[][][][][][]
[figure]

[]
L’ Honnéte Femme

Oder die
Ehrliche Frau
zu Plißine/

in
Einem
Luſt-Spiele/
vorgeſtellet/
und
aus dem Franzoͤiſchen
uͤberſetzet
von
HILARIO,
Nebenſt
HarleqvinsHochzeit-
und Kind-Betterin-
Schmauſe.


Plißine. /
Gedruckt in dieſem Jahre.

[]

Perſonen.


  • Fr. Schlampampe. Die Ehrliche Frau
    und Gaſtwirthin im goͤldnen Maulaffen.

  • Clarille und Charlotte, ihre Toͤchter.

  • Edward und Fidele, Schlampampens zwey
    Hauß-Purſche.

  • Melinde, eines Buͤrgers Tochter in Plißine.

  • Cleander, ein Candidatus Juris aus Mar[-]
    burg.

  • Urſille, Schlampampens Koͤchin.

  • Laux, ein luſtiger Bothe aus Hamburg.

  • Servillo, ein Weinſchencken-Junge.

  • Schelmuffsky/ Schlampampens aͤltſter
    Sohn.

  • Daͤfftle/ Schlampampens juͤngſter Sohn.

  • Lepſch und Fleck, zwey Huͤpel-Jungen.

  • Muſander, mit etlichen Muſicanten.


[]

Denen
Saͤmmtlichen
HERREN
STUDIOSIS
Auff
der
Weitberuͤhmten
UNIVERSITÆT
Leipzig/
Meinen
inſonders Hochgeneigten
Goͤnnern
und
Patronen.


[]

S. T.
Allerſeits
Hochgeneigte
Herren/
Werthgeſchaͤtzte Goͤnner
ꝛc. ꝛc.


WAs ſonſt Terentius und Plau-

tus hat geſchrieben/

Wird der gelehrten Welt wohl

nicht ſeyn unbekand/

Was vor Comoͤdien in Franckreich

uͤbrig blieben/

Als Molliere ſtarb/ weiß faſt das

gantze Land;

Ja
[]
Ja was noch andre mehr/ die ich
hier nicht wil nennen/

Von ſolchen Sachen auch der
Preſſe anvertraut;

So wird doch Jedermann mit gu-
tem Recht bekennen/

Daß Er noch niemahls hat die
Ehrlche Frau geſchaut.

Iſt die Hiſtorie gleich kundbar den
und jenen/

Weil aus Franzoͤſcher Sprach
dieſelbe uͤberſetzt/

Muß doch der Kluͤgſte ſelbſt zum
oͤfftern etwas lehnen/

Aus unbekanter Schrifft/ woran
er ſich ergoͤtzt.

Ich hoffe/ man wird mir auch diß
nicht uͤbel deuten/

Daß ich bißweilen wo ein
Sprichwort angefuͤhrt.

Indeſ-
[]
Indeſſen ſey das Spiel hier denen

braven Leuten/

Die man Studenten heiſt/

gehorſamſt dedicirt.

Sie nehmens guͤtig auff/ und blei-

ben doch geneiget

Mir/ und der Ehrlchen Frau/

das bittet zum Beſchluß

In Unterthaͤnigkeit/ der ſich ſtets

dienſtbar zeiget/

Und allezeit verbleibt

Ihr
Knecht
HILARIUS.

[1]
Der Schau-Platz zeigt die
Stadt Pliſſine und im Proſpecte
ein Wirthshauß.

Actus I.


Scena I.


Schlampampe.

NUn es glaͤubet mirs auch kein Men-
ſche/ wie ich von meinen Raben-Aeſ-
ſern/ meinen Maͤdgen geqvaͤlet wer-
de/ da wollen ſie bald dieſes und je-
nes von mir haben/ ſo wahr ich
eine ehrliche Frau bin
/ wenn ich dran
gedencke/ ich moͤchte flugs Hoͤrner kriegen; ja ſie
tribuliren mich auch/ daß es den Goͤttern
im Wolcken erbarmen moͤchte.
Man
dencke doch nur/ da wollen ſie ietzund wieder
neue Kleider von mir haben/ woſoll ichs
arme Frau denn endlich noch berneh-
men
? kein Verdienſt iſt groß/ und von meinen
Studenten im Hauſe kan ich keinen Heller Stu-
Bben-
[2] ben-Zins bekommen/ So wahr ich eine ehr-
liche Frau bin
/ ich kans unmoͤglich laͤnger
ausſtehn. Ach wie gluͤckſeelig muß doch ſo eine
Mutter leben/ die gar keine Kinder hat/ ich daͤch-
te wenn ich keine Kinder haͤtte/ ich wolte die ge-
ruhigſten Tage auff der Welt haben/ allein was
kan ich thun? der Himmel hat mir ſie einmahl
beſcheret/ ich muß doch ſehen/ auff was Art ich
ſie als eine ehrliche Frau verſorge.


Scena II.


Charlotte/ Clarille und
Schlampampe.

[Charlot.]

Frau Mutter/ Sie ſage nur/ ob ſie uns
keine neue Kleider will machen laſſen?


Schlamp

Ihr Kinder qvaͤlt u. aͤngſtiget mich doch
nicht ſo/ Ihr ſehet ja das itzo keine Moͤgligkeit da iſt.


Clarill.

Frau Mutter/ ſo hole mich flugs der
Hencker/ wo ſie uns keine machen laͤſt/ wenn ich ihrs
nicht gedencken will.


Schlamp.

Du [Rabenaß] du/ halts Maul/ du
hoͤreſt ja daß ich ietzo kein Geld habe.


Clarill.

Ey ſo wolte ich daß flugs der Donner
drein ſchluͤge/ wenn ſie uns keine will machen laſſen.


Schlamp.
ad Spectat.)

da dencke nur ein Men-
ſche/ ein Kind ſeiner Mutter den Donner an Halß
zu wuͤndſchen.

(zu Clarillen)

O du [Rabenaß] gehe
mir geſchwinde vor meinen Augen weg.


Cla-
[3]
Clarill.

Ja freylich wenn ſie es ſagt?


Schlamp.

Warte du nur du Hund/ du ſolſt mir
den Fluch nicht umſonſt gethan haben.


Charlott.

Frau Mutter/ es iſt auch war/ man be-
koͤmmt in Guͤte auch niemals nichts von ihr.


Schlamp.

O ihr Hunde! der Himmel wird euch
noch ſtraffen/ daß ihr werdet zuletzt muͤſſen betteln
gehen.


Charlott.

Frau Mutter wenn ſie anfaͤngt: So
iſt ſie auch manchmahl wie ein Narr.


Schlamp.

Man dencke doch nur die Mutter ei-
nen Narren zu heiſſen!


Clarill.

Es iſt auch war Frau Mutter/ warumb
redet ſie ſolch albern Zeug.


Schlamp.
(zu Clarill.)

O du Nabeth-Nickel/
dich werden noch die Laͤuſe freſſen.


[Clarill.]

Flugs da/ wenn ſie es ſagt.


Schlamp.

Dencke du nur an mich/ wenn ich
werde lange todt ſeyn/ daß ich dieſes geſagt habe.


Charlott.

Frau Mutter ſie ſage nur ob ſie uns
keine neue Kleider will machen laſſen?


Schlamp.

Ihr Kinder qvaͤlt mich doch nicht ſo/
ihr braucht ſie ja eben ſo nothwendig nicht/ geduldet
euch doch immer noch ein halb Jahr.


Charlott.

Frau Mutter bekomme ich ietzo kein
neue Kleid/ ſo heiſſe ſie mich eine leichtfertige Hure
wenn ich ehe in die Kirche wieder gehen will/ biß ſie
mir eins geſchafft hat.

(gehet ab.)

B 2Clarill.
[4]
Clarill.

Und mich ſoll flugs der Hencker holen
wenn ich einen Tritt will eher aus den Hauſe gehen/
biß mir der Schneider das Maß zum Kleide genom-
men.

(gehet ab.)

Schlamp.

Nun da dencke nur ein Men-
ſche/ was das vor Rabenaͤſſer ſeyn/ die koͤnnen ih-
re Mutter recht ſcheren. Was ſoll ich thun?
So wahr ich eine ehrliche Frau bin/
will ich in meinen Hauſe einen Biſſen Brodt
mit frieden eſſen/ ſo muß ich ſehen wie ichs mache/
daß ich ihnen welche ſchaffe. Ja ich glaͤube auch
nicht/ daß eine Mutter unter der Sonnen ſolchen
Verdruß von ihren Kindern ausſtehen muß als
ich. Was machts? die Rabenaͤſſer wiſſen/
daß ſie ihr gutes Auskommen haben/
darum ſcheren ſie ſich nicht eine Hareuͤm
mich
/ ich muß nur hingehen und ſagen/ daß ſie
welche haben ſollen/ ſonſt habe ich keine ruhige
Stunde im Hauſe.

(geht ab.)

Scena III.


Melinde/ Edward.

Edward.

Mademoiſelle, Sie halten mich ent-
ſchuldiget/ die jenige Perſohn/ ſo ihr dieſes hinter-
bracht/ hat mich entweder bey derſelben zu verklei-
nern geſucht/ oder ſie mit Unwahrheit berichtet.


Melind.

Was wils Monſ. aber laͤugnen/ die
Per-
[5] Perſon ſo mir ſolches wieder geſaget/ wirds nicht
aus ihren kleinen Finger geſogen haben.


Edward.

So erweiſen ſie mir doch den Gefal-
len/ und ſagen/ wer doch diejenige Perſon ſey.


Melind.

Damit ers doch weiß; es hat mirs eine
von ſeinen Hauß-Frauenzimmer geſagt.


Edward.

Die Aelteſte oder die Juͤngſte?


Melind.

Jungfer Charlottgen.


Edward.

Das hat ſie als keine ehrliche Jung-
fer geredet.


Melind.

Sage er ihr ſolches?


Edward.

Wenn ſie nur zu gegen waͤre/ Made-
moiſelle
ſolte ſehen daß Jungfer Charlotte mir diß-
falls Unrecht gethan.


Melind.

Ey/ da koͤmt ſie eben zu rechter Zeit.


Scena IV.


Charlotte und die vorigen.

Charlotte.

Ihre Dienerin Frauenzimmer.


Melinde.

Schoͤnen Danck/ wie denn ſo luſtig?


Charlotte.

Weiß ſie was neues?


Milind.

Was denn?


Charlotte.

Itzund iſt meine Frau Mutter vor ins
Gewoͤlbe gegangen/ und holet mir und meiner
Schweſter rothen Damaſck zu neuen Kleidern.


Melind.

Ich vermeinte ſie haͤtte euch noch keine
wollen machen laſſen?


Charlotte.

Sie hatte freylich keine Ohren darzu
alleine wir vermaſſen uns bey Teuffelholen/ nicht ehe
B 3wieder
[6] wieder in die Kirche zu gehen/ biß wir neue Kleider
haͤtten.


Edward.

Sie ſetzen doch den Kleider-Diſcurs
an die Seite/ und ſage mir Jungfer Charlotte/ was
ich von dieſen Frauenzimmer unlaͤngſt zu ihr nach-
theiliges geredet.


Charlotte.

Was will er denn?


Edward.

Sie fragen nur Mademolſellen hier/


(weiſet auff Melinden)

ſo werden ſie von derſelben
die beſte Nachricht erhalten.


Charlotte.

Ich weiß von nichts.


Edward.

Wenn es mit leugnen ausgerichtet
iſt/

(zu Melinden)

Mademoiſelle ſie ſagen doch in
Gegenwart Jungfer Charlotten hier/ was ſie mich
beſchuldiget.


Melind.

Daß er mich ſoll ſo durch genommen ha-
ben/ und viele Klebfleckgen angehaͤnget/ da ich ihn
doch die Zeit meines Lebens nichts zu wieder gethan.


Edward.

Von wem hat ſie ſolches?


Melinde.

Hier von Jungfer Charlottgen.


Edward.

Jungfer Scharlotte/ wenn ſie dieſes
von mir geſaget/ ſo hat ſie ſolches geredet wie eine
Hure.


Charlotte.

Ey das will ich meiner Frau Mutter
ſagen/ daß er mich eine Hure geheiſſen.

(laͤufft be-
hende ab.)

Melinde.

Sie verziehe doch Jungfer.


Edward.

Wenn ſie ſich gerecht wuͤſte/ der
Hencker wuͤrde ſie nicht wegfuͤhren.


Me-
[7]
Melinde.

Monſieur nehme ſolches nicht unguͤtig
daß ich ihn deswegen zur Rede geſetzt/ weil ich aber
ſehe daß er unſchuldig/ und Charlotte nur ſolches er-
dacht/ ſo hege ich deswegen keine Feindſchafft gegen
ihn/ allein Charlottens converſation will ich mich
nicht alleine entziehen/ ſondern es ſoll mich auch kein
Menſche vor ein ehrlich Maͤdgen halten/ wenn ich
mein lebetage wieder in ihr Hauß kommen will.


Edward.

Das koͤnnen ſie nun halten wie ſie
wollen/ unterdeſſen recommendire ich mich zu dero
beharrlichen Affection.


Melind.

Und ich verbleibe Monſ. ſchuldigſte
Dienerin.

(gehen an unterſchiedenen Orten ab.)

Scena V.


Cleander/ Fidele.

Cleand.

Im guͤldenen Maulaffen hat der Herr
ſeine Stube?


Fidel.

Ich weiß nicht anders.


Cleand.

Wo ſolch galant Frauenzim̃er ſeyn ſoll?


Fidel.

Wenns nach der Galanterie gehen ſolte/
ſo koͤnten ſie mit guten Fug unter Fuͤrſtlichen Da-
men gerechnet werden.


Cleand.

Wer ſind aber ihre Eltern?


Fidel.

Sie haben nur noch eine eintzige Mutter/
Ihr Vater hat ſchon vor etlichen Jahren das Zeitli-
che geſegnet.


Cleand.

Was iſt derſelbe geweſen?


Fidel.

Weiß ichs doch faſt ſelber nicht/ er iſt
deucht mich ein Handelsmann geweſen?


B 4Cle-
[8]
Cleand.

Womit hat er gehandelt?


Fidel.

Er hat halt ich mit Flinten-Steinen/ item
Schweffelhoͤltzergen und Tobacks-Pfeiffen gehan-
delt.


Cleand.

Ich habe mir ſagen laſſen/ es ſollen ſehr
artige Maͤdgen ſeyn?


Fidel.

Sie ſind nun ſo/ wem ſie wohlgefallen.


Cleand.

Auff was Art koͤnte man wohl bey den-
ſelben Attreſſe haben.


Fidel.

Zu ſolcher Attreſſe kan der Herr gar leicht
gelangen.


Cleand.

Wie aber?


Fidel.

Er darff nur ein paar Kannen Spaniſchẽ
oder Alacanten Wein durch einen Jungen hinſchi-
cken und darbey ſagen laſſen: Es waͤre ein guter
Freund in einen bewuſten Weinkeller ankommen/
der haͤtte von einen Doctor aus Schleſine commis-
ſion
an Jungfer Charlotten (ſo [heiſſet] die eine) ſo
bald ſie dieſe Stadt Schleſine wird nennen hoͤren/
wird ſie Verlangen tragen mit ſelbigen bekand zu
werden.


Cleand.

Was gebe ich aber dadurch zu verſtehẽ?


Fidel.

Monſieur hoͤre nur: Es ſind ohngefehr 4.
Jahr/ ſo wolte mein Hauß-Frauenzimmer/ Jung-
fer Charlottgen einen Doctor Medicinæ haben/ der
war gebuͤrdig aus Schleſine/ er hatte auch allbereit/


(ihren vorgeben nach)

das Jawort/ biß auff ſeiner
Eltern conſens, ſchon von ſich gegeben/ alleine er wur-
de ſchleunigſt nach Hauſe beruffen/ und wird nun
noch taͤglich deſſen Wiederkunfft erwartet.


Cle-
[9]
Cleand.

Die Invention gehet gantz gut an/ allein
des Doctors Nahmen muß ich wiſſen?


Fidel.

Sein Nahme war Feinland?


Cleand.

Feinland?


Fidel.

Ich weiß nicht anders.


Cleand.

Aber warum ſoll ich Wein hinſchicken?
Sie moͤchten ſolches vor eine Affronte auffnehmen.


Fidel.

Dafuͤr bin ich gut/ ſie werden Monſ. ſol-
chen nicht wieder zuruͤck ſchicken.


Cleand.

Man ſiehet wie es gehet/ das Plisſini-
ſche Frauenzimmer iſt bißweilen ſehr empfindlich.


Fidel.

Dafuͤr ſtehe ich. Monſieur hoͤre
nur ich war neulicher Zeit auch mit einen guten
Freunde in einen bewuſten Weinkeller/ ſo ſchickte
derſelbe in Regard meiner 2. Kannen von den
allerbeſten Alacanten Weine zu ſie/ ließ dabey
ſeinen Gehorſam vermelden/ und auch zugleich
ſagen: in einer viertel Stunde wolte er zu ſie
kommen und mit denenſelben die Flaſche Wein
austrincken/ allein wie wir kamen/ ſo war die
Flaſche leer/ und wolte er beſcheid thun/ muſte er
ſie wieder fuͤllen laſſen.


Cleand.

So iſt daſſelbe Frauenzimmer ſo groſ-
ſe Liebhaber von Wein trincken.


Fidel.

Sie habens von ihrer Frau Mutter ge-
lernet.


Cleand.

Trincket dieſelbe ihn auch gerne?


Fidel.

Ja der kan man keinen beſſeren Gefallen
B 5erwei-
[10] erweiſen als wenn man ihr eine Flaſche zuweilen
ſchickt. Wenn ich dran gedencke ſo muß ich noch
hertzlich daruͤber lachen.


Cleand.

Woruͤber?


Fidel.

Neulicher Zeit ſo brachte ein guter
Freund der Frau Schlampampe eine gute Fla-
ſche Wein vors Bette/ welchen ſie auch mit ſol-
chen Appetit verſchluckte und ſagte: Herr Da-
mon (ſo hieß der gute Freund) Nun er iſt doch
der Beſte in gantz Plißine/ ich bin ihn auch von
Hertzen gut/ ſo wahr ich eine ehrliche Frau
bin
/ er glaͤubt mirs nicht was ich von ihn halte.
Dieſe Lob-Reden waͤhreten halt ich acht Tage/
ſo wurde der ehrliche Damon unſchuldiger Wei-
ſe in Verdacht gezogen; als ſolte er ehrlicher
Leute Kinder geſchimpfft haben/ und kunte kein
Menſche vor Schlampampens Hauſe vorbey
gehen/ den ſie nicht auff hielt/ und das Leichtfer-
tigſte von den rechtſchaffenen Damon redete.


Cleand.

Erfuhr aber ſolches Monſ. Damon
nicht wieder?


Fidel.

Er erfuhr es freylich wieder.


Cleand.

Schwieg er aber dazu ſtille?


Fidel.

Er ließ ihr durch ihre eigene Koͤchin
ſagen ſie ſolte doch der Frau Schlampampe
nur melden: Vormahls wie er ihr Flaͤſchgen
guten Wein vors Bette gebracht/ ſo haͤtte es
wohl
[11] wohl geheiſſen: Damon iſt doch der Beſte in
Plißine. Da er aber nichts mehr braͤchte/ ſo re-
dete ſie das ſchimpfflichſte von ihn/ und wenn ſie
ihn in Abweſenheit ſeiner ſchimpffte/ ſo hielt er
ſie vor keine ehrliche Frau.


Cleand.

Da hat er recht gethan/ daß er ihr
ſolches hat ſagen laſſen/ es muß eine artige Frau
ſeyn.


Fidel.

Ihres Humörs trifft man wohl
ſchwehrlich in Plißine an. Es ſind ohngefehr
3. Jahr/ ſo gieng ſie im Hauſe herum und ſchlug
die Haͤnde immer uͤber den Kopffe zuſammen
und ſagte: Je daß GOtt im hohen Himmel
erbarme. Je daß es den Goͤttern im Wolcken
erbarme. Als ich ſolches hoͤrete/ gieng ich eiligſt
auff ſie zu und vermeinte es waͤre etwan ein
groß Ungluͤck vorhanden/ wie ich ſie nun fragte
was ihr waͤre/ gab ſie zur Antwort: Er den-
cke doch nur/ da haben ſie eine Ratte gefangen
und haben ſie wieder lauffen laſſen/ mein Præce-
ptor
ſchmeiſt mit den Beſen nach ihr/ und
ſchlaͤgt fehl/ ſo laͤufft ſie meiner Charlotte zwi-
ſchen die Beine durch/ und koͤmmt wieder davon.


Cleand.

Ey da haͤtte ich mich des Lachens nicht
enthalten koͤnnen/ was ſagt er aber drauff?


Fidel.

Ich antwortete mit rechter Verwunde-
rung: Ey das iſt erſchrecklich! worauff ſie wieder
ant-
[12] antwortete: So wahr ich eine ehrliche Frau bin/
es iſt wahr/ ſie hat mir ein gantz neu Seiden Kleid
zerfreſſen.


Cleand.

Ich geſtehe es ich moͤchte gerne da be-
kand ſeyn.


Fidel.

Wie geſagt? Eine Flaſche Wein thut
viel bey der Sache.


Cleand.

Wenn es daran ſoll gelegen ſeyn/ ſo
will ich wohl 20. Kannen hinſchicken.


Fidel.

Ich verſichere Monſ. Sie laſſen ihnen
nicht matt werden.


Cleand.

Ey/ wie wolten ſie ſo viel trincken?


Fidel.

Monſ. mag mirs glauben oder nicht/ die
aͤlſte/ (Jungfer Charlottgen) kam einsmahls auff
meine Stube/ und bath mich/ ich moͤchte ihr doch ein
Noͤſſel Spanniſchen Wein hohlen laſſen; ich dach-
te/ du muſt doch ſehen/ ob ſie auch viel trincken kan/
wie das Noͤſſel Wein kam/ ſo waͤhrete es kaum ein
Augenblick/ ſo war es verſchlucket/ ich ließ noch ein
Noͤſſel hohlen/ ſie machte mit denſelben nebſt einer
ſechs Pfennig Semmel auch kurtze Arbeit/ ich ließ
eine gantze Kanne hohlen/ von welchen auch die Helf-
te hinein ſchlich/ aber gantz nicht bezwingen kunte/
ſondern mich bath/ daß ichs ſelber vollends austrin-
cken muſte/ wie nun dieſes Fruͤhſtuͤcke verzehret/ leg-
ten wir uns beyde auff mein Bette/ und hielten Ru-
he von fruͤh 9. Uhr an biß nach Mittage um 5. Uhr/
alsdenn erwachten wir wieder/ und begab ſich Jung-
fer Charlottgen annoch mit halben Tummel wieder
von
[13] von meiner Stube/ indem ſie wie jene Jungfer ſagte:
Gute Nacht/ Zeit hat Ehre.


Cleand.

Ey ey Monſ. was redet er/ kan ich doch
faſt das Ding nicht glauben.


Fidel.

Es iſt nicht anders mein Herr.


Cleand.

Je ſo ſauff du und der Teuffel.


Fidel.

Wenn Monſ. ſolches nicht glaͤuben will/
ſo will ich ihn einen Zeugen herfuͤhren der es mit an-
geſehen.


Cleand.

Allein iſt das Frauenzimmer auch von
groſſer Einbildung?


Fidel.

Vormahls waren ſie noch gut gnug/ aber
nun ſie ein bißgen ſteiff geworden ſeyn/ wollen ſie
ſchrecklich hoch hinaus.


Cleand.

Sie muͤſſen bey guten Mitteln ſeyn?


Fidel.

Es hat deucht mich eine 600. Thaler.


Cleand.

Nicht mehr?


Fidel.

Nicht mehr/ und von den 600. Thalern
wollen ſie kuͤnfftige Faſtnacht/ 500. nehmen und ſich
dafuͤr Adeln laſſen.


Cleand.

Ey/ ſie werden ja nicht ſo thoͤricht ſeyn
und das thun.


Fidel.

Ich habe es von unterſchiedlichen Leuten
gehoͤret.


Cleand.

So werden ſie zweiffels frey Ritter-
Sitze haben.


Fidel.

Auff den Lande iſt mir von keinen bewuſt/
allein ſie haben ſich einen in Hoff hinter den Roͤhr-
kaſten bauen laſſen.


Cleand.
[14]
Cleand.

Iſt das moͤglich.


Fidel.

Monſ. darff nur einen von den Zimmer-
leuten dieſer Stadt fragen/ ſo wird derſelbe ihn nicht
anders berichten.


Cleand.

Wie geſagt/ ich trage groß Verlan-
gen in dero Bekandſchafft zu gerathen.


Fidel.

Meine wenige Vorſchlaͤge werden Monſ.
den Zutritt nicht verſagen.


Cleand.

Ich bin den Herren dafuͤr obligiret/ er
lebe wohl. Und wenn ich da bin geweſen/ ſo will
ich ihn ſchon von allen Rapport ertheilen.


Fidel.

Ich bin Monſ. ſein Diener.

(gehen an
unterſchiedenen Orthen ab.

Scena VI.


Schlampampe
(mit einen Pack
Damaske in Arme.

Nun ſo wahr ich eine ehrliche Frau
bin
/ das iſt vor 100. und zehen Thaler Waare/
haͤtte ichs den Rabenaͤſſern nicht gekaufft/ So
wahr ich eine ehrliche Frau bin
/ ſie haͤtten
mich aus den Hauſe gejagt/ was haͤtte ich denn
wollen anfangen? ja es glaͤubt mirs auch kein
Menſche was ich von meinen Kindern ausſtehen
muß/ was machts? wie ich vor geſagt habe; die
Rabenaͤßer wiſſen daß ſie ihr gut Aus-
kommen haben
druͤm geben ſie mir kein gut
Wort.
[15] Wort.

(ruffet)

Koͤchin

(Urſille hinter der Sce-
ne
)

Urſil.

Frau Schlampampe?


Schlamp.

Kom her.


Scena VII.


Urſille kommt heraus.

Urſil.

Was will ſie denn?


Schlamp.

Wo ſind denn die Maͤdgen?


Urſ.

Sie ſind drin in der Stube/ und ich weiß
nicht wer Charlotten muß was gethan haben/ ſie
weint.


Schlamp.

Die Nabenaͤſſer werden ſich gewiß
einmahl wieder mit einander gezanckt haben?


Urſ.

Nein ſie haben ſich nicht gezanckt.


Schlamp.

Ruffe ſie geſchwinde her.


Urſ.

Claͤrgen auch mit?


Schlamp.

Freylich. Da habe ich nun den Ra-
benaͤſſern zu neuen Kleidern geholet.


Urſ.

Ach ihr Leute! das iſt ſchoͤn Zeug.


Schlamp.

Es koſtet auch genug.


Urſ.

Was hat ſie denn dafuͤr gegeben?


Schlamp.

Wie du es da ſieheſt/ ſo koſtet es 100
und 10. Thaler.


Urſ. Ach ihr Leute!

ſo viel?


Schlamp.

Ich daͤchte ich haͤtte bald druͤber ge-
weinet/ wie ich das ſchoͤne Geld ausgeben muſte.


Urſ.

Es ſiehet aber uͤberaus ſchoͤne. Damasck
iſt es?


Schlamp.
[16]
Schlamp.

Das ſiehſtu ja/ geh fein geſchwind
und ruffe mir die Maͤdgen her/ ich muß einen Gang
wohin gehen.


Urſ.

Gleich will ich ſie hohlen

(will gehen)

ie da
kommen ſie ſchon von ſich ſelbſt.


Scena VIII.


Clarille (frölich) Charlotte
(traurig.)

Clarill.

Frau Mutter iſt das zu unſern neuen
Kleidern?


Schlamp.

Ich daͤchte es waͤr es. Was fehlt
denn dir Charlottgen?


Charlott.

Frau Mutter ſie dencke doch nur Ed-
ward hieß mich eine Hure.


Schlamp.
(Schlaͤgt die Haͤnde uͤbern
Kopffe zuſammen)

Je daß GOTT im hohen
Himmel erbarm! man dencke doch nur ein Maͤd-
gen die ihr gut Außkom̃en hat und ehr-
licher Leute Kind iſt
/ von ſo einen geringen
Kerl eine Hure geheiſſen zu werden/ wanns doch
noch was rechts gethan haͤtte! nun gieb dich nur
zu frieden Charlottgen/ ſiehe da will ich dir auch
ein ſchoͤn Kleid machen laſſen.


Clarill.

Frau Mutter wie hoch koͤmmt denn die
Elle?


Schlamp.

So wahr ich eine ehrliche Frau bin/
es koſtet allzuſammen 100. und 10. Thaler.


Char-
[17]
Charlott.

Frau Mutter ſie leide nur Edward-
ten nicht laͤnger im Hauſe/ ſondern ſage ihm die
Stube auff.


Schlamp.

So bald er mich bezahlet hat/ ſoll er
fort und ich will auch gar keinen Studenten mehr in
meinen Hauſe leiden.


Charlott.

Iſt er ihr denn noch viel ſchuldig.


Schlamp.

Er iſt mir ein gantz halb Jahr Stu-
benzins ſchuldig und anderthalben Thaler habe ich
ihn boͤſe Geld gegeben/ dafuͤr ſoll er mir [gutes] zahlen/
wenn ich erſtlich dieſes habe/ ſo ſoll er fort.


Clarill.

Ich habe dirs aber geſagt Charlotte/ du
ſolſt dich mit den Studenten nicht ſo gemeine machẽ?


Charlott.

Du Narre was ſchierts denn dich/ ſa-
ge ich doch dir nichts/ wenn du den Kerlen Baͤnder
ſtuͤcken laͤſſeſt/ und ihnen ſpendireſt.


Clarill.

Ach die koſten noch lange nicht ſo viel/ als
wenn ich mich laſſe abconterfaien/ und mein Bild-
niß den Studenten verehre.


Charlott.

O du gute Schweſter/ ſie haben noch
keinmahl die Bier und Toback-Tiſche damit abge-
wiſcht/ als ſie mit deinen geſtickten Bande gethan
haben.


Clarill.

Charlotte ich ſage dir halts Maul/ oder
wir werden fuͤrwahr nicht Freunde bleiben.


Schlamp.

Haltet die Maͤuler ihr Rabenaͤſſer.


Clarill.

Frau Mutter was ſchiert ſie es aber?


Schlamp.

Ich will dich ſcheren du Aaß. Iſt
daß der Danck daß ich dir laſſe ein neue Kleid ma-
chen?


CClarill.
[18]
Clarill.

Meinthalben mag ſie mir eins machen
laſſen oder nicht.


Schlamp.

Da dencke man nur? ich kriege kein
gut Wort noch darzu/ warte du nur was gilts es
wird dir noch in die Schue ſchneien?


Clarill.

Ey mags doch.


Schlamp.

Ich bins zu frieden/ aber dencke du
nur an mich daß ich dirs geſaget habe.


Charlott.

Frau Mutter/ ſie erzuͤrne ſich nicht/
Claͤrgen iſt nicht werth/ daß man ihr einmahl ant-
wortet.


Clarill.

Charlotte ich ſage dirs/ laß mich zufrie-
den/ oder ich ſchmeiſſe dir der Hencker ſoll mich was
an den Halß.


Schlamp.
(Zu Charlotten)

laß den Hund nur
zu frieden Charlottgen/ und nimm hier dieſe Sa-
chen/ trage ſie hinein laß den Schneider zu dir kom-
men/ damit er euch das Maß nimt/ ich muß noch ei-
nen Gang auff den Marckt gehen.


Charlott.

Koͤmmt ſie bald wieder Frau Mutter?


Schlamp.

Ich werde nicht lange auſſen blei-
ben/ Koͤchin komm du mit mir?


Urſ.

Wo denn hin Frau Schlampampe?


Schlamp.

Ob du es weiſt oder nicht/ komm du
nur fort?


Urſ.

Ich werde folgen.

(Schlampampe geht
mit Urſeln ab.)

Charlott.

Sage mir aber Claͤrgen? warum du
der Frau Mutter ſo ſchnipſch antworteſt.


Clarill.
[19]
Clarill.

Charlotte/ ich ſage noch einmahl laß mich
zu frieden/ oder es wird der Hencker hohle mich nicht
gut.


Charlott.

Ich will dir wohl kein Wort mehr ſa-
gen/ allein es koͤmt dir doch nicht zu/ daß du der Frau
Mutter ſo antworteſt?


Clarill.

Hoͤre doch du? wie hieſſeſt du ſie denn
vorhin?


Charlott.

Wie haͤtte ich ſie denn geheiſſen?


Clarill.

Hieſſeſt du ſie vor ein klein Weilchen
nicht einen Narren? he!


Charlott.

Nun ſchweig nur ſtille/ ich will dich zu
frieden laſſen/ laß du mich auch wieder zu frieden/ ſo
bleiben wir gute Freunde/ und komm mit herein/ da-
mit wir ein wenig nachſinnen/ wie unſere ſchoͤnen
Kleider nach der neueſten Mode moͤgen gemacht
werden.


Clarill.

Das wird halt ich dafuͤr wohl beſſer ſeyn
als wenn wir hier ſtehen/ und werffen einander un-
ſere Fehler fuͤr.

(gehen ab.)

Scena IX.


Laux.

Je bin ich doch ſo froh/ daß ich Pliſchuͤne oder
wie es heiſt einmahl habe ins Geſichte bekom-
men/ ja es glaͤubts wohl einen kein Menſche wie
ſaur es uns armen Bothen wird/ und der
C 2Ver-
[20] Verdienſt iſt ſehre ſchlecht/ ich bin nun in acht
Tagen bald ein 50. Meilen gelauffen/ daß ich
Blaſen an den Fußſohlen habe wie Huͤner Eyer
groß/ und wenn ich ein klein bißgen ſtarck zehre/
ſo iſt das Bothen-Lohn/ was ich in acht Tagen
verdiene/ in einen Tage durch die Gurgel gejagt/
ja wenn die Kraͤffte nichts wegnehmen? was
hilfts wir koͤnnen nicht alle Edelleute ſeyn. Denn
waͤre ich ein vornehmer Mann geworden/ ſo
duͤrffte ich ietzunder mein bißgen Brodt nicht mit
Bothſchafft lauffen verdienẽ/ alleine ich bin doch
zu frieden mit meinen Stande/ drum wundert
michs manchmahl/ daß es Leute giebt/ welche
ein gut Auskommen haben/ ſo Ehrgeitzig ſeyn/
und trefflich hoch hinaus dencken. Doch was
ſchierts dich Laux/ bekuͤmmere dich nicht um an-
dre Leute/ ſondern ſiehe zu wie du deinen Brieff
beſtelleſt/ damit du bald wieder fortkommeſt. A-
ber Potzvelten! wer wird mich nun zurechte wei-
ſen? in welcher Gaſſe der Goͤldne Maul-
Affe
iſt. Dort kommen deucht mich ein Paar
Weibſen gegangen/ ich muß doch hoͤren/ ob die
mich irgend berichten koͤnnen.


Scena X.


Schlampampe/ Urſille/ Laux.

Schlam-
[21]
Schlamp.

Verliere auch nichts Koͤchin.


Urſ.

Es wird mir ja nicht durch die Schuͤrtze
fallen.


Laux.

Gluͤck zu ihr Leutgen?


Schlamp.

Groſſen Danck/ nach wem fragt
ihr?


Laux.

Koͤnnet ihr mich nicht zu rechte weiſen wo
der Gaſthoff zum Goͤldenen Maulaffen iſt.


Schlamp.

Zu wem wolt ihr denn da?


Laux.

Da ſoll ich einen Brieff abgeben an die
Wirthin.


Schlamp.

Wo koͤmmt denn der Brieff her?


Laux.

Er koͤmmt gar weit her.


Schlamp.

Wo iſt denn der Brieff.


Laux.

Hier habe ich ihn. Koͤnnet ihr mich zu
rechte weiſen ſo [thuts] und haltet mich nicht lange
auff.


Schlamp.

Gebt her den Brieff er wird wohl
mir zukommen.


Laux.

Seyd ihr denn irgend gar die Frau
Wirthin zum Goͤldenen Maulaffen?


Schlamp.

Freylich bin ichs.


Laux.

Ich haͤtte es leicht dencken ſollen denn ſie
wurde mir/ wie ihr ſehet eben ſo beſchrieben?


Schlamp.

Nun wo habt ihr denn den Brieff.


Laux.

Hier iſt er da habt ihr ihn/ ihr werdet
wohl ſehen was drinne ſtehet.

(giebt ihr den Brieff.)

Schlamp.

Kommt doch mit herein/ ihr ſeyd doch
wohl durſtig/ ich wil euch laſſen was zu trincken ge-
ben.


C 3Laux.
[22]
Laux.

Ihr muͤſt mich aber nicht lange auff-
halten.


Urſ.

Wo kommt ihr aber her?


Laux.

Ich bin ein Extraordinaͤrer Bothe/
und komme von Hamburg daran.


Schlamp.

Iſt denn der Brieff in Ham-
burg geſchrieben?


Laux.

Das denck ich halt ich wohl nicht/
denn wo mir recht iſt/ ſo iſt dieſer Brieff gar in
Holland oder Engelland geſchrieben/ denn die
Amſterdammer Schiffe haben ihn in den Poſt-
hauſe zu Hamburg abgegeben.


Schlamp.

Geht nur mit in mein Hauß/
ich will ihn leſen laſſen/ und wenn es noͤthig/ euch
mit einer Antwort wieder verſehen.


Laux.

Es iſt gantz gut Jungefrau/ aber hal-
tet mich nur nicht lange auff?


Schlam.

Je ſeyd ihr nicht ein Kind/ war-
um ſolte ich euch denn auffhalten?

(gehen ins
Hauß.)

Actus
[23]

Actus II.


Scena I.


Der Schau-Platz zeigt eine
Baſt-Stube.
Fidele und Edward ſitzen mit etli
-
chen Studenten um einen Tiſch herumb
ſchmauſen und ſingen:

1.
Ich lebe recht vergnuͤgt

Und habe ſchon beſiegt

Die Plagen ꝛc.

Scena II.


Schlampampe/ hernach Fidele

(Schlaͤget die Haͤnde uͤber den Kopff zu-
ſammen) und ſpricht:

JE daß GOtt im hohen Himmel erbarm!
ich arme Frau/ wo ſoll ichs denn endlich
noch hernehmen?


Fidel.

Warum lamentiret ſie denn ſo Frau
Schlampampe?


Schlamp.

Er dencke doch nur da iſt ein Bothe
gekommen und bringet einen Brieff von meinen
Sohne.


C 4Fidel
[24]
Fidel.

Der in der Frembde iſt?


Schlamp.

Ja freylich.


Fidel.

Was ſchreibt er denn guts?


Schlamp.

Nicht viel guts/ als daß er gefangen
ſitzt unter Franzoͤiſchen See-Raͤubern/ und ich ſoll
ihn noch 100. Thaler ſchicken/ daß er koͤnte wieder
loß kommen.


Fidel.

Das iſt keine gute Zeitung Frau
Schlampampe.


Schlamp.

Nun ich moͤchte auch flugs in die Er-
de kriechen/ wenn ich dran gedencke wie mich mein
Lebetage meine Kinder geqvaͤlet haben.


Fidel.

Iſt denn der Bothe noch da?


Schlamp.

Freylich iſt er noch da.


Fidel.

Was iſt aber zu rathen in der Sache?


Schlamp.

Was iſt zu rathen? will ich ihn loß
haben/ ſo muß ich ſo wahr ich eine ehrliche Frau
bin
100. Thaler zur Ausloͤſung mitſchicken.


Fidel.

Wie muß er aber in ſolches Ungluͤck ge-
rathen ſeyn?


Schlamp.

Er hat geſchrieben: Er haͤtte wollen
Spanien beſehen/ und waͤre nebſt 50. Perſonen
auff der See von denen Frantzoͤiſchen Capers ge-
nommen worden.


F[i]del.

Das iſt ein unverhofftes Ungluͤck.


Schlamp.

Ich arme Frau! habe ich denn nichts
al[s] lauter Angſt und Noth von meinen Kindern auf
der Welt auszuſtehn?


Fidel.

Ja/ wer kan wieder Ungluͤcke?


Scena
[25]

Scena III.


Urſel (zu den vorigen.)

Urſel.

Frau Schlampampe der Bothe wil gerne
wieder fort/ er bittet um Abfertigung.


Schlamp.

Sprich ich kaͤme gleich.


Urſ.

Der Præceptor wolte auch gerne mit ihr re-
den.


Fidel.

Sie laſſe ſich nicht abhalten ich will zu
meiner Compagnie wieder gehen ihr Diener

(gehet
wieder in die Stube zu den andern.)

Schlamp.

Schoͤnen Danck. Wo iſt denn der
Bothe.


Urſ.

Er ſitzt bey der Jungfer in der Stube.


Schlamp.

Geh nur fort daß ich ihn wieder loß
werde.

(gehet mit Urſeln ab.)

Die Studenten
fangen hinten
wieder an zu ſingen.

Mein Mann lebt Tag und Nacht im
Sauſe ꝛc.


(Wenn ſolches zu Ende wird die Stube
bedeckt.)

C 5Sce-
[26]

Scena IV.


Taux.

Ich werde nun ſehen/ ob ich den Weg umb
Hamburg herum bald wieder finden kan/ ich
haͤtte es nicht gedacht/ daß ich ſo lange in Plitz-
ſchuͤne wuͤrde auffgehalten werden/ doch haͤtte
ich gerne noch ein bißgen da geruhet/ wenn ich
nicht ſo einen weiten Weg vor mir haͤtte; Ich
muß geſtehen/ das Biergen ſchmackte wie lauter
Zucker/ und klebete einen recht an den Fingern ſo
gut war es/ ja es war auch ſo ein kraͤfftiger Trunck
daß mans mit Fingern haͤtte moͤgen austitzſchen.
Das Qvartier gefiel mir auch wohl/ und hielten
ſich auch ſo ein paar ſchmucke Dinger bey der Fr.
Wirthin auff/ obs nun ihre Toͤchter waren/
das kunte ich nicht erfahren/ ſie hatten GOTT
behuͤt uns ein groß gepulſtere/ oder wie mans
nennt auff den Kopffe/ und ſtunden ſtets vor
den Spiegel und klebten ſich immer ſchwartz
Bech oder was es ſeyn muſte auff die Backen
und neigten ſich immer/ ich halte dafuͤr ſie ge-
fielen einander ſelber wohl/ wenn ich ein junger
Studente waͤre geweſen/ ich haͤtte/ doch einer
ein Schmaͤtzgen gegeben/ ſo dachte ich zuruͤcke
Laux/ es thut dirs wohl ein geringer Hoͤltzgen.
Aber
[27] Aber bin ich nicht ein Narre/ daß ich mich hier
vergebens auffhalte/ da ich doch nicht eine Hand
voll Zeit uͤberley habe. Nun gute Nacht Plit-
ſchuͤne/ Laux muß ſehen/ ob er bald [Hamburg]
kan wieder zuſehen bekommen.

(geht ab.)

Scena V.


Servillo mit einer Flaſchen Wein
ſiehet ohngefehr Schlampampens Koͤchin/
wincket ihr und ſpricht:

Servill.

Piſt/ piſt/ junges Menſch

(Urſel
koͤmmt.)

Urſ.

Was wollet ihr dann?


Servill.

Wo iſt denn ihre Hauß-Jungfer?


Urſ.

Welche denn?


Servill.

Jungfer Charlottgen.


Urſ.

Was wollet ihr denn bey ihr?


Serv.

Ich ſoll was bey ihr ausrichten.


Urſ.

Darff ichs denn nicht wiſſen?


Serv.

Es iſt nichts geheimes/ allein ich ſoll ſelbſt
mit ihr reden.


Urſ.

Wer ſchickt euch denn her?


Serv.

Es iſt ein guter Freund in unſern Wein-
keller der hat mich an ſie abgefertiget.


Urſ.

Verziehet ein wenig ich will ſie heraus ruf-
fen.


Servill
[28]
Servill.

Macht nur fein bald denn ich kan nicht
lange abkommen.


Urſ.

Sie ſoll augenblicks da ſeyn.

(geht ab.)

Servill.

Es iſt wohl verdrießlich hier in Pliſ-
ſine/ daß/ wenn man wohin geſchickt wird/ ſo
lange verziehen muß/ ehe man einmahl vorkoͤm̃t/
da ſoll man den Maͤgden erſtlich alles auff die
Naſe binden/ wenn man bey der Jungfer was
zu beſtellen hat/ alleine von mir erfaͤhret wohl
niemand nichts/ was mir verbothen iſt zu ſagen.
Ach ich wolte daß ich einmahl abgefertiget wuͤr-
de/ daß ich wieder meine Gaͤſte abfertigen koͤnte.


Scena. VI.


Schlampampe/ Charlotte und
Servillo.

Schlamp.

Wer ſchickt euch her Jungge-
ſelle.


Serv.

Da ſoll ich was an ihre Jungfer Toch-
ter ausrichten.


Charlotte.

Was wolt ihr denn bey mir?


Servill.

Es iſt ein frembder Herr in unſern
Weinkeller/ der laͤſt ſich der Jungfer gantz ſchoͤn
befehlen/ und ſchickt ihr als ein Unbekanter dieſe
Flaſche Wein.


Char-
[29]
Charlott.

Wer iſt er denn?


Servill.

Ich kenne ihn nicht/ er ſagte auch
ich ſolte darbey vernehmen wenns ihr gelegen
waͤre/ er wolte ihr auff ein paar Wort auffwar-
ten/ denn er haͤtte deucht mich einen Gruß von
einen Doctor aus Schleſien an ſie.


Schlamp.

Ich dencke Charlotte dein Do-
ctor
koͤmmt wohl gar wieder.


Charlott.

Hoͤrt Junggeſelle? ſprecht zu
den Herrn: ich lieſſe mich vor die uͤberſchickte
Flaſche Wein ſchoͤn ſtes bedancken/ und wenn er
mir die Ehre goͤnnen wolte/ und ein wenig bey
mir einſprechen ſolte mirs von Hertzen lieb ſeyn.


Schlamp.

Die Flaſche will ich euch durch
meine Koͤchin ſchon wieder zuſtellen.


Servill.

Es hat nichts zu ſagen; Sie leben
unterdeſſen wohl.


Charlott.

Richtet es auch fein aus/ was ich
euch geſagt.


Servill.

Sie tragen deßwegen keine Sor-
ge ich will es ſchon machen

(gehet ab.)

Charlott.

Frau Mutter/ ich will den Wein
koſten/ wie er ſchmeckt.


Schlamp.

Gib her die Flaſche ich will dirs
zutrincken.


Charlott.

Da trincke ſie Frau Mutter/
alleine
[30] alleine ſie muß ihn auch nicht alle auff einmahl aus-
trincken.


Schlamp.

Du biſt doch ein Kind/ wo wolte ich
denn auff einmahl den Wein hinſauffen/ ich bringe
dirs Charlottgen

(ſetzet an und trinckt.)

Charlott.

Wohl bekomme es ihr Frau Mutter.


Schlamp.

Nun das iſt auch ein Weinichen/
ich daͤchte man koͤnte ihn nicht beſſer in der Stadt
antreffen/ nun ich habe mich auch gantz daran gela-
bet.


Charlott.

Ich muß ihn doch nun auch verſu-
chen/ wie er ſchmeckt

(Charlotte trinckt.)

Schlamp.

Trinck nicht zu viel Maͤdgen/ hoͤre
auff du Rabenaß.


Charlott.

Frau Mutter das iſt ein delicater Wein.


Schlamp.

Gib her ich muß noch einmahl trin-
cken

(trinckt wieder.)

Scena VII.


Clarille zu den vorigen.

Ihr Leute/ was habt ihr denn da guts? trinckts ei-
nen doch auch zu?


Schlamp.

Ich daͤchte es waͤre was guts?


Clarille.

Wo habt ihr denn den Wein bekom-
men.


Charlott.

Es hat mir ihn ein galant Buͤfgen
geſchickt.


Clarill.
[31]
Clarill.

Wer iſt es denn?


Schlamp.

Ich daͤchte er wuͤrde Charlotten eine
Viſite geben.


Clarill.

Ihr koͤnnt mirs ja ſagen wer er iſt?


Charlotte.

Soll ich dirs ſagen und kenne ihn ſel-
ber nicht.


Clarill.

Je wenn er Wein hergeſchickt hat/ ſo
wirſtu ja wiſſen wer es iſt?


Charlott.

Ich weiß bey meiner Seelen nicht wer
es iſt/ es kam ein Weinſchencken Junge her/ der
brachte mir die Flaſche Wein/ und ſagte es lieſſe ſich
ein unbekandter Freund mich ſchoͤnſtens befehlen/
und wenn mirs gelegen waͤre/ ſo wolte er mir eine
Viſite geben.


Clarill.

Ich werde das galante Buͤfgen auch noch
zu ſehen bekommen/ wer weiß was es vor ein Hun-
gerleider iſt/ der auff der Gaſſe die Brodtkruͤmelgen
aus den Schubeſacke ſucht/ und den Hunger damit
ſtillt.


Charlott.

Frau Mutter ſie dencke doch nur/ was
Claͤrgen vor ein loſe Maul hat.


Schlamp.

Es verdruͤſt ſie/ daß du Wein haſt
geſchickt bekommen/ und ſie keinen.


Clarill.

Ob ich einmahl Wein trincke oder nicht/
ich achte ihn auch eben ſo groß nicht.


Schlamp.

Ich daͤchte du thaͤteſt mir doch ein-
mahl beſcheid/ wenn ich dirs zubraͤchte.


Clarill.

Warum ſolte ich das nicht thun.


Schlamp.
[32]
Schlamp.

Da trinck doch nur einmahl.


Clarill.
(Clarille trinckt)

Proſit Charlotte.


Charlott.

Du ſauff ihn auch nicht alle aus/
ich muß auch noch einmahl trincken.


Schlamp

Maͤdgen/ reut dich der Hencker

(reiſſet
Clarillen die Flaſche vom Maule.)

Clarill.

Frau Mutter ſie goͤnnet einen auch kei-
nen guten Trunck.


Schlamp.

O du Hund ſoͤffſt wohl einen Zober
voll aus.


Scena VIII.


Urſel (zu den vorigen.)

Ihr Jungfern der Schneider iſt drinne und will
euch gerne die neuen Kleider anderſuchen.


Clarill.

Komme Charlotte wir wollen hinein ge-
hen.


Charlott.

Warte/ ich muß erſtlich noch einmahl
Wein trincken. Frau Mutter will ſie nicht die Fla-
ſche noch einmahl herreichen?


Schlamp.

Maͤdgen du ſaͤuffſt dich voll.


Charlott.

Ich dachte vollſauffen.


Schlamp.

Kommt nur herein/ wir wollen ihn
zuſammen vollends austrincken


Charlott.

Ich werde der Frau Mutter dißfalls
gehorſamen.


Clarill.
[33]
Clarill.

Und ich den ſtaꝛcken [Geruche nachgehen].


Urſ.

Und ſo ein Loͤffel voll uͤbrig bleibt/ wird der
Koch auch ein ſuͤſſe Maul machen

(gehen ab.)

Scena. IX.


Cleander.

Wie ich vernommen/ ſo hat Monſ. Fidele
zu vor die lautere Warheit zu mir geredet/ und
ich glaubte es noch nicht wenn mir ſolches nicht
ein vornehmer Mann dieſer Stadt erzehlet/ was
vor Schoſen in Goͤldenen Maulaffen paßiren
ſollen. Ich ſchickte vor einer halben Stunde ei-
ne Flaſche Wein hin/ ſo lieſſen ſie ſich ſchoͤnſtens
bedancken und zugleich ſagen/ es wuͤrde ihnen
lieb ſeyn wenn ich Bekanndſchafft bey ſie ſuchte.
Nun will ich auch recta hingehen/ und mich an-
melden

(pocht an)

Holla?


Scena X.


Urſel
koͤmmt heraus.

Was beliebt denn den Herrn?


Cleand.

Iſt ihr Frauenzimmer zu Hauſe?


Urſ.

Was will er denn bey ſie?


Cleand.

Ich ſchickte vor einer halben Stunde
Deine
[34] eine Flaſche Wein zu ſie/ ſo lieſſen ſie mir ſagen: ich
moͤchte doch ein wenig zu ſie kommen.


Urſ.

Ach iſt er der Herr/ der den Wein hat her-
geſchickt.


Cleand.

Ja Maͤdgen der bin ich.


Urſ.

Ich kans ihnen nicht ſagen wie ſie ihn gelo-
bet haben. Die Mutter und die Toͤchter haben
wohl zehnmahl des Herrn ſeine Geſundheit getrun-
cken.


Cleand.

Iſt das moͤglich?


Urſil.

Es iſt fuͤrwahr wahr.


Cleand.

Ich habe dergleichen gethan/ aber kan
man nicht vor ſie kommen?


Urſ.

Der Herr ſpatziere nur mit mir herein es
wird ihnen recht lieb ſeyn.


Cleand.

[Gehet voran] junges Menſch/ ich will
euch folgen.


Urſ.

Er beliebe nur voran zu ſpatziren.


Cleand.

Ich weiß ja nicht wo ich zu gehen ſoll?


Urſil.

Nun ſo beliebe er mir zu folgen.


Cleand.

Ich folge euch/ und ſoltet ihr mich auch
gleich in des Frauenzim̃ers Bette fuͤhren.

(gehen ab.)

Scena XI.


Edward/ Fidele.

Edward.

So hat ſie den Herrn Bruder ſchon
die Stube auffgekuͤndiget?


Fidel.
[35]
Fidel.

Wie ich Monſ. Frere berichtet/ und ich den-
cke immer es wird ihm auch ſo gehen.


Edward.

Wie ſo denn?


Fidel.

Sie ſagte: Sie wolte gar keine Studen-
ten mehr im Hauſe leiden.


Edward.

Was Urſache aber?


Fidel.

Spricht: was nur in ihren Hauſe vor-
gienge das referirten wir andern Leuten/ und abſon-
derlich war ſie mit mir gar nicht zu frieden.


Edward.

Was ſagte ſie denn zu ihn?


Fidel.

Wie ich durchs Hauß gieng/ ſtund ſie
in der Kuͤchen: und wurde mich gewahr/ ſo ruf-
te ſie mich hinein/ und fieng mit dieſen Worten
an? Er hoͤre? ich habe ihn was zu ſagen? was
ſolls ſeyn/ (ſagte ich drauf) Frau Schlampam-
pe? ja? ſagte ſie) Ich haͤtte es nicht in ihn ge-
dacht/ ich habe ihn noch immer vor den beſten ge-
halten.


Edward.

Was wurde denn endlich daraus?


Fidel.

Ich wolte nun wiſſen was es waͤre/
kunte es aber nicht gleich erfahren/ letzlich brach
ſie mit dieſen Worten heraus: Er iſt ein feiner/
er ſoll mir immer nachreden/ wenn er zu Leuthen
koͤmmt/ und ich mag ihn gar nicht laͤnger im
Hauſe haben/ und ſagte mir damit die Stube
auff.


Edward.

Gedachte ſie meiner nicht darbey?


D 2Fidel.
[36]
Fidel.

Allerdings wie ſie mit mir fertig/ ſo fieng
ſie an von den Herrn Bruder zu reden und ſagte:
wenn ich Edwarten anſichtig werde/ ſo will ichs ihn
gleichfalls ſagen: daß er mir daß Hauß raͤumen ſoll/
Denn er hat meine Charlotte eine Hure geheiſſen.


Fidel.

Hat denn der Herr Bruder ſolches ge-
than?


Edward.

Monfrere dencke nur? da ge-
het ſie hin und ſpricht zu Jungfer Melinden hier
in der Nachbarſchafft/ ich haͤtte von derſelben ſo
uͤbel geredet. Das Maͤdgen kam zu mir/ und
hielt miꝛ ſolches vor/ ich excuſirte mich ſo gut als
ich kunte/ allein ſie glaubte Charlottens Worten
mehr als meinen. Es trug ſich aber zu/ daß Char-
lotte gelauffen kam und ſagte zu Melinden die
Mutter wolte ihr ein neu Kleid machen laſſen.
Da ſatzte ich ihr zur Rede/ warum ſie mich ſo un-
ſchuldiger Weiſe bey Jungfer Melinden ange-
geben. Charlotte aber wolte nichts davon
wiſſen/ ſo fieng ich an und ſagte: Wenn ſie mich
dieſes bey Jungfer Melinden beſchuldiget/ ſo
hat ſie ſolches geredet als eine Hure/ darauff
lieff ſie eiligſt ins Hauß und ſagte: Ey das will
ich meiner Frau Mutter ſagen daß er mich eine
Hure geheiſſen.


Fidel.

Wenn ich an des Herrn Bruders Stelle
geweſen/ ich haͤtte es ſelbſt nicht anders gemacht.


Edward
[37]
Edward.

So war ſie ſo uͤbel deswegen auff
mich zu ſprechen?


Fidel.

Sie trieb es graß: Man dencke doch


(ſagte ſie zu allen Leuten)

ein Maͤdgen das ihr gut
Außkommen hat/ und vornehmer Leute Kind
iſt von ſo einen gemeinen Kerl eine Hure geheiſ-
ſen zu werden.


Edward.

Warum trieb ſie es aber damahls
nicht ſo/ wie ſie eine Canaillie geheiſſen wurde.


Fidel.

Die Alte ſelbſt?


Edward.

Freylich/ es ſind ohngefehr 4. Jahr/
ſo hatte ſie einen Præceptor der kam des Abends
nach Hauſe und hatte ſich vollgeſoffen/ ich weiß nicht
woruͤber ſie ſich mit ihn zanckte/ ſo hieß er ſie gar eine
Canaillie.


Fidel.

Und ſchwieg die Ehrliche Frau darzu
ſtille.


Edward.

Auff den Morgen ließ er ihr ein Noͤſ-
ſel Spaniſchen Wein hohlen/ ſo war er der beſte wie-
der im Hauſe.


Fidel.

Die Frau Schlampampe ſcheinet wohl
eine Ehrliche/ aber auch dabey eine ſehr dumme
Frau zu ſeyn. Aber gedachte ſie nichts weiter?


Fidel.

Ich gab auff alles ſo eigentlich nicht ach-
tung. Doch wo mir recht iſt/ ſo erwehnete ſie auch
etwas von Tauben.


Edward.

Was denn von Tauben?


Fidel.

Wie geſagt ich obſervirte die Albertaͤ-
ten nicht einmal alle.


D 3Edward
[38]
Edward.

Ach itzt beſinne ich mich/ der Handel
faͤlt mir bey; warte nur/ ich will dich Tauben du al-
te Schachtel du. Monſ. hoͤre/ wenn wir nur einen
artigen Poſſen erdencken koͤnten/ damit die eingebil-
deten Toͤchter wichtig proſtituiret wuͤrden.


Fidel.

Ich habe mich auff eine artige Invention
ſchon laͤngſt beſonnen/ und wenn das angienge es
ſolte wacker was zu lachen ſetzen.


Edward.

Was iſt es aber?


Fidel.

Der Herr Bruder komme ein wenig mit
auff meine Stube/ ich wills ihn erzehlen.


Edward.

Monfrere verziehe nur ein wenig/ ich
will nur einen Gang wohin gehen/ hernach will ich
alſobald bey ihn ſeyn.


Fidel.

Der Herr Bruder halte ſich nicht lange
auff/ ſondern komme bald wieder.

(gehet ab.)

Edward.

In einer viertel Stunde will ich ihm
auffwarten.

(gehet ab.)


Actus III.


Scena I.


Cleander/ Charlotte.

Charlott.

Der Herr Secretarius ſey doch ſo gut/
und ſpreche wieder bey uns ein.


Cleand.

Mademoiſelle ſey verſichert/ wenn ich
wider verhoffen noch heute ſolte hier bleiben/ ſo wuͤr-
de ich eine Kuͤhnheit begehen/ und das Nacht-
Qvartier hey ſie auffſchlagen.


Charlott.
[39]
Charlott.

Es ſtehet unſer gantzes Hauß zu des
Herrn Secretarii Dienſten/ Sie koͤnnen ſich nur
wenn ſie wollen ihrer Gelegenheit gebrauchen.


Cleand.

Es ſoll geſchehen/ unterdeſſen recom-
mendire
ich meine Perſon zu dero guten Andencken.


Charlott.

Und ich verbleibe Monſieur gehor-
ſamſte Dienerin/ darff ich ſie aber mit einen Gruß an
den Herrn Doctor Feinland aus Schleſine beſchwe-
ren/ ſo wuͤrde ich vor ſolche Muͤhe hoͤchſt obligiret
ſeyn.


Cleand.

Gantz gerne Mademoiſelle.


Charlott.

Nun ſie reiſen gluͤcklich.

(gehet ab.)

Cleand.

Und ſie leben fein vergnuͤgt.

(ad-
ſpectatores)

Nun habe ich doch das artige
Frauenzimmer zum Goͤldenen Maulaffen auch
kennen lernen von welcher mir die Leute ſoviel er-
zehlet. Ich glaube auch nicht daß es in der Welt
thoͤrichter und naͤrriſcher kan zugehen als in den-
ſelben Hauſe. Wie ich nun hinkam und mein
Compliment gegen ſie machte/ traten ſie alle um
mich heꝛum/ und thaten als weñ ſie ſchon 10. Jahꝛ
waͤren mit mir bekand geweſen/ die eine fragte
gleich/ wie hoch die Ele Tuch zu meinẽ Kleide kaͤme
Die andeꝛe ob dz ſilbeꝛ auf meine Weſte gut waͤꝛe
uñ lauter ſolche ungeſchickte Redẽ brachtẽ ſie vor.
D 4Die
[40] Die Mutter ſaß am Fenſter und ſchlug ſich mit
der Hand auff den Leib und ſagte? Wer das
Fleiſch nicht haben will der iſt nicht werth daß
ihn die Raben freſſen ſollen. Ob ſie nun da-
durch zuverſtehen geben wolte/ daß ſie wieder
Luſt zu heyrathen haͤtte/ oder ob es ihre alltages
Weiſe nur ſo war. Endlich fieng Jungfer Char-
lottgen an wer ich waͤre/ ſo gab ich mich vor einen
Secretarium an einen bewuſten Hoffe aus.
Worauff ſie [anfieng]: das Hoff-Frauenzimmer
hat immer curiöſe Sachen/ wie man kan ſchoͤne
werden/ ich weiß der Herr Secretarius wird von
dergleichen was wiſſen/ er ſchreibe mir doch ein
Recept auff. Ich ſagte wenn ſie Feder u. Dinte
bey der Hand haben/ ſo will ich ihm ſchon was
auffſchreiben daß ſie vortreffliche klare Haut be-
kommen ſollen. Sie war geſchwinde mit Feder
und Dinte parat/ da ſchrieb ich ihr nun was auff/
ich bin gut dafuͤr/ wenn ſie es gebrauchet/ ſo wird
ſie in 4. Wochen keinen Menſchen aͤhnlich ſehen.
Wenn ich doch Monſ. Fidelen koͤnte anſichtig
werden/ ich muͤſte ihn doch ſolches erzehlen.


Scena II.


Fidele/ und Cleander.

Fidel.
[41]
Fidel.

Sieh da Monſ. Cleander/ nun wie ſtehts?
hat er unſer Hauß-Frauenzimmer beſucht.


Cleand.

Ich komme gleich ietzo von ſie her.


Fidel.

Nun wie gefallen ſie ihn?


Cleand.

Ich haͤtte ſie mir verſtaͤndiger eingebil-
det.


Fidel.

Sie wollen aber welche mit von den kluͤg-
ſten ſeyn.


Cleand.

Narren moͤgen ſie ſeyn/ kan man doch
kein klug Wort mit ſie reden.


Fidel.

Das ſagen andere Leute auch/ allein ich
habe ſie immer defendirt/ und geſagt: wenn ſie groß
wuͤrden/ ſo wuͤrde ſich der Verſtand noch finden.


Cleand.

So vermeint er? ſie ſollen noch groͤſ-
ſer werden?


Fidel.

Ich vermeinte weil ich noch klein waͤre ſo
koͤnte ich ja auch nicht gar groß ſeyn.


Cleand.

Er iſt mir wohl einer.


Fidel

Wenn Monſ. noch einen Tag in Plißine
bleibet/ ſo ſoll es was artiges zu lachen ſetzen.


Cleand.

Nein ich muß ietzo gleich fort/ hat der-
ſelbe was nach Marburg zu beſtellen/ ſo will ichs ihn
ausrichten.


Fidel.

Es wird ja nicht ſein Ernſt ſeyn daß er fort
will?


Cleand.

Ich habe einen Brieffbekommen/ drum
muß ich ſchleunigſt fort.


Fidel.

Es wuͤrde ihn nicht gereuen wenn er da
bliebe.


D 5Cleand
[42]
Cleand.

Ein andermahl/ iſt es was curioͤſes oder
laͤcherlichs/ ſo bitte mir ſolches ſchrifftlich zu melden.


Fldel.

Es ſoll einen artigen Spaß ſetzen.


Cleand.

Ich geſtehe es/ ich moͤchte ihn gerne mit
anſehen/ allein ſo laͤſt ſichs vor dieſesmahl nicht thun.
Er lebe wohl/ und wenn ihn ſein Weg nach Mar-
burg traͤgt/ ſo nehme er das Logier bey mir.


Fidel.

Es ſoll geſchehen/ und ſo bald der Spaß/
welcher ietz unter Haͤnden/ wird gluͤcklich abgelauf-
fen ſeyn/ ſo ſoll Monſ, alles ausfuͤhrlich mit der Poſt
haben.


Cleand

Es wird mir lieb ſeyn/ Adjeu!


Fidel

Serviteur Monſ. gluͤckliche Reiſe.

(gehen
an unterſchiedenen Orten ab.)

Scena III.


Schelmuffsky
(in einen zerriſſe-
nen Reiſſerock.

Der Tebel hohlmer wie froh bin ich/ daß ich Plißi-
ne wieder zu ſehen bekomme/ ich haͤtte mirs nicht ein-
gebildet/ daß ich ſobald aus der Fremde wieder kom-
men ſolte. Es iſt mir auf meiner Reiſe der Tebel
hohl mer/ ſehr ungluͤcklich gegangen/ in Schweden
brach ich ein Bein/ in Holland lag ich 4. gantzer
Jahr kranck/ in Engelland hatte ich kein Geld/ und
als ich wolte nach Spanien ſegeln/ gerieth ich
den Franzoͤiſchen Caper-Schiffen in die Haͤnde/ al-
wo ich ein gantz halb Jahr haben muͤſſen gefangen
ſitzen/ und auf der harten Erden geſchlaffen. Der
Tebel
[43] Tebel holmer wenn mir meine Frau Mutter kein
Geld geſchickt/ ich waͤre noch nicht wieder loß. Nun
will ich auch der Tebel hohlmer nicht mehr rei-
ſen/ ſondern bey meiner Frau Mutter bleiben und die
Zeit weil ich lebe mit faulen Tagen zubringen.

(ſie-
het ſich um)

Wo iſt denn nun ihr Hauß? koͤmmt mir
doch ber Tebel holmer alles ſo fremde in Plißine vor/
doch hier wird es ſeyn/ ich ſehe es an den Schilde/
ich will anpochen und hoͤren/ ob ſie mich auch kennen
werden.

(pocht an)

holla! holla!


Scena IV.


Urſil. koͤmmt heraus.

Urſ.

Was wolt ihr?


Schelm.

Gluͤck zu junges Menſch!


Urſ.

Helff euch GOtt/ ich kan euch nichts ge-
ben/ ihr ſeyd ein junger ſtarcker Flegel ihr koͤnnet
wohl arbeiten

(gehet wieder hinein.)

Schelm.

Der Tebel holmer/ die Koͤchin ſahe
mich gar vor einen Bettler an. Sapperment!
bin ich denn ſo unkaͤntbar worden? ich will es
noch einmal verſuchen/ vielleicht hat ſie mich zu
vor nicht recht geſehen.

(pocht an.)

Scena V.


Schlampampe koͤm̃t heraus.

Ihr Leute wenn man allen wolte geben/ es ſind ih-
rer heute wohl hundert ſchon da geweſen. Ihr muͤſ-
ſet zum Allmoſen Herrn gehn.


Schelm.
[44]
Schelm.

Frau Mutter! Sie wird mir ja der Te-
bel holmer vor keinen Bettler anſehen.


Schlamp.

Je biſt du es Schelmuffsky.


Schelm.

Wer wirds denn der Tebel holmer
ſonſt ſeyn?


Schlamp.

Je ſey mir von Hertzen willkommen!


(faͤllet Schelmuffsky um den Halß.)

Wie hat dirs
denn gegangen du lieber Sohn?


Schelm.

Der Tebel holmer Frau Mutter ſehr
ſchlecht.


Schlamp.

Ich habe es wohl gehoͤret als mir der
Bothe den Brieff brachte.


Schelm.

Ja Frau Mutter wer kan wider Un-
gluͤcke.


Schlamp.

Kom doch herein daß dich die Maͤd-
gen auch ſehen.


Schelm.

Ich zweiffele Frau Mutter/ ob ſie mich
kennen werden?


Schlamp.

O ſchlim genug.


Schelm.

Der Tebel holmer Frau Mutter die
Koͤchin ſahe mich auch vor einen Bettler an/ hieß
mich einen ſtarcken Flegel ich koͤnte wohl arbeiten/ es
verdroß mich der Tebel holmer recht ſehr.


Schlamp.

So wahr ich eine ehrliche Frau bin/
wann du mich nicht angeredet/ ich haͤtte dich gleich-
falls vor einen Bettler angeſehen.


Schelm.

Ja Frau Mutter auff der Reiſe iſt ei-
nen kein gut Kleid nuͤtze.


Schlamp.

Es iſt mir doch lieb daß ich dich nur
habe wieder zu ſehen bekommen.


Schelm.
[45]
Schelm.

Frau Mutter was hat ſie denn guts
zum beſten?


Schlamp.

Kom nur herein es wird ſich ſchon
was finden.


Schelm.

Ich werde der Frau Mutter folgen.


(gehen ab.)

(Fleck rufft in wendig.)

4. leſch aus. 6. leſch aus. 1. leſch aus. 2. leſch aus.
4. zahl aus. 4. zahl aus. 5. zahl aus. 3. leſch auch
fein ſauber aus.


Scena VI.


Lepſch und Fleck mit Huͤpelkoͤrben.

Lepſch.

Wenn haben ſie dich denn wieder her
beſtellet.


Fleck.

In einer halben Stunde?


Lepſch.

Was ſolſtu aber da?


Fleck.

Ich ſoll noch einen mitbringen/ ſie wollen
uns wozu gebrauchen.


Lepſch.

Wozu denn?


Fleck.

Ich weiß ſelber noch nicht/ wilſtu mit ge-
hen/ ſo kanſtu auch 8. Gr. verdienen.


Lepſch.

Wenn ich die verdienen kan. So will
ich mich gebrauchen laſſen wozu ſie wollen.


Fleck.

Hoͤre Lepſch/ komm nur in einer halben
Stunde zu mir/ ich will erſtlich noch wohin gehen
daß ich meine Huͤpelgen vollends loß werde.


Lepſch.

Mich haben ſie gantz reine ausgeſpielet.


Fleck.
[46]
Fleck.

Taufften ſie dich nicht?


Lepſch.

Freylich/ ich kriegte 3. Gr. Bathen geld.


Fleck.

Nun komm nur darnach zu mir/ ich muß
gehen.

(gehet ab.)

Lepſch.

Ich wil dich ſchon abholen/

(geht ab.)

Scena VII.


Schlampampe/ Charlotte Clarille
in rothen Damasken Kleidern und hohen Fan-
tanſchen/ Schelmuffsky und Daͤfftle.

Slamp.

Ich daͤchte wer nun nicht wolte der
waͤre nicht hungerich?


Schelm.

Der Tebel holmer die Kleider
laſſen recht propre.


Charlott.

Zum wenigſten/ wer mich haben
will muß einer von Adel ſeyn.


Clarill.

Und wer das Jawort von mir ho-
len will/ muß fuͤrwar Federn auff den Hute tragẽ.


Charlott.

Frau Mutter nun muß ſie uns
auch kuͤnfftig Kutſche und Pferde halten.


Clarill.

Fuͤrwar Frau Mutter/ wenn ſie ſol-
ches nicht thut/ die Leute halten es ihr vor uͤbel.


Schlamp.

Wartet biß ihr Maͤnner be-
kommt/ hernach moͤget ihr euch gar laſſen in der
Saͤnffte tragen.


Schelm.

Der Tebel hohlmer Frau Mut-
ter hat ſie nun ſo viel auff die Maͤdgen gewand/
ſo
[47] ſo kan ſie ihnen ja noch wohl eine elende Kutſche
und Pferde halten.


Schlamp.

Ey du haſt mir die Kutſche uñ
Pferde ietzt ausgezogen.


Schelm.

Was? ausgezogen? Sie darff
ſich nur der Tebel hohlmer uͤber mich beſchweh-
ren? als wenn ſie es von den ihrigen gegeben.


Schlamp.

Ich weiß am beſten wo mich
der Schuch druckt.


Schelm.

Der Tebel holmer Frau Mutter
ſie iſt auch wie Matz ‒ ‒ ſie pimmelt/ und treibt
ſie keine Noth darzu.


Schlamp.

O du lauſigter Hund/ ich wol-
te daß ich dich nur unter den Frautzoſen haͤtte ver-
zappeln laſſen.


Schelm.

Ich weiß ihrs der Tebel hohlmer keinẽ
Danck/ daß ſie es gethan hat.


Schlamp.

Je du Schelm/ haͤtteſt du ſolches nicht
von mir begehret/ es wuͤrde wohl nachgeblieben ſeyn.
Hundert Thaler fallen einen nicht gleich aus den
Ermel.


Daͤfftle.

Frau Mutter ſie erzuͤrne ſich nur nicht
uͤber den Frantzmann.


Schelm.

Du Junge/ wenn du dein Maul nicht
haͤlteſt/ ſo will ich dir ein paar ſtattliche Ohrfeigen
geben.


Schlamp.

Kom nur/ haſtu ein Hertze und ſchlage
mir ihn/ ich will dir die Wege weiſen.


Schelm.
[48]
Schelm.

Das Hertze haͤtte ich der Tebel hol-
mer auch wohl noch. Ob ſie gleich denckt Frau
Mutter daß er das Hetſchelgen iſt/ und alle Nacht
bey ihr ſchlaͤfft/ daß alle Leute davon zu reden wiſſen.


Daͤfftle.

Was gehets denn ſo einen Caper an?


Schelm.

Junge/ ſchweig ſag ich dir/ oder der Te-
bel holmer du kriegſt eine daß dir hoͤren und ſehen
vergehet.


Schlamp.

Melde dich nur an?


Daͤfftle.

Von ſo einen verlauſigten Frantzman-
ne lieſſe ich mich wohl gar ſchlagen.


Schelm.
(ſchlaͤgt ihn hinters Ohr)

da haſt du
doch nur eine du Hundsfott?


Schlamp.

Je daß es den Goͤttern in Wolcken
erbarme du Schelm ſchlag/ ach haͤtte ich dich nak-
kigten Lauſerumb nur in der Frembde ſitzen laſſen/
daß dich die Laͤuſe auffgefreſſen/ ſo duͤrffte ich mich
doch uͤber dich nicht ſo aͤrgern. Kom Daͤfftle wir
wollen hingehen und vor den Ofen knien/ vielleicht
erhoͤren die Goͤtter unſer Gebet und befreyen uns
von den boͤſen Menſchen.

(gehet mit Daͤfftle ab.)

Schelm.

Meinthalben mag ſie wohl mit ihn an
den Galgen knien.


Clarill.

Haͤtteſt du nur ſtille geſchwiegen Schel-
muffsky/ du weiſt ja wie ſie iſt/ wenn ſie luſt zu zan-
cken hat/ ſo macht ſie es uns eben nicht anders.


Schelm.

Was Sapperment gehets aber den
Jungen an?


Charlott.

Wir haben uns Daͤfftle wegen mit
ihr vielmahl biß auff das ſchlagen gekiffen.


Schelm.
[49]
Schelm.

Sie darff aber der Tebel hohlmer nicht
dencken das der Junge meines gleichen iſt. Er mag
auch erſtlich in die Welt wandern/ und ſich ein Jahr
einer etliche den rauhen Wind laſſen unter die Na-
ſe gehen/ wie ich gethan habe/ darnach ſoll er reden.


Scena VIII.


Urſille.

Ihr Kinder der Tiſch iſt gedeckt ihr ſollet hinein
kommen ehe das Eſſen kalt wird.


Charlott.

Wo ſpeiſen wir denn?


Urſ.

Hinten in der groſſen Stube.


Clarill.

Komm Bruder wir wollen eſſen.


Schelm.

Ich mag der Tebel hohlmer nicht eſſen.


Urſ.

Warum denn nicht? und ich habe ſeintwe-
gen einen ſchoͤnen Carpffen ſieden muͤſſen/ was wuͤr-
de denn die Frau Mutterſagen?


Schelm.

Wo iſt denn die Frau Mutter?


Urſ.

Sie ſitzt ſchon am Tiſche/ und wartet auf ſie.


Clarill.

Komm nur fort Schelmuffsky ſie iſt
ſchon wieder gut.


Schelm.

Ich kan der Tebel hohlmer leichte mit
gehen.

(gehen hinein.)

Scena. IX.


Fidele/ Edward/ (tragen ſchoͤne
Kleider in Haͤnden) Lepſch und Fleck mit
Huͤpelkoͤrben.

Fidel.

Setzet eure Huͤpel-Koͤrbe nur ſo lange
Ehier
[50] hier auff die Seite/ es ſoll euch nichts davon kom̃en/
und ziehet eiligſt dieſe Kleider an.


Fleck.

Vor was ſoll ich mich ausgeben?


Edward.

Vor einen Edelmann der viel Ritter-
Sitze hat.


Lepſch.

Und ich ſoll ein Baron ſeyn?


Fidel.

Ja ein Baron.


Lepſch.

Woher aber.


Fidel.

Von Huͤpelshauſen.


Fleck.

Und ich ein Edelmann?


Edward.

Ja ein Edelmann.


Fleck.

Wie ſoll ich mich aber nennen?


Edward.

Auff Schreib an und leſch aus.


Fleck.

Und ſollen den Frauenzimmer im Goͤldnẽ
Maulaffen eine Viſumpe geben?


Edward.

Eine Viſite heiſt es dummer Junge.


Fleck.

Nu nu/ ich wills ſchon machen.


Lepſch.

Wenn ſie uns aber kein Qvartier geben
wollen?


Fidel.

Dafuͤr trage keine Sorge/ ſie werden euch
noch darzu auff das delicateſte tractiren.


Fleck.

Sie moͤgen uns was geben oder nicht/ ich
habe indem ſchon gegeſſen.


Lepſch.

Aber duͤrffte es zuletzt auch wohl ein biß-
gen Schlaͤge ſetzen!


Fleck.

Du Narr/ ſie werden ja vornehme Her-
ren nicht mit Schlaͤgen tractiren.


Fidel.

Laſſet euch dafuͤr nur nicht leid ſeyn ihr
werdet auff das beſte accommodiret werden.


Lepſch.
[51]
Lepſch.

Wenn ſie uns nur nicht tauffen/ ich
frage zwar auch nichts darnach/ es waͤre aber
ſchade weñ die ſchoͤnen Kleider ſolten naß weꝛden.


Fleck.

Sie werden uns ja nicht kennen/ daß
wir Huͤpel-Jungen ſeyn?


Fidel.

Sie kennen euch in Warheit nicht/
macht nur fort daß ihr euch vollends anziehet.


Lepſch.

Ich bin gleich fertig.


Fleck.

Und ich darff nur noch den Degen
anhangen/ ſo ſtehet der voͤllige Edelmann da.


Fidel.

Nun kommt nur herein/ damit wirs
euch ein wenig weiſen/ wie ihr eure Complimen-
ten ſollet vorbringen.

(gehet mit Edwardten ab.

Lepſch.

Der Juncker von Schreib an und
Leſch aus beliebe zu folgen.


Fleck.

Ich werde den Herrn Baron von
Huͤpelshauſen nicht vorgehen.


Fidel.
(Fidele koͤmmt wieder zuruͤcke und
ſpricht)

ſcheret euch fort ihr Baͤrnhaͤuter.


Lepſch.

Wir werden gehorſamen

(gehen ab.

Scena X.


DerProſpectzeiget Schlampam-
pens Speiſe-Stube und ſitzen um den
Tiſch herum.
Schlampampe/ Schelmuffsky Cla-
rille/ Charlotte und Daͤfftle/ Urſille wartet
vor den Tiſche auff?

E 2Schl.
[52]
Schlamp.

So wahr ich eine ehrliche Frau
bin
/ hat mir doch neulicher Zeit nichts ſo gut ge-
ſchmeckt als dieſer Carpffen.


Charl.

Giebts denn in Holland auch viel Fiſch?


Schelm.

Der Tebel hohlmer da giebts Fiſche
wie groſſe Kaͤlber/ und halben Ellen dicke Fett auff
den Ruͤcken.


Urſ.

Ihr Leute muͤſſen das nicht Fiſche ſeyn?


Schelm.

In Engelland habe ich mir vor einen
Jahre einen Carpffen ſieden laſſen der war wie ein
klein Kind groß/ und hatte uͤber 12. Kannen Fett.


Charlott.

Muͤſſen die Leute da nicht Fiſche eſſen.


Schelm.

Wie wir zu Schiffe giengen/ da nah-
men wir uͤber 20. Centner geraͤucherte Hechtzungen
mit/ die ſchmeckten der Tebel hohlmer auch ſo delicat.


Urſ.

Wie werden denn die zugericht?


Schelm.

Mit Bomolle werden ſie zugericht/
und das iſt ein galant Freſſen.


Daͤfftle.

Frau Mutter/ hat doch der Frantzmañ
auch ſchon vergeſſen was auff teutſch Baumoͤhl
heiſt.


Schelm.

Schweig Junge ſage ich dir.


Urſ.

Was machten ſie aber mit ſo viel Zungen?


Schelm.

Wie wir gefangen wurden nahmen ſie
uns die Frantzoͤiſchen Caper alle weg.


Clarill.

Was ſind aber das vor Leute die Ca-
pers?


Schelm.

Es ſind See-Raͤubrr/ wo ſie nur ein
Schiff koͤnnen uͤbermannen/ da fallen ſie ein.


Urſ.
[53]
Urſ.

Haben ihn denn ſolche Leute auch gefangen
genommen?


Schelm.

Wie anders.


Urſ.

Ach ihr Leute! muß es ihn nicht ſeyn Angſt
geweſen.


Schelm.

Mir? der Tebel hohlmer nicht/ wenn
ſie ſich nur alle ſo gewehret/ wie ich gethan habe/ wir
haͤtten die Victorie erhalten.


Clarill.

Stelten ſie ſich denn auch zur Wehre.


Schelm.

Ja freylich muſten wir uns wehren/
wie das Caper-Schiff kam/ fieng ich an: ihr Herrn
der Tebel hohlmer es iſt Feind da/ ich lieff geſchwin-
de unten ins Schiff und machte Anſtalt daß die
Stuͤcken parat gehalten wurden/ allein der Feind
kam uns geſchwinde auff den Halß/ daß wir uns
nach wenigen Gefechte muſten gefangen geben/ ie-
doch kan ich ohne Ruhm ſagen/ das 30. Frantzoſen
von mir ſind plesſiret worden.


Daͤfftle.

Ja ich weiß daß du dich wohl brav wirſt
gewehret haben/ wenn man deine Courage nicht wuͤ-
ſte.


Schelm.

Junge ich ſage halts Maul/ oder ich
ſchmeiß dir der Tebel hohlmer den Teller am Kopff.


Daͤfftle.

Ich werde ja auch irgend ein Wort
macht zu reden haben?


Schlamp.

Ach ſchweig ſtille Daͤfftle/ hoͤrſt du
nicht was er vor Thaten gethan hat?


Clarille.

Sind denn die Schiffe auch groß auff
der See!


E 3Schelm.
[54]
Schlem.

Der Tebel hohlmer in Holland giebts
Schiffe da eins wie halb Plißine groß iſt.


Urſ.

Ach ihr Leute ſo groß?


Charlott.

Gehen aber auch bißweilen ſolche
Schiffe unter?


Schelm.

Ich war einmahl auff ſo einen groſſen
Laſt-Schiffe/ da wolten wir mit nach Oſt-Indien
gehen/ allein es kam ein Sturm der ſchmiß die Wel-
len Haͤuſer hoch uͤber unſer Schiff/ und endlich kam
es an eine Klippe/ ſo gieng es in tauſend Stuͤcken.


Urſ.

Ich daͤchte ſo waͤre ja alles erſoffen?


Schelm.

Es waren auff 40000. Seelen auff
den Schiffe/ da kamen nicht mehr davon als unſer
zwey.


Clarill.

Wie kamet ihr aber davon?


Schelm.

Wir hatten ein Bret darauff muſten
wir uͤber 100. Meilen ſchwimmen/ ehe wir ans Land
kamen.


Daͤfftle.
(Zur Mutter heimlich)

Frau Mutter
es ſind lauter Luͤgen was er erzehlet/ ich glaube daß
er niemahls ein Schiff geſehen hat.


Es wird inwendig ange-
klopfft.

Schlamp.

Urſel mich deucht es pocht iemand/
ſieh doch zu wer da iſt.

(Urſel gehet ab.)

Charlott.

So iſts gut wenn man Breter auff
den Schiffe hat.


Schelm.

Ein eintziges Bret hat einmahl unſer
50. beym Leben erhalten.


Daͤfftle
[55]
Daͤfftle.

Ich daͤchte doch das waͤre eine Luͤgen.


Schelm.

Redeſt du wieder Junge? du wilſt ge-
wiß noch eine Preſche haben.


Urſel koͤmmt wieder.

Schlamp.

Wer war da Koͤchin?


Urſ.

Sie dencke doch Frau Schlampampe/ es
ſind ein paar frembde Stutzer drauſſen/ und laſſen
fragen/ ob ſie koͤnten Qvartier haben.


Charlott.

Gehen ſie galant?


Urſ.

Uberaus galant/ der eine hat ein gantz ver-
ſchameriert Kleid an/ und der andere einen groſſen
Federbuſch auff den Hute.


Schlamp.

Ich dencke es ſind wohl gar Freyer?


Clarill.

Frau Mutter ſie laſſe ſie doch herein
kommen?


Schlamp.

Sprich wenn ſie mit einen ſchlechten
Qvartier wolten verlieb nehmen/ ſo ſtuͤnde es zu ih-
ren Dienſten.

(Urſel gehet ab.)

Charlott.

Frau Mutter das iſt gut/ daß wir noch
angeputzt ſeyn.


Clarill.

Wer muͤſſen ſie aber ſeyn?


Charlott.

Da kommen ſie.


Scena XI.


Lepſch und Fleck in ſchoͤner
Kleidung.

Fleck.
(Zu Schlampampen)

Sie verzeihe uns
meine Frau daß wir als ein paar Unbekante das
Ovartier bey ſie nehmen.


E 4Schlamp.
[56]
Schlamp.

Sie haben es gute Macht/ die Her-
ren brauchen ihre Gelegenheit/ beliebet ſie nut zu
ſpeiſen/ ſetzen ſie ſich her/ wiewohl zwar wenig wird
zum beſten noch da ſeyn.


Lepſch.

Es iſt nicht lange daß wir geſpeiſet.


Schlamp.

Sie belieben ſich doch immer zu uns
herzuſetzen.


Lepſch.

Wir wollen uns wohl zu ſie ſetzen/ aber
den Eſſen werden wir nicht viel thun.


Schlamp.

Kommen ſie denn gleich ietzo von der
Reiſe.


Lepſch.

Ja/ wir ſind vor den naͤchſten Thore ab-
geſtiegen/ es werden unſere Kutſchen und Pferde
gleich nachkommen.


Schlamp.

Sie verzeihen mir die Herren daß ich
frage/ wo ſeyn ſie her?


Lepſch.

Ich bin der Baron von Huͤpelshauſen.


Fleck.

Und ich der Juncker auff Schreib an und
Leſch aus.


Charlott.

Der Herr Baron beliebe ſich doch an
meine Seite zu ſetzen.


Lepſch.

Woferne meine Perſon derſelben nicht
wird zu wieder ſeyn/ will ich dero Befehl gehorſa-
men.

(ſetzet ſich zu Charlottgen.)

Clarill.

Monſ. ſetze ſich doch auch nieder/ ich wolte
wohl ſagen er ſolte den Platz an meiner Seite neh-
men/ ſo zweiffle ich/ ob ich das Gluͤck wuͤrde haben
koͤnnen.


Fleck.

Das wird vor ſie ein ſchlecht Gluͤcke ſeyn.


Clarill.
[57]
Clarill.

Sie ſetzen ſich doch immer zu mir?


Fleck.

Nach dero Belieben

(ſetzet ſich zu Claril-
len.)

Lepſch.

Nun wie lebet denn das Plißiniſche
Frauenzimmer?


Charlott.

Wie einfaͤltige Maͤdgen pflegen/ wir
kommen nicht groß aus/ und was rechtes kom̃t nicht
zu uns/ und mit gemeinen Kerln zu converſiren ſtehet
uns auch nicht an.


Schlamp.

Lege doch den Herrn Baron was vor/
vielleicht iſt er hungrich.


Lepſch.

Ich ſage Danck nicht ein Biſſen.


Clarill.
(Zu Flecken)

Beliebet Monſ. ſo will ich
ſie was vorlegen.


Fleck.

Ich koͤnte nicht einen Biſſen mehr eſſen ſo
ſatt bin ich.


Schlamp.

Was bringen ſie uns deñ neues mit?


Fleck.

Wir wiſſen von nichts?


Schelm.

In Engelland und Holland hat man
der Tebel hohlmer alle Tage was neues.


Lepſch.

Iſt der Herr ein Engellaͤnder?


Schelm.

Nein/ ich bin nur da geweſen.


Fleck.

Sie werden der Herr Sohn ſeyn.


Schelm.

Ich weiß nicht anders/ in Holland/ in
Schweden bin auch geweſen.


Lepſch.

Ich haͤtte nicht vermeynt daß ich ſolch
artig Frauenzimmer in Plißine antreffen ſolte.


Charlott.

Monſ. Sie ſchrauben doch ihre Die-
nerin nicht ſo.


E 5Schelm.
[58]
Schelm.

In Engelland da giebts der Tebel hohl-
merſchoͤne und galante Maͤdgens.


Fleck.

Wer tadelt aber die Plißiniſchen?


Schelm.

Ich tadele ſie nicht/ allein ſie ſind der
Tebel hohlmer weit ſchoͤner in Engelland.


Schlamp.

So belieben ſie gar nicht zu eſſen.


Lepſch.

Nicht einen Biſſen/ und wenn ſie nicht
mehr belieben/ koͤnnen ſie nur den Tiſch laſſen wieder
abraͤumen.


Schlamp.

Weil ſie uns gar verachten/ ſo will
ichs laſſen wieder auffheben.


Fleck.

Das koͤnnen ſie thun.


Schlamp.

Koͤchin.


Urſ.

Frau Schlampampe.


Schlamp.

Raͤume wieder ab.

(die Koͤchin
raͤumt den Tiſch ab.

Fleck.

Womit vertreibt denn das Frauenzim-
mer nach Tiſche die Zeit.


Clarill.

Mit allerhand Ergoͤtzlichkeiten/ bißwei-
len gehen wir ſpatzieren/ bißweilen ſingen wir eins/
bißweilen leſen wir ein luſtig Romaͤn/ bißweilen tan-
tzen wir auch eins.


Lepſch.

Seyn ſie Liebhaber von tantzen?


Charlott.

Ich tantze uͤberaus gerne/ und wenn
ietzund Muſicanten da waͤren ich erkuͤhnete mich
gleich mit den Herrn Baron eins zu tantzen.


Fleck.

Kan man keine nicht bekommen?


Clarill.

Ach ja es wohnen aller nechſt hier wel-
che in der Gaſſe.


Fleck.
[59]
Fleck.

Koͤnte man einen Bothen haben?


Clarill.

Ach ja/ Frau Mutter/ ſie laſſe doch die
Koͤchin hingehen.


Schlamp.

Koͤchin!


Urſ.

Frau Schlampampe.


Schlamp.

Geſchwinde hohle die Muſicanten
her.


Urſ.

Ach ihr Leute! Sie wollen gewiß tantzen.


Clarill.

Koͤchin gehet fein geſchwinde.


Schelm.

In Engelland tantzen ſie galant/ der
Tebel hohlmer die Maͤdgen ſetzen die Fuͤſſe ſo artig/
daß es ein geſchicke hat.


Fleck.

Ich halte dafuͤr das Plißiniſche Frauen-
zimmer wird es auch wohl gelernet haben.


Charlotte.

Das Plißiniſche Frauenzimmer iſt
gantz ungeſchickt darzu.


Lepſch.

Das beliebet ſie nur ſo zu reden.


Charlott.

Sie werden es nicht anders befinden.


Clarill.

Dort kommen die Muſicanten.


Fleck.

Immer herein ihr Herren.


Scena XII.


Muſander mit etlichen Muſicanten.
(Sie ſtehen von Tiſche auff.)

Lepſch.

Nun allo! macht eins von den allerbe-
ſten auff.


Muſander.

Belieben ihre Gnaden eine Boure/
eine Minuet oder einen teutſchen Tantz?


Lepſch.

Macht nur erſtlich einen teutſchen
Tantz/ die andern werden ſich hernach ſchon geben.


(Die
[60]
(Die Muſicanten ſpielen auf.)
Lepſch nimmt Roſetten/ Fleck Clarillen/ Schel-
muffsky die Mutter/ und tantzen. Nachdem
ſie eine Weile getantzet/ koͤmmt Fidele und
Edward fangen abſcheulich an zu lachen/ wor-
auff ſie mit den Geigen auffhoͤren.

Scena XIII.


Fidele/ Edward.

Charlott.

Was ſoll denn das Lachen bedeuten?


(Fidele/ Edward lachen noch mehr.)

Charlott.

Herr Baron er weiſe doch ſolchen ge-
ringen Kerlen nur die Wege.


Clarill.

Was ſoll aber das auslachen heiſſen?


Schlamp.

Wer weiß was die Voͤgel einmahl
wieder haben angeſtifftet.


Fidel.

Sollen wir auch mit tantzen?


Charlott.

Man nehm ſich die Muͤh/ und machte
ſich mit ſolchen Kerln ſo gemeine.


Edward.

Ich hoͤre wohl ſo ſind die Huͤpel-Jun-
gen bey ſie noch vornehmer als wir.


Clarill.

Ich dachte Huͤpel-Narren.


Charlott.

Ihr Herren gehet ihr nur zu eures
gleichen/ und laſſet uns unſere Luſt hier ungeſtoͤret.


Fidel.

Wenn ich aber nun wolte vornehme Frau-
enzimmer ſeyn/ wofuͤr ihr euch ausgebet/ ſo hielte ich
mich auch zu was rechts?


Charlott.

Iſt denn der Herr Baron hier nichts
rechts.


Cla-
[61]
Clarill.

Iſt dann ein Edelman was gemeines.


Fidel.

Es hat ſich was zu Baronen und zu Edel-
mannen da/ runter mit den Kleidern ihr Jungen/ und
lachet ſie wacker aus.


Lepſch.

Laſſet ſie uns immer noch ein bißgen an/
ich will erſtlich noch einmahl tantzen.


Edward.

Fort ausgezogen damit ſie ſehen daß
ihr Huͤpel-Jungen ſeyd.

(Fleck und Lepſch ziehn
ſich aus.)

Schlamp.

Koͤnte mans doch thoͤrichter und naͤr-
riſcher erſinnen. Man dencke doch nur Huͤpel-
Jungen vor was rechts auszukleiden/ und ehrlicher
Leute Kinder
damit zu beſchimpffen.

(die Huͤpel-
Jungen lachen ſie aus.)

Schelm.

Der Tebel hohlmer ihr Baͤrenhaͤuter
laſſet das Lachen bleiben/ oder ich werde euch was
anders weiſen.


Lepſch.

Je nicht doch/ ſeyd ihr auch 8. Tage in
Engelland geweſen und koͤnnt die Mutter-Sprache
nicht recht mehr fluchen?


Schelm.

Halts Maul Junge.


Lepſch.

Vor euch irgend/ ihr ſeyd der Kerl nicht
darnach.


Schlamp.

Damit ihrs wißt ihr Herrn raͤummt
mir mein Hauß und bezahlt mich/ denn ich mag euch
gar nicht laͤnger drinne leiden.


Fidel.

Wenn die Zeit um iſt/ kan dazu Rath wer-
den.


Charlotte.

Was haben ſie aber nun davon/ daß
ſie uns dieſen Poſſen bewieſen?


Fidel.
[62]
Fidel.

Hoͤrt Frauenzimmer/ hieltet ihr euch euren
Stande gemaͤß/ waͤret von keiner Einbildung und
lieſſet ehrliche Burſche ungetadelt/ iederman wuͤrde
euch auffs hoͤfflichſte begegnen.


Edward.

Der verfluchte Hochmuth wird euch
noch in das euſerſte Verderben ſtuͤrtzen.


Schlamp.

Wem thun ſie aber was/ Sind ſie
denn nicht ehrlicher Leute Kinder/ und haben ihr
gut Außkommen?


Edward.

Das thut alles nichts zur Sache.


Schlamp.

Wie ſollen ſie ſich aber anders auff-
fuͤhren?


Edward.

Sie koͤnnen nur ihre eigene Freunde
fragen/ dieſelben werdens mir recht geben.


Schlamp.

So wohr ich eine ehrliche Frau
bin
/ ich wuͤſte auch nicht wie ſie ſich beſſer in Klei-
dung halten ſolten.


Fidel.

Da ſitzt eben der groͤſte Knoten? Dar-
um haͤlts ihnen auch iederman vor uͤbel daß ſie ſich
uͤber ihren Stand halten und groſſe Narrenhauben
auff den Koͤpffen tragen/ es kom̃t ihnen doch nicht zu.


Schlamp.

Es giebt ihnen niemand nichts dar-
zu/ druͤm koͤnnt ihr ſie nur einandermahl zu frieden
laſſen/ und nicht ſo beſchimpffen/ wie ihr itzt gethan
habt.


Muſ.

Wir werden doch hier nichts mehr nuͤtze ſeyn
koͤnnen wir nicht unſere Abfertigung bekommen?


Schlamp.

Ihr moͤget ſehen wo ihr bezahlet wer-
det/ ich gebe euch nichts.


Fidel.
(Zu Muſandern)

der Herr muß ſich an
den Herrn Baron halten.


Lepſch.
[63]
Lep.

Ey da wuͤrde er ſeine Pfennige bekommen.


Muſ.

Ey man muß ehrliche Leute nicht vexiren.


Fid:

Da hat der Herr einen Ducaten/ und wañ
[Ic]h ihn mit ſeinen Leuten werde wieder von noͤthen
haben/ wird er mir ſchon wieder auffwarten.


Muſ.

Sie ſchicken zu mir wenn ſie wollen/ ſo bin
ich parat/ unterdeſſen leben ſie wohl.

(gehet mit ſei-
nen Leuten ab.)
Fidel.

Groſſen Danck.


Schl.

Ich ſage es den Herrn hiermit noch ein-
mahl/ ſie bezahlen mich und raͤumen mein Hauß/ deñ
ich mag gar keine Studenten mehr bey mir leiden.


Edward.

Es ſoll eheſter Tage geſchehen.


Beſchluß.

Schl.

Hat mich das Ungluͤck denn behaͤnget mit
Studenten/
Daß ich nichts als Verdruß von ihnẽ muß ausſtehn?


Edw.

Sie weiß Studenten ſind bißweilen loſe Entẽ
Wenns ihnen nicht will recht nach ihren Koͤpffen
gehn.


Fidel.

Wer die Studenten ſchimpfft? hat auch nur
Schimpff zu Lohne.
Das NB. nehmt ihr Jungfern fein in acht?


Schlamp.

Iſt dieſes nun der Danck/ daß ihr mit
Spott und Hohne/
Habt meine Kinder itzt in ein Geſchrey gebracht.


Schelm.

Der Tebel hohlmer ihr ſollt euch ins
Hertze ſchaͤmen
Daß ihr die Maͤdgens ſo ietzt habt proſtituirt.


Fidel.

Du Fremder halt dein Maul/ ſonſt wird
man ſich beqvemen
Und
[64] Und ſehen auff was Art man dir den Buckel ſchmiert.


Lepſch.

Es ſcheint als duͤrfft es hier wohl gar noch
Schlaͤge ſetzen.
Kom Fleck wir wollen nun nach Huͤpelshauſen gehn.


Fleck.

Schreib an/ und Leſch aus bringt uns zehn-
mahl mehr ergoͤtzen/
Als daß wir wollen hier wie Baͤrenhaͤuter ſtehn.


Charlott.

Ich haͤtt es nicht in ihn gedacht Monſieur
Fidele/
Er dencke nur an mich/ das Ding ſoll ihn geraͤun/


Clarill.

Ich ſchwer auff dieſer Stell bey meiner
hoͤchſten Seele
Daß dieſer Poſſen ſoll gerevangiret ſeyn.


Fidel.

Lebt ihr fein erbar nur/ und bleibt in euren
Stande/
Legt allen Hochmuth ab/ und nehmt die Demuth an/


Edward.

So lobt euch iederman hier an Plisſi-
nens Strande
Und bleibt euch alle Welt mit Freundſchafft zu-
gethan.


Daͤfftle.

Frau Mutter laſſe ſie uns nur zu Bette
gehen/
Und nehmet dieſen Spaß nur nicht ſo gar genau.


Schlamp.

So kommt ihr Kinder fort/ was wol-
len wir hier ſtehn?
Ihr bleibt doch wer ihr ſeyd/ und ich
die ehrlche Frau.


FINIS.


[]

Des
HARLEQVINS
Hochzeit-Schmauß/

In einem
Singe-Spiele
vorgeſtellet.



Perſonen.


  • Teneſo, Liſettens Vater.

  • Liſette, die Tochter.

  • Lavantin, ihr Liebſter.

  • Claus, der Urſel Vater.

  • Urſel, die Tochter.

  • Harleqvin, der Braͤutigam.

  • Der Herr Richter.

  • Wirthin.

  • Hochzeitbitter.

    • Bauer

    • Baͤuerin/
    • Hochzeit-Gaͤſte.


    • Nickel

    • Stephan
    • Haͤſcher.

a 2En-
[4]

Entrée I.


Teneſo. Liſette.

Teneſo.

DU liebes werthes Kind/ vernim̃ itzt/ was ich dir
Aus wahrer Vater Treu und Liebe bringe fuͤr/
Meine Kraͤffte nehmen ab/
Auf mich wartet ſchon das Grab.
Die Augen/
Nichts taugen/
Noch alles was an mir.

Und weil die Kinder-Schuh du nun vertreten haſt/
Hab ich mit Vorbedacht den guten Schluß gefaßt/
Weil du den Gehorſam mir
Haſt geleiſtet fuͤr und fuͤr/
Als hoff ich/
Du wirſt mich
Entnehmen einer Laſt.

Es wohnet in der Stadt ein reicher Buͤrgers-Sohn/
Der Qvalitaͤten hat/ der Jugend Zier und Cron/
Monſieur Lavantin heiſt er/
Iſt ein ſchoͤner junger Herr/
Er liebt dich
Recht hertzlich:
Du wirſt ihn kennen ſchon.

Derſelbe hat bey mir die Werbung heut gethan/
Und hoͤfflich mich erſucht zu ſeyn mein Tochter Man.
Nun wolt ich dich fragen erſt/
Ob du auch des Sinnes waͤrſt/

Ihn
[5]Ihn willig/
Wie billig/
Zum Mann zu nehmen an?


Liſette.

Ich bin zwar ziemlich jung/ und dennoch folg ich euch/
Erwehlt mir/ wen ihr wolt/ es gilt mir alles gleich.
Lavantin iſt mir ſchon recht/
Wenn ich ihn bekommen moͤcht/
Zu ſtillen
Mein Willen;
Dieweil er jung und reich.


Teneſo.

So lauff ich alſobald zu ſeinem Vater hin/
Ich weiß/ derſelbe fuͤhrt mit mir auch gleichen Sinn
Anzuſtellen/ daß man mag
Euer beyder Hochzeit-Tag/
Bald ſchauen/
Zu trauen/
Dich mit dem Lavantin.

(abit.)

Entrée II.


Harlequin. Liſette.

Harl[e]quin.

Mein ſuͤſſer Bienen-Korb/ mein klares Urin-Glaß/
Verzeihe/ daß ich dich anrenn auff dieſer Straß/
Ich bin gantz verſchammeriert/
Weil niemand als mir gebuͤhrt
zu uͤben
das Lieben/
mit dir du Raben-Aas.


a 3Liſette.
[6]
Liſette.

Verſichert/ Harleqvin/ ich liebe dich ſo ſehr/
Daß/ wenn es nicht allhier auff freyer Gaſſen waͤr/
kuͤſt ich dich wohl tauſendmahl/
ſo ſieht man es uͤberall/
druͤm borgen/
biß Morgen/
muſtu/ was wilſtu mehr.


Harleqvin.

Der kleine Bettſchelm liegt mir gar in meinem Sinn/
Ich ſchwere/ daß es wahr/ daß ich von Adel bin/
wird ſie mir nicht bald zu theil/
erſtlich ich mich mit dem Beil/
O Schade/
GOtt Gnade
alsdenn dem Harlequin!

Dem Erſten/ den ich ſeh bey meiner Liebſten ſtehn/
Dem ſol ein grimmig Schwerdt durch Leib und See-
biß er werde ſo zerſtuͤckt/ (le gehn/
daß kein Schneider iſt geſchickt
zu fluͤcken
die Stuͤcken/
denn iſts mit ihm geſchehn.

Ich bin ſchoͤn von Statur/ von Haut ſubtil und zart/
Von Hertz und Muth ein Held/ man ſiehts an mei-
ſechſe/ fuͤnfe oder vier (nem Bart/
jag ich alle hinter mir/
courage,
courage,

Ich bin von Helden Art.

(trit beyſeite.)

En-
[7]

Entrée III.


Urſel. Harlequin.

Urſel.

Nim̃ dieſen Kuß mein Schatz von meinen Lippen an/


Harlequin.

Ich wolte/ daß dir waͤr ein Dreck ins Maul gethan.
Pfuy der ſchoͤnen Courteſie/
Die ich mir gewuͤnſchet nie/
Ich wette/
Liſette/
Kriegt Lavantin zum Mann.

Jetzt bin ich brav vexirt/ von hinten und von forn/
Ich bin gantz raſend/ toll/ und berſte ſchier vor Zorn/


Urſel.

Sage mir/ was dich anficht/
Harlequin, weil dein Geſicht
ſo dunckel.


Harleqvin.

Runckunkel.
Laß mich ietzt ungeſchorn.


Urſel.

Ich bin ja ziemlich jung/

Harleqvin.

ja ziemlich Eſelgrau/


Urſel.

Reich/

Harleqvin.

rauch/

Urſel.

ſchoͤn/ roth und weiß.


Harleqvin.

Die Lippen himmelblau.


Urſel,

Ich bin auch geſcheut und klug/


a 4Har-
[8]
Harleqvin.

Wie ein alter Eßigkrug/


Urſel.

manierlich/


Harleqvin.

natuͤrlich/
Wie eine Becker-Sau.


Urſel.

Wie iſt es denn/ mein Kind/ wilſtn mich gar lieben?


Harlequin.

O wenn ich waͤre blind/


Urſel.

Ich wil dich nie betruͤben.
Ich bin ia ſo huͤbſch und fein/
Und wil gern dein Weibgen ſeyn.


Harleqvin.

Pfuy Teufel :/: :/:


Urſel.

Meinſtu mich Affen-Maul.
Langnaͤſichter Krumſchnabel/


Harleqvin.

Ja/ ja/ dich du Karren-Gaul/
Madame von der Gabel/


Urſel.

Schweig/ ich brech dir das Genick/
Du verfluchter Galgenſtrich. Du Eſel :/: :/:


Harleqvin.

Was fragſtu wilde Waſſer-Mauß/
du heßlicher Pfuy Teuffel/
wilſtu
[9] wilſtu nicht heute fahren aus/
auffn Beſen ohne Zweiffel/
ich lauff dir bald/ ſchweigſtu nicht/
mit dem Marſehe ins Geſicht/
du Hexe ꝛc. :/: :/:


Entrée V.


Claus. Urſel. Harleqvin.

Claus

Du Flegel/ darffſtu dich mein Kind zu ſchmaͤhen
unteꝛſtehen/
Ertzbengel/ lauffe nur geſchwind/ ſonſt ſolſtu blu-
tig gehen/
Sie iſt vor dich viel zu gut/
Du verlauffner Funffzehn-Hut/
Haluncke ꝛc. :/: :/:


Harleqvin.

Du wilder wuͤſter Ziegen-Bart/ du alter Hoſen-
ſcheiſſer.


Claus.

Du Vogel von der Galgens-Art/ du Narr/ du
Poſſenreiſſer/


Harleqvin.

Alter Hudler/ gehſt du nicht/
Werff ich dir bald ins Geſicht Ohrfeigenꝛc. :/: :/:


Claus.

So nimm denn diß von meiner Hand/
es ſol dir ſeyn verehret/

(ſchlaͤgt Harleqvin.)

a 5Har-
[10]
Harleqvin.

Und du nimm dieſes Liebes-Pfand/
das dir das Gluͤck beſcheret.

(ſchlaͤgt Clauſen.)

Claus.

Urſel ſchlage wacker drein/
Brich dem Schelme Hals und Bein. Courage :/: :/:


Sie fallen uͤber einander/ und machen ein
Gepolter.)

Entrée VI.


Der Richter mit den Haͤſchern und die Vorigen[.]
Richter.

Halt inn du loſes Volck/ was ſoll denn dieſer Streit?
Laſt ab/ ſag ich/ wo nicht/ ſo ſollet ihr noch heut
Kommen in das Narren-Hauß/
Kein Bitten ſoll euch helffen drauß/
Ihr Haͤſcher/
Ihr Dreſcher

Mit Flegeln ſie entſcheid.

(Sie lauffen davon.)

Entrée VII.


Liſette.

Wie lang faͤllt mir die Zeit/ ſeither ich eine Braut/
Ich zehle Stund und Tag/ biß daß man mich vertraut
Mit dem jungen Lavantin/
Es regirt ein Hertz und Sinn
Uns beyde/
O Freude!
Wie jucket mir die Haut.

Kom̃ werther Braͤutigam/ kom̃ liebſtes Seelen-Kind/
Mein Hertz erſticket faſt/ weil es dich nirgend find/
Weil
[11]Weil mein Lavantin mich liebt/
Bin ich/ die ſich ihm ergiebt/
Von Hertzen
Mit Schmertzen/
Mein Schatz komm fein geſchwind.


Entrée VIII.


Harleqvin. Liſette.

Harleqvin.

Hier ſteh ich ſchon vor dir mein Schatz mit Seel
und Leib/
Du haſt mich ja gerufft/ mein ſuͤſſer Zeit-vertreib.
Wenn ich ſchaue dein Geſicht/
Weiß ich nicht wie mir geſchicht/
Ich ſchwitze
Vor Hitze/
Sag/ wiltu ſeyn mein Weib?


Liſette.

Diweil ich endlich doch muß nehmen einen Mann/
So ſtuͤndeſtu mir wohl fuͤr allen andern an/
Wuͤſt ich nur wie reich man dich
Schaͤtzet/ ſage/ kanſt du mich
Mit Ehren
Ernehren/
Da liegt am meiſten dran.


Harleqvin.

Gar recht/ ich habe gar ein tꝛeflich Heyꝛaths Gut/
Erſt/ ein ſchoͤn Seiden-Kleid/ dann einẽ neuen Hut


Einen
[12]
Harleqvin.

Einem ſilbern Bieſem-Knopff/
Einen kuͤpffern Waſſer-Topff/
vier Wannen/
Zwey Kannen/
Verzieh/ es kommt noch mehr.

Ein blaues Hochzeit-Kleid mit rothen Fleck geflickt
Ein Guͤrtel um den Leib/ mit Schwaͤntzen ſchoͤn ge-
Einen Mautel trage ich/ (ſtickt/
Ellenlang das ſtutzt warlich/
Ein Rantzen
Mit Frantzen
Schickt ſich auch wohl darzu. (ſchirr/

Ein Diamanten Ring/ ein zinnern Bruntz-Ge-
So noch gar nicht gebraucht/ das dienet mir u. dir
Ein Kackſtuhl von Elffenbein/
Und ein wohlgemaͤſtet Schwein/
Zwey Wiegen/
Sechs Ziegen/
Verzieh es kommt noch mehr.

Ein Taſchen-Meſſer/ und ein ſtarcker Hackebloͤck/
Ein Blaſebalck gantz neu/ auch Eyer neuntzig
Toͤpffern Schuͤſſel hab ich vier/ (Schock/
Und ein Faß voll Zerbſter Bier
Im Keller/
Sechs Teller
Von Holtz/ es kommt nach mehr.

Ein
[13] Ein Schauſtuͤck pur von Bley/ wohl 18. Pfennig
werth/ (Pferd/
Ein Huͤnerkorb von Stroh/ ein ſchoͤnes blindes
Undzwey Schincken hab ich auch/
Die noch hangen in dem Rauch/
Drey Tiegel/
Zwey Spiegel/
Verzieh/ es kommt noch mehr.

Mein eigen Contrefait/ und einẽ neuen Schranck/
Ein ſteiffes Mangel-Holtz/ wohl einer Spannen-
Dieſes alles geb ich dir/ (lang
Du hingegen giebeſt mir
Mein Schaͤtzgen/
Dein ‒ ‒
Courage mon ami.


Liſette.

Du biſt ein reicher Kerl/ ich muß es traun geſtehn/
Ich wil ietzunder gleich zu meinem Vater gehn.


Harleqvin.

Ey ſo lauff mein Tauſend-Schatz/
Daß dirs keine Katz zerkratz/
Courage,
Courage,

Der Tantz wird bald angehn.


Entrée IX.


Claus.

Urſel meine Tochter thut
vor Liebe faſt verzagen/

Ihr
[14] Ihre Sach ſteht gar nicht gut/
darffs doch den Artzt nicht klagen/
Wenn ich eine Suppe wil/
Bringt ſie mir den Beſenſtiel
O Jammer! ꝛc. ꝛc.

Ach es liegt ihr doch der Dreck
So nahe bey dem Herzen/
Hole mich der Guckguck weg/
Ich ſag es ohne Schertzen/
Kriegt ſie nicht bald einen Mann/
Thut ſie ſelbſt ein Leid ihr an/
O Jammer/ ꝛc. ꝛc.

Art von Art laͤſt nimmer nicht/
Es iſt ihr angebohren/
Wenn ihr nicht ihr Recht geſchicht/
So iſts mit ihr verlohren.
Sie ſieht ſchon gantz blaß und bleich/
Nicht mehr einer Jungfer gleich/
O Jammer!
Ich halt es ihr vor uͤbel nicht/
Dieweil ich muß geſtehen/

Wenn ein Maͤdgen mein Geſicht
Nur freundlich thut anſehen/
So werd ich/ ich alter Mann/
Alſobald gefochten an/
vom Kuͤtzel/ ꝛc.


Entrée
[15]

Entrée X.


Harleqvin.
(Mit einer Leiter und Laternen.)

Ein Staͤndgẽ hat mein Schatz Liſette gern bey Nacht/
Druͤm hab ich heute ſchen ein trefflich Stuͤck erdacht/
Das wil ich vor ihrer Thuͤr
Singen/ dazu muͤſſen mir
Die Geigen
Nicht ſchweigen/
Das wird gefallen ihr.


(Er lehnet die Leiter an das Cammer-Fenſter/ und ſin-
get folgendes Lied.)

ARIA.
LIſette liebſter Roſenſtock/

meins Herzens Zucker-Stenge[l/]

Du meines Leibes Unter-Rock/

Mein Schatz und tauſend Engel/

Vernimm den Klang/

Und ſchoͤnen Gſang/

Die ſaubern Rittornellen/

So klingen wie Kuhſchellen.

2. Und diß geſchicht zu Ehren dir/

Weil ich dich hertzlich liebe/

Das Hertz in Hoſen zittert mir/

Aus lauter Liebes-Triebe/

Du wirſt ja auch/

Nach Handwercks-Brauch/

Mich recht von Hertzen meynen/

Sonſt muͤſt ich mich todt greinen.

3. Ich thaͤt dirs gerne ſiebenmahl

Mit Geigen muſiciren/

bDa
[16]
Damit ich nicht beſtehe kahl/

Will ich die Stimme zieren

Mit re, mi, fa,

fa, mi, ſol, la,

Und ſchoͤnen Tremulanten/

Trotz allen Muſicanten.

4. Ach! mache mir doch auff geſchwind/

Du wertheſte Liſette/

Ach laſſe mich doch ein mein Kind/

Mein Schatz/ zu dir ins Bette/

Denn Harleqvin/

Dein Hertz und Sinn/

Erwartet dein mit Schmertzen/

Thu auff/ und laß dich hertzen.

Entrée XI.


Teneſo. Harleqvin.


Teneſo.
(Dieſen begleitet ein Junge mit der Laterne.)

Du ſchlimmer Vogel du/ was machet dich ſo kuͤhn/
Zu ſteigen in mein Hauß/ du ſolt mir nicht entfliehn.
Junge/ lauff auff mein Begehr/
Hole ſtracks die Haͤſcher her/
Mit Stangen/
Zu fangen/
Den Diebſchen Harleqvin.


(ſie ziehen die Leiter ab/ Harleqvin bittet)

O miſerere mei lieber Domine,
Seht/ wie ich als ein Hundsfott hier in Luͤfften ſteh/
Kan nicht vor noch hinter mich
Himmel/ ach erbarme dich/

Ihr
[17]Ihr Sterne/
Laterne/

Ihr wollet retten mich.


(haͤngt an der Liſetten Fenſter.)

Entrée XII.


Stephan. Nicol. Harleqvin.

Nicol.

Schau doch Stephan dieſes Spiel/
Ich muß von Hertzen lachen/


Stephan.

Ich glaube warlich daß er wil
Seiltaͤntzer-Poſſen machen.


Harleqvin.

Packet euch ihr Henckers-Knecht/
Ihr Packaniſches Geſchlecht/
Ihr Haͤſcher/ ihr Schelme/ ihr Diebe.


Nicol.

Galgenvogel ſchimpffſtu noch?
Wir wollen dich curiren/


Steph.

Schelm/ du muſt ins Hundeloch/
Wir wollen dich abſchmieren/


Harleq.

Schmiere du dein Maul mit Dreck/
Backe dich von mir hinweg/
Du Nothkopff/ :/: :/:


Nicol.

Herr Collega greiff nur zu/
Wir wolln ihn runter reiſſen!


Harleq.

Darffſtu ey du Hundsfott du/
Den Schelm Collega heiſſen.


Stephan.
(ſchlaͤgt ihn.)

Hab ich dich/ nim̃ diß von mir:


Nicol.

Sage/ Schelm/ wie [heiſſen] wir?


Harleqvin.

Oelberger :/: :/:


Stephan.

Nickel/ halt den Dieb ſein feſt/
Er moͤcht uns ſonſt entſpringen


b 2Nicol.
[18]
Nicol.

Nur hinein ins Hunde-Neſt/
Da ſolſt du anders ſingen/


Harleqvin.

Ihr ſeyd grob und undiſcret/
Weil ihr Schelme nicht verſteht/
Quid juris :/: :/:


Entrée XIII.


Claus. Urſel. Harlequin im Gefaͤngniß.

Urſel.

Mein lieber Harleqvin/ ſag an/ wie geht dirs doch?
So hat man dich geſteckt in dieſes Hunde-Loch;
Ach mein Schatz du dauerſt mich/
Weil du mir giebſt manchen Stich
Ins Hertze/
Mit Schmertze
Muß ich noch dencken dran.


Harleqvin.

Geſpenſter ſind alhier bey mir in groſſer Zahl/
Ein Polter-Geiſt macht mir des Nachtes viele Ovaal/
Und ein Cobold noch darzu/
Sieht natuͤrlich aus wie du/
Viel Maͤuſe
Und Laͤuſe
Mich plagen allzumahl.


Urſel.

Kommſtu zu mir herauß/ laß ich dich tauſendmahl
Bekuͤſſen meinen Mund zu deinem Labeſahl.
Aber du muſt nehmen mich
Zum Weibe/ ſo wilich dich

Erreten
[19]Erretten
aus Noͤthen
Du armer Harleqvin,


Claus.

Vom Richter hab ich heut bekom̃en volle Macht/
Wenn du die Urſel nur zu freyen biſt bedacht/
Solſtu ſtracks erloͤſet ſeyn.


Urſel.

Drum ſag an/ wilſt du dich fein
beqvehmen/
zu nehmen
Mich an vor deine Frau?


Harleqvin.

Noth macht aus Kuhdreck Milch/ mir geht es eben ſo/
Vor war ſie mir ein Gifft/ itzt muß ich werden froh/
Daß mich dieſes Murmelthier
Bringet an das Liecht herfuͤr/
O Venus/
Neptunus/
Cupido/ Mars gieb Feur!


(Claus holt den Harleqvin aus dem Gefaͤngniß.)

Claus.

So biſt du Harleqvin nunmehr mein Tochter-Mann:


Harleqvin.

Waß/ ich dein Tochtermañ? das gehet gar nicht an/


Claus.

Biſt du nicht mein Tochter-Mann:


Harleqvin.

Nein/ ich bin der Urſel Mann/
Was Poſſen/
Geſchoſſen
Seyd ihr/ man ſiehts euch an.


b 3Claus
[20]
Claus.

Wenn du die Urſel nim̃ſt/ wirſtu mein Tochter-Mann.


Harleqvin.

Ich bin der Urſel Mann/ du Narr brauchſt keinen
Mann.


Claus

Du biſt ja mein Tochter-Mann.


Harleqvin.

Nein/ ich bin der Urſel Mann.


Urſel.

Ihr Narren
Habt Sparren/
Kommt her mein Bett-Galan.


Claus.

Wir wollen ſolches gleich dem Richter zeigen an/
Damit es kundbar wird/ und weiß ein Jedermann.


Harleqvin.

Wenn ſoll die Hochzeit ſeyn/


Urſel.

Heut noch waͤr der Wille mein/


Claus.

Heut nimmer/
Laß immer
Den Kuͤtzel dir vergehn.


Urſel.

Und warum kan denn nicht die Hochzeit heute ſeyn/


Claus.

Der Richter muß zuvor euch beyde ſchreiben ein/


Urſel.

Nun wohlan ſo gehen wir/
So wird geholffen dir und mir.


Harleqvin.

O Jammer!
O Jammer!
Nun geht die Hochzeit an.


(Nun geht die Hochzeit an.)

Entrée
[21]

Entrée XIV.


Richter.Claus. Harlequin. Urſel.

Richter.

Als Richter ſitze ich zur Audientz allhier/
Mich deucht/ daß iemand klopfft an meiner Stuben-
Thuͤr.
Macht nur auff und kommt herein/
Habt ihr was zu wenden ein/


Claus.

Viel Gluͤcke


Harleqvin.

Zum Stricke.


Urſel.

Und einen guten Tag.


Claus.

Hoch-Ehr- und Tugendſam/ Herr Richter ſteiff und feſt
Wir bitten euch gar ſehr/ und auff das Allerbeſt/
Dieſe beyden junge Leut/
Haͤtten gerne Hochzeit heut.
Iſts muͤglich/
Und fuͤglich/
Sothut ſie ſchreiben ein.


Richter.

Es iſt gantz ungereimt/ und warumb eilt ihr ſo/


Urſel.

Weil ich nicht warten kan/ ich bin von Hertzen froh/
Daß ich einen Liebſten hab/


Harleqvin.

Lieber waͤr ich in dem Grab/
Herr Richter
Und Schlichter/
Schreibt nur/ eh mirs vergeht.


b 4Rich-
[22]
Richter

Wohlan/ ſo ſage mir denn deinen Nahmen an;


Harleqvin.

Mein Vater hieß wie ich/ war gar ein feiner Mann.


Richter.

Was iſt das vor ein Bericht?


Harleqvin.

Schreibet nur/ es ſchadet nicht.


Richter.

Du Schlingel/
Du Bengel/


Harleqvin.

Das iſt mein Nahme nicht.


Richter.

Wie heiſt du Flegel denn/ wilſt du vexiren mich?


Harleqvin.

Mein Anherr hieß gleich wie mein Vater und wie ich/


Richter.

Sage deinen Nahmen mir/
Du Schlingel/ Bengel rath ich dir/


Harleqvin.

Du Schlingel/
Du Bengel/
Das iſt mein Nahme nicht.


Harlequin.

Ich heiſſe Mr. Mr. Mr. Harleqvin,
Ein Cavallier bin ich/ weil ich in Krieg will ziehn/

Wo
[23]Wo man mit den Glaͤſern ficht/
Und das Fleiſch mit Gabeln ſticht
Im Felde.


Richter.

Du melde
Mir deinen Nahmen auch.


Urſel.

Mein Nahm iſt Urſel/ und bin leider Jungfer noch/
Dem Harleqvin hab ich geholffen aus dem Loch.
Bin ich auch willig und bereit/
Ihm zu halten allezeit.


Richter.

Sag weiter/
Baͤrnhaͤuter.
Mir deinen Nahmen an.


Claus.

Ich heiſſe Meiſter :/: :/: heiſſe ich/
Die Beſenbinder-Kunſt verſteh ich meiſterlich/


Richter.

Das iſt ja dein Nahme nicht/
Gib mir beſſern Unterricht.


Claus.

Claus Klumpe/


Harleqvin.

Matz Pumpe.


Richter.

Nun ſo bezahlet mich!


Urſel.

Was muß ich geben/ daß ihr uns geſchrieben ein/


Claus.

Was iſt denn dein Gebuͤhr?


Richter.

Es muß ein Thaler ſeyn/


b 5Claus.
[24]
Claus.

Iſt ein Thaler nicht zuviel/


Richter.

Gieb mir was ich haben wil/
Du Schluͤffel/
Du Puͤffel/
Der Tax iſt ſchon geſetzt.


Urſel.

Da iſt der Thaler denn vor meine Jungferſchafft/


Harleqvin.

Der Hencker weiß/ wer die ſchon laͤngſt hat weg-
gerafft.


Richter.

Gehet nur/ es iſt ſchon recht/
Nun ich wuͤnſche/ daß ihr moͤcht
Fein Friedlich
Und ſchiedlich
Den Ehſtand bringen zu.


Entrée XV.


Hochzeitbitter. Richter.

Hochzeitbitter.

Herr Harleqvin der laͤſt den Herren laden ein/
Mit Bitte/ daß er doch ſein Hochzeit-Gaſt moͤcht
ſeyn/
Bey dem Wirth zur guͤldnen Lauß/
Da wird ſeyn der Hochzeit-Schmauß.


Rich-
[25]
Richter.

So willig/
Als billig/
Wil ich mich ſtellen ein.


Hochzeitbitter.

Die Jungfern/ Frauen/ Herrn und Junggeſellen all/
Die hier verſammlet ſind in angenehmer Zahl/
Lad ich ein auffs allerbeſt/
Zu des Braͤutgams Hochzeit-Feſt/
Auffs beſte/
Als Gaͤſte/
Wird ſeyn das Hochzeit-Maal.

Die Speiſen/ ſo man euch wird tragen auf den Tiſch/
Sind Haſen/ Leberwuͤrſt/ auch Eyer und Stockfiſch/
Huͤner/ Tauben/ Gaͤnſewein/
Wird da uͤberfluͤßig ſeyn/
Lampreten/
Paſteten/
Und Lerchen ſo gantz friſch.

Und wer der erſte wird von allen Gaͤſten ſeyn/
Auch bey dem Hochzeit-Maal ſich ſtellen zeitig ein/
Der kriegt von der Braut den Krantz
Und darzu den erſten Tantz/
Fein zierlich/
Manierlich/
Recht nach der Tablatur.


Entrée XVI.


Wirthin.

Es giebt ietzt viel zu thun allhier in meinem Hauß/
Drum
[26] Drum haͤng ich aus mein Schild/ genannt zur guͤldnen
Lauß/
Daß ein ieder Gaſt mag ſehn/
Wo die Hochzeit wird geſchehn
Mit Freuden.
Der Kreiden
Wil ich auch ſparen nicht.


Entrée XVII.


Braut und Braͤutigam werden inProces-
ſion
ůber dasTheatrumgefuͤhret/ und im gehen
von denen anweſenden Gaͤſten geſungen:

Alle.

SA luſtig zu dem Feſt/
Herr Harleqvin tractiret ſeine Gaͤſt/
Mit einem Freuden-Mahl/

In angenehmer Zahl/
Wer ſich nicht luſtig macht/
Der wird beſtehen kahl.
2. So gehn die Hochzeit-Leut
Der Trauung zu in aller Erbarkeit/
Zu Paaren zwey und zwey/
Der Braͤutgam fuͤhrt die Rey/

Und wenn wir wacker ſauffen/
So giebts ein brav Geſpey.


Hochzeitbitter.

Die Braut ſagt groſſen Danck/ daß ihr erſchienẽ ſeyd/
Wie auch der Braͤutigam/ ihr lieben Hochzeit Leut/
ſeyd
[27]Seyd willkommen allzugleich/
Wie ich leſe/ ſetzet euch/
Zur Stunde/
ins Runde/
Umb dieſe Tafel her.

Herr Richter ſetzt euch mit Liſetten oben an/
Zur Rechten ſitzt die Braut mit ihrem neuen Mann/
Zur lincken Hand Herr Lavantin/
Der Braut Vater neben ihn/
Ihr ſchickt euch/
Einflickt euch/
Wo noch ein Raͤumgen iſt.


Bauer.

Die Stelle kom̃t mir zu/ weil ich die Braut gefuͤhrt


Baͤurin.

Mir kom̃t ſie zu/ weil ich die Braut hab ausgeziehrt


Bauer.

Wilt du auffſtehen Klunckermutz/


Baͤurin.

Nein/ dir ſitz ich hier zum Trutz/


Bauer.

das ſag ich
ſo ſchlag ich
dich brave an den Halß.


Sie ſitzen und eſſen/ und nachdeme ſie ei-
ne Weile geſpeiſet/ ſpricht der Hochzeit-
Bitter:

Die
[28]

Die Hochzeit-Gaben bringt ihr Gaͤſte nun herbey/
Auff daß das neue Paar nicht unbeſchencket ſey.


Baͤurin.

Liebe Braut ich ſchencke dir/
Dieſes neue Bruntz-Geſchirr/
Vors Bette/
Ich wette/
Es wird dir noͤthig ſeyn.


Liſette.

Die neue Wiege nehmt zur Gabe von mir an/
Der Braͤutgam Harleqvin wird zeigen was er kan/
Er wird deine Kinderlein/
Sanffte muͤſſen wiegen ein/
Mit eya/
Popeya/
Wird er auch ſingen drein.


Claus.

Den neuen Beſen hab ich mit mir hergebracht/
Den ich zur Hochzeit ſchenck mit gutē Vorbedacht/
Wenn der Braͤutgam irgends heut
Luſtig auff der Hochzeit ſpeyt/
Fein ſchweiniſch/
Lateiniſch/
ut re mi fa ſol la.


Bauer.

Die neue Kanne ſchenck ich euch Herr Braͤutigam/


Rich-
[29]
Richter.

Ich diß Reibeiſen/ (Lavantin) und ich dieſen neu-
en Kamm.


Harlequin.

Habet Danck ihr lieben Gaͤſt/
Laſt euch diß mein Hochzeit-Feſt
Gefallen/
Vor allen
Muͤſt ihr recht luſtig ſeyn.


Hochzeitbitter.

Ein ieder ſetze nun die Klaͤſer tapffer an/
Es lebe unſre Braut und junger Ehemann/
Nun ein ieder thu Beſcheid.
Und vermehr die Hochzeit-Freud/
Mit Singen
Und ſpringen/
Macht ein Runda darzu.


(Sie ſingen und ſauffen ein Runda.)

Harleqvin.

Nun dañ mein liebes Weib/ wilt du beſcheide thun/


Urſel.

Bring mir nur eines zu/ und laß die Kañ nicht ruhn.


Claus.

Ich wil auch der Letzt nicht ſeyn/
Sondern wacker ſchencken ein.
Courage,
Courage,

Singt ein Runda dazu.


Har-
[30]
Harleqvin.

Sa/ Urſel/ wollen wir nicht bald zum Tantze gehn/


Urſel,

Was du wilt/ wil ich auch/ ich mag nicht muͤßig


Hochzeitbitter.

(ſtehn


Nun ein jeder paare ſich/


Claus.

Ich wil auch verſorgen mich/
courage.
courage.

Nun geht das Tantzen an.


(Es werden Tiſch und Baͤnck uͤbern Hauffen ge-
worffen und weggeſchafft/ und das Tantzen
angefangen/ und nach dem Tantze ſpricht der
Hochzeitbitter:)

Hochzeitbitter.

Jezt danck ich denen/ die uns haben zugeſchaut/
Es danckt der Braͤutigam euch auch mit ſeiner
Braut.
Geht nur heim/ zu guter Nacht/
Denn die Braut wird ſchon gebracht
zu Bette/
Valete,
Und nehmet ſo verlieb.



[[1]]

Des
HARLEQVINS
Eindbetterin-Schmauß
In einem
Singe-Spiele
vorgeſtellet
Von
HILARIO



Perſonen.


  • Harleqvin.

  • Urſel, ſeine Frau.

  • Jaͤckel/ Harleqvins famulus.

  • Klanghoſius/ ein Schulmeiſter.

  • Claus, der Urſel Vater.

  • Der Richter.

  • Nickel/ der Haͤſcher.

  • Lavantin, ein Cavallier.

  • Liſette, deſſen Liebſte.

  • Ilſe, die Kind-Mutter.

  • Thomas, der Nacht-Waͤchter.

a aDer
[2]
Der
Schau-Platz
præſentiret
Eine Stadt/ und iſt
Nacht.

Actus I.


Scena I.


Thomas.

(blaͤſet mit ſeinem Nacht-Hoͤrnichen/ und
ruffet hernach:

HOeret ihr Herren allzumahl/
Der Seiger hat geſchlagen/
Zwey Uhr iſt es an der Zahl/
Das will ich euch anſagen:
Nehmt in Acht das [Feur und] Licht/
Damit euch kein Schad geſchicht/
In Haͤuſern/ in Haͤuſern/ in Haͤuſern.


Sce-
[3]

Scena. II.


Harleqvin und Jaͤckel mit einer Laterne.
(leuchtet Harleqvin.)

Harlequin.

Wer zeigt uns bey der Nacht doch Mutter Ilſens


Jaͤckel.

(Hauß.

Sie ſoll nicht wohnen weit von der vergoͤldten Lauß.


Harleqvin.

Jaͤckel bleibe du hier ſtehn/
Ich will dort zum Waͤchter gehn.
Ihn fragen/
Und ſagen/
Daß meine Urſel kranck.


Jaͤckel.

Gut/ gut/ Herr Harleqvin/ ich will hier bleiben ſtehn/
Und nicht ein Haͤrgen breit von dieſer Stelle gehn/
Lauffet ihr nur fein geſchwind/
Damit Urſel kriegt ein Kind/
Das ſchoͤn iſt/
Und Ovarck frißt/
Wie Papa Harleqvin.


Harleq.
zum Waͤchter.

Hoͤrt doch ihr guter Freund/ ich bitt euch gar zu
ſehr/
Wenn ihr mirs ſagen koͤnnt/ will ich von euch
nichts mehr.


Thom.

Wo kommt ihr ſo ſpaͤte her/
Saget/ was iſt eur Begehr?

a a 2So
[4]So wil ich
gantz willig
Euch dienen/ wenn ich kan.


Harleqvin.

Koͤnnt ihr mich weiſen nicht in Mutter Ilſens Hauß/
Ihr ſollt auch haben was von der Kindbetterin


Schmauß.

Meine Urſel iſt ſehr kranck/
Sie liegt heime auff der Banck/
Sie ſchreyet
Und ſpeyet/
Wie eine Gerber-Sau.


Thomas.

So wil der Klapper-Storch bey ihr ſchon klappern
an/
Und ſind 4. Wochen erſt/ wenn ich gedencke dran/
Da ihr zu der guͤldnen Lauß
Hieltet euren Hochzeit-Schmauß.
In Freude
Ihr Beyde/
Das Ding wil mir nicht ein.


Harleqvin.

Ihr muͤſſet wiſſen/ Freund/ daß es ſchon iſt ein Jahr/
Als ich zum erſtenmal bey meiner Urſel war/
Rechnet doch die Wochen fein/
Ob es nicht zwoͤlff Monat ſeyn/
Da ich Sie
An ihr Knie
Als Braͤutigam/ gefuͤhlt.


Thom.
[5]
Thom.

Wenn dieſes Ding angeht/ daß man ſchlaͤfft bey der
Braut
Ein gantzes Jahr zu vor/ eh daß man wird getraut/
Ey ſo ſag ich daß kein Recht
Haͤlt das Weltliche Geſchlecht
Im Lande
O Schande/
Wie wirds noch endlich gehn.


Harleqvin.

Mein Freund/ was ſchierts denn euch/ es geht
euch gar nichts an/
Daß ich es Urſeln hab ein Jahr zuvor gethan.
Thun es doch wohl groͤßre Leut/
Wenn ſie gehen auff der Freyth/
Und uͤben
Das Lieben
Noch zehnmahl mehr als ich.


Thomas.

Es geht mich zwar nichts an/ doch aber wunderts
mich/
Daß heut zu Tage lebt ein ieder nur fuͤr ſich.


Harleqvin.

Waͤchter halt dein loſes Maul/
Harleqvin iſt ſonſt nicht faul/
Er ſchmeiſt dich
Sonſt vor ſich
Und zauſt dir deinen Kopff.


a a 3Thom.
[6]
Thomas.

Erzuͤrnet euch nur nicht/ mein allerliebſter Freund/
Es iſt ſo boͤſe nicht/ wie ihr wohl denckt/ gemeint.


Harleqvin.

Fort und ſage mir geſchwind/
Wo man Mutter Ilſen findt
So ſpaͤte/
Du Kraͤte/
Ich ſchmeiß dich ſonſt auffs Maul.


Thomas.

Klopfft nur Herr Harleqvin/ an jenem Fenſter an/
So wird euch alſobald daſſelbe auffgethan.


Harleqvin.

Wohnet ſie im ſelben Hauß/


Thomas.

Sie guckt ſonſten immer raus/
Und horchet/
Wer ſtorchet/
Des Nachts fuͤr ihrer Thuͤr.


Harleqvin.

(richt/


Nun Waͤchter groſſen Danck/ daß ihr mich habt be-
Und wenn wird brechen an das liebe Tages-Licht/
So kommt ihr fuͤr meine Thuͤr/
Ihr ſolt Kuchen/ Wein und Bier
Da haben
Und laben
Eur Hertze/ Mund und Bauch.


Thomas.

Es ſol geſchehn/ mein Herr/ indeſſen gute Nacht.


(geht ab.)

Harle-
[7]
Harleq.

Das Fenſter muß ich dort wohl nehmen recht in


Jaͤckel komm und leuchte mir/

(acht/


Sage/ Schelm/ was fehlet dir/
Wie ſtehſt du
Haſts Maul zu/
fort/ leuchte mir geſchwind.


(Jaͤckel ſtehet in wunderlicher Poſitur/ ſchlaͤfft
und antwortet im Schlaffe.)

Bruder trinck nur wacker drauff/
Wir wolln uns recht vollſauffen.


Harleqvin.

Schlaͤffſtu Schelm und wachſt nicht auff?
Ich muß den Dieb nur rauffen.


(kriegt ihn beyn Haaren.)

Jaͤckel.

Ach weh! was ſoll dieſes ſeyn?


(Harleqvin ſchlaͤgt ihn.)

Wie ſchmeckt dir denn ſolcher Wein/
Du Flegel :/: :/


Jaͤckel.

Au weh/ Herr Harleqvin/ weswegen ſchlagt
ihr mich?


Harleqvin.

Daß du Baͤrnhaͤuter flugs thuſt da ſo ſchlaͤfferich
Leuchte mich an jene Thuͤr/


a a 4Jaͤck.
[8]
Jaͤckel.

Nun mein Herr ſo folget mir/
Damit wir/
Bald von hier
Gelangen an den Ort.


(Sie gehen nach Ilſens Hauſe zu.(

Harleqvin.

Bleib ſtehn/ wir ſind ſchon hier vor Mutter Il-
ſens Hauß.


Jaͤckel.

Mich deucht/ dort oben ſieht iemand zum Fenſter
raus.


Harleqvin.

Ich ſeh keinen Menſchen nicht.


Jaͤckel.

Ey ſo blendet mich das Liecht.


Harleqvin.

Du Narre
Doch harre/
Es guckt doch iemand raus.


(Ilſe guckt zum Fenſter rauß.)

Jaͤckel.

Hoͤrt doch ihr liebes Weib/ wohnt Mutter Ilſe hier/


(Ilſe durchs Fenſter.)

Sagt doch/ was wollet ihr ſo ſpaͤte noch bey mir.


Harleqvin.

Meine Frau liegt auff der Banck/
Und iſt ſo abſcheulich kranck.

Sie
[9]Sie ſchreyet
Und ſpeyet
Wie eine Gerber-Sau.


Ilſe.

(Lauß/


Seyd ihr nicht Harleqvin/ der zu der Goͤldnen
Nur vor vier Wochen da hielt ſeinen Hochzeit-
Schmauß.


Harleqvin.

Ja ich bins/ du liebe Frau/
Komm betrachte doch genau
Mein Weibgen.
Ihr Leibgen
Das ſpringt ihr ſonſt entzwey.


Ilſe.

Verzieht ein wenig/ nur ich wil den Beltz anziehn/
Und hernach alſobald mich mit zu euch bemuͤhn.


Harleqvin.

Haltet euch nicht lange auff/
Sonſt geht meine Urſel drauff.
Vor Schmertzen/
Im Hertzen
Sticht ſie es gar zu ſehr.


Jaͤckel

Wer Hencker weiß/ ob ſie nicht laͤngſten ſchon eꝛſtarꝛt
Weil auff der Gaſſen hier ſo lange wir geharꝛt.


Harleqvin.

Mutter Ilſe ſchert euch fort/
Biß ihr mit mir bald den Ort

a a 5errei-
[10]erreichet
Und ſtreichet
Der Urſel ihren Bauch.


Scena III.


Mutter Ilſe in einer Schauben und fin-
ſtern Laternichen in der Hand.

Ich bin ja ſchon bey euch/ ihr lieber Harleqvin.


Harleqvin.

Ach wolt ihr euch fein bald mit in mein Hauß be-


Daß ihr ſeht/ was meinem Weib

(muͤhn.


Fehlet doch in ihrem Leib/
Und helfft ihr/
Damit wir
Sie retten von der Qval.


Ilſe.

So laſſet uns nur nicht allhier ſo lange ſtehn/
Kommt/ damit fein geſchwind wir zu derſelben gehn.


Harleq.

Jaͤckel geh und leuchte recht/


Ilſe.

Iſt denn dieſes euer Knecht?


Harleqvin.

Je freylich.


Jaͤckel.

Er hat mich
Vorgeſtern nur gemieth.

(gehen ab.)

Scena IV.


(Thomas blaͤſet und ruffet.)

Hoͤret doch ihr lieben Leut/
Und laßt euch nochmahls ſagen/
Was
[11] Was es ietzt ſey an der Zeit/
Die Glock hat 3. geſchlagen.
Nun vertreibt der Tag die Nacht/
Und wenn ihr vom Schlaff erwacht/
So ſteht auff/ ſo ſteht auf/ ſo ſteht auff.


(Geht ab.)


Der Schau-Platz bleibet
Stadt/ und wird wieder

Tag.

Actus.


Scena. I.


Claus.Jaͤckel.

Claus.

Jaͤckel biſt du naͤrrſch und toll/
Daß du mich wilſt beſchwatzen?


Jaͤckel.

Glaubt nur Claus/ ich bin nicht voll/
Ich ſag euch keine Fratzen/
Kommt nur mit/ ſo ſollt ihr ſehn/
Was der Urſel ſey geſchehn/
Nur heunte :/: :/:


Claus.

Iſts denn wahr/ was du erzehlt?
Schelm ſage keine Luͤgen?


Jaͤckel.

Urſel hatte ſich geqvaͤlt/
Sie lag in letzten Zuͤgen/
Aber Muter Ilſens Hand
Stilte ihr den heiſſen Brand
durchs haſchen :/: :/:


Claus
[12]
Claus.

So hat Urſel ſchon ein Kind
In kurtzer Zeit bekommen?


Jaͤckel.

Ja ein Kind und nicht ein Rind/
Wie ihr von mir vernommen.


Claus.

Ey was wird der Richter ſagn/
Wenn man wird die Leut anklagn
deswegen :/: :/:


Jaͤckel.

Harleqvin ſchiert ſich nichts drum/
Er ſpricht: Es gibt mehr Leute/
Die eben ſo geweſen dum/
Und es gethan bey Zeite/
Muͤſte er gleich Straffe gebn/
Wolte er nicht widerſtrebn
Dem Richter :/: :/:


Claus.

Iſt es denn ein Maͤgdelein?
Das Urſel hat gezeuget/


Jaͤckel.

Nein/ es iſt ein Knaͤbelein/
Und wird auch ſchon geſaͤuget/


Claus.

Komm ich muß es ſelber ſehn/
Ob oas Ding auch ſey geſchehn/
Was du ſprichſt :/: :/:


Jaͤck.
[13]
Jaͤckel.

Geht nur fort und ſaͤumt euch nicht/
Ihr muͤßt Gevatter heiſſen/
Und dem Pathgen ins Geſicht
Ein Tutzend Thaler ſchmeiſſen.


Claus.

Solt es auch gleich mehr noch ſeyn/
Ich wil ſchone binden ein
Was ich wil :/: :/:


Scena II.


Klanghoſius.

Es hat Herr Harleqvin unlaͤngſt zu mir geſchickt
Wie daß ſein Ebenbild auch dieſe Welt erblickt/
Er ließ bitten mich ſo ſehr/
Und wenn mirs gelegen waͤr/
So ſolt ich
Doch eilig
In ſeinem Hauſe ſeyn.
Nun forderts meine Schuld/ daß ich zu ihm
hingeh/

Weil ich Halb-Geiſtlicher auch mit verpflichtet
ſteh/
Vielleicht ſoll ich Pathe ſeyn/
Oder das Kind ſchreiben ein
Noch heute
Bey Zeite/
Drum muß ich wohl hingehn.

(geht ab.)

Sce-
[14]

Scena III.


Der Richter und Nickel mit einem Stuble
der Richter ſetzet ſich.

Weil heut Gerichts-Tag iſt/ ſo muß ich wohl zu-
ſehn/
Was bißher hat paßirt/ und was drauff ſol geſchehn.
Nickel gehe fuͤr die Thuͤr/
Sieh ob iemand iſt allhier/
Der klaget/
Und ſaget/
Was ihm zuwider iſt.

(Nickel geht hinaus.)

Wir Herren ſind ja wohl den gantzen Tag geplagt/
Bald koͤmmet der und die/ es muß ſtets ſeyn geklagt.
Da muß ich der Schlichter ſeyn/
Und die Klage ſchicken ein/
Daß ich kan
Als ein Mann
Auch leben bey der Stadt.


(Nickel koͤmmt wieder.)

Herr Richter/ es iſt da der Herr von Harleqvin/


Richter.

Sprich: Ob er ſich nicht will zu mir herein bemuͤhn.


Nickel.

Er laͤſt fragen/ ob er darff/
Denn ihr waͤret gar zu ſcharff/
Wenn man gleich
Flugs zu Euch
Unangemeldet kaͤm.


Rich-
[15]
Richter.

Sag: Er ſoll alſobald ſich bey mir ſtellen ein.


Nickel.

Ich wils ihm ſagen: Er wird Augenblicks da ſeyn.


(Nickel gehetwieder
hinaus.)

Richter.

Ja man wird wohl recht geplagt/
Und wenn der und jener klagt/
So muß ich/
Wie billig/
Nach Rechten ſtets verfahrn.


Scena IV.


Harleqvin.

Verzeiht/ Herr Richter/ daß ich Euch ietzt muß be-
muͤhn/


(Giebt dem Richter einen Gevatter-
Brieff.)

Der Storch hat mir beſchert einn jungen Harle-
qvin.
Leſet nur das Schreiben aus/
So werdt ihr vernehmen draus/
Wenn ihr ſollt/
und nur wolt
In meinem Hauſe ſeyn.


Richter.
[16]
Richter.

Reitet euch der Henckers-Knecht/
Ihr boͤſen Ehe Leute/
Ey das Ding das iſt nicht recht/
Drum leget nur bey Zeite
Zwey neu Schoͤckgen Straffe her/
Das iſt von euch mein Begehr/
vors naſchen :/: :/:


Harleqvin.

Mein Herr Richter kan es nicht
Beym alten Schoͤckgen bleiben.


Richter.

Nein/ ich bin darzu verpflicht/
Die Sache ſcharff zutreiben.


Harleqvin.

Ey da habt ihr nur das Geld/
Und kommt wenn es euch gefaͤlt/
Seyd Pathe :/: :/:


Richter.

Es erfordert meine Pflicht/ daß ich mit zu euch
geh/
Und bey dem Harleqvin noch heut Gevatter ſteh
Machet nur in eurem Hauß
Anſtalt zu des Kindes Schmauß.
Ich wil mich/
Wie billich/
Bey euch gleich finden ein.


Har-
[17]
Harleqvin.

Herr Richter kommt fein bald/ ich muß nach Hau-
ſe gehn/
Und hoͤren/ wer noch mehr ſol heut Gevatter ſtehn.


(Geht ab.)

Richter.

Gehet ihr nur fein geſchwind/
Damit kan das kleine Kind
Im Bade
Ohn Schade
Fein abgewaſchen ſeyn.

(Stehet auff.)

Weil demnach heute ich noch muß Gevatter ſeyn/
So trage nur den Stul bald wiederum hinein.
Ich muß gehn und kleiden mich/
Damit ich fein erbarlich
Und feine
Erſcheine
In Harleqvinens Hauß.


Nickel.

Herr Richter/ dieſes ſoll gleich augenblicks geſchehn/
Und wenn Partheyen noch zu klagen drauſſen ſtehn/
Will ich ſagen/ daß ihr nicht
Jetzo waͤret im Gericht.


Richter.

Das ſage/
Und ſchlage
Das neu Edictum an.


(Gehen ab.)

b bSce-
[18]

Scena V.


Jaͤckel

Ja ich bin wohl recht getrillt/
Da muß ich ſtets rum lauffen/
Daß der Harleqvin nicht ſchilt/
und kriege nichts zu ſauffen.
Den und jenen muß ich hohlen/
Urſel hat es ſelbſt befohlen/
zum Schmauſe :/: :/:
Liſetten/ Lavantin/ ſol ich auch hohlen her/
Das iſt der Urſel und des Harleqvins Begehr.
Geh ich nicht/ ſo ſchlaͤgt er mich/
Und das thut mir wunderlich.
Im Kragen
Das Schlagen/

Drum lauff ich/ weil ich kan.

Geht behende ab.)

Actus III.


Scena I.


Urſelpræſentiret ſich im Wochen-Bette/
und ſtehen folgende davor:

Lavantin/ Liſette/ der Richter/ Klanghoſius/ Mut-
ter Ilſe/ Claus.
Harleqvin/ Jaͤckel und Thomas bereiten die
Mahlzeit.

Urſel.

Wer noch kein Wochen-Bett hat auf der Welt ge-
ſehn/
Der ſiehet allhier eins auff dieſer Stelle ſtehn/
Betrachtet es nur fein genau/
Es war ſonſt der Ehrlchen Frau/

Das
[19]Das hab ich
Nur neulich
derſelben abgekaufft.


Harleqvin.

Die Herren ſetzen ſich fein balde umb den Tiſch/
Sonſt wird der Huͤrſen kalt und auch darzu die Fiſch
Nehmen ſie mit mir verlieb/
Denn ich bin ein armer Dieb/
Der nicht kan
Als ein Mann
Nach Wuͤrden ſie tractirn.


Richter.

Harleqvin ſagt davon nicht/
Es iſt genug vorhanden.


Claus.

Fiſche ſind ein gut Geruͤcht
Allhier in unſern Landen.


Harleqvin.

Eßt und trincket/ laſſt euchs ſchmecken.


Claus.

Duͤrffen wir auch was einſtecken.


Harleqvin.

Wenn ihr wollt :/: :/:


Sie ſetzen ſich und eſſen.

Claus.

Jaͤckel ſchencke wacker ein/
Wir muͤſſen eins rum ſauffen.


Jaͤckel.

Wolt ihr Biergen oder Wein?
b b 2Hier
[20]Hier ſteht ein gantzer Hauffen.


Claus.

Erſtlich nur ein Glaͤßgen Bier.


Richter.

Bringe du mir auch eins hier
Mit Weine :/: :/:


Jaͤckel.

Gleich indem ſo ſolls geſchehn/
Thoms ſpiele aus die Humpen/
Damit ſie fein helle ſehn/
Du muſt nein Waſſer plumpen.


Thomas.

Sie ſind ſchone ausgeſchwenckt/


Harleqvin.

Allo! tapffer eingeſchenckt.
Juch heyſa :/: :/:


Jaͤckel.

Allhier iſt das Glaß gefuͤllt/


Harleqvin.

Gib her ich muß anfangen/
Lavantin.

Nun der Hunger iſt geſtillt/
So trag ich auch Verlangen/
Daß ein Glaͤßgen gutes Bier
kommen moͤchte auch zu mir/
fein balde ⁒ ⁒


Harleqvin.

Gevatter Claus/ ich bring es dir/
Es leben unſre Gaͤſte.


b b 3Claus.
[21]
Claus.

Trinckt fein bald/ ſo wollen wir
Ein Runda euch auffs beſte
ſtimmen an bey eurem Schmauß/
biß das Glaß iſt reine aus
geſoffen :/: :/:


Harleqvin.

Nun ſo ſinget ein Runda/
Ich ſetze an das Glaͤßgen/
Jaͤckel tritt mir nicht zu nah/
Sonſt ſtoſt du mich ans Naͤßgen.
Singet alle fleißig mit/
Das iſt Harleqvinens Bitt/
Ein Runda :/: :/:


(Harleqvin trinckt/ ſie ſingen alle)

Runda/ Runda/ das Bier iſt gut/
Runda/ dinellula/
Es macht uns einen guten Muth/
Runda dinellula.


Harleqvin.

Runda/ Runda/ wer nicht ſo thut/
Runda dinellula/
Der iſt ein rechter 15. Hut/
Runda dinellula.

(Alle:)

Sieben ſolche Soͤhne wil meine Mutter habn/
Die ihr das Geld/ zum Biere/ zum Weine/ zum
Brantewein tragn/
Das alles wird verſoffen.


b b 3Har-
[22]
Harleqvin.

Jaͤckel ſchencke wieder ein.


Jaͤckel.

Mit Biergen oder Weine?


Harleqvin.

Claus der trincket keinen Wein.


Jaͤckel.

So lebt er wie die Schweine.


Claus.

Junge halt dein loſes Maul/
Claus iſt ſonſten gar nicht faul/
Er klopfft dich :/: :/:


Thomas.

Allhier iſt ein Glaͤßgen Bier/
Wem ſoll ichs uͤberreichen?


Claus.

Thoͤmsgen gieb es nur zu mir/
Es ſoll auch bald nein ſchleichen/
Ich brings Herr Klanghoſen da/
Singt darzu hop hei ſa ſa
fein balde :/: :/:


(Claus trinckt/ ſie ſingen alle.)

Runda Runda hop hei ſa ſa/
Runda dinellula/
Es iſt noch Biergen multum da/
Runda dinellula.


Claus.

Unſers Nachbars Micka
Hat gar ein dickes Bein.


Alle.

Unſers Nachbars ꝛc.


Claus.

Und eine feine Qvicka/
Sie ſchlaͤffet gantz allein.


Alle.

Und eine feine ꝛc.


Claus
[23]
Claus.

Auffm Heya/
Auffder Streuͤa/

Und wil doch noch nicht freya/
Juch!


Alle.

Auffm Heya ꝛc.


Harleqvin.

Allo trincket tapffer rum/
Daß wir zum Tantze kommen.


Claus.

Glaͤubt mir/ ich bin ſchon gantz dum/
weil ich viel eingenommen.


Jaͤckel.

Wem gehoͤrt das Glaͤſelein?


Claus.

Es wird Herr Klanghoſen ſeyn/
Dem gieb es :/: :/:


Klanghoſius.

Nun es lebe Harleqvin
Mit ſeinem kleinen Erben/
Und die Urſel moͤge ihm
in langer Zeit nicht ſterben.
Trinck ich es in guter Ruh
Denen Herren alle zu.


Harleqvin.

Ein Runda :/:


Singen alle.

Runda/ Runda Klanghoſius/
Das iſt ein braver Mann/
Der auff das heiſſe Huͤrſen-Muß
So ſtattlich ſauffen kan/
Und feuchtet ſeine Hoſen.


b b 4Ein
[24]
Ein anders.

Sis felix, ſis potens Herr Ludi Magiſter.


Klangh. und alle.

Si vinum

  • Me
  • Te

t. So lebet der Kuͤſter.


(Hier koͤnnen ſie nun allerhand luſtige Runde
ſingen.)

Harleqvin.

Ihr Herren/ wollt ihr nicht mehr eſſen von dem Fiſch/
Und was noch ſonſten hier iſt uͤbrig auf dem Tiſch.


Lavantin.

Schafft das Eſſen nur bey ſeit/
Daß wir ſonſt womit die Zeit
Vertꝛeiben/
Und bleiben
fein luſtig allzumahl.


Harleqvin.

Wenns ihnen ſo gefaͤllt/ ſo laſſet uns auffſtehn/
Und mit einander hier ein Ehren-Taͤntzgen gehn.


(Sie ſtehen auf.)

Klangh.
Tantzen ſtehet mir nicht an/
Denn ich bin ein Ehren/ Mann/
Drum thu ich
Gantz hoͤfflich
Bedancken mich dafuͤr.


Liſette.

Laßt uns im Kreyſe denn ein Spielgen fangen an.


Klangh.

Demſelben bin ich ehr als Tantzen zugethan.


Har-
[25]
Harleqvin.

Laßt uns ſchlieſſen einen Kreyß/
Und damit ein ieder weiß/
So will ich
Wie billig/
Ein Spielgen fangen an/


(Sie ſchlieſſen einen Kreyß/ und ſpielen unterſchied-
liche Spiele/ letzlich faͤnget Harleqvin folgendes
an:
(Harleqvin
ſinget vor:)

Nun faßet alle an/
Ich will euch luſtig machen/
So viel ich immer kan.
Nun ſehet all auff mich/
All die auff dieſen Reihen ſind/
Die thun alſo wie ich.


(Hier macht nun ein iedweder was laͤcherliches/
Klanghoſius bleibt der Letzte/ und will ſich im her-
um drehen ſehen laſſen/ verſchuͤttet aber unverſe-
hens die Hoſen/ woruͤber ſie anfangen zu lachen/
und daß Kreyß-Spiel ſich endiget.

Harleqvin ad Spect.

Weil nun das Spiel iſt aus und Harleqvinens
Schmauß/
So gehet insgeſammt nur wiederum zu Hauß/
Stellt euch morgen wieder ein/
Es ſoll die Luſt verbeſſert ſeyn.
Valete,
Favete,

Und nehmt mit uns verlieb.



[[26]]
1.
MEin einziger Schatz auff Erden

Du biſt ja gantz und gar

Daß ich dein ſolte werden

Glaub mir gewißlich war.

2.
Mit Schmertz’n thu ich anſehen

Wann dir ſolt Leid geſchehen/

Dir dienen und dich Ehren

Iſt gaͤntzlich mein Begehren.

3.
Kein’ Muͤh verſpahre ich/

Taͤglich zu ſehen dich/

Daß ich dich lieb von Hertzen

Drum ſchwehr ich dir ohn Schertzen

4.
Der Teuffel fuͤhr den hin

Der dich ſchaͤnd und veracht/

Dir ich verpflichtet bin

Bey Tag und auch bey Nacht.

5.
Du meyneſt zwar zu ſeyn

Die Geringſte unter allen/

Hoffarth und Buhlerey

Du haſtgeliebt niemahln.


[[27]]
1.
DU warlich gar nicht biſt

Erfuͤllt mit falſcher Liſt/

Bild dirs nur gar nicht ein/

Daß ich vergeſſe dein.

2.
Wann du mich thuſt anblicken/

Daß thut mein Hertz erqvicken/

Iſt ja mir muͤglich nicht/

Zu meidn dein Angeſicht.

3.
Von dir gantz loß zu werden/

Traͤgt mich bald unt’r die Erden/

Bild dirs nur gar nicht ein/

Daß ich vergeſſe dein.

4.
Der dich zur Eh begehrt

Der iſt aller Ehren werth/

Gar im geringſten nicht/

Ich von dir tracht und dicht.

5.
Die allerſchoͤnſt auff Erden/

Biſt du in alln Geberdten/

Geliebt haſt du allzeit

Zucht Ehr und Redlichkeit.

[[28]]

Appendix A Bericht
Am Buchbinder.


Der Titul zur Ehrlichen Frau ſambt dem Kupf-
fer-Blat an Harleqvins Hochzeit-
Schmauß muß abgeſchnitten/ und vor-
hero ans erſte Alphabet gebracht wer-
den.

Dieses Werk ist gemeinfrei.


Rechtsinhaber*in
Kolimo+

Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2025). Collection 3. L’ Honnéte Femme Oder die Ehrliche Frau zu Plißine/ in Einem Lust-Spiele/ vorgestellet/ und aus dem Franzöischen übersetzet. L’ Honnéte Femme Oder die Ehrliche Frau zu Plißine/ in Einem Lust-Spiele/ vorgestellet/ und aus dem Franzöischen übersetzet. Corpus of Literary Modernity (Kolimo+). Kolimo+. https://hdl.handle.net/21.11113/4bq8s.0