[]

Gedichte
anderer Theil.
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Mit Churfuͤrſtl. Saͤchſ. Gn. Privilegio.

LEJPZJG/:
beyThomas Fritſch.
1697.
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Das I Regiſter
Derer in dieſem buch enthaltenen Gedichte.


  • ABer ihr verliebten ihr O. F.
    v. G. 291
  • Ach lache nicht/ du preiß der da-
    men 345
  • Ach! mutter/ trockne doch. C. E. 36
  • Ach! wird Vidon ein Pabſt H. M.
     295
  • Adonis grab iſt hier 68
  • Alß Doris neulich ließ C. E. 126
  • Als GOtt das groſſe werck 268
  • Als ich die Lesbia C. H. v. H. 5
  • Alß Venus ohngefehr C. E. 131
  • Amando tritt nunmehr E. N. 121
  • Amanda/ liebſtes kind 318
  • Am beſten iſts/ daß v. L. 112
  • Arminde muſtu ſchon C. E. 35
  • Auff auf bereite dich 227
  • Auff toͤchter/ die ihr ſeyd 305
  • Aurora die den blitz C. E. 43
  • Aurora ſuchſt du was? C. E. 52
  • Aus furcht/ er werde das 105
  • BEiſt euch nicht ihr rabenaͤßer.
     68
  • Beliſe ſtarb und ſprach 267
  • Beruͤhmt und ſeltner geiſt B. N.
     242
  • Beſchreite der luͤffte 295
  • Betruͤbte zieht das ſaltz 194
  • Blanda wird durch v. L. 116
  • Bleib/ ſchoͤnſte Solime/ C. E. 28
  • Bonna ruͤhnit ſich v. L. 110
  • Bꝛandenb. hat dieſen zug †††. 328
  • Brenn im̃er wie du wilt H. M. 266
  • Bruder ſieh/ wie wol diß faͤllt
    E. C. S. 140
  • Bullus iſt ein artzt C. E. 129
  • CElindens mann barkeit C. E.
     125
  • Clorinden kam ohnlaͤngſt C. E. 44
  • Cuptdo lag im krancken-bette H.
    v. A. v. S. 264
  • Cupido warff im zorn C. E. 54
  • DAmon/ der groſſe mann B. N.
     237
  • Daphne die war zwar v. L. 111
  • Dein angeſicht iſt E N. 119
  • Dein auge traͤgt C. H. v. H. 9
  • Dein ſchwanen-reiner geiſt 198
  • Dein ſohn zu Genua C. H. v. H. 109
  • Dein tag der heute iſt C. E. 279
  • Dein wolgeſtalter leib C. E. 129
  • Dem nechſten dient ich 134
  • Den ſieg/ der durch den ſpruch 218
  • Der adel iſt alsdenn 229
  • Der blitz beruͤhrte juͤngſt 105
  • Der dienſtag will mich zwar C. E.
     31
  • Der Deutſche/ der durch 107
  • Der himmel faͤngt diß jahr B. N.
     22
  • Der kaum die erſte frau 106
  • Der liebes-gott und wir 99
  • Der menſch und hunde-feind 137
  • Der menſchen wachſamkeit 156
  • Der Sachſen hohes haupt 98
  • Der ſcheußliche Corvin C. E. 126
  • Der ſchiffer der bißher 107
  • Der ſommer reiſt nunmehr 165
  • Der und jener mag vor mir C. H.
    v. H. 10
  • Des himmels ausſpruch hat C. E.
     53
  • Dich Lesbia und mich C. H v. H. 14
  • Die augen ſchloß ich C. H. v. H 258
  • Die dama ſticht den knecht C. E.
     128
  • Die deutſche frau voll ernſt 107
  • Die goͤttin aus dem ſchaum C. H.
    P. 15 [...]
    Die hoſen durfft ich nur 134
  • Die hoͤrner und die bein 135
  • Die ihr der erden kraͤyß 195
  • Die karten ſind zwar gut C. E 127
  • Die kluge weit hat noch B. N. 245
  • Die lange Lesbia C. H. v. H. 15
  • Die Laura denckt/ ſie ſey E. N. 120
  • Die lieb’iſt unvernunft C. H. v. H.
     209
  • B bDie
    []Das I Regiſter
    Die liebliche Dione 254
  • Die liebe loͤſcht nun aus E. N. 123
  • Die nacht Aegyptiens C. H. v. H.
     76
  • Die Parcen haben mir 137
  • Die ſonne hatte kaum 138
  • Dir wuͤnſch ich mehr geluͤck 324
  • Dir wuͤnſch ich/ werther freund
     165
  • Diß iſt die nichtigkeit 168
  • Diß iſt ein edler 106
  • Diß friſche myrthen-laub C. E. 37
  • Die ſchoͤnheit deiner braut 20
  • Die ſchoͤnen Engellaͤnderinnen 20
  • Die ſtoltze Phillis tritt C. E. 55
  • Die treue die ich ſonſt C. E. 275
  • Die thraͤnen ſtehen dir C. H. v. H.
     5
  • Die Venus hatte ſelbſt C. H. v. H.
     109
  • Die zeiten muͤſſen ſich 315
  • Die zihim wohnen hier E. N. 123
  • Doch/ Amor/ deine fauſt C. E. 41
  • Dorinde/ iſts nun aus C. E. 30
  • Drey jahre ſind es nun 213
  • Drey masquen lieſſen ſich 22
  • Du aber/ Friderich 212
  • Du blume Schleſiens 89
  • Du/ der du gehſt vorbey 133
  • Du haſt mit dem kopff v. L. 110
  • Du kanſt dein eigenthum 311
  • Du magſt den lentz und ſom̃er 313
  • Du ſendeſt mir das blut C. H. v. H.
     72
  • Du ſpieleſt hertzen aus C. E. 127
  • Du tadelſt/ eckler ſchatz/ C. S. L. 60
  • Du wirſt Aurora dich C. E. 43
  • EHer koͤnt man v. L. 109
  • Ehr verſchwindet v. L. 115
  • Eifer ſucht die dient v. L. 114
  • Ein antlitz/ welches nur C. E. 26
  • Ein ausgeuͤbter held C. E. 275
  • Ein blat/ das von der luſt 94
  • Ein kuß! ein kuß E. N. 119
  • Ein mann ſey wie er im̃er ſey 300
  • Ein meiſter beym toback 135
  • Ein printz/ ſo der 108
  • Ein ſchaͤdlich baſiliſck 130
  • Ein ſchmeichler ruͤhmt ein weib
    E. N. 124
  • Ein weib ſey wie es im̃er ſey 300
  • Eleonora die betruͤbte 330
  • Entbrich der feſſel dich 305
  • Er iſt krancker den C. H. v. H. 70
  • Ermuntre dich armſelige 271
  • Erzuͤrnter himmel/ bꝛich C. E. 282
  • Es brach die Lesbie C. H. v. H. 12
  • Es iſt ein ſchalck deꝛ zeit C. H. v. H.
     258
  • Es fuͤhrte Lesbia C. H. v. H. 13
  • Es ging die Lesbia C. H. v. H. 11
  • Es gruͤſt dich itzt mein brieff 319
  • Es muß auch unſer gluͤcke 102
  • Es war der Liſis von v. L. 24
  • Es zeigt von ihrem hohen ſtand
     102
  • FErrando hat ein weib E. N.
     124
  • Florette ſoll ich denn B. N. 74
  • Flerette/ was umflort B. N. 78
  • Frau Gaͤrtnern/ ihrer grufft 195
  • GAntz traurig/ halb entzuckt
    C. H. v. H. 10
  • Gar viel edler iſt v L. 112
  • Geehrter/ dieſer ſchein 319
  • Geh hin/ verhaßte uhr C. E. 33
  • Gelehrter Puffendoꝛff 270
  • Gewiß die jungfern kommen mir
     291
  • Gleich bey der erſten ſchlacht 104
  • Goͤttinnen mit der 98
  • Griſette ſchaute ſich C. E. 125
  • Großmaͤchtigſter Marcell 219
  • Groſſe plaudrer insgemein v. L. 113
  • HAlt! liegſt du nun E. N. 118
  • Haſtu den ſchoͤnen mund C.
    H. v. H. 9
  • Hat das verhaͤngnis mir C. H.
    v. H. 12
  • Helene/ ſonnen-kind C. E. 36
  • Hier laß ich pfeil und glut 17
  • Hier lieget Aretin J. P. 137
  • Hier
    []derer Gedichte.
    Hier liegt den voͤllerey C. H. v. H.
     108
  • Hier liegt die B*** 267
  • Hier liegt die/ welcher nichts 132
  • Hier liegt mein paradieß 16
  • Hier ruht die/ die nicht frau 132
  • Hochwerthſtes jungfern-volck. C.
    H. v. H. 1
  • Holdſeliges geſchlecht 62
  • JA traue nur ſtudenten E. N.
     121
  • Jch bin der kleine 99
  • Jch brenn in einer C. E. 89
  • Jch dient als general 103
  • Jch habe manches horn 136
  • Jch hab’ Oranten juͤngſt C. E. 51
  • Jch hatte weder reich 134
  • Jch jage/ was ich kan 101
  • Jch klagte neulich dir C. E. 45
  • Jch konte ziehen lang 135
  • Jch machte knecht und magd 135
  • Jch muß Eudoxe dir 301
  • Jch nahm mir neulich vor C. E.
     130
  • Jch ſah Auroren ſich C. E. 129
  • Jch ſahe Lesbien C. H v. H. 14
  • Jch ſchreibe/ ſeligſter/ B. N. 181
  • Jch ward ein kind 133
  • Jch weiß nicht/ was ich thu C. H.
    v. H. 7
  • Jch will itzt meinen geiſt 338
  • Jch wundre mich/ daß hier E. N.
     122
  • Jenes maul in deinen v. L. 110
  • Jhr aͤrtzte kommt E. N. 118
  • Jhr augen habts gethan C. E. 34
  • Jhr augen ſeht forthin 15
  • Jhr gruͤnenden gemuͤther 316
  • Jhr kinder ſuͤſſer nacht 16
  • Jhr naͤrchen/ thut gemach 66
  • Jhr ſcheelen augen ihr 57
  • Jhr ſchoͤnen aus dem 21
  • Jhr ſchwartzen augen ihr C. E. 48
  • Jhr ſchweſtern/ die ihr ſchon 65
  • Jhr ſterne/ derer glantz v. L. 23
  • Jhr ſtillen luͤffte J. v. M. 81
  • Jhr ſtummen redner/ ihr C. E. 29
  • Jm kuͤſſen trifft v. L. 112
  • Jn dem wir bey der 215
  • Jris/ klagen ſich die alten 22
  • Jſt dieſes ſchnee? C. H. v. H. 13
  • Jſt diß nicht die geſtalt C. E. 40
  • Jung und behertzter held B. N.
     233
  • Jung und erhitzter held 213
  • Jtzt da die nacht tritt 332
  • Jtzt da die ſchwalben gleich C. S.
    L. 163
  • KAns auch wol moͤglich ſeyn C.
    E. 40
  • Kein loch war mir zu tieff 136
  • Komm Cinthia der fruͤhling C.
    H. v. H. 6
  • Komm dann Durchlauchtigſter
    C. E. 276
  • Kommt endlich nun die zeit 270
  • Komm/ ſchoͤne mutter/ komm 18
  • Kommt! ſeelen/ die ihr euch H. v.
    A. 189
  • Komm tapffrer Gideon 226
  • Kom̃ Venus/ knuͤpffe mir C. E 38
  • Kunſt ohne kunſt iſt v L. 115
  • LAß Sylvia die reine glut C. H.
    v. H. 73
  • Laurette/ ſeit du mich beſieget 343
  • Libore/ deine gunſt C. E. 38
  • Libore/ die dem glantz C. E. 39
  • Liſette hat mein hertz 58
  • Liſette leih mir eins C. E. 47
  • Liſett und Silvie C. E. 32
  • Liſimene liebſtu nicht 91
  • MAmmaͤus klaget ſtets E. N.
     124
  • Man fragt mich/ was die ehe 145
  • Man fragte mich E. N. 121
  • Man hat mich offtermahls 134
  • Man laß die dame gehn C. E. 128
  • Mannes-ſorge macht v. L. 110
  • Man ſagt/ Celinde ſey C. E. 88
  • Man ſagt/ Liſette ſey C. E. 50
  • B b 3Ma-
    []Das I Regiſter
    Marege [...]s hat mir E. N. 122
  • Mein hertze brennt in heiſſer 341
  • Mein hertze fehlt dir noch C E. 127
  • Maria klagt und weint C. E. 194
  • Mein Celadon/ ſoll meine glut 76
  • Mein hertze bricht mir ſchon C. E.
     88
  • Mein hertz enthaͤlt ſich kaum S.
    D. 83
  • Mein kind/ dich muͤſſen S. D. 287
  • Mein kind/ laß uns fein heimlich
     301
  • Mein leib war wohl verſehn 136
  • Mein leſer trit ja nicht 134
  • Mein ſchiff treibt lufft und wind
    C. H. v. H. 8
  • Mein urtheil iſt: ich ſoll C. E. 85
  • Mein zeißgẽ nehrte ſich J. v. M. 25
  • Melinde/ deine gunſt C. E. 87
  • Melinde/ geht dein feur C. E. 27
  • Mich jam̃ert deiner hand C. E. 86
  • Mir hat das trincken 133
  • Mirttilo leidſt du noch C. E. 281
  • Mit der wolle/ ſo die Phillts C H.
    v. H. 9
  • Mollis kan nie muͤßig v. L. 115
  • Mora/ die will keinen v. L. 110
  • NAreiſſus liebte ſich E. N. 117
  • Nein! nein! Aurora/ nein!
    C. E. 42
  • Nicht bilde dir was ein C. E. 126
  • Nicht fuͤrchte dich 19
  • Nichts iſt auf erden v. L. 113
  • Nichts iſt ſuͤſſer/ als das lieben
    E N. 317
  • Nicht ſtelle dich/ du engel 340
  • Nicht wundre/ leſer/ dich 132
  • Niemand der klage ja 133
  • Nim dann die waffen hin C. E.
     86
  • Nim/ groſſer Puffendorff 183
  • Nim Venus dieſes band C. E. 32
  • Nim/ werther bruder/ diß 148
  • Nova will den beſten freund v. L.
     112
  • Nu Livia du haſt C. H. v. H. 109
  • Nur frtſch! das ſpiel iſt mein C. E.
     129
  • OB ich gleich taub zur welt 135
  • O kinder! glaubt es nicht 328
  • O wunder der natur v. S. 292
  • PAris verweigert mir C. H.
    v. H. 9
  • Phillis meinet/ ihr es gleichen 336
  • RJlpus wolt ein v. L. 115
  • Schatz/ dem kein demaut gleich
    C. E. 51
  • Schein floh die alte v. L. 113
  • Sey/ mißgunſt/ ruhig 217
  • Sie fangen wohl recht E. N. 123
  • So Agatha mich nicht 288
  • So du auff das aͤrgſte v. L. 111
  • So gibſtu dich/ mein kind 150
  • So gluͤcklich und vergnuͤgt 268
  • Soll denn die traurigkeit. C. H.
    v. H 4
  • Soll Doris ich denn ſtets 337
  • Soll ich des winters art 314
  • Soll ich in Lybien C. H. v. H. 10
  • Soll ich/ o ſommer/ dich 312
  • Soll itzt der erden kraͤyß nicht be-
    ben 296
  • Soll itzt der erden kraͤyß nicht zit-
    tern 297
  • So taſſen wir den himmel 103
  • So muͤſt ihr maͤnner doch 269
  • So recht/ du deutſches volck 207
  • So recht meineidge hand C. E. 27
  • So ungeneigt ich auch 172
  • So weit als menſchen witz C. H. P.
     158
  • So will ich auch/ daß meine C. H.
    v. H 261
  • So wilſt du nun durchaus E. N. 120
  • Spiel auf dein eines hertz C. E. 128
  • Strahlt/ ſchoͤnſte ſonnen/ mich
    C E. 53
  • TAdle frey und nach v. L. 116
  • Tautzt! guͤldne nymphen/
    tantzt C. E. 144
  • VEit nimmt eine hur C. E. 126
  • Ver-
    []derer Gedichte.
    Vergoͤnne/ daß mir nur C. E. 280
  • Verſteck dich immerhin C. E. 30
  • Verworſſner donnerſtag C. E. 35
  • Verzeth’ daß ich dein grab D. T.
     199
  • Verzeih mir Mecaͤnat E. C. S.
     251
  • Verzeiht dem Adam 269
  • Verzeih’ uns/ junger held 101
  • Viel beſſer iſt es ja v. L. 116
  • Von einer ſonnen hab 136
  • Vormahls wards fuͤr eine v. L. 116
  • Ungarn muß auch dieſes jahr 214
  • Unverzagt E. N. 290
  • WAnn/ ſchoͤnſtes fraͤulein/ ſich
    C. E. 56
  • Warheit ſolte vor v. L. 109
  • War ich ſelbſt nicht 132
  • Warum betruͤbſtu mich 80
  • Warum tadelt v. L. 114
  • Was iſt das ſchwartze doch 59
  • Was geiſt und leben nur C. E. 37
  • Was hilfft mir mein verliebter
    ſinn 334
  • Was iſt die Alchimie v. L. 112
  • Was iſt die edle zeit 309
  • Was iſt ein tag/ ein jahr? 317
  • Was iſt noͤthig v. L. 115
  • Was klagt Beliſe viel 116
  • Was? kuͤnſiler/ fehlt es dir C. E.
     34
  • Was nuͤtzt es/ daß v. L. 114
  • Was ſoll die leuchte doch C. E. 33
  • Was ſoll ich von deinen C H. v. H.
     9
  • Was unſern ruheſtand 269
  • Was will der heiſſe zorn C. E. 31
  • Was wollen wir denn 101
  • Weil ich zu geitzig war 136
  • Wem gleicht ſich doch E. N. 117
  • Weil unſer auge nicht C. E. 127
  • Wenn/ Amor/ wirſt du doch C. E. 41
  • Wenn weltberuͤhmter held E. C.
    S. 248
  • Wer keine ſonne nicht C. E. 127
  • Wer nicht gedultig iſt 134
  • Wer ruhm durch tapffern muth
     290
  • Wer ſagt/ daß ich nicht ſolt C. E.
     125
  • Wer ſagt/ daß unſer ruhm H. M.
     303
  • Werth und begluͤckter platz 21
  • Wie bitter biſt du herber tod H.
    A. F. v. A. 285
  • Wie haſtu roſe 19
  • Wie hoͤr ich? tadelt man A. E. S.
     47
  • Wie meiner hofnung 133
  • Wie nun/ du armes hertz C. E. 42
  • Wie redlich haſtu doch C. E. 193
  • Wie ruhig lebt nicht 100
  • Wie ſoll die welt in ruhe 310
  • Wie? ſolt das bildnis nicht C. E.
     26
  • Wie trotzt die dame doch C. E. 128
  • Wie? will mein atlas itzt G. C. K.
     223
  • Wie zuͤrnſtu Florida C. H. v. H. 8
  • Wilhelm ſicht uñ Jacob ziehet 104
  • Willkommcu ſchoͤnſter tag C. E. 29
  • Wilſtu mir Magdalis 92
  • Wir folgen dem gemuͤths-tyran-
    nen 263
  • Wir haben einen weiſen fuͤrſt 102
  • Wir ſind ja freylich Adams erben
     209
  • Wo find ich mich itzund? 283
  • Wohin Großmaͤchtigſter 204
  • Wol dem deꝛ ſchon den berg 293
  • Wolgang/ der gang iſt wol C. E. 131
  • Wozu hat mich der himmel 342
  • Wundre dich/ du leſer/ nicht v. L.
     111
  • Wundre dich ja/ Spurca/ v. L. 109
  • Wundre dich nicht v. L. 111
  • ZEuch/ Cynthia! zeuch deine 339
  • Zeuch Friedrich mit Charlot-
    ten 216
  • Zween Grafen fielen mit 104
  • Zwey kronen zeigten ſich C. H.
    v. H. 11


[]

Das II Regiſter
Uber die vornehmſten ſachen und ſonderbah-
ren erfindungen dieſes andern theiles der
Hoffmannswaldauiſchen Gedichte.


Die eꝛſtere zahl in dieſem Regiſter zeiget das blat/ die an-
dere aber nach dem r. die ordnung der raͤtzel an.
  • ABbitte ſeines fehlers wegen
    an Floretten 78. ſqq.
  • Abriß eines verliebten 70. ſqq.
  • Abſchieds-lied 111. 115
  • Auf das abſterben Armindens
     35
  • Auf das abſterben Fr. D. E. von
    Arnimb 172
  • Auf die abweſenheit deꝛ liebſte ein
    Sonnet 16. ſq
    Achillis ſchild/ dafuͤr die Troja-
    ner fliehen 206
  • Der teutſche Achilles. ibid. \& 220
  • Adams erben 269
  • Auf den ſchlaffenden Adam 268
  • Wider die/ ſo ſtets wider den A-
    dam ſchreyen 269
  • Adel ohne tugend ſatyriſch duꝛch
    gezogen 227. ſqq.
  • Sie ließ zur ader 126
  • Der vereinigte adler 206
  • Adonis grab 68
  • Affection-baͤndgen iſt ein narren-
    ſeil 121
  • Ahnen der Edel-Leute 185. ſq.
  • Alchimie 111. 115
  • Allegoriſch Sonnet 318
  • Auf einen alten ein Gedichte 245
  • ſqq.
  • Auf ein altes und boͤſes weib 132
  • Angebinde 38
  • Eine angel 357. r. 75
  • Auff die ankunfft zu den ſeinigen
     248
  • Auf ankunft eines kriegs-heldens
     226. ſq.
  • Aretini grabſchrifft 137
  • Argwoͤhuiſche Maͤnner 105
  • Armband weigert ſie ihm 28
  • Die arme werden verglichen 162
  • Fr. D. E. von Arnimb abſterben
     172
  • Aria auf einen kriegs-helden 226.
    Eines braͤutigams 150
  • Die aſche 353. r. 52
  • Aſche und ſtaub ein leichen-Ge-
    dichte davon 196. ſqq.
  • Aſinius 115
  • Augen beſchrieben 153
  • Augen-betrug 35 ſind Cometen
     50
  • Augen womit zu vergleichen 161
  • Seine augen 15
  • Schele augen 57
  • Schoͤne augen 23
  • ſo ſchwartz und ſauer ſehen 48. 59
  • Schwartz und blauer augen un-
    terſcheid 32
  • Augen ſol ſie wegleihen 47
  • Der augen wett-ſtreit 303
  • B.
    Auf hrn. C. B. hochzeit 165
  • Auf der fr A. C. G. B abſteꝛben 194
  • Bey einem Ballette Gedichte 98
  • Baͤnckners tod 181
  • Ein band wird ihm verehrt 32
  • Seine bande ſol Doris loͤſen 337
  • Barnia toͤdtet 17
  • 4. Bauern in einem Ballette 101.
    ſqq.
  • Bauer lobt die Churf. zu Bran-
    denburg 102. troͤſtet ſich 101
  • Beautwoꝛtung eines hochzeit-
    briefes 324. ſqq.
  • Jhre beantwortung 47
  • Belin-
    []Das II Regiſter der vornehmſten ſachen.
    Belinde hat ihn zum Sclaven ge-
    macht 343
  • Wie der berg Aetna ſind ihre bruͤ
    ſte 119
  • Beſchreibung des Sclavoniſchen
    Reichs 288
  • Der Beſen 352. r. 42
  • Beſſerung ſeiner geſundheit er-
    freuer ſie 40
  • Bette der Geliebten 21
  • Der beutel 357 r. 79
  • Auf Hrn. Bewerts hochzeit 130
  • Die bienen 353 r. 47
  • Jhr bildniß 127. mahlet er 26. iſt
    ihr nicht gleiche ibid.
    Blaugekleidet/ warum 129
  • Blumen aus aſche zu bꝛingen 198
  • Blumberg liegt in der aſche 174
  • Von blumen ein Gedichte 251. ſqq.
  • Blumẽ bilden die liebe ab 158. ſqq.
  • Blumen-garten ein leichen-Ge-
    dichte davon 195. ſqq.
  • Blumen uͤberſenden 43
  • Das blut iſt an ihr nicht gut 126
  • Die boͤrner 359. r. 89
  • Boilean entſchuldigung beym Koͤ-
    nige in Franckr. 233. ſqq.
  • Bonn wird uͤbergeben 207
  • erobert 276
  • Braͤutigam wird mit ſchwalben
    verglichen 163
  • Auf einen braͤut. 133. ſo gereiſet/
    ein hochzeit-carmen 148. 165 ſqq.
  • Braͤutigam bittet umb den jung-
    fer-erantz 150. ſq.
  • An Se. Churfl. Durchl. zu Bran-
    denburg 204. 276. eine danckſa-
    gung 207
  • Brandenburgiſche Auxiliar-voͤl-
    cker gehn nach Ungern ibid. ſie-
    gen 214. in Braband 328
  • Braut-krone von gruͤnen myr-
    then 37
  • Braut tantzet 144. ſq.
  • Er brennet vor liebe 89
  • Briſide letzten woꝛte 271
  • Bruͤder zwey ungleiche 109
  • Bruͤſte beſchreibung 9. 154
  • werden verglichen 119. 162
  • Der bruͤſte wett-ſtreit 304
  • Ein buch 349. r. 24
  • Buchſtaben-wechſel 130. 275
  • Budoꝛgis reden wuͤnſcht ſich einer
     166
  • Die butter 352. r. 40
  • C.
    Der calender 350. r. 27
  • Der camin 352. r. 39
  • Hr. Geheime Rath von Cauitz ver-
    liehrt ſeine Gemahlin 172
  • Cantata von der rechten liebe 317
  • Cantor in Lauchſtaͤdt kriegt ein
    hochzeit-ſchreiben 320 ſqq.
  • Auf Carl Philip von Branden-
    burg 218
  • Auf den hrn. von Carnitz 20
  • Die Caroſſe 356. r. 67
  • Die Caſtanie 359. r. 90
  • Si non caſſe, tamen cautè 111
  • Celadons abſchied 330. ſqq.
  • Celinde iſt ein engel 88
  • Chur Printz zu Brandenburg in
    Cupidons geſtalt 18
  • Auf die Chur-wuͤrde des Churf-
    zu Hannover 217
  • Chuꝛfuͤrſtin zu Brandenbuꝛg wird
    gelobet 102
  • Das Clyſtir 354. r. 54
  • Cometen/ damit werden die au-
    gen verglichen 50
  • Conterfeyen der ſchoͤnſten von
    Engelland 20
  • Conterfeit wird von 3 mahlern
    geaͤndert 41
  • Corallen 350. r. 29
  • dienen vor die hitze 45. 47
  • Corallinen hertze/ welches ſie ver-
    lohren/ ſucht ſie 52
  • Ein courtiſ. iſt ein luͤgner 328. ſqq.
  • Crantz/ ſiehe jungfer-erantz.
    Die Croͤnung des Roͤm. Koͤnigs
    Joſephi 227
  • B b 5Cupi-
    []Das II Regiſter
    Cupido an die ſchoͤne Barnien 17.
    verlieret ſeinen bogen 54. wird
    gefangen 118. bey gruͤnen myr-
    thẽ zur braut-erone 37. ſein te-
    ſtament 264. wiꝛd von ihr nicht
    gekennt 41. vorbrandt 251. ge-
    ſtalt/ darin erſeheint der Chur-
    Pr. von Brandenburg 18
  • Curland/ auf die kalte lufft dariñ
    19. ſq. auf des Hertzogs Alex.
    abſterben 168
  • D.
    Dachs-hund 136
  • Dame aus England 88
  • Die Dame nimmt die hertzen ze-
    hen 129
  • Danckſagung des Unter-Rheins
    an den Churf. zu Brandenburg
     207. ſq.
  • Der degen 250. r. 31
  • Degen und feder ſollen beyſam̃en
    ſeyn 186
  • Dichterey iſt Molieꝛen nicht ſauer
    worden 239
  • Dienſtag iſt ihr nahmens-tag 31
  • Donnerſtag daran ſtit bt ſie 35
  • iſt ihr nahmens tag 29
  • Doris ſol ihn von den banden be-
    freyen 337
  • E.
    Das echo 354. r. 59
  • Edelmanns grabſchrifft 203
  • Ehe/ was ſie ſey 145. ſqq.
  • Ehrengriff 125
  • Ehren tempel zu Rom 185
  • Eingebrantes ſommer-hauß 266
  • Einladungs-ſchꝛeiben zuꝛ hochzeit
     219
  • Eleonora klage wegen Celadons
    abſchied 330
  • Eleonora verwittibte Churfuͤrſtin
    zu Sachſen 361
  • Das ende 360. r. 96
  • England/ daraus iſt ſie eine Dame
     88
  • Engel hat ſich in ſie gekleidet 127
  • Entzuͤndende ſchoͤnheit 37
  • Entwurff der liebe 265
  • Erdmeſſer/ ein Sonnet auf ihn
     195
  • Eroberung Kaͤyſerswerth und
    Bonn 276
  • Evens fall 268. ſq.
  • Ein ey 355. r. 61
  • Eyferſucht 114
  • F.
    Fallen 116
  • Falſchheit der Melinde 80. ſq.
  • Falſches alter 110
  • Farbe/ rothe farbe mangelt/ als
    ſie ſich mahlen ließ 34
  • Feder und der degen ſollen bey-
    ſammen ſeyn 186
  • Feld/ er ſahe ſie uͤber feld gehen 11
  • Ein felß 355. r. 60
  • An Ferſon den General 245
  • Das feuer 347. r. 4
  • Feuerfuncken 349. r. 18
  • Feuerwerck auf einen geburts-
    tag 279
  • Das fieber 357. r. 80
  • Findlina 133
  • Jhre finger werden verglichen 162
  • Der finger-hut 357. r. 74
  • Jm finſtern laͤſt ſie ihn mit der la-
    terne holen 33
  • Flectere ſi nequeo 282
  • Eine flederntauß 357. r. 76
  • Flortda 8
  • Ein floh auf einem ſchoͤnẽ halſe 136
  • Ein fluß 353. r. 49
  • Franckr- an den Koͤnig in Franck-
    reich 231. ſqq.
  • Frau kriegt ſchlaͤge 124
  • Frauenzimmers lob 1. 190
  • Wider das frauenzimmer 268
  • Fraͤulein wil Mora ſeyn 110
  • Freytag der Venus-tag 131
  • Frid. III eine danckſagung an ihn
    207. als er 3 jahr regieret hatte
    213. als er von der huldigung zu-
    ruͤcke kam 276
  • Fri-
    []der vornehmſten ſachen.
    Fridrich Wilhelm zu Brandenb.
     204. ſqq. 212. ſq.
  • Das frohlockende Berlin 276
  • Froſt bey der groͤſten hitze 43
  • Fruͤchte folgen auf die blumen-
    zeit 165
  • Fruͤhlings-feſt der Flora 361
  • Fruͤhlings-gedancken 6. ſqq.
  • Fruͤhlings-zeit 311
  • Bey fruͤhem morgen ſahe er ſie 87
  • G.
    Ein galgen 350. r. 93
  • Garten ein bild der liebe 158. ſqq.
  • Von garten und dlumen ein ſter-
    be-Gedicht 195. ſqq.
  • Der gaͤrten ſchoͤnheit 368. ſqq.
  • An Hrn. Gaͤrtnern von Gaͤrtenb.
     248
  • Fr. Gaͤrtnerin abſterben 195
  • Geburts-tag Fridrich des III. 215
  • Des Chur-Printz. zu Brand. 279
  • Gefangen giebt er ſich der liebe 86
  • Eines gehangenen gꝛabſchrifft 137
  • Er iſt gehorſam 10
  • Eine geige 358. r. 82
  • Der geiſt 347. r. 7. 358. r. 84
  • Er wird gekroͤnet 134
  • Gelobtes land iſt der himmel 198
  • Geſichte, ſo kupfferroth 60
  • Geſpraͤche der ſterbenden Beliſe
    und Lyſis 267
  • Geſundheit beſſert ſich 40
  • Getreyde 356. r. 73
  • Glaß/ damit veꝛſchneidet ſie ſich
    die hand 27
  • Glaube/ liebe/ hoſſnung beklagen
    eine Graͤfin 189. ſqq. 192
  • Die glieder mit blumen vergli-
    chen 160. ſqq.
  • Die glocken 356. r. 70
  • Glorwuͤrdige thaten des Durchl.
    Hauſes Hohen-Zoller 218
  • Gluͤckſelig iſt er im traume 334
  • Das grab 355. r. 64
  • Grabſchriſſten 132. 137
  • Grabſchrifft Printz Alex. aus Cur-
    land 104. einer braut die am
    hochzeit-tage geſtorben 132. der
    frau v. B. 267. eines Edelmañs
    203. eines geitzigen 111. einer
    huͤndin 275. der gebaͤhrenden
    jungfern 309. des Marſchals v.
    Schomb. 103. einer ſchoͤnen 132
  • Graͤſin von Schaffgotſch wird ge-
    lobet 189
  • Michael Probner von Graudenß/
    durch buchſtaben-wechſel 275.
    ſq.
  • Auf ihre grauſamkeit 30
  • Großmuͤthig 290
  • Gruͤne myr then zur bꝛaut-kꝛone 37
  • Jm gruͤnen fand er ſie ſchlaffen 16
  • Gunſt darum bittet er bey ihr
     89. ſqq.
  • H.
    Die haare 348. r. 16
  • Der haare wett-ſtreit 303
  • Ein hahn 353. r 46. 94
  • Hahnrey in gedancken 105. ſq.
  • 133. ſq.
  • Auf einen halß/ ſo ſchoͤne iſt 24
  • Des halſes wett-ſtreit 304
  • Der hammer 356. r. 68
  • Hand verſchneidet ſie ſich mit gla-
    ſe 27. ſq.
  • Jhre haͤnde werden verglichen 9.
    160.
    Die handſchuh 350. r. 25
  • Hauß wird artig beſchrieben 123
  • Haußhalteꝛ auf einen ungeꝛechten
    ein Sonnet 193
  • Hrn. D. D. Heimbergers beerdi-
    gung 193
  • Das hemde 359. r. 92
  • Helden-tod 169. ſqq.
  • Helene was es heiſſe 36
  • Herbſt-zeit 313
  • Das hertze 348. r. 13. und 358. r. 87.
    wird von Liſetten geraubet 58.
    122. 128. wird im ſpiel veꝛſchenckt
    55. hertze wird verſtoſſen 42
  • Das hertzen aͤß 128
  • Her-
    []Das II Regiſter
    Hertzen Dame ſticht den hertzen-
    knecht 128. werden im ſpiele ge-
    fodert 127. hat ſie alle in der
    hand 127. zehen wird mit der
    dame weggenommen 129
  • Hertzogin von Curland 19
  • Heyraths-Gedancken 4
  • Heyrath im trauer-jahre 106
  • Hiſtoria Guſtavi Adolphi 270. ſq.
  • Hitze/ mittel dafuͤr 45
  • Bey hitze uͤber froſt klagen 43
  • Hochzeit-lied 140. ſqq.
  • Hochzeit-tag ihr ſterbe-tag 132
  • Auf eine hochzeit werden der ver-
    liebten namen nur geſchrieben
     130
  • Eine hoffaͤrtige und heßliche 126
  • Hoffaͤꝛtiger keſiet die beſten fꝛeun-
    de nicht 112
  • Hoͤrnertraͤger 133. ſq.
  • Hoͤrner erdruͤcken keinen 133. ſq.
  • Hoſen ſind kraͤfftig bey ihrem bet-
    te 134
  • Huldigung Friedrichs III. 276
  • Hundspoſſen 261
  • Eine hure kriegt er zum weibe 126
  • Ein hut 356. r. 71
  • J.
    Den iahres-zeiten iſt der menſch
    gleich 194
  • Ein igel 136
  • Inſtat vi patria Pyrrhus 207
  • Jris vollkommene ſchoͤnheit 22
  • Jugend/ darinn ſol ſie lieben 74.
    ſqq.
  • Jung kan der menſch nicht wie-
    der werden 242. ſqq.
  • Junger edelmann ſtirbt 199. ſqq.
  • Jungferkrantz/ ein bittſchreiben
    umb denſelben 150. ſqq.
  • Junger und alter jungfern ſtreit
    umb den vorzug 65. ſq.
  • Betagte jungfer 132
  • Reine jungf. ſind ſeltſam 265. 308
  • Der jungf. ſehnſucht nach maͤn-
    nern 306. ſq.
  • Schwangere jungfern 305. ſqq.
  • Jungfern ſind wie klettẽ 291. thun
    zum ſchein boͤſe 307
  • Jungfern wittwen 117
  • Die Jungferſchafft 351. r. 33. was
    ſie ſey? 307. ſq.
  • K.
    Der kalck 352. r. 44
  • Kaltſinnigkeit entzuͤndet die liebe
     341. ſq.
  • Ein kam 350. r. 30
  • Eines kam̃achers grabſchrifft 135
  • Die karte 358. r. 81
  • Der kaͤſe 352. r. 43
  • Ein kater 355. r. 66
  • Ein kind vor der zeit 110. 305
  • Kirchhoffs entzuͤckung 283
  • Klage 7
  • Kleiderpracht 287
  • Kleider ſind das ſchoͤnſte an ihr 336
  • Kleidung macht ſie theuer 126
  • Auf ihre ſchwartze kleidung 14
  • Klein-naͤſichter 109
  • Kloſter/ ſie wil ins kloſteꝛ ziehn/ er
    auch 120
  • Die kohlen 355. r. 63
  • Koͤnigſtein die veſtung ein Soñet
    darauf 292
  • Koſten ſol man recht lernen 136
  • Auf des von Kottwitz beerdigung
     199
  • Krantz vid. jungfer-erantz.
    Kꝛaͤhen uñ raben wo ſie gerne ſind
     121
  • Krieg/ beſte todes-art im kriege
     168. ſqq.
  • Kunſt geht uͤber kleiderpracht 287
  • Ein kupfferhaͤndler an ſeine lieb-
    ſte 60. ſqq.
  • Eine kuplerin 132
  • Ein kuß 349. r. 21. was er ſey 119.
    w[a]rd ihr genommen 8 116
  • Kuͤſſen 112. daß ſie ſich moͤchte kuͤſ-
    ſen laſſen 92. ſqq. Rilpus ſol ſie
    hinten kuͤſſen 115
  • Landen/
    []der vornehmſten ſachen.
    L.
    Landen/ auf das treffen bey Lan-
    den 218
  • Landung in Engeland Ludwig
    Wilhelms 223. ſqq.
  • Langſamkeit des Fabius 205
  • Laterne/ ſie ließ ihn mit der later-
    ne holen 33
  • Eine laute 358 r. 82
  • Lauꝛette hat ihn veꝛliebt gemacht
     343. ſq.
  • Des lebens nichtigkeit 187. ſq.
  • Des Leipziger thors uͤbeꝛſchꝛifft zu
    Berlin 105
  • An Leonoren ein liebes-ſchreiben
     94 ſqq.
  • Letzten worte der Prinzeßin Bri-
    ſide 271
  • Liebes-bande kan niemand loͤſen
    als die Doris 337
  • Liebe iſt bitter 76
  • Liebe wird durch blumen abgebil-
    det 158. ſqq.
  • Liebes-briefe verbrennet er 123
  • Der rechten liebe cantata 317
  • Der Liebe entwurff 265. ſq.
  • Er will ſich vor liebe erſaͤuſſen 124
  • ſich gefangen geben 86
  • Liebe macht heꝛtzeleid 10. 342
  • Lieben ſoll ſie in der jugend 74 ſq.
  • Lieben iſt menſchlich 85
  • Liebende ſind den ruder-knechten
    gleich 101
  • Liebes ſchreiben an Leon. 94. ſqq.
  • Liebe iſt keine ſuͤnde 73. ſo verho-
    len iſt 76. ſqq. verſtellet ſich 301
  • Liebhaber verzweifelt 282
  • Liebſter/ ſo nennet ſie ihn 38
  • Ein licht 348. r. 17
  • Das licht loͤſchte ſie aus/ als er
    kam 30
  • Die lippen womit ſie zu verglei-
    chen 162
  • Der lippen-wett-ſtreit 304
  • Liſimene ſol ſich zur Liebe bewegen
    laſſen 91
  • Lob-rede an das franẽ-zim̃er 1. ſqq.
  • Lobſpruch eines nuͤtzlichen mañes
    182. eines treuen freundes 181
  • Loͤcher/ in allen iſt nicht gut wuͤh-
    len 136
  • Lupa weiß was maͤnner ſeyn 116
  • Luͤgner iſt ein courtiſan 328. ſqq.
  • M.
    Drey maler andern ihr conterf. 41
  • Uñ nur ich male groſſe proben 275
  • Mahlen wil ſie ihn lehren 44
  • Alß ſie ſich mahlen ließ 34
  • Mangel an woꝛten bey poeten 247
  • Mann-freundin 114
  • Sie wil noch keinen mann 125
  • Mannes-ſorge 110
  • Mann ſo verſoffen 133
  • Was maͤnner ſeyn weiß ſie 116
  • Maͤñer ſind nicht ohne fehler 300
  • Margarita 131
  • An Marggrafen Carl Philip von
    Brandenburg 218
  • Der Marilis ſchwartze augen 59
  • Eine Masque 351. r. 36
  • Medieus ſo ungeſchickt 129
  • Auf eines Medici hochzeit 165. ſqq.
  • Meißen hat nicht ſo gute nahꝛnug
    als Schleſien 321. ſqq.
  • Menſch iſt denen jahꝛes-zeiten
    gleich 194
  • Der menſchl. gedancken nichtig-
    keit 168. ſqq.
  • Meſſer/ ſie hat ſich mit einem meſ-
    ſer verſehret 86
  • Michel Probner v Grandenß 275
  • Mißgunſt wegen eines ſeiner lieb-
    ſten 281
  • An die mißgunſt 217
  • Mittel vor die hitze 45
  • Molieꝛe ſol einen dichten lehꝛẽ 239
  • Auf Mollem 115
  • Der mond 347. r. 6
  • Der gute montag 280
  • Ein moͤrder wird Pabſt 295
  • Ein muffen 350. r. 26
  • Mund auf ihren mund 9
  • Auf ihrem munde wird ſein vogel
    geſpeiſt 25
  • Muͤßig
    []Das II Regiſter
    Muͤßig kan Mollts nicht ſeyn 115
  • Myrthen zur braut-krone 37
  • N.
    Auf Jfr. A. C. C v. N. 198
  • Die nacht 349. r. 23
  • Nacht-lied 332. 81
  • Die nadeln 351. r. 34
  • Sie naͤhete ein weiſſes tuch 13
  • Guter nahme 115
  • Jhre nahmen werden blos auf der
    hochzeit geſchrieben 130
  • Namens tag auf den guten mon-
    tag 280
  • An ihrem nahmens-tage koͤm̃t ſie
    wieder von der reiſe 29
  • An ſeinem namens-tage ſpricht eꝛ
    ſeine liebſte zum erſteumahle 131
  • Auf den na-
    mens-tag
    • der Venus 251
    • hrn. J. W. 319
    • hn. Nic. Willm. 242
  • Die naſe 347. r. 8
  • Nelcke wied mit veꝛſen uͤbeꝛſendet
     72
  • Neid wegen eines andern liebſte
    281. ſchadet der jugend nicht 186
  • Neu-jahrs- geſchencke 22. ſq.
  • Nichtigkeit der menſchl. gedan-
    cken 168. ſqq.
  • Eines nuͤtzl. mañes lob-ſpruch 182
  • O.
    Die ohren 348. r. 12
  • Auf ihre ohren-gehaͤnge 11
  • Ordingẽ auf den ſieg dabey 213. ſq.
  • O tod wie bitter biſt du 285
  • P.
    Auf hr. J. P. abſter, ein Soñet. 195
  • Auf den Papſt 295
  • Das Papler 352 r. 41
  • Auf das Pariſiſche frauen-zim̃er 9
  • Die Perle 350. r. 28
  • Auf hr. Perlitzes hochzeit 163
  • Die petarde 354. r. 55
  • Zu pferde ſahe er ſie 15
  • Phillis 10
  • Phillis wendet ihr bisgen auf die
    kleider 336
  • Plauderer 113
  • Ein poete nim̃t abſchied von Pa-
    ris 239. war Moliere 239
  • Auf einen P. L. C. 250
  • Ein poete klagt uͤber mangel der
    worte 247
  • Poeten/ ungeſchickte werdẽ durch-
    gezogen 231. ſq. verarmen heute
    zu tage 235. ſqq. ſind bey hofe
    nicht geachtet 238
  • Gekroͤnter poet 247
  • Probe/ und nur ich mahle groſſe
    proben 275
  • Der proceß 354. r. 57
  • Auf Puſendorffs abſterben 183. uͤ-
    berſetzte hiſt. Guſt. Adolphi 270
  • Pulchrumque mori ſuccurrit in ar-
    mis
     168
  • R.
    Raben u. kꝛaͤhen/ wo ſie ſind 121. ſq.
  • Auf hrn. J. Raͤdelts hochzeit 165
  • Raͤtzel 346. ſqq. 358. r. 86
  • Der regen 349 r. 19
  • Auf eine 3jaͤhrige regierung 213
  • Eines reiſenden ungemach in ei-
    nem hochzeit-Gedichte beſchrie-
    ben 149
  • Auf eine reiſe zum neuen Chur-
    fuͤrſten nach Hannover 216
  • Eine retorſion 268
  • Ring wird ihr abgezogen 51
  • Rom klagt uͤber einen neuerwehl-
    ten Papſt 295
  • Roſe verwelckt auf Doris bruſt 19
  • Roſenſafft dienet fuͤr die hitze 45
  • Rothe farbe mangelt dem mahler
    bey ihrem conterfatt 34
  • S.
    Eine ſaͤge 353. r. 50
  • Sackpfeiffer 135
  • Salanckement/ auf den daſelbſt er-
    haltenen ſieg 214
  • Das ſaltz 354. r. 58
  • Saͤuffer/ eines ſaͤuffers ſchlaff-zet-
    tel 108
  • Satyre auf den adel ohne tug. 227
  • Schafgotſch/ auf der fr Graͤſin ab-
    ſterben 189
  • Schaͤffer-
    []der vornehmſten ſachen.
    Schaͤffer-lieder 363. ſqq.
  • Einer ſchaͤfferin weh-klage 330. ſq.
  • Der ſcharffrichter 137
  • Der ſchatten 349. r. 22
  • Das ſcheermeſſer 357. r. 78
  • Schein und ſeyn 113
  • Schertz-reime 10
  • Ein ſchiff in einem feuerwercke
    praͤſentiret 279
  • Schild Achillis 206
  • Schinder ſind ehrlich 122
  • Eine ſchlacht/ darinne ſtirbt
    Schomb. 104. Tureune 170
  • Schleſien har beßere ſchnabel-wei-
    de als Meiſſen 321. ſq.
  • Schminckende frauens 270
  • Die ſchmincke 349. r. 20
  • Duc Schombergs grabſchrifft 103
  • Schomb. bleibt in der ſchlacht 104
  • Eine ſchoͤne 126
  • Der ſchoͤnen von Engel. cont. 20.
    Schoͤningin 20
  • Schoͤnheit abbildung 20. 22. 62
  • Schoͤnheit Barniens toͤdtet 17
  • Schoͤnheit entzuͤndet 37. 348. r. 14
  • ſiegende ſchoͤnheit. 152 wiꝛd ge-
    ꝛuͤhmet 42. 126. wiꝛd gehoͤnet 120
  • Auf etl. ſchreib-federn/ die er ihr
    geſchickt 29
  • Auf ihre ſchultern 13
  • Schuͤrtzen beym frauenzim̃er ſind
    vielerley 123. ſq.
  • Schuſters grabſchrifft 135
  • Die ſchwalben ein bild eines bꝛaͤu-
    tigams 163
  • Schwangere ſupplicanten bekom-
    men von deꝛ Venus antwort 305
  • Schweſtern ihrer zwo 32
  • Seine ſchweſter wil ſie ſeyn 53
  • Eines Sclavoniſchen ſtrichs lan-
    des beſchreibung 288
  • Segen und abſchied 212. ſq.
  • Seiden-wurm 354. r. 56
  • Seiltaͤntzeꝛ/ ein Soñet auf ihn 295
  • Senicio wiꝛd uͤber dem ſtifel-aus-
    ziehen kranck 118
  • Die ſeuffzer 359. r. 88
  • Sieg vid. Salanckement.
    Soldaten ſterben nicht aus ſchul-
    digkeit der natur 170
  • Auf der J. S. C. v. Som̃erfeld hoch-
    zeit 165
  • Som̃er-hauß ſo eingebrandt 266
  • Auf D. J. A der Som̃erin hochz. 165
  • Sommer-zeit 312
  • Die ſoñe 347. r. 5 trit in ein ander
    zeichen 39
  • Sonne/ unter deren bilde wird ei-
    ne verehret 36
  • Soñet vom ungerechten haußhal-
    ter 193. von erdmeſſe[rn] 195. an
    die ſterne 16. vom verlohrnẽ Jeſu
    194. vom geilë wagen der liebe 14
  • Spiegel 360 r. 95. ſind heute nicht
    mehr gut 125. dariñe beſieht ſie
    ſich 125. 129. dariñe zeigt ſie ſich
    44 darein wil ſie nicht ſehen 117
  • Das ſpiel 258
  • Jm ſpielen ungluͤcklich 125. 127
  • Jm ſpielen mit hertzẽ gewiñen 128
  • Eine ſpinne 353. r. 51
  • Die ſprache 348. r. 11
  • Spꝛache der verlieb. ohne zunge 301
  • Ein ſtab 355. r. 65
  • Staffel-jahre ſind gefaͤhrlich 187
  • Der ſtaub 351. r. 35
  • Staub und aſche ein leichen-Ge-
    dichte davon 196
  • Sterben muß man lernen 190
  • Der ſterbenden Beliſe geſpraͤch
    mit Lyſis 267
  • Der ſterbende liebhaber 88
  • An die ſterne wegen Barnien 16
  • Die ſtirne iſt den lilien gleich 161.
    Stockfiſch ein verliebter 124
  • Ein ſtrick 357. r. 77. 85
  • Studenten iſt nicht zu trauen 121
  • Ein ſtummer 135
  • Von der ſtunde 316
  • T.
    Der taback 353. r. 48
  • Tadler 110. 111. 116
  • An die tantzende braut. 144
  • Ein tauber und ſtummer 135
  • Teſta-
    []Das II Regiſter der vornehmſten ſachen.
    Teſtament Cupidons 264
  • Teutſchland an des Marggraffen
    zu Baden landung in Engel. 223
  • Der alten Teutſchẽ tapferkeit 207
  • Die Themſe-Nymphen 225 ſqq.
  • Jn die Theorbe ſingt ſie ein lied 56
  • Thraͤnen der Liviaͤ 109
  • Auf ihre thraͤnen 5. ſq.
  • Ein thron 356. r. 72
  • Der todt 358 r 83. iſt bitter 285
  • Vom tode wil niemañ wiſſen 200
  • Todes art im krieg die beſte 168
  • Todtgeglaubte lebet noch 40
  • Todter jungfrau abbildung 109
  • Toͤdl. geſchoſſener hertzog 168. ſqq.
  • Trauer-jahr/ darinne heyrathet
    einer 106
  • Ein traum 351. r. 32
  • Ein im traum gluͤckſeliger 334
  • Eines treuen freundes lob 181
  • Trinck-lied 263
  • Troſt aus andeꝛer ungluͤcke 172. ſq.
  • Die trompete 352. r. 45
  • Trunckenbold 135
  • Tugend adelt 112. deꝛ beſte ſchatz in
    der ehe 156. ſqq. wird verliebten
    leuten recommandi[r]et 291
  • Der tugend ehren-ruhm 183
  • U.
    Anrede an die verliebten 291. ſq.
    Venns antwort an die ſchwangern ſup-
    plicanten 305. liegt im garten blos 138.
    veꝛlohren und wieder gefunden 36. nicht
    wiſſen oder ſie nicht kennen 41. klag um
    Adonis grab. 68. erzinnet ſich uͤber ihren
    entlauffenen ſohn 31
  • Sie veꝛaͤndeꝛt die wohnũg mit deꝛ ſoñe 39
  • Jhre veraͤnderung iſt kalt ſinnig 27
  • Von der verjuͤngung ein Gedichte 242
  • Verkleidete drey Dames 22
  • Eines verliebten abriß 70. ſqq.
    Verliebt aber nicht behertzt iſt er 339. ſq
    Verliebt/ doch fuͤrſichtig 111
  • Verliebt iſt er biß in den tod 338
  • Verliebter wil ſich erſaͤuffen 124
  • Vergiß mein nicht 250
  • Vergleichung der glieder mit den blu-
    men 101. ſqq.
    Vergnuͤgungs-ode 293
  • Der verlohrne Jeſus 194
  • Verzweiflungs-gedichte 258. ſqq.
    Eine uhr 351. r. 38
  • Uhr ſoll ihr wieder gegeben werden 33
  • Ungarn von Tuͤrcken bekriegt 296. ſqq.
    Jn Ungaꝛiſche ꝛoͤcke 3 veꝛkleidete dames 22
  • Ungluͤck Troſt aus anderer ungluͤck 172
  • Univerſitaͤt, von dieſer kommt einer nach
    hauſe 166. auf dieſe ziehet ein ander 166
  • Der unmuͤßige Mollis 115
  • Unter-Rheins dauckſagung 207
  • Untren iſt Melinde 80. ſq.
    Sein vogel wird aus ihrem munde ge-
    ſpeiſet 25
  • Vorzug zwiſchen jungen und alten jung-
    fern 65. ſq.
    W.
    Auf Jgf. M. E. W. hochzeit 165
  • Geiler wegen der liebe Sonnet 14
  • Der waͤlder ſchoͤnheit 368. ſqq.
    Wangen werden beſchrieben 161
  • Der wangen wett-ſtreit 304
  • Warheit bey hofe 109
  • Das waſſer 346. r. 3
  • Wehklage Eleonora wegen Celadons ab-
    ſchied 330
  • Weiber ſind der hoͤllen gleich 125. alte hof-
    faͤrtige weiber 114. boſe weiber 113. ſind
    nicht ohne fehler 300. keuſche wei ber
     114
  • Der wein 354. r. 53. wird gelobet 313
  • Sie weinete 12
  • Wett-ſtreit der haare, angen ꝛc. 303
  • Wiederkunfft zu den ſeinigen 245. ſqq.
    Wilhelm gewinnet die Jrrlaͤndiſche
    ſchlacht 104
  • Auf hr. Nic. Willmanns namens-tag 242
  • Der wind 346. r. 2
  • Die wind-muͤhle 355. r. 62
  • Winter-zeit 314
  • Wirthſchafft wird in Coͤlln angeſtellt 106
  • Wittwen, ob man ſie lieben ſolle 117
  • Jhre wohnung verandert ſie gegen den
    winter 30
  • Frl. wolffskehl eine braut 101
  • Ein guter wunſch 124
  • Wund[ſ]ch fuͤr einen alten 244
  • Die wuͤrffel 356. r. 69
  • Eines Wuͤrmchens grabſchrifft 136
  • Ein Wuͤrmchen koͤmmt zwiſchen ihren ag-
    gen um. ibid.
    Z.
    Die zaͤhne 347. r. 9
  • Die zeit 346. r. 1. was ſie ſey 309
  • Jahrs-zeit ungleich 310
  • Die letzte zeit 317
  • Zeiten veranderung 315
  • Zeitig ſterben 199
  • Die zeitungen 351. r. 37
  • Die zunge 347. r. 10
  • Sie zuͤrnet mit ihm 55
  • Auf die zuruͤck-kunfft Jhro Churfuͤrſtl.
    Durchl. von Braudend.  [...]

[[1]]

Galante gedichte.
Lob-rede an das liebwertheſte frauen-zim̃er.
C. H. v. H.



HOchwerthes jungfern-volck/ ihr holden anmuths-ſoñen/

Jhr auserwehlter ſchmuck/ der haus und gaſſen ziert.

Wer iſt ſo ſteinern/ der euch nicht hat lieb gewonnen?

Und welchen habt ihr nicht mit feſſeln heimgefuͤhrt?

Wer iſt ſo kuͤhn/ der darff fuͤr eure augen treten/

Wenn ihr die waaren habt der ſchoͤnheit ausgelegt?

Wer will euch/ liebſte/ nicht als einen Gott anbeten/

Weil ihr das bildnis ſeyd/ das Venus ſelbſt gepraͤgt.

Jedoch ich wil nur bloß ein theil von dem beruͤhren/

Mit welchem die natur euch herrlich hat verſehn.

Der ſinnen ſchiff ſoll mich in ſolche laͤnder fuͤhren/

Wo auff der ſee voll milch nur liebes-winde wehn.

Die bruͤſte ſind mein zweck/ die ſchoͤnen marmol-ballen/

Auf welchen Amor ihm ein luſt ſchloß hat gebaut;

Die durch das athem-ſpiel ſich heben und auch fallen/

Auf die der ſonne gold wolriechend ambra thaut.

Sie ſind ein paradieß/ in welchem aͤpffel reiffen/

Nach derer ſuͤſſen koſt iedweder Adam lechſt/

Zwey felſen/ um die ſtets des Zephirs winde pfeiffen.

Ein garten ſchoͤner tracht/ wo die vergnuͤgung waͤchſt.

Ein uͤber-irrdiſch bild/ dem alle opffern muͤſſen.

Ein ausgeputzt altar/ fuͤr dem die welt ſich beugt.

Ein cryſtallinen quell/ aus welchem ſtroͤme fluͤſſen/

Davon die ſuͤßigkeit den Nectar uͤberſteigt.

ASie
[2]Galante Gedichte.
Sie ſind zwey ſchweſtern/ die in einem bette ſchlaffen/

Davon die eine doch die andre keinmahl druͤckt.

Zwey kammern welche voll von blancken liebes-waffen/

Aus denen Cypripor die goͤldnen pfetle ſchickt.

Sie ſind ein zeher leim/ woran die ſinnen kleben;

Ein feuer/ welches macht die kaͤltſte hertzen warm;

Ein bezoar/ der auch entſeelten giebt das leben;

Ein ſolcher ſchatz/ fuͤr dem das reichthum ſelbſt iſt arm.

Ein kraͤfftig himmel-brod/ das die verliebten ſchmecken;

Ein alabaſter hauß/ ſo mit rubinen prahlt;

Ein ſuͤſſer honigſeim/ den matte ſeelen lecken;

Ein himmel/ wo das heer der liebes-ſterne ſtrahlt.

Ein ſcharff geſchliffen ſchwerd/ das tieffe wunden hauet/

Ein rofen-ſtrauch/ der auch im winter roſen bringt.

Ein meer/ worauff man der Syrenen kraͤffte ſchauet/

Von denen das geſaͤng biß in die ſeele dringt.

Sie ſind ein ſchnee-gebuͤrg/ in welchem funcken glimmen/

Davon der haͤrtſte ſtahl wie weiches wachs zerfleuſt.

Ein waſſer-reicher teich/ darinnen fiſche ſchwimmen/

Davon ſich ſattſam ein verliebter magen ſpeiſt.

Sie ſind der jugend luſt/ und aller kurtzweil zunder/

Ein krantz/ in welchem man die keuſchheits blume ſieht.

Sie kuͤrtzen lange zeit/ und ſtifften eitel wunder/

Weil beydes glut und ſchnee auff ihrem throne bluͤht.

Sie ſind ein runder ſarck/ wo liebe liegt begraben/

Ein ditrich/ welcher auch des hertzens grund auffſchleuſt/

Ein ort/ indem nur luſt will ſitz und wohnſtadt haben/

Jn deſſen hoͤlen milch und nectar haͤuffig fleuſt.

Zwey faͤſſer/ welche ſind mit julep-ſafft erfuͤllet/

Lockvogel/ derer thon ein freyes hertze bind.

Zwey ſonnen/ welche zwar mit duͤnnem flor umhuͤllet/

Doch macht ihr heller blitz die klaͤrſten augen blind.

Sie ſind ein zart gewand von ſchwanen-weiſſer ſeide/

Daran man ſehen kan/ wie ieder faden ſteht/

Zwey huͤgel/ derer hoͤh’ bedecket iſt mit kreide/

Zwey flaͤſchgen/ denen nie der wolluſt milch entgeht.

Zwey
[3]Galante Gedichte.
Zwey bruͤnne/ da nur ſtets geſunde waſſer quellen/

Und wo die duͤrre nicht der adern marck außſaugt.

Zwey jaͤger/ welche zahm und wilde thiere faͤllen/

Wo keines wird verſchont/ was nur zu fangen taugt.

Zwey ſchneeballn/ welche doch unmoͤglich ſchmeltzen koͤnnen/

Womit das jungfern-volck der maͤnner ſeelen ſchmeiſt.

Zwey aufgeſtelte garn/ und ſchlingen freyer ſinnen/

Aus denen gar kein menſch/ wie klug er iſt/ entreiſt.

Zwey kraͤme/ wo man hold und freundligkeit ausleget/

Und wo ein rother mund nur kan der kauffmann ſeyn.

Zwey koͤrb/ in welchen man bloß marcipan feil traͤget/

Nach derer ſuͤßigkeit die lippen lechſend ſchreyn.

Zwey thuͤrme/ derer pracht von elffenbein vollfuͤhret/

Darauff Cupidens pfeil die wache fleißig haͤlt.

Zwey kleinod/ derer glantz der jungfern leiber zieret/

Wenn ihre freundligkeit den maͤnnern netze ſtellt.

Sie ſind ein blaſebalg/ ein feuer auffzufachen/

Das durch kein mittel nicht kan werden ausgeloͤſcht.

Zwey bette/ wo rubin und marmol hochzeit machen/

Wo ſuͤſſe mandel-milch der roſen ſcharlach waͤſcht.

Sie ſind ein ſee-compas/ der hurtig rudern heiſſet/

Eh man in hafen der vergnuͤgung wird gebracht.

Ein reiner thron/ auff dem der liljen ſilber gleiſſet/

Worauff verliebtes volck nur hat zu ſitzen macht.

Ein werthes heiligthum/ das keuſche lippen kuͤſſen/

Fuͤr dem ſich hertz und knie in tieffſter demuth neigt.

Ein meer/ aus dem ſich luſt und liebligkeit ergieſſen/

Ein bergwerck/ deſſen grund zwey demant-ſteine zeigt.

Doch niemand lobt den brauch die kugeln zu verdecken/

Darauff man ſehen kan/ wo lieb- und luſt-land liegt.

Ach ſchoͤnſte! glaubet mir/ ihr moͤget ſie verſtecken/

Ein liebes-auge hat dem allen obgeſiegt.

Orontes ſelbſt bezeugt/ daß kein verbergen nutze/

Der bruͤſte Pharos hat durch zart gewand geleucht.

Er ruht im liebes-port ietzt unter ihrem ſchutze/

Wenn uns ein rauher ſturm noch um die ſeegel ſtreicht.

A 2Wol
[4]Galante Gedichte.
Wol dem nun/ der wie er kan ſo vergnuͤget leben!

Den ſo ein weiſſer ſchild fuͤr wehmuths-wunden ſchuͤtzt/

Der ſeinem munde kan dergleichen zucker geben/

Der ſo vergnuͤgt/ wie er/ im liljen-garten ſitzt!

Der ſo die blumen mag auff weiſſen wieſen brechen;

Der aus der bruͤſte ſchacht rubin und demant graͤbt.

Der roſen ſamlen kan ohn einzig dornen-ſtechen;

Der von der ſpeiß und krafft der ſuͤſſen aͤpffel lebt.

Dem ſo das gluͤcke bluͤht/ den es ſo bruder nennet/

Dem eine runde bruſt kan pfuͤhl und polſter ſeyn.

Der in der liebſten ſchooß mit vollem zuͤgel rennet/

Der ſeiner Venus ſo floͤſt liebes-balſam ein.


Heyraths-Gedancken.
C. H. v. H.
SOl denn die traurigkeit den gantzen geiſt beſchluͤſſen

Und die gewuͤnſchte zeit ſamt aller luſt verfluͤſſen?

Sol denn die einſamkeit/ o meiſterin der pein!

Des hanſes beſter ſchatz/ des bettes zierrath ſeyn?

Nein/ nein/ es muͤſſen nicht die ſehnen muͤßig liegen/

Es ſoll das alter hier nicht ohne zeugen ſiegen.

Es iſt gut einſam ſeyn/ wenn ſchnee das haupt bedeckt/

Ein winter-kaltes eyß uns in den lenden ſteckt/

Und uns der zeiten zahn die beſten adern ruͤhret.

Wer ſonnen-heiſſe glut noch in den ſehnen fuͤhret/

Der tret in zuverſicht ein gleiches weſen an/

So glut zu halten weiß/ und glut erregen kan.

Jſt doch in dieſer ſtadt noch wohl ein bild zu finden/

So die aus Cyperu kan mit ſchoͤnheit uͤberwinden/

Bey welcher der corall den ſuͤſſen mund bedeckt/

Ja ſelbſt der ſonnen krafft in beyden augen ſteckt/

Von welcher lippen nichts als ancker-tropffen fallen/

So ſchnee auff ihrer bruſt vermiſchet mit corallen.

Und welcher mit verdienſt das hohe lob gebuͤhrt/

Daß ſie den ſchwanen ſelbſt die farbe hat entfuͤhrt.

Das
[5]Galante Gedichte.
Das iſt ein zeitvertreib/ ſo die erwehlen ſollen/

Die in der ſterbligkeit mit recht verfahren wollen.

Muſt alles fleiſch gepaart in Noens kaſten gehn/

Wie will man ungepaart in dieſer welt beſtehn?


Sonnet.
Straffe des fuͤrwitzes.

C. H. v. H.
ALs ich die Lesbie nechſt in der kammer fand/

Da ſie ſich uͤberhin und ſchlaͤffrig angeleget;

So ſchaut ich eine bruſt/ die ſchoͤner aͤpffel traͤget/

Als iemals vorgebracht das reiche morgen-land.

Die brunſt zog meinen geiſt/ der fuͤrwitz trieb die hand

Zu ſuchen/ was ſich hier in dieſem zirck beweget.

Diß hat der Lesbie ſo groſſen zorn erreget/

Daß ſie in hoͤchſtem grimm iſt gegen mich entbrand;

Sie trieb mich von ſich weg/ ſie ſtieß mich zu der ſeiten/

Sie hieß mich unverweilt aus ihren augen ſchreiten.

Jch ſprach/ indem ſie mich aus ihrer kammer ſtieß/

Dieweil ich allzukuͤhn und mehr als ſichs gebuͤhret/

Die mir verbotne frucht der aͤpffel angeruͤhret/

So ſtoͤſt ein engel mich ietzt aus dem paradieß.


Auff ihre thraͤnen.
C. H. v. H.
DJe thraͤnen ſtehen dir wie perlen im geſichte/

Und flieſſen wie cryſtall durch wangen/ mund und bruſt/

Dein ſeuffzen halte ich nicht mehr vor ein gedichte/

Was deine ſeele kraͤnckt/ iſt meiner wol bewuſt.

Und hat mir gleich die angſt den treuen mund geſchloſſen/

Den augen und der hand den zuͤgel angelegt/

So ſchwer ich/ daß ich mehr der thraͤnen ausgegoſſen/

Als unſer Oder-ſtrom der klaren tropffen traͤgt.

A 3Kan
[6]Galante Gedichte.
Kan beyder thraͤnen-flut allhier zuſammen rinnen/

Komt beyder ſeuffzer wind verbunden in die lufft/

So wird die Venus ſelbſt ihr ſchiffen hier beginnen/

Weil ſie bey reiner flut auch reiner wind berufft.


Fruͤhlings-gedancken.
C. H. v. H.
KOm Cynthia der fruͤhling trit heran/

Die blume will nicht in der knoſpe bleiben/

Die nachtigal ſtimmt ihre lieder an/

Und will die zeit mit Liebligkeit vertreiben;

Der weinſtock weint zum zeugen ſeiner luſt/

Daß Phoͤbus ihn mit neuen augen gruͤſſet/

Feld/ thal und berg ſchmuͤckt lenden/ ſchooß und bruſt/

Wenn Flora ſie mit buntem munde kuͤſſet.

Es ruͤhren ſich die kraͤffte der natur/

So durch den froſt vor dieſem war verſchloſſen/

Was adern hat/ kommt auff der liebe ſpur/

Und was der thau des himmels hat begoſſen.

Cupido reiſt auff ſeine laute zu/

Die ſaiten ſind des leibes beſte ſehnen/

Jch/ Cynthia/ verliehre troſt und ruh/

Bewegen dich nicht meine heiſſen thraͤnen?

Komm Cynthia/ bewege geiſt und fuß/

Und komm mit mir in einen ſchlechten garten/

Der blumen ſchaar empfindet faſt verdruß/

So lang auff dich/ mein ſchoͤnes licht/ zu warten

Was noch der froſt mit ſchlechten banden druͤckt/

Und eine luſſt des weiſſen nordens bindet/

Wird alſobald trloͤſet und erquickt/

Wenn ſich der glantz von deiner ſonnen findet/

Trit froͤlich zu/ denck auff die blumen nicht/

Dieſelben durch die fuͤſſe zu verderben/

Es iſt ihr wunſch alſo ſeyn zuger[ic]ht/

Und durch den fuß/ der himmliſch iſt/ zu ſterben.

Doch
[7]Galante Gedichte.
Doch liebeſt du vielmehr die ſuͤſſe rub/

Und biſt geſinnt dich in das graß zu ſetzen/

So laͤſt es dir auch dieſe freyheit zu/

Wie ſolte ſie das ſchoͤne theil verletzen.

So trachte nur/ weil erd und himmel lacht/

Die ſchoͤne zeit nicht ſchlaͤfrig zu verliehren.

Erwege doch/ was jener ſperling macht/

Es will der ſchalck uns in die ſchule fuͤhren.

Schau was man dort mit jener ſchmate thut/

Man nimt den ſtock und pfropffet in die krinne/

Es regt in mir ſich adern geiſt und blut/

Komm/ daß ich auch dergleichen ſpiel beginne.


Klage.
C. H. v. H.
JCh weiß nicht was ich thu/ ich weiß nicht was ich bin/

Jch weiß nicht ob ich lieb/ ich weiß nicht ob ich haffe/

Es will mir/ Florida/ nicht leichtlich in den ſinn/

Daß ich dich laſſen ſoll/ indem ich dich umfaſſe.

Doch lieb ich dich zu ſehr/ ſo liebt dich dieſe nicht/

Die unſern vorſatz kan erhalten und zerbrechen/

Und haſſen kan ich nicht mein auge und mein licht/

Viel eher wolt ich mir das hertze ſelbſt durchſtechen.

Zwey wege ſind allhier/ und keiner iſt nicht gut/

Denn beyde ſind geſchickt mein hoffen zu zerſtoͤren;

Es ſtreiten ietzt in mir ſo wol vernunfft als blut/

Doch weiß ich nicht/ was ich zu erſte ſolte hoͤren.

Jch bin ein einſam ſchiff/ das wind und wellen treibt/

So bey dem ruder auch den ancker hat verlohren/

Jch finde keinen port/ da mein geluͤcke bleibt/

Und ſchluͤſſe/ daß man mich zum leiden hat gebohren.

Diß was mir endlich ſchaͤrfft die uͤberhaͤuffte noth

Jſt/ daß ich nechſt bey dir/ dich werde meiden muͤſſen/

Daß mich der hunger plagt/ immittelſt korn und brod

Und duͤrrer durſt verzehrt bey brunnen und bey fluͤſſen.

A 4Flo-
[8]Galante Gedichte.
Florida.
C. H. v. H.
MEin ſchiff treibt lufft und wind/ mich treibet lieb und

brunſt/

Jch muß in Florida den ſteiffen ancker ſencken/

Beſeegel ich die ſee vergebens und umſonſt/

Soll ich denn ohne frucht das ſchwere ruder lencken?

Gold/ perlen/ helffenbein begehrt mein hertze nicht/

Das leere Florida ſoll mir die augen fuͤllen/

Und ob dem lande gleich der diamant gebricht/

So iſt es doch genung mir meine brunſt zu ſtillen.

Da ſoll mein wohnhauß ſeyn/ da ſollen leib und geiſt

Jn hoͤchſter freundlichkeit zuſammen ſich ergoͤtzen/

Da will ich/ wann und wie es das verhaͤngnuͤß heiſt/

Mich in die groſſe zahl der todten laſſen ſetzen.

Doch weil ſo manches ſchiff auff dieſer reiſe bleibt/

Da alles iſt umzirckt mit klippen und mit ſteinen/

So ruff ich Venus an/ daß ſie die wellen treibt/

Und vor den ſteuermann mir ſendet ihren kleinen.

Bringt Venus mich an port/ und ſetzet mich ans land/

So will ich taͤglich mich zu ihrem tempel fuͤgen/

Und ich verſpreche ihr mit ſinnen/ hertz und hand/

Daß ich ins kuͤnfftig will auff bloßer erde liegen.


Auff einen kuß.
C. H. v. H.
WJe zuͤrnſt du Florida ſo ohne maaß und ziel/

Daß meine zunge hat die graͤntzen uͤbergangen?

Die ſchuld iſt nicht zu groß/ und that ſie dir zu viel/

Wie haſt du ſie denn nicht/ wie ſies verdient/ gefangen?

Doch daß dir kundbar ſey/ warum ich es gethan/

Daß ich die zunge dir ließ ſchlund und gaumen lecken/

Jch dachte/ weil ſie mehr/ als billich/ plaudern kan/

Sie moͤchte ſonſt aus neid mein liebes-ſpiel entdecken.

Auff
[9]Galante Gedichte.
Auf das Pariſiſche frauenzimmer.
C. H. v. H.
PAris verweigert mir faſt einen kuß zu ſchencken.

Kein auge wil ſich hier auf meine ſeite lencken/

Das liebliche geſchlecht/ ſo reich an flammen iſt/

Hat mich zu einem zweck des haſſes auſſerkiſt.

Es denckt die ſchoͤne ſtadt/ daß farbe/ haut und haare

Bey mir zu wenig ſind zu handeln ſchoͤne waare/

Und zwingt/ daß meine fauſt wirft dieſe worte hin:

Paris verachtet mich/ weil ich nicht Paris bin.


Auf ihre Augen.
C. H. v. H.
DEin auge traͤgt ſich ſchwartz und fuͤhrt das bild der nacht/

Dieweil es meinen witz verwegen umbgebracht.


Augen/ bruͤſte.
C. H. v. H.
WAs ſoll ich von deinen augen/ uñ den weiſſen bruͤſten ſagẽ?

Jene ſind der Venus fuͤhrer/ dieſe ſind ihr ſieges-wagen.


Jhre haͤnde.
C. H. v. H.
MJt der wolle/ ſo die Phillis in den weichen haͤnden fuͤhret/

Reibt Cupido ſeine pfeile/ daß ſie nicht der roſt beruͤhret.


Auf ihren mund.
C. H. v. H.
HAſtu den ſchoͤnen mund den roſen zugericht/

So pflantz im hertzen doch nur auch: vergiß mein nicht

A 5An
[10]Galante Gedichte.
An die Phillis.
C. H. v. H.
DEr und jener mag vor mir

Das gelobte land ererben;

Laß mich/ Phillis/ nur bey dir

Auf den hohen huͤgeln ſterben.


Sonnet.
C. H. v. H.
GAntz traurig/ halb entzuͤckt und mit geſchraͤnckten fuͤſſen/

Saß Sylvius und ſprach: Jch fuͤhle todes-macht/

Die ſo mich in das joch der ſuͤſſen pein gebracht/

Die weiß ich dieſen tag nicht billich zu begruͤſſen.

Ach daß die ſtunden nicht wie meine thraͤnen fluͤſſen!

Daß das verhaͤngniß nicht mit mir ein ende macht/

Weil alles uͤber mir in einem nun erwacht/

Und mein verdammtes licht kan keinen troſt genieſſen.

So ſaß er und entſchlief/ die augen fielen zu/

Er war ohn allem troſt/ er ruht ohn alle ruh.

Er ſchlief dem auge nach/ es wachten pein und ſchmertzen/

Jhm ſtieß ein ſuͤßer ſchall die matten augen auf.

Mein Sylvius getroſt und bemme deinen lauf.

Nicht ſuche Lesbien/ ſie wohnt in deinem hertzen.


Er iſt gehorſam.
C. H. v. H.
SOl ich in Lybien die loͤwen-laͤger ſtoͤren?

Soll ich Aetnaͤ ſchlund entzuͤnden meine hand?

Sol ich dir nackt und bloß ins neuen Zembels ſtrand?

Sol ich der ſchwartzen ſee verdorrte leichen mehren?

Sol
[11]Galante Gedichte.
Sol ich das Lutherthum in den moſqueen lehren?

Sol ich/ wenn Eurus tobt/ durch der Egypter ſand?

Sol ich zu deiner luſt erfinden neues land?

Sol ich auf Peters ſtul Calvin und Bezen ehren?

Soll ich bey Zanziba die jungen drachen fangen?

Sol ich das gelbe gift verſchlingen von den ſchlangen?

Dein wille iſt mein zweck/ ich bin gehorſams voll/

Es hoͤret/ geht und folgt dir ohre/ fuß und willen/

Was mir dein mund befihlt/ mit freuden zu erfuͤllen/

Nur muthe mir nicht zu/ daß ich dich haſſen fol.


Auff ihre ohren-gehaͤnge.
C. H. v. H.
ZWey cronen zeigten ſich an meiner liebſten ohren/

Von weſten kam ihr gold/ von oſt ihr diamant;

Diß alles war vermaͤhlt durch eine kluge hand/

Und fuͤr die Lesbia zu einem ſchmuck erkohren.

Jch weiß nicht wie mir war gelegenheit gebohren/

Daß ich das goͤtter-bild in einem garten fand/

Alß Flora neben ihr/ Pomona vor ihr ſtand/

So hab ich dieſes wort/ ſo dieſem folgt/ verlohrem:

Gecroͤnte Koͤnigin/ von mehr als tauſend hertzen/

Die kraͤftig ſind entbrannt von deiner augen kertzen.

Du biſt des himmels kind/ und fuͤhrſt des himmels ſchein/

Was ſag ich Koͤnigin? o Goͤttin! ſollen cronen

Der liebes-maͤrtyrer/ die du gemacht/ belohnen/

So muͤſten ihrer mehr denn tauſend tanſend ſeyn.


Er ſahe ſie uͤber feld gehen.
C. H. v. H.
ES gieng die Lesbia in einem ſchaͤfer-kleide

Als Hirtin/ wie es ſchien/ der ſeelen/ uͤber feld/

Es ſchaute ſie mit luſt das auge dieſer welt/

Es neigte ſich vor ihr das traͤchtige getraide;

Es
[12]Galante Gedichte.
Es kriegte meine luſt auch wieder neue weyde

Von wegen dieſer bruſt/ da Venus wache haͤlt;

Der ſchultern/ wo ſich zeigt der liebligkeiten feld

Und dann der ſchoͤnen ſchoos/ des hafens aller freude/

Jch ſprach: ach Lesbta! wie zierlich geht dein fuß/

Daß Juno/ wie mich daucht/ ſich ſelbſt entfaͤrben muß/

Und Phoͤbus dich zu ſehn verjuͤngt die alte kertze;

Richt glaube Lesbia/ daß du den boden ruͤhrſt/

Und den geſchwinden fuß auf graß und blumen fuͤhrſt/

Es geht ein ieder tritt auf mein verwundtes hertze.


Sie weinete.
C. H. v. H.
ES brach der Lesbie das ſeufzen durch den mund/

Die roſen hatten hier den liljen weichen muͤſſen.

Man ſah der thraͤnen bach auf beyden wangen fluͤſſen/

Ein heiſſes ach und weh quall aus des hertzens grund.

Jch ſchaute/ wie der ſchmertz in ihren augen ſtund/

Wie ihre ſtrahlen ſich durch angſt verdecken lieſſen/

Es lag die freundlichkeit in ohnmacht zu den fuͤſſen.

Und ihr verworren haar that ihre wehmuth kund.

Jch fuͤhlte dieſe noth auf meine ſeele dringen/

Es grif die kalte pein auch meine geiſter an/

Und weil die wehmuth nicht mit freyheit reden kan/

So kont ich endlich nichts als dieſen reim erzwingen:

Wie meinen geiſt belebt der ſchoͤnen augenſchein/

So ſoll ihr weinen itzt auch meine ſuͤndflut ſeyn.


C. H. v. H.
HAt das verhaͤngniß mir den ſteg zu dir verzehrt/

Kan ich/ o Goͤttin! nicht dein rein altar beruͤhren/

Soll auf dein heiligthum ich keinen finger fuͤhren/

So hat mir doch die pflicht noch keine zeit verwehrt.

Mein
[13]Galante Gedichte.
Mein geiſt muß opfer ſeyn/ mein hertze wird der herd/

Jch thue/ was ich kan/ und was ſich wil gebuͤhren/

Jch weiß/ du wirſt itzund mehr als genug verſpuͤren/

Was vor ein reiner dampf zu deinem throne faͤhrt.

Jch ehre dich allhier/ zwar ohne licht und kertzen/

Durch einen heiſſen trieb/ aus einem reinem hertzen/

Die flamme brennet zwar itzt durch verdeckten ſchein/

Und beug ich keine knie/ ſo beug ich das gemuͤthe/

Acht woͤrter ruͤhren mir itzunder mein gebluͤte:

Die Gottheit will geehrt/ und nicht geſchauet ſeyn.


Auff ihre ſchultern.
C. H. v. H.
Jſt dieſes ſchnee? nein/ nein/ ſchnee kan nicht flam̃en fuͤhren.

Jſt dieſes helffenbein? bein weiß nicht weis zu ſeyn.

Jſt hier ein glatter ſchwan? mehr als der ſchwanen ſchein/

Jſt weiche woll allhier? wie kan ſich wolle ruͤhren?

Jſt alabaſter hie? er waͤchſt nicht bey ſaphiren/

Jſt hier ein liljen feld? der acker iſt zu rein.

Was biſt du endlich doch? weil ſchnee und helfenbein/

Weil alabaſter/ ſchwan/ und liljen ſich verlieren.

Du ſchauſt nun Lesbie/ wie mein geringer mund

Vor deine ſchultern weiß kein rechtes wort zu finden/

Doch daß ich nicht zu ſehr darf haͤufen meine ſuͤnden/

So macht ein kurtzer reim dir mein gemuͤthe kund:

Muß Atlas und ſein hals ſich vor dem himmel biegen/

So muͤſſen goͤtter nur auf deinen ſchultern liegen.


Sie naͤhete ein weiſſes tuch.
C. H. v. H.
ES fuͤhrte Lesbia in ihrer weiſſen hand

Ein wunderſchoͤnes tuch/ dem kreide nicht zu gleichen/

So nur alleine will dem ſchnee der haͤnde weichen/

Weil dieſer es beſchuͤtzt vor ihrer augen brand.

Doch
[14]Galante Gedichte.
Doch ſcheint es/ wie ſich ſelbſt das koͤſtliche gewand

Bloß und alleine will von dieſer ſonne bleichen/

Und muß die nadel gleich durch ſeine faden ſtreichen/

So wird es doch durch diß ie mehr und mehr bekandt.

O wunderſchoͤnes tuch! dir bluͤhet das geluͤcke/

Jhr auge zieret dich/ mich toͤdten deſſen blicke/

Dich macht es lieb und werth/ mir hat es haß gebracht/

Dein faden fuͤhlt die ſtich/ ich fuͤhle ſie im hertzen/

Dir bringt er ehr uñ ruhm/ mir macht er noth uñ ſchmerzen/

Dich ſetzt er an den tag/ mich in die todes-nacht.


Auff ihre ſchwartze kleidung.
C. H. v. H.
JCh ſahe Lesbien umſchloſſen und umhuͤllt

Mit kleidung/ welche ſelbſt die traurigkeit erfunden/

Es war ein truͤbes tuch ihr um den ſchlaff gebunden/

Und ihre ſtirne war mit wehmuth angefuͤllt:

Doch hat die traurigkeit das himmel-reine bild

Hier gaͤntzlich abzuthun ſich niemahls unterwunden.

Der blitz/ ſo unvermerckt aus dieſen naͤchten quillt/

Vermehret meine brunſt faſt alle tag und ſinnden.

Es hat ja Venus ſelbſt ſich ſchoͤner nicht gezeiget/

Als da ſie in dem ſchos des truͤben Aetnens ſaß

Und mit der weiſſen hand die ſchwartzen kohlen laß/

Man ſchaut wie daß ein ſtern aus ſchwartzẽ wolcken ſteiget/

Ja ſelbſt die ſonne zeigt kein angenehmer licht/

Als wenn ſie unvermerckt durch truͤbe wolcken bricht.


Sonnet.
C. H. v. H.
DJch Lesbia und mich trug nechſt ein geiler wagen/

Gleich als die Cynthia begont den lauff der nacht/

Die Flora hat ihn ſelbſt zu ihrem feſt erdacht/

Und der verbuhlte gott das holtz herbey getragen.

Die
[15]Galante Gedichte.
Die farben/ ſo mit fleiß allhier begraben lagen/

Die ſagten: Adons blut hat uns hieher gebracht;

Die Venus hatte ſelbſt die eſſe heiß gemacht/

Als ihn mit gutem ſtahl ihr krummer mann beſchlagen.

Und hat ihn dazumahl ein ſchwartzes tuch umhuͤllet/

Schwartz ſtoͤret keinen ſchertz und ſtoͤrt die liebe nicht/

Man ſchaut wie mancher ſtern aus ſchwartzen wolcken bricht/

Und itzt ein wahrer reim aus ſchwartzem munde quillet.

Man ſoll kein wildes pferd nicht ferner mehr bemuͤhen/

Den geilen wagen ſoll die geile taube ziehen.


Er ſahe ſie zu pferde.
C. H. v. H.
DJe lange Lesbia/ ſo meine freyheit bindet/

Erkuͤhnte ſich nechſt hin zu ſchreiten auf ein pferd.

Trug gleich ihr ſchoͤner leib nicht bogen/ ſpieß und ſchwerdt/

So fuͤhrt ſie doch den blitz/ der alle welt entzuͤndet/

Ein etwas/ ſo man fuͤhlt und keiner recht ergruͤndet/

Dem kein Bucephalus ſich recht und wohl erwehrt/

So Alexandern ſelbſt und ſeinen muth verzehrt/

Macht daß ihr pferd den trieb/ der himmliſch iſt/ empfindet;

Wie wirſtu Heldin denn itzund von mir genant/

Der ich das erſte mahl durch deine glut entbrant/

Jch/ deſſen aſche noch ſoll deine wahlſtatt zieren.

Reit/ reit/ Amazonin/ getroſt durch wald und feld:

Doch wiltu daß dein knecht die ſehnen ſteiff behaͤlt/

So muſtu/ merck es wol/ die bruͤſte nicht verlieren.


An ſeine augen.
JHr augen/ ſeht forthin nicht Liſimennen an.

Jhr augen/ die ich euch mir nur zur marter trage/

Jch ſchwere/ daß ich euch bey Cypris thron verklage/

So fern eur lichter blitz mich nicht erretten kan/

Jhr
[16]Galante Gedichte.
Jhr habet allzuviel mir itzt ſchon angethan/

Jhr augen/ daß ichs euch aus grund des hertzens ſage/

Jhr ſchafft mir wenig luſt/ nur lauter angſt und plage.

Jch trete nur durch euch auf dieſe marter-bahn.

Wie iſt es/ kan ich euch ihr augen nicht bezwingen?

Ach nein! ich kan nicht mehr/ hemt ich gleich euren blitz/

Es wuͤrde Liſimen ſich dennoch in euch dringen/

Wo ſie nicht allbereit ſchon in dem hertzen ſitzt.

Raͤcht/ raͤcht ihr augen euch/ kan ſie ſich in euch ſpielen/

So laſſet Liſimen auch gleiche ſchmertzen fuͤhlen.


Er fand ſie im gruͤnen ſchlaffen.
HJer liegt mein paradieß mit roſen uͤberdeckt/

Die bruͤſte regen ſich/ mich mehr und mehr zu quaͤlen/

Der ambra ſteigt hervor aus ihrer ſuͤſſen kaͤlen/

Hir ligt mein paradies im gruͤnen ausgeſtreckt.

Komm/ geuß auf ihren mund dein perlenes confect/

Du linder Zephir du/ bring ihr die ſanften ſeelen

Aus deinen brunnen her/ mit ihr mich zu vermaͤhlen.

Schlaf; aber daß ſie nicht dadurch werd’ aufgeweckt/

St. Dryas! St. Napee! bleibt dort in dem gepuͤſche/

Dieweil ich manchen kuß auf ihrem mund erwiſche/

Sol euer ſchoͤner chor nicht mit ihr ſpielen gehn?

Jndeſſen ſchlafe du hier unter dieſen baͤumen;

Sehnſt du denn aber dich nach ſanften liebes-traͤumen/

So wache ploͤtzlich auf/ hier kanſt du einen ſehn.


Sonnet.
An die ſterne wegen Barnien.

JHr kinder ſuͤſſer nacht/ ihr feuer-vollen bruͤder/

Du kleines heer der luft/ du himmels-buͤrgerey/

Die du durchs braune feld nach reiner melodey

Erhebeſt deinen tantz/ und deine ſchoͤne glteder/

Wenn
[17]Galante Gedichte.
Wenn itzt der faule ſchlaff die muͤden augen-lieder

Durch einen faulen ſieg den ſinnen leget bey/

Damit kein wachen mehr bey uns zu ſpuͤren ſey.

Jhr kinder ſuͤſſer nacht legt eure fackeln nieder/

Was ſteht ihr wie zuvor/ und lacht den welt-kreiß an?

Laufft durch das goͤldne hauß/ verlaſt die fenſter-ſcheiben/

Geht ruͤckwerts/ wie ihr ſolt/ ich will euch ruͤckwerts treiben/

Geht ruͤckwerts wieder hin die alte finſtre bahn.

Geht kinder wie ihr ſolt/ flieht lichter/ flieht von mir/

Mein licht/ mein augen-ſtern/ mein lieb iſt nicht allhier.


Sonnet.
Cupido an die ſchoͤne Barnien.

HJer laß ich pfeil und glut/ die roſen mit den myrten/

Durch die ich vor der zeit in himmel konte gehn.

Hier laß ich krantz und band und alle waffen ſtehn/

Jch flieh/ und fliehe fort/ und laß es euch ihr hirten.

Kein ſpiel/ kein froͤlich ſeyn/ kein ſuͤſſes hals-umguͤrten/

Und keine Nymphe ſoll mit ſchallen und gethoͤn

Mich fuͤrderhin durch thal/ durch puſch und auen ſehn/

Kein weſt-wind ſoll mich mehr mit ſuͤſſem thau bewirthen/

Weil Barnia mit glantz glut/ feuer/ licht und gifft/

Pfeil/ koͤcher/ krantz und ſpeil und alles uͤbertrifft.

Ade/ ich gehe fort zu den entfernten wuͤſten/

Doch nehmt hier warnung an/ und hoͤret noch ein wort:

Jhr ſterblichen/ wenn ich itzund von euch bin fort/

Laſt euch nach Barnien/ ſie toͤdtet/ nicht geluͤſten.


II. Theil. BSeine
[18]Galante Gedichte.
Seine Chur-Printzl. Durchl. von Branden-
burg in geſtalt Cupidons/ an ihre Churfl. Durchl.
die Frau Mutter/ als dieſelbe von Hanno-
ver wieder kam und man ihr zu ehren ein
kleines luſt-ballet tantzete.

† † †
KOmm/ ſchoͤne mutter/ komm zuruͤcke/

Dein hof kan ohne dich nicht ſeyn;

Deſſelben groͤſter glantz und ſchein

Steht in den ſtrahlen deiner blicke.

So lange wir dich nicht geſehn/

Jſt gleichſam aller ſchmuck verſchwunden;

Was bleibt in deinen zimmern ſchoͤn/

Wenn wir dich nicht darin gefunden?

Die luſt wird man dir gerne goͤnnen/

So dir Hannover machen kan.

Allein was haben wir gethan/

Daß du ſo lange bleiben koͤnnen?

Es wuͤrde dich wohl iedes land

Als ſeine koͤnigin verehren;

Jedoch iſt dir nicht unbekant/

Daß wir dir naͤher angehoͤren.

Verzeihe dieſer meiner klage

Und der gerechten ungedult;

Die lieb’ allein iſt daran ſchuld/

Die ich dein Chur-Printz zu dir trage.

Du ſprichſt/ was dich entfernet hielt/

Das ſey dein kindliches verlangen;

So dencke denn was ich gefuͤhlt/

Dich/ ſchoͤne mutter/ zu umfangen.

Dich aber nun auch zu behalten/

Komm ich in Cupidons geſtalt/

Und wuͤnſche mir heut die gewalt

Sein amt der liebe zu verwalten.

Man
[19]Galante Gedichte.
Man ſagt/ daß dieſes ſchlaue kind

Der mutter eigen hertz geruͤhret;

Und ſie bernach/ ihm gleich geſinnt/

Jhn uͤberall mit ſich gefuͤhret.


An die auf Doris bruſt verwelckte roſe.
† † †
WJe haſtu roſe/ voller pracht/

Auff Doris bruſt zu ſterben wiſſen?

Hat dich ihr ſchnee beſchaͤmt gemacht/

Daß du davor erbleichen muͤſſen?

Ja freylich blumen-koͤnigin/

Dein purpur weichet dem jeßmin/

Den dieſer ſchoͤne kreiß laͤſt ſpuͤren.

Doch ſorge nicht ob den verluſt.

Du ſtirbſt auff meiner Doris bruſt/

Du ſolſt dadurch gar nichts verlieren.

Jch werde nun dein welckes blat/

Jn meynung Doris bruſt zu kuͤſſen/

An meinen mund zu druͤcken wiſſen/

Und wuͤnſchen/ daß an deiner ſtatt

Jch fuͤr dich haͤtte ſterben muͤſſen.


An Jhre Durchl. die itzt vermaͤhite Hertzogin
von Curland/ uͤber die kalte lufft ihres Curlandes.

† † †
NJcht fuͤrchte dich/ Durchlauchtigſte Princeſſe/

Vor Curlands kalten mitter-nacht;

Sein Printz/ der dich verehrt nach deiner groͤſſe/

Jſt ſchon auff deine luſt bedacht.

Dein auge ſelbſt mit ſeinen liebligkeiten

Wird ſich das land nach deinem wunſch bereiten;

Und kennſt du nicht (die warheit mag hier ſchertzen)

B 2Der
[20]Galante Gedichte.
Der kalten laͤnder eigenſchafft?

Die liebe hat dort rechte krafft:

Je kaͤlter dort die lufft/ je heiſſer ſind die hertzen.


Schertz-reime an den Herrn Marſchalck von
Carnitz/ den tag nach ſeiner hochzeit mit der
von Schoͤningin.

† † †
DJe ſchoͤnheit deiner braut hat dich verliebt gemacht/

Die wir die Schoͤningin/ nach ihrer ſchoͤnheit/ nennen;

Und gleichwohl ſagt man uns/ daß erſt ſeit dieſer nacht/

Du ihrer ſchoͤnheit preiß beginneſt recht zu kennen.

Jhr reitzendes geſicht/ mit munterkeit vermaͤhlt/

Erwieß dir zwar genug der ſchoͤnheit ihre ſtaͤrcke.

Jedoch hat ſie vor dir/ biß dieſe nacht/ verhehlt

Die allerſuͤſſeſten und ſchoͤnſten wunderwercke.

Heut aber da du ihr den guͤrtel haſt geloͤßt/

Siehſt du den gantzen Schatz vor deinen augen liegen:

Denn eh die Venus nicht die ſchlancken lenden bloͤſt/

Kan ihre ſchoͤnheit nicht der Paris heiſſen ſiegen.

O gluͤcke dieſer nacht/ die dich an ſie getraut!

Du freyheſt mehr mit ihr/ als ſie von ſich geprieſen.

Die ſchoͤnheit deiner frau iſt groͤſſer denn der braut/

Weil dir die hochzeit erſt ihr Paradieß gewieſen.


Uber die conterfeyen der ſchoͤnſten von Engel-
land/ die ietziger Churfuͤrſtin zu Brandenburg
von daher geſchicket worden.

† † †
DJe ſchoͤnen Engellaͤnderinnen/

Die man zum wunder uͤberſchickt/

Ent-
[21]Galante Gedichte.
Entſatzten ſich ob dem beginnen/

Als ſie Charlotten angeblickt.

Was habt ihr/ alle Koͤnigreich/

(Sprach iede) dieſer Fuͤrſtin gleich?

Schickt ihr auch eure Koͤniginnen/

Jhr werdet dennoch nicht gewinnen.


Daruͤber/ daß ihre Churfuͤrſtl. Durchl. dieſe
conterfeyen in dero zimmer ſetzen laſſen.

† † †
JHr ſchoͤnen aus dem Engellande

Seyd wohl die gluͤcklichſten der welt/

Daß man euch/ uͤber eurem ſtande/

Jn unſer Fuͤrſtin zimmer ſtellt!

Doch iſt es auch bey eurem gluͤcke

Um euren gantzen ruhm geſchehn/

Wo bleiben eure ſchoͤnen blicke/

Sehn wir Charlotten bey euch ſtehn?


Aus dem Frantzoͤſiſchen.
An der geliebten bette.

† † †
WErth und begluͤckter platz/ Melindens roſen-bette/

Du eintzger zeuge dieſer welt/

Von aller liebligkeit die ſie verborgen haͤlt/

Ach wenn ich doch dich zum verraͤther haͤtte!

Ach daß du zu getreu und zu verſchwiegen biſt!

Vertraue mir denn nur/ was ſonſt erfreulich iſt.

Gedenckt ſie nicht an den/ der ſie verehrt im ſchweigen/

Und wenn ſie halb erwacht/ mit ſich alleine ſpricht/

Nennt ſie mich unverſehns und in gedancken nicht/

Und hoͤrſt du keinen wunſch aus ihrem hertzen ſteigen?

B 3Uber
[22]Galante Gedichte.
Uber drey in Ungariſchen roͤcken ver-
kleidete Dames.

† † †
DRey maſquen lieſſen ſich bey hofe geſtern ſehn

Jn angenehmer tracht und ſehr geſchickten roͤcken:

Man kante ſie gar bald/ ſie waren allzu ſchoͤn;

Doch konte die in blau ſich weniger verſtecken.

Verraͤth der diamant ſich in dem ſchatten nicht?

Man weiß ſchon wer ſie ſey/ auch ſonder ſie zu nennen.

Denn deckt ſie gleich vor uns ihr himmliſches geſicht;

Kan durch den ſchoͤnen leib man dennoch ſie erkennen.


Uber Jris vollkommene ſchoͤnheit.
† † †
JRis (klagen ſich die alten)

Jſt in dieſer gantzen ſtadt

Fuͤr das ſchoͤnſte kind zu halten/

Weill ſie gar viel ſchoͤnes hat.

Bey den andern/ die uns fliehen/

Sieht man in geringer zahl

Nur gewiſſe blumen bluͤhen:

Aber Jris/ uns zur qual/

Jſt ein gantzer blumen-thal.


Als ſie ſich ihm zum neuen jahre ſchenckete.
B. N.
DEr himmel faͤngt dis jahr mit lauter thraͤnen an/

Und zeigt der erden nichts als nebel/ dampff und regen:

Doch Leonore hat das widerſpiel gethan/

Und will auff dieſen tag die ſtuͤrme niederlegen.

Jch hatte ſie erzuͤrnt/ und machte mich bereit/

Die ſtraffen ihrer hand mit demuth zu empfangen:

So kehrt ſie nacht in tag/ und leid in froͤligkeit/

Und ſtreicht die blaſſe furcht von meinen todten-wangen.

Vor ruthen ſchickt ſie mir ſich ſelber und ihr hertz;

Was
[23]Galante Gedichte.
Was koͤnt’ ich beſſers wohl von einem richter hoffen?

Mein geiſt war voller angſt/ die ſeele voller ſchmertz/

Nun ſteht mir unverhofft mein gantzer himmel offen.

Begluͤcktes neues jahr! wo brieffe buͤrgen ſeyn/

Und die gedancken ſo wie ihre worte klingen.

Ach aber ſchoͤnſtes bild! du zeigeſt ſonnen-ſchein/

Und wilſt mir in der that nur truͤben regen bringen.

Du ſchenckeſt was du ſchon an andre laͤngſt verſchenckt/

Und giebſt mir/ was du doch mit rechte nicht kanſt geben.

Wie will dein Gelidor/ den du hierdurch gekraͤnckt/

Nun kuͤnfftig ohne dich und ſonder hertze leben?

Denn deines nimſt du ihm/ und ſeines haſt du ſchon.

Doch was bekuͤm̃ern mich doch fremde qual und ſehmertzen?

Was giebet mir hier Rom? was Gelidor vor lohn/

Daß ich mein gluͤcke ſoll zu ſeiner luſt verſchertzen?

Wer ſchenckt/ der ſchaue zu/ wie viel er halten kan.

Jch nehme/ was du mir ſo willig angetragen.

Du kanſt nun/ wilſtu gleich/ was deine wahl gethan/

Nicht ohne ſchand und ſchmach gar wohl zuruͤcke ſchlagen.

Cupido lehne mir die waffen deiner hand/

Befeßle dieſes hertz mit ketten von rubinen/

Und ſchreib mit goͤldner ſchrifft an ſeine kammer-wand:

Daß niemand in der welt kan zweyen herren dienen.


Auff ſchoͤne augen.
* * v. L.
JHr ſterne/ deren glantz der monden nicht kan gleichen/

Jhr ſonnen/ deren ſchein die ſonne ſelbſt muß weichen/

Jhr/ die ihr doppelt vor der liebe ſpiegel ſtellt/

Jhr/ die ihr j[e]derman/ ſo euch nur ſiehet/ faͤllt/

Jhr/ die ihr gnade wiſt und ungunſt auszutheilen/

Jhr/ die ihr beydes koͤnt verletzen und auch heilen/

Jhr/ die verzweifflung uns ſo wohl als hoffnung gebt/

B 4Ver-
[24]Galante Gedichte.
Verurſacht daß man ſtirbt/ und machet daß man lebt.

Jhr ſchoͤnſten augen ſeyds/ die ich hier will beſchreiben/

Nah darff ich nicht bey euch/ weit kan ich auch nicht bleiben.

Der tag der iſt mir nacht/ wenn ich euch ſchaue nicht/

Seh ich euch/ werd ich blind/ weiß nicht wie mir geſchicht.

Doch dult ich dieſes gern/ und will viel lieber leiden/

Als weit entfernet ſeyn/ und eure ſchoͤnheit meiden.

Ein eintzig blick von euch vergnuͤget mich viel mehr/

Als ſtrahlen die von ſonn und ſternen kommen her.


Auff einen ſchoͤnen hals.
* * v. L.
ES war der Lyſis von verwunderung entzuͤcket/

Es war ihm ſeel und finn nicht anders als beſtricket:

Er wuſte ſelbſt nicht recht/ wie und was ihm geſchehn/

Jndem er unverhofft was ſonders hatt’ erſehn.

Er dachte hin und her/ und kont es nicht ergruͤnden/

Er kunte nicht bey ſich den rechten ſchluͤſſel finden;

Die weiſſe lilien verlohren ihren preiß

Bey dieſem wunder-werck; der ſchnee ſchien nicht mehr weiß.

So kalt als dieſer war/ ſo groſſe hitz’ es machte/

Es red’t und ſchwieg zugleich/ es ſchien als wenn es lachte/

Jetzt bildet es ihm vor das runde himmels-zelt/

Bald bildet er ihm ein die kugel dieſer welt.

Als nun in ſolchem ſtand war nahe zu ihm kommen

Der kleine liebes-gott/ eh ers in acht genommen/

Sprach er ihm alſo zu: nicht wunder Lyſis dich

Ob dieſem was du ſiehſt; gar viel die haben ſich

Verlohren an dem ort/ den du anietzt beſchauet/

Wenn ſie zu kuͤhn geweſt/ und ſich zu weit getrauet.

Diß iſt der liebe thron/ der ſchoͤnheit auffenthalt/

Die wohnung aller luſt/ die ſuͤſſeſte gewalt/

Die ſinn/ gemuͤth und hertz in ihre bande bringet/

Die alles menſchliche beſieget und bezwinget/

Der ort/ wo nichts als nur vergnuͤgung iſt bewuſt/

Der
[25]Galante Gedichte.
Der liebligkeiten ſitz/ der tempel aller luſt.

Geh/ lieber Lyſis/ geh/ ietzt magſtu nur gedencken/

Wie du ein opffer kanſt in dieſen tempel ſchencken.


Sie ſpeiſet ſeinen vogel aus ihrem munde.
J. v. M.
MEin zeißgen nehrte ſich bißher von hanff und ruͤben/

Und lieſſe ſeinen tranck ein ſchlechtes waſſer ſeyn.

Es ließ den irrdnen napff ihm mehr als gold belieben/

Und bildet ſich ein ſchloß von ſeinem kaͤficht ein.

Nun merckt der vogel erſt/ daß glaß chryſtallen weichet/

Der roſ’ ein neſſel-ſtrauch/ dem biſame zibeth/

Nachdem ſein neuer ſtand ſo wenig jenem gleichet/

Als wenig ſchnecken-blut nach andern farben geht.

Es hat ſein altes hauß (von holtze zubereitet/

Mit tannen ausgeziert) um eine hand vertauſcht/

Die ſelbſt der kreide trotzt/ und mit der wolle ſtreitet/

Darin der loſe gaſt auff ſeidnen polſtern lauſcht.

Sein ietzigs trinckgeſchirr iſt ein rubinen-becher/

Den rings-um die natur mit perlen ausgeſetzt/

Jn deſſen wunder-ſafft zu ſeinem liebes-koͤcher

Cupido allemahl die guͤldne pfeile netzt.

Mein vogel ſpeiſt allhier nichts als nur amber-kuchen/

Und trinckt den nectar/ der aus purpur-roſen quillt.

Der ſuͤſſe ſeelen-thau/ den viele geiſter ſuchen/

Hat dieſen gluͤcklichen zum oͤfftern angefuͤllt.

Ach wie verſchwendriſch iſt bißweilen das geluͤcke!

Hier wirfft es alles zu dem/ der gar nichts verdient/

Der nichts erkennen kan/ und der die holden blicke

Wol um ein korn vertauſcht/ daraus ein hanff-ſtiel gruͤnt.

Ach wolte mir einmahl ein ſolcher gluͤcks-ſtern ſcheinen/

Jch wolt empfindlicher/ als du mein zeißgen/ ſeyn/

Jch weiß den wahren werth von ſolchen edel-ſteinen/

Man nimt die perlen nicht wie ruͤben-ſaamen ein.

B 5Ein
[26]Galante Gedichte.
Ein ſolcher goͤtter-ſafft mit roſen uͤberdecket

Reimt ſich/ mein armes thier/ fuͤr deinen ſchnabel nicht;

Ach dieſe zucker-koſt/ die nach jeßminen ſchmecket/

Jſt eintzig und allein den ſeelen zugericht!

Komm tauſch einmahl mit mir: Jch ſchwer bey meinem leben/

Jch will weit mehr vergnuͤgt von deiner taffel gehn.

Du armer vogel nimſt/ und kanſt nicht wieder geben;

Jch kans/ und muß dennoch dich vorgezogen ſehn.


Sonnet.
Er mahlet ihr bildnis.

C. E.
EJn antlitz/ welches nur dem himmel aͤhnlich ſtehet/

Das angebohrne pracht vor tauſenden erhoͤht/

Und das kein pinſel ſich zu mahlen unterſteht/

Jſt meine feder hier zu bilden hoͤchſt bemuͤhet.

Der wangen blumen-kreyß/ der voller roſen bluͤhet/

Der augen himmel-blau/ des mundes purpur-roͤth/

Der ſtirne helffenbein/ die uͤber marmel geht/

Die bruſt/ die auch dem ſchnee den ſilber-glantz entziehet/

Des geiſtes ſittſamkeit/ den engliſchen verſtand/

Und ſo viel tugenden/ die aller welt bekant/

Darff man in ewigkeit von keinem mahler hoffen;

Die kunſt iſt ihm zu hoch: ich ſag’ es ohne ſcheu.

Wer aber ſiehet nicht/ daß diß Libore ſey/

Und daß mein feder-kiel ſie gantz genau getroffen?


Sie tadelt/ daß diß bildniß ihr nicht gleich ſehe.
C. E.
WJe? ſoll das bildniß nicht Liboren aͤhnlich ſeyn/

Das ich zu mahlen mich erſt neulich unterfangen?

Trifft augen/ ſtirn und mund/ und die bemilchte wangen

Nicht mehr als allzuwohl mit ihrer anmuth ein?

Der
[27]Galante Gedichte.
Der tadel iſt gantz falſch. Doch nein! verwegner/ nein!

Du mahlſt nicht heiß genug der hellen augen ſchein/

Die wangen koͤnten noch ein beßres lob erlangen/

Der rothe nelcken-mund in ſchoͤnrem purpur prangen/

Die ſtirn/ da ſcham und zucht die keuſche wohnung haͤlt/

Die iſt nicht weiß genug und praͤchtig vorgeſtellt/

Den glantz/ vor welchem ſelbſt die Venus muß erblaſſen/

Den weiß die feder nicht recht ſchimmrend abzufaſſen.

Jch habe dann gefehlt: und will diß fehlen nennen/

Daß ich nicht ſchoͤn genug ſie hab entwerffen koͤnnen.


Auff ihre kaltſinnige veraͤnderung.
C. E.
MElinde/ geht dein feur ſo zeitig ſchon zu end?

Wie geht diß immer zu? kein funcke ſoll ſich ruͤhren/

Du wilt nur ſchnee und eiß in deinen adern fuͤhren/

Jſts moͤglich/ hat das blat ſo ploͤtzlich ſich gewendt?

Doch was verwundr’ ich mich? wenn man die flam̃en treñt/

So muß nothwendig ſich derſelben krafft verliehren/

Und kan man dieſes nicht an deinem hertzen ſpuͤren/

Das in zertheilter gunſt vor mich und jeden brennt?

Noch gleichwohl ſoll ich dich als eine goͤttin ehren/

Und meine liebes-glut faſt taͤglich neu vermehren/

Vergeß ich einen blick/ ſo iſts nicht recht gethan.

Wie aber reimt ſichs wohl: mein gantzes hertz begehren/

Und von dem deinen kaum den kleinſten theil gewaͤhren?

O nein! Melinde/ nein! ſo geht der tauſch nicht an!


Als ſie ſich mit einem glaſe die hand
verſchnitten.

C. E.
SO recht! meyneid’ge hand! ſo werd’ ich einſt gerochen/

Und deine falſchheit wird mit gleicher maaß belohnt.

Ha! unbeſtaͤndige! noch leichter als der mond/

Wie
[28]Galante Gedichte.
Wie pflag ich nicht vor dem auff deine treu zu pochen?

Was hab ich mir nicht ſtets vor gunſt von dir verſprochen?

Da aber deine huld auch frembden dienſte frohnt/

Und ſo viel andre mehr dein ſchmeicheln ſchon gewohnt/

So wirſt du billich itzt biß auff das blut geſtochen.

Wol mir! ein ſchlechtes glaß ſucht meinen ſchimpf zu raͤchen!

Die rache geht nach wunſch. Was hab ich nun zu ſprechen?

Fließ dann/ treuloſes blut/ biß auf den letzten tropffen/

Jch werde nimmermehr die wunde dir verſtopffen:

Und wuͤrde deiner hand das leben ſelbſt entfuͤhret/

Gut! wenn kein ander nur mehr wird durch ſie beruͤhret.


Sie weigert ihm ein armband/ das band der
freyen hertzen genannt.

C. E.
BLeib/ ſchoͤnſte Solime/ bey dem verhaſten wahn/

Daß dir der ordens-band alleine will gebuͤhren/

Und daß er/ auſſer dich/ ſoll keinen frembden zieren/

Der ſich nicht ſo/ wie du/ der freyheit ruͤhmen kan.

Jch will es gern geſtehn/ daß es um mich gethan/

Du weiſt die blicke ſchon zu meiſterlich zu fuͤhren/

Und kanſt durch ſtille glut das blut in adern ruͤhren/

Ja/ legſt dem hertzen ſelbſt die ſchwerſte feſſeln an.

Was wunder/ daß ich dann um meine freyheit kommen;

Nur leugne/ ſchoͤnſte/ nicht/ daß du ſie mir genommen/

Und daß dein auge mich und meinen geiſt entbrandt.

Giebſtu mir dieſes zu/ ſo laß ich deinen band/

Und will viel lieber ihn und ſeinen orden miſſen/

Als meine freyheit nicht durch dich beſieget wiſſen.

Als
[29]Galante Gedichte.
Als ſie an einem donnerſtage/ ihrem nah-
mens-tage/ von einer reiſe wieder kam.

C. E.
WJllkommen ſchoͤnſter tag! du bringſt das rechte gluͤcke/

Wornach ſo mancher ſich bißher zu ſehnen pflag/

Du wirſt uns wohl ein recht verkehrter donnerſtag/

Weil deinen donner du durch himmliſches geſchicke

Verkehrſt in lauter luſt und guͤldne freuden-blicke.

Ein ander haſſe dich/ ſo ſehr er immer mag/

Er tadle deinen blitz und rauhen wetter-ſchlag;

Nur wiſſe: daß ich mich ſehr hoch an dir erquicke.

Denn/ da du nicht allein Liborens nahmens-feſt/

Beſondern auch ſie ſelbſt uns wieder ſchauen laͤſt/

Wie koͤnteſtu uns wol ein groͤſſres gluͤcke weiſen?

O! ſtell dich ſolcher art noch oͤffters bey uns ein/

Du angenehmer tag! Jedoch/ was wuͤnſch ich? nein!

Sonſt muͤſte ſie zuvor erſt wieder von uns reiſen.


An etliche ſchreib-federn/ die er ihr zuſchickte.
C. E.
JHr ſtummen redner ihr/ ihr mahler der gedancken/

Die ihr die heimligkeit des tieffſten hertzens wißt/

Jhr heuchler/ die ihr ſteckt voll trug und arger liſt/

Die ihr bald weint und lacht/ bald zuͤrnt und pflegt zu zancken;

Jhr ſilber-roͤhren ihr/ aus deren engen ſchrancken

Glut/ ſeuffzer/ grimm und haß/ rach/ lieb’ und eifer flieſt;

Jhr aͤrtzte/ die ihr ſeyd mit klugheit ausgeruͤſt/

Und keinem treuer dient/ als den verliebten krancken:

Geht zur Oranten hin/ ihr ſchlauen hexen-meiſter/

Die ihr gantz unvermerckt hertz/ ſeele/ blut und geiſter

Durch eure ſchwartze kunſt bezaubert und verſtrickt/

Geht/ doch mit dem beding/ daß ihr mir thut zu wiſſen/

Wie bald Orante ſich zur liebe wird entſchlieſſen/

Und ob ich ewig dann ſoll bleiben unbegluͤckt?

Auff
[30]Galante Gedichte.
Auff ihre grauſamkeit.
C. E.
DOrinde/ iſts nun aus mit meinem armen leben?

Hab’ ich nun einſt verzehrt das duͤrre kummer-brod/

Und den vergaͤllten tranck/ den deine hand mit bot/

Vor deſſen bittrigkeit noch geiſt und blut erbeben?

Jſts moͤglich/ wiltu mich des jammers uͤberheben/

Und ſeh’ ich denn einmahl die endſchafft meiner noth?

Ach! ja/ dein grauſam ſeyn bringt endlich mir den todt/

Und will ein ſchwartzes grab mir zur belohnung geben.

Weil dann mein leben nichts in deinen augen gilt/

So ſaͤume nur nicht lang/ wann du mich toͤdten wilt/

Und uͤberhebe mich nur zeitig meiner plage:

Doch glaube ſicherlich/ du toͤdt’ſt mich nicht allein;

Mein todt wird auch dein todt/ und dein verderben ſeyn/

Weil ich dich lebendig in meinem hertzen trage.


Als er kam/ loͤſchte ſie das licht aus/ daß
er ſie nicht ſehen ſolte.

C. E.
VErſteck dich immer hin! ſchleich heimlich zu der wand!

Loͤſch alle lichter aus! du kanſt mir nicht verſchwinden;

Halt dich noch eins ſo ſtill; ich will dich dennoch ſinden:

Wird aus dem ſchatten nicht das helle licht erkant?

Glaͤntzt nicht bey dunckler nacht ein echter diamant?

Ja/ ob die finſterniß ſich ſelbſt wolt unterwinden/

Der ſonnen goͤldnes rad in wolcken einzuſpuͤnden/

So bricht ſie doch hervor durch ihren lichten brand.

Licht/ demant/ ſonne bleibt in ihrem werth und pracht:

Was ſchad’t die finſterniß/ der ſchatten und die nacht?

Jhr glantz kan deſto eh’ uns in die augen ſteigen.

Biſtu mir nun mein licht/ demant und ſonnen-ſchein/

So wird die demmerung ſelbſt dein verraͤther ſeyn/

Und dich durch ſchatten/ nacht und finſterniß mir zeigen.

Die
[31]Galante Gedichte.
Die uͤber ihren entlauffenen ſohn erzuͤrnete
Venus.

C. E.
WAs will der heiſſe zorn? was das vergaͤllte draͤuen?

Und was die ruthe dort in deiner rechten hand?

Wo kommſtu ſo verwirrt/ ſo hitzig hergerant?

Wie? Venus/ hoͤrſtu nicht? ſie ſchwieg; bald hoͤrt’ ich ſchreyen:

Du abgefeimter dieb! lernſtu dich noch nicht ſcheuen?

Jch habe dir vorlaͤngſt die ruthe zuerkannt;

Nun aber ſolt du ſeyn aus meiner gunſt verbannt.

Halt ſchelm! halt boͤſewicht! es ſoll dir wohl gereuen!

Jch rieff ihr weiter zu: Was? ſuchſtu deinen ſohn?

Er baut bey Solimen gleich itzt den liebes-thron/

Und muͤhet ſich durch ſie die hertzen zu entzuͤnden:

Bald reitzt er durch ihr aug/ bald wieder durch den mund/

Ach Venus! raͤche mich; er hat mich auch verwundt/

Lauff hin zur Solime/ da da wirſt du ihn finden.


Der verbindliche dienſtag/ ihr nahmens-tag.
C. E.
DEr dienſtag will mich zwar zu deinem dienſt entzuͤnden/

Und reitzet meinen geiſt/ zu binden deine hand;

Allein/ ſo gern ich will/ ſo leidt es nicht mein ſtand:

Wer ſelbſt gebunden iſt/ wie kan der andre binden?

Die ſtricke/ welche ſich in deinen blicken finden/

Verwickeln mich zu feſt durch ihren wunder-band.

Wie iſt es moͤglich nun/ da’s ſo mit mir bewand/

Den marmel deiner hand mit baͤndern zu bewinden?

So binde dich dann ſelbſt/ weil ich nicht binden kan/

Und feßle deinen ſinn ein wenig feſter an/

Der ſich nur allzu offt hat meiner luſt entriſſen:

Laß huld und gegengunſt bey uns ſich finden ein;

Jen’s ſoll mein angebind/ diß deine loͤſung ſeyn/

Von andrer loͤſung mag ich ſonſt durchaus nicht wiſſen.

Un-
[32]Galante Gedichte.
Unterſcheid der ſchwartzen und blauen augen.
Auff zwo ſchweſtern.
C. E.
LJſett und Silvie/ ihr perlen unſrer zeit/

Jhr koͤnnt den ſtoltzen preiß vor tauſend andern haben:

Denn eure freundligkeit und ungemeine gaben

Sind ein beruͤhmter zeug der theurſten koſtbarkeit.

Aus eurem weſen ſtrahlt ſelbſt die vollkommenheit/

An eurer anmuth kan ſich alle welt erlaben.

Jch glaub/ es iſt ein geiſt in beyder hertz vergraben/

Weil ihr an muntrigkeit euch ſo gar aͤhnlich ſeyd.

Jn einem trefft ihr doch nicht gar zu wohl zuſammen;

Liſett zeigt offenbahr die blauen himmels-flammen

Und den verliebten brand/ der durch die augen blitzt;

Hingegen Stlvie brennt heimlich und verſtohlen:

Denn ihr geſchwaͤrtztes aug’ laͤßt wie verloſchne kohlen/

Darinnen gleichwohl feur und glut verborgen ſitzt.


Auff ein ihm verehrtes band.
C. E.
NJm/ Venus/ dieſes band aus meinen frohen haͤnden/

Das mir von Solimen juͤngſthin geſchencket iſt/

Jch hab es tauſendmahl zu guter letzt gekuͤſt/

Und will es dir hiemit in deinen tempel ſenden.

Haͤng/ wo du wilt/ es auff an deinen guͤldnen waͤnden/

Und beut der ſtrengen zeit/ die ſtahl und marmel friſt/

Daß ſie nicht gierig ſey/ durch falſche tuͤck und liſt

Dem bande weh zu thun/ noch ſeine pracht zu ſchaͤnden.

Nim es/ als erſtlinge der reinſten freundſchafft/ hin/

Du ſiehſt/ daß ich getreu/ gerecht und danckbar bin/

Drum foͤrdre/ wie du pflegſt/ mein gluͤck auff dieſer erden/

Schaff/ daß mir Solime das hertze ſelber ſchenckt;

Und wenn dein knecht alsdenn nicht ewig an dich denckt/

So laß ihn aller gunſt auf eins verluſtig werden.

Sie
[33]Galante Gedichte.
Sie fordert ihme zuͤrnend ihre uhr ab.
C. E.
GEh hin/ verhaßte uhr/ zur trotzigen Melinden

So lieb du mir zuvor/ ſo feind bin ich dir itzt/

Nachdem du ihren grimm haſt wider mich erhitzt/

Und ſie mit rach und zorn wilt gegen mich entzuͤnden.

Weg nur/ ich mag dich nicht! wer kan dich auch ergruͤnden?

Wer weiß/ daß ſolch ein haß in deinen raͤdern ſitzt/

Wodurch ihr unmuths-feur ſo grimmig auff mich blitzt?

An deinem zeiger haͤtt’ ichs ewig nicht kont finden.

Doch/ was verfolg ich dich? es iſt Melindens art/

Sie hat wohl ehmahls ſchon das ſpiel mir ſo gekart/

Und nichts/ als nur verdruß und pein mir wollen goͤnnen;

Die unruh in der uhr iſt ihrer ſinnen bild/

Die will ſie etwan ſehn? Jhr wunſch ſey dann erfuͤllt!

Wie ſchoͤn wird ſie ſich nun darinn nicht ſpiegeln koͤnnen.


Sie ließ ihn im finſtern mit einer laterne
zu ſich holen.

C. E.
WAs ſoll die leuchte doch/ die du mir zugeſandt?

Gewiß/ ſtatt ihrer kan Cupido mir ſchon dienen;

Denn ob er gleich ſtockblind ſein lebetag erſchienen/

Fuͤhrt er/ als gleitsmann/ mich doch ſicher bey der hand,

Zudem/ er ſcheut das licht und will nicht ſeyn erkant

An der entbloͤßten haut/ und den verliebten minen;

Drum wird er ſich auch nie/ als nur des nachts/ erkuͤhnen/

Wenn dunckle ſchatten ſind/ zu ſtreichen durch das land.

Weil nun mein wille wird nach ſeinem wunſch getrieben/

So muß ich mit ihm fort ohn eintzigen bedacht.

Jch folg ihm endlich auch gar gern und mit belieben:

Gnug! wenn er mich nur fuͤhrt zu dich und deiner pracht.

Was hat es denn vor noth/ laternen anzuzuͤnden/

Wann ich die ſonne ſelbſt in dir/ mein licht/ kan finden.

II. Theil. CAn
[34]Galante Gedichte.
An ſeine augen.
C. E.
JHr augen habts gethan! durch euch bin ich betrogen/

Jhr habt/ als moͤrder/ mich um meine freyheit bracht.

Verraͤther! ſagt einmahl/ was habt ihr doch gemacht/

Daß ihr von Solimen die flammen eingeſogen?

Sagt mir: was hat euch doch zu dieſer that bewogen?

Schweigt ſtill von Solimens verfuͤhreriſchen pracht!

Sie iſt nicht ſchnee und eiß. Jch hab es wohl gedacht.

Jhr augen habts gethan! ihr habt mir vorgelogen.

Nun ſeht auch/ wie ihr ſie zur gegen-liebe zwingt.

Sagt: daß mein leben ſelbſt ſchon mit dem tode ringt.

Es iſt um mich gethan! jetzt duͤrfft ihr nichts verſchweigen/

Durch euch/ als fenſter/ ſieht man in das hertz hinein.

Sagt: daß in kurtzen es wird ſtaub und aſche ſeyn/

Denn eure farbe kan davon zur gnuͤge zeugen.


Als ſie ſich mahlen ließ/ und es an rother
farbe gebrach.

C. E.
WAs? kuͤnſtler/ fehlt es dir an farben zu dem munde?

So rieff ich: als zugleich Aurora ſich erbot

Mit morgen-ſtrahlen ihm zu helffen aus der noth.

Man ſah’ wie Flora ſich mit roſen fertig funde:

Die Thetis holete corallen aus dem grunde:

Die muͤde ſonne gab von ihrem abend-roth:

Die purpur-ſchnecke gieng freywillig in den todt/

Und opfferte ihr blut noch zu derſelben ſtunde.

Die berge lieferten den ſchimmer von rubinen:

Und die granate kam mit ihrem ſafft zu dienen/

Sie ſtellten alle ſich dem kuͤnſtler ſelbſt zur hand;

Jch aber ließ hierbey mein rothes hertz erblicken/

Und ſprach: hier findeſtu glut/ flammen/ feur und brandt/

Diß wird am beſten ſich zu deinen farben ſchicken.

Auff
[35]Galante Gedichte:
Auff ihr abſterben.
C. E.
ARminde muſtu ſchon des todes opffer werden?

Reißt deſſen kalter arm dich in die grufft hinein?

Ach deine ſittſamkeit und heller tugend-ſchein

Entweicht nur allzu fruͤh der kummer-vollen erden

Wo bleibt die ſtille pracht der hoͤfflichen geberden?

Arminde/ ohne dich wird mir die welt zu klein/

Dein ſterben laͤſſet mich nicht mehr am leben ſeyn/

Und haͤuffet meine noth mit tauſend angſt-beſchwerden.

Mit dir iſt meine lieb’ aus dieſer welt gewichen/

Mit dir iſt meine luſt und wohlergehn verblichen/

Dein todt macht mich verwirrt/ beſtuͤrtzt und traurens-voll/

Bey dir iſt meine gunſt/ hertz/ ſeel und geiſt verblieben/

Was kan ich ferner nun wohl auſſer dir mehr lieben/

Als meinen jammer/ der mich ehſtens toͤdten ſoll?


Sie ſtirbt am donnerſtage.
C. E.
VErworffner donnerſtag! du anfang meiner plagen!

Hat man dein donnern wohl je grauſamer geſpuͤhrt/

Als heute/ da dein blitz das hertze mir geruͤhrt/

Und alle meine luſt biß in den grund zerſchlagen?

Wie billig kanſtu itzt den ſtrengen nahmen tragen!

Wann hat er jemahls dir mit groͤſſrem recht gebuͤhrt?

Du haſt Arminden/ ja! mich ſelber mir entfuͤhrt/

Und ſuchſt in meiner angſt dein ſuͤſſes wohlbehagen.

Wer raͤchet mich an dir? fleh’ ich den himmelan?

Nein! dieſer hat mir mehr/ als wie du ſelbſt/ gethan.

Jſt diß die freude/ die der freytag mir verſprochen/

Als mir der erſte blick von ihrer gunſt geſchah?

Wie war ich dazumahl doch meinem gluͤck ſo nah/

Das ſo erſchrecklich ſich itzt hat an mir gerochen!

C 2Die
[36]Galante Gedichte.
Die verlohrne und wieder gefundene Venus.
C. E.
ACh! mutter trockne doch die thraͤnen von den wangen/

Die dein betruͤbtes kind mit ſeuffzen nach dir ſchickt!

Jch habe dich verlohrn! o kummer/ der mich druͤckt!

Wo biſt du? laß mich dich nur einmahl noch umfangen!

Komm! hertzens-mutter komm! ach komm doch bald gegangen/

Eh’ geiſt und leben mir aus blut und adern ruͤckt!

So klagte Cupido in angſt und pein verſtrickt/

Und ſuchte/ doch umſonſt/ die Venus mit verlangen/

Er weinte fort fuͤr fort. Hier aber weiß ich nicht/

Woher ihm Solime kam ploͤtzlich zu geſicht;

Wie ward er nicht erfreut bey ſo begluͤckten ſtunden?

Er zog die thraͤnen ein/ man ſahe/ wie er lieff

Und mehr denn tauſendmal ihr diß entgegen rieff:

Bleib/ ſchoͤnſte mutter/ bleib/ itzt hab ich dich gefunden!


Er verehret ſie unter dem bilde der ſonnen we-
gen ihres nahmens/ Helene/ zu teutſch
die ſonne genant.

C. E.
HElene/ ſonnen-kind/ du fackel dieſer welt/

Du praͤcht’ges meiſter-ſtuͤck des himmels und der erden/

Das ohn erſtaunen nicht kan angeſchauet werden/

Und recht was goͤetliches in ſich verſchloſſen haͤlt;

Ohn dich liegt die natur verfinſtert und verſtellt.

Sie ſeufftzt nach deinem blick und reitzenden geberden/

Und fuͤhlt nur all zuviel der ſchmertzlichſten beſchwerden/

Wann dein belebter glantz was ſparſam auff ſie faͤllt.

O ſonn! ich feyre heut dein hohes nahmens-feſt/

Das an nichts niedriges durchaus mich dencken laͤſt/

Denn
[37]Galante Gedichte.
Denn wer zur ſonnen will/ muß ſich zum himmel ſchwingen.

Was aber opffr’ ich dir? blut/ leben/ ſeel und geiſt;

Ja! dieſes iſts/ was mir aus deiner guͤte fleuſt/

Wer kan was beſſres dir auch zum geſchencke bringen?


Cupido an ſie/ bey uͤberſendung etwas gruͤ-
ner myrthen zur braut-krone.

C. E.
DJß friſche myrthen-laub/ das ewig pflegt zu gruͤnen/

Womit die Venus gieng hoͤchſt-praͤchtig aufgeſchmuͤckt/

Als ſie zum goͤtter-feſt ſich neulichſt angeſchickt/

Will ich dir/ ſchoͤnſten/ hier zu ſenden mich erkuͤhnen.

Denn da du mir ſo ſchoͤn/ wie Venus ſelbſt/ geſchienen/

Als ich vor kurtzem noch dein helles aug’ erblickt/

Das durch ſein freundlich ſeyn faſt alle welt entzuͤckt;

So muß ihr ſchmuck mit recht auch dir zum ſchmucke dienen.

Du aber/ heil’ges laub/ das ſolch ein haupt bekroͤnt/

Von dem du allen glantz und alle pracht entlehnt/

Kein gold noch demant iſt dir ferner zu vergleichen;

Wie gluͤcklich biſt du nicht in deinem gruͤnen ſchein?

Von nun an wird dein ſtamm den cedern ſelbſt nicht weichen/

Und eine koͤnigin der ſchoͤnſten baͤume ſeyn.


An ihre entzuͤndende ſchoͤnheit.
C. E.
WAs geiſt und leben nur in ſeinen adern traͤgt/

Kennt die vollkommenheit der ſchoͤnſten Leonoren/

Die zur verwunderung den menſchen iſt gebohren/

Und faſt die halbe welt durch ihren blick bewegt/

Die durch ein ſuͤſſes wort die hertzen gantz zerſchlaͤgt/

Und taͤglich friſche glut in unſrer bruſt erregt;

C 3Ja/
[38]Galante Gedichte.
Ja/ die der himmel nur uns zum verderb erkohren/

Daß durch ihr heiſſes feur gieng ſtadt und land verlohren.

Saat mir: wie heiß’ ich wohl die ungluͤcks-ſtiffterin/

Durch die ich ſelbſt zur glut und aſchen worden bin/

Wie wird auffs grauſamſte ſie doch von mir benennet?

Es gleichet ihrem brand kein blitz noch ſonnen-ſchein;

Sie kan mit beßrem fug ein hoͤll’ſches feuer ſeyn/

Das tag und nacht uns brennt/ und ſelber doch nicht brennet.


Als ſie ihn ihren liebſten nannte.
C. E.
LJbore/ deine gunſt iſt faſt zu hoch geſtiegen:

Du weiſt ja/ wer ich bin/ und ſoll dein liebſter ſeyn?

Solch ungemeines gluͤck will mir durchaus nicht ein/

Und heiſt vernunfft und witz bey mir zu boden liegen.

Ach! deine hoͤfftigkeit will mich zu ſtarck beſiegen!

Du gehſt verſchwendriſch um mit deinem gnaden-ſchein.

Denn dencke/ was du thuſt: Ein ſchlechter kieſel-ſtein

Soll ſich auff dein geheiß zum diamant verfuͤgen!

Zu perlen legt man ſonſt nicht ſchwartzen ziegel-grauß/

Und neßeln bindet man in keinen blumen-ſtrauß;

Wie ſchickt ſich dann dein glantz zu meinem duncklen weſen!

Libore/ glaube mir/ du thuſt mir wohl und recht/

Wenn du ins kuͤnfft’ge mich nur nenneſt deinen knecht/

Zu deinem liebſten hat das gluͤck mich nicht erleſen.


Er bindet ſie an.
C. E.
KOmm Venns/ knuͤpffe mir ein band von myrthen-zweigen/

Und miſche deinen ſchmuck den friſchen blaͤttern ein;

Streu Flora/ wo du kanſt/ jeßmin und nelcken drein.

Auff Thetis! wirſtu nicht aus deinen tieffen ſteigen?

Her-
[39]Galante Gedichte.
Hervor! auch du muſt uns die naſſen ſchaͤtze zeigen/

Bring’ runte perlen her/ die nur die beſten ſeyn:

Jhr berge/ zinſet gold/ ihr felſen/ edelſtein/

Wir wollen alles hier in eins zuſammen reigen.

Cupido/ nimm du drauff diß angenehme band/

Und flicht es Solimen um ihre liljen-hand;

Doch ſag’ ihr auch zugleich von deiner mutter wegen/

Daß ſie dir folgen wird in koͤniglicher pracht/

Um ihr den ſchoͤnheits-preiß/ den Eris hat erdacht/

Den goͤldnen apffel ſelbſt zun fuͤſſen hin zu legen.


Als ſie gegen den winter ihre wohnung ver-
aͤnderte an einem tage/ da die ſonne aus ei-
nem zeichen des himmels in
das andere trat.

C. E.
LJbore/ die dem glantz des himmels zu vergleichen/

Die uns bißher ſo offt begluͤckt durch ihren ſchein/

Wird wohl was ſpaꝛſam nun die ſtrahlen auf uns ſtreum

Und uns von ferne nur die ſuͤſſen blicke reichen.

Denn ihre ſonne tritt nun in ein andres zeichen/

Und hinterlaͤßt uns nichts/ als froſt und ſtrenge pein.

Ja/ kan es anders wohl um uns beſchaffen ſeyn/

Wenn licht und ſonne will von unſrer gegend weichen?

Sie ſuche denn vor ſich ein’ andre wohnung aus/

Und aͤndre ihr bißher ſo lang beſtrahltes hauß;

Wer aber darff deßhalb auff das verhaͤngniß fluchen?

O ſtuͤnde mir doch auch dergleichen endrung frey!

Mein geiſt wuͤrd’ heute noch/ ich ſag’ es ohne ſchen/

Kein’ andre wohnung ſonſt/ als nur ihr hertze/ ſuchen.


C 4Er
[40]Galante Gedichte.
Er hatte ſie bißhero todt geglaubet/ und fin-
det ſie unverhofft noch am leben.

C. E.
JSt diß nicht die geſtalt der trefflichſten Marinthen/

Die ich bißher ſo hoch betrauret und beweint?

Wie geht diß immer zu? wie iſts mit mir gemeint?

Diß ſind die augen ja/ die mich ſo ſchnell entzuͤndten/

Und mit verborgner krafft mein lodrend hertz ergruͤndten/

Diß iſt der mund/ der gleich den vollen roſen ſcheint/

Die wangen/ welchen ſchnee und liljen aͤhnlich ſeynd;

Diß ſind die haͤnde/ die ſo manche kunſt erſinnten.

Wie? oder fehl ich auch? gewiß ich glaub es ſchier;

Doch was? ſie iſt es doch! ich ſeh ſie ja vor mir/

Marinthe iſt es ſelbſt! o angenehme ſtunden!

Nein! nein! ſie iſt nicht todt! o hoͤchſt-begluͤckter tag!

Da ich/ Marinthe/ dich nun wieder ſchauen mag/

Und ſo nach langer nacht dich/ meine ſonne/ funden.


Als ſie ſich wegen beſſerung ſeiner geſund-
heit erfreuete.

C. E.
KAns auch wol moͤglich ſeyn/ daß Phillis nach mir fragt

Daß ſie die todtes-pein und centner-ſchwere leiden/

Die mir vor grauen noch durch marck und adern ſchneiden/

Mehr/ als ich ſelber faſt/ in ihrer bruſt beklagt?

Jſts moͤglich/ daß/ da man von meiner beßrung ſagt/

Sie uͤberſchuͤttet wird mit ſo gewognen freuden?

O nein! ich darff mich nicht in ſolcher hoffnung weiden/

Wer dieſes glauben wil/ der hat zu viel gewagt.

Wie aber? weiß ich nicht/ daß ihr geneigter ſinn/

Von dem ich ehermahls ſo offt geneſen bin/

Auch
[41]Galante Gedichte.
Auch noch ietzunder kan durch meine ſchmertzen dringen?

Hinweg dann artzt und cur! ich darff euch ferner nicht/

Denn wenn mir Phillis nur von ihrer freude ſpricht/

So kan diß eine mich ſchon zur geſundheit bringen.


Sie ſagte: ſie wuͤſte nicht/ was Venus
und Cupido ſey.

C. E.
WEnn/ Amor/ wirſtu doch ſolch einen hochmuth ſchwaͤchen/

Leidſtu/ daß Solime dir trotzet ins geſicht?

Hoͤr’/ wie veraͤchtlich ſie zu deinem nachtheil ſpricht/

Sie kenne weder dich/ noch deine mutter nicht:

Laͤſtu ſo laͤſterlich mit worten auf dich ſtechen?

Wenn wird einſt die gedult in deiner ſeele brechen?

Auff! waffne deinen leib! Es heiſchet noth und pflicht/

Solch eine frevel-that an Solimen zu raͤchen.

Greiff deinen bogen an. Nimm pfeil und blitz zur hand/

Laß deine fackeln ſtehn in lichterlohem brand/

Heb’ an ihr hertze drauff zu martern und zu brennen/

Geuß immer friſches oͤhl zu dieſen flammen hin/

So lange/ biß ſie beugt den hart-verſteinten ſinn/

Und deine mutter lernt nebſt deinem nahmen kennen.


Als ihr conrerfait von drey unterſchiedenen
mahlern geaͤndert ward.

C. E.
DOch/ Amor/ deine fauſt/ die wird es wohl verrichten/

Was andern ſaur und ſchwer/ ja gar unmoͤglich faͤllt.

Nim deinen ſuͤſſen kiel und zeige dann der welt

Ein bild/ das weder zeit noch unfall wird zernichten:

C 5Ent-
[42]Galante Gedichte.
Entwirff dein meiſterſtuͤck! du wirſt uns hoͤchſt verpflichten/

Und mach ein antlitz/ das die ſchoͤnheit in ſich haͤlt/

Witz/ klugheit und verſtand werd’ an die ſtirn geſtellt/

Die anmuth in den mund nebſt ihren ſuͤſſen fruͤchten:

Bild’ augen/ derer glut mit ſanfftmuth angefuͤllt/

Mahl wangen/ welche ſich in freundlichkeit verhuͤllt/

Die haͤnde ſtell uns vor/ als zweene kuͤnſtlerinnen;

Dann brings Liboren hin/ und gib ihr den bericht:

Drey mahler koͤnnen es mit farb’ und pinſeln nicht/

Was hier mein kiel gethan/ entwerffen noch beginnen.


An ſein von ihr verſtoſſenes hertze.
C. E.
WJe nun/ du armes hertz? wo denckſtu ietzt hinaus?

Wo wirſtu doch hinfort/ ſag’ mir/ wo wirſtu bleiben/

Weil Solime dich will aus ihrer bruſt vertreiben/

Und du auff ewig ſolt verlaßen dieſes hauß?

O mehr als bitterer! o mehr als herber ſtrauß!

Was haſtu denn gethan? nichts; doch wer wird dirs glaͤubenk

Was aber ſaͤumſtu viel? was ſuchſtu dich zu ſtraͤuben?

Umſonſt/ du armes hertz! nur fort mit dir! heraus!

Wohin/ verworffnes hertz/ wohin wirſtu dich fuͤgen?

Die Chloris iſt zu ſtoltz/ da findſtu kein vergnuͤgen:

Arminde iſt ſchon todt: Liſett iſt gar zu ſcheu:

Libore weit entfernt/ und Philis ungetreu.

Bleib! bleib! bey Solimen; ſie aber heiſt dich eilen:

Fort dann! ach! kanſtu nicht ein wenig noch verweilen?


Sie ruͤhmte die gegenwaͤrtige ſchoͤnheit
einer andern Damen.

NEin! nein! Aurora nein! Filinde iſt nicht ſchoͤn/

Kan licht und finſternuͤß auch bey einander ſtehn?

Wie ſchickt ſich ziegel-grauß und perlen doch zuſammen?

Was
[43]Galante Gedichte.
Was iſt ihr todtes feur bey deinen wunder-flammen?

Nur eine ſonne bleibt das auge dioſer welt/

Und nur ein himmel iſt/ der allen wolgefaͤllt.

So wie dein auge nur das eintzige der erden/

Das mit verwunderung hier muß betrachtet werden:

Und ſiehſtu endlich ja Filindens angeſicht/

So lang es vor dir ſteht/ mit neuer ſchoͤnheit prangen/

So muß ihr auge doch von deinen ſtrahlen licht/

Nicht anders als ein ſtern von ſeiner ſonne/ fangen.


Er ſendet ihr blumen.
C. E.
DU wirſt/ Aurora/ dich der blumen ja nicht ſchaͤmen/

Die meine ſchlechte fauſt dir zum geſchencke beut;

Sie ſeynd ein opffer/ das man deiner ſchoͤnheit ſtreut/

Und das die goͤtter ſelbſt von menſchen haͤuden nehmen/

Wer wolte ſie auch nicht zu lieben ſich bequemen/

Da ſie ein meiſter-ſtuͤck des himmels und der zeit/

Und mit ſo reichem ſchmuck gezieret und bekleidt/

Als ob ſie aus dem ſchooß der Venus ſelber kaͤmen?

Wiewohl ſie aber nun der ſonnen toͤchter ſeyn/

Und auch den perlen ſelbſt entziehen ihren ſcheln/

Wird ihnen doch der glantz durch deine pracht benommen/

Und ſiehſtu dieſes nicht itzt/ da ſie zu dir kommen/

Wie gerne ſie geſtehn/ als halb verwelckte leichen/

Daß irrd’ſche ſchoͤnheit pflegt der himmliſchen zu weichen?


Als ſie in der groͤſten hitze uͤber froſt klagte.
C. E.
AUrora/ die den blitz in beyden augen fuͤhrt/

Auff deren wangen ſich die rothen flammen faͤrben/

Will/
[44]Galante Gedichte.
Will/ da des himmels glut den gantzen erd-kreyß ruͤhrt/

Jm ſommer/ nur allein/ vor froſt und kaͤlte ſterben.

Jhr mund/ der feur und brand auff ſeinen lippen traͤgt/

Fuͤhrt uͤber ſchnee und eiß ſehr ungegruͤndte klagen/

Und will/ ob ſchon die glut uns blut und adern regt/

Doch nur von rauher lufft und kaltem wetter ſagen.

Jhr gantzer leib erſtarrt/ die ſtirne ſelbſt erbleicht/

Und ihre liljen-bruſt/ die erſt dem helffen-beine/

Jtzt aber halb erblaßt dem todten winter gleicht/

Erſtirbt/ verwandelt ſich/ und wird wie faſt zum ſteine:

Der fall/ der ſie betrifft/ iſt ſattſam uns bekandt.

Was aber hier vor rath? wird man ſie ſterben laſſen?

Jſt gar kein retten mehr/ kein mittel nicht zur hand?

Auff Amor! laß ſie doch nicht vor der zeit erblaſſen.

Hilff/ denn du kanſt es thun durch deinen heiſſen ſtrahl/

Zuͤnd ihre geiſter an/ laß ſie in flammen ſchwitzen/

Zerbrich ihr kaltes hertz/ das haͤrter noch denn ſtahl/

Fuͤll es biß oben an mit deinen reichen blitzen/

Zerſchmeltze dieſen ſchnee/ der ihre bruſt bedeckt/

Und laß ſie brand und glut in allen adern finden;

Doch nim ihr feur in acht/ das in den augen ſteckt/

Sonſt moͤcht es beydes dich und alle welt entzuͤnden.


Sie will ihn mahlen lehren.
C. E.
CLorinden kam ohnlaͤngſt die luſt zu mahlen an/

Sie ſprach: komm her/ es iſt im augenblick gethan[;]

Was giebſtu/ daß ich dich im zeichnen unterrichte?

Drauff zog ſie mich zu ſich vor ihren ſpiegel hin/

Und zeigte mir ſo fort ihr engliſches geſichte/

Den anmuths-vollen mund/ das wohlgeſtalte kin/

Die zunderreiche glut der purpurfarbnen wangen/

Der haͤnde weiſſen ſchnee/ der haare lichtes prangen/

Des
[45]Galante Gedichte.
Des leibes treffligkeit/ der ſtirne hohen ſitz/

Der augen helles feur und diamantnen blitz.

O! rieff ich/ hoͤr itzt auff ein ſolches bild zu mahlen;

Sonſt muß ich allzu theur den blick davon bezahlen!


An Liſetten/ welche ihm mittel vor die
hitze verordnete.

C. E.
JCh klagte neulich dir/ Liſette/ voller pein/

Die heiſſe todes-angſt/ die mir das hertze ruͤhrte/

Und ſolch ein ſcharffes weh durch meine glieder fuͤhrte/

Daß ich dem himmel ſelbſt um huͤlffe muſte ſchreyn.

Dich jammerte der noth/ die meine ſinnen band;

Du ſchlugeſt mittel vor/ die zur geneſung dienen:

Cerallen/ roſen-ſafft/ und was mehr gut geſchienen/

Ward zur errettung mir gantz heilſam zuerkant.

Corallen? fragt ich: ach! ſoll diß ein labſal ſeyn?

Soll diß den krancken geiſt von ſeiner marter retten/

Und aus der ſchwartzen grufft und finſtren todes-ketten

Den abgeſchwaͤchten leib erloͤſen und befreyn?

Jch gieng auff dieſes wort in hoͤchſt-verwirrtem ſinn/

Mit halb-zerſchlagnem muth und ſchier erſtorbnem leben/

Jn hofnung/ meine pein durch einen artzt zu heben/

Zur Amaranthen noch denſelben abend hin.

Jch fand ſie/ wie gewohnt/ in auffgeſchickter pracht;

Das haar in diamant/ den leib in gold verhuͤllet/

Die augen voller glut/ draus tod und leben quillet/

Die wangen licht wie ſchnee/ und perlen gleich geacht/

Deu mund/ als einen thron von roſen auffgebaut/
Und
[46]Galante Gedichte.

Und als ein rothes meer/ gemachſam ſich bewegen/

Und purpur und corall in ſeinen ufern hegen/

Dergleichen die natur nie ſchoͤnres angeſchaut.

Corallen? dacht ich itzt: corallen ſind ja gut!

Hier ſiehſtu rath und troſt dir durch corallen ſpielen;

Hier kanſtu deinen brand auff roſen lippen kuͤhlen/

Und findeſt/ was dir wohl bey deiner hitze thut.

Auff dieſes fuͤgt ich mich zur Amaranthen hin:

Doch druͤckt ich meinen mund nur an erhitzte flammen/

Die ſchlagen mehr und mehr ietzt uͤber mich zuſammen/

Und zeigen oͤffentlich/ daß ich verlohren bin.

Liſette/ falſches bild/ was hab ich dir gethan/

Daß du mich umgefuͤhrt/ daß du mir vorgelogen/

Und ſo verraͤthriſch mich haſt in ein garn gezogen/

Drauß ich auff ewig mich nicht wieder finden kan?

Jtzt fuͤhl ich meine glut durch friſche glut gehaͤufft/

Den zunder/ welcher todt/ durch flammen angehitzet/

Ein feur/ das mich verzehrt/ das tieff im hertzen ſitzet/

Und wie ein ſchneller ſtrom mir durchs geaͤder laͤufft.

Jch fuͤhle meinen geiſt in angſt und vein verſtrickt/

Die ſeele durch den todt/ den leib auffs blut erſchrecket.

Ach! Amaranthe/ ach! du haſt mich angeſtecket

Und mir des leben ſelbſt durch ſtille liſt entruͤckt.

Komm mehr/ Liſette/ komm/ und ſteh mir troͤſtlich bey!

Komm ietzt/ und reiß mich auch aus dieſen ſteiffen banden!

Jch leide bloß durch dich/ wo biſt du ietzt verhanden?

Jſt niemand/ welcher ſpricht/ wie mir zu helffen ſey?

Jhre
[47]Galante Gedichte.
Jhre beantwortung.
A. E. S.
WJe hoͤr’ ich? tadelt man die rothe meer-corallen?

Laͤßt man ſich ihren werth und tugend nicht gefallen?

Braucht man an ihrer ſtatt der lippen roſen-ſchein/

Die zwar von farben roth/ doch nicht corallen ſeyn?

Corallen/ die die ſchooß der kalten ſee gebohren/

Die die erfahrung hat zur kuͤhlung auserkohren/

Den ſetzet man hindan/ und kuͤßt den heiſſen mund/

Der doch den matten geiſt an kuͤhlungs ſtatt verwundt.

Man kan den purpur-mund ja wol corallen nennen/

Doch nicht corallen-werth den lippen zuerkennen:

Sonſt hielt ein guͤldner ſchein auch in ſich goldes-krafft/

Und rothe diſtel-bluͤt/ granaten-ſuͤſſen ſafft.

Die roſen kuͤhlen auch/ wer ihren zucker ſchmecket;

Doch hat manch roſen-mund offt ſeelen angeſtecket/

Und eine liljen-haut/ die ſich mit ſchnee vermaͤhlt/

Hat unter ihrem eyß offt glut und feur verhehlt.

Wer ſchilt nun meinen rath/ und meine treue lehren?

Klag’ eintzig uͤber dich/ daß du nicht wollen hoͤren;

Der mangel liegt an dir: ach! table nicht die cur/

Corallen helffen ſchon: man ſuch’ die rechte nur.


Auf ihre Augen.
C. E.
LJſette/ leih’ mir eins von deinen ſchoͤnen augen/

Denn meine wollen gar zur liebe nicht mehr taugen/

Sie hegen keine glut/ kein feuer/ keinen brand/

Kein funcke laͤſt ſich mehr in ihren aͤpffeln finden/

Was luſt und liebreitz heiſt/ iſt ihnen unbekant/

Und alle lockung will aus ihren graͤntzen ſchwinden.

Mein
[48]Galante Gedichte.
Mein finſtres auge weiß von keiner brunſt zu ſagen/

Es faͤngt im ſelben kaum vor abend an zu tagen;

Hingegen deines fuͤhrt nur lauter ſonnen-ſchein/

Die flammen finden hier den zuwachs ihrer ſtaͤrcke/

Cupido nimmt es ſelbſt fuͤr ſich zur wohnung ein/

Und thut durch deſſen krafft die groͤſten wunder-wercke.

Gib mir/ Liſette/ dann von deinen augen-ſtrahlen/

Jch habe luſt/ dir einſt die blicke zu bezahlen/

Womit du mich ſo feſt umzogen und geruͤhrt;

Mein aug iſt viel zu ſchwach die ſinnen zu beruͤcken/

Ach deines/ das zugleich blitz/ pfeil und bogen fuͤhrt/

Taugt gar zu ſchoͤn fuͤr mich/ dein hertze zu beſtricken!


Auff ihre ſchwartze und ſauerſehende augen.
Aus dem Engliſchen.

C. E.
1.
JHr ſchwartzen augen ihr/ eur ſchatten-voller grund

Macht mein verhaͤngniß mir im gluͤck uñ ungluͤck kund/

Wann ihr in liebe laſt die ſtrahlen auff mich ſchieſſen/

So ſeh ich vor mir nichts denn guͤldne berge ſtehn;

Ach! aber/ wenn ihr mich veraͤchtlich wolt begruͤſſen/

So heiſt ihr mich ſo fort zum finſtern grabe gehn.

Jhr ſchwartzen augen ihr/ in euren dunckeln gruͤnden

Kan ich itzt gluͤck und todt/ itzt hoͤll und himmel finden.

2.
Die ſonne/ die den preiß beym ſternen-heer behaͤlt/

Siebt/ gegen euch geſetzt/ gantz finſter und verſtellt/
Und
[49]Galante Gedichte.

Und muß mit licht und glantz doch eurer ſchoͤnheit weichen;

Jhr gehet fruͤh und ſpat in gleichem ſchmuck verhuͤllt/

Sie kan bey tage nur uns ihre ſtrahlen reichen/

Da ihr zu nachts auch ſeyd mit flammen angefuͤllt.

Jhr ſchwartzen augen ihr/ in euren dunckeln gruͤnden

Kan ich itzt gluͤck und todt’/ itzt hoͤll und himmel finden.

3.
So wie ein ſchlauer dieb in finſtern winckeln ſteht/

Wann er bey dunckler nacht auff raub und morden geht/

So lauſcht Cupido hier in euren ſchwartzen hoͤlen/

Und iſt auff diebſtal nur/ auf liſt und mord bedacht/

Den er zu uͤben ſucht an meiner theuren ſeelen/

Die von mir hoͤher wird/ denn Jndiſch gold/ geacht.

Jhr ſchwartzen augen ihr/ in euren dunckeln gruͤnden/

Kan ich itzt gluͤck und todt/ itzt hoͤll und himmel finden.

4.
Wer einen ſteiffen blick in eure zirckel fuͤhrt/

Wird ſehen/ daß allhier nur liſt und macht regiert/

Und daß Cupido ſelbſt in euren zauber-kreyßen

Durch ſeinen wunder-pfeil in ſchwartzer kunſt ſich uͤbt;

Ja daß er ſeine macht vollkommen zu beweiſen/

Offt manchen ſchwartzen dunſt uns vor die augen ſchiebt.

Jhr ſchwartzen augen ihr/ in euren dunckeln gruͤnden

Kan ich itzt gluͤck und todt/ itzt hoͤll und himmel finden.

5.
Strahlt mich denn immer hin mit ſauren blicken an/

Euch ſteht es gleichwol gut/ und mir wird wolgethan.

Ein demant ſchwartz gefaßt/ prangt mit weit ſchoͤnrem lichte.

Nachtſtuͤcken wird ihr preiß durch ſchatten nur vermehrt.

Die finſternis verſtaͤrckt in kirchen das geſichte/

Wann brunſt und andacht wird durch helles licht geſtoͤrt.

Jhr ſchwartzen augen ihr/ in euren duncklen gruͤnden

Kan ich itzt gluͤck und todt/ itzt hoͤll und himmel finden.

II. Theil. DJhre
[50]Galante Gedichte.
Jhre augen ſind cometen.
C. E.
MAn ſagt: Liſette ſey dem himmel anverwandt/

Jhr antlitz zeige nur die ſchoͤnſten ſonnen-blicke/

Jhr auge wiße nichts von ſchelmerey und tuͤcke/

Und was entzuͤndung heißt/ ſey ihr noch unbekandt/

Sie kenne keinen haß/ ſie wiſſe nichts von plagen/

Noch weniger von ſtoltz und grauſamkeit zu ſagen.

Gewiß! diß alles hegt zwar einen guͤldnen ſchein/

Und will den ſichren ſchluß uns ins gedaͤchtnuͤs binden/

Wir werden lauter gluͤck in ihrem umbgang finden/

Und niemals ohne troſt und ſuͤſſe hoffnung ſeyn:

Die liebe werde ſich mit unſrer luſt vermaͤhlen/

Und die vergnuͤgung uns zum nechſten nachbar wehlen.

Ach! aber weit gefehlt/ es iſt umb uns gethan/

Wofern wir auf den ſtein des bloßen anſehns bauen/

Und ihren blicken uns und unſre wohlfahrt trauen/

Was vor veraͤndrung wird man nicht in kurtzem ſehn?

Wo wird alsdenn der troſt/ wo wird die hoffnung bleiben/

Wenn nun Liſette wird ihr luſt-ſpiel mit uns treiben?

Zwar ſteh ichs ſelber zu: Sie iſt dem himmel gleich/

Dem himmel aber nur/ wenn er in wolcken blitzet/

Wenn er in ſchwartzer lufft die ſcharffen pfeile ſpitzet/

Und zum gehorſam treibt der erden weites reich:

O weh! der armen welt/ wie wird die freude ſchwinden/

Wenn man ſtatt ſonnen wird cometen vor ſich finden.

Heult dann/ ihr junges volck/ eur ende naht herbey/

Liſettens auge will nur lauter unfall draͤuen/

Und nichts als feur und krieg/ und ſterben prophezeyen.

Jtzt! itzt! entdeckt ſie erſt und lehrt uns was ſie ſey:
Denn
[51]Galante Gedichte.

Denn da ſie ſich geſchickt auff mehr denn tauſend leichen/

Sagt mir; wer wird doch wol Liſettens grimm entweichen?


Sie zuͤrnete mit ihm.
C. E.
JCh hab’ Oranten juͤngſt nicht auffgeraͤumt gefunden/

Der donner ihres munds/ und ihrer augen blitz

Benahm mir allen muth und hemmte meinen witz/

Daß beyde augen mir auch voller thraͤnen ſtunden.

Zwar ſchaͤmt ich anfangs mich; doch fiel mir endlich ein:

Daß blitz und donner nicht kan ohne regen ſeyn.


Auff einen ihr abgezognen ſchwartz-
geaͤtzten ring.

C. E.
SChatz/ dem kein demant gleicht/ du bild der ewigkeit/

Das keinen anfang zeigt und auch kein ende kennet;

Du abriß des geſtirns/ das um den welt-kraͤyß rennet/

Und uns bey ſtiller nacht die bleiche ſtrahlen beut;

Bald ſtell ich mir durch dich und deines zirckels zier

Das groſſe rund der welt/ bald gar den himmel fuͤr;

Bald wieder auch die pracht und ſchoͤnheit meiner ſonnen/

Die ihrem weſen nach iſt eine kleine welt/

Die allen uͤberfluß von anmuth in ſich haͤlt/

Und durch verborgne krafft den ſieg mir angewonnen.

Die Phillis liegt in dir/ und du in ihr gepraͤgt/

Sie iſt/ wie du/ ein ring der reinſten liebligkeiten;

Jhr auge kan die krafft den diamanten ſtreiten;

Das haar/ das ſich verwirrt in runde locken legt;

Der mund/ der wie ein ring von purpur und rubien/

Durch ſeine rothe glut beſchaͤmt den corallien;
D 2Die
[52]Galante Gedichte.

Die bruſt/ die ſelbſt umkraͤntzt mit weißen marmol-ringen;

Diß und ein mehrers/ das die mißgunſt uns verhuͤllt/

Traͤgt in ſich eingedruͤckt dein ſuͤſſes ebenbild/

Und kan durch ſtilles feur die kaͤltſte hertzen zwingen.

Vor trug die Phillis dich an ihrer rechten hand/

Zum zeugniß/ daß ſie dich in hoͤchſten wuͤrden hielte.

Ach! aber/ da das gluͤck ſo freundlich mit dir ſpielte/

So wurd’ſtu ihr mit liſt/ ich weis nicht wie/ entwand.

Jtzt fordert Phillis dich mit ungeſtuͤm zuruͤck/

Und goͤnnt mir ferner nicht das laͤngſt gewuͤnſchte gluͤck/

Das ich dich ſoll/ wie ſie/ an meinem finger tragen;

Sie nimt kein reden an/ ſie hoͤrt kein bitten nicht/

Du ſelber ſehnſt dich auch nach ihrem ſonnen-licht/

Und fliehſt vor meiner noth/ wie ſie vor meinem klagen.

Geh dann/ du leichtes bild der unbeſtaͤndigkeit/

Daß/ wie ein rad ſich dreht/ bald auff-bald abwerts ſteiget/

Jtzt uns in himmel hebt/ und drauff die hoͤlle zeiget/

Du ſpiegel meines gluͤcks/ das lauter ungluͤck draͤut.

Dein ſchwartzer anblick ſpricht von marter/ angſt und noth/

Von finſternis und nacht/ gefaͤngnis/ grab und todt;

Du ſtellſt die feſſeln vor/ die meinen geiſt umringen/

Die banden/ die/ wie du/ ohn alles ende ſeyn/

Die meine luſt verkehrn in ſorgen-volle pein/

Und hoffnung und gedult letzt zur verzweiflung bringen.


Sie ſuchte ein corallinen hertze/ welches
ſie verlohren.

C. E.
AUrora/ ſuchſtu was? und haſtu was verlohren?

Jſt irgend ohngefehr was liebes dir entwandt?

Haſtu zu deiner luſt ein etwas außerkohren/

Das durch ſein abſeyn dich itzt ſetzt in kummer-ſtand?

Such-
[53]Galante Gedichte.
Suchſtu vielleicht ein hertz mit freundſchafft angefuͤllet/

Ein hertz/ das lieb und gunſt zu deinen fuͤſſen legt/

Ein hertz/ aus welchem ſelbſt die reinſte treue quillet/

Und deſſen adern nichts als keuſche demuth regt?

Nicht ſuche/ ſchoͤnſtes bild/ du kanſt bey mir ſchon finden

Ein hertze/ das dich ſelbſt als ſeine goͤttin ehrt/

Das ſich auff ewig will zu deinem dienſt verbinden/

Und deſſen reine glut kein ſturm der zeit verſehrt.

Kom̃! kom̃! demnach mein licht! und nimm was dir gebuͤhret/

Reiß dieſen treuen ſchatz nach deinem willen hin/

Und glaube daß ich ſtets/ ſo lang mein hertz ſich ruͤhret/

Jn unverruͤckter gunſt dein treuer diener bin.


An ihre augen.
C. E.
STrahlt/ ſchoͤnſte ſonnen/ mich mit holden blicken an/

Jhr wißt/ was eure glut in meiner ſeelen kan;

Doch nein! verſteckt euch nur/ ihr ſpiegel harter ſinnen/

Was nuͤtzt mir eure luſt/ und angenehmer ſchertz?

Aurora bleibt doch ſtoltz/ und ihr ergrimmtes hertz

Kan niemand durch gewalt noch bitte mehr gewinnen.


Sie erklaͤret ſich ſeine ſchweſter zu ſeyn.
C. E.
DEs himmels ausſpruch hat mein gluͤcke weit getrieben/

Er heißt mich Phillis nun als eine ſchweſter lieben/

Und will/ ich ſoll ihr bruder ſeyn:

Denn weil ja meiner treu ein gleiches recht gebuͤhret/

So will er eben auch mich durch ein wort erfreun/

Das nichts/ denn lieb’ und treu/ in ſeinem munde fuͤhret.

Der nahme Phillis iſt nur ſchatten-werck geweſen/

Jch ließ ſie bloß daraus ihr ſteinern hertze leſen
D 3Und
[54]Galante Gedichte.

Und ihre ſtrenge grauſamkeit/

Die ſie ihr dazumal zur tugend hat erkohren;

Jtzt aber ſoll er ſo/ wie jene truͤbe zeit/

Durch dieſen neuen bund auff ewig ſeyn verlohren.

Verhaͤngnis/ foͤrdre dann die freundſchafft beyder hertzen/

Und goͤnne/ daß ich darff/ als Bruder/ mit ihr ſchertzen/

Sie thu/ was eine ſchweſter ſoll/

Und mich erfreut/ das ſtoltze gluͤck genießen/

Daß ich als engel ſie/ zwar aller ehren voll;

Doch aber auch dabey als ſchweſter moͤge kuͤßen.


Auff die jungfer K***.
C. E.
CUpido warff im zorn die fackel aus der hand/

Und ſprach: was nuͤtzt mir mehr dein wundeꝛ-voller brand/

Da ſich die hertzen itzt in harten ſtein verkehren/

Und deine funcken nichts/ denn ſchnee und eyß/ gebaͤhren?

Denn feuer/ das wol eh den himmel angeſteckt/

Und drauff die unter-welt durch ſeinen blitz erſchreckt/

Weiß mehr von keiner glut/ und ſeine kraͤffte ſchwinden/

Die ſtahl und eiſen ſonſt/ wie duͤnnes rohr/ entzuͤnden.

Verkehrt/ ihr flammen/ auch in nebel/ dampff und nacht/

Und bleibt durch dieſen fluch bey aller welt veracht!

So rieff er noch zuletzt zu den verloſchnen braͤnden/

Und wolte ſich hiermit nach ſeinem bogen wenden;

Ach aber! weil er blind und gar zu ſicher war/

So hat’ inzwiſchen ihm die loſe Nymphen-ſchaar

Den ſcharff-geſpitzten pfeil und auffgeſpannten bogen

Durch gantz geſchwinde liſt entruͤckt und weggezogen.

Cupido ward ſo bald des diebſtahls nicht gewahr/

Als er ſehr klaͤglich that; bald raͤufft er ſich ins haar/

Bald ſchlug er an die bruſt/ dann fing er an zu weinen/

Daß erd und himmel ſelbſt empfindlich muſten ſcheinen.

Wiewohl diß alles war den Nymphen nur ein ſpott/

Sie hoͤhnten noch dazu den kleinen liebes-gott/

Der/
[55]Galante Gedichte.
Der/ weil ihm ſein gewehr ſo raͤubriſch war genommen/

Jtzt ohne bogen nicht dorfft in den himmel kommen.

Er riß den flor hinweg/ lieff einſam hin und her/

Und klagte den verluſt/ als er von ohngefehr

Die art’ge K*** beym nahmen hoͤrte nennen/

Und drauff begierig ward ſie in perſon zu kennen.

Jhr nahme/ ſprach er/ floͤſt mir wieder hoffnung ein/

Jch werde mehr durch ſie/ als iemals/ gluͤcklich ſeyn:

Und ob ſchon gram und leid mir itzt die fluͤgel binden;

Doch wieder ſuͤſſen troſt in ihrem umbgang finden.

Wer kennt den zunder nicht und die verdeckte glut/

Und was ein kuͤhnſtock ſonſt vor ſeltne wunder thut?

Gewiß! hier findet man die nahrung ſuͤſſer flammen/

Die ſelbſt der himmel nicht kan richten noch verdammen.

So ſprach er gantz erfreut/ als eben drauff geſchah/

Daß er die K*** urploͤtzlich vor ſich ſah/

Er ſah den klugen mund/ die augen/ bruſt und wangen/

Ach! dacht er bey ſich ſelbſt: was hertzen werd’ ich fangen[;]

Hier ſeh ich ſchon den ſieg/ der durch verſtellte liſt

Der welt die freyheit raubt/ und mir bereitet iſt;

Man ſoll/ ſo kalt man iſt/ mehr als zu viel erkennen/

Daß ihre blicke mehr/ als meine fackeln/ brennen.

Diß war ſein letztes wort/ worauff er gleich zur hand

Sich mit der K*** durch eyd und pflicht verband/

Die itzt/ wohin ſie nur die ſuͤſſen augen wendet/

Verwirrung/ feur und glut durch tauſend hertzen ſendet.


Er ſchenckt ihr beym ſpiele ſein hertze/ und
auff befragen: was ſie gern mit fuͤſſen traͤte?
antwortet ſie: ſein hertze.

C. E.
DJe ſtoltze Phillis tritt mein hertze nur mit fuͤſſen/

Sie wirfft ihm gallen-tranck ſtatt roſen-zucker fuͤr;

Es ſucht zwar ſonnenſchein/ doch find es nacht bey ihr/

Denn ihre blicke ſind ihm lauter finſternißen.

D 4Mein
[56]Galante Gedichte.
Mein hertze/ das ich doch ihr zum geſchencke bot/

Wird itzt ſo freventlich in ſchimpff und ſpott geriſſen!

Das ſie/ als goͤttin/ ehrt/ muß gar zu peinlich buͤſſen/

Und wider alle ſchuld erleiden ſchmach und todt.

Ach! Phillis/ lohnſtu ſo die treue deiner knechte?

Jſt diß der ſuͤſſe danck/ den deine gunſt verſpricht?

Nein! Phillis/ ſolcher huld und liebe mag ich nicht/

Und dieſe grauſamkeit laufft wider alle rechte.

Ein hertze/ das ſich giebt mit allem/ was es hat/

Ein hertze/ das bereit die gantze welt zu laſſen/

Welch unmenſch koͤnte doch ein ſolches hertze haſſen/

Und thun/ wie du gethan/ dergleichen frevel-that?

Welch loͤwe ſteht ſo feſt auff ſeinem ſteiffen willen?

Welch tieger nimt/ wie du/ ſo wenig ſanfftmuth an?/

Wer wehlt doch fleiſch und blut zu ſeiner wolluſt bahn

Und ſucht da ſuͤſſe luſt/ wo nichts denn thraͤnen qvillen?

Au weh! mein hertze ſchreyt! tritt Phillis nicht zu hart/

Es wird gantz gerne ſich nach deinem fuß bequemen/

Jch weiß/ du wirſt ihm ja nicht itzt das leben nehmen/

Das ihm doch ehermahls durch dich erhalten ward.

Gib Phillis/ gib doch nach/ mein hertze laͤſt ſich beugen;

Du ſiehſt ja/ wie es ſich nach deinem willen haͤlt;

Wiewol du hoͤrſt mich nicht: thu dann/ was dir gefaͤllt.

Tritt zu! mein hertze kan auch bey der marter ſchweigen.


Als ſie ein lied in die darzu geſpielte
theorbe ſang.

C. E.
WAnn/ ſchoͤnſtes Fraͤulein/ ſich dein kluger mund bewegt/

Und ein beſeelter thon durch deine lippen dringet/

Der durch ein ſuͤſſes lied dem Hoͤchſten opffer bringet/

So wird der himmel ſelbſt zur andacht angeregt.

Ein etwas/ das uns auch ſchier aus uns ſelber traͤgt/

Ein gantz geheimer zug/ der unſer hertz umringet

Und
[57]Galante Gedichte.
Und durch verborgne krafft die geiſter ſelbſt bezwinget/

Zeigt/ daß dein hoher ſchall was goͤttlichs in ſich hegt.

Es ſcheint/ die engel ſind von oben rab geſtiegen/

Und wollen ſich durch dich zu unſrem chor verfuͤgen:

Denn was man uͤberall nur um ſich hoͤrt und ſpuͤrt/

Und was dein ſchoͤner mund recht himmliſch abgefungen/

Das iſt ein meiſterſtuͤck von ihren reinen zungen/

Wodurch die ſeele gantz wird aus ſich ſelbſt gefuͤhrt.


Auf die ſcheelen augen.
1.
JHr ſcheelen augen ihr/ wie wohl iſt der daran/

Der einen ſeiten-blick vor euch genieſſen kan:

Es gehet euer glantz vor andrer augen-zier;

Jhr habt den beſten preiß/ ihr ſcheelen augen ihr.

2.
Was nuͤtzet mir ein ſchein/ dadurch man in verdacht/

Dadurch der liebes-bund wird an das licht gebracht?

Jhr aber wiſt davor gantz heimliche manier/

Wie ihr liebaͤugelen ſolt/ ihr ſcheelen augen ihr.

3.
Manch auserleſnes paar muß durch verliebten ſchein/

Wenns gleiche ſtrahlen wirfft/ ſein ſelbſt verraͤther ſeyn/

Es zeiget aller welt die ſehnliche begier/

Die in dem hertzen ſteckt/ ihr ſcheelen augen ihr.

4.
Jhr aber/ wenn ihr gleich gerade von euch blitzt/

So geht es jenen an/ der euch zur ſeiten ſitzt/

Den ihr euch außerwehlt/ und niemand mercket hier

Den heimlichen verſtand/ ihr ſcheelen augen ihr.

5.
Jhr ſcheelen augen ſtralt mit goͤtter-gleichem ſchein/

Auch Venus wolte ſelbſt alſo gemahlet ſeyn.

Drum zweiffle niemand nicht/ daß euch die gleiche zier

Der ſchoͤnſten Venus gleicht/ ihr ſcheelen augen ihr.

D 5Gluͤck-
[58]Galante Gedichte.
6.
Gluͤckſeelig wer alſo verſtohlen brennen kan/

Den greifft kein frembder neid in ſeinem lieben an.

Sein gutes gluͤcke geht den andern allen fuͤr/

Er lebt durch euch begluͤckt/ ihr ſcheelen augen ihr.


1.
LJſette hat mein hertz auß meiner bruſt gerißen/

Und laͤugnet den veruͤbten raub/

Sie iſt vor meinen bitten taub

Und will nicht vom verluſt/ noch von erſtattung wiſſen.

Mein hertze ſelbſt bekennt/ es leb allein in ihr;

Sie aber ſpricht darzu: ſie habe nichts von mir.

2.
Mein hertze daurt mich nicht/ Liſette mag es haben/

Jch liefr es ſelbſt ihr willig ein/

Wo kan wol ſelbes beſſer ſeyn?

Nur ſie verlaͤugne nicht/ daß es in ihr begraben.

Ein ſclav erſchrickt ſo ſehr vor ſeinen feſſeln nicht/

Wenn er nur wiſſen ſoll/ wer ſelbe zugericht.

3.
Geſtehs/ Liſette/ nur/ du haſt es doch genommen/

Der himmel weiſet ſelbſt auff dich/

Jch ſuche auch ſonſt nirgends mich:

Jch weiß ja/ wer da hat mein beſtes theil bekommen/

Dein atlaß-weiche hand hats ja aus mir geruͤckt/

Als ich ſie unverhofft an meine bruſt gebruͤckt.

4.
Behalts/ Liſette/ denn/ es ſoll dir zugehoͤren/

Nicht ſchaͤme dich des ſchlechten guts:

Das kleinſte troͤpfchen ſeines bluts

Soll mit beſondrer art dich/ meine goͤttin/ ehren.

Nur goͤnne/ daß mir diß zum ruhme werd’ geſetzt:

Des ſchoͤnſten leibes iſt mein hertze werth geſchaͤtzt.

Auff
[59]Galante Gedichte.
Auff die ſchwartzen augen derMarilis.
1.
WAs iſt das ſchwartze doch/ mein kind/

Das ſich in deinen augen findt?

Sag/ ob ich irre/ wann mich duͤncket/

Daß dir das ferne Morenland

So ſchwartze farben zugeſandt/

Mit welchen du dein aug geſchmincket.

2.
Der ſchoͤnen augen ſchwartze pracht

Entwirfft das bild der mitternacht/

Die ſolch unſichtbar eiſen nehret;

Zu dem ſich ſtetig der magnet

Verliebter welt und ſeelen dreht/

Und gleichſam wie gezwungen kehret.

3.
Wie aber wird mir umb das hertz?

Bey dieſen augen iſt kein ſchertz/

Jch ſehe dunckle wolcken blitzen/

Jch ſehe ſonnen in der nacht

Und ſpuͤre/ daß mit aller macht

Auch ausgeloͤſchte kohlen hitzen.

4.
O ſchwartzes aug/ ſo alles brennt!

O nacht/ die ſelbſt die ſonne blendt!

O finſterniß bey ſtetem lichte!

O licht bey dicker finſterniß!

Wo bleib ich/ meine Marilis/

Forthin vor deinem angeſichte?


Ein
[60]Galante Gedichte.
Ein kupferhaͤndler an ſeine liebſte.
C. S. L.
DU tadelſt/ eckler ſchatz/ nur immer meinen ſpiegel/

Der/ wie du ſpoͤttiſch ſagſt/ dir gar zu feurig ſcheint:

Jn deinen augen gleich ich einem kupfer-tiegel/

Mir ſelber biſtu gut/ nur meiner roͤthe feind.

Es haͤufft ja deine bruſt auf ſchnee carfunckel-ſpitzen/

Es ſchlieſſen deinen halß corallen-baͤnder ein;

Und doch ſoll kein rubin auf meinen wangen blitzen/

Und ich muß dir zum ſpott ein jubilirer ſeyn.

Wie aͤrgert dich ſo ſehr mein zuͤchtiges geſichte/

Das angebohrne ſcham mit purpur uͤberfaͤrbt!

Liebſtu die erbarkeit/ ſo haſſe nicht die fruͤchte/

Denn beydes hab’ ich gleich vom vater angeerbt.

Wie kan mein ſcharlach doch ſo uͤbel dir gefallen?

Es ſticht zinober ja die andern farben weg;

Dem purpur bleibet doch der vorzug unter allen;

Wer in das rothe trift/ der fehlet nicht den zweck.

Aurora pfleget ſich mit purpur auszukleiden/

Wenn ihr beflammter glantz die finſtre nacht verzehrt.

Der regenbogen kan das licht der augen weiden/

Wenn deſſen bunter creyß den truͤben himmel klaͤrt.

Wer wolte den Vulcan deßwegen heßlich nennen/

Dieweil er feuer-roth in ſeiner ſchmide ſchwitzt?

Wer wolte nicht den Mars vor einen gott erkennen/

Wenn ſein befaͤrbtes kleid der feinde blut beſpruͤtzt?

Was war wol lieblicher und ſchoͤner anzuſehen/

Als da der roſen-dorn der Venus fuß verletzt:

Als auf der marmol-haut ein ſanfter riß geſchehen/

Jndem ihr ſchneller fuß dem buhlen nachgeſetzt?

Es zeigt geſundes blut der geiſter kraft und weſen/

Und das geſunde blut iſt anders nicht als roth.

Wird ſolches angeſchwaͤrtzt/ ſo ſucht man zu geneſen.

Und iſt es gar erſtarrt/ ſo deutet es den tod.

Es
[61]Galante Gedichte.
Es mag die gantze welt die ſchwartzen augen preiſen/

Es hebe wer da will derſelben ruhm empor!

Weit ſchoͤner koͤnnen ſich die rothen lippen weiſen/

Denn dieſe gehen auch den weiſſen bruͤſten vor.

Wer fruͤhlings-roſen bricht/ der wil die roͤthſten haben;

Des ſommers leſen wir die rothen beeren ab;

Die rothe aͤpfel ſind des reifen herbſtes gaben;

Der todte winter iſt ein allgemeines grab.

So mag den vorzug denn die rothe farbe nehmen/

Weil himmel und natur nebſt menſchen ſie verſpricht:

Und ich will nimmermehr mich meiner roͤthe ſchaͤmen;

Auch acht’ ich/ eckler ſchatz/ mehr deines ſpottens nicht.

Mein purpur muß bey dir veraͤchtlich kupfer heißen;

Ob aber wol mein ertzt kein goͤldner fuͤrnis deckt/

So pruͤfe meine treu/ ich werde zwar nicht gleiſſen/

Doch zeigen/ daß auch gold in meinem kupfer ſteckt.

Der gold- und ſilber-ſchein kan leicht den kaͤufer truͤgen/

Wer tauſcht vor kupfer gold/ das ſilber-ertzt vor bley?

Jch geh’ gerade zu/ ich will dir gar nicht luͤgen/

Beſihe was mein ſchatz und was mein reichthum ſey.

Geſetzt/ ich habe nichts denn kupfer aufzuſetzen/

Genug/ daß kupfer auch kan gelt und gangbar ſeyn;

Die kupfer-groſchen ſind die ſchlimſten nicht zu ſchaͤtzen/

Um ſolche wechſelt man auch oft ducaten ein.

Verachteſt du bey mir die funckelnden rubinen/

Und ſprichſt: ach waͤr das geld an cryſtallin gewandt!

So lerne was dir dient/ mein ſchatz/ und laß dir dienen/

Der koͤſtliche rubin folgt nechſt dem diamant.

Seh ich dir feurig aus/ ſo kuͤhle meine flammen/

Und oͤfne deinen bach/ daraus mir labſal rinnt;

Sonſt wird uns beyderſeits der tadel-ſpruch verdammen/

Daß ich zu hitzig bin/ und du zu kalt geſinnt.

Ja du haſt ſelbſt in mir den Aetna angeleget/

Der flammen uͤber ſich durch naſ’ und augen ſtreut:

Du biſt Enceladus/ der meine bruſt beweget/

Und die verborgne glut in mein geſichte ſpeyt.

Laß
[62]Galante Gedichte.
Laß deiner gegengunſt ein zeichen mich erkennen/

Und ſpringe meiner noth mit kuͤhlem labſal bey;

Wo nicht ſo laß mich nur mit dir zugleich verbrennen/

So daß dein ſchwanen-leib mein ſcheiter-hauſen ſey.

Du beiſt mich zwar gar oft ein kleiner glaß erwehlen/

Und wilſt/ ich ſoll nicht mehr ſo ſtarck als vormals ziehn;

Ja wol! allein du muſt der leber auch befehlen/

Daß ſie nicht weiter kocht/ und ich ſo durſtig bin.

Es gluͤhet dieſer ſtein und dampft von rauch und hitze/

Jch finde dieſer qual kein ende/ keine ruh;

Jch duͤrſte tag und nacht/ ich aͤchze/ lechze/ ſchwitze/

Jch gieße ſtets/ und doch ſchier nie genung/ hinzu:

So ſchilt nun wie du wilt/ ich will nicht wieder fluchen/

Jchtrage mit gedult/ was ich nicht aͤndern kan.

Doch eines faͤllt mir bey/ es ſtehet zu verſuchen/

Vielleichte geht zuletzt noch dieſer anſchlag an:

Schleuß deinen buſen auf/ nicht uͤbel wird ſichs ſchicken/

Wenn mein rubinen ſchmuck in deinen ſchnee verſteckt:

Jch will mein angeſicht auf deine bruͤſte druͤcken/

Zu ſehn/ ob deine milch mein purpur an ſich leckt.


Abbildung der vollkommenen ſchoͤnheit.
HOldſeliges geſchlecht/ hoͤr an/ ich will dichs lehren/

Wie es geſtalt muß ſeyn/ was man vor ſchoͤn ſoll ehren.

Liß dieſe zeilen durch/ ſo wird dir ſeyn bekant/

Wodurch die Helena ſo trefflich ſchoͤn genant.

Der leib muß ſeine pracht erſt von den farben haben/

Von dieſen muͤſſen drey ſich gleichen ſchwartzen raben/

Drey muͤſſen wie der ſchnee ſo weiß ſeyn anzuſehn/

Drey die an roͤthe ſelbſt den purpur uͤbergehn.

Drey andre muͤſſen ruhm durch ihre kuͤrtz’ erlangen/

Hingegen andre drey mit ſchoͤner laͤnge prangen;

Drey muͤſſen ſeyn was dick/ doch wolgebildt dabey/

Darneben muͤſſen ſchmal und ſchlanck ſeyn andre drey.

Die
[63]Galante Gedichte.
Die weite muß man auch an eben ſo viel ruͤhmen/

Und andern gleicher zahl will eng zu ſeyn geziemen.

Wenn man zu dieſen fuͤgt drey/ welche zierlich klein/

So kan die ſchoͤnheit ſelbſt nicht vollenkommner ſeyn.

Die augen preiſet man/ die ſchwartzen kohlen gleichen/

An ſtrahlen aber doch der ſonnen ſelbſt nicht weichen;

Und umb dieſelbe muß ein ſchwartzer bogen gehn/

Dadurch diß ſternen-paar kan uͤberſchattet ſtehn.

Zum dritten muß der puſch/ der jene hoͤle decket/

Jn welcher Venus ſelbſt das ziel der brunſt verſtecket/

Gantz eingehuͤllet ſeyn in ſchwartze dunckelheit/

Weil Amor ſolch ein kind/ das ſich im dunckeln freut.

Die haare muͤſſen ſeyn ſo weiß/ als reine ſeide/

Der alabaſter-halß/ wie nie beruͤhrte kreide/

Die zaͤhne muͤßen ſtehn/ wie blanckes helffenbein/

Wenn ſie von tadel gantz entfernet ſollen ſeyn.

Er muß weit uͤbergehn die brennenden rubinen/

Soll ſonſt der lippen ſaum den rechten preiß verdienen.

Die wangen/ die nicht roth/ ſind nicht vollkommen ſchoͤn/

Und auff den bruͤſten ſelbſt muß roth am gipffel ſtehn.

Die zaͤhne muͤßen kurtz nur ſeyn in ihren reihen/

Derſelben maße ſich die fuͤſſe gleichſals weihen.

Diß einz’ge giebet auch den ohren ihren preiß/

Daß man/ wie andre theil/ ſie ſchoͤn zu nennen weiß.

Es muß ein ſchoͤner leib ſich nach den g’raden ſichten/

Die wie die ſaͤulen ſtehn/ in ſeiner laͤnge richten.

Die haͤnde/ die mit luſt der liebe zuͤgel fuͤhrn/

Muß/ wenn ſie zierlich ſind/ gewuͤnſchte laͤnge ziern.

Und ſoll dem Venus-ſohn die liebes-jagt geluͤcken/

Muß er aus langem haar ihm netz und ſehnen ſtricken.

Denn ſoll in ſclaverey die freyheit ſeyn gebracht/

So muͤſſen feßeln ſeyn aus langem haar gemacht.

Es iſt ein ſolcher leib vor andren hoch zu preiſen/

An dem die huͤfften ſich in rechter dicke weiſen.

Auch das/ was die natur zum ſitz-platz außerſehn/

Jſt dadurch/ wenn es dick und ausgefuͤllet/ ſchoͤn.

Und
[64]Galante Gedichte.
Und drittens muß der ort/ der unſre ſinnen raubet/

Wenn er mit ſchoͤner kraͤuß’ als ein gepuͤſch belaubet/

Seyn einem huͤgel gleich von bergen eingehuͤllt/

So daß er eine hand mit ſeiner dicke fuͤllt.

Die finger/ welche ſchmal und zierlich ſich erſtrecken/

Die koͤnnen/ was ſonſt halb erſtorben/ aufferwecken/

Und arme dieſer art ſind das gewuͤnſchte band/

Wodurch man an das joch der liebe wird geſpañt.

Auch muß ein ſchoͤnes kind ſeyn ſchmal uñ ſchlanck von beinen/

Daß/ wenn die flammen ſich im mittel-punct vereinen/

Gantz umb das oberſte das unterſte ſich ſchwenckt/

Gleichwie Adonis ward von Venus eingeſchraͤnckt.

Der weite lob kan man auß dreyen ſtuͤcken lernen:

An augenbraunen/ die von ander ſich entfernen/

An lenden/ die nicht gar zu nah beyſammen ſtehn/

Vornehmlich wenn man will in Amors irrgang gehn.

Auch muͤßen weit entfernt ſich zeigen jene huͤgel

Der ſchwanen-gleichen bruſt/ daß mit verhaͤngtem zuͤgel

Die brunſt/ wenn ſie genug mit kuͤßen hat geſpielt/

Durch dieſes thal kan gehn/ wo ſie wird abgekuͤhlt.

Drey enge muͤßen ſich bey jenen dreyen weiſen:

Ein roſengleicher mund muß enge ſeyn zu preiſen;

Die ſeiten muͤßen eng und dicht zuſammen ſeyn/

Daß eine ehle ſie bey nah kan ſchließen ein.

Vor allen aber muß die grufft/ da Venus lachet/

Wo das/ was ſtaͤhlern ſchien/ wie wachs wird weich gemachet/

Gantz enge ſeyn/ damit wenn unſre brunſt entſteht/

Sie ein und wieder auß mit mehrerm kitzel geht.

Und letzlich muͤßen drey ſeyn zierlich klein zu nennen:

Die naſe muß man erſt deßwegen loben koͤnnen:

Die bruͤſte gleiches falls/ die eine hand ſpannt ein;

Die gipffel muͤßen drauff gleich kleinen erdbeern ſeyn.

Wann dann der leib gebildt in ſolchem ſchoͤnen weſen/

So hat zum wohnplatz ihn die liebe ſelbſt erleſen/

Und wann an dieſem auch bald diß bald jenes fehlt/

So hat Cupido ſchon ein anders auserwehlt;

Dann
[65]Galante Gedichte.
Dann wann die ſchoͤnheit gleich nicht voͤllig iſt zu finden/

So kan die freundlichkeit doch alles uͤberwinden:

Der nun die ſchoͤnheit nicht auff allen gliedern ſchwebt/

Der rath’ ich/ daß ſie ſich durch freundlichkeit erhebt.

Hie ſeht ihr/ ſchoͤnſtes volck/ wodurch ihr ſchoͤn zu nennen/

Werdt ihr ins kuͤnfftige mir beſſer nachricht goͤnnen/

Soll meine feder euch zum dienſt ſeyn angewand/

Wenn ihr dieſelbe fuͤhrt mit eurer ſchoͤnen hand.


Streit der jungen und alten jungfern/
welchen von beyden der vorzug
gebuͤhre.
Vortrag der jungen.

JHr ſchweſtern/ die ihr ſchon mehr jahre koͤnnet zehlen/

Als gute zaͤhne noch in eurem munde ſtehn;

Was habt ihr wol vor recht auff unſre luſt zu ſchmaͤhlen?

Meint ihr/ wir ſollen euch gleich aus dem wege gehn?

Nein! eh wir eurem trotz den ſtoltzen willen laſſen/

Soll ein geſchaͤrfftes ſtahl des ſtreites richter ſeyn;

Warum ſoll unſern ſchertz ein ſcheeles auge haſſen?

Wir jungen bilden uns mehr als ihr alten ein.

Jhr habt zwar freylich ſchon viel mehr als wir erfahren/

Weil unſre jugend euch noch erſtlich lehrgeld zahlt;

Allein wie? kommt auch wol verſtand noch vor den jahren?

Drum macht ihr euch ſelbſt alt/ weñ ihr mit klugheit prahlt.

Was aber acht man doch ein altes ungeheuer?

Ein friſch und junges ding zieht man den alten fuͤr;

Ein alter hering koſt nicht ſo viel als ein neuer/

Ein junges pferd das gilt mehr als ein altes thier.

Wer ſteckt die naſe gern zu faulen pomerantzen?

Wer liebt ein altes licht/ das wie der teuffel ſtinckt?

Wer will doch allererſt ein altes ſchloß verſchantzen/

Das allbereits zerfaͤllt und im moraſt verſinckt?

II. Theil. EDrum
[66]Galante Gedichte.
Drum muſt ihr alten nun uns jungen maͤdchen weichen/

Jhr ſeyd ſchon halb verdorꝛt/ wiꝛ ſeynd noch friſch und gruͤn/

Jhr ſeyd kaum ſchwartzem bley/ wir golde zu vergleichen/

Um unſre ſcheitel bluͤht der herrlichſte jeßmin:

Jn unſerm buſen find man ſchnee und brand beyſammen/

Der halß der uͤbertrifft den allerweißten ſchwan/

Auß unſern augen gehn die ſtaͤrckſten liebes-flammen

Und zuͤnden wie ein blitz der maͤnner hertzen an:

Die wangen bluͤhen uns voll lieblicher narciſſen/

Auff denen liljen-milch und roſen-purpur lacht.

Wie mancher pflegt vergnuͤgt auf unſern mund zu kuͤſſen/

Der ihm die ſeel entzuͤckt/ das hertz voll feuer macht.

Wir koͤnnen ohne zwang die ſtaͤrckſten uͤberwinden/

Wir ſchlagen unſren feind durch einen holden ſtrahl;

Die liebſten koͤnnen wir ſo feſt als ketten binden

Und fuͤhren ſie erlaͤchtzt zum friſchen liebes-thal.

Dann rufft ein ieder uns nicht anders als/ mein engel/

Mein hertzgen/ ſchaͤtzgen/ kind/ mein morgenſteꝛn/ mein licht/

Und ſtreut auff unſern ſchooß die ſchoͤnſten nelcken-ſtengel/

Dergleichen eure hand/ ihr alten/ niemahls bricht.

So bleibts demnach darbey/ ihr muͤſt zuruͤcke treten/

Weil euer glantz nicht ſo/ wie unſrer/ ſchimmern kan;

Doch fangt ins kuͤnfftige nur fleißig an zu beten/

Vielleicht bekommet ihr noch endlich einen mann.


Antwort der alten.
JHr naͤrrchen thut gemach/ was bildet ihr euch ein?

Was habt ihr thoren viel vom alter zu gedencken?

Jſt dieſes euch verhaſt/ ſo laſt euch jung auffhencken/

Halt eure zung im zaum und laſt das ſpotten ſeyn.

Mit eurer prahlerey wird wenig außgericht/

Jhr ſtellt euch allzu ſtoltz und uͤberaus verwegen/

Ach lernt das ding zuvor vernuͤnfftig uͤberlegen/

Was gilts/ ob euer mund hernach nicht anders ſpricht.

Daß
[67]Galante Gedichte.
Daß ihr uns alte nennt/ das thut ihr nur aus neyd/

Dieweil wir nicht mit euch ſo kindiſch taͤndeln wollen/

Wir waͤren ſonſt fuͤrwar noch aͤrger als die tollen/

Es wundert uns/ daß ihr noch ſtets ſo kindiſch ſeyd;

Zu dem ſo geht was alt ſehr offt dem jungen vor.

Die jungen ſchoten ſind zwar allzeit angenehmer;

Doch ſind die alten ſchon zum ſtecken viel bequemer/

Denn ihre keime ſchiebt den ſchoͤnſten ſtrauch empor.

Der alte wein iſt ja viel beſſer als der moſt/

Die muͤrben miſpeln ſind doch immerfort die beſten/

Die ſchoͤnſten fruͤchte ſtehn offt an den aͤltſten aͤſten/

Und alter honig wird zuletzt zur zucker-koſt.

Was aber ſagt ihr viel von eurer ſchoͤnheit pracht/

Die ihr bißweilen doch mit flor die flecken decket?

Meint ihr/ man wiſſe nicht/ daß ihr den ſchalck verſtecket/

Und eure glatte haut mit ſchmincke ſchoͤner macht?

Doch ſeht euch fleißig fuͤr/ daß euer ruhm nicht ſaͤllt/

Die ſchoͤnſte roſe wird am zeitigſten gebrochen/

Die ſuͤßſte frucht wird offt von einem wurm geſtochen.

Wohl der/ die ihren glantz ſtets unbefleckt behaͤlt!

Wenn man euch engel nennt/ ſo nehmt nicht lieber an/

Wie etwan geiſter thun/ ſo leiber angenommen/

Das ſpucken doͤrfft euch ſonſt nicht allzu wol bekommen.

Um engel/ wie ihr ſeyd/ iſts allzubald gethan.

Die liebſten ruffen euch: Mein allerliebſtes kind!

Was gilts/ ihr krieget auch der liebe milch zu ſaugen/

Jhr ſeyd ein blumenfeld in eurer buhler augen/

So ſchaut/ daß ſich kein wurm zur zucker-roſe findt.

Der euch ſo ſchaͤtzchen nennt/ der graͤbt gewißlich nach/

Biß daß er ſeinen ſchatz/ und euer bergwerck funden.

Was ſeyd ihr vor ein ſtern/ wenn euer glantz verſchwunden?

So euer licht verloͤſcht/ wird euer ſchein zur ſchmach.

Drumb ſtellt/ bethoͤrte/ nur das freche prahlen ein/

Begehrt ihr ie mit uns nicht weiter umzugehen/

So packt euch immer hin/ wir werden euch nicht flehen;

Wir bleiben dennoch wol/ die wir geweſen ſeyn.

E 2Der
[68]Galante Gedichte.
Der Venus ſententz.
BEiſt euch nicht ihꝛ rabenaͤßer/ ſondeꝛn klaget miꝛ den ſtreit/

Heißet das reſpect erzeiget mir/ als eurer obrigkeit?

Nehmt ein ander mahl in acht mir die ſachen vorzutragen/

Sonſten werd’ ich beyder part bald von etwas anders ſagen.

Jtzo aber ſolt ihr wiſſen/ daß ich nicht mehr leiden wil/

Daß ihr euch zuſam̃en zancket; drumb ſo ſchweiget alle ſtill/

Und nehmt diß zum urtheil an/ gleich itzt ſolt ihr euch verſoͤhnẽ/

Und kein boͤſes laͤſtermaul ſoll die andre mehr verhoͤhnen.

Daß indeßen aber keine von euch alten klagen darff/

Als waͤr ich den jungen guͤnſtig und den alten gaꝛ zu ſcharff;

So beſchließ ich/ daß hinfort keine jungfer ſoll auf erden/

Ob ſie gleich ſchon laͤnger lebt/ uͤber dreyzehn jahr alt werden.


Verliebte Gedichte.
Der Venus klag um Adonis grab.



ADonis grab iſt hier; mehr ſagt die liebe nicht/

Und Venus ſeel entſchlaͤft bey dieſem leichen-ſteine.

Ach hochgeliebter leib! ach werthſte todten-beine!

Ach himmliſcher Adon! mein mattes hertze bricht

Jn lieb und thraͤnen aus: die thraͤnen ſollen zeugen/

Daß meine liebe wird zu keinen zeiten ſchweigen.

Wo iſt Adonis ſarg? wo iſt Adonis grab?

Daß Venus nicht zugleich ſich auf die baare leget/

Wie wenn ein rauher wind die blumen niederſchlaͤget/

Schlaͤgt tulp und nelck entzwey/ und bricht die blumen ab.

So war mein lebens-geiſt von hertz und ſeel entrißen/

Als meinen lieben ſchatz ein wildes ſchwein gebißen.

Ach
[69]Verliebte Gedichte.
Ach ewiger verluſt! unwiederruflich fall!

Jch habe deine ſchoos dem himmel vorgezogen/

Holdſeeliger Adon! nun ſeel und geiſt verflogen/

So ſtirbt die Venus auch. Jch hoͤrte faſt den ſchall

Und wie du mich zuletzt/ mein tauſend lieb/ geſegnet/

Als dir diß ungeheur im finſtern wald begegnet.

Jch ging und ſuchte drauf mein leben in dem haͤyn/

Und fand da meinen tod/ Adonis ſternen glieder

Sind durch des wildes biß beſpruͤtzet hin und wieder

Vom ſchaum des rothen bluts. Jch bracht ihm himmel-wein

Und edlen perlen-tranck/ hertzſtaͤrckende muſcaten/

Jn hoffnung meinem ſohn und beſten ſchatz zu rathen/

Vergebens ob ich ſchon den weichen mund gekuͤſt/

Und tauſend mahl geſchryn: erwache meine ſeele!

So regte ſich kein glied/ ja was ich nicht verheele/

Jch habe ſelbſt zuletzt krafft/ ſeel und geiſt vermiſt.

Jch werd auch nimmer ſchoͤn/ mein’ anmuth iſt geſtorben/

Und mit Adonis pracht der Venus glantz verdorben.

Bedenck ich jene luſt und gegenwaͤrtig leid/

Ja wenn der himmel gleich in lauter roſen lebte/

Wenn hoͤchſt’ ergoͤtzlichkeit um meine ſcheitel ſchwebte/

So blieb ich unbewegt/ biß daß die ſuͤſſe zeit

Mich gab Adonis gunſt/ den ich verſchwendriſch kuͤſte/

Sein alabaſter arm umſchraͤnckte meine bruͤſte;

So hat niemand geliebt/ und niemand weiß es ſo/

Die ſeelen nur allein beſchloßen was geſchehen/

Der monde hat uns oft gantz holdreich zugeſehen/

Er ward an meiner bruſt/ und ich an ſeiner froh;

Sein mund hieß mein rubin/ ich ſchenckt ihm himmels-fluͤſſe

Und ſelbte macht ich noch mit liebes-zucker ſuͤſſe.

Nun ſeh ich nichts als noth/ und dein verblichner leib/

Mein eintzig liebes kind/ entſeelt mein kranckes hertze:

Doch daß ein denckmal ſey/ wie hoch ich dich beſchmertze/

So bau ich hier dein grab/ das keine zeit zerreib’/

Und in vergeſſenheit die lange naͤchte ſtuͤrtze/

Mit thraͤnen ſalb ich dich ſtatt weit-geholter wuͤrtze.

E 3Hie
[70]Verliebte Gedichte.
Hier iſt Adonis grab und auch mein heiligthum.

Ein menſch mag bahꝛ und gruſt mit goͤldnen ampeln zieren/

Jch goͤttin will um dich die ſtern als fackeln fuͤhren.

Und wie die leichen ſonſt ſchmuͤckt eine ſchoͤne blum/

So ſoll das ſchoͤne blut in auaͤmonen ſincken/

Und bey dem roſen-lentz in purpur-kleidern blincken.

Was mehr? den leichgeſang/ das bittre todten-lied

Stimmt Venus ewig an/ der himmel hilfft mir klagen/

Die luͤfte ſeuftzen mit/ der weſtenwind ſoll ſagen/

Wie tief ich traurig ſey: Jch bin nicht groß bemuͤht/

Um das beliebte grab viel ſeulen aufzufuͤhren/

Die liebe ſoll es mehr mit ihren wundern zieren.

Daß Artemisja dort des ehmanns aſche tranck/

Jſt viel und liebens werth; Jch opffre meine ſeele/

Die zwar nicht ſichtbar iſt/ der lieben grabes-hoͤle;

Und ſaget nun iemand/ daß Venus bleich und kranck/

Der wiſſe/ da Adon mein troſt und lieb erblichen/

Daß ich zugleich mit ihm bin aus der welt gewichen.

Die uͤberſchrifft wird ſonſt dem marmol einverleibt/

Jch will ſie ins gemuͤth der ſpaͤten nachwelt graben/

Dran ſoll der buler volck den ſchoͤnſten ſpiegel haben/

Wo nicht der große ſchmertz die lieb ins elend treibt:

Hier ruht der ſchoͤnheit ſchatz und Venus holde zierden/

Tritt nicht zu nah hinzu! der ſtein macht die begierden.


Abriß eines verliebten.
C. H. v. H.
ER iſt ein krancker/ den ein ſinnlich fieber plaget/

Ein jaͤger/ ſo allzeit auf einem hirſche jaget/

Ein wetterhan/ der ſtets nach einem winde ſteht/

Ein ſchif/ ſo ungehemmt nach Cypris hafen geht.

Ein maͤrterer der brunſt/ den freund und feind belachet/

Ein Morpheus/ der ihm ſelbſt bey tage traͤume machet/

Ein
[71]Verliebte Gedichte.
Ein arm gefangener/ der ſeine feßel liebt/

Und ſeinen hencker ehrt/ wenn er ihm ſtreiche giebt.

Ein Aetna/ der voll glut/ laͤſt flut und ſtroͤme fließen/

Ein hungriger/ der bloß wil rohes fleiſch genießen/

Ein welt Sebaſtian/ den Venus ſchuͤtze trifft/

Ein rechter Adams-ſohn/ den frauen-hand vergift.

Ein wirth/ ein ander kind/ laͤſt ernſte ſachen fahren/

Ein haar/ ein altes band/ ſind ſeine beſten wahren/

Jtzt baut er etwas auf/ itzt reiſt ers wieder ein.

Jtzt muß Democritus der ſitten meiſter ſeyn/

Jtzt iſt es Heraclyt. Das hertze/ ſo er fuͤhret/

Vergleicht ſich dem metall/ das ein magnet geruͤhret.

Sein himmel iſt ihr haupt/ die erd iſt ihre ſchoos.

Hier anckert ſeine luſt/ es wird der erden kloß

Der uͤberweißte koth dem himmel vorgeſetzet/

Und iſt ihr auge mehr als Venus ſelbſt geſchaͤtzet.

So wundre ich mich nicht/ daß man das weib veracht/

Weil ſie die erſte pein zu erſt hat aufgebracht.

Sein eſſen iſt ein kuß/ ſein tranck ſind heiſſe thraͤnen/

Die zeit verjaget er mit ſeufftzen und mit ſtehnen.

Und wann ihm etwan traͤumt/ wie er die liebſte find/

So hat er nichts als luft/ und kuͤſſet nichts als wind.

Denn traͤume/ buler/ wind ſind gleiches thuns geſellen;

Sein ſchlaffen darf er nicht nach einem wecker ſtellen;

Jndem die weckerin/ ſo in dem hertzen ſteckt/

Jhn beſſer/ als er wuͤnſcht/ aus ſeinem ſchlaff erweckt/

Und ſeinen ſchmertzen ruͤhrt. Zu dornen wird das bette/

So wachet er mit dem im lager in die wette/

Und fuͤhrt der thraͤnen ſtrom um ſeine wangen her/

Bald wil er aus der welt/ bald wil er uͤber meer/

Und muß doch wie zuvor in ſeinem hauſe bleiben/

Muß lernen/ wie ſein rath nicht ſtetig wil bekleiben.

Wie erſtlich bulerey und die gewoͤlckte nacht

Auf anſchlag/ aber nicht auf ausſchlag iſt bedacht;

So laͤſt er ohne ruh ſich fremde ſachen lencken/

Laͤſt in geſunder haut ſich ſeine ſchwachheit kraͤncken/

E 4Liebt
[72]Verliebte Gedichte.
Liebt nacht und finſterniß bey ſonne und bey licht;

Jſt wie ein ſchweres ſchiff/ dem der compas gebricht.

Und daß ich nicht zu viel von einer ſache ſage/

Die allen iſt bekandt als allgemeine plage/

So muß der vorhang weg. Das mahlwerck iſt vollbracht/

Hier hat der mahler ſelbſt ſein ebenbild gemacht.


Auf eine uͤberſendete nelcke.
C. H. v. H.
DU ſendeſt mir das blut von deinem mund und wangen/

Und eine nelcke muß dein theurer bote ſeyn:

Jch ſchaue zwar das blut auf weißen feldern prangen;

Doch ſtellt die waͤrmde ſich hier nicht als nachbar ein.

Die negel ehr ich zwar mit mehr als kauſend kuͤßen/

Jch bin dazu verpflicht/ ſie kommt aus deiner hand;

Doch wil nichts feuchtes mir auf mund und lippen fluͤßen:

Was geiſt und waͤrmde heiſt/ iſt ihr gantz unbekandt.

Sie weiß mit honigthau mir nicht den mund zu netzen/

Sie kennt das ſchmaͤtzeln nicht und diß was zuͤngeln heiſt/

Sie weiß den purpur nicht auf meinen mund zu ſetzen/

Jch fuͤhle nicht/ was mich auf meine lippen beiſt.

Sie weiß mir meinen mund nicht ſchluͤpfrig aufzuſchließen/

Die feuchte kuͤtzelung kennt dieſe nelcke nicht.

Durch warmes boͤben kan ſie keinen kuß verſuͤßen/

Weil naͤße/ geiſt und blut der nelcke ſtets gebricht.

Doch koͤmmt die nelcke mir nicht leichtlich aus dem munde/

Jch aber netze fie durch einen heißen kuß.

Ach freundin! wuͤnſche mir doch zeitlich dieſe ſtunde/

Da mich entzuͤcken kan dein reicher uͤberfluß.

Es reiſt mich aus mir ſelbſt ein ſuͤſſes angedencken/

Was mir vor hoͤflichkeit dein kuß hat angethan!

Du wirſt mir einen kuß bey dieſer nelcke ſchencken/

Und zeigen/ daß dein mund mehr als die blume kan.

C. H.
[73]Verliebte Gedichte.
C. H. v. H.
1.
LAß Sylvia die reine glut/

So mir entzuͤndet geiſt und blut/

Dich liebſte nicht zum zorn bewegen.

Wer kan fuͤr deinen augen ſtehn/

Und unentbrant von dannen gehn/

Wenn ſich des geiſtes trieb will regen[.]

2.
Nicht falle doch der meinung bey/

Daß reine liebe ſuͤnde ſey/

Die GOtt in unſer hertz geſchrieben/

Die ſelbſt ſein mund im paradies

Jn uns mit unſerm athem bließ/

Der uns geboten hat zu lieben.

3.
Soll meine liebe ſuͤnde ſeyn/

So wiſſe/ daß dein ſchoͤner ſchein

Zu dieſer ſuͤnde mich getrieben/

Und glaube/ daß die kluge welt

Vor leibliche geſchwiſter haͤlt/

Die ſchoͤnheit und den trieb zu lieben.

4.
Drum folg ich der natur gebot/

Jch bin kein ſtein und auch kein gott/

Jch muß in deinen flammen brennen.

Mir iſt gefeſſelt geiſt und muth/

Drum will ich auch des hertzens glut

Vor GOtt und dir nur frey bekennen.

5.
Hier iſt mein demuth-volles hertz/

So ſich verbindt in lieb und ſchmertz

Mit gleicher andacht dir zu dienen.

Nun Sylvia das opfer hin/

Laß augen-troſt in deinem ſinn/

Vergiß mein nicht im hertzen gruͤnen.

E 5Jch
[74]Verliebte Gedichte.
6.
Jch bleibe dein/ biß daß mein geiſt

Aus meinem reinem hertzen reiſt/

Biß man mich wird zur leiche machen.

Laß Sylvia mein tauſend-ſchoͤn

Mich nur bey deinen roſen ſtehn/

So will ich aller dornen lachen.


An die Florette.
B. N.
FLorette ſoll ich denn in flammen untergehn?

Jſt nichts als kalter ſchnee in deiner bruſt zu finden?

Kan ſich dein purpur-munb mit hitze nicht verbinden?

Und ſieht man auch den neyd auff reinen wangen ſtehn?

Ach! ſchaue dich doch ſelbſt mit andern augen an!

Der ſchoͤnheit fuͤrniß kan nicht ewig farbe faſſen/

Dein ſchimrend waßer wird/ wie truͤbe glut/ erblaſſen;

Denn iede ſtunde zeigt/ wie ſie dir trotzen kan.

Was heute carmaſin und ſcharlach uͤberdeckt/

Wo muſchel und corall um alabaſter glaͤntzen/

Was himmel und natur mit roſen-ſchein umkraͤntzen/

Wird morgen durch das gifft der truͤben zeit befleckt.

Der fruͤhling wird dir nicht ſtets um die lippen ſtehn/

Der beſte nelcken-ſtrauch wird endlich hingerißen/

Und deine blumen ſind nur fluͤchtige nareißen/

Die heute praͤchtig bluͤhn/ und morgen untergehn.

Dem ſommer folgt der herbſt/ dem herbſte winters-zeit/

Florette dencke ſelbſt/ wie deine fruͤchte reiffen;

Ach! laß ſie/ werthe/ doch den winter nicht ergreiffen/

Ein friſcher apfel giebt die beſte liebligkeit.

Schleuß deinen garten auff/ weil dich der himmel liebt/

Ein rebenſtock iſt ja fuͤr menſchen aufgeſchoßen/

Was hilfft ein ſuͤſſer trunck/ der keinen mund befloßen?

Was nuͤtzt granaten-frucht/ die keine kerne giebt?

Ein
[75]Verliebte Gedichte.
Ein weib das fleiſch und blut in ihrem buſen traͤgt/

Und doch die jungfrauſchafft will lebendig begraben/

Jſt werth/ wenn ſchlang und wurm den leib gefreſſen haben/

Daß man ihr dieſe ſchrifft auf ihren leich-ſtein praͤgt:

Hier lieget pech und ſtroh/ das keine flammen fing/

Ein ſchweflicht weſen/ das beym feuer nicht entbrante/

Ein zunder-voller leib/ der keine glut erkante/

Ein glantz/ der in der lufft wie truͤber rauch verging:

Ein brunn der ſeine quell in feſte mauren ſchloß/

Ein balſam/ den wir nur von weitem angerochen.

Ein ſuͤſſer citronat/ den keine fauſt gebrochen.

Ein artzt/ der ſeine krafft auff kalte tuͤcher goß.

Ein bunter blumen-platz/ den ieder nur beſchaut.

Ein feld/ das weder pflug noch ſchare durchgeſchnitten.

Ein wolgeziertes pferd/ das keinen ſporn erlitten/

Und wie Bucephalus dem ſchatten kaum getraut.

Ein himmel/ der nur ſchmertz und keinen troſt gebahr.

Ein amber-voller kram/ der keinem feil geweſen/

Und will man alles hier aus einer zeile leſen:

Hier liegt ein todes menſch/ das keine menſchin war.

Jm leben wolte ſie die Juno ſelber ſeyn/

Jhr mund vermaͤhlte ſich mit ſchimmrenden rubinen/

Jtzt muß ein kahler ſarg zum trauer-zimmer dienen/

Und ſchlieſt den gantzen reſt in dieſe breter ein.

Florette ſchreckt dich nun die ſchwartze grabes-ſchrifft/

So lerne/ ſchoͤnſte/ dich doch ſelber recht erkennen/

Laß auch die liebes-glut in deiner bruſt entbrennen/

Und meide mit bedacht das truͤbe todtes-gifft.

Das bette ſteht dir mehr als ſchwartze bahren an;

Der kittel wird dich nicht ſo wie die federn zieren/

Das alter ſoll den tod/ die jugend luͤſte ſpuͤren/

Weil ſich der ſommer nicht mit kaͤlte ſchwiſtern kan.

Ein ſchatten volles grab hegt ſchlechte lebens-lufft/

Man kan der lippen ruhm nicht vom gerippe leſen:

Und was dein purpur-mund und deine pracht geweſen/

Zeigt nur dein ebenbild/ und keine todten-grufft.

Was
[76]Verliebte Gedichte.
Was iſt die jungfrauſchafft? ein ſchlechtes roſen-blat/

Das mit dem alter auch die kraͤffte laͤſt verſchwinden/

Da pracht und zierde ſich auff kurtze zeit verbinden/

Und der beliebte glantz beſtimmte ſtunden hat.

Ein kurtzer augenblick reiſt alle ſonnen ein/

Kein ſchimmer kan ſo bald/ als dieſe glut erblaſſen/

Und daß wir mit der zeit das leben ſelber haſſen/

Komt/ daß wir in der zeit zu faul geweſen ſeyn.

Wol der/ die ſchertz und luſt in ſtiller andacht treibt/

Die nichts als nectar laͤßt um ihre lippen lachen/

Und das verliebte ſpiel der kleinen wunderſachen

Durch zucker-ſuͤſſe krafft auff alabaſter ſchreibt.

Die kan/ wann muth und krafft von winden untergehn/

Wenn auge/ mund und hertz wie truͤber dampff verſtreichen/

Und der entſeelte leib im grabe muß erbleichen/

Doch in dem Contrafait der zarten kinder ſtehn!


Auf die bitterkeit der liebe.
C. H. v. H.
DJe nacht Egyptiens/ des Aetna wildes feuer/

Das wuͤten von der ſee/ der wuͤſten ungeheuer/

Des drachen gelbes gift/ der Garamanten ſand/

Des neuen Zembles eyß/ der hoͤllen heiſſer brand/

Der Scythen haupt-gefahr/ der donner-berge grauſen/

Des Caucaſus verdruß/ des norden kaltes ſauſen/

Jſt nur ein ſchattenwerck und bild derſelben qual/

Damit die Venus hat gezieret ihren ſaal.


An den Celadon.
1.
MEin Celadon ſol meine glut/

Die mir durchwandert marck und blut/

Nicht rauch und flammen von ſich treiben/

Soll Aetna in dem hertzen ſtehn/

Und Phlegeton in adern gehn/

Und ihre kraft verborgen bleiben.

Jch
[77]Verliebte Gedichte.
2.
Jch mameluckin deꝛ natur

Darf keine rechte liebes-ſpur

Vor meines liebſten augen laßen/

Mein hertze ſoll entzuͤndet ſeyn/

Mein hertze fuͤhlt die ſuͤſſe pein/

Und mit den lippen muß ich haßen.

3.
Jch weiß nicht/ wie die kluge welt

Die thorheit zum geſetze ſtellt/

Und netze macht ſich ſelbſt zu plagen.

Wie kan man/ wenn die ſtarcke hand

Uns trift mit feuer/ glut und brand/

Von waſſer und von kaͤlte ſagen.

4.
Jch zwinge mich ſo viel ich kan/

Und nehme was verſtelltes an/

Beherrſche lippen und geſichte/

Weil doch die gar zu kluge welt

Zu keiner zeit vor ſchweſtern haͤlt/

Bekante brunſt und gut geruͤchte.

5.
Mein Celadon bleibt doch geliebt/

Ob ſchon die glut nicht funcken gibt/

Und er mich nicht kan ſehen brennen.

Zeigt mein beſeeltes helffenbein

Gleich nicht der hellen flammen ſchein/

So wird man doch die aſche kennen.

6.
Macht gleich mein unverdienter mund

Nicht meiner ſeelen regung kund/

Schwebt brunſt und gunſt nicht auf der ſtirne;

So kan ich doch bey ſtiller nacht/

Wenn nichts als meine liebe wacht/

Dein bildniß kuͤßen im gehirne.

Hoͤrt
[78]Verliebte Gedichte.
7.
Hoͤrt gleich mein Celadon itzt nicht/

Was mein verliebtes hertze ſpricht

Und meine treue ſeele bringet/

Weiß ſchon die meiſterin der zucht/

Daß meine brunſt die maße ſucht/

Und ſich mein reines auge zwinget.

8.
So hof ich dennoch auf die zeit/

Da ſich der glieder zanck und ſtreit

Jn fried und freyheit wird verkehren;

Und daß des hertzens ſuͤſſer brand/

Des willens unbequaͤmes band

Durch ſeine flammen wird verzehren.

9.
Und ſolte meiner jugend pracht/

Und dieſes was mich lieblich macht/

Das grab mit aller hofnung haben;

So weiß ich doch/ daß jederman

Von meinem hertzen ſagen kan:

Alhier liegt Celadon begraben.


B. N.
1.
FLorette was umflort dein himmliſch angeſicht?

Kan auch ein blitz auß lichten ſtrahlen ſchieſſen?

Laͤſt jaſpis und ſaphier auch kruͤben regen flieſſen?

Schont denn die ſinſterniß der ſonnen nicht/

Und zeigen die entflammte kertzen/

Daß nichts als nebel und comet

Um deinen liebes-himmel ſteht/

Und nach entbrandter glut ſtets donnerkeilen ſchertzen?

So
[79]Verliebte Gedichte.
2.
So iſt es: aber ach! was brauchſtu doch fuͤr macht/

Mich ſchwachen ſclaven voͤllig zu beſiegen?

Sprich nur/ ſo will ich dir zu deinen fuͤſſen liegen/

Die wunder und natur zu marmel macht.

Jch will die ſchuld mit thraͤnen buͤſſen/

Als zeugen meiner liebes-pein/

Und ſolte dieß zu wenig ſeyn/

So ſoll mein warmes blut zu deinen ferſen flieſſen.

3.
Jch laͤugne/ werthe/ nicht/ daß Myrto fehlen kan;

Der fall iſt mir als menſchen angebohren/

Du biſt als engel mir zum richter außerkohren/

Drum nehm ich mit gedult die martern an.

Beſtraffe nur mein bittres leiden

Durch allzu heißen eyfer nicht;

Denn was mir noch das hertze bricht/

Jſt/ daß ich armer ſoll von meiner ſeelen ſcheiden.

4.
Florette laß dir doch den ſchmertz zu hertzen gehn;

Ein treuer knecht kan Fuͤrſten ja bewegen;

Der himmel ſelber muß die ruthe niederlegen/

Wann wir vor ihm in heißer andacht ſtehn.

Jch falle dir zu deinen fuͤſſen/

Mein hertze brennt dir fuͤr und fuͤr/

Warum wiltu denn laͤnger mir

Vor einen apfel-griff dein Paradieß verſchlieſſen?

5.
Verzeihe/ ſchoͤnſtes bild/ ich rede faſt zu viel:

Ein reiner mund kan alle fehler decken;

Der menſchen liebe kan die goͤtter nicht beflecken/

Man faͤllt nicht/ wann man gleich hier fallen will.

Was hab ich armer denn entzieret/

Jndem ich deine liljen-bruſt

Vor zucker-ſuͤßer liebes-luſt

Durch einen feuchten kuß auf erden angeruͤhret?

Wiltu
[80]Verliebte Gedichte.
6.
Wiltu der tugend nach ein rechter Engel ſeyn/

So muſtu auch/ was menſchlich iſt/ verdammen:

Deñ ſchoͤn und grauſam ſeyn/ ſchickt uͤbel ſich zuſam̃en;

Ein nebel reißt der ſonnen purpur ein;

Und deiner blitze liebes-weſen/

Das aus den lichten augen faͤhrt/

Jſt weiter keiner wunder werth/

Dafern du dir den zorn zum bruder außerleſen.

7.
Nun ach! Florette nim die demuth wieder an/

Empfange mich mit gnaden-vollen armen/

Beſtrahle deinen knecht durch quellendes erbarmen/

Der ohne deine gunſt nicht leben kan;

Sprich/ daß dein himmel nach dem krachen

Mir wieder voller roſen ſteht/

So muß/ noch eh der tag vergeht/

Die ſonne meiner luſt mit friſcher anmuth lachen.


1.
WArumb betruͤbſtu mich/ der dich ſo hertzlich liebet/

Und ſo viel ſeufftzer dir zum treuen opffer giebet/

Jch dacht/ es zeigte licht in deinen augen ſich/

Jtzt find’ ich flecken drein/ warum betruͤbſtu mich?

2.
Die vormahls treue hand/ die ich ſo offt gedruͤcket/

Befind ich nicht mehr treu/ ſie hat mich nur beruͤcket;

Auch frembden fingern iſt ihr kuͤtzel ſchon bekandt/

Sie druͤckt mich nicht allein die vormahls treue hand.

3.
Die ſchoͤne liljen-bruſt voll lieblicher narciſſen/

Mit roſen auffgeſpitzt/ die ich nur pflag zu kuͤſſen/

Hegt frembden lippen nun auch blumen ſuͤſſer luſt/

Warum iſt ſie ſo falſch die ſchoͤne liljen-bruſt?

Die
[81]Verliebte Gedichte.
4.
Die quelle meiner luſt/ ob ſie noch rein verſchloſſen/

Und nicht auch frembde ſaat mit ihrem thau begoſſen?

O nein! verſtreuſtu ſchon die liljen deiner bruſt/

Bleibt auch die ſchooß nicht rein/ die quelle meiner luſt.

5.
Der mund iſt etwas kreu; doch wills nur alſo ſcheinen/

Jndem er kraͤfftig denckt die fehler zu verneinen;

Doch nein/ ich glaub es nicht/ bring mir nicht unſchuld bey/

Aug/ hand/ bruſt/ ſchooß ſind falſch/ der mund iſt etwas treu.

6.
Mein hertz bezwinge dich/ daſſelbe zu verlaſſen/

Was du ſo hertzlich liebſt/ die untreu muß man haſſen.

Kroͤnt dich/ Melinde/ nur dergleichen treu/ wie mich/

Jch ließ dich nimmermehr; mein hertz bezwinge dich.


Nacht-lied.
J. v. M.
1.
JHr ſtillen luͤffte dieſer nacht/

Mit denen ich zum oͤfftern ſchwatze/

Fangt auff den thon/ den meine rede macht/

Und tragt ihn hin nach jenem platze/

Da wo mein engel liegt/

Und in der hut der ſchoͤnſten Amoretten

Auff ſchwanen-bruſt und feder-betten

Wird eingewiegt.

2.
Eilt hin und ſeht an meiner ſtatt

Das grab der edlen ſchoͤnheit ſtehen/

Was zeit und gluͤck mir abgeſaget hat/

Das koͤnt ihr unverwehrt durchwehen/

Jhr ſolt der ſpiegel ſeyn/

Darinnen ich diß himmels-bild betrachte/

Was ich verehr und goͤttlich achte/

Wiſt ihr allein.

II. Theil. F3. Jch
[82]Verliebte Gedichte.
3.
Jch weiß/ daß dort der hoͤchſte preiß

Der ſchoͤnheit ausgekramet lieget/

Dran die natur mit ihrem groͤſten fleiß

Ein wunder an das andre fuͤget.

Wer doch ſo ſelig waͤr/

Daß nur ein blick ſo kuͤhn/ ſo hoch duͤrfft ſteigen/

Solt er auch gleich ſich wieder neigen

Zur wiederkehr.

4.
Sind gleich die augen zugethan;

Die ſonnen ſind nur untergangen/

Um wenn der tag wird wieder brechen an/

Mit mehrer glut und glantz zu prangen.

Die ſchoͤnheit wird bey nacht

Verſtohlen/ (und waͤr es gleich nicht ihr wille/)

Viel ſichrer und mit mehrer ſtille

Als tags betracht.

5.
Des munds rubin bleibt ohne licht

Und in dem ſchlaff gleich hoch geroͤthet;

Doch dienet er zum kuͤſſen ietzo nicht/

Wer ſchlaͤfft/ der ſcheinet halb getoͤdtet.

Drum kan die ſeele nicht

Zum kuͤſſen ſich auff ihre lippen ſetzen/

Und jene ſeele recht ergetzen/

Die kuͤſſe bricht.

6.
Schlaff ſanffte/ goͤttin/ in der pracht/

Der wunder deines leibes gaben/

Der kuͤhlen lufft in dieſer ſtillen nacht

Sey die verwundrung eingegraben/

Die aus dem hertzen quillt/

Das ſich verwirrt in deiner ſchoͤnheit netze

Und gantz mit liebe deiner ſchaͤtze

Jſt angefuͤllt.

Ab-
[83]Verliebte Gedichte.
Abſchieds-lied.
S. D.
1.
MEin hertz enthaͤlt ſich kaum/ es will und muß zerbrechen/

Mein geiſt geht in der irr/ und kennt ſich ſelbſt nicht wohl/

Weil ich nicht weiß/ mein lieb/ wenn ich euch werde ſprechen/

Jndem ich itzt ſo weit von hinnen ziehen ſoll.

2.
Jhr winde/ kehret um/ und ſtellt euch mir zu wieder/

Biß daß ich ſie/ gleich wie ſie mich/ geſegnet hat!

Jhr ſegel haltet an/ legt euren hochmuth nieder!

Wir letzen uns noch erſt/ und weinen uns recht ſalt.

3.
Laſt ab/ mein’ Argine/ und ſchonet eurer thraͤnen/

Was ſchwaͤcht ihr eu’r geſicht/ ich muß doch endlich fort!

Je mehr ihr weint/ ie mehr werd’ ich mich nach euch ſehnen/

Und irren ohne troſt dort um den fremden port.

4.
Jch will in meine ſeel ein kleines hauß euch bauen/

Jn welches eure ſtets ſoll eingeſchloſſen ſeyn/

Und will hergegen euch auch meine ſeele trauen/

Die hebt euch auff/ und ſchlieſt ſie eurer ſeelen ein.

5.
Kein thraͤnlein flieſſet ietzt von euren bleichen wangen/

Und muß kein ſeuffzer auch aus eurem hertzen gehn/

Jch habe ſie mit fleiß zur beylag auffgefangen/

Und laſſe meine ſeel hiemit gefuͤllet ſtehn.

6.
Die ſollen mit mir ziehn durch wetter/ wind und wellen/

Jch nehme ſie fuͤr euch zu meiner liebſten an/

Auff daß ſie euer bild mir ſtets fuͤr augen ſtellen/

Und tragen/ was ich ſelbſt nicht mit mir nehmen kan.

7.
Mit ihnen will ich mich beſprechen und ergetzen/

Sie ſollen ſeyn mein troſt in noth und traurigkeit;
F 2Kein
[84]Verliebte Gedichte.

Kein gluͤck/ kein boͤſer fall ſoll mir diß volck verletzen/

Kein ſturm und wilde fluth/ auch keiner winde ſtreit/

8.
Kein frembdes weib ſoll ſie durch ihre gunſt vertreiben/

Sie ſollen (hilfft mir Gott geſund hie zu euch her/)

Bezeugen meine treu und mein beſtaͤndig-bleiben/

Und ſagen/ wie ich nie ein ander lieb begehr.

9.
Jhr werdet ſelbſt alsdann es an mir koͤnnen ſchlieſſen/

Wenn dieſes euer pfand durch meiner augen bach

Aus lieb und froͤligkeit euch wird entgegen flieſſen/

Und ruͤhmen meinen ſinn/ mein lieben vor und nach.

10.
Mit dem bedinge nun geh ich von euch zu ſcheiden.

Du/ Venus/ die du uns zuſammen haſt gefuͤhrt/

Komm abentlich zu ſteur mit deinem licht uns beyden/

Was ſie und mich betrifft/ werd auch an dir geſpuͤhrt.

11.
Traur ich wo/ oder ſie/ ſo zeige deine wangen

Erblaſt/ als waͤreſt du auch neben uns in noth:

Stehts wohl um ſie und mich/ ſo ſolt du/ goͤldne/ prangen

Mit deinem beſten glantz gemahlet roſen-roth.

12.
Und wo mir je mein lieb will etwas ſagen laſſen/

So ſchick dein liebes volck fuͤr ihren zarten mund/

Die meiner liebſten red’ in ihre koͤcher faſſen/

Und thun ſie nachmahls mir vom hohen himmel kund.

13.
Muß gleich das wilde meer uns von einander trennen/

So wollen wir durch dich dennoch beyſammen ſeyn/

Und unſer beyder thun und leben ſtets erkennen/

Uns freuen in dem gluͤck und troͤſten in der pein.


An
[85]Verliebte Gedichte.
An Climenen.
C. E.
MEin urtheil iſt: ich ſoll verbrennen/

Und doch darff ich die glut nicht nennen/

Die meinen geiſt verzehrt.

Die ſinnen ſind verkehrt/

Noch gleichwohl muß ich ſchweigen.

Mein hertz ſoll ſtahl und eiſen ſeyn;

Wer aber hat doch fleiſch und bein/

Dem blut und regung nicht auch in die ſeele ſteigen?

Climene/ du kanſt meine flammen

Fuͤrwahr mit rechte nicht verdammen:

Denn dein verliebter blitz

Hemmt ſelber meinen witz/

Und wilſt du mehr noch wiſſen?

Dein heiſſer ſtrahl hat mich entzuͤndt/

Mein feu’r iſt deiner ſonnen kind/

Wie ſoll ich aͤrmſter denn nicht ſeine mutter kuͤſſen?

Ach! leugne nicht/ was du veruͤbet/

Jch bin ein menſch/ und drum verliebet;

Laß engel/ engel ſeyn/

Sie fuͤhlen keine pein;

Wir aber haben glieder/

Und ſind aus fleiſch und blut erbaut/

Wem vor des leibes bloͤſſe graut/

Der bring uns Adams ſtand und Evens unſchuld wieder.

Du ſteheſt ſelbſt/ ich bin getrieben/

Der himmel will/ ich ſoll dich lieben:

Denn mein entbrandter ſchmertz

Leidt ferner keinen ſchertz/

Dein blick hat mich entzuͤndet/

Jch brenne nur/ dieweil ich muß/

So zeige nun durch einen kuß/

Daß man zwar dort den todt/ hier aber leben findet.

F 3Sie
[86]Verliebte Gedichte.
Sie hat ſich mit einem meſſer verſehret.
C. E.
MJch jam̃ert deiner hand/ mich ſchmertzen deine wunden/

Die du/ Climene/ juͤngſt durch einen ſchnitt empfunden;

Das meſſer/ welches dich biß auff das blut geruͤhrt/

Hat mich und meinen geiſt in gleiche noth geriſſen/

Jch muß ſo wohl/ wie du/ den kuͤhnen frevel buͤſſen/

Den es nur wider dich allein hat ausgefuͤhrt.

Diß leid ich neben dir; nur du fuͤhlſt nicht die ſchmertzen/

Die dein erhitztes aug’ in meiner bruſt erregt;

Der ſchaden iſt zu groß/ den mir die liebe ſchlaͤgt/

Climene/ lache nicht/ hier gilt fuͤrwahr kein ſchertzen:

Denn eine wunde/ die das hertze ſelber trifft/

Hat ſelten etwas guts/ offt gar den todt geſtifft.


Er giebt ſich der liebe gefangen.
C. E.
NJmm dann die waffen hin/

Cupido/ gott der liebe/

Jch folge dir und deinem heiſſen triebe/

Und mag des eitlen ruhms der ſtoltzen freyheit nicht.

Jch opffre dir das hertz/ den leichten ſinn/

Den unbeſtand/ und was ich bin/

Ja ſelber mein vergnuͤgen.

Dein ſtrahl; doch nein! Aurorens angeſicht

Hat ſeinen blitz auff meine bruſt gericht/

Und ſucht mich armen voͤllig zu beſiegen/

Sie traͤgt den ſieg davon/ und dir bleibt der gewinn;

Nimm dann die waffen hin.


Er
[87]Verliebte Gedichte.
Er ſahe ſie wider die gewohnheit bey noch
gantz fruͤhem morgen.

C. E.
MElinde/ deine gunſt will mich zu fruͤh begluͤcken/

Mein ſchlumꝛend auge waꝛ vom ſchlaffe kaum eꝛwacht/

Da kont es allbereits an deiner pracht erblicken

Ein etwas/ ſo dich ſelbſt der ſonnen aͤhnlich macht.

Jch ſah’ ein lodrend feur aus deinen augen blitzen/

Und einen ſolchen brand/ der ſonnen nur gebuͤhrt;

Ein feur/ das durch und durch die geiſter kan erhitzen/

Und ſternen-gleiche krafft in ſeinen ſtrahlen fuͤhrt.

Hegt nun dein heiſſes aug’ der ſonnen glut und flammen/

Trifft glantz und wuͤrckung ſelbſt ſo reichlich bey dir ein/

So wirſtu warlich nicht ein kuͤhnes wort verdammen/

Das dich mit hoͤchſtem recht heiſt meine ſonne ſeyn.

Die ſonne bringt den tag/ der tag giebt freud und leben;

Melinde/ glaube mir/ du biſt mein ſonnen-licht/

Drum kanſtu anders nichts als anmuth von dir geben/

Wenn dein befeurter glantz durch beyde augen bricht.

Und wie der ſonnen glut die gantze welt erhitzet/

Und alle flammen auch durch ihre krafft beſiegt;

So weiſtu/ wann dein feur auff unſre hertzen blitzet/

Daß geiſt und ſeele ſelbſt durch ſolchen brand erliegt.

Hat in der alten welt bey den bethoͤrten heyden

Der ſonnen/ als eim gott/ ein goͤttlich lob gehoͤrt;

Wie viel mit groͤſſerm recht kan man auff erden leiden/

Daß du als goͤttin wirſt von aller welt verehrt.

Denn laß die ſonne gleich den kreyß des himmels zieren/

Laß ihren glantz auch gehn weit uͤber ſternen-pracht;

So wird ſie warlich dir auch nicht den ruhm entfuͤhren/

Daß dich der himmel ſelbſt zur irrdſchen ſonne macht.

Genug! ich kan nicht wohl von deinen ſonnen ſprechen/

Ein ſterblich auge wird durch ſolchen glantz verblendt;

Nur laß ihr feuer nicht zu hefftig auff mich ſtechen/

Sonſt glaube fuͤr gewiß/ daß ſich mein leben end.

F 4Man
[88]Verliebte Gedichte.
Man ſchertzte/ ſie waͤre eine dame
aus England.

C. E.
MAn ſagt/ Celinde ſey von Engliſchem gebluͤte;

Jch laͤugne warlich nicht/ was aller welt bekandt/

Es giebts uns ſattſam kund ihr engliſcher verſtand/

Jhr engliſch weſen und ihr himmliſches gemuͤthe.

Noch mehr: die anmuth/ die in ihren mund gepraͤget/

Die ſchoͤne aͤhnligkeit/ die ſie mit engeln fuͤhrt/

Macht/ daß vor andern ihr ein ſolches wort gebuͤhrt/

Das nichts/ denn liebligkeit in ſeinen ſylben traͤget.

Celinde/ weil du nun ein engel biſt zu nennen/

Weil nichts/ als engliſches aus deinen augen blitzt;

So laß dann deine bruſt in liebe ſeyn erhitzt:

Denn liebe laͤſſet ſich von engeln niemahls trennen.

Ja wilt du engel ſeyn/ ſo muſtu dich bemuͤhen/

Daß deine gegenwart mir oͤffters ſey gemein.

Du weiſt/ daß engel doch gern um die menſchen ſeyn;

Wie kanſtu denn mit recht dein auge mir entziehen?


Der ſterbende liebhaber. Jn eines
andern nahmen.

C. E.
MEin hertze bricht mir ſchon: es zittern meine glieder:

Die augen ſind umwoͤlckt mit truͤber dunckelheit:

Bringt meinen ſarg herbey: reicht her das ſterbe-kleid:

Stimmt/ eulen/ euren thon: hebt an die trauer-lieder:

Erſcheine blaſſer todt/ ſetz bey den ſarg dich nieder/

Du ſolt der marſchall ſeyn von meinem grab-geleit:

Folgt geiſter/ paar bey paar/ es iſt ſchon hohe zeit:

Folg’ angſt als ſchweſter mir/ folgt ſchreck und rach als bruͤder:

Veſuv und Aetna leucht ſtatt fackeln mir zur ſeiten;

Dein
[89]Verliebte Gedichte.
Dein brauſen/ nord-wind/ ſoll die todten-glocke laͤuten.

Du aber/ armes hertz/ ſey du der leichen-ſtein;

Laß jeden wandersmann die bittre grabſchrifft leſen:

Charlottens grauſamkeit riß hier mein leben ein;

Jch aber bin ihr treu biß in den todt geweſen.


An Doretten.
C. E.
JCh brenn in einer ſtummen glut/

Und opffre leben/ geiſt und blut/

Dorette/ deinen wunder-flammen;

Mein feuer quillt aus deinem brand/

Es nimt im hertzen uͤberhand/

Und du wilt meine glut verdammen?

Betrachte doch dein heiſſes licht/

Das aus ſo ſuͤſſen augen bricht/

Und lerne deine macht erkennen.

Mein hertz iſt nicht von ſtahl und ſtein/

Es muß bey dir empfindlich ſeyn/

Und wider deinen willen brennen.

Nicht tadle denn die reine glut/

Die dir ja keinen ſchaden thut/

Und doch aus deiner krafft entſpringet.

Jch bin vergnuͤgt bey meiner noth

Und liebe gar den ſuͤſſen todt/

Der mich durch dich zum ſterben zwinget.


1.
DU blume Schleſtens/ du ſonne dieſer welt/

Die die annehmligkeit auff purpur-blaͤttern traͤget/

Auf welche Venus ſelbſt ihr ebenbild gepraͤget/

Als/ irrdſche goͤttin/ ſie dich kaum ans licht geſtellt.

Du biſt der ſchoͤnheit preiß/ ein auszug aller zierden;

Doch auch ein marmolſtein an fuͤhlen und begierden.

F 52. Wirff
[90]Verliebte Gedichte.
2.
Wirff itzt von deinem blitz auch einen ſchlechten blick

Auff deinen armen knecht/ und laß ihn einmahl wiſſen/

Daß deine hohe gunſt will auff die knechtſchafft fluͤſſen/

So lebet er in ruh/ ſo lebet er in gluͤck.

Es wird die hohe gunſt ihn ewig dir verbinden/

Wenn dein erhaͤrter ſinn aus ſeel und leib wird ſchwinden.

3.
Doch alles iſt umſonſt/ es iſt um mich geſchehn/

Die ſcharlach-lippen ſind entgeiſterte corallen/

Der kugeln ſchoͤnes paar/ nur alabaſter-ballen/

Auff welchen man noch nie die regung hat geſehn.

Sol der granaten ſchmuck auf deinen amber-lippen

Faſt mehr entſeelet ſeyn/ als berge/ felß und klippen?

4.
Bedencke ſchoͤnes kind/ wilſtu ein bild ja ſeyn/

Daß todte bilder auch annehmligkeiten geben/

Dein eigen conterfait ſah ich nechſt um mich ſchweben/

Als ſich ein ſuͤſſer ſchlaff bey mir geſtellet ein.

Es wolt die liebligkeit ſich dar auch laſſen finden/

Und mit der ſchoͤnheit ſich verſchweſtern und verbinden.

5.
Mehr hab ich nicht geſehn: ich bin mit dem vergnuͤgt/

Was eine taffel mir erwuͤnſchter ſtunden zeigte/

Als ſich ſo holden-reich die ſonne zu mir neigte.

Jch ſah/ mit einem wort/ dich engel da beſiegt.

Es ſchertzten mund und blick mit ſuͤſſen liebes-flammen/

Und der beſeelte ſchnee vermengte ſich zuſammen.

6.
Wie haſtu dazumahl/ als dich der ſchlaff umſchraͤnckt/

Du wunder der natur! auch eine pein empfunden/

Als dein vergoͤttert bild in den begluͤckten ſtunden

Mit ſchalen reicher gunſt der lippen mich getraͤnckt?

Haſtu/ dir unbewuſt/ mich dar erquicken koͤnnen/

So kanſtu einen blick mir itzt auch wohl vergoͤnnen.

7. Es
[91]Verliebte Gedichte.
7.
Es pflegte vor die welt/ gereitzt durch falſchen wahn/

Zu beten an ein bild/ zu ehren einen goͤtzen;

Sol ich dich auffs altar/ als gott und bildniß/ ſetzen/

So nim mein ſeuffzen doch und auch mein bitten an:

Und ſoll ich roſen-kind nicht alſobald verderben/

So laß mit einem kuß mich deine gunſt erwerben.


An Liſimenen.
1.
LJſimene liebſt du nicht?

Wilſtu ewig einſam leben?

Soll der augen ſternend licht

Mir nicht die vergnuͤgung geben?

Ach die ſonnen ſind zu ſchoͤne/

Liſimene!

2.
Jſt der lippen ihr rubin

Vor die todten nur erkohren?

Gibſt du ſo die roſen hin/

Die vor goͤtter ſind gebehren?

Ach der purpur iſt zu ſchoͤne/

Liſimene!

3.
Traͤgt nicht deine zarte hand/

Der die perle nicht zu gleichen/

Ein verwundtes hertz im band?

Kan dich dieſes nicht erweichen?

Ach die haͤnde ſind zu ſchoͤne/

Liſimene!

4.
Es haͤngt an dem weiſſen ſchild/

Der die runden huͤgel traͤget/

An dem halſe ja ein bild/

Da Cupido drauff gepraͤget.
Ach
[92]Verliebte Gedichte.

Ach der hals der iſt zu ſchoͤne/

Liſimene!

5.
Soll der marmor deiner bruſt/

Welchen du mit fleiß verhuͤllet/

Nicht zum lieben tragen luſt/

Wenn er auff und nieder quillet?

Ach die aͤpffel ſind zu ſchoͤne/

Liſimene!

6.
Ach ich bitte/ zuͤrne nicht/

Daß ich neulich auff der wieſen

Gantz verſtohlen/ o mein licht!

Konte deinen leib erkieſen.

Ach der leib der war zu ſchoͤne/

Liſimene!

7.
Es trit dein geſchickter fuß

Die betruͤbten einſamkeiten/

Wie ich glaube/ mit verdruß/

Weil ich ihn naͤchſt ſahe gleiten.

Ach die fuͤſſe ſind zu ſchoͤne/

Liſimene!

8.
Schoͤnſte/ nimſt du den nicht an/

Der ſich itzt vor deinem throne

Leget als dein unterthan?

Giebſt du dich ihm nicht zu lohne?

Nein! ach nein! du biſt zu ſchoͤne/

Liſimene!


An die Magdalis/ ſie moͤchte ſich kuͤſſen laſſen.
1.
WJlſt du mir Magdalis/

Princeßin meiner ſinnen/
Der
[93]Verliebte Gedichte.

Der ſchoͤnheit goͤldnes fliß/

Ein kuͤßgen nicht vergoͤnnen?

Ein kuß iſt ambroſiner ſafft/

Der nichts als nur vergnuͤgen ſchafft.

2.
Scheu dich o goͤttin nicht

Jm kuͤſſen dich zu uͤben/

Weil ſelbſt der ſterne licht

Sich uͤber in dem lieben/

Man ſchaut ſie paar bey paaren ſtehn/

Die ſonne mit dem monde gehn.

3.
Es will ein ſchlechtes blat

Sich in das andre ſchluͤſſen/

Und was kein leben hat/

Das uͤbt ſich doch im kuͤſſen:

Die einſamkeit iſt ſeine pein/

Und kan allein vergnuͤgt nicht ſeyn.

4.
Man ſieht/ wie nach und nach

Ein fluß das ufer kuͤſſet/

Wenn ſeine ſilber-bach

Mit ſanfften rauſchen fluͤſſet/

Und das ſmaragden gleiche graß

Bleibt offt vons thauens kuͤſſen naß.

5.
Nichts ward zur ſtraff geſetzt/

Als kuͤſſende umſchloſſen

Zwey goͤtter dort ein netz;

Man lachte nur der poſſen/

Daß ein verkruͤmmter alt Vulcan

Nicht ſo wie Mavors kuͤſſen kan.

6.
Der liebe altes recht

Befiehlt den mund zu kuͤſſen/

Es will kurtz/ rund und ſchlecht/
Wer
[94]Verliebte Gedichte.

Wer kuͤſſe will genieſſen/

Daß er auff einen zucker-kuß

Candirte kuͤſſe ſetzen muß.

7.
Es iſt die beſte koſt

Wenn mund am munde klebet/

Ein kuß ſetzt keinen roſt/

Wer kuͤſſen widerſtrebet/

Der kennt kein rechtes hertz-confect/

Das liebenden am beſten ſchmeckt.

8.
Gedencke/ daß corall/

Das deine lippen heget/

Jſt goͤldenes metall/

Auff das man kuͤſſend praͤget

Der liebligkeit ihr ebenbild/

Das nur aus deinem marmor quillt.

9.
Drum ſtraffe/ ſchoͤnſte/ nicht/

Daß ich zu offte kuͤſſe/

Nur glaube/ o mein licht!

Daß ich davor ſchon buͤſſe/

Es iſt/ ſeit ich dich nicht geſehn/

Um mich und meine kuͤß’ geſchehn.


Liebes-ſchreiben Graf Rudolphs an
die Leonore.

EJn blat/ das von der luſt der liebe faſt geſchwollen/

An dem ich armer ſelbſt das feſte ſiegel bin/

Und was ich ſonſten kan in dieſen zedel rollen/

Faͤllt/ Leonore/ dir zu demen fuͤſſen hin.

Nicht frage was es will: mein hertze ſteht dir offen/

Komm ſchaue diß nur ſelbſt mit friſchen augen an?

Drum laß ihm auch ein theil von deiner wehmuth hoffen/

Und dencke/ daß ich itzt nicht anders ſchreiben kan.

Jch
[95]Verliebte Gedichte.
Jch darff nun weiter nicht geſchminckte worte fuͤhren/

Wie purpur und ſcarlat von deinen lippen lacht:

Wie deiner augen blitz kan alle glieder ruͤhren/

Und ſterne ſelber offt zu blaſſen fackeln macht.

Die ſchoͤnheit laͤſt ſich nicht in enge federn zwingen/

Ein ſchimmrend antlitz iſt vor pinſel auch zu groß:

Gnug/ daß die geiſter noch durch alle nieren dringen/

Durch die der liebe ſtrom in meine lenden ſchoß.

Der ſchmertz hat der gedult den zuͤgel abgeriſſen/

Jch ſchlieſſe mich nicht mehr in blinde circkel ein:

Und wilt du noch ein wort von deinem Rudolph wiſſen;

Er will dein ſchlaff-genoß und auch dein liebſter ſeyn.

Nicht taͤdle vor der zeit das luͤſtrende beginnen/

Der kitzel/ der mich ſticht/ iſt deiner liebe kind.

Wie ſoll ich armer denn auff fremde mittel ſinnen/

Weil man die beſte koſt doch bey der mutter findt.

Du laͤſt ja ſelber glut zu meinen ampeln ſchieſſen/

Dein brennend oͤle flammt auch meine kertzen an:

So laß denn auch den thau um meine glieder flieſſen/

Der durch beperlte krafft die flammen kuͤhlen kan.

Die liebe laͤſt ſich nicht durch ſtumme ſeuffzer daͤmpffen/

Ein abgeſchmackter kuß fuͤhrt ſchlechte liebligkeit:

Und wer ſich ſelber will durch ſtille glut bekaͤmpffen/

Hat feuer zwar geſchoͤpfft/ nicht aber ausgeſtreut.

Darffſt du doch nicht die bahn durch deinen fehler brechen/

Die mutter hat es ſchon vor dieſem auch gethan/

Und Eva ſchaute ſelbſt/ ohn alles widerſprechen/

Das kinder-bette vor/ als ihre hochzeit/ an.

Die freuden-feſte ſind nur menſchliche geſetze/

Da man die gaͤſte ſatt/ den prieſter reicher macht.

Was hat der poͤbel nicht durch flattrendes geſchwaͤtze

Vor miſſethaten offt aus reiner luſt erdacht?

Wir irren in der welt auff feder-weichen ſtegen/

Der glaube legt uns offt vor roſen doͤrner bey/

Und die gefahr wird noch die blinde furcht erregen/

Daß auch kein liljen-blat mehr ohne diſteln ſey.

Hier
[96]Verliebte Gedichte.
Hier ſoll die zunge ſich vor manchem offt entſetzen/

Dort ſtoͤſt der eckel uns aus cryſtallin empor/

Hier will ein ſchwartzer blick die ſonne ſelbſt verletzen/

Und ſtellt das reinſte gold mit truͤben farben vor/

Die buͤcher wollen uns zu mammelucken machen;

Wer aber kennet nicht den zunder der natur?

Muß nicht noch alle welt der ſtillen anmuth lachen/

Die Caͤſar auff der bruſt Cleopatrens erfuhr?

Selbſt Maſaniſſa liegt zu Sophonisbens fuͤſſen/

Und Alexander fiel vor ſeine feindin hin:

Drumb wird der poͤbel leicht den fehler bergen muͤſſen/

Daß ich in deinen ſchoß/ mein ſchatz/ geſuncken bin.

Laß nur die bloͤde furcht dich laͤnger nicht erſchrecken/

Reiß der entbrandten luſt die ſchwache feſſel loß/

Und zeige was den geiſt vor duͤnne tuͤcher decken/

Der mit dem leben dir in alle glieder floß

Du wirſt es ſelber wohl an deiner bruſt empfinden/

Was vor ein ſuͤſſer dampff aus ihren bergen quillt/

Wenn flammen/ lufft und ſchnee mit ambra ſich verbinden/

Und der beſeelte platz von reinem winde ſchwillt.

Kein funcke ſpielt umſonſt von den bemilchten wangen/

Die fruͤchte ſind dir nicht vergebens angepfropfft/

Und dein verliebter geiſt haͤlt ſelber ſich gefangen/

Dafern du der natur die quelle zugeſtopfft.

Auch liljen reiſſen wir in gruͤner jugend nieder/

Aus roſen preſſet man erſt nach der bluͤthe ſafft/

Und tulipanen bluͤhn mit gleicher anmuth wieder/

Wenn ein erwuͤnſchter bruch der wurtzel lufft geſchafft.

Wer laͤſt den reben nicht die blaͤtter vor beſchneiden?

Welch garten ruͤhmet ſich wohl fremder arbeit nicht?

So muß ſich die natur auff ihren auen weiden/

Biß der verliebte zeug in volle kraͤffte bricht.

Die ſtroͤme muͤſſen ſelbſt aus ihren adern ruͤcken.

Ein zugedeckter brunn iſt keiner augen werth/

Und einen ſchoͤnen ort mit ſchweren ſchloͤſſern druͤcken/

Heiſt ſtuben zwar verwahrt/ nicht aber ausgekehrt.

Nun
[97]Verliebte Gedichte.
Nun ach/ bedencke dich/ entlarve die gedancken/

Und ſchaue dich noch eins als Leonoren an/

Denn mache ſelbſt den ſchluß/ ob meine feder wancken/

Und mein begluͤckter fuß auff wolle ſtraucheln kan.

Jch fuͤhle ſchon den dampff der balſamirten luͤſte/

Der kuͤtzel ſchmecket ſchon den zucker dieſer zeit/

Und jede regung lehrt/ wie deine marmel-bruͤſte

Selbſt himmel und natur mit nelcken uͤberſtreut.

Jch falle gantz umgarnt zu deinen liebes-fuͤſſen/

Und ſtelle mich als knecht auff deinen willen ein;

Doch dencke biß dabey/ daß trauben zwar verfluͤſſen/

Und mandeln oͤffters auch fuͤr treue ſclaven ſeyn.

Der kuͤtzel/ den die luſt wird in die glieder treiben/

Hegt/ werthes kind/ vor dich auch moſcateller-ſafft/

Ein augenblick ſoll dir auff deine roſen ſchreiben/

Daß allzu groſſe brunſt auch groſſe kuͤhlung ſchafft.

Mehr wird die gegenwart von deiner huld genieſſen:

Ein offt erregtes wort bekroͤnet nur die that:

Doch glaube/ wo du laͤſt zinnober auff mich flieſſen/

Daß Rudolph perlen-milch vor deine flammen hat.


II.Sinn-
[98]Sinn-Gedichte.

Sinn-Gedichte.
Unterſchiedene perſonen aus dem kleinen luſt-
ballette/ welches Sr. Churfl. Durchl. von Sachſen/
Johann Beorg dem Vierdten/
zu ehren den 9 Februarii anno 1692 in Ber-
lin getantzet worden.
† † †


1.
Mercurius/ der voꝛredner/ verkuͤndiget die an-
kunfft der goͤtter bey dem angeſtellten ballet/ und
entſchuldiget/ mit der uͤbermaͤßigen freude und der
eilfertigkeit/ die dabey beſorgliche unordnung.
DEr Sachſen hohes Haupt iſt nach Berlin gekommen/

Deß freut ſich Brandenburg/ und jeder ſtand und zunfft.

Soldaten/ ſtadt und land/ und die es nur vernommen/

Verheiſſen ſich was guts von der zuſammenkunfft.

Die jugend huͤpfft und ſpringt/ und ſelbſt der Nymphen menge/

Ja goͤtter lauffen zu und halten einen tantz;

Nicht aber warte man auff kunſt bey dem gedraͤnge;

Die freude/ die man zeigt/ gilt mehr als die cadantz.

Wer kan bey wahrer luſt ſich nach geſetzen zwingen/

Wenn man vor freudigkeit ſich ſelbſt nicht halten kan?

Die zeit war auch zu kurtz ein recht ballet zu bringen/

Der Held/ den es verehrt/ nimt unſern willen an.

2.
Mars warnet die vom himmel kommende
Goͤttinnen und ihre Nymphen vor die beyden
jungen Helden/ Sr. Churfuͤrſtl. Durchl. von Sachſen und
dero Herrn Bruder Hertzog Friedrichen.
Goͤttinnen mit der Nymphen-ſchaar/

Seht
[99]Sinn-Gedichte.
Seht daß ihr nicht zu nah der erden ruͤcket;

Nachdem vordeß euch ſchaͤffer ſchon entzuͤcket/

Was ſeyd ihr nicht bey Fuͤrſten in gefahr!

Seht jenen jungen Held/

Und jenen Printz/ der ſich vor euch geſtellt/

Jch fuͤrchte ſehr/ ihr werdet vor dem ſcheiden

Was menſchliches von dieſen menſchen leiden.

3.
Die beyden vom himmel kom̃ende goͤttinnen
entſetzen ſich uͤber der ausbuͤndigen geſtalt Jhrer
Durchlauchtigkeiten der Churfuͤrſtin von Bran-
denburg/ und der Fr. Marggraͤfin von
Anſpach.
DEr liebes-gott/ und wir goͤttinnen/

Der mit uns ſeinen thron verlaͤſt/

Beſuchen auch diß freuden-feſt/

Ein hertz vielleicht da zu gewinnen.

Man weiß von goͤttern und goͤttinnen/

Daß ſie der liebe ſuͤßte frucht

Nur auff der unter-welt geſucht.

Was aber ſeheu wir auf erden?

Sitzt doch bey jener Fuͤrſten-ſchaar

Das praͤchtigſte goͤttinnen-paar/

Das je gebohren koͤnnen werden.

Eilt ſchweſtern wieder von der erden/

Sie ſind im himmel kaum ſo ſchoͤn/

Als wir ſie hier auff erden ſehn.

4.
Cupido/ der kleine Marggraf von Anſpach/
von ſeiner mutter der Venus.
JCh bin der kleine wunder-knabe/

Dem oſt und weſt zu fuͤſſen liegt/

Weil ich die ſchoͤne mutter habe/

Die uͤber alle goͤtter ſiegt.

G 2Wer
[100]Sinn-Gedichte.
Wer kennt nicht meines bogens tuͤcke?

Doch ſiegt die mutter mehr als er;

Sie zwingt mit einem bloſſen blicke

Mehr als mein gantzes koͤcher-heer.

O moͤchte ſie bey dieſem reihen/

Da alles ſchertzt bey tantz und wein/

Mir einmahl ihre augen leihen/

Was hertzen ſolten dienſtbar ſeyn!

5.
Die vier ſchaͤfferinnen/ ſo vier cammer-fraͤu-
leins/ ruͤhmen ihre beherrſcherin die Churfuͤrſtin
von Brandenburg/ und wuͤnſchen die Fr. Marg-
graͤfin mit ihrem frauen-zimmer allezeit
in Berlin zu ſehen.
WJe ruhig lebt nicht von uns allen

Jedwede treue Schaͤfferin?

Dieweil wir dienen und gefallen

Der allerbeſten Churfuͤrſtin.

Wir ſingen ſtets/ bey unſerm weiden/

Der Fuͤrſtin ruhm auff allen heiden;

Und ieder ſchaͤffer/ der ſie ſieht/

Geſteht ihr herrſchafft und gebiet.

Doch wuͤrden unſre bunten auen

Viel voͤller und vergnuͤgter ſtehn;

Waͤr allezeit darauf zu ſchauen/

Die wir ietzt bey uns weiden ſehn.

Wir meinen dich/ mit deinen ſchwanen/
Eleonora/ geh es ein:

Was brauchſt du deiner unterthanen?

Wohin du kommſt/ wird alles dein.

6. Dia-
[101]Sinn-Gedichte.
6.
Diana/ das Frl. Wolffskehl/ ſo eine braut.
JCh jage was ich kan/ die helden zu bewirthen/

Und werde/ wie ein wild/ vom liebes-gott erjagt.

Wer kennt Endymion/ den ſo geſchlancken hirten?

Der hat mich uͤberraſcht; wer haͤtt’ es mir geſagt!

So geht es/ wenn man ſich gar zu vermeſſen wagt:

Man jagt und wird erjagt;

Jtzt ſuch ich/ fuͤr den wald/ der Venus liebes-myrthen.

7.
Die vier matroſen an Se. Churfuͤrſtl.
Durchl. zu Sachſen.
VErzeih uns junger held/ daß wir matroſen fragen:

[Du kanſt es uns vielleicht aus der erfahrung ſagen/]

Gleicht uns die liebe nicht auff unſern ruder-baͤncken?

Jm rudern kehren wir den ruͤcken nach dem port;

Und der iſt doch der ort/

Wohin wir unſer ſchiff mit allen kraͤfften lencken.

Die ſchlauen liebenden/ die machens freylich ſo/

Sie ſtellen ſich gar kalt/ und brennen lichter-loh:

Sie ſehen nicht dahin/ wohin ſie doch gedencken.

8.
Die vier bauern. Der erſte bauer troͤſtet ſich
bey dieſen ſchweren zeiten mit der guten
obrigkeit die wir haben.
WAs wollen wir denn arme bauren/

Da alles heute ſich ergetzt/

Allein des krieges wegen trauren/

Der uns in manche ſorgen ſetzt?

G 3Es
[102]Sinn-Gedichte.
Es ſind ja freylich ſchwere zeiten/

Der Rhein iſt voller hertzeleid;

Doch ſchauen wir es nur von weiten/

Durch ſorgfalt unſrer obrigkeit.

Wer weiß nicht/ daß ein Herr regieret/

Der uns an rechten vaters ſtatt?

Und der auch/ wie es ihm gebuͤhret/

Die wuͤrdigſte gemahlin hat?


Der andere erzehlet abſonderlich die ge-
muͤths-gaben Sr. Churfl. Durchl.

WJr haben einen weiſen Fuͤrſten/

Der fromm/ gerecht und tapffer iſt/

Der nicht (wie viel nach blute duͤrſten/)

Die Unterthanen plagt und friſt.

Er iſt genaͤdig/ liebt die ſeinen/

Bleibt aber allen laſtern feind;

Und derer/ die es treulich meinen/

Jſt er zugleich ein guter freund.


Der dritte preiſet die vollkommenheit der
Churfuͤrſtl. Gemahlin.

ES zeugt von ihrem hohen ſtande

Selbſt unſer Fuͤrſtin geiſt und leib/

Sie iſt in unſerm gantzen lande

Die kluͤgſte frau/ das ſchoͤnſte weib.

Wer wolte ſie nicht herrſchen laſſen?

Sie herrſcht mit billiger gewalt.

Sie uͤbertrifft die unterſaſſen

An hoheit/ tugend und geſtalt.


Der vierdte ruͤhmet die gute nachbarſchafft
und die verdienſte Sr. Churfl. Durchl. von
Sachſen.

ES muß auch unſer gluͤcke wachſen

Durch unſre gute nachbarſchafft/

Weil
[103]Sinn-Gedichte.
Weil der erwuͤnſchte Held der Sachſen

Mit uns vereinigt ſeine krafft.

Er hat als Printz ſo groſſe proben

Von ſeiner tugend abgelegt/

Daß/ da ihn GOtt zur Chur erhoben/

Gantz Teutſchland ihn auff haͤnden traͤgt.

Die bauern alle vier zuſammen thun einen
wunſch.

SO laſſen wir den himmel walten/

Wie ſeiner allmacht es gefaͤllt;

Wenn wir die herrſchafft nur behalten/

Sind wir die gluͤcklichſten der welt.

Wir wuͤnſchen ihnen langes leben/

Und ihrem hohen werthen gaſt/

Daß GOtt ihm ein Gemahl mag geben/

Wie du/ o thenrev Friedrich! haſt.


Grabſchrifft desDucsund Mareſchalls von
Schomberg/ der/ wie bekandt/ in der letzten Jrr-
laͤndiſchen ſchlacht geblieben.
JCh dient’ als General vier groſſen Potentaten/

Jn Franckreich/ Engeland/ der Marck und Poringall.

Der Kaͤyſer ſuchte mich/ nebſt den vereinten Staaten/

Jch ward durch meinen arm Lord/ Grand/ Duc/ Mareſchall

Jch halff vier * koͤnigreich an ihre rechten erben/

Und gab mein gantzes gluͤck fuͤr meinen glauben hin.

Diß war mehr als genug/ dadurch beruͤhmt zu ſterben;

Doch macht mein helden-tod mich erſtlich was ich bin.

Jch ſtarb in einer ſchlacht: (diß wird den neid beſchaͤmen!

Jch ſtarb/ als ich geſiegt/ diß iſt was mich erhebt.

Wer wird dem grauen haupt ietzt ſeine lorbeer nehmen/

Nun es auff ſelben ſtirbt/ und ſie mit ſich begraͤbt?

G 4War-
[104]Sinn-Gedichte.
Warum er in der Jrrlaͤndiſchen ſchlacht
bleiben muͤſſen?
† † †
GLeich bey der erſten ſchlacht fuͤr der Britanner kronen/

Bleibt Schomberg im gefecht/ und Wilhelm ſiegt allein.

Warum? weil dieſer held den ſieg und ſeine thronen

Sonſt keinem/ als ſich ſelbſt/ hat ſollen ſchuldig ſeyn.


Wer koͤnig von Engelland ſey/ Wilhelm
oder Jacob?
† † †
WJlhelm ficht und Jacob ziehet/

Fragſt du/ wer denn koͤnig bleibt?

Der/ der aus dem reiche fliehet/

Oder der den andern treibt?

Jacob ſpricht/ ich muß mich ſchaͤmen/

Wilhelm kan nur Koͤnig ſeyn.

Solt’ er Engelland nicht nehmen?

Raͤum’ ichs ihm doch ſelber ein.


Grabſchrifft des Printz Alexanders aus Cur-
land/ welcher nebſt den gebruͤdern/ der beyden
Grafen von Dohna/ A. 1686 in dem bekandten ſturme
vor Ofen geblieben.
† † †
ZWeen Grafen fielen mit/ als Ofen mich begraben.

Es ſolte ja ein Fuͤrſt auch ein gefolge haben.

Und daß ich ſicher waͤr’ hier unter dieſem ſtein/

So muſten dieſe zween/ zween treue bruͤder ſeyn.

Der aͤlteſte fiel erſt/ hernach ich/ in der mitten.

Der juͤngſte blieb nach mir/ ſo/ wie wir auch geſtritten.

Wie artig nimt der tod/ der ſonſt verwirrung macht/

Die ordnung der natur und ſtandes hier in acht!

Uber
[105]Sinn-Gedichte.
Uber das Friedrich Wilhelms- oder ſo genañte
Leipziger-Thor zu Berlin/ an welchem Anno 1688
den 1 Sept. der blitz kurtz nach dem tode des ſel. Churfuͤrſtens/
von der ihm zu ehren geſetzten uͤberſchrifft/ dieſe
worte beruͤhret hatte:
FRIDERICVS, ELECTOR, FELIX.
Friedrich/ Churfuͤrſt/ gluͤckſeelig.
† † †
DEr blitz beruͤhrte juͤngſt die eine von den pforten/

Und traff die uͤberſchrifft am Friedrich Wilhelms-thor.

Der vorwitz iſt beſorgt/ ob den geſtreifften worten;

Was aber ſtellt man ſich fuͤr fremde deutung vor?

Der held/ dem diß geweiht/ iſt aus der welt gewichen/

So * heiligt denn der blitz diß ſein gedaͤchtnißmahl/

Und hat/ zu unſerm troſt/ hingegen unterſtrichen/

Was uns von ihm verbleibt. Welch hoͤchſt erwuͤnſchte wahl!

Sein † Friedrich/ Chur und gluͤck iſt uns zuruͤck geblieben;

Wer glaubt dem himmel nicht/ der dieſes unterſchrieben?


Wider die allzu argwoͤhniſche maͤnner.
† † †
AUs furcht/ er werde das/ was er verdient zu ſeyn/

Sperrt er das arme weib als wie ein hencker ein.

Sein argwohn kommt von nichts/ als ſeinem boͤſen leben.

Er weiß was er gethan; drum kan er achtung geben.

Sie iſt die tugend ſelbſt/ ein engel in dem hauß;

Er aber fuͤrchtet ſich/ die rache bleibt nicht aus.

Er fuͤhlt ſich alle tag/ ob er es ſchon geworden/

Ob er die zeichen ſpuͤrt von dem beſorgten orden.

G 5Was
[106]Sinn-Gedichte.
Was hilfft da ihre treu? ſie hat doch keine ruh.

Worzu ſie ihn nicht macht/ da machet er ſich zu.

Er machet ſich ja ſelbſt zum hanrey in gedancken/

Wie kan er anders thun/ als mit der frauen zancken?


Uber einen/ der noch im traur-jahre wieder
heyrathet/ und die neugeheyrathete gleichfalls in
demſelben jahre verliehret.
† † †
DEr kaum die erſte frau/ ſo gut ſie war/ bedaurt/

Will um der andern todt vor hertzeleid ſich toͤdten.

Alleine haͤtt’ er nur die erſte recht betraurt/

So haͤtt’ er dieſer traur anietzo nicht von noͤthen.


Die fuͤnff vornehmſten perſonen aus der zu
ehren Sr. Hochfuͤrſtlichen Durchl. von Hanno-
ver angeſtelleten wirthſchafft/ in Coͤlln an
der Spree den 10 Dec. 1692.
† † †
Ein Venetianer von dem Venetianiſchen
Edelmann/ Sr. Hochfuͤrſtl. Durchl. dem
Hertzoge von Hannover.
DJß iſt ein Edler unſrer ſtadt/

Der allerdings in den geberden

Was groſſes und erhabnes hat/

Und bey uns Doge muͤſte werden;

Wenn
[107]Sinn-Gedichte.
Wenn Teutſchland ſeinen helden-thaten

Nicht etwas hoͤhers auffgethan;

Wiewol die hoheit aller Staaten

Jhn nicht genug erhoͤhen kan.


Die deutſche Frau/ Jhro Hochfuͤrſtl.
Durchl. die Hertzogin.

DJe deutſche frau voll ernſt und guͤte

Zeigt uns der Deutſchen majeſtaͤt;

Doch iſt ihr koͤniglich gebluͤte

Das minſte ſtuͤck das ſie erhoͤht.

Die ſprache vieler nationen

Hat ſich in ihren mund geſetzt;

Und traͤgt ſie gleich nicht ſo viel kronen/

Wird ſie doch derer werth geſchaͤtzt.


Der alte Deutſche/ Se. Churfuͤrſtl. Durchl.
zu Brandenburg.
DEr Deutſche/ der durch ſeinen fleiß

Bey den entbrandten krieges-flammen

Das deutſche reich zu retten weiß/

Und haupt und glieder haͤlt zuſammen/

Laͤßt ſeine deutſche redligkeit

Jn allen ſeinen thaten ſpuͤren/

Und allerdings ſein deutſches kleid

Muß uns der warheit uͤberfuͤhren.


Die ſchifferin/ Jhre Churfuͤrſtl. Durchl. die
Churfuͤrſtin/ deren mann der Hannoͤveriſche
ober-ſtallmeiſter der von Harling.

DEr ſchiffer/ der bißher nach Jndien gefahren

Und Mogols reichem ſchatz im handel nachgeſtellt/

Vergiſt nunmehr das gold aus jener fremden welt/

Nun ihn des loßes gunſt ſo gluͤcklich wollen paaren.

Er
[108]Sinn-Gedichte.
Er ſpricht/ wie ſolt’ ich mich den wellen anvertrauen/

Was hat denn Jndien das meinen ſchaͤtzen gleich?

Ein bloſſer augenblick von meiner neuen frauen/

Vergnuͤgt und gilt auch mehr als Mogols gantzes reich.


Der apothecker/ Se. Hochfuͤrſtl. Durchl. der
Erb-Printz von Hannover.
EJn Printz/ ſo der ſchwadronen-orden

Gar offt gefuͤhrt in kampff und feld/

Jſt heut ein apothecker worden/

Weil es das loß ſo angeſtellt.

Was aber zeigt des gluͤckes tand/

Das ſonſt die menſchen pflegt zu aͤffen?

Als daß des klugen Printzens hand

Jn allem kan die doſe treffen.


Schlaff-zedel.
C. H. v. H.
HJer liegt den vollerey und wolluſt hat beſtricket/

Der unter Bachus fahn ſich wohl gehalten hat/

Den noch die ſuͤſſe laſt von ſtarckem weine druͤcket/

Und ſtetig wohl gefolgt der gurgel naſſem rath.

Den manche Delila in ihrer ſchoß geſchloſſen/

Und deſſen thaten noch das haupt von Elſaß kennt/

Der manches reine feld mit ſeiner brunſt begoſſen/

Und ſo mich recht beduͤnckt/ auch in dem ſchlaffe brennt.

Schlaf/ ſchlaf/ es wachet doch das uhrwerck im gehirne/

Der Venus ſchluͤpffrigkeit/ des Bacchus toller wein

Beſtricket dir itzund die boßheit-reiche ſtirne/

Und zeiget dir mit fleiß/ was beyde goͤtter ſeyn.


An
[109]Sinn-Gedichte.
An jhre thraͤnen.
C. H. v. H.
NUn Livia du haſt bey ungluͤck lauter gluͤcke:

Dein waſſer brennt mich mehr als ſonſten deine blicke.


Auf die abbildung einer todten jungfrauen.
C. H. v. H.
DJe Venus hatte ſelbſt um deinen mund geſchrieben:

Die vorſchrifft iſt verloͤſcht/ die nachſchrifft iſt geblieben.


Auf zwey ungleiche bruͤder.
DEin ſohn zu Genua iſt dick und ungeſchickt;

Der zu Siena zart/ ſo mann und weib erquickt.

Nim dieſem hembd und rock/ gieb jenem glaß und wein/

So kan Cupido hier und dort ein Bachus ſeyn.


Warheit.
* * v. L.
WArheit ſolte vor bey hofe/ ſonſten nirgends ſeltzam ſeyn.

Jtzund iſt der warheit mangel aller orten ſehr gemein.


Auf einen klein-naͤſichren.
* * v. L.
EHer koͤnt man ſonnen-ſtaͤubgen/ ob es gleich ſchon ſpaͤt/

erkennen/

Als ein naͤſgen/ wann es helle/ wer wolt es denn naſe nennen?


Auf Spurcam.
* * v. L.
WUndre dich ja/ Spurca/ nicht/ daß du keinen mann

kanſt kriegen;

Wer begehret wohl ein bett/ da viel tauſend gaͤſte liegen?

Blon-
[110]Sinn-Gedichte.
Blondille.
* * v. L.
MAnnes ſorge macht Blondillen/ ſonſten nichts nicht/ un-

gemach/

Wolte keiner zu ihr kommen/ lief ſie ſelbſt doch ihnen nach.

Letzlich fand ſich dennoch einer/ der ſich trauen ließ mit ihr/

Sie gab ihm aus gutem willen vor der zeit ein kind dafuͤr.


Mora.
* * v. L.
MOra/ die will keine jungfer/ ſondern eine fraͤulein ſeyn.

Und was wunder? weil von jungfern nichts an ihr als

nahm und ſchein.


Falſches alter.
* * v. L.
DU haſt mit dem kopff geaͤndert auch dein hertz/ du falſcher

greiß/

Diß iſt ſchwartz wie raben worden/ und dein kopf hingegẽ weiß.


Bonna.
* * v. L.
BOnna ruͤhmt ſich/ daß ſie alles eigentlich uñ wol gedenckt/

Nur diß weiß ſie nicht mehr/ welchem ſie die jungfrau-

ſchafft geſchenckt.


Auff einen tadler.
* * v. L.
JEnes maul in deinen augen iſt zu groß und diß zu klein/

Dieſe hat zu grobe haͤnde/ jene ſolten weiſſer ſeyn;

Ja faſt alles/ was nicht ſchoͤn/ kanſtu wohl an andern kennen/

Nur dich ſelber kennſt du nicht/ weil dich alle/ tadler/ nennen.

Grab-
[111]Sinn-Gedichte.
Grabſchrifft eines geitzigen.
* * v. L.
WUndre dich du leſer nicht/ was die urſach muͤſſe/ ſeyn/

Daß mit eiſen dieſes grab uͤberdeckt iſt/ nicht mit ſtein.

Der/ ſo drinnen ruhen ſoll/ war wie eiſern in dem leben/

Drum hat eiſen nach dem todt eine deck’ ihm muͤſſen geben.


Auff Daphnen.
* * v. L.
DAphne die war zwar verliebet/ doch fuͤrſichtig auch dabey:

Scheuet/ ſprach ſie/ nur die mutter; bey mir ſteht euch

alles frey.


Die liebe.
* * v. L.
WUndre dich nicht/ daß die liebe meiſtens unbeſtaͤndig iſt;

Venus die hat eine ſtelle beyn planeten ihr erkieſt.


Auf einen tadler.
* * v. L.
SO du auf das aͤꝛgſte wilſt/ Momus/ einen menſch verachtẽ/

Kanſtu vor den ſpiegel gehn/ und dich ſelber da betrachtẽ.


Alchimie.
* * v. L.
WAs iſt die Alchimie/ als eine kunſt zu luͤgen?

Was dient ſie anders wohl/ als menſchen zu betruͤgen?

Was bringt ſie dir/ mein freund/ als aſche/ ſeuffzer/ ſchweiß/

Als hoffnung/ leeren wind/ und ſchande vor den fleiß?

Kuͤſſen.
[112]Sinn-Gedichte.
Kuͤſſen.
* * v. L.
JM kuͤſſen trifft ein menſch nicht leicht das rechte ziel/

Je mehr man hat gekuͤſt/ je mehr man kuͤſſen will/

Je mehr man wird gekuͤſt/ je mehr man wuͤnſcht diß ſpiel.


Tugend adelt.
* * v. L.
GAr viel edler iſt ein edler/ den beglaͤntzet tugendſchein/

Als der/ bey dem/ ſtatt der tugend/ alte wapen muͤſſen ſeyn.


Auff den Nova.
* * v. L.
NOva will den beſten freund/ weil er lebet/ gar nicht kennen/

Trotz! demſelben der ihn ſolt vetter oder ſchwager nennen:

Doch weñ reich’ aus ihrer zahl/ waͤren es auch bauren/ ſterben;

Will er von denſelbigen/ als der nechſte vetter/ erben.


Gleich und gleich.
* * v. L.
AM beſten iſts/ daß gleiche gleich ſich paaren/

Die alten nicht mit den/ ſo jung an jahren;

Die jungen nicht mit dem/ ſo grau von haaren;

Die runtzlich ſind/ mit ſchoͤnen und mit klaren/

Die milden nicht mit denen/ ſo da ſparen/

Die arm/ mit dem ſo reich an geld und waaren.

Denn thun ſie es/ ſo muͤſſen ſie erfahren/

Ein braut-bett werde leicht zu ſchwartzen bahren.

Plau-
[113]Sinn-Gedichte.
Plauderer.
* * v. L.
GRoße plaudrer insgemein nicht viel nuͤtzen oder tuͤgen;

Denn duꝛch viel es plaudeꝛn wird meiſt gebohren vieles luͤgen.


Der welt brauch.
* * v. L.
SChein floh die alte welt/ und liebte nur das ſeyn:

Seyn haßt die neue welt/ und ſuchet nur den ſchein.


Boͤſe weiber.
* * v. L.
NJchts iſt auf erden uͤber boͤſe weiber/

Sie freſſen ihren maͤnnern aus das hertz;

Sie machen matt die ſonſten friſche leiber/

Gebaͤhren nichts/ als unruh/ ſorgen/ ſchmertz/

Sie ſaugen aus das marck aus allen beinen/

Und machen ſie durch zancken muͤd und faul/

Daß ſie gleich ausgedorrtem holtze ſcheinen/

Und wie ein duͤrr und abgeſchlagner gaul.

Man hoͤrt ſie wie die boͤſen hunde bellen/

Wenn ſie einmal von zorn und grimm entbrandt;

Kein gutes wort kan ſie zu frieden ſtellen/

Sie wollen allzeit haben oberhand.

Der mann muß donner/ hagel/ hoͤren ſtuͤndlich/

Es heiſt: du bettelhund/ bey tag und nacht;

Zu allen ſchlaͤgen ſind ſie unempfindlich/

Und werden aͤrger nur dadurch gemacht.


II. Theil. HAlte
[114]Sinn-Gedichte.
Alte hoffaͤrtige weiber.
* * v. L.
WAs nuͤtzt es/ daß ihr euch mit ſolchem fleiß und ſorgen

Die duͤrren beine deckt/ bemahlt die gelbe haut/

Die runtzeln machet glatt/ beſpiegelt/ und beſchaut/

Nicht nur die halbe nacht/ auch noch den gantzen morgen?

Denckt ihr durch dieſes lieb und gunſt euch zu erwecken?

O eitles narrenwerck! haut bleibt haut/ bein bleibt bein.

Man keñt/ was weiß/ was gelb/ was glatt/ was runtzeln ſeyn/

Ein ſtock/ der bleibt ein ſtock/ ob ihn gold/ ſeide decken.

Man liebet altes geld/ nicht aber alte leiber;

Die welt die haſſet euch/ ob ihr ſie ſchon nicht haſſt/

Jhr machet ihr beſchwerd/ wie ſehr ihr ſie umfaſt/

Es iſt kein aͤrger ding/ als alt- und ſtoltze weiber.


An mann-freunden.
* * v. L.
WArum tadelt man deñ mich/ daß ich bin den maͤñern huld?

Waꝛ mein vater nicht ein mann? es iſt angebohꝛne ſchuld.


Eyferſucht.
* * v. L.
EYferſucht die dient zu nichts/ als zu ſchimpff und eigner

ſchande/

Wenn ſich ſelbſt ein weib nicht haͤlt/ halten keine feſte bande:

Es hilfft keine ſtarcke thuͤr. Die iſt keuſch und fehler rein/

Die ſich huͤtet/ daß der mann nicht erſt darff der huͤtter ſeyn.


Gu-
[115]Sinn-Gedichte.
Guter nahme.
* * v. L.
EHr verſchwindet/ gluͤck vergeht/ geld nimmt ab und alle

ſachen:

Nichts kan frey vom untergang als ein guter nahme machen.


Auf Mollem.
* * v. L.
MOllis kan nie muͤßig ſeyn/

Trinckt er nicht/ ſo ſchenckt er ein;

Und ſo bald er ſatt geſpeiſet/

Er ſo fort zu bette reiſet.


Auf Rilpum.
* * v. L.
RJlpus wolt ein frauenzimmer gleich hin kuͤſſen auf den

mund/

Selbe gab ihm hoͤniſch antwoꝛt/ ſpꝛach: diß iſt ihm nicht geſund/

Und fuͤr andre ſchon beſtellt. Sein gerichte das iſt hinden/

Er wird eben dieſes fleiſch/ doch im andern ſode finden.


Alchimie.
* * v. L.
KUnſt ohne kunſt iſt Alchimie/ ſtuͤckweꝛck iſt ihr gantzes wißẽ:

Nutz/ den man daran erlangt/ hencken oder betteln muͤſſen.


Auf Aſinium.
* * v. L.
WAs iſt noͤthig/ daß du viel ruͤhmeſt die/ ſo dich gebohren/

Jeder merckt es gleich an dir und an deinen eſels-ohren.

H 2Auf
[116]Sinn-Gedichte.
Auf Blandam.
* * v. L.
BLanda wird durch einen fall nicht ſo leicht zu ſchaden

kommen;

Denn beym fallen hat ſie acht/ daß ſie wird in arm genommen.


Auf Zoilum.
* * v. L.
TAdle frey und nach belieben meine ſachen und auch mich;

Mir wirds nicht verdruß erwecken/ denn viel hundert tad-

len dich.


Uber einen ihr genommenen kuß.
WAs klagt Beliſe viel mich eines diebſtals an/

Und fuͤhrt um einen kuß proceß auf leib und leben?

Jch leide/ was das recht fuͤr ſtraffe drauf gethan/

Und will/ was ich entwandt/ ihr fuͤnffach wiedergeben.


Auf Lupam.
* * v. L.
VOrmahls wards fuͤr eine ſuͤnde von dem jungfer-volck

geacht/

Wenn ſie noch in ihrem ſtande maͤnner haͤtten angelacht.

Lupa meint; es waͤre ſuͤnd/ wofuͤr ſie muͤſt ewig buͤſſen/

Wenn ſie nicht/ was maͤnner ſeynd/ haͤtt/ als jungfer/ ſollen

wiſſen.


Witt-
[117]Sinn-Gedichte.
Wittwen. Jungfern.
* * v. L.
VJel beſſer iſt es ja/ daß man fuͤr wittwen jungfern liebe.

Denn wer trinckt gerne wein/ den andre ſchon gemachet

truͤbe?

Wer kauffet gerne diß/ was andre laͤngſten abgetragen?

Nach dem/ was gantz/ wird man viel eh/ als nach zerbroch-

nen fragen.


Laura will in keinen ſpiegel mehr ſehen.
E. N.
NArciſſus liebet ſich/

Wenn er ſein angeſicht in einem brunnen ſieht/

Wie milch und blut ſo ſchoͤn darinnen bluͤht:

Drumb will er nicht von dieſem ſpiegel gehen/

Er ſieht ſie drinnen ſtehen/

Und denckt/ daß ihn ein goͤttlich bild bethoͤrt.

Hier iſt es umgekehrt/

Wenn Laura ſich im ſpiegel will beſchauen/

So faͤngt ihr an zu grauen/

Und laufft zum hauſe naus/

Als wenn der teuffel ſelbſt zum ſpiegel ſeh’ heraus.


Von Jſmenien.
E. N.
WEm gleicht ſich doch Jſmeniens geſtalt?

Jſt wol die bruſt ein alabaſter-ſtein?

So waͤre ſie auch kalt.

Doch iſt der mund ein glaͤntzender rubin/

So muͤſt er harte ſeyn.

H 3Soll
[118]Sinn-Gedichte.
Soll purpur wol die vollen wangen mahlen?

Auch dieſes trift nicht ein/

Sie wuͤrden bleicher ſeyn.

Sind ihrer augen ſtrahlen

Ein helles ſonnen-licht?

Auch diß iſt nicht zu glaͤuben/

So koͤnte man vor ihren ſtrahlen bleiben.

Was iſt ſie denn? Jch weiß es ſelber nicht/

Wie man ſie ſoll benennen/

Ach ſolch ein wunderbild iſt ſchwerlich zu erkennen.


Senicio ein alter kerl iſt kranck.
E. N.
JHr aͤrtzte kommt herbey/

Senicio liegt ſehr gefaͤhrlich nieder/

Jhr fragt/ woher die kranckheit kommen ſey?

Jch weiß es nicht/ obs daher ruͤhren mag/

Als ihm vergangnen tag

Die junge magd die ſtieffel ausgezogen/

So ſchlug ihm was in unterſchiedne glieder;

Die kranckheit iſt mir zwar noch unbekant/

Jch waͤhne nur/ es ſey der kalte brand.


Cupido iſt gefangen.
E. N.
HAlt liegſtu nun vor mir/

Und bitteſt um quartier?

Du kleiner baͤrenheuter/

Wohlan du haſt pardon.

Verlangſtu auch noch deine’ rantzion?

So lege mir ein tauſend kuͤße dar.

Sie ſind bey dir wol ſchwerlich im vermoͤgen/

Drum laß ſie nur Charlottens mund erlegen/

Jch
[119]Sinn-Gedichte.
Jch warte wol ein halbes viertel-jahr/

Und auch vielleicht noch laͤnger/

Wofern ſie mir auf ieglichen termin

Zweymahl ſo viel zum intereſſe zahlet.

Bey ſolcher ſchuld geht ſolcher wucher hin.

Doch nein/ ich mag nicht borgen/

Vergnuͤge mich/ ſonſt ſtirbſtu noch vor morgen.


An Selimenen.
E. N.
DEin angeſicht iſt eine reiche ſee/

Wo purpur-muſcheln wachſen.

Die bruͤſte ſind der Aetna ſelbſt zu nennen:

Denn außen liegt ein wollen-weicher ſchnee/

Da innerlich viel tauſend flammen brennen.

Vor dieſem ſtuͤrtzte ſich Empedocles hinein.

Solt auch mein ſchickſal ſeyn/

Das lebens-garn im feuer abzukuͤrtzen/

So moͤcht ich mich in dieſe flammen ſtuͤrtzen.


Auf einen kuß.
E. N.
EJn kuß! ein kuß! ein kuß!

Ach ich bin gantz entzuͤckt/

Da mich doch nur ein eintziger erquickt/

Ein kuß/ das iſt ein kuß.

Ach ſoll ich noch mehr ſagen/

So muß ich noch einmahl die ſuͤſſen lippen fragen/

Wovor man wol ſolch labſal halten muß?

Doch/ Jris/ ſtimme nur mit hundert kuͤßen bey/

Jch ſage ſo/ daß kuͤßen in der liebe

Die quinteßence ſey.

H 4Von
[120]Sinn-Gedichte.
Von der ſchoͤnen Laura.
E. N.
DJe Laura denckt/ ſie ſey vortreflich ſchoͤne.

Und wenn ich ſie nur hoͤhne/

So bildet ſie ſich doch die wahrheit ein.

Sag ich zum ſpaß/ die wangen waͤren roſen/

Die dennoch quitten ſeyn/

So weiß ſie ſich abſcheulich lieb-zu koſen.

Nenn ich die augen ſonnen/

Die um und um mit butter voll geronnen/

So giebt ſie mir ein ſolch entzuͤckt geſichte/

Als wie ein kater nieſt.

Nenn ich den halß und buſen alabaſtern/

Der gelber marmel iſt/

So ſchicket ſie ſich gar zu einem kuße/

Da denck ich mit verdruße:

Du blinde welt/ wie lange ſchenckſtu raſtern?


An Liſetten.
E. N.
SO wilſtu nun durchaus ins nonnen-cloſter gehn/

Und in der heiligkeit als eine ſchweſter ſtehn?

Nun gut/ ich habe mir den muͤnchs-ſtand vorgenommen/

So darf ein bruder wol zu einer ſchweſter kommen.

Liſette laß mich nur in deine zelle nein/

Jm beten ſolſtu ſelbſt mein paternoſter ſeyn.


Aman-
[121]Sinn-Gedichte.
Amando traͤgt ein affection-baͤndgen am
rocke auf der bruſt.

E. N.
AMando trit nunmehr in einen ritter-orden/

Wo lauter haſen ſeyn. Ein baͤndgen iſt ſein ruhm/

Das ihm die liebſte gab. Er nennts ein heiligthum.

Jſt groͤßre fantaſie auch ie erhoͤret worden?

So gehts. Er bauet nun auf dieſes band ſein heil:

Doch wenn mans recht beſieht/ ſo iſts ein narren-ſeil.


An die betrogene Laurette.
E. N.
JA traue nur ſtudenten

Und ihren complimenten/

Das ſind die rechten gaͤſte.

Sie ſtellen ſich zwar treflich ehrenveſte/

Und ſchweren ſtein und bein/

Wenns zum verſprechen geht/

Und halten doch nicht die geringſte ſachen.

Wer ihre art und minen nicht verſteht/

Und was ſie ſonſt vor artge leutgen ſeyn/

Der kan ſich bald treuhertzig laſſen machen/

Und wird doch bey der naſe rumgefuͤhrt.

Sie achtens nicht ein maͤgdgen zu betruͤgen/

Wann ſie nur geld und weiſſe waͤſche kriegen.

Dein beſtes iſt/ du muſts zum beſten kehren.

Studenten muͤſſen ſich recht wunderlich ernehren.


Madrigal
Auf die vielen kraͤhen in
‒ ‒
E. N.
MAn fragte mich in einer compagnie:

Warum iſt doch ſo viel geſchmeiße hie

H 5Von
[122]Sinn-Gedichte.
Von kraͤhen und von raben?

Jch ſagte: weil ſie gute nahrung haben/

So laſſen ſie ſich in der menge ſehen;

Denn wo viel ſchinder ſeyn/

Da gibt es auch viel kraͤhen.


Maregilis iſt ein dieb.
E. N.
MAregilis hat mir das hertz geſtohlen/

Schickt in die facultaͤt

Und laſt ein urtheil holen;

Doch wann es hier nach gunſt und gaben geht/

So ſchickt in ſchoͤppenſtuhl.

Laͤufft ſo ein urtheil ein/

Sie waͤre mit den ſtraffen zu belangen/

Die ſonſt vor diebe ſeyn/

So laſſet ſie an meine lippen hangen.


Madrigal.
Einer verwundert ſich uͤber
‒ ‒
E. N.
JCh wundre mich/ daß hier die univerſitaͤt

Jn ſolchem flore ſteht.

Jch wundre mich/ daß hier in allen ſtaͤnden

Ein ieglich ding recht ordentlich beſtellt.

Und will ich mich nach ſchoͤnen ſachen wenden/

So ſind ich hier die ſchoͤnſten von der welt.

Jch will itzt nicht von ſchoͤnen haͤuſern ſagen/

Man ſehe nur das frauenzimmer an/

So will ich ieden fragen/

Ob er ſich wol genug verwundern kan?

Kurtz: alles iſt zu ‒ ‒ wunderns werth.

Doch gibt mir diß den groͤſten wunder ein/

Daß gleichwohl hier die ſchinder ehrlich ſeyn.

Aman-
[123]Sinn-Gedichte.
Amando bekehret ſich.
E. N.
DJe liebe leſcht nun aus/ da ihre pfaͤnder brennen.

Man ſoll mein kaltes hertz an dieſer glut erkennen.

Jhr briefe lodert auf/ ihr lieder muͤſt hinein/

Du ſolſt/ du zauberband/ zu ſtaub und aſche ſeyn.

So bleibt mir dieſer troſt von meinen liebes-ſachen/

Daß ſie zu guter letzt ein freuden-feuer machen.


Auf ein gewiſſes hauß.
E. N.
DJe zihim wohnen hier/

Die ohim auch deßgleichen/

Man findet da der igel ihr quartier/

Und hoͤret bald von drachen und von eulen

Eins umb das andre heulen:

Bald ſchwartze raben ſchreyen/

Die geyer und die weyhen/

Und was noch mehr von ſolcher rauber-zunfft/

Die halten hier auch die zuſammenkunfft.

Feldteuffel und dergleichen ſaubre geiſter/

So ihnen aͤhnlich ſeyn/

Die finden ſich mit ihrem obermeiſter

Jn groſſer anzahl ein.

Der kobolt legt auch ſeinen kram hier aus.

Nun rathe zu: Was iſt das vor ein hauß?


Madrigal
Auf die vielfaͤltigen arten der ſchuͤrtzen
beym frauenzimmer.

E. N.
SJe fangen wohl recht artge moden an:

Die eine ſetzt ſich was vom golde dran/

Die/
[124]Sinn-Gedichte.
Die andre traͤget frangen/

Und die Brabanter ſpitzen/

Die andre hat/ ich weiß nicht was/ dran ſitzen.

Die naͤhet ſie mit ihrem nahmen aus/

Die eine macht des liebſten ſeinen draus.

Soll ich davon mein wenig urtheil faͤllen/

So moͤchten ſie noch wohl zu dulden ſeyn;

Man nehe nur die worte mit darein:

Hierunter iſt der nechſte weg zur hoͤllen.


Mammaͤus wil ſich erſaͤuffen.
E. N.
MAmmaͤus klaget ſtets/ und fluchet auf die liebe/

Jndem ſie allemahl ſein ziel zuruͤcke triebe.

Er klaget/ flucht/ und ſpricht: ich muß des todes ſeyn.

Die martern mehren ſich und druͤcken mich mit hauffen.

Wie werd ich ihrer loß? ich will ins waſſer lauffen.

Jch dachte: gut/ ſo kommt ein ſtockfiſch mehr hinein.


Ein guter wunſch.
E. N.
FErrando hat ein weib das nicht den hencker werth.

Er ſchmiert ſie weidlich ab. Ein eſel oder pferd

Kan dieſe ſchlaͤge nicht auf ſeinem buckel tragen.

Sie hat es zwar verdient. Doch dieſes faͤllt mir ein:

Ach ſchade/ daß die frau nicht ſoll von golde ſeyn/

So koͤnte doch der mann ducaten aus ihr ſchlagen.


Von weibern.
E. N.
EJn ſchmeichler ruͤhmt ein weib/ ſie ſey ein himmelreich;

Doch wer die warheit liebt/ der wird daruͤber lachen/

Hin-
[125]Sinn-Gedichte.
Hingegen umbgekehrt den klugen ausſpruch machen:

Ein weib iſt eine grufft und ſelbſt der hoͤllen gleich.

Drum muß die ſeele ſich vor dieſer grufft bewahren/

Wer wolte thoͤricht ſeyn und in die hoͤlle fahren?


Sie erblickte ſich im ſpiegel.
C. E.
GRiſette ſchaute ſich in einem ſpiegel an;

So bald ſie inne ward ihr runtzlichtes geſichte/

Der gantz zerbrochnen zaͤhn’ halbausgefaulte ſchichte/

Und was mehr ſcheußliches ſich an ihr finden kan/

Die außgedorrte haut der abgefleiſchten wangen/

Und das begreißte haar umb ihren ſcheitel hangen/

Rieff ſie mit blintzenden und halb erſtorbnen augen:

Vor funffzig jahren ſah’ ich mich weit ſchoͤner an/

Da ich nichts aͤhnlichs nun mehr an mir finden kan;

Die ſpiegel muͤſſen itzt in warheit nicht mehr taugen.


Sie wolte noch keinen mann haben.
C. E.
CElindens mannbarkeit faͤngt zeitig an zu reiffen/

Nur ſitzt die jungfrauſchafft bey ihr noch gar zu tieff;

Sie leidt zwar keinen mann/ doch manchen ehrengriff/

Da ſie ſich in der eh’ von vielen vor-laͤßt greiffen.


Er ſpielte gegen ſie ungluͤcklich.
C. E.
WEr ſagt/ daß ich nicht ſolt im ſpielen gluͤcklich ſeyn?

Gantz falſch! wer alſo ſpielt wie ich/ der darff nicht klagen/

Jch kan gewinn und gluͤck doch ſtets vom ſpiele tragen/

Bekomm ich gleich kein ſpiel/ iſt doch Celinde mein.

An
[129[126]]Sinn-Gedichte.
An eine hoffaͤrtige heßliche.
C. E.
NJcht bilde dir was ein/ Licene/ theurſtes bild/

Wann dein beruffner preiß die gantze ſtadt erfuͤllt.

Weißt du woher es kommt/ du niedlichs ungeheuer?

Die kleidung macht dich nur/ und nicht die ſchoͤnheit theuer.


Auff Corvinum.
C. E.
DEr ſcheußliche Corvin betheurte neulich hoch/

Lupine ſey der geiſt zu ſeines coͤrpers hoͤle.

O allzu freches wort! rieff ich; wie ſchickt ſich doch

Zu deinem raben-leib ſolch eine ſchoͤne ſeele?


Nach dem Hollaͤndiſchen.
C. E.
VEit nimmt eine hur zum weibe/ nicht um ſchoͤnheit/ ſtand

und gut/

Nein! nur bloß aus geilen luͤſten/ weil ſie ſeinen willen thut/

Jtzt duͤnckt er ſich viel zu ſeyn/ und vor andern wol gepoſtet/

Weil er das umſonſt geneußt/ welches andern geld gekoſtet.


Sie ließ zur ader.
C. E.
ALs Doris neulich ließ ihr ſchwartz-gebranntes blut/

Und man mir hoffnung gab: Sie wuͤrd itzt beſſer werden/

So rieff ich: nur umſonſt! Sie zeigt ja ſelbſt der erden/

Daß auch/ wie kranck ſie iſt/ das blut nicht an ihr gut.

Auff
[127]Sinn-Gedichte.
Auf ihr bildniß.
C. E.
WEil unſer auge nicht den glantz der engel leidet/

Ein engel aber gern beyn menſchen wolte ſeyn;

So hat er endlich ſich und ſeinen wunder-ſchein

Hier in ein ſterblich bild zu unſrer luſt verkleidet.


Auf daſſelbe.
C. E.
WEr keine ſonne nicht/ noch blitze kan vertragen/

Der muß ſich nicht zu nah zu dieſem bilde wagen.


Sie foderte im ſpiel hertzen.
C. E.
DU ſpieleſt hertzen aus/ und ſprichſt zu mir: bekennt!

Da doch mein hertze laͤngſt vom leibe mir getrennt:

Jch habe denn kein hertz/ als nur des hertzens rinden/

Wiltu mein hertze ſelbſt/ kanſtu bey dir es finden.


Er bekam kein ſpiel.
C. E.
DJe karten ſind zwar gut/ die meine hand itzt fuͤhrt;

Was aber helffen ſie/ wenn dir das gluͤcke dienet?

Wer mit dem gluͤcke ſelbſt zu ſpielen ſich erkuͤhnet/

Was wunder/ wenn er auch das beſte ſpiel verliehrt.


Sie hatte alle hertzen in der hand.
C. E.
MEin hertze fehlt dir noch/ ob ſchon du alle hertzen

Jn deiner engen hand zuſammen haͤltſt gefaßt;

Doch nein! es fehlt dir nicht/ weil du es ohne ſchertzen/

Ob gleich nicht in der hand/ doch feſt im hertzen haſt.

Sie
[128]Sinn-Gedichte.
Sie ſticht den hertzen knecht mit der dame.
C. E.
DJe dame ſticht den knecht/ und diß bleibt ungerochen?

Jedoch/ es muß ſo ſeyn; du ſpieleſt wol und recht/

Und machſt es eben ſo mir/ deinem armen knecht/

Dem du vorlaͤngſten ſchon ſein hertze weggeſtochen.


Sie ſpielet die hertzen dame aus.
C. E.
MAn laß die dame gehn; ſie acht der knechte nicht.

Es muß ein koͤnig ſeyn/ der ſolch ein hertze ſticht.

Und bin ich nun dein knecht/ welch thoͤrichtes beginnen/

Daß ich mich unterſteh dein hertze zu gewinnen?


Sie ſpielete die hertzen dame aus/ ein ander
gab den koͤnig drauff; Er ſticht beydes
mit der zehen.

C. E.
SPiel auff dein eines hertz; es ſoll mir nicht entrinnen/

Und ſchluͤg ein ander gleich den koͤnig ſelber drein:

Ein hertz iſt nur zu ſchwach; zehn hertzen muͤſſens ſeyn/

Wofern man anders will dein eines hertz gewinnen.


Er ſtach die dame mit dem hertzen aͤß.
C. E.
WJe trotzt die dame doch und prahlet ſonder ſcheu/

Als ob kein hertze mehr/ das ihr gewachſen ſey?

Halt ein! hier iſt ein blat/ das/ weiß ich/ ſoll dich lehren:

Daͤß noch ein hertze ſey/ das auch die damen ehren.

Sie
[129]Sinn-Gedichte.
Sie nimmt ihm die hertzen zehen mit
der dame weg.

C. E.
NUr friſch! das ſpiel iſt mein/ ſo vieler hertzen wegen/

Sagt mir: welch hertz iſt wol zehn hertzen uͤberlegen?

Wie aber? ſticht man mich? halt! doch ich muß’s verſchmertzen/

Ein damen hertz gilt mehr/ als zehen andre hertzen.


Sie gieng blau gekleidet.
C. E.
DEin wolgeſtalter leib/ die ſittſame geberden/

Der zarten glieder pracht und ihre treffligkeit/

Gehn/ Leonore/ gantz in blauen ſtoff verkleidt;

Warum? dieweil du biſt ein himmel auff der erden.


Sie ſahe in den ſpiegel.
C. E.
JCh ſah Auroren ſich nach ihrem ſpiegel drehen/

Und fand in ſelbigem ihr antlitz wunderſchoͤn/

Aurora! rieff ich drauff/ muſtu nicht ſelbſt geſtehn/

Daß man noch nie ein glaß hat ſchoͤner ſpiegeln ſehen?


Auff einen ungeſchickten Medicum.
C. E.
BUllus iſt ein artzt geworden und verſteht das hand-

werck nicht/

Leſen hat er nie gelernet/ und das ſchreiben will ihm fehlen/

Gleichwohl kan er lauter gluͤck unter ſeine curen zehlen.

Die recepte/ die er giebet/ ſind von andren eingericht.

Vor das fieber/ vor den ſtein/ vor die ſtiche zu dem hertzen

Traͤgt er beyde ſaͤcke voll/ und beſtillt die groͤſte ſchmertzen.

II. Theil. JJu-
[130]Sinn-Gedichte.
Julep/ edle hertzens-pulver/ pillen/ ſafft und elixir/

Zieht er/ wie das gluͤck es fuͤget/ aus der taſchen bald herfuͤr/

Schickt es in die apotheck/ und ſo bald es eingenommen/

Spricht er zu dem krancken drauff: GOtt laß alles wol be-

kommen.


Auff die hochzeit des Churfuͤrſtl. Brandenb.
hoff- und cammer-gerichts-raths Hn.
BEWERTS mit der Jungfer
Lehmannin.

C. E.
JCh nahm mir neulich vor die hochzeit zu beſingen/

Und den verlangten tag/ da ihr geehrten zwey

Einander ſaget zu gunſt/ lieb und ew’ge treu;

Allein/ es war umſonſt/ mir wolte nichts gelingen/

Die freude ließ ſich nicht in enge reimen zwingen/

Jch ſchrieb und aͤnderte wohl zehnmal eine reih/

Biß ich voll ungedult auffſprang/ und rieff: es ſey!

Jch kan unmoͤglich heut ein wort zu wege bringen.

Apollo ſah’ an mir den unmuths-vollen ſinn;

Was? ſchalt er/ ſetzſtu denn nicht eine zeile hin?

Ach! ſchaͤme dich/ und laß dir nimmer das belieben!

Begreiffe dich und nim die feder noch zur hand/

Der wille wird gar offt auch vor die that erkannt:

Schreib ihre nahmen nur/ ſo haſtu gnug geſchrieben.

JOHAN VVOLGANG BEWERDT.
HELENE MARGVERITE LEHMANIN.

Durch buchſtaben-wechſel:
O libe! vermaͤhl ihr gemuͤtt wohl
genau ann einander!


An
[131]Sinn-Gedichte.
An denſelben/ als er ſeine liebſte das erſte
mahl an ſeinem nahmens-tage ſprach.

C. E.
WOlgang/ der gang iſt wohl und gluͤcklich unterfangen/

Da du das erſte mahl zu deiner braut gegangen.

Ach die zuſammenkunfft war frembd und ungemein/

Du traffeſt einen tag/ der deinen nahmen fuͤhrte/

Und wie der himmel ſelbſt das gantze ſpiel regierte/

So muſte dieſer tag auch gar ein Freytag ſeyn.

Welch ein geheimniß laͤſt in dieſem fall ſich finden?

Du ſolteſt dich mit ihr befreyen und verbinden/

Der außgang wuͤrde wol und gut von ſtatten gehn.

Ja das verhaͤngnis hat dein nahmens-feſt erkohren/

Damit der ſchluß gewiß und ſicher koͤnte ſtehn:

Du ſeyſt fuͤr ſie benennt/ wie ſie fuͤr dich gebohren.


Ein anders.
C. E.
ALs Venus ohngefehr auff die gedancken kam/

Nach ihrem tag (*) zu ſehn/ und den calender nahm/

Weiß ich nicht/ wie es ſich zu deinem vortheil ſchickte/

Daß ſie gantz unverhofft dein nahmens-feſt erblickte.

Berintho/ ſprach ſie/ der mir ſo viel ehr erweißt/

Der mich und meinen ſohn nach hoͤchſten wuͤrden preißt/

Den ich/ dieweil er lebt/ getren und werth erfunden/

Wie? ſolte dieſer nicht von mir ſeyn angebunden?

Hierauff verknuͤpffte ſie hertz/ ſeele/ muth und hand/

Und deine freyheit ſelbſt mit einem perlen-band. (**)

Wie artig/ rieff ſie/ wird es dem Berintho ſtehen/

Wenn er ins kuͤnfftige wird ſo gebunden gehen.

Grabſchrifften.


J 2Einer
[132]Sinn-Gedichte.
Einer braut die am hochzeit-tage geſtorben.
HJer ruht die/ die nicht frau und dennoch war getraut/

Die innig hat geliebt/ und wieder ward geliebet/

Die ihren mann durch nichts/ als ihren todt betruͤbet/

Und daß er ſie im ſarg/ nicht in dem bett geſchaut.


Einer ſchoͤnen.
HJer liegt die/ welcher nichts an ſchoͤnheit konte gleichen/

Der die vollkommenſten an tugend muſten weichen/

Die alle hertzen zwang durch anmuths-volle blicke.

Der tod/ der nahm zu bald ihr und der welt dis gluͤcke.


Eines alten boͤſen weibes.
EJn ſchaͤdlich baſiliſck/ ein grimmig tieger-thier/

Ein weib/ das wie ein hund zum beiſſen trug begier/

Und in dem leben hat gleich einer ſau gerochen/

Die iſt in dieſes loͤch nur allzu ſpaͤt gekrochen.


Einer kuplerin.
WAr ich ſelbſt nicht bequem zu dem/ was liebe giebet/

So halff ich dieſem doch/ was liebt und ward geliebet/

So kont ich aller welt luſt und vergnuͤgung geben/

Nur mir nicht/ was mir lieb: Ein etwas laͤnger leben.


Einer betagten Jungfrau.
NJcht wundre leſer dich/ daß ſich in ſo viel jahren

Die jungfrau/ die hier ruht/ nicht hat verlangt zu paaren.

Der todt hat ſie ihm laͤngſt erwehlt zu einer braut/

Weil ſie ſo fett wie er/ und mehr als reich an haut.

Eines
[133]Sinn-Gedichte.
Eines Findlings.
JCh ward ein kind/ und doch ward ich nie kind genennet/

Weil ich die eltern nie und ſie mich nicht erkennet.

Letzt nahm die erde mich/ als aller mutter/ auff/

Jch fand im ſterben diß/ was nicht im lebenslauff.


Eines braͤutigams.
WJe meiner hoffnung ſchiff gleich gluͤcklich ſolte landen/

So muſt es bey dem port ohn alle huͤlffe ſtranden.

Der tod nahms leben mir/ wie ich auff hochzeit dachte/

Jn lauter freuden ſchwamm/ und braut-caleuder machte.


Eines bequemen mannes.
MJr hat das trincken mehr/ als lieben/ freude bracht/

Weil dieſes kraͤffte nahm/ und jenes ſtaͤrcke macht:

Doch iſt mein weib dabey nicht unvergnuͤgt geblieben/

Sie ließ mir frey den trunck/ ich ließ ihr frey das lieben.

Jtem.
DU/ der du gehſt vorbey/ vergoͤnne mir die ruh!

Jch war ein guter mann/ der krum gieng und gebuͤcket/

Von ſolcher laſt beſchwert/ die druͤckt und nicht erdruͤcket/

Als ich nahm unten ab/ ſo nahm ich oben zu.

Jtem.
NJemand der klage ja das gluͤcke faͤlſchlich an/

Daß es zu ſparſam ſey mit allen ſeinen gaben/

Die crone/ die ich trug/ iſt ohne muͤh zu haben/

Weil ſie ein freundlich weib im ſchlaff erwerben kan.

J 3Jtem
[134]Sinn-Gedichte.
Jtem.
DJe hoſen burft ich nur aus weibes bette hencken/

So war es ſchon genung/ es folgte drauff ein kind.

Wer nicht vererbet iſt/ der laß ihm dieſe ſchencken/

Wer weiß/ ob andre ſo/ wie meine/ kraͤfftig ſind?

Jtem.
MEin leſer/ tritt ja nicht zu nah zu dieſem ſtein/

Es liegt hier eingeſenckt Actaͤons wahrer erbe/

Der nur mit horn werck trieb im leben ſein gewerbe.

Vielleicht darff dieſes gut itzt deine erbſchafft ſeyn.

Jtem.
WEr nicht gedultig iſt/ der komm zu meinem grabe/

Und lerne: daß gedult die allergroͤſte gabe.

Faſt alles uͤbel kam auf meinen kopff und mich;

Doch lidt ichs/ weil mein weib trug ſchwerer noch als ich.

Jtem.
DEm nechſten dient ich vor mit meinem geiſt und leibe/

Zu zeiten auch wol gar mit meinem lieben weibe;

Ja auch nach meinem tod ſind nuͤtzlich meine ſachen/

Von meinen hoͤrnern kan man feſte kaͤmme machen.

Jtem.
MAn hat mich oftermahls genennet hahn und reh/

Nach dieſem als ich kaum war kommen in die eh:

Der todt der nahm mich doch/ ließ ſichs nicht fechten an/

Ob ich ein rechter menſch/ ein reh ſey oder hahn.

Jtem.
JCh hatte weder reich noch thron/ und war gekroͤnet/

Bey meiner frau macht ſich faſt ieder ſtand belehnet.

Denckt nicht/ daß mein geſchlecht mit mir gegangen ein/

Weil ſolcher koͤnige noch viel auf erden ſeyn.

Eines
[135]Sinn-Gedichte.
Eines trunckenboldes.
EJn meiſter beym toback/ ein held bey bier und wein/

Ein eſel von verſtand/ ein affe von geberden/

Ein menſch dem nahmen nach/ den wercken nach ein ſchwein/

Der muſte toll und voll hier eingeſencket werden.


Eines ſackpfeiffers.
JCh machte knecht und magd recht luſtig duꝛch mein pfeiffen/

Niemahls war ich beſchwert zum druͤcken/ blaſen/ greiffen/

Jtzt liegt nach meinem todt die pfeiffe gantz allein.

Thu mir den liebes-dienſt und blaß einmahl darein!


Eines tauben und ſtummen.
OB ich gleich taub zur welt gebracht war und gebohren/

Ob ich ſchon nie kein wort aus meinem mund verlohren/

Und nicht was ſuͤnde heiſt kont hoͤren oder ſagen/

So muſt ich doch den tod/ der ſuͤnden ſtraffe/ tragen.


Eines ſchuſters.
JCh konte ziehen lang das leder mit den zaͤhnen/

Wenn in der arbeit es nicht langen wolte zu;

Das leben aber nicht mir etwas laͤnger dehnen/

Da mirs doch lieber war/ als alle meine ſchuh.


Eines kamm-machers.
DJe hoͤrner und die bein die haben mich ernaͤhret/

Faſt iedem hab ich was zu ſeinem haupt gewaͤhret.

Der todt/ ſo ſorge trug fuͤr ſein verdorrt gebein/

Nahm mir das leben/ bloß daß er kont ſicher ſeyn.

J 4Jtem
[136]Sinn-Gedichte.
Jtem.
JCh habe manches horn verthan und auch verkaufft/

Da dennoch in der welt es voller hoͤrner laufft.

Jhr/ die ihr etwan auch mit ſolcher laſt beladen/

Klagt/ daß ich ſchon bin tod/ zu eurem groͤſten ſchaden.


Eines igels.
MEin leib war wol verſehn mit vielen ſcharffen ſpitzen/

Daß meine feind’ ich kont mit ſelben ſtech- und ritzen.

Des todes ſtachel hat mich endlich doch gefaͤllt;

Diß troͤſtet mich: ich ſtarb gewaffnet wie ein held.


Eines dachs-hundes.
KEin loch war mir zu tieff und keines auch zu klein/

Jch ſuchte fuchs und dachs/ dem jaͤger zu gefallen/

Jch buͤßte letzlich doch im loch mein leben ein/

Drumb trau den loͤchern nicht und wuͤhle nicht in allen.


Eines wuͤrmchens/ das zwiſchen einer ſchoͤ-
nen damen augen umkommen.

VOn einer ſonnen hab ichs leben erſt bekommen/

Zwey ſonnen haben drauff mir wieder-es-genommen.

Wie ſolt ich aͤrmſter wurm ertragen doppel-ſchein/

Da fuͤr zwey ſonnen ſelbſt die welt iſt viel zu klein.


Eines flohes/ der auf einem ſchoͤnen halß
geſeſſen.

WEil ich zu geitzig war zu koſten von der ſpeiſe/

Die den verliebten offt ſo groſſen hunger macht;

So hat die ſuͤſſe koſt mich um das leben bracht:

Drum wer da koſten will/ lern erſt die rechte weiſe.

Eines
[137]Sinn-Gedichte.
Eines gehangenen.
DJe parcen haben mir das leben nicht genommen/

Die ſonſten ſpinnerin der lebens-faden ſind:

Jch bin durch einen menſch und ſtrang um ſelbes kommen;

Ach daß bey menſchen man ſo groſſe ſtrenge findt!


Eines ſcharffrichters.
DEr menſch- und hunde-feind/ des todes lieutenant/

Der viel pflag vor der zeit dem tode zuzufuͤhren/

Liegt hier: Jm fall ſein grab von hunden wird erkant/

So duͤrfften ſie es leicht mit einem denckmahl zieren.


Grabſchrifft des Aretini. J. P.
HJer lieget Aretin/ der Fuͤrſten nur geſchaͤndet/

Dem ſeine ſchmaͤhſucht nichts als dieſes grab geendet.

Nur GOtt und himmel blieb von ihm noch unvernicht/

Verwundre dich nicht drob: Er kante beyde nicht.


Hoch-
[138]Hochzeit-Gedichte.

Hochzeit-Gedichte.


Die ſchlaffende Venus
Nach des Claudiani lateiniſchen.

DJe ſonne hatte kaum den mittag heiß gemacht/

Als Venus gantz ermatt ihr eine hoͤl erwehlet/

Wo weder ſchlaff noch ruh/ noch kuͤhler ſchatten fehlet/

Und wo ein reben-blat gab dunckel-gruͤne nacht/

Jn die ein linder weſt mit ſanftem rauſchen ſpielte/

Und ſo der goͤttin hertz und muͤde ſeele kuͤhlte.

Sie warf die ſternen-pracht/ die glieder in das graß/

Der blumen hoͤchſter wunſch war ſo gedruͤckt zu werden/

Die nelcke ſchien ein feur/ die roſ’ ein ſtern der erden/

Die veilg ein blau ſaphir/ die lilg ein ſpiegelglaß/

Und Venus goldnes haupt entſchlieff nur auff narciſſen.

Jesminen legten ſich zu pfuͤl und unterkuͤſſen/

So lag die luſt der welt ohn alle kleider bloß/

Jndem die volle bruſt die trauben nachbar nennte/

Und der belebte ſchnee von zwey rubinen brennte.

Hold/ freude/ lieb und gunſt ruht’ in der ſchoͤnen ſchoos/

Der ſuͤß geſchwollne mund war etwas aufgeſchloſſen/

Aus dem die zucker-baͤch und nectar-quellen floſſen.

Den ſchlaf ergoͤtzte noch ein angenehmer bach/

Der ſein bemoſtes haupt mit reinem ſilber traͤnckte/

Und nichts als liebligkeit auf gruͤne wieſen lenckte/

Der etwas zitternd floß/ und kuͤſſe nach und nach

Dem lieben ufer gab/ das lorber-baͤume zierten/

Um die die Gratien holdreiche taͤntze fuͤhrten/

Biß ſie auch muͤd und matt die augen ſchloſſen zu.

Die liebes-engel gehn indeſſen wie ſie wollen/

Und dencken daß ſie ſamt der mutter ruhen ſollen;

Der bogen hengt am baum/ der pfeil hat ſeine ruh.

Der leere koͤcher ſeuftzt allein nach liebes-flammen/

Die fluͤgel-knaben gehn/ und ſpielen eins zuſammen/

Die
[139]Hochzeit-Gedichte.
Die laufen ins geſtraͤuch/ und nehmen neſter aus/

Die andern ſchwingen ſich auf hohe jelmen-baͤume/

Theils leſen aͤpfel auf/ theils huͤten/ daß die traͤume

Der goͤttin niemand ſtoͤhr/ der bindet einen ſtraus

Von friſchem kraͤntzelwerck/ und jener jagt die Faunen/

Wirft feuer in ihr hertz/ daß ſie vor lieb erſtaunen.

Drauf bricht ein laut geſchrey der Venus holden traum/

Und von der naͤchſten ſtadt kommt neue poſt geflogen/

Die Chloris haͤtte ſchon den brautrock angezogen.

Mirmillo ſey der ſchatz; wald/ acker/ thal und baum

Beſingen eben diß: Als Cypris aufgefahren/

So wie ſie ſich gelegt in ungeflochtnen haaren/

Jhr zarter finger druͤckt dem ſchlaff die augen aus/

Sie ruft dem liebes-volck/ und unter tauſend engeln

Vermerckt ſie alſobald/ daß Hymen muͤſte mangeln/

Wie/ ſagt ſie/ iſt denn itzt mein braut-gott nicht zu hauß/

Ohn deſſen angetrieb darff niemand ſich vermaͤhlen/

Noch irgend ihm ein lieb ohn ſein bewuſt erwehlen?

Doch ſeht/ dort ſpuͤr ich ihn/ er pfeifft ein hirten-lied/

Singt ſeinen alten thon und dencket nicht ans lieben/

Treibt ſein gewohntes ſpiel/ ſo er ſchon laͤngſt getrieben.

So bald der Hymen nur der liebe mutter ſiht/

Entfaͤllt ihm pfeif und kunſt/ die ſcham mahlt ſeine wangen/

Gleichwie die morgenroͤth in purpur kommt gegangen.

Die augen ſchimmern hell/ das nie beſchnittne haar

Schien ohne zierrath ſchoͤn: Sie faͤngt ihn an zu fragen/

Wie er nur immer luſt zu pfeiffen koͤnne tragen?

Daß er der Nymphen nicht/ ſo brennten/ nehme wahr/

Und vielmehr ſeine freud’ an rauhen felſen habe/

Als daß er baͤumen wo ein lied von lieb eingrabe.

Er ſprach: mich wunderts ſehr/ o goͤttin! daß ſolch eh

Dir unbewuſt mag ſeyn; zwey hochberuͤhmte haͤuſer

Verknuͤpfen wuͤrd’ und glantz/ und flechten lorber-reiſer

Um ihre ſcheitel rum; des ehrenſtandes hoͤh

Erfordert gleich gedicht/ des braͤutgams groſſe tugend

Verſchonet auch zugleich der braut hochedlen jugend.

Als
[140]Hochzeit-Gedichte.
Alß Venus diß gehoͤrt/ ſo ſchmuͤckt ſie bald ihr haupt

Mit perlen und demant/ flicht ketten an die haare/

Er kieſt zum hochzeit-kleid des hoͤchſten purpurs waare/

Der wagen wird mit blum und kraͤntzen ringſt belaubt/

Der weg/ wohin ſie reiſt/ reucht wie das land Jdumen/

Der tauben zaͤume ſind die allerſchoͤnſten blumen/

Dem wagen/ der von ſtein und lauter golde ſtralt/

Sind ztſchiz und ztſchizernde die geil verbulten ſpatzen

Vereinigt nachgefolgt; der andern voͤgel ſchwatzen

Zeigt an der goͤttin fahrt/ wie ihre ſchoͤnheit mahlt/

Des himmels lichter ſchein/ der erden blumen-menge

Und angeborne zier treibt haͤuffiges gepraͤnge.

Die Venus hatte kaum das hochzeit-hauß beruͤhrt/

Bald ſtreut die liebes-ſchaaꝛ des fruͤhlings ſchmuck uñ gabẽ/

Den roſen-hagel aus/ und was man ſonſt kan haben/

Wird uͤppig ausgetheilt/ was Tmolus nur gebiehrt

Und was Arabien vor edlen balſam giebet/

Was Syrien erwehlt und Paleſtina liebet.

Cytera nimmt darauf das hochvertraute paar/

Verſpricht ihm ſtete gunſt und junge ſtammes-erben/

Sagt: wie die jungferſchafft bey allen muͤſſe ſterben/

Und daß ein neues licht entſteh von ſolcher baar.

Knuͤpft endlich beyder hertz mit fried und gold zuſammen/

Und wuͤnſchet ſtete glut den neuvermaͤhlten flammen.


Hochzeit-lied
Auß Rom nach Koͤnigsberg geſchrieben.

1.
BRuder/ ſieh/ wie wol dieß faͤllt/

Jch beſeh’ die große welt/

Und du thuſt es bey der kleinen!

Rom/ der Chriſten haupt/ haͤlt mich/

Und dein ſchatz/ Chriſtinchen/ dich.

Wol! wann Bruͤder ſich ſo einen!

Wol! ruff ich bey meinem ſtand!

Wol! auch du bey deinem band!

Jch
[141]Hochzeit-Gedichte.
2.
Jch beſehe mit begier/

Was an alterthuͤmern hier/

Was an gaͤrten/ was an fluͤſſen/

Huͤgeln/ gruͤnden/ graͤbern/ ſtein/

Schrifften/ oder ſonſt mag ſeyn/

Welches wuͤrdig iſt zu wiſſen:

Denn ſo klein faſt nichtes iſt/

Drauß nicht etwas guts erſprieſt.

3.
Du beſchauſt das meiſter-ſtuͤck/

Das der Hoͤchſte hielt zuruͤck/

Biß ſich alles fertig fuͤnde.

Du haſt doppelt huͤgeln hier/

Die dem Pindus ſelbſt gehn fuͤr/

Du haſt deine fluͤß und gruͤnde/

Da/ wenn wo zu heiß der tag/

Deine lieb’ ſich kuͤhlen mag.

4.
Deine gaͤrten tragen dir

Des ie laͤng ie liebers zier/

Tauſendſchoͤn und Amaranthen:

Tag und nacht/ und mannes-treu/

Augentroſt und was dabey

Von dergleichen anverwandten/

Die kein Tyfoli allhier

Noch Fraskati bringt herfuͤr.

5.
Was von graͤbern iſt gedacht/

Jſt/ was dir das bette macht/

Drein die jungfrauſchafft ſich leget/

Und bedecket mit dem ſtein

Der vergeſſenheit will ſeyn/

Darauff dieſe ſchrifft gepraͤget:

Dieſer todt/ der hier regiert/

Jſt/ drauß alles leben ruͤhrt.

6. Jch
[142]Hochzeit-Gedichte.
6.
Jch nahm uͤberall in acht/

Was ein land gluͤckſeelig macht/

Wie das regiment beſtellet/

Wie der handel eingericht/

Was fuͤꝛ buͤndniß gut und nicht/

Wie der ein den andern ſchnellet/

Was fuͤr ſitten hier gemein/

Dort fuͤr art der leute ſeyn.

7.
Du greiffſt ſelbſt den ſcepter an/

Da du dich wirffſt auff zum mann

Eine fraue zu regieren:

Jrr’ ich oder glaub ich recht/

Daß es wol ſo viel ſeyn moͤcht/

Als ein weites land zu fuͤhren:

Sonderlich wenn ſie von muth/

Daß ſie gerne traͤgt den hut.

8.
Du auch muſt nicht minder ſehn/

Daß dein feld mag fruchtbar ſtehn/

Was dein handel ſoll erjagen/

Was dein buͤndniß bringet ein/

Sollen lauter Erben ſeyn/

Die dein ſchatz wird jaͤhrlich tragen;

Und ſo haben ich und du

Unſre arbeit immerzu.

9.
Dieß iſt nur der unterſcheid

Unter uns vertrauten beyden/

Daß ich immerfort muß wallen

Und in unbeſtaͤndigkeit/

Meinem ſtand nach/ jeberzeit/

Der bald ſo/ bald ſo kan fallen/

Und gantz nichts von meiner reiſ’/

Als was GOtt will/ ſicher weiß.

Du
[143]Hochzeit-Gedichte.
10.
Du hingegen kommſt zur ruh/

Laͤſt fort/ wer will wandern zu/

Reiſeſt ſonder boͤſen wegen/

Schiffeſt ſonder ſturm und wind/

Reiteſt/ wo nicht raͤuber ſind/

Gehſt/ wo du dich auch kanſt legen/

Und biſt/ ſumma/ uͤberall

Sonder furcht fuͤr feindes fall.

11.
Wol/ ich goͤnne dir dieß gern/

Will es einſt mein gluͤckes-ſtern/

Daß ich auch ſo gut ſoll fahren/

Krieg’ ich endlich wol das mein/

Du muſt hier ber erſte ſeyn/

Der du mir gehſt vor an jahren/

Und was mir noch mangelt meiſt

Schon von dieſem ſtande weiſt.

12.
Schreibe gleichwohl/ wie es dir

Fort in deiner welt ſchlaͤgt fuͤr/

Wie ich meine dir entdecke:

Was der himmel hier dich heiß/

Wie weit ſich der erden-kreiß

Und ihr horizont erſtrecke/

Wo die mittel-linje ſteht

Und wie hoch der pol erhoͤht.

13.
Jn der groſſen friert es itzt/

Daß ihr kaum euch gnugſam ſchuͤtzt/

Deine/ weiß ich/ iſt gelinde;

Oder/ wo noch kalt der ſtand/

Haſtu Venus an der hand

Neben ihrem ſuͤſſen kinde/

Wo dieſelben kehren ein/

Kan es ſchwerlich froſtig ſeyn.

Drum
[144]Hochzeit-Gedichte.
14.
Drumb beſtelle deine welt/

Wie es ſelber dir gefaͤllt/

Nur mach’/ wenn nach GOttes willen

Jch euch wieder ſehen ſoll/

Daß du alles ſeegens voll

Meinen wunſch wol moͤgſt erfuͤllen/

Und da ich dich/ bruder/ ließ/

Vater/ dann erfreuet gruͤß.


Auff die hochzeit eines guten freundes.
An die tantzende braut/ und das uͤbrige hochzeit-
liche frauenzimmer.

C. E.
TAntzt! guͤldne Nymphen/ tantzt! hat alles ſeine zeit/

So iſt nun tantzens-zeit/ da ſich die ſterne neigen/

Und zur gewuͤnſchten nacht euch nichts denn froͤligkeit

Bey dieſer hochzeit-luſt aus offnem himmel zeigen.

Jhr ſonnen die ihr ſteht/ wenn mond und ſonne faͤllt/

Und noch die ſtrahlen zeigt/ wenn alles licht verſchwindet.

Zerſchmeltzet itzt den ſchnee der annoch freyen welt/

Die ſich ſchon halb geruͤhrt in euren ſtrꝛcken findet.

Bewaffnet eur geſicht mit ſtiller freundligkeit/

Laßt die verdeckte glut durch mund und augen ſpielen/

Und ieden/ der ſich euch zu widerſetzen draͤut/

Den ſuͤſſen wunder-brandt in blut und adern fuͤhlen.

Tantzt! tantzt! Jhr Gratien/ laßt eurer glieder pracht/

Und den geſchickten leib biß zur verwundrung ſchauen?

Ach! aber gebt zugleich auf eure freyheit acht;

Dem guten Wetter darff man nicht zu ſicher trauen.

Jhr tantzet nicht allein; Cupido ſieht euch zu/

Und Venus ſelber iſt in euren reihen kommen:

Sie hat wol ehermals den Nymphen ihre ruh/

Cupido aber gar die hertzen mit genommen.

Jtzt
[145]Hochzeit-Gedichte.
Jetzt wirfft er angeln aus. Hier legt er netz und ſtrick;

Dort aber ſucht er euch verſchmitzt ins garn zu bringen.

Es iſt um euch gethan/ wofern ihm dieſer tuͤck/

Und ſolch ein meiſter-ſtreich nach wunſche wird gelingen.

Was aber ſorgt ihr viel? ach! ſchoͤnſte/ gebt euch doch!

Jhr ſeyd die erſten nicht/ die dieſe regung kennen;

Die braut zieht ſelber mit am ſuͤſſen liebes-joch/

Der zur ergetzung heut die hochzeit-fackeln brennen;

Die flamme keuſcher brunſt/ die ihre ſeele ruͤhrt/

Wird ſie/ ihr werdt es ſehn/ noch dieſen abend buͤſſen;

Jhr/ und nicht ſie allein/ werd itzt mit auffgefuͤhrt/

Sie tantzet nur voran/ ihr werdet folgen muͤſſen.

Mich deucht/ ich ſpuͤr auch ſchon/ daß Venus endlich ſiegt/

Und daß ihr kleiner ſohn nicht alle macht verlohren.

Seht! ſeht! wie eiffrig man ſich zur Melinden fuͤgt;

Wie hier wird lieb und gunſt/ dort treu und huld geſchworen.

Wie man die Dorilis um ihre neigung bitt/

Und bey Auroren ſich laͤſt keine muͤh verdrieſſen;

Wie man dort Sylvien verfolgt auff ieden ſchritt/

Und ietzt die haͤnde druͤckt/ ietzt ſucht den mund zu kuͤſſen.

Die glut bemeiſtert ſchon der augen ſuͤſſes licht/

Die funcken aͤuſſern ſich/ die in der ſeelen ſtecken.

Orante thut verliebt/ ſie lacht und ſcheut ſich nicht

Den gantz geheimen brand durch blicke zu entdecken.

Mirtille ſteht beſchaͤmt/ ſieht bald auff mich und dich/

Und laͤſt manch ſchlipffrig wort ſich in die ohren ſagen:

Climene giebt ſich gar; nur Phillis weigert ſich/

Die will ihr hertze gantz mit ſich nach hauſe tragen.


Auff eine hochzeit.
MAn fragt mich was die ehe ſey?

Das kan ich warlich keinem ſagen;

Denn daͤcht ich gleich den kopff entzwey/

So koͤnt ich doch in vierzehn tagen/
II. Theil. KUnd
[146]Hochzeit-Gedichte.

Und waͤr ich auch nur gantz allein/

Nicht mit mir ſelber einig ſeyn.

2.
Man leſe vor und hinter ſich/

Die ehe iſt und bleibet ehe;

Und iſt es ſo gar wunderlich/

Daß ich es ſelber nicht verſtehe/

Wie zwey und eins/ und eins und zwey

Nur eins und doch gedoppelt ſey.

3.
Das iſt ein ſeltzam einmahl ein/

Wann zwey auff eins gerechnet werden.

Soll diß in aller einnahm ſeyn/

So iſt kein beſſer ding auff erden:

Doch das behaͤlt die eh vor ſich/

Drum iſts ſo wunder-wunderlich.

4.
Das capital iſt bey dem mann/

Hab ich wohl ehmahls hoͤren ſagen;

Und was an renten fallen kan/

Das muͤſſe dann das weibgen tragen.

Jch weiß es nicht/ es ſteht dahin/

Jch bleibe noch auff meinem ſinn.

5.
Zwey hertzen ſollen eines ſeyn/

So/ ſpricht man/ ſey die eh vollkommen.

Diß will mir gantz und gar nicht ein/

Daß eine muß ja ſeyn genommen:

So eins des diebſtals ſich beſchwert/

So iſt das andre henckens werth.

6.
Und treten dann gleich zwey in eins/

So iſt die ſache nicht gehoben:

Denn wie man ſaget/ eins iſt keins;

Und ſind dann zwey in eins geſchoben/
So
[147]Hochzeit-Gedichte.

So muͤſſen beydes zwey und ein

Nicht mehr als keins und nichtes ſeyn.

7.
Auch hat kein theil ein gantzes hertz;

Denn iſt es ja bey einem jeden/

So iſt ihr lieben nur ein ſchertz/

Und iſt kein theil damit zu frieden/

Hat liebe keinen falſchen ſchein/

So muß das hertz getheilet ſeyn.

8.
Jſt aber denn das hertz getheilt/

Wird jedes nur ein halbes tragen/

Wie wuͤrde denn der bruch geheilt?

Da moͤcht ein kalter brand zuſchlagen.

Ein halbes hertz kan nicht beſtehn/

Es muͤſte denn auff ſteltzen gehn.

9.
So kan man ein verliebtes hertz

Nicht doppelt/ auch nicht einfach nennen/

Nicht halb/ nicht gantz/ und ohne ſchertz/

Wenn ich die warheit ſol bekennen/

So denck ich wohl und ſag es frey/

Daß gar kein hertz in beyden ſey.

10.
Soll aber das das hertze ſeyn/

Das ſtets ſo zappelt und ſich reget?

So bild ich mir wohl gaͤntzlich ein/

Wenn erſt der puls der liebe ſchlaͤget/

Daß die verliebten insgemein

Sonſt nichts als lauter hertze ſeyn.

11.
Herr braͤutigam was duͤncket euch/

Jhr habt das lehrgeld nun gegeben/

Seyd ihr euch beyd am hertzen gleich/

Die ihr zuſammen ſollet leben?
K 2Wo
[148]Hochzeit-Gedichte.

Wo nicht/ ſo ſaget mir dabey/

Bey welchem theil das meiſte ſey.

12.
Doch halt ich/ wißt ihrs ſelbſt noch nicht/

Drum wird es auff erfahrung ſtehen/

Jhr ſolt noch heut vors liebs-gericht/

Da ſolt ihr eure part verſehen/

Jch wette/ wenn ich gleich verliehr/

Die liebſte hat mehr hertz als ihr.


Auf das Waltsgott- und Hilmanniſche
hochzeit-feſt.

NJm werther bruder diß/ ſo gut als meine liebe

Dir in der einſamkeit von ferne dienen kan.

Es ſteht mein Helicon ietzunder etwas truͤbe:

Dir bricht ein helles licht/ mir nacht und ſchatten an

Dein himmel ſchmuͤcket ſich mit einer goͤldnen ſonne/

Es duͤnckt mich deine luſt ein bloſſer traum zu ſeyn/

Du lebſt wie du verlangſt in ſuͤſſer Oſter-wonne;

Allein bey mir allhier faͤllt erſt die faſten ein.

Doch ſchau/ der ferne weg zeucht mich von deinen freuden

Nicht gar ſo gaͤntzlich ab: es will mein beſtes ich

An deiner froͤligkeit ſich gegenwaͤrtig weiden;

Mich duͤnckt/ ich ſeh bereits dich/ theurer bruder/ dich.

Jch komme gantz zu dir/ und laſſe nur die ſchaale/

Und das befleiſchte hauß bey ſeinen muſen ſtehn:

Jch komm und ſehe dich in einem hochzeit-ſaale/

Und ein recht himmliſch kind an deiner ſeite gehn.

Entbrich dich doch ſo viel von deiner hochzeit-freude/

Und ſchau noch einſt zuruͤck/ wohin das gluͤcke zielt:

Wie ſelbtes dich nunmehr in lauter roſen weide/

Nachdem es manchen dorn in deine bruſt geſpielt.

Dich riß ein feſter ſchluß in abgelegne graͤntzen/

Wo einſt der erden-kreiß ein knecht und ſclave hieß;

Wo
[149]Hochzeit-Gedichte.
Wo dich der himmel ließ in neuer wuͤrde glaͤntzen/

Jndem man dir den lohn der Hygiene wies.

Zwar erſtlich ſtroͤmte dir das gluͤcke nicht zu wider/

Es ſchien als waͤr es dir mehr als zu viel geneigt/

Es ſatzte dich die fluth durch ſanffte weſten nieder/

Da wo die zier der welt aus Thetis buſen ſteigt.

Und weil dir jederzeit die ſeele groſſer ſtaͤdte

Mehr als der bau gefiel: ſo rieth Hygea dir

Zu ſchaun/ was die natur vor kuͤnſtliches geraͤthe

Stellt der verwunderung an Arnus ufern fuͤr.

Drauff ſaheſtu das aaß der fuͤrſtin aller reiche/

Wo/ was die Donau iſt/ vorhin die Tyber war:

Und merckteſt: daß die zeit/ die allgemeine ſeuche/

Der menſchen ewigkeit ſelbſt leget auff die bahr.

Hier ſchien dein ſchutz-geſtirn ſich nach und nach zu neigen/

Jndem manch wilder ſturm auff deine ſeegel drang/

Es ſchiene dir die fluth ein naſſes grab zu zeigen/

Die fluth/ die Cajus einſt in eine bruͤcke zwang.

Doch hat das gluͤcke dir auch wiederum gebluͤhet;

Allein es ſtuͤrtzte dich dort wieder in gefahr:

Da wo Jtalien beflammten athem ziehet/

Jndem ſchon Plinius dein nechſter nachbar war.

Und jetzo ſchuͤttete das gluͤcke ſeine blitzen

Auff dich viel haͤrter aus; ein ſcharffer donnerſchlag

Schien einen ſchweren keil auf deine bruſt zu ſpitzen/

Als Griechenland bereits vor deinen fuͤſſen lag:

Du hatteſt kaum das land/ das werthe land beſchritten/

Was vor geraumer zeit der muſen mutter hieß/

Als gleich ein feindlich ſchall und angeranntes wuͤtten

Dich mit genauer noth ſo fort zu ſchiffe wieß.

Hier gab der himmel auch ein feindliches geſichte/

Ein wetter ſchloß den tag in nacht und wolcken ein:

Der mittag wurd’ allein durch rauhe blitzen lichte/

Und trennte wolck und nacht nur durch geborgten ſchein.

Die ſeegel winſelten mit klaͤglichem gethoͤne/

Die luͤffte pfiffen ſelbſt ein furchtſam todten-lied/

K 3Die
[150]Hochzeit-Gedichte.
Die hoͤchſt-erregte ſee brach ruder/ ſtrick und ſehne/

Biß endlich doch der tod ſamt blitz und wolcken ſchied.

Jtzt iſt nun alles hin: des gluͤckes ſaure minen/

Die fuͤllen ſich nunmehr mit lauter lachen an;

Die uͤberſtandne noth muß dir zur wolluſt dienen/

Weil dich der rechte port nun voͤllig troͤſten kan.

Du haſt den port erreicht/ wenn dich dein ſchoͤner engel/

Begluͤckter bruder/ dich an ihre lippen druͤckt/

Bey der ein Argus auch nicht die geringſten maͤngel/

Auch nicht den minſten fleck an geiſt und leib erblickt.

Wie ſoll diß auge dich nicht gantz in flammen ſtecken/

Das ſo viel geiſt und glut auf deine ſeele ſchmeiſt?

Wie muß doch wohl ein kuß von ſolchen lippen ſchmecken/

Wo ſolch ein nectar-ſafft auff hohen nelcken fleuſt?

Mich duͤnckt/ mein auge ſiht/ wie deine geiſter wallen/

Jm fall du an den zweck entbrandter kuͤſſe denckſt;

Es iſt als hoͤrt’ ich ſelbſt der lippen lautes ſchallen/

Wenn du an deiner braut verliebten wangen henckſt.

Was wird die nette hand dir nicht vor wincke geben/

Die hand/ die ſelbſt der ſchnee ſieht ziemlich neidiſch an?

Wie ſolte ſelbte denn nicht deinen trieb beleben/

Die/ was geſtorben war/ zum leben wecken kan?

Genug/ dein braͤutgen winckt; umfaſſe bruſt und ſeiten/

Und dencke wohl darauff/ wenn dich dein ſchatz erblickt:

Wie doch ein braͤutigam ſoll dieſe ſprache deuten/

Wenn die verliebte braut auff ihn ein auge druͤckt.

Geh hin/ ich folge dir aus deinem hochzeit-ſaale/

Es wuͤnſcht mein treuer geiſt/ was du im ſinne traͤgſt:

Er ruſſet dir gluͤck zu! wenn du im liljen-thale

Dir einen feſten grund zu deinem gluͤcke legſt.


Aria/ im nahmen des Herrn Braͤutigams.
SO giebſt du dich mein kind in deines dieners armen/

Und ſieheſt meinen ſchmertz mit milden augen an!

Du
[151]Hochzeit-Gedichte.
Du pflagſt dem himmel gleich dich endlich zu erbarmen;

Nach dem du mir das joch der feſſel angethan.

Doch laß dich ſcham und furcht nur laͤnger nicht verweilen:

Es iſt ein himmliſch werck: die matten ſeelen heilen.

Mein engel roͤthe nicht die unentweihte wangen/

Und lieffre willig mir den werthen jungfern-crantz.

Ach wuͤnſche laͤnger nicht in ſolcher zier zu prangen/

Es iſt ein falſcher ſchmuck/ und ein geſchminckter glantz.

Verwirff die muͤrbe pracht/ die zwar die ſcheitel ſchmuͤcket/

Und doch die freyheit nur mit centner-laſten druͤcket.

Bedencke nur vielmehr du/ meine werthe taube/

Wie du der Venus magſt geſchickt entgegen gehn.

Es wird dir/ liebſter ſchatz/ die ſuͤſſe frauen-haube/

Mehr als du ſelber denckſt/ geſichert/ artig ſtehn;

Drum ſchaue nur getroſt die zarten blumen beugen/

Weil doch ein Phoͤnix ſoll aus ihrer aſche ſteigen.

Verwirff das rauhe pfand der unerfahrnen ſitten/

Und lerne was die glut der warmen adern will.

Es ſchaut der ſtrenge crantz genau nach allen tritten/

Und ſetzt der jungferſchafft ein gar zu enges ziel.

Wie kan ein weſpen-ſtich die blumen leicht verletzen/

Und ein erhitzter ſtrahl ſie aller zier entſetzen!

Drum ach beſeuffze nicht du engel meine liebe/

Und achte meinen kuß vor keine galle nicht;

Der beſte nectar-ſafft ſchmeckt in der erſten truͤbe/

Gnug/ daß man auch zugleich von dornen roſen bricht.

Dann pflegt das groͤſte leid die beſte luſt zu machen/

Wenn man nach kurtzem weh die ſeuffzer kan belachen.

Nun ſchatz/ der abend-ſtern tritt allgemach zur wache/

Und die empfindligkeit wil ſchon zu bette ſeyn.

Cupido ſteht und lauſcht vor unſerm ſchlaffgemache/

Und fordert ſelbſt den ſchmuck von deiner ſcheitel ein;

Er rufft: verliebtes paar/ komm/ ſchleuß den muͤden reihen/

Die glut iſt ſchon bereit/ das opffer einzuweihen.

Mich deucht/ ich breche ſchon die himmel-ſuͤſſe kuͤſſe

Von deinen lippen ab: drum engel eile doch;

Die ſeele wallet ſchon auff die verliebten biſſe/

K 4Ach
[152]Hochzeit-Gedichte.
Ach komm und laß den crantz/ das kleine kummer-joch;

Denn ſoll er dich hinfort nicht zieren/ meine ſchoͤne/

So ſchau/ daß dich hiervor der nahmen; mutter/ kroͤne.


Die ſiegende ſchoͤnheit/ bey der hochzeit
H. E. v. B. mit Jgf. A. L.

C. H. P.
DJe goͤttin aus dem ſchaum der ſaltzen-fluth gebohren/

Der eine muſchel war zur wiegen auserkohren/

Als ſie zu allererſt an Cyprus ufern ſchwam/

Der auch die maͤchtigſten ſich unterthan erkanten/

Der alle ſterblichen ein groſſes opffer branten/

So bald ihr heller glantz nur aus den wellen kam/

Ließ neulich einen thron in ihren garten ſetzen/

Daß ſie ſich am geruch der roſen moͤcht ergoͤtzen/

Die dort das gantze jahr in voller bluͤthe ſtehn.

Der ſtuhl war lauter gold verſetzet mit rubinen/

Die bey der ſonnen glantz als lauter roſen ſchienen/

Aus welchen immer fort verliebte flammen gehn.

Am ober-deckel war durch kuͤnſtlers hand gegraben/

Wie viel der liebes-fahn den eid geleiſtet haben.

An ieder ſeite ſtund ein ſpiegel fremder art/

Jn deſſen wunder-glaß die ſchoͤne konte mercken/

Wer durch das weite rund in lieb und liebes-wercken

Mit ſeuffzen und mit luſt ihr eingeweihet ward.

Auff dieſes thrones ſpitz da ſahe man ſich kuͤſſen

Das weiſſe tauben-paar/ die ohne lehrer wiſſen/

Das kuͤſſen ſuͤſſes oͤhl zu reinen flammen ſey.

Es hielt zur lincken hand der leichte ſchwanen-wagen/

Der dieſe fuͤrſtin muß durch lufft und waſſer tragen/

Wann ein verliebtes paar ſie ſelber lockt herbey.

Jhr kleid war ſilber-ſtuͤck mit ſeide durch gewebet

Von farben als die ſee/ wann ſie ſich nicht erhebet.

Des guͤrtels hohes blau ſtrich ſelbſt der himmel an/

Der auff der huͤffte war geknuͤpfft mit demant-ſpangen/

Den
[153]Hochzeit-Gedichte.
Den ſchleier ließ ſie um die zarten ſchultern hangen/

Dadurch er die geſtalt bewegter fluth gewan.

Den alabaſter hals hielt eine ſchnur umfaſſet

Von perln aus morgen-land/ vor deren glantz erblaſſet

Die groͤſte pracht der welt. Jhr braungelocktes haar

Schwam auf dem anmuths-ſee der reinen liljen-bruͤſte/

Jhr gantzes weſen ſchien ein paradieß der luͤſte/

Da lieb und majeſtaͤt durch huld verknuͤpffet war.

Zu ihren ſuͤſſen ſaß der kleine welt-regierer/

Das weit beruͤhmte kind/ der blinde ſeelen-fuͤhrer/

Der in entzuͤckungs-krafft der ſchoͤnen mutter gleicht.

Sein holder ruͤcken trug die wolluſt-reichen waffen/

Die er (der traͤgen welt erhitzten muth zu ſchaffen)

Jm theuren ambra-ſafft aus Cypris becher weicht.

Ach mutter fieng er an (und kuͤſſet ihre haͤnde)

Sind auff der gantzen welt auch feſtre ſeelen-baͤnde/

Als die ein ſchoͤnes aug aus ſeinen ſtrahlen flicht?

Der demant ſchneidet glaß/ glut kan durch eiſen dringen/

Hingegen beydes kan theils fluth/ theils hammer zwingen/

Was aber iſt das ſonſt durch ſeel und geiſter bricht?

Sie ſind der heiſſe brunn/ da blitz und feuer quillet/

Der ort da krieg und ſieg mit anmuth ſich umhuͤllet/

Der platz da freundligkeit und ſchoͤnheit ſelber wacht.

Sie reden ohne wort/ man kan aus ihnen ſehen/

Wann hoffnung/ lieb und furcht durch hertz und ſinnen gehen/

Was lieben heiſt/ iſt erſt durch ſie nur auffgebracht.

Doch ſiegt die ſchoͤnheit nicht/ wo nicht die mund-rubinen

Jn ihrem ſeelen-krieg als treue kaͤmpffer dienen/

Dieweil ihr purpur auch voll brand und flammen ſteckt.

Um dieſe roſen fleuſt der thau verliebter ſeelen/

Die zimmetreiche luſt der warmen lippen-hoͤhlen

Hat manchen ſchwachen geiſt zur munterkeit erweckt.

Hier iſt das luſt-revier/ wo ſich die ſeelen kuͤſſen/

Wann zwey verliebete mit lippen lippen ſchlieſſen.

Der reine goͤtter-tranck gleicht nicht der liebligkeit/

Die hier die freundligkeit aus ſchoͤnheits ſchalen ſchencket.

K 5Hier
[154]Hochzeit-Gedichte.
Hier iſt das netz wo ſich ein freyer geiſt verſchrencket/

Das immer tag und nacht zum hertzen-fang bereit.

Das angenehme feld der bunt-bebluͤmten wangen

Hat auch nicht wenig krafft mir ſeel und hertz zu fangen/

Weil ieder ruh und luſt auff dieſen nelcken ſucht.

Hier paart ſich milch und blut/ hier ſind die anmuths-wieſen/

Hier will die ſchoͤnheit nicht durch firniß ſeyn geprieſen/

Hier waͤchſt vor aug und hand ein himmel-ſuͤſſe frucht.

Der bruͤſte ſchnee-gebuͤrg/ das zucker-roſen bringet/

Sind felſen da der ſieg der ſchoͤnheit recht gelinget.

Hier ſind vom himmel ſelbſt jaſminen eingeſetzt.

Und wer dieſelben wird in ihren thaͤlern pfluͤcken/

Den kan das ſchlaue garn der liebe leicht beruͤcken/

Wann ihn die zauberey der kurtzen luſt ergetzt.

Wenn dieſe berge ſich durch ſchnelle ſeuffzer heben/

So muß in ſclaverey die freyheit ſelbſt ſich geben/

Auff ihren ballen ſteht der liebe blut-geruͤſt/

Darauff ſie geiſt und muth in feſte ketten leget.

Hier hat der himmel ſelbſt ſein bildniß eingepraͤget.

Hier iſt das liljen-feld/ da milch und ambra flieſt.

Die ſchoͤnheit triumphirt nach allen ihren ſiegen/

Wann ſich zu bruͤſt- und aug- und wangen haͤnde fuͤgen/

Da vor der ſanffte ſchwan mit ſeinen federn weicht.

Die ſchoͤnſten finger ſind die angenehmen ſchlingen/

Dadurch ein hertz ſich leicht in dienſtbarkeit laͤſt bringen/

Dieweil kein ſtaͤhlern band ſich ihren kraͤfften gleicht.

Ja kuͤrtzlich ſchoͤnheit iſt das heiligthum der ſeelen/

Dem alle koͤnige ihr hertz zum opffer wehlen/

Jn ihren nelcken wird die liebe ſelbſt gewiegt/

Sie uͤberſteigt die pracht der morgen-roͤthe fluͤgel.

Voraus wann freundligkeit regiert der ſchoͤnheit zuͤgel/

So wird die gantze welt ohn widerſtand beſiegt.

Diß lehrt das edle paar/ das ietzt durch keuſche flammen/

Frau mutter/ ihre macht in Roſtock knuͤpfft zuſammen/

Bey denen zierd und kunſt in gleichem grade ſtehn/

Die ſchoͤnheit dieſer braut hat voͤllig obgeſieget/

Daß
[155]Hochzeit-Gedichte.
Daß ihren liebſten nichts als ihre huld vergnuͤget/

Dieweil was er gewuͤnſcht er bloß an ihr geſehn.

Es hat ihn muͤh und ſchweiß nicht koͤnnen uͤberwinden/

Er ließ im ehren-kampff ſich unverdroſſen finden/

Er hat den klugen geiſt den ſternen zugelenckt/

Es hat die falſche luſt ihm niemals luſt erwecket/

Jhn hat allein ergetzt/ was nach dem himmel ſchmecket/

Biß daß ihm Themis ſelbſt den lorbeer-krantz geſchenckt.

Nun aber weicht er gern/ dieweil ihn ſchoͤnheit zwinget/

Jndem ein frommes kind ihn in die feſſel bringet/

Davon ſein hertze nie begehret frey zu ſeyn.

Ein ſolches tugend-bild das keuſchheit aufferzogen/

Das aus der mutter bruſt die froͤmmigkeit geſogen/

Nimt ihm itzt ſeel und geiſt mit lauter anmuth ein.

Der himmel haͤtt es nicht gewuͤnſchter koͤnnen fuͤgen/

Als daß ein ſolches paar einander muß vergnuͤgen/

Ein ſolch vollkommen paar/ dem nichts als mangel fehlt.

Der edle braͤutigam kriegt alles nach verlangen/

Er kan ſein himmels bild/ ſie ihren troſt umfangen/

Jſt auch wohl auff der welt ein beſſer paar erwehlt?

Hier ſchwieg der knabe ſtill/ und wolte gleichſam wiſſen/

Ob er der warheit nicht in allem ſich befliſſen.

Worauff die goͤttin diß mit holdem laͤcheln ſprach:

Mein ſohn/ du redeſt recht; die ſchoͤnheit muß gewinnen/

Wann ſie mit freundligkeit bezaubert freye ſinnen/

Wie dieſes treue paar itzt giebet an den tag.

Der himmel laſſe ſie ſo manches gluͤck erleben/

Als bienen um den ſafft von Hyblens bruͤſten ſchweben/

Als ſternen an dem ſaal des weiten himmels ſtehn/

Als wuͤnſche durch die lufft vor ihre wolfahrt fliegen/

Als ſchnecken/ ſand und ſtein an Balthis ufern liegen/

Als wellen auf der ſee/ und fiſch in wellen gehn.

Es muͤſſen ihre jahr an Neſtors alter reichen/

Jhr gluͤck ſey angefuͤllt mit lauter freuden-zeichen/

Mit ehren-palmen wird ihr ſcheitel ſeyn bekraͤntzt.

Das ſchickſal muͤſſe ſie und ihren ſaamen mehren/

Daß
[156]Hochzeit-Gedichte.
Daß ihr beruͤhmtes lob ſo lange koͤnne waͤhren/

So lange Phoͤbus an den himmels-hoͤhen glaͤntzt.

Dar hielt die goͤttin ein. Und meine feder ſincket/

Sie wuͤnſcht euch gute nacht/ weil Heſperus ſchon wincket

Und euch zu bette rufft. Geht fangt das ſchertzen an/

Geht angenehmes paar das feuer zu vermehren/

Die flammen werden euch das loͤſchen ſelber lehren/

Dadurch man unſre braut einſt mutter nennen kan.


Tugend der beſte ſchatz in der ehe/ bey der E.
und K. hochzeit-freude.

DEr menſchen wachſamkeit/ das nimmer muͤde ſorgen/

Die arbeit ſonder ziel/ die ruhe ſonder ruh/

So biß zum abend waͤchſt und ſteigt vom hellen morgen/

Diß alles ſucht gewinn und rennet ſchaͤtzen zu.

Der bergmann graͤbet ſich lebendig in die gruͤffte/

Warum? der todte ſchatz des ſilbers locket ihn.

Was ſcheuet ein ſoldat die donner-ſchwangern luͤffte/

Wann er an ſchaͤtzen reich kan von der wahlſtatt ziehn?

Ein kauffmann faͤhrt mit luſt von weſten biß zu oſten/

Zu ſammlen geld auff geld/ zu haͤuffen gold auff gold;

Er laͤſt ſichs fleiß und ſchweiß und ſaure muͤhe koſten/

Biß ihm das gluͤck gelacht/ das ſchickſal wohlgewolt.

Wie aber ſucht nicht auch die liebe theure guͤter/

Und pflegt ſie ſich nicht auch nach ſchaͤtzen umzuſehn?

Nachdem die regung treibt der liebenden gemuͤther/

Wird bald auff diß/ bald das derſelben wahl geſchehn.

Die ſchoͤnheit zeigt ſich erſt in koſtbarem gepraͤge;

Die muͤntze ſolcher art gilt durch die gantze welt.

Das hertze wird erhitzt/ die ſinnen werden rege/

So bald dergleichen ſtuͤck uns in die augen faͤllt.

Jedoch/ wie manchem bleibt nur kupffer in den haͤnden/

Er wehlet ertz vor gold/ vor ſilber waſſerbley;

Wird er die muͤntze nur auff jene ſeite wenden/

So ſieht er/ daß ſie nicht vom beſten ſchlage ſey.

Das
[157]Hochzeit-Gedichte.
Das bild der phantaſey/ der menſchen groſſer goͤtze/

Die ehre/ machet auch allhier die laͤden auff/

Und daß ich deutlicher die rechte meynung ſetze:

Man ſchlieſt offt mit dem amt/ nicht mit der braut den kauff.

Wiewohl die reue pflegt ſich offt mit einzudingen/

Wann zwar des Jovis ſtand/ doch Juno nicht gefaͤllt.

Zu dem: zu ehren ſoll man nicht durch ehen dringen/

Weil dieſe ſtuffe doch gar ſelten feſte haͤlt.

Und endlich findet man/ die ſich dem mammon weihen/

Jn meynung; bey metall da wache ſanffte ruh;

Die mit den haͤnden mehr/ als mit den augen freyen/

O blinde! druͤckt doch nicht die augen beyde zu!

Jhr feſſelt hertz und ſinn/ wer kan euch alſo retten?

Wer will ein ſclave doch des ſchnoͤden geldes ſeyn?

Jhr legt die ducatons an ſchloͤſſer und an ketten/

Und ſchlieſſet eure luſt mit in den kaſten ein.

So gehts den thoͤrichten/ ſie greiffen nach den ſchatten/

Denn ſchoͤnheit/ ehre/ geld doch lauter ſchatten ſind;

Wird aber ſich ein menſch erſt mit der tugend gatten/

So iſt gewiß/ daß er ſchoͤn-reich-ſeyn mit gewinnt.

Denn tugend iſts allein/ ſo lieben lieblich machet/

Die ſchoͤnheit ſonder ſie/ iſt ſchlackwerck ſonder gold;

Die ehre ſchlaͤfft/ wo nicht bey ihr die tugend wachet/

Und reichthum bleibet auch der edlen tugend ſold.

Die liebe ſtammt von GOtt und iſt ein heilig weſen/

Sie leget mit verdruß ein falſches mundwerck an/

Und wer die liebe ſich als liebe auserleſen/

Der hat den beſten fund in dieſer welt gethan.

Geehrtes paar/ ſo itzt in ſolchem gluͤcke pranget/

Und dem nichts ſchaͤtzbarers als wahre tugend iſt/

Jhr findet beyderſeits den ſchatz ſo ihr verlanget/

Und was ein treu gemuͤth in ſein gemuͤthe ſchlieſt.

Hier ſtrahlet witz und kunſt der ſchatz geuͤbter ſinnen/

Dort glaͤntzt der tugend gold/ das ſilber weiſſer treu/

Wie ſolte dieſes nicht ein ander lieb gewinnen

Und gern beyſammen ſeyn von aller falſchheit frey.

Ein
[158]Hochzeit-Gedichte.
Ein ſtein in gold gefaßt wirfft cryſtallinen ſchimmer;

Wo tugend tugend kuͤßt/ da muß es helle ſeyn/

Ein himmel wird alsdenn das braut-gemach und zimmer/

Wann man in ſolchem ſchmuck als engel tritt hinein.

Es will die liebligkeit das weiche bette machen/

Die federn lieffert ihr der Venus weiſſer ſchwan/

Die eintracht ruͤhmet ſich im ſchlaffgemach zu wachen/

Und tritt ein ſolches amt mit allen freuden an.

So liebet dann vergnuͤgt/ und brauchet dieſe ſchaͤtze/

Die GOtt/ natur und gluͤck euch reichlich mitgetheilt/

Es will der liebe ſchluß/ es fordert ihr geſetze/

Daß man mit ihrem gut nicht in den kaſten eilt.

Der himmel wird hinfort mit ſeegen euch bethauen

Und euer fuß wird ſtets auf gluͤckes-roſen gehn/

Jhr werdet euer wohl in vollem wachsthum ſchauen:

Denn wo die tugend bluͤht/ muß auch die wolfahrt ſtehn.

Die wiege kan indeß auff junge ſchaͤtze hoffen/

Es praͤge ſich darauff der eltern bildniß ein/

So hat die fabel dort/ hier warheit eingetroffen;

Ein diamanten-paar das koͤnne fruchtbar ſeyn.


Die durch blumen abgebildete liebe bey dem
hochzeit-feſte Herrn L. v. K. mit C. K.

C. H. P.
SO weit als menſchen-witz und auge durchgedrungen/

Macht lieb’ und liebes-trieb durch unzaͤhlbare zungen

Ein’ unumſchraͤnckte macht und holdes etwas kund/

Und ob das ſaltz der ſee auch gleich ihr erſtes weſen/

Die perlen-muſchel ihr zur wiege war erleſen/

Reicht ihre herrſchafft doch biß an des himmels rund.

Denn daß die liebe wohnt im ſchaum der wilden wellen/

Kans meeres fruchtbarkeit durch brutt der fiſch’ erhellen;

Ja waͤr’ ein wallfiſch nicht in liebe brennend heiß/

So
[159]Hochzeit-Gedichte.
So wuͤrd’ ers waſſer nicht wie ſiedend von ſich ſchicken/

Kein meerſchwein leihet dem Arion ſeinen ruͤcken/

Das/ wie ſein gantz geſchlecht/ nicht auch zu lieben weiß.

Noch mehr/ die wellen ſelbſt umarmen ſtrand und klippen/

Sechs ſtunden kuͤßt die fluth der ufer feuchte lippen/

Sechs ſtunden ſchlaͤfft die ebb’ in hohler ſtroͤme ſchooß.

Die ſilberne Dian druͤckt ſelbſt die gruͤnen bruͤſte

Des ſchilffichten Neptuns/ wann ſie der ſee geruͤſte

Zweymahl in tag und nacht macht klein und wieder groß.

Der himmel gleichesfals muß ſich zur liebe ſchicken/

Er laͤſſet ſie mit gold auff blauen atlaß ſticken/

Von Phoͤbus ſonnen-rad biß auf ſein kleinſtes kind/

Es liebet ſonn und mond/ es lieben alle ſternen/

Endymion laͤſt es zuſamt der Daphne lernen/

Daß auch die irrenden im lieben ſtandhafft ſind.

Des nordens kalter baͤr hat ehmahls ſelbſt gebrennet/

Die leyer zeuget noch/ wies Orpheus fuß gerennet

Um ſein’ Euricide/ ſelbſt in Avernus nacht.

Des thier-kreiß zweytes bild haͤlt noch die brunſt verſtecket/

Die eiferſucht hat in Jnnonens bruſt erwecket/

Als um Europen ſich ihr mann zum ſtier gemacht.

Wie liebet Titan nicht der erden alte glieder?

Er machet alle jahr zu ſeiner braut ſie wieder/

Wann er die berg' erwaͤrmt biß in der thaͤler grufft.

Der himmel laͤchelt zwar mit mehr als Argus augen;

Doch wenn die lied ihm will der kraͤffte marck ausſaugen/

So ſeuffzt ſein klagend mund mit donner durch die lufft.

Diß ſtellet uns zwar vor ein ſchoͤnes bild der liebe/

Doch kan ein kluger geiſt liebreichre liebes-triebe

Am farben-reichen rock bebluͤmter gaͤrten ſehn/

Da miſchet die natur/ wie Amor/ ſchnee und flammen/

Da fuͤgt ſie blaß und roth/ artzney und gifft zuſammen/

Da laͤſt ſie neſſeln-brand beym oͤhl der liljen ſtehn.

Daß in gekroͤntem haupt auch liebes-triebe wohnen/

Beweiſt das purpur-kleid der ſtoltzen kaͤyſer-kronen/

Die aber darum nicht von thraͤnen-tropffen leer.

Die
[160]Hochzeit-Gedichte.
Die ſtets gekroͤnte frucht der koͤrnichten granaten

Laͤſt an dem ſcharlach-ſchmuck der theuren blum’ errathen/

Daß koͤnige zu fuͤhrn/ der liebe nicht zu ſchwer.

Was das verliebte Rom der heiligkeit geweihet/

Jſt in dem purpur-hut von liebe nicht befreyet/

Diß ſtellets Cardinals blut-rothe blume fuͤr.

Und hat der adel gleich ein recht durch ritter-ſpohren/

So iſt die liebe doch bey bauren nicht verlohren/

Weil bauer-roſen auch ſind eine garten-zier.

Daß ſie die gantze welt beherrſcht in ihren graͤntzen

Zeigt ſie mit blumen an/ der ſchnee-ball-baum laͤſt glaͤntzen

Des kalten nordens bild; der braunen Jris flor

Die Suſa mitgetheilt/ mit dem was dunckles decket

Den ſchwartzen tulipan/ lehrt wie ſie angeſtecket

Jm heiſſen Africa den halb-verbrandten Mohr.

Sie herrſcht beym rieſen-volck und bey dem heer der zwergen/

Die griechiſch Aloe/ die gleich den ſtoltzen bergen/

Jhr haupt zum himmel ſtreckt/ zeigt jenes klaͤrlich an.

Die braune niedrigkeit der Mertzen-veilgen zeuget/

Daß/ weil die liebe ſich auch zu den zwergen neiget/

Die eiferſucht auch nicht davon entfernt ſeyn kan.

Die ſpielend’ Orchis die bald menſchen-bilder traͤget/

Bald thiere/ voͤgel/ ja bald ungeziefer heget

Jn ihrer fremden blum/ thut allen augen kund/

Daß nicht allein der menſch den trieb der liebe ſpuͤret/

Beſondern/ daß worinn ein lebens-geiſt ſich ruͤhret/

Sey alles insgeſamt gefaſt in dieſen bund.

Die eigenſchafften ſelbſt der all-erfuͤllnden flammen

Stehn auff der garten feld in blumen-ſchrifft beyſammen:

Die rothe roſe weiſ’t entzuͤndter hertzen brand/

Die winden mancherley/ der ephen ſamt den kletten

Sind gleich in ihrer art den feſſeln und den ketten/

Damit die ſchlaue lieb umſchlinget hertz und hand.

Der himmel-ſchluͤſſel dient die kraͤfften anzuzeigen/

Weil durch die lieb’ allein der himmel zu erſteigen.

Daß alle welt ſie ehrt/ zeigt ſich im ehren preiß.

Wie
[161]Hochzeit-Gedichte.
Wie ſuͤſſe daß ſie ſey/ erſieht man an Meliſſen/

Weil die die bienen nur des honigs wegen kuͤſſen.

Die mannes-treu beſtaͤrckt/ daß ſie von treue weiß.

Wo dann nun lieb und treu/ da findet ſich verlangen/

Die ſonnen-wende ſagts/ die ſich nach Phoͤbus wangen

Als ihrem abgott kehrt. Es ſehnt der augen licht/

Wann ihm ſein augen-troſt ein zeitlang nur verborgen;

Wie die faſt welcke blum nach dem bethauten morgen/

Und bleibt der eintz’ge troſt und wunſch: vergiß mein nicht.

Beſtaͤndigkeit laͤſt ſich in unverwelcktem weſen

An der unſterbligkeit der amaranthen leſen/

Die ſelbſt der allmacht buch ausziert mit ew’gem ruhm.

Die zart’ anemone/ die frucht der ſchoͤnſten thraͤnen/

Die Venus um Adon vergoß/ als ſie mit ſehnen

Die keuſchheit angelobt/ verbleibt der keuſchheit blum.

Die blaſſe furcht dringt ſich auch in der gaͤrten auen/

Man kan ihr aͤhnlichs bild an weiſſen roſen ſchauen.

Denn lieben ohne furcht iſt noch nicht auff der welt.

Es kan die Eiferſucht nicht ſchaͤrffern gifft ausſtreuen/

Wenn liebes-blumen erſt anfangen zu gedeyen/

Als gifftiger napell in ſeinen helmen haͤlt.

Die hoffnung zeiget ſich an aller blumen ſtuͤtzen/

Dieweil die blaͤtter/ die an ihren ſtengeln ſitzen/

Jn gruͤner hoffnungs-farb und anmuth ſind geziert.

Nur eintzig colchis blum entſpringt aus bloſſer erden/

Die will/ verzweiffelung! dein rechtes bildniß werden/

Weil ihre blume lieb’ ohn hoffnungs-blaͤtter fuͤhrt.

Was ferner liebens werth an einer ſchoͤnen frauen/

Das laͤſt der garten-ſchmuck in aller voͤlle ſchauen/

Die ſchoͤnheit zeugt an ihr nichts als was blumen gleich.

Der blaue hyazinth durch Phoͤbus wunſch entſproſſen/

Zeigt holdes augen-blau/ in welches eingegoſſen

Die funcken ſeiner macht/ das gantze ſternen-reich.

Der roſen ſcharlach/ mit dem glantze der jaßminen

Kan zarter wangen feld zum gleichen abriß dienen/

Der flachen ſtirne glantz reicht jenes ſilber dar/

II. Theil. LDas
[162]Hochzeit-Gedichte.
Das auff dem zepter bluͤht der milch-beſchaͤmten liljen/

Das angenehme gold wolriechender junckiljen

Zeigt als im ſpiegel an ein gold-geziertes haar.

Das blut der lippen quillt auf blut-beſeelten nelcken/

Mit dieſem zuſatz doch/ daß jene nimmer welcken/

Weil ſtets der liebes-thau auff ihren blaͤttern ſchwebt/

Der ſuͤſſer anmuth als die muſcus-roſe kennet/

Ja noch mit mehrer glut und roͤthern kohlen brennet/

Als auf der feurigen ranunckel blaͤttern lebt.

Die bruͤſte/ die der welt mit wolluſt-milch liebkoſen/

Sind blumen-toͤpffe/ die gefuͤllt mit tuberoſen/

Sind betten/ die beſaͤt mit tauſend tauſend-ſchoͤn;

Sind gaͤrten/ darinn bluͤt der pomerantzen bluͤhet/

Auf deren ſtaͤmmen ſchon der fruͤchte purpur gluͤhet/

Sind berg’/ in deren thal der thaͤler liljen ſtehn.

Die runden armen ſind narciſſen-ſchwangre weiden/

Die ſammit-blume zeigt der haͤnde ſammt und ſeiden/

Die ringel-blume deutt der finger zierrath an.

Und was in Eden ſonſt an Even war zu preiſen/

Das will an blumen ſich in unſern gaͤrten weiſen/

Dar Ev’ und Edens-bild man taͤglich ſchauen kan.

Hier ſieht er/ theurer freund/ den meine ſinne ehren!

Hier ſieht er/ was uns kan ein ſchoͤner garten lehren/

Hier ſieht er abgemahlt was blum- und liebreich iſt/

Der himmel will ihn heut in ſolchen garten ſetzen/

An deſſen blumen er ſich taͤglich kan ergetzen/

Biß zu gewuͤnſchter zeit er ſeine fruͤchte kuͤſt.

Er find an ſeinem ſchatz/ was meine hand beſchrieben

Am ſchoͤnſten blumen-ſtrauß/ er findet/ was zu lieben

Jn einem garten iſt/ an ihrer gegenwart;

Doch mit dem unterſcheid/ daß wann er vor ſie brennet/

Sie ſelbe flammen mit gantz gleicher glut erkennet/

Die ja ſo wohl an ihr-als ſeiner bruſt verſcharrt.

Nun dann/ ſo lebt und liebt in blumen-reichen freuden/

(Jch kan/ mein wertheſter! noch nicht von blumen ſcheiden/)

Biß knoſpen aus der blum’/ aus knoſpen fruͤcht entſtehn/

Der
[163]Hochzeit-Gedichte.
Der himmel woll’ an euch ein edle jucca zeigen/

Aus deren doppel-ſtamm ſtets wechſel-aͤſte ſteigen/

Die jaͤhrlich einen zweig in bluͤte laſſen ſehn.

Es bluͤhet engel-ſuͤß an felſen und an eichen/

So muͤſſ’ auch euer ſuͤß ſich eich- und felſen gleichen/

Lieb ſtoͤckel welcke nicht bey euch durchs gantze jahr/

Kein gifft der wolffes-milch/ kein mehlthau thu euch ſchade/

Hingegen bluͤhe ſtets die reiche GOttes-gnade/

Biß daß cypreſſen kroͤnt eur winter-graues haar.


Auf die hochzeit Hn. Friedrich Perlitzes mit
Jungfer Anna Dorothea Sommers.

C. S. L.
JTzt da die ſchwalben gleich beginnen abzuziehen/

Und dieſer lande ſich verliehren allgemach/

So ſucht herr Perlitz auch dem winter zu entfliehen/

Und zeucht mit dieſer ſchaar dem warmen ſommer nach.

Mich duͤnckt ich werde nicht was ungereimtes ſetzen/

Wenn meine feder ihn den ſchwalben aͤhnlich macht.

Die frechen adler ſind den raͤubern gleich zu ſchaͤtzen/

Und tauben machet faſt die einfalt gar veracht.

Bey ſchwalben aber iſt mit unſchuld witz verbunden/

Wie uns ihr kluͤglich thun und frommer wandel zeigt:

Und beydes hat bey ihm/ herr braͤutigam/ gefunden/

Wer ſein gemuͤth erforſcht und ihm nicht abgeneigt.

Die ſchwalben ſind mit ſchwartz bekleidet auf dem ruͤcken;

Und dieſe farbe ſchlaͤgt auch ſeinem ſtande bey:

Wie jener reine bruſt beſchneete liljen ſchmuͤcken;

So iſt ſein hertz geziert mit ungefaͤrbter treu.

Wo Gottes-haͤuſer ſind/ da niſten an den waͤnden

Nicht ungern/ wie man ſieht/ ſich dieſe voͤgel ein:

So hat ihn GOttes ſchluß in tempel wollen ſenden/

Und ſeine wohnſtatt wird nah an der kirchen ſeyn.

Jſts alſo/ wie gar viel von den gelehrten ſchreiben/

Daß ſich die ſchwalbe nur allein im fluge nehrt;

L 2So
[164]Hochzeit-Gedichte.
So kan auch dieſesfals das gleichniß fuͤglich bleiben/

Dieweil ihm GOtt ſein theil bey ſteter muͤh beſchert.

Die ſchwalbe bringet uns die freuden-poſt getragen/

Wenn der begruͤnte lentz nunmehro vor der thuͤr:

Und Evangelium heiſt gute botſchafft ſagen/

Das traͤgt er oͤffentlich dem volcke GOttes fuͤr.

Die ſchwalben-neſter ſind mit federn auffgebettet/

Vielleicht iſt eben ſo ſein lager zugericht.

Wie jene von gewalt der aberglaub errettet:

So weiß er/ daß ſein amt ihm ſicherheit verſpricht.

Und alſo kan er ſich den ſchwalben zugeſellen/

Weil gleich und gleiche doch ſich wohl zuſammen ſchickt;

Er darff nur den compas nach ſeiner liebſten ſtellen/

So hat ſein zug alsbald ins ſommer-land geruͤckt/

Er wird in ihrem ſchoß den ſchoͤnſten ſommer finden/

Als die ohn urſach nicht ſich von dem ſommer nennt.

Sie wird durch freundlich thun ihm hertz und geiſt entzuͤnden/

Mit feuer das zwar waͤrmt/ und dennoch nicht verbrennt.

Er wird ohn unterlaß gut wetter bey ihr haben/

Zwey ſonnen ſcheinen ihn aus ihren augen an.

Die pflantze ſeiner luſt wird thau vor regen laben/

Der von den lippen faͤllt/ und lebend machen kan.

Sie wird ihn nicht allein mit ſuͤſſer bluͤth erfreuen/

Er wird zu ſeiner zeit auch reiffe fruͤchte ſchau’n/

Er wird mit tauſend luſt die garben hoͤren ſchreyen/

Und eine ſcheune denn ins wochen-bette bau’n.

Der himmel wolle gluͤck zu dieſem zuge geben/

Den mit den ſchwalben er nach ſeinem ſommer thut/

Er laſſe ſein geniſt in lauter perlen ſchweben/

Beſchirmet vor gewalt/ geſichert vor der glut.

Und wie man insgemein das ſprichwort angenommen/

Daß eine ſchwalbe nicht den bunten fruͤhling macht:

So ſoll er nicht zu uns den ſommer wieder kommen/

Er habe denn mit ſich ein ſchwaͤlbchen noch gebracht.

Auf
[165]Hochzeit-Gedichte.
Auf Hn. J. Raͤdelten mit jungfer S. C. v.
Sommerfeld hochzeit.

DEr ſommer reiſt nunmehr der blumen purpur ein/

Die felder bruͤſten ſich mit koͤrner-vollen aͤhren

Und lehren: daß der menſch ſoll wie der acker ſeyn/

Und nach der blumen-zeit auch rechte frucht gewaͤhren.

Denn wie ein roſen-ſtrauch den ſtoltzen carmaſin

Auch mit den blaͤttern laͤſt in truͤber lufft verſchwinden:

So laͤſt die jugend offt den lebens-glantz verbluͤhn/

Wo frucht und bluͤte ſich nicht vor der zeit verbinden.

Sie hat/ hochwerthe braut/ in ihrer fruͤhlings-zeit

Mehr blumen/ als der lentz narciſſen/ auffgetragen:

Wie nun ein ſommer-feld nach blumen fruͤchte ſtreut/

So denckt auch ihre frucht im ſommer auszuſchlagen/

Drum faͤngt ſie mit bedacht ein ander leben an/

Sucht glut und ſonnenſchein in ihres liebſten augen;

Und wie der morgen-thau die felder kuͤhlen kan/

So will ſie wieder krafft aus ſeinen lippen ſaugen.

Und dieſes nicht umſonſt: denn wenn der himmel blitzt/

Wenn donner/ wind und ſturm auff alle felder ſchlagen;

So weiß ſie/ daß ihr feld in ſtetem friede ſitzt

Und ſonder alle furcht kan ſeine fruͤchte tragen.

Drum wuͤnſch ich: lebet wohl und brauchet eurer zeit.

Der himmel laſſe nichts als gold und perlen thauen/

Biß daß eu’r ſommerfeld gefuͤllte koͤrner ſtreut/

Und ihr die fruchtbarkeit laßt in der wiege ſchauen.


Auf die hochzeit Hn. C. B. mit jungfer
M. E. W.

DJr wuͤnſch’ ich/ werther freund/ mehr freudenreiche
ſtunden;

Als anmuths-roſen auf derſelben wangen ſteh’n/

Die durch des himmels trieb ſich deiner hand verbunden/

Und will/ o ſchoͤne nacht! mit dir zu bette geh’n;
L 3Dir
[166]Hochzeit-Gedichte.

Dir wuͤnſch ich einen may voll lieblicher jeßminen/

Die keine zeit verdirbt/ und immerwaͤhrend gruͤnen.

Mir aber wuͤnſch ich glut und flammenreiche ſinnen/

Ein blat mit amber-rauch und biſam-oͤl benetzt;

Und einen kiel/ daraus Budorgis reden rinnen/

Damit der fremde reim einheimſchen gleich geſchaͤtzt/

Von dir/ geehrter freund/ mit froͤlichen geberden/

Bey deinem freuden-feſt kan durchgeleſen werden.

Es ſtund mir dazumahl ein feld der freuden offen/

Jch weiß nicht/ wie ich dich daſſelbe mahl empfieng;

Als ich dich reiſenden zum erſten angetroffen/

Da deiner kuͤnſte ſchiff gefuͤll’t zu hauſe gieng/

Und du aus Preuſſen ſchon mit dem zuruͤcke kommen/

Was ich mir in der Marck zu holen vorgenommen.

Der inhalt deſſen war: (ſo viel ich noch gedencke)

Willkommen liebſter freund/ der muſen ſchoͤnſte zier;

Du kommſt vom Helicon/ wohin ich mich erſt lencke/

Der Hoͤchſte leite dich/ und ſey zugleich mit mir:

Er laſſe dich zu hauß in ſteten freuden ſchweben/

Und mir von deinem thun viel gute nachricht geben.

Jch hatte kurtze zeit die fremde lufft gefuͤhlet/

Und bey der muſen-ſchaar mich kaum bekant gemacht;

Bey Hippocrenens quell mich wenig abgekuͤhlet/

Und der Minerva noch nicht oͤffters opffer bracht/

Als mir ein liebſtes blat (was ich von GOtt begehrte/)

Von dir/ mein hertzens-freund/ erwuͤnſchte poſt gewaͤhrte.

Dein vetter/ der von Brieg nach Padua gegangen/
(Schrieb eine treue hand) und ruͤhmlich diſputir’t;

Hat von dem muſen gott dort einen crantz-empfangen/

Der ſein gelehrtes haupt mit ſchoͤnen blumen zier’t/
Jſt
[167]Hochzeit-Gedichte.

Jſt auch von GOtt gefuͤhrt geſund zuruͤcke kommen/

Und hat ihm einen ſtand vor vielen eingenommen.

Jetzt kommt die andre poſt/ ein kern der liebligkeiten/

Ein ausbund aller luſt/ ein meer der froͤligkeit;

Ein ambroſinen-thau/ ſo mich von allen ſeiten

Mit roſen-ſafft benetzt/ und wolluſt uͤberſtreut:

Die freude/ die mich ietzt der himmel laͤſt genieſſen/

Macht/ daß der reime werck nicht will wie ſonſten fluͤſſen.

Ein bild der Gratien/ des himmels meiſter-ſtuͤcke/

Das einen blumen-may auff ihren wangen traͤgt/

Und ihrer eltern ruhm/ geiſt/ leben/ witz und blicke

Nebſt einem inbegriff der tugend in ſich hegt;

Hat durch des Hoͤchſten ſchluß/ o wohl erhoͤrtes bitten!

Mit dir/ vergnuͤgter freund/ den eh-ſtand eingeſchritten.

Mit dieſer braut wird dir dein ſaurer ſchweiß belohnet/

Den du zu Koͤnigsberg/ mein vetter/ angelegt;

Da du den Pindus-berg viel jahre durch bewohnet/

Und Aganippens quell ohn unterlaß beweg’t;

Mit dieſem ſchmucke wird dein Doctor-hut gezieret/

Und was ein Aeſculap gezeugt/ dir zugefuͤhret.

So nehmt/ verliebte zwey/ von deſſen treuen haͤnden/

Der dieſen freuden-tag entfernt im geiſte haͤlt/

Was er in dieſem reim ſtatt ſeiner wollen ſenden

Und itzt in einem wunſch zu euren fuͤſſen ſtellt;

So wuͤnſcht ein treuer freund aus unverfaͤlſchtem hertzen:

So reimt ein muſen-ſohn auf eure liebes-kertzen:

Sie lebe/ ſchoͤnſte braut/ forthin in eitel freuden/

Sie lebe ſonder ſchmertz/ ſie leb’ in eitel luſt;

Die anmuth lege ſich wie ein gewand von ſeiden/

Von gold und diamant um ihre ſchwanen-bruſt;
L 4Der
[168]Hochzeit-Gedichte.

Der juley/ den ihr grtzt ihr wird zu koſten geben/

Vertreib’ ihr allen ſchmertz/ und frucht’ ein langes leben.

Der aber/ ſo anietzt erregte flammen fuͤhlet/

Den Amathuntens ſohn mit ſeinem pfeil beruͤhrt/

Sey fort in ſeiner glut von dieſem ſchnee gekuͤhlet/

Den ſein geliebter ſchatz auff ihren bruͤſten fuͤhrt:

Es muͤſſe dieſer grtzt ſein amt nach GOtt verwalten/

Viel lebend machen/ und vom tode viel erhalten!


Begraͤbniß-Gedichte.


Pulchrumque mori ſuccurrit in armis,
Oder beſte todes-art im kriege/ uͤber Hertzog
Alexanders aus Curland abſterben/ welcher in dem

beruͤhmten ſturm vor Ofen den 26 Jul. 1686 toͤdlich
geſchoſſen ward/ und etliche tage darauff an
ſeiner wunde verſchied.
† † †
DJs iſt die nichtigkeit der menſchlichen gedancken!

Wir nehmen in der welt uns groſſe dinge vor;

Die hoffnung reitzet uns und ſchmeichelt unſer ohr;

Die jugend ſtecket ſich die wei[t]ſten lebens-ſchrancken.

Die hoheit der geburt/ das gluͤcke das uns bluͤht/

Jſt ſelbſten nicht genug die ehrſucht zu vergnuͤgen;

Sie ſucht ein hoͤher ziel/ und eh man ſichs verſieht/

Sieht man nebſt unſerm wunſch/ uns auf dem ruͤcken liegen.

Dis ſo verkehrte ſpiel in allen unſern dingen

Jſt jedem ſtande zwar mehr als zu wohl bekandt;

Doch kennet meiſt der krieg deſſelben unbeſtand/

Allwo wir zu der ehr durch lauter ſchwerdter dringen.

Der dieſen augenblick auf ſeinem poſten ficht/
Und
[169]Begraͤbniß-Gedichte.

Und nebſt vermeintem ruhm denckt beute zu erjagen;

Faͤllt ſelbſt durch einen ſchuß/ indem er ſchieſt und ſticht/

Und wird/ wie deſſen feind/ auff piquen weggetragen.

Welch abſehn hatt’ ich nicht auff dieſem hall der erden!

Der titel Printz zu ſeyn/ beſchloß nicht meine ruh.

Der nahme/ den ich trug/ bließ mir was groͤſſers zu/

Jch wolte gar der welt zum Alexander werden.

Der zug/ der mich bereits nach Pohlen juͤngſt gebracht/

Erweckte meinen geiſt auch Ungarn zu beſchauen;

Und weil uns Ofen ſelbſt den ſchauplatz auffgemacht/

Wolt’ ich da meinen ruhm auff tuͤrcken-koͤpffen bauen.

Allein was kan der ſchluß des himmels doch nicht ſtoͤhren!

Ein kleines ſtuͤckchen bley bezwang mich vor der zeit.

Die fauſt/ die tauſenden den untergang gedraͤu’t/

Kont’ einer kugel ſich von weiten nicht erwehren.

Jch fiel wie Dohna fiel/ und tauſend andre mehr/

So der beruͤhmte ſturm vor Ofen auffgerieben;

Wir lieffen tapffer an/ vielleicht auch allzuſehr/

Nachdem es von uns heiſt: Sie ſind davor geblieben.

Doch ſag’ ich dieſes nicht/ uns damit zu beklagen.

Was uns betroffen hat/ kan uns nicht fremde ſeyn.

Ein held ſteht uͤberall auff ſeinem leichen-ſtein/

Weil zwiſchen ſieg und tod wir uns zum kampffe wagen.

Todt/ oder ſieghafft ſeyn/ iſt beydes unſer ziel/

Was auch von beyden kommt/ muß uns doch ehre bringen;

Und weil diß unſer zweck/ ſo gilts uns gleiche viel/

Ob lebend oder tod wir uns zur ſelben ſchwingen.

Weil man ja ſterben muß/ wer will nicht ſtehend ſterben?

Diß iſt die todes-art/ ſo kaͤyſer auch begehrt.

Der auff dem bette liegt/ von kranckheit ausgezehrt/

Muß/ vor dem tode ſchon/ verweſen und verderben.
L 5Hin-
[170]Begraͤbniß-Gedichte.

Hingegen ein ſoldat/ der auff der wahlſtatt bleibt/

Stirbt mit demſelben muth/ mit dem er ausgegangen;

Und da ſein teſtament er mit dem degen ſchreibt/

Will er zugleich bewehrt den letzten feind empfangen.

Nicht ſchoͤner ſtirbt ein held/ als in den kuͤhnen waffen;

Und ſonderlich ein Printz/ der von der helden-that/

Der ahnen tapfferkeit/ den fuͤrſten-purpur hat/

Und ſich/ durch ſie auch ſelbſt/ ſucht einen glantz zu ſchaffen.

Er ſtirbt in ſeiner pracht/ von helm und ſchild geziert;

Der tod ergreiffet ihn auf ritterlichen wegen;

Und weil diß ſein gewehr er fuͤr die tugend fuͤhr’t/

Muß man es ihm aufs grab zu deſſen zeugniß legen.

So kan auch unſer ruhm/ nach welchem wir hie trachten/

Durch nichts vollkommener/ als ſolchen todt/ beſtehn:

Daß man in einer ſchlacht Turenne ſterben ſehn/

Macht ihn uns mehr bekant/ als alle ſeine ſchlachten.

Weil unſer leben kurtz in dieſer ſterbligkeit/

Jſt ein beruͤhmter tod die ewigkeit im leben.

Wie aber ſterben wir beruͤhmter als im ſtreit/

Wo wir als maͤnner ſtehn/ und uns der welt begeben?

Jm kriege ſtirbt man nicht wie ſonſt die menſchen ſterben;

Nicht ſich und der natur/ aus ſchuldigkeit und noth:

Man geht fuͤr’s vaterland freywillig in den tod;

Und dieſe willkuͤhr muß uns eben ruhm erwerben.

Wer fuͤr das vaterland und ſeinen herren faͤllt/

Mag tod und eitelkeit als ſchattenwerck verlachen;

Weil der/ fuͤr den man ſtirbt/ uns ungeſtorben haͤlt/

Und die geſetze ſelbſt uns unverweßlich machen.

Was vortheil wird denn nicht aus meinem grabe ſproſſen?

Da fuͤr die Chriſtenheit/ des Kaͤyſers reich und land/

Die ehre Brandenburgs/ und aller ruheſtand/

Jch Curlands helden-blut/ das mich beſeelt/ vergoſſen?

Die feſtung/ ſo mit ſturm noch niemahls uͤberging/
Ver-
[171]Begraͤbniß-Gedichte.

Verſuchten wir dennoch durch waffen zu gewinnen;

Und da an Ofens fall des Tuͤrcken unfall hing/

Wie ſtarb ich/ als ein Printz/ im edlerem beginnen?

Die Chriſten muſten ja des barbers frevel raͤchen.

Und wie hier iederman erhitzt zum kampffe war;

Erſtritt’ ich mir vorher den vorzug der gefahr; *

Als Hertzog wolt’ ich auch zu erſt die mauren brechen.

Hie ſtand der ehren-thron der tugend ausgeſetzt;

Gluͤckſelig/ wem der tod den aufftritt wollen goͤnnen!

Denn die gelegenheit wird billig werth geſchaͤtzt/

Dieweil ſie uns ſo gut nicht wiederkommen koͤnnen.

Was ſchad’t es/ daß ein Printz im felde ſterben muͤſſen;

Blaͤſt nicht der rauhe wind auch fuͤrſten zimmer an?

Den harniſch/ den ich nicht im anlauf’ angethan/

Braucht’ ich mit groſſer pracht zu meinem ſterbe-kuͤſſen.

Hier uͤberwand ich erſt den menſchlichen verdruß;

Es kont in freyer lufft mein ruhm auch mehr erſchallen;

Der denn auch in der welt gewiß erſchallen muß/

Da mich/ auf dieſer bahn/ drey laͤger ſehen fallen.

Mein Curland/ das mich liebt/ beklagt zwar mein verblaſſen;

Doch bleibet diß ſein troſt/ daß ich verewigt bin;

Und ihm und Brandenburg zum mercklichen gewinn

Die helden Caſimir und Ferdinand verlaſſen.

Wobey auch ſelbſt das haupt des reiches mich bedaurt;

Und Brandenburg fuͤr mich gar thraͤnen laſſen flieſſen;

Voraus ſein Friederich/ der mich noch ſtets betraurt/

Und mein gedaͤchtnis ſucht in ſtein und ertz zu ſchlieſſen.

Es ehren meinen tod auch Brandenburgs carthaunen/

Die durch ſein gantzes land man von mir ſauſen hoͤrt/

Wo nur mein leich-gepraͤng mit meinem coͤrper faͤhrt.
Wie
[172]Begraͤbniß-Gedichte.

Wie blaͤſt man meinen ruhm aus helleren poſaunen?

O allzupraͤchtige belohnung meiner treu!

Was kan ich wuͤrdigers mit in die grube nehmen?

Was laß’ ich auch der welt/ das groͤß- und ſtaͤrcker ſey/

Tod und vergeſſenheit auff ewig zu beſchaͤmen?

So wird die nachwelt mich von meinem tode loben;

Ein kaͤyſerlicher tod vergoͤttert mein geruͤcht;

Und war ich gleich allhier ein Alexander nicht;

Hat mich dennoch mein tod ietzt uͤber ihn erhoben.

Er fiel verkleinerlich/ durch gifft und hinterliſt;

Jch ſtarb/ in einem ſturm/ den tod der helden-erben;

So/ daß ich ietzo hin/ was er geweſen iſt:

Er war im leben groß/ ich bin es ietzt im ſterben.


Troſt aus anderer ungluͤck/ an den Hn. ge-
heimten Rath von Canitz/ bey dem verluſte
ſeiner eh-gemahlin/ Dorothea Eme-
rentia von Arnimb.

† † †
SO ungeneigt ich auch zum ſchreiben/

Kanſt du dennoch/ betruͤbter freund/

Jndem dein treues auge weint/

Von mir nicht ungetroͤſtet bleiben.

Jch ruͤhre/ wie du mir gethan/

Mitleidig deine wunden an.

Dir wird dein eh gemahl entriſſen.

Was dir der tod mit ihr entwandt/

Jſt beydes hof und ſtadt bekandt;

Doch wer kan deinen kummer wiſſen?

Weh dem! den die erfahrung lehrt/

Wie ſehr dich dieſer fall beſchwert.

Als GOtt/ das erſte weib zu bauen/

Die ribbe/ davon Eva kam/
Aus
[173]Begraͤbniß-Gedichte.

Aus Adams ſeiner ſeiten nahm/

Muſt’ Adam dieſen riß nicht ſchauen.

Er ſchlieff/ weil ihm zu weh geſchehn/

Dergleichen ſchmertzen auszuſtehn.

O! wer begreifft dann itzt das leiden/

Da wir das ſchon erbaute weib/

Und mit ihr unſer ſeel und leib/

Sehn in das grab auf ewig ſcheiden!

Da man uns/ wer es nur erkennt/

Wie mitten von einander trennt.

Gewiß/ die von den frauen ſagen:

Daß ſie die unruh/ die man ſpuͤhrt/

Zum erſten in die welt gefuͤhrt/

Die ſolten deinen jammer tragen.

Denn diß geſpoͤtte wird nicht wahr

Als auf der frauen todten-bahr.

Zum minſten iſt der tod der deinen

Die allererſt- und letzte that/

Womit ſie dich betruͤbet hat/

Und wodurch du haſt lernen weinen.

Die unruh/ die ſie dir gebracht/

Jſt/ daß ſie dich zum wittwer macht.

Man weiß wie liebreich ſie geweſen/

Wie fromm/ wie guͤtig/ wie erfreut;

Und ihres hertzens mildigkeit

Kont man aus ihren augen leſen.

Diß aber alles wieß ſie dir

Mit ſo viel hertzlicher begier.

Viel/ die ſich vor der ehe ſcheuen/

Begunten/ wenn ſie euch geſehn/

Von ihrem duͤnckel abzuſtehn/
Und
[174]Begraͤbniß-Gedichte.

Und in gedancken ſchon zu freyen.

Jch aber ſah auff euer gluͤck

Mit einem ſorgens-vollen blick.

Jch dacht’/ o hoͤchſtbegluͤckten beyde!

Doch machte mein verluſt mir bang.

Seyd gluͤcklich/ ſprach ich; doch wie lang!

Wie bald ſtoͤrt euch der tod die freude?

Was hilfft euch dann die gute wahl/

Je ſuͤſſer eh/ je groͤſſer qual!

Ein weib kan alle tugend haben/

Auch ſchoͤnheit/ ſtand und uͤberfluß;

Und wuͤrcket dennoch nur verdruß

Mit allen ihren vorzugs-gaben:

Wenn nemlich ſie voll uͤbermuth/

Bey ihrer tugend trotzig thut.

Dir war die deine ſo ergeben/

Als wenn in ihr kein wille waͤr’/

Als ſucht ihr gantzer wunſch nichts mehr/

Denn deinem voͤllig nachzuleben.

Was dir beliebig und bequem/

War ihr durchgehends angenehm.

Jn freuden war ſie dein vergnuͤgen/

Jm trauren deine troͤſterin.

Wie wuſte ſie dich abzuziehn/

Und aller unluſt vorzubiegen?

Wie machte ſie es noch den tag/

Als Blumberg in den aſchen lag.

Jhr ſaht das halbe gut verbrennen/

Das vorſpiel leider! deiner noͤth/

Worinn dich nun geſtuͤrtzt ihr tod!

Doch war es kaum bey ihr zu kennen.
Die
[175]Begraͤbniß-Gedichte.

Die klage lieff von hauß zu hauß/

Nur ihr ſaht unbekuͤmmert aus.

Ja ſelbſt der tod mit ſeinem ſchrecken/

Als er ſich endlich eingeſtell’t/

Vom brandte gleichſam angemeld’t/

Kont’ ihr doch keine furcht erwecken.

So ruhig wie ſie pflag zu ſeyn/

Schlieff ſie auch in dem ſterben ein.

Sie ſprach: ſeht ihr nicht daß ich ſchlaffe?

Und ſchloß darauff die augen zu.

Sie ſtarb/ als gienge ſie zur ruh/

Und litte nicht der ſuͤnden ſtraffe.

Die freundlichkeit verließ auch nicht

Jhr ſchon erblaſtes angeſicht.

Kaum kan ich mich hierbey erwehren/

Die thraͤnen netzen meine ſchrifft.

Wie aber muß dann/ den es trifft/

Dich/ werther freund/ diß leid verzehren!

Der du in ihr/ die du verlierſt/

Die guͤte ſelbſt zu grabe fuͤhrſt!

Man kennt dich von den welt-geſchaͤfften/

Die du ſo ruͤhmlich uͤberſtrebt.

Man weiß/ wie ſtandhafft du gelebt/

Und nun biſt du von allen kraͤfften:

Weil nemlich/ was dich ietzt ergreifft/

Das hertze trifft/ und uͤberhaͤufft.

Du biſt von den belebten feelen/

Die zur empfindligkeit geneigt/

Und von der muſen bruſt geſaͤugt/
Sich
[176]Begraͤbniß-Gedichte.

Sich mehr als grobe ſinnen quaͤlen:

Dieweil je zaͤrter ein gemuͤth/

Je mehr und weiter es auch ſieht.

Sag’ ich: du ſolteſt dich beſinnen/

Was noch fuͤr troſt dein leiden hat/

Das beyleid dieſer gantzen ſtadt/

Ja zweyer groſſen Churfuͤrſtinnen.

Sprichſt du: ein troſt von ſolcher hoͤh

Rechtfertige vielmehr dein weh.

Sag’ ich: daß von den ſieben erben/

Das liebſte pfand von ihrer treu/

Dein ſohn dir uͤberblieben ſey:

Siehſt du in ihm ſie taͤglich ſterben.

Jndem ihr bildniß/ das er traͤgt/

Dir ihren tod vor augen legt.

Sag’ ich denn/ dich vergnuͤgt zu machen/

Sie ſchlaffe/ wecke ſie nicht auf/

Durch deiner thraͤnen ſteken lauf:

So warteſt du/ ſie ſoll erwachen.

Doch wenn der neue morgen tagt/

Wird ſie viel hefftiger beklagt.

Dermaſſen weiß ich nichts zu finden/

Wodurch dein ſchmertz zu ſtillen ſey.

Die wunden ſind noch allzu neu/

Und nur die zeit muß ſie verbinden.

Zumahl dein kummerreicher geiſt

Sie immer weit und weiter reiſt.

Jedoch/ wofern ich was ſoll rathen/

Weil doch mein unfall mich geuͤbt:

Verlaß den ort/ der dich betruͤbt/

Und ſieh dich um in fremden ſtaaten:
Viel-
[177]Begraͤbniß-Gedichte.

Vielleicht wird deine traurigkeit/

Wo nicht vertrieben/ doch zerſtreut.

Du kanſt ohn diß/ in dieſem ſtande/

Bey uns nicht bleiben/ wo du biſt.

Der tod hat hier dem hauß verwuͤſt’t/

Das feuer aber auf dem lande.

Wohin ſich nur dein auge kehrt/

Liegt alles einſam und verſtoͤrt.

Zeuch hin/ weil noch der ſchmertz am groͤßten/

Wo der beruͤhmte Graͤvius/

Wo Spanheim/ Brockhuß/ Francius/

Den groſſen Koͤnig Wilhelm troͤſten:

Der eine Koͤnigin bedaurt/

Um welche gantz Europa traurt.

Es klagen ſo viel nationen/

Als ſtuͤrb in ihr zugleich dahin

All dieſer voͤlcker Koͤnigin:

Doch muß ihr wittwer es gewohnen.

Was einen ſolchen troͤſten kan/

Nimt billiger dein leiden an.

Biſt du nun/ wo die muſen hauſen/

Auf der Bataver Helicon;

Wirſt du vielleicht nicht weit davon

Auch die carthaunen hoͤren ſauſen:

Wo gleichſam ſich die halbe welt

Zu ſtreit und kriegen eingeſtellt.

Da wird der held/ von dem wir ſprechen/

Den kummer/ der ihn traurig macht/

Wo nicht in einer ſtrengen ſchlacht/

Dennoch an einer veſtung brechen:
II. Theil. MUnd
[178]Begraͤbniß-Gedichte.

Und ſo mir recht iſt/ hoͤrt man ſchon

Vor Namur ſeinen donner-thon.

Was duͤnckt dich bey den dicken waͤllen/

Den ſteilen felſen/ da ſie ſtehn/

Den mauren/ die kaum abzuſehn:

Solt’ einen hier auch etwas faͤllen?

Voraus/ da Boufler ſie beſchuͤtzt/

Und zwiſchen hundert ſtuͤcken ſitzt.

Gieb acht/ die dort ihr lager ſchlagen/

Die ruͤſten ſich in dieſe klufft/

So hoch erhaben in die lufft/

Den tod durch feur und ſchwerdt zu tragen:

Und brechen wuͤrcklich durch den ſtein

Von allen eck- und ſeiten ein.

Da wird ein gantzes werck erſteigen/

Und hier ein halber thurm geſprengt:

Da ſieht man freund und feind vermengt/

Bey tauſenden darnieder liegen.

Des ſiegers und beſiegten fall

Fuͤllt in- und auſſerhalb den wall.

Und zwar wilſt du bekandte ſuchen/

Beſieh der Brandenburger ſchaar.

Wie draͤngen die ſich zur gefahr/

Daß auch die Frantzen auff ſie fluchen/

Als wenn von ihrer ſeiten her

Der tod noch eins ſo graͤßlich waͤr.

Allein/ indem ſie auffwerts klimmen/

Und an den fels wie gemſen ziehn;

Klagt manches ſtamm-hauß in Berlin:
Daß
[179]Begraͤbniß-Gedichte.

Daß ihrer viel im blute ſchwimmen/

Und mancher/ der uns lieb geweſt/

Den geiſt hier in die luͤffte blaͤſt.

Ja ſelbſt die ſtadt mit ihren mauren

Zerfaͤllt und ſinckt in aſch’ und grauß.

Jſt in derſelben auch ein hauß/

Jn welchem man nicht hoͤre trauren?

Zumahl da oͤffters weib und kind

Zugleich mit auffgeflogen ſind.

Bey ſo viel unzehlbaren leichen/

Mit maur und wall dahin geſtreckt;

Was meynſt du/ wirſt du nicht erſchreckt/

Dein leid mit dieſer fall vergleichen?

Und finden gegen ihrer laſt/

Daß du gar nicht zu klagen haſt.

Wie duͤrffteſt du vom tode klagen/

Wo ſterben ein geringes iſt?

Diß/ warum du bekuͤmmert biſt/

Sieht man auff allen gaſſen tragen:

Wenn nur nicht/ an des grabes ſtatt/

Das hauß ſie uͤberſchuͤttet hat.

Wie viel ſind hier zu wittwen worden/

Wie vielen ſtirbt der gantze ſtamm?

Was dir der tod geruhig nahm/

Faͤllt hier durch lauter ſchwerdt und morden/

So daß auch oͤffters die gebein

Der todten nicht zu finden ſeyn.

Als dorten gar kein troſt zu hoffen/

Da Tullius ſein kind verlohr/

Hielt man ihm die verwuͤſtung vor/

Die damahls Africa betroffen/
M 2Und
[180]Begraͤbniß-Gedichte.

Und welche durch des raubes hand

Die gantze gegend umgewandt.

Wenn du diß wirſt vor Namur finden/

Alsdann wird deine kuͤmmerniß/

Zum wenigſten ſo lang gewiß/

Als du vor Namur biſt/ verſchwinden:

Wie ſich ein kleiner fluß verliert/

Wenn er ſich in das meer gefuͤhrt.

Alsdann wirſt du/ nach allen faͤllen/

Die du vor Namur ſiehſt und hoͤrſt/

Wenn du nun wieder zu uns kehrſt/

Dir auch Berlin vor augen ſtellen:

Und da auch finden/ was dein leid

Durch fremde traurigkeit zerſtreut.

Da wird ſich (derer zu geſchweigen/

So Namurs ſturm dahin gerafft)

Selbſt deines Fuͤrſtens leidenſchafft

Und ſeines nechſten dieners zeigen:

Der/ wie ſein Fuͤrſt/ durch gleichen ſchluß

Um einen bruder trauren muß.

Da wird dir (wilſt du wittwers haben/)

Dein Below zum exempel ſtehn.

Da wirſt du einen Kniphauß ſehn/

Der gar drey leichen muß begraben:

Und Lottum/ dem der tod entreiſt/

Was ſelbſt der neid unſchaͤtzbar heiſt.

Da wirſt du endlich auch erfahren/

Wie alles trauren ohne frucht:

Wie ich/ der dich zu troͤſten ſucht/
Mich
[181]Begraͤbniß-Gedichte.

Mich leide ſeit ſo vielen jahren;

Und den verluſt/ den ich gethan/

Die zeit auch nicht erſetzen kan.

O laß doch zu/ daß bey dem ſingen/

Von deiner Arnimb ſuͤſſen eh/

Jch einmahl noch mein herbes weh/

Die Kuͤhleweinin laß’ erklingen!

Vielleicht/ in dem ich ſolches thu/

Vergiſt du dich/ und hoͤrſt mir zu.


Auf Hn. Adam Baͤnckners tod in Brieg.
B. N.

JCh ſchreibe/ ſeligſter/ von lieb und treu getrieben/

Wo anders thraͤnen-ſaltz kan ſchwartze dinte ſeyn?

Denn diß iſt nur allein von allem uͤbrig blieben/

Was dir mein hertze kan auf deine leiche ſtreun.

Ach freund! was aber freund? ach kern gerechter ſeelen!

Wird ſo die redligkeit auf erden unterdruͤckt?

Was wunder/ daß mein troſt in deines grabes hoͤlen/

So wie der ſonnen glantz bey truͤber lufft erſtickt?

Du biſt von jugend auf der ulmen-baum geweſen/

An dem mein auge ſo wie gruͤne reben hieng/

Der ſpiegel/ der mich oft von weitem laſſen leſen/

Wie die verlarvte welt mit flecken ſchwanger gieng.

Denn dieſes iſt und bleibt der freunde beſtes zeichen/

Beyſammen voller frucht wie dattel-baͤume ſtehn/

Am weſen aber ſich den reinen ſternen gleichen/

Und ohne ſchminck und fleck ſtets von einander gehn.

Die meiſten haben zwar mit hermelinen fellen

Jhr hertze/ wie der ſchnee mit ſchimmer/ ſich bedeckt;

Wenn aber ſonn und zeit ſie auf die probe ſtellen/

So ſieht man/ daß auch nur in beyden kaͤlte ſteckt.

Du haſt/ gleich wie ein blat von pommerantzen-zweigen/

Die zung und auch das hertz beyſammen ſtets gefuͤhrt;

M 3Jch
[182]Begraͤbniß-Gedichte.
Jch aber offt mehr luſt aus deinem treu-bezeigen/

Als ein granaten-baum bey myrthen krafft/ geſpuͤhrt.

Jedoch was nenn ich mich? Brieg hat dich auch verlohren.

Denn thau und ſonne ſind vor einen garten nicht/

Die beſten mandeln nicht vor einen mund gebohren/

Und kluge koͤpffe nur vor alle zugericht.

Drum war dein meiſtes thun/ dem lande recht zu dienen/

Dem oberherren treu/ den gleichen hold zu ſeyn/

Und unter ſchweiß und muͤh/ wie arbeits-volle bienen/

Die undanck-volle welt mit honig zu erfreun.

Und warlich nicht umſonſt. Denn rath und buͤrger wiſſen/

Was deine redligkeit vor proben abgelegt/

Was du vor knoten offt durch deinen witz zerriſſen/

Und vor beſcheidenheit den untern eingepraͤgt.

An palmen-baͤumen iſt ſonſt alles zu gebrauchen;

Dein gantzer lebens-baum war voller nutzbarkeit/

Und hat/ wenn andere wie Sodoms frucht verrauchen/

Die meiſten aͤpffel offt beym kummer ausgeſtreut.

Was preiß ich aber noch die kinder deiner ſorgen?

Was ruͤhm ich aͤrmſter hier den irrdiſchen verſtand?

Da ſich dein hertze doch/ wie blumen ieden morgen

Zur ſonnen/ von der welt dem himmel zugewandt.

Denn muͤh und arbeit gleicht nur einer purpur-ſchnecken/

Die eh das edle zeug der perlen nicht gebiehrt/

Biß ſie vom morgen-thau kan ſafft und zucker lecken/

Und ihr der himmel ſelbſt die ſchwache geiſter ruͤhrt.

So geht es auch mit uns. Wir ſorgen nur vergebens/

Und bringen nichts als ſchmertz und thraͤnen zu der welt/

So lange durch gebet der ſeegen unſers lebens/

Wie muſcheln ihre krafft/ nicht von dem himmel faͤllt.

Dein hertze/ ſeligſter/ ließ alle menſchen lernen/

Daß GOtt und andacht nur der ehren wachsthum ſeyn/

Drum goß ſein gnaden-licht/ gleich wie die ſonne ſternen/

Auch deiner matten bruſt ſtets friſche nahrung ein.

Wie aber trifft man doch in reinen paradieſen

So leichtlich eine brutt von falſchen ſchlangen an?

Du
[183]Begraͤbniß-Gedichte.
Du haſt der erden nichts als redligkeit bewieſen/

Dir hat man nichts zuletzt als falſchheit angethan.

Verfluchte danckbarkeit! was ſoll ich weiter ſchreiben?

Gantz Brieg weiß/ wie du hier dein leben zugebracht.

Drum goͤnne/ weil dein ruhm doch wird auff erden bleiben/

Daß dir mein hertze nur noch dieſe grabſchrifft macht:

Zwey freunde ruhen hier/ der eine in gedancken/

Der ander aber ſchon warhafftig in der that.

Zur lehre ſterblichen: daß ihrer liebe ſchrancken

Auch noch der blaſſe tod nicht unterbrochen hat.


Der tugend ehren-ruhm bey abſterben ihrer
Freyherrl. excellenz des Hn. von Pufendorfs.

NJm/ groſſer Pufendorff! nicht ungenaͤdig auff/

Daß ich bey deiner bahr auch laſſe thraͤnen fluͤſſen.

Denn weil die wehmuth mich gantz aus mich ſelbſt geriſſen/

So kan ich meinem ſchmertz nicht hemmen ſeinen lauff.

Jch wuͤnſchte/ daß mein geiſt recht hoch ſich koͤnte ſchwingen/

Und dir ein praͤchtig lied bey deinem grabe ſingen.

Doch wird dein ſanffter geiſt/ der nichts von ſchnoͤder pracht

Und wort-gepraͤngen hielt/ auch einfalt nicht verſchmaͤhen;

Hat Artaxerxes doch das hertz nur angeſehen/

Als in der hand ein knecht ihm waſſer hat gebracht.

Drum glaͤntzt mein reim ſchon nicht von gold und edelſteinen/

So goͤnne/ daß ich nur mag mit papier erſcheinen.

Jch ſeh/ daß Teutſchland itzt legt flor und ſchleyer an/

Und die gelehrte ſchaar empfindet leid und ſchmertzen/

Als der dein todes-fall geht leider ſo zu hertzen/

Daß ſie vor traurigkeit ſich kaum begreiffen kan.

Sie ſteht beſtuͤrtzt/ erblaßt mit klaͤglichen geberden/

Weil ihre klugen man traͤgt nach und nach zur erden.

M 4Was
[184]Begraͤbniß-Gedichte.
Was aber ſag ich doch? iſt Teutſchland nur allein/

Das dich/ o theurer mann/ bejammert und beklaget?

Mich duͤnckt/ Europa ſelbſt/ von dem du viel geſaget

Und ſeinen ſtaat erzehlt/ wird meiſtens traurig ſeyn;

Denn weil dein hoher ruhm weit in der welt erklungen/

So wird von muſen auch dein tod ietzt weit beſungen.

Diß iſt gewiß: daß du ſein preiß geweſen biſt/

Mit dem es dieſer zeit ſo herrlich koͤnte prangen;

Jn Norden iſt durch dich ein ſolch licht aufgegangen/

Das die gelehrte welt zum Pharus nun erkieſt.

Jch ſchweige! was itzund der Brennen land wird ſagen/

Da deines gleichen es nicht leichtlich wird erfragen.

Zwar iſt verwegenheit/ daß ich mich unterſteh/

Dein welt geprießnes thun zu ruͤhmen und zu loben/

Apelles wolte nicht vom ſchuſter ſeyn erhoben/

Als er ſein urtheil ſchwang von ſchuhen in die hoͤh.

Drum machs ichs nach der art der Jndianer-weiſen/

Die druͤcken ihren mund/ wenn ſie was groſſes preiſen.

Viel laͤnder reiſen durch/ viel ſachen ſehen an/

Von kuͤnſten mancher art viel ſtunden herzuſchwaͤtzen/

Und faſt zu jedem ding ein wunder-wort zu ſetzen/

Scheint zwar/ daß der was weiß/ doch offters wenig kan:

Denn wenn es koͤmmt/ daß man was kluges her ſoll ſchreiben/

Da muß ein plauder-held gewiß zu hauſe bleiben.

Laufft in die alte zeit/ und ſchaut was Griechenland

Vor maͤnner zeigen kan/ die hochberuͤhmt geweſen/

Was Ariſtoteles und Plato euch laͤſt leſen/

Was vom Thucydides und Strabo iſt bekant:

Diß hat zwar wohl ſein lob/ doch nicht/ ſo dieſem gleichet/

Was unſers ſeligſten gelehrter kiel erreichet.

Sucht alte Roͤmer auf/ und nehmt den Livius/
So
[185]Begraͤbniß-Gedichte.

So viel von ſelbigem noch uͤbrig iſt geblieben/

Der fuͤrſten pſalter-buch/ was Tacitus geſchrieben/

Von dem der vorwitz ſtets was gleiches finden muß/

So ſich auf unſre zeit und unſern ſtaat laͤſt ziehen/

Leſ’t ietzt den Pufendorff! ihr werdet jene fliehen.

Es ruͤhme Gallien den Gramond und Thuan/

Den Serre/ den Mornay/ und andre kluge geiſter/

Es poche Spanien/ Saavedra ſey der meiſter/

Der nur die koͤnige ſtaats-klugheit lehren kan;

Es laſſe Niederland den Meteran auffſtehen/

Auch ſelbſt dem Grotius wird Pufendorff vorgehen.

Was wunder! da dein geiſt allhier ſich ſchwang ſo hoch/

Und den verſtand und witz kont allenthalben zeigen/

Daß drauff die ehre dich hieß ihren thron beſteigen?

Denn ſtand kommt durch verſtand; die tugend adelt noch.

Wer mit verſtande nur und tugenden kan prangen/

Der wird auch mit der zeit ſo ſtand/ als gut/ erlangen.

Der Gothen tapffrer Carl vertraute dir den ſtaat/

Nach dieſem muſten dich die Brennus-helden haben/

Allwo dein kluger ſinn und hohen geiſtes gaben

Sich hoͤchſt-verwunderlich der welt gewieſen hat.

Denn dieſe kan man recht vor groſſe fuͤrſten zehlen/

Die kluge diener ſelbſt ſich wiſſen zu erwehlen.

Zu Rom kam niemand vor in ehren-tempel ein/

Der durch den tempel nicht der tugend war gegangen;

Alsdenn ſo kont er erſt des adels wuͤrd erlangen/

Sie muſte nicht durch geld und liſt erkauffet ſeyn;

Denn tugend iſt der ſtamm/ daraus der adel ſprießet/

Die quell/ aus welcher gluͤck und aller wohlſtand fließet.

Es zehlt offt mancher zwar viel edler ahnen her/

Er blaͤht ſich druͤber auff/ und pocht auff ſein geſchlechte/
M 5Blickt
[186]Begraͤbniß-Gedichte.

Blickt andre finſter an/ als etwa ſeine knechte/

Denckt: ob ein weiſer ihm nicht gleich und edel waͤr?

Wenn aber man von ihm nimt weg des adels nahmen/

So iſt ſein zierrath hin; Er ſteht gleich wie die lahmen.

Viel andre macht der Mars durch blutvergieſſen groß;

Doch/ wo nicht ſind gepaart die feder und der degen/

Vor denen welt und volck ſich muß zu fuͤſſen legen/

So ſteht der held nur halb/ und ohne degen bloß.

Denn diß iſt nicht genug den hut mit federn zieren/

Viel ſchoͤner/ wer ſie weiß auch in der hand zu fuͤhren.

Wie aber? ſoll nicht der ſo gut als jener ſeyn/

Der ſeinen adelſtand durch tugend hat erworben/

Als der/ der ihn geerbt von ahnen die geſtorben?

Man ſchaͤtzt von hoͤherm werth den neuſten edelſtein.

Nach art und eigenſchafft der ſterblichen im leben/

Sind diß die edelſten/ die nach dem hoͤchſten ſtreben.

Zwar hat wohl immerzu kunſt und geſchickligkeit

Das ungluͤck/ daß zu ihr ſich gern der neid geſellet/

Der ihren ehren-ruhm verkleinert und vergaͤllet;

Doch boͤſer menſchen thun beſteht nur kurtze zeit/

Sie muͤſſen insgemein ſelbſt ſchlechten nachklang haben:

Denn offt wird nahm und ruhm mit ihrer haut begraben.

Ob ſchon die ſonne ſelbſt/ das auge dieſer welt/

Die uns viel gutes thut/ und alles lebend machet/

Von voͤlckern wilder art verflucht wird und verlachet/

Auch von dem himmel offt mit wolcken gantz verſtellt/

Bleibt ſie doch ſonn/ und kan ihr nichts den ruhm entziehen/

Ob fledermaͤuſe gleich und eulen ſelbe fliehen.

Drum wer will etwas ſeyn/ der zeige ſich der welt

Und thu wie du gethan/ gelehret und geſchrieben;
So
[187]Begraͤbniß-Gedichte.

So wird man gleichfals auch ihn ehren/ loben/ lieben/

Es iſt ja nicht genug/ daß man nur urtheil faͤllt.

Dort konte Momus zwar viel tadeln und verlachen/

Doch aber ſelber nicht was ſchlechtes beſſer machen.

Du ſtellſt/ mein Pufendorff/ ein herrlich muſter dar!

Dein unermuͤdter fleiß und feurige begierde

Hat ſich der welt gezeigt in recht vollkommner zierde/

Und wieſe/ daß an dir was mehr als edles war.

Staats-rechts- und weißheit-lehr/ beſchreibung der geſchichte/

Und ſitten-kunſt ſpielt ietzt von dir mit neuem lichte.

Ach ungemeiner geiſt! ach ſchmertzlicher verluſt!

Soll denn dein edler kiel ſchon feyer-abend machen/

Und uns nicht ferner mehr beſchreiben kluge ſachen?

Vergebens! denn der ſchluß des Hoͤchſten ſpricht: du muſt!

Es achtet nicht der tod natur- und voͤlcker-rechte/

Er raubt ohn unterſcheid die herren wie die knechte.

GOtt theilt zwar iedes ding nach maaß und zahlen ein;

Doch unſer vorwitz hat noch nicht gewiß ergruͤndet/

Warum manch menſch ſein end im ſtaffel-jahre findet

Und neun und ſieben ihm gefaͤhrlich ſollen ſeyn?

Daß neun und viertzig meiſt und drey und ſechzig jahre

Die klugen mehrentheils gebracht zur todten-bahre.

Betruͤbte/ derer hertz in blut und thraͤnen ſchwimmt/

Daß euer ehgemahl und vater iſt erblaſſet;

Hemmt eure traurigkeit/ wo ihr euch ſelbſt nicht haſſet!

Wohl dem! der aus der welt ſo ruͤhmlich abſchied nimt/

Und vor dis jammerthal den himmel kan ererben;

Es bleibet doch dabey: wir muͤſſen alle ſterben.

Was iſt das leben doch? nichts als gebrechlich glaß;

Ein nebel/ wie diß wort wird umgekehrt geleſen/
Der
[188]Begraͤbniß-Gedichte.

Der unvermerckt verraucht/ als waͤr er nie geweſen;

Ein meer voll angſt und leid; ein leicht verdorrend graß;

Ein ſchau-platz/ den der menſch mit thraͤnen muß beſchreiten/

Und die abtretende auch thraͤnende begleiten.

Drum ſtellt das klagen ein/ was geiſt und leben ſchwaͤcht/

Und doch nicht maͤchtig iſt die leichen auffzuwecken!

Es lebt der ſeligſte nun ſonder qual und ſchrecken/

Und hoͤrt von engeln ietzt ein goͤttlich voͤlcker-recht:

Er ſitzt nunmehr bey GOtt in diamantnen zimmern/

Wo pracht und herrligkeit wird ſonder ende ſchimmern.

Was weint ihr? weinet nicht! wiſcht eure wangen ab!

GOtt der die wunden ſchlaͤgt/ der wird ſie auch verbinden/

Und wider euren ſchmertz ein heilſam pflaſter finden.

Er bleibt der wittwen troſt/ der wayſen ſchutz und ſtab.

Goͤnnt nur dem ſeligſten/ daß er vorangegangen/

Er wird euch einſt im reich der herrligkeit empfangen.

Nun ſchlaff mein Pufendorff! ſchlaff biß an groſſen tag.

Ach wie viel angſt und noth wirſt du doch noch verſchlaffen/

Kein donnrend feld-geſchrey/ kein ſchwirren grauſer waffen

Jſt maͤchtig/ daß es dir die ruhe ſtoͤren mag.

Man klagt daß deine hand den frieden nicht beſchreibet;

Du aber lebſt bey GOtt/ wo ewig friede bleibet.

Betruͤbte ſtehet auf! laſt uns von hinnen gehn!

Die ſonne ſinckt zur ruh/ kommt aber morgen wieder.

Legt buch und ehren-ſchild itzt bey dem grabe nieder!

Des ruhmes guͤldne fahn ſoll bey den ſternen ſtehn;

Und glaubt: ſo lange noch die welt wird buͤcher ſchreiben/

Wird Pufendorffes lob und nahm unſterblich bleiben.


Auf
[189]Begraͤbniß-Gedichte.
Auf das abſterben Fr. A. Graͤfin von
Schaffgotſch.
H. v. A.

KOmmt! ſeelen/ die ihr euch der tugend ſclaven nennt/

Die ihr der gottesfurcht/ als mutter aller tugend/

Ohn heuchel-ſchein geweiht die blumen eurer jugend/

Da auch der jahre ſchnee von andachts-flammen brennt!

Jhr/ die das kleen-blat der himmliſchen geſchwiſter/

Glaub/ lieb und hoffnung ſchreibt in ihꝛ geſchlechts-regiſter.

Kommt! die des gluͤckes arm weit uͤbern poͤbel traͤgt/

Daß ihr vom Apennin der hoͤchſten ehren ſchauet/

Wie eurer hoheit man altar und tempel bauet/

Wie man haupt/ mund und hand zu euren knien legt.

Weil GOtt und kaͤyſer euch hat cronen auffgeſetzet/

Dargegen gold und ſtein wird koth und ſtaub geſchaͤtzet.

Kommt! ihr/ die weißheit hat den ſternen beygeſellt/

So/ daß die welt euch traͤgt auf blaͤttern und auf zungen/

Nachdem ſich euer witz biß an den pol geſchwungen;

Ja/ rechnung mit der zeit/ buch mit dem himmel haͤlt/

Und/ als durch prophecey/ laͤſt in die welt erſchallen/

Ob diß und jenes hauß wird ſtehen oder fallen?

Kommt! die ihr habt erlernt das hertzen-regiment/

Und durch ein kluges wort mehr ſeelen koͤnt bezwingen/

Als ſtrick und feuer nicht/ noch ſcharff-geſchliffne klingen/

Und was recht und gewalt hat fuͤrſten zuerkennt.

So/ daß ein helden-hertz in frauen-haͤnden lieget/

Und zeigt/ wie ſanfftmuth hat dem ſtaͤrckſten obgeſieget.

Kommt! die ihr euch beruͤhmt von haͤuß- und wirthligkeit/

Weil ihr in Thekoa zur ſchulen ſeyd gegangen/

Und mit dem ehren-ruhm Abigails koͤnt prangen/

Jhr/ derer keuſchheit rufft Zenobien zum ſtreit;
Die
[190]Begraͤbniß-Gedichte.

Die ihr in kinder-zucht den adlern abgewonnen/

Und eure jungen fuͤhrt tag-taͤglich zu der ſonnen.

Kommt! die ihr alles koͤnt/ was kunſt und tugend heiſt/

So/ daß das buch der welt vor euren ruhm zu enge/

Eur lob unzehlbarer/ denn ſelbſt der ſternen menge/

Daß zung und feder ſtuͤmpfft den himmel-hohen geiſt;

Kommt! ich beſchwer euch hier bey him̃el/ geiſt und ſternen/

Sagt/ und bekennet mir: habt ihr auch ſterben lernen?

Jhr wiſt: an dieſem punct hengt ja die ewigkeit!

Laßt euren lebens-lauff in demant-taffeln ſtechen/

Wird nicht ein ruͤhmlich tod mit in der ſache ſprechen/

So liegt im augen-blick der bau undenckb’rer zeit.

Wer in der hohen ſchul will doctor-wuͤrd’ erlangen/

Der pflegt das groſſe buch von hinten anzufangen.

Kommt denn! und naͤhert euch der groſſen Graͤfin grufft/

Laſt ehrerboͤtigkeit euch ja hieher begleiten/

Wer boͤſ’ und laſterhafft/ der komm auch nicht von weiten/

Hier iſt ein heilig ort/ und GOtt-geweihte klufft;

Hier wird ein ſtummer mund die kunſt der kuͤnſte zeigen/

Daß Plato/ Socrates/ und Stagirite ſchweigen.

Trat je ein frauen-bild auff dieſes rund der welt/

Das man den ſammel-platz mag aller tugend nennen/

Wo ſtand und weißheit ſich als rechte ſchweſtern kennen/

Dem menſch und engel ſelbſt die wahre lob-ſchrifft ſtellt/

Daß ſie vom tugend-circk der mittel-punct geweſen/

So kan man/ glaubet! diß von unſrer Graͤfin leſen.

Vor ihre gottesfurcht zeugt tempel und altar/

Ja der gemeinden ſchmertz rufft allen in die ohren:

Ach! unſre kirche hat die prieſterin verlohren/

Die mit dem Hoͤchſten hier ſtets in den waffen war;
Und
[191]Begraͤbniß-Gedichte.

Und das gemeine heyl dem himmel abgedrungen/

Weil thraͤnen und gebet den Hoͤchſten offt bezwungen.

Die hoheit ihres ſtamms iſt allzu hoch vor mich/

Mein ſchwaches lob-lied muß vor dieſer wuͤrde ſchweigen/

Vor dieſen demant muß mein kieſel-ſtein ſich neigen;

Doch nimt der zeiten buch die muͤhe ſelbſt auff ſich

Und laͤſt (beſinn ichs recht?) von ihr die nachwelt leſen:
* Sie ſey von koͤnigs-ſtamm/ und fuͤrſten-blut geweſen.

Hoͤrt! wie manch kluger mund von ihrer weißheit ſpricht?

Die redner ſind bemuͤht die todte zu beleben/

Will ſie/ was erde war/ der erden wieder geben.

Kennt doch ihr himmliſch geiſt auch ietzt die erde nicht.

Es will der ſeelen-pfau ſie nach gebuͤhr erhoͤhen:

Denn was von ſternen kam/ muß auch bey ſternen ſtehen.

Der ungemeine zug/ ſo ſeelen feſſeln kan/

War von dem himmel ihr zur eigenſchafft geſchencket;

Und dieſes iſts/ was ietzt in ſeelen-leid verſencket

Das kleinod Schleſiens/ des Kaͤyſers theuren Mann/

Den Grafen und Gemahl/ ſo thraͤnend aus-will ſagen:

Mein Agnes hat mein hertz in ihrer hand getragen.

Der Graͤflich-hohe ſtamm/ und was darzu ſich zehlt/

Durch blut und freundſchaffts-pflicht/ durch eyd und treu
verbunden/

Fuͤhlt allgemeinen ſchmertz/ traͤgt allgemeine wunden/

Der ſonder gleich Anthon/ die toͤchter ſo vermaͤhlt/

Entdecken aller welt durch ſeuffzer/ ach und zaͤhren/

Daß ſich ihr Canaan in Mara will verkehren!

Kurtz! was die kluge welt vor kunſt und tugend ſchaͤtzt/

Ja alles/ was man kan von helden-frauen hoffen/
Ward
[192]Begraͤbniß-Gedichte.

Ward bey der ſeligſten vollkommen angetroffen:

Doch hat ſie alles diß weit unten hin geſetzt.

Sie wuͤnſchte dieſen ruhm vor allen zu erwerben:

Daß ſie der kuͤnſte kunſt gelernet/ wohl zu ſterben!

Kommt ſterbliche! und laſt der Graͤfin duͤſtres grab

Dem duͤſtrenden verſtand zu licht und ſonne werden/

Sie war/ indem ſie war/ ein ſonnen-bild auf erden/

Das ſeinen tugend-ſtrahl durch ſtaͤdt und laͤnder gab.

Doch lernt ihr himmliſch geiſt bey guter zeit verſtehen:

Die lebens-ſonne koͤnn’ im auffgang untergehen.

Drum war ihr gantzes thun gerichtet auff den todt/

Jns lebens mittel-punct begunte ſie zu ſterben/

Sie ließ beym purpur ihr die todten-baare faͤrben/

Und macht aus myrrhen ſich ein ſuͤſſes himmel-brod.

Dem Heiland wieſe ſie ſtets die gefaltnen haͤnde/

Und bat/ durch ſeinen todt/ ein ſanfft und ſelig ende.

Ein vater/ der ſein kind liebt als ſein eigen blut/

Pflegt/ was es von ihm heiſcht/ demſelbten zu gewaͤhren/

So lebt es denn vergnuͤgt/ es ſpart die heiſſen zaͤhren.

Schaut! was der groſſe GOtt an dieſem kinde thut?

Die ſeele/ die ihm iſt vermaͤhlt durchs glaubens kette/

Die holt er aus der kirch in Edens hochzeit-bette!

Die ſelig-todte will von ihrer arbeit nun/

Von tugend/ gottesfurcht/ und tauſend liebes-wercken/

Dabey ſie GOtt und menſch ließ ihren glauben mercken/

Nach vieler jahre muͤh/ im ſchooß der mutter ruhn:

Sie will/ indem ſie ſtirbt/ die ſterbens-kunſt uns lehren/

Auf! ſterbliche! laſt uns diß ſtill’ oracul hoͤren!

Der gute leimund ſpricht fuͤr ſie die woͤrter aus/

Jhr ruhmbar lebens-lauff/ ihr noch mehr ruͤhmlich ende/

Kirch/ ſchulen/ hoſpital/ ja ſtein und ſtumme waͤnde/

Beſchreiben ihren ruhm; den nicht das todten-hauß
Bedeckt/
[193]Begraͤbniß-Gedichte.

Bedeckt: denn auch die krufft ihr wird zum ehren-tempel/

Und ſie auch ſterbende der lebenden exempel.

Jch ſchweige; denn itzt tritt glaub/ lieb/ und hoffnung auf/

Sie ſchlagen an die bruſt/ ſie rauffen ihre haare/

Mit thraͤnen netzen ſie der theuren ſchweſter baare/

Sie kuͤſſen ihren ſtein; die gottesfurcht ſchreibt drauff:

Verweſung! zaͤhme dich! du ſolt kein recht hier haben/

Mein hertz und auge liegt in dieſer grufft begraben.


Sonnet
Auf die beerdigung Hn. D. D. Heimbuͤrgers/
Archidiaconi zu Berlin; nach anleitung des
Evangelii vom ungerechten
haußhalter.
C. E.

WJe redlich haſtu doch dem Herren haußgehalten/

Der die geheimniß dir des himmels anvertraut:

O theurer ſeelen-artzt! wer hat dich nicht geſchaut

Mit unermuͤdtem fleiß dein ſchweres amt verwalten?

Wann ſo viel donner-wort’ aus deinem mund erſchallten/

Welch hartes felſen-hertz ward nicht dadurch erbaut?

Jtzt aber da du ſchweigſt/ erſchuͤttert uns die haut/

Und unſer hertz will ſchier ſamt deinem leid erkalten:

Du legſt die rechnung ab vor GOttes lichtem thron/

Und uͤberkommſt daſelbſt den theuren gnaden-lohn/

Die engel nehmen dich in ihren frommen orden:

Und da dein leib hier nicht mehr haͤuß auff erden haͤlt/

Verlaͤſt als pilgrim du die huͤtten dieſer welt/

Und biſt nunmehr daheim ein himmels-buͤrger worden.


II. Theil. NSon-
[194]Begraͤbniß-Gedichte.
Sonnet
Auf das abſterben einer freundin/ nach
anleitung des Evangelii: vom
verlohrnen JEſu.
C. E.

MAria klagt und weint/ daß ſie ihr kind verlohren;

Und ihr/ betruͤbtſte/ ſteht in bleicher kuͤmmernis/

Da eben itzt der todt durch einen ſtrengen riß

Eur allertheurſtes gut zu ſeinem raub erkohren.

Ach klaͤglicher verluſt/ den euch diß jahr gebohren!

O ſchmertz! allein gedult! Euch troͤſtet dennoch diß/

Daß der erzuͤrnte ſchluß des himmels ſich gewiß

Nicht ewig wider euch mit ach! und weh! verſchworen.

Nicht ſucht die ſeeligſte beyn nachtbarn und bekandten;

Umſonſt! ihr findt ſie nicht beyn freunden und verwandten.

Sie iſt numehr in dem/ das ihres vaters iſt.

Drumb zieht die thraͤnen ein/ und laſt den kummer ſchwinden;

Was ihr drey tage lang auff erden hier vermißt/

Werdt bey den lehrern ihr im himmel wieder finden.


Auf das abſterben Fr. A. C. G. B.
BEtruͤbte/ zieht das ſaltz der ſchweren thraͤnen ein/

Und ſchlagt zugleich die laſt der ſorgen in die erden:

Denn ſagt/ wo koͤnte wol der mutter beſſer ſeyn/

Als itzt da mund und hertz zu lauter ſternen werden.

Jhr wißt wol daß ein menſch den jahres-zeiten gleicht/

Die erſtlich nichts als lentz und ſuͤſſe ſommer zeigen/

Biß daß der kuͤhle herbſt dem kalten winter weicht/

Und endlich beyde ſich zum untergange neigen/

Dann faͤngt der naße mertz den fruͤhling wieder an/

Die ſtrenge lufft zertrennt den dicken dunſt der erden/

Und denn bricht der aprill die bunte blumen-bahn/

Und laͤſt den kalten ſchnee zu friſchen purpur werden:

So
[195]Begraͤbniß-Gedichte.
So muſt es/ traurige/ der mutter auch ergehn;

Jhr alter war nunmehr biß in den winter kommen:

Weil ſie von neuem nun ſoll wieder aufferſtehn/

So hat der krancke mertz die kaͤlte weggenommen.

Wir graben nichts als ſchnee und ſchwache glieder ein;

Dort aber ſcheinet ſchon der fruͤhling ihrer ſeelen/

Und ſchreibt euch insgeſamt auf ihren leichen-ſtein:

Wer GOtt liebt/ ſoll ſich nicht um fromme ſeelen quaͤlen.


Auf das abſterben Hn. J. P.
Sonnet.

DJe ihr der erden creyß nach maaß und circkel meſt/

Und einem ieden theil gewiſſe graͤntzen ſchreibet/

Des himmels groſſe welt in eur gehirne treibet/

Und was noch uͤber der der Hoͤchſte hangen laͤſt/

Zu gruͤnden niemals nicht ermuͤdet ſeyd geweſt;

Glaubt/ daß ſehr viel von euch noch ungemeſſen bleibet:

Und ob ihr maaß und ziel den ſternen einverleibet/

So ſchaut doch/ daß ihr nicht eur ſelbſt darbey vergeſt:

Meſt dieſen engen raum/ wo Placentinens glieder

Bey vielen andern ſich zur ruhe laſſen nieder:

Sagt uns/ wie breit und lang/ wie tieff des todten grufft?

Wie kan den groſſen mann diß kleine grab umbſchliſſen/

Der ſeine wiſſenſchafft die halbe welt ließ wiſſen?

Doch ruht er hie/ nun GOtt ihn aus dem leben rufft.


Auf das abſterben Fr. F. Gaͤrtnerin/ G. S.
FRau Gaͤrtnern/ ihrer grufft gebuͤhrt ein blumen-garten/

Die Flora ſolte ſelbſt mit ihr zu grabe gehn/

Und ihrer bilder glantz/ die blumen beſter arten/

Um ihren zarten leib in voller bluͤthe ſtehn:
N 2Es
[196]Begraͤbniß-Gedichte.

Es ſolten tulipen/ violen und narciſſen/

Jaſmin und lilien die blaſſen ſchlaͤffe ſchluͤſſen.

Weil aber ſtrenger froſt die ſternen unſrer auen/

Der Chloris kinder itzt mit kaltem eiß beſchwert/

Und wo der fruͤhling ſonſt luſt-haͤuſer pflegt zu bauen/

Ein blumen-feind/ der nord/ durch unſre gaͤrten faͤhrt;

Bemuͤh’ ich mich umſonſt ihr leichen-tuch zu mahlen/

Und dieſen letzten dienſt mit blumen abzuzahlen.

Zu dem iſt meine harff und leyer gantz verſtimmet/

Jn iede fuge fuͤgt ſich ach und winſeln ein;

Weil der betruͤbte fall ihr allen klang benimmet/

Geſchweige daß ich ihr ietzt blumen ſolte ſtreu’n/

Die denen nur/ ſo ſich der himmel eingegoßen

Und Caſtalis getraͤnckt/ aus ihren federn ſproßen.

Doch ich erinnre mich/ du kern der klugen frauen/

Was vor ein kluges wort aus deinem munde ging;

Als das verhaͤngniß dir mit kranckheit fieng zu drauen/

Und ſich der marter-ſtein an deine ſeiten hieng;

Wie du im geiſte ſchon das haus der ruh’ erblicket/

Und dieſen ſchwanen-thon den wolcken zugeſchicket:

Mein blumen-garten traͤgt nur eitel granadillen/

Der allerliebſte freund/ mein Gaͤrtner/ iſt dahin;

Es kan kein Aeſculap die trauer-ſchmertzen ſtillen/

Biß daß mein monde wird zu ſeiner ſonnen ziehn:

Jch weiß von keiner luſt im marter-haus der erden/

Bis dieſer ſieche leib wird ſtaub und aſche werden.

So nimm nun aſch und ſtaub/ prophetin/ deiner leiche

Von meiner ſchwachen hand/ ſtatt fruͤhlings-blumen/ an/

Die ich nach landes-art mitleidend uͤberreiche/

Und bahn der werthen aſch aus aſchen eine bahn;
Geh’
[197]Begraͤbniß-Gedichte.

Geh’ Artemiſia zu deines mannes grabe/

Damit ſich deine glut in ſeiner aſchen labe.

Was uns das heydenthum von todten-aſche lehret/

Bevor das goͤldne Rom/ die koͤnigin der welt/

So ihrer keyſer aſch’ in golde hat geehret/

Wuͤrd’ ihrer aſchen auch nicht unrecht angeſtellt;

Wenn nicht des himmels braut/ die goͤttin ihrer huͤtten/

Das diamanten zelt der ſternen uͤberſchritten:

Denn dieſer goͤttlich ſeyn/ und ewig helle ſtrahlen/

So keine wolcke deckt/ und nimmer untergeh’n/

Macht/ daß wir der natur die pflicht mit luſt bezahlen/

Und den beſtimmten tod ohn alle furcht ausſtehn:

Daß wir den aſchen-dienſt der unbeſonnen heyden/

Dieweil der ſchatz verwahrt/ mit gutem rechte meyden.

Zwar eitlen augen iſt die grabſchrifft ſchwer zu leſen/

Und fuͤllt der lichter paar mit milden thraͤnen an/

Daß man diejenigen/ ſo goͤtter hier geweſen/

Jn ihrer hand voll ſtaub nicht mehr erkennen kan:

Daß engel von geſtalt/ narciß und liljen-glieder

Den augen ungeheur/ und dem geruch zuwider.

Allein dergleichen reſt von unſrem ſeelen-kleide

Weiſ’t nur/ wie unſer haus/ der leib zum fall geneigt:

Er iſt nur ein entwurff/ ein pinſel eine kreide/

So die gebrechlichkeit der rothen erden zeigt;

Dort aber eine ſaat/ ein ſaamen der die aͤhren/

Deß frucht der himmel liebt/ vielfaͤltig wird gewaͤhren.

Drum will ich dieſen ſtaub und aſche nicht entweyhen/

So uns ein ebenbild der aufferſtehung weißt:

Der ſaame/ den wir hier in dieſe grufft verſtreuen/

Und den der freunde leid mit thraͤnen uͤbergeuſt/

Wird in dem paradieß die ſchoͤnſten blumen tragen/

Die weder froſt/ noch glut/ noch winde niederſchlagen.

N 3Das
[198]Begraͤbniß-Gedichte.
Das wunder unſrer zeit/ ſo die natur durchgangen/

Und ihre heimligkeit der nachwelt kund gethan/

Herr Kircher/ hat ſchon laͤngſt zu zeigen angefangen/

Wie man aus neſſel-ſtaub die neſſel bringen kan;

Biß andre dieſe kunſt in blumen auch erwieſen/

Und Kirchern einen printz der wiſſenſchafft geprieſen.

Der meiſter der natur/ der ſchoͤpffer aller ſachen/

Der Herr/ der niederſchlaͤgt und wieder auferweckt/

Wird einſt aus dieſem ſtaub viel ſchoͤnre blumen machen/

Fuͤr denen Chloris pracht und purpur ſich verſteckt;

Die Titans heiſſe gluth im minſten kan verletzen/

Die ewig gruͤnen ſtehn/ die ewiglich ergetzen.

Betruͤbtſte/ die ihr hier in ſtaub und aſchen ſitzet/

Laßt euch der todten ſtaub zu einer troͤſtung ſeyn:

Das ungluͤcks-wetter/ ſo umb eure ſcheitel blitzet/

Erſchuͤttert/ aber bricht doch keine ſaͤulen ein.

Und ob ein irrdiſch leib von flammen untergehet/

Genung/ daß dorten doch ein Phoͤnix aufferſtehet.


Bey beerdigung Jfr. A. C. C. v. N.
DEin ſchwanen-reiner geiſt/ der aus der wohnung ſchritt/

Eh’ man durch mittel ihn zu bleiben konte zwingen/

Befiehlet uns itzund die leiche zu beſingen.

Ein ſchatten-leiſes ach! iſt itzt dein hochzeit-lied/

Nachdem du durch den todt biſt aus der welt geſchwommen/

Und ans gelobte land in ſichern hafen kommen.

Da ſieheſtu die welt/ wie wir den ſchneeball/ an/

Der unumzirckte glantz dient dir zu einem kleide/

Die unſchuld ſchmuͤckt dein haupt an ſtatt der weiſſen ſeide/

Die auch der liljen-pracht entfaͤrbet machen kan/

Dein zimmer iſt gebaut in die geſtirnten zinnen/

Worunter ſchnee und blitz auff menſchen ſich entſpinnen.

Hier
[199]Begraͤbniß-Gedichte.
Hier liegt das blaſſe nichts von iederman beweint/

Es ruhet zucht und ehr vor deiner ſchlaffſtaͤtt ſchwelle/

Die keuſchheit lehnt ſich drauff/ ein unzertrennt geſelle

Und was erſinnlich iſt/ und was noch uͤbrig ſcheint/

Das ſchlachtet ſie dir noch. Das wohnhauß deiner ſeele

Bewacht der Hoͤchſte dir in deines grabes hoͤhle.

Du ſchlaͤffſt im ſeegen ein/ des vaters treue hand

Druͤckt dir die augen zu/ du ruhſt in ſeinem hertzen/

Die ſeele brennet dir an ſtatt der hochzeit kertzen/

Ein herber thraͤn verbleibt ſein allerbeſtes pfand/

Das er zuletzte dir in tieffſtem kummer ſchencket

Aus einem vater-hertz durch dieſen riß gekraͤncket.

Grab! das die tugend ſelbſt mit ruhme uͤberdeckt/

Grab! das mit recht verlacht ſmaragden und rubinen/

Weil alle todtenbein auch wieder ſollen gruͤnen/

Grab! das uns ingeſamt ein groſſes leid erweckt/

Du ſolſt die zeile hier auff deinem leichſtein haben:

Der kern der iſt bey GOtt/ die ſchalen ſind vergraben.


Tod der frommen
Bey beerdigung Hn. G. A. v. Kottwitz.
D. T.

VErzeih/ daß ich dein grab mit fernem auge netze/

Der um ein ander grab ich hier bemuͤhet bin/

Und ſtatt der letzten pflicht dir dieſe zeilen ſetze/

Mein Kottwitz/ deſſen mund ſo zeitlich muß verbluͤhn;

Dein ſtundenglaß zerbricht/ dein lebens-licht verſchwindet/

Kaum eh es die natur geſtellt und angezuͤndet!

So iſts/ des HErren rath hegt ſo verborgne ſchluͤſſe!

Es iſt der alte ſpruch: Der fromme ſtirbet fruͤh.

Nichts hindert/ was man auch vor ſorg und ausflucht wiſſe;

Daß nicht des Hoͤchſten arm die ſeinen nach ſich zieh:
N 4Wer
[200]Begraͤbniß-Gedichte.

Wer einmahl ſich dem thun des himmels hat ergeben/

Kan nirgends beſſer als bey deſſen ſternen leben.

Zwar das verwehnte fleiſch/ und mehr als zarte wallen/

Das nach dem erſten fall in unſern adern gluͤht/

Sucht lieber auff der welt ſein hoͤchſtes wolgefallen;

Jndem es irrdſche koſt in ſeine nahrung zieht:

Man will mit groſſem ſchein von vielem unrecht ſagen/

Wenn uns Gott zeitig laͤſt zu unſerm grabe tragen.

Bald ſoll der lichte ſchmuck gekroͤnter diamanten/

Der hoch-erhabne thron/ des purpers fuͤrſtlich ſchein/

Des zepters maͤchtig gold/ die ſchaaren der trabanten

Uns von der finſtern nacht der engen grufft befreyn:

Und keiner faſt bedenckt/ wie der verklaͤrte ſchimmer

Der hellen ewigkeit trotz’ alle kaͤyſer-zimmer.

Bald ſoll der vorfahrn thun/ die laͤngſt die grufft geſchauet/

Und vieler ſchilde werth/ und vieler fahnen pracht/

Das ſchloß das dazumahl der anherr noch gebauet/

Verhindern und verwehrn des todes ſtrenge macht:

Und niemand kennt den glantz der edlen ſeraphinen/

Die um den ſieges-ſtuhl des ſtreitbarn lammes dienen.

Und die/ die durch verſtand der erden ſich entriſſen/

Und an der ſterne pol den klugen geiſt gebracht/

Begehren gleichfals nichts von irrdſcher grufft zu wiſſen/

Sie kleben an der welt/ die doch ihr ſinn verlacht:

Verwegen; denn es iſt nur ſtuͤckwerck ihr ſtudieren:

Dort kan der weißheit brunn das gantze werck vollfuͤhren.

Bald aber ſoll die zier der roſen-vollen wangen/

Der fruͤhling/ der verjuͤngt auf allen gliedern bluͤht/

Die heßliche geſtalt des todes nicht erlangen/

Man iſt vor wurm und wuſt mit ſafft und kraut bemuͤht:
Und
[201]Begraͤbniß-Gedichte.

Und dieſer ſchimmel kan uns doch zu engeln machen/

Und in den Eden fuͤhrn/ wo tauſend blumen lachen.

Auch die mit geld und gut bis oben an gefuͤllet/

Bey derer uͤberfluß die kargheit taffel haͤlt/

Die haben darum nie den hunger recht geſtillet/

Weil ihre naͤrrſche furcht auf ſpaͤtes alter faͤllt:

Unwiſſend/ daß der nutz der himmeliſchen ſchaͤtze

Weit mehr als irrdſcher koth der ſeelen wunſch ergoͤtze.

Ja/ die erfahrenheit/ und der verdienſte menge/

Erfindung/ die der welt viel neues hat entdeckt/

Haͤlt das geſetzte ziel der grufft vor allzuenge;

Als waͤre noch ſo viel in unſrer bruſt verſteckt:

Und ieder weiß/ daß doch die kentniß aller dinge

Uns erſt im paradiſ’ und nach der grufft gelinge.

Am meiſten aber bricht der menſchen kuͤhnes klagen

Bey uͤbereiltem fall der fruͤhen jugend aus;

Da weiß man nicht genug von hoffnungen zu ſagen:

Bejammern und verluſt erfuͤllt das gantze hauß:

Da fallen pfeiler ein und ſchloͤſſer der gedancken:

Da will der gantze bau von unſrer freude wancken.

Verwehnte ſterblichen! und mehr als irrdſche ſinnen!

Klebt euer niedrig geiſt ſo gar dem untern an?

Betrachtet nur einmahl die uͤberirrdſche zinnen/

Die ohn empfindlichkeit kein menſch betrachten kan!

Geht einmahl aus euch ſelbſt/ entreißt euch der gedancken/

Die euren geiſt verwirrn/ in dieſe erden-ſchrancken!

Und/ o wie bald ſolt ihr dis arme rund verachten/

Und deſſen eitelkeit mit eckel ſchauen an:

Wie gantz begierig ſolt ihr nach den ſchloͤſſern trachten/

Wo euch das hoͤchſte gut unendlich werden kan:
N 5Euch
[202]Begraͤbniß-Gedichte.

Euch ſoll in kurtzer zeit ſo ſehnlich bange werden;

Umb nur ſo fort zu fliehn die eiteln luſt-beſchwerden!

Denn was verfuͤhrt uns mehr in abgrund boͤſer luͤſte/

Als das Sirenen-lied der lockend-ſchlauen welt?

Dis wohnhauß/ da wir ſind/ iſt eine weite wuͤſte/

Wo loͤw und tieger uns nach fleiſch und leben ſtellt:

Ein kercker/ in dem wir gefeſſelt ſpeiſe nehmen/

Und uns um kurtze luſt zu ewger pein bequemen.

Wer dieſem netze nun bey zeiten noch entgehet/

Eh ihn die eitle pracht in deſſen ſchlingen trieb/

Eh er den ſchlauen kram der laſter recht verſtehet/

Hat den des Hoͤchſten hertz nicht wol vor andern lieb?

Das ſchaf iſt aller liſt des wolffes bald entſchwunden/

Das zeitig ſeinen weg ins hirten-hauß gefunden.

Und alſo macht es auch der himmel mit den ſeinen/

Die ihm in dieſer welt mit treuer bruſt gedient:

Er fodert ſie zu ſich/ eh ſie und wirs vermeinen/

Und ſtellt ſie an den ort/ wo ſichres wohlſeyn gruͤnt:

Kein frommer/ wie gar bald er auch wird weggenommen/

Jſt/ wenn mans recht bedenckt/ der welt zu fruͤh entkommen.

Und ſo verletzen wir auch mehr mit unſern thraͤnen/

Mein Kottwitz/ deinen tod/ als unſrer pflicht gebuͤhrt.

Du haſt den port erlangt/ wornach viel tauſend ſehnen/

Die dieſer wuͤſten welt gefaͤhrlich Scylla ruͤhrt.

Du biſt zwar fruͤh/ doch fromm/ und mit viel nutz geſtorben:

Denn eh du recht gekaͤmpft/ haſt du den ſieg erworben.

Du ſtehſt mit groͤßrer pracht nun vor des HErren throne/

Als tauſend edele uͤm ihren fuͤrſten ſtehn:

Nun deckt dich ein gewand/ nun ſchmuͤckt dich eine krone/

Vor derer koſtbarkeit uns aug’ und ohr vergehn/
Und
[203]Begraͤbniß-Gedichte.

Und deine ſeiten ſchleuſt der engel heilig orden:

Denn ihrer anmuth iſt dein alter gleiche worden.

Mehr kan mein ſterblich kiel in keine reime bringen/

Hier ſchwindet mein verſtand/ der dir weit unten ſteht;

Du hoͤrſt die aͤlteſten des HErren heilig ſingen/

Da meine lehrſamkeit mit kindern noch umgeht:

Wer der entſeelten ſtand vollkommen will beſchreiben/

Muß ſelbſten auch nicht mehr in ſeinem leibe bleiben.

Viel beſſer muͤh ich mich/ bey deinen grufft-cypreſſen

Dein fromm-gefuͤhrtes thun nachruͤhmlich zu erhoͤhn:

Mein Kottwitz/ deiner wird man nicht ſo bald vergeſſen/

So lange diß noch wird auf deinem grabe ſtehn:

Hier liegt ein Edelmann/ der/ weil er in dem orden

Der frommen hat gelebt/ zum himmels-fuͤrſten worden.


Ver-
[204]Vermiſchte Gedichte.

Vermiſchte Gedichte.


An
Seine Churfuͤrſtl. Durchl. zu Brandenburg
Friedrich Wilhelm/
Uber ihre anno 1686 unter dem von Schoͤ-
ning nach Ungern geſchickte auxiliar-
voͤlcker.

† † †
WOhin Großmaͤchtigſter wird noch dein nahme ſteigen?

Wem hat nicht Brandenburg ſchon ſchrecken eingejagt?

Soll ſich dein kuͤhnes heer nun auch den kaͤyſern zeigen/

Nachdem es ſich genug mit koͤnigen gewagt?

Denn zieht es nicht ins feld den Tuͤrckſchen zu bekriegen/

Und fuͤr die majeſtaͤt des Roͤmiſchen zu ſiegen?

Der groſſe Leopold verfolgt die Saracenen/

An denen ſchon ſein arm viel wunders hat gethan;

Und weil ein neuer zug ſoll ſeine ſiege kroͤnen/

Spricht er dich dieſes mahl um deinen beyſtand an:

Weil ihm dein volck bekandt/ und man ihm auch geprieſen/

Wie es vor Neutra (*) ſchon und Lebentz ſich erwieſen.

Wie
[205]Vermiſchte Gedichte.
Wie treulich ratheſt du dem gantzen vaterlande!

Du haſt zu erſt daheim der unruh abgewehrt;

Und da der ſtilleſtand **/ durch deinen rath/ zum ſtande/

Schickſt du auch außerweꝛts dein laͤngſt gerufnes ſchwerdt.

Wofuͤr man aber dir um ſo vielmehr verbunden;

Als du die ſicherheit vorher dazu erfunden.

Durch dich hat man nunmehr mit einem nur zu kaͤmpfen/

Und iederman behaͤlt die arme darzu frey.

Wie leicht laͤſt ſich ein feur von vielen haͤnden daͤmpfen?

Doch deine langſamkeit traͤgt hier das meiſte bey;

So daß die nachwelt auch von dir wird muͤſſen ſagen:

Des Fabius verzug hat Hannibaln geſchlagen.

Dein heer iſt im beſitz der groͤſten helden-thaten/

Sein fuͤhrer *** klug und kuͤhn/ der keinen ſebel ſcheut:

Du ſelbſt der es geſandt/ der Vater der ſoldaten/

Und wider den es zieht/ der feind der Chriſtenheit.

Diß und das Roͤmſche haupt/ das recht von ſeinen ſachen/

Kan uns nunmehr den ſieg ſo viel gewiſſer machen.

Beſonders wird dein volck hierdurch erweckt zum ſtreiten/

Daß es dich/ ſeinen Mars/ zu pferde hat geſehn;

Denn da du dich verjuͤngſt/ und kraͤffte nimſt zu reiten/ ****

Kriegt es auch neuen muth auf ſeinen feind zu gehn.

Wobey du aber auch dem reiche wollen zeigen:

Daß du/ zu deſſen dienſt/ noch kanſt zu pferde ſteigen.

Zwar
[206]Vermiſchte Gedichte.
Zwar/ was du dieſen zug nach Ungarn haſt ernennet/

Jſt nur ein kleiner theil und ausſchuß deiner macht.

Allein hat es nicht eh ein groſſes heer getrennet/

Und gantze ordnungen/ mit GOtt/ zur flucht gebracht?

So wird es auch anitzt den alten nahmen raͤchen/

Und auch dem Mahomet die ſtaͤrckſten laͤger brechen.

Sieht es dich gleich nicht ſelbſt mit ſich zu felde ziehen/

Schlieſt deine tugend ſich doch deinen waffen ein.

Wie vor Achillis ſchild * die helden Trojens fliehen;

So wird in fremder hand dein ſchwerdt auch ſchrecklich ſeyn.

Voraus wenn in der that/ an deiner leute klauen/

Achilles unſer zeit/ ** der Barber dich wird ſchauen.

Zu dem ſoll dieſes volck auch nicht alleine ſtreiten;

Der wunſch der chriſtenheit begleitet deſſen pfad/

Und deinem adler ſteht der Roͤmiſche zur ſeiten/

Der ſich zu gleichen kampff mit dir vereinigt hat.

Weil nun die adler ſonſt ein ſinnebild der ſtaͤrcke/

Verheiſt uns euer bund auch lauter wunderwercke.

Zieht denn ihr adler hin mit euren adler-fahnen/

Jhr voͤgel Jupiters erſteigt des monden hauß:

Der himmel wird euch ſelbſt die ſtraſſe darzu bahnen/

Und dieſe unter-welt macht dieſen ſchluß daraus:

Wenn unſer adler erſt den monden uͤberſtiegen/

So koͤnnen ſie hernach leicht in die ſonne fliegen.

Danck-
[207]Vermiſchte Gedichte.
Danckſagung
Des befreyten Unter-Rheins an Se. Churfuͤrſtl.
Durchl. zu Brandenburg
Friedrich den Dritten.
Nach der uͤbergabe von Bonn Anno
1689.
† † †
Inſtat vi patria Pyrrhus. 2. æn. 491.
SO recht/ du deutſches volck/ ihr tapfern Alemannen/

Es koſtet euch nur ernſt die Frantzen zu verbannen.

So oft’ ihr euch am Rhein geruͤſtet laſſen ſehn/

Kan ſchon/ von alters her/ kein Gallier beſtehn.

Wo ſind die rauber hin? ein zug hat ſie zerſtreuet/

Und mein beſchwerter ſtrohm iſt wiederumb befreyet.

Euch hab’ ich ſchon gedanckt/ beſchirmer um den Mayn/ *

Nun komm ich auch zu dir/ held an dem Unter-Rhein.

Jung und ſieghaffter Held/ ruhm des beruͤhmten Brennen/

Wie wuͤrdig wird man itzt dich ſeinen folger nennen!

Faͤngt doch dein regiment mit ſolchen wundern an/

Die Friedrich Wilhelm ſelbſt/ im alter erſt/ gethan.

Du treibſt im erſten jahr dein und der welt gewerbe.

Du bringeſt deinen Freund zu ſeinem Koͤnigs-erbe.

Der vorſchub deines heers befoͤrdert dieſen ſchluß/

Daß er/ ſo ſchwer es ſchien/ dennoch gelingen muß.

Du ſtaͤrckſt die Bataver/ deckſt dein’ und ihre laͤnder.

Du knuͤpffeſt in dem reich die allerfeſten baͤnder.

Durch deinen klugen rath hat Teutſchland ſich vereint/

Und ſchlaͤgt mit einer hand den allgemeinen feind.

Jhr helden war dein wort/ die fuͤrſten zu erwecken:

Welch ungeheures feur darf unſern Rhein erſchrecken?

Ein
[208]Vermiſchte Gedichte.
Ein volck/ dem vor der zeit vor unſerm blick * gegraut/

Hat eines uͤberfalls ſich abermahls getraut.

Woher ruͤhrt dieſer muth? das ſind nicht ihre wercke.

Sie brauchen unſern zwiſt zu ihrer traͤgheit ſtaͤrcke.

Bey unſer einigkeit hat Caͤſar auch gezagt;

Da itzt ein Koͤnigreich ſich uns zu hoͤnen wagt.

Seht doch den frevel an. Uns ſtaͤdt und land verheeren/

Nennt ** Franckreich/ zum geſpott/ des reiches ruh begehren.

Uns/ die ſelbſt Koͤnige/ ſchreibt es geſetz und ſpruch;

Und/ daß wir uns verwahrt/ *** iſt ihm ein friedens-bruch.

Wie nun/ ſoll Gallien die teutſchen ufer draͤngen?

Genug gedult gehabt der langmuth nachzuhaͤngen.

Jhr helden wachet auf/ und ſamlet eure macht/

Hier ſteht gantz Brandenburg fuͤr euch zu hauf gebracht;

Wir ſind und heiſſen noch die ſtreitbaren Germanen.

Der bund ward kaum beliebt/ ſo zogen deine fahnen.

Dein heer/ zu welches ſich mehr voͤlcker zugeſellt/

Schlug gleich/ bey Ordingen/ die draͤnger aus dem feld:

Nahm Rheinberg/ durch vergleich/ wie ſie es eingenommen;

Und wo vor ehmahls ſelbſt ihr Koͤnig muͤſſen kommen.

Jm fruͤhling/ da man nun den groͤſten grimm befahrt/

Verſtaͤrckteſt du den zug mit deiner gegenwart.

Als hauptmann ſah man dich vor deinen ſcharen ziehen/

Und vor denſelben her die wachen feinde fliehen:

Du zwangſt in einem lauf das feſte Kaͤyſerswerth:

Du wandteſt dich nach Coͤlln/ das deinen ſchutz begehrt:

Erſtiegſt die Bonner-ſchantz’/ und nach gelegten bruͤcken/

Befahlſtu/ uͤber mich/ die laͤger fortzuruͤcken/

Hier
[209]Vermiſchte Gedichte.
Hier ſtundſt du unbedeckt/ behertzter Friederich.

Wo aber bliebſt denn du/ du groſſer Ludewig?

Auf zwantzig meilen war kein mann von dir zu ſpuͤren/

Obgleich du * im triumph mich ſpoͤttlich duͤrffen fuͤhren.

Wilſt du ein ſieger ſeyn/ hier haͤtt’ es ſich gehoͤrt.

Du aber ſiegeſt gern/ wenn keiner dich verſtoͤrt.

Die Teutſchen haͤtten wohl zu ernſtlich moͤgen rechten.

Wo man dir widerſteht/ verſchmaͤheſtu zu fechten.

Hingegen Zepter-Fuͤrſt/ du ſtellteſt dich vor Bonn.

Das feld/ diß Mont-Royal/ erſchuͤtterte davon.

Du lieſt auch dein Gemahl um deine laͤger ſitzen/

Durch dieſer Pallas blick die kaͤmpfer zu erhitzen.

Du hieltſt/ und warteſt lang’/ ob ein entſatz zu ſehn:

Allein ſie kommen nicht/ wenn wir bewaffnet ſtehn.

Dem frieden einbruch thun/ beſchleichen und verrathen/

Sind ihrer tapferkeit bequeme wunderthaten.

Du grifſt darauf den platz mit feuer-wercken an.

Du machteſt dir zugleich die gegend unterthan/

Hieſt aus dem Trieriſchen den regen Boufler jagen;

Da Bonn indeß zerfiel von deiner moͤrſer lagen.

Dein Weiler macht’ auch hier die feuers-macht bekand/

Die ehmals ſchon Stetin/ und gantz Stralſund verbrand.

Doch/ als auch diß nicht half/ ſo muſten deine hauffen

Mit einem vollen ſturm an dieſe feſtung lauffen.

Der feind geſtand es dir/ daß er dergleichen kampf

Noch nimmer nicht erlebt. Jhn wuͤrgte ſtreich und dampf/

Jhm halfen weder wehr/ noch burg/ noch hohe ſchantzen/

Du muſteſt/ noch den tag/ die piquen darauf pflantzen.

So bald man zum gefecht das frohe zeichen gab/

Sprang dein erhitztes volck von obenwerts hinab.

Du hatteſt nur beſtimmt den graben einzunehmen;

Umſonſt/ es muſt’ auch ſich das ravelin bequemen.

Viel
II. Theil. O
[210]Vermiſchte Gedichte.
Viel liefen ungezaͤhmt gar auf den ſteilen wall.

Da merckte Hazefeld den vorgeſetzten fall/

Er eilte den vergleich/ nach deinem wunſch/ zu ſchlieſſen/

Und dich/ der ihn bezwang/ als ſieges-herrn zu gruͤſſen.

Das heiſt den wetter-ſtrahl gluͤckſelig ausgelegt/

Der deinen nahmen ſtrich/ und nun die Frantzen ſchlaͤgt.

Der himmel/ der dein haupt nach deinem vater kroͤnet/

Hat mit der donnerkrafft deſſelben dich belehnet.

Welch groſſes meiſter-ſtuͤck fuͤr einen jungen held!

Du lagſt/ wie dein ſoldat/ in offenem gezelt.

Dein erſter feind iſt gleich der allerſtoltzſte Koͤnig.

Ein ander gegenpart war zum verſuch zu wenig.

Du ritteſt vor den wall/ und auch auf kundſchafft aus.

Wer redet nicht/ beſtuͤrtzt/ vom Poppelsdorfſchen ſtraus/

Die kugeln ſchneyten recht/ die vor dir niederfielen.

Du lachteſt der gefahr/ die auf dich ſchien zu zielen.

Du ſahſt den wercken zu/ und munterteſt ſie auf.

Du ordneteſt den ſturm/ und ſeinen gantzen lauf.

Und wie war uͤberdiß dem thun ſo unterſchieden!

Du ſtuͤrmeteſt vor Bonn/ und ſchloſt in Holſtein frieden.

O weiſer Fuͤrſt und held/ du dritter Friederich!

Dein Vater lebt in dir; o wie verehr’ ich dich!

Welch unerſchoͤpffter rath muß deinen ſtaat beſeelen;

Doch welch ein loͤwen-hertz muß ſelbigem befehlen!

Kan mehr ein feldzug thun? du ſchlaͤgſt der Frantzen kern;

Du bringſt den unter-Rhein an ſeinen rechten herrn.

Erhaͤltſt das platte land/ und zwingſt zur uͤbergabe

Die ſtaͤrckſten feſtungen/ die ich am ufer habe.

Hat ſich Tiberius ein mahl am Rhein geſetzt/

Hab’ ich viel billiger dich deſſen werth geſchaͤtzt.

Die Nyenpfen ſingen ſchon in ihren muſchel-grotten

Von dir/ und deinem ſtern/ der freudigen Charlotten.

Weil mich dein helden-arm dem joche da entreiſt/

Alwo mein fluß/ getheilt/ ſich in das meer ergeuſt:

Wil ich auch deinen ruhm/ durch alle beyde thuͤren/

Jn den welt-ocean/ nebſt deinem nahmen/ fuͤhren.

Erſt
[211]Vermiſchte Gedichte.
Erſt ſag’ ichs Engeland/ wo man dich gerne ſieht:

Wo dein Oranjen-ſtamm/ im dritten Wilhelm/ bluͤht.

Euch taſtet Ludwig an/ er hat ſich viel vermeſſen/

Er duͤrffte ſich den tod an den Orangen eſſen.

Hernachmahls mach’ ich es in Franckreich ſelbſt bekant;

Sein Koͤnig weiß es zwar/ doch nicht ſein armes land.

Die Teutſchen haben dort ſtets unterliegen muͤſſen;

Nun ſoll man auch daſelbſt von ihren ſiegen wißen.

Allein/ noch nicht genug: beharret in dem ſtreit.

Ermahne/ wie du thuſt/ das reich zur einigkeit.

Euch fuͤrſten iſt der Rhein ein gar zu enger ſchrancken;

Jhr muͤſſet nach Paris zu euren alten Francken.

Der vorſchlag ſcheinet ſchwer; doch nur im anbegin.

Faͤhrſt du ſo weiter fort/ fuͤhrſt du ſie ſelbſt dahin.

Jhr Teutſchen habt ja Rom und deſſen macht verſchlungen/

Das vormahls Gallien/ euch aber nie bezwungen.

Zogt ihr die meiſterin/ das kaͤyſerthum zu euch;

Warum nicht die provintz/ der Frantzen koͤnigreich?

Dann wird/ an meiner ſtatt/ die ſtoltze Sene beben/

Und lernen daß annoch die ſchreck-Germanen leben.

Dann wird euch ingeſamt/ ihr helden/ euer Rhein/

Und dir der niedertheil auf ewig danckbar ſeyn!


O 2Aus
[212]Vermiſchte Gedichte.
Aus dem lob-gedichte
Friedrich Wilhelms des Großen/
Chur-Fuͤrſtens zu Brandenburg.
Der
ſeegen und abſchied
Seiner Churfuͤrſtlichen Durchl.
an ihren/ von der Oraniſchen Gemahlin/ hinter-
laſſenen Erb- und Chur-Printzen
Friedrich.

† † †
DU aber/ Friederich/ mein aͤltſt- und theurſter ſohn/

Du erbe meines reichs/ nim ein den vater-thron/

Sey freudig und getroſt/ und laß vor nichts dir grauen:

So ſchwer des zepters hefft auch immer anzuſchauen.

Jch laſſe dir viel land; doch auch viel faͤhigkeit/

Jch kenne deinen muth zum frieden und zum ſtreit.

Die thaten meines lauffs kan zwar kein jahrbuch faßen;

Doch hab ich viel/ noch viel zu thun dir hinterlaſſen.

Die groͤſſe hat/ nechſt GOtt/ dein Brandenburg von mir;

Doch die gluͤckſeeligkeit erwartet es von dir.

Du biſt der eintzige/ den ich mir kan erkieſen/

Von der verſtorbenen Oraniſchen Luyſen.

Doch lebt von dem gebluͤt ein Wilhelm noch der welt/

Der mit dir ſein geſchlecht und meinen ruhm erhaͤlt.

Es werden (wo mein tod vermag zu prophezeyen)

Vor euch ſich koͤnige der groͤſten reiche ſcheuen.

Er nimt/ (ich ſeh’ es ſchon) ſein koͤnigs-erbtheil ein/

Und du wirſt ihm/ als freund/ hierinn behuͤlflich ſeyn.

Er wird/ nach dem geſetz/ ein frevel-kind verjagen/

Und du wirſt unterdeß den bunds-genoſſen ſchlagen.

Der
[213]Vermiſchte Gedichte.
Der neid hat euch bißher veraͤchtlich angeſehn/

Nun aber wird euch GOtt ſelbſt uͤber ihn erhoͤhn.

Jhr werdet beyde ſeyn/ die Streitbaren und Dritten;

Du Friederich bey uns/ er Wilhelm bey den Britten;

Du in dem Roͤmſchen reich/ er aber uͤber meer/

Und beydes wird beſtehn durch euer krieges-heer.

Jhr habt euch beyde zwar getheilt in meinen nahmen;

Doch werdt ihr/ ungetheilt/ beſchuͤtzen euren ſaamen.

Ein blut/ ein muth/ ein hertz wird ſchrecken euren ſeind/

Und wenn ihr euch und mich alſo in euch vereint/

Wird Fridrich Wilhelms geiſt (der himmel woll’ es geben!)

Jn euren tugenden und nahmen ewig leben.


Als Se. Churfl. Durchlauchtigk. zu Brandenburg
Friedrich der Dritte
das dritte jahr ihrer regierung
zuruͤckgeleget.

DRey jahre ſind es nun/ gluͤckſeelig ausgefuͤhret/

Daß Churfuͤrſt Friederich der Dritte hat regieret.

Wer die geſchichte wird von den drey jahren leſen/

Wird dencken/ daß es gar drey Friederichs geweſen.


Sonnet
An Se. Churfl. Durchl. zu Brandenburg
uͤber den wider Franckreich erhaltenen erſten
ſieg bey Ordingen.

† † †
JUng und erhitzter held auf helden’-reiche thaten/

Du faͤngſt dein regiment mit lauter wunder an;

Du haſt in einem jahr zehn jahre werck gethan.

Hie hilfft dein kuͤhnes heer; dort hilfft dein anſehn rathen.

O 3Hier
[214]Vermiſchte Gedichte.
Hier retteſt du das reich; dort kroͤnſt du Potentaten.

Dein Schoͤning/ der nur juͤngſt den aufgeblaßnen Hahn

Durch deines Adlers macht vertrieben von dem plan/

Zeigt/ daß du alles kanſt mit deinen kern-ſoldaten.

Was werden ſie noch thun bey deiner gegenwart?

Dein Groſſer Vater lebt ja noch auf ſolche art/

Und bleibt durch deinen muth der theure reichs-beſchirmer.

Wolan dann Friederich! raff auff dein gantzes heer/

Erweiſ’ uns in dem reich wie neulich uͤber meer:

Daß du ein raͤcher ſeyſt der ſtoltzen freyheits-ſtuͤrmer;

Du gabſt zu deſſen heil den allererſten rath/

Du biſt auch/ ihm zum ſchutz/ der erſte mit der that.


Jhrer Kaͤyſerlichen Majeſtaͤt
Neu-erhaltener ſieg bey Salankement in Ungarn/
Durch beyſtand der Chur-Brandenbur-
giſchen huͤlffs-voͤlcker.

† † †
UNgarn muß auch dieſes jahr

Mit den Brandenburgern ſiegen;

Und beweiſet wunderbar/

Wie ſichs immer muͤſſen fuͤgen/

Daß ſo offt wir uns zum ſtreit

Fuͤr dis Koͤnigreich verbunden;

Leopold daun allezeit

Ungezweifelt uͤberwunden.

Ofens nie gezaͤhmter wall

Ward durch uns zu erſt erbrochen;

Und den letzten uͤberfall

Hat itzt dieſer ſieg gerochen.

Was der Groß-Vizier gewan

Jſt durch dieſe ſchlacht zernichtet;

Und was hat auff dieſem plan

Nicht vorlaͤngſt ein Sparr verrichtet?

Aber
[215]Vermiſchte Gedichte.
Aber kan es anders ſeyn?

Oeſterreichs und unſre waffen

Scheinen gleichſam uͤberein

Und fuͤr einen mann geſchaffen.

Adler faſt einander gleich/

Die von einem ſtamm entſproſſen/

Sind einander fuͤr das reich

Auch die beſten huͤlffs-genoſſen.

Wohl uns bey der eigenſchafft!

Wie ſie itzt fuͤr Ungarn ſtreiten/

Alſo wird ſich ihre krafft

Bald auf Franckreich ſelbſt erbreiten.

Wenn die Adler erſt den mond/

Als die vor-maur uͤberſtiegen;

Werden ſie/ wie ſie gewohnt/

Leichter in die ſonne fliegen.


Uber Sr. Churfl. Durchl. zu Brandenburg
Friedrich des Dritten
Erfreulichſten geburts-tag/
den 1 Julii 1692.

† † †
JNdem wir bey der ſchweren zeit

Das hertz mit vielen ſorgen kraͤncken/

Antwortet uns der himmel heut/

Und ſpricht: Was kan ich euch mehr ſchencken?

Erhalt ich euren Friedrich nicht?

Den ich auch ferner will bewachen/

Und deſſen tugend euch verſpricht/

Euch allerſeits begluͤckt zu machen.

Zwar hat mans bey dem truͤben blick

Des krieges noch nicht recht empfunden;

Doch bindet ſich auch unſer gluͤck

An keine ſelbſt-geſetzte ſtunden.
O 4Was
[216]Vermiſchte Gedichte.

Was uns von dir/ mein Fuͤrſt/ bewuſt/

Heißt uns die ſichre hoffnung faſſen/

Daß du uns gluͤcklich machen muſt/

Wird dir nur zeit genug gelaſſen.

So muß bey deines feſtes ſchein/

Die wohlfahrt uͤber uns zu ſchuͤtten/

Dis einzig unſre ſorge ſeyn/

Dir zeit und jahre zu erbitten.

Der himmel/ der dir gnaͤdig iſt/

Verleih’ uns nur dein langes leben!

Das uͤbrige wird durch die friſt

Uns dann ſchon deine tugend geben.


An Se. Churfuͤrſtl. Durchl. zu Brandenburg/
uͤber dero und der Gemahlin reiſe/ zum neuen
Churfuͤrſten nach Hannover/
den 18 Jan. 1693.

ZEuch Friedrich mit Charlotten bin

Hannovers Chur-hut zu begruͤſſen/

Und mit der neuen Churfuͤrſtinn/

Des landes freude zu genieſſen.

Du ſiehſt/ wie dieſes hohe hauß

An glantz fuͤr dich auch zugenommen;

Nachdem du dein gemahl daraus/

Und mit ihr ſolches recht bekommen.

Diß hauß ſteigt wieder in den ſtand/

Den es vor langer zeit beſeſſen;

Doch hat es weniger das land/

Als deſſen fuͤrſt ſich beyzumeſſen.

Das reich/ und ſelbſt des Kaͤyſers thron/

Sind ſeiner tugend ſo verbunden/

Daß ſie ſonſt keinen andern lohn

Fuͤr ſeine tapferkeit gefunden.

Was
[217]Vermiſchte Gedichte.
Was iedem vorfahr noch zu ſchwer/

Muß endlich Ernſt Auguſt vollfuͤhren.

Und war nicht ſolches laͤngſt vorher

An ſeiner hohen eh zu ſpuͤren?

Es war der kluge Fuͤrſt bedacht/

Sich koͤniglich erſt zu vermaͤhlen.

Denn was die Koͤnigs-wuͤrde macht/

Kont’ ihm durch eine Chur nicht fehlen.

Nun was ſein muth beſchloſſen hat/

Jſt ſeinen thaten ſchon gelungen;

Gluͤckſeelig/ Friedrich/ wo dein rath

Jhm hierin huͤlfreich beygeſprungen!

Wer eltern ehrt/ ehrt die natur/

Wie aber kan man ſie mehr ehren?

Als daß ein Sohn/ mit einer Chur/

Des Vaters Hoheit hilfft vermehren.


An die mißgunſt.
SEy/ mißgunſt/ ruhig mit der zeit/

Ob Ernſt Auguſtens neuer ehre.

Was findet doch an ihm dein neid/

Das nicht des Chur-huts wuͤrdig waͤre?

Verdienſt und ſtamm/ ſein ſtand im reich/

Sein koͤnigs-hertz in allen ſachen/

Koͤnt’ ihn nicht koͤnigen nur gleich/

Beſondern gar zum koͤnig machen.

Noch ſchweigt man der Gemahlin thron/

Und ſeinen groſſen Schwieger-Sohn.


O 5Auf
[218]Vermiſchte Gedichte.
Auf das treffen bey Landen an den Marggꝛaff
Carl Philip von Brandenburg.

DEn ſieg/ der durch den ſpruch der tugend unſer war/

Hat mit gewalt das gluͤck uns aus der fauſt geriſſen/

Das gluͤck/ ſo uns verfolgt/ und denen gantz und gar

Sich nicht verbinden will/ die unſers bunds genieſſen.

Drumb muͤſſen wir das feld/ ſo mit des feindes blut

Wir reichlich durchgenetzt/ ihm/ als dem fleger/ laſſen/

Und um ein ſpann-breit erd/ ſo wir mit groſſem muth

Auffs aͤuſſerſte behaupt/ den ruͤckweg endlich faſſen.

Wann uns der nachruff nicht unuͤberwindlich ſchreibt/

Wird uns die ehre doch das lob der braven geben:

Auch uͤberwunden ſeyn/ wann die gewalt es treibt/

Hat einen ſieg bey ſich/ und laͤſt mit ruhme leben.

So ſteht man unbewegt den großen Wilhelm ſtehn/

Und hertzen mit der macht und menge zu vergleichen/

Der tapfre Bojoar laͤſt unerſchrocken ſehn/

Wie man zum groſſen werck die tapffre hand muß reichen.

Du auch/ des vaterlands geweihter troſt und luſt/

Du unerſchreckner Carl/ des groſſen Vaters ſpiegel/

Stehſt dieſen beyden bey mit felſen-gleicher bruſt/

Fuͤhrſt an dein heer/ und laͤſt der tapfferkeit den zuͤgel.

Dir/ Hertzog/ jauchtzt dein volck/ und deine gegenwart

Zuͤndt glut und feuer an den muthigen ſoldaten:

Des feindes raſerey hingegen ſtutzt und ſtarrt/

Und wird als bloͤd und feig durch deine helden-thaten.

Daß dein ſo junges blut ſo tapffres weſen hegt/

Jſt/ was dem feinde ſelbſt unſchaͤtzbar ſcheint zu ſchaͤtzen/

Daß was dein groſſer muth ihm als fuͤr augen legt/

Zwingt ihn/ daß er dir ſelbſt muß ehren-bogen ſetzen.

Diß lachet der Jber/ und laͤſt ſein ſchoͤnes gold/

Das er und Tagus zinſt/ mit reichen adern flieſſen/

Der Belg und Bataver liebt dich/ und iſt dir hold/

Der Britten ſtrand erſchallt von deinen ehren-gruͤſſen.

Diß
[219]Vermiſchte Gedichte.
Diß iſt ein troſt fuͤr uns! hierdurch wird uns erſetzt/

Was uns vorhin betruͤbt und unſern geiſt gequaͤlet:

Wir lachen unſers bluts/ und wie wir ſeyn verletzt/

Dieweil man ſelbiges zu deinem ruhme zehlet.

Wenn das verhaͤngniß goͤnnt/ daß Brennus adler ſich/

Die ietzt zerſtreuet ſeyn/ zuſammen moͤgen bringen/

Und durch den kuͤhnen flug/ vereiniget durch dich

Und deine tapfre fauſt/ dem feind entgegen ſchwingen:

So wird es wiederum nach altem ruhme gehn;

(Die hoffnung triegt mich nicht) mit kriegen und mit ſiegen:

Des Brennus nahme wird unuͤberwindlich ſtehn/

Und was ſich feindlich nennt zu deſſen fuͤſſen liegen.

Diß laß dein werck auch ſeyn/ ſo deinen ſtamm-baum ziert;

Die wahre weiſſagung auff dich/ du zier der Brennen/

Gibt mir mein Helicon/ daß man dich billig wird

Auch nach dem fuͤnfften einſt den ſechſten Carl benennen!


Die glorwuͤrdigſte thaten des Durchl. Hauſes
Hohen-Zollern wider die Tuͤrcken an den
Großmaͤchtigſten Churfuͤrſten zu
Brandenburg
Friedrich Wilhelm den Groſſen.

GRoßmaͤchtigſter Marcell/ du adler von den helden/

Der ſich durch tapfferkeit bis an die ſonne ſchwingt/

Die welt kan mehr von dir als Alexandern melden/

Kein ore iſt/ wo man nicht von deinen thaten fingt.

Die Barbern reden noch vom blitze der granaten/

Den dein erlauchter glantz auff ihren kopf geſtreut/

Und deine Majeſtaͤt verehren Potentaten/

Vor deren waffen ſich auch wohl ein Caͤſar ſcheut/

Die Tartarey hat ſchon vor zweymahl funffzehn jahren

Zu dir nach Koͤnigsberg geſandten abgeſchickt/

Jtzt kommen andre mehr auch von dem groſſen Czaaren/

Wer weiß/ wer kuͤnfftig noch nach deinem throne blickt?

Die
[220]Vermiſchte Gedichte.
Die Tuͤrcken fuͤrchten ſich vor dir als vor dem wetter/

Weil dein geſchuͤtz ſo ſtarck auf ſie gedonnert hat/

Sie ſagen ſelbſt/ du ſeyſt der Chriſten ihr erretter/

Vor deiner krieges-macht beſtehe keine ſtadt:

So muß/ Durchlauchtigſter/ dein ſtarcker arm bezeigen/

Daß Brandenburgiſch blut voll lebens-geiſter ſteckt/

Daß aus beruͤhmtem ſtamm auch wieder helden ſteigen/

Vor derer kuͤhnen fauſt die barbarey erſchreckt.

Gewiß von adlern wird auch adlers-art gebohren/

Und wie die wurtzel iſt/ ſo pflegt die frucht zu ſeyn/

Der Ahnen ehr und ruhm die ſind der tugend ſporen/

Jhr blut das floͤßt zugleich den andern feuer ein.

Darumb ſo waͤchſt noch ſtets der Brandenburger hertze/

Das durch entflammten trieb die ſchoͤnſten palmen findt;

Es brennt in ihrer bruſt noch immerfort die kertze/

Die in dem erſten ſtamm die tugend angezuͤndt.

Das hauß von Zollern hat den feſten grund geleget/

Darauf die tapferkeit ihr luſt-hauß aufgebaut/

Man hat den edlen zweig/ der ſo viel fruͤchte traͤget/

Schon vor ſehr langer zeit in ſchoͤnſter pracht geſchaut.

Der tapffre Rudolph war ſchon vor achthundert jahren

Des Kaͤyſers Heinrichs arm/ als er die Hunnen ſchlug/

Und dieſe helden-art iſt nachmals fortgefahren/

Sie machte ſich beruͤhmt durch manchen krieges-zug.

Wer hat der Chriſtenheit den untergang geſchworen/

Auff den nicht dis geſchlecht den blancken ſtahl gewetzt?

Es zitterten vor ihm ſchon dazumahl die Mohren/

Und ſeine klinge ward mit Scythen-blut benetzt.

Als Mahumedis brut zu leben angefangen/

Und das gelobte land in wuͤſteney verkehrt/

Jſt Burggraff Conrad ſelbſt dem feind entgegen gangen/

Jſt nun nicht dieſe that der ſchoͤnſten cronen werth?

Von dem Johann kan noch die ſchnelle Donau ſagen/

Was ſeine treue hand an Sigismund gethan;

Denn als der Bajazeth den Kaͤyſer gantz geſchlagen/

Errettet jener ihn durch einen kleinen kahn.

Durch
[221]Vermiſchte Gedichte.
Durch Friedrich/ der zu erſt den Chur-hut uͤberkommen/

Wuchs auff den Boͤhmſchen krieg der goͤldne friedensſtab/

Der Tuͤrcke hat durch ihn gantz gluͤcklich abgenommen/

Weil ſeine hand dem reich viel tauſend guͤlden gab.

Der andre Friedrich war dem Tamerlan ein ſchrecken/

Daß deßfals Pohlen ihn zur crone ruffen ließ/

Albertus halff das feld mit Tuͤrcken-blut bedecken/

Weßwegen man ihn denn Achill der Teutſchen hieß.

Nachdem nun auch Johann/ ſonſt Cicero genennet/

Durch ſeinen mund den ſtreit umb Schleſien geſchlicht/

So hat der Kaͤyſer/ gleich wie alle welt bekennet/

Von dar den krieges-zug auff Moldau zugericht.

Der erſte Joachim hat auch mit holden worten

Das Roͤmſche reich ſo ſehr auff drachenblut erhitzt/

Daß vieler Fuͤrſten macht an unterſchiednen orten

Auff den geſchwornen feind der Chriſten loßgeblitzt.

Vom andern Joachim weiß Oeſtreich zu erzehlen/

Daß Solymann von ihm ſehr hart geſchlagen ſey/

Und weil die Teutſchen ihn zum general erwaͤhlen/

So legt man ihm mit recht den nahmen Hector bey.

Johann Georgens ruhm ſteht noch in friſcher bluͤthe/

So lange danckbarkeit den helden cronen macht/

Europa ruͤhmet noch ſein feuriges gemuͤthe/

Das mit dem hoͤchſten fleiß der Chriſten beyl bewacht.

Von dieſem groſſen baum ſind nun die cedern kommen/

Die mit der hoheit itzt biß an den himmel gehn/

Jhr theures wachsthum hat ſo reichlich zugenommen/

Daß auch die aͤſte ſchon voll guͤldner fruͤchte ſtehn.

Jhr werther ſchatten bringt dem vaterlande ſeegen/

Den Teutſchen tauſend gluͤck/ den Chriſten ſicherheit.

Wer fuͤrcht ſich unter ihm vor hagel/ brand und regen/

Den Oßmanns hoͤllen-geiſt auff GOttes kinder ſtreut?

Weiß Maximilian der andre nicht zu zeugen/

Daß Jochim Friederich ein blitz den Tuͤrcken ſey?

Die welt wird nimmermehr von ſeinem lobe ſchweigen/

Den grundſtein ſeines ruhms bricht keine zeit entzwey.

Jo-
[222]Vermiſchte Gedichte.
Johannes Sigismund/ von welchem man erzehlet/

Daß er mit einem ſtern zugleich aufgangen ſey/

Hat ſeiner tochter hertz mit Bethlehem vermaͤhlet/

Drumb fuͤrchte ſich vor ihm die gantze Barbarey.

George Wilhelm gab dem reiche neues leben/

Weil er den alten brand der zwietracht ausgethan/

Drum kunt es ſeinen arm um deſto mehr erheben/

Und griff mit munterm geiſt die Janitſcharen an.

Nun du/ Durchlauchtigſter/ haſt auch durch tapffre waffen

Dem Achmet offtermahls den ſtoltzen halß gedruͤckt/

Du machſt durch deine krafft demſelben viel zu ſchaffen/

So offt du friſches volck dem Kaͤyſer zugeſchickt.

Die groſſe Pforte muß vor deiner macht erſchuͤttern/

Wann dein geſchuͤtze brennt/ zerſchmeltzt der Tuͤrcken hertz/

Vor deiner ſchaaren macht ſieht man die feinde zittern/

Wann du die glieder ſchlaͤgſt/ ſo fuͤhlt ihr haupt den ſchmertz.

Ward Neutra nicht durch dich vom Tuͤrckſchen joch befreyet/

Des feindes untergang war dein erwuͤnſchtes ſpiel/

Leventz ſtand um und um mit leichen uͤberſtreuet/

Weil der Barbaren macht durch deine waffen fiel.

Weil du dein tapffres volck zu unterſchiednen mahlen

Auff Achmets ſtoltzen hals den Pohlen zugeſchickt/

So wollen ſie dafuͤr dir gruͤnen lorbeer zahlen/

Der mit dem gipffel ſchon bis an den mond geruͤckt.

Kaum haſtu neulichſt dich in Ungarn ſehen laſſen/

So fielen bald darauff die ſtaͤrckſten mauren ein/

Vor deiner klarheit muß der halbe mond verblaſſen:

Denn wo die ſonne ſtrahlt/ da darff kein mond nicht ſeyn.

Jtzt iſt Jeruſalem/ was Babylon geweſen/

Weil deines eyffers glut vor Ofen feurig war.

Kein menſch darff nun daſelbſt den Alcoran noch leſen/

Und niemand opffert mehr auff Belials altar.

So weiß der groſſe GOtt die ſeinigen zu ſchuͤtzen/

Wann er den wilden feind durch tapffre Fuͤrſten ſchlaͤgt:

Wil ſie ein ſcorpion mit ſeinem gifft beſpruͤtzen/

So wird der beſtie gar bald ihr haupt erlegt.

Ge-
[223]Vermiſchte Gedichte.
Gewiß der himmel hat die hand mit in dem ſpiele/

Und ſtellte ſich der feind gleich wie ein crocodill/

GOtt macht den blitz zum pfeil/ und ſeinen kopf zum ziele/

Es ſteht auf ſein gebot auch gar die ſonne ſtill.

Die helden aber ſind hierbey des Hoͤchſten haͤnde/

Durch die er ſeine ſtadt/ die Sionsburg/ beſchirmt/

Wann er ihr hertze ruͤhrt/ ſo laufft der krieg zum ende/

Der friede bluͤhet ſchon/ auch wann der feind noch ſtuͤrmt.

Drumb muͤſſen wir ihr haupt mit ſiegeszeichen kroͤnen/

Wir aͤtzen ihren ruhm in diamanten ein/

Apollo der befiehlt auch ſeinen liebſten ſoͤhnen/

Daß ſie mit zung und ſchrifft ſtets ſollen fertig ſeyn.

So nimm nun/ theurer held/ du wunder unſrer zeiten/

Auch deines knechtes ſchrift von ihm genaͤdig an/

Wir wollen uns dabey zu einem wunſch bereiten/

Und zweiffeln nicht/ du bleibſt den Muſen zugethan.

GOtt aller Herren HErr laß deine waffen ſiegen/

Es muͤſſe ſtets dein volck als feſte thuͤrme ſtehn/

So wird noch Mahumed zu deinen fuͤſſen liegen/

Und wer die chriſten druͤckt/ vor dir zu grunde gehn.


Auff des
Marggraffen zu Baden Ludwig Wilhelms
gluͤckliche landung in Engelland 1694.
G. C. K.
Teutſchland.

WJe? will mein atlas ietzt von ſeiner ſtaͤte weichen?

Haͤlt mich ſein helden-arm nicht wie er vor gethan [...]

Soll dann mein ſchutz-geſtirn ſchon ſeinen weſt erreichen/

Eh’ als ſein milder ſtrahl mich recht erwaͤrmen kan?

Verlaͤſt mein tapfrer Fuͤrſt mich nun in meinen noͤthen/

Die ſeine gegenwart nur erſt gemindert hat?

Wer wird der feinde macht am Rhein und Neckar toͤdten/

Wann mir ein Fabius entzieht den klugen rath?

Sein
[224]Vermiſchte Gedichte.
Sein feſtgeſetzter geiſt eilt zu den kuͤhnen Britten/

Kein ſturm noch ungemach hemm’t dieſen groſſen ſchluß/

Es ſcheint/ er hat nunmehr erd’/ feuer/ meer beſtritten/

Weil iedes element ihm dienſtbar werden muß.

Jhr voͤlcker Albions/ die muth und tugend zieret/

Nehmt meinen helden doch/ mein kleinod/ wol in acht/

Und wiſſet/ daß mit ſich er unſre hertzen fuͤhret/

Und vor der Chriſten heil noch unermuͤdet wacht.


Engelland.
DEin zuſtand gehet mir mehr als du denckſt zu hertzen/

Gleichwie mein ſteiffer bund der liebe zeugniß iſt;

Doch laß auch dieſes wort ietzt lindern deine ſchmertzen:

Daß dein Arminius den hafen hat erkießt.

Das gluͤcke/ ſo vor ihm ſelbſt ſeine ſeegel ſtreichet/

Ja ſein gefehrte ſtets geſchworen hat zu ſeyn/

Hat dieſes theure pfand/ vom himmel uͤberreichet/

Jns koͤniges palaſt mit luſt gefuͤhret ein.

Jch kenne ſein verdienſt und ſeine wunder-thaten/

Die bey der ewigkeit ſtets aufgezeichnet ſteh’n;

Jch weiß es/ daß er nie an ſeinen feind gerathen/

Daß man nicht auch den ſieg von ihm erlang’t geſeh’n.

Die Donau hat er offt mit Tuͤrcken-blut gefaͤrbet/

Conſtantinopel iſt noch ietzt bey ſich beſtuͤrtzt/

Daß bey Salankemen er ihre macht verderbet/

Und ihres Divans rath durch tapferkeit verkuͤrtzt.


Teutſchland.
SO muß das gluͤcke dann das ſteuer-ruder fuͤhren/

So offt ein Caͤſar ſich der wilden ſee vertrau’t?

Und mein durchleuchter Held kan nichts als wohlſeyn ſpuͤren/

Wann bey den Britten er die Majeſtaͤten ſchau’t.

Des
[225]Vermiſchte Gedichte.
Des groſſen Wilhelms gunſt/ Mariens gnaden-blicke/

Die wie das morgen-licht die welt erfreuen kan/

Sind ſeiner tugend lohn/ ein koͤſtliches geſticke;

Denn adler ſehen nur der ſonnen ſtrahlen an.

Da wird ſein treuer geiſt auch auff mein beſtes dencken/

Und uͤber meine ruh’ offt mit zu rathe geh’n/

Der Hoͤchſte/ deſſen hand mir ihn hat wollen ſchencken/

Der laß ihn mich vergnuͤgt in kurtzen wieder ſeh’n.

Euch aber/ die ihr ietzt dem gluͤck im ſchoſſe ſitzet/

Und aus der ſichern ruh’ der goͤldnen zeiten lacht/

Beſchwer ich bey der treu/ die unſer buͤndnis ſtuͤtzet/

Daß meinen fuͤrſten ihr zu lieben ſeyd bedacht.


Engelland.
JA freylich ſorget man fuͤr dein und mein vergnuͤgen/

Und diß ſicht unſern feind am allermeiſten an/

Dem des verhaͤngniß ſpruch/ in fernern krieges-zuͤgen/

Den laͤngſt beſchloß’nen fall bereits hat kund gethan.

Auf Teutſchland/ laß uns dann macht/ muth und treu verneuẽ.

Ein edler friede wird doch nur durch ſtreit gekroͤnt.

Mein Koͤnig und dein held/ die uns in noth erfreuen/

Die werden nur durch diß/ was uns behagt/ verſoͤhnt.

Wie aber wird von mir dein theurer Fuͤrſt geehret?

Den ich den meinen auch mit rechte nennen mag.

Sein elter vater hat mir dieſen ruhm gewaͤhret/

Da er in meiner ſchoß erblickt den erſten tag.

Es liebt ſein ohre zwar mehr der carthaunen knallen;

Doch ſeine freundlichkeit verſchmaͤh’t kein ſchlechtes lied/

Das meiner toͤchter chor zu ſeinem lob laͤſt ſchallen/

Wo an der Themſe man die weiſſe ſchwanen ſieh’t.


II. Theil. PDie
[226]Vermiſchte Gedichte.
Die Themſe-Nymphen.
Aria.

1.
KOmm tapffrer Gideon/ zu palmen auserkohren/

Nachdem du Midian bekriegt/

Und Tuͤrck und Tartar haſt beſiegt;

Wird unter Jſrael dein ruhm ſtets neugebohren.

Wir nehmen dich mit jauchzen an/

Es ſinget/ was nur ſingen kan:

Erklinget ihr ſtimmen bey lauten und geigen/

Weil trummeln/ canonen und paucken jetzt ſchweigen.

2.
Der Adler/ welchen nord/ ſuͤd/ oſt und weſt verehret/

Hat ſich an deiner glut erquickt/

Da du den fahlen mond erſtickt/

Und durch den heiſſen ſtrahl den Alcoran verſehret;

Uns aber muß dein helden-ſchein

Ein aufbot dieſer lieder ſeyn:

Erklinget ihr ſtimmen bey lauten und geigen/

Weil trummeln/ canonen und paucken jetzt ſchweigen.

3.
Dein nahme/ welcher ſonſt dem donner gleich gewittert/

Der blitz und ſchlaͤge mit ſich fuͤhrt/

Und wo der Helleſpont ſich ruͤhrt/

Die Dardanellen hat durch ſeinen knall erſchuͤttert;

Jſt uns ein angenehmer klang/

Bey deines ruhmes lobgeſang:

Erklinget ihr ſtimmen bey lauten und geigen/

Weil trummeln/ canonen und paucken jetzt ſchweigen.

4.
Was moͤgen wir uns nicht von deiner fauſt verſprechen?

Die ſo viel wunderwercke thut;

Wann unſres Koͤnigs witz und muth

Der feinde ſtoltze macht mit dir zugleich wird brechen.
Dann
[227]Vermiſchte Gedichte.

Dann werden unſre zungen ſich/

Wie itzt/ erheben freudiglich:

Erklinget ihr ſtimmen bey lauten und geigen/

Weil trummeln/ canonen und paucken ietzt ſchweigen.

5.
Laſt immer Mond und Hahn uns tauſend uͤbel draͤuen/

Der Mond bleibt doch vor Sonnen bleich/

Und England nicht/ noch Oeſterreich/

Erſchrickt vor hahn/ geſchrey/ wie dort Cyrenens leuen.

Es ſicht uns keine furcht nicht an/

Als unſer mund hier zeigen kan:

Erklinget ihr ſtimmen bey lauten und geigen/

Weil trummeln/ canonen und paucken ietzt ſchweigen?

6.
Es ſegne/ tapffrer Fuͤrſt/ der Hoͤchſte dein beginnen/

Der deinen arm zu ſtreiten lehr’t/

Und ihm ſo manchen ſieg gewaͤhr’t:

Er ſchuͤtze deinen leib/ und ſtaͤrcke deine ſinnen/

So wird/ ſo lang’ der Themſe ſtrand/

Und unſre ſchoͤnheit bleibt bekandt/

Erklingen dein nahme bey lauten und geigen/

Wann trummeln/ canonen und paucken gleich ſchweigen.


Auf die croͤnung des Roͤmiſchen Koͤniges
Joſephi.

AUff! auff bereite dich du gantzes rund der erden/

Vom auf- zum niedergang/ von ſuͤd biß mitternacht/

Laß unſern Koͤnige/ laß unſern Joſeph werden/

Was ihn zwar groͤſſer nicht/ doch ausgezierter macht.

Gib/ fernes Peru/ gold aus deinen reichen kluͤfften/

Die GOtt und gluͤck geſchenckt dem ſtamm von Oeſterreich;

Daraus vor Joſephs haupt die crone ſelbſt zu ſtifften/

Der auff der gantzen welt iſt keiner crone gleich.

Du fremdes Decan muſt ihm diamanten ſchicken/

An deren werth nicht reicht/ Florentz/ dein wunder-ſtein/

P 2Damit
[228]Vermiſchte Gedichte.
Damit der cronen gold ſo herrlich auszuſchmuͤcken/

Daß ſelbſt der ſonnen glantz nicht glaͤntzender kan ſeyn.

Verbrandtes morgenland treib an die braune Mohren/

Laß weiſſe perlen hol’n aus deiner gruͤnen fluth/

Zu dieſes koͤnigs ſchmuck hat die natur erkohren/

Was berg und wellen fuͤhrn als ihr koſtbarſtes gut.

Laß weites Mexico dein coxenil erſetzen/

Wann Tyrus purpur nicht den mantel roͤthet an;

Doch nein/ wir wollen ihn mit eignem blute netzen/

Weil diß die teutſche treu noch mehr beweiſen kan.

Ceilon beut helffenbein/ das rothe meer corallen/

Den marmor Welſchland an zu ſeines thrones ſtand;

Doch ſind ihm mehr gerecht die Zembliſchen cryſtallen/

Die zwar nur eiß/ doch eiß das ewig wird genannt.

Wolan dann/ wann er glaͤntzt in koͤniglichem weſen/

Das ſelbſt nachs Hoͤchſten wort was goͤttlichs in ſich haͤlt/

So ſoll ihm unſer hertz zum altar ſein erleſen/

Vor dem getreue brunſt auff ihre knie faͤllt.

Wir wollen vor ſein heyl unloͤſchbar feuer weihen/

Das ſchoͤnre kohlen naͤhrt als ſelbſt der ſternen licht/

Jn dieſes wollen wir ſo haͤuffig weyrauch ſtreuen/

Daß kaum der ſonnen glantz durch ſeine wolcken bricht.

Du biſt gluͤckſeeliges Arabien erkohrn/

Daß dieſer groſſe fuͤrſt ſolch rauchwerck von dir nimt.

Denn weil das gluͤck ſich ſelbſt zu ſeinem heyl verſchworen/

Muß auch was gluͤcklichs ſeyn das ihm zum opffer glimmt.

Wir wuͤnſchen nur indeß mit niedrigen geberden/

Daß unſer teutſcher held ſey ſeinen Teutſchen hold/

So liebet unſer geiſt/ ſo ehren wir auff erden

Nichts eifriger als ihn/ nechſt GOtt und Leopold.


Uber-
[229]Vermiſchte Gedichte.
Uberſetzung der fuͤnfften Satyre des
Boilcau.

* *
DEr adel iſt alsdenn kein bloſſer dunſt zu nennen/

Wenn man aus ſolchem blut/ das helden zeugen koͤnnen/

Entſprieſt/ und nach dem ſatz/ den ſtrenge tugend ſtifft/

Auch ſo der ahnen ſpur/ wie du/ mein Dangeau/ trifft.

Nur kraͤnckt mich/ wenn ein thor/ der ſich in ſchnoͤden luͤſten

Pflegt eintzig und allein mit ſeinem ſtand zu bruͤſten/

So unverſchaͤmte pracht mit fremdem ſchmucke treibt/

Und andrer leute lob auff ſeine rechnung ſchreibt/

Sein tapfferes geſchlecht mag durch beruͤhmte ſachen/

Die aͤltſte chronicken zu dicken buͤchern machen.

Geſetzt: daß ein Capet/ der Franckreichs ſcepter fuͤhrt/

Der ahnen ritter-ſchild mit liljen ausgeziert;

Wozu ſoll aber ihm der leere vorrath dienen/

Wenn er von ſolchem ſtamm/ der ehmahls groß geſchienen/

Der welt nichts weiſen kan/ als ein verlegnes blat/

An dem das pergament der wurm geſchonet hat?

Wenn er was goͤttliches an ſeiner quelle ſpuͤret/

Und doch in ſeinem ſinn zugleich iſt uͤberfuͤhret/

Daß man nichts groſſes mehr an ihm zu ſehen kriegt:

Als daß ein ſtoltzer jeck in weicher wolluſt liegt.

Doch ſcheint es/ wenn er ſich ſo uͤbermuͤthig blehet/

Daß ſich nach ſeinem winck des himmels axe drehet/

Und daß des ſchoͤpffers hand/ mit reiffem vorbedacht/

Jhn aus viel beſſerm thon/ als mich/ hervor gebracht.

Was iſt es fuͤr ein thier/ du geiſt von hohen gaben!

Das wir gemeiniglich am allerliebſten haben?

Jſts nicht ein muntres pferd/ das krafft und feuer blaͤßt/

Und keinem neben ſich das ziel erreichen laͤßt?

Da offt ein koppelgaul wird ohngefehr bezahlet/

Ob gleich manch ſchoͤnes roß in ſeinem ſtamm-baum prahlet/

Und traͤgt/ wenn er nicht taugt/ den rentzel uͤber land/

Wo man das ſchind-vieh nicht gar in die karre ſpannt.

P 3Wie
[230]Vermiſchte Gedichte.
Wie aber/ wilſt denn du uns andre ſo bethoͤren/

Daß iederman an dir ſoll was vergangnes ehren?

Mein freund du irreſt dich/ und kenneſt nicht die welt/

Wo ich nicht tugend ſeh’/ da ſeh ich keinen held.

Getranſt du dich dein blut von helden herzuleiten/

So zeig’ auch gleiche glut/ wie ſie zu ihren zeiten/

Ein hertz das ehre ſucht/ und das die laſter ſcheu’t.

Lebſt du wie ſichs gebuͤhrt/ fleuchſt ungerechtigkeit/

Kanſt den/ der dich beſtuͤrmt/ von deinen mauren treiben/

Und biß zum morgen-thau im harniſch ſtecken bleiben/

Alsdenn erkenn’ ich dich/ daß du recht edel biſt/

Weil man aus deinem thun des adels probe liſt.

Alsdenn ſey dir vergoͤnnt die ahnen zu erleſen

Aus denen/ welche ſelbſt monarchen ſind geweſen/

Jns tauſende gelied magſt du zuruͤcke gehn/

Die laͤngſt verſtrichne zeit ſoll dir zu dienſte ſtehn/

Du kanſt der helden reih/ wenn dirs gefaͤllt/ durchwandern/

Komm von Achilles her/ von Caͤſarn/ Alexandern.

Der neid der ſtreut umſonſt dir einen zweiffel ein/

Und biſt du nicht ihr ſohn/ ſo ſolteſt du es ſeyn.

Hingegen/ haſt du gleich beweiß genug in haͤnden/

Daß du von grad zu grad ſtammſt aus Alcidens lenden;

Schlaͤgſt aber aus der art/ ſo legt der eltern grab

Am erſten wider dich ein ſchlimmes zeugniß ab/

Und ihrer wuͤrde glantz/ den du beginnſt zu ſchwaͤchen/

Beleuchtet deſto mehr dein ſchaͤndliches verbrechen/

Es hilfft nicht/ daß du dich mit ihren nahmen deckſt/

Wenn du dich auf der haut des muͤſſigganges ſtreckſt.

Und wilſt du dergeſtalt der ahnen ſchutz gebrauchen?

So wird er wie ein dampff und leichter noch verrauchen.

Du bleibſt ein bloͤder held/ der in geheim betreugt/

Ob er gleich oͤffentlich viel goͤldne berge leugt.

Ein falſcher/ der verraͤth und lauter meineyd bruͤtet/

Ein thor/ doch ſo ein thor/ der in dem wahnwitz wuͤtet/

Und wenn man den entwurff in zweyen worten faſt:

Von einem ſchoͤnen baum ein abgefaulter aſt.

Wird
[231]Vermiſchte Gedichte.
Wird meiner Muſen zorn ſich auch zu ſehr ergieſſen?

Laͤſt ſie nicht ſchon zu viel vergaͤllte worte flieſſen?

Sie geht vielleicht zu weit und kennt die weiſe nicht/

Nach der man insgemein mit ſtands-perſonen ſpricht.

Wolan ſo will ich denn mit glimpff nur dieſes fragen:

Jſts lange daß man hoͤrt von deinem adel ſagen?

Schon gantzer tauſend jahr. Und dein bekandtes hauß

Steckt ſeiner ahnen zahl auff zwey und dreyßig aus.

Jn warheit/ das iſt viel/ zumahl da zu erweiſen/

Daß ihrer titul pracht faſt alle ſchrifften preiſen/

Jhr nahme lebt/ und trutzt dem ſchiffbruch rauher zeit/

Das alles iſt ſehr gut; doch wer ſchwert einen eyd/

Daß binnen ſolcher friſt der muͤtter keuſches lieben

Den maͤnnern immer treu/ den buhlern ſeind geblieben;

Daß nie ein kuͤhner freund ſie gluͤcklich angelacht/

Und durch den adel-ſtand dir einen ſtreich gemacht;

Und daß ein reines blut aus nicht geringerm orden/

Stets durch Lucretien dir zugefloͤſſet worden?

Verflucht ſey jener tag/ an dem der eitle tand

Zu erſt die reinigkeit der ſitten weggebannt.

Als die noch zarte welt lag gleichſam in der wiegen/

Durfft einer ſich auff nichts als auff die unſchuld triegen/

Das volck das war vergnuͤgt und in geſetzen gleich/

Verdienſt war adels werth und galt ein koͤnigreich.

Da fand man keinen held/ der ſich auf herkunfft ſtuͤtzte/

Und der nicht von ſich ſelbſt mit eignen ſtrahlen blitzte/

Biß daß man mit der zeit die tugend ſo verließ/

Daß man ſie buͤrgerlich/ das laſter edel hieß.

Der neu’ erwachſne ſtand hielt andre bald fuͤr ſclaven/

Das land ward uͤberſchwemmt von Herren und von Grafen/

Man hatte tugend gnug/ wenn man ſich titul gab/

Und wieß an ſtatt des kerns die welt mit ſchalen ab.

Bald ward ein wapen-recht mit regeln auserſonnen/

Daß/ weil es im gehirn der ſchwaͤrmer angeſponnen/

Jhm eigne woͤrter macht und unvernehmlich ſpricht/

Die ſchilde bald bekroͤnt/ bald in vier theile bricht.

P 4Bald
[232]Vermiſchte Gedichte.
Bald pfaͤhlt und gegenpfaͤhlt/ bald kerbet und verbindet/

Und was dergleichen mehr die herolds-kunſt erfindet.

Da ward nun die vernunfft der therheit unterthan/

Die ehre war beſchaͤmt/ denn keiner ſah ſie an/

Die koſten nahmen zu/ man ließ verſchwendung ſpuͤhren

Den vorzug der geburt nach wuͤrden auszufuͤhren/

Man baute ſchloͤſſer auff/ und gab zum unterſcheid

Der hoffbedienten ſchaar ein bunt gebraͤmtes kleid.

Da muſte man viel troß zum anſehn bey ſich haben/

Und wer gar vornehm war/ der hielt ſich edel-knaben.

Als aber geld und gut des adels bald verſchwand/

Und er zum unterhalt kein leichter mittel fand/

Ward er aus duͤrfftigkeit in einer kunſt geuͤbet/

Die allenthalben borgt/ und nichts nicht wieder giebet/

Kein ſcherge war ſo frech/ der ſich an ihm vergriff

Und wenn ein glaͤubiger nach der bezahlung lieff/

Ließ ihn ein ſolcher herr fuͤr ſeiner ſchwelle frieren/

Biß man ihn zum beſchluß ſah’ in den ſchuld-thurn fuͤhren/

Da er/ wiewohl zu ſpaͤt/ ſein ungemach beklagt/

Wenn ihn des richters ſpruch von hauß und hof gejagt:

Diß gab gelegenheit/ in dem die nothdurfft fehlte/

Daß er aus lumpen-volck ein reiches weib erwehlte/

Der ahnen alterthum das gab er in den kauff

Und halff ſich auß dem ſchimpff mit ſchande wieder auff.

Denn wo der adel nicht den ſchein vom golde lehnet/

Und bloß ſein alter liebt/ ſo bleibt er wohl verhoͤnet/

Ein ieder haͤlt ihn werth/ ins toll-hauß einzugehn/

Und wer ihm anverwandt/ der will es nicht geſtehn.

Jſt aber iemand reich/ nach dem wird alles fragen/

Ja haͤtt’ er in Pariß gleich liberey getragen/

Und wuͤſte ſelber nicht/ wie recht ſein nahme ſey/

Ein ſchmeichler ſteht ihm bald mit hundert ahnen bey/

Und wird ihn/ wer er iſt/ aus den geſchichten lehren.

Auff! Dangeau/ den verdienſt und gluͤck fuͤr andern ehren/

Der du des hofes meer ſo kluͤglich durchgeſpuͤrt/

Daß deine tugend nie die klippen hat beruͤhrt/

Dich
[233]Vermiſchte Gedichte.
Dich hat des koͤnigs huld zu einem ſtand geruffen/

Da du ihn taͤglich ſiehſt auff neuen ſieges-ſtuffen;

Und wie was goͤttliches/ das ihm iſt eingepraͤgt/

Mehr als der liljen glantz an ihm zu ſchimmern pflegt.

Wie ers veraͤchtlich haͤlt/ wenn andre majeſtaͤten

Vor ihrer uͤppigkeit im purpur nicht erroͤthen/

Wie er die traͤge luſt fuͤr eine buͤrde ſchaͤtzt/

Dem wanckelbaren gluͤck durch klugheit graͤntzen ſetzt.

Und ihm ſein wohlergehn mit eignen haͤnden bauet/

So daß der erden-kreiß an ihm ein muſter ſchauet/

Wie man ſoll koͤnig ſeyn; auf! ſag ich/ ſey bemuͤht/

Wenn dein rechtſchaffner muth den ruhm zum zweck erſteht/

Wie du durch treuen dienſt/ und tapfferes beginnen/

Magſt deines herren hertz je mehr und mehr gewinnen/

Und zeig ihm/ daß er heut noch unterthanen findt/

Die ſolches koͤniges/ wie er iſt/ wuͤrdig ſind.


Aus dem Franzoͤiſchen des beruͤhmten
Boilcau.
B. N.
An den koͤnig.

JUng und behertzter held/ fuͤrſt/ deſſen witz und liſt

Nicht eine ſpaͤte frucht des faulen alters iſt;

Der nach der goͤtter art auff keinen diener bauet/

Allein in allem herrſcht/ und alles ſelber ſchauet.

Mein koͤnig und mein herr/ wofern ich mit bedacht

Bißher fuͤr deinen ruhm noch keinen verß gemacht;

So iſt es darum nicht/ als ob ich/ wie ich ſolte/

Dir den verdienten preiß nicht willig opffern wolte:

Nein; ſondern weil ich nicht zum loben tuͤchtig bin:

Denn meine Muſe bebt/ und mein verwirrter ſinn

Erzittert fuͤr der laſt ſo einer ſchweren buͤrde;

Aus furcht/ im fall ich dich nicht recht beſingen wuͤrde/

Daß ich bey deiner pracht und deiner hoheit ſchein/

Auf deinen lorbeer-krantz nur duͤrffte flecken ſtreun.

P 5Drum
[234]Vermiſchte Gedichte.
Drum mag ich ſelber mich mit keinem wahne blenden/

Jch meſſe meinen lauff nach meinen ſchwachen lenden/

Und bin vernuͤnfftiger bey meiner bloͤdigkeit/

Als andre/ die mit ſchimpff und aus verwegenheit/

Durch abgeſchmackten rauch dir dein altar entzieren:

Die auf der ehren-bahn/ wo nutz und geitz ſie fuͤhren/

An deinem nahmen ſich faſt halb zu tode ſchreyn/

Durch meldung deiner macht dir nur beſchwerlich ſeyn/

Und taͤglich/ wie du weiſt/ mit einer heiſern kehlen

Dir dein ſelbeignes thun und deinen ſieg erzehlen.

Der faͤngt ein ſchaͤfer-lied mit ſtoltzen worten an/

Und ſtellet eingangs gleich ſich ſelber auff die bahn;

Jndem er ſeinen ruhm an jede zeile haͤnget/

Und dein durchlauchtes lob mit narren-dunſt vermenget.

Ein ander quaͤlt umſonſt beym reimen den verſtand

Und nimt wohl zwantzig mahl die raſpel in die hand/

Und endlich ſucht er dich/ o ungemeine ſachen!

Am ende des Sonnets der ſonne gleich zu machen.

Zwar ihre feder iſt vom Helicon veracht:

Die Muſen haben laͤngſt zur fabel ſie gemacht:

Calliope hat nie die ſtuͤmper angeſprochen;

Und Pegaſus hat ſich fuͤr ihnen gar verkrochen.

Jedennoch wenn man ſieht/ mit was fuͤr zuverſicht

Jhr frecher hochmuth dir Apollens gunſt verſpricht/

So daͤchte man wohl gar/ daß ſie ſein hertz in ketten/

Und den geweihten berg zu ihren dienſten haͤtten.

Ja wenn man ihnen glaubt/ ſo ſind ſie in der welt

Vom Phoͤbus gantz allein fuͤr deinen ruhm beſtellt/

Und dein geprieſner nahm’ in ſuͤden/ weſt und norden/

Jſt/ ihrer meynung nach/ durch ſie unſterblich worden.

Dein nahme/ welcher doch durch ſein belebtes licht

Jhr baͤuriſches gebluͤt’ ein wenig auffgericht:

Und der allein gemacht/ daß ihre kluge grillen

Nicht laͤngſt den hohlen bauch der matten wuͤrmer fuͤllen.

Denn dieſer ſchuͤtzet ſie: gleich wie man etwa ſieht/

Daß ſich ein ſchwacher baum durch ſtuͤtzen auffwerts zieht/

Der
[235]Vermiſchte Gedichte.
Der ohne dieſe krafft/ durch die er nun kan ſteigen/

Sich ſonſten gantz verſchmacht zur erden wuͤrde neigen.

Doch alles ſtraff ich nicht/ und mein vermeßner kiel

Verwirfft nicht/ daß man dir/ o held/ gefallen will.

Von ſo unzehlichen/ die deinen nahmen nennen/

Kennt die Apollo ſchon/ die dich recht loben koͤnnen.

Und unter dieſer zahl/ die deine thaten preißt/

Findt man ſo wohl Corneill’ als Pelletierens geiſt.

Das aber kan ich nicht in meinem hertzen leiden/

Daß einer/ der den verß muß nach dem reime ſchneiden/

Sich gantz unnoͤthig zwingt/ dir weyrauch aufzuſtreun.

Wer den Auguſt beſingt/ der muß ein Maro ſeyn.

Und jener held that recht/ der nicht geſtatten wolte/

Daß/ nechſt Apellens hand/ ihn iemand mahlen ſolte.

Jch demnach/ der den mund des Phoͤbus nie geſchmeckt/

Und von den Muſen bloß ein wenig milch geleckt/

Denck’ immer/ daß die zeit mich noch wird kluͤger machen.

Darum bemuͤh ich mich nur in geringen ſachen:

Und da dein helden-arm/ fuͤr dem die erde bebt/

Mit blitzen in der hand recht und geſetz’ erhebt/

Und die verſtockten weiß mit ſtraffen zu bedraͤuen/

Brauch ich den feder-kiel/ die laſter auszuſchreyen;

Klag’ ohne ſchmeicheley mich ſelbſt am ſchaͤrffſten an/

Und ſage dem papier offt was mein hertz gethan.

Daher/ wenn ſich in mir die ſtraff-begierde ruͤhret/

Folg’ ich der biene nach/ die/ wenn der lentz regieret/

Die krafft den blumen ſtiehlt/ und honig daraus ſchafft:

So koch’ aus thorheit ich hingegen wermuth-ſafft.

Jch wandre alles durch/ wovon ich nur kan ſingen/

Und halte keinen weg/ an ſtatt/ den kiel zu zwingen/

Erlaub’ ich ihm vielmehr/ ich muß es nur geſtehn/

Bey dieſer freyen kunſt gerade durchzugehn.

Das alleraͤrgſte iſt/ daß ich das maul verbrenne

Und gerne jedes ding bey ſeinem nahmen nenne:

Das macht/ daß ihrer viel ein ſtiller zorn entzuͤndt/

Die nemlich auſſen ſchnee/ von innen kohlen ſind:

Aus
[236]Vermiſchte Gedichte.
Aus furcht/ daß ſo ein mann/ den luſt und ernſt auffwecken/

Nicht ihnen mit der zeit die larven gar abdecken/

Und nach erlangter macht die ſitten umzudrehn/

Der warheit allzuweit moͤcht in das hertze ſehn.

Ein ſo vergifftes volck nimt auch den bloſſen nahmen

Von einer ſtachel-ſchrifft zu einem zwietrachts-ſaamen/

Schleppt jeden/ der nur lacht/ zum richter mit gewalt/

Und wo nur in der ſtadt der kleinſte ruff erſchallt/

Daß ein gelehrter kopff ſich etwa will bemuͤhen/

Jhr heuchleriſches thun in buͤchern durchzuziehen/

So hoͤrt man/ wie die brut auf allen gaſſen ſchreyt:

Paris/ es iſt geſchehn um ehr und redligkeit!

Ein ſo abſcheulich werck iſt nie zuvor erhoͤret:

Das heiſſet/ wider recht und himmel ſich empoͤret.

Allein verſtellet euch/ ihr luͤgner/ noch ſo wol!

Ein kluger weiß ohndem/ wie viel er glauben ſoll.

Jhr ſucht euch aͤuſerlich mit tugend auszuſchmuͤcken/

Da euren feigen geiſt doch ſtoltz und hoffart druͤcken.

Eur hertze kennt ſich wohl: drum fliehet es das licht

Und iſt nicht gerne da/ wo man die warheit ſpricht:

Eur hertz/ das/ wie es ſcheint/ zwar GOttes wort verſpeyet/

Und dennoch den Tartuff’ und Moliere ſcheuet.

Doch wo verfall ich hin? mein fehler hengt mir an.

Du ſieheſt/ groſſer held/ daß ich nicht ſchmeicheln kan.

Jch mag wie andre nicht aus zwergen groſſe ſachen/

Aus haſen Hercules/ aus narren engel machen.

Jch lauffe keinem nach/ und meine flamme brennt

Fuͤr keinen Jupiter/ der nicht die tugend kennt.

Man wird mich niemals ſehn/ auch gar in ſolchen dingen/

Die deinen ruhm angehn/ ſinn und gedancken zwingen.

Und wie gefaͤhrlich auch mir deine macht kan ſeyn;

So ſolte/ ſtimmte nicht das hertze mit mir ein/

Mir dennoch weder gut/ noch hoffnung/ noch behagen/

Dir zu gefallen auch nur einen verß abjagen.

Alleine wenn ich ſeh/ wie muͤhſam ſich dein geiſt

Jn mehrung deines reichs und deiner macht erweiſt;

An
[237]Vermiſchte Gedichte.
An ſtatt/ daß mancher fuͤrſt/ den ſchweiß und arbeit ſchrecket/

Den halb verfaulten fuß nicht aus dem lande ſtrecket:

Ja wenn ich ferner ſchau/ wie dein gemeßner rath

Durch ſuͤſſen uͤberfluß das volck bereichert hat;

Wie Tag’ und Tiber ſich zu deinen fuͤſſen buͤcken;

Die flotte ſonder furcht ins freye meer kan ruͤcken;

Und dein geuͤbtes heer/ das deinen großmuth liebt/

Dem adler ſeine krafft und ſtaͤrcke wiedergiebt:

Wie Franckreich unter dir dem gluͤcke ſelbſt befiehlet:

Wie deine krieges-macht zur ſee den meiſter ſpielet:

Und endlich/ wie man gold/ auch wider fluth und wind/

An oͤrtern/ wo die ſonn es ſelber bildet/ findt;

So frage ich nicht erſt/ was ſaget Phoͤbus oben:

Denn alles brennt in mir und hebt dich an zu loben.

Jedoch den augenblick ſpringt die vernunfft herbey/

Die unterbricht den lauff der ſchoͤnen phantaſey/

Und laͤſt mich aͤrmſten ſehn/ wie ſehr ich mich vergangen/

Daß ich dich ohne krafft zu ſingen angefangen.

Alsbald entſetz’ ich mich und mein erſchrockner kiel

Steckt bey ſo ſchwerer laſt ihm ein gewiſſes ziel/

Und will nicht weiter gehn. Drum ſchließ ich meine reimen/

Und wie ein ſchiff entweicht/ wenn meer und wellen ſchaͤumen/

So ſeh’ ich auch nicht an/ mein koͤnig/ wo ich bin/

Entreiſſe der gefahr und flieh zum ufer hin.


Die erſte Satyre.
B. N.

DAmon/ der groſſe mann/ der ſo geraume zeit/

Durch ſeinen muſen-ſchertz hat hof und ſtadt erfreut/

Jnzwiſchen aber ſich in grobes tuch nur kleidet:

Jm winter kaͤlt und froſt/ im ſommer hitze leidet;

Und deſſen trockner leib und hungrige geſtalt

Den ruhm gar ſehr beſchimpfft/ der doch von ihm erſchallt/

Ward endlich muͤd und ſatt ſein guͤtgen zu verſchwenden/

Und ſo viel ſauren ſchweiß an einen reim zu wenden/

Da-
[238]Vermiſchte Gedichte.
Dadurch er nichts verdient/ wohl aber in gefahr/

Jn ſchulden/ um ſein kleid und alles kommen war;

So daß er nichts bey ſich als ſeinen kummer fuͤhrte:

Drum ſucht er fried und ruh/ die er doch nirgends ſpuͤrte/

Und ſann auf ſichre flucht und einen wuͤſten hayn/

Wo weder rath noch knecht ihm koͤnte ſchaͤdlich ſeyn.

Bevor die krumme hand der ihm verhaſten rechte

Jhn in das finſtre loch des kerckers werffen moͤchte/

Und er noch etwan gar ſich ſchimpflich muͤſte ſehn

Bey ſeiner lorbeer-pracht im gruͤnen hute gehn.

Jedoch indem er ſchied/ gantz blaß und abgezehret

Als einer/ den die laſt der ſuͤnde noch beſchweret/

Zur letzten faſten-zeit; ſo ſah er auf ſein hauß

Und ſtieß voll grimm und feu’r noch dieſe woͤrter aus:

Weil denn in dieſer ſtadt/ wo Phoͤdus ſtets gewohnet/

Verdienſt und klugheit nicht wie vormahls wird belohnet;

Weil die Poeten ja von GOtt verlaſſen ſind/

Und man hier weder ſcham/ noch wahre tugend findt;

So laſt uns einen ort in hohlen felſen ſuchen/

Wo uns kein haͤſcher-knecht/ kein ſcherge mehr darff fluchen.

Und weil wir ohne dem umſonſt zum himmel ſchreyn/

So laßt der zeit zu trotz uns einſt verborgen ſeyn.

Dieweil noch meinen fuß kein ſchwerer feſſel druͤcket;

Dieweil ſich nicht mein leib fuͤr grauem alter buͤcket/

Mein gang/ gleichwie zuvor/ noch alle ſchritte mißt/

Und meines lebens reſt nicht gantz verſponnen iſt:

Das iſt der beſte rath/ den ich mir ietzt kan geben.

Es lebe Goͤrg’ allhier/ weil Goͤrge hier kan leben/

Den eine million/ die ſein betrug erſchnellt/

Aus einem pfaff und knecht in grafen hat verſtellt.

Es lebe Jacob hier/ der durch ſein kluges ſcheren

Uns noch mehr ſchaden wird/ als peſt und krieg gebaͤhren;

Der ſeine rennten gar ins A. B. C. gebracht/

Und einen band daraus/ wie Caleßin/ erdacht;

Er herrſch’ in dieſer ſtadt! Er kan mit rechte lachen.

Jch aber in Paris was ſolt ich doch hier machen?

Jch
[239]Vermiſchte Gedichte.
Jch bin nicht auff betrug und falſchheit abgericht;

Und waͤr ich es auch gleich/ nein/ luͤgen mag ich nicht.

Jch kan den uͤbermuth der narren nicht verſchweigen/

Fuͤr denen andre ſich des ſoldes wegen beugen:

Jch ſchreibe kein ſonnet mit ſchmeicheln in die welt/

Und wen ich loben will/ den lob ich ohne geld.

Fuͤr ein ſo ſchlechtes amt bin ich zu hoch gebohren:

Mein geiſt iſt etwas ſtarck und baͤuriſch abgejohren;

Jch ſage/ wie es iſt. Ein ſieb nenn’ ich ein ſieb/

Ein kaͤtzgen eine katz/ und Rolet einen dieb.

Verliebten weiß ich nichts geſchicktes auszuſinnen/

Jch kan auch nicht die kunſt die maͤgdchen zu gewinnen/

Und leb in dieſer ſtadt ſo einſam und verzagt/

Als ein halb-todter leib/ den die verſtopffung plagt.

Wer aber/ wirfft man ein/ heiſt ſolche tugend lieben/

Die man ſonſt nirgends ſieht als in ſpitaͤlen uͤben?

Die hoffart ſtehet nur bey gut und gelde fein/

Ein armer aber muß zum dienen willig ſeyn.

Durch kuppeln kan ein mann den noth und hunger ſchwaͤchen/

Den einfluß und die macht der falſchen ſterne brechen.

Durch kuppeln hebt das gluͤck/ bey dieſer harten zeit/

Auch ſchreiber/ wenn es will/ zur hoͤchſten herrligkeit.

So gar iſt tugend ietzt vom ſchickſal unterdruͤcket.

Ein ſchulfuchs triumphirt und wird empor geruͤcket/

Der/ haͤtt’ er oͤffters nicht durch falſche wiſſenſchafft

Das grade krumm gemacht/ und durch der ſtimmen krafft

Das arme land gepreßt/ wol ſonſt an ſeinem wagen

Selbſt wuͤrde kutſcher ſeyn und liebereyen tragen.

Jch weiß wohl/ daß die furcht/ von wegen dieſer that/

Erſt neulich einen mann von uns entfernet hat:

Allein die taxe hat ihn nur umſonſt geſchrecket:

Man wird ihn wieder bald mit fremder pracht bedecket/

Und raͤuberey geſpickt durch alle gaſſen gehn/

Und GOtt/ der ihn doch haßt/ verzweiffelt pochen ſehn.

Jndeß/ daß Pelletier den todten knochen gleichet/

Und
[240]Vermiſchte Gedichte.
Und ſtets von einer thuͤr zur andern betteln ſchleichet/

Der doch die kunſt verſteht/ die ieder kluger ehrt/

Und Monmaur eher zeit hat in Paris gelehrt.

Zwar unſer koͤnig zieht zu unſerm groſſen gluͤcke

Den ſchwachen Phoͤbus noch aus dem ſpital zuruͤcke/

Erhaͤlt ihn fuͤr dem fall und wirfft bey krieg und ruh

Den Muſen offtermals geneigte blicke zu.

Man weiß/ daß dieſer held bloß nach verdienſt erhebet:

Was aber hilfft Auguſt/ wo kein Mecaͤnas lebet?

Wer wolte ſich doch wohl bey meiner ſchweren pein

So viel erniedrigen und meine ſtuͤtze ſeyn?

Und waͤr auch dieſes gleich; wie braͤch ich durch den hauffen

Der reimer/ die ihn meiſt aus hunger uͤberlauffen/

Die ſtets die erſten ſind/ wo ſeine hand ſich ruͤhrt/

Und ſtehlen/ was doch offt dem letzten nur gebuͤhrt.

Gleichwie die weſpen thun/ die ſelber nichts verdienen/

Und doch den honigſeim der arbeits-vollen bienen

Jn ihren rachen ziehn. Drum habet gute nacht/

Gewinſte/ weil ihr nur verwegne gluͤcklich macht.

Amandus hatte nichts als ſeine kunſt zum beſten/

Sein gut und erbtheil war ein rock mit einer weſten/

Ein blat/ wo fiat ſtund/ ein bett’/ ein ſtruͤmpffchen lichts/

Und endlich kurtz geſagt: Amandus hatte nichts.

Als er nun muͤde war ſein leben ſo zu fuͤhren/

Dacht er durch dieſes nichts dem gluͤcke nachzuſpuͤren/

Und kam zu einer zeit bey hofe/ voller wahn/

Mit einer gantzen laſt von ſchoͤnen verſen an.

Wie lieff es aber ab? Er kam mit ſchimpffe wieder/

Warff voller ſchand und ſpott ſich auf das bette nieder/

Und ſeuffzte/ biß zuletzt das fieber und der gram/

Noch eh’ er hungers ſtarb/ ihn von der erde nahm.

Poeten waren zwar vordem bey hofe mode;

Heut aber ſchmecken ſie der welt nach narren-ſode.

Schreib einer noch ſo klug/ und mit der groͤſten muͤh/

So hat er doch nicht mehr das gluͤck des Angeli.

Was
[241]Vermiſchte Gedichte.
Was ſoll ich denn nun thun mein elend einſt zu enden?

Soll ich vom Helicon zum Bartolus mich wenden?

Und Louets buch durchgehn/ das ſo viel zaͤucker macht?

Wie? oder ſoll ich gar in einer langen tracht

Den advocaten-ſaal mit meinem rocke kehren?

Ach! dieſes bloſſe wort kan meinen muth verzehren.

Jch? ſolt ein anwald ſeyn in dieſer wilden ſtadt?

Wo die gerechtigkeit laͤngſt ihren abſchied hat;

Die unſchuld betteln geht/ und bey ſo vielen rechten

Ein ieder mit gewalt das unrecht will verfechten;

Wo man das ſchwartze weiß/ weiß ſchwartz zu machen ſinnt;

Wo Patru weniger als Mazier gewinnt/

Und zungen-dreſcher offt den Cicero beſchaͤmen?

Ha! eh’ ein ſolcher ſchluß ſoll meinen ſinn einnehmen/

Eh ſoll auf ſanct Johann das waſſer eiß und ſtein/

Arnaud ein Huguenot/ Pavin ein heuchler ſeyn.

Wolan! ſo laſt uns denn diß freche land verlaſſen/

Wo gluͤck und redligkeit ſich unauffhoͤrlich haſſen:

Wo laſter/ ſchand’ und liſt mit voller macht regiert/

Die falſchheit cron und ſchwerd/ betrug den ſcepter fuͤhrt:

Wo man die wiſſenſchafft verfolget/ druͤcket/ plaget/

Und als ein huren-kind von hauß und hoff verjaget:

Wo man auff nichts mehr denckt/ als wie man ſtehlen will:

Wo alles mich verdreuſt: wo ‒ ‒ doch ich ſchweige ſtill.

Wer iſt nun wohl ſo kalt/ der ob ſo groben ſuͤnden/

Wenn er ſie taͤglich ſieht/ nicht ſolte zorn empfinden?

Und dem nicht/ wenn er ſie mit ernſte durch-wil ziehn/

Auch ohne Phoͤbus krafft die beſten reime bluͤhn?

Nein/ nein/ ſo offt man ſich hierinnen ſucht zu zeigen/

So darff man nicht/ wie ſonſt/ auff den Parnaſſus ſteigen:

Apollo darff auch nicht erſt unſer helffer ſeyn;

Denn was er ſagen kan/ giebt ſchon der eifer ein.

Sieh’ da/ ſpricht mancher hier/ du faͤngeſt an zu raſen.

So hohe redens-art ſchmeckt nach gelehrten haſen.

Geh’ auf die cantzel hin/ und juͤckt dich ja das maul/

So mache da das volck durch deine reden faul.

II. Theil. QDa
[242]Vermiſchte Gedichte.
Da kanſt du was du wilſt/ gut oder uͤbel ſprechen.

So ſchwatzt ein blinder narr/ den meine ſchrifften ſtechen.

Der bey der thorheit ſich gantz klug und ſicher acht/

Wenn er fein hoͤhniſch nur mein ernſtes thun verlacht/

Der bald den himmel pocht/ bald wie die froͤſche zittert/

Der GOtt nicht eher kennt/ biß er ein fieber wittert/

Und keine hand auffhebt/ als wenn es knallt und blitzt;

So bald es aber klar/ ſchon wieder ſpotten ſitzt.

Denn daß ein ſolcher menſch alsdenn zu dencken pflege/

Daß GOtt durch ſeine macht den bau der welt bewege/

Und daß nach dieſer zeit ein ander leben ſey/

Wird er zum wenigſten bey ſeiner pralerey/

Doch muͤndlich nicht geſtehn: ich aber/ der ich glaͤube/

Daß keine ſeele ſterb’ und GOtt den donner treibe/

Befinde/ daß ich mich von hier entfernen ſoll.

Wohlan! ich weiche denn. Paris/ gehab dich wohl!


Die andre Satyre.
An den Herrn von Moliere.
B. N.

BEruͤhmt und ſeltner geiſt/ der wegen ſeiner gaben

Nicht weiß/ was ihrer viel fuͤr muͤh im dichten haben.

Fuͤr dem Apollo ſelbſt muß ſeinen ſchatz ausſtreu’n/

Und der gar wohl verſteht/ was gute verſe ſeyn.

Erfahrner held in dem/ was witz und kunſt ergruͤndet/

Moliere/ ſage doch/ wie man die reimen findet.

Man ſchwuͤre/ wenn du wilſt/ ſo lieffen ſie dir nach;

So gar fließt ieder verß dir ſonder ungemach.

Du darffſt nicht allererſt viel in gedancken traͤumen/

Denn was dein mund nur ſpricht/ das ſind ſchon lauteꝛ reimen:

Jch aber/ den der wahn und eine blinde macht

Zur ſtraffe/ wie es ſcheint/ aus reimen hat gebracht/

Bekenne/ daß ich mich oft nur umſonſt erhitze.

Jch ſuche mehr/ als du; ich ſinne/ denck und ſchwitze/

Und ſpare weder fruͤh noch abends meinen fleiß;

Doch
[243]Vermiſchte Gedichte.
Doch ſagt das hertze ſchwartz/ ſo ſpricht die dinte weiß.

Red’ in gedancken ich von einer hof-figure/

So reimt mein feder-kiel darauff den abt von Pure.

Fehlt mir ein groſſer mann und dichter in dem ſchluß/

So ſpricht der reim Kainant/ an ſtatt Virgilius.

Mit einem wort’: ich mag mich hin und her bewegen/

So laufft mir dennoch ſtets das widerſpiel entgegen.

Weil ich mit aller muͤh nun nichts erſinnen kan/

So denck’ ich weiter nicht fuͤr ſchmertz und eifer dran/

Verfluche mit verdruß die geiſter/ die mich treiben/

Und ſchwere tauſendmahl/ nicht mehr ein wort zu ſchreiben.

Doch wenn ich lange zeit den Muſen-gott verflucht/

So find ich offt den reim/ wo ich ihn nicht geſucht.

Alsbald durchdringt die glut vom neuen meine glieder:

Jch nehme/ doch mit zwang/ papier und dinte wieder/

Vergeſſe meinen eyd/ und warte ſonder ziel/

Biß wieder nach und nach ein verßchen kommen will.

Ach waͤre doch mein geiſt nur nicht ſo undeſcheiden/

Und koͤnte wenigſtens ein hartes beywort leiden;

So waͤr ich auch vielleicht wie andre woͤrter-reich;

Denn alles guͤlte mir alsdenn im reimen gleich.

Rennt ich die Roſilis/ der erden luſt und wonne/

So ſetzt’ ich gleich darauff: ſchoͤn/ wie die liebe ſonne.

Erhuͤb’ ich aber gar in verſen einen held/

So ſpraͤch ich augenblicks/ das wunder dieſer welt.

Und alſo duͤrfft ich nur von lauter wunder-dingen/

Von himmel/ ſtern und licht und ſeltner ſchoͤnheit ſingen:

Und wenn ich nur fein offt ſo ſtoltze woͤrter-pracht

Haͤtt’ ohne muͤh und kunſt im dichten angebracht;

Ja/ wann ich noch dazu der ſyllben thon verletzte/

Und bald ein woͤrtgen hier/ das andre dahin ſetzte/

So koͤnten/ traͤff es gleich auch nur in ſtuͤcken ein/

Doch meine verſe leicht Malherbens aͤhnlich ſeyn.

So aber will mein geiſt ſich leider! nicht bequemen/

Er mag zum ſchluſſe nichts/ als was ſich ſchicket/ nehmen/

Und kan unmoͤglich ſehn/ daß meine redens-art

Q 2Sich
[244]Vermiſchte Gedichte.
Sich mit der zeile bloß des reimes wegen paart.

Wenn er vier worte ſagt/ laͤſt er nur eines bleiben;

So daß ich offt mein werck muß zwantzig mahl umſchreiben.

Verflucht ſey doch der mann/ der bloß aus unbedacht

Die erſten regeln hat im reimen auffgebracht:

Der ſeiner reden krafft in zahlen eingeſchraͤncket/

Und ſie nebſt der vernunfft in ſolche noth verſencket!

Waͤr dieſes handwerck nicht/ was haͤtt’ ich fuͤr gewinn?

Die tage lieffen mir voll ſuͤſſer ſtunden hin:

Jch duͤrffte nichts mehr thun/ als ſingen/ trincken/ lachen/

Und wie ein thumherr mich nach willen luſtig machen.

Jch koͤnte ruhig ſeyn/ bey zeiten ſchlaffen gehn/

Bey tage muͤßig ſeyn und ohne ſorgen ſtehn.

Und weil mein hertz ohndem zum grame ſich nicht ſchicket/

Ein feind der mißgunſt iſt/ die ehrſucht niederdruͤcket/

Die ſtoltze gegenwart der groſſen herren ſcheut/

Und der Fortuna nicht im Louvre weyrauch ſtreut.

Wie gluͤcklich waͤr ich doch/ wenn/ meine ruh zu ſtoͤren/

Nur das verhaͤngniß mich nicht haͤtte reimen lehren.

Allein ſeit dem der wahn/ den dieſe peſt gebiehrt/

Durch ſeinen nabel mir die ſinnen hat geruͤhrt/

Und ein verdammter geiſt/ bloß ſeinen ſpott zu treiben/

Mich auf den ſchluß gebracht/ recht wohl und rein zu ſchreiben;

So ſitz ich tag fuͤr tag bey einem wercke ſtill/

Veraͤndre diß und das/ was ſich nicht reimen will:

Flick’ an und ſtreiche weg/ und heb offt an zu fluchen/

Daß mich die Muſen nicht wie Pelletieren ſuchen.

Begluͤckter Scuderi! du ſchwitzeſt nicht wie wir/

Und bringeſt monatlich ein neues werck herfuͤr.

Zwar deine ſchrifften ſind nichts als gemeine lieder/

Ohn arbeit/ ohne kunſt/ und der vernunfft zuwider:

Allein ſie treffen doch/ was man auch ſagen kan/

Viel narren zum verkauff und auch zum leſen an.

Und endlich wenn der reim am ende richtig klinget/

Was iſt es denn nun mehr/ ob der verſtand ſich zwinget?

Der iſt in warheit wohl rechtſchaffen arm und blind/

Der
[245]Vermiſchte Gedichte.
Der ſeinen freyen geiſt an kunſt und regeln bind’t.

Ein narr hat tauſendmahl mehr luſt in ſeinem dichten/

Er darff ſich/ wenn er reimt/ nach keinen woͤrtern richten/

Liebt alles/ was er macht/ und bildet ſelbſt ihm ein/

Daß er und ſeine ſchrifft die groͤſten wunder ſeyn.

Allein ein hoher geiſt ſucht nur umſonſt auff erden/

Jn dieſer ſchweren kunſt vollkommen klug zu werden.

Er iſt ſtets mißvergnuͤgt ob dem/ was er verricht/

Gefaͤllet aller welt/ nur bloß ihm ſelber nicht;

Und da ein ieder menſch ihn preiſen muß und lieben/

Wuͤnſcht er zu ſeiner ruh: er haͤtte nichts geſchrieben.

Drum bitt ich nochmahls dich/ du fuͤrſt der dichterey/

Moliere/ bringe mir die kunſt zu reimen bey:

Jſt aber dieſes dir unmoͤglich/ mir zu zeigen/

So lehre mich die kunſt im reimen gar zu ſchweigen.


Auff den nahmens-tag Hn. Nicolaus Will-
mann/ Churfuͤrſtl. Brandenburgiſchen
amts- und ſteuer-raths.
B. N.

DJe kluge welt hat noch biß heute nicht ergruͤndt/

Was Martyr dennoch will vor eine warheit ſchreiben;

Ob in Longuca ſich ein wunder-brunn befindt/

Der alte leiber kan in junge formen treiben:

Diß aber iſt gewiß: daß GOttes ſtille krafft

Verlebten dingen offt das meiſte leben ſchafft.

Wie ſpielt nicht die natur an dem geſtirnten bogen?

Des monden ſilber faͤllt und nimmet wieder zu:

Die wolcken werden ab- und wieder auffgezogen:
Q 3Die
[246]Vermiſchte Gedichte.

Die ſonnen-kugel ſucht in der bewegung ruh/

Und da wir alle gleich von ihrer flamme zehren/

Sieht man ſie taͤglich doch ein neues feur gebaͤhren:

Diß thut der himmel nur; was nicht die unter-welt?

Die uns mehr wunder laͤßt als jener ſterne ſchauen.

Denn wenn die graue zeit den marmel faſt verſtellt/

Muß witz und kunſt daraus erſt groſſe tempel bauen/

Und die erfahrung giebt: daß barben und der wein

Jm alter koͤſtlicher als in der jugend ſeyn.

Ein crocodil der waͤchſt/ ſo lang er ſich beweget:

Die ſtroͤme mehren ſich durch ihren weiten lauff.

Je mehr ein feigen-baum auf erden fruͤchte traͤget/

Je mehr ſetzt die natur ihm wieder knoſpen auf.

Ein adler kan ihm ſelbſt die jugend wieder bringen/

Ein todter phoͤnix ſich aus ſtaub und aſche ſchwingen.

Der arme menſch allein bricht wie der porcellan/

Und ſteckt voll ungemach/ wie duͤnſte voller regen.

Er weint/ ſo bald er nur die augen auffgethan/

Mit thraͤnen muß er ſich auch wieder niederlegen/

Und iedem kinde zeigt ſein ſchreyend A und E/

Daß man mit Armuth auf/ mit Elend untergeh.

Drum reißt die ungedult zuweilen aus den ſchrancken/

Und floͤßt den ſterblichen die falſche lehren ein:

Die goͤtter waͤren nichts als ſchatten und gedancken;

Sonſt muͤſte ja der menſch mehr wie die thiere ſeyn.

Denn dieſe ſchlieffen offt auf roſen und jaßminen/

Wenn jenem tod und blitz an ſtatt der ſonne ſchienen.

So denckt die blinde welt: doch ſonder alles recht.

Denn fleiſch und blut ſind nicht die nahrung unſrer ſeelen.

Je mehr der matte leib ſich an begierden ſchwaͤcht/

Je weiter ruͤckt der geiſt aus ſeinen moͤrder-hoͤlen;

Weil/ wenn die roſen uns am munde niedergehn/

Die ſeelen insgemein erſt in der bluͤte ſtehn.

Und
[247]Vermiſchte Gedichte.
Und alſo waͤchſt der menſch an weißheit und verſtande/

So wie die thiere nur an gliedern und geſtalt.

Die geile jugend fliegt/ wie mutten nach dem brande/

Die maͤnner werden ſchon in ſuͤnden wieder kalt;

Ein alter aber kan am ende beyden zeigen:

Wie weit ein Jcarus ſoll in die wolcken ſteigen.

Sein ſilber-weiſſes haupt iſt lauter redligkeit/

Und oͤffnet doch zugleich ein zimmer voller kohlen/

Aus dem die armen troſt in der bedraͤngten zeit/

Die fuͤrſten rath und licht/ gelehrte flammen holen.

Drum hat uns Syrach ſchon wie Sparta dargethan:

Daß man das alter nicht genug verehren kan.

Erlaube demnach auch du crone grauer weiſen/

Daß mein gemuͤthe dir ein kleines opffer bringt.

Jch ſuche dir hiemit nicht deinen ruhm zu preiſen/

Den auff der ſtraſſen ſchon ein jedes kind beſingt;

Nicht deine groſſe treu/ die wie ein regen-bogen

Dem gantzen lande nichts als ſonne zugezogen.

Dein geiſt iſt viel zu groß vor feder und papier/

Nachdem ihn die natur ſo offters umgegoſſen:

Doch der genaden-brunn/ den GOttes guͤte dir

Durch deinen nahmens-tag vom neuen aufgeſchloſſen/

Hat wie der Muſen-quell/ durch ſeine wunder-macht/

Mein hertze ſtatt der kunſt in dieſe reimen bracht.

Jhr himmel ſchwaͤngert euch mit ſegen und gedeyen

Und ſchließt diß theure haupt in friſche roſen ein!

Schafft daß die luͤffte gold/ die wolcken perlen. ſchneyen/

Die ſpeiſen ambroſin/ die traͤncke nectar ſeyn/

Und wenn euch Willmann wird um euren willen fragen/

So laßt ihm allemal/ man will/ zuruͤcke ſagen.


Q 4An
[248]Vermiſchte Gedichte.
An den General Fabian Ferſon/ als er Ao. 1675
mit erſter ſchiffarth nach Stockholm ankam.
E. C. S.

WEnn/ welt-beruͤhmter held/ ein knecht ſich darff erkuͤhnen/

Nach aller moͤglichkeit dich heute zu bedienen/

So hab ich diß zu thun vor andern gutes recht;

Denn ich erkenne mich fuͤr deinen ſchlechten knecht.

Jch lege mich hiermit zu deinen fuͤſſen nieder/

Und uͤberreiche dir die unvollkommne lieder/

Mit welchen ich in eil den frohen tag beehrt/

An welchem du geſund bey uns biſt eingekehrt.

Wir dancken GOtt dafuͤr/ ob ſchon die lieben deinen/

Die du zuruͤcke lieſt/ umb dich noch traurig ſcheinen/

Fuͤrnehmlich weil ihr feind in voller ruͤſtung ſteht/

Und/ wie berichtet wird/ an ihre graͤntzen geht.

Man ſagt/ die Duͤn’ als ſie dein abſeyn haͤtt vernommen/

Sey in der wilden ſee ſehr weit dir nachgeſchwommen/

Und weil ſie dich nicht fand/ hat ſie/ die nun betagt/

Jhr ſchilfficht haupt beraufft und dich ſehr hoch beklagt.

Es rieff dir ſehnlich nach ihr gantzes hoffgeſinde/

Vor allen andern doch die junge Duͤnamuͤnde/

Die ihre tochter iſt/ rieff immer dieſe wort:

Ach vater! ziehſt du weg? ach vater! ziehſt du fort?

O ach! und laͤſſeſt mich in haͤnden meiner neider?

Jndem ſie dieſes ſprach/ zerriß ſie ihre kleider/

Wie ihre mutter that; ſeit dieſes iſt geſchehn/

Hat man ſie beyde bloß und nackend gehn geſehn.

Wie ſchmertzlich ſie nun dort dein abſeyn ietzt bereuen/

So hertzlich koͤnnen wir uns deiner ankunfft freuen;

Der alte Mehler ſelbſt/ wie mir wird fuͤrgebracht/

Hat unter ſeinem eiß heut uͤber laut gelacht.

Es ſtroͤhmte neben ihm die liebliche Syrene

Durch ihre ſilberfluth ein jauchzendes gethoͤne/

So daß ihr heller ſchall den fluth-cryſtall durchbrach:

Die klippen ſprachen ihm mit ſchweren lippen nach

Und
[249]Vermiſchte Gedichte.
Und ſperrten kluͤffte auff; der hall fiel in die gruͤffte/

Und Echo rieff ihm nach in weite breite luͤffte/

Die luͤffte drehten ſich durch ſtaͤdte/ feld und wald:

So iſt dem ankunfft nun im gantzen land erſchallt.

Die meiſte/ welche ſich nebſt mir derſelben freuen/

Begunten uͤberall zu jauchzen und zu ſchreyen/

So lange biß der Loͤw in dieſer mitternacht

Von ihrem freuden-ſchall aus ſeinem ſchlaff erwacht.

Der hochgeehrtſte Loͤw/ ſo ſeine guͤldne klauen

Anietzt zum erſten mahl den feinden giebt zu ſchauen/

Und gleich in ſchrancken ſpringt/ erfreuete ſich ſehr/

Als er die poſt vernahm: daß Ferſon kommen waͤr.

Sein praͤchtiges Stockholm/ nach dem es dich empfangen/

Spꝛach: dieſes iſt der mann/ nach dem ich trug verlangen/

Sey ſehr willkommen hier/ du kuͤhner krieges-held/

Dem ſelbſt der wilde Mars verzagt zu ſuͤſſen faͤllt.

Weil dir denn iederman rieff gluͤck und heyl entgegen/

Beſchloß ich meine pflicht in reimen abzulegen/

Und brach in hoͤchſter eil/ wie unſer Phoͤbus weiß/

Held! dir zu ehren ab diß duͤrre lorbeer-reiß.

Jch hatte neulich zwar mir gaͤntzlich fuͤrgenommen/

Gantz nicht/ ja nimmermehr auff Aons hoͤh zu kommen/

Nur darum/ weil man hier die tichterey verlacht/

Weil ſie hans liederlich zum bettel-ſtabe macht.

Jch waͤr auch gantz gewiß bey dieſem vorſatz blieben/

Und haͤtte dieſe kunſt nicht wiederum getrieben/

Wo nicht mein freyer ſinn/ der unerſaͤttlich geitzt/

Nach groſſer herren gunſt mich hierzu angereitzt.

Diß aber reitzt mich mehr: Jch weiß daß du vordeſſen

Auf Poͤons Helicon haſt oben an geſeſſen/

Und daß du tichter wohl zu unterſcheiden weiſt

Von bettlern/ welche lang auf ihre kunſt gereiſt.

Die gehen mich nichts an/ auch nicht die meiſter-ſaͤnger/

Die lange ſylben kurtz und kurtze ſylben laͤnger/

Als ſich gebuͤhret/ ziehn/ nachdem das hoͤltzgen iſt/

Womit ihr aberwitz die armen reime miſt.

Q 5Wer
[250]Vermiſchte Gedichte.
Wer nach der elen reimt/ den muß man tichter nennen/

Ob am gedichte gleich nichts tuͤchtigs zu erkennen/

Er iſt/ er heiſt und bleibt ein kuͤnſtlicher poet/

Warum? weil P. L. C. nach ſeinem nahmen ſteht.

Diß ſey und bleib er auch/ biß andre ihn vertreiben/

Und ihn zu Nuͤrenberg in pritſchen-orden ſchreiben.

Jch habe meines theils auf aff- und haſen-jagt

Noch keinen hund gehetzt/ auch keinen ſchluß gewagt.

Fuͤr dieſe ſchnoͤde luſt bemuͤh ich mich zu melden

Von groſſer tapfferkeit beruͤhmter krieges-helden/

Wie der und jener ſich durch ſeine feinde drung/

Und ſich durch ſchwerd uñ ſpieß uñ dampf zun wolckẽ ſchwung.

Zwar ich bin nicht geſinnt vor dieſes mahl zu ſagen/

Was/ Ferſon/ deine fauſt vor ruhm davon getragen/

Als du mit ſelbiger Gradivum ſelbſt bekaͤmpfft/

Sein blutig ſchwerd geraubt und ihn damit gedaͤmpfft.

Wer diß verrichten ſoll/ muß Buchners hohe gaben/

Muß Gryphens hohen geiſt und donner-worte haben/

Er muß beredet ſeyn als unſer Opitz iſt/

Der erſte teutſche ſchwan/ und ruͤſtig ſeyn als Riſt/

Er muß entzuͤndet ſeyn von Flemmings himmels-flammen/

Wer nicht von jugend an der dreymal-dreyen ammen

Gelehrte bruſt geſaugt/ darff ſich nicht unterſtehn/

Dich ſternen gleichen held noch hoͤher zu erhoͤhn.

Drum will ich deinen ruhm viel lieber hier verſchweigen

Und mich mit worten nicht/ wie Phaeton/ verſteigen/

Der/ weil er uͤberſchritt ſein vorgeſtecktes ziel/

Schnell uͤber hals und kopff vom himmel runter fiel.

Woferne dieſer reim/ der dir zun fuͤſſen lieget/

Dein auge ſchauen kan/ ſo bin ich ſchon vergnuͤget;

Wenn aber finſterniß ihm ſolt im lichte ſtehn/

So wird die ſonne mir heut blutig untergehn.

Damit nun dieſer tag befreyet ſey vom leide/

So goͤnn auch mir ein theil von deiner ankunffts-freude/

Und nim/ ich weiß du kanſt/ dich deines dieners an/

Sonſt iſt es um mein gluͤck und wolfarth gantz gethan.

Jch
[251]Vermiſchte Gedichte.
Jch bitte dich/ durch dich/ durch deine tapffre ahnen/

Durch deinen helden-muth/ durch deine ſieges-fahnen/

Durch dein vergoͤttert lob/ das ſich durch belt und feld

Und welt geſchwungen hat biß an der ſternen zelt.

Laß meine hoffnung nicht vor dißmahl mich betruͤgen/

Hilff mir durch deinen ſieg mein ungluͤck uͤberſiegen/

So ſoll der frohe tag/ an dem du eingekehrt/

Benebenſt dir/ von mir/ ſeyn ewig hochgeehrt.


An den Hn. Gaͤrtner von Gaͤrtenberg zu
Stockholm zugeſchrieben.
E. C. S.

VErzeih mir/ Mecaͤnat/ wenn dieſe ſchlechte zeilen

Zu unbequemer zeit zu deinen fuͤſſen eilen/

Wenn meiner feder mund nicht redet nach gebuͤhr/

So bitt’ ich/ ſtoß mich nicht von deiner garten-thuͤr.

Weil ich die gaͤrtner-kunſt von jugend an geliebet

Und mich nach moͤgligkeit in ſelbiger geuͤbet/

Hat ſelbſt Apollo mir/ aus ſonderbarer gunſt/

Mit eigner hand gelehrt ein theil von ſelber kunſt.

Er fuͤhrte mich mit ſich in einen ſchoͤnen garten;

Weil ich nun willig war den blumen auffzuwarten/

Hab ich mit ſtetem fleiß es letzt dahin gebracht/

Daß er mich uͤber ſie zum gaͤrtner hat gemacht.

Der garten/ welchen zwar ſonſt niemand noch geſchauet/

Als nur der dichter ſchaar/ war ziemlich ungebauet/

Zur rechten ſtund ein wald/ zur lincken Floren zelt/

Hier ein erhoͤhter berg/ dort gruͤn durchkleetes feld.

Es gienge Caſtalis mit perlen-weiſſen fuͤſſen

Jm garten hin und her die blumen zu begieſſen/

Bey meinem garten-hauß an einer ſchoͤnen ſtell

Entſprunge Hippocren/ die hell und ſchnelle quell/

Mit murmeindem geraͤuſch und fuͤhrte gold im ſande/

Es ſtunden roſen-puͤſch an ihrem gruͤnen ſtrande/

Jn ſelber wohnete der helle wiederſchall/

Mit
[252]Vermiſchte Gedichte.
Mit dem beſprachte ſich die laute nachtigal.

Der garten/ wie gedacht/ war uͤberall geſchmuͤcket/

Mit ſchoͤnen blumen hier/ mit kraͤutern dort geſticket/

Mein’ augen haben ſtets/ was ſie begehrt/ geſchaut/

Nur keine muͤntze nicht und tauſend-guͤlden kraut.

Mein Phoͤbus hatte ſich auf beyde nicht befliſſen/

Auch nicht auf loͤffel-kraut und nichtige narciſſen/

Weil ſie ſo fluͤchtig ſeyn. Zu ſelber ſchoͤnen zeit

Wuſt ich von keiner angſt/ von keinem hertzen-leid.

Jch ſah’ den ehren preiß in ſeiner ehre ſitzen/

Die hohe ſonnen-blum als eine ſonne blitzen/

Die kecke lilje ſtund in ihrer gelben glut/

Die raut in graß-ſchmaragd/ die roſ’ in milch und blut.

Jch ſah den nelcken-ſtock ſein purpur-kleid empfangen/

Mein ſchoͤnes tauſend-ſchoͤn vor tauſend blumen prangen/

Und meinte/ daß mein hertz/ das damahls war im meer

Voll unerſchoͤpffter luſt/ nicht zu betruͤben waͤr.

Nun aber hat die zeit/ mit der ſich alles endet/

Mich aller luſt beraubt/ mir alle freud’ entwendet;

O Solon! du haſt recht/ ſo lange Titan tagt!

O Solon! du haſt wahr und mehr als wahr geſagt.

Jndem du niemand nicht vor gluͤcklich haſt erkennet/

Eh ſeine ſeele ab- vom leibe ſich getrennet/

O Solon! du haſt recht. Als ich im garten ſaß/

Und vor der blumen zier faſt meiner ſelbſt vergaß/

Erhub ſich unverhofft ein unausſprechlich brauſen/

Der wuͤttrich Boreas hub grauſam an zu ſauſen/

Der ſturm nahm ſchrecklich zu/ es ruderte die ſee

Aus ihren ſyrten raus zum himmel in die hoͤh.

Die weite breite lufft ward uͤberall bezogen

Mit dicker finſterniß und truͤben waſſer-wogen;

Die wolcken rollten fort/ ihr rauher donner-knall

Erſchuͤtterte die lufft/ es zitterte der ball

Der erden ſelbſt vor furcht; es raſſelten die waͤlder

Und praſſelten vom ſturm/ der meine blumen-felder

Mit ſchloſſen/ regen/ blitz und ſchrecken uͤberfiel;

So
[253]Vermiſchte Gedichte.
So wurde mir verruͤckt mein vorgeſetztes ziel.

Mein gaꝛten iſt verheert/ die blumen ſind verſchneyet/

Von lufft aus mitternacht die meiſten abgemeyet.

Mein gruͤnes wintergruͤn hat ſeinen todt geſehn/

Und meinem tauſendſchoͤn iſt eben ſo geſchehn.

Der kirſchbaum/ als der ſturm ſo wuͤteriſch gehandelt/

Hat ſeine gruͤne frucht in rothes blut verwandelt/

Die roſe hat aus ſchmertz ihr auge zugedruͤckt/

Und thraͤnen raus gepreſt/ als ſie den froſt erblickt/

Er fiel in ſeinem grimm auff meinen laͤnger-lieber/

Und uͤberſchuͤttet ihn mit ſeinem todten fieber:

Ein eintzig bluͤmchen nur kam ihm nicht zu geſicht;

Diß/ gaͤrtner/ ſchenck ich dir/ es heißt: vergiß mein nicht.

Woferne ſich dein knecht zu bitten darff erkuͤhnen/

So bitt ich/ wann es moͤcht in deinen garten dienen/

Vergoͤnn’ ihm einen ort; wird es nicht untergehn/

So ſoll es ewiglich zu deinen dienſten ſtehn.

Mein poley iſt verwelckt/ der hyacinth verſchwunden/

Die roßmarin verſchwartzt; wo vormahls veilgen ſtunden

Schießt bittrer wermuth auf; fuͤr gruͤnen majoran

Dringt blaue ſorge vor und ſtrenger wiederthan.

Nun leb’ ich gar in furcht/ es werd’ ein ſturm aus norden

Mir meinen lorbeer-wald noch jaͤmmerlich ermorden/

Weil ſich der moͤrder ſchon um aſt und gipffel ſchwingt

Und mit der blaͤtter zier um leib und leben ringt.

Giebt mir der Hoͤchſte nicht/ wornach mein hertze ſtrebet/

So hat mein ehren-preiß die ſterbligkeit erlebet/

Auch mein vergiß mein nicht/ nimt diß erſt ſeinen tod/

So liegt mein hoͤchſtes gluͤck in ſeiner letzten noth.

Diß kraut/ vergiß mein nicht/ traͤgt dir dein knecht entgegen/

Und gleich itzt will er es zu deinen fuͤſſen legen:

Zum zeichen daß er dir zu dienen willig iſt/

Biß mein/ vergiß mein nicht/ letzt ſeiner ſelbſt vergißt.

Hilff! denn du kanſt es thun/ dein arm iſt unverkuͤrtzet/

Hilff dieſem/ der ſein gluͤck in abgrund hat geſtuͤrtzet/

Er-
[254]Vermiſchte Gedichte.
Erwege dieſe wort/ und reiche dem die hand/

Der nichts beſtaͤndigs hat als gluͤckes-unbeſtand.


Der verbrandte Cupido.
DJe liebliche Dione/

Der ſchoͤnheit ſchoͤnſte krone/

Saß nechſt auf ihrem throne/

Und rief dem kleinen ſohne/

Dem nackten fluͤgel-ſchuͤtzen/

Dem ſchuͤtzen/ der mit flitzen

Kan vieler hertz zerſchlitzen/

Und tieffe wunden ritzen/

Und heiſſe flammen ſpruͤtzen.

Komm/ ſagte ſie/ geliebter/

Jm lieben ausgeuͤbter/

Und bitte mir ietzt gaͤſte

Zu meinem nahmens-feſte.

Du ſolt die jungfern laden/

Die ſchwimmenden Najaden/

Die gruͤnen Oreaden/

Wie auch die Nereinen/

Samt ihren luſt-Delphinen/

Die ſchnellen feld-Napeen/

Und was du mehr ſtehſt gehen

Von meinem frauen-zimmer.

Doch huͤte dich/ du ſchlimmer/

Daß du mir keine hertzeſt/

Noch gantz verwegen ſchertzeſt.

Wenn du ſie eingeladen/

So bitte nicht Menaden

Und bockgefuͤſte Faunen/

Die auf den feld-poſaunen/

Ein garſtig lermen blaſen.

Denn maͤnner/ ſo nur raſen/

Die kan ich gar nicht leiden

Bey meiner wolluſt freuden.

Du
[255]Vermiſchte Gedichte.
Du muſt mir ſchoͤne knaben/

Die blut und geiſter haben/

Zu meinem feſte bitten/

Sonſt iſt die luſt verſchnitten.

Die lieblich koͤnnen ſingen/

Die hurtig koͤnnen ſpringen/

Die tapffer koͤnnen ringen

Und bey geſtalten dingen

Dem frauen-zimmer bringen

Beliebt’ ergoͤtzligkeiten/

Und luſt-vollkommenheiten.

Als liebreitz diß gehoͤret/

Umfiel er gantz bethoͤret

Der mutter perlen-bruͤſte/

Die er ſo ſehnlich kuͤſte/

Daß auch auf ſeinen lippen/

Den hochgeſchwollnen klippen/

Der purpur blieben kleben/

Und den befaſten reben

Der ſilberreichen bruͤſte/

Der liebe luſt-geruͤſte.

Drauff iſt er ausgeflogen/

Eliſien durchzogen/

Und hat die Venerillen/

Die ſchoͤnen Chileſillen/

Die braunen Amarillen/

Die weiſſen Violillen

Und keuſche Galateen/

Die edlen Aſtereen

Zu dieſem feſt geladen/

Und ſeiner mutter gnaden

Dienſtfertig angezeiget/

Demuͤthig ſich gebeuget/

Sie bey der hand gefuͤhret/

Mit myrthen ſie gezieret/

Jn roſen eingeſchmieret/

Ließ
[256]Vermiſchte Gedichte.
Ließ ſie zur mutter kommen/

Die ſie in ſchooß genommen/

Mit nectar ſie getraͤncket/

Und mildiglich geſchencket.

Drauff koͤmmt der liebe waͤchter

Und treibt ein hell gelaͤchter

Fuͤr Venus goͤldnem throne

Und rieff: mein iſt die crone!

Seht dieſe junggeſellen/

Wie ſie ſich koͤnnen ſtellen/

Die ſollen heute tantzen/

Und ihre fuͤſſe pflantzen

Jn kunſtgebognen reihen/

Auf/ blaſet die ſchalmeyen.

Jch nehme dieſen becher/

Der ſchweren ſorgen brecher/

Jch wills der ſchoͤnſten bringen/

Es ſoll mir noch gelingen.

Auf meiner mutter gluͤcke/

Des himmels meiſterſtuͤcke/

Auff meiner mutter leben

Muß dieſer becher ſchweben

Jn aller hand und munde/

Bald leert er zu der ſtunde

Die umgeſtuͤrtzte ſchale/

Und ſpielet auf dem ſaale.

Weil aber tauſend fackeln

An goͤldnen leuchtern wackeln/

Und in den ſchoͤnen zimmern

Viel hundert ampeln ſchimmern/

Sind die entbrandten funcken

Auf ſeinen kopff geſuncken.

Bald brennen ihm die haare/

Die goldgekraͤuſte waare/

Bald ſchlaͤget in den flammen

Der fluͤgel ſchwung zuſammen/

Und
[257]Vermiſchte Gedichte.
Und Amor waͤr verbrennet/

Wenn nicht herzugerennet

Die Venus und holdinnen/

Samt ieden menſch-goͤttinnen.

Sie ſalben drauf den knaben

Mit reichen balſams-gaben/

Die ſtaͤrckenden jesminen/

Die muͤſſen dazu dienen/

Wie auch des ambers ſeele/

Das roſ- und liljen-oͤle/

Und was mehr zu erdencken

Von kraͤfftigen getraͤncken.

Darnach entſteht ein klagen/

Wer ihn zu bett ſoll tragen/

Von jungfern wil nicht eine/

Sie ſprechen: ja der kleine

Und abgefeimte ſchelme

Hat unter ſeinem helme

Noch liſt und tuͤck verborgen.

Er hat die liebes-ſorgen

Uns in das hertz gegoſſen/

Ja unerhoͤrte poſſen

Gleich denen die geſchoſſen

Uns in die ſeel geſprenget/

Und gut und blut vermenget.

Am beſten daß er hencket/

Und daß man ihn ertraͤncket/

Damit nicht ferner ſchmertzen

Beſtuͤrmen unſre hertzen.

Das frauenzimmer lauffet/

Und ſiht/ wie diß’ ihn rauffet/

Und die mit zangen zwicket/

Ein andre faſt zerſtuͤcket;

Nur uͤber den gantz armen

Traͤgt eine noch erbarmen.

II. Theil. RDa-
[258]Vermiſchte Gedichte.
Damit er friede haͤtte/

So fuͤhrt ſie ihn ins bette.

Als Venus diß geſehen/

Was Amor war geſchehen/

Verſprach ſie hoch und heilig/

Es ſolte nicht nachtheilig

Den Nymphen ſeyn und heiſſen/

Sie wolle ſich befleiſſen/

Daß bey den wenig tagen

Ein iedes moͤchte ſagen:

Die ſchoͤnſten von den Nymphen/

Die nicht der neid kan ſchimpfen/

Traͤgt nunmehr krantz und krone

Fuͤr ihre treu zu lohne.


Das ſpiel.
C. H. v. H.
ES iſt ein ſchalck der zeit/ ein zunder zu dem zancken/

Ein rechtes freundſchafts-gifft/ ein hencker der gedancken/

Des krieges ebenbild/ ein diebſtahl den man liebt/

Ein weſen/ ſo kein chriſt recht mit gewiſſen uͤbt/

Ein ſuͤſſes hexenwerck/ ein ungewiſſes lachen/

Und daß ich nicht zu viel darff von dem ſpiele machen/

Wenn der beruͤhmte tag wirfft erd und himmel ein/

So wird das ſpielen doch der teufel labſal ſeyn.


Verzweifflungs-gedichte.
C. H. v. H.
DJe augen ſchloß ich traurig zu/

Die haͤnde deckten meine ſtirne/

Jch war entbloͤſt von luſt und ruh/

Der kummer fuͤhlte das gehirne/
Bald
[259]Vermiſchte Gedichte.

Bald wacht ich auff/ bald ſchlieff ich ein/

Bald wolt ich tod und aſche ſeyn/

Bald wuͤnſcht ich weit von hier zu leben;

Und daß ja nichts ſey unbekant/

So hat die thorheit/ meiner hand

Papier und feder uͤbergeben.

Auf auf mein ſinn und du mein fuß/

Jch kan nicht laͤnger hier verziehen/

Mein warten bringet mir verdruß/

Jch wuͤnſche von der welt zu fliehen.

Jch ſpey auf ſcepter und auff gold/

Man ſey mir feind/ man ſey mir hold/

Es ſoll mich beydes gleich erquicken;

Die liebe/ ſo uns naͤrriſch macht

Und uns bezwingt mit dicker nacht/

Soll mir nicht den compaß verruͤcken.

Jch lache/ wenn ich uͤberhin

Mein tummes leben uͤberlege/

Und diß/ worauf ich kommen bin/

Jn den gedancken recht erwege/

Mir zittern beydes marck und bein/

Die ſtirne wird wie eyß und ſtein/

Es will gebluͤt und geiſt erſtarren;

Genug geirrt/ genung geklagt/

Den irrthum hat die zeit verjagt/

Jch will nicht laͤnger hier verharren.

Jch eil in eine weiſſe gruft/

Die keine ſonne hat beruͤhret/

Und da die eingeſperrte luft

Uns zeitlich zu dem tode fuͤhret/

Der ſchlangen gifft und drachen rauch/

Der fuͤlle naſe/ bruſt und bauch/
R 2Und
[260]Vermiſchte Gedichte.

Und endlich meinen geiſt vertreibe/

Auf daß die ausgedorrte bruſt

Als eine recht beſtimmte koſt

Fuͤr junger drachen zaͤhne bleibe.

Und werd ich ja nicht hingericht/

Durch ſchlangengift geſchickt zu toͤdten/

Will keine drachen-mutter nicht

Mir freundlich ſeyn in meinen noͤthen/

So lauf ich in das heiſſe land/

Jn welchem der entbrannte ſand

Nichts als die loͤwen will ernehren/

Die werden endlich meine noth
(Denn nichts begehr ich als den todt)

Und auch zugleich mein fleiſch verzehren.

Und will mir weder gifft noch zahn

Die ſeele von dem leibe ſcheiden/

Jſt nichts ſo mich verzehren kan/

So mag dich doch nicht ferner leiden:

Es ſoll mir dieſe ſchwache hand

Sein wider meine bruſt gewand/

Sie ſoll den ſchnoͤden leib durchſtechen;

Hat mich das faule blut geplagt/

Und in viel groſſe noth gejagt/

So bin ich fertig mich zu raͤchen.

Die haare gehn den bergen zu/

Wenn ich erwege dieſes leben/

Bey welchem froͤligkeit und ruh

Verſchworen hat mir platz zu geben.

Jch bin ein todter der da geht/

Ein gas ſo auf den fuͤſſen ſteht/

Und ein verfaulter ohne bahre/

Ein brand von boͤſer brunſt gemacht/

Ein ſcheuſal/ deſſen ieder lacht/

Ein enger kram verachter wahre.

Und
[261]Vermiſchte Gedichte.
Und daß die feder nicht zu viel

Von meinem boͤſen leben ſage/

So habe ſie hiermit ihr ziel/

Jch will nicht daß ſie ferner klage/

Mit dieſem geht mein wallen an/

Wol iedem der da bleiben kan/

Mein wolſeyn ſuch ich im verderben.

Jhr guten freunde/ gute nacht/

Der wunſch ſey euch von mir vermacht/

Mein leben mag mein feind ererben.


Hundspoſſen.
C. H. v. H.
SO will ich auch/ daß meine lieder/

Du hingelegter Rodomont/

Dem glut und muth in augen ſtund/

Beſingen deine kalten glieder.

Nur klag ich/ daß kein harzicht ſchwein

Hat ſollen dein geferte ſeyn/

Und neben dir ſich ſtrecken muͤſſen/

Daß dein und deines feindes blut

Nicht ſchaͤumig ſoll zuſammen flieſſen/

Und roth beſiegeln deinen muth.

Doch weil du ſchienſt zu ſeyn gebohren

Um Jupiters gezelt zu ſtehn/

Und durch ſein donnerreich zu gehn/

Ward dir ein donner-tod erkohren/

Ein donner ſo aus eiſen kracht/

Den ſchwefel und ſalpeter macht/

Wenn hitz und kaͤlt einander fliehen/

Schlug dein geſchicktes haupt entzwey;

Wir aber wollen uns bemuͤhen/

Daß deiner unvergeſſen ſey.

R 3Kommt
[262]Vermiſchte Gedichte.
Kommt ihr bekanten hoͤllen-hunde/

Die kleinen reckel ruff ich nicht/

Den kraft und wuͤrdigkeit gebricht/

Heult eifrig aus dem tiefen ſchlunde/

Heult traurig durch die gantze nacht/

Biß daß der himmels-hund erwacht/

Von dem die heiſſen tag entſprieſſen.

Jch weiß/ er heult ſo gut als ihr/

Daß ſich der baͤr wird fuͤrchten muͤſſen/

Und neben ihm der kuͤhne ſtier.

Des Cerberus gedritten rachen

Wird auch eroͤfnen dieſer fall/

Er ſoll durch ungemeinen ſchall

Den hof des Pluto wacker machen[!]

Der ſchwartze pfoͤrtner/ den die laſt

Der ſchweren ketten hat umfaſt/

Wuͤnſcht Rodomonden zu empfangen.

Der aͤrmſte fuͤhlt beſchwer und pein/

Verlangt die freyheit zu erlangen

Und Rodomonden gleich zu ſeyn.

Nun Rodomond ſpielt auf dem ſtrande/

Da der recht edlen hunde geiſt

Der groſſen wolluſt ſich befleiſt/

Jn einem wunderſchoͤnen lande.

Er rennt und fuͤhlt nicht muͤdigkeit/

Reich an vergnuͤgung/ arm an leid/

Schertzt mit Dianens geilen hunden/

Er iſt auf bulerey bedacht/

Nur dis/ was ich nicht recht befunden/

Jſt/ daß er keine junge macht.


Trinck-
[263]Vermiſchte Gedichte.
Trinck-lied.
WJr folgen dem gemuͤths-tyrannen/

Der ſucht die luſt in glaß und kannen/

Er geht des Bachus ſatzung ein/

Er wirft die pfeil in nechſten graben/

Und wuͤnſcht kein ander glaß zu haben/

Als ſeinen helm/ bald voll zu ſeyn.

Sein gantzes volck iſt ihm getrennet/

Er zecht/ daß er ſich ſelbſt nicht kennet/

Wiewohl er ohne binde kaͤmpft.

Er ſencket allbereit die naſe/

Man ſiht/ wie er mit einem glaſe

Den reſt von ſeiner fackel daͤmpft.

Ein ander mag die Chloris kuͤſſen/

Das kuͤſſen ſteht auf ſchlechten fuͤſſen/

Und ſtreicht nicht ſonder eckel hin:

Die kurtzweil aber von dem trincken

Laͤſt allen unmuth von uns ſincken/

Und ſtaͤrcket uns geſchmack und ſinn.

Jhr bruͤder/ geht nicht von dem ſaale/

Wir leeren denn die groſſe ſchaale/

Und gieſſen oͤle zu der glut.

Wir wollen uns daran nicht kehren/

Und ſolte ſie auch ewig waͤhren:

Je groͤſſer ſtreit/ ie groͤſſer muth.


R 4Cupi-
[264]Vermiſchte Gedichte.
Cupidinis teſtament.
H. v. A. v. S.
1.
CUpido lag im krancken-bette/

Und ſtellte ſich recht klaͤglich an/

Als wenn er luſt zu ſterben haͤtte/

Es war um alle krafft gethan;

Drum wuͤnſcht er wegen ſeiner ſachen/

Ein richtig teſtament zu machen.

2.
Er ſchickte nach dem advocaten/

Alsbald kam ein notarius/

Der half in allen ſachen rathen/

Und alſo fiel indeß ein ſchluß:

Verlaß ich was nach meinem ſterben/

So ſoll das frauenzimmer erben.

3.
Die lieben jungfern ſollen haben

Den uͤberaus verliebten geiſt/

Auch alle andre leibes-gaben/

Und alles was ſonſt maͤnnlich heiſt;

Und zwar wie alles ſteht und liget/

Jch weiß ſie ſind damit vergnuͤget.

4.
Den weibern wil ich gleichfals dienen/

Vor die ſind meine fluͤgel gut/

Dieweil dergleichen haußrath ihnen

Zum allermeiſten noͤthig thut/

Sie brauchen ſie zu flederwiſchen/

Und zu der maͤnner federpuͤſchen.

5.
Was aber mach ich mit den alten?

Mein letzter ſtulgang iſt zu ſchlecht:

Gelt! wenn der podex wird erkalten/

Der iſt vor alte weiber recht.
Ja
[265]Vermiſchte Gedichte.

Ja ja es ſoll darbey verbleiben/

Der herr beliebe nur zu ſchreiben.

6.
Crumpificus war wol zu frieden/

Er ſprach: der herr thut wohl daran/

Denn ſo bleibt aller ſtreit vermieden;

Doch ehe diß geſchehen kan/

So mus ich ſieben zeugen ſehen/

Sonſt kan kein teſtament geſchehen.

7.
Cupido lag in letzten zuͤgen/

Die zunge ward almaͤhlich ſchwer/

Er ſprach aus lauter unvergnuͤgen:

Holt ſieben reine jungfern her/

Die noch von keinen maͤnnern wiſſen/

Die ſollen dieſes werck beſchlieſſen.

8.
Er lief als wenn er fluͤgel haͤtte/

Cupiden fiel indeß ein fluß/

Und alſo ſtarb er auf dem bette/

Zugleich kam auch Crumpificus;

Und hatt’ in vier- und zwantzig ſtunden

Nicht eine reine jungfer funden.


Entwurff der liebe.
C. H. v. H.
DJe lieb iſt unvernunfft/ die mit vernunfft vermengt/

Ein fried geſellter haß/ betrug vermiſcht mit glauben/

Ein hoffnungs-volle furcht/ ein ſchiffbruch deſſen rauben

Uns dennoch ſuͤſſe duͤnckt/ ein ſtein ſo uns bedraͤngt/

Ein angenehm Charybd/ und ein geſundes krancken/

Ein hunger der ſich muß mit ſeiner ſattheit zancken/

Ein vollgezechter durſt/ und trunckne nuͤchternheit/

Ein ſchoͤnes freuden-ſpiel/ das garſtig ungluͤck endet/

Ein port der uns verſchlingt/ wenn man ſchon angelendet/

R 5Ein
[266]Vermiſchte Gedichte.
Ein ſuͤſſer uͤbelſtand/ und uͤble ſuͤßigkeit/

Ein bittrer honigſafft/ der von geruch beliebet/

Und der uns im geſchmack gifft/ peſt und galle giebet/

Ein wetter das man wuͤnſcht/ und eine lichte nacht/

Ein dick verfinſtert licht/ ein abgeſtorbnes leben

Und ein belebter tod; ein fehler der vergeben/

Doch nicht vergeſſen wird. Ein ſchandfleck/ der mit pracht

Und ſchmincke ſich beſtreicht. Ein tugendhafftes lafter

Und ſchnoͤder miſſethat gelindes artzney-pflaſter/

Ein unbeſtaͤndig ſpiel und ein beſtaͤndig trug/

Ein’ ausgekraͤffte krafft/ ein gantz beweglich feſtes/

Ein allgemeiner ſchluß/ den narrheit nennt ſein beſtes/

Ein rath der urtheil ſpricht gantz ohne recht und fug/

Ein wolſtand der betruͤbt/ ein gluͤck das nicht erſcheinet/

Ein luſt-haus/ da die ſeel den freyen ſtand beweinet.


Auf das am ſonntag Cantate an. 1681 zu nacht
eingebrante ſommer bauß tit. Hn. Zach. von
Fritſchens.

H. M.
Sonne[t].
BRenn immer wie du wilt/ du altes ſommer-hauß/

Den freunden nur zur luſt/ den nachbarn nicht zum ſchrecken/

Es darff kein waͤchter hier den brand zu loͤſchen wecken:

Denn ob du gleich anitzt vergehſt in aſch und grauß/

So baut der herr von Fritſch dich ſchoͤner wieder aus/

Und Venus will dich ſelbſt mit ihren roſen decken/

Ja/ ſtatt der ziegel ſchenckt ſie ihre purpur-ſchnecken/

Gedenckt auch alle jahr zu halten einen ſchmauß.

Der Nymphen ſchoͤnes volck wil dich hinfort bewohnen/

Die nackten Amor’n gehn und legen zwibeln ein/

Daß kuͤnftig wachſen auf narciſſen/ anemonen/

Und daß ein ewig lentz um deine burg muß ſeyn.
Wer
[267]Vermiſchte Gedichte.

Wer aber/ frag’ ich auch aus frevel nicht vor witze/

Verſetzte dich in brand? ach! ach! der ſpieler hitze!


Geſpraͤch
Der ſterbenden Beliſe/ und ihres ſie
beklagende Lyſis.

BEliſe ſtarb/ und ſprach im ſcheiden:

Nun/ Lyſis/ nun verlaß ich dich!

Jch ſtuͤrbe willig und mit freuden/

Liebt eine dich ſo ſehr als ich.

Ach! ſprach er/ mag dich das betruͤben/

Beliſe? nur dein tod iſt ſchwer!

Kanſt du mich ſelbſt nicht laͤnger lieben/

Bedarff ich keiner liebe mehr.


Grabſchrifft.
Der ſeeligen Fr. v. B***.

HJer liegt die B***. das beyſpiel wahrer liebe/

Die/ was ſie nur gehabt/ gut/ ſchoͤnheit und verſtand/

Jhr leben und ihr hertz dem ehmann zugewandt/

Und nichts von ihm begehrt/ denn daß er ſie begruͤbe.

Drey kinder hatte ſie ihm hoͤchſt vergnuͤgt gebracht/

Und die geſetzte zahl der liebe vollgemacht.

Doch weil ſie auch dadurch/ worzu ſie war gekommen/

Jhr gantzes liebeswerck vollfuͤhret und erfuͤllt/

Ward ſie dem zum beweiß/ als wie ein liebes-bild/*

Mit einem kind’ im arm/ in himmel aufgenommen.

Nun traͤgt ſie dort den lohn der ehelichen treu;

Daß aber ſie auch hier nicht unbelohnet ſey/

Muß ſie (o ſchwerer dienſt!) ihr ehmann ſelbſt begraben.

Diß iſt die danckbarkeit/ die ſie hat wollen haben.

Wi-
[268]Vermiſchte Gedichte.
Wider das frauenzimmer auß dem
Frantzoͤiſchen.

† † †
ALs GOtt/ das groſſe werck der ſchoͤpfung zu beſchlieſſen/

Den Adam und in ihm ſein ebenbild gemacht/

Stund der begluͤckte menſch aus nichts hervorgebracht/

Und ſah die gantze welt/ als herr/ zu ſeinen fuͤſſen.

Was erd und Paradies/ was thier und vogel hieſſen/

War alles ingeſamt auf ſeine ruh bedacht.

Er lebt’ auch hoͤchſt vergnuͤgt; allein o kurtze pracht!

Sein gluͤcke war zu groß es lange zu genieſſen.

Jn meinung/ wie man ſprach/ er waͤre gantz allein/

Gab man ihm eine frau; kont’ auch was aͤrgers ſeyn?

Der arme lag und ſchlief/ und konte ſich nicht wehren/

Man ſchuf aus ihm ein weib/ das brachte man ihm zu.

Er nahm; doch leyder nur ſich ewig zu beſchweren!

Sein allererſter ſchlaf war ſeine letzte ruh.


Antwort eines Teutſchen/ in form einer
retorſion.

† † †
SO gluͤcklich und vergnuͤgt der Adam ſchien zu ſeyn/

Alß er das Paradies zur wohnung einbekommen;

Sprach doch der ſchoͤpfer ſelbſt: Er waͤre noch allein/

Und gab ihm eine frau vom Adam ſelbſt genommen.

Er ſchlief/ und Gott der Herr fuͤhrt’ ihm die Eva zu.

Er kriegte ſie im ſchlaf/ ſie war auch ſeine ruh/

Und dacht’ ihm/ durch den fall/ mehr gutes zu erleſen.

Daß aber ſie dadurch den ruheſtand verlohr/

War ihre meinung nicht/ ſie wuſt’ auch nicht zuvor/

Daß Adams fleiſch und bein ſo ſchwacher zeug geweſen.

Oder
[269]Vermiſchte Gedichte.
Oder kuͤrtzer.
† † †
WAs unſern ruheſtand verlohr/

Jſt freylich Evens fall geweſen!

Allein was konte ſie davor/

Daß man ſo ſchwachen zeug erleſen?

Sie war von Adams fleiſch und bein/

So konte ſie nicht ſtaͤrcker ſeyn.


Wider diejenigen/ die immer wider den
Adam ſchreyen.

VErzeiht dem Adam/ ihr veraͤchter/

Daß Even er gefolget hat.

Denn was er fuͤr die mutter that/

Das thun wir taͤglich fuͤr die toͤchter.


Ein vornehmes frauenzimmer in der
Schleſien nimt ſolches von den maͤnnern
fuͤr bekant an:

SO muſt ihr maͤnner doch bekennen/

Daß Adam that/ was Eva wolt.

Damit ihr ihm nachfolgen ſolt/

Ließ er euch ſeine erben nennen.


Antwort der maͤnner.
WJr ſind ja freylich Adams erben/

Wir folgen einer Even rath.

Allein wie heilſam dieſe that/

Das weiſt ihr lohn: wir muͤſſen ſterben.

Wie-
[270]Vermiſchte Gedichte.
Wider die ſich ſchminckende Frauens.
† † †
KOmt endlich nun die zeit/ daß in der nacht-cornette

Sie ſich zum ſchlaffe ſchickt/ ſo eile nicht zu bette;

Wart’ erſt mein lieber mann/ biß deine ſchoͤne frau

Die farben ihrer haut dem nacht-tiſch anvertrau;

Biß ſie die lilien und roſen ihrer wangen

Der waͤſcherin geſchickt/ in tuͤchern aufgefangen;

Die zwar den gantzen tag ihr angeſicht geputzt/

Nun aber auf einmahl vier tuͤcher eingeſchmutzt.


Auf die ins teutſche uͤberſetzte hiſtorie
Guſtaphi Adolphi.

† † †
GElehrter Puffendorff/ der teutſchen Muſen Pan!

Nachdem du uns bißher ein Grotius geweſen/

Nennt die gelehrte welt dich unſeren Thuan/

Jndem von deiner hand wir ſtaats-geſchichte leſen.

Es ſollen nun nicht mehr vom nord und teutſchen Rhein

Die helden/ wie zuvor/ mit ihren thaten ſterben;

Du ſchreibeſt ihren ruhm im ewigen latein/

Und uͤbergiebſt ihr bild der nachwelt ihren erben.

Daß Schwedens wunder-held Guſtavus wieder lebt/

Macht daß ihn dieſes buch heißt aus dem grabe ſteigen.

Wer weiß von unſerm thun/ nachdem man uns begraͤbt/

So die gelehrten es vergeſſen und verſchweigen?

Daß helden helden ſind/ wird uns durch euch erzehlt;

Achilles kennt man nur aus des Homerus ſchrifften;

Und weil es uns vordeß an ſchreibern hat gefehlt/

Liegt vieler Teutſchen ruhm verſcharrt in ihren gruͤfften.
Gluͤck-
[271]Vermiſchte Gedichte.

Gluͤckſeelig aber iſt die tugend unſer zeit/

Die dich und deinen muth zum herold angetroffen.

Wie praͤchtig zeigſt du uns Guſtavens tapfferkeit?

Was laͤſt auch nicht dein geiſt vom andern Guſtav hoffen?

Und da der feur’ge Carl/ mit ſeiner Koͤnigin/

Der ahnen thaten erſt noch hoͤher ſucht zu treiben;

Siht man dich unterdeß/ in demant und rubin/

Den Teutſchen Hercules von Brandenburg beſchreiben.

Kein wunder iſt es dann/ daß unſer vaterland

Und frembde/ was du ſchreibſt/ in ihre ſprachen ſetzen;

Und daß hingegen auch des neides kuͤhne hand

Den ſchulen-griffel darf an deine feder wetzen.

Die ehrſucht greiffet ſtets geprießne tugend an:

Allein wenn ſie ſich ſchon dir nachzuthun befliſſe;

Spricht doch fuͤr dich die wahl/ ſo Koͤnige gethan/

Daß keiner unſer zeit dir gleich zu ſchreiben wiſſe.


Letzten worte der Prinzeßin Briſide uͤber die
von ihrem Vater an ihrem geliebten Gra-
fen vollbrachte enthauptung.
Arie.

ERmuntre dich/ armſeelige Briſide/

Eh dich der letzte geiſt verlaͤſt/

Nach ſchwanen-art/ mit einem todten-liebe

Erſt zu begehn dein ſterbe-feſt;

Zu ſagen/ daß die nachwelt es erfahre/

Die liebe ſey dein ſarg/ die treue deine bahre.

Ein ſchweres thun/ ſelbſt ſeine noth beſingen;

Wer ruͤhrt wol ſeine wunden an?

Die fackel ſchmeltzt nur mehr von vielem ſchwingen/

So ſonſt noch laͤnger brennen kan:
Doch
[272]Vermiſchte Gedichte.

Doch hab ich auch nichts als das angedencken/

Das mir was ich gehabt hier koͤnte wiederſchencken.

Wo aber fang ich an mich zu beklagen?

Mein ſchmertz und leiden iſt zu groß/

Mein eigner freund hat leider! mich geſchlagen/

Mein hencker wohnt in meinem ſchoos.

Was ich gehabt/ gebeut mir mich zu haſſen/

Nicht daß es treuloß iſt/ nur daß es mich verlaſſen.

Der tod/ der mir bereits klebt an der zungen/

Erſchreckt mit nichten meine bruſt;

Diß aber iſts/ er iſt durch den entſprungen/

Der auch der urſprung meiner luſt.

Jch klage nicht/ daß ich nicht ſterben wollen/

Nur daß ich nicht fuͤr den/ der tod iſt/ ſterben ſollen.

Die rothe ſchuld faͤllt auf des vaters lenden/

Er kehret meine glut in rauch:

Des Grafens fall kommt ja aus ſeinen haͤnden/

Was ihn ermordt/ erſchlaͤgt mich auch.

O grauſamkeit in eines vaters hertzen/

Die zweyen hertzen ſucht duꝛch einen ſtrich zu ſchmertzẽ[.]

Entſeelter Graf; doch der in meiner ſeele

Noch wuͤrcklich geiſt und leben hat.

Ruhſt du anletzt in einer todten hoͤle?

Jch folge meinem trauer-pfad.

Dein grab/ ſo dir die treue hat gegraben/

Soll bald zur uͤberſchrifft: hier liegt die fuͤrſtin! haben.

Was kan ich mehr? ich folge deinem traume/

Und leiſte dir die letzte pflicht/

Kein palmbaum bleibt/ wenn ſeinem palmen-baume/

Der bey ihm ſteht/ die wurtzel bricht.
Der
[273]Vermiſchte Gedichte.

Der Pyramus ſtirbt neben ſeiner Thisbe/

Und Maſiniſſens gifft trinckt ſeine Sophonis be.

So kan mein hertz nicht laͤnger in mir bleiben/

Es ſcheut ſich ohne dich zu ſeyn/

Es eilt kein pfeil ſo ſehr zu ſeiner ſcheiben/

Als mich verlangt nach meiner pein.

Denn kan ich wohl was angenehmers hoffen/

Als diß: du biſt mein ziel/ ich habe dich getroffen?

Zwar kan ich nicht/ wie du/ gewaltſam ſterben/

Es fehlt mir eiſen und gewehr;

Doch ſoll ein ſchmertz mir leib und geiſt verderben/

Der grauſam iſt und auch ſo ſchwer.

Verzweifelung/ angſt/ bangigkeit und ſchrecken
(cken.

Solln/ weñ ich halb entſeelt/ mich marternd wieder we-

Wie Aetna ſich ſelbſt innerlich verzehret/

Und ſich verbrennt zu aſch und grauß/

Wie ſeinen tod ein ſeiden-wurm ernehret/

Und ſelbſt erbaut ſein todten-haus;

So ſoll mein hertz in meiner bruſt zerſpringen/

Und was dein ſchwerd gethan/ dir gleich zu ſeyn voll-

(bringen.

Haſt du ein reich verſchmaͤht um meinet wegen

Und koͤnigs-cronen ausgelacht/

So will ich auch den purpur nieder legen

Und was mich ſonſt durchlauchtig macht/

Mein fuͤrſtenthum tret ich mit beyden fuͤſſen/

Weil es dich/ liebſter Graf/ nicht fuͤrſten heiſſen muͤſſen.

Verſchwindet auch ihr perlen meiner bruͤſte/

Mein ſcharlach/ laſſe meinen mund/

Mein paradieß verwandle ſich in wuͤſte/

Mein amber werde keinem kund/
II. Theil. SMein
[274]Vermiſchte Gedichte.

Mein balſam ſoll in wuͤſteney verrauchen/

Weil meines Grafen hand ihn doch nicht kan gebꝛauchẽ.

Die roſen ſolln verbluͤhn auf ihren ſtoͤcken/

Darauf der kuͤtzel nie gebluͤht/

Kan ſie der mund nicht meines Grafen ſchmecken/

Jſts recht/ daß ſie kein auge ſiht.

Weg aller ſchmuck und alle zierlichkeiten/

Die faͤulnis ſoll ſich bald auf meinen blaͤttern breiten.

So geh denn hin armſelige Briſide/

Vollbringe was du ſchuldig biſt/

Hoͤrt auf zu wehn ihr baͤlge meiner ſchmide/

Weil meine kette fertig iſt/

Die mich mit dem auf ewig wird verbinden/

Den ich allhier geſucht und nimmer koͤnnen finden.

Was kan die welt von unſerm falle ſagen?

Die lieb iſt keiner ſtrafe werth/

Sie hat ein weib den ſternen zugetragen/

Die einen engel hat begehrt/

Die ewigkeit wird ſelbſt uns wuͤrdig ſchaͤtzen/

Und diß zu unſern ruhm in feſten marmor aͤtzen.

Ein paar/ das in der welt ſich ehloß hat ge[q]uaͤlet/

Liegt hier in dieſer gruft verehlichet und ruht;

Das brautbett war ein grab/ dariñ es ward vermaͤhlet/

Der prieſter war der tod/ der trauring liebes blut.

Schluͤßt ſterbliche/ ob nicht diß paar muß ewig leben/

Weil/ was es ſcheiden ſoll/ zuſammen hat gegeben.


Grab-
[275]Vermiſchte Gedichte.
Grabſchrifft einer huͤndin Fidele genant/
als ſie in den wochen ſtarb.

C. E.
DJe treue/ die ich ſonſt in meinem nahmen trug/

War zwar im leben groß/ doch ach! nicht ſtarck genug;

Denn da der tod itzt kam die jungen mir zu wuͤrgen/

Trat ich den kampff mit ihm auff leib und leben an.

Jch wagte mich fuͤr ſie: wiewohl der todt gewann/

Und fraß die ſchuldner auff zuſamt dem treuen buͤrgen.

Jtzt deckt den kleinen leib ein kleiner leichenſtein.

Mein leſer/ nim zuletzt noch hier die grabſchrifft ein:

Aus liebe ließ ich mich in dieſe grufft verſperren/

Denn treue ſchlug allhier ſelbſt ihren eignen herren.


Michel Probner von Graudenß
durch buchſtaben-wechſel:
Und nur ich male große proben.
C. E.
Erklaͤrung.

EJn außgeuͤbter held graͤbt mit erhitztem muth

Die proben tapffcer fauſt in ſeiner feinde blut/

Und ein gelehrter ſucht in klug geſetzten ſchrifften/

Wie ich durch mahlen mir ein ehrenmahl zu ſtifften.

Wir treffen alle drey das vorgeſteckte ziel/

Wenn ein Darius dort fuͤr Alexandern fiel/

Und noch ein Grotius auff tauſend zungen ſchwebet/

So wie mein theurer ruhm in hundert bildern lebet.

Das wunderwerck der welt/ Rom/ ſage was ich kan/

Es melde Brandenburg/ was meine fauſt gethan/

Es ſpreche (ſtehts doch frey) ob nicht fuͤr andern allen

Nur ich entworffen hab/ was vielen wolgefallen/

Ob nicht mein pinſel ſich/ es komm auch wer da will/

Schon groß genug gemacht; doch was? ich ſchweige ſtill!

S 2Mei[n]
[276]Vermiſchte Gedichte.
Mein nahme: und nur ich/ ich male groſſe proben/

Wird ſich/ nebſt meiner kunſt/ ſchon von ſich ſelber loben.


Das frohlockende Berlin/
Als Se. Churfuͤrſtl. Durchl. zu Brandenb.
Friederich der Dritte/
Nach eroberten Keyſerswerth und Bonn/ auch ein-
genommener Cleviſchen huldigung wieder
zuruͤck kamen.
C. E.

KOmm dann/ Durchlauchtigſter/ und ſtille das verlangen/

Wormit in unterthaͤnigkeit

Dein armes volck ſo lange zeit

Gewuͤnſchet hat dich zu empfangen!

Komm/ zieh in gnaden bey uns ein!

Dir brennen tauſend freuden-kertzen:

Nimm dieſen andachts-vollen ſchein

Zum ew’gen opffer an von unſren treuen hertzen.

Laß immer hin die ſonn von unſren graͤntzen eilen;

Gehſtu doch/ landes-ſonn/ uns auff.

Was kuͤmmert uns der ſonnen lauff/

Wann du nur bey uns wilt verweilen?

Dein gnaden-volles angeſicht

Beſtrahlt uns aus weit beßren zimmern/

Und laͤßt ſein hocherlauchtes licht

Mit ungemeiner glut auff unſre demuth ſchimmern.

Welch zuſatz aber will nicht unſer gluͤck umbkraͤntzen/

Da itzt/ bekroͤnter ſieges-held/

Die lorbern der beruͤhmten welt

Umb deinen theuren ſcheitel glaͤntzen?
Wie
[277]Vermiſchte Gedichte.

Wie reichlich koͤmmſtu nicht bepalmt?

Und wer wird deinen zug nicht loben/

Der ſtahl und felſen auch zermalmt/

Und ſo den feinde lehrt die allerſchwerſte proben?

Dein adler kan nicht nur im offnen felde ſiegen;

Er greifft auch waͤll’ und mauren an.

Welch wunder hat er nicht gethan

Jn den nur vorgeſpielten kriegen?

Der hahn/ ſo keck er ſonſten iſt/

Laͤſt ſich in enge winckel ſchlieſſen/

Wann du mit flammen ausgeruͤſt

Den ſtrahl bewehrter fauſt auff ſeinen kopff laͤſt ſchieſſen.

Bonn ſcheut dein ſcharff gefecht/ und Kaͤyſerswerth ingleichen/

Denckt an dein donnrendes geſchuͤtz/

Sie fuͤrchten deiner ſchwerdter blitz/

Nebſt den gefuͤhrten doppelſtreichen;

Sie kennen deines adlers macht/

Und ſeine kriegeriſche klauen/

Und ſind zu ſolcher furcht gebracht/

Daß ihnen nach der zeit wird ſattſam vor dir grauen.

Umb wie viel roͤther wird nicht nun dein adler ſcheinen/

Nun er durchs hahnen blut benetzt?

Er iſt und bleibet unverletzt/

Weil GOtt und tugend ihn umbzaͤunen.

Und kan er gar der ſonnen licht

Durch ſtrengen ſchwung entgegen gehen;

Wie? ſolt er denn auff erden nicht

Auch unter rauch und dampff der ſtoltzen feinde ſtehen?

Dein Cleve will alſo zum erſten dich umfaſſen.

Du warſt der nordſtern in der hoͤh/

Wornach es auff ergrimmter ſee

Sein ſehnlichs auge ſchieſſen laſſen.
S 3Da
[278]Vermiſchte Gedichte.

Da nun der blutge feind bekaͤmpfft/

Der es zum raube wolt erjagen/

Und durch dein truncknes ſchwerdt gedaͤmpfft/

Sieht man es billich dir den crantz entgegen tragen.

So ſehr es aber ſucht dich laͤnger zu verweilen/

So ſchaffet doch dein ſteiffer ſchluß/

Daß es mit heiſſer wehmuth muß

Dich ſehn von ſeinen graͤntzen eilen.

Du wuͤnſcheſt auch dein uͤbrigs land

Jn hohen augenſchein zu faſſen/

Und bey ſo hoͤchſt begluͤcktem ſtand

Wiltu dich endlich hier voll gnaden niederlaſſen.

So komm nun/ theurer held/ und laß dich bey uns finden/

Komm und erfreue dieſe ſtadt/

Die laͤngſt den altar fertig hat

Dir brand und opffer anzuzuͤnden:

Die palmen ſind dir ſchon geſtreut/

Nim hier noch an die letzten zweige/

Die zwar von ſchwacher fauſt berelt;

Doch unſrer tieffſten pflicht ſind ein bewaͤhrter zeuge.

Wir hoffen feſt zu GOtt/ die lorbeern werden bluͤhen/

Womit dein hohes haupt umkraͤntzt/

Der ſieg/ ſo aus den blaͤttern glaͤntzt/

Wird keinen unfall nach ſich ziehen.

Denn dieſer ſchluß bleibt feſt geſetzt:

Der GOtt/ der ſonſt die adler ſchuͤtzet/

Haͤlt auch die lorbeern unverletzt/

Wenns noch ſo ungeheur umb ihre gipffel blitzet.


Erklaͤ-
[279]Vermiſchte Gedichte.
Erklaͤrung des feuer-wercks/ welches Seiner
Chur-Printzlichen Durchl. zu Brandenburg
an dero hohen geburts-tage/ den 4 Auguſti
1697 auff der Spree vorgeſtellet
ward.

Es zeigte ſich ein ſchiff/ deſſen ruder von der Fama und
der zeit/ das ſteuer aber von der Pallas gefuͤhrt wurde. Jn
der mitten des ſchiffes hielte die Ewigkeit Sr. Chur-
Printzl. Durchl. nahmen mit einer ſonnen umge-
ben. Dem ſchiffe ſchwommen verſchiedene
kinder und Tritons nach.


C. E.
DEin kag/ der heute iſt mit jauchzen zugebracht/

Weicht endlich/ theurer Printz/ der anmuths-vollen
nacht/

Darinn wir unſre pflicht allhier zu deinen fuͤſſen/

Jn einem freuden-feur noch ſuchen zu beſchließen.

Dein leben/ das mit recht ſich einem ſchiffe gleicht/

Das gluͤck und hoffnung bringt/ und ſo voruͤber ſtreicht/

Wird von der ſchnellen zeit/ die unſer thun regieret/

Bißher/ als wie im traum/ gemachſam fortgefuͤhret.

Doch nicht als wie im traum; denn Fama ſitzt zur hand/

Die macht dein fruͤhes lob der weiten welt bekandt/

Und weckt die menſchen auff/ damit ſie dein gedencken/

Und augen und gemuͤth nach deiner tugend lencken.

Die Pallas/ die indeß das kluge ſteuer regt/

Wodurch dein lebens-ſchiff hoͤchſt-ruͤhmlich wird bewegt/
S 4Gibt
[280]Vermiſchte Gedichte.

Gibt dich der Ewigkeit zu gantz getreuen haͤnden/

Die ſich ſamt deinem ruhm will zu den ſternen wenden.

O hoͤchſtbegluͤckter Printz! den ſelbſt die weißheit fuͤhrt/

Jn deſſen weſen man ſo ſeltne klugheit ſpuͤhrt

Dein nahme wachſe fort biß zu den lichten graͤntzen/

Wo ſonn und ewigkeit in einem zirckel glaͤntzen.

Die Tritons aber die noch hier im waſſer gehn/

Die geben/ Chur-Printz/ dir mit freuden zu verſtehn:

Daß unſre hertzen ſo/ wie dieſe kinder/ brennen/

Und ſich/ wohin du ziehſt/ von dir nicht laſſen trennen.


Der gute montag auff einen
nahmens-tag.

C. E.
VErgoͤnne/ daß wir uns bey deinem nahmens-feſt/

Du foͤrdrer unſers gluͤcks/ ein wenig luſtig machen/

Und mit erfreute[m] muth der guͤldnen ſtunden lachen/

Die heute uͤber uns der himmel kommen laͤßt.

Denn da wir gantz vergnuͤgt/ von keiner noth gepreßt/

Noch uͤber unſerm kopff ſehn blitz und donner krachen;

Wie ſolten wir denn nicht bey ſo geſtalten ſachen

Heut deinen nahmens-tag begehn auffs allerbeſt?

Es kan nicht anders ſeyn: wir legen wunſch und ſinn

Fuͤr deines hauſes gluͤck/ und deine wolfahrt hin:

Der montag muͤſſe ſich dir oͤffters noch verneuren/

Und wie der volle mond/ dir zeigen licht und ſchein;

Er muͤſſe dir und uns ein guter montag ſeyn/

Der ſich/ ſo offt er kommt/ mit jauchzen laſſe feyren.

An
[281]Vermiſchte Gedichte.
An einen guten Freund/ dem man ſeine
liebſte mißgoͤnnete.

C. E.
MJrtillo/ leidſtu noch von deiner tugend wegen/

Geht hoͤll’ und teuffel wider dich/

Und will das ungewitter ſich

Nicht einſt zur ſtillen ruhe legen?

Speyt die verfluchte neider-ſchaar

Auff dich noch ihre laͤſter-flammen/

Und wirſtu taͤglich nur gewahr/

Wie ſie dein freyes thun vergifften und verdammen?

Es iſt des neides art: er nagt an hohen fachen/

Er haßt/ was er nicht haben kan/

Und ſieht mit ſcheelen augen an/

Was ihm entweicht aus ſeinem rachen.

Laß aber ihn nur immer gehn/

Laß ihn noch eins ſo hefftig blaſen/

Du bleibſt wie feſte cedern ſtehn/

Ob ſturm und nordwind gleich umb deine gipffel raſen.

Kein blitz noch donner kan dein felſen-hertze ſchwaͤchen/

Das nichts aus ſeinem ſtande ruͤckt.

Die laſt/ die einen ſtrauch zerdruͤckt/

Kan ſteiffe palmen nicht zerbrechen;

Du hebſt nur hoͤher dich empor/

Daß haß und neid auch drob erſchrecken/

Und brichſt mit hellerm glantz hervor/

Je mehr dich finſterniß und ſchwartze wolcken decken.

Bellt dann/ ſo gut ihr koͤnnt/ ihr heißer zuͤrnten hunde/

Jhr hemmet nicht des monden lauff/

Er geht mit ſchoͤnren ſtrahlen auff/

Und ſpottet eurem laͤſter-munde.
S 5Mir-
[282]Vermiſchte Gedichte.

Mirtillo haͤlt die tugend-bahn/

Und iſt bereits dahin geſtiegen/

Da er die ſonne ſehen kan/

Und keine fledermauß ihm iemahls nach wird fliegen.

Ja wol/ du traͤgſt den ſchatz/ Mirtillo/ in den haͤnden/

Den dir kein Pluto rauben kan;

Noch um ein kleines iſts gethan/

So ſiehſtu ſich das wetter wenden.

Ach! glaub’ es kan nicht anders gehn;

Wer ſich im paradieß will laben

Und neben einem engel ſtehn/

Muß hoͤll und fegefeur erſt wohl verſuchet haben.


Der verzweifflende liebhaber.
Flectere ſi nequeo ſuperos, Acheronta
movebo.

C. E.
ERzuͤrnter himmel/ brich mit deinem blitz herein!

Jhr berge oͤffnet euch und eure dunckle gruͤffte/

Gebt her von ſchwefel-dunſt/ und von verdammtem giffte/

Miſcht diamanten-ſtaub und ſchlangen-geiffer drein/

Thut drachen-blut hinzu zur kuͤrtzung meiner pein;

Streut pech und flammen auß/ ihr donner-ſchwangern luͤffte;

Reicht ſtahl und elſen her/ ihr harte felſen-kluͤffte;

Jch kan/ doch was? ich will nicht mehr am leben ſeyn.

Kommt/ foͤrdert meinen tod/ zerſtuͤckt die ſchwachen glieder/

Entgeiſtert fleiſch und blut/ ſchlagt in den ſtaub mich nieder/

Helfft meinem leben ab/ das mit verzweiflung ringt/

Daͤmpfft meine liebes-glut/ die mich zum ſterben zwingt;

Trit/ hoͤlle/ ſelbſt hervor mit deinen lichten flammen;

Will erd und himmel nicht/ wirſ[t]u mich doch verdammen.

Kirch-
[283]Vermiſchte Gedichte.
Kirchhoffs-entzuͤckung.
WO find’ ich mich itzund? auff was fuͤr ſtillem ſande

Steht mein erſtarrter fuß? beſtuͤrtzte einſamkeit!

Wer herrſcht und wohnet hier im huͤgel-vollen lande/

Wo taxen und napel gantz haͤuffig hingeſtreut?

Jſt dieſes nicht das feld/ wo tauſend ſchedel liegen/

Und unter meinem fuß die blancke todten-bein

Mit ſchlangen-blauem roſt in der verweſung kriegen/

Wo leichen-volle gruͤft’ um mich gehuͤgelt ſeyn?

Jch ſchaue nichtes mehr/ als creutzer/ pfaͤl’ und ſteine;

Ein faules ſchweigen ſtutzt den halb entraften ſinn/

Und haͤuffet ſich noch mehr durch die bemoſten zaͤune:

Ein kirchhof iſt es ja/ worauf ich itzund bin.

Gluͤck zu/ du todten thal/ und ihr beſteckten huͤgel/

Umb welche/ wie ich ſchau/ nur tod und ſterben ſiegt!

Gluͤck zu/ ihr creutzer/ pfaͤl’/ ihr ſtein’ und todten-ſiegel/

Auch die ihr halb und gantz im ſarg vermodert liegt!

O ſuͤſſes ſchlaf-gemach! hier ſteh’ ich/ umb zu lernen/

Was wahre weißheit heiß’t und endlich unſer zweg:

An dieſem anblick muß ſich aller witz entfernen;

Denn du biſt eintzig nur der groͤß’ſten weißheit weg.

Wen aber find’ ich hier/ der mein begehren ſtillet/

Und/ was ich lernen will/ mich deutlich unterrichtt?

Soll wol die einſamkeit/ die dieſen ort umbhuͤllet/

Dem werck gewachſen ſeyn? O nein/ bey weitem nicht!

Wie wird mir? ſchauert nicht die haut und alle glieder?

Umſchleuſt nicht kaltes eiß das hertz in meiner bruſt?

Reißt’ nicht ein wacklen mich in dieſem ſande nieder/

Und raffet meinen geiſt in einen duncklen wuſt?

Erblick ich nicht/ wie mond und ſterne gantz erblaſſen/

Und wie nur finſternuͤs mich um und um bedeckt?

Jch fuͤhl’/ und weiß nicht wie/ durch was mich umgefaſſen/

Und nicht durch ſchlechte furcht biß auf das blut erſchreckt.

Wie? augen/ ſchaut ihr nicht die creutzer ſich bewegen/

Und die entweltzten ſtein’ in voller hoͤhe ſtehn/

Und
[284]Vermiſchte Gedichte.
Und alle todten ſich in ihren ſaͤrgern regen/

Und eine duͤrre leich aus iederm huͤgel gehn?

Hilf GOtt! was ſind dies doch fuͤr ſcheußliche geſichte/

Und heßliche geripp mit ſchimmel angefeucht?

Wenn ich mein angeſicht nach threm ſcheitel richte/

So ſchau ich eine ſchlang/ die aus demſelben kreucht;

Und ihr entaugtes aug’/ und zungen-loſer rachen/

Auch abgefleiſchte naſ’/ die zeigen eine kluft/

Jn welcher tauſend wuͤrm und gruͤne nattern wachen/

Draus iedes hier auf mich ein heiſ’res ziſchen rufft.

Sind dieſes/ was ich ſchau/ wol menſchen ie geweſen/

Und was ich itzund noch mit gelſt und leben bin?

Aus dieſer heßlichkeit iſt ſolches kaum zu leſen;

Ach! ach! wo faͤllet nicht des menſchen leben hin?

Wie kan ich doch allhier an dieſen knochen kennen/

Wer cron/ wer zepter trug/ wer einen betrel-ſtab?

Wen ſoll ich ſchoͤn/ wen jung/ wen alt/ wen heßlich nennen?

Ein gleicher ſtempel pregt mir hier ein bildnuͤs ab.

Wen hat hierunter doch geſchicklichkeit gezieret?

Wen tauſendfache kunſt? wen ein gelehrter geiſt?

Wer hat in kuͤhner ſchlacht den degen wol gefuͤhret?

Wer iſt der Julius/ der Alexander heißt?

Wer iſt Juſtinian/ der uns geſetz geſchrieben?

Wer iſt Galen/ der hier der kraͤuter krafft erdacht?

Wer iſt Demoſthenes/ den alle redner lieben?

Und wer Virgilius/ der tichter ruhm und pracht?

Jch kenne keinen nicht hier ſeh’ ich alle ſchweigen/

Wo nicht die ſchlange noch durch ihre kehle ziſcht;

Hier ſeh ich keinen nicht den fuß noch ſcheitel neigen/

Wo nicht ein truckner wind noch durchs gerippe giſcht.

Hier ſchau ich/ was wir ſeyn/ und was wir endlich werden;

O anblick/ drob ich mich nicht gnug entſetzen kan!

Kommt alle/ die ihr lebt auf dieſem rund der erden/

Und ſchant euch recht und wohl in dieſem ſpiegel an.

Hier koͤnnt ihr rechte kunſt und wahre weißheit leſen;

Hier ſeht ihr euer bild faͤllt euer leben ein.

Wie
[285]Vermiſchte Gedichte.
Wie dieſe haͤupter ſtehn/ und dieſe glieder weſen/

Wird endlich euer leib auch ſo vermodert ſeyn.

Hier lieget ſchoͤnheit gantz verdorret und verbluͤhet/

Auf welche mancher geiſt ſo groſſe wunder ſetzt.

Seht/ wie nur ungeſtalt aus iedem gliede ſtehet/

Und ieder knochen hie von ſchlangen iſt zerfretzt.

Schaut doch dies kleine reich/ in das wir uns verſtecken/

Sind auch drey ellen wol deſſelben breit und laͤng’?

O ſchlecht gebautes hauß! und doch muſt du uns decken;

Die kleine todten-huͤtt iſt keinem nicht zu eng.

Laß nur/ gerechter GOtt/ mein end mich gluͤcklich finden/

Und bald zu dieſem heer der leichen ſeyn gebracht!

Doch/ ſeh’ ich das geſicht nicht wiederum verſchwinden?

Ja/ ja/ ich weiß genug: nun/ todten/ gute nacht!


Uber die worte Sirachs:
O todt/ wie bitter biſtu!

H. A. F. v. A.
WJe bitter biſtu herber todt/

Wenn du uns das entziehſt/

Was uns auff dieſer welt nechſt GOtt

Am allerliebſten iſt:

Wenn mit betruͤbten hertz-zerſchneiden

Die treuſten freunde von uns ſcheiden.

Wie bitter biſtu blaſſer tod/

Wenn du dich findeſt ein/

Weil noch die friſchen wangen roth

Und unverfallen ſeyn/

Wenn wir/ weil keine kraͤffte fehlen/

Noch wollen lange jahre zehlen.

Wie bitter biſtu herber todt/

Wenn du den thron umſchmeiſt/

Worauff ein ſtoltzer erden-gott

Zu prangen ſich befleiſt/
Wenn
[286]Vermiſchte Gedichte.

Wenn der fuͤr dir muß unten liegen/

Der viel noch dachte zu beſiegen.

Wie bitter biſtu herber tod/

Wenn den dein pfeil beruͤhrt/

Der frey von kummer/ ſorg und noth

Sein ſichres leben fuͤhrt/

Der ſich bey ehre/ gut und ſchaͤtzen/

Noch laͤnger meinte zu ergetzen.

Wie bitter biſtu herber todt/

Wenn einer wird bezielt/

Der von dem ſchweren ſuͤnden-koth

Sich uͤberladen fuͤhlt/

Der ſeine rechnung ſo getrieben/

Daß er zu tief in ſchulden blieben.

Wie bitter biſtu herber todt/

Wenn deine ſand-uhr ſchreckt/

Den vormahls ſeine ſeelen-noth

Vom ſchlaffe nie erweckt/

Den ſein gewiſſen ſelbſt verklaget/

Und in der hoͤllen aͤngſte jaget.

Wie leichte biſtu ſtiller todt/

Dem/ der verfolgt/ gepreſt

Und arm bey ſeinem thraͤnen-brod

Viel ſeufftzer nach dir laͤſt/

Biß du ihn ſolcher angſt enthebeſt/

Sein elend neben ihn begraͤbeſt.

Wie leichte biſtu ſanffter todt/

Wenn dich empfindt der leib/

Dem ſtetes ſiechthum/ weh und noth

Sein beſter zeit-vertreib/

Wenn du die folter-gleichen ſchmertzen

Benimmſt dem abgekraͤnckten hertzen.

Wie
[287]Vermiſchte Gedichte.
Wie ſuͤſſe biſt du ſeelger todt/

So offt du wohl bereit

Die muͤde ſeele ſchickſt zu GOtt

Aus allem kampff und ſtreit/

Den leib mit ruh in ſeine kammer

Fuͤhrſt zu verſchlaffen leid und jammer!

Herr uͤber leben und den todt/

Der du den todt gekoſt/

Damit wir auch auf dein gebot

Zum ſterben haben luſt/

Gib daß fuͤr mich in deinen wunden

Auch werd’ im todte troſt gefunden.


Kunſt gehet uͤber kleider-pracht.
S. D.
1.
MEin kind/ dich muͤſſen leute lieben/

Vor welchen ich ein ſchatten bin;

Drum wundert mich es/ daß dein ſinn

Zu meiner einfalt wird getrieben:

Es pfleget ietzt ja zu geſchehn/

Daß alle nur auff hochzeit ſehn.

2.
Jch weiß mich ſo nicht auszuputzen/

Wie itzt die geile jugend thut/

Und die ihr vaͤterliches gut

Jm halben jahr offt gantz verſtutzen;

Was hoch und uͤber ſtands-gebuͤhr/

Da eckelt meiner ſeelen fuͤr.

3.
Wie ſchlecht ich auch herein mag gehen/

So ſchaͤmeſt du dennoch/ mein licht/
Dich
[288]Vermiſchte Gedichte.

Dich nimmer meiner liebe nicht;

Du darffſt es offentlich geſtehen

Und ſagſt/ durch keines zwang und trieb:

Ja ja/ mein kind/ ich hab euch lieb.

4.
Jch hab es Venus wiſſen laſſen/

Sie hat es Amorn kund gethan/

Die haben ihre luſt daran/

Und lieben dich auch beſter maſſen/

Daß du/ o frommer ſeelen luſt/

So treu und redlich bey mir thuſt.

5.
Gehabt euch wohl ihr ſtoltzen pfauen!

Jch kenn und liebe wenig gold/

Und dennoch iſt mir treu und hold

Die zier und crone der jungfrauen/

Die mehr auff ein beruͤhmtes lied

Als auff verguͤldte kleider ſieht.


Beſchreibung des Sclavoniſchen ſtrichs
unfern von Labach.

SO Agatha mich nicht vergeſſen hat zu lieben/

Nachdem man dich von mir und mich von dir getrieben/

Und meine wenigkeit geriſſen von der bruſt/

Die ſtets bereichert ſteht mit ſuͤſſer liebes-koſt;

So wird ſie dis papier/ den zeugen meiner ſinnen/

Die ewig dienſtbar ſind/ nicht gantz umbſtoſſen koͤnnen/

Und hoͤren/ wo und wie derſelbe ſich befindt/

Der durch die ſeufftzer itzt vermehret luft und wind.

Jch/ edle Agatha/ bin hier umzirckt mit ſteinen/

Der regen mehrt die pein/ den regen mehrt mein weinen.

Jch ſeh und hoͤre nichts als klippen und den thon/

Der von dem ſeuftzen kommt/ und dann zu meinem hohn

Ein
[289]Vermiſchte Gedichte.
Ein felſen widerbillt; ich bin in einer wuͤſten/

Da nichts als beſtien und wilde voͤgel niſten;

Mit kurtzem: hab ich mich ie deinen knecht genannt/

So bin ich es gewiß hie in der Sclaven land;

Und wilſtu von der art des volckes etwas wiſſen/

So ſag ich wie es iſt/ man weiß hier nichts von kuͤſſen/

Jndem das rauhe land faſt keine ſchoͤnheit kennt/

Die/ ſo am dickſten iſt/ wird Helena genennt:

Jch glaube/ daß man ſie nach dem gewichte ſchaͤtzet.

Dieß/ was das wilde volck am kraͤftigſten ergetzet/

Jſt feuer/ knobloch/ wein/ und endlich ein geſchrey/

Zu zeigen daß allhier Cyclopen-wohnung ſey.

Das brodt/ ſo man geneuſt/ traͤgt ſteine/ ſand und erden/

Die ſtube will mit macht zu einer hoͤlle werden;

Reucht heftiger als ſelbſt die apothecken nicht/

Nur daß ihr bloß allein die liebligkeit gebricht/

Und vor zibeth der miſt die duͤnne naſe fuͤllet.

Wer hier zu bette geht/ der lieget nicht umhuͤllet

Mit leinwand von Cambray/ er kriegt an deſſen ſtatt

Ein altes laͤmmerfell/ ſo tauſend gaͤſte hat

Und ſtuͤndlich reicher wird. Kein bild iſt hier zu holen/

So nicht ein ſtarcker knecht mit einer geilen kohlen

Den zweck und auch den pfeil des buhlers abgemahlt;

Jn dem er nicht zu viel hat vor den trunck gezahlt/

Und auf die liebe denckt; an ſtatt der porcellanen

Da ſteht ein eßig-krug/ ſo von den groben ahnen

Auf grobe kinder ſtammt; vor ein Venediſch glaß

Prangt eine kaͤſe-form/ und denn/ ich weiß nicht was/

Schuh/ hechel/ ſtriegel/ ſtrumpf ligt bey den maͤuſe-fallen;

Wiewohl das arme thier gewiß vor andren allen

Hier ohne ſchulden ſtirbt: Mein eifer reiſt mir aus/

Jch ſchwere/ das privet iſt groͤſſer als das hauß.

Hier ſchließ ich Agatha die reimen/ nicht den willen/

Daſſelbe was du ſprichſt mit freuden zu erfuͤllen;

Nur tadele mir hier die kuͤrtze nicht zu ſehr/

Denn gantz Sclavonien hat keine dinte mehr.

II. Theil. TDie
[290]Vermiſchte Gedichte.
Die großmuͤthigkeit.
E. N.
UNverzagt!

So ſoll die loſung heiſſen:

Sie foͤrdert rath und that.

Wer hertz im leibe hat/

Wird ſich darauff befleiſſen.

Ein eiſenfreſſer

Friſt drum die leute nicht.

Und ſchneidet er gleich mit dem groſſen meſſer/

Gnug/ daß es nicht in leib und leben ſticht.

Wem ſtracks das hertz zun hoſen faͤllt/

Der iſt gar leicht zu ſchrecken/

Und in den ſack zu ſtecken.

Doch welcher wiederhaͤlt/

Und ſeinen mann beweiſt/

Der ſ[i]ehet/ daß ein praler

Ein garſtger vetter heiſt.

Ein redlich teutſches blut

Zeigt immer ſeinen muth.

Doch eine feige memme

Jſt/ was denn? bloß ein zuckerhut.


Arie.
WEr ruhm durch tapfern muth erwirbt/

Wird ſelber die tugend zum ehrenmahl haben.

Doch wer von bloßem drohen ſtirbt/

Den ſoll man mit eſels-carthaunen begraben.

Das iſt ein mann/ der iſt von helden art/

Wer keine courage zur ehre nicht ſpart.

Unverzagt!

Wenn man ſich will verlieben/

So wird das auch zur loſung vorgeſchrieben.

Ob ſchon das vorgeſetzte ziel

Nicht gleich ergehen will/

S[o]
[291]Vermiſchte Gedichte.
So laſſe man den muth nicht ſincken.

Kein baum faͤllt auf den erſten ſchlag.

Doch wenn das maͤdchen gar nicht mag

Und laͤſt ſich etwas duͤncken;

Nur unverzagt!

Man wird bald eine finden/

Die nicht den tantz verſagt.

Die lieb iſt vorn wie hinten.

Wofern ein ort nicht geht/

So wird das andre rumb gedreht.

An ſolchen dingen iſt kein mangel ie geweſen.

Aus tauſenden hat man zehnhundert auszuleſen.

Die ſich am meiſten ſperrn/

Die habens dennoch gern.


Aria.
GEwiß die jungfern kommen mir

Nicht anders als die kletten fuͤr/

Die machen ſich erſchroͤcklich groß

Und gehn vom ſtocke ſchwerlich loß.

Doch tritt man nur was naͤher dran/

So haͤngen ſie ſich ſelber an.


O. F. v. G.
1.
ABer ihr verliebten ihr/

Laſt die tugend euch fuͤr allen/

Nicht des leibes eitle zier/

Nicht die wolluſt wohlgefallen/

Laſt die tugend bloß allein

Eures hertzens endzweck ſeyn.

2.
Schoͤnheit/ die uns haute ziert/

Wird vor morgen hingeriſſen/
T 2Wenn
[292]Vermiſchte Gedichte.

Wenn die einmahl ſich verliehrt/

Muß ſie allen glantz vermiſſen/

Und die abgewelckte pracht

Wird von aller welt verlacht.

3.
Nur die tugend wird allein

Nach dem tode nicht vergeſſen/

Jhrer gaben hoher ſchein

Wird durch keine zeit gefreſſen;

Jſt ſie gleich auch noch ſo alt/

Wird ſie doch nicht ungeſtalt.

4.
Frommer himmel/ laß mich doch

Dieſes groſſe gluͤck erleben:

Wenn ich ſoll dem liebes-joch

Meine ſinnen untergeben/

So beſchere mir ein kind/

Das die tugend lieb gewinnt.

5.
Wiltu mir nun uͤber dem

Eine ſchoͤne zugeſellen/

Jſt mirs gleichfals angenehm;

Nur ich will in allen faͤllen

Deiner obſicht nur allein/

Himmel/ unterworffen ſeyn.


Sonnet
Auff die feſtung Koͤnigſtein.
v. S.
OWunder der natur/ o werther Koͤnigſtein!

Wer will dein hohes lob zu ſingen ſich erkuͤhnen?

Dein rauher felſen laͤſt die harten klippen gruͤnen/

Und geben gnuͤglich dar holtz/ waſſer/ brodt und wein;

Es darff kein ſterblich arm um dich bemuͤhet ſeyn/

Die Thetis ſchlieſſet ſelbſt den grund der tieffſten minen

Dir
[293]Vermiſchte Gedichte.
Dir zu gefallen auff; dich wuͤrdig zu bedienen/

Fuͤllt Bacchus in ein faß ſein gantz vermoͤgene in;

Mars aber haͤlt auch hier/ den frieden einzuſchencken/

Sein trinck-geſchirr bereit/ und kan hier freund und feind

Genug bewirthet ſeyn; wiewohl nicht zu gedencken/

Daß iemand ſich an dich zu ſtoſſen ſey gemeint.

Der himmel kuͤßt dein haupt/ die erde deinen fuß;

Wer iſt/ der deinen herrn und dich nicht ehren muß?


Vergnuͤgungs-ode.
WOl dem der ſchon den hohen berg erſtiegen/

Wann andre ſich noch um die wurtzeln ſchmiegen/

Der kan gewiß wol recht vergnuͤget ſeyn:

Wenn andre erſt um reich und ſcepter ſtreiten/

So ſiht man ihn in cron und purpur ſchreiten/

Jhn huͤllt der ſieg in tauſend freuden ein.

Wenn jener bitt zu ſtehen fuͤr den fuͤſſen/

Kan dieſer ſchon die roſen-wangen kuͤſſen/

Und druͤckt den mund an ihre liljen-bruſt.

Wenn jenen noch die hofnung haͤlt gefangen/

Kan dieſer ſchon derſelben frucht erlangen/

Und ſitzt allda in voller hertzens-luſt.

Was kan uns mehr als dieſes wol vergnuͤgen!

Wenn ſich der ſtock will ſelbſt zum pflocke biegen/

Und beut uns an das ſchoͤne roſen-haupt.

Wenn jener ſich bemuͤht ſie abzubrechen/

Jſt diß ſein raub/ daß er ſich pflegt zu ſtechen/

Sonſt weiter iſt ihm nichtes nicht erlaubt.

Der ſitz umzirckt in ſeiner ſchoͤnheit armen/

Und kan mit luſt an ihrer bruſt erwarmen/

Wenn er liſt auf den ſuͤſſen liebes-thau.

Da dieſer ſich mit tauſend ſorgen kraͤncket/

Und manches mal mit leeren baͤchen traͤncket/

Faſt halb verwirrt auf ſeiner liebes-au.

Wenn er ſich plagt biß an den hellen morgen/

Ja halb erſtirbt in lauter liebes-ſorgen/

T 3Und
[294]Vermiſchte Gedichte.
Und gleichſam wie aus einer nacht erwacht.

Will dieſer ſchon in lauter anmuth lachen/

Und einen ſchertz aus allen ſorgen machen/

Er iſt auf nichts als nur auf luſt bedacht.

Wenn man den kahn will von dem hafen trennen/

Siht er ſein ſchiff mit vollem ſegel rennen/

Es neigt zu ihm ſich der erwuͤnſchte port/

Das ufer will als goͤttlich ihn ſelbſt ehren/

Da jenen doch ein fels draͤut zu verſehren/

Und zeiget ihm oft die verfaͤlſchte pfort.

Gluͤckſeelig iſt derſelbe ja zu nennen/

Nach deſſen blick der ſchoͤnſten hertz wil brennen/

So tag und nacht in voller wache ſteht/

Wenn er die glut ſieht aus dem hertzen ſtammen/

Die ihm erweckt vergnuͤgungs-volle flammen/

Wenn durch den ſchnee der liebe weſtwind geht.

Da jener noch das feuer ſoll aufblaſen/

Da er ſich oft verbrennen kan die naſen/

Wenn er nicht wohl mit umzugehen weiß.

Geſetzt auch/ daß es endlich ihm gelinge/

Daß funcken er zu einer flamme bringe/

So leſcht ſie ſelbſt der arbeits-volle ſchweiß.

Die roſe kriegt vom ſtocke nicht den adel/

Die zwibel bringt der tulpen keinen tadel/

Wann ſie gleich ſchwartz und ohne zierrath iſt.

Des goldes werth wird dennoch ſtets verbleiben/

Ob ſichs gleich nicht aus Jndien kan ſchreiben/

Und waͤr es auch im kothe nur erkiſt.

Es mag ja wer da will nach Tyrus lauffen/

Um purpur ihm daſelbſten einzukauffen/

Jch habe ſchon mein werthes ſchnecken-blut.

Der Orient mag perlen dir gewaͤhren/

Den demant wird kein bloſſer ort verfehren/

Wann nur ſein glantz und feuer ſpielet gut.

Ein ander mag mit ſchalen ſich vergnuͤgen/

Jch bin/ wenn nur der kern iſt gut/ zu friden;

Denn
[295]Vermiſchte Gedichte.
Denn dieſer iſts der mich erquicken kan.

Diß iſts/ woraus ich mein vergnuͤgen ſauge:

Ein ſchoͤner leib und ein holdſeligs auge

Jſt meiner lieb und ſeelen kegel-plan.


Auf den neuerwehlten Pabſt aus dem
Jtaliaͤniſchen.

H. M.
ACh wird Vidon ein Pabſt? ihr heilgen purpur-muͤtzen/

Entroͤthet ihr euch nicht zu croͤnen den Vidon?

Soll die dreyfache cron auf deſſen haupte ſitzen/

Der als der moͤrder haupt verdienet andern lohn?

Ein moͤnch der in der welt ſtets ſuchte ſein vergnuͤgen/

Ein Biſchoff der zugleich ein juͤd’ſcher Simon war/

Ein Nuntius/ der nie/ was heimlich war/ verſchwiegen/

Ein abgeſandter/ doch aus Simous falſcher ſchaar;

Solt dieſer auf den ſtuhl? der mir mein leben ende?

Der meine Tyber kehr in ein blutrothes bad?

Mich ſchrecken des Vidons blutduͤrſt’ge moͤrder-haͤnde/

Jch hoͤchſt-betruͤbtes Rom/ wo ſuch ich klugen rath?

Die thraͤnen flieſſen nicht umſonſt von meinen wangen;

Die urſach iſt bekandt: mir zittert bein und haut:

Denn der die mutter oft mit pruͤgeln hat empfangen/

Der wird ſich auch nicht ſcheun zu pruͤgeln ſeine braut.


An einen ſeil-taͤntzer.
Sonnet.
BEſchreite der luͤfte zerfloſſene bahn/

Verwandle die glieder in ſegel und fluͤgel/

Dein Pegaſus ſchwinge ſich uͤber die huͤgel/

Und trete herunter in Acherons kahn/

Streck alle die kraͤfte des leibes noch an/

Und loͤſe der ſchenckel gebundene zuͤgel/

Dein wackelfuß rennet mit offenem buͤgel

Viel ſchneller als irgend ein weſtwind gethan.

T 4So
[296]Vermiſchte Gedichte.
So webet Arachne die netze zuſammen/

So drehet und endert ein irrſal den gang/

So pflegen die flammen verſchrencket zu ſtammen/

So miſcht ſich der vielmals vermengete klang.

Diß ſpringen/ diß treten/ diß rencken und ſchwencken

Kan alle gebeine wie raͤderwerck lencken.


Auff das vom Tuͤrcken bekriegte
Ungern.

SOll itzt der erben kreiß nicht beben und erzirtern/

Da ſich des himmels grimm mit allen ungewittern

Hat wider uns geruͤſt? da Tuͤrck und Seyth erwacht/

Und gantz Pannonien zu einer leiche macht.

Der Jſter/ ſo zuvor gekroͤnt von unſern ſiegen

Und fremdem blut gefaͤrbt/ muß nun an feſſeln liegen/

Die ſchnelle welle hebt ihr ſchwaches haupt empor/

Weil vor den lorber-crautz veraͤchtlich ſchilf und rohr

Die ſtoltze ſcheitel druͤckt. Das ufer klingt von klage/

Und jenſeits ſtarrt von blut die ſchweſterliche wage/

Jndem der Neutra-ſtrom der freyheit purpur traͤgt/

Den unſer krieges-mann daſelbſten abgelegt/

Als Ottomannes blitz Neuhaͤuſel angefallen/

Und unaufhoͤrlich ließ die mord-geſchuͤtz erſchallen/

Da ieder augenblick mit donner ſchwanger ging/

Und an des himmels dach unendlich feuer hing.

Ach ſchauplatz aller noth und frevler grauſamkeiten!

Dort ſahe man den feind/ hier wenig chriſten ſtreiten/

So eintzig und allein ein enger wall beſchloß/

Wann ſich dort Aſien mit donnerndem geſchoß

Abſcheulich hoͤren ließ/ und ſpieß und ſchwerdter k[l]ungen/

Wann kugeln in der luft mit lichtem ſchwefel ſprungen/

Und den geaͤngſtigten und jammerreichen tag

Ermordter coͤrper zahl faſt wie zu ſchwaͤrtzen pflag.

Uns reitzte tapfrer muth vors vaterland zu ſterben/

Den bluthund unſer land von grund aus zu verderben/

Drum
[297]Vermiſchte Gedichte.
Drum ſtuͤrtzt er leich auf leich/ und wie zur fruͤhliings-zeit

Der maͤder blum und graß mit ſeiner ſens abmeyt.

So hat der ſebel auch viel menſchen aufgefreſſen/

Wiewol Neuhaͤuſels ruhm ſo gar nicht zu vergeſſen/

Es ſtritte weil es kont/ und gab es tropfen blut/

So ſpeyte ſie gewiß der Tuͤrcken groͤßre fluth

Von ihm gepreſt heraus. Und iſt es uͤberwunden/

So hat Scyth und Hircan auch da den ſarg gefunden.

Das feld/ ſo zwar von graß/ doch nicht von todten rein/

Kan gar mit gutem recht des feindes kirchhof ſeyn.

Die abgefleiſchte bein und abgeſchlagne ſchaͤdel

Bezeugen dieſe that/ daß unſer kriegsmann edel

Und hurtig in dem kampf ſich iederzeit geſtalt/

Wird ſchon ſein werthes blut/ ſo wird ſein ruhm nicht kalt.

Beſchreckte Chriſtenheit von deinem aͤrgſten feinde/

Ermuntre deinen ſinn und ſuche den zum freunde/

Der waͤll’ und welt beherrſcht. Vertrage mit gedult

Die ruthe/ die dich ſtaͤupt ob vieler ſuͤnden ſchuld/

Zuͤnd’ andachts-opfer an/ laß ſeuffzen GOtt erweichen/

So bleibſt du unverſehrt in kriegen/ brand und ſeuchen:

Jſts denn des Hoͤchſten ſchluß/ daß nichts ſoll bleiben ſtehn/

So kanſtu mit der welt zugleich zu grabe gehn.


Daſſelbe gedichte in eine ode
verfaſſet.

1.
SOll itzt der erden kreiß nicht zittern/

Da ſich mit allen ungewittern

Der himmel wider uns entruͤſt/

Da Tuͤrck und Tartern raſend wachen/

Und Ungarn gantz zur leiche machen/

Das nunmehr ſeiner gantz vergiſt?

2.
Der Jſter/ ſo gekroͤnt von ſiegen/

Muß blutig itzt an feſſeln liegen/
T 5Und
[298]Vermiſchte Gedichte.

Und lebt nicht frey mehr wie zuvor.

Sein lorber-crantz der wird gantz eitel/

Weil nun die hocherhabne ſcheitel

Verhoͤhnt zerbrechlich ſchilf und rohr.

3.
Ja ſelbſt das ufer klingt von klage/

Und jenſeits ſtarrt die ſchnelle wage/

Gefuͤllt mit ſchon erkaltem blut/

Jndem den freyheits-purpur traͤget/

Den unſer kriegsmann abgeleget/

Nunmehr des Neutra gelbe fluth.

4.
Als Ottomannus nach gefallen

Das [d]onnernde geſchoß ließ ſchallen/

Und hagel nach Neuhaͤuſel bließ/

Daſelbſt erſchrack des himmels anger/

Wie er ſtets gieng mit blitzen ſchwanger/

Um ſich unendlich feuer ſchmiß.

5.
O ſchauplatz aller grauſamkeiten!

Dort ſah man wenig Chriſten ſtreiten/

Die kaum ein enger wall umſchloß.

Hier lieſſen des Hircanus ſoͤhne

Mit zitternd-bebendem gethoͤne

Abſcheulich hoͤren ihr geſchoß.

6.
Die blancken ſpieß und ſchwerdter klungen/

Das runde bley die kugeln ſprungen

Mit lichtem ſchwefel uͤberall/

Und die geaͤngſten anger ſtunden/

Sich gleichſam wie beſchwaͤrtzt befunden/

Von der zerfleiſchten coͤrper zahl.

7.
Uns reitzte tapfrer muth zu ſterben

Vors vaterland/ das zu verderben
Der
[299]Vermiſchte Gedichte.

Der bluthund emſig war bereit;

Er hat die leichen ſo geſtuͤrtzet/

Gleichwie der maͤder abgekuͤrtzet

Die graͤſer in der ſommer-zeit.

8.
Viel tauſend hat ſein ſchwerdt gefreſſen/

Wiewol ſo gar nicht zu vergeſſen

Neuhaͤuſels tapfrer helden-muth.

Es ſtritt/ und muſt es ſelber bluͤten/

So wieß es doch weit groͤßre fluthen

Gepreßt aus der verfluchten brut.

9.
Und iſt es gleich ſchon uͤberwunden/

Hat doch auch da den ſarg gefunden

So wohl das Scythiſche geſchlecht:

Das feld mit graſſe vor bedecket/

Ein grauen aber nun erwecket/

Jſt zu des feindes kirchhof recht.

10.
Die abgefleiſchten bein und ſchaͤdel

Bezeugen mit der that/ wie edel

Sich iederzeit der chriſt geſtalt/

Wie hurtig er im ſtreit geweſen/

Drumb wird man wenig von ihm leſen/

Sein ruhm ſey nicht im blut erkalt.

11.
Erſchroͤckter menſch von deinem feinde/

Steh’ auf und kieſe den zum freunde/

Den kein Tuͤrck aus dem himmel treibt/

Und dencke nur getroſt zu dulden/

Was du verdient mit deinen ſchulden/

Die ruthe/ die dich itzund ſtaͤupt.

12.
Laß andachts-opfer GOtt erweichen/

So wirſt du wol fuͤr krieg und ſeuchen
Be-
[300]Vermiſchte Gedichte.

Befreyt und unverſehret ſtehn;

Wil aber er ein ende machen/

So kanſt du/ wann die welt wird krachen/

Zugleich mit ihr zu grabe gehn.


Die weiber ſind nicht ohne fehler.
EJn weib ſey wie es immer ſey/

So wird ihr doch was fehlen;

Die ſchoͤne die iſt ſelten treu/

Die garſtige macht quaͤlen;

Die kluge commandirt zu viel/

Die dumme treibt nur narren-ſpiel;

Die junge bringt galans ins haus/

Der alten ſtinckts zum halſe raus;

Die reiche laͤſt dirs geld nicht frey/

Die arme wird dirs ſtehlen.

Ein weib ſey wie es immer ſey/

So wird ihr etwas fehlen.


Die maͤnner auch nicht.
EJn mann ſey wie er immer ſey/

So wird ihm doch was fehlen;

Der ſaͤuffer legt das geld nicht bey/

Er jagt es durch die kehlen;

Der jung iſt liederlicher art/

Und naſcht gern auf der ſeiten;

Der alte iſt ein noͤßelbart/

Und kan wol nicht zu zeiten.

Der geitz des reichen leidet noth

Bey ſeinem vollen kaſten;

Der arme laͤſt bey ſchwartzem brodt

Das arme weibchen faſten.

Der krieger iſt kein courtiſan

Und macht es nicht fein ſachte;
Dem
[301]Vermiſchte Gedichte.

Dem keuſchen kommts nicht allzeit an;

Dem wilden alle nachte.

Der hochgelahrte iſt erpicht

Allein auf ſeine buͤcher;

Der ignorant taugt folgends nicht

Und iſt noch wunderlicher.

Mit kurtzem: es bleibt wohl dabey

Und iſt nicht zu verhehlen;

Ein mann ſey wie er immer ſey/

So wird ihm doch was fehlen.

Jch muß Eudoxe dir/ und Creon/ doch entdecken/

Wie ich euch geſtern ſah verbotner ſpeiſe ſchmecken:

Denn da ihr beyderſeits gantz ſicher dacht zu ſeyn/

So guckt ich unverhofft zum ſchluͤſſel-loch hinein.

Doch weil ich ſchweigen kan/ ſo ſoll kein menſch nicht wiſſen/

Daß ihr euch oͤffters ſo pflegt ingeheim zu kuͤſſen.

Nur dieſes rath ich euch/ und bitte/ folgt mir doch;

Wolt ihrs noch weiter thun/ verſtopfft das ſchluͤſſel-loch.


Der verſtellte liebhaber.
1.
MEin kind/ laß uns fein heimlich lieben/

Nicht wie es ſonſt pflegt zu geſchehn;

Wir muͤſſen unſre luſt verſchieben/

So offt es andre leute ſehn;

Wir muͤſſen uns ein wenig druͤcken

Und lernen in die leute ſchicken.

2.
Wir wollen ſo zuſammen halten/

Daß niemand uns verrathen kan;

Wenn du mich fiehſt die haͤnde falten/

So bet ich deine ſchoͤnheit an;

Wenn meine arme ſich bewegen/

So wuͤnſch ich dich herein zu legen.

Schlag
[302]Vermiſchte Gedichte.
3.
Schlag’ ich die augen in die hoͤhe/

So gehn die ſeuftzer uͤber ſich;

Und wenn ich fuͤr mich niederſehe/

So gruͤſſet mein gehorſam dich.

Merck/ wenn ich an die lippen ruͤhre/

Daß durch die lufft ich kuͤſſe fuͤhre.

4.
Wenn ich mit meinen fingern ſpiele/

So druͤck ich gleichſam deine hand:

Und wenn ich an die ſtirne fuͤhle/

Bedeut es heimlichen verſtand/

Ja ihre ſtellung vor den leuten

Muß etwas ſonderlichs bedeuten.

5.
Kein menſch ſoll mercken/ was ich mache/

Und wie es um uns beyde ſteh’/

Jch gehe traurig wenn ich lache/

Und lache wenn ich traurig geh’:

Aus mir kan keinem was erhellen/

Jch kan mich ſtellen und verſtellen.

6.
Wir beyde reden ohne zungen/

Vernehmen uns auch ohngefehr;

Wirſtu zu tadeln mich gezwungen/

Halt ich es doch fuͤr eine ehr;

Du wirſt es auch nicht uͤbel nehmen/

Wenn ich aus noth dich muß beſchaͤmen.

7.
Hoͤrſt du mich/ oder ich dich/ nennen/

Wird keine roͤth uns abgejagt;

Wir thun als wenn wir uns nicht kennen/

Und wiſſen nicht was jener ſagt:

Vexirt man uns/ ſo braucht man luͤgen

Sich mit der warheit zu begnuͤgen.

Nun
[303]Vermiſchte Gedichte.
8.
Nun dieſes wollen wir ſo treiben

Und uns ſo lieben unvermerckt

Und immer bey dem laͤugnen bleiben/

Biß unſer bloͤdigkeit ſich ſtaͤrckt;

Das aber kan ſo offt geſchehen/

So offt wir uns alleine ſehen.

9.
Verſchwiegenheit in liebes-ſachen

Jſt eine recht bewaͤhrte kunſt.

Wir wollens fein behutſam machen

Und gantz nicht aͤuſſern unſre brunſt.

Jſt ein verliebter nur verſchwiegen/

Kan er die kluͤgſten auch betriegen.


Sechſtinne.
Wett-ſtreit der haare/ augen/ wangen/ lippen/
halß und bruͤſte.

H. M.
Haare.
WEr ſagt/ daß unſer ruhm nicht goͤldne feſſel ſchencket/

Wenn ſie ein linder weſt um beyde bruͤſte ſchwencket/

Entkerckert frey und loß? hier wird ein geiſt umſchrencket

Mit ſteter dienſtbarkeit/ der vor ſich weggelencket

Von band und ketten hat. Ein ewig nectar traͤncket

Der haare liebes[-]reitz/ der nur auf luſt gedencket.


Augen.
WO unſer flammen quell nicht heiſſe ſtrahlen ſchencket/

Und den entbrandten blitz in hertz und ſeele ſchwencket/

So wiꝛd kein ſteꝛblich menſch mit huld und gunſt umſchꝛaͤncket/

Hat unſer leitſtern nicht der liebe glut gelencket/

So wird ſie gantz und gar in thraͤnen-fluth ertraͤncket;

Wer iſt der iemahls liebt/ und unſer nicht gedencket?

Wan-
[304]Vermiſchte Gedichte.
Wangen.
UNs hat Cupido glut/ die roſe blut geſchencket/

Die lilje ſchnee/ der ſich um beyde zirckel ſchwencket/

Hier ſtehet helffenbein mit purpur rings umſchraͤncket/

Und manch verliebter mund ſteht bloß auf uns gelencket/

Wen nicht die liljen-milch und roſen-oͤle traͤncket/

Der iſt ein marmolſtein/ der nie an luſt gedencket.


Lippen.
DEn koͤcher voller pfeil hat Venus uns geſchencket/

Und iſt es wunderns werth/ daß unſre glut ſich ſchwencket

Biß an das ſternen-dach? Hier liegt ein brand verſencket/

Der ewig zunder gibt/ der mit rubin umſchrencket/

Die feuchte ſuͤßigkeit/ wenn mund am munde hencket/

Und die vergnuͤgte ſeel mit zimmet-ſaͤfften traͤncket.


Halß.
SEht meine perlen an/ die Venus ſelbſt getraͤncket

Jn ihrem liebes-ſchoß: Seht was ſie mir geſchencket/

Als umb der mutter halß Cupido ſich geſchwencket/

Und ſeine ſuͤſſe pein ins helffenbein verſencket;

Hier lieget ſchnee und glut im gleichen kreyß geſchwencket/

Jch bin der thurm/ an dem der liebe ruͤſtzeug hencket.


Bruͤſte.
DJß ſchweſterliche paar/ das voll von flammen hencket/

Von auſſen vieler hertz mit liebes-oͤle traͤncket/

Jnwendig aber feur als wie ein Aetna ſchencket/

Da doch das ſchnee-gebuͤrg ſich von dem athem ſchwencket/

Und wieder von dem weſt der ſeuftzer nieder ſencket/

Haͤlt alle luſt und lieb in ſeinem platz verſchrencket.

Nach-
[305]Vermiſchte Gedichte.
Nachklang der Sechſtinne.
DEr haare ſchoͤnes gold/ der augen lichter brand/

Der wangen paradieß/ der lippen himmel-wein/

Hat mit des halſes zier/ ohn allen zwang/ bekannt/

Daß auff den bruͤſten ſoll der liebe ruhſtatt ſeyn.


Er entſaget ihrer liebe.
ENtbrich der feſſel dich und fleuch den falſchen wahn/

Daß Roſelinda ſey vor goͤttlich mehr zu ſchaͤtzen/

Nicht laß dich ihren kuß/ ſo wie vorhin/ ergoͤtzen/

Es iſt nunmehr um ſie und ihren ruhm gethan/

Weil auch ein ſclave ſelbſt ſich ihr gebrauchen kan/

Und ſeinen ſchlechten mund an ihre lippen ſetzen:

Du muſt ſie warlich ietzt aus ſeel und geiſte aͤtzen/

Jn dem ihr ſchnoͤder fuß betrit die laſter-bahn.

Es weicht der purpur ſelbſt von den bekandten lippen/

Es flieht der marmor weg der doppelt runden klippen/

Schau wie ſich noth und ſpott ihr zur gefaͤrtin macht!

Die tuber-roſen ſind von weſpen angeſtochen;

Es iſt der ſiegel-ring der keuſchheit ihr zerbrochen.

Mit einem wort: ſie hat ein kind zur welt gebracht.


Antwort der Venus an die ſchwangere ſup-
plicanten/ deren troſt-gedancken im erſten
theil dieſer gedichte.

AUf toͤchter/ die ihr ſeyd in meinen ſchutz gewichen

Und mir auf mein altar verliebten weyrauch ſtreut/

Jhr habt euch von der laſt der feſſel ſchon befreyt/

Weil mit der jungferſchafft auch alle ſchmach erblichen:

Die war es/ die euch ſtets in tieffe qual geriſſen/

Die euren reinen leib mit ſeuffzern offt befleckt;

Jtzt wiſt ihr/ was ihr ſeyd/ was gut und boͤſe ſchmeckt/

Und doͤrfft vor weiter nichts als eure wolluſt buͤſſen.

O zucker-ſuͤſſer ſchimpff! o ſchaden ohne wunden!

II. Theil. USo
[306]Vermiſchte Gedichte.
So ſchreibt man ſeinen ruhm ins buch der ewigkeit/

So wird die ſtoltze zahl der ahnen zubereit/

Und unſer nahmens-lob der nachwelt eingebunden.

Wahr iſt es/ daß das volck nach ſeiner art wird lachen/

Wahr/ daß eu’r titul wird auff vielen zungen ſtehn/

Daß manches laͤſter-maul um euren buſen gehn/

Und mancher donner wird um eure wohnung krachen.

Mich deucht/ ich hoͤre ſelbſt ſchon dieſe worte klingen:

Ey lieber! ſchaut mir doch die ſchoͤnen jungfern an/

Seht wie die thierchen ſich ſo niedlich angethan/

Wie ſie den dicken leib in enge kleider zwingen.

Wer aber hat die that der andern aufgeſchrieben?

Wer hat den meiſten wohl den nabel recht beſehn?

Wer weiß was hier und dort im winckel iſt geſchehn?

Und was des baders hand durch ihre kunſt vertrieben?

Nicht alle ſind gerecht/ die wie die engel treten/

Und die den buſen offt biß oben zugeſchnuͤrt:

Da wo der teuffel nicht ſtudenten hingefuͤhrt/

Muß offt ein ſchlechter knecht das Pater noſter beten.

Nicht alle ſind gerecht/ die keine lieder lieben/

Und auf ein iedes wort uns aus den augen gehn.

Was wegen argwohn nicht darf auf den lippen ſtehn/

Das hat der kuͤtzel doch dem hertzen eingeſchrieben.

Nicht alle ſind gerecht/ die alle luſt verlachen/

Die vor ein compliment kaum ſagen groſſen danck/

Und von dem rathhauß an biß zu der kirchen-banck

Faſt ſieben tauſend mahl und ſechzig ſchritte machen.

Sie laſſen mehr als ihr gedaͤmpffte ſeuffzer fliegen/

Sie fuͤhlen mehr/ als ihr/ die centner-ſchwere pein;

Und daß ſie endlich noch ſo halbe jungfern ſeyn/

Das macht die blinde furcht/ ſie moͤchten kinder kriegen.

Wie manche moͤcht bey nacht vor thraͤnen faſt zerflieſſen/

Wenn ſich der bruͤſte ſchnee durch geile brunſt bewegt/

Wenn der beperlte ſafft die ſteiffen lenden regt/

Und ſich die ſeele ſelbſt will aus den adern gieſſen.

Ach! denckt ſie/ wenn ein traum kan ſolche luſt erwecken/

Wenn
[307]Vermiſchte Gedichte.
Wenn ſchlaff und ſchatten-werck ſo voller zucker ſtehn/

Was mag doch wohl vor dampf aus allen gliedern gehn/

Wenn man das honig darff aus rechten muſcheln lecken.

Ach daß ich dieſe nacht mit ehren ſchwanger wuͤrde/

Ach waͤre nicht der tranck mit galle zubereit/

So truͤg ich heute noch mich in den maͤnner-ſtreit/

Und denn drey viertel jahr die ſuͤſſe liebes-buͤrde.

So aber darff mein feld der ſaate nicht genieſſen/

Mein blumen-garten darff kein waſſer an ſich ziehn/

Mein ſtamm muß ohne kern und ohne fruͤchte bluͤhn/

Und meine beſte krafft auf kalte tuͤcher flieſſen.

So ſpielt das jungfern-volck bey nachte mit den plagen;

Bricht aber allererſt der morgen wieder an/

Ach! GOtt/ wer iſt wohl denn/ der recht beſchreiben kan/

Wie ſie die erbarkeit in hundert falten ſchlagen?

Da will die zehnde kaum von liebes-ſachen wiſſen/

Da heiſt ein freyes wort ſtracks eitel hurerey/

Da fluchen ſie getroſt von pulver/ blitz und bley/

Wenn man in ehren nur will ihre lippen kuͤſſen.

Da ſchreyn ſie: ach! mein herr/ was? will er mich beflecken?

Was bildt er ſich wohl ein? wer/ meynt er/ daß ich bin?

Witz aber recken ſie die guſche ſelber hin/

Und laſſen unverhofft das theure leder lecken.

Will denn ein guter kerl biß in den buſen ſchiffen/

Da hoͤrt man allererſt/ was rechte keuſchheit ſey/

Da geht der donner loß; und dencken doch dabey:

Ach! warum habt ihr mir nicht beſſer dran gegriffen?

Und endlich ſprechen ſie/ wenn alles vorgegangen:

Mein ſchatz/ es ſteht dir frey/ nur dieſes bitt ich noch/

Verſchone meiner ſcham und meiner ehren doch/

Sonſt magſt du wie du wilt mit meinem kraͤntzchen prangen.

Drum trauret laͤnger nicht/ ihr toͤchter/ um die ſuͤnden/

Was euch ietzund betrifft/ hat manche ſchon gefuͤhlt;

Die auf dem haupte noch mit blumen heute ſpielt/

Kan morgen wohl vielleicht ſich ihrer laſt entbinden.

Was iſt die jungferſchafft? ein blaͤtchen voller wunden/

U 2Das
[308]Vermiſchte Gedichte.
Das manches maͤgdchen oft nur mit der hand zerreiſt/

Das auch Fallopius kaum ſelber uns erweiſt/

Und unter tauſenden bey dreyen nur gefunden.

Und ſoll ich endlich ja die rechte warheit ſagen:

Es iſt ein lumpen-ding mit kummer angefuͤllt/

Ein roͤſ’gen das nur auf ein viertel ſtuͤndchen gilt/

Und vor ein groſchen-ſtuͤck offt viel zu marckte tragen.

Jch ſchwere bey mir ſelbſt und aller goͤtter leben:

Giebt eine jungfer ſich von achzehn jahren an/

Die mir das rare pfand vor augen ſtellen kan/

Sa will ich tauſend marck ihr zu der hochzeit geben.

Was ſucht ihr weiter denn mit thraͤnen zu beſchaͤmen

Ein ding/ das euch vielleicht das tantzen laͤngſt geraubt/

Das ſelber die natur mit dornen uͤberlaubt

Und kaum ein ehrlich kerl darff in die haͤnde nehmen?

Ach denckt doch wer ihr ſeyd/ und was ihr ſeyd geweſen!

Schaut euren neuen ſtand mit friſchen augen an;

Denn ſagt/ was dem die luſt der liebe ſchaden kan/

Der ſo die aͤpffel darff aus reinem marmel leſen.

Geſetzt auch/ daß ihr ſolt gar in die wochen kommen/

Was iſt es endlich mehr mit kindern ſchwanger gehn?

Es wird euch doch fuͤrwar zu mehrerm ruhme ſtehn/

Als wenn das alter euch haͤtt ins ſpital genommen.

Jhr habt bey weitem nicht ſo groſſe ſchmach erlitten/

Als manch verſchrumpelt thier/ die ſtets die liebe quaͤlt/

Die ſo viel jahre faſt als zaͤhn im maule zehlt/

Und ſich vor kummer offt muß in die grube bitten.

Genug/ daß ihr kein geld vor eure luſt begehret/

Daß ihr den guͤrtel noch mit ehren abgelegt;

Ein andre/ die den leib vor ſieben groſchen traͤgt/

Mag klagen/ daß der crantz auch ihren glantz verzehret.

Euch aber iſt der tag der freuden aufgegangen/

Jhr ſaugt canari-ſect aus zucker-ſchalen ein/

Und laſſet bey der nacht/ was jungfern/ jungfern ſeyn/

Wenn eure roſen nur mit gleichem purpur prangen.

Ja wie ein bunter platz gefaͤrbter tulipanen/

Wenn
[309]Vermiſchte Gedichte.
Wenn man den ſtengel bricht/ doch wieder blumen ſtreut;

So wird der ſuͤſſe bruch/ der euren ſchoß bemeyt/

Euch allererſt den weg zu friſcher bluͤte bahnen.

Die kinder werden euch nur zum ergoͤtzen dienen/

Wenn euch eur ebenbild wird unter augen ſtehn/

Wenn eure liebligkeit von ihren lippen gehn

Und eure freude wird auff ihren wangen gruͤnen.

Und endlich ſeyd ihr nicht die erſten unter allen

Die liebe/ luſt und liſt mit flammen angefuͤllt/

So iſt vor langer zeit das wunderſchoͤne bild/

Des groſſen Carles kind/ die Emma/ ſelbſt gefallen.

So muſten meinen thron Auguſtens toͤchter kuͤſſen/

So rieff Cleopatra mich um erbarmen an/

So trat Columbula die feder-leichte bahn/

Und legten ihren crantz zu meinen goͤtter-fuͤfſen/

Doch/ ſolte wer von euch in der geburt erblaſſen/

Und giengs ihr etwa nicht nach weiber weiſe woll/

So ſchwer’ ich/ daß mein ſohn nicht eher ſchlaffen ſoll/

Biß er diß denckmahl wird auf euren ſtein verfaſſen:

Steh leſer! dieſe grufft haͤlt weib und kind verbunden/

Diß/ weil das leben ihm den tod zu wege bracht;

Sie aber/ weil ihr kind hier vor des neides macht

Hat auſſer ihren leib’ kein beſſer grab gefunden.


Die zeit.
WAs iſt die edle zeit/ die allezeit vergehet?

Ein kleiner punct/ worauf der groſſe welt-kreiß ſtehet:

Ein ſchneller blick/ der uns weiſt/ daß ſie etwas ſey:

Nichts/ ehe ſie kommt an; nichts/ wenn ſie ſchon vorbey.

Jhr weſen laͤſt die zeit nicht bloͤde ſinnen kennen/

Das kluge ſeelen kaum verſtehen recht zu nennen;

Sie giebt in der natur den anfang und beſchluß/

Lehrt/ was verſchwunden iſt/ zeigt/ was geſchehen muß.

Wenn ſie vergangen iſt/ wer kan ſie wieder bringen?

Wer kan/ wenn ſie noch fern/ ſie bald zu kom̃en zwingen?

U 3Wie
[310]Vermiſchte Gedichte.
Wie ſtarck iſt ihre krafft? ſie bricht den ſtein und ſtahl/

Veraͤndert ſtaͤdt und leut’/ iſt maͤchtig uͤberall.

Wohl dem/ wer in die zeit ſich allzeit weiß zu ſchicken/

Und/ was zukuͤnfftig iſt/ bey zeiten kan erblicken.

Wer ſeine zeit auf GOtt wendt in der ſterbligkeit/

Der macht ihm hier und dort aus boͤſer gute zeit.

Wie lang iſt unſer zeit? ſpricht der betruͤbten klage/

Weil kummer/ kranckheit/ angſt uns macht aus ſtunden tage.

Wie kurtz iſt bey der luſt die zeit der ewigkeit/

Wo tauſend jahre ſind nur eines tages zeit.


Von der ungleichen jahres-zeit.
WJe? ſoll die welt in ruhe ſtehen/

Weil die verſtaͤndige natur

Die werck in ihrer groſſen uhr

Einander laͤſt zu wider gehen?

Erregt nicht eine jahres-zeit

Vier mahl auf erden neuen ſtreit?

Des fruͤhlings angenehme ſonne

Zerſchmeltzt des kalten winters eiß:

Des duͤrren ſommers heiſſen ſchweiß

Vertreibt des kuͤhlen herbſtes wonne:

Giebt jedes monats unterſcheid

Dem felde nicht ein ander kleid?

Jhr ſterblichen/ ſchaut an die gaben/

Die uns der lentz und ſommer giebt/

Was man im herbſt und winter liebt/

Wer ſoll den preiß des vorzugs haben?

Des lentzes graß? des ſommers klee?

Des herbſies wein? des winters ſchnee?

Des fruͤhlings ſchoͤne ſtirn und wangen?

Des ſommers warme hand und bruſt?

Des herbſtes mund- und augen-luſt?

Des winters wild- und vogel-fangen?

Die leibes-ſtaͤrck und liebes macht?

Der kurtze tag/ die lange nacht?

Jch
[311]Vermiſchte Gedichte.
Jch kan den gruͤnen lentz nicht haſſen:

Ja mir gefaͤllt des ſommers frucht:

Was man im herbſt auf baͤumen ſucht:

Was man im winter ſoll umfaſſen.

So bringet mir vergnuͤgſamkeit

Ein iedes theil der jahres-zeit.


Von der fruͤhlings-zeit.
DU kanſt dein eigenthum ausbreiten/

O gruͤner lentz! in voller pracht:

An der uns ſeine weiſe macht

Der Schoͤpffer zeigt auf allen ſeiten/

Wenn deine liebliche geſtalt

Vergnuͤgt das feld/ den berg und wald.

Du haſt die groſſe welt gebohren/

Den anfang aller zeit gemacht:

Das beyl den menſchen wieder bracht/

Als zu der mutter ward erkohren

Die jungfrau/ deren wunder-ſohn

Sitzt auf des Allerhoͤchſten thron.

Du ſaheſt ihn im grabe liegen/

Der an dem creutze war verblaſt/

Nach abgelegter todes-laſt/

Hoch uͤber ſeine feinde ſiegen.

Dir iſt die reine ſeelen-luſt

Der Chriſten heiligthum bewuſt.

Dein mertz weiß alles zu erfreuen/

Was erde/ wafſer/ lu[ff]t erhaͤlt.

Ob dein april ſich offt verſtellt/

Pflegt er die welt doch zu verneuen.

Lehrt nicht dein allerſchoͤnſter may/

Daß er der beſte mahler ſey?

Die warmen ſonnen-ſtrahlen muͤſſen

Dir zu der wolluſt dienlich ſeyn/

U 4Wenn
[312]Vermiſchte Gedichte.
Wenn iedes thier fuͤhlt ſuͤſſe pein/

Das/ vielmahl deiner zu genieſſen/

Die von natur erweckte brunſt

Lehrt die gemeine liebes-kunſt.


Von der ſommer-zeit.
SOll ich/ o ſommer/ dich beſchreiben?

Wer fuͤhlet deine ſtaͤrcke nicht/

Die offt den leib ſo hefftig ſticht/

Daß er nicht mehr bedeckt kan bleiben?

Vermehrt doch ſchon dein hoher preiß

Auf beyden wangen meinen ſchweiß.

Du biſt ein braͤutigam der erden/

Der in der liebe ſich erhitzt/

Bey dem die braut entbloͤſſet ſitzt/

Wenn ſie von dir will fruchtbar werden/

Weil ihre kinder nicht dein brod

Umkommen laͤſt in hungers-noth.

Du giebſt in allerlaͤngſten tagen

Der arbeit ihr gewuͤnſchtes licht/

Erfreueſt aller angeſicht

An dem/ was baͤum und aͤcker tragen/

Laͤſt nicht der bauren haͤuſer leer/

Ernehrſt der thiere groſſes heer.

Dein heu ſpeiſt rinder/ ſchafe/ pferde/

Wenn ſich der winter eingeſtellt/

Der/ was uns giebt dein wald und feld/

Traͤgt auf den tiſch von ſeinem heerde/

Weil ihm ſein thun nichts leget ein.

Kan deines reichthums erbe ſeyn.

Doch muͤſſen dich viel ohren haſſen/

Wenn dein gewitter blitzt und ſchlaͤgt/

Die furcht in zarte hertzen praͤgt/

Niemanden will in ruhe laſſen.

Denn
[313]Vermiſchte Gedichte.
Denn hoͤret man des hoͤchſten ſtimm:

Jhr ſuͤnder/ fuͤrchtet meinen grimm.


Von der herbſt-zeit.
DU magſt den lentz und ſommer preiſen/

Mir/ mir gefaͤllt des herbſtes frucht/

Die man in groſſen faͤſſern ſucht/

Jn ſchoͤnen glaͤſern pflegt zu weiſen.

Wo froͤliche gemuͤther ſeyn/

Da biſt auch du/ o edler wein!

Du kanſt den helden ſtaͤrcke machen/

Wenn ſich der feind im felde zeigt/

Wenn/ ehe man die ſtadt erſteigt/

Die moͤrſel und carthaunen krachen.

Wo tapffere ſoldaten ſeyn/

Da biſt auch du/ o edler wein!

Du kanſt durch deine macht erwecken

Der klugen geiſter eigenſchafft/

Der unerſchrocknen redner krafft/

Die nach dem himmel pflegt zu ſchmecken.

Wo fertige poeten ſeyn/

Da biſt auch du/ o edler wein!

Du heiſt die maͤnner laͤnger ſitzen

Jn loͤblicher geſchellſchaffts-luſt:

Wem die melancholey bewuſt/

Kanſt du das kalte blut erhitzen.

Wo die verliebten hertzen ſeyn/

Da biſt auch du/ o edler wein!

Du biſt der beſte koch auf erden/

Der beſte leib artzt in der welt/

Der zu geſunden ſich geſellt/

Die ſchwachen wieder ſtarck laͤſt werden.

Darum ſoll mir/ o edler wein!

Der herbſt ein gantzes wein-jahr ſeyn.

U 5Von
[314]Vermiſchte Gedichte.
Von der winter-zeit.
SOll ich des winters art nicht lieben/

Weil er des jahres alter heiſt/

Der gaͤrte zierrath nieder reiſt/

Wenn er der felder luſt vertrieben/

Als ein unangenehmer greiß/

Verkleidet liegt in ſchnee und eiß?

Der winter macht aus waſſer bruͤcken/

Auf welchen ich kan ſicher ſtehn/

Auf welchen pferd und wagen gehn/

Der winter heilt mir bruſt und ruͤcken/

Wenn mir des ofens liebligkeit

Macht in der ſtube ſommer-zeit.

Jm winter hab ich zu genieſſen/

Was mir der kuͤhne jaͤger bringt/

Was nicht mehr in dem winter ſingt/

Kan in den magen ſich verſchlieſſen/

Des winters kaͤlte machet hitz

Jn der verborgnen liebe ſitz.

Jm winter koͤnnen wir die ſternen

Viel beſſer als im ſommer ſehn/

Und iſt im winter nicht geſchehn/

Was der ehriſtmonat giebt zu lernen?

Als du ſtiegſt von des himmels thron/

Und wardſt ein menſch/ o GOttes ſohn!

Uns haben dein reich vorzumahlen/

Daß in der gnaden-reichen zeit

Uns ſchenckt die luſt der ewigkeit/

O JEſu! deine klare ſtrahlen/

Den ſchoͤnſten tag aus ſchwartzer nacht/

Den winter zu dem lentz gemacht.

Von
[315]Vermiſchte Gedichte.
Von der zeiten veraͤnderung.
DJe zeiten muͤſſen ſich vergleichen/

Weil alle zeiten fluͤchtig ſeyn/

Tritt wiederum der fruͤhling ein/

So pflegt der winter ihm zu weichen/

Vergeht des ſommers heiſſer brand/

So koͤmmt des herbſtes kuͤhler ſtand.

Warum wolt ihr die zeiten haſſen/

Jhr/ die ihr ſeht der zeiten ſtreit?

Weil euch in unvergnuͤgſamkeit

Lentz/ ſommer/ herbſt und winter laſſen/

Weil aller zeiten lauff verrancht/

Eh’ iemand ihrer recht gebraucht.

Was zeigt uns dieſes wechſels ſchatten?

Ein bild der unbeſtaͤndigkeit;

Ein werck der unvollkommenheit:

Weil nicht der himmel will verſtatten/

Daß etwas hier ſoll ewig ſtehn/

Das mit den zeiten ſoll vergehn.

Jhr aͤndert ja der zeiten ſoͤhne/

Der zeiten toͤchter/ allezeit/

Jndem ihr macht aus freude leid/

Was gleich iſt/ krum; was arg iſt/ ſchoͤne;

Was ſtarck iſt/ ſchwach; was kalt iſt/ heiß;

Was klein iſt/ groß; was ſchwartz iſt/ weiß.

Ein jahr iſt unſer gantzes leben:

Der fruͤhling haͤlt der jugend art/

Der ſommer/ der verliebte paart/

Kan ſchoͤne frucht zu wiegen geben/

Der herbſt nimt an den kraͤfften ab/

Der winter legt uns in das grab.

Von
[316]Vermiſchte Gedichte.
Von der ſtunde.
JHr gruͤnen den gemuͤther/

Erkennt die ſchoͤnen guͤter/

Die euch die edle zeit

Jn eure ſchooß will legen/

Nehmt an des Hoͤchſten ſeegen/

Des gluͤckes guͤtigkeit.

Verachtet keine ſtunde/

Die aus gelehrtem munde

Praͤgt klugen ohren ein/

Durch auserwehlte lehren/

Was GOttes ruhm zu mehren/

Der welt kan dienlich ſeyn.

Denckt nicht/ wenn eitelkeiten

Euch von der ſchul ableiten/

Was eine ſtunde ſey/

Wenn nach und nach verſchwunden/

Mehr als acht tauſend ſtunden/

Sey erſt ein jahr vorbey.

Kan nicht in vielen dingen

Euch eine ſtunde bringen

Den nutzen langer zeit?

Kan euch aus ſuͤſſem lachen

Nicht eine ſtunde machen

Des lebens traurigkeit?

Wer hohe weißheit liebet/

Der tugend ſich ergiebet/

Haͤlt jede ſtunde werth/

Denckt in des hertzens grunde

Stets an die letzte ſtunde/

Die er von GOtt begehrt.


Von
[317]Vermiſchte Gedichte.
Von der letzten zeit.
WAs iſt ein tag/ ein jahr? die zeit von hundert jahren/

Jn welcher aus der welt viel tauſend ſeelen fahren/

Ein ſpiel das vielen kurtz/ und vielen lang muß ſeyn/

O menſch nim alle zeit genau in augenſchein!

Ein tag kommt/ deſſen macht die jahre wird verſchlingen/

Ein jahr kommt/ deſſen lauff nicht mehr wird tage bringen/

O wunderbares jahr! o wunderbarer tag!

Jn welchem aufferſteht/ was in den graͤbern lag/

Wer ſoll nicht alle tag an dieſes jahr gedencken/

Das aller zeiten ſtand wird in zwey theil verſchrencken/

Wo ſtete trauer-nacht/ wo ſtetes freuden-licht/

Des himmels wolluſt-ſtrahl/ der hoͤlle marter ſticht.

Jhr freches laſter-volck/ ach laſſet alle tage

Zu beyden ohren ein des letzten tages klage:

Nun muß die gantze welt vor ihrem richter ſtehn/

Der keiner ſuͤnde zeit laͤſt ungeſtrafft hingehn.

Wolt ihr/ o ſterblichen! nicht mit der zeit verderben/

So legt die zeit wohl an im leben und im ſterben;

Der iſt klug/ der wird fromm/ wer ſtets denckt an die zeit/

Wenn ihn ein augenblick ſetzt in die ewigkeit.


Cantata von der rechten liebe.
E. N.
Aria.
NJchts iſt ſuͤſſer als das lieben/

Lieben iſt ein himmelreich;

Menſchen/ die das weſen uͤben/

Sind dadurch den goͤttern gleich.

Ja zwey recht vertraute hertzen

Sind zwey engel auff der welt/

Weil ihr angenehmes ſchertzen

GOtt und menſchen wohlgefaͤllt.

Wie-
[318]Vermiſchte Gedichte.
Wiewohl die liebe muß auf rechtem fuſſe ſtehn.

Wo keine treu/ wo keine keuſchheit iſt/

Wo man das tugend-ziel vergiſt/

Da muß die ſchoͤne luſt zergehn.

Und was ein himmel heiſt

Muß eine hoͤlle werden.

Jedoch ein reiner geiſt

Befleckt ſich nicht.

Gedancken und geberden

Sind tugendhafft und edel eingericht.

Die kuͤſſe ſind die ſeele bey dem lieben/

Wann dieſe rein geblieben/

So muß die ſeele leben/

Und tauſendfache luſt verliebten coͤrpern geben.

Aria.
WEicht nun ihr bloͤden ſinnen/

Welcht von hinnen/

Die die liebe nicht verſtehn.

Denn es pflegt das ſchoͤne ſchertzen

Edlen hertzen

Zur vergnuͤgung anzugehn.


Allegoriſch Sonnet.
AManda liebſtes kind/ du bruſtlatz kalter hertzen/

Der liebe feuerzeug/ goldſchachtel edler zier/

Der ſeuffzer blaſebalg/ des traurens loͤſch-papier/

Sandbuͤchſe meiner pein/ und baum-oͤhl meiner ſchmertzen/

Du ſpeiſe meiner luſt/ du flamme meiner kertzen/

Nachtſtuͤlchen meiner ruh/ der Poeſie clyſtier/

Des mundes alecant/ der augen luſt-revier/

Der complementen ſitz/ du meiſterin zu ſchertzen/

Der tugend quodlibet/ calender meiner zeit/

Du andachts-fackelchen/ du quell der froͤligkeit/
Du
[319]Vermiſchte Gedichte.

Du tieffer abgrund du voll tauſend guter morgen/

Der zungen honigſeim/ des hertzens marcipan/

Und wie man ſonſten dich mein kind beſchreiben kan.

Lichtputze meiner noth/ und flederwiſch der ſorgen.


Auf den nahmens-tag herrn J. W.
GEehrter/ dieſer ſchein/ der heute dich begluͤcket/

Strahlt unſer hertzen auch mit friſchen blicken an/

Und zeuget/ wie die luſt/ die deine bruſt entzuͤcket/

Auch freunde durch den glantz zugleich entflammen kan[.]

Wir fuͤhlen jeden kuß/ den dir der himmel reichet/

Wir ſchmecken auch den ſafft beperlter liebligkeit/

Und lernen/ da er dich mit biſam uͤberſtreichet/

Daß ſeine gunſt auf uns canarizucker ſtreut.

So nim denn/ werther/ hin/ was unſre freude zollet/

Ein farben-armes blat/ das kein zinober deckt/

Das unſer aller hertz in einen zedel rollet/

Und mehr nach redligkeit/ als bunten pinſeln ſchmeckt.

Der himmel kraͤntze dich mit gruͤnen anmuths-zweigen/

Und ſchlieſſe deine luſt begnuͤgten armen ein;

Er laſſe ſteten ruhm aus deiner feder ſteigen/

Und dein bepalmtes lob der ehren wurtzel ſeyn.

Biß/ wenn dir alles wird mit vollen ſtroͤmen flieſſen/

Und ſuͤden/ weſt und nord in tuberroſen ſtehn/

Wir endlich deinen fleiß durch quellendes verſuͤſſen

Jn lorbeer-reicher pracht und tauſend knoſpen ſehn.


Einladungs-ſchreiben zur hochzeit an einen
guten freund in Meiſſen.

H. M.
ES gruͤſt dich ietzt mein brief/ o alter ſchul-geſelle/

Von kindheit treuer freund/ mein werther Seidemann;

Und wuͤnſcht/ er ſehe dich nur ſelber zu der ſtelle/

Nun mir des himmels gunſt das hochzeit[-]kleid legt an.

Denn
[320]Vermiſchte Gedichte.
Denn ich kan ohne dich vergnuͤget nicht erſcheinen/

Du weiſt/ wie freundſchafft uns genau zuſammen bindt/

Und der iſt von metall/ von felſen und von ſteinen/

Der einen landsmann weiß/ und ihn nicht ſelber find.

Kein Greiffenberger wird erfreulich koͤnnen greiffen/

Wenn nicht ſein mitgeſell empfindet gleiche luſt/

Jch tantzte noch ſo gut/ wenn du mir wuͤrdeſt pfeiffen/

Dieweil du keinen ſprung vergebens ſelber thuſt.

Nun hoͤre/ wie das gluͤck ſo vortheilhafftig handelt/

Es ſieht uns bald geneigt/ bald wieder ſauer an:

Nach dem mein erſtes weib zur langen ruh gewandelt/

So dacht ich auch/ nun iſts mit dir durchaus gethan.

Jch wolte durch die welt aufs neue wieder reiſen/

Jch wolte/ gleich wie du/ in fremde graͤntzen ziehn/

Jch meinte/ keinem gehts als wie dem herren Weiſen/

Der ietzt in Breßlau kan in vollem ſeegen bluͤhn.

Jch ſchloß: du biſt nicht ſchwer/ dich druͤcket keine buͤrde/

Es macht dir weder kind/ noch ſtieffkind ſchwere pein [...]

So nannt ich groſſen ſtand und allzu hohe wuͤrde

Melonen/ die fuͤr mich gar nicht zu eſſen ſeyn.

Bald dacht ich wiederum: Wo wird dein freund itzt leben?

Mir war zwar wohl bekandt/ daß Meiſſen dich umſchloß:

Jch ſorgte/ wird es ihm auch ſatt zu eſſen geben?

Die blick und worte ſind da freundlich/ reich und groß.

Dann ſah ich wiederum und auf mich ſelbſt zuruͤcke/

Und zog mit frohem geiſt nach meinem vetter hin/

GOtt fuͤgt es wunderlich/ ich fand da mein geluͤcke/

Er ſprach: bleib bey mir hier/ erwarte den gewinn.

Jch folg und laſſe den/ der mich erſchaffen/ walten/

Verehre meinen GOtt mit bruͤnſtigem gebet/

Voll hoffnung/ daß er werd’ auch ſein verſprechen halten/

Daß kein rechtglaͤubiger umſonſt ihn angefleht.

Jch gehe drauff getroſt/ und ſuche lieb und hulden/

Und finde dieſe frau/ der ich mich ietzt vertraut.

Sie ſpricht/ ich ſolle mich ein weniges gedulden/

Biß daß ſie mein gemuͤth und hertze vor beſchaut.

Sie
[321]Vermiſchte Gedichte.
Sie ziehet nachricht ein von meinem thun und leben/

Und hoͤret/ wer ich bin/ und was ich je gethan/

Und weil die Jauter mir ein gutes zeugniß geben/

So nimmt ſie mich zum ſchatz und ihrem braͤutgam an.

Jch werde nun getroſt zum kretſchmar/ Urbar/ ſchreiten/

Nicht wundre dich mein freund/ daß ich den ſchluß gemacht.

Was ſind ſtudenten doch bey den elenden zeiten?

Es wird ein arm geſell verſpottet und verlacht.

Was hilfft uns alle kunſt/ wenn man ſoll hunger leiden/

Und auf den doͤrffern wohl praͤceptor ſterben muß?

Wenn bauren ſich in tuch und wir in leinwand kleiden/

Und ein zerrißner ſchuh kaum decket unſern fuß?

Die Muſen betteln itzt/ und ſtehen vor den thuͤren/

Es iſt kein ſchlechtrer menſch/ als ein gelehrter mann/

Und ſolt ich dieſen wahn mich laͤnger laſſen fuͤhren/

Mein hertz-vertrauter freund/ ich griff es anders an.

Jch mag nicht auf der welt die bogen voller titel/

Vor mir mag jederman vorn an der ſpitzen ſtehn.

Beſchert der hoͤchſte GOtt nur mir zu leben mittel/

So laß ich andre gern im erſten paare gehn.

Nun bruder Seidemann/ daß ich den zweck erreiche/

Komm auf mein hochzeit-feſt ein hochgewuͤnſchter gaſt/

Es wird kein edelmann indeß zu einer leiche/

Von dem du irgend noch fuͤnff groſchen rechnung haſt.

Du wirſt zu Breßlau noch ſo eine mahlzeit finden/

Die deiner Meißniſchen durchaus die wage haͤlt/

Es ſoll ein ſafftig ſtaͤhr dir das gebluͤt entzuͤnden/

Daß er wie bitter bier dir in die kehle faͤllt.

Behuͤte GOtt dafuͤr! ich will dein land nicht tadlen/

Das reine Meiſſen iſt ja voller-reinligkeit/

Und weil es ſparſamkeit und kluge kargheit adeln/

So leg ich alles diß/ was widrig iſt/ bey ſeit.

Allein/ o alter freund/ du wirſt es ſelbſt bekennen/

Daß unſer Schleſten viel beßre nahrung hat.

Wer einmahl zu uns kommt/ wird leicht davon nicht rennen/

Und ſpricht[:] diß paradieß ſey meine vater-ſtadt.

II. Theil. XDu
[322]Vermiſchte Gedichte.
Du wirſt den gantzen tiſch mit ſpeiſen ſehn beſetzet/

Wenn ein gerichte kaum bey euch die augen fuͤllt/

Man dencket/ wie nur recht der magen werd’ ergetzet/

Und daß er nicht ſo bald fuͤr neuem hunger billt.

Jch will dir ſchwartzen ſchoͤps und neues bier gewaͤhren/

Bedencke jene zeit/ wie du gezogen haſt/

Du magſt bey mir ſo friſch/ als wie die ſchlemmer/ zehren/

Die zahlung kommt auf mich/ du biſt mein lieber gaſt.

Die huͤner ſind allhier nicht auf dem miſt gemaͤſtet/

Wie man bey euch gewohnt/ das kalbfleiſch iſt recht fett/

Und wen das rindfleiſch hier zum beſten nicht gekoͤſtet/

So glaub ich/ daß er nicht vernunfft und ſinnen haͤtt.

Es ſoll an wildpret dir und vogeln gar nicht mangeln/

Da du zu Lauchſtaͤdt nur ſpatz und goldammern ſpeiſt/

So darffſt du nicht wie dort erſt deinen weißfiſch angeln/

Weil ſich ein welß und aal hier auf dem tiſche weiſt.

Zu dieſem geb ich wein/ den ſafft von edlen trauben/

Der gar weit herrlicher als euer eßig ſchmeckt.

Du magſt/ mein Seidemann/ mir kuͤhn- und kecklich glauben/

Daß nach dem nectar-tranck man alle ſinger leckt.

Verzeihe/ daß ich ietzt mit dir auffrichtig ſchertze/

Denn freunden iſt ja nicht dergleichen luſt verſagt.

Du kennſt mein treu gemuͤth und mein getreues hertze/

So weiß ich/ daß dir auch ein reiner ſchertz behagt.

Mein mund wird kuͤnfftig GOtt ein Halleluja ſingen/

Wenn dein betruͤbter hals nur miſerere ſchreyt/

Wenn dir die knaben nicht genugſam holtz einbringen/

Und bey dem ſtrengen froſt der baur zehlt jedes ſcheit.

Zwey freunde haben gantz ein ſonderbahr geluͤcke/

Mich deckt ein ſteinern hauß/ dich eine leimern wand.

Jch kauff ein halstuch ein/ du kuͤh- und kaͤlber-ſtricke/

Mein boden der iſt fett/ und mager iſt dein land.

Es will die duͤrfftigkeit ſtets deine nachbarn heiſſen/

Wenn eine kirmeß dir nicht noch ein traͤncklein giebt.

Du ſpinnſt wohl ſeide nicht/ mein Seidemann/ in Meiſſen/

Dein garn das iſt zu grob/ dein faden nicht beliebt.

Das
[323]Vermiſchte Gedichte.
Das kraut iſt heuer klein/ der kohl iſt nicht gerathen/

Die ruͤben ſind verdorrt/ die moͤhren ſonder ſafft.

Ach! welche theure zeit/ ach welche magre braten!

Die dir dein cantor-amt zu Lauchſtaͤdt reicht und ſchafft.

Es wird ein ſchlechtes muß mit etwas kalten ſpeiſen

Und mehr als ſchwartzes brod in deine gurgel ziehn/

Da haſen/ hirſch und reh/ capaunen bey herr Weiſen

Zum beſten zugericht auf ſeinem tiſche bluͤhn.

Bald ſtaͤrckt uns Ungarns wein/ bald ſect den bloͤden magen/

Da dir ein brantewein den beſten purpur ſchenckt.

Und laͤſt du eine wurſt den ſonntag dir vortragen/

So glaube/ daß bey mir gantz voll der trender hengt.

Ein gantzes bier bringt mehr/ als deine gantze ſchule/

Ob ſchon das herbſt-quartal das allerbeſte ſcheint/

Du ſitzſt auff einer banck und ich auf einem ſtuhle/

Und meine nahrung iſt mit deiner nicht vereint.

Bedencke/ wenn du muſt die nackten backen fegen/

Und dir ein ſtinckend dampff in das geſichte ſteigt/

So ſpuͤr ich GOttes gunſt und ſeinen milden ſeegen/

Den er mir uͤberall in meinem Urbar zeigt.

Zwey knechte ſtehen dar zu meinen dienſt und willen/

Da nicht ein knabe da/ zu wiſchen deine ſchuh;

Hoͤr ich laut’ und viol/ ſo hoͤrſt du kuͤhe bruͤllen/

Und Lauchſtaͤdts bremmer ſchreyt ein grob runda dazu.

Und kaͤm ich gleich zu dir/ was kanſt du mir vorſetzen?

Der ſchulen fenſter ſind ietzt mit papier bedeckt/

Ein wenig zwiebel-fiſch und etwas von den pletzen/

Und knoblauch iſt der ſchatz/ der noch zu Lauchſtaͤdt ſteckt.

Das neu-jahr iſt ſehr ſchlecht/ der baur iſt gantz verarmet/

Du wirſt wohl heuer nicht viel fette ſchincken ſehn/

Und wo der himmel ſich nicht uͤber dich erbarmet/

So duͤrffte dich der wind mit ſamt dem hauß wegwehn.

Doch lob ich deinen muth/ den helden-muth in allen/

Du biſt Auroren gleich/ friſch munter im geſicht/

Und wird ein brandtewein zur morgen-ſtunde fallen/

So glaub ich/ daß du tauſchſt mit cron und ſcepter nicht.

X 2So
[324]Vermiſchte Gedichte.
So gehts/ o Seidemann! was nuͤtzen die camoͤnen/

Was hilfft es/ daß man ſich zu tode hat ſtudirt?

Es wird ein reicher baur nur unſre kunſt verhoͤnen/

Wenn Merſeburger bier er in den keller fuͤhrt.

Entbrich dich dieſem joch/ entbrich dich ſolchen knaben/

Barfuͤſſern in dem lentz/ floͤh-ſaamen wenn es ſchneyt;

Was wilſt du laͤnger noch ihr garſtig fell beſchaben?

Wie daß ein ſchilling dann ſo hertzlich dich erfreut?

Verlaß das Babylon und ſeine wuͤſteneyen/

Bey dieſem volcke gilt noch harffe noch geſang.

Ein cantor als wie du von ſchoͤnen melodeyen/

Dem wird zu Lauchſtaͤdt nur die zeit und weile lang.

Komm als ein hochzeit-gaſt/ vielleicht kan es gelingen/

Daß dir dein vaterland goͤnnt wieder feur und herd.

Jch weiß/ dein liebes weib eilt ſchon mit vollen ſpringen/

Wuͤnſcht/ daß in Schleſien ihr ſey ihr grab beſchert.

Kein thon auff dieſer welt ſoll mich ſo ſehr erquicken/

Als wo ein hochzeit-lied mein Seidemann noch ſingt/

Es wird dich vetter Weiß in arm und beine zwicken/

Und ſagen: ſchaue doch/ wie Langen es gelingt.

Jch will dich laͤnger nicht mit meiner ſchrifft verweilen/

Die knaben ſtehn ſchon da/ und ruffen A B C;

Zu dem ſo heiſt mich auch der bote fort zu eilen/

Leb unterdeſſen wohl/ mein liebſter freund/ ade!


Beantwortung eines empfangenen hoch-
zeit-brieffes.

DJr wuͤnſch ich mehr geluͤck als Ceres garben zeiget/

Als Bacchus trauben lieſt/ als Phoͤbus tage macht.

Und weil mein ſchlechter geiſt ſich hoͤher nicht verſteiget/

Mehr als die Wiener poſt mir ſchreiben hat gebracht.

Jch ſchwere/ daß ich nichts von deiner hand erbrochen/

Das nicht/ wie mich bedeucht/ nach roſen hat geſchmeckt;

Beſon-
[325]Vermiſchte Gedichte.
Beſonders dieſer brieff/ den du vor wenig wochen

Mir zugeſchickt/ war gantz mit ambra angeſteckt:

Denn unter andern fand ich dieſes auch geſchrieben/

Das ich/ wie billig war/ mit freuden angeſchaut.

Es war ein kurtzer ſatz: nach goͤttlichem belieben/

Jſt mein geliebtes kind und tochter eine braut.

Ein biſam-wort fuͤr mich! ietzt kenn ich meine pflichten/

Und was ich/ hoher freund/ dir mehr als ſchuldig bin.

Du forderſt dieſes auch/ ich ſoll ein braut-lied tichten/

Fuͤrwar die beſte krafft der poeſie iſt hin.

Der ſtern/ ſo mir zuvor die geiſter hat erwecket/

Scheint ietzund weit von mir/ mein feuer geht mir aus/

Es hat die alte glut ein kalter ſchnee bedecket/

Mein gantz Parnaſſus wird zu ſtaub und ziegel-grauß.

Aus armuth muß ich nur bey dieſem brieffe bleiben/

Der ſchlechter art und auch ſo niedrig iſt wie ich.

Jch traue mir nicht mehr ein geiſtig lied zu ſchreiben/

Den ſternen zuzugehn iſt nun nicht mehr fuͤr mich.

Die edle Donau hegt ietzt tauſend haupt-poeten/

Und mein geringer kram ſcheut dieſer ſonnen licht.

Die feld-trompete lacht der engen kinder floͤthen/

Und aſcherfarbe ſchickt ſich zu dem purpur nicht.

Doch wahre freundſchafft wiegt alleine das gemuͤthe/

Schaut gute meinung mehr als gute ſylben an.

Jch kenne/ werther freund/ zu deutlich deine guͤte/

Die nur durch redlichkeit vergnuͤget werden kan.

Jn dieſer zuverſicht entſchuͤtt ich geiſt und hertze/

Und laſſe meine luſt mit vollen ſtroͤmen aus.

Jch ſehe/ wie nunmehr des himmels freuden-kertze

Mit ſtrahlen ſeiner gunſt beſtrahlt dein liebes hauß.

Was kan dir lieber ſeyn/ als dieſen tag zu ſchauen/

Da du mit vaters hand der eh’ geliebte frucht

Deſſelben redlichkeit wirſt ſollen anvertrauen/

Der ſie durch reinen trieb der tugend hat geſucht?

Da du der tochter hand in deſſen hand ſolt legen/

Der deinem kinde treu und ehre dir verſpricht;

X 3Der
[326]Vermiſchte Gedichte.
Der nichts ſo eiffrig ſucht als deines mundes ſegen/

Und ſeinen geiſt auff dich als ſeinen Pharus richt.

Welch gaͤrtner wird da wohl die thuͤre gantz verſchlieſſen/

Und laͤſt die frucht allein die laſt der aͤſte ſeyn?

Wer klug iſt/ wird mit witz wohl zu eroͤffnen wiſſen/

Er ſtellt die ſuͤſſe frucht getreuen haͤnden ein.

Wer ſeine waare ſtets im krame will verwahren/

Und niemals in das licht und fremde haͤnde ſtellt/

Erwirbt ihm endlich nichts/ als daß bey vielen jahren

Der waare alter glantz mit ihrem werth verfaͤllt.

Was dienet uns ein ſchatz der ſtets verborgen lieget/

Mit dem der himmel ſchertzt/ den ſinſterniß verwacht/

Dem ſich die einſamkeit nur an die ſeite fuͤget/

Und keinem menſchen nicht zu nutze wird gemacht?

Die perle ſo allein in ihrer muſchel pranget/

Das gol[d] ſo allezeit der berge daͤrme druͤckt/

Hat niemahls einen ruhm in dieſer welt erlanget

Und niemals in der noth ein mattes hertz erquickt.

Was ſind wir menſchen doch/ wenn wir uns ſelbſt verſchluͤſſen?

Was iſt ein geiſt/ der ſich nur in ſich ſelbſt verzehrt?

Nur roſen ſo den ſtock zum ſarge haben muͤſſen/

Nur veilgen/ die der wind im ſtengel hat verheert.

Der menſchen halben ſeyn die menſchen auch gebohren/

Und ſtetes einſam-ſeyn/ iſt mehr als halber tod.

Wer nicht erkieſen kan/ und ſtirbt auch unerkohren/

Durch den bleibt unerfuͤllt das paradieß-gebot.

Daraus iſt nun dein witz/ geliebter freund/ zu ſchauen/

Daß du vermaͤhlen wilſt diß angenehme pfand/

So dir des himmels gunſt hat wollen anvertrauen/

Es bleibet doch dein kind/ ob gleich in fremder hand.

Durch deinen ſeegen wird hier ſtets geluͤcke bluͤhen/

Denn tugend-wurtzel welckt zu keinen zeiten nicht.

Es wird dein eydam ſich zu aller zeit bemuͤhen/

Daß thun und laſſen ſey nach deinem blick gericht.

Er-
[327]Vermiſchte Gedichte.
Erquicke dich nunmehr/ verlaß die bleichen ſorgen/

Nicht dencke was der rath/ was hof und kammer macht:

Denn dieſe ſachen ſeyn vor einen andern morgen/

Und heute wird von dir gewiß kein brieff erdacht.

Heut iſt ein ſolcher tag/ der niemals dir erſchienen/

Du haſt kein ſonnen-licht noch dergeſtalt geſchaut.

Es will die freudigkeit auf allen ſeiten dienen/

Und die ergoͤtzlichkeit wacht um die junge braut.

Der Oedenburger ſafft/ der ſchatz der beſten reben/

Erſetze/ wo der luſt an kraͤfften was gebricht.

Diß/ was das edle land des Rheines weiß zu geben/

Verloͤſcht/ wie uns bekandt/ die hochzeit-fackel nicht.

Nur froͤlich/ dieſe luſt ſey leitſtern andrer freude/

Der himmel ſchaue dich mit mehrerm ſeegen an.

Es ſpinne ſeine hand ins kuͤnfft’ge ſolche ſeide/

So deiner tochter noch zur haube dienen kan.

Jch weiß/ die mutter wird mit tauſend freuden-zaͤhren

Die keuſche tochter braut begleiten zu der ruh.

Was kan der mutter hand wohl kraͤfftigers gewaͤhren/

Als wenn der tochter ſie auch legt den ſeegen zu?

Mein freund/ geneuß forthin die fruͤchte von dem ſeegen/

Und kuͤſſe mit der zeit auch deiner kinder kuß/

Wenn man den enckel dir wird in die armen legen.

Diß ſey des hertzens wunſch/ und meines briefes ſchluß.


X 4Uber
[328]Vermiſchte Gedichte.
Uber Sr. Churfuͤrſtl. Durchl. zu Branden-
burg Brabandiſchen feldzug/ da ſie nach der Alliir-
ten verlohrnen ſchlacht bey Fleury mit ihren voͤl-
ckern ihnen zu huͤlffe kam und die gantze
Alliirte armee anno 1690
commandirte.

† † †
BRandenburg hat dieſen zug

Nicht belaͤgert noch geſchlagen;

Und des ſieges doch genug/

Ja noch mehr davon getragen.

Denn es hat nach einer ſchlacht/

Die den freunden mißgelungen/

Den ſieghafften feind verdrungen/

Und fuͤr eine ſtadt zu nehmen/ viel in ſicherheit gebracht.

Leichter iſt es uͤberwinden/

Als den uͤberwinder binden.

Leichter eine feſtung ſtuͤrmen/

Als ein gantzes land beſchirmen;

Und bey unvergluͤckten dingen

Sie zum ſtande wieder bringen.

So zeuch dann Friedrich/ weil es dir geziemet/

Wilſt du nicht uͤberwinder ſeyn;

Zum wenigſten wie jederman dich ruͤhmet:

Als der Niederlande retter/ als ein reſtqurator ein.


C. E.
1.
O Kinder! glaubt es nicht/ was mit gefaͤrbtem ſchein/

Was mit geſchmincktem mund pflegt unſer wort zu ſeyn/

Was offt bey ſeiner ſeelen

Ein courtiſan verſpricht/
Jch
[329]Vermiſchte Gedichte.

Jch mags euch nicht verhehlen/

O kinder! glaubt es nicht.

2.
Jſt etwas in der welt/ das frevel-luͤgen liebt/

So iſts ein courtiſan/ der ſuͤſſe worte giebt/

Der ſich erbeut zu ſterben;

Glaubt ja nicht/ ſeyd ihr klug;

Was ihr denckt zu ererben/

Jſt thorheit/ iſt betrug.

3.
Der will eur ſelave ſeyn/ und mit gebognem knie

Euch warten auff den dienſt/ ſo ſpaͤt/ ſo wieder fruͤh;

Der ſteht mit krancken ſitten

Und betet euch ſchier an;

Meint ihr/ daß ſolches bitten

Von hertzen gehen kan?

4.
Dort lobt euch ein phantaſt/ und euer augenſchein

Muß auch der ſonnen glantz weit vorzuziehen ſeyn;

Kein blitz iſt euch zu gleichen

Noch eurer lichter pracht;

Die ſternen muͤſſen weichen/

Weil ihr ſie ſchamroth macht.

5.
Kommt man biß an die hand/ da iſt nicht maaß noch ziel/

Trotz der ſie nicht dem ſchnee an weiſſe vorziehn will!

Was ſchnee? der muß verdunckelt

Vor euren haͤnden ſtehn;

Was gleich dem demant funckelt/

Jſt bloß an euch zu ſehn.

6.
Nicht daß ich euer lob zu goͤnnen nicht vermeint;

Jch ſelber lob euch mit: doch rath ich als ein freund/

Wolt ihr ſeyn unbetrogen/

So mercket ihre liſt;
X 5Denn
[330]Vermiſchte Gedichte.

Denn alles iſt erlogen/

Was ſo gefedert iſt.

7.
Ein kind iſt auf der welt/ das mich von hertzen liebt/

Dem ſich auch mein gemuͤth zum gegendienſt ergiebt/

Dem ſey diß nicht geſchrieben/

Dem ſey mein hertz verpflicht/

Die will ich treulich lieben/

Jhr andern glaubt es nicht.


Celadons abſchied und ſeiner ſchaͤferin
weh klage.

† † †
ELeonora die betruͤbte

Gieng in dem gruͤnen auf und ab/

Als ihr der ſchaͤffer/ der geliebte/

Den letzten kuß mit thraͤnen gab.

Ach! ſprach ſie/ daß ich ietzt muß leben/

Und meinem ſchaͤffer abſchied geben.

2.
Sie rung die liljen-weiſſe haͤnde/

Sie ſchrie mit lauter weh und ach!

Ach ich! ach ich! ach ich elende!

Jch bin fuͤr meine noth zu ſchwach!

Mein Celadon will von mir ſcheiden/

Der mit mir pflag allhier zu weiden.

3.
Sie ſchrie und ſanck vor ohnmacht nieder/

Red’ und bewegung ſtarb in ihr.

Der athem fand ſich endlich wieder;

Doch blieb die wehmuth fuͤr und fuͤr:

Sie ſchrie; doch ſah man von der auen

Sie gantz erſtarrt gen himmel ſchauen.

4.
Die ſchaͤflein ſelbſt die ſah man klagen/

Und traurig in dem graſe gehn.
Klagt/
[331]Vermiſchte Gedichte.

Klagt/ ſprach ſie/ denn in wenig tagen

Wird man nicht mehr mich weiden ſehn.

Nehmt dieſen crantz und dieſe myrthen

Und ſucht euch einen andern hirten.

5.
Der ſchaͤffer lieff ſie auffzurichten/

Sie ſchloß ſich ihm um hals und mund;

Zeugt ihr/ ſprach ſie/ ihr nahen fichten/

Was euch von meinen ſchmertzen kund.

So offt es nur beginnt zu tagen/

Hoͤrt ihr Eleonoren klagen.

6.
Mein Celadon du machſt die ſchmertzen/

Fieng ſie zu ihrem ſchaͤfer an:

Du biſt ein theil von meinem hertzen/

So ich auch nimmer miſſen kan.

Du aber wilſt ietzt von mir ziehen/

Und die verliebte huͤrden fliehen.

7.
Die ſchlancken arme wurden muͤde/

Und Celadon von ſelben frey;

Wie klagſt du/ ſprach er/ zum abſchiede;

Bin ich doch auch abweſend treu.

Jch ſchwere dir bey meiner heerde/

Daß ich bich ewig lieben werde.

8.
Sie kuͤſten ſich/ und weinten beyde.

Der ſchaͤfer fieng an fort zu gehn.

Sie lief ihm nach die gantze heyde/

Um Celadon noch eins zu ſehn/

Woſelbſt ſie mit gebrochner zungen/

Jhm ferner alſo nachgeſungen;

9.
Zeuch hin/ GOtt ſey dein gut geleite/

Es kommt mir nun nicht mehr die zeit/
Daß
[332]Vermiſchte Gedichte.

Daß ich den fruͤhling um dich ſpreite.

Zeuch hin/ o meine liebligkeit!

Zeuch hin/ und dencke deiner lieben/

Die ſich um deine trifft betruͤben.

10.
Zeuch hin/ zeuch! darauff ſchwieg ſie ſtille/

Die thraͤnen floſſen in die ſchooß/

Die wieſen ſtunden ſonder fuͤlle/

Die gruͤnen waͤlder wurden bloß;

Sie aber iſt mit blaſſen wangen

Bey dunckler nacht nach hauſe gangen.


Nacht-lied.
1.
JEtzt da die nacht tritt ihre herrſchafft an/

Und glantz und licht mit braunem mantel decket/

Da uns der ſchlaff die muͤden glieder ſtrecket/

Und einſamkeit fuͤr luſt tritt auff die bahn;

So ſcheinet doch der ſchoͤnheit holde kertze/

Und treibet uns den flammen-brand ins hertze.

2.
Ach Liſillis! erblick uns gnaͤdig an/

Und ſieh die hoͤchſt-verpflichten knechte ſtehen/

Der alles zwingt/ zwang uns hieher zu gehen;

Wir ſagen dirs: die liebe hats gethan.

Wenn deine ſonne ſcheint/ ſo mag der ſterne

Hell-glaͤntzend licht ſich machen in die ferne.

3.
Jhr augen/ denen ſonn und monde weicht;

Jhr ſpiegel-glaß der tieff-verliebten ſeelen;

Kan auch ein menſch die heiſſe glut verbelen/

Die uns geſchwind/ eh man es hofft/ beſchleicht/

Die unſre freyheit wirffet auff die bahre

Jm ſchoͤnſten May/ im lentzen friſcher jahre?

4. Ach
[333]Vermiſchte Gedichte.
4.
Ach ſtrahl! ach blitz! den Liſtllis itzt ſtreut;

Muß nicht das wachs der zarten jugend flieſſen?

Ja herrſcherin/ wir werden hingeriſſen

Vor deinen thron/ von Amor ſelbſt geweiht.

Was wollen wir von nacht und ſchatten klagen/

Wenn du geneigt uns fackeln vor-wilſt tragen?

5.
Denn dieſe hegt der augen ſchoͤnſte glut;

Wir nennen ſie die himmliſchen planeten;

Jhr blinckern kan die groͤſte ſorgen toͤdten/

Und fuͤhlt mit luſt der adern brunn/ das blut.

Wilſt du denn auch noch lichter ſehen brennen?

Der hertzen loh’ giebt flammen zu erkennen.

6.
Wir hegen die/ ſo lang ein geiſt ſich regt/

Der treu zu ſeyn auff ewig ſich verſchworen:

Du ſeelen-kind/ zu lieben nur gebohren/

Hoͤr an wie ietzt der ſchall der luͤffte ſchlaͤgt:

Er klopfft bey deiner thuͤr/ laß ſie ihm offen/

So haben wir ein labſal noch zu hoffen.

7.
Ein eintzig kuß iſt unſer himmels-brod/

Verliebter ſeelen Ambroſiner-ſpeiſe.

Gieb uns nur diß auf die betruͤbte reiſe/

So laͤſt uns Charon gehn/ ſo wird der todt

Das leben zwar/ doch nicht die lieb erdruͤcken/

Die unverletzt die geiſter will erquicken.

8.
Doch weil die nacht uns weiter ſchweigen heiſt/

So ſchlaffe wohl und laß die traͤume ſagen/

Was wir dir ietzt ergeben vorgetragen;

Wie unter deiner bruſt ruht unſer geiſt;

Wie deine zier in treuen ſeelen bluͤhet;

Wie flamm und glut in hoͤchſtem purpur gluͤhet.

9. Du
[334]Vermiſchte Gedichte.
9.
Du Gratie der allerhoͤchſten zier/

Du ſchoͤnſte roſ’/ hellſcheinend gold der jugend/

Du lilje du der unbefleckten tugend/

Des landes luſt/ der keuſchheit ihr ſaphier.

Schlaff Liſillis! wir wollen dich nicht ſtoͤren/

Doch wollen wir dich unablaͤßig ehren.


Er iſt gluͤckſelig/ aber nur im traum.
1.
WAs hilfft mir mein verliebter ſinn/

Weil ihre gottheit ihn verſchmaͤhet?

Jhr leichten winde nehmt ihn hin/

Biß ihr ſein eitles thun verwehet:

Sein urtheil iſt ihm ſchon geſprochen/

Die ſtaͤbe ſind entzwey gebrochen.

2.
Die gantze erd’ iſt mir zu klein/

Der himmel iſts/ der mich nicht kennet;

Wie kan ich bey mir ſelber ſeyn/

Weil mir umſonſt die hoffnung brennet?

Jch ruffe/ erde/ himmel/ hoffen!

Und keines hat die ohren offen.

3.
Was hab ich armer doch gemacht/

O tugend-goͤttin aller ſchoͤnen!

Daß ſie mich niemahls wuͤrdig acht

Mit ihrer gottheit zu verſoͤhnen?

Soll ich denn keine ruhe finden

Vor nie begangne liebes-ſuͤnden?

4.
Laͤngſt hab ich ein altar geſetzt/

Ein denckmahl harter buß zu ſtifften/

Jn welchen Amors hand geetzt

Mit diamant und guͤldnen ſchrifften[.]
Der
[335]Vermiſchte Gedichte.

Der ſchoͤnſten goͤttin von der erden

Soll dieſer eintzig heilig werden.

5.
Darauff wenn ſich der morgen roͤth/

Laß ich mein hertz als weyrauch gluͤhen/

Und wenn mir Phoͤbus untergeht/

Vergeß ich nicht davor zu knien.

Es hat mich nie der ſchlaff bezwungen/

Biß ich ihr goͤttlich thun beſungen.

6.
Dann leg ich mich zur ſanfften ruh/

Zu meiner mutter neuer ſchmertzen:

Jch ſchlieſſe zwar die angen zu/

Und wache dennoch ſtets im hertzen;

Jm ſchatten bringts die nacht getragen/

Was mir der tag pflegt zu verſagen.

7.
Dann tret ich endlich zu ihr hin/

Wir ſingen/ ſpielen/ tantzen/ lachen/

Sie haſſet gar nicht meinen ſinn/

Sie pflegt es ſo/ wie ich/ zu machen/

Wir wechſeln mund und haͤnd zuſammen

Und doppeln unſre liebes-flammen.

8.
Ach aber der ich ſchatten lieb

Und traͤumend nur auf roſen gehe/

Jch fange waſſer durch ein ſieb!

Denn dis/ was ich erwachet ſehe/

Jſt leichtes ſtroh und feder-kuͤſſen/

Die blumen ſind hinweg geriſſen.

9.
Hinweg! verlognes ſchatten-werck/

Du irrwiſch der betruͤbten hertzen/

Du ſtarcke glut/ doch ſonder ſtaͤrck/

Du falſcher zunder meiner ſchmertzen/
Soll
[336]Vermiſchte Gedichte.

Soll ihre gnad im traum nur ſcheinen/

So muß ich wachend druͤber weinen.


Jhre kleider ſind das ſchoͤnſte an ihr.
1.
PHillis meinet/ ihres gleichen

Findt ſich nicht in dieſer welt/

Habe ſie gleich nicht viel geld/

Muͤſſen ihr doch andre weichen/

Weil ihr ungemeiner pracht

Sie vor andern herrlich macht.

2.
Jhre wunder-ſchoͤne kleider/

Die ſie offt verwechſeln kan/

Stehen ihr ſo trefflich an/

Daß das gute maͤgdchen leider!

Alles/ was ihr wird geſchenckt/

Wieder an den hintern henckt.

3.
Gleichwohl hat ſie vorzuſchuͤtzen/

Daß der bloſſe kleider-pracht

Sie zu einer dame macht/

Sonſten kan ſie wenig nuͤtzen/

Weil es ihr am angeſicht

Mehr als allzu viel gebricht.

4.
Denn ſie iſt gantz ſchwartz von farben/

Doch mit gelben untermengt/

Wie die ſchweine ſo man ſengt/

Mit viel tauſend pocken-narben/

Und die naſe ſamt dem mund

Wiegen ein und zwantzig pfund.

5.
Wenn ſie liebe will erwecken/

Muß ſie ſeyn darauf bedacht/
Daß
[337]Vermiſchte Gedichte.

Daß ſie gute anſtalt macht/

Jhr gefichte zu bedecken/

Lieſſe ſie es unbedeckt/

Wuͤrde man nur abgeſchreckt.

6.
Drum ſo iſt ſie ja zu loben/

Daß ſie mehr als andre prangt/

Weil es an den kleidern hangt/

Daß ſie hoͤher wird erhoben/

Als nach aller leute wahn

Jhrem ſtand gebuͤhren kan.


1.
SOll Doris ich denn ſtets in banden gehn/

Soll ſchertz und ſchmertz ſtets an der ſpitze ſtehn/

Soll ſeel und mund ſo hart gekraͤncket ſeyn/

So faͤllt gewiß der liebe grundſtein ein.

2.
Entbinde mich durch deiner ſchoͤnheit macht/

Und ſprich mich frey von dieſer truͤben nacht:

Denn wo dein aug nicht pol und leitſtern iſt/

So hat mein maſt den ſchiffbruch ſchon erkiſt.

3.
Dein mund der iſt ein nachen von rubin/

Der meiner ſeelen ſchiff kan an ſich ziehn/

Die muſcheln/ ſo der hafen in ſich traͤgt/

Hat die natur mit perlen angelegt.

4.
Allein mir iſt mein mund durch dich verhuͤllt/

Der zucker/ der aus deinen lippen qvillt/

Muß ein vergaͤlltes gifft vor artzney ſeyn/

So ſtuͤrtzt man mich ins todten-hauß hinein.

5.
Drum ſchoͤnſtes kind/ entbinde mich von mir/

Und nim/ als unterthan/ mich gantz zu dir:

Ein ſclave/ den der ketten klang bewegt/

Traͤgt durch gedult viel leichter was er traͤgt.

II. Theil. YJ. H.
[338]Vermiſchte Gedichte.
J. H.
1.
JCh will itzt meinen geiſt nicht auf der erden/

Weil ſeine fluͤgel nach den ſternen ziehn/

Was ſterne liebt/ kan zwar nicht ſternen werden/

Weil neſſeln nicht ſo wie die roſen bluͤhn:

Doch kan dein hoher ſinn mich/ Flora/ tragen

Dahin/ wo mir das gluͤck ſonſt will abſagen.

2.
Magnet zieht eiſen an/ und du mein hertze

Jch leg es dir zu treuen haͤnden hin;

Denck nicht daß ich mit bunten farben ſchertze/

Du ſieheſt mein geſicht/ doch nicht den ſinn:

Wenn moͤgligkeit mir will ihn laſſen mahlen/

So wirſt du liebe auch mit liebe zahlen.

3.
Schau ich dich goͤttin an und dein geſichte/

So ſeh ich mehr als klar des himmels zier/

Wie deiner augen paar den glantz vernichte/

Den ſonn und monde brauchet fuͤr und fuͤr;

Und wie du holtz und berg und thal entzuͤndeſt/

Wo du/ was zunder nur und ſchwefel/ findeſt.

4.
Seh ich die weiſſe hand und deine glieder/

So muß der alabaſt zu grabe gehn.

Der wangen liebligkeit giebt mir kaum wieder/

Daß ich vermag auf meinem fuß zu ſtehn;

Weil milch und purpur hier vermaͤhlet lieget/

Weiß ich/ daß deine pracht zur ſonnen flieget.

5.
Dein ſchoͤner mund ſticht weit corallen abe/

Rubin der ſiehet ihn als mutter an/

Es ſtirbet deine pracht auf ſeinem grabe/

Weil dein mund ſelbſten ſich nicht kuͤſſen kan;

Erweichſt du deinen ſinn und dein gemuͤthe/

So ſeh ich meinen wunſch in ſchoͤnſter bluͤthe.

6. Was
[339]Vermiſchte Gedichte.
6.
Was ſind die bruͤſte? ambroſiner kuchen/

Die doch vor dich nicht ſelbſt gebacken ſeyn;

Sie wuͤrden mit der zeit dir ſelber fluchen/

Drum lade einen gaſt zu dieſen ein/

Doͤrfft ich mit einem blick dieſelben ruͤhren/

So wuͤrdeſt du mich aus mir ſelber fuͤhren.

7.
Diß/ was ich hier geſagt/ iſt wohl zu ruͤhmen/

Doch mehr dein hoher geiſt der in dir lebt;

Die tugend will dir ſtets dein haar bebluͤmen/

Die ſie vom ſchoͤnſten golde hat gewebt;

Sie muß dir immerfort zu dienſte ſtehen/

Denn du kanſt anders nicht als mit ihr gehen.

8.
Jch opffre meinen ſinn dir/ Flora/ eigen/

Nim ihn auch/ wie du wilt/ zu dienſten hin/

Es ſoll das tieffe meer eh gantz verſeigen/

Wenn ich nicht immerfort dein diener bin.

Eh ſoll das waſſer/ lufft zu ſteine werden/

Und mein erblaſter leib zu weiſſer erden.

9.
Wenn ich geſtorben bin/ ſoll meine ſeele

Vor deinem ſchoͤnen mund zur wache ſtehn/

Und ſchweben ſtets um die corallne hoͤle/

Ja nimmermehr von dar zuruͤcke gehn.

Wenn nun um dein geſicht die lufft wird ſpielen/

So wirſt du meinen letzten ſeuffzer fuͤhlen.


S. K.
1.
ZEuch/ Cynthia! zeuch deine ſtrahlen ein/

Jch will hinfort ja dein gefangner ſeyn/

Es iſt umſonſt daß man den feind bekriegt/

Der ohne diß ſchon untern fuͤſſen liegt.

Y 22. Dein
[340]Vermiſchte Gedichte.
2.
Dein hoher geiſt und meine niedrigkeit/

Die ſtecken mir der liebe ziel zu weit/

Die bloͤde ſcham/ der liebe widerpart/

Macht/ daß ich dir nicht eh hab auffgewarte.

3.
Jtzt ſeh ich erſt/ wenn ein verzagter liebt/

Wie er verſaͤumt was ihm das gluͤcke giebt.

Weg! bloͤdigkeit/ ich bin mir ſelber feind/

Daß ichs nicht eh mit dir hab gut gemeint.

4.
Laß deine gunſt die du mir kund gethan/

Hertzliebſtes kind/ auffs neue fangen an/

Es wirfft ſich dir der ausverſchaͤmte ſinn/

O Cynthia! gantz willig fuͤr dich hin.

5.
Der hohe fels der meine qual gehoͤrt/

Der weiß ſehr wohl/ wie ich mich abgezehrt.

Ach Cynthia! ach was iſt das vor pein!

So ſehr verliebt und nicht behertzt zu ſeyn.

6.
Nun bin ich frey/ indem ich nicht mehr frey/

Jm fall mir nur dein mund gewogen ſey.

Jch ſchwer dir treu/ ich ſchwere dir beſtand:

Sieh Cynthia! hier haſt du hertz und hand.

7.
Gib mir hingegen die genaden-hand/

Den ſchoͤnen blick/ daran ich mich verbrand/

Jch weiß daß du nicht bloß nur ſchoͤne biſt/

Daß freundligkeit der ſchoͤnheit boden iſt.


1.
NJcht ſtelle dich/ du engel dieſer welt/

Als wuͤſt du nicht/ wer dir zu fuͤſſen faͤllt;

Ein menſch/ der dich zu einen abgott macht/

Hat ſeine brunſt genug ans licht gebracht.

2. Du
[341]Vermiſchte Gedichte.
2.
Du ſprichſt: Es ſey dir gaͤntzlich unbekant/

Wer dir ſein hertz als weyrauch angebrant;

Und deine hand hat flamm und feur gefuͤhlt/

Als meinen mund ich damit abgekuͤhlt.

3.
Mein auge lad’t dich ſtets zum opffer ein/

Kan dir/ was alle ſehn/ verborgen feyn?

Die ſeele giebt dir heerd und rauchfaß dar/

Und meine bruſt iſt tempel und altar.

4.
Jch drehe mich nach dir als ein magnet/

Wie? ſiehſt du nicht/ wer dir vor augen ſteht?

Du meinſt/ du loͤſchſt ſo den gebrandten grauß/

Und gieſſeſt oͤhl vielmehr auf ſelben aus.

5.
Dein laulicht-ſeyn verloͤſcht nicht meine glut/

Den kalck entbrennt des waſſers kalte fluth/

Weil Bathſeba ſich in den brunnen findt/

Wird Davids geiſt viel ſchaͤrffer angezuͤndt.

6.
Je mehr du fliehſt/ je mehr verfolg ich dich/

Durch ſturm und wind vermehrt das feuer ſich/

Stellſtu dich noch ſo fremd und eckel an/

Liebt doch mein hertz/ ſo viel es lieben kan.

7.
Laß dieſen ſchluß dir dein gebluͤte ruͤhrn

Und glut aus glut ſich wiederum gebiehrn.

Die lieb allein iſt wieder liebe werth/

Und tempel ſtehn dem offen der ſie ehrt.


1.
MEin hertze brennt in heiſſer glut

Und wirfft die flammen dennoch nicht empor/

Jch weiß nicht/ wie mir iſt zu muth/

Mein ſeuffzen bring ich nur mit ſchmertzen vor;
Y 3Der
[342]Vermiſchte Gedichte.

Der augen naß/ ſo haͤuffig kommt gerannt/

Entzuͤndet mehr/ als loͤſchet/ meinen brandt.

2.
Den krancken iſt zu helffen leicht/

Wenn er die ſchmertzen nur dem artzt bekennt/

Eh ihm das gifft zum hertzen ſteigt/

Und eh die ſeele ſich vom leibe trennt;

Jch aber ſterbe lieber tauſend mahl/

Eh daß ich ſolt eroͤffnen meine qual.

3.
Jch liebe gleichwohl meinen tod[t]

Und halte viel vom urſprung meiner pein;

Die/ ſo mich hat gebracht in noth/

Die laß ich mir doch nicht zu wider ſeyn.

Lebt in der welt ein unvergnuͤgter ſinn/

Fuͤrwahr ſo weiß ich/ daß ich ſolcher bin.

4.
Es ſaget zwar der weiſen zunfft:

Man ſoll die luſt was enger ſpannen ein/

Damit die herrſchafft der vornunfft

Dem hertzen moͤge vorbehalten ſeyn;

Jch fuͤhle doch/ ſo fern es einer fuͤhlt/

Daß liebe nur tyranniſch meiſter ſpielt.

5.
Jhr freunde habet gute nacht/

Hinfuͤro lieb ich nur die einſamkeit/

Ach! ach! wer haͤtte diß gedacht/

Daß aus der luſt entſpringe hertzenleid[?]

Jch liebe zwar/ ſo fern es lieben heiſt/

Wenn einer irrt ohn hertze/ ſeel und geiſt.


1.
WOrzu hat mich der himmel doch erſehn?

Muß denn mein hertz nur gantz in banden ſtehen?

Ach freylich ja/ es iſt um mich geſchehn!

Jch ſoll hinfort der freyheit muͤßig gehen.
Du
[343]Vermiſchte Gedichte.

Du haſt mich dir/ o liebliche Belinde/

Zum ſclaven gantz durch einen blick gemacht/

So daß ich mich gantz auſſer mir befinde.

Wie weit hat mich die lieb[e] doch gebracht!

2.
Euch bet ich an/ ihr feuerreichen augen/

Die ihr mich habt in volle glut geſetzt/

Aus euch muß man die liebe in ſich ſaugen/

So bald man ſich an eurem glantz ergetzt;

Es muß euch ſelbſt der ſchoͤnſte demant weichen/

Sein blitz wird nie gleich eurem ſtrahle gehn;

Belinde iſt dem himmel zu vergleichen/

Dieweil an ihr ſo ſchoͤne ſterne ſtehn.

3.
Erzuͤrne nicht/ du ſonne meiner ſeelen/

Daß ſich ſo weit mein mattes hertze wagt/

Jndem es dir mit zittern und mit quaͤlen

Demuͤthigſt ietzt ſein bittres leiben klagt.

Die anmuth/ ſo auf deinen wangen ſpielet/

Hat ſelbiges verfeſſelt und verſtrickt/

Und weil es nichts als lauter feuer fuͤhlet/

So will es auch durch feuer ſeyn erquickt.

4.
Hier liege ich zu deinen zarten fuͤſſen/

Nim ſchoͤnſte mich zu deinem diener an;

Jch ſuche nichts als deine hand zu kuͤſſen/

Die ſtets ſo ſehr die hertzen feſſeln kan:

Das meinige ſey dir hiemit ergeben/

Verſchmaͤh es nicht/ es ruͤhris ein keuſcher trieb;

Es wuͤnſcht bey dir in dienſten ſtets zu leben/

Denn du biſt mir mehr als mein leben lieb.


1.
LAurette/ ſeit du mich beſieget

Und ich durch dich verwundet bin/
Y 4So
[344]Vermiſchte Gedichte.

So fuͤhl ich nichts/ das meinen ſinn

Und lebens-geiſter mehr vergnuͤget/

Als wenn durch deine freundligkeit

Mein brennend hertze wird erfreut.

2.
Ein ſtrahl von deinen liebes-blicken

Hat meine geiſter angeſteckt;

Was nun die flammen mir erweckt/

Das kan hinwieder auch erquicken:

Drum ſuch ich auch bey dir allein

Die ſuͤſſe lindrung meiner pein.

3.
Kein blitz der ſonſt verliebt ſich zeiget/

Kein kuß/ wie heiß er angebracht/

Kein freundlich-ſeyn hat ſolche macht/

Als deine liebligkeit; ſie neiget

Mein gantzes hertze zu dir hin/

Daß ich auch nicht mehr meine bin.

4.
Jch fuͤhle taͤglich noch die blitze/

Damit du erſtlich mich geruͤhrt

Und gleichſam mich mir ſelbſt entfuͤhrt/

Mein auge/ das verraͤth die hitze/

Die ich zu erſt von dir empfand/

Und macht ſie dir genug bekant.

5.
Dein bildniß praͤgt ſich meinem hertzen

Noch ſtuͤndlich immer feſter ein/

Jch muß entfernt auch um dich ſeyn

Und in gebancken mit dir ſchertzen:

Mein geiſt wohnt uͤberall bey dir

Und ſtellt dich mir im ſchlaffe fuͤr.

6.
Jch glaube/ daß mir dieſe flammen

Der himmel ſelber hat erregt/

Daß nur zu dir [m]ein ſinn ſich traͤgt/
Und
[345]Vermiſchte Gedichte.

Und andre liebe muß verdammen;

Ein ſondrer trieb der reitzt mich an/

Daß ich nur dir bin zugethan.

7.
Wolan/ ich will der deine bleiben/

Mein leitſtern/ bleib du meine nur/

Und laß von dieſer liebes-ſpur

Durch keine widrigkeit dich treiben;

So ſchwer ich: keiner zeiten lauff

Soll unſre liebe halten auff.


H. M.
1.
ACh lache nicht du preiß der damen/

Daß deine gunſt ein knecht begehrt/

Mein feuer/ das der buſem naͤhrt/

Fuͤhrt von der tugend ſeinen ſaamen.

Was ſchadt es/ daß ein dorn ſich um die roſe flicht/

Und in der ſtoltzen luſt die rothe blaͤtter bricht.

2.
Wahr iſts/ ich habe mich verſtiegen;

Doch weil die lieb ein feuer iſt/

Das ſich in keinen kercker ſchlieſt/

Kan es wohl an den himmel fliegen:

Du biſt mein himmel/ nur dein auge iſt der pol/

Dahin mein hertze ſich auf ewig lencken ſoll.

3.
Du ſprichſt/ wo weiſſe liljen blitzen/

Da darff kein wilder ſchwartz-dorn ſtehn:

Wo aber bunter tauſendſchoͤn/

Pflegt keine neſſel nicht zu ſitzen.

Wohl! aber dennoch deckt die zwiebel ſchwartzer ſand/

Und ihre zierde bricht des gaͤrtners treue hand.

4.
Jch weiß/ du wilt mit deinen dingen

Vortrefflich weit und hoch hinauß:
Y 5Laß
[346]Vermiſchte Gedichte.

Laß ich mich nun zu weit heraus

Und werde es zu wege bringen/

So bleibt mir doch der ruhm/ daß nur ein himmels-kind

Jn reiner liebe mich hat gegen dich entzuͤndt.

5.
Verhaͤrtſt du aber deine ſinnen/

Und wilſt ein alabaſter ſeyn/

So goͤnne mir zum leichen-ſtein

Dein hertze/ wenn ich muß von hinnen/

Und ſchreibe dieſe ſchrifft mit ſtahl und eiſen an/

Wo anders auch ein ſtahl dein hertze zwingen kan.

6.
Adanis konte ſonſt nicht lieben

Als was der himmel ſelber liebt;

Was einem ſteten nahmen giebt

War nur ſein eintziges vergnuͤgen:

Deswegen/ als er fiel/ ſo konte nur allein

Vom himmel/ dem er gleich/ ſein letztes fallen ſeyn.


Raͤtzel.


1.


JCh bin ſchnell wie waſſer iſt/ ein tyrann deꝛ welt und koͤnig/

Aller moͤrd- und vater auch: vor mir gilt die ſtaͤrcke wenig/

Alles theils durch liebe wird/ theils durch zwang von mir

regieret/

Tod und leben wird durch mich auf der erden eingefuͤhret.

2.


Jch bin wie ein vogel ſchnell/ eines alters mit der erden;

Doch ein ſolch zerſtoͤrer auch/ als nur kan gefunden werden.

Keiner iſt/ der mich nicht kennet auf der ſee/ in meinem reich/

Ob er mich nicht hoͤrt und ſiehet/ ſcheut eꝛ dennoch meine ſtreich.

3.


Seit daß ich gebohren bin/ muß ich unaufhoͤrlich lauffen/

Alle welt die ſuchet mich/ kommt zu mir mit groſſem hauffen/

Ob-
[347]Vermiſchte Gedichte.
Ohne glieder iſt mein coͤrper/ habe weder arm noch hand/

Und dennoch thut keine ſtaͤrcke meiner ſtaͤrcke widerſtand.

4.


Es geſchieht duꝛch meine kꝛafft/ daß ein menſch kan laͤnger lebẽ/

Jch kan allem/ auch den tod/ was nur iſt und lebet/ geben.

Da/ wenn alles muß vergehen/ werd ich bleiben nur allein/

Meinen platz alsdenn veraͤndern/ ewig und unſterblich ſeyn.

5.


Jch ein coͤrper ohne ſchatten bin ſehr ſchoͤn und ungemein/

Nuͤtzlich allem was nur lebet/ kan darbey auch ſchaͤdlich ſeyn.

Jch bin eines coͤrpers auge/ da mir fehlt der augen licht/

Und kan andern klarheit geben/ nur ich ſelber ſehe nicht.

6.


Jch laß/ wenn es mir gefaͤllet/ ſehn mein haupt ohn ſchmuck uñ

haar/

Welcher mein geſtchte ſchauet/ ſiehet mich auch gantz und gar/

Denn und wenn ſo zeig ich nur von demſelben eine ſelte/

Halte meinen ſteten gang/ auſſer den ich niemals ſchreite.

7.


Ohn bewegung kom̃ ich fort/ weiß was da und dort geſchehen/

Bin ohn augen und kan doch ſchaͤꝛffer als kein luchs nicht ſehẽ/

Habe meine freye willkuͤhr/ und wehl offt fuͤr freude leid/

Bin von anfang bey den menſchen biß zu ihrer ſterbens-zeit.

8.


Mich hat die natur geſetzt mitten zwiſchen helle lichter/

Gegen einen grund ich henge/ wohin ich nicht fallen kan:

Aus mir wird vor heꝛr und frauen mancher unflath weggethã/

Meine ſchoͤnheit die gefaͤllt auch dem aͤrgſten ſplitter-richter.

9.


Wir ſind erſtlich weiß wie ſchnee/ weñ wir an zu leben fangen/

Ohn uns kan nicht leicht ein menſch recht mit ſeineꝛ ſchoͤnheit

prangen/

Wir bewegen uns von unten/ oben ſtehen wir gar ſtill/

Wenn die gelbe farb uns mahlet/ niemand uns mehꝛ habẽ will.

10.


Meine farb dem feuer gleicht/ ohne bein bin ich gemachet/

Werde wie der hoͤchſte fuͤrſt von ſoldaten wohl bewachet/

Jch
[348]Vermiſchte Gedichte.
Jch hab frieden in den haͤnden/ und kan machen krieg der welt/

Weil man mich fuͤrs allerbeſte/ wie auch fuͤr das ſchlimſte haͤlt.

11.


Bald mit zucker/ bald mit gift/ wie es kommt/ bin ich gefuͤllet/

Durch mich mancher fchwerer ſtreit ohne ſchwerdt-ſtreich wird

geſtillet.

Ungeſehn entdeck ich diß/ was ein menſch nur mag gedencken/

Und die hertzen kan ich ſo/ wie es mir gefaͤllet/ lencken.

12.


Man veꝛtꝛaut uns ſolche dinge die ſonſt keiner wißẽ ſoll/ (wol/

Weil nichts kom̃t aus unſeꝛm munde/ tꝛaut ein ieder uns gar

Bey dem hof und in der ſtadt ſchmuͤckt man uns mit gold und

ſteinen/

Da geſang und ſaiten-ſpiel uns viel angenehmer ſcheinen.

13.


Ob man mich ſchon nicht geſehen/ ſo weiß ich doch gar gewiß/

Daß ein jeder mich ſehr liebet/ und verlanget eben diß.

Man kan ohne mich nicht ſeyn/ ohne mich kan niemand leben/

Eher pfleg ich mich nicht weg/ biß ich recht verliebt/ zu geben.

14.


Nichts iſt auf der welt zu finden/ was ich nicht bezwingen kan/

Sieger die ſind meine ſclaven/ koͤnige mir unterthan.

Die ich unter mich gebracht/ pfleg ich meiſtens zu betruͤben/

Und am aͤrgſten quaͤl ich die/ die mich mehr als andre lieben.

15.


Es geſchiehet nicht aus armuth/ ſondern aus bequemligkeit/

Daß ich meiſtens geh entbloͤſſet/ ohne deck und ohne kleid.

Eben ſo machts meine ſchweſter/ ſie haͤlt es fuͤr keine ſchand/

Ob ſie ſchon vor allen leuten nackend wird/ wie ich/ erkant.

16.


Wegen unſer groſſen zahl kan man uns unmoͤglich zehlen/

Wenn wir lang und dicke ſind/ ſo will keiner uns verhoͤhlen.

Der/ ſo uns am ſchoͤnſten thut/ laͤſſt uns jaͤm̃erlich beſchneiden/

Ja wir muͤſſen auch wol gar einen brand vom feuer leiden.

17.


Wo es praͤchtig gehet zu/ kan man melner nicht entbehren:

Fuͤrſten machen mir oft platz/ jeder pflegt mich zu begehren.

Feuer/
[349]Vermiſchte Gedichte.
Feuer/ das iſt meine ſeele/ friſt den leib mir aber auf/

Und mit heiſſen thraͤnen-fluͤſſen endigt ſich mein lebens-lauff.

18.


Ob ich ſchon viel vaͤter habe/ nimt der tod mich doch geſchwind:

Denn in einem augen-blicke lebend mich und tod man findt.

Feuer thut mir an den tod/ feuer giebet mir das leben/

Und was wunderns wuͤrdig iſt: muß die luft ein grab mir ge-

(ben.

19.


Jtzt pfleg ich auf erden furcht/ bald verlangen zu erwecken/

Jhrer viel die werden ſich/ wenn ſie mich erſehn/ verſtecken:

Jederman will vor mir lauffen/ meiſtens die ſo in der ſtadt;

Doch der landmann haͤlt mich weꝛther/ deꝛ gefallen an mir hat.

20.


Ob ich ſchon der ſchoͤnheit affe/ hab ich nie viel guts gemacht:

Habe vielẽ ſtatt der ſchoͤnheit/ marter/ ſchand und ſchimpf ge-

bracht/

Straffe dieſe durch ſich ſelbſt/ welche meiner ſich bedienet/

Und zu trotze der natur/ ſchoͤn zu machen ſich erkuͤhnet.

21.


Von dem feuer/ waſſer/ luft/ werd zugleich ich zubereitet/

Zu dem lieben von natur angefriſchet und geleitet/

Niemahl waͤhr’ ich lang genug/ ob ich lange ſchon gewaͤhret;

Deñ je mehr man mich geneuſt/ deſto mehr man mich begehret.

22.


Was nur ſiehet/ fieht auch mich/ da ich doch bin ohne leibe/

Wie der ſonnen es gefaͤllt/ weich ich/ wo ich bin und bleibe;

Sterbe/ wenn ſie gehet auf/ lebe bey dem untergehen:

Menſchen folg ich immer nach/ wo ſie gehen oder ſtehen.

(hin/

23.


Der die gantze welt durchrennet/ kom̃t/ wo ich/ niemahls nicht

Und da/ wo er ſich einfindet/ ich auch nicht zu ſehen bin.

Jch flieh ihn/ er fliehet mich/ und niemahls iſt noch geſchehen/

Daß man ihn und mich zugleich haͤtt auf dieſer welt geſehen.

24.


Klugen bin ich uͤber alles/ narren dien’ ich nicht gar viel/

Keiner der kan mich entbehren/ der viel lern und wiſſen will.

Mich
[350]Vermiſchte Gedichte.
Mich deckt eines thieres haut. Hat mein vater was verbꝛochen/

Wird mit feuer es an mir/ aber nicht an ihm gerochen.

25.


Unſrer fuͤnffe maͤuler ſind voll-mit menſchenfleiſch gefuͤllet/

Niemals wird der hunger uns mehr/ als weñ es kalt/ geſtillet/

Weñ ein bruder uns verlaſſen/ werden wir gar ſchlecht geacht/

Thun/ wenn man von uns begehret/ alles/ was die hand ſonſt

(macht.

26.


Meine zwey behaarte loͤcher/ die gantz nah beyſammen ſind/

Stehen offen iederman/ der ſich nur hinein will wagen:

Was von kaͤlt erſtarret iſt/ das wird da von hitze ſagen/

Weil man drinnen ſolche waͤrme/ wie bey einem ofen/ findt.

27.


Wenn ein jahr zu ende laufft/ haben wir auch unſer ende/

Narren kommen wir ſo wohl/ als den kluͤgſten/ in die haͤnde:

Man beſchuldigt uns zwar offt/ daß wir unwahr reden ſollen/

Da von uns nichts wird geſagt/ als was unſre meiſter wollen.

28.


Mein gefaͤngniß iſt viel ſchoͤner/ als der praͤchtigſte pallaſt/

Meiner mutter liebes-eyfer iſt mir eine rechte laſt/

Wenn man mich nicht ohn gefahr aus den aꝛmen ihꝛ genom̃en/

Pfleg zu fuͤrſt und herren ich/ und zum groͤſten ſchatz zu kom̃en.

29.


Die natur pfleg ich zu aͤndern gleich mit meinem element/

Die vernunfft/ die ſtutzt hieruͤber/ wenn ſie diß an mir erkeñt;

Denn ſie mercket/ daß die ſonne nur mit einem blicke kan

Mich in felſen ſo verwandeln/ wie Meduſe hat gethan.

30.


Allen leuten dien’ ich treulich/ welche meiner duͤrfftig ſeyn/

Wo es voll verwirrung ſtehet/ fuͤhr ich gleich die ordnung ein/

Zaͤhne hab ich die man ſiehet/ doch damit verletz ich keinen/

Niemals eſſ’ ich/ ſondern faſte/ und doch pfleg ich fett zu ſcheinẽ.

31.


Eng und klein iſt meine wohnung/ mein verſtand der iſt nicht

groß/

Jn den fried- und krieges-zeiten pfleg ich offt und viel zu nuͤtzẽ/

Man-
[351]Vermiſchte Gedichte.
Mancher der wird recht gefaͤrbet/ wenn ich ihm begegne bloß;

Doch weiß ich fuͤr ſchimpf und ſchand meine herrſchaft zu be-

ſchuͤtzen.

32.


Jch bin nichts uñ bin auch etwas/ wedeꝛ menſch u. wedeꝛ thier/

Auch die allerkluͤgſten kan ich durch meine kunſt beruͤcken:

Dieſem mach ich ſorg und angſt/ jene pfleg ich zu erquicken/

Ohne licht kan ich bey nacht wahr- und falſchheit ſtellen fuͤr.

33.


Duꝛch mich unter gantzẽ voͤlckeꝛn wiꝛd der unteꝛſcheid gemacht/

Da ich nur bin eine blume/ die man meiſtens bricht bey nacht.

Ohne ſcham werd ich genennet/ niemahls aber ſonder ehr;

Wenn ich einmal bin verlohren/ ſo gelt ich hernach nicht mehr.

34.


Jch bin gold- und ſilber-farben/ traure denn zu zeiten wohl/

Frau und jungfeꝛn ſuchen mich/ auch die maͤñeꝛ mein begehien/

Ja die groͤſte fuͤrſtin kan meiner dienſte nicht entbehren/

Vielmahls ſo verletz ich dieſe/ welchen ich doch dienen ſoll.

35.


Waſſer das veraͤndert mich offt in einem augenblicke/

Ohne fluͤgel flieg ich hoch/ niedrig/ vor mich/ und zuruͤcke/

Alle von ſich weg mich jagen/ ſprechen daß ich freſſen kan/

Da ich doch kein leben habe/ noch viel minder maul und zahn.

36.


Jch hab augen und kan nicht ſehen himmel oder erden/

Der verliebten augen offt ſehr durch mich betrogen werden/

Frauenzim̃er dien’ ich endlich/ wenn die ſonne ſcheinet heiß/

Schoͤn und heßlich iſt mir eines/ achte weder ſchwartz noch

weiß.

37.


Ob ich gleich zu hauſe bin/ weiß ich doch was ſonſt geſchiehet/

Was viel hundert meilẽ weit vorgeht/ man durch mich erſihet/

Vielen den gefaͤllt mein reden/ wenigen giebt es verdruß:

Jch darf diß nur unterſcheiden/ was man ſag- und ſchweigen

muß.

38.


Meine reiſe geht nie weit/ ob ich iederzeit ſchon gehe/

Kein mahl ſonſten/ als wenn ich bin verderbet/ ſtille ſtehe/

Mei-
[352]Vermiſchte Gedichte.
Meine richtſchnur iſt die zeit; doch hengt es an einem faden/

Ob ich lange leben kan/ oder mir der tod ſoll ſchaden.

39.


Weiß als kreide bin ich erſtlich/ werde bald als wie ein mohr;

Denn die hitze endert mich/ die mein armer leib muß leiden:

Nach belieben kommet man zu mir/ pflegt auch ſo zu ſcheiden/

Keiner wird mich leichtlich haſſen/ es ſey denn ein albrer thor.

40.


Meinẽ urſprung nehm ich erſt zwiſchen zwey behaarten beinẽ/

Pflege da ſo ſchoͤn und weiß/ als der ſchnee wohl iſt/ zu ſcheinen:

Drauf ſo ſperrt man mich in loͤcher/ wo man mich offt ſtoͤßt und

ſchlaͤgt/

Biß mein leib fuͤr ſeiner weiſſe/ gelbe farben an ſich traͤgt.

(ſchlagen/

41.


Jetzund waͤſcht uñ ſchneidt man mich/ bald werd ich gepreſt/ ge-

Jtzund ziert man mich mit gold/ bald muß ich was ſchwartzes

tragen.

Jch mag doch kein ſaͤuffer heiſſen/ ob ich ſchon viel trinckẽ muß/

Bacchus hat mir niemals freude/ aber wohl gemacht verdruß.

42.


Keine fruͤchte trag ich nicht/ unter ſich ſtehn meine zweige:

Aeſte hab ich ohne blatt: meine reinligkeit ich zeige

Aller orten wo ich bin. Nehme weg/ was bringet ſchaden/

Bey den alten ſteh ich mehr/ als bey kindern/ in genaden.

43.


Aus mir mach ich mir ein kleid/ dieſer nur alleine ſiehet/

Ob ich gut ſey oder ſchlimm/ der mir aus daſſelbe ziehet.

Jtzund bin ich rund/ bald eckicht/ itzund groß/ bald wieder klein/

Nach dem ort/ wo man mich machet/ muß ich auch geneñet ſeyn.

44.


Ungluͤck das verfolget mich/ wenn ich an zu leben fange/

Jch muß/ wie ein andrer will/ leben/ nicht wie ich verlange:

Bald verdam̃t man mich zum feueꝛ/ bald ſoll ich im waſſeꝛ ſeyn/

Kaͤlte machet daß ich brenne/ hitze giebt mir weiſſen ſchein.

45.


Jch bin auf dem land uñ meer/ dien’ in frieden uñ bey ſchlachtẽ/

Ruhm mich offtermals begleit; ich die/ ſo nach ehren trachten.

Weit
[353]Vermiſchte Gedichte.
Weit und nahe/ laut und ſtille/ wie es kommt/ werd ich gehoͤrt/

Allen menſchen ich gefalle/ wenn mein herr iſt wohl gelehrt.

46.


Jch bin gleiche den monarchen/ wenn auf meinem miſt ich bin/

Keinen ich zu meinem throne laß ohn ſtreiten kommen hin.

Jch bin eines volckes vater/ ſo ſtets federn tragen mag.

Jch bin ein prophet des wetters/ ruffe/ weñ man ſpuͤrt den tag.

47.


Jn dem winter/ wie im ſommer/ nichts als arbeit uns erfreut/

So bald als das licht ſich zeiget uñ es warm/ ſo ſucht man beut;

Offentlich traͤgt man den raub/ den wir uns geholt/ zuſammen/

Und kein richter mag bißher dieſen ſchoͤnen raub verdammen.

48.


Jch entſteh aus kleinen blaͤttern/ und muß leiden doch ſo viel.

Jch muß uͤber land und meer/ es ſey krieg/ ſey friede/ reiſen.

Meiſtens geh ich auf im rauch/ bald verderb’ ich auch durchs ei-

Der und jener/ ſo mich liebet/ mich zu pulver machen will. (ſen.

49.


Jch und meine kinder gehen/ und hat keines keinen fuß/

Acht es nicht/ wenn ich von ihnen ein und anders mißen muß.

Ob ich ſchon ohn unterlaß lauff und pflege fort zu gehen;

Bleib ich doch an einem ort faſt zu allen zeiten ſtehen.

50.


Diß was nagen meine zaͤhne/ das genieß und eß ich nicht/

Wie aus meinem magrem leibe man es ſieht/ und dem geſicht:

Was von mir zermalmet iſt/ wird vom wind herum gejaget/

Von dem allerſchlechtſten volck werd am meiſten ich geplaget.

51.


Jn der lufft bau ich mir ſelbſt ohne huͤlff ein hauß zu wohnen/

Alles/ was darzu gehoͤret/ ich in mir/ ſonſt nirgends/ find.

Dieſer bau an kunſt beſchaͤmet auch des Daͤdals labyrinth:

Doch der menſch pflegt mir die muͤh mit dem tode zu belohnen.

(viel.

52.


Ob ich ſelbſt ſchon nicht viel gelte/ gilt doch/ was mich machet/

Keiner der kan mich erlangen/ der nicht feuer machen will.

II. Theil. ZFeu-
[354]Vermiſchte Gedichte.
Feuer hilfft zu meinem weſen/ gibt mir aber nichts von ſich.

Lufft bringt mir den groͤſten ſchaden uñ der wind veꝛjaget mich.

53.


Die vernunfft die ſchlaͤff ich ein/ und ermuntre vieler ſiñen/

Jch mach arm/ und mache reich/ toͤdte gifft/ und gleiche ſpiñen.

Lang und kuꝛtz mach ich das leben/ mach es ſchlim̃ und mach es

wohl/

Jch ſterb in demſelben leibe/ deſſen krafft ich ſtaͤrcken ſoll.

54.


Wenn ich ein-wo gehen ſoll/ bin ich ſtill/ nehm mir die weile;

Aber wenn ich gehe fort/ ich mit groſſem poltern eile.

Niemahls bleib ich auff deꝛ ſtelle/ wo man mich hat hingethan/

Dem/ dem einmahl ich gedienet/ ſteh ich weiter nicht mehr an.

55.


Ein erzuͤrnt und ſchaͤdlich geiſt wohnt in meinem kleinen leibe/

Wo ich immer komme hin/ furcht und ſchrecken ein ich treibe/

Alles raͤum ich aus dem wege/ was verhindern kan und mag;

Ob ich erſt ſchon ſtille ſcheine/ knall ich wie ein donnerſchlag.

56.


Jaͤhrlich werd ich einmahl jung/ werd auch alt im ſelben jahre/

Sterb ohn daß von meinen kindern ich was ſehe noch erfahre/

Jch ſelbſt ſpinne/ was die Parce ſonſt der welt zu ſpiñen pflegt/

Werde praͤchtig wie monarchen in ein reiches grab gelegt.

57.


Nichts das giebet mir mein leben/ und verzehre doch ſo viel/

Jenem mach ich ſchweres leiden/ dieſem bin ich nur ein ſpiel:

Dennoch pfleg ich eher lieb’ gegen mich/ als hatz/ zu ſpuͤren/

Mancher ließ ſich hencken eh’/ als er ſolte mich verlieren.

58.


Allen menſchen bin ich nuͤtze/ fuͤrſten werd ich vorgeſetzt/

Auff dem land und in den ſtaͤdten iederzeit ſehr hoch geſchaͤtzt:

Wenn man kommet in die welt/ wird alsbald nach mir geeilet/

Werd’ in alles/ was natur nur erzeuget/ außgetheilet.

59.


Niemahls laß ich mich nicht ſchauen/ lufft die iſt mein element/

Sterb und lebe wieder auff tauſendmahl in einem tage.

Red
[355]Vermiſchte Gedichte.
Red und habe keine zunge/ antwort iedem der mich nennt/

Dieſem/ der mich reden macht/ alle woͤrter nach ich ſage.

60.


Auch den allertieffſten grund kan ich mit den fuͤſſen gruͤnden/

Da ich doch mit meinem haupte faſt biß an die wolcken geh.

Voͤgel/ wilde thier und fiſch/ ſich in menge bey mir finden/

Und zu einer zeit ſo wohn ich in der erd und in der ſee.

61.


Da ſoll ich am beſten ſeyn/ wenn ich auf die welt erſt kommen/

Meine guͤte die wird mir durch das alter weggenommen/

Komm von weibern ohne mann/ pfleg auch kinder zu gebaͤhꝛen/

So mir andre ziehen auff/ weil ich ſie nicht kan eraaͤhren.

62.


Jch thu nichts weñ mie nicht hilffet zu der aꝛbeit lufft uñ wind/

Fliege niemahls von der ſtelle/ da doch fluͤgel an mir ſind:

Doch geſchiehets nicht aus furcht/ ſondern ich muß alſo bleibẽ/

Biß dem menſchen es gefaͤllt/ daß er mich herum wil treiben.

63.


Dieſer giebet mir den tod/ der mir vor das licht gegeben/

Ohn ihn kan ich gar nicht ſeyn/ er kan ohne mich nicht leben/

Durch ihn werd ich nur erhaltẽ/ durch mich er ſich auch erhaͤlt/

Feuer bringt mich auf die erdẽ/ feuer bringt mich aus der welt.

64.


Jch bin dieſer fels/ bey dem alle menſchen auff der erden/

Auch die kluͤgſten auf der ſee/ in den ſand geſencket werden/

Keiner koͤmt mir gern zu nah/ den behertzten mach ich grauen/

Aller orten findt man mich/ will man gleich nicht nach mir

ſchauen.

65.


Jch bin keine knoſp und bluͤte/ weder rinde/ frucht noch blatt/

Und doch iſt kein baum zu finden/ ſo mich nicht gezeuget hatꝛ

Jch bin dicke/ duͤnne/ lang/ ich bin kurtz/ bin groß und kleine/

Alle farben nehm ich an/ bin auf erden ſehr gemeine.

66.


Jch bin keine katze nicht/ ob ich ſchon den katzen gleiche/

Und wie dieſe um den brey/ ſo um maͤuß und ratzen ſchleiche.

Z 2Kein
[356]Vermiſchte Gedichte.
Kein betruͤger bin ich auch/ ob ich liſtig ſchon wie ſchlangen/

Uñ kein moͤrder ob ich gleich mir zur nahꝛung was muß fangẽ.

(zu/

67.


Mit der herrſchafft muß ich trauꝛẽ/ hab ich gleich nicht recht da-

Jn der ſtadt und auf dem land werd ich offt herum gefuͤhret/

Von dem großẽ gar viel mehr/ als dem ſchlechten volck vexiret/

So zu nachte/ wie bey tage/ hab ich keine raſt noch ruh.

68.


Wenn ich mich will hoͤren laſſen/ zittert alles unter mir/

Ob ich ſchon nicht hoch gewachſẽ/ gꝛoſſe macht ich bey mir fuͤhr/

Jſt ſchõ meine herkunfft ſchlecht/ iſt es mir drum keine ſchande/

Weil ich muͤntze ſchlagen darff/ wie der groͤſte fuͤrſt im lande.

69.


Aehnlich pflegen wir einander alle drey und gleich zu ſeyn/

Eine gleiche haut bedecket unſrer aller dreyer bein/

Jtzund ſtoͤſſt und wirfft man uns/ bald drauff werden wir ge-

ſchlagen/

Drey und ſechzig loͤcher wir allenthalben umb uns tragen.

70.


Man henckt uns in einen thurn auff mit ſtricken und mit eiſẽ/

Laͤßt uns hencken tag und nacht/ will uns keine gnad erweiſen/

Ob wiꝛ auch ſchon weꝛdẽ laut/ weñ man hin und heꝛ uns ziehet/

Laͤſſt mans ſchallen in der lufft: keine huͤlffe man erſiehet.

71.


Bin ich gleich gefangen nicht/ ſo bin dennoch ich gebunden/

Bin ich gleich kein waſſeꝛfluß/ wird ein ꝛand bey mir gefunden/

Komm ich ſchon von ſchlechten eltern/ ſo geh uͤber fuͤrſten ich/

Und die helffte von den menſchen/ die bewirbet ſich um mich.

72.


Fuͤr monarchen bin ich nur/ nicht fuͤr die geringen leute/

Offt mit fuͤſſen trirt auff mich der/ ſo mich bekommen heute:

Zweyen bin ich nie bedienet/ und doch feindet man mich an/

Da ich aus den menſchen/ goͤtter auf der erden machen kan.

73.


Jch ſterb offt und werde doch wieder allzeit neu gebohren/

Eh ich leben kan/ muß ich durch verfaulung gehn verlohren.

Die-
[357]Vermiſchte Gedichte.
Dieſer ort der mich erzeuget/ der begraͤbet wieder mich/

Jn dem krieg und in dem frieden bin ich allzeit nutzbarlich.

74.


Wenn man mich mit menſchen-fleiſche fuͤllet und mit bein und

haut/

Dien’ ich dem aus allen kraͤfften/ welcher arbeit mir vertraut:

Aber/ weñ mein bauch nicht voll/ nuͤtz ich nichts an keinem orte/

Giebt man mir freywillig nichts/ ſo verliehr ich keine worte.

75.


Vielmals muß ich in das waſſer/ weñ dem menſchen es gefaͤllt/

Jhrer vielẽ iſts ein wunder/ daß das ſchwaͤch das ſtaͤrckſte haͤlt.

Wenn den feind ich faſſen kan/ wird er mir nichts abgewiñen/

Und er faͤſſelt ſich nur mehr/ wenn er dencket zu entrinnen.

76.


Meine mutter bringet mich auff die welt/ wie ſie/ vollkommen/

Werde gleich wie ſonſt gemein an die bruſt von ihr genom̃en:

Aber daß ich zaͤhne habe und ohn federn fliegen kan/

Dieſes iſt was ungemeines. Doch ſteh ich nicht menſchen an.

77.


Wie viel nutzen pfleg ich nicht bey der wiꝛthſchafft zu gewaͤhꝛẽ/

Starck- und groſſe kan ich halten/ ob ich ſchon bin ſchwach und

klein.

Offt buͤſſt der/ ſo mich gemachet/ ſelbſt durch mich das leben ein;

Doch ein ieder wird gar gern mein in dieſem fall entbehren.

78.


Wo ein bauer mich erdult/ muͤſſen mich auch fuͤrſten leiden/

Jch komm frey dem groͤſten koͤnig/ wie den bettlern/ ins geſicht/

Nehme ſtets/ und gebe nie; doch will keiner mich nicht meiden.

Alle ſuchen meine huͤlffe/ nur das frauenzimmer nicht.

79.


Ohne thuͤre werd ich auff-ohne thuͤr auch zugemachet.

Jch bin mehr bey reichen leuten/ als wol bey der armen welt:

Da bin ich am allerbeſten/ wenn man mich gefuͤllet haͤlt/

Jeder mich vergnuͤgungs voll an-in ſolchem ſtande lachet.

80.


Aller orten werd ich an- und zu gleicher zeit getroffen/

Jch bin kuͤhn und habe ſtaͤrcke/ vor mir zittert alle welt:

Z 3Fuͤr-
[358]Vermiſchte Gedichte.
Fuͤrſten habẽ nicht mehr gnad’ als ihr volck bey mir zu hoffen/

Komm ich bald zu dem und jenem wo ich will und mirs gefaͤllt.

81.


Jch vergieſſe niemahls zaͤhren/ und mach andre wohl betruͤbt/

Niemand wird von mir geſchlagen/ dennoch mir man ſchlaͤge

glebt:

Jtzund heißt mich einer gut/ boͤſe mich der andre nennet/

Wenn ich lang genung gedient/ werd ich endlich gar verbreñet.

82.


Weil ich in den waͤldern blieb/ war ich todt und ohne leben/

Konte damals keinen ſchall und auch keinen klang nicht geben.

Jtzt nun ich geſtorben bin/ ſo kan ich durch ſuͤſſes klingen

Nicht die ohren nur allein/ ſondern ſelbſt die hertzen zwingen.

83.


Jch kan andern dieſes geben/ was mir ſelbſten doch gebricht/

Alles muß mir ſeyn gehorſam/ was beſchaut der ſonnen licht.

Vor mir fuͤrcht ſich alle welt/ ich zehl ab die zeit und ſtunden/

Aller orten werd ich ſonſt/ nur im himmel nicht/ gefunden.

84.


Alle die mich haben nicht/ meynen den noch mich zu haben/

Groß und kleine nennt man mich/ bin weit uͤber andre gaben.

Hat aus ungluͤck einer mich in dem leben gleich verlohren/

Werd in ſeinem ſterben ich bey ihm als wie neugebohren.

85.


Wenn mein vater mich will machen/ hencket er die mutter an/

Jeder ſie an ſeinem leibe ſo gut/ als er/ ſehen kan.

Es geht zwar ſehr langſam zu/ eh die mutter mich gebiehret/

Denn ſie endlich ſich in mir ſelbſt/ durch die geburt/ verlieret.

86.


Jch bin angenehm und gut/ weil man mich noch nicht erkennet:

Doch geſchiehets nicht aus fuꝛcht/ daß man anfangs mich nicht

nennet/

Der/ von dem ich her bin kommen/ es ſo von mir haben will/

Jhr ſeht mich vor euch hier ſtehen/ und duͤrfft erſt nicht rathen

viel.

87.
[359]Vermiſchte Gedichte.

87.


Offtmahls werd ich weggeraubet/ bleibe dennoch wo ich bin/

Komme keinem in die haͤnde/ kuͤnſtlich jedem ich entrinn.

Jch bin von den kleinſten dingen uñ von groͤſten auch zugleich/

Keiner kan mich recht beſchauen/ daß ich nicht auch tod eꝛbleich.

88.


Ungluͤck unſer vater iſt/ unſern leib beſeelen ſchmertzen;

Dennoch wir die artzney ſind fuͤr die wunden in dem hertzen.

Offteꝛs wiꝛd von uns entdeckt/ was kein menſch hat ſollẽ wiſſen;

Darumb wir zur ſtraffe auch kaum gebohren ſterben muͤſſen.

89.


Tragen kan man uns gar wol/ ohne daß man es vermercke;

Aber ſicht bar machen nicht unſre groͤß und unſre ſtaͤrcke.

Dieſer kan uns leichtlich geben/ der uns nie gehabt/ noch hat/

Jn gedancken man uns ſiehet/ niemahls recht und in der that.

90.


Jch gebaͤhr mich aus mir ſelber/ mein geſchlecht iſt zweyerley/

Zieh drey und mehr kleider an/ es mag/ wen es will/ verdruͤſſen;

Eher kan man meiner nicht/ biß ich nackend bin/ genieſſen/

Weil man mich vorher verwundet/ ſo geſchichts daß ich nicht

ſchrey.

91.


Jch mach daß die fruͤchte wachſen/ uñ der menſch ſein leben hat/

Es wird durch mich ausgerichtet manche boͤß und gute that:

Tod und leben kan ich geben/ bringe ſachen auff die bahn/

Derer man in allen ſtaͤnden nuͤtzlich ſich gebrauchen kan.

92.


Alles volck iſt unter mir/ hohe/ niedre/ maͤnner/ frauen/

Allen bin ich gleich bedienet/ in des arm und reichen hauß.

Manche ſchoͤnheit ſeh ich bloß/ die ſonſt keiner kan beſchauen/

Offters wird in meinem beyſeyn liebes-glut geleſchet aus.

93.


Viele ding eh’ man ſie kauffet/ die verſuchet man vorher;

Doch iſt keiner der zuꝛ probe mich/ ohn zwang und muß/ begehr.

Z 4Doch
[360]Vermiſchte Gedichte.
Doch hat einer mich verſucht/ wird ſo leicht man keinen ſehen/

Der da klage fuͤhren wird/ daß ihm unrecht ſey geſchehen.

94.


Meine ſtimm ein thier erſchrecket/ ſo das ſtaͤrckſte wird genant/

Mit dem rothen barte bin ich auf der welt ſehr wohl bekant;

Jch bin muthig/ obgleich klein/ laß mich kein geſetze binden.

Weiber hab ich ohne zahl/ die zu meiner luſt ſich finden.

95.


Alles weiß ich ohne farb/ ohne pinſel/ vorzuſtellen/

Von der ſchoͤn und heßligkeit urtheil/ das gerecht/ zu faͤllen.

Die natuꝛ hat nichts gemachet/ menſchen liſt hat nichts eꝛdacht/

Was aus mir nicht wird lebendig und ſehr kuͤnſtlich vorge-

bracht.

96.


Leſer/ du kanſt hier mich finden/ nichts verhindert dich daran/

Jch ſteh frey vor deinen augen/ keine deck iſt vorgethan.

Welcher mich erlanget hat/ kan nicht mehr auf erden leben/

Muß entweder in der hoͤll oder in dem himmel ſchweben.


Flo-
[361]Vermiſchte Gedichte.

Floren fruͤhlings-feſt/ zu ehren der Durchl.
Eleonoren/ verwittibten Chur-Fuͤrſtinn
zu Sachſen/ ꝛc. ꝛc. in einem ballet
und ſingſpiel vorgeſtellet.


Vorredner.

Die goͤttin der ſchaͤfer/ Pales/ kuͤndiget das feſt ihrẽ
ſchaͤfern an/ und weihet ſolches der Durchl.
Eleonoren.

DJe winterzeit hat ſich verlohren/
Der fruͤhling kommt mit ſeinem weſt.
Auf ſchaͤfer auf und feyret eurer Floren
Das ihr geweyhte fruͤhlings-feſt.
Auf ſchaͤfer auf/ laßt ihr zu ehren
Die allerbeſten lieder hoͤren.


Das chor wiederholt.

Auf ſchaͤfer auf/ laßt ihr zu ehren
Die allerbeſten lieder hoͤren.


Die Durchl. Eleonora wird zur Flora erklaͤret.

ES kommt die blumen-goͤttin Flora/
Doch ſolſt du heute Flora ſeyn/
Durchlauchtigſte Eleonora/
Dein auge bringt den fruͤhlings-ſchein.
Du ſolt auch unſer Flora ſeyn.


Zuruff der Pales an die neue Flora.

DU biſt fuͤr uns die goͤttin Flora
Durchlauchtigſte Eleonora.


Z 5Das
[362]Vermiſchte Gedichte.
Das chor wiederholt:

Du biſt fuͤr uns die goͤttin Flora/
Durchlauchtigſte Eleonora.


Pales:

Dein auge bringt den fruͤhlings-ſchein/
Du ſolſt auch unſer Flora ſeyn.


Das Chor:

Dein auge bringt den fruͤhlings-ſchein/
Du ſolſt auch unſer Flora ſeyn.


Pales
zeiget die gleichheit der Durchlaucht.
Eleonoren mit der Floren.

DJe Fuͤrſtinn kommt nach vielgehabtem leide/
Wie Flora nach der winters-zeit.
Beyde bringen luſt und freude/
Beyde nach der traurigkeit.
Nachdem die rauhe lufft vergangen/
Laͤßt Flora wieder blumen ſehn/
Und der Eleonoren wangen
Sind nach den thraͤnen wieder ſchoͤn.


Zuruff der Pales:

Du biſt fuͤr uns die goͤttin Flora/
Durchlauchtigſte Eleonora.


Das chor.

Du biſt fuͤr uns die goͤttin Flora/
Durchlauchtigſte Eleonora.


Pales:

Dein auge bringt den fruͤhlings-ſchein/
Diß feſt ſoll auch dein eigen ſeyn.


Das
[363]Vermiſchte Gedichte.
Das chor.

Dein auge bringt den fruͤhlings-ſchein/
Diß feſt ſoll auch dein eigen ſeyn.


Pales:

Auf/ ſchaͤfer auf/ laſt ihr zu ehren
Die allerbeſten lieder hoͤren.


Das gantze chor.

Auf/ ſchaͤfer auf/ laſt ihr zu ehren
Die allerbeſten lieder hoͤren.


Erſter Aufzug


Der Schaͤfer und Schaͤferinnen.

Die Schaͤfer kommen zum tantze/ haben ſechs kleine
ſchaͤfer-knaben mit ſchalmeyen vor ſich herge-
hend/ nachdem ſie ihren erſten tantz gehalten/
ſinget der ſchaͤfer Tirſis:

SOlten wir uns nicht erfreuen
Uber Floren fruͤhlings-feſt?
Da ſie unſern ſchaͤfereyen
Graß und blumen wachſen laͤßt.
Da die ſchaͤflein in den gruͤnden/
Die nechſt dieſen bergen ſtehn/
Jhre nahrung wieder finden/
Und in tieffer weite gehn.


Se. Durchl. Marggraf Albrecht/ einer von
den Schaͤffern/ tantzet allein/ und darauff
ſinget abermals Tirſis:

ABer auf den bunten wieſen
Wird heut/ an der Floren ſtatt/
Einer Fuͤrſtinn lob geprieſen/
Die der Floren gleichheit hat.
Schaͤ-
[364]Vermiſchte Gedichte.
Schaͤfer ſeht Eleonoren/
Jſt ſie nicht der goͤttin gleich?
Da ſich beyder leid verlohren/
Sind ſie beyde blumen-reich.


Zween Schaͤfer tantzen allein/ und hernach
alle zuſammen/ worauf wieder ge-
ſungen wird.

DOch ſoll bey den frohen heerden
Auch der Held/ der uns beſitzt/
Fridrich/ nicht vergeſſen werden/
Weil er unſre huͤrden ſchuͤtzt.
Da ſo manche laͤnder klagen
Ob des krieges hertzeleid/
Wiſſen wir von keinen plagen/
Als der Doris grauſamkeit.


Die ſchaͤferinnen kommen/ und
Doris
unter
ihnen ſinget:

WEg trauren und klagen/
Weg kummer und plagen/
Der liebliche may
Kommt wieder herbey.
Die blumen die bluͤhen/
So Flora verliehen;
Wir ſtellen uns ein/
Mit euch/ ihr ſchaͤfer/ froh zu ſeyn.



Die
[365]Vermiſchte Gedichte.
Die ſchaͤferinnen tantzen erſtlich alle zuſam-
men/ und hernach zwo unter ihnen allein/
und nach dem tantze ſingen Tirſis und
Doris mit einander/
Die ſchaͤferinnen zu ermahnen/ das feſt recht zu fey-
ren/ blumen zu bringen/ lob-lieder anzuſtimmen
und ſich zuſam̃en/ wie das feſt erfodert/ in
einen reihen zu ſchlieſſen.

Tirſis und Doris.

NYmfen/ hirken/
Suchet myrthen/
Geht nach friſchen blumen aus.

    • Jede
    • Jeder
    bring heut einen ſtraus.


Floren feſt muß kraͤntze finden/

  • Und ihr
    • Nymfen
    • hirten
    ſolche winden;
    Geht nach friſchen blumen aus.

LAßt den reihen
Euch erfreuen/
Bringt dis opffer Floren dar:
Schlieſſet euch in eine ſchaar.
Floren feſt liebt blumen-kraͤntze/
Aber auch geſang und taͤntze/
Bringt dis opfer Floren dar.



Die
[366]Vermiſchte Gedichte.
Die Schaͤfer und ſchaͤferinnen tantzen mit ein-
ander/ und nach ihnen tantzet
Seine Durchlaucht. Marggraf Albert mit
einer ſchaͤferinn ein menuet, wobey

Tirſis und Doris ſingen:

SChoͤner ſchaͤfer/ gleich dem weſte/
All dein thun iſt ungemein.
Ehre Floren auf das beſte/
Doch vergiß dabey nicht dein.
Du biſt unter uns der groͤſte/
Auff dich ſieht man auch allein:
Und bey einem freuden-feſte/
Schleichet ſich immer die liebe mit ein.


Die Schaͤfer und ſchaͤferinnen ziehen ab; und
Doris bleibet allein/ ſich uͤber ihrem unbekand-
ten leiden/ der liebe/ zu beſchweren/ die ſie be-
ſorget fuͤr den ſchaͤfer Tirſis zu haben.

Doris allein:

ERwuͤnſchter tag der gantzen ſchaͤfer-heyde/
Der du Floren heilig biſt.
Wir freuen uns; doch was hilfft alle freude/
Mir armen Doris da ich leide/
Da mich ein ſtiller kummer frißt.
Wenn das hertze traurig iſt/
Hilfft kein aͤuſſerliche freude.


JCh wuſte nichts von lieb und liebes-triebe/
Und weiß auch noch nicht/ ob ich liebe;
Doch macht die unruh/ die ich ſpuͤr/
Daß/ wie die liebe mir beſchrieben/
Jch
[367]Vermiſchte Gedichte.
Jch von dir fuͤrchten muß/ o ungeheures lieben!
Du ſeyſt nun leyder auch in mir!
Tirſis/ (muß ich ſein gedencken!)
Tirſis ſcheint mein hertz zu lencken!
O Flora ſieh mir bey!
Die armen Nymfen ſchreyen
Uber viel verraͤthereyen:
Vielleicht iſt Tirſis auch nicht treu!
O Flora ſteh mir bey/
Und mache mich von dieſen ſorgen frey!


Sie ſinget ihre ſchaͤflein an:

WEide/ weide kleine heerde/
Sey vergnuͤgter als ich bin.
Doris deine ſchaͤferinn/
Plaget ſich mit viel beſchwerde;
Aber du geliebte heerde/
Sey vergnuͤgter als ich bin.
Kaum verliebt/ und gleich geliebet/
Jſt nur euch ihr ſchaͤflein kund.
Bey den menſchen liebt der mund/
Der offt falſche worte giebet;
Aber hertzlich ſeyn geliebet/
Jſt nur euch ihr ſchaͤflein kund.


Tirſis
ſtehet/ der Doris unwiſſend/ hinter ihr/ und
wiederholet die beyden letzten zeilen:

Aber hertzlich ſeyn geliebet/
Jſt nur meiner Doris kund.


Doris beſchaͤmet/ daß ſie gehoͤret worden/
entweichet/ und der aufzug der jaͤger und
gaͤrtner kommet.

Andrer
[368]Vermiſchte Gedichte.

Andrer Aufzug.


Der jaͤger und Nymfen der Dianen.
Sylvanus/ der gott der waͤlder/ und Vertumnus
der gott der gaͤrte/ treten zugleich auf/ und ruͤh-
men/ jener die ſchoͤnheit ſeiner waͤlder/ dieſer
die ſchoͤnheit ſeiner gaͤrte.

Sylvanus.

ERfreut euch meine waͤlder/
Flora macht euch wieder gruͤn.
Laub und graß deckt wieder buͤſch und felder/
Jhr ſeht das wild aus ſeinen hecken ziehn.
Jhr ſeht die Nymfen der Dianen
Nun wieder bey den wald-Sylvanen;
Jhr ſeht das wild zu ſeiner weide ziehn.
Erfreut euch meine waͤlder/
Flora macht euch wieder gruͤn.


Vertumnus.

O Ungezehlte blumen-menge/
Wie wunderbar iſt eure pracht!
Jhr mahlet meiner gaͤrten gaͤnge/
Und zeuget von der Floren macht.
Hier ſieht man euch/ als wie ſmaragden/ gruͤnen/
Hier brennet ihr als wie rubinen/
Dort werdet ihr dem tuͤrckis gleich geacht.
Der bunte ſchmeltz/ den man auf euch erblicket/
Der atlaß und damaſt/ der eure blaͤtter ſchmuͤcket/
Jſt reicher/ als was ſonſt natur und kunſt erdacht.
O ungezehlte blumen-menge/
Wie wunderbar iſt eure pracht!
Jhr
[369]Vermiſchte Gedichte.
Jhr mahlet meiner gaͤrten gaͤnge/
Und zeuget von der Floren macht.


Sylvanus.

SO bald der tag beginnt zu grauen/
Beleuchten uns die perlen-vollen auen:
Da man auf den feuchten fluren/
Wenn der morgen hat gethaut/
Jeder ſeiner Nymfen ſpuren/
Und des wachen wildes ſchaut.
Da ſieht man das gefluͤgel niſten/
Da hoͤren wir der nachtigallen klang/
Ein iedes thier haͤlt ſeinen lobgeſang/
Und alles reget ſich in den begruͤnten wuͤſten.
O wald/ o neubelebter wald/
Wie ſchoͤn iſt nicht dein auffenthalt!


Vertumnus.

SO bald Aurora nur mit ihrem roſen-ſchein/ (den:
Und/ durch der ſofien glantz/ ihr thau zugleich verſchwun-
So finden alſobald die Nymfen und die ſtunden
Mit ihren Gratien ſich bey den blumen ein.
Bald kroͤnen ſie der helden haupt und ſiege/
Bald auch der Venus ihre kriege;
Bald ſchmuͤcken ſie der goͤtter ihr altar/
Und bald ſich ſelbſten bruſt und haar.
Jhr blumen bluͤht; und muͤſt ihr ja verderben/
So habt ihr offt/ (o wuͤrdiges geſchick!)
So habt ihr offt allein das gluͤck/
Auf einer ſchoͤnen druſt zu ſterben.


Sylvanus.

WJr wollen heut nicht um den vorzug ſtreiten/
Was euch und unſern wald erfreut/
Kommt beydes doch von Floren guͤtigkeit;
II. Theil. A aLaßt
[370]Vermiſchte Gedichte.
Laßt uns vielmehr von beyden ſeiten/
Uns zu ihrem feſt bereiten.


Sylvanus und Vertumnus vergleichen ſich/ und
fordern zuſam̃en ihre jaͤger und jaͤgerinnen/
gaͤrtner und gaͤrtnerinnen auf.

Sylv.
Vert.
Beyde.

KOmmet jaͤger/ jaͤgerinnen.
Kommet gaͤrtner/ gaͤrtnerinnen.
Kommt zu dieſer fruͤhlings-zeit/
Unſer Floren feſt zu feyren/
Und durch eure danckbarkeit
Jhre guͤte zu erneuren.


Die jaͤger und die Nymfen der Dianen kommen
und tantzen. Se. Durchl. Marggraff Albrecht
tantzen allein/ und nach derſelben/ zween
andere jaͤger.

Dritter Aufzug


Der gaͤrtner und gaͤrtnerinnen.
Die gaͤrtner und gaͤrtnerinnen folgen/ wie ſie
geruffen worden/ den jaͤgern und jaͤgerinnen/ und
tantzen erſtlich unter einander allein/ hernach-
mahls aber mit den jaͤgern und jaͤgerin-
nen zuſammen.

Nach dem tantze/ und bevor ſie aus einander ſcheiden/ ermah-
nen Sylvanus und Vertumnus in einer chaconne ihre Nym-
fen zur liebe: jener mit bewegungs-gruͤnden von ſeinen waͤl-
dern und jagten; dieſer mit bewegungs-gruͤnden von ſeinen
gaͤrten und blumen hergenom̃en/ und beyde ſich auf das
fruͤhlmgs-feſt der Floren beruffend.

Sylv.
Vert.

SChoͤne Nymfen der Dianen.
Schoͤne blumen-gaͤrtnerinnen.
Laſt
[371]Vermiſchte Gedichte.
Sylv. Laſt euch Floren feſt ermahnen.


Vert.

Laſt euch Floren feſt gewinnen.


Beyde.

Der fruͤhling und diß feſt lehrt/ daß man lieben ſoll:
So ſcheidet nicht von uns/ als ſuͤſſer liebe voll.


Sylvanus.

HOert unſre waͤlder an/ wie ſie doch klingen/
Wie alles/ was nur lebt/ von ſeiner liebe ſpricht.
Es wuͤrden nicht ſo viel die kleinen vogel ſingen/
Erweckte ſie der trieb der ſuͤſſen liebe nicht.


Vertumnus.

DJe blumen/ die ihr ſeht/ und heut geleſen/
Sind menſchen/ die verliebt ehmahls geweſen.
Die purpur-Anemon/
Die kommet vom Adon/
Wie man im hyacint
Apollons liebe findt.


Sylvanus.

DJana/ die uns fuͤhrt/ ward ſelbſt gefangen;
Wie offt ſie auch der macht der liebe war entgangen.
Sie ſah Endymion/ im gruͤnen hingeſtreckt/
Und ward/ indem er ſchlief/ zu ſeiner gunſt erweckt.


Vertumnus.

ES wolte Proſerpin von nichts als blumen wiſſen.
Allein wie hat ſie es der liebe buͤſſen muͤſſen!
Der Pluto ward verliebt/ und riß die Proſerpin/
Jndem ſie blumen laß/ mit ihren blumen hin.


Beyde.

SO liebet/ eh der zwang/ und auch die jahre kommen.
Eh Flora noch den glantz der blumen weggenommen.
Die Flora liebte ſelbſt den angenehmen weſt/
Und dieſes bleibt das recht von ihrem fruͤhlings-feſt.


A a 2Die
[372]Vermiſchte Gedichte.
Die jaͤger und gaͤrtner treten mit ihren goͤttern
und Nymfen ab.
Tirſis
aber der wegen ankunfft
der jaͤger und gaͤrtner gehindert worden/ ſeiner
Doris zu antworten/ kommet und ſuchet ſie; und
weilen er ſie nicht findet/ beklaget er ſich/ bey
ſich ſelbſt/ uͤber den zweifel/ den ſie wider
ihn zu haben bezeiget.

JCh ſuche Doris/ ohne ſie zu finden.
O Doris/ warum fliehſt du mich?
Du zweifelſt ob ich treu/ die liebe ſchrecket dich.
Was mag doch deinen argwohn gruͤnden?
Du weiſt nicht was dein kummer ſpricht.
Daß du mich falſch/ die liebe grauſam nenneſt/
Macht/ daß du ſie und mich nicht kenneſt.
Kennſt aber du dich ſelbſten nicht?
Laß andre Nymfen ſchreyen
Uber viel verraͤthereyen;
Was geht diß meine Doris an?
Sie hat genug/ was ſie befreyen kan;
Sie hat genug ſich zu befreyen/
Von allem was die liebe kraͤncken kan.


SOlt’ ich von der Doris weichen/
Wie ungluͤcklich wuͤrd’ ich ſeyn!
Meine Doris nein/ ach nein.
Du haſt nirgends deines gleichen.
Wie ungluͤcklich wuͤrd’ ich ſeyn/
Koͤnt’ ich iemahls von dir weichen!
Meine Doris nein/ ach nein.
Du haſt nirgends deines gleichen.
Mein hertz kan nicht von dir weichen.



Do-
[373]Vermiſchte Gedichte.
Doris laͤſt ſich ſehen; aber weilen Venus zugleich
anlanget/ und Tirſis dannenher abermals an ſeiner
antwort gehindert wird/ nim̃et er ſich vor ſeinen
mit der Doris habenden zwiſt von der Ve-
nus entſcheiden zu laſſen.

Tirſts.
Tirſis.

DOris! Dor. ſtehſt du nicht die Venus kommen?
Ach haͤtte ſie/ was ich geklagt/ vernommen.
Sie muß doch unſeꝛn zwiſt/ ſie muß doch von uns beydẽ
Den ſtreit noch dieſen tag entſcheiden.


Vierdter Aufzug


Der Cupidons und Gratien.
Venus mit ihrem gewoͤhnlichen gefaͤhrten Mer-
curius/ erzehlet die blumen/ um derentwil-
len ſie zum feſte komme.

VEnus kommt/
Venus kommet auch zum feſt/
So die Flora feyren laͤſt.
Sie braucht myrten/ ſie braucht roſen/
Sie verehrt die Anemon;
Venus kommt mit ihrem ſohn/
Floren heute liebzukoſen.
Venus kommt/
Venus kommet auch zum feſt/
So die Flora feyren laͤſt.


DJe myrten ſind der Venus angeerbet/
Die roſen hat ihr purpur-reicher fuß/
Die Anemon/ (o allzuherber ſchluß!)
Das blut von dem Adon gefaͤrbet.


A a 3Ve-
[374]Vermiſchte Gedichte.
Venus/ ſich ihres Adons erinnernd/ verfaͤllt
auf gar bewegliche tone.

O Anemon! O Anemon!
Du biſt/ (o muß ich es erwehnen!)
Du biſt/ (o zeuge meiner thraͤnen!)
Du biſt das blut von dem Adon!
Adon/ geliebteſter Adon!
Du lebeſt in der Anemon.


Doch will ſie der freude des feſtes nichts abbrechen.

FLora dieſer blumen wegen/
Daß du ihrer moͤgeſt pflegen;
Komm ich/ komm’ ich auch zum feſt/
So du heute feyren laͤſt.


Sie ruffet ihꝛen Cupidons und Gꝛatien/ die zugleich
auftreten: aber bittet dabey/ daß im blumenle-
ſen ſie der Anemon ſchonen moͤgen.

KOmmt Cupidons mit euren taͤntzen/
Kommt Gratien mit euren kraͤntzen.
Aber wolt ihr blumen leſen/
Schonet/ ſchont der Anemon:
Es iſt Adon/ mein wertheſter Adon/
Es iſt mein freund Adon geweſen!


Die Cupidons und Gratien tantzen zuſammen/ und
nach ihrem erſten tantze ſinget Mercu-
rius ſie an.

TAntzet kleine liebes-goͤtter/
Tantzet kleine Gratien.
Streuet aus die roſen-blaͤtter/
Daß man Venus macht erkenn.
Jhr
[375]Vermiſchte Gedichte.
Jhr fuß hat ſie faͤrben muͤſſen;
Doch zu ehren ihrer pein/
Laſt den dorn/ der ſie geriſſen/
Heut in aller hertzen ſeyn.


Venus fragt nach ihrem ſohn/ den rechtẽ Cupidon/
den Se. Chur-Printzl. Durchlauchtigkeit
vorſtellen.

ALlein wo bleibt der rechte Cupidon/
Vom Mars mein eigentlicher ſohn?
Die andern/ die ihr ſcht/ die von den Nymfen flam̃en/
Sind Cupidons nur fuͤr gemeine flammen;
Diß aber iſt der Venus rechter ſohn/
Der liebes-gott fuͤr goͤtter und den thron/
Der liebes-gott fuͤr koͤnigreich und thronen.
Er kommt; er kommt/ ihr hertzen fuͤrchtet euch/
Es kommt/ der keines darf verſchonen.
Jedoch beſorget nichts/ wofern ihr ihm nicht gleich.
Jedoch beſorget nichts/ wofern ihr ſonder kronen.


Seine Chur-Printzl. Durchlauchtigkeit kommen
und tantzen/ und Venus und Mercurius
ſingen zuſammen:

WJe vergnuͤgt wird man beſeſſen/
Von dir ſchoͤner Venus-ſohn!
Doch gedencket nicht Printzeſſen/
Daß es nur ein Cupidon.
Den ihr itzt ſeht pfeile tragen;
Der wie ſeine mutter ſchoͤn/
Wird bald mit des vaters wagen
Auch als Mars zu felde gehn.


A a 4Die
[376]Vermiſchte Gedichte.
Die dꝛey andeꝛn Cupidons tantzen allein/ ingleichen
die drey Gratien.
Se. Chur-Printzl. Durchl. tantzen noch einmahl/
und zwar in der mitte der Cupidons und Gra-
tien/ worauf der tantz ſich endiget.

Tirſis
erſcheinet vor der Venus/ und ver-
klaget die Doris.

VEnus/ Doris will nicht lieben.
Sie traͤgt vor deinen trieben ſchen/
Und zweiffelt ob auch iemand treu.
O! wo iſt deine macht geblieben!
O! wo iſt deine macht geblieben!
Benimm/ benimm ihr den verdacht/
Und zeig uns/ wenn du ſie wirſt lencken/
Daß alles unter deiner macht.
So lang ein hertz ſich kan bedencken/
Haſt du es noch nicht unter dich gebracht.


Doris beſorgend/ daß man ihre ſache nicht recht
vorbringen moͤchte/ traͤgt ſolche ſelbſt vor/ und ge-
ſtehet/ daß ihr theils das lieben an ſich/ theils auch
der zweifel der beſtaͤndigkeit/ furcht mache: woruͤ-
ber ſie von Venus und Mercurius
belehret wird.

Doris.

JCh ehre deine wunder-krafft/
Wie ich dich ſelbſt/ o goͤttin! ehre;
Doch wenn nur deine leidenſchafft
So ſuͤß/ als wie dein nahme waͤre.
Doch
[377]Vermiſchte Gedichte.
Doch wenn nur deine leidenſchafft
Nicht ſo voll heiſſen kummers waͤre!


Venus.

WOfern die liebe dich beſchweret/
Macht/ ſchaͤferin/ es deine gegenwehr.
Das lieben iſt an ſich nicht ſchwer/
Es wird es nur/ wenn man ſich wehret.
Das ſtreiten mit ſich ſelbſt/ das vielerley bedencken/
Der zweifel/ den man hat/ bringt das vermeinte kraͤn-
Das lieben aber iſt nicht ſchwer. (cken;
Jhr bertzen truͤget euch mit eurer gegenwehr.
Sie hilfft zu nichts/ denn daß ſie euch beſchweret;
Sie hilfft zu nichts/ denn daß ſie mehr und mehr
Euch heftiger verſtrickt/ ie ſtaͤrcker ihr euch wehret.


Mercurius.

WEnn man vor der liebe fliehet/
Faͤngt man ſich in ſeiner flucht:
Wie ein vogel ſich beziehet/
Wenn er auszureiſſen ſucht.
Er iſt ſicher in den ſchlingen/
Bleibt er nur in ſeiner ruh;
Aber/ wann er ſich will ſchwingen/
Zieht er ſtrick und ſchlinge zu.


Doris.

O Meine freyheit! biſt du hin?
Wer aber ſagt mir armen ſchaͤfetznn/
Ob ich zum wenigſten nur treu geliebet bin.


Venus.

WAs kuͤmmert euch/ vereinte ſeelen/
Die ſorge der beſtaͤndigkeit?
Es wird euch nicht an treue fehlen/
Wofern ihr recht vertraͤulich ſeyd.
A a 5Was
[378]Vermiſchte Gedichte.
Was einmahl uns recht zu gefallen wiſſen/
Gefaͤllt uns auch wohl allezeit/
Und wird uns leicht an ſich gewehnen muͤſſen.


Mercurius.

VEnus kommet aus dem meer/
Von dem ſaltz der wellen her/
Welches alle hertzen lehret:
Daß die liebe/ wenn ſie ſuͤß/
Staͤrcker wird durch den genieß/
Wie das ſaltz den durſt vermehret.


Venus
fuͤhret endlich die gluͤckſeeligkeit der regie-
rung an/ unter welcher wir leben/ und ſuchet in-
ſonderheit auch dadurch der Doris die liebe
leichter zu machen.

UNd zwar was fuͤrchteſt du/ die liebe zu ertragen/
Jn dieſen graͤntzen wo du biſt?
Wo alles ſo geruhig iſt/
Daß ihr von keinen andern plagen/
Als eurem liebes-kummer wißt.
Der held/ der euch beſitzt/
Laͤſt euch nichts mehr zu ſorgen:
Und ich/ die eure liebe ſchuͤtzt/
Bin auch nicht unter euch verborgen.
Jch bin bey euch/ (ihr ſeht in was geſtalt)
Es iſt nicht noth/ in wem ich bin/ zu nennen;
Wer augen hat/ muß ſie erkennen;
Zum minſten fuͤhlt ihr die gewalt.
Geliebten liebt/ die Venus iſt auf erden/
Und darff nicht erſt herab geruffen werden.
Jhr ſindet ſie in einer/ die mir gleich.
Geliebten liebt/ die Venus iſt auf erden/
Und
[379]Vermiſchte Gedichte.
Und darff nicht erſt herab geruſſen werden:
Befinget euer gluͤck/ die Venus iſt bey euch.


Tirſis und Doris
gehorchen der Venus/
und ſingen:

O Angenehme dienſtbarkeit!
Wie gerne laͤſt man ſich regieren/
Wenn uns ein ſolcher mund gebeut/
Der auch das hertz kan zum gehorſam fuͤhren.
Wir ſind dir fuͤrſtinn unterthan/
Weil uns die ſchuldigkeit verbindet;
Daß aber unſer hertz dir mitgehorchen kan/
Macht/ daß es dich ſo uͤberirrdiſch findet.


Fuͤnffter Aufzug


der helden.
Trompeten und paucken werden gehoͤret.

Mars
eꝛſcheinet mit ſechs helden/ uñ weilen er/
als der letzte zum feſte/ ſich in etwas verſpaͤtet/ bittet
er die morgenroͤthe/ daß ſie noch etwas anhalten/
und als diejenige/ die alle blumen zu ſchmuͤcken
pfleget/ auch ſeine blumen ſchoͤn machen
und auszieren wolle.

MArs/ der gott der krieges-heere/
Folgt der goͤttin aus dem meere/
Folget ſeiner Venus nach.
Wart’ Aurora/ wart’ Aurora/
Mars kommt auch zum feſt der Flora/
Schleuß noch nicht dein ſchlaff-gemach.
Laß von deinen roſen-blicken
Sich
[380]Vermiſchte Gedichte.
Sich auch meine blumen ſchmuͤcken/
Schleuß noch nicht dein ſchlaff-gemach.



Er erzehlet/ wodurch er Floren verbunden/ und
ermahnet die helden das feſt zu
feyren.

MArs iſt durch rath der blumen-goͤttin Floren/
Und durch der blumen krafft gebohren.
Mars brauchet auch der blumen zu den kronen/
Seine helden zu belohnen:
So feyret er auch billich Floren feſt.
Jhr helden/ die mit mir erſchienen/
Feyret/ feyret Floren feſt.
Was dieſe goͤttin wachſen laͤſt/
Muß euch und meinen ſiegen dienen.



Mars erinnert ſich/ daß dieſen fruͤhling ſo groſſe
krieges-heere ausgezogen/ und ermahnet dan-
nenher die helden/ von der Flora fuͤr dieſes
jahr auch deſto mehr blumen
zu erbitten.

NOch nicht genug. Jhr wißt/ daß dieſes jahr viel
helden ausgezogen;
Und daß inſonderheit der held/ dem wir gewogen/
Der große held von dem Oranjen-ſtamme/
Mit einer ungeheuren ſchaar/
Das feld bedeckt zur neuen krieges-flamme.
Was meinet ihr/ mit wie viel ſieges-kraͤntzen
Wird nicht ſein heer noch vor dem herbſte glaͤntzen?
Zu-
[381]Vermiſchte Gedichte.
Zumahl da Friederich/ ſein mitgenoß im kriegen/
Jhm ſeiner adler ſchicket zu;
Und abermahls/ als wie ein Mars der ruh/
Den feind von weitem hilft beſiegen.
Wolan/ ihr helden/ ſuchet denn/
Floren heute zu verbinden:
Daß die holden Gratien/
Die fuͤr uns die kraͤntze winden/
So vielmehr der blumen finden.



Die belden/ und unter ihnen Se. Durchl. Marg-
graff Albert/ tantzen abermals; woruͤber
Mars ſein vergnuͤgen
bezeuget.

SO recht/ helden/ ſeyd erfreut/
Da ihr bey dem feſte ſeyd.
Jauchzet ihr doch wenn ihr ſtreitet;
Sonderlich wenn deren hand/
Die euch euer hertz entwandt/
Euch den ſieges-krantz bereitet:
O wie eilt ihr denn zum ſtreit!
So recht/ helden/ ſeyd erfreut/
Da ihr bey dem feſte ſeyd.



Mer-
[382]Vermiſchte Gedichte.
Mercurius
der goͤtter bote kommet/ von wegen der
Venus dem Mars anzudeuten/ daß alle die uͤbri-
gen von dem feſt wieder kommen/ ſich mit dem
Mars und ſeinen helden zu dem bevorſtehen-
den groſſen ballete zu
vereinigen.

MArs/ es kommt die gantze ſchaar/
Die bey dieſem feſt erſchienen/
Floren ingeſamt zu dienen:
Bleib’ auch du bey dem altar.
Bleib auch du mit deinen helden;
Venus laͤſt es dir vermelden.


Mars.

MArs kan zwar die helden zaͤhmen/
Mars zwingt alles in der welt;
Aber Venus iſt ſein held/
Der ihm kan die waffen nehmen;
Aber Venus iſt ſein held/
Welchem er ſich muß bequemen.


Mars wartet. Venus mit allen uͤbrigen treten
auf/ und alle zuſammen tantzen darauf
das groſſe ballet.


Be-
[383]Vermiſchte Gedichte.

Beſchluß.


Die blumen-goͤttin Flora erſcheinet ſelbſt und
erſuchet die andern goͤtter/ daß gleich wie ſie ſchon zu
anfange des feſtes die Durchl. Eleonora an ihrer
ſtatt zur Flora erklaͤren laſſen/ die uͤbrigen goͤtter
ſie auch dafuͤr annehmen/ und das feſt mit
einem wunſch an die Flora beſchlieſ-
ſen moͤchten.

Flora.

DAs feſt iſt nun vorbey/
Und wuͤrdiglich begangen.
Allein ihr goͤtter wiſt/ wer heute Flora ſey/
Und was auf mein geſuch die Pales angefangent
Sie hat/ wie ich es ſelbſt begehret/
Zur Flore
Die Eleonore
Fuͤr dieſes jahr gewehlet und erklaͤret.
Beliebt auch ihr was Pales hat gethan/
Und nehmt/ an meiner ſtatt/ die fromme Fuͤrſtinn an.
Sie hat ja/ wider ihr verſchulden/
Wie Ariadne muͤſſen dulden.
Sie wird auch dermaleins mit einem gleichen glantz/
Wie Ariadnen blumen-krantz/
An unferm himmel leuchten muͤſſen:
So ſeyd denn/ vor der zeit/ auf ihren ruhm befliſſen/
Und laſt/ ihr leid ihr zu verſuͤſſen/
Einen wunſch das gantze feſt beſchlieſſen.


Alle
[384]Vermiſchte Gedichte.
Alle vom ballet tantzen/ nach gewohnheit des Flo-
ren-feſtes/ uͤm den altar der neuen Floren/ und
die goͤtter und goͤttinnen ſingen
ſamt dem
gantzen chor:

SEy froh/ ſey froh Eleonora!
Sey froh du neue Flora!
Sey nunmehr gluͤcklicher nach uͤberſtrebtem leide!
Der himmel kroͤne dich mit ſteter fruͤhlings-freude!
Die blumen ſchuͤtten ſich zu allen zeiten aus
Auf dich und dein erlauchtes haus!
Wir ehren dich/ o neue Flora!
Wir ehren dich Eleonora!
Sey gluͤcklich neu-erwehlte Flora!
Eleonor/ Eleonora!


ENDE.



[[385]][[386]][[387]]
Notes
*
Portugall und die drey Britanniſche kronen.
*
Diß glaubten die alten/ wenn es/ wie hier/ ohne verletzung/
und bald nach dem tode desjenigen geſchah/ dem es zu ehren
auffgerichtet.
Jtzt regierende Churfuͤrſtl. Durchl.
(*)
Der freytag/ zu lateiniſch/ der Venus tag.
(**)
Perle/ zu lateiniſch/ Margarita/ iſt der liebſten nahme.
*
Es iſt bekant/ daß Se. Durchl. mit andern Oberſten/ gleiches
alters/ um den vorzug dieſer attaque geſtritten/ und den vor-
zug behauptet/ wiewohl die andern eben wohl zum ſturm
gegangen und mit erſchoſſen worden.
*
Koͤnigs-ſtamm/ weil ſie ihren urſprung von George Podibrad
in Boͤhmen hat.
(*)
Anno 1664 halfen die von Sr. Churfl. Durchl. ihrer Kaͤy-
ſerl. Majeſtaͤt wider den Tuͤrcken/ unter commando des Her-
tzogen von Holſtein/ zu huͤlffe geſchickte voͤlcker Neutra
und Lebentz belaͤgern und erobern; und als die Tuͤrcken die-
ſen letzten platz entſetzen wolten/ ſchlugen die Brandenbur-
giſchen nebſt denen Kaͤyſerlichen ſie dergeſtalt zuruͤcke/
daß der Erbfeind viel ſtuͤcke und mannſchafft dabey ein-
buͤßete.
**
Man meinet den anno 1684 auf 20 jahr zwiſchen dem
Reiche und Spanien mit Franckreich gemachten ſtillſtand.
***
Der von Schoͤning.
****
Es iſt bekant/ daß Se. Churfl. Durchl. dero nach Ungarn
gehende voͤlcker zu pferde beſehen; ſo aber nur darum an-
gefuͤhret wird/ daß Seine Churfuͤrſtliche Durchlauchtigkeit
es im 67ſten jahre ihres alters thun koͤnnen.
*
Man dichtet/ daß/ als Achilles ſeinem freunde dem Patroclus
ſeine waffen wider die Trojaner geliehen/ dieſe fuͤr ſelbige
geflohen/ glaubende Achilles ſtritte ſelbſt mit ihnen.
**
Wie Churfuͤrſt Albrecht der teutſche Achilles genant wor-
den; alſo nennet ietzige Churfl. Durchl. der beruͤhmte Schle-
ſier/ Caſpar von Lohenſtein/ den andern Achilles ſeines hau-
ſes und Teutſchlandes.
*
Die Maintz wieder einnahmen/ und unter denen auch Seine
Churfuͤrſtliche Durchlauchtigkeit zu Sachſen Johann Georg
der Dritte.
*
Sæpe numero ſeſe cum iis congreſſos, ne vultum quidem
atque aciem oculorum ferre potuiſſe,
erzehlen von den Teut-
ſchen die Gallier ſelbſt bey dem Cæſar lib. 1. de bello Gall.
**
Jn dem damahls ausgegebenen Manifeſt.
***
Durch das zu Augſpurg gemachte buͤndniß.
*
Auf der von Feuillade ihm aufgerichteten ehren-feule.
*
Es iſt bekandt/ daß die Charitas/ oder das bild der liebe/ mit
dreyen kindern und das eine am arm haltend/ gemahlet
wird.

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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2025). Hofmann von Hofmannswaldau, Christian. Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Corpus of Literary Modernity (Kolimo+). https://hdl.handle.net/21.11113/4bq6f.0