[][][]
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[[1]]
An den König.
A
[2]
[3]
A 2
[4]
[[5]]
[[7]]
[[9]]Sehnſucht nach dem Winter.
A 5
[10]
[11]
[12]
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[[19]]
B 4
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[[29]]
C
[[34]]
[[39]]
[[42]]
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[[49]]
D 2
[[52]]
[[57]]
[61]
E
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[[76]]
[77]
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[79]
[80]
[81]
F
[[82]]
[[85]]
[[92]]
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[[96]][[97]]
[[104]]
[[115]][[116]]
Karl Wilhelm Ramlers
O D E N.
[figure]
Berlin: ,
bey Chriſtian Friedrich Voſs.
1767.
bey Chriſtian Friedrich Voſs.
1767.
Innhalt.
- 1. An den König 1
- 2. An den Apoll, bey Eröffnung des
Opernhauſes zu Berlin 5 - 3. Amynt und Chloe 7
- 4. Sehnſucht nach dem Winter 9
- 5. Auf einen Granatapfel, der in
Berlin zur Reife gekommen war 13 - 6. Die Wiederkehr 17
- 7. An die Stadt Berlin 19
- 8. An die Feinde des Königs 24
- 9. Lied der Nymphe Perſante 29
- 10. Auf ein Geſchütz 34
- 11. An den Fabius 39
- 12. An ſeinen Arzt 42
- 13. An Lycidas. 44
- 14. An Herrn Chriſtian Gottfried Krauſe 47
- 15. An die Göttinn der Eintracht 49
- 16. Auf die Wiederkunft des Königs 52
- 17. An Hymen 57
- 18. An die Muſe 61
- 19. Glaukus Wahrſagung 66
- 20. Der Triumph 76
- 21. An den Herrn Generalmajor von
Buddenbrook 82 - 22. Ptolomäus Evergetes und Berenice 85
- 23. Abſchied von den Helden 92
- 24. Der May, eine muſikaliſche Idylle 97
- 25. Ino, eine Kantate 104
[[1]]
An den König.
1766.
Friedrich! du, dem ein Gott das
für die Sterblichen
für die Sterblichen
Zu gefährliche Loos eines Monarchen gab,
Und, o Wunder! der du glorreich dein
Loos erfüllſt,
Siehe! deiner von Ruhm trunkenen Tage
ſind
Zwanzig tauſend entflohn! Ihnen folgt
allzubald
Jedes Denkmaal von dir; alle die Tem-
pel, der
pel, der
A
[2]
Pallas, und dem Apoll, und dem verwundeten
Kriegesgotte geweiht, werden Ruinen ſeyn.
Zwar das Jahrbuch der Welt nennt, wann
der Eifergeiſt
der Eifergeiſt
Stolzer Könige ſchläſt, dich den Eroberer,
Dich den Groſsen: doch ach! heiſst dieſs
ein Leben für
ein Leben für
Deine Tugenden? So lebt in Europens und
In der älteren Welt Aſiens mancher Fürſt,
Dir an Weisheit nicht gleich. Selbſt der
unſterbliche
unſterbliche
Macedonier, wie lebt er? bewundert, und
Nicht geliebt; denn er fand keinen Dir-
cäiſchen
cäiſchen
Herold, deſſen Geſang weiter, als Phidias
Marmor, oder Apells athmende Farbe,
ſtrebt. —
ſtrebt. —
Aber, ſiehe! wie lebt Cäſar Oktavius
[3]
Durch den Edeln in Rom? (Edel im
Buche der
Buche der
Groſsen Götter, obgleich nicht auf der
Rolle des
Rolle des
Cenſors:) ewig geliebt, ewig ein Muſter der
Väter jegliches Volks. — Glücklicher
Barde, der
Barde, der
Unverdächtig, ein Lob, reiner als beider
Lob,
Lob,
In ſein Saitenſpiel ſingt! Glücklicher
Barde, der
Barde, der
Nicht den Feldherrn allein, und den ge-
ſchäfftigen
ſchäfftigen
Landesfürſten in dir; der auch den Vater des
Hauſes, der auch den Freund, der auch den
fröhlichen
fröhlichen
Weiſen, groſs in der Kunſt jeder Kamöne,
ſingt!
ſingt!
A 2
[4]
Götter! wäre doch ich dieſer beneidete
Barde! ſelber zu ſchwach, aber durch
meinen Held,
meinen Held,
Und die Sprache geſtärkt, die wie Kalliopens
Tuba tönet: wie weit lieſs ich euch
hinter mir,
hinter mir,
Sänger Heinrichs! und dich, ganze Zunft
Ludewigs!
Ludewigs!
[[5]]
[figure]
An den Apoll.
Bey Eröffnung des Opernhauſes zu Berlin.
A 3
[6]
Bey Eröffnung des Opernhauſes zu Berlin.
Apollo! (denn dir hat Friedrich den
Tempel
Tempel
Auf Stufen erhöht, mit Säulen umpflanzet,
Und deinen Spielen eingeweiht:
Melpomene ſingt in Eratons Laute,
Terpſichore tanzt in Waffen, im Schleyer,
Dir menſchliche Geſchichten vor;)
A 3
[6]
Vergönne doch auch der ſüſsen Cythere
Den Zutritt, und o! dem freundlichen
Amor,
Amor,
Der leichtgerüſtet vor ihr hüpft;
Den Grazien, die der Gürtel entbehren,
Der Suada, mit hold einladenden Lippen,
Und allem jungen Göttervolk!
Komm, Freude, du Kind der Hebe!
komm, Lachen,
komm, Lachen,
Die Hände geſtemmt in keuchende Seiten!
Und du, ſchalkhafter kleiner Scherz!
[[7]]
[figure]
Amynt und Chloe.
A 4
[8]
Ich bins, o Chloe! fleuch nicht mit
nacketem Fuſs
nacketem Fuſs
Durch dieſe Dornen! fleuch nicht den
frommen Amynt!
frommen Amynt!
Hier iſt dein Kranz, hier iſt dein Gürtel!
Komm, bade ſicher, ich ſtöre dich
nicht.
nicht.
A 4
[8]
Sieh her! ich eile zurück, und hänge
den Raub
den Raub
An dieſen Weydenbaum auf. ‒ ‒ Ach!
ſtürze doch nicht!
ſtürze doch nicht!
Es folgt dir ja kein wilder Satyr,
Kein ungezähmter Cyklope dir nach. —
Dich, ſchlankes, flüchtiges Reh, dich hab’
ich erhaſcht!
ich erhaſcht!
Nun widerſtrebe nicht mehr! Nimm Gürtel
und Kranz,
und Kranz,
Und weihe ſie der ſtrengen Göttinn,
An deren ödem Altare du dienſt.
[[9]]
[figure]
Sehnſucht nach dem Winter.
1744.
Die Stürme befahren die Luft, verhüllen
den Himmel in Wolken,
den Himmel in Wolken,
Und jagen donnernde Ströme durchs
Land.
Land.
Die Wälder ſtehen entblöſst; das Laub der
geſelligen Linde
geſelligen Linde
Wird weit umher in die Thäler geführt.
A 5
[10]
Der Weinſtock, ein dürres Geſträuch ‒ ‒ Was
klag’ ich den göttlichen Weinſtock?
klag’ ich den göttlichen Weinſtock?
Auf! Freunde, trinket ſein ſchäumendes
Blut,
Blut,
Und laſst den Autumnus entfliehn mit aus-
geleeretem Füllhorn,
geleeretem Füllhorn,
Und ruft den Winter im Tannenkranz
her.
her.
Er deckt den donnernden Strom mit
diamantenem Schilde,
diamantenem Schilde,
Der alle Pfeile der Sonne ver-
höhnt,
höhnt,
Und füllt mit Blüthe den Wald, daſs alle
Thiere ſich wundern,
Thiere ſich wundern,
Und ſäet Lilien über das Thal.
[11]
Dann zittern die Bräute nicht mehr in wan-
kender Gondel; ſie fliegen
kender Gondel; ſie fliegen
Beherzt auf gleitenden Wagen dahin:
Der Liebling erwärmet ſich dann im Her-
meline der Nymphe,
meline der Nymphe,
Die Nymphe lächelt, und wehret ihm
falſch.
falſch.
Dann baden die Knaben nicht mehr, und
ſchwimmen nicht unter den Fiſchen;
ſchwimmen nicht unter den Fiſchen;
Sie gehn auf harten Gewäſſern
einher,
einher,
Und haben Schuhe von Stal: der Mann der
freundlichen Venus
freundlichen Venus
Verbarg der Blitze Geſchwindigkeit
drein.
drein.
[12]
O Winter! eile voll Zorn, und nimm den
kälteſten Oſtwind,
kälteſten Oſtwind,
Und treib die Krieger aus Böhmen
zurück,
zurück,
Und meinen erſtarreten Kleiſt. Noch hab’
ich ihm ſeine Lykoris,
ich ihm ſeine Lykoris,
Und Wein von mürriſchem Alter be-
wahrt.
wahrt.
[[13]]
[figure]
Auf einen Granatapfel,
der in Berlin zur Reife gekommen war.
1749.
[14]
[15]
[16]
der in Berlin zur Reife gekommen war.
1749.
Find’ ich dich hier in deiner grünen
Krone!
Krone!
Zerſpalteſt du die purpurrothe Bruſt
An dieſer Sonn’! o Liebling der Pomone,
O Proſerpinens Apfel, die mit Luſt
Und Wolluſt deine goldnen Körner
Im Reich des Höllengottes aſs,
Und allen Nektar ferner
Und den Olymp vergaſs.
[14]
Der Erdball ändert ſich! Das Meer
entfliehet,
entfliehet,
Und macht dem Pfluge Raum; der Fels
ſinkt ein;
ſinkt ein;
Und, o Berlin! dein dürrer Boden blühet:
Pomona füllt ihr Horn in dir allein;
In dir kann Flora, nach Begehren,
Sich tauſendfache Kränze drehn,
Und ganz verdeckt in Aehren
Die blonde Ceres gehn.
Und fremde Bäum’, ihr junges Haupt
umſchoren,
umſchoren,
Bringt dir Sylvan, und zieht ein La-
byrinth
byrinth
Von Büſchen auf vor deinen offnen Thoren,
Die mir und dieſen Künſten offen ſind,
Die jetzt auf Flügeln Dädals eilen,
Hoch über Meer und über Land,
Bleymaſse, Meiſsel, Feilen
In ihrer harten Hand.
[15]
Urplötzlich ſind der Felſen graue Rücken
Zu Tempeln und Paläſten ausgehöhlt,
Die rund umher der Pyrrha Kinder
ſchmücken,
ſchmücken,
Noch halb den Steinen gleich, und halb
beſeelt.
beſeelt.
Ihr Götter! prächtig aus Ruinen
Erhebt ſich euer Pantheon:
Die Weiſen alle dienen,
Die Völker lernen ſchon.
Sagt, Sterbliche, den Sphären ihre
Zahlen,
Zahlen,
Und lehrt dem wilden Winde ſeinen Lauf,
Und wägt den Mond, und ſpaltet Sonnen-
ſtralen,
ſtralen,
Deckt die Geburt des alten Goldes auf,
Und ſteiget an der Weſen Kette
Bis dahin, wo den höchſten Ring
Zevs an ſein Ruhebette
Zu ſeinen Füſsen hieng.
[16]
Wohl dir, o du, durch meinen Freund
regieret,
regieret,
Athen an Geiſt, voll Muth, wie Sparta
war:
war:
Es zog, von Kaſtors Liede gern verführet,
Zum Kampf hinaus mit aufgebundnem
Haar;
Haar;
Die Feinde, die den Kampf verloren,
Erwiederten, (nicht ohne Neid!)
Die Stadt ſey nur geboren
Zu Waffen und zum Streit. —
So ſang Kalliope, die, voll Entzücken,
Mit ihrer kriegeriſchen Tuba kam,
Und, nicht geſehn von ungeweihten
Blicken,
Blicken,
Den Weg zum Tempel des Apollo nahm,
Wo ſchon mit Lauten und mit Flöten,
Verlarvt und im Zypreſſenkranz
Sich ihre Schweſtern drehten
Im ſchönſten Reihentanz.
[[17]]
[figure]
Die Wiederkehr.
B
[18]
Ich, Kalliopens oft heimlich entflohener
Jünger, der ich, zu lange! dir,
Strenge Kritika, dir, Schweſter der eitelen
Panſophia, gefolget bin,
Kehre reuevoll um, eile voll Sehnſucht der
Allgefälligen Göttinn zu.
Honig eingetaucht, ſchmerzete
B
[18]
Meinen Selim; und noch ſchwäret ſein
krankes Herz.
krankes Herz.
Ja! nun weih ich mich ewig der
Holden Muſe! Mit ihr ſang ich der Wälder
Lob,
Lob,
Sang Lyäens und Amors Lob:
Und mich liebte mein Freund. — O! ſich
geliebt zu ſehn,
geliebt zu ſehn,
Welche Seligkeit! Liebe, dich
Tauſcht mein trunkener Geiſt nicht um
das Zeigen mit
das Zeigen mit
Fingern, um der Verſammelung
Händeklatſchen, des Volks ehrebezeu-
gendes
gendes
Aufſtehn; dich um Geſpräche mit
Groſsen Königen nicht, noch um die
ſchmeichelnde
ſchmeichelnde
Tafel ihrer Gewaltigen.
[[19]]
[figure]
An die Stadt Berlin.
1759.
B 2
[20]
[21]
B 3
[22]
[23]
1759.
Ich ſahe ſie! (mir zittern die Gebeine!)
Ich ſah, glückſeliges Berlin,
Die Göttinn deines Stroms vor deinem
Tannenhaine
Tannenhaine
Mit ihren Schwänen ziehn!
Vergönne mir, Najade, nachzulallen,
Was mein erſtauntes Ohr durchdrang,
Und was dein Göttermund den Faunen
ſang, und allen
ſang, und allen
Hamadryaden ſang. — —
B 2
[20]
Sey mir gegrüſst, Auguſta, meine
Krone!
Krone!
Die Städte Deutſchlands bücken ſich!
Es hören meinen Stolz Belt, Donau,
Wolga, Rhone,
Wolga, Rhone,
Und weichen hinter mich!
Was fürchten wir, iſt gleich die Zahl
des Feindes
des Feindes
Wie dieſer beiden Ufer Sand?
O Tochter! haſt du nicht zur Seite meines
Freundes
Freundes
Stets einen Gott erkannt?
Stritt Jupiter nicht ſelbſt mit Friedrichs
Volke,
Volke,
Und donnerte den Feind zurück?
Warf nicht der Kriegesgott einſt plötzlich
eine Wolke
eine Wolke
Vor ſeines Mörders Blick?
[21]
Sah ich nicht jüngſt, (als er vom fernen
Süden
Süden
Den Rieſen aus der Mitternacht
Sein Heer entgegen riſs, ein kleines Heer
von Müden,
von Müden,
Bereit zur zehnten Schlacht,)
Wie das Panier, von ſeiner Hand
gefaſſet,
gefaſſet,
Zur drohenden Aegide ward?
Die Feinde ſahn den Schild der Pallas,
die ſie haſſet:
die ſie haſſet:
Und hafteten erſtarrt
Am Boden; — bis ſie durch ſein Heer
zerſchlagen,
zerſchlagen,
Das unaufhaltſam weiter drang,
Wie Halmen von des Himmels Schloſſen
niederlagen
niederlagen
Dreyhundert Hufen lang.
B 3
[22]
Ja, dinget nur die halbe Welt zu-
ſammen,
ſammen,
Und raſet wider Einen Mann,
Und wendet wider ihn Verrath, Nacht,
Meyneid, Flammen,
Meyneid, Flammen,
Den ganzen Orkus an:
Boruſſiens gerechter Held ſoll ſie-
gen!
gen!
Die Götter ſchützen ihren Sohn.
Bald wird er im Triumph zu ſeinen Kin-
dern fliegen.
dern fliegen.
Er kömmt, ich ſeh ihn ſchon!
Er kömmt, das Haupt mit Stralen
rund umwunden,
rund umwunden,
Wie Delius Apollo kam,
Als er den Python ſchlug und ihm mit
tauſend Wunden
tauſend Wunden
Die ſchwarze Seele nahm.
[23]
Eilt, ihn in Erz den Enkeln auf-
zuſtellen!
zuſtellen!
Eilt, einen Tempel ihm zu weihn
Am Rande meines Stroms! ich brenne,
ſeine Schwellen
ſeine Schwellen
Mit Bluhmen zu beſtreun.
B 4
[[24]]
[figure]
An die Feinde des Königs.
1760.
[25]
B 5
[26]
[27]
[28]
1760.
Wie lange ſchwingt die raſende
Megäre
Megäre
Die Fackel? Götter dieſer Welt,
Warum verfolgt ihr ihn, zu ſeiner eignen
Ehre,
Ehre,
Den unbezwungnen Held?
[25]
Iſts möglich? machen euch ſo viel
Gefahren,
Gefahren,
Mit welchen ihr ihn ringen ſaht,
So viele Kronen, die mit Blut zu kaufen
waren,
waren,
So manche Götterthat,
So manch von ihm zertretnes Un-
geheuer
geheuer
Nicht wieder zur Verſöhnung Luſt?
So lange loderte der Rache ſchwarzes
Feuer
Feuer
In keines Gottes Bruſt.
Als Herkuls Arm den Löwen erſt
erdrückte,
erdrückte,
Der in Nemäens Felſen lag,
Und, mit der Panzerhaut bedeckt, ſein
Rachſchwerdt zückte,
Rachſchwerdt zückte,
Und ſchnell, und Schlag auf Schlag,
B 5
[26]
Der Hydra, die ihn zu ermüden
wagte,
wagte,
Ihr immer wachſend Leben nahm,
Obgleich die Ferſen ihm ein kriechend
Seethier nagte,
Seethier nagte,
Das gieng und wiederkam;
Und dann die falſche Brut der Stym-
phaliden,
phaliden,
Die wild aus ehrnen Schnäbeln ſchrien,
Mit ehrnen Klauen raubten, und den Kampf
vermieden,
vermieden,
Aus Sumpf und Buſch zu ziehn,
Ein Mittel traf; (denn dieſe zu
erlegen,
erlegen,
War nur ein Spiel für Herkuls Hand;)
Und drauf aus Thrazien die Roſſe, die
den Segen
den Segen
Der Felder weggebrannt,
[27]
Und flammenathmend in die Hütten
drangen,
drangen,
Und ihren Schlund, das offne Grab,
Mit Menſchen fülleten, lebendig aufge-
ſangen
ſangen
Dem wilde Viehe gab:
Da ſank der Zorn der reuerfüllten
Götter;
Götter;
Und Juno, frey von Rachbegier,
Brach aus: Sohn Jupiters, der Sterblichen
Erretter,
Erretter,
O! mehr ein Gott, als wir!
Geneuſs, geneuſs der Ruh, die dir
entzogen,
entzogen,
Seit ich dieſs Feuer angefacht,
Und alle Himmliſchen, durch meine Wut
betrogen,
betrogen,
Auf dich entbrannt gemacht!
[28]
Geneuſs der Opfer, die von beiden
Enden
Enden
Der Erde, künftig jedermann
Dir bringen wird, nicht uns! und nimm
von meinen Händen
von meinen Händen
Den erſten Nektar an.
[[29]]
[figure]
Lied der Nymphe Perſante.
Den 24 September 1760.
[30]
[31]
[32]
[33]
Den 24 September 1760.
(Nachdem die Feſtung Kolberg von dem Ruſſiſchen
Heere einmal zu Lande, und zum zweyten mal von
der Ruſſiſchen und Schwediſchen Seemacht vergeblich
belagert worden war.)
Er ſiegt! mein Perſeus ſiegt! — Ihr
Freudenzähren,
Freudenzähren,
Erſtickt nicht meinen Lobgeſang! —
O Fluten meines Stroms, erzählt in allen
Meeren
Meeren
Des Drachen Untergang!
[30]
Hier, wo der Belt, mein Kolberg zu
verſchonen,
verſchonen,
Mit Dünen ſein Geſtad’ umzieht,
Saſs ich, und ſang entzückt den horchenden
Tritonen
Tritonen
Von meinem Freund’ ein Lied.
„Er ſchlug das Raubthier jüngſt, das
der beſchneyte
der beſchneyte
„Riphäus auf mich ausgeſpien,
„Als ich, verlaſſen von den Göttern, ſeine
Beute
Beute
„Unwiederbringlich ſchien. —
Ich ſprachs: als ich urplötzlich einen
Drachen
Drachen
Aus blauer Tiefe ſteigen ſah
Mit ſunfzig aufgeriſsnen feuerſpeynden
Rachen:
Rachen:
Ohnmächtig lag ich da.
[31]
Mein Perſeus flog in dieſem Augen-
blicke
blicke
Herab von ſeiner Warte, ſchwang
Sein glorreich Eiſen, hielt den Tod im
Meer zurücke
Meer zurücke
Dreymal neun Tage lang.
Ha! welche Flammenſtröme ſchoſs die
Hyder
Hyder
Nach ſeinem Leben! — Endlich fand
Mein Flehn der Götter Ohr: und Waffen
fielen nieder
fielen nieder
Da, wo mein Gaſtfreund ſtand.
So bald ihm Plutons Helm das Haupt
verhüllte,
verhüllte,
Ihn Hermes Flügel trug, der Speer
Der ſchrecklichen Minerva ſeine Rechte
füllte:
füllte:
Stürzt’ er die Peſt ins Meer.
[32]
Von meinen Lippen ſoll ſein Lob
erſchallen,
erſchallen,
Ich feyre dankbar meinen Held,
So lang’ in dieſes Hafens Arme Segel
wallen
wallen
Vom Oſtwind’ aufgeſchwellt.
Ihm ſelbſt will ich, wann er den Strand
begrüſset,
begrüſset,
Auf ſeine Wege Kalmus ſtreun
Und Muſcheln; denn mein Fluſs iſt arm:
kein Goldſand flieſset,
kein Goldſand flieſset,
Kaum Ambra rollt hinein.
Und du, mein Barde, der du vor den
Thoren
Thoren
Von deiner mütterlichen Stadt
Einſt Lieder lalleteſt, wenn ſie, die dich
geboren,
geboren,
Noch deine Liebe hat:
[33]
So ſinge meinen Liebling, meinen
Retter
Retter
In jene Laute, die dir jüngſt
Beſaitet ward, in welche du den Kampf
der Götter
der Götter
Mit den Titanen ſingſt.
C
[[34]]
[figure]
Auf ein Geſchütz.
Berlin, den 3 October 1760.
[35]
C 2
[36]
[37]
C 3
[38]
Berlin, den 3 October 1760.
(Als von der Rusſiſchen Artillerie eine Kugel aus
einer ungewöhnlichen Ferne bis mitten in die Stadt
getrieben wurde.)
O du, dem glühend Eiſen, donnernd
Feuer
Feuer
Aus offnem Aetnaſchlunde flammt,
Die frommen Dichter zu zerſchmettern,
Ungeheuer,
Ungeheuer,
Das aus der Hölle ſtammt!
[35]
Wer zur Verheerung blühender Ge-
ſchlechter
ſchlechter
Dich an das Sonnenlicht gebracht,
Hat ohne Reue ſeine Mutter, ſeine
Töchter
Töchter
Frohlockend umgebracht.
Ganz nahe war ich ſchon dem Styx,
ganz nahe
ganz nahe
Dem giftgeſchwollnen Cerberus;
Ich hörte ſchon das Rad Ixions raſſeln,
ſahe
ſahe
Die Brut des Danaus,
Verdammt zum Spott bey bodenloſen
Fäſſern;
Fäſſern;
Und Minos Antlitz, und das Feld
Elyſiens; den groſsen Ahnherrn eines
gröſſern
gröſſern
Urenkels, und ſein Zelt
C 2
[36]
Voll tapfrer Brennen ſah ich: ihre
Lieder,
Lieder,
Ihr Feſt bey jedem Freudenmahl
Iſt er, der wider ſechs Monarchen ſicht,
und wider
und wider
Satrapen ohne Zahl.
Schon ſäng’ ich ſeine jüngſte That: wie
brauſend
brauſend
Ein Meer von Feinden ihn umfieng,
Er aber ſeinen Weg hindurch auf zehen-
tauſend
tauſend
Zertretnen Schedeln gieng.
Alcäus würde jetzt mein Lied be-
neiden,
neiden,
Schon ſäh ich Cäſarn lauſchend nahn,
Mit ihm den weiſen Antonin, und den
von beiden
von beiden
Gefeyrten Julian.
[37]
Allein Merkur ſtand neben mir, und
wandte
wandte
Durch ſeinen wunderbaren Stab
Den Ball, der mich ins Reich der Nacht
zu ſchleudern brannte,
zu ſchleudern brannte,
Von meinen Schläfen ab.
Denn ich ſoll noch die Laute ſtärker
ſchlagen,
ſchlagen,
Wann er durch Weihrauchwolken zeucht,
Die Kriegesfurie gefeſſelt an dem Wa-
gen
gen
Des Ueberwinders keucht;
Wann er, auf einem Throne von
Trophäen,
Trophäen,
Rund um ſich her der Künſte Kranz,
Und wir im Muſentempel ſeine Siege
ſehen
ſehen
Verſteckt in Spiel und Tanz;
C 3
[38]
Wann er, ein Gott Oſir! durch unſre
Fluren
Fluren
Im ſeligſten Triumphe fährt,
Indeſs der Ueberfluſs auf jede ſeiner
Spuren
Spuren
Ein ganzes Füllhorn leert.
[[39]]
[figure]
An den Fabius.
C 4
[40]
[41]
Nach der Schlacht bey Torgau.
Den 3 November 1760.
O Fabius! gereut dich nach drey
Iahren
Iahren
Dein glückliches Verziehn?
Wo waren deine Felſen? Waren
Die Felſen nicht mehr ſteil für ihn?
C 4
[40]
Vergiſſeſt du, wie man bey Nacht dem
Sieger
Sieger
Ins müde Lager ſtreift?
Und wie man eine Hand voll Krieger
Mit einem Ocean erſäuft?
Und wie man bundsverwandte Na-
tionen
tionen
Bequem zur Schlachtbank ſchickt,
Indeſſen man, ſein Heer zu ſchonen,
Von ſichrer Höh weit um ſich blickt?
Wer nimmt ſich nun der Diener armer
Staaten
Staaten
Der hohen Baſſen an,
Und ſtraft den ſtolzen Potentaten,
Der ſelbſt regieren will, und kann?
[41]
Wer rächt die Feldherrn, die nach
Ehre dürſten,
Ehre dürſten,
Nach Beute lüſtern ſind,
An dieſem wunderbaren Fürſten,
Der ſeine Schlachten ſelbſt gewinnt?
Und ach! wer rächt die Zunft der
ſchönen Geiſter,
ſchönen Geiſter,
Nun du geſchlagen biſt,
An einem Könige, der Meiſter
In allen ihren Künſten iſt?
Weh deinem Pontifex, der ſtets die
Layen
Layen
Mit Wundern hintergeht!
Er kann ja keinen Degen weihen,
Der wider Pallas Helm beſteht.
[[42]]
[figure]
An ſeinen Arzt.
[43]
Berlin, den 24 Jenner 1762.
Mein Arzt, mein Freund, o! laſs mich
ihn entſiegeln,
ihn entſiegeln,
Den Hochheims edle Kelter zwang,
Und jenen, alt als ich, der einſt auf Tar-
zals Hügeln
zals Hügeln
Die Morgenſonne trank!
[43]
Daſs ich dieſs thraziſch kalte Fieber
höhne,
höhne,
Das um mein Eingeweide ſchleicht,
Und hohe ſäkulariſche Päanen töne;
Und hohe ſäkulariſche Päanen töne;
(Denn Friederich erreicht
Heut ſeiner Jahre Mittag, den Phalangen
Europens nicht, auch nicht der Wut
Der Horden Aſiens bezwinglich, noch den
Schlangen
Schlangen
Der Eumenidenbrut;)
Und trunkne Jubel jauchze, daſs von
allen
allen
Feindinnen nur Thereſia
Noch trotzen darf; daſs Tanaquil jüngſthin
gefallen,
gefallen,
Und nun Kleopatra.
[[44]]
[figure]
An Lycidas.
[45]
[46]
Wen feine Mutter unter den zärtlichen
Geſängen heller Nachtigallchör’ empfieng,
Wer ihr in ihren Götterträumen
Nächtlich als Schwan ſich vom Buſen
loswand,
loswand,
Hängt nicht erſtrittne Fahnen, und Schlüſſel
von
von
Bezwungner Städte Thoren, und feindliche
Galeerenſchnäbel in Gradivens
Blutige Tempel auf; keine Schiffe,
[45]
Mit Künſten aller Völker, mit jeder
Frucht
Frucht
Der ſonnenrothen Berge, des kalten
Meers,
Meers,
Der aufgedeckten Hölle wuchernd,
Fliegen für ihn um die beiden Pole.
Ununterwieſen wird er als Knabe ſchon
Die Frühlingsbluhme ſingen, und froh
beſtürzt
beſtürzt
Sich einen Dichter grüſsen hören.
Ihm wird die jüngſte der Charitinnen,
Die wohlbewachte Scham, ſich zur Füh-
rerinn
rerinn
Entbieten. Ihm wird Pallas die Wolke von
Den Augen nehmen, daſs ihr Jünger
Wahrheit und blendenden Trug er-
kenne.
Wahrheit und blendenden Trug er-
kenne.
[46]
In Wäldern wird er einſam den Vater
der
der
Natur verehren. Endlich, o Lycidas,
Erwartet er, gleich eines fremden
Mannes Beſuche den Tod mit Gleich-
muth.
muth.
[[47]]
[figure]
An
Herrn Chriſtian Gottfried Krauſe.
1762.
[48]
Herrn Chriſtian Gottfried Krauſe.
1762.
Mein Krauſe, den nicht der Themis
Orakel,
Orakel,
Der Zank am Altar’, im Tempel der
Aufruhr
Aufruhr
Entwöhnten zärtliche Lieder
Aus ſiebenfach tönenden Saiten zu
ziehn,
ziehn,
[48]
Laſs andre den Sieg des feurigen Heinrichs,
Den ſchnellen Triumph des Löwen beſingen,
Der, ſelbſt im Schlummer erſchrecklich,
Die Lybiſchen Wüſten in Ehrfurcht
erhält;
erhält;
Und endlich, gereizt vom drohenden Pan-
ther,
ther,
Den nimmer umſonſt gewageten Sprung
thut,
thut,
Im Bauch des Feindes die Klauen,
Im Nacken den zähnebewaffneten
Schlund.
Schlund.
Ich ſinge mit dir die ſanfteren Siege
Der Daphne, das Glück um Iris zu
brennen,
brennen,
Um euch, ihr leuchtenden Augen!
Dich, ſtrebender Buſen! dich, Gra-
zienmund!
zienmund!
[[49]]
[figure]
An die Göttinn der Eintracht.
1762.
D
[50]
[51]
1762.
Konkordia! — durch dich rollt jede
Sphäre;
Sphäre;
Und wo dein Fuſs ein Land betrat,
Da zeichneten volkreiche Städte, Tänze,
Chöre
Chöre
Der Jungfraun deinen Pfad:
D
[50]
(Doch Drat und Beil trägt dir mit
ſchnellem Schritte,
ſchnellem Schritte,
Die Blicke drohend, taub das Ohr,
Der Brüder Blut, der Ehen Schmach, den
Raub der Hütte
Raub der Hütte
Zu rächen, Ate vor:)
Zu dir erheben aus zerſtörten Städ-
ten,
ten,
Zu dir auf Trümmern um den Strand,
Zu dir auf Saaten, die des Roſſes Huf
zertreten,
zertreten,
Die Völker Mund und Hand;
Zu dir die Pflanzſtadt ungeborner
Söhne,
Söhne,
Die deiner milden Künſt’ entbehrt: —
Daſs doch dein Geiſt den Zorn der Könige
verſöhne,
verſöhne,
Der itzt die Welt verheert.
[51]
Dir hat dein Freund, Teutoniens
Erretter,
Erretter,
Der Held, der dreymal Frieden heiſcht,
Bevor ſein ſchwerer Arm durch ſieben
Donnerwetter
Donnerwetter
Der Fürſten Raubſucht täuſcht,
Vereint mit Suecien durch deine Bande,
Und mit Ruthenien vertraut,
Nach langer Arbeit einen Tempel an dem
Rande
Rande
Des alten Belts erbaut.
Schränkt ſich Semiramis in ihre weiten
Fruchtreichen Dynaſtien ein:
So wird er mit entzückter Seele dir den
zweyten
zweyten
Auf den Sudeten weihn.
D 2
[[52]]
[figure]
Auf die Wiederkunft des Königes.
Berlin, den 30 März 1763.
[53]
D 3
[54]
[55]
D 4
[56]
Berlin, den 30 März 1763.
Der Held, um den du bebteſt, wann
im Streite,
im Streite,
Wohin ihn dein Verhängniſs trug,
Der ehrne Donner von den Bergen ihm
zur Seite
zur Seite
Die Feldherrn niederſchlug:
[53]
Da wider ihn mehr Feinde ſich ge-
ſellten,
ſellten,
Als dir die Nachwelt glauben darf,
Und er ſich mit entſchloſsner Seele zweyen
Welten
Welten
Allein entgegen warf;
Dein König, o Berlin, durch den du
weiſer,
weiſer,
Als alle deine Schweſtern biſt,
Voll Künſte deine Thore, Felſen deine
Häuſer,
Häuſer,
Die Flur ein Garten iſt;
Dein Vater, der dich oft in deinem
Mangel
Mangel
Geſpeiſt, — kehrt wieder in dein Land,
Und hat in Feſſeln an der Höllenpforten
Angel
Angel
Die Zwietracht hingebannt.
D 3
[54]
Fall’ an ſein Herz, o Königinn, mit
Zähren
Zähren
Der Freude! Fleuch an ſeine Bruſt,
Amalia, von deinen frommen Dank-
altären,
altären,
Und rede, wenn die Luſt
Dich reden läſst! Vermählte ſeiner
Brüder,
Brüder,
Küſst ſein friedſelig Angeſicht:
Willkommen, Schutzgeiſt deines Volkes!
und ſagt wieder:
und ſagt wieder:
Willkommen! und mehr nicht.
Ihr Jungfraun deckt mit immergrünen
Zweigen,
Zweigen,
Mit einem ganzen Lorbeerhain
Den Weg! miſcht Bluhmen, die der offnen
Erd’ entſteigen,
Erd’ entſteigen,
Und frühe Blüthe drein!
[55]
Ihr edeln Mütter, opfert Spece-
reyen,
reyen,
Die Maraba den Tempeln zollt,
Da wo ſein goldner Wagen durch ge-
drängte Reihen
drängte Reihen
Entzückter Augen rollt.
Heil uns, daſs unſer Morgen in die
Tage
Tage
Des einzigen Monarchen fiel!
So ſagt ihr Jünglinge. Du, Chor der Alten,
ſage:
ſage:
Heil uns, daſs wir das Ziel
So viel gekrönter Thaten ſahn! wir
ſterben
ſterben
Von Wonne trunken: Friederich
Bleibt hinter uns; ihr ſtolzen Enkel ſollt
ihn erben!
ihn erben!
Triumph! ſo ſag’ auch ich,
D 4
[56]
Wenn, unter hohen, jubelvollen Zun-
gen,
gen,
Ein ſüſser Ton auch mir gerieth:
Triumph! ich hab’ ein Lied dem Gött-
lichen geſungen,
lichen geſungen,
Und ihm gefällt mein Lied.
[[57]]
[figure]
An Hymen.
D 5
[58]
[59]
[60]
Lyäens und Cytherens Sohn,
Im ſchönſten Rauſch geboren,
Gott Hymen, der du dir zum Thron
Das Hochzeitbett erkohren!
Dir fleht der ſorgenvolle Greis:
O Stifter der Geſchlechter,
Nimm, was ich nicht zu ſchützen weiſs,
Nimm mir die groſsen Töchter!
D 5
[58]
Dir ſchmückt das fromme Mädchen ſich
Bey ſeinem Morgenliede;
Der weiſe Jüngling hofft auf dich,
Des falſchen Amors müde.
Dich rufen junge Wittwen an
Im hochbetrübten Schleyer;
Im Flohr bekennt der Trauermann
Dir ſein gewaltig Feuer.
Du, mehr als andre Götter werth,
Dir flehen auch die Prinzen:
Erfülle, was der Krieg geleert,
Erfüll’ uns die Provinzen!
[59]
O! wenn dich noch ein Opferſchmaus
Herab vom Himmel ziehet:
So komm in meines Leukons Haus,
Der am Altare knieet!
O komm! zwey Ring’ an Einer Hand,
Und um die Schläfe Myrthen,
Und um den Arm ein goldnes Band,
Das Knie der Braut zu gürten,
Die, wann von Wein und Liebe voll,
Ein Gaſt zu viel begehret,
Und ſie doch etwas miſſen ſoll,
Am liebſten Band entbehret.
[60]
Die Schaar der trunknen Räuber theilt
Sich in die goldne Beute:
Sie flieht indeſs, der Liebling eilt,
Und giebt ihr das Geleite.
[61]
[figure]
An die Muſe.
[62]
[63]
[64]
[65]
Willſt du den allerhöchſten Zevs er-
höhen,
höhen,
Der ſein allmächtig Haupt bewegt,
Und den Olymp erſchüttert? oder Athe-
näen,
näen,
In dieſem Haupt gepflegt,
[62]
Die mit beſtälter Eſche, nimmer
müde,
müde,
Den raſenden Encelados
Zurücke warf, und mit der ewigen
Aegide
Aegide
Das felſigte Geſchoſs?
Singſt du den erſten König in die
Saite,
Saite,
Die Patareus dir aufgeſpannt?
Ihn? oder ſeinen Bruder? oder wählſt
du heute
du heute
Den Gwelfen Ferdinand?
In königlicher Weisheit unterwie-
ſen,
ſen,
Zu Kriegestugenden erhitzt,
Sind beide hoher Hymnen werth. — Bald
ſinge dieſen,
ſinge dieſen,
O Muſe! jenen itzt.
[63]
Wohlan, mein Lied! ſpann’ alle deine
Segel
Segel
Bis an den Wimpel auf, und ſprich:
Als der Monarch, den Sprea, Viadrus und
Pregel
Pregel
Anbeten, Friederich-
Arminius, von Galliern befallen,
Beraubt durch den erkauften Nord,
Mit ſeinem Schwerdte nicht allgegenwär-
tig allen
tig allen
Begegnen konnte, dort,
Dem wilden Oſt, und hier, dem falſchen
Süden:
Süden:
Da brach, gleich einem Meteor,
Das den Orion auslöſcht und die Tynda-
riden,
riden,
Prinz Heinrichs Geiſt hervor.
[64]
Als Jüngling ſchlief er ehmals in der
Höhle
Höhle
Aoniens, und war die Luſt
Der Muſen; itzt erhöheten ſie ſeine
Seele:
Seele:
Mit unbewegter Bruſt
Hielt er der Söhne Teuts verſchworne
Heere
Heere
Zurück von unſrer Flur; (ſo ſtand
Das Iſthmiſche Gebirge, trennte beide
Meere,
Meere,
Ward zweyer Völker Band;)
Und plötzlich ſchlug er die betäubten
Schaaren,
Schaaren,
Und krönete, dieſs war der Schluſs
Der Götter! jene zwölf Herkuliſchen
Gefahren
Gefahren
Des Deutſchen Genius.
[65]
Wagſt du noch mehr zu ſingen? —
Daſs der Sieger,
Daſs der Sieger,
So weit er in der Feinde Land
Mit ſeinem Lager flog, geſegnet, ſeine
Krieger
Krieger
Zum Wohlthun ausgeſandt?
Selbſt unerforſchlich, jeden Anſchlag
kannte?
kannte?
Früh thätig, jeden hintertrieb? —
Nein; ſage, daſs ihn Friedrich ſelbſt
den Feldherrn nannte,
den Feldherrn nannte,
Der ohne Fehler blieb.
E
[[66]]
[figure]
Glaukus Wahrſagung.
[67]
E 2
[68]
[69]
E 3
[70]
[71]
E 4
[72]
[73]
E 5
[74]
[75]
(Als die Franzöſiſche Flotte aus dem Hafen von
Breſt nach Amerika ſegelte.)
Als Ludewigs Pilot mit ſtolzer Flotte
Weſtgalliens beſchäumtes Thor
Verlieſs, hub Glaukus aus der tiefen Fel-
ſengrotte
ſengrotte
Sein blaues Haupt empor:
Unglücklicher! der ſchon, von Hoff-
nung trunken,
nung trunken,
Des Oceans Gebieter iſt,
Du führſt in deinen Schiffen einen Feuer-
funken,
funken,
Der beide Welten friſst!
[67]
Bald nimmt der Abgrund eine My-
riade
riade
Zu früh entleibter Seelen ein;
Bald werdet ihr im Meer der Hayen, am
Geſtade
Geſtade
Der Aaren Beute ſeyn!
Die Götter, die jetzt lachend mit euch
ziehen,
ziehen,
Bereuen ihr geſchenktes Glück,
Verachten euren Uebermuth, und alle
fliehen
fliehen
Nach Albion zurück:
Daſs Albion der meerumfloſsnen
Erde
Erde
Gerechte Friedensrichterinn,
Das Schrecken der beraubten Oceane
werde,
werde,
Der Inſeln Königinn;
E 2
[68]
Ihr aber, flüchtig unter jeder Zone,
So manchen ſchwimmenden Palaſt,
Und Port, und Meer, und Eyland, und der
Kolombone
Kolombone
Durchſtrömte Flur verlaſst.
O weiche Söhne tapfrer Franken,
ſprechet
ſprechet
Helvetien um Männer an!
O! plündert unbewehrte Fürſtenthümer!
brechet
brechet
Mit Wagen, Roſs und Mann
In eurer Väter alte Sitze! ſchreitet
Kühn über den gehörnten Rhein,
Sucht Pallas Liebling auf, der für ſein
Erbe ſtreitet,
Erbe ſtreitet,
Und, eurer Macht zu klein,
[69]
Und von verſchwornen Barbarn über-
fallen,
fallen,
Einſt wanken muſs: erdrücket ihn! —
Ihr unter den verſchwornen ſollt, ihr un-
ter allen
ter allen
Allein mit Schande fliehn!
Der Ort, wo ſieben Krieger funfzig
jagen,
jagen,
Ob ihr ihn zu vernichten ſucht,
Ein Brandmaal wird er euch, worauf in
ſpäten Tagen
ſpäten Tagen
Ein beſsrer Enkel flucht.
Ob alle Reiſigen aus euren Veſten,
Ob eine neue Helene
Euch alle Prinzen aus Lutetiens Pa-
läſten
läſten
Zu Feldherrn ſendete:
E 3
[70]
Dort auf den Gräbern Römſcher Le-
gionen
gionen
Erwartet eure Tapferkeit
Ein Fürſt, den Jupiter, der Hirtenſtäb’
und Kronen
und Kronen
Aus Einer Urne ſtreut,
Nicht zum Monarchen, aber zum Ver-
gnügen
gnügen
Des menſchlichen Geſchlechts erkohr.
Ha! welch ein lauter Päan ſteigt von ſei-
nen Siegen
nen Siegen
In mein entzücktes Ohr!
„Alſo zerbrach mit ſieggewohnter
Rechte
Rechte
„Der Alkumena Sohn, im Zorn,
„Dem wandelbaren Gotte das zum Blutgefechte
„Wild aufgeworfne Horn;
[71]
„Alſo entkräftete der göttergleiche
„Ulyſs den Rieſen, der an Macht
„Dreyhundertmal ihn übertraf, mit Einen
Streiche,
Streiche,
„Nicht ohne Muth vollbracht:
„Alſo beſieget euch, auf eure Liſten
„Und Puniſchen Betrug entbrannt,
„Ein Held, den Pallas und der Brennen
Friedrich rüſten,
Friedrich rüſten,
„Der Gwelfe Ferdinand;
Und ſo mit ewig unerſchöpften
Witze
Witze
„Verhönt er euch, die ihr den Streit
„Durch ſtärkre Heere, Wälle, donnernde
Geſchütze
Geſchütze
„Zu führen muthig ſeyd.
E 4
[72]
„So bald ſein himmliſch Feuer wenig
Britten
Britten
„Und Deutſchlands jugendlichen Reſt
„Beſeelt: ein Wunder allen, welche Kre-
felds Hütten
felds Hütten
„Bewohnen, und das Neſt
„Des hohen Roncevalls, und die Gefilde
„Wodurch der Eſſe Gieſsbach rinnt.
„Hier ſahen euch, gelehnt auf ihre gold-
nen Schilde,
nen Schilde,
„Sein Ahnherr Witekind,
„Und der Cheruskerfürſt, der groſse
Schatten
Schatten
„Des Legionentödters fliehn:
„Zehn Paraſangen hinter eurer Flucht
die Matten
die Matten
„Voll Raub und voll Ruin.
[73]
„Vergeblich flieht ihr dieſen Feind, ge-
ſchwinder
ſchwinder
„Als Kraniche den Adler; ſetzt
„Vergeblich zwiſchen euch und euren Ue-
berwinder
berwinder
„Jetzt Berge, Ströme jetzt:
„Auf ungezähmten Roſſen, mit der Flamme
„Des Schwerdtes, zürnet hinter euch
„Ein zweyter Ferdinand aus dieſem Göt-
terſtamme,
terſtamme,
„Dem Sohn der Thetis gleich,
„Nicht wundenfrey, doch unverkürtzt
an Jahren:
an Jahren:
(„Geh, lebe! war der Parze Schluſs,
„Nach deinem Vater ſpät ein Kriegesgott
der Schaaren
der Schaaren
„Am ſtillen Ockarus.)
E 5
[74]
„Ihm folgen ſeine Brüder; alle glühen
„Nach Ehre: Kriegesdonner, wie
„Die Scipionen, und im Frieden, von
Thalien
Thalien
„Geliebet, ſo wie ſie.
„Ein Eigenthum durch alle Folge-
zeiten
zeiten
„Von Braunſchweigs Helden: jeder ſpannt
„Des Gottes Silberbogen und des Gottes
Saiten
Saiten
„Mit gleich geübter Hand.
”Und dennoch überſteigt ſo weit und
weiter
weiter
„Des Herzens Güte dieſen Werth,
„Als jenen Sonnenball der groſse Tag, der
heiter
heiter
„Durch alle Himmel fährt.„
[75]
So, gleich Arions Liede, gleich dem
Tone,
Tone,
Der Götter und Delphine zwang,
So, zu des Gwelfen Ruhm, des Burboni-
den Hohne,
den Hohne,
Teutoniens Geſang. —
Du ſtehſt beſchämt, o Burbons Enkel? —
Höre
Höre
Ein nie zuvor geträumtes Glück!
Des Britten ſchwacher Kriegesdämon giebt
dir Ehre
dir Ehre
Und Land und Meer zurück.
[[76]]
[figure]
Der Triumph.
Schäme dich, Kamill,
Daſs du mit vier Sonnenpferden
In dein errettetes Rom zogſt!
Und du, Romuliſcher Feinde
Glücklicher Sieger, o Julius,
Daſs dich, mit goldenen Städten und
Schlachten,
Schlachten,
[77]
Und mit Adlern und Spolien
Deiner Brüder umgeben,
Zum hohen Kapitol dein ſtolzer Wagen
trug. —
trug. —
Friederich, ein Prinz der Brennen,
Ward angefallen von Völkern Hungariens,
Von Illyriens Reitern und Daciens:
Alle dem Zepter der Königinn zinsbar,
Die Vindobonens ſaatenreiche Fluren,
Und Auſtraſiens Auen beherrſcht,
Und der Bajonen Gebirge,
Und Heſperiens goldene Gärten;
Dieſer erhabenen Fürſtinn,
Deren Wohlfahrt vom Himmel in
Sieben Sprachen erflehet wird;
[78]
Deren Heere, geführt vom Stab’ Eugens,
Ehmals unbezwinglich, — und itzt
Verbunden waren mit allen, die
Am Mäotiſchen, Kaſpiſchen, Finniſchen
Sunde wohnen, den rauhen
Samojeden, den Oſtiaken,
Und dem Tartar am Sangarfluſs:
Einer Monarchinn dienſtbar, einer,
Die den weiten Umkreis
Ihrer Welten nicht kennt.
Auch trat zu ihnen der Söhne Sarmatiens
Selbſterwähleter König,
Und ſtellte ſeine Sachſen, ein treues Volk,
Mitten auf den Pfad des Siegers,
Unter eine Felſenburg.
[79]
Und die hohen Satrapen Germaniens
Fielen zahlreich dem Bunde bey.
Und die theur erkauften Suenonen
Drangen aus dem beeiſten Norden hervor:
Enkel der Helden, mit denen ein Jüngling
Europen und Aſien ſchreckte.
Und Gallien, das an zwey Meeren thront,
Deſſen Fahnen und Wimpel
Unter allen Himmeln wehn,
Lieſs ſeinen Schwarm aus,
Gleich dem Heere ſchwirrender Grillen,
Die vor ſich her ein blühend Land,
Und hinter ſich Wüſten ſehn. —
Aber, Thalia, laſs ab
Die Flotten und Fuſsknecht’ und Reiter
zu zählen!
zu zählen!
[80]
Friederich, ſo ſage, bekriegt
Von ſcheelſüchtigen, oder getäuſchten,
Oder gezwungenen Fürſten,
Kehrte, nach ſieben blutigen Jahren,
So mächtig zurück, als er auszog,
Nur an Ehre gröſſer,
Und triumphirte nicht. —
Siehe! er lenkt unſern Ehrenbogen aus,
Und unſern goldbehängten Roſſen,
Und beſteigt den pralenden Wagen nicht!
Denn ſich ſelbſt mit eines Gottes Zufriedenheit
Anſehn, iſt der Triumphe
Allerhöchſter. — Und des Dichters
Allerhöchſter Triumph iſt,
Dieſen König beſingen.
[81]
Drum ſchweige du nie von ihm, mein Lied,
Stolzer, als der Geïſche
Und der Thebaniſche Päan,
Keinem Golde feil,
Auch ſelbſt dem ſeinigen nicht.
Und ob er auch dieſen Triumph verlenkt,
Und, deiner Töne nicht gewohnt,
Sein Ohr zu Galliens Schwänen neigt:
So ſinge du doch den Brennusſöhnen
Ihren Erretter unnachgeſungen.
F
[[82]]
[figure]
An
den Herrn General-Major
von Buddenbrook,
bey Ueberſendung einiger heroiſchen Oden.
[83]
F 2
[84]
den Herrn General-Major
von Buddenbrook,
bey Ueberſendung einiger heroiſchen Oden.
Der du den Kriegesgeiſt in der Ge-
ſchichte liebeſt
ſchichte liebeſt
Und in der Poeſie;
Und Deutſche Redlichkeit bey Welſcher
Klugheit übeſt,
Klugheit übeſt,
(Die ſchwerſte Harmonie!)
[83]
Empfiehl, o Buddenbrook, mir nicht
die Heldenſöhne
die Heldenſöhne
Von Sparta, Rom, Athen;
Verlange nicht durch mich auf väterlicher
Scene
Scene
Dein Lieblingsvolk zu ſehn.
Ein Dichter, unerlöſt von fremder Sor-
ge, ſinget
ge, ſinget
Ein leichteres Gedicht;
Kornelljens Diadem, Voltärens Kranz er-
ringet
ringet
Der müde Kämpfer nicht.
Als Ludwigs Maler ſich des jüngern
Ammons Züge
Ammons Züge
Durch Kodomannus Land
(Dem ſtolzen Gallier ein Vorbild eigner
Siege!)
Siege!)
Zu ſchildern unterwand:
F 2
[84]
Da richtete ſein Arm nicht Fechter ab,
nicht Schützen,
nicht Schützen,
Erzog nicht Roſs und Mann;
Denn Künſte dieſer Art, wie ſehr ſie Krie-
gern nützen,
gern nützen,
Stehn tauſend Händen an.
Und hätte ſein Geſchick ihm dieſes
Loos beſchieden:
Loos beſchieden:
Dann hätt’ er aus der Schlacht
Am Granikus uns nicht den groſsen Phi-
lippiden
lippiden
Bis Babylon gebracht. —
Freund deines Königes, nimm kleine
Siegeslieder,
Siegeslieder,
Nimm, was ich geben kann,
Ein Opfer Friederichs und ſeiner tapfern
Brüder,
Brüder,
Mein achtes Luſtrum an!
[[85]]
[figure]
Ptolomäus Evergetes
und Berenice.
1765.
F 3
[86]
[87]
F 4
[88]
[89]
F 5
[90]
[91]
und Berenice.
1765.
Ptolomäus.
O Berenice! ſchöner als der Morgen,
Für mich geboren, lange mir verborgen,
Ich ſahe dich, ich liebte dich:
Doch ach! was fühlteſt du für mich?
F 3
[86]
Berenice.
Ich fühlte deine feuervollen Blicke,
Und wandte ſchnell die meinigen zu-
rücke:
rücke:
Schon traut’ ich ihnen ſelbſt nicht mehr;
Denn ach! ſie liebten dich zu ſehr.
Ptolomäus.
Nach dir kann nichts hinfort mein Herz
gewinnen,
gewinnen,
Nach dir auch nicht die ſchönſte der Göt-
tinnen:
tinnen:
Vergeblich böte ſie mir heut
Mit ihrer Hand Unſterblichkeit.
[87]
Berenice.
Vor dir hat nichts mein junges Herz
gerühret;
gerühret;
Nun würde dirs durch keinen Gott ent-
führet,
führet,
Und gäb’ er mir mit ſeiner Hand
Die Gottheit über Meer und Land.
Ptolomäus.
Ach! willſt du mir nicht bald dein
zweytes Leben,
zweytes Leben,
Dein Ebenbild in einer Tochter ge-
ben?
ben?
Nicht dieſer Augen ſchlauen Witz?
Nicht dieſen Mund, der Suada Sitz?
F 4
[88]
Berenice.
Dein ſey das Ebenbild des erſten
Sohnes!
Sohnes!
Wann dich dereinſt die Sorgen deines
Thrones
Thrones
Aus meiner Arme Banden ziehn,
Umarm’ ich doch, ſtatt deiner, ihn.
Ptolomäus.
Wenn mich und dich die Göttinn Iſis
liebet,
liebet,
Und mir dein Bild in einem Sohne
giebet:
giebet:
So bring’ ich dieſe Schal’ ihr dar,
Die Zeuginn unſres Bundes war.
[89]
Berenice.
Und wenn die Götter mir dein Bild
verleihen,
verleihen,
So will ich ihnen dieſe Locke weihen.
Die funfzehn oder ſechzehn Jahr
Die Zierde meiner Scheitel war.
Ptolomäus.
Ach! ſoll ein Stal dieſs ſchöne Haar
verletzen,
verletzen,
So muſs ein Gott es an den Pol ver-
ſetzen;
ſetzen;
Dort iſt der Raum noch nicht gefüllt,
Dort flamm’ es als ein Sternenbild.
F 5
[90]
Berenice.
Bis in den Himmel fliege deine
Schale!
Schale!
Dort werde ſie, bey jedem Freuden-
mahle,
mahle,
Voll Nektar, der die Götter tränkt,
Und voll Unſterblichkeit geſchenkt.
Ptolomäus.
Wann, ſpät nach mir, dich ſelbſt der
Himmel fodert,
Himmel fodert,
Dann throneſt du wo deine Locke lo-
dert:
dert:
Der ganze Norden ehret dich;
Doch lange nicht ſo ſehr, als ich.
[91]
Berenice.
Mit mir zugleich geneuſs im Sternen-
ſaale
ſaale
Den Göttertrank aus deiner goldnen
Schale.
Schale.
Geliebter! kann er ſüſser ſeyn,
Als dieſer hochzeitliche Wein?
[[92]]
[figure]
Abſchied von den Helden.
[93]
[94]
Nicht Friedrichs Helden, welche der
Brenne liebt,
Brenne liebt,
Schwerin und Heinrich, Bevern und
Winterfeld,
Winterfeld,
Nicht jeder Gwelfe nur und Seidlitz
Sind der gewaltigen Hymne würdig.
Auch ihr, der Staaten friedliche Wächter,
habt
habt
Ein hohes Recht an unſern geflügelten
Geſängen; auch der tapfre Richter
Mächtiger Frevel und armer Unſchuld;
[93]
Auch deren Geiſt dem immer erneuerten
Geſchlecht der Menſchen Güter und Künſte
fand;
fand;
Auch wer allwachſam ſeinen Bürgern
Ueberfluſs, Sitte, Geſundheit aus-
theilt.
theilt.
Noch viele goldne Pfeile ruhn unverſucht
Im Köcher eines Dichters, der frühe ſchon
Sein Leben ganz den liederreichen
Schweſtern Uraniens angelobt hat;
Der, hoffend auf die Krone der After-
welt,
welt,
Den bürgerlichen Ehren entſagete;
Der alle Wege, die zum Reichthum,
Führen, verlieſs: ein zufriedner Jüng-
ling.
ling.
[94]
Verleiht, bevor dieſs Haupthaar der Reif
umzieht,
umzieht,
Ein guter Gott mir Einen Aoniſchen
Mit Bächen und Gebüſch durchflochtnen
Winkel der Erde: ſo ſollen alle
Durch alle Winde fliegen, den Weiſeſten
Ein ſüſser Klang, dem Ohre des blöden
Volks
Volks
Unmerklich. — Ungeſchwächt ſoll ihre
Töne der Brittiſche Barde trinken;
Sie ſollen hell den Himmel Auſoniens
Durchwirbeln; (dort war ehmals ihr Vater-
herd:)
herd:)
Auch Galliens vergnügter Sänger
Höre den Nachhall, nicht ohne Scheel-
ſucht.
ſucht.
[[95]]
Appendix A Anhang.
[[96]][[97]]
[figure]
Appendix A.1
Der May,
eine muſikaliſche Idylle.
G
[89[98]]
[99]
G 2
[100]
[101]
G 3
[102]
[103]
eine muſikaliſche Idylle.
Daphnis.
Willkommen, allmächtiger May!
Schönſter unter den zwölf Göttern,
Die dort am Himmel im Kreiſe ſich lagern!
Du kröneſt mit Segen das Jahr.
G
[89[98]]
Phyllis.
Willkommen, allgütiger May!
Beſter unter allen Göttern,
Die Feld und Garten mit Früchten erfüllen!
Du ſegneſt mit Liebe die Welt.
Daphnis.
Ich ſah den jungen May:
Seine Silberglocken
Hiengen um den Schlaf.
Als er vom Himmel fuhr,
Blühten alle Wipfel;
Als er den Boden trat,
Lieſs er Violen und Hyacinthen im Fuſs-
tritt zurücke.
tritt zurücke.
[99]
Phyllis.
Ich ſah den jungen May:
Einen Kranz von Myrthen
In der rechten Hand.
Als er vom Himmel fuhr,
Sangen ihm die Lerchen;
Als er zur Erde ſank,
Seufzten vor Liebe die Nachtigallen aus
allen Gebüſchen.
allen Gebüſchen.
Daphnis.
Willkommen, allmächtiger May!
Schönſter unter den zwölf Göttern!
Du kröneſt mit Segen das Jahr.
G 2
[100]
Phyllis.
Willkommen, allgütiger May!
Beſter unter allen Göttern!
Du ſegneſt mit Liebe die Welt.
Daphnis.
Seht, die Traube bricht hervor
Unter jungen Rebenblättern,
Und verkündigt Moſt!
Dieſes machen die fröhlichen Götter,
Bacchus und der May.
Muntre Schäfer, laſst uns trinken:
Eine Schale dem May, und eine dem
Bacchus zur Ehre.
Bacchus zur Ehre.
[101]
Phyllis.
Seht, der Wieſe junges Grün,
Laue Lüſte, Wohlgerüche
Laden uns zum Tanz!
Dieſes wollen die fröhlichen Götter,
Amor und der May.
Schäferinnen, laſst uns tanzen:
Einen Reihen dem May, und einen dem
Amor zur Ehre.
Amor zur Ehre.
Daphnis.
Willkommen, allmächtiger May!
Du kröneſt mit Segen das Jahr.
Phyllis.
Willkommen, allgütiger May!
Du ſegneſt mit Liebe die Welt.
G 3
[102]
Daphnis.
Glücklich iſt der Hirt,
Der im May die Welt erblickte,
Wann die Roſe die Knoſpe durchbricht:
Seine Kindheit hauchte Freude,
Freude düftet ſein Alter dereinſt.
Phyllis.
Glücklich iſt der Hirt,
Den im May die Hirtinn liebet,
Wann der Weinſtock die Pappel umarmt:
Seine Jugend liebt ſie zärtlich,
Zärtlich liebt ſie ſein Alter dereinſt.
[103]
Daphnis und Phyllis.
Ihr Kinder des Mayen, lobſinget dem
May!
May!
Sein Einfluſs beſeligt die ganze Natur.
[[104]]
[figure]
Appendix A.2
Ino,
eine Kantate.
[105]
[106]
[107]
[108]
[109]
H
[110]
1
[111]
H 2
[112]
[113]
H 3
[114]
eine Kantate.
Wohin? wo ſoll ich hin?
Mein raſender Gemahl verfolgt mich. Ohne
Retter
Retter
Irr’ ich umher, ſo weit das Land mich
trägt, und bin
trägt, und bin
Entdeckt, wohin ich irre. Keine Höhle,
Kein Buſch, kein Sumpf verbirget mich.
Ha! nun erkenn’ ich dich,
Grauſame Königinn der Götter!
[105]
Ungöttliche Saturnia,
Wird Rachſucht dich ewig entflam-
men?
men?
Wer kann mein Mitleid verdammen?
Ich hab’ ein Götterkind ernährt.
Du haſt dich an Semelen ja
Mit Jupiters Blitze gerochen:
Was hat die Schweſter verbrochen?
War meine That des Todes werth?
Ungöttliche Saturnia,
Wird Rachſucht dich ewig entflammen?
Wer kann mein Mitleid verdammen?
Ich hab’ ein Götterkind ernährt.
[106]
O all’ ihr Mächte des Olympus,
Iſt kein Erbarmen unter euch?
Hier ſchwank’ ich unter der geliebten Laſt,
Die mein zerfleiſchter Arm umfaſst;
Hier fliehet, dem geſcheuchten Rehe,
Der aufgejagten Gemſe gleich,
Die königliche Tochter Kadmus; ſpringt
Von Klipp’ auf Klippe, dringt
Durch Dorn und Hecken. — —
Nein, weiter kann ich nicht;
Ich kann nicht höher klimmen. ‒ ‒ ‒ Götter!
Ach! rettet, rettet mich! ich ſehe
Den Athamas! an ſeinen Händen klebt
Noch ſeines Sohnes Blut.
Er eilt, auch dieſen zu zerſchmettern.
[107]
O Meer! o Erde! er iſt da!
Ich hör ihn ſchreyen! er iſt da!
Ich hör ihn keuchen! Itzt ergreift er
mich! — —
mich! — —
Du blauer Abgrund, nimm von dieſer
Felſenſpitze
Felſenſpitze
Den armen Melicertes auf!
Nimm der gequälten Ino Seele! — —
(Die Inſtrumente begleiten den ſchreck-
lichen Fall, und kündigen hierauf die
nachfolgende Verwunderung an.)
(Die Inſtrumente begleiten den ſchreck-
lichen Fall, und kündigen hierauf die
nachfolgende Verwunderung an.)
Wo bin ich? o Himmel!
Ich athme noch Leben?
O Wunder! ich walle
Im Meere? mich heben
Die Wellen empor? — — —
[108]
O wehe! mein Sohn!
Er iſt mir im Falle
Den Armen entflohn.
Mitleidiger Retter,
Was hilft mir mein Leben?
Ach! gieb mir den Sohn!
O wehe! mein Sohn!
Er iſt mir entfallen!
Er iſt mir entflohn! —
Ich ſeh ihn, ihr Götter!
Von Nymphen umgeben:
Stolz ragt er hervor.
[109]
Wem dank’ ich dieſs Leben,
Dieſs beſſere Leben?
Wem dank’ ich den Sohn?
Ich ſeh ihn, von Göttern
Und Nymphen umgeben:
Stolz ragt er hervor.
Wo ſind wir? o Himmel!
Wir athmen? wir leben?
O Wunder! wir wallen
Im Meere? uns heben
Die Wellen empor? — — —
H
[110]
Ihr hängt um meine Schläfe zackigte
Korallen?
Korallen?
Und Perlen in mein Haar?
Ich dank’ euch, Töchter Doris! — —
Seht, o ſeht die Schaar
Seht, o ſeht die Schaar
Der freudetrunknen blauen Götter!
Sie flechten Schilf und Lotosblätter
Um meines Sohnes Haar. — —
Wie gütig, wie vertraut empfanget ihr
Zwey Sterbliche, wie wir!
Ihr gebt uns eure Götterkränze,
Und zieht uns mit euch unter eure
Tänze! — — —
Tänze! — — —
1
[111]
Ungewohnte Symphonieen
Schlagen mein entzücktes Ohr.
Panope, dein ganzer Chor,
Und die blaſenden Tritonen
Rufen laut:
„Leukothea
„Leukothea
„Iſt zur Göttinn aufgenommen!
„Gott Palämon, ſey willkommen!
„Sey gegrüſst, Leukothea!
Meynt ihr mich, ihr Nereïden?
Nehmt ihr mich zur Schweſter an?
Meynt ihr meinen Sohn, ihr Götter?
Nehmt ihr ihn zum Mitgott an?
Ihr allgütigen Erretter,
O! mein Dank ſoll nicht ermüden,
Weil mein Buſen athmen kann.
H 2
[112]
Und nun? ihr wendet euch ſo ſchnell
zurück?
zurück?
Ihr eilt mit aufgehabnen Händen ‒ ‒ ‒
Welch ein Blick!
Welch ein Blick!
Auf einem perlenhellen Wagen
Wird der Monarch der Waſſerwelt
Hoch auf dem Saum der Flut getragen.
Bis an den Himmel flammt der goldene
Trident;
Trident;
Ich höre ſeiner Roſſe Brauſen; ſehe
Den Gott, den zweyten Gott der Götter. — —
Der du mit Allmacht dieſes Element
Beherrſcheſt, o Neptun, mein König! tra-
gen
gen
[113]
Die Räder deines Wagens dich
In dieſen inſelvollen Sund, und laſſen
Den Sonnenwagen hinter ſich,
Mir meine Gottheit anzuſagen?
Ach! ewig ſoll mein Dank
Mit jeder Sonne ſoll mein lauter Lob-
geſang
geſang
Von allen Wellen wiederhallen.
Tönt in meinen Lobgeſang,
Wellen, Felſen und Geſtade!
Sagt dem guten Gotte Dank!
Heil dem Gotte, deſſen Gnade
Dich zur Göttinn auserſah,
Selige Leukothea!
H 3
[114]
Tochter der Unſterblichkeit,
In die tiefſte Meereshöhle
Senke dein gehäuftes Leid!
Deine qualentladne Seele
Labe mit Ambroſia!
Tönt in meinen Lobgeſang,
Wellen, Felſen und Geſtade!
Sagt dem guten Gotte Dank!
Heil dem Gotte, deſſen Gnade
Dich zur Göttinn auserſah,
Selige Leukothea!
[[115]][[116]]
Notes
(*)
Kein ſchriftlicher, ſondern ein mündlicher.
Der Verfaſſer hat vor und nach dem Jahre 1750 an kei-
ner einzigen kritiſchen Schrift Antheil gehabt: man
nehme das Lehrbuch aus, vor welchem ſein Name
ſteht.
Der Verfaſſer hat vor und nach dem Jahre 1750 an kei-
ner einzigen kritiſchen Schrift Antheil gehabt: man
nehme das Lehrbuch aus, vor welchem ſein Name
ſteht.
1
(Die Inſtrumente begleiten den Tanz, und
ſpielen hierauf den Geſang der Trito-
nen und Nereïden vor, welcher anfangt:
Leukothea iſt zur Göttinn aufgenommen.)
ſpielen hierauf den Geſang der Trito-
nen und Nereïden vor, welcher anfangt:
Leukothea iſt zur Göttinn aufgenommen.)
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CC-BY-4.0
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- Zitationsvorschlag für diese Edition
- TextGrid Repository (2025). Ramler, Karl Wilhelm. Oden. Corpus of Literary Modernity (Kolimo+). https://hdl.handle.net/21.11113/4bq7h.0