I. A. Richter del.
[]
C. F. Boetius ſeulps.
[][]
ſo noͤthig als nuͤtzliche
Buchdruckerkunſt
und
Schriftgießereÿ,
und allen dazu gehoͤrigen Jnſtrumenten
und nebſt einer kurzgefaßten Erzaͤhlung
vom Urſprung und Fortgang der Buchdruckerkunſt, uͤberhaupt,
inſonderheit von den vornehmſten Buchdruckern in Leipzig
und andern Orten Teutſchlandes
im 300 Jahre nach Erfindung derſelben ans Licht geſtellet.
Mit einer Vorrede
Herrn Johann Erhard Kappens,
Prof. Eloqu. Publ. in Leipzig und des großen Fuͤrſten-Collegii
Collegiatens daſelbſt.
[][]
Denen
ſaͤmtlichen allhier in Leipzig
vorjezo lebenden
Buchdruckerherren,
Seinen
inſonders Hochgeehrten Herren
und Freunden.
[][]
Kunſterfahrne,
Jnſonders Hochgeehrte Herren
und Freunde,
Ew. Wohledlen uͤberreiche
ich hiemit gegenwaͤrtige
Blaͤtter zu einer guͤtigen Auf-
nahm und Beurtheilung, welche wohl
):( 2niemand
[] niemand leichtlich beſſer uͤber ſich zu neh-
men faͤhig ſeyn wird, als wie Sie.
Sie enthalten ja bey nahe alles dasje-
nige in ſich, was man nur von derjeni-
gen Kunſt ſagen kan, welcher Sie ſaͤmi-
lich mit dem groͤßten Eifer ergeben ſind.
Hier werden Sie kuͤrtzlich erzehlet fin-
den, von wem und wenn unſere Kunſt zu
allererſt erfunden worden ſey; Hier wer-
den Sie gleichſam auf einem Blick die
vornehmſten Befoͤrderer derſelben nach
ihrer Erfindung uͤberſehen koͤnnen; Hier
werden Sie, ſonder Zweifel mit Ver-
gnuͤgen, das Leben unſerer Vorfahren
allhier in Leipzig, ja Jhr eigenes Leben,
kuͤrtzlich und aufrichtig beſchrieben an-
treffen. Auſer dem aber hat man ſich
bemuͤhet alles hinlaͤnglich und deutlich
vor Augen zu legen, was nur zur Er-
lernung und Ausuͤbung der Buchdru-
ckerkunſt zu wiſſen noͤthig und nuͤtzlich
iſt.
[] iſt. Um mehrerer Deutlichkeit willen
hat man nicht nur alle dazu gehoͤrige
Stuͤcke kuͤrtzlich beſchrieben, ſondern
auch im Kupfer vorgeſtellet. Sollten
Sie dahero, Hochgcehrte Herren
und Freunde, nicht die beſten Richter
abgeben koͤnnen, ob man hierinnen den
rechten Weg getroffen, oder denſelben
verfehlet habe? Jedoch, es hat mich
noch ein anderer Bewegungsgrund zu
dieſem Entſchluß gebracht. Sie ſind
diejenigen, welche mit mir einer Kunſt
zugethan ſind: Sie ſind auch diejeni-
gen, welche mir zum Theil allerhand
Liebesdienſte und Gefaͤlligkeiten erwieſen
haben. Wird es mir dahero nicht ver-
goͤnnet ſeyn, Jhnen wiederum ein
Kennzeichen meines danckbegiehrigen
Gemuͤthes und Gegenliebe dadurch oͤf-
fentlich an den Tag zu legen? So lange
mir alſo nicht erwieſen ſeyn wird, daß
):( 3Gefaͤl-
[] Gefaͤlligkeiten und Liebesdienſte gebuͤh-
rend erkennen ein Verbrechen zu nennen
ſey; So lange wird mir niemand mein
Unternehmen veruͤbeln, oder ſolches
tadeln koͤnnen. Endlich aber habe ich
hiedurch gleichſam den Anfang machen
wollen, bey Jhnen allerſeits das An-
dencken der eꝛfundenen Buchdruckerkunſt
zu erneuern, welches wir mit Freuden
im nechſt folgenden Jahr, ſo es GOtt
gefaͤllig, mit geſamten Kraͤften feyerlich
begehen werden. Drey hundert Jahre
ſind nunmehro bey nahe verfloſſen, ſeit
dem man den Grund zu dieſer nuͤtzli-
chen Kunſt geleget hat. Unſere Vor-
fahren ſind uns hierinnen mit loͤblichen
Beyſpielen vorgegangen, indem ſie alle
hundert Jahr am Tage Johannis ein
feyerliches Danck- und Freudenfeſt deß-
wegen begangen haben. Nicht eine
Stadt, nicht ein Land, ſondern bey nahe
alle
[] alle Buchdrucker in gantz Europa ſind
gleichſam zuſammen getreten, und ha-
ben GOtt mit Hertz und Mund vor
dieſe große Wohlthat oͤffentlich gedan-
cket. Sie haben uns, um mehrerer Auf-
merckſamkeit willen, die bey dieſer Ge-
legenheit gehaltenen Reden und verfer-
tigte Schriften und Verſe gedruckt hin-
terlaſſen, ihren Eifer und Danckbahr-
keit daraus zu erkennen. Wird es da-
hero nicht billig ſeyn, daß wir ihnen
nach Vermoͤgen darinnen nachfolgen?
Jch werde nicht irren, wenn ich glau-
be, daß viele von unſern Vaͤtern auf
dieſen Tag mit Verlangen werden ge-
wartet haben, die aber der Tod dieſer
Freude beraubet hat. Warum ſollte
es mir alſo nicht erlaubt ſeyn, Sie
alle zu dieſer Freude zu ermuntern, da
wir ihr ſo nahe ſind? Werden Sie
mir demnach die Gefaͤlligkeit erweiſen,
und
[] und gegenwaͤrtige Blaͤtter mit eben dem
Gemuͤth an- und aufnehmen, als ich
Jhnen ſolche uͤberreiche; So werde
ich mich aͤuſerſt bemuͤhen auf alle Art
und Weiſe mich Jhnen wiederum ge-
faͤllig zu bezeugen. Der ich mich
uͤbrigens Jhrer Freundſchaft und
Wohlwollen ferner empfehle und
ohnausgeſezt verharre
Ew. Wohledlen, Vorachtbahren
und Kunſterfahrnen,
Meinen Hochgeehrten Herren
und Freunden,
Dienſtbegieriger
Chriſtian Friedrich Geßner.
druckerkunſt hochhalten, und derſel-
ben ergeben ſind, wuͤnſche ich viel
Nutzen und Vergnuͤgen.
Jch bin vor wenig Wochen erſuchet
worden, dieſem Buch, welches
anjetzo unter dem Titul: Die ſo
noͤthig, als nuͤtzliche Buchdru-
ckerkunſt ans Licht tritt, eine Vor-
rede vorzuſetzen. Jch kan nicht in Abrede ſeyn, daß ich
anfaͤnglich einiges Bedencken bey mir gehabt habe,
dieſem Anſuchen Statt zu geben. Solte ich wohl, dachte
ich bey mir ſelbſt, eine Vorrede zu einem Buch verferti-
gen, von deſſen Einrichtung und Ausarbeitung ich
nicht eher etwas gewuſt habe, als mir die gedruckten
Bogen, nebſt einigen Kupfern, zu Geſicht kommen ſind?
Jch hatte noch in allzufriſchem Andencken, daß, unge-
achtet ich in der vor 6 Jahren von mir gefertigten, und
(a)denen
[]Vorrede.
denen GundlingiſchenDiſcurſen uͤber des beruͤhmten
Herrn D.HeumannsConſpectum Reipubl. litterariæ
vorgeſetzten Vorrede von der Hiſtorie, wie man ſol-
che auf Schulen und Univerſitaͤtenpragmatiſch zu
treiben anfangen ſoll, p. 41. mit deutlichen Worten
geſaget, daß ich weder an dem Werck ſelbſt, noch
an deſſen Ausfuͤhrung den geringſten Antheil haͤt-
te, und dahero mir nicht das geringſte zur Laſt
legen ließe, ſondern alles demjenigen, der die Aus-
gabe beſorget, uͤberlaſſen bliebe, dennoch im ver-
wichenen Jahre der beruͤhmte Herr Trotz in ſeinen
ſonſt gar gelehrten Anmerckungen uͤber Hermanni
Hugonis Buch de prima ſcribendi origine p. 269. in-
gleichen p. 583. *) die von dem Herrn Herausgeber
zu den GundlingiſchenDiſcurſen geſetzten Anmer-
ckungen mir zugeſchrieben habe. Allein, nach reiferer
Uberlegung, ſind die bey mir aufgeſtandenen Zweifel
weggefallen. Eine Vorrede iſt ja keine Schutzſchrift,
und ein Vorredner, welcher mit dem Buch nichts zu
thun gehabt hat, darff ja dasjenige nicht verantwor-
ten, woran er keinen Antheil genommen. Er uͤber-
laͤſſet ſolches dem Verfaſſer des Buches, welcher vor
ſeine Arbeit zu ſtehen hat, und, wenn ſie wohl gerathen
iſt, damit Ehre einleget, hingegen auch, wenn ſie nicht
recht abgefaſſet iſt, ſich freylich auch beurtheilen laſſen
muß. Jch habe auch zu Herrn Trotzen das Ver-
trauen, daß wenn er meine Vorrede zu denen Gund-
lingiſchen Diſcurſen anſehen wird, er mir die Billigkeit
wiederfahren, und mich von dem Herausgeber derſel-
ben unterſcheiden werde, wie ſolches in denen zu Am-
ſterdam gedruckten Miſcellaneis Obſervationibus
Criticis Vol. V. Tom. III. p. 131. ſehr wohl geſchehen
iſt. Ungeachtet ich nun an dieſem Buch ſelbſt nicht
den
[]Vorrede.
den gerinſten Antheil habe, und mir alſo nichts aus
demſelben zuſchreiben laſſen werde: ſo habe ich doch
die an mich geſchehene Bitte, eine Vorrede davor zu
machen, nicht gantz abſchlagen koͤnnen. Das Buch
handelt von der edlen Buchdruckerkunſt, einer Kunſt,
welche als ein Goͤttliches Geſchenck anzuſehen iſt, einer
Kunſt uͤber deren in Teutſchen Mauern geſchehenen
Erfindung ein ieder Biedermann beſtaͤndig ſich hertzlich
erfreuen muß; einer Kunſt, bey deren Erfindung auch
in Anſehung der Zeit gewiß die Hand GOttes im Spiel
geweſen iſt. Waͤre dieſe Kunſt nicht vor der geſegne-
ten Kirchen-Reformation erfunden, und durch deren
Huͤlffe die Heil. Schrifft, und andere Kirchen-Scri-
benten vor derſelben ſo haͤuffig gedruckt geweſen, haͤtte
dieſe Buchdruckerkunſt denen Verbeſſerern der Glau-
bens-Lehre nicht zu Dienſten geſtanden: ſo wuͤrden
dieſelben weder ihre Saͤtze mit ſo leichter Muͤhe aus
der heiligen Schrifft erweiſen, noch dieſelben ſo bequem
und ſchleunig durch gantz Europa bekannt machen koͤn-
nen? Außerdem aber habe ich noch eine beſondere
Liebe vor die edle Buchdruckerkunſt. Jch ſchreibe
derſelben mit zu, daß ich der mir eingepflantzten groſ-
ſen Begierde beſtaͤndig etwas zu leſen, ſo wohl und ſo
beqvem ein Genuͤgen leiſten kan. Jch habe auch in mei-
nen erſten Univerſitaͤts-Jahren durch Verbeſſerung ge-
druckter Bogen einigen Zugang gehabt, und habe nun-
mehro uͤber zwey und zwantzig Jahre ſo wohl anderer
als meine eigene wenige Schrifften durch Huͤlffe der
Preſſe bekannt gemacht, ſehe auch, daß, ſo lange mir
GOtt Leben und Geſundheit ſchencken wird, ich jaͤhr-
lich dieſer Kunſt mich zu bedienen nicht Umgang haben
werde. Die Hiſtorie dieſer Kunſt habe ich mir ſchon
vor vielen Jahren bekannt zu machen geſuchet, auch in
collegiis litterariis ſolche andern wieder vorgetragen.
(a) 2Allein
[]Vorrede.
Allein ungeachtet mir wohl nicht leicht ein Haupt-
Scribent davon, von was von einer Nation er auch
ſeyn mag, unbekannt, und von mir ungeleſen geblieben;
ſo habe ich dennoch in der obangefuͤhrten Vorrede
An. 1733. geklaget, daß wir noch keine rechte Hiſto-
rie der Buchdruckerkunſt, nemlich der Kunſt ſel-
ber haͤtten. Denn ungeachtet in dieſem Jahr-
hundert allerhand nuͤtzliches hiervon von Herrn
Maittaire, Orlandi,Schelhorn, HerrnD. Loeſchern
geſchrieben und angemercket worden: ſo gienge
doch daßelbe mehr auf die Hiſtorie der Buchdru-
cker und gedruckten Buͤcher, als auf die Hiſtorie
der Kunſt, die auch nicht ohne Zuziehung der
erſten und aͤlteſten Exemplare, ohne Rath und
Huͤlffe verſtaͤndiger Buchdrucker, Schrifftgießer,
Holtzſchneider ꝛc. beſchrieben werden kan. Und die-
ſer Meynung, die ich vor ſechs Jahren geheget habe,
pflichte ich noch dieſe Stunde bey, freue mich aber, daß
ſo wohl einige dieſer edlen Kunſt Verwandte, auch ſeit
der Zeit, ihren Beytrag gethan, als daß auch verſchie-
dene Gelehrte noch ietzo beſchaͤfftiget ſind, die Hiſtorie
dieſer Kunſt, vollſtaͤndiger auszufuͤhren. Ein Engli-
ſcher Buchdrucker S. Palmer ſtehet hier billig oben
an, deſſen Werck mir unlaͤngſt zu Geſicht kommen
iſt, und folgenden Titul fuͤhret: A general hiſtory
of Printing, from the firſt invention of it in the
city of Mentz, to its propagation and progreſs,
thro’ moſt of the kingdoms in Europe: particularly
the introduction and ſucceſs of it here in England.
With the characteres of the moſt celebrated Prin-
ters, from the firſt Inventors of this Art to the
years
[]Vorrede.
years 1520 and 1550. alſo an account of their
Worcks, and of the conſiderable Improvements
which they made during that Time. By S. Palmer,
Printer. London 1733. 4. 2. Alph. 4 und einen halben
Bogen. Wenn man aus demjenigen, was Herr
Palmer von der Buchdruckerkunſt in Leipzig, und von
den aͤlteſten Buchdruckern allhier vorgiebt, auf das
gantze Werck einen Schluß machen wolte: ſo wuͤrde
man ſich eben keinen vortheilhafften Begriff von dem-
ſelben machen. Wir wollen den Engliſchen Buchdru-
cker aus p. 249. ſelbſt anhoͤren: Leipſick, in Latin Lipſia,
the capital of Saxony, and founded into an univerſity
in 1404 by FREDERIC. I. Elector of that name,
receiv’d the art of Printing in 1484; and tho’it pro-
du’d but few impreſſions before the year 1500, and
yet it is become one of the moſt famous cities in Ger-
many for the numbers of books printed there. The
firſt Printer who ſettled there was,
- 1. MARK BRANDT,
of whom we have only the following edition, viz.
ALBICII Archiepiſcopi Pragenſis praxis me-
dendi 4to. per Marcum Brandt. Lipſiæ 1484. - 2. GREGORY BOETICHER, 1. edit. 1493.
- 3. WOLFGANG MOLITOR de Monaco, 2. edit.
from 1495, to 1496. - 4. JAMES THANNER, 2. edit. from 1498,
to 1499. - WITH about twenty more without Printers
names. - 5. ANDREW Faiſner, (Friſner) a learned man,
(a) 3of
[]Vorrede.
of whom we have given a full account under the
article of Nuremberg, where he follow’d the Buſi-
neſs of printing and correcting till the year 1478.
after which he remov’d to Leipſick, and became Re-
ctor magnificus of that vniverſity. The only book
we find printed by him here is the Hiſtoria Longo-
bardica, but our German author not having given
us the date of it, no proper rank could be aſſign’d to
it in this liſt.
Wir wollen die erſten Worte ins Teutſche uͤberſetzen:
Leipzig, Lateiniſch Lipſia, die Haupt Stadt in Sach-
ſen, und worinnen Anno 1404. von Friedrich dem er-
ſtrn Churfuͤrſten dieſes Nahmens, eine Univerſitat ge-
ſtifftet worden, hat die Buchdruckerkunſt im Jahr 1484
bekommen, und ob ſie gleich ſehr wenig gedruckte
Buͤcher vor 1500 geliefert hat: ſo iſt ſie doch eine der
beruͤhmteſten Staͤdte Teutſchlandes, in Anſehung der
daſelbſt gedruckten Buͤcher, worden. Ehe wir die Nah-
men der erſten hieſigen Buchdrucker aus Herrn Pal-
mers Buch anfuͤhren: ſo wollen wir ein paar Anmer-
ckungen uͤber ſeinen Bericht von Leipzig machen. Er
thut Leipzig zu viel Ehre an, daß er es zur Haupt-
Stadt macht, indem es bekannt genung iſt, daß
Dreßden die Haupt-Stadt in Meiſſen iſt. Die Uni-
verſitaͤt iſt nicht 1404. ſondern 1409. von dem damah-
ligen Hertzog, und nachmahligen Churfuͤrſten Friedrich
dem Streitbahren geſtifftet, und die Buchdruckerkunſt
nicht erſt 1484 ſondern ſchon wenigſtens um das Jahr
1480. allhier eingefuͤhret woeden, wie ſolches aus Hrn.
Johann Jmmanuel Muͤllers Sendſchreiben von
der Leipziger Buchdruckerkunſt, und aus dem auf dieſe
Vorrede folgenden Bericht erhellet. Es ſind auch
nicht ſo wenig Buͤcher allhier bis auf 1500 gedruckt
worden,
[]Vorrede.
worden, wie Herr Palmer glaubet, und ſolches aus
angefuͤhrter Schrifft zu erſehen, aber noch mehr zu er-
ſehen ſeyn wird, woferne jemand alle in Leipzig bis zu
Ausgang des funffzehenden Jahr-hunderts gedruckte
Buͤcher ſam̃len, und eine Nachricht von denſelben erthei-
len ſolte, dazu ihm hieſige Univerſitaͤts-Bibliotheck einen
ſchoͤnen Vorrath an die Hand geben wuͤrde. Marcus
Brand, Gregorius Bœtticher, Wolffgang Stöckel
de Monaco oder Monacenſis, Jacob Thanner, An-
dreas Friſner, haben allhier im funffzehenden Jahr-
hundert die Buchdruckerkunſt ausgeuͤbet. Es ſind
aber Mauritius Brandis, Martinus Lantzberg, Con-
radus Kachelofen, Arnoldus de Colonia oder Coloni-
enſis, und Melchior Lotther nicht auszulaſſen, und kan
man von ihnen in Hrn. Muͤllers angefuͤhrten Schrifft,
und in dem oben gemeldeten Bericht mehrere Nach-
richt finden, und Herrn Palmers Nachricht in An-
ſehung der von ihm benennten Buchdrucker verbeſ-
ſern, und in Anſehung der weggelaſſenen ergaͤntzen.
Jch will aber auch ein paar Anmerckungen mittheilen,
davon die eine Andreas Friſner, die andere Melchior
Lotther betrifft. Von Andreas Friſner giebt Herr
Palmer unter dem Articul Nuͤrnberg gute Nachricht,
darinnen aber irret er unter Nuͤrnberg und Leipzig,
wenn er glaubt, daß Friſner die Hiſtoriam Longo-
bardicam in Leipzig gedruckt habe. Die hiſtoria
Longobardica iſt zu Nuͤrnberg gedruckt, und in dem in
der Wonſiedeliſchen Bibliotheck befindlich geweſenen
Exemplar zu Ende folgendes angemercket geweſen:
Opus hiſtoriæ Lombardicæ A. D. 1476. 7. Calend.
April in Nuremberga oppido Germaniæ celebratiſſimo
explicitum ductu induſtrioſi impreſſoriæ artis magi-
ſtri Joannis Senſenſchmidt civis Nuremberg. \& An-
dr. Friſner de Bunſidel artium Magiſtri. Jch ſetze
noch ferner bey, daß dieſer Friſner nebſt andern ſchoͤ-
(a) 4nen
[]Vorrede.
nen Geſtifften 56 Buͤcher nach Wonſiedel in ſeine Va-
ter-Stadt vermachet, und dadurch den Grund zu der
ehemals daſelbſt befindlichen Bibliotheck geleget hat.
Und obgleich dieſelbe vor einigen Jahren in der grau-
ſamen Feuersbrunſt, welche die liebe Stadt Won-
ſiedel betroffen hat, im Rauch aufgangen iſt: ſo ver-
dienen doch die Teutſchen Reime aus dem von dem
ietzigen gelehrten Rectore zu Neuſtadt an der Ayſch,
Herrn Layritzen, auf mein Verlangen, mir ehemahls
in MSto zugeſchickten Catalogo der Wonſideliſchen
Bibliotheck, Herrn Friſner zum Andencken, allhier
eingeruͤckt zu werden. Es hat dieſelbe ein Stadt-
Schreiber zu Wonſiedel N. Zeidler gemacht, und
lauten alſo:
Jſt
[]Vorrede.
Die andere Anmerckung betrifft Melchior Lot-
ther. Es iſt bekannt, daß zwey Melchior Lotther, Va-
ter und Sohn, in Leipzig gelebet haben. Einer hat
unter andern An. 1520 eine Schrifft von dem beruͤhm-
ten Petro Moſellano gedruckt, auf deren Titul ich als
was ſonderbahres bemercke, daß dieſelbe mit des
Durchlauchtigen Hertzog Georgens und des E. Hoch-
weiſen Leipziger RathsPrivilegio gedruckt worden
ſey. Die Schrifft hat folgenden Titul: Petri Moſellani
Protegenſis, Pædologia, jam quartum vna cum ſcho-
liis in loco oppoſitis, edita. adiectis inſuper Dialogis
duobus, quorum alter relegendæ prælectionis ratio-
nem complectitur, alter de delectu Academiarum
habendo diſſerit. Auf eben dieſem Titul ſtehen noch
folgende Worte: Cum illuſtriſſ. principis noſtri
GEORGII Saxoniæ Ducis \&c. pariter \& pru-
dentiſſ. SENATVS Lipſenſis PRIVILEGIO,
Ne quis hanc, aut quamvis aliam P. MOSE-
LANI lucubrationem Lipſiæ, immo in tota hac di-
tione citra authoris ipſius conſenſum, aut imprimat
aut alibi impreſſam \& importatam hic venditet: ſub
pena, vt in tabulis. Die Zuſchrifft iſt am Tage des
Apoſtels Matthaͤi 1516. unterſchrieben, und an Joan-
nem Poliandrum, Ludimagiſtrum apud divum Tho-
(a) 5mam
[]Vorrede.
mam allhier gerichtet. Die gantze Schrifft beſtehet
aus 6. Bogen, und zu Ende finden ſich folgende Worte:
Lipſiæ ex officina Melchioris Lottheri A. D. M. D. XX.
Jch kan nicht umhin aus dem letzten Dialogo, in quam
potiſſimum Academiam ſtudioſo ſit commigran-
dum, des groſſen Petri Moſellani Urtheil von den
damahligen Univerſitaͤten, und daß man nicht mit
ungewaſchenen Haͤnden die ſo genannten hoͤhern Wiſ-
ſenſchafften anfangen ſoll, hier einzuſchalten, weil auch
unſere Zeiten etwas daraus lernen koͤnnen. Hiero-
nymus der Schuͤler fragt ſeinen Lehrmeiſter alſo:
jam biennium te in hoc ludo docentem audivi, vtri-
usque literaturæ prima rudimenta, tua ope, vtcum-
que percepi. hortatur nunc me tum parens, tum
etiam hæc mea ætas maturior, vt hinc in Acade-
miam aliquam, ad vberiorem ingenii cultum capi-
endum, me conferam. Hoc, vt felicius faciam, tuo
conſilio opus eſt. Nam inter tot, vt vocant Vniver-
ſitates, quot jam olim ſunt inſtitutæ, \& hodie paſſim
novæ exoriuntur, mihi ejusmodi rerum ignaro, dif-
ficile plane eſt ejus, quæ omnium ſit inſtructiſſima, \&
meis ſtudiis accommodatiſſima, delectum habere.
Hierauf antwortet der Lehrmeiſter alſo: Prudenter
hic deliberas Hieronyme. Sunt Academiæ, eæque
in Germania, quas vehementer probem. Sunt
item, quas cupiam, vel omnino non eſſe, vel in
totum immutari. Vt enim in re militari duci
dux, \& militi miles, vt in republica ſenator ſena-
tori,
[]Vorrede.
tori, \& civi civis, artifex artifici, vt denique homo
homini, ſic ſchola ſcholæ, doctor doctori, magiſter ma-
giſtro, præſtant. Quod diſcrimen qui non advertit,
operam \& oleum, vt ajunt, plerumque perdit. Ac, vt
certum aliquid, quod hic ſequaris, habeas, in hac
deliberatione ſpectandum erit, non quæ magnificis
ædificiis; tametſi \& hæc decoris aliquid addant:
ſed optimis omnis generis præceptoribus ſit inſtructis-
ſima. Primum, quæ trium linguarum profeſſores
haheat, \& doctos, \& bonos. Hoc vt velint, illud vt
poſſint, recte docere. Siquidem, latinam, græcam
\& hebraicam linguas in Chriſtianorum ſcholis doce-
ri, Pontificiæ leges jubent, \& veterum Thoologo-
rum exempla ſuadent, ac denique Chriſtianæ reipu-
blicæ vſus exigit. Habeat denique Theologos ſi non
plures, vnum ſaltem aut alterum cum ſcripturarum
intelligentia, tum vitæ ſanctimonia egregie proba-
tos. Tum jure peritos, non minus prudentia, quam
\& facundia laudatos. Ad hæc medicos, quos natu-
ralium rerum profunda cognitio, \& curandi fides
perſpecta commendet. Poſtremo philoſophos, non,
qui ſophiſticam rixandi pertinaciam ex ineptis bar-
barorum commentariis inculcent, ſed qui philoſo-
phando Platonis majeſtatem, acumen Ariſtotelis,
Theophraſti eloquentiam, proxime referant. Quan-
quam autem Gymnaſium ejusmodi, minoris negotii
eſt deſcribere, quam vsquam invenire, ad præſcriptam
tamen imaginem, vtcunque accedunt hic in vicino
ſitæ LIPSIA \& WITTEBERGA. Nec ER-
PHVR-
[]Vorrede.
PHVRDIA cuiquam eſt aſpernanda. Vt nec
BASILEA Super omnes vero trium linguarum
profeſſione floret LOVANIVM, ſehola vel hoc no-
mine omnium feliciſſima, quod magnum illum \&
ſapientiæ \& eloquentiæ principem habet ERAS-
MVM. Et ſummum illud Eccleſiaſticæ dignita-
tis ornamentum ALBERTVS Cardinalis, ma-
gnum quiddam Moguntiæ ſuæ molitur. Quod ſi
proceſſerit, erit, quo ſe Germania exteris homi-
nibus venditet. Porro illud inprimis tibi caven-
dum, ne ad ſublimes illas profeſſiones, quas vo-
cant, illotis, vt aiunt, pedibus irrumpas. Quin
modis omnibus curandum, vt vtriusque literaturæ
mediocri cognitione præparatus accedas. Sic enim
futurum, vt in diſciplinis his gravioribus citius \&
facilius, quo tendis, pervenias, \& rectum in rebus
omnibus judicium conſequaris. Hoc qui caret, fru-
ſtra ſe aliquid feliciter diſcere ſperabit.
Jch muß aber wieder auf Herrn Palmers Hi-
ſtorie der Buchdruckerkunſt kommen. Es iſt wahr,
das Werck hat einige Verbeſſerungen und Ergaͤntzun-
gen vonnoͤthen, aber dem ungeachtet, iſt es eine der
beſten Schriften von der Buchdruckerkunſt. Unſer
Buchdrucker Palmer berufft ſich auf zwey Buchdru-
cker, die vor ihm von dieſer Kunſt geſchrieben haben,
auf Herrn Vertel, Buchdrucker zu St. Omer, und
Herrn Johann Andreas Endter in Nuͤrnberg. Er
hat auch die vornehmſten Schrifften des Mallincrots,
des
[]Vorrede.
des Pater Orlandi, und des Herrn Maittaire geleſen,
er hat einen Zugang zu des Graf Pembrocks,D.
Meads, D. Rawlinſons, und Herrn Richardſons
Bibliotheken gehabt, auch die Oxfurther und Cam-
bridger Bibliotheck gebrauchet. Und obwohl Herr
Palmer uͤber dieſem Werck verſtorben iſt, auch der
von ihm ausgearbeitete Practiſche Theil von der Buch-
druckerkunſt, den er in MSt. hinterlaſſen, noch nicht ge-
druckt ſeyn mag; ſo verdiente doch dieſes Hiſtoriſche
Werck von einem der Engliſchen Sprache wohl erfahr-
nen Mann ins Teutſche uͤberſetzt, und durch einige
Anmerckungen verbeſſert und ergaͤntzt zu werden. Es
duͤrffte das gantze Werck einen Octav-Band ausma-
chen, und wuͤrde gewiß unter den Teutſchen ſeine Lieb-
haber finden. Jch zweifle im uͤbrigen auch nicht, daß
gegenwaͤrtige ſo noͤthig als nuͤtzliche Buchdrucker-
kunſt, die man einem Kunſtverwandten, Chriſtian
Friedrich Geßner zu dancken hat, eine dergleichen ge-
neigte Aufnahme ſich zu verſprechen haben werde. Es
werden Gelehrte und der Gelehrſamkeit ergebene, es
werden Buchhaͤndler, Buchdrucker und dieſer Kunſt
Befließene allerhand nuͤtzliche und angenehme Nachrich-
ten darinnen antreffen, alle aber von der Billigkeit
ſeyn, und die mit untergelauffenen Fehler und Unvoll-
kommenheiten uͤberſehen, wie wir bey des Engliſchen
Buchdruckers Herrn Palmers Buch gethan haben.
Dieſe Schrifft ſtellet ſich auch eben zu rechter Zeit ein.
Denn es iſt bereits bekannt, daß die Herrn Buchdru-
cker im kuͤnfftigen, GOtt gebe! gluͤcklich erſcheinenden
1740ten
[]Vorrede.
1740ten Jahre, nach dem Exempel ihrer Vorfahrer,
das dritte Jubelfeſt, wegen Erfindung ihrer Kunſt,
begehen werden. Als das zweyte Jubelfeſt 1640 all-
hier begangen wurde, hat der ſel. Profeſſor An-
dreas Rivinus denen Leipzigern Buchdruckern die Ehre
gethan, und ihnen folgende Schrift zugeeignet:
L. Andreæ Rivini, Halis-Saxonis, Profeſſoris Lipſi-
enſis, Hecotomba laudum \& gratiarum, in ludis
iterum ſecularihus, ob inventam in Germania ab-
hinc annis CC Chalcographiam, ad aram ſupremi
Numinis, artis omnis Datoris, inque honorem pri-
mor. hujus authorum, nec non perpetuam rei me-
moriam, publice prius in Tilieto ad Plisn-Elyſtrum
immolata: cum in carminibus quibusdam \& Epi-
grammatis, tum vero præcipue in declamatiuncula
ſolemni, artis Typographicæ commendationem a
primis vſque cunabulis in declivem paulatim ſe-
nectam Hiſtorice magis quam Rhetorice e variis
ſcriptoribus celebrante. Lipſiæ 1640. 4to 5. Bogen.
Es iſt auch nicht unbekannt, daß der beruͤhmte Herr
Bernhard von Mallinkrot ſein ſchoͤnes Buch de ortu
\& progreſſu artis Typographicæ zu Coͤlln 1639. wie-
der auflegen laſſen, und Herr Marcus Zuerius Box-
hornius ſeine Diſſert. de typographicæ artis inven-
tione \& inventoribus 1640. zu Leyden herausgegeben
habe. Und ich kan mir kaum bereden laſſen, daß un-
ſere Zeiten dem vorigen Jahrhundert darinnen einen
Vorzug laſſen, und bey dieſem dritten Jubelfeſt nicht,
eben ſo wichtige Schrifften zu Erlaͤuterung der Hiſtorie
der
[]Vorrede.
der Buchdruckerkunſt, ans Licht ſtellen ſolten. Ob aus des
ſel. Hrn. Prof.Krauſens in Wittenberg Collectaneis,
die er viele Jahre mit groſſem Fleiße hier von gemachet
hat, etwas zu erwarten ſtehe, iſt mir unbekannt. So
viel aber weiß ich, daß der beruͤhmte Herr Prof.Wolf
in Hamburg uns eine Sammlung allerhand ſeltener und
die Hiſtorie der Buchdruckerkunſt erlaͤuternder Schrif-
ten liefern werde, auch der beruͤhmte Goͤttingiſche Prof.
Herr Joh. David Koͤhler an einem von dem Ur-
ſprunge der Buchdruckerey handelnden Schrifft arbei-
te *)Annales typographici von Leipzig und andern
Staͤdten Teutſchlandes fehlen auch noch, und wer
eine Hiſtorie von dem Urſprung und Fortgang der Buͤ-
cher Privilegiorum ſammlen, wer eine Hiſtorie der
Buͤcher-Cenſur, wie ſolche faſt in den meiſten Laͤndern
von Europa uͤblich iſt, zuſammen tragen wollte; wuͤr-
de eine Arbeit uͤber ſich nehmen, die unter die Deſide-
rata gehoͤret, und zu vielen nuͤtzlichen, und aus der
Rechtsgelahrheit zu erlaͤuternden Abhandlungen Anlaß
geben. Mein Wunſch gehet im uͤbrigen dahin, daß
dieſe Kunſt auch in Teutſchland immer hoͤher und hoͤher
ſteigen, und den Mißbraͤuchen derſelben nachdruͤcklich
geſteuret werden moͤge. Es erneuere ſich in denen jetzo
lebenden und kuͤnftigen dieſer edlen Kunſt Zugethanen
der Eyfer ihrer Vorfahrer, den ſie in Erlernung der
Spra-
[]Vorrede.
Sprachen, in Haltung geſchickter Correctorum etc.
gehabt, taͤglich mehr und mehr, und endlich muͤſſe dieſe
Kunſt, als ein goͤttliches Geſchenck, zur Ausbreitung
des Goͤttlichen Worts, zur Fortpflantzung der wah-
ren Religion, zum Flor der Gelehrſamkeit und zur
Verbeſſerung der Sitten, biß an die letzten Tage der
Welt beſtaͤndig dienen! Geſchrieben zu Leipzig,
den 7. April. 1739.
Johann Erhard Kapp,
Prof. Eloqu. Publ. des großen Fuͤrſten-Collegii
Collegiat, und der philoſophiſchen Facultaͤt
d. z. Decanus.
[]
Kurtzer Jnnhalt
Aller in dieſem Buch abgehandelten
Sachen.
- I. Kurtzer jedoch gruͤndlicher Entwurf von Erfindung
der edlen Buchdruckerkunſt. pag. 1.
Welchem zugleich angehaͤnget [iſt]:- α) Eine kurtze Nachricht von einigen beruͤhmten
Maͤnnern uͤberhaupt, die ſich in dieſer Kunſt her-
vor gethan haben, z. E. in Venedig, Paris,
Baſel, Dreßden, Wittenberg und Jena. 56 - β) Jnſonderheit aber eine Nachricht von allen Buch-
druckern in Leipzig von Anfang bis hieher. 60
- α) Eine kurtze Nachricht von einigen beruͤhmten
- II. Kurtzer Unterricht, wie alle, nur uͤbliche, Formate
geſchoſſen werden koͤnnen. pag. 1. - III. Das Griechiſche Alphabet. 33
- IV. Das Hebraͤiſche, Rabbiniſche und teutſch- He-
braͤiſche Alphabet. 35 - V. Das Samaritaniſche Alphabet. 38
VI. Das Eſtrangliſch- und Syriſche. 39 - VII. Das Arabiſch-Tuͤrckiſch- und Perſiſche. 41
- VIII. Das Jberiſche, oder Georgianiſche im Kupfer. 43
- IX. Das Aethiopiſche Alphabet. 44
- X. Das Coptiſche, oder Aegyptiſche. 46
- XI. Das Armeniſche Alphabet. 48
- XII. Nachricht von der Sineſiſchen Sprache und eine
Abbildung derſelben Figuren. 51 - XIII. Das Damuliſche, oder Malabariſche Alphabet
im Kupfer. 53 - XIV. Das Cyrilliſche Alphabet. 55
- XV. Das Jllyriſche im Kupfer. 56
- XVI. Das Glagolitiſche. 57
- XVII. Das Rußiſche, wie es gedruckt und geſchrieben
wird im Kupfer. 59 - XVIII. Das Hunniſch-Scythiſche. 60
- XIX. Das Runiſche Alphabet. 61
- XX. Das Wendiſche. 62
- XXI. Das Ungariſche. 63
- XXII. Das Spaniſche. 66
- XXIII. Das Engliſche. 67
- XXIV. Das Jtaliaͤniſche. 68
- XXV. Das Frantzoͤſiſche. 72
- XXVI. Das Siebenbuͤrgiſche, 73
- XXVII. Das Daͤniſche. 75
- XXVIII. Das Schwediſche. 76
- XXIX. Das Pohlniſche. 78
- XXX. Kurtzer Unterricht von der Rechtſchreibung. 81
- XXXI. Wohlmeynender Unterricht, wie ein Setzer-
und Druckerknabe anzuweiſen. 95 - XXXII. Vernuͤnftige Gedancken von den Druckfeh-
lern, nebſt einem Unterricht fuͤr diejeni-
gen, ſo Correctores abgeben wollen. 119 - XXXIII. Bericht von dem Schriftgieſen, nebſt einer
Abbildung aller dazu gehoͤrigen Werckzeu-
ge, und einem Gießzettel. 130 - XXXIV. Schrift- und Pappierrechnung. 136
- XXXV. Kurtzer Unterricht, von den Abgaben der Buͤ-
cher und des Pappiers allhier in Leipzig. 140 - XXXVI. Unterricht fuͤr einen Setzer, ſo viel ihm von
der Muſik zu wiſſen noͤthig iſt. 141 - XXXVII. Schriftkegel- oder Zeilentabell. 144
- XXXVIII. Schriftproben. 145
XXXIX. Verſuch eines Woͤrterbuchs aller in Buch-
druckereyen gewoͤhnlichen Kunſtwoͤrter. 161. - LX. Chymiſche, Mediciniſche und Calenderzeichen, wie
auch vier Tabellen, worinnen eines jeden Bogens
Columziefer zu erſehen, nebſt einem Verzeichniß aller
jetzt lebenden Buchdrucker in Teutſchland.
[[1]]
Kurtzer, jedoch gruͤndlicher, Ent-
wurf von Erfindung der edlen
Buchdruckerkunſt.
§. 1.
ICh bin nicht geſonnen in gegenwaͤrtigen
Blaͤttern der edlen Buchdruckerkunſt
eine weitlaͤuftige Lobrede zu verfertigen
Denn ich befuͤrchte, nicht ohne Grund
man moͤgte mir dieſes eben ſo ſehr verar-
gen, als wenn ich den vortreflichen Glanz
der hellſcheinenden Sonne und derſelben ungemein.
Nutzbarkeit mit vielen Worten herausſtreichen wollte
Ein jeder, der nur den rechten Gebrauch ſeiner Sin-
nen beſitzet, ſiehet ja ſelbſten wohl, ohne mein Erin
nern, wie blitzend dieſer ſchoͤne Coͤrper ſeine glaͤntzende
Strahlen von ſich wirft, und deſſelben angenehm
AWaͤr-
[2]Kurtzer Entwurf
Waͤrme empfindet er ofters mit dem groͤßten Vergnuͤ-
gen. Wuͤrde es dahero nicht eine vergebliche Arbeit
ſeyn, wenn ich einem dieſes alles durch viele Beweis-
gruͤnde erſt uͤberfuͤhren wollte, was er ſchon ſelbſten ſie-
het und fuͤhlet? So, und nicht anders, iſt es auch mit
der edlen Buchdruckerkunſt beſchaffen Der herrliche
Nutzen dieſer preißwuͤrdigen Kunſt faͤllt jedermann der-
geſtalt in die Augen, daß er denſelben ohnmoͤglich in
Zweifel ziehen kan. Was hat der herrſchenden Fin-
ſterniß in der geheiligten Religion mehr Abbruch ge-
than, und was hat das aufgehende Licht derſelben, au-
ſer goͤttlichem Beyſtand und muthiger Gelehrten Ge-
ſchicklichkeit, mehr befoͤrdert, als dieſe Kunſt? Was
hat die Geſetze der Gerechtigkeit mehr ausgebreitet, als
dieſe Kunſt? Was hat die Geheimniſſe der Artzney-
kunſt und die vernuͤnftigen Saͤtze der Weltweißheit be-
kannter unter uns gemacht, als dieſe Kunſt? Kurtz, der
Flohr aller Kuͤnſte und Wiſſenſchaften hat dieſer emſi-
gen Dienerin ungemein viel zu dancken. Die Zeit
wuͤrde mir dahero zu kurtz, und der beſtimmte Raum
viel zu enge werden, wenn ich dieſer Kunſt eine gebuͤh-
rende Lobrede allhier aufſezen wollte. Jch kan auch
dieſer Muͤhe deſto eher uͤberhoben ſeyn, je unlaͤugbarer
dieſe Wahrheit iſt, und je geſchicktere Maͤnner die ſchoͤn-
ſten Lobſpruͤche der Buchdruckerey zu Ehren bereits ab-
gefaſſet haben. Nur gaͤntzlich unwiſſenden koͤnnen dieſe
herrlichen Zeugniſſe unbekannt ſeyn. Denn wer weiß
nicht, daß Guido Panziroll,a) ein beruͤhmter Jta-
liaͤner,
[3]von Erfindung der edlen Buchdruckerkunſt.
liaͤner, Michael Maier,b) ein vortreflicher teutſcher
Artzt, Georg Paſch,c) ein ehemaliger gelehrter oͤf-
fentlicher Lehrer zu Kiel, und noch viel andere mehr, d)
dieſe Kunſt billig unter die nuͤtzlichſten und merckwuͤr-
digſten Erfindungen gezehlet haben, welche wir unſern
Landsleuten, den Teutſchen, zu dancken haben. Der be-
kannte Frantzoß Johann Bodinus,e) ſchreibt nicht
unrecht, daß ſich die Buchdruckerkunſt eintzig und
allein mit allen Erfindungen der Alten in einen
A 2Wett-
[4]Kurtzer Entwurf
Wettſtreit einlaſſen koͤnne. Ja, der ſcharfſinnige
Hieronymus Cardanusf) behauptet ſo gar, daß die
Buchdruckerey keiner Kunſt im geringſten etwas
nachgebe, wenn man ſo wohl derſelben vortrefli-
chen Nutzen, als auch die ſcharfſinnige Einrich-
tung in Betrachtung zoͤge. Und hierinnen irret er
nicht. Denn was den ungemeinen Nutzen derſelben
anlanget, ſo wird wohl Niemand dem ehemals be-
ruͤhmten Domherrn in Merſeburg Zachariaͤ von
Beichlingeng) widerſprechen, wenn er davon alſo
geurtheilet: „Nunmehr kan ein jeder von denjenigen
\&q;Sachen reden und urtheilen, davon man zuvor nichts
\&q;wiſſen koͤnnen. Dieſe Kunſt lernet die Narren ken-
\&q;nen, machet die Hoffaͤrtigen offenbar, die Gelehrten
\&q;bekannt, nimmt die Unwiſſenheit hinweg, und erhebt
\&q;die Tugend und Wiſſenſchaft zum Leben. Denn
\&q;der gute und ehrliche Name gelehrter und tugendſa-
\&q;mer Leute wird hierdurch erhalten; Hierdurch werden
\&q;auch die Untuͤchtigen bekannt, daß man ſich vor ihnen
\&q;huͤte, und die ſchaͤdlichen bis in die unterſte Erde ver-
\&q;druͤcket; Hergegen aber die nuͤtzlichen Jngenia bis
\&q;an die Sterne erhoben. Jſt alſo dieſe Kunſt eine
\&q;Mutter, die alle Perſonen, ſo deſſen werth, bey Ehren
\&q;erhaͤlt, eine Herberge und Aufenthalt aller ehrlichen
\&q;und fuͤrtreflichen Jngenien, eine fleißige Dienerin
\&q;aller Politicorum, Theologorum., Philoſophorum,
\&q;Hiſtoricorum, eine Fortpflantzerin alles deſſen, ſo in
\&q;einer
[5]von Erfindung der edlen Buchdruckerkunſt.
\&q;einer Stadt, ja in der gantzen Welt, kan ehrlich, oder
\&q;loͤblich, genennet werden.‟ So nutzbar aber dieſe
Kunſt iſt; So ſcharfſinnig iſt ſie auch eingerichtet Ein
jeder der nur derſelben bewundernswuͤrdige Einrich-
tung etwas genauer betrachtet, wird ihr dieſen Ruhm
ohnmoͤglich abſprechen koͤnnen. Zu mehrerer Uber-
zeugung beliebe er nur das vorgeſetzte Kupfer anzuſe-
hen, ſo wird er mir hierinnen ohne fernere Worte Bey-
fall geben. Was iſt es demnach Wunder, daß viele
gecroͤnte Haͤupter und vornehme Standsperſonen an
dieſer Kunſt ein beſonders Vergnuͤgen gehabt und zu
deſſen Aufnahm und Befoͤrderung ungemein viel bey-
getragen haben? Die ſpateſten Nachkommen werden
die groſe Gnade einiger Roͤmiſchen Kayſer und Fuͤr-
ſten nicht genug ruͤhmen koͤnnen, welche ſie uͤberhaupt
allen Gelehrten ſo mild erwieſen haben: Man ſollte
ihnen aber ins beſondere ein immerwaͤhrendes Denck-
mahl ſtiften, daß ſie vor das Aufnehmen der Buchdru-
ckerkunſt ſo eifrig beſorgt geweſen. Es wird mir er-
laubt ſeyn nur einige Namen davon mit der groͤßten
Ehrerbiethung hieher zu ſetzen. Jch meyne nemlich
Friedrich den III,MarimilianI,CarolV, und Fer-
dinandI. Nicht weniger muß ich allhier den Koͤnig
in Franckreich FranciſcumI. den Churfuͤrſten zu
Sachſen Friedrich den Weiſen und deſſen Nachfol-
ger den Churfuͤrſt Johann und den Herzog in
Bayern Wilhelm anfuͤhren. Auch einige Paͤpſte haben
ihre Huld dieſer edlen Kunſt nicht entzogen, abſonder-
lich aber NicolausV, und LeoX. Welchen loͤbli-
chen Beyſpielen der Cardinal Beſſarion gefolget.
Daß ich der neuern Zeiten nicht einmal gedencke. Es
erweiſen dieſes die herrlichen Privilegia, ſo ſie den
Buchdruckern ertheilet, theils in Anſehung ihrer ge-
A 3druck-
[6]Kurtzer Entwurf
druckten Buͤcher, theils aber auch in Anſehung ihrer
Perſon. Jch beruffe mich vorjezo alleine auf die
Freyheiten, ſo Kayſer FriedrichIII, denſelben gnaͤdigſt
zugeſtanden. Es beſchreibt ſolche Siegmund von
Bircken mit folgenden Worten: h)
„Dannenhero wurden dieſer Kunſt Verwandte an-
\&q;fangs von jedermann beehret und bereichert;
\&q;Wie denn Kayſer FriedrichIII, ſie, Gold zu-
\&q;tragen, auch ſonſten, dem Adel und Gelehrten
\&q;gleich, befreyet, und inſonderheit den Schriftſe-
\&q;tzern einen Adler, den Druckern aber einen
\&q;Greif mit dem Druckerballen in einer Klauen,
\&q;und beyde Wappen mit ofnem Helm verliehen.
Es wuͤrde mir leicht werden, noch eine groſſe An-
zahl der Vortreflichſten Zeugniſſe vor die edle Buch-
druckerey aufzuſuchen, wenn dieſes mein Endzweck
waͤre. Meine Abſicht geht vielmehr dahin, meinen
Leſern einen kurtzen, jedoch gruͤndlichen Entwurf
von Erfindung der edlen Buchdruckerkunſt mit-
zutheilen. Dabey will ich es aber noch nicht bewenden
laſſen, ſondern ich will zugleich eine kurtze Nachricht
von einigen beruͤhmten Maͤnnern uͤberhaupt, in-
ſonderheit aber von denjenigen, welche ſich allhier
zu Leipzig, vom Anfang bis hieher, in dieſer Kunſt
hervor gethan haben, anfuͤgen.
§. 2.
Jch weiß wohl, daß bereits viele gelehrte Maͤn-
ner i) von der Erfindung der Buchdruckerkunſt in
oͤffent-
[7]von Erfindung der edlen Buchdruckerkunſt.
oͤffentlichen Schriften gehandelt haben; Jch weiß
aber auch dieſes, und jedermann wird es mir zugeſte-
hen muͤſſen, daß viele, wo nicht die meiſten, entweder
aus Unwiſſenheit und Leichtglaubigkeit, oder aus Neid
und Mißgunſt, hier und da einen Fehltrit begangen
haben. Und dieſes iſt eben die fruchtbare Mutter,
welche ſo verſchiedene Meynungen, in Anſehung des
erſten Erfinders, des Orts und der Zeit, zur Welt ge-
bracht hat; Es iſt aber auch eben dieſes der Bewe-
gungsgrund, warum ich dieſe Unterſuchung wieder vor
die Hand genommen habe. So oft ich bishero an
dieſe Streitigkeiten gedacht habe; So iſt mir alle mal
der Streit eingefallen, welchen man ehedeſſen wegen
der Geburtsſtadt des beruͤhmten Griechiſchen Poe-
ten Homeri gefuͤhret hat. Und in der That, ich finde
hierinnen ſehr viel aͤhnliches. Denn gleichwie ehedeſ-
ſen eine ziemliche Anzahl Staͤdte die Geburt des Ho-
meri vermuthlich nur darum ſich anmaßten, weil ſie
an deſſen Ruhm auch einen Antheil dadurch zu erlangen
vermeynten; Alſo hat man bishero ebenfalls um den
erſten Erfinder der Buchdruckerkunſt mit allem Eifer
geſtritten, ob er in dieſer, oder jener, Stadt das Licht der
Welt erblicket hat, damit man, ſonder Zweifel, mit
deſſen Ruhm ſich groß machen koͤnne. Darf ich hie-
von die Wahrheit bekennen; So heißt dieſes wohl
nichts anders, als mit fremden Federn ſich ausſchmuͤ-
A 4cken,
i)
[8]Kurtzer Entwurf
cken, und die Ehre, die andern gebuͤhret, ſich unbillig
anmaſſen wollen. Jch will dahero ohne alle Par-
theylichkeit die verſchiedenen Meynungen kuͤrtzlich an-
fuͤhren, beſcheiden pruͤfen und mich aufrichtig um den
eigentlichen Ort dieſer Erfindung, um den Erfinder
und um die Zeit bekuͤmmern. Weder ein ungezieh-
mender Haß gegen andere Voͤlcker und Staͤdte, noch
eine ſchmeichlende Liebe zu meinen Landsleuten ſoll
mich von dem Weg der Wahrheit ableiten. Dieſe
Vorurtheile ſollen mich nicht verblenden. Wuͤrde ich
aber dennoch einen Fehler, wider mein Vermuthen, be-
gehen; So werden mir meine Leſer ſolchen guͤtigſt zu
vergeben belieben, indem ich mich doch aͤuſerſt bemuͤhet,
die Wahrheit zu ſuchen.
§. 3.
Man hat nicht nur an vielen Orten in Europa
um den Erfinder dieſer Kunſt geſtritten, ſondern es ha-
ben auch einige in dem entlegenſten Koͤnigreich China
denſelbigen geſuchet, und, wie ſie gemeynet, daſelbſt ge-
funden Jedoch, ſie haben es nur gemeynet, in der
That aber nicht erwieſen. Jch will von den letztern zu
erſt handeln und alſo unterſuchen, ob man in China
die Buchdruckerkunſt erfunden habe. Jch kan
nicht laͤugnen, daß viele gelehrte Maͤnner k) ehemals
geglau-
[9]von Erfindung der edlen Buchdruckerkunſt.
geglaubet und oͤffentlich in die Welt hinein geſchrieben
haben, daß die Buchdruckerkunſt zuerſt in China her-
vorgebracht worden waͤre, und zwar etliche hundert
Jahr noch vor Chriſti Geburt. Ja, ſie verſichern uns,
ſie haͤtten verſchiedene Buͤcher geſehen, welche, noch
lange vor der Bekanntmachung der Buchdruckerey in
Europa, in China gedruckt geweſen waͤren. Andere wol-
len uns gar weiß machen, daß ein teutſcher Kaufmann
dieſe Kunſt in China geſehen und von dar mit nach
Teutſchland zuruͤck gebracht haͤtte. Wenn man aber
dieſer Leute Berichte etwas genauer anſiehet; So
wird man finden, daß ſelbige keinen Beyfall verdienen.
Meines Beduͤnckens muß ein Geſchichtſchreiber trifti-
gere Gruͤnde, die Wahrheit zu beſtaͤrcken, angeben
koͤnnnen, als man ſagt, es gehet die Rede, ſie ſpre-
chen alſo und ich glaube es. Dieſes ſind der mei-
ſten ihre buͤndige Beweisgruͤnde, womit man insge-
mein behaupten will, daß die Buchdruckerey in China
erfunden und von dar auf die Europaͤer fortgepflantzet
worden waͤre. Jch will doch Gvid. Panzirollsl)
eigene Worte, jedoch in unſerer Sprache, hieher ſetzen.
„Die Buchdruckerey, ſchreibt er, iſt allerdings merck-
\&q;wuͤrdig, welche in Teutſchland A. 1440. erfunden
\&q;worden. Man hat ſich mit einer Meynung geſchlep-
\&q;pet, daß einer, welcher auf dem Teutſchen und Balthi-
\&q;ſchen Meer herumgeſchifft, in diejenige Landſchaft
\&q;von China geworffen worden, welche ehedeſſen Se-
\&q;res geheiſen; Eben dieſer habe wahrgenommen, daß
\&q;daſelbſt die Buchdruckerkunſt getrieben worden.
\&q;Nachdem er nun die Littern und Formen wohl in Au-
\&q;genſchein genommen, ſo haͤtte er eine dergleichen Dru-
A 5\&q;ckerey
[10]Kurtzer Entwurf
\&q;ckerey in Teutſchland angerichtet.‟ Panziroll giebt
zwar Teutſchland die gebuͤhrende Ehre: Alleine er bringt
doch dieſe Fabel, ohne ein Wort darwider zu ſagen, an,
und verſichert uns am Ende ſeiner Erzehlung, er haͤtte
dergleichen in China gedruckte Blaͤtter geſehen. Jch wer-
de dieſe Erzehlung nicht unbillig eine Fabel genennet ha-
ben. Denn wer war denn dieſer einer, und wenn iſt
dieſes geſchehen? Wo hat dieſer einer eine ſolche Dru-
ckerey angelegt, und wer hat dieſe Meynung zuerſt auf-
gebracht? Auf dieſe Weiſe pflegt man bey uns die er-
dichteten Fabeln zu erzehlen, mit dem unuͤberwindli-
chen Beweis: es war ein mal einer ꝛc. Nicht beſſer
beweißt Paulus Joviusm) ſeine Erzehlung. Dieſer
hat es vom Hoͤrenſagen. „Die Portugieſiſchen Kauf-
\&q;leute erzehlen, ſchreibt er, daß daſelbſt, nemlich in
\&q;China, Drucker waͤren, welche Buͤcher, Hiſtorien
\&q;und die Gebraͤuche ihrer Religion auf lange Blaͤtter
\&q;druckten, welche man im Heften viermal zuſammen
\&q;legen muͤßte.‟ Und nachdem er uns berichtet, daß
der Koͤnig in Portugall dem Papſt Leoni ein ſolches
Buch zugeſchickt, welches er geſehen haben will; So
faͤhrt er alſo fort: „Dahero glaube ich, daß dieſes
\&q;Kunſtſtuͤck, ehe noch die Portugieſen nach Jndien ge-
\&q;fahren, von den Scythen und Moſcowitern, zu unge-
\&q;meiner Befoͤrderung der freyen Kuͤnſte, zu uns ge-
\&q;bracht worden ſey.‟ Abermals ein treflicher Be-
weis: Er hat es gehoͤret, und dahero glaubt er es
auch. Wie aber, wenn ich es nicht glaube? Ey man
hat noch mehr Zeugniſſe. Denn Johann Gonzalez
Mendozan) will uns dieſes auch uͤberreden, mit dem
ſchoͤ-
[11]von Erfindung der edlen Buchdruckerkunſt.
ſchoͤnen Beweis: Er habe dieſes von den Chineſern
ſelbſt gehoͤret. Es muß dahero wohl wahr ſeyn,
denn ſie ſagen es ja ſelbſt. Wer weiß aber nicht, wie
ruhmraͤthig dieſes Volck iſt? Es iſt bekannt, daß die
Chineſer das Spruͤchwort im Munde fuͤhren: ſie haͤt-
ten zwey Augen, die Europaͤer eines und die uͤbrigen
Nationen gar keines, iſt es deswegen wahr, weil ſie es
ſelbſt ſagen? Jch ſollte es nicht meynen. Man kan ih-
nen dahero ihr Vorgeben von der Buchdruckerey nicht
ſo gerade zu glauben. Dieſes waͤre zu leichtglaͤu-
big. Heut zu Tage glaubt man nicht mehr, als
man richtig erwieſen ſiehet. Und dieſes von Rechts-
wegen. Da nun die uͤbrigen Zeugniſſe meiſtentheils
auf dergleichen Gruͤnden beruhen; So wird man mir
erlauben, daß ich an der Wahrheit dieſer Erzehlung
zweifele. Jch will aber nicht in Abrede ſeyn, daß die
Chineſer gar keine Druckerey haͤtten. Das ſey ferne.
Sie haben allerdings eine Art zu drucken. Jch ge-
traue mir aber zu behaupten, daß ihre Druckerey von
der unſrigen ſehr weit unterſchieden, und daß gar keine
Wahrſcheinlichkeit vorhanden ſey, daß ſich der Urſprung
derſelben von China herſchreibe. Jn China ſetzet man
die Woͤrter nicht aus Buchſtaben zuſammen, ſondern
ſie haben gewiſſe Zeichen und Figuren, womit ſie gan-
tze Woͤrter ſelbſt ausdruͤcken. o) Mit dieſer Figur
土 wollen ſie die Erde, hiemit 王 einen Koͤnig und
wenn
[12]Kurtzer Entwurf
wenn noch ein Accent darzu kommt 王` einen Edelſtein
anzeigen. Uberdiß, ſetzen ſie ihre Figuren nicht in ſol-
che Zeilen, wie andere Voͤlcker, entweder von der lincken
zur rechten, oder von der rechten zur lincken Hand, ſon-
dern ſie fangen oben von der Seite des Blats an und
ſetzen ſie Reihen weiß, eine Figur unter die andere, ge-
rade herunter, und dergleichen Reihen ſo viel neben ei-
nander, bis ſie die Breite des Blats damit anfuͤllen.
Jedoch man kan es nicht ein mal ſetzen nennen. Denn
ſie haben keine eintzelne gegoſſene, oder geſchnittene Fi-
guren, die ſie zuſammen ſetzen koͤnnten, ſondern ſie gra-
ben ihre Figuren auf Tafeln von Holtz, und wie einige
ſchreiben, auch von Stein, welche Tafeln ſo gros ſind,
als ſie das Format verfertigen wollen. Dahero wiſ-
ſen ſie nichts von dem Zerlegen, oder Einwerffen der
Formen. Jſt eine Tafel zu einer Seite gebraucht, ſo
taugt ſie zu weiter nichts mehr. Dieſe Art der Chine-
ſer Buͤcher zu drucken kommt bey nahe mit unſerer Art
Leinewand und andere Zeuge zu drucken uͤberein, keines-
weges aber mit unſerer Buchdruckerey. Und hieher
gehoͤren alſo die Zeugniſſe der uͤbrigen Scribenten, wel-
chen man nicht abſprechen kan, daß eine Art der Dru-
ckerey in China uͤblich ſey. Jch gebe auch zu, daß man
heut zu Tage dergleichen gedruckte Buͤcher in beruͤhm-
ten Bibliothecken aufweiſen koͤnne; Alleine, hieraus
folget ja nicht, daß die Europaͤer, und unter dieſen die
Teutſchen, ihre Buchdruckerkunſt von den Chineſern
nur abgeborgt haͤtten. Es iſt noch nicht erwieſen, daß
dergleichen Buͤcher in Europa vor Erfindung unſerer
Buchdruckerey, oder zu derſelben Zeit, bekannt gewe-
ſen waͤren. Man iſt uns auch bis dieſe Stunde noch den
Beweiß ſchuldig, daß die Europaͤer, und unter dieſen die
Teut-
[13]von Erfindung der edlen Buchdruckerkunſt.
Teutſchen, mit den Chineſern zu der Zeit, da die Buch-
druckerey erfunden worden, in einer genauen Bekannt-
ſchaft geſtanden haben. Dahero bleibt wohl keine
Wahrſcheinlichkeit, viel weniger eine Wahrheit, uͤbrig,
daß die Teutſchen ihre Buchdruckerey den Chineſern zu
dancken haben. Und ſo viel von der Chineſiſchen Buch-
druckerey. Von gleichem Schrot und Korn iſt auch das
Vorgeben, mit welchem Stephan Zamoſcius aufge-
zogen kommt, da er die Scythen vor die Erflnder der
Buchdruckerey angeben will. Er beruft ſich, nach
Marci Zuerii Boxhornsp) Zeugniß, auf ein altes
Buch, das mit Scythiſchen Buchſtaben gedruckt, und
in der Bibliotheck des Großhertzogs von Toſcana auf-
behalten werden ſoll. Ob er aber die Aſiatiſchen, oder
Europaͤiſchen, Scythen verſtanden, kan ich nicht erra-
then. Deßwegen habe ich auch ſeine Meynung hier vor-
getragen. Es moͤgen dieſe, oder jene ſeyn, welchen Zamo-
ſcius dieſe Ehre zuſchreiben will; So werden ſich nur
diejenigen, welche die Art der Scythen zu leben nicht
wiſſen, ſolches aufheften laſſen. Man wird es mir verge-
ben, daß ich mich deswegen nicht weitlaͤuftig eingelaſſen
habe. Weil es ohnehin bekannt genug zu ſeyn ſcheinet,
daß man dergleichen Unternehmen von Scythen nicht
einmal vermuthen, geſchweige denn glauben, koͤnne.
Wenn nun auch ein Buch mit Scythiſchen Buchſta-
ben, wer weiß aber, ob er nicht die Gothiſchen davor
angeſehen, gedruckt waͤre, wird denn dieſes beweiſen,
daß die Scythier Erfinder der Buchdruckerey waͤren?
Auf dieſe Weiſe wollte ich die Hebraͤer, Syrier, Grie-
chen, und andere Voͤlcker mehr, vor die Erfinder dieſer
Kunſt angeben, Warum? Man hat Hebraͤiſche,
Syri-
[14]Kurtzer Entwurf
Syriſche, u. ſ. f. gedruckte Buͤcher. Jedoch was iſt es
noͤthig, viel Worte zu machen, da ein jeder leicht begrei-
fen kan, wie viel auf dieſen Beweis, nemlich nichts,
zu halten ſey.
§. 4.
Nachdem ich nun den Urſprung unſerer Buch-
druckerey weder in China, noch bey den Scythen, gefun-
den habe; So wende ich mich zu den Europaͤern. Hier
geraͤth man erſt recht in ein Labyrinth. Einige wollen
dieſe Ehre den Frantzoſen, andere den Jtaliaͤnern, und
wieder andere den Hollaͤndern, oder den Teutſchen
zuſchreiben: Auch die Teutſchen ſelbſt ſind mit ei-
nander nicht einig. Hilf Himmel, was vor
verwirrte Erzehlungen trift man hier nicht an?
Bald ſoll Harlem, bald Straßburg, bald aber Mayntz
die Geburtsſtadt dieſer loͤblichen Kunſt ſeyn. Und
eben daher hat man ſo viele und verſchiedene Erfinder
ausgekuͤnſtelt. Damit ich aber aller Verwirrung
vorbauen moͤge; So will ich jede Meynung beſonders
etwas genauer anfuͤhren und pruͤfen.
§. 5.
Jch mache alſo den Anfang von den Frantzoſen,
und will ſehen ob ich bey dieſer Nation die Erfindung
der Buchdruckerey antreffen koͤnne. Man pflegt ins-
gemein zwey gelehrte Maͤnner anzufuͤhren, welche ſich
vor Franckreich hierinnen erklaͤret haͤtten. Der eine
iſt Johann Antonius Campanus und der andere
Omnibonus. Beyde ſind gebohrne Jtaliaͤner und
beruͤhmte Correctores q) geweſen: Campanus bey
dem
[15]von Erfindung der edlen Buchdruckerkunſt.
dem bekannten Buchdrucker zu Rom Vlrich Han,
ſonſten auch Galius genannt; Omnibonus aber bey
Nicolao Jenſon zu Venedig. Und dahero glaubt
man, daß dieſe beyde, ſonſt gelehrte, Maͤnner nach den
bekannten Spruͤchwort ſich gerichtet haͤtten: Deß
Brod ich eſſe, deß Lied ich ſinge. Auſer dem haͤt-
ten ſie ja ohnmoͤglich ihre Buchdrucker vor die Erfinder
ausgeben koͤnnen. Campano giebt man Schuld, er
habe einen doppelten Fehltritt auf einmal begangen,
indem er Vlrich Han vor dem Erfinder der Buchdru-
ckerkunſt, hernach aber vor einen Frantzoſen ausgege-
ben haͤtte. Der Erfinder konnte freylich Vlrich Han
nicht geweſen ſeyn, weil man erſt von 1468. gedruckte
Buͤcher von ihm anzufuͤhren weiß, da man doch zum
wenigſten ſchon 10. Jahre vorhero in Teutſchland, und
zu gleicher Zeit, nemlich 1468. zu Rom, ja noch ein
Jahr vorher 1467. von Conrad Schweynheim
und Arnold Pannartz gedruckte Buͤcher aufweiſen
kan. r) Es iſt auch dieſer Han kein gebohrner
Frantzoſe, ſondern ein Teutſcher und zwar von Wien
geweſen, welcher nach dem Gebrauch der damaligen
Zeiten ſeinen teutſchen Namen dann und wann latei-
teiniſch ausgedruͤcket. Michael Maittaires) fuͤhrt
unterſchiedliche Buͤcher an, bey welchen am Ende aus-
druͤcklich ſtehet: Impreſſ. per Vlricum Han de Viena,
oder per Vdalricum Gallum Almannum. Jch kan
mir alſo nicht vorſtellen, daß Campanus ſo unver-
ſchaͤmt wider die Wahrheit geſchrieben, oder aus Un-
wiſſen-
q)
[16]Kurtzer Entwurf
wiſſenheit dieſen Fehler begangen habe, weil dieſe Buͤ-
cher um ſelbige Zeit gedruckt worden, worinnen ſich
Han von Wien geſchrieben hat; Daß er es aber aus
Schmeicheley gethan habe, will mir auch nicht im
Kopf. Jch vermuthe dahero man habe Campano
zur Ungebuͤhr etwas angedichtet, indem man ihn nicht
recht verſtanden. Denn die Jnnſchrift, ſo er auf Ul-
rich Han verfertiget, und insgemein vor den Beweis
angegeben wird, beweißt wohl nichts wenigers, als die-
ſes. Jch muß ſie doch herſetzen.
‘Anſer Tarpeii cuſtos Iouis, vnde, quod alis
Conſtreperes, Gallus decidit; vltor adeſt
Vlricus Gallus: ne quem poſcantur in vſum
Edocuit pennis nil opus eſſe tuis.’ ()
Hierinnen kan ich nicht finden, daß er ſeinen Han,
oder Gallum, vor den Erfinder der Buchdruckerey an-
gegeben haͤtte; Jch ſehe auch nicht ein, wo ein Fran-
tzoß heraus kommt. So viel begreife ich wohl, daß er
mit dem Wort Gallus ein ſinnreiches Wortſpiel hat
anbringen wollen. Hieraus gewinnen alſo die Fran-
tzoſen nichts, ſondern ſie muͤſſen dieſe Ehre einer andern
Nation uͤberlaſſen. Nunmehro will ich Omniboni
Zeugniß unterſuchen. Ob man dieſem Mann nicht
ebenfalls aus Unverſtand etwas angedichtet, moͤgen
andere unterſcheiden. Er ſchreibt aber von ſeinem Ni-
colao Jenſon, einem Frantzoſen von Geburt, alſo: t)
„Er
[17]von Erfindung der edlen Buchdruckerkunſt.
„Er war, daß ich die Wahrheit bekenne, ein anderer
\&q;Daͤdalus, welcher, als ein bewundernswuͤrdiger Er-
\&q;finder der Buchdruckerey, auf eine kuͤnſtliche Art zu
\&q;erſt gewieſen, wie man recht nett und ſauber drucken
\&q;koͤnne, als wenn es in Edelſtein geſtochen waͤre.‟
Nimmt man dieſes Zeugniß an, daß Jenſon einer von
den erſtern Buchdruckern zu Venedig mit geweſen, ſo
kommt es der Wahrheit ziemlich nahe. Weil auſſer
Johannede Spira zuvor noch kein Buchdrucker von
Venedig bekannt iſt. Von Johannede Spira iſt
das erſte Buch, ſo viel man weiß, 1469. und von Jen-
ſon 1470. v) gedruckt fertig worden. Koͤnnen ſie nicht
beyde zugleich angefangen, jener aber ſein Buch eher
zu Ende gebracht haben, als dieſer: Verſtehet man
aber Omniboni Worte alſo, daß Jenſon zuerſt die
Kunſt in Venedig recht nett und ſauber zu drucken aus-
gekuͤnſtelt habe, ſo iſt es gar wahr. Denn Maittai-
rex) weiß deſſen Druck kaum genug zu preiſen. Wo
ich nicht irre, ſo wollen dieſes Omniboni Worte ſagen.
Hieraus folget aber keinesweges, daß Omnibonus
ſeinen Jenſon zu den erſten Erfinder, der Buchdrucke-
rey uͤberhaupt, ſondern nur zu Venedig mache. Und
Bdie-
t)
[18]Kurtzer Entwurf
dieſes kan man ihm wohl einraͤumen. Wollte man
aber aus Omniboni Worten behaupten, als wenn er
ſeinem Jenſon die Ehre der Erfindung uͤberhaupt zu-
ſchriebe; So waͤre es allerdings ein Fehler, welcher
die Unwiſſenheit, oder Schmeicheley, zur Mutter haͤtte.
Da man in Teutſchland, und zwar zu Mayntz von
1457. ſqq. zu Augſpurg von 1466. ſqq ingleichen von
Rom, 1467. y) und alſo 13. Jahr vor Jenſon, ge-
druckte Buͤcher nahmhaft machen kan. Dahero
abermals erhellet, daß man die Erfindung der Buch-
druckerey nicht bey den Frantzoſen zu ſuchen habe. Es
maſſen ſich auch die vernuͤnftigen Frantzoſen heut zu
Tage dieſe Ehre nicht an, weil ſie ſelbſten wohl einſehen,
daß ſie ihnen nicht gehoͤret.
§. 6.
Bey ſo geſtalten Sachen muß ich meinen
Fuß weiter fortſetzen und mich bey den Jtaliaͤnern um
die Erfindung der Buchdruckerey erkundigen. Jch
befuͤrchte aber ſchon zum voraus, daß ich bey ihnen eben
ſo wenig, als bey den Frantzoſen, den Urheber dieſer
Kunſt finden werde. Weil mir bekannt iſt, daß die
gelehrteſten Jtaliaͤner ſelbſt unſern Teutſchen dieſe Eh-
re freywillig zugeſtehen. z) Unterdeſſen haben ſich
doch einige gefunden, welche kein Bedencken getragen
haben, den Jtaliaͤnern die Erfindung der Buch-
druckerey zuzuſchreiben. Es ſind ſolche der nicht unbe-
kannte
[19]von Erfindung der edlen Buchdruckerkunſt.
kannte Pomponius Laͤtus und Gilbert Cogna-
tus. (a) Beyde ſtimmen darinnen mit einander
uͤberein, daß Saturnus in Jtalien die Kunſt, Buch-
ſtaben zu ſtechen, und die Muͤntzen damit zu bezeichnen,
gelehret habe, woraus ſie alsdenn ſchlieſen wollen, daß
die Jtaliaͤner die erſten Erfinder der Buchdruckerey
waͤren. Sie beruffen ſich dabey auf eine Stelle des
alten Kirchenlehrers Cyprians. (b) Alleine, die lie-
ben Leute haben Cyprians Stelle nicht recht angeſehen.
Denn es iſt daſelbſt die Rede nicht von der Buchdru-
ckerey, ſondern von der Eingrabung der Buchſta-
ben auf Stahl und Muͤntzen. Wenn dieſes ge-
druckt hieſe; So getrauete ich mir die Erfindung der
Buchdruckerey gar von Moſe herzuleiten. Denn von
dieſem berichtet uns die heilige Schrift, daß er die Ge-
bothe GOttes auf Stein geſchrieben, oder gegraben
habe. Wer ſiehet aber nicht, wie wenig dieſes Stich
halten wuͤrde? Jch werde dahero ſo lange zweifeln,
daß die Jtaliaͤner Erfinder der Buchdruckerey gewe-
ſen, bis erwieſen ſeyn wird, daß Buchſtaben in Stein,
oder Stahl, graben, ſo viel, als drucken ſey Meines
wenigen Erachtens iſt hierunter ein ſolcher groſſer Un-
terſchied, daß man mir den Beweiß ewig ſchuldig blei-
ben wird. Jedoch was halte ich mich hiebey lange
auf, da bereits Conrad Peutinger(c) dieſen Einfall
hinlaͤnglich widerlegt hat. Was ich alſo befuͤrchtet
habe, das hat eingetroffen, daß ich nemlich bey den
Jtaliaͤnern die Erfindung der Buchdruckerey vergeb-
B 2lich
[20]Kurtzer Entwurf
lich geſuchet habe. Jch weiß zwar, daß ſich auch in
neuern Zeiten ein Patron Antoniusdel Cerno(d)
vor die Jtaliaͤner eingefunden und Philipp Caſtal-
dum, einen Ritter von Feltrien, vor den Erfinder aus-
gegebenhabe, welcher Joh. Fauſten hernach die Kunſt
gelernet haͤtte; Es iſt ihm aber eben ſo wenig Glauben
beyzumeſſen, als ſeinen Vorgaͤngern. Weil er keine
beſſere Beweißgruͤnde anzufuͤhren weiß.
§ 7.
Jch verlaſſe demnach die Frantzoſen und Jtaliaͤ-
ner und wende mich nach Holland. Harlem iſt derjenige
Ort, wo ich mich etwas aufhalten muß. Es verleiten
mich dazu die Nachrichten einiger beruͤhmten und ge-
lehrten Maͤnner. Wenn mich das Anſehen beruͤhmter
Leute bewegen koͤnte, etwas blindlings zu glauben; So
wuͤrde ich ohne Widerrede die Erfindung der Buch-
druckerey dieſer Stadt zugeſtehen muͤſſen. Jch habe
aber ſchon oben geſtanden, daß ich nicht eher etwas vor
wahr annehme, als bis ich durch buͤndige Beweißgruͤn-
de uͤberfuͤhret werde. Und bey dieſem Vorſatz werde
ich bleiben, weil ich mich gantz ſicher dabey zu befinden
hoffe. Dahero iſt es aber noͤthig, daß ich die Erzeh-
lungen dieſer gelehrten Maͤnner etwas genauer unterſu-
che. Drey wohlbekannte Maͤnner, nemlich Hadr. Ju-
nius,(e)Peter Schriver(f) und Marcus Zuerius
Boxhorn(g) haben ſich ins beſondere, als Vertheidi-
ger vor Harlem, aufgeworffen. Wenn man es aber
beym Lichte beſieht; So haben die beyden letztern ab-
ſon-
[21]von Erfindung der edlen Buchdruckerkunſt.
ſonderlich auf des erſtern Erzehlung ihre Nachrichten
gebauet. Faͤllt dieſe Stuͤtze, ſo fallen die beyden letz-
tern von freyen Stuͤcken mit um. Jch will alſo aus
Junii weitlaͤuftiger Erzehlung einen kurtzen Auszug
aufrichtig mittheilen, hernach aber meine Gedancken
daruͤber eroͤffnen, und ſolche einem jeden Wahrheit
liebenden Leſer zur Beurtheilung uͤberlaſſen.
§. 8.
„Vor hundert und acht und zwantzig Jahr,
\&q;ſchreibt Junius,(h) hat Lorentz Johann Kuͤſter,
\&q;oder Coſter, zu Harlem in einem anſehnlichen Hauß
\&q;auf dem Marckt gewohnet, wie ſolches die bis dieſe
\&q;Stunde daſelbſt befindliche Druckerey bezeuget. Er
\&q;wurde deßwegen Kuͤſter genannt, weil ſeine Familie
\&q;dieſes Amt gleichſam erblich beſeſſen und verwaltet
\&q;hatte. Dieſer Mann verdienet billig einen Lorber-
\&q;crantz wegen der erfundenen Buchdruckerey, ob ſich
\&q;gleich andere dieſe Ehre unbillig angemaſſet haben.
\&q;Als er einsmals in dem bey der Stadt gelegenen Luſt-
\&q;wald ſpatzieren gieng; So ſchnitte er auf buͤchene
\&q;Rinden einige Buchſtaben, druckte ſolche hernach um-
\&q;gekehrt auf Pappier, und verfertigte alſo ſeinen En-
\&q;ckeln zum Beſten einige Verſe. Es gieng ihm die-
\&q;ſes gluͤcklich von ſtatten, dahero dachte er der Sachen
\&q;weiter nach. Vor allen Dingen ſahe er ſich genoͤthiget
\&q;eine dickere und zaͤhere Dinte ausfuͤndig zu machen,
\&q;weil ihm die ordentliche Schreibdinte zu fluͤßig war
\&q;und viele Mackel verurſachte. Er hat auch ſolche mit
\&q;ſeinem Eydam Thomas Peter erfunden. Hierauf
\&q;ſchnitte er gantze Columnen auf hoͤltzerne Tafeln, und
\&q;druckte ſelbige auf Pappier ab, jedoch nur auf eine
B 3\&q;Sei-
[22]Kurtzer Entwurf
\&q;Seite des Blats, die andere bliebe ledig, welche er
\&q;alsdenn zuſammen pappte. Jch habe, faͤhrt er fort, ein
\&q;dergleichen von ihm gedrucktes Buch geſehen, welches
\&q;von einem ungenannten Verfaſſer in Hollaͤndiſcher
\&q;Sprach verfertiget war und folgenden Titul hatte:
\&q;Speculum noſtræ Salutis. Dieſe hoͤltzerne Figuren
\&q;und Littern verwandelte er hernach in bleyerne und
\&q;zinnerne, wie dieſes ſeine Statue beweißt, ſo noch
\&q;an dem Kuͤſteriſchen Hauß zu ſehen. Dieſe neue
\&q;Kunſt fand viele Liebhaber, dahero auch ſeine Waa-
\&q;re viele Kaͤufer. Derowegen muſte er ſich einige
\&q;Leute annehmen, welche ihm an die Hand giengen.
\&q;Unter dieſen war auch einer mit Namen Johannes,
\&q;und zwar, wie man muthmaſſet, Johann Fauſt. Es
\&q;liegt mir aber nicht viel daran ob es dieſer, oder ein
\&q;anderer geweſen. Ein jeder, der mit an dieſer Kunſt
\&q;arbeiten half, muſte ſchwoͤren, daß er dieſelbe nicht aus-
\&q;plaudern wollte. Nachdem nun dieſer Johann eben-
\&q;falls den Eyd der Treue und Verſchwiegenheit gelei-
\&q;ſtet und alles, was zur Druckerey noͤthig war, geler-
\&q;net hatte; So ſahe er ſich eine gelegene Zeit aus,
\&q;packte alle Littern und die zur Druckerey gehoͤrigen
\&q;Jnſtrumente ein und gieng in der Chriſtnacht, mit
\&q;noch einem andern Dieb, auf und davon; Erſtlich
\&q;gieng er nach Amſterdam, von dar auf Coͤlln und end-
\&q;lich nach Mayntz, allwo er die Fruͤchte von ſeinem
\&q;Diebſtahl ſicher eingeerndet hat. Wie es denn eine
\&q;ausgemachte Sache iſt, daß daſelbſt in einem Jahr
\&q;darauf, nemlich 1442. des Alexandri Galli Doctrina-
\&q;le, oder Grammatica mit Petri Hiſpani Tractatibus
\&q;mit eben dergleichen Littern, als ſich Kuͤſter vorhero
\&q;bedienet, zum Vorſchein gekommen iſt. Und dieſes iſt
\&q;es ohngefehr, was ich von einigen glaubwuͤrdigen
\&q;Maͤn-
[23]von Erfindung der edlen Buchdruckerkunſt.
\&q;Maͤnnern gehoͤret habe, welche dieſe Erzehlung im-
\&q;mer einer auf den andern alſo fortgepflantzet haben.
\&q;Ja, ich erinnere mich auch, wie mir mein Lehrmeiſter
\&q;Nicolàus Galius, ein mit gutem Gedaͤchtniß begabter
\&q;Mann, erzehlet hat, daß er in ſeiner Jugend dieſe Sa-
\&q;che eben alſo von einem alten Buchbinder, mit Na-
\&q;men Cornelius, gehoͤret habe, welcher es niemals
\&q;ohne Thraͤnen erzehlen koͤnnen, weil er ſich uͤber den
\&q;begangenen Diebſtahl ſo ſehr geaͤrgert, und die
\&q;Naͤchte allemal verfluchet habe, die er ehedeſſen etli-
\&q;che Monat lang mit dem angegebenen Dieb in ei-
\&q;nem Bette zugebracht hatte. Und dieſe Nachricht
\&q;kommt mit derjenigen bey nahe uͤberein, welche mir
\&q;der Buͤrgermeiſter Qvirinus Taleſius erzehlet,
\&q;welcher ſolche ebenfalls von dieſem alten Buchbinder
\&q;gehoͤret hat.‟ Und dieſes waͤre ein aufrichtiger Aus-
zug aus Junii Erzehlung.
§. 9.
Es klingt dieſes Zeugniß dem erſten Anſehen
nach ungemein gut vor Harlem und gantz fein vor Lo-
rentz Kuͤſter, als den angegebenen Erfinder der
Buchdruckerey, wenn es nur auch mit der Wahrheit
uͤberein kaͤme, und durch anderer glaubwuͤrdigen Ge-
ſchichtſchreiber Beyfall unterſtuͤtzt werden koͤnnte.
Wenn ich aber alles dabey anmercken wollte, welches
man darwider mit Grund einwenden koͤnnte; So
wuͤrde ich viel zu weitlaͤuftig ſeyn muͤſſen. Jch will
aber doch die vornehmſten Stuͤcke kuͤrtzlich beruͤhren,
welche mich abhalten, dieſem Zeugniß Beyfall zu ge-
ben. Es kommt mir ſehr verdaͤchtig vor, daß 1) Ha-
drian Junius, als ein Hollaͤnder, vor Holland, und
zwar vor Harlem, wo er ſein Brod eine Zeitlang ge-
habt, erſt 128. Jahr hernach, als ſich die Sache zuge-
tragen haben ſoll, ein ſolches Zeugniß ableget, wovon
B 4aͤltere
[24]Kurtzer Entwurf
aͤltere glaubwuͤrdige Geſchichtſchreiber entweder
gar nichts wiſſen, oder das Gegentheil behaupten.
Warum haͤtten ſelbige dieſes verſchwiegen, oder uns
anders berichtet, wenn ſich die Sache alſo befunden
haͤtte? Man wird viele gegenſeitige unverwerfliche
Zeugniſſe weiter unten antreffen, wenn ich von Mayntz
reden werde, allwo ſie, als an ihrem Ort vorkommen
muͤſſen. Mein Verdacht waͤchßt um ein merckliches,
wenn ich bedencke, daß 2) Junius ſeine Erzehlung auf
das bloſe Hoͤrenſagen einiger alten gemeinen
Maͤnner gebauet. Warum hat ſich Junius nicht
auch auf das Hoͤrenſagen einiger alten Weiber beruf-
fen? Wenn man den fliegenden Erzehlungen der ge-
meinen Leute Beyfall geben wollte, welche ſie oͤfters
von dem Ruhm ihrer Vorfahren uns vorzuſagen pfle-
gen; So wuͤrde man bald ein groſes Helden-oder Hei-
ligen-Lexicon verfertigen koͤnnen, worinnen lauter Fa-
beln vor Wahrheiten ſtehen wuͤrden. Jch kan 3) nicht
zuſammen reimen, woher es doch komme, daß dieſe
Leute unter ſich ſelbſt nicht mit einander uͤbereinſtim-
men bey was vor einer Gelegenheit dieſe Kunſt erfunden
worden. Junius ſpricht: Kuͤſter waͤre beym Spa-
tzierengehen darauf verfallen; Johann Walch(i)be-
richtet uns, daß ihm Heinrich Schorus, ein Nieder-
laͤnder und Probſt zu Surburg, erzehlet habe, es haͤt-
ten die Patricii zu Harlem einsmals einen Kupferſtich
uͤber Tiſch betrachtet, und dabey die Anmerckung ge-
macht, ob es nicht angehen ſollte, daß man auf gleiche
Weiſe gantze Woͤrter und Seiten ſtechen und abdru-
cken koͤnnte? Ein Diener von ihnen haͤtte dieſes mit an-
gehoͤ-
[25]von Erfindung der edlen Buchdruckerkunſt.
gehoͤret, und ſolches ins Werck zu richten angefangen,
ob nun Kuͤſter, oder ein anderer, dieſer Diener gewe-
ſen, getrauet er ſich nicht zu ſagen. Wem ſoll man nun
Glauben Junio oder Walchen? Beyde haben ſich
ſolches erzehlen laſſen. Wenn ich 4) die Leichtglau-
bigkeit Hadrians Junii uͤberlege, da er ſich viele Din-
ge aufheften laſſen, welche wider alle Wahrſcheinlich-
keit ſtreiten; So kan ich ihm ohnmoͤglich beyfallen.
Wie wanckend redet er nicht von demjenigen, welcher
Kuͤſtern ſeine Kunſt abgeſtohlen haben ſoll? Er weiß
nicht, ob es Johann Fauſt, oder ein anderer Hannß,
geweſen iſt. Jſt es wohl wahrſcheinlich, daß ſein lie-
ber Herr Buchbinder nicht gewußt haben ſollte, daß
dieſer Dieb Johann Fauſt, oder ein anderer, geweſen
ſey, indem er bey ihm etliche Monate lang geſchlafen
haben wollte? Hierbey gerathe ich 5) aufs neue in
Zweifel. Junius will behaupten, Kuͤſter habe die
bleyerne und zinnerne Littern erfunden, und hierauf
ſchreibt er, dieſer unbekannte Hannß, und noch ein an-
derer Dieb haͤtten Kuͤſtern alle Littern und zur Dru-
ckerey gehoͤrige Werckzeuge davon getragen. Waͤre
es wahr, daß Kuͤſters Druckerey aus bleyernen Lit-
tern beſtanden, ſo kan ich ohnmoͤglich begreifen, wenn
es mir auch zehen alte Buchbinder, und vier und zwan-
tzig andere alte Maͤnner erzehlten, und noch 50. alte
Weiber uͤberreden wollten, wie zwey Perſonen alle
Littern einer Druckerey nebſt dem dazu gehoͤrigen
Werckzeugen bey ſich ungehindert davon tragen koͤnn-
ten. Es muͤſte denn erwieſen ſeyn, daß dieſe zwey
Menſchen Enackskinder geweſen waͤren, welche etliche
Centner, als etwas leichtes, und eine Buchdrucker
Preſſe, als etwas kleines, in Schubſack geſtecket haͤt-
ten. Jch ziehe alſo beydes in Zweifel, daß Kuͤſter
B 5bleyerne
[26]Kurtzer Entwurf
bleyerne Littern erfunden, und daß ihm der unbekannte
Hannß ſolche entwendet habe. Es fehlt uͤberhaupt
der Beweiß von den bleyernen Littern. Es iſt noch
nicht genug bewieſen, Kuͤſters Bild hat einen derglei-
chen in Metall geſchnittenen Buchſtaben in der Hand,
welchen man ihm viele Jahre nach ſeinem Tod alſo hin-
ein geſtecket, derowegen hat er ſie auch erfunden. Wa-
rum weiß Junius kein Buch (k) nahmhaft zu machen,
welches von Kuͤſter mit dergleichen Littern gedruckt
worden? Jedoch er will ein Buch geſehen haben, wel-
ches Kuͤſter, wie er es nennet, gedruckt haben ſoll Jch
weiß wohl, daß man dieſes Speculum ſalutis vor Kuͤ-
ſters Arbeit ausgiebt; Alleine man ſtreitet noch da-
rum, ja es iſt nur eine bloſe und noch nie erwieſens
Muthmaſſung. Andere Leute haben dieſes Speculum
auch geſehen, welches zu Harlem aufbehalten wird,
und dabey gehoͤret, Kuͤſter haͤtte es verfertiget: Alleine
ſie haben weder Kuͤſters Namen, noch ſonſten etwas
darauf gefunden, woraus man beweiſen koͤnnte, daß es
Kuͤſter verfertiget habe. Zacharias Conrad von
Vffenbach(l) hat es ehemals zu verſchiedenen Zeiten
genau
[27]von Erfindung der edlen Buchdruckerkunſt.
genau beſehen, und keinen Buchdrucker, oder Holtz-
ſchneider, darauf bemerckt, wohl aber darzu geſchrieben
gefunden, und zwar von einer weit juͤngern Hand, wel-
che er vor Peter Schrivers Schreibart gehalten, daß
es Lorentz Kuͤſter in Holtz geſchnitten haͤtte. Ge-
ſetzt aber, es waͤre richtig erwieſen, welches ich doch kei-
nesweges behaupten will, Lorentz Kuͤſter haͤtte die-
ſes Speculum in Holtz geſchnitten, wuͤrde denn daraus
folgen, daß er der erſte Erfinder der Buchdruckerey ge-
weſen waͤre? Jn Holtz ſchneiden heißt noch lange nicht
dru-
(l)
[28]Kurtzer Entwurf
drucken. Der Unterſchied iſt gar zu mercklich. Man
muͤſte blind ſeyn, wenn man dieſes nicht einſehen woll-
te. So viel wuͤrde man alſo behaupten koͤnnen, wenn
es wahr iſt, daß Kuͤſter zu allererſt ein Buch in Holtz
geſchnitten hat; So muß man ihm nachruͤhmen, daß
er dadurch vielleicht Gelegenheit gegeben habe die
edle Buchdruckerkunſt, wie ſie heut zu Tage iſt,
zu erfinden. Mehr kan man ihm nicht einraͤumen.
Und dieſes moͤgte wider Hadrian Junii Zeugniß ge-
nug geſagt ſeyn. Peter Schriver und Marcus
Zuerius Boxhorn beweiſen es nicht beſſer, ja ſie gruͤn-
den ſich meiſtens auf Junium. Auſer dieſem aber
vermeynt Boxhorn(m) noch einen unverwerflichen
Grund aus Mariangeli Accurſii Worten, welche er
auf das erſte Blat ſeines auf Pergament gedruckten
Donats geſchrieben hat, zu finden. Jch will ſolche
meinen Leſern mittheilen, damit ſie doch urtheilen koͤn-
nen, wie viel auf dieſes Zeugnis vor Kuͤſtern, als den
angegebenen Erfinder der Buchdruckerey, zu halten
ſey. Es ſind aber folgende: (n) „Johann Fauſt, ein
\&q;Buͤrger von Mayntz und Großvater Johannis
\&q;Schoi-
[29]von Erfindung der edlen Buchdruckerkunſt.
\&q;Schoifers, muͤtterliche Seite, hat die Kunſt mit
\&q;Buchſtaben von Metall zu drucken zuerſt erfunden,
\&q;welche metallene Buchſtaben hernach ſein Sohn Pe-
\&q;ter Schoifer in bleyerne verwandelt und vieles
\&q;zur Verbeſſerung dieſer Kunſt beygetragen hat.
\&q;Dieſer Donat und Confeßionalia ſind zu allererſt im
\&q;Jahr 1450. gedruckt worden, nachdem Fauſten der
\&q;in Holtz geſchnittene Donat darzu Gelegenheit gege-
\&q;ben hat.‟ Hierinnen finde ich keinen Buchdrucker
der Lorentz Kuͤſter heißt, vielweniger, daß er die
Buchdruckerkunſt erfunden hat. Holtzſchnitte ma-
chen iſt nicht drucken. Es wird aber auch dieſes nicht
einmal von Kuͤſtern behauptet. Denn es ſtehet ja
nur da: Der in Holland auf Holtz geſchnittene
Donat habe Fauſten zur Erfindung Gelegenheit
gegeben, und nicht Kuͤſters in Holtz geſchnitte-
ner Donat. Boxhorn beruft ſich auf eine Stelle ei-
ner Coͤllniſchen Chronick, ich muß aber bekennen, daß
ich wiederum nichts darinnen finden kan, welches auch
nur mit einem Schein vor Kuͤſtern, als den erſten Er-
finder der Buchdruckerkunſt koͤnnte angeſehen wer-
den. Denn nachdem daſelbſt erzehlet worden, daß
zu Mayntz die Buchdruckerey 1440. erfunden worden
waͤre; So heißt es darauf (o): „Ob nun gleich die
Buch-
[30]Kurtzer Entwurf
\&q;Buchdruckerey, wie man ſie heut zu Tag hat, zu
\&q;Mayntz erfunden worden iſt; So ſind doch die in
\&q;Holland gedruckten Donate, als eine Vorbildung
\&q;von dieſer Kunſt, anzuſehen, welche zur Erfindung
\&q;der Buchdruckerey gleichſam den Grund geleget ha-
\&q;ben.‟ Hieraus folgt ja abermals weiter nichts, als
daß dieſe Holtzſchnitte zur Erfindung der Buchdru-
ckerkunſt die Bahn gleichſam gebrochen haben. Wo
bleibt demnach Kuͤſter, als der Erfinder der Buchdru-
ckerey? Er wird unſichtbar. Jch wollte ihm die
Ehre gerne eingeſtehen, wenn es nur bewieſen werden
koͤnnte. Denn damit bin ich noch nicht zufrieden, daß
ihm ſeine Landsleute ohne Grund davor ausgegeben
haben. Und wenn auch die Harlemer noch zehen Bild-
niſſe (p) von ihm mit den ſchoͤnſten Jnſchriften auf-
richten
(o)
[31]von Erfindung der edlen Buchdruckerkunſt.
richten lieſen; So werde ich mir doch die Freyheit
ausbitten, ſo lange zu zweifeln, bis es erſt beſſer er-
wieſen ſeyn wird. Darauf kommt es nicht an, daß
Lorentz Kuͤſtern ein Buchdrucker aus Harlem, Ha-
drian Roman, in Kupfer (q) ſtechen laͤßt, und ihm
aus blinden Vorurtheil zum Erfinder der Buchdru-
ckerey macht, wenn er ihm die prahleriſche Jnſchrift
in die lincke Hand giebt.
‘M. S.
Viro conſulari
LAVRENTIO COSTERO
HARLEMENSI
Alteri Cadmo \& artis
Typographicæ circa
Annum Domini
M CCCC XXX.
Inuentori primo
Bene de litteris ac
toto orbe merenti
Hanc Q. L. C. Q. ſta-
tuam quia aeream non’ ()
habuit
[32]Kurtzer Entwurf
‘habuit pro monumen-
to poſuit ciuis gratiſs.
ADRIANVS ROMANVS
Typographus
A. M D C XXX.’ ()
Damit es doch dem Anſehen nach noch einen Schein
bekommen moͤgte; So hat dieſer Buchdrucker ſeinem
Cadmo auch einen von Metall gegoſſenen Buchſtaben
A. in die lincke Hand geben laſſen, zum unuͤberwindli-
chen Beweiß, daß er Erfinder davon waͤre. Wenn
ich noch alles verdauen koͤnnte, ſo wuͤrde mir dieſes zu
ſchwer fallen Man uͤberlege einmal im Jahr 1430.
ſoll Kuͤſter ſchon etwas von gegoſſenen Buchſtaben ge-
wußt haben? Jedoch ich will mich an Kuͤſtern nicht
weiter vergreifen, weil mich ſonſten die unter ſein Bild-
niß geſetzten Verſe:
‘Vana quid archetypos \& præla MOGVNTIA
iactas?
HARLEMI archetypos prælaque nata ſcias.
Extulit hic Monſtrante Deo LAVRENTIVS
artem,
Diſſimulare virum hunc, diſſimulare Deum eſt.’ ()
Gar unter die Rolle der Atheiſten bringen duͤrften. Es
iſt drohend genug, aber auch verwegen genug, geſchrie-
ben. Jch freue mich aber, daß dergleichen Droh-
worte heut zu Tage, zumal, wenn ſie aus blindem Ei-
fer entſtanden, nicht mehr geachtet werden. Jch will
ſie
[33]von Erfindung der edlen Buchdruckerkunſt.
ſie nicht nach der Schaͤrfe beurtheilen, weil ich ohne-
hin befuͤrchte, es moͤgten einige von meinen Leſern
den Verfertiger dieſer Verſe wohl gar unter die Ab-
goͤtter rechnen, in dem er ja ſeinen Kuͤſter und GOtt
in eine Reihe ſetzet. So weit koͤnnen die Vorurtheile
die Menſchen verblenden, daß ſie Menſchen GOtt
gleich achten! Doch genug hievon. Denn dieſe ſich ſo
feſt eingebildete Wahrheit iſt auf den ſandigten Grund
gebauet, welchen ich ſchon vorhero uͤbern Hauffen ge-
worffen habe.
§. 10.
So iſt demnach auch in Harlem die Buchdru-
ckerkunſt nicht erfunden worden: Deßwegen ſehe ich
mich genothiget nach Teutſchland mich zu wenden. So
viel iſt unſtreitig wahr, daß in Teutſchland dieſe Kunſt
empfangen und gebohren worden: Nur darinnen ſind
die Geſchichtſchreiber nicht voͤllig einig, ob es in Straß-
burg, oder in Mayntz, geſchehen ſey. Vor Straß-
burg (r) haben ſich ebenfalls viele gelehrte Maͤnner
aufgeworffen, welche ſich alle Muͤhe gegeben haben,
vor dieſe Stadt den Ruhm zu erjagen. Die Vor-
nehmſten darunter ſind: Johann Heinrich Boͤck-
ler,(s)Johann Adam Schragius,(t) und Johann
Schmidt,
[34]Kurtzer Entwurf
Schmidt,(v) nebſt einigen andern mehr. Joh. Maͤn-
telin, oder Mentel, ein Buͤrger aus Straßburg, ſoll
nach dieſer Maͤnner Ausſage der ruhmwuͤrdige Vater
der Buchdruckerkunſt geweſen ſeyn. Ehe ich ihre Be-
weißgruͤnde genauer pruͤfe, muß ich noch erſt ein aͤl-
teres Zeugniß anfuͤhren, worauf man ſich auch zu be-
ruffen pflegt. Jacob Wimpheling, welcher 1449.
gebohren war, ſoll auch geglaubt haben, daß Johann
Maͤntelin der Erfinder der Buchdruckerey geweſen
waͤre. Es ſchreibt aber ſelbiger alſo: (x) „Jm Jahr
\&q;Chriſti 1440. hat J. Guttenberg, ein Straßburger,
\&q;unter der Regierung Kayſer FriedrichsIII, der gan-
\&q;tzen Welt eine groſſe, ja bey nahe goͤttliche Wohlthat
\&q;durch ſeine neuerfundene Schreibart erwieſen.
\&q;Denn dieſer hat zu erſt in Straßburg die Buch-
\&q;druckerkunſt erdacht, welche er hernach zu Mayntz
\&q;gluͤcklich zur Vollkommenheit gebracht hat. Unter-
\&q;deſſen hat ſich Johann Maͤntel in kurtzer Zeit
\&q;groſſen Reichthum erworben, nachdem er zu Straß-
\&q;burg dieſe Kunſt angefangen und viele Wercke ſehr
\&q;ſauber
[35]von Erfindung der edlen Buchdruckerkunſt
\&q;ſauber abgedruckt hat.‟ Nach meiner wenigen
Einſicht wird dieſes Zeugniß den Straßburgern we-
nig helfen. Denn es wird ja deutlich darinnen be-
hauptet, daß Guttenberg zu Mayntz die Buchdru-
ckerkunſt erſt voͤllig zu Stande gebracht habe, ob er
gleich zu Straßburg auf den Einfall gerathen ſeyn
mag. Mentel wird gar nicht vor den Erfinder an-
gegeben, ſondern es heißt nur, er habe ſich viel Geld
verdienet, nachdem er in Straßburg angefangen Buͤ-
cher zu drucken. Es ſtehet alſo nicht da, wenn er an-
gefangen, vielweniger daß er die Buchdruckerkunſt er-
funden habe. Und gleichwohl wollen uus dieſes die
Straßburger uͤberreden. Sie beruffen ſich auſer dem
auf ihre Chronicken, welche ſie in ihrer Cantzley in
Manuſcript haben. Sie haben derſelben zwey;
Von der erſten wiſſen ſie keinen Verfaſſer anzuge-
ben, es ſollen aber folgende Worte darinnen ſtehen: y)
„Anno 1440. als zum drittenmal von der Kuͤffer-
\&q;Zunft zum Ammeiſter erwehlet worden, Herr Claus
\&q;Schanlitt, und Stattmeiſter geweſen ſind, Walter
\&q;Spiegel, Burckhard von Muͤllenheim, Cuno zum
\&q;Treubel, Hanß Balthaſar von Endingen, iſt die
\&q;herrliche und ſehr nuͤtzliche Kunſt der Buchdrucke-
\&q;rey erſtlich offenbahr, und zwar allhie zu Straßburg
\&q;an Tag gebracht, und erfunden worden, durch
\&q;IOANN MENTELIN, welcher am Fronhof
\&q;zum Thier-Garten wohnete, der hatte einen Die-
\&q;ner, mit Namen Hannß Genßfleiſch, von Mentz
\&q;buͤrtig, dieſem vertrauete er ſeine neue Jnvention,
C 2\&q;weil
[36]Kurtzer Entwurf
\&q;weil er ihn ſehr anſchlaͤgig, und ſcharfſinnig befand,
\&q;verhoffend durch ihn noch weiters zu kommen: Er
\&q;wurde aber von ihm ſchaͤndlich betrogen, dann dieſer
\&q;jetztgemeldte Genßfleiſch mit Johann Guttenberg
\&q;Kundſchafft machte, ſo ein anſehnlicher reicher Mann
\&q;war, und auch etwas Wiſſenſchaft um des Mente-
\&q;lins Kunſt hatte, dem offenbahrte er alle Heimlichkeit,
\&q;und weil ſie in Hoffnung ſtunden, mit dieſer Kunſt
\&q;groß Geld und Guth zu erwerben, und aber allhie in
\&q;Straßburg vor dem Mentelin die Sach nicht wohl
\&q;wuͤrden koͤnnen ins Werck richten, ſchlugen ſie an,
\&q;ſich von dannen gen Mentz zu begeben, als dann
\&q;auch geſchehen. = = = Aber GOtt der keine Untreu
\&q;ungeſtraft laͤßt hingehen, ſtrief endlich den Genß-
\&q;fleiſch alſo, daß er ſeines Geſichts beraubet und blind
\&q;wurde.‟ Und ſo viel aus der erſten, ich will doch
auch gleich das Zeugniß aus der andern hieher ſetzen,
und alsdenn von beyden zugleich meine Gedancken er-
oͤffnen. Daniel Specklin, ein Baumeiſter aus
Straßburg, hat folgenden Bericht hinterlaſſen: z)
„Anno 1440. Damahlen ward die herrliche Kunſt,
\&q;die Buchdruckerey zu Straßburg erfunden, durch
\&q;Johann Mentele am Fronhof zum Thier-Garten,
\&q;ſein Schwager Peter Scheffer und Martin Flach
\&q;\&q;verlegten ſolches, aber ſein Diener Johann Genß-
\&q;fleiſch, als er ihme die Kunſt hatte genugſam abge-
\&q;ſtohlen, flohe er in ſein Heimath gen Mayntz, da
\&q;hat er ſolches durch den Guttenberger, welcher reich
\&q;war, alles beſſer in Ordnung bracht, uͤber deſſen
\&q;Untreu bekuͤmmert ſich der Mentele ſo hart, daß er
ſtarb
[37]von Erfindung der edlen Buchdruckerkunſt.
\&q;ſtarb vor Leyd, ward zu Ehren der Kunſt ins Muͤn-
\&q;ſter begraben, und eine Druckerpreß auf ſeinen
\&q;Grabſtein gehauen, hernach ſtrieffe GOtt ſeinen
\&q;Diener den Genßfleiſch auch, daß er bis an ſein End
\&q;iſt blind worden, ich habe die erſte Preß, auch die
\&q;Buchſtaben geſehen, waren von Holtz geſchnitten,
\&q;auch gantze Woͤrter Syllaben, hatten Loͤchle, und faßt
\&q;man ſie an ein Schnur nach einander mit einer Nadel,
\&q;zoge ſie darnach den Zeilen in die Laͤnge, es iſt ſchad,
\&q;daß man ſolches Werck, welches das allererſte in der
\&q;Welt geweſen iſt, hat laſſen verlohren werden.‟ Und
hiemit endiget ſich auch dieſes Zeugnis. Lieſet man
nun Joh. Schmidts,a) eines ehemals in Straßburg
oͤffent-
[38]Kurtzer Entwurf
oͤffentlichen Lehrers, Urtheil hieruͤber, ſo hat die Sache
ſeine Richtigkeit; Straßburg iſt der Geburtsort und
Maͤntelin der Vater von der Buchdruckerkunſt.
Darf ich aber ein freyes Bekaͤnntnis davon ablegen;
So muß ich geſtehen, daß mir dieſe Erzehlungen, gar
nicht im geringſten wahrſcheinlich, vielweniger wahr
vorkommen. Folgende Zweifelsknoten will ich mei-
nen Leſern mittheilen.
§. 11.
Es ſcheinet allerdings eine Verwegenheit
zu ſeyn, dieſen Chronicken den Glauben abzuſprechen,
weil die Herren Straßburger ſolche als oͤffentliche
Zeugniſſe der Wahrheit in ihrem Archiv aufbehalten:
Und in der That, wenn dieſe Schriften, als oͤffentli-
che Zeugniſſe koͤnnten angeſehen werden: So wuͤrde ich
Bedencken tragen ein Wort darwider einzuwenden.
Jch gebe gerne zu, daß man ſelbige heut zu Tag in
dem Archiy aufbehalte, daß aber ſelbige auf oͤffentli-
chem Befehl, und vornemlich zu der Zeit, da ſich die
Sache zugetragen, oder kurtz hernach, von ſolchen
Leuten waͤren aufgeſetzet worden, welche die Wahr-
heit haͤtten ſchreiben koͤnnen und wollen, ſcheinet mir
noch nicht erwieſen zu ſeyn. Die oͤffentliche Ver-
wahrung macht die Sache noch nicht aus. Das waͤ-
re eben ſo buͤndig geſchloſſen, als ich neulich eine ehrliche
Matrone ihrer Nachbarin beweiſen hoͤrte, daß es
wuͤrcklich ein Reich der Todten gaͤbe, worinnen die be-
kannten Geſpraͤche gehalten wuͤrden. Denn, da es
ihre Nachbarin nicht glauben wollte, ſo fuhr ſie in vol-
lem
a)
[39]von Erfindung der edlen Buchdruckerkunſt.
len Eifer heraus, es muß wohl wahr ſeyn, denn ſon-
ſten wuͤrden die Geſpraͤche nicht oͤffentlich gedruckt
davon zu haben ſeyn. Die Nachbarin, welche mir
etwas kluͤger ſchiene, erwiederte, man druckt auch er-
dichtete Dinge, ja wohl gar offenbahre Unwahrhei-
ten. Sollte man nicht auch erdichtete Erzehlungen,
zumal von dem Ruhm ſeiner Vorfahren, in oͤffent-
lichen Stellen aufbehalten? Jch finde mehr Urſachen
ſolches von den Straßburgiſchen Chronicken zu beja-
hen, als zu verneinen. Woher will man mir erwei-
ſen, daß dieſe Chronicken auf oͤffentlichem Befehl ge-
ſchrieben worden waͤren? Man weiß ja nicht einmal
wer die erſte verfertiget, von der andern weiß man
zwar den Verfaſſer, alleine die Zeit, wenn dieſer Herr
Baumeiſter Specklin gelebet, und ſeine Chronick
verfertiget, iſt wiederum unbekannt. Aus Specklins
eigenen Worten ſollte man freylich die Zeiten bey na-
he errathen koͤnnen, wenn er gelebet; Denn er will ja
Mentelins erſte Preſſe und die Art zu drucken geſe-
hen haben, dahero er nicht lange nach Mentelins
Tod, oder vielleicht gar bey ſeinem Leben, gelebt zu
haben ſcheinet. Alleine, dieſen Schein verdunckelt ſeine
Schreibart wiederum gaͤntzlich. Es erreichet ſolche
keineswegs diejenigen Zeiten, um welche Mentelin
gelebet haben ſoll, nemlich 1440. Dazumal war die
teutſche Sprache noch viel rauher, als Specklins
ſeine. Dieſe iſt weit juͤnger. Je juͤnger ſie aber iſt,
deſto weniger beweißt ſie etwas. Komme ich erſt
auf die Erzehlung ſelbſten, ſo gerathe ich voͤllig auf die
Gedancken, daß beyde Chronicken mit erdichteten,
oder gaͤntzlich verwirrten, Nachrichten angefuͤllet ſind.
Mentelin ſoll der erſte Erfinder geweſen ſeyn, und
war 1440. Dieſes iſt offenbar falſch. Jacob
C 4Wim-
[40]Kurtzer Entwurf
Wimpheling(b) und viele andere Geſchichtſchrei-
ber berichten ja das Gegentheil. Man weiß ja kein
eintziges Buch vor 1471. anzufuͤhren, daß zu Straß-
burg gedruckt worden waͤre, und welches von dieſer
Zeit bekannt iſt, hat nicht Mentelin, ſondern Heinrich
Eggeſtein(c) gedruckt. Von Mentelin aber hat
Mairtaire ein eintziges gefunden, ſo 1473. ans Licht
getreten. (d) Jn Mayntz, Venedig, Rom, und vie-
len andern Oertern mehr hat man ja ſchon von 1457.
und folgenden Jahren eine groſe Anzahl Buͤcher ge-
druckt. Wie reimt es ſich dahero zuſammen, daß
Mentelins Buch von 1473. das erſte in der gantzen
Welt kan geweſen ſeyn? Da man ſchon von 1454. bis
1473. uͤber 50. und mehr Buͤcher gedruckt hatte?
Welche Zeugniſſe werden nun mehr gelten, die in oͤffentli-
chen Bibliothecken ſich noch befindliche Buͤcher, oder die
in Straßburg an einem oͤffentlichen Ort aufbehaltene
Nachrichten? Es klingt ferner doch gar zu hertzbrechend,
und unwahrſcheinlich, daß ſich Mentelin, wie Specklin
meldet, uͤber Genßfleiſchs Untreu vor Kummer das
Leben abgefreſſen. Dieſer Kummer muß ziemlich lange
gedauert
[41]von Erfindung der edlen Buchdruckerkunſt.
gedauert haben. Jm Jahr 1440. hat Mentelin die
Buchdruckerey erfunden, wie Specklin vorgiebt, bald
darauf hat ihm dieſe Kunſt Genßfleiſch abgeſtohlen
und alſo zum Kummer Gelegenheit gegeben, und 1478.
iſt Mentelin geſtorben. Wie ſolches Jacob Men-
telin hinlaͤnglich darthut. (e) Alſo hat der Kummer
20-30. Jahr an des armen Mentelins Hertz genaget.
Wird wohl dieſes Jemand glauben? Jch kan es Nie-
mand zumuthen, denn ich glaube es auch nicht. Gut-
tenberg wird von dieſen Chronicken zu einen reichen
Mann gemacht, davon andere Geſchichtſchreiber nichts
wiſſen, ja das Gegentheil berichten; Peter Scheffer
wird von Specklin vor Mentelins Schwager er-
klaͤrt, da er doch Fauſtens einige Tochter zur Ehe ge-
habt hat. Kurtz, es iſt alles ſo unwahrſcheinlich und
widerſprechend in dieſen Chronicken erzehlet, worauf
man ſich doch als oͤffentliche Zeugniſſe beruffen will, daß
man den Herren Straßburgern dieſe Schaͤtze gerne
goͤnnen, ſich aber die Freyheit ausbitten wird, ſelbigen
nicht ein Wort zu glauben, woferne es nicht durch an-
derer glaubwuͤrdigen Maͤnner Beyfall beſtaͤrcket wer-
den kan. Aus dieſen allen ergiebt ſich endlich ohne
vieles Nachſinnen ſo viel, daß auf die Erzehlung von
Mentelins Erfindung der Buchdruckerey nichts zu
halten ſey. Unter die erſten Buchdrucker zu Straß-
burg mag er noch eher gehoͤren, und dieſen Platz will ich
ihm gerne einraͤumen. Die Erfindung aber kan ich
C 5ihm
[42]Kurtzer Entwurf
ihm unmoͤglich zugeſtehen. Denn die angefuͤhrten
Zeugniſſe ſtimmen mit der Wahrheit nicht uͤberein. (f)
Doch Straßburg gewinnet vielleicht etwas von dem
Ruhm, weil ein Straßburger der erſte Erfinder gewe-
ſen iſt, ob es gleich nicht zu Straßburg ſelbſten geſchehen
iſt. Und dieſen will ich nunmehro aufſuchen.
§. 12.
Mayntz iſt alſo noch uͤbrig, wo ich die
Erfindung der Buchdruckerkunſt nach Anleitung
vieler Geſchichtſchreiber nicht nur ſuchen, ſondern
auch finden ſoll, nachdem ich ſelbige bald bey den
Chineſern und Scythen, bald bey den Fran-
tzoſen und Jtaliaͤnern, bald aber zu Harlem
und Straßburg, vergeblich geſuchet habe. Und
in der That, ich finde ſo viel Nachrichten, ſo wohl
alte, als neuere, daß ich gezwungen werde vor Mayntz
mich ebenfalls zu erklaͤren. Auch nur die bloſen Namen
der Geſchichtſchreiber, und die Titul von ihren Buͤ-
chern, wuͤrden mir hier zu viel Raum wegnehmen,
wenn ich ſie alle anfuͤhren wollte. (g) Jch werde da-
hero
[43]von Erfindung der edlen Buchdruckerkunſt.
hero nur die vornehmſten Zeugniſſe ausſuchen, und
zu Bekraͤftigung der Wahrheit hieher ſetzen. Gantz
deutlich ſchreibet hievon der Verfaſſer von der bereits
oben angefuͤhrten Coͤllniſchen Chronick: (h) „Dieſe
\&q;preißwuͤrdige Buchdruckerkunſt iſt zu erſt in Teutſch-
\&q;land, in der Stadt Mayntz am Rhein, um das
\&q;Jahr Chriſti 1440. erfunden worden. Von dieſem
\&q;Jahr an, bis 1450. hat man mit der Erfindung der
\&q;Kunſt ſelbſten, und allem, was dazu gehoͤret, zuge-
\&q;bracht. Jn dieſem Jahr, welches ein Jubeljahr
\&q;geweſen, hat man zu drucken angefangen, und zu
\&q;allererſt eine lateiniſche Bibel mit Miſſalſchrift ge-
\&q;drucket. Ob nun gleich dieſe Kunſt, wie vorhero
\&q;gedacht, erſtlich zu Mayntz erfunden worden iſt, wie
\&q;ſie heut zu Tag gewoͤhnlich iſt; So ſind doch die
\&q;in Holland vorhero gedruckten Donate, als eine
\&q;Vorbildung von derſelben anzuſehen, welche zur Er-
\&q;findung der Buchdruckerey Anlaß gegeben haben.
\&q;Es iſt aber die letztere Erfindung, was die Kunſt
\&q;ſelbſten anbelangt, der erſtern weit vorzuziehen, und
\&q;her-
(g)
[44]Kurtzer Entwurf
\&q;hernach zu weit groͤſſerer Vollkommenheit gebracht
\&q;worden. Es ſchreibt zwar Omnibonus in ſeiner
\&q;Vorrede uͤber den Quintilianum, und in andern
\&q;Buͤchern, daß Nicolaus Jenſſon, ein Frantzoſe,
\&q;dieſe groſſe Kunſt zu erſt erfunden haͤtte. Er wird
\&q;aber hierinnen eines offenbahren Fehlers uͤberwie-
\&q;ſen. Dieweil noch Leute am Leben ſind, welche bezeu-
\&q;gen koͤnnen, daß in Venedig ſchon Buͤcher gedruckt
\&q;worden, ehe noch Nicolaus Jenſſon dahin gekom-
\&q;men, und daſelbſt eine Druckerey angeleget habe. Es
\&q;iſt aber der erſte Erfinder ein Buͤrger zu Mayntz, ge-
\&q;buͤrtig aus Straßburg, Joh. Guttenberg gewe-
\&q;ſen. Von Mayntz iſt dieſe Kunſt erſtlich nach Coͤlln,
\&q;von dar nach Straßburg und Venedig gekommen.
\&q;Den Anfang und Fortgang oͤfters gemeldter Kunſt
\&q;habe ich von Ulrich Zell, von Hanau, ſelbſten ge-
\&q;hoͤret, welcher auch noch gegenwaͤrtig 1499. zu Coͤlln,
\&q;die Buchdruckerkunſt treibet.‟ Und hiemit ſtimmt
Johann Trithemii(i)Zeugniß voͤllig uͤberein, er
ſchreibt aber alſo: „Um dieſe Zeit, (nemlich 1440. 1450.)
\&q;iſt in der Stadt Mayntz, am Rhein, und nicht in Jta-
\&q;lien, wie einige faͤlſchlich geſchrieben, die Bewun-
\&q;dernswuͤrdige, und zuvor noch unerhoͤrte Kunſt Buͤ-
\&q;cher zu drucken, von Johann Guttenberg, einen
Buͤrger zu Mayntz erfunden worden. Nachdem er
\&q;nun bey nahe ſein gantzes Vermoͤgen darauf ver-
\&q;wendet, und dennoch wegen vieler Schwierigkeiten
\&q;bald an dieſem, bald an jenem Mangel litte, derge-
\&q;ſtalt, daß er ſelbige aus Verzweifelung faſt liegen laſ-
\&q;ſen wollte; So hat er doch ſelbige durch guten Rath
\&q;und Vorſchuß eines andern Mayntziſchen Buͤrgers
\&q;Jo-
[45]von Erfindung der edlen Buchdruckerkunſt.
\&q;Johann Fauſts, endlich gluͤcklich zu Stande ge-
\&q;bracht. Anfaͤnglich haben ſie die Buchſtaben auf hoͤl-
\&q;tzerne Tafeln ordentlich geſchnitten, und ein allgemei-
\&q;nes Woͤrterbuch, Vocabularium Catholicon genannt,
\&q;gedrucket. Weil ſie aber mit dieſen Formen weiter
\&q;nichts mehr drucken konnten, indem die Buchſtaben
\&q;unbeweglich und in hoͤltzerne Tafeln eingeſchnitten wa-
\&q;ren; So haben ſie es kuͤnſtlicher angegriffen, und eine
\&q;neue Art alle Buchſtaben des lateiniſchen Alphabets zu
\&q;gieſen erfunden, welche ſie matrices genennet, ver-
\&q;moͤge welcher ſie hernach die Buchſtaben von Ertz, oder
\&q;Zinn, gegoſſen, ſo viel ſie deren noͤthig hatten, nachdem
\&q;ſie ſelbige zuvor mit dem Meſſer zu recht ſchnitten: Und
\&q;in der That, dieſe Kunſt zu drucken hat im Anfang ſehr
\&q;viel Schwierigkeit gehabt, wie mir vor 30. Jahren
\&q;Peter Schoͤffer, ſonſt Opilio von Gernsheim, ein
\&q;Buͤrger zu Mayntz und des erſten Erfinders Eydam,
\&q;ſelbſt erzehlet hat. Denn da ſie die Bibel druckten,
\&q;hatten ſie ſchon uͤber 4000. Gulden daran gewendet,
\&q;ehe ſie noch die dritte Qvaterne (d. i. den 12ten Bogen
\&q;in Fol.) abgedruckt hatten. Dieſer Peter Schoͤffer
\&q;aber, erſtlich ein Diener, hernach des erſten Erfinders
\&q;Johannis Fauſts Eydam, ein kluger und geſchickter
\&q;Kopf, hat eine leichtere Art vom Schriftgieſen erfun-
\&q;den, und die Kunſt, wie ſie gegenwaͤrtig iſt, zu Ende ge-
\&q;bracht. Dieſe drey haben eine Zeitlang die Kunſt
\&q;heimlich gehalten, bis ſie durch ihre Diener, ohne de-
\&q;ren Huͤlfe ſie ſelbige nicht verrichten konnten, bekannt
\&q;gemacht, erſtlich nach Straßburg und hernach zu allen
\&q;andern Voͤlckern gebracht worden iſt.‟ Nachdem
Trithemius hier einige Verſe(k)eingeruͤcket, faͤhrt
er
[46]Kurtzer Entwurf
\&q;er alſo fort: Und dieſes ſey genug von der bewun-
\&q;dernswuͤrdigen Buchdruckerkunſt, deren erſte Erfin-
\&q;der Mayntziſche Buͤrger geweſen. Es wohnten aber
\&q;dieſe drey erſten Erfinder, nemlich Johann Gutten-
\&q;berg, Johann Fauſt und deſſen Eydam Peter
\&q;Schoͤffer, zu Mayntz in einem Hauß zum Jungen
\&q;genannt, welches hernach das Druckerhauß genen-
\&q;net worden iſt.“ Jch muß doch Joh. Schoͤffers
eigne Worte auch einruͤcken, welche er an des
Trithemii Compendium de origine Regum \& gen-
tis Francorum(l)angehaͤnget hat. Teutſch koͤn-
nen ſie vielleicht alſo heiſen: „Gegenwaͤrtiges hiſto-
\&q;riſches Werck iſt gedruckt und zu Ende gebracht wor-
\&q;den im Jahr Chriſti 1515. an St. Margarethen
\&q;Abend in der edlen und beruͤhmten Stadt Mayntz,
\&q;der erſten Erfinderin der Buchdruckerkunſt, durch
\&q;Johann Schoͤffern, einen Enckel des Weyland er-
\&q;barn Mannes, Johannis Fauſts, Buͤrgers zu
\&q;Mayntz, als vornehmſten Erfinders vorhergedachten
\&q;Kunſt; welcher endlich aus eigenem Kopf und Nach-
\&q;ſinnen ſelbſten zu drucken angefangen im Jahr 1450.
\&q;Unter der Regierung des Roͤmiſchen Kayſers Fried-
\&q;richs III, da auf dem heiligen Stuhl zu Mayntz ſaß der
\&q;hoch-
(k)
[47]von Erfindung der edlen Buchdruckerkunſt.
\&q;hochwuͤrdigſte Vater in Chriſto Herr Dietrich
\&q;Schenck von Erpach, Churfuͤrſt; Er hat aber ſel-
\&q;biges durch goͤttlichen Beyſtand und noͤthiger Huͤlfe
\&q;und Erfindung ſeines Dieners Peter Schoͤffers von
\&q;Gernsheim 1452. zur Vollkommenheit gebracht,
\&q;welchem er zur Danckbahrkeit an Kindes ſtatt ange-
\&q;nommen und ſeine Tochter Chriſtina Fauſtin zur Ehe
\&q;gegeben hat. Beyde jetzt angefuͤhrte Maͤnner Jo-
\&q;hann Fauſt und Peter Schoͤffer haben dieſe
\&q;Kunſt ſehr heimlich gehalten, indem ſie ihre Diener
\&q;und Haußgenoſſen durch einen Eyd zum Stillſchwei-
\&q;gen verbunden. Endlich iſt ſie aber doch 1462. durch
\&q;ihre Bedienten in verſchiedene Laͤnder ausgebreitet
\&q;worden und zu groſen Wachßthum gediehen.“ Noch
ein oͤffentliches Zeugniß muß ich anfuͤhren, wel-
ches ſich in Johann Schoͤffers Zuſchrift an Kay-
ſer Maximilian bey dem teutſchen Livio (m)befindet.
„Solich Wergk, allermechtigſter Koͤnig, (das zu vor
\&q;an Ewr Koͤniglichen majeſtaͤt zu eeren, darzu Fuͤrſten
\&q;und Heren auch gemeinden und ſtetten teutzſcher Na-
\&q;tion, zu nutze in teutzſch bracht in der loͤblichen ſtadt
\&q;Mentz gefertigt vnd getruͤckt iſt.) Woͤll Ewr Koͤ. M.
\&q;gnediglich vffnemen, in welicher ſtadt auch anfenglich
\&q;die wunderbare Kunſt der Truͤckerey, vnd im erſten
\&q;von dem Kunſtreichen Johan Guttenbergk, do man
\&q;zalt nach Chriſti vnſers Heren Geburt tauſent vier-
\&q;hundert vnd funffzig Jahr erfunden, vnd darnach mit
\&q;Vleyß Koſt vnd Arbeit Johan Fauſten, vnd Peter
\&q;Schoͤf-
[48]Kurtzer Entwurf
\&q;Schoͤffers zu Mentz gebeſſerth, vnd beſtendig gemacht
\&q;iſt worden. Darum dieſelbe ſtat nicht allein bey
\&q;teutſcher Nation, ſunder auch bey aller Welt in ewige
\&q;Zeit (als wol verdynet) gebreyſt vnnd gelobt ſolle wer-
\&q;den vnnd die burger vnnd einwoner daſelbſt des billig
\&q;genieſſen.“ Wenn ich es vor noͤthig hielte, ſo koͤnnte ich
noch verſchiedene alte Zeugniſſe anfuͤhren, welche alle
dasjenige bekraͤftigen, was die bereits angefuͤhrten aus-
geſaget haben. Jacob Wimphelingen haben wir
auch ſchon oben gehoͤret, welcher ebenfalls hieher zu rech-
nen iſt. Er hat aber noch eine Stelle hinterlaſſen, wo-
rinnen er deutlich Mayntz dieſe Ehre zuſchreibet. Un-
ter dem Biſchof Robert, iſt die edle Buchdruckerkunſt
von einem Straßburger erfunden worden. Ob ſelbige
gleich anfangs noch nicht voͤllig heraus gebracht wor-
den; So hat ſie doch endlich zu Mayntz durch Beyhuͤl-
fe Johann Genßfleiſch, (n) welcher wegen hohen Alters
blind
[49]von Erfindung der edlen Buchdruckerkunſt.
blind worden, in dem Hauſe Johannis Gutten-
bergs, wo heut zu Tag das Juriſten-Collegium ſte-
het, ihre Vollkommenheit erreichet. (o) Und eben dieſes
bekraͤftiget auch das Denckmahl an dieſem Collegio, ſo
Guttenberg zu Ehren daſelbſt aufgerichtet worden
iſt. (p) Und was braucht es weitern Beweiß? Die
allererſten zu Mayntz gedruckten Buͤcher von 1457.
1459. 1460. und folgenden Jahren, (q) ſind ja in oͤffent-
lichen Bibliothecken noch vorhanden und bezeugen dieſes
augenſcheinlich. Wenn man alſo dieſes alles zuſam-
men nimmt; So kan man vermoͤge dieſer glaubwuͤrdi-
gen Zeugniſſe keinen andern Schluß faſſen, als Joh.
Guttenberg, aus Straßburg gebuͤrtig, hat zu aller-
erſt zu Mayntz die Buchdruckerkunſt, wie man ſie noch
heut zu Tag hat, erfunden. Es waͤre ja eine unverant-
wortliche Verwegenheit zu ſagen, dieſe Leute haͤtten alle
mit
[50]Kurtzer Entwurf
mit einander zugleich nichts, als Unwahrheiten, in die
Welt und an hohe Haͤupter geſchrieben.
§. 13.
Jedoch auch hier weiß man einen Einwurf
zu machen. Man giebt nemlich vor, man hat ja kein
eintziges Buch aufzuweiſen, welches Guttenbergs
Namen fuͤhret, ja, Fauſt und Schoiffer nennen ſich
die erſten Erfinder, wie kan es demnach Guttenberg
ſeyn? Es iſt wahr, man weiß zur Zeit keines; Es iſt
auch wahr, daß ſich Fauſt und Schoiffer, als Erfin-
der, ausgegeben haben; Folget es aber deßwegen, daß
er es nicht geweſen iſt? Dieſes waͤre lahm geſchloſſen.
Ein Exempel wird die Sache deutlich machen. Titius
hat aus verſchiedenen Urſachen ein Buch ohne Beyſe-
tzung ſeines Namens drucken laſſen; Dieſes bezeugen
glaubwuͤrdige Leute, wuͤrde man dahero behaupten
koͤnnen Titius hat das Buch nicht gemacht? Jch ſollte
es wohl nicht meynen. Eben alſo verhaͤlt es ſich mit
Guttenbergen. Dieſer hat die Buchdruckerkunſt er-
funden und verſchiedene Buͤcher, ob ſchon ohne Benen-
nung des Orts und des Jahrs, nebſt Fauſten gedruckt,
wie die angefuͤhrten Zeugniſſe klaͤrlich erweiſen, er hat
aber ſeine Urſachen gehabt, daß er ſeinen Namen ver-
ſchwiegen. Denn anfaͤnglich iſt es ihm freylich nicht ſo
gut gelungen, als er und ſeine Gehuͤlfen hernach ausge-
kuͤnſtelt haben. Dahero traueten ſie ſich vielleicht nicht
ihre Namen vorzuſetzen. So bald ſie aber die Sache zu
mehrerer Vollkommenheit gebracht haben; So ſchaͤm-
ten ſie ſich nicht mehr ihre Namen mit bekannt zu ma-
chen. Andere hingegen meynen, es waͤre (r) aus Ge-
winn-
[51]von Erfindung der edlen Buchdruckerkunſt.
winnſucht geſchehen, damit ſie ihre Sachen deſto theue-
rer an Mann bringen moͤgten. Jch will mich aber die-
ſer Urſachen wegen mit Niemand zancken, genug, ſie ha-
ben ihre Kunſt anfaͤnglich etliche Jahre geheim gehal-
ten, und ſich nicht genennet. Daß ſich aber dieſe Ehre
Fauſt und Schoiffer allein angemaſſet, kommt daher,
weil ſie vor ſich alleine eine Druckerey angeleget, nach-
dem Guttenberg und Fauſt in Uneinigkeit gerathen
ſind, (s) wegen der aufgegangen Unkoſten und gemach-
ten Gewinſts. Trithemius hat uns berichtet, daß
Guttenberg bey nahe ſeine Erfindung wieder liegen ge-
laſſen haͤtte, weil ſein Vermoͤgen nicht zulangen wollte:
Da er aber Fauſten davon geſaget, ſo hat er ihm Geld
darzu vorgeſchoſſen und nebſt Schoiffern die Sache
gar zu Stande bringen helfen. Dahero entſtund die
Streitigkeit wegen des erworbenen Gewinſts; Jeder
glaubte das meiſte Recht darzu zu haben, bis endlich
die Sache vor Gericht entſchieden worden iſt. Und
dieſes war der Grund daß ſie ſich von einander getrennet
haben. Es hat aber auch eben dieſes Gelegenheit ge-
D 2geben,
(r)
[52]Kurtzer Entwurf
geben, daß Fauſt und Schoiffer hernach auf ihre Buͤ-
cher ſich als die erſten Erfinder geſetzet, und Gutten-
berg ausgeſchloſſen haben. (t) Jn der That waren
ſie freylich als erſte Erfinder mit anzuſehen; Sie wuͤr-
den aber vielleicht nimmermehr auf den Einfall gera-
then ſeyn, woferne ihnen Guttenberg ſeine Verſuche
nicht entdeckt gehabt haͤtte. Da er ihnen aber ſeine
Erfindung mitgetheilet hat; So kan man ihm ja die
Ehre des erſten Erfinders unmoͤglich abſprechen.
§. 14.
Aus dieſem allen, was ich bißhero angefuͤh-
ret habe, wird man nunmehro gar leichtlich einſehen
koͤn-
[53]von Erfindung der edlen Buchdruckerkunſt.
koͤnnen wo und von wem die edle Buchdruckerkunſt er-
funden worden ſey, nemlich zu Mayntz von Johann
Guttenberg, gebuͤrtig aus Straßburg. Nunmehro
iſt noch zu unterſuchen wenn dieſes geſchehen. Die-
ſer Punct ſcheinet von groſſer Schwierigkeit zu ſeyn,
weil man etliche Jahr zugebracht hat, ehe man etwas
rechtes ausgekuͤnſtelt, hernach aber auf die allererſten
gedruckten Buͤcher weder Zeit, noch Ort, geſetzet hat,
entweder aus Schamhaftigkeit, oder vielleicht gar aus
einer kleinen Liſt, deſto mehr damit zu gewinnen. Wenn
man aber alles genau uͤberleget, was zur Erfindung
Gelegenheit gegeben hat, und wenn die Erfindung ſelbſt
bekannt gemacht worden iſt; So duͤrfte man ſich viel-
leicht die Sache nicht uneben alſo vorſtellen koͤnnen: (v)
Jm Jahr Chriſti
- 1428. oder 1430. Hat man gleichſam ein Vorſpiel zur
Erfindung der Buchdruckerey in Harlem ge-
macht, indem man daſelbſt allerhand Buchſta-
ben, Woͤrter und Figuren in Holtz zu ſchneiden
angefangen hat. Um das Jahr - 1440 Jſt vielleicht das Speculum Salutis und der Do-
nat in gantze Tafeln von Holtz geſchnitten, und
davon abgedrucket worden. Hierauf hat Gut-
tenberg zu Mayntz erſtlich alleine, hernach mit
Johann Fauſten um das Jahr - 1448. An bewegliche Buchſtaben gedacht, da ſie vorhe-
ro ebenfalls mit Tafeln von Holtz die Confesſio-
nalia und das Catholicon gedruckt hatten. Hier-
auf haben ſie nebſt Peter Schoiffern
D 31450.
[54]Kurtzer Entwurf
- 1450. eintzelne und bewegliche Buchſtaben, jedoch nur
von Holtz, zu Stande gebracht. Hiemit waren ſie - 1451. dahero beſchaͤftiget, und ſuchten nun Mittel und
Wege ausfuͤndig zu machen, wie alles beſſer von
ſtatten gehen moͤgte, abſonderlich aber wie man
beyde Seiten drucken und ſonſt allerhand Dinge
bequemer einrichten koͤnte. Alsdenn ſollen ſie nun - 1452. die erſte lateiniſche Bibel zu Mayntz zum Vor-
ſchein gebracht haben, welche Fauſt in Franck-
reich ſo theuer verkauft hat. Endlich haben ſie - 1453. die Kunſt Buchſtaben in Ertz zu gieſen ausge-
gruͤbelt. Um das Jahr - 1455. Jſt hernach der Streit zwiſchen Guttenberg
und Fauſten zu Mayntz entſtanden, welchen
Guttenberg vor Gericht eingebuͤßt haben ſoll.
Dahero man nicht eigentlich weiß, wo er ſich
nachhero hingewendet hat. Fauſt und Schoif-
fer aber ſetzten das Werck alleine fort, nennten
ſich die erſten Erfinder, und brachten - 1457. den lateiniſchen Pſalter zu Mayntz mit Beyſe-
tzung des Orts, Jahres, und ihrer Namen ans
Licht. Von welcher Zeit hernach in Coͤlln,
Straßburg, Rom, Oxfort, Florentz, Berona,
und andern Orten mehr, dieſe Kunſt ausgebrei-
tet worden iſt.
Da man nun 1440. zu allererſt, wiewohl nur in Holtz
geſchnitten, einige Buͤcher verfertiget, und damit
gleichſam den Grund zur Erfindung der ordentlichen
Buchdruckerkunſt, wie wir ſie heut zu Tage haben,
geleget hat; So haben auch viele dieſes Jahr, als
das Geburtsjahr der Buchdruckerkunſt angeſehen,
wie man auch deßwegen An. 1540. und 1640. Jubel-
feſte
[55]von Erfindung der edlen Buchdruckerkunſt.
feſte begangenhat, und 1740. g. G. wiederum eines be-
gehen wird. Es hat auch die Sache ſeine gute Rich-
tigkeit. Jndem man ja nicht fraget wenn die Er-
findung wuͤrcklich zu Stande gebracht, ſondern in
welchem Jahr man darauf zu dencken angefangen
und Gelegenheit darzu bekommen hat. Dahero iſt
es auch billig, daß man Harlem, und Straßburg nicht
gaͤntzlich aller Ehre beraube, weil doch jenes Gelegen-
heit darzu gegeben hat, in dieſem aber Guttenberg ge-
bohren worden iſt, und daſelbſt auf den Einfall gekom-
men ſeyn mag. Mayntz hingegen gebuͤhret der Ruhm,
daß die Erfindung daſelbſt zu ihrer Reife gelanget iſt,
woſelbſt man ehedeſſen noch einige von den erſten
Buchſtaben aufbehalten hat, wie dieſes Siegmund
von Bircken berichtet. (x)
§. 15.
Und hiemit werde ich meinen Entwurf von
Erfindung der Buchdruckerkunſt endigen, und einen
jeden die Freyheit gerne goͤnnen, diejenige Meynung
vor wahr anzunehmen, welche ihm mit den beſten
Beweißgruͤnden unterſtuͤtzt zu ſeyn ſcheinet. Jch
D 4haͤt-
[56]Kurtzer Entwurf
haͤtte zwar hier noch einige Meynungen anfuͤhren koͤn-
nen, ſo wohl in Anſehen des Erfinders, als auch des
Orts, (y) wo dieſe Kunſt erfunden worden ſeyn ſoll;
Jch kan aber nicht leugnen, daß die Gruͤnde dieſer Erzeh-
lungen keiner Unterſuchung wuͤrdig ſind, weil es entwe-
der offenbahre Fehler, oder doch wenigſtens von gerin-
ger Erheblichkeit ſind. Jch wende mich vielmehr zu dem
andern Theil meiner Abſicht, und liefere hiemit:
Eine kurtze Nachricht von einigen beruͤhm-
ren Maͤnnern uͤberhaupt, welche ſich in dieſer
Kunſt hervor gethan haben.
Hier ſolte ich nunmehro von den erſten Erfindern eine
umſtaͤndliche Nachricht ertheilen; Alleine ich muß be-
dauren, daß ich nach vieler angewendeten Muͤhe,
doch ſehr wenig werde zu ſagen wiſſen. Es iſt uͤber-
haupt bekannt, daß in den Geſchichten unſerer Vor-
fahren noch hier und da groſſe Luͤcken auszufuͤllen ſind,
welche vielleicht wohl nimmermehr ergaͤntzet werden,
weil uns die darzu noͤthigen Huͤlfsmittel fehlen. Un-
ſere Vorfahren haben uns in vielen Stuͤcken wenig
Nachricht hinterlaſſen, wo ſollen wir alſo ſelbige heut
zu Tag hernehmen? Mit Erdichtungen meinen Le-
ſern aufzuwarten, wuͤrde mir zwar nicht ſchwehr fal-
len, wenn es nur erlaubt und loͤblich waͤre. Jch
werde
[]
[][57]von Erfindung der edlen Buchdruckerkunſt.
werde dahero ſo viel von dieſen ruhmwuͤrdigen Maͤn-
nern ſagen, als ich von ihnen habe finden koͤnnen.
Die erſte Stelle nimmt demnach allhier ein:
Johann Guttenberg,
Als der erſte Erfinder der Buchdruckerkunſt.
Daß dieſer Mann in Straßburg gebohren worden, be-
zeugen ſo wohl Freunde, als Feinde, von ihm. Das
Jahr ſeiner Geburt aber, und ſein Geſchlecht wiſſen
beyde nicht. Es ſind zwar einige auf die Gedancken
gekommen, als wenn er aus einem adelichen Geſchlecht
aus Francken entſproſſen waͤre; Alleine, es fehlet der
richtige Beweiß von dieſem Einfall. Es iſt auch
nicht ausgemacht in welchem Jahr und bey welcher Ge-
legenheit er zu Straßburg auf die Gedancken von der
Buchdruckerkunſt verfallen ſeyn mag. Daß man
insgemein ſagt, die in Holland verfertigten in Holtz ge-
ſchnittenen Donate haͤtten ihn darauf gebracht, laͤßt
ſich gantz gut hoͤren, wenn man es nur ſo gut beweiſen
koͤnnte. Unterdeſſen iſt es doch ziemlich wahrſcheinlich.
Warum und wenn er ſich ferner von Straßburg weg
und nach Mayntz begeben hat, iſt abermals ein unauf-
loͤßlicher Knoten. Wenn es der oben gedachten Straß-
burger Chronick eines Ungenannten nachgehen ſollte;
So haͤtte er ſich deßwegen von Straßburg weg bege-
ben, weil er nebſt Hannß Genßfleiſch, Joh. Men-
teln ſeine Kunſt heimlich entwendet haͤtte. Es gehoͤret
aber dieſe Beſchuldigung unter diejenigen Dinge, welche
ohne Grund in derſelbigen vorgegeben werden Daniel
Specklings Chronick weiß ſchon nichts davon; Und
andern glaubwuͤrdigen Geſchichtſchreibern iſt es gar un-
bekannt. Darinnen kommen die meiſten mit einan-
der uͤberein, daß er ſich um das Jahr 1440. nach
D 5Mayntz
[58]Kurtzer Entwurf
Mayntz gewendet habe. Daſelbſt hat er nun ſeine
Gedancken erſt voͤllig zur Reife gebracht. Seine Mit-
tel wollten aber nicht zulangen, ob ihn einige gleich zu
einen reichen Mann gemacht haben, deswegen entdeckte
er ſeinen Einfall Joh. Fauſten, und dieſe beyde nah-
men hernach Peter Schoiffer noch darzu. Dieſe
vertraute Freundſchaft hat aber nicht lange gedauert,
Denn 1455. entſtunde ſchon zwiſchen Guttenberg
und Fauſten wegen des erworbenen Gewinns ein
Streit, welcher gerichtlich vor Guttenberg nicht zum
beſten ausgefallen ſeyn ſoll. Dahero haben ſie ſich
von einander getrennet. Auf was Art und Weiſe ſie
die Buchdruckerkunſt ausgekuͤnſtelt und immer mehr
und mehr verbeſſert haben, iſt bereits oben aus Tri-
themio(z) und andern Geſchichtſchreibern umſtaͤnd-
lich erzehlet worden. Wo ſich Guttenberg hernach
hingewendet, iſt ebenfalls unerforſchlich. Kurtz, von
ſeinen Lebensumſtaͤnden weiß man wenig, oder gar
nichts, deſto mehr Lobſpruͤche aber. Es ſtehen die
meiſten ſchon oben, (a) dahero ich ſie hier nicht wie-
derho-
[59]von Erfindung der edlen Buchdruckerkunſt.
derholen mag. Sein Bildniß ſtehet auf der allhier
befindlichen Fig. I. Nunmehro komme ich auf
Johann Fauſt,
Als einen von denjenigen, die allerdings zur Er-
findung der Buchdruckerkunſt behuͤlflichgeweſen.
Daß dieſer Fauſt, auch Genßfleiſch genennet wor-
den, vermuthet man nicht ohne Grund, aus den Lob-
ſpruͤchen, die man von ihm aufweiſen kan. (b) Er
war ein Buͤrger von Mayntz, und ſtreckte Gutten-
berg, nachdem er ihm ſeine Kunſt entdecket, nicht nur
Geld vor, ſondern er war auch zur gantzen Sache ſehr
behuͤlflich. Nachdem ſie eine gantze Bibel zu Stande
gebracht hatten; So begab er ſich damit nach Franck-
reich und verkaufte ſelbige um ein ſchoͤnes Stuͤck Geld.
Welcher Gewinſt aber hernach Gelegenheit gegeben
haben mag, daß er mit Guttenberg zerſallen iſt, und
ſich gaͤntzlich von ihm getrennet, ja gar eine eigene Dru-
ckerey angeleget hat, da er ſich ſonderlich Peter Schoif-
fers Geſchicklichkeit zu Nutzen machte. Er hat dieſem
nicht nur ſeine Tochter Chriſtina zur Ehe gegeben, ſon-
dern ihn gar an Kindes ſtatt angenommen. Wenn
er geſtorben, iſt unbekannt. Deſto bekannter aber ſind
die-
[60]Kurtzer Entwurf
diejenigen Buͤcher, welche er unter ſeiner Namens Un-
terſchrift nebſt Schoiffern gedruckt hat. Wer ſeine
gedruckten Buͤcher kennen lernen will, der kan ſolche
bey Mich. Maittaire(c) angezeigt finden. Auf un-
ſerer Fig. I. ſiehet man ſein Bildniß.
Peter Schoiffer von Gernsheim,
ſonſten auch Opilio genannt,
Jſt der dritte Mann, der ſich durch ſeine Geſchicklichkeit
ein immerwaͤhrendes Denckmahl geſtiftet hat. Er hat
Guttenberg und Fauſten ungemein gute Dienſte ge-
leiſtet. Weil er ein Goldſchmid anfaͤnglich geweſen
ſeyn ſoll; So wuſte er freylich denſelbigen mit aller-
hand Rath an die Hand zu gehen. Man ſchreibt ihm
insgemein zu, daß er zum Schriftgieſen das meiſte bey-
getragen, ja wohl gar daſſelbe erfunden haben ſoll,
deßwegen ihn auch Fauſt ſehr hoch hielte. Sie
fuͤhrten mit einander eine Druckerey zu Mayntz alleine
fort, nennten ſich auch ſo gar die erſten Erfinder. Fauſt
gab ihm ſeine Tochter zur Frau, und nahm ihn an
Kindes ſtatt an. Wenn er gebohren und geſtorben
iſt, weiß man nicht eigentlich. Sein Bildniß ſtehet
auf Fig. I.
Daß
[]
Ohngeachtet die beſten Beweißgruͤnde vor Gutten-
berg angefuͤhret werden koͤnnen, daß er der erſte Er-
finder der Buchdruckerkunſt geweſen, ſo habe ich doch
bereits oben p. 21. gewieſen, daß uns die Harlemer
ihren
Lorentz Coſter, oder Kuͤſter,
Als einen Erfinder aufdringen wollen. Er war
ein beruͤhmter Buͤrger zu Harlem, und gar Bur-
germeiſter, wie Hadrian Roman auf der Jnſchrift
geſetzt, der um das Jahr 1428. oder 1430. allerhand
Holtzſchnitte verfertiget haben ſoll. Wie viel auf die-
ſes Vorgeben zu halten, habe ich bereits oben weitlaͤuf-
tig p. 23. ſqq. unterſucht. Sein Bildniß ſtehet auf
Fig. II. Auſer ihm aber haben die Straßburger
Johann Mentelin, oder Mentel,
Auch vor einen Erfinder ausgegeben. Daß aber
dieſes Vorgeben unerweißlich ſey, habe ich oben p. 35.
gezeiget. Es lebte dieſer Mann zu Straßburg, um
das Jahr 1440. und iſt einer von den erſten Buch-
druckern daſelbſt geweſen, und kein Erfinder. Er iſt
im Jahr 1478. daſelbſt geſtorben. Sein Bildniß
ſtehet auf Fig. II. Jch verlaſſe demnach die recht-
maͤßigen Erfinder ſo wohl, als die erdichteten, und
wende mich zu den beruͤhmteſten alten Buchdruckern.
Hieher gehoͤret nun unter andern
Joh.
[62]Kurtzer Entwurf
Jvo, oder Johann Schoiffer,
Peter Schoiffers Sohn und ein Enckel Johann
Fauſts. Dieſer ſetzte zu Mayntz nach ſeines Vatern
Tod, die Druckerey fort. Jn Anſehung der Zeit ge-
hoͤret ihm zwar hier kein Ort, weil er etwas juͤnger
iſt, als diejenigen, von welchen ich hernach reden wer-
de; Alleine ich habe ihm deßwegen eine Stelle hier
eingeraͤumet, damit er von ſeinem Vater und Groß-
vater nicht zu weit entfernet ſeyn moͤgte, weil ich mich
auch auf ſein Zeugniß etliche mal beruffen. Deſſen
Bildniß nebſt ſeinem Jnſigne ſtehet, welches unten noch
einmal vorkommt, auf Fig. II. Mit mehrern Recht ge-
hoͤret unter die aͤlteſten beruͤhmten Buchdrucker
Aldus Pius Manutius,
Ein Koͤmer von Geburt, er war ungefehr ums
Jahr 1445. gebohren. Er lernte in ſeiner Jugend ſo
wohl lateiniſch als griechiſch, und ſahe ſich in den ge-
lehrten Wiſſenſchaften treflich um. Hierauf legte er
1490. eine Druckerey zu Venedig an. Er hat ſich um
die Buchdruckerkunſt ſehr verdient gemacht. Die da-
mals noch gewoͤhnliche Moͤnchſchrift ſchafte er ab und
fuͤhrte dagegen die ſogenannte Antiqua ein. Auſerdem
erfand er die Curſiv Schrift, welche anfaͤnglich nur die
Venetianiſche Schrift genennet wurde. Er verbeſſer-
te die Unterſcheidungszeichen, und ſetzte zuerſt Cola
und Semicola. Kurtz, ſein kluger Fleiß hat unge-
mein viel an der Buchdruckerkunſt noch verbeſſert.
Er hat auch die correcteſten lateiniſchen und griechi-
ſchen Buͤcher gedruckt, ſo nur jemals zum Vorſchein
gekommen ſind, daher ſeine Editiones den Manu-
ſcripten
[63]von Erfindung der edlen Buchdruckerkunſt.
ſcripten heut zu Tag bey nahe gleich geſchaͤtzet wer-
den. Maittaire(d) hat ſelbige mit allem Fleiß
aufgeſuchet und nach den Jahren beſchrieben.
Man gehet aber zu weit, wenn man ihm die allererſten
griechiſch gedruckten Buͤcher zuſchreibet, weil man
ſchon 18. Jahr vor ihm zu Mayland dergleichen Buͤ-
cher gedruckt hatte. So viel iſt gewiß, daß die Kuͤnſte
und Wiſſenſchaften ihm ungemein viel zu dancken ha-
ben, weil er die vortreflichſten Manuſcripta nicht nur
aufgeſucht, ſondern auch mit genauer Sorgfalt accurat
gedruckt hat. Eben deßwegen wiſſen ihn die gelehrten
nicht hoch genug zu erheben. Jch wuͤrde mehr als ei-
nen Bogen von ſeinen Lobserhebungen anfuͤllen koͤn-
nen, wenn ich ſelbige hieher zu ſetzen vor noͤthig hielte. (e)
Endlich iſt er im 70. Jahr ſeines Alters geſtorben. Er
lebte aber gleichſam in ſeinem Sohn, Paulo Manu-
tio, wieder auf, welcher 1512. gebohren war, und 1574.
wieder geſtorben iſt. Denn dieſer trat in die loͤblichen
Fußſtapfen ſeines Vaters und brachte ſich durch ſeine
Ausgaben vieler nuͤtzlichen Buͤcher und ausnehmende
Gelehrſamkeit einen immerwaͤhrenden Ruhm zuwege:
Deſſen Sohn Aldus aber iſt ſo verarmet, daß er nicht
ein-
[64]Kurtzer Entwurf
einmal die Fracht bezahlen koͤnnen, als er nach Rom
beruffen worden iſt. Das Jnſigne, ſo die Manutii
gefuͤhret, iſt ein Ancker um welchen ſich eine Delphin
ſchlinget mit der Beyſchrift: Sudauit \& alſit. Deſſen
Bildniß trift man gleichfalls auf Fig. II. an. Auf die-
ſen wird nicht unbillig folgen:
Johann Frobenius,
Von Hammelburg aus Francken gebuͤrtig. Anfaͤng-
lich ſtudirte er in ſeinem Vaterland, hernach aber zu
Baſel. Woſelbſt er ſich mit den damals beruͤhmten
Buchdruckern Johann Ammerbach und Johann
Petri bekannt gemacht, und die Stelle eines Correcto-
ris vertreten hat. Hierdurch bekam er eine ſolche Liebe
zu dieſer Kunſt, daß er 1491. eine eigene Druckerey an-
geleget, und verſchiedene wichtige Wercke gedrucket
hat, worunter die Wercke Auguſtini in X. Baͤnden
nicht die letzte Stelle einnehmen Er hatte aber das
Ungluͤck, daß er ſie bey ſeinem Leben nicht gaͤntzlich zu
Stande gebracht, weil ihm ein gefaͤhrlicher Fall das
Leben verkuͤrtzet, denn er ſturbe in zwey Tagen darauf
im Jahr 1527. Was Aldus Manutius in Jtalien,
das iſt Frobenius in Teutſchland geweſen. Denn er
muſterte nach deſſelben Beyſpiel die alten unfoͤrmli-
chen Buchſtaben gleichfalls aus, und befliſſe ſich dage-
gen eines recht feinen Drucks, und lieferte der gelehrten
Welt viele nuͤtzliche Schriften. Nach ſeinem Todt
ſetzte ſein Sohn Hieronymus, und ſein Eydam Nico-
laus Epiſcopius die Druckerey fort und verdienten
ſich ebenfalls eine Stelle unter den beruͤhmten Buchdru-
ckern. Frobenii Jnſigne war ein Friedensſtab, der
unten von zwey, zuweilen auch nur von einer Hand ge-
halten,
[65]von Erfindung der edlen Buchdruckerkunſt.
halten, an den Seiten von zwey gecroͤnten Schlangen
umwunden, und oben von einer Taube betreten wird.
Bey einigen ſtehet die Auslegung dabey, bey den mei-
ſten aber nicht: Es iſt aber folgende: Γίνεσϑε φρόνιμοι
ὡς οἱὄφεις, ἀϰέραιοι ὡς περιςεραί, welches bekann-
termaſſen ſo viel heißt: Seyd klug wie die Schlangen,
und ohne falſch wie die Tauben. Sein Bildniß weißt
gleichfalls Fig. II. auf. Um dieſe Zeiten wurde in Ba-
ſel ferner bekannt:
Johann Oporin,
ſonſten auch Herbſt genannt,
Er erblickte das Licht dieſer Welt 1507. zu Baſel.
Jn ſeiner Kindheit ließ er ſchon einen vortreflichen
Verſtand von ſich blicken, deßwegen ihn auch ſein
Vater nach Straßburg in die Schule that, woſelbſt
er esunter Gebwilers Anweiſung in kurtzer Zeit in der
lateiniſch- und griechiſchen Sprache ſehr weit ge-
bracht hat. Hierauf gieng er wieder nach Baſel das
Studiren fortzuſetzen, es trieb ihn aber der Geldman-
gel bald wieder weg; Da er denn zu dem Abt von
St. Urban, welches ein Kloſter unter dem Canton
Lucern in der Schweitz iſt, ſeine Zuflucht genommen
hat. Daſelſt bekam er eine Praͤceptoratur, und ge-
rieth mit einem Canonico, Namens Xylotectus, in
Bekanntſchafft, mit welchem er ſich hernach wieder
nach Baſel zuruͤck begeben, und deſſen hinterlaſſene
Wittwe nach ſeinem Todt geheyrathet hat. Jm
Jahr 1550. wurde er Rector bey der Stadtſchu-
le zu Baſel, welches Amt er aber bald wieder verlaſ-
ſen, weil er ſich zu Theophraſt Paracelſen gehalten
Eund
[66]Kurtzer Entwurf
und ihm ſeine Buͤcher abgeſchrieben hat, aus Hoffnung
ſeine Arcana von ihm zu erlernen. Alleine, unſer
Oporin fande ſich betrogen. Dahero er ſich wieder zu
ſeiner zaͤnckiſchen Frau begeben muſte, welche er vor-
hero ihrer uͤblen Auffuͤhrung wegen verlaſſen hatte.
Jedoch, das Gluͤck wurde ihm um dieſe Zeit etwas
guͤnſtiger, indem er nicht nur ſeine boͤſe Frau verlohren,
ſondern auch die Profeßion der griechiſchen Spra-
che zu Baſel erhalten, welche er zwey Jahr mit gutem
Ruhm verwaltet hat. Er danckte aber dennoch ab
und legte mit Robert Wintern eine Druckerey da-
ſelbſt an, welches ihm bey nahe ſehr uͤbel bekommen waͤ-
re. Denn Robert Winter machte viel Schulden,
daß auch Oporin ein ziemliches Stuͤck Geld borgen
muſte, da er die Druckerey davon frey machen
wollte Er wurde aber doch endlich Herr von der
Druckerey alleine. Hier fieng ſich nun ſein Gluͤck zu beſ-
ſern an. Denn er ſuchte nur die brauchbarſten und
nuͤtzlichſten Buͤcher zu drucken, welche er ſelbſten auf
das accurateſte corrigiret hat. Ja er hat auch ſelbſten
einige verfertiget. Dadurch erlangte er endlich den
verdienten Lohn ſeiner Geſchicklichkeit und Fleiſſes.
Denn jedermann hatte vor ihm eine groſſe Hoch-
achtung, die auch nach ſeinem Todt noch uͤbrig geblieben
iſt. Er hat ſich viermal verheyrathet, und mit ſeinen
drey letzten Weibern eine vergnuͤgte Ehe gefuͤhret.
Seine letzte Frau brachte ihn endlich dazu, daß er die
Druckerey verkaufte. Sein Leben hat er 1568 geen-
diget, und deſſen Leichnahm iſt in die Hauptkirche be-
graben worden. Die Univerſitaͤt hat ihn mit einer
wohlgeſetzten Grabſchrift beehret. (f) Sein Jnſigne
war
[]
[][67]von Erfindung der edlen Buchdruckerkunſt.
war der Lesbiſche Poet und Lyricus Arion auf einem
Delphin, oder Meerſchwein. Er hat ſich aber deſſel-
ben bald im Anfang, bald am Ende, ſeiner Buͤcher
bedienet, und ſonſten allerhand Veraͤnderungenda-
mit vorgenommen. Sein Bildniß findet man auf
Fig. II. Nach ihm verdienet angemerckt zu werden:
Robert Stephanus,
Er war in Paris gebohren, und einer von den beruͤhmte-
ſten und gelehrteſten Buchdruckern, die jemals dieſe
Kunſt getrieben haben. Sein Vater Heinrich Ste-
phanus, und ſein Stiefvater Simon Colinaͤus hat-
ten zwar auch Druckereyen gehabt; Alleine, an Ro-
berts Ruhm haben ſie es bey weiten nicht gebracht.
Es iſt auch kein Wunder, denn er war nicht nur in der
hebraͤiſch-griechiſch-und lateiniſchen Sprache unge-
mein wohl erfahren, ſondern er bemuͤhte ſich auch ſeine
Buͤcher auf das correcteſte zu liefern. Dahero er auch
E 2die
(f)
[68]Kurtzer Entwurf
die corrigirten Bogen an die Ecken der Straſſen aus-
gehaͤnget, und demjenigen eine Belohnung verſprochen
haben ſoll, welcher ihm einen Fehler anzeigen wuͤrde.
Ums Jahr 1539. wurde er Koͤnig FrantzensI. Buch-
drucker der hebraͤiſchen und lateiniſchen Sprache.
Weil man ihm aber Schuld gegeben, daß er bey ſeiner
Entweichung aus Paris nach Genf etliche Schriften
aus der Koͤniglichen Druckerey entwendet haͤtte, und
ſonſten die Theologiſche Facultaͤt ſehr uͤbel auf ihn zu-
ſprechen war, wegen ſeiner Anmerckungen die er zu ſei-
ner hebraͤiſch gedruckten Bibel geſetzet hatte; So ſoll
man ihn in ſeiner Abweſenheit verbrannt haben. Un-
terdeſſen ſetzte er zu Genf die Druckerey bis an ſein
End 1559. unermuͤdet fort, und lieferte der gelehrten
Welt viel ſchoͤne und nuͤtzliche Buͤcher, die er zum Theil
ſelbſten verfertiget hat. Er hinterließ Heinrich und Ro-
berten, welche ſich ebenfalls wegen ihrer Gelehrſam-
keit und correct gedruckten Buͤcher viel Ruhm erwor-
ben haben. Heinrich muſte, wie ſein Vater, aus Paris
fluͤchtig werden, weil er ſeine Feder gar zu ſehr wider die
Geiſtlichen geſpitzet hat. Dahero ſein Bildniß in Paris
verbrannt worden ſeyn ſoll. Unterdeſſen habe er von
ſich hoͤren laſſen: es habe ihm niemals mehr gefrohren,
als zu der Zeit, da er in Paris verbrannt worden ſey.
Wie wohl dieſes einige von Robert Stephano ſagen
wollen. Mich. Maittaire aber macht dieſes Vorge-
ben gar zu einer Fabel. Zu Lyon iſt er endlich im Spi-
tal 1598. geſtorben. Das Jnſigne der Stephano-
rum war ein fruchtbarer Oelbaum, von welchem einige
Zweige fallen, andere aber dagegen eingepfropfet ſind.
Unter demſelben ſtehet ein Mann, welchen einige vor den
Apoſtel Paulum halten. Die Beyſchrift iſt: Noli
altum ſapere, oder: Noli altum ſapere, ſed time, wel-
che
[69]von Erfindung der edlen Buchdruckerkunſt.
che auf Roͤm. XI, 16-20. zielen ſoll. Robert Ste-
phani(g) Bildniß ſtehet auf unſerer Fig. III.
Chriſtophorus Plantinus,
Von Tours, in der Landſchaft Touraine, hat ſeine
Druckerey zu Antwerpen angelegt. Einige ſchreiben
ihm eine ziemliche, andere gar keine, Gelehrſamkeit zu;
Dieſes aber muͤſſen ihm beyde zugeſtehen, daß er viel
ſchoͤne und accurat gedruckte Wercke ans Licht ge-
bracht hat. Wie er denn die Biblia Polyglotta auf des
Koͤnigs PhilippsII. in Spanien 1571. in 8. Baͤnden in
fol. ſehr ſauber gedrucket hat. Er ſoll zu allererſt Arabiſch
gedruckt haben; Auſerdem aber giebt man vor, er haͤtte
mehr den hundert Sprachen drucken koͤnnen. Dahe-
ro ſeine Druckerey vor das achte Wunderwerck der
Welt von einigen gehalten worden. Und gleichwohl
iſt er in groſſe Schulden gerathen. Seine Schwieger-
ſoͤhne Frantz Rapheleng, und Joh. Moretus haben
nach ſeinem Tod, der ſich 1589. zugetragen, die Dru-
ckerey mit vielen Ruhm fortgeſetzet. Deſſen Jnſigne
iſt ein Cirkel, welchen eine Hand aus den Wolcken re-
gieret Stehet der Daume auswaͤrts, ſo halten den
Zettel mit der Uberſchrift: Labore \& Conſtantia zur
rechten ein ſtehender Mann, ſo ein Grabſcheid, zur
lincken eine Weibsperſon, ſo ein groſſes Creutz in den
Haͤnden haben; Jſt der Daume einwaͤrts verborgen,
E 3ſo
[70]Kurtzer Entwurf
ſo ſind auch die beygeſetzten Worte verkehrt zu leſen:
Conſtantia \& Labore. Dieſes Jnſigne ſo wohl, als
die vorhergehenden, kan man deutlich auf unſerer
Fig. IV. abgebildet ſehen. Sein Bildniß findet man auf
Fig. III. Jch koͤnnte hier mit leichter Muͤhe noch eine
groſſe Anzahl beruͤhmter Buchdrucker anfuͤhren, z. E.
Johann Herwagen, Hadrian Turnebum, Daniel
Bombergen, Jodocum Badium Aſcenſium, Ma-
mert Patiſon, Friedrich und Claudium Morell,
Chriſtian Wecheln, Johann Amorbach, und noch
andere mehr, wenn meine Abſicht waͤre, von allen be-
ruͤhmten Buchdruckern zu handeln. Alleine gegen-
waͤrtiger Platz iſt mir hierzu zu enge, und meine Abſicht
gehet nunmehro vornemlich auf Leipzig. Jedoch, ehe
ich dazu ſchreite, will ich doch noch eine kleine Ausſchwei-
fung machen, und meine Augen auf unſere Nachbarn
werffen. Dreßden iſt der erſte Ort, von welchem ich
nur drey alte beruͤhmte Buchdrucker anfuͤhren will, die
werth ſind, daß ihr Gedaͤchtniß verneuert wird.
Wolfgang Stoͤckel,
Jſt der erſte davon. Dieſer lebte anfaͤnglich von 1495.
bis 1519. allhier in Leipzig. Um welche Zeit er nach
Dreßden ſich gewendet hat und bey Hertzog Georgen
Hofbuchdrucker worden iſt. (h) Jch werde von ihm
noch einmal reden muͤſſen, wenn ich auf die Leipziger
kommen werde; Dahero ich hier weiter nichts anzu-
fuͤhren vor noͤthig erachte, als daß ich noch melde, wie
ſein Sohn vielleicht,
Mat-
[]
[][71]von Erfindung der edlen Buchdruckerkunſt.
Matthias Stoͤckel,
mit Gimel Bergen zu Dreßden um das Jahr 1579.
eine Druckerey gehabt habe. Es beweißt dieſes der
allererſte Druck von dem Concordien-Buch, ſo zu
Dreßden auf Anordnung Churfuͤrſt Auguſts zu
Sachſen und Einwilligung der andern Fuͤrſten und
Staͤnden im heiligen Reich teutſcher Nation, ſo daſſel-
bige unterſchrieben, 1579. ingleichen von der Apologie,
ſo eben daſelbſt 1584. in fol erſchienen iſt. Es ſtehet
ausdruͤcklich hinten dran: Gedruckt zu Dreßden, im
Churfuͤrſtlichen Saͤchſiſchen Hoflager durch Mat-
thias Stoͤckel, und Gimel Bergen, 1579. allwo
zugleich ihr gemeinſchaftliches Jnſigne ſtehet Es
iſt aber folgendes: Erſtlich ſtehet in der Mitte der
Evangeliſt Matthaͤus, zu deſſen lincker Hand ſiehet man
einen Baum, an welchem auf der rechten Seite ein
Apfel, auf der lincken eine Roſe mit einem Creutz, wie
der ſeelige Lutherus im Signet gefuͤhret, herunter haͤn-
get. Um den Baum herum ſchlingen ſich aufwaͤrts
zwey Schlangen, davon eine nach den Apfel die andere
nach der Roſe langet. Oben auf dem Baum ſtehet
Pſal. 37. Uber demſelben laſſen ſich Sonne, Mond
und Sterne ſehen. Unten auf dem Erdboden aber
liegt ein Todtenkopf mit Beinen und eine Sanduhr,
woſelbſt unter dem Apfel 3. Kornaͤhre aufgericht, unter
der Roſe aber ebenfalls drey Kornaͤhren, aber gebogen,
ſtehen; Zu der rechten Hand ſtehet wiederum ein Baum
mit Fruͤchten, welcher aus einem abgehiebenen
Stamm hervor gewachſen iſt; Jede Frucht hat ein
Creutz; Oben auf dem Baum ſtehet eine Taube, am
Himmel zeigen ſich Sterne, unten langet ein Eichhorn
nach den Fruͤchten und auf der Erden lieget eine abge-
E 4fallene
[72]Kurtzer Entwurf
fallene Bluͤthe. Um dieſes Jnſigne herum lieſet man
Matthes Stoͤckel und Gimel Bergen, mit der Jahr-
zahl 1579. Auſen herum ſind die uͤbrigen drey Evan-
geliſten mit ihren gewoͤhnlichen Zeichen angebracht.
Jn Kupfer kan man ſelbiges hinten unter unſern geſto-
chenen Jnſignien ſehen. Woraus alſo deutlich zu
ſchlieſen, daß dieſe beyde Maͤnner eine Druckerey mit
einander gehabt haben muͤſſen. Der dritte iſt alſo:
Gimel Bergen,
Welcher zu Luͤbeck im Jahr Chriſti 1543. gebohren
war. Sein Sohn lernte hier in Leipzig die Buchdru-
ckerkunſt 1635. Nachdem er nun ſeine Lehrjahre nach
uralten Gebrauch und Gewohnheit ehrlich und redlich
ausgeſtanden; So wurde er am zweyhundertjaͤhri-
gen Jubelfeſt 1640. allhier nebſt Chriſtian Nobis, von
Zwickau, und Gregor. Koͤrnern, von Waldſachſen,
unter die Anzahl der Kunſtglieder an und aufgenom-
men und in den Geſellenſtand erhoben. Nachhero
hat er ſich nach Dreßden gewendet und die Buchdru-
ckerey daſelbſt getrieben. Unter den Roth Scholtzi-
ſchen(i) Sinnbildern finde ich noch ein ordentliches
Wappen von Gimel Bergen, welches in einem teut-
ſchen ſilbernen Schild zwey Berge hat: Auf dem ge-
ſchloſſenen Stechhelm aber ſiehet man ebenfalls ei-
nen Berg woraus ein Baum gewachſen iſt, mit der
Uberſchrift: GIMEL BERGEN. Jch kan nicht
ſagen, ob dieſes Wappen der Vater, oder Sohn, gefuͤh-
ret hat, weil keine Jahrzahl dabey befindlich. Wie
ich denn uͤberhaupt von dem Sohn nichts zuverlaͤßiges
habe
[73]von Erfindung der edlen Buchdruckerkunſt.
habe auftreiben koͤnnen, als daß Johann David
Werther(k) uns berichtet, er waͤre 1640. allhier zu
Leipzig zum Geſellen gemacht worden. Seines Va-
ters Bildniß ſiehet man Fig. III.
Von Dreßden wende ich mich nach Wittenberg.
Wer der erſte Buchdrucker daſelbſt geweſen iſt, will ich
vorjetzo nicht unterſuchen, ſondern ich will nur einige
beruͤhmte Maͤnner anfuͤhren die daſelbſt dieſe Kunſt
ehedeſſen getrieben haben. Den erſten Platz mag
allhier
Hermann Trebelius,
Einnehmen. Von dieſem weiß man, daß er im Jahr
1505. Petri Rauennatis Librum Sermonum in Feſtis
herausgegeben und gedruckt hat. Jngleichen 1506.
Mart. Pollichii, alias Mellerſtadii, Tr. in Wimpinianas
Offenſiones.(l) Sonſten iſt nichts mehr zur Zeit
von ihm bekannt. Mit mehrern Recht gehoͤret unter
die beruͤhmten Buchdrucker zu Wittenberg
Melchior, und Michael Lotther,
Dieſes waren zwey Bruͤder, gebuͤrtig von Leipzig.
Melchior kam um das Jahr 1518. nach Wittenberg,
und legte daſelbſt eine dreyfache Druckerey, wie es Lu-
therus(m) geheiſſen, an, nemlich eine teutſche, griechiſche
E 5und
[74]Kurtzer Entwurf
und lateiniſche, da ſie vorhero nur teutſch gedrucket
haben. 1520. erſchiene aus ſeiner Preſſe D. M. L.
Sermon von dem Neuen Teſtament, d. i. von der
heyligen Meſſe, in 4. allwo er ſich am Ende Mel-
chior Lotter jung genennet, und noch in dieſem Jahr
Lutheri Buͤchlein von guten Wercken. 1521. fieng er
an Lutheri Poſtill in 4 zu drucken, 1522 aber die erſte
teutſche Uberſetzung von dem N. T. jedoch ohne ſeinem
Namen. Bey der andern Auflage aber hat er ſich ge-
nennet. Und da es 1524. abermals gedruckt worden, ſo
ſtehen Melchior und Michael Lotther beyſammen:
Welche Verbindung nicht lange gedauert hat. Denn
noch in dem folgenden Jahr iſt er wieder nach Leipzig
zuruͤck gegangen und hat ſeinen Bruder in Wittenberg
gelaſſen. Bey dieſem wurden alsdenn die wichtigſten
Schriften Lutheri von 1525. bis 1529. gedruckt, in wel-
chem letzten Jahr er ſich nach Magdeburg gewendet hat,
woſelbſt er bis an ſein Ende geblieben, welches ohnge-
fehr ums Jahr 1554. oder 1555. herangenahet iſt. Um
eben dieſe Zeit herum wurde
Georg Rhawe,
Bekannt. Er war 1488. gebohren. Anfaͤnglich verwal-
tete er allhier in Leipzig eine Zeitlang das Amt eines
Cantoris zu St. Thomaͤ, wie er denn 1519. bey D.
Eckens Diſputation die Muſic aufgefuͤhret haben ſoll.
Hierauf begab er ſich der Religion wegen nach Witten-
berg, allwo ſein Bruder, Johann Rhawe, als Dia-
conus geſtanden. Er legte daſelbſte ne Druckerey an.
Jm Jahr 1521. hat er ſchon einige kleine Schriften Lu-
theri gedruckt. 1531. kam aus ſeiner Preſſe Lutheri
groſſer Catechiſmus nebſt einem Unterricht von der
Beicht und Abſolution zum erſtenmal an das Licht,
wel-
[]
[][75]von Erfindung der edlen Buchdruckerkunſt.
welcher 1534. und 1535. ſchon wieder aufgelegt werden
muſte Er war aber abſonderlich Philipp Melanch-
thons Buchdrucker, indem er deſſelben meiſte Schrif-
ten zu ſeiner Zeit gedrucket hat. Man weiß auch von
ihm, daß er ſelbſten einige theologiſche und muſicaliſche
Buͤcher verfertiget hat. Jm Jahr 1548. nahm er
von dieſer Welt Abſchied. Er muß in Wittenberg in
gutem Anſehen geweſen ſeyn, weil er daſelbſt zugleich
Rathsherr geweſen iſt. Sein Bildniß ſtehet auf unſe-
rer Fig. V. Noch weit beruͤhmter aber war.
Hannß Lufft,
Welcher 1495. gebohren war. Wer deſſen Eltern
geweſen, iſt gaͤntzlich unbekannt, man weiß auch nicht
wo er gebohren worden, vielweniger wo und wenn er
die Lehrjahre ausgeſtanden hat. So viel erſieht man
aus einigen Briefen Lutheri, daß er, als ein Buch-
drucker Geſelle, bald hie, bald da hin von dem Prior
des Auguſtiner Kloſters zu Wittenberg Eberh. Briß-
ger geſchicket worden iſt. (n) Nachdem ſich Melch.
Lotther 1525. von Wittenberg weg begeben
hat, in deſſen Druckerey er vorhero vielleicht als Ge-
ſelle geſtanden; So fieng Lufft vor ſich eine Druckerey
an, es gieng aber bis 1529. hertzlich ſchlecht von ſtat-
ten. Alleine von dieſer Zeit an wurde ihm das Gluͤck
guͤnſtiger, bis es ihm erſt 1534. voͤllig erhoben hat.
Denn in dieſem Jahr druckte er Lutheri teutſch uͤber-
ſetzte Bibel zum erſten mal gantz, welche er bald 1541.
1545. 1546. wieder auflegen muſte, und damit bis 1574.
be-
[76]Kurtzer Entwurf
beſtaͤndig zu thun hatte, ja man giebt vor, daß waͤhrend
dieſer Zeit die Bibel Lutheri wohl 100000 mal aus
ſeiner Preſſe gekommen ſey. Dahero er nur der ordent-
liche Bibeldrucker hieſe. Er hat aber auch, auſer der
Bibel, Lutheri Hauß- und Kirchenpoſtille und deſſen
Wercke bey nahe alle mit einander gedruckt, wodurch
er nicht nur ſehr beruͤhmt wurde, ſondern auch zu guten
Mitteln kam. Mit ſeiner Ehefrau lebte er von 1519. bis
1561. ſehr vergnuͤgt, mit welcher er aber keine maͤnn-
lichen Erben gezeuget, ſondern nur eine Tochter, die
ſich mit Andrea Aurifabro, einem D der Artzney-
kunſt, der nachmals bey dem Hertzog Albrecht Leib-
medicus und fuͤrſtlicher Rath worden, verehliget. Es
wurde auch Hannß Lufft ums Jahr 1550. Raths-
herr, und endlich 1563. Burgermeiſter zu Witten-
berg. Jm Jahr 1584. gab er hernach im 89. Jahr
ſeines Alters ſeinen Geiſt auf. (o) Er hatte die Ehre,
daß ihn die gelehrteſten Leute damaliger Zeiten ihrer
Freundſchaft wuͤrdigten. Er war ein ſehr munterer
und aufgeweckter Mann, daher man ihm auch Schuld
giebt, er haͤtte jaͤhrlich am gruͤnen Donnerſtag bey ſei-
nem Feſt, welches er wegen des geendigten Bibeldrucks
begangen, bey der Mahlzeit ſeinen Gaͤſten und gu-
ten Freunden etwas ſtarck zu getruncken, mit dem
Vor-
[77]von Erfindung der edlen Buchdruckerkunſt.
Vorgeben, er muͤſſe ſolches thun, um die Hefftigkeit
der Flamme zu daͤmpfen, weil ſein Name zu Rom an
dieſem Tag, nebſt andern Ketzern, beſonders mit ver-
brennet wuͤrde. Man giebt ferner vor, er waͤre der erſte
Uhrheber von dem ſogenannten Buchdruckercalen-
der, welches aber noch nicht genung erwieſen iſt.
Sein Jnſigne kommt mit dem Frobenianiſchen ziem-
lich uͤberein. Zwey Haͤnde aus der Wolcken halten
ein bloſſes Schwerd um welches ſich zwey Schlangen
aufwaͤrts winden, und die Koͤpfe unter ſich kehren, auf
der Spitze aber ſtehet an Statt der Taube ein Hertz.
Bey groſſen und kleinen Buͤchern ſtehet dann und
wann ſein Name Johannes Lufft im Cirkel noch da-
zu ausgedruckt. Er hat aber auch noch einige an-
dere gefuͤhrt, z. E. David mit der Harffe vor GOtt
Kniend, ein Crucifix nebſt einer davor knienden
Churfuͤrſtlichen Perſon und auf der andern Seiten
Lutheri kniendes Bildniß. (p) Sein Bildniß trift
man auf Fig. V. an. Zu gleicher Zeit lebte auch
Johann Crato, oder Krafft,
Jn Wittenberg, welcher vermuthlich ein Bruder,
oder naher Anverwandter des beruͤhmten Kaͤyſerli-
chen Leibmedici Joh. Cratonis von Kraftheim ge-
weſen iſt. Er hat zwar auch einige Schriften Lu-
theri, z. E. deſſen Poſtille 1567. den 10. Theil von
deſſen Wercken, 1563. und andere mehr geliefert;
Er druckte aber abſonderlich Philipp Melanch-
thons Schriften, nach Georg Rhawens Tod.
Die-
[78]Kurtzer Entwurf
Diejenigen, welche dieſe Wercke beſitzen, werden ein
Zeugniß ablegen koͤnnen, daß deſſen Druck unge-
mein nett, rein, und praͤchtig ausſieht. Er war ein
vertrauter Freund Philippi Melanchthonis Sein
Jnſigne und Bildniß ſtehet auf Fig. V. Auſer dieſem
iſt auch ſonderlich.
Peter Seitz,
Bekannt, welcher ebenfalls um dieſe Zeiten gelebet,
und verſchiedene Theile von Lutheri Schriften ge-
druckt hat. Sonſten iſt noch anzumercken, daß die-
ſer Seitz, welchen Werther faͤlſchlich Seltze nen-
net, nebſt Hannß Lufft, Georg Rhawe im Jahr
1540. zu Wittenberg das erſte Jubelfeſt wegen Er-
findung der Buchdruckerkunſt feyerlich begangen hat.
Es haben auch noch einige andere, als Joſeph und
Thomas Klug, Nicolaus Schierlentz, Veit
Creutzer, Lorentz Schwenck, Clemens Schleich,
Anton Schoͤne, Hannß Schwertel, Matthias
Welack ꝛc. um dieſe und folgende Zeiten in Witten-
berg gelebet, welche gleichfalls an den Wercken Luthe-
ri mit gedrucket, aber doch bey weitem nicht einen ſol-
chen Ruhm erworben haben, als die vorhergehenden.
Jch will doch auch diejenigen Buchdrucker hier an-
haͤngen, welche ſich in Wittenberg von der Zeit ihrer
daſelbſt aufgerichteten Jnnung, bis auf die neuern
Zeiten, niedergelaſſen haben. Es richteten aber 1606.
den 2. Aug. folgende ein Jnnung auf:
- Georg Muͤller.
- Lorentz Seuberlich.
- Johann Schmidt.
- Wolf Meißner.
Mar-
[79]von Erfindung der edlen Buchdruckerkunſt.
- Martin Henckel.
- Johann Gorman, und
- Nicol Seligmann.
Von der Zeit an, hat man bis auf das andere
hundertjaͤhrige Jubelfeſt, 1640. folgende anzumercken:
- 1611. Andreas Ruͤdinger.
- 1613. Zacharias Moſe.
- 1613. Hartmann Liebe.
- 1615. Johann Mattheus.
- 1615. Georg Kellner.
- 1618. Paul Schelter.
- 1618. Nicolaus Ball.
- 1618. Auguſt Boreck.
- 1622 Jobſt Willhelm Fincelius, deſſen
Bildniß auf Fig. V. zu ſehen. - 1622. Chriſtian Thamm.
- 1623. Johann Hacke.
- 1625. Salomon Auersbach.
- 1628. Michael Wend.
- 1630. Zacharias Ebert.
- 1630. Ambroſius Rothe.
- 1631. Georg Muͤller, und
- 1632. Johann Roͤhnert.
Worauf nachſtehende noch anzumercken:
- 1653. Johann Hacke,jun.
- 1655. Johann Borckhardt.
- 1656. Melchior Oelſchlagers Wittib.
- 1661. Matthaͤus Henckel.
- 1663 Friedrich Willhelm Fincelius.
- 1667. Michael Meyer.
- 1671 Daniel Schmatz.
- 1674. Chriſtian Schroͤdter.
1674.
[80]Kurtzer Entwurf
- 1674. Johann Wilcke.
- 1676. Johann Chriſtian Ziegenbain.
- 1682. Chriſtian Fincelius, von welchem
man ebenfalls ein Bildniß auf Fig. V.
findet. - 1682. Auguſt Bruͤningh.
- 1690. Johann Michael Goderitſch.
- 1691. Martin Schultze.
- 1691. Johann Hacke.
- 1693 Chriſtian Kreuſig.
- 1698. Chriſtian Gerdeſius, welchen wir
auf Fig. V. abſtechen laſſen.
Nach der Zeit aber haben ſich noch folgende da-
ſelbſt angerichtet:
- 1706. Johann Gottfried Mayer.
- 1709. Samuel Kreußig.
- 1711. Auguſt Koberſtein.
- 1712. Johann Ludolph Fincelius.
- 1713. Johann Michael Horn,
der 1716.
ſeine Druckerey nach Schneeberg an Chriſtian Hein-
rich Kannengieſer verkauft, welche 1719. durch die
Feuersgluth verzehret worden. Diejenigen welche
ſich zu unſern Zeiten in Wittenberg befinden, werden
wir am Ende gegenwaͤrtiger Blaͤtter anfuͤhren. Und
hiermit von Wittenberg genug.
Jch will mich doch auch in Jena ein bisgen um-
ſehen. Der Anfang, welchen die Druckerey in Jena
gehabt, iſt um einer doppelten Urſache willen hoͤchſt-
merckwuͤrdig. Einmal, weil ſie ſich unter hohen
Schutz Jhro Durchl. Hertzog Johann Friedrichs
des mittlern, ingleichen, Johann Willhelms und
Johann Friedrichs des juͤngern, Gebruͤdere, Her-
tzogen
[81]von Erfindung der edlen Buchdruckerkunſt.
tzogen zu Sachſen daſelbſt 1553. niedergelaſſen;
Vors andere aber weil der erſte Buchdrucker
Chriſtian Roͤdinger,
Den Anfang zum drucken mit den XII, Jenaiſchen
teutſchen und IV. lateiniſchen Theilen von Lutheri
Schriften gemacht hat. Es war ſelbiger von Ge-
burt ein Magdeburger, und ein ſehr geſchickter Mann.
Weil aber bald darauf 1564. nebſt dieſen Schriften,
auch eine teutſche Lutheriſche Bibel durch Vorſchub
des Hertzog Friederichs des Mittler ſollte gedruckt
werden; So konnte er alleine die Sache nicht ge-
nug foͤrdern, dahero ſich noch zwey andere, nemlich:
Donat Ritzenhayn, u. Thomas Rebart,
Daſelbſt niederlieſen, dazu hernach auch noch 1590.
der vierdte,
Tobias Steinmann,
kam. Jetzt angefuͤhrte Maͤnner haben endlich mit groſ-
ſer Muͤhe dieſes weitlaͤuftige und nuͤtzliche Werck gluͤck-
lich zu Ende gebracht, wodurch ſie ihre Namen bis
auf die ſpaͤteſten Nachkommen fortgepflantzet haben.
Von Thomas Rebart muß ich noch gedencken, daß
ſelbiger nebſt ſeiner Druckerey zugleich einen Buchla-
den gehabt habe. Auſer dieſen bereits angefuͤhrten,
iſt auch noch
Guͤnther Huͤttich,
Zu mercken, welcher 1571. auf Befehl Hertzog Jo-
hann Willhelms zu Sachſen das ſogenannte Cor-
pus Doctrinaͤ in Fol. gedrucket hat. Sonſten aber
hat 1572. Ernſt von Gera, und 1583. Jacob Lip-
Fpold
[82]Kurtzer Entwurf
pold eine Druckerey zu Jena angeleget. Nach der
Zeit haben daſelbſt die Kunſt getrieben im Jahr:
1624. Johann Weidner, welcher 1628. ge-
ſtorben. Deſſen Wittwe 1629. die Druckerey fort-
ſetzte, nach derſelben Tod aber iſt ſelbige an ihren Sohn,
Johann Chriſtoph, gekommen.
1626. hat Johann Beutmann daſelbſt eine
Druckerey aufgerichtet, die aber 1630. die Erben
uͤbernommen, und da auch dieſe ausſturben, ſo wurde
ſolche verkauft.
Endlich ruͤckte das 200jaͤhrige Jubelfeſt heran.
Die Leipziger Geſellſchaft lude die damaligen Buch-
drucker in Jena:
- Johann Chriſtoph Weidner.
- Ernſt Steinmann.
- Blaſius Lobenſtein.
- Caſpar Freyſchmidt.
zwar ein; Alleine, die harten Kriegs-Unruhen und
die 1637. erlittene Pluͤnderung verhinderte ſelbige,
daß ſie nicht nach Leipzig kamen. Worzu noch die
bey Saalfeld geſchehene Schlacht von dem damaligen
Schwediſchen Feldmarſchall Banner kam.
- 1662. waren daſelbſt:
- Georg Sengewald.
- Johann Niſius.
- Samuel Krebs.
- Johann Jacob Bauchofer, und
- Johann Werther, Senior und Caͤmmerer.
- 1687.
- Samuel Adolph Muͤller, welcher 1668.
Sengewalds Druckerey gekauft hat. - Johann Gollner.
- Johann Zacharias Niſius.
- Johann David Werther.
- Johann Jac. Krebs, Factor.
- Samuel Adolph Muͤller, welcher 1668.
- 1700.
- Paul Ehrich, ſo die Bauchoferiſche Buch-
druckerey gekauft hat. - Chriſtoph Krebs.
- Johann Adolph Muͤller, Factor von Sa-
muel Muͤllers Druckerey. - Johann Rudolph Buͤnsdorf, Pachter der
Niſiuſiſchen Druckerey.
- Paul Ehrich, ſo die Bauchoferiſche Buch-
- 1720 Johann Adolph Muͤller.
Die jetzo lebenden werden abermals am Ende
zu finden ſeyn.
Endlich komme ich naͤher zu meinem Endzweck.
Denn nachdem ich bishero von einigen beruͤhmten
Buchdruckern uͤberhaupt geredet habe; So bin ich
nunmehro verſprochener maſſen zu ertheilen ver-
bunden:
Eine kurtze Nachricht von denjenigen, welche
ſich allhier in Leipzig, von Anfang bis hie-
her, in dieſer Kunſt geuͤbet haben.
Der erſte Anfang wird wohl ſchwerlich ohne allen
Zweifel koͤnnen beſtimmet werden. Denn es mangeln
abermals die dazu gehoͤrigen Huͤlfsmittel. Will man
ſich hierinnen von den Leipziger Chronicken belehren laſ-
ſen; So findet man zwar bey Tobia Heydenreich,
und Johann Jacob Vogeln,(q) daß die Buchdru-
ckerey 1513. allhier ihren Anfang genommen habe:
F 2Alleine,
[[84]]Kurtze Nachricht
Alleine dieſe, Berichte ſind grundfalſch. Denn ich werde
bald zeigen, daß ſchon um das Jahr 1479. eine Dru-
ckerey allhier angelegt worden ſey. Einige wollen noch
eher, nemlich von 1474. zu Leipzig gedruckte Buͤcher
wiſſen; Jch halte es aber entweder vor einen Jrrthum,
oder vor einen Druckfehler, (r) wie ich in beygeſetzter
Anmerckung deutlich erweiſen werde.
Andreas Frißner,
Jſt vielleicht der erſte geweſen, welcher um das Jahr
1479. eine Druckerey allhier aufgerichtet hat. Dieſer
Frißner war ein Sohn Johann Frißners des Juͤn-
gern, eines Rathsherrn zu Wonſiedel. Er ſtudirte
hier in Leipzig, und begab ſich nach geendigten Studien,
als
[85]von den Buchdruckern in Leipzig.
als Magiſter Artium, nach Nuͤrnberg, allwo er bey dem
damals beruͤhmten Buchdrucker Johann Senſen-
ſchmid einen Correctorem (s) anfaͤnglich abgegeben
hat. Hierauf druckte er mit Senſenſchmidt in Ge-
ſellſchaft, und legte hernach ſelbſten eine Druckerey vor
ſich zu Nuͤrnberg an, woſelbſt er auch bis um das Jahr
1478 geblieben iſt. (t) Denn um das Jahr 1479.
wurde er nach Leipzig, als Profeſſor Theologiaͤ, beruf-
fen, woſelbſt er 1482. die Ehre genoſſen, daß er Rector
Magnificus worden iſt. (v) Hieher ließ er nun ſeine
F 3Dru-
[86]Kurtze Nachricht
Druckerey bringen, welche er hernach im Teſtament
dem Prediger Convent zu Leipzig vermacht hat, (x) da
er nach Rom gereiſet, von dem Papſt JulioII, als Pa-
pæ \& ſedis apoſtolicæ primarius ordinarius erweh-
let worden, und daſelbſt 1504. geſtorben iſt. Er hat
auch verſchiedene Stipendia nach Wonſiedel geſtifftet,
welche die Frißneriſchen und Pachelbliſchen Nachkom-
men genieſen ſollen, wenn ſie ſich dem Studiren widmen
wuͤrden. Der Bibliotheck zu Wonſiedel hat er unter
andern Buͤchern Hiſtoriam Lombardicam per ſe im-
preſſam Norinbergæ verehret, welche aber nebſt der
gantzen Bibliotheck in Feuer vor etlichen Jahren ver-
lohren gegangen iſt. Jch kan zwar kein Buch an-
fuͤhren, welches hier zu Leipzig aus ſeiner Preſſe mit ſei-
nem Namen gekommen waͤre; Da aber zur Zeit noch
kein aͤlteres Buch, ſo zu Leipzig gedruckt, bekannt wor-
den iſt, als vom Jahr 1481. (y) und Frißner ſeine
Dru-
[87]von den Buchdruckern in Leipzig.
Druckerey um das Jahr 1479. von Nuͤrnberg hieher
bringen laſſen; So vermuthe ich, daß daſſelbe in ſeiner
Druckerey allhier gedruckt worden ſey, obgleich ſein
Name nicht dabey ſtehet. Jch finde auch kein beſonde-
res Jnſigne von ihm, das er gefuͤhret hat. Man weiß
aber, daß er und Johann Senſenſchmidt mit einan-
der eines gehabt haben, welches einen doppelten teut-
ſchen Schild vorſtellet. Jn dem Schild zur rechten
ſiehet man zwey aufwaͤrts ſtehende Senſen, in dem zur
lincken Hand einen Pelican. Siehe unſere Inſignia
Typograph. Lipſ. Nach ihm richtete ſich allhier
1484 Marcus Brander, an, welcher insgemein
vor den erſten Buchdrucker in Leipzig ausgegeben
wird. (z) Nach ihm wurde
F 41488-
[88]Kurtze Nachricht
1488-1489. Moritz Brandis,Baccalaureus
Philoſophiæ, bekannt. Die von ihm gedruckten Buͤ-
cher beweiſen, daß er zugleich auch die Buchdruckerey
getrieben habe. (a) Einige meynen, dieſer Brandis
und vorhergehender Brander waͤren nur eine Perſon
geweſen, weil Brand’ mit einem Apoſtropho ebenfalls
Brandis heiſen koͤnne; Es iſt aber nicht wahrſcheinlich,
daß, wenn dieſe zwey Maͤnner nur eine Perſon geweſen
waͤren, ſich ſelbiger bald Marcus, bald Moritz, auf
den gedruckten Buͤchern ſollte genennet haben.
1489-1509. Conrad Kachelofen wurde ſchon
um das Jahr 1489. und nicht 1492. wie Muͤller, mey-
net, (b) bekannt. Es bezeugen dieſes ſeine gedruckten
Buͤ-
[89]von den Buchdruckern in Leipzig.
Buͤcher. Um das Jahr 1495. hat er ſich der Peſt wegen
nach Freyberg gewendet. (c) Wie lang er aber daſelbſt
geblieben ſeyn muß, kan ich nicht berichten. Es ſind noch
viele von ihm gedruckte Buͤcher hier und da in Biblio-
thecken anzutreffen. Wie denn in der oͤffentlichen Bi-
bliotheck zu Freyberg noch 12. Stuͤck aufbehalten wer-
den. Uber 1509. habe ich keines ausfindig machen
koͤnnen, dahero er vielleicht um dieſe Zeit herum geſtor-
ben iſt. Sein Jnſigne ſtellet einen alten Mann vor,
der zwey Schilder haͤlt, in dem Schild zur rechten
F 5Hand
(b)
[90]Kurtze Nachricht
Hand ſtehen die Anfangsbuchſtaben von ſeinem Na-
men C. K. in dem zur lincken aber das Leipziger Stadt
Wappen. Siehe unſere am Ende angehaͤngten In-
ſignia Typographorum Lipſienſium.
1490-1512. Martin Lantzberg, der ſich auch
dann und wann nur Martinum Herbipolenſem Bacca-
laureum genennet hat, weil er von Wuͤrtzburg gebuͤrtig
war. Die Bibliotheck zu Freyberg weißt abermals
11. Stuͤck Buͤcher auf, ſo er gedrucket. (d) Unter-
deſſen trift man auch noch einige andere an, die aus ſei-
ner Preſſe gekommen ſind, bey welchen ſein Name zum
Theil ſtehet, zum Theil aber weggelaſſen iſt. Man kan
aber ſelbige gar leicht aus ſeinem Jnſigne erkennen.
Es ſtellet ſelbiges zwey Schilde vor, welche an einem
Aſt haͤngen Jn dem Schild zur rechten Hand ſieht
man einem Stern, den halben Mond und die Sonne,
in dem zur lincken aber eine Capelle mit drey Thurn-
ſpitzen.
1490. Gregorius Wehrmann, von welchem ich
aber weiter nichts, als den bloſen Namen anfuͤhren kan.
1492-1498. Gregorius Boͤttger. Von die-
ſem weiß ich zwar, daß er etliche Buͤcher gedruckt hat;(e)
Von
[91]von den Buchdruckern in Leipzig.
Von deſſen uͤbrigen Umſtaͤnden aber habe ich abermals
nichts finden koͤnnen.
1493-1495. ArnoldusdeColonia, ſonſten hieß
er ſich auch nur ArnoldumColonienſem, woraus man
ſo viel ſiehet, daß Coͤlln ſein Geburtsort geweſen ſey.
Wenn er aber nach Leipzig gekommen ſey, und wie lan-
ge er allhier gelebet hat, iſt gaͤntzlich unbekannt. (f)
1495-1519. Wolfgang Stoͤckel, auch Stoͤck-
lin und Molitor, war in Muͤnchen gebohren, dahero
er ſich nach der damaligen Gewohnheit auch nur Wolf-
gangum Manacenſem dann und wann genennet hat.
Jn Erfurt iſt er Baccalaureus und endlich zu Leipzig
ein Buͤrger und Buchdrucker worden. Er hat ſich aber
nicht Zeit Lebens allhier aufgehalten, ſondern er iſt um
das Jahr 1519. als Hofbuchdrucker Hertzog Geor-
gens nach Dreßden beruffen worden, wie ich bereits
oben p. 70. ſchon angefuͤhret habe. Jn ſeiner Druckerey
ſind
(e)
[92]Kurtze Nachricht
ſind viele nuͤtzliche Buͤcher gedruckt worden, wie denn
in der Bibliotheck zu Freyberg noch 20. Stuͤck davon
zu ſehen ſind. (g) Sein Jnſigne war ein Hammer
auf einem Poſtement mit ſeinem Anfangsbuchſtaben
W. S. Er hat ſich aber auch noch eines andern bedienet,
welches aus zwey Schildern beſtanden, die zuſammen
an einen Aſt aufgehangen ſind. Der Schild zur rech-
ten Hand weißt Stoͤckels Anfangsbuchſtaben W. S,
oben einen Stern und unten ein Rad, nebſt zwey
creutzweis gelegten Hacken, der Schild zur lincken
Hand aber das Leipziger Stadtwappen auf. Siehe
unſere Jnſignia.
1497-1519. Melchior Lotther lebte gleichfalls
um dieſe Zeit. Er giebt dem vorigen an Ruhm nichts
nach. Die Bibliotheck zu Freyberg kan abermals un-
truͤgliche
[]
[][93]von den Buchdruckern in Leipzig.
truͤgliche Zeugen davon aufweiſen. (h) Er trieb ſeine
Kunſt bis 1519. allhier in Leipzig; Er begab ſich aber
noch in dieſem Jahr nach Meiſen, (i) weil in Leipzig die
Peſt regierte. Unter ſeinen vielfaͤltig gedruckten Schrif-
ten ſind abſonderlich verſchiedene recht merckwuͤrdige
Stuͤcke anzutreffen, welche die Reformation Lutheri
angehen. Solche alle aber allhie anzufuͤhren leydet
mein Endzweck nicht. Vermuthlich iſt er 1525. ge-
ſtorben, als in welchem Jahr deſſen Sohn von Witten-
berg wieder nach Leipzig gezogen iſt, und des Vaters
Buchdruckerey angenommen hat. Sein Jnſigne iſt ein
alter Mann, der einen Schild haͤlt, worinnen ſeine An-
fangsbuchſtaben M. L. ſtehen. Siehe unſere Jnſignia.
Deſſen Bildniß ſtehet auf beygehendem Kupfer.
1498-1528. Jacob Thanner von Wuͤrtzburg
gebuͤrtig. So viel man aus ſeinen gedruckten Buͤ-
chern abnehmen kan; So mag er wohl ums Jahr
1498. allhier eine Druckerey angeleget haben. Man
findet auch, daß er ſich dann und wann lateiniſch laco-
bum Abiegnum genennet hat. (k) Freyberg hat
wie-
[94]Kurtze Nachricht
wiederum 12. Zeugen aufzuweiſen, (l) die aus ſeiner
Preſſe gekommen ſind. Er hat ſich inſonderheit um
die Schulautores verdient gemacht, unter welchen er
den Florum, Plautum, Virgilium,(m)Ovidium,
Lucianum ꝛc. zum Theil gantz, zum Theil nur einige
Stuͤcke, gedrucket hat. Sein Ende iſt unbekannt,
deſto bekannter aber ſein Name, und wenn er auch
ſolchen zu ſeinen gedruckten Buͤchern nicht geſetzet hat,
ſo ſieht man doch aus deſſelben feinem Druck und ſei-
nem Jnſigne gar leicht, daß ſie aus ſeiner Druckerey
ſind. Sein Jnſigne aber iſt ein viereckigtes ſchwartzes
Feld, in welchem eine weiſe Figur, wie ein Riß von
einem Reichsapfel zu ſehen, nebſt ſeinen Anfangsbuch-
ſtaben i. t. Siehe unſere Jnſignia Deſſen Bildniß
haben wir auf beygehenden Kupffer vorſtellen laſſen.
1499. Melchior Baͤrnius. Von dieſem weiß
ich weiter nichts zu ſagen, als, daß Gottfried Chri-
ſtian Goͤtze in ſeinem oͤfters angefuͤhrten Program.
p. 5. ſchreibet, um dieſe Zeit war nebſt andern auch
Melchior Baͤrnius, als ein erfahrner Buchdrucker,
bekannt Wie weit aber dieſe Nachricht gegruͤndet,
oder
(k)
[]
[][95]von den Buchdruckern in Leipzig.
oder nicht gegruͤndet ſey, kan ich nicht entdecken. Viel-
leicht ſind einige von meinen Leſern ſo guͤtig, und kom-
men mir mit der Zeit hierinnen zu ſtatten, wenn ſie mir
einige Nachrichten mitzutheilen belieben wollten. Denn
alle alte Buͤcher ſelbſten in Augenſchein nehmen wollen,
iſt ein vergebliches Hoffen, und keines eintzigen Men-
ſchen Werck. Jn welcher Bibliothek ſtehen ſie beyſam-
men? Jn keiner.
1514. Conrad Baumgarten hat um dieſe Zeit
Textum trium Librorum Ariſtot. de anima pun-
ctuatim emendatum cum interpretatione ſecundum
viam Alberti Aegidii \& B. Thomæ magiſtrali \& cla-
ra fol. allhier gedruckt. Sein Jnſigne iſt ein abge-
hiebener Vaum, an welchem aus dem abgehiebenen
Aeſten drey Blaͤtter heraus gewachſen ſind. Oben
druͤber haͤnget ein Zettel mit deſſen Anfangsbuchſta-
ben. C. B. Siehe unſere Jnſignia.
1515.-1535. Valentin Schumann. Was ſeine
Geburth, Leben und Tod anbelangt, muß ich meine
Unwiſſenheit wiederum geſtehen. Von ſeinen gedruck-
ten Buͤchern aber weiß ich, daß zu Freyberg 7. Stuͤck
in der Bibliotheck ſtehen. (n) Sein Jnſigne iſt mir
auch noch bekannt. Es iſt eigentlich nur ſein verzoge-
ner Name. Aus dem V. gehet ein Stengel in die
Hoͤhe, welcher oben drey Blaͤtter hat, in der Mitte
aber von dem S. umwunden wird. Auf beyden Sei-
ten ſtehen zwey ſtarcke Baͤume in die Hoͤhe, welche
ſich oben zuſammen biegen. Was die beyden Buch-
ſtaben L. D. ſagen ſollen, kan ich nicht errathen.
Siehe unſere Jnſignia.
1522. Nicolaus Faber, oder Schmidt, deſſen
Jnſigne ſtellet eine offene Thuͤr vor, in welcher ein
Schild
[96]Kurtze Nachricht
Schild mit Laubwerck umgeben, aufgehaͤnget iſt, und
auf beyden Seiten von zwey nackenden Knaben gehal-
ten wird. Jn dem Schild ſelbſt ſiehet man drey Trian-
gel, zwey neben einander und einen unten drunter. Jm
Jahr 1555. iſt er wieder geſtorben.
1525. Melchior Lotther. Ein Sohn des oben
gedachten Lotthers gleiches Namens. Anfaͤnglich
ließ er ſich in Wittenberg nieder, nach des Vatern Tod
aber kam er wieder nach Leipzig. Jch habe bereits
oben unter den Wittenbergern von ihm gehandelt.
1533-1549. Michael Blum hatte zu ſeinem Jn-
ſigne einen Schild in welchem die Anfangsbuchſtaben
von ſeinem Namen M. B. zu ſehen ſind. Den Schild
haͤlt ein Engel mit beyden Haͤnden, auſen herum iſt ein
Blumencrantz. Man findet aber auch, daß deſſen
Schild zwey Engel halten, worinnen drey Blumen
ſtehen.
1537. Nicolaus Wolrab hat ſich durch aller-
hand anzuͤgliche Schriften wider D Luthern auch
einen Namen in der Welt gemacht, welche aus ſeiner
Druckerey hervor getreten ſind. Er hat aber auch
um das Jahr 1530. eine teutſche Bibel Lutheri nach-
zudrucken angefangen, welches Lutherus auf alle
Art und Weiſe zu hintertreiben ſich bemuͤhet hat. Viel-
leicht weil er dieſen Wolraben nicht getrauet. Es
wurde ihm auch wuͤrcklich verbothen. Unterdeſſen er-
langte doch Wolrab die Erlaubniß dieſe Bibel endlich
gar zu drucken, welche er auch 1541. zu Ende gebracht
hat. Sie iſt mit den uͤbrigen Bibeln, ſo Hannß Luft
in Wittenberg gedruckt, vollkommen einſtimmig. Da-
hero ſelbige ſo gar auf Fuͤrſtlichem Befehl in allen Kir-
chen angeſchaffet worden. Sein Jnſigne ſtellte die For-
tunam vor, indem ſie auf dem Waſſer faͤhrt. Man
findet
[]
[][97]von den Buchdruckern in Leipzig.
findet aber auch, daß er ſich zu anderer Zeit den Heil.
Nicolanm zu ſeinen Jnſigne erwehlet hat, welcher in ei-
ner Hand ein Buch, in der andern aber ein Crucifix
haͤlt. Siehe unſere Jnſignia.
1539-1570. Jacob Berwald hat ſich abſonder-
lich durch den Druck des Sleidani 1559. fol. bekannt
gemacht. Er iſt den 20 October 1570. geſtorben.
Die Erben ſetzten die Druckerey fort, deſſen Sohn
Zacharias aber wurde hernach Herr davon. Sein
Jnſigne war ein Baͤr, um welchen ein Crantz von Laub-
werck gezogen iſt. Siehe unſere Jnſignia.
1541-1598. Valentin Papa verheyrathete
1557. den 14. Jul. ſeine Tochter Anna an Herrn M.
Ernſt Voͤgelin, ſo aber 1598. wieder geſtorben iſt.
Goͤtze zehlt ihn unter diejenigen Buchdrucker in Leipzig,
welche ſich um ihre Kunſt ungemein verdient gemacht
haben. (o)
1559. Wolfgang Guͤnther, gebuͤrtig von Dip-
polswalde.
1551-1555. Urban Gaubiſch. Er war 1502.
in Ortrandt, einem Staͤdtgen in Meiſen, gebohren.
Sein Vater war Alexius Gaubiſch. Anfaͤnglich lie-
ſen ihn ſeine Eltern fleißig in die Schule gehen. Nach-
dem aber ſein Vater etwas zeitlich geſtorben; So ſahe
ſich ſeine Mutter genoͤthiget ihn in das Auguſtiner Klo-
ſter nach groſſen Hayn zu thun, worinnen er auch bis
gegen das Jahr 1539. geblieben iſt. Da nun aber Lu-
therus um dieſe Zeit auch in Meiſen zu reformiren an-
fieng; So gieng Gaubiſch mit einem andern Ordens
Bruder auf und davon. Es fuͤgte ſich aber, daß ihn
Lutherus ohngeſehr antraf: Dahero er ihn mit nach
GLeip-
[98]Kurtze Nachricht
Leipzig genommen und zu Jacob Berwald gethan
hat, die Buchdruckerkunſt bey ihm zu erlernen. Er
begriffe ſelbige ſehr bald und gieng hernach auf Reiſen.
Jm Jahr 1551. zur Zeit der Magdeburgiſchen Belage-
rung verfuͤgte er ſich wieder nach Leipzig und ließ ſich mit
ſeines Lehrherrns, Jacob Berwalds, Weibes
Schweſter Margarethen Niederſteterin in ein ehe-
liches Verbindniß ein. Bald hierauf berufften ihn die
Grafen und Herren zu Mannsfeld nach Eißleben zu
einen Buchdrucker. Jm Jahr 1566. verehlichte er
ſich zum andern mal mit Simon Gaßmanns, des
Raths zu Ortrand, Tochter. Mit ſeinen beyden Wei-
bern hat er 9. Soͤhne und 4. Toͤchter gezeuget. Er uͤber-
gab ſeinem Sohn Jacob noch bey ſeinem Leben die
Druckerey und iſt im 90. Jahr ſeines Alters 1592. ge-
ſtorben. Aus ſeiner Druckerey iſt der erſte und andere
Theil von Lutheri Schriften 1564. 1565. zum Vor-
ſchein gekommen, ingleichen 1566. Lutheri Tiſchreden
zum erſten mal. D. Schleupner(p) giebt ihm das
ſchoͤne Zeugnis, daß er ein rechter Gottesfuͤrchtiger und
frommer Mann geweſen ſey. Sein Bildniß wird hier
in Kupfer geſtochen zu ſehen ſeyn.
1552-1565. Georg Hantſch hielt ſich hier eine
Zeitlang auf, er gieng aber 1565. nach Weiſenfelß und
von dar 1571. nach Muͤhlhauſen.
1558-1574. Andreas Schneider.
1558-1579. Johann Rhamba gebuͤrtig von
Buxtztehude. Jm Jahr 1541. heyrathete er Ambroſii
Fritz-
[99]von den Buchdruckern in Leipzig.
Fritzſchens, Buchdruckers zu Goͤrlitz, Tochter und
ſtarb den 12. April 1579. Sein Jnſigne ſtellet den heil.
Geiſt in Geſtalt einer Taube vor, woruͤber das hebraͤi-
ſche Wort Jehova zu leſen. Siehe unſere Jnſignia.
1559. M.Ernſt Voͤgelin, gebohren zu Conſtantz
den 10. Auguſti 1529. ſtudirte allhier in Leipzig um das
Jahr 1550. und wurde 1552. im Monat September
Baccalaureus Philoſophiæ, und 1554. Magiſter.
Worauf er den 2. October 1555. Baccalaureus Theo-
logiæ wurde. Jm Jahr 1557. heyrathete er Annam,
Valentin Papaͤ, Buchdruckers allhier, Tochter, die
1598. wieder geſtorben iſt. Er erlangte das Buͤrger-
recht allhier 1559. und 1578. fluͤchtete er nach Heidel-
berg aus Furcht vor dem Gefaͤngniß, worein kurtz vor-
hero D.Andreas Freyhube geworffen wurde. Er hat
auch daſelbſt 1590. ſein Leben geendiget, und 3. Soͤhne
nemlich: Gotthard, Philipp und Valentin Voͤge-
lin hinterlaſſen. Dieſer Mann macht allen alten
Buchdruckern allhier in Leipzig den Ruhm ſtreitig, ja
er uͤbertrift ſie. Und wo ich nicht irre, ſo giebt deſſen
netter und ſauberer Druck weder dem Aldiniſchen und
Gryphiſchen, noch dem Plantiniſchen Druck etwas
nach, wo er es ihm nicht gar zuvor thut. Diejenigen,
welche von ihm gedruckte Buͤcher beſitzen, werden mir
ihren Beyfall nicht entziehen koͤnnen, ſie muͤſten denn
wider den Augenſchein reden wollen. Auſer der Dru-
ckerey legte er auch einen beruͤhmten Buchhandel an.
Seine Soͤhne ſetzten nach ſeinem Tod beydes fort.
Das Jnſigne, ſo er gefuͤhret, war die Bundslade, wel-
che zwey Cherubim mit ihren Fluͤgeln bedecken. Uber
derſelben ſtehet ein Crucifix, woruͤber der heilige Geiſt
in Geſtalt einer Taube, und uͤber dieſem das Wort
Jehova, mit einem Schein umgeben, zu ſehen iſt. Um
G 2die-
[100]Kurtze Nachricht
dieſes Jnſigne herum gehet ein Schnitzwerck, an deſſen
vier Seiten die Kennzeichen der vier Evangeliſten ange-
bracht ſind. Die Soͤhne haben ſolches beybehalten.
Siehe unſere Jnſignia. Von deſſen Leben und Schrif-
ten ſoll, ſo viel wir wiſſen, in einem beſondern Tractat
bald ein mehrers geſagt werden.
1561-1578. Johann Steinmann druckte an-
faͤnglich mit Voͤgelins Schriften, er legte aber hernach
eine eigene Druckerey 1578. an, und ſturbe 1588. den
15. Mertz. Die Erben fuͤhrten die Druckerey fort.
Sein Jnſigne ſtellet einen geharniſchten Mann vor, ne-
ben ihm ſtehet an einem Baum ein aufgerichteter Stein,
welchen er mit der Hand haͤlt, auf welchem man die
Worte lieſet: LAPIS TESTIMONII Jo-
ſuæ XXIIII. Am Rande ſollen auſen herum die Worte
aus Joſua am XXIV. ſtehen: Lapis iſte erit vobis in
teſtimonium, quod audieritis omnia verba domini,
ne mentiri poſſitis domino Deo veſtro. Siehe unſere
Jnſignia.
1566. Andreas Richter druckte mit Voͤgelins
Schriften.
1577. Johann Beyer fuͤhrte nebſt der Drucke-
rey zugleich einen Buchhandel, er ſturbe 1596. Seine
Erben ſetzten das Werck bis 1606. fort. Von To-
bias Beyern wird bald ein mehrers gemeldet werden.
Sein Jnſigne war ein Pelican, der ſeine jungen mit ſei-
nem Blute ſaͤttiget.
1580-1586. Georg Defner, ſtarb 1586. Sei-
ne hinterlaſſene Wittib verehlichte ſich mit Abraham
Lambergen, von dem hernach.
1585-1598. Zacharias Berwald, ſturbe 1598.
Seine Erben ſetzten die Druckerey fort. Er behielt
das Jnſigne ſeines Vaters. Er hat einen Sohn Ja-
cob
[101]von den Buchdruckern in Leipzig.
cob hinterlaſſen, von welchem wir hernach reden
werden.
1587-1629. Abraham Lamberg erblickte das
Licht dieſer Welt allhier in Leipzig 1558. Sein Va-
ter war Hadrian Lamberg, Buͤrger und Schneider
allhier. Jn ſeiner erſten Jugend wurde er wohl erzo-
gen und 1571. in die Schul-Pforte geſchicket. Da er
aber aus Mangel der noͤthigen Unkoſten das Studiren
nicht fortſetzen konnte; So lernte er bey den Berwal-
diſchen Erben die Buchdruckerkunſt. Nach ausge-
ſtandenen Lehrjahren ſahe er ſich in den vornehmſten
Buchdruckereyen in Teutſchland um und kam hernach
wieder nach Leipzig zuruͤck, allwo er ſich den 18. Jul.
1587. mit Barbara, Herrn Georg Defeners, Buch-
druckers allhier, Wittib in ein Ehebindniß eingelaſſen,
und mit ſelbiger zwar vergnuͤgt, aber ohne Erben, 37.
Jahr zugebracht hat. Nach ſeiner erſten Ehefrau
Tod hat er ſich den 13. Jul. 1624. mit Chriſtina,
Herrn Chriſtoph Goͤrings, Buͤrgers und Zunft
Stuͤbners allhie, Tochter zum andern mal verehlichet,
mit welcher er 6. Jahr im Eheſtand gelebet und 2.
Soͤhne Chriſtoph und Abraham gezeuget hat. End-
lich hat er den 1. Novembr. 1629. im 72. Jahr ſeines
Alters dieſes Zeitliche geſeegnet. Weil er mit vielen
vornehmen Gelehrten, als D.Polycarp Leyſern,D.
Matth. Hoͤe und einigen andern in gute Bekanntſchaft
gerathen; So legte er auch einen Buchhandel nebſt
ſeiner Druckerey an und verlegte unterſchiedliche ſchoͤne
Schriften unter allergnaͤdigſt verſtatteten Privile-
giis. Alleine ſein herannahendes Alter hinderte ihn,
daß er dieſem Handel nach Gebuͤhr nicht ſattſam mehr
vorſtehen konnte, dahero verkaufte er ſelbigen wiederum
und ſetzte die Druckerey alleine fort, welches hernach
auch ſeine Erben von 1631-1633. thaten. Sein Jn-
G 3ſigne
[102]Kurtze Nachricht
ſigne war ein Pegaſus, oder gefluͤgeltes Pferd. Sie-
he unſere Jnſignia.
1588-1612. Michael Lantzenberger war 1552.
in Scheibenberg, einem Staͤdtgen bey Annaberg,
gebohren. Bis in ſein 17. Jahr beſuchte er die Schu-
len fleißig, alsdenn wurde er hieher nach Leipzig zu Jo-
hann Steinmann gebracht die Buchdruckerkunſt zu
erlernen. Jm Jahr 1578. hat er Catharinen, Matth.
Ottens, Buͤrgers und Glaſers allhier, eheliche Toch-
ter geheyrathet, und mit ſelbiger 6. Soͤhne und 6. Toͤch-
ter gezeuget. Er iſt auf dem Ruͤckweg, da er ſeinen
Herrn Schwager, den Pfarrer von Senckenberg, bis
an das aͤuſerſte Gerbers Thor allhier begleitet im 60.
Jahr ſeines Alters 1612. geſtorben. Seine Erben
trieben hernach die Buchdruckerey fort. Sein Jn-
ſigne iſt vermuthlich der Engel Michael, welcher mit
einer Lantze den Drachen erleget, uͤber deſſen Haupt
das Wort Jehova mit einem Schein zu ſehen iſt. Die
Uberſchrift darum heißt: IN VOLVNT. TVA
STABILIVISTI MONTEM MEUM Pſal.
XXX. Siehe unſere Jnſignia.
1600-1611. Jacob Gubiſius, oder Gaubiſch,
ein Sohn des oben gedachten Gaubiſchs. Er hat die
Berwaldiſche Druckerey fortgeſetzet. Jm Jahr
1611. aber hat er ſeines alten Vaters Druckerey in
Eißleben angenommen.
1600 Vincenz Strach.
1600. Frantz Schnelboltz, war in Wittenberg
1557. den 8. Junii gebohren. Sein Vater Gabriel
Schnelboltz triebe die Buchdruckerkunſt daſelbſt.
Weil er nun bey ſeinem Sohn einen ungemeinen Trieb
zu dieſer Kunſt merckte; So war er ihm auch auf alle
Art und Weiſe darzu behuͤlflich. Er hielt ſich meiſten-
theils
[]
[][103]von den Buchdruckern in Leipzig.
theils allhier in Leipzig auf und verehelichte ſich 1582.
Durch ſeine Geſchicklichkeit brachte er es dahin, daß er
1597. Johann Beyers Druckerey als Faetor vorzu-
ſtehen erwehlet wurde. Endlich legte er 1600. eine ei-
gene Druckerey an, welche er aber nicht lange fuͤhren
konnte, weil er 1601. den 19. April geſtorben iſt. Mit
ſeiner Frau lebte er 19. Jahr in Eheſtand und zeugte
13. Kinder. Worunter ſich Gabriel dem Studiren
widmete, aber bald nach des Vaters Tod ebenfalls den
Weg aller Welt gehen muſte. Die Erben fuͤhrten die
Druckerey von 1601-1604. fort. Das Schnelbol-
tziſche Jnſigne war ein ordentliches Wappen mit einem
Helm. Jm Schild ſiehet man eine Hand, aus den
Wolcken, welche drey Boltzen, oder Pfeile haͤlt, uͤber
und unter der Hand ſtehet ein Stern. Auf dem Helm
ſtehet eine Jungfer, welche in der rechten Hand eben-
falls drey Boltzen, in der lincken aber einen Crantz haͤlt-
Sein Sohn Gabriel hat es in wohlgerathenen lateini.
ſchen Verſen beſchrieben, (q) und wir liefern ſolches
auf beygehendem Blat in Kupfer.
1602-1612. Nicolaus Nerlich, der aͤltere, war
1540. den 2. Febr. gebohren. Er verlohr ſeinen Va-
G 4ter,
[104]Kurtze Nachricht
ter, gleiches Namens, ſehr zeitig, unterdeſſen hielt ihn
doch ſeine Mutter, eine gebohrne Belgershainin von
Gerau, bis in ſein 16. Jahr fleißig zur Schule. Hier-
auf gieng er 1556. nach Wittenberg zu Jacob Lucio,
von Siebenbuͤrgen gebuͤrtig, das Formenſchneiden zu
lernen, wobey er zugleich die Buchdruckerkunſt begrif-
fen hat. Jm Jahr 1664. heyrathete er Urſula, An-
dreaͤ Heynens, Buͤrgers und Pergamentirers, Toch-
ter allhier, mit welcher er 41. Jahr im Eheſtand gelebet
und 8. Soͤhne gezeuget hat. Endlich iſt er im 73.
Jahr ſeines Alters den 31 Auguſt 1612. geſtorben.
Nebſt der Buchdruckerey hat er zugleich auch den Buch-
handel getrieben. Deſſen Sohn, gleiches Namens,
hat nach ſeinem Tod beydes uͤbernommen, von dem
hernach. Sein Jnſigne ſtellet Simſon vor, da er die
Stadtthore zu Gaſa ausgehoben hat und davon traͤgt,
mit der Beyſchrift auf der einem Helfte: LIBER-
TATEM MEAM, auf der andern: MECUM
PORTO. Auf dem Rande herum ſollen die Worte
ſtehen: Auxilium meum a domino, qui fecit cœlum
\& terram; Oben ſtehet ein kleiner Schild, worinnen
2. Sternen, und unten die Anfangsbuchſtaben von ſei-
nem Namen N. N. mit einem Handelszeichen.
1603-1612. Jacob Popporeich hat mit Ber-
walds Schriften gedruckt.
1604-1681. Hennig Groſſe wurde den 14. Au-
guſt 1553. zu Halberſtadt gebohren, deſſen Eltern
und Großeltern geehrte Leute und Rathsherren daſelbſt
geweſen ſind. Anfaͤnglich wurde unſer Hennig nach
Braunſchweig in die Schule gethan, allwo er ſich aber
nicht gar zu lange aufgehalten hat. Denn ſchon 1566.
kam er nach Leipzig zu Herrn Conrad Koͤnig, die
Buchhandlung zu lernen. Bey welchen er 10. Jahr
in
[]
[][105]von den Buchdruckern in Leipzig.
in Dienſten geweſen iſt, und ſich dergeſtalt wohl auf-
gefuͤhret, daß ihn ſein Herr die gantze Handlung an-
vertrauet hat. Da ſich nun ſein Herr Alters wegen
zu Ruhe begeben wollte; So entſchloß er ſich zwar
ihm, als ſeinem Diener, die Handlung kaͤuflich zu uͤber-
laſſen: Alleine der Tod hinderte ihn an ſeinem Vorha-
ben. Dahero er erſt nach deſſen Ableben 1575. von deſ-
ſen Erben die Buchhandlung kaufte. Jm Jahr 1577.
heyrathete er Conrad Koͤnigs hinterlaſſene Wittwe
Annam, eine gebohrne Foͤrſterin. Mit welcher er
45. Jahr in der Ehe gelebet, und 7. Kinder gezeuget
hat. Hierauf wurde er 1590. Rathsherr allhier, er
machte ſich aber dieſer Stelle 1592. wiederum ver-
luſtig, weil er ſich die Viſitationsartickel zu unter-
ſchreiben weigerte. Underdeſſen erklaͤrte er ſich doch
hernach alſo auf den Catechiſmum Lutheri, daß die
Geiſtlichkeit vollkommen mit ihm zufrieden war Um
das Jahr 1604. legte er eine Buchdruckerey an, wel-
che er entweder durch Factores, oder Pachter, ver-
richten ließ. Endlich iſt er den 10. November 1621.
geſtorben. Sein Sohn Gottfried war 1591. ge-
bohren. Jn ſeinem 14. Jahr hielt ihn ſein Vater zur
Buchhandlung an, zu welcher er eine beſondere Nei-
gung ſpuͤhren ließ. Er brachte es auch in kurtzem ſo
weit darinnen, daß er ſeinen Vater die Muͤhe und
Sorge um ein merckliches erleichterte. Da er aber
eine groſe Luſt bezeugete fremde Laͤnder zu ſehen, und
mehrere Kundſchaft zu erlangen; ſo war ihm auch hie-
rinnen ſein Herr Vater nicht zuwider, ſondern er er-
laubte ihm eine Reiſe an verſchiedene Oerter zu thun.
Nach ſeiner Zuruͤckkunft verheyrathete er ſich den 9.
Novembr 1618. mit Margaretha, Herrn Friedrich
Meyers, Churſaͤchſiſchen Schoͤppenſtuhls allhier Bey-
ſitzer und aͤlteſten Burgermeiſters, Tochter, mit wel-
G 5cher
[106]Kurtze Nachricht
cher er 11. Kinder gezeuget hat. Er hatte ebenfalls die
Ehre, daß er 1623. Rathsherr wurde. Da er denn Ge-
legenheit bekam verſchiedene Ehrenſtellen zu verwal-
ten. Er nahm aber im 46. Jahr ſeines Alters den 19.
Auguſti 1637. aus dieſer Welt wieder Abſchied. Den
Buchhandel fuͤhrete er ſelbſt und die Buchdruckerey
ließ er durch geſchickte Factores fortſetzen, welche aber
hernach M. Friedrich Lanckiſch von ihm geerbet,
weil er deſſelben Schweſter zum Weibe gehabt hat, und
mit ihm in Geſellſchafft geſtanden war. Auſer dem iſt
noch anzumercken, daß aus dieſem Großiſchen Ge-
ſchlechte unterſchiedliche vornehme und gelehrte Maͤn-
ner ſo wohl geiſtlich als weltlichen Standes entſproſ-
ſen ſind. Des Vaters Bildniß haben wir auf bey-
gehendem Kupfer vorgeſtellet.
1609. Jacob Verwald, ein Sohn des bereits
angefuͤhrten Zacharias Berwalds. Er hat des Va-
ters Jnſigne beybehalten.
1609-1612. Valentin am Ende war gebohren
1557. zu Heinrichs einen Flecken in der Herrſchafft
Henneberg. Sein Vater Wolf am Ende war ein
Rathsherr daſelbſt. Jn Schmalkalden hat er die
Buchdruckerkunſt gelernet. Nachdem er ſich aber in
der fremde Umgeſehen hatte, iſt er endlich hieher nach
Leipzig gekommen, woſelbſt er ſich 1587. haͤußlich nie-
dergelaſſen und mit Stephan Lantzenbergs von
Hoyerswerde hinterlaſſener Tochter Florentinen in
ein Ehebindniß eingelaſſen hat, welche ihn zu einen
Vater von 5. Kindern gemachet hat. Eine Tochter
von ihm heyrathete hernach Friedr. Lanckiſch Buch-
drucker und Buchhaͤndlern allhier. Anfaͤnglich ſtund
er einer Druckerey nur als Factor vor, 1602. aber
legte er ſich eine eigene an, die ihm aber der Tod zeit-
lich
[107]von den Buchdruckern in Leipzig.
lich wieder abnahm, nemlich den 22. Jan. 1614. Er
ſoll oͤfters von ſich haben hoͤren laſſen:
1609. Chriſtoph Nerlich, ein Sohn des be-
reits angefuͤhrten Nicolai Nerlichs. Anfaͤnglich
fuͤhrte er die Druckerey alleine, hernach trat er mit
ſeinem Bruder in Geſellſchaft, und ſtarb 1620. den
7. Jan.
1612. Nicolaus Nerlich, ein Bruder des vor-
hergehenden und ein Sohn Nicolai Nerlichs. Er
war gebohren hier zu Leipzig den 7. Jul. 1567. Jn
ſeiner Jugend bezeigte er eine ſonderbahre Luſt zu ſei-
nes Vaters Handthierung, deßwegen ihn auch ſein Va-
ter 1582. nach Straßburg gethan hat bey Bernhard
Jobin, einem beruͤhmten Formſchneider und Buch-
drucker daſelbſt die Kunſt zu lernen. Nach ausge-
ſtandenen Jahren verfuͤgte er ſich nach Franckfurt und
von darnach Hauß. Er blieb aber nicht lange in ſei-
ner Vaterſtadt, ſondern gieng wieder nach Dantzig,
allwo er ſich 1592. mit Anna, Herrn Lorentz Schuͤr-
chens vornehmen Handelsmanns daſelbſt Tochter,
verehlichet. Da aber ſeine Eltern immer aͤlter und
ſchwaͤcher wurden; So kam er 1602. auf ſeines Va-
ters Befehl wieder nach Leipzig und fuͤhrte nebſt ſeinem
Bruder eine Zeitlang die Druckerey und Buchhand-
lung. Nach deſſelben Tod aber uͤbernahm er bey-
des allein, und wartete ſelbiges mit groſſem Fleiß und
Geſchicklichkeit ab, bis er endlich den 19. Decembr.
1626. im 60. Jahr ſeines Alters geſtorben iſt.
1611-
[108]Kurtze Nachricht
1611-1615. Johann Hermann hat mit Ner-
lichs Schriften als Pachter gedrucket.
1611-1619. Lorentz Cober, fuͤhrte in ſeinem
Jnſign e den Vogel Greif, welcher mit beyden Klau-
en drey Blumen haͤlt. Siehe unſere Jnſigna
1612-1615. Tobias Beyer ſtarb 1615. die Er-
ben ſetzten die Druckerey hernach fort.
1612. Wolfgang Meißner befande ſich erſt-
lich in Wittenberg von 1593 bis 1611. Er kam aber
hernach nach Leipzig und druckte mit Lambergs
Schriften
1614-1635. Juſtus Janſonius, von Geburt
ein Daͤne, richtete ſich allhier an, und fuͤhrte in ſeinem
Jnſigne ein Creutz um welches ein Crantz herum haͤn-
get von 13. Steinen Kettenweiß zuſammen geſetzt,
auf 7. Steinen ſtehet das Wort FERT. Oben halten
dieſen Crantz zwey Engel, und unten haͤnget noch ein
Bild daran, welches wie ein Gruß Mariaͤ ausſiehet.
Siehe unſere Jnſignia.
1615. Nicolaus Ball hielte ſich anfaͤnglich all-
hier auf, gieng aber 1628 nach Wittenberg, woſelbſt
er auch geſtorben iſt.
1617. Melchior Goͤppener hat ſich von hier
nach Zwickau gewendet. Woſelbſt er von 1631. bis
1672. gelebet hat.
1617. Friedrich Lanckiſch Buchdrucker und
Buchhaͤndler allhier. Um das Jahr 1632. heißt es
ſchon auf den Buͤchern: Lanckiſchens Erben. Sein
Eheweib war eine Tochter Valentins am Ende,
von dem wir bereits oben etwas geſagt haben, und von
deſſen Sohn gleiches Namens muͤſſen wir hernach
reden.
1618. Johann Gluͤck.
1618.
[109]von den Buchdruckern in Leipzig.
1618. M.Conrad Bavarus, gebuͤrtig aus Hal-
le, hielt ſich zwar hier eine Zeitlang auf, er gieng aber
wieder nach Halle und ſtarb daſelbſt den 27. No-
vembr. 1643.
1618. Auguſtinus Jungius fuͤhrte in ſeinem
Jnſigne den H. Auguſtinum, zu deſſen rechter Hand
ein kleiner Knabe kniet, ein Loch in die Erde machet,
und mit einem Loͤffel das Meer hinnein ſchoͤpfen will. Es
zielet dieſes auf die bekannte Erzehlung, womit man
ſich zutragen pfleget, wie nemlich Auguſtinus eins-
mals ſehr beſchaͤftiget geweſen ſeyn ſoll, das Geheimniß
von der heiligen Dreyfaltigkeit recht einzuſehen, und zu
erforſchen. Da er nun mit dieſen Gedancken in ſeinem
Gemuͤth zu Rathe und am Meer ſpatzieren gegangen
waͤre, ſo ſoll ihm ein Knabe erſchienen ſeyn, und ein Loch
in die Erde gemachet haben, um das Meer mit einem
Loͤffel hinein zu ſchoͤpfen. Hieruͤber haͤtte nun Augu-
ſtinus zu lachen angefangen, und ihm die Unmoͤglichkeit
vorgeſtellet, worauf ihm der Junge geantwortet haͤtten
Eben ſo, und noch weit mehr unmoͤglicher iſt es, das
unergruͤndliche Meer des Geheimniſſes von der Dreyei-
nigkeit GOttes mit menſchlichen Witz ergruͤnden wol-
len. Dieſe Antwort haͤtte hernach Auguſtinus
reiflich uͤberleget, und von ſeinem Vorhaben ab-
geſtanden.
1619. Johann Hildebrand hatte eine Tochter
Timothei Ritzſchens, Buchdruckers und Buchhaͤnd-
lers allhier, zum Eheweib.
1619. Carl Luntzmann hat M.Conrad Ba-
vari Druckerey fortgeſetzet.
1620. Andreas Mamitſch gieng von hier nach
Gera 1623. allwo er auch geſtorben iſt. Die Erben
fuͤhrten die Druckerey fort.
1620
[110]Kurtze Nachricht
1620. Hieronymus Rauſcher.
1621. Andreas Oßwald hat erſtlich Auguſtini
Jungii Druckerey beſorgt, hernach aber 1620. M.
Conrad Bavari.
1623. Paulus Schedtler war erſtlich in Wit-
tenberg um das Jahr 1617. kam aber hernach hieher.
1624. Gregorius Ritzſch war zu Skitahl in
Boͤhmen 1584. gebohren. Sein Vater Michael
Ritzſch iſt Verwalther und Kirchvater daſelbſt gewe-
ſen. Nach ſeines Vaters Tod 1600. that ihn ſeine
Mutter hieher nach Leipzig zu ſeinem Vettern Michael
Lantzenbergern die Buchdruckerkunſt zu erlernen.
Nach geendigten Lehrjahren begab er ſich in die frem-
de, kam aber wieder hieher nach Leipzig und verlobte
ſich 1610. den 29. October mit Chriſtinen Benedict.
Schumanns, Braumeiſters zu Breitenhayn, Toch-
ter. Jm Jahr 1624. fieng er eine Druckerey an, und
1640. war er einer von den vornehmſten Anſtiftern,
daß das Jubelfeſt in dieſem Jahr begangen wurde.
Mit ſeiner Ehefrau hat er 5. Soͤhne und 3. Toͤchter
gezeuget. Sein Sohn Timotheus uͤberlebte ihn
von den Soͤhnen alleine und war ebenfalls ein Buch-
druckerherr allhier. Von den Toͤchtern aber uͤber-
lebte ihn Maria, welche Herrn Tobias Heyden-
reichen, beyder Rechten Doctorem und der Juriſten-
Facultaͤt Beyſitzern, geheyrathet, und Chriſtina, ſo
ſich mit Thimotheo Hoͤnen, Buchdruckern allhier
verehlichet hat. Er iſt aber im 90. Jahr ſeines Alters
den 15. April 1643. geſtorben. Als etwas beſonders
muß ich noch anmercken, daß dieſer Ritzſch ein fleiſ-
ſiger Anhoͤrer des goͤttlichen Worts geweſen ſey.
Man kan dieſes leichtlich daher abnehmen, weil er
aus den angehoͤrten Predigten kurtze Auszuͤge ge-
macht,
[]
[][111]von den Buchdruckern in Leipzig.
macht, ſelbige in Lieder geſetzet und ein Jahr vor ſei-
nem Tod dem oͤffentlichen Druck uͤberlaſſen hat.
Sein Bildniß (q) findet man auf beygehendem
Kupfer.
1625. Johann Albert Mintzel hat anfaͤng-
lich die Großiſche Druckerey gefuͤhret. Er hat ſich
aber endlich nach Hof gewendet, und iſt daſelbſt
geſtorben.
1626. Georg Liger war erſtlich Factor in der
Lambergiſchen, hernach Pachter in der Großiſchen
Buchdruckerey.
1629. Matthias Goͤtze.
1633. Henning Koͤhler ſturbe 1656. Die
Wittwe fuͤhrte die Druckerey eine Zeitlang fort.
Von ſeinem Sohn Johann werden wir bald mehr
Nachricht ertheilen.
1638. Timotheus Ritzſch, ein Sohn Grego-
rii Ritzſchens, kam den 24. Jan. 1614. allhier auf
die Welt. Jn ſeiner Jugend legte er in den Spra-
chen und gelehrten Wiſſenſchaften einen guten Grund.
Weil aber ſein Vater eine beſondere Luſt zur Buch-
druckerkunſt bey ihm merckte; So unterrichtete er
ihn in ſelbiger. Er nahm auch darinnen dergeſtalt
zu, daß er bey Zeiten alle die neben ihm waren weit
uͤbertraf. Jm Jahr 1633. begab er ſich nach Hol-
land, Engelland und Franckreich, um ſich in ſeiner
Kunſt recht feſte zu ſetzen. Was er nun beſchloſſen
hatte, das erhielt er auch. Denn er merckte nicht
nur
(r)
[112]Kurtze Nachricht
nur fleißig an, was ihm in ſeiner Kunſt einigen Vor-
theil zu bringen ſchiene, ſondern er erlernte auch die
Jtaliaͤniſche, Frantzoͤſiſche und Hollaͤndiſche Sprache
vollkommen, daß er auch unterſchiedliche Schriften,
die in dieſen Sprachen geſchrieben waren, in nette
teutſche Verſe uͤberſetzet hat. Nach dreyen Jahren
kam er in ſein Vaterland wieder zuruͤck, und erwehlte
ſich hierauf 1638. Sabinam, Herrn Johann Hil-
debrands, eines beruͤhmten Buchdruckers allhier,
Tochter zu einer Ehegattin, mit welcher er 39. Jahr
eine vergnuͤgte Ehe gefuͤhret, und 12. Kinder gezeuget
hat, nemlich 4. Soͤhne und 8. Toͤchter. Seine Ge-
ſchicklichkeit und Klugheit machte ihn alſo beruͤhmt,
daß ihm der Churfuͤrſt zu Sachſen zu ſeinen Corre-
ſpondentz-Secretarium erwehlet hat. Nebſt ſeiner
Druckerey fuͤhrte er zugleich einen beruͤhmten Buch-
handel, indem er die Schriften der vornehmſten Got-
tesgelehrten ſeiner Zeit, z. E. Huͤlſemanns, Affel-
manns, ꝛc. und unter den Juriſten des beruͤhmten
Benedict Carpzovs Buͤcher verleget hat. Er iſt
endlich im 64. Jahr ſeines Alters 1678. geſtorben,
und hat uns zwey Soͤhne zu mercken hinterlaſſen, von
welchen wir hernach etwas ſagen muͤſſen.
1640. Timotheus Hoͤn von Orlamuͤnda hey-
rathete Gregorii Ritzſchens juͤngſte Tochter Chri-
ſtinen, und ſturbe 1647. Die Erben fuͤhrten bis 1651.
die Druckerey fort.
1640-1671. Johann Wittigau erblickte das
Licht dieſer Welt den 1. May 1616. zu Piela in Meiſen
nach Elſterwerda gehoͤrig. Seine Eltern waren zwar
arme, aber doch ehrliche Leute. Jm Jahr 1622. kam
er nach Elſterwerda in die Schul, und einige mildthaͤ-
tige Hertzen ſorgten vor Buͤcher und andere Nothwen-
digkei-
[113]von den Buchdruckern in Leipzig.
digkeiten. Sein gutes Verhalten brachte es dahin,
daß er nach 2. Jahren ein Currentſchuͤler wurde, und
ſich eine geraume Zeit daſelbſt aufhielte. Weil er
aber wohl einſahe, daß das Studiren mehr Koſten er-
forderte, als er von ſeinen Eltern, oder guten Leuten,
zu hoffen hatte; So verließ er die Schul und begab
ſich zu einem von Adel Hannß Ernſt von Miltitz in
Bedienung, wo er ſich aber nicht uͤber ein Jahr auf-
gehalten hat. Er kam alſo zu ſeinen Eltern wieder zu-
ruͤck, und gieng mit ſelbigen zu Rath was nun anzufan-
gen waͤre. Es waren kaum 3. Wochen verfloſſen, ſo
ſchrieb der Hr. Superintendent von Liebenwerda an ſei-
ne Eltern, und berichtete ihnen, er haͤtte von dem Con-
ſiſtorio zu Wittenberg ein Schreiben erhalten, daß er
einen armen Knaben vorſchlagen ſollte, welcher daſelbſt
die Buchdruckerey umſonſt lernen ſollte. Wenn nun
ihr Sohn darzu Luſt haͤtte; So ſollte er ſich ohne Ver-
zug darzu fertig machen. Uber dieſen Vorſchlag wa-
ren die Eltern und Sohn hertzlich froh, deßwegen er ſich
nach Wittenberg verfuͤgte, und bey Hrn. Georg Muͤl-
lern die Lehrjahre 1632. antrat. Jm Jahr 1635.
wurde er in Wittenberg ein Cornute und 1636. allhier
in Leipzig Geſelle, nachdem ihm Herr Gregorius
Ritzſch die Unkoſten darzu vorgeſchoſſen, welche er ihm
aber redlich wieder erſetzet hat. Um dieſe Zeit belager-
te der ſchwediſche Generalfeldmarſchall Banner Leip-
zig, und ſetzte unſerer Vaterſtadt hart zu, daß man aller-
dings Urſache hatte ſich tapffer zu wehren. Waͤhren-
der dieſer Belagerung ließ ſich unſer Wittigau, als ein
Musqvetier, auf den Mauren mit gebrauchen und be-
kam woͤchentlich davor 1. Thaler nebſt nothwendigem
Unterhalt. Nach geendigter Belagerung verfuͤgte er ſich
nach Nuͤrnberg, Wuͤrtzburg, Regenſpurg, Augſpurg,
Hund
[114]Kurtze Nachricht
und vielen Orten Teutſchlands mehr, wo er uͤberall eine
Zeitlang gearbeitet hat. Er hatte das Ungluͤck, daß
er von den Schwediſchen Soldaten gefangen wurde,
da er nach Dreßden reiſen wollte, er kam aber durch
ſeine Vorſichtigkeit bald wieder davon, und beſuchte
alsdenn ſeine Eltern. Er war aber bey ſelbigen kaum
angelang
Als er nun hier ankam, ſo gieng er zu Herrn Henning
Koͤhler, und hernach zu Lanckiſchens Wittwe in
Condition. Seine Stunde war aber noch nicht da
in Leipzig zu bleiben, ſondern er gieng wieder in die
Fremde und ſahe ſich noch an mehr Orten um, 1646.
aber langte er abermals in Leipzig wieder an. Jm
Jahr 1650. faßte er den Schluß eine eigene Drucke-
rey (s) allhier anzulegen, nachdem er ſich vorhero 1647.
mit Anna Gallin, von Naundorf gebuͤrtig, verehlichet
hatte, mit welcher er zwey Kinder gezeuget hat. Der
Tod trennte aber ihren Eheſtand. Dahero er ſich vom
neuen um eine getreue Gehuͤlfin umſahe und ſelbige an
Maria Catharina, Hannß Altners, Buͤrgers und
Schneiders, Wittwe allhier, 1650. gefunden hat. Sie
zeugte ihm 5. Toͤchter und ſtarb 1693. den 20. De-
cembr. Er ſelbſt aber muſte noch vor ihrem Tod den
13. May 1671. im 56. Jahr ſeines Alters aus dieſer
Welt
[]
[][115]von den Buchdruckern in Leipzig.
Welt Abſchied nehmen. Nebſt ſeiner Druckerey hat
er zugleich einen Buchhandel gefuͤhret. Und die Witt-
we hat nach ihres Mannes Ableben die Druckerey
durch Factores fortgeſetzet. Bey welcher Johann
Guͤnther, Chriſtian Banckmann, Jacob Mann
und Johann Heinrich Sievert dieſe Stelle vertre-
ten haben.
1651-1681. Johann Bauer, deſſen Wittwe
die Druckerey von 1681-1682. gefuͤhret hat.
1652-1660. Qvirinus Bauch.
1652. M.Friedrich Lanckiſch, ein Sohn Fried-
rich Lanckiſchens, von welchen wir oben bereits gere-
det haben. Er war gebohren den 10. Mertz 1618.
Jn ſeiner erſten Jugend wurde er fleißig zur Schulen
gehalten und hernach dem Studieren gewiedmet. Er
war ſo fleißig, daß er ſchon in ſeinem 16. Jahr Bacca-
laureus Philoſophiæ werden konnte, und als Bacca-
laureus dreymal, nemlich de Syllogismo, de tempore
u. de Sympathia diſputiret, er hat auch eine Diſput. de
ſomno, als Reſpond. vertheidiget. Hierauf begab er ſich
nach Wittenberg und hoͤrte daſelbſt ſo wohl in Philo-
ſophicis, als Theologicis, die beruͤhmteſten Profeſſores,
und von dar nach Jena, Erfurth und Helmſtaͤdt End-
lich kam er in Leipzig wieder an, und wurde mit groſſem
Beyfall Magiſter Philoſophiaͤ. Kurtz hernach hat er
ſich durch eine Diſputation de calido innato habilitirt
und abſonderlich die Gottesgelahrheit mit allem Ernſt
getrieben. Denn er hatte ſich gaͤntzlich vorgenommen
ſeinem GOtt in der Kirche zu dienen; Alleine, ſeine
ſchwache Leibesbeſchaffenheit wollte ihm dieſes nicht
verſtatten. Dahero er endlich auf ſeiner Frau Mut-
ter Anhalten den Buchhandel uͤbernahm. Er heyra-
thete erſtlich Claren Magdalena, Herrn Tobiaͤ Mi-
H 2chaelis
[116]Kurtze Nachricht
chaelis,Directoris Chori muſici, Tochter 1648. nach
derſelben Tod aber Reginen Marien, Herrn Hen-
nings Groſſen Jungfer Tochter 1652. durch welche
Heyrath die beruͤhmte Großiſche und Lanckiſche Buch-
handlung mit ein ander verknuͤpfet wurden. Mit ſei-
ner letzten Frau hat er 9. Kinder gezeuget, 4. Soͤhne
nemlich und 5. Toͤchter Zwey Soͤhne Hennig, und
Chriſtian Friedrich, ingleichen eine Tochter Florenti-
na, ſind noch vor dem Herrn Vater geſtorben. Die
dritte Tochter wurde an Jhro Hochehrwuͤrden Herrn
D.Johann Benedict Carpzov, oͤffentlichen Lehrern
auf der hieſigen Univerſitaͤt, und Paſtor an der Kirche
zu St. Thomas verheyrathet. Von den drey uͤbri-
gen aber wurde eine mit Herrn D.Mayern, die andere
mit Herrn Profeſſor Erneſti und die dritte mit Herrn
D.Moͤrlin verehlichet. Von deſſen Soͤhnen wurde
Friedrich Zeugwaͤrter bey der Veſtung Wittenberg,
und von Joh. Frierdichen koͤnnen wir nichts melden.
Endlich iſt er den 22. October 1667. und nicht 1679.
wie das Gelehrten Lexicon berichtet, im 51. Jahr ſei-
nes Alters geſtorben. Auſer ſeinen Verlagsbuͤchern,
wird deſſen edlen Ruhm die von ihm verfertigte nuͤtzli-
che Concordantz biß auf die ſpaͤteſten Nachkommen in
friſchen Andencken erhalten. Und wir wollen ſolches
durch deſſen Bildniß auf beygehendem Kupfer vorjetzo
verneuern.
1653-1657. Chriſtoph Cellarius druckte mit
Lanckiſchen Schriften, als Pachter, und heyrathete
1655. Anna Doberentzin, zog aber hernach 1658.
nach Zeitz.
1656. Johann Erich Hahn, Buchdrucker
und Schriftgieſer allhier kaufte von M.Friedrich Lan-
ckiſchen 1657. die Druckerey. Seine Schriftgieſerey
ver-
[117]von den Buchdruckern in Leipzig.
verließ er kaͤuflich an Herrn Janſon, welches nunmeh-
ro die wohleingerichtete Erhardiſche allhier iſt. Jm
Jahr 1668. iſt er wieder verſchieden. Seine Wittwe
fuͤhrte zwar einige Zeit die Druckerey fort; Sie
verkaufte aber ſelbige hernach an Chriſtoph Flei-
ſchern 1681. und nunmehro iſt Herr Saalbach Beſi-
tzer davon.
1656-1684. Chriſtian Michaelis beſaß die
Lampiſche Buchdruckerey, welche hernach an Herrn
Zſchauen, ietzo aber an Herrn Hennig gekommen iſt.
1664-1701. Joh. Georgi, deſſen Druckerey be-
kam ehedeſſen Herr Johann Chriſtoph Muͤller, von
welcher aber hernach, durch Verehlichung der Wittwe,
Herr Bernhard Chriſtoph Breitkopf Beſitzer wor-
den iſt.
1665. Johann Koͤhler verehlichte ſich 1676. den
1. May mit Jungfer Maria Magdalena, Herrn Joh.
Bauers, Buchdruckers allhier, Tochter. Nach deſſen
Tode heyrathete ſie Jhro Hochedelgeb. Herrn D.Hoͤl-
tzeln, der ietzo bey hieſiger Stadt Proconſul iſt. Die
Buchdruckerey kaufte Koberſtein in Delitzſch.
1665. Samuel Spoͤrl war gebohren 1639. Es
verehlichte ſich 1664. den 24. Aug. mit Frau Roſine,
gebohrne Schroͤderin, mit welcher er 16. Jahr in ei-
ner geſeegneten Ehe lebte. Es traf aber auch ihn 1680.
die Reihe zu ſterben. Die Wittwe heyrathete hernach
Chriſtian Goͤtzen 1683. den 23. Aug. Das Jnſigne
ſo er gefuͤhret hat, ſtellet einen arbeitſamen Mann vor
mit dem Grabſcheid, damit er in die Erde ſticht, uͤber
ihm ſteht das Wort Jehova mit folgenden Worten:
FAC \& SPERO.
1668-1691. Chriſtoph Fiſcher.
1670-1675. Chriſtian Fick.
H 31670.
[118]Kurtze Nachricht
1670-1679 Elias Fiebig.
1670-1673. Andreas Richter.
1671. Chriſtoph Uhmann war 1646. geboh-
ren und ſtarb 1673. Die Wittwe fuͤhrte die Drucke-
rey fort, und heyrathete alsdenn Chriſtian Schol-
vin 1674.
1674. Chriſtian Scholvin war in Stettin den
12. Dec. 1642. gebohren. Er hat ſich, wie ſchon er-
wehnt, mit Chriſtoph Uhmanns hinterlaſſenen
Wittwe verehlichet, und mit ihr eine Tochter Anna
Regina gezeuget, die aber wieder geſtorben iſt: Wel-
cher auch die Mutter bald nachgefolget iſt. Dahero
verehlichte er ſich zum zweyten mal mit Roſina
Schieblerin allhier. Und da auch dieſe wiederum
verſchieden iſt, ſo heyrathete er zum dritten mal Doro-
thea Marſchalln, mit welcher er 6. Kinder erzeuget
hat. Davon eine Tochter Regina Dorothea, ſo
1682. den 11. Octobr. das Licht der Welt erblicket hatte,
an Herrn D.Seylern,Medicin. Pract. allhier vereh-
lichet wurde. Endlich ſtarb auch Scholvin ſelbſt den
11. Julii 1722. im 80. Jahr ſeines Alters. Seine
hinterlaſſene Wittwe ſtarb 1725. den 28. Martii und
hinterließ einen Sohn Johann Chriſtian, von wel-
chem bald ein mehrers ſoll geſagt werden.
1674-1708. Johann Willhelm Kruͤger war
gebohren 1649. den 24. Nov.
1675. Timoth. Ritzſch, ein Sohn von obenge-
meldten Timoth. Ritzſchen, war gebohren 1644. den
18. April, und wieder geſtorben 1677. den 8. Nov. im
33. Jahr ſeines Alters.
1676-1680. Michael Vogt.
1677. Chriſtoph Guͤnther ſtarb 1691. Vorhero
hatte er eine Druckerey in Meiſen von 1666-1675. ge-
fuͤhret.
[119]von den Buchdruckern in Leipzig.
fuͤhret. Seine hinterlaſſene Wittwe ſetzte die Dru-
ckerey fort, endlich verkaufte ſie ſolche an Andreas
Zeidlern 1692.
1678. Benjamin Chriſtoph Ritzſch war ge-
bohren 1653. den 1. Febr.
1679-1685. Juſtinus Brandt.
1679-1706. Joh. Chriſtoph Brandenburger
verehlichte ſich 1687. mit Anna Roſina, einer gebohr-
nen Eckardin, die aber 1712. den 18. Sept. verſtor-
ben iſt, nachdem ſie ihm 3. Soͤhne und 7. Toͤchter ge-
zeuget hatte, wovon noch ein Sohn Johann David,
welcher die Kunſt gleichfalls erlernet hat, und eine
Tochter Anna Catharina, zu mercken ſind, welche ſich
mit Andreas Martin Scheden verehlichet hat. Jm
Jahr 1706. den 25 Mart. muſte Brandenburger die-
ſe Zeitlichkeit verlaſſen. Die Druckerey bekam her-
nach erwehnter Schede.
1680-1681. Gallus Niemann ſtarb 1682.
Seine hinterlaſſene Wittwe heyrathete Johann
Heinrich Richtern 1683.
1680-1697. Chriſtian Banckmann war 1650.
gebohren. Sein Herr Vater war Heinrich Banck-
mann, Buͤrger und Gaſtgeber allhier zum rothen Ad-
ler. Die Buchdruckerkunſt erlernete er bey Johann
Koͤhlern, dem aͤltern 1665. Nachdem er nun ſeine Lehr-
jahre ausgeſtanden, ſo begab er ſich in die Fremde: Er
wurde aber von den Seinigen nach Hauſe genoͤthiget,
und in der Wittigauiſchen Buchdruckerey zum Factor
gemacht, welche Stelle er 3. Jahr mit gutem Ruhm
verwaltet hat, biß er ſich ſelbſt in obberuͤhrten Jahr eine
Druckerey angeſchaft hat. Er heyrathete Maria
Roſina, Herrn Chriſtian Michels aͤlteſte Tochter,
mit welcher er eine vergnuͤgte Ehe gefuͤhret und verſchie-
H 4dene
[120]Kurtze Nachricht
dene Kinder gezeuget hat, davon einige verſtorben, eine
Tochter und Sohn aber Chriſtoph Friedrich, wel-
cher die Buchdruckerkunſt erlernet, noch am Leben ſind.
Aus ſeiner Preſſe ſind allerhand nuͤtzliche und wohl ge-
ſetzte Buͤcher (t) ans Licht getreten. Er iſt 1699. den
19. Novembr. im 49. Jahr ſeines Alters geſtorben.
1681. Chriſtoph Fleiſcher trat ans Licht der
Welt 1650. den 11. Febr. in dem Bergſtaͤdtlein Thum.
Sein Herr Vater war Chriſtoph Fleiſcher wohlver-
dienter Schuldiener allda, die Frau Mutter Anna So-
phia Hrn. M.Albini, Pfarrers in Gelenau und Weiß-
bach, Tochter. Den Grund zu ſeiner Wiſſenſchaft hat er
bey Georg Sengewalden in Jena gelegt. Von
dar hat er ſich auf Reiſen begeben, er iſt aber endlich
zuruͤck nach Rudelſtadt gekehret, und hat Herrn
Schmidts Druckerey allda gekauft. Zu ſeiner Ehegat-
tin erwehlete er ſich 1677. Eliſabeth Catharina ge-
hohrne Horberin. Er hat aber nicht laͤnger als 6.
Jahr allda die Druckerey gefuͤhret, indem er ſelbige an
Herrn Friedrich verkauft, und ſich nachgehends nach
Leipzig gewendet hat, woſelbſt er von der Frau Hah-
nin die Druckerey kaͤuflich an ſich gebracht, und die-
ſelbige biß 1709. gefuͤhret hat. Mit ſeiner Haußfrau
hat er 8. Soͤhne und 3. Toͤchter gezeuget, davon ſich die
noch lebende juͤngſte Tochter Maria Regina mit Hrn.
George Saalbachen 1711. in Eheſtand begeben hat.
Sein
[]
Sein Alter hat er bis auf 59. Jahr gebracht, undiſt den
7. Martii 1709. geſtorben.
1683. Juſtus Reinhold war zu Lichtenau bey
Neuſtadt an der Orla 1648. den 1. Jan. gebohren.
Seine Lehrjahre hat er bey Johann Bauern allhier
ausgeſtanden. Jm Jahr 1682. begleitete er das Amt
eines Factors in der Wittigauiſchen Buchdruckerey,
hierauf in der Fiebigiſchen. Er verehlichte ſich mit der
verwittweten Fiebigin 1683. und ſtarb 1696. Die hin-
terlaſſene Wittwe fuͤhrte durch die beyden Gickel-
hahne, Gebruͤder, ihres Mannes Druckerey fort,
ingleichen durch ihren mit Fiebigen erzeugten Sohn
Elias. Hernach wurde ſolche an Matthias Schle-
geln verpachtet biß 1722. Die Wittwe ſtarb
1719. Nachhero ſetzten ſie die Erben fort biß 1728.
da ſolche durch Vermittelung einer Heyrath an Fried-
rich Koͤhlen gekommen iſt, welcher ſie bis dieſe
Stunde fortſetzet.
1683. Chriſtian Goͤtze kam 1645. in Wich-
mar aus dem Amt Camburg, ſo nach Gotha gehoͤrig,
auf dieſer Welt an. Den Grund zu ſeiner Wiſſen-
ſchafft hat er in Jena bey Johann Jacob Bauhoͤ-
fern geleget. Hierauf kam er hieher nach Leipzig und
verehlichte ſich 1683. den 23. Aug. mit Sam. Spoͤrls,
Buchdruckers allhier, hinterlaſſener Wittwe, mit wel-
cher er die Druckerey bekommen und mit ihr 14. Jahr
eine friedliche Ehe beſeſſen hat. Nach Abſterben ſei-
ner erſten Frau 1697. heyrathete er zum andern
mal Eliſabeth Forbergerin, mit welcher er einen
Sohn und Tochter, ſo noch am Leben ſind, gezeuget
hat. Die Buchdruckerkunſt hat der Sohn, Georg
Chriſtian, bey ſeinem Stiefvater erlernet, und uͤbet
ſelbige noch als Geſelle. Endlich ſtarb Goͤtze 1708.
H 5den
[122]Kurtze Nachricht
den 19. Nov. im 63. Jahr ſeines Alters. Seine hin-
terlaſſene Wittwe verehlichte ſich hernach wieder an
Herrn Heinrich Chriſtoph Takken.
1683. Johann Heinrich Richter trat 1654.
den 19. Febr in Helmſtaͤdt ans Licht der Welt. Sein
Herr Vater iſt Martin Richter, Buchhaͤndler da-
ſelbſt, geweſen. Den Grund zur Buchdruckerkunſt hat
er bey Hennig Muͤllern daſelbſt gelegt. Von dar
kam er nach Leipzig 1681. allwo er im Jahr 1683. Gal-
lus Niemanns, Buchdruckers allhier, hinterlaſſene
Wittwe heyrathete, mit welcher er 15. Jahr in der
Ehe gelebet hat. Nachdem ihm aber der Tod ſelbige
geraubet, ſo trat er zum andern mal mit Johanna
Magdalena Ellingerin, geweſenen Buchhaͤndlers
allhier, nachgelaſſener Tochter, den 28. Nov. 1699. im
den Eheſtand, mit welcher er 34. Jahr in der Ehe zu-
gebracht hat. Hierauf ſtarb er den 18. Junii 1734. in
81. Jahre ſeines Alters. Die Druckerey wird durch
deſſen hinterlaſſene Wittwe und Sohn Gabriel
Richtern, als Factor, fortgeſetzt Die Schriften, ſo
aus ſeiner Preſſe gekommen ſind, haben jederzeit ſatt-
ſam gezeuget, daß er ſeinen Fleiß nicht geſpahret hat.
Man beſehe Luͤnigs Reichs-Archiv,fol. Ferner:
Deſſen Corpus juris Militaris fol. BERGERI Oeco-
nomiam juris, 4. Diſceptationes forenſes, 4. und noch
viele andere mehr, ſo in der Lanckiſchen Buchhandlung
vor Augen geleget werden.
1684-1687. Andreas Ball.
1688-1692. Chriſtoph Balthaſar Lampe,
deſſen Druckerey bekam Chriſtian Michel.
1692 Andreas Zeidler war in Schlaͤffereiſen
1663. den 17. April gebohren. Sein Vater war da-
ſelbſt ein Zimmermann. Die Kunſt erlernete er in
Jena,
[]
[][123]von den Buchdruckern in Leipzig.
Jena, und kam 1682. hieher nach Leipzig, und wurde
in der Wittigauiſchen Buchdruckerey Factor. Jm
Jahr 1692. verehlichte er ſich und kaufte die Guͤntheri-
ſche Buchdruckerey. Von ſeinen im Eheſtand erzeug-
ten Kindern iſt noch eine Tochter am Leben, welche an
Joh. Heinr. Schoͤnermarcken, eines Buchdruckers
Sohn von Sondershauſen, verheyrathet iſt. Endlich
iſt er 1736. den 4. Octobr. in 74. Jahre ſeines Alters
geſtorben. Aus deſſen Druckerey ſind jederzeit groſſe
Wercke zum Vorſchein gekommen. Einige hat er
ſelbſten verlegt, viele andere aber liegen noch gegenwaͤr-
tig in oͤffentlichen Buchlaͤden.
1693. Jmmanuel Tietze trat 1662. den 24.
Mertz in Hirſchfeld ans Licht der Welt, allda er auch
den Grund zu ſeiner Wiſſenſchaft gelegt hat. Er kauf-
te die Wittigauiſche Buchdruckerey, und verehlichte
ſich 1694. den 4. Junii mit Catharina verwittwete
Heinin, welche aber den 16. Aug. 1725. verſtorben iſt.
Dahero er ſich zum andernmal mit Johanna Regina
Friedelin in ein Ehebindniß einließ und mit ihr einen
Sohn, Jmmanuel, zeugte, worauf er 1728. den 31.
Julii im 66. Jahre ſeines Alters geſtorben iſt. Die
hinterlaſſene Wittwe heyrathete hernach Herrn Jo-
hann Chriſtian Langenheim. Wollten wir dieje-
gen Schriften alle anfuͤhren, die in dieſer Druckerey
gedruckt worden ſind; So wuͤrde uns die Zeit viel zu
kurtz ſeyn, wenn wir nur die Diſſertt. Program. Verſe
und andere wohlgedruckte Schriften nahmhaft ma-
chen ſollten. Sie wuͤrden aber alle ein deutliches Zeug-
niß ablegen, daß der Beſitzer es weder an Koſten, noch
am Fleiß und Geſchicklichkeit hat mangeln laſſen.
1695. Johann Andreas Zſchau war 1666. den
29. Sept. in Coßma bey Altenburg gebohren. Sein
Herr
[124]Kurtze Nachricht
Herr Vater war Johann Zſchau, Schulmeiſter da-
ſigen Orts. Den Grund zu ſeiner Kunſt hat er bey
Chriſtian Goͤtzen allhier 1683. geleget und dar-
auf der gantzen Geſellſchaft ſein Poſtulat verſchen-
cket. Von dar hat er ſich nach Dreßden in die Hof-
Buchdruckerey begeben, woſelbſt er aber nur ein Jahr
geblieben iſt, weil er ſich in Churfuͤrſtl. Saͤchſ. Kriegs-
dienſte begeben, unter dem Hochloͤblichen Jordaniſchen
Regiment die Stelle eines Fouriers begleitet, und zwey
Feldzuͤgen am Rhein 1690. u. 1691. beygewohnet hat.
Er hat aber im Jahr 1694. ſeinen Abſchied wieder er-
halten, und ſich alsdenn abermals nach Dreßden ge-
wendet, zu ſehen ob er ſein Gluͤck daſelbſt finden koͤnne,
welches auch geſchehen iſt, da er ſich denn mit Chriſtinen
Crellin verſprochen, und ſich hernach nach Leipzig 1695.
gewendet hat. Hierauf hat er die Lampiſche, oder Mi-
chaeliſche, Buchdruckerey an ſich gekauft, und ſolcher
bis an ſeinem Tod 1733. den 10. Dec. mit Ruhm vor-
geſtanden. Die hinterlaſſene Kinder fuͤhrten die Dru-
ckerey einige Zeit fort, nachhero haben ſie ſolche an Mi-
chael Hennigen verkauft, welcher in der Ordnung fol-
gen wird.
1697. Auguſt Fornefeiſt legte ſich eine neue
Druckerey an, welche er aber bald hernach wieder
verkaufte.
1700. Andreas Barthel erblickte das Licht dieſer
Welt 1660. den 27. Novembr in den Bergſtaͤdtlein
Thum. Rudelſtadt war der erſte Ort, allwo er die edle
Buchdruckerkunſt erlernet, und ſich in ſelbiger hernach
ſo feſt geſetzet hat, daß er ſich bey jedermann dadurch
beliebt, und GOtt und den Nechſten, nach ſeinem Ver-
moͤgen, damit gedienet hat. Jm Jahr 1700. kam er
hieher nach Leipzig, und kaufte Chriſtian Banck-
manns
[]
[][125]von den Buchdruckern in Leipzig.
manns Buchdruckerey, welche er in weit beſſere Um-
ſtaͤnde geſetzet und mit gutem Ruhme allhier gefuͤhret
hat. Viele wichtige Wercke koͤnnen von deſſelben
Fleiß und von ſeinem netten Druck oͤffentliche Zeugniß
ablegen, Z E. das Corpus juris Civilis c. n. Gotho-
fredi,Herbergers Schriften, ingleichen Huͤbners Ge-
nealogiſche Tabellen, und viele andere Schriften mehr.
Sein Alter hat er auf 76 Jahr gebracht, und iſt den 4.
Febr. 1736. geſtorben Die hinterlaſſene Druckerey
fuͤhret ſein Schwieger Sohn Chriſtoph Barthel fort.
1700-1710. Johann Knaut deſſen Druckerey
iſt an Johann Chriſt. Kruͤgern gekommen.
1702-1713. Martin Fulde fuͤhrte von 1697-
1701. eine Druckerey in Grimma, kam hernach hie-
her und nach deſſen Tod kaufte Chriſtoph Zunckel
deſſen Druckerey an ſich.
1702-1717. Johann Caſpar Muͤller gebuͤr-
tig von Braunſchweig, zugleich Schriftſchneider und
Schriftgieſer, kaufte Johann Georgens Druckerey,
verehlichte ſich mit Maria Sophia Hermannin aus
Leipzig und ſtarb 1717 den 13. May. Er hinterließ
3 Toͤchter, davon die juͤngſte 3. Jahr hernach ſtarb,
die aͤlteſte aber 1737. an Adam Heinrich Hollen ſich
verehlichet hat Die hinterlaßene Wittwe fuͤhrte
die Druckerey 2. Jahr durch einen Factor, nemlich Ni-
col. Spindlern fort, und heyrathete hernach 1719.
Bernhardt Chriſtoph Breitkopfen. Dieſer Muͤl-
ler war ein ſcharffſinniger und geſchickter Mann, wie er
denn nicht nur der gelehrten Welt manches groſſes
Werck in Thomas Fritzſchens Verlag aus ſeinen
Preſſen geliefert hat, als die zweyte Auflage des allge-
meinen hiſtoriſchen Lexicons, fol.Ludwig Engliſches
Lexicon, 4. STANLEI Hiſtoriam philoſophicam;
Jn
[126]Kurtze Nachricht
Jn Lanckiſchens Verlag aber den zweyten Theil der
Lanckiſchen Concordantz von der andern Auflage, ſon-
dern auch die netteſten und ietziger Zeit gangbare-
ſten Schchriften von Hebraͤiſchen Griechiſchen Lateini-
ſchen und Teutſchen gefertiget hat, wie bey den Schrift-
proben zu ſehen ſeyn wird.
1705-1717. Chriſtoph Friedrich Rumpf war
den 6. April 1680 zu Muͤnden in Weſtphalen geboh-
ren. Den Grund zur Druckerey legte er allhier bey
Jmmanuel Tietzen. Sein Herr Vater war Lieu-
tenant unter dem loͤblichen Grafen von Wertheriſchen
Kayſerl. Cuͤraßier Regiment, ſeine Frau Mutter war
aus dem Hochadelichen Geſchlecht Clara Magdale-
na von Geſchmeidelin. Jm Jahr 1706. trat er mit
Johanna Eleonora Koͤnigin, Herrn Georg Koͤ-
nigs, Koͤniglich-Pohlniſch-Churfuͤrſtlich-Saͤch-
ſiſchen wohlbeſtallten Acciseinnehmers und Korn-
ſchreibers der Stutterey zu Kalckreuth juͤngſten
Jungfer Tochter, in den Eheſtand, und zeugte mit
ihr einen Sohn Gottlob Friedrich, welcher gleich-
falls die Druckerey erlernet hat, und bis dieſe Stunde
noch treibet. Er ſtarb den 25. May 1736. in Dreß-
den im 56. Jahr ſeines Alters. Deſſen Druckerey
kam nach Eißleben. Von ihm iſt als etwas be-
ſonders anzumercken, daß er neben der Buchdrucker-
kunſt auch in andern Kuͤnſten und Wiſſenſchaften
ſehr erfahren geweſen iſt. Er machte einen wohlgeſetz-
ten teutſchen Vers, verſtunde verſchiedene Sprachen,
mahlte als ein guter Mahler ſehr kuͤnſtlich und ſchrieb
eine ſolche feine Hand, daß man einige Stuͤcke davon
als Raritaͤten aufzuheben pflegt; Dieſe Geſchicklich-
keit erwarb ihm nicht nur vieler vornehmen Leute Huld
und Gewogenheit, ſondern er hatte auch die Gnade,
daß
[]
[][127]von den Buchdruckern in Leipzig.
daß er bey dem Hof zu Dreßden ungemein wohl gelit-
ten ward. Sein Bildniß ſiehet man hier in Kupfer.
1705-1712. Johann Samuel Fleiſcher.
1710. Johann Heinrich Koͤnig richrete allhier
eine Druckerey an, verkaufte aber ſelbige hernach an
Auguſt Samuel Crucigern.
1711. Gottfried Rothe war allhier 1672. ge-
bohren. Sein Vater war Gottfr. Rothe, Buͤrger und
Schuhmacher allhier. Die Buchdruckerkunſt hat er
bey Chriſtian Banckmann 1684. gelernet. Er trat
1712. mit Maria Eliſabeth Wittigin ein Ehe-
bindniß ein und zeugte mit ihr eine Tochter, welche noch
am Leben iſt. Jm Jahr 1729 iſt er im Monat April
geſtorben. Die hinterlaſſene Witwe fuͤhrte Anfangs
die Druckerey durch Factores fort. Sie verehlichte ſich
aber als denn an Johann Gottfried Langen.
1713. Johann Gottlieb Bauch, war 1689. ge-
bohren. Sein Vater gleiches Namens war ein ehrlicher
Buͤrger, ſein Groß-Vater Quirinus Bauch Buch-
drucker allhier, den Grund zu ſeiner Kunſt hat er bey
Jmmanuel Tietzen gelegt, und eine Druckerey von
Johann Samuel Fleiſchern gekauft. Er verehlich-
te ſich mit Anna Regina Herrn Gottfried Schmids
Diſputationhaͤndlers zu Jena, Tochter, und zeugte
mit ihr 4. Toͤchter, ſo nach am Leben ſind. Jm Jahr
1738. iſt er den 3. Dec. im 51. Jahr ſeines Alters, ge-
ſtorben Die Druckerey ſetzet die hinterlaſſene Witt-
we fort. Den Schriften, ſo in dieſer Druckerey zum
Vorſchein gekommen ſind, hat nichts, als die Leb-
hafftigkeit gefehlet, welche ihnen des Beſitzers Kraͤnck-
licher Zuſtand nicht vergoͤnnen wollen.
1713. Andreas Martin Schede, Buchdru-
cker und Diſputations Haͤndler allhier, trat 1678.
den 9. Dec. zu Quedlinburg ans Licht der Welt, allwo
er auch
[128]Kurtze Nachricht
er auch den Grund zu ſeiner Kunſt bey Joh. Heinrich
Siverten gelegt hat. Er verehlichte ſich allhier 1705.
mit Anna Catharina Brandenburgerin, zeugte mit
ihr 10. Soͤhne, wovon noch einer Joh. Chriſtoph am
Leben iſt, welcher gleichfalls die Buchdruckerkunſt erler-
net hat, uns anitzo einen Diſputationshandel fuͤhret.
Endlich nahm er von dieſer Welt Abſchied den 9. Dec.
1728. Die hinterblebiene Wittwe fuͤhrte durch Fac-
tores, als: Andreas Chriſtian Datan, 1729. und
Johann Chriſtian Langenheim 1730. das Werck
fort, nach dem aber verehlichte ſie ſich wieder 1730.
den 5 Febr. an Gabriel Trogen, von dem hernach.
1715. Johann Chriſtian Kruͤger kaufte Jo-
hann Knaurs Buchdruckerey, und nach ſeines Va-
ters Tode bekam er zugleich die vaͤterliche Druckerey.
Er verwaltete ſolche biß an ſein Ende 1718. Seine hin-
terlaſſene Wittwe ſetzte die Druckerey anfaͤnglich mit
Joh. Georg Roͤßlern fort, den ſie hernach geheyra-
thet, und alſo zum Herrn der Druckerey gemachet hat.
1725. Johann Chriſtian Scholvin war den
9. May 1693. gebohren, er uͤbernahm nach ſeiner Frau
Mutter Tode 1725. die Druckerey, verehlichte ſich den
22. Jan. 1726. mit Charitas, Herrn M.Chriſtoph
Eichlers, geweſenen Paſtoris in Hartetritte, Tochter
und zeugte mit ſelbiger eine Tochter, er ſtarb den 1. Ju-
nii 1731. im 38. Jahr ſeines Alters. Die Druckerey
wurde an Herrn Gottfried Mayen in Halle verkauft.
1729 Johann Gottfried Lange war 1699. zu
Breitenbrunn gebohren, ſeine Kunſt hat er bey Jo-
hann Heinrich Richtern gelernet, verehlichte ſich all-
hier mit Gottfried Rothens Wittwe, welche aber
wieder geſtorben iſt, deßwegen er ſich zum zweyten mal
mit Johanna Roſina Kuͤttnerin verehlichet, und
hernach
[]
[][]
[][129]von den Buchdruckern in Leipzig.
hernach 1738. im 39. Jahr ſeines Alters geſtorben iſt.
Die hinterlaſſene Wittwe ſetz e anfaͤnglich die Dru-
ckerey durch einen Factor, Zacharias Heinrich Eiß-
feld, fort, welchen ſie hernach geheyrathet hat. Deſ-
ſen Bildniß ſtehet auf beygehendem Kupfer.
1721. Matthias Schlogel hat mit Juſti Rein-
holds Schriften als Pachter gedrucket, und iſt her-
nach geſtorben.
Und ſo viel von den Buchdruckerherren allhier in
Leipzig, welche vom Anfang bis hieher Druckereyen
gefuͤhret haben, und bereits wieder geſtorben ſind.
Nunmehro muß ich auch die jetztlebenden noch an-
fuͤhren. Es iſt aber unter ſelbigen der erſte:
Heinrich Chriſtoph Takke,
Er iſt zu Goßlar 1683. den 31. Mertz gebohren worden.
Die Buchdruckerkunſt hat er daſelbſt bey Simon
Andreas Dunckern erlernet. Alsdenn reiſete er an
verſchiedene Orte ſich in ſeiner Kunſt zu uͤben, kam
1708. nach Leipzig, und uͤbernahm 1711. Chriſtian
Goͤtzens Buchdruckerey, heyrathete auch 1714. deſ-
ſelben hinterlaſſene Wittwe. Seine Haußfrau iſt ihm
1730. wieder verſtorben, und ſeit dem lebt er als ein
Wittwer. Aus deſſen Druckerey ſind verſchiedene
Schriften ans Licht getreten, welche von ſeiner Ge-
ſchicklichkeit und Fleiß deutliche Proben ablegen koͤn-
nen. Abſonderlich muß man anmercken, daß in die-
ſer Druckerey die meiſten Orientaliſchen Schriften an-
zutreffen ſind, dergleichen man ſo haͤufig in wenig
Druckereyen finden wird. Sein Bildniß ſiehet man
hier in Kupfer. Hierauf folgt in der Ordnung
IChri-
[130]Kurtze Nachricht
Chriſtoph Zunckel,
Er wurde 1670. den 28. Novembr. zu Weymar ge-
bohren. Sein Herr Vater war Michael Zunckel,
Obriſt-Lieutenant unter dem wohlloͤbl. Martaigni-
ſchen Regiment zu Fuß, hernach Capitain, und end-
lich Churfuͤrſtl. Saͤchſ. Jntendant zu Willhelmsburg.
Den erſten Grund zu der Buchdruckerkunſt legte er
1683. bey daſigem Hofbuchdrucker, Joh. Andreas
Muͤllern, und verſchenckte ſein Poſtulat 1689. von
dar begab er ſich in fremde Laͤnder. Jm Jahr 1697.
verſahe er das Amt eines Factors in der Hoͤpfneriſchen
Druckerey in Stettin, und 1700. wurde er hieher nach
Leipzig geruffen, dergleichen Stelle in der Banckman-
niſchen Druckerey anzutreten. Von hieraus begab
er ſich 1701. nach Gotha, und heyrathete Margare-
tha Thieckin aus Lucka in der Oberlauſitz, mit wel-
cher er 10. Kinder, nemlich 6. Soͤhne und 4. Toͤchter
gezeuget hat. Zwey Soͤhne davon Gottfried, und
Jmmanuel haben die Buchdruckerkunſt gelernet, der
erſte hat ſich dem Studiren gewidmet, und die juͤngſte
Tochter hat ſich vor kurtzen mit Herrn Gottlieb
Schlaͤdern verehlichet, der gleichfalls dieſer Kunſt zu-
gethan iſt: Seine Druckerey hat er 1714. von Mart.
Fulden gekauft. Die Buͤcher, ſo aus ſeiner Preſſe
gekommen ſind, z. E. LeupoldsTheatrum Machi-
narum in Fol. Pictets Sittenlehre in 4. und Raͤd-
leins Sprachmeiſter, koͤnnen untruͤgliche Zeugen abge-
ben, daß er in ſeiner Kunſt wohlerfahren ſey. Sein
Jnſigne beſtehet in einem Ancker, um welchen ſich eine
Schlange aufwaͤrts windet, und ſeine Anfangsbuch-
ſtaben C. Z. formiret. Oben druͤber ſtehet ein Toden-
kopf mit 3. Aehren. Sein Wahlſpruch iſt: Zu Chriſto.
Deſſen Bildniß ſtellet beygehendes Kupfer vor.
Bern-
[]
Bernhard Chriſtoph Breitkopf,
Trat in der Hannoͤveriſchen Bergſtadt Clausthal den
2. Mertz 1695. ans Licht der Welt. Er lernete die
Buchdruckerkunſt zu Goßlar bey Georg Dunckern,
und kam hierauf 1714. nach Leipzig, von dannen nach
Jena, Halle, und 1719. wiederum hieher. Er vereh-
lichte ſich alsdenn mit Herrn Joh. Caſpar Muͤllers,
Buchdruckers und Schriftgießers allhier, hinterlaſſe-
nen Wittwe, Sophien Marien geb. Hermannin,
und zeugte mit ſelbiger einen Sohn und Tochter, welche
aber 1738. den 1. Auguſt geſtorben iſt, und bald dar-
auf auch gedachte Ehegattin. Deſſen Sohn Johann
Gottlob Jmmanuel, hat die Kunſt bey ſeinem Herrn
Vater gelernet, und liegt uͤbrigens noch dem Studiren
ob; Hierauf hat er ſich zum andern mal in dieſem
Jahr den 2. Febr. mit Theodoren Sophien Kayſe-
rin, hier aus Leipzig, verehlichet; Dieſer Mann hat
das Gluͤck vielen Gelehrten durch ſeinen Druck zu ge-
fallen, und weil er auch in ſeinem eigenen Verlag man-
ches nuͤtzliches und noͤthiges Buch, z. E. Heineccii he-
braͤiſche und griechiſche Bibel, Hrn. Prof. Gottſcheds-
und der teutſchen Geſellſchaft Schriften, wie auch
StarckensSynopſin Bibliothecæ Exegeticæ in N.
T. heraus gedruckt; So iſt er dadurch ſo wohl be-
kannt worden, daß ein mehres von ihm zu erweh-
nen uͤberfluͤßig ſeyn wird. Seine Schriftgießerey ha
ſich eben ſo beliebt gemacht. Gegenwaͤrtig iſt er bey
einer wohlloͤbl. Geſellſchaft der Buchdruckerherren
Oberaͤlteſter. Deſſelben Jnſigne iſt eine Hand aus
den Wolcken, welche eine Waage haͤlt. Unten lie-
get ein Baͤr, und oben ſtehen die Worte: NON
TIMET.
I 2Jo-
[132]Kurtze Nachricht
Johann Georg Schniebs,
Jſt zu Spremberg in Meiſſen 1689. den 24. Februar.
gebohren. Denn Grund zur Buchdruckerey legte er
in Bautzen bey Andreas Richtern, woſelbſt er auch
poſtuliret hat. Hierauf kam er hieher nach Leipzig, ver-
ehlichte ſich mit Chriſtina Sophia Mittlerin, und
richtete im Jahr 1720. eine Druckerey an. Nebſt
der Buchdruckerkunſt iſt er auch in andern Wiſſen-
ſchaften geuͤbet. Denn er weiß allerhand Figuren
in Holtz, und Stempel in Stahl zu ſchneiden. Die-
jenigen Wercke, ſo aus ſeinen Preſſen zum Vorſchein
gekommen ſind, beweiſen alle, daß er ſeinen Fleiß und
Aufmerckſamkeit nicht geſparet hat; Man ſehe BVD-
DEI ISAGOGEN in 4. Ejusd. Jnſtitut. Theolog. mo-
ralis \& Dogmaticæ, ingleichen BVDDEI hiſtoriſches Le-
xicon, FABRI Theſaurum, und viele andere mehr,
welche ſich in Herrn Hofrath Fritzſchens Verlag be-
finden. Sein Jnſigne ſtellet eine Gegend vor, wo ge-
ackert und geſaͤet wird, mit der Uberſchrift: LARGE
SERENS, LARGE METET; Oben druͤber
ſiehet man das Wort Jehova. Sein Bildniß ſtehet
auf beygehendem Kupfer.
Georg Saalbach,
Jſt in Hirſchfeld bey Dreßden den 23. April 1673. ge-
bohren. Sein Herr Vater iſt ein geſchickter Juris
Practicus geweſen. Jm Jahr 1687. kam er hieher
nach Leipzig zu Chriſtoph Guͤnthern die Buchdru-
ckerkunſt zu erlernen. Nach ausgeſtandenen Lehrjah-
ren poſtulirte er im Jahr 1691. Hierauf begab er ſich
1699. auf Reiſen und wurde 1719. als Factor wie-
der hieher verſchrieben. Da er ſich alsdenn 1711.
mit
[]
[][]
[][133]von den Buchdruckern in Leipzig.
mit Marien Reginen, Herrn Chriſtoph Flei-
ſchers juͤngſten Tochter, ehelich verband und mit ihr
einen Sohn und eine Tochter gezeuget hat, wel-
cher gleichfalls die Buchdruckerkunſt gelernet, dem
Studiren ſich ehedeſſen gewidmet hat, und nunmeh-
ro in ſeines Herrn Vaters Buchdruckerey die Stelle
eines Faetors vertritt. Bey ſeiner Schwieger Mut-
ter hat er bis 1724. als Factor der Druckerey vor-
geſtanden, endlich aber noch in ſelbigem Jahr ſolche
uͤbernommen. Deſſen Fleiß und Geſchicklichkeit
wird man um ſo viel weniger in Zweifel ziehen koͤn-
nen, je deutlicher ſeine gedruckten Schriften dieſes be-
kraͤftigen. Man darf nur die beyden letztern, als
D.CramersComment. de iuribus nobilitat. aui-
tæ \&c. und den Jtaliaͤniſch uͤberſetzten Horatium
anſehen. Deſſen Jnſigne ſind ſeine Anfangsbuch-
ſtaben, davon ſich G. auf einem Poſtement um eine
Pyramide herum ſchlinget, und das S. aufwaͤrts an
der Pyramide ſtehet. Oben auf der Pyramide ſtehet
eine Taube mit einem Oelzweig; Zu beyden Sei-
ten ſtehen Blumentoͤpffe, auf dem Boden liegt der
Winckelhacken und ein paar Druckerballen, und
in der Mitte zeiget ſich ein Ancker im Schilde.
Chriſtian Benjamin Bittorf,
Jſt in Zwickau 1691. den 5. Jun. gebohren. Sein
Herr Vater war Chriſtian Bittorf, gleichfalls ein
Buchdrucker, und Stadt-Wachtmeiſter allda. Es
wurde ſelbiger von dem Hochloͤbl. Grafen Heinrich
dem XI, nach Schlaitz zum Hofbuchdrucker ernennet,
und zugleich zum Richter zu Heinrichsſtadt allda ge-
macht; Deſſen Sohn, Chriſtian Benjamin, legte
allhier zu Leipzig den Grund zu der Buchdruckerkunſt
I 3bey
[134]Kurtze Nachricht
bey Herrn Johann Andreas Zſchau, und verehlich-
te ſich mit Magdalena Zoberin. Nach Abſterben
ſeines Vaters bekam er deſſelben Druckerey, und
wurde von Heinrich dem IX. zum Hofbuchdrucker
in Graitz ernennet. Jm Jahr 1725. wendete er ſich
mit ſeiner Druckerey hieher, und uͤbernahm noch da-
zu Chriſtian Samuel Krugs Buchdruckerey, mit
deſſen Schriften trat herfuͤr das Corpus Juris Civi-
lis cum Præf. HEINEC CII, in med. 8. mit naͤch-
ſten wird man eine Hebraͤiſche Bibel mit D.Seba-
ſtian Schmidts Lateiniſcher Uberſetzung aus ſeiner
Preſſe zu Geſichte bekommen. Sein Jnſigne iſt ein
ordentliches Wappen, in deſſen Schild ein Ancker
zu ſehen mit zwey Sternen, auf dem Helm aber ein
bethender oder bittender Mann mit gefaltenen Haͤn-
den, oben druͤber ſtehen die Worte: INSIGNIA
BITTORFIANA.
Friedrich Koͤhl,
Jſt zu Ober Crinitz unter das Amt Zwickau gehoͤ-
rig den 10. Auguſti 1703. gebohren. Die Kunſt hat
er bey der ſel. Frau Reinholdin, allhier gelernet, und
hernach nach Gewohnheit poſtulirt; Er bekam als-
denn derſelben Druckerey im Jahr 1722. und vereh-
lichte ſich 1731. mit Maria Catharina Curaßin.
Auguſt Samuel Cruciger,
Erblickte das Licht der Welt 1698. den 29. Julii in
Biſchoffswerda. Den Grund zu ſeiner Kunſt hat
er in Delitzſch bey Chriſtian Vogelgeſang geleget.
Jm Jahr 1721. kam er hieher nach Leipzig, vereh-
lichte
[135]von den Buchdruckern in Leipzig.
lichte ſich mit Agnes Beata Voigtin, und kaufte
1729. Johann Heinrich Koͤnigs Buchdruckerey.
Gegenwaͤrtig iſt er bey einer loͤblichen Geſellſchaft Her-
renaſſeſſor. Aus deſſen Druckerey iſt CASTEL-
LIONIS Lateiniſche Bibel zum Vorſchein gekom-
men, und mit naͤchſten wird ein Muſicaliſches Werck
von Matheſon in Fol. ans Licht treten, daraus man
ſeinen angewendeten Fleiß deutlich erſehen wird.
Deſſen Jnſigne iſt ein ordentliches Wappen. Jn
dem Schild ſiehet man ein Creutz, worauf eine Tau-
be mit einem Oelblat ſtehet; Auf dem Helm ſiehet
man dieſe Taube wiederum, dabey deſſen Anfangs-
buchſtaben A. S. C. Oben druͤber aber die Worte:
ATAVIS SIGILLIS CORVSCANS.
Johann Chriſtian Langenheim,
Jſt 1697. den 25. December zu Schoͤningen gebohren
worden. Jn ſeiner Jugend legte er einen guten
Grund in der lateiniſchen Sprache, und andern nuͤtz-
lichen Wiſſenſchaften. Er begab ſich aber hernach zu
Herrn Heinrich Heſſen nach Helmſtaͤdt die Buch-
druckerkunſt daſelbſt zu lernen. Nachdem er nun die
gehoͤrigen Jahre geendiget hatte, ſo poſtulirte er und
brachte einige Jahr in Helmſtaͤdt und Goßlar zu;
Hierauf kam er hieher nach Leipzig, und verwal-
tete mit vieler Geſchicklichkeit das Amt eines Factors
bey Herrn Andreas Martin Schedens hinterlaſſe-
ner Wittwe: Welches Amt er ſchon vorhero in Halle
vertreten hatte. Jm Jahr 1730. verehlichte er ſich mit
Herrn Jmmanuel Tietzens hinterlaſſener Wittwe,
einer gebohrnen Friedelin. Die von ihm haͤufig ge-
druckten Diſſertationes bezeugen ohne Wider rede,
daß deſſen Druck nett und ſauber, und ſeine Sorafalt
I 4uner-
[136]Kurtze Nachricht
unermuͤdet ſey. Auſer vielen andern Schriften hat er
auch die Acta Academica bißher verleget, und mit ver-
ſchiedenen gelehrten Maͤnnern einen Briefwechſel un-
terhalten.
Gabriel Trog,
Trat in Ermelitz 1683. den 20. Martii ans Licht der
Welt Bey herannahendem Alter kam er hieher
nach Leipzig, und lernte bey Johann Andreas
Zſchauen die Buchdruckerkunſt. Den 5. Februar.
1730. heyrathete er Andreas Martin Schedens,
geweſenen Buchdruckers allhier, hinterlaſſene Witt-
we, und bekam zugleich deſſelben Druckerey. Er
fuͤhret aber auch auſer dem einen bekannten Diſputa-
tionshandel.
Johann Heinrich Richters Wittwe,
Fuͤhrt ihres verſtorbenen Mannes Buchdruckerey ſeit
1734. mit ihrem Sohn Gabriel Richtern, als Factor,
noch beſtaͤndig fort. Von der Druckerey ſelbſten ha-
ben wir bereits oben ſchon etwas gemeldet p. 122.
Chriſtoph Barthel,
War 1682. den 9. Januarii in dem Bergſtaͤdlein
Thum gebohren. Die Kunſt lernte er allhier bey
Chriſtoph Fleiſchern, und verehlichte ſich hernach mit
Maria Magdalena, Herrn Andreas Barthels,
Buchdruckers allhier, hinterlaſſenen Tochter, bey wel-
chen er bey nahe 20. Jahr das Amt eines Factors ver-
waltet hat, biß nach ſeines Schwiegervaters Abſter-
ben
[]
[][137]von den Buchdruckern in Leipzig.
ben, da er alsdenn 1736. die Druckerey uͤbernommen
hat. Von den Buͤchern, ſo aus ſeiner Druckerey
zum Vorſchein gekommen ſind, koͤnte man ein weitlaͤuf-
tiges Verzeichniß anfuͤllen. Doch einiger zu geden-
cken, ſo ſind des Suedenburgi Opera in fol. aus ſeiner
Preſſe gekommen, mit naͤchſten werden wir wiederum
das Corpus juris Civilis, c. n. GOTHOFREDI in
med. 4 von ihm gedruckt erhalten, die vielen Lexica, ſo
in Johann Friedrich Gleditſchens Verlag ans Licht
getreten ſind, will ich nicht einmal anfuͤhren, weil ſelbi-
ge noch Jedermann vor Augen ſind. Es werden aber
alle oͤffentliche Zeugniſſe von ſeiner Geſchicklichkeit und
Fleiß abgeben. Sein Jnſigne ſtellet ſeine Vaterſtadt
vor, bey welcher ein emſiger Bergmann zu ſehen, unten
aber iſt das gewoͤhnliche Buchdruckerwappen, oben
druͤber ſtehen die Worte: CVLTA BEAT. Sein
Bildniß ſiehet man hier gleichfalls in Kupferſtich.
Adam Heinrich Holle,
Eines Buchdruckers Sohn von Hamburg, trat da-
ſelbſt den 9. Dec 1710. ans Licht der Welt. Seine
Kunſt hat er bey ermeldeten ſeinem Herrn Vater gele-
get, hierauf kam er hieher nach Leipzig, fieng ſeine Buch-
druckerey 1737. neu an, und verehlichte ſich mit Ju-
liana Dorothea Muͤllerin, oben erwehnten Herrn
Johann Caſpar Muͤllers aͤlteſten Tochter; Er hat
gedruckt: Acta Ratisbonenſ. in fol. Des Herrn von
Buͤnau Reichs-Hiſtorie, dritten Theil in med. 4.
PLINII Epiſtolas, c. notis GESNERI \&c.
Sein Jnſigne ſtellet ſeine Vaterſtadt vor, wo-
bey zugleich auf einer Gegend ein Baum ſtehet,
deſſen Aeſte halb gruͤnen, halb aber duͤrre ſind.
I 5Un-
[138]Kurtze Nachricht
Unten iſt ein Ancker mit deſſen Anfangsbuchſtaben
A. H. H. und die Jahrzahl 1736. da er ſeine Dru-
ckerey neu angeleget hat, zu ſehen.
Michael Hennig,
Trat ans Licht der Welt 1679. den 11. Febr. in Ober-
ſeida bey Chemnitz. Seine Kunſt hat er in Chemnitz
bey Herrn Conrad Stoͤſſeln erlernet. Nach aus-
geſtandenen Lehrjahren kam er hieher nach Leipzig
in Herrn Johann Andreas Zſchauens Buchdrucke-
rey, in welcher er auch als Factor bey den hinterlaſſe-
nen Kindern geſtanden, und ſelbige 1737. ſelbſt eigen-
thuͤmlich an ſich gekauft hat. Weil nun ermeldete
Druckerey, jederzeit viele Schriften ans Licht gebracht
hat, die der gelehrten Welt zum Vergnuͤgen vor Au-
gen ſind geleget worden; So verſpricht man ſich ein
gleiches von ermeldetem Beſitzer, daß er ſeine Haͤnde
in Zukunft nicht werde ſincken laſſen.
Johann Gottlieb Bauchs Wittwe,
Setzt ſeit ihres Mannes Ableben 1738. die Drucke-
rey fort.
Zacharias Heinrich Eisfeld,
Jſt 1712. gebohren. Deſſen Vater war Georg An-
dreas Eisfeld Buͤrger und Unterſteiger zum Claus-
thal. Die Buchdruckerkunſt hat er allhier bey Herrn
Bernhard Chriſtoph Breitkopfen 1724. gelernet,
und 17 [...]9 bey eben demſelben poſtulirt. Jm Jahr
1739. verehlichte er ſich mit Herrn Johann Gottfried
Langens Buͤrgers und Buchdruckers allhier hinter-
laſſe-
[139]von den Buchdruckern in Leipzig.
laſſener Wittwe, Johanna Roſina, gebohrne Kuͤtt-
nerin. Wodurch er alſo in dieſem Jahr Herr von
der Langiſchen Buchdruckerey wurde. Es iſt kein
Zweifel, daß er nach Anleitung ſeines geſchickten Lehr-
herrns der Gelehrten Welt erſprießliche Dienſte thun
werde.
Johann Georg Roͤßler,
Erblickte das Licht dieſer Welt zu Zoͤrbig, unter das
Stift Merſeburg gehoͤrig, 1695. den 9. Junii. Sein
Vater war Chriſtian Roͤßler, Buͤrger und Leinewe-
ber daſelbſt. Jm Jahr 1710. kam er hieher zu Juſti
Reinholds hinterlaſſener Wittwe die Buchdrucker-
kunſt zu erlernen. Nach ausgeſtandenen Lehrjahren
gieng er 1716. in die Fremde und kam 1719. nach
Wuͤrtzburg allwo er ſein Poſtulat bey Herrn Frantz
Hertzen verſchenckte. Jm Jahr 1721. fand er ſich
allhier wieder ein und verehlichte ſich hierauf mit Herrn
Johann Chriſtian Kruͤgers, Buchdruckers allhier,
hinterlaſſenen Wittwe, einer gebohrnen Bockin. Jm
Jahr 1736. kaufte er die hinterlaſſene Kruͤgeriſche
Druckerey an ſich, zierte ſelbige mit vielen neuen
Schriften aus und wurde alsdenn 1739. vor einen
Buchdruckerherrn erklaͤrt.
Und hiemit beſchlieſe ich endlich meinen Ent-
wurf von der Erfindung der Buchdrucker-
Kunſt nicht allein, ſondern auch ſogleich meine
kurtze Nachricht von einigen beruͤhmten Maͤn-
nern
[140]Kurtze Nachr. von den Buchdr. in Leipzig.
nern uͤberhaupt, inſonderheit von denjenigen,
welche ſich allhier in Leipzig vom Anfang bis
hieher in dieſer Kunſt hervor gethan haben.
Jch weiß vielleicht ſelbſten am beſten, wo ich hier und
da meinen Vortrag etwas anders haͤtte einrichten
koͤnnen; Jch hoffe aber meine Leſer werden die Guͤ-
tigkeit vor mich haben, und gegenwaͤrtige Abhand-
lung nicht nach der hoͤchſten Schaͤrfe beurtheilen:
Weil ihnen die Urſachen unbekannt ſind, warum ich
ſelbige ſo, und nicht anders, vor dieſes mal eingerich-
tet habe. Wollten mir einige hierinnen erfahrne
Maͤnner die Ehre anthun, und mir beſcheiden entde-
cken, wo ich etwann einen Fehltritt wider meinen
Willen gethan haͤtte; So wuͤrde ich ihre Erinne-
rungen mit dem groͤßten Danck annehmen und ruͤh-
men; Sollte es aber einigen gefallen auf eine ver-
aͤchtliche Weiſe ohne Urſach mir zu nahe zu treten;
So kan ich mich vorjetzo noch nicht entſchlieſen, ob
ich Luſt haben werde, mich mit ihnen in einen Feder-
krieg einzulaſſen, ob mir ſchon die Regel bekannt iſt:
Antworte einem Narren, damit er ſich nicht
weiſe duͤncken laſſe, weil gleich vorher ſtehet: Ant-
worte dem Narren nicht nach ſeiner Narrheit,
daß du ihm nicht gleich werdeſt. Ubrigens nehme
ich mir die Freyheit einem jeden mich beſtens zu em-
pfehlen, und ihm alles, was ihn vergnuͤget, von
Hertzen anzuwuͤnſchen.
M. J. G. H. V. O.
PATENT.
[1]PATENT.
Vorbericht
von denen hierinnen befindlichen Formaten.
JCh zweiffle nicht, daß Erfahrne ohnedem ſchon wiſſen, wie ſie
Formate ſchieſſen ſollen, ich bin auch nicht geſonnen, ſelbigen
den Weg zu weiſen, oder ihnen was neues vor die Augen zu
legen, ſondern mein Abſehen gehet gantz alleine dahin, wie ein Ler-
nender, ohne groſſe Schwierigkeit, ſich dieſe Formate bekandt und leicht
machen kan, in ſo ferne er nur weiß, aus was vor einer Gattung
das und das Format zuſammen geſetzt, weil es doch ſo viele Colum-
men hat; und dieſes habe ihnen hierinnen gantz deutlich vor Augen
gelegt, daß, wo ich es nicht durch Figuren vorgeſtellt, doch die Exempel
durch Ziffern angezeiget, wo es vor noͤthig erachtet: wer nun ſolches
fleißig in acht nimmt, kan es dem Verzeichniß nach nicht fehlen.
AWie
[2]Format in Folio.
Wie das Format in Folio auszuſchieſſen.
Schoͤndruck.
Wiederdruck.
[3]Format in Folio.
Jn Duernen auf den erſten Bogen.
| Schoͤndruck. | Wiederdruck. |
| 1 (A) und 8 Columne. | 7 und 2 Col. |
Auf den andern Bogen.
| Schoͤndruck. | Wiederdruck. |
| 3 (A 2) 6 | 5 (A 3) 4 |
Jn Triternen auf den erſten Bogen.
| Schoͤndruck. | Wiederdruck. |
| 1 (A) und 12 Col. | 11 und 2 Col. |
Auf den andern Bogen.
| Schoͤndruck. | Wiederdruck. |
| 3 (A 2) 10 | 9 4 |
Auf den dritten Bogen.
| Schoͤndruck. | Wiederdruck. |
| 5 (A 3) 8 | 7 6 |
Jn Quaternen auf den erſten Bogen.
| Schoͤndruck. | Wiederdruck. |
| 1 (A) und 16 Col. | 15 und 2 Col. |
Auf den andern Bogen.
| Schoͤndruck. | Wiederdruck. |
| 3 (A 2) 14 | 13 4 |
Auf den dritten Bogen.
| Schoͤndruck. | Wiederdruck. |
| 5 (A 3) 12 | 11 6 |
Auf den vierten Bogen.
| Schoͤndruck. | Wiederdruck. |
| 7 (A 4) 10 | 9 (A 5) 8 |
A 2Wie
[4]Format in Quarto.
Wie das Format in Quarto auszuſchieſſen.
Schoͤndruck.
Wiederdruck.
[5]Format in Quarto.
Wie man in dieſem Format Duernen aus-
ſchieſſen ſoll.
Auf den erſten Bogen.
Schoͤndruck. | Wiederdruck. |
[figure] | [figure] |
Auf den andern.
Schoͤndruck. | Wiederdruck. |
[figure] | [figure] |
Einige bezeichnen auch in Duernen und Triternen
bisweilen einen ieden Bogen mit einer beſondern Si-
gnatur; ſo es beliebet wird, ſetzet man auf der 5ten
Columne dieſes andern Bogens Prima B, auf der
7ten B2, und auf der 9ten B3.
Wie zwey halbe Bogen mit zwey Signaturen
auszuſchieſſen.
Schoͤndruck. | Wiederdruck. |
[figure] | [figure] |
Wie ein halber Bogen auszuſchieſſen.
[figure] | [figure] |
[6]Format in Quarto.
Ein anderes Format.
Welches Octav. Breite und Folio-Laͤnge hat.
Schoͤndruck.
Wiederdruck.
[7]Format in Quarto.
Wie das Format in breit Quarto auszuſchieſſen,
welches in Muſicaliſchen Sachen ge-
braucht wird.
Hat gleiche Breite mitFoliound gleiche Laͤnge mitOctav.
Es iſt uͤberfluͤßig einen gantzen Bogen anher zu
ſetzen, denn es wird geſchoſſen wie ander Quart wenn
man nur die Figur drehet, daß die unterſten Schrau-
ben zur lincken Hand kommen, kan es fuͤglich den lan-
gen Weg ausgeſchoſſen werden, wie der Augenſchein
dieſes halben Bogens weiſet.
Hierbey iſt noch zu erinnern: daß der Hauffen
Papier im Wiederdruck muß umgewendet oder um-
ſtuͤlpt werden, ſo wird es richtig auf einander treffen.
[8]Format in Quarto.
Wie ein Hebraͤiſch Format in Quarto
zu ſchieſſen.
Schoͤndruck.
Wiederdruck.
[9]Format in Sexto.
Wie das Format in Sexto zu ſchieſſen.
Hat gleiche Breite mitFoliound gleiche Laͤnge mit
kurtz Achtzehn.
Das Format in Sexto zu ſchieſſen, darf man
ſich nichts anders vorſtellen, als einen halben Bogen
in kurtz Duodez, wie der geſchoſſen wird, ſo auch dieſes,
nur daß man es in zwey Formen theilen muß.
Man befindet aber, daß in einem halben Bogen
und einem Drittheil von dieſem Format Veraͤnderun-
gen vorgehen; dahero wirds nicht undienlich ſeyn, da-
von die Figur zu zeigen.
Ein halber Bogen.
[10]Format in Sexto.
Vericht des halben Bogens.
Wenn die Forme auf einer Seite abgedruckt iſt,
muͤſſen die mittelſten 2 Columnen umgewandt wer-
den, daß 5 an ſtatt 6, und 6 an ſtatt 5 ſtehen, und
zugleich das Oberſte von dieſen Columnen zu unterſt,
und das Unterſte zu oberſt kommen.
Der Drittheil.
Bericht des Drittheils.
Wenn der Schoͤndruck von dieſem Drittheil aus-
gedruckt, verfahre man allerdings, wie bey dem Drit-
theil in 18 gemeldet, und ruͤcke die Columnen hinauf
nach A B, und hernach die unterſten Columnen (als
1, 4) wieder herab, an den Ort, wo ſie ietzt ſtehen.
Wie
[11]Format in Octavo.
Wie das Format in Octav auszuſchieſſen.
Schoͤndruck.
Wiederdruck.
[12]Format in Octavo.
Zwey halbe Bogen mit zwey Signaturen
auszuſchieſſen.
Verzeichniß
eines halben Bogens wie auch eines Viertel-Bogens.
Zwey Viertels-Bogen mit zwey Signaturen,
Zuſammen auf einen halben Bogen auszuſchieſſen.
Bericht von dieſen zwey Viertels-Bogen.
Weil man den Titul-Bogen insgemein bis zu
Ausgang des Wercks liegen laͤſt, ſo traͤgt ſichs viel-
mahls zu, daß ein Viertels-Bogen von der Præ-
fation oder Regiſter, als auch von dem Ende der
Materie gleichfalls einer uͤbrig bleibet, da man ſie
alsdenn auf einem halben Bogen zuſammen ſchieſ-
ſen kan, wie obige Figur zeiget. Und muß der Bo-
gen am Mittelſteg entzwey geſchnitten werden, ſo hat
man an iedem halben Bogen zwey Viertel von zweyer-
ley Signatur.
Wie
[13]Format in Breit-Octavo.
Wie das Format in breit Octav auszuſchieſſen.
Hat gleiche Breite mitQuartound gleiche Laͤnge
mit kurtz Sechszehn.
Dieſes Format wird nicht anders als eine
Duern in Quarto betrachtet, und auch ſo geſchoſſen,
als:
Schoͤndruck.
Wiederdruck.
Ein halber Bogen.
Ein Viertel von dieſem Format kan nach dem
pag. 7 verzeichneten halben Bogen in breit Quarto
ausgeſchoſſen werden, wenn man die Figur drehet,
daß die unterſten Schrauben zur lincken Hand kom-
men: nachdem aber der Viertels-Bogen zu beyden
Seiten abgedruckt, ſo muͤſſen alle 4 Columnen auf
einmahl zu den Schrauben hinab geruckt und der
Wiederdruck umſchlagen abgedruckt werden, wie bey
Kurtz-Duodecimo.
Wie
[14]Ein Hebraͤiſch Octav-Format.
Wie das Hebraͤiſche Format in Octavo aus-
geſchoſſen wird.
Schoͤndruck.
Wiederdruck.
[15]Format in Qver-Duodecimo.
Wie das Format in Qver-Duodecimo zu ſchieſſen.
Schoͤndruck.
Wiederdruck.
[16]Format in Qver-Duodecimo.
Will man nun einen Bogen mit zwey Signatu-
ren ausſchieſſen, ſo darff man nur einen Octav-Bo-
gen aufs Bret mit der einen Signatur machen, und denn
zwey Viertels-Bogen, als einen Abſchnitt, mit der
andern Signatur ausfuͤhren, und mit einer Linie be-
zeichnen, wo ſie ſollen abgeſchnitten werden.
Wie zwey halbe Bogen auszuſchieſſen
mit zwey Signaturen.
Schoͤndruck. | Wiederdruck. |
[figure] | [figure] |
| Ein halber Bogen. | Ein Drittheil. |
[figure] | [figure] |
Der halbe Bogen wird den langen Weg entzwey
geſchnitten, und muß nach gegenwaͤrtigem Verzeichniß
im Wiederdruck umgeſtuͤlpt werden.
Den Drittheil anlangend, ſofern der Drucker ihn
auf den erſten Satz behalten will, ſo wende er die Colum-
nen um, daß was ietzo am Mittelſteg ſtehet, nach dem
Tiegel zu komme, und umſtuͤlpe den Bogen, ſo iſts einer-
ley, hernach ruͤcke man die 4 Col. welche alsdenn am
Mittelſteg ſtehen, hinab nach A B, und drucke den va-
cirenden Theil von den obern und untern Col. ab.
Wie
[17]Hebraͤiſch Format in Qver-Duodecimo.
Wie das Hebraͤiſche Format in Qver-Duodecimo
auszuſchieſſen.
Schoͤndruck.
Wiederdruck.
[18]Format in lang Duodecimo.
Wie das Format in lang Duodecimo zu ſchieſſen.
Hat gleiche Breite mit kurtz Achtzehn und gleiche Laͤnge
mitOctav.
Schoͤndruck.
Wiederdruck.
[19]Format in lang Duodecimo.
Will man nun einen Bogen mit zwey Signaturen
ausſchieſſen, ſo macht man es gleichfalls, wie ich gezei-
get in Qver-Duodez, ſo kan es nicht fehlen. Nemlich:
wenn man einen Octav-Bogen mit der einen Signatur
und die 2 Viertel mit der andern Signatur bezeichnet.
Zwey halbe Bogen mit zwey Signaturen.
Schoͤndruck.
Wiederdruck.
Ein halber Bogen mit einer Signatur.
Ein halber Bogen mit zwey Signaturen.
Verzeichniß eines Drittheils.
Nachdem dieſer Drittel einmahl abgedruckt, ſo
verfahre man damit allerdings, wie bey dem Qver-
Duodez pag. 16 gemeldet worden. Der Bogen wird
in drey Theile zerſchnitten.
B 2Wie
[20]Format in Decimo Quarto.
Wie das Format in Decimo Quarto auszuſchieſſen.
Welches die Breite wie lang 24 und Laͤnge als 8 hat.
Schoͤndruck.
Wiederdruck.
[21]Format in kurtz Decimo Sexto.
Wie das Format in kurtz Aecimo Sexto aus-
zuſchieſſen.
Jſt breit wie kurtzDuodecimo,und lang wie lang 24.
Wenn einem dergleichen Format vorkommt, darff
er nur auf das Setz-Bret zwey Octav-Bogen ab-
zeichnen, und da die Prima ſolte lincker Hand ſtehen
wie in Octavo, ſo ſetzet er ſie rechter Hand, iſt alſo
gleichſam umgekehrt. Jch will ſolches zeigen mitzwey
Signaturen: als
Schoͤndruck.
Wiederdruck.
Ein halber Bogen, ingleichen ein Viertels-Bogen
Das Papier dieſes Viertels-Bogen wird im
Schoͤndr. umſchlagen und im Wiederdruck umſtuͤlpt.
Wann einem nun lang Decimo Sexto zweyerley Si-
gnaturen vorkommen, ſo zeichne er ſich nur vom Octav-
Format 2 Schoͤndr. auf ein Bret, und 2 Wiederdruͤcke
aufs andere, und ſchieſſe einen gantzen Bogen zweyer
Signaturen darnach aus. Der Bogen wird im Wie-
derdruck umſchlagen, und am Mittelſteg zerſchnitten.
B 3Wie
[22]Format in Decimo Octavo.
Wie das Format in kurtz Decimo Octavo mit zwey
Signaturen auszuſchieſſen.
Man darff nur einen Bogen in lang Duodeci-
mo auf beyde Breter zeichnen, und die uͤbrigen 12
Columnen, welche ohnedem abgeſchnitten werden, auf
den Schoͤn- und Wiederdruck eintheilen, und mit der
andern Signatur bezeichnen, zum Exempel:
Schoͤndruck.
Wiederdruck.
NB. Der Bogen wird nach bezeichneten Linien zer-
ſchnitten und eingeſteckt.
Ein halber Bogen.
[23]Format in Decimo Octavo.
Bericht uͤber dieſen halben Bogen.
Wenn der Schoͤndruck ausgedruckt, da muß
man die mittlern Columnen mit der Signatur a um-
wenden, alſo, daß die 5 und 8 zu ſtehen kommen, wo
6 und 7 ſtehen, und die 6 und 7, wo ietzo 5 und 8 ſte-
hen, den Bogen umſchlagen und fort drucken, denn
wird es recht auf einander folgen; denn muß man
den Bogen nach bezeichneten Linien zerſchneiden, und
nach der Signatur in einander ſtecken, ſo wird es zwey
halbe Bogen geben.
Ein Viertels-Bogen.
Bericht uͤber den Drittel.
Wenn der Schoͤndruck ausgedruckt, muß man
die Form hinauf rucken, wo die Buchſtaben A B ſte-
hen, ſo wird es recht auf einander folgen. Nach die-
ſem bleibt der Drittel des Bogens noch weiß, da muß
man die unterſten 6 Columnen, als 1, 12; 9, 4; 5, 8
wieder hinab rucken an den Ort, da ſie ietzt in beyge-
ſetzter Figur ſtehen, die andern 6 oben ſtehen laſſen,
und alſo den weiſſen Drittel des Bogens von den unter-
ſten 6 Col. abdrucken, nachdem den Haufen Papier
umſtuͤlpen, und die obern 6 Col. auch abdrucken, ſo
wird der Bogen voll ſeyn. Muß alſo 4 mahl gedruckt
werden.
NB. Ein Dritthel in lang 18 kan gleichfalls nach die-
ſer Figur ausgeſchoſſen werden, iedoch aber umgedre-
het, daß die unterſten Schrauben zur lincken, und die
oben ſtehenden Buchſtaben A B rechter Hand kommen.
B 4Wie
[24]Format in breit Vigeſimo.
Wie das Format in breit Vigeſimo auszu-
ſchieſſen.
Hat mitOctavogleiche Breite und iſt lang
Dieſes Format iſt aus einem Octav und ei-
nem Viertels-Bogen zuſammen geſetzt. Will man
nun einen gantzen Bogen von 40 Columnen haben,
ſo zeichnet man die Schoͤndrucks-Columnen auf ei-
nem Brete 2 mahl neben einander, ſo wie ich ſie hier
zeichnen will, und mit den Wiederdrucks-Columnen
thue man auf dem andern Brete desgleichen, und
ſchieſſe den Bogen mit zwey Signaturen darnach
aus, ſo gehet es richtig auf einander, nachdem der
Haufen umſchlagen und nach bezeichneter Linie zer-
ſchnitten und eingeſteckt worden.
Schoͤndruck. Wiederdruck.
Wann man dieſe Figur drehet, daß die unterſten
Schrauben zur rechten Hand kommen, folglich die Co-
lumnen den langen Weg ſtehen, ſo hat man ein Format
in 20, welches faſt viereckigt iſt, und gleiche Breite mit
kurtz 16, und gleiche Laͤnge mit breit Decimo hat.
Wie
[25]Format in Vigeſimo Quarto.
Wie das Format in kurtz Vigeſimo Quarto mit
zwey Signaturen auszuſchieſſen.
Hat gleiche Breite mit kurtz 32, und gleiche Laͤnge mit
kurtz Achtzehn.
Dieſes Format connectirt mit Qver-Duodecimo,
und darf man nur zwey Schoͤndruͤcke von gemeldtem
Format unter zweyerley Signatur aufs Bret zeichnen,
und dann auch zwey Wiederdruͤcke aufs andere Bret
ſetzen, ſo hat man dieſen Bogen richtig, als:
Schoͤndruck.
Wiederdruck.
Ein Viertel von dieſem Formate wird wie ein hal-
ber Bogen in Qver-Duodecimo, doch wie umgekehrt,
daß die Prima zur lincken Hand ſteht, geſetzt; nach
dem Tiegel: Wenn alſo der Drucker die 12 Col. will
auf den erſten Satz behalten, ſo muß er dieſelbe aus
der Preſſe heben, und damit verfahren, wie beym
Drittheil in Qver-Duod. p. 16 Meldung geſchehen.
B 5Wie
[26]Format in Trigelimo Secundo.
Wie das Format in Trigeſimo Secundo mit zwey
Signaturen auszuſchieſſen.
Dieſes Format iſt aus 4 Octav-Bogen zuſam-
men geſetzt, da denn 32 Col. zur einer Signat. und 32
Col. zur andern Signat. genommen werden; man ſetzt
alſo beyde Primen auf den Schoͤndr. die eine zur lin-
cken Hand, und die andere gleich am Mittelſtege, und
verfaͤhrt wie mit Octavo. Der Bogen wird in vier
Theile zerſchnitten, und wie Octav zuſammen gelegt.
Und ſo verfaͤhret man auch mit den halben Bogen,
da man 2 Schoͤndr. uͤber einander auf das halbe Bret,
als auch 2 Wiederdruͤcke auf die andere Helfte des
Brets, wie Octav, doch mit 2 Signat. ſich zeichnet.
Wie
[27]Format in Quadrageſ. u. Quadrageſ. Octavo.
Wie das Format in kurtz Quadrageſimo mit 5
Signaturen auszuſchieſſen.
Hat gleiche Breite mit Acht und vierzig und gleiche Laͤnge
mit breit Zwanzig.
Dieſes iſt gleichfalls zuſammen geſetzt, aus 4
Octav- und 4 Viertels-Bogen, da zwey Schoͤn-
druͤcke unten an den Schrauben, und zwey daruͤ-
ber geſetzt werden, doch umgekehrt; die vier Viertel
werden in beyde Formen oben daruͤber mit einer
aparten Signatur abgetheilet, daß zwey Viertel zum
Schoͤndrucke und zwey Viertel zum Wiederdruck
kommen, und kan man ſolchen Bogen mit 5 Signa-
turen alſo bezeichnen. Der Bogen wird bey dem
Wiederdruck umſchlagen, und alsdenn dreymahl zer-
ſchnitten, auch von ieder Signatur der Drittel gleich-
falls abgeſchnitten und eingeſteckt.
Wie das Format in Quadrageſimo Octavo mit vier
Signaturen auszuſchieſſen.
Breite:
Laͤnge:
Dieſes Format iſt aus vier Qver-Duodez-
Bogen ebenfalls zuſammen geſetzt, und darf man
nur vier Schoͤndruͤcke auf das eine Bret, und vier
Wiederdruͤcke von gemeldtem Qver-Duodez auf das
andere Bret zeichnen, und ieden mit einer andern
Signatur benennen. Der Bogen wird in 8 Theile
zerſchnitten, und im Wiederdruck umſchlagen.
Wie
[28]Format in Quinquageſ. Sexto u. Sexageſimo.
Wie das Format in Quinquageſimo Sexto
auszuſchieſſen.
Ein halber Bogen mit vier Signaturen.
Breite:
Laͤnge:
Dieſe Forme iſt aus 3 Octav- und zwey Vier-
tels-Bogen zuſammen geſetzt, da denn drey Schoͤn-
druͤcke unten an den Schrauben, und drey Wiederdruͤ-
cke daruͤber geſetzt werden, die beyden Viertel wer-
den lincker Hand mit einer aparten Signatur ange-
ſchoſſen. Der Bogen wird im Wiederdruck um-
ſtuͤlpt und den langen Weg zerſchnitten.
Wie das Format in Sexageſimo auszu-
ſchieſſen.
Ein halber Bogen mit drey Signaturen.
Breite:
Laͤnge:
Dieſe Forme beſtehet aus zwey Bogen Qver-
Duodecimo, und aus drey Viertels-Bogen, wel-
che bey den Schrauben rechter Hand mit einer
aparten Signatur angeſchoſſen werden. Der Bogen
wird im Wiederdrucke umſtuͤlpt.
Wie
[29]Format in Sexag. Quarto u. Septuag. Secundo.
Wie das Format in Sexageſimo Quarto mit vier
Signaturen auszuſchieſſen.
Breite:
Laͤnge:
Dieſes Format beſtehet aus vier Octav-Bogen,
da denn vier Schoͤndruͤcke die eine Forme, und vier
Wiederdruͤcke die andere Forme ausmachen, und wie
Octav iedoch ieder mit einer aparten Signatur aus-
gezeichnet werden. Der Bogen wird im Wieder-
druck umſchlagen.
Wie das Format in Septuageſimo Secundo mit
ſechs Signaturen auszuſchieſſen.
Breite:
Laͤnge:
Dieſes Format beſtehet aus drey gantzen und drey
halben Octav-Boͤgen, da denn drey Schoͤndruͤcke
lincker Hand uͤber einander, iedoch ieder mit einer
aparten Signatur bezeichnet, die drey Wiederdruͤcke
aber rechter Hand, und die drey halben Bogen
gleichfalls uͤber einander in der Mitte geſetzt werden.
NB Dieſes iſt gerechnet auf eine Forme muß man
aber zwey Formen machen, ſo muß der halbe Bogen
zum Viertel gemacht, und an ieder Forme angehaͤngt
werden. Der Bogen wird im Wiederdruck umſchla-
gen, und am Mittelſteg zerſchnitten, hernach ieder hal-
ber Bogen in ſechs Theile getheilet werden.
Wie
[30]Format in Octogeſimo u. Nonageſ. Sexto.
Wie das Format in Octogeſimo mit 5 Signaturen
auszuſchieſſen.
Breite:
Laͤnge:
Dieſes Format iſt aus 5 Octav-Bogen zu-
ſammen geſetzt, da denn die Schoͤndruͤcke rechter Hand
und die Wiederdruͤcke lincker Hand, muͤſſen verzeichnet
werden, ieder Bogen mit einer beſondern Signatur.
Dieſes iſt wieder als eine Forme gerechnet; muß man
aber zwey machen, ſo rechnet man einen halben Bogen
zum Schoͤndrucke und eben ſo viel zum Wiederdruck;
der Bogen wird im Wiederdrucke umſchlagen und ieder
halber Bogen wiederum in 5 Theile zerſchnitten.
Wie das Format in Nonagelimo Sexto mit 6 Si-
gnaturen auszuſchieſſen.
Breite:
Laͤnge:
Dieſes Format iſt aus 6 Octav-Bogen zuſam-
men geſetzt, da denn 6 Schoͤndruͤcke, ieder mit einer be-
ſondern Signatur, die eine Forme, und 6 Wiederdruͤcke
die andere ausmachen; der Bogen wird im Wieder-
druck umſtuͤlpt, und ieder halber Bogen in ſechs Theile
zerſchnitten.
Wie
[31]Format in Centeſimo u. Centeſ. Duodec.
Wie das Format in Centeſimo mit 6 Signaturen
auszuſchieſſen.
Breite:
Laͤnge:
Dieſes Format iſt aus fuͤnff halben Bogen in
breit Vigeſimo zuſammen geſetzt, und muß man iedes
mahl mit der Prima von der rechten zur lincken gehen,
und dieſes fuͤnff mahl, auch iede Primam mit einer neuen
Signatur bezeichnen. Der Bogen wird im Wieder-
druck umſchlagen, und am Mittelſteg zerſchnitten.
Dann ſoll noch ieder halber Bogen in 5 Theile ge-
theilet, und an iedem Theil die unterſten 2 Blaͤtter
nach der Signatur eingeſteckt werden.
Wie das Format in Centeſimo Duodecimo mit 7
Signaturen auszuſchieſſen.
Breite:
Laͤnge:
Dieſes Format iſt aus ſechs Octav- und vier Vier-
tels Bogen zuſammen geſetzt, da denn ſechs Schoͤndruͤ-
cke auf die eine, und ſechs Wiederdruͤcke auf die andere
Forme, und iedes mit einer beſondern Signatur muͤſſen
gezeichnet werden; die vier Viertel aber werden an
beyden Formen angehaͤngt, und mit einer aparten
Signa-
[32]Format in Centeſimo Vigeſimo Octavo.
Signatur bezeichnet, der Bogen aber wird im Wieder-
druck umſtuͤlpt, und den langen Weg zerſchnitten, her-
nach ſoll ieder halber Bogen noch in 7 Theile nach der
Signatur getheilet werden.
Wie das Format in Centeſimo Vigeſimo Octavo mit
8 Signaturen auszuſchieſſen.
Breite:
Laͤnge:
Dieſes Format beſtehet aus acht Octav-Bogen,
da denn wiederum acht Schoͤndruͤcke, ieder mit einer
aparten Signatur, die eine Forme, und denn eben ſo viel
Wiederdruͤcke die andere Forme ausmachen, und ſo ge-
zeichnet werden muͤſſen; der Bogen wird im Wieder-
druck umſchlagen, und am Mittelſteg zerſchnitten, dann
ſoll ieder halber Bogen in acht Theile nach der Signatur
getheilet werden.
[]
[34]Nachricht der Griechiſchen Sprache.
VOCALES ſind:
α ε η ι ο ω υ
a e i o u
Unter dieſen ſind kurz und lang: α ι υ
kurz: ε ο
lang: η ω
DIPHT HONGI ſind:
αι αυ ει ευ ηυ οι ου υι ωυ.
Wenn von dieſen aus zween Vocalibus zuſammen geſetz-
ten Diphthongis, einer nicht als ein Diphthongus, ſondern
als zween beſondere Vocales ſoll ausgeſprochen werden, ſo
wird es mit zwey Puͤnctlein angezeigt, als: εϊ, εϋ.
Dieſe drey ᾳ, ῃ, ῳ, mit dem unterſchriebenen Jota, rechnet
man auch unter die Diphthongos.
Bey den CONSONANTIBUS iſt in acht zu nehmen, daß
einige doppelte Conſonantes ſind; denn ζ gilt ſo viel als δσ
ξ ſo viel als ϰσ, γσ, χσ. ψ ſo viel als πσ, βσ, φτ. ς ſo
viel als στ.
Nechſt dieſem iſt inſonderheit zu bemercken, die Eigen-
ſchafft folgender 9. Conſonantum, welche eingetheilet wer-
den, in
Labbiales. Palatinas. Dentales.
Dieſe ſind drey: π κ τ ſind hart.
β γ δ ſind weich.
φ χ ϑ muͤſſen mit ei-
nen Spiritu aſpero ausgeſprochen werden.
Der ACCEN Ten ſind drey:
1. Accutus ʹ, als. ϑεός.
2. Gravis `, als: τνμη.
3. Circumflexus ˜, als: ποιῶ.
Der APOSTROPHUS ᾽ bemercket die Wegwerffung
eines von denen Vocalibus, α, ε, ι, ο, oder Diphthongis,
αι, οι, welche wegen eines folgenden Vocalis geſchiehet,
als: παϱ᾽ ἀυτȣ̃.
SPIRITUS ſind zwey:
Aſper ῾, als: ἄμα.
Lenis ᾽, als: ἐγὸ.
[35]Das Hebraͤiſche Alphabet.
Hebraͤiſch, Rabbiniſch, und Teutſch Hebraͤiſch.
[36]Hebraͤiſch.
Jhre Bedeutung iſt unterſchiedlich, wie in der
Grammatica oder in Herrn Michaelis Accentuation
zu ſehen.
Dar-
[37]Hebraͤiſch.
- Darunter ſind 19. Diſtinctivi oder Regii accentus,
die eine Abtheilung ihres Wortes andeuten, welche
in 4. Claſſen eingetheilet werden, in deren - I. 2. ſogenannte Imperatores oder Kayſer: [figure]
Silluk, mit den zwey Puncten Soph Paſuk, und
Athnach. - II. 4. Reges oder Koͤnige: [figure]Sgolta,
Sakeph katon, oder an deſſen ſtatt Sakeph ga-
dol, nnd Tiphcha. - III. 7. Duces oder Fuͤrſten: [figure]Rbhia,
Sarka, Paſchta, Tbhîr, item[figure]Pſik
Schalſchelet, Jthibh und Merca cphula, an ſtatt
des[figure](paſchta) und[figure] - IV. 6. Comites oder Grafen: [figure]
Paſer, und an ſtatt deſſen ſechszehn mahl Karne-
phara, Tliſchagdola, Gereſch. oder an ſtatt deſ-
ſen Geaſchajim, und Pſik Munachatum. - Dann ſind 7. Conjunctiui, Servi, Miniſtri, Knech-
te oder Diener, die eine Verbindung ihres Wor-
tes anzeigen, als:[figure]
Merca, Munach, Mahpach, Darga, Jerach,
Kadma und Tliſcha Ktanna.
NB. Auf den Unterſchied folgender Buchſtaben, welche
einander ziemlich aͤhnlich ſind, hat man, um ſolche
recht kennen zu lernen, wohl acht zu geben; als:
Beth ב und Caph כ, Daleth ד und Reſch ר, Gime ג
und Nun נ, Vau ו und Dſain ז, Dſain ז und Final
Nun ן, He ה und Cheth ח, Samech ס und Final
Mem ם, Ain ע und Final Zade ץ, Final Pe ף
und Kuph ק.
[38]Samaritaniſches Alphabet.
NB. Dieſer Sprache Eigenſchafft beſtehet darinne, daß
die Samaritaniſche Compoſition (Text) zwar auf
Ebraͤiſche Art, iedoch Samaritaniſchen Characteurs
geſchrieben wird.
[39]Eſtrangeliſch und Syriſch Alphabet.
[40]Von der Syriſchen Sprache.
Alte VOCALES.
- A. Sind 2. Puͤnctlein, eins unter das ander uͤber dem
Buchſtaben,[figure]; es heiſt: Ptocho. - E. Sind 2. Puͤnctlein neben einander, unter dem Buch-
ſtaben, wie ein Hebraͤiſch Zere[figure]; oder etwas
ſchreger,[figure]; es heiſt: Rebhotso. - I. Sind 2. Puͤnctlein ſchreg geſetzet, unter dem Buch-
ſtaben,[figure]; Bisweilen, wenn ein Jud darauf fol-
get, wird nur ein Puͤnctlein geſchrieben,[figure]; ſein
Nam iſt Kebhotso. - O. Sind 2. Puͤnctlein, etwas ſchreg, ober dem Buch-
ſtaben,[figure]; ſein Name iſt: Sekopho. - U. Jſt 1. Puͤnctlein, bisweilen ober dem Vaü,[figure]bis-
weilen unter dem Vaü,[figure]; ſein Nam iſt: Etsotso.
Neue:
- A. Jſt das Griechiſche Alpha, ſeine Figur iſt: [...].
- E. Jſt das Grichiſche Epſilon. ſeine Figur iſt: [...].
- I. Jſt das Griechiſche Ita, ſeine Figur iſt: [...].
- O. Jſt das Griechiſche Omicron ſeine Figur iſt: [...].
- U. Jſt das Griechiſche Ypſilon, ſeine Geſtalt iſt: [...].
- NB. Die Syrer brauchen im Text beydes die alten
und neuen Vocales ohne Unterſchied.- Dieſe 2. Puncte (:) bedeuten ſo viel als (;)
- Dieſe 3. Puncte (:) bedeuten ſo viel als (?)
- Vier Puncte (::) ſind ſo viel als ein Punct am
Ende eines Periodi.
- Das Olaph vor dem Lomadh[figure]
- Das Lomadh vor dem Olaph[figure]
- Das doppelte Final Lomadh[figure]
I. Elif
[41]Arabiſch, Tuͤrckiſch und Perſiſch.
- I. Nomen.
II. Figura Simplex.
III. Figura Connexa in medio.
IV. Figura Finalis abſoluta.
V. Figura Finalis connexa.
VI. Poteſtas.
VII. Valor Arithmeticus.
VOCALES.
Fata
A. in Syllaba compoſ. fere Æ.
Kesre
J. raro ab initio E.
Damma
O. in Syllaba compoſita fere ù.
ZIFRÆ ARABUM.
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9.
NUNNATIONES.
an
in
[figure]on
SIGNA.
Sjiesma, i. e. Scheva quieſcens.
Tesdid, i. e. Dages Forte.
Hamze, nota motuas literæ Elif.
Wesla, nota unionis Elif.
Medda, Elif protrahens.
Interpunct.
IV. Literæ PERSIS nec non TURCIS peculiares.
[figure] | Pe | p. |
[figure] | Tſchjim | tſch. |
[figure] | Zze | z. |
[figure] | Ngaf | ng. |
Nach-
[]
Nachricht von der Jberiſchen oder
Georgianiſchen Sprache.
Dieſe Sprache iſt gleichſam das
Mittel zwiſchen der Tartariſchen und
Armeniſchen, wie Angelus Roccha a
Cam. Bibl. Val. p. 311. vorgiebt, wel-
ches auch ſchon vor ihn Go. Poſtellus
dafuͤr gehalten, mit dem Zuſatze, daß
ſolche in Griechenland gebraͤuchlich ge-
weſen.
Bey dem Schweiggero iſt ein Alpha-
beth welches aber ſehr unrichtig zu
finden, die gebraͤuchlichſten Characteres
ſind hier angezeiget.
Warum ſie Georgianiſch genennet
wird, iſt daher weil unter denen Jberi-
ſchen Chriſten, welche ſich Georgiani
nennen, von S. Georgio weil ſie ſolchen
vor ihren erſten Evangeliſten halten und
veneriren.
SYL-
[44]Aethiopiſch.
SYLLABARIUM ÆTHIOPICUM.
[45]Aethiopiſch.
[46]Das Coptiſche oder Egyptiſche Alphabeth.
[47]Das Coptiſche oder Egyptiſche Alphabeth.
DIPHTHONGI.
[48]Atmeniſch.
[50]Atmeniſch.
- I. Nomen.
II. Figura Ferrea.
III. Figura Rotunda.
IV. Figura Major.
V. Figura Minor.
VI. Poteſtas.
VII. Valor Arithm eticus.
DIPHTHONGI.
SIGNA.
[]
Nachricht von der Sineſiſchen
Sprache.
SJe iſt eben nicht noͤthig zu lernen, doch aber
von dem Character eine Kenntniß zu haben,
wie ſolcher beſchaffen, hat man ſich bedienet ſolchen
anhero zu ſetzen.
Bey dieſer Sprache iſt anzumercken, daß in dem
weitlaͤufftigen Sineſiſchen Reiche ſelbſt 20. Spra-
chen, welche aber alle von einander unterſchieden ge-
funden werden, die Maudariniſche aber hat vor an-
dern einen Vorzug, welche in der Zierlichkeit und
Gelehrſamkeit in gantzen Reiche gebraucht wird.
Und iſt ein Unterſcheid die Sineſiſchen Characteres
zu kennen und Sineſiſch zu reden, jedes iſt beſon-
ders, Ratione der Sineſiſchen Characteres ſind die
Autores ſo davon geſchrieben nicht einig, und geben
einige eine groſſe Anzahl derſelben an, etliche aber ei-
ne geringere. Die Sineſer pflegen die Nahmen
derer Frembden abzukuͤrtzen und zu flectiren, weil
bey ihnen Monoſyllabæ gewoͤhnlich ſind. Z. E. vor
Hollandia ſagen ſie Olanca, Gio vor Johannes, Ja-
pou nennen ſie Vocu, Judæa Cyu, Europa Sy, \&c.
Die 3. Buchſtaben B. D. R. mangeln in der Si-
neſiſchen Sprache gaͤntzlich, dahero ſprechen ſie vor
Maria, Malia, vor Tartaria, Tata, vor Francia,
Falani, \&c.
Ferner: Bedienen ſie ſich keiner Feder, ſondern
eines Pinſels von Haaſen-Haaren, ſchreiben (oder
mahlen) vielmehr herunterwaͤrts, von oben an bis
herunter, und fangen von der rechten Hand an.
D 2Ob
[52]Von der Sineſiſchen Sprache.
Ob gleich die Sprache reich an Characteurs, ſo
leider ſie dennoch groſſen Mangel an Woͤrtern.
Z. E. Deus hat kein Nomen proprium, ſondern wird
periphraſtice (umſchrieben) exprimiret, Tieú
chuí, i. e. Cœli Dominus oder Tàchù, magnus Do-
minus. Denn die Sprache hat kaum 1500. Vo-
cabula, und dieſelben ſind Monoſyllaba (ob gleich
zwey oder dreyſylbigte Woͤrter zu ſeyn ſcheinen, ſo
ſind ſelbige doch zuſammen geſetzt) und endigen ſich
in einem Vocalem oder in m und n (manchmahl
auch ng) niemahls aber anders. Daher denn die
Homonymia (vielfaͤltige Bedeutung der Woͤrter)
in der Sprache ſehr ſtarck vorhanden, dergeſtalt daß
manchmahl ein Wort wohl 20 bis 30 diverſe Signi-
ficationes in ſich enthaͤlt und andeutet, welche manch-
mahl durch die Characteurs und Ausſprache diſtin-
guiret werden. Denn die Sineſer erheben bald die
Stimme im Reden, bald aber laſſen ſie ſolche wie-
der fallen, und ſcheinet gleichſam als wenn ſie ſingen.
Weil nun ſothane Pronunciation denen Redenden
noͤthig iſt, ſo hat P. Jacobus Pautoja 5. Merckmahle,
ſo in der Muſic bekannt ſind, ut, re, mi, fa, ſol,
erdacht, welche er Sineſiſche Accente nennet, mit
welchem er die Stimme, und wie der Klang gege-
ben werden muͤſſe anzeigt, welches Kircherus Chin.
Illuſtr. p. 236. referiret. Ubrigens kan kein ſonder-
licher Nutzen von dieſer Sprache erlangt werden,
wenn man nicht den Umgang daſiges Ortes mit ih-
nen hat.
Anmer-
[]
Anmerckungen zu den Damuliſch- oder
Malabariſchen Alphabet.
1. Jn den oberſten Faͤchern ſind die Figuren der ze-
hen Vocalium und zweyer Diphthongorum, wie
ſolche zu Anfang eines Wortes gebrauchet werden;
ingleichen eine doppelte Figur eines Final-Buch-
ſtabens. Mitten in den Worten werden ſie an die
Conſonantes angehaͤnget, und bekommen eine et-
was andere Figur, wie ferner aus der Tabelle zu
erſehen. Es werden dieſelben von denen Mala-
baren alſo benennet: Aana, Awena, Jina, Jwena,
Vuna, Vwena, Eena, Ewena, Eiena, Oona,
Owena, Auwena, Akkena.
2. Unter denen Vocalibus ſind fuͤnff kurtze, und fuͤnff
lange. Die zwey Diphthongi ſind in der andern
Reihe, worinnen die Bedeutung der Vocalium ver-
zeichnet worden, mit dem Circumflexo bemercket.
3. Conſonantes ſind achtzehen, deren jeder auf drey-
zehenerley Weiſe mit denen Vocalibus verknuͤpffet
und veraͤndert wird, ſo wie die Bedeutung oder
Syllabiſatio des erſten Conſonantis in der dritten
Reihe angewieſen worden. Und gleicher maſſen
werden auch die uͤbrigen Conſonantes verknuͤpffet
und ausgeſprochen, z. E. der andere: nā, nā, nī,
nī, nū, nū, nē, nē, neī, nō, nō, naū, ÿn.
Der dritte: tſchā, tſchā, tſchī, tſchī, u. ſ. w.
4. Die Conſonantes haben, nach denen Veraͤnde-
rungen mit denen Vocalibus, auch ihre Namen,
D 3als
[54]Damuliſch oder Malabariſch.
als der erſte: Káana, Kawena, Kíina, Kíwena,
Kúuna, Kúwena, Kéena, Kéwena, Keiena,
Kóona, Kówena, ükkena. Der andere: Náana,
Náwena, Níina, Níwena, u. ſ. f.
5. Die wenigſten derſelben koͤnnen in den Europaͤi-
ſchen Sprachen recht ausgedrucket, oder ausge-
ſprochen werden. Alſo ſind zwar fuͤnff Buchſta-
ben mit der Sylbe na geſchrieben; es ſind aber
dieſelbe der eigentlichen Ausſprache nach weit von
von einander unterſchieden; welchen Unterſchied
man nicht anders, als aus dem taͤglichen Um-
gang mit dieſen Voͤlckern erlernen kan.
6. Die mit einem † bemerckten Buchſtaben werden
zu Anfangs der Worte. die Ubrigen alle in der
Mitte oder am Ende derſelben gebrauchet. Die
mit einem * bezeichneten kommen ſelten vor.
7. Wenn bey denen Malabaren die Kinder in ihren
Schulen diß Alphabet lernen ſollen, muͤſſen ſie die
Buchſtaben nach einander, mit allen Veraͤnde-
rungen, in hier geſetzter Ordnung, mit dem Fin-
ger in den Sand ſchreiben; und unter dem Schrei-
ben einen jeden Buchſtaben mit lauter Stimme
dreymal nennen.
8. Jhre Zahlen ſind zwar meiſtentheils Buchſtaben
aus dem Alphabet; jedoch gebrauchen ſie darne-
ben etliche andere Zeichen und Characteren; um
deren willen man ſolche bis auf tauſend beſonders
anmercken muͤſſen.
Das
[55]Cyrilliſch.
Das Cyrilliſche Alphabet.
[56]Cyrilliſch.
[]
Das Glagolitiſche Alphabet.
[58]Glagolitiſch.
Vor dieſem hat man ſich allein der Glagolitiſchen
Schrifft bedienet, bis der gelehrte Primus
Truber die erſte Invention gemacht, mit La-
teiniſchen Buchſtaben Craineriſch oder Sclavo-
niſch zu ſchreiben.
Alpha-
[]
Wie die Rußiſchen Zahlen ausgeſpro-
chen werden.
[60]Hunniſch-Scytiſch.
Das Hunniſch-Scythiſche Alphabeth.
[61]Runiſch.
Das Runiſche Alphabet.
NB. Daß ſich die Buch-
ſtaben dieſes Runi-
ſchen Alphabets ſo
vielmahl darſtellen,
kommt daher, weil
ſelbige auf denen noch
vorhandenen Runa-
ſteinen ſich alſo befin-
den.
[62]Wendiſch.
Das Wendiſche Alphabet.
[63]Ungariſch.
Das Ungariſche Alphabet.
Obwohl die Ungarn ſich der Lateiniſchen Buchſta-
ben im Schreiben bedienen; ſo haben ſie doch
eine gantz andere Ausſprache, und werden die Worte
gantz anders geleſen: inſonderheit aber die nachfol-
genden Buchſtaben. Alſo:
- á mit einem Acut, machet eine lange Sylben,
z. B. ács,ein Zimmermann;álok,ich ſtehe. - cs wird hart ausgeſprochen, wie cſch, z. B. chanály,
eine Brenneſtel, wird ausgeſprochen cſchanaal.
csudálatos, wunderbar, cſchudaalatoſch. - cz iſt ein lateiniſches c oder z, z. E. czérna ein Fa-
den, zierna;czékla, Kohlkraut, zeikla;
czomb, die Huͤffte, zomb. - é hat faſt den Laut wie ei, z. E. én, ich; egér, die
Maus; édeſſég, die Suͤßigkeit. - gy. Die Ungarn ſprechen zwar ſonſt das g aus, wie
die Lateiner und Teutſchen; wenn es aber vor
dem y ſtehet, ſo wird es geleſen wie dje, z. E.
z. E. György, Georg. djoͤrdj;gyöngy, ein
Edelſtein, djoͤndj;megyek. ich gehe, medjek. - ly kommt in der Ausſprach der Sylben illé bey, in
in den Frantzoͤſiſchen Worten oreille, eveille,
feuille, als lyuk. das Loch; golióbis, die Ku-
gel; golyvás, der Kroͤpffe hat; ſármály, ein
Emmerling oder Widewol. - ny. Die eigentliche Ausſprach dieſer ſowohl als etli-
cher vorhergehender Sylben kan man mit Wor-
ten nicht allzuwohl beſchreiben: uͤberhaupt kan
ſo viel geſaget werden, daß der Buchſtabe y,
wenn er bey dem I oder n ſtehet, gar wenig in
der Ausſprach gehoͤret wird, als nyár, der
Som-
[64]Ungariſch.
Sommer; nyelo; die Zunge; nyúl, der Haas;
anya, die Mutter. - ó mit einem Acut, machet eine lange Sylben, als
ólom, Bley; óltár, der Altar. - ö mit zwey Puncten wird wie oͤ im Teutſchen oder
eu im Frantzoͤſiſchen ausgeſprochen, als kóröm,
der Nagel am Fingern, koͤroͤm;ökör, der Ochs,
oͤkoͤr;Török. ein Tuͤrk, Toͤroͤk. - s. Das einfache s gleichet in der Ausſprache dem
teutſchen ſch. Das doppelte ss einem doppel-
ten ſchſch. Z. E. Sas, der Adler, ſchaſch;
ſebes, verwundet, ſchebeſch;laſſán, langſam,
laſchſchaan;nemeſſég, der Adel, nemeſchſcheig. - sz iſt der Teutſchen s; ſzſz iſt ß, als: Szántó, der
Ackersmann, ſaantoo;ſzág, der Geruch, ſag;
ſzálás, die Herberge, ſaalaaſach.Aſzſzony,
das Weib, aßon;boſzſzag,boßuſchaag. - ts gilt ſo viel als tſch, z. E. tſomó, ein Buͤſehel,
tſchomoo;tſür, die Scheuren, tſchuͤr;
tsilágocska, ein kleiner Stern, tſchilaagocſchka. - tz wie das teutſche tz, als: atzél, der Stahl, atzeil;
útza, die Pflantze, utza;ortza, das Geſicht, ortza. - ú mit einem Acut iſt ein teutſches langes u, als:
út, der Weg; úr, der Herr. - ü iſt das teutſche uͤ, als: füld, die Erde, fuͤld;
fü, das Kraut, fuͤ. - v wird gelind ausgeſprochen, wie das w. Das
doppelte vv oder w haben die Ungarn gar nicht,
als: vas, das Eiſen, waſch;veſzſzö, die Ru-
the, weßoͤ;vitéz, der Soldat, witeis. - z ſprechen die Ungarn nicht ſo hart aus, wie die
Teutſchen, ſondern gelinde, wie die Franzoſen,
z. B. zab, der Haber; zuzmaráz, der Reif.
Unga-
[65]Ungariſch.
Ungariſche Zahlen.
[66]Spaniſch.
Das Spaniſche Alphabet.
Spaniſche Zahlen.
[67]Das Engliſche Alphabet.
Davon ſind die Vocales hauptſaͤchlich zu mercken:
Aa Ee Ii Oo Uu Yy
æ i ei oh ju hwey.
Die Diphthongi ſind:
Aa Ae ai ao au aw ay Ea ee ei eo eu ew ey
Je oa oe oi oo ou ow oy ue ui uy ye.
Die TRIPHTHONGI:
Aie ave Eau ewe eye Leu iew Oie ooe owe Uoy.
Engliſche Zahlen.
[68]Das Jtaliaͤniſche Alphabet.
Aà Bb Cc Dd Eè Ff Gg Hh
Iì Ll Mm Nn Oò Pp Qq Rr
Sſ Tt Uù Zz.
Von der PRONUNCIATION.
Hiervon ſind fuͤnff Vocales, als: a, e, i, o, u, und
die andern werden Conſonantes, v einen andern
Vocali vor geſetzt, das in teutſcher Sprache faſt
wie ein f muͤſte ausgeſprochen werden, iſt kein Vocal
mehr ſondern ein Conſonant und wird ſehr lind, faſt
wie ein teutſches w ausgeſprochen z. E. Vino ließ Wino.
- b wie im Teutſchen, leben, neben, reiben.
- d wie in leyden, reden, meyden.
- f ſtarck, wie in Fenſter, faſten, finſter.
- h wird im Anfang weder geleſen, noch gehoͤrt, z. E.
hora, ließ ora. - e und o werden oͤffter mit offnen als zugeſchloſſenen
Mund ausgeſprochen. - ce, ci, tſché, tſchi, v. g. cena, cibo.
- ca, co, cu, ch, wie ka, ko, ku, k.
- ge, gi, wie dſche, dſchi, v. g. geloſo eyferſichtig liß
tſcheloſo, giorno, liß tſchiorno. - ga, go, gu, ghi, ghe, wie ga, go, gu, gi, ge.
- gli wie lj, tagliare liß taljare.
- gn, wie nj dergeſtalt daß dieſes nj mit den folgenden
Vocali ſoll zuſammen gezogen und in einer Syl-
be ausgeſprochen werden, als bagno liß banjo. - s mit einem andern Conſonante wird ſtarck ausge-
ſprochen als ſpendere, zwiſchen zweyen Voca-
len aber ſehr linde, als roſa, liß roſa.
ſce,
[69]Jtaliaͤniſch.
- ſce, ſci, wie ſche, ſchi, als ſcimia, ließ ſchimia co-
noſcere ließ conoſchere. - ſca, ſco, ſcu, ſch, wie ſta, ſto, ſtu, ſt, als ſcarpa ließ
ſtarpa, ſcotto ließ ſtotto. - ti, in denen Woͤrtern ſo bey den Lateinern wie zi lau-
ten behalten, ſolche Ausſprache: als Gratia,
ließ Gratzia, in den andern lautet es wie ti, als
ſimpatia ließ ſimpatia alſo wird es auch ausge-
ſprochen, in den Sylben, tiamo, tiate deren ver-
borum die in Infinitivo tire haben als patiamo,
viele ſchreiben zi an ſtatt ti. - z im Anfang eines Worts lautet faſt wie dz als
zendado. - z oder zz wird in folgenden ebenfalls wie dz ausge-
ſprochen, als gazetta, Lazzaro. - Jn dem uͤbrigen aber wie tz, als fazzoletto, nozze,
gentilezza liß dſchendiletza. - Aus den Vocalen werden folgende Diphthongi ge-
macht ai, mai, au, aurora, ei, colei, ia, pian-
ta, ie, hieri, ij, tempij, io, pioggia, iu, fiu-
me, oi, poi, ue, guerra, ui, guida, uo, huo-
mo, etliche gar aus drey, als guai, miei, tuoi,
ſuoi. - Der Ausgang in a, e, o, wie ai, ei, oi, auv, das erſte
wird nicht ausgeſprochen, das andere v aber
mit dem nachfolgenden Vocali geleſen, als au-
venire liß avenire, auviſare liß aviſare. - oui wie ui, als rouina liß ruina.
- ou wie o, als Mantoua liß Mantoa, Genoua liß
Genoa. - uo, gemeiniglich wie o, als cuore liß core, buono
E 3liß
[70]Jtaliaͤniſch.
liß bono, ingleichen die ausgehen, in tuoſo als
virtuoſo, fruttuoſo nuͤtzlich. - Ein doppelter Conſonant, ſſ ausgenommen, lautet
wie ein einfacher, als Iddio ließ Idio.
Von den ACCENT.
Die Woͤrter welche einen Accent, nemlich dieſes
Strichlein (‵) haben, muͤſſen lauffender, und nur
zu Ende, allwo ſelbiges Zeichen allezeit geſetzt
wird, ſtarck ausgeſprochen werden, als parlerò,
ſanità.
Alle einſylbige Verba haben dieſen Accent, als vò,
dò, ſtò.
Alſo auch die Nomina, ſo in à und ù ausfallen, als
bontà. virtù.
Jngleichen die dritte Perſonen der Præteritorum
ſimplicium in ai, ei, y, als amò von amai, die
erſte und dritte Perſon des futuri in ſingulari,
als amerò, amerà, wenn dieſe Particuln mi,
lo, ne, ſi, gleich auf ein accentuirtes verbum
folgen, werden ſie angehengt, ihr erſter Conſo-
nans verdoppelt, und der Accent ausgelaſſen,
als farallo, fammi, parloſſif, an ſtatt lo arò,
fami, ſi parlò.
Solchen Accent haben auch folgende: dì, rè, lì, là,
giù, ſù, quì, quà, coſtì, coſtà, colà, già, mà, trà,
frà, però, ciò, ſì, nò, ò oder à zu più. mehr.
Folgender Accent (′) kommt in der Mitte der Woͤr-
ter, aber wird ſolten geſchrieben.
Jta-
[71]Jtaliaͤniſch.
Jtaliaͤniſche Zahlen.
[72]Frantzoͤſiſch.
Das Frantzoͤſiſche Alphabet.
NB. Der Numerus
ordinalis wird
von dem Cardi-
nali formiret, in-
dem man ieme
am Ende des
Cardinals thut,
ausgenommen le
premier der erſte,
und le ſecond der
andere.
Das
[73]Siebenbuͤrgiſch.
Das Siebenbuͤrgiſche Alphabeth.
NB. Bis Tſëhn ſtehet und dabey, hernach aber
laſſen ſie dieſe Coniunct. aus. Wenn nun ein
Nahme folget nach der Zahl, ſo bleibt dieſelbige
unveraͤndert, als hangdert und tſwintſig Sáldôtn.
E 5Ord-
[74]Siebenbuͤrgiſche Ordnungs-Zahlen.
Wie ſie in Herrmanſtadt zehlen.
Sie ziehen alles laͤnger als die Cronſtaͤdtiſchen.
[75]Daͤniſch.
Das Daͤniſche Alphabet.
[76]Das Schwediſche Alphabet.
Schwediſche Zahlen.
[77]Schwediſch.
Schwediſche Ordnungs-Zahlen.
- Den förſta, der erſte.
- andra, der andere.
- triénde, der dritte.
- fierde, der vierdte.
- femte, der fuͤnffte.
- ſchétte, der ſechſte.
- ſchugende, der ſiebende.
- ottande, der achte.
- niende, der neundte.
- tiende, der zehende.
- étte, der eilffte.
- tótte, der zwoͤlffte.
- trettonde, der 13de.
- fjòrtonde, der 14de.
- fémtonde, der 15de.
- ſekstonde, der 16de.
- ſchúttonde, der 17de.
- àdertonde, der 18de.
- níttonde, der 19de.
- tſchugonde, der 20ſte.
- ên ô tſchugonde, der 21ſte.
- twô ô tſchugonde, der 22ſte.
- trettiende, der 30ſte.
- fürtiende, der 40ſte.
- fémtiende, der 50ſte.
- ſekstiende, der 60ſte.
- ſchúttiende, der 70ſte.
- ottotiende, der 80ſte.
- nittiende, der 90ſte.
- hundratiende, der 100ſte.
- tuſenſte, der 1000ſte.
[78]Pohlniſch.
Das Pohlniſche Alphabet.
á, a, ą, b, ć, c, d, é, e, ę, f, g, h, i, k, l, ł, m, m,
n, n′, o, ó, p, r, ſ, s, t, u, w, y, z, ź, z’.
Vergleichung mit der Deutſchen Sprache.
- á wie a.
- a wie ein doppeltes aa, oder mit einen o geſtaͤrcktes
a, z. E. Pan der Herr, gleichſam Paon. - a gleichſam wie an, z. E. Dąb die Eiche, Mąka das
Mehl, Zająo der Haaſe. - b wie b.
- ƀ wie ein ſanfftes bi, es wird mit einen ſubtilen i ver-
ſetzt, z. E. Jedwab’ die Seide. - ć wie z, tz, wird niemals wie ein k geleſen, z. E. Cal
das Zoll, Cel das Ziel, Noc die Nacht. - c wie ein ſanfftes ci, weil ihm ein ſubtiles i, nach ge-
ſetzet wird, als z. E. Ciato der Leib, Kłuc ſtehen. - d wie d.
- é wie e, ſo dem aͤ gleich geleſen wird, z. E. drzewo
der Baum, krew das Blut. - e wie ee, z. E. Oblicze, das Angeſicht, Weſele die
Freude. - ę wie mit einen n verſetzt, z. E. Ręka die Hand,
Węda die Fiſch-Angel. - f wie f.
- g wie g.
- h wie h.
- i wie i die Pohlen haben eigentlich zwey i i, das eine
klingt wie ein teutſches i, wenn es nur nicht nach-
laͤßig, wie von einigen ausgeſprochen wird, das
andere pohlniſche ji iſt gleichfalls ein Jod oder zwey
in einander geſchlungenen Jen zu vergleichen. - k wie k.
- ł wie ll z. E. Wal der Wald.
m wie
[79]Pohlniſch.
- m wie m.
- m′ wie ein ſanfftes mi zuweilen wirds mit einen ſubti-
len i geſchaͤrffet. - n wie n.
- n′ wie ein ſanfftes ni, fuͤhret ein ſubtiles i bey ſich, als
Dan′ die Zinſe, vor den i zeichnen ſie es nicht. - o faͤngt gleichſam von u an, und ſchließt geſchwind
mit o, als z. E. bok die Seite, ließ Buock. - ó faͤngt gleichſam von o an, und ſchließt geſchwind
mit u, z. E. rog das Horn, ließ Roug. - p, r wie p, r, nur p von b wohl unterſchieden.
- ſ wie ſſ, als łoſos der Lachs.
- ś wie ein ſanfftes ſi, weil ihm gleichſam ein i ange-
ſetzt wird, z. E. śila die Krafft. - t wie t, nur von d wohl zu unterſcheiden.
- u wie u.
- w wie w.
- w wie ein ſanfftes griechiſches Ø oder ph, wird zu-
weilen nur verſchlungen. - y wie ein ſtumpffes i, noch ſtuͤmpffer als ein uͤ, als
z. E. Buͤrſte, Bekuͤmmerniß. - z wie ein ſanfftes ſ, z. E. za fuͤr zemma mit mir.
- z wie ſi, weil es mit einen i verſetzt wird, z. E. Zię-
ba der Finck, śledz ber Hering. - z wie ſch, doch etwas gelinder, z. E. z̓aba der Froſch.
- cz wie tſch, z. E. czas die Zeit.
- rz wie rſch, rzepa die Riebe
- ſz wie ſch, ſzata das Kleid.
- ſzcz wie ſchtſch, ſzczur die Rakte.
Ferner iſt bey den Pohlniſchen zu mercken, daß
ſie eingetheilet werden in Vocales oder ſelbſtlauten-
de, und Conſonantes oder mitlautende, ſelbſtlauten-
de heiſſen á, a, ą, e, ę, i, ó, o, u, y, die uͤbrigen heiſſen
mitlautende.
Ferner
[80]Pohlniſch.
Ferner wenn zwey oder mehr ſelbſtlautende in
einen Thon zuſammen gezogen werden, ſo entſtehen
daher zuſammengeſetzte ſelbſtlautende, und deren
ſind bey den Pohlen zweyerley, die eine kan man
ſcharffe nennen, als iá, ia, ią, ię, io, iu, die ſtumpffen
ſind ay, ey, oy, uy, denen koͤnnte man noch eine Art
beyſetzen und gemiſchte nennen iy, iay, iey.
Conſonantes koͤnnen wiederum in Pohlniſche und
Deutſche eingetheilet werden.
Pohlniſche ſind gelinde, oder mit einen i ge-
ſchaͤrffte, nemlich ć, t, n′, ś, ź und zuweilen b, m, p′, w′,
wohin man auch f zehlen koͤnte.
Harte oder giſchende, nemlich c, z̓, cz, rz, ſz,
ſzcz, Deutſche ſind die uͤbrigen alle.
Pohlniſche Zahlen.
[81]
DE
ORTHOGRAPHIA,
Oder,
Von der Rechtſchreibung.
Man ſollte billig hiervon einen ausfuͤhrlichen Un-
terricht beyfuͤgen. Weil aber die Herren Ge-
lehrten darinnen nicht einerley Meynung ſind: So hat
man es vor unnoͤthig erachtet; jedoch aber den ge-
neigten Leſer einen Geſchmack hiervon zu geben, hat
man ſich deſſen bedienet, was Jhro Magnificenz
Herr Prof. Gottſched zu Leipzig in ſeiner Nachricht von
der Deutſchen Geſellſchafft pag. 108. davon angefuͤh-
ret, wie folget:
Germanien warf eines Tages ihre Augen von
den oͤffentlichen Staats-Angelegenheiten ihres Kay-
ſerlichen Hofes, und ſo vieler Churfuͤrſten und Staͤn-
de des Reiches, auch auf die Sprache ihrer Kinder.
Sie durchzog anfangs die weitlaͤuftigen Landſchaften,
in welche ſich dieſelben vertheilet haben, um die be-
ſondere Mundart eines jeden Volkes mit eigenen
Ohren zu hoͤren. Sie nahm aber mit einigem Wie-
derwillen wahr, daß der meiſte Theil noch ſo hartnaͤ-
ckicht bey der alten Rauhigkeit ſeiner Ausſprache blieb,
die ſich faſt durch keine Buchſtaben ſchriftlich ausdruͤ-
cken, und vor die Augen bringen laͤßt. Sonderlich
ſchmertzte es dieſelbe, daß an den Jtalieniſchen und
Franzoͤſiſchen Graͤnzen die Mundart einen ſo wiedri-
gen Klang hatte, daß ihr ganzes Volk deswegen,
wiewohl mit Unrecht, den Nahmen einer barbariſchen
Nation, tragen muſte.
FSie
[82]Von der Rechtſchreibung.
Sie wandte ſich mit mehrerm Vergnuͤgen in
das Herz ihres groſſen Reiches, den Fraͤnkiſchen und
Oberſaͤchſiſchen Kreis, deren Einwohner ſich mit einer
weit zaͤrtlichern Ausſprache hoͤren lieſſen. Ja ſie
gieng auch Oſtwerts bis in die Pohlniſchen Graͤnzen,
und wunderte ſich, daß ihr Geſchlechte ſich daſelbſt
an der Stelle Sclavoniſcher Voͤlker mit ſolchem
Seegen ausgebreitet, und faſt die alte Vormauer
ihres Sitzes, den groſſen Weichſelſtrom erreichet hat-
te. Dieſe Oſtlichen Einwohner ihres Reiches hatten
der Sprache ihrer majeſtaͤtiſchen Mutter viel Ehre
gemacht, und es faſt den Franken und Meißnern
darinn zuvor gethan: So, daß ſie auch oft von den-
ſelben deswegen beneidet wurden. Selbſt der Nordli-
che Theil ihrer Unterthanen, die eigentlich ſo genannten
Saͤchſiſchen Voͤlker, hatten den Vorzug dieſer Ober-
laͤndiſchen Mundart ihrer Bruͤder erkannt, und be-
muͤhten ſich faſt mit jenen in die Wette hochdeutſch
zu reden und zu ſchreiben: Obwohl der groſſe Haufe
noch allezeit die Sprache ſeiner Voreltern, beyzube-
halten geneigt ſchien.
Nichts gieng indeſſen dieſer zaͤrtlichen Mutter
mehr zu Hertzen, als die hier und da bemerkte Unei-
nigkeit in der Rechtſchreibung. Sie fand, daß faſt
ein jeder Gelehrter ſich eine eigene Gewohnheit mach-
te, und kein einziger ſich nach der Fuͤrſchrifft des an-
dern richten wollte. Sie ſahe wohl, daß nicht alle
gleich recht hatten, und haͤtte ſich ihres Muͤtterlichen
Anſehens bedienen koͤnnen, ſie alle zu einerley Art zu
verbinden. Allein ſie wollte nicht ſo gewaltſam ver-
fahren. Anfaͤnglich meynte ſie die Ausſprache zur
Richtſchnur der Schrift zu machen: Wiewohl die groſſe
Ungleichheit derſelben in verſchiedenen Landſchaften
ihr
[83]Von der Rechtſchreibung.
ihr ſolches wiederrieth. Sie konnte auch gar zu leicht
vorher ſehen, daß man dergeſtalt zum wenigſten alle
fuͤnf und zwanzig oder funfzig Jahre eine andre Recht-
ſchreibung einfuͤhren wuͤrde; nachdem ſich nemlich die
Mundart eines Volckes allmaͤhlich aͤndern moͤchte.
Daher war ſie auf eine beſtaͤndige und Regelmaͤßige
Art ihre Sprache zu ſchreiben bedacht, dadurch auch
die Aenderungen der Ausſprache verhuͤtet werden
moͤchten.
Jn ſolcher Abſicht uͤbergab ſie die Ausfuͤhrung
ihres Vorhabens, einer guten Freundin, mit der ſie
noch nicht gar zu lange bekannt geweſen war. Sie
hieß die Sprachkunſt. Weil aber dieſelbe eine ſehr
ſtrenge Richterin abgiebt, die in Worten eben ſo un-
erbittlich iſt, als Aſtraͤa vormals in den Handlungen
der Menſchen geweſen: So wurde ihr eine Gehuͤl-
fin von gelinderer Gemuͤthsart zugegeben, welche ſich
die Gewohnheit nennete. Und da man wohl vor-
her ſahe, daß dieſe beyde zuweilen ganz uneins ſeyn
wuͤrden: ſo wurde ihnen, ſie auseinander zu ſetzen,
noch eine alte Matrone von groſſer Einſicht an die Sei-
te geſetzet, welche man die Vernunft zu nennen
pflegte. Vor dieſen Richterſtuhl nun wurden alle
Buchſtaben des Deutſchen Alphabets gerichtlich ge-
fordert; mit dem ausdruͤcklichen Befehle, ſelbſt ihre
Sache zu fuͤhren, und ihre Rechte auf gewiſſe Woͤrter,
gegen einander zu behaupten.
Zu allererſt drungen die doppelten Buchſtaben
vor den Richtplatz. Denn weil ſie als Zwillinge
mit zuſammen geſetzten Kraͤften darnach ſtrebten, ſo
waren ſie allen einfachen uͤberlegen. Dahin gehoͤrte
nun das ck, dt, ff, gk, ll, nn, ſſ, ß, th und tz. Dieſe
hatten ſich mit einander verſchworen vor einen Mann
F 2zu
[84]Von der Rechtſchreibung.
zu ſtehen, und weil ſie einerley Klage zu fuͤhren hat-
ten, eine gemeinſchaftliche Sache daraus zu machen.
Sie wollten gleich auf einmal anfangen zu reden, als
ſie gewahr wurden, daß ſie alle ſtumm waren, und
kein Wort hervorzubringen vermochten. Ob ſie nun
gleich von den Richterinnen ermahnet wurden ſchrift-
lich einzukommen: ſo wollten ſie doch lieber nach Art
der alten Griechiſchen Buchſtaben, bey dem Lucian,
muͤndlich ihre Klage fuͤhren. Daher muſten ſie un-
ter ihren uͤbrigen Bruͤdern Fuͤrſprecher ſuchen, denen
ſie ihre Sache anvertrauen konnten.
Zu allem Gluͤcke gab es auch unter den lauten-
den Buchſtaben Zwillinge. Das AA, das EE,
OO und Y, waren auch unter der Zahl der Mis-
vergnuͤgten, und ſchlugen ſich gern zu der Parthey
der Klaͤger. Die Stummen aber faßten ein deſto
beſſeres Vertrauen zu dieſen geſchickten Rednern, die
ſich allezeit ſowohl hoͤren laſſen; weil ſie ſelbſt ihre
eigene Sache zugleich zu fuͤhren hatten: So, daß
an ihrer Redlichkeit gar nicht zu zweifeln war. Man
vertheilte die Klagen unter dieſe vier Sachwalter ſo,
daß AA vor ſich, vor ck und dt; das EE vor ſich,
vor ff, gk, ll und nn; das OO vor ſich ſelbſt, vor
ſſ, ß, th und tz; das Y endlich vor ſich allein reden,
und den Schluß der ganzen Klage machen ſollte.
A A hub alsbald ſolgender Geſtalt an:
Gerechteſte Richterinnen! Unſre Buchſtaͤbliche
Streitigkeiten haͤtten vor keinen erwuͤnſchtern Rich-
terſtuhl gebracht werden koͤnnen, als vor den eurigen;
und wir ſind dem großmaͤchtigſten Germanien davor
alleſammt aufs hoͤchſte verbunden. Wir ſind befeh-
liget worden unſre Beſchwerden vor euren Ohren
vorzutragen, und die Groͤſſe des bisher erlittenen
Un-
[85]Von der Rechtſchreibung.
Unrechts veranlaſſet uns, daß wir die erſten ſind, ſo
ihre Klagen in euren Schooß ausſchuͤtten wollen.
Wir ſind alle Zwillinge, wie ihr ſehet, und lieben ein-
ander ſehr herzlich: gleichwohl muͤſſen wir den Ver-
druß erleben, den Caſtor und Pollux vorzeiten em-
pfunden; daß man uns nemlich faſt allenthalben zu
trennen ſuchet, und nicht mehr als einen von uns in
gewiſſen Woͤrtern leiden will. Dieſes iſt der Haupt-
zweck unſrer Klage.
Jch ins beſondere beſchwere mich, daß ich vor-
zeiten in ſehr vielen Woͤrtern einen ruhigen Sitz ge-
habt, daraus ich itzo halb verſtoſſen worden. Man
will mir die Schafe, die Malzeichen, die Stralen, ja
auch den Gram, und die Qual nicht mehr goͤnnen: Und
es fehlt zu meiner voͤlligen Verbannung nichts mehr,
als daß man mir den Hohenprieſter Aaron undden Ab-
gott Baal noch raube; welches aber die allerunver-
antwortlichſte Sache von der Welt ſeyn wuͤrde.
Das gute ck iſt nicht beſſer daran. Man verwei-
ſet daſſelbe aus unzehlichen Woͤrtern, darinnen es ſeit
undenklichen Jahren ſeinen Aufenthalt gehabt. Es
ſoll kuͤnftig nur zwiſchen zweyen Vocalen, oder Laut-
buchſtaben ſeinen Platz finden; und dergeſtalt aus
Trank, Dank, Zank und andern von der Art, imglei-
chen aus den Werken, der Staͤrke, dem Merken und
allen, die damit verwandt ſind, verbannet ſeyn.
Eben ſo geht es dem unſchuldigen dt. Man hat
es von alten Zeiten her in geruhigem Beſitze vieler
Woͤrter geſehen, wo es itzo vertrieben wird. Man
ſchrieb bekandt, genandt, imgleichen der Todt und das
Brodt: Nunmehr aber will man beſondre etymologi-
ſche Geburtsbriefe und Geſchlechtregiſter von dem D
ſehen; die es aber nicht aufweiſen kan. Man raͤumet
F 3in
[86]Von der Rechtſchreibung.
in den beyden erſten lieber unſern Freunden den Zwillin-
gen n n ihre Stellen ein; und in den beyden letzten ſoll
das D nur den Tod, das T aber das Brot vor ſich
behalten.
Dieſes ſind nun, gerechteſte Richterinnen, diejeni-
gen Klagen, welche ich vor eure Ohren zn bringen Be-
fehl erhalten habe. Eure Einſicht verſpricht uns Be-
leidigten ein erwuͤnſchtes Urtheil: was aber noch uͤbrig
iſt, werden meine Gefehrten, beſſer als ich gethan, vor-
zutragen wiſſen.
Hiermit trat alſo der erſte Redner ab, und mach-
te dem andern Platz; der ſich, ohne viele Weitlaͤuftig-
keiten zu machen, folgender geſtalt hoͤren ließ.
Es iſt noch ſehr viel uͤbrig, ihr Hochgebietenden
Frauen, weswegen wir uns zu beſchweren Urſache ha-
ben. Allein die Zeit verbeut es, mich auf alles einzu-
laſſen. Jch ſelbſt bin von den Critiſchen Feinden bis-
her noch ziemlich frey geblieben; und uͤber einige Klei-
nigkeiten will ich mich aus Großmuth nicht beſchweren.
Deſto unpartheyiſcher werde ich meiner Clienten Kla-
gen vorzubringen im Stande ſeyn.
Vors erſte beklaget ſich das ff, eins von den an-
ſehnlichſten Mitgliedern unſrer Zwillings-Bruͤder-
ſchaft; daß man es aus unzehlichen Plaͤtzen verdringet,
wo es ſeit etlichen hundert Jahren ſeinen beſtaͤndigen
Sitz gehabt. Man raubt ihm ſeine Schafe, man
nimmt ihm das Recht auf die Strafe, man laͤßt es ſo
gar im Schlafe nicht ungeſtoͤret Was ſoll ich von
dem groſſen Haufen aller der Woͤrter ſagen, wo un-
mittelbar vor ihm entweder ein langer Vocal, oder gar
ein Doppellaut vorhergeht; als in Stufen, rufen, lau-
fen, taufen, kaufen, ſchleifen, greifen ꝛc. Hier allent-
halben hat man das ungeſcholtene ff vertrieben; ja
dem-
[87]Von der Rechtſchreibung.
demſelben auch da keine Ruhe gelaſſen, wo etwa ein
l, n, p, oder r, vorhergehet; wie aus der Huͤlfe, der
Vernunft, dem Dampfe, und der Schaͤrfe; ja hun-
dert andern von der Art mit mehrerm zu erſehen iſt.
Eben ſo iſt es dem unſtraͤflichen gk gegangen. Es
war nicht genug, daß man ihm die Staͤdte Leipzigk,
Augſpurgk, Nuͤrnbergk u. a. m. genommen; Man hat
ſich auch an andre Eigenthuͤmer deſſelben gemacht.
Man will aus der Billigkeit eine Billikeit, aus der Guͤ-
tigkeit eine Guͤtikeit u. ſ. w. machen; welches doch durch
den bloſſen Anblick der Augen ſchon vor was unleidli-
ches erklaͤret wird.
Das luſtige ll hat gleichfalls Urſache genug zu kla-
gen. Aus will, und ſoll, wollte und ſollte iſt es ei-
ne lange Zeit verwieſen geweſen; aus der Vollkom-
menheit und Vollbringung haben es auch einige ver-
ſtoſſen wollen. Die Wallfahrt hat ſich ſowohl, als
das gleichfalls und allmaͤhlich, ohne daſſelbe behelfen
ſollen; da doch die wichtigſten Beweisgruͤnde ſeines
Rechtes, auf alle dieſe Woͤrter verhanden geweſen.
Dem ehrlichen n n iſt es nicht beſſer gegangen.
Da es in brennen, koͤnnen, nennen, goͤnnen, u. d. m.
ein unſtreitiges Recht gehabt: So hat man es in ihren
Abkoͤmmlingen nicht dulden wollen, und lieber brandte,
nandte, konte, goͤnte ꝛc. als brannte, nannte, koͤnn-
te, goͤnnte geſchrieben. Eben ſo iſt es ihm in den Koͤ-
niginnen und Prinzeſſinnen u. a. m. gegangen, denen
man in der einfachen Zahl am Ende ein doppelt nn eben
ſo wohl, als dem Sinn und Gewinn, ſchuldig gewe-
ſen waͤre.
Alsbald ward das EE von dem OO abgeloͤſet;
welches ſich ſchleunigſt vor den Richterſtuhl hinrollte,
und ſeine Klage folgender Geſtalt anhub:
F 4Mei-
[88]Von der Rechtſchreibung.
Meine Klage, iſt nicht ſo wohl auf die Wiederein-
raͤumung alter Stellen gerichtet, Hochgebietende
Richterinnen: als auf die Anſuchung um gewiſſe neue
Plaͤtze, die ich zu fordern ein Recht habe. Jn dem
Looſſe und Schooſſe habe ich die Zeit her einen geruhi-
gen Aufenthalt gehabt: warum hat man mir aber nicht
in den Woͤrtern loſe, Stoß, groß, Hoſen, Boſſeln
einen Raum vergoͤnnet: wo ich mich doch eben ſo wohl
hoͤren laſſe, als in den vorigen. Und ſo viel vor mich ſelbſt.
RR hat zwar nichts zu klagen: aber ſſ und ß de-
ſtomehr, weil man dieſelben entweder gar aus ihren
Plaͤtzen verdringet, und ein ſchlecht ſ an die Stelle ſetzt;
oder doch ohne Unterſcheid gebrauchet, wenn es gleich
zwiſchen zweyen Vocalen, und alſo mitten im Worte
geweſen waͤre. Man hat ihnen nemlich in der erſten
Abſicht, die Woͤrter, Hals, Haus, als, bis, hinaus,
Graus, Schmaus, ich weis, Preis, Reis, und der-
gleichen mehr geraubet; und ob ſie wohl einige Ober-
laͤnder ihrer ungewiſſen Ausſprache nach in die Woͤrter,
preiſen, die Weiſen, reiſen u. d. m. wieder aufnehmen
wollen: ſo hat man ſie doch durch ein hoͤniſches Gelaͤch-
ter von dieſer Aenderung wieder abgeſchrecket. Denn
wenn ſie von einem weiſen Manne geſprochen, aber einen
Weiſſen davor geſchrieben; imgleichen von Reiſen ge-
redet, und Reiſſen geſchrieben: hat man ſie wegen des
erſtern um die Schwarzen oder Mohren befraget; we-
gen des andern aber ſich um die Riſſe bekuͤmmert, wel-
che ſie verfertiget haͤtten.
Das Th und Tz befindet ſich in gleichen Umſtaͤn-
den. Man hat dem erſtern nicht nur die Stellen entzo-
gen, dazu man einigen Grund gehabt; a z. E. in Wohl-
fahrt, Schiffahrt, Geburt, Gut, Flut, Brut, Ton,
Traͤhnen, wo man ſonſt allenthalten ein H am T geſe-
hen:
[89]Von der Rechtſchreibung.
hen: Sondern man will ihm auch unſtreitige Eigen-
thuͤmer rauben; die es wegen der Analogie mit der
Plattdeutſchen oder Niederſaͤchſiſchen Sprache beſitzen
muß. Dahin gehoͤrt, das Thun, die That, die Endi-
gungsſylbe thum; der Muth, der Rath, das Thor, das
Thier, die Thuͤre, der Thum, der Thor und die Noth,
und viele andre, die augenſcheinlich das th deswegen ha-
ben, weil ſie im Plattdeutſchen ein D haben, und alſo
nicht ſo hart, ſondern etwas ſanfter und milder, als das
T ausgeſprochen werden ſollen: wie auch in ſehr vielen
Provinzen Deutſchlandes wirklich geſchieht.
Das Tz anlangend, ſo iſt deſſen Klage nicht weni-
ger erheblich. Man will ihm alle die Woͤrter rauben,
wo nicht ein kurzer Vocal vorhergeht. Denn man ent-
zieht ihm nicht nur diejenigen, da ein ſtummer Buchſta-
be vor ihm ſteht, als Salz, Glanz, Herz, u. ſ. w. ſon-
dern man will ihm auch diejenigen abdringen, wo ein
Doppellaut, oder ſonſt ein langer Vocal vorhergeht, als
Weizen, ſchneuzen, u. d. g. Andrer gar zu heftigen
Feinde zugeſchweigen, die es gar durchgehends ausmu-
ſtern wollen; und wohl gar in Katzen, Geſetzen, Spi-
tzen und ſtutzen ausmuſtern wollen: wo es doch, ein dop-
peltes z vorzuſtellen, unumgaͤnglich von noͤthen iſt.
Hierauf ſchwieg das Oo, und das Y raͤuſperte
ſich den Beſchluß zu machen.
Jch bin der letzte Klaͤger, verſtaͤndigſte Richterin-
nen, ob mich wohl viele aus der Zahl der Zwillinge aus-
ſchlieſſen wollen. Man iſt gar zu tyranniſch auf mich er-
zuͤrnet. Jch ſoll nicht nur in der Mitte, ſondern gar am
Ende der Woͤrter verbannet werden, indem einige, bei,
ſei, frei, drei, zwei, u. ſ. w. ſchreiben wollen. Wie heß-
lich dieſes aber ins Auge faͤllt, moͤgen meine Wiederſa-
cher ſelbſt richten: ich kan mich wenigſtens auf keine beſ-
F 5ſere
[90]Von der Rechtſchreibung.
ſere Art an ihnen raͤchen, als durch den Ubelſtand, den
meine Abweſenheit in ihrer Schrift verurſachet. So
hat ſich Achilles vormals an dem Agamemnon auch ge-
rochen. Jn der Mitte aber ſoll mich die Verwirrung
rechtfertigen, die in gewiſſen Woͤrtern entſtehen wird,
wenn man mich wird meiden wollen: denn wie will
man freyen und freuen, meynen und meinen von ei-
nander unterſcheiden, wenn man meine Huͤlfe nicht
brauchet? Genug fuͤr mich allein geredet, Gnaͤdige
Richterinnen. Eure Gerechtigkeit verſpricht mir allen
moͤglichen Beyſtand: Daher ſetze ich kein Wort mehr
hinzu euren Urtheilſpruch zu erbitten.
Sobald dieſe Klaͤger ihre Beſchwerden angefuͤhr-
ter maſſen aufs Kuͤrzeſte vorgebracht hatten, muſten ſie
ſamt ihren Clienten einen Abtritt nehmen; Die Rich-
terinnen aber unterredeten ſich mit einander, und ſuch-
ten ſich wegen des Urtheils zu vereinigen. Die Ge-
wohnheit, als die juͤngſte der Beyſitzerinnen fieng zu
erſt an, ihr Gutachten zu eroͤfnen; und erklaͤrte ſich
ſchlechterdings vor die Klaͤger. Sie bezeugte es ſehr
freymuͤthig, was vor eine Feindin aller Neuerungen ſie
waͤre. Sie geſtund ihre groſſe Ehrerbietung vor das
graue Alterthum, und wollte durchaus nicht wiſſen, wie
man ſchreiben ſollte oder muͤßte; ſondern wie man von
undenklichen Zeiten her geſchrieben haͤtte.
Jn dieſem Eifer erhitzte ſie ſich dergeſtalt uͤber die
Sprachlehrer der Deutſchen, als Schotteln, den Spa-
ten, Boͤdickern, Heraͤum u. a. m. daß ſie dieſelben alle
mit einander vor Gruͤbler, Buchſtaͤbler, Grillenfaͤnger,
ja mit einem Worte, vor Zeſianer ſchalt. Keinen em-
pfindlichern Schimpf wuſte ſie wieder dieſe Leute aus-
zuſinnen; bis ihr Chriſtian Weiſens Comoͤdie von der
Tannzapfen-Geſellſchaft einfiel. Jn dieſe wollte ſie
alles
[91]Von der Rechtſchreibung.
alles dasjenige verbannen, was ſich nur einen Buchſta-
ben in der gewoͤhnlichen Rechtſchreibung zu aͤndern ie-
mals unterſtanden hatte. Ja ſie erklaͤrte ſich endlich,
daß ſie lieber mit dem groſſen Haufen fehlen; als mit
wenigen Sprachverſtaͤndigen recht ſchreiben wollte.
Eine ſo heftige Rede brachte die Sprachkunſt
ſehr in Harniſch. Was? ſagte ſie, ſoll das alte Her-
kommen in der Deutſchen Sprache ſo viel gelten: So
hat mich Germanien aus Jrrthum zur Freundin er-
wehlet; ſo habe ich mich die Zeit her vergebens bemuͤ-
het, die innere Natur und Art ihrer Mundart zu er-
gruͤnden; ſo wird nur der unwiſſende Poͤbel uͤber die
Zungen und Federn der Klugen und Gelehrten herr-
ſchen muͤſſen. Das wird aber Germanien nicht lei-
den, das werde auch ich nimmermehr zugeben!
Auf einen ſo hitzigen Anfang wuͤrde eine noch hitzi-
gere Fortſetzung erfolget ſeyn; wenn nicht die Ver-
nunft mit einer beſcheidenen Mine, die erzuͤrnte
Sprachkunſt angeſehen, und durch eine gelinde Vor-
ſtellung gebeten haͤtte, die Sache etwas genauer zu er-
wegen. Es iſt freylich etwas zu viel gefordert, ſprach
ſie, wenn unſre Gehuͤlfin, die Gewohnheit, durchge-
hends auf ihr altes Herkommen dringet. Das Alter-
thum iſt zwar allerdings ehrwuͤrdig; Allein von Feh-
lern iſt es wohl in der That niemals frey geweſen; am
allerwenigſten in der Sprache.
Man muß alſo die Mittelſtraſſe in Verbeſſerung
derſelben gehen. Die Gewohnheit iſt freylich ſehr an-
ſehnlich, wenn ſie allgemein iſt. Wer will ſich wohl ei-
ner ganzen Nation wiederſetzen? Allein die Sprach-
kunſt iſt nicht gar aus den Augen zu laſſen, wenn ſie gute
Gruͤnde anfuͤhren kan, eine von zweyerley Schreibar-
ten der andern vorzuziehen. Laßt uns alſo ſtuͤckweiſe
die
[92]Von der Rechtſchreibung.
die Klagen der doppelten Buchſtaben durchgehen, und
einen unpartheyiſchen Schluß faſſen, in welchem Stuͤ-
cke man ihrem Verlangen Gehoͤr geben koͤnne, oder
nicht.
Durch eine ſo geſetzte Rede nun ward nicht nur die
eifrige Sprachkunſt beſaͤnftiget, ſondern auch die Ge-
wohnheit zu einiger Neigung zum Nachgeben vorbe-
reitet. Sie giengen nunmehro alle drey die obgedach-
ten Klagen durch, und nachdem ſie alles uͤberleget, was
fuͤr und wieder die Aenderungen in der Rechtſchrei-
bung geſaget werden koͤnnte, wurde folgendes Urtheil
abgefaſſet.
Wir, von Germanien zu Unterſuchung einiger
Streitigkeiten in der Rechtſchreibung verordnete Ge-
vollmaͤchtigte, befinden nach reifer Uberlegung vor
Recht, daß das aa nur in etlichen wenigen Woͤrtern, als
Aal, Baare, Haar, Maaß, Saal, Waare, inglei-
chen in den Auslaͤndiſchen, die ſolches erfordern, als
Aaron, Baal, Czaar, u. d. m. ſtatt haben, aller uͤbri-
gen aber ſich gutwillig begeben ſolle.
Daß ferner das ck ſich aus allen Woͤrtern, wo
kein kurzlautender, oder ſcharfer Vocal vorhergehet,
ſich wegmachen und ſein bloſſes k zuruͤcke laſſen ſolle.
Daß auch das dt ſich aus allen Plaͤtzen enthal-
ten ſolle, die es bisher auf bloſſe Erlaubniß unwiſſender
Schreiber beſeſſen, und kuͤnftig nur in Brodt, Stadt,
Schwerdt, dem Hauptwort toͤdten, toͤdtlich, todt und
ein Todter, nicht aber in dem Stammworte der Tod
ſtatt haben ſolle
Das EE behaͤlt nach wie vor ſeine Rechte auf
die See, das Meer, die Seele, denn Klee, die Gala-
thee, u. d. gl.
Das ff ſoll ſich aller der Woͤrter enthalten, wo
ent-
[93]Von der Rechtſchreibung.
entweder ein langer Vocal oder gar ein Doppellaut
vorhergehet; imgleichen wo ſchon ein andrer ſtummer
Buchſtabe die vorhergehende Sylbe ſchließt; als ſchla-
fen, kaufen, werfen, Zunft. Endlich aus dem
Woͤrtchen oft, und der Endung ſchaft; als wo es kei-
nen Grund zu einigem Rechte anfuͤhren kan.
Das gk ſoll ſich kuͤnftig nur da finden laſſen, wo es
der Abſtammung halber ſeyn muß; nemlich wenn z. E.
ein Nebenwort guͤtig, fertig, durch die Sylbe keit in
ein Nennwort verwandelt wird als Fertigkeit, Guͤtig-
keit, u. ſ. w.
Das ll ſoll in allen Abkoͤmmlingen von wollen
und ſollen imgleichen in allen die mit Fall, alles, und
voll zuſammen geſetzt ſind, verbleiben, und ſich dagegen
aus allen Sylben enthalten, wo entweder ein ſtummer
Buchſtabe, oder langer Vocal, oder gar ein Doppel-
laut vorher geht.
Das nn ſoll in den ſupinis von nennen, koͤnnen,
brennen, den Platz wieder einnehmen, den ihm das dt
bisher entzogen, als genannt, erkannt, gebrannt. Jm-
gleichen ſoll es in allen Abkoͤmmlingen von koͤnnen, und
goͤnnen, wo man es vielfaͤltig ausgeſtoſſen, wieder ſei-
nen Sitz einnehmen.
Das OO ſoll bey ſeinen alten Rechten bleiben,
aber durchaus keine neue Stellen ſuchen, und daher,
weder in groß, noch in los, Stos, u. d. g. ſich einzu-
dringen ſuchen.
Das ſſ ſoll ſich mit dem ß ſo vergleichen, daß
jenes allezeit in der Mitte der Woͤrter zwiſchen zweyen
Vocalen; dieſes aber am Ende ſolcher Sylben, wo
entweder nichts mehr, oder doch ein ſtummer Buch-
ſtabe folget, ſeinen Platz einnehme. Jmgleichen ſoll
dieſes letzte alle Nennwoͤrter, die ſich auf iß endigen,
das Beywort weiß, ferner Schluß, Gruß, Fluß,
Fleiß
[94]Von der Rechtſchreibung.
Fleiß u. d. g. beſitzen, die in der mehrern Zahl ein ſſ
haben: Hingegen aus allen verbannet ſeyn, die in ih-
rer Verlaͤngerung das einfache ſ haben; als Preis,
Reis, Greis, Haus, Hals, Maus, Graus, Mus, u. d g.
Das th ſoll uͤberall bleiben, wo es nach Art der
Alten die Stelle des D vertritt, als That, Thor, Thier
Thon, Rath, Muth, Noth, roth ꝛc und hingegen aus
Geburth, Guth, Bluth u. ſ. w. gaͤnzlich verbannet ſeyn.
Das tz ſoll nur nach einem kurzen Vocal, als Ka-
tzen, ſetzen, ſitzen, putzen bleiben; hergegen uͤberall weg-
bleiben, wo ein ſtummer Buchſtabe, oder ein Doppel-
laut vorher geht; als Herz, Schmerz, reizen, ſchneu-
zen. u. ſ. w.
Das Y bleibet uͤberall in den Sylben, die entwe-
der am Ende ſtehen, oder doch dahin zuſtehen kommen
koͤnnen, und doch kein uͤ leiden, als bey, drey, imgleichen
zum Unterſcheide, als in freyen und meynen, und allen
ihren Abkoͤmmlingen. Es entfernet ſich aber, wo dieſe
Urſachen aufhoͤren, aus Leyd, Eyfer, Peyn, u. d g.
Wie wir nun dieſes alles nach genauer Unterſu-
chung vor billig und der reinen Hochdeutſchen Sprache
gemaͤß erkannt, als wollen und verlangen wir, daß Klaͤ-
ger ſich darnach in allen Faͤllen achten; auch bey vor-
fallenden Schwierigkeiten unſere weitere Belehrung
erwarten ſollen. Wie Recht iſt, von Rechtswegen.
Dieſes waren nun hauptſaͤchlich die Schluͤſſe, wel-
che in der erſten Verſammlung abgefaſſet wurden. Die
Richterinnen lieſſen ſelbige den Klaͤgern zuſtellen, und
erlaubten ihnen nach genugſamer Uberlegung ihre Leu-
terungen einzugeben, oder wohl gar an das großmaͤch-
tige Germanien ſelbſt zu appelliren; behielten ſich aber
vor, demſelben mit eheſtem die ausfuͤhrlichen Gruͤn-
de zu entdecken, welche ſie zu dieſem Urtheile gehabt.
[[95]]
Wohlmeynender Unterricht/
Bey
Unterweiſung
Eines
Setzer- und Drucker-Knabens.
NB. Dieſes MSct. hat Weyland Herr Johann
Caſpar Muͤller, Buchdrucker allhier, verferti-
get, und weil mir ſolches zu handen gekommen,
ſo habe es nicht vor etwas unbilliges angeſehen,
wenn es dieſem Format-Buch einverleibet wuͤr-
de, damit einer, der noch Luſt hat etwas zu lernen,
treuen Unterricht darinnen finden koͤnne.
[96]
Wie ein Setzer-Junge zu unterrichten,
daß er ſowohl eineAccurateſſe,als
Geſchwindigkeit bekomme.
ES ſollten zwar billig alle Manuſcripta, welche
man zum Druck uͤbergeben will, abſonderlich
diejenigen, die von ſolchen Autoribus einlauf-
fen, welche nicht in locò, und man ſich ihres Rathes
nicht bedienen kan, auf das reineſte und ſauberſte ab-
geſchrieben, und von denen Autoribus ſelbſt revrdi-
ret ſeyn, damit der Setzer nur allein auf ſeinen Grif,
nicht aber auf das Spintiſiren ſeine meiſte Zeit zu-
bringen moͤge, maſſen es ſehr offt geſchiehet, daß
man ſolche Manuſcripta unter Haͤnde bekommt, ſo
auch ein Gelehrter ſelbſt nicht leſen, vielweniger ein
Setzer errathen kan, daher es denn kein Wunder,
daß in manchem Wercke mehr Errata als Zeilen be-
findlich, gantze Senſus corrumpiret werden, und zum
oftern wieder des Autoris Meynung, gantz was frem-
des, und zur Sache nicht gehoͤriges hinein geſetzt
wird. Es ſchleichen ſich uͤber dieſes dennoch wohl Feh-
ler ein, die faſt unvermeidlich, als nemlich, wenn ein
Buchſtabe in Einhebung der Forme heraus faͤllt,
welchen Ort weder Drucker noch Setzer gewahr wird,
abſonderlich, wenn er ſehr locker iſt, und alſo gantz
ſanft etwan auf Maculatur oder ſonſt was weiches
faͤllt, welches in Druckereyen nichts ſeltſames, item
wenn in corrigiren die Zeilen nicht accurat in der
Hand gleich den andern ausgeſchloſſen werden, ſo fuͤgt
ſichs oft, daß ein und mehr Littern mit den Ballen her-
aus gezogen werden, auf denſelben kleben bleiben, und
alſo unvermerckt verlohren gehen, derer andern, welche
aus
[97]Wohlmeynender Unterricht.
aus Unvorſichtigkeit, oder Mißverſtand geſchehen, zu
geſchweigen, darum ſage ich, iſt es hoͤchſtnoͤthig, wo
anders dem Verfaſſer und Verleger an einem accura-
ten Wercke gelegen iſt, daß ein rein geſchriebenes
und mit Fleiß revidirtes Manuſcript in die Drucke-
rey geliefert werde. Da nun dieſes eine Sache, die
zwar zu wuͤnſchen, ſelten aber zu hoffen iſt, ſo erfordert
die Nothwendigkeit, daß man zum Setzen ſolche Kna-
ben nehme, welche in der Schule bereits ein gutes
Fundament zur Latinitaͤt geleget haben, ihre Ortho-
graphie wohl verſtehen, auch im Griechiſchen zur
Noth einen Accent zu ſetzen wiſſen. Von den uͤbrigen
Sprachen, als Hebraͤiſch, Syriſch, und anderen mehr,
kan man ihnen ſchon waͤhrender Zeit der Lehrjahre
ſo viel beybringen, daß ſie ſolche ſetzen lernen. Jſt ein
Knabe obbeſchriebener maſſen beſchaffen; wird es um
ſo viel leichter ſeyn einen hurtigen und fertigen Se-
tzer aus ihm zu machen. Zumal, wenn er in der
Anfuͤhrung nicht verwahrloſet wird; Jſt er nicht alſo
beſchaffen; So iſt es ein rarẽs Exempel, wenn man
was rechtes aus ihm machet.
Anfangs muß man einen Knaben nicht leicht in
ein Werck ſtellen, wo viele Schriften unter einander
vorkommen. Weil er ſolche noch nicht unterſcheiden,
und ſich alſo gar leicht coufundiren, mithin, zum groͤ-
ſten Schaden des Herrns, die Schriften vermengen
kan. Es iſt auch beſſer, daß man ihm gleich anfangs
ein geſchriebenes, als gedrucktes Exemplar zu ſetzen
gebe, ob es ſchon etwas ſchwer hergehet. Denn da
wird er gleich anfangs zur Aufmerckſamkeit angefri-
ſchet, in der Rechtſchreibung geuͤbet, und er kan nicht
leichtlich viel andere Gedancken, als auf ſein Manu-
Gſcript,
[98]Wohlmeynender Unterricht.
ſcript haben. Der Kaſten, woran er am meiſten ſeine
Arbeit verrichtet, muß ihm ſeinem Ellenbogen gleich ge-
ſetzet werden. Denn alſo ſtehet er am beqvemſten, und
er kan den gantzen Kaſten ohne groſſe Bewegung uͤber-
langen. Jch erinnere dieſes darum, weil er ſich hier-
durch einen gewiſſen Grif angewoͤhnet. Sonſten wird
dieſes bey denen, ſo die Kaͤſten bereits gewohnet, ſo ge-
nau nicht inachtgenommen,weil es nicht allezeit ſeyn
kan. Man muß darauf ſehen, daß er allezeit aufge-
richt mit geradem Leibe und auswaͤrts geſetzten Fuͤſſen
am Kaſten ſtehe, und ja nicht zugeben, daß er mit
einem Fuß ruhe, und mit dem andern alleine ſtehe.
Denn man weiß gar viel Exempel, daß ſie dadurch
eingebogene Knie bekommen haben, und zu halben
Kroͤpeln worden, weiln der gantze Leib auf einem
Bein ruhen muß. Wird ihm das Stehen an-
fangs zu ſauer, wie es denn nicht wohl anders ſeyn
kan; So muß man ihm nicht gleich gantze Tage,
ſondern nur einige Stunden, bis er ſolches nach und
nach gewohnet wird, ſtehen laſſen. Vielweniger
muß man zugeben, daß er beym Kaſten viel wunder-
liche Gebehrden mache, als mit dem Kopf und Leibe
bald vor, bald hinterwaͤrts ſich neige, welches eine
uͤble Gewohnheit, und groſſe Verſaͤumniß im Setzen
iſt, wie man an dergleichen uͤblen Stellungen taͤg-
lich ſiehet. Hingegen ſoll man ihm weiſen, nachdem
zuvor die Faͤcher accurat gezeichnet und angeſchrieben
worden, wie er den Winckelhacken mit der lincken
Hand recht halten, und die rechte, als die Setz-Hand,
allezeit nachfuͤhren ſoll. Man muß auch nicht zuge-
ben, daß er die Augen mehr auf das Manuſcript, als
auf die Littern, richte. Denn hiervon ziehet er ſich
zweyerley Ubel zu. Erſtlich wird er vor der Zeit blind
wer-
[99]Wohlmeynender Unterricht.
werden; Zum andern wird er falſch und verkehrt ſe-
tzen, weil er blindlings in die Faͤcher greift. Er ſoll
vielmehr ſo viel ins Gedaͤchtniß faſſen, als er zu mercken
faͤhig iſt, und alsdenn fortſetzen. Und ſo er ja an etwas
zweifelt; So kan er wohl einen Blick auf das Manu-
ſcript thun, wenn er ins Spatien-Fach greift, als wo
er nicht nach der Signatur ſehen darf. Kurtz, man
muß faſt nicht mercken, daß ein Setzer auf das Ma-
nuſcript ſiehet. Bey uͤblen Handſchriften aber iſt es
eine andere Sache. Da lernet ſichs wohl aufs Buch
ſehen. Was demnach den Grif anlanget, ſo zeige
man ihm, daß er, ehe er noch ins Fach greift, nach dem
Buchſtaben ſehe, welchen er ergreifen will, und wel-
cher ihm am bequemſten liegt, damit er [ihn nicht] erſt in
der Hand, oder Winckelhacken, ein oder zweymal um-
kehren darf. Denn ehe er einen Buchſtaben umkehret,
kan er ſchon einen in Winckelhacken haben, und indem
er nach einem greift, muß er den andern ſchon wieder
ausſehen, welchen er nach dieſem nehmen will, u. ſ. w.
Den Buchſtaben nun, welchen er nimmt, muß er auf die
ſubtileſte und geſchwindeſte Art mit 3. Fingern oben
bey dem Kopfe, daß die Signatur, oder Koͤpgen uͤber
ſich iſt, angreifen, und nach den Winckelhacken, wel-
cher nicht uͤber eine Hand breit von dem Fache, wor-
aus er den Buchſtaben nimmt, gefuͤhret werden muß,
zueilen. Man muß auch acht haben, daß er mit dem
Buchſtaben gerade zu fahre, und keine Umſchweife
damit mache, oder ehe er ihn einſetzt 2. oder 3. mal an
den Winckelhacken ſchlage; Dieſes gewoͤhnt er ſich
gar zu balde an, und wenn er ſolches nur 2. oder 3. Ta-
ge getrieben hat, ſo gehet es ſchon ſchwer her, ihm ſol-
ches wieder abzugewoͤhnen. Daher muß man es im
Zuſchneiden bey ihm nicht verſehen, ſondern man laſſe
G 2ihm
[100]Wohlmeynender Unterricht.
ihm nur anfangs Zeit dazu, und uͤbereile ihn nicht, und
ſehe vielmehr darauf, daß er die Littern gerade zu nach
den Winckelhacken fuͤhre. Wann er denn die Faͤcher,
oder den Kaſten, gewohnt iſt, ſo iſt es Zeit, ihn zur Ge-
ſchwindigkeit anzuhalten. Damit er nun nicht leicht
Buchſtaben, Woͤrter, oder gantze Zeilen auslaͤſt, muß
man ihm wohl einbinden, daß er alle Woͤrter heimlich
in dem Winckelhacken buchſtabiren, bey allen Zeilen das
Diviſorium fortſtecken, und ja nicht unter, ſondern uͤber
dem Diviſorio ſetzen lerne. Denn man wird wenig Se-
tzer finden, die ſich gewoͤhnet uͤber dem diviſorio zu ſetzen,
welche nicht auf allen Bogen, auch wohl gar auf allen
Seiten, auslaſſen. Hingegen denjenigen, welche
daruͤber ſetzen und fortſtecken, wird es gar ſelten wie-
derfahren. Man muß auch einem ſolchen Anfaͤnger
nicht geſtatten, daß er mehr, als eine Zeile, in Winckel-
hacken ſetze, weil er dadurch verwahrloſet wird, daß er
die Zeilen nicht recht ausſchlieſen lernet. Es koͤmmt ih-
nen auch zuerſt ſchwer genug an, eine, geſchweige denn
mehr, Zeilen mit freyer Hand aus, und in das Schif
zu heben. Und wenn er umwirft, welches denn nichts
neues bey ſolchen Purſchen iſt, ſo hat man noch dieſes
zum Troſt, daß er nur eine Zeile wieder aufleſen, und
aufs neue ſetzen darf. Mittelmaͤßig, nicht zu lucker
und nicht zu ſtarck, muß man ihm weiſen auszuſchlie-
ſen. Denn wird zu lucker ausgeſchloſſen, ſo wird man
niemals eine Zeile, wie die andere, zu Stande
bringen, ſondern es wird immer eine etwas ſtaͤrcker,
oder ſchwaͤcher, wie die andere ſeyn; Schließt man zu
ſtarck aus, ſo muß erſtlich der Winckelhacken ſehr ac-
curat ſeyn, welcher doch ſelten zutrift, wenn eine Zeile
der andern gleich kommen ſoll, abſonderlich, wenn man
drey, oder vier, Zeilen uͤber einander ſetzet. Daher
ſtehet
[101]Wohlmeynender Unterricht.
ſtehet man in Gefahr, daß die Zeilen nicht gerade wer-
den. Zum andern koͤmmt es einem ſauer an, wenn man
die Zeilen mit Gewalt aus dem Winckelhacken bre-
chen muß, welches nicht allein Verſaͤumniß, ſondern
auch zugleich Schaden verurſachet, weil es zum oͤftern
zum umwerffen, und doppelt ſetzen Gelegenheit gie-
bet. Darum muß man hierinnen die Mittelſtraſſe er-
greifen. Jſt er erſt gewiegt im Ausheben, ſo kan
man ihm alsdenn ſchon zulaſſen, zwey oder drey
Zeilen, und zwar auf eine Setz-Linie, uͤber einan-
der zu ſetzen. Wie wohl welche ſind, die nie-
mals mehr, als eine Zeile, dennoch aber eben ſo
viel, wo nicht mehr, als andere mit ihren 3. oder 4.
Zeilen uͤbereinander, zu wege bringen. Es kommt bloß
auf die Gewohnheit an, wie man ſich in der Jugend
gewoͤhnet; Doch hat derjenige, welcher nur eine Zeile
ſetzet, noch dieſes zum Vortheile, daß er viel accurater,
als die andern, ausſchlieſen kan, wenn gleich der Win-
ckelhacken nicht gar zu richtig iſt, und wenn er um-
wirft, nur eine Zeile wieder ſetzen darf; Man muß ihm
auch die Zierlichkeit im Setzen beybringen, daß er
in Ausſchließung der Zeilen, die Spatia nicht an einen
Ort ſtecke, ſondern ſelbige fein eintheile, daß ein
Wort ſo weit, als das andere, kommt. Hinter ein Com-
ma muß er wenigſtens ein Spatium, hinter ein Colon,
Semicolon, Signum interrogandi \& exclamandi ein
Schließquadraͤtgen, forne aber ein Spatium ſchla-
gen, damit es nicht ſo nahe an dem Worte ſtehet, hinter
ein Punctum aber pfleget man mehrentheils ein viere-
ckigtes Ouadraͤtgen zu ſchlagen. Es iſt aber hierin-
nen ein mercklicher Unterſcheid zu machen, wenn nem-
lich Materien ſind, da faſt in allen, oder in der andern
und dritten Zeile, Puncta vorkommen, alsdenn kan es
G 3nur
[102]Wohlmeynender Unterricht
nur ein Schließquadraͤtgen verrichten, und dann
und wann, etwan in der 10ten und 12ten Zeile, ein
viereckigtes genommen werden. Denn wollte man
ſich in oberwehnten Materien an dieſe Regel binden;
So wuͤrde der Druck nicht anders ausſehen, als haͤt-
ten ihn die Kraͤhen ausgehackt. Dergleichen man in
ſehr vielen Wercken antrift, welches aber nicht zu dul-
den, noch zu heben iſt. Es iſt eine hoͤchſt nutzbahre
Nothwendigkeit eine Columne, wie die andere, recht
nach den Maß auszuſchlieſen. Denn auſſer dieſem
ſtehet keine Zeile, keine Columne gleich, ſondern eine
Ecke ſtehet auf die andere, unterwaͤrts, auch wohl Bo-
gen weiß, welches dem Druck, er ſey noch ſo reinlich,
ein garſtiges Anſehen giebet. Es kan auch eine ſolche
Forme ſelten ohne Ausfallen geſchloſſen werden, wie es
die Vernunft und Erfahrung taͤglich lehret; Man
hat zwar vor dieſem rechte Maßhacken gehabt, theils
von Holtz, theils von Meßing, welche letztern mir ſehr
wohl gefallen, weil man ſolche ſchieben und mit einem
Schraͤubgen feſt haltend machen kan. Es iſt mir aber
dergleichen nur einer, und zwar bey einem alten, aber
accuraten, Setzer zu Geſichte gekommen. Doch halte
ich es vor einen Uberfluß. Man nehme nur ſonſt einen
harten und im Winckel geſtoſſenen Steg, und ſchneide
eine accurate Kerbe, ſo lange die Columne ſeyn ſoll, hin-
ein, und druͤcke alsdenn die Columne, wenn ſie aus iſt,
abſonderlich, wenn Spaͤne darinnen ſind, feſt mit der
Hand an, und halte ſie nach dem gleichen Schnitt an,
ſo wird man nicht fehlen koͤnnen. Es iſt zwar gebraͤuch-
lich und auch hoͤchſt noͤthig, daß man am Ende aller
Columnen ein Quadrat Zeile ſchlage, und zwar da-
rum, daß die Cuſtodes nicht wegfallen, und die Co-
lumnen, abſonderlich wenn die Stege nicht lang ge-
nug,
[103]Wohlmeynender Unterricht.
nug, recht angeſchloſſen werden koͤnnen. Aber Scha-
de, daß aus dieſer nuͤtzlichen Sache zuweilen ſo ein
uͤbler Mißbrauch entſpringet. Denn da wird ſtatt der
Quadrat Zeile auch zum oͤftern ohne Noth der Cu-
ſtos geſetzet, oder ſtatt einer, zwey Quadrat Zeilen, ge-
ſchlagen, da denn eine Columne kurtz, die andere lang
iſt, welches denn recht uͤbel ausſiehet. Dahero muß
man ſolches einem Knaben im Anfange nicht zulaſſen,
ſondern ihm feſte einbinden, daß eine Columne durchge-
hends ſo lang, als die andere, ſeyn muͤſſe. Es finden ſich
dennoch wohl Urſachen, daß man ſolches aus hoͤch-
ſter Noth thun muß, welches alsdenn, und nicht eher, zu
entſchuldigen iſt. Man darf ſich auch nicht verdrie-
ſen laſſen, einige Tage nach einander alle Columnen,
ſo der Knabe geſetzet, mit ihm im Schiffe durchzuleſen,
damit man ihm auf friſcher That die Fehler zeigen, und
zur Beſſerung vermahnen kan; Auch alle Zeilen mit
dem Finger unterſuchen, ob er egal ausgeſchloſſen. Und
weil dieſes ein Haupt-Mangel iſt, muß man ihn vor
allen Dingen wohl dazu anhalten. So viel zum Un-
terricht im Setzen.
Vom Ablegen.
WAs das Ablegen anlanget, ſo dienet zur Nach-
richt, daß man einen Knaben nicht eher Able-
gen laſſen darf, biß er zuvor die Kaͤſten recht gewohnet
iſt, und gleichſam blindlings die Faͤcher zu zeigen weiß.
Denn ſonſt wird ihm ſolches ſehr ſauer vorkommen, ja
wohl in beyden, ſo wohl im Setzen, als Ablegen, in ei-
ner geraumen Zeit ſehr wenig zunehmen Da er ſonſt,
wenn er 3. oder 4. Wochen im Setzen ſich geuͤbet, das
Ablegen in wenig Tagen begreifen kan. Denn am
G 4Able-
[104]Wohlmeynender Unterricht.
Ablegen iſt gar zu viel gelegen. Man ſollte alſo einem
Knaben die Regel billig ein mal recht einpraͤgen und
ihm ſolche mit Buchſtaben auf ſeinen Ablege-Span
vorſchreiben, damit er ſich bey Aufhebung ſeines Grifs
deſſen allzeit erinnern moͤge, daß er ſeine Arbeit nur
einmal, nicht aber, wegen des unumgaͤnglichen vielen
Corrigirens, zweymal, oder wohl gar dreymal thun
duͤrffe, welches denn, nicht allein ihm ſelbſt, ſondern
auch ſeinem Herrn zum hoͤchſten Schaden und Nach-
theil gereichet. Jch ſage zum Schaden, weil ein ſol-
cher Menſch, der uͤbel ablegt, ohnmoͤglich accurat ſetzen
kan, und alſo die meiſte Zeit mit corrigiren zubringen
muß; womit er aber weder ſich noch ſeinem Herrn Nu-
tzen ſchaffet. Denn das Corrigiren wird weder ihm,
noch ſeinem Herrn, bezahlet. Zumal, wenn es von
ſeiner eigenem Schuld und Nachlaͤßigkeit herruͤhret.
Darzu kommt noch, welches das alleraͤrgſte iſt, daß
ein ſolcher die ſtumpfeſte Aale hat, damit er corrigiret.
Denn weil er viel zu corrigiren hat, ſo muß er ſolche de-
ſto oͤfter wetzen. Wenn er nun eine ſolche uͤbel zuge-
richtete Aale hat, und ſolche an den falſchen Buchſta-
ben ſetzt; So faͤhrt er entweder daruͤber hin, weil ſie
nicht haften kan, und verderbet damit etliche Buchſta-
ben auf einmal, oder wenigſtens zwey; Einen, der
neben dem falſchen ſteht, und den falſchen zugleich mit.
Den falſchen mit dem Grad, der ſich wegen der Dicke
der Aale aufwirft, und ſeinen Nachbar, weil er ihn zu-
gleich einen Drucks in Aufhebung des falſchen mit
giebt. Kommt nun ein ſolcher Setzer in eine zarte
und koſtbahre Schrift, als Corpus, Petit Nomparel,
da zuweilen der Centner 60. 70. bis 80. Reichsthaler
koſtet; So kan er ſolche dem Herrn ſo zuſtutzen, daß
er ſie in kurtzem beym Schriftgieſſer wieder beſtellen
kan.
[105]Wohlmeynender Unterricht.
kan. Dieſes iſt eine ſolche ſchlimme Sache, daß ein
Herr vielmals ſelbſt nicht errathen kan, wie es doch zu-
gehet, das ſeine Schrift in ſo kurtzer Zeit verdorben
worden; Man zaͤhle aber nur einmal die Fehler nach,
die ein ſo ſchlimmer Ableger in einem Bogen machet, da
vielmals mehr, als 3 bis 400. herauskommen, und zaͤh-
le nur ſo viel Buchſtaben, die dadurch uͤbel zugerichtet
werden, und laſſe ihm etliche Wochen nach einander
ſo fortſetzen; So kan man leicht die Rechnung ma-
chen, wie viel noch gut bleibt. Anderer Ubel zu ge-
ſchweigen. Zum Nachtheil gereichet es, weil ein ſolcher
ſchlimmer Ableger und unumgaͤnglich falſcher Setzer
wegen der Menge der Fehler ohnmoͤglich alles auf ein-
mal corrigiren kan, wenn es gleich noch ſo gut von
den Correctoribus gezeichnet wird; Entweder, er laͤſ-
ſet viel ſtehen, oder er confundiret ſich, und machet uͤbel
aͤrger. Wird es nun zum andern mal, wie gebraͤuch-
lich, corrigiret; So ſtellen ſich alsdenn faſt eben ſo viel,
wo nicht mehr, Fehler, als zuvor ein. Will er nun
ſolche verbeſſern, ſo geſchiehet es denn zum oͤftern, daß
er uͤber unrechte Oerter geraͤth, und das Gute falſch
machet. Kommt es alsdenn gleich zur Reviſion, ſo ſie-
het er wohl, daß das falſche nicht corrigiret iſt, und ma-
chet wohl einige recht, wo er aber vorher den un-
rechten hinein geſtecket hat, kan er nicht ſehen, weil er
an dem Orte nichts gezeichnet findet. Und ſolche Se-
tzer ſind gut, wenn an den letzten Bogen einige Colum-
nen fehlen, daß ſie ſolche mit ihren Erratis anfuͤllen
koͤnnen. Dahero muß man Gedult mit einem Kna-
ben haben und ihm anfangs gantz langſam Ablegen laſ-
ſen, aber nur recht und accurat. Nach und nach wird
er auch hurtig darinnen werden. Wenn er ja einen
Buchſtaben falſch eingeworffen hat; So muß er ihn
G 5wie-
[106]Wohlmeynender Unterricht.
wieder ſuchen, ſollte er auch das gantze Fach ausſetzen.
Wird man ihm dieſes feſt einbinden, und gefaͤhrlich
machen, ſo wird er ſich ſchon in acht nehmen, abſon-
derlich, da man anfangs, wenn er anfaͤngt abzulegen,
alle Columnen mit ihm, wie bey dem Anfang des Se-
tzens, durchlieſet; So kan man alsdenn leicht ſehen,
wo er falſch abgeleget. Solches muß man ihm auf
das ſchaͤrfſte verweiſen, und zur kunftigen Verbeſſe-
rung ermuntern. Uber 6. Zeilen muß er zuerſt nicht
anfaſſen, ſonſt wird es ihm zu ſauer, ſo lange zu hal-
ten: Nach und nach kan er mehr nehmen, und wie es
denn nichts neues, daß ſolche Anfaͤnger zum oͤftern um-
werffen, ſo laſſe man ihnen die lincke Hand mit dem
Griffe ſtets uͤber das Spatium-Fach halten, damit,
wenn ja etwas vom Griffe abfaͤllet, man es deſto eher
wieder heraus ſuchen kan, biß er es gewohnet, alsdenn
darf er ſich eben daran nicht binden. Auch ſoll er uͤber
2. Sylben anfangs nicht zwiſchen die Finger neh-
men, ſondern nach und nach mehr. Vor allen Din-
gen aber muß man dahin ſehen, daß er die Littern ſeit-
waͤrts ablege. Denn ſonſt fallen ſie auf die Koͤpfe,
welches verurſachet, daß die Schrift kaum halb ſo lan-
ge, als ſonſt, dauret. Denn wie ein jeder Buchſtabe
ein, und auch mehr, zarte Scharffirungen hat, ſo fallen
ſolche mit der Zeit rund und ſtumpf, und ſchadet der
Schrift mehr, als das Waſchen und Drucken. Man
findet dergleichen Setzer, die es alſo machen, allein ſel-
bige ſind einer Druckerey hoͤchſt ſchaͤdlich. Denn ſie
ſchaden mehr, als ſie verdienen. Und dieſes wird der
zehende kaum inne. Es fuͤgt ſich vielmals, daß eine
Schrift, die auch von gutem Zeuge gegoſſen, ehe man
ſich ſolches verſiehet, ſtumpf wird, da weiß alsdenn Nie-
mand woran es gelegen: Allein man unterſuche es nur
recht,
[]
[][]
[][]
[][]
[][]
[][]
[][]
[][]
[][107]Wohlmeynender Unterricht.
recht, ſo wird man ſchon hinter die Urſache kommen.
Corrigiren und ablegen verderben vielmals die beſten
Schriften vor der Zeit. Dahero iſt es hoͤchſtnoͤthig
und zutraͤglich, daß man einen Knaben gleich im An-
fang vor ſolche Fehler warne, auch zugleich die Urſa-
che ſolches Ubels entdecke; Wird nun ein Knabe ac-
curat ablegen, und gut leſen; So wird er wenig zu cor-
rigiren machen. Denn falſch wird einer ſo leicht nicht
greifen, wenn er die Kunſt gewohnt iſt, er muͤſte denn
gantz keine Gedancken auf ſeine Arbeit haben. Da-
hero habe ich vor noͤthig erachtet, ihm etliche Kaͤſten
hier vor Augen zu legen, wie die Buchſtaben in ihrer
Ordnung ſo wohl in teutſch-lateiniſch-als auch orienta-
liſchen Sprachen in Faͤchern liegen, damit er ſich deſto
eher einen Begrif davon zu machen weiß. Welches
ihm alsdenn ſehr wohl zu ſtatten kommen wird.
Vom Corrigiren.
LOrrigiren iſt eine Arbeit, welcher ein Setzer alle-
zeit lieber uͤberhoben ware, als daß er ſie thun
moͤchte. Darum heißts: Sieh aufs Buch, ein-
mal recht, ſo darfſt du es zum andern, oder dritten,
mal nicht erſt recht machen.
Doch weil das Corrigiren unumgaͤnglich noͤthig, wenn
der Setzer auch noch ſo accurat iſt; So will ich ſol-
ches auch nicht uͤbergehen. Man pfleget ſonſt im
Spruͤchwort zu ſagen: Wie das Werckzeug; So
der Meiſter; Es trift auch gemeiniglich ein. Ein
uͤbler Setzer hat mehrentheils die ſtumpffeſte, und
ein guter die ſchaͤrfſte Aale: Die Urſache aber iſt be-
reits ſchon bey dem Bericht des Ablegens gemeldet
wor-
[108]Wohlmeynender Unterricht.
worden. Eine gute laͤnglicht zugewetzte Aale muß
ein Setzer haben, wo er anders gut corrigiren und
den Littern keinen Schaden zufuͤgen will; Und wenn
er dieſe hat, ſo iſt die Arbeit ſchon halb geſchehen.
wenn man nun dem Untergebenen nicht mehr im
Schiffe nachlieſet, ſondern es auf die Correctur an-
kommen laͤſt, alsdenn muß man ihm ſein Geſetztes ſo-
gleich mit corrigiren laſſen, damit er ſiehet, was vor
eine verdrießliche Arbeit es ſey, und ſich alſo, wenn
er ſolcher einiger maſſen uͤberhoben ſeyn will, kuͤnftig
beſſer inachtnehmen moͤge. Allererſt iſt nothwen-
dig, daß die Forme, welche er corrigiren ſoll, abſon-
derlich, wenn die Rame noch daruͤberliegt, wohl ge-
luckert werde, damit er nicht die Aale, und zugleich viel
Littern, zerſtoſſe. Er muß Columne gegen Columne,
Zeile gegen Zeile, legen, damit er im Augenblick das
Gezeichnete auf dem Bley finden kan. Denn ſonſt
wird er die Zeit mit Suchen zubringen; Alsdenn
muß ſein Jnformator bey ihm ſtehen, und zeigen,
wie er erſt die Aale mit der rechten Hand recht hal-
ten und den falſchen Buchſtaben nach Vortheil, nem-
lich, wo er den beſten Platz dazu findet, anfaſſen
und mit Zuthuung des Zeige - Fingers der lincken
Hand ausheben ſoll; Man muß ihn gleich anfangs
gewoͤhnen, daß er den falſchen Buchſtaben, den er
mit der lincken Hand heraus ziehet, gleich wieder in
Kaſten an ſeinen Ort und Stelle lege, ehe er den rech-
ten davor hinein ſteckt, und ja nicht zugeben, daß er
ſolche auf der Forme, bis er fertig iſt, herum ſudelt,
welches eine garſtige Gewohnheit iſt. Denn ſolche
Correctores haben mehrentheils im Gebrauch, wenn
ſie fertig, und die Forme um und um mit Littern be-
worffen, daß ſie ſolche zuſammen raffen, weil derſel-
ben
[109]Wohlmeynender Unterricht.
ben manchmal eine gute Hand voll ſind, und ſolche,
entweder unter den Kaſten, oder ſonſt an ein Oert-
gen, wo man ſelten pfleget hin zu kommen, hinwerf-
fen; Andre haben zwar den Vorſatz, ſolche ſchon mit
Gelegenheit abzulegen, allein es ſammlet ſich gar zu
bald ein Hut voll zuſammen, und alsdenn kommt es
ihnen zu ſauer an, und werden ſo lange herum ge-
worffen, bis ſie gantz und gar unbrauchbar worden,
und zu nichts, als zum umſchmeltzen, nutze ſind; da-
hero muß man ſolches gleich anfangs durchaus nicht
zugeben. Jſt nun die Forme lucker, und die Aale
ſcharf; So darf er den falſchen Buchſtaben kaum an-
ruͤhren, ſo wird er ihn mit Zuthuung der lincken Hand,
mit leichter Muͤhe heraus heben koͤnnen, wird auch
nicht noͤthig ſeyn viel zu bohren, und dadurch einen
Grad aufzuwerffen, mithin den Buchſtaben un-
brauchbar zu machen, ja man wird es auch nicht ein-
mal ſehen koͤnnen, wo er ihn angefaſſet hat. Und
dieſes iſt die rechte Art im Corrigiren.
Vom Formenſchlieſen
WAs das Formenſchlieſen anlangt, ſo wird
mancher daruͤber lachen, daß man ſolches zu
beruͤhren, ſich hier die Muͤhe gegeben. Denn man
haͤlt es faſt vor das geringſte, ſo ein Setzer wiſſen ſoll.
Daher pflegt man auch, wenn man einen Jgnoranten
beſchreiben will, insgemein zu ſagen: Er kan nicht
einmal eine Forme recht ſchlieſen; Allein ich verſi-
chere, daß auch dieſes hauptſaͤchlich allhier eine Stelle
verdiene, und zwar darum, weil durch das Schlieſen
der Druck bald ein gutes, bald ein uͤbles, Anſehen ge-
winnet. Denn wie man eine Forme zum erſten mal
ſchließt, ſo wird ſie mehrentheils bleiben, und ob ſie
gleich
[110]Wohlmeynender Unterricht.
gleich im Zurichten des Druckers wegen des Regiſters
gleich gerucket werden muß, ſo werden doch eben we-
gen des vielen Ruͤckens hin und wieder die Zeilen krum
und ungleich getrieben. Dahero kommt das Schlieſen
hauptſaͤchlich auf den Setzer an; Ein Setzer nun, der
in einem Wercke ſetzt, hat auch mehrentheils ſeine ge-
wiſſe Ramen, dieſe nun muß er wohl verſtehen, und ſich
ihrer Fehler erkundigen. Maſſen man leider, auch
wohl in den accurateſten Druckereyen, unter 10, kaum
eine findet, die ihre 4. Winckel recht haͤlt, und nicht
windſchief iſt, man waͤre auch wohl gerne zufrieden,
wann ſie nur 2. Winckel, nemlich, wo das Capital liegt,
recht hielten. Dieſes nun zu erfahren, wo der Fehler
ſtecket, brauchte man freylich ein accurates Winckel-
maß. Weil man aber ſolches ſonſt in Druckereyen
nicht findet, ob es gleich hoͤchſtnoͤthig waͤre, ſo faltze
man nur einen Bogen Pappier in Quarto der etwas
ſteif iſt, ſo hat man auch einen Winckel, und dieſen hal-
te man an beyde Winckel des Capitals, ſo wird man
leicht ſehen, wo es ihm fehlet, und wie man durch ſchief-
geſchnittene Spaͤne ihm zu Huͤlffe kommen ſoll. Man
muß aber, nach dieſem Span, der einmal recht iſt,
etliche ſchneiden, weil einer leicht verlohren gehet, denn
ſonſt muͤſte man allezeit den Winckel wieder ausmeſ-
ſen. Aller dieſer Muͤhe kan ein Buchdrucker Herr mit
geringen Koſten uͤberhoben ſeyn, wenn er nemlich die
beyden Ecken des Capitals recht im Winckel feilen und
richten laͤſt, oder, da dieſes nicht angehet, weil oͤfters
gar zu viel fehlet, und die Stange dadurch zu ſchwach
werden moͤchte, ſo muß man an ſtatt des hoͤltzernen ei-
nen eiſernen, oder meßingen Span durch den Schloͤſ-
ſer, oder einen Kuͤnſtler machen laſſen, der den Win-
ckel gleich macht, und durch ein paar Zaͤpfgen feſt ange-
niedet
[111]Wohlmeynender Unterricht.
niedet wird, alsdenn braucht man keines Flickems
mehr, und koſtet nicht viel. Wann nun die Rame
recht accurat oben uud unten im Winckel des Capitals
uͤber, und angelegt iſt, alsdenn muß man erſt die Co-
lumnen mit den Schließnagel recht antreiben, und
zwar juſt eine Forme wie die andere. Alles aber was
in die Quere geſchoſſen wird, als Quart, Querduodez,
Sechszehen, zwey und dreyßig, und dergleichen, muß
zuerſt forne, wo ich an der Rame ſtehe, was aber die
Laͤnge nach, als Folio, Octav, lang Duodez, u. d. g.
geſchoſſen wird, ſeitwaͤrts zur lincken, oder rechten
Hand, wo nun die Schrauben ſtehen, angetrieben wer-
den; Auf eben dergleichen Art muß man auch zuſchlie-
ſen, nicht aber, wie einige gewohnet, eine Schraube
anfangs 2. oder 3. mal herum drehen, ſondern jede
kaum halb herum, und denn immer ſtaͤrcker und ſtaͤr-
cker, wird man dieſes inachtnehmen, ſo darf man ſich
nicht beſorgen, daß etwas heraus faͤllt, es waͤre denn,
daß ſich die Stege ſpanneten, wornach man aber,
wenn man das Format uͤberſchlaͤgt, billig ſehen muß.
Vom Revidiren.
DAs Revidiren muß man einem Anfaͤnger nicht
uͤberlaſſen, ſondern erſt zeigen, wie er es machen
ſoll. Nemlich er muß, wie im Corrigiren, Columne ge-
gen Columne, und Zeile gegen Zeile, halten, damlt er
gleich ſehen kan, ob das falſche gemacht iſt, oder nicht.
Jch halte aber vor das rathſamſte, daß der Jnforma-
tor allezeit ſelbſt revidire, und ſolches niemals einem
Jungen vertrauete. Denn die Jugend iſt hierinnen
zu flatterich, und kommt doch alles auf eine gute Revi-
ſion an. Denn es ereignen ſich auſer dem, was cor-
rigiret worden, noch viele Fehler, als da ſteigen im cor-
rigi-
[112]Wohlmeynender Unterricht.
rigiren, oder ſchlieſſen, Spieſſe auf, oder es verruͤckt ſich
was, oder es fallen Colum-Ziffern um, und was der-
gleichen mehr iſt, darum muß man alle Columnen noch
einmal wohl anſehen, abſonderlich nach den Colum-
nen Ziffern, ehe fort gedruckt wird. Was die uͤbri-
gen Kleinigkeiten anlangt, wird ein verſtaͤndiger Se-
tzer ſchon ſelbſt zu zeigen wiſſen. Hat er ihm nun die-
ſes, was hier erwehnet worden, recht beygebracht, ſo
zweifle ich nicht, er wird vor einen guten und fertigen
Setzer paßiren koͤnnen, und ſolches demjenigen, der
ihm davon Unterricht ertheilet, Zeit Lebens zu dan-
cken wiſſen.
Vom Ausrechnen.
EJn Manuſcript recht gut auszurechnen, wird von
den meiſten vor eine ſonderliche Kunſt gehalten,
abſonderlich, wenn es bald enge, bald weitlaͤuftig, bald
ſchmal, bald breit, auch wohl an dem Rande hin und
wieder etwas hinein geſchrieben iſt. Es iſt auch an
dem; Allein ſie beſtehet mehrentheils in der Vorſich-
tigkeit, ſo man hierinnen gebrauchen muß; Es dienet
hiervon zum Unterricht, daß man ein Manuſcript, ehe
man es auszurechnen anfaͤngt wohl durchſehen, und
die Blaͤtter und Seiten, ſo nicht egal mit den meiſten
geſchrieben ſind, mit einem gewiſſen Zeichen bemercken
muß. Wo es breiter geſchrieben iſt, muß man ein ge-
wiß Zeichen machen, wo es enger geſchrieben, wieder
ein anders, und wo es die Noth erfordert noch ein an-
ders, damit es einem gleich im Ausrechnen in die Augen
falle, und man gleich an dem Zeichen ſehe, wo ich weit-
laͤuftiger, oder enger, rechnen muß. Wann dieſes geſche-
hen, ſo ſuche man eine Zeile in dem Manuſcript aus, die
man meynt, daß ſie mit den meiſten uͤberein treffe,
und
[113]Wohlmeynender Unterricht.
und ſetze ſolche in demjenigen Format ab, darinnen man
ſolches ausrechnen ſoll, ſo weit ſie hinein gehet, hernach
zehlt man die Syllben, oder welches noch gewiſſer, die
Buchſtaben ab, die in Winckelhacken genommen wor-
den, mercket, oder ſchreibet ſolche zur Nachricht vor ſich
auf, hernach fange man von forne eine Zeile an zu ſetzen,
und ſo lange fort, bis eine gerade Zeile heraus kommt,
welches ſich oͤffters in der 2. 3. oder 4ten Zeile zeiget, dieſe
Zeilen aber muß er mit Rothſtein zur Nachricht aus-
zeichnen, wie weit eine jede gegangen; Weiß er nun wie
viel geſchriebene Zeilen gedruckte Zeilen geben, ſo kan
er ohne Sorge fort rechnen, doch muß er im geſchriebe-
nen allezeit einen Strich machen, wo gerade Zeilen
ausgehen. Kommt er nun an eine Paſſage die enger,
oder breiter, geſchrieben, ſo darf er nicht erſt wieder ei-
ne Zeile abſetzen, ſondern nur die Syllben, oder Buch-
ſtaben, zehlen, ſo weiß er ſchon ohngefehr, wie viel in eine
Zeile gehet, und muß ſich alſo im Ausrechnen hiernach
richten. Alle Columnen und Bogen muß er accurat
auszeichnen, ſonſt wird er nichts gutes machen, und
wenn er fertig, ſo traue er ja ſich ſelbſt nicht, ſondern
zehle alle Columnen nochmals mit gutem Verſtande
nach, und paginire zugleich die Columnen und ſehe
nach der Tabelle, ſo wird er ſo leicht nicht fehlen koͤnnen,
er muß ſich aber doch ſeine Muͤhe und Arbeit von dem
Verleger bezahlen laſſen, weil es eine muͤhſame Ar-
beit iſt.
Wie ein Drucker-Knabe zu informiren,
daß er ſauber und reinlich dru-
cken lerne.
JCh habe oben gewieſen, wie ein Knabe bey dem
Setzen beſchaffen ſeyn muß, wenn man ihm
was rechtes lernen will: Alſo wird es auch noͤthig
Hſeyn,
[114]Wohlmeynender Unterricht
ſeyn, daß etwas von der Beſchaffenheit eines Drucker-
Knabens allhier Meldung geſchiehet; Er muß nem-
lich von etwas ſtarcken Gliedmaſſen, geſund, und nicht
gebrechlich ſeyn. Denn das Drucken kommt nicht al-
lein auf die Geſchicklichkeit des Verſtandes, ſondern
hauptſaͤchlich auf die Staͤrcke des Leibes mit an, weil
ſo wohl das Auftragen, als Ziehen, Kraͤffte erfordert,
wo anders ein guter Bogen gedruckt werden ſoll, und
kan dahero ein Kunſt-Verſtaͤndiger gar leicht an dem
Druck mercken, wo der Drucker ſeine Kraͤffte geſpah-
ret hat. Es muß demnach anfangs ein Anfuͤhr-Ge-
ſpan, wie man ſie zu nennen pflegt, fein Gedult haben,
wenn er einen ſolchen Knaben an die Preſſe bekommt,
und ihm vors erſte zeigen, wie er die Ballen faſſen, die
Farbe darauf reiben, und auf der Forme einen ordent-
lichen Gang ſich anzugewoͤhnen beflieſſen ſeyn ſoll, da-
mit die Columnen an allen Orten von den Ballen ge-
troffen werden; Ferner, wie er die, in denſelben befind-
lichen, Haare accommodiren ſoll, damit ſelbige von der
Naͤſſe trocknen, und wieder gebraucht werden koͤnnen.
Jngleichen, zu welcher Zeit er ſelbige anfeuchten und
das Mittelmaß darinnen treffen ſoll, daß ſolche nicht
zu viel, und auch nicht zu wenig, Waſſer bekommen,
weil durch die viele Naͤſſe die Farbe durchs Leder
ſchlaͤgt, und nicht allein das Leder, ſondern auch die
Haare, dadurch Schaden leyden; Wenn der Kna-
be nun von dieſen eine Erkaͤnntniß hat; So kan man
ihn an den Deckel ſtellen, und Unterricht geben, wie er
das Pappier accurat einſtechen muß, damit es ſo wohl
unten, als oben, wie auch auf den Seiten, gleiche Breite
habe; Uberdies muß er ſich einen ordentlichen Zug an-
gewoͤhnen, damit er nicht verfahre, da der Tiegel auf
dem rechten Satz die Seiten Columnen nicht be-
ruͤhret, bey dem andern Satz aber allzuſtarck erſcheinet,
zu-
[115]Wohlmeynender Unterricht.
zumal, wenn er uͤber das ordentliche Ziel bey dem Hin-
einfahren geſchritten iſt. Dahero anfangs noͤthig,
daß man ihm ſolches mit einem Kreiden-Strich be-
mercke, wie weit er mit dem erſten, und dem andern
Satz kommen ſoll; Man unterrichte ihn endlich,
daß er am Deckel ſeine Augen und Gedancken zu
nichts anders wenden und kehren ſoll, als eintzig und
allein auf den Bogen, daß, woferne ſich etwann ein
Mangel wo befindet, man ſolchen in der Zeit heben,
und abhelffen koͤnne, ehe mehr Schaden daraus an-
waͤchſt; Man muß aber den Knaben anfangs nicht zu
harte angreiffen, weil Drucken an und vor ſich eine
ſaure und ſchwere Arbeit iſt, bis derſelbe es nach und
nach gewohnet wird, (welches auch ſchon oben bey dem
Setzer-Knaben erinnert worden,) Wenn nun der
Knabe in allen erwehnten Stuͤcken unterrichtet wor-
den iſt; So kan man ihn auch anweiſen, wie er eine
Forme Zurichten lerne, welches das noͤthigſte Stuͤck
bey einem Drucker iſt, dabey man ihm zeiget, wie viel
er oben und an der Seite bey dem Tiegel legen ſoll,
welches Capital genennet wird. Ferner, wie er nach
dem erſten Abzug, wenn das Regiſter nicht ſtehet, die
Forme ruͤcken, oder hie und da etwas einlegen ſoll,
er kan auch, wenn er Luſt hat etwas zu thun, ſich
ſelbſten darinnen exerciren, damit es ihm hernach
deſto leichter ankomme. Hat er Regiſter, ſo keilet er
die Forme in der Preſſe feſt, und ziehet vom neuen einen
umgeſchlagenen Bogen ab, und wo noch etwas am
Regiſter mangelt, hilfft er ſolchem durch Schlagung der
Puncturen ab; Er muß aber wohl unterſuchen, wenn
er die Forme in der Preſſe hat, einen Bogen abzuzie-
hen, ob die Puncturen in den Mittelſteg richtig einge-
hen, weil ſie auſſer dem, wenn ſie auf die Rame
kommen, gar leicht abbrechen, oder krumm werden.
Fehlt es woran, ſo muß er die Forme ſo lange ruͤcken,
H 2bis
[116]Wohlmeynender Unterricht.
bis es vermieden wird. Es wird immer Aufſicht erfor-
dert an dem Deckel, und verlaſſe man ſich ja nicht dar-
auf, ſondern unterſuche dann und wann, ob das
Regiſter, ſo bey dem Anfang ſich gezeiget, beſtaͤndig iſt,
umſchlage manchmal einen Bogen, denn es geſchiehet
vielmals, daß ein Keil ſich verruͤcket, dadurch die For-
me fortgehet, damit man ſolches bey Zeiten innen
werde. Je vorſichtiger einer hierinnen iſt; Je accurater
wird er auch: Welches ihn in der Welt gluͤcklich
macht. Man lerne ihm auch eine Forme waſchen,
und zeige ihm den Nutzen und den Schaden, welchen
er ſeinem Herrn dadurch zu wege bringen kan, wenn er
die Schrifft nicht wohl in acht nimmt, da er ſolche dem
Setzer uͤberliefert, wenn die Farbe noch halb daran kle-
bet, wodurch nicht allein ein ſolcher Menſch an ſeiner
Arbeit gehindert wird, ſondern auch die Schrifft groſ-
ſen Schaden leydet. Es waͤre zwar noch vieles zu erin-
nern; Jch uͤberlaſſe es aber demjenigen, der einen ſol-
chen Knaben unter ſeine Jnformation bekoͤmmt, und
zweifle nicht, dieſer werde ihm alles, was ihn mit der
Zeit gluͤcklich machen kan, aufrichtig entdecken; Wel-
ches auch zu ſeiner eigenem Ehre mit gereichet.
Von Bereitung des Firniß.
DArzu wird beſonders ein gutes altes reines Lein-
Oel, welches in einer darzu aptirten kupfernen
Blaſe ſo lange geſotten wird, bis das Oel ſo dick, als
Honig, und faſt wie zerlaſſener Leim wird. Vorher
aber muß ſelbige wohl unterſucht werden, ob ſich nicht
von dem vorigen Gebrauch Unreinigkeiten auf dem
Boden angeſetzt, welches, ſoferne es unterlaſſen
wird, allerhand Verdruß erwecken kan. Wann
nun dieſes geſchehen, ſo kan man ſie mit dem Oele uͤber
das Feuer ſetzen und ſich einiger Ziegelſteine bedienen,
da-
[117]Wohlmeynender Unterricht.
damit die Gluth deſto beſſer um dieſelbige herum ſchla-
gen kan. Anfangs kan man ſich eines ſtarcken Feuers
bedienen, bis es zum Kochen, oder Sieden, gebracht
wird, da ſich denn die Unreinigkeiten hervor thun, wel-
che mit einem Loͤffel abgeſchoͤpffet, oder abgekroͤſchet,
werden muͤſſen. Nach ſolchem bedienet man ſich einer
gewiſſen Maſe Brod, welches man an hoͤltzerne Spie-
ſe ſteckt, und hinein haͤlt, damit das Oel deſto mehr
durch einander gehe und beweget werde. Man will
auch ſagen, daß ſolches davon deſto eher dicker werde
und auf dem Pappier leichter trockne Einige bedie-
nen ſich auch, wegen erwehnten Mittel, der Silber-
Glaͤtte, und Minie, welche ſie mit kochen laſſen, und
wenn ſichs auf den Boden geſetzt, gieſſen ſie das Oel
ſachte ab, da es denn klaͤrer, als vorher, iſt. Es
giebt auch noch andere Species den Firniß auf dem
Pappier zu trocknen. Einige wollen ſolches mit Glaß
und pulveriſirten Cryſtall zu wege bringen; Andere
nehmen Spickoͤl, weil ſelbiges trocknend, oder auch
Steinoͤl; Am allerbeſten aber trocknet der Balſam
Capaiva, er iſt aber zu ſolchem Gebrauch zu koſtbar.
Es hat jeder ſeine ſonderbahre Handgriffe, die
Arbeit vollkommen zu machen, wie alle andere Kuͤnſt-
ler. Jch halte dafuͤr, daß die genaue Aufſicht, und
die Gedult, ſo der Firniß erfordert, damit er nicht zu
duͤnn, noch zu ſtarck werde, das meiſte bey der Sache
thue, daß er wohl gerathe.
Man bleibe alſo bey ſeiner Ordnung und verwah-
re die Blaſe mit dem dazu applicirten Deckel, und ſtecke
die dazu gehoͤrige Stange durch die Rincken, damit
man bey ereigneter Noth, dieſelbe vom Feuer abheben
kan, man tractire ſolches mit etwas gelindern Feuer,
als vorher bey dem Anfang geſchehen. Mercket man,
daß das Oel ſteigt und am Halſe der Blaſe heraus
H 3drin-
[118]Wohlmeynender Unterricht.
dringet, ſo nehme man ſelbige nicht gleich vom Feuer,
ſondern verwehre ſolches mit trockner klarer Erde, oder
Aſche, ſo lang man kan; Will es ſich aber dadurch
nicht zwingen laſſen, ſo nehme man ſelbige davon und
obſervire dabey, daß die Blaſe nicht auf die bloſe Erde,
ſondern auf den dazu gemachten Stroh-Crantz, geſetzt
werde, weil von der Feuchtigkeit der Erde das erhitzte
Oel einem nicht wenig zu ſchaffen machen, oder auch die
Blaſe Schaden leyden kan. Kurz: Es muß in allen
Vorſichtigkeit gebraucht werden, weil man dabey al-
lerhand Ungluͤcks-Faͤllen unterworffen iſt.
Man muß auch verhuͤten, daß von dem Oele,
was oben durch den Deckel dringt, nichts an der Blaſe
herunter lauffe und vom Feuer in Entzuͤndung gera-
the, welches einem alsdenn nicht geringen Verdruß
machet.
Wann man nun die Blaſe vom Feuer genommen, ſo
unterſuche man alsdenn, ob ſich bald Firniß zeige, thue
etliche Tropffen auf einen Teller, oder Scherben, und
ſehe, ob er Faden ziehet; Man kan auch ſelbigen anzuͤn-
den, damit, wo ſich noch etwas von Unreinigkeiten fin,
det, ſelbige durch ſolches anbrennen vollends verzehret
werde. Man verfahre aber auch damit nicht zu lan-
ge, damit ſich ſolches nicht allzuſehr erhitze, und man
alsdenn, weil man ihn offen hat, nicht in groͤſere Ge-
fahr lauffe. Jſt er nun alſo, obbeſchriebener Maßen,
gut, ſo laſſe man ihn wohl auskuhlen, bis man in ſol-
chem einen Finger erleyden kan, alsdenn gieſſe man ihn
in das Farbe-Faß, und ruͤhre den Ruß darunter, NB.
welcher aber mit den Haͤnden muß klar gerieben wer-
den, damit er ſich deſto beſſer mit dem Oele vermenge.
Man kan auch alsdenn etwas Waſſer auf die Farbe
gieſſen, weil ſolches die Farbe vor der Unreinigkeit ver-
wahret.
Eine
[]
Eine andere Art.
ES iſt der Grund eben nicht anders, als wie ſchon
gedacht, ein gutes Lein-Oel, welches nicht mit
Ruͤbſaat-Oel verfaͤlſcht ſeyn muß, und wenn es im
Kochen, ſo ſoll man etwas Brod und eine Zwiebel
hinein halten, bis beydes gantz ſchwartz worden, weil
ſolches die Fettigkeit des Lein-Oels an ſich zoͤge, dahero
es kaͤme, wenn dieſes unterlaſſen, daß die Farbe auf
dem Pappier gelb wuͤrde, weil man dem Oel ſeine Fet-
tigkeit nicht benommen. Das Lein-Oel deſto geſchwin-
der Zaͤhe zu krtegen, ſollte man etwas Aſpalthum hin-
einwerffen, damit auch die Farbe deſto geſchwinder auf
dem Pappier trockne, imgleichen die Blaͤtter nicht an
einander kleben bleiben, ſo ſollte man Parum Litharg.
und eine Cuſpidem Vitrioli hinzu thun, ſo wuͤrde es
ein unverbeſſerlicher Firniß.
Vernuͤnftige Gedancken von den Urſachen der
Druckfehler, nebſt einem Unterricht fuͤr
diejenigen, ſo gedruckte Wercke
corrigiren wollen.
§. 1.
NAchdem ich dir, geneigter Leſer, in vorhergehen-
den Blaͤttern einen wohlmeynenden Unterricht
mitgetheilet habe, worinnen aufrichtig gewie-
ſen worden, wie ſich ein angehender Setzer der Buch-
drucker-Kunſt uͤberhaupt, inſonderheit aber auch bey
der Correctur zu verhalten habe; So habe es nicht
vor undienlich erachtet, die Quelle der haͤufigen Druck-
fehler zu entdecken, und einen Unterricht allhier fuͤr die-
jenigen einzuſchalten, welche gedruckte Wercke corrigi-
ren wollen. Es waͤre freylich beſſer, wenn ein Setzer
die gelehrten dieſer Muͤhe uͤberheben koͤnnte; Alleine,
wir ſind Menſchen und fehlen alle manichfaͤltig, warum
H 4denn
[120]Vernuͤnftige Gedancken
denn nicht auch ein Setzer in der Buchdruckerey? Wer
jemals dem Druck etwas von ſeiner Arbeit uͤberlaſſen
hat, der wird es aus eigener Erfahrung wohl wahrge-
nommen haben. Und wenn ihm auch dieſes noch nicht
ſelbſten begegnet, weil er in ſeinem Leben niemals et-
was zum Druck befoͤrdert; So ſieht er es doch aus
andern bereits gedruckten Schriften zu ſeinem Ver-
druß. Bald iſt ein Buchſtabe, oder Wort, zu viel,
bald fehlt eines, bald ſteht eines verkehrt, oder wohl
gar falſch, da. Auf wem iſt nun die Schuld zu ſchie-
ben? Beklage ich mich deßwegen bey dem Verleger,
ſo ſchiebt er die Schuld auf den Buchdrucker; Hoͤre
ich den Buchdrucker, ſo ſpricht er der Corrector iſt
Schuld daran; Nehme ich dieſen in Anſpruch, ſo ent-
ſchuldigt er ſich, und ſpricht: Der Verfaſſer iſt die
Urſache dieſes Ubels. Welchem ſoll ich nun glauben?
Keinem unter allen. Warum? Sie koͤnnen alle mit
einander daran Schuld haben, und haben ſie auch oͤf-
ters wuͤrcklich. Und dieſes will ich ſattſam erweiſen, zu-
gleich aber auch zeigen, wie dieſem Ubel abzuhelfen ſey.
§. 2.
Jch gebe demnach erſtlich den Buchhaͤnd-
ler, oder Verleger eines Buchs, als eine Urſache der ſo
haͤufigen Druckfehler an; Jedoch mit der Bedin-
gung, daß ich hier nicht von allen und jeden, ſondern
nur von einigen rede, welche ich gleich naͤher beſchreiben
will. Es iſt bekannt, daß heut zu Tage die meiſten
Buͤcher auf Koſten der Herren Buchhaͤndler gedruckt
werden. Hat nun ein Buchhaͤndler ein Manuſcript
von einem Verfaſſer, gegen billige Erkaͤnntlichkeit ſei-
ner Bemuͤhung, rechtmaͤßiger Weiſe an ſich gebracht;
So iſt alsdenn ſeine Schuldigkeit, daß er alle erſinnli-
che Sorgfalt anwende, wie nunmehro ſein Werck auf
gut Pappier, mit feinen Littern, und, ſo viel ſich nur
thun laſſen will, correct abgedruckt werde. Jch woll-
te
[121]von den Urſachen der Druckfehler.
te wuͤnſchen, daß ich hier, mit Beſtand der Wahrheit,
behaupten koͤnnte, daß alle und jede ihre Pflicht, wie
ſichs gebuͤhret, erfuͤllet haͤtten. Alleine, der Augen-
ſchein beweißt das Gegentheil. Wie viele Buͤcher
ſind nicht auf das ſchlechteſte Pappier, mit den lie-
derlichſten Littern abgedruckt, und wie haͤufig trift
man nicht die groͤbſten Druckfehler darinnen an?
Es iſt zu bedauern, daß dieſes Ungluͤck insgemein
die nuͤtzlichſten Buͤcher betrift, weil dieſe am meiſten
geſuchet, und alſo oͤfters gedruckt werden. Jch
mag keines nahmhaft machen, damit es nicht das
Anſehen gewinnen moͤgte, als wenn ich meine Feder
wider jemand zum Tort geſpitzet haͤtte. Genug, daß
die Wahrheit hierinnen vor mich das Wort redet.
Wer iſt aber hieran Schuld? Hauptſaͤchlich der Ver-
leger. Denn dieſem kommt ja zu vor Pappier,
Druck und Correctur zu ſorgen Da er aber das
ſchlechteſte Pappier von der Welt darzu hergiebt,
die nichtswuͤrdigſten Littern nehmen laͤßt, und die
Correctur, wenn es nur moͤglich waͤre, gerne gar um-
ſonſt haben moͤgte; So ſieht man ja deutlich genug,
daß ein ſolcher Verleger an der Gewinnſucht kranck
liege. Und dieſe Kranckheit zieht hernach dergleichen
boͤſe Wuͤrckungen nach ſich. Machen ſich dergleichen
Verleger kein Gewiſſen den Buchdrucker und Corre-
ctor ihre Bemuͤhung ſo ſchlecht zu belohnen, bißweilen
auch, wohl gar ewig, ſchuldig zu bleiben; So iſt es ja
kein Wunder, daß ſie den gebuͤhrenden Fleiß nicht an-
wenden, weil ſie wohl wiſſen, daß er ihnen nicht bezah-
let werde. Hieraus entſpringt noch ein anderer Feh-
ler. Daß nemlich dergleichen gewinnſichtige Verle-
ger ihre Wercke bey den elendeſten Huͤmplern muͤſſen
drucken laſſen, weil ſie die gebuͤhrenden Koſten nicht
daran wenden wollen, dahero rechtſchaffene und ge-
H 5ſchick-
[122]Vernuͤnftige Gedancken
ſchickte Buchdrucker mit dieſen uͤbelgearteten Leuten
nichts zu thun haben moͤgen. Wie kan man ſich alſo
von einem ſolchen Verleger ein ſauberes und correct
gedrucktes Buch verſprechen. Und wenn auch ein
aufrichtiger Corrector noch alle Muͤhe gerne anwenden
wollte; So iſt doch ſelbige vergeblich, weil er die abge-
fuͤhrten Littern, da ſich viele einander ziemlich gleich ſe-
hen, ohnmoͤglich richtig unterſcheiden kan. Da-
hero nothwendiger Weiſe, ohne ſeine Schuld, viel
Druckfehler mit unterlaufen muͤſſen. Aus dieſen Um-
ſtaͤnden wird ein jeder leicht begreifen, daß ein ſolcher ei-
gennuͤtziger Verleger die meiſte Schuld habe, wenn
ſeine Buͤcher ſo viel Druckfehler, als Zeilen, haben.
Der ſchaͤndliche Geitz einiger Verleger iſt alſo eine
fruchtbare Mutter vieler Druckfehler. Vielleicht
werden einige Buchdrucker bey dieſer Stelle allhier ſtil-
le ſtehen, und mir in ihren Hertzen den verbundenſten
Danck abſtatten, daß ich ſie von der uͤblen Nachrede,
als wenn ſie die Urheber der Druckfehler waͤren, zu be-
freyen geſucht haͤtte. Alleine uͤbereilet euch nicht. Jch
werde mir die Freyheit nehmen auch mit euch ein paar
Worte zu reden.
§. 3.
Es iſt alſo nicht zu laͤugnen, daß einige Ver-
leger ſelbſten an den haͤufigen Druckfehlern ihrer Buͤ-
cher Schuld haben. Alleine, es ſey ferne, daß ich dieſes
von allen geſagt haben wollte. Es giebt allerdings
noch viele rechtſchaffene, und billige Buchhaͤndler, wel-
che es an nichts ermangeln laſſen, und dennoch die be-
truͤbte Klage hoͤren muͤſſen, daß einige von ihren Ver-
lags-Buͤchern durch die vielen Druckfehler eine recht
heßliche Geſtalt bekommen haͤtten. Auf wen wird
nun die Schuld fallen? Auf einige von euch ihr Herren
Buchdrucker. Jhr werdet es mir nicht uͤbel nehmen,
daß dieſe bittere Wahrheit durch eure Kunſt ſelbſten
bekannt gemacht werde. Denn ihr wißt es ja ſelbſten
wohl,
[123]von den Urſachen der Druckfehler.
wohl, daß es auch einige uͤbelgeartete unter euch giebt,
welche ihr, als Schandflecken eurer Kunſt, anſehet. Und
dieſe ſind es eben, welche durch ihre Unwiſſenheit, oder
beſtrafungswuͤrdige Nachlaͤßigkeit oͤfters viele Druck-
fehler verurſachen. Jhre Unwiſſenheit und Nachlaͤſ-
ſigkeit iſt Schuld daran, daß ſie bey Setzung eines ein-
tzigen Bogens ſo viel Fehler machen, daß auch der ge-
ſchickteſte Corrector, und wenn er hundert Augen haͤtte,
ſelbige nicht einmal alle bey der erſten Correctur bemer-
cken koͤnnte. Und wenn er ſie auch bey der lezten Cor-
rectur auszeichnet, ſo iſt ja wiederum ihre Unwiſſenheit
und Nachlaͤßigkeit Schuld daran, daß ſie ſelbige nicht
richtig verbeſſern. Jch mag mit Fleiß die Urſachen
ſolcher Nachlaͤßigkeit nicht genauer unterſuchen, weil
ſie euch mehr, als zu wohl, bekannt ſind. Jnzwiſchen
muß man auch einigen zum Lobe nachſagen, daß ſie ſich
alle Muͤhe geben, ihre gedruckte Sachen auf das cor-
recteſte zu liefern. Und gleichwohl lehret die Erfah-
rung, daß ſich noch hie und da ein Druckfehler einge-
ſchlichen. Und vor dieſe dienet der Troſt, daß dieſe
Schuld auf den Corrector falle, wenn ſie das ihrige mit
aller moͤglichen Sorgfalt beobachtet haben. Dahero
ich nun mit dieſen zu reden Gelegenheit bekomme.
§. 4.
Die Herren Correctores zum Theil ſind
nunmehro diejenigen, welche ich als milde Vaͤter vieler
Druckfehler angebe Und dieſes mit gutem Vorbe-
dacht. Denn heut zu Tage iſt es gantz anders, als
ehedeſſen. Vormals haben die geſchickteſten Maͤn-
ner dieſe Muͤhe uͤber ſich genommen, wie ſolches die Ge-
ſchichte der Gelehrten bezeugen. Wem dieſe gelehrte
Maͤnner unbekannt, der kan ſolche von Johann Con-
rad Zeltnern,* und Michael Maittaire,** ken-
nen
[124]Vernuͤnftige Gedancken
nen lernen. Zu unſern Zeiten werden oͤfters die ſchlech-
teſten Helden darzu genommen. Es iſt dieſes keine
neue Klage, ſondern der beruͤhmte Arnold Menge-
ring hat ſchon Urſache gehabt, ſolche von ſich hoͤren
zu laſſen. „Es wollen die Verleger und Buchdru-
\&q;cker, ſchreibt er,* oftmals nicht etwas ſpendiren
\&q;und aufwenden, daß ſie einen verſtaͤndigen und ge-
\&q;lehrten Corrector in den Druckereyen haͤtten, und
\&q;hielten, der die Materie cum iudicio revidirte und
\&q;corrigirte, ſondern Huͤmpler und Stuͤmpler, halb-
\&q;waͤchſige Studenten, Penaͤle und Pedanten, die neh-
\&q;men quid pro quo, und ſchauen aus Unverſtand oben
\&q;hin, daß oft die Correctur eben ſo lang, als das Werck
\&q;ſelbſt, ſo gedruckt worden.“ Und ich bedauere, daß
man dieſer Klage noch nicht gaͤntzlich abhelfen will, da
doch auf die Geſchicklichkeit und Aufmerckſamkeit die-
ſer Leute ungemein viel ankommt. Ehe man noch die
Buchdruckerey erfunden hatte, war man weit ſorgfaͤl-
tiger, daß ja kein Schreibfehler unterlaufen moͤgte.
Jch beruffe mich deßwegen auf den alten Kirchenlehrer
Jrenaͤum. Dieſer hat am Ende ſeines Buches de
octava** folgendes NB vor die Abſchreiber angehaͤnget:
„Jch beſchwoͤre dich, der du dieſes Buch abſchreibeſt,
\&q;bey unſern HErrn JEſum Chriſtum, und bey ſeiner
\&q;glorreichen Zukunft zum juͤngſten Gericht, da er die
\&q;Lebendigen und Todten richten wird, daß du das abge-
\&q;ſchriebene Exemplar auf das ſorgfaͤltigſte gegen dasje-
\&q;nige, wovon du es abgeſchrieben, halten, auf das fleiſ-
\&q;ſigſte verbeſſern, und zugleich dieſe theuere Warnung
\&q;mit
[125]von den Urſachen der Druckfehler
\&q;mit abſchreiben moͤgeſt, wie du ſie gefunden haſt.“ Es
ſind auch die Buchdrucker verbunden, ſich um einen
geſchickten Corrector zu bekuͤmmern, wie ſolches ihre
Ordnung, ſo Churfuͤrſt Chriſtian der andere zu
Sachſen 1606. confirmirt, anbefiehlt: * „Der Herr
\&q;der Druckerey, wenn er dieſelbe mit nothwendigen
\&q;Schriften, und allem, was darzu gehoͤrig, wohl ver-
\&q;ſehen, und die Correctur nicht ſelbſten verſehen kan;
\&q;Soll vor allen Dingen auf einen gelehrten
\&q;und fleißigen Correctorem, ‒ ‒mit aller Sorg-
\&q;faͤltigkeit bedacht ſeyn, und ſich um ſelbigen be-
\&q;muͤhen.“ Dem ungeachtet geſchieht es aber doch,
daß oͤfters unerfahrne und nachlaͤßige Leute darzu ge-
nommen werden; Ob es aus Geitz, oder Unwiſſenheit
geſchiehet, will ich nicht entſcheiden; So viel aber leh-
ret der Augenſchein, daß dergleichen Correctores aller-
dings Schuld daran ſind, daß viele nuͤtzliche Buͤcher
mit groben Druckfehlern beſudelt werden Denn der
Buchdrucker verlaͤßt ſich auf ſeine Correctur. Jſt die-
ſe falſch, ſo wird nothwendig der Druck falſch. Es
wird aber die Correctur falſch werden muͤſſen, wenn
man unverſtaͤndige Leute darzu nimmt, die oͤfters
kaum diejenigen Zeichen recht zu machen wiſſen, womit
ſie dem Setzer anzeigen wollen, was er verbeſſern ſoll.
Jch will alſo Anfaͤngern zu Gefallen, welche entweder
ihre eigene Sachen, oder anderer Leute Schriften, cor-
rigiren wollen, die gewoͤhnlichſten hieher ſezen. **
Wie
[126]Vernuͤnftige Gedancken
Wie eine Correctur zu verfertigen:
Soferne ein gantzes Wort auſſengelaſſen wor-
den; So wird es mit einem Zeichen auf dem
Rande angemerckt und dazu geſchrieben:
Eile mit Weile, nichtzu geſchwinde.
Wenn aber nur ein eintziger Buchſtabe fehlet;
So giebt man dieſes dem Setzer alſo zu ver-
ſtehen:
Niemand iſt ohne Gebrechen.
Jſt ein Buchſtabe, oder gantzes Wort, uͤber-
fluͤßig geſetzt; So ſtreicht man ſolches fol-
gender Geſtalt weg:
Uberfluß macht nur Verdruß.
Soll eine Zeile naͤher gegen den Rande zu geruͤ-
cket werden; So muß man es alſo bezeichnen:
[[ Etwas, iſt beſſer, als nichts.
Jſt etwas weggeſtrichen worden, das doch ſte-
hen bleiben ſoll; So ſetzt man Puͤnctgen
darunter, und eben dergleichen am Rande:
Vorgethan …nach bedacht, ꝛc.
Sind zwey Woͤrter zu nahe aneinander ge-
ſetzt; So muß man dieſes mit einem Zei-
chen an dem Ort, wo es noͤthig, bemercken,
und zugleich auf dem Rande angeben:
Weit davon, iſt gut\vor dem Schuß.
Jſt ein Wort, oder eine Zeile, krumm; So muß
es alſo ausgezeichnet werden:
Was krumm iſt, das muß gerade.
Wenn
[127]von den Urſachen der Druckfehler.
Wenn ein falſcher Buchſtabe, der nicht in die
Schrift gehoͤret, eingemiſcht worden; So
wird er weggeſtrichen:
Alles an ſeinem Ort.
Stehet ein Buchſtabe verkehrt; So wird er
durchſtrichen, und am Rande angezeigt:
Umgekehrt ſo wird ein Schuh ꝛc.
Stehen die Syllben zu weit von einander; So
wird es alſo bemerckt:
Zuſammen fuͤgen macht Vergn.
Sind gantze Woͤrter verſetzet; So wird ihnen
durch Zahlen der rechte Ort angewieſen:
2. 1. 4. 3. 5.
Man es muß wie nehmen es kommt.
Laͤßt ſich ein Spatium ſehen, weil es zu hoch
ſtehet; So muß es angemerckt werden.
Unverhoft; [ kommt oft.
Stehet ein Wort falſch vor ein anderes da;
So ſtreicht man das falſche weg, und ſetzt
das rechte davor auf den Rand.
Vergeblich wirſt du dichbemuͤhen.
Wenn kein Abſatz ſeyn ſoll, und doch einer ge-
ſetzt da ſtehet; So muß man es alſo aͤndern:
Es iſt beſſer umkehren, Als unrichtig fortgehen.
Ge-
[128]Vernuͤnftige Gedancken
Es iſt aber noch nicht genug, daß einer dieſe
Zeichen nachmahlen, teutſch und lateiniſch, ja zur
Noth ein bisgen Griechiſch leſen, und die verkehr-
ten, oder falſchen, Buchſtaben anmercken kan,
ſondern er muß von Rechtswegen nicht nur die
angefuͤhrten, ſondern auch die Orientaliſchen Spra-
chen verſtehen, in allen Arten der Gelehrſamkeit wenig-
ſtens einen guten Vorſchmack haben, und die Geſchich-
te der Gelehrten vornemlich wiſſen, weil er ſonſten we-
gen der Nominum Propriorum hundert mal einen
Fehler begehen wird. Daß er dabey mit einem guten
Geſicht und ſcharfer Aufmerckſamkeit begabt ſeyn ſoll,
iſt eine an und vor ſich ausgemachte Sache. Nicht
weniger muß er von der Einrichtung der gantzen Buch-
druckerey wohl unterrichtet ſeyn, damit er nicht nur
wahrnehmen, ſondern auch dem Setzer anzeigen, kan,
wo etwas zu verbeſſern noͤthig. Beſitzt nun ein Cor-
rector die erforderliche Geſchicklichkeit, und hat derſel-
bige allen Fleiß und Muͤhe angewendet: Und es ge-
ſchieht gleichwohl, daß ſich noch Druckfehler finden;
So muß man allerdings geſtehen, daß oͤfters auch die
Herren Verfaſſer daran Schuld ſind.
§. 5.
Es ſind aber die Verfaſſer deßwegen an den
Druckfehlern Schuld, weil ſie ein ſolches uͤbelgeſchriebe-
nes Exemplar in die Druckerey liefern, daß es bey nahe
noͤthig waͤre, eine beſondere Art von Brillen zu erfin-
den, durch welche man ſolche uͤble Handſchriften leſen
lernen koͤnnte. Da nun aber dieſes eine ohnmoͤgliche
Sache iſt; So iſt es wohl noͤthig, daß ein Manuſcript,
ſo gedruckt werden ſoll, leſerlich geſchrieben werde.
Daß es zierlich gekuͤnſtelt ſeyn ſoll, werden die Buch-
drucker nimmermehr verlangen; Daß es aber auch
ordentlich geſchrieben, und nicht durch hundert tauſend
Cha-
[129]von den Urſachen der Druckfehler
Characteres, welche manchmal dem Setzer eine Furcht
einjagen koͤnnen, in einander verworffen und verwor-
ren ſeyn ſoll, iſt allerdings noͤthig. Denn ſie wiſſen
ſich ſonſten nicht daraus zu helfen. Auf dieſe Art kan
alſo ein Verfaſſer, weil er nicht deutlich, leſerlich und
ordentlich genug geſchrieben, an den Druckfehlern ſei-
nes Buches Antheil haben, welche weder dem Verle-
ger, Buchdrucker noch Corrector, zu zuſchreiben ſind.
Und ſo viel, nach meiner Abſicht, von den Qvellen der
ſo verhaßten, als ſchaͤdlichen, Druckfehler. Wie kan
man aber ſolche entweder gaͤntzlich ausmertzen, oder
doch meiſtentheils verhuͤten? Hierauf laͤßt ſichs mit
kurtzem, aus demjenigen, was ich bereits geſagt, ant-
worten. Jſt einem Verfaſſer daran gelegen, daß ſei-
ne Arbeit correct gedruckt werde: Woran ihm aber al-
lerdings viel gelegen ſeyn muß, weil die Druckfehler
nicht nur einen Ubelſtand verurſachen, ſondern auch
den Verſtand ſeiner Worte oͤfters verhuntzen; So
ſoll er ſich aͤuſerſt bemuͤhen, ſeine Arbeit an einen wohl-
gearteten und vernuͤnftigen Verleger zu bringen, wel-
cher keine Sorgen, Zeit, Muͤhe und Unkoſten fliehet,
damit er ſich tuͤchtige und geſchickte Correctores und
Buchdrucker ausleſe und billig bezahle; Geſchiehet
dieſes, ſo wird der Corrector und Buchdrucker allen
Fleiß und Aufmerckſamkeit mit Vergnuͤgen anwen-
den; Wenden dieſe Leute allen Fleiß und Muͤhe an,
und haben dabey ein leſerliches Manuſcript, gut Pap-
pier und feine Littern: So wird, ſo muß ein correct und
wohlgeſetztes Buch zum Vorſchein kommen, und die
Druckfehler werden, wo nicht gaͤntzlich, doch groͤßten
Theils ihren Abſchied erhalten, oder doch wenigſtens
in Zukunft keiner Lobrede mehr wuͤrdig geachtet
werden.
[130]Bericht von dem Schriftgieſen.
Bericht von dem Schriftgieſen.
Schriftgieſen iſt zwar eine beſondere Kunſt, wel-
che aber heut zu Tag von der Buchdruckerkunſt
unzertrennlich iſt. Der Urſprung derſelben muß bey
nahe eben ſo alt, als das Buchdrucken ſelbſt, ſeyn. Ob
man nun gleich vorgiebt, daß die erſten Erfinder der
loͤblichen Buchdruckerkunſt ihre Littern anfaͤnglich nur
in Holtz geſchnitten haben ſollen, wovon in unſern
Woͤrterbuch, unter dem Titul Schriftſchneider,
weitlaͤuftiger gehandelt wird; So kan doch dieſes
nicht lange gedauert haben. Denn geſetzt, wenn man
auch annehmen wollte, daß Guttenberg erſtlich ein-
tzelne Littern aus Holtz verfertiget, welche er durch-
loͤchert und hernach vermittelſt eines Drathes Rei-
hen Weiſe an einander gehaͤnget haͤtte; So iſt ja
bekannt, daß dieſe Art zu drucken gar bald veraͤndert,
und mit gegoſſenen Littern verwechſelt worden, weil
ſie nicht nur ſehr muͤhſam, ſondern auch noch ſehr
unvollkommen war. Es wird aber die Erfindung des
Schriftgieſens insgemein Johann Fauſten zugeſchrie-
ben, der ſeiner Profeßion nach erſtlich ein Gold-
ſchmid geweſen ſeyn ſoll. Dahero er auch vermoͤge
ſeiner Wiſſenſchaft deſto eher auf das Schriftgieſen
verfallen ſeyn mag. Jedoch, ich will allhier nicht un-
terſuchen, ob Fauſt, oder ein anderer, der erſte Schrift-
gieſer geweſen iſt, ſondern mein Vorhaben iſt zu erzeh-
len, was es vor eine Beſchaffenheit mit dem Schrift-
gieſen habe, oder auf was Art und Weiſe die Littern
gegoſſen werden. Vor allen Dingen werden die Lit-
tern, ſo gegoſſen werden ſollen, aus weich gemachtem
Stahl, vermittelſt der ſogenannten Puntzen, Grab-
ſtichel und einer ſubtilen Feile, verfertiget. Jſt dieſes
ge-
[]
[131]Bericht von dem Schriftgieſen.
geſchehen und ſind ſie alle recht accurat gemacht, wel-
ches adjuſtiren genennet wird; So werden ſie ge-
haͤrtet, und jeder Stempel wird in ein beſonderes
Stuͤckgen Kupfer geſencket, welches alsdenn eine Ma-
ter, und wenn alle zu einer voͤlligen Schrift gehoͤrigen
Figuren beyſammen ſind, die Matrices, zum Exempel
von der Cicero, Corpus, genennet werden. Hat die-
ſe Figuren ein Schriftgieſer beyſammen; So verferti-
get er ſich darzu ein Jnſtrument von Meßing, deren
er ſo viel machet, als er Matrices hat. Dieſes Jn-
ſtrument beſtehet aus vielen Stuͤcken, welche durch 15.
eiſerne Schrauben aufs genaueſte zuſammen gefuͤget
werden, jedoch alſo, daß ſelbiges, ſo oft ein Buchſtabe,
oder andere Figur, gegoſſen worden, alsdenn in zwey
Theile von einander aufgeſchlagen und augenblicklich
wiederum feſt zuſammen geſchloſſen werden kan. Die
Theile von dieſem Jnſtrument, wovon insgemein zwey
einander ſehr gleich ſeyn muͤſſen, werden alſo benennet:
Die Guͤſſe,a. b. die Bodenſtuͤcke,f. die Waͤnde,i.
die Kerne,d. das Boͤcklein,c. der Sattel,k. der
Drath, oder die Feder,r. ſ. ſo auf die Mater geſetzt
wird. Dieſe Stuͤcke nun machen das eigentliche Jn-
ſtrument aus und ſind alle von Meßing, daruͤber aber
ein Futteral, oder Schale von Holtz, gemachet wird,
weil das Meßing gar zu bald heiß wird und ſich in der
Hand nicht lange halten laſſen wuͤrde. Noch ein paar
eiſerne Hacken gehoͤren dazu, womit der gegoſſene
Buchſtabe aus dem Jnſtrument heraus genommen
wird. Dieſes Jnſtrument giebt alſo dem Buchſtaben
eigentlich den Leib, und formet ihn dergeſtalt, daß ein
jeder vor ſich mit ſeinem eigenem Character und allen
uͤbrigen eine vollkommene Proportion habe, damit ſol-
che vom Setzer ohne Schwierigkeit zuſammen gefuͤgt
J 2wer-
[132]Bericht von dem Schriftgieſen.
werden koͤnnen. Jn der Matrice aber, die unten an
das Jnſtrument angebunden, und im Zuſammen-
ſchlagen deſſelben gefaſſet, worauf der Drath, oder Fe-
der, geſetzet und damit befeſtiget wird, bekommt der
Buchſtabe ſeinen eigentlichen Character und Bedeu-
tung. Die Matrices werden zuvor ſehr accurat
gleich gemacht, dergeſtalt, daß der eigentliche Chara-
cter einer jeden Matrice gleich tief, und eben ſo hoͤchſt
accurat in gleicher Diſtanz des obern Endes, und auch
eben ſo gerade, im Kupfer eingeſencket ſtehe: Welche
Arbeit das juſtiren genennet wird. Die Kerne an
dieſem Jnſtrument ſind beweglich, und laſſen ſich ein
und auswaͤrts treiben. Jſt demnach die Mater, zum
Exempel, ein m; So werden die Kerne aus-
waͤrts getrieben. Wenn aber hernach a oder e ge-
goſſen wird, welche mercklich ſchmaͤler ſind, als ein m,
werden ſie wiederum einwaͤrts geſchlagen, und dadurch
bekoͤmmt der Buchſtabe ſeine proportionirte Breite.
Durch dieſe Kerne wird auch der Kegel einer jeden
Schrift beſtimmt. Denn ſo lang, zum Exempel, in ei-
ner Schrift das ſ oder f iſt, ſo hoch muß auch der Ke-
gel aufs wenigſte ſeyn, darauf eine Schrift gegoſſen
wird. Daher kommen die Benennungen der Schrif-
ten, zum Exempel, Cicero Kegel, Corpus Kegel ꝛc.
Dieſe Kerne geben auch den Littern eine gewiſſe Hoͤ-
he. Eine jede Buchdruckerey kan ſich nemlich eine be-
ſondere Hoͤhe erkieſen, wodurch man zu verhindern ſu-
chet, wenn aus einer Buchdruckerey Schriften ſollten
entwendet werden, daß ſie nicht leicht in einer andern
wiederum, wo man zumal accurat ſeyn will, gebrau-
chet werden koͤnnen. Die groben Schriften, zum
Exempel, Canon, Miſſal ꝛc. werden nicht in Stahl,
ſondern in Meßing geſchnitten. Denn ſo groſſe Schrif-
ten
[133]Bericht von dem Schriftgieſen.
ten gebraucht man nur eine kleine Anzahl in den Dru-
ckereyen, die alſo aus bleyern Matricen, obwohl ſehr
langſam, erlanget werden koͤnnen. Es muß aber ein
jeder Buchſtabe verſchiedene male durch die Haͤnde des
Schriftgieſers gehen, und wohl beſehen werden, ehe
die gantze Schrift an den Buchdrucker geliefert wer-
den kan. Die Materie, oder der Zeug, woraus die
Schriften gegoſſen werden, wird aus Bley Spieß-
glas und Eiſen, dazu noch Zinn und Kupfer kommt,
zuſammen geſchmoltzen: Welches eine an ſich unge-
ſunde und gefaͤhrliche Arbeit iſt. Von einem jeden ge-
goſſenen Buchſtaben muß zufoͤrderſt der Guß abgebro-
chen und ſelbiger alsdenn auf beyden Seiten geſchliffen,
denn in Quantitaͤt aufgeſetzt, gehobelt, beſehen und
eingepackt, manche auch noch beſonders unterſchnitten
werden. Die Werckzeuge, die ein Schriftgieſer ge-
braucht, ſind: 1) Das eigentliche Jnſtrument. 2)
Der Gießloͤffel. 3) Gießpfanne. 4) Winckel-
maaß. 5) Juſtorium. 6) Abziehekloͤtzgen. 7)
Beſeheblech. 8) Creutzmaaß. 9) Schraub-
ſtock. 10) Handkloben. 11) Allerhand Fei-
len. 12) Verſchiedene Hammer. 13) Ambos.
14) Gießblech. 15) Schmeltztiegel. 16) Ei-
ſerne Toͤpfe. 17) Beſtoßzeug. 18) Fertigmach-
eiſen. 19) Winckelhacken. 20) Hobel. 21)
Schleifſtein. 22) Feuerzange. 23) Kernmaaß.
Alle dieſe ernennte Werckzeuge kan der geneigte Leſer
nach ihrer Groͤſſe, Geſtalt und Ausmeſſung, Tab. IV.
in Augenſchein nehmen, und wo ja noch eines wegge-
laſſen, ſo iſt es darum geſchehen, weil es ſchon bekannt
iſt, und als ein Uberfluß anzuſehen geweſen waͤre.
J 3Gieß-
[134]Gießzettel.
Gießzettel.
Wie viel zu einem Centner Cicero Fractur
ohngefehr noͤthig.
- A 100
- B 80
- C 90
- D 100
- E 120
- F 80
- G 120
- H 120
- J 120
- K 90
- L 90
- M 80
- N 80
- O 90
- P 90
- Q 10
- R 100
- S 120
- T 90
- U 80
- V 80
- W 90
- X 10
- Y 10
- Z 50
- a 1150
- b 440
- c 50
- d 1050
- e 4050
- f 350
- ff 175
- g 550
- h 550
- i 1900
- k 250
- l 700
- m 800
- n 2750
- o 700
- p 200
- q 50
- r 1700
- ꝛ 50
- ſ 600
- ſſ 185
- s 550
- t 1700
- u 1400
- v 325
- w 500
- x 40
- y 150
- z 250
- ch 700
- ck 125
- ſt 400
- ſi 250
- fi 45
- fl 40
- ß 200
- tz 175
- ll 150
- j 100
- aͤ 150
- oͤ 135
- uͤ 175
- m̃ 10
- ñ 10
- ẽ 10
- . 450
- , 750
- ‒ 400
- : 65
- ; 65
- ? 50
- ! 50
- )( 50
- Spatia 6000
- Schließqvadraͤtgen
300 - Halbgevierte 300
- Gantzgevierte 300
Gieß-
[135]Gießzettel.
Gießzettel.
Wie viel zu einem Centner Cicero Antiqua
ohngefehr noͤthig iſt.
- A 150
- B 110
- C 125
- D 130
- F 110
- G 115
- H 115
- I 225
- K 35
- L 120
- M 120
- N 110
- O 125
- P 120
- Q 100
- R 120
- S 140
- T 120
- U 100
- V 150
- W 30
- X 150
- Y 40
- Z 40
- Æ 60
- J 80
- a 1000
- b 300
- c 450
- d 560
- e 1400
- f 250
- ff 150
- g 350
- h 300
- i 2000
- k 50
- l 600
- m 600
- n 1300
- o 900
- p 450
- q 275
- r 1000
- ſ 450
- ſſ 150
- s 450
- t 1000
- u 900
- v 275
- w 50
- x 180
- y 120
- z 110
- \& 190
- ct 110
- ſt 200
- ſi 175
- fi 75
- fl 65
- ſſi 75
- ffi 50
- ffl 40
- j 150
- æ 190
- œ 100
- ç 50
- á 200
- é 200
- í 200
- ó 200
- ú 200
- à 50
- è 50
- ì 40
- ò 40
- ù 40
- â 30
- ê 30
- î 30
- ô 30
- û 30
- ǎ 25
- ë 25
- ï 25
- ö 25
- ü 25
- 1 150
- 2 100
- 3 100
- 4 90
- 5 90
- 6 90
- 7 90
- 8 80
- 9 80
- 0 100
- . 500
- , 650
- ‒ 500
- ; 80
- : 80
- ? 60
- )( 100
- § 75
- ’ 100
- * 100
- Spatia 5000
[136]Schriftrechnung.
Schriftrechnung.
Wenn man einen Centner Schrift gieſen laͤſſet, und
man muß den Centner, bey dem Schriftgieſer, um
ſo und ſo viel Rthlr. bezahlen, wie theuer jedes
Pfund kommt. Der Centner zu 110. Pfunden,
und jeder Pfennig zu 55. Theilgen gerechnet.
NB. Man kan ſich auch zugleich mit Einkauf ver-
ſchiedener Waaren nach gegenwaͤrtigen Tabellen
richten, dahero hat man von No. 1. angefangen.
[137]Schriftrechnung.
[138]Pappierrechnung.
Pappierrechnung.
Von 1. bis 51. Rthlr., nemlich, wenn der Ballen
um ſo, und ſo viel, Rthlr. eingekauft, oder gedruckt
wird, wie theuer ein Rieß, und ein jedes Buch
kommt, der Ballen zu 10. Rieß, und das Rieß zu
20. Buͤcher gerechnet
[139]Pappietrechnung.
[140]Kurtzer Unterricht.
Kurtzer Unterricht,
Was allhier in Leipzig abzugeben iſt, wenn
gedruckte Buͤcher hinaus gehen,
oder herein kommen.
Buͤcher, ſo hinaus gehen, oder verkauft ſind, geben
nach dem Werth, oder einen halben pro Cent
zu 10. Rthlr. gerechnet.
Dagegen geben die Buͤcher, ſo herein kommen,
jedesmal drey viertel pro Cent, zum Exempel:
- Ein und ein halber Centner Buͤcher vor 15. Rthlr.
giebt 3. Gr. - Ein Ballen Buͤcher vor 82. Rthlr. giebt 15. Gr.
und 6. Pf. - Ein Ballen Buͤcher vor 44. Rthlr. giebt 8. Gr. und
3. Pf. - Auf der Landacciſe allhier giebt man vom Stuͤck
1. Gr.
Was vom Pappier abgegeben wird.
- Vom Ballen Realpappier, wenn es hinaus geht
giebt man 3. Gr. - Wenn es herein kommt 4. Gr. 6. Pf.
- Vom Ballen Schreibpappier, wenn es hinaus geht
1. Gr. 6. Pf. - Wenn es herein kommt 2. Gr. 3. Pf.
- Vom Ballen Druckpappier, wenn es hinaus geht
1. Gr - Wenn es heꝛein kommt 1. Gr. 6. Pf.
- Vom Ballen Maculatur 6. Pf.
- Wenn es herein kommt 9. Pf.
- Pappierſpaͤhne geben nach dem Werth.
Fernere
[141]von Accisabgaben derer Buͤcher.
Fernere Nachricht,
Was ordentlich abgegeben wird, wenn Buͤcher
von hier weg gehen.
[142]Unterricht fuͤr einen Setzer
Unterricht fuͤr einen Setzer, ſo viel ihm von der
Muſic zu wiſſen noͤthig iſt.
Fuͤnff Linien zuſammen werden ein Syſtema, oder
Noten-Plan, genannt, zu welchem die bisweilen oben
und unten vorkommende kurtze Strichlein mit gehoͤren.
Wenn zwey und mehr Syſtemata, ſo gemeiniglich
durch eine Klammer vornen zuſammen gehaͤnget wer-
den, ſich auf einander beziehen, machen ſolche doch nur
eine Partitur-Zeile aus, und muͤſſen ſelbige auf eine
Columne gebracht werden, man kan ſolche auch
nicht theilen. Ja, es iſt im Setzen ſonderlich dahin zu
ſehen, daß die Noten nach ihrer Geltung, ſo viel moͤg-
lich, gerade unter einander zu ſtehen kommen.
Wenn ſich eine Zeile bricht, kan der Setzer im ge-
raden Tacte mit einem halben Tacte, oder Schlage, im
ungeraden Tacte aber nicht anders als mit einem
gantzen Schlage abbrechen, oder umlauffen laſſen. Die-
ſes iſt ſo wohl von einem eintzigen Syſtemate, als auch
einer Partitur-Zeile zu verſtehen.
Der Muſicaliſchen Stimmen Schluͤſſel
oderClaves ſignatæſind:
Tact-Arten ſind:
[143]ſo viel ihm von der Muſic zu wiſſen noͤthig.
Ein weicher Geſang, Cantus mollis, wird an
dem vorgeſetzten b; der harte Geſang, Cantus durus,
aber an dem vorgeſetzten
erkannt.
Der Noten Nahmen, und Geltung.
Nach dieſen Diſcant-Noten kan man die uͤbri-
gen ſich auch bekannt machen, wenn man von iedem
Zeichen anfaͤngt zu zehlen, z. E. im Alt iſt auf der
mittlern Linie c, im Tenor auf der vierten c, im Baß
auf der vierten f, im Violin-Zeichen auf der zweyten g.
Wenn ein Punct hinter einer Note ſteht, gilt er
halb ſo viel als vorhergehende Note.
Pauſen.
Repetitions-Zeichen.
Hinterſte Ruhe-End-
oder Final-Repetition.
[144]Schriftkegel- oder Zeilentabelle.
Wie viel Zeilen eine Schrift gegen die andere austraͤ-
get, welches im Ausrechnen zur Nachricht dienen kan.
Schrift-Probe,
Oder
Kurzes Verzeichniß
derjenigen
Hebraͤiſch-Griechiſch-Lateiniſch- und
Teutſchen Schriften,
Welche
in Herrn Bernhard Chriſtoph Breitkopfs
Schriftgießerey allhier befindlich
ſind.
Dabey man mehrentheils bemerket hat,
von wem eine jede Schrift in Meßing oder Stahl
iſt geſchnidten worden.
1739.
K
[146]Schrift-Proben.
Grobe Sabon
Kleine Sabon
Grobe Miſſal
Kleine Miſſal
[147]Schrift-Proben.
Fractur.
Fractur.
Fractur.
Fractur.
[148]Schrift-Proben.
Grobe Canon Fractur.
Kleine Canon Fractur.
Dieſe bisherigen Schriften ſind von Joh. Peter Artopaͤo,
zu Leipzig, in Meßing geſchnidten.
Doppel-Mittel Fractur.
Dieſe von Andr. Koͤler, in Nuͤrnberg.
Text
[149]Schrift-Proben.
Text Fractur.
Tertia Fractur.
Von Chriſtian Zingk, in Wittenberg, in Stahl.
Grobe Mittel Fractur.
[150]Schrift-Proben.
Mittel Schwabacher.
Kleine Mittel Fractur.
Von Chriſtian Zingk.
Grobe Cicero Fractur.
Von Pancr. Lobinger, in Wien.
Cicero
[151]Schrift-Proben.
Cicero Schwabacher.
Kleine Cicero Fractur.
Von Chriſt. Zingk.
Obige kleine Cicero wird auch fuͤglich, ſowol,
als dieſe Corpus, auf Deſcendiain-Kegel
gegoſſen.
[152]Schrift-Proben.
Corpus Fractur.
Von Joh. Caſp. Muͤller, in Leipzig.
Corpus Schwabacher.
Borgois Fractur.
Von Chr. Zingk.
Borgois
[153]Schrift-Proben.
Borgois Schwabacher.
Petit Fractur.
Von Joh. Caſpar Muͤller.
Petit Schwabacher.
Von Chr. Zingk.
K 5IN
[154]Schrift-Proben.
Kleine Sabon
Grobe Miſſal
Kleine Meſſal
Grobe Canon
Kleine Canon
Doppelmittel
[155]Schrift-Proben.
Antiqua.
Antiqua.
Antiqua.
Antiqua.
Antiqua.
Antiqua.
[156]Schrift-Proben.
Doppelcicero Antiqua.
Fette Text Antiqua.
Bisherige Verſalia ſind alle von Artopaͤo in
Meßing geſchnidten.
Curantſchriften. Doppelmittel Antiqua.
Doppelmittel Curſiv.
Text Antiqua.
Text Curſiv.
Dieſe obſtehende 4 Schriften von Chr. Zingk in Stahl.
Tertia
[157]Schrift-Proben.
Tertia Antiqua.
Tertia Curſiv.
Grobe Mittel Antiqua.
Vorſtehende 3 von Chr. Zingk, in Stahl.
Kleine Mittel Antiqua.
Mittel Curſiv.
[158]Schrift-Probe.
Grobe Cicero Antiqua.
Grobe Cicero Curſiv.
Kleine Cicero Antiqua.
Kleine Cicero Curſiv.
Corpus Antiqua.
Corpus Curſiv.
[159]Schrift-Proben.
Borgois Antiqua.
Die bisherigen ſind von Joh. Caſpar Muͤller, zu
Leipzig, in Stahl geſchnitten.
Borgois Curſiv.
Petit Antiqua.
Von Chr. Zingk.
Petit Curſiv.
Von Chr. Zingk.
Tertia
[160]Schrift-Proben.
Tertia Ebraͤiſch.
Corpus Ebraͤiſch.
Tertia Griechiſch.
Cicero Griechiſch.
Corpus Griechiſch.
Obſtehende ſind von Joh. Caſpar Muͤller ſel.
in Stahl geſchnidten.
[]
No. I.
Gegenwaͤrtige Hollaͤndiſche Schriften/ und noch andere mehr/ ſind
in der Ehrhardtiſchen Gieſſerey allhier zu bekommen.
Kleine Canon Antiqua.
Roman Antiqua
Aſcendonica Romain.
Parragon Romain Antiqua.
No. II.
Tertia Antiqua.
Mittel Antiqua.
Grobe Cicero Antiqua.
Kleine Cicero Antiqua.
Corpus Antiqua.
Bourgis Antiqua.
Petit Antiqua.
Peerl Antiqua.
Bourgis Curſiv.
Petit Curſiv.
Peerl Curſiv.
Miſſal Curſiv.
No. III.
Kleine Canon Curſiv.
Roman Curſiv.
Aſcendonica Curſiv.
Parragon Curſiv.
No. IV.
Tertia Curſiv.
Mittel Curſiv.
Cicero Curſiv.
Kleine Cicero Curſiv.
Corpus Curſiv.
Colonel Antiqua.
Nomparel Antiqua.
Colonel Curſiv.
Nomparel Curſiv.
[]
Verſuch
eines wohl eingerichteten
Woͤrterbuchs,
Worinnen
die meiſten Kunſtwoͤrter,
Welche
So wohl in den Buchdruckereyen, als
auch bey andern Profeßionen, ſo mit den-
ſelben eine Verwandſchaft haben,
gebraͤuchlich ſind,
Jn alphabetiſcher Ordnung angefuͤhret, und
deutlich erklaͤret werden.
[][]
A
ABlegen, heißt in der Buchdruckerey diejenige
Handlung des Setzers, wenn er die abgedruck-
ten Schriften wieder in den Kaſten, und zwar
jeden Buchſtaben in ſein gehoͤriges Fach, einleget.
Siehe den wohlmeynenden Unterricht, p. 103.
Ablegeſpan, iſt ein duͤnn geſchnittener Span von
Holtz, worauf der Setzer etliche Zeilen Buchſtaben
zugleich ſetzet, um ſelbige in der Hand damit feſt zu
halten, damit ſie ihm beym Ablegen nicht unter
einander fallen koͤnnen, welches ihm ſonſten, wegen
des Ausleſens, viel Zeit und Muͤhe koſten wuͤrde.
Abloͤſen, heißt man dasjenige, wenn der Drucker die
Forme von der Farbe reiniget, ſo werden die Stege
mit einem Meſſer abgeſondert, weil ſelbige von dem
ſtarcken Anſchlieſen insgemein an der Schrift haͤn-
gen bleibet.
Abnehmen, muß man diejenigen gedruckten Bogen,
welche ihrer Naͤſſe wegen vorhero ſind aufgehaͤngt
worden.
Abtritt, iſt eine Entweichung aus der Geſellſchaft, wel-
che demjenigen angedeutet wird, welcher bey einer
loͤblichen Geſellſchaft ſein Verbrechen, oder ſon-
ſten etwas, vorgetragen, damit die Sache uͤberleget
werden kan.
L 2Acci-
[164]Accidentia, Ahle, Alaun, Anfuͤhren, ꝛc.
Accidentia, werden in der Druckerey genennet, wenn
auſſerordentliche Arbeiten, als Verſe, Programma-
ta, Diſſertationes \&c. einlaufen.
Ahle, iſt ein laͤnglichtrund ſcharf zugeſpitztes Jnſtru-
ment von feinem Stahl, womit der Setzer, bey dem
Corrigiren, die falſch, oder verkehrt, geſetzten Buch-
ſtaben heraus nimmt.
Alaun, iſt ein ſaures und ſehr herbes mineraliſches
Saltz, ſo entweder von der Natur in der Erde gezeu-
get, oder durch Kunſt aus mineraliſchen Waſſern
gekocht wird. Die Buchdrucker bedienen ſich deſ-
ſelben, wenn ſie ihre Druckerballen zubereiten wol-
len, daß ſie die Farbe deſto eher wieder annehmen.
Sind dieſe angefeuchtet, ſo reiben ſie den Alaun ſo
klar, als Mehl, und beſtreuen ſolche damit, ſo neh-
men ſie die Farbe wieder an.
Anfuͤhren, oder unterrichten, ſiehe Geſpan.
Anredetag, iſt vierzehen Tage vor der Meſſe, wenn
der Buchdruckerherr einen Geſellen behalten will,
ſo redet er ihn zu ſolcher Zeit an. Auſer dem weiß
der Geſelle ſchon, daß er ſeinen Abſchied, und nach
verfloſſenen vierzehen Tagen, Feyerabend hat.
Antiquaſchrift, ſiehe Schriftproben und deren Be-
nennung.
Antritt, iſt dasjenige Holtz, woran der Drucker, wenn
er die Preſſe zuziehen will, ſeinen Fuß anſetzet, damit
er ſeine Staͤrcke beſſer anwenden kan.
Anweiſung, eines Setzer-und Druckerknabens, ſiehe
wohlmeynenden Unterricht,p. 96. 113.
Aſſeſſor, iſt derjenige, ſo von den Kunſtverwandten
wegen ſeiner Erfahrenheit darzu erwehlet wird. Es
gebuͤhret ihm billig ein Vorzug, indem er das Amt ei-
nes Obergeſellens begleitet, und eben dasjenige bey
den
[165]Atlaß, Aufhaͤngen, Aufhaͤngeboden, ꝛc.
den Geſellen zu befehlen hat, was der Oberaͤlteſte
bey den Herren. Er iſt aber verbunden den Nutzen
der Geſellſchaft auf alle Art und Weiſe zu befoͤrdern.
Es werden jederzeit zwey dergleichen Aſſeſſores von
der Geſellſchaft erwehlet ein Setzer und ein Dru-
cker. Bey den Herren iſt aber nur einer.
Atlaß, iſt ein aus Seiden gewuͤrckter Zeug, auf wel-
chen nicht nur, ſondern auch auf weiſen, gelben,
blauen, leibfarben, und allerhand bundgefaͤrbten
Taffet mehr, Carmina oͤfters ſchwarz, roth und blau
gedrucket werden. Man kan auch noch darzu von ei-
nem Mahler allerhand Blumen und Zierrathen dar-
auf mahlen, und ſelbige mit Gold und Silber aus-
ziehren laſſen. Es gehoͤret aber eine groſe Behut-
ſamkeit darzu
Aufhaͤngen. muß man die abgedruckten Bogen auf
die dazu verfertigten Leinen, damit ſelbige wieder
abtrocknen.
Aufhaͤngeboden, iſt insgemein der oberſte Theil eines
Hauſes, allwo die abgedruckten Bogen auf Leinen,
oder Latten, aufgehaͤnget werden muͤſſen, damit ſie
deſto eher trocken werden. Es ſoll derſelbige nicht
nur geraͤumlich, ſondern auch mit vielen Dachfen-
ſtern verſehen ſeyn, damit die Luft deſto eher die naſ-
ſen Bogen abtrocknen kan, weil man in groſen
Druckereyen in einem Tag mehr, als einen Bogen,
fertig machet.
Aushaͤngebogen, ſind diejenigen abgedruckten Bo-
gen von einem Werck, welche dem Verfaſſer, oder
Verleger, bey dem Abdruck eines jeden Bogens be-
ſonders ausgehaͤnget, und uͤberbracht werden ſollen.
Vor den Corrector, Setzer und Drucker wird
ebenfalls ein Exemplar ausgehaͤnget.
L 3Aus-
[166]Ausrechnen, Autor, Ballen, Ballhoͤltzer, ꝛc.
Ausrechnen, das geſchriebene Exemplar, lehret der
wohlmeynende Unterricht,p. 112.
Autor, oder Verfaſſer, eines Buches, ſoll ſeinen Vor-
und Zunahmen auf das Buch ſetzen, vermoͤge des al-
lergnaͤdigſten Reſcripts Auguſts, Herzogs zu
Sachſen, vom 26. May 1571.
B
Ballen, ſind mit geſottenen Pferdehaaren ausgeſtopf-
te lederne Kuͤſſen mit hoͤltzernen Griffen, womit die
Farbe auf die Formen zum Abdrucken aufgetragen
wird. Siehe Tab. II.
Ballhoͤltzer, muͤſſen von dem Drechsler aus linden
Holtz verfertiget und hohl gedrehet werden.
Ballenknecht, ſind zwey Hoͤltzer, welche in der Preß-
wand eingemacht ſind, worauf die Ballen geſetzet
werden, wenn die Farbe auf die Formen aufgetra-
gen iſt. Man braucht dieſe ſonderlich wenn nur ein
Drucker an der Preſſe arbeitet.
Band, iſt ein Eiſen mit zwey Gewinden, worinnen der
Deckel gehet, deren zwey ſind, und am Karn ange-
macht ſeyn muͤſſen: Siehe Tab. II.
Bekaͤnntniß eines deponirten Cornuten gegen den
Lehrmeiſter:
Ob-
[167]Bengel, Berechnen, Blaſe, Blaſenhut, ꝛc.
Auf ſothanes Bekaͤnntniß, giebt ihm der Lehrmeiſter zu ſei-
ner kuͤnftigen Lebensart einige Regeln, wie man bey dem Ti-
tul Lehrmeiſter finden wird.
Bengel, iſt ein Stab von Eiſen, in der Spindel der
Buͤchdruckerpreſſe eingemacht, womit die Preſſe zu-
gezogen wird. Es iſt ſelbiger forne, wo ihn der
Drucker anfaßt, mit Holtz uͤberzogen und mit einem
gegoſſenen Knopf von Bley verſehen. Siehe T. II.
Berechnen, ſiehe Rechnen.
Blaſe, iſt ein Gefaͤß von Kupfer gemacht, worinnen
der Firniß geſotten wird. Siehe Tab. I.
Blaſenhut, iſt der Deckel auf die Blaſe. Siehe T. I.
Blaſebalg, denſelben braucht man in Druckereyen
die Kaſten vom Staub damit zu reinigen.
Brod, Saltz und Brod wird nicht bey Androhung
einer Strafe, ſondern zu Bezeugung einer aufrich-
tigen Freundſchaft und getreuer Dienſtleiſtung ge-
braucht. Jn den aͤlteſten Zeiten hat man ſich deſ-
ſelben bey Errichtung der Buͤndniſſe bedienet, wie
ſolches aus der Zulage ad Beſoldi Theſ. Pract. un-
ter dem Wort Buͤndnißp. 213. zu erſehen. Es be-
richtet uns auch Petrus Petreius in chronico rerum
L 4Mo-
[168]Bruͤcke, Buch.
Moſcovit. P. II. p. I. p. 429. daß Saltz und
Brod zu Bezeugung unterthaͤnigſter Devotion ge-
gebraucht worden. Er ſchreibt ausdruͤcklich: ſie
kamen aus der Stadt zu ihm, und brachten ihm viel
koͤſtliche Gaben, nebſt Saltz und Brod, wie bey ih-
nen die Gewohnheit iſt. Es halten dieſes die Ruſ-
ſen vor den hoͤchſten Dienſt und groͤßte Ehrenbezeu-
gung. Becmann Hiſt Civ. C. VII. p. 390. Bey
Druckereyen bedienet man ſich dieſer Ceremonie
ebenfalls ſtatt einer Eydesleiſtung, wie man in Beieri
Tr. de Colleg. opific. c. XIX, § XVI. n. 154. ſqq.
leſen kan; Sonſten aber erlaͤutern dieſen Gebrauch
auch Stuck in Antiquitat Conviv. L. I. c. XXX, f.
105. Becmann Diſſ. de Iudiciis Dei C, V th. 5.
Bruͤcke, ſind zwey Stuͤckgen Bret, ſo in der Preß-
wand eingelaſſen ſind, worinnen die Buͤchſe gehet,
Siehe Tab. III.
Buch, dieſes Wort hat verſchiedene Bedeutungen.
Braucht man es von reinem und noch nie beſchriebe-
nem Pappier; So bedeutet es im Schreibpappier
24. Bogen, im Druckpappier aber 25. Bogen.
Sonſten begreift man unter dem Wort Buch die
Schriften der Gelehrten, ſie moͤgen nun handeln,
wovon ſie wollen, welche ſie zur Befoͤrderung der
Ehre GOttes, und des Naͤchſten Nutzen der Welt
entweder ſchriftlich, oder gedruckt, uͤbergeben. Die-
ſe Schriften ſollen deswegen Buͤcher genennet wor-
den ſeyn, weil man vormals, ehe man noch das
Pappier erfunden hat, ſeine Gedancken auf Rin-
den, Blaͤtter, auch wohl gar auf geſchloſſenes Holtz
von Buchsbaͤumen hat ſchreiben muͤſſen. Die ge-
ſchriebenen Buͤcher heiſen MSCta, ſie moͤgen nun
neu oder alt, vor kurtzer Zeit, oder vor vielen hun-
dert
[169]Buchbinder.
dert Jahren geſchrieben worden ſeyn. Die erſtern
werden nicht ſonderlich geachtet, deſto mehr aber die
letztern, welche oͤfters, wenn man von ihrem Alter
uͤberzeugt iſt, mit vielem Geld bezahlet werden.
Eben dieſes hat Gelegenheit gegeben, daß man ſich
nicht geſchaͤmet hat, einige MSCta wohl tauſend
Jahr aͤlter zu machen, als ſie wuͤrcklich geweſen ſind,
damit man ſelbige recht theuer bezahlt bekommen
hat. Dieſem Ubel vorzubeugen, haben ſich die Ge-
lehrten bemuͤhet einige Regeln und Kennzeichen aus-
fuͤndig zu machen, wodurch man in Stande geſetzt
wird, das wahrhaftige Alter dieſer geſchriebenen
Buͤcher ziemlich wahrſcheinlich zu beſtimmen. Wie-
wohl es dennoch die Erfahrung gelehret, daß oͤfters
die kluͤgſten Leute hintergangen worden ſind Die
alten ſind meiſtentheils auf Pergament, unter den
neuern aber viele vom XII, XIII, und XIV, Jahrhun-
dert auf Pappier von Seiden geſchrieben. Dieje-
nigen, ſo ſich um die Aufſuchung ſolcher geſchriebe-
ner Buͤcher beſonders bemuͤhet, wollen behaupten,
daß derſelben Anzahl wohl um das dritte Theil groͤſ-
ſer ſey, als der gedruckten Buͤcher. Die gedruckten
Buͤcher haben ihren Urſprung der Buchdruckerey
zu dancken, ſie werden bekanntermaſſen in aller-
hand Groͤſſe auf Pappier, oder wenn ſie beſtaͤndig
und koſtbar werden ſollen, auf Pergament ge-
druckt. Diejenigen, welche bald nach Erfindung
der Buchdruckerkunſt ans Licht getreten, werden
von einigen Liebhabern ſehr hoch gehalten, und den
MSctis bey nahe gleich geſchaͤtzt. Auf was Art und
Weiſe dieſelbigen verfertiget werden, kan man deut-
lich unter dem Titel Buchdrucker leſen.
Buchbinder, iſt heut zu Tage derjenige, welcher ge-
L 5druck-
[170]Buchbinder.
druckte, geſchriebene, oder auch reine Bogen Pap-
pier, ſo ferne es noͤthig iſt, planirt, d. i. durch Leim
Waſſer ziehet, und, wenn ſie wieder trocken worden
ſind, mit dem Faltzbein faltzet, oder in das gehoͤrige
Format zuſammen leget, auf dem Schlagſtein mit
dem Hammer ſchlaͤget, auf der Heftlade heftet mit
dem Werckmeſſer, oder Hobel, beſchneidet, und eine
mit Pappe, oder Bretlein geſteifte Decke von Pap-
pier, Pergament, oder Leder darum ſchlaͤgt, welche
zuweilen mit Clauſuren verſehen und verguldet wird,
und dieſen Bogen alſo eine vollkommene Form ei-
nes Buches giebt. Dieſe Kunſt iſt vermuthlich ſo
alt, als die Wiſſenſchaft Schriften zu verfertigen
ſelbſt. Nach dem Unterſcheid der Zeiten iſt auch
dieſe Kunſt ſehr unterſchiedlich geweſen. Denn als
man noch auf Baumrinden geſchrieben, ſo hatte der
Buchbinder weiter nichts dabey zu thun, als das
Ende ſolcher beſchriebenen Rinden an einem runden
Staͤblein feſt zu machen, und die Rinde ſelbſt dar-
auf zu rollen. Ein dergleichen verfertigtes Buch
hieſen die Lateiner vom rollen Volumen. Die
Spitzen dieſer Staͤblein wurden mit Gold, oder ei-
ner andern Farbe beſtrichen, und die alſo aufge-
wundene Rolle, in einem Futteral von cedern, oder
andern dauerhaften, Holtz verwahret. Da man
aber angefangen auf Tafeln von Wachß zu ſchrei-
ben; So wurden dieſe Tafeln nur ſchlechterdings
zuſammen gelegt und mit einer Schnur feſt gebun-
den. Hierauf fieng man an auf Pergament zu
ſchreiben. Dieſe auf Pergament geſchriebene
Blaͤtter wurden zuſammen geheft, hinten mit Leder
beſetzt und zu den Deckeln auf der Seite bloſe hoͤl-
tzerne Bretter genommen, die man oͤfters mit ſtar-
cken
[171]Buchdrucker.
cken Buckeln und Clauſuren verwahret. Endlich
aber, da durch die Erfindung der Buchdruckerey den
Buͤchern eine gantz andere Geſtalt ihrem aͤuſerlichen
Weſen nach gegeben worden; So hat auch der
menſchliche Fleiß und Witz das Einbinden der Buͤ-
cher zu einer gar artigen Geſtalt gebracht, daß ſie
zum leſen und aufſchlagen ſo wohl, als zum Aufſtel-
len beqvemer, und wegen ihres aͤuſerlichen Zierraths
und ſchoͤnen Anſehens den Studirenden angeneh-
mer und der Studirſtube zu einer Zierde geworden
ſind. Die gemeinſten Baͤnde ſind in allerhand
bunden Pappier, in Pergament, in Kalb oder
Schafleder braun und auf dem Ruͤcken verguld, wel-
ches ein Frantzband genennet wird. Ein engliſcher
Band iſt von einem Frantzband nicht viel unter-
ſchieden, auſer, daß insgemein das Gold wegbleibt.
Die Hollaͤnder thun es abſonderlich in Hornbaͤnden
andern Nationen zuvor, ingleichen in Schweinsle-
der; Der Teutſche aber macht alle Baͤnde, ja, es
giebt einige unter uns, welche mit allen Nationen
um den Vorzug ſtreiten koͤnnen.
Buchdrucker, iſt hauptſaͤchlich derjenige, welcher mit
Buchdrucken umgehet. Die Arbeit, ſo dazu erfor-
dert wird, iſt zweyfach, dahero auch insgemein zwey
beſondere Perſonen darzu ſind, nemlich ein Setzer
und ein Drucker, unterdeſſen heiſen ſie dennoch uͤber-
haupt Buchdrucker. Der Setzer,Typotheta,
ſtellet ſich vor den Schriftkaſten, wenn er auf ſelbigen
den Text, oder Schrift, ſo er ſetzen ſoll, mit dem Te-
nackel geſteckt, ſo nimmt er den Winckelhacken in
die lincke Hand, holet mit der rechten die benoͤthigten
Littern aus ihren Faͤchern, ſetzet ſie nach einander
in den Winckelhacken, bis die Zeile voll wird, und
wenn
[172]Buchdruckerey.
wenn er etliche Zeilen, ſo viel er im Winckelhacken
fuͤglich halten kan, geſetzet, ſo bringet er ſelbige in das
Schif, bindet ſie mit einer Schnur zuſammen, und
ſetzt ſie auf das Setzbret. Alsdenn faͤhret er fort
zu ſetzen, biß er eine Seite, oder Columne fertig hat.
Hat er ſo viel Columnen, als zu einen Bogen erfor-
dert werden, ſo unterſcheidet er ſelbige mit Stegen,
ſetzet ſie in die Ramen und befeſtiget ſie darinnen mit
Schrauben, welches eine Forme genennet wird.
Dieſe Forme nimmt der eigentlich alſo genannte
Drucker, bringet ſie in die Preſſe, und leget ſie auf
das Fundament. Hierauf traͤgt ſein Gehuͤlfe,
weilen derſelben insgemein zwey bey einer Preſſe
ſind, die Farbe mit den Ballen auf die Forme,
nachdem er ſolche vom Farbenſtein genommen, iſt
dieſes geſchehen, ſo legt er einen angefeuchteten reinen
Bogen in den Deckel, ſchlaͤgt denſelben uͤber die
Forme, ſchiebt die Forme unter den Tiegel, und ſetzt
dieſelbe durch Anziehung des Bengels ſtarck dar-
auf, wodurch ſich alsdenn die Schrift auf dem Pap-
pier abdruckt. Auf dieſe Weiſe werden ſo viel Bo-
gen abgedruckt, als die Auflage ſtarck werden ſoll.
Die Setzer ſo wohl, als die Drucker, muͤſſen ihre ge-
hoͤrigen Jahre, wie bey andern Profeßionen, aus-
lernen, wenn ſie loßgeſprochen, aber noch nicht zu
Geſellen gemacht ſind, heiſen ſie Cornuten, wovon
der beſondere Titel nachzuleſen.
Buchdruckerey,officina typographica, iſt derjenige
Ort, oder Werckſtadt, wo das zum drucken noͤthige
Geraͤthe in Ordnung geſtellet, und das drucken ver-
richtet wird Jm Anfang waren es die gelehrteſten
Leute, die ſich der Sache angenommen und beruͤhmte
Druckereyen unterhalten haben. Vor andern ſind
die
[173]Buchdruckereyd.
die Manutii zu Venedig, die Junti zu Florentz, die
Stephani zu Paris, die Frobenii und Oporini zu
Baſel, die Plantini zu Antwerpen bekannt. Jn
neuern Zeiten haben ſich Elzevier und Bleau in
Holland hervorgethan. Zu unſern Zeiten findet
man in Franckfurth, und allhier in Leipzig, vor-
trefliche Druckereyen, welche nicht nur an teutſchen,
lateiniſchen und griechiſchen, ſondern auch an allen
orientaliſchen Schriften mit allen uͤbrigen Natio-
nen in einen Wettſtreit ſicherlich ſich einlaſſen koͤn-
nen. Auswaͤrts haben die Officina Theatri Schel-
doniani zu Oxfort und die Druckerey des Collegii
de Propaganda fide zu Rom vor andern einen
Vorzug. Die Erfindung diefer edlen Kunſt wird
weitlaͤuftig in unſerm Entwurf unterſuchet: Der-
ſelben Abbildung aber ſo wohl auf unſerer Dedica-
tions Vignette, als auch auf einem beſondern Kup-
fer geliefert.
Buchdruckereyd, angehende Buchdruckerherren
muͤſſen einen ablegen, warum, kan man aus dem
Eyd ſehen, welchen ehedeſſen Hannß Luft geſchwo-
ren, ich will ſolchen hieher ſetzen, wie er in Joh. Da-
vid Werthers Nachricht von der Buchdrucker-
kunſt p. 6. ſtehet. „ Jch, Hanß Lufft, Buchdru-
\&q;cker in Wittenberg, ſchwere zu GOtt dem allmaͤch-
\&q;tigen, einen leiblichen Eyd, daß ich ohne Erlaubniß
\&q;und vorhergehender Cenſur der verordneten Pro-
\&q;feſſorum hieſiger Univerſitaͤt, kein Buch, oder
\&q;Schrift, noch einige Schmaͤh-oder andere verbo-
\&q;thene Schriften nicht drucken, oder durch die Mei-
\&q;nigen heimlich oder oͤffentlich drucken laſſen, und
\&q;hierunter und ſonſt allenthalben der publicirten
\&q;Buchdruckerey-Ordnung gemaͤß bezeigen wolle.
\&q;So
[174]Buchdruckerfarbe, ꝛc.
\&q;So wahr mir GOtt helfe, und ſein heiliges Evan-
\&q;gelium.
Buchdruckerfarbe, ſiehe Firniß.
Buchdruckerinſtrumenta, werden hier in Tab. II.
nach bey liegenden verjuͤngten Maßſtab, nach der
Cavalier Perſpectiv und natuͤrlichen Perſpectiv in
Riß dargeſtellet, auch jedes mit ſeinem Nahmen ge-
nennet, welche unſere Vorfahren in gewiſſe Reime
geſetzt, und alſo lauten:
BuchdruckerInſignia, Iubilæum, Preſſe ꝛc. ſiehe je-
des unter ſeinem Anfangsbuchſtaben.
Buchfuͤhrer, Buchhaͤndler, iſt derjenige, ſo Buͤche
entweder ſelbſt auf ſeine Koſten drucken laͤßt, oder
von andern erhandelt, um ſelbige gegen einen billigen
Gewinn wiederum zu verkaufen. Jn den aͤltern
Zeiten lieſen dieſe Leute die Buͤcher abſchreiben.
Weil aber dieſes groſe Unkoſten verurſachte; So
war die Anzahl derſelben ſehr gering. Nachdem
aber durch die Erfindung der Buchdruckerey die An-
ſchaffung der Buͤcher viel leichter worden; So hat
ſich auch die Anzahl derſelben um ein merckliches ver-
mehret. Dieſen Leuten hat man zu dancken, daß
man jetzo viele Buͤcher ſo wohl alte, als neue, in allen
Theilen der Gelahrheit um einen billigen Preiß ſich
anſchaffen kan. Und wenn ſie auch ſelbige nicht
ſelbſten verlegt, ſo koͤnnen ſie doch ſolche vermoͤge
ihres
[]
[175]Buchſtabe, Buͤcher.
ihres Briefwechſels aus allen Theilen der Welt bey
nahe verſchreiben und ſchaffen. Es giebt nicht nur
in Teutſchland, ſondern auch auswaͤrts viele recht-
ſchaffene Buchhaͤndler, welche ſich um die gelehrte
Welt verdient zu machen ſuchen, indem ſie die ge-
ſchickteſten Maͤnner durch billige und reiche Beloh-
nung zu den nuͤtzlichſten Buͤchern aufmuntern. Und
dieſe ſind doppelter Ehre werth, weil ſie nicht nur
dem gemeinen Weſen hoͤchſt nuͤtzlich, ſondern auch
an dem Flohr guter Kuͤnſte und Wiſſenſchaften ei-
nen Antheil haben.
Buchſtabe, wovon dieſelben verfertiget werden, ſiehe
Schriftgieſerey.
‒ ‒ Horirter, zierliche Einfaſſung oder Cartouche
derſelben. Alſo nennet man die zierlichen Anfangs-
buchſtaben bey einem Wercke, Abtheilung, oder Ca-
pitels deſſelben. Hier muß man wohl mercken,
daß ein ſolcher Buchſtabe niemals mehr Platz, als
den vierten Theil von der laͤnge einer Zeile einnehmen
ſoll, weniger darf er eher einnehmen, als: ⅕ ⅙ ⅐ ⅛.
Es iſt auch nicht noͤthig, daß bey jedem Capitel ein
ſolcher Buchſtabe angebracht wird. Denn zierli-
che und ſimple Buchſtaben ſollen von Rechtswegen
mit einander abwechſeln, damit ſie deſto beſſer
ins Auge fallen. Will man hierinnen ordentlich
verfahren, ſo darf ein ſolcher Zierrath, oder An-
fangsbuchſtabe, niemals von einem regulairen
Qvadrat umſchloſſen werden koͤnnen, ſondern er ſoll
etwas hoͤher ſeyn. Jn lateiniſcher Schrift aber
gehet es an, daß er damit umſchloſſen werden kan.
Buͤcher, rohe oder ungebundene, ingleichen Landchar-
ten, Bilder, und dergleichen, wenn ſie von fremden
Orten hieher nach Leipzig, oder uͤberhaupt nach
Sachſen
[176]Buͤchſe, Calender.
Sachſen gebracht werden geben Conſumtions-Ac-
ciſe von Thaler 6. pf. Einwohnende Buchhaͤndler
hingegen veracciſiren nur das Pappier, wenn ſie et-
was drucken laſſen.
Buͤchſe, iſt ein viereckigtes Holtz, durch welches die
Spindel an der Preſſe gehet. Es wird ſolche mit
dem ſogenannten Hollaͤndiſchen Schloß befeſtiget.
Sie hat vier Schrauben an allen vier Ecken, ver-
mittelſt welcher der Tiegel feſt gemacht wird. Der
Tiegel aber iſt meiſtentheils von Metall, jedoch auch
dann und wann von Holtz, in deſſen Mitte ein Pfaͤn-
nigen von Stahl iſt, worinnen ſich der Zapfen
befindet.
C.
Calender, kommt von dem lateiniſchen Wort Calen-
dæ her, womit die Roͤmer den erſten Tag eines jeden
Monats ausdruͤckten. Calendæ aber hat ſeinen
Urſprung von καλέω, ῶ, ich ruffe, weil bey den Roͤ-
mern die Prieſter alle Monat den neuen Mond aus-
zuruffen pflegten. Man verſteht unter dem Wort
Calender ein chronologiſches Buch, darinnen das
Jahr in ſeine Tage, Wochen und Monate einge-
theilt wird, die geiſtlichen und weltlichen Feſttage
nach dem Unterſcheid der Religionen, wie auch nach
dem Gebrauch verſchiedener Voͤlcker beſtimmet und
ſonſt andere Sachen mehr angemercket werden, wel-
che in dem menſchlichen Leben zu wiſſen noͤthig und
mit der Zeit hauptſaͤchlich eine Verwandſchaft ha-
ben. Sonſten nennet man den Calender auch All-
manach, welches ein Arabiſches Wort mit ſeinem
Artickel iſt, und ſo viel als eine Zahl oder Jahrrech-
nung bedeutet. Die in dem Calendern gewoͤhnli-
chen Zeichen findet man am Ende unſers Woͤrter-
buchs
[177]Cartouche, Cenſores, Cenſur, Circkel, Collat.
buchs beſonders gedruckt. Was aber bey den
Buchdruckereyen zu mercken noͤthig, lehret unſer
ſogenannter Buchdruckercalender.
Cartouche, nennen die Frantzoſen in der Baukunſt ei-
nen Zierrath an dem Gebaͤude mit einer Tafel, wor-
ein eine Schrift kommt. Jn Buchdruckereyen
aber iſt es eine zierliche Einfaſſung eines Anfangs-
buchſtaben.
Cenſores, ſind von der hohen Landesobrigkeit be-
ſtimmte gelehrte Maͤnner, welche die Buͤcher, ſo
gedruckt werden ſollen, erſtlich zu Geſichte bekom-
men muͤſſen, damit in denſelbigen nichts nach-
theiliges wider die Religion, Landsherrn, oder
den Staat einer Republic ingleichen wider die gu-
ten Sitten, gedruckt werden moͤge. Dahero ſind
auch die Verfaſſer verbunden ihre Vor- und Zu-
nahmen davor zu ſetzen. Siehe Autor.
Cenſur, ohne dieſelbige ſollen Buchdrucker in Sach-
ſen nichts drucken, laut allergnaͤdigſter Reſcripte
Auguſts, Hertzogs zu Sachſen, vom 14 Septembr.
1562. Koͤnigs Auguſti in Pohlen und Churf. zu
Sachſen vom 8. Octobr. 1711. item vom 24. April
1717.
Chymiſche Zeichen, ſiehe am Ende des Woͤrterbuchs.
Circkel, iſt ein aus Eiſen, Stahl, oder Meßing, ver-
fertigtes Jnſtrument, ſo aus zwey unten ſpitzig zu-
gehenden Stuͤcken, welche man Fuͤſſe nennet, be-
ſtehet, die oben mit einem Gewerbe befeſtiget ſind,
daß man ſie nach Belieben auf und zu machen kan.
Siehe Tab. II.
Collationiren, iſt in Buchdruckereyen diejenige
Handlung, wenn man ein abgedrucktes Werck Vo-
genweiß durchſiehet, um zu erfahren ob es richtig,
Mder-
[178]Columnen, Conducteur, Conſensweiſe, ꝛc.
dergeſtalt, daß weder ein Bogen zu viel, noch zu
wenig. Beydes bringet ſonſten dem Verleger Scha-
den, weil dadurch die Exemplaria defect gemachet
werden. Jn Buchhandlungen ſollen von Rechts-
wegen gleichfalls die eingehaͤndigten Buͤcher colla-
tioniret werden.
Columnen, heiſen die Seiten der Blaͤtter; Nach-
dem nun ein Bogen in Octav, Quart, oder Folio
gedruckt wird; So hat er viel, oder wenig, Colum-
nen. Werden die Columnen geſpalten, ſo ſollte
man billig dieſe Theilung nicht mit einer Linie, ſon-
dern mit einem bloſen Span, oder Quadraten, ma-
chen, weil es gar leichtlich geſchieht, daß die darzwi-
ſchen gemachte Linie verhindert, daß die Buchſta-
ben nicht recht ausgedruckt werden koͤnnen. Jn-
zwiſchen mag es ein jeder halten wie er will. Man
iſt nicht Willens andern Leuten Regeln vorzu-
ſchreiben, ſondern man zeigt nur aufrichtig den
Vortheil, oder Schaden, einer Sache an.
Conducteur, ſiehe Zeichner.
Conſensweiſe arbeiten, bedeutet nichts anders, als
wenn der Buchdruckerherr ſo wohl dem Setzer,
als Drucker, ſeine Arbeit dem Stuͤcke nach be-
zahlet.
Conſumtions Acciſe vom Pappier, ſiehe Pappier.
Cornutus, oder Hoͤrnertraͤger, heißt derjenige, wel-
cher ſeine Lehrjahre ehrlich und voͤllig ausgeſtanden,
die edle Kunſt der Buchdruckerey gelernet, und nun-
mehro zum Geſellen gemachet werden ſoll. Die-
ſen Nahmen fuͤhrt er ſo lange, bis er nach einge-
fuͤhrter Weiſe zum Geſellen geſprochen iſt. Wenn
er nun frey geſprochen werden ſoll, ſo muß er be-
kennen:
Jch
[179]Corrector, Correctur, Correcturzeichen, ꝛc.
Hier auf verſpricht er:
Alsdenn legt er ſein Verlangen am Tag, daß er
von dieſen Banden gerne befreyet ſeyn moͤgte:
Siehe Depoſition.
Corrector, wer dieſelben ehedeſſen geweſen, und wie
ſie beſchaffen ſeyn ſollen, lehren die vernuͤnftigen
Gedancken von Druckfehlern,p. 129. ſqq.
Correctur, iſt ein geſetzter und von dem Drucker ab-
gezogener Bogen, welcher dem Corrector uͤber-
bracht wird, damit er die darinnen befindlichen
Fehler auf dem Rande anmercken kan. Jnsgemein
geſchiehet es zwey bis drey mal.
Correcturzeichen, wie ſolche zu machen, ſiehe p. 126.
Corrigirſtuhl, iſt ein von Holtz mit etwas hohen
Beinen verfertigter Stuhl mit einer doppelten run-
den Scheiben, wovon die oberſte beweglich iſt, da-
mit die darauf geſetzte Forme beym Corrigiren ohne
Beſchwehrlichkeit hin und her gedrehet werden kan.
Siehe Tab. II
Corrigiren, heißt die Druckfehler verbeſſern. Erſt-
lich verbeſſert der Corrector die Fehler auf dem
Correcturbogen, hernach aber der Setzer auf
der Forme, indem er die falſchen Buchſtaben mit
der Ahle heraus nimmt, und die rechten davor hin-
ein ſetzet.
M 2Cu
[180]Creutz, Deckel, Dedications-Vignetten.
Creutz, iſt in Druckereyen ein in Creutzes Figur ver-
fertigtes Holtz, womit man die abgedruckten Bogen
aufhaͤnget, und wieder abnimmt.
Cu de lampe, ſiehe Finalſtoͤcke.
D.
Deckel, iſt ein viereckigter Rahm von Holtz mit einer
Pergament-Haut uͤberzogen, worinnen noch ein
anderer gleiches Namens, von Maculatur liegt.
Es wird ſelbiger uͤber die Forme beym Abdrucke
geſchlagen. Siehe Tab. II.
Dedieations-Vignetten, ſind Kupferſtiche, welcher
man ſich bey Zuſchriften bedienet. Jnsgemein
ſtellen dieſe Kupferſtiche etwas vor, ſo mit demje-
nigen, welchem ein Buch zugeſchrieben wird, einige
Verwandſchafft hat. Z. E. das Wappen, oder
Bildniß, ingleichen eine ſinnreiche Vorſtellung, ſo
auf deſſelben Geſchlecht, oder Stand, ſich ſchicket.
Bey gegenwaͤrtigen Werckgen, ſtellet ſelbige die
Buchdruckerey in Geſtalt einer erbaren Matro-
ne vor, welche in der rechten Hand das Bild der
Natur, oder der Erfindung, mit vielen Bruͤſten haͤlt,
darum ſich das Kraut Semper viue windet, mit
dem Wort, Semper. Jn der lincken Hand haͤlt
ſie eine Schallmey mit dem Wort, Vbique, zu-
gleich aber auch einen Schild, darinnen das Wap-
pen zuſehen, welches der Kayſer FriedrichIII. der-
ſelben gegeben; Sie ſtehet auf einem Ballen
Druckpappier, welcher auf einem Buch ſtatt des
Fundaments ſtehet, auf welchem die Anfangsbuch-
ſtaben B. C. B. zu ſehen, d. i. Bernhardt Chriſtoph
Breitkopfs, als jetzigen Oberaͤlteſten allhier in
Leipzig, in deſſen Perſon die Buchdruckerkunſt vor-
geſtellet wird. Zur Seiten liegt die Spindel.
Das
[181]Degen, Denckſpruch, Depoſition,
Das Kleid iſt quadrirt, wie die Schriftkaͤſten, in
den Quadraten ſind auf der Bruſt das teutſche
Alphabet, aufm Schurtz das lateiniſche, aufm
Unterrock das griechiſche, aufm umhaͤngendem
Talar aber das hebraͤiſche zu ſehen. Zur lincken
liegt die Schreibkunſt auf etlichen hoͤltzernen
Schrifttafeln, welche in der rechten Hand eine
Rolle Pappier, in der lincken eine Tafel mit Wachs
uͤberzogen und einen Griffel haͤlt, ſie ſieht mit einem
verdrießlichen und ſich verwundrenden Geſicht die
Statue an, hinter ihrem Haupt iſt das Kraut Pa-
pyrus zu ſehen. Zur rechtem der Statue zeiget
ein Kind, welches einen Zettel mit der Aufſchrift,
Officinæ Lipſiæ iam florentes, haͤlt, auf das Po-
ſtement der Saͤulen, an welchen die Namen der
Leipziger Officinen, das Poſtement ſelbſt weißt die
Erfindung der Buchdruckerkunſt mit den Worten:
a Germano inuenta 1440. Zur lincken Seite aber
am Poſtement ſtehen die Worte: Lipſiæ ſtabilita
1479. Jn der Ferne zeigt ſich die Stadt Leipzig. Oben
in der Hoͤhe und Ferne laͤßt ſich die Fama ſehen, wel-
che den Ruhm der Leipziger Officinen ausbreitet.
Degen, iſt ein bekanntes Gewehr, welches zu Ehren,
oder zur Beſchuͤtzung, getragen wird. Es iſt ein
Zeichen des Standes, Adels, und der Obrigkeitli-
chen Gewalt. Auch den Kuͤnſtlern wird ſolcher zu-
tragen erlaubt, laut des allergnaͤdigſten Mandats
Friedrichs AuguſtsII. Koͤnigs in Pohlen hoͤchſt-
ſeel. Andenckens vom 20. Auguſti 1719.
Denckſpruch, geben die Zeugen bey Beſtaͤtigung ei-
nes Geſellens, dem neuangehenden Geſellen.
Jnsgemein wird ſelbiger nach des geweſenen Cor-
nutens Auffuͤhrung eingerichtet.
M 3De-
[182]Depoſition.
Depoſition, war ehedeſſen auf hohen Schulen ein
wunderlicher Gebrauch, da man die neu angekom-
menen Studenten durch einen beſonders darzu be-
ſtellten Mann, welcher Depoſitor hieſe, auf aller-
hand Art und Weiſe ihres Amtes erinnern, und
ihrem Hochmuth Einhalt thun wollte. Heut zu
Tage iſt dieſer Gebrauch wegen des groſen Miß-
brauchs auf den meiſten hohen Schulen abge-
ſchaft, und ein jeder neuer Ankoͤmmling wird da-
mit, gegen Erlegung eines gewiſſen Geldes, ver-
ſchont. Bey Buchdruckereyen iſt gleichſam noch
ein Uberbleibſel davon bey Beſtaͤtigung eines neuen
Geſellens. Das Abſehen dabey iſt, daß ein jeder,
der den Namen eines Geſellens mit Ehren fuͤhren
will, die Laſter der Jugend und alle grobe Sitten
ablegen, hingegen der Tugend und nuͤtzlichen Wiſ-
ſenſchaften ſich Zeit Lebens mit allem Ernſt wid-
men ſoll. Die Perſonen, ſo zur Depoſition ge-
hoͤrig, ſind folgende: Ein Vorredner, der Herr
Depoſitor, und deſſen Knecht, der Cotnut, oder
Horntraͤger, zwey Zeugen, der Lehrmeiſter und
ein Nachredner. Jch will doch kuͤrtzlich aus Jo-
hann RiſtsDepoſitione Cornuti Typographici,
Luͤbeck, 724. 8. eines jeden Handlung und Reden,
wie ſie etwann noch gebraͤuchlich, hieher ſetzen: Vor
allen Dingen tritt ein Vorredner auf, welcher
eine Rede, die man Prologum, ſ Prologus, nennet,
haͤlt, und zu der gantzen Handlung damit den An-
fang macht. Der Jnnhalt dieſer Rede iſt will-
kuͤhrlich. Jnsgemein aber iſt es eine Lobrede vor
die edle Buchdruckerkunſt bald in Verſen, bald auch
nur in Proſa. Da man ſich nun an keine gewiſſe
Formel bindet; So will ich auch hier keine an-
fuͤhren,
[183]Depoſition.
fuͤhren, obgleich Johann Riſt verſchiedene uns
mitgetheilet hat. Jſt die Vorrede vorbey, ſo tritt
der Depoſitor auf den Platz und faͤngt alſo zu
reden an:
Hier erſcheint nunmehro der Knecht, weil ihn der
Depoſitor geruffen, und antwortet alſo:
M 4Es
[184]Depoſition.
Cor-
[185]Depoſition.
Alsdenn ſchmeißt dem Cornuto der Depoſitor
den Hut von dem Kopf, und ſagt:
Nunmehro giebt ihm der Depoſitor eine Maul-
ſchelle und ſagt:
Hierauf beſchließt der Knecht dieſen Auftritt alſo:
M 5Hie-
[186]Depoſition.
Hiermit gehet er ab und die erbethenen Zeugen,
fordern den Lehrmeiſter auf den Platz, welcher ſie
folgender maſſen anredet:
Wird aber mehr, als ein Cornut zum Geſellen ge-
macht, ſo werden die vorhergehenden Worte alſo
eingerichtet.
Cor-
[187]Depoſition.
Cornutus.
Leget ſein Bekaͤnntniß ab, welches wir bereits
oben p. 166. angefuͤhrt, worauf ihm der Lehrmei-
ſter allerhand nuͤtzliche Lebensregeln vorſchreibt,
entweder in Verſen, oder in Proſa. Will man
eine Formel in Verſen leſen, ſo kan man ſelbige bey
Riſtenl. c. p. 38. nachſehen. Man bedienet ſich
aber ſolcher nicht allemahl mehr, weil ſie etwas hart
klinget, ſondern ein jeder Lehrmeiſter ſchreibt ihm
nach ſeiner Willkuͤhr etliche vor, deren Jnnhalt
etwa alſo lauten moͤgte:
- 1. Die erſte und vornehmſte Regel iſt: Die wah-
re Gottesfurcht ſey der Grund und Zweck eures
gantzen Thuns und Lebens. - 2. Was ihr wollet, daß euch andere thun ſollen,
das thut ihr ihnen auch. - 3. Die Ehre und das Aufnehmen der edlen Buch-
druckerkunſt ſetzet niemals aus den Augen. - 4. Um deßwillen befleißiget euch taͤglich in der Er-
kaͤnntniß und Wiſſenſchaft dieſer Kunſt zuzu-
nehmen, und glaubet nicht, daß ihr es in eurem
Wiſſen ſchon ſo hoch gebracht habt, daß ihr
nichts mehr beduͤrfet. - 5. Was ihr Gutes gelernet und erkannt habt, das
bringet hernach mit aller Treue und Aufrichtig-
keit zu Wercke. - 6. Wiſſet, daß ihr eure Kunſt nicht ſo wohl darum
gelernet habt, daß ihr dadurch nunmehr euer
Brodt verdienen koͤnnet; ſondern dazu ſeyd ihr
eigentlich darinne unterrichtet worden, daß ihr
GOtt und dem gemeinen Weſen damit dienen
ſollet.
7. Wenn
[188]Depoſition.
- 7. Wenn ihr dieſen Zweck euch in eurer Arbeit
vorſtellet, ſo faͤllet euch hernach auch ſo viel
von ſelbſten zu, daß ihr euch ehrlich nehren
koͤnnet. - 8. Euer Umgang mit andern ſey gegen Obere ehr-
erbietig, gegen eures gleichen freundlich und ver-
traͤglich, und gegen Geringere leutſeelig. - 9. Danckbar zu ſeyn, vergeſſet nicht, weil die
Danckbarkeit neue Wohlthaten zuwege bringet. - 10. Weil ihr nunmehr ein Verwandter und Mit-
glied einer edlen Kunſt ſeyd, ſo zeiget auch in eu-
rer Auffuͤhrung, daß ihr von dem Poͤbel unter-
ſchieden ſeyd. - 11. Dieſen loͤblichen Zweck zu erhalten, befleißi-
get euch in Ernſt der Tugend, und meidet die
Laſter. - 12. Grobheit und baͤuriſches Weſen ſuchet niemand
bey einem vernuͤnftigen Menſchen, geſchweige,
bey einem Kunſt-Genoſſen. - 13. Fahriſches Weſen und Schnortzen ſtreitet ſo
ſehr wider die Vernunft, daß die allerbeſte Sa-
che dadurch boͤſe gemacht wird, daß ſich auch der
geringſte Poͤbel deſſen ſchaͤmet. - 14. Eigennutz iſt ein Laſter, das niemanden mehr
ſchadet, als ſeinem eigenen Herrn, und zwar eben
in dem, da es ihm zu nutzen vermeinet. - 15. Eigenſinn verraͤth die Einfalt deſſen, der ſol-
chen von ſich blicken laͤſſet. - 16. Freundlichkeit, Beſcheidenheit und Demuth
ſind Tugenden, ſo einen Kunſtverwandten nicht
nur wohl anſtehen, ſondern ihm auch uͤberall und
bey allen beliebt machen. - 17. Eitele Einbildung von ſich ſelbſt und eigner Ge-
ſchick-
[189]Depoſition.
ſchicklichkeit, iſt keine Tugend, ſondern ein Laſter,
das ſeines Beſitzers Schwaͤche verraͤth. - 18. So lange ihr einem Herrn ſerviren muͤſſet, ſo
verſichert euch, ihr werdet euer wahres Jntereſſe
nicht anders befoͤrdern koͤnnen, als wenn ihr
eures Herrn Jnterreſſe befoͤrdert. - 19. Daher haltet es fuͤr eine Unart, wenn der Ge-
ſelle durch ſeine Arbeit den Herrn nicht reich
machen will, und ſich dadurch ſelbſt ſchadet, auch
GOttes Seegen entziehet. - 20. Bringet euch GOtt in den Herrn-Stand, ſo
vergeſſet nicht, wer ihr geweſen ſeyd, und laſſet
euch das Aufnehmen der Kunſt mehr, als eue-
ren eigenen Nutzen, angelegen ſeyn.
Jſt der Lehrmeiſter mit ſeinen Regeln fertig, ſo
verlangt er von den Zeugen zu wiſſen, was vor ei-
nen Denckſpruch ſie ihm geben wollen, da ſie ihm
alsdenn nach ihrem Gefallen einen ſagen. Z. E.
Omnia conando docilis ſolertia vincit, ora \& la-
bora, oder auch teutſch, z. E. Du haſt gefehlet bis
hieher, geh, beßre dich und thus nicht mehr. Hat
dieſen der Lehrmeiſter vernommen, ſo ſetzet er als-
denn dem Cornuten einen Crantz auf und beſtaͤtiget
ihn im Namen einer gantzen loͤblichen Geſellſchaft
zu einen ehrlichen Geſellen, und meldet ihm zugleich
vorerwehnten Denckſpruch. So bald dieſes ge-
ſchehen, treten die Zeugen herzu und uͤberreichen
dem neuen Geſellen ihre Geſchencke, wuͤnſchen ihm
zu ſeinem neuen Stand alles Gluͤck und Heyl, und
hiemit endiget ſich die gantze Depoſition. Nichts
iſt mehr uͤbrig, als daß der Nachredner nunmehr
auftritt und eine kurtze Rede haͤlt. Man bindet
ſich abermals an keine gewiſſe Formul, ſondern
ein
[190]Depoſitor, Druck, Drucken, Drucker, ꝛc.
ein jeder richtet ſolche ein, wie er ſie den Umſtaͤn-
den nach vor gemaͤß haͤlt
Depoſitor, was dieſer zu verrichten, kan man deut-
lich unter vorhergehendem Titul ſehen.
Druck, iſt zweyerley Schoͤndruck und Wiederdruck.
Der Schoͤndruck iſt der Abdruck des Bogens von
der erſten Seite der Forme; Wiederdruck iſt der
Abdruck von der andern Forme. Zu einem ſau-
bern Druck wird erfordert daß die Schrift ſcharf
und deutlich, die Farbe ſchwartz, das Pappier fein
und weiß, und der Text ohne Fehler ſey. Da-
bey aber auch der Drucker ſeine Aufſicht nicht er-
mangeln laſſen darf, damit alles fein ordentlich und
accurat gemachet werde.
Drucken, ſiehe Buchdrucken.
Drucker, Druckerey, Druckereyd, Drucker Jn-
ſtrumenta, ſiehe Buchdrucker, Buchdruckerey,
Buchdruckereyd, u. ſ. f.
Druckfehler, derſelben Urſprung, und wie ſie ver-
miethen werden koͤnnen und ſollen, weiſen die ver-
nuͤnftigen Gedancken p. 127.
E.
Einlage, oder Einlegegeld, iſt dasjenige, was ſo
wohl der Buchdruckerherr, Geſelle, als auch der
Cornut bey jeder halbjaͤhrigen Zuſammenkunft in
den Leichen-Fiſcum giebt, wovor den Jhrigen nach
derſelben Abſterben ein gewiſſes Geld zum Begraͤb-
niß ausgezahlet wird.
Erklaͤrung der Dedications-Vignette, ſiehe De-
dications-Vignette,
Errata, ſiehe Druckfehler.
Eſel, wird in der Druckerey ein gevierdtes Stuͤck
Holtz genennet, welches vor der Preſſe den Hau-
fen
[191]Eyd. Factor, Farbe, Farbeiſen, Farbenſtein.
fen Pappier traͤgt, damit der Drucker die eintzel-
nen Bogen deſto bequemer anfaſſen kan. Siehe
Tab. II.
Eyd, ſiehe Buchdruckereyd.
F.
Factor, heiſet bey Buchdruckereyen derjenige, wel-
cher alles anordnet, und uͤber alles und iedes die
Aufſicht hat. Es wird ihm davor woͤchentlich oder
jaͤhrlich ein gewiſſes Geld ausgemachet. Bey
Handlungen hat man ebenfalls Factores, welche
entweder in Abweſenheit, oder bey Abſterben des
Herrns die gantze Handlung dirigiren. Man hat
aber auch an auswaͤrtigen Orten Factores, welche
gegen etwas billiges, ſo die Kaufleute Proviſion
nennen, Waaren ein- und verkaufen, ſelbige ſpedi-
ren und fortſchaffen.
Farbe, ſiehe Firniß.
Farbeiſen, iſt dasjenige Jnſtrument, ſo bey Ausſtrei-
chung der Farbe auf dem Farbenſtein gebraucht
wird. Siehe Tab. II.
Farbenſtein, iſt ein hartes Stuͤck Holtz, worauf die
Farbe liegt. Siehe Tab. II.
Faſtnachtſchmauß, iſt ein altes Herkommen, da der
Buchdruckerherr ſeinen Geſellen eine kleine Ergoͤ-
tzung machet, damit er ſelbige zu ferneren Fleiß da-
durch deſto mehr aufmuntert.
Feile, dieſes Jnſtrument braucht der Drucker, wenn
er die Puncturen ſpitzig machen will. Siehe Tab. II.
Feuchtevaß, iſt ein Gefaͤß von Holtz, welches der
Drucker braucht bey Anfeuchtung des Pappiers.
Es muß ungemem reinlich gehalten werden.
Filtz, iſt ein aus Wolle, oder weichen Haaren, zube-
reiteter Zeug, welchen der Drucker bey Abziehung
einer
[192]Finalſtoͤcke, Firniß, Fluͤgelſchraube, ꝛc.
einer Forme gebraucht, wenn er ſelbige auf den
Bogen legt, damit ſich die Buchſtaben deſto beſſer
eindrucken.
Finalſtoͤcke, heiſſen die Frantzoſen Cu de lampe,
teutſch werden ſie ſ. v.Arſch genennet. Es ſind
allerhand in Holtz geſchnittene Figuren und Zierra-
then, welche man am Ende eines Wercks anbringt.
Damit nun ſolche nicht bloß, das Pappier anzu-
fuͤllen, da ſtuͤnden, ſo ſollten dieſe Stoͤcke vornem-
lich etwas vorſtellen, das mit dem Text eine Ver-
wandſchaft haͤtte. Auſſer dem aber ſollten ſie nie-
mals ſo breit, als die Breite des Drucks ſeyn,
weil dadurch ein Ubelſtand verurſachet wird. Ohn-
maßgeblich waͤre die beſte Proportion dieſe, daß
man die Breite in gewiſſe Theile abrheilte, als
⅞ \frac {6}{8} ⅝ ⅜ ⅛ ferner in ⅚ \frac {4}{6} ⅙ oder in ⅘ ⅗ ⅖ ⅕, inglei-
chen in ¾ \frac {2}{4} ½ ⅓ ⅔, ſo wuͤrde allezeit ein guter
Wohlſtand getroffen werden. Was die Hoͤhe
anlanget, ſo ſollte man ſich gleichfalls nach dem
Platz des Pappiers und der Breite richten.
Wenn man nach der Proportion verfahren will,
ſo muß ein ſolcher Stock niemals einen regulairen
Quadrat, oder Quadratum oblongum, als einen
Rahm einſchlieſen, welches aber wohl bey Vignet-
ten, oder Anfangs-Leiſten angehet.
Firniß, wovon, und wie ſolcher zubereitet wird, leh-
ret unſer wohlmeynender Unterricht ausfuͤhrlich,
p. 122.
Fluͤgelſchraube, iſt eine Schraube mit Fluͤgeln zu
Beſtaͤtigung der Preſſe gehoͤrig. Siehe Tab. II.
Forderzettel, iſt eine geſchriebene Einladung, welchen
der Oberaͤlteſte einer Geſellſchaft zuſchicket um die-
ſelbige zu fordern.
For-
[193]Format, Formatbuch, Forme, ꝛc.
Format, iſt die Groͤſſe der Columnen; Bey den
Buchbindern aber bedeutet es die aͤuſſerliche
Groͤſſe eines Buches: Die Formate ſind in Anſe-
hung ihrer Breite und Hoͤhe ſehr unterſchieden.
Wie ſelbige in Folio, Quart, Octav, Duodez, und
dergleichen mehr, zu ſchieſen ſind, wird in unſerer
bluͤhenden Buchdruckerkunſt von pag. 1. bis 23.
deutlich gezeiget.
Formatbuch, in dieſem wird Unterricht ertheilet, wie
man Formate ausſchieſen ſoll. Jnsgemein ſind
auch die Orientaliſchen Alphabete angehaͤnget, und
ſonſten allerhand, was ein Buchdrucker zu wiſſen
noͤthig hat.
Formen, heiſſen die zum Drucken einer Seite des gan-
tzen Bogens gehoͤrige Columnen, wenn ſie in die
Rahmen eingeſchraubt ſind, und in die Preſſe ge-
legt werden koͤnnen. Siehe Tab II.
Formenregal, iſt bey nahe nichts anders, als ein Re-
poſitorium mit Faͤchern, da man ſo wohl die ge-
ſetzten, als gewaſchenen Formen hinein ſetzet.
Siehe Tab. I.
Formenſchlieſen, was das ſey, wie es anzufangen
und wem es zugehoͤre, zeiget der wohlmeynende
Unterricht,p. 109.
Formenſchneider, dieſe Kunſt iſt noch aͤlter, als die
Kupferſtecher-Radir- und Etzkunſt, ja ſie iſt noch
eher, als die Buchdruckerkunſt geweſen. Unterdeſſen
iſt ſie mit der Buchdruckerkunſt ſehr nahe verwandt,
oder, doch wenigſtens ihr faſt unentbehrlich. Und
vielleicht hat ſie gar zur Erfindung der Buchdrucke-
rey das meiſte beygetragen. Jndem bekannt iſt,
daß man anfaͤnglich. Woͤrter, Zeilen, und gantze
Seiten auf beſondere Tafeln, und deren ſo viel,
Nals
[194]Formenſchneider.
als zu einem gantzen Werck noͤthig war, mit un-
ſaͤglicher Muͤhe und Unkoſten in Holtz geſchnitten
und hernach abgedruckt habe. Da nun aber die-
ſes nicht nur koſtbar, ſondern auch uͤberaus be-
ſchwehrlich war; So verfiele man endlich auf die
Verfertigung eintzelner Buchſtaben auf hoͤltzerne
Stoͤckgen, welche man zuſammen ſetzen, und wie-
derum zerlegen konnte. Dieſes trieb man ſo lang,
bis man ſo klug wurde dieſe Buchſtaben von Me-
tall zu gieſen. Jnzwiſchen kan man doch dieſe
Kunſt nicht gaͤntzlich entbehren, weil noch viele
Stuͤcken entweder in Metall zu koſtbar, oder, we-
gen der Schwere, zu unbequem ſind. Dahero
verfertiget uns ſelbige die Frontiſpicia, oder Titul-
blaͤtter, Leiſten, oder Vignetten, Finalſtoͤcke, oder
Cu de Lampe, Verſalbuchſtaben, gantze Schrift-
zeilen, beſondere Characteres, Stempel, verzoge-
ne Namen, Wappen, Blumen, Thiere, Men-
ſchen, Landſchaften und allerhand Dinge mehr, ſo
entweder zur Elaͤuterung eines Buches, oder zu deſ-
ſelben Zierde, etwas beytragen. Das Holtz, wel-
ches zu dergleichen Schnitten genommen wird,
muß durchaus dichte und harte ſeyn, damit man
ſolches in die Laͤnge und in die Quere fuͤglich ſchnei-
den kan. Jnsbeſondere iſt Aepfel-Birn- oder
Buchsbaum-Holtz darzu am bequemſten, wie-
wohl das letztere wegen ſeiner Haͤrte ſehr muͤhſam
zu ſchneiden, dahero aber auch ſehr theuer iſt.
Dergleichen Figuren und Schriften findet man ſo
wohl in gegenwaͤrtigem Buch, als auch in Faͤſchens
Ingenieur- und Kriegs-Lexico, in C Wolfs Ma-
thematiſchem Lexico, in Speranders ſingender
Muſe ꝛc. Bey dem Artickul Leiſten, werden wir
noch
[195]Fracht, Frachtbrief, Fracturſchrift, ꝛc.
noch etwas hievon ſagen muͤſſen, wohin wir alſo
unſere Leſer zugleich verweiſen.
Fracht, iſt entweder die Ladung, ſo man einem Fuhr-
mann, oder Schiffer, zu verfahren anvertrauet, oder
auch das Fuhrlohn, welches man vor ſolches Fah-
ren bezahlen muß. Jnsgemein verdinget man die
Fracht nach Centnern, Schiffpfunden, oder La-
ſten. Jſt ein Wagen, oder Schiff, gehoͤrig bela-
den, ſo ſagt man, ſie fahren mit voller Fracht;
Mangelt etwas daran, ſo heiſſen ſie es nur halbe
Fracht. Nehmen ſie etwas von dem Orte, wohin
ſie gefahren, wieder mit zuruͤck, ſo heiſſen ſie ſolches
Ruͤckfracht.
Frachtbrief, iſt ein offener Zettel, welcher dem Fuhr-
mann, oder Schiffer, ertheilet wird, worinnen ſo
wohl der Namen desjenigen, welcher etwas ſchi-
cket, als auch des andern, an welchen es geſchicket
wird, enthalten ſeyn muß, ingleichen des Fuhrmanns,
oder Schiffers, durch welchen eine Sache uͤber-
ſchickt wird; Es muͤſſen uͤberdieſes der Ort, woher
und wohin die Waaren gehen, und die abgeſchick-
ten Guͤter deutlich und ordentlich angegeben ſeyn,
damit nicht nur Zoͤllner und Geleitsverwalter zu
Land, und zur See die Kreutzer, ordentlich wiſſen
koͤnnen, was der Fuhrmann, oder Schiffer, aufge-
laden, ſondern auch, damit der Empfanger der
Waaren weiß, was ihm geliefert werden ſoll, und
wie viel Fracht bedungen worden ſey.
Fracturſchrift, deren Benennung und Figur, ſiehe die
Schriftprobe.
Fundament, iſt als das dritte Hauptſtuͤck in der Preſſe
anzuſehen. Es iſt dieſes entweder von Metall, oder
gutem harten Holtze verfertiget, welches ſehr glatt
N 2polirt
[196]Geburtsbrief, Geld, Generalſitz, ꝛc.
polirt ſeyn muß, damit kein Buchſtabe in der dar-
auf liegenden Forme weder zu hoch, noch zu niedrig
beym Abdrucken erſcheinen moͤge.
G
Geburtsbrief, iſt ein oͤffentliches Zeugniß desjenigen
Menſchen, welcher ſich bey einer Kunſt will aufdin-
gen und einſchreiben laſſen, daß er von ehrlichen
Eltern gezeuget und gebohren worden.
Geld, ein gewiſſes, bekommt der Geſelle von dem
Buchdruckerherrn, wenn er ſelbigen nicht vollauf
Arbeit geben kan; oder auch, wenn er die Aufſicht
uͤber etwas bekoͤmmt, daß er ſeine ordentliche Ar-
beit nicht verrichten kan.
Generalſitz, oder Seßion, geſchiehet alle halbe Jahr,
nemlich 14. Tage vor Oſtern und 14. Tage vor Mi-
chaelis, da die gantze Societaͤt bey dem der Zeit er-
wehlten Oberaͤlteſten erſcheinet, nachdem er ſolche
durch einen Forderzettel allen Gliedern wiſſen laſſen.
Jſt eine auſerordentliche Zuſammenkunft noͤthig, ſo
werden nur eintzelne Glieder darzu eingeladen.
Geſell, iſt bey Kuͤnſtlern und andern Profeßionen
derjenige, welcher ſeine Lehrjahre gebuͤhrend ausge-
ſtanden, und von den meiſten ordentlich loßgeſpro-
chen, und alſo berechtiget iſt, auf ſeiner Kunſt, oder
Profeßion, zu wandern, wo er hin will.
Geſellenbuch, in dieſes muß ein jeder fremder Ge-
ſelle bey dem Generalſitz ſeinen Namen, und Ort,
wo er her iſt, einſchreiben.
Geſellenmachen, ſiehe poſtuliren.
Geſellennamen, bekommt derjenige, welcher von
einer loͤblichen Geſellſchaft aus dem Cornuten-in
den Geſellenſtand erhoben wird, damit er anders-
wo richtig fortkommen kan.
Ge-
[197]Geſpan, Gieſerey, Gießzettel, Gießofen, ꝛc.
Geſpan, oder, nach alter Redensart Compagnon, iſt
derjenige, welcher mit einem andern an einer Preſ-
ſe arbeitet, da ſie denn einander Wechſelsweiſe die
Arbeit erleichtern; Bey den Setzern iſt es gleich-
falls gebraͤuchlich, da ihrer zwey an einem Werck
zugleich ſetzen, doch jeder vor ſich ins beſondere.
Anfuͤhregeſpan, heißt ſo viel als ein Jnforma-
tor, welchem ein junger Menſch von dem Buch-
druckerherrn uͤbergeben wird, damit er ſelbigen
treulich in allen Stuͤcken unterrichten moͤge, was
ihm zu Befoͤrderung ſeiner Wohlfarth nach ausge-
ſtandenen Jahren nuͤtzlich und noͤthig iſt. Er be-
kommt vor ſeine Muͤhe etwas gewiſſes an Geld.
Gieſerey, ſiehe Schriftgieſerey.
Gießzettel, ſiehe unſere eingedruckte Nachricht p. 134.
Gießofen, worinnen alles Zeug geſchmoltzen wird,
das zum Schriften noͤthig iſt. Wie ein ſolcher aus-
ſiehet, und anzulegen ſey, kan man deutlich auf
Tab. IV. ſehen.
Gorbel, iſt eine eiferne runde Stange, daran die
Waltze befindlich iſt. Siehe Tab II.
Greif, iſt ein Vogel, welcher in der Heroldskunſt
Weißheit, Geſchwindigkeit und Tapferkeit bedeu-
tet. Kayſer FriedrichIII. hat ſolchen den Buch-
druckern im Wappen zu fuͤhren allergnaͤdigſt zuge-
ſtanden, ſiehe Entwurff von Erfindung der
Buchdruckerkunſt,p. 6.
H.
Hammer, iſt ein bekanntes Jnſtrument: die Buch-
drucker brauchen ſelbigen bey der Preſſe ſehr oft.
Siehe Tab. II.
Hochzeit machen, heißt in Buchdruckereyen, wenn ein
Setzer auf einer Columne etwas doppelt geſetzet hat.
N 3Hofe-
[198]Hoferecht, Hudeley, Jmham, Jmpoſt, ꝛc.
Hoferecht, iſt auf Hofnung Leben, da man einem die
erſten 14. Tag lang einige Unordnungen nachſieht,
oder von dem ordentlichen Recht etwas nachlaͤßt.
Bey Druckereyen iſt es eine gewiſſe Strafe, welche
einem wegen ungebuͤhrlicher Auffuͤhrung zugeſpro-
chen wird.
Hudeley, ſiehe Pfuſcher.
J
Jmham, oder Anſchlag, beſtehet aus einem Riemen,
welchen der Drucker mit dem Fuß beruͤhret, damit
das daran ruhende Raͤhmgen herunter falle.
Jmpoſt, von Pappier, ſiehe Pappier.
Jnſignia, ſind nichts anders, als beſtaͤndige und nach
gewiſſen Regeln eingerichtete Kennzeichen, wodurch
die Geſchlechter, Geſellſchaften und eintzelne
Perſonen unterſchieden werden. Anfaͤnglich fuͤhrte
man ſelbige auf den Waffen, daher ſie auch ſonder
Zweifel Wappen genennet wurden. Es iſt ſchwer
zu beſtimmen, welches Volck ſelbige zuerſt gefuͤhret.
Schon in den aͤlteſten Zeiten fuͤhrte man auf Waf-
fen und Schiffen gewiſſe Jnſignia. Alleine, bey den
Teutſchen wurden ſie abſonderlich zu den Zeiten des
Kayſers Heinrich des Vogelſtellers im zehenden
Jahrhundert eingefuͤhrt. Hiezu gaben die Turnire
Gelegenheit, bey welchen die Ritter gewiſſe Zeichen
auf dem Schilden und Helmen fuͤhrten, damit ſie
dadurch von den Zuſchauern erkannt werden moͤg-
ten. Dieſe Zeichen haben hernach die Geſchlechter
beybehalten. Die Jnſignia ſind ſehr unterſchieden.
Jn Anſehung der Perſonen, welche ſie fuͤhren, ſind ſie
dreyerley, Geſchlechts-Geſellſchafts und Perſo-
nalwappen. Jn Anſehung der Sachen, welche durch
dieſe Zeichen angedeutet werden, ſind ſie wieder vie-
lerley,
[]
Conradus Kachelofen
Johannes Schoiffer
Jnſignia Tÿpographorum Lipſienſiun
Conradus Baumgarten
Jacob Berwaldt
Jo. Senſenſchmidt et Andr. Friefner
Michael Blum
Michael Lantzenberger
M. Ernſt Voe gelin
[]
Snſignia Jÿpographorum Lipſienſium
Wolffgang Monacenſern
Abraham Lamberg.
Nicolaus Faber.
Alias StorcKel. Phil Baccal
Jacob Thanner.
Valentin Schumañ
Jnſignia Tÿpographorum Lipſienſium
Nicolaus Wolrab.
Johann Beÿer.
Melchior Lotter.
Laurentius Cober.
Martin Lantiberg Phil Baccal
Samuel Spörl
[]
Jnſignia Tÿpographorum Lipſienſium
Foannes Khamba
[][]
NON TIMET
BENE SI HONESTE
AHH
[][]
INSIGNIA BITTORFIANA
[][]
Atavis Sigillis Corvscans
[][]
CVLTA BEAT.
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[][199]Jnſtrumenta, Jntroitus, Journal ꝛc.
lerley, als Stands-Herrſchafts-Gnaden-Schutz-
Heyraths-Erbſchafts und Unterſchiedswappen.
Alſo haben die Buchdrucker ein Geſellſchaftswap-
pen, welches ihnen der Kayſer Friedrich der Dritte
verliehen. Auf unſerer Dedications-Vignette ſte-
het es geſtochen und in dem Entwurf von Erfin-
dung der Buchdruckerkunſt beſchrieben. Unſere
aller erſten Vorfahren bedienten ſich ebenfalls der
Wappen auf ihren Buͤchern zu keiner andern Ab-
ſicht, als ihre Arbeit dadurch vor andern zu bemer-
cken, welche insgemein mit ihren Namen etwas
gleichkommendes vorſtellen, dann und wann auch
wohl gar nur ihren verzogenen Namen.
Jnſtrumenta, der Buchdrucker, ſiehe Buchdru-
cker und zugleich Tab. II.
‒ der Setzer, ſiehe Setzer, und zugleich Tab. I.
‒ der Schriftgieſer, ſiehe den kurtzen Bericht p. 130.
und Tab. IV.
Jntroitus, wird in Buchdruckereyen eine alte Ge-
wohnheit genennet, wenn ein Geſell von einem Herrn
angenommen wird, ſo giebt er durch Erlegung ei-
nes gewiſſen Geldes in der Officin ſeinen Neben-
geſellen zu erkennen, daß er nichts verfaͤngliches
auf ſich ſitzen hat: Wiedrigenfalls wird ſolches
von ihm nicht angenommen. Es wird auch intro-
duciren genennet.
Journal, ſiehe Tagebuch.
Jubilaͤum, oder Jubelfeſt, iſt eigentlich die Bege-
hung eines Freudenfeſtes, da man das Andencken
einer beſonders merckwuͤrdigen Begebenheit nach
Verfließung hundert Jahr mit allerhand Solen-
nitaͤten mit froͤlichem und danckbarem Gemuͤth ver-
neuert. Alſo hat man 1617. und 1717. ein Jubel-
N 4feſt
[200]Jurament, Juſtiren, Kaͤßgen, Kalgen, ꝛc.
feſt wegen der geſchehenen Reformation, 1630. und
1730 aber wegen Ubergebung des Augſpurgiſchen
Bekaͤnntniß gefeyert. Jn dieſem 1739. Jahr wird
man das Andencken der Reformation der hieſigen
Stadt wiederum begehen, und 1740. werden die
Buchdrucker am Johannis Tage g. G. wegen der
Erfindung der Buchdruckerey zum dritten mal ein
Jubelfeſt halten. Wie ſolches 1640. zum andern
mal allhier gehalten worden ſey, beſchreibet das Ju-
bilæum Typogr. Lipſ. Leipz. 1640. 4. ausfuͤhrlich.
Jurament, eines Cornuten, Buchdruckers, ſiehe
Cornut, Buchdruckereyd.
Juſtiren, heiſſen die Schriftgieſer, diejenige Handlung,
da ſie die Buchſtaben, richtig, gleich und eben
machen.
K.
Kaͤßgen, iſt vermuthlich ſo viel, als Caſus, ein Fall.
Ein Kaͤßgen machen, heißt man in Druckereyen,
wenn ſich ein Geſell mit ungebuͤhrlichen Worten
vergangen hat.
Kalgen, oder vielleicht Galgen, heißt dasjenige Ge-
ſtelle hinten am Laufbret, worauf der Deckel von
der Preſſe ruhet. Siehe Tab III.
Karn, iſt ein viereckigter Kaſten, welcher ſich auf dem
ſogenannten Laufbret befindet, worinnen das Fun-
dament liegt. Siehe Tab. III.
Kaſten, deren hat man in Druckereyen vielerley, wo-
rinnen, ſo wohl teutſche und lateiniſche, als auch
orientaliſche Schriften in beſondern Faͤchern lie-
gen. Ein jedes Fach iſt mit einem Buchſtaben be-
zeichnet, welchen es aufbehaͤlt. Siehe Tab. I.
Kegel, iſt die Hoͤhe einer Schrift, oder der Lettern.
Alſo ſagt man die Schrift hat einen gleichen, oder
unglei-
[201]Keil, Kladde, Klopfholtz, Knecht, ꝛc.
ungleichen Kegel, d. i. die Lettern haben einerley
Hoͤhe, oder nicht. Man hat verſchiedene Kegel,
oder Hoͤhen, die aber in Druck nicht einerley aus-
fallen. z. E. wird Cicero auf Mittelkegel gegoſſen,
ſo lauft ſie viel weiter aus, als wenn ſie die or-
dentliche Hoͤhe, oder Kegel, hat. Sie ſieht unge-
mein praͤchtig aus, und iſt eine Zierde eines
Buchs. Pappier und Koſten gehoͤren aber dazu.
Keil, ſind kleine Stuͤcken Holtz, welche bey nahe vier-
eckigt ſind, womit der Drucker ſeine Forme in der
Preſſe feſte macht, daß ſolche nicht fortgehet, oder
fortruͤcket.
Kladde, oder Klitter und Strazzenbuch, in dieſes
wird aufgeſchrieben, was taͤglich vorfaͤllt, woraus
man es alsdenn in das Hauptbuch ordentlich ein-
traͤgt.
Klopfholtz, iſt ein laͤnglicht viereckigtes Stuͤck Holtz,
welches ſo wohl die Setzer, als Drucker, brauchen,
auf die Formen zu legen, wenn ſie die Littern gleich
ſchlagen wollen. Siehe Tab. I.
Knecht, dieſen Namen fuͤhrt ein Geſelle bey Vollzie-
hung eines Poſtulats. Seine Verrichtung beſte-
het darinnen, daß er dem Depoſitori den Cornu-
ten uͤberbringen muß. Was er vor Reden dabey
im Munde fuͤhrt, kan man oben unter dem Titul
Depoſition nachſehen.
Kornmaaß, ein viereckigtes Kloͤtzgen, welches aus
Stahl, oder Meßing beſtehet; Man braucht ſol-
ches in Schriftgieſereyen. Siehe Tab. IV.
Krantz, von Stroh, wird gebraucht bey dem Firniß
ſieden, die Blaſe darauf zu ſetzen, wenn man ſolche
vom Feuer nimmt, damit das Oel wegen der
kuͤhlen Erde nicht uͤberſteigen moͤge. Siehe Tab. I.
N 5Kro-
[202]Krone, Kupferdrucker, Kupferſtecher.
Krone, heißt das oberſte Theil an der Preſſe, wel-
ches ſie zuſammen haͤlt, und ihr zugleich eine Zier-
de giebt.
Kupferdrucker, dieſe Wiſſenſchaft, hat ohne Zwei-
fel ihren Anfang, wo nicht zugleich mit der Erfin-
dung des Kupferſtechens, doch gewißlich nicht lan-
ge hernach, genommen, indem man darinnen immer
mehrern Vortheil ausgeſonnen hat; Es iſt hoͤchſt-
noͤthig, daß ein jeder Kupferſtecher ſelbſten wiſſe,
wie ein guter Druck zu machen, und was darzu er-
fordert werde. Die darzu gehoͤrigen Sachen aber
ſind gut Pappier, eine gute Preſſe, welche alſo zu-
ſammen gerichtet, daß die Waltzen und das dar-
zwiſchen gehende Bret, darauf das Kupfer liegen
muß, wohl und accurat auf einander treffen, gute
Filtze, und gute Farbe, ſo zu Franckfurt am Mayn
am beſten gemacht und verkaufft wird; Der Druck
iſt alſo zu machen: Die Farbe muß mit gebrann-
ten Lein- oder, welches faſt beſſer iſt., mit Nußoel
abgerieben werden; Hierauf wird die Platte mit ei-
ner gelinden Glut wohl eingeſchwaͤrtzt, mit zarten
Hadern abgeputzt, alsdenn auf das Bret, und der zu-
vor angefeuchtete Bogen Pappier darauf gezogen.
Ob nun ſchon dieſes alles dem erſten Anſehen nach
ſehr leicht, ſo gehoͤret doch ſonderbahrer Fleiß darzu,
und ſind die radirten Sachen am leichteſten, die ge-
ſtochenen ſchwehrer, die von ſchwartzer Arbeit (oder
Kunſt) am ſchwehreſt- und muͤhſamſten zu drucken.
Ein guter Kuͤnſtler, wenn er Fleiß und Zeit darauf
verwenden will, kan und darf ſeine Sachen ſelbſt
drucken
Kupferſtecher, iſt derjenige, welcher auf ein wohl-
polirtes Kupfer allerhand Figuren zierlich zu rei-
ſen,
[203]Kupferſtecherkunſt, Lade, Ladenvater, ꝛc.
ſen, und kuͤnſtlich einzugraben weiß, daß ſie vermit-
telſt einer Preſſe auf Pappier koͤnnen abgedruckt
werden. Dieſe abgedruckten Figuren heiſſen als-
denn Kupferſtiche.
Kupferſtecherkunſt, iſt eine beſondere und bewun-
dernswuͤrdige Kunſt, da allerhand Figuren und Ab-
bildungen, wie wir bereits unter vorhergehenden
Titul bemercket, auf oder in Kupfer geſtochen wer-
den. Dieſe Kunſt beſtehet gleichſam aus drey be-
ſondern Kuͤnſten, nemlich Stechen, Radiren, und
der ſo genannten ſchwartzen Arbeit. Sie iſt mit
der Buchdruckerkunſt ſehr nahe verwand, ja ſie
dienet ihr oͤfters zur Zierde.
L
Lade, iſt bey der Jnnung ein zierlich verfertigter
viereckigter, oder laͤnglichter Kaſten, worinnen die
Privilegia, Briefſchaften, wie auch der Vorrath
an Geld verſchloſſen aufbehalten wird. Wird die
Lade bey oͤffentlichen Verſammlungen eroͤffnet, ſo
bedeutet dieſes gleichſam die Hegung des Gerichts,
der Ladenvater giebt durch einen Vortrag zu ver-
ſtehen, warum die Verſammlung angeſtellet wor-
den, ingleichen wird von Einnahm und Ausgabe
Rechnung abgeleget, oder, wenn ſonſten von aus-
waͤrtigen Geſellſchaften etwas eingelaufen, Rath
gehalten, und Beſcheid ertheilet.
Ladenvater, ſiehe Oberaͤlteſter.
Lagen ſind 8. in einander geſteckte abgedruckte Bo-
gen, wovon alſo dreye ein Alphabet ausmachen.
Lagen machen, heißt in Druckereyen allemal 8. ge-
druckte Bogen in ihrer Ordnung in einander ſtecken.
Laufbret, oder Karn, iſt eine Machine bey der Preſſe,
an welcher ſich unten die Klammern befinden. Man
hat
[204]Laufgeld, Lauge, Laugentopf, Leder, ꝛc.
hat zweyerley Arten, nemlich zu hohlen und zu er-
habnen Schienen. Es liegt ſolches auf den Unter-
balcken Siehe Tab II.
Laufgeld geben, heißt man, wenn ein Herr von einem
fremden Ort Geſellen verlangt, ſo uͤberſchicket er ent-
weder ſo gleich, oder verwilliget etwas gewiſſes zu
den Reiſeunkoſten.
Lauge, iſt ein ſaltzigtes Waſſer, welches vermittelſt
heiſen Waſſers aus allerhand Aſche gezogen wird,
indem das Waſſer alle in der Aſche ſteckende Saltze
loͤſet, an ſich ziehet, und mit ſelbigen ſich vereiniget.
Bey Druckereyen reiniget man die Schriften da-
mit, wenn ſie von der Preſſe kommen, von der daran
haͤngenden Farbe.
Laugentopf, iſt ein Kupfernes Gefaͤß, worinnen die
Lauge gekocht wird.
Leder, braucht man zu Verfertigung der Ballen.
Das gemeinſte, ſo man darzu nimmt, iſt das Alaun-
oder, halb gewalcktes Kalbleder, welches leztere et-
was dauerhafter iſt.
Lehr, iſt die Zeit, welche ein junger Menſch zubringen
muß die Kunſt zu lernen. Waͤhrender dieſer Zeit
heißt er. ein
Lehrjunge, der ſich entſchloſſen die Kunſt zu lernen.
Jnsgemein ſind bey den Buchdruckern 5. bis 6.
Jahr darzu beſtimmt. Jedoch es kommt auf die
Beſchaffenheit der Perſon auch etwas an, zumal,
wenn der Herr einem Jungen wegen Armuth alles
anſchaffen muß. Ein ſolcher junger Menſch muß
auch zugleich ſeinem Herrn und Geſellen mit auf-
warten. Sind die beſtimmten Jahre vorbey, ſo
wird er loßgeſprochen, und er tritt alsdenn in den
Cornutenſtand.
Lehr-
[205]Lehrherr, Lehrmeiſter, Leichen machen, ꝛc.
Lehrherr, iſt derjenige Buchdruckerherr, bey wel-
chem ein Lehrjunge ſeine Jahre ausſtehen muß, die
Kunſt zu lernen.
Lehrmeiſter, was dieſer zu verwalten, zeiget der Titul
Depoſition.
Leichen machen, heißt man in Druckereyen, wenn
ein Setzer gantze Zeilen im Setzen von dem Manu-
ſcript auſengelaſſen hat.
Leiſten, werden als eine Zierrath uͤber Vorreden, und
Zuſchriften, uͤber den Anfang eines Buchs, Diſpu-
tation, und allerhand Verſe geſezt. Sie machen
allerdings ein Buch beliebt, wenn der Formenſchnei-
der ſeinen Fleiß und Geſchicklichkeit dabey bewieſen
hat. Meiſtentheils werden ſie aus Birn- oder
Buchsbaumholtz verfertiget. Hauptſaͤchlich kommt
es darauf an, daß ein Formenſchneider eine gute Er-
findungskraft beſitzet, und alsdenn gehoriger maſſen
Licht und Schatten wohl zu treffen weiß, wie es ihm
vorgezeichnet iſt. Soll es dunckel werden, ſo muß
der Zeichner dichte und ſtarcke Striche machen, da
er hingegen weitlaͤuftigere und zarte Striche zeichnen
muß, wenn es hell und licht werden ſoll. Sollen
gerade Striche erſcheinen, ſo muͤſſen ſie von gleicher
Staͤrcke gezeichnet werden. Runde und krumme
Schnitte muͤſſen frey und nicht furchtſam gefuͤhret
werden. Halbrunde Schnitte, dergleichen bey Glo-
rien, oder Scheinen, muͤßen immer nach und nach
ſchwaͤcher werden, und ſich gleichſam unvermerckt
verliehren. Man klagt zwar insgemein, daß die
zarten Spitzen gar bald ſtumpf wuͤrden, und es iſt
auch wahr; Alleine die Schuld liegt an den For-
menſchneidern. Haͤtten dieſe die Spitzen flach und
ſchreg eingeſchnitten, ſo koͤnnte man ſelbigen allemal
wie-
[206]Leuchter, Liedlohn, Lieferungszettel, ꝛc.
wieder nachhelfen, wenn ſie ſtumpf worden waͤren.
So aber werden ſie unbrauchbar. Der Formen-
ſchneider bedienet ſich zu ſeiner Arbeit allerhand Meſ-
ſergen von verſchiedenen Gattungen, ingleichen aller-
hand Bohrer. Das Holtz, worauf die Zeichnung
kommt, wird mit Bleyweiß, ſo in Gummi Waſſer
abgerieben, gantz duͤnne und gleich uͤberſtrichen, und
alsdenn die Zeichnung, wenn ſie hinten mit Roͤthel
zugerichtet, drauf gedruͤcket, welche hernach in daſ-
ſelbige gegraben wird. Hier iſt noch anzumercken,
daß die Leiſten, gleichwie auch die Finalſtoͤcke, mit
den Buchſtaben, oder Littern, einerley Hoͤhe haben
muͤſſen. Siehe auch Formenſchneider, Finalſtoͤcke.
Leuchter, ſoll nur von Holtz gemachet, inwendig mit
Bley ausgegoſſen, und oben, wo das Licht darauf
geſteckt wird, mit einem Schuͤßelgen verſehen ſeyn,
damit er nicht ſo leicht umfallen, und keine fette Un-
reinigkeit in die Littern kommen kan. Siehe Tab, I.
Liedlohn, das verdiente und verdingte Lohn derjeni-
gen, welche als ordentliche und gebrodtete Haußge-
noſſen und Geſinde dienen, ingleichen die als Tage-
loͤhner und um einen geſetzten verglichenen Lohn ar-
beiten, ohne daß ſie zu ihrer Arbeit einer Zuthat noͤ-
thig haben.
Lieferungszettel, wird dem Fuhrmann gegeben, wel-
cher etwas uͤberbracht hat. Man muß in ſelbigem
deutlich angeben, ob es einheimiſches, oder fremdes
Guth iſt. Jm letztern Fall, muß der Werth darzu
geſetzet werden.
Linie, bey den Columnentitul ſollte ſelbige des Wohl-
ſtands wegen mit einer Petitqvadratzeile geſetzet
werden. Werden ſolche mit Stuͤck-Linien geſetzet,
ſo verurſachen ſie einen Ubelſtand.
Lit-
[207]Littern, Maculatur, Maͤnngen ꝛc.
Littern, ſiehe Schrift.
M.
Maculatur, heißt man insgemein gedrucktes Pap-
pier, welches entweder verdorben worden, oder ſon-
ſten keinen Abgang findet, dahero man ſolches zu
weiter nichts, als zum einpacken gebrauchen kan.
Maͤnngen, aufmaͤnngen, heißt man, wenn man ein
ſchon gedrucktes Buch alſo wiederum aufs neue ab-
ſetzt, daß Columnen mit Columnen accurat mit ei-
nander uͤberein kommen.
Manual, iſt ein Handbuch, wohin alles eingetragen
wird, was taͤglich vorfaͤllt. Jns beſondere heißt es
bey denen, ſo auf Rechnung ſitzen, dasjenige Buch,
worein ſie ihre taͤgliche Einnahme und Ausgabe
ſchreiben, und alsdenn ihre ordentlichen Rechnungen
daraus verfertigen.
Manuſcript, iſt ein mit der Hand geſchriebenes Buch.
Vor der Erfindung der Buchdruckerey hat man
von andern Buͤchern nichts gewuſt. Hievon haben
wir bereits unter dem Wort Buch gehandelt.
Martiniſchmauß, iſt eine dergleichen Ergoͤtzung, als
der Faſtnachtsſchmauß, welchen der Herr ſeinen
Geſellen giebt.
Mater,cochlea fœmina, iſt dasjenige Stuͤck von ei-
ner Schraube, worinnen die Spindel, cochlea mas,
herum gehet. Bey der Buchdruckerpreſſe iſt dieſe
Mater in den obern Balcken mit zwey Schrauben
befeſtiget, welche insgemein von Meßing gegoſſen iſt.
Siehe Tab. II.
Matrice, iſt ein geſchmiedetes und auf einer Seite ſehr
glatt geſchliffenes viereckigtes Stuͤck Kupfer, in wel-
ches der Buchſtabe, ſo gegoſſen werden ſoll, einge-
ſchlagen, und auf allen Seiten hernach ſehr accurat
geſchlif-
[208]Matricul, Meiſel, Memorial, ꝛc.
geſchliffen wird, welches man juſtiren heißt. Sie-
he Tab. IIII.
Matricul, heißt auf Univerſitaͤten dasjenige Buch,
in welches die Studenten, Buchdrucker und an-
dere dahin gehoͤrige Perſonen, eingeſchrieben wer-
den. Wer nun immatriculirt iſt, wird als ein
Glied, oder Verwandter derſelben angeſehen, und
hat ſich ihres Schutzes zu erfreuen.
Meiſel, iſt ein angeſtaͤhltes eiſernes Jnſtrument, wel-
ches dann und wann ein Heft von Holtz hat Der
Buchdrucker braucht ſolches zu Weghauung der
Brillen oder Abſatz des Buchſtabens. Siehe Tab. II.
Memorial, ſiehe Manual.
Meßbeſoldung, wird dasjenige Geld genennet, wel-
ches ein Geſelle von einer Meſſe bis zur andern bey
dem Herrn ſtehen laͤßt.
Meſſer, braucht der Drucker die Unreinigkeit von den
Ballen abzuputzen, wenn er ſelbige angefeuchtet hat.
Montag, iſt der andere Tag in der Wochen und hat
ſeine Benennung von Alters her von dem Monde,
weil er ſelbigen gewiedmet war. Bey Zuͤnften und
Profeßionen heiſſen es die Geſellen ein enguten Mon-
tag machen, wenn ſie die Arbeit liegen laſſen, und ih-
rer Ergoͤtzung nachgehen.
Moͤnchbogen, heißt man einen ſolchen abgedruckten
Bogen, da eine, oder etliche, Columnen aus Verſe-
hen mit den Ballen gar nicht getroffen worden, und
alſo weiß bleiben. Man nennet es auch einen
Moͤnchſchlag.
Muͤntz-Eiſen- und Stahlſchneider, haben eine be-
wundernswuͤrdige Kunſt. Sie muͤſſen nicht nur
geſchickt zeichnen, und in Wachs poußiren, ſondern
auch in Stahl vornehmlich wohl eingraben koͤnnen.
Es
[209]Muͤtterlein, Nachdruck, Nachrede.
Es wird von ihnen erfordert, daß ſie Helmdecken,
Wappen, Blumen, Laubwerck, Gebaͤude und Land-
ſchaften wohl vorzuſtellen wiſſen, in der Ferne ge-
lind, in Vorhang hertzhaft, Luft und Waſſer blanck,
das uͤbrige aber matt, abſonderlich aber die nach
dem Leben alleraͤhnlichſten Bilder. Zu dem Stahl
brauchen ſie allerhand Arten von Grabſticheln und
vielerley Puntzen. Die Schrift ſencken ſie mit
Buchſtaben, ſo in Stahl geſchnitten, ein, wie man
ſie verlanget. Jhre Jnſtrumenta verfertigen ſie ſich
insgemein ſelbſt. Jnzwiſchen iſt ihre Arbeit, wenn
ſie auch noch ſo gut gemacht iſt, gleichwohl ſehr
mißlich, weil ſie bey der Einpraͤgung leichtlich
ſpringet.
Muͤtterlein, iſt nichts anders, als was wir oben unter
dem Wort Mater beſchrieben haben, nur mit dem
Unterſchied, daß dieſes kleiner iſt. Siehe Tab. II.
N.
Nachdruck der Buͤcher, iſt leider ſo bekannt, daß
man ihn nicht erſt beſchreiben darf, ohngeachtet er
bey hoher Strafe verbothen iſt. Wird etwas von
dergleichen Nachdruck eingebracht, ſo wird es ſo
lange im Arreſt behalten, bis die Strafe erleget wor-
den, laut allergnaͤdigſten Mandats Johann
Georgs, Churfuͤrſtens zu Sachſen, den 23. May
1620.
Nachrede, oder Epilogus, heißt diejenige Rede mit
welcher die Depoſition eines Cornutens beſchloſ-
ſen wird. Jnsgemein iſt es eine Danckſagung,
wenigſtens ſollte es eine ſeyn, denn dieſes iſt der End-
zweck. Bey Johann Riſten ſteht eine in Verſen
und eine in Proſa. Man wird mir aber verzeihen,
wenn ich ſage, daß beyde nicht nach dem Geſchmack
Ounſe-
[210]Nachredner, Nachſchuß.
unſerer Zeiten eingerichtet ſeyn. Vielleicht koͤnnte
ſie alſo eingerichtet werden:
und Hochgeehrteſte Herren,
Werthgeſchaͤtzte Zuſchauer,
Sie alle haben uns jetzo ein deutliches Merckmahl
von ihrer ſchaͤtzbaren Freundſchaft und Wohlge-
wogenheit an den Tag geleget, indem es Jhnen be-
liebig geweſen, unſerer Handlung nicht nur zahl-
reich beyzuwohnen, ſondern auch ſelbiger durch ihre
angenehme Gegenwart eine beſondere Zierde zu
geben. Jch habe Befehl, Jhnen allerſeits davor
den verbundenſten Danck abzuſtatten, und zugleich
ergebenſt zu bitten, daß ſie alles was gegenwaͤrtig
vorgenommen worden nicht uͤbel, ſondern zum be-
ſten, auslegen moͤgen. Denn unſere Abſicht dabey
iſt redlich und aufrichtig, weil wir damit nichts
anders anzeigen wollen, als daß ein neuangehender
Geſelle unſerer loͤblichen Kunſt allen Untugenden
abſagen, der Tugend hingegen ſich aͤuſerſt befleißi-
gen ſolle. Werden ſie mir demnach die Gefaͤllig-
keit erweiſen, und meine Bitte Statt finden laſ-
ſen; So verſichere ich ihnen allerſeits, daß wir uns
eifrigſt bemuͤhen werden, unſere Danckbefliſſenheit
bey aller Gelegenheit wiederum ſehen zu laſſen.
Leben ſie unterdeſſen wohl und vergnuͤgt: Jch aber
habe die Ehre uns alle deroſelben Freundſchaft und
Wohlwollen beſtens zu empfehlen.
Nachredner, iſt derjenige, welcher mit einer kurtzen
Rede den Beſchluß bey der Depoſition macht.
Siehe den vorhergehenden Titul.
Nachſchuß, ſiehe Zuſchuß.
No-
[211]Noten, Oberaͤlteſter, Pappier.
Noten, ſind Zeichen in der Muſik, wodurch die Tho-
ne ausgedruͤcket werden. Wie ſolche in Drucke-
reyen zu ſetzen, kan man p. 142. ſehen.
O.
Oberaͤlteſter, oder Ladenvater, iſt derjenige Buch-
druckerherr, welcher jaͤhrlich beym Oſtergeneralſitz
von der gantzen loͤblichen Geſellſchaft erwehlet
wird, daß er die Lade in Verwahrung behalte,
uͤber Einnahm und Ausgabe richtige Rechnung fuͤh-
re, und ſolche der ſaͤmmtlichen Geſellſchafft jaͤhrlich
bey Niederlegung ſeines Amts abſtatte, ingleichen
auch bey Eroͤfnung der Lade den Vortrag thue.
P.
Pappier, ein feines Blat, kuͤnſtlich zubereitet, darauf
man ſchreiben kan. Der Zeug, woraus Pappier
gemacht wird, ſind alte Lumpen, oder Hadern, die
zu ſolchem Ende unter einem beſondern Privilegio in
Staͤdten und auf dem Lande durch die Haderlum-
pen Kraͤmer aufgeſucht werden, und iſt niemand
befugt, uͤber den ihm vorgeſchriebenen Kreiß in eines
andern Graͤntze uͤberzutreten. Wie alt die Kunſt
ſey, iſt nicht eigentlich bekannt, indem ihre Erfindung
von einigen in das funfzehende, von andern aber
mit mehrerm Grund zuruͤck in das vierzehende
Jahrhundert geſetzet wird. Der Ort, wo es berei-
tet wird, wird die Pappiermuͤhle, und der Meiſter,
ſo es bereitet, ein Pappiermacher genannt. Die
Art und Weiſe iſt folgende: Die Hadern, oder
alte Lumpen, werden in der Muͤhle ausgeſucht, und
nach ihrer Feine beſonders gelegt, zu unterſchiedenen
Gattungen des Pappiers angewendet zu werden.
Jede Sorte wird beſonders eingenetzt, und uͤber ein-
ander gelegt, biß ſie zur Faͤulung kommen, alsdenn
O 2mit
[212]Pappier.
mit dem Hadermeſſer gehackt, nachmals einge-
feucht, und wieder gehackt, bis ſie gut ſind, auf dem
Geſchirre geſtampfet, und zu Zeug gemacht werden.
Das ſogenannte Geſchirre beſtehet in einem ſtar-
cken Loͤcherbaum, oder dicken Bloch, in welchem
groſſe langrunde Loͤcher ausgehoͤlet, und mit Blat-
ten, d. i Schalenformigen Eiſen, ausgelegt, in wel-
che die Stampfen einfallen. Dieſe ſind mit beſchla-
genen Keilen, welche an der Schwinge befeſtiget,
verſehen, welche die Geſtalt eines Hammers haben.
Die Schwinge wird an den Hinterſtauden mit ei-
nem eiſernen Boltzen, an dem ſie ſich bewegen kan,
forne aber zwiſchen den Vordernſtauden alſo ge-
halten, daß ſie ſich nicht verruͤcken kan, und durch die
in den Wellbaum des Waſſerrades ſteckenden He-
bels dergeſtalt in die Hoͤhe gehoben, daß ſie im Her-
abfallen das Stampfen verrichtet. Die zerhackte
Hadern werden eingetragen, d. i. in das Geſchirr
gethan, und wenn ſie 24. Stunden geſtampfet wor-
den, geleeret, d. i. mit dem Leerbecher aus dem Ge-
ſchirre geraffet, in das Leerfaß gefaſſet und weg-
getragen. Dieſes heiſſet halber Zeug, welcher nach-
gehends wieder eingetragen, und ſo lange geſtampf-
fet wird, bis er es genug hat, und dann heiſſet er gan-
tzer Zeug. Derſelbe wird in den Zeugkaſten, ſo
von Bretern zuſammen geſchlagen, geſchaffet, in
Hauffen gelegt, und mit der Zeugpritſche derb ge-
ſchlagen. Von dannen wird das noͤthige genom-
men, in dem Buͤttloch, d. i. einem groſſen Trog, in
Waſſer zerlaſſen, in die Butte, d. i. ein groſſes Faß,
in welchem eine kupferne Blaſe eingerichtet, durch da-
rein gelegtes Feuer, den Zeug aufzuwaͤrmen, geſtuͤr-
tzet, mit der Buͤttkruͤcke nothduͤrfftig umgeruͤhret,
durch
[213]Pappier.
durch den Buͤttknecht mit der Forme, welches ein
hoͤltzerner Rahm, von beliebter Groͤſſe, an einer
Seite mit feinem meßingen Drath, worein das Zei-
chen mit angefuͤgt, uͤberzogen, geſchoͤpffet, alſo, daß
die Forme bloß in den Zeug getuncket, und was da-
ran hangen blieben, nachdem das Waſſer abgelauf-
fen, von der Form auf den Filtz, den der Gautſcher
auf dem Gautſchbret vor ſich hat, gedrucket werde,
ſo lange bis daß 7. Buch erfuͤllet werden, welche einen
Buſcht ausmachen. Dieſes wird in die Preſſe ge-
bracht, das Waſſer wohl daraus gedruckt, folgends
das Pappier geleget, d. i. die von dem Filtz nach ein-
ander abgenommene Bogen, durch den Leger auf
ein Bret gebracht, vermittelſt der Schleppe, ſo ein
Bretlein mit Tuch uͤberzogen, gleich auf einander
gebuſcht, und Rießweiſe zuſammen gelegt, von dan-
nen an den Ort, wo zu ſolchem Ende eine Menge haͤ-
rene Stricklein ausgeſpannet ſind, gebracht, und
daran aufgehaͤnget, bis ſie wohl getrocknet, hierauf
geſchelet, d. i. Bogenweiſe von einander geſondert,
und endlich ſortiret; So weit gehet die Arbeit mit
dem Druck- und allerley Pack- oder Loͤſchpappier
zum Schreibpappier gehoͤret ferner, daß es ge-
netzt, d. i. in dem Leimitaͤnder durch Leimwaſſer
gezogen, hierauf geworffen, d. i. Bogenweiſe aus
einander genommen, und mit dem Creutz aufgehan-
gen, zum zweyten mal in Leim, oder Alaunwaſſer
durchzogen, und wieder getrocknet, unter der
Schlagſtampfe, welches ein ſchwerer an das
Waſſer gerichteter Hammer, oder mit einem Glett-
ſtein auf der Glettplatte glatt gemacht, endlich ſor-
tiret, der Ausſchuß, d. i. zerriſſene, oder ſonſt untuͤch-
tige, Bogen ausgeworffen, und darvon gethan, das
O 3uͤbri-
[214]Pappier.
uͤbrige in Buͤcher und Rieße zuſammen geſchlagen
werde. Ein Buch Schreibpappier hat 24. Druck-
pappier 25. Bogen, ein Rieß 20. Buch, und ein
Ballen 10. Rieß. Ein Pappiermacher muß 4.
Jahr und 14. Tage in der Lehre ſtehen, wenn er aus-
gelernet und loßgeſprochen wird, gibt er einen Lehr-
Braten, d. i. eine Mahlzeit. Nachdem Unterſcheid
der Arbeit bekommen die Geſellen verſchiedene Na-
men, derer einige ſchon angefuͤhrt. Ein Meiſter-
knecht iſt, der an ſtatt des Meiſters eine Werckſtatt
verſorget. Der Muͤhlbereiter hat acht auf die
Geſchirre, daß ſie gehoͤrig verſorget werden. Son-
derlich theilen ſich die Pappiermacher in Stampf-
fer und Glaͤtter: Jene lgaͤtten ihr Pappier unter
der Schlagſtampfe, dieſe Bogenweiſe mit einem
Stein, oder zugerichteten Holtz. Sie duͤrffen nicht
laͤnger als 14. Tage bey einander arbeiten, und
wenn jemand von der einem Zunft zu der andern
uͤbergehen will, muß er ſich einkauffen. Wenn ein
Geſell eines ehrenruͤhrigen Verbrechens ſchuldig
worden, wird er aus dem Handwerck verſtoſſen, und
kan nicht wieder darein aufgenommen werden.
Das Pappier iſt mancherley. Nach ſeiner Groͤſſe
theilet es ſich 1) in Regalpappier, ſo aus gar groſ-
ſen Lagen beſtehet, die zu Landkarten u. d. g. ge-
brauchet werden: 2) in Medianpappier, ſo das
Mittel haͤlt, zwiſchen dem vorhergehenden und dem
3) ordinairen, oder gemeinen, welches an Groͤſſe auch
unterſchieden; und endlich 4) in Cavalierpappier
welches das kleineſte, und bloß zu Briefſchreiben die-
net Nach ſeinem Gebrauch wird es unterſchieden
in Schreibe-Druck-Pack Loͤſch u d. g. Pappier.
Das erſte iſt nach ſeiner verſchiedenen Guͤte fein
Poſt-
[215]Pappier.
Poſtpappier, gemein Schreibpappier von ver-
ſchiedenen Sorten, Cantzleypappier, ſo zu reinen
Schriften, Conceptpappier, ſo das geringſte, und
zu Concepten in Cantzleyen und Schreibeſtuben ge-
braucht wird. Druckpappier iſt, welches nicht ge-
leimt, daher es durchſchlaͤgt, und allein zu Druck-
ſchriften dienet; Packpappier iſt weiß grau, oder
blau, und dienet allerley Waaren einzuſchlagen;
Loͤſchpappier, oder Schrentz, iſt das geringſte und
dient in den Apothecken zu Teuten und zum einwi-
ckeln. Vor der Erfindung unſers Pappiers wur-
den feine Rinden von gewiſſen Baͤumen gebraucht,
ſonderlich aber die Blaͤtter von dem Egyptiſchen
Schilf, Papyrus geheiſſen; Die Chineſer machen
ihr Pappier aus Blaͤttern von Bambusrohr, aus
Lumpen von Baumwollen, und aus Seiden. Das
baumwollene iſt an Guͤte dem Frantzoͤſiſchen gleich,
das ſeidene aber ſo fein, daß es mehrentheils nur
auf einer Seite kan beſchrieben werden. Die Ma-
leyen und ihre Nachbarn ſchreiben mit einem eiſer-
nen Griffel auf die Blaͤtter eines Baums, den ſie Ma-
carequeau nennen, und ein Geſchlecht der Palmen
iſt, die daraus zugeſchnittene Blaͤtter, oder Taͤfelein,
durchbohren ſie in der Mitte, und ziehen dadurch eine
ſeidene Schnur, welches alſo ihre Buͤcher ſind. Die
Perſer machen ihr Pappier von Cattunlumpen, und
glaͤtten es rein mit einem Steine, oder Muſchel. Der
Einwohner auf der Jnſel Madagaſcar Pappier iſt
gelb, und wird aus dem Baſt des Baums Abo,
bey nahe wie bey uns, bereitet, aus welchem Baſt
auch ein Garn, ſo zart wie Seide, geſponnen wird.
Die Tuͤrcken, wenn ſie ein beſchriebenes Blaͤttlein
O 4Pap-
[216]Pappier.
Pappier an der Erden finden, heben es ehrerbietig
auf, und legen es an einen ſaubern Ort, damit, wenn
etwa der Name GOttes darauf geſchrieben waͤre,
derſelbe nicht entehret werde. Das Frantzoͤſiſche
Pappier iſt wegen ſeiner Weiſe, Feine und Feſtigkeit,
welche Tugenden es zugleich an ſich hat, vor allen
andern beruͤhmt, und wird ein unglaublicher ſtar-
cker Handel damit getrieben.
Pappierabgaben, ſo wohl beym Aus-als Eingang,
wie viel zu geben, ſiehe den kurtzen Unterricht,
p. 140.
‒ feuchten, heißt in der Druckerey, wenn man ſel-
biges halbe Buch weiß durchs Waſſer ziehet; Es
wird hernach allemal ein halbes Buch trockenes dar-
zwiſchen gelegt und mit Steinen eingeſchwehrt, da-
mit ſichs durchziehet. Beym Schreibpappier wer-
den nur 6. Bogen auf einmal genommen.
‒ Haͤndler, ſollen kein Pappier auſerhalb Landes
verſchaffen, laut allergnaͤdigſten Mandats vom 8.
Novembr. 1704.
‒ Jmpoſt, wie viel vom Stempelpappier ſo wohl,
als vom Schreib-Druck- und andern Pappier gege-
ben werden muß, lehret ein beſonderes Ausſchreiben
von Jhro Koͤnigl. Majeſt. Friedrich AuguſtiII. vom
17. Junii 1700. Um das Stempelpappier wollen
wir uns hier nicht bekuͤmmern, weil es vor die Her-
ren Rechtsgelehrten gehoͤret; Vom ungeſtempel-
ren Pappier aber muß ein jeder innlaͤndiſcher
Pappiermacher ſogleich auf der Pappiermuͤhle
nach ſeiner Pflicht dem hierzu beſtellten Einnehmer
abgeben: Von einem Buch Poſt- und Cantzleypap-
pier 3. Pf. thut ein Rieß 5. Gr. Von einem Buch
Schreib-
[217]Pappier.
Schreib- oder Conceptpappier 2. Pf. thut ein Rieß
3. Gr. 4. Pf. Von einem Buch gemein Druckpap-
pier, ingleichen Maculatur und Ausſchuß einen Pf.
thut ein Rieß 1. Gr. 8. Pf. Von einem Buch fein
Schreib-Median- und Realpappier 1. Gr. thut ein
Rieß 20. Gr. Alle dieſe Abgaben ſchlaͤgt alsdenn
der Pappiermuͤller auf ſein Pappier, und die Kaͤu-
fer muͤſſen ihm alſo dieſelbigen wieder mit bezah-
len. Was aber Ballenweiſe aus dem Lande ge-
het iſt von dieſen Jmpoſten frey.
Pappiermuͤhle ein Gebaͤu mit ſeinem Zubehoͤr, Pap-
pier daſelbſt zu machen. Es wird dazu erfordert
die Muͤhle mit ihrem Rade und Geſchirre, die
Werckſtube, eine beſondere Stelle fuͤr die Lum-
penfaͤule, eine Leimkuͤche, eine Glaͤttſtube, Waſ-
ſer, und Haͤngboden, welche geraum ſeyn muͤſſen,
nachdem des Pappiers viel gemacht wird, auſer den
Wohnungen fuͤr Meiſter und Geſellen. Eine Pap-
piermuͤhle bedarf einen ſtarcken Waſſerfluß, und ein
reines weiches Waſſer, wenn anderſt das Pappier
ſchoͤn weiß, und gut gerathen ſoll; Und weil es eine
koſtbare Arbeit, davon der Gewinn auf den ſtarcken
Vertrieb beruhet, ſo mag eine Pappiermuͤhle
ſchwerlich mit Vortheil angeleget werden, wo man
nicht der Tuͤchtigkeit des Waſſers, eines genugſamen
Vorraths an Hadern, und eines zulaͤnglichen Ab-
gangs verſichert iſt. Jn Holland findet man Muͤh-
len, da der Zeug nicht durch Stampfen, ſondern mit
mehrerm Vortheil durch reiben bereitet wird.
‒ Spaͤhne, ſind diejenigen Abſchnitte von den Buͤ-
chern, welche die Buchbinder machen, ſie verkaufen
ſolche hernach an die Pappiermacher.
O 5Pap-
[218]Pappier, Pasquille, Pergamentirer.
Pappierumſchlagen, heißt diejenige Handlung in
der Druckerey, wenn man das gefeuchtete Pappier
unterſucht, ob es an jedem Ort gleiche Feuchtig-
keit hat, wo nicht, ſo wird ihm mit einem
Schwamm voll Waſſers nachgeholfen und vom
neuen wieder eingeſchwehret.
Pasquille, ſind ſolche Schriften, die man ohne ſeinem
Nahmen zu Beſchimpfung anderer heraus giebt,
und darinnen ihnen allerhand Schandthaten vor-
ruͤcket. Buchdrucker ſollen dergleichen Schriften
nicht drucken, laut ergangenen Befehls Hertzog
Moritzens zu Sachſen vom 10. Jan. 1549. in-
gleichen Johann GeorgensIII, vom 5. Decembr.
1683. Friedrich AuguſtensII, Koͤnigs in Pohlen
und Churfuͤrſtens zu Sachſen vom 18. Mertz 1702.
Pergamentirer, heißt derjenige, welcher aus Kalb-
Schaaf- oder Ziegenfell Pergament auf eine be-
ſondere Weiſe durch Beitzung des Kalches verfer-
tiget. Das Pergament hat ſeinen Namen von
Pergamo, einer Stadt in klein Aſien, bekommen,
weil ſich derſelben Koͤnige des Pergaments am er-
ſten bedienet, darauf zu ſchreiben. Das feine
Pergament, welches ſehr zart und rein ſeyn muß,
und ſonſten auch Jungfernpergament genennet
wird, dienet zu allerley Schriften, welche von einer
langen Dauer ſeyn ſollen, zum Exempel, Privilegia,
Lehnbriefe u. d. g. darauf zu ſchreiben Das ge-
meine Pergament, ſo auf einer Seite rauch, auf
der andern aber geglaͤttet iſt, wird zum Buͤcherein-
binden gebrauchet. Bey Buchdruckereyen wird
von einer ſolchen Haut der Deckel an der Preſſe
damit uͤberzogen. Will man Schreibtafeln da-
von
[219]Pfaffe, Pfaͤnngen, Pfuſcher, ꝛc.
von machen, ſo muß es beſonders darzu zubereitet
werden.
Pfaffe, heißt nach altem Gebrauch der Lehrmeiſter,
welcher bey Beſtaͤtigung eines neuen Geſellens
demſelbigen guten Unterricht ertheilet, wie er ſich
kuͤnftig in ſolchem Stand auffuͤhren ſoll. Wie
dieſer ſeine Lehren einrichten koͤnne, haben wir be-
reits unter dem Titul Lehrmeiſter angemercket.
Pfaͤnngen, iſt insgemein vom Stahl, worinnen der
Zapfen von der Spindel gehet. Siehe Tab. II.
Pfuſcher, oder Hudler, iſt ein ungeſchickter Menſch,
der ſeine Kunſt nicht ordentlich und bey einem recht-
maͤßigen Herrn erlernet, und die geſetzten Jahre
gebuͤhrend ausgeſtanden hat. Oder, ein ſolcher
Menſch, der ſich den gehoͤrigen Ordnungen und Ge-
braͤuchen bey Profeßionen nicht unterwuͤrfig ma-
chen will.
Poſtulatvater, wird derjenige genennet, bey welchem
ein Poſtulat verrichtet wird. Er muß Sorge tra-
gen, daß die darzu gehoͤrigen Perſonen mit Speiß
und Tranck verſehen werden. Ohne einem Poſtu-
latvater kan kein Poſtulat vor ſich gehen. Jn Er-
mangelung eines Zeugens kan er deſſen Stelle
vertreten.
Poſtuliren, heißt man denjenigen eingefuͤhrten Ge-
brauch bey den Buchdruckern, wenn ſie einen Cor-
nuten, nachdem er vorhero bey einer Geſellſchaft
darum gebuͤhrend angehalten, zum Geſellen ma-
chen und beſtaͤtigen. Hat nun ein Cornute die
Beſtaͤtigung erhalten, ſo genieſet er hernach eben
das Recht, als andere Geſellen bereits haben. Zu
dieſer Handlung gehoͤren fuͤnff tuͤchtige Perſonen,
als
[220]Preſſe.
als der Pfaffe, oder Lehrmeiſter, Depoſitor, Knecht,
und zwey Zeugen. Siehe auch Depoſition.
Preſſe, iſt eine bekannte Machine, welche eines von den
noͤthigſten Stuͤcken in Druckereyen iſt. Wir ha-
ben ſelbige nach verjuͤngtem Maaßſtab in Kupfer
deutlich vorgeſtellet. Nunmehro wollen wir ſie auch
kuͤrtzlich mit allen dazu gehoͤrigen Stuͤcken deutlich
beſchreiben, wie ſie ſich auf unſerer Tab. III. befin-
den. Es beſtehet aber ſelbige aus zwey Waͤnden A.
und zwey Balcken, als Ober- B. und Unter-Balcken
C. die Waͤnde ſind mit Fuͤſſen verſehen D. An der
Seite befindet ſich das Geſtelle, an der einem Wand
E. worauf der Farbenſtein G. ruhet; Jn die Preß-
waͤnde iſt die Bruͤcke F. ſo aus zweyen ſtuͤcken Holtz
beſtehet, eingelaſſen, in dem Oberbalcken, beſindet ſich
ein rundes Loch H. worinnen die Meßinge Mater lie-
get, zwiſchen der Bruͤcke gehet die Buͤchſe I. durch
welche 4. Hacken I. gehen, woran der Tiegel L. feſt
gemacht wird, welcher gleichfalls 4. Hacken I. hat,
und mit Klaffterſchnuren K. angebunden iſt; Oben
an der Preſſe befindet ſich die Crone M. an der Seite
der lincken Preßwand die Ballknechte, N. an dem
eiſernen Bengel P. befindet ſich die hoͤltzerne Scheide
O. und wird ſolcher durch eine Fluͤgelſchraube Q. be-
feſtiget, an der Spindel, R. iſt das Geſtelle, an der
andern Wand worauf das Hintertheil des Farben-
ſteins ruhet. S. ſind die 2. Balcken, worauf die Schie-
nen ſich befinden. T. iſt die Gorbel, ſo ein langes
rundes Eiſen, woran die Waltze X. ſich befindet, V.
iſt der Karren mit dem Laufbret. W. iſt der Deckel
der mit der Pergament Haut umgeben. Z. iſt der
Kalgen, worauf ſelbiger ruhet.
Preß-
[]
Preßbuͤrſte, brauchet man die Unreinigkeiten, welche
auf die Forme gefallen, wegzunehmen.
Privilegia, ſind beſondere Freyheiten, oder Begnadi-
gungen, welche hohe Potentaten eintzelnen Perſo-
nen und Geſellſchaften angedeyhen laſſen. Der-
gleichen Kayſer Friedrich III, den Buchdruckern er-
theilet. Siehe den Entwurf von Erfindung der
Buchdruckerkunſtp. 6. Jnsgemein werden den
Buchdruckern zweyerley Privilegia gegeben. Ein
mal, in Anſehung ihres Aufenthalts, oder Aufrich-
tung ihrer Officinen. Denn es giebt Oerter, wo die
Officinen auf eine gewiſſe Anzahl geſetzt ſind. Zum
andern aber bekommen Buchdrucker, wie Buch-
haͤndler, Privilegia uͤber ihre gedruckte Buͤcher, we-
gen des Nachdruckes, wenn ſolche gebuͤhrend geſu-
chet werden. Es ſind aber ſolche nicht auf immer-
waͤhrend, ſondern gemeiniglich nur auf eine gewiſſe
Zeit beſtimmt, laut des allergnaͤdigſtens Reſcripts
Johann Georgs Churfuͤrſtens zu Sachſen vom
5. Jul. 1635. Jſt ſelbige Zeit zu Ende, ſo iſt auch
das Privilegium aus, und es verfaͤllt ſolches, wo es
nicht vom neuen wieder geſucht und erhalten wird.
Privilegirte Buͤcher, muͤſſen ohne Saumſeeligkeit in
Sachſen in das Ober-Conſiorium bey Strafe einge-
ſendet werden, laut allergnaͤdigſten Befehls Churfuͤr-
ſten ChriſtiansII zu Sachſen vom 18. Aug. 1609.
Prologus, wird diejenige Rede genennet, welche ge-
halten wird, ehe man die Depoſition eines Cornu-
tens anfaͤngt. Der Jnnhalt derſelben iſt will-
kuͤhrlich, insgemein aber iſt es eine kurtze Lobrede auß
die Buchdruckerey. Wie ſolche ungefehr eingerich-
tet werden koͤnne, wird ein Verſuch lehren, welcher
ſich unter dem Titul Vorredner befindet.
Pun-
[222]Puncturen, Puncturzangen, ꝛc.
Puncturen, ſind zwey ſpitzige Eiſen an dem Deckel der
Buchdruckerpreſſe, an welche der Bogen eingeſto-
chen wird, damit er ſich nicht verruͤcken kan, wenn
er uͤber die Forme geſchlagen wird.
Puncturzangen, ſiehe Zange.
Putzen, heißt in Buchdruckereyen die Littern von der
Farbe reinigen, wenn von derſelben gar zuviel dar-
auf gebracht worden iſt, daß man ſie nicht einmal
unterſcheiden kan.
R.
Rahme, iſt ordentlich Leiſtenwerck, worein etwas ein-
gefaſſet, aufgeſpannet, oder damit umgeben wird.
Bey Buchdruckereyen iſt die Rahm von Eiſen und
viereckigt gemacht, in welche die Columnen eingeſetzt
und mit Schrauben zuſammen geſchloſſen werden.
Siehe Tab. II.
Rahmeiſen, ſind die zwey Eiſen, ſo bey den Schrau-
ben liegen und von ſelbigen zum Antreiben regiret
werden, die Forme, oder Schrift, feſt zu ſchrauben.
Siehe Tab. II.
Raͤhmgen, iſt ebenfalls ein eiſerner Rahm an dem De-
ckel mit zwey Gewinden angemacht, welches die ge-
druckten Bogen feſt haͤlt, damit ſelbige bey Nieder-
legung des Deckels nicht herausfallen koͤnnen. Das
Eiſen wird mit Pappier umkleiſtert und nach der im
Fundament liegenden Forme gleich ausgeſchnitten,
damit dasjenige weiß bleibet, wo keine Littern, oder
Schrift, hinkommen ſoll.
Rechnen, geſchiehet meiſtentheils alle 14. bey einigen
aber, alle 8. Tage, da ein Herr in Augenſchein
nimmt, was der Geſelle verfertiget hat. Da denn
der Setzer ſeine Formen, der Drucker aber ſeine
Rechenbogen darbringet und beyde den noch zu for-
dernden
[223]Rechenbogen, Regal, Regiſter.
dernden Reſt des Geldes bis zur Meß ſich anmer-
cken laſſen, welches alsdenn Meßbeſoldung genen-
net wird.
Rechenbogen, werden diejenigen abgedruckten Bo-
gen genennet, welche ein Drucker liefert und darauf
anmerckt, wie ſtarck die Auflage von jedem geweſen,
wodurch er ſeine verfertigte Arbeit zugleich beweißt.
Regal, ein von Holtz gemachtes Geſtelle, worauf die
Setzerkaͤſten ruhen. Siehe Tab. I.
Regal worauf die Formen geſetzt werden. Siehe For-
menregal, und Tab. I.
Regiſter, iſt ein Buch, in welches bey Handlungen die
Briefe, und alles noͤthige mehr in eine alphabetiſche
Ordnung eingetragen wird, daß man ſelbige bey
ereignenden Fall gleich nachzuſuchen weiß. Son-
ſten iſt das Regiſter bey einem Buch ein alphabeti-
ſches Verzeichniß aller abgehandelten Sachen.
Regiſter halten, wird von den Buchdruckern erfor-
dert, daß jede Seite, oder Columne, genau mit
einander uͤbereinkommen.
Reibeſtein, nebſt dem Loͤſer, wird bey Druckung ei-
nes rothen Tituls gebraucht, damit der Zinnober
unter den Firniß zubereitet wird. Siehe Tab. II.
Revidiren, was es ſey, und wenn es geſchehen muß,
lehret der wohlmeynende Unterricht, p. 111.
Reviſionsbogen, uͤberreicht der Drucker dem Se-
tzer, ehe er fort drucket, damit er ſolchen noch ein-
mal genau uͤberſehen moͤge, ob alles richtig cor-
rigirt ſey. Es kan von Rechtswegen nicht eher
mit dem Abdruck fortgefahren werden, als bis die-
ſes geſchehen.
Riemen, ſind von gutem Leder abgeſchnittene Strei-
fe, welche unten an der Welle feſt gemacht und um-
ſchlun-
[224]Roͤthelkaͤſtlein, Rothgieſer, Ruß, ꝛc.
ſchlungen werden, ein Ende davon an das Lauf-
bret, das andere aber hinten an der Preſſe, den
Karn damit hinein und wieder heraus zu treiben.
Siehe Tab. II.
Roͤthelkaͤſtlein, iſt dem Setzer zu ſeiner Bequem-
lichkeit in das Tenackel gemacht. Siehe Tab. I.
Rothgieſer, iſt derjenige, welcher aus geſchmoltzenen
Metallen in gewiſſe Formen allerley Dinge zu gie-
ſen weiß. Dieſe Wiſſenſchaft iſt ſehr alt, und ſchon
zu Moſes Zeiten bekannt geweſen. Bey Drucke-
reyen gieſet er die Spindel und Mater, als ein noth-
wendiges Stuͤck von der Preſſe. Es muß aber ſehr
accurat ſeyn. Siehe Tab. II.
Ruß, Kienruß, heißt der irrdiſche und fluͤchtige Theil,
welcher von den durch das Feuer verzehrten Din-
gen in den Rauch ſteiget, und ſich im Rauchfange an-
ſetzet. Es giebt beſondere Rußhuͤtten, da ſelbiger
geſammlet und alsdenn verfuͤhret wird. Bey Buch-
druckereyen bedienet man ſich ſelbigens die Farbe
damit zu machen, oder ihn unter den Firniß zu mi-
ſchen. Er muß aber rein ſeyn, ſo viel als nur moͤg-
lich iſt, ſonſt macht er die Formen und Druck zu
ſchanden.
S.
Saͤge, ein bekanntes Werckzeug. Zu deſſen Erfin-
dung ſoll eine Schlange, oder Fiſchkiefer, Gelegen-
heit gegeben haben, weil man wahrgenommen, in-
dem man damit von ungefehr Holtz gerieben, daß
die Zaͤhne tief einſchnitten. Siehe Tab. II.
Scheer, iſt ein Jnſtrument von Stahl, oder doch we-
nigſtens angeſtaͤhlt, und zum ſchneiden zubereitet.
Siehe Tab. II.
Schie-
[225]Schienen, Schiff, Schiffvortheil, ꝛc.
Schienen, ſind von Eiſen verfertiget, worauf das
Laufbret, vermoͤge der Waltzen, gehet. Man hat
zweyerley Arten, nemlich hohle und erhabene. Die
hohlen ſind wohl die nuͤtzlichſten, weil die Verſchwen-
dung des Baumoͤls nicht ſo groß iſt, als bey den
erhabenen.
Schiff, heißt bey Druckereyen dasjenige Jnſtrument
von Holtz, worinnen der Setzer die Columnen ver-
fertiget, mit Bindfaden, oder ſogenannten Colum-
nenſchnur, ausbindet und ſolche durch Huͤlfe der in
Schiff ſich befindlichen Schiffzunge aufs Bret brin-
get. Siehe Tab. I.
Schiff, Vortheil-, heißt dasjenige Schiff, worein der
Setzer dasjenige ſetzet, was im vorhergehenden Bo-
gen ſchon geſetzt iſt, und in dem andern wieder ge-
braucht werden kan Siehe Tab. I.
Schließnagel, heißt dasjenige eiſerne Jnſtrument,
womit der Setzer und Drucker die an der Rahm be-
findlichen Schrauben anziehen kan. Siehe T. I. \& II.
Schloͤſſer, oder Kleinſchmid, welcher Schloͤſſer und
andere Beſchlaͤge, oder auch ſonſt allerhand gefeilte
Schmiedearbeit, wodurch er ſich von Grobſchmidten
unterſcheidet, verfertiget, die dann und wann ſehr
kuͤnſtlich iſt. Bey Buchdruckereyen iſt er unentbehr-
lich abſonderlich bey Bauung einer Preſſe, und bey
Verfertigung einer guten Rahme.
Schluͤſſel zum Muͤttergen, iſt dasjenige eiſerne Jn-
ſtrument, womit man ſelbiges zudrehet. Siehe T. II.
Schnalle, iſt ebenfalls von Eiſen, damit das Raͤhm-
gen an Deckel feſt gemacht wird, damit das hinein
gelegte Pappier nicht heraus fallen kan. S. Tab. II.
Schoͤndruck, nennet man den Abdruck der erſten
Forme, oder Seite, eines gantzen Bogens.
PSchrau-
[226]Schrauben, Schraubenſtock, ꝛc.
Schrauben, ſind in der Mechanik einfache Machinen,
oder Ruͤſtzeuge, in Geſtalt eines Cylinders, um wel-
che gleichſam eine ſchiefliegende Flaͤche herum ge-
wunden iſt, die man die Gaͤnge zu nennen pflegt.
Wenn dieſe Gewinde an dem Cylinder befindlich
ſind: ſo heißt man ſie ſchlechterdings die Schraube,
und den Cylinder die Spindel; Sind aber die Gaͤn-
ge inwendig in der hohlen Flaͤche eines ausgehoͤhl-
ten Cylinders: ſo nennet man ſie die Schrauben-
mutter, oder nur ſchlechterdings, die Mutter.
Derſelben braucht man in Druckereyen bey den
Rahmen und der Preſſe. Jedoch ſind ſelbige von
einander unterſchieden. Siehe Tab. II.
Schraubenſtock, hat zwey Balcken, welche unten mit
einem Gelenck zu ſammen halten, in der Mitte durch
eine Feder von einander geſperret werden, und oben
mit zwey wohl auf einander ſchlieſenden Enden das
Maul machen, darzwiſchen die Arbeit gefaſſet, und
vermittelſt der Stockſchraube mit dem Schluͤſſel feſt
eingeklemmet wird. Die großen ſind an der Werck-
ſtatt befeſtiget, die kleinen werden in der Hand ge-
halten, dahero ſie auch Handſtoͤcklein heißen. Sie-
he Tab. IV.
Schraubenzieher, iſt dasjenige Jnſtrument, womit
man die Schrauben weiter hinein ſchraubet, wenn
man ſelbigen ſonſten nicht beykommen kan. Sie-
he Tab. II.
Schriftprobe, ſiehe p. 145. ſqq.
Schwamm, deſſelben bedienet man ſich in Drucke-
reyen beym Formenwaſchen. Siehe Tab. II.
Setzer, iſt in der Druckerey derjenige, welcher aus
dem ihm vorgelegten Exemplar die Littern in Zei-
len, Columnen und gantze Formen abſetzet; Und
wenn
[]
[227]Setzerinſtrumenta, Setzbret, ꝛc.
wenn ſolche abgedruckt, ſie wiederum in ihre gehoͤrige
Kaͤſten einleget.
Setzerinſtrumenta, dieſe werden alle auf gegenwaͤr-
tiger Tab. I, nach beyliegendem verjuͤngten Maaß-
ſtab zu ſehen, und jedes Namen dabey zu leſen
ſeyn. Wir haben bereits jedes ins beſondere un-
ter ſeinem Anfangsbuchſtaben beſchrieben, einige
aber davon werden noch beſchrieben werden. Un-
ſere Vorfahren haben dieſe Jnſtrumenta alle mit
einander in Verſe gebracht, welche wir unſern Le-
ſern nicht mißgoͤnnen, ſondern mittheilen, wollen.
Sie heiſſen aber alſo:
Setzbret, iſt ein Bret, worauf der Setzer die Colum-
nen, wenn er ſolche vorhero im Schiffe zubereitet, ſe-
tzet, oder ausſchlieſet. Siehe Tab. I.
P 2Setz-
[228]Setzlinie, Signatur, Spatel, ꝛc.
Setzlinie, iſt von Meßing, oder andern Blech, verfer-
tiget. Es dienet ſolche dazu, daß, wenn der Setzer
eine Zeile in den Winckelhacken ausgeſchloſſen, er
ſolche dazwiſchen leget, weil ihm ſonſt die erſte Zeile
leichtlich verhindern koͤnnte. Siehe Tab. I.
Signatur, heiſſen die Buchdrucker denjenigen Buch-
ſtaben, welchen ſie nach der Ordnung des Alpha-
bets unter die erſte Columne eines jeden Bogens ſe-
tzen. Jſt die Anzahl der gedruckten Bogen ſtarck,
ſo fangen ſie wieder von fornen an, jedoch mit dem
Unterſchied, daß ſie alsdenn das a, und ſo fort, zwey,
hernach drey- und mehrfach, ſo viel als noͤthig, wie-
derholen. Es iſt dieſes hoͤchſt noͤthig, damit der
Buchbinder die Bogen nicht mit einander verwech-
ſeln, und man in kurtzer Zeit uͤberſehen kan, welches
collationiren heißt, ob das Buch richtig, oder de-
fect, ſey.
Spatel, ein Werckzeug von Holtz, an einem Ende
blatt und etwas breit, mit einem Stiel. Die Dru-
cker bedienen ſich deſſelben bey Vermiſchung des
Firniſſes mit dem Ruß. Siehe Tab. II.
Spatium, iſt eigentlich der Raum uͤber, oder unter,
der Columne. Es darf ſolcher, wenn ihn der Buch-
drucker beſchnitten, niemals ſchmaͤler, als der Steg,
wohl aber breiter, ſeyn. Das Spatium rechter
Hand der Columne ſoll wenigſtens noch halb, oder
noch einmal ſo breit, als der Steg ſeyn. Denn die-
ſes giebt dem Buch nicht nur eine Zierde, ſondern es
iſt auch nuͤtzlich, daß man ſich hernach etwas darauf
anmercken kan. Unterdeſſen kommt viel aufs Pap-
pier an. Sonſten heißen auch gegoſſene Stuͤckgen
von Metall, worauf nichts geſchnitten, Spatia,
welche zwiſchen die Woͤrter geſetzet werden.
Spieß,
[229]Spieß, Spindel, Stege.
Spieß, wird ein Spatium genannt, wenn es ſich in
die Hoͤhe begeben und mit abgedrucket worden. Es
macht einen Ubelſtand, wenn ſolche ſtehen bleiben,
welchem aber fleißige Correctores abhelfen koͤnnen.
Spindel, was ſie ſey, kan man unter dem Titul
Schraube leſen. Jedoch wir muͤſſen ſie hier noch
etwas deutlicher, als das erſte Hauptſtuͤck an der
Preſſe, beſchreiben. Es wird ſelbige von Meßing,
oder von gutem Eiſen gemacht. Die Schraube
K. iſt mit drey biß 4. Gewinden, oder Schweifen
verſehen, die ſich neben einander zugleich hinauf
kruͤmmen, damit ihre Bewegung deſto geſchwinder
auf und herunter gehe. Denn waͤre ſie nicht alſo ge-
macht, ſondern haͤtte wie die gewoͤhnlichen Schrau-
ben, nur ein eintziges Gewinde, ſo wuͤrde ſie viel
langſamer beweget werden, ja nach dem Geſetz der
Bewegung erfolgen, daß, wenn der Buchdrucker
mit dem BengelP. jene Schraube einmal, dieſe
nothwendig drey, oder vier mal, herum ziehen muͤſte.
Wenn dieſe vierfache Schraube nach der Kunſt
gedrehet, ſo wird uͤber dieſelbe eine Huͤlſe, oder, wie
man es nennet, eine Mutter aus Metall gegoſ-
ſen. Laͤſſet ſich nun die Spindel, nach dem der
Guß uͤber die Schrauben gefallen, nicht aus der
gegoſſenen Mutter herauswinden, ſo iſt es eine An-
zeigung, daß die Leitſpindel nicht recht nach dem
Circul getheilet, und folgends die Gewinde in derſel-
ben nicht juſt eingeſchnitten worden. Jngleichen
befinden ſich darinnen viereckigte Loͤcher, worein der
Bengel geſteckt wird.
Stege, ſind von Holtz bereitet und werden zwiſchen die
Columnen eingetheilt. Sie ſind dreyerley Gat-
tung: Mittel-Creutz- und Bundſtege. Nach Be-
P 3ſchaf-
[230]Stellſchraube, Stempel, ꝛc.
ſchaffenheit des Formats ſind ſie wiederum von ver-
ſchiedener Groͤße. Bey Duodez ſollen ſie nie unter
ein und einem viertel Zoll, bey Octav nie unter drey
und einem achtel Zoll, bey Qvart nie unter ein und
einem halben Zoll, bey Medianoctav und Qvart nie
unter fuͤnff und einem viertel Zoll und bey Folio nie
unter drey und einem viertel Zoll breit ſeyn. Breiter
koͤnnen ſie wohl, aber nicht ſchmaͤler, ſeyn. Je brei-
ter ſie ſind, je mehr Zierde geben ſie einem Buch, je
koſtbahrer wird aber auch der Druck.
Stellſchraube, iſt eine ordentliche Schraube, damit
die Schnalle, worauf der Bengel ruhet, an der
Preßwand angeſchraubt iſt. Siehe Tab. II.
Stempel, heißt in Schriftgieſereyen dasjenige Jnſtru-
ment, welches aus einem laͤnglichten Stuͤck Stahl
gemacht wird. Auf ſelbiges wird der Buchſtabe mit
einem Grabſtichel geſtochen, und das Eiſen herum
recht ſubtil abgefeilet, dergeſtalt, daß am aͤuſerſten
Theil deſſelben der Buchſtabe bloß ſtehet.
Stempelſchneider, ſiehe Muͤntz- und Eiſen-
ſchneider.
T.
Tabelle, des Schriftkegels, oder Zeilen, wie viel nem-
lich eine Schrift gegen die andere Zeilen austraͤgt,
iſt beſonders p. 144. eingeruͤckt.
‒ Welche mir zeiget, welches die erſte Zahl eines je-
den Bogens von vielerley Format ſey, iſt gleichfalls
p. 243. beſonders nachzuſehen.
Tagewerck, heißet nach dem Saͤchſiſchen Landrecht
die Arbeit derjenigen Leute, welche ſie taͤglich um
ihre Nahrung arbeiten muͤſſen. Bey Druckereyen
aber bedeutet es die geſetzte Arbeit, welche die Ge-
ſellen
[231]Tagebuch, Tenackel, Tiegel, ꝛc.
ſellen verfertigen ſollen: Ein Setzer nemlich eine be-
ſtimmte Anzahl von Formen, ein Drucker aber eine
gewiſſe Anzahl von 1000. abgedruckter Boͤgen, was
ſie druͤber machen heißt Uberſtich.
Tagebuch, oder Journal, iſt dasjenige Buch bey
Handelsleuten und andern die Gewerbe treiben,
wohin alles geſchrieben wird, was taͤglich vorfaͤllt.
Aus dem Tagebuch werden hernach die Hauptbuͤ-
cher gemacht, welche mit ſelbigem bekraͤftiget wer-
den. Siehe auch Manual.
Tenackel, iſt ein laͤnglichtes Holtz, welches unten ei-
nen Stachel hat, damit es an die Setzkaͤſten geſte-
cket wird. Auf daſſelbige ſtecket der Setzer das
Exemplar, welches er ſetzen will, und befeſtiget ſol-
ches mit dem Diviſorio, welches wie ein Buchhal-
ter zwey Zancken hat. Siehe Tab. I.
Tiegel, iſt ein Gefaͤß von Erden oben dreyeckigt und
weit, unten aber rund und enge. Man braucht
ſelbiges bey Schmeltzung der Metalle. Damit
ſie aber recht dauerhaft werden, muß man ſie alſo
verfertigen. Erſtlich wird eine gute Thonerde dar-
zu erfordert, die an der Sonnen trocken und hart
worden iſt, hernach wird ſelbige geſtoſſen und durch
ein Haarſieb durchgeſiebet, alsdenn mit dem zehen-
den Theil Kieſelſteinmehl, Kreiden, oder Glimmer
vermenget und angefeuchtet, welches wohl unter
einander gearbeitet werden muß, endlich wird dieſe
Maſſa in die dazu bereiteten hoͤltzernen Formen,
welche mit Oel vorhero ausgeſchmieret werden muͤſ-
ſen, geſchlagen und ſo lange in der Forme ſtehen ge-
laſſen, bis ſie wieder trocken iſt. Siehe Erckers
Probierbuch und unſere Tab. IV. Jn Buchdru-
ckereyen aber iſt der Tiegel das andere Hauptſtuͤck
P 4an
[232]Tiſcher, Titulbier, Traͤger, Trinckgeld.
an der Preſſe, welches meiſtentheils von Meßing,
oder Eiſen, oder dann und wann auch von har-
tem Holtz bereitet wird. Die Figur davon iſt ein
laͤnglichtes Viereck, an jedem Eck aber iſt ein Ha-
cken, damit es an die vier Schrauben, ſo durch die
Buͤchſe gehen, mit Clafterſchnur kan angebunden
werden. Jn der Mitte deſſelbigen iſt das Pfaͤnn-
gen, worinnen die Spindel von der Preßſchraube
gehet. Siehe Tab. II.
Tiſcher, oder Schreiner, iſt derjenige, ſo in Holtz mit
dem Hobel und Schnitzmeſſer arbeitet. Will ſich
ein ſolcher Mann ein Bißgen hervor thun, ſo muß
er zugleich ziemlich wohl zeichnen koͤnnen, ohne wel-
ches er ſonſten hertzlich ſchlechte Arbeiten zu Marckte
bringen wird. Bey der Druckerey kan man ihm
ohnmoͤglich entbehren, weil er ein Hauptſtuͤck da-
ſelbſt, nemlich die Preſſe, und andere Dinge mehr
verfertigen muß.
Titulbier, nennet man in Druckereyen dasjenige
Tranckgeld, welches ein Verleger, oder Verfaſſer
eines Buchs den Geſellen bey Druckung eines ro-
then Tituls giebt, um ſie dadurch zu ermuntern,
daß ſie deſto genauere Aufſicht darauf verwenden,
weil dieſer mit zur Zierde eines Buches gehoͤret.
Traͤger, iſt ein dicker Span, welcher an denjenigen
Ort einer Columne mit Kleiſter aufgepappet wird,
wo die Littern allzu ſcharf heraus kommen.
Trinckgeld, iſt ein kleines Geſchenck, welches den
Geſellen in die Druckerey von den Verlegern, oder
Verfaſſern, uͤberſendet wird, damit ſie nicht nur al-
les deſto beſſer in acht nehmen, ſondern auch deſto
geſchwinder foͤrdern moͤgen.
Uber-
[233]Uberſtich, Verleger, Vierzehn Tage, ꝛc.
U.
Uberſtich, iſt dasjenige, was ein Geſelle, ſo wohl Se-
tzer, als Drucker, uͤber ſein Tagewerck verfertiget.
Verleger, heiſſen diejenigen, welche die Unkoſten zu
Verfertigung einer Sache verlegen, oder vorſchie-
ſen. Der Buchdrucker muß dieſes Amt immerzu
uͤber ſich nehmen, welches ihm aber oͤfters ſchlecht
vergolten wird. Jnſonderheit aber kommt dieſer
Titul den Herren Buchhaͤndlern zu, wenn ſie die
Koſten hergeben, welche zu Verfertigung eines
Buchs noͤthig ſind.
Vierzehen Tage, iſt eine geſetzte Zeit, da ſo wohl der
Herr, als Geſell, verbunden iſt nach derſelben
Verflieſung auszumachen, was vor die unter Haͤn-
den habende Arbeit bezahlt werden ſoll.
Vignetten, iſt ein Hauptwort, worunter man aller-
hand Zierrath verſtehet. Es giebt Dedications-
Anfangs-Final-Vignetten, wovon wir bereits an
jedem Ort gehandelt haben. Hier mercken wir nur
noch an, daß die Vignetten, welche oben uͤber den
Druck geſetzet werden, niemals breiter, als das For-
mat ſeyn ſollen, etmas ſchmaͤler koͤnnen ſie eher
ſeyn, jedoch nicht uͤber die Helfte. Die Hoͤhe der-
ſelben muß von der Hoͤhe des Drucks derjenigen
Columne, woruͤber ſie angebracht werden ſoll, ge-
ſuchet werden. Es ſollte alſo ein Vignette niemals
hoͤher ſeyn, als die Helfte vom Druck, wohl aber et-
was niedriger, als ein Drittel, ein Viertel, ein Fuͤnf-
tel, ein Sechstel, ein Achtel, von der Hoͤhe des
Drucks. Die gewoͤhnlichſte iſt ein Drittel, ein
Viertel, ein Sechstel, ein Achtel von der Hoͤhe des
Drucks. Die Breite von einer Vignette iſt die
beſte, wenn ſie einen Theil Hoͤhe hat, daß ſie zwey
P 5Theil
[234]Vorrede.
Theil Breite habe, iſt ſie zwey Theil hoch, ſo muß
ſie drey Theil breite ſeyn, u. ſ. f.
Vorrede, oder Prologus, bey was vor Gelegenheit
ſelbige gehalten wird, haben wir bereits oben unter
dem Titul Prologus geſaget. Nichts iſt mehr
uͤbrig, als daß wir nun auch eine Probe geben, wie
man etwan eine verfertigen koͤnnte:
und Hochgeehrteſte Herren,
Werthgeſchaͤtzte Zuſchauer,
Die Erfahrung lehret uns allen, daß unſer Ge-
muͤth durch die ſinnliche Empfindung am meiſten
geruͤhret, ja, daß es dadurch oͤfters zur Ausuͤbung,
oder Unterlaſſung, einer Handlung weit eher ange-
trieben werde, als wenn wir erſt durch vieles Nach-
ſinnen darauf gebracht werden muͤſſen. Jſt es
nicht wahr, daß mancher weit eher in ſeinem war-
men Bette wuͤrde liegen bleiben, wenn ihm nicht der
helle Schall der Glocken an die Beſuchung des Tem-
pels erinnerte? Jſt es nicht wahr, daß mancher weit
eher wieder aufs Dorf laufen wuͤrde, wenn ihn nicht
ein ehemals daſelbſt geholter Buckel voll Schlaͤge
davon abhielte? Die ſinnliche Empfindung ermun-
tert alſo jenen in die Kirche zu gehen, und dieſen zu
Hauſe zu bleiben. Wundern ſie ſich nicht, aller-
ſeits hochgeehrteſte Zuhoͤrer, daß ich ihnen jetzo eine
ſolche Wahrheit zu Gemuͤthe gefuͤhret, woran nie-
mand zweifelt. Es iſt dieſes zu meiner Abſicht noͤ-
thig. Jch habe die Ehre von einer Handlung den
Anfang zu machen, welche auf vorhergehende
Wahrheit gegruͤndet iſt. Und ſie wiſſen wohl, daß
einige nicht gar zu wohl darauf zu ſprechen ſind. Jch
will
[235]Vorrede.
will mich dahero, mit ihrer Erlaubniß, kuͤrtzlich
bemuͤhen dieſen Vorwurf abzulehnen, und zu erwei-
ſen, daß unſere Vorfahren eine loͤbliche Abſicht da-
bey gehabt haben.
Es wuͤrde uͤberfluͤßig ſeyn, wenn ich ſie erſt zu
uͤberreden gedaͤchte: es iſt unſere Schuldigkeit, daß
wir die Tugend ausuͤben und die Laſter fliehen ſollen.
Jch habe das Vertrauen zu ihnen, daß Sie dieſen
Satz ohne mein Erinnern vor wahr halten. Und
gleichwohl mercket man an, daß es bey nahe umge-
kehrt in der Welt hergehe. Man uͤbet die Laſter
aus, und fliehet die Tugend. Schon unſere Vor-
fahren haben dieſes wahrgenommen. Dahero ſie
nach den Grund dieſer Unart geforſchet, und ſelbi-
ger abzuhelfen geſorget haben Bey genauer Un-
terſuchung haben ſie gefunden, daß man, entweder
aus Schwachheit unſerer verderbten Natur, oder
aus Nachlaͤßigkeit, nicht fleißig genug daran dencket:
es iſt noͤthig, daß wir die Tugend ausuͤben, und die
Laſter fliehen. Dahero bemuͤheten ſie ſich ein Mit-
tel ausfuͤndig zu machen dieſem Ubel abzuhelfen.
Da es nun an dem iſt, wie ich bereits im Anfang mei-
ner Rede erwieſen habe, daß unſer Gemuͤth durch
die ſinnliche Empfindung am meiſten geruͤhret wird;
So erdachten ſie allerhand aͤuſerliche Zeichen und
Handlungen, wodurch ſo gleich unſer Gemuͤth ge-
ruͤhret und zur Tugend aufgefriſchet werden moͤgte.
Und dieſes war der Grund aller Gebraͤuche uͤber-
haupt. Wer wollte dahero dieſe loͤbliche Abſicht
nicht gebuͤhrend preiſen? Diejenige Handlung,
welche wir jetzo vornehmen werden, hat ja eben dieſe
Abſicht zum Grund. Wir ſind Willens die loͤbli-
che Geſellſchaft der edlen Buchdruckerkunſt mit ei-
nem
[236]Vorredner, Unterlegen, Vortrag.
nem neuen Geſellen, oder Mitglied, zu vermehren,
nachdem uns derſelbe darum geziehmend erſuchet;
Was iſt wohl billiger und loͤblicher, als daß wir den-
ſelben zu einem unſtraͤflichen Tugendwandel, und zu
einer ernſtlichen Vermeidung der Laſter ermahnen.
Wir koͤnnen aber dieſe Ermahnung nicht nach-
druͤcklicher und eindringender ins Werck richten,
als wenn wir ihm ſolche nach dem einmal eingefuͤhr-
ten Gebrauch durch eine ſinnliche Empfindung deſto
immerwaͤhrender und tiefer ins Hertz einpraͤgen.
Jſt demnach die Abſicht dieſer gegenwaͤrtigen Hand-
lung nichts anders, als eine Vermahnung zur Tu-
gend; So iſt Sie ja nicht tadelns ſondern lobens-
wuͤrdig. Und hiemit habe ich dasjenige erfuͤllet,
was ich zu erfuͤllen verſprochen habe, daß nemlich
unſere Vorfahren eine loͤbliche Abſicht hiebey zum
Grund gehabt haben. Nichts iſt mehr uͤbrig, als
daß ich ſie, allerſeits hochgeehrteſte Zuhoͤrer, gezieh-
mend erſuche, daß ſie uns guͤtig anhoͤren, alles zum
beſten auslegen, und wenn wir damit zu Ende, ihre
Huld und Gewogenheit noch ferner goͤnnen wollen.
Vorredner iſt derjenige, der den Anfang durch eine
unter vorhergehendem Titul angegebene Rede zur
Depoſition eines Cornutens macht.
Unterlegen, muß ein Setzer die Littern, oder Schrif-
ten, wenn ſie ungleichen Kegel haben, oder, wenn
groͤßere Littern in die Zeilen mitgenommen werden.
Vortrag, einen thun, muͤſſen diejenigen, welche bey
der Geſellſchaft etwas anzubringen haben. Vor
allen Dingen iſt es noͤthig, daß er mit gehoͤriger Be-
ſcheidenheit geſchieht, auſer dem aber fein ordentlich
und deutlich. Denn man hat wohl eher wahrgenom-
men, daß ein unbeſcheidener Vortrag eine gute
Sache
[237]Vortritt, Votiren.
Sache ſchlimm gemacht hat, und daß ein unordent-
licher und verworrener Vortrag mit genauer Noth
hat koͤnnen verſtanden werden. Wer vorhero ſei-
ne Sachen wohl uͤberleget hat, der wird hernach
auch beſcheiden, ordentlich und deutlich reden koͤnnen.
Vortritt, iſt die Ehrenſtelle, ſo im Gehen, oder Sitzen ei-
nem vor dem andern gebuͤhret, dergleichen gehoͤret na-
tuͤrlicher Weiſe, und urſpruͤnglich dem Alter, welches
GOtt zu ehren ſelbſt befohlen hat. Den Alten hat
man den Vorzug bey allen Zuſammenkuͤnfften gege-
ben, und ihre Meynung vornehmlich gelten laſſen in
Berathſchlagungen; der andere Grund iſt der Ver-
ſtand, dahero die Gradus, oder Ehrenſtufen, unter den
Gelehrten entſtanden, und die ſo in dem gemeinen
Weſen, im geiſt- oder weltlichen Stande die wichtig-
ſten Aemter verſehen, wegen ihrer Geſchicklichkeit an-
dern vorgehen. Ob die bloſſe Macht, oder Reich-
thum, einen Vorzug verdienet iſt zweifelhaft, doch
in ſo weit zulaͤßig, wenn die reichſten einer Stadt zu
deſſen Erhaltung das meiſte beytragen. Die
Wohlgefaͤlligkeit macht auch einen Grund des
Vorzugs, die Vermittelung kan geſchehen, daß
einer um den andern die Vorſtelle habe, welches
unter den Staͤnden des Reichs eingefuͤhret, vide
J. C. Becmanni Diſſ. de præcedentia.
Votiren, heiſt in einer Verſammlung, oder Geſellſchaft,
ſeine Meynung ſagen. Derjenige, ſo den Vorſitz
hat, fordert die Stimmen auf, nimmt eine nach der
andern an, und machet alsdenn den Schluß nach den
meiſten Stimmen. Ob das Votiren von oben,
oder von unten, anfangen ſoll, iſt noch nicht gewiß
ausgemacht. Dahero es auf die eingefuͤhrte Ge-
wohnheit ankommt. Vor die erſte Art ſchuͤtzt man
ſich
[238]Waltze, Waſchbret, Waſchbuͤrſte, ꝛc.
ſich mit dem Vorzug der Ordnung: Vor die andere
aber fuͤhrt man an, daß es beſſer ſey, weil die unter-
ſten mit groͤſerer Freymuͤthigkeit ihre Meynung her-
aus ſagen koͤnnen, und nicht ſo leicht durch das Anſe-
hen der obern eingenommen werden.
W.
Waltze, iſt ein rundes Holtz, um welches ein ſtarcker
Riemen, der an einem Ende ans Laufbret, und am
andern an die Preſſe angenagelt iſt, damit ſolcher
den Karn hinein und wieder heraus beweget.
Siehe Tab. II.
Waſchbret, heißt dasjenige Bret, auf welches der
Drucker ſeine abgedruckte Forme bringet, um ſol-
che von der aufgetragenen Farbe zu reinigen, oder
zu waſchen.
Waſchbuͤrſte, dieſe kan man bey Reinigung der For-
me nicht entbehren. Sie iſt aber wie andere Buͤr-
ſten beſchaffen. Siehe Tab. II.
Waſchfaß, iſt ein Gefaͤß von Holtz, in welchem die
Formen, wenn ſie aus der Preſſe kommen, von der
Farbe gereiniget werden.
Werben, heißt insgemein ſo viel, als ſich um etwas
bemuͤhen, nach etwas trachten. Jnſonderheit
aber heißt es Leute zu Kriegsdienſten aufſuchen und
annehmen. Jſt eine Werbung noͤthig, ſo werden
ordentliche Werber ausgeſendet, die mit Werb-
patenten verſehen ſind: es werden ihnen auch be-
ſondere Plaͤtze dazu angewieſen. Von dieſer
Werbung aber ſind ins beſondere Kuͤnſtler in
Sachſen ausgeſchloſſen, wie ſolches Jhro Koͤnigl.
Majeſt. Friedrich AuguſtII. durch einen Be-
fehl vom 5. Febr. 1711. angeordnet. Hierunter
wer-
[239]Wiederdruck, Winckeldruckerey, ꝛc.
werden Barbier, Peruquenmacher, Buchdru-
cker, ꝛc. ausdruͤcklich mit gezehlet.
Wiederdruck, heißt der Abdruck von der andern For-
me, oder Seite eines Bogens.
Winckeldruckerey, werden ſolche Druckereyen ge-
nennet, die man auf Doͤrfern, Flecken, oder an-
dern freyen Oertern anleget, wo man ohne Cenſur
die Buchdruckerkunſt zu allerhand unerlaubten
Schriften mißbrauchet. Es iſt aber ſolches aus-
druͤcklich verbothen von Jhro Roͤmiſch-Kayſerl.
Majeſtaͤt MaximilianII. und RudolphenII.
in den Reichsabſchieden vom Jahr 1570. zu
Speyer, und 1577. zu Franckfurth, ingleichen
von Hertzog Auguſten zu Sachſen vom 26. May
1571. in welchem Reſcript Wittenberg, Leipzig und
Dreßden alleine verſtattet wird Druckereyen an-
zulegen.
Winckelhacken, iſt ein eiſernes, ſtaͤhlernes, oder meſ-
ſinges Jnſtrument vor die Setzer, welches gantz ge-
nau von innen und auſen einen geraden Winckel ha-
ben muß, damit die darein geſetzten Zeilen recht aus-
geſchloſſen werden koͤnnen. Siehe Tab. I.
Wurm, heißt man diejenigen Woͤrter, welche unten
auf eine jede Primam, oder erſte Seite, des Bogens
geſetzet werden, die Theile eines Werckes anzuzeigen,
als erſter, zweyter ꝛc. Theil, oder den Titul des
Wercks.
Z.
Zange, iſt ein bekanntes Jnſtrument von Eiſen, wel-
ches ſeinen Grund in der Mechanik hat. Es beſte-
het aber eine Zange aus zwey Hebeln, die in dem
Ruhepunct mit einer Niede zuſammen geheftet und
daran bewegt werden. Je weiter nun vom gedach-
ten
[240]Zange, Zapfen, Zeichner, Zeug.
ten Ruhepunct die lebendige Kraft arbeitet, d. i. je
laͤnger das Theil iſt, welches in der Hand gefuͤhret
wird, je ſtaͤrcker iſt die Gewalt, ſo mit der Zange kan
ausgefuͤhret werden. Der Gebrauch dieſes Jn-
ſtruments iſt unterſchiedlich. Die Buchdrucker
brauchen ſolches die Ballen damit abzubrechen, ſiehe
Tab. II. Die Schriftgieſer bedienen ſich auch einer
Zange, die Schmeltztiegel aus dem Feuer heraus zu
heben, ſiehe Tab. IV. Jedoch ſind auch dieſe Zan-
gen in Anſehung ihrer Groͤße und Figur von einan-
der unterſchieden, ob ſie gleich im Hauptgrund mit
einander uͤberein kommen.
Zange, (Punctur-) iſt ebenfalls eine Art von Zangen,
deren Hebel aber etwas ſcharf ſind, womit die Dru-
cker die Puncturen, wenn ſie ſich umgebogen, wieder
aufrichten. Siehe Tab. II.
Zapfen, iſt von Stahl dergeſtalt zubereitet, daß es mit
einem Theil in eine Hoͤhlung eines andern Dinges
eingreifet. Alſo hat die Spindel einen Zapfen deſ-
ſen unterſter Theil etwas rund und ſpitzig zuge-
ſchmiedet, welcher in dem Pfaͤnngen herum gehet.
Siehe Tab. II.
Zeichner, oder Conducteur, iſt derjenige, welcher von
allen Dingen einen Riß zu machen weiß, damit ſol-
chen hernach die Kupferſtecher deſto genauer nach-
ſtechen koͤnnen. Wenn ſeine Riſſe accurat werden
ſollen, ſo muß er die Mathematik vollkommen innen
haben, auſer dem verdient er den Namen eines Con-
ducteurs gar nicht.
Zeug, nennet man die alten abgenutzten Schriften,
welche man wieder umgieſen laſſen kan.
‒ der Schriftgieſer, beſtehet aus Bley, Spießglaß
und Eiſen, darunter etwas Zinn und Kupfer genom-
men wird.
Zeu-
[241]Zeugen, Zierrathen, Zinnober,
Zeugen, ſind diejenigen Perſonen, welche die Wahr-
heit einer vorgegangenen Handlung beſtaͤtigen ſol-
len. Ein Zeuge, deſſen Zeugniß guͤltig ſeyn ſolle,
muß gewiſſe Beſchaffenheiten haben, die ihn unver-
werflich machen. Er wird aber verwerflich, entwe-
der wegen ſeiner Perſon, oder wegen der Sache,
oder um einer beſondern Urſache willen. Wegen
ſeiner Perſon iſt er verwerflich, wenn er Ehrenloß;
Wegen der Sache, wenn er in offenbahrer Feind-
ſchaft mit demjenigen lebt, wider welchen er zeugt;
Wegen einer beſondern Urſach aber, wenn man nicht
gewiß hinter die Wahrheit kommen koͤnnen, was er
auf ſich hat. Dahero wird bey Druckereyen die
Perſon beſonders unterſucht, welche man als
Zeugen zu Beſtaͤtigung eines neuen Geſellens neh-
men will.
Zierrathen, als Vignetten, cu de lampe, Cartou-
chen, ſollen nicht umſonſt da ſtehen, ſondern ſie muͤſ-
ſen einen Grund, Nutzen, oder Bedeutung haben,
warum die Koſten darauf gewendet worden ſind.
Denn auſer dem ſtehen ſie vergebens, oder wohl gar
zum Ubelſtand da, wenn ſie ſich nicht zu der abgehan-
delten Sache ſchicken. Es ſchicket ſich ja kein To-
denkopf auf ein Hochzeitscarmen, noch eine Lyra
Apollinis zu einem Trauergedicht. Allzuviel Zier-
rathen, wenn ſie zumal noch ſchlecht geſtochen ſind,
ſchaͤnden ein Buch mehr, als daß ſie ſelbiges zieren,
und machen es doch theuer ohne Noth: Dahin-
gegen wohl ausgeſonnene und noͤthige Zierrathen
ein Buch beliebt machen und dem Buchhaͤndler ſo
wohl, als Buchdrucker Ehre bringen.
Zinnober, iſt zweyerley der natuͤrliche, oder Berg-
Zinnober, und der zubereitete Dieſer wird aus ei-
Qnem
[242]Zurichten, Zuſchuß,
nem Theil Mercurio und zwey Theilen Sulph. wohl
unter einander gerieben und im Feuer aufgerieben,
zugerichtet; Der natuͤrliche iſt ein mineraliſcher ro-
ther Stein, ſo aus Sulphure, lebendigen Mercurio
und einer irrdiſchen Materie beſtehet. Er wird ent-
weder rein befunden, wie in Armenien, auch in Heſſen
bey Marpurg, oder vermiſcht, wie in Ungarn. Der
beſte wird in Kaͤrnthen und in den Ungariſchen
Goldgruben gehoben. Wie man den Mercurium
auf einem durchloͤcherten Blech aus dem darauf ge-
ſtuͤrtzten Hafen in einen andern, ſo darunter geſetzt,
durch ein Circulir-Feuer aus dem Zinnober bringen
ſoll, wiſſen die Apothecker. Die Buchdrucker brau-
chen ſelbigen die rothe Farbe davon zu machen.
Zurichten, heißt diejenige Handlung des Druckers,
wenn er die Forme in die Preſſe genommen, und die
Regiſter ſuchet, daß nemlich Columne auf Columne
richtig eintreffe.
Zuſchuß, oder Nachſchuß, wird dasjenige geheiſſen,
wenn ein Buchdrucker bey einem Werck etwas
daruͤber legt, damit, wenn an der Auflage was ab-
gegangen er die richtige Zahl dem Verleger liefern
kan. Der rechtmaͤßige iſt zu billigen, von dem ſchon
etwas unter dem Artickel Aushaͤngebogen ge-
dacht worden iſt. Der unrechtmaͤßige, oder nachthei-
lige, aber iſt ſtrafenswuͤrdig. Weil dadurch der
Verleger Schaden leydet: Doch muß ſich der-
ſelbe nicht weigern, gegen Erlegung eines Geldes,
ſelbigen anzunehmen, weil er dadurch dasjenige
verhindert, was ihm Tort erweiſen kan.
Nach-
[243]Nachricht
Nachricht
Wie man eines jeden Bogens erſte Co-
lumnen-Ziffer gleich finden kan.
Jn FOLIO, TRITERN, wie auch
in SEXTO.
[244]Nachricht
Jn FOLIO DUERN, und
in QUARTO.
DUERN
[245]von den Colummen-Ziffern.
DUERN in QUARTO, und
in OCTAVO.
Jn
[246]Nachricht von den Colummen-Ziffern.
Jn FOLIO TRITERN geſpalten.
Da eine jedwere Spalte ihre beſondere Ziffer hat:
Wie auch
Jn QVARTO TRITERN, und in
DUODECIMO.
[247]Buchdrucker-Calender.
Die Buchdrucker haben zwar keinen andern Calender,
als andere Leute; Unterdeſſen iſt es doch noͤthig,
daß ein Buchdrucker wiſſe, was vor Feyer- oder
Apoſtel-Tage ihm nach altem Gebrauch und Ge-
wohnheit bezahlet werden, ohne etwas an ſelbigen
zu arbeiten, wenn er rechnet. Folgende Tabelle
wird hiervon deutliche Nachricht geben:
[248]Buchdrucker-Calender.
NB. Uberdieſes bekommt noch ein jeder einen Meß-
feyertag alle Meſſe.
Erklaͤrung: Erſtlich muß nachgeſehen werden in was vor ei-
nen Sontagsbuchſtaben daß Jahr ſich anfaͤngt, und bedeu-
ten ſolche alſo: G Montag, F Dienſtag, E Mittwoch,
D Donnerſtag, C Freytag, B Sonnabend, A Sonntag.
Z. E. 1740. iſt C B, faͤngt ſich alſo das Jahr Freytags an,
und endiget ſich Sonnabends. Wenn ich nun wiſſen will
an welchem Tage jedes unbewegliche Feſt faͤllt, ſo darff ich
nur in der Reihe des Sonntagsbuchſtabens nachſehen, ſo
wird ſolche Bericht ertheilen.
- 1739. D.
- 1740. C B.
- 1741. A.
- 1742. G.
- 1743. F.
- 1744. E D.
- 1745. C.
- 1746. B.
Ver-
[]
Calender-Zeichen
Erklaͤrung der Planeten und Aſpecten.
Die 7. Planeten.
- ♄ Saturnus, endiget den Lauf in 30. Jahren.
- ♃ Jupiter, endiget den Lauf in 12. Jahren.
- ♂ Mars, endiget den Lauf in 2. Jahren.
- ⊙ Sonne, endiget den Lauf in 1. Jahr.
- ♀ Venus, endiget den Lauf in 1. Jahr.
- ☿ Mercurius, endiget den Lauf in 1. Jahr.
- ☽ Mond, endiget den Lauf in 28. Tagen, 12.
Stunden, 44. Minuten. - ☊ Drachen-Haupt und
- ☋ Drachen-Schwantz werden zum Theil auch un-
ter die Planeten gezehlet, und ſind die Puncten,
worinnen die Finſterniſſen geſchehen.
Die 7. Planeten bedeuten auch die 7. Tage in der
Wochen, als:
- ⊙ Sonntag, ☽ Montag, ♂ Dienſtag, ☿ Mitt-
woch, ♃ Donnerſtag ♀ Freytag, ♄ Sonnabend.
Die Aſpecten.
- ☌ Conjunctio, Zuſammenkunfft, traͤgt ſich zu,
wenn ein Planet unter dem andern in einerley
Zeichen und Grad ſtehet. - ☍ Oppoſitio, Gegenſchein, geſchiehet, wenn zween
Planeten per Diametrum, einander entgegen
geſetzt ſtehen.
(a)Tri-
[]
- ∆ Trigonus oder gedritter Schein, ereignet ſich,
wenn ein Planet von dem andern, um 4. Zei-
chen entfernet iſt, welches 120. Grad als den
dritten Theil der Eclipticæ ausmachet. - □ Quadrat oder gevierdter Schein, kommt vor,
wenn zween Planeten um 3. Zeichen von ein-
ander ſtehen welches 90. Grad, und alſo den
vierdten Theil der Eclipticæ, ausmachet. - ✽ Sextil oder geſechſter Schein, iſt der ſechſte Theil
der Eclipticæ, nemlich 2. Zeichen, welche 60.
Grad ausmachen.
Die Zwoͤlff himmliſchen Zeichen.
- [figure][figure][figure][figure][figure][figure]
Widder, Stier, Zwilling, Krebs, Loͤw, Jungfrau,[figure][figure][figure][figure]
Waage,⚖ Scorpion, Schuͤtz, Steinbock,[figure][figure]
Waſſermann, Fiſche. - [figure][figure]Neumond,[figure]erſtes Viertel.
- [figure]Vollmond,[figure]letztes Viertel.
Erwaͤhlungen.
- [figure]außerwehlt Aderlaſſ.
- [figure]gut Aderlaſſen.
- [figure]gut Schrepffen.
- [figure]gut ſaͤen und pflantzen
- [figure]gluͤcklicher Tag.
- [figure]gut Kinder entwehnen.
- [figure]gut Purgiren.
- [figure]gut Holtz faͤllen.
- [figure]gut Jagen.
- [figure]gut Fiſchen.
- [figure]gut Augen Artzeneyen
- [figure]gut Naͤgel abſchneid.
- [figure]gut Haar abſchneiden.
- [figure]gut Ackern.
- [figure]ungluͤckl. Tag.
Die
[]
Die Zwoͤlf Himmels-Zeichen auf eine andere Art.
- ♈ ♉ ♊ ♋ ♌ ♍ ♎ ♏ ♐ ♑ ♒ ♓
Mediciniſche und Chymiſche Characteres.
- Ā Abſtrahiren, oder abziehen.
- ☩ Acetum, Eßig.
- ※ Acetum deſtillatum, deſtillirter Eßig.
- ⊕dd. Aerugo, deſtillirter Gruͤnſpan.
- [figure]Aër, Lufft.
- ♀ Aes uſtum, gebrannt Kupffer.
- [figure]Ahenum, Keſſel.
- ⊙ Albumen, Eyerweiß.
- [figure]Alchaeſt vini.
- XX Alembicus, Alembic ein Helm.
- O Alumen, Alaun.
- OP. Alumen plumoſum.
- [figure]Alumen uſtum, gebrannter Alaun.
- [figure]Amalgama, Metals Vermiſchung.
- ♒ Amphora, Eymer.
- [figure]Ana, jedes gleichviel.
- [figure]Annus, Jahr.
- [figure]Antimonium, Spiesglaß.
- ▿ Aqua, Waſſer.
- [figure]Aquafortis, Scheidewaſſer.
- ▿ pl. Aqua Pluvialis Regenwaſſer.
- [figure]Aqua regia, Waſſer zum Gold aufloͤſen.
- ▿ v Aqua vitæ, Brandwein.
(a) 2Aqua
[]
- [figure]Aqua ſalis nitri.
- [figure]Arciteneus, Schuͤtz, ſign. coel.
- [figure]Arena, Sand.
- ☽ Argentum, Silber.
- ☽ [figure]Argentum limatum, gefeilt Silber.
- ☿ Argentum vivum, Queckſilber.
- [figure]Aries, Widder Sign. coel.
- [figure]Arſenicum Ratzen-Pulver.
- [figure]Auripigmentum, Huͤttenrauch.
- ⊙ Aurum, Gold.
- [figure]Aurum Foliatum, Blaͤtleins-Gold.
- ⊙ [figure]Aurum foliatum, gefeilt Gold.
- ⊙P. Aurum potabile, trinckbar Gold.
- B. Balneum, Bad.
- MB. Balneum Mariæ. ſ. Maris.
- VB. Balneum vaporis, ſ. roris.
- [figure]Borax, Borras. Z Cæmentiren.
- [figure]Calciniren. C. Calx, Kalch.
- [figure]Calx viva, ungeloͤſchter Kalch.
- ♒yr. Camphora, Campher.
- ♋ Cancer, Krebs, Sign. coel.
- [figure]Caput mortuum, Todtenkopf.
- [figure]Caper, Steinbock, Sign. coel.
- [figure][figure]Cera, Wachs.[figure]Ceruſſa, Bleyweiß.
- ♂ Chalybs, Stahl. [figure]C. Cineres, Aſchen.
- [figure]Cineres clavellati, Aſche von Weinreben.
- [figure],[figure]Cinnabaris, Zinnober.
Coa-
[]
- [figure]Coaguliren.
- C. C. Cornu Cervi, Hirſchhorn.
- C. C. U. Cornu Cerviuſtum, gebrandt Hirſchh.
- [figure]Creta, Kreiden.[figure]Crocus, Saffran.
- ☩ Crubiculum, Tiegel.
- [figure]Cryſtallus, Cryſtall.
- ♀ Cuprum, Kupffer. [figure]d Deſtilliren.
- ☌ Dies, Tag. 8̄ Digeriren.
- ʒ Drachma, Quintlein.
- [figure]Eſſ. Eſſentia, Eſſentz.
- X Faeces vini, Weinhefen. [figure]Farina Meel.
- [figure]Farina laterum Ziegel-Meel.
- [figure]Ferrum, Eiſen
- ʒ ʒ Filtrare, durchſeigen.
- ♒ Fluere, flieſſen.
- Z † Fuligo, Ruß.
- ♀◡ Fumus, Rauch.
- II Gemini, Zwilling, Sign. coel.
- gr. Gran [figure]Gummi.
- G. g. Gutta, ein Troͤpflein.
- [figure]Hora, Stund. ▵ Ignis, Feuer.
- ▵R Ignis reverbereus: reverberir Feuer.
- [figure]Ignis rotæ, Zirckelfeuer.
- ♃ Jupiter, Zinn.
- [figure]Lapis Lazuli, Laſurſtein.
- [figure]Lapis hæmatitis, Blutſtein.
- [figure]Leo, der Loͤwe, ſign. coel.
(a) 3Li-
[]
- [figure]Libra cœleſtis, die himmliſche Waage.
- ℔ Libra pondo, Pfund.
- [figure]Lythargyrium, Silberglett.
- L Herm. Lutum.
- ☽ Luna, der Mond oder Silber.
- ɴ̄ Lutiren.
- [figure]Magnes, Magnetſtein.
- M Manipulus, eine Handvoll.
- Mſʒ Manipulus ſemis, eine halbe Handvoll.
- [figure]Marcaſita, Zincke. ♂ Mars, Eiſen.
- [figure]Martis limatura, Feileiſen.
- ∅ Maſſa. [figure]Materia.
- MP. Materia prima.
- [figure]Mel Honig. ⊠ Menſis, Monat.
- ☿ Mercurius, Queckſilber.
- ☿♎ Mercurius ſublimatus.
- ☿[figure]Mercurius præcipitatus.
- [figure]Nitrum, Salpeter.
- [figure]Nox, Nacht.[figure]Oleum, ″Oel.
- [figure]Oleum olivarum, Baumoͤl.
- ☍ Oppoſitio. [figure]Orichalcum, Meßing.
- φ [figure]Phlegma, der zehe Schleim im Leibe.
- [figure]Piſces, Fiſche ſign. coel.
- ♄ Plumbum, Bley. [figure]Præcipitiren.
- P Pugillus, was man mit zwey Fingern faſſen
kan. - ≬ [figure]Pulvis, Pulver, Staub.
- [figure]Pumex, Bimſenſtein.
Pu-
[]
- ☋ Purificiren. t[figure]Putrſficiren.
- ☐ Quadratus.
- Q. E. Quinta Eſſentia.
- Ⓡ Recipient. [figure]Regulus.
- [figure]Retorta. ff Saccharum, Zucker.
- [figure]Sal alcali ≬≬❋ Sal armoniacum, Salmiac.
- ⊖ Sal commune, gemein Saltz.
- ⊕ Sal nitrum, Salpeter-Saltz.
- [figure]Sal gemmæ, Saltzſtein.
- [figure]Sal marinum, Meerſaltz.
- ▯ Sapo, Seiffe.
- ♄ Saturnus, Bley.
- ♏ Scorpium, Scorpion, ſign. coel.
- ∍ Scrupulus, Scrupel.
- ß Semis halb ⁎ Sextilis.
- S. H. Sigillare Hermetice.
- ☉ Sol, die Sonne oder Gold.
- ♒ Solviren ♎ Spiritus Geiſt.
- [figure]Spiritus vini, Brandwein.
- ♃ Stannum, Zinn S. S. S. Stratum ſuper Stra-
tum. - ♎ Sublimiren BB† ſuccinum, Agtſtein.
- [figure]Sulphur, Schwefel.
- [figure]Sulphur vivum, lebendiger Schwefel.
- [figure]Sulphur philoſophorum.
- X Talcum, Talck.
- ☐ Tartarus, Weinſtein.
- [figure]Taurus, Stier, ſign. coel.
Ter-
[]
- [figure]Terra, Erde[figure]Terra ſigillata.
- R Tinctura, Tinckur.
- △ Trigonus, Feuer.
- ♀ Venus, Kupffer.
- V Vinum, Wein.
- VR Vinum rubrum, rother Wein.
- VA. Vinum album, weiſſer Wein.
- VC Vinum coctum, gekochter Wein.
- ♍ Virgo, Jungfrau, ſign. coel.
- ⊕ Viride aeris, Gruͤnſpan.
- [figure]Vitellum ovi, Eyerdotter.
- [figure]Vitriolum, Kupfferwaſſer.
- XX Vitrum. Glas.
- ξ Unica, Untze ⊡ Urina, Urin.
- Apothecker Gewicht.
- ℔j 1. Pfund haͤlt 12. Untzen 96. Drachma.
- ℔ß ½ Pfund haͤlt 6. Untzen 48. Drachma.
- 1 Untze haͤlt 2. Loth oder 8. Drachma.
- ½ Untze haͤlt 4. Drachma oder 12. Scrupel.
- Ʒj 1. Drachma haͤlt 3. Scrupel.
- Ʒß ½ Drachma haͤlt 1½ Scrupel.
- ∍j 1. Scrupel haͤlt 20. Gran.
- ☉ß ½ Scrupel haͤlt 10. Gran.
- gr. Gran.
[249]
Verzeichniß derer bey dieſem zten
Jubel- Jahr meiſt lebenden Buchdru-
ckerherren in Teutſchland und
andern Orten.
| Abo. | Johann Chriſt. Merckel. |
| Altenburg. | Johann Ludwig Richters Erben. |
| Altorff. | N. N. Meyer und Johann Adam Heſſel. |
| Altona. | Heinrich Chriſtian Huͤlle. |
| Annaberg. | Auguſt Valentin Frieſe. |
| Arnſtadt. | Joh Andreas Schill Hof Buchdr. |
| Augſpurg. | N. N. Heiß. |
| N. N. Finck. | |
| N. N. Maſchenbauer. | |
| Caſp. Manz. | |
| N. N. Klughammer. | |
| N. N. Pingizer. | |
| N. N. Shoͤnick. | |
| N. N. Maier. | |
| Maximil Joſ. Ant. Wachter. | |
| Peter Detleffſen. | |
| Johann Chriſtoph Wagner. | |
| Joſeph Gruber. | |
| Joh. Mich. Labhardt. | |
| Joh. Jacob Lotters Wittwe. | |
| Bautzen. | Carl Wilhelm Richter. |
| Baͤrenburg. | Chriſtoph Gerhardt. |
| Baſel. | E. und J. R. Thurneiſer Gebruͤder. |
| Johann Brandmuͤller. | |
| Bayreuth. | N. N. Schirmers Wittwe Hofbuchdr. |
| Friedrich Elias Dietzel. | |
| Berlin. | Johann Gottfried Michaelis. |
| Joh. Grynæus, der Societaͤt Buchdr. | |
| Chriſtian Albrecht Gaͤbert. | |
| Samuel Koͤnig. | |
| Chriſtian Ludwig Kunſt. | |
| C. F. Henningen. | |
| Dan. Andr. Ruͤdigers Hof Buchdr. Wittwe. | |
| Bielefeld. | N. N. Siefert. |
| Blanckenburg. | N. N. Struve. |
| N. N. Pape. | |
| Neu Brandenburg. | Chriſtian Hall. |
| N. N. Dobertin. | |
| Braunſchweig. | Heinrich Wilhelm Meyer. |
| Arnold Jacob Keydel. | |
| N. N. Weydleins Wittwe. | |
| Bremen. | Hermann Brauer. |
| Chriſt. Herm. Jahns Wittwe. | |
| Breßlau. | Die privil. Buchdr. hat Samuel Groß, Med. Doct. und Stadt-Phy- ſicus, ſo durch einen Factor Theophi- lus Straubel gefuͤhret wird. |
| Herr Huͤlſens Buchdr. oder die Bi- ſchoͤffliche wird durch die Wittwe und einen Factor, Nahmens Schlei- nitz gefuͤhrt. | |
| P. Jeſuiten Druckerey wird gleich- falls durch einen Factor gefuͤhret. | |
| Brieg. | Michael Tramm. |
| Bruͤx. | Valentin Koͤtting. |
| Buͤdingen. | Johann Chriſtoph Stoͤhr. |
| Camentz. | Gottfried Hohlfeld. |
| Carlscrona. | Frantz Philipp Paulſon. |
| Caſſel. | Heinrich Hermes, Hof Buchdr. |
| Chemnitz. | Conrad Stoͤſſel. |
| Clausthal. | Detlef Wilcke. |
| Coͤthen. | Johann Chriſtoph Schoͤndorff. |
| Coͤlln. | Caſpar Trimborn. |
| Cottbus. | Johann Michael Kuͤhn. |
| Coburg. | Georg Otto. |
| Coppenhagen. | J. Georg Hoͤpfner Koͤnigl. Hof-B. |
| Johann Heinrich Berling. | |
| Andreas Hartwig Godiche. | |
| Owe Lynau. | |
| Niels Hanſen Moͤller. | |
| Hermann Heinrich Rottmer. | |
| Culmbach. | Johann Friedrich Becker. |
| Cuͤſtrin. | Gottfried Heinich, Regier. Buchdr. |
| Johann Huͤbner. adjunctus. | |
| Croſſen in der Niederlauſitz. | Joh. Fr. Liſcovius. |
| Dantzig. | Johann Jacob Preuß. |
| Thomas Johann Schreiber. | |
| Darmſtadt. | N. N. Cuͤlau. |
| Delitſch. | Chriſtian Vogelgeſang. |
| Diez. | David Muͤller. |
| Dortmund. | Gottſchalck Dietrich Badecker. |
| Dreßden. | Conr. Stoͤſſels Wittwe Hofbuchdr. |
| Johann Chriſtoph Krauſe. | |
| Johann Wilhelm Harpeter. | |
| Friedrichsſtadt bey Dreßden. | Jmmanuel Harpeter. |
| Neuſtadt bey Dreßden. | Schwenckens Wittwe. |
| Duderſtadt. | N. N. Chriſtmann. |
| Eger. | Johann Auguſtin Orvansky. |
| Eiſenach. | Joh. Chriſtoph Krug, Hof-Buchdr. |
| Joh. Chriſtoph Rudorff. | |
| Eisleben. | N. N. Hillemann Raths Buchdr. |
| Eiſenberg. | N. N. Fleiſchers Wittwe. |
| Chriſtian Erlangen. | Daniel Michael Schmatz. |
| Elbingen. | Samuel Preuß. |
| Eßlingen. | Gottlieb Mantler. |
| Ellrich am Hartz. | Aſcanius Chriſtoph Georg Curdt. |
| Erffurth. | Johann Mich. Funcke. |
| Johann Chriſtoph Hering Univerſ. Buchdr. | |
| Joh. Chriſtoph Beyer. | |
| Johann Heinrich Nonne. | |
| Johann Wilhelm Ritſchel. | |
| Andreas Goͤrling. | |
| Joh. David Jungnicol. | |
| Alexander Kaufmann. | |
| Franckenhauſen. | Johann Chriſtoph Keil. |
| Frf. an der Oder. | Tobias Schwartze, Acad. Buchdr. |
| Martin Huͤbner. | |
| Siegmund Gabriel Alex. | |
| Frf. am Mayn. | Balthaſar Diehl. |
| Reinhard Euſtachius Moͤller. | |
| Johann Benjamin Andraͤ. | |
| Waldowiſche Wittwe, deren Fact. Chriſtian Streck. | |
| Heinrich Ludwig Broͤnner. | |
| David Jacob Cronau. | |
| Tobias Conrad Landgraf. | |
| Philipp Wilh. Eichenberg. | |
| Freyberg. | Chriſtoph Matthaͤi. |
| Gera. | N. N. Schrader, ſo Winters Wittwe |
| Gieſen. | Eberh. Heinr. Lammers, Acad. B. |
| Gioͤtheborg. | Joh. Ernſt Kallmeyer. |
| Glatz. | Matthaͤus Schwabe. |
| Goßlar. | Georg Duncker. |
| Gotha. | Joh Andr. Reyher, Hof Buchdr. |
| Goͤrlitz. | Siegmund Ehrenfried Richter. |
| Goͤttingen. | Abrah van den Hoeck Ac. Buchdr. |
| Joh. Chriſt. Ludwig Schultze. | |
| Joh. Friedrich Hager. | |
| Greifswalde. | Sam. Struck, Acad. Buchdr. |
| Carl Hoͤpffner. | |
| Graitz. | Abraham Gottlieb Ludwig. |
| Grimma. | Chriſtian Vogel. |
| Großglogau. | N. N Himold. |
| Guben | Gottfried Hoym. |
| Halberſtadt. | Johann Martin Lange. |
| Bergmanns Wittwe. | |
| Halle. | 1702. Johann Montag. |
| 1711. Geo. Jac. Lehmanns Wittwe. | |
| 1717. Joh. Chriſtian Hendel. | |
| 1718. Joh. Chriſtian Hilliger. | |
| 1718. Joh. Friedrich Krottendorf. | |
| 1731. Joh. Gottfr. Kuͤttler. | |
| 1733. Joh. Friedrich Grunert. | |
| 1733. Joh. Chriſt. Grunert. | |
| 1733. Joh. Heinrich Grunert. | |
| 1733. Joh. Gottfr. May. | |
| 1733. Joh. Juſtinus Gebauer. | |
| 1736. Chriſtoph Saalfelds Erben. | |
| 1737. Chriſtian Ludwig Sympher. | |
| Hamburg. | Conr. Koͤnig, Raths Buchdr. |
| J. G. Piſcator. | |
| Rudolph Benecke. | |
| G. C. Grund. | |
| Philipp Ludwig Stromer. | |
| Joh. Anton Hildemann. | |
| N. Spiering | |
| Hannover. | Joh Chriſt. Ludwig Schultze. |
| Hanau. | Georg Loͤſch, Hof-Buchdr. |
| Helmſtaͤdt. | Paul Dietrich Schnor. |
| Johann Trimborn. | |
| Michael Guͤnther Leuckardt. | |
| Herborn. | Nicol Andreaͤ Wittwe. |
| Hersfeld. | Joh. Pfingſten. |
| Heydelberg. | N. N. Mayer. |
| Hildburghauſen. | Joh. Balth. Pentzolds Erben. |
| Hildesheim. | Juſt Hennings Matthaͤi Wittbe. |
| Wilh. Dietr. Schlegels Erben. | |
| Hirſchberg. | N. N. Krahns Sohn. |
| Hof | Johann Ernſt Schultze. |
| Johann Andreas Hetſchel. | |
| Jena. | 1715. Joh. Bernh. Heller, Not. Publ. |
| 1712. Peter Fickelſcherr. | |
| 1717. Chriſt. Dav Werther, Hof-B. | |
| Joh Friedrich Ritter, Not. Publ. | |
| 1723. Chriſtian Franciſcus Buch. | |
| 1721. Joh. Volckmar Marggraf. | |
| 1730. Joh. Mich. Horn hat die Nieſi- ſche Buchdr. | |
| 1736. Joh. Chriſtoph Croͤcker ſo die Ehrichiſche. | |
| 1738. Joh. Friedrich Schill hat die Muͤlleriſche Buchdr. | |
| Jauer. | Chriſtoph Jungmann. |
| Joͤncoͤping in Schweden. | Herr Falckens Wittwe. |
| Jttſtein. | Erdm. Andreas Lyce, Hof-Buchdr. |
| Jung Buntzlau. | Philipp Marſchan. |
| Kiel. | Gottfried Bartſch. |
| Koͤnigsberg. | Joh. Heinrich Hartung. |
| N. N. Dreyer. | |
| N. N. Reußner. | |
| Koͤnig Gratz. | Wentzel Johann Tibely. |
| Kuttenberg. | Georg Kintzl. |
| Langenſaltza. | Joh. Chriſtoph Heergardt. |
| Lauban. | Nicolaus Schill. |
| Landshut. | Gottfried Waͤtzold. |
| Lauenburg. | N. N. Berenberg. |
| Leutmaritz. | Frantz Georg Schkochowsky. |
| Leutomiſchl. | Johann Kamenitzky. |
| Leipzig. | Heinrich Chriſtoph Takke. |
| Chriſtoph Zunckel. | |
| Bernhard Chriſtoph Breitkopf. | |
| Joh. Georg Schniebs | |
| Georg Saalbach. | |
| Chriſtian Benjamin Bittorff. | |
| Friedrich Koͤhl. | |
| Auguſt Samuel Cruciger. | |
| Johann Chriſtian Langenheim. | |
| Gabriel Trog. | |
| Johann Heinrich Richters Wittwe. | |
| Chriſtoph Barthel. | |
| Adam Heinrich Holle. | |
| Johann Gottlieb Bauchs Wittbe. | |
| Michael Hennig. | |
| Zacharias Heinrich Eißfeld. | |
| Johann Georg Roͤßler. | |
| Leißnig. | Gottfried Zimmermann. |
| Lemgow. | Heinrich Wilhelm Meyers Wittwe. |
| Lignitz. | Johann Chriſtoph Waͤtzholds Witt- we fuͤhrt durch ihren Sohn Johann Siegmund ſolche fort. |
| Lippſtadt. | N. N. Meyer. |
| Luͤbeck. | Joh. Nicolaus Green, Rathsbuchdr. |
| N. N. Koop. | |
| Luͤbben. | Johann Michael Driemel. |
| Luͤneburg. | Cornelius Johann von Stern. |
| Lißa. (Pohlniſch) | Michael Lorentz Preſſer. |
| Lindkioͤping in Schweden. | Peter Pelican. |
| Lunden in Schonen. | Ludov. Decreaux. |
| Loͤbau. | Oehert Hennig Reimers. |
| Magdeburg. | Chriſtian Lebrecht Faber. Senior. |
| Gabr. Gotth. Faber. Junior. | |
| Joh. Nic. Guͤnther, Regierungs-B. | |
| Joh. Gottfried Vetter. | |
| N. N. Sieglers Wittwe. | |
| Marpurg. | Phil. Caſ. Muͤller, Academiſcher B. |
| N. N. Stock Wittwe. | |
| Eberbachs Wittwe. | |
| Mayntz. | Johann Meyer. |
| N. N. Franckenberg. | |
| Meinungen. | N. N. Haſſert. |
| Meiſſen. | Juſtus Gottfried Loͤwe. |
| Merſeburg. | Chriſtian Gottſchick. |
| Chriſtian Coberſtein. | |
| Muͤhlhauſen. | Johann David Bruͤckner, Raths- und Conſiſtor. Buchdruck. |
| Muͤnchen. | Johann Lucas Straube. |
| Matthias Riedel. | |
| Muͤnden. | N. N. Enax. |
| Naumburg. | Balthaſar Boſſoͤgel, Stiffts-Buchd. |
| Neuhauß. | Frantz Peter Hylgartner. |
| Nordhauſen. | Johann Auguſt Koͤler. |
| Nordkioͤping. | Carl Friedrich Broocmann. |
| Neuſtadt an der Orla. | Friedrich Anton Urban. |
| Neuwird, | N. N. Haupt. |
| Nuͤrnberg. | Johann Ernſt Adelbulner. |
| Georg Chriſtoph Lochner. | |
| Adam Jonathan Felßeckers Erben. | |
| Lorentz Bieling. | |
| Michael Arnold. | |
| Franciſcus Koͤngotts Wittwe. | |
| Johann Andreaͤ Endters Erben. | |
| Johann Heinrich Gottfried Bieling. | |
| Oelſe. | Gottfr. Welcher. |
| Ofenbach am Mayn. | Gerhard Groods ſeel. Wittw. |
| Onoltzbach. | N. N. Meſſer, Hof- und Cantzley-B. |
| Pegau. | N. N. Wehrmann. |
| Peine. | Philipp Johann Neubauer. |
| Petersburg. | Der Kayſerl. Academ. der Wiſſen- ſchafft Buchdrucker. |
| Pirna. | J. J. Gruͤtze, ſo Georg Balthaſar Ludwigs Druckerey hat. |
| Plauen. | Paul Friedrich Haller. |
| Ploͤn. | Johann Dietrich Reiß, Hof-Buchd. |
| Potzdamm. | Bartholomaͤus Neumann. |
| Prag. | Carl Ferdin. Arnold von Dobroslau. |
| Carl Frantz Roſenmuͤller. | |
| Wentzel Urban Succhy. | |
| Johann Julius Gerzabek. | |
| Johann Norbert Fitzky, Hochfuͤrſtl. Ertzbiſchoͤflicher Buchdrucker. | |
| Johann Carl Hraba, Boͤhmiſchen Hochherrl. Land-Staͤnde Buchd. | |
| George Labaun. | |
| Matthias Friedrich Kaudelka, | |
| Die Clementiniſche P. P. Soc. J. | |
| Die Koͤnigshoͤferiſche Hochfuͤrſtlich Ertzbiſchoͤfliche Buchdruckerey. | |
| Carl Gerzabek. | |
| Przibram. | Wittwe Pileciuſin. |
| Quedlinburg. | Gottfried Heinrich Schwan, Hof- und Stiffts-Buchdrucker. |
| Querfurth. | Johann Anton Goͤllner, Fuͤrſtlich |
| Saͤchſiſ. Weiſſenfelſiſ. Hof-Buchdr. | |
| Regenſpurg. | Joh. Baptiſt Lange. |
| Hieronymus Lentz. | |
| Chriſtian Gottlieb Seiffart. | |
| Johann Caſpar Memmel. | |
| Reval. | Johann Koͤhler. |
| Rindeln. | Johann Gottfried Enar. |
| Rochlitz. | N. N. Lange. |
| Roſtock. | Joh. Jacob Adler, Acad. Buchdr. |
| Rudolſtadt. | Joh. Heinr. Loͤw. Wittwe, Hof-B. |
| Ruppin. | N. N. Ackermann. |
| Saalfeld. | Gottfried Boͤhmer. |
| Saltzburg. | Mayeriſche Buchdruckerey. |
| Haniſche Buchdruckerey. | |
| Schaafhauſen. | N. N. Hurter. |
| Schlaitz. | N. N. Weichberger. |
| Schleuſingen. | Georg Wilhelm Goͤbel. |
| Schlichtingsheim bey Großglogau. | Gottf Boͤrner. |
| Schneeberg. | Carl Wilhelm Fulde. |
| Schweinitz. | N. N. Muͤller. |
| Chriſtian Heinrich Kannegieſſer. | |
| Schwobach. | Chriſtoph Hannibal Steinmarck. |
| Skiara in Schweden. | Hermann Moͤller. |
| Sondershauſen. | Joh. Andreas Bock, Hof-Buchd. |
| Sorau. | Johann Gottlieb Rothe. |
| Stargardt. | N. N. Falcke, Regierungs-Buchdr. |
| Stendal. | Valentin am Ende. |
| Stettin. | Herman Gottf. Effenbarth, Raths- Buchdrucker. |
| Chriſtian Friedrich Spiegel, Regie- rungs-Buchdrucker. | |
| Stockholm. | Johann Laurentz Horn, Cantzley und Regierungs-Buchdruck. |
| Stollberg am Hartz. | Johann Chriſtoph Erhardt. |
| Stralſund. | Georg Chriſtoph Schindler, Regie- rungs-Buchdrucker. |
| Straßburg. | Pauſchinger. |
| Kirſchner. | |
| Heitz. | |
| Le Rou. | |
| Georg Adam Piesker. | |
| Schmuck. | |
| Johann Albrecht. | |
| Strengnaͤs in Schweden. | Lars Collin, Ac. Buchdr. |
| Peter Nyſtroͤm. | |
| Lorentz Ludwig Grefing. | |
| Carl Johann Roͤpke. | |
| Heinr. Chriſtian Merckels Wittwe. | |
| Striegau. | N. N. Webers Soͤhne. |
| Studtgardt. | N. N. Muͤller. |
| N. N. Faber, Cantzl. Buchdrucker. | |
| Joh. Friedr. Cotta Hof-Buchdr. | |
| Torgau. | Johann Gottlieb Peterſeil. |
| Tuͤbingen. | N. N. Siegmund. |
| N. N. Franckens Wittwe. | |
| Anton Heinr. Roͤbel, Acad. Buchdr. | |
| Ulm. | Chriſtian Ulrich Wagner. |
| Elias Daniel Suͤß, und Gotthard Muͤllers Wittwe. | |
| Upſal. | Joh. Hoyer Wittwe, Univ. Buchd. |
| Waldenburg. | Johann Georg Witzſch. |
| Weiſſenburg. | Carl Meyer. |
| Weiſſenfels. | Johann Chriſtian Leg, Hof-Buchdr. |
| Weimar. | Joh. Leonh. Mumbach, Hof-Buchd. |
| Wernigeroda. | Michael Anton Struck. |
| Wetzlar. | Ernſt Winckler. |
| N. N. Stock. | |
| Wien | Coſmoroviſchen Erben, Kayſerlicher Hof-Buchdrucker. |
| Joh. v. Ghelen, Kayſ. Jtal Buchdr. | |
| J. Jac. Koͤrner, N O. Landſch-B. | |
| Mar. Ther. Vogtin, Acad. Buchdr. | |
| Andreas Heininger, Acad. Buchd. | |
| Joh Georg Schlegel, Acad. Buchd. | |
| Chriſtoph Lercher, Acad. Buchdruck. | |
| Leop. Joh. Kaliwoda Acad. Buchdr. | |
| Wittenberg. | Johann Hacke. |
| Ephraim Gottl Eichsfeld, Acad. B. | |
| N. N. Scheffler. | |
| Johann Chriſtoph Tſchiedrich. | |
| Johann Wilhelm Boßoͤgel | |
| Wolffenbuͤttel. | Chriſtian Bartſch, Hof- und Cantz- ley-Buchdrucker. |
| Zeitz. | N. N. Hugo Wittwe und Sohn. |
| Zerbſt. | N. N. Boͤhme, Gymn. Buchdruck. |
| N. N. Francke Hof-Buchd. | |
| Zittau. | Joh. Chriſtian Stroͤmel, ſo Mich. Hartmanns Druckerey hat. |
| Zelle. | N. N. Hofmann, Koͤnigl. Hannoͤve- riſcher Hof-Buchdr. |
| N. N. Hollwein. | |
| Zuͤllichow. | Joh. Friedrich Theurich, Pachter der Wellmanniſchen Druckerey. |
| Zuͤrch. | G. Buͤrckli. |
| Zwickau. | Daniel Gottlob Wunderlich. |
| Johann Friedrich Hoͤfer. |
Appendix A G. L.
Du wieſt dich verwundern, daß ich dich zum Beſchluß
noch einmal anrede. Jch geſtehe dir aufrichtig, daß
ich alles, woran ich an vorhergehenden Blaͤttern Theil
habe, mit der groͤſten Luſt, dieſe Zeilen aber mit dem groͤſten
Verdruß aufgeſetzet habe. Nichts, als Deine Guͤtigkeit iſt
dieſe Unluſt zu mindern faͤhig. Jch hoffe auch, Du wirſt mein
Bekaͤnntniß nicht uͤbel aufnehmen, ſondern vielmehr mit mir
bedauren, daß es dieſem Buch, wie allen Buͤchern in der Welt
gegangen ſey, daß ſich nemlich, aller angewandten Sorgfalt
ohngeacht, doch einige Druckfehler eingeſchlichen haben. Ei-
nige umgekehrte, oder zuviel geſetzte Buchſtaben anzumercken,
ſehe ich vor uͤberfluͤßig an, weil ſelbige den Verſtand nicht dun-
ckel machen. Jch will alſo nur diejenigen anfuͤhren, welche
von einer Erheblichkeit zu ſeyn ſcheinen.
Jn dem Entwurfpag. 20. lin. 4. vor Feltrien
l. Feltrip. 49. not. 0. pro edito edito. p. 69. l. 10. nach
den Worten: in Spanien, ſetze hinzu: Unkoſten.p.
82. l. 27. vor Bauchofer l. Bauhofer.p. 83. l. 3 bau-
choferiſche l. bauhoferiſche. Jn dem Werck ſelbſt
p. 34. l. 22. vor Labbialesl.Labiales. l. 37. vor ἐγὸ l.
ἐγώ. p. 36. l. 12.:- Soph paſuk. l. 16. l.:̵̩ Silluk cum
Soph paſuk. l. ult. c Tiphcha. pag. 37. l. 28. Samech
ס. Wie ich denn uͤberhaupt bey den Accenten be-
klagen muß, daß hier und da oͤfters ein Punct, oder
Figur, nicht an dem rechten Ort ſtehet, weil man
nicht alles hat zwingen koͤnnen.
Be-
Appendix B Bericht an den Buchbinder.
Derſelbe wird ſich bey den Kupfern in acht zu neh-
men wiſſen, daß er ſolche bey Beſchneidung des
Buchs nicht mit faſſet, weil ſolche zum Theil etwas
laͤnger gerathen, bey einigen wird er wahrnehmen, daß
ſie in der Mitte eine Linie haben, damit er ſolche mit
einhefften kan.
- 1. Wird gebunden der kurtze Entwurff von Erfin-
dung der edlen Buchdruckerkunſt, die Signatur A.
bis I. - 2. Die Formate mit der Signatur A. bis K.
- 3. Denn folget die Ehrhardiſche Schrifftprobe.
- 4. Nach dieſer der Verſuch eines wohl eingerichte-
ten Woͤrterbuchs, die Signatur L. bis R. - 5. Nachdem werden die Calenderzeichen als das
Final gebunden.
Die Kupfer aber werden an folgende Orte ein-
geruͤckt.
1. Die Bildniſſe, ſo in die Lebensbeſchreibung ge-
ſetzt werden, als
- Fig. I. Fauſt, Guttenberg, Peter Schoiffer, p.58.
- Fig. II. Coſterus, Mentel, Juo Schœffer, Manu-
tius, Frobenius, Oporinus,62. - Fig. III. Stephanus, Plantinus, Gimel Bergen67.
- Fig. IV. welches 5. Jnſignia ſeyn, als Manutii,
Frobenii, Oporini, Stephani.70. - Fig. V. Rhauus, Lufft, Krafft, Fincelius, Fin-
celius, Gerdeſius.74. - Melchior Lotther. 93.
- Jacob Thanner. 94.
- Urban Gaubiſch. 97.
Fran-
[[264]]
- Franciſcus Schnelboltz. 102.
- Hennig Groſſe. 104.
- Gregorius Ritzſch. 110.
- M. Friedrich Lanckiſch. 116.
- Chriſtian Goͤtze. 121.
- Jmmanuel Tietze. 123.
- Johann Andreas Zſchau. 124.
- Chriſtoph Friedrich Rumpf. 126.
- Johann Gottfried Lange. 128.
- Heinrich Chriſtoph Tacke. 129.
- Chriſtoph Zunckel. 130.
- Johann George Schniebs. 132.
- Chriſtian Benjamin Bittorf. 133.
- Chriſtoph Barthel. 136.
Folgende kommen in die andere Signatur von
A. bis R.
Der in Kupfer geſtochene Bogen von Forma-
ten, wird jede Columne abgeſchnitten und an ſeinen
Ort gebracht.
- Alphabetum Ibericum.43.
- ‒ ‒ ‒ Sinicum.51.
- ‒ ‒ ‒ Malabaricum.53.
- ‒ ‒ ‒ Illyricum.56.
- ‒ ‒ ‒ Ruſſicum.59.
Die Teutſch-Lateiniſch- und Orientaliſchen Kaͤſten
werden nach ihren bezeichneten No. gebunden. 107.
- Tab. I. Setzer-Jnſtrumenta. 227.
- Tab. II. Buchdrucker Jnſtrumenta. 174.
- Tab. III. ‒ ‒ Preſſe. 220
- Tab. IV. Schrifftgieſſerey. 130.
Buchdrucker-Jnſignia, ſo viel deren vorkommen,
dabey iſt zu mercken, daß zwey, nemlich Herr Chri-
ſtoph Barthels und Johann George Schniebs ſeines
an den Bogen I. angeſchoſſen, welches gleichfalls zu
dieſen kan gebracht werden. 198
[[265]][[266]][[267]][[268]]
prima ſcribendi origine, p. 581. allwo er ſich auf des beruͤhm-
ten Herrn SchelhornsAmoenitates Litterarias Tom IV.
beruffet.
rum \& recens ingenioſe inuentarum Lib II, Tit. XII, p.
578. ſqq. Edit. HENR. SALMVTHI, Amberg, 1599.
\& 1602. in 8. duob. Voll.
gende Uberſchrift hat: Verum inuentum, hoc eſt, mune-
ra Germaniæ, ab ipſa primitus reperta, \& reliquo orbi
communicata, quæ tanta ſunt, vt plera que eorum muta-
tionem mundo ſingularem attulerint, vniuerſa lon-
ge vtiliſſima extiterint, Francofurti, 1619. 8. c. V, p.
116. ſqq.
cundæ, Lipſiæ, 1720. 4.
inuentoribus L. II, c. 7. p. 132 Edit. 1590. 16. und
alle diejenigen, ſo de arte typographica etwas ſchriftlich
hinterlaſſen, welche ich aus Mangel des Raums mit
Fleiß uͤbergehe.
1650. 12. Die lateiniſchen Worte heiſſen daſelbſt alſo:
Vna typographia cum omnibus omnium veterum inuen.
tis eertare facile poteſt. Jch muß hier ein vor allemal
erinnern, daß ich alle Zeugniſſe in teutſcher Sprache an-
fuͤhren werde, ſie moͤgen in einer Sprache aufgeſetzt ſeyn,
in was vor einer ſie wollen. Und dieſes darum, dieweil
meine Nachricht nicht ſo wohl vor Gelehrte, als viel-
mehr vor die Kunſtverwandten der edlen Buchdrucke-
rey aufgeſetzet iſt. So viel aber kan ich jederman heilig
verſichern, daß ich die Stellen, ſo in einer fremden
Sprache zuerſt abgefaßt ſind, treulich uͤberſetzt habe.
Lobe, Nothwendigkeit, Nutzen, Freyheit, Rechten und
Gerechtigkeit der Buchdruckerey, oder derſelben Offi-
cianten und Verwandten, Eisleben, 1669. in 4. D. 3.
p. 529 Nuͤrnberg, 1668. fol.
darf
c. 2. n. 6. p. 730. ſqq. Edit. recentiſſ.Joh. Albert Fa-
briciiBibliograph. Antiquar. c. XXI, §. 11. p. 630. Edit.
1716. 4. Burch. Gotth StruvensIntroduct. ad Notit.
Rei litt. C. XI. §. 2. Jac Friedr. ReimmansHiſt. Litt.
Vol. III, p. 204. ſq. und IO. STOHRII Diſſ. de ortu typo-
graphiæ, 1666. nachſchlagen.
reits angefuͤhrte Diſſ. des Herrn M. STOHRII c. I, §. 7.
Es ſind aber unter andern folgende: IO. PETR. MAF-
FEIVS Lib. VI, Hiſtor. Indic. p. 113. GARZIAS AB
HORTO Lib. II, Aromat. ap. Indos naſcent. c. 38. IO.
GONZAL. MENDOZA L. III, de la Hiſtoria del gran
regno de la China PAVLLVS IOVIVS Hiſtor. Lib. XIV.
NICOL. TRIGAVLTIVS de regno Chinæ L. I, c. 4.
IO. HVGO LINSCOTANVS P. II, Ind. Orient. c. 26.
und GVIDO PANCIROLLVS I. c. ſcheinet bey nahe
dieſer Erzehlung beyzupflichten.
ſiſche Buchdruckerey, welcher ſie ſelbſt geſehen. Deſſen
Worte, wie wohl nur in lateiniſcher Sprache, fuͤhrt
Georg Paſchl. c. p. 781. an. Eine Probe davon kan
man auf unſerer Tab. p. 51. ſehen
HORNIO in Hiſtoria Vniuerſali p. 181.
Conrad ZeltnersTheatro virorum erudit. qui typo-
graph. operam præſtiterunt p. 101. gefunden. Warum
aber OMNIBONVS uͤbergangen worden, kan ich
nicht
I. p. 270. ſq. 277. ſq. p. 280. Edit. Amſtelod, 1733. 4.
Correctores gehoͤre.
gabe Quintiliani Venedig, 1471. f. per Nic. Jenſon, vor-
geſetzt iſt. Maittaire fuͤhrt ſelbige l. c. p. 6. au. Accede-
bant
alterius, vt vere dicam, Dædali, qui librariæ artis mirabi-
lis inuentor, non vt ſeribantur calamo libri, ſed veluti
gemma imprimantur ac prope ſigillo, primus omnium
ingenioſe monſtrauit: Vt huic viro, qui de re litteraria
tam bene meruit, nemo ſit, qui non fauere ſummopere
debeat. Id circo non difficulter impetrauit, vt non ſolum
hoe opus, (Quintilianum) verum etiam vtramque Cice-
ronis artem corrigerem.
BELLICVS Enned. X. Lib. 6. BAPTISTA FVL-
GOSVS, ſonſt Fregoſo, oder Campofregoſo, de dictis
factisque memorabilibus, Lib. VIII, c. 11. OCTA-
VIVS FERRARIVS in Orat. de laudibus Germa-
niæ, welche Chriſtian Weiß beſonders drucken laſſen,
Weiſſenfelß, 1677. 4. B. 2. b.
apud SERARIVM in rebus Moguntiacis Lib. I, c. 37.
dit Diarium Eruditorum, Pariſ. 1712. T. II. p. 470.
Harlem, van de Bœckdruckerey, 1628.
ribus, Lugd. Bat. 1640. 4.
deſſen Inuentis Nou-antiquis, p. 793. ſqq. leſen.
brantium, Straßburg, 1609. 4. p. 180.
Unwahrheit anzumercken, welche ſich in Junii Erzeh-
lung befindet. Er ſagt uns nemlich, daß 1440. zu
Mayntz ALEXANDRI GALLI Doctrinale, oder
Grammatica mit eben dergleichen Littern, wie Kuͤſter
gehabt haͤtte, gedruckt worden waͤre. Hievon weiß
auſer IVNIO kein Menſch etwas. Er muſte es aber
alſo erzehlen, damit er doch einen Schein haben moͤgte,
Johann Fauſt haͤtte mit Kuͤſters Littern, welche er ihm
geſtohlen, zu Mayntz gedrucket.
ſeinen Amœnitatibus Litt. T. IX, p. 969. Vffenbachs
Brief
zu Harlem dieſes Speculum verſchiedene mal geſehen.
Man haͤtte daſelbſt mehr, als ein Exemplar, davon.
Eines in Hollaͤndiſcher, und etliche in Lateiniſcher Spra-
che. Bey dem Hollaͤndiſchen waͤre folgendes darzu ge-
ſchrieben, weil es keinen beſondern Titel haͤtte:
Liber Tabularum ligno incifarum
a
LAVRENTIO COSTERO
Circa annum ſalutis
MCCCCXXVIII.
Ein lateiniſches haͤtte zwar dieſen Titel: Lib. cuius no-
men \& titulus eſt ſpeculi humane ſaluationis; Es waͤre
aber ebenfalls dazu geſchrieben:
LIBER
Cuius nomen \& titulus
SPECVLVM HVMANÆ
SALVTIS
HARLEMI
Ex officina Laurentii Ioannis Coſteri
Anno 1440.
Hieraus ſieht man alſo deutlich, daß Kuͤſters Namen
gar nicht in Holtz mit eingeſchnitten, ſondern nur dar-
zu geſchrieben iſt. Sollte wohl Kuͤſter ſeinen Namen
weggelaſſen haben, wenn er es verfertiget haͤtte?
Ioannes Fauſt, ciuis moguntinus, auus maternus Ioan-
nis Schœffer, primus excogitauit imprimendi artem ty-
pis æreis: quos deinde plumbeos inuenit, multaque ad
poliendam artem addidit eius filius, Petrus Schœffer.
Impreſſus eſt autem hic Donatus \& Confeſſionalia primo
omnium anno ⅽⅼↄⅽⅽ ⅽⅽl. Admonitus certe fuit ex
Donato Hollandiæ, prius impreſſo in tabula inciſa.
Georg Paſch fuͤhrt ſolche aus ANGELI ROCHÆ
Bibliotheca Vaticana an, welcher ſie ſelbſten in Augen-
ſchein genommen hat. Siehe deſſen Inuenta Nou-an-
tiqua, C. VII, p. 787.
che abgefaßt. Jch bedauere, daß ich ſelbige aus dem
Original nicht anfuͤhren kan. Die Uberſchrift von dieſem
Buch heißt: Die Cronica van der hilliger ſtadt von
Coelln. Am Ende dieſes Wercks ſollen folgende Worte
ſtehen: ind hait gedruckt mit groiſſem ernſt en Fliß
Johann Koelhoff burger in Coelln, und vollendet up
Sent Bartholomaeus avend des hilligen Apoſtels
anno
ren eine Statue zu Harlem an ſeinem Hauſe geſetzt, und
uͤber die Thuͤre geſchrieben:
MEMO.
clich. Der gelehrte Herr von Vffenbach hat ſelbiges
ehedeſſen ſelbſten zu Harlem geſehen, und pag. 311. ſqq.
dieſe angefuͤhrten Worte daſelbſt gefunden. Siehe
SchelhornsAmœnitat. Lit. T. IX. p. 982. lateiniſch
uͤberſetzt findet man ſelbige bey Boxhornp 950. ſqq.
bey Wilh. Ernſt Tentzeln in ſeinen Monatlichen Unter-
redungen aufs Jahr 1692. p. 687. und bey Georg Pa-
ſchen in ſeinen Inuentis Nou. antiquis C. VII. p. 786.
allwo ſie alſo lauten: „Quamuis autem, vt præmittitur,
\&q;Moguntiæ ars hæc inuenta fuerit eo modo, qui nunc
\&q;temporis communiter vſurpatur, prima tamen eius
\&q;prœfiguratio, ſeu ſimulacrum, ex Donatis Hollandiæ
\&q;reperta \& deſumta fuit, qui ibi ante id tempus excuſi
\&q;fuere; eque illis principium prædictæ artis deprom-
\&q;tum eſt.
geliſche Hiſtorien, welche Hadrian Roman zu Straß-
burg An. 1630. gedruckt hat. Willhelm Ernſt Tenzel hat
es zu dem Monat Auguſt ſeiner Monatlichen Unterre-
dungen 1693, wieder nachſtechen laſſen.
TYPOGRAPHIA. ARS. ARTIVM. CONSERVATRIX.
HIC. PRIMVM. INVENTA. CIRCA. AN. ⅽⅼↄⅽⅽⅽⅽxl.
Wie dieſes MISSON in Itin. Tom. I, Epiſt. II, p. 24.
und Benthem in ſeinem Hollaͤndiſchen Kirchen- und
Schul-Staat im II. Theil p. 567. berichten; Alleine der
Herr von Vffenbach hat ſolche daſelbſt geſuchet, aber
weiter nichts, als Kuͤſters Bildniß auf Holtz gemahlt
an dem ſogenannten Kuͤſteriſchen Hauß gefunden.
Siehe SchelhornsAmœnit. T. IX. p. 983.
antiquis I. c. p. 790. D.Val. Ernſt Loͤſcherin Stromateo
Sect. VII, p. 139. Lipſ. 1727. 4. edito. STOHRIVS in
Diſſ. ſæpius cit. c. II. der ſich auch ſelbſten, als ein neuer
Patron, vor Straßburg aufgeworffen, und dieſe Fabel
vor wahr angenommen hat, weil es DOMINVS
BOECLERVS geſagt hat.
Argent. 1705. 4.
Straßburg, ibid. 1640. 4.
C
1440. zu Straßburg erfundenen Buchdruckerkunſt,
Straßburg, 1641. 4.
Rerum Germ. T. I, p. 396. Anno Chriſti 1440. Fride-
rico III, Romanorum Imperatore regente magnum quod-
dam ac pæne diuinum beneficium collatum eſt vniuerſo
terrarum orbi a IO. GVTTENBERG, Argentinenſi,
nouo ſcribendi genere reperto. Is enim primum artem
impreſſoriam, quam latiniores excuſoriam vocant, in vr-
be Argentinenſi inuenit. Inde Moguntiam veniens can-
dem feliciter compleuit. Interea IO. MENTEL id
opificii genus inceptans, multa volumina caſtigate \& po-
lite Argentinæ imprimendo factus eſt breui opulentiſſimus.
Diſcours von Erfindung der loͤblichen Buchdruckerkunſt
an, p. 56. ſqq.
ſcours p. 58.
heiſen daſelbſt alſo: „Waun man aber die alte gantz ohn-
\&q;partheyiſche Monumenta, Annales und Schriften, ſo
\&q;bey hieſiger Stadt wollbeſtellter Cantzley befindlich, (die
\&q;lang zuvor ehe Jemand von dieſer Frage diſputirt, durch
\&q;redliche Leute zuſammen getragen worden, und welche
\&q;daher vielleicht kein Privat-Scribent vermeſſentlich wi-
\&q;derſprechen, oder ſie einiges falſches und Unwahrheit be-
\&q;zuͤchtigen wird, unterſteht ſichs Jemand, ſo iſt er ver-
\&q;bunden nicht aus ungegruͤnderen Narrationibus, oder
\&q;zweifelhaften Muthmaſſungen, ſondern mit andern un-
\&q;widertreiblichen Fundamenten ſeine Meynung zu be-
\&q;haupten) mit Fleiß durchſiehet, und in allen Umſtaͤnden
\&q;aufrichtig, allein um der Wahrheit willen, erwieget, ſo
\&q;kommt ſo viel heraus - - daß in dieſer Stadt Straßburg
\&q;und von einem Straßburgiſchen Buͤrger die edle Dru-
\&q;ckerkunſt erſtmals durch goͤttliche Erleuchtung erfunden
\&q;worden.‟ Worauf alsdenn die Worte aus dem Mann
ſcript ſelbſten folgen. Es iſt doch gut, daß Herr Schmidt
geſetzet: Vielleicht wird dieſer Wahrheit Niemand wi-
derſprechen. Vielleicht wird ihr aber auch Jemand wi-
C 3derſpre-
tionibus und zweifelhaften Muthmaſſungen, ſondern
aus unwidertreiblichen Fundamenten. Jedoch hievon
hernach.
(x) p. 34. Und die folgenden unverwerflichen Zeugniſſe
von Johann Guttenbergen §. 12. p. 43. ſqq.
thel. Brixienfis per vener. virum Henricum Eggeſtein,
Art Liberal. Magiſtrum ciuem inclitum Argentinæ, 1471.
fol. S. Mich. MaittairsAnnales Typograph. T. I, p.
305. D.Valent. Ernſt LoͤſchersStromateum Sect. VII.
p. 149.
ſine loco impreſſionis, 1473. fol. X. Voll.Maittairel. c.
p. 324.
1650. 4. Allwo er aus dem libro pulſuum mortuorum,
ſo bey dem Muͤnſter zu Straßburg gehalten worden, fol-
gende Nachricht ertheilet: Obiit Dominus Io. Mentelius
Impreſſor, Sabbato poſt conceptionem Virginis Mariæ A.
MCCCCLXXIIX. Et factus eſt ei pulſus cum campana
magna dominiea ſequenti.
darf nur Willh. Ernſt Tentzels Diſcours p. 61. ſqq. und
Jeande la Caille Hiſtoire de l’imprimerie \& de la Librai-
rie, Paris, 1689. 4. nachleſen.
Zeugniſſe anfuͤhren, die neuern aber gaͤntzlich mit Still-
ſchweigen uͤbergehen, weil ſie ſich doch alle auf jene gruͤn-
den. Wer aber doch gerne einige wiſſen will, die ſich vor
Mayntz und zwar vor Johann Guttenberg erklaͤret,
dem dienet zur Nachricht, daß unter andern auch folgen-
gende ſind: Bernhard Mallincrot in Diſſ. Hiſt. de Ortu
ac progreſſu artis typographicæ C. VIII, p, 65. Colon.
1639. 4. JEAN. de la CAILLE Hiſtoire de l’lmpri-
merie \& de la Libraire.Johann Saubertin Hiſtoria Bi-
blio-
den Titul dieſer in Niederteutſcher Sprach geſchriebenen
Chronick angefuͤhrt. Hier habe ich die Worte nach Pa-
ſchens lateiniſcher Uberſetzung ins Teutſche uͤberſetzt,
weil ich Tentzels etwas rauhen, dann und wann aber
falſchen, Uberſetzung nicht folgen wollen.
tione typographiæ p. 106. Nuͤrnberg, 1643. 12. Mich.
Maittairein Annal. Typograph. T. I, p. 5. 6. D Val.
Ernſt Loͤſcher in Stromateo ſuo p. 141. allwo noch andere
mehr genennet werden, ſo hieher gehoͤren, dergleichen
man noch viele nachſehen kan in D. G. Morhofiii Polyhi-
ſtore T. I, L. IV, c. 2. p. 731. Bey Georg Paſchenl. c. p.
785. und in IO. STOHRII oͤfters angefuͤhrten Diſſ. c. 2.
Monaſt. S. Galli, 1690. f.
nach
BERGOMENSI aber Lib. XV. Suppl. Chronic. ſte-
hen ſie ordentlich alſo:
O felix noſtris memoranda impreſſio ſeclis!
Inuentore nitet vtraque lingua Tuo.
Deſierat quaſi totum quod fundis in orbem,
Nunc paruo doctus quilibet eſſe poteſt.
Omnes te ſummis igitur nunc laudibus ornent,
Te duce quando ars hæc mira reperta fuit.
Mayntz, 1505. an. Jch habe aber gegenwaͤrtiges aus
Joh. Georg SchelhornsAmœnitat. Hiſtor. Eccl. \& Litt.
T. I, p. 946. genommen, welcher eine Auflage von 1512.
bey der Hand gehabt.
men, daß er Mentelins Diener geweſen ſeyn ſoll, der we-
gen des begangenen Diebſtahls blind worden waͤre, wel-
ches aber falſch iſt. Denn es heißt ja hier, er waͤre vor Al-
ter blind worden. Wegen vieler Umſtaͤnde willen komme
ich mit Tentzeln auf die Gedancken, daß Genßfleiſch keine
beſondere Perſon anzeuge, ſondern nur ein Beyname Jo-
hann Fauſts geweſen ſey. Denn diejenigen Geſchicht-
ſchreiber, ſo Fauſten, als den Erfinder angeben, ſchwei-
gen von Genßfleiſch ſtille. Und die hingegen, ſo Genß-
fleiſch angeben, ſagen nichts vom Fauſt. Man kan bey
Schragio ein Epitaphium auf ihn leſen:
In felicem artis Impreſſoriæ Inuentorem
D. O. M. S.
Ioanni Gensfleiſch, artis impreſſoriæ repertori, de omni
natione \& lingua optime merito, in nominis ſui memoriam
immortalem Adam Gelthus poſuit, oſſa eius in Eccleſia D.
Franciſci Moguntiæ feliciter cubant.
rum Mogunt. an. Es heißt aber alſo: IO ANNI GVT-
TENBERGENSI Moguntino, qui primus omnium
litteras ære imprimendas inuenit, hac arte de toto orbe be-
ne merenti luo Witigiſis hoc ſaxum pro monumento po-
ſuit An. 1508.
T. I, p. 270. ſqq. an, welche insgemein folgende Unter-
ſchrift am Ende bey ſich haben: Alma in vrbe MO-
GVNTINA inclite nacionis germanice, quam Dei cle-
mentia tam alti ingenii lumine donoque gratuito ceteris
terrarum nacionibus preferre illuſtrareque dignatus eſt,
non atramento, plunmali canna neque ærea, ſed artificioſa
quadam adinuentione imprimendi ſeu caracterizandi ſic
effigiatum \& ad euſebiam Dei induſtrie eſt conſummatum
hoc, vel illud opus, per IO ANNEM FVST
ciuem \& PETRVM SCHOIFFER de GERNS-
HEIM.
D
182. daß Johann Fauſt etliche auf Pergament gedruckte
Bi-
p. 269. ſqq. Die Acten drucken laſſen, welche zwiſcheu
dieſen beyden Maͤnnern zu Mayntz vorgefallen ſind.
vor 50. bis 60. Cronen verkauft haͤtte. Wodurch er viel
Geld zuſammen gebracht hatte. Da aber die Leute gemer-
cket, daß ſelbige nicht geſchrieben waͤren; So wollten ſie
ihr Geld von ihm wieder haben. Alleine Fauſt machte
ſich mit ſelbigem aus dem Staub. Hieraus kan man
leichtlich ſehen, daß ſie ihre Kunſt anfaͤnglich heimlich ge-
halten haben, um deſto mehr damit zu gewinnen; Haͤt-
ten ſie ihre Namen drauf geſetzet und dabey geſaget, daß
ſie gedruckt waͤren, ſo wuͤrde ihnen Niemand ſo viel Geld
vor ein Stuͤck gegeben haben.
druckt worden ſind, woſelbſt es am Ende insgemein lau-
tet: per Jo. Fauſtum \& Pet. Schoifferum. Ja, man weiß
gar von dem Kayſer Maximilian ein Privilegium anzu-
fuͤhren, welches er Johann Schoiffern ertheilet, darinnen
er deſſen Großvater, nemlich muͤtterlicher Seite, vor den
Erfinder erklaͤret, es lautet aber alſo: Maximilianus
diuina fauente gratia \&c. Honefto ac fideli nobis dilecto,
loanni Scheffer, Calcographo Moguntino gratiam noſtram
Cæſaream \& omne bonum. Cum ſicut docti \& moniti ſu-
mus fide dignorum teſtimonio, ingenioſum Calcographiæ
inuentum Auctore auo tuo, felicibus incrementis in vni-
uerſum orbem promanauerit, \&c. Datum in oppido no-
ſtro Wels die decima nona Decembris A. MDXIIX. Da-
durch wird aber Guttenberg nicht ausgeſchloſſen, weil ſie
von ihm die erſten Kunſtgriffe gelernet haben. Unter-
deſſen haben ſie auch Antheil mit daran, weil ſie vieles zur
Ausbeſſerung mit beygetragen haben. Sie geſtehen auch
Guttenberg dieſe Ehre gerne zu, wie ſolches die oben an-
gefuͤhrte Zuſchrift Joh. Schoiffers an eben dieſen Kay-
ſer Maximilian bey dem teutſchen Livio mitklaren Wor-
ten ſaget: Dieſe wunderbahre Kunſt iſt erſtlich von dem
Kunſtreichen Johann Guttenberg erfunden und hernach
mit Fleiß von Johann Fauſt und Peter Schoiffern ge-
heſſert worden.
ſchers Abriß, welchen er in ſeinem Stromateo Sect. VIII
p. 145. gemachet hat.
begunten erſtlich, ſchreibt er daſelbſt, hoͤltzerne, bley-
erne und zinnerne Buchſtaben in die Mitte geloͤchert, zu-
ſchnitzen und zu gieſen, welche man mit einem Drath an
einander ſteckte, und alſo aus vielen Buchſtaben eine Zei-
le und aus vielen Zeilen eine Forme zuſammen ſetzte. Auf
ſolche Weiſe ward erſtlich die grobe lateiniſche Schrift
verfertiget, welche dannenhero Antiqva (die alte) heißt,
und werden dergleichen alte geloͤcherte Buchſtaben allda
zu Mayntz noch heutiges Tages den neuen Drucker Ge-
ſellen, wenn ſie das Poſtulat verſchencken, zum ſogenann-
ten Taufpfennig eingebunden. Welches auch Mallincrot
in ſeiner Diſſ. Hiſt. de ortu ae progreſſu Artis typopraphicæ
C. VIII. behauptet.
raculo optimo maximo typis litterarum \&c. Leipzig,
1710. 4. §. 6. p 4. Johannem Regiomontanum vor den
Erfinder aus. Andere wollen noch wiſſen, daß die Buch-
druckerkunſt zu Augſpurg, oder zu Ruſſenburg, oder zu
Gouda erfunden worden waͤre. Es ſind aber lauter
Nachrichten die auf ſandigte Gruͤnde gebauet ſind. Sie-
he IO. STOHRII Diſſ. c. 3. § 2.
fuͤhren, welches ihm Joh. Arnold Bergellanus verferti-
get und Mallincrot p. 96. uns mitgetheilet hat.
ich nur noch Wimphelingii Epigramma anhaͤngen, wo-
rinnen er ebenfalls Genßfleiſch heißt:
‘
Omnibus in terris præmia laudis habet.
Vrbe Moguntina, diuino fulte Ioannes
Ingenio: primus in primis ære notas
Multum relligio: multum tibi Græca Sophia,
Et multum debet lingua latina tibi.
Schelhorn hat ſeinen Amœnitat. Litt. T. II, p. 337. T. IV,
p. 555. auch noch einige einverleibet; Ein eintziges will
ich hieher einruͤcken:
‘
Vitam reddere quod queant ſublatam:
Quanto eſt iuſtius, æquiusque quæſo,
ALDVM MANVTIVM Deum voeare?
lpſis quod potuit ſuo labore.
Vitam reddere mortuis poetis.
AETER-
AETERNITATI
IOANNES. OPORINVS
BASIL. TYPOGRAPHVS
DOCTVS. OPEROSVS. ELEGANS
LIBRIS. INNVMERIS
VIRTVTVM. HEREDE
EX. IIII. CONIVGE
VNICO. RELICTO
PVBLICIS. LACRYMIS PRIV.
SEXAGENAR. MAIOR
HEIC. COND.Frugifer autu mnus periit, Dis notus \& orbi,
Othion elapſus nautis meditatur Arion.
Quantula ſint hominum corpuſcula, diſce viater:
Magnus Oporinus conditur hoc tumulo.
la THOV \& ANT. TEISSIER, Eloges des Hom.
Sçav. Tom. II, p. 289. \& Tom. III, p. 418. MICH.
MAITTAIRE Hiſtor. Stephanorum, THEOD
IANSON. ab ALMELOVEEN Diſſ. Epiſt. de
vitis Stephanorum celebr. Typograph. p. 46 Nachricht
phiæ Lipſienſis, Leipzig, 1720. 4. p. 12.
pographorum, Sect. XLI. n. 390. Norimbergæ, 1730. f.
Buchdruckerkunſt, p. 22.
p. 261.
in Auguſtiner Kloſter zu Erfurt geweſen. Epiſt. Tom. I,
p. 225. Edit. Aurifabri: Lotherus Lipſienfis, apud nos
erigit ealcographiam triplicis linguæ. Feruet ſtudium,
præſertim Theologiæ. Lipſia Lipfiſcit, ſicut mos eft.
38. Lutherus heißt Luften an dieſem Ort des Auguſtiner-
kloſters Sachwalter und Zinßeinforderer, Procuratorem
\& poſtulatorem cenſus \&c.
kirche zu Wittenberg vor dem Altar befindet, und bis
dieſe Stunde noch zu ſehen iſt. An. 1584. den 2.
Septembr. iſt in GOtt ſeeliglichen verſchieden, der erbare
Wolweiſe Herr Johann Lufft, Burgermeiſter allhier.
GOtt verleyhe ihm und uns allen eine froͤhliche Auf-
erſtehung; Seines Alters im 89. Jahr. Siehe Bal-
thaſ. Mentzii Syntagm. Epitaph. Witteb. L. II, f. 100.
num. LII.
begehrt, der ſchlage Guſtav Georg Zeltners Lebensbe-
ſchreibung von ihm nach, Nuͤrnberg, 1727, 4.
p. 84. und bey dieſem in ſeinem Leipzigiſchen Geſchichts-
buch, oder Annalibus, p. 84. Leipzig, 1714. fol. Jn DA.
VID PEIFERI Lipſia trift man gar nichts an.
welcher in ſeinen Incunabulis Typographiæ, Amſterdam
1687. 12. p. 85. BALTHASARIS de LIPSIA
fratrum Collegii S. Bernardi ibidem Prouiſoris Concluſio-
nes XXXIX. cum ſuis explicationibus contra Io. Huſs, pro
vna ſpecie Sacramenti Lipſiæ, 1474. gedruckt anfuͤhrt.
Weil aber Johann Jmmanuel Muͤller dieſes Buch ſelb-
ſten geſehen, und folgenden Titul: Concluſiones contra
quorumdam Bohemorum errores eorumque perfidiam,
und am Ende dieſe Worte: Concluſiones per Licentiatum
Balthaſar fratrum Collegii ſancti Bernhardi Liptzick pro-
uiſorem Anno Domini 1. 4. 9. 4. gefunden; So iſt aller-
dings zu glauben, Beughem hat entweder, wenn er das
Buch ſelbſt geſehen, vor 1494. aus Jrrthum 1474. gele-
ſen, oder es iſt vielleicht gar nur ein Druckfehler. Wie
ich denn gaͤntzlich glaube, daß Maittaire ebenfalls geir-
ret, wenn er Annal. T. I, p. 460. dieſes Buch zu dem
Jahr 1484. rechnet. Siehe MuͤllersIncunabula Typo-
graphiæ Lipſienſis p. 7. ingleichen Gottfried OleariiBi-
bliothecam Scriptorum Eccleſ, T. I. p, 102. Jena
1711. 4.
tis Quodlibeticis, ſo Johann Senſenſchmid 1474. fol. ge-
druckt, am Ende befindlich ſind: Beati Thome Aquinatis
Quodlibetica, duodecim explieiunt feliciter per Ioannem
Senſenſchmid vrbis Nurmberge civem induſtrioſum im-
preſſorie artis magiſtrum \& ANDREAM FRISNER
de Bunſiedel imprimendorum librorum correctorem anno
a natiuitate Domini MCCCCLXXIIII. decimo ſeptimo Ca-
lendas Maii.Mich. Maittaire hat alſo geirret, wenn er
in Annal. ſuis T. I. p. 334. Frißnern zu den Drucker
von dieſem Buche macht, es heißt aber alſo daſelbſt: Tho
Aquin. Quodlibetica: per Andream Frisner de Wunſie-
del \& lohan. Senſenſchmid. fol.
Sect. XI, p. 243. daß er Petri Lombardi Gloſſas in Pſalte-
rium, Norinbergæ fol. per Andr. Frisner de Wonſiedel
1478. gedruckt beſitze.
ckul der hieſigen Academie, aufwelcher er der 146. Re-
ctor Magniſtcus ſeit der Aufrichtung derſelben geweſen
iſt. Jch habe aber folgende Worte darinnen gefunden:
Anno Domini quadringenteſimo octuageſimo ſecundo die
S. Georgii martyris Ego Andreas Frisner de Buuſidel
artium Magiſter Sacræque theologiæ Baccalarius in Recto-
rem almæ vniuerſitatis ſtudii Lipſenſ. electus ſubſcriptos
de quatuor nationibus intitulaui.
ments, \& preſſorium, cum omnibus his inſtrumentis, \&
aliis requiſitis ad imprimendum libros, \& viginti Floreno-
rum Rhenenſium, \& meliorem menſam, quam habent in
Stuba Prioris, lego conuentui Fratrum Prædicatorum in
Lipzick, vt Deum pro me exorent, \& ſpecialiter quatuor
florenorum pro refectione ſpeciali fratrum, eo die, quo
exequias pro me fecerint. S. Ioannis Georgii Pertſchii
Origines Bonſidelienſ. P. II, c. 24.
S. Johannis, der Titul davon iſt folgender; Gloſſa ſuper
Apocalipſim de ſtatu eccleſie ab anno ſalutis preſentis ſci-
licet Mcccclxxxi. vsque ad finem mundi \& de pre-
claro \& glorioſiſſimo triumpho Chriſtianorum in Turcos \&
Maumethos quorum ſecta \& Imperium breuiter incipiet
deficere ex fundamentis Johannis in Apocalipſi \& ex ſenſu
lite-
primerie \& de la Libraire p. 44. Paris, 1689. 4. GOTT-
FRIED CHRISTIAN GOETZE in Progr de Bi-
bliotheca Senatus Lipſienſis p. 4. Leipzig, 1711. 4. und
Muͤller faͤllt ihnen in ſeinen Incunabulis bey. Man weiß
nicht mehr, als ein eintziges Buch, daß dieſer Mann ge-
druckt hat, wovon der Titul alſo lautet: Tractatulus de re-
gimine hominis compoſitus per magiſtrum \& dominum
dominum archiepiſeopum Pragenſem 4. Am Ende ſte-
hen folgende Worte: Magiſtri Medici arte medicorum
nec non eccleſie pragenſs archiepiſcopi regimen ſanitatis,
quod alio nomine Vetularius nuncupatur, finit feliciter
impreſſum in Lipczk per Marcum brander Anno domini
m. cccclxxxiiii. xxvi, die Menſs Auguſti. Da man
aber ſchon vor 1484. gedruckte Buͤcher aufweiſen kan;
So duͤrfte ihm vielleicht die erſte Stelle nicht einzuraͤu-
men ſeyn.
aſtrorum. Am Ende aber lieſet man alſo:
Ex genua Mcccclxxx. die xxxi. marty in ſabato ſe-
cundo completum. Impreſſum lipezk anno ſequente ſei-
licet Mcccclxxxi. in profeſto michahelis. Siehe Muͤl-
lers Incunabula p. 9. \& D. V E. Loͤſchern l. c. p. 244.
er uns berichtet, daß dieſer Brandis ſolgendes Buch ge-
druckt habe: Priami Capotii Siculi Lilybætani Frideri-
ceis, ad Fridericum Saxoniæ ducem, ob victum Adoiphum
Imperatorem Suecicum exercitum e ditione ſua profliga-
tum: Excudit MAVRICIVS BRANDIS (repono
Marcus Brandt, ni fallor) Lipſ. 1488. Ego vero non repo-
no, Marcus Brandt, ſed alio teſtimonio permotus exiſti-
mo, Mauricium Brandis retinendum eſſe. Denn Carl
Sam. Senff hat uns in ſeinen Jubel-und Kirchen-Ge-
ſchichten des Amts Stolpen Cap. I, p. 24. Bautzen,
1719. 8. ausdruͤcklich berichtet, daß in der Bibliotheck zu
Stolpen auch folgendes von ihm gedrucktes Buch zu ſe-
hen ſey: Opuſculum ex floribus Scripturarum collectum
de arte moriendi predicatum Miſſne per Licentiatum Va-
lentinum Anno Lxxxiiii. Am Ende: A. D. 1489. Im-
preſſ. per Mauricium Brandiſs Liptzk. Woraus man deut-
lich abnehmen kan, daß er zwar mit vorhergehendem
Brander zu gleicher Zeit gelebet habe, von ihm aber un-
terſchieden ſey.
darum, weil er kein aͤlteres Buch antreffen koͤnnen, als
Theo-
de des Operis librorum Miſſalium iuxta rubricam Eccleſiæ
Miſnenſis befinden: Reuerendisſimus in Chriſto pater
\& dominus, dominus Johannes de Salhuſen modernus
Misnenſis Eccleſiæ Epiſcopus præſens Miſſalium opus iux-
ta rubricam iam dictæ ſuæ Misnenſis diœceſis diligenti
opera caſtigatum ac diſtinctum per induſtrium Conradum
Kachelofen huius impreſſoriæ artis magiſtrum oppidique
Lipſenſis conciuem in oppido eodem inchoari: atque
graſſante peſtifero morbo in oppido Freiberg perfici \& fœ-
liciter finiri procurauit Anno ſalutis quinto \& nonageſimo
ſuper quadringenteſimum \& milleſimum die vero lunæ
menſis Nouembris nona. Und dieſes Buch ſtehet auch
noch zu Freyberg.
Anno ſalutis MCCCCLXXXXII. Alleine erirret. Denn
Mich. Maittare fuͤhret in ſeinen Annal. T. I. p. 514.
folgendes an: Reiſnung auf alle Kanfmannſchaften
durch Conrad Kachelofen,Lipſ. 1489. und M.Samuel
Moller, wohlverdienter Rector in Freyberg, berichtet in
ſeinem Progr. de Script. ac Typogr. Antiqu. in Bibliothe-
ca publ. Freibergæ iuuentis, Freyberg 1726. fol. daß in
der daſelbſt oͤffentlichen Bibliotheck, Poggii, Florentini
Oratoris ac Secretarii Apoſt. Facetiæ, 1491. 4. nebſt
unterſchiedlichen von 1491-1509. von Conrad Ka-
chelofen gedruckt, zu finden ſeyn.
p. 11. GoͤtzensProgr. p. 5. das erſte von ihm gedruckte
Buch ſoll Johannis von Valtz, oder Joh. de PaltzHy-
meliſch Funtgrub von 1490. geweſen ſeyn. Den Ho-
ratium hat er auch gedruckt, an deſſen Ende ſtehet:
Impreſſum in inclyta ciuitate Liptzyk per Baccalarium
Martinum Herbipolenſem Anno ſalutis MCCCCXCII.
in 4. die in Freyberg ſich befindliche Buͤcher, ſo Lantz-
berg gedruckt, ſind alle von 1501.-1511. zum Vor-
ſchein gekommen.
mo
ſo wohl auf der hieſigen Univerſitaͤts-Bibliotheck, welche
eine rechte Schatzkammer von dergleichen Sachen iſt, als
auch in der Bibliotheck zu Freyberg. Das aͤlteſte ſo man
von ihm weiß, iſt folgendes: Exercitium puerorum gram-
maticale per dietas diſtributum 4. am Ende lieſet man
alſo. Impreſſum Liptzk per Arnoldum Colonienſem An-
no gracie quadringenteſimo nonageſimo tertio.
cratiſſimum Senatum Cardinalium, Innocentio octauo de-
mortuo per R. in Chriſto patrem Bernardinum Carnaial.
Pacen. Epiſcopum: Regis \& Regine Hiſpanie oratorem:
die transfigurationis Dominice ſexta Auguſti Mccccxcii. 4.
am Ende lieſet man: Impreſſum Liptzk per Gregorium
Bœttiger. 2) Icti Cuiusdam Prælectiones publicæ: per
Gregorium Bœtticher Lipſ. fol. 1493. Siehe Muͤllers
Incunab. p. 12. GoͤtzensProgram. p. 4 und Maittaire
T. I, p. 456.
Progr. nahmhaft. Sie ſind von 1497. an bis 1519. aus
der Preſſe gekommen. Alleine Maittairel. c. p. 590. und
Muͤller in ſeinen Incunab. p. 13. wiſſen ſchon eines von
1495. nemlich Saliceti Tr. de ſalute corporis, wo ſich Stoͤ-
ckelBaccalaureum Wolfgangum de Monaco genennet hat.
Maittaire fuͤhrt auch Priſciani opera per Wolfgangum
Molitorem aus GoͤtzensProgr. p. 4. von 1496. und p.
647. Quatuor Nouifſima cum multis exemplis pulcherri-
mis apud Baccalarium Wolfgangum. Lipſ. 1497. an. Daß
aber dieſer Baccalarius Wolfgangus kein anderer als Stoͤ-
ckel geweſen, beweiſet Enee ſiluii, ſeu Pape Pii de Ritu.
Situ. Moribus ac conditione alamanie opus celeberri-
mum \&c allwo am Ende ausdruͤcklich ſtehet: per Bacca-
larium Wolfgangum Stockel de Monaco. S. Muͤllers
Incunab. l. c. Alle dieſe jezt angefuͤhrte Buͤcher ſind nicht
in der Freybergiſchen Bibliotheck befindlich. Daraus
man ſo viel erſehen kan, daß dieſer Wolfgang Stoͤckel ei-
ner der beruͤhmteſten Buchdrucker ſeiner Zeit geweſen ſeyn
muß, weil man noch heut zu Tag ſo viele von ſeinen ge-
druckten Buͤchern antrift.
theri angehen, 23. Stuͤck daſelbſt befindlich, welche oͤfterſ
gedachter Herr Moller in ſeinem Progr. anfuͤhret. Man
muß ſich aber wohl vorſehen, daß man ihm nicht einige
zuſchreibet, welche deſſen Sohn gleiches Namens gedru-
cket hat.
ſecundum Rubricam ingenuæ Miſenenſis Eccleſiæ in 4.
1520. impreſſæ. Denn am Ende lieſet man: Misnæ in
aula Epiſcopali per prouidum virum Melchiorem Lothe-
rum, ciuem Lipſienſem: Anno incarnationis milleſimo
quingenteſimo vigeſimo.
will
noch einige andere mehr.
GREGOR. LATICEPHALI de KONITZ merck-
wuͤrdige Verſe auf unſern Thanner:
Hoc opus Abiegnus vir doctus in arte Jacobus
Abſoluit nitidum: Lipsvbi pulchra nitet:
Lips vrbes vincit ſtudiis doctiſſima cunctas;
Hie totas ſedes diua Minerua tenet.
fratris Hieronymi Sauonarole qui concionando ad popu-
lum florentie in templo dei ſummo Pontifici inſurrexit
in 4. am Ende lieſet man folgende Worte: Impreſſum
per Jac. Abiegnum A. ſalutis noſtre Mccccxcviii.
die Worte ſtehen:
Ætatis ſuæ 90.
Inſignia Familiæ Schnelboltzianæ:
En Schnelboltziadæ ſunt hæc inſignia gentis,
In quorum galea virgo ſedere ſtudet.
Eſt humeris rubro virgo circumdata amictu,
Et caput auricomum ſerta odorata tegunt.
Inque manu dextra trifidas gerit illa ſagittas,
Et ſertum lepidum pura ſiniſtra tenet
Area ſed triplices in ſe res continet alba:
Stellas cœruleas, ſpicula cumque manu
GABRIEL SCHNELBOLTZ.
Optim. Art. Studioſ. F.
Durch meinen Beruf in reiner Lehr,
Half ich ausbreiten GOttes Ehr,
Fuͤr Jedermann, auch wer der ſey,
Trag ich meines Wandels keine Scheu.
276. ein Buch recenſiret, welches von Wirtigau 1659.
gedruckt worden iſt. Der Titul davon iſt werth, daß man
ihn hieher ſetzet, weil es wider ein ungemein wunderli-
ches Buch gerichret iſt. Er heißt aber alſo: M. Dan,
Lanii Jgnea veritatis evangelicæ columna, peregrinan-
tes veros Jſraelitas ex ſpirituali errorum pontificiorum
Aegypto in beatiſſimam promiſſam terram præcedens ac
perducens Perſpectivo minus perſpicuo Bonauenturæ
Hocquardi oppoſita, Lipſiæ, 1659. 4.
Labyrinth der Zeit. MEVII jus Lubecenſe fol. CEL.
LARII Geographia antiqua Media \& Nova, 4. item
PRÆTORII Homiletiſcher Buͤcher-Vorrath 4. und
viele andere mehr, welche alle den Preiß haben, daß ſie
fauber und gut gedruckt ſind.
phiis laudabilem operam præſtiterunt, Nuͤrnb. 1720, 8.
Theil, Amſterdam, 1733. 4 hie und da.
Conſcientiæ angefuͤhret.
Eccl. c. XXXV. p. 51. Edit. E. S. Cypriani, Franckf.
1722. 4. genommen.
richten der ſo alt-als beruͤhmten Buchdruckerkunſt p. 14.
Franckf. 1721. 4.
Hornſchuchs wohl unterwieſenen Corrector zu Nutze ma-
chen, welcher hier zu Leipzig, 1739. 8. wieder neu aufge-
leget worden.
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- Zitationsvorschlag für diese Edition
- TextGrid Repository (2025). Gessner, Christian Friedrich. Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Corpus of Literary Modernity (Kolimo+). https://hdl.handle.net/21.11113/4bq35.0