nicht eine beſondre Weisheit, ſondern eine tuͤchtige Ge-
ſinnung, die ſich ihrer eignen Grundſaͤtze bewußt wird,
und dies wieder nicht durch Reflexion, ſondern durch
ein ploͤtzliches Einleuchten. Nimmt man dieſen Ge-
ſichtspunkt, ſo begreift man auch die Bewundrung, ich
moͤchte ſagen, den freudigen Schreck, den Saͤtze, wie
„Erkunde dich ſelbſt, Folge dem Gott“ bei den Zeit-
genoſſen hervorbrachten, indem ſie ein Allen innerlich
Bewußtes mit Energie und Klarheit zu Aller Genuͤge
ausſprachen. Darum war auch der Pythiſche Apollon,
von Doriſcher Nationalanſicht geleitet, dieſen Weiſen
ganz beſonders hold, mit deren apophthegmatiſcher
Weisheit ſeine eigne eine gewiſſe Verwandſchaft zei-
get 3: daß die Amphiktyonen jene Sentenzen an den
Tempel zu Delphoi ſchreiben ließen, ſcheint faktiſch 4,
und auch die Ernennung der Sieben durch das Orakel,
wenn auch fabelhaft ausgeſchmuͤckt, doch auf ein wirk-
liches Ereigniß gegruͤndet 5.


[392]

4.


Da im Gnomiſchen und Apophthegmatiſchen
das Beſtreben eben nicht vorherrſcht, den Sinn auf
eine leicht verſtaͤndliche und ſchnellfaßliche Weiſe auszu-
druͤcken: ſo liegt das umgekehrte ſehr nah, den Sinn
zu verhuͤllen: und ſo iſt auch dies vorzugsweiſe den
Doriern eigen. Daher von dieſem Volkſtamme der
Griphus ausgegangen, und nebſt dem Epigramm von
Kleobul dem Rhodier 1 und ſeiner Tochter Kleobuli-
na 2 beſonders ausgebildet worden war. Auch die
Spartiaten liebten ihn 3; Epicharm nannte ihn λόγον
ἐν λόγῳ 4; und in der aͤltern Griechiſchen Bildung,
die darin der orientaliſchen noch naͤher ſtand, war er
uͤberhaupt ein beliebtes Mittel der Unterhaltung.


5.


Dies fuͤhrt uns zunaͤchſt auf die ſymboliſchen
Spruͤche der Pythagoreer, die wir Raͤthſel nennen
koͤnnten, wenn ſie als ſolche aufgegeben, und nicht
blos der Bedeutſamkeit und Eindruͤcklichkeit wegen in
dieſer Form mitgetheilt worden waͤren. Es ſcheint
aber, daß das Symboliſche ſo tief in der Sinnesart
dieſer Philoſophen wurzelte, daß es nicht blos den
Ausdruck, ſondern auch die Handlung beſtimmte; galt
die ſinnbildlich dargeſtellte fuͤr unſittlich oder unphilo-
ſophiſch, ſo vermied man auch die ſinnbildlich darſtel-
lende 5. Dieſes Symboliſche, wie die Brachylogie
5
[393] und ein gewiſſer Witz des Ausdrucks zeigen, daß auch
dieſe Spruͤche nicht wohl unter den Joniern, ſondern
nur unter Doriern entſtehn konnten, und daſſelbe gilt
von der geſammten Pythagoriſchen Philoſophie, welche
neuere Forſcher der Geſchichte der Philoſophie mit
Recht als die eigentlich Doriſche erkannt haben. Es
iſt freilich wunderbar, daß es ein Mann von der Jo-
niſchen Samos iſt, von dem dieſe Philoſophie ihren
Anfang nimmt; aber erſtens iſt die Familie des Py-
thagoras — welche, wenn man alle Nachrichten vereinigt,
mit andern Samiern auf Samothrake unter Tyrrhe-
nern lebte 1 — urſpruͤnglich aus Phlius im Peloponnes
gekommen 2, und blieb mit dieſer Mutterſtadt immer
in einem gewiſſen Zuſammenhange, wie denn noch von
einem Geſpraͤche des Philoſophen mit Leon, Tyrannen
zu Phlius, erzaͤhlt wird 3: und zweitens muß zwar
einerſeits Pythagoras allerdings den erweckenden Fun-
ken, aus welchem die Philoſophie erwuchs, mit ſich
nach Kroton gebracht, aber andrerſeits auch das Volk,
unter dem er lebte — dies waren aber Dorier u. doriſir-
te Achaͤer — beſonders dazu beigetragen haben, derſelben
ihre eigenthuͤmliche Richtung u. Geſtalt zu geben. Denn
Pythagoras Philoſophie iſt, wie jede wahre, nicht eine
Deduktion aus dem Allgemeinen und Leeren, ſondern
ein Ausſprechen eines ſchon gegebnen und innerlich ge-
bildeten Seins nach der Seite der Spekulation hin;
ein ſolches aber haͤtte aͤußerlich aufgepflanzt bald unter-
5
[394] gehn muͤſſen, es konnte nur dann Beſtand haben, wenn
es mit dem innerlichen Weſen derer, die die Philo-
ſophie aufnehmen ſollten, verwandt war. Daß die Re-
ligion, an welche ſich dieſe Philoſophie anſchließt, Dori-
ſchen Urſprungs war, iſt hinlaͤnglich nachgewieſen, die
Apolliniſche naͤmlich 1: deren Hauptinſtitut, der Del-
phiſche Tempel, von den Alten in eine gewiß nicht
erfundne Verbindung mit Pythagoras geſetzt wird;
ſo daß er nach Ariſtoxenos 2 ſelbſt die Grundlehren ſeiner
Wiſſenſchaft von der Pythia Themiſtokleia empfangen
haben ſoll; und eben ſo iſt auch ſchon bemerkt, daß
die politiſche Einrichtung des Bundes auf den Grund-
ſaͤtzen des Doriſchen Staatslebens beruhte. Was aber
das uͤbrige Leben betrifft: ſo genuͤgt es, zum Erweiſe
daß auch dies Doriſch, an die allſeitige Ausbildung
der Pythagoreiſchen Frauen zu erinnern, einer Theano,
Phintys, Arignote 3, an den Ernſt und die Ruhe des
Lebens, an den Gebrauch der Muſik zur Beſchwichti-
gung und Beſaͤnftigung von Leidenſchaften, an die
Syſſitien und deren Heiterkeit, das Schweigen als
Hauptmittel der Erziehung u. ſ. w. Wie aber nun
auch die Spekulation der Pythagoreer das geiſtige
Leben des Doriſchen Volkſtamms zu Tage gebiert, iſt
zwar einerſeits eine der intereſſanteſten Fragen im Ge-
biete dieſer Unterſuchungen, aber andrerſeits eine zu
gewichtige, und tiefere Studien vorausſetzende, um
ſie hier in der Eile loͤſen zu wollen. Soviel lehrt
aber auch eine fluͤchtige Betrachtung dieſer Philoſophie,
daß ihr erſtens eine Grundanſicht vorliegt, die das
[395] richtige Verhaͤltniß, das uͤbereinſtimmende Maaß, die
Ordnung, in der jeder Theil den andern, und alle
das Ganze traͤgt, fuͤr das Beſte und Hoͤchſte haͤlt,
und daß zweitens dieſe Grundanſicht durch Studien
der Mathematik und beſonders der Muſik Nahrung
und Stoff erhielt, um die eigenthuͤmliche Weltweisheit
hervorzubringen, in der das Leben und Sein der Dinge
in das Maaß und die Zahl geſetzt wird, die Zahl
ſelbſt aber nicht im Geringſten als ein blos Abtheilen-
des, Begraͤnzendes, ſondern als das innerſte Weſen
der Dinge und das Goͤttliche ſelbſt erſcheint 1.


Wie ſehr uͤbrigens damals die Philoſophie bei den Do-
riern in Aufnahme geweſen, ſo lange ſie nach alterthuͤm-
licher Weiſe mit Begeiſterung ausſprach, was den nach
Umfaſſung ringenden Geiſt innerlich erfuͤllte, und ehe
ſie durch die Sophiſtik verunſtaltet und verwirrt worden
war, um wieder durch Attiſche Dialektik gereinigt
und zum Gipfel der Vollendung gefuͤhrt zu werden,
beweist Sparta. Hier fanden beſonders die enthuſi-
aſtiſchen und prieſterlichen Weiſen, wie Abaris 2, Epi-
menides 3, Pherekydes 4, freundliche Aufnahme; auch
[396] Anaximandros 1 und Anaximenes 2 lebten hier; endlich
finden ſich in den Katalogen der Pythagoreer, denen
doch nicht alle Glaubwuͤrdigkeit abzuſtreiten, außer
Italioten beſonders Lakonen, Argeier, Sikyonier,
Phliaſier, auch Frauen von Sparta, Argos und
Phlius 3. So begruͤndet denn auch dies wieder die
Anſicht, die wir mehrmals im Gegenſatz der gewoͤhn-
lichen aufgeſtellt haben: daß bis nach der Zeit der
Perſerkriege alles geiſtig Große und Schoͤne nichts
weniger als von Sparta ausgeſchloſſen ſondern viel-
mehr dort durchaus heimiſch und lebendig war.


[397]

9.


1.


Als Anacharſis der Skythe die ſaͤmmtlichen
Staͤmme der Griechen beſucht, und unter ihnen gelebt
hatte, ſoll er geurtheilt haben, „daß es ihnen allen
an Muße und Ruhe fehle fuͤr die geſammte Weisheit,
mit Ausnahme der Lakedaͤmonier. Denn mit dieſen al-
lein koͤnne man beſonnener und verſtaͤndiger Rede pfle-
gen“ 1. Es war ihm ohne Zweifel das Leben der
uͤbrigen Hellenen als ein unruhiges, bewegtes Treiben,
als ein fortwaͤhrendes Streben ohne Ziel vorgekom-
men; in Sparta allein hatte er innre Ruhe und
Sammlung des Geiſtes gefunden. Abgeſehn von dem
Grunde dieſer Erſcheinung in der urſpruͤnglichen Ge-
muͤthsverfaſſung der Dorier, merken wir nur hier auf
die aͤußere beguͤnſtigende Lage, naͤmlich auf die voͤllige
Muße und Arbeitloſigkeit der Dorier von Sparta 2.
Neuere Schriftſteller haben ſich eine ſolche oft als un-
ausſtehliche Langweile gedacht, wie denn unſer Ge-
muͤth von Jugend auf durch Arbeit gebrochen und bis
in das ſpaͤte Alter an dieſem Joche ſchleppend von ei-
[398] nem beſſern Zuſtande kaum eine Ahndung hat; denn
denen ihn die partheiliche Gunſt des Schickſals ge-
waͤhrt, ſuchen entweder die Arbeit freiwillig oder ſin-
ken in lebloſe Traͤgheit; von einem wahren Leben um
ſein ſelbſt willen, haben Wenige den Begriff und die
ſchmerzliche Sehnſucht darnach. Unter den Alten war
dieſe allgemein, und der Haß der Arbeit herrſchend;
aber faſt nur den Doriern gelang es, ſich davon los-
zumachen; ihnen galt blos ein ſolcher Zuſtand als
Freiheit 1. Was nun aber das Leben vom Morgen
bis Abend ausfuͤllte? 2 Die gymnaſtiſchen, kriegeri-
ſchen, muſiſchen Uebungen; dann beſonders die Jagd,
die vornehmlich fuͤr die Aeltern an die Stelle andrer
Koͤrperbewegung trat 3; ferner die wenn auch nicht
aͤußerlich, doch innerlich aktive Theilnahme an allem,
was den Staat betraf; weiter die religioͤſen Gebraͤu-
che, Opfer, Choͤre; beſonders aber das geſellige Zu-
ſammenleben in den Leſchen. Jede kleine Gemeinde
hatte ihre Leſche 4; hier ſaßen beſonders die aͤltern
Leute beiſammen, zur Winterszeit um den waͤrmenden
Heerd, in behaglicher Ruhe und gemuͤthlicher Stim-
mung; der Reſpekt vor dem Alter gab der Unter-
haltung einen angemeſſnen Gang. Auch in Athen wa-
ren die Leſchen ehemals ſehr beliebt geweſen, aber die
Demokratie liebt die ungeſonderte Maſſe und haßt alle
Abtheilungen; ſo wurde ſpaͤter das Herumziehn in oͤf-
[399] fentlichen Hallen und auf dem Markte gewoͤhnlicher 1,
wo ziemlich jeder Athener jeden Tag ſich einmal ſehen
ließ. In Sparta war die Jugend von dem Markte
ganz ausgeſchloſſen 2; ſo wie von der Pylaͤa 3, wel-
che nicht blos in Delphi 4, ſondern auch in andern
Doriſchen Staaten ein Ort des Handels und Verkehrs
war; daher in Rhodos Luͤgner Pylaiaſten hießen 5,
wovon der Grund deutlich wird, wenn man daran
denkt, daß es in Griechenland auch Luͤgen- und in
Athen einen Kerkopenmarkt gab 6.


2.


Da wir bis auf dieſen Punkt gekommen ſind,
und in dem Bisherigen ziemlich alle Seiten und Rich-
tungen des Lebens jener Zeit behandelt oder beruͤhrt
haben: waͤre es wuͤnſchenswerth zu wiſſen, wie die
Dorier den Schluß des Geſammten, den Tod, ange-
ſehn: um ſo mehr als wir dadurch das Ende dieſer
Betrachtung mit dem Anfange, der das religioͤſe Leben
betraf, zuſammenknuͤpfen wuͤrden. Aber grade davon
iſt uns wenig ſolche Kunde zugekommen, die auf eine
Eigenthuͤmlichkeit der Anſicht hinwieſe; die Liebe indeß
zur hellen und klaren Erſcheinung und der Widerwille
gegen das Unbeſtimmte und Graͤnzenloſe, welcher ſich
in dem Cult des Apollon wie in dem Doriſchen Leben
uͤberhaupt ausſpricht, wird die Betrachtung von den
[400] Zuſiaͤnden jenſeits abgelenkt haben; auch war eine ge-
wiſſe Genuͤge an dem gegebenen Daſein den Hellenen
und unter dieſen vornehmlich den Doriern recht ſehr
eigen: obgleich, wie eine ſolche ſich wieder mit der
hohen Lebensverachtung und kaltbluͤtigen Aufopferung
in dieſem Volke vertrug, ausnehmend ſchwer zu erklaͤ-
ren iſt, hoͤchſtens nur durch die ungemeine Bedeutung,
die auf die Fortdauer mehr als des Namens im Ge-
ſchlecht und im Ganzen der Gemeine gelegt wurde. —
In Tarent nannte man nach einem alten Orakel die
Todten die Mehreren (τοὺς πλείονας) 1; man begrub
ſie innerhalb der Mauern, jede Familie hatte bei ihrem
Hauſe Denkſteine mit dem Namen der Hingeſchiednen,
wo man ihnen Leichenopfer brachte 2; auch in Sparta
war es ohne Zweifel die aͤltere Sitte die Todten in der
Stadt und in der Naͤhe der Tempel zu begraben 3.
Hier wurden nur denen, die in Schlachten gefallen,
Denkſteine mit ihren Namen geſetzt 4, ſo wie manche
andre vorzuͤgliche Ehre ertheilt 5. Das Opfer an
Demeter, am zwoͤlften Tage nach dem Tode, deutet
offenbar die Aufuahme der Seele in der Unterwelt an;
die Argeier opferten am dreißigſten dem Hermes als
Seelenfuͤhrer 6, denſelben Lehren folgend, nach denen
[401] die alten Athener die Todten Demetriſche, der Mutter
Erde Hingegebne, nannten. Dagegen unterſchied ſich
die Weiſe der Beſtattung bei den Athenern und Doriern
bedeutend; jene legten ihre Todten mit den Haͤuptern
gegen Abend, dieſe, — wenigſtens die Megarer, wie
berichtet wird, doch auch dies nicht ohne Wider-
ſpruch, — gegen Morgen 1. Fand dieſer Unterſchied
ſo durchgaͤngig und allgemein ſtatt, wie wir ihn hier
ausſprechen, ſo koͤnnte man ihn mit dem Cultus in
Bezug ſetzen; den Gebrauch der Athener mit dem
Dienſt der Athena, die man im Monde wirkend glaubte,
den Doriſchen mit dem des Apoll, fuͤr den doch die
Sonne in mancher Hinſicht Symbol ſein konnte: doch
uͤberlaſſen wir dieſe Idee zu verfolgen den Liebhabern
kuͤhnerer Combinationen.


3.


Uns ſcheint dagegen noch obzuliegen, unter
einen Geſichtspunkt zuſammenzufaſſen, was bisher
an verſchiednen Stellen uͤber den eigentlichen Grund-
charakter des Doriſchen Stammes geſagt iſt, und aus
den Betrachtungen einzelner Richtungen deſſelben ein
Endergebniß uͤber deſſen innerſtes Weſen zu ziehn.
So ſehr ich dieſe Aufforderung anerkenne, ſo muß ich
mich doch auf der andern Seite gegen Diejenigen ver-
wahren, die dieſen Grundcharakter wie einen Begriff
aufgeſtellt haben wollen; und wenn ſie geſagt haben:
die Dorier ſeien ſubjectiv, die Jonier objectiv, damit
den innerſten Kern des Weſens dieſer Staͤmme bezeich-
net glauben. Iſt es denn moͤglich, den Charakter
III. 26
[402] eines einzelnen Menſchen auf dieſe Weiſe zuſammenzu-
faſſen? und geben alle ſolche Praͤdikate dem, der ihn
nicht kennt, eine Anſchauung ſeines Weſens? und
ſollte daſſelbe bei einer Nation, die doch nur wieder
eine groͤßre Perſon, ſtatt finden? Womit wir aber
keineswegs dem entgegengeſetzten Irrthum freie Bahn
geben wollen; welcher entweder ganz laͤugnet oder fuͤr
geſchichtlich unerkennbar haͤlt, daß das Leben einer
Nation uͤberhaupt in ſich eins, und die Eigenthuͤm-
lichkeit derſelben eine einige ſei — ein Irrthum, den
die Betrachtung der Griechiſchen Voͤlkerſtaͤmme vielleicht
am ſicherſten hebt. Aber wir werden dieſe allerdings
vorhandne Einheit nie durch einen Begriff mathematiſch
decken, ſondern immer nur annaͤherungsweiſe erkennen,
indem wir ihr um deſto naͤher kommen, je unbefangner
wir uns das Gegebne anzueignen, und je hingebender
wir daſſelbe in ſich zu verſtehen ſuchen. Auf dieſem
Wege wird uns auch die Ueberzeugung werden, wie
von dieſem Kern aus das ganze Daſein und Leben
des Volkes ſich mit Nothwendigkeit geſtaltet hat, und
wenn wir in groͤßerm Kreiſe forſchen, vielleicht auch
die Ahnung, daß das gefundne Ganze ſelbſt nur ein
nothwendiger Theil eines hoͤhern iſt: wovon wir aber
ganz und gar die Anmaßung conſtruirender Philoſophen
zu unterſcheiden bitten, die einen andern Weg dieſer
Erkenntniß gefunden haben wollen als durch ſolche
Aneignung, ohne doch je auch nur im Kleinſten die
Idee eines beſtimmten individuellen Lebens fuͤr ſich
erzeugen zu koͤnnen. Geht uns nun aber auf die be-
ſchriebne Weiſe allgemach die Idee einer nationalen
Individualitaͤt auf: ſo muͤſſen wir dieſelbe auch Andern
auf mancherlei Weiſe naͤher ruͤcken und deutlich machen
koͤnnen: einfach bezeichnen aber werden wir ſie durch
keinen andren Ausdruck, als durch den Eigennamen
[403] ſelbſt, fuͤr den es kein Synonymum giebt. So war
den Alten ſelbſt Δώριος ein ſehr beſtimmter Begriff
im Kern, und doch nach Außen hoͤchſt mannigfach und
vielſeitig 1.


Wir ſtellen einen Zug des Doriſchen Charakters
voraus, auf den wir oͤfter hingewieſen haben 2; nicht
als wenn in ihm der Grund und Urſprung alles andern
gegeben waͤre, ſondern weil er mit beſondrer Entſchie-
denheit hervortritt: das Streben nach der Ein-
heit im Ganzen
. Nichts Einzelnes ſoll fuͤr ſich
ſein wollen, ſondern Alles im Ganzen ſein Ziel und
Maaß finden. Jeder ſoll genau innerhalb der Schran-
ken bleiben, die ihm die hoͤhere Ordnung des Ganzen
vorgeſchrieben 3. So ſoll im Staate weder der Ein-
zelne nach Unabhaͤngigkeit fuͤr ſich ſtreben, noch irgend
ein Stand aus ſeiner Stellung heraustreten. Die
Ariſtokratie und alle Unterthaͤnigkeitsverhaͤltniſſe wur-
den hier ſtrenger feſtgehalten als anderswo 4; und
auf den Gehorſam in jeder Hinſicht groͤßeres Gewicht
gelegt als auf Aeußerung individueller Freiheit. Das
Staatsleben, die Erziehung, das Heer durchzieht eine
hoͤchſt complicirte, aber eben ſo regelmaͤßige Ordnung
des Befehls und des Gehorſams 5. Ein Jeglicher muß
auf ſeinem Flecke gehorchen. Auch jeder kleinere Ver-
ein iſt auf ſolche Weiſe gegliedert, uͤberall Abſtufung,
26 *
[404] nirgends unabhaͤngige Gleichheit 1. Wie aber das
Ganze in ſich gegliedert, ſo ſoll es nach Außen
geſchloſſen
ſein, und ſeine Befriedigung in ſich
tragen. Die Dorier haben wenig Neigung zu em-
pfangen und ſich anzuſchließen, dagegen ein ſehr feſtes
Streben, ſich ab- und Fremdes auszuſchließen 2. Da-
her ſpaͤter das Harte und Schroffe in der Erſcheinung
der Dorier, die es am meiſten geblieben waren 3.
Dieſe Selbſtaͤndigkeit und Geſchloſſenheit wurde durch
Umſtaͤnde zur Feindſeligkeit; daher das Kampfruͤſtige
tief in der Doriſchen Natur lag, wie es denn ſchon
auf die Geſtaltung des Apolliniſchen Cultus Einfluß
hatte 4. Beſonnene Tapferkeit war dem Dorismus
weſentlich 5. Wie aber Aeußerliches zu empfangen,
ſo war auch Aeußerliches mitzutheilen bei jener
Geſchloſſenheit kein vorwaltendes Beduͤrfniß, und zwar
fuͤr die Geſammtheit eben ſo wenig als fuͤr den Ein-
zelnen. Daher in der Rede, der poëtiſchen wie unge-
bundnen, die Erzaͤhlung zuruͤckſteht hinter dem Aus-
druck des Gefuͤhls und Gedankens 6. Der Geiſt des
Doriers ſtrebt ſich zu concentriren und innerlich zu
ſammeln; der Ausdruck bricht wie Funken aus der
Tiefe des Gemuͤths; daher die herrſchende Wortkuͤrze
und Sinnſchwere der Rede 7. Das Beſtreben ab-
zuſchließen zeigt ſich aber auch in der Zeit. Ueber-
all herſcht die groͤßte Anhaͤnglichkeit an das Gegebne
und Gewordne, an der Vaͤter Brauch und Sitte, an
den beſtehenden Zuſtand 8. Das Geſicht des Doriſchen
Stamms iſt mehr nach der Vergangenheit als Zukunft
[405] gewandt 1. So iſt es auch gekommen, daß die Dorier
unter allen Griechenſtaͤmmen das althelleniſche Leben
am treuſten bewahrten und am reinſten darſtellten 2.
Alle Fortſchritte waren bei ihnen ſtetig, und die Ver-
aͤnderungen des Zuſtands faſt unmerklich. — Mit jenem
Streben nach Einheit im Ganzen iſt der Sinn fuͤr
das Maaß in jeder Beziehung verwandt. Auch der
Kunſt wird durchaus das ſtrengſte Maaß auferlegt, und
jede uͤppige Ranke mit ſchonungsloſem Meſſer abge-
ſchnitten 3. Die Doriſche Lebensſitte befiehlt Maaß-
haltung in jeglichem Thun; darin beſteht die Sophro-
ſyne 4. Eine Hauptabſicht des Apolliniſchen Cultus
war, das ruhige Gleichgewicht des Gemuͤths zu er-
halten, und alles Sinnzerruͤttende, zum Taumel Auf-
regende, die innre Klarheit Verdunkelnde zu entfernen 5.
Der Doriſche Sinn will uͤberall eine reine und
klare Harmonie,
die auch im kleinſten harmoniſch
fei 6. Diſſonanzen, wenn ſie auch in Harmonie auf-
geloͤst werden, ſind nicht dem Geſchmacke des Volk-
ſtammes gemaͤß. Die Harmonie muß ihren voͤlligen
Schluß haben, und nicht das Unendliche offen laſſen.
Die nationalen Melodien waren gewiß in Dur und
nicht in Moll; der allgemeine Accent der Sprache
trug das Gepraͤge des Befehls oder des Apophthegma,
nicht der Frage oder Bitte. Die Befriedigung
des Daſeins
verdraͤngt faſt die Sehnſucht, und das
Vertrauen auf die Quelle dieſes Daſeins, die Gottheit,
gaͤnzlich die weiche Klage. Das Streben ins Schran-
kenloſe, Endloſe wird moͤglichſt abgeſchnitten. Der
Blick iſt nicht auf das Werden, ſondern auf das
[406]Sein gerichtet. Das Leben geht in ruhiger Darſtel-
lung dieſes Seins auf, das zu erkennen, zu bewahren,
rein zu geſtalten die hoͤchſte Aufgabe iſt. Alles unge-
wußte Jenſeits iſt nur die dunkle Graͤnze, und alle[s]
Dunkle dem Gotte verhaßt 1. Der Sinn des Volkes
haͤngt mit Freude an dem klaren, leibhaften
Daſein
2. Das Fremde und Nichtanaloge ſteht
außerhalb. Eben darum iſt der Menſch dem Menſchen
hauptſaͤchliches und faſt einziges Augenmerk. Diejeni-
gen Empfindungen, durch die der Menſch gleichſam
mit der Natur verſchmilzt, ſind der Doriſchen Religion
urſpruͤnglich fremd 3. Auch wird die aͤußere Beſchaͤfti-
gung mit der Natur fuͤr unwuͤrdig gehalten 4, und
dem eignen Daſein ſeine Vollendung und Reife zu ge-
ben, als das allein angemeſſne Ziel menſchlicher Be-
ſtrebung angeſehn. Die Menſchennatur ſelbſt traͤgt
wieder durch den ganzen Volkſtamm das Gepraͤge des
maͤnnlichen Geſchlechts, wie ſchon daraus ab-
zunehmen, daß das Empfangende und Beduͤrftige,
das Anſchließende und Sehnſuͤchtige, das Weiche und
Unſtete, weſentliche Zuͤge des weiblichen Weſens,
Gegenſaͤtze der Doriſchen Natur ſind, die den Charak-
ter der Selbſtſtaͤndigkeit und gebaͤndigten Kraft traͤgt.


4.


Ich glaube, daß dieſe Reihe von Zuͤgen, ob-
gleich bedeutender Erweiterung und Fortſetzung faͤhig,
doch an dieſer Stelle genuͤgt, um zur Concentrirung des
bisher peripheriſch Dargeſtellten anzuleiten, u. zugleich
die Stelle eines Beweiſes vertreten kann, daß wirklich
der Apolloncult, die altkretiſche und Lykurgiſche Ver-
faſſung, die Doriſchen Lebensſitten und Kuͤnſte Erzeug-
[407] niſſe eines und deſſelben geiſtigen Nationalindividuums
ſind. Aber auch das laͤßt ſich daraus abnehmen, daß
dieſe nationale Individualitaͤt tiefer liegt, als daß ſie
durch aͤußre Bedingungen hervorgebracht ſein koͤnnte.
Wie moͤchte das Leben in den Gebirgen fuͤr ſich genuͤ-
gen, um einen ſo beſtimmten Volkscharakter zu erzeu-
gen: obgleich allerdings nicht zu zweifeln iſt, daß
dieſer beſtimmte Charakter binnenlaͤndiſche und gebirgige
Wohnſitze brauchte, um ſich conſequent auszubilden
und feſte Geſtalt zu gewinnen. Vielmehr wie die
Hellenen Hellenen waren durch aͤußre Umſtaͤnde ſo
wenig als durch freie Selbſtbeſtimmung, ſondern durch
eine hoͤhere Ordnung der Dinge: eben ſo ſind die Do-
rier auch wieder Dorier nach derſelben Ordnung. Das
Land iſt wie der Leib der Nation, und wirkt allerdings
auf dieſe, um eine nothwendige Uebereinſtimmung
beider hervorzubringen: aber die Nationen waren in
keiner erdenklichen Zeit unbeſtimmte Maſſen, die die
aͤußre Welt und Natur zu beſtimmen und zu formen
gehabt haͤtte.


Nachweisbarer haben indeß die aͤußern Umſtaͤnde,
namentlich das Lokal, die politiſchen Verhaͤltniſſe, die
Weltſtellung und der Verkehr, dazu gewirkt den Do-
riſchen Charakter in den einzelnen Staͤdten zu
modificiren, und nach beſtimmten Seiten zu wenden,
umzubilden, zu wecken oder einſeitig zu verſteinern:
wornach man von jenem idealen Grundcharakter des
Stamms den beſondern einer jeden Stadt zu ſcheiden,
und deſſen Eigenheiten vorzuͤglich im politiſchen und
praktiſchen Leben darzulegen verſuchen kann. Mit
einigen Blicken darauf wollen wir unſre Darſtellung
beſchließen.


[408]

5.


Auf die Dorier von Sparta wirkte die unter
allen Peloponneſiern mit Ausnahme der Arkader am
meiſten binnenlaͤndiſche Lage, und die fruͤher mit Ruhe
behauptete, ſpaͤter mit einſeitiger Aufwendung aller
Lebenskraft feſtgehaltne Hegemonie. Die Selbſtaͤndig-
keit und Abſonderung war hier am groͤßten, und ſo
iſt der Doriſche Stammgeiſt und die alte Sitte in
Sparta am ſtrengſten, und oft auch in Kleinigkeiten 1,
bewahrt worden, aber auch am meiſten erſtarrt und
verſteint. Obwohl Letztres erſt in den ſpaͤtern Zeiten
hervortrat, da fruͤher, wie oͤfter bemerkt, in Sparta
ein mannigfaltiges, heitres und nicht anmuthlofes
Leben bluͤhte. Damals war die Stadt wirklich der
Mittelpunkt von Hellas. Eine merkwuͤrdige Wendung
nahm die Abgeſchloſſenheit des Daſeins, aus der die
Kuͤrze des Ausdrucks floß. Sie wurde zu einer Ver-
ſchloſſenheit, die noch weiter ging als ſich abſichtlich zu
verbergen. Selbſt das αἱμύλον oder Verſchlagne wird
ſeit den Perſerkriegen haͤufig an den Spartiaten geta-
delt; man koͤnne aus ihnen nicht klug werden 2. Oft
[409] liegt auch darin ein Patriotismus, wie er ſich in der
Antwort des Geſandten aͤußert: in weſſen Namen ſie
kaͤmen — wenn wir die Sache durchſetzen, in des
Staats, wo nicht, in unſerm. Sehr ſinnvoll ſagte
Demoſtratos, Phaͤax Sohn: die Spartiaten ſeien in
Beziehung auf den Staat, die Athener als Individuen
vorzuziehn 1; in der That waren die letztern perſoͤn-
licher ausgebildet, die erſtern mehr durch nationale
Sitte geleitet. Traten ſie aus dieſer heraus ſo ge-
ſchah es leicht, daß ſie ganz fehl gingen. Indeſſen
kennt doch auch die Griechiſche Geſchichte, die am
klarſten vor unſern Augen ſieht, die des Peloponne-
ſiſchen Kriegs und der naͤchſtfolgenden Zeit, mehrere
ausgezeichnete und eigenthuͤmliche Lakonen: die man
großentheils in zwei verſchiedne Claſſen ſondern kann.
Von dieſen zeigt die erſtre eben jenes Verſchlagne,
gepaart mit großer Kraft des Geiſtes und Sinnes,
und einem oft mit Verachtung der andern Griechen
verbundnen Patriotismus. So war Lyſandros2,
ein gewaltiger Revolutionsmann, der die Beſtrebungen
zahlloſer oligarchiſcher Klubbiſten in ſich vereinigend,
durch die ſtrenge Conſequenz ſeiner Grundſaͤtze und die
Schlauheit in der Ausfuͤhrung Griechenlands Schickſale
eine geraume Zeit beherrſchte; bis Ageſilaos, den er
unvorſichtiger Weiſe ſelbſt auf den Thron gehoben, an
die Stelle ſeiner uſurpirten wieder die legitime Gewalt
2
[410] Heraklidiſcher Fuͤrſten ſetzte: was denn beſonders in
Lyſandros den Plan, die koͤnigliche Verfaſſung umzu-
ſtuͤrzen, erzeugt, und nebſt andern Umſtaͤnden die tief
in ſeinem Gemuͤthe liegende Melancholie gezeitigt haben
mag, die in ſeinen letzten Jahren ſeine ſtarke Seele
befallen hatte 1. Ein verwandter Charakter iſt Der-
kyllidas
, ein Mann von ungemeinem praktiſchen Ta-
lent, und dem ſeine Schlauheit, die indeß mit wackrer
Geſinnung wohl beſtand, den Zunamen Siſyphos ver-
ſchaffte 2. Aber zur ſelben Zeit hatte Sparta auch
noch Maͤnner von der entgegengeſetzten Art, in denen
die einfache, wahrhafte, Doriſche Sitte der alten
Zeit lebendig und kraͤftig war, wie ſich Plutarch von
Kallikratidas ausdruͤckt 3. Wie Kallikratidas
gleich im Anfange ſeiner Laufbahn mit Lyſandros
Anhang zu kaͤmpfen hatte, und ſich deſſen Hetaͤrie
entſchloſſen widerſetzte 4: ſo war er auch in ſeiner
Geſinnung entſchiedner Gegner derſelben. Er verfluchte
die Nothwendigkeit an den Thuͤren der Perſer Subſi-
dien erflehn zu muͤſſen, handelte mit den Bundes-
genoſſen aufrichtig und gradezu, verſchmaͤhte jede
Macht und jedes Anſehn, das er nicht vom Staate
hatte, wollte nichts durch Privatverbindungen und
Freundſchaften ausrichten, und erwies ſich uͤberall
menſchenfreundlich, großherzig und heldenmuͤthig: ein
tadelloſer Held, wenn man ihm nicht die vielleicht
voreilige Selbſtaufopferung bei den Arginuſen zum
Tadel drehen will 5. Aber es laͤßt ſich begreifen, daß
die Griechen Aſiens die Tugend und Groͤße des jugend-
[411] lichen Helden zwar wie die Schoͤnheit eines heroiſchen
Bildes 1 bewunderten, allein der zeitgemaͤßen Hand-
lungsweiſe des Lyſandros ſich mehr befreunden konnten.
An Braſidas bewundern wir beſonders, wie dieſe
Hoheit der Geſinnung ſich mit ausnehmendem Geſchicke
die Zeit zu benutzen und beherrſchen vereinigte; aber
von dem edlen Sohne des Argileonis weiter zu reden,
geſtattet die Kuͤrze dieſer Notizen nicht. Lieber erin-
nern wir an den Sohn der Teleutia als Beiſpiel, wie
auch die Harmoſten der Stadt nicht alle der Verſuchung
ihrer ſchwierigen Stellung erlagen 2. Ein eigenthuͤm-
licher Charakter, von dem wir einige Zuͤge ſammeln
wollen, war Lichas, Arkeſilaos Sohn. Zu dieſen ge-
hoͤren die Liberalitaͤt, mit der er durch große Gaſtge-
bote an den Gymnopaͤdien 3, und durch Wagenſiege
zu Olympia 4 den Glanz ſeiner Stadt erhoͤhte; der
kuͤhne Muth, der ſich ſchon in ſeinem Betragen zu
Olympia zur Zeit, als die Spartiaten vom Agon aus-
geſchloſſen waren, zeigt 5, mehr aber in ſeiner, eines
[412] Spartiaten wuͤrdigen, Erklaͤrung gegen den Satrapen
Tiſſaphernes 1; die Klugheit endlich, die ein voreiliges
Losbrechen der Jonier gegen Perſien zu verhuͤten ſuchte,
wenn auch umſonſt 2.


6.


Kreta’s Bluͤthe liegt auch in Hinſicht der
Sitte dem hiſtoriſch bekannten Zeitraume voraus; und
mit der fruͤhzeitigen Entartung oder Aufloͤſung der al-
ten Inſtitute trat Roheit und Verfall in jeder Hin-
ſicht ein. Von der Seeherrſchaft mythiſcher Zeiten
blieb nur Seeraͤuberei uͤber; der Staatenverfaſſung
fehlte der Mittelpunkt des Principats Einer Stadt;
ſchon unter Alkamenes fuchte Sparta die innern Zwi-
ſte der Staͤdte zu ſchlichten, nach deren Beiſpiele es
ein Jahrhundert vorher ſeine eigne Verfaſſung geord-
net hatte. Doch buͤßten die Kreter ihre Streitluſt noch
nicht an ihren innern Fehden, ſondern zogen ſeit fruͤ-
her Zeit als Miethstruppen umher; gewiß auch ein
Grund der innern Zerruͤttung, die das weiland herrli-
che Eiland nachmals ſo gleichguͤltig fuͤr Griechenlands
Geſchichte macht. Iſt der Vers des alten Propheten
aͤcht: ſo ſchalt Epimenides ſchon Ol. 45. ſeine Lands-
leute beſtaͤndige Luͤgner, boͤſe Unthiere und faule Baͤu-
che. Doch bewahrten immer noch einzelne Staͤdte, zu
denen vor allen das Spartiatiſche Lyktos gehoͤrt, mit
den alten Inſtituten die edle und reine Sitte beſſrer
Zeiten 4.



[413]

Wie Argos ſich um die Zeit der Perſerkriege
durch die Veraͤnderungen der Verfaſſung und die Rich-
tung ſeiner Politik des Dorismus faſt zu entaͤußern
ſuchte, iſt oͤfter im Lauf dieſes Werks bemerkt 1: aber
eine Revolution fuͤhrte nur die andre herbei, und keine
einen kraͤftigen, geſunden Zuſtand. Vom Attiſchen
Volksweſen hatte Argos ſich nur das Schlechte aneig-
nen koͤnnen, die Herrlichkeit jenes Lebens konnte dem
von Grund aus fremdartigen Stamme nicht aufge-
pfropft werden 2.


Daß Rhodos dagegen manche Doriſche Charak-
terzuͤge bis in die ſpaͤtſten Zeiten Griechiſcher Freiheit
bewahrte, iſt oben ſchon bemerkt 3; auf der andern
Seite hatte die Inſel, beſonders in der Zeit der zwei-
ten Artemiſia, viel Aſiatiſches aufgenommen, welches
mit jenem Helleniſchen eine eigenthuͤmliche Miſchung
gebildet haben muß, als deren Erzeugniſſe die Rhodi-
ſche Beredſamkeit, Mahlerei 4 und Sculptur zu be-
trachten ſein werden. Letztre bluͤhte hier ſeit alter
Zeit; aber nahm ſpaͤter einen beſonderen Zug zu dem
Koloſſalen, Impoſanten, Praͤchtigen; Laokoon und der
Toro Farneſe gehoͤren zu ihren ſchoͤnſten Erzeugniſſen 5.
Die Sitten ſchildert das Spruͤchwort, das Rhodos
eine Stadt der Freier nennt; ein andres benamt die
Rhodier weiße Kyrenaͤer, wo der Luxus den Verglei-
chungspunkt, die Farbe den Unterſchied hergiebt 6.


[414]

Auch Korinths Charakter vereinigt in den Zei-
ten des Peloponneſiſchen Kriegs ziemlich widerſtreben-
de Elemente. Denn einerſeits iſt noch viel von Dori-
ſcher Geſinnung zuruͤckgeblieben, und das politiſche Le-
ben leiten verhaͤltnißmaͤßig lange Zeit die Grundſaͤtze
dieſes Stammes; aber gegenuͤber ſteht, durch Lage und
Verkehr 1 hervorgebracht, eine große Neigung zur
Pracht und zum Luxus, die ſich auch in der Korinthi-
ſchen Saͤulenordnung ausſpricht, und von der Charis
verlaſſen, zeitig in Schwelgerei und Sittenloſigkeit aus-
artete 2.


Korkyra’s Charakter haben wir oben zu zeich-
nen verſucht.


Syrakus mußte ſich bald von dem Charakter
der Mutterſtadt bedeutend entfernen, obgleich es ſich
ſonſt durch Pietaͤt und Anhaͤnglichkeit ruͤhmlich aus-
zeichnet. Denn wenn in dem ſteinigen und beſchraͤnk-
ten Gebiete von Korinth die Ackerfrucht dem Boden
nur mit Muͤhe abgekaͤmpft werden konnte 3: gewaͤhrte
[415] hier ein ausgedehntes und uͤberaus fruchtbares Acker-
land, das den Syrakuſiern theils unmittelbar gehoͤrte,
theils tributaͤr war, der uͤbervoͤlkerten Stadt einen
reichlichen Unterhalt ohne fremde Zufuhr 1. Zu die-
ſem Ueberfluſſe trat die fruͤh vorwaltende Demokratie,
und mehr noch eine im Sikuliſchen Volke liegende Be-
weglichkeit, Schlauheit, Vielgewandtheit, um den Do-
riſchen Stammgeiſt zum Theil zu modificiren, zum
Theil auszutilgen. Nach Thukydides waren unter al-
len Gegnern Athens im Pelop. Kriege die Syrakuſier
ihnen am meiſten in Sitte und Sinnesart verwandt 2.
Man muß bedauern, daß eine ſolche Fuͤlle des Ta-
lents, wie ſich bei den Syrakuſiern zwiſchen Ol. 70.
und 90. zeigt, des ordnenden und leitenden Sinns
entbehrte; Unordnung war im Staate und Heere ihr
haͤufigſter Fehler 3, und die Anerkenntniß dieſes Man-
gels bewirkte, daß ſie ſich ſo haͤufig Einzelnen blind-
lings in die Arme warfen 4.


Auf Sikyon hatte die Naͤhe von Korinth gewiß
großen Einfluß; doch blieb die Stadt ſelbſt ohne be-
deutenden Verkehr mit dem Ausland und ohne Kolo-
nieen, obgleich nicht ohne Schiffe. Das Leben war
gewiß bewegter, als in Sparta 5, aber minder entar-
tet als in Korinth; Sikyon wurde fruͤhzeitig ein
Hauptſitz Doriſcher Kunſt und Bildung 6, und genoß
ein ungemeines Anſehn unter den Staͤdten des Pelo-
ponnes 7.


Phlius, ohne Zuſammenhang mit dem Meere,
hatte keine Hilfsquellen als ſein fruchtbares Thal, und
[416] war dafuͤr bedeutend und maͤchtig genug 1. Die Treue
und Bravheit ſeiner Bewohner 2 verdiente die Liebe,
mit der Xenophon 3 die ausgezeichnetſte Periode ihrer
Geſchichte dargeſtellt hat.


Megara war auf eine ungluͤckliche Weiſe zwi-
ſchen uͤbermaͤchtige Nachbarn hineingedraͤngt, und be-
ſonders durch den geringen Ertrag des Ackerbaus in
dem ſteinigen Berglande, bei aller aufgewandten Muͤhe 4,
und den Mangel ſeines Gebietes an manchen unent-
behrlichen Lebensbeduͤrfniſſen, von dem Attiſchen Mark-
te, auf dem es ſeine wenigen Landeserzeugniſſe und Fa-
brikate 5 umzuſetzen pflegte, auf eine traurige Weiſe
abhaͤngig. Die Schwaͤche des Staates hatte auch auf
die Keime fruͤherer Bildung einen niederdruͤckenden Ein-
fluß; Megariſches Lachen und Weinen diente den Nach-
barn zum Spott, die lieber eines Megarers Schaaf-
bock als Sohn ſein wollten; das Orakel ſelbſt erklaͤrte
ſie am Ende fuͤr unbedeutende und nichtswuͤrdige Leute.


Von Byzanz konnte die Mutterſtadt, auch bei
engerer Verbindung als wirklich beſtand, wenig Hilfe
herleiten, da dieſe anſehnliche Colonie meiſt ſelbſt in
gedranger Lage, und ſeit Einfuͤhrung der Demokratie
in innerlicher Verwirrung war. Wir haben Grund,
die oben 6 aus Theopomp gegebne Darſtellung des Le-
bens in Byzanz fuͤr wahr zu achten, wenn der ge-
nannte Gewaͤhrsmann auch ſonſt als tadelſuͤchtig ver-
ſchrieen iſt. Auch Damon erzaͤhlt 7, daß die Byzan-
[417] tier der Voͤllerei ſo ergeben geweſen, daß ſich die Buͤr-
ger ordentlich in den zahlreichen Schenken der Stadt
haͤuslich niederließen, und dagegen ihre Haͤuſer mit ih-
ren Frauen drin den Fremden vermietheten. Der Ton
der Floͤte ſetzte ſie augenblicklich in luſtige Bewegung,
vor der Trompete liefen ſie davon; und ein Feldherr
konnte ſie bei einer ſtrengen Belagerung nicht anders
auf den Waͤllen halten, als daß er die Garkuͤchen und
Schenken hart daran anlegen ließ. Byzanz war voll
einheimiſcher und fremder Kaufleute, Schiffer und
Fiſcher 1, die der treffliche Wein der Stadt, den
Maronea und andre Gegenden ſandten, ſelten nuͤchtern
vom Markte in ihre Schiffe zuruͤckkehren ließ 2. In
welcher Ordnung Recht und Verfaſſung war, nehmen
wir aus der Antwort eines Redners von Byzanz ab:
was das Geſetz der Stadt ausſage? — was ich will3.


Aegina verlor dagegen ſeinen Ruhm nur mit
ſeiner politiſchen Exiſtenz. Die Lage an der bedeuten-
den Verkehrſtraße, der beſonders die Gefahr der Um-
ſeeglung von Malea dieſe Richtung gegeben hatte, der
Ruhm der mythiſchen Vorzeit, die eigne Tuͤchtigkeit
der Bewohner endlich hatten die Thaͤtigkeit derſelben
zu einer Hoͤhe geſpannt, und dem Eilande eine Bedeu-
tung in der Geſammtgeſchichte der Hellenen gegeben,
die immer denkwuͤrdig bleiben wird.


Wenn die Miſchung verſchiedenartiger Nationalitaͤt
in Rhodos zu einem Ganzen von gluͤcklicher Organi-
ſation zuſammenwuchs, ſo ſcheint dies weniger der
Fall geweſen in Kyrene, welches durch Aegyptiſch-
Libyſchen Einfluß nur verderbt wurde. Man achte nur
III. 27
[418] auf den Charakter der Pheretime, in der eine
Doriſche Frau zu einer Orientaliſchen Sultane umſchlug.
Merkwuͤrdig, daß auch eine andre Dorierin Artemiſia
— ihr Vater war von Halikarnaſſ, ihre Mutter eine
Kreterin 1 — eine aͤhnliche Stelle einnahm; im Mut-
terlande finden wir ſeit der mythiſchen Zeit Frauen
faſt nie an der Spitze Doriſcher oder andrer Staͤdte 2.


In Italien haben wir von der Doriſchen Zeit Kro-
tons
3, ſo viel unſer Zweck erheiſchte, geſagt, und
den Verfall Doriſcher Zucht und Sitte in Taras
mehrmal beruͤhrt. Sehr viel mochte das von dem Grie-
chiſchen ſehr verſchiedne Clima 4, ſehr viel auch das
Naturel der einheimiſchen Voͤlker wirken, um den Cha-
rakter dieſer Staͤdte umzubilden; da Tarent ſolche Voͤlker-
ſchaften gewiß nicht blos unterjochte und wuͤrgte (wie
die Karbinaten), ſondern auch in den Umfang der großen
Stadt hereinzog und einbuͤrgerte; wodurch beſonders
viele Worte, die ſonſt als Roͤmiſch bekannt, und wahr-
ſcheinlich allgemein Sikuliſch waren 5, in den Tarenti-
niſchen Dialekt Eingang gefunden haben muͤſſen.


In dem von Epaminondas wiederhergeſtellten
Meſſeniſchen Staate galten nach Pauſanias 6
die alten nationalen Sitten, und der Dialekt blieb
[419] bis auf die Zeit des Schriftſtellers unter den im Pe-
loponnes geſprochnen der am reinſten Doriſche. Die
Urſache davon lag entweder darin, daß die im Lande
gebliebnen Heloten, die ſicher den groͤßten Theil des
neuen Volkes bildeten, voͤllig doriſirt waren, oder es
hatten wirklich die Vertriebnen in ihrem laugen Exil
die alte Norm der Sprache bewahrt, wie wir aus
fruͤherer Zeit von den Naupaktiern wiſſen 1. Die Meſ-
ſenier bei den Euesperiten Libyens konnten es, da ſie
unter Doriern wohnten; weniger iſt dies von den
Meſſeniern Siciliens 2, am wenigſten von den Rhe-
giniſchen glaublich. In den Rheginern ſcheint uͤberhaupt
wenig von Doriſchem Charakter vorhanden 3; der auch
in den ſpaͤtern Meſſeniern, bei aller ihrer Bemuͤhung
die alte Zeit zuruͤckzurufen, ſchwerlich nachzuweiſen
ſein moͤchte.


Da wir Delphi mehrmals der Reihe Doriſches
Staͤdte angeſchloſſen haben, indem wir annahmen,
daß daſelbſt ein altdoriſcher Geſchlechtsadel beſtand,
wenn auch das Volk beſonders durch Einbuͤrgerung von
Tempelunterthanen mannigfach gemiſcht war: ſo be-
merken wir hier ſchließlich uͤber den Charakter der
Delpher: daß deſſen fruͤhes Verderbniß, das Aeſopos nach
einer unveraͤchtlichen Sage ſo bitter geruͤgt haben ſoll,
eine Erſcheinung iſt, die bei den Umwohnern nationaler
27 *
[420] Heikigthuͤmer haͤufig wiederkehrt. Die Menge und
Vielartigkeit der herbeiſtroͤmenden Fremden, der be-
ſtaͤndige Dampf der Opferheerde, die fuͤr die Einhei-
miſchen eben ſo viele Bratoͤfen waren 1, der Tumult
des Markts, auf dem zugleich Gaukler und Taſchen-
ſpieler aller Art ihren Gewinn ſuchten 2, [die] reichlichen
Geldvertheilungen, wie ſie Kroͤſos den Delphern hatte
zu Theil werden laſſen, mußten ein traͤges, bigottes
und bauchdieneriſches Volk erzeugen, und die einzelnen
Zuͤge eines erhabnen Charakters, die aus manchen
Begebenheiten der fruͤhern Zeit entraͤthſelt werden
moͤgen, in Schatten draͤngen.


[[421]]

Beilagen.


[[422]][423]

1.


1.


Die beiliegende Karte des Peloponnes gruͤndet-
ſich auf eine andre von groͤßerm Umfange, in die,
nach Fixirung der aſtronomiſch beſtimmten Punkte, alle
mir bekannt gewordnen Itinerarien neuerer Reiſenden,
vor allen Gells Itinerary of Morea, dann Chandlers,
Dodwells, Pouqueville’s, Hollands, Morrits, Sib-
thorps, Turner’s Reiſerouten eingetragen wurden;
auch hatte ich zu Paris Gelegenheit, des juͤngern Four-
mont handſchriftliche Reiſebeſchreibung, die, wenn auch
oft ſehr verworren, doch uͤber mehrere Gegenden gute
Notizen giebt, zu excerpiren, und einige darin ent-
haltene aber ſehr fluͤchtige Plaͤne zu copiren. Zu jenen
Routen als der ſicherſten Baſis kam die Vergleichung
andrer Karten, namentlich Barbie du Bocage’s Carte
de la Morée publiée a Paris en
1814 und Arow-
ſmiths großer Karte der Tuͤrkei, die indeß ſehr fabrik-
maͤßig gefertigt, hinzu; auch die der aͤltern Venetiani-
ſchen blieb nicht ganz fruchtlos: aber die Carta della
Grecia antica secondo le osservazioni di Sir W. Gell,

zu Rom herausgekommen, kann nicht als eigne Arbeit
dieſes ausgezeichneten Geographen gelten. Dann erſt
konnte die Combination der alten Nachrichten mit dem
ſo gefundnen Zuſtande der Gegend beginnen, an welche
ſich der Verſuch ſchloß, auch den politiſch geographiſchen
Zuſtand des Peloponnes waͤhrend des Peloponneſiſchen
Kriegs (ſ. Bd. 2. S. 198, 2.) theils nach beſtimmten
[424] Nachrichten, theils annaͤhrungsweiſe darzuſtellen.
Wie von dieſer ziemlich weitlaͤuftigen Arbeit die vor-
liegende nur ein Auszug iſt: ſo kann auch dieſe Recht-
fertigung
nur fuͤr Kundige andeuten, und von
Fruͤheren, namentlich von Mannert, Ausgelaſſnes
nachtragen. Die Angabe der aus den geſammten
Reiſen und aus den Alten gewonnenen Entfernungs-
angaben, und die Vergleichung und Combination beider
hier, wie ich anfangs wollte, vorzulegen, macht der
Mangel an Raum unmoͤglich.


2.


Mathematiſche Beſtimmungen liefert
die Connaissance des tems nach Gauttier von folgen-
den Orten. Im Jahrg. 1821. von der Inſel Sapien-
za (der weſtlichſten der Oenuſſae) Venetico (Theganuſ-
ſa), Modon, (Mothone), Prodo (Prote); im J. 22.
von Caſtel Torneſe, Kabrera (der oͤſtlichen Oenuſſa),
Arkadia (Kypariſſos); im J. 23. vom B. Elias (Hel-
lanion) auf Aegina und Korinth. Ueberdies giebt die
jaͤhrliche table des positions geographiques noch Beſtim-
mungen von Koron (das auch Chabert beſtimmt, und
B. du Bocage darnach angeſetzt hat), Cap Matapan
oder Taenaron (uͤber welches auch Goſſelin Geogr.
analysée p.
81. zu vgl.) und Korinth. Die Breite
von Patraͤ giebt Beauchamp bei Pouqueville; Korinth
habe ich nach der Beobachtung angeſetzt, die Chabert
auf einem Thurm am Iſthmos gemacht (ſ. B. du Bo-
cage’s Karte; die von Gauttier differirt in der Breite);
einige andre Angaben bei B. du Boc. in der Analyse
zum Anacharſis fand ich unbrauchbar. Damit waren
nun gleich einige Rayons zu verbinden, wie die, nur
ungefaͤhren, bei Clarke von Akrokorinth aus (von Kleo-
naͤ liegt dieſe Burg N65O., Gell, Dodw.); und der
genauere von Koron nach Vorgb. Thyrides SO5S.
nach Bellin; Malea hat B. du Boc. durch Rayons
von Verguin gegen Taͤnaron fixirt, und eine Carte
mspte
deſſelben fuͤr die Gegend benutzt. Von B.
Tetragi (Kerauſion) giebt Ddw. ein Cap von Lakonien
S2O. Ithome S20W. Akropole von Kypariſſia
S75W. Suͤdſpitze von Zante N55W. Berg Skollis
N10W. Lalla am Berg Pholoe N2O. Megalopolis
[425]N85 1∫2 O.: vom Berg Dioforti (Lykaͤon) Gell Te-
tragi S34, 30W. Ithome S25W. Megalop. S55O.
Hag. Elias (Taleton auf Taygetos) S17, 30O. Kari-
tena N62, 30W. Von Krano (Kromos) Ithome
S47W. von der Burg von Gortys das Lykaͤon
S41W.


3.


Allgemeine Meſſungen der Alten.
Umkreis des Pelop. von Vorgeb. zu Vorgeb.
4000 St. nach Str. aus Polyb., 4400 nach Aga-
themeros (Plin. nach Iſidoros hat 563 m. p. = 4504
St. vgl. auch Goſſelin recherches sur la geogr. 2 p.
15.); mit Einrechnung der Meerbuſen aber 5600 St.
Str. (Agathemer. hat 8627. und ſo auch Plin. duplicem
fere circuitum
), welche Geſammtangabe ſo nach Stra-
bons eignen Angaben einzutheilen iſt: vom Iſthmos
bis Araxos 1030 St. (vgl. Caſaub. und Goſſelin);
von Araxos bis Koryphaſion 1295 St; (naͤmlich von
Koryphaſion bis Pylos Triph. 400 St. von Pylos
bis Alph. 350 St. von da bis Chelonates 280, bis
Araxos 265, wo aber das zweite Datum um das Drei-
fache uͤbertrieben iſt; corrigiren darf man nicht);
dann von Taͤnaron bis Malea 670; von Malea bis
Schoͤnus 1800; zuſammen 4795; die fehlenden 805
kommen auf die Entfernung von Taenaron bis Kory-
phaſion. Doch rechnet Strabon ſelbſt den περίπλους
Meſſeniens 800 St., welches gegen jene Entfernung
viel iſt. Alle dieſe Entfernungen differiren von denen
unſrer Karte ziemlich in der Proportion 4: 5; die
zweite mehr, die letztangegebne weniger. Noch genauer
treffen die Meſſungen queer durch den Pelop. die
offenbar nicht Reiſerouten ſind, von Chelonates nach
Malea 1400 St. und von Aegion nach Malea (ſo die
Mſſ. und Agathemeros) ebenfalls 1400 St.; nach
Plin. 190 m. p. = 1520 St. Plinius Meſſungen
der einzelnen sinus ſind faſt alle viel zu groß.


Wir vergleichen noch einige Landwege durch den
Peloponnes. Von Olympia nach Sparta 660 St.
Pauſ. 6, 16, 6. (tab. Peut. nur 64. m. p.) etwa ſo
einzutheilen: Von Ol. bis Melaͤneaͤ 200 St. (12. m.
p. tab. Peut.
); von Mel. nach Megalopolis 200 St. (22.
[426]m. p. t. P.), von Meg. nach Sp. 260. Von Ol.
nach Athen 1485 St. Her. 2, 7. Etwa ſo zu theilen.
Von Ol. nach Melaͤneaͤ 200 St., nach Methydrion 230,
nach Orchomenos 140, nach Phlius 250, nach Kleonaͤ
110, nach Korinth 80, nach Megara 260, nach Athen
bis zum Altar der zwoͤlf Goͤtter 215. Von Ol. nach
Argos, ſo wie nach Phlius, rechnet Plin. 4, 10. 68.
m. p., = 544 St., welche weit groͤßer genommen
ſind als in den vorigen Angaben; von Elis nach
Epidauros 125 m. p. = 1000 St., von Elis nach
Sikyon derſ. 7, 2. 1200 St. offenbar zu viel. Den
Weg von Athen nach Sp. giebt Suidas s. v. Ἱππίας
uͤbertreibend 1500 St. an, Solin 1240, Iſokr. Paneg.
24. 1200, Plin. 7, 21, 1140. Dieſe ſind ſo einzutheilen.
Von Athen nach Megara 210, nach Korinth 260,
nach Kleonaͤ 80, nach Argos 120, nach Tegea 220,
nach Sparta 260.


4.


Achaia, Nordkuͤſte des Peloponnes. Ueber-
einſtimmende Angaben der Laͤnge ſind: vom Iſthmos
bis Rhion 85 m. p. (Plin. 4, 2.) = 680 St., von
ebd. den Iſthmos eingerechnet bis Patraͤ 720 St.
(Plin. 2, 112. 4, 5. Agathem. die Neuern rechnen von
Korinth bis Patras 33 Stunden; Melet. 87 μίλια,
Dodw. nur 60 m. p.); von ebd. bis Araxos 1030 St.
(Str. Pouqv. rechnet die Diſtanz von Araxos jetzt
Cap Papa bis zum Winkel der Bai von Libadoſtro
36 lieues marines). Skylax dagegen rechnet fuͤr die
Kuͤſte der Sikyonia 120 St., dann fuͤr Achaia (bis
Araxos) 700 St., womit Pauſ. ziemlich ſtimmt, bei
dem von Patraͤ bis zum Hafen von Pellene 492 St.
theils Landweg, theils Kuͤſtenfahrt herauskommen. —
Die Folge der Staͤdte ſteht durch die Aufzaͤhlungen
von Herodot, Polybios, Strabon, Pauſanias feſt: bei
Skylax muß man emendiren p. 15 Hudſ. Πελλήνη,
Αἴγειρα, Αἰγαὶ, Αἴγιον, Ῥύπες, ἔξω δὲ Ῥίου, Πά-
τραι, Δύμη. Im Peloponn. Kriege beſtanden noch alle
12 Staͤdte autonom (daher ſie auf unſrer Karte alle
zum Zeichen der Autonomie mit Uncialen geſchrieben
ſind); denn daß ſich Pellene an Sikyon und Korinth
anſchloß, und von den uͤbrigen getrennt hielt, (Thuk.
[427] 2, 9. 5, 58. 8, 3. Xen. H. 7, 2, 2. vgl. Ael. V. G.
6, 1.) laͤßt noch nicht auf Abhaͤngigkeit ſchließen.


Die Stadt Πάτραι, Colonia Aroe Patrensis,
Patras (Ἀρόη τϱίπυργος, Sibylle bei Etym. 147, 36,
naͤmlich Aroë, Meſatis und Antheia) lag O. und S.
von der Citadelle; und wurde Ol. 90, 1. durch zwei
Mauern (Thuk. 5, 52. Plut. Alk. 15.) mit dem Hafen,
der 1 mille ſuͤdlicher (Pouquev.; weſtlicher, Dodw.)
als der jetzige lag (der von der Stadt 1∫2 mille nach
Pouquev. a mile nach Dodw. entfernt) verbunden. 3
miles davon erhebt ſich B. Boidia (Panachaikon
Potyb. 5, 29, 3.). Gegen Oſt 1 mille (Pouq.,
2 1∫2 milles Ddw. wohl falſch) Fluͤßchen von Sachena,
(Meilichios bei Pauſ.). Ῥίον von Patraͤ 50 St.
(Pauſ. von Pouquev. evaluirt mit 1 lieue 2225 tois.),
5. m. p. nach Plin. Zw. Rhion und Antirrhion
5 St. Str., 7 St. Thuk. Agathem., minus 1 m. p.
Plin. 4, 52, 10 St. Skylax. Zur Zeichnung der
Gegend iſt Coronelli benutzt. Die Landzunge Δρέπα-
νον, von Str. 8, 335. mit Rhion identificirt, liegt
nach Gell g. 123. min. nach Dodw. 2 miles davon;
von einer Hoͤhe dabei ſah Pouquev. Rhion N88W.
Antirrhion N70W. Pauſ. mißt zur See von Rhion
15 St. (vgl. Thuk. 2, 86.) bis Πάνορμος (Teket 2
milles von Rhion), 15 weiter bis Ἀϑηνᾶς τεῖχος
(wovon ein Tumulus mit Backſteinen uͤbrig, 63 min.
von Rhion, Gell; Pſato-Pyrgos dagegen halte ich
fuͤr Bolinna); von da 90 St. bis Ἐρινεὸς (Khan
Lambrika, 170 min. zu Lande davon, Gell, mit
Rhede und Feigenwald, Pouquev.) ἐν τῇ Ῥυπικῇ
nach Thuk.; von da 60 St. (150 min. zu Lande, G.)
auf Αἴγιον, j. Voſtizza. Der Landweg bis Patraͤ
nach Pauſ. 190 St. ſtimmt mit 25 miles bei G.
Ῥύπαι (Ῥύπες, uͤber Ἄϱυπες vgl. Sturz ad Pherec.
65 p.
216.) 30 St. von Aegion gegen W. Pauſ. trifft
etwa auf St. Michel l Archange Pouqv. Das
Ὁμάϱιον bei Aegion habe ich nach Pauſ. angeſetzt, der
auch vom Fl. Selinos (1∫2 Stunde von Voſtizza Pq.
u. G. 1 mile SO. Dd.) richtiger handelt als Str.
Ἐλίκη ſteht auf unſrer Karte noch (es ging unter
Ol. 101, 4.) auf dem Flekke der Bai von Buphukia,
[428] worauf die Entfernungen (40 St. = 96 min. G.
4 1∫2 milles Pq.) und die Sage des Orts fuͤhren;
den Weg von da durch das Defil Trupia der Hag.
Irine zur Metochi von Megaſpilaͤon, wo noch außer
der Hoͤhle des Herakles die Akrop. und ein Tempel
des erneuerten Βούϱα (ſ. Weſſel. ad Diod. 15, 49.
Jacobs Anthol. Gr. 2, 2. p. 13 sq.) ſtehn, beſchreibt be-
ſonders Gell genau. Bei Bura der Fl. Buraikos,
Eraſinos (Str. p. 371.) Qu. Sybaris (p. 386.); der
Fl. von Kalabryta iſt ſicher der Kerynetes, wornach
ich Κερυνεία die Stelle des Kloſters der H. Irine
gegeben. Weiter iſt der Name des Fl. Krathis noch
in dem daran liegenden Khan Akrata erhalten, und
die bei Pq. erwaͤhnten Ruinen daran muͤſſen Αἰγαὶ
ſein; das Palaͤokaſtro im Thal des Chelopotamo 40
min. Dd. oder 3∫4 St. Pq. vom Krathis, 1∫2 lieue
S.
von der Straße, trifft nach Pauſ. und Polyb.
Angaben auf Αἴγειρα, welches G. in Mavro-Petra
(Mavro-Lithari) etwas oͤſtlicher ſucht, Andre ganz
falſch in Xylokaſtro. Φελλόη habe ich in das Thal
von Zakula geſetzt. Ἀϱιστοναῦται, Hafen von Pellene,
nach Melet. und Pq. an der Muͤndung des Fl. Blo-
choba; womit zwar nicht voͤllig ſtimmt, daß er von
dem Hafen von Aegeira 120 St. entfernt, Pauſ., da
bei G. dieſe Entfernung nur gegen 80 betraͤgt; doch
konnte die Schiffahrt durch Kruͤmmungen der Kuͤſte
aufgehalten werden. Πελλήνη 60 St. von da,
Burg und κώμη (κεῖται δὲ μεταξὺ Αἰγῶν καὶ ΚΤΛ-
ΛΗΝΗΣ emend. ich bei Str. 8, 386.); die Truͤmmer
hat, wie ich glaube am richtigen Flekke, Col. Leake im
Thale von Trikala gefunden. Der Fluß Krios fließt
nach Pauſ. im Pellenaͤiſchen Gebiet, den Graͤnzen von
Aegeira zunaͤchſt, πρὸς Αἰγείρας; Mannert hat dies
ganz mißverſtanden. Brychos (Heſych), vielleicht der
Fluß von Xylokaſtro, eine alte Akropolis an dieſem
kann nur das Pellenaͤiſche Ὄλουρος ſein. Die Mauern
im Paß 1 1∫2 Stunde von Sikyon ſind nach Dd. ge-
zeichnet, ſie begraͤnzen das eigentliche Stadtgebiet, zu
dem indeß fruͤhzeitig (wenigſtens vor Skylax) das
Gebiet von Gonuſſa jenſeits geſchlagen wurde, Pauſ.
7, 26, 6.


[429]

5.


Von Patraͤ gegen Weſt Fl. Glaukos j.
Leuka. Der breitſtroͤmende Peiros (Μέλας iſt als Ne-
benfluß deſſelben zu ſtatuiren, Kall. an Zeus 23. Dion.
Per. 416. Str.) iſt entſchieden jetzt Kaminitza; dann
iſt Ὤλενος zu ſuchen in den von Palaͤo-Achaja 1∫4
mile fuͤdl. gelegnen Ruinen (obgleich Pq. daſelbſt eine
Inſchr. mit dem Namen von Pharaͤ fand). Nach
Pauſ. der Peiros 80 St. von Patraͤ; nach G. 3 1∫2
Stunden, Palaͤo-Ach. von Patras 3 St. 55 min. =
10 miles. Φαραὶ am Peiros oder Πίερος nach Pauſ.
angeſetzt, bei dem der Weg von 150 St. uͤber Olenos
zu nehmen iſt. Λεόντιον erwaͤhnt blos Polyb., aber
giebt einigen Grund, es mit den Ruinen beim Khan
St. Andreas auf dem Wege von Kalavryta nach Pa-
tras bei Ddw. (den Weg beſchreiben auch Turner u.
Aa.) fuͤr einerlei zu halten. Es liegt, ſchließe ich aus
5, 93, 4. in der Φαραικὴ, die an die Αἰγιὰς graͤnzte;
ſo daß Τριταία, 100 St. vom Skollis nach Str.,
von Pharaͤ 120 nach Pauſ., nicht dazw. geſetzt wer-
den darf. Δύμη 40 St. von Olenos, (vgl. Apollo-
dor bei Steph. Byz., wo τούτων auf Patraͤ geht)
trifft auf Karaboſta, Dorf mit alten Graͤbern und Va-
ſen, 107 min. von Palaͤo-Ach. G., 135 min. nach
Ddw., der das Dymaͤiſche Ἑκατομβαῖον (Polyb. 2,
51, 3. Plut. Kleom. 14.) hierhin ſetzt, welches aber
von der Stadt ab gegen die Eleiſche Eraͤnze liegen
muß. Λάγγων bei Plut. ſcheint der Gebirgszug an
dieſer Graͤnze und ein Caſtell. Das τεῖχος am Ara-
xos bei Polyb. 4, 59, 4. 83, 1. glaubt Ddw. in ei-
nem Caſtro der Gegend zu erkennen. Der Graͤnzfluß
der Bupraſia und Dymaͤa (Apollod. a. O.), alſo Elea’s
und Achaia’s (Xen. H. 3, 2, 23. Liv. 27, 31. vgl.
Plut. Philop. 7.), Lariſos, heißt jetzt nach B. du Boc.
Riſſo, die Englaͤnder nennen daſſelbe Fluͤßchen Mana.
Pauſ. 6, 26, 5. (die Stelle 7, 17, 3. iſt verdorben)
rechnet vom Lariſſos bis Elis 157 St. Ddw. ritt, mit
Umwegen, 8 Stunden 40 min.


6.


Σικυών. Ruinen beim Dorfe Baſilico (2 1∫3
milles oder 1 league vom Meer) beſchreiben Clarke,
Ddw., Pq. u. Turner; unter den Zeichnungen der El-
[430] ginſchen Kuͤnſtler im Britt. Muſeum iſt ein, aber nicht
ſehr ſorgfaͤltiger Plan derſelben; die langen Mauern
zum Meer will Fourmont noch geſehn haben; von dem
Tempel beim Theater, den er und Foucherot zeichne-
ten, ſind nach jenem Plane noch Truͤmmer, wie von
einem Stadium und einem Marktplatz, in der Naͤhe
und zum Theil an der Akropolis. Von Τιτάνη (60
St. von Sikyon, 40 von der Phliaſia, man ließ auf
dem Wege den Aſopes links,) haben die Reiſenden ei-
nen Tempel aufgefunden, 108 min. von Baſilico ſuͤd-
lich. Θυαμία iſt nach Xen. H. 7, 2, 1. 4, 11. ange-
ſetzt; Γέραι ebd. 7, 1, 22. iſt nicht beſtimmt genug
bezeichnet. Auch die Lage von Ἐπιεικία iſt aus Xen.
H. 4, 2, 14. 4, 4, 13. nicht voͤllig deutlich; es ſcheint
ein B. zw. Sikyon und Nemea. Nemea heißt auch
der Graͤnzfl. von Kor. und Sikyon (Liv. 32, 15.),
auch zu paſſiren auf dem Wege von Phlius nach Ko-
rinth (Νεμεὰς χαράδρα) Aeſchin. παραπϱ. 50, 36.
Harpokr. Schneider zu Xen. H. 4, 2, 15. Xenophons
χαράδϱα im Thal von Nemea ſcheint derſelbe, der
χείμαῥῥος H. 4, 4, 7. dagegen wohl der naͤher an
Korinth fließende Bach. Poppo Thuc. 2. p. 213. ver-
wechſelt den Charadros bei Argos mit der Nemea.
Κόϱινϑος. Ich bemerke nur, daß das Thor πρὸς
Κοϱυφὴν (zur Burg) dem nach Lechaͤon fuͤhrenden ge-
genuͤberlag (Polyaͤn 4, 7, 8.) und daß unter den Vor-
ſtaͤdten das Κρανειον, gegen O. nach Pauſ., rauhe aber
heitre Luft hatte, das Ὀλύμπιον umgekehrte. Theo-
phr. Caus. Pl. 5, 14. vgl. uͤber Korinths Lage Weiſke
ad Xen. H. p. 189. Fuͤr den Iſthmos ſind außer Bel-
lins descr. du Golfe de Vénise et de la Morée pl.
48. p.
230. und Chandlers nicht eben genauer Karte,
wie auch der kleinen bei Clarke 2, 3. p. 741., die bei
B. du Bocage’s Morée und eine unter den Elginſchen
Papieren benutzt. Der διολκὸς fing von Schoͤnus an
und kam zwiſchen Lechaͤon und Pagaͤ heraus, nach
Str.; es iſt moͤglich, daß die angeblichen Spuren eines
Canals bei Schoenus (Gell) und an der andern Seite
(Chandler, Clarke, vgl. auch Ddw.) gewoͤhnlich fossa
Neronis
genannt, dieſem angehoͤren. Es kommt zu-
erſt bei Ariſtoph. Thesm. 650. vor. Etwas ſuͤdlich
[431] davon Truͤmmer eines Walls, den Manuel Palaͤologos
gezogen, wohl nur einer Erneuerung des alten der Pe-
loponneſier — denn daß dieſer von Lechaͤon nach Ken-
chreaͤ gegangen ſei (Walpole Memoirs p. 347. nach
Diod. 11, 16.) widerlegt der Beiſatz der 40 Stadien,
der nur auf jene Diſtanz paßt. Die Haͤfen Σχοινοῦς,
Κεγχϱεαὶ, Λέχαιον ſind ſichere Orte, eben ſo das Hei-
ligthum auf dem Iſthmos, wo nur noch die ἱερὰ νάπη
aufzuſuchen, in der nach der Inſchr. bei Spon. Misc.
er. ant. 10. p.
363. Maffei Mus. Veron. p. 39. Me-
letios Geogr. p. 383. T. der Demeter, Kora u. a. m.
waren. Κρομμυὼν habe ich nach Thuk. und Skylax
zu Korinth gerechnet, obgleich es fruͤher nach Str. Me-
gariſch. Ueber Σιδοῦς ſ. außer Skylax, Xen. Hell. 4,
4, 13. 5, 19. Athen. 3, 82 b. (Euphorion Fr. 8. Mein.
Apollod. Frgm. p. 423 H.) Heſych Σιδουντιὰς κώμη.
Die Umgegend von Σολύγεια iſt nach Thuk. 4, 42 sqq.
Polyaͤn 1, 39, 1. gezeichnet, wo nur zu bemerken, daß
die 60 St. vom Anlandeplatz der Athener bis Korinth
groͤßer ſein muͤſſen, als die 70 von Kenchreaͤ bei Str.,
und daß das Ὄνειον ὄρος zw. Solygeia und Kenchreaͤ
von der uͤbrigen Maſſe der Oneiſchen Berge durchaus
getrennt iſt; bei Xen. 7, 1, 41. iſt ὑπὲρ Κεγχρεῶν in
etwas weiterm Sinne zu nehmen. Μολύχιον (Heſych
c. Intpp.) habe ich auf den Platz eines alten Caſtells
bei Angelo-Caſtro (G. Pqv.) geſetzt. Πειραιὸν bei
Thuk. 8, 10. 11. an den Graͤnzen von Epidauria iſt
gewiß in Σπείϱαιον zu aͤndern, (der Hafen hieß wie
das Vorgeb.) und der Ἀϑηναίων λιμὴν bei Ptolem.
wohl nach Plin. in Ἀνϑηδὼν. Das Πείραιον dage-
gen bei Xen. 4, 5. gehoͤrt an die entgegengeſetzte Kuͤſte
zw. die Θερμὰ, welche, wo die Ebne (τὸ πλατὺ τοῦ
Λεχαίου) an das Geb. ſtoͤßt, liegen, und jetzt Lutro-
chori heißen, und das Ἡραῖον auf Cap Olmiaͤ, jetzt
Malangara, und trifft auf Pera-chori nach B. du Boc.
Karte. Οἰνόη ſcheint hinter dem Cap gelegen. Die
Truͤmmer von Τενέα hat Ddw. auf dem Hagion Oros
uͤber dem Khan von Kurteſa (Kleonaͤ) entdeckt, vgl.
Pqv. Bei Xen. Hell. 4, 4, 19. hat ein Rec. der Je-
naer ALZ. fuͤr Τεγέαν ſehr richtig Τενέαν corrigirt.


[432]

7.


Die alte Straße von Korinth nach Megara
ging an den Skironiſchen Felſen (Σκιϱάδες bei Polyb.
16, 16, 5.) vorbei; als Graͤnze iſt eine Art Felſenthor an-
genommen, von Clarke beſchrieben; der Weg uͤber den
Ruͤcken der Ὄνεια ὄρη, den Pq., Ddw. Aa. beſchrei-
ben, wurde erſt 1715 von Alipaſcha gebahut, daher er
auf der Karte nur angedeutet iſt. Ὄνεια ὄρη iſt ein
ziemlich unbeſtimmter Ausdruck, bald werden ſie naͤher
an Korinth geruͤckt (ſ. auch Heſych s. v. Ὄνειον und
ῥίον Οἰνοαῖον, wo aber Oenoe in Argolis mit dem
Korinthiſchen verwechſelt wird), und liegen zw. Kor.
und Geraneia (Plut. Kleom. 20. wo Ὤνια in Ὄνεια
zu emd.), bald bis an die Graͤnze Boͤotiens ausge-
dehnt (Prov. Vat. 3, 71. Apoſtol. 17, 8.), Str. nennt
das Geb. uͤber Megara ſo. Geraneia Bg. und Ca-
ſtell iſt ſicherer; nur Simonides (vgl. Aegin. p. 4.)
ſetzt den B. an die Skironiſche Kuͤſte (an der die Fel-
ſen Μολουριὰς, Hemſterh. zu Luk. T. 1. p. 307. Χε-
λώνη Diod. 4, 59.); gewoͤhnlich gehoͤrte er zu Mega-
ris (Dieuchidas bei Harpokr.), damals indeß vielleicht
zum Theil zu Korinth. Thuk. 1, 105. Denn in dieſer
Zeit erſtreckte ſich die Korinthia weiter uͤber den Iſth-
mos als fruͤher, wo außer Krommyon auch Heraͤon
und Peiraͤon Megariſch waren, zwei von den alten
fuͤnf Komen des Lands. Bd. 2. S. 89. — Daran
ſchließt ſich der Aegiplanktos (αἰγίπλακτος, undis pul-
sus
), der mit dem Kithaͤron die λίμνη Γοργῶπις (Ae-
ſchyl. Agam. 309. vgl. Peterſen in Misc. Hafn. T. 1.
f. 2. p.
63., vorher ἐσχατιῶτις genannt, Etym. M. 384,
38. vgl. Heſych und Phavorin Ecl. p. 209, 16. Dind.
wo der Name corrupt; Heſych und das Etym. ſind
ungenau in der Angabe des Lokals) einfaßt, wohl nur
den innerſten Buſen des Halkyoniſchen Meers; dieſelbe
heißt λίμνη ohne Beiſatz bei Plut. Qu. Gr. 59. wo
fuͤr ἐν Αἰγείροις — ἐν Αἰγοσϑένοις corrigirt werden
muß. Bei Skylax folgen ſich die Orte an der Kuͤſte:
in Megaris Aegoſthena, Pagaͤ, Caſtell Geraneia, Αρις
(unbekannt), in Korinthia ἱεϱὸν αἴγνιον (wahrſcheinlich
ἀκϱαῖον) Iſthmos. Plin. und Pauſ. 1, 44, 7. 8. ſtim-
men in der Lage von Aegoſthena uͤberein (wo fuͤr ἐν
Ἐρενείᾳ κώμη, ἐν Γερανείᾳ zu aͤndern rathſam, doch
[433] las ſchon Steph. B. ſo.) Ueber Τϱιποδίσκος vgl. zu
Thuk. und Pauſ. Konon 58. Gell Itin. of Greece p.
7.
Der alte Weg nach Pagaͤ (von Niſaͤa 120 St.
Str.) iſt der jetzige Diaſelos. Fuͤr Μέγαρα ſelbſt,
Μινῴα und Νισαία ſind die Hauptſtellen bei Thuk.
vgl. Poppo T. 2. p. 235. Die Graͤnze gegen Attika
machte die χαράδρα Ἰάπις nach Skylax, vgl. Kallim.
bei Steph. Byz. Ddw. fand Spuren einer Graͤnz-
mauer an dem B. Κέρατα. Φάλυκος (oder ον) bei
Theophr. H. Pl. 2, 8. unbeſtimmter Lage.


8.


Κλεωναὶ iſt nach Bd. 2. S. 159. 174. als
autonome Stadt bezeichnet, vgl. Thuk. 5, 67.; die Rui-
nen bei dem Khan von Kurteſa (nur B. du Boc. hat
Klegna, aber ſeine Karte iſt hier ganz verwirrt) ſind
ſicher, und auf Gells Karte von Argolis richtig ange-
ſetzt. Es kommt oft als Ort der Paſſage vom Suͤden
des Pelop. zum Iſthmos vor, da ſuͤdlich davon die
Felſenſtraße Κοντοποϱία (Bd. 2. S. 71, 2.), einerlei
mit dem Fahrwege ἐπὶ τοῦ Τϱητοῦ, Pauſ. (der vor
dem Eingange einen Abſtecher nach Nemea macht) vgl.
Diod. 4, 11. Eben ſo iſt Νεμέα, damals noch Kleo-
naͤiſch, hinlaͤnglich beſtimmt; es war blos ein Heilig-
thum, benannt vom waltenden Zeus; Ortſchaften oder
Doͤrfer des Thals dagegen Βέμβινα und Μολοϱχία
(Steph. B.) Ueber Ἀπέσας B. mehrere Stellen Bd.
2. S. 442, 3. add. Heſiod. Theog. 331. Pind. Fr.
inc. 100. p. 660
Bh. Kallim. Frgm. Bentl. 82. Μυ-
κῆναι
bei Charvati iſt durch ſeine Ruinen fixirt.
Ἔμεια τόπος Μυκηνῶν Etym. M. Das Ἡραῖον muß
nach Pauſ. in das Thal O. von Mykenaͤ geſetzt wer-
den, wo die Kirchen des Ag. Demetrios und der Pa-
nagia antike Reſte enthalten, Ddw., uͤber der Gegend
Proſymna (Bd. 2. S. 395, 2.), die nach Str. an
Midea ſtoͤßt. Das Fluͤßchen jenes Thals iſt Aſcerion,
Pauſ. Kallim. bei Etym. M. δόναξ. Stat. Theb. 4,
713. Phyti weſtlich vom Wege nach Myken halte ich
fuͤr Σάμινϧος, Thuk. 5, 58. — Φλιοῦς Ruinen hei-
ßen Staphlika. Das Thal beſchreiben G. Pq. Ddw.,
am ausfuͤhrlichſten, aber ſehr verwirrt, Fourmont. Die
Berge auf Nemea zu nennt Pind. N. 6, 46. ὠγύγια,
III. 28
[434] ich weiß nicht ob blos appellativiſch. Das Gebirge
noͤrdlich Κοιλῶσσα (gehoͤlt, wie alle B. dieſer Gegend)
Str. 8, 381. αἱ παρὰ Κοιλῶσσαν ἐμβολαὶ Xen. H.
4, 8, 7. ein Theil deſſelben Karneates, wo die Haupt-
quellen des Aſopos. Die alte Ἀϱαιϧυρέα 30 St. von
Phl. am Gebirg gegen die Graͤnzen Sikyons, Schol.
Ap. 1, 116., etwa wo Gells Argolis Araniza hat.
Τρικάρανον im Gebiet von Phlius gegen Sikyon in
den Bergen, Xen. H. 7, 2, 11. vgl. Valcken. ad Ado-
niaz. p. 415 a.
Schneider zu Xen. 7, 2, 1. vielleicht
Hellenico-Caſtro, was nach G. 60 min. S. von den
Ruinen von Titane liegt. Auf die Wege von Phlius
nach Argos bezieht ſich die Erzaͤhlung bei Thuk. 5, 58.,
die ſo zu faſſen iſt. Agis ſteht mit den Peloponne-
ſiern zu Phlius, die Argeier, um ihre Ebne zu ver-
theidigen, gehn auf der Hauptſtraße Kontoporia nach
Nemea. Agis aber geht den mehr weſtlichen Weg,
und kommt bei Saminthos heraus, die Phliaſier einen
Seitenpfad uͤber den Berg, etwa bei Hellenon-Lithari,
die Boͤoter kommen zugleich die Hauptſtraße von
Nemea herab, waͤhrend Agis ſich zuruͤckwendend von
der Ebne aufwaͤrts den Argeiern in den Ruͤcken zu
fallen droht.


9.


Von Ἄργος (Palaͤpolis bei Heſych) ſteht be-
ſonders die Mauer der Lariſſa (Λάσα, Steinburg, He-
ſych), an deren SO. Ende das Theater, welches am
Markte lag (Liv. 32, 25.); die zweite Akropole (Liv. 34,
25.) ſcheint eine Felſenhoͤhe NO. von der Lariſſa ein-
genommen zu haben, vielleicht die Hoͤhe Ἀσπὶς (Plut.
Pyrrh. 32.), denn auch dieſe war ὀχυρὰ und δυσκα-
ϧαίρετος; hier war ein Schild als Inſigne der Stadt
aufgeſteckt, von dem das Spruͤchw. ὡς τὴν ἐν Ἄργει
ἀσπίδα καϧελὼν. Zenob. 6, 52. Plut. Prov. Alex. 44.
Suid. Fourmonts Journal beſchreibt beſonders weit-
laͤuftig unterirdiſche Gaͤnge und Kammern in der La-
riſſa. Die Hafenmauern von Argos (Plut. Alex. 15.)
konnten hier noch nicht angegeben werden. Die Lage
der πύλαι Νεμεάδες (Heſych) iſt durch den Namen
deutlich. Von den Fl. iſt Charadros der ſuͤdlichere,
naͤhere, an ihm war das Militaͤrgericht der Argeier,
[435] oben S. 220, 5., Inachos der noͤrdlichere, deſſen Quel-
len am Wege διὰ Πρίνου im B. Lyrkeion (Str. Schol.
Apoll. 1, 122. Kallim. Hekale bei Steph. B. So-
phokl. bei Str. 6, 271. vgl. Spanh. Kall. Pall. 48.
p. 663.); ſo lange er im Geb. fließt, macht er die
Graͤnze zw. Mantineia und Argos. Λυρκεῖον und
Ὀρνεαὶ angeſetzt nach Pauſ., das letztre beim Khan
von Miliotis auf dem Wege nach Phlius, Pqv. Ein
Nebenfl. des Inachos vom Lyrkeion her muß Kephiſſos
ſein, Str. 9, 424. Ael. V. G. 2, 33.; der Χάρης
(Plut. Arat. 28.) iſt ſonſt unbekannt. Orneaͤ habe
ich zu Argos gerechnet nach Bd. 2. S. 159. 174.,
obgleich die Einw. bei Thuk. 5, 67. nur σύμμαχοι der
Argeier heißen. vgl. Aegin. p. 49, y. Οἰνόη am Ar-
temiſion, vgl. Heyne ad Apolld. 1, 8, 6. 2, 5, 3. oben
Bd. 2. S. 374, 3. Ueber Nauplia, Tiryns, Li-
kymnia
verweiſe ich ganz auf Gell’s Argolis, ob-
gleich ſeine Karte aus dem Itinerar ſelbſt noch in
Manchem rektificirt [werden] kann, was uns hier zu
weit ins Detail fuͤhren wuͤrde. B. du Boc. hat zu
ſeiner Karte beim Anacharſis rayons von Foucherot be-
nutzt. Σήπεια aus Herod. 6, 77. Vor dem Perſer-
kriege war ein Theil dieſer Kuͤſte noch Tirynthiſch.
Von Tiryns, das in Alt-Anapli ſchon Desmouceaux er-
kannt hat, iſt nur die alte Akropolis uͤbrig, wie auch
faſt nur von Myken, (auch Thukyd. konnte nur dieſe
ſehn); denn ganze Staͤdte zu befeſtigen, war nicht
Sitte der Urzeit; hatten alſo dieſe Staͤdte aͤußere
Mauern, ſo waren ſie aus ſpaͤterer Zeit, und eben des-
wegen zerſtoͤrbarer. Die zerſtoͤrten Staͤdte ſind un-
terſtrichen
, Nauplia blieb ναύσταθμον von Argos;
auch Hyſiaͤ ſtand noch im Pelop. Kriege, Thuk. 5, 83.
Diod. 12, 81. wie Orneaͤ, obgleich οἱ Ἀργεῖοι κατέ-
λυσαν αὐτὰς, Pauſ. 8, 27, 1. Μιδέα halte ich fuͤr
das Palaͤo C. 90 min. von Napoli nach G. auf dem
Wege nach dem Graͤnzort Λῆσσα (Lycurio). Das
Ἀσκληπιεῖον j. Jero; den Weg dahin beſchreibt auch
Desmouceaux bei Bruyn T. V. p. 468. vom Κορυφαῖον
vgl. Bd. 2. S. 374, 5. Ἐπίδαυϱος lag auf dem
Iſthmos der Halbinſel, δίστομος nach Heſych. Ueber
das Ἡραῖον Thuk. 5, 75. Pauſ. 2, 29, 1. vgl. Gell;
28*
[436] die Landzunge, worauf es liegt, und das alte Epidau-
ros faſſen einen μυχὸς ein, der nach Str. 15 St. im
παϱάπλους hat. Das neue Epidavro am Winkel des
μυχὸς iſt von Piada (Epiada Clarke) zu unterſcheiden,
was gegen eine Meile noͤrdlicher liegt. — B. du Boc.
hat fuͤr alle Kuͤſten des Saron. Meers auch Aufnah-
men von Fauvel zu ſeiner Karte von Morea benutzt.


10.


Τροιζὴν, Ruinen bei Damala. Ἄϱγος
Τϱοιζήνιον aus Euſt. p. 1465, 57 Rom. Den Fl. Tau-
rios oder Hylykos und die Qu. Hyoeſſa giebt Ath. 3,
122 f. Heſych Ταύϱειον. Pauſ. 2, 32, 7. Ueber Κα-
λαύϱια Aegin. p. 25 sq. Die Truͤmmer des Poſei-
dions auf der groͤßten Hoͤhe 900 — 1000 Fuß uͤber der
Meeresflaͤche. Die Ruinen von Μέϧάνα liegen bei
Dara nach Ddw. und G.; daß es auf dem ἰσϧμὸς
der Halbinſel laͤge (Thuk. 4, 45. vgl. Pauſ. 2, 34,
1.) muß man nicht zu genau nehmen. Ἑρμιόνη iſt
in Caſtri ſchon von Fourmont aufgefunden worden (vgl.
Bd. 2. S. 399, 3.), Εἰλεοὶ heißt Eilio, Δίδυμοι Di-
dymi. Der Hafen Thermeſi bei G. iſt offenbar an
der Stelle des T. der Δημήτηϱ Θερμησία, der an den
Graͤnzen der Troezenia und des Geb. von Hermione
lag, 80 Std. von Skyllaͤon, Cp. Skylli; welches G.
auf ſeiner Karte, mit andern verglichen, z. B. B. du
Bocage, der hier Pilotenkarten benutzt, zu weit nach
O. vorſpringen laͤßt. Σκύλλαιον vom Iſthmos nach
Skyl. 740 St. (aber man muß fuͤr Ψμ wohl ϒμ
ſchreiben; doch ſind ſeine Zahlen hier ſehr verwirrt),
im Gebiet von Troezen nach Pauſ. Skyl.; Str. rech-
net es ungenau zu Hermione p. 373. — Ueber die
Graͤnzen des alten Dryopergebiets ſ. oben Bd. 2. S.
84.; auf unſrer Karte ſollte freilich wenigſtens Aſine
den Argeiern zugetheilt ſein, die es ſich ſchon geg. Ol.
1. nach Pauſ. 2, 36, 5. (vgl. Bd. 2. S. 155.) zu-
geeignet hatten; doch blieb es immer davon geſchieden
durch die Epidauria, wenn dieſe (nach Skylax) ſich mit
30 Stad. an die SW Kuͤſte erſtreckte. Hermione,
obgleich nach dem Perſerkriege von Argeiern beſetzt,
Bd. 2. S. 175., beſtand doch hernach wieder als au-
tonome Stadt; ja wir finden es Thuk. 2, 56. 8, 3.
[437] und ſpaͤter als Lakoniſche σύμμαχος, wie die Halieis:
die naͤhern Umſtaͤnde kennen wir nicht. Ἠιὼν oder
Ἠιόνες, eine alte Dryoperſtadt, Diod. 4, 37. hernach
nach Str. Rhede der Mykenaͤer, iſt vielleicht von Ha-
lieis nicht weſentlich verſchieden, welcher Name beſon-
ders erſt aufkam, da die Hermioneer und Tirynthier
dort ſich angeſiedelt, daher Herod. 7, 137. Ἁλιέας
τοὺς ἐκ Τίϱυνϧος (vgl. Bd. 2. S. 175, 2. Boͤckh Ca-
tal. lectt. Berol.
1815 — 16.), aus welcher Stelle ſonſt
hervorgeht, daß Sparta ſich des Orts, etwa um Ol.
80, 3., mit Liſt bemaͤchtigte. Ptolemaͤos hat in dieſer
Gegend ΦΛΙΟϒΣ, und viele Karten nach ihm, wofuͤr
ich ἉΛΙΚΟΣ ſchreibe, wie Halieis Kallim. bei Steph.
s. v. nennt, Ἁλίνη Pauſ. Αἴγινα gehoͤrt auf unſrer
Karte nicht mehr dem Peloponnes an. Zur Topogra-
phie der Inſel finde ich nur nachzutragen, daß der B.
Hellenion auch bei Klem. Alex. Str. 6. p. 753, 15.
Pott. vorkommt, und ein ἀκρωτήριον Πέρνη bei He-
ſych 2. p. 942. Alb. Auf die Felſenkuͤſte von Aegina
bezieht ſich der Dichterausdruck ἠχὼ πετραία bei Pho-
tios p. 62., wornach heſych 1. p. 1668. zu emendiren.


11.


Zu der Gegend ſuͤdlich von Argos be-
merke ich nur folgendes. Die Qu. des Eraſinos (200
St. von Stymphalos nach Str. und Diodor) im
Chaon heißt jetzt Kephalaria, διαβατήρια des Kleome-
nes daran, Herod. 6, 76. Das ῥέος Κεγχρείας, Aeſch.
Prom. 676., kann nach Pauſ. 2, 24, 8. Pontinos,
Phrixos oder auch ein andres Fluͤßchen ſein. Bei Ler-
na (Mulina) Ἐλεοῦς, Apolld. 2, 5, 2. Ἐλαιοῦς
Steph. Ob Ἕλος oder Ἑλοϋσα τῆς Ἀργείας bei
Apolld. 2, 4, 7. damit einerlei ſei, wiſſen wir nicht.
Das Paneion an dem Wege nach Tegea (Τϱοχὸς ge-
nannt) haben wir in dem Jero der Reiſenden zu fin-
den geglaubt. Den B. Kreopolon dem Parthenion ge-
genuͤber bei Str. 376. halte ich fuͤr einerlei mit dem
Kreion bei Kall. an Pallas 41. Das Parthenion ge-
hoͤrte ganz zu Arkadien, Pauſ. 8, 34, 5. Ueber Ky-
nuria ſ. Aeginet. p. 46. Die Graͤnzhermen an der
Qu. des Tanos gelten nur fuͤr die ſpaͤtere Zeit, da
die genannte Landſchaft Argiviſch war. Θυραία heißt
[438] vielleicht jetzt Araethyrea, wenn Gell den Namen nicht
mißverſtanden. Πυράμια τῆς Θυϱεάτιδος (wo der
ἀπόβαθμος) aus Plut. Pyrrh. 32.


12.


Arkadien. Von der Natur des Landes im
Allgemeinen oben Bd. 2. S. 67. Im Einzelnen iſt
Pauſanias ein hoͤchſt ſorgfaͤltiger und genauer Fuͤhrer;
es iſt vielleicht nicht unwichtig, die Dispoſition ſeiner
zahlreichen Routen zu uͤberſehn, zumal da dieſe durch
die ſchlechte Capitelanordnung und Interpunktion oft
ganz verſteckt iſt. — Der leitende Faden iſt der Weg
von Argos uͤber Mantinea, Orchomenos, Kaphyaͤ,
am Ladon hinab und Alpheios hinauf nach Mega-
lopolis, dann nach Tegea. — Straßen von Argos 1,
bei Hyſiaͤ und beim Parthenion nach Tegea (nicht als
zwei zu unterſcheiden) 2, durch Prinos nach Mantinea,
3, durch den Klimax (j. Kakiſkala nach Vaudonc. uͤber
Turniki nach G.) nach Mantinea; dieſe iſt Pauſ.
ſelbſt gegangen. A. Von Mantinea beſchreibt
er 5 Wege, 1, nach Tegea mit einem Seitenpfade
zum T. des Poſeidon Hippios und nach Phoezon,
2, nach Pallantion, 3, nach Methydrion bis zur
Graͤnze des Gebiets bei Petroſaka, 4, den graden
Pfad nach Orchomenos, 5, den Weg nach Orchomenos
uͤber Ancheſia. B. Von Orchomenos 2 Straßen, 1,
nach Kaphyaͤ, 2, am Berg Trachy (ſchr. 8, 13, 3.
ὑπὸ Τϱαχὺ εἵσιν ὄϱος) a, nach Stymphalus b, nach
Pheneos uͤber Karyaͤ. Nun ſchließt ſich an Orchomenos
I, Pheneos an, mit den Straßen 1, nach Pellene
und Aegiera bis B. Krathis, 2, nach O. uͤber Geron-
teion a. nach Stymphalus, b, links nach Trikrena,
Sepia, Kyllene (8, 16, 1. ſchr. τοῦ Γεροντείου δὲ ἐν
ἀριστερᾷ διὰ τῆς Φενεατικῆς ὁδεύοντι ὄϱος Φενεα-
τῶν ἐστὶ Τϱίκρηνα καλούμενον). 3, gegen W. a,
rechts nach Nonakris, daruͤber Geb. Aroania, Luſoi,
Kynaetha, b, links uͤber Lykuria nach Kleitor.
II, Stymphalus und Alea. Darauf geht Pauſ. auf
dem Wege B, 1. uͤber Kaphyaͤ, den Ladon, nach
Pſophis, Thelpuſa, Onkeion, an die Muͤndung des
Ladon, uͤber Heraea, nach Megalopolis. C. Mega-
lopolis, Straßen dahin u. daher, 1, von Heraea uͤber die
Graͤnze des Gebiets am Buphagos, Brenthe, Trapezus,
[439] Baſilis, Thoknia. 2, nach Meſſenia SW. uͤber Kro-
mos, 3, nach Karnaſion SSW. 4, Lakedaͤmon SO.
uͤber Phalaͤſiaͤ, Belemina, 5, nach Methydrion N. mit
einem Seitenwege nach Thyraͤon, 6, nach Maͤnalon
No. 7, nach dem Tempel der Deſpoͤna, Lykoſura,
Phigalia W. 8, nach Pallantion und Tegea gegen O.
uͤber Oreſthaſion, Haͤmoniaͤ, Aſea, Manthyreia.
D. Tegea, 1, Weg nach Sparta, 2, nach Thyraͤa
in Argolis. Womit der Kreis ſehr ſchoͤn geſchloſſen iſt.


13.


Στύμφαλος. Truͤmmer beim Dorf Kionia
unfern des Sees (Μετόπα Pind. O. 6, 82.), von dem
Stymph. 5 St. (wie Ddw. bei Str. fuͤr 50 mit
Recht corrigirt) lag, am B. Kyllene. Schol. Pind. O.
6, 129. Aa. Ueber die Katabathra, ζέρεθϱα bei Str.,
vgl. Pqv. u. Ddw. Gells Zeichnung iſt nicht ganz
richtig. Ueber die Ruinen von Ἀλέα G. Ddw.
Der B. Ἀπέλαυϱον gezeichnet nach Polyb. 4, 69, 1.
Liv. 33, 44. Das Ὀλίγυρτον, B. zw. Stymph. und
Kaphyaͤ nach Pol. 4, 70, 1. das Caſtell des Namens
nach Pol. 4, 11, 5. Plut. Kleom. 26. wo die Mſſ.
Ὀλόγουντον, Ὀνόγυρτον u. dgl. haben. Φενεὸς
j. Phonia beim Dorf Zarakula; die Akropolis auf
einem coniſchen oben abgeplatteten Huͤgel. Was Steph.
B. uͤber die Stadt hat, iſt alles aus Pauſ. Der
Fl. in der Naͤhe, vgl. Diod. 15, 49., heißt bei Pauſ.
Aroanios und auch Olbios; Anias bei Str. 389.
und Aornos bei Athen. 8. p. 331 d. ſind wohl verdorbne
Formen; er ging durch das ἔϱγον Ἡϱακλεῖον (j. bildet
er wieder einen See) in den gouffre am B. Skiathis
(j. Saitha, nach Ddw. Kokino-Buna) βάραθϱον von
Plut. de sera 12. p. 245. von Eratoſthenes bei Str.
389. ζέϱεθρα und εἰσϑμοὶ genannt, vgl. Heſych. s. v.
εἰσϧμός. Pauſ. 8, 14, 1. kennt auch ein andres
βάϱαϧρον im B. Orexis, der 5 Stad. von Karyaͤ
liegt (was nicht zugleich auf B. Skiathis zu beziehn
iſt). Von einer Qu. bei Pheneos Ovid. M. 15, 332.
Φενεὸς τῆς Λακωνικῆς bei Ael. N. A. 4, 5. iſt wohl
ein Fehler. Der T. des Ap. Pythios exiſtirt vielleicht
noch in Truͤmmern noͤrdlich von Zarakula. Pqv. T. 4.
p. 214.
Die Graͤnzen der Φενεατικὴ laſſen ſich nach
[440] Pauſ. Angaben genau beſtimmen. N. gegen Pellene
eine Schlucht (?) Porinas, gegen Aegeira τὸ ἐπ᾽ Ἄρτε-
μιν (vielleicht τὸ Νωνακϱῖνον, vgl. Muncker ad Hygin.
Fb.
177.) O. der B. Geronteion gegen Stymphalos,
S. der Fels von Kaphyaͤ als Graͤnze von Pheneos,
Kaphyaͤ, Orchomenos, W., gegen Kleitor, Lykuria und
der B. Aroanios, der zum Theil zu Pheneos, zum
Theil zu Kleitor gehoͤrt. Zu dieſem Gebiete gehoͤren
noch die Orte: Λυκουρία j. Lykurio; 50 Stad. von
hier nach Pauſ. (aber die Engl. haben nur 51 oder
57 min.) in noͤrdl. Richtung bricht der Fl. Ladon (der
ὠγύγιος Λάδων Dionyſ. P. 416.) als Fortſetzung des
Gewaͤſſers von Pheneos hervor, (e paludibus Phenei,
Plin.) aus dem B. Πεντελεία nach Heſych s. v., auf
welchem auch ein Kaſtell Penteleion lag (Plut. Kleom.
17. Arat 39.), jetzt wahrſcheinlich Dordovani-Caſtro.
Καϱυαὶ nach Pauſ. angeſetzt; den Weg nach Orcho-
menos, an dem es liegt, beſchreiben neuere Reiſende,
doch ohne Bemerkungen von Ruinen. Νώνακρις an
der Styx in der Pheneatike nach Konon 15. vgl.
Kanne p. 96. Kallim. Fr. 75, 32. und Pauſ. Die
Cascade Styx heißt jetzt Mavronero; ſie ſendet ihr
Waſſer in den Krathis.


14.


Κλείτωρ, in einer verſchloſſne Ebne (daher
der Name). Die Ruinen bei der Kalybia of Mazi
und Katzanes, Ddw. G. Pqv. 19 min. von der
LadonQu. an dem Hohlwege (αὐλὸς) auf Kleitor zu,
iſt Achillona (Chelona) Spilaͤon nach G., wohin Pqv.
die alte Weinquelle ſetzt, vgl. zu aa. Stellen Heſych
κλειτόεν ὕδωρ und εἰτισκαὶ πηγαί. Ueber den Fl.
Κλείτωϱ vgl. zu Pauſ. Ath. 8, 331 d. Was den
Flußnamen Aroanios betrifft: ſo bin ich zu der Ueber-
zeugung gekommen, daß mehrere von der noͤrdlichen
Bergkette ſtroͤmende ſo heißen, namentlich drei: 1, der
in der Ebne von Pheneos, auch Olbios genannt, 2,
der welcher 7 St. oͤſtlich von Kleitor fließt und dann
in den Ladon faͤllt. 3, der von Pſophis, unmoͤglich
derſelbe, wenn nicht die Fluͤſſe aufwaͤrts ſtroͤmen (Pauſ.
8, 24, 2.). Zum Gebiete von Kleitor gehoͤren Σειραὶ
an der Graͤnze von Pſophis, wohl das Palaͤoc. mit
[441] R. bei Seupi; Παγουκὠμη, bei Herod. 6, 127.
Παγούπολις, etwas weiter zuruͤck, wo jetzt Strezzoba
bei G. (ehemals wahrſcheinlich autonom); auch Λοῦ-
σοι, welches indeß auch Pythiade 11. Ol. 58, 3. noch
autonom war. S. Pauſ. 8, 11, 3. Vom T. der
Artemis Bd. 2. S. 375. vgl. Polyb. 4, 18, 9. — Das
rauhgelegne Κύναιθα im Thal von Kalabryta, nach
G. ein Kaſtro in der Naͤhe. Ὁ ἀπὸ Κυναίθης ῥέων
ποταμὸς Polyb. 9, 17, 1. iſt der Kerynetes. —
Ψωφὶς nach allen Seiten von Bergen umgeben (nichts
anders will Polyb. 4, 70. κατὰ τὴν μεσόγαιαν τῆς
συμπάσης Πελοποννήσου) erkennt man in bedeutenden
Ruinen (wovon die kyklopiſchen der Burg Φηγαία an-
gehoͤren, vgl. Apolld. 3, 7, 5.) wenig noͤrdlich vom
Dorf Tripotamia, am Zuſammenfluß der drei Wald-
baͤche, des eigentlichen Erymanth jetzt Livardgion und
Trivadi genannt, entſpringend aus einer großen Qu.
gegen N. im Geb. Erymanth, auch Lampeia (j. Zembi)
genannt, ſ. unter Aa. Schol. Ap. Rh. 1, 127., zwei-
tens des Skupi von O. (des Ἀροάνιος bei Pauſ.), drit-
tens des Dekumi etwas ſuͤdlicher. Mit Pauſ. und
den Neuern ſtimmt nicht durchaus Polyb. 4, 70.;
mir ſcheint es, er nenne den Aroanios Erymanth,
und den Erymanth χειμάῤῥους. Τρόπαια finde ich
nach Pauſ. in den Truͤmmern jenſeits der Bruͤcke von
Spathari uͤber Ladon bei G.


15.


Ὀρχομενὸς bei Kalpaki, mit einer feſten
Akropole Tirynthiſcher Bauart auf einem Huͤgel, und
Spuren einer bedeutenden Stadt in der Ebne. In
Angabe der Wege von da nach Stymphalos und Phe-
neos ſtimmen G. und Ddw. mit Pauſ. ſehr wohl
uͤberein. Die beiden Ebnen von Orch. ſind nach den-
ſelben gezeichnet; die ſuͤdliche, hoͤhergelegne, iſt von
einem Entwaͤſſerungskanal durchſchnitten; und haͤngt
durch einen Hohlweg (χαϱάδρα) zuſammen mit der
groͤßern, in der der See von Orch. zuſammengelaufen
iſt, der zum Flußgebiet des Ladon gehoͤrt. Καφυαὶ
ſuche ich in der kleinen Ebne von Dara (uͤber die außer
Gell, Sibthorp in Walpole’s Mem. p. 75. und Pqv.
T. 4. p. 214. zu vgl.) etwa beim Khane του Δεσπο-
του, obgleich die Ruinen noch nicht aufgefunden ſind;
[442] und die Qu. Geouſh ſcheint mir der Schlund Rheunos,
wo der aus dem Orchomeniſchen See ſtammende
Tragos, ὁ διὰ τοῦ Καφυέων πεδίου ῥέων ποταμὸς
bei Polyb. 4, 11, 3. hervorſtroͤmt. Zw. Orch. und
Mantinea ἡ Ἐλυμία Xen. H. 6, 5, 13. Μεθύ-
δϱιον
, ohne Zweifel in den Ruinen, Palatia ge-
nannt, zwiſchen 2 Fl. erhalten, deren Lage ich nach
G. beſtimmt habe. (Pqv’s Palaͤo-Pyrgos kennt man
ſonſt nicht). Es graͤnzen nach Pauſ. Mantineia, Thei-
ſoa, Orchomenos und Kaphyaͤ. vgl. uͤber den Ort Por-
phyr. de abst. 2, 16. Durch Μαιναλία haben
wir keine neuern Routen, außer die durchkreuzende von
Tripolitza nach Leondari bei G. und Pqv. und muͤſſen
uns lediglich an die Andeutungen der Alten halten.
Sie liegt weſtlich von Mantineia und die Oreſtis
bildete einen Theil davon, Thuk. 5, 64., worin Ὀϱε-
σϧάσιον oder Ὀρέστειον (Herod. 9, 11.). Ich be-
merke nur noch, daß der Maͤnaliſche Ort am Heliſſon
70 St. von Megalopolis zwiſchen Dipaͤa noͤrdl. und
Sumetia ſuͤdl. wohl Λυκαία hieß, obgl. Pauſ. auch
Λυκέα und Λυκόα hat; Λυκόα dagegen liegt in Ky-
nurien am Alpheios, Pauſ. 8, 27, 3. Polyb. 16, 17,
6. Εὐταία an den Mantineiſchen Graͤnzen Xen. H.
6, 5, 12. Fuͤr das Land der Εὐτρήσιοι iſt Pauſ.
Route von Megalopolis nach Methydrion die Haupt-
qu.; eine neuere fehlt.


16.


Μαντίνεια j. Milia nach Stanh.; damals ſchon
συνοικισϧεῖσα, oben S. 70. Die hochgelegnen Ebnen
von Mantinea und Tegea giebt eine Karte de la plai-
ne de Tripolitza dressée sur les memoires du Doc-
teur Pouqueville par B. du Bocage
bei der erſten
Reiſe von Pqv., die indeß nicht allzu genau iſt. Die
Qu. Arne 12 St. von Mant. (Pauſ. 8, 8, 3. nach
der Emd. ΤΗΣ ΠΗΓΗΣ fuͤr τῆς γῆς, vgl. Corai zu
8, 54.); Vdo. hat daſelbſt ein Arni. Von dem Ka-
tabathron des Fluͤßchens Ophis ſ. Pqv. Die Doppel-
mauern im Paſſe gegen Tegea, von ſehr alter Con-
ſtruktion, giebt Gell. S. uͤber die Gegend Th. 5, 65
sq. Die erſte Schlacht von Mantineia fand ſtatt in
einer engen Ebne zwiſchen dem Graͤnzpaſſe und dem
[443] Herakleion. Weiter gegen Mantineia hin ſind die
Punkte nach Pauſ. angegeben; uͤber Phoezon’s Lage
vgl. Il. 7, 143. Aleſion mit dem T. des Poſ. Hip-
pios wird durch Polyb. 9, 8, 11. 11, 11, 4. 6. 11,
14, 1. fixirt, 7 St. von Mant. auf Tegea zu; dar-
nach iſt die Ἐλισφασίων χώρα und der Abzugsgra-
ben angegeben. Von jener nehmen aber Gronov und
Schwgh. an, daß ſie mit der Gegend von Heliſſus,
Ἐλικοῦς bei Plut., eins ſei; ich glaube j.: mit Recht;
dann ſind die Berge dieſer Gegend die vom Kanal und
der Ebne weſtlich gelegnen. Die beiden Wege des
Pauſ. von Mant. nach Orchomenos, A, 4. und A, 5.
oben, glaube ich, jenen bei Ddw., dieſen bei G. zu
finden. Τέγεα, Ruinen bei Dorf Piali oder Palao-
epiſcopi (meine Karte ruͤckt es vielleicht etwas zu weit
von Mant.). Von den alten Komen ſ. oben S. 70.
eine davon, Κορυθεῖς lag am Parthenion nach Pauſ.
8, 54, 4. Apolld. 3, 9, 1. Diod. 4, 34. Μανθυ-
ρεία, (πεδίον Μανϧυϱικὸν), Φυλάκη und den Gau der
Γαρεᾶται (am Γαϱεάτης) kann man nach Pauſ. an-
ſetzen. Ein Staͤdtchen Οἶος unbekannter Lage bei
Steph. Byz. Ἐν Φυλακῇ iſt nach Pauſ. die erſte Quel-
le des Alpheios, der ἐν Συμβόλοις zuſammenfaͤllt mit
einem aus dem Paſſe gegen Lakonien (Defil von Kar-
vathi) ſtroͤmenden Bache, jetzt Saranto-potamo (vgl.
zu Pauſ. G. und Pqv.). Der Fl. Λαχᾶς in dem
Frgm. des Deinias, oben S. 418, 2., iſt vielleicht der,
welcher den kleinen See bei Tegea bildet. Παλλάν-
τιον nach Pqv. Karte angeſetzt, gehoͤrt ſchon zu Mae-
nalien nach Pauſ. Der Alph. kommt dann nach Pauſ.
wieder hervor bei Ἀσέα, deſſen Ruinen G. deutlich
gefunden bei dem Khan von Francobryſſi, hier erſtreckt
ſich ein Marſchſee, an deſſen Ende die Waͤſſer in einen
Abgrund fallen, (vgl. Heſych s. v. Ἀσιώτας, uͤber
Ἀσέα oder Ἀσαία außer Pauſ. Dion. P. 413. Plut.
Kleom. 7. wo zu corrigiren.) In derſelben Ebne
glaubte man auch die erſte Qu. des Eurotas, Pauſ.
8, 44, 3.; auf dieſe geht Heſych Λεόντιος πόϱος (die
Loͤwen erwaͤhnt Pauſan.) vgl. s. v. Νυμφαῖον ὄχϑον.
Ἴων. ὁ πάγος τῆς Ἀρκαδίας ὃν ὁ Ἀλφειὸς παραμει-
βόμενος τὰς λεγομένας Γλυφὰς διέρχεται. nach
[444] Toup in Suid. T. 2. p. 544. Die letzte Qu. des
Alph. endlich, bei Pegaͤ in der Megalopolitis, hat G.
1 St. 28 min. oͤſtlich von Sinano aufgefunden.


17.


In Weſtarkadien, von Pſophis nach He-
raͤa am Ladon hinab, haben Pauſ. und G. grade die-
ſelbe Tour gemacht, und ſo laſſen ſich faſt alle Punkte
des erſtern bei dem letztern nachweiſen; das Verglei-
chen der Entfernungen — die Hauptarbeit der Karte
— muß ich auch hier auslaſſen; Jedem ſteht frei,
Pauſ. in der Hand unſre Arbeit durchzugehn. Θέλ-
πουσα
iſt jetzt Katziula mit Ruinen; das Palaͤoca-
ſtro und die Tempeltruͤmmer von Vanina dagegen Κα-
λοῦς oder Ἁλοῦς. Das Caſtro mit Ruinen bei Pa-
laͤo-Rachi kann nicht Teuthis ſein, wie G. will, da
dieſer Ort bei Theiſoa im ſpaͤtern Gebiet von Mega-
lopolis lag. Das feſte Ἡραία iſt ſicher Agiani (ſ.
uͤber die Stadt außer Pauſ. Theophr. Pflzgſch. 10, 1,
8. der mit Athen. 1, 20. Aelian V. H. 13, 6. zu
vgl. Diod. 15, 40. Dion Chryſoſt. Or. 1. p. 60 R.);
der Graͤnzfluß Teuthoa gegen Thelpuſa heißt jetzt Lan-
gadia, daran liegt das πεδίον des Pauſ. Von Heraͤa
eine Bruͤcke uͤber den Alpheios, Polyb. 4, 77, 5. 78,
2. die nach dem ſteilgelegnen (ebd. 78, 3.) Ἀλιφήρα
fuͤhrte, vielleicht Nerovitza bei G.


18.


Eben ſo coincidiren in der Beſchreibung der
Gegend am Alpheios hinauf neue Reiſende mit
Pauſ., und die meiſten Punkte ſind mit ziemlicher Si-
cherheit angeſetzt. Μελαινεαὶ iſt wahrſch. Hellenico-
Caſtro 1 St. oſtwaͤrts von Anaziri; und die Ruinen
eines Roͤmiſchen Bads bei Kakoreos gehoͤren zu dem-
ſelben Orte, welcher Reiſeſtation war, wie man aus der
tab. Peuting. ſieht. Βουφάγιον erkennbar in Ruinen
an der Qu. eines Fluͤßchens. Die Truͤmmer an dem
Zuſammenfluß eines Fluſſes, des Luſios, mit dem Al-
pheios ſind wahrſcheinlich Ῥαιτέαι. Raphthi auf den
Huͤgeln links ſcheint Μάραθα. Karitena bewahrt den
Namen von Gortys (ſ. Heſych s. v. Κορτύνιοι), aber
hat nur wenige Spuren des Alterthums; es iſt wahr-
ſcheinlich Βρένθη. Fl. Brentheates Pauſ. 5, 7, 1.
[445] Die alte Γόρτυς dagegen exiſtirt in den kyklopiſchen
Mauern und Tempelruinen von Marmora bei Atchi-
colo, uͤber der Ebne von Dimitzana, in der ein Palaͤo-
Caſtro Θεισόα zu ſein ſcheint. Die Θεισοαία iſt
vom Mylaon durchfloſſen, der von Methydrion her-
kommt; graͤnzt an Methydrion, und da dies Orchome-
niſch, an Orchomenos; liegt noͤrdlich vom Lykaͤon —
nach Pauſ., bei dem mir nur auffaͤllt, daß er ſie zu
Parrhaſien rechnet. Zwei Orte des Namens anzuneh-
men iſt kein Grund. Die Ruinen bei Kypariſſia ſind
das alte Βασιλὶς, die Parrhaſiſche Hauptſtadt des Ar-
kaderfuͤrſten Kypſelos (ſ. oben Bd. 2. S. 63. dazu
Nikias Ἀρκαδικὰ bei Athen. 13, 609. das Parrhaſi-
ſche Kaſtell Κύψελα kommt auch bei Steph. Byz. vor,
und die Κυψελικαὶ κύνες, Pollux 5, 5, 37. 40. ſchei-
nen davon benannt. vgl. auch Waſſe ad Thucyd. V,
33.), was auch dadurch beſtaͤtigt wird, daß noͤrdlich
davon Bathu-Rheuma, auch nach den Sagen der Um-
wohner, das Bathos des Pauſ. iſt. Μεγαλόπο-
λις
iſt unverkennbar Sinano, durchſtroͤmt vom Heliſ-
ſon, der 20 St. oͤſtlich von der Stadt in den Alpheios
faͤllt. Schr. Pauſ. 8, 30, 1. σταδίοις ἀπωτέρω Με-
γαλοπολιτῶν τοῦ ὰστεος Κ(εἴκοσι) κάτεισιν εἰς τὸν
Ἀλφειόν. vgl. 34, 3. Zunaͤchſt vor der Stadt lag auf
Tegea zu Λαοδικεία, Λαδοκέα nach Pauſ. 8, 44, 1.,
vgl. Polyb. 2, 7, 3. 51, 3. 55, 2. Manſo Sp. 3, 1. S.
311. Es lag noch in der Oreſtis, Thuk. 4, 134. alſo
in Maͤnalien, und da nach Steph. Byz. s. v. Μεγα-
λόπολις, die halbe Stadt Ὀρεστία hieß, ſo
ſcheint zu erhellen, daß der Heliſſon die Graͤnze mach-
te zwiſchen den Maͤnaliern und Parrhaſiern. Die Ka-
ſtelle Κλάϱιον, Pol. 4, 6, 3. und τὸ κατὰ τὸν Φω-
λεὸν, 9, 18, 1. ſind ſchwer zu beſtimmen, wie auch
Kleomenes Weg nach Megalopolis uͤber Ῥοίτιον (nach
Ee. Ζοίτιον) und δἰ Ἑλικοῦντος. Plut. Kleom. 23.
Einige Notizen fuͤr die Gegend ſind vielleicht aus fol-
gender von Fourmont in Karitena gefundner Inſchrift
zu entnehmen.


[446]
πολισμεγαλοπολιταν

πολυο ειστανδιουμυμαϱιδαο . . ωμοο

οσιασωνοσιποξενοσαϱιστοδαμουιεϱωιποκϱατεοσμ . .

διονυικοναιδαμασπε … εαιποστοιπανισιλω.ε.. δεφα

θενιεπιβαλλεινκαιν .... μεταταχωϱιατασειτουνομο.

πεϱ.. αποταμπετϱα ...... αφεστ .... ιταναποτουπυτιου

τονϱουνεωσειστονκοιλαι .. τανειτεντοικοιλαγγιτ

διστανοδοντανεπιλυκοσουϱαναποδεαϱκτουταϱ

θονειστανικετειανκαιαποτασικετειασεωσε

τανδιατουπυτιουκαιταιοδωνεπιτασπε

ειαπεϱιονπϱοεκαλεσαντοαϱιστοδα

νοισκαιδαμοσιααλλωιδεμη

ειαπο

Die Namen in Z. 2 und 3. heißen wohl Πολύστρα-
τος Ἀριστάνδρου, Εὐμαρίδας .. ωνος, — ος Ἰάσο-
νος, Πρόξενος Ἀριστοδάμου, Ἱέρων Ἱπποκράτεος;
liest man hernach Διονύσῳ καὶ Δάματϱι, ſo waͤre
das Ganze eine Dedication von Grundſtuͤcken an dieſe
Gottheiten, deren Umgebung im folgenden angegeben
ſcheint: ἀφ̛ ἑσπέϱας τὰν (ὁδὸν) ἀπὸ τοῦ Πυτίου
[κατὰ] τὸν ῥοῦν ἕως εἰς τὸν κοιλαγγίταν, (Schlucht?)
εἶτα ἐν τῷ κοιλαγγίτᾳ εἰς τὰν ὁδὸν τὰν ἐπὶ Λυκό-
σουραν, ἀπὸ δὲ ἄρκτου τὰν ὁδὸν εἰς τὰν Ἱκετείαν
καὶ ἀπὸ τᾶς Ἱκετείας ἕως εἰς τὰν διὰ Πυτίου καὶ
τὰν ὁδὸν ἐπὶ τὰς πέτρας. Ueber das Pythion ſiehe
oben Bd. 2. S. 201, 1.


19.


Die Gegenden, weſtlich von Megalopolis,
jenſeits des Fluſſes, in vieler Hinſicht durch Spuren
uralter Cultur die intereſſanteſten des Peloponnes, ſind
zugleich auch die verwickeltſten, und die Anlage derſel-
ben hat am meiſten Muͤhe gekoſtet. Hier bemerke ich
nur. Die Bergkuppe Dioforti, auf deren Gipfel ſich
eine kuͤnſtliche Cirkelebne von etwa 10 Ellen Diam.
befindet, 10 min. hinabwaͤrts aber bei Caſtraco Rui-
nen eines Dor. Tempels und große antike Vaſen ge-
funden werden, und nach einer andern Seite hinab
[447] zuerſt auch R. eines Dor. T., dann auf einer kleinen
Ebne ein Hippodrom, iſt offenbar das waldige (Polyaͤn
4, 7, 9.) Λύκαιον, vgl. Bd. 2 S. 305.; hier ent-
ſpringt auch, ganz wie Pauſ. angiebt, der Plataniſton
als Hauptnebenfl. der Neda. — Dann hat aber Pauſ.
8, 38, 2. Unrecht, das Lyk. vom T. der Deſpoͤna
links zu ſetzen, dem es offenbar rechts liegt, wenn
man von Megalop. kommt. Dieſes Heiligthum iſt nach
den Diſtanzen bei Pauſ. auf Hag. Georgios, (wo
allerlei Spuren des Alterthums) Ἀκακήσιον auf Delli-
Haſſan geſetzt, wo eine kyklop. R. Schr. bei Pauſ. 8,
36, 5. ἥμισυ μὲν τῆς ὁδοῦ πϱὸς τοῦ Ἀλφειοῦ τὸ
ῥεῦμα. Διαβάντι δὲ μετὰ δύο κ. τ. λ. Links von
dem Heiligth. liegt j. B. Tetragi, welcher Kerauſion
ſcheint und zu den Νόμια ὄρη gehoͤrt. Ueber den
Urſprung der Neda iſt Pauſ. ſelbſt confus. Das ur-
alte (Apolld. 3, 8, 1. Hygin Fb. 176.) Τραπε-
ζοῦς
habe ich auf den Fleck des Kloſters St. Ana-
ſtaſio, Karitena gegenuͤber geſetzt, und die Ruinen
bei Labda am Alph. fuͤr Θῖσα genommen, Ruinen
einer andern Stadt in der Naͤhe fuͤr Λυκόα nach Pauſ.
u. Polyb. oben §. 14. der es 200 St. vom Urſprung
des Alph. bei Pegaͤ hinter den Einfluß des Luſios ſetzt.
Φιγαλία (Paulizza) und der Apollotempel auf B.
Kotylion (bei Baſſa) ſind voͤllig geſichert; und von da
aus vielleicht noch naͤhere Aufklaͤrungen uͤber die Umge-
gend zu erwarten. Fuͤr ἀνωτέρω Pauſ. 8, 41, 4. iſt
wohl ἀπωτέρω zu ſchr. Den B. Ἐλάϊον oder Ἐλαιὸς
habe ich an die Meſſeniſche Graͤnze geſetzt, nach einer
Andeutung von Rhianos bei Pauſ. 4, 1, 4.


20.


Suͤdlich von Megalopolis. In den Alph.
faͤllt der Xerillopotamo, wohl Karnion, mit dem der
Kocheridi, ehemals Gatheates, zuſammenfließt; der
Urſprung des erſtern beſtimmt die Lage der Landſchaft
Aepytis; des letztern die der Kromitis. Κρῶμνος
iſt offenbar das jetzige Krano, mit alten Grundmauern,
an der Graͤnzhoͤhe gegen Meſſenien; das Hermaͤon zu
Pauſ. Zeit 40 St. davon. Κρῶμνος als Arkadiſche
Graͤnzfeſtung Xen. H. 7, 4, 20 sq. vgl. Kalliſthenes
bei Ath. 10, 452 e. Denſelben Ort verlangte Archi-
[448] dam III. heimlich von Nikoſtratos, dem Argiviſchen Feld-
herrn, Plut. de vit. pud. 16 p. 180. reg. apophth.
p.
130, in dem Kriege Ol. 106., in dem Sparta
mehrere Megalopolitiſche Orte, z. B. Heliſſus, eroberte.
Manſo 3, 1. S. 241. 245. (Schneider ſetzt die letztre
Begebenheit zu fruͤh, ad Xen. I. l.) Leondari, was
Fourmont fuͤr Megalopolis hielt — darnach macht der
juͤngere eine uͤbertriebne Beſchreibung von den Ruinen
daſelbſt, von denen Neuere Nichts gefunden — iſt
wahrſcheinlich Λεῦκτρα, welches ſpaͤter Megalopolitiſch,
Plut. Pelop. 20. Kleom. 6., (das Graͤnz-Hermaͤon
war zu Pauſ. Zeit bei Belemina) fruͤher Lakoniſcher
Graͤnzort war, Thuk. 5, 54. Xen. H. 6, 5, 24. wo
die Μαλεᾶτις die Gegend von Μαλαία in Aepytis
Pauſ. 8, 27, 3. iſt. Epaminondas hatte, wie man aus
Pauſ. ſieht, Leuktra ſelbſt zur Aepytis geſchlagen.
Spuren einer kleinen Stadt 100 min. von Leondari
bei G. habe ich Μιδέα genannt, welches nach Xe-
nophons, Hellen. 7, 1, 28., Andeutungen auf dem
Wege nach Parrhaſien lag, mit dem ſich auf Sp. zu
der Weg nach den Eutreſiern vereinigte. Vielleicht iſt
aber ΜΑΛΑΙΑ zu corrigiren. Die Wege in dieſer
Gegend habe ich im Ganzen zeichnen muͤſſen, wie
ſie zu Pauſ. Zeit waren, vor Megalop. Erbauung
lagen ſie freilich anders.


21.


Was nun ſchließlich die politiſche Ein-
theilung
Arkadiens betrifft: ſo bin ich darin Pauſ.
Angaben gefolgt, wo ich nicht beſtimmt einen andern
Zuſtand in fruͤhrer Zeit nachweiſen konnte. Das Ge-
biet von Megalopolis habe ich aufgeloͤst in ſeine Be-
ſtandtheile, naͤmlich 1. in Maͤnalien. Dazu gehoͤren
die Orte (Pauſ. 8, 27, 3.) Alea (unbek.), Pallantion,
Eutaͤa, Sumateia, Aſea, Peraͤtheis, Heliſſon, Dipaͤa,
Lykaͤa, Oreſtaſion nebſt Ladokea, dazu Maͤnalos ſelbſt,
vielleicht auch Βουκολίων bei Thuk. 4, 134. Plin. 4,
6, 10. 2. Parrhaſien. Lykoſura, Thoknia, Tra-
pezus, Akakeſion, Makaria, Daſea, dieſe beiden zw.
Akak. u. Megalop., Proſeis und Akontion unbeſtimmter
Lage. Da Thoknia auf der rechten Seite des Alph.
lag, reichte alſo Parrhaſien hier hinuͤber, und darauf
[449] gruͤndet ſich, daß Megalop. halb auf Parrhaſiſchem
Boden gelegen. Von Maenaliern und Parrhaſiern
werden 20 (nach 1 Mſ. 40.) κῶμαι nach Megalop.
zuſammengezogen. Im Pelop. Kriege zwang Laked.,
ſeinen Grundſaͤtzen getreu, Mantineia die Herrſchaft
der Parrhaſier aufzugeben; im Frieden Ol. 90, 3.
ließ es auch die uͤbrigen Staͤdte, wahrſcheinlich die
Maenaliſchen, frei, Thuk. 5, 81.: doch war hernach
wieder Eutaͤa in Maenalien Mantineiſch, vgl. Plut.
Ageſ. 30. mit Xen. 6, 5, 12. 3. Eutreſier, Tri-
kolonoi, Zoͤtion, Chariſia, Paroria, nebſt den unbek.
Knauſon und Ptolederma. 4. Aepytier. Malaͤa,
Leuktron, Kromos (in der Kromitis Gatheaͤ P. 8, 34,
3.) und die unbek. Skirtonion und Blenina, wobei an
Belemina nicht zu denken, da dies auch waͤhrend der
Herrſchaft Thebens (P. 8, 35, 4.) und ſelbſt nach
Philippos Entſcheidung (Manſo 3, 1, 419.) Lakoniſch
geblieben iſt. Daß ein Theil von Aepytis ſchon ſeit
fruͤhen Zeiten immer zu Meſſenien gehoͤrte, daruͤber ſ. Bd.
2. S. 99. 5. Kynurier, Gortys, Thiſa, Lykoa,
Aliphera. Dazu kamen ferner 6. Thiſoa nebſt
Teuthis und Methydrion, die fruͤher zum Ge-
biet von Orchomenos gehoͤrt hatten (8, 3, 1. 27, 3.
38, 3.); ob ſchon im Peloponneſiſchen Kriege, war
mir zweifelhaft, daher ich ihre Gebiete auf der Karte
noch geſondert: was ich noch in einem und dem andern
Fall gethan, wo es zweifelhaft war. 7. Die Tripolis
Kalliaͤ, (vgl. Steph. B.) Dipoͤna und Nona-
kris
— von der ich ſonſt nichts weiß, denn das
Pheneatiſche Nonakris kann nicht gemeint ſein. — Die
auf unſrer Karte mit unausgefuͤllter Schrift bezeichne-
ten Namen ſind ſolche, die in der Zeit des Pelop.
Kriege keine faktiſche Bedeutung mehr hatten. Dazu
gehoͤren die Azanen, die indeß doch noch Herod. 6,
127. von den uͤbrigen Arkadern genau trennt. Ihr
Hauptſitz war nach mythiſcher Genealogie Kleitor,
Pauſ. 8, 4, 3., die dortige Quelle, wohin Melampus
die ἀποκαϑάρματα der Proetiden geworfen, lag nach
Eudox bei Steph. B. in Azania; ſie wohnten nach
Steph. in ſiebzehn Staͤdten, in Pagupolis (Herod. a.
O.), an den Graͤnzen von Elis, Str. p. 336. alſo in
III. 29
[450] Pſophis, Polyb. 4, 70, 3., in Pheneos, Steph. B. s. v.,
Euſt. 2. S. 227 Baſ., aber, was befremdet, auch in
Lykoſura, Pauſ. 8, 4, 3., und Phigalia, 8, 41. Ein
Azane aus Pellana, P. 6, 8, 3. (vgl. Schol. Apoll.
Rh. 1, 177.) iſt mir noch raͤthſelhaft. Im Ganzen
iſt Azanien gebuͤrgig und wenig fruchtbar, Zenob. 2,
54. Apoſtol. 1, 70. Aa. Dem Azan gegenuͤber ſtellt
jene Genealogie den Apheidas, Stammvater der Tege-
aten, ein Gau dieſer Ebne hieß noch ſpaͤter Ἀφείδαν-
τες, oben S. 70. — und den Elatos, deſſen Geſchlecht
in Stymphalos und am obern Alpheios wohnt.


22.


Lakonika. Der Weg den G. und Ddw.
von Sinano nach Miſtra gereiſt, iſt ziemlich der des
Pauſ. uͤber Phalaͤſiaͤ, auf jeden Fall eine alte Haupt-
ſtraße, wie die Ruinen daran zeigen. Βελέμινα, Βέλ-
βινα, 90 St. von Megalop. Pauſ. 8, 35, 3., habe ich
nach Truͤmmern auf dem B. Xeraſia angeſetzt; Αἴγυς
(ſ. oben Bd. 2. S. 94, 3. Meurſ. zu Lyk. 831.) auf den
Fleck der R. bei Hag. Irene; das nahe Κάρυστος, wo
guter Wein wuchs (Alkman Frgm. 15. Athen. 1, 31 c.
Str. 10, 446 d.), uͤber Agrapulo-Campo, wo auch
Ruinen. Das Ἀϑηναῖον bei Belbina (Plut. Kleom. 4.
Polyb. 4, 37, 6. 81, 11.) muß man von dem bei
Aſea gelegnen, das Pauſ. erwaͤhnt, unterſcheiden.
Κομπάσιον Polyb. 23, 1, 1. 7, 6. (Conflictum Liv.
39, 36, 3.) gehoͤrt in dieſelbe Gegend. Eurotas, j.
Ere, (Βῶμαξ, Etym. 218, 19.) entſpringt an der
Waſſerſcheide gegen Arkadien bei den R. eines Tempels
ἐν Βελεμινατίδι, Str. 343. Pauſ. 3, 21, 3. vgl.
Polyb. 2, 54, 3. Πελλάνα (ἐν Τριπόλει, Polyb. 4,
81, 7. vgl. Liv. 35, 27.) habe ich nach den R. bei
Peribolia geſetzt. Die Σκιρῖτις gegen Parrhaſien,
Thuk. 5, 33., nach Xen. 6, 5, 24. in der Mitte zwi-
ſchen der Straße von Tegea und der uͤber Leuktra.
vgl. Diod. 15, 64. Steph. B.; ſpaͤter Megalopoli-
taniſch, wie ich aus Xen. H. 7, 4, 21. abnehme. Die
κώμη Ἰὸν iſt aus Xen. 6, 5, 24., der uͤber die πϱοσό-
δους der δυσέμβολος Λακωνικὴ genauer ſpricht als
Diodor. Ueber die Lage von Σκοτίτας, Σελλασία,
Πελλάνα ſind die Hauptſtellen außer Pauſ. bei Polyb.
[451] 16, 16, 2. (wo indeß zu bemerken, daß auch Polybios
Karte verſchoben) 37, 5. 2, 65, 7. Liv. 34, 28. Der
Bach Ὁπλίτης, an dem die Straße nach Tegea bei
Polyb. hinaufgeht, heißt j. Cheleſina, und die Straße
erkennt man an alten Raͤderſpuren und Truͤmmern,
dergl. beſonders, wo Sellaſia angeſetzt iſt. Καϱύαι
heißt nach Pqv. 4 c. 113. noch jetzt Karyes und liegt
auf dem Wege von dem Graͤnzpaß gegen Tegea nach
Praſto, welches aber nicht das alte Praſiaͤ iſt, ſondern
Rheontas, wo Gropius Inſchriften und Muͤnzen ge-
funden. Das Apollonsheiligthum bei Xen. H. 6, 5,
27. kann nicht das Amyklaͤiſche, es muß der Lage
nach etwa das am Thornax ſein.


Von Sparta’s Lage Bd. 2. S. 69. Dem ge-
gebnen Plan liegt die fluͤchtige Beſchreibung Chateau-
briand’s und Pqv’s (in der erſten Reiſe) und die ge-
nauere der Engl. Reiſenden, dann ein Plan unter den
Elginſchen Papieren, und ein freilich nicht ſehr zuver-
laͤſſiger in Fourmonts Reiſe zum Grunde, deren Text
aber auch manche nuͤtzliche Details giebt. Auch B. du
Boc. Karte baut hier auf eine Aufnahme von Fau-
vel. Ueber die κώμας oben S. 48., wo noch hinzuzu-
fuͤgen, daß Pitana gradezu κώμη heißt, bei Schol.
Thuk. 1, 20., und Limnaͤ das Λιμναῖον χωρίον bei
Pauſ. 3, 16, 6. iſt; ich habe es angeſetzt nach der
Annahme S. 51, 2., die ſich mit Pauſ. gut vereinba-
ren laͤßt. Vgl. Barthelemy Anach. 41. n. 5. wo aber
viel Falſches vorkommt. Der Stoiker Arkeſilas war
aus dieſem Pitana nach Solin. 7, 8. Da bei Pitana
die Orte Oenus, Onogla und Stathmaͤ lagen, Alkm.
Fr. 15. bei Ath. 1, 31 c., und das erſte, wie aus
Plut. Lyk. 6. zu entnehmen, vgl. oben S. 87., zwi-
ſchen Fl. Knakion und Bruͤcke Babyka lag, ſo iſt
wahrſcheinlich, daß Knakion der in die Tiaſa ſtroͤmende
Bach, und Babyka die alte aus großen Bloͤcken ohne
Bindemittel zuſammengefuͤgte Bruͤcke uͤber die Tiaſa
ſelbſt iſt. Dieſer Fl. iſt nach Pauſ. Athen. 4, 139.
vgl. auch Heſych c. Intpp. leicht zu erkennen. Die
Bruͤcke uͤber den Ἴρης iſt nach einer von Fourmont
dabei gefundnen ausfuͤhrlichen Inſchr. im J. 1027 n.
Chr. Geb. gebaut. Die ἀγορὰ Sp., zum Theil der
29 *
[452] χοϱὸ [...] genannt, lag nach Plut. Lyk. 11. Lac. ap. p.
221. an der Akropolis (dem hoͤchſten der Huͤgel, auf
und an denen die Stadt lag) mit dem T. der Chal-
kioͤkos, und nach Pauſ. 3, 14, 1. wenig oͤſtlich von
dem, noch zum Theil erhaltnen, ſchoͤnen Theater. Nach
Amyklaͤ fuͤhrte wohl die Hyakinth. Straße Ath. 4,
173 f. Im Uebrigen iſt der Plan nach Pauſ. gezeich-
net; auch ſind darin die ſpaͤtern Mauern angezeigt. —
Die πεντελόφοι Ath. 7, 31 c. Barboſthenes Liv.
Das Μενελάϊον von Sp. κατὰ χειμερινὰς ἀνατολὰς
Polyb. 5, 22., der uͤber die phyſiſche Lage Spartas
der Hauptauktor. Der feſte Punkt unterhalb Sp. am
Eurotas nach 4, 24.


23.


Zw. Sparta und Sclavochori, das wenn auch
nicht das alte Amyklaͤ (Ἀμικληον im Mittelalter) doch
nahe dabei lag, fand Pqv. Spuren eines elliptiſchen
Dromos, des Hippodrom beim T. des Gaiaochos,
Xen. 6, 5, 30. Von dem Schatzhauſe bei Baphio
am Eurotas. ſ. oben Bd. 2. S. 93. G. Ddw. Θε-
ϱάπνη ὑπὸ δάσκιον οὔρεος ὕλην, Koluth. 225.; uͤber
das Phoͤbaͤon oben Bd. 2. S. 92. Das innre, oͤſt-
liche und ſuͤdliche Lakonika iſt der unbekannteſte Theil
des Peloponnes; was Morrit (Walpole Mem. 1. p.
33.), Gell, Pqv., Vaudonc., Meletios geben, iſt
benutzt, mehr Licht iſt von Leake’s Journal zu er-
warten. Die 14 Stunden von Miſtra bis Helos bei
G. muͤſſen klein ſein (auch hat Vdc. nur etwa 10), da
Gytheion Str. nur 240 St. von Sparta ſetzt, 30 m.
p.
die tab. Peuting., bei Polyb. 5, 18, 3. iſt fuͤr 30
wohl 300 zu corr. — Fuͤr die Kuͤſte geben Str. und
Pauſ. ſehr zuſammenhaͤngende und wohl uͤbereinſtim-
mende Angaben, dieſer von Landreiſen, jener von
Seefahrt (von Taenaron bis Eurotas 240 St. nach
der richtigen Lesart des Pariſ. Cod. von da bis
Onugnathos 280 St. von da bis Malea 150 St.,
wie man leicht herausrechnet). — Viele Orte haben
noch die alten Namen (Kardamyle-Skardamula,
Leuktra-Loutro, — das Inſelchen bei Pephnos-Pekno,
Oetylos digammirt ΒΕΙΤΤΛΟΣ ſ. oben S. 112, 3. jetzt
Bitylo), zu denen auch der Hafen Achilleios zu rechnen
[453] j. Kallio oder Guaglio, der gegenuͤberllegende iſt dann
Pſamathus. Βαϑὺ bei Τευϑϱώνη heißt auch j. Va-
thi. Kolokythia (Kolochina?) iſt aber nicht Gytheion,
weil es zu ſuͤdlich liegt; vielmehr iſt Las in dieſer
Gegend zu ſuchen, wo ſich R. und Inſchriften finden.
Die alte Stadt Λᾶς lag auf hohen Felſen, vgl. zu
Pauſ. Steph. B. oben Bd. 2. S. 94, 3. Γύθειον iſt
Palaeopolis bei Marathoniſi (Morrit, B. du Boc.),
von guten Weiden umgeben (Kaͤſe von Gytheion, Lu-
kian dial. mer. 14, 2.) vgl. Paciaudi ad psephism.
Gytheat. in Monum. Pelop. T.
2. §. 4. Trinaſos-
Triniſo. Helos hieß auch im Mittelalter ſo (ſo ſteht
zum Beiſpiel in einem Griechiſchen Gedicht de bellis
Franc. in Graecia
der Pariſer Bibl. du Roi 2753.
ὅλον τὸ μέϱος Τζακωνίας καὶ μέχρη εἰς τὸ Αἶλος
ἐκεῖσαι εἰς τὰ Βάτικα καὶ εἰς τὴν Μονοβασίαν) und
wie es ſcheint auch jetzt. Im hoͤhern Lande haͤlt man
Jeraki fuͤr Geronthraͤ. Die Nebenfluͤſſe des Eurotas
habe ich (wie B. du Boc.), ſo viel raͤthlich war, nach
Fourmont gezeichnet. Als Βοῖαι aus Σίδη, Ἠτις und
Ἀφροδισιὰς zuſammengezogen wurde, wurden dieſe
Orte nicht aufgehoben, der erſte kommt noch bei Sky-
lax vor, der letzte bei Thuk. und Pauſ. Ἀφροδιτία
bei Steph. B. iſt die eigentliche Lakoniſche Form.
Der feſte Ort dabei iſt nach Poppo Thucyd. 2. p.
203. Κοτύρτα zu ſchreiben. Bei Etis hat B. du Boc.
Ruinen, bei Boͤaͤ ein Palaͤo-Caſtro. Apollon auf
Malea iſt Bd. 2. S. 249, 6. nachgewieſen, und es
iſt nicht noͤthig bei Thuk. 7, 26. mit Poppo an Epi-
delion zu denken. Ueber die Oſtkuͤſte Lakonikas vgl. die
Bd. 2. S. 69, 4. citirte Reiſe. Skylax giebt die
Kuͤſtenorte ſonſt ſehr richtig an, nur nach Ἐπίδαυρος
λιμήρη (portuosa ohne Zweifel) hat ein voreiliger
Vervollſtaͤndiger, an das Argoliſche Epidauros denkend,
Μεθάνα zugeſchrieben. — Von den beiden Gebuͤrgs-
wegen von Sp. nach Meſſenien geht der ſuͤdlichere
durch den Taygetonpaß Portais (Porta), und dieſen
ſcheint Pauſ. gegangen; der noͤrdlichere uͤber Kutchuk-
Maina (Sibthorp.) Ueber die Dentheleatis oben
Bd. 2. S. 147. Steph. Δελθάνιοι iſt derſelbe Ort.
Zu Bd. 3. S. 22, 4., wo von den Perioͤken und
[454] ſpaͤtern Eleutherolakonen gehandelt, fuͤge ich hier nur
noch zu: Inſchr. finden ſich von Taenaros (Καινή-
πολις) Reineſ. p. 458. n. 121. Polen. Thes. 2. p.
1164. Pouqv. T. 5. p. 167. Leake hat mehrere,
theils Ταιναρίων ἡ πόλις, theils Τ. ἁ πόλις begin-
nend; ebd. iſt eine Inſchr. des κοινὸν τῶν Ἐλευθερο-
λακώνων zur Ehre des G. Julius Laco, Eurykles S.,
gefunden worden (Reineſ. p. 457. 120. Van Dale p.
295. Pouqv. p. 168. Walpole Mem. p. 466.) und
eine fuͤr Τ. Κλαύδιος Εὔδαμος ὁ Σπαϱτιατικὸς er-
richtete. Die von Gytheion und Abea ſind bekannt;
von Geronthraͤ und Oetylos (Βείτυλος) S. 112, 3.
wo hinzuzufuͤgen, daß Ephoren auch in zwei Taͤnari-
ſchen Inſchr. Pqv. p. 168. 169. vorkommen. Leake
hat eine Inſchr. aus Lakonika ΟΝΗΤΩΡ ΠΑΝΑΙΟΤ
ΠΡΑΣΙΕϒΣ. Merkwuͤrdig iſt die Inſchr. bei Pqv. T.
V. p. 171. n.
13. von Asomatos ou Liternes dans le
Magne
, wo das κ ] οινον των Λακε [ δαιμονιων einen
Unbekannten ehrt; die Stele aber (wie es ſcheint),
wird befohlen, αναθετω (ὁ ταμιας) εις τ [ ο ιερον τον
Ποσ ] ειδανος του επι Ταινα [ ϱῳ. Die Eleutherol. ha-
ben ſich alſo hier den Namen Lakedaͤmonier, den ſie
laͤcherlicher Weiſe ſechsmal wiederholen, angeeignet.
Aechte Muͤnzen aus der Zeit der Eleutherol. und der
Roͤmiſchen giebt es nach Eckhel von Aſine, Aſopos,
Boͤaͤ, Gytheion, Las; die von Taleton und Kythera
ſind zweifelhaft.


24.


Meſſenien. Von der Neda bis Μεθώνη
(Modon) der Landweg 16 1∫2 Stunden, G.; der παϱά-
πλους 300 St. Skyl.; die Entfernung wird oft zu
ſehr ausgedehnt, zum Theil durch Schuld der tab.
Peut.,
die 30 m. p. von Pylus nach Methone hat.
Αὐλὼν an der Graͤnze, Perioͤkenſtadt, wie aus Xen.
H. 3, 3, 8. abzunehmen. Κυπαρισσία iſt Arkadia
mit Reſten einer Akropolis und eines Doriſchen T.
Πύλος wird gewoͤhnlich auf Vorgeb. Koryphaſion ge-
ſetzt, (vgl. Duker ad Thuc. 4, 3.) wo jetzt Palaͤo-
Navarino; aber lag urſpruͤnglich am Fuße des B. Ae-
galeos, Str. Die Bucht iſt hinlaͤnglich bekannt durch
Karten aus Venetianiſcher Zeit, auch B. du Boc. Kar-
[455] te enthaͤlt eine auf Verguin gegruͤndete. Σϕαγίαι in
der Mehrzahl (Schneider ad Xen. H. 6, 2, 31.), weil
wirklich außer der groͤßern, Sphakteria (Sparica),
noch eine kleine Inſel (Paree) vor der Bucht liegt.
Ueber die Groͤße von Sphakteria ſ. Stanhope Topogr.
of Platäa.
Buphras und Tomeus bin ich jetzt geneig-
ter fuͤr Fl. als fuͤr Berge zu halten. Μεϑώνη, Truͤm-
mer 2700 Schritt oͤſtl. von Modon; von welcher Fe-
ſtung es mehrere Venet. Karten giebt. Fuͤr die Ge-
gend von da bis C. Gallo, Akritas, hat B. du Boc.
zum Anach. zwei cartes mscr. von Verguin benutzt,
und zur Karte von Morea die Beſtimmungen von
Chabert, die von Alt-Navarin bis Koron reichen; von
Akritas beginnt der eigentliche Meſſeniſche Buſen (Aga-
them. p. 15.). Ασίνη, Ruinen bei Saratcha (B. du
Boc. Karte); Phaneromini liegt Koron etwas zu nah
und hat keine Ruinen. Vgl. uͤber dies Aſine Bd. 2.
S. 155. Die Gegend voll Wald Thuk. 4, 13. Das
jetzige Koron iſt zweifelsohne das alte Κολωνίδες, wie
die Diſtanzen bei B. du Boc., Vaudonc., Melet. er-
weiſen, namentlich daß es von Niſi am Pamiſos 7
Stunden liegt (Sibthorp.); Κοϱώνη aber (ſo genannt
ſeit der Erneuerung Meſſeniens) muß nach Str. und
Pauſ. dem Ausfluſſe des Pamiſos weit naͤher gelegen
haben; es iſt in den Ruinen bei Petelidi und Ballia-
da (B. du Boc. Karte) zu erkennen. Ueber dieſe
Stanhope p. 28. 96. Die Lage von Kalamata, Κα-
λάμαι, iſt ſehr bekannt; 1 Stunde davon g. N. R.
von Baͤdern Roͤmiſcher Zeit, Loutro genannt, etwas
weiter noͤrdlich bei Brackabi ein Palaͤoc. mit R. einer
alten Stadt auf einem Huͤgel (Morrit), ohne Zweifel
Θουρία. Vgl. uͤber den Ort oben S. 23. Bei Thuk.
wollen Manſo Sp. 1, 1. S. 378. und Bredow zu
Heilmanns Ueberſetzung S. 43. Θυϱέα corrigiren, wo-
gegen Poppo Thuc. 2. p. 196. mit Recht ſpricht. Als
die ehemalige Graͤnze von Lakonika und Meſſenien hab’
ich das Fluͤßchen Nedon bei Pharaͤ angegeben, nach
Bd. 2. S. 146., obgleich die Sage von Abia bei
Pauſ. 4, 30, 1. ſie weiter gegen das erſtre Land ruͤckt.
Epameinondas dehnte Meſſenien wahrſcheinlich ſehr
aus; Philipp der Maked. entſchied zwiſchen den bei-
[456] den Staaten uͤber den Beſitz des Fl. Pamiſos bei
Leuktra. Str. 361. vgl. Tac. A. 4, 43. Auguſt da-
gegen ſchlug zu Lakonika Pharaͤ (und dann auch Abia,
vgl. oben S. 22.) und ſelbſt Thuria, was aber nicht
Eleutherolakoniſch, ſondern ſo wie Kardamyle Spar-
tiatiſch war. Bei Str. 8, 360. fließt daher der Ne-
don durch Lakonika; daß er das Heiligthum der Art.
Limnatis an die Graͤnze ſetzt, geſchieht aus alter Er-
innerung. Hernach muß aber ein Kaiſer (wahrſcheinl.
Tiber bei Gelegenheit der Graͤnzſtreite, wovon Taci-
tus) den Meſſeniern Alles bis zur Χοίριος νάπη bei
Gerenia (Thal Dolous bei Chrytries in Maina) zu-
ruͤckgegeben haben.


25.


Ueber das innre Meſſenien geben einige
Routen bei G. von Kalamata, Leondari, Arkadia aus,
und bei Pqv. von Koron auf Ithome zu und von Ar-
kadia nach derſelben Gegend Aufſchluß. Das alte
Οἰχαλία, ſpaͤter Καρνάσιον, habe ich geſetzt, wo G.
das Palaͤoc. Kokla erwaͤhnt, uͤber das von Linckh
mehr Aufſchluß zu erwarten iſt; Ἀνδανία erkenne ich
in Sandani, wo auch R. ſind, da die Lage zur Ebne,
und die Entfernung von acht St. von Oechalia zuzu-
treffen ſcheinen. Die Qu. des Pamiſos, 40 St. von
Meſſene nach Pauſ., 50 nach Str. (wie fuͤr 250 mit
Palmer zu corrigiren), 100 St. vom Ausfluſſe nach
demſ., iſt durch die reichliche Waſſermaſſe, die der Fl.
bald vom Entſtehn fuͤhrt, leicht erkennbar. Kleiſura
am Paß nach Arkadien und am Eingang der Steny-
klariſchen Ebne von W. her kann Δώϱιον ſein (πόλις
τῆς Πύλου, Heſych aus einem Kommentar zum Schiffs-
katalog), Πολίχνη ein Palaͤoc. auf dem Wege von da
nach Konſtantino. In dieſer Gegend muß nach Pauſ.
Andeutungen auch Εὶρα liegen. Ein ſehr merkwuͤrdi-
ger Punkt iſt die aus drei Halbbogen zuſammengeſetzte
Bruͤcke uͤber die Confluenz zweier Gebirgsfluͤßchen, of-
fenbar der Leukaſia und des Amphitos bei Pauſ., wo-
hin die Wege von Koron ſowohl als Kypariſſia fuͤh-
ren. Meſſene, 80 St. vom Ausfluſſe des Pamiſos
nach Pauſ., vgl. Skylax, konnte auf unſrer Karte nur
angedeutet werden; die bedeutenden R. bei Dorf Mav-
[457] romatia beſchreiben G., Ddw., Stanhope und das
Journal von Fourmont, der beſonders ausfuͤhrlich uͤber
die Qu. Klepſydra iſt. Ιϑώμη jetzt B. Vourcano.
Nach den Rayons oben §. 2. muß Ithome etwas mehr
weſtlich geſchoben werden, als auf unſrer Karte ge-
ſchehn.


26.


Elea. Ἡλις die Stadt iſt Palaͤopoli, von
G., Ddw. und Pqv. beſchrieben, nach denen auch die
Gegend gezeichnet iſt. Die Akrop. heißt jetzt Kaloſko-
pi, Belvedere. Die Stadt liegt an einem Nebenfluſſe
des Peneios, welchen ich fuͤr den Μήνιος des Pauſ. 6,
26, 1. Theokr. 25, 15. halte, der auch den Orchom.
S. 362, 1. genannten Auktoren wohl reſtituirt werden
muß. Kaſtell Torneſe, Τουρναίσιοι, muß ziemlich auf
dem Fleck des alten Ortes ῾ϒϱμίνη bei Str. liegen,
Chiarenza, wo Κυλλήνη, das 5. m. p. von Chelona-
tes nach Plin., vgl. Chandler. Ueber die Muͤndung
des Peneios Ptolem. und Meletios. Die R. zwiſchen
Eratuni und Kaloteichos ſcheinen von Βουπράσιον zu
ſtammen; die bei Andravidi auf dem Wege nach Ga-
ſtuni von Μυρτούντιον, in dieſer Gegend muß auch
das Kaſtell Φύξιον gelegen haben, Polyb. 5, 95, 8.
Die alte Feſtung Kunopoli mag auf dem Platze von
Θριοῦς liegen, das fruͤher Achaͤiſch, dann Eleiſch war.
Steph. B. Auf dem Wege von Dyme nach Elis iſt
auch das Βαδὺ ὕδωϱ zu ſuchen, von dem Pauſ. 5, 3,
3., genauer aber Schol. Plat. Phaͤdon p. 11. nach
Echephyllidas, Pherekydes, Komarchos und Iſtros
handelt. Der B. Skollis jetzt Sta Merie. Πύλος
Ἠλιακὸς iſt kenntlich in R. bei Portes am Tſcheleby,
dem alten Ladon. Str. freilich ſetzt es ans Meer, 8,
339. 350. aber iſt offenbar irrig. S. Pqv. 4. p. 253. uͤber
Peneios und deſſen Nebenfluͤſſe. Θαλάμαι und Στρά-
τος ſind nach Polybios Indicationen angeſetzt, ohne
naͤhere Beſtimmung.


27.


Von Pylos nach Olympia ein Bergweg,
vielleicht derſelbe an dem Theophr. de lap. 16. Stein-
kohlen erwaͤhnt, bei Ἡρακλεία am Kytherios vorbei;
von Elis ebendahin die heilige Straße Pauſ. 5,
[458] 25, 4. vgl. 16, 5., 300 St. lang nach Schol. Pla-
ton Staat 5. p. 164. Ruhnk., nicht volle 300 nach
Str., jetzt der Weg von Palaͤpoli nach Antilalla, den
Ddw. genommen. Catacolo- oder Pondico-Caſtro iſt
offenbar das alte Φεία beim Cap Ichthys, ſ. Thuk.
2, 25. und die Stellen bei Poppo Thuc. 2. p. 177.,
deſſen Anſicht mir indeß nicht voͤllig klar iſt. Einige
R. am Wege koͤnnen die Stelle des alten Εϕύρα be-
zeichnen, wenn der von Ddw. erwaͤhnte Fl. der Sel-
leeis iſt. Pyrgos kann man Σαλμώνη nennen, aber
auch Δυσπόντιον muß hier an der heiligen Straße
liegen, ſ. außer Aa. Steph. B. Λετρῖνοι habe ich
auf die Stelle von Hag. Joannes, wo einige Archi-
tekturfragm., zwiſchen den Salzſeen von Pyrgos ge-
ſetzt, die theils nach Pqv. Beſchreibung, theils nach
der §. 1. erwaͤhnten Carta della ant. Grecia gezeichnet
ſind. Ueber die Muͤndung des Alph. (Rouphia) und
die Gegend nach Olympia hinauf hat B. du Boc. ei-
nen Plan von Foucherot benutzt. Der T. der Art. Al-
pheionia (Bd. 2. S. 375.) lag nach Pqv. Vermu-
thung auf dem Fleck der Kirche der Panagia Rouphia.
Ueber Μάϱγαναι oder Μάργαλαι vgl. Weſſel ad Diod.
15, 77. Die kleine Ebne von Ὀλυμπία, (Antilalla,)
iſt ein Oblong, 1 1/4 mile von O. nach W., von den
ſteilen Ufern des Kladeos bis zu dem Bache von Mi-
rakka; gegen N. von Huͤgeln begraͤnzt, (τὸ Ὀλυμπια-
κὸν ὄρος, Xen. H. 7, 4, 14.) und zwar dem Kladeos
zunaͤchſt von dem coniſchen Kronion (Κτοῦρον ehemals
nach PſPlut. de fluv. 19, 3. p. 464., es konnte befe-
ſtigt werden, Xen. H. 7, 4, 14. und wird als Ort-
ſchaft genannt, Diod. 15, 77.) mit dem Ausſchnitte
eines Theaters, dabei Spuren der Thermen des Ha-
drian 200 Schritt vom Kladeos, 55 Schritt ſuͤdlicher
eines Tempels. Gegen S. macht der Alpheios die
Graͤnze des Thals; jenſeits ſtoͤßt eine Reihe von Hoͤ-
hen, darunter der Felſenberg Typaͤon, unmittelbar an
den Fluß. Zwiſchen dem erwaͤhnten T. und Fl. liegt
der Hippodrom, 10 min. vom Bach Mirakka, 1380 F.
nach Fauvel, 1410 nach Pqv. lang; aber Stanhope
zweifelt ſehr, ob die erhaltne Ruine uͤberhaupt ein
Hippodrom geweſen. Das Stadion liegt ſuͤdlicher am
[459] Fluſſe (doch auch noch im Altis), auf einem 15 F.
niedrigern und terraſſenfoͤrmig getrennten Terrain,
welches jetzt verſumpft, da die alten Schutzmauern ge-
gen Alpheios und Kladeos verfallen ſind. Von Olym-
pia lag Πίσα 6 St. (Schol. vet. ad Pind. O. 11,
55. vgl. Boͤckh): da nun die Qu. bei Piſa Einige im
Alterthum fuͤr die ſpaͤter ſo genannte Potiſtira hielten
(Str. 356.), und bei Mirakka nach Pqv. noch eine
Qu. Potiſtirun mit einigen Architekturfragm. exiſtirt:
ſo ſind wir ziemlich berechtigt, das alte Piſa auf den
Fleck von Mirakka zu ſetzen. In der Zeit des Pelop.
Kriegs war es freilich zerſtoͤrt, und die Piſaten be-
ſtanden nur als χωρῖται, in Doͤrfer zerſtreut, Xen.
H. 5, 2, 31. ῞Αρπιννα 20 St. oͤſtl. vom Hippodrom
Olympia’s, Lukian de morte Peregr. 35., auf dem
Wege nach Heraͤa Str. Φϱίξα, 30 St. von ebenda
nach Str. und Steph. B., iſt unſtreitig Palaͤo-Pha-
nari, mit einer alten Akropole. Das Φύϱκον τεῖχος,
Thuk. 5, 49., iſt gewiß nicht derſelbe Ort, ſondern
muß naͤher an der Lakoniſchen Graͤnze liegen. Ueber
die Piſatiſchen Achtſtaͤdte (wohl Piſa, Salmone, Hera-
kleia, Harpinna, Kykeſion, Dyspontion, Margalaͤ und
Ephyra) ſ. Orchom. S. 362.; einzelne Theile gehoͤrten
fruͤh zu Elis, wie Dyſpontion ſchon Ol. 4. Phlegon
bei Steph. B., das Ganze etwa ſeit Ol. 50. ſ. unten
Beil. 3. unter dieſer Ol. Ueber die Eleiſche Περιοι-
κὶς im Allgemeinen oben S. 58, 2. — Es fehlt noch
an neuern Routen von Olympia nach Arkadien hinein,
namentlich nach Heraͤa. Polyb. 4, 77, 5. vgl. Dion
Chryſ. citirt §. 17. Pauſ. geht nur bis zum Diagon
(wobei zu bemerken, daß er ſich von Arkadien kommend
denkt; mit 6, 21, 3. ὅϱοι δὲ πρὸς faͤngt ein ganz
neuer Abſchnitt an, und hernach muß man wohl ſchrei-
ben: κατὰ τάδε. διαβάντων ποταμὸν ohne δέ). Pqv.
und Sibthorp geben den Weg uͤber Lalla nach Pſo-
phis an; Hughes rechnet von Olympia bis Andruzza-
na (was nach unſrer Karte zwiſchen Aliphera und Ly-
koa liegt) 10 Stunden.


28.


In Triphylien beſchreibt Pauſ. blos eine
Straße von Meſſenien uͤber Samikon nach Olympia,
[460] ziemlich dieſelbe, die G. angiebt. Zur Orientirung
in der Gegend halten wir feſt, daß Mavropotamo
der alte Anigros ſei, weil die Eigenthuͤmlichkeit deſ-
ſelben ganz uͤbereinſtimmt, und man noch die Grotten
der Anigriſchen Nymphen entdeckt. Dann wird der B.
Smirne der alte Minthe, das PalaͤoC. daran die
Feſte Σαμικὸν, Ἀϱήνη muß ganz in die Naͤhe, und
Πύλος Τϱιφυλιακὸς nach Strabon etwas hoͤher am
Anigros angeſetzt werden. Wenn ein Reiſender am
Mavropotamo etwas weiter hinaufgeht: wird er den
Einfluß der beiden Baͤche Akidon und Jardanos in
denſelben, vielleicht ſelbſt die Truͤmmer der alten Stadt
Χάα finden. Pauſ. hat dieſen Weg zu machen ver-
nachlaͤßigt. Die alten Angaben uͤber dieſe Gegend ſ.
Orchomenos S. 372. Nur emendire ich jetzt bei Str.
p. 344. μεταξὺ δὲ τοῦ Λεπρέου καὶ τοῦ ΑΛΦΕΟϒ
τὸ ἱερὸν τοῦ Σαμίου Ποσειδῶνος ἑκατὸν ςαδίους
(circiter) ἑκατέρου διέχον. Alſo der Tempel des
Samiſchen Poſeidon, ſicher auf oder bei Samikon, lag
100 St. ſowohl vom Alpheios, als auch von Lepreon.
Nach der tab. Peut. lag Samikon 15. m. p. von
Olympia, 30 von Kypariſſia. Von Λέπρεον wiſſen
wir außerdem, daß es S. vom Anigros, 40 St. vom
Meer, nicht zu fern von der Neda (Kallim. an Zeus
38.), lag. Es iſt ſicher das PalaͤoC. von Piſchino.
Denn dahin ging Gell von Minthe 1 St. 40 m.,
(Ddw. 2 St. 30 m.) in der Naͤhe der Kuͤſte, und dann
2 miles (Ddw. 1 St.) aufwaͤrts. Dabei iſt ein
Dorf Sarene, in welchem wohl der Name der Quelle
Arene liegt. Ferner ſieht man oͤſtlich davon ein Pa-
laͤoC. Mofkitza, grade ſo lag Μάκιστος. Zwiſchen
Makiſtos und Heraͤa kommt Ἤπειον. vgl. Polyb.
4, 77, 9. 80, 13., wo Αἰπιὸν zu corr. Die Akropolis
bei der Neda 1 1/2 mile ſuͤdlich von Strovizza, 1 St.
30 min. von der Kuͤſte, SW. von Makiſtos, iſt ſicher
Πύϱγοι. Und Aulon bezeichnen die Ruinen in einem
Hohlthal (αὐλών) 32 min. ſuͤdlich von der Neda;
andre Ruinen wenig ſuͤdlicher moͤgen Ὄλουρος ange-
hoͤren. Λασιὼν iſt nach Xen. H. 7, 4, 12. sq. Diod.
14, 17. 15, 77. ſuͤdlich von der Ἀκρώρεια und gegen
die Graͤnze Arkadiens zu ſetzen. — Auf dem Wege
[461] von Samikon nach Olympia lag Σκιλλοῦς, und der
Tempel der Artemis, den Xenophon geweiht hatte,
20 St. vom T. des Zeus zu Olympia, Xen. Anab. 5,
3, 11. Diog. 2, 53., am Selinus, Str. 8. p. 387. vgl.
Schneider Epim. ad Anab. p. 447. Kruͤger de Xenoph.
Vita quaest. crit.
Aber der Phellon bei Skillus kann
weder die Pholoe, deren ύπώρειαι blos ſich nach Pi-
ſatis herein erſtrecken, noch das Ὀλυμπιακὸν ὄρος
ſein, das jenſeits des Alpheios liegt. — Λέπϱεον, Μά-
κιστος und Πύργοι habe ich autonom dargeſtellt, das
erſtre war es nach Laked. Grundſaͤtzen damals gewiß;
und dann koͤnnen die andern nicht wohl Eleiſch geweſen
ſein; der Paß bei Samikon (j. Kleidi) war wohl der
Schluͤſſel des Eleiſchen Landes, da Lepreon ἐπὶ τῆς
Ἠλείας lag, Thuk. 5, 34; und blieb es dann bis
ungefaͤhr Ol. 95, 3. da Elis faſt ſeine ganze Πεϱιοικὶς
verlor.


29.


Ich ſchließe auch dieſe Beilage, wie die zum
erſten Bande, mit einigen Bemerkungen uͤber Ptole-
maͤos. Legt man den lateiniſchen Text und den Codex
Coislinianus
zum Grunde: ſo findet man auch hier
die Kuͤſtenorte nach Periplen ertraͤglich richtig gezeich-
net — nur befremdet die Kleinheit des Argoliſchen
Buſens — aber im Mittellande iſt es ſchwer die Ver-
wirrung zu loͤſen. — Wir wollen nur einige wenige
Bemerkungen beifuͤgen, die ſich bei der Zuſammen-
ſtellung des Ganzen nothwendig ergeben. Bei Schoe-
nus in der Korinthia muß man ſchreiben: Laͤnge Να,
γο. Breite Λζ. (Coisl. Να, γ. Λζ.) Die Emendation
von Φλιοῦς iſt §. 10. angegeben. In Achaja befrem-
det es, daß Ptolemaͤos Karte Helike von der Kuͤſte
entfernt ſetzte. Aber in Elis konnte ſie doch nicht ſo
falſch ſein, daß ſie Olympia mehrere Meilen vom Al-
pheios entruͤckte; und man muß ſchreiben: Laͤnge Μη,
γο (Coisl.) Br. Λς (Λς, δ Coisl.). Was fuͤr ein Na-
me liegt in Κορύνη in Elis verborgen? Typaneia und
Hypania ſind als Eleiſche Orte angefuͤhrt, aber durch
einen falſchen Laͤngengrad nach Arkadien geruͤckt, man
ſchreibe bei jenem Μη, H. Br. Λς, γ. bei dieſem Μη.
H. Br. Λς., obgleich die Breite immer noch zu noͤrdlich
[462] iſt. Die συναφὴ des Alpheios und Pamiſos iſt ein
Fehler, wie ſie auf alten Karten haͤufig waren (ſ.
Bd. 1. S. 498.), wo man die Linien der Fluͤſſe oft zu
ſehr verlaͤngerte. In Meſſenien iſt fuͤr Ἁλίαρτος wohl
Στενύκλαϱος zu aͤndern. Aber wie kommt Τϱοιζὴν
hieher? In dem Periplus der Kuͤſte, welchen Ptol.
hatte, war durch ein Verſehn Kolonides vor Akritas
hingerathen, ſtatt daß es erſt nachher kommen ſollte.
Meſſene an der Kuͤſte iſt ein augenſcheinlicher Fehler.
In Lakonika ſcheint Βιάνδυνα zwiſchen Akriaͤ und
Aſopos eine Interpolation, da zwar Neuere, aber
ſonſt kein Alter den Ort kennt. Daſſelbe glaube ich
von Ἄςρον, Aſtro, bei Praſiaͤ. Die Inſel Ἔπλα
moͤchte in Ἑλένα zu corrigiren ſein. Um eine gehoͤrige
Geſtalt und ein Verhaͤltniß fuͤr die weſtl. Halbinſel
Lakoniens zu gewinnen, ſchreibe man: Leuktron Λε, ς
(Gr. Text) Μθ, Ηγ. (Coisl.) Vorgeb. Taenaron Λδ,
γο (vg. γ) N. Malea liegt Λε · Να, γ. Coisl. und
Aa. Fuͤr Γερηνία muß man Γερόνθραι, fuͤr Κρόνιον
Berg Βόρειον ſchreiben. Wenn Ptol. (nach Coisl.
Lat. Text.) die Qu. des Eurotas an dies Gebuͤrg ſetzt,
ſo nahm er vermuthlich einen Nebenfluß fuͤr den Eu-
rotas, und doch ſchrieb er Belemina bei, weil er
wußte, daß Eurotas in der Beleminatis entſpringt.
Arkadien zu entwirren, halte ich fuͤr unmoͤglich, und
von dieſem Lande hatte Ptol. ſo wenig deutliche Be-
griffe als Strabon ſelbſt. Geb. Stymphalos iſt nichts
anders als Kyllene. In die Naͤhe ſetzt er den Urſprung
des Alpheios, fuͤr den er vermuthlich auf ſeiner Karte
den Ladon anſah, wie auch Neuere mehrmals geirrt
haben, z. B. Meletios und Sidthorp. Lilaea an der
Graͤnze von Argolis veraͤndre ich in Alea, und Lyſias
in Aſea; mehr ſcheint fuͤr jetzt nicht rathſam.


[463]

2.


1.


Es wuͤrde ohne Zweifel der Geſchichte der epi-
ſchen Poëſie bei den Griechen eben ſo, wie der My-
thologie zum Vortheil gereichen, wenn man dieſe beiden
Wiſſenſchaften in ein engeres Verhaͤltniß zu ſetzen,
und die Nachrichten uͤber den Inhalt der Epopoͤen mit
wiſſenſchaftlichen Forſchungen uͤber die fruͤhere oder
ſpaͤtere Ausbildung der Mythen zu combiniren ſuchte.
Ein ſchwacher Verſuch, ein anſpruchsloſer Anfang zu
einem ſolchen Unternehmen ſoll hier gemacht werden,
um diejenigen zur Mittheilung aufzufordern, welchen
reichere Sammlungen zu Gebote ſtehn, und vielleicht
auch zur Auffindung einer Methode ein weniges bei-
zutragen, die in mythologiſche Forſchungen mehr Si-
cherheit, in litterariſche mehr Fuͤlle des Stoffes braͤchte.


2.


Plutarchos hatte Buͤcher περὶ Ἡρακλέους
geſchrieben, welche er ſelbſt im Theſ. 28. Frgm. p. 353
ff. citirt; welchen Gewaͤhrsmaͤnnern er darin als den
glaubwuͤrdigſten folgte, laͤßt ſich aus folgender Stelle
(de Herod. mal. 14. p. 294.) entnehmen: Von den
alten und ſagenkundigen Maͤnnern haben weder Homer,
noch Heſiod, noch Archilochos, noch Peiſandros, noch
Steſichoros, noch Alkman, noch Pindaros eines Ae-
gyptiſchen oder Phoenikiſchen Herakles gedacht, ſondern
alle kennen nur dieſen einen Herakles, unſern Boͤotier
und Argeier: bei der wir zuerſt nur bemerken, daß Pei-
[464] ſandros ſeinem Alter nach zwiſchen Archilochos und
Steſichoros geſtellt, und Panyaſis als zu jung ausge-
laſſen wird. — Aber außer dieſen uͤber H. mehr oder
minder ausfuͤhrlichen Dichtern benutzte Plutarch ganz
vorzuͤglich den Herodor von der Pontiſchen Hera-
kleia (ſ. Heeren de font. Plut. p. 17.), von dem wir
hier aus- und zuruͤckgehn wollen, da die ſpaͤtern Be-
handlungen der Fabel hier fuͤr uns nur in ſo fern
Werth haben, als ſie auf aͤltre Bearbeitungen ſchlie-
ßen laſſen: Herodoros aber Vater des Sophiſten Bry-
ſon (wie Weichert uͤber den Apollonius S. 156. dar-
gethan,) und Zeitgenoß des Sokrates (mit deſſen
Schuͤlern Bryſon zuſammen lebte, Athen. 11, 391.) —
alſo aͤlter als die Schule des Ephoros, juͤnger als die
Logographie, eine intereſſante Mittelſtufe in der Be-
handlung der Sage bildet. Seine Erzaͤhlung war
proſaiſch, wie die der Logographen, obgleich wahrſchein-
lich ausgefuͤhrter und beredter als dieſe.


3.


Die Fragmente aus der Heraklee, welche nicht
immer von denen der Argonautika leicht zu ſcheiden
ſind, waͤren etwa ſo anzuordnen: Bei Schol. Apollon.
1, 747. (in den Schol. vg. iſt wohl zu ſchr. ἡ ἱστο-
ρία σαφῶς παϱ᾽ Ἡσιόδῳ πεϱὶ τῆς μάχης. Ἡρόδω-
ρος δὲ ἱστορεῖ) erzaͤhlt Her. die Abſtammung der Te-
leboer von Perſeus wie Apollod. 2, 4, 5. nur daß
Pterelas dort Vater, hier Sohn des Taphios iſt. Die
Argeier nannte Her. Ἀργεάδαι nach Steph. s. v. Ἄρ-
γος (mehr laͤßt ſich aus dieſer Stelle nicht nehmen)
aus aͤltern Dichtern. — Bei Athen. 11, 474 f. vom
Becher, καϱχήσιον, den Zeus der Alkmene zum Ge-
ſchenk machte. — Bei Schol. Theokr. 13, 9. daß H.
bei den Rinderheerden des Amphitryon erzogen worden
ſei. Uebereinſtimmend mit Apolld. 2, 4, 9. — Ebend.
V. 56. H. bediente ſich des Skythiſchen Bogens, vom
Skythen Teutares unterrichtet, nach Her. und Kalli-
machos (Fr. Bentl. 365.) Bei Fruͤheren findet ſich
dieſe Erzaͤhlung nicht; es war vermuthlich eine Ponti-
ſche. — Athen. 13, 556 f. H. ſchwaͤngerte die 50
Theſtiaden in ſieben Naͤchten. Nach Apolld. in 50. —
Sch. Pind. J. 4, 104. H. habe zweimal geraſ’t,
[465] (einmal beim Mord der Kinder, dann nach dem des
Iphitos). — Bei Tatian, citirt Bd. 2. S. 442, 3.,
von dem Urſprung des Nemeiſchen Loͤwen aus dem
Monde. — Bei den Schol. Plat. Phaͤd. p. 11 R. 381
B. von Jolaos Beiſtande gegen den Krebs, ganz wie
Apollod. — Sch. Ap. 1, 128. H. bringt den Eber
bis an die Thore von Myken. — Sch. Pind. O. 5,
10. Er gruͤndet die ſechs Altaͤre der zwoͤlf ϑεοὶ σύμ-
βωμοι zu Olympia, welche Her. einzeln nannte. —
Hieran ſchloß ſich wahrſcheinlich die Angabe der Groͤ-
ße des Helden auf 4 πήχεις 1 Fuß, ſo daß zu J. 4,
87. (vgl. Tzetz. zu Lykophr. 662. und Chil. 2, 265.)
zu ſchreiben waͤre: Ἡρόδωϱος γοῦν ἐν Ὀλυμπιά-
δι
(im Olympiſchen Agon) φησὶ τῶν ἄλλων αὐτὸν
περιττεύειν, ὣστε τὸ ὅλον σῶμα πηχῶν εἶναι τεσσά-
ρων καὶ ποδός. Denn es beſtimmten die Alten die
Groͤße des H. aus dem von ihm gemeſſnen Olympi-
ſchen Stadium. Gell. N. A. 1, 1. wo ſchon Pythago-
ras dafuͤr citirt wird. Vgl. Solin 1, 88. und Apd.
2, 4, 9., wo Herodor die Quelle ſcheint. Vom Ama-
zonenkampf bei Plut. Theſ. 26. mit Pherekydes
und Hellanikos uͤbereinſtimmend, vgl. Tzetz. zu Lyk.
1332.: Theſeus ſei nach Herakles fuͤr ſich nach dem
Lande der Amazonen geſchifft. An dieſen Zug knuͤpfte
der Herakleote ohne Zweifel die Sagen ſeiner Vater-
ſtadt an, vermuthlich auch hierin die Quelle des Apd.
Von Idmon, Sohn Abas, Schol. Apoll. 1, 139.; wie
er im Lande der Mariandyner ſtarb, zu 2, 815.; uͤber
ſein Grab auf dem Markte von Herakleia, zu 2, 848.
(vgl. Heyne ad Apd. Obss. II. p. 357.). Von Lykos,
Daſkylos Sohn, dem Mariandynerkoͤnig, Schol. zu 2,
752. vgl. Weichert a. O. S. 174. Darin wich Her.
von andern Herakleen ab, daß er auch die Heraufho-
lung des Kerberos nach Herakleia ſetzte. Sch. Ap. 2,
356. vgl. Dionyſ. Per. 788.; daß auch dies Herakleo-
tiſche Sage war, lehrt die Bd. 2. S. 419, 1. ange-
fuͤhrte Muͤnze, und das Weihgeſchenk Pauſ. 5, 26, 6.
— Im zehnten Buch handelte er von dem Zuge zum
Geryoneus; denn in dieſem kam eine Geographie Ibe-
riens vor, aus Konſtantin Porphyrog. de adm. imp.
II,
23. aufgenommen in die Ausg. des Stephanus
III. 30
[466] Byz. s. v. Ἰβηρίαι · τὸ δὲ Ἰβηϱικὸν γένος τοῦτο, ὅπεϱ
φημὶ οἰκεῖν τὰ παράλια τοῦ διάπλου, διώϱισται
ὀνόμασιν ἓν γένος ἐὸν κατὰ φῦλα. πρῶτον μὲν οἱ
ἐπὶ τοῖς ἐσχάτοις οἰκοῦντες τὰ πϱὸς δυσμέων Κύνη-
τες ὀνομάζονται. ἀπ̕ ἐκείνων δὲ ἤδη πρὸς βορέαν
ἰόντι Γλῆτες, μετὰ δὲ Ταϱτήσιοι, μετὰ δὲ Ἐλβυσί-
νιοι, μετὰ δὲ Μαστιηνοὶ, μετὰ δὲ Καλπιανοὶ, ἔπει-
τα δὲ ἤδη ὁ Ῥόδανος. vgl. Steph. B. Κυνητικὸν u. Γλῆ-
τες. Es ſind einige Jonismen in der Stelle, aber man
weiß nicht, wie weit man im Hineincorrigiren andrer gehn
darf. In der Geographie der Gegenden ſteht Her. et-
was hoͤher als Hekataͤos u. Herodot. vgl. Uckerts Geogr.
2, 2. S. 245 — 51. wo Herodor aber zu ſpaͤt erwaͤhnt
wird. Auf dem Ruͤckwege kam H. durch Italien,
daher Her. die Peuketier als Πευκετεῖς erwaͤhnt.
Steph. B. — Her. erwaͤhnte auch die Befreiung des
Prometheus durch H. (Sch. Ap. 2, 1248.) vermuth-
lich auf der Heſperidenfahrt; er machte aus der Fabel
eine alte Skythiſche Geſchichte. So erzaͤhlte er auch,
zuerſt wie ich glaube, daß Her. bei Atlas Mantik
und Phyſik gelernt habe, nach Klem. Strom. 1. p. 306
a.
, hierin zeigt ſich nach meiner Meinung der Einfluß
der Sophiſtik jener Zeit auf die Mythenbehandlung.
Die Dienſtbarkeit bei der Omphale erzaͤhlt Her. wie
Apd., und gab an, daß deswegen Herakles nicht habe
am Argonautenzug Antheil nehmen koͤnnen. Sch. Ap.
1, 1289. Apd. 1, 9, 19. Heyne p. 356. Auch Apollodor
laͤßt in der Erzaͤhlung der Thaten des Herakles keinen
Platz fuͤr die Argonautenfahrt. — Im ſiebzehnten
Buch kam unter den Aetoliſchen Sagen auch die von
der Toͤdtung des Knaben Eunomos vor (Athen. 9, 410
f.); hier iſt die Uebereinſtimmung mit Apd. 2, 7, 5.
um ſo bemerkenswerther, da ſonſt der Name dieſes
Mundſchenken ſo ſehr verſchieden angegeben wird. —
Von der Beſiegung der Dryoper iſt das Wort Δρυο-
παῖοι uͤbrig. Stph. B. Δρυόπη. — Die Eroberung
von Oechalia ſcheint Her. wie Apd. erzaͤhlt zu haben.
Bd. 2. S. 412, 2. — Am Ende des Lebens ließ er
den Theſeus zum H. gelangen vor der Lapithiſchen
Kentauromachie; aber die fruͤhere Einweihung des
Helden zu Eleuſis durch Theſeus Vermittelung, ſo
[467] wie die Befreiung des Theſeus aus dem Hades, und
wohl alle andern Attiſchen Heraklesfabeln kamen bei
Herodor nicht vor. Plut. Theſ. 29. 30. Dies haͤngt
damit zuſammen, daß die Cerberusfabel bei ihm an-
ders geſtellt war und erzaͤhlt wurde. — Noch wird
aus dem 5ten Buch die Hungerloſigkeit des Herakles
angefuͤhrt (Proklos zu Heſiods T. und W. 40.), und
ohne Nennung des Buches, daß der Held den Geier
fuͤr das gluͤcklichſte Zeichen hielt. Ariſt. Hist. anim.
6, 6. 9, 12. Plut. Rom. 9. Qu. Rom. 93. Beides
ließe ſich allenfalls placiren, aber ohne gehoͤrige Si-
cherheit.


4.


Vergleicht man dieſe Reihe von Fragmenten
mit Apollodors Erzaͤhlung, ſo ſieht man ein, daß der
letztre den Connex ſeiner Fabel in der Hauptſache dem
Herodor verdankt, wenn auch mehrere Abweichungen
ſtatt finden, beſonders da wo im Apollodor verwirrte
und abgebrochne Stellen ſind. Dem Charakter nach
ſteht Herodor den hiſtoriſirenden Mythographen ſchon
ſehr nahe; er ſchob geographiſche und ethnographiſche
Excurſe ein, wodurch die Mythologie ganz ihre Eigen-
thuͤmlichkeit verlor; er raͤſonnirte uͤber Gleichzeitigkeit
mythiſcher Thaten; er deutete wunderbare und ſeltſame
Fabeln um. — Was aber ſeine Quellen betrifft: ſo
mag er das Meiſte aus den Logographen, namentlich
Pherekydes, oder unmittelbarer aus alten Epopoͤen
aufgenommen und verbunden haben, Manches aber
brachte er zuerſt aus Lokalſagen hinein, namentlich die
Abentheuer in ſeiner Vaterſtadt Herakleia. Denn da-
von erzaͤhlte, ſoviel wir wiſſen, kein Fruͤherer, und
gewiß nicht ſo Beſtimmtes und Einzelnes.


5.


Unter den Logographen kommen wir zuerſt zu
Pherekydes: deſſen Fragmente Sturz ziemlich voll-
ſtaͤndig geſammelt hat, daher wir uns hier mit um ſo
kuͤrzrer Andeutung begnuͤgen duͤrfen. Die Toͤdtung
des Elektryon durch Amphitryon wurde wie bei Apd.
2, 4, 5. erzaͤhlt, wenig abweichend von Heſiod Schild
V. 10. Frgm. 12. p. 103. Sturz. Vom Zuge
gegen die Teleboer wie Apd.; und dem Becher, den
Zeus der Alkmene gab, wie Herodor, bei Ath. 11,
30 *
[468] 474 f. Frgm. 12. p. 13. Hier ſcheint ſich durch Pher.
die Erzaͤhlung feſtgeſtellt zu haben, der man hernach
folgte. Ueber den Schlangenkampf des kleinen Her.
citirt Apd. den Pher. Auch wirft bei ihm H. die
Kinder der Megara ins Feuer, wie bei Apd. (Sch.
Pind. J. 4, 104. Fr. 11. p. 102 St.) Schade daß
Apd. die Namen nicht nennt. vgl. Hemſterh. ad
Lucian. T. 1. p.
237. Von den Stymphaliden bei
Sch. Apoll. 2, 1055. ganz wie Apd. und zwar wohl
aus Peiſandros. Von den Molioniden Frgm. 47. St.
Dieſe Frgm. ſcheinen nach Ath. 11. p. 474 f. Sch.
Pind. F. 4, 104. alle aus dem zweiten Buche. vgl.
A. Matthiaͤ in Wolfs Anal. 1, 2. S. 325. Im
dritten erzaͤhlte Pherekydes den Zug des H. nach
Erytheia (vgl. Str. 3, 169.), unter andern, daß
H. die Sonne durch ſeine Geſchoſſe bewogen, ihm
das δέπας zu geben, auf welchem ſie nach dem Unter-
gange von Abend nach Morgen herumfaͤhrt, und daß
er damit nach der Inſel uͤber den Okeanos ſeegelte,
den er ebenfalls durch ſein [Geſchoß] zur Ruhe gebracht;
bei Ath. 11. p. 470. Macrob S. 5, 21, p. 109. St.
Apd. zieht dieſelbe Erzaͤhlung ins Kurze zuſammen,
2, 5, 10. Davon ſtand wahrſcheinlich nichts bei dem
proſaiſcheren Herodor. Pher. hatte aber den Steſicho-
ros vor ſich, nicht den Peiſandros oder Panyaſis, bei
denen H. den Becher von Okeanos oder Nereus erhaͤlt,
doch wich er auch von jenem in einem Punkte ab.
Bd. 2. S. 425. Eben ſo giebt vom Heſperidenaben-
theuer Apd. nur einen Auszug aus Pher., ſeine Ab-
weichungen ſind zugleich Entſtellungen der Fabel. Die
Erzaͤhlung des Pher. (aus demſelben Buche nach Mat-
thiaͤ) bei den Sch. Apoll. 4, 1396. iſt zuſammenhaͤn-
gend und ſchoͤn; nur muß mit Heyne fuͤr Πέργη Πε-
ϱαία corrigirt werden. Apd. hat aber aus einer
andern Quelle die Hyperboreer bei den Heſperiden und
den Kaukaſos bei Prometheus (Pher. ſetzt den Prome-
theus offenbar an den Suͤdpunkt der Erde) hineinge-
bracht, und ein Abentheuer in Rhodos eingewebt,
welches nirgends weniger paßt. Den Emathion ſetzte
wohl auch Pher., wie Apd., nach Arabien; denn bei
Schol. Heſ. Theog. 985. iſt die Angabe, daß von ihm
[469] Makedonien Emathia heiße, nicht Pherekydeiſch.
Pher. erwaͤhnte bei Antaͤos auch den Palaͤmon,
Sohn des H. von der Frau des Libyſchen Rieſen,
Sturz p. 146.; er ſetzte ihn nach Iraſſa an der Tri-
tonis. Sch. Pind. P. 9, 183. Was aber Pher. hierin
fuͤr Quellen gehabt haben mag, iſt dunkel. Vom
Antaͤos hatte Peiſandros gedichtet, aber wohl nicht
ſehr aͤhnlich. Buſiris kam, ſo viel wir wiſſen, in
keinem Epos vor. Einigermaßen ſchwierig iſt es, zwei
Stellen des Pher. uͤber H. und die Oechalier zu ver-
einigen, bei Sch. Od. 21, 22. und Sch. Soph. Trach.
354. Sturz p. 185. 189., ſo ſchwierig, daß Sturz
annimmt, Pher. habe von zwei Oechalieern Eurytos
geſprochen, und Aehnliches von beiden erzaͤhlt, was
doch hoͤchſt unwahrſcheinlich. Mich daͤucht: man muͤſſe
von der zweiten Stelle die Worte: Ἴφετος δὲ ἔφυγεν
εἰς Εὔβοιαν als nicht Pherekydeiſch abſondern, und
dann bilde ſich folgender Zuſammenhang. H. kommt
μετὰ τὸν ἀγῶνα — unbekannt welcher — nach Oecha-
lia, welches bei Pher. das Meſſeniſch-Arkadiſche iſt,
Bd. 2. S. 413., und fordert die Jole fuͤr ſeinen
Sohn Hyllos, Eurytos ſchlaͤgt ſie ihm ab, H. raubt
die Roſſe. Iphitos ſucht dieſe in Tiryns und H. wirft
ihn von der kyklopiſchen Mauer. Darauf folgt der
Verkauf an die Omphale; dann die Eroberung Trojas,
das Abentheuer in Kos (Schol. Vill. Il. 14, 255.)
eben ſo angeknuͤpft wie bei Homer, und erſt ſpaͤter die
Eroberung von Oechalia. Dann wurde er Koͤnig von
Myken, in welcher Wuͤrde das Frgm. bei Anton. Lib.
33. St. n. 50. p. 196. den H. ſterben laͤßt: woraus
denn folgt, daß in dem letzten Theil der Fabel, der in
Theſſalien ſpielt, Apolld. nicht aus Pherekydes ſchoͤpf-
te. Wie er dieſe Mythen ſtellte, wiſſen wir nicht.
Nach den Schol. Pind. O. 7, 42. nannte er Tlepole-
mos Mutter Aſtygeneia, Phylas Tochter; ziemlich wie
Apd. — Im zweiten Buche erwaͤhnte Pher. die Ab-
ſtammung der Dryoper, im dritten ihre Wohnſitze;
Sch. Apoll. I, 1212. Wenn die dort gegebne Erzaͤh-
lung beſonders aus Pher. iſt, erzaͤhlte er von dem
Ochſen des Theiodamas wie Apd. — Die Argo verließ
Her. nach Heſiod und Pherekydes gleich an der Mag-
[470] neſiſchen Kuͤſte. Apd. 1, 9, 19. Sch. Apoll. 1, 1290.
St. p. 182. Doch zog er gegen die Amaz. ob. S. 465.


6.


Hellanikos, Pherekydes Zeitgenoſſe, ſcheint
in keiner Folge von den Thaten des H. geredet zu ha-
ben, wenn nicht etwa in den Ἱστορίαις, er erwaͤhnte
ſie wahrſcheinlich nur beilaͤufig und oft in einer gewiſ-
ſen hiſtoriſchen Beziehung. Wir haben folgende Data
aus ihm: Von den Stymphaliden, wenig abweichend
von Pher. Sch. Apoll. 2, 1055. St. Frgm. 88. —
Diomedes Roſſe zerreißen den Abderos, Liebling des
H. Steph. B. Ἄβδηρα. Fr. 108. Daraus Apd. 2,
5, 8. — Zug durch Italien, der Ruͤckkehr von Geryon
eingewebt, bei Dion. H. 1, 35. Frgm. 107. Hell.
leitete dabei den Namen Italien von vitulus ab. —
Den Aufenthalt des H. bei der Omphale fuͤhrte er
ſpeciell aus. Steph. Ακέλη. Fr. 111. — Von dem
Altar des H. Καλλίνικος, von Telamon bei Trojas
Erſtuͤrmung errichtet, erzaͤhlte Hellan. wie Apd. 2, 6,
4. Tz. zu Lyk. 469. Fr. 138. — Bei der Argonau-
tenfahrt ließ er ihn Theil nehmen, und mit allen Ar-
gonauten gegen die Amazonen ziehn. Sch. Pind. N. 3,
64. Fr. 118. Statt des Hylas nannte er einen Thei-
omenes S. des Theiodamas. Sch. Ap. 1, 131. Fr.
84. Den Kalydoniſchen Knaben nannte er nicht Eu-
nomos, ſondern Archias. Fr. 52. — Mehrere von die-
ſen Anfuͤhrungen zeigen, daß, wenn der einfache Phe-
rekydes ſich ſtrenger an die alten Dichter hielt, und
etwa nur um des Zuſammenhangs willen hier und da
eine Luͤcke ausfuͤllte, — Hellanikos ſchon mit groͤßerer
Freiheit den Mythus der Hiſtorie und Geographie an-
zupaſſen verſuchte. Auch glaube ich, behandelte Hell.
die Thaten des H. zuerſt chronologiſch, in ſeiner
Schrift uͤber die Prieſterinnen von Argos. Es hat
nemlich die beruͤhmte Farneſiſche Marmortafel, welche
H. Conſecration darſtellt, die Unterſchrift: ΗΡΑΣ ΑΡ-
ΓΕΙΑΣ ΙΕΡΕΙΑ ΑΔΜΑΤΑ ΕϒΡϒΣΘΕΩΣ ΚΑΙ ΑΔ-
ΜΑΤΑΣ ΤΑΣ ΑΜΦΙΔΑΜΑΝΤΟΣ ΕΤΗ ΝΗ‒. Das
heißt: die Heiligſprechung des Heros durch die Argei-
iſche Prieſterin geſchah im 58ſten Jahre der Admeta.
Die Alexandriniſchen Chronologen, aus welchen Klemens
[471] von Alex. ſchoͤpft, Strom 1. p. 382., laſſen die Apo-
theoſe 38 Jahre nach dem Anfang ſeiner Herrſchaft in
Myken vor ſich gehn, welche ſie wohl erſt gegen Ende
ſeines Lebens ſetzten, und auch hierin mochten ſie der-
ſelben Quelle folgen. Denn daß dieſe chronologiſchen
Berechnungen zum Theil aͤlter ſind als Herodot, kann
man aus dieſem Schriftſteller 2, 145. abnehmen.


Bei Hekataͤos Behandlung der Heraklesfabel
beziehe ich mich auf Creuzers Fragm. histor. antiqu.
p.
45. Hek. erzaͤhlte die Bezwingung der Hyder (Ae-
lian H. A. 9, 23.), den Fang des Erymanthiſchen
Ebers bei Pſophis (Steph. B. Ψωφὶς nach Salmaſ.),
deutete aufgeklaͤrt den Kerberos von einer Schlange auf
Taenaron (Pauſ. 3, 25, 4.). Die Liebe zur Auge und
ihre Schickſale erzaͤhlte er (Pauſ. 8, 4, 6. 47, 3.) et-
was anders als Apd. Die Fabel von Geryoneus be-
ſchraͤnkte er auf Ambrakien und Amphilochi, ſ. Bd. 2.
S. 422. Oechalia ſetzte er nach Euboͤa, wie Kreo-
phylos, und ſuchte den Platz genau zu beſtimmen. S.
413. Vom Aufenthalt der Herakliden bei Keyx ha-
ben wir ein Fragment mit Hek. Worten, ſ. Bd. 2.
S. 54. Darnach war ſeine Erzaͤhlung der letzten
Thaten des H. ganz anders als bei Pherekydes, und
der des Herodor und Apd., der indeß Verſchiedenarti-
ges aufgenommen, entſprechender.


7.


Wir kommen nun zu Panyaſis, deſſen
Fragmente wir erſt einigermaßen vollſtaͤndig zuſammen-
ſtellen moͤchten, ehe wir uͤber ſeine Quellen und Dar-
ſtellungsart urtheilen. Panyaſis, Polyarchos Sohn,
bluͤhte zur Zeit der Perſiſchen Kriege (72, 4. Euſeb.).
vgl. Naͤke Choeril. p. 14 sq. Die Nachricht, die ihn
Oheim des Herodot nennt, gewinnt dadurch an Wahr-
ſcheinlichkeit, daß er Halikarnaſſeer und Samier ge-
nannt wird, Duris bei Suid. Πανύασις, vergleiche
Suid. s. v. Ἡρόδοτος, und ebenſo Herodot auch ei-
nen Theil ſeines Lebens in Samos zubrachte. Pan.
ſteht ſonach in der Mitte zwiſchen der Kunſtdichtung
des Antimachos, und der einfachen Sagenmittheilung
der letzten Cykliker, deren ſchon verglimmenden Funken
er durch eignen Odem wieder zur hellen Flamme der
[472] Poëfie anfachte, ſo daß ihn die Alexandriner zu den
fuͤnf erſten Epikern, einige neben Homer ſtellten. vgl.
auch Dion. Hal. τ. ἀϱχ. κρ. 2. p. 419. R.


Wenn das ganze Werk aus 14 Buͤchern und 9000
Verſen beſtand, ſo muͤſſen manche Begebenheiten beſon-
ders in der Mitte mit großer Ausfuͤhrlichkeit darge-
ſtellt worden ſein, da die aufgegebnen Kaͤmpfe ſchon
im erſten Buche enthalten waren. Ich glaube, daß
Pan. das von Andern behandelte kurz zuſammenfaßte,
aber fruͤher wenig benutzte Sagen, wie des Helden
Aufenthalt in Lydien, mit freigebiger Phantaſie aus-
ſpann. Von H. Kindermord erzaͤhlte er etwa wie
Steſichoros, aber anders als die Thebaͤer, Pauſ. 9,
11, 1. Vom Nemeiſchen Loͤwen bewahrt Steph. B.
s. v. Βέμβινα zwei Verſe aus dem erſten Buche:


Δέρμα τε ϑήρειον Βεμβινήταο λέοντος, und

Καὶ Βεμβινήταο πελώρου δέϱμα λέοντος;

von beiden aber iſt es nicht nothwendig, daß ſie in der
Beſchreibung des Kampfs ſtanden; ſie koͤnnen gelegent-
lich vorgekommen ſein, wenn von H. Tracht die Rede
war. Dieſe war bei Pan. Keule und Loͤwenfell. Bei
der Hydra erwaͤhnte er auch den Krebs; aber daß ihn
H. ſelbſt zertrat. Eratoſth. Kataſt. 11. Darauf
folgten die andern ἆϑλοι. Und zwar wurde der Zug
gegen Geryoneus noch im erſten Buche erzaͤhlt; H.
erhielt den Becher zur Ueberfahrt nach Pan. von Ne-
reus. Athen. 11, 469 d. vgl. Macrob. S. 5, 21. und
uͤber andre Umſtaͤnde der Erzaͤhlung des Pan. Bd. 2.
S. 425. Beim Heſperidenzug webte Pan. vermuthlich
zuerſt das Abentheuer ein, wo Herakles geopfert wer-
den ſoll, wie es die Jonier bei Herod. 2, 45. erzaͤhlen,
πολλὰ μὲν ἐπιϑεῖναι λέγων πέμματα, πολλὰς δὲ
νοσσάδας ὄρνεις. Athen. 4, 172 d. Daß er ſchon den
Namen Buſiris kannte, wird nicht geſagt; Pherekydes
nannte ihn ſchon ſo. Panyaſis beſchrieb den Kampf
mit dem Drachen, woraus man ſpaͤter das Sternbild
Engonaſin machte. Hygin Poet. astr. c. 6. p. 369 M.
Schaub. ad Eratosth. 4. p. 77. Aus dem dritten
Buche ſind die Verſe bei Athen. 11, 498 b.:


[473]
τοῦ κεϱάσας κρητῆρα μέγαν χρυσοῖο φαεινὸν [...]

σκύπφους αἰνύμενος ϑαμέας πότον ἡδὺν ἔπινε ·

und daran ſchließt ſich wohl die Aufforderung zum
Trinken an, welche aus Stobaͤos und Athenaͤos Brunck
im 2. und 3. Frgm. der Analecta, Gaisford Poëtae
Graeci min. p.
469. 1. 2. aufgenommen haben. Dabei
konnte auf irgend eine Weiſe der Vers vorkommen,
den die Sch. Pind. P. 3, 177. ebenfalls aus dem
dritten Buch der Heraklee anfuͤhren:


καί ῥ᾽ ὁ μὲν ἐκ κόλποιο τροφοῦ ϑόρε ποσσὶ

Θυώνης

in welchem Dionyſos jugendliche Kraft, wie die des
Hermes im Hom. Hymnus, beſchrieben wird. Auch
das herrliche Fragment: πρῶται μὲν Χάϱιτές τ᾽ ἔλα-
χον καὶ εὔφρονες Ὧραι κ. τ. λ. und das folgende bei
Ath. 2, 36 d. f. p. 138. 140. Schwgh., vgl. Klem.
Al. Strom. 6, 622 b. Sylb., ſcheinen aus demſelben
Buche geſchoͤpft zu ſein. Dann fragt ſich nur, wel-
ches Gaſtmahl Pan. ſo ausfuͤhrlich beſchrieb. Wahr-
ſcheinlich das bei Pholos, nach Steſichoros Beiſpiel.
Nur muß man dann annehmen, daß er das Aben-
theuer mit den Kentauren nic ht mit dem Fang des
Erymanthiſchen Ebers verband, wie Spaͤtere. Den
Gang in die Unterwelt beſchrieb Pan. ausfuͤhrlich,
und ſtellte Theſeus und Peirithoos angefeſſelten Sitz
mit viel Anſchaulichkeit dar. Pauſ. 10, 29, 2. Ob er
die Dienſtbarkeit des H. durch Iphitos Ermordung
motivirte, weiß ich nicht; daß ſie ihm vom Phthiſchen
Apoll verhaͤngt wurde, habe ich oben Bd. 2. S. 436,
4. gezeigt, und einigen Verſen des Pan. ihre Bezie-
hung auf dieſe Knechtſchaft nachgewieſen, S. 437.
Durch dieſe kam nun H. nach Lydien. Denn daß
Pan. ſchon vor Pherek. und Hellan., Bd. 2. S. 450.,
die Sage von der Omphale behandelte, erhellet aus
Sch. Apoll. 4, 1149. Πανύασίς φησιν Ἡρακλέα νο-
σήσαντα ἐν Λυδία τυχεῖν σωτηϱίας ὑπὸ ῞ϒλλου τοῦ
ποταμοῦ (ἔστι δὲ Λυδίας), καὶ διὰ τοῦτο ἀμφοτέ-
ρους τοὺς υἱοὺς αὐτοῦ ῞ϒλλους κληϑῆναι. Man ſieht
uͤbrigens hieraus, wie damals ſchon der nationale My-
[474] thus ſo ganz und gar verwirrt war. Daran ſchließe
man die fuͤnf Verſe bei Steph. B. s. v. Τρεμιλεῖς uͤber
Tremilos Soͤhne, die H. ohne Zweifel im Folgenden
erlegte. Dem Zuge gegen Hippokoon von Lakedaͤmon
gehoͤrt wahrſcheinlich das Frgm. bei Apd. 3, 10, 3.
Schol. Eurip. Alkeſtis 1. an: Πανύασις, ὅτι Τυνδά-
ρεων (ἀνέςησεν Ἀσκληπιός). Von Hades u. Hera’s Ver-
wundung bei Pylos Bd. 2. S. 444. Die Gruͤndung der
Olympiſchen Spiele kam wohl erſt im elften Buche vor.
Steph. s. v. Ἀσπίς. ἔστι καὶ πέραν Πίσης, ὡς Παν.
ἐν Ἡρακλείας ἑνδεκάτῃ. Bei Oechalia legte Pan. im
Ganzen das Epos des Kreophylos unter, daher ihn
Klemens des Plagiats beſchuldigt (Strom. 6. p. 628
Sylb.); alſo ſetzte er wohl auch dieſe Stadt nach Eu-
boͤa, und die Eroberung wohl ans Ende des Lebens,
wie Apd. Noch finde ich, daß bei Pan. Adonis vor-
kam. Heſych Ἠοίην τὸν Ἄδωνιν Πανύασις, und bei
Apolld. 3, 14, 4. daß Adonis ein Sohn des Theias
von deſſen Tochter Smyrna ſei. Sind dieſe Erwaͤh-
nungen aus der Heraklee und nicht aus dem Gedicht
Jonika: ſo duͤrfen wir wohl auch vom Pan. die
bekannte Erzaͤhlung ableiten, wo Herakles den Adonis
als keinen Gott ſtatuiren will. S. Schol. Theokr. 5,
21. Heſych und Suid. οὐδὲν ἱερὸν. Daß Demeter zu
Eleuſin, Triptolemos Vater, gekommen ſei — Apolld.
1, 5, 2. — ſtand wohl in den Ἰωνικοῖς. Noch iſt ei-
niger Vollſtaͤndigkeit wegen zu erwaͤhnen, Etym. M.
196, 34. τὰ πεδία, corr. πέδιλα, βαιόλα Πανύασις.
Die Sch. Veneta et Wassenb. ad Iliad. 7, 591. ha-
ben βίολα und hernach βῆλα, welches letztre wohl das
richtigere iſt. cf. Heyne ad l.


8.


Ueber Steſichoros Geryonis moͤgen wir
uns noch kuͤrzer faſſen. Er behandelte einen epiſchen
Stoff lyriſch, quippe qui carminis epici gravitatem
lyra sustinuit.
Man thut gewiß nicht Recht, wenn man
die Fragmente in epiſche Hexameter zu bringen ſucht,
wenn es auch mitunter mit wenigen Veraͤnderungen
geht, da die doriſchen Maaße der Γηϱυονὶς, ſo wie
des Enkomion der Helena, vom Hexameter nur wenig
abwichen. Als Lyriker hatte er in der Behandlung
und Anordnung groͤßre Freiheit. Der Hauptgegenſtand
[475] war der Zug gegen Geryoneus; die dieſen betreffenden
Stellen des Dichters ſind oben Bd. 2. S. 424 f. an-
gewandt worden. Epiſodiſch waren vermuthlich andre
Abentheuer des Helden eingeſchoben. So die Ermor-
dung der Kinder der Megara; das Gaſtmahl bei
Pholos, worauf ihn der Becher bringen konnte, nebſt
der Kentauromachie, bei welcher auch wohl das Arka-
diſche Pallantion erwaͤhnt war (Pauſ. 8, 3. Suchf. p.
20.), denn daß er etwa den Enandros aus Pallantion
auf dem Zuge durch Italien erwaͤhnt habe, iſt nicht
glaublich; — vielleicht auch die Gruͤndung der Olym-
pien (Strabo 8, 356). Steſ. war es nebſt Peiſan-
dros, die zuerſt den Herakles mit Loͤwenhaut, Bogen
und Keule ausſtatteten, ſtatt der vollen Heldenruͤſtung;
es bezeichnet dieſe Einzelheit aber eine durchgehends
veraͤnderte Darſtellung der meiſten Abentheuer.


9.


Was den Peiſandros betrifft, ſo iſt zum
Grunde zu legen, was Heyne Exc. 1. ad libr. II. Ae-
neidos
beigebracht hat, namentlich zur Unterſcheidung
des aͤltern Dichters des Namens, des Kameiraͤers,
den man gewoͤhnlich mit Suidas gegen Ol. 33. ſetzt,
von dem juͤngern Larandener im 10ten Jahrhundert
der Stadt. Dieſer dichtete 26 oder mehr Buͤcher ἡϱω-
ικῶν ϑεογαμιῶν;
jener eine Heraklee, von der ein
zweites Buch citirt wird. Vgl. Fabric. Bibl. I. p.
590 Harl.
Weichert a. O. p. 240. Die Fragmente
ſtellen wir etwas vollſtaͤndiger zuſammen als Heyne.
Was Peiſ. von H. Keule und Loͤwenhaut ſagte, iſt
oben Bd. 2. S. 444. bemerkt. Wenn auch das bei
Eratoſth. Kat. 12. aus Peiſ. iſt, daß die Erwuͤrgung
des Loͤwen der erſte Kampf des Helden war: — ſo
kannte er die vorhergehenden Boͤotiſchen Kaͤmpfe nicht,
oder ſtellte ſie anders. Dies beſtaͤtigt der Schol. ad
German. Arat. Phaen. p. 114. Pisandrus Rhodius
refert, eum (leonem) ob primos labores Herculis
memoriae causa honorifice astris illatum. Cf.
Hygin.
Poet. Astron. 2, 24. p. 399. — Pauſ. 2, 37, 4. von
der Vielkoͤpfigkeit der Hydra. — Sch. Pind. O. 3, 12.
(e cod. Vratisl. Boeckh) aus Peiſ. Pherek. und einer
Theſeide uͤber die goldgehoͤrnte Hindin. Pauſ. 8, 22,
[476] 4. von den Stymphaliden, daß ſie H. bei Peiſ. blos
mit dem Schall einer Klapper vertrieben. vgl. Pherek.
— Ein Frgm. aus dem zweiten Buche uͤber die
Fahrt nach Erytheia ſ. oben Bd. 2. S. 424. Bei
der Heſperidenfahrt wahrſcheinlich kam Antaͤos vor,
und es wurden Kyrenaͤiſche Gruͤndungsſagen einge-
webt (vgl. Bd. 1. S. 346.). Sch. Pind. P. 9, 183.
ὄνομα δὲ αὐτῇ (der Tochter des Libyerfuͤrſten Antaͤos
zu Iraſa) Ἀλκηΐς, ὥς φησι Πείσ. ὁ Καμειρεύς. Vom
Heſperidendrachen Ladon bei Schol. Apoll. 4, 1396.
τοῦτον Πείσανδρος ὑπείληφεν ἐκ τῆς γῆς γεγενῆ-
σϑαι. Die folgenden Stellen konnten bei den Kaͤm-
pfen hie oder da eingeſchoben ſein. Νοῦς οὐ παρὰ
Κενταύροις aus Peiſ. bei Heſych (wo die Erklaͤrer
mit Unrecht einen Komiker Peiſandros erfinden), konnte
bei dem Abentheuer bei Pholos vorkommen, welches
wohl ſchon Peiſ. mit dem Erymanthiſchen Eber ver-
band. Ueber die warmen Quellbaͤder in den Thermo-
pylen oben Bd. 2. S. 427. Οὐ νέμεσις καὶ Ψεῦδος
ὑπὲϱ Ψυχῆς ἀγοϱεύειν konnte recht wohl in der Ge-
ſchichte der Kerkopen vorkommen. Daß auch Deia-
neira vorkam, iſt aus der von Apd. 1, 8, 5. aus
Peiſ. erwaͤhnten Genealogie klar. Ob der Dichter bei
dem Aufenthalt des H. in Theben Oedipus Schickſale
erzaͤhlte, oder eine beſondre Οἰδιποδία ſchrieb, iſt aus
Schol. Eur. Phoͤn. 1748. noch nicht klar. Von den
Stellen bei Steph. B. hat ſchon Meurſ. Rhod. 2, 11.
nachgewieſen, daß ſie unſerm Peiſ. nicht angehoͤren,
da dieſer nach Suid. nur zwei Buͤcher ſchrieb, dort
aber ein zehntes und ein vierzehntes citirt wird.


Aus dem Gegebnen ſind ungefaͤhr folgende Reſul-
tate abzuleiten. Erſtens, daß Peiſ. ſich hauptſaͤchlich
mit den eigentlichen ἄϑλοις beſchaͤftigte, und darin die
Erzaͤhlung der Nachfolgenden zum Theil feſtſetzte.
Das Epigr. Theokrit 20. betrachtet ihn als den er-
ſten, der den Sohn des Zeus, den Loͤwentoͤdter,
darſtellte; und nach den Nachrichten, daß er dem H.
zuerſt Loͤwenfell und Keule gegeben, moͤgen wir eine
gewiſſe Neigung zur Schilderung einfacher und kraͤfti-
ger Natur in ihm vorherrſchend annehmen. Die Boͤo-
tiſchen und Doriſchen Heldenfabeln ließ er wahrſchein-
[477] lich ganz aus, und verbreitete ſo uͤberhaupt eine ſehr
verſchiedne Anſicht des Heros von der bisher gewoͤhn-
lichen. Die Fabel von Antaͤos nahm er zuerſt aus
Kyrenaͤiſchen Sagen auf, worin ein noͤthigender Grund
liegt, die Abfaſſung ſeines Gedichts nach Olymp. 37.
zu ſetzen, obgleich Suidas Ol. 33. als ſein Zeitalter
angiebt. Die Kenntniß der Lydiſchen Fabel von H.
und Omphale moͤchte ich ihm noch nicht auf Lydus de
magistr.
3, 64. p. 268. Erwaͤhnung der Λυδοὶ χρυσοχί-
τωνες aus Peiſ. hin beimeſſen. Klem. Alex. Str. 6.
p. 628. Anſchuldigung, daß Peiſ. einen Piſinos von
Lindos abgeſchrieben, lehrt uns wenig, da wir von
dieſem Piſinos weiter nichts wiſſen; auch liegt ver-
muthlich ein Mißverſtaͤndniß zum Grunde. Daß man
in dem 24. und 25ſten Gedichte des Theokrit, und der
Megara unter Mopſos Idyllen, Stuͤcke aus Peiſ. und
Panyaſis vermuthen konnte, iſt ſeltſam, da jene Stuͤcke
Doriſch ſind, und dieſe Dichter dem Homeriſchen Dia-
lekt folgten. Auch ſind in der Erzaͤhlung mehrere
Spuren von Alexandriniſcher Behandlungsweiſe. —
Dagegen koͤnnte in dem Bildwerke, das Herakles Tha-
ten in altem, wenn auch nur nachgeahmtem, Style
darſtellt, bei Viſc. PioCl. T. 4. tv. a, 7. die Erzaͤh-
lung des Peiſandros uͤbrig ſein.


10.


Von Peiſandros ruͤckwaͤrts wird die For-
ſchung nach den Quellen des Heraklesmythus in eben
dem Maaße wichtiger, als die Nachrichten ſparſamer
ſind. Wir muͤſſen jetzt auf Gedichte kommen, die je-
nen kuͤnſtlichen Zuſammenhang noch nicht hatten, ſon-
dern mehr die einzelnen Sagenkreiſe fuͤr ſich dar-
ſtellten.


Aus der Herakleia des Lakedaͤmonier Kinaͤthon,
gegen Ol. 5. (vgl. Weichert S. 239.), haben wir
nur eine ſichre Stelle, Sch. Apoll. 1, 1357. ὅτι δὲ
Κιανοὶ ὅμηρα ἔδοσαν Ἡϱακλεῖ καὶ ὤμοσαν μὴ λή-
ξειν ζητοῦντες ῞ϒλαν, καὶ φροντίδα ἔχθυσι Τραχι-
νίων διὰ τὸ ἔκεισε κατοικισϑῆναι ὑϕ̛ Ἡρακλεῖ τοὺς
ὁμηρεύσαντας, Κιναίϑων ἱςορεῖ ἐν Ἡρακλείᾳ, aus
welcher eine merkwuͤrdige Sagenverbindung zwiſchen
Trachinien und Kios hervorgeht, die ſich auch in der
[478] Vermiſchung der Fabeln von Theiomenes und Hylas
(Bd. 2. S. 451.) kund thut. Kin. ließ den H. wohl
unmittelbar von Trachis aus nach Kios ziehn. Daß
er auch Heraklidiſche Genealogieen aufnahm, ſahen
wir oben aus Pauſ. 4, 2, 1.; dabei konnte auch Ore-
ſtes Geſchlechtstafel vorkommen (2, 18, 5. Sch. Il.
3, 175.).


11.


Wir kommen zu den Heſiodiſchen Ge-
dichten uͤber die Heraklesfabel. Schon in der Theo-
gonie ſind folgende Hauptzuͤge: die Geburt in Theben
(Θηβαιγενὴς V. 530.) 944. die ςονόεντες ἄεϑλοι, 951.
der Kampf mit dem Loͤwen, 327. der Hydra, 313. dem
Geryoneus, 288. 979. die Befreiung des Prometheus,
529. die Vermaͤhlung mit der Hebe, 950. — An die
Theogonie wurden der erhaltenen Clauſel zufolge ge-
woͤhnlich die Eoͤen angeſungen, welche auch Herakles
Zeugung von einem Gott mit einer ſterblichen Frau
erzaͤhlen mußten. Daß ſchon vor Heſiod Κατάλογοι
γυναικῶν exiſtirten, welche Alkmene als Mutter des
Helden prieſen, ſieht man aus Od. 11, 265. nach der
Bemerkung Heinrichs Proll. ad Scutum p. 52.; aus
den Heſiodiſchen aber iſt, wie jetzt wohl allgemein
anerkannt wird, der Anfang der Ἀσπὶς ein Stuͤck
Vers 1—56. Schol. Ald. p. 40. Heinr. Daß von
der Erzaͤhlung in dieſem Eoͤenfragment die Pherekydei-
ſche wenig abweicht, iſt oben bemerkt. Dagegen er-
zaͤhlen die Sch. vg. ad Apoll. 1, 747. den Tod des
Elektryon ganz anders, als dieſes Fragment. Hier
toͤdtet Amphitryon den Elektryon, dort die Teleboer;
hier hat Amphitryon die Alkmene ſchon vorher zur
Ehe, dort heirathet er ſie erſt hernach: ſo daß man
annehmen muß, daß dieſe Sage noch in einem andern
Heſiodiſchen Gedichte behandelt wurde, wenn jene
Schol. ein genaues Excerpt geben. Nun erzaͤhlten aber
die Eoͤen weiter die Thaten und Kaͤmpfe des Helden,
moͤglichſt wie es ſcheint die Mutter einmiſchend, wie
das ſchoͤne Bruchſtuͤck bei Aſpaſios zu Ariſtot. Eth.
Nikom. 3, 5. beſagt:


[479]
ὦ τέκνον, ἠ μάλα δή σε πονηρότατον καὶ

ὰριςον

Ζεὺς ἐτέκνωσε πατήρ, und weiter

Τέκνον ὲμὸν, Μοῖραί σε πονηϱότατον καὶ

ὰριςον.

Auch kam die gaſtliche Aufnahme des Herakles bei
Telamon und das Gebet fuͤr den kleinen Aias ungefaͤhr
ſo vor, wie es Pindar J. 6, 26. erzaͤhlt. Sch. ad 1.
Am ausfuͤhrlichſten aber wurde hier die Eroberung von
Pylos erzaͤhlt, und hier laͤßt ſich aus den einzelnen
Auszuͤgen und Excerpten noch ſehr gut folgende Dar-
ſtellung zuſammenſetzen. Neleus will den H. vom
Morde des Iphitos nicht ſuͤhnen und die Neliden be-
handeln ihn uͤbermuͤthig, darum zieht er gegen Pylos.
Schol. Ven. et min. ad Il. 2, 336. Nel. hat zwoͤlf
Soͤhne, unter ihnen den trotzigen Periklymenos, dem
Poſeidon die Gabe der Verwandlung verliehn. Frgm.
bei Sch. Apoll. 1, 156. im Auszuge Euſt. Od. 11.
p. 1685. Schol. vg. ad Od. 11, 286. So lange er
lebt, iſt Pylos nicht zu erobern; am Ende aber toͤdtet
ihn H., von der Athena aufmerkſam gemacht, da er
als Biene auf dem Joche ſeines Geſpannes ſitzt. Schol.
Il. und Apoll. a. O. Dann erobert H. Pylos und
toͤdtet elf der Soͤhne, nur Neſtor entging, weil er bei
den roſſebaͤndigenden Gereniern erzogen wurde (Frgm.
bei Steph. B. Γερηνία, Euſt. Il. 2. p. 231. vgl.
Schol. Ven. Il. 2, 336. min. ad Od. 3, 68.). Offen-
bar hat auch Apolld. 1, 9, 10. und 2, 7, 3. aus
dieſer Stelle Heſiods geſchoͤpft. vgl. Ruhnk. epist.
crit. p.
112. Heyne ad Apolld. p. 62. Nach Heyne
kam die Sage im erſten Buche der Κατάλ. vor; dann
muͤßte man ſie unter die Genealogie der Tyro, nicht
der Alkmene, bringen, die nach der Zeitordnung erſt
ſpaͤter kommen konnte: aber es ſteht nichts von α
καταλόγων bei Euſt. zu Il. 2. p. 231.


12.


Was nun aber die eigentliche Ἀσπὶς
Ἡρακλέους
anbetrifft, die jetzt ἀκέϕαλος: ſo muͤſſen
wir dieſe als einzelnes, und in eben dem Sinne He-
fiodeiſches Gedicht ſtehn laſſen, als es manche andre
[480] der Art waren. Apollonios, der Rhodier, erwaͤhnt
in dem Schol. Aldin., daß Jolaos eben ſo wie im
Schild, auch im Katalogos der Frauen, als Wagen-
lenker des H. gefunden werde. Aber ſchon Steſi-
choros fuͤhrte etwas daraus als Heſiodiſch an, wie
man wohl die Stelle faſſen muß. Warum ſoll Steſi-
choros nicht den Heſiod citiren, wie Pindar den Ho-
mer, Simonides den Steſichoros ſelbſt (Ath. 4, 172
d.), und uͤberhaupt die Lyriker oͤfter andre Dichter
anfuͤhrten. Wahrſcheinlich geſchah dies im Kyknos, p.
36. Suchf., in welchem er viel von ſeinem epiſchen
Vorgaͤnger abwich, namentlich darin, daß er H. an-
fangs fliehen ließ (Schol. Pind. O. 11, 19.): worin
auch Pindar der lyriſchen Umdichtung folgte. Heſi-
odeiſch konnte aber dem Steſichoros das Lied ſein, und
wenn es nur 10 Olympiaden aͤlter war als er, und
dies Alter ihm abzuſtreiten, haben wir gar keinen
Grund.


Die Aſpis hat uͤber Elektryons Tod dieſelbe Sage
wie das Eoͤenfragment. V. 89. Auf unbekannte
Sage weiſ’t dagegen V. 90. hin: „Iphiklos verließ
ſein Haus und ſeine Eltern, und ging den fluchwer-
then Euryſtheus zu ehren, der Ungluͤckliche: viel mußte
er nachmals ſeufzen, ſein rathloſes Thun bejammernd
— mir aber legte die Gottheit ſchwere Kaͤmpfe auf.“
Hieraus geht zugleich hervor, daß H. die Kaͤmpfe
nach dieſem Dichter nicht auf Euryſtheus Geheiß be-
ſtand, ſondern auf des Gottes: vermuthlich um eine
Suͤhnſchuld zu tilgen — obgleich Homer die Dienſt-
barkeit des H. bei Euryſtheus ſchon kennt. Auch eine
fruͤh verloſchne Tradition iſt die von dem Roſſe des
H. Areion, V. 120. Die Schol. Il. 23, 346. er-
zaͤhlen, daß Poſeidon es dem Koͤnige von Haliartos
ſchenkte, dieſer dem H., welcher damit den Kyknos in
der Hippodromie des Pagaſaͤiſchen Apoll uͤberwand,
und es endlich von H. an Adraſtos kam, aus den
Kyklikern. Eine ganz andre Tradition, wie H. das
Roß erhalten habe, hat Pauſ. 8, 25. — Bemerkens-
werth iſt, daß Pallas dem H. den Schild gab, als er
zuerſt die Kaͤmpfe beginnen wollte. V. 127. Dies
ſetzt wieder gaͤnzlich andre Traditionen voraus, als die
[481] ſeit Peiſandros herrſchenden; was ſollte ihm der Schild
gegen den Loͤwen? Aus V. 353. ſehen wir, daß H.
nach Trachis will, wie bei Apd. 2, 7, 7.; er muß
alſo wohl von Nordtheſſalien herkommen, woraus ſich
vermuthen laͤßt, daß der Saͤnger den Krieg mit den
Lapithen als vorhergehend denkt. —


13.


Als ein Gedicht von ganz aͤhnlichem Ton und
Gehalt duͤrfen wir uns die Hochzeit des Keyx,
γάμος Κήϋκος, denken. Auch dies Gedicht hat den
Namen von einem beſonders glaͤnzend ausgefuͤhrten
Theile, dem hochzeitlichen Mahle des Trachinierfuͤrſten.
Deſſen Frau iſt unbekannt; denn es iſt nicht glaublich,
daß Heſ. die ganz verſchiedenartige Fabel von Keyx
und Alkyone hier einmiſchte. Sonſt wurden wohl hier
die Kaͤmpfe des H. mit den Dryopern und dgl. erzaͤhlt.
Auch, daß er auf der Argo bis Aphetaͤ mitfuhr. Sch.
Apoll. 1, 1290. — Plut. Sympoſ. 8, 6. p. 340. H.
fuͤhrt eine bildliche Redensart aus dem τὸν Κήϋκος
γάμον εἰς τὰ Ἡσιόδου παρεμβαλόντι an; Ath. 2,
49. und Poll. 6, 83. aus demſelben Gedichte Stellen
uͤber den Gebrauch dreifuͤßiger Tiſchchen bei der Mahl-
zeit. — Wie Steſichoros Κύκνος zur Ἀσπὶς von Heſ.,
ſo verhielt ſich wahrſcheinlich zu dem γάμος Κήϋκος ein
gleichnamiges Gedicht des Bakchylides. So iſt ſchon
oben Bd. 2. S. 457, 1. vermuthet worden; nun giebt
Athen. u. der Schol. zu Plat. Symp. p. 373. B. den
Hexameter: αὐτόματοι δ̛ ἀγαϑοὶ δειλῶν ἐπὶ δαῖτας
ἴασι, als von H. an Keyx Schwelle geſprochen, und
es wird wahrſcheinlich, daß dies der Heſiodiſche iſt.
Nur hat ihn nicht zuerſt Kratinos in der Πυλαία,
wie der Schol. meint, ſondern Bakchylides umgeaͤndert,
und ihm die derbe Bitterkeit des δειλῶν benommen. —
Wahrſcheinlich ſtammt auch aus Heſiod und vielleicht
aus demſelben Gedichte, was Bakch. von H. Kentau-
renkampfe bei Dexamenos erzaͤhlte. S. Bd. 2. S. 418,
1. 3.


Von der Eroberung Oechalia’s iſt Bd. 2. S. 411.,
vom Aegimios ebd. S. 28. gehandelt. Den Vers
aus dieſem Gedicht bei Athen. 11, 503 d.: ἔνϑα ποτ̛
ὲσται ἐμὸν ψυκτήριον, ὄϱχαμε λαῶν, ſpricht vielleicht
III. 31
[482] H. zum Aegimios, indem er einen Platz zu einem
Hain fuͤr ſich bezeichnet. Auch der Heſiod. Vers bei
Plut. Theſ. 30. uͤber Theſeus Liebe zur Aegle iſt aus
dem Aegimios geſchoͤpft, wie die Vergleichung von
Ath. 13,557. zu lehren ſcheint; vgl. Schweigh. — Was
Demetrius, der Phalereer, bei Schol. Od, 3, 267. von
dem Epos eines uralten Lakoniſchen Saͤngers Demo-
dokos „Amphitryons Schlacht gegen die Teleboer“ er-
zaͤhlt, iſt freilich kein litterarhiſtoriſches Datum, aber
beweist doch, daß man dieſe Mythe fuͤr ſehr alt hielt.


14.


Daß aber ſchon vor der Ilias Herakleen
exiſtirten, kann Niemandem verborgen bleiben, der
die bei Homer uͤber H. vorkommenden Stellen combi-
nirt, und die innre Einheit bemerkt, die nicht die
Tradition, ſondern nur die epiſche Bearbeitung ihnen
geben konnte. Hera als die feindliche, Athena als
die freundliche Gottheit, ſtehen ſich ſchon gegenuͤber;
und die letztre kann doch kaum mehr als poëtiſches
Motiv geweſen ſein, obgleich Hera’s Gegenwirken in
lokaler Sage ſeinen nachweisbaren Grund hat. So
ſind auch die andern Grundzuͤge der Fabel, beſonders
alle idealeren, in Homer ſchon vorhanden, von der
Geburt des Helden bis zum Tode, den nach Il. 18,
117. ebenfalls die grollende Hera verurſacht, die aber
doch ſeiner Erhebung zu den Olympiern nicht wehren
kann. Dieſer Zuſammenhang hat ſchon auf die ein-
zelnen Sagen einen aſſimilirenden Einfluß geuͤbt, und
zum Beiſpiel die im Urſprunge ſehr verſchiedenartige
Koiſche ſich angeeignet. Die Ineinander beitung,
Vermittlung und Verknuͤpfung aber der Theſſaliſchen,
Boͤotiſchen, Peloponneſiſchen Sagen muß Jahrhunderte
vorhergegangen ſein; und da dieſen Proceſſus gleichſam
ruͤckgaͤngig zu machen, und das combinirte Ganze auf-
zuloͤſen, der eigentliche Zweck der obigen Unterſuchung
(Buch 2. K. 11. 12.) war: ſo kann ihr dieſe litterar-
hiſtoriſche ſich nur von ferne naͤhern, und nur einen
untergeordneten Vortheil fuͤr dieſelbe gewaͤhren.


[483]

3.


1.


Mythiſche Begebenheiten nach einer Jahres-
rechnung anordnen zu wollen, wird jetzt ziemlich allge-
mein fuͤr unvernuͤnftig gehalten; auch die Rechnung
nach Geſchlechtern iſt fuͤr dieſe Zeiten um nichts ſtatt-
hafter: doch muß zugegeben werden, daß der innre
Connex der Begebenheiten, deren Andenken die Mytho-
logie aufbewahrt, ausgemittelt, ſonach auch eine ge-
wiſſe Folge derſelben aufgeſtellt werden kann. Dies
verſuchen wir hier von den in dieſem Buche erwaͤhn-
ten:


31 *
[484]

2.


Von der Heraklidiſchen Wanderung an folgen
wir der Zeitrechnung der Alexandriniſchen Chronolo-
gen, die wir durchaus nur zu reſtituiren, nicht
zu pruͤfen im Stande ſind. Daß ſie auf einheimiſche
Monumente des Peloponnes bauten, die ſelbſt die
Jahre der Regenten angaben, iſt Bd. 2. S. 102. nach-
gewieſen. Blos aus Berechnung der Generationen
konnten die Data nicht abgeleitet werden, die Syn-
kellos aus Euſeb, dieſer aus Diodor, Diodor endlich
aus Apollodor aufbewahrt hat; und Larchers Kritik
und Verwerfung der Alexandriner moͤchte leicht eben
ſo grundlos als anmaßend befunden werden.


[485]
[486]
[487]

3. Rechnung nach den Olympiaden.


[488]
[489]
[490]
[491]
[492]
[493]
[494]
[495]
[496]
[497]
III. 32
[498]
[499]
32 *
[500]
[501]

Anmerkungen.


  • 1. Dieſe Rechnung muß ſchon aus den Logographen
    ſtammen.
  • 2. nach Apollodor Bd. 2. S. 132., aus dem auch
    Tzetz. Chil. 12, 193. daſſelbe beibringt (nur,
    was er uͤber Homers Zeitalter ſagt, muß Miß-
    verſtand ſein). Dem Apd. folgen Dionyſ. Hal.
    [502] und Solin, vgl. Larcher Chronol. d’Herod. p.
    373. Timaͤos Rechnung differirte um 9 Jahre
    (ſ. Bd. 2. S. 118, 4.), dieſer folgt Vellejus
    ziemlich genau. Apollodors Rechnung kann jetzt
    aus dem Armeniſchen Euſeb p. 166. vollſtaͤndig
    reſtituirt werden; man ſieht naͤmlich aus dieſer
    Quelle, daß Olymp. 1. bei Apd. in das zehnte
    Jahr des Alkamenes traf. Die Kanones des
    Euſeb ſetzen dieſe in das 37ſte, letzte, J. des
    Alkam., welcher Fehler nach meiner [Meinung]
    dadurch entſtanden iſt, daß Euſeb das erſte
    Regierungsjahr des Euryſthenes mit der Epoche
    des Heraklidenzugs fuͤr einerlei nahm; Apollo-
    dor aber rechnete erſtens, der Laked. ἀναγϱαφὴ
    gemaͤß, etwa ein Jahr (χρόνον οὐ πολλὸν He-
    rod.) fuͤr Ariſtodem, dann 30 fuͤr die Minder-
    jaͤhrigkeit der Bruͤder, vgl. oben S. 84. Nun
    haben die Kanones 324 Jahre vom Herakl. Zuge
    bis Ol. 1. (916 bis 1240); von dieſen muß
    man jene 27 J. des Alkam. abziehn, und 31
    fuͤr Ariſtodem und die Minderjaͤhrigkeit zufuͤgen;
    ſo hat [man] 328 Jahre, und ohne Zweifel Apol-
    lodors Berechnung voͤllig genau.
  • 3. S. Bd. 2. S. 133, 1. Die Reihe der Korin-
    thiſchen Fuͤrſten iſt ganz nach Diodor angeſetzt,
    der offenbar aus den Alex. Chronologen ſchoͤpfte,
    aber einen aͤhnlichen Fehler beging, wie der
    Anm. 2. an Euſeb geruͤgte. Schon Weſſeling
    hat ihn nach Didymos berichtigt. Das Frgm.
    Diodors hatten wir vorher blos im Synkellos,
    jetzt giebt es ganz uͤbereinſtimmend auch der
    Armeniſche Euſeb S. 16. ed. Mai.
  • 4. Nach Euſeb, vgl. Bd. 2. S. 259. Aber ich
    weiß nicht, was mich dort verleitet hat, die
    Stelle aus der Inſchrift bei Fourmont (die ſich
    auch unter den Choiſeulſchen Marmorn zu Paris
    befindet, Dubois Catal. n. 206.) mit Ergaͤnzun-
    gen zu geben, die ich waͤhrend der Abſchrift
    fluͤchtig an den Rand geſchrieben, und durchaus
    [503] nicht [gepruͤft] hatte. Ich gebe ſie jetzt nach einer
    Mittheilung von Boͤckh, nur an einer Stelle
    abweichend: Ἀγαϑῃ τυχῃ. Λευκιππος [απη-
    νεγκε το ψηφισ] μα το γενομενον ὑπο των
    Πανελληνων [Μαγνησι, οἱ οικονσι] πϱος τῳ
    Μαιανδρῳ ποταμῳ αποικοι [οντες Μαγνητων]
    των εν Θεσσαλιᾳ πϱωτοι Ἑλληνων [των κα-
    τα] την Ασιαν, και κατοικησαντες συν [ηνδρα-
    γαθουν] πολλακις Ιωσι και Δωριευσι και τοις
    ε [κ του αυτου γ] ενους Αιολευσι, τιμηϑεντες
    και υπο [των Ρω] μαιων δι̕ ἁς εποιησανυο
    συμμα [χιας και δ] ωρεων εξαιρετων τυχοντες
    ὑ [πο ϑεου Τϱαιανου Αδ] ριανου πατρος Τ.
    Αιλιου Καισαρος [αυτοκϱατο] ρος Αδϱιανου
    Αντωνινου.
  • 5. Aeginet. p. 98.
  • 6. Der Armen. Euſeb hat S. 166. in dem Auszug
    aus Diodor fuͤr Prokles 51 Jahre, wofuͤr ich,
    nach oben Bd. 2. S. 96., 41 corrigire. Aber
    die in dieſem Auszuge gegebne Liſte der Prokli-
    den iſt ſehr luͤckenhaft, und giebt daher nur
    bis Soos und nach Charilaos beſtimmte Data.
  • 7. Larcher will nicht, daß Agis blos 1 Jahr ge-
    herrſcht habe, weil er ſo beruͤhmt geworden.
    Aber um auf ſeine Weiſe zu raͤſonniren: kann er
    das nicht als Kronprinz geworden ſein, und
    kann nicht die Sehnſucht nach dem zu fruͤh Ge-
    ſtorbnen den Ruhm ſeiner Regierung eben ver-
    groͤßert haben?
  • 8. Ueber die Epoche ſ. Bd. 2. S. 132. Zu den
    Stellen kommt jetzt noch Cic. de rep. 2, 10.
    der auch aus Apollodors Χϱονικοῖς ſchoͤpft.
    Eratoſth., der die erſte Ol. 407. nach Troja’s
    Zerſt. fixirte, ſetzte Lykurg 219. nach dem He-
    rakl. Zuge; ſo auch Porphyr. bei Euſeb Armen.
    p.
    139. Scal. p. 27. Apollod. und Eratoſth.
    rechneten naͤmlich beide 27 Olympiaden von
    [504] Iphitos bis Koroͤbos, welche Zahl Ariſtodem
    von Elis und Polyb bezeugen, bei Euſeb Arm.
    p.
    141. Scal. p. 39. Kallimachos dagegen
    rechnet nur 13 von einer Epoche zur andern,
    vielleicht ennaëteriſche. Vgl. Bd. 2. S.
    252.
  • 9. Dieſer regierte 35 Jahre, wie der Armen. Euſeb
    und auch Synkellos in der Liſte p. 170.; nicht
    30., wie bei dem Letztern im Text ſteht.
  • 10. Soſibios bei Klem. Alex. Str. 1. p. 327. ſetzt die
    Regierung des Charilaos auf 64, des Nikandros
    auf 39 Jahre und Ol. 1. in das 34 Jahr des
    Nikandros, und ſo glaube ich rechnet auch Pauſ.,
    bei dem daher Theopomps Regierung 6 Olymp.
    weiter hinabgeht als bei Euſeb. Auch iſt bei
    Pauſ. Polymeſtors — Zeitgenoſſen des Cha-
    rilaos — Nachfolger Zeitgenoſſe des erſten
    Meſſeniſchen Kriegs.
  • 11. S. Bd. 2. S. 93, 7. Fuͤr Pauſ., gegen Str.,
    ſtimmt auch Phlegon Trall. a. O. p. 130.
  • 12. Diejenigen, welche die Erbauung von Syrakus
    mit Euſeb Ol. 11, 4. ſetzen (neuerlichſt auch
    Poppo ad Thuc. 2. p. 561) und die von Leon-
    tinoi 13, 1., muͤſſen annehmen, daß der Megarer
    Lamis in einem Jahre Trotilos und Thapſos
    angelegt habe, u. von Thapſos nach Megara gezo-
    gen ſei — gewiß ganz gegen Thukydides Intention.
  • 13. nach Euſeb. Pauſanias laͤßt den Alkamenes erſt
    Ol. 10 ſterben; ohne viel Auktoritaͤt, da das
    Datum in Myrons romanhafter Erzaͤhlung da-
    rinſteht.
  • 14. nach Euſeb. p. 167. Armen. Pauſ. laͤßt dage-
    gen den Theopomp noch Ol. 14 und 15. leben,
    indem er auf den Tyrtaͤos baut, der dieſen
    Koͤnig als Eroberer Meſſeniens nennt. S. Bd.
    [505] 2. S. 146. Doch iſt der Schluß nicht voͤllig
    zwingend, da Tyrtaͤos auch den Koͤnig ſo nennen
    konnte, der das Bedeutendſte dazu gethan.
    Die Chronologen, aus denen Euſeb ſchoͤpft,
    ſcheinen der Meſſeniſchen Tradition gefolgt, nach
    der Theopomp im Kriege getoͤdtet wurde (was
    Myron indeß erſt in das vorletzte Jahr des
    Kriegs ſetzte) Bd. 2. S. 144, 4., bei einem
    Hekatomphonien-Opfer nach Klem. Alex. Protr.
    p. 36. Sylb. (Euſeb Pr. Evg. 4, 126 c.), der
    aber eine ſehr confuſe Vorſtellung von dieſem
    Opfer hat; und ſo ſchließe ich hieraus und aus
    Soſibios des Lakonen N. 10. bemerktem Zeug-
    niſſe, daß Euſebios Quellen in dieſer Gegend
    der Geſchichte nicht mehr der Lakoniſchen ἀνα-
    γϱαφὴ folgten.
  • 15. nach Thukyd. mit Beziehung auf das Datum
    Ol. 5, 3: wornach die Angabe Ol. 22, 2. Bd.
    2. S. 110. zu verbeſſern iſt.
  • 16. Eine Art Heros bei der Nachwelt, wie ſeine
    τιμαὶ (Pauſ. 3, 3, 2.), der Gebrauch ſeines
    Bildes zum Staatsſiegel (11, 8.), und daß ſein
    Haus ein oͤffentliches wurde (12, 3.), beweiſen.
  • 17. Bd. 2. S. 117., wo aber Akraͤ und Kasmenaͤ
    verwechſelt ſind.
  • 18. Bd. 2. S. 161. 164, 11. Plutarch de sera 7.
    p.
    231. irrt gewaltig, wenn er den Sieg des
    Kleonaͤer Teletias ἐν παισὶν in den Pythien
    (nach Ol. 47) vor die Tyrannis des Orthagoras
    ſetzt.
  • 19. Bd. 2. S. 119. wo 28 fuͤr 27 zu ſetzen.
  • 20. Die auch zu Sparta, dem Schirmvogt der
    Ariſtokratie, flohen. Plut. Lyſ. 1. Doch blie-
    ben noch Herakliden in Korinth. Bd. 2. S.
    118. Was die Epoche betrifft: ſo vereinigen
    [506] ſich die Data aus Diodor uͤber die Koͤnige und
    neunzig Prytanen Korinths (Strabons 200 ſind
    Verwechſlung mit der Zahl der Maͤnner des Ge-
    ſchlechts) aufs ſchoͤnſte mit den gepruͤfteſten uͤber
    die Kypſeliden.
  • 21. Nach Thuk. 6, 5. vgl. das Datum 5, 3. Die
    Schol. Pind. O. 5, 16. welche die Gruͤndung
    Ol. 45. ſetzen, ſo wie Euſeb, rechnen von Ol.
    11, 4. aus.
  • 22. Nach Thuk. mit Beziehung auf das Datum
    Ol. 16, 4.
  • 23. Bd. 2. S. 162. wo aber zu bemerken, daß ich
    jetzt keinen Grund ſehe, den Krieg der Argeier
    mit Korinth, wovon die Helminſchrift ſpricht,
    mit dieſem fuͤr eins zu halten, obgleich Sikyon
    und Korinth damals engverbunden waren, und
    das erſtre kaum mit Argos Krieg fuͤhren konnte
    ohne durch Mitwirkung des letztern: aber Boͤckh
    bezieht jene Inſchrift, gewiß richtiger auf die
    bezeugte Theilnahme der Argeier an einem Krie-
    ge Megara’s gegen Argos, geg. Ol. 60. Bd. 2.
    S. 89.
  • 24. Dieſer Sieg kann nicht wohl fruͤher geſetzt
    werden, weil Megakles, den wir von Ol. 54
    bis nach 60. als Faktionshaupt in Athen finden,
    vor dieſer Zeit kaum als Freier aufgetreten ſein
    kann (der andre Freier von Athen, Hippoklei-
    des, war Ol. 53, 3. Archont), nicht ſpaͤter,
    weil die Kypſeliden damals noch beſtanden, wie
    aus Herod. 6, 128. erhellt.
  • 25. S. uͤber die Rechnung der Pythiaden Boͤckh
    Expl. Pind. O. 12. p. 206. Nur glaube ich
    nicht, daß der ἀγὼν χρηματίτης Ol. 48, 3.
    ſtatt gefunden, ſondern weil Pauſ. richtig in
    Erfahrung gebracht, daß man die Pythiaden
    von 48, 3. aus zaͤhlen muͤſſe, ſetzte er auch die
    [507] erſte auf dieſes Datum. Aber er uͤberſah, daß
    die erſte Pythiade noch ennaëteriſch war, wie
    aus dem Marm. Par. hervorgeht, wornach ich
    auch in der Hypoth. der Schol. zu den Pythien
    fuͤr μετὰ χϱόνον ΕΞΑΕΤΗ — ΕΝΝΑΕΤΗ
    corrigiren moͤchte; obgleich der Fehler alt iſt.
  • 26. S. Bd. 1. S. 374., wo fuͤr Ol. 60 — 50 zu
    ſchreiben. Weil aber die Begebenheit neuerlich
    mehrmals, und nach meiner Anſicht nicht voͤllig
    genuͤgend, behandelt worden iſt: finde ich hier
    zu bemerken, 1. daß die Stellen Pauſ. 5, 6, 2. 5,
    10, 2. 6, 22, 2. uͤber die ἀνάστασις der Piſaten
    offenbar von einer und derſelben Begebenheit
    handeln, und darnach die zweite ſo zu interpre-
    tiren iſt: das Bild des Zeus iſt verfertigt von
    der Beute, die damals gemacht wurde,
    als die Eleer Piſa bezwangen (ſo Dodw. Ann.
    Thuc. p.
    137.; anders Voͤlckel uͤber den Tempel
    des Ol. Jup. S. 6. Kruͤger de Xenoph. Vita
    Qu. Cr.
    ). 2. Bei Str. 8, 355 c. (vgl. oben S.
    149, 2.) kann die ἐσχάτη κατάλυσις τῶν Μεσ-
    σηνίων nicht der Krieg von Ol. 81. ſein, da
    die Piſaten weder ſo lange als Agonotheten ge-
    dacht werden koͤnnen, noch Neſtoriden als in
    Pylos beſtehend: ſondern er meint die Unterjo-
    chung nach Ol. 30, nach welcher die Lakedaͤmo-
    nier den Eleern beigeſtanden haben moͤgen, Piſa
    allgemach zu ſchwaͤchen, bis es Ol. 50. ganz
    unterthaͤnig wurde.
  • 27. Diog. L. 1, 98. Beilaͤufig: den angeblichen
    Brief Kleobuls an Solon, worin er ihm ſchreibt,
    daß Lindos δαμοκρατεῖ (Diog. 1, 93. Suid.
    Κλεοβ.) wird Niemand fuͤr die Verfaſſungsge-
    ſchichte von Rhodos benutzen wollen.
  • 28. Dagegen leitet noch ſpaͤter ein T. Statilius
    Lamprias, S. des Timokrates, Memmianus
    ſein Geſchlecht von Perſeus (durch Herakles)
    und den Dioskuren ab (Maffei Mus. Veron. p.
    [508] 43. Veron. illustr. T. 1. Inscr. 60. Murat.
    561, 2.), wie ein M. Aurel. Ariſtokrates S.
    Damaͤnetos, erblicher Prieſter des Herakles und
    der Dioſkuren zu Sparta, von jenem im 48ſten,
    dieſen im 44ſten Geſchlecht abzuſtammen behaup-
    tet. Cyriac. Ill. p. 38. n. 249. vgl. 250. —
    Zu den Koͤnigen von Argos gehoͤrt auch Archi-
    nos nach Schol. O. 6, 152., aber er war Ty-
    rann, Polyaͤn 3, 8, 1.
  • 29. Was dies Geſchlecht betrifft: ſo glaube ich jetzt,
    daß aus der Combination der Stellen bei den
    Schol. Pindars (vgl. Bd. 1. S. 338. 469. mit
    Boͤckh Expl. Pind. O. 3.) folgende Genealogie
    als die zu Akragas ſelbſt beglaubigte mit
    Wahrſcheinlichkeit hervorgehe. Theras — Sa-
    mos — Telemachos (geht von Thera nach Rho-
    dos, glaub’ ich; ſein Geſchlecht mit den Lin-
    diern nach Gela und Akragas) — Emmenides
    oder Emmenes (der mythiſche Stammvater der
    πάτϱα, den man ſchwerlich nach Ol. 57. ſetzen
    konnte); dann eine Luͤcke, darauf ein juͤngrer
    Telemachos (Ol. 57.) — Chalkiopeus — Pataͤ-
    kos — Aeneſidamos — Theron.
  • 30. Daß Pauſ. 3, 7, 5. ſehr irrt, wenn er den
    Kampf in die Regierung Theopomps ſetzt (Plut.
    Lak. Ap. p. 233. in die Polydors, Solin. 7,
    9. in Ol. 10, 4.), zeigt er ſelbſt dadurch, daß
    er des Argiviſchen Kaͤmpfers Alkenors Sohn
    Perilaos als Nemeoniken nennt (Bd. 2. S. 158);
    Nemeoniken aber kommen erſt ſeit Ol. 53. vor.
  • 31. Herod. 5, 46. vgl. Plut. Lyk. 20. Daß Dori-
    eus nicht mit gegen Sybaris gekaͤmpft, kann
    man auch chronologiſch demonſtriren.
  • 32. Von Lakoniſchen Geſandten an dieſen ſpricht
    Plut. Lak. Ap. p. 245.
  • 33. Nach Herod. 6, 33. vgl. Bd. 2. S. 121. wo
    fuͤr „des Xerxes gegen Griechenl.“ — „des Jo-
    niſchen Aufſtands“ zu corrigiren iſt.

[509]
  • 34. Vielleicht 71, 3.; dann haͤtte Diod. 11, 48.
    Anaxilaos Herrſchaft von Meſſana mit der von
    Zankle verwechſelt.
  • 35. Dieſer Einnahme ging eine große Seuche vor-
    aus, nach Diomed ap. Putsch p. 484., der Hieron
    ſtatt Gelon nennt. Auf dieſelbe bezieht Corſini
    F. A. 2, 1. p. 110. die Elegie des Theognis
    auf die der Belagerung der Syrakuſier Entgan-
    genen, bei Suid., aber Syrakus wurde damals
    gar nicht belagert. Ich halte τῶν Συρακουσίων
    fuͤr den Subjektsgenitiv, und denke Megara als
    die belagerte Stadt hinzu.
  • 36. S. oben S. 352 f. Die Rede des angebl. Theſſa-
    los in Epist. Hippocr. p. 1294. Foeſ. erzaͤhlt:
    Der GroßK. habe Erd’ und Waſſer gefordert
    (Ol. 71, 4.), die Koer haͤtten es verweigert
    (gegen Herod. 6, 49), darauf habe er Kos der
    Artemiſia zur σαγήνευσις uͤbergeben. Sie
    leidet Schiffbruch, aber erobert hernach doch
    die Inſel. Waͤhrend des erſten Kriegs (Ol. 72,
    3.) ſtehn Kadmos und Hippolochos der Stadt
    vor; aber als Artemiſia die Inſel eingenommen,
    verlaͤßt ſie der erſtre.
  • 37. Des Dorieus Sohn, nach Herod. 9, 10. Aber
    warum war er dann nicht Koͤnig vor Leonidas;
    wenn Dorieus der aͤlteſte Sohn des Anaxandri-
    das? Vielleicht, weil ein Heraklide der das
    Vaterland verließ, ſein Thronrecht verlor. Plut.
    Ag. 11.
  • 38. Ich erlaube mir hier einen berichtigenden Nach-
    trag zu Bd. 2. S. 179. Die Mantineer ruhten
    nicht waͤhrend der Schlacht von Plataͤaͤ, ſon-
    dern kamen nur zu ſpaͤt (Her. 9, 77.), wie
    ſie auch in den erſten Tagen von Thermo-
    pylaͤ mitſtritten (7, 202.), und uͤberhaupt da-
    mals noch treue σύμμαχοι, nach Diod. 15, 12.
    ſelbſt παραστάται der Laked. waren. Daß ſie
    [510]hernach abfielen, davon lag die Schuld, 1. in
    dem Trachten Mantineas nach der Herrſchaft
    von Parrhaſien, das Lakedaͤmon ſchuͤtzte. Thuk.
    5, 29. 33. 2. in der Feindſchaft gegen Tegea,
    das nach dem großen Kriege Ol. 77 ff. treu blieb,
    Th. 4, 134. 3. in dem von den Argeiern ver-
    anlaßten συνοικισμὸς und der Demokratie von
    Mant. Th. 5, 29. Bd. 3. S. 70. — Zu dem
    ungluͤcklichen Scharmuͤzzel der Megarer und
    Phliaſier mit der Thebaͤiſchen Reuterei (Herod.
    9, 69.) iſt es jetzt intereſſant das praͤchtige Elo-
    gium zu vergleichen, welches das von Boͤckh
    Ind. lectt. Berol. aest. 1818 herausgegebne Mega-
    riſche Epigramm enthaͤlt, das auf Athen bezogen
    zu haben, fuͤr Oſanns Scharfſinn (Sylloge 1.
    p.
    16.) neues Zeugniß einlegt.
  • 39. Ich corrigire bei Pauſ. 3, 14, 1. τέσσαρσιν fuͤr
    τεσσαϱάκοντα, welches ich mit der Zeit durch-
    aus nicht reimen kann.
  • 40. Bd. 2. S. 172, 1., wo die Stelle Plut. Kim.
    16. beigefuͤgt iſt um die chronol. Berechnung
    an die Hand zu geben.
  • 41. Diodors Angaben, 11, 48., der Regierungszeit
    beider Fuͤrſten ſind voͤllig richtig, aber ſtehen
    nur an der falſchen Stelle. Im vierten Jahre
    des Archid. war das Erdbeben nach Plut.
    Kim. 16., das Pauſ. 4, 24, 2. κατὰ τὴν ᾽Ολ.
    79. ſetzt, ziemlich genau; Diodor 77, 4. confus.
  • 42. Bd. 2. S. 189. adde Pauſ. 4, 24, 2. der
    Lakedaͤmonier fuͤr Heloten nennt, Plut. Prov.
    Al.
    54.
  • 43. Nach Thuk. Rechnung. vgl. Corſini F. A. 2,
    1. p.
    207. Bd. 2. S. 192. iſt ein falſches
    Datum gegeben.
  • 44. Darauf iſt das Anathem der Megarer zu be-
    ziehn, das Bd. 2. S. 177, 2. erwaͤhnt wurde.
    Von demſelben ſpricht Pauſ. 10, 15, 1.

[511]

4.


1.


Indem wir bei den folgenden Bemerkungen uͤber
die Mundart des Doriſchen Stammes nicht den Stand-
punkt, von dem aus man gewoͤhnlich die Griechiſchen
Dialekte zu betrachten pflegt, den der uͤberkommenen
Litteratur, ſondern einen davon ganz verſchiednen, den
der Nationalgeſchichte, faſſen: muß ſich uns manches
auf andre Weiſe darſtellen, als es bisher den meiſten
Forſchern erſchienen iſt. Die alten Grammatiker ſchie-
den aus dem Ganzen Griechiſcher Sprache die Doris,
Jas und Atthis aus; die zuruͤckbleibende Hauptmaſſe
nannten ſie mit einem Namen Aeolis, weil daraus blos
ein Zweig, der Lesbiſche Dialekt, Schriftſprache einer
Dichtungsweiſe geworden war; und doch enthielt
dieſelbe ohne Zweifel Gattungen, die unter ſich ſehr
unaͤhnlich und weniger verwandt waren als mit einzel-
nen Zweigen jener ausgeſonderten Dialekte. Darin
aber iſt man wohl einig, daß in der Maſſe Aeoliſcher
Dialekte noch am meiſten erhalten iſt von der Griechi-
ſchen, oder wenn man will Pelasgiſchen Urſprache;
und daß zugleich viele Formen der letztern im Lateiniſchen
mit großer Treue bewahrt worden ſind, zum Theil
deswegen weil die Italiſchen Ackerbauer dem altgrie-
chiſchen Leben naͤher blieben als die Griechen ſelbſt,
und weil ſie durch keine fruͤh eingreifende Litteratur
und keinen eklen Sinn fuͤr Wohlklang und Rhythmus
[512] (der nur gar zu oft einen hoͤhern Organismus zerſtoͤrt)
zu Veraͤnderungen getrieben wurden. Unter den kuͤnſt-
leriſch ausgebildeten Dialekten ſteht aber ohne Zweifel
der Homeriſche, ſoviel darin nicht ioniſirt iſt, jener Ur-
ſprache am naͤchſten, die ehemals im Peloponnes wie
in Theſſalien gegolten haben muß, und die im Doriſchen,
Joniſchen, Attiſchen auf mannigfache Weiſe umge-
wandelt iſt. So iſt z. B. der Genitiv der zweiten
Deklination in der Urform ΟΙΟ, den der Theſſaliſche
Dialekt (Euſt. ad Il. 1, p. 96. R. Etymol. M. und
Gud. plur. loc. Phavorin Ecl. p. 296, 305. Dind.),
auch vielleicht der Boͤotiſche (nach einer Stelle der
Korinna) bewahrt hatte, auch noch im Lateiniſchen Ι
oder ΕΙ erkennbar, waͤhrend das Doriſche Ω, das Atti-
ſche Οϒ dieſen Vokal grade verloren haben. Der
Nominativ der Maskulina erſter Deklination auf Α iſt
Lateiniſch, Homeriſch, Dryopiſch, Theſſaliſch, Boͤotiſch,
Makedoniſch, Eleiſch — bei den Doriern wohl nur ſel-
ten und mehr zufaͤllig (Maittaire p. 173 St.). Dagegen
iſt z. B. das meiſte eigentlich Boͤotiſche, obgleich Ae-
oliſch, durchaus nicht der Urſprache angehoͤrig, wie die
Umwandlung des ΩΙ und Ωι in ϒ, wo das Latein ΟΕ
oder Ο hat (nur fuͤr ΟΙ in Faͤllen Ι), und das ΕΙ fuͤr
Η, auch wenn dies Verlaͤngerung von Α. Andrerſeits
muß man ſich auch in Acht nehmen, das Lateiniſche in
Faͤllen fuͤr die Urform zu nehmen, wo zwiſchen beiden
Sprachen ſchon ein Uebergang der Vocale ſtatt gefun-
den hat. Auf ein merkwuͤrdiges Beiſpiel fuͤhrt folgende
Betrachtung. ΟΠΩ, davon das Auge ὂππα Aeoliſch
(Gregor. Kor. p. 580. Schaͤf.), ὂφϑος Eleiſch (Heſych
s. v. πεμφϑοί), ὂπτιλος Spartaniſch; Andre ὂκκος,
daher ὂκταλλος Boͤotiſch, Lateiniſch oculus, wo ſich
Π und Κ eben ſo verhalten, wie in πέτυρες (Aeoliſch)
quatuor, πέμπτος, quintus, ποῖ, quo, πόθι, ali-cubi
(wo das Doriſche mit dem Latein ſtimmt). Und ferner
hat das Lateiniſche auch erſtaunend viel Worte durch
die Bildung von den Campaniſchen und Doriſchen
Griechen bekommen, die man von jener Urſprache ſchei-
den muß. So iſt z. B. das Griechiſche ἀστεῖος in
der Bedeutung von artig und ſcurril gewiß kein ſehr
altes Wort, und doch hat es das Lateiniſche, richtig
[513] digammirt, in ſeinem festivus, deſſen Ableitung von
festus ſich erſt ſpaͤter unterſchob.


2.


Dieſe Bemerkungen ſollen nur darauf hinwei-
ſen, mit welchen Hilfsmitteln wir uns jener problema-
tiſchen Urſprache des Griechiſchen Volks annaͤhern
moͤgen. Auch haben wir darin ſchon ausgeſprochen,
daß wir der Meinung nicht beitreten koͤnnen, die den
Doriſchen Dialekt (gegen Pauſ. 2, 37, 3.) fuͤr ſeit
alter Zeit im Peloponnes einheimiſch haͤlt, und von den
Doriern annimmt, nicht daß ſie ihn hereingebracht,
ſondern daß ſie ihn ſelbſt erſt hier empfangen haͤtten.
Bei dieſer Annahme wuͤrde voͤllig unerklaͤrt bleiben,
wie die Dorier des Peloponnes mit denen von Kreta
in ſo manchen Idiotismen genau uͤbereinſtimmten, da
deren engerer und allgemeinerer Zuſammenhang den
Zeiten der Herakliden-Wanderung vorausliegt. Der
altpeloponneſiſche Dialekt war gewiß jene aus dem
Latein und Homer zu erkennende Urſprache, die in
manchen Eigenthuͤmlichkeiten zwar, aber in vielen der
weſentlichſten gar nicht im Doriſchen vorhanden gefun-
den wird. Indeß hatte ſich die letztre Mundart
freilich durch das Uebergewicht des Stammes in der
Halbinſel weit verbreitet, nicht blos uͤber die leibeig-
nen Heloten, die noch in Naupaktos doriſch ſprachen,
wie die Orneaten (Herod. 8, 73.), und uͤber die Pe-
rioͤken, wie die Attiſchen Einwohner von Kolonides
nach Pauſ. 4, 34, 5. (auch zeigen noch die Eleuthero-
lakonen manches Doriſche in ihrer Sprache), ſondern
ſelbſt uͤber die freien Arkader, die nach Str. 8. p. 333.
eigentlich zwar aͤoliſch ſprachen, aber doch meiſt fuͤr
δωρίζοντες galten, wie noch Philopoͤmen δωρίζει nach
Plut. Philop. 2. Leider wiſſen wir von ihrem Dialekt
faſt gar nichts bedeutendes, manches aus den Namen
der Staͤdte, in denen Dorismen, wie Καφυαὶ (von
Kepheus), Νᾶσοι, Ἀνεμῶσα (ἀνεμόεσσα) und Ano-
malieen, wie Λαδοκέα fuͤr Λαοδικέα, Θέλπουσα fuͤr
Τιλφοῦσσα dor. Τιλφῶσσα, Κραρεῶτις als Phyle
von Tegea fuͤr Κλαρεῶτις (in einer Inſchr. bei Broͤnd-
ſted) vorkommen. Εὐτϱήἱοι fuͤr Εὐτρήσιοι (Telekleides
bei Steph. B.) waͤre aͤcht-lakoniſch, aber wir wiſſen
III. 33
[514] nicht ob aus einheimiſchem Dialekt. Die Eleer theilten
dagegen faſt ganz den ſtrengen Dorismus, was nicht
ſowohl durch das Digamma (ϜΑΛΙΣ, ϜΕΤΕΑ, ϜΕ-
ΠΟΣ, ϜΑΡΓΟΝ, ϜΕΤΑΣ, βαδὺ fuͤr ήδὺ oben S.
457.), als durch den Plateiasmos und das Ω im
Genitiv, am meiſten durch den Rhotacismus bewieſen
wird, den, außer ΤΟΙΡ, ΤΙΡ in der Ϝρατϱα τοιϱ Ϝα-
λειοις, noch δίκαρ fuͤr κριτὰς nach Heſych, οὗτοϱ, ἵπ-
πορ bei Phavorin p. 429, 21. und dgl. Formen beſtaͤ-
tigen, wovon auch die Eleer βαρβαρόφωνοι genannt
wurden, nach Heſych s. v. βαρβ. Auch der Apollon
Θέρμιος der Eleer heißt nach einer ſcharfſinnigen Con-
jectur Buttmanns attiſch θέσμιος, wogegen die Ver-
muthungen Bd. 2. S. 252, 2. zuruͤckzunehmen ſind,
obgleich der Zuſammenhang dort dadurch nicht geſtoͤrt
wird, da nun auch der Name der ἐκεχειρία, θέρμα,
fuͤr eine dialektiſche Form von θέσμα anzuerkennen iſt.
Eleer coloniſirten mit Andern Eretria, und ſo kam auch
dort der Rhotacismus auf (Platon Kratyl. 434. Str.
10, 448. Heſych s. v. Ἐϱετριέων ῥῶ, Diogen. 4, 57.
Apoſtol. 9, 6.), auch die benachbarten Chalkidier nah-
men ihn an (Suid. χαλκιδίζειν), waͤhrend bei den
Karyſtiern eine andre Eigenthuͤmlichkeit des Sparti-
atiſch-Eleiſchen Dialekts gefunden wird, die Vertau-
ſchung von Θ mit Σ, Koen ad Gregor. p. 300. Die
Eretrier aber hatten von den Eleern noch eine dritte
Beſonderheit des ſtrengen Dorismus uͤberkommen, den
Gebrauch des spiritus asper fuͤr Σ, und ihn auch ihren
Nachbarn jenſeit des Sundes, und bisweilen auch
Unterthanen, den Oropiern, mitgetheilt. Etym. M.
391, 13. So erhellt von den Eleern ſelbſt, daß ihre
Mundart mit der Spartiatiſchen ſehr nah verwandt,
faſt verſchwiſtert war. Nun iſt aber ſchwerlich anzuneh-
men, daß ſie dieſen ſtrengen Dorismus blos aͤußerlich
uͤberkommen haͤtten, um ſo weniger da ſie von keiner
Seite unmittelbar an Dorier graͤnzten. Wahrſcheinli-
cher iſt es ohne Zweifel, daß die Aetoler, die Elis ein-
nahmen, als alte Nachbarn der Dorier dieſelbe alt-
doriſche Mundart hatten; daß ſie noch ſpaͤter doriſch
ſprachen, beweiſen Zeugniſſe (Steph. Byz. Ἰωνία rech-
net die Aetoler uͤberhaupt zu den Doriern) und Monu-
[515] mente (Chiſhull Antt. As. p. 104.); auch die Einwoh-
ner des alten eigentlichen Epeiros redeten (nach dem
Grammat. Meermannianus bei Greg. Kor. p. 642.)
doriſch; und ſo mag ſich vielleicht dieſer Dialekt uͤber-
haupt in den noͤrdlichen und gebirgigen Theilen Grie-
chenlands, den Gegenden des Pindos namentlich, ge-
bildet haben, aus denen ihn alsdann die Dorier durch
ihren Eroberungszug nach den ſuͤdlicheren Regionen des
Landes hinuͤberbrachten, in denen ſie darum allgemein
als die Inhaber dieſer Mundart angeſehn wurden.


3.


Wie zur Bildung dieſes Dialekts Klima und
Landesnatur beigetragen, iſt ungemein ſchwierig auf
eine beſtimmte Weiſe nachzuweiſen; obgleich allerdings
die Vergleichung entſprechender Mundarten verſchiedner
Sprachen mit ihren lokalen Bedingungen manche inter-
eſſante Bemerkungen herbeifuͤhren kann. Daß das
Leben in den Gebirgen der Bildung reiner, breiter,
langer Vocale wie Α und Ω guͤnſtig iſt, iſt kein Zwei-
fel; wie daß der Aufenthalt im Flachlande und an der
Kuͤſte mehr Umlaute und kurze Silben erzeugt. Dabei
muß man aber erwaͤgen, daß ſolche Bedingungen auf
die Sprache nur in einem Zeitalter mit voller Kraft
wirkten, da die Organe ihnen weit mehr nachgaben,
und uͤberhaupt mehr Akkomodation gegen die Natur
ſtatt fand: ſpaͤter wurde Doriſch auch in Kuͤſtenſtaͤdten
geſprochen, wie jetzt Plattdeutſch in Gebirgen. Auch
duͤrfen wir dabei nicht vergeſſen, daß nicht blos das
Land, ſondern auch das Volk von jeher eine beſtimmte
Natur hatte, die auf die Sprache doch wohl nicht in
geringerm Maaße einwirken mußte als die erſtre. Auf
eine ethiſche Betrachtungsweiſe der alten Dialekte macht
beſonders die Stelle des Jamblichos (Pythag. 34) auf-
merkſam, der ſie vielleicht aus den Schulen aͤlterer
Pythagoreer hat; er erklaͤrt die Doriſche Mundart fuͤr
die aͤlteſte und beſte, und vergleicht, wie die Jas und
Aeolis mit dem chromatiſchen Tongeſchlecht, ſo dieſe
mit dem enharmoniſchen, weil ſie aus den toͤnenden
Vokalen beſtehe. Wir koͤnnen uns darunter wohl nichts
anders denken, als daß die langen Vocale Α und Ω
eben ſo markirt und hell in ihr hervortraten, beſonders
33 *
[516] wenn ſie, wie haͤufig der Fall, circumflektirt waren,
als der durch ein Ditonum getrennte Ton im enhar-
moniſch geſpannten Tetrachord, das man in der Muſik
zur Doriſchen Tonart liebte, wie beſonders Klem. Alex.
6. p. 658. bezeugt, vgl. oben S. 323. Sonſt wird
der Doris durchaus ein maͤnnlicher Charakter bei-
gelegt (Ariſt. Quintil. de mus. 2. p. 93); wie ſie zum
Feierlichen und Naiven beſonders geeignet, zeigen die
Litteraturdenkmale.


4.


Die Eigenthuͤmlichkeiten des Doriſchen Dia-
lekts im Einzelnen nachzuweiſen, kann uns hier nicht
als Aufgabe geſtellt werden; der billige Leſer wird die
wenigen folgenden Bemerkungen als freie Zugabe hin-
nehmen; auch ſollen ſie ja nicht die feinen Nuͤancen des
Litteraturdialekts, ſondern nur die markirten Zuͤge der
Volksmundart hervorheben. Der haͤufige Gebrauch
des Α war zum Theil freilich in der Urſprache gege-
ben, und in den meiſten Faͤllen war das Η eine erſt
in der Ἰὰς entſtandne Inflexion, die ſich hierin zum
Altgriechiſchen ungefaͤhr ſo verhielt wie das Engliſche
zum Deutſchen; oft aber ging der πλατειασμὸς der
Dorier auch uͤber die Graͤnzen der alten Sprache hin-
aus, wie man aus dem Lateiniſchen erkennt. So ſind
φαγὸς, fagus, φάμα, fama, μᾶλον, malum, ἀρχᾶς,
terras (Gen.), κᾶρυξ, (caduceus,) und dgl. offenbar
die alten reinen Formen; dagegen der Umlaut von
Α in Η im Augmentum temporale ſchon in dem aͤlte-
ſten Griechiſch exiſtirte, wie aus ago, egi, ἦγον, capio
cepi
und dgl. erhellt; der Doriſche Dialekt ſetzte aber
auch hier das Α an die Stelle des Η. Ich weiß nicht
ob man bemerkt hat, daß mit dieſer Erſcheinung eine
andre zuſammenfaͤllt und im Grunde eins iſt, naͤmlich
der haͤufige Gebrauch von Ᾰ fuͤr Ε, beſonders in En-
cliticis, wie κα fuͤr κε oder ἂν, was bei allen Doriern
galt, eben ſo γα fuͤr γε (ἐμίνγα Sophron, ἔγωνγα der
Megarer bei Ariſtoph.), κα fuͤr das correlative τε in
τόκα, πόκα, ὅκα bei Sophren, Theokrit u. Aa., welchem
ϑα in πρόσϑα, ἐξύπισϑα Alkman, ἒμπροσϑα, ἄνωϑα
tab. Heracl. vgl. Apollon. de adverb. p. 563. entſpricht;
[517] ſonſt auch in ἃτερος fuͤr ἕτερος, τράφω (der Meg. bei
Ariſt. Ach. 787.), Ἄρταμις oben Bd. 2. S. 370, 12.
(adde Αρ]ταμιτι in einer Korkyr. Inſchr. Muſtoxid.
T. 2. p. 88. vgl. Chandl. Inscr. p. 82. n. 145. Koen.
ad Greg. p. 305.), τάως, παραιτέρω Kretiſch nach
Heſych und Inſchr. Koen. ad Greg. p. 305., τάμνω
in tab. Her. und ſonſt, σκιαρὸς, φρασὶν bei Pindar
und Unzaͤhliges der Art. Η als Contraction von ΕΕ
oder Dehnung von Ε tritt an vielen Faͤllen fuͤr ΕΙ in
den andern Dialekten ein (bei den Boͤotern fand das
Umgekehrte ſtatt), wie in ποίη, die Lakonen bei Ariſt.,
in πλήων, μήων (Phavorin p. 156. Dind.) ὂρηος, Λύ-
κηος, Alkman, κοσμῆν, Theokr., κατοικῆν, ebd. und
Byzant. Dekret bei Demoſth., δήρας, in den Marken
der Latier bei Chiſhull, χῆϱες, Kretiſch und bei Alkm.,
κῆνος oder τῆνος bei Alkman u. Aa., πεπόνϑης, ἀπο-
λώλη Theokr. und tab. Heracl.: und ſo hat denn auch
in ΑΕΙ das Η haͤufig uͤber das Α uͤberwogen, wie in
dem ſtrengdoriſchen ὁρῆν, Koen ad Greg. p. 229., ἡ
καϱδία — παδῆ Sophron bei Apollon. de pron. 343.
c. und dgl. mehr, Maitt. p. 277., auch in dem Infi-
nitiv ἦραι fuͤr ᾆραι, Etym. M. 434, 51.; obgleich
auch zugeſtanden werden muß, daß das bloße ΑΕ in
Η uͤbergehe, wie in ὃρη und dgl. Koen p. 185., zu
welchen Faͤllen wohl auch die Kraſen κἠν, κἠπὶ, κἠκ
gerechnet werden muͤſſen. Eine Sonderbarkeit iſt das
umgekehrte Verhaͤltniß in πεῖ bei Sophron (Ammonies
p. 122.) und ὅπει in der Korkyr. Inſchr. bei Dodw.
Trav. 2. p. 503. 504. Muſtox. p. 188. 193. 197. fuͤr
πῆ und ὅπη. — Wie das reine und lange Α, ſo lie-
ben die Dorier ebenfalls das gleichartige Ω. Oft iſt
auch dies der Grundlaut, wie in den Akkuſativen
̓Αργείως, Argivos: aus denen die verkuͤrzten ϑεὸς, in
Kret. Inſchr. und bei Theokr., (auch ein Koiſches De-
kret Mem. de l’Ac. d. I. 47. p. 325. hat τὸς ϑεὸς)
wohl durch Ausſtoßung des Charaktervocals hervorge-
gangen ſind, wie δεαπότᾰς in der erſten. Oft iſt das
Ω auch Verlaͤngerung von Ο ſtatt des gewoͤhnlichen
Οϒ, wie ſie durch Herausſtoßung von Conſonanten ent-
ſteht: ſo in der Form des Particip. Femin. auf ωσα,
die in Kreta und dem Peloponnes, auch in den tab.
[518] Heracl.
ſich findet, waͤhrend die mildere auf οισα, wo
οι auch aus οντ hervorgegangen iſt, (wie in der dritten
Perſon ναίοισιν, und im Masculinum τύψαις,) viel-
leicht in Sicilien einheimiſch war. Auch uͤberwindet Ο
ein folgendes Ε, und macht es zum Ω, wie in Κοιλῶσ-
σα (B. bei Phlius), λωτϱὸν, ὑπνῶν fuͤr ὑπνόεν, die
Lak. bei Ariſt., παμῶχος und dgl. in tab. Heracl.; ob
auch ein vorhergehendes, iſt zu zweifeln, denn in
εὐοϱκῶσι und aͤhnlichen Formen der Kret. Inſchr. iſt es
ΕΩ, was in Ω zuſammengezogen wird. Hier tritt in
der Regel entweder Εϒ ein, oder ΕΟ verwandelt ſich
in ΙΟ, wie ΕΩ in ΙΩ; ſo in μογίομες, λυχνοφοϱίον-
τες in Ariſt. Lyſ. (nach der alten Lesart), ἐπαινιῶ,
ὀμιώμεϑα ebd. zu vgl. mit ἐμμενιῶ im Schwur der
Latier, πϱαξίομεν im Dekret der Iſtronier, παμωχιῶ
in tab. Heracl., vgl. Koen p. 229. Hiebei eine andre
Veraͤndrung, als die beſagte von ΕΟ in ΙΟ nnd ΕΩ
in ΙΩ, anzunehmen, hat man keinen Grund, die Dorier
ſcheinen Ε neben Ο ungern geduldet zu haben; das
kurze Ι aber vor dem gedehnten Ο Laut mußte ihrem
Geſchmacke beſonders zuſagen. Das lange Α in Ἀλ-
κμὰν, Ἀτϱείδα, Ἀγησίλας, πρᾶτος war ohne Zweifel
ein dumpfer Laut zwiſchen Α und Ο, wofuͤr die
Schrift kein Zeichen hatte. Οϒ hat der Lakoniſche
Dialekt oft fuͤr ϒ, wie δίφουρα fuͤr γἐφυϱα, Heſ.
φούίξ fuͤr φύσιγξ Valck. ad Adon. p. 276., μουσίδδω
fuͤr μυϑίζω, ebd. S. 279., φούαξιρ oben S. 312.
μοῦκορ fuͤr μυχὸς, Koen p. 343., καμπούληρ eine
Oelbaumart bei Heſych, ich glaube von κάμπτων ὓλην,
κάρουα fuͤr κάρυα, Heſ., οὐδραίνει, πεϱικαθαίρει nach
Heſ. fuͤr ὑδϱαίνει, τούνη fuͤr σὺ Heſ., ἀπεσσούα fuͤr
ἀπεσύη in dem Brief des Hippokrates, vgl. Korai zu
Plut, Allkib. 28. ΟΙ fuͤr ϒ nur etwa in Ποίϑιοι nach
Photios.


5.


Was ferner die Conſonanten betrifft: ſo
konnte in einigen Faͤllen der Doriſche Dialekt ein Zu-
ſammentreffen derſelben ertragen, welches in andern
Mundarten durch Abſchleifung vermieden wurde; und
zeigt alsdann mehr als dieſe von jener alten Fuͤlle von
Mitlautern, die in der Lateiniſchen Sprache treuer er-
[519] halten wurde als in der Griechiſchen; zum Theil weil
jene nicht das Geſetz kennt, das alle Zweige der letz-
tern beobachten, daß kein Wort ſchließen duͤrfe als mit
einem Vocal oder Halbvocal. — Das Doriſche hat
wenigſtens noch die alte Participialform τιϑὲνς, (lat.
ns, altgothiſch — ants) die als Kretiſch u. Argiviſch
angefuͤhrt wird (Herodian in den Hort. Adon. p. 409.),
und die Praͤpoſition ἐνς fuͤr das accuſativiſche in, die
in andern Dialekten nach der Regel in εἰς umgebildet
wurde (ſ. Phavorin p. 283. Dind. Euſtath. zur Il. 8,
722, 60.), in Doriſchen aber auch durch Abſchleifung
des ς zu εν c. Accus. wurde, wie in Kreta und bei
Pindar (Gregor. und Koen p. 355. Maitt. p. 330.):
obgleich auch ziemlich alte Kret. Inſchr. εἰς haben,
wie bei den Lakonen gewoͤhnlich geweſen zu ſein ſcheint.
So bildeten auch Kreter und Argeier das Futur σπέν-
σω, indem ſie blos δ herauswarfen, wie in τιϑὲνς
eigentlich ein τ fehlt (Herodian. a. O. Euſt. a. O. Erym.
M. 302, 2. wo uͤberall fuͤr σπένδω und σπείδω —
σπὲνσω und σπείσω zu corrigiren der Sinn fordert);
und denſelben Gebrauch erhielten von den Meſſeniern
die Rheginer (Etym. M. 135, 45. Gud. 73, 44. wo
auch zu corrig.). Man ſieht, daß der Mund der alt-
doriſchen Voͤlker hierin noch mehr ertragen und leiſten
konnte, als der delicate der uͤbrigen Griechen, die auch
das Roͤmiſche Hortensius in Όρτήσιος aͤnderten. Die-
ſelbe Bemerkung ließe ſich an Alkmans μάκαρς Frgm.
66. und einige aͤhnliche Formen knuͤpfen.


Was aber dem Doriſchen Dialekt noch mehr cha-
rakteriſtiſch iſt, iſt der Haß gegen das Σ, das σὰν
κίβδαλον, den auch in der Doriſchen Lyrik Laſos und
Pindars Geſaͤnge ohne Sibilus darlegen, und der in
rechtem Widerſpruche ſteht mit der Liebe der Jonier
fuͤr denſelben Laut. Aus dieſer Wurzel geht eine
ganze Reihe von Erſcheinungen hervor. Erſtens die
Vertauſchung von Σ mit Τ, die indeß im Ganzen nur
Bewahrung des Urſpruͤnglichen iſt, wie in den Adject.
ἐνιαύτιος und πλούτιος (Etym. M. 156, 17.), in τὺ
oder τοὺ tu, in τέττορες, quatuor, in den dritten Per-
ſonen δίδωτι, φατὶ, die noch voͤllig ſo im Sanſkrit ge-
funden werden (im Latein und Deutſchen wenigſtens
[520] durchweg t als Schlußconſonant). Ob auch das Dori-
ſche Ποτειδᾶν die urſpruͤngliche Form, koͤnnen wir aus
Mangel einer uͤberzeugenden Etymologie nicht angeben;
es war Mundart der Spart. Xen. H. 3, 3, 2., der
Korinther, daher ihre Kolonie ΠΟΤΕΙΔΑΙΑ, vgl.
Thierſch Act. phil. Mon. 2, 3. p. 393. (in Ποσειδωνία,
ΠΑΙΣΤΟΝ, miſchten ſich Achaͤer von Sybaris mit Troͤ-
zeniern, daher die undoriſche Form), der Rhodier,
Ariſtid. Rhod. T. 2. p. 346.; Ποτείδας ſagt der
Megarer bei Ariſt., Ποτιδὰν und Ποτιδὰς Epicharm
und Sophron, Herodian S. 10. Dind. — Seltſam,
daß auch in einigen Faͤllen die Dorier ein Σ fuͤr ein
Τ ſetzten, wie in σᾶτες fuͤr τῆτες Maitt. p. 349. vgl.
die Inſchr. von Gela bei Caſtelli p. 84., welchem σά-
μερον bei Pind. Theokr. und den Tarentinern (fuͤr νῦν
nach Heſych) entſpricht; auch das σὰ des Megarers
fuͤr τὰ und dies fuͤr τίνα gehoͤrt hieher, Etym. M.
157, 48. 167, 37. — Dieſelbe Scheu vor Σ hat es be-
wirkt, daß die Lakonen in den Doppelconſonanten ΣΤ,
ΣΚ, ΣΠ den Ziſchlaut verwarfen, und den andern
Conſonant verdoppelten; daher Lakoniſch κτίτταϱ fuͤr
κτίστης, ἐττὰν fuͤr ἐς τὰν, ἀμπίτταρ fuͤr ἀμφιστὰς
(oben S. 38, 3.), ἀκκὸϱ fuͤr ἀσκὸς, Valck. ad Ad. p.
287., vgl. ad Phoen. 1671., der daraus das Geſetz
gebildet: litteram ς Lac. in sequentem consonantem
non liquidam mutant
, wovon er auch Spuren im
Tarentiniſchen Dialekt nachweiſt, zu denen hinzuzufuͤgen,
daß Hekate daſelbſt nach Heſych ἂφραττος hieß, naͤm-
lich ἂφραστος. Fuͤr den Lakoniſchen giebt es kein
intereſſanteres Beiſpiel als ἂττασι fuͤr ἀνάστηϑι (ent-
ſtanden aus ΑΝΤΤΑΣΙ), in welchem mehr als drei
Lakonismen ſichtbar ſind. Hieran ſchließt ſich unmit-
telbar die Vertauſchung von Ζ d. i. ΣΔ in ΔΔ, wie
in den Verbis auf ζω, Lakon. — δδω, wovon die La-
konen in der Lyſiſtrate viele Beiſpiele geben, einige auch
der Megarer in den Acharnern. Daß dies auch in
Verbis geſchehen ſei, deren Charakter Γ iſt, dafuͤr iſt
kein Beiſpiel vorhanden: obgleich im Futur die Dorier
durch die Analogie und Neigung zum Ξ Laut verleitet
die Endung — ξω auch anbrachten, wo der Charakter
nicht Γ ſondern Δ, (vgl. Buttmann 1. S. 382.), was
[521] ſelbſt die Bildung der Subſtantive καθίππαξις (wie
bei Heſych fuͤr καθιπτ. zu ſchr. iſt) Cavalcade, δεικη-
λίκτας, oben S. 344, 3., und dgl. beſtimmt hat. An-
ſtatt jenes ΔΔ trat indeß auch ſelbſt im Lakoniſchen
Dialekt das mildere ΣΔ ein, wie bei Alkman ἀγίσδεο,
μελισδόμενος, τράπεσδα und in dem angeblichen
Apophthegma Lykurgs bei Plut. Lyk. 19., verdorbner
Ap. Lac. p. 226., ὰν πτωχοὶ μένητε καὶ μὴ μέσδω
ἃτεϱος ϑατέϱω ἐράη κτῆμεν (vg. ἐρατέημεν, Valck.
p. 258. κρατέῃ, Haitinger in Act. phil. Mon. 3, 3.
p.
311. μέσδων — ἐρᾶτε ἦμεν). Was aber die ge-
ſchichtliche Anſicht dieſes Uebergangs betrifft: ſo irrte
man gewiß ſehr, wenn man annaͤhme, daß der ſchon
ausgebildete Laut Ζ in ΔΔ oder ΣΔ uͤbergangen ſei.
Sondern es muß die alte Sprache ein eigenthuͤmliches
Δ gehabt haben, welches mit einer beſondern Com-
preſſion des Mundes ausgeſprochen wurde; die Jonier
und die Dorier in manchen Faͤllen thaten den sibilus
hinzu, und bildeten entw. Ζ, wo die Laute mehr ver-
ſchmolzen wurden, oder ΣΔ; in andern verſtaͤrkten die
letztern blos das Δ, wie durch ein Dagesch forte.
Bei den Aeolern war die Nuͤance gegen das Δ feiner
und verſchwand wohl ganz, wie in Δεὺς fuͤr Ζεὺς, δυ-
γὸς fuͤr ζυγὸς u. a. m., eben ſo im Lateiniſchen Ζεὺς,
deus, ῥίζα, radix, ὄζω, odor (vgl. Schneider ausf.
lat. Gramm. 1. S. 385.), daher dieſe Sprache das
Zeichen Ζ lange entbehrte; aber wie eigenthuͤmlich der
Grundlaut geweſen, laͤßt ſich daraus abnehmen, daß
das Lateiniſche ihn ſo oft auch mit I erſetzte, wie in
jugum, ζυγὸς, major fuͤr μείζων u. a. m., und der
Aeoliſche Dialekt ebenfalls δια und ζα vertauſcht,
καρζὰ — καρδία. (Die hochdeutſche Sprache verwan-
delt wieder durchaus den Griechiſchen Laut Δ in Z,
wie in δέκα, Zehen, δύω, zwo, δάκτυλος, Zaͤhe, δάκρυ,
Zaͤhre, δεικνύναι, zeigen, dis -, zer etc. vgl. Grimm
Deutſche Gramm. S. 586.) Ganz etwas Beſondres
iſt die Verwandlung der Verbalendung — σσω in — ζω
im Tarent. Dialekt ſtatt des — ττω in andern Dori-
ſchen, wie in ἀνάζω fuͤr ἀνάσσω. Etym. 605, 43.
Herakl. bei Euſt. Od. 10, 1654. Phavorin p. 444.
Dind. Koen p. 613.


[522]

6.


Eine andre Weiſe den Ziſchlaut loszuwerden
war ihn gradezu herauszuſtoßen. Dies war zeitig in
den dritten Perſonen pluralis geſchehn, und eben des-
wegen erhielten ſich dieſe der Urform naͤher, als im
Joniſch-Attiſchen Dialekt, wo das zuruͤckbehaltne Σ
bald ΝΤ heraustrieb. Beiſpiele, wie πεινῶντι, ἀπο-
δίδωντι, κεχάναντι, αἰνέοντι, (dem Sanſcrit bhavanti,
althochdeutſchen — ant entſprechend; die Boͤoter hatten
— ωνϑι, — ανϑι) geben alle Doriſchen Schriftdenk-
male; doch hat Alkman neben der letzten Form auch
ſchon die Endung — ουσι. Bisweilen verlaͤngert dieſe
Herausſtoßung den vorigen Vocal, wie in Πηρεφονεία
lak. fuͤr Πεϱσεφ. nach Heſych, womit man πῆριξ fuͤr
πέρδιξ, Kretiſch ebd., vergleichen kann; auch πϱειγεύ-
τας, πρείγιστος, πρειγηία in den Kretiſchen Monu-
menten fuͤr πρεσβεύτης u. ſ. w. gehoͤrt hieher; das Γ
fuͤr Β hatten auch die Argeier in πέϱγεις Heſych. Ue-
ber die Auslaſſung des Σ vor Φ bei den Lakonen ſ.
Koen p. 254., ſie ſagten z. B. fuͤr σφὶν φὶν, waͤhrend
die Syrakuſier den Ziſchlaut umſtellten und ϋὶν ſchrie-
ben. Weiter druͤckt ſich dieſe fuga sibili aus in der
Vertauſchung deſſelben mit dem spiritus asper, worin
der ſtrengdoriſche Dialekt dem Lateiniſchen direkt gegen-
uͤberſteht, das ſo gern den Hauch durch S erſetzte, wie
in ἃλς, sal, ἡμι — semi, ὕλϜη, silva, etc., auch dem
Deutſchen, das in Salz, fuͤß, Sitz fuͤr ἃλς, ἡδὺ, ἕδος
demſelben Streben folgt. Die Lakonen dagegen ſagten
fuͤr μῶσα μῶἁ, und darnach μωἱκὰ fuͤr Muſik, eben
ſo in andern Participien κλεῶἁ, ἐκλιπῶἁ und dgl.,
auch ὅϱμαὁν fuͤr ὅϱμησον, wie bei Ariſtoph., ferner
ποιῆἁι, πᾶἁ, βίὡρ fuͤr ἴσως, Valck. p. 277., vgl.
βουὅα oben S. 302, 3.; und daſſelbe wird von den
Argeiern, namentlich aus Derkyllos, von den Eretriern,
die es von den Eleern hatten, und den Pamphyliern
berichtet, bei denen manche Argiviſch-Rhodiſche Sprach-
eigenthuͤmlichkeiten ſich erhalten zu haben ſcheinen.
Etym. M. 391, 13. Euſt. Il. 11, p. 844, 7. Maitt.
p. 199. — Endlich haͤngt mit der Doriſchen Abnei-
gung gegen das Σ auch der Rhotacismus zuſammen,
den wir als Spartiatiſch - Eleiſch ſchon oben kennen
lernten, und uͤber den die Erklaͤrer des Dekrets gegen
[523] Timotheos, oben S. 323, 5., beſonders Caſaubonus,
ſehr viel zuſammengetragen haben. Ich fuͤhre nur von
der großen Menge der Beiſpiele an: ἐπιγελαστὰρ,
der Verſpotter, Heſych, καλλίαϱ Affe (Heſych, vgl.
Boͤckh Expl. Pind. P. 2. p. 251.), κιλλακτὴρ, ὀνηλα-
τὴς, Pollux 7, 13, 56., σαρὶρ, Palmzweig, Heſ.,
τίϱ τίς ebd. (wie in der Eleiſchen Ϝρατϱα), παλαιὸρ
bei Ariſt. Lyſ. 988., σιὸρ ϑεὸς Heſ., πὸρ ποῦς ebd.,
νέκυϱ νέκυς ebd., βόμβυρ eine Art Floͤte ebd. Ob in den
Beugefaͤllen uͤberall Σ mit Ρ vertauſcht werden konnte,
iſt zweifelhaft, da außer der Ϝρατρα kein aͤchtes Mo-
nument und ſehr wenige und dunkle Gloſſen daruͤber
Auskunft geben. Zu den letztern gehoͤrt ἀμ̛ ἀρκᾶρ fuͤr
ἀπ̛ ἀρχῆς nach Koens Conjectur p. 283., und das
Kretiſche τέορ fuͤr σοῦ Heſ., wo das Pronomen nach
der dritten declinirt iſt, wie in ἐμοῦς, ἐμέος, ἐμεῦς bei
Epicharm. Apollon. de pron. 355 a. Buttmann 1.
S. 294. Uebrigens ſteht das Latein hier zwar weit
entfernt von dieſem ſtrengen Dorismus, aber beruͤhrt
ihn doch in manchen Punkten. So iſt das Lak. — ακ-
τὴϱ lat. actor, und in gubernator hat man noch die
Doriſche Form κυβεϱνατὴρ, und ſo in mehrern andern
Faͤllen. Dagegen herrſcht in der hochdeutſchen Sprache
der Rhotacismus, der indeß nach Grimm S. 802. 825.
erſt nach und nach an die Stelle fruͤhern SLauts ge-
treten war, und unſer Artikel der entſpricht ſehr deut-
lich dem, der als der urſpruͤngliche Doriſche angenom-
men werden muß, τόϱ.


7.


Ungeachtet dieſer fuga sibili — der Quelle
faſt aller §. 5 und 6. erwaͤhnten Erſcheinungen —
behielt doch der Doriſche Dialekt in allen erſten Per-
ſonen pluralis das Σ aus alter Sprache (wie das La-
teiniſche — mus beweist, auch das Althochdeutſche hat
durchweg — mês in dieſer Perſon); und Lakonen, Me-
garer, Sikelioten ſagten gleichmaͤßig ἥκομες, ἀποϱέο-
μες, und dgl. Ein Σ im Doriſchen anſtatt eines an-
dern urſpruͤnglichen Conſonants aufgenommen finden
wir wohl nur in der Vertauſchung des Θ mit Σ, und
auch dieſer konnte das Beſtreben zu Grunde liegen,
den raucheren Laut zu mildern und zu maͤßigen. Die
[524] Beiſpiele dieſes Lakonismus aus Alkman (Ἀσᾶναι,
ἔσηκε, σάλλεν, σαλασσομέδοισαν), der Lyſiſtrate (ἦν-
σε, ἔλση, σιγεῖν, μουσίδδειν etc.), den Lexikographen
(wie σὶν, κασεύδει, κασαίρηὁν fuͤr καθαίϱησον nach
Koen, κασαρεύειν fuͤr καθαϱεύειν nach Valck.) ſind
bekannt, am meiſten das σεῖος ἀνήρ, vgl. Valck. p.
277 sqq.
, der dieſes Thema mit ungemeinem Scharf-
ſinn abgehandelt. Auch bei Heſ. s. v. συμβουαδεῖ,
ὐπερμαχεῖ, iſt wohl συμβουασεῖ zu ſchreiben (anders
Hemſterh.), und κασελατίσαι, καθίσαι, bei demſ. iſt
von ἕλλα, ἕλα, κάθεδϱα, sella, davon ἑλατίζειν, ſitzen
laſſen, abzuleiten. Sparta’s Coloniſten in Tarent folg-
ten hierin dem Gebrauch der Mutterſtadt nicht, ſie
ſagten θυλακίζειν fuͤr betteln (θαυλακίζειν, Blomfield
Class. Journ. V. 4. p. 387.), die Rhodier behielten
das urſpruͤngliche Θ auch in ἐρυϑίβη, Str. 13, 613.
Euſt. ad Il. 1, 34., im Kretiſchen kommt dies Σ nur in
σεῖναι fuͤr ϑεῖναι bei Heſych, und in σιὸς im Bund
der Olontier vor; fuͤr Korinth kann man Σίσυϕος an-
fuͤhren als ϑεόσοφος nach Phavor. p. 403. Dind., fuͤr
Sikyon vielleicht σειϱὸν ϑέριστϱον Heſych, vielleicht
thut auch στίαι fuͤr ϑριαὶ Schol. Apoll. 2, 1172. zur
Sache; daß endlich auch die Eleer den Gebrauch kann-
ten, habe ich oben gezeigt.


8.


Ueberhaupt hatten die Dorier eine geringere
Neigung zu Hauchbuchſtaben als andre Staͤmme der
Griechen, und blieben darum in manchen Stuͤcken der
alten Sprache naͤher. So hatten Lakonen und Kreter
ἀμπὶ fuͤr ἀμφὶ, Koen p. 344., dieſe in dem abgeleite-
ten ἀμπέτιξ, jene in ἀμπέσαι, oben S. 326, 2., in ἀμ-
πίτταϱ S. 38., ἀμπίϑυρον bei Heſych; ἀμφαρμένη,
δίκελλα nach Heſ., utrinque aptata, macht eine Aus-
nahme. So nannten auch die Theſſaler den Fluß
Ἀμφίῤῥυσος Ἀμβίῤῥυσος, Schol. Apoll. 1, 51., daſ-
ſelbe muß — nach der allgemeinen Regel — Makedo-
niſch, wie Lateiniſch, geweſen ſein. Einige Beiſpiele von
Κ fuͤr Χ im Kretiſchen, Lakoniſchen, Sikuliſchen Dialekt
ſiehe bei Koen p. 340 sqq., auch Pindars δέκεσϑαι iſt
wohl Dorismus, wie auf den tab. Heracl. Die Koͤrb-
chen fuͤr die οὐλοχύται nannten die Dorier nach Heſ.
[525]s. v. εὔπλουτον ὀλβακήια, wo ὀλβα fuͤr οὐλὴ ſteht,
und — κήια wohl von χἐω formirt iſt, wenn nicht
— χήια hier und s. v. ὀλβάχιον zu corr. iſt, wo Dei-
nolochos (der Sikuler) dafuͤr citirt wird. Der Spiri-
tus an ſich fehlt in ἀγέομαι (ἀγῆται bei Ar. Lyſ.
1314. nach der richtigern Lesart), in ἀγησίχορος, u. den
Namen Ἀγις, Ἀγήσανδϱος, Ἀγησίπολις, Ἀγησίλαος
(ioniſch Ἡγησίλεως); urſpruͤnglich hatten vielleicht alle
dieſe Namen das Digamma, wie noch βαγὸς, Heerfuͤh-
rer, lak. nach Heſ. Von dem Spiritus des Prono-
mens ἀμὲς, ἀμῶν hat kuͤrzlich Reiſig gehandelt Synt.
crit. p.
14., ſo brauchten das Wort außer den Lakonen
auch die Kreter wie aus ΠΟΡΤΑΜΕ (πορτὶ ἀμὲ)
Chiſhull p. 115, 10. erhellt, und andre Dorier. Auch
in ἱάλλω iſt der lenis doriſch, wie ἀπιάλλειν Thuk.
5, 77. und das Syrakuſiſche Ἐπιάλης zeigt. Demetr.
π. ἑϱμην. §. 157. Euſt. Il. 5. p. 571. R. Dagegen
wurde das Digamma bei den Lakonen und andern Do-
riern wohl ziemlich eben ſo feſtgehalten wie von den
meiſten Aeolern, vgl. Etym M. 308, 26. Gud. p. 104,
12. Ich hebe nur wenige Beiſpiele hervor. Der
Glanz hieß lak. βέλα, Ϝέλα Heſ., woraus durch das
Vereinigung ausdruͤckende α — ἀβέλιος wurde, der
Kretiſch - Pamphyliſche Name der Sonne, Heſ. vgl.
Hemſterh. ad Hes. θάβακον. Das Ohr hieß altgrie-
chiſch oder aͤoliſch αὖας, auris, doriſch ὦϜας (wie καπ-
πώτας fuͤr καταπαύτης), wovon das Lak. ἐξωβάδια,
ἐνώτια, Heſ. ſtammt. In ὠατωϑήσω, ἀκούσομαι,
doriſch nach Phot. iſt das Digamma verloren, wie in
der Tarentiſchen Contraktion ἆτα, Heſ. Von dem
Stamme ΔΑΙϜΩ, brennen, kommen die Lak. Formen
δάβει, καύεται, (vg. κάθηται, anders Hemſterh.) Heſ.,
ἐκδάβη ἐκαύθη ebd., δάβελος δαλός ebd., auch πῦρ
δάϜιον bei Alkman Frgm. 76. Wlck. In Kreta ſagte
man auch ἀβήδονα, βαλικιώτης, βαίκα d. i. Ϝαἴ κα
fuͤr ἐὰν, Heſych und Koen p. 251., auch daß man die
Schilde nach demſ. λαίβας nannte, erklaͤrt ſich hiedurch
laevas, die linken, wie man umgekehrt griechiſch
fuͤr zur Linken παρ̛ ἀσπίδα ſagt. Die Morgenroͤthe
hieß lak. ΑϜΩΣ (enthalten auch in μιργάβωρ, λυκό-
φως, fuͤr μισγ - αϜως), wie bei andern Griechen
[526] ΗϜΩΣ; wie aus der letztern Form der Name des
Windes εὖϱος hervorgegangen iſt (entſprechend dem
ζέφυρος, der ἐκ ζόφου πνεῖ), ſo aus der Doriſchen das
Wort αὖρα, welches in dieſer Mundart ganz eigentlich
Morgen bedeutet, daher ἐναύρω πρωῒ Kretiſch, wie
ἀβὼ πρωῒ Lakoniſch, Heſych. In Argos findet man
das Dig. in ὤβεα fuͤr ὠὰ, ova Heſych, in Hermione
ein doppeltes in βεῦδος fuͤr ἕδος, ἄγαλμα, Etym. M.
195, 52., in Syrakus in ἔβασον fuͤr ἔασον, das auch
Lakoniſch, ebd. 308, 26.


9.


Wenn man die Veraͤnderungen der Vocale,
Halbvocale und Hauche hinweg nimmt, ſo bleiben nur
wenig andre dem Doriſchen Dialekt eigenthuͤmliche uͤber,
da mediae und tenues ſehr ſelten vertauſcht werden,
und Buchſtaben verſchiedner Organe auch nicht haͤufig.
Bemerkenswerth iſt, daß die Dorier ſowohl Β als Γ
mehrmal in Δ verwandeln, jenes in δέλτον, gut, ver-
glichen mit βέλτιον (Ptolem. Hephaͤſt. bei Phot. Bibl.
p.
486. vgl. Toup ad Hes. T. 4. p. 165), in ὀδελὸς
(Greg. Kor. p. 235., der Megarer Ariſt. Ach. 796., die
Delph. Inſchr. Dodw. T. 2. p. 507., Epicharm bei
Ath. 8, 362. b. c., ὀδολκαὶ Kretiſch nach Heſ.); dieſes
in δᾶ, δένος, Sch. Aeſch. VII, 367., δίφουϱα fuͤr γέ-
φυϱα Lakoniſch, δεῦκος fuͤr γλυκὺς Aetoliſch, Schol.
Nik. Ther. 625. (was aber auch noch im Lateiniſchen
dulcis geblieben.) Ich bemerke nur noch, daß πέδα
fuͤr μετὰ auch ſtrengdoriſch iſt, wie Alkman bei Ath.
10, 416. a., das Lakoniſche πέδευρα ὕϛεϱον Heſych,
πεδάϜοικοι fuͤr μέτοικοι in einer Argiv. Inſchr. bei
Boͤckh, und die Korkyraͤiſche bei Muſtoxidi 2. p. 70.
(wie es ſcheint) beweiſen.


Charakteriſtiſch iſt dem Doriſchen Dialekte in der
Zuſammenſetzung wie in der Flexion das Beſtreben ab-
zukuͤrzen. In jener werden die Praͤpoſitionen κατὰ,
ἀνὰ, ποτὶ durch Abwerfung des Schlußvocals zu Mo-
noſyllaben; die erſte auch noch verkuͤrzt in καβαίνων
Alkman Frgm. 34. κάπετον Pind. O. 8, 48. vgl. He-
ſych κάβλημα und κάβασι. Von ἀμβαίνειν kommt ἄμ-
βων, Aufſtieg bei den Rhodiern, Erotian Lex. Hippokr.
Die Aphrodite ἀμβολογήρα Spartas, Pauſ. 3, 18, 1.,
[527] iſt ſchon von ἀναβάλλειν τὸ γῆρας erklaͤrt, wie der
Ζεὺς καππώτας ebd. 3, 22, 1. als Ζ. καταπαύτης.
Κάκκη κάθευδε lakoniſch nach Heſ. iſt aus κατάκειθι,
κάκκησι, zugleich apocopirt, wie ἔμβη aus ἔμβησι
Lyſiſtr. 1303. — In der Conjugation apocopirten die
Dorier haͤufig die alten laͤngeren Formen, die andere
Staͤmme zuſammenzogen, wie in den Infinitiven δόμεν
fuͤr δόμεναι, εἶμεν oder ἦμεν fuͤr ἔμμεναι und dgl.,
wo nur ſelten die vollere Form eintritt, wie ἤμεναι
Ariſt. Ach. 775., ἀλεξέμεναι Thuk. 5, 77., oder die
zuſammengezogne, wie σκιρωϑῆναι bei Sophron, Etym.
M. 717 ult. (auch bei Alkman Frgm. 23. hat Wel-
cker wohl Recht, χαρῆθαι in χαϱῆναι zu veraͤndern).
Auch die verkuͤrzten dritten Perſonen der Aoriſte,
διέγνον in den tab. Heracl., ἔδον Bd. 2. S. 180,
4., ἀνέθεν S. 162, 2., διελέγεν im Dekret der
Oaxier, διελέγην der Iſtronier, gehoͤren hieher, wie
die Infinitive auf εν und zweiten Perſonen auf ες fuͤr
ειν und εις, und mancherlei andres. Die Formen εἴ-
μειν, γεγόνειν ſind nicht blos Agrigentiniſch; jenes hat
auch die (Rhodiſche?) Inſchr. bei Chandl. p. 14. n. 38.
Die Siciliſchen Adverbia πῶ, τουτῶ (τουτῶ ϑάμεϑα
Sophron bei Apollon. de pron. 359. a., nicht τούτῳ,
wie Blomfield Class. Journ. 4. p. 390.) fuͤr πόϑεν,
τουτόϑεν ſchließen ſich ebenfalls daran an., Ammonios
ſtellt mit dieſen πῦς fuͤr πόσε, ποῖ fuͤr πόϑι zuſam-
men.


10.


Was das Syntaktiſche betrifft: ſo finden
wir hier nur noch etwa zu der Bemerkung Platz, daß
der Artikel bei den Doriern beſonders beliebt war,
wie in den [Spartiatiſchen] Chorgeſaͤngen bei Ariſtopha-
nes an mehren Stellen deutlich hervortritt. vgl. Reiſig
Synt. crit. p. 16. Und bemerkt man, daß der Arti-
kel auf allen aͤltern Monumenten Doriſcher Voͤlker ſehr
haͤufig iſt (ἁ Ϝϱατϱα τοιρ Ϝαλειοις, Τἀϱγειοι ανεθεν
τῳ Δι und dgl.; unter den Bundesſchluͤſſen bei Thuk.
haben die Doriſchen immer τοὶ Ἀϱγεῖοι, die Atheni-
ſchen Ἀργεῖοι und dgl.; auch das haͤufige: ἁ Σπάρτα
gehoͤrt hieher), und daß er in den Werken Doriſcher
Poeſie, namentlich bei Alkman, zuerſt in die Griechiſche
[528] Litteratur eintritt, (bei Archilochos kommt er in ſehr
wenigen Faͤllen vor), dagegen eine fruͤhere Periode der
Sprache ſeiner ganz entbehrte: ſo kann man vielleicht
die Dorier als diejenigen, die den Artikel uͤberhaupt
zuerſt aufgebracht, anſehn: was einen Begriff geben
wuͤrde von den Veraͤndrungen, die damals die Grie-
chiſche Sprache im Ganzen erfahren.


Eigenthuͤmliche Woͤrter hat jede Mundart, aber
merkwuͤrdig iſt es, wenn dies einfache Wurzelwoͤrter
ſind, die ſehr gewoͤhnliche Begriffe bezeichnen, und
wenn ſie den andern Mundarten ganz fremd ſind.
Dies gilt wenigſtens von dem Lakoniſchen χάος, χάϊος,
ἀχαῖος, gut, Ariſtoph. Lyſ. 90. 1157. Heſych ἀχαία.
(wo Heinſius das vorgeſetzte α mit Unrecht verbannt)
Theokr. 7, 4., von κόος, groß, Etym. M. 396, 29.
Woͤrter, die in der bekannten Sprache durchaus einſam
ſtehn; auch λῆν, wollen, Koen p. 252. Maitt. p.
278., und μάω fuͤr ſinnen, ſuchen (Lakoniſch und Sici-
liſch, vgl. Toup in Suid. 1. p. 462. Meineke Euphor.
p.
162.) ſind reindoriſch. Beilaͤufig: die Betrachtung
des letzten Worts mit ſeinen Ableitungen zeigt auch,
wie wenig Grund die Meinung hat: die Muſen ſeien
urſpruͤnglich Joniſche Gottheiten; lehrt nicht das falſch-
gebildete Μοῦσα ſelbſt, daß das Wort, und ſomit auch
der Begriff aus einem andern Zweige Griechiſcher
Sprache und Nation uͤbertragen iſt?


11.


Da wir zum Behuf der vorſtehenden Bemer-
kungen die Doriſche Volksmundart im Ganzen behan-
delt, und die Lakoniſche nur als die Δωρικωτάτη zu
Grunde gelegt haben: ſo iſt es noch noͤthig, eine Ueber-
ſicht der Mundarten der einzelnen Staͤdte, ſo ſuccinct
wie moͤglich, anzuſchließen. Die herbe Eigenthuͤmlich-
keit des Lakoniſchen Dorismus kennen wir zum Theil
aus Alkman, der indeß als Poët ein allzuenges An-
ſchließen verſchmaͤhte, und nie Μῶἁ ſondern Μῶσα,
nie λιπῶἁ ſondern λιποῖσα ſagt, nie σ mit ρ ver-
tauſcht und dgl., vollſtaͤndiger durch die Spartiaten
bei Ariſtophanes. Vergleicht man mit dieſer die Ur-
kunde des Spartiatiſch - Argiviſchen Buͤndniſſes bei
[529] Thukydides 5, 77., ſo findet ſich allerdings viel Ueber-
einſtimmendes; doch wird man die Contraktionen ἀναι-
ϱοῦντας, πεντεκονταετῆ, δοκῇ, πόλει (neben πολίε-
σι, αὐτοπόλιες,), ferner ἐϱίζοι, δικάζεσϑαι, dann
den Accuſativ ους in den Adjectiven, neben ως in den
Subſtantiven, ſchwerlich fuͤr ſtreng doriſch gelten laſſen;
auch von der Veraͤnderung des Σ in den Spiritus
kommt nichts vor, und Σ fuͤr Θ nur in dem einzigen
σιῶ, (die Emendation περὶ δὲ τῶ τῶ Σιῶ σύματος,
Valck. ad Ad. p. 284, ſcheint nicht rathſam; aber K.
79. iſt gewiß zu ſchr. ταὶ δὲ ἄλλαι πόλεις ταὶ ἐν
Πελοποννάσῳ κοινανεόντων τᾶν σπονδᾶν). Was
— ως u. — ους betrifft: ſo ließ dies freilich die Ortho-
graphie der Zeit nicht einmal unterſcheiden; manche
Formen moͤgen unter Thukydides, manche unter der
Abſchreiber Hand modificirt worden ſein; im Ganzen
aber iſt anzunehmen, daß ſchon damals die Volksmund-
art, die in der Ϝϱατρα noch ganz hart und rauh er-
ſcheint, in oͤffentlichen Denkmaͤlern und Urkunden er-
maͤßigt wurde. In Betreff der Orthographie und des
Dialekts finden wir in der ſicher ſpaͤtern Urkunde,
in Fourmonts Papieren, die ich Bd. 2. S. 180, 4.
erwaͤhnt habe, noch στατερας αιγιναιος, αϱγυριο, Ϝι-
κατι, δαρικος οκτακατιος nach einer Ergaͤnzung, doch
auch χιλιους δαρ [ικους]. In dem von Plut. Lyſ. 14.
mitgetheilten Beſchluſſe der Sp. uͤber Athen iſt wohl
zu ſchreiben: ταῦτα ΚΑ δρῶντες τὰν εἰϱάναν ἔχοιτε,
ἃ χρὴ ΔΟΝΤΕΣ καὶ τὼς φυγάδας ἀνέντες· πεϱί
τᾶν ναῶν τῶ πλήϑεος, ὁκοῖόν τι ΚΑ ΤΗΝΕΙ δοκέοι,
ταῦτα ποιέετε, wie zum Theil Haitinger a. O. p. 311.
ſchon emendirt. In den Zeiten des Pyrrhos beſtand
noch Viel von der alten Eigenthuͤmlichkeit des Dialekts,
obgleich in dem Diktum: αἲ μὲν ἔσσι τύ γε ϑεὸς, οὐ-
δὲν μὴ πάθωμεν, οὐ γὰρ ἀδικεῦμεν· αἲ δ̛ ἄνϑρωπος,
ἔσεται καὶ τεῦ κάῤῥων ἄλλος, Plut. Pyrrh. 26., nicht
alles altlakoniſch iſt. Die Spuren in den Eleuthero-
lakoniſchen und Spartiatiſchen Dekreten der Kaiſerzeit
ſind unbedeutender. Daß in dieſer Zeit die Meſſe-
nier
noch mit großer Anhaͤnglichkeit, oder lieber Affek-
tation, das alte Idiom bewahrten, iſt oben S. 419.
bemerkt. Den Argiviſchen Dialekt haben wir mehr-
III. 34
[530] mals in einer beſondern Uebereinſtimmung mit dem
Kretiſchen gefunden, die ſich auch in Kleinigkeiten zeigt;
ſo haben die Argiv. βαλλαχράδαι, oben S. 399, 3.,
ihren Namen von ἀχρὰς, das als Kretiſch Hermonax
bei Schol. Nik. Ther. 512, als Lakoniſch Heſych an-
fuͤhrt. Die Grammatiker bemerken noch beſonders,
daß dieſe Mundart I haͤufig in Ν verwandelte, wie in
οὐ μέντον (Argiviſch-Kretiſch, Maitt. p. 255), αἰὲν,
ἔννατος, Etym. M. 402, 2., φαεννὸς., vgl. Boͤckh not.
cr. ad Pind. O.
1, 6.; die Sikuler thaten in mehrern
Faͤllen das Gegentheil, die Rheginer daſſelbe, Etym.
M. 135, 45. Gud. 73, 44.; es iſt deutlich, daß ſie
auch dies von den Meſſeniern hatten. In altargivi-
ſchem Dialekt ſchrieb Derkyllos, ſ. beſonders Etym.
M. 391, 20. vgl. oben S. 384, 2. Der Kretiſche
hat eine faſt nirgends anders bemerkte Eigenthuͤmlich-
keit, λ vor einem Conſonant und nach ε oder α in υ
zu verwandeln (analog den Franzoͤſiſchen Formen, au-
mône,
Almoſen, haubergeon, Halsberge und dgl.); ſo
αὖσος fuͤr ἄλσος, αὖμα fuͤr ἅλμα, ebenſo αὐκύονα,
αὔκαν, ϑεύγεσϑαι, εὐϑεῖν fuͤr ϑέλγεσϑαι, ἐλϑεῖν,
nach Heſych. Koen p. 354. Nur noch das Aetoliſche
δεῦκος zeigt dieſelbe Formation, es kommt vom alten
Stamme δέλκυς, dulcis. Ein verwandtes Streben
iſt in den Kretiſchen Formen γεροίταν, πάππον, von
γέρων, Heſ., und in Πραῖσος aus Πρίανσος — recht
im Gegenſatz mit dem oben beſprochnen τιϑένς. Das
Kretiſche βέντιον hat das Siciliſche φίντατος, und
ἦνϑον zu Parallelen. Die Polyrrheniſchen Gloſſen ſind
fuͤr altkydoniſch zu halten, und gehoͤren wohl einer
ganz ungriechiſchen Sprache an. Adde zu Hoeck Kre-
ta 1. S. 140, 6. Heſych s. v. κάρα und λάττα. In
den Inſchriften aus dem Anfang des zweiten Jahrhun-
derts vor Chr. erſcheint der Dialekt zwar noch in vie-
len Spuren, aber nicht conſequent durchgefuͤhrt; Eigen-
thuͤmlichkeiten wie αὖσος kommen nicht mehr vor,
ſtammen dieſe aus einem Schriftſteller Kypſelas (Joann.
Gramm. ad H. Stephani Thes. Gr. calcem p. 13.),
ſo war dieſer weit aͤlter. Einige Eigenthuͤmlichkeiten
des Korinthiſchen und Sikyoniſchen Dorismus
ſind oben beigebracht, leider wiſſen wir uͤber dieſe
[531] Mundarten im Ganzen ſehr wenig, mehr durch Ariſto-
phanes Acharner von der Megariſchen, die den
Peloponneſiſchen Dorismus, abgeſehn von den Lakonis-
men, wohl am treuſten darſtellt. Auch die Dryoper
von Hermione ſprachen doriſch; die Inſchr. bei
Caſtelli Inscr. Sic. p. 89. und Aa. enthaͤlt wenigſtens
Dorismen wie ἐπιδαμωντι, ποτταν πολιν, τους δε
λαιναν δομεν σταλαν (wie zu ſchreiben), vgl. oben
Bd. 2. S. 399, 3. Die Rhodier ſprachen noch in
Tibers Zeit doriſch (Sueton Tib. 56.) und zwar, wie
Ariſtides de conc. ruͤhmt, ſehr rein. S. Meurſ. Rhod.
2, 3. Koiſche Inſchr. bei Spon, Kalymniſche
(Chandl. Inscr. p. 21. n. 58.), Aſtypalaͤiſche und
Anaphaͤiſche (in Villoiſons Scheden) enthalten einen
herkoͤmmlichen und in Monumenten gewoͤhnlichen Do-
rismus. Auch die Aegineten nahmen dieſen nach
ihrer Ruͤckkehr wieder an ſ. z. B. die Inſchr. Aegin.
p.
136.; vgl. was uͤber die S. 160. mitgetheilte geſagt
iſt. Unter den Inſchr. von Korkyra, die Muſtoxidi
zuſammenſtellt, koͤnnte man nach dem ſtaͤrkern oder
ſchwaͤchern Dorismus eine Reihenfolge aufſtellen; die
große bei Montfaucon, Quirinus, Muſtoxidi, Boͤckh,
gewaͤhrt manches Eigenthuͤmliche, wie den Imper.
δόντω. In dem nun fuͤr Theraͤiſch erkannten (Bd.
2. S. 329, 1.) Teſtament der Epikteta kommen viele
ſtrenge Dorismen, wie der Accuſ. in ος, die Infin.
ἀγαγὲν, θύεν (λέγες fuͤr λέγεις fuͤhrt Euſt. ad Od. 19,
706, 49. als Theraͤiſch an), und dabei manche ganz
abweichende Formen, wie die Perf. ἑςάκεια, συναγαγό-
χεια, vor, doch hat die Sprache im Ganzen wenig Al-
terthuͤmliches. Reich an Dorismen war der Byzan-
tiniſche
Dialekt in Philippos Zeit nach dem Dekret
des Demoſthenes; etwas weniger finden ſich in dem
ſpaͤtern bei Chandl. Inscr. App. p. 95. n. 10. Wie
viel der Kyrenaͤiſche von der Sprache der umwoh-
nenden Voͤlker an ſich gezogen hatte, laͤßt ſich nicht
beſtimmt ſagen; βρίκος hieß nach Heſ. in Kyrene Eſel,
borrico in Hiſpanien, ſo war das Wort wohl Libyſch.
Was wir vom Tarantiniſchen Dialekte wiſſen,
ſcheint Alles aus Rhinthons Phlyaken, alſo aus der
Zeit des erſten Ptolemaͤos, zu ſtammen; der Dialekt
34 *
[532] iſt, obſchon eigenthuͤmlich genug, doch von dem altlako-
niſchen ſehr verſchieden (eine merkwuͤrdige Ueberein-
ſtimmung iſt ἀματὶς ἅπαξ Tarant., ἀμακίον Lak.,
ἄμακις Kretiſch bei Heſ.); es exiſtirte aber damals
neben der Volksmundart in Tarent auch die gebildete
(Attiſche) Sprache, und nur dieſe galt im oͤffentlichen
Leben. S. Dion. Hal. Exc. p. 2239 R. In Betreff
des Woͤrtertauſchs mit den benachbarten Italiſchen Voͤl-
kern (oben S. 418, 5.) treten Faͤlle ein, wo man zwei-
felnd anſteht, welche Nation die mittheilende, welche
die empfangende geweſen. Πόλτος hat fuͤr puls ſchon
Alkman; ſollte das Wort ſo zeitig aus Italien heruͤber-
gekommen ſein? Κάρκαρον fuͤr Gefaͤngniß bei Sophron,
Stall bei Rhinthon; es iſt das Lat. carcer, aber
ſtammt dann nicht vielleicht beides von dem Lakoniſchen
γέϱγυρα bei Alkman? Daß die Herakleoten noch im
fuͤnften Jahrhundert der Stadt die alte Sprache und
Schrift ſo treu bewahrt hatten, wie die tabulae bewei-
ſen, iſt immer merkwuͤrdig. In Syrakus war es
ziemlich derſelbe Dialekt, in dem Epicharm und Sophron
dichteten; auch Diokles Geſetze waren wohl noch in die-
ſem abgefaßt; daß dieſe aber ſchon unter Timoleon der
Sprache wegen Exegeten brauchten, beweist wie ſchnell
der Attikismos auch hier uͤberwog, oben S. 161. Auch
der Sophroniſche Dorismus iſt milder als der damals
im Peloponnes gebraͤuchliche, wie er z. B. immer τοὺς,
nicht τὼς hat. Ueber die Ausbreitung des Doriſchen
Dialekts in Sicilien vgl. Caſtelli Proll. p. 25. Wir
haben bis jetzt noch den Delphiſchen Dialekt uͤber-
gangen, deſſen ziemlich ſtarken Dorismus z. B. die
Inſchr. bei Ddw. 2. p. 507. beweist, wo ὀδελοὶ, τέ-
τορες vorkommt, noch mehr der Vertrag uͤber das
Delphiſche Heiligthum, aus dem Jahr des Archonten
Pytheas Ol. 100, 1., von dem ein großes Bruchſtuͤck
durch Choiſeul in das Louvre gekommen iſt. Dies
Monument hat Future, wie ὀρκιξέω und dgl., die
Infin. ἀπογράψεν, φέρεν, ϑύεν, αἴκα fuͤr ἐὰν, πάντεσ-
σι, ἱερομναμόνεσσι, διακάτιοι, ἐπικοσμήσωντι, ἐν
fuͤr ἐς adverbialiter (αἴκα μὴ ἀποτίνῃ τοῖς ἱερομνα-
μόνεσσι τὸ [ἀργύϱιον, — εἱλέσθω τοῦ ἱ]αροῦ ἁ πόλις
ἐξ ἀς κ̛ [...] ὁ ἱαρομνάμων, ἔν τἐ κα ἀποτείση), κατ-
[533] τὰν, ἐνιαύτιος (ἐνιαυτία ἁ ἱερομηνία ἁ Πυϑιὰς [...]σα
πάντεσσι), πέμπωντι, ποττόν. Auch waren ſicher
alle proſaiſchen Orakel, die von Delphi ausgingen,
doriſch abgefaßt, wie das bei Demoſth. g. Meid. p.
35., das bei Thuk. 5, 16. (— ἀργυρέᾳ εὐλάκᾳ εὐ-
λάξειν, ein Lakoniſcher Ausdruck nach dem Scholiaſten),
und das Bd. 2. S. 175, 2. citirte: ποῖ τὺ λαβὼν
καὶ ποῖ τὺ καθίξων καὶ ποῖ τὺ οἴκησιν ἔχων (hier
fehlt etwa ἀσφαλἐως ἕξεις, ἐϱωτᾷς, κελεύω —)
ἁλιέα τε κεκλῆσϑαι, welches jedoch vielleicht hexame-
triſch war, da auch die epiſchen Orakel mitunter Do-
rismen zeigen (Herod. 4, 155. 157. vgl. das den La-
ked. gegebne: ἁ φιλοχρηματία etc.). Plut. Pyth. orac.
24. p.
289. citirt aus alten Orakeln die Ausdruͤcke
πυρίκᾳοι (i. e. πυρκόοι, ſo hießen die Delpher ſelbſt,
vgl. oben Bd. 2, 235, 4.), ὀρεάνας fuͤr ἄνδρας (vgl.
ἠνόρεος), ὀρεμπότας fuͤr ποτάμους; auch κραταίπους
(Sch. Pind. O. 13, 114.) iſt wohl aus einem Orakel.
Dem Dorismus der Volkſprache gehoͤren Γυγάδας fuͤr
Gyges Schatz, Herod. 1, 14. (dieſe halbadjectiviſchen
Formen auf — ας liebt der Dorismus ungemein), und
ἅρμα (fuͤr ἀρμὴ) fuͤr Liebe an, Plut. Amat. 23. vgl.
uͤber Βύσιος oben Bd. 2. S. 212, 2. — Soviel fuͤr
diesmal. Wir ſchließen dieſe opera tumultuaria mit
der frohen Ausſicht, daß der naͤchſtens zu erwartende
Inſchriftentheſaurus der Berliner Akademie auch dieſen
Forſchungen ein vollſtaͤndigeres Material und eine fe-
ſtere Grundlage gewaͤhren werde.


[534]

Zuſaͤtze und Verbeſſerungen.


Unter denen ich auch angezeigt habe, wo es rathſam iſt, ſpaͤter
im Buche folgende Stellen zur Leſung fruͤherer zu vergleichen.


[535]
[536]
[537]
[538]
[539]
[540]
[541]
[542]
[543]
[544]
[545]
III.
[546]

Appendix A Regiſter.


Die Zahlen nach II, bezeichnen die zweite; die ohne II, die erſte
Abtheilung.


  • Abaris 364. II, 395.
  • Abdera Cult 223.
  • Abea 53. 94. II, 22, 4. 456.
  • ἀβέλιος 301. II, 525.
  • Achaͤer 10. 64. 76. 179. II, 141.
    181.
  • Achaia 72. 192, 4. II, 71.
  • Admetos 204. 258, 2. 263, 6.
    320.
  • Adraſtos 161. II, 367.
  • Aegeus 238.
  • Aegiden II, 77.
  • Aegimios 28. 411. II, 15.
  • Aegina, Natur II, 437. Ge-
    ſchichte 82. 154 f. 169. 178.
    184. 190 f. Cult 249. 403.
    Staat II, 76 f. 146. Kunſt
    II, 309. 381. 485. 494. 499.
    Handel II, 212. Maaße II,
    202. 213. Dial. II, 531.
  • Aegon II, 108, 2.
  • Aegys 93 f. II, 450.
  • Aelian emd. II, 439.
  • Aeneias 221 f.
  • Aeneias Poliork. emd. II, 171,
    1.
  • Aenianen 44. 203. 260. 427.
  • Aeolos, Hippotes S., 124, 5.
  • Aepytis 99. II, 447. 449.
  • Aeſchines von Sikyon 164. 171.
  • Aeſchines emd. 43, 3.
  • Aeſchylos vindic. 277, 5. II, 538.
  • Aëtios 107.
  • Aetoler Geſch. 13, 1. 61. 214.
    Cult 201. Dialekt II, 514.
  • ἀγαμίον δίκη II, 284.
  • Agathoergen II, 241.
  • Ageſilaos II, 254. 291. 300. 328,
    5. 409.
  • ἀγελάτης II, 304.
  • ἄγος Ταινάϱιον 189, 3. II, 499.
    510.
  • ἀγοϱὰ II, 9, 2. 86.
  • ἀγωγὴ II, 300.
  • Agraͤos 79. 81, 3.
  • Agyieus 267. 300.
  • Aidoneus 418.
  • Αἰγαῖον πεδίον 318, 1.
  • ἀΐτας 5. II, 290.
  • Akarnan. Weiſſager 61. 253.
  • Akragas [Geſch.] 110 f. Cult 408,
    4. Verf. II, 76. 86. 163.
    Sitten II, 279.
  • Akriſios 25, 2. 397.
  • ἀκτὴ 81.
  • Akyphas 28. 36.
  • Aletes 84 f. 133, 1.
  • Aleuaden 109. 171.
  • ἀλητὴϱ II, 347.
  • ἀλήθεια 336, 8.
  • Alkaͤos 268. 282, 4.
  • Alkamenes von Sparta 93. II,
    486 f.
  • Alkidamas Rh. emd. 434, 3.
  • Alkman 136. 439, 3. II, 39.
    277, 5. 290, 3. 377 f.
  • Alkmene 54. 234. 433.
  • Alpheios 375 f. II, 443. 458.
  • Althaͤmenes 31, 2. 103.
  • Alyzia 117, 3.
  • Amazonen 389.
  • Ambrakia Geſch. 117. 171.
    II, 13.154. Cult 117,4. II, 537.
  • Ametor II, 378, 3.
  • ἄμπαιδες II, 303, 3.
  • Amphanaͤa 38.
  • Amphiktyonie von Argos 144, 5.
    153. Pylaͤiſche 261.
  • Amphilochos 113. 114.
  • Amphipolis, Cult 295. 387.
  • ἀμπίτταϱ II, 38.
  • Amyklaͤ Geſch. 91 ff. 125. 127,
    5. 146. 449. Cult 353. 358.
    Lage II, 452.
  • Anaktorion 117.
  • Anaphe 105. 262, 2.
  • Anaxilaos 148. II, 496. 498. 509.
  • Andania 100. 149. 413, 7. II,
    456.
  • ἀνδϱεῖα 278. 292.
  • Andreus 161.
  • Androkliden 147.
  • Anios 209, 4.
  • Antaͤos 452.
  • Anthana II, 23.
  • Antheas von Lindos II, 351, 2.
  • Antheaden 107 f.
  • ἀνθεςηϱιάδες II, 214.
  • Antiphemos 111.
  • Antiphos 109. 421.
  • Apellaͤos 301.
  • ἀπάγελοι II, 303.
  • Ἀπέλλων 301.
  • ἀφαμιῶται II, 53.
  • ἀφέται II, 45.
  • Aphidnaͤ 151. 440.
  • Aphrodite 121, 1. 124. 312. II,
    526.
  • ἀπόδϱομος II, 304.
  • Apollodor 53. 57, 4. 132. II,
    502 f.
  • Apollon, außer 199 — 366,
    12. 121. II, 155, 4. 207. 453.
  • Amazonios 389, 3. Ἐπόψιος
    369, 5. Ἑβδομαγέτης II, 99.
    Hyakinthios 126, 1. Karneios
    60. II, 344, 2. Kereates 373,
    2. Laphraͤos 378, 5. Λεσχη-
    νόϱιος II, 399, 1. Νεομήνιος
    II, 99. Pythaeus 83. 153.
  • Στεμματίας 60. II, 344, 2.
  • Θέϱμιος II, 514.
  • Apollonia in Illyr. 118. II, 156.
    Kreta 206. Leukadien 231, 4.
    Libyen 265. Naxos 263, 4.
    Pontika 225. 361.
  • Apoſtolios verb. 257, 1. 392, 7.
  • Apotheoſe des Herakles, Inſchr.
    ergaͤnzt 431, 1. II, 470.
  • Ἀϱαὶ Inſeln 107, 1.
  • Archelaos, Temenos S. 156, 1.
    von Sp. 93.
  • Archias 115.
  • Archidam 180, 5. II, 212, 5.
  • Ageſil. S. II, 271, 4. 291.
  • Archilochos 122, 3. II, 332, 9.
    374.
  • Archytas II, 176. 300. 1.
  • Ἀϱδαλίδες Μοῦσαι 344, 7.
  • Areopag 335.
  • Ares 298.
  • Aretalogen II, 363.
  • Arethuſa 116. 376.
  • Ἀϱγεῖοι II, 45.
  • Argos Lage 71. II, 76. 434.
    Geſch. 79. 83. 102. 150. 153.
    162. 173. 179. 184. 188 f. II,
    70. Cult 248. 369, 3. 374.
    395. 397. 400. 404. 406, 5.
    408, 2. 3. 442. II, 322, 4.
    338. 343. 346. Verf. II, 55.
    91. 108. 140. 142. 220, 5.
    494. Geſetze II, 326. Sitten
    II, 270, 5. 271, 4. 273, 2.
    279, 5. 309, 6. 385 f. 300, 6.
    413. Schilde 72. II, 244, 7.
    35 *
    [548] Muͤnzen 285, 4. Kunſt II,
    332 f. 544. Dial. II, 519 ff.
    529 f.
  • Argos Amphil. 117.
  • Arion II, 368.
  • Ariſtaͤos 201, 2. 281.
  • Ariſteas 264, 4. 275. 364.
  • Ariſtodem von Sp. 90. II, 107.
    254. 502. von Meſſen. 143.
    147. von Orchom. 168, 1. von
    Argos II, 11, 1. 391.
  • Ariſtokleia II, 394.
  • Ariſtokrates 150. 168, 1.
  • Ariſtomenes 141. 143.
  • Ariſtoteles, Leben 187, 3. emd.
    168, 3. II, 156, 3. widerl.
    152, 2. erkl. 149, 2. 175, 2.
    176, 3.
  • Arkadien 68. Geſch. 73. 150.
    152. 188. Cult 200. 372.
    Sitten II, 273. 281, 3. Spra-
    che II, 513.
  • Aroanios II, 439 f.
  • Ἅϱταμις 370. II, 517.
  • Artemis, außer 367 — 393.,
    Agrotera 331. II, 251, 1.
  • Alpheionia II, 458. Chitonea
    II, 331, 1. Diktynna 121, 1.
    Hekaerge 224. 360, 6. Kary-
    atis II, 341. 345. Korythallia
    II, 348, 1. Limnatis 147.
    Lye 346, 1. Ortygia 116.
  • Σοιοδίνα 233, 3.
  • Artemiſia II, 418. 497. 509.
  • Aſine 155, 3. 175, 4. II, 141.
  • Asklepios 103 f. 283. 322.
  • Asklepiaden 100. 104.
  • Aspendos 112.
  • Aſtakos 120.
  • Aſteria 311. 377, 1.
  • Aſtrabgkos 382.
  • Aſtypalaͤa 105. 111. II, 172, 3.
  • Atalante 373.
  • Athamanen 44.
  • Athena 104, 5. 237. II, 99, 4.
    220. 333, 4. Ἀκϱία 397.
  • Apaturias 82. Ekbaſia 121,
    1. Γλαυκῶπις 397. Νεδου-
    σία 146,3. Ὀπτιλέτις, Ὀξυ-
    δεϱκὴς 138. 397. Pronaos
    235. Σάλπιγξ II, 333, 4.
  • Athenaͤos verb. 259, 7.
  • Athenagoras verb. 281, 2.
  • Attika Cult 237. 272, 4. 438.
  • Augeas 445.
  • Aulis von Phokis 171.
  • Aulis Stadt 383.
  • Azanen II, 449.
  • Azoron 21. 27.
  • Βαδὺ ὕδωϱ II, 457.
  • Bakchiaden 87. 115. 117, 4. 133.
    164. II, 505.
  • Ballſpiel II, 339. 408, 1.
  • Baſilis 63. II, 445.
  • Basrelief erkl. II, 341.
  • Βέδυ 8, 1.
  • Βείτυλος II, 112, 2. 452. 454.
  • Bibaſis II, 339.
  • Bidiaͤer II, 127. 314. 542.
  • Boͤaͤ 94. 380, 2.
  • Boedromien 246. 331. 355.
  • Boͤon 35.
  • Boͤotier 192. 233. II, 288, 4.
    292, 1. 3. 512.
  • βωμονίκης II, 312, 1.
  • Bormos 347.
  • βοῦαι II, 128. 302.
  • Branchos 347.
  • Bryallicha II, 342.
  • Bulis 45.
  • Buſiris 452.
  • Byzanz 120. II, 269. 416.
    Cult 121, 1. 230, 1. 375, 11.
    385. II, 537. Verf. II, 86.
    169. Geld II, 208, 1. Dial.
    II, 531.
  • Βὐσιος 212, 2.
  • Chalkedon 120. Cult 230, 1.
    272, 6. 321, 1. Verf. II, 169
    f. 200.
  • Chalkis, Apoll 260.
  • Charilaos 93. 138. 152. 155. II,
    486. 504. 535.
  • Charinen 343.
  • Chariten 353. 379, 7. 407. II,
    277, 5.
  • Charondas II, 197. 221. 224.
  • Cherſikrates 118.
  • Chileos von Tegea 182.
  • Χίλιοι II, 164. 179.
  • χωϱίτης II, 25, 1.
  • χοϱοποιὸς II, 328, 5.
  • Choros II, 328. 452.
  • Chryſe Goͤttin 269.
  • Chryſothemis 207. 213. 343. 348.
  • χϱυσοῦν ϑέϱος 264. 269. 276, 1.
  • Daͤdalos II, 355.
  • δαιτυμόνες II, 276, 5.
  • Daktylen 389. 450. 454.
  • Damia und Aux. 402, 2. II, 348.
  • δαμώδεις II, 45, 6.
  • Damokratidas II, 108, 2.
  • Damoſia II, 240.
  • δαμοφανὴς II, 267, 4.
  • Daphnephorien 203. 235. 286.
    330.
  • Daphnis II, 347.
  • Deikelikten II, 343 f.
  • Deimalea II, 342.
  • Deiphontes 81.
  • Delion 228. 263, 5. 6.
  • Delos 209. 250. 262. 271. 297.
    311. 318, 1. 324. 360. 368.
  • Delphi 57. 137. 195. 202.
    270. 298. 315. 324. 348. 377,
    5. 431. 455, 2. II, 110. 135.
    182. 226. 391. 399, 4. 419 f.
    Dial. II, 533.
  • Δελφικὴ μάχαιϱα 359.
  • Delphinia 243. 328 f.
  • Delphyne 216.
  • Demarat von Kor. 164, 8. von
    Sparta 171. 187.
  • Demeter 100. 121. 354. 378.
    399. Thermeſia 84. II, 436.
  • Demiurgen II, 141.
  • Demonax II, 64. 174. 306.
  • Demoneſos 230, 1. 231, 1.
  • Demos II, 71. 73.
  • δήμου πϱοστἁται II, 144. 153.
    160. 165.
  • Dentheleatis 147. II, 453.
  • Derkyllidas II, 410.
  • Derkyllos II, 384, 2. 530.
  • δέσποινα 5. II, 287.
  • δεσποσιοναῦται II, 39. 45.
  • Deukalion 212.
  • Dexamenos 418. 457.
  • διαμαστίγωσις II, 312, 1.
  • Didymaͤon 224. 360. 368.
  • Digamma II, 525.
  • Diodor 143, 6. emd. 43, 5.
    Gegenbem. 83, 4. 189, 1. II,
    48, 2.
  • Diokles von Kor. II, 293. von
    Meg. II, 293. von Syr. II,
    160. 269, 4.
  • Diomed 79. 113.
  • Diomeia 438. 458.
  • Dionyſios II, 161.
  • Dionyſos 162. 290. 328. 379.
    386. II, 276, 3. Φλεὺς 80.
  • Dioskuren 92. 111, 1. 127. II,
    228. 336, 1.
  • Dipodia II, 340.
  • δόκανα 92. 408.
  • Doridas 87.
  • Dorieus von Rhodos II, 148.
    508. von Sp. 127. 453.
  • Δώϱιος II, 403. 279. — ϱία
    φόϱμιγξ II, 316, 1. — ϱικὸς
    ἄϱτος II, 275. — ϱικὴ μά-
    χαιϱα II, 244, 6. ὅπλισις II,
    244. — ϱικαὶ τϱίγλυφοι II,
    257, 2. — ϱικὸν κυμάτιον II,
    257. — ϱικὰ γϱάμματα II,
    315, 1. — ϱὶς ἐσϑὴς II, 263.
    ὄλπα II, 305, 1.
  • Dorion 39. II, 317, 2. 456.
  • Doris 27, 2. 35 ff. 203. in Aſien
    102 f. 105. 261.
  • Doros 39. 202.
  • δοϱύξενοι 90.
  • δωτίνη II, 196.
  • δϱόμος II, 304.
  • Dryoper 35. 40 ff. 83 f. 153.
    257. II, 436. 466. 469.
  • Dymas 29. 58.
  • Dymanen 104. 107. II, 75 f.
  • Dyme II, 429. 489. 541.
  • βδόμη 330, 2.
  • Eileithyia 206. 243. 312.
  • Eiones 43. 175, 4. II, 437.
  • εἴϱην II, 301.
  • εἰσπνήλας II, 290.
  • Ekphantidas II, 350.
  • Elakatos 451, 4.
  • Eleutherolakonen II, 22. 112.
    454.
  • Elis 72. 139. 150. 178. 183.
    446. II, 457. Verf. II, 73.
    96. 141. 200. Eleiſche Ur-
    kunden 133. Sprache II, 514.
  • Elpiaͤ 111.
  • Ἐλωός 308.
  • Elyros 208.
  • Embateria II, 334.
  • Emmeniden 111. II, 508.
  • Empeloren II, 128.
  • Empedokles II, 164. 395, 1. 496.
    500.
  • ἔμφϱουϱος II, 232.
  • ἐνιαυτὸς 322. 334, 1.
  • Encheleer 33.
  • Enna 117. 401.
  • Ennaeteris 242. 252. 330. 437.
    II, 100. 504.
  • Enomotie II, 234.
  • ἐπάϊκλον 202. 222. 277.
  • Epeer 13. 62.
  • Epeiros 5 422. Dial. II, 515.
  • Epeunakten II, 46.
  • Epheſos, Cult 378. 388 f.
  • Epheten II, 137.
  • Ephoros 53. 137. ergaͤnzt 94, 3.
    95, 1. Gegenbem. 94. 96. 103,
    3. II, 16. 21, 3.
  • Ephoren, außer II, 111 — 129,
    II, 219. 240. 269. 314. 385.
    487.
  • Ephyra in Theſpr. 5. 109. 418.
  • Epicharm 170, 1. II, 352. 392.
  • Epidamnos 118. II, 208, 3.
    Verf. II, 27. 86. 109. 137.
    155.
  • EpidaurosII, 435. Geſch.
    81. 103. 153 f. 169. 175 f.
    Cult 249. 374. 402, 2. Verf.
    II, 76. 140. 146.
  • Epidauros Limera 69. 154. 375.
  • Epidelion 154.
  • Epigenes II, 367.
  • Epimenides 207 f. 336. II, 395.
    412.
  • ἐπιπαματὶς II, 197.
  • Epitadeus II, 127. 194.
  • Eratiden 103. 108. 152. II, 147.
  • Eratos 155. II, 108, 2.
  • Eratoſthenes Chronol. 132. II,
    503.
  • Eretria 255. II, 514.
  • Ergiaͤos 79.
  • Erineos 36.
  • Erotidien 435.
  • ἐϱυκτῆϱες II, 38. 244.
  • Eryſichthon 24.
  • Erythcia 422.
  • Eryx, Cult 406. 454.
  • Etymol. M. emd. 60, 5. 315,
    3. 445, 4. II, 109, 5. 302, 5.
  • Euboͤa, Cult 263, 6. 369, 2.
  • Eumelos 116. 136. 141. 145.
    204. 250. II, 332. 487.
  • Eupatriden Athens 244 f.
  • Euripides 52. 289. 415. II, 408,
    2. Herakliden 55. Temeni-
    den 79, 3. Merope 99, 1.
    Archelaos 156, 1. Jon 246.
    Rhadamanth 433, 1.
  • Eurotas 25, 4. 68. 73 f.
  • Eurypon 100. 152, 2. 154.
  • Euryſthenes 90. 96. 99. 131.
    187.
  • Euryſthens 54 f. 436. 450.
  • Eurytos 100. 294. 411.
  • Euſeb Chron. emd. 133, 5. be-
    richt. 132, 1. 5.
  • Euſtathios emd. II, 62, 1.
  • Ἑξηγηταὶ in Athen 245 f. II,
    18. der Lyk. Geſ. II, 129. 221.
    in Syr. II, 161. 221.
  • Fourmonts Inſchr. 64. 154, 2.
    180, 4. 395, 2. 407, 9. II,
    49, 7. 128. 184, 3. 446. 502 f.
    Journal 68, 2. 73, 1. 78, 3.
    80, 2. II, 433. 451.
  • Gagaͤ 110.
  • Γαλεῶται 341, 5.
  • Gamoren II, 61. 157.
  • Gela 110. 265, 1. II, 163.
  • Gelon 122, 2. 400. II, 73, 2.
    86. 158. 497.
  • Γἐλως II, 390.
  • Gephyraͤer 257.
  • γέϱανος 352.
  • Gergis 221.
  • Geruſia II, 115, 2. 152. 219.
  • Geryoneus 422.
  • Gitiadas II, 373.
  • Golgoi 125, 4.
  • Gomphoi 24.
  • Gonnos 19. 20.
  • Gonuſa 87. II, 428.
  • Gordias 167. 168, 1.
  • Gorgo II, 198, 3. 288.
  • Gorgos von Korinth 117, 5. 167,
    2. II, 154. 535. von Meſſ.
    148.
  • Gortyna 32, 2. 123. 208. II,
    250, 7.
  • Greife 276.
  • Gryneion 187. 227. 262.
  • Gylippos 198. II, 185. 211.
  • Gymneſier II, 55.
  • γυμνοπαιδιαὶ 158. II, 312, 2.
    322. 338. 343. 389.
  • Gytheion 192. II, 452 f.
  • H. F II, 355.
  • Hades 445, 1.
  • ἁλία II, 86.
  • Halieis 175, 2. II, 437.
  • Halikarnaſſ Geſch. 103 f. 107.
    Cult 262, 2. 403. 406. Verf.
    77. 109, 7.
  • ἅμιπποι II, 242.
  • Harmoſynen II, 128.
  • Εἵλως II, 33.
  • Hekaerge 369.
  • Hekataͤos 52. 54, 1. 384, 1. 471.
  • Hekate 121, 1. 310 f. 383.
  • Hekatos 249.
  • Hekatoſtys II, 170.
  • Helena II, 282.
  • Helike 65. II, 427.
  • Hellanikos 136. II, 15. 470.
    emd. 9, 4.
  • Hellanodiken 130. 156. II, 240.
  • Helos 93. II, 453.
  • Hera 120. 130. 157. 174. 310.
    395. 442. 450, 3.
  • Heraͤa in Ark. II, 69. 444.
  • Heraͤontin Meg. 89. II, 432.
  • Herakleia am Siris 126. 448,
    1. II, 86. 112. 177. 211, 2.
    Trachin. 39. 45. Pont. 122.
    452. II, 117. 171. 465.
  • Herakles, außer 411 — 458 und
    II, 463 —, 12. 42. 109. 112,
    2. 148, 4. 252. 267. 389. II,
    272, 2. 297. 356.
  • Heraklides Pont. emd. 138, 2.
    166, 4.
  • Hermes 296. 300.
  • Hermione Geſch. 155. 175.
    178. II, 436. Cult 399.
    Dial. II, 531.
  • Hermippos widerl. 137, 1. II,
    282, 5. 307, 2.
  • Herodot II, 348. erkl. 17. 87,
    3. 90, 4. 136. 152, 6. 173,
    2. 176, 2. 241, 4. II, 98.
    102, 3. 248, 1. 282, 5. 301,
    7. 390, 1. Gegenb. 168, 1.
  • Heſiod II, 478 ff. emd. 4, 1. 29,
    3. Aegimios 28. II, 481 f.
  • ἑστιοπάμων II, 193.
  • Heſych emd. II, 57, 1. 336, 5.
    344, 2. 365, 5. 432. 524.
    536. vind. II, 304, 2. erkl.
    II, 37, 2. 517 ff.
  • ἑταιϱία II, 276.
  • Hexameter 349.
  • Hierapytna 398.
  • Hierax II, 338.
  • Hierodulen 255.
  • Hieromnamon II, 168.
  • Hieron II, 159.
  • ἱλαϱοτϱαγῳδία II, 364.
  • Himera 117.
  • Hippagreten II, 241.
  • ἱππεῖς II, 241. 302, 8.
  • Hippodamos von Milet II, 255.
  • Hippokrates von Kos 104. von
    Gela 170, 1.
  • Hippotes 84. 124.
  • Homer 293. erkl. 109, 1. II,
    105, 5. 283, 2. 386. Home-
    riſches Leben, Verf. und dgl.
    II, 9. 97. 105. 274. 286, 1.
  • Homden II. 83. 107, 5. 240.
    310.
  • ὑμόκαποι II, 193.
  • Hoplomachen II, 306.
  • ὅϱμος II, 331.
  • Horos 288.
  • ὅσιοι 212.
  • Hyakinth 126. 354.
  • Hyakinthien 354. II, 55, 1. 281.
  • Hyamia 95. 147.
  • ῾ϒβϱιστικὰ 173, 1.
  • Hygin emd. 79, 3.
  • Hylas 347. 451.
  • Hylleer 11. 411. II, 75. 83.
  • Hyllos 53. 58. 414. 441.
  • Hyperboreer 243. 267 ff. 369.
    425. 446, 3. II, 538.
  • Hyperoche 270.
  • Hyperochos 268.
  • ῾ϒπομείονες II, 83.
  • Hyporchem 351. II, 330 f. 337.
    342.
  • Hyrnathia II, 77.
  • Jalyſos 103. 453.
  • Jambiſten II, 332. 352.
  • Jamiden 116. 142. 148. 253.
    341, 5.
  • Jaſos 107.
  • Ibykos II, 336, 5.
  • Idaͤiſche Hoͤle 252, 4.
  • Ikaros, Cult 387.
  • Inſchr. von Leukas 118, 1. von
    Olympia 162, 2. von Akragas
    vb. II, 164.
  • Jo 112. 120.
  • Jolaos 453, 1. II, 297, 3.
  • Jone 112.
  • Jonier 11. 76. 81 f. 237. 262.
    Verf. II, 7. Staͤdte II, 255.
    Sitten 76. II, 262. 276. 288.
    Tracht II, 263. 271. Litter.
    II, 383 f. Dial. 12.
  • Ipbigeneia 381 ff.
  • Iphitos von Elis 133. Diskos
    130. 138.
  • Iphitos von Oechalia 414. 445.
  • Ismaros 223.
  • Ismenion 234. 360. 430.
  • Iſokrates, Gegenh. II, 25, 2. 57.
  • Iſſa 119.
  • Iſſorion II, 50.
  • Iſthmos, Cult 238. 403. II, 374.
  • Ithome in Theſſ. 14. 26. in
    Meſſ. 147. 189 f. II, 425.
    457.
  • Kadmos zu Kos 170, 1. II,
    146. 352. 497. 509.
  • Kadmos von Theben 235. 429.
  • Kallikratidas II, 410.
  • Kallimachos emd. 42, 3. 438, 3.
    erkl. II, 535.
  • Kalliſto 372.
  • Kalydna Inſel 103. 105. 107.
  • Kalydon 62.
  • Kamarina 117.
  • Kanachos 360. II, 381.
  • κάνναθϱα II, 282.
  • Kaphya 373.
  • Karanos 156.
  • Karmanor 207. 343.
  • Karneen 60. 130. 355. II, 248,
    1. 317, 4. 320, 3.
  • Karpatho 105.
  • Karyaͤ in Lak. II, 70, 2. 451.
    Arkad. II, 440.
  • Karyanda 106, 2.
  • Karyatiden 374, 1. II, 341.
  • Kaſos 105.
  • Kaſtoreion II, 334. 544.
  • κατωνάκη II, 41. 59.
  • Kaulonia 6, 1. 264, 5.
  • Ketſos 79.
  • Kenchreaͤ 115.
  • Keos, Cult 263. 281. 368. Recht
    und Sitte II, 226, 3. 281, 3.
  • Kephalon 220.
  • Kephalos 230 f.
  • Kerkopen 427. 457.
  • Keronia 125.
  • Keyx 416. 457. Hochzeit II, 481.
  • Kimoniſcher Friede 186 ff.
  • Kinaͤthon 51. 141. II, 477. 487.
  • Kinyras 348.
  • Kirrha 43. 137. 210. 255, 264.
    368, 1.
  • κλάϱια II, 209.
  • Klaros 113. 226. 337, 2.
  • Klaroten II, 53. [...]
    [553] Klazomenaͤ 80.
  • Kleandridas 126. II, 211.
  • κλεινὸς II, 292.
  • Kleiſthenes 161. 249, 4. II, 60.
    492. 506.
  • Kleitor 97. II, 440. 449.
  • Kleobulos 171, 1. II, 148. 375.
    392.
  • Kleobulina II, 392.
  • Kleodaͤos 51, 1. 59.
  • Kleomenes 154 f. 171 f. 177.
    der III. II, 291.
  • Kleonaͤ Geſch. 80 f. 159. 174.
  • Kleoſihenes v. Piſa II, 486.
  • Klymenos v. Herm. 454, 3. in
    Piſa 252, 4.
  • Klytiaden 253.
  • Knidos 103. 123 f. Cult 406.
    Verf. II, 109. 172.
  • Knoſſos 32. 127, 7. 206. 210.
    351. II, 134.
  • Kodroi 88.
  • Koͤos 310.
  • κονίποδες II, 58.
  • Konſtantin Porphyrog. emd. 4,
    1. 9, 4. 34, 1.
  • Kontoporia 71.
  • κοπὶς II, 277.
  • Korax II, 159.
  • Korinth Lage 72. II, 289.
    414, 2. 3. Geſch. 84.
    115. 151. 155. 164. 178. 182.
    184. 192. Cult 249. 375.
    397. 405. 406, 3. Verf. 295.
    II, 81. 108. 134. 151. 200.
    211, 5. 225. Sitten II, 273.
    289. 414, 2. Kunſt II, 258.
    369. Handel und dgl. II, 27.
    202. 213. Charakter II, 414.
    Dial. II, 524.
  • κοϱινϑιάζεσϑαι II, 289, 1.
  • Korkyra Geſch. 115, 3. 118.
    184. 194. Cult 396, 2. Verf.
    II, 76. 86. 109. 135. 152.
    Dial. II, 531. Schwarz-Kork.
    396, 2.
  • Koroͤbos 130. 295.
  • Korydalla 110.
  • Korykiſches Vorgb. 218.
  • κόϱυμβος II, 271, 1.
  • Korynephoren II, 56, 59.
  • Korythaleia 330.
  • Kos 103. 104, 5. 109. II, 509.
    Cult 449. II, 538. Verf. II,
    109. 137. 146. 541. Aerzte
    II, 383, 1.
  • Kotytto 410, 4.
  • Kraugalliden 43. 258.
  • κϱεωδαίτης II, 240, 5. 276, 5.
  • Kresphontes 63. 99.
  • Kreta Sage 7. II, 297, 3.
    Geſch. 30. 137. Cult 206.
    368. 407. Verf. II, 13. 16.
    86. 90. 91, 2. 96. 110. 130 f.
    120 f. Recht II, 221. 226.
    Sitten II, 260, 1. 262. 270,
    5. 274 f. 281. 292. 296, 2.
    303. 310 f. 385 f. Kunſt
    359. II, 250. 309. 326. 330.
    336 f. Charakter II, 412.
  • Sprache 32. 226, 2. II, 38,
    5. 304. 519 ff. 530.
  • Κϱητικὰ II, 331.
  • Kretiker 352.
  • Κϱητικὸς ἐξελιγμὸς II, 245.
    250, 2.
  • Kroton 126. II, 313. Cult
    263. 318, 2. 448. II, 538.
    Verf. II, 137, 1. 178. Sitte
    II, 308.
  • Kryaſſa 106.
  • Kryptie II, 125. 302. 310, 6.
  • Kureten 208. 213, 1.
  • Kurion 112. 218.
  • Kydathenaͤon II, 71.
  • Kydonia II, 76.
  • Kyknos 205. 270. 414.
  • Kylikranen 427.
  • Kyllene 67. II, 457.
  • Kyllyrier II, 62.
  • Kymaͤer II, 221, 2. 225. 226,
    5.
  • κυνῆ II, 40. 540.
  • Kyniden 247.
  • Kynophontis 346.
  • Kynophylen II, 59.
  • Kynoſurer in Meg. 89. in
    Sparta II, 49.
  • Kynuria in Arg. 154. 158. 172.
    II, 437. in Ark. II, 449.
  • Kyphos 25. 28.
  • Kypſela 63. 3.
  • III. 36
    [554] Kypſelos von Ark. 63. 99. II,
    445. von Kor. 87. 119. 164.
    168, 1. 170. II, 213.
  • Kyrene 123. Cult 265. 403.
    407. 452. II, 540. Verf. II,
    110 f. 173. 282. Sitten 262,
    6. 304. 306. 309. 413. 417.
    Dial. II, 531.
  • Kythera 154. 406. II, 30.
  • Kytinion 36.
  • Kyzikos, Cult 225. 381. 401, 3.
  • Labotas 100. 132. 154.
  • λαισήια 245, 2.
  • Lakedaͤmon die hohle 68. bei
    Homer 93. auf Kypros 125,
    4.
  • Lakedes II, 108, 2.
  • Lakios 113. 226, 2.
  • Lakonika Lage 68. Provinzen
    95. Hundertſt. II, 23. Handel
    II, 26. 208. Fabrikate II, 26.
    27. 270, 7. 252. Kunſt II,
    373. 381. 384, 2. Cultus
    402 f. II, 390, 4. Dialekt II,
    516 ff. 528 f.
  • Αακωνικὰ II, 271, 4. — σχή-
    ματα II, 331. — ἀναγϱαφαὶ
    131 f. II, 502. 505. — ἐξε-
    λιγμὸς II, 245. — nicum
    metrum II,
    336, 2.
  • Lakoniſche Ausdruͤcke, II, 37, 2.
    45, 6. 91, 1. 250, 6. 267, 4.
    270, 7. 275, 8. 276, 1. 5.
    277, 4. 278, 4. 287. 300, 2.
    301. 305, 3. 312, 1. 326, 1.
    2. 329, 6. 341, 3. 388, 1.
    400, 3.
  • Lampito II, 189, 3. 288.
  • Lampſakos 187.
  • Laodikos 263.
  • Laodike 271.
  • Lapathos 125.
  • Lapithen 26. 87. 214. 411.
  • Laphyropolen II, 240.
  • Lappa 208, 4.
  • Lariſſa 204.
  • Las 94.
  • Laſos II, 375. 496.
  • Latein II, 512.
  • Lato 207. 271. 303. 310.
  • Lechaͤon 115.
  • Leleger 13, 1. 74. 201.
  • Lemnos 381.
  • Leon von Phlius II, 393.
  • Lepreon 151. 178. 183.
  • Lerna 399; 443.
  • Λεσβία οἰκοδομὴ II, 257, 2.
  • Lesche 398.
  • Leukaͤ, Cult 227.
  • Leukas 117. Cult 231. II,
    537. Verf. II, 155. 200.
  • Λεχέϱνα 396.
  • Lichas II, 209, 3. 411.
  • Limnaͤ in Sp. II, 49. 451.
  • Limnaͤon 375. 382. 403, 8.
  • Λιμοδωϱιεῖς 102.
  • Lindos 110 f. 262, 2. 398.
  • Linos 346. 434.
  • Lipara 124.
  • λίτϱα II, 214.
  • Lityerſes 347. 451.
  • Lochen II, 236. 250.
  • Lokri Epiz. 127. II, 227 f.
  • Lygdamis von Naxos 171.
  • Lydiſche Koͤnige 451. Sitten II,
    276.
  • Lykaon 306. 372.
  • Lykaͤon II, 447.
  • Lykeion 245, 3.
  • Lykien 106. 201. 216. 368. in
    Troas 219.
  • Lykoreia 45. 212. 303.
  • Λύκος Ap. 245, 3. 303.
  • Lykos 247, 2.
  • Lyktos 32, 2. 127. 207. II,
    55. 134. 412, 4.
  • Lykurgos 130. 132. 137 f. II,
    16.
  • Lyſandros 198. II, 196, 5. 210.
    291. 409. 542.
  • Λύσεις im Homer 103, 3.
  • Luſoi 375. II, 441.
  • Maͤnalien 188. II, 442. 448.
  • Maͤnalon 373.
  • Magneſia 128, 7. 187. 255.
    258 f. 357. 392.
  • Magneten 258. II, 66.
  • Makaria, Ebne 70.
  • Makedner 33.
  • Makednos 3. 4, 1.
  • Makedonier 2 f. 156, 1. 202, 2.
    II, 66, 2. 245. 266.
  • Malaͤatis II, 448. 545.
  • Malier 43. 203.
  • Mallos 112. 227.
  • Mantinea Lage II, 442. Geſch.
    179. 188. II, 509. Verf. II,
    69. 141. Sitten II, 327, 4.
  • Manto 226. 256. 339.
  • Marathon, Cult 56. 438.
  • Markt in Sparta II, 116. 204.
  • Marſyas 344.
  • Maſſilia 388, 3.
  • μαστϱόξενοι II, 285, 4.
  • Medon 155. II, 108, 1.
  • Megalopolis II, 445. 448.
  • Megara Geſch. 88. 115. 120 f.
    178. 191 ff. II, 510. Cult
    229. 381, 2. 383, 4. 402.
    Verf. 69, 3, 75, 1. 77. 109.
    166. Sitten II, 271, 4. 273.
    401. Kunſt II, 213, 2. 349.
  • Char. II, 416. Dial. II, 531.
  • Μεγαϱικὺς γέλως II, 349. δά-
    κϱυα II, 367, 1.
  • Megara in Sicilien 122.
  • Melampodiden 253.
  • μέλας ζωμὸς II, 275.
  • Meliboͤa 355.
  • Melkartes 452.
  • Melos 106. 123. 196. II, 173.
  • Meltas II, 108. 2.
  • Menios Fl. II, 457.
  • Mermeſſos 221, 4. II, 536.
  • Meſambria 121.
  • Meſoa II, 49. 238.
  • μεσοδόμα II, 287.
  • Meſſana in Sicil. 249, 4. II,
    419, 2.
  • Meſſe 97, 5.
  • Meſſenien Geſch. 70. 95. 97.
    99. 140. 189 f. 250. II, 109.
    112. 307. 418. 456. 504. f.
  • Metapont Cult 263. 285. 337,
    2. 369.
  • Methone 169. 375.
  • Midas Grabſchr. 8, 1.
  • Midea 174. II, 435.
  • Milet in Aſien, Cult 224 f. 275.
    297. 318, 1. 327. 381. in Kreta
    207 f. 224.
  • Milon II, 308.
  • Mimnermos 98, 3. 123, 3.
  • Minoa 229.
  • μνοῖα II, 53.
  • μῶἁ II, 522. 528.
  • Molykreion 115.
  • Mopſos 113. 226. 416. II, 536 f.
  • Mopſueſtia 112.
  • Mora II, 236.
  • μόϱυχος II, 348, 1.
  • μόθων Tanz II, 42. 345.
  • Mothonen II, 45.
  • Muͤnzen erkl. 300, 1.
  • Muſen 342.
  • Mykene 71. 78. 174. 175, 1.
    178. 445. II, 433.
  • Myndos 106.
  • Myrina 187. 227, 2. 390.
  • Myron v. Priene 143 f. II, 40.
  • Myron von Sikyon 161.
  • Myſon II, 29, 2.
  • Naupaktia 141.
  • Naupaktos 60. 190.
  • Nauplia 159. II, 435.
  • Naxos 208. 263. II, 538.
  • Nemea 84. 159. 435. 442. II,
    433. Fluß II, 430. Spiele
    174.
  • Neodamoden II, 45.
  • νεολαία II, 299.
  • Neſtoriden 98.
  • Nikandros 155. II, 486.
  • Nikias 247, 2.
  • Nikoſtratos II, 144, 4. 448.
  • Niſyros 103. 105.
  • νόθοι II, 285, 4.
  • Nomophylaken II, 127. 169. 229.
    230, 1.
  • νόμος Geld II, 215., Muſik II,
    330 f. Πύθιος 318.
  • Norikon 106. 124.
  • 36 *
    [556]Oaxos 208, 4.
  • Oba II, 78.
  • oculus II, 512.
  • Oechalia 23. 26. 149. 294. 411.
    457, 5. II, 456. 469. 471.
    474.
  • Oenoë Pyth. 241 f.
  • Oenotrer II, 273.
  • Oeta 37. 203.
  • Oetaͤer 44. 455.
  • Olen 312. 340 f.
  • Olenos 418.
  • Olymp Geb. 18 ff.
  • Olympia II, 458. Cult 116.
    251. 374. 454, 3. Agon 130.
    446. II, 262., 474. 486.
  • Ὀλυμπιακὴ βουλὴ 139. II, 97,
    2. — ιακὸν ὄϱος II, 458. —
    ακὸς νόμος 140.
  • Omphale 416. 450. II, 466. 470.
    473. 477.
  • Omphaliſches Gefild 206, 1.
  • Opis 271. 369.
  • Orchomenos Ark. 178. 373. II,
    441.
  • Oreſt 65. 228. 332.
  • Oreſtis II, 442. 445.
  • Orneaͤ 174. II, 435.
  • Orneaten 83. 159. II, 57. 513.
  • Orphiker 289, 313.
  • Orſipp II, 260, 1.
  • Orthagoras 161.
  • Ortygia 116. 376.
  • Oschophorien 331.
  • Oſtrakismos II, 145. 159. 167.
    220.
  • Oxylos 61 f.
  • Paͤan 298. 370. II, 330 ſ. 377.
  • Paͤdaͤret II, 411, 2.
  • Paͤdonom II, 302.
  • Pagaſaͤ 204. 267.
  • Παλικοὶ ϑεοὶ II, 347.
  • Pamphilos Herakliden 55, 1.
  • Pamphylien 113.
  • Pamphylos 29. 58.
  • Pantaleon 150. II, 490.
  • Panthoiden 220.
  • Panyaſis 12, 1. II, 491. 496.
  • emd. 437, 3. erkl. 436, 4.
  • παῶται II, 193.
  • Paros 327.
  • Parrhaſier 188. 306. II, 443.
  • παϱθενίαι II, 283.
  • Parthenien II, 330.
  • Parthenope 111.
  • Patara 217. 295. 324.
  • Patraͤ 76. 195. 374. 377, 5.
    379, 2. II, 427.
  • πατϱονόμοι II, 128.
  • Pauſanias von Sparta 132 f.
    185. II, 497 f.
  • Pauſanias 143 ff. emd. 80, 1.
    145, 5. 369, 3. II, 109, 1.
    432. 438. 440. 442. 445. 447.
    459. 510. vind. II, 543. erkl.
    II, 507. Gegenb. 189, 5.
    395, 3. II, 70, 2. 508.
  • Peiſandros von Rh. II, 475.
  • Pelagonen 10. 33.
  • πέλανοϱ II, 206.
  • Pelasger 5. 13. 74. 200.
  • Pellene II, 428. Cult 374. 380,
    2. Sitte II, 327, 2.
  • Peltaſten II, 244.
  • Peneſten II, 66.
  • Penthiliden 65.
  • Periandros von Kor. 165. II, 73,
    2. 265. von Ambrakia 167, 2.
    II, 155.
  • Perimeda II, 418, 2.
  • Perinthos 121, 6. 321, 1.
  • Perioͤken von Sp. II, 21 ff. 190.
    208. 243. in Kreta II, 54.
  • von Elis II, 58, 2. 459. 461.
  • Petrhaͤber 25.
  • Petalismos II, 159.
  • Phaͤſtos in Kreta 32. 79. 207.
    II, 389.
  • Phalaris 111. 170, 1. II, 163,
    4.
  • Phalkes 79.
  • Phallophoren II, 347.
  • Pharaͤ Meſſ. 100. II, 22, 4.
  • Achajas 377, 5.
  • Pharis 93 f.
  • Phaſelis 110. 112. 113.
  • Phavorin emd. II, 432.
  • Pheidippos 109. 421.
  • φειδίτι [...]II, 278.
  • Pheidon von Argos 155. II,
    108, 1. von Kor. II, 200.
  • Pheneos 202, 2. 446. II, 429.
    450.
  • Pheraͤ 204. 282. 320.
  • Pherekydes 52. 54, 2. 55. II,
    467 f. von Syros II, 395.
  • Phigalia 152. 376. 380, 2. II,
    274. 447. 450.
  • Philammon 348.
  • φιλήτωϱ II, 292.
  • Philochoros verb. 240, 1.
  • Philolaos von Kor. II, 200. 293.
  • Phlius Lage 80. II, 433.
    Geſch. 80. 178 f. II, 393.
  • Cult 404. Verf. II, 166.
    Sitte II, 415. Kunſt II, 369.
  • Phoͤbe 310.
  • Pholegandros 106.
  • Photios Lex. emd. 66. 67. 301,
    3. 367, 2.
  • φουάξιϱ 382, 3.
  • φϱατϱία II, 78. 81.
  • Phryger 7 f. 201.
  • Pindar 40, 2. 55, 3. 312. II,
    14 f.
  • Pindos 36 f.
  • Piraͤer in Megara 89. II, 432.
  • Piſa 150. 156. 447. II, 459. 507.
  • Pitana bei Sp. 374 f. II, 49.
    87. 238. 451.
  • πλατειασμὸς II, 516.
  • Platon, bericht. 90, 5. 189, 1.
  • Plutarch emd. 142, 4. 238, 1.
    299, 1. 318, 3. 352, 4. II,
    85, 3. 322, 1. 432. 443. 521.
    erkl. II, 85. Gegenb. II, 48.
    2. 255, 1. 271, 4. 505.
  • Polemarchen II, 128. 240. 336.
  • πόλις II, 71.
  • πολιτικὴ χώϱα II, 47.
  • Pollis II, 109, 5.
  • Pollux emd. und erkl. II, 343.
  • Polyaͤn bericht. 189, 1.
  • Polyb emd. II, 452.
  • Polydor II, 505.
  • Polymneſtos II, 321 f.
  • Poſeidon 104, 5. 108. 121. 238.
    403 f. II, 168.
  • Poſeidonia 108, 2. 403. II, 520.
  • ποταγωγίδες II, 159.
  • Ποτειδᾶν II, 520.
  • Potidaͤa 119. 194. II, 141. 520.
  • Praſiaͤ Lak. 154. in Att. 243.
  • Pratinas II, 341, 2. 369. 370,
    2.
  • Praxilla II, 374.
  • πϱόβουλοι 181, 6. II, 536. 542.
  • Prokles von Sp. 90. 96. 99.
  • Pityreus S. 81. der Tyrann
    168. Demarats Nachk. 187.
  • Prospelaten II, 69.
  • Proſymna 395.
  • πϱύλις II, 250. 337.
  • Pſammetichos 167. 168, 1.
  • ψιλεῖς II, 250. 328.
  • ψιλοὶ 144, 5.
  • Ptolemaͤos emd. II, 431. 437.
    461 f.
  • Pyanepſien 325.
  • πυλαία 329, 3. II, 399.
  • Pylos Meſſ. 95. 97 f. II, 454.
  • Triphyl. 72 f. 444. II, 479.
  • Eliakos II, 457.
  • πυϱκόοι 235.
  • Pyrrhiche II, 250.
  • Pythagoras 80. 221. 283. 325.
    365. II, 178.
  • Pythagoreer 344. II, 358. 392.
  • Pythaiſten 240.
  • Πύθιαι ἀστϱαπαὶ 240.
  • Πυθιὰς θςωϱία 202. 239.
  • Pythiaden II, 506.
  • Pythier II, 18. 100. 230.
  • Pythion auf Olymp 21, 4. 202.
  • in Oenoe 239. auf Keos 263.
    5.
  • Πυθικοὶ κοίϱανοι 211. μἀν-
    τεις 341, 4.
  • Pytho 210. 331. 349. 359. 368.
    II, 17.
  • Python 207. 294. 316.
  • Rhadamanthys 234. 433.
  • Rhakios 113. 226.
  • Rhegion 148. Cult 260. 333.
    369, 2. II, 538. 539. Geſetzg.
    II, 197. Charakter II, 419.
    Dial. II, 519. 530.
  • Rhegnidas 80.
  • ῤήτϱα 134. II, 170, 4. 541.
  • Rhianos 134. emd. II, 536. erkl.
    151, 5. 152, 1.
  • Rhinthon II, 364 ff.
  • Rhion 95. II, 427.
  • Rhipaͤen 277.
  • Rhode in Iberien 111.
  • Rhodia 114, 2.
  • Rhodos 103. 110 ff. Cult
    262. II, 538. Verf. II, 87,
    1. 109. 135 f. 147. 225, 6.
    507. Geſetze II, 269. Sitten
    II, 271. 413. Kunſt II, 255.
    308. 413. Sprache II, 284.
    285, 4. 524. 526. 531.
  • Rhotacismus II, 522 f.
  • Rhypaͤ 126.
  • Sagalaſſos 125.
  • Sakadas II, 321 f.
  • Salamis 176.
  • Samos 121. 151. 193. 167, 3.
    387. 395.
  • σὰν κίβδαλον II, 519.
  • Sandon 450.
  • Sarpedon 216.
  • Schol. Apollon. emd. II, 464.
    — Ariſtoph. emd. II, 233,
    2. 238, 4.
    — Euripid. emd. 57, 2.
    — Homer Ven. emd. 103, 3.
    — — vulg. emd. 412, 2.
    — Pindar, emd. II, 465.
    507. verth. 205, 2.
    erkl. 40.
    — Platon emd. II, 536.
    — Sophokles emd. 412, 7.
  • Selene 435. 442.
  • Selge 124.
  • Selinus 123. 406.
  • Selymbrla 121.
  • Sibyllin. Orakel 261. 339.
  • Sieben Weiſen II, 390.
  • Sikeliſche Gewaͤnder II, 271.
  • Maulthiere II, 309. Muſik
    II, 332 f. Mimik II, 362.
  • τϱἀπεζα II, 279, 4.
  • [...] [...]κελίζειν II, 362, 1. 544.
  • Sikyon Lage 72. II, 429. Geſch.
    79. 125, 4. 150. 1. 154. 161.
    178. 192. 327. Cult 249.
    316, 5. 368. 404. 405. 407.
    456. Verf. II, 76 f. 165.
    327. Muͤnzen 405, 5. ἀνα-
    γϱ. 130. Sitten II, 289, 1.
    455. Kunſt II, 332. 347.
    367. Dial. II, 524.
  • Simonides 132. II, 373.
  • Sirios Beobachtung 281.
  • Skillus II, 461.
  • Skiras Phlyak. II, 365.
  • Skiriten II, 242.
  • Skiritis II, 450.
  • Skironiſche F. 121.
  • σκόπευμα II, 370, 2.
  • σκότιοι II, 303.
  • Skylax emd. II, 426. 432. 436.
  • σκυτἁλα II, 270. 315, 1.
  • σκυταλισμὸς II, 145.
  • Skythes 170, 1.
  • Sminthelon 218. 263, 5.
  • Sokrates II, 329, 3.
  • Solion 117.
  • Soloi in Kil. 110. 113.
  • Solons Geſetzg. II, 11.
  • Solygios 85. II, 431.
  • Sonnendienſt 287. 423.
  • Soos 97. 133.
  • Sopatros Phlyaken II, 365.
  • Sophiſten II, 385.
  • Sophokles Elektra 175, 1. 304,
    2.
  • Sophron II, 360.
  • Sparta, Anlage 74. II, 451.
  • Colonien 123. Cult 249. 368,
    3. 369. 395. 397. 407. 448.
  • Komen II, 51. 451.
  • Spartiaten, Zahl II, 195. Acker-
    bauer II, 37, 3. Olympioni-
    ken II, 209, 3. 307.
  • Σπαϱτιοχαίτης II, 270.
  • Sphaͤreis II, 302.
  • Stenyklaros 70. 95. 98. 146.
    189.
  • Steph. Byz. emd. 84, 3. 107,
    1. 142, 4. 149, 1. 230, 2.
    381, 2. II, 54, 1.
  • Steſichoros Kyknos 205. II, 480.
  • Geryonis 275, 1. II, 470.
  • Strabon emd. 55, 1. 94, 3.
    95, 1. 375, 7. II, 460. ſuppl.
    149, 2. verth. 110, 4. erkl. II,
    507. Gegenb. 24, 5. 167, 3.
    175, 4. 418, 6.
  • Stymphalos 373.
  • Suidas erkl. II, 509.
  • Suſarion II, 350.
  • Symbulen II, 240.
  • Syme 105. 124.
  • Synnada 106.
  • Syrakus Geſch. 115. 160, 1.
    II, 228. 487. Cult 265, 1.
    376. 380, 2. 395, 1. 396, 2.
    397, 6. 401. 405, 4. II, 538.
    Verf. II, 87, 1. 109. 157.
    Sitten II, 279. 414. Dial.
    II, 532.
  • Syſſitien II, 82. 92, 6. 193.
    201 f. 237. 273. 277. 389.
  • Taͤnaron 68. 228. 403.
  • Taleklos 91. 93. 146. II, 486.
  • Talthybiaden II, 30.
  • Tarantinidien II, 271. 343.
  • Taras Geſch. 125. 148. II, 369,
    3. Cult 405. 448. II, 540.
    Verf. II, 86. 109. 175. Sitten
    II, 279. 293, 4. 400. 418.
    Geld II, 216. Reiterei II,
    242. Sprache II, 302, 7. 418.
    531.
  • Taras Heros II, 216. 357. 369.
  • Tartha 207. 350. II, 321.
  • Tarſos 112. 227, 4.
  • Tatian emd. 444.
  • Taurien 225. 384.
  • Taygetos 68.
  • Tegea Lage 67. Geſch. 152. 158,
    5. 178. 188. Cult 251. 372,
    1. 373. 375. Gaue II, 69. 70.
    443. 450. Verſ. II, 418, 2.
  • Tegyra 234.
  • Teireſias 234 f. 335. 438.
  • Tektaͤos und Angelion 353, 2.
    360.
  • Tektaphos 31.
  • τέλη II, 87, 3. 89. 122 f. 127.
  • Teleſilla 173, 1. II, 374. 539.
  • Telliaden 253.
  • Telos 105. 111.
  • Temenion 78.
  • Temenos 63. 78. 155.
  • Tempe 19. 202. 273. 337.
  • Tenea 115. 218. 339.
  • Tenedos 218. 311, 1. 358, 4.
    II, 226.
  • Tennes 221, 1. 344, 3.
  • Tenos 262, 3.
  • Teos 223.
  • Terpandros 123, 3. 134. 136.
    349. II, 317. 320. 377.
  • testamentum Epictetac 329,
    1. II, 531.
  • Tetrapolis der Dorier 39. der
    Dryoper 41, 1. in Attika 54.
    56. 438.
  • Teukrer 9 f. 33, 2. 219.
  • Thaletas 136. 344. 352. II, 17.
    321. 337.
  • Thamyris II, 317, 2.
  • Thargelien 243. 279. 286. 326.
    370. II, 537.
  • Thaſos 453.
  • Theagenes zu Meg. 169.
  • Theano II, 264. 394.
  • Theben, Cult 235.
  • Thelpufa 200, 2. II, 444.
  • θέμιστες 338.
  • Theognis 122. II, 11. 72. 509.
    erkl. 169, 3.
  • Theoklos von Elis 142.
  • Theophraſt emd. 68, 1.
  • Theopomp von Sp. 146. II, 111.
    114. 486. 487. 504.
  • Theoren II, 18.
  • Thera 106. 123. II, 110. 112.
    531.
  • θεϱάπων II, 38. 244. 540.
  • Therapne 92. II, 312.
  • θέϱμα 252.
  • Thermopylen 38. 203. 438, 1.
    Schlacht II, 400, 4.
  • Therſandros 81, 1.
  • Theſauren 93. II, 256. 452.
  • Theſeus 209. 238. 297.
  • Theſſaler 4. 191. 202. 422. II,
    65. 141. 266.
  • Θεσσαλοικέται II, 67.
  • Theſſalos Herakl. 109. 421.
  • Thorikos 230.
  • Thornax, Apoll 249, 6. 358.
  • Thraker 9. 201. 350, 2.
  • θϱιαὶ 341.
  • Thukydides emd. II, 48, 2. 431.
    erkl. 180, 2. 329, 3. II, 102,
    3. 387, 3. Gegenb. 20. II,
    267.
  • Thuria II, 22, 4. 23. 455.
  • Thurloi II, 255. 500.
  • Thyraͤa II, 437 f. Schlacht 158.
    II, 322, 3.
  • Tilphoſſa 234. 433.
  • Timaͤos 131.
  • Timokreon II, 148, 1. 351, 2.
    375. 498.
  • Timotheos von Milet II, 322 f.
  • Tiryns 174. 178. II, 279, 5.
    435. 437.
  • Tiſamenos 63. 65. 78. 188.
  • Titareſios 25.
  • Tityos 294. 322. 370.
  • τἰτυϱος II, 346, 3.
  • Tlepolemos 56. 108. 420.
  • Trachinier 44. 410.
  • Trachis 39.
  • Treſas II, 220. 223. 284, 5. 328.
  • Τϱητὸν 71.
  • Triakaden II, 82. 237.
  • τϱιακάτιοι II, 304.
  • Triakon 81.
  • Tribon II, 266 f.
  • Trikka 23. 26.
  • Triopiſche Sakra 104 f. 262.
    286. 400.
  • Tripodiskos 89. 295. II, 350.
    433.
  • Tripolis Pelagonia 22. 33.
  • Troas, Cult 28. 368.
  • Troͤzen Lage II, 436. Geſch.
    82. 104. 178. Cult 228. 249.
    333. 344, 7. 369, 8. 370, 10.
    374. 375, 5. 398, 1. 402. 403.
    406. II, 18, 6. 55, 1. Verf.
    II, 77. Sitten II, 284, 4.
  • Trogilos 123.
  • τϱόφιμοι II, 45, 8.
  • Tyliſſos 208, 4. 318, 1.
  • Tyrannen II, 12. 73.
  • Tyrtaͤos 136. 140. 151. 440. II,
    330, 2. 336. 374. erkl. 47, 1.
    II, 86.
  • Tzetzes zu Lyk. emd. 106, 4.
  • Vaſengemaͤlde erkl. 63, 4. 269.
    272. 332, 3. II, 355 ff. 534.
  • Upingen 369.
  • Ξανθίζεσϑα [...]II, 251, 7.
  • Xanthos 216. 302.
  • ξενηλασία II, 8, 1. 121. 157.
    229. 411, 3.
  • Xenodam von Kyth. 352. II,
    321. 373.
  • Xenokritos II, 321.
  • Xenophon Staat der Laked. 133,
    8. Pſ. Ageſil. II, 328. Hell.
  • emd. II, 448.
  • Zakynth, Cult 287.
  • Zaleukos 135. II, 218. 226 f.
    269, 4.
  • Zeus 251. 295. 308. Agetor II,
    99, 4. 240. 344, 2. βασι-
    λεὺς 308, 1. χϱυσαοϱεὺς 358.
  • Eieutherios 183. εὔυπνος 308,
    1. Hellanios 395. Ithoma-
    tes 190. II, 332. καππώτας
    II, 527. Lykaͤos 306. Mei-
    lichios II, 145. Olympios
    116. 154. 395. II, 162. τϱι-
    ὀφϑαλμος 61, 3.
  • Zoſter 223, 1. 247, 2.
[561]

Appendix C

Goͤttingen.
Druck von Friedrich Ernſt Huth
.


[]

Appendix D Bemerkenswerthe Druckfehler.


  • S. 12. Z. 23. f. Einwohner — Einwandrer.
  • — 29. Noten Z. 7. f. Fo — Jo.
  • — 36. — – 11. f. 57 — 37.
  • — 43. — – 1. f. 57 — 37.
  • — 55. — – 19. f. 9, 12. — 9, 82.
  • — 57. — – 9. f. γενεὰς — γενεᾶς.
  • — 59. — – 6. f. 2) — 3)
  • — 60. Text – 11. f. nannte — nannte 3.
  • — — — – 13. f. 3 — 4
  • — — — – 18. f. 4 — 5
  • — 82. Noten – 7. f. Pauſ. — Pyth.
  • — 87. Text – 8. f. Aletiden — Aletiaden.
  • — 90. Noten – 1. f. 3) — 2)
  • — — — – 4. f. 5) — 3) Note 3 und 4 ſind verſtellt.
  • — — — – 5. f. 6) — 5)
  • — 105. — – 6. f. φιλ [οκλης — φιλ .....
  • — — — – 7. f. φιλ] θενευς — … ϑενευς
  • — 119. Text – 16. f. 27. — 28.
  • — 121. Noten – 5. f. Aciſtot. 5, — Ariſtot. Pol. 5,
  • — 142. — – 8. f. 10. — 15.
  • — 144. — – 1. f. 4, 15, 4. — 4, 15, 1.
  • — 151. Text – 1. f. uͤbermuͤthigen — uͤbermaͤchtigen
  • — 154. — – 8. 1 zu loͤſchen und 2 Z. 10. nach erwieſen zu
    ſetzen.
  • — — — – 17. f. 2 — 3
  • — — — – 23. f. 3 — 4.
  • — — Noten – 1. f. 76 — 92.
  • — 155. — – 2. f. 44, 6. — 43, 6.
  • — 169. Text – 9. f. Schwager — Schwaͤher.
  • — 170. Noten – 5. f. 7, 173 — 7, 164.
  • — 185. — – 1. f. 7, 57. — 7, 157.
  • — 194. Text – 8. f. befand — befanden
  • — 208. Noten – 10. f. §. 13. — §. 12, 3.
  • — 227. Text – 19. f. Amphiſoches — Amphilochos.
  • — 241. Noten – 3 f. 9) — 3)
  • — 251. Text – 19 f. mußten. — mußten 2.
  • — 255. Noten – 8. f. 3, 94. — 2, 94.
    [] S. 275. Text Z. 18. f. Wanderungen — Wunderweſen.
  • — 298. Noten – 15. f. 14, 701. — 15, 701.
  • — 309. Text – 17. f. zeigen. — zeigen 3.
  • — 317. Noten – 3. f. anders Lennep Etymol. p. 172. — vgl. L.
    E. p. 227.
  • — 359. Text – 9. ſtreiche: des Gottes. —
  • — 360. — – 4. f. Sikyoniſchen — Kretiſchen.
  • — 376. Noten – 3. f. p. 48. — p. 78.
  • — 379. — – 5. ſchr. vgl. die Darſtellung Pauſ. 5, 19, 1.
  • — 380. Text – 5. ſchr. Σὠτειϱα 2,
  • — 445. — – 17. f. Kronos — Chronos
  • — 448. Noten – 2. f. ΟΙΚΙΣΤΑΜ — ΟΙΚΙΜΤΑΜ.
    Band 3.
    S. 17. Noten Z. 10. f. 10 — 8, 5.
  • — 58. Text – 14. f. bilden, — bilden 2,
  • — — Noten – 7. f. Κοιλὴ — Κοίλη
  • — 86. — – 3. f. 225. — 255.
  • — — — – 4. f. Trav. 1. p. 503. — Trav. 2. p. 503.
    504. 505.
  • — 173. Text – 17. f. Thaſos — Thera’s
  • — 195. — – 21. f. viel uͤber — ganz.
  • — 203. Noten – 1. f. 7, 4. — 2, 7, 4.
  • — 211. — – 1. f. 232 f. — 233 f.
  • — 212. — – 8. f. S. 108. — Bd. 2. S. 180.
  • — — — – 11. f. 5) — 6)
  • — 232. Text – 1. f. 2 — 1, und darnach auch die folgenden
    Zahlen.
  • — 233. — – 20. f. 1 — 4.
  • — — — – 23. f. 2 — 5.
  • — 277. Noten – 4. f. 141 f. — 140 f.
  • — 321. Text – 22. f. 48. — 47.
  • — 381. Noten – 1. f. Bd. 1. — Bd. 2.
  • — 470. — – 34. f. Marmortafel — Stukkotafel.
  • — 477. — – 16. f. Mopſos — Moschos.

[][][]
Notes
1.
2, 11.
2.
Herod, 1, 65.
3.
Pauſ. 3, 16, 5.
Vgl. oben Bd. 2. S. 63, 1.
1.
Thuk. 2, 11. vgl. 1, 70. 71. Athen. 14, 624 c. Ag.
2.
Platon Protag. 342 c. Xenoph. Laked. Staat 14. Plut. Inst.
Lac. p.
252., beſonders Iſokr. Buſiris 8. Die Spart. ἐνδημότα-
τοι, Thuk. 1, 70. Genaueres unten K. 12.
1.
Aus Th. 1, 144. vgl. mit Plut. Agis ſieht man, daß die
ξενηλασὶα blos gegen Staͤmme von fremdartigen Sitten, fremder
δὶαιτα, galt, z. B. meiſt gegen Athener. Doch war Sparta an
den Gymnopaͤdien (Plut. Ageſ. 29. vgl. Kimon 10. Xenoph. Denkw.
Sokr. 1, 2, 61.) und andern Feſten voll von Fremden. Cragius
de rep. 3. p. 213. Dichter, wie Thaletas, Terpandros, Nym-
phaͤos von Kydonia, Theognis (der die freundliche Aufnahme in dem
ἀγλαὸν ἄοτυ ruͤhmt, V. 785.), Philoſophen, wie Pherekydes und
Anaximandros und der Skythe Anacharſis, wurden gern aufgenom-
men; andere Claſſen von Geſchaͤften ausgeſchloſſen. So gab es
uͤber Perſonen und Zeit Beſtimmungen. Vgl. noch Plut. Lyk. 27.
der ſich auf Th. 2, 44. bezieht. Ariſt. Voͤgel 1013. und Schol.
(aus Theopomp.) und zu Frieden 622. Suid. διειϱωνόξενοι, ξενη-
λατεῖν. Theophil. Instit. l. 1. tit. 2. vgl. de la Nauze Mem.
de l’Ac. d. I. T. 12. p.
159.
2.
p. 100. bei Franck.
3.
S.
Naͤke’s Choerilus p. 74.
4.
Archiloch. p. 226 Liebel. Lykophr.
1385 u. Tzetz. Etym. s. v. ἀσελγαὶνειν. Ἐλεγηΐς. Ueber die
Weichlichkeit der Kodriden, Herakl. Pont. 1.
1.
S. uͤber die Geronten unten K. 6.
2.
Beſonders
muß man auf die Verſammlung Odyſſ. 2. achten, wo indeß Men-
tor V. 239. eine eigentlich nicht verfaſſungsmaͤßige Erklaͤrung des
Volkes veranlaſſen will. Daß die Homer. Ἀγοϱὰ aber fuͤr ſich
Regierungsrechte ausuͤbe, kann ich Platnern de notione juris ap.
Hom. p.
108. und Tittmann Griech. Staatsverf. S. 63. nicht zu-
geben. Sondern ſie iſt eine Art Wittenagemote, wo nur die Thane
Stimmrecht haben, wie bei den Sachſen in England. Das Volk
darin bildet eine concio, aber keine comitia. Mehr kann ich mit
Wachsmuth Jus gent. ap. Graecos p. 18 sq. hierin uͤberein-
ſtimmen.
1.
Aeginet. p. 133.
1.
Pindar J. 2, 11. vgl. Diſſen Expl. p. 493. Alkaͤos bei
den Schol. und Zenob. Prov.
2.
V. 190.
3.
bei Ariſtot.
Pol. 4, 8, 7. 10.
4.
vgl. Huͤllmann Staatsrecht S. 103.
1.
Plut. Qu. Gr. 32. Die Emd. Πλοῦτις wird durch Ver-
gleichung von Athen. 12, 524. noch wahrſcheinlicher.
2.
Haupt-
ſtelle Ariſt. 5, 8, 1. ἐκ τῶν τιμῶν, e censu. vgl. 5, 10, 4. Pa-
naͤtios von Leontini war Demagog in einem vorher oligarchiſchen
Staate, deſſen Verfaſſung der der Hippoboten aͤhnlich. Vgl. Polyaͤn
5, 47.
3.
Herod. 6, 43. — Pind. P. 2, 87. kennt drei Ver-
faſſungen, Thrannis, Herrſchaft der ſtuͤrmiſchen Gemeinde und Re-
giment der Weiſen.
1.
Ariſt. 5, 2, 9. 3, 6. mit Schneiders Anm.
2.
6, 46.
1.
Plut. Vrgl. Lykurgs 4. Nach Liv. 38, 34. 700 Jahre
bis 190 v. C. Ganz anders rechnet ebenfalls 700 Jahre Cie.
pro Flacco 26.
2.
Iſokr. Panath. 100.
3.
So
iſt beſonders Schiller, Thalia Heft 10, voll von Erbitterung [gegen]
den Geſetzgeber, daß er ſein Volk ſo eigenwillig fuͤr immer dazu
beſtimmt habe, was ſeinem einſeitigen und beſchraͤnkten Geiſte als
das Hoͤchſte erſchien, und weiter geht in voͤlliger ἀνιστοϱησία nur
etwa noch Schloͤzer: Lykurg ſchuf 12000 Bauern zu ſo viel Don
Quixoten um u. ſ. w.
4.
P. 1, 61. vgl. Boͤckhs Expl.
1.
Plut. Vergl. Timol. 2. Dion 53. Λακωνικὸν σχῆμα —
κοσμεῖν. Er war ſelbſt Buͤrger von Sparta, Plut. Dion. 17. 49.
2.
Doch muß ihn Herodot noch nicht gekannt haben, da er zu-
erſt daruͤber zu ſchreiben glaubt. Herod. 6, 55.
3.
Str. 8,
366. Den Ephoros dagegen meint wohl beſonders Herakl. Pont. 2.
τὴν Λακεδαιμονίων πολιτείαν τινὲς Λυκούϱγῳ πϱοσἀπτονσ-
πᾶσαν.
1.
1, 65. So nennt auch Ariſtot. Pol. 5, 10, 3. die Koͤnige
von Sp. vor Lyk. Tyrannen. Dagegen Str. 8, 365. “Die Dorier
von Sp. καὶ κατ’ ἀϱχὰς μὲν ἐσωφϱόνουν” u. ſ. w. Auch Iſokr.
Συμμαχ. 32. widerſpricht indirekt. Aber Panath. 73. folgt er dem
Thuk. 1, 18.: στασιάσαι φασὶν αὐτοὑς οἱ τὰ ἐκείνων ἀκϱιβοῦντες
ὡς οὐδένας ἄλλους τῶν Ἑλλἠνων.
2.
S. 132. 137.
3.
Her.
1, 65. Ephoros bei Str. 8, 366. Plut. 31.
4.
S. 31. vgl.
216.
5.
nach Ariſt. Pol. 2, 7, 1. Wenn dieſer Schriftſteller
zu meinen ſcheint, daß die Dorier dieſe Geſetze von den fruͤhern
1.
Platon Ge-
ſetze 3, p. 685.
2.
Dieſe Angabe ſcheint richtiger, als die von
Gorthna od. Knoſſos. Vgl. Meurſ. Creta 4. c. 12.
3.
S.
bei Ariſtot. Pol. 2, 3, 5. Aelian V. G. 12, 50. Diog. Laert. 1,
38. Plut. Lyk. 3. philos. cum princ. 4. p. 88. Pauſ. 1, 14, 3.
Philodem. de mus. col. 18. 19. Boeth. de mus. 1, 1. p. 174.
Sext. Empir. adv. math. p. 68 b. Suid. 2. p. 163. vgl. oben
S. 344.
4.
Xenoph. Laked. Staat 10., nach welchem Lykurg
den Gott gefragt haͤtte: εἰ λῷον καὶ ἄμεινον εἴη τῇ Σπάϱτῃ —
ohne Zweifel ein solemnis formula. Damit gehoͤrt der Ausſpruch
der Pythia zuſammen bei Plut. Quaest. Rom. 28. p. 329.
5.
bei Plut Lyk. 6. Frank Tyrtaͤus p. 173.
5.
Einw. erhalten haͤtten, weil die Perioͤken ſie damals noch am mei-
ſten beibehalten hatten, ſo muͤſſen wir nach dem Zuſammenhange
unſerer Darſtellung dieſe Meinung verwerfen.
1.
ſ. Bd. 2, 134. — Spaͤtere Hiſtoriker hielten aus einſeitiger Auf-
klaͤrung den ganzen Verkehr fuͤr eine Luͤge oder einen Betrug Ly-
kurgs. Polyaͤn 1, 16, 1. Juſtin 3, 3.
2.
Photios Lex.
p. 322.
3.
Daß dies die ϑεοπϱόποι nicht immer thaten, ſieht
man aus Theognis V. 783.
4.
Dies ſchließe ich mit Cragius
ziemlich uͤbereinſtimmend aus Cic. de div. 1, 13. Vgl. Herod.
6, 57. Xenoph. a. O. 15.
5.
S. beſonders Timaͤos Lex.
Plat. s. v.
6.
S. Aeginet. p. 135. vgl. Diſſen Expl.
Pind. N. 3. p.
376. Beim Theation von Troͤzen waren Suͤhnun-
gen, oben S. 228, 4. In Thaſos heißen ſie Θεῦϱοι, Inſchr. bei
Choiſeul Gouff. Voy. pitt. 1, 2. p. 156. Sie ſtanden auch da
in Verbindung mit dem T. des Ap. Pythios.
1.
Vgl. indeß Thuk. 1, 84. Platon Alkib. I c. 38.
2.
7,
2, 5. Engel de rep. milit. Spart. Goͤttinger Preisſchr. 1790.,
wo Koſacken, Spartiaten und Kreter zuſammengeſtellt werden.
Vgl. Heyne de Spartan. rep. Commentat. Gotting. T. IX. p. 8.
1.
4, 126.
2.
Pauſ. 4, 3, 3. συγχωϱοῦσιν ἀναδάσα-
σϑαι
πϱὸς τοὺς Λωϱιέας τὴν γῆν. Indeß bedient ſich Pauſ. die-
ſes Ausdrucks ſehr oft, und oft auch wohl ohne hiſtoriſchen Grund.
3.
Daß ich hier auf Ephoros Darſtellung keine weitere Ruͤck-
ſicht nehme, habe ich Bd. 2. S. 94 ff. gerechtfertigt. Tittmann a.
1.
Pauſ. 3, 22, 7.
3.
αὐτόνομοι Pauſ. 3, 21, 6.
4.
3, 21, 6. vgl. 26, 6. Die fehlenden ſechs waren naͤmlich zu
Pauſ. Zeit entweder wieder zu Meſſenien geſchlagen, wie Pharaͤ,
das Auguſt zu Lakonien gefuͤgt hatte, Pauſ. 4, 30, 2., nachdem es
ſich mit Thuria und Abea ſchon fruͤher von Meſſenien abgeſondert,
Polyb. 25, 1, 1, oder eingegangen und nun unbewohnt, wie Peph-
nos, Helos, Kyphanta, Leukaͤ. Ob Abea, von dem noch aus der
Zeit Hadrians ein ſog. Dekret da iſt, Aug. auch zu Lakonien ſchlug,
iſt zweifelhaft, aber der Lage des Ortes nach wahrſcheinlich. Dann
3.
O. S. 589. gruͤndet auf ſie ſeine Anſicht, der am Ende — Bra-
ſidas und allen Spartiaten zum Trotz — den Perioͤken gleichen
Rang mit ihnen geſtattet.
2.
Polyb. 20, 12, 2. mit Schweigh.
Anm. Liv. 34, 29. 38, 30.
1.
Pauſ. 3, 26, 5. Wohl damit Sp. doch irgend einen Aus-
weg nach der See habe.
2.
Thuk. 1, 101. Die Θουϱιᾶτα-
von Thuria bei Kalamaͤ. Αἰϑαία will Welcker (Alkman p. 67.)
bei Theognis 1216 Bekk. fuͤr Ληϑαίῳ hineinbringen.
3.
An-
drotion bei Steph. B. s. v.
4.
S. noch s. v. Αἰτωλία. Auch
Str. 8, 362. (Euſt. Il. 2. p. 293, 19. zu Dion. P. 418.) erwaͤhnt
ſie. Aber die Hekatomboia haͤngen damit gewiß nicht zuſammen;
da auch Argos das Feſt hatte.
5.
S. oben S. 158. Auch
Lyſias bei Harpokr. nennt Anthana als Lakon. Stadt. vgl. Aegin.
p. 46 q. 185 v.
Siebelis zu Pauſ. 2, 38, 6.
2.
iſt die Zahl 24 voll. Dies Dekret und ein Ehrendenkmal von Gy-
theion fuͤr T. Quinctius ſ. bei Paciaudi Mon. Pelop. 2. p. 77.
145.
1.
S. 94 f.
2.
S. Manſo Sparta 1. S. 93. Titt-
mann Bd. 1. S. 89. Daß ſelbſt das Lakedaͤmoniſche πλῆϑος die
Perioͤken nicht enthaͤlt, zeigt unter andern Polyb. 4, 34, 7., wo
es den Bund der Aetoler ausſchlaͤgt, beſonders wegen der Zumu-
thung des ἐξανδϱαποδίζεσϑαι τοὺς Πεϱιοίκους. Der Name Λα-
κεδαιμόνιοι, der alle, Perioͤken u. Spart., und oft auch jene, als
die aͤltern Einw., im Gegenſatz dieſer bezeichnet, beweist fuͤr poli-
tiſche Gleichheit ſo wenig als Θεσσαλοὶ fuͤr Freiheit der Peneſten.
1.
Mit πεϱίοικος iſt wohl χωϱίτης einerlei, wie oͤfter auch
Laked. heißen, Aelian V. G. 9, 27. Val. χωϱίτιδες Βάκχαι oben
Bd. 2. S. 374, 1. aus Heſych. Οἱ ἀπὸ τῆς χώϱας werden bei
Athen. 15, 674 a. aus Soſibios τοῖς ἐκ τῆς ἀγωγῆς παισὶν (den
in Sparta erzogenen) entgegengeſetzt. Vgl. Caſaub. Die Perioͤken-
erziehung war alſo von der Spartiatiſchen ganz verſchieden.
2.
Iſokrates, Panath. 73. nachdem die Laked. die Perioͤken κατ̕
ἄνδϱα ἠνάγκαζον συμπαϱατάττεσϑαι σφίσιν αὐτοῖς, verwechſelt
ſchmaͤhlig die Perioͤken und Heloten, wie auch im Folgenden.
1.
Spaͤter kommen oft andere Verhaͤltniſſe vor, z. B. ſehr
wenig Spartiaten beim Heere, wenn die Stadt ihre eigentlichen Buͤr-
ger brauchte, und nicht in die Ferne ſenden wollte, oder aus an-
dern Gruͤnden.
2.
nach Herod. 7, 234.
3.
Aus Thukyd.
4, 8. geht kein Ungehorſam der Perioͤken hervor. Dem Epa-
meinondas fielen einige Perioͤken zu Xen. 6, 5, 25. 32.
4.
Thuk.
4, 53. Vgl. 7, 57.
5.
S. Plin. 9, 36, 60. 21, 8. 36, 5.
vgl. Meurſ. Misc. Lac. 2, 19. Mitſcherlich ad Hor. Carm. 2,
18, 7.
1.
Plut. Lyk. 4. Aelian V. G. 6, 6. Nikol. Damaſc. u. Aa.
2.
Herod. 2, 167. Vgl. Cic. de rep. 2, 4. Corinthum per-
vertit aliquando — hic error ac dissipatio civium, quod
mercandi cupiditate et navigandi, et agrorum et armorum
cultum reliquerant.
Vgl. Huͤllmann Staatsr. S. 128.
3.
Ari-
ſtot. 2, 4, 13.
4.
Dies folgt aus Xenoph. Laked. Staat 11.
καὶ ἱππεῦσι καὶ ὁπλίταις, ἔπειτα καὶ τοῖς χειϱοτέχναις.
5.
Kritias Λακεδ. πολιτ. b. Athen. 11, 483 b. und Plut. Lyk.
9. Pollux 6, 46, 97. Heſych. Suid. Xenoph. Kyrop. 1, 2, 8.
1.
Athen. 5, 198 d. 199 e.
2.
κὐλιξ Λάκαινα, He-
ſych Χῖον.
3.
Plut. Lyk. a. O.
4.
Meurſ. 2, 17.
5.
Theophr. H. Pl. 3, 17, 3.
6.
Daimachos bei Steph. B.
Λακεδ., daraus Euſt. Il. 294, 5 Rom.
7.
Salmaſ. Exerc.
Plin. p. 653 b.
Moſer in Creuzers Init. philos. 2. p. 152. vgl.
noch Liban. Or. p. 87 e cod. August. Reiske.
8.
Xenoph.
Hell. 3, 3, 7. Plin. H. N. 7, 56. ξυήλη Λακ. Pollux, 1, 10,
137. ἐγχειϱίδιον 1, 10, 149. ferrei annuli Plin. 33, 4. μάστι-
γες Steph. Euſt. a. O.
9.
Theokr. 10, 35. Schol. Athen.
11, 483 b. 5, 215 c. Stevh. a. O. Heſych Ἀμυκλαΐδες, Λακω-
νικὰ ύποδήματα. vgl. ἐννήυσκλοι. Vgl. die Schuhe der Amykl.
Prieſterinnen auf dem Monument von Amyklaͤ bei Walpole Me-
moirs p.
454. Sonſt oͤſter Lakoniſche Mannsſchuhe (ἄπλαῖ) er-
waͤhnt, Ariſtoph. Thesmoph. u. Weſpen. Schol. u. Suidas, Kri-
tias a. O. Pollux 7, 22, 80. vgl. Meurſ. 1, 18.
10.
Λά-
κωνες ἐΰπεπλοι Epigr. bei Suid. Λακωνικαί. Athen. 5, 198. 11,
483 b. vgl. unten B. 4, 2.
11.
Dieſe Bergwerke ſind zwar
nirgends erwaͤhnt, aber man muß ſolche aus der Menge der Eiſen-
fabrikate und aus der Wohlfeilheit des Eiſens (ſ. Kap. 10.) ſchließen.
12.
Die Steingruben auf dem Taygetos hatten nach Str. 8, 367.
dagegen erſt die Roͤmer eroͤffnet. vgl. Xenoph. a. O. Pollux 7, 23,
100. Intpp. Juven. 11, 173. Meurſ. 2, 18. Plin. erwaͤhnt auch
Lakon. cotes und smaragdi.
1.
Vgl. Thierſch uͤber die Kunſtepochen Abh. 2. S. 51.
3.
Pauſ. 3, 22, 4.
4.
in einer ganz rhetoriſchen Stelle Panathen. 73.
2.
Ich glaube naͤmlich, daß in dem Orakel (Diog. Laërt. 1, 106.
vgl. Caſaub. u. Menag.) Ἣτεῖος die richtige alte Lesart war, wo-
fuͤr aber zeitig aus Unkunde Οἰταῖος geſetzt wurde. Die Sache war
im Alterthum ſchon fruͤhzeitig ſtreitig; ſchon Platon Protag. 343.
ſcheint den Myſon nicht fuͤr einen Lakedaͤmonier zu halten. Sonſt
ſ. Diod. de virt. et vit. p. 551. Pauſ. 10, 24, 1. Klem. Al.
Str. 1. p. 299 Sylb. Steph. B. Χὴν, Ἣτία.
1.
Thuk. 4, 53. 54. Heſ. Κυϑηϱοδ.
2.
Th. 8, 22.
Manſo Sp. 2. S. 576.
3.
Herod. 6, 60. οὐ κατὰ λαμπϱο-
φωνὶην (in den ἀγῶνες κηϱὑκων, vgl. Faber Agoniſt. 2, 15. Boͤckh
Staatshaush. 2. S. 359.) ἐπιτιϑέμενοι ἄλλοι σφέας παϱακληΐουοι
ἀλλὰ κατὰ τὰ πάτϱια ἐπιτελέονσι.
4.
Pauf. 3, 12, 6. 7,
23, 7.
1.
Herod. 7, 134. τοῖσι αἱ κηϱυκηΐαι αἱ ἐκ Σπάϱτης πᾶσαι
γέϱας δέδονται.
2.
Θεοκήϱυκες γένος τὸ αἰπὸ Ταλϑυβίου πα-
ϱὰ Ἐλευθεϱίοις. Heſych. Viell. Ἐλευθεϱολάκωσι. Hemſterh. denkt
an Eleutherna in Kreta. Der allgemeine Name des Herolds in
Sp. Μούσαξ. S. Valck. Adoniaz. p. 379.
3.
Herod. a. O.
4.
Herod. 137.
5.
6, 60. Ueber die ὀψοποιοὶ Agatharch.
bei Athen. 12, 550 c. Perizon zu Aelian V. G. 14, 7.
6.
Vgl.
Athen. 2, 39 c. mit 4, 173 f.
1.
Auch an Kolonien Sparta’s, z. B. der von Herakleia
Trachinia, nahmen Perioͤken Theil, wo ſie hernach wohl zu den
πολλοῖς gehoͤrten. Th. 3, 92. 93.
1.
Ueber die Helotie vgl. außer den bekannteren Schr. Ca-
peronnier Mem. de l’Ac. d. J. 23. p. 271. Schlaͤger Dissert.
Helmſt. 1730.
2.
Ephor. bei Str. 8. S. 365. nach Valkenaers
Aenderung. Theopomp bei Athen. 6, 272. Schon Hellanikos bei
Harpokr. εἱλωτεύειν 15 S. 54 St.; indeß iſt es zweifelhaft, ob die
Etymol. dort aus Hellan. iſt. vgl. Steph. Byz.
3.
Man
kannte dieſe Ableitung im Alterthum z. B. Schol. Plat. Alkib.
I. p. 78 R. Apoſtol. 7, 62. Εἵλωτες οἱ ἐξ αἰχμαλώτων
δοῦλοι. So kommt auch Δμῶς von δαμάω (ΔΕΜΩ). Denn
die δμῶες, die in großer Anzahl (μύϱιοι, Od. 17, 422.
19, 78.) zu dem οἶκος jedes ἄναξ gehoͤren (1, 397. 7,
1.
bei Athen. 6, 265.
2.
bei Str. 8, 365.
Eben ſo nennt Pauſ. 3, 20, 6. alle Heloten δούλους τοῦ κοινοῦ.
vgl. Herod. 6, 70., wo die ϑεϱάποντες Heloten ſind.
3.
225. Il. 19, 333.) und zum groͤßten Theile das Land bauen, koͤn-
nen auf keinen Fall im Ganzen gekaufte Sklaven ſein (denn die
einzelnen Beiſpiele davon ſind mehr Ausnahmen), weil dies einen
ſehr lebhaften Sklavenhandel vorausſetzen wuͤrde; auch koͤnnen es
nicht blos einzeln Geraubte oder Gefangene ſein, weil ſich ſo ſchwer-
lich die Menge derſelben in jedem οἶκος erklaͤren wuͤrde, ſondern
es ſind wahrſcheinlich mit dem Grund und Boden ſelbſt eroberte
Leute. Die Stelle 1, 298. οὕς μοι ληΐσσατο, laͤßt ſich verſchieden
benutzen. — Ueber die Etymologie von Εἵλως vgl. Lenneps Ety-
mol. p.
257.
1.
Epheros a. O. Ilotae sunt jam inde antiquitus ca-
stellani, agreste genus.
Liv. 34, 27.
2.
Plut. Instit. Lac.
p.
255., wo μισϑῶσαι ungenau geſagt iſt.
3.
Plut. Lyk. 8.
70 an den Mann, 12 an die Hausfrau. vgl. K. 24.
4.
S.
Bd. 2. S. 69. vgl. deſ. Polyb. 5, 19. — Heſiod Poet der Helo-
ten nach dem Apophthegma des Spartiaten.
5.
Herod. 9, 80.
6.
Plut. Kleomenes 23. Manſo 1. S. 134.
7.
Frgm. p. 168.
Franck. Die Stelle giebt in Proſa wieder Aelian V. G. 6, 1.
1.
Das letzte wird als Pflicht der Perioͤken aber auch der
Heloten erwaͤhnt. Herod. 6, 58.
2.
vgl. Boͤckh Staatshaush.
1. S. 87. — Von 400 iſt 82 etwa das Fuͤnſtel. In Athen
zinsten die ϑῆτȣς, πελάται an die Eupatriden ein Sechstel des
Ertrags. (Gewiß die richtige Annahme.) S. Plut. Sol. 13.
vgl. Hemſterh. zu Heſych ἐπὶμοϱτος.
1.
Athen. 4, 141 d. aus Molpis Δακεδ. πολιτ.
2.
Sphaͤ-
ros ebd. 141 c. Vgl. noch Myron bei Athen. 14, 657. παϱαὰόν-
τες αὐτοῖς τὴν χᾥϱαν ἔταξαν μοῖϱαν ἣν αὐτοῖς ἀνοίσουσιν
αἰεί, und Heſych: γαβεϱγός (i. e. ΓΑϜΕΡΓΟΣ γεωϱγὀς)
ἔϱγου μισϑωτός (zu verſtehn wie in der Stelle oben S. 35, 2.)
Αἀκωνες.
3.
Daß indeſſen zu Xenophons Zeit auch Spartia-
ten auf den κλήϱοις lebten, ſ. Hell. 3, 3, 5. Zu Ariſtoteles Zeit,
Pol. 2, 2, 11., gaben ſich Einzelne ſchon mit Ackerbau ab; zu
Maxim. Tyr. diss. 13. p. 139. waren Spartiaten und Kreter im
Ganzen γεωϱγοὶ.
4.
Plut. Vgl. Numa’s 2. Nepos Pauſ. 3.
5.
Xen. Laked. Staat 6, 3. Ariſtot. Pol. 2, 2, 5. Plut. Inst.
Lac. p.
252.
6.
vgl. Thuk. 7, 19. mit 4, 30. u. 5, 34.
1.
Herod. 9, 10. 28.
2.
Herod. 9, 28. Thuk. 3, 8.
3.
i. q. ἀμφιστάντες. Heſych s. v. vgl. Voſſ. Valcken. Adoniaz.
p. 289.
4.
Her. 7, 229. vgl. die Stellen bei Sturz Lex.
Xenoph.
ϑεϱάπων.
5.
Θεϱάπων δοῦλον ὁπλοφόϱον δηλοῖ
κατὰ τὴν Κϱητῶν γλῶτταν. Euſt. zur Il. p. 1240, 32. Bas.
zu Dion. Perieg. 533.
6.
Athen. p. 271 f. aus Myron. Sie
ſind es, von denen Xen. Hell. 4, 5, 14. τούτους ἐκέλευον τοὺς
ὑπασπιστὰς ἀϱαμένους ἀποφέϱειν.
1.
Herod. 6, 80. 81. vgl. 75.
2.
Bd. 1. S. 242.
3.
nach Herakl. Pont.
4.
Welcker Alcm. frgm. p. 6.
1.
bei Athen. 14, 657 d. Die κυνῆ wird wohl auch als zur
Helotentracht gehoͤrig bezeichnet in der Geſchichte des Antiochos von
Phalanths Signal zur Verſchwoͤrung (Str. 6, 278.), obgleich An-
dere (Aeneas Poliore. 11.) einen πῖλος an die Stelle ſetzen.
2.
Κυνᾔ ̓ Αϱκάς, Sophokl. Inachos bei Schol. Ariſt. Voͤg. 1203.
Valcken. zu Theokr. Adoniaz. S. 345, einerlei mit πῖλος Αϱκ.
Polyaͤn 4, 14. galerus Arcad. Stat. Theb. 4, 299. 7, 39. Κυνῆ
Βοιωτἱα als Tracht des Landlebens, Heſych. Arkader in Ziegen- und
Schaaffellen zu Felde ziehend. Pauſ. 4, 11, 1.
1.
Od. 24, 230.
2.
Pollux 7, 4, 68. vgl. Heſych, Suid.
s. v. κατωνάκη. Theopomp und Menaͤchmos ἐν τοῖς Σικυωνιακοῖς
bei Athen. 6, 271 d. (vgl. Schweigh.) kennen die Κατωνακο-
φόϱοι als Sikyoniſche Leibeigene. Vgl. Ruhnken. ad Tim. p. 212.
3.
Ariſtoph. Lyſiſtr. 1157. vgl. Palmer. Exercit. p. 506.
4.
V. 53 Bekk.
5.
Lykurg 28. u. ſonſt.
6.
Duris
bei Plut. Ageſ. 3.
1.
Theopomp bei Athen. 14, 657 c.
2.
Plut. a. O.
3.
μόθων φοϱτικὸν ὄϱχημα Pollux 4, 14, 101.
4.
Plutarch
c. 28. Vgl. Numas 1. Ueber die Kryptie Manſo 1, 2. S. 141.
Heyne in den Commentat. Gotting. T. 9. p. 30.
5.
Pana-
then. 73. vgl. oben S. 25, 2.
6.
bei Plut. Lyk. 28. Heraklid.
Polit. 2.
1.
1, 633 c. Von derſelben Sache Juſtin 3, 3.: pueros
puberes non in forum, sed in agrum dednci praecepit, ut
primos annos non in luxuria, sed in opere et laboribus age-
rent, — neque prius in urbem redire quam viri facti es-
sent.
Faſt daſſelbe, nur mit einigen Abweichungen, Schol. Plat.
Geſ. 1, 225 Ruhnk.
2.
6, 763 b. vgl. Barthelemy Anach.
T.
4. S. 461.
1.
Damoteles ein Spartiate ἐπὶ τῆς κϱυπτεὶας τεταγμὲνος,
Plut. Kleom. 28.
2.
4, 80.
3.
Geſetze 6, 776. eitirt von
Plut. Lyk. 28. Athen. 6, 164. Auch Kritias der Athener ſagt, aber
mehr witzig als wahr, in Sparta ſeien die Freien am meiſten Freie
(vgl. Diogen. Prov. 4, 87. Apoſtol. 8, 12.), die Sklaven am mei-
ſten Sklaven, bei Liban. or. 24. T. 2. p. 85 R.
1.
Thuk. 1, 118. 5, 14, 23. vgl. Ariſtot. Pol. 2, 6, 2.
2.
Obgleich es Dio Chryſ. Or. 36. p. 448 b. laͤugnet. Vergl.
Manſo 1, 2. S. 153. und 1, 1. S. 234.
3.
Heſych s. v.
4.
Boͤckh Staatsh. 1. S. 281.
5.
Th. 5, 34. vgl. 4, 80.
6.
7, 58. δὺναται δὲ τὸ νεοδαμῶδες ἐλεύθεϱον ἤδη εἶναι. Der
Gegenſatz iſt δαμὠσεις (Steph. ΔΑΜΩΛΕΙΣ) δημόται ἢ οἱ ἐντελεῖς
παϱὰ Λακ. Heſych.
7.
vgl. Plut. Ageſ. 6.
8.
Athen. 6, 271 e.
Schol. Ariſt. Plut. 279. Harpokr. Heſych. Die Ableitung von der
Stadt Mothone iſt wie die der Heloten von Helos. Die Τϱόφιμοι
ſind aus ξένοις durch Erziehung Spartiaten geworden, Xenoph.
1.
Bei Athen. heißen ſie Freie in Bezug auf das, was ſie
werden, nicht was ſie waren. — Vgl. Hemſterhuis bei Lennep
Etymol. 1. p. 575.
2.
Athen. Aelian V. G. 12, 43. Zwei
σύντϱοφοι oder μόϑακες Kleomenes des III. bei Plut. Kleom. 8.
Dieſe wie Lyſandros waren Heraklidiſche Mothaken.
3.
bei Athen. 6, 271 d., wo die Vergleichung mit den Katonakophoren
(ſ. oben S. 41, 2.) nicht hinlaͤnglich begruͤndet ſcheint. Vgl. Caſaub.
ad Athen. 6, 20. Intpp. Hes. s. v. ἐνευν.
4.
Bei Thermo-
pylaͤ lagen, nach dem Epitaph Herod. 7, 228. vgl. 8, 25., 4000
Streiter begraben, naͤmlich 300 Spartiat., 700 Thespiſche Hopli-
ten, und 3000 ψιλοὶ, wovon 2100 Heloten geweſen ſein moͤgen.
5.
8.
Hell. 5, 3, 9. Auf dieſe geht wohl die verwirrte Nachricht Plut.
Lacon. Inst. p. 252.
1.
8, 40.
2.
Polyb. 6, 45.
3.
nach der wahr-
ſcheinlichſien Angabe bei Plut. Lyk. 8. nach der Lykurg 4500 Looſe
macht, und Polydoros eben ſo viel.
4.
Platon Alkib. I. 122 d.
Tyrtaͤos bei dem Schol. p. 78 Ruhnk. und zu Geſetz. 1. p. 220.
vgl. Bd. 2. S. 70. Die Ebene am Pamiſos giebt an manchen Stel-
1.
Pauſ. 4, 24, 2. τὴν μὲν ἄλλην πλὴν τῆς Ασιναίων αὐτοὶ
διελὰγχανον. vgl. 3, 20, 6. Zenob. 5, 39. Apoſtol. 7, 33. δου-
λότεϱος Μεσσηνίων. vgl. Etymol. Εἵλωτες. Etym. Gudian. 167,
32.
2.
Thuk. 1, 100. πλεῖστοι δὲ τῶν Εἱλώτων ἐγένοντο οἱ
τῶν παλαιῶν Μεσσηνίων τότε (ſchr. ποτὲ) δουλωϑέντων ἀπόγο-
νοι. Plut. Kimon 16. Lyk. 28. Diodor 11, 53 sq. unterſcheiden
dabei die Heloten faͤlſchlich von den Meſſeniern, vgl. Bd. 2.
S. 189.
3.
vgl. Xen. Hell. 7, 2, 2. mit 6, 5, 27.
4.
Po-
lob. 7, 10, 1. vgl. 4, 32, 1. und Manſos 3, 2. S. 80. Exeurs
uͤber Meſſeniens Erneuerung.
5.
Plut. Agis 8. Μαλἐαν iſt
vielleicht verdorben.
4.
len die Erndte 30 mal wieder, und wird zweimal des Jabrs beſaͤt.
Sibthorp in Walpole’s Memoirs p. 60.
1.
Xen. Hell. 4, 5, 11.
2.
Thuk. 4, 8. οἱ ἐγγύτατα
τῶν πεϱιοίκων.
3.
ἐπ̕ ἀγϱῷ, ἐν τοῖς χωϱίοις. vgl. oben
S. 37, 3.
4.
Steph. V. Μεσόα τόπος Λακωνικῆς. φυλὴ Λα-
κωνική. Heſych Κυνόσουϱα φυλὴ Λακωνική. vgl. Schol. Kallim.
auf Art. 94. Heſych ἡ Πιτάνη φυλή.
5.
3, 16, 6.
6.
aus
Fourwonts Nachlaß mitgetheilt von Raoul-Roch. sur l’authent,
des inscr. de Fourmont p.
131.
7.
Auch aus Fourmonts
Papieren, wo eigentlich ſteht: ΑΙΙΟ ΦϒΛΗΣ ΚϒΝΟΟϒΡΕΩΝ.
Ebd. kommt ein διαβετης Λιμναιων (ob διοικητης Λιμνατων) vor.
1.
Auch wird Thraſybulos (Epigr. Plut. Apophth. Lac. p.
242. Anthol. Palat.
7, 229.), offenbar ein Spartiat, nach Pitana
zuruͤckgebracht, und ſo iſt auch Archias, der Pitanat, bei Herod.
3, 55., ſicher ein Spartiat. Vgl. noch Str. 5, 250.
2.
Suid.
Frgm. 2 Welcker.
3.
9, 35. Indeß ſagt auch Heraklid. Pont.
von Alkman blos: ἠλευθεϱώθη.
4.
Pindar O. 6, 28. Eurip.
Troad. 1116. Μενέλαος Πιτανάτης bei Heſych.
5.
Heſych Πι-
τανάτης.
6.
Her. 9, 53. Thuk. 1, 20. kannte ihn nicht mehr.
Aber noch Caracalla bildete ſich aus Nachaͤffung des Alterthums
aus Spart. einen λόχος Πιτανάτης. Herodian 4, 8.
7.
3, 55.
8.
Polyaͤn 2, 1, 14. vgl. Plut. Ageſ. 32.
9.
Pauſ. 3, 14, 2.
— In der Naͤhe lag Oenus nach Athen. 1, 31 c. und auch dies
nahe bei der Stadt. Plut. Lyk. 6. Vgl. die Karte.
1.
Auch nach Plut. de exil. 6.
2.
8, 363 a. Ohne
Zweifel die Sumpfgegend am Eurotas, der hier oͤfter uͤbertritt.
Vgl. oben Bd. 2. S. 74.
3.
364 a. vgl. Tzſchucke p. 184.
4.
7, 20, 4.
5.
1, 10.
1.
2, 6, 3. Ueber die Sklaven Kreta’s Manſo Sparta 1, 2.
S. 105. Ste Croix sur la legisl. de Crète p. 373. hat Alles
verwirrt.
2.
Aehnlich ſagten die Lakedaͤmonier nach Cic. de
rep.
3, 9. (vgl. Plut. Lak. Apopht. p. 179. 201.) ſpruͤchwoͤrtlich
suos omnes agros, quos spiculo possent attingere.
1.
Athen. 6, 263 e. Heſych. Euſt. Il. 15, 1024 R. Ruhnken
ad Tim. p. 283.
2.
Strabo 15, 701. Etym. M. πενέσται.
Photios p. 124 und 300. Lex. Seguer. 1. p. 292. emd. von
Meineke Eupher. p. 142.
3.
Pol. 2, 7, 3. vgl. 2, 2, 13.
Schneider.
1.
So auch bei Str. 12, 542 c.: die Knechte der Hera-
kleoten dienen nach denſelben Bedingungen wie ἡ Μνῷα σύνοδος
ἐϑήτευεν. Vgl. Hermon bei Athen. 6, 267 b., wo Euſt. Il. 15, 1024
Rom. μνῷτα [...] οἱ ἐγγενεῖς οἰκἐτα [...], (die Eingebornen im Gegenſatze
der Gekauften) die richtige Lesart bewahrt zu haben ſcheint. vgl. zur
Il. 13, 954. Heſych 2. S. 611. Pollux 3, 8, 83. κλαϱῶτα [...] και
μνᾥται. Steph. Χίος: (aus derſelben Quelle, wo Pollux) ούτοι δὲ
πϱῶτοι ἐχϱήσαντο ϑεϱάπουσιν ὡς Λακεδαιμόνιοι τοῖς εἵλωσι καὶ
Ἀϱγεῖοι τοῖς γυμνησίοις καὶ Σικυώνιοι τοῖς κοϱυνηφόϱοις καὶ
Ἰταλιῶται τοῖς Πελασγοῖς (daraus erklaͤrt ſich Cicero de fin. 2, 4.
wie ſchon Victor. Varr. lectt. 1, 10. geſehn,) καὶ Κϱῆτες δμωΐ-
ταις. Schreibe μνωΐταις, in der weitern Bedeutung des Wortes.
Eben ſo Euſt. zu Dion. P. 5, 33., den ſchon Meineke a. O. corri-
girt hat.
2.
Ariſtot. a. O. ἐκ τῶν δημοσίων καὶ φόϱων
οὓς φέϱουσιν οἱ πεϱίοικοι.
3.
bei Athen. 4, 143 a.
1.
An den Hermden indeß ſpeisten die Sklaven oͤffentlich,
und ihre Herren bedienten ſie ſogar, wie zu Troͤzen im Mon. Ge-
raͤſtion, Karyſtios bei Athen. 14, 639 b. vgl. 6, 263 f. In Sparta
luden die Herren die Knechte an den Hyakinthien zu Gaſte, Poly-
krates bei Ath. 4, 139 b.
2.
Ariſtot. Pol. 2, 2, 1
3.
Pol.
2, 8, 5.
4.
Heſych a. O. Pollux u. Steph. B. a. O.
1.
6, 83.
2.
7, 148. Dort wird die Schlacht gegen
die obige, Bd. 2. S. 172, auf Pauſ. gegruͤndete Rechnung, ganz
nah vor Anfang des Perſerkrieges geruͤckt, wie nicht blos aus dem
νεωστὶ, ſondern ſchon daraus hervorgeht, daß die Arg, einen 30jaͤh-
rigen Frieden verlangen, damit die Kinder der Erſchlagenen heran-
wachſen koͤnnen. Darnach muͤßten die Gymneſier ſich erſt nach
dem Perſerkriege, von Argos vertrieben, der Stadt Tiryns bemaͤch-
tigt haben, (denn daß ſie waͤhrend deſſelben nicht da waren, kann
man aus Herod. 9, 28. ſchließen,) und die endliche Beſiegung der-
ſelben traͤfe dann wohl mit der Eroberung von Tiryns (Bd. 2. S.
174.) zuſammen. — Waͤre das Orakel 6, 19. genau (καὶ τότε)
in Erfuͤllung gegangen: ſo muͤßte die Schlacht Ol. 70, 3. treffen,
aber darauf wird man keine Rechnung gruͤnden wollen.
3.
Es
gilt derſelbe Schluß wie von den Sklaven, die ſich Volſinii’s be-
maͤchtigten, ſ. Niebuhrs R. G. 1. S. 82.
1.
Von der Freilaſſung Argeiiſcher Knechte ſpricht die Stelle
Heſych s. v. ἐλείθεϱον ὕδωϱ: ἐν Ἄϱγει ἀπὸ τῆς Συναγεέας (ob
ΦϒΣΑΔΕΙΛΣ, vgl. Kallim. Bad der Pall. 47. Euphorion Fr. 19
Meineke) πίνουσι κϱήνης ἐλευθεϱούμενοι τῶν οἰκετῶν.
2.
Ariſt.
Pol. 5, 2, 8.
3.
Bd. 2. S. 159.
4.
nicht die Gymne-
ſier ſ. Bd. 2. S. 174, 1.
5.
Panathen. 73. vgl. 99. So
glaube ich auch, daß ſich Pauſ. taͤuſchen laſſen, wenn er 2, 19. den
Arg. ſeit der aͤlteſten Zeit Liebe zur Iſegorie und Volksfreiheit bei-
ſchreibt.
2.
Zur Vergleichung dient auch die Eleiſche Πεϱιοι-
κἱς. So hieß alles Land, welches die Eleer zu ihrem eigentlichen Beſitz,
der ΚοιλὴἨλις, hinzuerobert hatten (Thuk. 2, 25. Xen. Hell. 3, 2,
23.); aber auch dieſes war in Land-Phylen getheilt, die durch
Landgewinn oder Verluſt zu- oder abnahmen. Pauſ. 5, 9, 5. Die
Zahl der Hellanodiken, obgleich dieſe vom herrſchenden Stamme
waren, (Pind. O. 3, 21.) richtete ſich nach der der Phylen. Pauſ.
vgl. Ariſtodem von Elis bei Harpokr. Ἑλλαν. Etym. M. 331, 20.
3.
Plut. Qu. Gr. 1. Heſych.
1.
S. Thukyd. 5, 67. 72. Diod. 12, 80. Plut. Alkib. 15.
Pauſ. 2, 20, 1., wo der Anfuͤhrer der 1000 λογἀδες Bryas heißt,
beſonders Ariſt. Pol. 5, 4. vgl. Manſo 2. S. 432. “Ein Beitrag zur
Kenntniß der Verfaſſung von Argos” mit den Gegenbemerkungen von
Tittmann S. 602.
1.
K. 5.
2.
Πάντα ὀκτώ. Suidas (in Schotts Prov.
11, 64.) Apoſtol. 15, 67.
3.
Heſych. Nach Iſ. Voſſ. Κυνό-
φυλοι.
4.
So kommt der Hafen Lechaͤon als Zufluchtsort ge-
plagter Sklaven eben ſo wie Munychia vor. Heſych Λέχαιον.
5.
Steph. B. Χίος. Pollux a. O. Etym. Gud. 165, 53., wo
ϑῆτες, γυμνῆτες, (fuͤr γυμνήσιοι) πενέσται, πελάται, (durch Irr-
thum fuͤr κλαϱόται) κοϱυνηφόϱοι, καλλικύϱιοι zuſammengeſtellt
werden.
6.
S. oben S. 42, 2.
1.
Herod. 5, 68., wo aber ſchwer zu glauben iſt, daß die
vierte Phyle erſt nach Kleiſthenes aufgekommen ſei. — Was in
Sikyon Αἰγιαλεῖς, hieß vielleicht in Phlius Χϑονοφύλη, welche
mythiſch Tochter des Sikyon, und Mutter oder Gattin des Phlias
genannt wird. Pauſ. 2, 6, 3. 12, 6. Schol. Apoll. 1, 115.
1.
S. z. B. von der κληϱοδοσία von Knidos Diod. 5, 53.
Daß die Looſe ſchon im Mutterlande ausgetheilt wurden, ſieht man
bei der Gruͤndung von Syrakus Bd. 2. S. 116. Vgl. die Ge-
ſchichte der Colonienſendung nach Epidamnos. Thuk. 1, 27.
2.
So
war es z. B. im Korinthiſchen Apollonia. Herod. 9, 93. Ariſtot.
Pol. 4, 3, 8. Eben ſo in Thera. vgl. Bd. 1. S. 337.
3.
Thuk.
6, 17. von den Staͤdten Siciliens: ὄχλοις τε γὰϱ ξυμμίκτοις πο-
λυανδϱοῦσιν κ. τ. λ.
4.
Das klarſte Beiſpiel, obgleich von
keiner Doriſchen Stadt, iſt bei Thuk. 5, 4. Die Leontiner hatten
viel neue Buͤrger gemacht, und dieſe, nun den Demos zum Theil
bildend, drangen auf ἀναδασμός. Daruͤber vertrieb der Adel den
Demos ganz. Vgl. unten K. 9.
5.
Herod. 7, 155. Ariſtot. πολ.
Συϱακ. bei Phot. S. 96. Dionyſ. Hal. 6, 62. p. 388, 35. Mar-
mor. Par. l.
52. Heſych: γάμοϱοι — ἢ οἱ ἀπὸ τῶν ἐγγείων τι-
μημάτων (a censu agrorum) τὰ κο [...]νὰ διέποντες. Platner
1.
Heſych (c. Intpp. T. 2. p. 260.) Photios, Suid. Phavo-
rin. Καλλικ. Etym. Gud. p. 165. Zenob. 4, 54. Καλλικύϱιοι ἐν
Συϱακούσαις ἐκλήθησαν οἱ ὑπεισελϑόντες γεωμόϱοις, wie zu
ſchreiben (S. K. 9.), Plut. Prov. Alex. 10. p. 588. Bei Euſt.
Il. p. 295 Rom. Κιλλικύϱιοι δὲ ἐν Κϱήτῃ, Μαϱιανδυνοὶ δὲ ἐν
Ἡϱακλείᾳ τῇ Ποντικῇ καὶ Αϱοτται ἐν Συϱακούσαις iſt zu ſchr.
Κιλλ. δὲ ἐν Συϱακούσαις — ΚΛΑΡΟΤΑΙ ΛΕ ἐν Κϱήτῃ. Dio-
nyſ. a. O. nennt ſie πελάτας.
2.
Phylarch bei Athen. 6. p.
271 c.
Die μιοϑωτοὶ hießen in Byzanz nach Pollux 7, 29, 132.
κϱούνικοι.
5.
Beitraͤge S. 56. wendet dieſe Stelle nicht ganz richtig auf den Zu-
ſtand der Τελέοντες in Attika an. vgl. Weſſel. ad Diod. 2. p. 549.
1.
Strabo 12, 542 c.
2.
Euphorion (Frgm. 73 Mein.)
und Kalliſtratos ὁ Ἀϱιστοφάνειος bei Athen. 6, 263 d. e. Heſych
δωϱοφόϱοι. Die Herren nennt Euphorion Homeriſch ἄνακτας.
3.
Ariſt. Pol. 7, 5, 7., wo die zur See dienenden Perioͤken von
Herakleia wohl die Mariandynen ſind. Hier iſt von Her. Pontike
offenbar die Rede: 5, 4, 2. dagegen (μετὰ τὸν ἀποικισμὸν εὐθὺς)
gewiß von Her. Trachinia, vgl. Schloſſer; und von dieſem wohl
auch in den uͤbrigen Stellen.
4.
ſ. oben S. 61, 2.
1.
Das Orakel bei Herod. 4, 159.
ὃς δέ κεν ἐς Αιβύαν πολυήϱατον ὕστεϱον ἔλθῃ
γᾶς ἀναδαιομένας, μετά οἵ ποκά φαμι μελήσειν.
Vgl. ὑστεϱεῖν τῆς κληϱοδοσὶας Diod. 5, 53.
2.
Ariſt. Pol.
6, 4. vgl. Platner a. O. S. 70.
3.
Worte Herodots 4, 161.
vgl. Thrige Cyrene p. 166.
1.
Von den Achaͤern Thuk. 8, 3. vgl. Liv. 33, 34. von den
Magneten u. Aa. Thuk. 2, 101. Demoſth. Philipp. II. p. 71.
Olynth. II. p. 20. von den Perrhaͤbern Th. 4, 78. Str. 9, 440.
vgl. Bd. 1. S. 252., wo aber nicht Alles ganz genau iſt.
2.
Tittmann Amphiktyonen S. 35. vgl. beſonders Herod. 7, 132.
3.
Xen. Hell. 6, 1, 7., wo die πεϱίοικοι nicht mit den Peneſten
zu verwechſeln. vgl. Schneider zu Ariſtot. Pol. 5, 5, 9.
4.
nach
Th. 4, 78.
1.
7, 176.
2.
Auch bei den Makedoniern Peneſten nach
Euſt. ad Dion P. 533. Aber die Liv. 43, 20 ff. gehen uns hier
nichts an.
3.
Euboika bei Athen. 6, 264 b. vgl. Euſt. Il.
13, 954, 38 Rom. Photios Lex. p. 300., wo zu ſchreiben: ἀπὸ
τῶν ὑπὸ Αἴμονος ἐν ΑΡΝΗι νικηϑέντων Βοιωτῶν (ſ. Bd. 1. S. 378,)
wie bei Suid.
4.
Athen. 6, 265 c.
5.
Nach Ariſtot. 2. 6, 3.
fielen die Pen. von den Theſſalern ab, als dieſe mit Achaͤern, Per-
rhdbern, Magneten Krieg fuͤhrten.
6.
Archem. a. O. Str.
12, 542 c. Euſt. 954. Photios: ἐπὶ τῷ μήτε παϑεῖν τι ἐϱγαζό-
μετοι, μήτε ἐκβληϑῆναι.
7.
Pollux 3, 83.
8.
Theo-
pomp bei Sch. Theokr. 16, 35. Ariſtot. 2, 2, 13. Staphylos πεϱὶ
Θετταλῶν bei Harpokr. Ammonios, Photios, Heſych, Etymol. s. v.
1.
Herakl. Pont. 2. — Bei Euſt. Il. 2, 295., Phot. a. O.
u. Heſych heißen ſie οἱ μὴ γόνῳ δοῦλοι, ſehr unklar ausgedruͤckt.
Ganz falſch iſt die Erklaͤrung eines Andern, ἐλεύθεϱοι μισϑῷ δου-
λεύοντες.
2.
Eurip. Phrixos bei Athen. 264 c. Λάτϱις πε-
νέστης (daher Heſych Πενὲσται λάτϱεις) ἀμὸς ἀϱχαίων δόμων.
3.
Philokrates Theſſalika, εἰ γνήσια, bei Ath. 264 a. Staphylos
a. O. Phorios, wo fuͤr Θετταλικὰς ΘΕΤΤΑΑΟΙΚΕΤΑΣ zu corr.
4.
Theokr. 16, 35. (vgl. Meineke Comment. Miscell. 1. p. 53.).
Aber wenn Theokr. ſagt: “ſie erhielten monatliche Nahrung zuge-
meſſen”, ſo verwechſelt er ſie deutlich mit gemeinen Sklaven. —
Menon fuͤhrte den Athenen 200 eigene Peneſten zu. Demoſth. π.
συνταξ. p. 173.
5.
Athen. 264 b. Heſych πεν.
6.
Ti-
maͤos s. v. πενεστικὸν. Euſt. Il. 13, 954. Aa.
7.
Archema-
chos a. O. Euſt. a. O. — obgleich der Name offenbar von πένης
kommt.
8.
Demoſth. g. Ariſtokr. p. 687, 1.
9.
Ariſt.
Weſpen 1263.
1.
Alle drei zuſammen bei Ariſt. Pol. 5, 5, 9. vgl. Thuk. 4,
78. In der Zeit des Alex. von Pheraͤ hatte Theſſalien wahrſchein-
lich demagogiſche Tyrannen, die daher den Aleuaden feindlich.
Diod. 16, 1.
2.
Denn wenn Ariſt. bei Schol. Ariſtoph. Wol-
ken 397, von einer uralten Vertreibung der Barbaren aus Arka-
dien redet: ſo geſchieht dies blos, um den Namen Πϱοσέληνοι zu
erklaͤren.
1.
bei Athen. 6, 271. Sie ſind verwandt mit den Pelaten,
Theten, Teleonten, Hektemoren von Attika, die ich hier uͤbergehen
muß, auf Platner Beitr. p. 44. verweiſend. Πελάται heißen auch
die Heloten bei Plut. Agis 6.
2.
oben S. 75.
3.
oben
S. 41. Wie damit die Vereinigung Megara’s mit vier Komen
zuſammenhaͤngt (Bd. 2. S. 89.), iſt mir noch nicht voͤllig klar.
1.
So vereinigt man Xen. 5, 2, 7. (vgl. 6, 4, 18. ἐκ τῶν
κωμῶν — ἀϱιστοκϱατούμενοι u. 6, 5, 3.) mit Ephoros bei Str. 8,
337. u. Harpokr. s. v. Μαντινέων διοικισμός. Iſokr. πεϱὶ εἰϱήνης
bei Harpokr. vgl. Diod. 15, 5. 12. Polyb. 4, 27, 6. Pauſ. 8, 8.
2.
Alſo ehe Karyaͤ Lakoniſch wurde, denn daß die Arkadiſche und
Lakoniſche Stadt des Namens dieſelbe iſt, iſt klar. S. Photios Lex.
p. 101. τὰς Καϱύας ᾽ Αϱκάδων οὔσας ἀπετέμνοντο Λακεδαιμόνιοι.
vgl. Meineke Euphor. p. 96. Daß dies ſchon vor dem zweiten
Meſſeniſchen Kriege geſchehen, glaube ich Pauſ. 4, 16, 5. Erzaͤh-
lung kaum.
3.
S. Pauſ. 8, 45, 1. vgl. Str. 8, 337., nebſt
Ariſt. Pol. 2, 1, 5.
1.
Od. 24, 414. κατἀ πτὸλιν.
2.
Od. 11, 187.
3.
Pauſ. 7, 18, 3.
4.
Str. a. O. vgl. 8, 386. οἱ μὲν οὐν Ἴωνες
κωμηδὸν ὤκουν, (ohne Mauern der Staͤdte Th. 3, 33.) οἱ δ̛ ᾽ Α-
χαιοὶ πόλεις ἔκτισαν. Ueber den συνοικισμὸς von Patraͤ, Dyme,
Aegion 8. p. 337.
5.
Εὐπατϱίδαι οἱ αὐτὸ τὸ ἄστυ οἰκοῦν-
τες, Bekk. Anecd. p. 257.
6.
Κυδαθήναιον δῆμος ἐν
ἄστει Heſych. Schol. Platon Symp. p. 43. R.
7.
Κυδα-
θηναἵος ἔνδοξος Αϑηναῖος Heſych.
1.
Geſetze 1, 626 c.
2.
Bei Homer iſt noch keine Spur
von δῆμος als politiſcher Gewalt im Gegenſatze einer andern. Die
Stelle Il. 2, 546, wo der Demos von Athen hervorgehoben wird,
iſt ſicher erſt aus Soloniſcher Zeit.
3.
V. 924. Vgl. Aeſchyl.
῾Ιετ. 375. vom Monarchen: σύ τοι πόλις, σὺ δὲ τὸ δήμιον,
πϱὑτανις ἄκϱιτος ὤν.
4.
S. beſonders Stellen wie Chishull
Antt. Asiatt. p. 113. Συβϱιτιων ἁ πολις και οἱ κοσμοι Τηιων τᾳ
βουλᾳ και τῳ δαμῳ χαιϱειν p. 137. Αλλαϱιωταν οἱ κοσμοι και
ἁ πολις Παϱιων τᾳ πολει και τῳ δαμῳ Doch bisweilen, beſon-
ders in ſpaͤtern Inſchr., auch δῆμος, wie bei Pococke 4, 2. p. 43,
n. 2.
, wo etwa zu ergaͤnzen iſt: αγαθᾳ τυχᾳ. εδοξε τᾳ βουλᾳ και
1.
S. die Rhetra K. 5. Die Buͤrger Sparta’s δαμὡδεις
(oben S. 45, 6.; νεοδαμὡδεις entſpricht dem Syrakuſiſchen νεοπο-
λῖται
Diod. 14, 7.), δαμοσία die Umgebung des Koͤnigs im Kriege,
unten K. 12.
2.
S. 41. S. von Periandros Diog. L. 1, 98.
aus Ephoros und Ariſtot. Nikol. Damasc. Herakl. Pont. 5.; von
den Peiſiſtratiden oben S. 41, 4. Meurſ. Pisistr. 7. vgl. Maxim. Tyr.
13, 140. Dav.; von Gelon Plut. Apophth. Reg. p. 89.; den
Dreißig, Xenoph. Hell. 2, 4, 1.; einen Kephalleniſchen Tyr. He-
rakl. 31. im allgemeinen Ariſtot. Pol. 5, 8, 7. und die treffliche
Note von Meier de bonis damnat. p. 185.
3.
Vgl. zu dem
Angefuͤhrten Diod. 14, 10.
4.
τῳ δαμῳ Κλεισθενεα..... Σινωπεα, Αντιοχον και Αγαθοκλην
Σωσιγενεος Ἱεϱοπολιτας πϱοξενος ημεν αυτος και εγγονα, ἱπαϱ-
χεν δε αυτοις και ισοπολιτειαν και γας και οικιας εγκτησιν και
ατελειαν etc.
1.
Polyb. 4, 73, 6. οἱ πολιτευὁμενοι — οἱ ἐπὶ τῆς χώϱας
κατοικοῦντες. Eine Anzahl Komen hatte nach Pauſ. 5, 4. 1.
Oxylos mit der Stadt vereinigt.
1.
Gegen Herodot (oben S. 50.) vermoͤgen die zum Theil
ſehr unſichern Beiſpiele von Aufnahme Fremder zu Buͤrgern Spar-
ta’s bei Tittmann S. 641. nichts. Ephoros bei Str. 8, 364. ſpricht
nur von Aufnahme Fremder zu Perioͤken. Ueber die Strenge der
Megarer hierin f. Plut. de monarchia 2. p. 204.
1.
Bd. 2. S. 29. Andron deutet ihn auf die Tripolis am
Parnaß, bei Str. 10, 475.
2.
5, 68. vgl. Steph. B. s. v.
ϓλλεῖς, Δυμᾶν. Hemſterh. ad Aristoph. Plut. 385.
3.
P. 1,
61. und im Skolion auf Aegina: ῞ϒλλου τε καὶ Αἰγιμιοῦ Δωϱιεὺς
στϱατὁς.
4.
a. O. vgl. Schol. P. 1, 121.
5.
Δύμη
τόπος ἐν Σπάϱτῃ Heſych.
6.
5, 68. ῾ϒλλὶς ἀπὸ ᾽Αϱγείας
μιᾶς τῶν νυμφῶν Kallim. bei Steph. s. v. ῾ϒλλεῖς, wenn nicht
Αἰγαἱας oder ſo etwas zu ſchr. Vgl. Bd. 2. S. 12.
7.
Plut.
᾽Αϱεταὶ γυν. 5. S. 269.
8.
Pindar Skol.
9.
Heſych.
s. v. ῾ϒλλέες. vgl. Aeginet. p. 140.
10.
Boͤckh Staatshaush.
2. S. 404.
11.
Gruter p. 401. Caſtelli Inscr. Sic. p. 79.
1.
Il. 2, 668. oben Bd. 2. S. 109.
2.
Inſchr. bei
Spon. Voy. T. 3. P. 2. P. 223. Miscell. erud. antiq. p. 328.
n. 18.
vgl. Boͤckh Explic. Pind. P. 1. p. 234.
3.
Charax
bei Steph. ῾ϒλλεῖς.
4.
Bd. 2. S. 104.
5.
Aeginet.
40, u. 140
, x. Der Name iſt dunkel; beſonders wie er mit der
Heroine Hyrnetho zuſammenhaͤngt.
6.
Ebdſ. p. 140.
7.
oben
S. 59, 2.
8.
Vgl. Bd. 1. S. 329. Indeſſen kommen Phy-
len mit patronymiſchen Endungen doch ſonſt vor, naͤmlich in der
großen Teniſchen Inſchr. des Brittiſchen Muſeums die Phyle der
1.
Athen. 4, 141 f. aus Demetrios Skepſios; vgl. Bd. 1.
S. 328. Heſych erklaͤrt ὠβάτης ungenau mit φυλέτης.
2.
Die
γένη der Handwerker und Ackerbauer in Athen hatten oft vom Ge-
ſchaͤft einen patronymiſchen Namen. — Vgl. Buttmann uͤber den
Begriff des Wortes φϱατϱία in den Abhandl. der Berlin. Akad.
1318. 19. S. 12.
8.
Herakliden, der Theſtiaden, und zwar dieſe nebſt mehreren andern
auch als Landesabtheilungen. Der Name der Herakliden auf der
Ioniſchen Tenos iſt raͤthſelhaft; von einer Anweſenheit des Heros
daſelbſt ſ. indeß beſonders Schol. Apoll. Rh. 1, 1304. aus Aeneſi-
demos Τηνιακοῖς.
1.
Heſych und Etym. M. ᾽Αγιάδαι, wo aber fuͤr Sparta
Lakonika ſteht. Wahrſcheinlich in Pitana, ſ. Pauſ. 3, 14, 2.
2.
Rhetra Lykurgs bei Plut. 6.
3.
Diod. 11, 50. vgl. auch
Plut. Lyſ. 24.
1.
Plut. Solon 12.
2.
Herod. 5, 72.
1.
S. die Sigeiſche bei Clarke Voy. 2. S. 1. p. 162. vgl.
Walpole Memoirs p. 103. Epigr. Hom. 14.
2.
S. Ignarra
de phratriis. Vgl. Buttmann S. 36.
3.
Aelius Dionyſ. bei
Euſt. Fl. 2, 362. Orus im Etymol. M. Zwar laͤugnet Butt-
mann dieſe Bemerkung, aber man darf ſie doch nicht voreilig auf-
geben. Denn erſtens iſt das Joniſche Feſt Ἀπατούϱια offenbar
eine Vereinigung der πάτϱαι, und wird doch ſonſt ſtets als Feſt
der Phratrien vorgeſtellt; und dann wird in dem Thaſiſchen De-
cret bei Choiſeul Gouff. 1, 2. p. 156. neu gemachten Buͤrgern er-
laubt, daß ſie ſich in eine πάτϱη aufnehmen laſſen ſollen; nie aber
findet man, daß neue Buͤrger in alte γένη cooptirt wurden. Auch
ſteht dafuͤr in der Teniſchen Inſchrift aus Choiſeuls Sammlung
(im Louvre n. 566.): και [εις] φυλην και φϱατϱιαν πϱοςγϱα-
[ψαοϑ] αι [ἡν αν βουλωνται] und eben ſo in den N. 1. angefuͤhrten.
1.
vgl. Schneider Lexikon πάτρα. Boͤckh not. crit. ad Pind.
N.
4, 77. und Diſſen Expl. N. 8. p. 450. Aeginet. p. 139.
2.
1, 65.
3.
Pollux 8, 111. Heſych ἀτϱιάκαοτοι. Bei
Chandl. Inscr. p. 108. iſt aber τϱιακὰς eine Abtheilung des De-
mos. — Ob die τϱιακάδες des Epicharm (Heſych Σκωϱνυφίων)
Geſchlechter ſind, iſt ungewiß.
4.
Ob die ἀπο γένους, die
Leonidas von Thermopylaͤ zuruͤckſchicken wollte (Plut. Herod. mal.
32.) Stammhalter eines Geſchlechts bedeuten ſollen?
1.
Doch hatten ſie in Sp. kein weſentliches Vorrecht, Plut.
Lyſ. 24.
2.
οἱ πϱῶτοι ἄνδϱες Thuk. 4, 108. 5, 15. ἄϱιστοτ
Plut. Lyſ. 30. Die καλοὶ καγαϑοὶ bei Ariſtot. Pol. 2, 9. ſind
uͤberhaupt Leute von Auszeichnung; es kann folche allerdings auch
unter den Perioͤken geben, Xen. Hell. 5, 3, 9., die aber doch in
jener Stelle des Ariſtot. nicht in Betracht kommen.
3.
Leptin.
S. 489 R. vgl. Wolf.
4.
Staat der Lak. 10, 7.
1.
Hell. 3, 3, 5. vgl. Ariſt. Pol. 5, 7. Hernach iſt bei Xen.
wohl Σπαϱτιᾶται praͤgnant fuͤr ὅμοιοι geſagt. vgl. Schneider zur
Stelle, und zu 5, 3, 9.
2.
Staat 13, 1.
3.
Anab. 4,
6, 14. Der in der Kyropaͤdie ſo vielfaͤltig lakoniſirende Xen. er-
waͤhnt auch hier ὁμοίους u. ὁμοτίμους. 1, 5, 5. 2, 1, 2.
4.
S.
Note 1.
5.
Ariſt. ſagt wohl ehne Bezug auf den beſtimmteren
Sprachgebrauch, daß die Parthenier ἐκ τῶν ὁμοίων waren. Pol. 5,
6, 1. Vgl. noch Manſo 1, 1. S. 231. 238. 3, 1. S. 217.
6.
Plut. Lyk. 6.
7.
ſ. Bd. 2. S. 134. 3. S. 18.
1.
Διὸς Ἑλλανίου καὶ Αϑηνᾶς Ἑλλανίας iſt wohl mit
Bryan zu leſen.
2.
ὥϱας ἐξ ὥϱας ἀπελλάζειν i. e. in con-
cionem vocare,
(vgl. Heſych, Valcken. ad Adon. p. 209. Lennep
Etym. 1. p. 152. Plutarch leitet das Wort offenbar von Ἀπέλ-
λων, Apoll, her). Die erſten Worte ſind faſt unerklaͤrlich, und
Mazochis Aenderung Tab. Heracl. T. 1. p. 149. ὠβὰς (od. ὠβὰν)
giebt nicht viel Troſt.
3.
δάμῳ δὲ κυϱἰαν ἦμεν (ein Cod.
γυϱιανἠμην) καὶ κϱάτος liest man wohl am beſten. Valckenaer
p. 291. δάμῳ δ᾿ ἀνωγὰν ἦμεν.
4.
Vgl. Plut. an seni 10.
1.
vgl. Franck p. 173. der εὐθείας γνὠμας corrigirt, ich
glaube, ohne Noth.
2.
7, 134.
3.
Demoſth. vom Kranz
S. 225.
4.
Caſtelli Inscr. Sic. p. 79. 84. Gruter p. 401.
5.
Dodwell Trav. 1. p. 503. Boͤckh Staatsh. a. S. 403 ff.
6.
ἀλία κατάκλητος (vgl. Schoͤmann de comit. p. 29.) Tab.
Heracl. p. 154. 260. ed. Maz.
vgl. Ind. p. 281.
7.
Heſych.
8.
Ariſt. Pol. 5, 1, 6.
9.
Heſych. Die Attiſche ἡλιαία iſt
daſſelbe Wort.
10.
Lex. Rhet. Bekker S. 210. In den
Inſchr. bei Chishull ſteht indeß immer ἐκκλησία.
11.
Der
εἰωϑὼς ξὐλλογος bei Thuk. 1, 67. verhandelt mit den συμμά-
1.
Ἔσκλητος in Syrakus bei Heſych. Derſelbe: ἀνεκκλητεῖν
ἐξαἰϱεσιν ποιεῖσϑαι παϱὰ Ῥοδίοις.
2.
Xen. Hell. 3, 3, 8.
3.
wie Tittmann S. 100., der zugleich unter ἔκκλητοι [...] und ἐκ-
κλησία (welches offenbar Synonyma) oft (aber wann?) die kleine
verſtanden haben will, weil an deren Stelle auch τέλη genannt
wuͤrden. Xen. Hell. 3, 2, 23. — So iſt auch witten in einer ἐκ-
κλησἰα Th. 6, 88. blos von einem Vorhaben der Ephoren u. τἐλη
die Rede. So fragt bei Xen. 6, 4, 2. Kleombrotos vom Heere
die τἐλη in Sp., und es antwortet die ἐκκλησία. Den Frieden
nach der Schlacht bei Aegospot. ſchloß die ἐκκλησία und Bundes-
verſammlung zu Sp. Xen. 2, 2, 19 ff., und doch ſind in der Ur-
kunde, Plut. Lyſ. 14., nur die τἐλη genannt. Unzaͤhligemal
thun die τέλη, was ſonſt die πόλις im Ganzen. Xen. 5, 3, 23. 25.
vgl. unten K. 7. Die einfache Loͤſung dieſer Schwierigkeit giebt
nach unſerer Anſicht der Text S. 89.
4.
Plut. Lyk. 25. vgl.
Liban. Or. Archid. T. 4. p. 420. ἡβῶντες durſten auch keine Aem-
ter im Auslande bekleiden, Thuk. 4, 132.
5.
vgl. Plut. Pelop.
17. Schol. Lykophr. 550. eigentlich Safranfluß.
6.
oben S. 50.
11.
Ζοις, wie die ἐκκλησία oder die ἔκκλητοι Xen. Hell. 5, 2, 11. 6,
3, 3. vgl. Cragius de rep. Lac. 4, 17. Morus Ind. Xenoph.
und Sturz Lexic. Xen. ἔκκλ.
1.
Erſt ſpaͤter in der Skias, Pauſ. 3, 12, 8.
2.
Schol.
Thuk. 1, 67. wo uͤbrigens εἰωϑότα nicht von der Zeit zu erklaͤren
iſt.
3.
Herod. 7, 134.
4.
Her. 7, 149. οἱ πλεῦνες.
Thuk. 1, 67. 72. ξύλλογος εἰωϑὼς oder τὸ πλῆϑος. 5, 77. δοκεῖ τᾷ
ἔκκλησἰᾳ. vgl. 6, 88. Xen. Hell. 4, 6, 3. ἔδοξε τοῖς ἐφόϱοις κα [...] τῇ
ἐκκλησἰᾳ, ἀναγκαῖον εἱναι στϱατεύεσϑαι. Vgl. 3, 2, 23. und 5,
2, 23. ἔφοϱοι καὶ τὸ πλῆϑος τῆς πόλεως. Die ἔφοϱοι und ἔκ-
κλητοι hoͤren Geſandte, 2, 4, 38. wie das πλῆϑος, Polyb. 4, 34, 7.
Feldzuͤge beſchloſſen von der ἐκκλησία Xen. 6, 4, 2. vgl. Plut.
Ageſ. 6.
5.
Plut. Lyk. 26. Juſtin. 3, 3. Aa.
6.
Es
ging meiſt ein Rechtsſtreit vorher (Herod. 6, 65. Plut. Agis 11.),
und nach deſſen Ausgang faßte das Volk hernach ſeinen Beſchluß.
Plut. vgl. Xen. Hell. 3, 3, 3. auch Polyb. 4, 35, 9.
7.
Plut.
Ag. 9. (vgl. Tittmann S. 94. Anm. 25.) Lyk. 29.
1.
Th. 5, 34.
2.
Liban. a. O.
3.
Thuk. 1, 80.
Xen. Hell. 3, 3, 8. Plut. Ag. 9. Aa.
4.
Th. 1, 67. u. ſehr
oft.
5.
Die Geſchichte bei Aeſchin. g. Tim. 25, 33. Plut.
praec. reip. 4. p. 144. Gell. N. A. 18, 3. daß, als das Volk
der Meinung eines ſittenloſen Menſchen beitreten wollte, ein Geron
darauf drang, daß ſie erſt von einem tadelloſen Manne vorgetragen,
dann durchgehen ſolle, beweist nichts, da ſie ganz abgeriſſen
iſt, und wir nicht wiſſen, mit welchem Fuge jener Erſtere geſpro-
chen hatte. Lyſandros (Plut. 25.) ſprach wohl in einer oͤffentlichen
Funktion.
6.
S. 87. N. 3.
7.
δεδοκιμασμένον Heſych.
1.
Plut. Lyſ. 25. Ageſ. 20.
2.
Ariſtot. Pol. 2, 7, 4.
κυϱἰα δ᾿ οὐδενός ἐστιν, ἀλλ᾿ ἢ συνεπιψηφίσαι τὰ δόξαντα τοῖς
γέϱουσι καὶ τοῖς κόσμοις, was cum grano salis zu verſtehen iſt.
vgl. oben S. 85.
1.
Die Lakonen und Kreter ſagten nach Heſych γεϱωνία (der-
ſelbe hat aber auch γεϱώα) wo Valckenaer wahrſcheinlich mit Recht
γεϱωἵα ſchreibt (ad Roever. p. 323. ad Adoniaz. p. 271. Kuſter
ad Hes. p. 822.); welches mit verdicktem Hauche bet Ariſtoph.
Lyſ. 980. γεϱωΖία lautet, welches wohl das Richtige. Γεϱοντία
iſt die Stelle eines Geron, bei Xen. vom Staat 10, 1. 3. vgl.
Nikol. Damase.
2.
Herod. 7, 148. In den Kretiſchen
Staaten brauchte man γεϱουσία (vgl. noch die Inſchr. bei Mont-
faucon Diar. Ital. p. 74.) ſo wie βουλὴ (βωλὰ Koen ad Gregor.
p. 639.
) nach Ariſtot. 2, 7, 3. und ſpaͤtern Inſchr., deren Mitglie-
der wieder bei Ariſt. u. Str. 10, 484. γέϱοντες heißen. — In
Kos war zu Alexander Severs Zeit γεϱουσία und βόλα identiſch.
Villoiſ. Mem. de l’Ac. d. I. 47. p. 318. 328.
1.
Dieſe Benennung ſteckt in γεϱούσιον ὅϱκον Il. 22, 119.
γέϱοντες βουλευταὶ, Il. 6, 113.
2.
Die ſelbſt zu den Ge-
ronten geboͤren, Od. 21, 21. vgl. oben S. 9.
3.
Was
am ſchoͤnſten Pindar ausſpricht bei Plut. Lyk. 21. an seni 10.
(Fragm. p. 663
Boͤckh).
4.
Plut. Lyk. 26. vgl. Xen. vom
Staat 10, 1.
5.
Pol. 2, 6, 15. — Leptin. 489. vgl. Xen.
a. O.
6.
auch bezeugt durch die Geſchenke des Koͤnigs, Plut.
Ageſ. 4. die doppelte Portion bei den Syſſitien, Plut. Lyk. 26. vgl.
von den oͤffentlichen Speiſungen Homeriſcher Geronten, Il. 4, 344.
9, 70.
7.
ὅμοιοι, καλοὶ κἀγαϑοί, oben S. 83, 23.
8.
Ariſt. a. O. Plut. Lyk. 26. Ageſ. 4. Polyb. 6, 45, 5. Wenn
in einer ſpaͤtern Inſchr. ein viermaliger Geront vorkommt (Cyriae.
11. 257. 268.): ſo war damals das ganze Inſtitut ganz veraͤndert
worden.
1.
S. oben S. 79.
2.
Ariſt. 2, 6, 18.
3.
4, 5, 11.
4.
Vgl. zum Folgenden Ariſtot.-Pol. 2, 6, 17. 2, 7, 6. Plut. Lyk. a.
O.
5.
τὴν κατἀ γῆϱας σώφϱονα δύναμιν nennt ſie Plato
Geſetze 3, 692 a.
1.
Am beſten unter den Alten redet vielleicht Platon von die-
ſen, ebd. 7. S. 793.
2.
Plut. Agis 11. τοὺς γέϱοντας, οἰς
τὸ κϱἀτος ἦν ἐν τῷ πϱοβουλεύειν. Vgl. Demoſth. Leptin. a. O.
δ [...]σπότης ἐστὶ τῶν πολλῶν. vgl. Aeſchin. g. Timarch 25, 35.
1.
Xen. a. O. 10, 2. Ariſtot. 3, 1. 4, 9. Plut. Lyk. 26.
Lac. apophth. p. 197. unten K. 7, 11.
2.
arbitri et magistri
disciplinae publicae,
Gell. N. A. 18, 3. vgl. Aeſchines a. O.
Daher σωφϱοσύνη von ihnen ſelbſt beſonders gefordert.
2.
Dion. Hal. Archaͤol. 2, 14. ἡ γεϱουσία πᾶν εἰχ [...] τῶν κοινῶν τὰ
ϰϱἀτοε. vgl. Pauſ. 3, 11, 2. Cie. de senect. 6. amplissimus
magistratus.
1.
Ephor. bei Str. 10, 484. (Marx p. 171.) oben S. 90.
2.
Ariſt. 2, 7, 5. Gewiß auch als Gericht.
3.
Str. οἱ τῆς
τῶν κόσμων ἀϱχῆς ἠξιωμένοι καὶ τὰ ἄλλα δόκιμοι κϱι-
νόμενοι
. vgl. Ariſt. 2, 7, 5.
4.
Ariſt. a. O.
5.
bei
Montfaucon a. O.
6.
Ariſt. 5, 5, 8.
1.
Thuk. 5, 47. vgl. Plut. praec. reip. 10. p. 255 H.
2.
Die ἱεϱαὶ γεϱουσίαι, z. B. die Eleuſiniſche, ſpaͤterer Zeit gehen
uns hier nichts an; doch machen wir auf folgendes Denkmal, als
aus dem Peloponnes ſtammend, aufmerkſam, bei Biagi Monum.
Gr. p. 200.
und Pracloqu. ad Mon. Gr. et Lat. p. XVIII. vgl.
Visconti PioCl. T. 2. p. 66. ἡ ἱεϱα ουπησια (Boͤckh vermuthet
kuͤhn, aber nach dem Zuſammenhange wahrſcheinlich, γεϱωσια) γ.
ιουλιον επαφϱοδειτον αγϱετευσαντα (ſchwierig zu erklaͤren) το Ρx03E5;Δ
ἕτος (nach Visc. von der Befreiung Griechenlands durch Flaminin)
και δοντι ἑκαστω γεϱοντι νομης δηναϱια δεκα κ. τ. λ. Vielleicht
iſt die ἱεϱὰ γεϱωσία dann die Ὀλυμπιακὴ βουλὴ der Elecr. Pauſ.
5, 6, 4. 6, 3, 3. Perizon ad Ael. V. H. 10, 1. vgl. Bd. 2. S. 139.
1.
oben S. 9. Platner not. juris p. 90.
2.
Ariſtot. 5,
8, 5. 9, 1. Dionyf. Roͤm. Arch. 5, 74. nennt das Spart. Koͤnig-
thum ἐπὶ ϱ̔ητοῖς τισὶν διοικούμενον, wie Thuk. das Homeriſche.
3.
Xen. Staat der Lak. 15, 9. vgl. Hell. 3, 3, 1. σεμνοτέϱα ἢ
κατὰ ἄνϑϱωπον ταφή.
4.
Nach Herod. zehn Tage keine ἀγοϱὰ
und ἀϱχαιϱεσία, u. ſo viele blieb alſo auch die Ernennung des
neuen Koͤnigs ausgeſetzt, wie ich noch dazu aus Xen. Hell. 3, 3, 1.
αἱ ἡμἐϱαι entnehme. Indeß hat Herakl. Pont. nur drei Tage.
5.
Herod. 6, 58. ἐϰ πάσης δεῖ Ααϰεδαίμονος (i. e. Λαϰωνιϰῆς,
1.
Die εἴδωλα wurden vermuthlich aufbewahrt, denn blos
den Leichnam zu vertreten, konnte nicht ihr Zweck ſein, da dieſer
faſt immer auch aus großer Ferne, wie bei Agefilaos, heimgebracht
wurde.
2.
vgl. uͤber Staatsopfer das K. Xen. Hell. 3, 3, 4.
3.
Herod. 6, 56.
4.
Opfer an Zeus Agetor beim Auszuge
(Xen. Staat 13, 2. vgl. unten K. 12.); dann an der Graͤnze δια-
βατήϱια fuͤr Zeus und Athena (ebd. vgl. Polyaͤn 1, 10.); auch ſonſt
διαβατήϱια, Plut. Ageſ. 6., wo die Parallele mit Agamemnon be-
ſonders auffallend.
5.
wie 7, 220. u. aa.) χωϱὶς Σπαϱτιητέων (noch außer den Sp.)
ἀϱιθμῷ τῶν πεϱιοίκων (eine beſtimmte Anzahl von Per.: der Da-
tiv von δεῖ abhaͤngend; anders Werfer in Act. Monac. II. p. 241.)
ἀναγκαστοὺς ἐς τὸ κῆδος ἰἐναι. τουτἐων ὠν καί τῶν εἱλωτἐων
(vgl. oben S. 36, 1.) καὶ αὐτέων Σπαϱτιητέων (mit Recht von
Schweigh. wieder aufgenommen) κ. τ. λ. vgl. 7, 220. das Orakel:
πενθήσει βασιλῆ φϑίμενον Λακεδαίμονος. Das μιαίνεσϑαι
war um deſto auffallender, da es bei Privattrauer ganz unter-
ſagt war, Plut. Inst. Lac. p. 252 H. — Auf ehemalige Allge-
meinheit dieſer Trauer fuͤr Heraklidiſche Fuͤrſten weist hin, was Bd.
2. S. 88. unten angegeben iſt.
1.
oben S. 18.
2.
Plut. Agis 11.
3.
von welchem
Hoeck uͤber Kreta genauer handeln wird.
1.
Es iſt eine δίκη Plut. Ag. 11. νεἱκος Herod. 6, 66. mit
vorhergehender κατωμοσία des Anklágers, 6, 65. worauf ein Be-
ſchluß im Namen der Geſammtheit (πόλις Xen. Hell. 3, 3, 3. οἱ
Λακεδ. Herod. 5, 42.) folgt. oben S. 88. Auch Kleonymos
wurde nicht durch ein freies nur auf innere Qualitaͤt gegruͤndetes
Wahlurtheil dem Areus nachgeſetzt (wie es nach Plut. Porrh. 26.
ſcheint,) ſondern die Geruſia erklaͤrte blos bei der ἀμφισβήτησις,
daß er als juͤngerer Sohn dem Succeſſer des aͤltern Sohnes nach-
ſtehe. Pauſ. 3, 6, 2.
2.
S. unter aa. Herod. 5, 42. 6, 52.
7, 3. Xen. Hell. 3, 3, 2. Nepos Ageſ. 1, 3.
3.
wie Lykur-
gos des Charilaos, Nikomedes des Pleiſtonax.
4.
wie als
an die Stelle des Demarat Leutychides trat, deſſen Recht zum
Thron auf den achten Vorfahr Theopompos zuruͤckging, wenn man
Herod. 8, 131. nach Pauſ. Koͤnigsgenealogie mit Palmer. corrigirt.
1.
Plut. Pyrrh. 5.
2.
Xen. Staat 15, 7.
3.
Thuk. 1, 20. der gegen
andere Hiſtoriker aber wohl eher gegen Hellanikos (oben S. 15.) als
gegen Herodot polemiſirt, den er der Zeit nach ſchwerlich leſen
konnte. Indeſſen ſcheint mir doch auch Herod. 1, 17. der in Grie-
chenland herkoͤmmlichen Meinung von den zwei Stimmen jedes
Koͤnigs gefolgt, obgleich der Ausdruck nicht voͤllig klar iſt. Spaß-
haft iſt die, von Larcher angenommene, Auskunft des Schol. Thuk.,
jeder Koͤnkg habe nur eine Stimme gehabt, aber ſie habe fuͤr zwei
gegolten. Die γεϱουσία ἰσόψηφος δἰς τὰ μέγιστα den Koͤnigen
nach Plat. Geſ. 3, 692. Dem Herod. folgt Lukian Harm. 3.
4.
S. oben S. 79.
5.
Her. a. O. δικάζειν δὲ μούνους
1.
Herod. 6, 57.
2.
Lyſias g. Euandros p. 176, 22.
Pollux 8, 89.
3.
Ariſtot. 2, 6, 20. — Ein Beiſpiel Xen.
Hell. 6, 5, 4. Ageſil. 2, 25.
5.
τοὺς βασιλῆας τοσάδε μοῦνα. vgl. Plut. Lak. Apophth. Ageſil.
S. 187.
1.
Herod. a. O.
2.
Ariſtot. 3, 9, 2. vgl. 3, 9, 8.
Iſokr. Nikokl. S.39 Lang.
3.
Herod. 6, 56. den man nicht von der
Ankuͤndigung des Krieges verſtehen darf. Xen. Staat 13, 10. Von
einem Falle Thuk. 8, 5. ὁ γὰϱ Ἀγις ‒ ἔχων τὴν μεϑ̕ ἑαυτοῦ δύ-
ναμιν, κύϱιος ἤν καὶ ἀποστέλλειν, εἴ ποί τινα ἐβούλετο στϱατιὰν
καὶ ξυναγεὶϱειν καὶ χϱήματα πϱάσσειν. vgl. 5, 60. διἁ τὸν νόμον.
4.
Xen. Hell. 2, 2, 12. 5, 3, 24. vgl. Thuk. 5, 60. Vom Heere aus Ge-
ſandte, z. B. zur Vermittelung, zu ſchicken, war indeß dem K. er-
laubt nach Xen. Staat 13, 10., wo ich die Noth der Aenderung
1.
Herod. 5, 75. Selten waren beide K. außerhalb Sp. Xen.
Hell. 5, 3, 10.
2.
Th. 5, 63., wo ἐν παϱόντι nicht beſagt,
daß ſie das Geſetz blos fuͤr einen Feldzug gaben. vgl. Manſo Sp.
1, 2. S. 231. 2, 378 k. Von den Dreißig beim K. unten K. 12.
3.
unten K. 7.
4.
Od. 11, 184. Il. 12, 312. vgl. 9, 578. Pind. O.
13, 60. βαϑὺς κλᾶϱος.
5.
Dies heißt δήμια πίνειν Il. 17, 250.
(vgl. σιτεόμενοι τὰ δημόσια Herod. 6, 57). In Kreta werden
die Fremden δημόϑεν geſpeist, Od. 19, 197. vgl. Aeſch. Ἱκετ.
964. und Platner a. O. p. 100. Die Stelle Od. 11, 184. iſt zu
uͤberſetzen: Ruhig genießt Telem. den koͤnigl. Landbeſitz und ſpeist
die ihm zukommenden Mahlzeiten, die ein richtender Mann genie-
ßen ſoll: denn alle laden ihn ein. Ueber die letztern Worte ſ.
S. 106. unten.
4.
αὔ in οὐ nicht einſehe; μέντοι zeigt den Gegenſatz gegen die vori-
ge reinkriegeriſche Thaͤtigkeit.
1.
Xen. Staat 15, 2.
2.
Platon Alktb. I. 39. p. 123 a.
οἱ Αακεδαιμὁνιο [...] = πεϱίοικοι.
3.
Thuk. 5, 63.
4.
Plut.
Ag. 9.
5.
Alk. I, 38. p. 122 e.
6.
vgl. Herod. 6, 57.,
wo δεῖπνον auf die συσσίτια geht, mit Xen. 15, 4. citirt bei Schol.
Od. 4, 65. In Kreta hatte der anweſende Kosmos (ὁ ἄϱχων) vier
Portionen, Herakl. P. 3.
7.
Her. Nach Xen. H. 4, 3, 14. Plut. Ageſ. 17.
ſchickt der K., wem er will, einen Antheil von ſeinen Opfern. Nach
Xen. 15, 4. hat er auch ein Ferkel von jedem Wurf zu Opfern.
8.
oben S. 105, 5.
9.
Herod. 6, 57. ἢν ϑυσίην τις (nicht ein
1.
Herod. 9, 81.
2.
Nach Phylarch bei Polyd. 2, 62, 1.
Dies ſind die μέγισται λήφεις im Alk. I, 39, 123 a.
3.
Xen.
Ageſ. 8. aus dem Plut. Ageſ. 19. (oben Bd. 2. S. 90, 3.) ſchoͤpft.
Hellen. 5, 3, 20. vgl. Nepos Ageſ. 7. Die βοὠνητα bei Pauſ. 3,
12, 3. ſind davon zu unterſcheiden.
4.
wie Manſo zeigt 3, 2.
S. 330.
5.
vom Staate 15, 6. Nach demſ. 13, 2. ſorgen im
Kriege 3 ὅμοιοι fuͤr alle Beduͤrſniſſe des K., die Raoul-Roch.
Dissert. (1821.) p. 77. fuͤr einen Theil der 6 ἐμπασαντες in einer
Fourmont. Inſchr. (ἐμπα [...]έντες bei Heſych) haͤlt. Die Sache iſt
ſehr unklar.
9.
Privatmann, ſondern ein oͤffentlich dazu Beſtellter)ὀημοτελἤ
ποιέηται.
1.
Herod. 7, 149. Ariſtot. Pol. 5, 3, 4. vgl. Aegin. p. 52.
Was Diodor ſagt (Frgm. 5. p. 635.) ἡ βασιλεία ἤτοι τοπαϱχία τῆς
Ἀϱγείας ἔτη φμϑ. (vgl. Euſeb, Malelas, Kedrenos) hieher zu be-
ziehn, iſt eio kindiſcher Fehler: er rechnet dieſe von Inachos bis
Pelops (160 ‒ 705. Euſeb.). — Einige neue Combinationen ver-
goͤnnen uns hier, eine ziemliche Reihe Argeiiſcher Fuͤrſten nach ſi-
chern Beſtimmungen anzuordnen. I. Herakliden. Temenos,
deſſen S. Keiſos, deſſen S. Medon. (Was Pauſ. 2, 19, 2. von
der Beſchraͤnkung deſſelben ſagt, iſt nach oben S. 57, 5. zu beurthei-
len; nach dem Pſ. Platon Brief 8. p. 485. Bekk. waren gerade die
K. von Argos u. Meſſene um Lykurgs Zeit Tyrannen). Darauf feh-
len etwa 4 nach dem δέκατος ἀπὸ Τημένου des Ephoros. Aegin.
p.
60. Nach Anfang der Olympiaden Eratos (Pauſ. 2, 36, 5.
4, 8, 1), auf den wohl unmittelbar Pheidon, Ariſtodamidas
Sohn (nach Satyros und Diodor, Aegin. p. 61.), folgen muß, vor
und gegen Olymp. 8. Weiter hinab Damokratidas gegen Ol.
30. (Pauſ. 4, 35, 2. vgl. 24, 2.). PheidonII. von Herod. 6,
127. mit dem aͤltern verwechſelt (Aegin. p. 60.), Vater des Αα-
αήδης (Joniſch Λεωαήδης, wie bei Herod.) der um die Tochter des
Kleiſthenes warb (geg. Ol. 45.), u. als Koͤnig ſich durch Weichlich-
keit veraͤchtlich machte (Plut. de cap. ex hoste util. p. 278 H.
wo Αακύδης hiernach zu verbeſſern). Deſſen S. Meltas (Μέλ-
1.
S. Bd. 2. S. 81. Die dort gegebne Emd. des Pauſ. 3,
16, 5. wird geſichert durch Ael. N. A. 12, 31. wo Therſandros aber S.
des Kleonymos, nicht des Agamedidas heißt. Vielleicht iſt bei Pauſ.
Ἀγαμηδὶδου zu ſchr. und Agamed war der Großuater.
2.
επι
βασιλεως Πασγαδα bei Chandl. Marm. Oxon. 2, 28. etwa aus
Alexanders Zeit.
3.
S. Bd. 2. S. 103. u. 152., wo fuͤr das
proleptiſche Diagoriden “Eratiden” zu ſchr.
4.
Bd. 2. S. 123.
124.
5.
S. 115. 118. Zu den Koͤnigen von Syrakus gehoͤrt
nach Mehreren Pollis, den Andere einen Argeier nennen, von
dem dex Πόλιος οἶνος abgeleitet wird. Athen. 1. p. 31 b. Pollux
6, 2, 16. aus Ariſtot. Aelian V. G. 12, 31. Beim Etym. M. iſt
auch wohl ὑπὸ Πολλιδος τοῦ ΣϒΡΑΚΟϒΣΙΟϒ τυϱάννου zu ſchr.
vgl. Mazochi tab. Heracl. p. 202.
6.
Bd. 2. S. 124. Ein
K. Ariſtophilidas, Herod. 3, 136.
7.
Bd. 2. S. 109. und die
Stelle des Ariſteides S. 104. Zu Halikarnaß kommt ein An-
theus aus koͤniglichem Geſchlechte vor (Parthen. 14.), wohl ein An-
theade. ſ. Bd. 2. S. 108.
1.
ταν τὸν ΛΑΚΗΔΕΩ iſt zu ſchreiben) ſetzte das Volk nach Pauſ. 2,
19, 2. ab; nach Plut. Alex. M. virt. 8. p. 269. ging dagegen
das Geſchlecht der Herakliden aus. Darauf folgte nach Plut. a.
O. und Pyth. orac. 5. p. 254. II.Aegon, aus einem andern
Geſchlechte, etwa gegen Ol. 55., und deſſen Nachkommen waren
es wahrſcheinlich, die noch im Perſiſchen Kriege in Argos herrſchten.
1.
Bd. 2. S. 79.
2.
Herod. 4, 154.
3.
vgl. oben
S. 123.
4.
Plut. Qu. Gr. 12. p. 383.
1.
Ariſt. Pol. 5, 9, 1. Cic. de legg. 3, 7. de rep. 2, 33.
Plut. Lyk. 7. 29. ad princ. 1. p. 90. Euſeb. zu Ol. 4, 4. vgl.
Manſo 1, 1. S. 243.
1.
Herakl. Pont. 4.
2.
Sie ſind ἐπώνυμοι in dem The-
raͤiſchen (Bd. 2. S. 329.) Testamentum Epictetae: επι εφοϱων
των συν φοιβοτελει.
3.
Polyb. 4, 4, 2. 31. Auch die Staͤdte
der Eleutherolakonen hatten Ephoren, wie Geronthraͤ in dem De-
kert Murat. p. 1049. und in Gordianus Zeit ἡ πόλις τῶν Βειτυ-
λέων, d. i. Oetylos, Βὶτυλα Ptolem. j. Vitulo. Denn daß Cyriacus
(bei Reineſ. p. 335.) die Inſchrift in Pylo Messeniaca gefunden
haben will, iſt wohl ein Irrthum.
4.
wo in den tab. Hera-
cleensibus
einer als ἐπώνυμος der πόλις vorgeſetzt iſt.
5.
1, 65.
6.
Staat 8, 3. Ebenſo Plut. Ageſil. 5. Pſ. Platon. Brief 8.
p. 354 b. Suid. Λυκοῦϱγος, auch Satyros bei Diog. L. 1, 3, 1.
Nach Andern ebenda haͤtte ſie Cheilon eingefuͤhrt, der nach Pam-
phila und Soſikrates Ol. 56, 1. (nach Euſeb. 55, 4.) Ephoros
ἐπώνυμος war. vgl. Manſo 3, 2. S. 332.
1.
Cie. de legg. u. de rep. a. O. Valer. Max. 4, 1.
2.
Vgl. Niebuhr Roͤm. Geſch. 1. S. 420., von deſſen Anſicht uͤber
die Ephoren wie Spartas Staatsleben uͤberhaupt die hier darge-
legte oͤfter abweicht.
1.
Polit. 3, 1, 7. nach welcher Stelle die Ephoren ſich in
die verſchiedenen Zweige dieſer δίκαι theilen.
2.
vgl. Plut.
Lak. Apophth. p. 196 H. Anaxandridas. ἐϱωτῶντος δέ τινος αὐτὸν,
διὰ τί τὰς πεϱὶ τοῦ ϑανάτου δίκας πλείοσιν ἡμέϱαις οἱ γέϱον-
τες
κϱίνουσι. und p. 207. Eurykratidas — πυθομένου τινὁς, διὰ
τί πεϱὶ τὰ τῶν συμβολαίων δίκαια ἑκάστης ἡμέϱας κϱίνουσιν οἱ
ἔφοϱοι
. Hier aber ſcheint an δίκας ἀπὸ συμβόλων gedacht zu ſein,
wie die Antwort zeigt, aber das iſt ſicher ein Mißverſtand.
3.
Ariſt. 2, 8, 4. 3, 1, 7. ſagt, wie mir duͤnkt, ſehr deutlich:
daß, waͤhrend in Karthago eine beſtimmte Vereinigung von ἀϱχαῖ [...]
alle Proceſſe richtete, in Sparta auch nur ἀϱχαὶ, aber nach ihren
Departements in verſchiedenen Sachen, richteten. vgl. Juſtin. 3, 3.
1.
Der Markt hieß auch in altattiſchen Geſetzen ἐφοϱία.
Demoſth. g. Ariſtokr. p. 630. Und nach Etym. Gud. ſind ἔφοϱοι
οἱ τὰ τῶν πόλεων ὤνια ἐπισκεπτόμενοι.
2.
Vgl. Herod. 1, 153.
3.
Th. 5, 34.
4.
oben S. 93, 4.
5.
Hell. 3, 3, 5.
6.
Aelian V. G. 2, 15.
7.
S. Tittmann S. 107, 4., wo
auch einige abweichende Angaben bemerkt.
8.
Auch ernannte
oͤfter Sparta fuͤr außerordentliche Faͤlle fuͤnf Richter, wie uͤber den
Beſitz von Salamis, uͤber das Schickſal der Platder, Thuk. 3, 521.
So viele auch die Jaſier um die Proceſſe der Kalymnier zu ent-
ſcheiden. Chandl. Inscr. p. 21. LVIII.
1.
Pol. 2, 3, 10. 2, 6, 14. 15. 2, 8, 2. 4, 7, 4.
2.
μη-
δεμὶαν κληϱωτίν, Ariſtot. 4, 7, 5.
3.
Plat. Geſ. 3, 692.
nennt die Macht der Ephoren ἐγγὺς τῆς κληϱωτῆς. — Ohne Wahl
haͤtte aber auch Cheilon nicht grade zur Ephorie gelangen, u. ſein Bru-
der nicht uͤber Zuruͤckſetzung klagen koͤnnen. Diog. L. a. O. — Die
Ernennung durch die Koͤnige (Plut. Lak. Apophth. 197 H.) iſt ein
Irrthum.
4.
Ariſtot. 5, 5, 6.
1.
κϱίσεων μεγάλων κύϱιοι, Ariſt. 2, 6, 16.
2.
2, 6, 17.
3.
Plut. Ag. 12.
4.
Xen. Staat 8, 4.
5.
He-
rod. 6, 82.
6.
Xen. Ageſ. 1, 36. Plut. Ag. 4. Kleom. 10.
an seni 27. praec. reip. ger. 21.
7.
Plut. Kleom. 10.
1.
Xen. Staat 8, 4. ἄϱχοντα κίϱιοι εἱϱξαί τε καὶ πεϱὶ τῆς
ψυχῆς εἰς ἀγῶνα καταστῆσαι. vgl. Plut. Lyſ. 30. Daſſelbe in
Bezug auf den Koͤnig Thuk. 1, 131. Nepos Pauſ. 3, 5. ſetzt wohl
ex suo “cuivis ephoro hinzu. Liban. Orat. 1. p. 86 R.
irrt, wenn er ſagt: die Ephoren haͤtten den Koͤnig δῆσαι καὶ κτα-
νεῖν koͤnnen. So nahmen den Pauſanias die Ephoren nur feſt;
das Urtheil ſprachen οἱ Σπαϱτιᾶται, naͤmlich der Gerichtshof, von
dem N. 2.
2.
δικαστήϱιον συναγαγὀντες Herod. 6, 85. ſ.
beſonders Pauſ. 3, 5, 3. und Plut. Agis 19. Ungenauer Lak.
Apophth. p. 195.
3.
Xen. H. 3, 5, 25.
4.
Plut. Agis 19;
5.
Thuk. 5, 63.
6.
Xen. Anab. 2, 6, 4. ἐϑανατώϑη ὑπο
τῶν ἐν τῇ Σπάϱτῃ τελῶν ὡς ἀπειϑῶν, wo τὰ τέλη dies hohe
Gericht bezeichnen muß.
7.
ὑπῆγον ϑανάτου, Xen. H. 5, 4,
24. Den Kinadon ließen die Eph. erſt nach heimlicher Berathung
mit der Geruſie feſtnehmen, ſeine Strafe beſtimmte wohl das groͤ-
ßere Gericht, ſ. Xen. 3, 3, 5. Polyaͤn 2, 14, 1.
8.
Außer
Libanies (N. 1.) ſcheint es Plut. Perikl. 22. Lyſ. 19. und Lak.
Apophth. p. 209. zu ſagen, aber es kann auch blos Unbeſtimmtheit
des Ausdrucks ſein.
1.
Plut. Erot. 5. p. 77., wo eine ſehr fabelhafte Geſchichte
erzaͤhlt wird, die ſich vor dem Erdbeben Ol. 78. ereignet haben
ſoll. Bei Polyb. 5, 91, 2. rufen die Eph. Verwieſene zuruͤck.
2.
Xen. Staat 8, 4. vgl. Polyaͤn 2, 26, 1.
3.
Plut. Ageſ.
2. 5. vgl. de am. frat. 9. p. 46.
4.
Theophr. bei Plut.
Ageſ. 2. de edue. puer. 2. Anders Herakl. Lembos bei Athen.
13, 566 a.
5.
Darum zwangen ja auch die Eph. Anaxandri-
das zwei Frauen zu nehmen, Herod. 5, 39-41., und bewachten die
Frauen der Koͤnige, Plat. Alkib. I, 36. p. 121 b. oben. S. 101.
6.
Plut. Lyſ. 19.
7.
Wenigſtens nach dem Schol. Thuk.
1, 84.
1.
Plut. Inst. Lac. p. 254.
2.
Xen. Staat 4, 3. 6.
Aelian V. G. 3, 10. 14, 7.
3.
Xen. Hell. 6, 4, 16. Plut.
Ageſ. 29. Die Geſchichte von Timotheos.
4.
Herod. 6, 63.
5.
Pol. 2, 6, 16.
6.
Plut. Ag. 9.
7.
Thuk. 1, 87.
8.
Plut. Ag. 5. ϱ̔ήτϱαν ἔγϱαψε.
9.
Aelian V. G. 3, 17.
10.
Xen. Hell. 2, 2, 13. 19.
11.
Her. 3, 148. Plut. Lak
Apophth. p. 214.
1.
S. z. B. Her. 9, 8. Xen. H. 2, 2, 17. 3, 1, 1. Polyb.
4, 34, 5. Thuk. 1, 90. ſind uͤberhaupt ἀϱχαὶ und τέλη genannt.
2.
Xen. Hell. 2, 2, 19.
3.
S. beſonders Thuk. 5, 36. vgl.
Xen. H. 5, 2, 9. Daß ſie dabei beſtaͤndig auf die Ekkleſia rekurrir-
ten, verſteht ſich. Xen. H. 3, 2, 23. 4, 6, 3.
4.
Thuk. 5,
19. 24.
5.
Th. 6, 88.
6.
Xen. H. 2, 4, 29. Παυσα-
νίας πείσας τὧν Εφόϱων τϱεῖς ἐξἁγει φϱουϱάν. vgl. 3, 2, 25.
4, 2, 9. 5, 4, 14. Plut. Lyſ. 20. Thuk. 8, 12. S. auch Anab.
2, 6, 2. Hell. 5, 1, 1., wo ſie Caperbrieſe geben.
7.
Herod.
9, 7. 10. Plut. Ariſt. 10.
8.
πϱοκηϱύττουσι τὰ ἔτη. Xen.
Staat 11, 2. φϱουϱὰν ἔφαινον μέχϱι τῶν τετταϱ. Hell. 6, 4, 17.
9.
d. h. von der Stadt beauftragt, wie Xen. H. 4, 2, 9. zeigt.
10.
Xen. H. 3, 1, 8. 3, 2, 6.
11.
Xen. H. 6, 4, 3. πέμψας
πϱὸς τοὺς ἐφόϱους ἠϱὡτα τί χϱὴ ποιεῖν. Dies ſind vorzugsweiſe
οἱ οἴκοι, τὰ οἴκοι τέλη, Sturz Lex. Xenoph. 3. p. 254. vgl. Plut.
Lyſ. 14. Kleom. 8. und die angeblichen Briefe des Braſidas u. Ly-
ſandros Lak. Apophth. p. 203. 227.
12.
Xen. H. 3, 2, 6.
Plut. Perikl. 22.
13.
Thuk. 1, 131. Plut. Lyſ. 19. Den Ageſil.
beruſt heim nach Xen. H. 4, 2, 3. ἡ πόλις, Ageſ. 1, 36. τὰ οἴκοι
τέλη, Plut. Ageſ. 15. οἱ ἔφοϱοι.
14.
Xen. H. 5, 4, 24.
1.
Plut. Lyſ. 20. Xen. Ageſ. 1, 26.
2.
μὴ πεϱ [...]πατεῖτε
an das Heer von Dekeleia, Aelian V. G. 2, 5.
3.
Dies ſiebt
man beſonders deutlich aus Thuk. 6, 89., wo die Ephoren und
τέλη Geſandte ſchicken, d. h. die Ekkleſia dazu vermoͤgen wollen,
und Xen. H. 6, 4, 2. 3. Vgl. oben S. 87, 3.
4.
Her. 9,
76. Xen. Staat 13, 5. Hell. 2, 4, 35. 36. vgl. Thuk. 4, 15.
5.
Her. 9, 76.
6.
Plut. Lyſ. 16. Diod. 13, 106.
7.
Xen.
H. 3, 4, 2. ἔφοϱοι τὰς πατϱἰους πολιτείας παϱήγγειλαν. So
ſichern die τἑλη durch einen Eid den durch Braſidas zu erwerhenden
Bundesgenoſſen die Autonomie zu. Thuk. 4, 86. 88.
8.
Xen.
4, 8, 32.
1.
Geſetze 4, 712 d. Polit. 2, 6, 14.
2.
Plut. Kleom. 10.
1.
Dodwell de cycl. diss. 8, 5. p. 320. Manſo 2. S. 379.
2.
Wodurch ſich auch die Suche mit den Auloniten bei Xen. H.
3, 3, 8. erklaͤrt.
3.
Ariſtot. bei Plut. Kleom. 9. de sera num.
vind. 4. p.
222. Κείϱεσϑαι τὸν μύστακα καὶ πϱοςέχειν τοῖς
νόμοις. Ueber den Lakon. μύτταξ ſ. indeß Heſych u. Valcken. ad
Theocr. p.
288.
4.
Pauſ. 3, 11, 2. Plut. Kleom. 8.
Agis 16.
5.
S. Plut. Lak. Apophth. p. 237. vgl. Aelian. V.
G. 2, 15.
1.
Plut. Kleom. 8. 9.
2.
Plut. Agis 9. Cic. de div.
1, 43, 96. vgl Manſo 3, 1. S. 262. Siebelis ad Paus. 3,
26, 1.
3.
S. 100. — Die Ephoren hatten auch bei den
Opfern der Ath. Chalkioͤkos Funktionen. Polyb. 4, 35, 2.
1.
ἀνειμένη δίαιτα 2, 6, 16.
2.
den auch einſt Pauſa-
nias herbeifuͤhren wollte. Ariſt. Pol. 5, 1, 5.
3.
S. den
Vergleich Philons de provid. 2. p. 80. Aucher.
4.
Vgl. noch
Schol. u. Ducker zu Thuk. 1, 58. Sturz Lex. Xen. 4. p. 276.
Αἱ ἀϱχαὶ, τὰ ἀϱχεῖα iſt daſſelbe, Plut. Lak. Apophth. p. 800.
Beim Heere ſind οἱ ἐν τέλει die Officiere bis zum Pentekoſter. Xen.
H. 3, 5, 22. 23.
5.
Pauſ. 3, 11, 2.
1.
Ein πϱέσβυς νομοφυλάκων in einer ſpaͤtern Inſchr. Cy-
tiac. p. 30. n. 251. So auch ein πϱέσβυς βιδέων (sic) in der N. 7.
citirten Inſchr. (daher βἰδεοι ἐπὶ — und οἱ πεϱὶ τὸν — in Four-
montſchen Inſchr.), es waren aber mit dieſem ſechs, wie die Inſchr.
N. 7. und eine andere Fourmontſche beweist. Endlich auch ein
πϱέσβυς der Geruſia, Cyriac. p. 10. n. 257, und γέϱοντες ἐπὶ —
bei Fourmont. vgl. oben S. 96, 5.
2.
Heſych s. v.
3.
He-
ſych s. v. Spaͤter auch ἀγοϱἀνομοι, in der Inſchr. N. 7. Von
den γεϱοἀκταις erklaͤrt Heſychs Ueberſetzung δήμαϱχοι nicht einmal
den Namen.
4.
Plut. Ageſ. 30. Lak. Apophth. S. 189.
5.
Meurſ. Misc. Lac. 2, 4.
6.
Corſini Not. Graec. diss. 5.
p.
95.
7.
aus den Fourmontſchen edirt von Corſini a. O.
p. 84.
1.
Auch in einer andern Inſchk. bei Fourmont. Auch ein
γϱαμματεὺς kommt in dieſen vor.
1.
Polit. 2, 7, 3. — bei Str. 10, 482 a. — de rep. 2, 33.
Van Dale de Ephoris et Cosmis in ſeinen Dissert. antiquar.
2.
Ariſt. 2, 7, 5.
1.
2, 7, 3.
2.
ἔδοξε τοῖς κὀσμοις καὶ τᾷ πόλει.
3.
Bund
der Hierapytnier und Prianſier bei Chishull Antt. Asiatt. p. 130.
πϱειγηία (πϱειγεία, legatio) δὲ ὧ κὰ χϱείαν ἔχῃ ποϱηίω, παϱε-
χόντων οἱ κόσμοι.
4.
Knoſſiſches Dekret ebd. p. 121. τὸς δὲ
κὁσμος δόμεν ἀντίγϱαφον τῶδε τῶ ψαφίσματος σφϱαγίσαντας τᾷ
δαμοσίᾳ σφϱαγίδι ἀποκομίσαι Ἡϱοδότῳ καὶ Μενεκλεῖ.
5.
wie
es ſcheint nach dem B. der Hierap. p. 130.
6.
Ephoros bei
Str. 484 b.
7.
Ariſt. 2, 7, 4.
8.
B. der Hierap. p. 130.
Eine verſchiedene Beſtimmung in dem der Latier und Olontier
p. 134.
9.
S. ebd. p. 130.
1.
Dekret der Iſtronier und Sybritier p. 113. 114. οἱ
κὸσμοι ‒ ἐπανἀγκαζόντων ἀποδιδόμεν τοὺς ἔχοντας.
2.
Ebd.
S. 131. Die Hierap. und Prianſier hatten eine Zeitlang kein
commercium juris dandi repetendique (κοινοδίκιον) gehabt;
nun ſollen die Kosmen des Bundesjahres die διεξαγωγὰ der da-
durch aufgehobenen Rechtſtreite haben vor einem Gerichtshofe, den
beide Staͤdte niederſetzen; ſie ſollen ſie unter ihrem Kosmat durch-
fuͤhren, u. dafuͤr in einem Monat nach dem Bundesbeſchluſſe Buͤr-
gen ſtellen. Dann folgen aͤhnliche Beſtimmungen fuͤr die Zukunft.
3.
Im B. der Hierap. p. 131. wird gegen den Kosmos, der ge-
gen den Vertrag handelt, eine γϱαφὴ τιμητὸς nach Attiſchem Be-
griff gegeben; im Dekret der Sybritier (p. 114.) aber den Kos-
men fuͤr eine beſtimmte Ausuͤbung ihrer Macht zugeſichert: ſie ſoll-
ten ἀζάμιοι καὶ ἀνυπόδικοι πάσας ζαμίας ſein.
4.
Ariſt. 2,
7, 7.
5.
Lyktiſche Inſchr. Gruter p. 194, 15. Οἱ σύν τινι
κόσμοι oͤſter. vgl. Polyb. 23, 15, 1.
1.
Dieſen Sinn fordert der Zuſammenhang von Ariſtot. Pol.
2, 7, 7.; ſo daß zu τῶν δυνατῶν ‒ τινὲς zu ſuppliren oder zu er-
gaͤnzen iſt.
1.
6, 46, 4. Nach dem Zuſammenhange muß auch der Rath
damals in Kreta jaͤhrlich gewaͤhlt worden ſein.
2.
Aehnlich
Tittmann S. 413.
3.
Str. 481 b\>.
1.
S. Her. 5, 92. Pauſ. 2, 4. vgl. Bd. 2. S. 164. ſ.
2.
S. die große vorroͤmiſche Inſchrift bei Boͤckh Staatsh. 2. S.
403., wo der Prytan Ariſtomenes, Ariſtolaidas S., ein Hylleer,
erwaͤhnt wird, deſſen Kopf auf einer Muͤnze mit dem des Herakles
verbunden iſt. Eine andere Inſchrift ebd. erwaͤhnt 4 Prytanen zu-
ſammen. Demokratiſch war aber die Verfaſſung damals, da die
ἁλία auch ein Gericht iſt. S. 406.
3.
Suid. Χάϱων πϱυτά-
νεις ἢ ἄϱχοντες Λακεδαιμονίων. Auch Pindar und Aeſchylos brau-
chen es fuͤr Koͤnig.
4.
῾ϱακλείδου πϱυτανεύοντος. Pauſ. 10,
2, 2.
5.
S. Bd. 2. S. 211. 212. vgl. die Geſchichte Ari-
ſtot. 5, 3, 3. Plut. praec. rep. ger. 52. p. 200 sq.
6.
S.
Diſſens Commentar und meine Note zu Pind. N. 11, 4., wo ich
1.
Dies ſchließe ich aus Polyb. 27, 6, 2. Στϱατ. πϱυτανεὑ-
οντος τὴν δευτέϱαν ἕκμηνον. vgl. Paulſen de Rhodo p. 56.
2.
S. beſonders Polyb. 15, 23, 3. 16, 15, 8. 23, 3, 10. 29, 4,
4. 29, 5, 6. ἀϱχὴ μἁλιστα αὐτοκϱἀτωϱ, Applan B. C. 4, 66.
vgl. Plut. praec. reip. ger. 17. p. 173. Liv. 42, 45. Poſeide-
nios der Schriftſteller war Prytan zu Rh. Str. 7, 316.
3.
Pol.
29, 4, 1.
4.
Polyb. und Appian a. O. erwaͤhnen δημαγω-
γοὺς; Jener hatte auch den τϱόπον τῆς δημηγοϱίας auseinander
geſetzt, aber die Stelle iſt verloren.
5.
Str. 14, 652.
6.
Vgl.
Ubbo Emmius de rep. Rhod.
7.
zu Pindar a. O.
8.
Ariſt.
5, 4, 3. — Die Kyzikeniſchen dagegen waren demokratiſche.
6.
jetzt auch Boͤckh beipflichte, daß die ἑταῖϱο [...] die βουλὴ bilden, der
der πϱυτανις vorſteht.
1.
Heſych: κέϱκος — ἐχϱῆτο δὲ αὐτῇ μᾶλλον ὁ ἐν Κῷ πϱύ-
τανις. Vgl. damit das Opfer in Ariſtoph. Irene. — Der Pry-
tane in der Apolliniſchen Stadt Kroton ging jeden Siebenten um
die Altaͤre. Athen. 12, 522 c.
2.
S. beſ. Andok. von den
Myſt. p. 37.
1.
Boͤckh Staatshaush. 1. S. 369.
2.
Ebd. S. 186.,
wo zuerſt Licht uͤber die Behoͤrde verbreitet iſt. Die Arcopagiten er-
hielten ihr κϱέας auch wohl durch ſie. vgl. Heſych und Photios
s. v. κϱέας.
1.
Daher Solon bei Plut. 19. ἐκ Πϱυτανεἰου καταδικα-
σϑἐντες ὑπὸ τῶν βασιλἐων. — Sie ſaßen auch in der koͤniglichen
Halle zuſammen, wohl ebenfalls als Gericht. Pollux 8, 111. 120.
Heſych φυλοβασ.
2.
Ariſt. Pol. 5, 1, 6.
3.
Bd. 2. S.
333., was freilich noch eine genauere Eroͤrterung verdiente.
4.
Boͤckh an mehreren St. Schoͤmann de comit. p. 364.
1.
5, 71. vgl. Schoͤmann de comit. p. XII.
2.
Ol. 90, I.
genannt von Thuk. 5, 47. vgl. Aegin. p. 134.
3.
Plut.
Qu. Gr. 1.
4.
Ein ſehr zahlreiches Synedrion im Prytaneion
in der Zeit Kaſſanders, Diod. 19, 63.
5.
Ael. Dionyſ. bei
Euſt. zur Od. 17, 1825 Rom. Heſych s. v.
1.
Daher der K. Philipp (bei Demoſth. vom Kranz S. 280.)
an die Demiurgen und Synedren der Peloponneſier ſchreibt.
2.
Thuk. a. O.
3.
In der Inſchr. bei Donius Cl. 4. p. 137.
Murat. 607.
4.
Polyb. 24, 5, 16. Liv. 32. 22. 38, 30. und
Drakenb. zur St. Plut. Arat. 43. ΔΑΜΙΟΡΓΟΙ in einer Dy-
maͤiſchen Inſchrift zu Cambridge.
5.
Etym. M. 265, 45. Zo-
naras.
6.
Ebd.
7.
Thuk. 1, 56. mit den Schol., wo
verſchiedene Erlaͤuterungen, aber keine probable, gegeben werden.
vgl. Suidas 1. p. 540 Alb.
8.
wie in Mantineia, Xen. H. 5,
2, 3. 6. Von den eigentlichen τέλη werden ſie unterſchieden,
Th. 5, 47. Ehemals waren die δημιουϱγίαι dauernd, Ariſtot 5, 8, 3.
1.
oben S. 55.
2.
oben S. 103. Die Vorſtellungen
der Alten daruͤber ſind durchaus unklar: zu den dort angefuͤhrten St.
kommt die des Plut. Lyk. 7. (vgl. Platon Geſ. 3. p. 692.), daß
die Gewalt der K. in Argos u. Meſſene zuerſt zu ſtrenge geweſen,
u. durch Uebermuth der Herrſcher u. Ungehorſam des Volkes unter-
gegangen ſei, ohne Zeitbeſtimmung.
1.
Bd. 2. S. 174 f.
2.
Diod. 12, 75.
3.
S. be-
ſonders Thuk. 5, 29. 41. 44. — τὸ πλῆϑος ἐψηφίσατο (Ol. 94, 1.)
Demoſth. von der Rhod. Freiheit p. 197 R.
5.
Die Stelle oben S. 53, 1.
6.
Ariſt. 2, 3, 5.
nennt ſie τοὺς γνωϱἰμους.
7.
Ariſt. Diod. 12, 80. Thuk. 5,
81. τὸν ἐν Ἄϱγει δῆμον κατέλυσαν, καὶ ὀλιγαϱχία κατίοτη. vgl.
76.
8.
im Juli Ol. 90 3ʃ4. Thuk. 5, 82. Diod. 12, 80.
4).
Thuk. 5,
27, 28.
1.
Th. 5, 84. Diod. 12, 81.
2.
Th. 6, 61. Diod. 13, 5.
3.
c. 11. — πάντας, ὄντας ἑκατὸν. Caſaub. Emd., der ἑκα-
τοστὺς hereinbringen will, paßt nicht zum Folgenden. Hatte Argos
damals vielleicht 10 Phylen, wie Athen, und ſind die χίλιοι λογά-
δες hier noch gemeint? doch waͤre es dann ſchwer, der Geſchichte
ihre Zeit anzuweiſen.
4.
vgl. Plut. Alkib. 14. Ein ſolcher
war auch wohl Nikoſtratos, πϱοστάτης τἥς πόλεως nach Theopomp
bei Athen. 6, 232. zu Artax. Ochos Zeit. — Vgl. was oben von
den Demiurgen geſagt iſt.
5.
Diod. 15, 40.
1.
Diod. 15, 57. 58.
2.
1500 rechnet Plut. reip. ger.
praec. 17. p. 175.
im Ganzen. Ihm folgt Helladios Chreſtom.
p. 979. in Gronov. Thes. Gr. X.
3.
Plut. a. O. vgl. auch
Dionyſ. Hal. Arch. 7, 66.
4.
Pauſ. 2, 20, 1.
5.
Iſokr.
an Philipp 20. S. 132 Lange. Indeſſen kommen immer noch
principes vor. Liv. 32, 38.
6.
vgl. Ariſtides T. 2. p. 388.
7.
Ariſtot. 5, 2, 5. Schol. Ariſtoph. Ritter 851. Phauorin
1.
Iſokr. a. O.
2.
Ἀϱγεία φοϱὰ bei Diogenian 2, 79.
Apoſtol. 4, 28. Euſtath. zu Il. 2, 286 Rom.
3.
Cicero Brut. 13.
7.
ὀστϱακίνδα. vgl. Paradys de ostrac. im Classical Journ. V.
19. p. 348.
1.
Wenn man gegen die Bd. 2. S. 170. gemachte Combina-
tion einwenden wollte: Kadmos koͤnne nicht der Sohn des Zan-
klaͤer
Skythes ſein, denn dieſer ſterbe nach Herod. ἐν Πέϱσῃσι,
Kadmos aber habe die Tyrannis παϱὰ πατϱὸς empfangen: ſo iſt
dem durch die Annahme zu begegnen, daß Skythes, obgleich
ihm der K. die Herrſchaft von Kos gegeben, doch nicht dort, ſon-
dern am Hoſe lebte, wie wir ja daſſelbe ſonſt auch von Hiſtiaͤos
wiſſen.
2.
Herod. 7, 99.
3.
Ariſtot. 5, 4, 2.
4.
S.
91. u. 137.
5.
Ol. 7, 89. Kallianax iſt einer der Ahnen des
Diagoras aus dem γένος Ἐϱατιδῶν.
1.
Vgl. was Ol. 75, 4. der Rhodier Timokreon uͤber Themiſtokles
Verfahren auf dieſer wie andern Inſeln ſagt, bei Plut. Them. 21.
2.
S. Boͤckhs meiſterhafte Erklaͤrung des Gedichts am Schluſſe.
3.
S. Thuk. 8, 35. 84. Xen. Hell. 1, 1, 2. 1, 5, 19. Diod.
13, 38. 43. Pauſ. 6, 7, 2. Die Richtigkeit deſſen, was Andro-
tion dort erzaͤhlt, iſt wohl ſehr zweifelhaft.
4.
Thuk. 7, 57.
1.
Thuk. 8, 44.
2.
Ariſtot. Pol. 5, 2, 5. 6. 5, 4, 2.
Dieſe drei Stellen gehen naͤmlich offenbar auf ein Ereigniß, u. zwar
in dieſer Zeit, da ἐπανάστασις nicht eine Revolution bedeuten kann
(denn dieſe iſt ja πϱὸ τῆς ἐπαναστ.), ſondern wohl die άνάστασις
der drei kleinen Staͤdte ἐπὶ μίαν ̔ Ρόδον.
3.
Diod. 13, 75.
Was Boͤckh ſagt Staatsh. 1. S. 445., bedarf keiner Rechtfertigung
gegen unverſtaͤndige Einwaͤnde.
4.
Diod. 14, 79.
5.
Xen.
Hell. 4, 8, 20-22. Diod. 14, 97.
6.
in der R. von der Rho-
dier Freiheit. vgl. π. συντάξεως p. 194. Hegeſilochos Oligarchie
(Theopomp 16 bei Athen. 10, 444.) gehoͤrt vielleicht in dieſe Zeit.
1.
wenn ich de repub. 3, 35. recht verſtehe. vgl. 1, 31.
und die ſpaͤtern Spuren der Verfaſſung bei Ariſtid. Rhod. de conc.
2. p. 385.
und Dio Chryſoſt. Or. 31. hie u. da.
2.
Str.
14, 653 a.
1.
Meurſius Rhod. 20.
2.
Pind. O. 13, 2. οἶκος ἅμε-
ϱος ἀστοῖς.
3.
In fruͤhern Zeiten waren Athen und Kor.
ſehr befreundet, Herod. 5, 75. 95. Th. 1, 40. 41.
1.
S. Xen. Hell. 4, 4, 3 ff.
2.
4, 4, 6 ff.
3.
ſ. be-
ſonders 7, 4, 6. Die Fluͤchtlinge von Korinth zu Argos Ol. 101,
2. bei Diod. 15, 40. ſind alſo Demokraten.
4.
Plut. Dion. 53.
Bei Plut. Timol. 5. darf man aus δημοκϱατία nichts ſchließen,
denn ſie ſoll dort nur den Gegenſatz von τυϱαννὶς bezeichnen.
5.
Diod. 16, 65. 66.
6.
Pol. 5, 5, 9.
1.
Thuk. 3, 73.
2.
vgl. Dion. Hal. Arch. 7, 66. Diod.
13, 48.
3.
Thuk. 3, 81.
4.
Da ein βουλευτὴς hoffen
kann, als ſolcher das Volk zu einem Buͤndniſſe mit Athen zu be-
reden. Thuk. 3, 70.
5.
Th. 3, 70.
6.
Th. 3, 70. 4,
46. Aeneas Poliork. 11. Diodor 12, 57. indeſſen blos: τοὺς δη-
μαγωγεῖν εἰωϑότας καὶ μάλιστα τοῦ πλήθους πϱοΐστασϑαε.
7.
Ελενθέϱα Κόϱκυϱα, χἐξ̓ ὃπου ϑέλεις, Prov. metrica v. 569
Schott.
1.
Von den ἐλεφαντίναις κώπαις der Korkyraͤiſchen Geißeln
Ariſt. bei Heſych Κεϱκυϱαία μάστιξ. Schol. Ariſt. Voͤgel 1463. Zenob.
4, 49.
2.
Ol. 92, 3. Diod. 13, 48. u. Ol. 101, 3. Diod.
15, 46.
3.
Aeneas Poliork. 11.
4.
S. oben S. 135, 2.
Fuͤnf Prytanen vielleicht in der Inſchrift bei Muſtoridi Illustr.
Corciresi 2. p. 87.
[Δαμ]οξενος Μολωτα πϱυτανευσας και οἱ
συναϱχοι [Δαμ]ων Μολωτα Ικεταιδας ........ Κ[λεα]ϱχος
Λεοντος............ ϱ .. ϱου ϑεοις.
5.
die oben
S. 135. citirt.
6.
Πϱοδίκους und πϱοβούλους hat auch eine
andere, undoriſche Inſchrift, bei Muſtoxidi 2. p. 92. n. 43., wo
auch ein ἀμφίπολος (wie in Syrakus) vorkommt.
1.
Wenn Perlandros Sohn des Gorgos war, und dieſer (nach
Anton. Lib.) Bruder des Kypſelos: ſo hat Neanthes von Kyzikos
(bei Diog. L. 1, 98.) recht, daß die beiden Periander ἀνεψιοὶ wa-
ren. Doch hat die Bd. 2. S. 117. angenommene Meinung auch
ihre Gruͤnde fuͤr ſich. Nach jener waͤre die Genealogie
und dann koͤnnte man auch Pſammetichos als Sohn deſſelben Gor-
gias (Gordias) anſehn, ohne das Orakel bei Herod. 5, 92. Luͤgen
zu ſtrafen.
2.
Ariſtot. 5, 8, 9. Plut. Erot. 23. p. 60.
3.
5, 3, 6. Auch halfen die Spartiaten zur Aufhebung der Ty-
rannis. Bd. 2. S. 171.
4.
Ariſt. 5, 2, 9. Nach Anton.
Lib. 4. herrſchte zu Ambrakia auch ein Tyrann Phalaͤkos, gegen
den ein Volksaufſtand durch ein Orakel des Apoll veranlaßt wurde,
den die Ambrakloten als Urheber ihrer εὐνομία anſahen.
5.
2,
4, 4.
1.
5, 11, 1. 5, 1, 6.
2.
So verſtehe ich Ariſtot. 5, 1,
6, nach Victorius Lesart. ̔Ηλιαία iſt nur eine andere Form fuͤr
ἁλιαία, oben S. 86, 8. — Die Veranlaſſung der Umwaͤlzung
wird vielleicht 5, 3, 4. erzaͤhlt.
3.
Ich glaube, daß man 5,
1, 6. ἄϱχων ὁ εἱς ἠν ἐν, das ἠν nach 3, 11, 1. ἐοτὶν und nach
dem Zuſammenhange ſtreichen muß.
4.
Aelian V. G. 13, 15.
5.
Ariſt. 2, 4, 13.
6.
S. oben S. 61.
7.
Str. 7, 316 c.
1.
Ariſt. 4, 3, 8. vgl. Herod. 9, 93.
2.
Aelian a. O.
3.
ὲν Συϱακούσαις τῶν Γεωμόϱων ϰατεχόντων τὴν άϱχὴν ſagt
das Marm. Par. Ep. 37. zu Ol. 41.
4.
oben S. 109, 5.
5.
S. 61.
6.
vgl. auch Plut. praec. reip. 32. p. 201.
In der Geſchichte der Guͤterconfiseation des Agathokles (Diod. Exc.
8. p. 549 Weſſ.) erſcheinen die Geomoren als hoͤchſtes Gericht.
7.
Plut.
Qu. Gr. 57
8.
Herod. 7, 155. Dion. Hal. 6, 62. vgl. Zenob. oben S.
62, 1.
9.
Dies ſagt Ariſtot. Pol. 5, 2, 6. Anders Tittmann S. 502.
der in Syrakus in der erſten Periode Demokratie hat, Demokratie
in der zweiten, und in der dritten Demokratie, und damit gut.
— Die Geſchichte bei Ariſtot. 5, 3, 1. Plut. praec. reip. a. O.
1.
Herod. a. O.
2.
Diod. 11, 26. Aelian V. G. 13, 36.
3.
auch Thuk. 7, 55. Demoſth. Leptin. 506. Aa.
4.
5, 3, 6. vgl. aber
5, 10, 3.
5.
Herod. 7, 156. Diod. 11, 25.
6.
Diod. 11, 72. 73.
7.
Diod. 11, 76. vgl. Ariſtot. 5, 2, 11. Dies iſt die πολιτογϱα-
9.
betrifft den Untergang der alten Geſchlechterherrſchaft, die Plut.
ἀϱίστην πολιτείαν nennt.
1.
οί χαϱιέστατοι Diod. 11, 87. vgl. die χαϱίεντες bei Plut.
Dion 28. Ariſt. Eth. 1, 13. Ueber den Petalismos außer Diodor
Heſych s. v. Rivinus in Schlaͤgers dissert. 1744. T. 1. p. 107.
2.
Was die Sykophanten in der Demokratie, waren die Otakuſten
und ποταγωγίδες in der Tyrannis, unter Hieron (Ariſtot. 5, 9, 3.
vgl. den vetus Interpres bei Schneider) und unter den Dionyſen
(Plut. Dion 28. de euriosit. 16. p. 147., der auch die letztern
auf jeden Fall fuͤr Maͤnner genommen, woraus ich aber nicht mit
Schneider bei Ariſtot. corrigiren moͤchte.) vgl. Bd. 2. S. 166, 4.
3.
S. die, freilich ſehr entſtellten, Schol. zu Hermogenes in Reis-
ke’s Rednern T. 8. p. 196. außerdem Ariſtot. bei Cic. Brut. 12, 46.
4.
Siculi acuti Cic. Verrin. 3, 8. acuta gens et con-
troversa natura Brut. 12, 46. dicaces, Verr. 4, 43. faceti
Orat.
2, 54.
7.
φία und der ἀναδασμὸς, Diod. 11, 86. vgl. Goͤller de situ Sy-
racus. 3. p.
9.
1.
Diod. 11, 87. wahrſcheinlich aus Philiſtos.
2.
Thuk.
6, 32 ff. 72 f. Diod. 15, 19. 95.
3.
Th. 6, 35.
4.
Th.
6, 32. 41. Diod. 13, 19.
5.
Hermokrates erſcheint als ein
ariſtokratiſch Geſinnter in einer oͤffentlichen Wuͤrde. — Die νεώ-
τεϱοι Thuk. 6, 38. koͤnnen nach dem Zuſammenhange unmoͤglich
blos Juͤngere; es muͤſſen Veraͤnderungsſuͤchtige ſein.
6.
Diodor
13, 19. 55. nennt ihn Demagogen.
1.
Ariſt. 5, 3, 6. Diod. 13, 35. Die δημηγοϱουντες loosten, blos um
die Folge des Auftretens. Plut. Reg. apophth. p. 89. 90. Zu
Strategen waͤhlte man noch immer die δυνατωτάτους. Diod. 13,
91.
3.
Plut. a. O. p. 92.
4.
Ariſt. 5, 4, 5. 5, 8, 4. Diod. 13, 96.
5.
Diod. 13, 94.
vgl. Polyaͤn. 5, 2, 2.
6.
Diod. 14, 45. 64. 70. vgl. mehrere
Stellen des Pſ. Ariſtot. Oekon. 2, 20. Die, von Dion z. B., ge-
gen
den zweiten Dionys berufenen (Diod. 16, 10. 17. 20. Plut,
Dion. 33. 38.) wird man nicht als zur Tyrannis gehoͤrig anſehen
wollen. Cic. de rep. 3, 31. laͤugnet, daß unter Dionyſios Syra-
tus uͤberhaupt eine res publica geweſen.
2.
Diod. 13, 33. 35.
1.
Plut. Dion 28.
2.
ebd. 53. σχῆμα ‒ ἀϱιστοκϱατίαν ἔχον
τὴν ἐπιοτατοῦσαν ϰαὶ βϱαβεύουσαν τὰ μέγιστα. Vgl. oben S. 15.
3.
Diod. 16, 70.
4.
Plut. Tim. 37.
5.
Diod. 16, 31.
mit Weſſel. Note. Cic. in Verr. 1. 2, 51.
6.
Diod. 13, 35.
16, 70.
7.
Diod. 19, 3-5. — Nach einer ſolchen und vor
Agathokles leitete den Staat geſetzlich ein Synedrion von 600 der
Angeſehenſten (χαϱιεστάτοις). 19, 6.
8.
Diod. 19, 4. 6-9.
Volksverſammlungen unter ihm, wenn es ihm einfiel, den δημοτι-
κὸς zu ſpielen. Diod. 20, 63. 79.
1.
Sonſt haͤtte er bei Hieronymos Tode neu gewaͤhlt oder er-
loost werden muͤſſen, wovon Liv. 24, 22. nichts. Die seniores K. 24.
ſind wohl Mitglieder deſſelben; dann beſtand ſchon damals eine Γε-
ϱουσία, die in der ſpaͤten Inſchr. bei Caſtelli Inscr. Sic. 5, 5.
p. 44. vorkommt.
2.
Liv. 24, 27.
3.
S. Heſych, Suid.,
Zenob. ἱππάϱχου πίναξ; es ſtanden darauf τὰ τῶν ἀταϰτούντων
ὀνόματα. Bei Diod. 14, 64. ſcheint ἱππεῖς Name des Standes
zu ſein.
4.
Zu Gela Kleandros nach einer oligarchi-
ſchen
Periode (Ariſtot. 5, 10, 4.) von Ol. 68, 4-70, 3. (Her. 7,
154. Dion. H. 7, 1. Pauſ. 6, 9.) dann ſein Bruder Hippokra-
tes
70, 3-72, 2. Gelon Ol. 72, 2. Zu Akragas Cenſusver-
faſſung
(Ariſt. 5, 8, 4.), dann Phalaris von Ol. 53, 4-57, 3.
nach Euſeb. und Bentlei, dann Alkmanes und Alkandros
(Herakl. Pont. 36.), Theron Ol. 73, 1-76, 4. nach Boͤckd, Thra-
ſydaͤos,
der in demſelben Jahre vertrieben wurde.
5.
Diod.
11, 53. κομισάμενοι τὴν δημοκϱατίαν.
1.
S. Diog. L. 8, 66. Timaͤos Fragm. 2 Goͤller. Sturz
Empedoeles p. 108.
2.
Ariſtot. bei Diog. 8, 63. Die Worte:
ὥστε οὐ μόνον ἦν τῶν πλουσίων ἀλλὰ καὶ τῶν τὰ δημοτικὰ φϱο-
νούντων, enthalten keine Sehwierigkeit.
3.
Cic. Verr. 1. 2, 50.
4.
Gruter p. 401. Caſtelli p. 79 Aa.
5.
ἁλιασμα ἑκτας
διμηνου Καϱνειου εξηκοντος ΠΕΜΠΤΑι. vgl. oben von Rhodos
S. 150.
6.
Die βουλὴ hat zum παϱαπϱοστάτας (ΠΑΡΑ-
ΠΡΟΣΤΑΤΑ ΤΑΣ iſt zu ſchr.) den Hierothytes.
7.
Verr. 1.
4, 23. 39.
8.
Maffei Mus. Veron. p. 329. Muratori p.
642, 1. Caſtelli p. 84. vgl. ebd. p. 25.
9.
Von den ἱεϱαπό-
λοις vgl. Boiſſonade im Classic. Journ. 17. p. 368.
1.
βουλας ἁλιασμα (vg. ἁλιασματα) δευτεϱας ἑξαμηνου Καϱ-
νειου τϱιακαδι.
2.
εδοξε τᾳ ἁλιᾳ ϰαλα ϰαι τᾳ βουλᾳ, wie
mit Caſtello zu leſen wohl der Sinn fordert.
3.
vgl. auch
das Kalymniſche Dekret (Chandl. p. 21. u. 85.) εδοξε τᾳ βουλᾳ
ϰαι τῳ δαμῳ γνωμα πϱοσταταν.
4.
Bd. 2. S. 161.
5.
Plut-
de sera n. v. 7. p. 231.
6.
Thuk. 5, 81.
7.
Xen. Hell. 7,
1, 44.
8.
7, 1, 45. 7, 3, 4.
9.
ἄϰϱατος ϰαὶ Δωϱιϰὴ
α̛ ϱιστοϰϱατία, Plut. Arat. 2.
1.
Vgl. Ubbo Emmius de rep. Sicyonia p. 217.
2.
Auch
flichen Argeiiſche Oligarchen nach Phlius. Thuk. 5, 83.
3.
Xen.
H. 5, 2, 8 ff. 5, 3, 10 ff. 5, 3, 21 ff. Funfzig von jeder Par-
thei entwerfen eine neue Verfaſſung. 5, 3, 25. — Die in Argos
lebenden Vertriebenen, Ol. 101, 2., ſind offenbar Demokraten,
dieſelben die bei Xen. H. 7, 2, 5. Ol. 102, 4.
4.
Plut. Qu. Gr.
18. Μεγαϱεῖς Θεαγένη ‒ ἐϰβαλόντες, ὀλίγον χϱόνον ἐσωφϱόνησαν
ϰατὰ τὴν πολιτείαν.
1.
oben S. 41. Daß die Stelle auf Megara bei Korinth
geht, ſcheint mir ziemlich gewiß.
2.
oben S. 11. 72
3.
S.
V. 43. 66. 847 Bekk.
4.
Ariſtot. 5, 2, 6. 5, 4, 3. Plut.
a. O. Ich glaube, daß auch Theognis 677 von dieſer Zeit ſpricht:
Χϱήματα δ̛ ἁϱπάζουσι βίῃ, ϰόσμος δ̛ ἀπόλωλεν, und in der gan-
zen politiſchen Allegorie der Stelle. — In dieſe Zeit trifft der Fre-
vel gegen die Peloponneſiſchen Theoren. Plut. a. O. 59.
5.
Schol.
Ariſtoph. Ritt. 851. Phavorin ὀστϱαϰίνδα.
6.
Ariſtot. 5, 4,
3. 4, 12, 10.
7.
Thuk. 1, 114. vgl. 103.
1.
Thuk. 4, 66. 74.
2.
Th. a. O. u. 5, 31.
3.
Diod. 15, 40.
4.
π. παϱαπϱεσβ. 435. 436.
5.
S. 109, 2.
6.
Plut. Sympoſ. 8, 8, 4. p. 379., wo freilich der Ausdruck un-
beſtimmt iſt.
1.
vom Kranz 255. Eben ſo ein anderes bei Polyb. 4, 52,
4. Auch auf Muͤnzen kommen ſie vor.
2.
bei Caylus Re-
cueil 2. pl.
55., in der bibliothèque du Roi zu Paris. Es iſt
daſſelbe, welches Corſini F. A. 1, 2, 469 sq. fuͤr Delphiſch gehal-
ten. Es wird darin einem Ἁγεμὼν βουλᾶς Bekraͤnzung dekretirt,
und die unterſchriebenen acht ſind wohl Buleuten.
3.
Bd. 2.
S. 230, 1.
4.
S. außer andern Boͤttiger Amalth. 2. S. 304.
— Von den Hieromnemonen hat weitlaͤuftig Letronne gehandelt,
Mem. de l’Acad. des I. et B. L. 6, 221., aber ohne zu merken,
daß ſie außer Delphi Megara und deſſen Colonieen eigenthuͤmlich
ſind.
5.
Dies wenigſtens unter Dineos (Dinaͤos), oben Bd. 2.
S. 120. Von den Leibeigenen oben S. 62.
6.
Nach Heſych.
Mileſ. Λέων τις τῶν Βυξαντίων ἀϱιστοκϱατίαν ἐδέξατο.
7.
Xen.
Hell. 4, 8, 27. Was die 30 bei Diod. 14, 12. ſind, die Klearch
nach den Magiſtraten ermorden ließ, iſt voͤllig dunkel, da die rich-
tige Erklaͤrung oder Emendation von Βοιωτοὺς noch deſiderirt wird.
1.
Ariſt. Pol. 5, 2, 10.
2.
Theopomp bei Athen. 12,
526 e. vergl. Memnon 23 bei Photios p. 724.
3.
Pſ. Ariſtot.
Oekon. 2, 3. Die Zolleintreibungen am Boſporos ſind bekannt.
4.
ῥὴτϱα heißt auch in Sparta (oben S. 86.) ein Senatsbeſchluß
ſchon ehe ihn das Volk gebilligt hat.
5.
Sie kommt auf Muͤn-
zen vor. vgl. Heyne Commentat. rec. Gotting. T. 1. p. 8.
6.
Pſ. Ariſtot. Oekon. a. O.
7.
Chandl. Inscr. App. 12. p. 94.
1.
Dies geht aus dem Zuſammenhange der Erzaͤhlung bei
Aeneas Poliork. 11. hervor. Die Zahl vier der Hekatoſtys iſt ſicher
falſch; ich glaube, daß entweder εἴκοσι oder πεντὴκοντα ausgefallen
iſt. Caſaub. Emd. 40 fuͤr 4 iſt nicht zulaͤſſig. Die Begebenheit
trifft wohl vor Ol. 104.
2.
S. Bd. 2. S. 122.
3.
S.
oben S. 63.
4.
Ariſtot. 5, 5, 6.
5.
Dies geht aus dem
Zuſammenhange der Hauptſtelle bei Juſtin. 16, 4. hervor.
1.
Mit Juſtin vgl. vor andern Aeneas Poliork. 12.
2.
Nach
Polyaͤn 2, 30, 2. ließ Klearch den geſammten Rath der 300
ermorden, der nach der Stelle ein ſtehendes Collegium war.
3.
Von der Megariſchen Colonie Aſtypalaͤa haben wir ziemlich
wohlerhaltene Volksbeſchluͤſſe, aber erſt aus den letzten Zeiten der
Freiheit, wo die Verfaſſung der Attiſchen gleich erſcheint. Eine
Inſchrift, ſchon citirt Bd. 2. S. 151, 8., beginnt: εδοξε τᾳ βου-
λᾳ και τῳ δαμῳ φιλ — — ενευς επεστατει γνωμα πϱυ[τανιων
επει[δη Αϱκεσιλας Μοιϱαγενευς αἱ[ϱελεις] αγοϱανομος επεμελη-
θη του δαμου μετα πασας φιλοτιμιας u. ſ. w. Eine an-
dere aus denſelben Papieren enthaͤlt συνϑήκας des δῆμος τῶν
Αστυπαλαιέων und des δῆμος τῶν Ρωμαὶων; auch hier ſteht:
εδοξε τω δημω Ευχωνιδας Ευκλευς επεστατει πϱυτανιων [γνωμα].
1.
Alles dies ſteht in Plut. Qu. Gr. 4.
2.
Ariſtot. 5,
5, 3. 11.
3.
Jener von Hermipp bei Diog. L. 8, 88. u. Plut.
g. Kolotes 32. p. 194 H. Dieſer v. Theodoret Graec. aff. 9, 16.
4.
Thuk. 5, 84.
5.
S. 61, 2. u. 112.
1.
τεμένεα im homeriſchen Sinne, Herod. 4, 161. vgl.
Diod. Exc. 8. Bd. 2. S. 551 Weſſ. Τὰ τῶν πϱογόνων γέϱεα
K. 162. geht auf die genommenen Einkuͤnfte, und auch Rechte.
2.
Diod. 2. S. 550 Weſſ.
3.
Her. 4, 165.
4.
Boͤckh
Expl. ad Pind. P. 4. p. 266.
5.
P. 4, 263. nach Boͤckhs
Erkl.
1.
Herakl. Pont. 4.
2.
Ariſtot. Pol. 6, 2, 11. vgl.
Schneider Add. p. 502. Dieſe oben (S. 64, 2.) beilaͤufig citirte
Stelle gehoͤrt genauer hieher; denn daß die τὸν δῆμον καϑιστάντες
nicht Demonax ſind: folgt daraus, daß dieſer nur 3 Phylen einrich-
tete, und ihre Zahl alſo wohl ſchwerlich vermehrte. Ich weiche in
mehreren Stuͤcken abſichtlich ab von Thrige Historia Cyrenes P.
1. p. 171 sq.
3.
S. auch uͤber den Streit einer demokr. und
ariſtokr. Faktion. Ol. 95, 1. Diod. 14, 34.
4.
Plut. Luk. 2.
— Ueber die Ephoren von Kyrene oben S. 112.
5.
oben
S. 109.
1.
Ueber dieſe ſ. oben S. 54, 1. Aus dieſen Pelasgiſchen
Leibeigenen gingen nach Platon Geſetze 6, 777. Raͤuberbanden, πε-
ϱίδινοι genannt, hervor. vgl. Athen. 6, 267.
2.
5, 2, 8.
vgl. Heyne Opusc. Acad. 2. p. 221.
3.
Ariſt. 6, 3, 5. Man
kann dieſe Inſtitute nur hieher ſetzen, da das Praͤſens παϱασκευά-
ζουσι deren Fortdauer beweist, ἐποίηααν hernach geht blos auf die
Zeit der Einrichtung, ἵνα μετέχῃ beweist wieder den Beſtand.
4.
Str. 6, 280.
5.
was auch das Fragment des Archytas
uͤber die Lakoniſche Verfaſſung (Stobaͤos Serm. 41., Orelli Opp.
moral. 2. p.
254.) beweiſen wuͤrde, wenn es aͤcht waͤre.
1.
Diog. L. 8, 79. ſechsmal nach Aelian V. G. 7, 14. vgl.
3, 17.
2.
Ariſtoxenos bei Diog. 8, 82.
3.
Str. a. O.
Demoſth. Εϱωτ. p. 1415 R. Plut. de educ. lib. 10. p. 28.
reip. ger. praec. 28. p.
191. vgl. Fabric. Bibl. Gr. ed. Harles.
2. p.
30.
4.
Ueber die ἀσέλγεια und ὕβϱις der Tarentiner ſ.
beſonders Dion. Hal. Ex. ed. Mai 17, 5. 7. — Eine βουλὴ zu
Tarent, deren πϱοβούλευμα zur Kriegserklaͤrung noͤthig, bei Liv.
8, 27. Volksverſammlung uͤber Krieg u. Frieden entſcheidend, Diod.
19, 70. Plut. Pyrrh. 13. Cheirotonie derſelben, Plut. Qu. Gr.
42. aus Theophraſt.
5.
vgl. oben S. 86, 6.
1.
S. Bd. 2. S. 126. 448., wo noch Diod. 4, 24. zuzufuͤ-
gen iſt.
2.
Jamblich. Pyth. 7, 33. vgl. Porphyr. Pyth.
21. 22.
1.
Bd. 2. S. 263.
2.
Jambl. Pyth. 9, 45. und Di-
kaͤarch bei Porphyr. 18. der die Mitglieder γέϱοντας nennt. Vie-
leicht iſt die σὐγχλητος bei Diod. 12, 9. daſſelbe.
3.
S. oben
S. 137, 1.
4.
Valer. Max. 8, 15. ext. 1.
5.
Herakl.
Pont. 25.
6.
Jamblich 35, 260.
7.
S. 27, 126.
8.
Diog. L. 8, 3. vgl. Apollon. bei Jamblich. 35, 254. 261. Ju-
ſtin 20, 4.
9.
oben S. 80.
1.
Die Auseinanderſetzung dieſer Thatſache iſt ohne Zweiſe
ein Verdienſt von Meiners Geſch. der Wiſſenſch. B. 3. K. 3.
2.
Apollon. bei Jambl. 35, 255.
3.
Apollon. bei Jambl. 35,
257. vgl. 260.
1.
Jambl. 35, 262.
2.
Polyb. 2, 39. Jambl. 35, 263.
vgl. hiezu wie zu dem Vorigen Heyne Opusc. Acad. II. p. 178.
3.
2, 41, 5. und oͤfter. Pauſ. 7, 7, 1.
4.
Thuk. 5, 80.
5.
Hell. 7, 1, 44.
6.
Liv. 24, 2. 3.
1.
Bd. 2. S. 211. oben S. 135.
2.
oben S. 110.
Aus der angef. Stelle ſieht man, daß auch zu Plut. Zeit noch ein
βασιλεἰς, dem Namen nach, exiſtirte.
3.
oben S. 135.
4.
ἐπ [...] αϱισταγοϱα αϱχοντος δελφοις, αιτωλων πολεμαϱχου αλεξ-
ανδϱου. Dodwell Tour 1. S. 182. u. ſehr haͤufig ſonſt. Die
Delphiſchen Archonten Gylidas und Diodoros Ol. 47, 3. u. 49, 3.
(Hypoth. Schol. Pind. P.) moͤchte ich aber fuͤr Prytanen halten.
5.
Oeſter in Inſchr. Cyriac. 196. p. 27. Murat. p. 589.
6.
S.
mehrere zuſammen bei Chandler 2, p. 83. 150 ff. und ſonſt oͤſter.
1.
αὐστηϱὰ καὶ ἀϱιστοκϱατικὴ πολιτεία. Plut. Vergl. Lyk.
u. Numa’s 2. Nach Plut. de monarchia 2. p. 205. hat Sp.
ἀϱιστοκϱατικὴν ὀλιγαϱχίαν καὶ αὐϑέχαστον. Iſokr. Nikokles S.
39. Lange, von den Lakedaͤmoniern: οἴχοι μὲν ὀλιγαϱχοὐμενοι,
πεϱὶ δὲ τὸν πόλεμον βασιλευόμενοι. vgl. Cragius 1, 4.
2.
Ohne
Tyrannis auch Kreta nach Platon Geſ. 4, 711.
1.
Der Koͤnig ſoll im Doriſchen Staate δᾶμον γεϱαὶϱειν,
Pind. P. 1, 61.
3.
Vgl. hiezu
und zum Folgenden Platon Geſ. 4, 712 d. Ariſt. Pol. 2, 3, 10.
4, 5, 11. 4, 6, 4. 5., womit Cic. de rep. 2, 23. zu vgl., die respubli-
2.
Auch die Kretiſche Verfaſſung war nach
Platon a. O. Alles zugleich.
3.
Darauf, nicht auf Eroberun-
gen, geht Simonides Ausdruck: δαμασὶμβϱοτος Σπὰϱτα, bei Plut-
Ageſil. 1. vgl. Polyb. 4, 22, 4. Plut. Lyk. 30. reip. ger. praec.
20. 21. p.
181. 182. Lak. Apophth. p. 246., die Verſe des Tra-
giker Ion bei Sext. Empir. adv. math. 69 a., u. eine Fourmont-
ſche Inſchr. von Sparta: ἡ πολις Μ. Αυϱ. Αφϱοδεισιον — της
εν τοις πατϱιοις Λνϰουϱγειοις εϑεσιν ευψυχιας και πειϑαϱχιας
χαϱιν.
3.
ca Laced. ſei zwar mixta, aber nicht temperata geweſen; dage-
gen der angebl. Archytas bei Strab Serm. 41.
1.
Vgl. Plut. Lyk. 29. 30.
2.
vgl. den Platoniſchen
Sokrates, Kriton 14. Protag. p. 342 c. Staat 8, p. 544 c. mit
dem Xenophontiſchen, Denkw. Sokr. 3, 5, 15, und was Antiſthe-
nes ſagt bei Plut. Lyk. 30.
3.
S. g. Leokr. p. 166, 5. Aeſchi-
1.
Auch Polyb. 4, 81, 12. nennt die Spartiatiſche Verf. gra-
dezu καλλίστη πολιτεία.
2.
wie der unverſtaͤndige de Pauw,
dem in dem Beſtreben, Sp. zu verunglimpfen, unter den Alten
Polykrates (der Rhetor wahrſcheinlich) vorausgegangen iſt. Heyne
de Spart. rep. Commentat. Gotting. T. IX. p. 2.
3.
nes: ἀλλ’ οὐ Λακεδαιμὁνιοι (g. Timarch 25, 32.) iſt blos eine laͤ-
cherliche Nachahmung Kimons.
1.
Ueber die Aehnlichkeit des Platoniſchen und Lakoniſchen
Staats Morgenſtern de Platon. rep. p. 305.
2.
Lyſiſtr. 170.
vgl. den λάβϱος στϱατὸς des Pindar oben S. 12, 3.
3.
Thuk.
4, 22. Vgl. die Entſchuldigungen des Alkibiades, 6, 89.
1.
Thuk. 1, 77.
1.
S. 27.
1.
Her. 6, 57. vgl. oben S. 106.
2.
S. 53. von der
μνοῖα Vgl. die τεμένη δημόσια von Byzanz bei Pſ. Ariſt. Oekon.
2, 2. 3.
3.
wie auch in Kyrene. Oben S. 174.
4.
oben
S. 47.
5.
S. 23.
6.
S. 47.
7.
Vgl. Lykurgs
angebl. Apophthegma uͤber die gleichen Kornſchober, Plut. Lyk. 9.
1.
S. außer andern Timaͤos bei Schol. Plat. Phaͤdr. p. 68 R.
und bei Diog. L. 8, 10. Meiners Geſch. der Wiſſ. 3, 3. — Pla-
tons communitas bonorum vergleicht mit Lykurgs Einrichtung
Cicero de Rep. 4. (p. 281 Mai.) bei Nonius s. v. proprium
p.
689 Gothofr.
2.
Xen. Staat 6, 3. 4. Ariſt. 2, 2, 5.
Plut. Lac. Inst. p. 252.
3.
Ariſt. 2, 2, 10.
4.
In
dem Apophth. des Polydor bei Plut. p. 223. liegt, daß dieſer Koͤnig
eine κλἠϱωσις von Meſſenien veranſtaltete.
5.
Ariſt. 5, 6, 1.
1.
Plut. Agis 5. καὶ τῶν οἴκων ὃν ὁ Λυκοῦϱγος ὥϱισȣ
φυλαττόντοω ἀϱιϑμὸν ἐν ταῖς διαδοχαῖς, καὶ πατϱὸς παιδὶ τὸν
κλῆϱον ἀπολιπόντος. — vgl. Heyne a. O. p. 15.
2.
Wohl
erkannt hat die Schwierigkeiten Fr. v. Raumer Vorleſ. uͤber alte
Geſch. 1. S. 236.
3.
So Herod. 6, 86. von dem Spartiaten
Glaukos: οὔτα τι ἀπόγονον, οὐτ̛ ἱστίη οὐδ [...]μίη νομιζομένη εἶνατ
Γλαύκου.
4.
Herod. 7, 205.
1.
Herakl. Pont. 2. πωλεῖν δὲ γῆν Λακεδαιμονίοις αἰσχϱὸν
νενόμισται (vgl. Ariſt. 2, 6, 10.), τῆς ἀϱχαίας μοίϱας ἀνανέ-
μεσϑαι οὐδὲν ἔξεστι. vgl. Plut. Inst. Lac. p. 252.
2.
Dies
fuͤhrt als Lakoniſches Geſetz an Prokl. zu Heſiods Ἔϱγ. 374. p. 198
Gaisf.
3.
Juͤngere Bruͤder erbten aber ſogleich, wenn der
aͤltere ohne aͤchte Deſcendenz abging, Plut. Ageſ. 4.
4.
Pollux
1, 8, 75. 10, 3, 20. mit Hemſterh. Note. Ueber die Ableitungen
von πάω vgl. Valckenaer ad Ammon. 3, 7.
5.
Ariſt. 1, 1, 6.
6.
Heſych: παῶται συγγενεῖς, οἰκεῖοι.
7.
Ariſt. 2, 6, 21.
8.
Die μικϱὰ ἔχοντες bei Xen. Staat 7, 4. muͤſſen ſolche ſein,
die keinen κλῆϱος fuͤr ſich beſitzen, wie die μικϱὰν οὐσίαν κεκτη-
μένοε bei Ariſt. 2, 6, 10.
1.
Lyk. 16.
2.
wenn ein οἶκος ganz ausgeſtorben war,
vermuthlich an den in der τϱιακὰς zunaͤchſt ſtehenden.
3.
Plut.
Ag. 5.
4.
Anders faſſen die Sache Manſo 1, 2. S. 133.
Tittmann S. 660.
1.
Spaͤter kommt auch dies vor, Plut. Agis 13. Aelian 14, 44.
2.
2, 6, 10. Χϱὴματα, κειμήλια zu verſchenken, war auch fruͤher
erlaubt. Herod. 6, 62. Plut. Ageſ. 4.
3.
ἀτελῆ πήντων z. B.
dem Beitrage zu den Syſſitien, Ariſt. 2, 6, 13. Aelian V. G.
6, 6. nennt fuͤnf ſtatt vier. Daß das Geſetz ſchwerlich Lykurgiſch,
bemerkt Manſo 1, 1. S. 128.
4.
unten K. 12.
5.
2,
6, 11.
6.
Plut. Ag. 5. Nach Macrob. Sat. 1, 11. gab es
zu Kleomenes Zeit blos mille et quingenti Lacedaemonii, qui
arma ferre possent.
1.
Solche nennt Xen. H. 3, 3, 5. nur Σπαϱτιάτας, wie man
aus den Worten ſieht: ὅσοι ἐν τοῖς χωϱίοις Σπαϱτιατῶν τύχοιεν
ὄντες, ἕνα μὲν πολέμιον τὸν δεσπότην.
2.
Plut. Agis 5.
3.
Dionyſ. Byz. de Bosp. Thrac. p. 17 Hudſ.
4.
Plut.
Lak. Apophth. p. 223. Aelian V. G. 6, 6. Juſtin 3, 3. vgl. die
verdorbene Gloſſe bei Heſych ἀγϱετήματα.
5.
Plut.
Lyſand. 30. Apophth. p. 229. Aelian V. G. 6, 4. Zu der Ge-
ſchichte von Lyſandros Toͤchtern iſt zu bemerken, daß ihre Freier
daruͤber ſich nicht taͤuſchen konnten, ob ſie Grundbeſitz haͤtten; aber
ſie glaubten, der Vater habe viel bewegliches Gut, und dies waͤre
unter ſie getheilt worden.
1.
S. 2, 6, 10. Bel Plut. Agis 6. kommt eine ſehr reiche
Schweſter eines armen und verſchuldeten Bruders vor. S. noch
Plut. Kleom. 1. uͤber den Reichthum der Frauen in Sp. Aber die
reiche Frau Archidam II. (Athen. 13. p. 566 d.) Eupolia, Mele-
ſippidas Tochter, muß ἐπίκληϱος geweſen ſein.
2.
vgl. Bun-
ſen de jure hered. Attico 1, 1. p. 18.
3.
Ariſt. 2, 8, 9.
4.
vgl. außer Bunſen a. O. Platner Beitraͤge S. 117 ff. Sluiter
Lectt. Andocid. 5. p. 80 sq.
5.
Diod. 12, 18. Heyne
Opuscc. Ac. 2. p. 119.
6.
Iſaͤos Erbſch. des Pyrrhos p. 54.
— Auffallend aͤhnlich war das Juͤdiſche Recht. S. Moſes 4, 27.
v. Anf. Die Toͤchter haben das Loos ihres Vaters, aber ſie duͤr-
fen nicht aus dem Geſchlechte heirathen; der naͤchſte Verwandte
hat das erſte Anrecht auf ſie, tritt er ſie ab, folgt alsdann der
naͤchſte u. ſ. w. Ruth 4.
1.
S. das Geſetz bei Dem. g. Steph. p. 1134, 15., welches
ich ſo auslege: Eine Ehefrau iſt die, welche ihr Vater, ihr Bru-
der von demſelben Vater, ihr vaͤterlicher Großvater verlobt; lebt
keiner von dieſen, und das Maͤdchen iſt ἐπίκληϱος, ſo ſoll ſie der
naͤchſte Verwandte, der κύϱιος, zur Ehe haben: iſt ſie aber keine
ἐπίκλ. (wenn z. B. noch Enkel des Verſtorbenen in maͤnnlicher De-
ſcendenz exiſtiren), ſo ſoll jener Verwandte ſie, wem er will, zur
Ehe geben — wobei er die Pflicht hat, ſie nach ſeinem Cenſus aus-
zuſtatten. — Auch Charondas Geſetze noͤthigten den Verwandten,
die ἐπίκλ. zu heirathen, und die Arme auszuſtatten. Diod. 12, 18.
2.
Plut. Solon 20.
3.
So heirathete Leonidas die Gorgo,
die ἐπίκληϱος des Kleomenes, als naͤchſter ἀγχιστεύς. Es war
aber in Sp. haͤufig, im οἶκος zu heirathen. So Archidam ſeine
Baſe Lampito, Herod. 6, 71.; ſo Anaxandridas die Tochter ſeiner
Schweſter, 5, 39. So war Kleonymos Gemahlin (Plut. Pyrrh.
26.) aus demſelben Geſchlecht; eben ſo Archidamos des V. Polyb. 4,
35, 15. Plut. Ag. 6.
4.
Herod. 6, 57.
1.
Ariſt. 2, 6, 11. vgl. Manſo 1, 2. S. 131.
2.
S.
Demoſth. g. Makart. p. 1077. vgl. Platner Beitr. S. 139.
3.
Herod. 5, 39. 6, 61.
4.
Xen. Staat 1, 7-9. Daraus
Plut. Lyk. 15. Vergl. Numa’s 3.
5.
Die oben S. 46. erwaͤhn-
ten ἐπεύνακτοι.
1.
Ariſt. 2, 4, 1.
2.
2, 4, 4.
3.
6, 2, 5.
4.
2,
4, 4.
5.
S. 155.
6.
Ariſt. 2, 3, 7.
7.
Orchom.
S. 407. 408., wo aber Ariſt. Rhet. 2, 23. falſch angewandt (die
St. geht auf Epaminondas).
8.
Ariſt. 2, 9, 7.
9.
Ariſt.
2, 9, 8., wo ἀνομάλωσις eine neue Gleichmachung zu bedeuten
ſcheint, wie ἀναδασμὸς eine neue Vertheilung.
10.
Str. 7, 315.
1.
6, 46, 1.
2.
Dies widerſpricht indeß nicht der zu
Ariſtot. Zeit (Pol. 7, 9, 1.) noch beſtehenden genauen Sonderung
der Herrſcher von den Ackerbauern.
3.
Str. 10, 482
4.
Ob.
14, 206.
5.
2, 6, 21. 2, 7, 4.
1.
κατὰ κεφαλὴν, Ar. 2, 7, 4.
2.
8 Choen nach Plut.
Lyk. 12.
3.
Nach Schol. zu Plat. Geſ. 1. p. 223 R.
4.
Di-
kaͤarch dei Athen. 4, 141 d.
5.
vgl. Aeginet. p. 90. Daher
Plut. a. O. einen Medimnos nennt.
6.
vergl. die angef.
Schol.
7.
Herod. 6, 57.
8.
S. Sphaͤros (den Bory-
ſtheniten und Stoiker, der Sp. vor Kleomenes geſehn, Plut.
Kleom. 2.) Λακ. πολ. bei Athen. 4, 141 b. Molpis 141 d. vgl.
14, 664 e. Nikokles der Lakone 4. 140 e. Perſeus Λακ. πολ.
ebend. Xen. Staat 5, 3.
1.
Ariſt. 7, 4. ἐκ κοινοῦ (i. e. e publicis vectigalibus)
τϱἐφεσϑαι πάντας καὶ γυναῖκας καὶ παῖδας καὶ ἂνδϱας.
2.
nach
dem Κϱητικὸς νόμος bei Platon Geſ. 8, 847.
3.
Ariſt. 2,
7, 4.
4.
Doſiadas bei Athen. 4, 143 b., welche Stelle mit
der Ariſtoteliſchen wohl uͤbereinſtimmt.
5.
S. oben S. 54.
1.
Dann hat Plut. Lyk. ſowohl K. 12. als 8. Aeginet. Me-
dimnen gemeint; und beide Stellen ſtammen wahrſcheinlich aus ei-
nem lakoniſchen Schriftſteller, wie Nikokles, Hippaſos, Soſiblos,
Ariſtokrates.
2.
vgl. oben S. 116.
1.
Polyb. 6, 49, 8. ἡ τῶν ἐπετείων καϱπῶν ἀλλαγὴ πϱὸς
τὰ λείποντα τῆς χϱείας — κατὰ τὴν Λυκούϱγου νομοϑεσίαν.
Aehnlich wohl bei den Lokrern Italiens. Herakl. Pont. 29. καπη-
λεῖον οὐκ ἔστι μεταβολικὸν ἐν αὐτοῖς, ἀλλ’ ὁ γεωϱγὸς πωλεῖ τὰ
ἴδια.
2.
Ariſtot. Oekon. 1, 6.
3.
ebd. am Ende. vgl.
Schneider ad Anon. Oecon. Praef. p. 16.
4.
S. die Stel-
len S. 191, 2.
6.
Plut. Lyk. 9. Lyſ. 17. Vergl. Ariſt. und Kato’s 3. Pollux 9,
6, 79. Pſ. Aeſchin. Eryx. 100. vgl. Fiſcher zu K. 24.
7.
Plut.
Lyſ. 17. vgl. Poll. 7, 105.
5.
Das lederne Geld iſt wohl ganz Fabel.
Nikol. Damaſc. Seneca de benef. 5, 14. — Vgl. uͤber Sparta’s
Geld Oudinet in den Mem. de l’Ac. d. B. L. T. 1. p. 227.
1.
Heſych s. v. πἑλανοϱ. Die Schol. zu Nik. Alexiph. 488. er-
klaͤren πελάνου βάϱος falſch mit Obolosgewicht.
2.
Plut. Lak.
Apophth. p. 220. τὁ σιδηϱοῦν ὅ ἐοτι μνᾶ ὁλκῇ Αἰγιναία, δυνά-
μει δὲ χαλκοὶ τέσσαϱες.
3.
Xenoph. Staat 7, 5. Plut. Lyk. 9.
4.
Ephor. und Theopomp bei Plut. Lyſ. 17. Xenoph. Staat
7, 6. χϱυσίον γε μὴν καὶ ἀϱγύϱιον ἐϱευνᾶται καὶ ἄν τί που
φανῇ, ὁ ἔχοω ζημιοῦται. vgl. Nikol. Dam. Aelian V. G. 14, 29.
5.
δημοσίᾳ μὲν ἔδοξεν εἰςάγεσϑαι νόμισμα τοιοῖτον, ἂν δέ
1.
Plut. Lyſ. 18. vgl. Herod. 1, 51. Poſeidonios bei Athen.
6, 233 f.
2.
oben S. 29.
3.
Herod. 1, 69. vgl. Bd. 2.
S. 249. 358. Die Geſchichte bei Herod. 3, 56. wollen wir nicht
benutzen, da Her. ſelbſt ſie verwirft.
4.
Zuerſt ſcheint der K.
Areus Silbergeld geſchlagen zu haben, und zwar ganz nach der
Weiſe Maked. Koͤnige. Eckhel D. N. 1, 2. p. 278. 281.
5.
So
weit hat Boͤckh die Unterſuchung gefuͤhrt, Staatshaush. 2. S. 137.
vgl. 1, 32. Heeren Ideen 3, 1. p. 294. zw. Ausg.
5.
τις ἁλῷ κεκτημἐνος ἰδίᾳ, ζημίαν ᾤϱισαν ϑανάτον. vgl. Polyb.
6, 49, 8.
1.
Nur das letztere paßt beſſer auf die Byzantiniſchen
σιδάϱεοι, die ein Scheingeld, als auf die Lakoniſchen, die wirklich
werth waren, was ſie galten.
2.
S. oben S. 26. und uͤber
den Kornhandel nach Korinth hinab V. 2. S. 75.
3.
Auch die
Epidamnier, bei denen Viel von alter Sitte, beaufſichtigten den
Verkehr ſehr. Sie hielten einmal jaͤhrlich unter Vorſtand eines
πωλητὴς einen großen oͤffentlichen Markt mit den benachbarten
Illyriern. Plut. Qu. Gr. 29. p. 393.
1.
Herod. 9, 81.
2.
oben S. 106. und Plut. Perikl.
22. Schol. Ariſt. Wolken 855. aus Ephoros.
3.
Reichthum,
wenn auch nicht an baarem Gelde, beweist auch die ἱπποτϱοφία
und Unterhaltung Olympiſcher Renner. Dewarat der K. hatte
ἅϱματι geſiegt, und Sp. als Siegerin ausrufen laſſen, Herod. 6,
70. Drei Olymp. Siege hatten die Pferde des Euagoras gewonnen. Her.
6, 103. vor Olymp. 66. nach Pauſ. 6, 10, 2. Nach Pauſ. 6, 2, 1.
machten die Lakedaͤmonier nach dem Perſerkriege viel Aufwand fuͤr
Pferde, er nennt als Sieger Xenarges, Lykinos, Arkeſilaos und
deſſen S. Lichas, u. K. 1. Anaxandros, Polykles. Ueber die Sie-
gerinnen
ſ. B. 4, 2.
4.
6, 59.
5.
Plut. Agis 13.
1.
Herod. 6, 70. καὶ ἐπόδια λαβὼν ἐποϱεύετο ἐς Ἠλιν.
2.
was der Platon. Alkib. I. (vgl. Hippias mai. 283 d.) ſchon
von fruͤhern Zeiten ſagt. vgl. Bitsé sur la richesse de Spar-
te, Memoires de Berlin T.
12. p. 559. Manſo 2. S. 372.
Boͤckh 1. S. 32.
3.
Vergl. oben S. 196, 5.
4.
Anaxandridas
(πεϱὶ τῶν ἐν Δελφοῖς συληϑἐντων χϱημάτων) bei Plut. Lyſ. 18.
1.
Poſidon. bei Athen. 6, 232 f.
2.
von Perikles naͤmlich
als Rathgeber des Pleiſtonax. S. Plut. Perikl. 22. Nik. 28. de
educ. puer.
14. Timaͤos bei Plut. Vergl. Timol. 2. Ephoros bei
Schol. Ariſt. Wolk. 855. Diod. 13, 106. nennt ihn Klearchos.
Als Exulant ging er darauf nach Thurii (Thuk. 6, 104. vgl. Weſ-
ſel. zu Diod. 12, 23.), kaͤmpfte von da mit den Tarentinern, aber
nahm nachher an der Gruͤndung ihrer Colonie Herakleia Antheil
(Antiochos bei Str. 6, 264. Mazochi Tab. Heracl. p. 75., wo-
nach der ungenaue Ausdruck oben Bd. 2. S. 12. Z. 13. zu berich-
tigen iſt).
3.
Plut. Pelop. 6. 13. Aa.
4.
Plut. Lak.
Apophth. p. 197. πυνϑανομἐνου τινὸς, διὰ τί χϱήματα οὐ συνά-
γουσιν εἰς τὸ δημόσιον.
5.
Ariſtot. Pol. 2, 6, 23. εἰσφέϱουσι
κακῶς. Die Reichſten mußten Pferde fuͤr den Kriegsdienſt halten
(Xen. Hell. 6, 4, 11.), welche Laſt in Korinth nach einer alten
Einrichtung den Haͤuſern der Waiſen und Epikleren aufgelegt war
1.
S. oben 195, 3. und von dem Geſchlecht des Antikrates
Plut. Ageſ. 35.
2.
Plut. Ag. 16.
3.
S. oben S. 120.
4.
Thuk. 1, 80. χϱήματα οὔτε ἐν κοινῷ ἔχομεν οὔτε ἑτοίμως ἐκ
τῶν ἰδίων φέϱομεν. Ariſtot. a. O.
5.
S. oben S. 108., wo
zu N. 5. zu bemerken, daß das Apophth. ὡς οὐ τεταγμένα von
Plut. a. O. und S. 202. ganz richtig Archidam II. beigeſchrieben
wird, und Ἀϱχ. ὁ παλαιὸς kein anderer ſein ſoll.
6.
Thuk.
1, 120.
5.
(Cic. de rep. 2, 20. zum Verſtaͤndniß vgl. Niebuhr R. G. 1.
S. 265), nicht ſo unbillig als es ſcheint, da dieſe ja indeß keinen
bewaffneten Mann ſtellten, und bei rechtlicher Verwaltung gewin-
nen mußten.
1.
Der Arkadiſche Handel Aegina’s (Aegin. p. 74.) war die
Baſis ihres uͤbrigen.
2.
V. Aegina Aegin. p. 79. Megara
verſertigte beſonders ἐξωμίδας, Xen. Denkw. Sokr. 7, 7, 6.
3.
Herakl. Pont. 5. Von den Gewerben Korinths oben S. 27, 2.
4.
Pſ. Ariſtot. Oekon. 2, 2. Suid. Κυψ. ἀνάϑημα. Vergl. uͤber-
dies zu oben Bd. 2. S. 166, 5. Schneider Epimetr. ad Xen.
Anab. p.
473. Der Zehnte der Syrakuſier zum Tempelbau war
etwas Außerordentliches. Prov. Vatic. 4, 20. aus Demon.
5.
Aeginet. p. 89. Nach Lukian π. πἐνθους 10. war der Aegi-
netiſche Obol damals noch in Kurs, und ſo auch bei den Achaͤern
nach Heſych παχείᾳ (Aegin. p. 90.); indeß ſcheint doch von der
Gruͤndung von Megalopolis und Meſſene an im Peloponnes Atti-
ſcher Muͤnzfuß uͤberwogen zu haben.
6.
Romé de l’Isle Eva-
luationen Griechiſcher Muͤnzen hier zu benutzen faͤllt ſchwer, da es
ſeiner Metrologie ganz an hiſtoriſchem Geiſt und Kenntniß fehlt.
Daß ſeine 14 Drachmenarten Unſinn ſind, iſt leicht einzuſehn:
gleich die erſte zu 60 Gran, die er drachme d’Aegium ou du
Peloponnèse
nennt, iſt faſt durchaus nichts als 1∫2 Aeginetiſche,
die eigentlich nach dem Verhaͤltniß zur Attiſchen (von 82.) 137
1.
Daraus Pollux 4, 24, 173. 9, 6, 80. Die Namen kamen
haͤufig bei Sophron und Epicharm als Muͤnzen und Gewichte vor,
wie man aus Pollux, vgl. Phot. Lex. s. v. λίτϱα und ὀγκία, ſieht.
2.
Ich glaube gegen Bentlei Phalarid. p. 419. dem Zeugniß des Pollux
folgen zu muͤſſen. Auch bei Heſych s. v. τϱιᾶντος πόϱνη wird ein
τϱιᾶς gleich 20 λεπτοῖς geſchaͤtzt; nun wird aber die οὐγκία ge-
woͤhnlich dem χαλκοῦς Ἀττικὸς gleich geſetzt (Ariſtot. bei Pollux),
und ein τϱιᾶς betraͤgt dann 21 λεπτὰ, wofuͤr dort die runde Zahl
ſteht. Diodors Schaͤtzung des πεντηκοντάλιτϱον auf 10 Drachmen,
die ſonſt ſehr ungenau, erklaͤrt Boͤckh Staatsh. 1. S. 27. aus
dem verſchiedenen Preiſe des Goldes in Attika u. Sicilien.
6.
Gran haben ſoll, aber meiſt des Alters wegen ſehr abgerieben iſt.
Es gehoͤren dazu die alten χελῶναι, dann auch die Boͤotiſchen
Schilde des aͤltern Styls, die Korinthiſchen Koppa - und Pe-
gaſusmuͤnzen, auch die aͤltern Theſſaliſchen, beſonders die in Thra-
kien gefundenen gewoͤhnlich unter Lete ſtehenden; auch die der
Makedoniſchen Koͤnige vor Philipp. Der drachme d’Egine weist
er nur 3 Muͤnzen zu.
1.
Daß νόμος, nicht νοῦμμος, die eigentlich Griechiſche Form
ſei, daruͤber ſ. Blomfield Sophronis Frgm. im Classic. Journ.
V. 4. p.
384.
2.
Ariſtot. im Staat der Akragant. bei Poll.
9, 6, 80. Aegin. p. 91. Daß Bentlei dieſes Zeugniß nicht zum
Grunde gelegt, hat beſonders ſeinen Beſtimmungen eine falſche
Richtung gegeben.
3.
nach Romé de l’Isle p. 40.
4.
nach
Romé ſogar 23 1∫3. aber ſ. oben S. 213, 6.
5.
S. beſonders
Lami Tav. Alimentaria Velejate p. 69.
1.
wie Boͤckh meint, Staatsh. 1. S. 18.
2.
bei Poll.
9, 6, 80.
3.
wie Bentlei meint, a. O. S. 410.
4.
S.
Ariſtot. b. Poll. 9, 6, 87. Apolld. ἐν τοῖς πεϱὶ Σὠφϱονος bei
Schol. min. und Villois. zu Il. 5, 576. und Schol. Gregor. Na-
zianz. in Montf. Diar. It. p. 214. nach der Verbeſſerung von ΜΝΩΝ
in ΝΟΜΩΝ, auch Suid. τάλαντον nach Scaliger, ſonſt Bentl.
p. 409. Die Schol. Villoiſ. Il. 23, 269. nennen noch mehrere
andere Talente, aber ohne Angabe der Gegend.
5.
Ariſtot.
wie Apollodor ſollen nach den angef. Stellen ſagen, der νὀμος be-
trage τϱία ἡμιοβόλια, was aber nach Salmaſ. und Gronov’s mir
1.
Dieſe ſind, 1, daß jene Muͤnzen mit dem Taras gewoͤhn-
lich 72 und 140-155 Grane wiegen, und alſo gewiß keine Sefterze,
ſondern etwa Quinare und Denare, nach herabgeſetztem Werth der
Litra — ſo daß ſie dem Attiſchen Obol-nahe kommt —, ſind. 2,
daß die große Inſchrift von Tauromenium bei D’Orville u. Caſtello
beſtaͤndig Talente von 120 Litren enthaͤlt (wornach der νόμος wieder
5 oder 10 Litren haͤtte), wie man gleich aus einem Poſten der Be-
rechnung ſehen kann: ἔςοδος 56404 Talente 88 Litren, ἔξοδος
30452 T. 42 L. λοιπὸν 4935 T. 112 L. und χϱἠματα δανειζόμενα
20016 T. 54 L. (χἰλια fehlt), alſo 56404 T. 88 L. = 56403 T.
208 L., d. i. 1 Tal. u. 88 Litren. Auch das bekannte Epigramm
des Simonides auf Gelons Dreifuß hat Talente von mehr als 100
Litren.
5.
nicht unwahrſcheinlicher Meinung ein Mißverſtand von τϱἰτον ἡμιο-
βόλιον iſt.
1.
Str. 6, 393.
2.
Zenob. Prov. 5, 4.
1.
S. 95. 103. 115. 118 ff. 128.
2.
wie es auch Pla-
ton will, Geſ. 6, 767.
1.
Nach Plut. von Sokr. Daͤmon. 33. S. 365. ſtraften die
Geronten den Lyſanoridas (ſ. oben S. 211.), aber es war wohl
auch das große Magiſtratengericht.
2.
oben S. 85. 101, 1.
3.
Plut. Ageſ. 30.
4.
oben S. 145. 159. 167. Aber in
Kreta (oben S. 277, 7.) und vielleicht in Aegina (Aegin. p. 133.)
waren aͤhnliche oligarchiſche Einrichtungen.
5.
Plut. Lak.
Apophth. p. 200. — Von den Argiviſchen Gerichtshoͤfen kennen
wir den auf dem Pron (Deinias bei Schol. Eurip. Oreſt. 869, aus
welchen Schol. man auch ſieht, daß dabei der Platz der Volksver-
ſammlung, ἁλιδιὰς, hernach ἡλιαἰα, lag; vgl. oben S. 86.)
vielleicht dem Attiſchen Areopag aͤhnlich, und das Gericht ἐν Χα-
ϱἀδϱφ außer der Stadt uͤber ruͤckkehrende Feldherren (Thuk. 5, 60.).
1.
Thuk. 1, 132.
2.
Ariſt. Pol. 2, 5, 12. Denſelben
Charakter zeigt das Kymaͤiſche Geſetz, nach dem die Nachbarn eines
Beſtohlenen den Verluſt erſetzen mußten (Herakl. Pont. 11. vgl.
Heſiod T. u. W. 348.), vgl. auch Str. 13, 622. Doch ruͤhmt
Ephoros (bei Steph. Βοιωτἰα) die νόμων εὐταξία ſeiner Landsloute.
3.
Platon Geſ. 12, 948.
4.
Ariſt. 2, 9, 8.
5.
ἐξηγη-
τὴς τῶν Λυκουϱγείων in der Fourmont. Inſchr. bei Corſini N. Gr.
diss. 5. p.
84.
6.
S. oben S. 161. vgl. Ruhnken zu Timaͤos
p. 111.
7.
Meier de bonis damn. Praef. p. 7.
1.
Str. 6, 260 a. vgl. Heyne Opuscc. 2. p. 37.
2.
bei
Athen. 4, 140 e. 141 a.
3.
oben S. 211. vgl. Meier a. O.
p. 198.
4.
wie auch den Thimbren, ſcheint es nach Xen.
Hell. 3, 1, 8.
5.
Ueber die Geſchichte in Plut. Ἐϱωτικὸς 5.
ſ. oben S. 120, 1. vgl. Meier a. O. p. 199.
1.
Nach Polyaͤn 2, 21. wurden Angeklagte in Sp. gebunden
verhoͤrt, was in dieſer Allgemeinheit gewiß nicht wahr iſt.
2.
Iſokr.
Archidam. K. 39 ff.
3.
Von der ἀτιμία deſſelben Herod. 7,
231. Plut. Ageſ. 30. Xenoph. Staat 9, 4, 5., welcher unter dem
κακὸς beſonders den τϱέσας verſteht. ῾Ριψάσπιδες wurden nach
Tzetz. Chil. 12, 386. getoͤdtet.
1.
Thuk. 5, 34.
2.
Plut. de curios. 8. p. 139. Heyne
Opusc. 2. p. 94.
3.
Diod. 12, 12.
4.
Plut. Agis 11.
5.
Auch der Knabe Xenoph. Anab. 4, 8, 25.
1.
Die Polemarchen, welche nach Thuk. 5, 72. wegen Un-
gehorſam in der Schlacht und Traͤgheit (δόξαντες μαλαϰισϑῆναι)
flohen, entgingen dadurch wohl dem Tode. vgl. Plut. Perikl. 22.
2.
S. Herod. 7, 213.
3.
Plut. Agis 19. In Korinth hieß
das oͤffentl. Gefaͤngniß κῶς. Steph. Byz.
4.
Herod. 4, 146.
Valer. Max. 6, 6.
5.
Platon Phaͤd. 116. Olympiodor zur
Stelle.
6.
Plut. Qu. Gr. 2. Daß der δημόσιος zu Rhodos
nicht in die Stadt kommen durfte, beruht auf aͤhnlichem Grund-
ſatze. Dio Chryſoſt. Or. 31. p. 632 R. vgl. Weſſel. zu Diod. 1.
p. 624. Ariſtid. 2, 44, 5.
7.
p. 120. (171 Bkk.)
1.
Plut. Lak. Apophth. p. 197. vgl. Thuk. 1, 132.
2.
g.
Leokr. 183.
3.
Herakl. Pont. 7. Miscell. Lips. nova T. 10, 3.
p. 392. de Tenedia securi.
Vgl. auch die Geſchichte bei Nikol.
Damaſc. (Bd. 2. S. 220, 3.) und was von der [Strafe] des μοιχὸς
zu Gortyna Aelian V. G. 12, 12. Kretiſch von Urſprung, gewiß
nicht Joniſch, ſind nach meiner Meinung auch die wunderbar ſtren-
gen Sittengeſetze von Keos. S. Aeginet. p. 132. u. Jacobs ad
Meleag. Anthol. Palat. 1. p.
449. Meineke ad Menandr.
frgm. 135. p.
237.
4.
Aelian V. G. 13, 24. Val. Max.
6, 5, 3.
5.
S. unten B. 4, 3. Vgl. auch die ſchimpßi-
chen Strafen des Ehebruchs zu Kyme, Plut. Qu. Gr. 2. p. 378
H. und zu Lepreon, Herakl. Pont. 14.
1.
Hieruͤber ſ. Bd. 2. S. 332 ff.
2.
Geſ. 9, 865. Die
Schol. (p. 235 Ruhnk. 454 Bekk.) bringen dazu ein Orakel bei,
welches indeß Platon nicht eigentlich meinen kann.
3.
Bd. 2.
S. 211.
4.
Plut. de sera 12. p. 244.
5.
Strabo 6.
p. 397 d. Skymnos 313. Beide haben den Ephoros vor ſich.
6.
Heyne Opuscc. Acc. 2. p. 46. Fuͤr die letztern ſpricht noch
die Tradition von den Suͤhnjungfrauen fuͤr Ajas Oileus S. Schand-
that. S. ehd. p. 53. Orchom. S. 167.
1.
Von dieſen ſtammt auch die Pallas nebſt Pegaſos (dieſe
Goͤttin ſoll dem Zaleukos auch die Geſetze gegeben haben, ſ. beſen-
ders Klem. Alex. Str. 1. p. 352 a.) und die Perſephone auf den
Muͤnzen. vergl. Liv. 29, 18. Die [Korkyraͤiſche] Colonie iſt ſehr
zweifelhaft. vgl. Heyne p. 52.
2.
Ariſtot. 5, 6, 7.
3.
S.
Polyb. 12, 5, 7. vgl. Heyne p. 53. Boͤckh ad Pind. O. 9,
15. Daß Ajas Geſchlecht dazu gehoͤrte, ſieht man, wenn man
Serv. ad Aen. 1, 41. mit Polyb. vergleicht.
4.
Polyb. 12, 16.
vgl. uͤber die Gerichte Diod. 12, 20. Stobaͤos Serm. 42. p. 280.
1.
nach Euſeb. vgl. Bentlei’s Phalar. p. 340.
2.
bei
Str. 6, 260. n. 47. p. 150 Marx.
3.
O. 10, 17.
4.
Ti-
maͤos p. 20.
5.
ſ. oben S. 224. Daſſelbe Geſetz (poenaque
mors posita est patriam mutare volenti)
erwaͤhnt Ovid. M.
15, 29. in der Gruͤndungsſage von Kroton; das Lokal ſcheint dort
nach V. 19. Argos, aber vielleicht nur durch einen Mißverſtand; ur-
ſpruͤnglich glaube ich war es Sparta.
6.
bei Stob. Serm. 42.
p.
280.
7.
Heyne p. 30.
8.
Plut. de curios. p. 138.
9.
oben S. 200.
10.
z. B. das Verbot reinen Wein zu trin-
ken, Aelian V. G. 2, 37. Vgl. Bd. 2. S. 449.
1.
Stob. a. O. vgl. oben S. 128. 169. Cic. de legg.
3, 20. Graeci hoc diligentius (quam Romani), apud quos
Nomophy laces creantur, nec hi solum litteras — sed etiam
facta hominum observabant ad legesque revocabant.
2.
S.
oben S. 218. 222.
3.
Anders kann Cic. de legg. 2, 6. nicht
verſtanden werden.
1.
Xeu. Staat 13, 5. Plut. Pelop. 23.
3.
Bd. 2. S. 77.
4.
Οἱ ἐν ταῖς
ἡλικίαις Polyb. 4, 22, 8.
2).
Außer
Plut. Polyaͤn 2, 1, 7.
1.
Ageſilaos, 62 Jahr alt nach Xenophons Rechnung, war
nicht mehr ἔμφϱουϱος. Hell. 5, 4, 13. Plut. Ageſ. 24.
2.
Iſokr.
Buſir. 8. (citirt von Harpokr. ϰαὶ γὰϱ τὸ) wo μάχιμος offenbar
fuͤr ἔμφϱουϱος ſteht. Vgl. Xen. Staat 5, 7.
3.
Xen. Hell.
6, 4, 17.
4.
Xen. Staat 11, 2. vgl. oben S. 122, 8.
5.
Daruͤber Petit legg. Att. 8, 1. p. 548. aber viel beſſer Boͤckh
in einem Progr. der Berl. Univ. 1819.
6.
Die Perioͤken konn-
ten wohl bei dem ſchnellen Aufgebot des Heeres nicht zugezogen
werden.
7.
Thuk. 5, 64.
8.
Herod. 9, 10.
1.
Thuk. 4, 55.
2.
Die Braſideer (befreite Heloten) u.
Neodamoden, K. 67., ſcheinen auch in den ſieben λόχοις nicht ein-
gerechnet, und |ſind K. 68. in Gedanken den Skiriten beizufuͤgen.
In den Schol. zu Ariſtoph. Lyſiſtr. 454. iſt zu ſchreiben: ὁ δὲ Θου-
κυδίδης ζ φησὶ χωϱὶς τῶν ΣΚΙΡΙΤΩΝ.
3.
Poppo Thucyd.
T. 2. p. 103. rechnet anders, erſtens weil er die Nachhut fuͤr
nichts nimmt, und dann iſt auch in dem nondum quinque mil-
lia
ein Rechenſehler.
4.
τὸ πολιτικὸν Xen. Hell. 5, 3, 25.
5.
Ebd. 4, 2, 12.
1.
Staat 11, 4.
2.
Enomotia quarta decuriae (λόχου) pars.
Aelian Takt. 5.
3.
Suid. Timaͤos, Etymol. M.
4.
So
war es noch bei der Nachhut der Zehntauſend.
5.
3 mal 12
nach Hell. 6, 4, 12.
6.
Hell. 4, 5, 11. 12.
7.
ſ. Plut.
Pelop. 16. aus Ephoros. Diod. 15, 32.
8.
Vgl. die Stellen
bei Cragius 4, 4. fuͤge hinzu Etymol. M. 590, 33., (wo fuͤr 30 ‒
900 corrigirt Martini Prol. de [...] Spartiat. mora. Ratisbonae 1771.)
Biblioth. Coislin. p. 505. und Bekk. Anecd. 1. p. 279. vgl.
Sturz Lex. Xen. μόϱα.
9.
τάξις τις διὰ σφαγίων ἐνώμοτος
Heſych.
10.
Als ein στίχος oder versus, Aelian Takt. 5.
1.
Thuk. 4, 93.
2.
Xen. H. 6, 4, 12.
3.
Staat
11, 4. διὰ παϱεγγυήσεως καθίστανται τοτὲ μὲν εἰς ἐνωμοτίας,
τοτὲ δὲ εἰς τϱεῖς, τοτὲ δὲ εἰς ἓξ; d. h. die Enomotie bald 1, bald
3, bald 6 breit, wie man aus Hell. 6, 4, 12. ſieht. Hell. 3, 2,
16. wird die Enomotie acht Mann breit geſtellt, gegen Gewohnheit.
Λόχος heißt auch das einzelne Glied eines Lochos im gewoͤhnlichen
Sinn, was nach Schol. Ariſt. Acharn. 1073. Aelian Takt. 4.
Suid. Tzetz. Chil. 12, 523. 8 oder 12 oder 16 Mann hat, wenn
naͤmlich die Enomotie 2, 3, 4 στίχους bildet. Die τάξις betrug
nach Aelian 9. acht Lochen oder 128 Maͤnner; dann hat die Eno-
motie 4 στίχους. vgl. Sturz Lex. Xen. λόχος. Perizon. ad Ael.
V. H.
2, 44. D’Orville ad Chariton. p. 455.
4.
Iſokr.
Archidam 42.
5.
Xen. Anab. 4, 2, 11. 4, 3, 17. 4, 8, 10.
vgl. Aelian, Suid. ὀϱθία, Sturz s. v. ὄϱϑιος, nach deſſen Mei-
nung der ganze Lochos eine Reihe bildet.
1.
Staat 11, 8. vgl. Anab. 4, 3, 26.
2.
vgl. Hell.
7, 5, 22.
3.
Staat a. O.
4.
Xen. Staat 11, 10.
5.
Xen.
H. 4, 2, 5.
6.
Staat 11, 4. vgl. Hieron 9, 5. διῄϱηνται
μὲν γὰϱ ἅπασαι αἱ πὸλεις αἱ μὲν ϰατὰ φυλὰς αἱ δὲ κατὰ μό-
ϱας
αἱ δὲ κατὰ λόχους. Die Sechszahl kommt auch heraus Hell.
6, 1, 1. 4, 17. (welche Stelle Tittmann S. 596. ſehr mißverſteht).
1.
H. 6, 4, 17.
2.
Staat 11, 4.
3.
H. 4, 4, 10.
4, 5, 12. Ein Carré von 50 hieß οὐλαμός. Plut. Lyk. 23.
4.
Xen.
H. 4, 5, 15. 16. vgl. 4, 4, 16.
5.
H. 4, 5, 10.
6.
wie
aus Thuk. 5, 15. zu ſchließen.
7.
ſ. oben S. 82.
6.
Und Ariſtot. bei Harpokr. μόϱα giebt wohl mit Unrecht fuͤnf an,
wofuͤr Diod. 15, 32. nichts erweist. Die νεοδαμώδεις gehoͤrten zu
keiner Mora, Hell. 4, 3, 15.
1.
Plut. Lyk. 12. Lak. Apophth. p. 221.
2.
Plut. Agis 8.
3.
oben S. 50.
4.
Nach den Schol. Ariſt. Lyſiſtr. 454. hatte
Sp. ſechs Lochen, fuͤnf werden gemeint: ῎Εδωλος, Σίνις, ̛Αϱί-
μας, Πλοὰς, Μεσοάγης. Der letzte iſt gewiß ΜΕΣΟΑΤΗΣ,
von den andern weiß ich nichts zu ſagen. Auch die vier Lochen des
Koͤnigs ſind raͤthſelhaft (vgl. Schol. Acharn.), vielleicht nur ein an-
derer Ausdruck fuͤr die Mora des Koͤnigs (Xen. Staat 13, 6.) Fuͤnf
(oder ſechs) Lochen ſoll Sp. auch nach Ariſtoteles gehabt haben.
Photlos λὀχοι, Heſych c. Intpp.
1.
Thuk. 5, 66.
2.
Plut. Pelop. 23.
3.
Aelian
Takt. 5.
4.
Xen. Staat 11, 6.
5.
S. die Beiſpiele von
Amompharetos, Herod. 9, 53. und Hipponoidas und Ariſtoteles
Thuk. 5, 71.
6.
Dies ſind wohl eigentlich die ξεναγοὶ (Anekd.
Bekk. 1. p. 284. vgl. Xen. Ageſil. 2, 10.), und daß ſie bei Bela-
gerungen συμμάχους kommandiren, Thuk. 2, 75., iſt eine Ausnahme.
7.
Xen. Staat 13, 4. H. 4, 5, 7. vgl. Sturz λοχαγός.
8.
He-
rod. 7, 173.
9.
Xen. H. 6, 4, 14.
10.
Herod. 9, 10.
Pauſanias waͤhlt ſich hier den Euryanax, S. des Dorieus, aus
demſelben Hauſe; doch kann Dorieus nicht der S. des Anaxandri-
das ſein (Manſo 3, 2. S. 315.), weil er dann haͤtte Koͤnig ſein
muͤſſen vor Leonidas.
1.
Xen. H. 6, 4, 14. Staat 13, 1. 7.
2.
oben S. 18.
3.
oben S. 107, 5.
4.
Auch in einer Fourmont. Inſchr. nach
Raoul-Roch. Dissertat. p. 82.
5.
Xen. Staat 13, 7. Nikol.
Dam. Auch der κϱεωδαίτης gehoͤrt vermuthlich dazu, Plut. Ageſ.
8.
6.
Manſo 2. S. 377. 3, 1. S. 214.
7.
Xen. St. 13, 11.
8.
oben S. 105, 2. vgl. Thuk. 8, 39. In Fourmont. Inſchriften βου-
λιαῖοι, die Raoul-Roch. a. O. fuͤr dieſelben haͤlt.
9.
oben S. 99, 4.
Aus Xen. Nikol. Damaſk. vgl. Theopomp bei Schol. Theokr. 5, 83.
Eudokia S. 251. uͤber den Ζεὺς ̛Ηγήτωϱ, der auch zu Argos ver-
ehrt wurde, als der die Herakliden ins Land gefuͤhrt, worauf Tyr-
taͤos deutet in den Bd. 2. S. 47. angef. Verſen.
10.
Xen.
Staat 13, 2. vgl. Zenob. Prov. 5, 34. Schol. Eurip. Phoͤn.
1415.
11.
Plut. Lyk. 22. Qu. Symp. 2, 5. p. 88.
1.
Xen. H. 3, 4, 2. 4, 1, 5. 30, 34. 5, 3, 8. Plut. Ageſ.
6. 7. Lyſand. 23.
2.
S. Manſo 1, 1. S. 153. Fuͤge hinzu
Herod. 7, 124. Xen. H. 3, 3, 9. Plut. reg. apophth. p. 130.
Lac. ap. p. 232.
Dionyſ. Hal. Arch. 2, 13. nach dem ſie zu-
gleich
Reuter und Hopliten waren. Die Dreihundert um Leoni-
das, obgleich οἱ κατεστεῶτες τϱιηκόσιοι von Her. 7, 205. ge-
nannt, waren doch nicht die ἱππεῖς; es waren ſicher meiſt aͤltere
Maͤnner; dieſe aber, wie ſie Pſ. Archytas bei Serm. Stoh. 41.
nennt, durchaus κόϱοι.
3.
Str. 10, 481.
1.
Xen. H. 6, 4, 11.
2.
Thuk. 4, 55. Xen. 4, 2, 16.
3.
Die ἅμιπποι (πϱόδϱομοι bei Philochoros), Thuk. 5, 57. Xen.
H. 7, 5, 24. Harpokr. und Heſych s. v.
4.
3000 Rei-
ter und 30,000 M. Fußvolk, Str. 6, 280.
5.
Aelian Takt. 2.
Steph. B. s. v. Τάϱας Aa.
6.
auch λόχος genannt, Diod.
15, 32. Heſych u. Etym. M. σκιϱτὴς λόχος. Bekk. Anecd. 1.
p. 305.
Schol. Thuk. 5, 67.
7.
Thuk. 5, 67.
8.
Xen.
Staat 12, 3. 13, 6.
9.
Thuk. a. O. Diod. laͤßt ſie um den
K. ſtehn; er verwechſelt ſie offenbar mit den Rittern.
10.
Xen.
H. 5, 4, 52. 53. Diod. a. O.
11.
Mehr ſagt Xenoph. Kurop.
4, 2, 1. nicht. vgl. Heſych u. aa. Gramm. Manſo 1, 2. S. 228.
1.
ἦν δὲ ̕᾽Αϱκαδικὸς, Heſych.
2.
λογάδες τῶν πεϱιοί-
κων, Herod. 9, 11.
3.
Bei Leuktra waren nur 700 Spartia-
ten nach Xen. Hell. 6, 4, 15., der aber das Wort in einem ſehr engen
Sinne nehmen muß; denn es ſtanden hier 4 Moren (μόϱαι πολι-
τικαὶ) bis 35 Jahr, ſicher gegen 2000 Mann. Das Geſammtheer
aber war weit ſtaͤrker; es hatte noch bei Korinth 6000 Hopliten
betragen, 4, 2, 16. Zu oben S. 26. Z. 2. iſt zu bemerken, daß
die 172 nicht nothwendig alle Perioͤken waren.
4.
Daß noch
noch ſpaͤter viele ψιλοὶ im Pelop. Heere waren, ſieht man aus Po-
lyaͤn 4, 14.
5.
S. oben S. 38. 46, 4., wo aber zu bemer-
ken, daß das Epitaph nicht mit der Stelle 8, 25. zuſammen zu
halten iſt; es geht auf die Schlacht vor der Umgehung des Heers.
Wenn Manche (Hegemon in der Palat. Anthol. 7, 436. Iſokr.
Archid.) 12. 1000 Spartiaten bei Thermopylaͤ annehmen, iſt dies of-
fenbar ein Irrthum.
1.
oben S. 38. vgl. Xen. H. 4, 8, 39.
2.
Ari-
ſtoph. Lyſiſtr. 563. Klem. Alex. Str. 1. S. 307.
3.
Xen.
H. 4, 4, 17. vgl. aber 4, 5, 11 ff. 5, 4, 14.
4.
wohl die
Δωϱικὴ ὅπλισις Heſych.
5.
Her. 7, 211.
6.
Plut.
Lyk. 19. Reg. apophth. p. 130. Lac. ap. p. 194. Die Δω-
ρικὴ μάχαιϱα kommt wohl nur als Opfermeſſer vor, Eurip. Elektra
819. 836.
7.
Xen. Staat 11, 3. Dieſelben ſind wohl im ganzen die
alten Argetiſchen Kreisſchilde (vgl. Spanh. zu Kall. auf Pallas 35.)
die wirklich dort fabrieirt wurden. Pind. Hyporch. 3. p. 599 Bh.
oben Bd. 2. S. 72.
8.
Tyrtaͤos Frgm. 2. Brunck. p. 50.
1.
S. Kritias (Kallaͤſchros S.) bei Liban. Or. 24. p. 86 R.
Plut. Kleom. 11. Daher Ariſtoph. Lyſ. 107. ποϱπακισάμενος von
einem Spartiaten. vgl. Schneider Lex. ὀχάνη.
2.
Von den
Lakedaͤmoniſchen Schildzeichen Pauſ. 4, 28, 3. — daneben auch be-
ſondere ἐπίσημα, Plut. Lak. Ap. p. 240. Die Kreter hatten nach
dem Skotion des Hybrias auch λαιοήια; Homers λαισήια πτε-
ϱόεντα glaube ich in den mit ledernen Fittigen verlaͤngerten Schik-
den auf Vaſengemaͤlden zu erkennen, z. B. Tiſchbein 4, 51.
3.
vgl.
Xn. H. 3, 4, 18.
1.
Aelian Takt. 26. 27. vgl. Heſych: Λάκων εἶδος παϱὰ
Τακτικοῖς.
2.
Thuk. 5, 71.
3.
Dies fuͤhrten die Spar-
tiaten bei Thermopylaͤ aus, Herod. 7, 211., nach Platon Laches
p. 191. bei Plataͤaͤ.
1.
Herod. 9, 71.
2.
Plut. Ageſil. 34., wo indeß die
Strafe von tauſend Drachmen zu bezweifeln iſt.
3.
S. Thuk.
4, 126.
4.
S. Herod. 9, 77. Thuk. 5, 73. Plut. Lyk. 22.
de cohib. ira 10. p. 438. Lak. Ap. p. 226. Polyaͤn 1, 16, 3.
5.
Plut. Lak. Ap. p. 246.
6.
Ebd. Aelian V. G. 6, 6.
7.
Plut. a. O. p. 214. mit der Bemerkung von Manſo 1, 2.
S. 236.
8.
Plut. Ageſ. 33.
9.
7, 9, 2.
10.
S. Str.
10, 448. wozu außer Il. 2, 544. Archilochos p. 144 Liebel zu vgl.
1.
Wie die Hyakinthien und Karneen. Daß die Stelle Herod.
6, 106. ſich nur auf dieſe bezieht, und nur im Karneios die Spart.
nicht vor dem Vollmonde auszogen, daruͤber ſ. beſonders Boͤckb
Index lect. aestiv. Berol. 1816. Doch bat nicht blos Plutarch
ſie falſch gefaßt (Diogen. Prov. 6, 20. Jo. Tzetz. Jamb. 161.), u.
Herod. ſelbſt iſt nicht ohne Schuld.
2.
Xen. H. 4, 7, 2.
3.
So verlor auch Braſidas gegen Kleon nur ſieben Mann,
Thuk. 5, 11., und die Lakedaͤmonier in der großen Schlacht von
Korinth acht. Xen. H. 4, 3, 1.
4.
Plut. Lyk. 13. Ageſ. 26.
Lak. Ap. p. 188. 222. Polyaͤn 1, 16, 2.
5.
vgl. was Archi-
dam bei Jſokr. von den Heerszuͤgen der Koͤnige ſeines Geſchlechts
fagt, auch Panathen. 100.
6.
Thuk. 1, 121. Herod. 7, 102.
vgl. Hegemon in der Palat. Anthol. 7, 436. Δώϱιος ἁ μελέτα.
1.
Ariſt. Pol. 2, 6, 22. Daß ein Koͤnig, wie Leotychidas,
die Flotte fuͤhrte, war Ausnahme. vgl. Plut. Ageſ. 10.
2.
Meh-
rere Apophth. nennen ſie witzig Gynaekoniten.
1.
S. Fr. Thierſch Vorrede zum Pindar.
2.
Darum
heißt auch der Kretiſche ἐξελιγμὸς χόϱειος, oben S. 246. In
Sparta nannte man die Letzten im Chor ψιλεῖς, Alkman Frgm.
108. Welck. aus Suid. u. Heſych.
3.
Unten B. 4 K. 5.
4.
Il.
16, 617. beſprochen von Athen. 5, 181. 14, 630 b. Lukian vom
Tanz 7. Dio Chryſoſt. Or. 2, 31, 28. Heyne’s Erklaͤrung: de
motu declinantis et a telo sibi caventis,
iſt der der Alten ge-
wiß nicht vorzuziehn.
5.
Lukian a. O.
6.
Il. 5, 744.
11, 49. vgl. Schol. 12, 77. vgl. Euſt. Daß der Ausdruck dafuͤr
auch Lakoniſch, folgt aus Heſych πϱουλέσι nach Salmaſ.
7.
bei
den Gortyniern, Schol. Il. 11, 49., auch bei den Kypriern (d. h.
bei den Griechen daſelbſt,) Ariſtot. bei Schol. Pind. 2, 125. Kallim.
auf Zeus 52. nennt auch den Kuretentanz ſo, indem dieſer ſehr
zeitig mit dem Kretiſchen Waffentanze identificirt wurde.
1.
Plut. Lyk. 21. Lak. Ap. p. 207. de cohib. ira a. O.
Aber die χίμαιϱα wurde nicht dieſen (Manſo 1, 2. S. 234.), ſon-
dern, wie bei Marathon, der Art. Agrotera geopfert. S. zu Xen.
Staat 13, 8. Plut. Lyk. 23. Xen. Hell. 4, 2, 20.
2.
So-
ſikrates bei Athen. 13, 561 e. Aelian V. G. 3, 9.
3.
wie
Dionyſ. [...]n Hal. ſagt.
4.
Xen. Staat 12, 6, 7.
5.
Plut.
Lyk. 22.
6.
Her. 7, 208. Xen. Hell. 13, 9. Plut. Lyk.
22.
7.
Der eigenthuͤmliche Ausdruck davon war ξανϑίζεσϑαι.
Bekkers Anecd. 1. p. 284.
8.
Xen. Staat 11, 3. 13, 8.
Plut. a. O.
1.
vgl. von dieſen, außer Xen. u. Plut., Aelian 6, 6. Etym.
M. 385, 25. Suid. καταξαίνειν, auch Heſych s. v. πυτὰ, vgl.
Meurſ. Misc. Lac. 1, 15. Auch die Geſandten trugen ſolche, Ari-
ſtoph. Lyſiſtr. 1139. Plut. Kim. 16. Lesbonax Protr. p. 24, 27 R.
Aehnlich, nur mit fucus gefaͤrbt, waren die Kretiſchen. Meurſ.
Creta 3, 12. — Weil die Waffen der ſchoͤnſte Schmuck, beteten
auch die Juͤnglinge bewaffnet zu den ebenfalls bewaffneten Goͤttern.
Plut. Lak. Ap. p. 235. vgl. Inst. Lac. p. 253.
1.
Plut. Lyk. 13. de esu carn. 2, 2. reg. apophth. p. 125.
Lac. ap. 222. Qu. Rom. 87. p
. 363. Proklos zu Heſiod T. u.
W. 421.
2.
S. oben S. 107, 3.
3.
Plut. Lyk. 13.
vgl. Lak. Apophth. S. 179. 222.
1.
Gegen die Straße die ϑύϱαι αὔλειοι (Herod 6, 69); im
Hauſe die ἐγγυτέϱω πίλη (Plut. Lak. Ap. des Leotychides (ὁ Ἁϱί-
στωνος iſt ein Irrthum) S. 215. An die αὔλειοι ϑύϱαι klopfte
man in Sp. nicht, ſondern rief. Instit. Lac. p. 253.
2.
So
ſcheint es nach Pauſ. 6, 24, 2. Vgl. Str. 14, 646. von der ϱ̔υ-
μοτομία ἐπ̛ εὐϑειῶν in Smyrna.
3.
wie Diodor angiebt,
12, 10.
4.
Photios und Heſych s. v. Ἱπποδάμου νέμησις —
οἷτος ἦν καὶ ὁ μετοικήσας εἰς Θουϱίους Μιλήσιος ὢν. Um die-
ſelbe Zeit muß er den Peiraͤeus ausgebaut haben. vgl. Schneider
ad Arist. Pol. 2. 5. p. 109.
5.
Meurſius Rhod. 1, 10.
1.
Wir nennen als Gebaͤude derſelben Gattung aus Neuen
und Alten, 1, ein aͤhnliches in der Naͤhe aber zerſtoͤrtes. 2, das
von Gropius entdeckte am Eurotas. 3, die Entdeckung von Dod-
well bei Pharſalos. 4, das des Minnas. 5, das des Hyrieus.
6, das des Augeas. 7, das eherne Faß der Aloiden. 8, das ſog.
unterirdiſche Faß, wohin Euryſtheus fluͤchtet. 9, den ehernen Thc
lamos der Danaë (nach Hirt). 10, den unterirdiſchen ehernen ky-
klopiſchen Tempel von Delphi (Bd. 1. 242.).
2.
W. Gell
Argolis pl. 7. Dodwell Class. tour 2. p. 229. 240. Beſonders
benutze ich hiebei Zeichnungen von Luſieri (niedergelegt im Print-
room
des Britt. Muſeums), der auch ſehr ſinnreich das Ganze
zu reſtauriren verſucht hat.
1.
Synopsis of the Br. Mus. (19. Edit.) R. 13, 220. 221.
2.
S. beſ. Vitruv 4, 1., deſſen Erzaͤhlung freilich ungeſchichtlich.
In Athen nannte man fortwaͤhrend die Triglyphen Δωϱικὰς τϱι-
γλύφους, Eurip. Oreſt. 1378., in welcher Stelle auch noch die
urſpruͤnglichen von Holz ſehr deutlich durch die Zuſammen-
ſtellung mit κεδϱωτοῖς τεϱέμνοις bezeichnet ſind. Auch das Δω-
ϱικὸν κυμάτιον, d. i. die Kehle, hat ihren Namen von der An-
wendung in dieſer Baukunſt, z. B. unter dem Kranze; und das
Λέσβιον κυμἀτιον, die Welle, muß erſt ſpaͤter unter den Aeolern
daraus hervorgegangen ſein, bei denen auch die Λεσβία οἰκοδομὴ
einheimiſch, die einen ſehr beweglichen κανὼν erforderte. Ariſtot-
Eth. Nik. 5, 10, 7. und Michael Epheſ. zur Stelle.
1.
Boͤckh Expl. ad Pind. O. 13. p. 213 sq.
2.
Der
Tempel iſt nach altem Gedanken auch ein ἄγαλμα, ein zur Ver-
herrlichung der Gottheit im Tempelraum hingeſtelltes Schaubild.
1.
Zuerſt rangen nach Platon Staat 5, 452 c. die Kreter
nakt (aber ihre iſolirte Lage verhinderte die Ausbreitung der Sitte);
dann die Lakedaͤmonier, die als die erſten Thuk. 1, 6. nennt.
Ein Laked. Akanthos, der Ol. 15. διαύλῳ ſiegte (Pauſ. 5, 8, 3
Afric.), lief damals zuerſt nackt zum Ziele. Dion. Hal. 7, 72.
Dies Datum ſteht voͤllig feſt. Andre nennen Orſippos, den Mega-
rer, als den erſten, der im Stadium nackt den Preis erhalten,
und ſetzen dieſen auch Ol. 15. Euſt. zu Il. p. 1324. Rom. vgl. Heſych.
s. v. ζώσατο, Iſidor Origg. 18, 17. (Pauſ. giebt keine Zeit, ſon-
1.
S. beſonders Athen. 13, 566 e. Euſt. Il. 14, 975, 41 Rom.
1.
dern nur was er in dem Megariſchen Epigramm las, uͤber das
Boͤckh Index lect. aestiv. Berol. 1822. zu vergleichen; das Mar-
mor befindet ſich jetzt im Cabinet des medailles der Bibliothèque
du Roi.
) Corſini F. A. 3. p. 22. ſucht beides zu vereinigen, was
doch nicht vollkommen geht; ich glaube, daß wie auf Orſipp das:
Λακεδαιμὀνιος, ſo auch die Zeit des Siegs uͤbertragen iſt, u. traue
dem Etymol. u. den Schol. Il. 23, 683. (vgl. oben Bd. 2. S.
89.) mehr, daß dieſer erſt Ol. 32. geſiegt, wo African wol nur
durch Irrthum den Kratinos nennt, auch einen Megarer. Akan-
thos Beiſpiel ſcheint unbefolgt geblieben zu ſein, und allgemeine
Sitte wurde es dann durch Orſipp; womit auch Thuk. Worte beſ-
ſer ſtimmen: καὶ οὐ παλλὰ ἔτη ἐπεεδἡ πέπαυται, die nicht zu
corrigiren.
1.
Platon Geſetze 7, 805. 6.
2.
Lak. Apophth. p. 235.
Apoſtol. 18, 19.
3.
Eurip. Androm. 598. auch bei Plut.
Vergl. Numa’s 3. αἱ ξὺν νἑοισιν ἐξεϱημοῦσα [...] δόμους. Daher
Properz 3, 12, 21. lex igitur Spartana vetat secedere aman-
tes; Et licet in triviis ad latus esse suae.
4.
zu ſchließen
aus Plut. Lyk. 14.
5.
Theſ. 19.
6.
Pauſ. 5, 6, 5. (uͤber
die Geſchichte der Pherenike Boͤckh Expl. Pind. p. 166.) 6, 20, 6.
Daher konnten auch hier, freilich nur in Curulkaͤmpfen, Jungfrauen
ſiegen, wie Kyniska Pauſ. 3, 8, 1. 5, 12, 3. 6, 1. Xen. Ageſ.
9, 6. Plut. Ageſ. 20. Lak. Ap. p. 184. Euryleonis Pauſ. 3, 17,
6. — In Kyrene waren nach Pind. P. 9, 102. (ἢ υἱὀν) auch
Frauen zugelaſſen, vgl. Boͤckh Expl. p. 328., dergleichen auch
daſelbſt nach einer Inſchr. bei Della-Cella gymniſchen Kaͤmpfen
vorſtanden.
7.
κατάκλειστοι, Sappho Fr. 15. p. 46 Wolf.
Phokylid. V. 203.
8.
ἐπεὶ ἢ γε Ἑλληνικὴ ἐσϑὴε πᾶσα ἡ ἀϱ-
1.
Sparta 1, 2. S. 162. — Raub der Caſſ. S. 60.
2.
So nennt ſchon Herod. 5, 87. Himatien Doriſcher Frauen als
entſprechend Joniſchen Chitonen; und die verſchiedenen Scholiaſten
zu Eurip. Hek. 933. nennen die Dor. Jungfrauen bald μονοχἰτω-
νας, bald ἀχίτωνας (fuͤr das die Stelle des Anakreon, Frgm. S. 404.
Fiſch.: ἐκδῦσα χιτῶνα δωϱιάζειν, zu abgeriſſen iſt um zu bewei-
ſen). Dieſe citirt Horos bei Etym. M. 293, 44., und benutzt au-
ßer Aelios Dionyſios (der wieder das χιτωνοφοϱεῖν als den Do-
riern eigen nennt) Euſt. zu Il. 14, 975. vgl. noch Heſych δωϱ [...]ά-
ζειν und den Sophista anon. bei Orelli Opp. mor. 2. p. 214. —
Eurip. Andr. 599. u. Hek. a. O. nennt das Doriſche Gewand un-
genau πέπλος, vgl. Hedylos in der Palat. Anthol. 6, 292. Plut.
Kleom. 38.
3.
Her. a. O. Schol. Eurip., wo ἐπιποϱπὶς die
Nadel der Spange zu ſein ſcheint.
8.
χαὶη τῶν γυναικῶν ἡ αὐτὴ ἦν, τὴν νῦν Δωϱὶδα καλἐομδν. He-
rod. 5, 88. vgl. Euſt. zu Il. 5, 567. Aegin. p. 72.
1.
Doch kamen auch bei der Joniſchen Frauentracht πεϱόναι
vor, um die aufgeſchlitzten Aermel zuſammenzuhalten. Aelian V.
G. 1, 18.
2.
Wolf fragm. mul. pros. p. 241. 242.
3.
Pollux
7, 13, 55.
4.
Die von Boͤckh Staatsh. 2. S. 287. nach
Chandler erlaͤuterte Inſchr. aus dem Parthenon beſchreibt eine Nike
aus Gold und Elſenbein, die in mehrere Stuͤcke zerlegbar; das
dritte enthaͤlt den Faltenwurf und zwei πεϱὀνας, ich glaube eben
ſolche. Doch iſt noch Manches daran zu eroͤrtern.
5.
Pollux,
Plut. Vergl. Lyk. 3. und Sophokles daſelbſt: — καὶ τὰν νἐοϱτον,
ἀς ἔτ̛ ἄστολος χιτὼν ϑυϱαῖον ἀμφὶ μηϱὸν πτύσσεται, Ἑϱμιό-
ναν. Eurip. Androm. 599. γυμνοῖσι μηϱοῖς καὶ πέπλοις ἀνειμένοις.
Vgl. Duris bei den Schol. Eurip. Hek. αἱ δὲ γυναῖκες ἐβϱύα-
ζον
ταῖς Δωϱὶαις στολαῖς. Dieſer Schriftſteller hat uͤbrigens die
gewiß irrige Meinung, die Ath. Frauen haͤtten zur ſelben Zeit kurzes
Haar und Doriſche Gewaͤnder getragen, da die Maͤnner langes und
Joniſche.
6.
vgl. Schol. Eur. a. O. Kallim. Frgm. 225 Bentl.
von einer Lakon. Jungfrau: ἔσκεν ὅτ̛ ἄζωστος χἀτεϱόπσϱπος ἔτι.
Ἄζωστοι καὶ ἀχίτωνες nach Schol. Eurip. u. Euſt. p. 975, 38.
ohne ζωναὶ auch nach Pauſ. ebd. 975, 40. Suid. δωϱιάζειν.
1.
μονόπεπλος, Δωϱὶς ὡς κὀϱα, Eurip. Hekabe 928. Doris
nullo culta palliolo
Juven. 3, 94. Darauf geht auch das γυ-
μνὸς oden S. 261. und unten N. 4.
2.
Daß damals ſchon das
Korinthiſche Kleid vom aͤchtdoriſchen einigermaßen abwich, iſt
hiernach und nach Her. 5, 87. ſchon Aegin. p. 64, 6. bemerkt.
Das Syrakuſiſche ἐμπεϱόναμα war vielleicht aus dem Doriſchen
Spangenchiton entſtanden, Theokr. 15, 34. vgl. Spohn Lection.
Theocr. 1. p.
36., aber es ward uͤber das χιτὠνιον gezogen. —
Ein Korinthiſches Frauenkleid war auch das παϱάπηχυ, Athen. 13.
p. 582.
3.
Pythaͤnetos Aeginet. p. 63. Vergl. noch Theogn.
1002 Bekker, wo die Λἀκαινα κὀϱη Kraͤnze fuͤr die Gaͤſte bringt.
So ſetzten auch die Doriſchen Sikelioten eine παϱϑένος φιαληφό-
ϱος an die Stelle des παῖς. Polyb. 12, 5, 7.
4.
Plut. Lyk.
14. τὰς κόϱας γυμνάς τε πομπεύειν καὶ πϱὸς ἱεϱοῖς τισὶν ὀϱ-
χεῖσϑαι κτὶ ᾄδειν. vgl. Lak. Ap. p. 223. Heſych δωϱιἀζειν.
1.
Plut. Lyk. 16. und von der Sitte Phigalias Athen. 4,
148 f.
2.
Ariſtoph. Wolken 986. Ganz daſſelbe Xen. Staat
der Lak. 2, 1.
3.
Ebd. Voͤgel 493. 98. ἱμάτιον und χλαῖνα
gleichbedeutend: daß aber χλαῖνα und τϱὶβων verſchiedene Species
des ἱμάτιον, zeigt derſ. Weſpen 1132., χλαῖνα ἱματ. τετϱἀγωνον
nach Didymos.
4.
Nur Il. 10, 133. wird einmal die χλαῖνα
doppelt gelegt und mit einer Spange (uͤber die Schulter) befeſtigt.
5.
vgl. Pollux 7, 13, 46. 10, 27, 124. vgl. Hemſterh. Diogen.
Prov. 5, 21. Vatic. Prov. 2, 14. Lexikogr.
6.
nach Pollux
und Ammon. Frgm. 68. 69. p. 82. 83 Wolf.
7.
S. Ariſtoph.
Lyſ. 988. wo es Geſandtenkleid, wie die φοινικὶς oben S. 252, 1.
Juvenal 8, 101.
1.
S. Tiſchb. 1, 29. Vases de Coghill 1. pl. 36.
2.
1,
6. vgl. Dion. Hal. in Thuc. 9.
3.
Minervae Poliadis
aedes p.
41.
4.
Von den Lakonen auch δαμοφανὴς genannt,
Heſych, weil man darin ausging.
5.
vgl. Meurſ. Misc. Lac.
1, 15. Manſo 1, 2. S. 197. Der Tribon konnte auch (wie die
Chlaͤna, oben S. 266, 4.) doppelt genommen und mit einer fibula
befeſtigt werden, Polyaͤn 4, 14. Dieſe anſtaͤndigere Art des Hima-
tions, die Chlaͤna, kam in Sp. auch vor. Theopomp Kom. bei
Pollux 10, 27, 124. ἐξωμἰδες φαῦλαι der Lak. Aelian V. G. 9.
34.
6.
Platon Protag. 342. Ariſtot. Eth. Nik. 4, 7. mit
Aſpaſios und dem Pariſ. Schol. p. 156 Zekl. vgl. das Κϱητικὸν
ἱματὶδιον bei Heſych.
1.
vom zwoͤlften Jahre an, Plut. Lyk. 16.
2.
Lac.
Inst. p.
247. Lak. Apophth. p. 178. Xen. Staat 2, 4. Juſtin.
3, 3. Eben ſo in Kreta, Herakl. Pont. 3. Ephor. bei Str. 10,
483.
3.
Taylor ad Aeschin. in Timarch. p. 59.
4.
Staat
3, 5. citirt von Longin π. ὑψ. 4, 1. p. 114.
5.
vgl. Boͤtti-
1.
ἰσοδίαιτοι Thuk. 1, 6. Juſtin. 3, 3.
2.
Athen. 15,
686 f. Plut. Lak. Ap. S. 224. Seneca qu. nat. 4, 13. Dieſe
altgriechiſche Anſicht liegt ſelbſt dem Sprachgebrauch von φϑείϱειν,
μιαὶνειν, corrumpere, fuͤr faͤrben, zum Grunde.
3.
Nach
Klem. Alex. Strom. 1. p. 294 Sylb. Herod. 3, 22. fuͤhrt freilich
daſſelbe Apophthagm von einem Aethiopiſchen Koͤnige an, vgl. Plut.
Qu. Rom. 26. p. 327. Sympos. Qu. 3, 1, 2. p. 109. de He-
rod. mal. 28. p.
312., aber die Redensart traͤgt einen aͤcht Spar-
tiatiſchen Charakter.
4.
Aus Diokles Geſetzgebung Phylarch
bei Athen. 12, 521 b. vgl. von Zaleukos Heyne Opp. Acc. 2. p.
33. von Sp. He [...]akl. Pont. Klem. Al. Protr. 2, 10. p. 199 Sylb.
vgl. Aelian V. G. 14, 7.
5.
ὑπηνόβιοι Platon Kom. bei
Aſpaſios zu Ariſtot. Eth. Nik. 4, 7. ἕλκοντες ὑπήνας Ariſt. Lyſ.
1072. vgl. die Bildſaͤule des Lyſandros bei Plut. Lyſ. 1.
6.
oben
S. 125, 3. (add. Prokl. zu Heſiod T. u. W. 722.) vgl. Valcken. zu
Theokr. Adon. p. 288. Wyttenb. Anim. ad Plut. de sera p. 25.
Wyttenbach meint, die Spart. haͤtten ſich den Lippenbart immer
geſchoren, aber ſeine, wie Ruhnkens Emendation von Antiphanes
bei Ath. 4, 143 a. iſt ſehr willkuͤhrlich.
7.
Athen. 12, 565 c.
5.
gers Anſichten davon, Raub der Kaſſ. K. 74 ff. Archaͤologie der
Mahlerei 1. S. 211. Vaſengemaͤlde 1, 2. S. 37. u. Uhdens Brief
2. S. 65.
1.
Ariſt. Voͤgel 1283. Ekkleſ. 74. Nur in der Volksverſamm-
lung verboten, Plut. Lyk. 11.
2.
Herod. 3, 137. Ariſtot. κϑακ.
πολ. bei Photios p. 388. vgl. die Vaſengemaͤlde.
3.
Xen.
Staat 11, 3. Plut. Lyk. 22., vorher mußten ſie ἐν χϱῷ κεἰϱεσϑαι,
K. 16., was mitunter auch als allgemein Spartiatiſche Sitte be-
zeichnet wird, Plut. Alkib. 23. de discr. adul. 10. p. 170.
4.
Antiochos bei Str. 6, 278. Ariſt. Rhet. 1, 9.
5.
Gegen
Herodots 1, 82. αἰτία und eine aͤhnliche ſpricht Plut. Lyſ. 1. vgl.
Lyk. 22. reg. apophth. p. 124. 125. Lac. ap. p. 226. 230.
Aeginet. p.
72, o. In Kreta trugen wenigſtens die Kosmen nach
alter Sitte langes Haar. Seneca controv. 4, 27. Von dem kur-
zen Haar der Argeier Her. u. Plat. Phaͤdon p. 89.
6.
ſ. Pla-
ton Kom. u. Ariſt. in den S. 269, 5 cit. Stellen.
7.
Vgl.
Ariſtoph. Lyſ. 1113. παϱαμπυκίδδειν mit Horaz C. 2, 11 fin. in-
comtam Lacaenae more comam religata nodo,
d. h. wie es
Artemis gewoͤhnlich in der Kunſt hat. Daß die Frauen nicht κο-
μᾷν gedurft (Herakl. Pont. 2.), iſt wohl nicht ſtreng zn nehmen.
Einen den Goͤttern geweihten Haarzopf nannten die Lak. ἱέϱωμα.
Heſych nach Hemſterh. Man kannte die Sp. gleich an der κουϱὰ,
wie an den Schuhen, Pauſ. 7, 14, 2. Der letztern hatten die
Lak. zur Pracht die Amyklaͤiſchen, zur gewoͤhnlichen Tracht die
ἁπλᾶς Λακωνικὰς (oben S. 28, 9.). Sonſt kommen noch Argeii-
ſche, Rhodiſche (Pollux 7, 22, 88.), und Sikyoniſche ἐμβάδδς vor
(Lukian rhet. praec. 15. Lucret. 4, 1121. Euſt. zu Hom. p. 1302,
22 Rom.).
1.
Zu den bisher behandelten Stellen (ſ. Thierſch Acta phi-
lol. Monac. T. 3. fsc. 2. p. 273 sq.
, deſſen Anſicht mir nicht
ganz klar iſt; ich glaube, daß man den Korymbos am beſten an
deny κόϱαις vom Pandroſeion ſieht,) fuͤge Phokylides [...]ϱματα λοξὰ
κοϱύμβων und Nikol. Dam. p. 51. Orelli von einem Smyrnaͤer:
κόμην τϱἐφων χϱυσῷ στϱὸφῳ κεκοϱυμβωμένην.
2.
Thuk.
4, 34. vgl. Pollux 1, 149. Erotian Lex. Hippokr. Meurſ. Misc.
Lac.
1, 17.
3.
Bentlei Phalarid. p. 347. Lips. Bergler
ad Alciphr. 1, 36, 12.
4.
Plut. Lyſ. 2. reg. apophth. p.
127. Lac. ap. p.
200., wo Archidam Ageſilaos S. gemeint iſt,
der auch im folgenden mit dem S. des Zeuxidam mehrmals ver-
wechſelt wird. Apoſtol. 10, 48. Spaͤter aber kommen auch δια-
φανῆ Λακωνικὰ als ſchnoͤder Luxus vor. Dio Chryſoſt. zum Eſaias
T. 6, 45 a. zum Matth. Hom. 83. T. 7, 796 b. Montf. — Sonſt
vgl. uͤber die Argiviſchen Kleider τήβεννος und κλεοβίνικος Pollux
7, 13, 61. Intpp. Eine altvaͤteriſche Stola Megariſcher Frauen
war das ἀφάβϱωμα. Plut. Qu. Gr. 16. p. 387.
1.
Xen. H. 5, 4, 28. Plut. Alkib. 23.
2.
S. beſonders
Martial 6, 42. Caſaub. zu Str. 3, 231. p. 663 Friedem. Die
Herakleiſchen Baͤder aber (Bd. 2. S. 427, 2.) ſind wirklich nichts
als warme; ſie heißen ſo als Mittel gegen den κόπος.
3.
So
verſchwindet der Widerſpruch, den Manſo 1, 2. S. 199. findet.
1.
V. 305. welche Stelle auch auf die Syſſitien Sparta’s
paſſen wuͤrde.
2.
Ariſt. Pol. 5, 9, 2. Zu Archias Zeit beſtan-
den ſie noch, ſ. Bd. 2. S. 116, 2. Merkwuͤrdig auch die δημό-
σιαι ϑοῖναι der Argeier, bei denen noch die alten thoͤnernen Ge-
ſaͤße (Herod. 5, 88.) in Gebrauch waren, Polemon bei Athen. 11,
483 c. vgl. 479 c. 4, 148 f.
3.
Ariſt. 7, 9, 2. 3. Dionyſ.
Hal. 1, 35.
1.
Harmodios von den Geſetzen Phigalias bei Athen. 4, 148
f. vgl. im Allgemeinen Plut. Qu. Symp. 2, 10, 2.
2.
S.
oben S. 105. 106.
3.
Cic. pro Muraena 35. Athen. 12,
518 e. vgl. 4, 142 a. Plut. Lyk. 18. Suid. φιλίτια und Λυ-
κοῦϱγος. Iſidor Origg. 20, 11.
4.
Phylarch bei Athen. 4,
142 a.
5.
Herakl. Pont. 3. Pyrgion bei Ath. 4, 143 e.
Varro bei Serv. ad Aen. 7, 176.
6.
Fremde Koͤche wur-
den nicht geduldet, wie namentlich von Mithaͤkos Max. Tyr. 7,
22. Dav. angiebt.
1.
Aelian V. G. 14, 7. Ein beſondrer ζωμοποιὸς des K.
Plut. Lak. Ap. p. 214.
2.
Herakl. Pont. 2. der vielleicht zu
allgemein πἐττει σῖτον οὐδεὶς, (πέττειν vom ἄϱτος aus ἀλεύϱοις,
wie μάττειν von der μᾶζα aus ἀλφίτοις), vgl. Dikaͤarch bei Ath.
4, 141 a. Plut. Alkib. 23.
3.
Oben S. 202. Auch bei
der κοπὶς kamen Arten von ἄϱτος vor, Molpis bei Ath. 4, 140 a.
vgl. 139 a. b. Heſych κοπὶς. vgl. Heſych βέσκεϱοι ἄϱτοι, und
πητεῖται πιτυϱίαι ἄϱτοι. Es gab auch eine Art Lakoniſchen Wai-
zen, Theopbr. Pflanzeng. 8, 4. siligo Laced. Plin. 18, 20, 4.
4.
Vgl. Bd. 2. S. 402.
5.
Theokr. 24, 136. Schol.
Apoll. 1, 1077.
6.
Plut. Lyk. 12. vgl. Meurs. Misc. Lac.
1, 8.
7.
Aelian V. G. 3, 31.
8.
Dikaͤarch a. O. ein
Ferken lakoniſch ὀϱϑϱαγοϱίσκος Athen. 140 b. βοϱϑαγοϱίσκος He-
ſych. vgl. ἡμιτύγια. oben S. 106, 7.
1.
ἀφέδιτοι ἡμέϱαι nach Heſych. vgl. διαφοιγοιμόϱ.
2.
S. Kritias den Athener bei Athen. 10, 432 d sq. vgl. 11, 463
e. Xen. Staat 5, 4. 5. Plut. Lak. Ap. p. 172. In Kreta
trank dagegen der ganze Tiſch aus einem großen Pokale, Doſiadas
bei Ath. 4, 143. Euſt. Od. 1860, 45.
3.
Pſ. Platon Mi-
nos 320. vgl. Geſetze 1, 637 a. aus welcher Stelle man zugleich
ſieht, daß allen Bewohnern von Lakonika συμπόσια unterſagt waren.
Auch die Dionyſla Sparta’s waren nuͤchterner als ſonſt. Plat. a.
O. Athen. 4, 155 d.
4.
Xen. Staat 5, 7. Plut. Lyk. 12.
5.
Oben S. 203. In Sp. hießen die Tiſchgenoſſen, wie bei Ho-
mer, δαιτὑμονες, Alkman bei Str. 10, 482. Frgm. 37. Welck.
Herod. 6, 57., und der Mahlzeit ſtand ein κϱεωδαίτης vor, oben
S. 240, 5. vgl. Qu. Symp. 2, 10, 2. p. 102. Pollux 6, 7, 34.;
wie ehemals ein δαιτϱός; weil in Sp. nach alter Sitte Jeder ſei-
ne abgetheilte Portion bekam.
6.
S. außer Plut. Lyk. 12.
beſonders Schol. Plat. Geſ. 1. p. 229. Ruhnk. p. 449. Bekk.
1.
S. oben S. 237. Hierauf bezieht ſich auch Dion. Hal.
2, 23. p. 283. R., daß die Pheiditien Schaam bewirken, den Ne-
benmann in der Schlacht zu verlaſſen, mit dem man libirt
und geopfert
.
2.
Perſaͤos bei Ath. 4, 141 f.
3.
Plut.
Qu. Sympos. 7, 9. p. 332. nennt ſie in gewiſſem Sinne βουλευ-
τἠϱια ἀπόῥῥητα καὶ συνέδϱια ἀϱιστοκϱατικά und vergleicht ſie
mit dem Prytaneion und Thesmotheſion Athens.
4.
Oben
S. 202. Fuͤr die Knaben war das einzige ἐπάἲκλον, ein in Lor-
beerblaͤttern (καμματίδες) gebackner Teig von Gerſtengeaupe, in
Oel geknetet (ἀμφιμἀντοϱα, ἀμφίτοϱοι Heſ.); ein ſolcher Kuchen
hieß κάμμα, der Beſtimmung nach παλλιχιάϱ. Meurs. Misc. Lac.
1, 12.
5.
S. bei Athen. 4, 138 b. vgl. Herod. 6, 57. Der-
gleichen z. B. an den Tithenidien beim T. der Art. Korythallia
und dem der Chariten (Bd. 2. S. 379, 7. 407, 7.), andre ἐν
Ἀμυκλαίω, Epilykos κωϱαλίσκῳ bei Ath. 140 a. Eine κοπὶς be-
ſchreibt vielleicht Alkman Frgm. 17. Welck. Κλίναι μὲν έπτὰ καὶ
τόσαι τϱάπεσδαι Μακωνίδων ἄϱτων ἐπιστεφοῖσαι Λίνω τε σασά-
μω τε κἠν πελίχναις Παίδεσσι χϱυσοκόλλα,
1.
Xen. Staat 5, 6. Oben S. 277, 3. vgl. von Kreta Doſia-
das a. O.
2.
Kritias a. O. Plut. Lyk. 12.
3.
Fr. 37.
4.
Alkman a. O. Ephor. bei Str. 10, 482. Ariſt. 2, 7, 3. Sonſt
αἶκλα, wie auch Epicharm fuͤr δεῖπνα.
5.
Pyrgion bei Ath.
143 e. vgl. Caſaub. Ephoros bei Str. 10, 483 a. Von Sparta
Alkman oben S. 277, 5. Plut. Lyk. 12. Qu. Gr. 33. p. 332. uͤber
die Phigaliſche Sitte, Ath. 4, 148 f.
6.
Dies folgt aus Pla-
tons Geſ. 6, 780 d. 781 a. vgl. Plut. Lyk. 12. Lak. Ap. p. 221.
παϱὰ τῇ γυναικὶ (d. i. οἴκοι) δειπνεῖν. vgl. auch Lyk. 26. Athen.
14, 646 a. ſpricht von Mahlzeiten der Weiber in Sp., bei denen
ſie die Kuchen κϱιβάνας herumtrugen, wenn ſie im Chor das Lob-
lied der Jungfrau anſtimmen wollten, wohl bei Hochzeiten. Ariſtot.
1.
Doſiadas bei Athen. 143 b. mit Hilfe einiger Maͤnner
τῶν δημοτικῶν (ob Perioͤken oder Mnoten?). Jungfrauen als οἰ-
νοχόοι oͤfter bei den Doriern, ſ. oben S. 265, 3.
2.
Doſiadas
und Pyrgion a. O. Herakl. Poyt. vgl. das Dekret der Olontier bei
Chishull Antt. As. p. 137. vgl. p. 131. 134.
3.
Damask. bei
Photios p. 1037. Snid. ἄϑϱυπτος, Δώϱιος.
4.
Συϱακου-
σίων und Σικελῶν τϱάπεζα Athen. 12, 518 b. 527 c. Zenob
Prov. 5, 94. Suid. Erasm. Adag. 2, 2. Σικελικὸς κότταβος
Anakr. (bei Athen. 10, 427.) Fr. p. 374. Fiſch.
5.
S. un-
ter Aa. Timaͤos 76. p. 271. Goͤller. — Voͤllerei warf man den
Argeiern und Tirynthiern vor. Aellan 3, 15. Athen. 10, 442 d.
6.
Vgl. Aeginet. p. 188.
6.
2, 7, 4. beſagt nur, daß in Kreta auch die Frauen auf Koſten des
Staats, nicht daß ſie oͤffentlich ſpeiſten.
1.
S. oben S. 255, 1. Sie hieß in Kreta βοωνία Heſych.
2.
Dion. Hal. Fragm. ed. Mai 20, 2.
3.
Nach Lykurgs
angebl. Apophth.: Mach zuerſt in deinem Hauſe Demokratie! Plut.
Lyk. 19. reg. ap. p. 124. Lac. ap. p. 225.
1.
S. beſonders Eurip. Andr. 596.
2.
κὸϱοις καὶ κο-
ϱαις κοινὰ τὰ ἱεϱά. Plut. Inst. Lac. p. 254. oben S. 262.
3.
Vgl. Euſt. zur Od. p. 1166. So hatten auch die Arkader
nach Polyb. 4, 21, 3. (nur nicht aus dem angegebnen pragmati-
ſchen Zweck) συνόδους κοινὰς καὶ ϑυσὶας πλείστας ὁμοίως ἀνδϱἀ-
σι καὶ γυνα [...]ξὶ, ἔτι δὲ χοϱοὺς παϱθένων ὸμοῦ καὶ παίδων. Das
freiere Leben und die oͤffentlichen Spiele und Taͤnze der Jungfrauen
auf Keos (Plut. mul. virt. p. 277.) gehoͤren wahrſcheinlich (ſ.
oben S. 226, 3.) Kretiſcher, gewiß vorioniſcher Sitte an.
4.
Plut. Lyk. 14. vgl. Welck. zu Alkm. S. 10.
5.
6, 61. 65.
1.
Polykr. bei Athen. 4, 139 f. Xen. Ageſ. 8, 7. nach Caſaub. Er-
gaͤnzung aus Plut. Ageſ. 19. Heſych. κάνναθϱα. Euſt. zu Il. 24.
p. 1344, 44.
2.
Λακεδαιμονίην τε γυναῖκα im Orakel;
und wie bewundern die Attiſchen Frauen in Ariſtoph. Lyſiſtr. die
bluͤhende und kraͤftige Schoͤnheit der Lampito. vgl. Athen. 13, 609
b.
3.
Herakl. Lembos bei Ath. 13, 566 a.
4.
Wenn
Vater und Großvater todt waren, ging das Recht, auch in Dori-
ſchen Staaten, an die Bruͤder uͤber, wie in Kyrene, Plut. mul.
virt. p. 303.
Polyaͤn 8, 41.
5.
Plut. Lyk. 15. Lak. Ap.-p.
224.
Xen. Staat 1, 5. Hermippos Bericht bei Athen. 13, 555
c. iſt romanhaft entſtellt. Aehnliches gilt von Agnon ebd. 13, 60e
1.
Str. 10, 482 d. aus Ephor.
2.
Nach Heſych. Hom.
Il. 16, 180. nennt den Eudoros einen παϱθἐνιος, τὸν ἔτικτε
χοϱῷ καλὴ Πολυμήλη, was ich gegen die Schol. ſo faſſe: ſie gebar
ihn im Chor, der Agele [...] der Jungfrauen noch angehoͤrend. Die
Stelle eitirt Dio Chryſoſt. Or. 7. p. 273. und ſpricht dabei von
den Lakoniſchen παϱθενίαις.
3.
Juſtin. 3, 4.
4.
vgl.
oben Bd. 2. S. 125. 148. Die gewoͤhnliche Erzaͤhlung des Epho-
ros giebt auch Dion. Hal., offenbar hat ſie ſich um den hiſtoriſch
uͤberlieferten Namen Παϱθενίαι ausgeſponnen, den die des Antio-
chos dagegen ordentlich zu erklaͤren verzichtet.
5.
e. — Hiedurch erklaͤrt ſich aber erſt Herod. 6, 65. Erzaͤhlung, wie
Demarat die Perkalos Chilons Tochter, die dem Leotychides ver-
lobt war, ſich zueignen konnte, indem er ſie eher raubte, φϑά-
σας ἁϱπάσας. — Spaͤter wurde, wer eine Jungfrau raubte, in
Sp. (wie in Delphi, Heliodor 4. p. 269.) mit dem Tode beſtraft,
Xen. Epheſ. 5, 1. vgl. Marcellin zum Hermogenes, aber das
geht unſre Zeit nichts mehr an.
1.
Xen. Staat 1, 6. Plut. Lyk. 15. Vergl. Numa’s 4.
Lak. Apophth. p. 224.
2.
Heſych. s. v.
3.
T. und W. 695.
4.
Geſ. 8, 785. — Den Troezeniern unterſagte das Orakel die
fruͤhen Heiruthen. Ariſt. Pol. 7, 14, 4.
5.
S. Plut. Lyk.
15. Lyſ. 13. de am. prol. 2. Lac. ap. p. 223. Pollux 3, 48.
8, 40. Stobaͤos Serm. 65. Klem. Aler. Str. 2. p. 182. vgl.
Schlaͤgers Praef. ad dissertat. Helmst. 1744. p. 10. Am merk-
wuͤrdigſten iſt, daß die Treſanten, denen Jedermann ſeine Tochter
verweigerte, auch ἀγαμἱου geſtraft wurden, Xen. Staat 9, 5.
6.
Pollux. 8, 40.
7.
Plut. de Herod. mal. 32. p. 321.
Ap. Lac. p. 216.
Frgm. p. 355.
1.
Plut. Pyrrh. 28.
2.
καὶ πολλὰ μὲν τοιαῦτα συν-
εχὠϱει, Xen. Staat 1, 9. Spaͤtere Schriftſteller reden oft fabel-
haft davon, beſonders Theodor. Graec. aff. 9.
3.
S. 199.
4.
S. das Apophth. des Geradates bei Plut. Lyk. 15. Lak. Ap.
p. 225. vgl. Juſtin. 3, 3. Die νόθοι bei Xen. H. 5, 3, 9., or-
dentlich ein beſonderer Stand, der aber an der Erziehung der
Spartiaten Antheil hatte, ſind wohl aus Verbindung verſchiedner
Staͤnde hervorgegangen, gewiß nicht aus eigentlichem stuprum.
Zu Rhodos hießen nach Schol. Eur. Alk. 992. die νόθοι μαστϱό-
ξενοι, d. h. ſolche, die bei einer oͤffentlichen Unterſuchung (διαψή-
φισις in Athen) als unaͤchte Buͤrger erfunden worden waren. Die
Unterſuchung leiteten vielleicht die μἀστϱοι, Heſych. vgl. Harpokr.
μαστῆϱες.
5.
Herod. 5, 39. 40.
1.
Plut. Agis 11.
2.
Verſtaͤndiger wenigſtens als Mei-
ners, in der Geſch. des weihl. Geſchlechts, hat Lenz die Geſchichte
der Weiber im heroiſchen Zeitalter behandelt, obgleich auch noch
durch manche Vorurtheile befangen, z. B. daß die Cultur das
Verhaͤltniß der Weiber durchaus veredle — was in Griechenland
umgekehrt der Fall war. Lenz bemerkt S. 64. richtig, daß auch
bei Homer das Leben der Maͤdchen in manchen Stuͤcken freier, als
das der Frauen: obgleich ihr Umgang mit Maͤnnern immer noch
weit ſcheuer und ruͤckſichtsvoller war, als bei den Doriern. vgl. S.
143.
3.
1, 146.
1.
Heſych. s. v. οἰκέτις Theokr. 18, 28. vgl. das Apophth.
des Aregeus bei Plut. Lak. Ap. p. 198. des Euboidas p. 205. das
der Lakaena p. 262. die auf die Frage: was ſie verſtaͤnde, antwor-
tet: εὖ οἰκεῖν οἶκον.
2.
Plut. Lyk. 14.
3.
Oben Bd.
2. S. 5.
4.
Pol. 2, 6, 8. und bei Plut. Lyk. 14. Auch
waren damals die Sitten der Frauen Sp. wirklich verfallen, und
eine gew. Licenz, ἄνεσις, hatte uͤberhand genommen. Ariſt. 2, 6,
5. Platon Geſ. 1, 637. Dion. H. Arch. 2, 24.
5.
Plut.
Lyk. 14. Vergl. Numa’s 3. Ariſtot. ſpricht auch 2, 6, 7. von ih-
rem Einfluß auf den Staat in der Zeit der Hegemonie Sp.: er
nahm noch zu, als ein großer Theil des Grundbeſitzes in die Hand
der Frauen gekommen war. — Aelians 12, 34. ſeltſame Verſiche-
rung: Pauſanias habe ſeine Frau geliebt, hat Kuhn richtig
auf einen uxorius gedeutet; — und als einen ſolchen ſcheint die
Mythe auch prochroniſtiſch den Spart. Menelaos gefaßt zu haben.
S. z. B. Ariſtoph. Lyſ. 155.
1.
Frgm. 13. Wlck. vgl. Franck. Tyrt. S. 173. u. S. 203.
2.
S. z. B. Plut. Kleom. 38.
3.
Platon. Alkib. I, 41.
Plin. H. N. 7, 41. vgl. das Apophth. der Gorgo bei Plut. p. 258.
4.
Doch ſtanden auch die Boͤoterinnen, Korinna und Myrto, wie
die Arkaderin Diotima (vgl. uͤber dieſe Fr. Schlegel, Griechen und
1.
S. oben Bd. 2. S. 405. ſonſt Ariſtoph. Lyſiſtr. 90. Plut.
149. Schol. Suid. ἑταῖϱαι Κοϱινϑ. (nach dem ſchon Rhodopis,
die ehemalige Mitſklavin Aeſops, unter ihnen war.) χοῖϱος. Pollux
9, 6, 75. Κοϱινϑιάζεσϑαι τὸ μαοτϱοπεύειν ἢ ἑταιϱεῖν (von
Korinths Kupplerinnen oben Bd. 2. S. 166.) Euſt. Il. 290, 23.
Rom. und Anakreon 32, 10. (aus Achaͤiſcher oder Roͤmiſcher Zeit).
Vgl. Jacobs im Att. Muſ. 2, 3. S. 137. Scheibel zur Kenntn.
der A. W. 1. S. 177. — Sikyons Frauen waren nach Di-
kaͤarch Βὶος Ἑλλ. beſonders anmuthig im Umgange.
2.
Plut.
Lyk. 17. Dion. Hal. Frgm. Mai. 20, 2. Die Aelteſten konnten
4.
Roͤmer 1. S. 275.) auf der Stufe Doriſcher Frauen, obgleich in
Boͤotien das weibl. Geſchlecht ſonſt ſehr beſchraͤnkt, und unter die
Aufſicht der Γυναικονόμοι (wie in Sp. der Harmoſynen, oben S.
128.) geſtellt war. Plut. Solon. 21.
1.
Die aͤchte Form iſt wohl εἰςπνήλας, ſ. Kallim. Frgm.
169. Bentl. Etym. M. 43, 34. 306, 24. Gudian. 23, 2. Orion
p. 617, 49. εἴςπνηλος Theokr. 12, 13.
2.
Aelian V. G.
3, 12. ἐμπνεῖσϑαι dafuͤr Plut. Kleom. 3.
3.
Oben Bd.
2. S. 5. vgl. Etym. M. 43, 31. Gudian. a. O. ἀείτης Ari-
ſtoph. in Bekk. Anecd. 1. p. 348. Tz. Lyk. 459. Alkman hatte auch
verliebte Jungfrauen αΐτιας κόϱας genannt, vgl. zu Schneiders
Ler. s. v. noch. Etym. Gud. 23, 3. Sonſt vgl. das Lex. voc.
peregrin.
im Valpy’ſchen Thesaur. n. 12. p. 492.
4.
Serv.
ad Aen. 10, 325. adeo ut Cic. dicat in libris de rep. (p. 280.
2.
die ἀκοσμοῦντας, wo ſie ſie traſen, βακτηϱὶαις παὶειν. Beilaͤu-
fig: den Stock betrachteten ſchon die Sp. als Mittel der Subor-
dination, auch im Kriege. Vgl. Plut. Themiſt. 11. Thuk. 8, 84.
1.
Aelian 3, 10.
2.
Plut. Ageſ. 2. Lyſ. 22.
3.
Ageſ.
13. reg. ap. p. 128. Lac. ap. p. 177.
4.
Xen. H. 5, 4,
25.
5.
Plut. Kleom. 3.
6.
37. — Der Argiliſche Ge-
liebte des Pauſanias gehoͤrt nicht hieher, Thuk. 1, 132. Nep.
Pauſ. 4.
7.
Aelian 3, 10.
8.
3, 12.
9.
Plut. Lyk.
18.
10.
Ebd. 25.
11.
Xen. H. 4, 8, 39. Plut. reg.
ap.
a. O.
4.
Mai Frgm.) opprobrio fuisse adulescentibus si amatores non
haberent.
1.
Vgl. Plut. Lak. Ap. p. 209. Auch in Boͤotien ἀνὴϱ καὶ
παῖς συζυγέντες ὁμιλοῦσιν, Xen. Lak. Staat 2, 12.
2.
Plut.
Lyk. 18. Ael. 3, 10.
3.
Athen. 13, 601 e. 602 f. aus Ti-
maͤos. Herakl. Pont. 3. Heyne ad Apolld. 3, 1, 2. Κϱ. ἐϱω-
τικώτατοι neben Laked. und Boͤotern, Plut. Erot. 17. p. 37.
4.
Ath. 11, 782 e.
5.
Ephoros bei Str. 10, 483 c. He-
ſych. s. v. φιλήτωϱ.
6.
Ephor. a. O. vgl. Plut. de educ. 14.
1.
Aus Ephor. und Herakl. Pont. Waffen waren in Kr.
die anſehnlichſten Geſchenke nach Nikol. Dam. Vom Becher vgl.
Hermonax bei Ath. 11. p. 366. Schw.
2.
Aelian V. G. 3, 9.
vgl. N. A. 4, 1.
3.
Ariſt. Pol. 2, 9, 6, 7.
4.
Ariſtoph.
Ach. 774. Theokr. 12, 28. Schol. Daruͤber, daß er urſpruͤnglich
1.
Nach Platon Geſ. 1, 636 b. Cic. Tusc. Qu. 4, 34.
vgl. Boͤckh. ad legg. p. 106. ging die Knabenliebe aus den Gy-
mnaſien hervor: was indeß, in dieſer Allgemeinheit geſagt, wenig
Probabilitaͤt hat.
2.
Pol. 2, 7, 5. — Aber es iſt ſchon
falſch und gilt nur von Athen, nicht von den Doriern, daß die
4.
ein Attiker, ſ. Welcker: Sappho von einem u. ſ. w. S. 39. — Die
Tarentiner nannten nach Heſych den ἐϱώμενον ἐϱώτιον.
1.
a. O. S. 41.
2.
Knabenliebe im umgekehrten Verhaͤltniß geſtanden mit
der Liebe zum weiblichen Geſchlecht
.
1.
De rep. 4, 4. p. 279. Mal.
2.
Aelian V. G. 3,
12. Wegen dieſer cautio heißt der Λακεδ, νόμος bei Platon Symp.
p. 182. ποικίλος. Die Reinheit der Laked. Knabenliebe bezeugt der
beſte Kenner Doriſcher Sitten, Xenoph. Staat 2, 13. Symp. 8,
35. Platon hat indeß auch von ihr uͤble Begriffe, Geſ. 1, 636. 8,
836. Die Kretiſche iſt mehr anruͤchig geworden als die Lakoniſche,
Plut. de educ. 14. Beide ruͤhmt als gleich unſchuldig Mar. Tyr.
diss. 10. p. 113. An den zweideutigen Urtheilen ſind ſicher faſt
ganz die Attiſchen Komiker Schuld. Eupolis bei Athen 1, 17 d.
Heſych u. aa. Lexikogr. κυσολάκων, λακωνίζειν. vgl. Suid. Apo-
ſtol. 11, 73. Λακωνικὸν τϱόπον πεϱαίνειν.
1.
Waffenbruͤder heißen Ἁχιλλήιοι φίλοι in dem ſchoͤnen
Bruchſtuͤck Aeoliſcher Lyrik (Theokr. 28, 34.) vgl. Arrian Peripl.
Pont. p. 23.
2.
Nach Meiners, Ramdohr Venus Urania 3,
1. S. 138., Welcker S. 45.
3.
S. oben Bd. 2. S. 451.
vgl. Beil. 2. unter Kinaͤthon. In der Boͤot. Sage wurde auch
Jolaos, ſein παϱαστάτης, ſo gedacht, da die Liebenden ſich auf deſ-
ſen Grabe zu Theben ihre Liebe verſicherten, Ariſtot. bei Plut. Pe-
lop. 18. Aber die andern Beiſpiele (bei Phanokles, Platon im
Symp. und Lukians Eroten) gehoͤren entweder gar nicht hieher,
wie Oreſts und Theſeus Freundſchaften, oder ſind deutlich Erfin-
dungen erotiſcher Lyriker, wie Minos und Talos Liebe des Ibykos,
oder Spaͤterer. Nur Chryſipps Raub, durch Laios, kam ſchon bei
Piſander vor; von Argynnos vgl. Orchom. S. 215. Von Ga-
nymed will ich nicht abſprechen, aber die Hineintragung deſſelben in
die Kretiſchen Mythen (Platon Geſ. 1, 636 c. Echemenes bei
Ath. 601 e.) iſt offenbar kuͤnſtlich.
4.
Plut. Lyk. 18.
1.
Vgl. noch im Allgem. Meiners Verm. philoſ. Schriften 1.
S. 61. Geſch. des weibl. Geſchl. 1. S. 321. Herders Ideen zur
Philoſ. der Geſch. Werke Bd. 5. S. 173.
1.
Lukian Anach. 38. ϑῆλνς νεολαία Theokr. 18, 24.
2.
Plut. Lyk. 16. Ich habe Geſchlecht fuͤr Stamm geſetzt, nach oben
S. 194.
1.
Der ernſte Archytas wird als Erfinder einer Kinderklap-
per, πλατάγη, geprieſen, Ariſt. Pol. 8, 6, 1. Apoſtol. 16, 21.
2.
μίτυλλα, ἐσχατονήπια Heſych.
3.
Plut. a. O.
4.
S. uͤber den Ausdruck Plut. Ageſ. 1. Kleom. 11. 37. Λακοωνικὴ
ἀγωγή Polyb. 1, 32. und daraus Zonar. und Suid. Die Λυ-
κούϱγειος ἀγωγὴ wurde ſpaͤter durch die Ἀχαϊκὴ παιδεία ver-
draͤngt, die auf Nuͤtzlichkeit hinausging. Plut. Philop. 16. vgl.
Pauſ. 7, 8, 3.
5.
Nach der richtigen Lesart bei Ath. 6, 271 e.
Dieſe ſind einerlei mit τοῐς ἐκ τῆς ἀγωγῆς παισὶν, oben S. 25, 1.
Aus Athen. ὡς ἂν καὶ τὰ ἴδια ἐκποιῶσιν, geht hervor, daß die
Vaͤter zu den Koſten der Erziehung beitrugen — was S. 204. zu
beachten war.
6.
Xen. H. 5, 3, 9. τῶν ἐν τῇ πόλει κα-
λῶν οὐκ ἄπειϱοι. Die δημοτικὴ ἀγωγὴ bei Polyb. 25, 8,
1. iſt ein niedrer Grad.
7.
S. beſ. Plut. Lak. Ap. p. 243.
8.
Wer als μειϱάκιον die harten πόνους nicht uͤbernahm, dem
wurde, nach Xen. Staat 3, 3., Nichts weiter τῶν καλῶν zu Theil,
d. h. die uͤbrige Erziehung (τὰ καλὰ in Sp. vgl. Hell. 5, 4, 32.
1.
Plut. Ageſ. 1.
2.
Plut. Lyk. 16. vgl. oben S. 268.
3.
Photios Lex. S. 407. wo fuͤr ἑξῆς δέκα — ἑκκαίδεκα zu ſchr.
Schneider Lex. u. σκύθϱαξ ſchlaͤgt συνεύνας vor, aber das waren
Alle in den Agelen.
4.
Heſych. Davon hatte das Stuͤck des
Epilykos den Titel, das in Sp. ſpielte, oben S. 277, 5.
5.
Ariſtoph. Lyſ. 983. Schol. daraus Suid. Photios S. 140. 41.
Heſych. s. v. auch unter κύϱσιον.
6.
Vgl. Heſych. σκύθϱαξ,
σκυϱϑαλίας, Phot. σκυϱϑάνια.
7.
Plut. Lyk. 17. Etym. M.
und Gloss. Herod. s. v. εἴϱην. Heſych ἰϱίνες, ἴϱανες, μελλίϱην.
Heſych erklaͤrt ἴϱανες ἄϱχοντες, διώκοντες, und εἰϱηνάζει κϱατεῖ,
und dies ſcheint auch wirklich die Grundbedeutung. Amomphare-
tos, Kallikrates u. ſ. w., die ἰϱένες bei Herod. 9, 85., waren ſicher
keine Juͤnglinge, ſondern Anfuͤhrer, wie namentlich Amomph. Lo-
chag der Pitanaten.
8.
Phot. p. 105. κατὰ πϱωτεῖϱας, He-
ſych. κατὰ πϱωτῆϱας. Es ſcheint daß εἴϱης in dieſer Compoſition
ſ. v. als εἴϱην iſt.
8.
Not. 6.) und er war deshalb ἀδόκιμος ἐν τῇ πὀλει, nicht
ὅμοιος. Zu allgemein Plut. Inst. Lac. p. 252.: wer die ἀγωγὴ
nicht ertragen, habe ſein Buͤrgerkecht verloren, und umgekehrt:
wenn ein Fremder ſich jener unterzogen, habe er dies erhalten.
1.
Pauſ. 3, 14, 6. auch in einer Inſchr. bei Fourmont von
Neu-Sparta.
2.
Siebelis zu Pauſ. a. O. oben S. 223.
3.
Oben S. 43.
4.
Xen. Staat 3, 5.
5.
Heſych. u.
Etym. M. unter βουὅα, wo fuͤr ἀγλεῖ τις — ἀγέλη τις zu ſchr. Val-
cken. ad Adon. p. 274.
6.
Xen. 2, 11. Plut. Lyk. 16. 17.
Inst. Lac. p. 248.
7.
Zu Tarent heißt der Ilarch Βειλαϱ-
μόστας (Digamma) Heſych.
8.
S. Heſych. ἵππαϱχος und
ἡνιοχαϱάτης; und nach Euſt. Il. 8. p. 727, 22 R. hießen nicht
blos die 300, ſondern alle des Alters ἱππεῖς.
9.
Xen. Plut.
a. O. der Agele fuͤr Ile ſagt.
10.
Plut. Lyk. 18.
11.
Xen. 2, 2. Plut. Heſych. Nach Xen. 4, 6. ſtehn noch die ἱππεῖς
unter dem παιδονόμος.
1.
Xen. a. O.
2.
Heſych., wo der βουάγοϱ irrig ſelbſt
παῖς genannt wird, ſ. oben S. 128.
3.
Etym. M. 742, 39.
Die uͤber die Knaben geſetzten heißen ſonſt nach Heſ. im Allgem.
ἄμπαιδες.
4.
Maittaire p. 156. κόϱα bei den Pythagoreern,
Jambl. Pyth. 2, 56.
5.
κόϱα nach Heſ. wie zu ſchr.
6.
Etym. M. 649, 57.
7.
18, 23. vgl. Pind. Frgm. Hyporch.
8. Bh. Kallim. Bad der Pall. 33.
8.
Bei Porphyr. Pyth. 8.
61. p. 263. Goͤller. vgl. Jambl. Pyth. 30.
9.
Schol. Eurip.
Alk. 989. Dieſe Zeit war es auch, in der ſie geraubt wurden;
wie die oben angefuͤhrten Umſtaͤnde abnehmen laſſen.
10.
He-
ſych s. v.
11.
Ephor. bei Str. 483.
12.
Heſych a. O.
Ephoros a. O. und Nikol. Dam. reden freilich blos von einer παί-
δων ἀγέλη, aber nehmen παῖς im ausgedehnteſten Sinne.
1.
Chishull p. 134.
2.
Ephor. a. O. Herakl. Pont. 3.
Davon hießen die Epheben in der Agele nach Heſych ἀγελαστοὶ,
wofuͤr Meurſ. ohne Grund ἀγελαῖοι corrigirt, von ἀγελάζω.
3.
Oben S. 133.
4.
Suidas.
5.
οἰ δέκα ἔτη ἐν τοῖς
ἀνδϱάσι ἠσκηκότες Heſych. nach Emd. von Valcken. ad Ammon.
1, 12.
6.
Euſt. Il. 8. p. 727, 18. Od. 8, 1592, 57 Rom.
Ammonios s. v. γέϱων.
7.
Euſt. und Ammon. a. O. He-
ſych. Τϱ. — οἱ ἔφηβοι καὶ τὸ σύστημα αὐτῶν. cf. Intpp. T. 2,
1412. Was Mazocchi tab. Heracl. p. 258, 87. ſagt, iſt ſehr
thoͤrigt.
1.
Daher ein beſondres Oelgefaͤß in den Gymnaſien Δωϱὶς
ὄλπα hieß, Theokr. 2, 156., wohl ſehr einfach, wie die Sp. ſtatt
der στλεγγὶς Rohrbuͤſchel nahmen, Schol. Plat. Charm. p. 90.
Ruhnk. Plut. Inst. Lac. p. 253. Lobeck ad Phrynich. p. 430.
bemerkt einſichtsvoll, daß mehrere vocabula musica, palaestrica
et militaria
auch im gewoͤhnlichen Griechiſchen Dialekt Doriſch
colorirt ſind, weil ſie beſonders bei den Doriern gebraͤuchlich wa-
ren.
2.
Dion Chryſoſt. Or. 37, 33. φιλογυμναστοῦσι Αά-
κωνες. Daſſelbe Platon Protag. 342. von den Lakonizonten, die
auch — gegen die Sitte ihrer Vorbilder — den Caeſtuskampf eifrig
trieben. Ariſtot. Pol. 8, 3, 3. ſagt blos, daß die Abhaͤrtung der
Jugend in Sp. ſie zu ϑηϱιώδεις mache.
3.
Vgl. was der
1.
Plut. Lyk. 19. reg. ap. p. 125. Lac. ap. p. 225. Se-
neca de benef. 5, 3. Was Xen. Staat 4, 6. von den Fauſt-
kaͤmpfen der ἡβῶντες ſagt, geht nicht auf gymnaſtiſche.
2.
Pla-
ton Laches 183.
3.
Wo ſie gewiß mit dem Soͤldnerdienſt
zuſammenhing und ἐπἱδειξις der Virtuoſitaͤt im Waffengebrauch
war.
4.
Athen. 4, 154 d. Auch gab es eine eigenthuͤmliche
Μαντινικὴ ὅπλισις.
3.
Lakone bei Plut. Lak. Ap. p. 246. uͤber den Unterſchied von κϱείσ-
σων und καββαλικώτεϱος (ein beſſrer Ringer) ſagt.
1.
Corſini Diss. Agon. p. 127.
2.
Hermippos fabelt
alſo — wie oͤfter — daß Chilons Sohn zu Olympia im Fauſt-
kampfe geſiegt habe, Diog. L. 1, 3, 5.
3.
Pauſ. 5, 8, 3.
Auffallend aber, daß das πένταλον παίδων nur eine Ol., 38.,
beſtand, da ein Lakedaͤmonier darin ſiegte.
1.
S. die Proverbien ὑπὲϱ τὰ ἐσκαμμένα πηδᾷ.
2.
Str. 6, 262. vgl. Meiners Geſch. der Wiſſ. B. 3. K. 2.
3.
Herod. 5, 47.
1.
Diagoras, ſ. Soͤhne Damaget, Akuſilaos, Derieus, und
Toͤchterſoͤhne Eukles und Peiſirrhodos; vielleicht auch Hyllos
S. Boͤckh Expl. Pind. O. 7. p. 165.
2.
Aeginet. p. 141.
adde Menand. de encom. 3, 1. p. 97. Heeren.
3.
Boͤckh
Expl. Pind. P. 4. p. 268. P. 5. p. 287. adde Heſych. s. v.
ἐλαία
4.
Ebd. ad O. 4. p. 143.
5.
O. 12, 20.
vgl. Boͤckh Expl. p. 210.
6.
Die Spart. liebten beſonders
das κλιμακίξεσϑαι. Platon Kom. bei Aspaſ. zu Ariſt. Eth. Nik.
4, 7. bei Zell. p. 156. vgl. Plut. Lac. ap. p. 241. Das ἀπὸ τϱα-
χήλου γυμνάζεσϑαι, Xen. Staat 5, 9. ſcheint auf beſondre Uebun-
gen der Staͤrke des Nackens zu gehn. Die Argeier waten ἑδϱο-
στϱφοι Theokr. 24, 109.
1.
Bd. 2. S. 69.
2.
Oben S. 292.
3.
Oben
S. 304. Nikol. Damaſk.
4.
S. 42.
5.
Xen. Anab.
4, 6, 14.
6.
Herakl. Pont. 2. Xen. Staat 2, 6. vgl. Cic.
bei Nonius s. v. elepere. Gell. N. A. 11, 18. Aa. Plut. Lyk.
17. handelt nicht genau von der Sache, vgl. Inst. Lac. p. 249.
Lac. ap. p. 239. Die Schol. Plat. Geſ. 1. p. 225 N. 450 B.
verwechſeln die Kryptie damit.
1.
ὅσα μὴ κωλύει νόμος Xen. Anab. a. O. vgl. Staat 2,
6. — Ciceros Behauptung, de rep. 3, 9.: Cretes latrocinari
honestum putant,
muß auch wohl ſehr eingeſchraͤnkt werden. vgl.
indeß Polyb. 6, 46, 1.
1.
Bd. 2. S. 382. Die dort erwaͤhnte φούαξιϱ kommt wohl her
von φύσις, lak. φοῦἱς, od. auch φύα, φούα, u. ἄσκησις zuſmgez. in
ἄξις, ἄξιϱ. Ueber die διαμαστίγωσις vgl. Plut. Lyk. 18. Inst.
Lac. p.
254. Athen. 8, 350 c. Luklan Ikarom. 16. Muſonios
bei Stob. Serm. 92. p. 307. Schol. Platon. Geſ. 1. S. 224 R.
p. 450. Bekk. Cic. Qu. Tusc. 5, 27. Seneca de prov. 4. dazu
die Stellen bei Manſo 1, 2. S. 183. Creuzer Init. philos. Plat.
2. p.
166. Ein βωμονὶκης kommt noch in der S. 128, 7. citir-
ten Inſchr. vor. Daß der bronzene Knabe zu Berlin ein ſolcher
ſei, wie Thierſch vermuthet hat, will mir noch nicht einleuchten;
eher moͤchte ich ihn fuͤr einen Sieger des Pankration ἐν παισὶ hal-
ten, vorgeſtellt wie er zu Zeus um Sieg betet.
2.
Pauſ. 3,
14, 8. vgl. 11, 2. Plat. Geſ. 1. S. 633. Cie. Qu. Tusc. 5, 27.
1.
Ephor. bei Str. 10, 483. Herakl. Pont. 3.
2.
Xen.
Staat 5, 9. — Lakoniſche ἀγωγὴ galt ſpaͤter als eine Art Krafter-
ziehung. So ließ Phokion ſeinen Sohn lakoniſch aufziehn, Plut.
Phok. 20. und Alkibiades ſog wenigſtens die Milch der Amykla.
Plut. Lyk. 16. Schol. Platon Alk. 1. p. 77 R.
3.
Herod.
2.
Lukian Anach. 38. Plut. Ap. Lac. p. 239. Lacaen. p. 258.
Was Platon γυμνοπαιδιὰς nennt, ſind uͤberhaupt Uebungen der
nackten Knaben in der Hitze, vgl. Schol. und Suid. Λυκοῦϱγος. —
Auch die ἡβῶντες kaͤmpften nach Xen. Staat 4, 4. mit den aus-
erleſnen Dreihundert, wo ſie dieſelben trafen.
1.
Nikol. Damaſk.
2.
Plut. Lyk. 14. Lak. Ap. p. 223.
vgl. Manſo 1, 2. S. 162. Ueber die Laufuͤbungen Heſych ἐνδϱιώ-
νας, Welcker zum Alkm. p. 10 sq. Von Uebungen außer den Gy-
mnaſien ſpricht ein Dichter bei Cie. Qu. Tusc. 2, 15. worauf
auch eine Beziehung bei Ariſtoph. Lyſ. 117.
3.
Platon Theaͤ-
tet 162. 169. auch ſagt Plut. Lyk. 14. nur, daß ſie den Pompen
und Taͤnzen der Jungfrauen zugeſchaut.
4.
Bei Athen. 12,
550 d. vgl. Aelian V. G. 14, 7.
3.
9, 72. Ein Lakedaͤmonier glich auffallend dem Hektor, d. h. dem
ſo genannten typiſchen Heroenideal, nach Plut. Arat. 3.
1.
Nach Iſokr. Panath. p. 544. vgl. Perizon ad Ael. V. H.
12, 50. Daß ſie leſen lernten, ſagt Plut. Lyk. 16. Inst. Lac. p.
247. das Gegentheil ein Soph. anon. bei Orelli Opp. mor. II.
p.
214. Die alterthuͤmliche Einfalt der Sitte ſehn wir auch aus
dem Gebrauche, zum Zeichen geſchloſſner Contrakte einen Stab,
eine σκυτάλη, zu zerſchneiden und die Stuͤcke zu vertheilen. Pho-
tios σκυτάλη aus Dioſkorides π. νομὶμων. — Ueber die Leſeſchu-
len in Kreta herakl. Pont. 3. Ephor. bei Str. 10, 482. Die
aͤlteſten Griech. Buchſtaben ſcheint man auch Δωϱικὰ γϱάμματα
genannt zu haben, Suid. s. v. Κόϱιννος.
2.
Aelian V. G.
2, 39. Aehnliches von Lykurgs Geſetzen oben Bd. 2. S. 134.
1.
Daher auch δωϱίζειν, doriſch ſingen, Heſych. Eine dafuͤr
eingerichtete Kithar iſt eine Δωϱία φόϱμιγξ Pind. O. 1, 17., der
ſonſt den der Doriſchen Tonart paſſenden Rhythmos Δώϱιον πέδι-
λον nennt, O. 3, 5., und alles zuſammen Δωϱίαν κέλευθον ὕμνων
Frgm. inc. 98.
1.
Platon Laches p. 188 d.
2.
Einige (ſ. Klem. Alex.
Str. 1. p. 307. vgl. Fabric. Bibl. Gr. 1. p. 301.) ſuchten ſie ſo
zu beantworten, daß Thamyris ſie erſunden habe, der naͤmlich
bei Dorion mit den Muſen wettkaͤmpfte.
3.
Bd. 2. S.
351, 1. Darauf gruͤndete wohl Glaukos bei Plut. Muſ. 4. ſeinen
Beweis des Alters von Terpandros.
4.
Ol. 26. wurden naͤm-
lich nach Soſibios des Lakonen gewichtigem Zeugniſſe die muſi-
ſchen Kaͤmpfe an den Karneen eingefuͤhrt, und der erſte Sieger war
nach Hellanikos Katalog Terpandros, Athen 14, 635. Ol. 33, 4.
aber ſetzt das Marm. Par. ep. 35. ſeine neue Anordnung der
Muſik in Sparta. Hiernach iſt Bd. 2. S. 134. Z. 22. zu recti-
fieiren. Die andern Data uͤber Terpandros Zeit ſtehen dieſen an
Sicherheit bei weitem nach.
1.
So ſagt Pind. bei Ath. 14, 635. Frgm. Scol. 5 Bh.
daß Terpandros bei Lydiſchen Gaſtmalen zuerſt den Saitenklang der
hohen Pektis entgegen toͤnen hoͤrte.
1.
Zuſammengeſtellt aus Boͤckh de metr. Pind. p. 238. ſ.
beſonders Herakl. Pont. bei Ath. 14, 624 d.
1.
S. Athen. 14, 632. aus Herakl. Pont.
2.
Der ſog.
Plutarch in der uͤberaus kundigen und gelehrten Schrift von der
Muſik 9.
3.
S. Ariſtot. u. Ael. Dionyſ. bei Euſt. 9. p. 741,
15. Herakl. Pont. 2. Plut. de sera 13. Heſych μετὰ Λέσβιον
ᾠδόν, Apoſtol. 12, 70. u. Aa. Nach Plut. Muſik 6. war der letzte
der Schule, der in den Karneen auſtrat, Perikleidas, der noch vor
Hipponar lebte; dann hat Ael. Dionyſ. Unrecht, Euaͤnetides und
Ariſtokleides beizubringen, von denen dieſer ſicher juͤnger war;
Phrynis gehoͤrt gar nicht mehr hieher.
4.
S. Diod. Frgm.
1.
Obgleich er zuerſt wegen der Ueberzahl der Saiten von
den Ephoren beſtraft worden ſein ſoll, Plut. Inst. Lac. p. 251 H.
Aber die Erzaͤhlung iſt ſehr verworren. Indeß ſcheint auch Athen.
14, 628 b.: daß die Sp. die Muſik drei mal gerettet, darauf
anzuſpielen.
2.
Denn was die Schol. Od. 3, 267. und Euſt.
zur Stelle von einem uralten Lakonen Demedokos, von einem Do-
rier Sipias, einem Lakonen Pharis, einem Spartiaten Proholos
um die Zeit der Heraklidenwanderung angeben, iſt wohl kaum my-
thiſch zu nennen.
3.
S. oben Bd. 2. S. 207.
4.
Vgl.
uͤber dieſen Boͤckh Expl. Pind. O. 10. p. 197.
4.
11. p. 639. Plut. Muſik. 42. Schol. Od. 3, 267. Buttm. Tzetz.
Chil. 1, 16. Marm. Par. ep. 35.
1.
Polymnaſtos kannte blos die drei aͤltern Tonarten, Plut.
8., und war alſo etwas aͤlter als Xenokritos, der die Italiſche auf-
brachte, und als die Lesbiſchen Lyriker — wenn es genau damit zu
nehmen iſt. Da er aber fuͤr Lakedaͤmon ein Gedicht auf den Tha-
letas machte, Pauſ. 1, 14, 3., und hier als Zeitgenoſſe von Sa-
kadas und den Andern auftritt, ſo kann man ihn nicht uͤber Ol.
40. hinaufruͤcken. Alkman (gegen Ol. 27.) kann ihn auf keinen
Fall erwaͤhnt haben; und ſo ſchlage ich vor bei Plut. Muſ. 5. fuͤr
Ἀλκμᾶν ΑΛΚΑΙΟΣ zu leſen.
2.
Glaukos bei Plut. 10.
3.
Geſaͤnge des Thaletas an dieſen erwaͤhnt auch Soſibios bei
Ath. 15, 678 b. vgl. Suidas s. v. Θαλ. Ich glaube aber, daß
die hier gemeinte Einfuͤhrung erſt in die Zeit der Schlacht von
Thyraͤa, gegen Ol. 58., trifft, da ſich ſehr Viel, namentlich in den
muſikaliſchen Feierlichkeiten der Gymnopaͤdien, auf dieſe bezog. Ath.
a. O. vgl. Etym. M. wenn dort fuͤr Πύλαιαν Θυϱαίαν mit Man-
ſo 1, 2. S. 211. zu leſen; woran noch zu zweifeln. vgl. Bd. 2.
S. 298, 6.
4.
Vermuthlich fuͤr ein Ankleidefeſt der Hera.
5.
Plut. Agis 10. Lak. Ap. p. 205.
1.
Nach Plut. Agis 10. und Inst. Lac. p. 251. auch nach
Cic. de legg. 2, 15. vgl. Dion Chryſoſt. Or. 32. p. 382 b. R.
2.
Artemon bei Ath. 14, 636 e.
3.
3, 12, 8.
4.
Vgl.
uͤber dieſe Etym. M. s. v.
5.
Bei Boeth. de musica ad
calc. Arati Oxon. p.
66. dann bei Caſaub. in Athen. 8. p. 613.
(Schwgh. T. 4. p. 611.) Scaliger zum Manilius, Bulliald zum
Theon, Leopardus Observv., dann Gronov. Praef. ad Thes.
Antt. Gr. V.
5. aus einem Cambeidger Mſ., Chishull Antt.
Asiatt. p.
128. und mit Vergl. mehrerer Mſpte von Oxford (Clea-
ver) Decretum Lacedaemoniorum contra Timoth. Mil. Oxo-
nii
1777. endlich Payne Knight Analytical Essai sct. 7. und
Porſon Tracts and miscell. criticisms p. 143.
1.
Die folgende Recenſion des Dekrets iſt nach den Mſſ. ge-
macht, ohne willkuͤhrliche Eintragung von Lakonismen, dagegen
ſind die kurzen Vocale uͤberall beibehalten, und ſelbſt das ſeltſame
Ι fuͤr ϒ. Επειδε ὁ Τιμολεοϱ ὁ Μιλησιοϱ παϱγινομενοϱ εν ταν
ἁμετεϱαν πολιν ταν παλαιαν μοαν ατιμασδε, και ταν δια ταν
ἑπτα χοϱδαν κιταϱιτιν αποστϱεφομενοϱ πολιφονιαν ειςαγον λι-
μαινεται ταϱ ακοαϱ τον νεον δια τε ταϱ πολιχοϱδιαϱ και ταϱ
καινοτατοϱ το μελεοϱ, αγεννε και ποικιλαν αντι ἁπλοαϱ και
τεταμτεναϱ αμφιεννιται ταν μοαν, επι χϱοματοϱ σινισταμενοϱ
ταν το μελεοϱ διασκειαν αντι ταϱ εναϱμονιο ποτταν αντιστϱο-
φον αμοιβαν· παϱακλετεις δε και εττον αγονα ταϱ Ελεισινιαϱ
Δαματϱοϱ απϱεπε διεσκειασατο ταν τω μιτω διασκειαν, ταν
γαϱ
Σεμελαϱ οδινα ουκ ενδικα τοϱ νεοϱ διδακκε; δεδοκται αϱ
πεϱι τουτοιν τοϱ βασιλεαϱ και τοϱ εφοϱοϱ μεμψατται Τιμο-
ϑεον, επαναγκαται δε και ταν ἑνδεκα χοϱδαν εκταμεν ταϱ πε-
ϱιτταϱ ὑπολιπομενον ταϱ ἑπτα· ὁποϱ ἑκαστοϱ το ταϱ πολιοϱ
βαϱοϱ ὁϱον ευλαβεται ετταν Σπαϱταν επιφεϱεν τι τον με καλον
ετον με ποτε ταϱαττεται κλεοϱ αγονον. (nach Porſon; ἢ τῶν μὴ
ποτὶ τᾶϱ ἀϱετᾶϱ κλέοϱ ἀγόντων).
1.
Bd. 2. S. 402.
1.
So ſteht ετων von ἔθος, was Lakoniſch ΒΕΣΟΡ hieß,
Valcken. ad Theocr. p. 282.
2.
So muͤßte man z. B. fuͤr
μιτω ΜΟϒΣΩ ſchreiben, ſ. Valcken. p. 379. — ohne alle Wahr-
ſcheinlichkeit; fuͤr κιταϱιτιν wahrſcheinlich ΚΙΣΑΡΙΞΙΝ, fuͤr ἀμ-
φιεννιται ΑΜΠΕΝΝϒΤΑΙ (nach ἀμπέσαι — ἀμφιέσαι Heſych)
oder ΑΜΠΙϜΕΝΝϒΤΑΙ (nach βέστον, Etym. M. 195, 45., fuͤr
ἔσϑος Ariſtoph. Lyſiſtr. 1090.) fuͤr ἐπαναγκάται — ΕΠΑΝΑΓ-
ΚΑ῾ΑΙ nach ποιηἁι. u. a. m.
3.
Daß man gern Spartia-
tiſche Denkmale erdichtete, bemerkt auch Valcken. a. O. p. 257.
Die Unaͤchtheit dieſes Dekrets haben ſchon Villebrun zum Ath.
8, 352. und Heinrich Epimenides S. 175. vermuthet.
4.
Pla-
ton Geſ. 2, 660. vgl. 3, 680.
5.
Chishull p. 121.
6.
Ei-
nes Zeitgenoſſen von Timotheos, Plut. Muſ. 21. Athen 8, 352 b.
1.
Plut. 37.
2.
Inſchr. bei Cyriac. Illyr. p. 18, 129.
Murat. 645. Plut. 32. ſchreibt beſonders den Lakedaͤmoniern, Man-
tineern und Pelleneern eine ethiſche Kritik der Muſik zu.
3.
Max. Tyr. 4. p. 46. 21. p. 216. Davis. vgl. Cic. de legg. 2, 15.
4.
Wie fortwaͤhrend in Arkadien nach Polyh. 4, 20, 7.
1.
Bei Demoſth. Midian. 15. vgl. Buttmann p. 35.
2.
Soſibios bei Ath. 678 b.
3.
Pauſ. 3, 11, 7.
4.
Xen.
Staat 9, 5. ἐν χοϱοῖς εἰς τὰς ἐπονειδίστους χώϱας ἀπελαύνεται.
5.
S. das Apophth. des Damonides, Plut. reg. ap. p. 130. Lac.
ap. p.
203. wo aber χοϱαγὸς fuͤr χοϱοποιὸς geſetzt iſt, welcher
Magiſtrat die Choͤre im Ganzen anordnet (Xen. Ageſ. 2, 17. Plut.
a. O. p. 173., aber bei Herod. 6, 67. iſt kein Grund, ihn mit
Valcken. durch Conjectur hineinzubringen); des Ageſilaos Plut.
Lac. ap. p. 173. (wo aber irrig geſagt wird, Ageſ. ſei ſchon als
Knabe zum Koͤnig deſignirt geweſen.) Nach (dem angeblichen)
Xen. Ageſ. a. O. ſoll der lahme Ageſ., vor der Eroberung des Pei-
raͤon, ſelbſt heimgekehrt ſein, um ſich beim Paͤan der Hyakinthien
vom Choropoͤos an ſeinen Platz ſtellen zu laſſen — aber die Ver-
wechſlung mit den Amyklaͤern iſt ſehr klar.
6.
Oben S. 250,
2. wo ich Heſychs Erklaͤrung der des Suidas vorgezogen.
1.
Ariſt. Pol. 8, 6, 6.
2.
Platon Geſ. 2, 666.
3.
Bei Athen. 14, 628 f. Schwgh. fraͤgt, was dies fuͤr ein Dichter
Sokr.: ich glaube, es iſt eine Stelle aus dem πϱοοίμιον auf Apol-
lon, das der Weiſe noch im Gefaͤngniß gearbeitet.
4.
Ebd.
14, 633 a.
5.
Ariſt. Pol. 8, 5. vgl. dagegen auch Chamaͤleon
bei Athen 4, 184 d.
6.
Oben S. 261. 265. vgl. noch Heſych:
φονλίδεϱ, παϱϑένων χοϱὸς, Δωϱιεῖς.
1.
Boͤckh zu Pind. Frgm. p. 598.
2.
S. Plut. Lyk. 21.
vom Selbſtlobe 15. Lac. inst. p. 251. Schol. Plat. Geſ. 1,
223 R. 449 B. Zenob. Prov. Apoſtol. Aa. Tyrtaͤos ſoll ſie einge-
richtet haben, Pollux 4, 15, 106., dem Lykurg geg. Leokr. 162, 21.
uͤberhaupt großen Antheil an der Inſtitution der Jugend in Spar-
ta beimißt. — Dieſen Spartiatiſchen bildet Platon ſeine großen
Stadtchoͤre nach, Geſ. 2, 664 sq.
3.
Bd. 2. S. 343. 349.
4.
Vgl. noch uͤber dieſe, und daß es den Kretern πάτϱιον ſei κυ-
βιοτᾷν Athen 4, 181 b. u. im Allg. Ariſtoxenos bei Ath. 14, 630 b.
1.
Oben S. 281, 3. Euſt. a. O. erzaͤhlt, daß auch Theſeus
mit den ſieben Knaben und ſieben Maͤdchen zu Knoſſos ſo getanzt
habe. vgl. Lobeck zu Soph. Ajax 698. Κνώσσια ὀϱχήματα.
2.
Lukian vom Tanz 12. vgl. Meurſ. Orchestra T. V. p. 237.
3.
Ephor. bei Str. 10, 481 d.
4.
Her. 6, 129. vgl. Weſſel.
5.
Athen. 1, 22 b.
1.
Pauſ. 4, 33, 3.
2.
Her. 3, 131.
3.
Boͤckh ad
Pind. Frgm. inc. 88.
vgl. von Hierax unten S. 337.
4.
Pauſ. 4, 27, 4.
5.
6, 14, 5.
6.
S. das alte Epigramm
bei Ath. 14, 629.
7.
Bd. 2. S. 404.
8.
Ath. 5, 181 c.
9.
Selbſt bei Archilochos iſt daran zu denken, daß er zu derſelben
Colonie gehoͤrte, bei der die Prieſterin Kleoboͤa die myſtiſchen Sa-
cra der Dem. von Paros nach Thaſos brachte.
1.
Beſonders der Χιτωνέα, ſcheint es nach Ath. 629 e.,
die auch von Urſprung Joniſch. Oben Bd. 2. S. 381.
2.
Ath.
4, 103.
3.
Vgl. uͤber dieſen Ath. 624 b.
4.
Pauſ. 2,
21, 3. vgl. Schol. Soph. Ajax 14. zu Eurip. Phoen. 1386. Die
Athena iſt offenbar erſt Vorſteherin der σαλπίγϰται, Σάλπιγξ zu
1.
Ath. 12, 517 a. 14, 627 d. Plut. Muſ. 26.
2.
Po-
lyb. 4, 20, 6. Ath. 14, 626. Plut. a. O. Lukian vom Tanz 10.
Dion Chryſ. Or. 32. p. 380 R. Gell. N. A. 1, 11. Euſt. zur
Il. 23, 1320, 3 Rom.
3.
Frgm. 14. Welck. Pauſ. 3, 17, 5.
nennt Floͤte, Lyra und Kithar zuſammen. — Durch Alkman ſcheint
mir Polyaͤn’s mythiſche Erzaͤhlung geſchichtlich wiederlegt, wie
durch das Bd. 2. S. 344. bemerkte.
4.
Polyb. 4, 20, 6.
vgl. Str. 10, 483 b.
5.
Oben S. 31. 240. 251.
6.
5,
70. vgl. Lukian vom Tanze 10.
7.
Eine Art der Ἐπιβατήϱια
4.
Argos, (Anſpielungen darauf bei Aeſchyl. Eum. 556. Soph. Ajax
17.) geworden, da ſie ſchon Schutzgottheit der Floͤtenſpieler war,
und dies war auch zu Sparta der Fall. Denn aus Polyaͤn 1, 10.
kann man deutlich abnehmen, daß die διαβατήϱια an der Graͤnze
Lakonika’s blos deswegen auch der Athena verrichtet wurden (oben
S. 240.), weil dieſe durch die Floͤten den Taktſchritt des Heeres
leitet.
1.
Plut. Muſik 26. Lyk. 22. wo aber das Καστὀϱειον μἐλος
der Floͤtenſpieler von dem ἐμβατήϱιος παιὰν, den der Koͤnig an-
ſtimmt, getrennt wird (dagegen Polyaͤn 1, 10, ἐμβατήϱιον ἐνδί-
δωσιν αὐλός); weil Καστόϱειον vorzugsweiſe die Melodie der In-
ſtrumente, ἐμβατήϱιον aber auch das Lied bedeutet.
2.
Pollux
4, 10, 78.
3.
Messeniacum metrum s. embaterium, Vic-
torin p. 2522. Putſch. vgl. Hephaeſtion p. 25. 46, 1. Gaisf. Schol.
Eurip. Hek. 59. und Dem. Triklin zu Soph. Ajax 134. Cic. Qu.
Tusc.
2, 16.
4.
Vgl. Plut. Inst. Lac. p. 251. Val. Max.
2, 6, 2.
5.
Pind. P. 2, 69. Hermann de dial. Pind. p. 19.
20.
Boͤckh de metr. Pind. p. 276. Expl. P. 2. p. 249.
6.
Iſthm. 1, 16.
7.
war das Ἀδὠνιον nach Heſych, deſſen Gloſſe ὅπεϱ ὕστεϱον παϱὰ
Λεσβίοις ὠνομάσϑη, ſo wie der Name ſelbſt, noch keineswegs klar
iſt. — Ἐνόπλια μέλη fuͤr ἐμβ. Athen. 14, 630 f. Valckenaer ad
Adon. p. 283.
meint auch, daß der σαϱσίτειος χοϱὸς zur Floͤte ein
ἐμβ. geweſen ſein (von ϑαῤῥεῖν), aber ein ἐμβατήϱιον iſt kein
Chor.
1.
S. oben Bd. 2. S. 408. Eine dritte Meinung iſt die
des Schol. zu Pyth. 2, 127., der νόμος habe ſeinen Namen von
den Dioſkuren, als Erfindern der Pyrrhiche (vgl. Platon Geſ. 7,
795. Lukian vom Tanz 10.), aber in Epicharms Μῶσαι (bei den
Schol. und Athen. 4, 184. f.) ſtand nur: Athena habe den Dioſku-
ren die Floͤte geblaſen zum ἐνόπλιος νόμος, das heißt zur Pyrrhi-
che, und daher ſei in Sp. das Floͤtenſpiel in Kriegsgebrauch gekom-
men — aber nichts vom Καστόϱειος νόμος.
2.
Wie ἄγετ᾽ ὦ
Σπάϱτας εὐάνδϱου bei Dion Chryſ. Or. 2. p. 31 a. R. obgleich
nach Hephaͤſtion das Lacon. metrum ein Tetrameter catal. in
syllabam
mit ſpondaͤiſchem Ausgang iſt, nach M. Victor. a. O. ein
trimeter catal. in syll.
3.
Vgl. oben S. 238, 1.
4.
Dieſe
ſehr genaue und glaubwuͤrdige Nachricht giebt Philoch. bei Ath. 14,
630. Lykurg g. Leokr. p. 212 R. gjebt an, daß ſie bei dem Zelte
des Koͤnigs vor der Schlacht geſungen ſeien. — Vgl. Manſo 1, 2.
S. 171. Conr. Schneider in den Studien Bd. 4. S. 18. Val.
Franck Tyrt. p. 133.
5.
Heſych s. v. ἰβηκτήϱ. Schr. ἰβυϰ-
τήϱ. ἦν παϱὰ Κϱησὶν Ἴβυκος ἐμβατήϱιον ποιησάμενος, ὅπεϱ
ᾄδων οὕτω ἐκαλεῖτο.
6.
S. 249.
1.
S. 250, 6. 7. wo uͤbrigens zu erinnern: daß πϱύλις bei
den Gortyniern den Hopliten zu Fuß bedeutete, nach Euſt. Il. 12.
p. 893, 35. Favorin Ecl. p. 390. Dindorf; daß auch die Pyrrhi-
che in Kreta ſo hieß, kann man aber aus Kallimachos a. O. ab-
nehmen.
2.
S. beſonders Platon Geſ. 7, 795. Ariſterenos
bei Ath. 630 e. Str. 10, 467. Nikol. Damaſe. Κϱῆτες. L [...] [...]an
a. O. 8. Schol. Pind. a. O. Heſych πυῤῥιχίζειν. Pollux 4, 14,
99. leitet von Kreta zwei ἔνοπλοι ὀϱχήσεις, die Pyrrhiche und
den Teleſias ab, vgl. Ath. 630 a.; und nach Ath. 14, 629 c. gab
es daſelbſt auch die verwandten Gattungen ὀϱσίτης und ἐπικϱή-
διος.
3.
Vgl. Hoeck Kreta 1. S. 212.
4.
Oben S. 336,
1.
5.
Schol. Pind. a. O.
6.
Geſ. 7, 815.
1.
Athen 14, 631 a. vgl. Meurſ. Orch. Opp. T. V. p. 242.
Manſo 1, 2. S. 175.
2.
Wie man haͤufig auf Vaſengemaͤlden
ſieht.
3.
Plut. Muſ. 26. vgl. Pollux 4, 10, 79.
4.
Plut.
a. O.
5.
Naͤmlich nach Salmaſius, wohl unzweifelhaſter,
Emendation Ἱεϱάκιον fuͤr Θεϱάκιον bei Pollux 4, 10, 78.
1.
Athen. 15, 678 b. vgl. auch 14, 631 b. 632 c. Ueber
die Gymnopaͤdie uͤberhaupt Meurſ. Orch. p. 202. und was Creu-
zer Comment. Herod. I. p. 230. citirt.
2.
πόῤῥω παῖδες
πόδα μετάβατε, καὶ κωμάξατε βέλτιον, Lukian a. O. 10. 11.
3.
Athen. 1, 14 d. aus Dikaͤarch und Hippaſos. In Argos hie-
ßen gew. Knabenehoͤre Βαλλαχϱάδαι, Birnenwerfer, Plut. Qu. Gr.
51. p. 405.
4.
Pollux 4, 14, 102.
5.
Lyſiſtr. 82. Das
ἀναλακτίζειν der tanzenden Spartiatinnen kommt bei Oreibaſios
Med. p. 121. ed. Mosqu. vor; die ἐκλακτίσματα als Frauentanz
uͤberhaupt bei Poll. a. O.
1.
Bei Pollux: χὶλιά ποκα βιβάντι (wohl βίβατι) πλεῖοτα
δὴ τῶν πή ποκα.
2.
Deſſen Schema
wovon hier Anakruſis und Baſis fehlen.
3.
Pollux 4, 4, 101.
Heſych. vgl. Meurſ. Orch. unter διποδία, διαποδισμός, ποδίκϱα.
4.
Vielleicht haͤngt er mit der trochaͤiſchen Dipodie zuſammen, die
in dieſen Chorgeſaͤngen Hauptmetrum ſcheint, aber mit Kretikern,
Spondaͤiſchen Reihen, daktyliſchen und logaoͤdiſchen Verſen ge-
miſcht.
1.
Bd. 2. S. 374. Das dort erwaͤhnte Relief zu Neapel iſt
beſonders herausgegeben: Illustrazione di un marmo Greco
rappresentante le Cariatidi del Giuseppe M. Parascandolo.
Napoli 1817.
2.
Nach Viſconti Villa Borgh. St. 4. n. 21
sq. Descr. des antiques du Musée roy. n.
523. Gegen
Zoega Bassir. T. 1. p. 111 — 118. deſſen Erklaͤrung Boͤttiger und
Hirt beipflichten. Eine der Figuren auf dem Relief in Paris
ſchlaͤgt das Tympanon; wie auch der Titel des Stuͤckes von Pra-
tinas (vgl. Meineke Euphor. p. 94.) Karyatiden und Δυμαίνας
(Βάκχας χωϱίτιδας) zuſammen ſtellt, Jungfrauen aus der Dyma-
niſchen Phyle, die beſondere Bakchiſche Sacra begingen.
3.
Vieileicht die σαλία, die Heſych: πλἐγμα καλάθφ ὅμοιον, ὅ ἐπὶ
τῆς κεφαλῆς φοϱοῦσιν αἱ Αάκαιναι, erklaͤrt.
1.
Pollux 4, 14, 104. wo offenbar fuͤr Βαϱύλλικα — Βϱυάλ-
λιχα mit Schneider im Lex. zu corrig.
2.
Heſych hat βύλλι-
χαι χοϱοὶ τινες ὀϱχηστῶν παϱὰ Λάκωσιν, dann βϱυαλίκται ὀϱ-
χησταὶ aus Ibykos und Steſichoros, ferner βϱυδαλίχα (aber der
Reihe nach iſt ΒΡϒΑΛΛΙΧΑ zu ſchreiben) als haͤßliche Weiber-
maſken, aus Rhinthon, und βϱυδαλίχας (ΒΡϒΑΑΛΙΧΑΣ) τὰς
μαχλάδας, Λάκωνες, endlich βϱυλλοχισταὶ, die in haͤßlichen Wei-
bermaſken Hymnen ſingen. Ueberall iſt wohl als urſpruͤngliche
Form βϱυάλλιχα vom Tanz, βϱυαλλίχα von der Maſke, βϱυαλ-
λίκτης (wie δεικηλίκτης) vom Taͤnzer zu nehmen.
3.
Bd. 2.
S. 373, 11.
4.
Pollux 4, 14, 104.
1.
Indeſſen iſt der Name ſelbſt aus den Varr. des Mſſ. noch
nicht klar.
2.
Bd. 2. S. 404.
3.
Der Text hat μιμη-
τικὴν δ̛ ἐκάλουν, was offenbar falſch; daß von Deikelikten hier die
Rede, wird ſogleich klar werden: ſo, glaube ich denn, iſt δεικηλι-
στικὴν durch ſein gewoͤhnliches Gloſſem verdraͤngt.
4.
λαμ-
πϱοτέϱα δὲ ἦν, ἣν ſchreibe ich.
1.
Obgleich die Sp. auch eigentliche Schauſpieler δεικη-
λίκτας nannten, Plut. Ageſ. 21. Lak. Ap. p. 185. Apoſtol. 15,
39.
2.
δίκηλον nach Heſych ἀνδϱιὰς, ζώδιον παϱὰ Λάκωσ [...],
bezieht ſich vielleicht auf die B. 2. S. 60, 3. erwaͤhnte Vorſtel-
lung. Zu dieſer Stelle fuͤge ich jetzt noch Folgendes hinzu. Es
gab in Sp. ein Feſt πομπέων δαιμόνων (wie ich bei He-
ſych s. v. στεμματιαῖον corrigire, πομπέως δαίμονος Siebelis ad
Paus.
3, 20, 9.) der Geleitsgoͤtter, welches wahrſcheinlich
Zeus Agetor (oben S. 240, 9.) und Ap. Karneios waren; es ge-
hoͤrte ohne [Zweifel] zu den Karneen. An dieſem ſtellte man ein
Floß auf, und wahrſcheinlich eine Bildſaͤule des Ap. Karneios
(στεμματίας) darauf, beide mit Luſtrationsbinden geſchmuͤckt, und
δίκηλον στεμματιαῖον genannt, in Bezug auf die Ueberfahrt von
Naupaktos.
3.
δεικηλισταὶ σκευοποιοὶ καὶ μιμηταὶ nach So-
ſib. bei Athen 14, 621 d. Heſych s. v. δεικελισταί, cf. Intpp.
μιμολόγοι nach ebd. s. v. δίκηλον, κωμικοὶ nach Euſt. p. 884, 23.
σκωπτικοὶ nach Schol. Apoll. 1, 746. Die lak. Form iſt δεικη-
λίκτας.
4.
a. O. vgl. Euſt. a. O. Suid. und Phavorin s. v.
δικηλιστῶν und Suid. Σωσίβιος. Ueber Lakon. Mimik noch Boͤt-
tiger Quat. aet. rei scen. p. 8.
5.
Vgl. beſonders Plut. Lyk.
1. καὶ φέϱουσι κλέπτοντες, οἱ μὲν ἐπὶ τοὺς κήπους βαδίζοντες
(Obſtdiebe), οἱ δ̛ εἰς τὰ τῶν ἀνδϱῶν συσσίτια παϱειςϱέοντες (die
Diebe der ἑωλομεϱῶν bei Pollux).
1.
S. 42, 3. vgl. noch Schol. Ariſt. Plut. 279. Ritter
632.
1.
Diomed. 3. p. 483. Putſch. Servius ad Virg. Ecl. 1.
Donatus Vita Virg. 84 sq. Diomed knuͤpft auch die Siciliſchen
Bukoliasmen an Sacra der ῍Αϱτεμις Λύη an.
2.
ἐν Ἁλ-
κυόνι καὶ ἐν ̕Οδυσσεῖ ναυαγῷ bei Ath. 14, 619 a. vgl. Heſych und
Etym. M. s. v.
3.
Aelian V. G. 10, 18.
4.
Tityros
nach Serv. ad Ecl. 1, 1. aries maior, qui gregem anteire
consueverit, lingua Lac.,
ein Bock nach Schol. Theokr. 3, 2.
Phot. Lex. Τίτυϱος iſt doriſch fuͤr σίσυϱος, welches alſo urſpruͤng-
lich auch Bock, davon σισύϱνα (σισυϱίνα) oder σισύϱα Ziegenpelz;
mit σάτυϱος dagegen iſt τίτυϱος unmittelbar nicht verwandt (wie
Schol. Theokr. 3, 2. 7, 72. Euſt. Il. 18. p. 1157, 39 R. wol-
len. vgl. auch Creuzer Symbol. 3. S. 197.). Die Floͤte τιτύϱε-
νος bei den Italiſchen Doriern, Artemidor bei Ath. 4, 182 d. Euſt.
Il. 18. p. 1157, 38., hat erſt vom Hirten den Namen.
1.
Der ϑεοὶ Πάλικοι am Aetna, die offenbar urſpruͤnglich
mit der Roͤmiſchen Pales identiſch ſind, die ſonach zu dem Siculi-
ſchen Zweige der Roͤmiſchen Religion gehoͤrt.
2.
S. außer den
Schol. Theokr. und Virg. Aelian a. O.
3.
Theokrits Gedichte
geben leider wenig Auſſchluͤſſe uͤber dieſe Dinge, weil grade die ei-
gentlichen Bukolika am meiſten Kunſtdichtung ſind.
4.
Poet.
4, 14.
5.
Ath. 14, 631.
6.
Semos von Delos bei Ath.
14, 621 f. 622 c. und Suid. s. v. Σῆμος. vgl. Bd. 2. S. 404, 7.
1.
Ich glaube, daß das Sprichwort μωϱότεϱος Μοϱύχου ur-
ſpruͤnglich auf die Poſſenſpiele bei dem Weinleſefeſte geht, wo man
in Sicilien dem Gotte, und wohl auch ſich ſelbſt, das Geſicht mit
Traubenſaft beſchmierte. — In Italien gab es aber auch bei dem
Feſte der Art. Korythallia Spaßmacher mit hoͤlzernen Maſken (κύ-
ϱιϑϱα) κυϱιττοὶ genannt. Heſych s. v.
2.
Aegin. p. 170 sq.
1.
Ariſt. Weſpen 57. Myrtilos ἐν Τιτανόπαισι bei Aſpaſios
zu Ariſtot. Eth. an Nikom. 4, 2, 20. fol. 53 B. Ald. Eupolis
Πϱοσπαλτίοις bei Schol. Ariſt. Weſp. a. O. vgl. noch uͤber γέλως
Μεγαϱικός, Diogen. Prov. 4, 88. Vatic. 1, 46. Apoſtol. 6, 2.
Was Ariſtot. a. O. erzaͤhlt, betrifft blos den unpaſſenden und thoͤ-
rigten Aufwand eines Megariſchen Choregen fuͤr Komoͤdie bei der
Ausſchmuͤckung des Theaters.
2.
Ariſtot. Poët. 3. Aſpaſios
a. O.
1.
Dies iſt offenbar der Sinn der Verſe bei Aſpaſios a. O.
Μεγαϱικῆς κωμῳδίας ᾀσμα δίειμ᾽ · ᾐσχυνόμην (ſo nach dem Cod.
in Bibl. CCC.
bei Gaisford ad Hephaest. p. 97.) τὸ δϱᾶμα Με-
γαϱικὸν ποιεῖν. Der erſte Vers iſt in Unordnung, und zweifel-
haft, ob ſie uͤberhaupt ſo zuſammen ſtanden.
2.
S. uͤber ihn
Schneider ad Arist. Pol. 8, 6. Gaisf. a. O. beſonders Naeke
Choeril. p. 51 sq. Ich halte ihn nach Aſpaſios und einigen an-
dern Hindeutungen fuͤr den aͤlteſten Attiſchen Komiker, alſo fuͤr
aͤlter als Chionides und Magnes, die nach der Ἀναγϱ. Ὀλυμπ.
und nach Suid., jener Ol. 73. lebte, dieſer ein juͤngerer Zeitgenoſſe
des Epicharm war. Ariſtot. 3, 5. ſetzt ſie freilich lange nach
Epicharm, und, wie es nach 5, 6. ſcheint, auch nach Krates, der
in Athen zuerſt Komoͤdien ordentlich componirt habe; was doch
jene beiden auch thaten: aber ich moͤchte bezweifeln, daß man mit
Ariſtot. Angaben auskommen koͤnne.
3.
Aſpaſ. a. O. Schol.
zu Dionyſ. Thrax. in Bekkers An. Gr. 2. p. 748. vgl. Bentlei
Phalaridea p. 261.
4.
Marm. Par. ep. 34. Klem. Alex.
Str. 1. p. 308.
5.
Wie man aus Statius Theb. 12, 619.
abnehmen kann.
1.
Nach Ariſt. Poët. 3. entſtand ſie waͤhrend der Demokratie
in Megara; allein die Epoche, wo dieſe beſtand (ſ. oben S. 166.)
iſt zu ſpaͤt dafuͤr, womit indeß nicht gelaͤugnet werden ſoll, daß ſie
mit einem demokratiſchen Princip zuſammenhing, das ſchon vor
Theagenes in Megara war.
2.
Boͤckh Staatshaush. 2. S.
362 ff. und Thierſch Einl. zu Pindar S. 117. mit der Gegenbe-
merkung uͤber den τὰ ἐπινίκια κωμῳδός. Goͤtting. Anz. 1821. St.
106. S. 1050. Fuͤr lyriſch halte ich auch die Komoͤdien Antheas
des Lindiers,
Zeitgenoſſen von Kleobul: welcher merkwuͤrdige
Mann fein ganzes Leben hindurch διονυσιάζων und κωμάζων Phal-
lophorien fuͤhrte, und außer Komoͤdien auch die dunkle ποίησις διὰ
συνϑέτων ὀνομάτων uͤbte. Athen 10, 445 a. Hier ſind Komoͤdien
offenbar nur Komosgeſaͤnge. Daſſelbe gilt von den giftigen Komoͤ-
dien des Timokreon, auch eines Rhodiers. Suid. Τιμ.
1.
Poet. 3, 5.
2.
Bd. 2. S. 122.
3.
Daß die
Namen „Chimaros und Tityros“ nach dem Geſchaͤft des Mannes
erdichtet ſind, bemerkt Welcker zu Schwenks Etym. myth. And.
S. 331. Vgl. denſelben uͤber die angebliche Vaterſtadt Kraſtos.
4.
Diog. Laert. und τινὲς bei Suid. vgl. Diomed 3. p. 486.
Putſch. — Ein Samier heißt er aus Verwechſlung mit Kadmos.
5.
Bd. 2. S. 170. womit zu vgl. Bd. 3. S. 147. und die chro-
nologiſche Beilage unten.
1.
Damit ſtreitet freilich die Nachricht bei Diog. L. 8, 78.
daß Epich. als ein dreimonatlich Kind aus Kos nach Megara ge-
kommen, aber es kann doch keine der andern darum aufgegeben
werden. Die Nachricht des Anon. π. κωμῳδίας bei Kuſter. Ariſt.
p. XII. γέγονε κατὰ τὴν ογ` Ὀλυμπιάδα, und die ſonderbare des
Suid. ἦν δὲ πϱὸ τῶν Πεϱσικῶν ἔτη ἓξ, διδάσκων ἐν Συϱακού-
σαις, moͤchten auf Epicharms Ankunft in Sicilien zielen. — Herm.
Harleß de Epicharmo hat die hiſtoriſchen Umſtaͤnde noch nicht ge-
nuͤgend erwogen.
2.
Jambl. Pythag. 34. vgl. Plin. H. N.
20, 11. Diog. a. O. Eudocia bei Villoiſ. Anecd. T. 1. p. 193.
3.
Suid. Daß er zuerſt die Scene mit purpurrothen Fellen be-
legte, erinnert an den Megariſchen Choregen, der wirklichen Purpur
daranwandte. Ariſtot. cit. S. 349, 1. Bentlei Phalar. p. 260. haͤlt
ihn fuͤr denſelben mit dem Maenalier Phormis, der Gelon und
Hieron eifrig gedient; mir ſcheinen die Begriffe eines Arkadiſchen
condottiere, und eines komiſchen Dichters unvereinbar.
4.
Fa-
bric. 2. p. 315. Harl.
1.
So hat man gar keinen Grund zu behaupten, Epicharm
habe etwa nur zwei Interlokutoren gehabt. Drei, naͤmlich Amy-
kos, Polydeukes und Kaſtor, gehn ſchon aus dem einen Verſe bei
Schol. Soph. Ai. 1074. hervor; und mehrere mußte der Ἅφαι-
στος haben.
2.
S. Caſaub. zu Ath. 3, 13. p. 176. Harleß
a. O. p. 45.
3.
S. Photios p. 59. und Suid. s. v. Ἥϱας
δὲ δεσμούς.
1.
Abgebildet Mazocchi tab. Heracl. ad p. 138. Hancar-
ville T. 3. pl. 108. Millin Galérie mythol. 13, 48.
2.
Dies
unteritaliſche Spirituszeichen kommt außer den Monumenten He-
rakleas und dieſer Vaſe auch noch auf der Paͤſtaniſchen, die Lanzi
(Illustraz. di due vasi fittili etc. Roma 1809.) u. Aa. heraus-
gegeben, vor. Oſann Sylloge inscr. p. 72. weiß ſich viel damit,
es auf der tabula aenea Lacedaemone consignata entdeckt zu
haben, welche ich ihn ſehr bitten moͤchte nachzuweiſen. Indeſſen
mag der Leſer erahnen, woran ſich der Vater dieſes Un-
dings verſeben
.
3.
Warum ich nicht (mit Viſconti Mus.
PioCl. T. 4. p.
20. und Welcker bei Diſſen ad Pind. N. 4. p.
386.) glaube, daß Daͤdalos den Hephaͤſtos ſelbſt bedeute, kann man
aus dem Zuſammenhange abnehmen.
1.
Millingen Vases de Coghill pl. 6. und bei Millin T. 1.
pl.
9. Die Scene bei Millin T. 2. pl. 66. Tiſchbein 3, 9. 4,
38. iſt offenbar dieſelbe, und Millingens Meinung p. 10. ſcheint
mir unhaltbar.
2.
Bd. 2. S. 457.
3.
Millin 1. pl.
63. 72. vgl. Tiſchbein 2, 7. 18.
4.
Winckelm. Monum. in-
ed. n. 190. p.
284. Hancarville T. 4. pl. 160.
1.
Bei Tiſchb. 4, 57. Es ſieht dem Κάγχας der zunaͤchſt
folgenden Darſtellung aͤhnlich.
2.
Vgl. A. W. Schlegel uͤber
dramat. Kunſt 2. S. 8.
3.
Millingen Peint. de coll. div.
46. vgl. die Erklaͤrung p. 69.
4.
S. 343.
5.
Daß
die Darſtellung aus Epicharins Σκίϱων entlehnt ſei, moͤchte ich
aus oben angedeuteten Gruͤnden nicht behaupten, obgleich darin
das Bett des Prokruſtes wohl eben ſo vorkam, wie in Euripides
Σκίϱων. Von dieſem Hemſterhuis zu Poll. 10, 7, 35. Boͤttiger
Vaſeng. 1, 2. S. 147.
1.
Zu Pollux 9, 4, 26.
2.
Schol. Pind. P. 1, 99. vgl.
Boͤckh Expl. P. 2. p. 240.
3.
Athen 6, 235. 236 a. 10,
429 a.
4.
Ἐπίχ. γνωμικὸς nach dem Anon. π. κωμῳδίας
p. XII. Kuſter.
5.
Jambl. Poth. 36. S. 219. deſſen Angabe
1.
Diog. L. 3, 16.
2.
S. Diog. 8, 78. Eudocia bei
Vill. 1. p. 193. vgl. den Ἐπιχάϱμειος λόγος bei Suid. und die
Frgm. Ennii ed. Hessel. p. 170. Doch iſt es moͤglich, daß die-
ſer Ἐπ. λόγος blos ein Auszug aus ſeinen Komoͤdien war.
5.
Boͤckh. Philol. S. 13. annehmlich findet. Der Name des Man-
nes iſt dunkel, Ἀϱήσας nennt ihn Jamblich, Ἄϱκεσος Plut. de
genio Socr.
13.
1.
Cicero nennt ihn Tusc. 1, 8. und ad Att. 1, 19. acutus
und vafer als Siculus.
2.
Bentl. Phalar. p. 413.
3.
Wie aus Photios s. v. Ῥηγίνους zu ſchließen, wo Sophrons Sohn
Xenarch (auch ein Mimograph vgl. Hermann ad Arist. Poët. 1,
7. p.
94.) als Zeitgenoſſe von Dionys (dem aͤltern) erwaͤhnt wird.
Suid. und Eudocia p. 389. ſetzen Sophron in Xerxes — und Eu-
ripides Zeit; mehrere Neuere ſind der erſten Angabe gefolgt.
4.
Die ſich mit einem gewiſſen Parallelismus entſprochen zu haben
ſcheinen, wie theils aus einigen Fragmenten; theils aus Vergl. des
Schol. in Gregor. Naz. in Montf. Bibl. Coislin. p. 120. mit
dem Gedicht, wozu es gehoͤrt, in Jac. Tollius Itin. Ital. p. 96
sq.
erhellt. vgl. Hermann a. O. p. 93.
1.
Daher auch in aͤltern Inſchr. oͤfter Stuͤcke von Hexame-
tern vorkommen.
2.
Xen. H. 1, 23. Plut. Alkib. 28. Eu-
ſtath. zu Hom. Il. 1, 63, 1. Apoſtol. 9, 2. Vgl. Valcken. ad Adon. p.
264. Aber daß Hippokrates abſichtlich zwei Skazonten haͤtte
machen wollen, waͤre ſehr komiſch.
3.
Bei Plut. Lacaen.
ap. p.
260. τεῦ und ἀπωθεῦ nach Valck. p. 260. der einige Brie-
ſe zuſammenſtellt, die daſſelbe etwas anders ſagen.
4.
Man
vergleiche damit z. B. das Fragment von Sophron bei Demetr.
151., vollſtaͤndiger bei Athen. 3, 86. vgl. Toup. Cur. nov. in
Suid. p.
113.
τίνες δ̛ ἐντί ποκα, φίλα, ταίδε τοι

μακϱαὶ κόγχαι; Β. σωλῆνες,

τουτί γα γλυκύκϱεων κογχύλιον

χηϱᾶν γυναικῶν λίχνευμα.
1.
σικελίζειν τὸ ἀτηϱεύεσϑαι bei Epicharm, τὸ πονηϱεύε-
σϑαι nach Aa. Photios p. 378.
2.
Diod. 20, 63.
3.
S.
daruͤber beſonders Valcken. ad Adon. p. 200 sq.
1.
S. Demetr. de eloc. 156. vgl. 127. 162. Ulpian zu
Demoſth. Olynth. p. 36. vgl. Apollodor τοῖς πεϱὶ Σώφϱονος
Frgm. p. 438 sq. Heyne. Sophron hatte auch haͤufig ſog. ob-
ſcene Allegorieen, wie in dem Frgm. eines μῖμος ἀνδϱεῖος bei De-
metr. de eloc. 151. wo zum Verſtaͤndniſſe dient, daß ἄγκυϱα auch
bei Epicharm τὸ αἰδοῖον hieß. Bekk. Anecd. 1. p. 209, 27.
2.
Vgl. uͤber Sophron indeß die Nachweiſungen von Fabric. Bibl.
Gr. 2. p. 493 sq.
Harl. und C. J. Blomfields Anfang einer
Fragmentſammlung im Class. Journal T. 4. n. 8. p. 380.
1.
Identiſch mit φλυακογϱαφία, Suid. s. v. Ῥίνϑων Aa.
2.
Des Amphitryon, Herakles, Oreſt, Telephos, der Iphigenieen,
des Sklaven Meleagros bei Athen. Pollux, Hephaͤſtion, Herodian.
Was Oſann Anal. p. 71. ſagt, begreif’ ich nicht: daß dieſe drama-
ta neque argumento a vulgato tragoediae et comoediae ge-
nere discrepasse neque metro.
3.
So erklaͤren auch Meh-
rere den Namen Φλύακες, Steph. B. Τάϱας. Euſt. zu Dion. P.
976. φλύακες τϱαγικοὶ Noſſis Epigr. bei Brunk. Anal. T. 1. p.
196. vgl. Reuvens Collect. litter. p. 71.
4.
Apollon. Dyſk.
de pron. p. 364 c. Bekk. vgl. Valcken. ad Adon. p. 294.
1.
Bei Hephaͤſtion de metr. p. 9. Gaisf. Rh. ſagt nach ei-
nem Jamben, in deſſen letzter Theſis eine Sylbe ſteht, die nur
durch eine große Freiheit kurz iſt: Geh immer, lahmer Jambe,
was kuͤmmerts mich. Jambiſche Trimeter des Rh. kommen oͤfter
vor, zwei gut gebaute bei Herodian p. 19, 27. 30. Dind.
2.
So ſcheint wenigſtens bei Sopatros, einem andern Phlyakogr., ein
Hexameter vorzukommen, Athen 14, 656 f. wenn Oſann Anal. rei
scaen. p.
73. recht emendirt, aber die andern Verſe deſſelben ſind
jambiſch. Auf keinen Fall konnte Rh. ἱλαϱοτϱαγῳδία im Ganzen
ἑξαμετϱικὴ heißen, und ich ſtimme bei Lydus 1, 41. Reuvens bei,
der das ὃς ἑξαμἐτϱοις ἔγϱαψε κωμῳδίαν fuͤr einen Mißverſtand des
Auktors erklaͤrt, und 1, 40. glaube ich mit Lange Vindic. trag.
Rom. p.
51. kann ἑξωτικὴ wohl vertheidigt werden.
3.
Schon
Valcken. ad Adon. p. 294. ſtellt ſo Sklerias (den er mit Skiras
Ath. 9, 402 b. fuͤr einerlei hielt) Blaͤſos und Rhinthon zuſam-
men; und es iſt kein Zweifel, daß Reuvens p. 69. bei Lydus rich-
tig ῾Ρίνϑωνα καὶ ΣΚΙΡΑΝ καὶ Βλαῖσον corrigirt hat; der alte
Pythagoreer Arkeſos wuͤrde ſich zwiſchen den beiden Phlyaken hoͤchſt
komiſch ausnehmen. Die Stelle des Lydus bleibt immer etwas
kraus, doch fuͤhrt Reuvens φλυακογϱάφων fuͤr πυθαγοϱων und Lan-
ge’s κωμικῶν fuͤr οὐ μικϱῶν gewiß am beſten zum Ziel. Bei He-
ſych s. v, ἄσεκτος mag man fuͤr παϱὰ ῾Ρίνθωνι Ταϱαντίνῳ φι-
λοσόφῳ auch φλυακογϱἀφῳ oder ΤΗΛΕΦΩι eorrigiren.
1.
Fabric. 2. p. 426. Harl. Reuvens Coll. p. 79.
2.
Vgl. Jean Paul Vorſchule zur Aeſthetik 1. S. 131.
1.
Ueber die Erklaͤrung der Stelle ſ. Bd. 2. S. 404, 6. Ob
μεγαϱίζειν fuͤr jammern, Ariſtoph. Ach. 822. Suid. und die Paroͤ-
miographen unter Μεγαϱέων δἀκϱυα. vgl. Tyrrwhit ad Arist. Poët.
174., nicht eben ſo auf Tragik zielt, wie Μεγ. γἐλως auf Komik?
2.
Bei Suid. Θἐσπις. vgl. οὐδὲν πϱὸς Διόνυσον, und daſſelbe
Spruͤchw. bei Photios und Apoſtol. Dort heißt es: Ἐπιγένους
τοῦ Σικυωνίου τϱαγῳδἰαν εἰς αὐτὸν (was Suid. mit τὸν Διόνυ-
σον vertauſcht, aber es iſt vielleicht ein alter Fehler fuͤr ΑΔΡΑ-
ΣΤΟΝ) ποιήσαντος ἐπεφώνησάν τινες τοῦτο ὅϑεν ἡ παϱοιμία.
1.
Poet. 3. und Hermann zur Stelle p. 104. Wilh. Schnei-
der’s Einwuͤrfe de origg. trag. Gr. p. 21 sq. laſſen ſich wohl
nach der oben aufgeſtellten Anſicht beſeitigen.
2.
Specieller
von den Sikyoniern, daß ſie die Trag. erfunden, Themiſt. Or. 19.
p.
487.
3.
Staatshaush. 2. S. 362.
4.
Beſonders
Ariſtokles bei Athen 14, 630 c.
5.
Suid. s. v. Ἀϱίων.
1.
Nach deſſen Regierungsanfang ſeine Zeit bei Suidas an-
gegeben wird, Ol. 38. Euſeb. Ol. 40.
2.
Daher heißt auch
ſein Vater angeblich Kykleus, nach der S. 352,3. beruͤhrten Analo-
gie.
3.
Herod. 1, 23. vgl. Hellanik. bei Schol. Ariſt. Voͤgel
1403. S. 87. Stz. Ariſtot. bei Prokl. Chreſtom. p. 382. Gaisf.
Zu Herodots Stelle bemerke ich, daß wir wunderbarer Weiſe die Fa-
bel von Arions Delphinenfahrt noch in ihrem Entſtehen darlegen
koͤnnen. Die Tarentiniſche Colonie war von Taenaron nach Ita-
lien geſchifft, mit dem Culte und unter dem Schutze des Taenari-
ſchen Poſeidon. Bd. 2. S. 126. Dies ſtellte der Mythus dar, in-
dem er den Taras ſelbſt auf einem Delphin hinſchwimmen ließ,
wie ihn die Muͤnzen noch zeigen, vgl. oben S. 216, 2. Nun ſoll
Arion grade dieſelbe Fahrt nur in umgekehrter Richtung auf die-
ſelbe Weiſe gemacht haben; und die Muſikliebe der Delphine,
vielleicht noch irgend ein andrer Umſtand mußten helfen, die alte
Sage auf ihn zu uͤbertragen.
4.
O. 13, 18. vgl. Schol
5.
Suid. Πϱατίνας. Aeron ad Hor. A. P. 216. vgl. die Φλια-
σίους Σατύϱους bei Dioſkorides, Jac. Anthol. 1. p. 252. vgl. Ca-
ſaub. de sat. poësi 1, 5. p. 120. Ramb. Toup in Suid. II.
p.
479.
1.
Pauſ. 2, 13.
2.
Wie daraus daß Pratinas auch Do-
riſche Hyporcheme dichtete, Fabric. 2. p. 135., und aus dem Titel
eines Stuͤcks: Δυμαῖναι ἢ Καϱυατίδες (oben S. 341, 2.) zu
ſchließen. Beilaͤufig erwaͤhnen wir ein altes σχῆμα des Satyrtan-
zes, die παλαιὰ σκοπεύματα (Aeſchyl. θεώϱοις ἢ ἰσϑμιασταῖς
Frgm. 65. p. 58. Schuͤtz.), weil es die Bemerkung bei Athen. 14,
629 b. beſtaͤtigt, daß die bildende Kunſt manche Weiſen der alten
Orcheſtik aufbehalten habe. Es war eine alte Idee, Pane und
Satyrn von der Sonne geblendet, die Augen mit der Hand dek-
kend und darunter hervorblinzend zu denken; man hatte im Alter-
thum beruͤhmte Bildſaͤulen der Art, und es giebt noch jetzt deren.
Dieſe Geberde ſpielte in einem ſatyriſchen Tanz die Hauptrolle, der
zu Aeſchylos Zeit ſchon veraltet war.
3.
So Fr. Schlegel
Geſch. der Poëſie der Griechen u. Roͤmer 1, 1. S. 226 ff. Conr.
Schneider Geſch. der Elegie in den Studien B. 4. S. 2.
1.
Eine Ausnahme macht indeß die choriſche Poëſie der Ko-
rinna in Boͤotiſchem Dialekt.
2.
Boͤckh ad Pind. Frgm. p.
607.
3.
Im Prytaneion zu Elis ſang man auch zu Pauſ.
Zeit (5, 15, 8.) Doriſche Geſaͤnge, und die an den Lernaͤen ge-
brauchten ἔπη waren in demſelben Dialekt. 2, 37, 3.
1.
Vgl. oben S. 329. und die τετϱαγὠνους χοϱοὺς der La-
koniſten, Ath. 4, 181 c. aus Timaͤos.
2.
Bei Plut. Lyk. 21.
3.
Ebd. Frgm. inc. 110 Bh.
4.
Aelian V. G. 12, 50.
5.
Oben Bd. 2. S. 132, 7.
6.
Nach Athen. 14, 632 f.
7.
Plut. Lyk. 28.
8.
Soſibios bei Ath. 15, 678 b.
9.
Oben
S. 321. Philoxenos aus Kythera in Dionys Zeit will ich nicht in
Anſchlag bringen.
10.
Pauſ. 3, 17, 3. Auch der Lakone Areus
(Anton. Lib. 12.) war ein Lyriker, und nicht einerlei mit dem
Epiker Ἄϱειος, bei Pauſ. 3, 13, 5. wenn dieſer exiſtirte.
1.
Valer. Max. 5, 3. Liebel Archil. Frgm. p. 147.
2.
Plut. Kleom. 2. de solert. anim. 1. Ap. Lac. p. 244.
3.
Frgm. 73. bei Apoll. Dyſk. de pron. p. 381. Bekk.
4.
Frgm.
27. bei Ath. 13, 600 f.
5.
Schol. Ariſt. Lyſiſtr. 1239. Suid.
s. v. Κλειτ. Olear bei Wolf Frgm. mul. 2, 145. Fabric. Bibl.
Gr. 2. p.
117. Harl.
6.
S. ebenda 1 p. 883.
7.
Wolf a. O. p. 62. Fabric. 2. p. 157.
8.
Ich will dieſen
ſchoͤnen und aͤchtdoriſchen Charakter dadurch nicht vernichtet haben,
daß ich das einzelne und beſtimmte Ereigniß, wie ſie Kleomenes in
die Flucht geſchlagen, fuͤr fabelhaft exklaͤre (oben Bd. 2. S. 173,
2.), wovon ich auch jetzt noch nicht abgehe, obgleich das ἐκ πε-
ϱιουσἰας uͤber das Relief (nicht Bildſaͤule) derſelben im T. der
Aphrodite Geſaate als bloße Meinung, nicht als Argument gelten
ſoll.
9.
Fabr. 2. p. 135.
1.
Plut. Sympoſ. 5, 2. p. 206.
2.
Aegin. p. 143. vgl.
Diſſen Expl. p. 381.
3.
S. oben S. 148, 1. uͤbrigens Fa-
ricius.
1.
Es iſt freilich kekk, uͤber Gegenſtaͤnde ſo verwickelter For-
ſchung Unbewieſnes in den Noten auszuſprechen, aber der Zuſam-
menhang fordert die Bemerkung, daß ich Homers Dialekt, ſo wenig
als ihn ſelbſt, fuͤr urſpruͤnglich Ioniſch halte, und den Ionismus
darin nur als einen durch herrſchende Rhapſodenſchulen aufgetrag-
nen Ton anſehe.
2.
Epiker Doriſchen Stamms waren Eume-
los von Korinth, Kinaͤthon der Lakone, Augeas von Troezen, Pei-
ſandros von Rhodos, Panyaſis von Halikarnaſſ, und fuͤr das philo-
ſophiſche Lebrgedicht Empedokles von Akragas.
3.
S. beſonders
Bd. 2. S. 349.
4.
Bd. 2. S. 349. wo ich aber hier zu be-
richtigen habe, daß μέλη bei Plut. Muſik 3. nach dem Zuſammen-
1.
Oben Bd. 2. S. 134. wo derſelbe Irrthum zu berichti-
gen. Die Geſetze wurden ohne Zweifel epiſch oder elegiſch abge-
faßt, moͤglich von Terpandros ſelbſt, der auch ἐποποιὸς, und πϱοοί-
μια zur Einleitung Homeriſcher Geſaͤnge dichtete. Doch dichtete
derſelbe auch Skolien, wohl der Doriſchen Art, Plut. Muſ. 8.,
und Spondiaka in Doriſcher Tonart, wie das herrliche bei Klem.
Al. 6. p. 658.: Ζεῦ πάντων ἀϱχὰ, πάντων ἡγῆτοϱ Ζεῖ, Σοὶ
πέμπω ταύταν ὕμνων ἀϱχάν. Auch ſeine ἔπη waren, wenigſtens
zum Theil, in Doriſchem Dialekt, in welchem auch die aͤltern Or-
phika nach Jamblich und viele Delphiſche Orakel, von denen Beil.
4., gedichtet waren.
2.
Worauf auch das: numeros minuit
in carmine
(Welcker p. 11.) geht.
4.
hang nichts von lyriſchen Maaßen ausſagt, ſondern blos Melodieen
bezeichnet, und das μέλη πεϱιτιϑέναι τοῖς ἔπεσι der alten Me-
lopoͤen nicht ein Vermiſchen des Hexameters mit andern Maaßen,
ſondern blos die muſikaliſche Compoſition anzeigt. Die Erinnerung
verdanke ich Boͤckh.
1.
Z. B. das herrliche Frgm. 10. bei Welck.
2.
Frgm.
63.
3.
Ein alter erotiſcher Dichter war auch Ametor von
Eleutherna auf Kreta, Athen. 14, 638 b., von dem ein Geſchlecht
Kithariſten daſelbſt Ἀμητοϱίδαι hieß. Heſych s. v., nach dem
Athen. und Etym. M. 83, 15. zu verbeſſern ſind. Ὁ τοὺς Εἱλώ-
τας πεποιηκὼς (Eupolis wohl nicht, ſondern eher ein Doriſcher
Dichter, wie Athen. 9, 400 c. und beſonders Herodian π. μον.
λεξ. 10, 34. vgl. 26, 28. Dind. abnehmen laſſen) klaat bei Athen.
1.
Bd. 2. S. 410.
2.
Oben S. 300, 6. 7.
3.
14, 638. daß es altvaͤteriſch gelte, die Lieder des Steſichoros,
Alkman und Simonides zu ſingen, dagegen hoͤre man uͤberall den
Gneſipp, der den Buhlern Staͤndchen gedichtet, um durch Jam-
byke und Trigonon die Frauen hervorzulocken. Das oft mißver-
ſtandne Fragment ſcheint in logaoͤdiſchem Versmaaße, vom Doriſchen
Dialekt hat es nur wenig. Die Heloten waren vielleicht ein Mi-
mos.
1.
Oben S. 282. 313.
1.
Vgl. Bd. 1. S. 359.
2.
Aeginet. p. 96 sq. wel-
cher Abſchnitt, dem gutmuͤthigen Intereſſe zu danken, das einige
treffliche Gelehrte daran genommen, naͤchſtens ganz erneuert als
Beilage zu dem Buch erſcheinen ſoll.
3.
Thierſch Epochen 2.
S. 27.
4.
Oben S. 29.
5.
Bd. 2. S. 360. Fuͤge
noch die Bruͤder Ariſton und Teleſtas hinzu, nach Pauſ. 5, 23, 6.
6.
Denn ich glaube wirklich, daß dieſe Darſtellung des Siegs der
Aeakiden uͤber Troja an dem Tempel des Helleniſchen Zeus, mit
1.
Vgl. Schellings Bemerkungen zu Wagners Bericht S. 18.
140. der zuerſt den Begriff einer Doriſchen Bildkunſt angeregt hat.
6.
deutlicher Hindeutung auf Perſiſches Coſtuͤm in einer Figur der
Feinde, einem Pindariſchen Gedicht zu vergleichen iſt, das die ge-
genwaͤrtige Ehre durch die Bilder mythiſcher Thaten darſtellt und
verherrlicht.
1.
Nur von dieſem allgemeinen Satze aus erklaͤrt ſich, war-
um auch die Koiſchen Aerzte ioniſch ſchrieben.
1.
Platon Hipp. mai. 285 c. vgl. Plut. Lyk. 23. So wur-
de auch Dikaͤarchs Πολιτεία Σπαϱτιατῶν jaͤhrlich in Sparta im
Ephoreion abgeleſen, nach Suid. s. v. Δικ. und fruͤher fand Heka-
taͤos der Mileſier dort guͤnſtige Aufnahme, Plut. Lak. Ap. p. 199.
2.
Dies gilt von fruͤhern Zeiten; denn ſpaͤter finden wir auch un-
ter den Doriern Hiſtoriker genug. Als Lakedaͤmonier kommen bei
Athen. Nikokles und Hippaſos (vgl. Schweigh. zu Ath. Ind. p.
129.
), bei Plut. u. A. Ariſtokrates, Pauſanias bei Suid., Diophant bei
Fulgentius, ſehr haͤufig Soſibios vor. vgl. Heeren de font. Plut.
p. 24.
ſonſt Meurſ. Misc. Lac. 4, 17. Zweifelhaft iſt der Λαοκϱά-
της, ὁ Σπαϱτ. bei Plut. de mal. Herod. 35. Derkyllos, den
Argeier, nenne ich, weil er im Dialekt ſeiner Vaterſtadt ſchrieb,
Valck. ad Adon. p. 274. vgl. ad Phoen. Schol. p. 7. adde
Schol. Vratisl. Pind. O. 7, 49.
3.
Wenn man nicht ſeine
Religioͤſitaͤt und eine gewiſſe kindliche Einfalt, die um ſo ſeltſamer
in ihm erſcheint, wenn man bedenkt, daß er ziemlich zur ſelben
1.
Man vgl. oben S. 159. und denke an Gorgias den Leon-
tiner, und daß Hippias ſelbſt aus kleinen Staͤdten Sieiliens, wie
Inykos, ſolche Summen gewann. — Sparta dagegen hatte wie
Argos (oben S. 146.) und Kreta keine Redner, Cic. Brut. 13.
Tac. dialog. 40. und die Rhetorik (als τέχνη ἄνεν ἀληϑείας
Plut. und Apoſtol. 13, 72.) war vom Staate ausgeſchloſſen, Atben.
13, 611 a. Kephiſophon ὁ ἀγαϑὸς μυϑητάς wurde verbannt,
Plut. Inst. Lac. p. 254. Apoſtol. 19, 89., und die Ephoren be-
ſtraften jeden, der eine fremde Redeweiſe in den Staat brachte,
wie man aus Kreta τοὺς ἐν λόγοις ἀλαζονευομένους jagte. Sext
Empir. adv. mathem. 68 b. Auch giebt es keine beſſre Critik
ſophiſtiſcher Panegyriken, als das Lakoniſche: τίς αὐτὸν ψέγει;
3.
Zeit ſchrieb wie Thukyd., fuͤr Doriſche Zuͤge halten will. Doch
fehlt ihm zum Dorier vor allem ein praͤgnanter Begriff vom
Staate.
1.
Oben S. 268.
2.
Plut. de garrul. 17.
3.

βϱαχυλογία ἐγγὺς τῷ σιγᾷν, Lykurg nach Apoſtol. 9, 69.
4.
S.
beſonders Demetr. de elocut. 8. 241 sqq.
5.
Kreta ſtrebt
nach Platon Gef. 1, 641. mehr nach πολύνοια als πολυλογία.
6.
Pind. I. 5, 55. Sophokl. bei den Schol. (6, 87.)
7.
Il.
3, 213. welche Stelle auch die Schol. Ven. Euſt. p. 406 R. und
Tzetz. Chil. 5, 317. auf Lak. βϱαχυλογία beziehen.
1.
Vgl. die entſprechende Bemerkung oben S. 287, 5.
2.
Bei Plut. Kimon 4.
3.
Protag. 342. Auf die Stelle be-
zieht ſich Plut. Lyk. 20. extr. Wenn Thuk. 4, 84. von Braſidas
ſagt, ἦν οὐδὲ ἀδύνατος ὡς Λακεδαιμόνιος λέγειν, meint er wohl
nicht, daß die Lak. unvermoͤgend zu reden, ſondern zielt nur auf
ihre eigenthuͤmliche Ausdrucksweiſe.
1.
Plut. Lak. Ap. p. 242. Aehnlich das: αὐτᾶς ἄκουκα τή-
νας Plut. Lyk. 20. vgl. reg. ap. p. 129.
2.
Lak. Apophth. p.
245.
3.
p. 244. vgl. das Ap. bei Plut. de frat. am. 8. p.
44.
4.
Das Bildliche und zugleich Intenſive zeigt ſich beſon-
ders in Kleomenes Anrede des Krios, in Bulis und Sperthis Re-
1.
Bei Ath. 6, 261 c.
2.
Plut. und Herakl. Pont. 2.
3.
Plut. Lyk. 17. 19.
4.
Oben S. 224.
5.
Dies ſchließe
ich aus der S. 343. angeſ. St. des Pollux, verglichen mit Leoty-
chidas χλεύασμα an den Gymnopaͤdien bei Herod. 6, 67.
6.
Xen. Staat 3, 5. Oben S. 278, 2.
7.
Plut. Lyk. 12. vgl.
Maer. Sat. 7, 5.
4.
de zum Hydarnes „nicht mit Lanzen, mit Beilen wuͤrdeſt du uns
dann rathen um die Freiheit zu kaͤmpfen“, und wie Amompharetos
den Steinblock als Stimmſtein vor Pauſanias Fuͤße wirſt.
1.
τῷ λεγομένῳ εἰς τὸ μέσον, Herod. 6, 129.
2.
V. 55.
3.
Nibelungen Lied V. 6707. S. 345. v. d. Hagen 1820.
4.
Soſibios bei Plut. 25. Es iſt bemerkenswerth, daß ſich bei den
Spartiaten oͤfter der Cultus abſtrakter Begriffe, wie des Θάνατος,
des Φόβος (ſ. oben S. 126.), der Τύχα (Plut. Inst. Lac. p.
253.
) findet, aͤhnlich wie bei den Roͤmern, Plut. Kleom. 9.
5.
Plut. Ageſ. 2.
6.
Kleom. 13.
7.
a. O. auch Plut.
de garrul. 17.
1.
Diog. L. 1, 72.
2.
oder Spartiaten, ſ. die Stellen
oben S. 11, 1. vgl. Diog. Laert. 1, 41. Noch Andre nennt Her-
mipp ebd. 42.
3.
So ſoll z. B. Apoll dem Gyges Aehnli-
ches geantwortet haben, wie Solon dem Kroͤſos, Valer. Max. 7,
1, 2.
4.
Plut. a. O.
5.
Die Hauptſtelle daruͤber De-
metr. Phaler. bei Diog. L. 1, 22. der ſie Ol. 48, 3. ſetzt, in das-
ſelbe Jahr, in das die Pariſche Marmorchronik und zwar wohl
nach demſelben (wenn auch unrichtig, Boͤckh Expl. Pind. O. 12.
p. 207.
) den erſten Pythiſchen ἀγὼν στεφανίτης ſetzt. — Auch der
1.
S. Diog. L. 1, 89. vgl. Jakobs Comment. Anthol. T.
1. p. 194.
2.
Athen. 10, 448 b. Ariſt. Rhet. 3, 2. Plut.
VII. Sap. Conv. 3. 10. Menag. hist. mul. philos. 4. Davon
Kratinos Κλεοβουλῖναι, uͤber die beſonders Schweigh. zu vgl. Ind.
Athen. p. 82.
3.
Ath. 10, 452 a.
4.
Euſt. ad Od. 9,
1634, 15 R. — Manche alte Griphen ſind in Doriſchem Dialekte,
doch nicht conſtant; die Stelle des Diphilos von den Samiſchen
Jungfrauen bei Ath. 10, 451. gehoͤrt ſchwerlich hieher.
5.
Alte
5.
alte Branchos, der Mileſiſche Prophet, wird als Brachylog ge-
nannt. Diog. L. 1, 72.
1.
Orchom. S. 438, 2.
2.
Bd. 2. S. 80.
3.
Cie.
Qu. Tusc. 5, 3. Diog. L. 8, 8. Nach Diog. L. 7, 1. ſtammte
Pyth. im vierten Geſchlechte von Kleonymos, der aus Phlius
geflohen; dann waͤre er ſelbſt Dorier.
5.
Schriftſteller uͤber dieſe fuͤhrt Fabric. an Bibl. Gr. 1. p. 788 sq.
vgl. Creuzers Symb. 1. S. 104.
1.
Bd. 2. S. 365.
2.
Bei Diog. L. 8, 21. vgl. Porph.
Pyth. 41. der ſie Ariſtokleia nennt.
3.
Auch deren Schweigſamkeit
iſt bemerkenswerth, Timaͤos bei Diog. L. 8, 17. Gale Opusc.
myth. T. 1. p. 739.
1.
Empedokles von Akragas verhaͤlt ſich etwa zu dieſer Schu-
le, wie ſeine gaſtliche Vaterſtadt (ξείνων αἰδοῖοι λιμένες ſagt er
ſelbſt von ihr) zu Kroton; er verfolgt nicht einen ſo ſtrengen Weg
der Spekulation, ſondern ſcheint in großartigem Sinne mancherlei
Anregungen aufgenommen und verarbeitet zu haben.
2.
Pauſ.
3, 13, 2. vgl. oben Bd. 2. S. 69, 1.
3.
Soſibios bei Diog.
1, 10, 12. Pauſ. 2, 21, 4. 3, 11, 8. 12, 9. Klem. Alex. Str.
1. p. 399. Pott. Heinr. Epim. S. 128. Epim. ſoll den Sp. eine
Niederlage bei Orchomenos verkuͤndet haben, Diog. L. 1, 115., von
der ſonſt Nichts verlautet.
4.
Plut. Agis 10. Diog. L. 1, 117.
aus Theopomp. Creuzer Init. phil. Plat. 2. p. 164. Die Sage
von der Haut des Epim. oder Pherek. (oder auch des Weiſſagers
Anthes, Steph. B. Ἀνϑάνα) iſt ſehr raͤthſelhaft.
1.
Oben Bd. 2. S. 189, 2. adde Cie. de div. 1, 50.
2.
Er ſtellte zu Laked. die erſte Sonnenuhr auf. Plin. 2, 66.
3.
S. z. B. Jambl. Pyth. 36.
1.
Herod. 4, 77.
2.
ἀφϑονία οχολῆς Plut. Lyk. 24.
Inst. Lac. p. 255.
1.
Plut. Lyk. 24. Lak. Ap. p. 207.
2.
Manſo 1, 2. S. 201.
3.
Xen. vom Lak. Staat 4, 7. (daher die Trefflichkeit Lakoniſcher
Jagdhunde, Pind. Hyporch. Frgm. 3. p. 599 Bh. Simonides
Hyp. bei Plut. Symp. 9, 15, 2. ſonſt Meurſ. Misc. Lac. 3, 1.
Die Jagdliebe der Kreter iſt bekannt.
4.
Oben S. 56. 299.
vgl. Plut. Lyk. 25. Im Kleom. 30. ziehe ich auch ταῖς λέαχαις
der andern Lesart ταῖς σχολαῖς vor.
1.
Oben Bd. 2. S. 244, 33. Ueber Ap. Λεσχηνόϱιος adde
Kleanth bei Harpokr. s. v. λέσχαι. Meurſ. ad Lycophron. 543.
2.
Plutarch Lykurg 25.
3.
Plutarch Instituta Laconica
p.
254. τὸν ἐκ τοῦ γυμνασίου νεανίσκον ἐπετίμων, ὅτι τὴν εἰς
πυλαίαν ὁδὸν ἠπίστατο.
4.
Dort war ſie foͤrmliche Meſſe,
Dion Or. 77. p. 414 R. und auch Sklavenmarkt, wie ich aus
Plut. Prov. Alex. 105. abnehme. Kratinos Πυλαία ſpielte viel-
leicht hier.
5.
Heſych und das Schol. zu Plut. Artax. 1. p.
387 H. vgl. Suid. An die Delphiſche Pylaͤg iſt dabei gewiß nicht
zu denken.
6.
Lobeck de Cercop. et Cob. p. 7.
1.
Polyb. 8, 30.
2.
S. zu Polyb. Athen. 12, 522 f.
3.
Plut. Lyk. 27. Inst. Lac. p. 251. Begraben hieß lakoniſch
τιϑήμεναι, beiſetzen, Schol. Cantabr. Il. 23, 83. Ueber die Be-
ſtattung des Koͤnigs oben S. 98. Ob auf das εἴδωλον das Ver-
bot des Ageſilaos geht: μήτε πλαστὰν μήτε μιμηλάν τινα ποιή-
σασϑαι αὑτοῦ εἰκόνα? Plut. Ag. 2. Reg. ap. p. 129. Lac. ap.
p.
191.
4.
Plut. a. O. So las Pauſ. 3, 14, 1. die Namen
der Dreihundert von Thermop. zu Sp., und auf daſſelbe Denkmal,
glaub’ ich, bezieht ſich Herodot 7, 224.
5.
Was Aelian V. G.
6, 6. von den Gefallnen ſagt, giebt Plut. von allen Todten an.
6.
Bd. 2. S. 296. Hier trug man in der Trauer weiße Kleider,
Plut. Qu. Rom. 26.
1.
Plut. Solon 9. 10. vgl. Aelian V. G. 5, 14. und Mi-
nervae Poliad. p.
27. Oben Bd. 2. S. 271, 3.
1.
Es iſt bemerkenswerth, daß unter den Stammnamen allein
Δωϱιεὺς mit Emphaſe geſprochen fuͤr ſich ſchon lobt, (wie in meh-
rern Stellen Pindars, Boͤckh zu Pind. P. 8, 21. Diſſen zu den
N. 3, 3. auch oͤfter bei Plutarch, vgl. das Epigr. bei Athen. 5,
209. und Damagetos in der Palat. Anthol. 7, 231.) und einen von
den uͤbrigen Hellenen reſpektirten Nationalſtolz ausſpricht. Thuk. 6,
77. Valcken. ad Adon. p. 385 c.
2.
Bd. 2. S. 366. 3.
S. 6. 19.
3.
Vgl. S. 184.
4.
S. 64.
5.
S. 183.
239. 302.
1.
S. z. B. S. 277.
2.
Vgl. S. 8, 1.
3.
S.
188.
4.
Bd. 2. S. 294.
5.
Bd. 3. S. 249.
6.
S.
383.
7.
S. 386.
8.
Womit das ἄτολμον der Spart.
zuſammenhaͤngt.
1.
Bd. 3. S. 7.
2.
S. 260. 273. 316.
3.
S. 381.
4.
S. 19.
5.
Bd. 2. S. 326. 343. 366.
6.
Bd. 2. S.
342. 3. S. 319.
1.
Bd. 2. S. 302. 336.
2.
Vgl. S. 356.
3.
S.
290. 348. 409.
4.
Bd. 3. S. 52.
1.
So ließen, nach Demetr. de eloc. 122. die Ephoren Ei-
nen geißeln, der am Ballſpiel (uͤber das auch ein Spart. Timokra-
tes ſchrieb) etwas geneuert hatte.
2.
Herod. 9, 54. Λακεδαι-
μονίων ἄλλα φϱονεόντων καὶ ἄλλα λεγόντων. Grade eben ſo Eu-
rip. Androm. 452. Bei dieſes Dichters Feindſeeligkeiten gegen
Sparta (Markland ad Suppl. 187. Wuͤſtemann Praef. ad Al-
cest. p. XV.
) iſt immer beſonders der Zeitpunkt zu beachten. Δὁ-
λια βουλευτήϱια, ψευδῶν ἄνακτας nennt er die Sp. in der An-
dromache, als die Athener ſie des Friedensbruches anklagten, Ol.
90, 2. nach Petit und Boͤckh trag. princ. p. 190. Im Oreſt
(Ol. 92, 4.) tadelt er τὸ ἄστατον τῶν Λακεδαιμονίων γνώμης in
Bezug auf die abgelehnten Friedensvorſchlaͤge der Spart. nach Min-
daros Unfaͤllen. Philoch. bei den Schol. V. 371. (vgl. zu 772.
903.), welcher dieſe 92, 2. ſetzt, Diodor. 13, 52. dagegen 92, 3.
Ariſtoph. Lyſiſtr. 1269. nennt ſie αἱμὑλας ἀλώπεκας (vgl. den fal-
ſchen Bakis Εἰϱ. 1068. Lykophr. 1124.), dies Ol. 92, 1. in der-
1.
Bei Plut. Ageſ. 15. Ebd. 37.: der Nutzen des Vater-
lands ſei fuͤr die Sp. die Norm ihrer Handlungen. Der Athener
bei Thuk. 5, 105.: das Betragen der Spart. unter einander und
in Bezug auf ihre einheimiſche Sitten leite Tugend, gegen Fremde
Klugheit.
2.
Vgl. oben S. 210.
2.
ſelben Zeit, in der das Spruͤchwort entſtand: οἴκοι λέοντες, ἐν
Ἐφέσῳ δ̛ ἀλώπεκες, Meurſ. Misc. Lac. 3, 2. Aehnliches indeß
ſchen Acharn. 308.
1.
Plut. Lyſ. 1.
2.
Xen. H. 3, 1, 8.
3.
Lyſ. 5.
4.
Vgl. mit Xen. beſonders Plut. Lak. Ap. S. 210. ſonſt Diod.
13, 76. 97. vgl. Manſo 2. S. 327 ff.
5.
S. Plut. Pe-
lop. 2.
1.
Nach Plut. Lyſ. 5.
2.
Den Poedaret hat Val-
cken. ad Adon. p. 261. gegen die Anklage der Exulanten von Chios
ſchoͤn gerechtſertigt.
3.
S. Xen. citirt oben S. 8, 1. Zu dem
dort uͤber die Ξενηλασία geſagten (die beſonders die Jonier betraf,
Valer. Max. 6, 2. ext. 1.) iſt hinzuzufuͤgen, daß auch die haͤufigen
Proxenieen in fremden Staaten zur Ermaͤßigung der Vorſtellung
davon dienen. So waren die Laked. mit den Peiſiſtratiden verbun-
den (Bd. 2. S. 171, 1.) und mit Kallias Familie, Xen. Symp.
8, 39., Endios mit Kleinias, Alkibiades Vater, nach Thuk. 8, 6.,
der K. Archidam mit Perikles, 2, 13. Xenias der Eleer mit K.
Agis, Archidamos S. und dem Staate von Sp. Pauſ. 3, 8, 2.
u. dgl. mehr. Vgl. oben S. 103. Der Namentauſch, den die
Proxenieen herbeifuͤhrten, koͤnnte Gegenſtand einer beſondern Unter-
ſuchung werden.
4.
S. oben S. 209, 3.
5.
Thuk. 5, 50.
Pauſ. 6, 2, 1.
1.
8, 43.
2.
8, 84.
4.
S.
oben S. 134. daher Polyb. 4, 54, 6. die Lyktier fuͤr die beſten
Maͤnner in Kreta erklaͤrt. Sie ſollten auch die Epikureer aus ih-
rer Stadt getrieben haben, Suid. 1. p. 815. der einen νόμος τῇ
έπιχωϱίᾳ φωνῇ erwaͤhnt, wohl eine Erfindung wie das Pſephisma
gegen Timotheos.
3.
Pauſ. 3, 2, 8.
1.
Bd. 2. S. 174. 3. S. 143. 147.
2.
Vgl. noch
uͤber die Ἀϱγεῖοι φῶϱες Suid. Prov. Vatic. 2, 49.
3.
S.
151.
4.
Die Schule des antiken Coreggio, Protogenes. Vgl.
das aus Alexandr. oder Roͤmiſcher Zeit ſtammende Anakreont. Ge-
dicht 28, 3.
5.
Vgl. H. Meyers Geſchichte der Kunſt Bd. 1.
S. 208, 218.
6.
Meurſ. Rhod. 1, 20. vgl. Anakreont. 32,
16.
1.
Korinths Gaſtlichkeit (Pind. O. 13, 3.) beſtaͤtigt das Prov.
ἀεί τις ἐν Κύδωνος. Zenob 2, 42. Vat. 4, 19. Diogen. 8, 42.
Suid. 1, 86. Schott. Plut. Prov. Al. 129. Apoſt. 18, 66.
2.
Koxinthiſche ἄσωτοι kommen ſchon Ol. 5. vor (Bd. 2. S. 116.)
und wurden durch alte Geſetze gezuͤgelt, ebd. S. 166. und Lydus
de magistr. 1, 42. — Zu oben S. 289, 1. vgl. die Κοϱινϑία
κόϱη Platon Rep. 404 d. Κοϱ. παῖς Eurip. Skiron bei Pollux
10, 7, 25. vgl. 9, 6, 75. u. Hemſterh. und das Spruͤchwort bei
Suid. (14, 81. Schott.), Plut. Prov. Al. 92. ἀκϱοκοϱίνϑια ἔοι-
κας χοιϱοπολήσειν. — Nach Alkiphr. Br. 60. war Korinth wohl
ſchoͤn und voll τϱνφήματα, aber die Einw. ἀχάϱιστοι und ἀνε-
παφϱόδιτοι.
3.
In Korinth mußte der Ackerbauer ἐκλιθολο-
γεῖν, in Syrakus nicht. Theophr. Caus. Pl. 3, 20. Aber ἀμᾷν
Κοϱινϑικὸν (Suid. s. v. Κοϱ.) geht doch wohl auf τὰ μεταξὺ
Κοϱ. καὶ Σικ. Bd. 2. S. 72.
1.
Thuk. 6, 20.
2.
8, 96.
3.
Vgl. 6, 73.
4.
Ebd. oben S. 161.
5.
Vgl. Bd. 2. S. 161.
6.
Oben
S. 289, 1. 367 u. 381.
7.
Thuk. 1, 28.
1.
Oben S. 166.
2.
Ebd. und Bd. 2. S. 179, 1.
3.
Hell. 6, 5, 45.
4.
S. Theophr. a. O. Str. 9, 393.
Iſokr. Συμμ. 38. zu deſſen Zeit indeß Megara reiche Haͤuſer hatte.
5.
S. oben S. 213, 2. adde Ariſt. Ach. 519.
6.
S. 170.
7.
π. Βυζ. bei Ath. 10, 442 c. u. Ael. V. S. 5, 14.
1.
Vgl. Ariſtot. Pol. 3, 4, 1.
2.
Menandros bei Ael. a.
O. Athen. 10, 442. Nicetas Acominatus |Hist. p. 251. ed. Fa-
brot.
3.
Sext. Emp. adv. rhet. [...]. 37.
1.
Herod. 7, 99.
2.
Faſt ſage ich einer Ausnahme we-
gen, die ein eben herausgegebnes Fragment der Argolika des Dei-
nias (bei Herodian π. μον. λεξ. 8, 14. verbeſſert von Dindorf) ge-
waͤhrt: Perimeda, Herrſcherin zu Tegea, von den Meiſten Χοίϱα
genannt, habe die gefangnen Lakedaͤmonier genoͤthigt, den Fluß La-
chas durch die Ebne abzuleiten.
3.
Oben S. 178. u. 308.
4.
Eine Notiz dafuͤr iſt Heſych: μαιϱιῆν κακῶς ἔχειν, Tarantiniſch:
die wohl auf den Sirokko in den Hundstagen geht.
5.
Wie,
außer den Namen der Muͤnzen, ἂς fuͤr die Einheit in Tarent, αἲς
in Sicilien, πᾶνα panem bei Meſſapiern und Tarentinern, Ath.
3, 111 c. σάννοϱος, sannio, in Tarent, Heſych.
6.
4, 27, 5.
1.
Bd. 2. S. 191.
2.
Die Muͤnzen, die Eckhel der Zeit
des Anaxilaos beiſchreibt, haben zwar beides, MESSANION und
MESSENION; aber es iſt faſt glaublich, daß das erſte bloße Af-
fektation war, indem die Stadt vornehmer ſchien, wenn ſie Doriſch
von Urſprung; in der Sprache des gewoͤhnlichen Lebens uͤberwog
gewiß die Chalkidiſch-Samiſche Bevoͤlkerung.
3.
Außer Xe-
narch (Photios ῬΡηγ. Apoſtol. 17, 15. vgl. 11, 72.) wirſt ihnen
auch Nymphodor bei Ath. 1, 19 f. Feigheit vor.
1.
Vgl. Athen. 4, 175.
2.
Oben S. 399.

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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2025). Müller, Karl Otfried. Die Dorier. Corpus of Literary Modernity (Kolimo+). https://hdl.handle.net/21.11113/4bq8v.0