meiner Wirthſchaft
zu
Moͤglin
richtung des landwirthſchaftlichen Unterrichts-Inſtituts.
Mit einem Plane von Moͤglin.
In der Realſchulbuchhandlung.
[[II]][[III]]
Vorrede.
Ich uͤbergebe hier meinen Freunden das
Reſultat meiner Wirthſchafts-Erfahrungen
zu Moͤglin.
Es iſt von dieſer Wirthſchaft ſchon mehr-
mals oͤffentlich die Rede geweſen; zuerſt in
der landwirthſchaftlichen Zeitung, bevor ich
ſelbſt hier war. Um dieſen voreiligen Aufſatz
zu berichtigen, ließ ich einen, eigentlich nur
an einige Freunde gerichteten Aufſatz — viel-
leicht auch zu voreilig — in den Annalen des
Ackerbaues abdrucken, worin ich die in den
erſten Winterabenden nach meiner Ankunft
gefaßte Idee der Bewirthſchaftung entwik-
kelte, die ſchon bei der erſten Ausfuͤhrung
manche Abaͤnderung erlitt. Im Jahr 1808,
dem erſten der wirklich geordneten Einrich-
tung, ward auf Verlangen einer hier verſam-
melten verehrungswuͤrdigen Geſellſchaft, eine
Vorleſung Sr. Durchlaucht, des Herzogs
*
[IV]Friedrich zu Holſtein-Beck, meines ewig
verehrten und geliebten Goͤnners und Freun-
des, uͤber dieſe getroffene Einrichtung und die
beſtehenden Verhaͤltniſſe, gedruckt; woran ich
keinen unmittelbaren Antheil hatte. Endlich
iſt im Jahre 1811 ein anderer Aufſatz von ei-
nem Ungenannten in den Annalen erſchienen,
den ich mit Bemerkungen begleitete, und der
den Zuſtand dieſer Wirthſchaft in dieſem
Jahre treffend beſchrieb.
Ich ſelbſt hatte mir nach jenem [erſten] Auf-
ſatze vorgenommen, nicht ehe etwas daruͤber
zu ſchreiben, als bis das hervorgehende Re-
ſultat der Beachtung des groͤßeren Publikums
werth zu ſeyn anfinge. Zwar iſt auch jetzt das,
was ich ſagen kann, weniger merkwuͤrdig in
Hinſicht deſſen, was geſchehen iſt, als in Hin-
ſicht deſſen, was daraus erfolgen wird. Lange
durfte ich nur ſehr zweifelnd hoffen, daß et-
was merkwuͤrdiges daraus hervorgehen werde,
weil die verhaͤngnißvollen Zeiten dem ganzen
Werke oft den Untergang droheten. Jetzt hat
es in ſich ſo viel feſten Gehalt gewonnen, daß
es bei einer guten perſoͤnlichen Leitung man-
chem widerſtehen kann, und da ich ihm dieſe
nach meinem Abſcheiden, Gottlob! jetzt auch
[V] geſichert hoffen darf, ſo trage ich um ſo weni-
ger Bedenken, es wieder den Augen aller de-
rer, die Intereſſe an meinem Wirken nehmen,
darzuſtellen.
Wenn ich nur das Allgemeine und auf
das Ganze der Wirthſchaft Einfluß habende
hier erzaͤhle, ſo geſchiehet dies theils, um nicht
durch Nebenſachen den Blick von dem Haupt-
gegenſtande — der in und aus ſich ſelbſt her-
vorgehenden ſteigenden Kraft der Wirthſchaft
— abzuleiten. Dann aber geſtehe ich, daß
manche angelegte ſpezielle Verſuche und conſe-
quente Beobachtungen nicht zu der Vollſtaͤn-
digkeit und Beſtimmtheit gediehen ſind, die
erforderlich iſt, um gewiſſe mir ſelbſt vorge-
legte, fuͤr die Wiſſenſchaft wichtige Frage-
punkte zu entſcheiden. Wer da weiß, was zu
ſolchen comparativen Verſuchen gehoͤrt, wel-
che ununterbrochene Aufmerkſamkeit ſie erfor-
dern, der wird auch einſehen, daß ich ſie in
meiner Lage ſelbſt nicht darauf verwenden
konnte. Aber gleichſam als wolle mir das
Schickſal genauere Forſchungen nicht geſtat-
ten, entriß es mir unerwartet diejenigen, durch
deren Huͤlfe ich ſie nur ausfuͤhren konnte.
[VI]
Vier meiner thaͤtigſten Gehuͤlfen hat mir
nach einander der Tod entriſſen; Zwei darun-
ter waren mit mir durch die engſten Banden
des Geiſtes und des Gemuͤthes, der Wiſſen-
ſchaft und des Lebens verbunden. Ich
brauche Einhof und Crome nur zu nennen,
um das ſchmerzliche Gefuͤhl ihres Verluſtes in
jedem Freunde unſerer Wiſſenſchaft zu erre-
gen. Aber auch den ſonderbaren Mann, den
unter dem Namen v. Eſſen bekannten Be-
ſchreiber der Thorſengſchen Wirthſchaft, ver-
lor ich in wiſſenſchaftlicher Hinſicht ſehr un-
gern, da er ſich, wie jene Wirthſchaftsbeſchrei-
bung beweißt, ganz beſonders zum Experi-
mentator, und gewiſſermaßen auch zum Lehrer
der praktiſchen Landwirthſchaft eignete. Neu-
erlichſt erlitt ich wieder einen hoͤchſt ſchmerzli-
chen Verluſt an dem juͤngern Bruder meines
ſel. Crome, der die herrlichſten Talente fuͤr
dieſes Fach entwickelte und mir ſehr nuͤtzlich
ward. Er ſtarb an der Operation eines Scha-
dens, den er aus dem Feldzuge nach Frank-
reich mitgebracht hatte.
Außer dieſen, der Welt Entnommenen,
verließen mich mehrere andere. Ein junger
Mann von Talent, den ich ſelbſt gebildet, mit
[VII] hierhergebracht und hauptſaͤchlich fuͤr das Ex-
perimentaliſche beſtimmt hatte, verließ mich,
zu einem unuͤberlegten Ankauf eines Grund-
ſtuͤcks verleitet. Mein aͤlteſter Sohn, der
ſchon mehrere Jahre die hieſige Wirthſchaft
gefuͤhrt hatte, ging, um ſich in cameraliſtiſchen
Wiſſenſchaften mehr auszubilden, nach der
Univerſitaͤt zu Berlin, ergriff aber, wie alle
meine Soͤhne, die Waffen, und hat ſeine
ſchwere aber gluͤckliche militairiſche Laufbahn
nicht verlaſſen wollen. Er hatte die Wirth-
ſchaftsfuͤhrung dem damaligen verdienſtvollen
praktiſchen Lehrer beim Inſtitut Herrn Koppe
uͤbergeben. Da aber das Inſtitut waͤhrend
des allgemeinen Aufrufs zu den Waffen ge-
ſchloſſen ward, ſo trat dieſer in einen ſeiner
Thaͤtigkeit mehr angemeſſenen Wirkungskreis,
als ich ihm hier in dieſen Zeiten geben konnte.
Gluͤcklicherweiſe! muß ich ſagen, war
mein anjetzt juͤngſter Sohn aus dem Feldzuge,
mit einer den rechten Arm faſt laͤhmenden, zwi-
ſchen die Knochen geſchlagenen, unausziehba-
ren Kugel zuruͤck gekommen. Ohnerachtet er
ſich anderen Wiſſenſchaften gewidmet hatte,
ſo ſetzte ihn doch das vorzuͤgliche Talent und
die Neigung, womit er von erſter Kindheit an
[VIII] alle Gegenſtaͤnde der Natur und des Land-
baues aufgefaßt hatte, ſogleich in den Stand,
die Wirthſchaftsfuͤhrung mit Kraft und Ge-
wandtheit zu uͤbernehmen. Er hatte als frei-
williger Jaͤger ſeinen Abſchied gefordert und
erhalten, und glaubte ſich alſo außer aller
Verbindung mit dem Militair, als er in die-
ſem Fruͤhjahre aus einer Einberufungs-Ordre
zur Rheinarmee erfuhr, daß ihn des Koͤnigs
Majeſtaͤt als Offizier in einem Linien-Regi-
mente angeſtellt habe. Eben war der gute
Crome geſtorben, und dieſe Ordre war wirk-
lich ein betaͤubender Donnerſchlag fuͤr mich,
der auf einmal mein Werk zertruͤmmert haͤtte.
Denn ich hatte nun keinen mehr, dem ich es
anvertrauen konnte. Meine Dienſtverhaͤltniſſe
geſtatteten mir laͤngſt nicht mehr, mich um das
Detail zu bekuͤmmern, und ehe ich es in den
Handen eines gewoͤhnlichen Schreibers geſe-
hen, haͤtte ich es aufgegeben und Moͤglin ver-
laſſen. Ich verdanke alſo die Erhaltung deſ-
ſelben der Gnade der Herren Miniſter des
Innern und des Krieges, die mir fuͤr dieſen
Sohn die Dispenſation vom Dienſt ſogleich
bewirkten und ertheilten.
[IX]
Nach dieſer Kriſe darf ich hoffen, daß es
beſtehen und als ein Beglaubigungsſiegel mei-
ner Lehre ſich erweiſen werde. Dieſer Sohn
wird mich in dieſem Fache, ſo wie mein zwei-
ter Sohn in einem andern, was ich fruͤher auf-
gab, fortſetzen.
Dazu kommt, daß ein Mann, der von Ju-
gend auf fuͤr die praktiſche Landwirthſchaft ge-
bildet, ſich allen darauf Bezug habenden Wiſ-
ſenſchaften eifrigſt widmete, nun auch durch
die Bande des Bluts den Verein befeſtiget
hat, worin er in wiſſenſchaftlicher Hinſicht mit
uns getreten war. Dieſer, der Profeſſor
Koͤrte — als Mitunternehmer des landwirth-
ſchaftlichen Inſtituts zu Marlofſtein und
Direktor des zu Ober-Theres, ſo wie durch
mehrere Schriften dem Publikum bekannt —
wird Einhof und Cromen erſetzen, und hat
beſonders die Leitung des Inſtituts uͤber-
nommen.
Er wird in Verbindung mit meinem
Sohn, unter dem Titel: „Mittheilungen
aus Moͤglin,“ unbeſtimmte Hefte heraus-
geben, welche neben andern Gegenſtaͤnden der
Kunſt und Wiſſenſchaft des Landwirths, ge-
nauere Nachrichten und Beobachtungen von
[X] der hieſigen Wirthſchaft ertheilen werden.
Auch meine ſchriftſtelleriſche Feder uͤbergebe
ich ihren Haͤnden; da dringendere Geſchaͤfte
den Reſt meines Lebens und meiner Kraͤfte
wahrſcheinlich in Anſpruch nehmen werden.
Es ſchien mir noͤthig in dieſer Wirth-
ſchaftsgeſchichte ſo viel vom Perſonal derſel-
ben zu ſagen Auch wird man es einem alten
Vater verzeihen, wenn er von der Hoffnung
ſpricht, die er auch in Anſehung der Wiſſen-
ſchaft auf die Seinigen ſetzt.
[[XI]]
Inhalt.
- Einleitung. Entſtehung und Zweck dieſer Schrift S. 1.
- Ankauf des Guts Moͤglin nebſt Vorwerk Koͤ-
nigshof. Gruͤnde dazu 7. - Antritt deſſelben und Unfall mit der Schaͤferei,
der auf den Wirthſchaftsplan Einfluß hatte 13. - Zuſtand und Bewirthſchaftung des Guts beim
Antritt. Abaͤnderungen fuͤr das Jahr 1805 15. - Das Jahr 1806 20.
- Eintheilung des Ackers nach dem neuen Wirth-
ſchafts-Syſteme im Jahr 1807 22. - Behandlung der ſieben Haupt-Schlaͤge.
a) des Hackfrucht-Schlages 24. - b) des Gerſt-Schlages 29.
- c) des einjaͤhrigen Klee-Schlages 34.
- d) des zweijaͤhrigen Klee-Schlages 35.
- e) des Kleeſtoppel-Getreide-Schlages 35.
- f) des Huͤlſenfrucht-Schlages 37.
- g) des Roggen-Schlages nach Huͤlſenfruͤchten 39
- Vortheile dieſes Syſtems in Anſehung der Ar-
beits-Erſparung 40. - Behandlung des Außenlandes 44.
- Erweiterung deſſelben durch Reichnower Bauerland 45.
- Eintheilung deſſelben in acht Schlaͤge 46.
- Befahren dieſes Landes mit mergeligem Lehm
und Moder S. 48. - Ward durch die Zeitumſtaͤnde geſtoͤrt 50.
- Fruchtfolge fuͤr dieſe Koppel-Schlaͤge 51.
- Anlegung einer Schwemm- und Berieſelungs-
Wieſe 53. - Die Erweiterung derſelben durch das Sinken
des Waſſers vereitelt 54. - Einfuͤhrung des Luzernebaues zu ſiebenjaͤhriger
Benutzung 58. - Der Baileyſche Pflug allein gebraucht 61.
- Arbeitsvieh 64.
- Kuͤhe. Haltung derſelben 66.
- Reine Merino-Schaͤferei 74.
- Genauere Auszuͤge aus den Hauptbuͤchern.
Vorerinnerungen daruͤber 83. - Beſonders in Ruͤckſicht der angenommenen Geld-
preiſe und der einzelnen Conto’s 85. - Naͤhere Beſchreibung der Haupt-Schlaͤge 91.
- Beſtellung, Koſten und Ertrag
vom Jahr 1807 96. - — — 1808 103.
- — — 1809 108.
- — — 1810 113.
- — — 1811 115.
- — — 1812 124.
- — — 1813 128.
- — — 1814 132.
- Ertrag und Koſten der ſaͤmmtlichen Haupt-
Schlaͤge in jedem Jahre 140. - Durchſchnitts-Ertrag und Koſten jedes Schlages
von acht Jahren 141. - Durchſchnitts-Ertrag und Koſten jeder Fruchtart S. 145.
- Stroh und Miſt iſt hier gegen einander aufge-
hend angenommen 155. - Stroh-Ertrag jedes Schlages und Miſt den er
erhalten genauer berechnet 157. - Heu- und Futter-Verbrauch in Hinſicht auf
den Miſt 160. - Behandlung des Stallmiſtes 170.
- Fremder Duͤnger iſt nicht gebraucht 175.
- Grundwerth der Haupt-Schlaͤge 177.
- Koppel-Schlaͤge 179.
- Zuſtand und Ertrag derſelben von dem Jahre
1810 bis 1814 182. - Mergelung derſelben 191.
- Das Bruchvorwerk Koͤnigshof, nur in Hinſicht
ſeiner Verbindung mit der Moͤgliner Wirthſchaft 192. - Von da herauf geliefertes Heu 196.
- Koſten und Ertrag der Kuherei von 1806—1814 198.
- Die Schaͤferei 219.
- Koſten und Arbeit der Pferde 228.
- Koſten und Arbeit der Zugochſen 235.
- Unterhaltungskoſten des Wirthſchafts-Perſonals 240.
- Ueber die Ausziehung und den Erſatz des vege-
tabiliſchen Nahrungsſtoffs im Boden 247. - Bildung eines Maaßſtabes dafuͤr 251.
- Ausziehung der Getreidearten 255.
- Iſt verſchieden auf Thon- und Sandboden 261.
- Ausziehung der Huͤlſenfruͤchte iſt geringer 267.
- Ausziehung der Kartoffeln 271.
- Der Klee nicht ausziehend 277.
- Erſatz der Nahrungstheile durch Stallmiſt 279.
- Beſtimmung deſſelben 281
- Erſatz durch Dreiſchliegen und Brache S. 283.
- Die Bewirthſchaftung der Hauptſchlaͤge, als ein
Experiment uͤber dieſen Gegenſtand betrachtet 286. - Jeder Schlag muß alſo als ein Ganzes hier-
bei angeſehen werden 288. - Tabellen zur Kraft- und Ertrags-Berechnung,
wenn die Schlaͤge voͤllig planmaͤßig beſtellt
waͤren 291. - Berechnung nach der wirklichen Beſtellung und
dem Ertrage 298. - Das Experiment iſt nur als angefangen zu be-
trachten 316. - Einſchnitt des Jahres 1815 317.
- Wichtigkeit jenes Gegenſtandes 325.
- Richtiger Begriff vom Vortheil des Fruchtwechſels 328.
- Warum in Moͤglin keine Branntwein-Brennerei 332.
- Der Zweck und die gegenwaͤrtige Einrichtung
des Unterrichts-Inſtituts zu Moͤglin 337.
[[1]]
Im Jahr 1809 — 10 vereinigten ſich meine
hier anweſenden Freunde und Schuͤler mit meh-
reren Abweſenden zu dem Entſchluſſe, ſich im
Sommer 1815 hier zu verſammeln, um ſich dann
ihre ſelbſt gemachten Erfahrungen in der Anwen-
dung meiner Lehre vertraulich mitzutheilen, be-
ſonders aber um den Erfolg des hier angelegten
Wirthſchaftsplanes beim Anfange des zweiten Um-
laufs zu beobachten. Bei dem damals tiefge-
beugten Muth ahnete man noch nicht die gro-
ßen Ereigniſſe dieſer Zeit, wodurch der Charak-
ter unſerer Nation aufs herrlichſte erhoben und
gelaͤutert werden ſollte; aber auch nicht die gro-
ßen Stoͤrungen, welche jedes Gewerbe — den
Wucher allein ausgenommen — und vorzuͤglich
der Landbau noch erleiden wuͤrde; man hoffte
vielmehr nur, daß unter dem aͤußern politiſchen
Druck die Kraft unſers beengten Staats ſich
durch die Induſtrie ſeiner Mitbuͤrger und durch
1
[2] weiſe Maaßregeln der Regierung von innen her-
aus wieder verſtaͤrken ſolle, um ſolche dann bei
einer guͤnſtigen Gelegenheit zur Abwerfung dieſes
Druckes anzuwenden. Dieſe Erholung hat uns
die raſtloſe Gewalt des Feindes nicht gegoͤnnet,
aber um ſo fruͤher die Gelegenheit herbeigefuͤhrt,
durch die hoͤchſte Anſpannung unſerer, an ſich
noch ſchwachen Kraͤfte jenes Ziel zu erſtreben.
Man glaubte jetzt eben die Ruhe von Europa
voͤllig geſichert, und es gingen von mehreren Mit-
gliedern jenes Vereins Anfragen bei mir ein,
wann ich den Termin der beſtimmten, nun um ſo
freudigern Zuſammenkunft, und der Anſicht von
dem, was auch in dieſen ſchweren Zeiten in Moͤg-
lin geleiſtet ſey, anſetzen wuͤrde: als durch das
Wiedererſcheinen des nicht tief genug in den Ab-
grund geſchleuderten Ungeheuers, der groͤßere Theil
der ſchaͤtzbarſten Mitglieder jenes Vereins aufs
neue die Senſe gegen das Schwert zu vertau-
ſchen bereit war, und ſomit dieſe Verſammlung,
wie ſo manches andere, geſtoͤrt wurde.
Ich finde mich daher bewogen, dasjenige
dem Publikum mitzutheilen, was ich vorerſt die-
ſer Verſammlung ausfuͤhrlich an Ort und Stelle
vorzulegen dachte. Es enthaͤlt die Geſchichte
meiner hieſigen Wirthſchaft, oder die Beſchrei-
[3] bung der Verſuche — vielmehr des einen gro-
ßen concreten Verſuchs — die ich hier anzuſtel-
len von Anfang an beſchloſſen hatte, und das
Reſultat derſelben, in ſo fern ſich ſolches ſchon
ergeben kann.
Man erwarte hier keine Verſuche mit neuen
Getreidearten aus Tunis oder Botanibay, und
uͤber den hundert- oder tauſendfaͤltigen Ertrag,
den ſie, einzeln im Gartenboden geſteckt und ſorg-
faͤltig gepflegt, eben ſo gut wie unſere gewoͤhn-
lichen, geben koͤnnen; noch uͤber Arakatſcha- und
Peruaniſche Kartoffeln, oder uͤber Sonnenblumen-
und Reisbau und dergleichen Wunderdinge, uͤber
die ich ſchon vor 30 Jahren voͤllig aufs Reine
war; eben ſo wenig uͤber enorme Produktionen,
die mit noch enormerem Kraft- und Duͤngerauf-
wand allerdings erreicht werden koͤnnen. Es kom-
men lauter gewoͤhnliche und an ſich ziemlich allgemein
bekannte Dinge vor.
Die Aufgabe, welche ich hier faktiſch zu loͤ-
ſen unternahm, war die:
Zu zeigen, wie ein Gut unter den
Verhaͤltniſſen und mit dem Boden, die
in der Mark Brandenburg die haͤufig-
ſten ſind, naͤmlich mit einem mehr oder
minder lehmigen Sandboden, der groͤß-
[4] tentheils ſehr erſchoͤpft und durch aus
ſehr verkrautet iſt, von hoher, dem Win-
de ſehr ausgeſetzter Lage, bei einem ſehr
geringen Wieſenverhaͤltniß, mit Huͤlfs-
mitteln, die einem jeden zu Gebote ſte-
hen, ſelbſt ohne Branntewein-Brenne-
rei oder andere dungerzeugende Ne-
bengewerbe (die, ſo vortheilhaft ſie Vielen
ſind, doch um ſo weniger allgemein werden koͤn-
nen, da ſie von jenen ſo ſehr im Großen betrie-
ben werden), ohne erhebliche Aufopferun-
gen mit einem ſehr beſchraͤnkten Be-
triebs-Kapitale (welches durch die Zeitum-
ſtaͤnde faſt ganz zerſtoͤrt ward), zu einer hohen
Produktion und zu einem, die Zinſen
des hoͤchſten Kaufpreiſes weit uͤberſtei-
genden Rein-Ertrage erhoben werden
koͤnne.
Durch die faktiſche Loͤſung dieſes Problems
glaubte ich meinem neu erwaͤhlten geliebten Va-
terlande am meiſten nutzen, und den Zweck
meines, im innigſten Herzensgefuͤhle verehr-
ten Koͤnigs, bei meiner Berufung in deſſen Staa-
ten, ſo wie die Erwartungen, welche meine ho-
hen Goͤnner auf mich geſetzt hatten, befriedigend
erfuͤllen zu koͤnnen, und zugleich, nicht bloß in
[5] gedruckter Schrift, ſondern auf dem Acker ſelbſt,
eine Spur meines Daſeyns und meines Wirkens
fuͤr den Acker zu hinterlaſſen.
Auf dieſem Acker von Moͤglin liegt das Re-
ſultat jenes concreten Experiments vor Augen,
jedem der es unbefangen unterſuchen will; ich
werde ihn durch dieſe Darſtellung und Erzaͤh-
lung in den Stand ſetzen, dieſe Unterſuchung mit
leichter Muͤhe an Ort und Stelle anzuſtellen.
Ich habe alles Weſentliche, ſoweit meine Anno-
tationen und Erinnerungen reichen, erzaͤhlt, und
mir die moͤglichſte Treue dabei zum Geſetz ge-
macht. Ich koͤnnte durch die Einrichtung des
hieſigen Inſtituts Zeugen in Menge aus jedem
Zeitpunkte aufſtellen, wenn es deren beduͤrfte.
Wenn ich aber geneigt waͤre, Unwahrheiten oͤf-
fentlich zu ſagen, ſo muͤßte mich der oͤffentliche
Widerſpruch, dem ich mich gewiß ausſetzte, ab-
ſchrecken. Ich bin ſo weit entfernt, mich fuͤr
unfehlbar auszugeben, daß ich es ſelbſt bemerk-
lich machen werde, wo ich geirret habe, oder wo
doch meine Erwartungen durch unvorhergeſehene
phyſiſche oder moraliſch-politiſche Ereigniſſe ver-
eitelt wurden. Daß ich mich hierdurch vielleicht
allerlei Neckereien von Seiten gewiſſer Leute aus-
jetze, daß z. B. eine im Trocknen liegende Schleuſe
[6] zu allerlei witzigen Einfaͤllen Gelegenheit geben
koͤnne, weiß ich ſehr wohl. Das kann mir aber
in meiner Lage gleichguͤltig ſeyn, und es iſt nur
zu bedauern, daß mancher andere dadurch abge-
ſchreckt wird, freimuͤthig alles auszuſagen, was
ihn zu Fehlgriffen veranlaßte; ſonſt waͤren wir
um vieles weiter vorgeruͤckt in unſerer Erfah-
rungswiſſenſchaft. Mehreres moͤchte manchem
kleinlich und wenig intereſſant ſcheinen; andere
aber werden einſehen, daß auf die Beachtung
dieſer Kleinlichkeiten die Wiſſenſchaft des land-
wirthſchaftlichen Gewerbes nur begruͤndet werden
koͤnne.
Auch erwarte man keine wundervolle Reſul-
tate, keine große ſchnelle Fortſchritte. Vielleicht
wird es manchem ſcheinen, als ob ſie ſogar un-
ter dem Gewoͤhnlichen waͤren, unter dem, was
man erwarten kann, von einer ganz alltaͤglichen,
ſorgſam betriebenen Wirthſchaft. Allerdings! auf
Weizenboden und bei einem großen Wieſenver-
haͤltniß waͤre es ſehr wenig; aber hier kam es
darauf an, zu verſuchen, was auf Sandboden
und bei ſehr wenigen Wieſen zu erreichen ſtehe.
Und wenn ich langſam vorgeſchritten bin, ſo be-
liebe man zu bedenken, unter welchen Zeitver-
haͤltniſſen ich wirthſchaftete. Voͤllige Zerſtoͤrung
[7] durch einen Schlag hat der Krieg hier zwar nicht
angerichtet; aber dennoch ſind dieſe 10 Jahre in
ununterbrochener Folgenreihe hier die druͤckend-
ſten geweſen, welche eine Wirthſchaft beſtehen
kann, ohne zu Grunde zu gehen. Die Erinne-
rung an dieſe Zeitumſtaͤnde wird ſich leider! oft
in dieſe Geſchichte einmiſchen, zu der ich jetzt
uͤbergehe.
Ich kaufte das Gut Moͤglin bei Wriezen
an der Oder, 7 Meilen von Berlin, nebſt dem
eine Meile davon entfernt liegenden Vorwerke
Koͤnigshof im Oderbruche, im Sommer 1804.
Man ſagt faſt allgemein: zu theuer. Aller-
dings wahr! nach den bald nachher eintretenden
Zeitverhaͤltniſſen; aber nicht fuͤr die damaligen.
Wenn ich den Werth des Bruchvorwerks nach
dem Preiſe, den das Bruchland derzeit faſt als
Marktwaare hatte, und der mir auch bald nach-
her dafuͤr geboten wurde, abziehe, dann den Werth
der groͤßtentheils neu errichteten Wirtſchaftsge-
baͤude, des Inventariums, des ſtehenden Hol-
zes und einiger Natural- und baaren Gefaͤlle,
ſo bleibt fuͤr den Grund und Boden von Moͤglin
[8] eine Summe von hoͤchſtens 8000 Rthlr. uͤbrig.
Indeſſen waͤre es allerdings fuͤr einen Gutshaͤnd-
ler eine ſchlechte Spekulation geweſen, und in
entlegenen Provinzen waren auch zu der Zeit noch
vortheilhaftere Ankaͤufe zu machen. Allein in die-
ſer Entfernung von der Reſidenz, worin ich mich
anſiedeln wollte, und nach meinem Zweck und Ver-
haͤltniſſen mußte, befriedigte das, was außer Moͤg-
lin zu haben war, meine Wuͤnſche, im Ver-
haͤltniß des Preiſes, beiweitem weniger.
Meine mich leitende Idee — ich muß noch-
mals daran erinnern — iſt immer Befoͤrderung
der Wiſſenſchaft und Kunſt und Verbreitung
des Unterrichts, nicht pecuniaͤrer Gewinn gewe-
ſen, ſeitdem ich meine geringen Talente dem Land-
bau widmete. Dazu bot Moͤglin und Koͤnigs-
hof mehr Gelegenheit dar, wie irgend ein ande-
res in dieſer Gegend zu erkaufendes Gut. Ich
konnte hier unter andern die in dieſen Gegenden
noch unerkannte Wirkung des mergeligen Lehms
und die Anlage der Schwemmwieſen, letztere
zwar nicht in hinreichender Ausdehnung, aber
doch in einem zureichend großen Modelle zeigen.
Der Oderbruchboden war beſonders zum groͤßern
Betriebe des Handelsgewaͤchsbaues — wozu man
ihn bisher wenig und nur kleinlich benutzt hat —
[9] geeignet, weil es hier an Duͤnger nie fehlen kann,
und meine Abſicht war, ihn ernſtlich zu betreiben,
ſobald ich das wieſenloſe Hoͤhe-Gut durch zurei-
chenden Futterbau unabhaͤngig davon gemacht,
und die dazu noͤthigen Gebaͤude errichtet haͤtte.
(Das erſtere iſt geſchehen, das letztere aber durch
die Zeitumſtaͤnde unmoͤglich gemacht worden.)
Endlich lag Moͤglin in einer fuͤr den Landbau
klaſſiſchen Gegend, umgeben von Guͤtern, wo die
Kultur ſchon große Fortſchritte gemacht hatte.
Was ich ſelbſt nicht aufzuweiſen hatte, konnte
ich bei andern zeigen. Die durch den Geiſt einer
großen Frau umgeſchaffenen Friedlaͤndiſchen
Guͤter; die Haſelbergſchen Guͤter, welche in
der Kurmark das erſte Beiſpiel der Koppelwirth-
ſchaft gegeben hatten, und nach der Abſicht des
ſeel. Beſitzers in eine Wechſelwirthſchaft uͤberge-
hen ſollten; Guſow, welches durch das wiſſen-
ſchaftliche Beſtreben des aͤltern und juͤngern Gra-
fen Podewills (der letztere ſtarb, leider! kurz
vor meiner Hierkunft) beruͤhmt iſt; die Praͤdi-
kowſchen und Reichenowſchen Guͤter, deren
thaͤtiger und geiſtvoller Beſitzer die beabſichtigten
Meliorationen bei ruhigern Zeiten kraͤftig wuͤrde
ausgefuͤhrt haben (wie er es jetzt unter der Ad-
miniſtration des vormaligen hieſigen Lehrers Hrn.
[10]Koppe auch wirklich thut); Coͤthen — wasſchon
in einer Wechſelwirthſchaft mit muſterhafter Ord-
nung des ganzen Betriebes lag — begrenzten
Moͤglin oder waren in wenigen Stunden zu er-
reichen. Die Naͤhe des Freienwalder Brunnens
zog alle Sommer beſonders viele aufgeklaͤrte Land-
bauer her. Ich durfte hoffen, die Stralen der
Kunſt hier in einem Brennpunkte zu konzentriren.
Alles das haͤtte mich, glaube ich, damals
bewogen, einen noch hoͤhern Preis fuͤr Moͤglin
zu bezahlen, wenn es außerdem nicht zu haben
geweſen waͤre. Zu dem innern Trieb, auf dieſe
Weiſe zu nutzen, kam nun die Verpflichtung ge-
gen den Koͤnig und Staat, die Erwartungen zu
befriedigen, die man bei meiner Berufung auf
mich geſetzt hatte; und ich wuͤrde es gleich fuͤr
ein ſchuldiges Opfer gehalten haben, wenn ich
auch alles das wieder haͤtte zuſetzen ſollen, was
mir durch die Gnade des Koͤnigs bei der Verlei-
hung eines andern Erbpacht-Grundſtuͤckes geſchenkt
war. Jetzt iſt dieſe Aufopferung, leider! nicht
freiwillig geweſen; ſie iſt mir durch das Schickſal
— ohne damit ſo viel nutzen zu koͤnnen, wie ich
hoffte — entriſſen.
Indeſſen geſtehe ich freimuͤthig, mich in dem
Flaͤcheninhalte des guten Bodens auf Moͤglin
[11] beim Kauf gewiſſermaßen geirrt zu haben. Ich
ſahe zwar im Johannis 1804 ſchlechte Fruͤchte
auf den Feldern: aber die Fruͤchte ſtanden allge-
mein ſchlecht. Die Erſchoͤpfung des groͤßern
Theils des Bodens war unter der vorhandenen
Bewirthſchaftung unvermeidlich. Die Miſchung
der Grundbeſtandtheile war, wo ich ſie unterſu-
chen konnte, auf zwei Drittheil des Feldes gut,
und qualifizirte es bei guter Kultur zu Gerſtbo-
den. Was ich aber nicht bemerkte, waren die
im guten Acker liegenden Schrindſtellen, die ſich
bei der feuchten Witterung nicht bemerklich ma-
chen, aber bei trockener um ſo mehr hervortreten.
Ich bekenne, daß ich ſolche Stellen, ſolche ſchnelle
Wechſelung des Bodens, praktiſch nicht kannte.
Sie haͤtten mich wohl abſchrecken koͤnnen; nicht
ihres Flaͤcheninhalts wegen, der nicht ſehr bedeu-
tend iſt, aber wegen der Ungleichartigkeit und
der Unterbrechung der hoͤhern Kultur, die auf
ihnen kaum etwas fruchtet, wenn Duͤrre eintritt.
Auch erſchweren ſie die Ausmittelung des Reſul-
tats bei comparativen Verſuchen im Großen. Es
giebt in dieſer ganzen Gegend wenige Fluren,
die davon frei ſind. Der Untergrund, wovon ſie
herruͤhren, wechſelt hier gar zu mannigfaltig.
Wenn man nicht allenthalben die Ackerkrume bis
[12] auf den Untergrund durchſtechen kann, ſo iſt es
zu gewiſſen Zeiten unmoͤglich, ſie anders als aus
den Ausſagen der Ackerleute — die nur bei
Gutsverkaͤufen oft geſtimmt zu ſeyn pflegen —
zu erkennen.
Ich hatte das Gut unter ſolchen Zahlungs-
bedingungen gekauft, welche mich aller, mir hoͤchſt
widrigen Geldgeſchaͤfte uͤberhoben. Die Aufloͤ-
ſung meiner Verhaͤltniſſe im Hannoͤverſchen er-
forderten noch eine lange Anweſenheit daſelbſt.
Richtige Ausfuͤhrung irgend einer Abaͤnderung in
meiner Abweſenheit konnte ich nicht erwarten.
Darum ließ ich alles beim Alten, ausgenommen,
daß ich auf einige mit Gerſte beſtellete Morgen
noch Klee unterſaͤen ließ, ein anderes Stuͤckchen
Klee in der Brache auch aufs kuͤnftige Jahr lie-
gen zu laſſen befahl, und dann die Beſtimmung
machte, daß alles noch in einiger Kraft ſtehende
Land mit Stoppelroggen beſtellt werden, und
nichts zur Sommerung liegen bleiben ſolle; theils
um mehr Stroh zu gewinnen, theils weil ich
mir bei der ganz unbeſchreiblichen Verunreini-
gung des Bodens mit Ackerrettig und anderm
Saamenunkraut in dem folgenden Jahre eben
ſo wenig von der Soͤmmerung verſprach, als in
dieſem Jahre.
[13]
Bald nach meiner Abreiſe, wie ich eben zum
Ankauf einiger der edelſten Boͤcke Auftrag gege-
ben hatte, erhielt ich die Nachricht, daß die Pok-
ken unter die halb veredelte Heerde gekommen
ſeyen, und kurz darauf, daß ſie, ohnerachtet man
die Inokulation — zu ſpaͤt — unternommen, ſo
boͤsartig waͤren, daß wenige durchkommen wuͤr-
den. Ich beſtellte den Boͤckekauf mit einigem
Verluſte ab. Wie ich hier ankam, fand ich nur
einen kleinen Reſt lahmer und kahler Thiere. Ich
bekenne hier abermals, daß dieſer Ungluͤcksfall
mich zu einem Fehlgriff verleitete. Haͤtte ich die
Schaͤferei nicht verloren, ſo wuͤrde ich ihre Ver-
edlung ſogleich ernſtlich betrieben und einen klei-
nen voͤllig reinen Stamm zugekauft haben. Ich
wuͤrde die Eintheilung der Feldmark anders ge-
macht, nur das beſſere, nahegelegene und minder
erſchoͤpfte Land, etwa 350 Morgen, in die Haupt-
ſchlaͤge genommen und in volle Kraft geſetzt, das
uͤbrige aber in einer Art von Koppelwirthſchaft,
nur wenig geduͤnget, und nach einer, hoͤchſtens
zwei Trachten mit weißem Klee, zur Schafweide
niedergelegt haben. Der Verluſt des erſten
Stammes betaͤubte mich wirklich, und weil da-
mals die Sicherung durch Inokulation noch nicht
ſo anerkannt entſchieden war, ſo konnte ich mich
[14] nicht zum Ankauf eines neuen — und dann frei-
lich ganz edlen Stammes — entſchließen. Wenn
das Futter ſich durch Rindvieh auch nicht ſo hoch,
wie durch Schafe bezahle, dachte ich, ſo ſey der
daraus gewonnene Miſt doch nachhaltiger, fuͤr
den ſandigen Boden mehr geeignet und auf die
Folge mehr verbeſſernd. Ich nahm alſo einen
Theil meiner Kuͤhe aus dem Hannoͤverſchen hier-
her, kaufte noch mehrere und verſtaͤrkte den Rind-
viehſtapel, den ich anfangs zu vermindern mir
vorgenommen hatte. Zugleich aber beſchloß ich
nun, das mit Stallfutterung des Rindviehes zu
betreibende Areal anfangs auf 600, nachher auf
700 Morgen zu vermehren; dazu ward erfordert,
daß das in dieſe Schlaͤge zu nehmende, bisher
gar nicht oder etwa alle 12 Jahr geduͤngte Land,
vor allem in Kraft geſetzt, und dem bisher be-
guͤnſtigten darin gleich gemacht wuͤrde. Das er-
forderte in den erſten Jahren viele Aufopferun-
gen, iſt doch nicht vollkommen erreicht, und nun
gewiſſermaßen aufgegeben. Ich habe allerdings
unrichtig kalkulirt. Haͤtte ich ein Paar tauſend
Rthlr. gleich an die Schaͤferei gewandt, wie ich
damals konnte, und das loſere Land mit ſchwaͤ-
cherer Duͤngung durch Beraſung, Schafweide
und Huͤrdenſchlag in Kraft geſetzt, ſo haͤtte ich
[15] den Zweck mit geringerer Aufopferung, und auf
dem kleinern beſſern Theile ſchneller und auffal-
lender erreicht. So mußte das ſchlechtere Land
zu ſehr auf Koſten des beſſern in Kultur kom-
men.
Um einen klaren Begriff von dem Zuſtande
der Wirthſchaft bei der Uebernahme zu geben,
muß ich zuvoͤrderſt der ſonderbaren Einrichtung
mit dem Viehſtande hier erwaͤhnen. Es ward
zwar ein betraͤchtlicherer Viehſtapel, als hier bei
Dreifelder-Wirthſchaften gewoͤhnlich iſt, gehalten.
40 Kuͤhe großer ſtarker Art, 28 Ochſen, 400
Schafe. Allein die Kuͤhe waren nur im Winter
hier oben, und gingen vom erſten Fruͤhjahr bis
zum ſpaͤten Herbſt nach Koͤnigshof, wo die Mol-
kerei allein betrieben wurde. Auch die Ochſen
waren unten, wenn ſie hier nichts zu thun hat-
ten, um ſich da wieder auszufreſſen. Die Schafe
waren arme Hungerleider; denn es gab hier keine
andere Weide als auf der Brache, und dann auf
der Stoppel, und etwas unbedeutendes in dem
kleinen Holze. Wieſen waren hier uͤberall nicht.
Eine, freilich auch abgelegene, Wieſe war ver-
kauft, weil man auf Koͤnigshof Wieſen genug
zu haben glaubte. Das Heu was heraufgebracht
wurde war unbedeutend, groͤßtentheils fuͤr die
[16] Pferde; Kuͤhe und Ochſen mußten ſich im Win-
ter mit Stroh und Kaff behelfen, und wurden
auf die Koͤnigshofer Weide im Fruͤhjahr vertroͤ-
ſtet. Alſo war des Miſtes ſehr wenig. Wie
ich im Sommer 1804 hier war, waren in der
Brache, zum Theil zu Erbſen, 60 Morgen vom
Hofe ausgeduͤngt; der Schafmiſt ward eben aus-
gefahren und reichte hoͤchſtens auf 20 Morgen;
und man glaubte doch recht viel in dieſem Jahre
gethan zu haben. Nur weniges nahe am Hofe
gelegenes Land, ſtand in ſechsjaͤhrigem Duͤnger,
mehreres im neunjaͤhrigen und zwoͤlfjaͤhrigen, und
der groͤßte Theil hatte ſeit undenklichen Zeiten
keinen bekommen.
Nun war alles in drei Felder getheilt, in
jedem etwa 350 Morgen. Nach Johannis fing
man an, die Brache, aber langſam, umzubrechen,
denn bis zur Stoppel mußten Schafe und Och-
ſen Weide behalten. Winterung ward durch das
ganze Feld geſaͤet; Soͤmmerung ſo weit als ſeit
neun Jahren Duͤnger gekommen war, und wo
man weder Gerſte noch Hafer zu ſaͤen wagen
wollte, verſuchte man noch Buchweizen. Ich
fand im Soͤmmerungsfelde nur Hederich (Acker-
rettig) ſtehen, und wenn ich hier geblieben waͤre,
haͤtte ich es ſogleich abmaͤhen laſſen zum Vieh-
futter.
[17] futter. Bei dieſer Behandlung hatte der Hede-
rich ſo unbeſchreiblich zugenommen, weil er in
der ſpaͤt aufg brochenen Brache nicht zerſtoͤrt
wurde, und ſich im Soͤmmerungsfelde immer mehr
einſaamte. Es iſt wirklich bewundernswuͤrdig
welche Menge von Saamen dieſes Ackerrettigs
im Erdboden ſtecken kann. Ich habe einen Erd-
kloß eines Gaͤnſeei’s groß zerkruͤmelt auf einen
Blumentopf geſtreuet, und es ſind Hunderte von
Pflanzen hervorgekommen. So lange er in Kloͤ-
ßen oder etwas tiefer im Boden liegt, keimt er
nicht, behaͤlt aber ſeine Keimkraft. Ich habe auf
einem Stuͤck in einen Sommer ſieben dichte Saa-
ten zerſtoͤrt, ohne daß er merklich abgenommen
haͤtte. Dies Unkraut hat mir hier den meiſten
Verdruß bei der Feldbeſtellung gemacht. Es iſt
nicht ſo uͤbel wie es ausſieht, und ſchadet einer
kraͤftigen Saat nicht merklich. Aber es iſt ſo
widrig, die Sommerſelder immer erſt eine Zeit-
lang gelb bluͤhen zu ſehen, bevor ſie wieder gruͤn
werden. Vermindert hat er ſich jetzt bis zur
Unſchaͤdlichkeit, aber vertilget iſt er noch nicht,
und es muß die groͤßte Aufmerkſamkeit darauf
verwendet werden, daß er nicht wieder uͤberhand
nehme, indem man bald ſein Hervorkeimen be-
foͤrdert, um ihn zu zerſtoͤren, bald es verhindert,
2
[18] und ſelbſt bei der Wahl der Fruͤchte Ruͤckſicht
darauf nimmt.
Doch zuruͤck zur Geſchichte meiner Wirth-
ſchaft. Die gekaufte Ernte von 1804 war doch
noch unter meiner Erwartung ſchlecht. Ich ge-
wann kaum 600 Mandeln in allem Getreide;
haͤtte auf Moͤglin nicht zur eigenen Conſumtion
ausgereicht, und konnte mit dem von Koͤnigshof
etwa 8 Wispel in allem verkaufen. Die Heu-
ernte in Koͤnigshof war aber gut geweſen. Ich
kaufte zu rechter Zeit ſo viel Stroh aus dem
Bruche an, als zu haben war zu billigen Prei-
ſen, was nachher nie wieder geſchehen iſt. Ich
ließ das Vieh fruͤh herauf bringen, zugleich aber
auch Heu in Menge, womit aufs kraͤftigſte ge-
futtert werden konnte, bis im Sommer die Wik-
ken, die ich, ſo weit der Duͤnger reichte, ausſaͤen
ließ, zur gruͤnen Futterung heran kamen. Der
bis zu 60 Stuͤck vergroͤßerte Kuhſtapel kam nun
nicht mehr vom Stalle. Unter alle geduͤngte
Winterung ward im Fruͤhjahr Klee geſaͤet. Soͤm-
merung ſaͤete ich im Jahre 1805 faſt gar nicht
auf Moͤglin. Dagegen aber ward das ſaͤmmt-
liche bisher zur Weide gelegene Land in Koͤnigs-
hof aufgebrochen und mit Gerſte und Hafer be-
ſtellt. Dies haͤtte einen ganz enormen Ertrag
[19] gegeben, wenn nicht die hoͤchſt traurige naſſe Ern-
tewitterung vieles verdorben haͤtte. Indeſſen er-
hielt ich von Koͤnigshof fuͤr 1800 Rthlr. Ge-
treide, und benutzte das Vorwerk, ſo viel ich aus
den freilich noch nicht ganz genau gefuͤhrten Rech-
nungen abnehmen konnte, auf 3300 Rthlr. rein,
alles hierher gelieferte gering angeſchlagen. Dies
war mit ein Grund, warum ich ein Gebot auf
Koͤnigshof, was der Haͤlfte des Kaufpreiſes des
Ganzen gleich kam, nicht annahm. Auch konnte
ich mit der Ernte auf Moͤglin zufrieden ſeyn.
Die Stallfutterung ward ohne Klee durchgefuͤhrt,
viele Wicken wurden noch zu Heu gemacht, an-
dere reif; die zuletzt geſaͤeten erfroren auf dem
Felde; die Molkerei gab guten Ertrag. Es ward
ein Familienhaus gebauet, eine alte hoͤlzerne
Scheune bei der Schaͤferei ausgebeſſert, was man
laͤcherlich fand, da die auf dem Hofe neu errich-
teten maſſiven Scheunen uͤbergroß fuͤr den Ein-
ſchnitt des Guts zu ſeyn ſchienen. Es war ein
gluͤckliches Jahr, was mir um ſo mehr Muth
machte; doch hatte ich den Verdruß, daß mir
auf einmal meine ſaͤmmtlichen, von andern Guͤ-
tern gebuͤrtigen Knechte, die ſchon an den Ge-
brauch meiner Werkzeuge gewoͤhnt waren, aus-
gehoben wurden. Es ſchien mir, als wolle man
[20] verſuchen, wie der neue engliſche Oekonom, der
bisher noch keine Wunder gethan, ohne Leute
wirthſchaften werde. Um mich in der Folge da-
gegen zu ſichern, wandte ich mich unmittelbar an
des Koͤnigs Majeſtaͤt, und erhielt durch Kabi-
netsordre die Zuſicherung, daß vier Knechte, ſo
lange ſie bei mir dienten, von allen Kriegsdien-
ſten eximirt ſeyn ſollten. Es ſtoͤrte mich aber
ſehr in manchen Meliorations-Arbeiten, die ich
wuͤrde vorgenommen haben, wenn ich meine be-
ſten Handarbeiter nicht fuͤr das Geſpann haͤtte
nehmen muͤſſen.
Das Jahr 1806 eroͤffnete die guͤnſtigſten
Anſichten. Der Klee unter der Winterung ge-
ſaͤet war ſehr gut und mehr als zureichend fuͤr
die Stallfutterung, die Winterung in den ge-
duͤngten Wicken vortrefflich, und unter ſelbige
ward wiederum Klee geſaͤet. Mit dem Hack-
fruchtbau ward der Anfang gemacht, aber mit
keinem großen Erfolge. Denn es ward der Duͤn-
ger hauptſaͤchlich auf erſchoͤpfte Felder reichlich
gebracht, die in die Hauptſchlaͤge mit aufgenom-
men werden ſollten, und um ſie zu reinigen, ka-
men hierher Hackfruͤchte und uͤbrigens Wicken-Ge-
menge, gruͤn zu maͤhen.
[21]
Der im Fruͤhjahr beſchloſſene Inſtitut-Haus-
bau ſollte eilig vollfuͤhrt werden, und alle Mate-
rialien mußten weither herbeigeſchafft werden.
Ohnerachtet ſechs beſondere Baupferde angeſchafft
waren, ſo reichten dieſe bisweilen nicht, und die
Wirthſchaft ward ſehr geſtoͤrt. Noch mehr aber
geſchah dies, wie in der Mitte des Sommers
die Kriegsruͤſtungen eine ſtarke Ausnahme erfor-
derten, ein großer Theil der beim Bau arbei-
tenden Leute abgingen, und andere von entfern-
ten Orten herbeigeſchafft werden mußten. Haͤtte
ich den Bau damals doch halb vollendet einge-
ſtellt, und die Errichtung des Inſtituts verſcho-
ben! Es erfolgte daraus, bei dem allgemeinen Un-
gluͤck, fuͤr mich die ſchwerſte Zeit meines Lebens.
Doch das gehoͤrt nicht zur Wirthſchaft. Die
Ernte war in Anſehung der Winterung gut, ohn-
erachtet ſie in der Bluͤte vom Reif etwas gelit-
ten hatte; das uͤbrige ſchlecht.
Fuͤr das Jahr 1807 konnten nun die ſieben
Hauptſchlaͤge eingerichtet werden. Doch waren
ſie noch keinesweges in gleichartiger Kultur, denn
da hinein konnten ſie erſt kommen, ſo wie die
Reihe des Hackfruchtbaues an ſie kam.
Von dieſem Jahre an kann ich erſt genauere
und verſtaͤndliche Rechenſchaft von meiner Wirth-
[22] ſchaft ablegen, weil nun erſt eine beſtimmte Ord-
nung eintrat. In den beiden vorigen war alles
zu zerſtuͤckelt, und es wuͤrde ein ſehr ermuͤden-
des und fruchtloſes Detail erfordern, wenn ich
erzaͤhlen wollte, wie einzelne Theile der Felder
behandelt wurden. Mein ganzes Beſtreben ging
nur dahin, was in der Folge zuſammen gehoͤren
ſollte, durch mehrere Duͤngung oder durch meh-
rere Schonung in einem gleichartigen Zuſtand zu
ſetzen, was ich freilich auch in dieſem Jahre noch
nicht erreichte.
Ich muß mich jetzt auf die beigefuͤgte Si-
tuationskarte von Moͤglin, die nur nach dem Au-
ßenmaße entworfen iſt und bloß zum Orientiren
dienen ſoll, beziehen. Die mit den lateiniſchen
Nummern bezeichneten, ſind die Hauptſchlaͤge, von
welchen vorerſt die Rede ſeyn wird; die mit
arabiſchen Nummern ſind die andern, von wel-
chen in der Folge — dieſen Unterſchied bitte ich
wohl zu betrachten — gehandelt werden wird.
Die Nummern der Schlaͤge waren zufaͤllig und
nach einer fruͤhern Idee — die auseinander zu
ſetzen eine vergebliche Muͤhe ſeyn wuͤrde — ent-
ſtanden, und beziehen ſich weder auf ihre oͤrtliche
Lage noch auf ihre Fruchtfolge. Ich wollte ſie
[23] nach der letztern umaͤndern, fand aber, daß es in
der Buchfuͤhrung Irrungen veranlaßte.
Die Schlaͤge waren Anfangs zu 100 Mor-
gen angelegt. Die natuͤrlichen Grenzen und die
Beſchaffenheit des Bodens geſtatteten aber nicht,
dieſe gleiche Groͤße allen in einem Zuſammen-
hange zu geben. Die Schlaͤge I. V. und VI.
erhielten ein Supplement von dem Lande, was
jetzt zu Schlag 5 gehoͤrt. Da die Schlaͤge nicht
als Weide benutzt, ſondern mittelſt der Stallfut-
terung des Rindviehes betrieben werden ſollten,
ſo war der Zuſammenhang der Schlaͤge, dem
bei der Koppelwirthſchaft jede andere Ruͤckſicht
nachſtehen muß, hier nicht noͤthig *).
Wie aber im Jahre 1810 eine zweite Ro-
tation von acht Schlaͤgen, mittelſt Zukaufs und
Umlegung des Landes von zwei Reichenower Bau-
erhoͤfen, die mit der nun angeſchafften Schaͤferei
betrieben werden ſollten, eingerichtet ward: ver-
loren jene drei Hauptſchlaͤge I. V. und VI. ihr
Supplement, und ſelbiges kam zu Schlag 5,
wo ſie dann nur eine Groͤße von 76 — 80 Mor-
[24] gen behielten. Die Schlaͤge II. III. IV. und VII.
gaben aber den Schlaͤgen 4 und 6 allmaͤhlig et-
was ab und behalten ohngefaͤhr 90 Morgen.
Ich werde nun zuvoͤrderſt den Umlauf und
die Behandlung dieſer ſieben Hauptſchlaͤge, ſo
wie ſie feſtgeſtellt und eine Rotation, jedoch mit
einigen Abweichungen, durchgefuͤhrt worden, im
Ganzen und Allgemeinen angeben, hernach von
jedem Schlage beſonders reden.
1) Hackfruͤchte, wozu auch gedrillete Boh-
nen gehoͤren.
Hierzu wird im Herbſte tief, d. h. zwei bis
drei Zoll tiefer, als der Pflug bisher eingedrun-
gen, gepfluͤgt; wo der Boden einen feſten Un-
tergrund hat, mit zwei Pfluͤgen, deren letzterer
dem erſtern in derſelben Furche folgt. Man ſtelle
ſich hierbei aber keine außerordentliche Tiefe vor;
bis jetzt bin ich bei der zweiten Rotation auf 9
bis 10 Zoll eingedrungen. Im Herbſt und Win-
ter wird, ſo wie es die Witterung erlaubt, der
Duͤnger aufgefahren, dieſer gleich ausgeſtreuet
und das Land damit bedeckt: dann im Fruͤhjahr,
ſobald es geſchehen kann, flach untergepfluͤgt.
Die Hauptfrucht iſt hier nach dem erſten Jahre
Kartoffeln geweſen. Hierzu wird das Land, nach-
dem es fein geegget worden, mit Huͤlfe des Fur-
[25] chenziehers (Marqueurs), deſſen Zacken in der
Regel 2 Fuß von einander ſtehen, gereihet, und
dieſe Reihen werden nun durch zwei Pfluͤge, die
eine Streifenbreite von 2 Fuß halten, im rech-
ten Winkel durchſchnitten, die Kartoffeln in der
Furche des zweiten eingelegt, da wo der Strich
des Furchenziehers es anzeigt, mit dem erſten
Pfluge bedeckt, und kommen nun regelmaͤßig im
Quadrat 2 Fuß von einander zu ſtehen. Vor-
mals nahm ich drei Pfluͤge, die jeder einen Strei-
fen von 8 Zoll hielten; ich finde aber daß zwei
bei einer Streifenbreite von 12 Zoll auf lockerm
Boden hinreichen. Bei zwei Pfluͤgen ſind in der
Regel fuͤnf Weiber zum Einlegen angeſtellt, wel-
che die Arbeit bequem verrichten, und da die
Pfluͤge 5 Morgen machen, ſo kommt per Mor-
gen eine Perſon zum Einlegen. Vorerſt bleibt
das Feld rauh liegen, damit ein Theil des He-
derichs-Saamens laufe; dieſer wird mehrentheils
durch die Egge zerſtoͤrt. Darnach lauft der He-
derich noch dichter, und dieſe Saat wird durch
den Exſtirpator zerſtoͤrt, indem die Kartoffeln her-
vorzukommen anfangen; ein Zeitpunkt der genau
beobachtet werden muß. Wenn die Kartoffeln
heraus ſind, werden durch die Egge die Exſtir-
patorfurchen geebnet und das noch nachgekeimte
[26] Unkraut zerſtoͤrt. Dann wachſen die Kartoffeln
frei von allem Unkraute empor, beduͤrfen in der
Regel des muͤhſamern Pferdeſchaufelns nicht, was
doch das zunaͤchſt an den Buͤſcheln ſtehende Un-
kraut nicht wegnimmt, aber ohne die zu rechter
Zeit geſchehene Anwendung des Exſtirpators im-
mer noͤthig iſt. Mit der bloßen Egge habe ich
das Unkraut nie wirkſam genug zerſtoͤren koͤnnen.
Wenn das Kraut der Kartoffeln hoch genug iſt,
geſchiehet das Anhaͤufen in einer Richtung —
derjenigen die der Furchenzieher genommen hatte
— und nach einiger Zeit in der andern — der-
jenigen die die Pfluͤge nahmen — mit dem groͤ-
ßern zweiſpaͤnnigen Anhaͤufel- (doppelten Streich-
bretts- [Waſſerfurchen]-) Pfluge, oder auf loſerm
Boden auch mit der gewoͤhnlichen Kartoffelpfer-
dehacke. Wenn die Kartoffeln bluͤhen werden ſie
von einigen Weibern durchgangen, die einzel-
ne aufgeſchoſſene Unkrautspflanzen, damit ſie
ſich nicht wieder beſaamen, aufziehen, was jene
gern umſonſt thun, wenn ſie das Kraut fuͤr ihr
Vieh mitnehmen duͤrfen. Die Kartoffeln wer-
den in Verding um den 12ten bis 14ten Scheffel
mit der Winzerhacke herausgebracht, geſammelt
und auf die zur Hand ſtehenden Kaſtenwagen ge-
bracht. Ein Aufhacker giebt zehn und mehreren
[27] ſammelnden Weibern und Kindern Beſchaͤftigung.
Die Leute draͤngen ſich zu dieſer Arbeit, weil ſie
reichlich dabei verdienen, wenn ſie ſich den Schef-
fel auch nur zu 4 Gr. berechnen. Sie koͤnnten
das aber nicht, wenn die Kartoffeln nicht durch
dieſe Bauart in den aufgepfluͤgten lockern Hau-
fen in Neſtern beiſammen laͤgen. Ich baue jetzt
auf dem Felde faſt ausſchließlich eine Kartoffel-
art, die von des Herrn Oberhofmarſchall von
Maſſow Exellenz zu Steinhoͤfel aus Saamen
gezogen wurde, und wovon ich 1810 zwei Stuͤck
erhielt. Ich habe im verwichenen Jahre uͤber
100 Wispel davon erbauet. Sie ſcheint mir un-
ter allen bisher von mir verſuchten Arten fuͤr
den Bau im Großen am vortheilhafteſten.
Das Feld wird nun, ſobald es geſchehen
kann, zu mittlerer Tiefe umgepfluͤgt, damit die
wenigen zuruͤck gebliebenen Kartoffeln, die das
Aufleſen nicht verlohnen wuͤrden, den Schafen
und Schweinen zukommen. Erſtere ſind nach-
haltig luͤſtern darauf, und ohnerachtet die Muͤt-
ter dann ſchon traͤchtig ſind, iſt nie ein Nachtheil
davon verſpuͤrt worden. Nur ein einziges Mal
hat ſich ein Schaf dabei verſchluckt, was gleich
gehoben wurde. Doch iſt wohl die Vorſicht noͤ-
thig, daß man ſie ruhig auf dem Felde halte,
[28] weil jener Vorfall ſonſt oͤfterer vorkommen koͤnnte,
und nicht zu lange darauf laſſe, damit ſie ſich
nicht uͤberfreſſen. Hierdurch werden die Schafe
um ſo begieriger nach den Kartoffeln, wenn ſie
ſolche hernach im Stalle erhalten. Schweine
werden der ungekochten Kartoffeln leicht muͤde.
Die uͤbrigen Hackfruͤchte, die auf dieſem
Schlage gebauet werden, ſind Waſſerruͤben, ſchwe-
diſche Ruͤben oder Rotabaga, Runkelruͤben, zu-
weilen etwas Kopfkohl, gedrillete Bohnen, gedril-
leter und mit der Pferdehacke bearbeiteter Mais.
Sie werden nach den, an andern Orten von mir
beſchriebenen, Methoden gebauet, immer mit der
Ruͤckſicht, daß der Acker eine, die Brache voͤllig
erſetzende und beſonders das Unkraut moͤglichſt
vertilgende Bearbeitung erhalte.
Denn dieſes Jahr muß nun dem Schlage
zur Vorbereitung auf die ſechs folgenden dienen,
und erſpart, wie wir hoͤren werden, mannigfaltige
Arbeiten, die ſonſt zum Gedeihen der folgenden
Fruͤchte nothwendig waͤren. Deshalb wuͤrde das,
was hier geſchiehet, mit Unrecht den erzeugten Hack-
fruͤchten allein zur Laſt geſchrieben werden. Wenn
indeſſen der Scheffel Kartoffeln nur zu 4 Gr.
berechnet, und ihnen alle Arbeit, der aufgebrachte
Miſt aber zu ein Drittheil, berechnet wird, ſo
[29] haben ſie noch jedesmal einen Reinertrag per
Morgen von ohngefaͤhr 4 Rthlr. gegeben. Die-
ſer Bau macht die Angel aus, worauf das ganze
Werk der Wirthſchaft ruhet und ſich bewegt.
Es giebt dem Acker nicht nur die Kultur, die
ſonſt ohne eine viermal bearbeitete Brache nicht
zu erreichen waͤre, ſondern der Wirthſchaft auch
neben dem Klee — deſſen Gedeihen wiederum von
dieſer Kultur abhaͤngt — faſt ohne Wieſen,
reichliches Auskommen an Futter und Duͤnger.
2) Gerſte und zwar die große zwei-
zeilige.
Dieſe wird hier auf der Hoͤhe von
andern nicht gebauet, weil man ſie fuͤr unſicher
hielt, ſelbſt nicht auf lehmigem Weizenboden;
ſondern nur die kleine vierzeilige, die man erſt
im Junius ſaͤet. Man lachte, daß ich jene auf
trocknem Haferboden (lehmigen Sand) bauen
wollte, wie ſie in einigen trockenen Fruͤhjahren
ein ſchlechtes Anſehen hatte. Sie hat mir aber
ſelbſt in dem ſchlechteſten Jahre 1811, wo ſie
bei der großen Fruͤhjahrsduͤrre auf dem ſandig-
ſten Schlage VII. ſtand, und allerdings ſo klein
im Stroh blieb, daß ſie nicht gebunden werden
konnte und viele Aehren liegen blieben, einen
Ertrag von 6 Scheffeln per Morgen gegeben:
iſt alſo nie ſo voͤllig mißrathen, wie es mit der
[30] kleinen Gerſte oft der Fall war. Dagegen gab
ſie in andern Jahren 11 — 12 Scheffel. Frei-
lich wuͤrde ich keinem rathen, ſie auf dieſen Bo-
den in die Stoppel zu ſaͤen, die im Fruͤhjahre
mehrere Furchen erhalten muß. Denn es iſt
hier eine unerlaͤßliche Bedingung, daß ſie moͤg-
lichſt fruͤh in die dem Boden erhaltene Winter-
feuchtigkeit geſaͤet werde, damit ſie den Acker be-
ſchatte, wenn die heiße trockene Witterung ein-
tritt. Dies wird auf folgende Weiſe bewirkt:
Der nach der Kartoffelernte umgepfluͤgte
Acker bleibt rauh liegen, wird im Fruͤhjahr, ſo-
bald es die Witterung einigermaßen erlaubt, ge-
egget und dann ſogleich mit der Gerſte beſaͤet.
Dieſe wird bloß mit dem Exſtirpator unterge-
bracht, und gleich nachher wird auf die rauhe
Furche Klee eingeſaͤet, dann erſt geegget und dar-
auf gewalzt. Bei feuchter Witterung geſchiehet
das letztere jedoch erſt wenn die Gerſte heraus iſt.
Dieſe Beſtellungsart der Gerſte iſt manchem un-
glaublich vorgekommen, die dreimal dazu zu pfluͤ-
gen gewohnt ſind, und es auch wirklich thun muͤſ-
ſen, wenn die Gerſte gerathen ſoll. Hier aber
hat der Boden durch den Hackfruchtbau die voll-
kommenſte Bereitung und Gaarheit erhalten; es
bedarf nur einer Erfriſchung der Oberflaͤche und
[31] des Unterbringens der Saat, und dabei wird die
Winterfeuchtigkeit, die beim tiefern Ruͤhren des
Bodens in trockenen Fruͤhjahren zu leicht ver-
dunſtet, im Acker erhalten; zugleich aber dieſe
Beſtellung unglaublich beſchleunigt und erleich-
tert. Die ſchwache Einſaat — 14 Metzen auf
den Morgen — wird ſehr gleichmaͤßig vertheilt,
und die Saat ſteht ſehr egal und hinlaͤnglich
dicht. Dieſe Beſtellungsart iſt ohne Zweifel die
Bedingung, unter welcher man nur auf ſolchem
Boden das Gedeihen der großen Gerſte erwarten
kann.
Die Beſorgniß, daß ſo fruͤh geſaͤete zwei-
zeilige Gerſte vom Froſte zerſtoͤrt werden koͤnne,
iſt unbegruͤndet; er ſchadet ihr wenig oder nichts.
Im Jahr 1813 hatte ich einen Theil fruͤh, den
andern, wegen der gleich zu erwaͤhnenden Ruͤck-
ſicht auf die Erntearbeit, ſpaͤt geſaͤet. Jener
Theil litt ſehr; die hervorſtechenden Spitzen wur-
den durch einen Graupelnſchauer mit heftigem
Winde abgeſchlagen, und bald nachdem ſie wie-
der hervorgeſchoſſen waren, vom Froſte ſo betrof-
fen, daß ſie welk und weiß auf dem Boden la-
gen. Aber ſie trieb friſch wieder hervor, und
zeigte ſich beſſer als der andere drei Wochen ſpaͤ-
ter geſaͤete Theil, der ungleich guͤnſtigere Witte-
[32] rung hatte. Sie gab 12 Scheffel vom Morgen.
Der kleinen Gerſte habe ich dagegen einen ſpaͤ-
ten Nachtfroſt toͤdlich werden ſehen. In dieſem
Jahre 1815 hat der Froſt die große Gerſte, wie
ſie ſchon zum Aufſchoſſen ſtand, zu Ende des
Maͤrzes mehrere Naͤchte getroffen und ſie gelb ge-
macht; ich beſorge aber keinen Nachtheil davon.
Die einzige begruͤndete Bedenklichkeit gegen
die fruͤhe Gerſtſaat iſt vielleicht die, daß ſie mit
dem Roggen zugleich, zuweilen noch fruͤher, zu
reifen pflegt. Das letztere iſt mir ſehr erwuͤnſcht,
und das war gerade der Fall mit jener fruͤhge-
ſaͤeten und abgefrorenen Gerſte 1813. Das gleich-
zeitige Reifen mit dem Roggen kann aber bei
beſchraͤnkter Perſonenzahl in der Ernte in Ver-
legenheit ſetzen.
Ich werde alſo von der fruͤhern Saat der
großen Gerſte auf ſandigem Lehmboden auf die
vorbeſchriebene Art nie abgehen. Es verſteht
ſich aber, daß ich nur von dieſem Boden und von
dieſer Beſtellungsart rede, und ein gleiches Ver-
fahren nicht unter andern Umſtaͤnden empfehle.
Wenn ſich auf einigen Koppeln ſehr ſandige
und trockene Stellen finden, ſo wird auf dieſen
große Gerſte mit Hafer gemengt geſaͤet. Dieſe
Mengung auf gleiche Weiſe beſtellet, hat mir
immer
[33] immer zugeſagt. Im Jahre 1811, wo die Gerſte
ſo klein blieb, daß ſie nicht gebunden werden
konnte, hatte ein Theil des Schlages VII. ein
ſolches Gemenge auf gleiche Art beſtellt, und
ohnerachtet er der duͤrreſte war, trieb die Gerſte
doch mit dem Hafer ſo in die Hoͤhe, daß alles
ſehr gut gebunden werden konnte und einen be-
friedigenden Ertrag gab. Denn auch bei dem
Hafer ziehe ich die fruͤheſte Saat vor; ſie hat
zwar oft nicht den Anſchein wie die ſpaͤte, giebt
auch im Durchſchnitt wohl weniger Stroh, aber
ſie wird immer vorzuͤglich in Koͤrnern.
Der Klee wird jetzt auf die rauhe Exſtir-
patorfurche geſaͤet und dann eingegget, wodurch
er ſtaͤrker mit Erde bedeckt zu liegen kommt, wie
vormals, da er auf das geeggete Land geſaͤet
und dann nur gewalzt ward. Es geſchiehet dies,
ſeitdem mich mein verehrter Freund, der Ober-
amtmann Hr. Freyer, einer der ſcharfſinnigſten
landwirthſchaftlichen Beobachter, darauf aufmerk-
ſam gemacht hat, daß der Kleeſaamen auf ſan-
digem Boden gar wohl eine ſtarke Bedeckung
mit Erde ertrage und dennoch durchkomme, wes-
wegen er ihn ſogar unterpfluͤgt. Er und ich
hatten es erfahren, daß der flach liegende Saa-
men, wenn er gelaufen — was bei guͤnſtiger
3
[34] Witterung oft ſehr ſchnell geſchiehet — bei ein-
tretender Duͤrre wieder verdorre, auch vom Erd-
floh, bevor er beſchattet iſt, zerſtoͤrt werde. Hier-
gegen ſcheint das tiefere Einbringen der Saat zu
ſichern; er laͤuft zum Theil ſpaͤter, aber dann
auch kraͤftiger und geſchuͤtzter. Auf ſehr binden-
dem, thonigen Boden duͤrfte man das freilich
wohl nicht thun.
Auf 5 bis 6 Morgen dieſes Schlages wird
aber ſtatt des Klees Luzerne, auf eben die Weiſe
unter die Gerſte, vormals auch unter Lein ge-
ſaͤet; uͤber deren Behandlung in der Folge.
3) Klee im erſten Jahre.
Der Klee hat
mir im erſten Jahre auf den Schlaͤgen, wo ſchon
Hackfruͤchte gebauet und der Boden etwas ver-
tieft war, nur einmal verſagt, naͤmlich im Jahre
1811 auf Schlag V., wo die Saat durch die
Duͤrre des Sommers 1810 wieder vertrocknete,
indem ſie noch nach der gewoͤhnlichen Art auf
das geeggete Land geſaͤet war. Um ihn zu er-
ſetzen ward im Fruͤhjahr allerlei Gemenge geſaͤet,
und darunter wieder Klee, der dann im Jahre
1812 ſehr gut ward. Aber wo ich zu Anfange
Klee ausſaͤete, ehe ich Hackfruͤchte gebauet oder
ſehr ſtark bearbeitete Brache gehalten hatte, ward
nichts daraus.
[35]
Der Gips thut auch hier allemal eine ſehr
große Wirkung auf den Klee, ſelbſt im zweiten
Jahre. Es iſt mir nur bisher gar zu ſchwierig
geweſen, ihn in genugſamer Menge zu erhalten
und herbeizuſchaffen. Ich habe deshalb nur die
ſchlechteſten Stellen, wo aber doch Pflanze war,
damit ſchwach beſtreuet, auf den Morgen einen
halben Scheffel, und jedesmal ſind dieſe ſchlech-
teren Stellen die beſten geworden. Sie zeich-
nen ſich gleich durch die dunklere Farbe und Ma-
ſtigkeit der Blaͤtter aus, jedoch nicht ehe als bis
ein Regen erfolgt.
4) Klee im zweiten Jahre.
Er iſt in den
acht Jahren nur zweimal maͤhebar geweſen, in
den uͤbrigen nur zur Weide benutzt. Im Jahre
1814 haͤtte er zwar auch gemaͤhet werden koͤn-
nen, indem er ſehr dicht und uͤppig ſtand. Zu
Ende des Maies waren ihm aber die Spitzen
erfroren, deshalb ward das Vieh darauf getrie-
ben, um ihn abzufreſſen, in der Abſicht, dann
den zweiten Wuchs zu maͤhen. Allein der Man-
gel an Arbeitern ward ſo merklich, daß man ihn
zugleich mit dem zweiten Schnitte des andern
Kleeſchlages und waͤhrend der Korn-Ernte nicht
einzubringen hoffen durfte, und deshalb fuhren
wir fort ihn zu beweiden.
[36]
Man hat mich oft gefragt: ob ich deſſen
ohnerachtet bei der zweijaͤhrigen Kleebenutzung
bleiben werde? Ja! Ich bedarf dieſes Klees,
beſonders ſeit Einfuͤhrung der Luzerne, zwar nicht
nothwendig; geraͤth er aber, ſo ſchaffe ich mir
einen ſichernden Vorrath von Klee-Heu auf fol-
gende Jahre. Dann koͤnnte es bei Vermehrung
der Schaͤferei in ſehr duͤrren Sommern an Weide
fehlen, und ich kann ihr dann dieſen Schlag
zum Theil noch eingeben. Uebrigens denke ich
bald zum Ruͤbſenbau uͤberzugehen, und auf den
Fall muß das, in dieſem Schlage damit zu be-
ſtellende Land um Johannis aufgebrochen werden.
5) Weizen, Roggen, zuweilen auch
ein Theil Hafer.
Der Klee mag im zweiten
Jahre ein oder zweimal gemaͤhet, oder er mag
beweidet ſeyn, ſo wird er, wenn Winterung dar-
auf kommt, im Auguſt in der Regel nur einfach
aufgebrochen und gleich geegget, damit die Klee-
ſtoppel um ſo beſſer ſtocke. Wo Weizen hin ſoll,
wird vorher ganz ſchwacher Schafduͤnger gege-
ben. Nachdem er 5 bis 6 Wochen gelegen,
wird der Roggen mit dem Exſtirpator, der Wei-
zen aber mit der Drillmaſchine untergebracht.
Ich habe bei dieſem Verfahren immer die treff-
lichſte Winterung gehabt; einen Theil des Schlags
[37]II. im Jahre 1811 ausgenommen, wovon wei-
ter unten die Rede ſeyn wird. Wenn wir, uͤber
den Erfolg noch nicht ganz ſicher, einen Theil
mit mehrmaligem Pfluͤgen behandelten, ſo ward
es dadurch wenigſtens nicht beſſer. Der ſtockende
und faulende Klee lockert dieſen Boden genug-
ſam; Queken ſind nicht darin, weil der Klee in
vollig reines Land kam. Denn Young ſagt:
„iſt euer Acker von Queken rein, wenn ihr Klee
ſaͤet, ſo werden unter eurem Klee ſo wenig Que-
ken als Zuckerrohr wachſen.“ Die lockere Kru-
me fuͤr die Saat bringt der Exſtirpator genug-
ſam hervor. Haͤufig hat es ſich ſo getroffen,
daß ein Theil dieſes Schlages noch ſpaͤt zur
Weide benutzt werden ſollte. Dieſer iſt liegen
geblieben, und im Fruͤhjahr einfurchig umgebro-
chen mit Hafer beſaͤet. Dieſer Hafer iſt immer
ganz vorzuͤglich gerathen, und hat einen im Geld-
werth den Roggen weit uͤbertreffenden Ertrag ge-
geben. Es koͤnnte alſo wohl dahin kommen, daß,
wo auf dieſem Schlage Weizen und in der Folge
Ruͤbſen mißlich ſchienen, nur Hafer geſaͤet wuͤrde;
um ſo mehr, da ich jetzt auf Strohgewinn kei-
ne Ruͤckſicht mehr zu nehmen brauche.
6) Erbſen, Wicken, Bohnen, Wik-
kengemenge, auf ſehr ſandigen Stellen auch
[38]Buchweizen;
je nachdem es kommt, zum Rei-
fen, zum Heumachen oder zum Gruͤnfuttern. Wo
nicht etwa zum Weizen geduͤngt worden, erhaͤlt
der Schlag eine halbe Duͤngung von 4 Fudern.
Erbſen haben immer den groͤßten Theil einge-
nommen; aber nur dreimal haben ſie einen recht
lohnenden Ertrag gegeben. Sie haben das be-
ſonders unangenehme, daß ſich unter ihnen wie-
der ſehr viel Hederich zeigt und ſich aufs neue
beſaamet. Zuweilen habe ich einen Theil, der
zu mißrathen ſchien, von der Duͤrre zuruͤckgehal-
ten und mit Hederich uͤberwachſen war, oder
ſtark mit Mehlthau befallen wurde, gruͤn abmaͤ-
hen und zu Heu machen laſſen. Im Jahr 1811
ſind mir Erbſen, die ich zum Gruͤnmaͤhen an die
Stelle des Klees Anfangs Juni ſaͤete, gerade
am beſten gerathen und vom Mehlthau verſchont
geblieben. Aber das war auch ein außerordent-
licher Sommer in jeder Hinſicht. Oft aber ſind
ſpaͤt geſaͤete Erbſen mir beſſer gerathen als die
fruͤheſten. Wahrſcheinlich werde ich in der Fol-
ge mit dem Erbſenbau ganz in die Schlaͤge der
andern Rotation uͤbergehen, weil es auf dieſen
wenig Hederich giebt, indem der Acker vorher
hoͤchſt ſelten Soͤmmerung getragen hat. Kommt
in No. 5 in der Folge Ruͤbſen, ſo folgt in die-
[39] ſer Nummer Weizen darnach. Auch werden hier
mehr gedrillete Bohnen gebauet werden, deren
Platz im Hackfruchtſchlage wahrſcheinlich Zucker-
runkeln einnehmen moͤchten. Das Uebrige wird
dann Gemenge, groͤßtentheils zum Gruͤnmaͤhen,
tragen.
7) Roggen.
Der Acker wird ſo ſchnell,
als irgend moͤglich iſt, nach Abtragung jener
Fruͤchte gepfluͤgt, dann geegget und bleibt liegen,
bis der Roggen ebenfalls mit dem Exſtirpator
untergebracht wird. Nur in dem Falle, daß ir-
gend eine Stelle verqueket waͤre — was leicht
geſchiehet, wenn der Pflug hier der Senſe nicht
ſchnell folgt — oder der Boden durch vielen
Regen verballet, wird zweimal gepfluͤgt. Dieſer
Roggen iſt mir, auch nach den Erbſen, immer
vortrefflich gerathen, im Stroh faſt den Klee-Rog-
gen uͤbertreffend, im Korn dieſem nur wenig nach-
ſtehend. Im Jahr 1814 war er freilich an den
niedrigen Stellen, wo der Schnee ſich ſo ſehr
aufgethuͤrmt hatte, ausgewintert, was aber der
Vorfrucht nicht beigemeſſen werden kann, da es
beim Brachroggen meiner Nachbarn weit mehr
der Fall war.
[40]
So iſt alſo meine Beſtellung und mein
Feldſyſtem in den ſieben Hauptſchlaͤgen, die ihre
zweite Rotation im vorigen Jahre angefangen
haben. Genauer werde ich die Reſultate und die
einzelnen Abweichungen in jedem Jahre in der
Folge angeben.
Unter allen Vorwuͤrfen, die man dem ſo-
genannten Wechſelwirthſchafts-Syſteme — ich
behalte dieſen Namen bei, der ihm nicht von
mir, ſondern von andern gegeben worden — des
falſchen Begriffs wegen, den man ſich davon bil-
dete, gemacht hat, iſt der, daß es mehrere Ar-
beit als andere Feld-Syſteme erfordere, der al-
lerunbegruͤndetſte. Keins in der Welt erfor-
dert weniger, keins kann mehr erſparen. Eben
weil jede Vorfrucht ihrer Nachfolgerin den Acker
im angemeſſenſten Zuſtande hinterlaͤßt, kann mit
ſo weniger Bearbeitung ausgereicht werden. Es
wird hier in ſieben Jahren in der Regel ſieben-
mal — einmal zwar zuweilen doppelt — gepfluͤgt.
Die Arbeit mit dem Exſtirpator iſt etwa der Ar-
beit eines Eggens gleich zu ſetzen, und vertritt
dieſe gewiſſermaßen. Denn das Abeggen der
Exſtirpatorfurche bedarf nur eines einzaͤhnigen
Ueberziehens. Wenn eine ſolche Wirthſchaft in
der Wirklichkeit eben ſo viel Geſpann haͤlt, als
[41] eine andere gleicher Groͤße, ſo iſt dies noͤthig,
weil mehr einzufahren, mehr Duͤnger auszufah-
ren iſt, mehrere Produkte zu Markt zu bringen
ſind; oder aber ſie haͤlt es zu andern Meliora-
tions- oder Neben-Arbeiten, wie es bei mir in
einigen Jahren der Fall war. Handarbeiter koͤn-
nen ebenfalls nur der ſtaͤrkeren Ernte, Ausdru-
ſches, Miſt-Ladens, und wenn man will, der
Stallfutterung wegen mehr erforderlich ſeyn, nicht
der Ackerarbeit wegen. Beim Hackfruchtbau iſt
ſehr wenig zu thun, beſonders bei den Kartoffeln,
wenn man die Ernte, die aber in Verdung ge-
ſchiehet, ausnimmt. Selbſt dieſe Kartoffelernte
koſtet weniger als die Ernte, und Zu-Gutma-
chung einer andern Frucht. Denn um den 12ten
und 14ten Scheffel wird man Getreide nicht ab-
bringen und abdreſchen laſſen koͤnnen. Erſpa-
rung der Arbeit aber iſt allerdings das, worauf
es — gegen die Meinung mancher National-
Oekonomiſten — beim Ackerbau eben ſo ſehr, als
bei den Manufakturen ankommt. Je weniger
Menſchen noͤthig ſind, um die Lebensmittel fuͤr
die uͤbrigen zu gewinnen, deſto mehr bleiben uͤbrig
zu andern Gewerbszweigen, und je weniger Ar-
beitsvieh erforderlich iſt, deſto mehr kann Nutz-
vieh gehalten werden. Insbeſondere kommt es
[42] bei den jetzigen Verhaͤltniſſen unſeres Staats
weit weniger darauf an, daß von einer Ackerflaͤ-
che ein groͤßeres Produkt gewonnen werde, als
darauf, daß dieſelben arbeitenden Kraͤfte ein groͤ-
ßeres hervorbringen. Ein Landbau, wie in Bra-
bant, in einigen andern Rheingegenden, in der
Pfalz, dem Wuͤrtenbergiſchen, iſt nicht der, wel-
cher vorerſt fuͤr uns paßt. Denn wenn in den
Marken, Preußen und Pommern, ein Morgen
nach Brabantiſcher Weiſe angebauet werden ſollte,
ſo muͤſſen 10 bis 20 Morgen dafuͤr wuͤſt liegen,
weil jener dieſen Arbeit und Kapital entzoͤge.
Daher iſt uns, wenn wir zum hoͤhern Landbau
uͤbergehen wollen, der engliſche weit ehe erreich-
bar wie der Brabantiſche. Denn der Engliſche
erfordert zur Erzielung deſſelben Produkts die
wenigſte Arbeit von allen; wie daraus erhellet,
daß in England nur ein Drittheil der erwachſe-
nen Menſchen mit dem Ackerbau beſchaͤftigt iſt,
alſo Einer fuͤr Drei Lebensmittel hervorbringt;
wogegen in andern Laͤndern vier Fuͤnftheil und
mehr ſich mit dem Ackerbau beſchaͤftigen. Ein
Arbeit-erſparendes Ackerſyſtem — keinesweges
ein durch hohe aber theuer erkaufte Produktion
glaͤnzendes — iſt alſo die Aufgabe, die eine Mu-
ſterwirthſchaft fuͤr unſere Verhaͤltniſſe zu loͤſen
[43] hat, und die meinige hat es geloͤſet, mehr als
ich ſelbſt erwartete.
Dies geſtehen ſelbſt Bauern, die einen fluͤch-
tigen Blick hierher geworfen haben, ein, und ſie
erſtaunen, wenn ſie ſehen, wie ſchnell ein Schlag
mit einem Exſtirpator, vier Zugthieren und ei-
nem Menſchen eingeackert iſt. Wer die koſtba-
ren Werkzeuge nur haͤtte! iſt ihr Ausruf. Daß
dieſen Bauern eine Summe von ein Paar hun-
dert Thalern fuͤr Werkzeuge groß vorkomme, iſt
natuͤrlich. Aber wenn ſelbſt angeſehene Schrift-
ſteller und Lehrer der Land- und Staats-Wirth-
ſchaft es fuͤr irrig erklaͤren, den Ackerbau fa-
brikmaͤßig, d. h. mit beſſeren und mannigfaltigern
Werkzeugen, betreiben zu wollen, des Aufwandes
wegen, den dieſe Werkzeuge erforderten, ſo muß
man — verſtummen. Man hat geſagt, ich haͤtte
ſchon viele tauſend Thaler fuͤr Werkzeuge ausgege-
ben. Das mag wahr ſeyn, denn es war eine
Zeit, wo ich mir von allen Orten her alles kom-
men ließ, was mir geruͤhmt wurde, und was ich
erhalten konnte, im Großen und in Modellen.
Dies geſchah, wie ich eine Wirthſchaft von etwa
100 Morgen hatte! Jene Profeſſoren ſollten
doch wohl unterſcheiden, was um der Kunſt und
des Unterrichts, und was um der Wirthſchaft
[44] willen geſchehen ſey. Vieles iſt zerſchlagen, weil
ich es des Transports und Raums, auch in Hin-
ſicht auf Unterricht, nicht werth hielt; vieles
ſteht auf dem Boden, um die Anſicht davon zu
geben, manches um das Fehlerhafte daran zu zei-
gen. Alle Ackerwerkzeuge aber, die — aus-
ſchließlich der Wagen, Karren und Eggen — in
einer Wirthſchaft wie die meinige und bei mei-
ner Beſtellungsart gebraucht werden, liefere ich
einem jeden fuͤr 300 Rthlr., und mit dem Drill-
apparat — der nichts weſentliches dabei iſt —
fuͤr 480 Rthlr. Ihre Erhaltung aber koſtet we-
niger als die der gewoͤhnlichen Werkzeuge, wenn
anders die Reparaturen verſtaͤndig gemacht wer-
den. Nur muß mir keiner ſagen, dieſe koſte ihm
außer der Schmiede gar nichts, wenn ſeine Leute
ein Drittheil ihrer Zeit mit dem Zimmern daran
zubringen. Der Einwurf iſt alſo nicht der Re-
de werth, und dennoch mußte er beantwortet
werden.
Ich komme zu meiner Wirthſchaft zuruͤck.
Das uͤbrige nicht zu dieſen Hauptſchlaͤgen gehoͤ-
rige ſandige Land, etwa 350 Morgen, ward wie
[45] bisher als Außenland behandelt, zuweilen aufge-
brochen, faſt nur um den Ochſen im Sommer
Beſchaͤftigung zu geben und die Narbe zu erfri-
ſchen. Denn die Beſtellung bezahlte es eigent-
lich nicht. Ein Theil ward im Jahre 1808-9
in muͤßigen Zeiten mit Mergellehm und etwas
Modder befahren, und jener zeigte hier ſeine
Wirkung ſo kraͤftig, wie es auf einem ſo er-
ſchoͤpften und von Natur ſo ſchlechten Boden
geſchehen konnte. Wann ich Spergel auf das
Land, um ihn erſt mit Rindvieh, dann mit Ham-
meln abzuweiden, ſaͤete, ſo war das die vortheil-
hafteſte Benutzung, die ich davon hatte; er wuchs
aber erſt bei naſſer Witterung, eigentliche Rech-
nung war alſo nicht darauf zu machen. Es trat
alſo mit dieſem Lande gar keine regelmaͤßige Be-
ſtellung ein.
Ich hatte gleich nach meiner Herkunft die
Ausſicht, das Reichnower Pfarr- und Kirchen-
Land in Erbpacht, und durch Ackerumſatz an
meine Grenze verlegt, zu erhalten, und dieſes
ſollte dann in Verbindung mit jenem Lande eine
zweite Schlagordnung ausmachen. Mit dem
Pfarrlande fand es allerlei Schwierigkeiten, ich
erreichte aber im Jahr 1810 denſelben Zweck,
indem ich den Acker zweier wuͤſtgewordenen Bau-
[46] erhoͤfe acquirirte, und das dazu gehoͤrige Land
an meine Grenze verlegen ließ. Da dieſes vom
Dorfe entlegene Bauerland nie geduͤngt, alſo
hoͤchſt erſchoͤpft, und groͤßtentheils ſchon aus der
Klaſſe des dreijaͤhrigen Landes in die des ſechs-
jaͤhrigen uͤbergegangen war, ſo erhielt ich ſehr
bereitwillig von der Dorfgemeinde drei Morgen
fuͤr einen des beſſeren ihr nahegelegenes Landes,
und ſomit uͤber 600 Morgen, wovon 350 Mor-
gen ihrer Grundmiſchung nach guter Mittelbo-
den, das uͤbrige aber auch ſchlechter Sandboden
war.
Ich theilte das Land in Verbindung mit
meinem Außenlande, und einigen, wie oben ge-
ſagt, den Hauptſchlaͤgen abgenommenen Streifen,
in acht Schlaͤge, wovon jeder, ſo viel es die
Oertlichkeit erlaubte, 90 Morgen der Kultur
werthen Landes enthalten ſollte. Die manchmal
dazwiſchen liegenden, ganz duͤrren, aus Grand
oder Steingrus beſtehenden Stellen, muͤſſen wohl
mit in die Grenzen der Schlaͤge kommen, wer-
den aber nicht mitgerechnet, und gar nicht oder
hoͤchſt ſelten umgebrochen. Sie werden, wenn
eine groͤßere Flaͤche zuſammenhaͤngt, mit Kihnen
beſaamt werden, kleinere aber mit Ginſter (Ha-
ſenbram, spartium scoparium) was hier gern
[47] waͤchſt, und nutzbarer iſt, wie Heidekraut, ein-
wildern.
Die Kultur des groͤßten Theils dieſer Schlaͤ-
ge muß aber faſt wie eine neue Urbarmachung
betrachtet werden. Alles, außer dem Wenigen,
was vorher zu den Hauptſchlaͤgen gehoͤrte, und
was gemergelt oder gemoddert worden, war zu
erſchoͤpft, um mit Vortheil ohne Mergel oder
Duͤnger beſtellt werden zu koͤnnen. Daher ſoll-
te alle Jahr ein Schlag vorgenommen, gemer-
gelt, gemoddert oder geduͤngt, und als reine Bra-
che bearbeitet, zugleich von der gewaltigen Maſſe
großer und kleiner Steine gereinigt; dann mit
Roggen, das ſpaͤter zu Stande gekommene, mit
Gerſte oder Hafer, ſeiner Beſchaffenheit nach be-
ſtellet werden. Auf einen Theil, der Klee zu tra-
gen faͤhig ſchien, ward Klee untergeſaͤet. Im
dritten Jahre lag es alſo in Klee, oder es trug
ein anderer guter Theil Erbſen und Wicken, der
ſandigere Buchweizen, und der ſchlechteſte ruhete.
Im vierten trug er wieder Roggen oder Hafer,
unter welchem weißer Klee geſaͤet ward, um nun
vier Jahr zur Weide, hauptſaͤchlich fuͤr Schafe,
zu liegen. Dieſe ſchonende Behandlung ſchien
nicht nur, um das Land in Kraft zu ſetzen, noͤ-
thig, ſondern war auch dem Bedarf der im
[48] Jahre 1811 angelegten echten Zuchtſchaͤferei an-
gemeſſen. Denn ſo wie ſich dieſe vermehrte,
mußte auch die kultivirte Weide zunehmen. In
dieſem Jahre 1815 traͤgt der 5te Schlag in die-
ſer Ordnung Roggen zum erſtenmale, da er nicht
gemergelt werden konnte, im Duͤnger; der 6ſte
wird bereitet und gemergelt. Ein Schlag iſt ge-
wiſſermaßen aus fruͤhern Zeiten in Kultur, hat
1811 mit Roggen abgetragen, und wird im naͤch-
ſten Jahre ſeine zweite Rotation vorſpringend be-
ginnen. Ein Schlag liegt noch im rohen Zu-
ſtande.
Die Behandlung dieſer Schlaͤge iſt vorerſt
die ganz gewoͤhnliche. Der Dreiſch wird im
Herbſt oder Fruͤhjahr flach umgebrochen, dann
befahren. (Ueber die Behandlung des Mergels
ſogleich.) Ebenfalls flach gewendet, ſcharf geeg-
get, dann etwas tiefer zur Saat gepfluͤgt. Erb-
ſen und Wicken werden im folgenden Jahre ein-
faͤhrig flach untergepfluͤgt. Dann wird zum Rog-
gen zweimal gepfluͤgt. Im Fruͤhjahre wird der
weiße Klee geſaͤet und ſcharf eingeegget.
Der Mergel oder vielmehr mergelige Lehm
findet ſich hier auf allen Schlaͤgen oder in ihrer
Naͤhe, mehrentheils in Huͤgeln, die mit einer
rothbraunen harten Erde bedeckt und ſehr un-
frucht-
[49] fruchtbar ſind, ziemlich nahe an der Oberflaͤche.
Er wird mit Hacken losgebrochen und mit ein-
ſpaͤnnigen Sturzkarren, die etwa 10 Kubikfuß
laden, verfahren. Er iſt in verſchiedenen Quan-
titaͤten aufgebracht worden; eine ſolche Karre
auf 1 bis 2 Quadratruthen, oder auf den Mor-
gen 90 bis 180 Karren. Das letztere iſt das,
was, um den voͤlligen Erfolg zu haben, gegeben
werden muß. In den Jahren, wie die Arbeiter
hier nicht ſelten waren, ward fuͤr die Karre zu
hauen, zu laden und zu verfahren, ſechs ſchlechte
Pfennige, und fuͤr das Streuen ein ſchlechter
Pfennig bezahlt, was gleich iſt vier Pfennig Cou-
rant. Ein Morgen mit 180 Karren zu befah-
ren koſtete alſo 2 Rthlr. 12 Gr. Die Pferde
mit Karren waren ohngefaͤhr zu 1 Rthlr. per
Morgen zu berechnen. Die Wegſchaffung des
ſtaͤrkeren oder ſchwaͤcheren Abraums und der da-
zwiſchen kommenden Sandadern machten noch
einige Koſten, die nach der Lage verſchieden wa-
ren, aber pr. Morgen hoͤchſtens noch auf 3 Gr.
zu berechnen ſind. Wo nicht ſo ſtark aufgefah-
ren wurde, wie ich jetzt doch bei dieſem Mergel-
lehm rathſam halte, koſtete es nach Verhaͤltniß
weniger.
4
[50]
Auch iſt gemoddert worden, theils aus ei-
ner torfigen Stinke, wo der faſerige Modder
aber erſt ein Jahr mit etwas Kalk gemengt in
Haufen lag, theils aus einem Teiche, der abge-
laſſen wurde. Ich mache hier aus Erfahrung
die Bemerkung, daß man gebrannten Kalk erſt
voͤllig zu Pulver zerfallen laſſen muͤſſe durch An-
feuchten, ehe man ihn unter den Modder aus-
ſtreuet. Stuͤckweiſe untergebracht ziehet er gleich
zu viel Feuchtigkeit an, wird zu Lederkalk und
zertheilt ſich hernach ſchwer. Das Moddern iſt
mir ungleich theurer gekommen und hat nicht
die Wirkung gethan wie das Mergeln; ohner-
achtet der Modder aus dem Teiche ſehr gute
Qualitaͤten und keine merkliche Saͤure hatte. Ich
erwarte aber um ſo groͤßere Wirkung, wenn jetzt
auf die gemodderten Theile Mergel kommt. Auch
muß ich geſtehen, daß, ohnerachtet die Fruͤchte
auf dem Gemodderten nachſtanden, der weiße
Weideklee und die Weide uͤberhaupt beſſer iſt.
Leider! hat dieſe Arbeit ernſtlich nur in den
Jahren 1810, 1811 und einen Theil von 1812
betrieben werden koͤnnen. Nachher nahmen die
Vorſpanne die Pferde weg, und darauf fehlte es
an Menſchen. In dieſem Jahre iſt im Fruͤh-
[51] jahr etwas geſchehen, aber ſo wie die Heuernte
eintrat mußte es aufhoͤren.
Die Wirkung iſt die geweſen, daß man
von dieſem gemergelten Lande das ſechſte Korn
gewann, wenn das ungemergelte, wie kleine zur
Vergleichung uͤbergangene Stellen erwieſen, nicht
das zweite Korn gab. Dann wuchs rother und
weißer Klee zur Weide ſehr gut darauf, von
dem man auf ungemergeltem Boden keine Spur
fand. Ward aber mit dem Mergel nur ſchwa-
cher Miſtduͤnger, drei Fuder auf dem Morgen,
verbunden, ſo war der Ertrag zehnfaͤltig.
Da es unmoͤglich ward, die Mergelung in
dieſen Zeiten fortzuſetzen, ſo iſt im Jahre 1813
und 1814 der neu aufgebrochene Schlag groͤß-
tentheils mit Stallmiſt befahren; denn die Ver-
mehrung des Duͤngers reichte zu, drei Schlaͤge
beinahe auszuduͤngen. Auf dem erſchoͤpften Bo-
den thut aber der Miſt nicht die Wirkung des
Mergels, wenigſtens nicht im erſten Jahre.
Nachdem dieſe acht Schlaͤge auf die Weiſe
in Stand geſetzt worden, und der erſte wieder
zum Aufbruch kommt, wird eine andere Frucht-
folge eintreten, die folgendermaßen beſtimmt iſt:
- 1) Dreiſchhafer einfurchig beſtellet; von deſ-
ſen Gedeihen, außer andern Verſuchen, der noch
[52] in Kraft ſtehende Schlag 5 einen uͤberzeugenden
Beweis auf einem Theile gegeben hat. - 2) Brache geduͤngt, und wo es fruͤher nicht
geſchehen, gemergelt. Doch wird wahrſcheinlich
ein Theil mit Kartoffeln beſtellt werden, wenn
auf den Hackfruchtſchlag der erſten Ordnung mehr
Runkeln zur Zuckerfabrikation gebauet werden.
Auch wird in der Regel auf die Wendefurche
Spergel zur Weide geſaͤet. - 3) Winterung. Nach den Kartoffeln jedoch
Gerſte. - 4) Erbſen.
- 5) Winterung. Untergeſaͤeter Klee.
- 6) 7) 8) Weide.
Und ſo darf ich hoffen, dieſes ganz erſchoͤpfte
Land, aus und durch ſich ſelbſt, in volle Kraft
und Tragbarkeit zu verſetzen, und den bis zum
ſechsjaͤhrigen Lande herabgeſunkenen Boden zur
Klaſſe des Gerſtbodens zu erheben, da er von
Natur im Durchſchnitt nicht ſchlechter iſt, als
der Moͤglinſche Boden in den Hauptſchlaͤgen.
Durch dieſes Beiſpiel ſchmeichle ich mir am mei-
ſten fuͤr die hieſige Gegend zu nutzen, da ſich in
dem groͤßten Theile der Kurmark die Gelegen-
heit zur Nachahmung deſſelben allenthalben fin-
[53] det, und es nicht die Kraͤfte, ſelbſt des aͤrmeren
Bauern, ſobald er ſeparirt iſt, uͤberſteigt. Eine
benachbarte Dorfſchaft hat ſchon mit dem Mer-
geln angefangen.
Ich komme auf ein, durch ein unerwartetes
Naturereigniß wenigſtens zum Theil vereiteltes,
Unternehmen. Die Gelegenheit, durch Abſchwem-
mung der Hoͤhe in ein daneben liegendes mora-
ſtiges, von einem Fließ gebildetes Luch, eine Be-
rieſelungswieſe, auf die im Luͤneburgſchen
und Bremiſchen bekannte Art, zu bilden, und
das wieſenloſe Moͤglin damit zu bereichern, war
mir ſehr erwuͤnſcht, da es auch in hieſigen Ge-
genden ſo viele Gelegenheiten giebt, dieſe hier
unbekannte und nicht wohl anders als ſinnlich
darzuſtellende Methode mit groͤßtem Nutzen an-
zuwenden. Denn nicht einmal von richtiger An-
lage der Beſtauungs- vielweniger der Berieſe-
lungswieſen findet man hier Beiſpiele. Ich
ſchritt daher ſogleich zur Ausfuͤhrung. Die Um-
ſtaͤnde waren zwar nicht guͤnſtig, denn die
Schwemmungsflaͤche war ſchmal, das Gefaͤlle
nicht ſtark, der abzuſchwemmende Erdboden ſehr
[54] ungleich, bald Sand, bald zaͤher Lehm, bald
Steingeſchiebe; es fehlte mir ganz an geuͤbten
Arbeitern und der Waſſerzulauf war nicht ſtark,
jedoch ſo, daß mehrere Tage nach einander, ſelbſt
im Sommer, geſchwemmt werden konnte, wenn
man das Wehr bei Nacht zuſetzte. Dennoch ward
die Sache ſo weit vollfuͤhrt, daß 27 Morgen Wie-
ſen hervorgebracht wurden. Da die Oberflaͤche
des rohen Bodens mit dem Modder aus dem
Luche befahren ward, ſo bewirkte die Bewaͤſſe-
rung einen ſolchen Graswuchs, daß ſchon in den
Jahren 1809 und 1810 30 vierſpaͤnnige Fuder
Heu von dieſer Wieſe geerntet wurden. Nun
erhielt ich aber durch das Reichnower Land die
Gelegenheit, dieſe Anlage ſehr zu vergroͤßern, in-
dem ſich auf ſolchem ein ſumpfiger Grund mit
Sandhuͤgeln umgeben fand, die von dem Waſ-
ſerſpiegel eines etwa 20 Morgen haltenden Sees,
— der wieder aus einem andern, hoͤher liegen-
den, quellreichen See Zufluß hatte — beherrſcht
wurden. Der Durchſtich ward 1810 gemacht
und eine Schleuſe in dem Graben angelegt, vor
welcher das Waſſer im Sommer 2½ Fuß hoch,
im Fruͤhjahr viel hoͤher ſtand, und unten im
Luch ward der Abzugsgraben von den moraſtig-
ſten Stellen angelegt. Im Jahre 1811 ward
[55] beſchloſſen, den Teich, welcher als Waſſerbehaͤlter
fuͤr die erſte Wieſe diente, abzulaſſen und aus-
zumoddern; was mit einiger Schwierigkeit, des
ſtarken Waſſerzufluſſes wegen, vollfuͤhrt wurde.
Aber nun bemerkte man ein ganz unerwartetes
Fallen und Verſiegen der Gewaͤſſer in dieſer gan-
zen Gegend. Man bemerkte es zuerſt in jenem
See, deſſen Waſſer kaum noch 1 Fuß hoch vor
der Schleuſe ſtand, und ich glaubte ſchon durch
die Abwaͤſſerung des Moraſtes eine Sandader
geoͤffnet zu haben, wodurch das Waſſer des Sees
mit dieſem in Verbindung ſtaͤnde, um ſo mehr,
da ſich aus dem Moraſte anfangs ſehr viel Waſ-
ſer ergoß. Uebrigens ſchob man die Verminde-
rung des Waſſers, die ſich hier in allen Seen,
Pfuhlen und Baͤchen zeigte, auf die anhaltend
duͤrren Jahre und wenigem Schnee, und glaubte,
es wuͤrde ſich bei einem feuchten Jahre und be-
ſonders bei hohem Schnee wieder ſammeln. Bis
dahin ward alſo die Anlage der einen Schwemm-
wieſe verſchoben. Die aͤltere konnte, wegen der
Ausbeſſerung des Teichs im Sommer 1811, nicht
gewaͤſſert werden, weswegen die hoͤhern Stellen
allen Ertrag verſagten. Im Jahre 1812 konnte
die Waͤſſerung nur nothduͤrftig, wegen Mangels
an Waſſerzufluß gegeben werden, und die hoͤch-
[56] ſten Stellen litten an Duͤrre. Im Jahr 1813
war zwar mehr Waſſer, aber die der ſtaͤrkeren
Waͤſſerung gewohnten Grasſtaͤmme waren aus-
gegangen. Der hohe Schnee des Winters von
1813 — 14 ließ hoffen, daß ſich alle Waſſer-
behaͤlter wieder fuͤllen und die Quellen ſtaͤrker zu
fließen anfangen wuͤrden. Aber ohnerachtet der
Sommer 1814 auch nicht trocken war, hat das
Waſſer auf dieſem ganzen Plateau immer mehr
abgenommen. Jener See iſt uͤber 3 Fuß geſunken,
und die erwaͤhnte Schleuſe, vor welcher das Waſ-
ſer, als ſie angelegt wurde, 3 Fuß hoch ſtand,
liegt jetzt im Trocknen; viele kleine Pfuͤhle ſind
ſo trocken, daß ſie beackert und beſtellt, werden
konnten. Ich habe Winterung gebauet, wo vor-
her ſelbſt im Sommer Waſſer ſtand; ich kann
mir alſo dieſes Verſiegen der Quellen auf dieſer
Hoͤhe nicht anders erklaͤren, als daß ſie in ei-
ner niederern Gegend ſich einen andern Abzug
muͤſſen gebahnt haben. Aeltere hieſige Landleute
verſichern, daß dieſes ſchon einmal der Fall ge-
weſen, daß ſich das Waſſer dann aber nach ei-
nigen Jahren wieder eingefunden habe. Bei
Moͤglin war vormals eine Waſſermuͤhle durch
jenes Fließ getrieben, wovon der Muͤhlenteich
noch zu ſehen iſt. Bei einem ſolchen Waſſer-
[57] mangel hat man ſie aber abgebrochen und eine
Windmuͤhle ſtatt derſelben errichtet. Nothduͤrf-
tige Waͤſſerung fuͤr die aͤltere Wieſe habe ich
noch wohl, da aber die durch kuͤnſtliche Beſaa-
mung und von Natur entſtandenen Waſſergraͤſer
ausgegangen oder verkuͤmmert waren, ſo habe ich
den hoͤhern, ſtatt derſelben mit Moos uͤberzoge-
nen Theil umgebrochen und verſchiedentlich be-
ſtellt, und werde ihn, wenn die alte Narbe zer-
gangen iſt, theils mit Luzerne, theils mit an-
dern Graͤſern, die mit einer ſeltneren Waͤſſerung
ſich begnuͤgen, beſaͤen. Dieſes Ereigniß iſt mir
in der That ſehr unangenehm, nicht wegen des
Verluſtes, den ich dabei leide — denn dieſer iſt
auf keinem Fall betraͤchtlich — ſondern weil ich
nun dieſes Beiſpiel, womit ich vielen Nutzen zu
ſtiften hoffte, jetzt nur unvollkommen und nicht
eindringlich genug aufſtellen kann.
Mein Zweck, den ich auch jetzt erreicht zu
haben hoffe, war immer der: Moͤglin unabhaͤn-
gig von den Koͤnigshofer und allen andern Wie-
ſen zu machen. Theils, weil ich Koͤnigshof ent-
weder fuͤr ein annehmliches Gebot verkaufen,
[58] oder es auf eine beſondere Weiſe, hauptſaͤchlich
mit Krapp- Hopfen- Hanf- und anderm Handels-
gewaͤchsbau benutzen wollte, wozu es eines ſo
betraͤchtlichen Viehſtandes bedurfte, daß es ſein
Heu wohl konſumiren konnte. Stroh war da-
ſelbſt genug zu wohlfeilen Preiſen zu haben.
Theils aber, weil ich dadurch zeigen wollte, wie
man ein Gut ohne Weide abluͤften und mit wenig
oder gar keinen Wieſen in Kraft erhalten, und
aus der Viehzucht ſelbſt einen großen Ertrag
ziehen koͤnne. Ich hatte mich gewiſſermaßen an-
heiſchig gemacht, dies von Vielen in der Wirk-
lichkeit unaufloͤslich gehaltene Problem faktiſch
zu loͤſen. Das gaͤnzliche Mißrathen des Klees,
nach dem duͤrren Sommer von 1810,
machte mich etwas mißmuͤthig. Zwar erſetzten
die geſaͤeten Futtergemenge den Klee hinreichend,
aber es mußte doch wieder mehr Heu heraufge-
holt werden, und ihr Bau konnte auch bei gro-
ßer Duͤrre mißrathen. Allein die Ueberzeugung,
die ich mir durch mehrere im Kleinen angeſtellten
Verſuche, von dem ſichern Gerathen und der
Ausdauer der Luzerne, ohne alle kuͤnſtliche Kul-
tur, auf dem hieſigen Boden verſchafft hatte,
richtete meinen Muth wieder auf; und ich be-
ſchloß nun, jedesmal wenn Klee ausgeſaͤet wuͤrde,
[59] ein Stuͤck von fuͤnf Morgen in demſelben Schlage
mit Luzerne zu beſaͤen. Dies ſollte die ganze
Rotation durch liegen bleiben, bis zu dem Jahre,
wo der Schlag wieder zum Kleetragen kam,
und ein gleiches Stuͤck abermals mit Luzerne
angeſaͤet war. Dann ſoll es aufgebrochen und
mit Ruͤbſen beſtellet werden, damit es als Win-
terung wieder in den Umlauf eintrete. In die-
ſem Jahre iſt der 5te Schlag beſaͤet, und 4 mal
5 Morgen ſtehen in voller Benutzung. Denn
ſchon im erſten Jahre nach der Saat ſteht die
Luzerne in voller Kraft. Ich werde ſo 35 Mor-
gen bekommen. Die erſten Jahre habe ich Lu-
zerne unter Lein geſaͤet, weil das von Vielen be-
ſonders empfohlen wird. Weil mir aber der Lein
hierher nicht mehr paßte, ſo habe ich ſie, mit
wenigſtens eben ſo gutem Erfolge, unter die Ger-
ſte, auf den Morgen 10 Pfund, geſaͤet. Nach-
dem ſie im folgenden Fruͤhjahre ſehr ſcharf durch-
gegget worden, ward ſie ſchwach gegipſet. Das
ſtarke Eggen ward alle Jahre, jedoch nur ein-
mal wiederholt, und ſie erhielt dann abwechſelnd
den Hofſchlamm und die im Haushalt gemachte
Seifenſiederaſche zur Duͤngung. Die im Jahre
1811 zuerſt geſaͤete iſt nun wieder gegipſet.
Das iſt alles, was bei ihr geſchehen iſt; kein
[60] Jaͤten, kein Behacken fand ſtatt. Ohnerachtet
des ſcharfen Eggens habe ich doch nicht verhin-
dern koͤnnen, daß ſich nicht eine Art von Narbe
aus Graswurzeln und weißem Klee unter ihr
erzeuge. Durch das Eggen nach jedesmali-
gem Schnitt wuͤrde ich ſie vielleicht zerſtoͤren.
Da ich aber ſelbſt bei einem aͤlteren, ſchon im
Jahre 1807 angelegten Verſuchsſtuͤcke, nicht be-
merke, daß es ihr ſchadet, ſo erſpare ich mir die
Arbeit. Nach dem zweiten und dritten Jahre
ſcheint die Luzerne auf Boden, der ihr zuſagt,
ſtaͤrker als alles Unkraut, was ſich unter ihr an-
ſiedelt. Mit dieſer Luzerne bin ich jetzt ſchon
geſichert fuͤr die Gruͤnfutterung meines Rindvie-
hes und ſaͤmmtlicher Pferde, und wenn ſie erſt
voͤllig daſteht, muß ich noch Heu machen. Wenn
ich die Heufutterung auf einen Kopf Großvieh
taͤglich nur zu 1 Gr. anſchluͤge, ſo benutze ich
einem Morgen Luzerne zu 15 Rthlr. rein. Sie
hat mich auch bei der duͤrreſten Zeit nicht ver-
laſſen. Im Jahre 1814 verfror ſie bis zur
Haͤlfte im Mai, wie ſie ſchon maͤhebar war,
aber ſie trieb ſchnell wieder durch. Meine Zwei-
fel an der Unfehlbarkeit der Luzerne ſind alſo
gehoben — fuͤr meinen Boden! Aber jeder pro-
bire den ſeinigen darauf; wechſeln viele verſchie-
[61] dene Erdſchichten ab, oder iſt der Boden waſſer-
galligt, ſo geht es nicht. Geht ſie fort, ſo ver-
ſaͤume keiner Luzerne-Felder anzulegen, der nicht
einen Ueberfluß von Wieſen hat, die er ander-
weitig nicht benutzen koͤnnte.
Man pfluͤgte hier 3 Zoll tief mit einem mit
drei ſtarken Ochſen im Wechſel beſpannten Pfluge,
ſo daß ſechs Ochſen auf einen Pflug gehalten
wurden. Es waren vier Pfluͤge im Gange, und
dann noch vier uͤberkomplette Ochſen, in Summa
28 Stuͤck, zur Erleichterung der andern. Ich
wollte mit zwei Ochſen pfluͤgen laſſen, aber man
verſicherte mich, daß dies die Thiere zu ſehr an-
greiffe. Auch konnte man den Umbruch der Bra-
che um Johannis, da ſich das gebundene Land
erhaͤrtet hatte, nicht bewerkſtelligen, ſondern mußte
davon abſtehen, bis Regen kam. Dies lag an
der erbaͤrmlichen Conſtruction des hieſigen Pflu-
ges, die nur dem loſeſten Sandboden angemeſ-
ſen ſeyn kann. Im erſten Jahre konnte ich mit
der Einfuͤhrung anderer Pfluͤge nicht zu Stande
kommen. Im zweiten Jahre, wie ich mir Bai-
leyſche Pfluͤge — anfangs nur unvollkommen —
verſchafft hatte, ließ ich alle anderen zerſchlagen.
Seitdem hat man nie wieder geſagt, daß das
[62] Land mit zwei Ochſen nicht zu pfluͤgen ſey. Das
Pfluͤgen geſchiehet, außer dem Vorpfluͤger, von
zwoͤlfjaͤhrigen Jungens, die es, wenn ſie die Och-
ſen zu leiten wiſſen, in etlichen Stunden lernen.
Der Ueberſetzer von Bailey’s Schrift uͤber die-
ſen Pflug hat gewiß Recht gehabt, ihn den beſt-
moͤglichen zu nennen. Er erfuͤllt alle Forde-
rungen, die man an einem vollkommenen Pfluge
machen kann. Einfachheit, Dauerhaftigkeit, Leich-
tigkeit der Fuͤhrung und der Stellung zu jeder
Tiefe von 1 Zoll bis 8 Zoll, zu jeder Breite
von 6 Zoll bis 12 Zoll, moͤglichſt leichte Ueber-
windung jedes Widerſtandes, vollkommen recht-
winkliche Ausſchneidung des Erdſtreifens, und
Umwaͤlzung deſſelben um ſeine eigene Achſe, endlich
Wohlfeilheit, wenn man auf ſeine Dauerhaftigkeit
Ruͤckſicht nimmt. Er hat keinen Fehler, nichts
was man moͤglicher Weiſe beſſer an ihm wuͤn-
ſchen koͤnnte. Er iſt fuͤr jeden Boden, fuͤr den
ganz ſchweren, gebundenen — nur vielleicht, mit
einer kleinen Abaͤnderung der Conſtruction, die
ich fuͤr den meinigen am beſten gefunden habe —
geeignet. Noch Keiner hat dies verkannt, der
ihn mit Aufmerkſamkeit hat wirken ſehen Auch *) Auch
[63] hat er ſich ſchnell durch ganz Deutſchland ver-
breitet. Dies beweiſet der ſtarke Abſatz der
Streichbretter, und des uͤbrigen gegoſſenen Ei-
ſenwerks auf mehreren Eiſenhuͤtten. Es hat viele
Muͤhe gekoſtet, bevor ich die voͤllig richtige Bil-
dung des Streichbrettes bewirken konnte. Die
Schwingung ward nicht richtig getroffen, und die
gehoͤrige Staͤrke, die das Eiſen an verſchiedenen
Stellen haben muß. Jetzt wird es auf der Ber-
liner Eiſenhuͤtte, nach der zuletzt uͤberſandten
Schablone, voͤllig richtig gegoſſen. An ſich iſt
der Pflug gar nicht ſchwer zu machen; indeſſen
iſt es noͤthig, daß ein recht verſtaͤndiger Arbei-
ter — Geſtellmacher und Schmidt — ſich die
Verhaͤltniſſe der Theile und die Winkel, worin
ſie zu ſtehen kommen, genau merke und bei der
Zuſammenſetzung beobachte. Selten wird der
erſte Verſuch ihn nachzumachen ganz gelingen;
man wird die Abweichung nicht eher erkennen,
als wenn ein verſtaͤndiger Ackersmann ſeinen Gang
mit dem des Vorbildes vergleicht; dann wird
man nach einiger Ueberlegung leicht entdecken,
wo ein Fehler liege.
Ich gebrauche keinen andern, es ſey dann
wo ich den Boden vertiefen, einen doppelten
Streifen auspfluͤgen, und die Erde des unteren
[64] uͤber den oberen herlegen (rajolen) will. Da
nehme ich zum zweiten Pfluge den Small-
ſchen, weil er ſich in der Furche weniger draͤngt,
und die Erde leichter in die Hoͤhe hebt. Indeſſen geht
es auch mit dem Baileyſchen. Es werden mit
dieſem Pfluge, wenn ich gute Ochſen und Fuͤh-
rer habe und die Arbeit etwas angetrieben wird,
uͤber 5 Morgen in einem Tage gepfluͤgt, ohne
daß es ein Paar Wechſelochſen angreift; und
zwar ſo, daß kein Erdpartikel der Oberflaͤche, ſo
tief gepfluͤgt wird, ungewendet bleibe. Der Pflug
wird den Ochſen bei gewoͤhnlicher Tiefe des Pfluͤ-
gens ſo leicht, daß ſie ſich an einen ſchnellen
Schritt gewoͤhnen.
Es ſind hier nachher nicht mehr als 16 Och-
ſen, zuweilen nur ein oder zwei uͤberkomplette,
die zum Maͤſten geſchont wurden, gehalten wor-
den, ſelbſt nachdem das Reichenower Land hinzu
gekommen war. Sie haben nicht nur alles Pfluͤ-
gen, ſondern auch den groͤßten Theil der Miſt-
fuhren verrichtet; auch manche andre Fuhren, zu-
mal in den Jahren, wo faſt alle Pferde auf
Vorſpann waren oder ſich von dieſen Reiſen er-
holen mußten. In dieſen Zeiten ſind ihnen je-
doch Kuͤhe zu Huͤlfe gekommen, die allerdings,
wenn ſie einmal angelernt ſind — was bei man-
chen
[65] chen ſchwer haͤlt — ohne erheblichen Verluſt ih-
rer Milch, ein Drittheil Tag arbeiten. Die Och-
ſen haben im Durchſchnitt der Jahre 240 halbe
Arbeitstage per Kopf gethan. Sie werden bei
den laͤngern Tagen, wie gewoͤhnlich, dreimal ge-
wechſelt, ſo daß ein Paar den einen Tag, das
andre Paar den andern Tag zwei Drittheil ar-
beiten muß. Sie erhalten durchaus keine Koͤr-
ner, aber im Winter neben 10 bis 12 Pfund
Heu ein Viertheil Scheffel Kartoffeln, und im
Sommer, neben einer ziemlich knappen Weide,
Klee oder Luzerne auf dem Stalle. Bis zu
dem ungluͤcklichen Ereigniß der Lungenſeuche,
waren ſie ſehr geſund und kraͤftig.
Pferde ſind hier mehrentheils 12 Stuͤck ge-
halten worden; in den Jahren 1812 und 1813
kamen ſie auf 9 Stuͤck herunter. Aus den Ar-
beits-Journalen aber erhellet klar, daß ich mit
ſieben Pferden fuͤr die hieſige Ackerwirthſchaft
reichlich auskommen wuͤrde. Die uͤbrigen Pferde
werden fuͤr den großen Bedarf meines Hauſes
und des Inſtituts, an Brennholz und mancher-
lei andern Fuhren, gebraucht. In den ſchweren
Jahren 1812 und 1813, wie das Inſtitut ge-
ſchloſſen und moͤglichſte Beſchraͤnkungen beobach-
5
[66] tet wurden, iſt doch in der Wirthſchaft nichts
Weſentliches verſaͤumt worden, ohnerachtet we-
nigſtens die Haͤlfte der vorhandenen Pferde ab-
weſend oder unbrauchbar war. Indeſſen geſtehe
ich, daß wir durch die mehreren Pferde, die an-
derer Arbeiten wegen gehalten werden, im Stande
ſind, Ackergeſchaͤfte ſchneller zu vollfuͤhren, als
wenn nur die fuͤr den Ackerbau gerade noͤthige
Zahl da waͤre. Jetzt ſind wieder 12 Stuͤck Wa-
genpferde auf dem Hofe, wovon aber zwei zum
Mergeln und zwei zu Reiſen beſtimmt ſind.
Ich traf hier eine recht gute, große und
ſtarkknochige Art von Kuͤhen, aus dem Warthe-
bruch wahrſcheinlich herſtammend, von brauner
Farbe an. Einige vorzuͤgliche Kuͤhe, Juͤtlaͤndi-
ſcher, aber veredelter großer und hollaͤndiſcher
Art, brachte ich hierher. Von den vorgefunde-
nen waren manche von vorzuͤglichem Anſehen, ge-
ringer Milch-Ergiebigkeit wegen, auszumerzen.
Da ich den Viehſtapel noch vermehren wollte,
ſo kaufte ich bei Gelegenheit noch 12 Stuͤck Ol-
denburger Ferſen an, ohnerachtet dieſes Vieh ſich
mir nie vortheilhaft gezeigt hat. Ich fand hier
[67] ein Bullkalb, was ſich der Verwalter zu verſchaf-
fen gewußt hatte, von einer Kuh Trieſtorfer
Raſſe mit einem Juͤtſchen Bullen erzeugt. Dies
Thier machte ſich außerordentlich ſchoͤn, hatte bei
einem ſehr langen Koͤrper und vorzuͤglich ſtar-
kem Hintertheile feine Knochen, ſehr feine Haut
und Haar. Es ward nachher verſchnitten, zog
als Ochſe ein Jahr lang einſpaͤnnige gewaltige
Laſten, maͤſtete ſich ſehr leicht mit Kartoffeln
und Heu ohne alles Getreide, und ward in Ber-
lin zu 1350 Pfund Fleiſchergewicht geſchlachtet.
Er iſt mehrere Male abgebildet und in Kupfer
geſtochen worden Ich wollte dieſe Raſſe noch
mehr mit der Juͤtlaͤnder großen Art verbinden,
es dauerte aber lange, bevor ich ein gutes Bull-
kalb von einer Juͤtlaͤnderin erhielt, und mußte
erſt andere von jenem abſtammende Bullen ge-
brauchen. Jetzt habe ich einen Stammochſen,
wie ich ihn mir wuͤnſchte, und der ſeine Quali-
taͤten ſehr gut vererbt, ſo daß faſt alle Kaͤlber
ihm aͤhnlich werden.
Ich war mit meinem Milch-Viehſtapel, von
welchem ich auch ſehr ſchoͤne Ochſen erzog, im
vorigen Jahre ganz aufs Reine, und da meine
Aufzucht meinen Bedarf an Einſchuß weit uͤber-
traf, ſo konnte ich ausgezeichnetes Milchvieh und
[68] junge Bullen verkaufen. Mein Vieh war in
dem herrlichſten Stande, hatte die geſundeſte
Futterung und Weide gehabt, bis mir im Herbſt
ein zum Schlachten eingekaufter Ochſe die Lun-
genſeuche auf den Hof brachte. Zwei junge Bul-
len, die ihm zunaͤchſt im Stalle geſtanden hat-
ten, fingen an zu keuchen, ohne daß man arg
daraus hatte, zumal da der groͤßte Theil der Thier-
aͤrzte der Meinung iſt, daß dieſe Krankheit nicht
anſteckend ſey. Ich war nicht hier; wie ſich aber
die Krankheit im Ochſenſtall verbreitete, machte
man doch alle Anſtalt zur Trennung des kran-
ken Viehes. Aber zu ſpaͤt; die Ochſen gingen
alle darauf, entweder an der hitzigen Krankheit,
oder an der daraus entſtehenden Lungenſchwind-
ſucht. Der moͤglichſten Separation ohnerachtet
kam nun die Krankheit auch in den Kuhſtall.
Es wurden die bisher empfohlnen Mittel, groͤß-
tentheils reizender Art, bei Kranken und als Vor-
bauung gebraucht, allem Vieh Haarſeile gelegt.
Ich kam her, ſahe den Zuſtand und uͤberzeugte
mich, daß er zu Anfange rein inflammatoriſch
ſey. Es wurde alſo dem kranken Vieh ſtark Blut
abgelaſſen. Den ſchon ſeit acht Tagen erkrank-
ten half es nicht. Aber den kuͤrzlich befallenen
half es auf der Stelle. Der Athem ward gleich
[69] freier, das Keuchen verwandelte ſich in einem
ordentlichen Huſten mit Auswurf, die Thiere fin-
gen bald an wiederzukaͤuen und [beſſerten] ſich
ſchnell. Es wurden 2 — 3 Pfund Blut gelaſ-
ſen. Das Blut hatte eine ſolche Gerinnbarkeit,
daß ſich in der Ader gleich ein Propf ſetzte,
der weggenommen werden mußte, damit das Blut
ferner fließe. Es ſetzte gleich eine dicke, gelbliche
Lederhaut ab. Folgte nicht genugſame Erleich-
terung, ſo ward der Aderlaß nach 12 — 18 Stun-
den wiederholt. Seitdem iſt kein Thier geſtor-
ben; aber der groͤßte Theil der Kuͤhe verkalbte
doch dabei. Dieſe haben ſich doch vollkommen
erholt und geben jetzt, obwohl ſie wieder traͤch-
tig ſind, ſo viel Milch, als haͤtten ſie ordentlich
ihre Zeit ausgegangen. Erſt im Fruͤhjahr kam
das Uebel nach Koͤnigshof unter das Jungvieh.
Weil dieſes aber gleich zur Ader gelaſſen wurde,
ward es bald wieder beſſer, ohne allen Verluſt.
Mein Milchviehſtand iſt dadurch auf 28
vermindert, und Ochſen ſind theils um ein Jahr
fruͤher von eigener Zucht angeſpannt — der ei-
gentliche diesjaͤhrige Einſchuß war leider ſchon im
Herbſt heraufgebracht — theils in Pommern von
ſchwachem Schlage angekauft. Die ſtarken Och-
ſen waren mir im Fruͤhjahr zu theuer.
[70]
Die Kuͤhe ſind in einigen Sommern, beſon-
ders im vorigen und jetzigen, nur auf halbe Stall-
futterung geſetzt worden. Sie bekamen den zwei-
jaͤhrigen Kleeſchlag, theilten ihn aber doch mit
den Ochſen. (Ich muß 12 Stuͤck Dorfvieh
Weide geben, deshalb habe ich die Ochſen nicht ganz
auf dem Stalle halten koͤnnen. Gehen meine Kuͤhe
nicht aus, ſo geht das ſaͤmmtliche Dorfvieh mit
den Ochſen, ſonſt gehen die Kuͤhe des Dorfes
mit meinen Kuͤhen.) Die Kuͤhe werden aber
mehrentheils, die Ochſen nur wenn die Weide
nicht reicht, nebenbei mit Luzerne und Klee, auf
dem Stalle gefuttert. Erſtere ſind von 10 Uhr
Morgens bis gegen 4 Uhr Nachmittags im Stalle,
und auch, wie ſich verſteht, bei Nacht.
Die Kuͤhe werden ſehr reichlich gefuttert.
Im Sommer erhalten ſie, ſo viel ſie freſſen wol-
len, ungeſchnitten. Sie freſſen aber gern Stroh
dabei, wenn es ihnen lang vorgeworfen wird.
Wenn man ihnen mit Stroh geſchnittenes Gruͤn-
futter gab und reichlich genug, ſo ſuchten ſie die-
ſes heraus, beſchnoben das uͤbrige ſo, daß das
muͤhſam zerſchnittene Futter jedesmal ausgefegt
und in den Miſt gebracht werden mußte. Ich
fand, außer der Arbeit, mehr Futter dabei wirk-
lich verſchwendet, als geſchiehet, wenn es lang
[71] vorgeworfen wird, da das, in der Fliegenzeit be-
ſonders, umhergeſtreuete und in den Miſt kom-
mende Futter, bloß dem Anſcheine nach mehr
in die Augen faͤllt. Nur dann kann das Schnei-
den des Gruͤnfutters mit Stroh rathſam ſeyn,
wenn man ſparſam futtern muß. Nach einigen
durch Abwaͤgung gemachten Verſuchen, betraͤgt
die taͤgliche Portion auf das Stuͤck 96 Pfund
gruͤnes Futter, in der Zeit, wo es am reichlich-
ſten gegeben wird. Ehemals habe ich gefunden,
daß ſchwere frießlaͤndiſche Kuͤhe 140 Pfund Klee
freſſen. Es verſteht ſich dies von Zeiten, wo
ſie ganz im Stalle bleiben; gehen ſie auf die
Weide, ſo bekommen ſie, nachdem dieſe reichlich
iſt, mehr oder weniger oder gar nichts zu; je-
doch wird ihnen Abends immer etwas Futter-
ſtroh vorgelegt, was ſie zum großen Theile auf-
freſſen.
Die Winterfutterung beſteht in Klee-Heu,
Kartoffeln und Ruͤben; nebſt gutem Stroh. Die
Norm iſt, daß ſie 20 Pfund Heu taͤglich erhal-
ten ſollen. Statt eines Theils werden aber Kar-
toffeln in dem Verhaͤltniß von 2:1, oder Run-
keln in dem Verhaͤltniß von 3½:1 gegeben; je-
doch immer ſo, daß ſie mindeſtens 8 Pfund Heu
erhalten. Denn den Kuͤhen uͤber 24 Pfund Kar-
[72] toffeln zu geben, haben ich und mehrere nicht
rathſam gefunden, wenn man ſie nicht maͤſten
will. So lange Runkeln oder Rotabaga vorhan-
den, werden dieſe mit den Kartoffeln vermiſcht
gegeben, und dieſes Futter wirkt beſonders gut
auf die Milch, und erhaͤlt ihr den eigenthuͤmli-
chen Sommergeſchmack. Runkeln allein zum Er-
ſatz des Heues in großer Menge gegeben, er-
ſchlafften nach einiger Zeit die Verdauungswerk-
zeuge, und ſie wurden dem Vieh widerlich, ſo
gern es ſolche auch zu Anfange und fortdauernd
in kleineren Quantitaͤten frißt. Im Winter wird
ein Theil des Heues mit Stroh zu Hechſel ge-
ſchnitten, aber das Wurzelwerk wird nicht mit
Hechſel, ſondern in Scheiben zerſchnitten, allein
gegeben. Denn es geht damit wie mit dem Klee,
das Vieh ſucht ſich das wohlſchmeckende heraus,
beſchnaubt den Hechſel und laͤßt ihn liegen. Seit-
dem die Kuͤhe indeſſen den Abfall der Kartoffel-
ſtaͤrke erhielten, wird dieſer mit Strohhechſel ver-
miſcht, und das Staͤrkewaſſer, welches viele Ei-
weißſtoffe enthaͤlt, zum Theil daruͤber gegoſſen.
Dies Futter iſt ihnen ſehr angenehm und wohl-
thaͤtig geweſen, und ihnen zu ein Drittheil der
Kartoffelmaſſe berechnet worden. Alles Stroh,
[73] was eingeſtreuet werden ſoll, wird ihnen uͤber
Nacht zum Ausfreſſen vorgelegt.
Bei dieſer Futterung hat eine Kuh im
Durchſchnitt der Jahre 1806 — 1814, 1300
Berliner Quart Milch gegeben, außer der, wel-
che die Kaͤlber erhalten haben. Die Kuh
gab einen Bruttoertrag von 40 Rthlr., ein-
ſchließlich des Werths des Kalbes. Wird indeſ-
ſen, wie geſchehen iſt, der Centner Heu zu 10 Gr.,
der Scheffel Kartoffeln zu 5 Gr., und die gruͤne
Futterung taͤglich per Kopf zu 1½ Gr., die
Weide zu 1 Gr. 4 Pf. berechnet, nebſt allen auf ſie
treffenden Koſten, das Stroh aber gegen den
Miſt, ſo haben ſie mehrmals ein Deficit, und
nur in den Jahren 1809, 1810, und 1811 — 1812
einen Ueberſchuß gehabt; ſo daß es im Gan-
zen ſich ohngefaͤhr heben wuͤrde, wenn nicht in
dem letzten Jahre 1814 — 1815 der Verluſt
durch die Viehkrankheit uͤberwiegend wuͤrde, der
ſich auch auf das naͤchſte Jahr ausdehnen wird;
da beſonders die Aufzucht ſehr zuruͤckgekom-
men iſt.
So ſehr ich daher mit meiner Kuherei zu-
frieden zu ſeyn Urſach habe — was ohne die
große Sorgfalt, die auf die Molkerei verwandt
[74] wird, nicht der Fall ſeyn wuͤrde — ſo ſehr der
Werth des Miſtes den des Strohes uͤberwiegt,
und ſo gut der Acker, der den Kuͤhen das
Futter liefert, dabei zu ſtehen kommt; ſo
werde ich denn doch die Kuherei nicht ſo hoch
treiben, wie ich mir fruͤher vorgenommen hatte,
ſondern zwiſchen 30 und 40 Stuͤck ſtehen blei-
ben; weil ich das Futter durch die Schaͤferei
doch ungleich hoͤher benutze. Genauere Auszuͤge
aus den Hauptbuͤchern folgen unten.
Nachdem ich mich bis dahin mit einer klei-
nen Hammel-Schaͤferei, zur Benutzung der
ſchlechten Weide, beholfen hatte — die mir an-
fangs Vortheil, nachher aber, durch den Ankauf
fauliſch gehuͤteter Hammel, empfindlichen Verluſt
brachte — entſchloß ich mich zum Ankauf eines
voͤllig reinen Merino-Stammes von 150 Stuͤck, der
in den Jahren 1811 und 12 vollfuͤhrt wurde. 100
Stuͤck wenigſtens waren aus den ausgezeichnet-
ſten Schaͤfereien beſonders ausgewaͤhlt, und dar-
unter 14 Stuͤck, welche ich durch die beſondere
[75] Gnade des Herrn Reichsgrafen von Schoͤnburg
auf Roxburg erhielt. Ich bekam zwei Boͤcke
von hoͤchſter Qualitaͤt. Da Zuzucht und Ver-
mehrung mein erſter Zweck war, ſo ward die
Paarung mit beſonderer Auswahl der Indivi-
duen auf das ſorgfaͤltigſte betrieben, vornaͤmlich
in Hinſicht auf die Bocklaͤmmer. Ich machte
ſogar den Verſuch, zwei Laͤmmer in einem Jahre
von einer Mutter zu erhalten; was mir auch mit
50 Stuͤck im Jahre 1812, mit wenigern im fol-
genden gluͤckte, aber die Muͤtter doch ſehr an-
griff. Ich habe indeſſen jetzt die Schaͤferei —
nachdem ſchon uͤber 100 Stuͤck ausgemerzt
und 110 junge Boͤcke verkauft ſind — auf
700 Stuͤck gebracht. Sie wird ſich jetzt etwas
wieder vermindern, indem 80 Schafe ausgemerzt
werden; kann dabei aber, weil lauter junges Vieh
uͤbrig bleibt, ſich ſchnell vermehren. Ich glaube
die Schaͤferei auf 1000 Stuͤck treiben zu koͤn-
nen, und zwar ſo, daß ſich 600—700 Muͤtter
darunter befinden; indem bei der großen Nach-
frage nach meinen jungen Boͤcken keine Hammel
da ſeyn werden; verſteht ſich, wenn ich nur den
feinſten und edelſten Stamm beibehalten und al-
les uͤbrige ausgemerzt haben werde. Bis jetzt
[76] wird freilich alles gehammelt, was nicht von aus-
gezeichneten Muͤttern faͤllt. Die Vermehrung
muß dabei freilich langſamer, aber um ſo mehr
im Verhaͤltniß mit der Verbeſſerung der Weide
vor ſich gehen.
Bis jetzt hat mein kleiner Stamm reichli-
che Weide gehabt. Nur wie in dem laufenden
Jahre 1815 ſeit ſieben Wochen nur einmal ei-
nige Stunden Regen gefallen war, und heftige
kalte Winde mit Nachtfroͤſten den Graswuchs
gehemmt hatten, ward ſie zu Anfange des Ju-
nius nach der Schur knapp, und es war ſchon
beſchloſſen, den Schafen etwas gruͤne Luzerne in
den Rauffen zu geben, wie ein eintretender warmer
Regen uns deſſen uͤberhob. Entweder dies wuͤrde
aber geſchehen, oder es wuͤrde der zweijaͤhrige
Kleeſchlag den Schafen eingeraͤumt werden, wenn
jemals ein Mangel an Weide eintraͤte. Denn
darauf ſcheint mir der Erfolg einer Schaͤferei
und ihr Wollertrag vorzuͤglich zu beruhen, daß
die Heerde nie im ganzen Jahre Hunger leide;
und ich glaube, daß die reichlichſte Futterung zu
einer Zeit, den Mangel in einer andern, bei den
Schafen noch weniger als bei anderm Vieh, er-
ſetze, daß man folglich auf jedem Fall gedeckt
ſeyn muͤſſe.
[77]
Meine Winterfutterung iſt gegen die ge-
woͤhnliche ſtark, aber kommt doch Futterungen,
die man in einigen edlen Schaͤfereien giebt, nicht
gleich. Es wird auf den Kopf 1½ Pfd. Heu, oder
1 Pfd. Heu und 1 Pfd. Kartoffeln taͤglich gerechnet.
Bekommen ſie gutes Erbſen- oder Wickenſtroh, ſo
wird weniger Heu gegeben. Die Muͤtter erhal-
ten zur Lammzeit einen ſchwachen Oelkuchentrank.
Korn wird aber gar nicht gefuttert, außer daß
den Boͤcken ein wenig Hafer zur Springzeit ge-
geben wird. Ich will nicht ſagen, daß die Koͤr-
nerfutterung ſich bei den Schafen nicht gut be-
zahle, aber man kann nach den Verhaͤltniſſen mei-
ner Wirthſchaft etwas anderes futtern, was wohl-
feiler iſt und doch daſſelbe erreicht. Die Laͤm-
mer werden nicht beſonders ſtark bei mir gefuttert.
Denn ohnerachtet man ſie durch ſtaͤrkeres Fut-
ter ſehr in die Hoͤhe treiben kann, ſo ſcheint mir
dies ihnen doch auf die ganze Dauer ihres Le-
bens nicht vortheilhaft zu ſeyn. Stroh aller Art
wird ihnen, in uͤberfluͤſſiger Menge, erſt in die
Raufen gelegt und dann eingeſtreuet.
Mein Beſtreben iſt auf die moͤglich hoͤchſte
Verfeinerung und Veredlung der Wolle, und
Nachhaltigkeit derſelben an den ſchlechteren Thei-
len, gerichtet; dann auf Dichtigkeit und Voll-
[78] wolligkeit. Bis jetzt ſind ſich nicht alle darin
gleich; aber ich behalte die minder vollkomme-
nen nur bis der hochedle Stamm ſich vermehrt
hat. Das feinſte Vieh wird aber bei der Be-
gattung ſeparirt, und nur mit Boͤcken von hoͤch-
ſter Qualitaͤt verbunden, und nur von dieſen
werden Bocklaͤmmer aufgezogen. Ich habe Rox-
burger Schafe mit vorzuͤglichen Stolpener Boͤk-
ken verbunden, und glaube dadurch die ſtaͤrkere
Elaſticitaͤt und Kraͤuſelung der letztern mit der
entſchiedenen groͤßern Feinheit und Weichheit der
erſtern vereinigt zu haben. Doch habe ich ſie
auch getrennt erhalten. In der letzten Spring-
zeit ſind lauter Boͤcke von jenem gemiſchten
Stamm gebraucht worden, weil ſie ganz vor-
zuͤglich ſchienen. Ich erhalte jedoch jetzt wieder
reine Roxburger Boͤcke, um dieſen Stamm in
ſeiner vollen Reinheit nicht ausgehen zu laſſen.
Weder Boͤcke noch Schafe, die irgend eine Spur
von Stichelhaaren haben, werden zur Zuzucht
gebraucht, und von ihnen fallen auch keine Laͤm-
mer, die Stichelhaare zur Welt bringen. Denn
ob es gleich bekannt iſt, daß dieſe Laͤmmerhaare
ſich verlieren, ſo ſcheint es mir doch, daß Schafe,
die ſolche mit zur Welt brachten, leicht einige
behalten. Mehrere Schafzuchter ſind derſelben
[79] Meinung; glauben aber, daß Laͤmmer dieſer Art
am vollwolligſten wuͤrden, und ſehen ſie daher
gern. Waͤre dies, ſo moͤchte ich auf keinen Fall
Vollwolligkeit auf Koſten der Reinheit von Sti-
chelhaaren erkaufen, und freue mich ſehr, haar-
loſe Laͤmmer zu erhalten. Nimmermehr wuͤrde
ich ein behaartes als Bock gehen laſſen.
Da meine Schafe von ganz verſchiedenen
Staͤmmen ſind, ſo iſt meine Wolle verſchieden,
obwohl ſaͤmmtlich hoͤchſt fein. Die Wollkenner
und Kaͤufer haben dies bemerkt, aber nicht ge-
tadelt; und wenn ich nach dem Verkauf gefragt
habe, ob es ihnen lieber ſeyn wuͤrde, die minder
krauſe aber hoͤchſt weiche von der krauſeren aber
minder weichen abgeſondert zu erhalten, haben
ſie mir geſagt, daß ſie ſelbige gern ſelbſt ſortir-
ten, um ſie zu ihrem Zwecke zu gebrauchen. Je-
doch ſcheint es mir, als ob ſie die erſtere zu
Kaſemiren und ſogenannten Merino-Zeugen fuͤr
Frauen, die letztere zu Tuͤchern verzoͤgen.
Was die Wollreichheit anbetrifft, ſo glaube
ich die Bemerkung gemacht zu haben, daß ſel-
bige ſich mehr von der Mutter als vom Vater
vererbe; doch will ich es noch nicht als ausge-
macht behaupten. Daß ſie von der Mutter erb-
lich ſey, hat keinen Zweifel, ohnerachtet dieſe Ei-
[80] genſchaft nicht ganz conſtant iſt, und daſſelbe
Schaf in verſchiedenen Jahren, in verſchiedenem
Verhaͤltniſſe gegen andere darin ſtehet. Ich ge-
ſtehe uͤbrigens, daß ich die enorme Wollreich-
heit, deren ſich einige ruͤhmen, noch nicht erreicht
habe. In ihrer vollen Fettigkeit habe ich noch
keine geſchoren und gewogen, ſondern immer nach
einer moͤglichſt reinen Schwemmwaͤſche in einem
ſeifenartigem Waſſer. Mit Haͤmmeln und Boͤcken,
die in dem Jahre nicht geſprungen hatten, bin
ich auf 5½ Pfund gekommen, mit Schafen, die
gelte geblieben waren, nahe an 5 Pfund; aber
von ſolchen, die Laͤmmer hatten, ſind nur wenige
Individuen gegen 4 Pfund gekommen, viele auf
3 Pfund, der groͤßte Theil auf 2¼ — 2½ Pfund,
einige auch kaum auf 2 Pfund, welches aber
ganz alte oder ſchwache zweijaͤhrige waren. Durch
die Bank werde ich, das hat keinen Zweifel, hoͤ-
her kommen, wenn ich die jungen Schafe ein
Jahr ſpaͤter begehen laſſe; bis jetzt ſind ſie alle
1½jaͤhrig zugelaſſen.
Durch beſonders faltige Halskragen, ſtarke
Koͤder- und Backenpauſchen, zeichnen ſich die, aus
der Thiergartenſchaͤferei bei Stolpen abſtammende
Merino’s bekanntlich nicht aus. So ſehr dieſe
Auszeichnung in einigen Gegenden beliebt und
mo-
[81] modiſch iſt, ſo wenig beneide ich ſie. Solche
Theile zu vergroͤßern und den Wollwuchs darauf
zu verſtaͤrken, die nur Wolle der dritten Klaſſe
tragen, ſcheint mir gegen den erſten Grundſatz
der Viehzuͤchterei zu ſtreiten, und ich wuͤrde durch-
aus keinen Bock mit jener Auszeichnung in mei-
ner Heerde zulaſſen, wenn er nicht andere vor-
zuͤgliche Eigenſchaften haͤtte. Ob aber dieſe be-
hangenen Schafe, die aus der Infantado-Heerde
herſtammen ſollen, andere Vorzuͤge haben, ſcheint
mir zweifelhaft, da es gewiß iſt, daß die Wolle
dieſer Heerden bei weitem nicht ſo theuer be-
zahlt wird, wie die der guten ſaͤchſiſchen Schaͤ-
fereien.
Mit Sterbefaͤllen bin ich bisher ſehr gluͤck-
lich geweſen. Außer ein Paar alten Schafen,
die ploͤtzlich ſtarben, einigen Laͤmmern, die er-
druͤckt worden, habe ich nur einen Hammel an
der Drehkrankheit verloren. Ein anderer ward
durch die einfache Operation mit einer Schuſter-
pfrieme ſogleich geheilet, weil man die Stelle,
wo die Blaſe ſaß, richtig traf. An den inocu-
lirten Pocken habe ich im vorigen Herbſt nicht
ein Stuͤck verloren; doch ſind mir mehrere Schafe
daruͤber gelte geblieben. Bei geſunder Weide
ruͤhrte die vormalige große Sterblichkeit der
6
[82] Schafe wohl nur von der ſchlechten Haltung
und der vorurtheilsvollen Behandlung der Schaͤ-
fer her.
Es iſt hier ein ſehr tuͤchtiger und folgſamer
Schaͤfer, der, außer Lohn und Deputat, fuͤr je-
des eingewinterte Lamm 6 Gr., und eben ſo viel
fuͤr einen verkauften Bock erhaͤlt, weiter aber
keinen Antheil an der Schaͤferei hat. —
Mit der Schweinezucht bin ich ſo uͤbel ge-
fahren, daß ich ſie jetzt ganz aufgegeben habe,
und junge Schweine zum Maͤſten ankaufe. Es
moͤchte wohl, wenn man genau rechnet, in meh-
reren Wirthſchaften derſelbe Fall ſeyn, wo ſie
nicht groß genug iſt, um viel Aufmerkſamkeit
darauf zu wenden, und recht tuͤchtige Leute dar-
auf zu halten.
[83]
Nachdem ich die Einrichtung und die Haupt-
zweige meiner Wirthſchaft im allgemeinen ange-
geben habe, und um mehr ins Einzelne zu ge-
hen, die Reſultate aus dem Hauptbuche auszie-
hen will, muß ich an die mehrmals von mir er-
laͤuterte Methode der doppelten Buchhaltung er-
innern, aus welcher ſolche Reſultate vielleicht al-
lein in voller Klarheit, mit aller erforderlichen
Genauigkeit, und ohne Beſorgniß eines irgend
erheblichen Irrthums, hervorgehen koͤnnen. Da
die verſchiedenen Zweige und Theile der Wirth-
ſchaft hier vereinzelt, aber in beſtaͤndiger Abrech-
nung mit einander ſtehen, ſo werden alle Natu-
ralien und Lieferungen, die der eine von dem
andern empfaͤngt, berechnet. Sie muͤſſen, um
die Rechnung abzuſchließen, auf den allgemeinen
Maaßſtab des Geldes reduzirt werden. Dies ge-
ſchiehet aber erſt beim jaͤhrlichen Abſchluſſe der
Rechnung, bis dahin wird nur die Sache ohne
Preis notirt. Die anzunehmenden Preiſe einiger
[84] Dinge, beſonders des Getreides, richteten ſich
einigermaßen nach dem Durchſchnittspreiſe des
Jahres; fuͤr andere, die in der Regel gar nicht
verkauft, ſondern in der Wirthſchaft konſumirt
werden, ward ein feſtſtehender Preis beibehalten,
und andere wurden nach ihrem Koſtenpreiſe an-
geſetzt. Indeſſen iſt auch mehrentheils ein glei-
cher Preis fuͤr das Getreide beibehalten, und
nunmehr beſchloſſen, daß dieſer — der Markt-
preis ſey, wie er wolle — beibehalten werden
ſoll. Zu dieſem Preiſe wird naͤmlich das in das
Magazin gelieferte Getreide, (alſo nach abgezo-
genem Dreſcherlohn), den Feldern zu gut geſchrie-
ben. Auch wird derſelbe Preis bei der Conſum-
tion und Einſaat beibehalten. Was aber ver-
kauft wird, das wird zu dem wirklich erhaltenen
Preiſe dem Magazin-Conto zu gut geſchrieben,
welches dagegen alle Aufbewahrungs- und Ver-
kaufskoſten traͤgt. Was daruͤber iſt, wird als
Gewinn durch vortheilhafte merkantiliſche Con-
junkturen betrachtet; ſo wie es dagegen unguͤn-
ſtigen Handelsverhaͤltniſſen beigemeſſen wird, wenn
es geringer verkauft werden muß. Die Preiſe
des Getreides zur Stelle, welche in den meiſten
Jahren beibehalten worden, ſind folgende fuͤr [λ]
Scheffel:
[85]
| Weizen | 1 Rthlr. | 16 Gr. |
| Roggen | 1 — | 6 — |
| Große Gerſte | — — | 20 — |
| Kleine Gerſte | — — | 18 — |
| Hafer, ſchwerer | — — | 16 — |
| Erbſen | 1 — | 8 — |
| Buchweizen | — — | 20 — |
| Wicken | 1 — | — — |
| Bohnen | 1 — | 4 — |
Eine Ausnahme hat nur ſtatt gefunden in
den Jahren 2808 — 9, wo der Preis des Rog-
gens auf 1 Rthlr. 12 Gr. erhoͤhet, und im Jahre
1810 — 11, wo er auf 1 Rthlr., wegen der er-
ſtaunlichen Abaͤnderung der Marktpreiſe, herab-
geſetzt worden. (Der unbeſtimmte Werth, und
nachmals die zweimalige Reduktion der Muͤnze,
die das einzige courſirende Geld war, machte die
Geldrechnung ſehr verwickelt.)
Nachſtehende Geldpreiſe in Kourant ſind im-
mer beibehalten worden:
- 1 Centner Heu iſt den Feldern und Wieſen
9 Gr., bei der Ausgabe aber dem Vieh zu
10 Gr. berechnet. Das ſchlechte Heu zu
8 Gr. in Einnahme und zu 9 Gr. in Aus-
gabe, um die Magazinkoſten, das Abwaͤ-
gen u. ſ. f. zu decken, gebracht. Verkauf-
[86] tes Heu wird natuͤrlich dem Magazin-Conto
zum Verkaufspreiſe zu gut geſchrieben. - 1 Scheffel Kartoffeln wird dem Felde zu
4 Gr. angerechnet, wofuͤr er ins Magazin
geliefert werden muß. Zur Konſumtion wird
er aber zu 5 Gr. berechnet, um die Ma-
gazinskoſten und den Verluſt zu decken.
Verkaufte Kartoffeln werden dem Magazine
zum Verkaufspreiſe berechnet.
Ein Schock Stroh von 1200 Pfund iſt
zu 2½ Rthlr. in der Regel, jedoch, da der Preis
des Strohes durch Kriegs-Conjuncturen enorm
hoch ſtieg, in einigen Jahren zu 4 und 5 Rthlr.
im Hauptbuche berechnet. Es wird angenom-
men, daß der Miſt das Stroh bezahlen muͤſſe.
Waͤren z. B. 400 Schock Stroh geerntet, ſo
betruͤge dies 1000 Rthlr. Und waͤren nun 1200
Fuder Miſt ausgefahren, ſo koſtete das Fuder
20 Gr. Zu jenem Preiſe wird alſo das Stroh
den Feldern zu gut geſchrieben, der Miſt ihnen
aber nach dem daraus hervorgehenden Preiſe an-
gerechnet. Bei der Ausziehung der nachfolgen-
den Reſultate, uͤber die Koſten und den Ertrag
der Schlaͤge, habe ich aber den Werth des Stro-
hes und des Miſtes weggelaſſen, um ſo mehr,
weil in jenem Jahre der Preis beider, gegen an-
[87] dere Jahre, zu ſehr erhoͤhet war, und dies die
Reſultate verdunkeln wuͤrde. Auch ließ ſich hier-
bei unmoͤglich die Genauigkeit, wie bei dem uͤbri-
gen, beobachten. Ueberdem ward der Duͤnger
den verſchiedenen Fruͤchten in einem Verhaͤltniſſe
zur Laſt geſchrieben, deſſen Entwickelung in jedem
einzelnen Falle eine ermuͤdende Weitlaͤuftigkeit
herbeifuͤhren wuͤrde. Ich werde indeſſen von der
Duͤngung und dem Strohertrage jedes Jahres
und Schlages beſonders reden. Die Aufbrin-
gung des Miſtes iſt mit in den Koſten begriffen.
Volle gruͤne Stallfutterung bezahlt das
Stuͤck großes Rindvieh dem Schlage, woher ſie ge-
nommen wird, taͤglich mit 1 Gr. 6 Pf.; die Pferde
aber, wenn ſie kein Korn daneben erhalten, mit
2 Gr. (Der Preis ſcheint gegen den Preis des
Winterfutters geringe, aber das Felder-Conto
ſteht ſich gut dabei, da das Abmaͤhen und die
Einbringung auf die Koſten des Vieh-Conto
kommt.)
Eine volle Kuh- und Ochſen weide wird
taͤglich zu 1 Gr. 4 Pf. berechnet. Haben ſie
halb Weide, halb Stallfutterung, ſo wird fuͤr
die Weide 8 Pf. und fuͤr die Stallfutterung 1
Gr. berechnet: denn dabei naͤhren ſie ſich ohne
Zweifel am beſten. Unten hieruͤber ausfuͤhrlicher.
[88]
Den Schafen wird die Weide per Kopf
jaͤhrlich zu 16 Gr., den Laͤmmern zur Haͤlfte be-
rechnet. Die Summe wird auf die Felder, wo
ſie ihre Weide hatten, nach einem gemachten Ue-
berſchlage repartirt.
Die Milch, welche im Landhaushalt ver-
braucht wird, wird der Kuherei das Quart mit
8 Pf., die verkaufte zu dem Preiſe von 1 Gr.,
1 Pfund Butter mit 6 Gr., 1 Schock Kaͤſe
mit 16 Gr. berechnet. Die Kaͤlberaufzucht und
Maſtung wird dem Kuherei-Conto zu gut ge-
ſchrieben; denn die Milch, welche die Kaͤlber er-
halten, wird nicht berechnet.
In dem Conſumptibilien- oder Haus-
wirthſchafts-Conto wird alles aufgefuͤhrt und
mit ſeinem Preiſe eingetragen, was von eigenen
Produkten oder angekauften verzehrt worden iſt.
Die Summe des Ganzen wird auf die unter-
haltenen Perſonen moͤglichſt angemeſſen vertheilt,
und die auf jedem fallende Quote, zugleich mit
dem Lohne, demjenigen Zweige uͤbertragen, fuͤr
welchen dieſe Perſon gehalten wurde; die Pferde-
knechte dem Pferde-Conto, die Ochſenjungen dem
Ochſen-Conto, die Viehmaͤgde dem Kuherei-
Conto u. ſ. f.
[89]
Das Conto der Pferde traͤgt alles, was
zu ihrer Erhaltung, Wartung und Arbeit erfor-
derlich iſt, die jaͤhrliche Abnutzung derſelben, den
Verluſt, den ſie erleiden, und die Koſten des
ſaͤmmtlichen Schifs und Geſchirres, womit ſie
arbeiten. Dagegen wird die ſaͤmmtliche, von den
Pferden geſchehene Arbeit, nach Tagen auf das
Kredit dieſes Conto’s eingetragen, und den Ar-
tikeln, Feldern und Produktionen, wofuͤr ſie ge-
leiſtet worden, zur Laſt geſchrieben. Mit der
Summe der Arbeitstage, die ſie gethan haben,
wird die Summe jener Koſten dividirt, woraus
ſich ergiebt, was jeder Arbeitstag gekoſtet hat.
Zu dieſem Preiſe wird er dann jedem Artikel
angerechnet. Vormals wurden die Sommerar-
beitstage hoͤher wie die Wintertage berechnet.
Ich finde dies aber unbillig, weil die Pferde durch
die Winterarbeiten, Holzfuhren, Kornfuhren,
ſammt dem Geſchirr weit ſtaͤrker angegriffen wer-
den, als durch die Sommerarbeiten, auch weit
mehr zu erhalten koſten. Meine Pferde haben
jaͤhrlich beinahe 300 Tage gearbeitet, und der
Arbeitstag kam auf den Kopf zwiſchen 9 und
10 Gr. zu ſtehen.
Gerade eben ſo wird es mit den Ochſen
gehalten. Meine Ochſen haben jaͤhrlich 240, im
[90] Jahre 1812 — 13 ſogar 282 halbe Tage jeder
gearbeitet. Der Arbeitstag ſolcher Wechſeloch-
ſen kommt im Durchſchnitt der Jahre 7 Gr.
6 Pf. zu ſtehen. Sie werden vor dem Pfluge
nur zweiſpaͤnnig gebraucht. Ein ſolcher Wech-
ſelochſen-Pflug macht aber betraͤchtlich mehr als
ein Pferdepflug. Sie beſchaffen auch den groͤß-
ten Theil der Miſtausfuhr vierſpaͤnnig. Wenn
Tageloͤhner mit den Ochſen arbeiten, ſo kommt
der Lohn auf das Conto der Ochſen zu ſtehen,
was ebenfalls zuweilen bei den Pferden ſtatt
findet.
Der Tagelohn oder Verdungslohn wird, wie
ſich verſteht, den Artikeln, wofuͤr die Arbeit ge-
ſchieht, zugeſchrieben.
Dies mußte ich vorausſchicken, um die Weiſe,
wie die Feldbeſtellungskoſten und Ertraͤge berech-
net werden, zu zeigen. Einige Annahmen wer-
den in der Folge mehr begruͤndet werden. Jetzt
muß ich zuvoͤrderſt von der Natur, Groͤße und
dem Zuſtande reden, worin die ſieben, auf der
Situations-Karte mit roͤmiſchen Ziffern bezeich-
neten, ſogenannten Fruchtwechſelſchlaͤge ſich be-
finden, wobei ich auf jene Karte Ruͤckſicht zu neh-
men bitte.
[91]
SchlagI. haͤlt ſo, wie er auf der Karte
bezeichnet iſt, 80⅓ Morgen, und ſollte fruͤher
ein Supplement von 18 Morgen haben. Dies
Supplement iſt aber, wie die der uͤbrigen klei-
nern Schlaͤge, nicht ganz gleichartig mit dem
Haupttheile behandelt, und in der Berechnung
deshalb ſeparirt worden. Dieſe Supplemente ſetze
ich hier lieber ganz an die Seite, da ſie kein
Reſultat geben, und das Reſultat der uͤbrigen
nur verdunkeln moͤchten. Der Theil dieſes
Schlages, der links des Wriezener Weges liegt,
iſt uͤberdem durch ein Paar Stuͤcke, die den Koſ-
ſaͤthen fuͤr einige Huͤlfstage von meinem Vor-
weſer eingeraͤumt waren, durchſchnitten. Etwa
5 Morgen abgeſchnittenes Land iſt nur in den
Jahren 1808 und 1810 gleichartig behandelt,
und mit in die Berechnung begriffen, ſonſt zu
beſondern Verſuchen verwandt und hier nicht mit
berechnet. Außer in jenen beiden Jahren haͤlt
dieſer Schlag nur 75 Morgen. Mit dem Jahre
1814 gehen ihm auch noch 5 Morgen, die in
Luzerne gelegt ſind, ab. Der Boden iſt als
Gerſtboden im Durchſchnitt zu wuͤrdigen; etwa
30 Morgen, die immer im ſechsjaͤhrigen Duͤn-
ger erhalten waren, als Gerſtboden erſter Klaſſe,
doch nicht von der hoͤchſten Stufe, (denn dieſe
[92] habe ich in Moͤglin gar nicht); 40 Morgen, die
ſpaͤrlich geduͤngt waren, als Gerſtboden zweiter
Klaſſe; und 5 Morgen ſtanden, weil ſie Schrind-
ſtellen haben, ihrer natuͤrlichen Beſchaffenheit
nach, ſehr niedrig, ob ſie gleich jetzt (1815) durch
Duͤngung ſo gehoben ſind, daß ſie, wenn keine
anhaltende Duͤrre eintritt, nicht zu verſpuͤren
find. Da der im Jahre 1805 unter Brachrog-
gen geſaͤete Klee, im zweiten Jahre auf dem beſ-
ſeren Theile ſehr gut, auf dem ſchlechteren duͤnn,
im Ganzen mittelmaͤßig ſtand, ſo laͤßt ſich die
Kraft, womit der Schlag in die Rotation im
Jahre 1807 eintrat, im Durchſchnitt zu 90 Grad
annehmen. (Ueber dieſe Annahme der Kraft-
grade in der Folge.)
SchlagII. Er hielt anfangs 105 Mor-
gen; behielt im Jahre 1811 100 Morgen, und
jetzt (im Jahre 1815) bleiben ihm nur 85 Mor-
gen. \tfrac26 des Schlages waren als Gerſtboden er-
ſter Klaſſe, \tfrac36 als Gerſtboden zweiter Klaſſe, und
\tfrac16 als Haferboden zu wuͤrdigen. Der beſte Theil
war ſchon 1807 mit doppelten Pfluͤgen auf 8
Zoll, das uͤbrige mit einfachen auf 5 Zoll ver-
tieft. (Denn vorher war hier nur auf 3 Zoll
gepfluͤgt worden.) Er ward vor und nach dem
Winter mit 620 Fuder Miſt befahren. Er hatte
[93] vor 6 Jahren nur zum Theil Duͤnger erhalten;
ſo, daß ſein Kraftgrad auch nach dieſer Duͤn-
gung, im Durchſchnitt nur zu 100, auf ei-
nem Theile hoͤher, auf andere geringer, anzu-
nehmen iſt; auch war der Duͤnger nicht gleich-
maͤßig vertheilt, ſondern das ſchlechtere Land ſtaͤr-
ker befahren.
SchlagIII. Es waren dem Schlage 110
Morgen zugetheilt. 60 Morgen hielten uͤber 30
pr. C., 40 Morgen unter 30 pr. C. abſchwemm-
barer Erde, 10 Morgen, die zum Theil in der
Mitte liegen, beſtehen aus hoͤchſt duͤrrem Sande.
Die letztern werden im ganzen Umlaufe aber nur
einmal mit Roggen beſaͤet. Hoͤchſtens ein Dritt-
theil dieſes Schlages war als Miſtland, das
uͤbrige als dreijaͤhriges Roggenland, und ſelten
mit einem ſchwachen Hordenſchlage behandelt.
Um den Boden einigermaßen auszugleichen, ward
er in den Jahren 1805 und 1806 ſtark durch-
duͤngt, erhielt obendrein gruͤne Duͤngung von
mißrathenen Wicken und von Spergel, der ab-
geweidet ward. Hierdurch ward er in ſeinem
Haupttheile in eine Kraft geſetzt, die ich auf 64
Grad annehme. Eine ganz beſtimmte und glei-
che Grenze hat dieſer Schlag aber nicht erhal-
ten. Denn außer jenen 10 Morgen ganz ſchlech-
[94] ten Landes, die gar nicht in Betracht kommen,
ſind noch 20 Morgen da, die nur mit Roggen
beſtellt werden, ſonſt zur Viehtrifft und Gaͤnſe-
weide dienen, ſo, daß ihm bei andern Fruͤchten
nur 80 Morgen bleiben.
SchlagIV. Er war zu 100 Morgen
angelegt, von denen 6 Morgen doch bald nach-
her abgenommen und Schlag 4 zugelegt wur-
den. 60 Morgen koͤnnen wie gutes natuͤrliches
Gerſtland angeſprochen werden; das uͤbrige iſt
nur mittelſt kraͤftiger Duͤngung und Schonung
dazu erhoben. Der ganze Schlag war in einem
ſehr rohen, verwilderten und erſchoͤpften Zuſtande,
und ward auch im Jahre 1806, wegen der drin-
genden Bauarbeiten, in der Brache nicht fleißig
genug bearbeitet. Sein Kraftgrad im Durch-
ſchnitt war ohngefaͤhr zu 52, einzelne Theile hoͤ-
her, andere geringer anzunehmen.
SchlagV. haͤlt zuſammenhaͤngend 76
Morgen. Das Supplement von 24 Morgen
kommt hier nicht in Betracht. Er hat durchaus
guten ſandigen Lehmboden; groͤßtentheils, wo
nicht als Gerſtboden erſter Klaſſe, doch als zwi-
ſchen dieſer und der zweiten einſtehend, zu wuͤr-
digen. Nur 12 Morgen, unterwaͤrts liegend,
ſind etwas ſandiger. Er war zum groͤßten Theil
[95] auch in ſechsjaͤhriger Duͤngung erhalten. Mit
vier Fuder Duͤnger per Morgen, zu Erbſen und
Wicken befahren, war ſeine Kraft zu 110 Grad
anzunehmen.
SchlagVI. haͤlt ebenfalls, ohne ſein vor-
maliges Supplement, 76 Morgen. Ein Theil
des Bodens iſt noch beſſer, wie der von V.; ein
groͤßerer Theil aber ſchlechter, wegen mehrerer
ſchrindigen Stellen, die zwar nicht uͤber 3 Mor-
gen betragen, jetzt auch nur bei eintretender Duͤrre
merklich werden, aber den Werth betraͤchtlich her-
abſetzen. Nach dem im Jahre 1806 abgetrage-
nen geduͤngten Roggen, war ſeine Kraft auf 80
Grad zu ſchaͤtzen.
SchlagVII. Er ward von dem, nach
dem allererſten Plan zu Außenſchlaͤgen beſtimm-
ten Lande, genommen, wie ich ſieben Hauptſchlaͤge
zu nehmen mich entſchloß. Der Boden iſt groͤß-
tentheils auch von ziemlich guter und beſſerer
Natur, wie der von Schlag III. Er war aber
in der Duͤngung bei der vorigen Wirthſchaft
noch mehr zuruͤckgeſetzt, und weiter, als auf dem,
zunaͤchſt am Hofe liegenden Winkel, war der
Miſtwagen wohl nie gekommen. Ich ließ ihn
ruhen, duͤngte ihn kraͤftig, und er hatte im Jahre
1807 95 Morgen mit Roggen beſtellt, und eine
[96] Kraft von 176 Grad. Seine Grenze iſt nach-
mals in Schlag II. etwas erweitert, dagegen
hat er an Schlag III. und an Schlag 6 mehr
abgegeben, ſo, daß er zuletzt nur 90 Morgen,
(anfangs uͤber 100 Morgen) enthielt.
Ich werde, nach dieſer von der Beſchaffen-
heit der Schlaͤge gegebenen Ueberſicht, nun die
Feldbeſtellung und ihren Erfolg, von Jahr zu
Jahr, waͤhrend der erſten acht Jahre, erzaͤhlen.
1807 — 8.
SchlagI.Zweijaͤhriger Klee; auf
dem beſſern Theile ziemlich dicht, auf dem uͤbri-
gen duͤnn, jedoch allenthalben maͤhebar. Ein Theil
trug Saamen. Einige Morgen waren umge-
brochen und mit Spergel zum Saamen beſtellt.
- Werth der Gruͤnfutterung, des
Klee-Heu’s, des Klee- und
Spergel-Saamens 276 Rthlr. - Koſten 23 Rthlr.
- Rein-Ertrag 253 Rthlr.
(Ich laſſe die Groſchen, die hier in keinem
Betracht kommen koͤnnen, und nur die Ueberſicht
erſchweren, weg.)
Schlag
[97]
SchlagII.Hackfruͤchte.
- Rotabaga 31 Morgen.
- Waſſerruͤben 6 —
- Kohl 5 —
- Bohnen 15 —
- Kartoffeln 48 —
- 105 Morgen.
Der hier mit großer Anſtrengung angefan-
gene Hackfruchtbau hatte einen ungluͤcklichen Er-
folg. Die gedrilleten Rotabaga und Waſſerruͤ-
ben wurden zwei- und dreimal von dem Erdfloh
zerſtoͤrt, umgearbeitet und wiedergeſaͤet oder ge-
pflanzt. Des erſten tiefen und nachmaligen ſechs-
fachen Pfluͤgens ohnerachtet, kam mit den end-
lich aufkommenden Ruͤben die ungeheuerſte Menge
Hederich wieder auf, und nach dem Weghacken
wieder hervor, bis endlich die Ruͤben, um der
Mitte Auguſt, rein und kraͤftig daſtanden. Nun
aber kam ein ſo gewaltiges Heer von Raupen,
daß das Ruͤben- und Kohlfeld auch nicht ein
gruͤnes Blatt behielt. Die Ruͤben ſchlugen den-
noch wieder aus, und wuͤrden bei der guten
Herbſtwitterung brauchbar geworden ſeyn, wenn
nur nicht die Maͤuſe ſie in unerhoͤrter Menge
angegriffen haͤtten. Ich hatte nur den Nutzen
von den Ruͤben, daß ſie die Maͤuſe von der ge-
7
[98] genuͤber ſtehenden Winterungsſaat auf Schlag I.
abzogen, da ſonſt manche Felder von ihnen hef-
tig angegriffen wurden. Die gedrilleten Bohnen
hatten ſehr ſtark angeſetzt, verloren aber bei der
eintretenden duͤrren Hitze, wobei alles zugleich
reifte, wohl uͤber die Haͤlfte an Ausfall, ob ſie
gleich Nachts beim Mondſchein abgebracht wur-
den. Die Kartoffeln nur, welche auf dem ſchlech-
teſten Theile des Schlages ſtanden, geriethen
ſehr gut; konnten aber den Verluſt des uͤbrigen
nicht decken.
- Der Werth der Kartoffeln und
Bohnen war 680 Rthlr. - Die Koſten der Beackerung und
Beſtellung 821 Rthlr. - Verluſt 141 Rthlr.
Der Anblick der muͤhſamen Bearbeitung
und ihres Erfolges auf dieſem, an einem viel
befahrenen Wege liegenden Schlages, war nicht
geeignet, den Hackfruchtbau mit Inſtrumenten
zu empfehlen, und ich fand die von vielen Nach-
barn geaͤußerte Meinung, daß es mit der engli-
ſchen Wirthſchaft in Moͤglin nicht lange dauern,
und daß ſelbige nur zum abermaligen abſchrek-
kenden Beiſpiele gegen dergleichen Neuerungen
dienen werde, ganz natuͤrlich. Fuͤr jeden, der
[99] den Hackfruchtbau nicht aus laͤngerer Erfahrung
kannte, mußte es in der That abſchreckend ſeyn.
Ich hatte indeſſen den Troſt, daß meine anwe-
ſenden zahlreichen Schuͤler das Zufaͤllige dieſes
Mißrathens klar einſahen, und es iſt ſon erbar,
daß mehrere von denen, die damals hier waren,
den Hackfrucht- und gerade den Rotabaga-Bau,
mit dem groͤßten Eifer und dem gluͤcklichſten Er-
folge bald nachher betrieben haben. Noch kuͤrz-
lich hat mich einer verſichert, daß der Wohlſtand,
worin er ſich befinde, ganz darauf gegruͤndet ſey.
Zu andern Zeiten und bei andern Koͤpfen habe
ich das Gegentheil bemerkt; wenn ein Bau auch
nur den Anſchein bei unguͤnſtiger Witterung
hatte, als ob er nicht gerathen wuͤrde, ſo beka-
men ſie einen Widerwillen dagegen, wenn der
Erfolg am Ende auch voͤllig erwuͤnſcht war.
Auf mich machte es natuͤrlich keinen andern Ein-
druck, als daß ich die ungeheure Menge von
Ackerrettig, die hier im Boden lag, kennen lernte,
und ſeine ſchnelle, allem voreilende Vegetation;
weswegen ich den Bau der Ruͤben zu beſchraͤn-
ken, und den der Kartoffeln, wobei er leichter
zu uͤberwinden iſt, zu erweitern beſchloß; um ſo
mehr, da ich fand, daß die Ernte der letztern hier
[100] keineswegs die Schwierigkeiten habe, die ich,
wenn ſie zu ſtark waͤre, vorher beſorgte.
SchlagIII.Roggen. Er hatte im Fruͤh-
jahr einen ungemein kraͤftigen Anſchein, litt aber
in der Bluͤthe von Reiffen und ward mit Honig-
thau befallen. Man war hier allgemein der Mei-
nung, daß Staudenroggen auf ſandigem Boden
nicht geriethe. Ich ſaͤete hier alſo den gewoͤhn-
lichen Landroggen, dagegen auf Schlag VII.,
der faſt gleicher Natur und in gleicher Kraft
war, Staudenroggen. Der letztere blieb unbe-
ſchaͤdigt von den Reiffen, weil er ſpaͤter austrat,
ward auch wenig befallen. Von 105 Morgen
wurden 414 Scheffel gedroſchen. (Die Angaben
ſind allemal nach Abzug des Dreſcherlohns und
des Abfalls, ſo wie das Korn auf dem Boden
gekommen, zu verſtehen.)
- Der Werth des Ertrages 517 Rthlr.
- Die Beſtellungskoſten 256 Rthlr.
- Rein-Ertrag 261 Rthlr.
SchlagIV.Roggen, Gerſte, Ha-
fer, etwas Erbſen und Sommer-Ruͤbſen,
letztere beſonders geduͤngt. Ich kann den Flaͤ-
cheninhalt jeder Frucht nicht angeben. Die Be-
ſtellung war ſehr mangelhaft.
[101]
- Der Werth des Ertrages iſt be-
rechnet zu 420 Rthlr. - Die Beſtellungskoſten zu 201 Rthlr.
- Rein-Ertrag 219 Rthlr.
SchlagV.Huͤlſenfruͤchte: Erbſen,
Wicken, theils reifende, theils gruͤngemaͤhete Lin-
ſen. Er war mit 310 Fuder Miſt befahren,
zweimal gepfluͤgt.
- Der Werth des Ertrages war 307 Rthlr.
- Die Beſtellungskoſten 185 Rthlr.
- Rein-Ertrag 122 Rthlr.
SchlagVI.Klee im erſten Jahre,
unter Roggen geſaͤet. Dieſer Klee ſtand, wo
er ſtand, ſehr kraͤftig, war aber aͤußerſt nachlaͤ-
ßig geſaͤet, ſo daß nicht nur die Wuͤrfe nicht
an einander ſchloſſen, ſondern auch ganze Gaͤnge
uͤberſchlagen waren. Die Arbeit war einem
Menſchen aufgetragen, der ſie ſtoͤrrig verrichtete,
weil ihm der Kleebau zuwider war. Man muß
bei keiner Saat ſo vorſichtig in der Auswahl
des Saͤemanns ſeyn, als beim Klee, zumal uͤber
Winterung. Ich ließ nach dem erſten Schnitt
die Fehlſtellen ſcharf eggen und wieder mit Klee
beſaͤen, um im folgenden Jahre ein beſetztes Feld
zu haben.
[102]
- Der Werth des Klees war 327 Rthlr.
- Die Koſten der Saat und Ernte 110 Rthlr.
- Rein-Ertrag 217 Rthlr.
SchlagVII.Roggen. Dieſer Roggen
hatte am wenigſten von dem uͤblen Einfluß der
Witterung, die in dieſem Jahre einen ziemlich
allgemeinen Mißwachs des Roggens bewirkte,
gelitten. Es war Staudenroggen, den ich nach-
her, etwas Sommerroggen ausgenommen, allein
gebauet, deſſen Saat ich nie gewechſelt habe und
nie zu wechſeln denke. Er gab von 95 Morgen
430 Scheffel.
- Der Werth des Ertrages (ein-
ſchließlich der Nachweide) 545 Rthlr. - Die Koſten 276 Rthlr.
- Rein-Ertrag 269 Rthlr.
Wiederholung der Koſten und des Ertrages der
Hauptſchlaͤge im Jahr 1807 — 8.
| Koſten. | Ertrag. | ||
| Schlag I. | 80 M. | 23 Rthlr. | 276 Rthlr. |
| — II. | 105 — | 821 — | 680 — |
| — III. | 105 — | 256 — | 517 — |
| — IV. | 100 — | 201 — | 420 — |
| — V. | 76 — | 185 — | 307 — |
| — VI. | 76 — | 110 — | 327 — |
| — VII. | 95 — | 276 — | 545 — |
| Summa | 637 M. | 1872 Rthlr. | 3072 Rthlr. |
Der Rein-Ertrag alſo 1200 Rthlr. von
637 Morgen! Ein betruͤbtes Reſultat der ange-
fangenen Fruchtwechſelwirthſchaft! Allein ich er-
wartete es nicht beſſer. Und ohnerachtet in die-
ſer Zeit ein Druck auf mich fiel, wie vielleicht
auf keinen andern, ich neben den Lieferungs-
und Einquartierungs-Laſten der hier hauſenden
franzoͤſiſchen ſchweren Kavallerie, die Speiſung
des Inſtitut-Perſonals von mehr als 50 Per-
ſonen, gegen meine Abſicht, uͤbernehmen mußte
— wobei ich in den Jahren 1807 bis 1809,
bei den enorm hohen Preiſen aller Conſumpti-
bilien in hieſiger Gegend, allein uͤber 4000 Rthlr.
zuſetzte — verlor ich doch den Muth nicht.
Denn, zufaͤlliges Ungluͤck abgerechnet, uͤbertraf
manches meine Erwartung.
1808 — 9.
SchlagI.Roggen. 46 Morgen ein-
faͤhrig in die Kleeſtoppel beſtellt gaben 288
Scheffel.
Hafer. 34 Morgen, ebenfalls einfaͤhrig,
gaben 408 Scheffel.
[104]
- Der Ertrags-Werth iſt 632 Rthlr.
- Die Koſten, wobei jedoch der
Hafer zur Einſaat hoͤher be-
rechnet worden 245 Rthlr. - Rein-Ertrag 387 Rthlr.
SchlagII.Gerſte und Himmelsgerſte.
- 72 Morgen gaben 503 Scheffel.
- Kleine Gerſte, 18 Morgen 127 Scheffel.
- Gedrilleter Weizen, 15 Mor-
gen, nach Bohnen 200 Scheffel.
Die Gerſte wa da, wo die verungluͤckten
Ruͤben geſtanden hatten, nicht beſſer als nach
den Kartoffeln. Der Weizen nach Bohnen war
auf dem groͤßten Theile ſehr ſchoͤn. Meine Schuͤ-
ler ernteten einen Probe-Morgen und ließen ihn
gleich abdreſchen; er gab 15½ Scheffel. Er war
aber uͤber die Grenze der Bohnen auf einen duͤr-
ren Huͤgel herauf gedrillet, und hier war er
ſchlechter.
- Der Werth des Ertrages war 834 Rthlr.
- Die Beſtellungskoſten 228 Rthlr.
- Rein-Ertrag 606 Rthlr.
SchlagIII.Kartoffeln. 73 Morgen
gaben 234 Wispel.
Rotabaga. 8 Morgen 55 Wispel.
[105]
Waſſerruͤben. 8 Morgen gaben ſehr ſtar-
ken aber ungemeſſenen Ertrag.
Mais. 5 Morgen, wovon ſich der Ertrag,
da er ungedroſchen zum Theil verfuttert wurde,
auch nicht beſtimmen laͤßt.
Bohnen. 3 Morgen, zum Unterricht auf
unangemeſſenen Boden, gedrillt, gaben 12 Schfl.
8 Morgen Deputat und vermiethetes Kar-
toffelland.
- Der Ertragswerth, im Ganzen
geſchaͤtzt zu 1090 Rthlr. - Die Koſten berechnet zu 670 Rthlr.
- Rein-Ertrag 420 Rthlr.
Der Boden war auf volle 5 Zoll gepfluͤgt
und mit 598 Fuder Miſt befahren.
SchlagIV.Der Klee war nur ſtellen-
weiſe maͤhebar.
- Der Werth des Heues, des ge-
wonnenen Saamens und der
Weide, iſt angeſchlagen zu 314 Rthlr. - Die Koſten des Saamens und
der Arbeit bei der Klee-
Ernte und Saamen-Abdre-
ſchen zu 92 Rthlr. - Rein-Ertrag 222 Rthlr.
[106]
SchlagV.Roggen; ein Theil einmal
gepfluͤgt, dann mit dem Exſtirpator untergebracht;
ein anderer Theil zweimal gepfluͤgt. 76 Morgen
gaben 402 Scheffel.
- Der Ertragswerth mit der
Nachweide berechnet zu 512 Rthlr. - Koſten der Saat und Be-
ſtellung 141 Rthlr. 18 Gr. - Rein-Ertrag 370 Rthlr. 6 Gr.
SchlagVI. Das Nachſaͤen des Klees
war fruchtlos geweſen; er ſtand zum Maͤhen zu
duͤnn, und konnte nur zur Weide benutzt wer-
den. Dieſe war aber gut und ward angeſchla-
gen zu 110 Rthlr.
SchlagVII. Es war ein betraͤchtlicher
Theil mit Erbſen beſaͤet, der, der Duͤrre we-
gen, ganz mißrieth. Auch die Wicken gaben
geringen Ertrag. Und Buchweizen ward mit
vielem Hederich zu Heu gemacht. Er war zu
dieſen Fruͤchten abermals mit 340 Fuder Miſt
befahren.
- Der Ertrag war geſchaͤtzt zu 162 Rthlr.
- Die Beſtellungskoſten betrugen 210 Rthlr.
- Alſo Verluſt 48 Rthlr.
[107]
Wiederholung der Koſten und des Ertrages der
Hauptſchlaͤge im Jahr 1808 — 9.
| Koſten. | Ertrag. | ||
| Schlag I. | 80 M. | 245 Rthlr. | 632 Rthlr. |
| — II. | 105 — | 228 — | 834 — |
| — III. | 105 — | 670 — | 1090 — |
| — IV. | 100 — | 92 — | 314 — |
| — V. | 76 — | 141 — | 512 — |
| — VI. | 76 — | — — | 110 — |
| — VII. | 95 — | 210 — | 162 — |
| Summa | 637 — | 1586 — | 3654 — |
Der Rein-Ertrag von 637 Morgen iſt alſo
2078 Rthlr. Hiermit konnten wir in einem
Jahre, welches ſo viele Klagen unter den Land-
wirthen. (auch ohne Hinſicht auf den erſchoͤpfen-
den feindlichen Occupations-Druck im Frieden),
veranlaßte, zufrieden ſeyn. Allein die Stohernte
war ſehr zuruͤckſchlagend, und dieſer Mangel ward
bei uns um ſo lebhafter empfunden, da uns die
Franzoſen ſeit Anfangs Mai auch keinen Halm
in den Scheunen gelaſſen hatten. Die Stall-
futterung hatte deshalb in dieſem Sommer ein-
geſtellt werden muͤſſen; und durch den ſchwachen
Stroheinſchnitt dieſes Jahres, war der daraus
erfolgende Miſtabgang um ſo weniger zu erſetzen.
[108]
1809 — 10.
SchlagI.Erbſen. 34 Morgen gaben
209 Scheffel.
Wicken. 18 Morgen gaben 150 Scheffel.
Gruͤngemaͤhete 24 Morgen.
- Erbſen- und Lein-Deputat-Land 4 Morgen.
- Der Ertrag war werth 544 Rthlr.
- Die Koſten betrugen 208 Rthlr.
- Rein-Ertrag 336 Rthlr.
Statt 4 Fuder Miſt, die hier auf den Mor-
gen kommen ſollten, konnten dem ganzen Schlage
nur 210 Fuder gegeben werden.
SchlagII.Der Klee nach Gerſte war,
der Verſchiedenheit des Bodens angemeſſen, gut;
aber der Klee nach gedrilletem Weizen war ganz
ausgeblieben. Ein Schlagregen, der gleich nach
dem zweiten Behacken einfiel, und worauf der
Klee geſaͤet werden mußte, hatte den Boden, bei
der nachfolgenden Duͤrre, ſo erhaͤrtet, daß der
Klee nicht keimen, oder doch nicht in die Erde
greifen konnte. Wie ſich, nach der Aberntung
des Weizens, wenig oder gar keine Kleepflanze
fand, ließ ich dieſe Breite zwar wieder uͤberſaͤen
und darauf ſehr ſcharf eggen, wodurch die Drill-
furchen eine ziemliche Krume bewirkten. Aber
es war vergeblich. Man haͤtte auch als Urſach
[109] des Mißrathens annehmen koͤnnen, daß ein Theil
dieſes Landes 1804 und 1805 Klee gehabt hatte.
Ein anderer Theil hatte aber keinen getragen,
und da war es eben ſo.
- Der Werth des Klees iſt ange-
ſchlagen zu 316 Rthlr. - Die Koſten zu 96 Rthlr.
- Rein-Ertrag 220 Rthlr.
SchlagIII.Gerſte. 40 Morgen 318
Scheffel.
Hafer. 40 Morgen 300 Scheffel.
Sommerroggen. 30 Morgen 41½ Schfl.
Gerſte hatte natuͤrlich das beſte Land, Ha-
fer das ſchlechtere, und auch die ganz ſandige
Strecke war mit Sommerroggen, der deshalb
einen ſo ſehr ſchlechten Ertrag gab, beſtellt.
- Der Ertrag war 455 Rthlr.
- Die Koſten waren 210 Rthlr.
- Rein-Ertrag 245 Rthlr.
Das Fruͤhjahr war fuͤr die Soͤmmerung
auf dem hochliegenden ſandigen Boden zu trocken.
SchlagIV. Der zweijaͤhrige Klee
konnte nur zur Weide benutzt werden, deren
Werth war 121 Rthlr.
SchlagV.Kartoffeln. 50 Morgen
gaben 216 Wispel (uͤber das Ausgrabelohn).
[110]
22 Morgen hatten Rotabaga, Runkeln und
Waſſerruͤben.
4 Morgen als Kartoffelland ausgegeben.
Nur drei Viertheil des Schlages konnten mit
264 Fud. nothduͤrftig geduͤngt werden; ein Viertheil,
welches noch in der beſten Kraft zu ſtehen ſchien,
mußte ungeduͤngt Kartoffeln tragen, welche den
geduͤngten wenig nachgaben.
- Der Ertrag war werth 1144 Rthlr.
- Die Koſten betrugen 584 Rthlr.
- Rein-Ertrag 560 Rthlr.
SchlagVI.Roggen. 30 Morgen ga-
ben 182 Scheffel.
Weizen. 8 Morgen 60 Scheffel.
Hafer. 38 Morgen 437 Scheffel.
- Der Ertragswerth war 618 Rthlr.
- Die Koſten 202 Rthlr.
- Rein-Ertrag 416 Rthlr.
SchlagVII.Roggen, und gab 495
Scheffel.
- Der Ertrag war 624 Rthlr. 6 Gr.
- Die Koſten 210 Rthlr.
- Rein-Ertrag 404 Rthlr. 6 Gr.
[111]
Wiederholung der Koſten und des Ertrages der
Hauptſchlaͤge im Jahre 1809-10.
| Koſten. | Ertrag. | |||
| Schlag I. | 80 M. | 208 Rthlr. | 8 Gr. | 544 Rthlr. |
| — II. | 105 — | 96 — | 316 — | |
| — III. | 110 — | 210 — | 8 — | 455 — |
| — IV. | 100 — | — — | 121 — | |
| — V. | 76 — | 584 — | 1144 — | |
| — VI. | 76 — | 202 — | 618 — | |
| — VII. | 95 — | 220 — | 624 — | |
| Summa | 642 — | 1520 — | 3822 — |
Der Rein-Ertrag war alſo 2301 Rthlr.
Wenn dieſe Berechnung in pecuniairer Hinſicht
angelegt waͤre, ſo muͤßte ſie etwas anders zu
ſtehen kommen. Wie die Einſaat, beſonders die
Winterung, im Herbſte 1808 gemacht wurde,
war der Preis ſehr hoch, der Roggen gegen
3 Rthlr.; wie aber das Gewonnene zum Ver-
kauf kam, war er ſehr niedrig, der Roggen
20 Gr. Er iſt aber dort nur um 6 Gr. hoͤher,
hier um 6 Gr. geringer angenommen, als in an-
dern Jahren. Beſſer waͤre es geweſen, den fe-
ſten Preis durchaus beizubehalten; in welchem
Falle die Koſten noch etwas geringer, der Er-
trag etwas hoͤher zu ſtehen kommen wuͤrde, als
[112] er hier ſteht; ohnerachtet es in der Wirklichkeit
gerade entgegengeſetzt ſich verhielt. Fuͤr das
Ganze der Wirthſchaftsrechnung iſt das gleich-
guͤltig, denn da hat das Magazin-Conto den
Gewinn, wenn die Produkte theurer verkauft
werden, als ſie im Betriebe der Wirthſchaft an
genommen worden, oder den Verluſt, wenn ſie
wohlfeiler losgeſchlagen werden muͤſſen.
Es iſt auffallend, daß die Beſtellungskoſten
der Schlaͤge hier niedriger ausfallen, wie in den
vorhergehenden Jahren, ohnerachtet die Ausſaat
und auch das Wirthſchaftskorn, wenigſtens bei
den fruͤhern Arbeiten dieſes Jahres, um etwas
theurer angenommen wurden. Aber der in der
Wirklichkeit betraͤchtlich hoͤhere Preis, und die
druͤckenden Verhaͤltniſſe des Jahres 1808 — 9,
veranlaßten, daß man auf alle nur moͤgliche Er-
ſparungen ſann; es wurden weniger Pferde ge-
halten, die Getreide-Conſumption beſchraͤnkt, der
Arbeitstag kam geringer zu ſtehen. Dies aus-
einander zu ſetzen, wuͤrde mich hier zu weit ab-
fuͤhren. Doch lehren ſolche Zeitumſtaͤnde Erſpa-
rungen, auf die man ſonſt nicht denkt.
[113]
1810 — 11.
SchlagI.Roggen. 72 Morgen gaben
492 Scheffel.
- Weizen. 8 Morgen 75 Scheffel.
- Der Ertrag iſt berechnet zu 504 Rthlr.
- Die Koſten zu 162 Rthlr.
- Rein-Ertrag 342 Rthlr.
SchlagII.Zweijaͤhriger Klee, ein
Theil zu Saamen, groͤßtentheils Weide.
- Ertrag 169 Rthlr.
- Koſten 22 Rthlr.
- Rein-Ertrag 147 Rthlr.
SchlagIII.Klee im erſten Jahre; in
Verhaͤltniß dieſes Bodens ſehr ſtark.
- Ertrag 485 Rthlr.
- Koſten 96 Rthlr.
- Rein-Ertrag 389 Rthlr.
SchlagIV.Roggen. 100 Morgen ga-
ben 480 Scheffel.
- Ertrag 490 Rthlr.
- Koſten 211 Rthlr.
- Rein-Ertrag 279 Rthlr.
Die Beſtellung dieſes Schlages war zu ſehr
verſpaͤtet; er war vergraſet und mußte dreimal
gepfluͤgt werden.
8
[114]
SchlagV.Gerſte. 52 Morgen gaben
542 Scheffel; denn die 18 ungeduͤngten Mor-
gen ſchlugen ganz zuruͤck, in kleiner dreimal ge-
pfluͤgter Gerſte.
6 Morgen Lein, unter welchem Luzerne
geſaͤet war; der Lein ſehr ſchlecht.
- Der Ertrag iſt berechnet zu 401 Rthlr.
- Die Koſten zu 158 Rthlr.
- Rein-Ertrag 243 Rthlr.
SchlagVI.Erbſen. 42 Morgen ga-
ben 259 Scheffel.
34 Morgen Wicken und Gemenge.
- Der Ertrag iſt berechnet zu 485 Rthlr.
- Die Koſten zu 161 Rthlr.
- Rein-Ertrag 324 Rthlr.
Es waren 312 Fuder Miſt aufgefahren.
SchlagVII.Kartoffeln. 66 Morgen
gaben 202 Wispel.
15 Morgen Mais, der vom Froſt litt und
bei der Ernte nicht gehoͤrig behandelt ward. Sein
Werth iſt zu 60 Rthlr. ohngefaͤhr berechnet.
8 Morgen zu Kartoffeln ausgegebenes Land.
Einige Morgen unbeſtellt.
- Ertrag 890 Rthlr.
- Koſten 422 Rthlr.
- Rein-Ertrag 468 Rthlr.
[115]
Es waren aufgefahren 516 Fuder Miſt
Wiederholung der Koſten und des Ertrages der
Hauptſchlaͤge 1810 — 11.
| Koſten. | Ertrag. | ||
| Schlag I. | 80 M. | 162 Rthlr. | 504 Rthlr. |
| — II. | 105 — | 22 — | 169 — |
| — III. | 100 — | 96 — | 485 — |
| — VI. | 100 — | 211 — | 490 — |
| — V. | 76 — | 158 — | 401 — |
| — VI. | 76 — | 161 — | 485 — |
| — VII. | 95 — | 422 — | 890 — |
| Summa | 632 — | 1232 — | 3424 — |
Der Rein-Ertrag iſt alſo 2192 Rthlr ge-
weſen. In dieſem Jahre iſt die Einſaat und
Conſumption ſowohl, als der Ertrag im Ver-
haͤltniß des Roggenpreiſes, zu 1 Rthlr. ange-
nommen worden.
1811 — 12.
SchlagI.Kartoffeln. 40 Morgen ga-
ben 140½ Wispel.
- Rotabaga 8 Morgen, ein Theil zur Saat.
- Runkeln. 8 Morgen gaben 50 Wispel.
[116]
- Waſſerruͤben 10 Morgen.
- Roggen 9 Morgen.
6 Morgen abgeſonderte Stuͤcke wurden be-
ſonders mit Futtergewaͤchſen beſtellt und dem
Schlage abgenommen, ſo daß er nur 75 Morgen
behielt. Außerdem aber wurden in dieſem Schlage
20 Morgen mit Roggen zum Gruͤnfuttern be-
ſaͤet, die dann, wenn ſie abgefuttert, gleich um-
gebrochen und mit Ruͤben beſtellt werden ſollten.
Weil ſich naͤmlich im Herbſte des Jahres 1810
deutlich genug zeigte, daß in dieſem Jahre kein
Klee da ſeyn wuͤrde, ſo wurden alle Vorkehrun-
gen gemacht, daß es an gruͤnem und trockenem
Futter nicht fehlen moͤge. Dieſer Roggen trieb
ſo ſchnell und ſo ſtark in Aehren, daß man 9
Morgen faſt wider Willen zur Reife kommen
laſſen mußte. So ſtark dieſer Roggen war, ſo
gab er doch einen erbaͤrmlichen Ertrag, indem
die Aehren zum Theil taub waren; er war nur
einfaͤhrig mit ſtarkem Duͤnger, groͤßtentheils nach
Weizen beſtellt.
Der Ertrag dieſes Schlages iſt
- geſchaͤtzt zu 823 Rthlr.
- Die Koſten zu 428 Rthlr.
- Rein-Ertrag 395 Rthlr.
Er war mit 573 Fuder Miſt befahren.
[117]
SchlagII. 59 Morgen Roggen gaben
237 Scheffel.
41 Morgen Hafer gaben 551 Scheffel.
5 Morgen des beſten Landes waren zu Gar-
tenland abgenommen. Der Roggen war zum
Theil ſehr ſchlecht, beſonders der gedrillete. Er
war auf dem ſchlechteſten und abgelegenſten Theile,
der zweimal Kleeſaamen getragen hatte, aus be-
ſonderer Gefaͤlligkeit fuͤr meine Schuͤler und an-
weſende Freunde, um die Operation zu zeigen,
etwas ſpaͤt gedrillet. Der maͤchtige Trieb dieſes
Fruͤhjahrs ließ ihn nicht zu der Beſtaudung kom-
men, worauf man bei gedrilletem Korne rechnet.
Ich habe uͤberhaupt immer von dem, was ich
blos um es zu zeigen vornahm, ſchlechten Er-
folg gehabt, was ſich ganz natuͤrlich erklaͤren laͤßt,
und mir deshalb vorgenommen, es nie wieder zu
thun. Der pecuniaire Verluſt war wohl nicht
bedeutend, denn guter Roggen waͤre hier in die-
ſem Jahre auf keinem Fall gewachſen. Aber
wer dieſen Roggen ſah, dem kann ich es nicht
verdenken, wenn er von der Drillkultur abge-
ſchreckt wurde, die doch nach meiner innigſten
Ueberzeugung viele Vortheile hat. Auch ſah er
auf dem Halme noch ſchlechter aus, als er ſich
[118] im Ausdruſch zeigte. — Der Hafer war von
ganz vorzuͤglicher Guͤte und Schwere.
- Durch ihn kam der Ertrag die-
ſes Schlages auf 604 Rthlr. - Die Koſten betrugen 176 Rthlr.
- Rein-Ertrag 428 Rthlr.
SchlagIII. Weil aller Klee ausgegan-
gen war, ſo ward der Schlag theils zur Weide
benutzt, theils mit Spergel beſtellt, wovon viel
Saamen gezogen wurde.
- Der Ertrag konnte geſchaͤtzt wer-
den zu 275 Rthlr. - Die Koſten zu 47 Rthlr.
- Rein-Ertrag 228 Rthlr.
SchlagIV. 40 Morgen Erbſen. Der
groͤßte Theil ward, weil er mit Hederich uͤber-
wachſen war und zu mißrathen ſchien, bei auf-
brechender Bluͤthe zu Heu gemacht und nur 68
Scheffel Erbſen gedroſchen.
12 Morgen Bohnen gaben 61 Scheffel.
38 Morgen Wicken und Wickengemenge
gaben 310 Centner Heu und 82 Scheffel Saat-
Wicken.
10 Morgen Lein- und Deputat-Land zu
Lein und Erbſen.
[119]
- Der ganze Ertrag iſt berechnet zu 344 Rthlr.
- Die Koſten zu 264 Rthlr.
- Rein-Ertrag 80 Rthlr.
Der Schlag erhielt 376 Fuder Miſt.
SchlagV. Da kein Klee unter der Gerſte
gelaufen war, ſo ward ſogleich Anſtalt gemacht,
[den] Schlag mit allerlei Futtergemenge zu beſaͤen.
Nur mit Luzerne waren 6 Morgen beſtanden,
die in dieſem heißen Sommer fuͤnf ſtarke Schnitte
gab. Das hier ausgeſaͤete Gemenge war man-
nigfaltig, indem alle Saͤmereien, die dazu eini-
germaßen geeignet waren, zuſammengeſucht, und
wie es ſich eben traf, gemengt wurden. Es ſchien
das den Vorzug im Ertrage an Futter zu ha-
ben, was aus den meiſten Beſtandtheilen ge-
miſcht war. Wo Gerſte, Hafer, Hirſe, Wicken,
Erbſen, Bohnen, Linſen, Buchweizen, Raps,
Spergel unter einander geſaͤet waren, da gab es
die groͤßte Maſſe. Da der Ertrag an gruͤner
Futterung den Bedarf zu uͤberſteigen ſchien, ſo
wurden einige Theile, die einfach geſaͤet waren,
zur Reifung gelaſſen. So wurden z. B. 2 Mor-
gen Erbſen, erſt im Junius geſaͤet, reif, und
uͤbertrafen alle frh geſaͤeten Erbſen in dieſem
Jahre, da ſie uͤber 5 Scheffel per Morgen und
ſtarkes Stroh gaben.
[120]
- Der Ertrag dieſes Schlages
ward berechnet zu 236 Rthlr. - (Seinem wahren Werthe nach wohl
etwas zu geringe.)
Die Koſten zu 140 Rthlr. - Rein-Ertrag 96 Rthlr.
Unter das Ganze war wieder Klee geſaͤet,
außer auf dem Theile, der 1809 keine Duͤngung
erhalten hatte. Die Koſten dieſer abermaligen
Kleeſaat werden, wie immer, erſt dem folgenden
Jahre berechnet.
SchlagVI. 60 Morgen Roggen ga-
ben 339 Scheffel.
7 Morgen Weizen gaben 34 Scheffel.
9 Morgen Hafer 68 Scheffel.
Der Roggen und Weizen ſtand außeror-
dentlich duͤnn, war aber ſehr hoch und hatte lange
Aehren. Der Hafer war in einer der Feuchtig-
keit unterworfenen Stelle geſaͤet.
- Der Ertrag iſt geweſen 425 Rthlr.
- Die Koſten 144 Rthlr.
- Rein-Ertrag 281 Rthlr.
SchlagVII. 32 Morgen Gerſte gaben
196 Scheffel.
60 Morgen Gerſte und Hafer-Gemenge und
reiner Hafer gaben 344 Scheffel.
[121]
3 Morgen hatten Lein.
Ein Theil des untergeſaͤeten Klees gab noch
einen Schnitt, das uͤbrige eine vortreffliche Nach-
weide.
- Der Ertrag iſt berechnet zu 480 Rthlr. 12 Gr.
- Die Koſten zu 134 Rthlr. 19 Gr.
- Rein-Ertrag 345 Rthlr. 17 Gr.
Die große Gerſte ſchien auf dieſem ſandi-
gen Schlage, bei der bis gegen die Mitte Juni
anhaltenden heißen Duͤrre, ganz mißrathen zu
wollen, und war faſt aufgegeben. Sie erholte
ſich aber, wie etwas Regen fiel, ſehr ſchnell, und
trieb Aehren hervor, die laͤnger waren, als der
niedrig gebliebene Halm. Gebunden konnte ſie
wegen der Kuͤrze des Halms nicht werden, es
blieb auch vieles liegen, und dennoch gab ſie
beim Ausdruſch jenen unerwarteten Ertrag in
ſehr vollſtaͤndigen Koͤrnern. Das Gemenge und
der Hafer wuͤrden ſtaͤrker gelohnt haben, wenn
nicht mit einem Theile des letztern ein aberma-
liger Verſuch mit dem Unterpfluͤgen, nachdem er
gelaufen, um den Hederich zu vertilgen, gemacht
waͤre, der ſchlecht ablief. Der Erfolg dieſes Jah-
res hat mich in meiner Methode, die große Ger-
ſte auf ſandigem Boden zu bauen, am auffal-
lendſten beſtaͤrkt.
[122]
Wiederholung der Koſten und des Ertrages der
Hauptſchlaͤge 1811 — 12.
| Koſten. | Ertrag. | ||
| Schlag I. | 75 M. | 428 Rthlr. | 823 Rthlr. |
| — II. | 100 — | 176 — | 604 — |
| — III. | 100 — | 47 — | 275 — |
| — IV. | 100 — | 264 — | 344 — |
| — V. | 76 — | 140 — | 236 — |
| — VI. | 76 — | 144 — | 425 — |
| — VII. | 95 — | 34 — | 480 — |
| Summa | 627 — | 1333 — | 3187 — |
Der Rein-Ertrag alſo 1853 Rthlr. Ich
muß hierbei aber die Bemerkung machen, daß
wegen des im Laufe des Jahres 1811 ſo ſehr
niedrig ſtehenden Preiſes, die Einſaat und die
Conſumption des Roggens in der Wirthſchaft
nur zu 20 Gr., und anderen Getreides nach
Verhaͤltniß angenommen war; wogegen der Er-
trag — da die Preiſe beim Verkauf ſehr geſtie-
gen waren — in dem Verhaͤltniß von 1 Rthlr.
fuͤr den Scheffel Roggen angenommen wurden.
Waͤre man in den einzelnen Conto’s bei dem
zuerſt angenommenen Preiſe geblieben, wie in
der Folge immer geſchehen ſoll, ſo wuͤrde das
Reſultat beſtimmter ſeyn. Die Reduktion auf
[123] den wirklichen Jahrespreis kann, wo es noͤthig
ſcheint, in Summa ja leicht gemacht werden.
Dieſes, durch ſeine ſchlechte Kornernte eben
ſo ſehr, als durch die Guͤte und Reichthum ſei-
nes Weinertrages, in Andenken ſtehende Jahr,
zeigte ſich hier im Ausdruſche noch uͤber Erwar-
ten ergiebig. Das Fehlſchlagen des Klees ward
durch andere Futterſaaten, zwar auf eine koſt-
ſpielige Weiſe, erſetzt; aber der Mangel an
Stroh — was gegen andere Jahre kaum zur
Haͤlfte geerntet wurde — ſetzte den Duͤngerſtand
wieder ſehr zuruͤck, um ſo mehr, da mit dem
Durchmarſch der franzoͤſiſchen Truppen die Liefe-
rungen wieder angingen. In hieſigen Gegenden
ward Stroh das Schock mit 18 Rthlr. bezahlt.
Gluͤcklicherweiſe hatten wir einigen Vorrath von
Stroh aus dem vorigen Jahre uͤbrig behalten.
Uebrigens machte der geringere Ertrag die-
ſer Ernte der Beſorgniß der meiſten Landwirthe,
daß nun der Preis des Roggens nicht wieder
uͤber 1 Rthlr. ſteigen werde, bald ein Ende.
Der große Ueberſchuß der beiden vorhergehen-
den, in manchen Gegenden erſtaunlich reichen
Ernten, konnte den Ausfall der diesjaͤhrigen, der
gegen das Mittlere doch hoͤchſtens nur 20 pr. C.
[124] betrug, nicht decken, und der Preis ſtieg wieder
auf 2 Rthlr.; von welchem Preiſe jedoch von
wenigen Landwirthen, ſondern nur von den Korn-
haͤndlern, Gebrauch gemacht werden konnte.
1812 — 13.
SchlagI. 56 Morgen Gerſte gaben
459 Scheffel.
12 Morgen waren mit Lein auf eigene
Koſten, und durch Hausleute und Deputatiſten
beſtellt, der einen ſehr guten Ertrag gab. Un-
ter 5 Morgen war Luzerne geſaͤet. 6 Morgen
trugen Rotabaga-Saamen, der ſich im Er-
trage und im Oelgehalte ſehr vortheilhaft be-
wieß; und darnach noch gruͤne Wicken.
- Der Ertrag iſt berechnet zu 654 Rthlr.
- Die Koſten zu 185 Rthlr.
- Rein-Ertrag 469 Rthlr.
SchlagII.Huͤlſenfruͤchte: Bohnen,
Erbſen, Linſen, Wicken, Wicken- und Buchwei-
zen-Gemenge in mannigfaltigen Miſchungen, zum
Reiffen und Gruͤnmaͤhen. Es gerieth alles vor-
zuͤglich gut.
[125]
Der Werth des Ertrages ward
- ſehr maͤßig berechnet zu 615 Rthlr.
- Die Koſten zu 244 Rthlr.
- Rein-Ertrag 371 Rthlr.
Es waren aufgefahren 537 Fuder Miſt.
SchlagIII.Roggen. 84 Morgen ga-
ben 503 Scheffel.
Hafer. 12 Morgen gaben 149 Scheffel.
4 Morgen mit Hirſe.
- Der Ertrag iſt berechnet zu 764 Rthlr.
- Die Koſten zu 222 Rthlr.
- Rein-Ertrag 542 Rthlr.
SchlagIV.Gedrilleter Roggen. 25
Morgen gaben 169 Scheffel.
56 Morgen geſaͤeter 267 Scheffel.
Das uͤbrige mit Hafer, doch blieb ein Theil
zur Wieſe liegen.
- Der Ertrag iſt berechnet zu 609 Rthlr.
- Die Koſten zu 140 Rthlr.
- Rein-Ertrag 469 Rthlr.
SchlagV. Außer den 6 Morgen mit Lu-
zerne hatten 53 Morgen Klee, der zwei ſtarke
Schnitte gab. Die 18, im Jahre 1809 umge-
duͤngten Morgen, wurden mit 56 Fuder Miſt
geduͤngt und mit Buchweizen beſaͤet. Dieſer
Buchweizen ſtand ſehr geil, und haͤtte gruͤn ge-
[126] maͤhet werden ſollen. Weil aber ſehr viel Heu
von Schlag ll. gemacht wurde, ſo ließ man ihn
reifen. Er hatte aber ſo taub angeſetzt, daß der
Ausdruſch ganz unbedeutend war.
- Der Ertrag des Schlages ward
berechnet zu 596 Rthlr. - Die Koſten zu 84 Rthlr.
- Rein-Ertrag 512 Rthlr.
SchlagVI. Ein Drittheil dieſes
Schlages war im Herbſte gemergelt worden.
Hierzu fand man ſich um ſo mehr veranlaßt, da
die Duͤnger-Produktion bei dem geringen Stroh-
Einſchnitt nicht ſtark ſeyn konnte. Das uͤbrige
ward mit 380 Fuder Miſt befahren.
Der ganze gemergelte Theil, und ſoviel von
dem gemiſteten, daß es 48 Morgen betrug,
ward mit Kartoffeln beſtellt, die 201 Wispel,
(nach Abzug von 15 Wispeln Ausgrabelohn),
gaben. Es war durchaus kein Unterſchied zwi-
ſchen den gemergelten und gemiſteten Kartoffeln
zu verſpuͤren. Auf dem uͤbrigen Theil des ge-
miſteten Landes ſtanden in unbeſtimmten Flaͤchen,
zum Theil gemiſcht, Runkeln, Rotabaga, Waſ-
ſerruͤben, Mais zum Abfuttern, der jedoch zum
Theil reifte.
[127]
- Der Werth der Ernte iſt be-
rechnet zu 1027 Rthlr. - Die Beſtellungskoſten zu 392 Rthlr.
- Rein-Ertrag 635 Rthlr.
Unter den Koſten iſt jedoch die Mergelung
nicht mit begriffen.
SchlagVII. hatte auf dem beſſern Theile
rothen, auf dem ſchlechteren weißen Klee.
Erſterer ward gemaͤhet, letzterer geweidet, bis [auf]
einen betraͤchtlichen Theil, wovon Saamen ge-
wonnen wurde.
- Der Werth des Ertrages und
der Benutzung iſt berech-
net zu 406 Rthlr. - Die Koſten zu 98 Rthlr.
- Rein-Ertrag 308 Rthlr.
Wiederholung der Koſten und des Ertrages der
Hauptſchlaͤge 1812 — 13.
| Koſten. | Ertrag. | ||
| Schlag I. | 74 M. | 185 Rthlr. | 654 Rthlr. |
| — II. | 100 — | 244 — | 615 — |
| — III. | 100 — | 222 — | 764 — |
| — IV. | 96 — | 140 — | 609 — |
| — V. | 76 — | 84 — | 596 — |
| — VI. | 76 — | 392 — | 1027 — |
| — VII. | 95 — | 98 — | 406 — |
| Summa | 617 — | 1365 — | 4671 — |
Rein-Ertrag 3306 Rthlr. Das Getreide
iſt wieder nach dem erſten Verhaͤltniſſe, Roggen
zu 1 Rthlr. 6 Gr. angenommen.
1813 — 14.
SchlagI. Klee und 5 Morgen Luzerne.
Wo der Rotabaga-Saamen geſtanden, war
Wickhafer.
- Der Ertrag von 74 Morgen an
Gruͤnfutter und Heu, auch
Kleeſaamen, iſt 446 Rthlr. - Die Koſten ſind 169 Rthlr.
- Rein-Ertrag 277 Rthlr.
SchlagII. 88 Morgen Roggen gaben
702 Scheffel.
- 12 Morgen gedrilleter Weizen 143 Sch.
- Der Ertrag iſt berechnet zu 1092 Rthlr.
- Die Koſten zu 223 Rthlr.
- Rein-Ertrag 869 Rthlr.
SchlagIII.Erbſen. 34 Morgen ga-
ben 145 Scheffel.
Wicken und Wicken-Gemenge, groͤßtentheils
zu Gruͤnfutter und Heu, 36 Morgen.
Sper-
[129]
Spergel zu Saamen, 15 Morgen ohnge-
faͤhr. Das uͤbrige ſchlechteſte Land blieb unbe-
ſtellet, weil dem Schlage 218 Fuder Miſt nur
gegeben werden konnten. Es ſollte naͤmlich ein
Außenſchlag ganz ausgeduͤngt werden, und der
geringe Stroh-Ertrag von 1811 hatte die Duͤn-
gererzeugung verringert.
- Der Ertrag iſt berechnet zu 358 Rthlr.
- Die Koſten zu 187 Rthlr.
- Rein-Ertrag 171 Rthlr.
SchlagIV.Hackfruͤchte. Dieſe ſollte
der ganze Schlag haben. Das Fruͤhjahr ließ
aber eine ſolche Stoͤrung aller buͤrgerlichen Ver-
haͤltniſſe befuͤrchten, daß ich alle koſtſpieligen und
mehrere Arbeit erfordernde Beſtellungen zu ver-
meiden beſchloß, und die Fruͤhjahrs-Beſtellung
wuͤrde, ohne den Antrieb meines damaligen thaͤ-
tigen Herrn Adminiſtrators, noch um vieles ver-
ringert ſeyn.
Mit Kartoffeln waren alſo nur belegt wor-
den ohngefaͤhr 42 Morgen, und der Ertrag war
148 Wispel.
Mit Runkeln und Rotabaga 5 Morgen,
die 47 Wispel Runkeln und 3 Wispel Rota-
baga gaben.
9
[130]
10 Morgen mit Bohnen, die 80 Scheffel
gaben.
25 Morgen mit Wicken, Wickengemenge,
Buchweizen, groͤßtentheils gruͤn gemaͤhet.
6 Morgen waren ausgegeben zu Kartoffeln.
- Der Ertrag iſt berechnet zu 904 Rthlr.
- Die Koſten zu 417 Rthlr.
- Rein-Ertrag 487 Rthlr.
Der Schlag erhielt nur 455 Fuder Miſt.
SchlagV. 64 Morgen Roggen ga-
ben 536 Scheffel.
6 Morgen gedrilleter Weizen 47 Scheffel.
5 Morgen waren naͤmlich dem Schlage zu
Luzerne abgenommen.
- Der Ertrag iſt 745 Rthlr.
- Die Koſten ſind 127 Rthlr.
- Rein-Ertrag 568 Rthlr.
SchlagVI. 69 Morgen Gerſte gaben
774 Scheffel.
Auf 7 Morgen war Lein, unter welchen
auf 5 Morgen Luzerne geſaͤet ward.
- Der Ertrag iſt 764 Rthlr.
- Die Koſten 212 Rthlr.
- Rein-Ertrag 552 Rthlr.
Die Gerſte auf dem gemergelten Lande war
wenigſtens eben ſo gut, als auf dem gemiſteten.
[131] Dieſer Gerſte iſt uͤbrigens, in Anſehung der fruͤ-
hern oder ſpaͤtern Saat, ſchon oben erwaͤhnt.
SchlagVII. konnte nur zur Weide be-
nutzt werden, außer auf einem Theile, wo rother
Klee zu Saamen geſchont wurde. Der im vo-
rigen Jahre zu Saamen benutzte weiße Klee war
ſo ausgegangen, daß ſich nicht die Spur davon
entdecken ließ; wogegen er ſich auf dem bewei-
deten Theile genugſam zeigte. Der Umfang der
Stelle war ſcharf abgeſchnitten.
- Der Ertrag iſt berechnet zu 62 Rthlr.
- Die Koſten zu 5 Rthlr. 12 Gr.
- Rein-Ertrag 56 Rthlr. 12 Gr.
Der Kleeſaamen war nicht viel werth.
Wiederholung des Ertrages und der Koſten der
Hauptſchlaͤge 1813 — 14.
| Koſten. | Ertrag. | ||
| Schlag I. | 74 M. | 169 Rthlr. | 446 Rthlr. |
| — II. | 100 — | 223 — | 1092 — |
| — III. | 85 — | 187 — | 358 — |
| — IV. | 89 — | 417 — | 904 — |
| — V. | 70 — | 177 — | 745 — |
| — VI. | 76 — | 212 — | 764 — |
| — VII. | 95 — | 5 — | 62 — |
| Summa | 589 — | 1391 — | 4371 — |
Rein-Ertrag 2991 Rthlr.
[132]
Hiermit war der erſte Umlauf gewiſſerma-
ßen beendet. Da aber das Jahr 1807 eigent-
lich nur noch als ein Vorbereitungs- und Ueber-
gangs-Jahr anzuſehen iſt, ſo kann das Reſultat
wohl richtiger gezogen werden, wenn man es aus
den Jahren 1808 bis 1814 entwickelt. Des-
halb fuͤge ich ſolches nach dem eben abgeſchloſ-
ſenen Hauptbuche hinzu.
1814 — 15.
SchlagI. hatte zweijaͤhrigen Klee. Er
hatte ſich in ſeiner vollen Dichtheit erhalten, und
beſonders trieb er an den Stellen, die im vori-
gen Jahre mit Gips ſchwach beſtreuet waren,
uͤppig hervor. Aber wie er allenfalls ſchon maͤ-
hebar geweſen waͤre, fror er — ich glaube am
20ſten Mai — ab; zwar nicht bis zum Grunde,
aber doch ſo, daß er im Wachsthum voͤllig ge-
ſtoͤrt war. Das Vieh war ſchon an gruͤnes Fut-
ter mit Luzerne ſeit acht Tagen gewoͤhnt, dieſe
aber noch ſtaͤrker abgefroren. Ich wollte daher
den erſten Kleewuchs abweiden, den zweiten maͤ-
hen laſſen. Nun aber waͤre der zweite Schnitt
dieſes Klees, zugleich mit dem auf Schlag VI.,
[133] gerade in die Getreide-Ernte gefallen, wo ohne-
hin der Mangel an Arbeitern ſo ſehr zu beſor
gen war. Alſo ward das Abweiden fortgeſetzt,
und es fanden 10 Wochen lang im Durchſchnitt,
50 Stuͤck Rindvieh eine reichliche Weide auf
70, nach Abzug der Luzerne, dem Schlage blei-
benden Morgen, die geſchaͤtzt iſt zu 180 Rthlr.
Rein-Ertrag.
SchlagII. Er hatte nach der getroffenen
Abaͤnderung der Schlaͤge 88 Morgen behalten.
Der groͤßere Theil, der ſchon bei dem Hackfrucht-
bau im Jahre 1807 vertieft war, ward nun
mit doppeltem Pfluͤgen auf 10 Zoll gewende-
pfluͤgt, das uͤbrige auf 7 Zoll vertieft. Es ward
nicht der ganze Schlag zum Hackfruchtbau ge-
duͤngt, weil ein durchbraachter Außenſchlag ganz
durchduͤngt werden ſollte, und man dieſem Lande
noch Kraft genug zum Kartoffelbau zutrauen
konnte. Das uͤbrige ſollte im Herbſte nachge-
duͤngt werden. Deshalb kamen nur 580 Fuder
Miſt zu den Hackfruͤchten.
67 Morgen mit Kartoffeln beſtellt gaben
234½ Wispel. Der Ertrag der Kartoffeln war,
wie allgemein in dieſem Jahre, nicht ſtark. Sie
hatten nicht fruͤh vegetiren koͤnnen, und die fruͤh
hervorgekommenen erlitten einen Stoß durch die
[134] Nachtfroͤſte zu Ende des Mais. Sie ſtanden
alſo zum Theil noch in Bluͤthe, wie Anfangs
Septembers ihr Kraut durch einen Nachtfroſt
zerſtoͤrt wurde, und hatten folglich ihren voͤlligen
Wachsthum und Ausbildung, die immer mit Zer-
ſtoͤrung des Krauts aufhoͤrt, nicht erreicht.
10 Morgen mit gedrilleten Bohnen gaben
114 Scheffel.
5 Morgen mit Runkeln und mit Kohl.
Die Runkeln gaben, genau gewogen, 140 Cent-
ner per Morgen.
- Der Ertrag dieſes Schlages iſt
geſchaͤtzt zu 1219 Rthlr. - Die Beſtellungskoſten zu 536 Rthlr.
- Rein-Ertrag 683 Rthlr.
SchlagIII. 85 Morgen Roggen. Dieſer
Roggen erlitt das allgemeine Schickſal des Rog-
gens vor andern auf der hieſigen Feldmark. Er
winterte an den Stellen, wo ſich der unerhoͤrte
ſtarke Schnee am meiſten angehaͤuft hatte und
am laͤngſten liegen blieb, faſt voͤllig aus, und
ſeine Stelle nahm der, ſonſt unter der Winte-
rung ſich ſelten zeigende, Hederich ein. Die
ſchlechteſten Stellen wurden ausgemaͤhet und zu
Heu gemacht, auch groͤßere Flaͤchen umgebrochen
und mit Spergel beſaͤet.
[135]
Der Ausdruſch gab 283 Scheffel. Heu
und Nachweide war werth 15½ Rthlr.
- Der Ertrag des Schlages iſt
berechnet zu 396 Rthlr. - Die Beſtellungskoſten zu 158 Rthlr.
- Rein-Ertrag 238 Rthlr.
SchlagIV. Weizen nach Bohnen ge-
drillt. 8 Morgen gaben 81 Scheffel.
Roggen, groͤßtentheils nach Buchweizen mit
73 Fuder Miſt nachgeduͤngt; 12 Morgen gaben
60 Scheffel.
Zu Lein 5 Morgen ausgegeben.
Hafer. 2 Morgen feuchtes Land gaben 14
Scheffel.
Große Gerſte. 30 Morgen gaben 338 Sch.
Kleine Gerſte. 32 Morgen gaben 314 Sch.
Es ward nicht mehr große Gerſte geſaͤet,
weil man den hoͤchſten Mangel an Ernte-Arbei-
tern beſorgen mußte, in der Zeit wo dieſe, wenn
ſie fruͤh geſaͤet worden, mit dem Roggen zugleich
zu reifen pflegt; und der Erfolg zeigte wirklich,
daß mehrere uns in große Verlegenheit geſetzt
haben wuͤrde. Der Roggen war auf einer Stelle
nach Buchweizen gebauet, wo man Gerſte nicht
hinzubringen wagen durfte. Es traf ſich, daß
ein Paar Morgen, die zu Kartoffeln ausgegeben
[136] worden, mit in dieſes Roggenfeld fallen konnten,
und ich ſetzte ſie an einen abermaligen Verſuch
mit dem Roggen nach Kartoffeln. Er war ent-
ſchieden ſchlecht, ohnerachtet zu dieſen Kartoffeln
ſtark geduͤngt war.
Unter 5 Morgen Gerſte war Luzerne, un-
ter alles uͤbrige rother Klee geſaͤet, der eine reich-
liche Nachweide gab.
- Der Ertrag des Schlages iſt
geſchaͤtzt zu 755 Rthlr. - Die Koſten betragen 157 Rthlr.
- Rein-Ertrag 598 Rthlr.
SchlagV. 51 Morgen, mit 276 Fuder
Miſt geduͤngt, wurden mit Erbſen beſtellt. 46
Morgen, die nur auf eigene Rechnung beſtellt
waren, (das uͤbrige war ausgegebenes Land: denn
durch viel ausgegebenes Land war es in dieſem
Jahre nur moͤglich, ſich Arbeiter zu ſichern), ga-
ben 299 Scheffel Eine betraͤchtliche Breite ward
von durchmarſchirenden Truppen, wie ſie ſchon
Schoten angeſetzt hatten, niedergetreten.
18 Morgen waren ohne Duͤnger mit Fut-
tergemenge zum Gruͤnmaͤhen beſtellt, berechnet
zu 46 Rthlr.
[137]
- Der Ertrag dieſes Schlages iſt
berechnet zu 440 Rthlr. - Die Koſten zu 221 Rthlr.
- Rein-Ertrag 219 Rthlr.
SchlagVI. hatte nach dem Abgange von
5 Morgen Luzerne, (ich bemerke hier, daß der
Luzernebau ſeit vorigem Jahre ſein eigenes Conto
erhalten hat), 71 Morgen mit Klee. Dieſer
Schlag ſchien das Schickſal zu haben, daß bei
ihm mit der Kleeſaat gefehlet werde. Der Saa-
men konnte aus Mangel an Arbeitern nicht aus-
gedroſchen werden, und wir irreten uns wohl in
dem Kerngehalt der Bulſtern. Er ſtand gleich-
maͤßig, aber er ſtand zu duͤnn. Indeſſen erſetzte
er durch ſeine Hoͤhe und Blattreichthum, was
ihm an Dichtheit abging, beſonders im zweiten
Wuchſe. Der erſte hatte etwas von dem ſpaͤten
Nachtfroſte gelitten. Die Ernte des zweiten
Schnittes hatte nur ſehr unguͤnſtige Witterung,
und da ſie in dem dringendſten Zeitpunkte der
Kornernte einfiel, ſo konnten ihr nicht arbeitende
Kraͤfte genug gewidmet werden; weswegen der
Blaͤtterabfall ſehr ſtark war. \tfrac16 des erſten und
⅓ des zweiten Schnittes blieb zu Saamen ſte-
hen, der bis jetzt noch nicht ausgedroſchen iſt.
[⅛] des Ganzen iſt gruͤn gefuttert, und an Klee-
[138] Heu ſind eingefahren 85 Fuder. Der Ertrag
kann wegen des zuruͤckgelegten Saamenklees noch
nicht genau geſchaͤtzt werden, iſt aber aufs min-
deſte anzunehmen zu 570 Rthlr.
- Die Koſten der Einſaat und
Ernte zu 83 Rthlr. - Rein-Ertrag 487 Rthlr.
Der auf dem zu Kartoffeln gemergelten
Lande, hatte einen entſchiedenen Vorzug vor
dem auf gemiſteten Lande.
SchlagVII. 76 Morgen Roggen 491½
Scheffel.
10 Morgen, die ihm von Schlag II. abge-
geben waren, kleine Gerſte nach Roggen.
2 Morgen feuchtes Land mit Hafer 9 Sch.
Der Roggen hatte ebenfalls an der Aus-
winterung gelitten.
Die Gerſte war zum Theil ſo mit Hederich
uͤberwachſen, daß ſie groͤßtentheils gruͤn gemaͤhet
ward. Das uͤbrige gab nur 13 Scheffel.
- Der Ertrag dieſes Schlages iſt
geſchaͤtzt zu 512 Rthlr. - Die Beſtellungskoſten 191 Rthlr.
- Rein-Ertrag 321 Rthlr.
[139]
Der allgemein ſchlechte Ertrag der Winte-
rung bewirkte eine Steigerung des Preiſes auf
2 Rthlr. per Scheffel, der den Ausfall in un-
ſeren Gegenden freilich nicht deckte. Es iſt aber
auf dieſem hoͤheren Verkaufspreis hier keine Ruͤck-
ſicht genommen, ſondern der Ertrag zu den zu
Anfange angenommenen Preiſen berechnet. Das
mehrere fuͤr das verkaufte Getreide kommt bei
der Buchhaltung dem Magazin-Conto zu gut.
Der Abgang an Arbeitern, die alle freudig
die Waffen ergriffen, und nach geendigtem glor-
reichen Feldzuge noch nicht in ihre Heimath zu-
ruͤckgekehrt waren, machte dieſes Jahr ſchon
beſchwerlicher und koſtſpieliger, wie es ſonſt ge-
weſen waͤre. In dem jetzt laufenden wird der
Mangel noch fuͤhlbarer werden. Da indeſſen in
dem Augenblicke, wo ich dieſes ſchreibe, die Nach-
richten von Bluͤchers und Gneiſenau’s ent-
ſcheidenden Siegen einlaufen, ſo entfaͤllt uns der
Muth nicht, den Landbau auch mit den groͤßten
Beſchwerden und Koſten empor zu halten, da
wir hoffen duͤrfen, ihn endlich von dem Drucke
und Hinderniſſen befreit zu ſehen, denen er ſonſt
unterliegen muͤßte.
[140]
Wiederholung der Koſten und des Ertrages der
Hauptſchlaͤge 1814 — 15.
| Koſten. | Ertrag. | ||
| SchlagI. | 70 M. | — — | 180 Rthlr. |
| — II. | 88 — | 563 Rthlr. | 1219 — |
| — III. | 85 — | 158 — | 396 — |
| — IV. | 90 — | 157 — | 755 — |
| — V. | 71 — | 221 — | 440 — |
| — VI. | 71 — | 83 — | 570 — |
| — VII. | 88 — | 191 — | 512 — |
| Summa | 565 — | 1373 — | 4072 — |
Rein-Ertrag 2699 Rthlr.
Bei den Veraͤnderungen und Abweichungen,
welche die Beſtellung dieſer Schlaͤge in dieſen
acht Jahren erlitten hat, laſſen ſich freilich noch
keine ganz zuverlaͤſſige Folgen daraus ziehen.
Indeſſen glaube ich doch, daß die Reſultate,
welche ſie giebt, merkwuͤrdig genug ſind, um eine
Aufſtellung zu verdienen, um ſo mehr, da es uns
noch ſo ganz an andere Annotationen dieſer Art,
mit gleicher Genauigkeit angezeichnet, fehlt. Und
darum wollen wir ſie nun, von mehreren Seiten
zuſammengeſtellt, betrachten.
[141]
Es waren
| In den | von | Koſten. | Ertrag. | Rein-Ertrag. |
| Jahren | Morgen. | Rthlr. | Rthlr. | Rthlr. |
| 1807 ″ 8 | 637 | 1870 | 3072 | 1200 |
| 1808 ″ 9 | 637 | 1586 | 3654 | 2068 |
| 1809 ″ 10 | 642 | 1520 | 3822 | 2302 |
| 1810 ″ 11 | 632 | 1232 | 3424 | 2192 |
| 1811 ″ 12 | 622 | 1333 | 3187 | 1854 |
| 1812 ″ 13 | 627 | 1365 | 4671 | 3306 |
| 1813 ″ 14 | 589 | 1391 | 4371 | 2980 |
| 1814 ″ 15 | 565 | 1373 | 4072 | 2699 |
| 4951 | 11672 | 30273 | 18601 |
Es iſt alſo der Rein-Ertrag von 8 Jah-
ren im Durchſchnitt geweſen per Morgen 3 Rthlr.
18 Gr. 2,02 Pf.
Die Beſtellungs- und Ernte-Koſten per
Morgen 2 Rthlr. 8 Gr. 6,96 Pf.
Von SchlagI.waren
| in den | vom | Koſten. | Ertrag. | Rein-Ertrag. |
| Jahren | Morgen | Rthlr. | Rthlr. | Rthlr. |
| 1807 ″ 8 | 80 | 23 | 276 | 253 |
| 1808 ″ 9 | 80 | 245 | 632 | 387 |
| 1809 ″ 10 | 80 | 208 | 544 | 336 |
| 1810 ″ 11 | 80 | 162 | 504 | 342 |
| 1811 ″ 12 | 75 | 428 | 823 | 395 |
| 1812 ″ 13 | 75 | 185 | 654 | 469 |
| 1813 ″ 14 | 70 | 169 | 446 | 277 |
| 1814 ″ 15 | 70 | — | 180 | 180 |
| 610 | 1420 | 4059 | 2639 |
Der Rein-Ertrag von 8 Jahren im Durch-
ſchnitt iſt geweſen vom Morgen 4 Rthlr. 7 Gr.
9,95 Pf.
Von Schlag II. waren
| in den | von | Koſten. | Ertrag. | Rein Ertrag. |
| Jahren | Morgen | Rthlr. | Rthlr. | Rthlr. |
| 1807 ″ 8 | 105 | 821 | 680 | — |
| 1808 ″ 9 | 105 | 228 | 834 | 606 |
| 1809 ″ 10 | 105 | 96 | 316 | 220 |
| 1810 ″ 11 | 100 | 22 | 169 | 147 |
| 1811 ″ 12 | 100 | 176 | 604 | 428 |
| 1812 ″ 13 | 100 | 244 | 615 | 371 |
| 1813 ″ 14 | 100 | 223 | 1092 | 869 |
| 1813 ″ 15 | 88 | 563 | 1219 | 656 |
| 803 | 2373 | 5529 | 3297 |
Der Rein-Ertrag 141 Rthlr. weniger, we-
gen des Verluſtes im Jahre 1807. Alſo hatte
der Morgen Ertrag gegeben 3 Rthlr. 22 Gr.
3,91 Pf. Indeſſen iſt es nicht billig, dieſem
Schlage den durch die ungluͤcklich gewaͤhlte Be-
ſtellungsart erlittenen Verluſt zuzuſchreiben.
[143]
Von Schlag III. waren
| in den | von | Koſten. | Ertrag. | Rein-Ertrag. |
| Jahren | Morgen | Rthlr. | Rthlr. | Rthlr. |
| 1807 ″ 8 | 105 | 256 | 517 | 261 |
| 1808 ″ 9 | 80 | 670 | 1090 | 420 |
| 1809 ″ 10 | 100 | 210 | 455 | 245 |
| 1810 ″ 11 | 80 | 96 | 485 | 389 |
| 1811 ″ 12 | 80 | 47 | 275 | 228 |
| 1812 ″ 13 | 90 | 222 | 764 | 542 |
| 1813 ″ 14 | 90 | 187 | 358 | 171 |
| 710 | 1846 | 4340 | 2494 |
Der Rein-Ertrag per Morgen 3 Rthlr.
12 Gr. 3,67 Pf.
Von Schlag IV. waren
| in den | von | Koſten. | Ertrag. | Rein-Ertrag. |
| Jahren | Morgen | Rthlr. | Rthlr. | Rthlr. |
| 1807 ″ 8 | 100 | 201 | 420 | 219 |
| 1808 ″ 9 | 100 | 92 | 314 | 222 |
| 1809 ″ 10 | 100 | — | 121 | 121 |
| 1810 ″ 11 | 100 | 211 | 490 | 279 |
| 1811 ″ 12 | 90 | 264 | 344 | 80 |
| 1812 ″ 13 | 90 | 140 | 609 | 469 |
| 1813 ″ 14 | 90 | 417 | 904 | 487 |
| 1814 ″ 15 | 90 | 157 | 755 | 588 |
| 760 | 1482 | 3957 | 2475 |
Rein-Ertrag per Morgen 3 Rthlr. 6 Gr.
1,89 Pf.
[144]
Von Schlag V. waren
| in den | von | Koſten. | Ertrag. | Rein-Ertrag. |
| Jahren | Morgen | Rthlr. | Rthlr. | Rthlr. |
| 1807 ″ 8 | 76 | 185 | 307 | 122 |
| 1808 ″ 9 | 76 | 141 | 512 | 371 |
| 1809 ″ 10 | 76 | 584 | 1144 | 560 |
| 1810 ″ 11 | 76 | 158 | 401 | 243 |
| 1811 ″ 12 | 76 | 140 | 236 | 96 |
| 1812 ″ 13 | 71 | 84 | 596 | 512 |
| 1813 ″ 14 | 71 | 177 | 745 | 568 |
| 1814 ″ 15 | 71 | 221 | 440 | 219 |
| 593 | 1690 | 4381 | 2691 |
Rein-Ertrag per Morgen 4 Rthlr. 12 Gr.
10,92 Pf.
Von Schlag VI. waren
| in den | von | Koſten. | Ertrag. | Rein-Ertrag. |
| Jahren | Morgen | Rthlr. | Rthlr. | Rthlr. |
| 1807 ″ 8 | 76 | 110 | 327 | 217 |
| 1808 ″ 9 | 76 | — | 110 | 110 |
| 1809 ″ 10 | 76 | 202 | 618 | 416 |
| 1810 ″ 11 | 76 | 161 | 485 | 324 |
| 1811 ″ 12 | 76 | 144 | 425 | 281 |
| 1812 ″ 13 | 76 | 392 | 1027 | 635 |
| 1813 ″ 14 | 76 | 212 | 764 | 552 |
| 1814 ″ 15 | 71 | 83 | 570 | 487 |
| 603 | 1304 | 4326 | 3022 |
Rein-Ertrag per Morgen 5 Rthlr. 0 Gr.
3,24 Pf.
Von
[145]
Von Schlag VII. waren
| in den | von | Koſten. | Ertrag. | Rein-Ertrag. |
| Jahren | Morgen | Rthlr. | Rthlr. | Rthlr. |
| 1807 ″ 8 | 95 | 278 | 545 | 269 |
| 1808 ″ 9 | 95 | 210 | 162 | — |
| 1809 ″ 10 | 95 | 220 | 624 | 404 |
| 1810 ″ 11 | 90 | 422 | 890 | 468 |
| 1811 ″ 12 | 90 | 134 | 480 | 346 |
| 1812 ″ 13 | 90 | 98 | 406 | 308 |
| 1813 ″ 14 | 90 | 6 | 62 | 56 |
| 1814 ″ 15 | 88 | 191 | 512 | 321 |
| 733 | 1557 | 3681 | 2172 |
Rein-Ertrag per Morgen 2 Rthlr. 21 Gr.
6,53 Pf. Denn im Jahre 1808 ergab ſich ein
Verluſt von 48 Rthlr.
Wir wollen jetzt den Ertrag der verſchiede-
nen Fruͤchte, die in den 8 Jahren 1807 ‒ 1814
nach der angenommenen Folge gebauet worden,
betrachten.
Hackfruͤchte waren
| in den | auf dem | Morgen. | Beſtellungskoſten. | Ertrag. | Rein-Ertrag. |
| Jahren. | Schlage. | Rthlr. | Rthlr. | Rthlr. | |
| 1807 | II. | 105 | 821 | 680 | — |
| 1808 | III. | 80 | 670 | 1090 | 420 |
| 1809 | V. | 75 | 584 | 1144 | 560 |
| 1810 | VII. | 90 | 422 | 890 | 468 |
| 1811 | I. | 75 | 428 | 823 | 395 |
| 1812 | VI. | 76 | 392 | 10[2]7 | 635 |
| 1813 | IV. | 90 | 417 | 904 | 487 |
| 1814 | II. | 88 | 563 | 1219 | 656 |
| 679 | 4297 | 7777 | 3621 |
[146]
Wenn wir den Verluſt, den der verungluͤckte
Ruͤbenbau im Jahre 1807 brachte, naͤmlich 141
Rthlr., vom Rein-Ertrage abziehen, ſo bleiben
3480 Rthlr. Rein-Ertrag auf 679 Morgen;
was per Morgen 5 Rthlr. 9 Gr. 0,05 Pf. be-
traͤgt.
Wenn wir aber dieſes Jahr, wegen des
zufaͤlligen, und gewiſſermaßen durch den uͤbertrie-
benen Ruͤbenbau verſchuldeten Verluſtes, weg-
laſſen, ſo iſt der Rein-Ertrag 3621 Rthlr. auf
679 Morgen; was per Morgen 5 Rthlr. 7 Gr.
11,85 Pf. betraͤgt, wenn ein Scheffel Kartoffeln
zu 4 Gr. angenommen wird.
Hierbei iſt ferner zu bemerken, daß nicht
immer die ganzen Schlaͤge mit Hackfruͤchten be-
ſtellt geweſen. Der Ertrag der Hackfruͤchte konnte
leicht abgeſondert werden, aber die Koſten, welche
auf dieſe und auf andere Fruͤchte fallen, bin ich
nicht genau abzuſondern im Stande. Deshalb
laſſen ſich auch die Koſten des Hackfruchtbaues
hieraus nicht genau berechnen. Indeſſen ergiebt
ſich nach andern Datis keine erhebliche Verſchie-
denheit, wenn wir den Durchſchnitt obiger Ko-
ſten dafuͤr annehmen, naͤmlich per Morgen 6 Rthlr.
7 Gr. 10½ Pf.
[147]
Dieſe Koſten koͤnnen aber den Hackfruͤchten
nicht allein zur Laſt geſchrieben werden, da die
ſtarke Bearbeitung des Landes und der Duͤnger-
aufbringung den andern Fruͤchten zu ſtatten kommt.
Dagegen muß freilich bemerklich gemacht wer-
den, daß ſie den Duͤnger, den ſie erhalten und
konſumiren, nicht, wie das Getreide und die Huͤl-
ſenfruͤchte, durch Stroh erſetzen. In der Hin-
ſicht iſt jedoch ihr Preis geringer angenommen,
als ihr Nutzungswerth wirklich iſt, und die Wirth-
ſchaft hat den Duͤnger, den ſie wieder erzeugen
und mit welchem ſie mindeſtens ihre Ausſaugung
erſetzen, umſonſt. Ihr Ertrag iſt immer nach
ſehr gehaͤuftem und uͤberſchießendem Maaße an-
gegeben und geſchaͤtzt.
Gerſte
| war in den | auf | Morgen. | Beſtellungskoſten. | Ertrag. | Rein-Ertrag. |
| Jahren. | Schlag. | Rthlr. | Rthlr. | Rthlr. | |
| 1807 | IV. | 100 | 201 | 420 | 219 |
| 1808 | II. | 105 | 228 | 834 | 606 |
| 1809 | III. | 100 | 210 | 455 | 245 |
| 1810 | V. | 76 | 158 | 401 | 243 |
| 1811 | VII. | 90 | 134 | 480 | 346 |
| 1812 | I. | 75 | 185 | 654 | 469 |
| 1813 | VI. | 76 | 212 | 764 | 552 |
| 1814 | VI. | 90 | 157 | 755 | 598 |
| 712 | 1485 | 4763 | 3278 |
Um den Ertrag der Gerſte zu berechnen,
kann das Jahr 1807 nicht wohl mitgenommen
werden; denn hier war ſehr wenig Gerſte — nur
78 Scheffel wurden gewonnen — auch folgte
ſie nicht auf Hackfruͤchte. In mehreren andern
Jahren hatte der Schlag auch nicht Gerſte al-
lein, aber ſie war doch Hauptfrucht. Laſſen wir
alſo jenes Jahr weg, ſo war der Rein-Ertrag
von 612 Morgen 3059 Rthlr., was per Mor-
gen 4 Rthlr. 23 Gr. 1,52 Pf. betraͤgt. Hier-
bei iſt aber zu bemerken, daß der Berliner Markt-
preis der Gerſte, beſonders fuͤr die große, voll-
kommene, die hier erbauet worden, im Durch-
ſchnitt beinahe noch einmal ſo hoch geſtanden
hat, als ſie hier angenommen worden; daß mit-
hin der Gerſtbau beſonders vortheilhaft ſey.
Einjaͤhriger Klee
| war in den | auf | Morgen. | Beſtellungskoſten. | Ertrag. | Rein-Ertrag. |
| Jahren. | Schlag. | Rthlr. | Rthlr. | Rthlr. | |
| 1807 | VI. | 76 | 110 | 327 | 217 |
| 1808 | IV. | 100 | 92 | 314 | 222 |
| 1809 | II. | 105 | 96 | 316 | 220 |
| 1810 | III. | 100 | 96 | 485 | 389 |
| 1811 | V. | 76 | 140 | 236 | 96 |
| 1812 | VII. | 90 | 98 | 406 | 308 |
| 1813 | I. | 70 | 169 | 446 | 277 |
| 1814 | VI. | 71 | 83 | 570 | 487 |
| 688 | 884 | 3100 | 2216 |
Unter den Koſten iſt der Saamen in der
Regel zu dem Preiſe berechnet, wozu er gewon-
nen wurde. Der im Jahr 1812 ausgeſaͤete
mußte zum Theil angekauft werden. Außerdem
kommen hier nur die Erntekoſten in Betracht.
Das Jahr 1811 hatte keinen Klee, ſondern al-
lerlei Gemenge, deſſen Saamen, aus allerlei Ab-
fallskorn beſtehend, nicht hoch berechnet werden
durfte. Aufgefuͤhrt mußte es hier aber unter
der Rubrik des Kleebaues mit werden, da der-
ſelbe ſolchen Unfaͤllen unterworfen iſt, und dieſe
dann auf gleiche Weiſe erſetzt werden muͤſſen.
Die gruͤne Futterung iſt nach dem oben angege-
benen Futtergelde fuͤr das davon genaͤhrte Vieh
berechnet, und ſo auch die Weide.
Zweijaͤhriger Klee und Weide
| in den | von | auf | Koſten. | Ertrag. | Rein-Ertrag. |
| Jahren. | Schlag. | Morgen. | Rthlr. | Rthlr. | Rthlr. |
| 1807 | I. | 80 | 23 | 276 | 253 |
| 1808 | VI. | 76 | — | 110 | 110 |
| 1809 | IV. | 100 | — | 121 | 121 |
| 1810 | II. | 105 | 22 | 169 | 147 |
| 1811 | III. | 100 | 47 | 275 | 228 |
| 1812 | V. | 76 | 84 | 596 | 512 |
| 1813 | VII. | 90 | 6 | 62 | 56 |
| 1814 | I. | 71 | — | 180 | 180 |
| 698 | 182 | 1789 | 1607 |
Der Saamen des Klees iſt dieſem Schlage
nicht angerechnet. Die Koſten beziehen ſich alſo
bloß auf die Ernte, wenn Heu davon gemacht
oder Saamen gewonnen wurde. Nur auf das
Jahr 1812 war der Klee wieder friſch geſaͤet
worden, auf dem groͤßern Theil des Schlages V.
Iſt der Schlag bloß zur Weide benutzt, ſo fal-
len ihm keine Koſten zu.
Getreide nach Klee
| war in den | auf | Morgen. | Beſtellungskoſten. | Ertrag. | Rein-Ertrag. |
| Jahren. | Schlag. | Rthlr. | Rthlr. | Rthlr. | |
| 1807 | VII. | 95 | 276 | 545 | 269 |
| 1808 | I. | 80 | 245 | 632 | 387 |
| 1809 | VI. | 76 | 202 | 618 | 416 |
| 1810 | IV. | 100 | 211 | 490 | 279 |
| 1811 | II. | 100 | 176 | 604 | 428 |
| 1812 | III. | 90 | 222 | 764 | 542 |
| 1813 | V. | 71 | 177 | 745 | 568 |
| 1814 | VII. | 88 | 191 | 512 | 321 |
| 700 | 1700 | 4910 | 3210 |
Die Beſtellungskoſten betragen demnach im
Durchſchnitte per Morgen 2 Rthlr. 10 Gr. 33\tfrac37 Pf.
Sie waren hoͤher, wo der Klee nicht in reines,
durch Hackfruͤchte vorbereitetes Land gebauet war,
weil hier, wenigſtens auf einem Theile des Ak-
kers, mehrere Mal gepfluͤgt werden mußte. Der
[151] Rein-Ertrag per Morgen iſt 4 Rthlr. 14 Gr.
0,68 Pf. Der Hafer iſt hier, naͤchſt dem Wei-
zen, der bisher nur auf einem kleineren Theile
gebauet werden konnte, die eintraͤglichſte Frucht
geweſen, wenn auf den Strohertrag nicht Ruͤck-
ſicht genommen wird. Dazu kommt, daß die
Kleeweide, auf dem zu Hafer beſtimmten Lande,
bis ſpaͤt in den Herbſt dauert und den Schafen
noch ſehr zu Nutzen kommt. Ich werde daher
alles Land, was nicht zu Weizen und Ruͤbſaat
taugt, in dieſem Schlage wohl mit Hafer beſtel-
len, da jetzt der Roggenbau in den Außen- oder
Koppelſchlaͤgen ſo betraͤchtlich, und Stroh genug
vorhanden iſt.
Huͤlſen-Fruͤchte
| waren in den | auf | Morgen. | Beſtellungskoſten. | Ertrag. | Rein-Ertrag. |
| Jahren. | Schlag. | Rthlr. | Rthlr. | Rthlr. | |
| 1807 | V. | 76 | 185 | 307 | 122 |
| 1808 | VII. | 95 | 210 | 162 | — |
| 1809 | I. | 80 | 208 | 544 | 336 |
| 1810 | VI. | 76 | 161 | 485 | 324 |
| 1811 | IV. | 90 | 264 | 344 | 80 |
| 1812 | II. | 100 | 244 | 615 | 371 |
| 1813 | III. | 90 | 187 | 358 | 171 |
| 1814 | V. | 71 | 221 | 440 | 219 |
| 678 | 1680 | 3255 | 1623 |
Der Ertrag per Morgen iſt demnach im
Durchſchnitt Rthlr. 9 Gr. 5,4 Pf., wenn der
Berluſt im Jahre 1808 mit 48 Rthlr. abgezo-
gen wird, 2 Rthlr. 6 Gr. 3,3 Pf., alſo der ge-
ringſte, den eine Beſtellung giebt. Die Huͤlſen-
fruͤchte haben ſich aber immer als eine ſehr gute
Vorbereitung fuͤr den Roggen, ſowohl wenn ſie
reif geworden, als wenn ſie gruͤn gemaͤhet wa-
ren, hier gezeigt, und die Beſtellung ſehr erleich-
tert. Dazu kommt, daß ſie die Koſten der Duͤn-
gerauffuhr bisher getragen haben, und dann, daß
das Erbſenſtroh einen betraͤchtlichen Futterwerth
hat, der hier nicht berechnet iſt, und daß auch
das Gruͤngemaͤhete hier geringer, als ſein eigent-
licher Nahrungswerth iſt, angeſchlagen ward.
Endlich muß ich auch bemerken, daß die hier
gebaueten Erbſen in den beſonders guten Ruf
ſtehen, daß ſie ſich ſehr weich kochen laſſen, und
daß ich daher 6 — 8 Gr. mehr fuͤr den Scheffel,
als der Marktpreis iſt, erhalte. Haͤtten ſie nur
das Ueble nicht, daß der Hederich, auch der Ra-
del, unter ihnen ſo ſtark aufkommt und ſich wie-
der einſaamet!
[153]
Roggen nach Huͤlſenfruͤchten,
zuweilen etwas Weizen nach Bohnen,
| war in den | auf | Morgen. | Beſtellungskoſten. | Ertrag. | Rein-Ertrag. |
| Jahren. | Schlag. | Rthlr. | Rthlr. | Rthlr. | |
| 1807 | III. | 105 | 256 | 517 | 261 |
| 1808 | V. | 76 | 141 | 512 | 371 |
| 1809 | VII. | 95 | 220 | 624 | 404 |
| 1810 | I. | 80 | 162 | 504 | 342 |
| 1811 | VI. | 76 | 144 | 425 | 281 |
| 1812 | IV. | 90 | 140 | 609 | 469 |
| 1813 | II. | 100 | 223 | 1092 | 869 |
| 1814 | III. | 85 | 158 | 396 | 236 |
| 707 | 1444 | 4679 | 3233 |
Die Beſtellungskoſten betragen hier im
Durchſchnitt per Morgen 2 Rthlr. 1 Gr. 0,22 Pf.
Sie ſind nicht ſo hoch, wie beim Getreide nach
Klee. Der Ertrag iſt etwas geringer; der Rein-
Ertrag faſt gleich. Auch hat der Getreideſchlag
nach Klee ſeinen Vorzug im Ertrage wohl nur
dem Weizen- und Haferbau zu verdanken. Im
Roggen ſteht er dieſem nach.
Es iſt hier alſo der Ertrag der Fruͤchte,
(zuweilen einſchließlich des fuͤr Geld ausgegebe-
nen, geduͤngten und beackerten Landes, in der
Regel per Morgen 4 — 5 Rthlr., was aber doch
jaͤhrlich hoͤchſtens 12 Morgen betraͤgt), nach dem
[154] oben angenommenen Geldpreiſe berechnet. Dann
ſind alle Koſten der Beackerung, Duͤngeraufbrin-
gung und Streuung, Einſaat, Ernte u. ſ. w. —
auch im Verhaͤltniß zu obigen Preiſen und nach
der angegebenen Ausmittelung in jedem Jahre
— berechnet. Aber das Stroh iſt weder in
Einnahme, noch der Miſt in Ausgabe gebracht.
In meiner wirklichen Buchhaltung iſt das zwar
geſchehen; das Stroh, was die Schlaͤge gaben,
iſt geſchaͤtzt, und der Miſt, den ſie erhielten.
Aber theils kann ich die Genauigkeit nicht ſo
verbuͤrgen, wie bei dem uͤbrigen, und es iſt mir ſo-
gar wahrſcheinlich, daß hier Irrungen vorgefal-
len ſind, die zwar nicht fuͤr das Ganze, wohl
aber fuͤr das Einzelne bedeutend ſeyn moͤchten
— theils moͤchte es zu falſchen Anſichten verlei-
ten. Der Duͤnger wird in der Regel nur zu
den Hackfruͤchten und zu den Huͤlſenfruͤchten auf-
gefahren. Er wird ihnen, nach dem weiter un-
ten zu beſtimmenden Preiſe, zur Laſt geſchrieben.
Da ſie ihn aber nicht conſumiren, ſo behielten
die Hackfruͤchte eigentlich nur ⅓ auf ihrem Conto,
und ⅓ ward der folgenden Gerſte, ⅓ dem Ge-
treide in der Kleeſtoppel uͤbertragen. Bei den
Huͤlſenfruͤchten ward angenommen, daß ſie ihn
nur zu \tfrac16 conſumirten, und ⅚ fielen dem folgen-
[155] den Roggen zur Laſt. Dies iſt aber nicht nur
blos hypothetiſch — und ich wollte hier das fak-
tiſche vom hypothetiſchen moͤglichſt genau abſon-
dern — ſondern auch unrichtig; der Roggen
nach Huͤlſenfruͤchten ward dadurch zu ſtark bela-
ſtet, und es muß ihm in der Folge fuͤr die Duͤng-
kraft, die er im Acker hinterlaͤßt, wieder etwas
zu gut geſchrieben werden.
Dazu kommt nun noch, daß der Preis des
Strohes, woraus der des Miſtes hervorgehet,
in verſchiedenen Jahren verſchieden angenommen
war. In der Regel kann man hier das Schock
oder 1200 Pfund Stroh fuͤr 2½ Rthlr. kaufen,
wenn man es zu rechter Zeit thut. In den er-
ſten Jahren habe ich kaum ſoviel dafuͤr bezahlt.
Aber nachher ſtieg in den Kriegs- und Durch-
marſch-Zeiten, beſonders im Jahre 1811, der
Preis des Strohes zu einer ganz enormen Hoͤhe,
und dies verleitete uns ſogar, gegen die Grund-
ſaͤtze aller guten Wirthſchaft, Stroh zu verkau-
fen. Deshalb ward es denn auch in der Er-
zeugung und Conſumption in dieſem Jahre hoͤ-
her berechnet als in andern. Ohne es wieder
umzurechnen, was ſeine groͤßten Schwierigkeiten
hat, wuͤrde es die Reſultate verdunkeln.
[156]
Deshalb gehe ich hier zu der gewoͤhnlichen
Annahme, daß das Stroh den Miſt bezahle, und
dieſer jenes, zuruͤck; ob ich gleich eingeſtehe, daß
dieſe Annahme nur da paſſe, wo das Vieh auf
zwei, oder haͤufiger auf drei Theile Stroh, nur
einen Theil Heu oder Surrogat deſſelben be-
kommt; hier aber nicht, wo das Vieh im Ver-
haͤltniß des Strohes, eine ſo ſehr viel groͤßere
Quantitaͤt andern Futters erhaͤlt, daß es ſich vom
Stroh wohl durchaus nicht naͤhret, oder doch
weniger davon frißt, als vom Futter ungenoſſen
in den Duͤnger kommt — was bei einer ſo reich-
lichen Futterung nicht zu vermeiden iſt. — Hier
iſt alſo der Miſtwerth des Futters eigentlich viel
groͤßer, als der Futter- oder Nutzungswerth des
Strohes. Dem Vieh, welchem der Futterwerth
zur Laſt geſchrieben wird, ſollte alſo fuͤr den Miſt
mehr als der Strohwerth zu gut geſchrieben wer-
den. Dies iſt nun aber einmal nicht geſchehen,
und ich uͤberlaſſe es lieber meinen Leſern, nach-
dem ich ihnen die Data gegeben, es ſelbſt zu
berechnen, weil der Preis des Miſtes nach ganz
verſchiedenen Anſichten beſtimmt werden mag.
Ein Marktpreis laͤßt ſich bei den gewoͤhnlichen
laͤndlichen Verhaͤltniſſen gar nicht dafuͤr anneh-
men; kann man auch etwas dafuͤr kaufen, ſo iſt
[157] es doch nur etwas unbedeutendes. Ein Erzeu-
gungspreis behaͤlt bei jedem Abfalls-Produkte
etwas unbeſtimmtes. Der Verkaͤufer muß eine
ſolche Waare hervorbringen, er mag wollen oder
nicht, und wuͤrde noch etwas zugeben, um ſie
loszuwerden, wenn keiner ſie ihm abkaufen wollte.
Der Nutzungspreis iſt ſehr relativ, obwohl im-
mer beiweitem hoͤher als der Marktpreis, wo ein
ſolcher ſtatt findet.
Ich will alſo nur angeben, was dieſe Haupt-
ſchlaͤge an Stroh gegeben haben, und dann wie-
derholen, wie viel ſie Miſt erhielten. Das Stroh
iſt freilich nicht ſaͤmmtlich gewogen, ſondern es
iſt theils nach ſeinem, durch Probedruſch in je-
dem Jahre ausgemittelten Verhaͤltniſſe zum Korn,
theils nach der Mandelzahl des eingefahrenen Ge-
treides, geſchaͤtzt worden, und wohl ehe etwas zu
geringe als zu hoch. Es iſt auch in einigen
Jahren nach Scheunenbunden annotirt; aber
das iſt im Ganzen weniger zuverlaͤſſig, da waͤh-
rend des Dreſchens immer Stroh aus den Scheu-
nen von den Viehwaͤrtern geholt wird, auch die
Bunde ſehr verſchieden geſchuͤrzt werden.
[158]
Es iſt an Hundert-Pfund-Gewicht gewonnen
| in den Jahren | von den Schlaͤgen | jährlich | ||||||
| I. | II. | III. | IV. | V. | VI. | VII. | ||
| 1807 | — | — | 832 | 764 | 515 | — | 850 | 2961 |
| 1808 | 898 | 788 | — | — | 990 | — | 206 | 3123 |
| 1809 | 212 | — | 659 | — | — | 821 | 1008 | 2700 |
| 1810 | 954 | — | — | 917 | 557 | 838 | — | 3266 |
| 1811 | — | 1029 | — | 240 | 120 | 598 | 372 | 2118 |
| 1812 | 450 | 846 | 1328 | 924 | 112 | — | — | 3660 |
| 1813 | — | 1490 | 324 | — | 1054 | 712 | — | 580 |
| 2514 | 4153 | 3143 | 2845 | 3348 | 2969 | 2436 | 21408 | |
Kartoffelnſtroh iſt nicht berechnet.
An Miſt hat erhalten
- Schlag I. im Jahre 1809 210 Fuder.
- ″ ″ ″ ″ 1911 573 ″
- 783 ″
- Schlag II. im Jahre 1807 620 Fuder.
- ″ ″ ″ ″ 1812 537 ″
- 1157 ″
- Schlag III. im Jahre 1808 598 Fuder.
- ″ ″ ″ ″ 1813 218 ″
- 816 ″
- Schlag IV. im Jahre 1806 400 Fuder.
- ″ ″ ″ ″ 1811 376 ″
- ″ ″ ″ ″ 1812 454 ″
- 1231 ″
[159]
- Schlag V. im Jahre 1807 312 Fuder.
- ″ ″ ″ ″ 1809 264 ″
- ″ ″ ″ ″ 1812 56 ″
- 630 ″
- Schlag VI. im Jahre 1810 312 Fuder.
- ″ ″ ″ ″ 1812 380 ″
- 692 ″
Daneben Mergel
- Schlag VII. im Jahre 1808 340 Fuder.
- ″ ″ ″ ″ 1810 516 ″
- 856 ″
Es ſind alſo auf die Hauptſchlaͤge gekom-
men 6165 Fuder.
Da kleinere Fuder auf groͤßere reduzirt wer-
den, ſo kann das Fuder mindeſtens zu 20 Centner
oder 2200 Pfund angenommen werden.
Es faͤllt in die Augen, daß dieſer Miſt nicht
aus dem Stroh hervorgehen konnte, was dieſe
Schlaͤge lieferten. Der uͤbrige Theil des Ackers,
und in den erſten Jahren Koͤnigshof, trugen an
Stroh dazu bei. Aber aus der Futterung, wel-
che von den Hauptſchlaͤgen gewonnen ward, ging
er reichlich hervor. Ward Stroh von dem uͤbri-
brigen Acker zur Aufnahme des Futtermiſtes ge-
[160] liefert, ſo erhielt dieſer dafuͤr mehr Miſt wieder,
als er nach ſeiner Stroh-Produktion haͤtte er-
halten koͤnnen. Wir wollen dies indeſſen ge-
nauer erwaͤgen.
Ich habe die Ausmittelung des Verhaͤltniſ-
ſes, in welchem aus einer gegebenen Quantitaͤt
Stroh und Futterung Stallmiſt erzeuget wird,
ſeit jeher fuͤr eins der wichtigſten Probleme in
der Theorie der Land-Oekonomie gehalten, auf
die im kleinern angeſtellten Verſuche aber wenig
Gewicht gelegt, weil der feuchtere oder trocknere,
der mehr oder minder zergangene Zuſtand des
Miſtes, der ſich nicht wohl beſtimmen laͤßt, eine
gar zu große Differenz bei dem Abwaͤgen giebt.
Es gehoͤrt dazu ein großes, eine Reihe von Jah-
ren durchgefuhrtes Experiment, wobei kleine Dif-
ferenzen ſich wieder ausgleichen, und das Reſul-
tat ſich aus ſolchen Umſtaͤnden ergiebt, die bei
der Erzeugung und Ausfuhr des Miſtes die ge-
woͤhnlichen ſind. Ich habe deshalb mehrere,
auf die Befoͤrderung der Wiſſenſchaft zugleich
bei ihrem Gewerbsbetriebe Ruͤckſicht nehmende
Landwirthe, aufgefordert, nach einem moͤglichſt
genauen
[161] genauen, in einer großen Wirthſchaft ausfuͤhr-
baren Ueberſchlage, das Verhaͤltniß des vom Hofe
abgefahrenen Duͤngers, gegen das auf ſelbigem
verbrauchte Stroh und Futter zu beobachten,
und viele haben mir hoͤchſt ſchaͤtzbare, wenn gleich
noch nicht voͤllig befriedigende und die Frage er-
ſchoͤpfende, Bemerkungen daruͤber mitgetheilt.
Ich nahm mir aber auch meinerſeits vor, die
Sache mit aller, bei einem groͤßeren Wirth-
ſchaftsbetriebe moͤglichen, Genauigkeit zu erfor-
ſchen. Im Jahre 1805 — 6 geſchahe es mit
moͤglichſter Aufmerkſamkeit; aber das Jahr
1806 — 7 zerſtoͤrte alle Verhaͤltniſſe und Ord-
nung auf dem Wirthſchaftshofe dermaßen, daß
bis 1809 alle Beobachtungen mangelhaft und
zweifelhaft blieben. Von dieſem Jahre an kann
ich mich aber wieder auf die Richtigkeit der An-
gaben verlaſſen, die ich hier mittheile.
Von der Ernte 1809 an bis 1. Juni 1814
ſind auf dem Hofe verbraucht an Stroh
- 1809-10 3912 hundert Pfund.
- 1810-11 4360 ″ ″
- 1811-12 3708 ″ ″
- 1812-13 3970 ″ ″
- 1813-14 5602 ″ ″
- 21552 ″ ″
11
[162]
Gewogen iſt dieſes Stroh, wie oben geſagt,
nicht ſaͤmmtlich, ſondern es iſt theils nach dem,
durch Probedruſche ausgemittelten Verhaͤltniſſe
des Korns zum Stroh, theils nach der Zahl der
geernteten Mandeln und Fuder beſtimmt. Das
von Koͤnigshof gelegentlich heraufgebrachte Stroh
vermag ich nur nicht genau zu beſtimmen, aber
es iſt gewiß, daß es kaum ſo viel betraͤgt, als
dasjenige, was bei Holz- und Kornfuhren, be-
ſonders aber in den Jahren 1812, 1813 und
1814 auf den Kriegsreiſen von den Knech-
ten mitgenommen ward, und was auch die Dre-
ſcher und Tageloͤhner fuͤr ihre Schweine und
Gaͤnſe vom Hofe mitnehmen, und was ſich auch
nicht berechnen laͤßt. Jenes Stroh iſt alſo als
in Moͤglin gewonnen anzunehmen.
An Heu iſt verbraucht worden
| geliefert von den Haupt- ſchlaͤgen | von der Wieſe Supplement und Außenland, | 430 Ct. | |
| im Jahr 1809 | von Sch. | ||
| II. Klee | 594 Ct. | Spergel-Heu | 320 ″ |
| I. Wicken | 380 ″ | Garten | 62 ″ |
| Koͤnigshof | 620 ″ | ||
| Latus | 974 ″ | Latus | 1432 ″ |
| Transport | 974 Ct. | Transport | 1432 Ct. |
| 1810. | |||
| III. Klee | 886 Ct. | Wieſen | 411 Ct. |
| II. ″ | 140 ″ | Außenland, | |
| VI. Wicken | Spergel | 56 ″ | |
| Koͤnigshof | 552 ″ | ||
| 1811. | |||
| IV. Wicken | 288 ″ | Wieſen | 453 ″ |
| V. | 187 ″ | Garten | 10 ″ |
| III. Spergel | 80 ″ | Koͤnigshof | 667 ″ |
| VII. Klee, Nach- Heu | 72 ″ | ||
| 1812. | |||
| V. Klee | 403 ″ | Wieſen | 190 ″ |
| VII. Klee | 448 ″ | Koͤnigshof | 464 ″ |
| II. Wicken | 297 ″ | Schlag I. Klee | 315 ″ |
| 1813. | |||
| I. Klee | 676 ″ | Wieſen | 325 ″ |
| III. Wicken | 60 ″ | Garten | 41 ″ |
| Koͤnigshof | 724 ″ | ||
| 4511 Ct. | 5622 Ct. | ||
| Der Centner zu 110 Pfund. | |||
An Kartoffeln und Ruͤben, auf Kartoffel-Werth
reduzirt, ſind conſumirt.
- 1809 201 Wispel.
- 1810 188 ″
- 1811 230 ″
- 1812 196 ″
- 1813 164 ″
- 979 Wispel oder 2584560 Pfund.
Sie ſind in ihrem Futterungswerthe anzu-
nehmen zur Haͤlfte = 12922 Hundert Pfund Heu.
Es ſind alſo auf dem Hofe verbraucht
- Stroh 21552 Hundert Pfund.
- Heu 4511 + 5622 Cent-
ner 11133 ″ ″ - Wurzeln = Heu 12992 ″ ″
- 45677 Hundert Pfund.
An Gruͤnfutter kann ich in Hinſicht des
Miſtes vorerſt nur das berechnen, was die Kuͤhe
erhalten haben; denn theils laͤßt ſich dies nur
genauer beſtimmen, theils iſt von den Pferden
und Ochſen den Tag uͤber der Miſt zum Theil
wieder vertragen worden. Bei voller gruͤner
Stallfutterung iſt einer Kuh taͤglich ihr Futter
zu 1 Gr. 6 Pf. berechnet, und ſo iſt es auch
den Schlaͤgen zu gut geſchrieben. Nach ange-
ſtellten Verſuchen und Abwaͤgungen erhaͤlt im
[165] Durchſchnitt eine Kuh taͤglich 92 Pfund gruͤnes
Futter. Dies laͤßt ſich im Durchſchnitt an-
nehmen = 22 Pfund Heu oder ⅕ Centner.
Nun iſt nach den taͤglichen Anzeichnungen das
Futtergeld, nach obigem Satze, den Kuͤhen oder
vielmehr dem Kuhſtalle folgendermaßen berechnet:
- im Jahr 1809 zu 195 Rthlr.
- ″ ″ 1810 ″ 210 ″
- ″ ″ 1811 ″ 124 ″
- ″ ″ 1812 ″ 259 ″
- ″ ″ 1813 ″ 283 ″
- 1071 Rthlr.
Dafuͤr ſind alſo auf den Hof gekommen
17136 taͤgliche Kuh-Rationen Gruͤnfutter a ⅕
Centner Heu, mithin = 3712 Centner Heu.
Alſo ſind uͤberhaupt an Stroh und Futter,
das Gruͤne auf Trockenes reduzirt, verbraucht
worden
49389 Hundert Pfund.
Nun ſind an Miſt ausgefahren worden
- im Jahr 1809 898 Fuder.
- ″ ″ 1810 1234 ″
- ″ ″ 1811 965 ″
- ″ ″ 1812 1052 ″
- ″ ″ 1813 1251 ″
- 5400 Fuder.
[166]
Nach den vorgenommen Abwaͤgungen muß
ein volles vierſpaͤnniges Fuder, worauf die ſchwaͤ-
cheren dem bloßen, aber nicht erheblich truͤgen-
den, Augenmaaße nach reduzirt werden, zu 22
Hundert Pfund angenommen werden.
Es ſind alſo ausgefahren worden
118800 Hundert Pfund Miſt.
Nach allen mir zugekommenen Datis be-
waͤhrt ſich die Formel im Durchſchnitt, daß man
die Quantitaͤt des Miſtes finde, wenn man das
Stroh und die trockene, oder auf trockene redu-
zirte gruͤne Futterung, dem Gewichte nach, mit
2, 3 multiplizirt.
Und ſo kaͤmen aus jenen 49389 Hundert
Pfunden heraus
113594 Hundert Pfund Miſt.
Die Ausfuhr aber ergiebt 118800 Hundert
Pfund. Mithin iſt ein Plus an Miſt von
5206 Hundert Pfund.
Woher kommt dieſes Plus? Von der Weide!
Den Kuͤhen iſt die Weide, die ſie faſt al-
lein auf den Hauptſchlaͤgen halten, berechnet
[167]
- im Jahre 1809 zu 118 Rthlr.
- ″ ″ 1810 ″ 96 ″
- ″ ″ 1811 ″ 97 ″
- ″ ″ 1812 ″ 92 ″
- ″ ″ 1813 ″ 40 ″
- 443 Rthlr.
Der Tag iſt aber im Durchſchnitt ange-
ſchlagen zu 1 Gr. Folglich haben in dieſen Jah-
ren ſtatt gefunden
10632 taͤgliche Kuhweider.
Da die Kuͤhe nur etwa 8 Stunden oder
⅓ Tag draußen ſind, um ſich ſtatt zu freſſen, ⅔
aber auf dem Stalle zubringen, ſo fallen ⅔ des
Weidemiſtes in dem Stalle. Nun giebt, nach
Meyers Verſuchen, eine mittlere Kuh bei reich-
licher Weide 34 Pfund Miſt taͤglich. Wenn de-
ren 22 im Stalle fallen, ſo betraͤgt dies 2399
Hundert Pfund.
Im Durchſchnitt wurden 20 Ochſen gehal-
ten, und dieſe weideten 180 Tage. Ich nehme
fuͤr den Tag 10 Pfund Miſt, den ſie auf den
Hof brachten. Alſo jaͤhrlich 380 Hundert Pfund.
In 5 Jahren alſo 1800 Pfund.
Es waren vom Jahre 1811 an im Durch-
ſchnitt 300 Schafe — fruͤher einige Hammel —
da, und des Nachts im Stalle. Jedes bringt
[168] 200 Tage. 2 Pfund Miſt, jaͤhrlich 400 Pfund,
von der Weide; macht jaͤhrlich 1200, in 3 Jah-
ren 3600 Hundert Pfund.
Von der Weide alſo
7739 Hundert Pfund.
Alſo fehlt an ausgefahrenem Miſt wieder
2,533 Hundert Pfund oder jaͤhrlich 506. Dagegen
iſt aber auch der Miſt, der auf Schiebekarren
in den Garten gebracht worden, wenigſtens nicht
ſtrenge angezeichnet.
Mithin bewaͤhrt ſich jene Formel auch hier.
Wir wollen ſie nun anwenden auf das
Duͤngermaterial, welches die Hauptſchlaͤge allein
ſeit dem Jahre 1809 geliefert, und den Duͤnger,
den ſie erhalten haben.
Sie haben an Stroh ge-
liefert ſeit der Ernte 1809 15324 Hundert Pfd.
- an Heu 4962 ″ ″
- an Wurzeln auf Heu re-
duzirt 12922 ″ ″ - an Gruͤnfutter — — 3550 ″ ″
- 36758 Hundert Pfd.
[169]
Dieſe 36758 Hundert Pfund mit 2, 3 mul-
tiplizirt, um den daraus erfolgenden Miſt zu fin-
den, ergeben 84543 Hundert Pfd. Miſt.
- Dazu der von den
Hauptſchlaͤgen er-
folgende Weidemiſt 2339 ″ ″ ″ - 86882 Hundert Pfd.
Dies giebt a 2200 Pfd. = 3949 Fuder.
Die Hauptſchlaͤge haben aber vom erſten
Junius 1809 bis dahin 1814 erhalten 4097
Fuder, folglich 148 Fuder in 5 Jahren, oder
jaͤhrlich 29⅗ Fuder mehr, als ſie nach ihrem ge-
lieferten Duͤngungsmaterial erhalten ſollten. Die-
ſes geringen Zuſchuſſes bedurften ſie nur in den
fruͤhern Jahren. Im Jahr 1814 hinterließen
ſie ſchon einen großen Vorſchuß an Heu und
Stroh, der zu Anfange des Jahres 1809 durch-
aus nicht vorraͤthig war. Auch iſt ihr nicht un-
betraͤchtliches Kartoffelſtroh, ihr Ruͤbenblaͤtter-Ab-
fall nicht berechnet. Jetzt hat es gar keinen
Zweifel, daß ſie ſich ohne allen fremden Duͤn-
ger-Material-Zuſchuß in ihrer Kraft erhalten und
verſtaͤrken koͤnnen; ſo lange naͤmlich, wie dieſe
Fruchtfolge bleibt, und nicht Handelsgewaͤchſe,
die mehr Duͤnger conſumiren als geben, einge-
[170] fuͤhrt werden; was bei der immer zunehmenden
Kraft dieſer Schlaͤge — woruͤber unten ausfuͤhr-
licher — doch geſchehen wird.
Der Miſt wird hier ausgefahren, ſo wie
die Beſtellung es erfordert und die Wirthſchafts-
geſchaͤfte es geſtatten. Ich bin jetzt uͤberzeugt,
daß es hinſichtlich der Wirkung die beſte Be-
handlung des Miſtes waͤre, wenn man ihn ſo-
gleich aus dem Stalle auf den Acker braͤchte,
ohne ihn irgend eine Gaͤhrung und Zerſetzung
untergehen zu laſſen. Denn dieſe geht im Bo-
den am beſten und ſchnell genug vor ſich; und
ſie hat, im Boden ſelbſt vorgehend, wahrſcheinlich,
eine beſonders nuͤtzliche Wirkung auf den im Bo-
den befindlichen uͤberoxidirten, faſerigen und ſaͤu-
erlichen Huarus. Aber ſolcher lange Miſt muß
mehrere Male durchgepfluͤgt werden, wenn er ge-
hoͤrig wirken ſoll; auch darf man ihn bei hoͤhe-
rer Luft-Temperatur nicht unmittelbar vor der
Saatbeſtellung unterbringen, weil er die Getrei-
deſaat ſonſt leicht uͤbertreibt und ſie in der Folge
ſchwaͤchlich macht. Auch bringt man den ſtrohi-
gen Miſt mit einer Furche nicht gehoͤrig unter
[171] und endlich ſind in ſolchem Miſte noch viele un-
zerſtoͤrte Unkrautsſaamen. Uebrigens paßt auch
dieſe unmittelbare Ausfuhr ſelten. Deshalb un-
tergeht auch der Miſt gewoͤhnlich die erſte Gaͤh-
rung auf meiner geraͤumigen Miſtſtelle, wo er
in zwei, manchmal in drei Theilen abgeſondert
liegt. Der aͤltere Theil wird zuerſt abgefahren,
und wenn dies geſchehen, ein neuer Haufen auf
der Stelle angelegt. Im Winter werden die
Rindviehſtaͤlle woͤchentlich einmal, im Sommer
zweimal ausgemiſtet; zuweilen bleibt der Miſt
auch laͤnger im Stalle liegen. Pferde- und Schwei-
nemiſt wird dazwiſchen gebracht, und alles wird
gehoͤrig aufgeſchichtet. Jauche wird aus der einen
Seite des Stalles in ausgemauerte Behaͤlter
aufgefangen. Es iſt aber unbedeutend wenig,
das Stroh nimmt ſie hinlaͤnglich auf, und in
Stroh iſt ſie mir am liebſten. Das Wenige
braucht der Gaͤrtner um Compoſt und Miſtbeet-
Erde zu machen. Von der andern Seite zieht
ſich die wenige Jauche durch Rinnen in die Miſt-
ſtelle, deren Grund immer mit Stroh und Ab-
faͤllen belegt iſt, welche ſie aufnehmen. Es iſt
an der abhaͤngigen Seite der Miſtſtelle zwar ein
Jauchenbehaͤlter mit einer Plumpe angelegt; aber
außer bei ſtarkem und anhaltenden Regen fließt
[172] nichts ab. In dem Falle wird jetzt die waͤſſe-
rige Jauche aus dem Behaͤlter auf ein Luzerne-
Feld geleitet; denn von ihrem Auffahren in Ton-
nen auf den Acker habe ich keine Wirkung ge-
ſehen, die die Arbeit bezahlte. So kommt kein
Tropfen Duͤnger-Stoffs um; und darauf kommt
es nur an. Wo es an Streuſtroh mangelt, da
muß man freilich anders verfahren und die viele
Jauche moͤglichſt vortheilhaft zu benutzen ſuchen.
Aber keine Methode erſetzt eine reichliche Streu-
ung, ſowohl in Hinſicht auf das Vieh, wie auf
den Duͤnger.
Der Schafmiſt wird in der Regel zweimal
jaͤhrlich ausgefahren. Denn bis jetzt habe ich
nicht pferchen laſſen; weil ich auch glaube, daß
der Schafmiſt mit Stroh verbunden am meiſten
Wirkung thue.
In meiner, ſchon an andern Orten mehr-
mals geaͤußerten Meinung, daß der Miſt gar
nichts verliere, wenn er im Winter und im Som-
mer ausgebreitet auf dem Acker liege, bin ich
durch die Beobachtung faſt jaͤhrlich vorkommen-
der Faͤlle, die man als comparative Verſuche be-
trachten kann, immer mehr beſtaͤrkt. Ich laſſe
den Miſt ausfahren, wenn der Acker leer und
Zeit da iſt, und ihn ſogleich ſtreuen. So bleibt
[173] er liegen, bis die Zeit des Pfluͤgens heran kommt.
In den erſten Tagen zeigt der Geruch an, daß
der Miſt etwas ausdunſte; das iſt aber auf keine
Weiſe zu vermeiden. Nachher riecht man nichts.
Der Miſt wird trocken und wieder naß. Die
durch den Zutritt des Oxygens ſich bildende Ex-
trictirſtoffe und Kohlenſaͤure wird von dem trok-
kenen Boden angezogen, und dieſer bleibt beſon-
ders muͤrbe und begruͤnt zwiſchen dem Miſte
ſtark. War der Miſt ganz gruͤn durchgewach-
ſen, ſo hat er die herrlichſte Wirkung gethan.
Daß es ſehr angenehm ſey, einen Vorrath
von recht zergangenen Mengeduͤnger zu haben,
gebe ich allerdings zu. Man kann durch Ueber-
ſtreuung deſſelben uͤber eine junge Saat, der
man Kraft geben will, viel ausrichten. Seine
Wirkung iſt, zumal wenn Regen kommt, ſehr
ſchnell. Wenn man aber viel Miſt dazu ver-
wenden muß, ſo verliert man in der Zeit. Kein
Kapital verzinſet ſich durch ſeine Anlage ſo ſtark,
wie das Duͤnger-Kapital. Wenn man es ſchnell
anlegt, ſo gewinnt man zuweilen in einem hal-
ben Jahre ſo viel Duͤnger-Material damit, als
darin ſtach, und jenes bleibt doch faſt unge-
ſchwaͤcht im Acker. Laſſe ich den Miſt ein Jahr
und laͤnger in Compoſt-Haufen liegen, ſo pro-
[174] duzirt er mir derweilen nichts. So lange ich
noch Acker habe, deſſen Ertrag gewinnt, wenn
ich ihn gleich duͤnge, kann ich mich nicht ent-
ſchließen, Miſt beizupacken zu kuͤnftigem Ge-
brauch. Alle Abfaͤlle werden in die Miſtſtelle
gebracht, und werden da muͤrbe genug, um im
Acker zu zergehen, wenn ſie mit dem uͤbrigen
aufgebracht werden.
Andere Duͤng-Materialien habe ich wenig
und nur Verſuchsweiſe gebraucht. Seifenſieder-
Aſche, die in meiner großen Haushaltung ge-
macht worden, wird natuͤrlich gebraucht. Ich
koͤnnte ſie aus Wriezen, eine kleine Meile her,
ſehr wohlfeil, gegen das was an andern Orten
dafuͤr bezahlt wird, in Menge erhalten. Aber
ich habe hier keine ſolche Wirkung davon ge-
habt, welche der gleich kaͤme, die ich von ſo viel
Mergellehm verſpuͤre, als ich mit denſelben Ko-
ſten und Arbeit kann aufbringen laſſen. Sie
ſcheint auf ſandigem Boden nicht ſo, wie auf
Lehmboden, zu wirken, und daher kommt es wohl,
daß niemand den Seifenſiedern in jener Stadt
die Aeſcher abkaufen will. Ich geſtehe indeſſen,
daß ich ihre Wirkung auf lange geruhetem Lande,
ſogenannten Legden, wo man ſie beſonders ruͤh-
[175] met, noch nicht verſucht habe; werde es aber
doch naͤchſtens thun.
Naͤchſt der Seifenſieder-Aſche ſind Horn-
ſpaͤne hier zu haben, aber zu einem nicht unbe-
traͤchtlichen Preiſe; denn ſie werden, da ihre
Wirkung auffallender und bekannter iſt, ſchon
von vielen geſucht. Das hoͤchſte, was ich habe
erhalten koͤnnen, waren 5 — 6 Wispel, womit
im Jahre 1810 eben ſo viele Morgen geduͤngt
worden. Die Wirkung hat ſich mehr nachhal-
tig als ſtark gezeigt, vermuthlich weil der groͤßere
Theil aus großen Stuͤcken beſtand, die allmaͤh-
lig zerfielen.
Dasjenige auswaͤrtige Duͤngungsmittel, wel-
ches ich hier, im Verhaͤltniß ſeiner Koſten, am
vortheilhafteſten gebrauchen koͤnnte, iſt ohne Zwei-
fel der Gips auf Klee. Er zeigt auf dieſem
eine ſehr kraͤftige Wirkung. Aber bisher iſt es
noch zu ſchwierig geweſen, ihn in erforderlicher
Menge herbeizuſchaffen. Er reichte nur, um den
Stellen, wo der Klee am magerſten ſtand, da-
mit aufzuhelfen, und dieſe uͤbertrafen dann oft
die, wo er vor dem Gipſen am ſtaͤrkſten war.
Es iſt alſo der Boden ganz durch den, von
ihm ſelbſt erzeugten Duͤnger aufgeholfen, und
blos durch das Verhaͤltniß des Futterbaues, zum
[176] Fruchtbau mittelſt jener Fruchtfolge zu einer
Triebkraft erhoben worden, welche die Moͤglin-
ſchen Felder, bei einer hoͤchſt einfachen Behandlung
immer mehr auszeichnet; ſo daß ich jetzt ſchon be-
haupten darf, es ſey Boden dieſer Art ohne
außerordentliche Beihuͤlfe noch nie zu hoͤhe-
rem Ertrage erhoben worden, beſonders auf de-
nen Schlaͤgen, die jetzt ihren zweiten Umlauf
angetreten haben. Daß mein Acker unabhaͤngig
von der Witterung ſey, will ich keineswegs be-
haupten, vielmehr bedarf er bei ſeiner hohen,
dem Winde ausgeſetzten Lage, einer oͤfteren Er-
friſchung durch Regen, zur Aeußerung ſeiner gan-
zen Kraft, mehr wie mancher andere von glei-
cher Conſiſtenz und Waſſerhaltigkeit. Allein er
kann, ohne daß die Pflanzen weſentlich leiden,
Duͤrre uͤber alles Erwarten aushalten; was nur
durch die Art der Beackerung, bei welcher die
Ackerkrume mehr Feuchtigkeit aufnimmt und we-
niger verdunſtet, bewirkt wird. Feuchte Som-
mer gewaͤhren mir den hoͤchſten Ertrag, beſon-
ders in allen Sommerfruͤchten. Mißwachs habe
ich daher noch in keiner Frucht erlitten, außer
im Jahre 1807 bei den Ruͤben auf Schlag II.,
und im Jahre 1808 bei den Huͤlſenfruͤchten auf
Schlag VII. Mißwachs nenne ich aber, wenn
die
[177] die Frucht nicht ihre ſaͤmmtlichen Beſtellungsko-
ſten zugleich mit einer angemeſſenen Bodenrente
bezahlt; jedoch kann letztere von einem Vorbe-
reitungsjahre, wie der zweijaͤhrige Klee iſt, nur
maͤßig gefordert werden.
Um Mißverſtaͤndniſſe zu vermeiden, muß ich
hier bemerken, daß unter den Koſten die Boden-
rente zwar nicht mit begriffen ſey; daß dieſe aber
bei dem Abſchluſſe der Jahres-Rechnung aller-
dings in Betracht komme. Die Bodenrente
ſammt Zinſen des Inventariums und Betriebs-
Kapitals, muͤſſen erſt bezahlt ſeyn; nur das uͤbrige
nehme ich als Rein-Ertrag des Wirthſchaftsbe-
triebes an. Ich unterſcheide die Pacht, die der
Boden geben koͤnnte, und den Gewinn, den der
Paͤchter machen wuͤrde, nachdem er jene bezah-
let hat.
Ich nehme aber die reine Bodenrente oder
den Pachtwerth der Schlaͤge, ſo wie ſie im Jahre
1815 ſind, folgendermaßen an:
12
[178]
- Schl. I. 74 M. a 2 Rthl. 8 Gr. = 172 Rthl. 16 Gr.
- ″ II. 88 ″ a 2 ″ 6 ″ = 198 ″ ″ ″
- ″ III. 85 ″ a 1 ″ 16 ″ = 141 ″ 16 ″
- ″ VI. 89 ″ a 2 ″ — ″ = 178 ″ — ″
- ″ V. 70 ″ a 2 ″ 12 ″ = 175 ″ — ″
- ″ VI. 71 ″ a 1 ″ 12 ″ = 177 ″ 12 ″
- ″ VII. 88 ″ a 1 ″ 20 ″ = 161 ″ 8 ″
- 1204 Rthl. 4 Gr.
Warum ich den Grundwerth gerade ſo
ſchaͤtze, gehoͤrt nicht hierher. Ich bemerke nur,
daß ſie dieſen Grundwerth zu Anfange der Ro-
tation noch nicht hatten, und daß er mit zuneh-
mender Kultur und Triebkraft ſteige. In dem
Kapital-Conto wird dieſe Landpacht der Wirth-
ſchaft zur Laſt geſchrieben; dagegen kommt ihr
zu gut, was an Meliorationen in dem Jahre
bewirkt iſt. Zu dieſen Meliorationen gehoͤrt
ſelbſt die vermehrte Kraft des Bodens. Wie
ich ſolche berechne, davon in der Folge. So wie
ſie zunimmt, vergroͤßert ſich auch der Kapital-
werth des Bodens, und mithin die Rente, die
die Wirthſchaft — welche ganz als Paͤchter an-
geſehen wird — bezahlen muß. Ich bemerke
aber doch, daß ich einem andern Paͤchter jene
Schlaͤge nimmer zu dem Preiſe verpachten wuͤr-
de, wenn ich nicht feſt uͤberzeugt waͤre, daß er
[179] gerade eben ſo wirthſchaften wuͤrde, wie ich es
thue. Denn meine Wirthſchaft wirkt von Jahr
zu Jahr verbeſſernd, und deshalb wird ihr nicht
hoͤhere Pacht berechnet.
Die Supplemente
der Hauptſchlaͤge uͤbergehe ich, weil ſie kein Re-
ſultat geben koͤnnen. Sie waren bis 1808 noch
nicht in gehoͤriger Ordnung; Hackfruͤchte waren
nur im Jahre 1805 und 1806 darauf gebauet,
und 1809 ward ſchon beſchloſſen, ſie zu einem
Koppelſchlage zu nehmen, und ſie wurden dem
gemaͤß behondelt. Von dieſem Lande wird uͤbri-
gens als Koppelſchlag 5 die Rede ſeyn.
Die Koppelſchlaͤge.
Das nicht zu jenen 7 Schlaͤgen gehoͤrige
Land, ohngefaͤhr 350 Morgen, was theils ent-
fernt lag und nie Duͤnger erhalten hatte; theils,
wenn gleich naͤher liegend, von ſehr ſchlechter
natuͤrlicher Beſchaffenheit war, ward in den er-
ſten Jahren zwar ohne Ordnung, doch ohngefaͤhr
ſo behandelt, daß nach einer ſchwachen Duͤngung
[180] Buchweizen geſaͤet ward, darauf Roggen; wo-
nach es dann wieder 3 Jahr zur Hammel- zum
Theil auch Ochſenweide liegen blieb. Denn es
war immer die wahrſcheinliche Ausſicht da, von
der angrenzenden Reichnower Feldmark noch Land
zu erhalten, und dann ein geordnetes Ganzes
daraus bilden zu koͤnnen.
Im Jahr 1809 erreichte ich meinen Zweck,
und es ward mir das Land von zwei Bauerhoͤ-
fen, die wuͤſt geworden waren, an meine Grenze
durch Umtauſch gelegt. Da dieſes faſt ſaͤmmt-
lich dreijaͤhriges und ſechsjaͤhriges Land war, ſo
betrug der durch den Umſatz erhaltene Flaͤchen-
inhalt 640 Morgen. Aber nicht mehr als etwa
350 Morgen waren des Anbaues werth; das
uͤbrige war ganz ſchlechtes, ſandiges, ſteiniges
Land. Jene haben eine natuͤrlich gute Grund-
miſchung, einen feinpulverigten Sand mit 25
bis 35 pr. C. Thon — ſtellenweiſe auch mehr
— gebunden. Aber alles war aufs aͤußerſte er-
ſchoͤpft durch dreijaͤhrigen Roggenbau ohne allen
Duͤnger, den die Reichnower Bauern bei ihrem
faſt gaͤnzlichen Wieſenmangel, auf dieſes entfernte
Land zu bringen, nicht einmal denken konnten.
Es gab daher im Roggen haͤufig nicht die Ein-
ſaat wieder. Hafer ſaͤeten einige in die niedri-
[181] gen Gruͤnde, fanden es aber ſelten der Muͤhe
werth, ihn ordentlich zu ernten, ſondern nahmen
die Garben nur ſo gelegentlich mit zum Futter
auf Reiſen. Dann war das Land voll von gro-
ßen und kleinen Steinen, deren gaͤnzliche Ent-
fernung noch mehrere Jahre erfordern wird.
Um nun gleich nach der Uebergabe des Lan-
des etwas zu thun, ward das jetzt groͤßtentheils
in Schlag 3 liegende Land, welches in dieſem
Jahre ſogenanntes Brachfeld geweſen waͤre, ſo
ſorgfaͤltig, wie es ihm wohl nie wiederfahren war,
bearbeitet. Wir wollten verſuchen, was durch
Beackerung auszurichten ſey, und erwarteten, daß
wenigſtens die in den haͤufigen und breiten
Scheidlingen abgeſetzte Modererde, mit der gan-
zen Ackerkrume gemiſcht, etwas Nahrungsſtoff
geben wuͤrde. Es ward mit Roggen beſtellt, der
aber nicht mehr als 2½ Scheffel per Morgen
gab, und mithin die darauf verwandte Arbeit,
in dem fruchtbaren Jahre 1810, nicht bezahlte.
Es ward nun eine Eintheilung dieſes und des
vorherigen Außenlandes in 8 Schlaͤgen beſtimmt.
Da ſie als Weideſchlaͤge benutzt werden, und
folglich zuſammenhaͤngende Koppeln bilden ſoll-
ten, ſo war keine voͤllige Gleichheit, weder im
Flaͤcheninhalte noch in der Groͤße zu bewirken,
[182] da das ganz unbrauchbare Land dazwiſchen lag. Sie
wurden ſo abgetheilt, wie ſie auf der Situationskarte
angegeben ſind. Jeder ohngefaͤhr zu 90 Morgen.
Im Jahr 1810 hatte alſo Schlag 3 Rog-
gen. Der Schlag 5 trug groͤßtentheils mit Ha-
fer ab, und hatte ſchon aufgehoͤrt, als Supple-
ment der Hauptſchlaͤge I. V. und VI. betrach-
tet zu werden. Der Schlag 4, welcher fruͤher
ſchon etwas gemergelt und auch jetzt geduͤngt
war, hatte Roggen. Ich erwaͤhne dieſer Beſtel-
lung nur beilaͤufig, denn Reſultate koͤnnen bis
dahin nicht daraus gezogen werden.
In dieſem Sommer ward nun Schlag 1
theils gemergelt, aus der in der Mitte des Schla-
ges am Wege liegenden Grube, im naͤhern Um-
fange derſelben; theils gemodert mit einem tor-
figen Moder, der aus einem auf Schlag 3 lie-
genden ſumpfigen Pfuhl, nachdem er abgewaͤſ-
ſert worden, ausgegraben war, und ein Jahr
mit Kalk und etwas Pferdemiſt aufgeſchichtet ge-
legen hatte. Der Moder ward vorerſt auf den
an der Reichnower Grenze liegenden Theil ge-
bracht. Ein Streifen ward gemergelt und ge-
modert zugleich, doch beides ſchwaͤcher als das
uͤbrige. Der nach Schlag 2 ſich hereinziehende
Triangel blieb unvollendet. Er ward uͤbrigens
[183] ſorgfaͤltig bearbeitet und von Steinen ziemlich
gereinigt.
Im Jahr 1811 trug das theils gemergelte,
theils gemoderte Land, 46 Morgen, Roggen, der
in dieſem Jahre nirgends ſchoͤner zu finden war,
und gab 396 Scheffel Ausdruſch heraus. Der
gemergelte Roggen war unſtreitig beſſer als der
gemoderte; iſt aber nicht abgeſondert worden.
Der Weizen aber, welchen wir auf 16 Morgen,
die zugleich gemergelt und gemodert waren, ge-
drillet hatten, verſchien auf hoͤhere Stellen ganz,
und zeigte ſich nur in den Gruͤnden ſtark und
hoch. Er gab 44 Scheffel, die eigentlich nur
von 4 — 5 Morgen gewonnen wurden; denn die
ſchlechten Stellen wurden nicht einmal abgeern-
tet. Auf dem erwaͤhnten Triangel war auch et-
was Roggen geſaͤet, und dieſer zum Verſuch im
Fruͤhjahr mit jenem Moder ſchwach uͤberfahren
worden. Der Verſuch gab aber ein aͤußerſt
ſchlechtes Reſultat; der oben aufliegende ſchwarze
Moder ſog nur die brennenden Sonnenſtralen
um ſo ſtaͤrker ein, ohne ſich aufloͤſen zu koͤnnen,
und der Roggen ſtand faſt beſſer an einigen
Stellen, wohin kein Moder gekommen war. Er
gab nicht die Einſaat wieder. Unter dem gemer-
gelten und gemoderten Roggen ward rother Klee
[184] geſaͤet. Der Ertrag dieſes Schlages iſt berech-
net zu 594 Rthlr., die Koſten — ohne die Mer-
gelung — zu 244 Rthlr.; der Rein-Ertrag
350 Rthlr.
In dieſem Jahre ward nun Schlag 2 be-
arbeitet, und mit Moder aus dem an ihm lie-
genden abgelaſſenen Teiche, ein kleiner Theil am
See mit Mergel, befahren. Indeſſen ward die
Grenze nicht erreicht, theils weil es an Zeit
fehlte, theils weil das hintere Land zu dem ſchlech-
teſten gehoͤrte, und wir erſt verſuchen wollten,
in wiefern auch ſolcher Boden die Arbeit be-
zahle.
Im Jahr 1812 war der Theil von
Schlag 1, welcher im vorigen Jahre Weizen
hatte, mit Erbſen und Wicken beſtellt. Erſtere
gaben 47 Scheffel, letztere 56 Scheffel von 16
Morgen.
Der Theil, welcher uͤber den Roggen mit
Moder befahren war, ward im Winter noch ſtaͤr-
ker befahren und mit Wickhafer beſaͤet, wovon
ein betraͤchtlicher Theil abgefuttert wurde, das
uͤbrige reifte und 110 Scheffel Ausdruſch gab.
Der rothe Klee gab 315 Centner Klee-Heu,
außer dem was gruͤn abgefuttert ward. Der
zweite Schnitt ward abgeweidet.
[185]
- Der Ertrag des Schlages iſt
berechnet zu 470 Rthlr. - Die Koſten zu 146 ″
- Rein-Ertrag 324 Rthlr.
Der vorigjaͤhrige ſchoͤne Roggen hatte, be-
ſonders bei den Bauern, kein ſo ſtarkes Aufſe-
hen erregt, als in dieſem Jahre die Erbſen, Wik-
ken und der Klee. Daß Roggen auf dieſem
Lande wachſen koͤnne, wußten ſie, und meinten,
er ſey durch Duͤnger erzwungen. Aber daß es
Erbſen u. d. gl. truͤge, war ihnen unbegreiflich,
und ſie erkundigten ſich nun genauer, was man
damit gemacht habe. Sie ſahen das auf Schlag
3 fortgeſetzte Mergeln mit Aufmerkſamkeit an,
und nahmen ſich vor, ſolches, ſobald ſie es ver-
moͤgten, nachzuahmen. In der im vorigen Jahre
muſterhaft ſeparirten Gemeinde Batzlow haben
bereits verſchiedene den Anfang damit gemacht.
Ich geſtehe, daß die bedeutendern aber ent-
fernteren Fruͤchte meines Wirkens fuͤr den Land-
bau mich nicht ſo ſehr erfreuen, wie dieſe nahen,
ſo kleinlich ſie auch in ihrem Anfange erſcheinen.
Es hat mir oft Spaß gemacht, wenn ich die Ur-
theile der Bauern, die gewoͤhnlich meine Feld-
mark durchziehen, uͤber meine Verrichtungen hoͤrte.
Sie waren aber ſo, daß ich die Hoffnung, bei
[186] meinem Leben direkte auf ſie zu wirken, aufgab.
Dem Eindruck, den ausgezeichnete Saaten auf
ſie machten, ſtand das Vorurtheil und der Ei-
genduͤnkel gewiſſer Leute entgegen, die ihnen den
Aufwand meiner Feldbeſtellung, die Koſtbarkeit
meiner Werkzeuge, ungeheuer ſchilderten und ver-
ſicherten, ich muͤßte dabei zu Grunde gehen. Um
ſo mehr freuet es mich, wenn ich jetzt verneh-
me, daß ſie eine andere Anſicht davon gewonnen
haben, einiges ſchon nachahmen, und nur auf
beſſere Zeiten warten, um es in mehreren Stuͤk-
ken zu thun. „Wenn man uͤber Moͤglin faͤhrt,“
ſagte neulich ein Oderbrucher zu einem andern,
„ſo kommt man wieder ins Bruch mitten im
Sande.“ Etwas ſchmeichelhafteres konnte uͤber
meine Felder nicht geſagt werden; denn ein Oder-
brucher ſieht auf alles andere veraͤchtlich herab.
Verzeihung fuͤr dieſe Unterbrechung!
Der Schlag 2 trug Roggen und Buchwei-
zen, weil der Moder noch nicht genugſam zer-
gangen und mit der Ackerkrume gemengt war.
Das uͤbrige hatte Spergel zur Weide.
- Der Ertrag iſt berechnet zu 244 Rthlr.
- Die Koſten zu 171 ″
- Rein-Ertrag 73 Rthlr.
[187]
Der Schlag 4 trug zum Theil Roggen;
ein anderer Theil war ſchon im vorigen Jahre
zur Weide niedergelegt. Er war mit weißem
Klee angeſaͤet, und alſo der erſte Schlag, der
der neuen Schafheerde eine nachhaltige, ihr ge-
buͤhrende Weide gab.
- Sein Ertrag iſt berechnet zu 308 Rthlr.
- Die Koſten zu 79 ″
- Rein-Ertrag 229 ″
Schlag 3 ward in dieſem Sommer gemer-
gelt und gebraachet. Es wurden 71 Morgen
befahren. Dies und das Ausrahden und Ab-
bringen der Steine hat gekoſtet 276 Rthlr.
Auch ward in dieſem Jahre noch Moder auf
Schlag 2 ausgefahren.
Im Jahr 1813 gab der Roggen auf
Schlag 1 — 352 Scheffel Ausdruſch.
- Der Ertrag ward mit der Nach-
weide auf untergeſaͤeten wei-
ßem Klee berechnet zu 458 Thlr. - Die Koſten zu 197 ″
- Rein-Ertrag 261 Thlr.
Schlag 2 hatte Buchweizen, Spergel und
rothen Klee, deren Ertrag berechnet iſt zu
- 193 Thlr.
- Die Koſten zu 76 ″
- Rein-Ertrag 117 Thlr.
[188]
Schlag 3 hatte 60 Morgen mit Roggen,
die 315 Scheffel Ausdruſch gaben. 11 Morgen
mit Gerſte, welche jedoch mit 34 Fuder Miſt
geduͤngt waren, und 103 Scheffel Ausdruſch ga-
ben; dann 16 Morgen mit Hafer auf rohem
Lande, die nur 66 Scheffel gaben.
- Der Ertrag iſt berechnet zu 559 Thlr.
- Die Koſten zu 306 ″
- Rein-Ertrag 253 Thlr.
Schlag 4 lag mit weißem Klee zur Schaf-
weide, deren Werth bis dahin noch zu unbe-
ſtimmt iſt.
Schlag 5 ward gebrachet und zum groͤßten
Theile geduͤngt. Ein Theil blieb zu Dreiſchha-
fer liegen.
Im Jahr 1814 war nun Schlag 1 mit
weißem Klee und etwas Pimpinelle zur Weide
niedergelegt.
Von Schlag 2 blieb der mit rothem Klee
beſaamte Theil ebenfalls zur Weide liegen, weil
die ſchwachen Kraͤfte dieſes Schlages geſchont
werden ſollten. Das uͤbrige ward mit Roggen
beſtellt, und ſelbſt der nicht mit Moder befahrene,
aber ſchon lange ruhende Theil. Dieſer Roggen gab,
theils wegen der erlittenen Auswinterung, theils
wegen der Kraftloſigkeit des unbefahrenen Lan-
[189] des, eine geringe Ausbeute von 104 Scheffeln.
Auf einem kleinen gemergelten Theile ſtand er
am beſten, weniger gut auf dem gemoderten,
aber aͤußerſt ſchlecht auf dem ſeit 1807 ruhen-
den und nun fleißig bearbeiteten Lande, und gab
einen neuen Beweiß, daß ſo erſchoͤpftes Land,
ohne andere Erfriſchung ſeiner Kraft als langer
Ruhe, ſich ſeiner Beſtellung nicht verlohne. Der
Werth ſeines Ertrages war 130 Thlr. Die
Beſtellungskoſten betrugen 153 Thlr., und die
Erntekoſten, die in dieſem Jahre ungemein hoch
waren, 25 Thlr. Folglich war dabei ein Ver-
luſt von 48 Thlr.; der freilich den beſondern
Jahresverhaͤltniſſen mit beizumeſſen iſt. Die Klee-
weide iſt zu 18 Thlr. auf etwa 24 Morgen be-
rechnet.
Schlag 3. Nur die mit Gerſte beſtelleten
11 Morgen wurden mit Wicken zur Saat be-
ſtellt und gaben 89 Scheffel. Auf das uͤbrige
ward nach dem Umbruch zum Theil Spergel ge-
ſaͤet, der aber nur abgeweidet ward.
Schlag 5 gab einen Ertrag von 506 Schef-
fel Roggen und 203 Scheffel ausgezeichnet ſchwe-
rem Hafer. Letzteren von 18 Morgen, die nicht
friſch geduͤngt und nur einmal gepfluͤgt waren.
Dieſer Theil hatte nach der letzten ſchwachen
[190] Duͤngung drei Fruͤchte abgetragen, und mit wei-
ßem Klee drei Jahre zur Weide gelegen. Er
ſollte zum abermaligen Verſuch dienen, welchen
Erfolg die fuͤr dieſe Schlaͤge kuͤnftig beſtimmte
Fruchtordnung haben wuͤrde.
- Der Ertrag des Schlages iſt
berechnet zu 808 Thlr. - Seine Beſtellungskoſten zu 223 ″
- Rein-Ertrag 585 Thlr.
Schlag 6 ward in dieſem Jahre aufgebro-
chen und geduͤngt.
An Mergelung konnte in den Jahren 1813
und 14 nicht gedacht werden; in erſterem we-
gen des alle Pferde wegnehmenden Vorſpanns
und der aͤngſtlichen Unruhe, worin wir lebten;
im zweiten wegen des immer zunehmenden Men-
ſchenmangels.
Reſultate koͤnnen dieſe Koppelſchlaͤge noch
nicht geben. Ihre Beſtellung iſt groͤßtentheils
wie eine neue Urbarmachung anzuſehen, aber
nicht wie die eines kraftvollen Neubruchs, ſon-
dern als neue Kultur eines ganz erſchoͤpften Bo-
dens. Bei ihrer Unternehmung war ganz auf
[191] die Mergelung gerechnet, die aber durch die Zeit-
umſtaͤnde unterbrochen iſt. Indeſſen haben die
erſten gemergelten und gemoderten Schlaͤge ſo
viel Duͤngmaterial hergegeben, daß im Jahre
1813 und 1814 jedesmal ein aufgebrochener
Schlag maͤßig ausgeduͤngt werden konnte, ohne
den Hauptſchlaͤgen den erforderlichen Duͤnger zu
entziehen. Wenn ein Acker aber erſt ſo viel
Duͤngmaterial liefert, als erforderlich iſt, um ihn
durch Duͤngung die entzogene Kraft wiederzuge-
ben, ſo iſt er in ſich ſelbſt beſtehend, und es be-
darf dann nur einer guten Behandlung, um ihn
zu immer groͤßerer Kraft und Frucht Ertrage zu
bringen.
Die große und nachhaltige Wirkung, wel-
che ich vom Mergel auf den Hauptſchlaͤgen er-
fahren habe, moͤchte mich wohl bewegen, ſelbi-
gem auf dieſen, ſchon in Duͤngkraft ſtehendem
Boden anzuwenden, ſobald Arbeiter dazu wieder
zu haben ſind, um dann um ſo mehr Miſt oder
Huͤrdenſchlag auf die Koppelſchlaͤge zu bringen.
Es verſteht ſich, daß dieſe Mergelduͤngung nur
einmal geſchehen duͤrfe.
[192]
Des Bruchvorwerks Koͤnigshof erwaͤhne ich
nur, in ſo fern es mit der hieſigen Wirthſchaft
in Verbingung ſtehet; ſonſt giebt ſeine Bewirth-
ſchaftung keine Reſultate, welche irgend ein In-
tereſſe fuͤr meine Leſer haben koͤnnten. Die Na-
tur hat da alles, die Kunſt bisher ſehr wenig
gethan. Um die große Triebkraft dieſes Bodens
zu benutzen, wie ſie benutzt werden koͤnnte, er-
forderte er eine ſehr genaue Aufmerkſamkeit. Der
Boden iſt uͤberreich an Humus, der aber zum
Theil noch faſerigt, zum Theil verkohlet iſt, und
zu ſeiner Aufloͤſung des thieriſchen Duͤngers ſehr
ſtark bedarf. Er iſt deshalb zu loſe und fuͤr die
flachwurzelnden Gewaͤchſe der Ausduͤrrung der
Oberflaͤche zu ſehr ausgeſetzt, beſonders bevor er
beſchattet iſt. Die Sonnenſtralen wirken, ſeiner
Schwaͤrze wegen, brennend auf ihn ein. Einige
Zoll unter der Oberflaͤche haͤlt er die Feuchtig-
keit gut; denn Sand hat er, einige Huͤgel aus-
genommen, wenig; er beſteht faſt nur aus Thon
und Humus, was man bei ſeiner Loſigkeit kaum
glauben ſollte. Bei anhaltender feuchter Wit-
terung wird er ſehr ſchlammigt. Er iſt zum Un-
kraut ſehr geneigt und mit deſſen Keimen uͤber-
fuͤllt. Sobald die Witterung dieſem mehr zu-
ſagt, als den Fruͤchten, uͤberwaͤchſt es ſie; bei
trok-
[193] trockener Witterung nimmt der Ackerſenf, bei
feuchter das Floͤhkraut, Polygonum perſicaria,
auch manche andere Ueberhand. Aber auch die
Graßwurzeln triticum repens und agrostis sto-
lonifera wuchern gewaltig darin, und machen
den Acker, wenn man ihn liegen laͤßt, ſogleich
zu einer reichhaltigen Wieſe; doch ſind dieſe leich-
ter darin zu uͤberwinden.
Unter dieſen Umſtaͤnden muß dieſer Boden
entweder hoͤchſt ſorgfaͤltig oder ganz nachlaͤſſig
behandelt werden. Eine mittelmaͤßige Beacke-
rung fruchtet, wie ich gefunden habe, gar nichts,
und macht das Uebel ehe ſchlimmer. Man pfluͤgt
ihn deshalb zu jeder Saat nur ein einziges mal.
Eigentliche Brache wird gar nicht gehalten. Man
laͤßt ihn entweder zur Wieſe oder Weide liegen,
oder bauet Kartoffeln, wenn das Unkraut die
Oberhand gewinnt.
Die ſicherſte und wohlfeilſte Verbeſſerung
dieſes Bodens wuͤrde ohne Zweifel durch das
Brennen bewirkt werden. Ich geſtehe aber, daß
ich es noch nicht verſucht habe; ſo oft ich es
mir vornahm, traten immer Hinderniſſe ein. Hier-
durch wuͤrde das Uebermaaß von Humus zer-
ſtoͤrt und in Aſche verwandelt, die Saͤure ver-
tilgt, die Keime des Unkrauts vernichtet werden.
13
[194] An einigen Stellen, wo die Schichten des Un-
tergrundes haͤufig wechſeln, wuͤrde das Rejolen
ſehr vortheilhaft ſeyn; wie auch die Erfahrung
ſchon genugſam gelehrt hat.
Dann muͤßte, um den Boden zu benutzen,
wie er es verdient, der Bau mancherlei Han-
delsgewaͤchſe ſtark betrieben werden. Fuͤr Tabak,
Raps, Krapp, Waid, Kuͤmmel, Anies, Hanf u.
ſ. f. iſt dieſer Boden ſo ganz geeignet, zumal
da bei dem erſtaunlichen Stroh-Ertrag, den er
giebt, und dem reichlichen Heugewinn, das Ma-
terial zu dem Duͤnger, den jene Gewaͤchſe for-
dern, nicht fehlen kann.
Aber von hieraus ließ ſich eine ſolche Kul-
tur nicht betreiben, da das Vorwerk eine Meile,
die bei ſchlechten Wegen drei andern Meilen
gleich kommt, entfernt liegt. Es muͤßte ein ſehr
verſtaͤndiger Wirthſchafts-Aufſeher daſelbſt woh-
nen, mehr Arbeiter angeſiedelt und die Wirth-
ſchafts-Gebaͤude betraͤchtlich erweitert werden.
Und das haben die Zeiten bisher nicht geſtattet,
ſo ſehr es Anfangs meine Abſicht war. Auch
mußte ich die vorher ſo ſehr erwuͤnſchte Gele-
genheit, einen angrenzenden gutbebaueten Hof
von gleicher Groͤße zu acquiriren — wodurch
das Ganze eine richtig abgemeſſene Wirthſchafts-
[195] Organiſation haͤtte erhalten koͤnnen — voruͤber-
gehen laſſen, weil in der Zeit das erforderliche
Kapital nicht herbei zu ſchaffen war.
Deshalb habe ich bisher dieſes Areal nur
nach der gemeinſten Weiſe behandelt, und bei
dem gegenwaͤrtigen Menſchenmangel iſt auch vor-
erſt an keinen hoͤheren Betrieb zu denken.
Vor meiner Zeit ward ſehr wenig Getreide
daſelbſt gebauet, faſt alles lag zu Graſe, und
Koͤnigshof ward nur als die Wieſe und Weide
von Moͤglin betrachtet. Wie ich ſchon im er-
ſten Jahre meine Sommerfutterung hier oben
gewann, ließ ich den groͤßten Theil der Weide,
bis auf eine Koppel fuͤr Jungvieh und Zuchtſtu-
ten, umbrachen, und ſo wie hier auch der groͤßte
Theil der Winterfutterung gewonnen ward, kam
auch alles Wieſenland, deſſen Feuchtigkeit es er-
laubte, zum Umbruch. Ich habe ſehr viel Ge-
treide, indeſſen mit großer Verſchiedenheit der
Jahre, daſelbſt gewonnen, und Koͤnigshof hat
hoch rentirt, um ſo mehr, da die Wirthſchafts-
koſten ſehr geringe ſind. Ich weiß aber nichts
daruͤber zu ſagen, was von allgemeinem Inte-
reſſe ſeyn koͤnnte. Ich bin weit entfernt, meine
Behandlungsart dieſes Vorwerks fuͤr muſterhaft
auszugeben.
[196]
Anfangs hielt ich mehrere gute Zuchtſtuten
daſelbſt, die die Arbeit verrichteten; aber die
Pferdezucht verungluͤckte aus Mangel verſtaͤndi-
ger Aufſicht. Jetzt ſind nur einige Abſetzer da,
die kein Korn bekommen. Zur Fruͤhjahrsbeſtel-
lung, die in Moͤglin ſehr leicht iſt, gehen die
Ochſen zur Huͤlfe hinunter.
Das Jungvieh wird dort aufgezogen, ſobald
es hier abgeſetzt iſt. Es wird dann, ſeinem
Werthe nach, Koͤnigshof zugeſchrieben, und wenn
es wieder herauf kommt, wird ihm der Werth
wiederum berechnet. Dann wird im Winter viel
Maſtvieh daſelbſt aufgeſtellt. Kuͤhe werden gar
nicht, nicht einmal fuͤr den Haushalt, daſelbſt
gehalten.
Koͤnigshof hat allerdings Moͤglin mit Heu
und Stroh unterſtuͤtzt. Dieſe Unterſtuͤtzung iſt
aber nicht betraͤchtlich und hat immer mehr ab-
genommen.
Folgendes iſt von Koͤnigshof an Heu ge-
liefert worden:
- im Jahre 1805 1212 Centner.
- ″ ″ 1806 1032 ″
- ″ ″ 1807 880 ″
- ″ ″ 1808 847 ″
- ″ ″ 1809 620 ″
[197]
- im Jahre 1810 552 Centner.
- ″ ″ 1811 667 ″
- ″ ″ 1812 464 ″
- ″ ″ 1813 724 ″
An Stroh ward in den erſten Jahren viel
herauf gefahren. Von 1809 und 1810 wenig.
Im Jahre 1811 17 Fuder. In den folgenden
Jahren beiweitem nicht das, was der Krieg an
Stroh von Moͤglin wegnahm. Genau vermag
ich es nicht anzugeben, da oft leere Wagen, die
von da herauffuhren, Stroh mitbrachten. Was
Koͤnigshof an Moͤglin liefert, wird ſonſt genau
berechnet. Die Verbindung mit ſelbigem hat
freilich das angenehme, daß man immer auf Heu
und Stroh daher rechnen kann, wenn es oben
fehlen ſollte; ſie iſt aber nicht nothwendig, da
man dieſes auch ſonſt aus dem Oderbruche im-
mer kaufen koͤnnte. Wenn ich die Schaͤferei zu
der Hoͤhe, wie ich es beabſichtige, bringe, ſo
wird allerdings mehr Heu, als Moͤglin erzeugt,
noͤthig ſeyn; insbeſondere, wenn zugleich die Wur-
zelgewaͤchſe noch ſtaͤrker zu Fabrikationen verwen-
det werde. Denn ich werde dann beides, dieſe
Wurzelgewaͤchſe von Moͤglin und das Heu von
Koͤnigshof, hoͤher wie bisher benutzen koͤnnen, den
Kornbau auf letzterem aber mehr beſchraͤnken muͤſſen.
[198]
Ich habe zwar bereits oben der erheblich-
ſten Wirthſchaftszweige erwaͤhnt, indeſſen glaube
ich, es werde meinen Leſern nicht unangenehm
ſeyn, wenn ich in Anſehung derſelben einige ge-
nauere Reſultate aus meinen Hauptbuͤchern aus-
ziehe und mittheile.
Der Kuͤherei wird zur Laſt geſchrieben,
alles was ſie erhaͤlt und aller Aufwand, der um
ihrentwillen gemacht wird: Weide und Futte-
rung, Lohn und Unterhaltung der Maͤgde, des
Kuhhirten, Huͤlfsarbeiten von Tageloͤhnern, Ge-
ſchirr und Feuerung in der Molkerei, Abgang
oder verminderter Werth des Viehes, und end-
lich die Zinſen des darin ſteckenden Kapitals.
Zu gut wird ihr dagegen geſchrieben, die in der
Molkerei gelieferte Milch, der Werth der gemaͤ-
ſteten und abgeſetzten Kaͤlber, es ſey daß ſie ver-
kauft oder zur Aufzucht nach dem Vorwerke ge-
bracht werden; der vermehrte Werth des jungen
Viehes, insbeſondere junger Bullen, die hier im
Stalle zum Verkauf aufgezogen werden, auch
der Ferſen, die von der Zeit an, wo ſie beſprun-
gen werden bis ſie kalben, in der Regel hier ſind,
ohne andern Ertrag zu geben; endlich die Ma-
ſtungszunahme einiger Ochſen, die zum Futter-
einholen bei den Kuͤhen zu ſtehen pflegen, mit-
[199] freſſen und fett werden; denn das Futter, wel-
ches die eigentlichen Milchkuͤhe erhalten, kann
nicht abgeſondert werden von dem, was das nicht
milchende, im Stalle befindliche Vieh erhaͤlt.
Deshalb ergiebt ſich freilich aus der Berechnung
nicht klar, wie das Futter ſich blos durch den
Milch-Ertrag bezahlt habe. Um dies auszumit-
teln wuͤrde eine Abſonderung erfordert, die ich
zwar anfangs beabſichtigte, die aber unmoͤglich
auszufuͤhren war; denn wenn ich ſie haͤtte durch-
ſetzen wollen, ſo haͤtte ich doch nur falſche An-
gaben erhalten. Es ergiebt ſich alſo folgendes:
a) Wie viel an gewogenem und gemeſſe-
nem Futter jeder Art in den Kuhſtall gekommen.
Dies iſt ſo genau wie moͤglich angezeichnet.
b) Wie viel Koͤpfe — zwei junge auf ei-
nen alten reduzirt — volles oder halbes Gruͤn-
futter auf dem Stalle, und wie viel Tage ſie
es erhalten haben. Das anfangs beabſichtigte
Abwiegen, oder doch das Abſchaͤtzen jedes Fu-
ders, ward ebenfalls unausfuͤhrbar. Daher ward
angenommen, daß das Gruͤnfutter eines Tages,
wenn das Vieh ganz auf dem Stalle blieb, zu
1 Gr. 6 Pf. per Kopf berechnet werden ſolle. Nach
mehreren angeſtelleten Abwaͤgungen betrug das
volle Gruͤnfutter auf 1 Kopf c. c. 90 Pfund.
[200] Wenn dieſe getrocknet nach mehreren Verſuchen
im Durchſchnitt 22½ Pfund Heu geben, oder
⅕ Centner, ſo wird 1 Centner daraus zu ma-
chenden Heues zu 7½ Gr. benutzt. Es ge-
ſchiehet aber das Ab- und Einbringen auf Ko-
ſten der Kuherei; folglich wird dem Acker, deſſen
Conto dieſes Futtergeld zu gut geſchrieben wird,
der Ertrag faſt eben ſo gut bezahlt, als wenn
Heu daraus gemacht waͤre. Hat aber das Vieh
Weide zugleich, oder bekommt es zu Anfange
und zu Ende der gruͤnen Sommerfutterung Heu
daneben, ſo wird ihm dies geringere Gruͤnfutter
nach dem Verhaͤltniſſe, worin es ſolches bekommt,
nur zu 1 Gr. oder zu 8 Pf. angerechnet.
c) Wie viel Koͤpfe und wie viele Tage ſie
volle oder halbe Weide gehabt haben. Eine
volle Weide, wobei das Vieh kein anderes Fut-
ter erhaͤlt, wird jetzt fuͤr den Kopf taͤglich zu
1 Gr. 4 Pf. berechnet. Eine halbe Weide aber,
wobei es noch Stallfutter fuͤr 1 Gr. bekommt,
zu 8 Pf. In dieſem Falle bezahlt es ſein Fut-
tergeld am hoͤchſten, aber es iſt auch augenſchein-
lich, daß es ſich dabei am beſten befinde. Bei
ſolchem Weidegelde kommt ein Kleeſchlag ſchlech-
ter zu ſtehen, als wenn er gemaͤhet wuͤrde; aber
theils wuͤrde er nicht beweidet werden, wenn der
[201] Klee ſich des Maͤhens recht verlohnte; theils iſt
der Weideduͤnger, den er erhaͤlt, bedeutend.
Denn der Miſt wird hier durch den Weidegang
nicht verſchleppt, da das Vieh faſt unmittelbar
vom Hofe auf den Weideſchlag kommt.
d) Aller Aufwand, alle Arbeit und Ver-
luſt, welche durch die Kuherei und Molkerei ver-
anlaßt werden. Dieſen Koſten werden die Ka-
pitalszinſen hinzugerechnet.
Ferner e) wie viele Quart Milch aus dem
Viehſtall in die Molkerei gebracht werden. Denn
die Milch, welche zur Traͤnkung der Kaͤlber im
Stalle bleibt, iſt nicht angerechnet, weil es nicht
mit Genauigkeit geſchehen kann.
f) Wie hoch die Milch zum Verkauf, zum
Verbrauch, zum Butter- und Kaͤſemachen in
Summa benutzt worden.
g) Wie viel Kaͤlber und von welchem
Werthe, zum Schlachten oder Aufziehen, abge-
ſetzt worden. Unter drei Wochen wird ſelten ein
Kalb abgeſetzt; die aufgezogenen bleiben mehren-
theils im Stalle, bis ſie 12 Wochen alt ſind.
Haͤufig werden ganz junge Kaͤlber gekauft, und
von einer Kuh aufgeſaͤugt. Wir haben zuwei-
len Kuͤhe gehabt, die 3 bis 4 Kaͤlber nach ein-
ander auf- und fett-ſaͤugten, ſich aber nicht gut
[202] melken ließen. Es moͤchte unter den hieſigen
Verhaͤltniſſen ein großer Theil der Milch wohl
am vortheilhafteſten zur Kaͤlbermaͤſtung benutzt
werden, da gutes Kalbfleiſch beſonders ſehr ge-
ſucht wird.
h) Das aus dem Stalle genommene oder
das hineingebrachte Vieh, und der vermehrte oder
verminderte Werth des darin befindlichen, wird
zwar bemerkt, kommt aber auf das Vieh-Inven-
tarium-Conto zu ſtehen, und es wird nur der Ge-
winn, der mittelſt des Kuhhaltens dabei gemacht
worden, der Kuherei zu gut geſchrieben, weil er
aus dem im Kuhſtalle conſumirten Futter erfolgt.
Die weſentlichſte Reſultate, welche ſich aus
dem Kuherei-Conto vom Junius 1806 bis da-
hin 1814 ergeben, ſind folgende:
Im Jahr 1806 — 7.
ſtanden im Stalle 48 Koͤpfe, im Durchſchnitt
40 Milchkuͤhe.
- Das Gruͤnfutter iſt berechnet zu
490 Rthlr. - Die Nachweide zu 41 ″
- Sie erhielten
- Heu 1208 Centner
a 10 Gr. 503 ″ 8 Gr. - Latus 1034 Rthlr. 8 Gr.
[203]
- Latus 1034 Rthlr. 8 Gr.
- Kartoffeln 38½ Wis-
pel a 5 Rthr. 191 ″ 6 ″ - Rotabaga und Runkeln
34 Wsp. a 3 Rthl. 102 ″ ″ ″ - 1327 Rthlr. 14 Gr.
- Die geſammte Koſten waren
aber durch manche Zufaͤllig-
keiten 2016 Rthlr. - Der Ertrag 1920 ″
- Alſo Verluſt 96 Rthlr.
In der Molkerei wurden geliefert 51,830
Quart Milch.
Die Milch uͤberhaupt iſt durch Verbrauch,
Verkauf, Butter und Kaͤſe, in dieſem Jahre be-
nutzt worden zu 1540 Rthlr.
Im Jahr 1807 — 8
ſtanden im Stalle 50 Stuͤck, worunter aber im
Durchſchnitt nur 38 milchende Kuͤhe.
- Das Gruͤnfutter iſt be-
rechnet zu 462 Rthlr. - Die Weide 38 ″
- Sie erhielten an Kar-
toffeln 48 Wispel,
a 5 Rthlr. 240 ″ - Latus 740 Rthlr.
[204]
- Transport 740 Rthlr.
- Heu 980 Ct. a 10 Gr. 408 Rthlr. 12 Gr.
- 1148 Rthlr. 12 Gr.
- Die ſaͤmmtlichen Koſten waren 1817 Rthlr.
- Der Ertrag 1747 ″
- Verluſt 70 Rthlr.
An Milch wurden in die Molkerei geliefert
51,618 Quart.
Die Milch iſt benutzt worden zu 1392 Rthlr.
Im Jahr 1808 — 9.
Es waren 40 Koͤpfe im Stalle, darunter
im Durchſchnitt 34 milchende.
- Das Gruͤnfutter iſt berechnet zu 197 Rthlr.
- Die Weide zu 186 ″
- Sie erhielten an Kartoffeln 110
Wispel a 5 Rthlr. 550 ″ - Rotabaga und Runkeln 31 Wsp.
a 3 Rthlr. 93 ″ - Waſſerruͤben geſchaͤtzt zu 180 ″
- Heu, groͤßtentheils von Spergel
und auch von gruͤngeſchnit-
tenem Mais, geſchaͤtzt zu 96 ″ - 1302 Rthlr.
Darneben viel Sommerſtroh; denn alles
Heu ging durch Lieferungen und Einquartirung
[205] weg. In keinem Jahre iſt die Wurzelfutterung
ſo ſtark wie in dieſem betrieben, und ohne ſie
konnte das Vieh nicht erhalten werden.
- Die ſaͤmmtlichen Koſten ſind be-
rechnet zu 1557 Rthlr. - Der Ertrag zu 1590 ″
- Alſo Gewinn 39 Rthlr.
An Milch wurden in der Molkerei geliefert
45,810 Quart, und in der Benutzung berech-
net zu 1204 Rthlr.
Im Jahr 1809 — 10.
Es waren 46 Koͤpfe im Stalle, darunter
im Durchſchnitt 38 milchende.
- Das Gruͤnfutter iſt be-
rechnet zu 195 Rthlr. - Die Weide 118 ″
- Sie erhielten Kartoffeln
92 Wsp. a 5 Rthlr. 460 ″ - Runkeln, Rotabaga und
Waſſerruͤben, ohnge-
faͤhr zuſammen 88
Wispel a 2½ Rthlr. 220 ″ - Heu 620 Centner 258 ″ 8 Gr.
- 1251 Rthlr. 8 Gr.
[206]
- Die ſaͤmmtlichen Koſten ſind be-
rechnet zu 1570 Rthlr. - Der ganze Ertag zu 1618 ″
- Alſo Gewinn 48 Rthlr.
Milch wurde in der Molkerei geliefert 47,900
Quart, und ward in der Benutzung berechnet zu
1288 Rthlr.
Im Jahr 1810 — 11.
Es waren 42 Koͤpfe im Stalle, und dar-
unter 30 milchende.
- Das Gruͤnfutter iſt be-
rechnet zu 210 Rthlr. - Die Weide 96 ″
- Sie erhielten
- Kartoffeln 81 Wispel a
5 Rthlr. 405 ″ - Runkeln und Mohren 30
Wispel a 3 Rthlr. 90 ″ - Heu 530 Cr. a 10 Gr. 220 ″ 20 Gr.
- 1021 Rthlr. 20 Gr.
- Die Koſten ſind berechnet zu 1380 Rthlr.
- Der Ertrag zu 1406 ″
- Gewinn 26 Rthlr.
Es ſind in der Molkerei gekommen 39,220
Quart. Dieſe ſind benutzt zu 1178 Rthlr.
[207]
Im Jahr 1811 — 12.
Es waren im Stalle 44 Koͤpfe, worunter
30 milchende.
- Das Gruͤnfutter iſt be-
rechnet zu 124 Rthlr. - Die Weide zu 97 ″
- Sie erhielten
- Kartoffeln 52 Wispel a
5 Rthlr. 260 ″ - Runkeln 50 Wispel a
3 Rthlr. 150 ″ - Mohren 13 Wispel a
3½ Rthlr. 45 ″ 12 Gr. - Rotabaga 7 Wispel a
3½ Rthlr. 24 ″ 12 Gr. - Waſſerruͤben 5½ Wispel
a 2 Rthlr. 11 ″ - Heu 318 Ct. a 10 Gr. 132 ″ 12 Gr.
- 844 Rthlr. 12 Gr.
- Die Koſten ſind berechnet zu 1214 Rthlr.
- Der Ertrag zu 1542 ″
- Alſo Gewinn 328 Rthlr.
An Milch ward in die Molkerei geliefert
38,406 Quart, und dieſe ward benutzt zu 1062 Rtl.
Der uͤbrige Ertrag kam aus Aufzucht und
Maſtung im Kuhſtall.
[208]
Im Jahr 1812 — 13.
Es waren auf dem Stalle 46 Koͤpfe, und
darunter 35 milchende.
- Das Gruͤnfutter iſt be-
rechnet zu 259 Rthlr. - Die Weide zu 92 ″
- Sie erhielten
- Kartoffeln 55 Wispel a
5 Rthlr. 275 ″ - Abfall derſelben aus der
Syrups-Fabrik, be-
rechnet zu 66 ″ - Runkeln 18 Wispel a
3 Rthlr. 54 ″ - Rotabaga 10 Wispel a
3½ Rthlr. 35 ″ - Weiße Ruͤben geſchaͤtzt zu 52 ″
- Heu 901 Ct. a 10 Gr. 375 ″ 10 Gr.
- 1208 Rthlr. 10 Gr.
- Die ſaͤmmtlichen Koſten waren 1589 Rthlr.
- Der Ertrag 1457 ″
- Alſo Verluſt 132 Rthlr.
An Milch kam in die Molkerei 40,332
Quart, die aber nur benutzt ward zu 1073 Rthlr.
Im
[209]
Im Jahr. 1813 — 14.
Auf dem Stalle waren 43 Koͤpfe, worun-
ter 34 milchende.
- Das Gruͤnfutter berech-
net zu 283 Rthlr. - Die Weide 40 ″
- Sie erhielten
- Kartoffeln 35 Wispel
16 Scheffel. 177 ″ 2 Gr. - — Abgaͤnge aus der
Syrupsfabrik 109 ″ 4 ″ - Runkeln 50 Wispel a
3 Rthlr. 150 ″ - Heu 737 Ct. a 10 Gr. 307 ″ 2 ″
- 1066 Rthlr. 8 Gr.
- Die ſaͤmmtlichen Koſten ſind be-
rechnet zu 1468 Rthlr. - Der Ertrag iſt 1573 ″
- Alſo Gewinn 105 Rthlr.
In der Molkerei kamen 46,295 Quart.
Dieſe ſind berechnet zu 1246 Rthlr.
14
[210]
Es ſind alſo in dieſen 3 Jahren
Aus dem Durchſchnitt dieſer 8 Jahre erge-
ben ſich folgende Reſultate:
[211]
Eine Kuh hat im Durchſchnitt dieſer 8
Jahre gegeben jaͤhrlich 12954 Quart Milch,
außer derjenigen, die ihr Kalb erhalten hat. Da
die Kaͤlber im Durchſchnitt wenigſtens vier Wo-
chen getraͤnkt werden, ſo koͤnnen nur 38 Wochen
oder 266 Tage, von denen die Milch in den
Molkenkeller kommt, wo ſie erſt beim Durchſay-
hen gemeſſen wird, angenommen werden. Mit-
hin kommen 4,87 Quart taͤglich auf den Kopf.
Fuͤr eine Molkerei, wo die Kuͤhe nicht außeror-
dentliches Futter, Korn oder Kornabfall, erhal-
ten, iſt dies ſehr viel. Ich weiß, daß man es
hoͤher bringen koͤnne, aus eigener Erfahrung;
aber nicht mit Vortheil, wenn man nicht alle
Milch friſch verkaufen kann, und man thut in
der Regel beſſer, mehrere Kuͤhe zu halten, als
ſie durch noch ſtaͤrkere Futterung zu hoͤherem
Milch-Ertrag zu treiben.
Die Benutzung der Milch iſt ſehr verſchie-
den. Verkauft wird ſie friſch in der Regel zu
1 Gr. das Quart, und ſo bezahlt ſie auch meine
Haushaltung; dem Ackerhaushalt aber wird ſie
nur zu 8 Pf. berechnet. Das Pfund Butter
wird von meiner Haushaltung mit 6 Gr. be-
zahlt; verkauft wird ſie in manchen Zeiten theu-
rer, da ſie ſehr geſucht wird. Wenn das Inſti-
[212] tut aber beſetzt iſt, kann keine verkauft werden.
Auf ein Pfund Butter gehen im Durchſchnitt
12 Quart. Die abgerahmte ſaure Milch, der
Kaͤſe und die Buttermilch ſind ſehr geringe be-
rechnet, und es ward das Quart Milch beim
Buttern wohl kaum zu 7 Pf. benutzt. Im all-
gemeinen Durchſchnitt iſt das Quart ganz nahe
an 8 Pfennig (7,956) benutzt worden. Dies
iſt bei gewoͤhnlichen laͤndlichen Verhaͤltniſſen, wo
Milch und friſche Tiſchbutter nicht nach Staͤd-
ten gehet, hoch genug.
Die Milch einer Kuh iſt benutzt zu 35 Rthlr.
18 Gr. 11 Pf. Die Kaͤlber ſind, mehr zur
Aufzucht als zum Schlachten, im allgemeinen
Durchſchnitt zu 6½ Rthlr. bezahlt. Da aber
manche verungluͤcken, ſo laͤßt ſich das im Durch-
ſchnitt vierwoͤchentliche Kalb einer Kuh nicht
hoͤher als zu 5 Rthlr. annehmen. Folglich giebt
die Kuh einen Ertrag von 40 Rthlr. 18 Gr.
11 Pf.
So viel dies zu ſeyn ſcheint, ſo bezahlt
doch die Kuherei im Ganzen nur ſo eben ihre
Koſten, wenn Stroh und Miſt gegen einander
aufgerechnet werden. In den 8 Jahren hat der
Ertrag des im Kuhſtalle gehaltenen Viehes die
Koſten nur um 248 Rthlr. uͤberwogen. Die
[213] Ungluͤcksfaͤlle ſind bis dahin nur ſehr maͤßige und
gewoͤhnliche geweſen, und allerdings unter den
Koſten mit berechnet. Jener kleine Ueberſchuß
deckt alſo die Gefahren außerordentlicher Un-
gluͤcksfaͤlle nicht, die mich nun ſeit Michaelis
1814 getroffen haben. Ich hatte im vorigen
Sommer meine Kuherei auf den hoͤchſten Gip-
fel, lauter unter der eigenen Aufzucht ausgewaͤhlte
Thiere. Der Molkenertrag war im Sommer
weit hoͤher als ich ihn je gehabt hatte. Mein
Verluſt iſt zwar bei den Kuͤhen nicht ſo groß,
wie bei den Ochſen, geweſen, weil die Krankheit
ſpaͤter in den Kuhſtalle kam, und ich auf das
wahre Heilmittel, das ſchnelle und ſtarke
Blutlaſſen, verfiel. Ich habe nur 8 Stuͤck Kuͤhe
verloren; aber die meiſten haben verkalbet, und
ſind zwar in der Hinſicht zu einem die Erwar-
tung uͤbertreffenden Milchertrage gekommen, der
aber die Koſten in dieſem Jahre bei weitem nicht
decken kann.
Da ich wohl behaupten kann, daß meine
Kuhhaltung und Molkerei mit groͤßter Vorſorge,
mit Sparſamkeit ohne Geiz betrieben werde, die
Raſſe beſonders ſchoͤn, d. h. dem Zwecke hoͤchſt
angemeſſen ſey, die Verhaͤltniſſe einer laͤndlichen
Molkerei-Benutzung guͤnſtig ſind, und die Ko-
[214] ſten nach richtigen Verhaͤltniſſen (welche die dop-
pelte Buchhaltung nur angeben kann) berechnet
werden; ſo muß ich, gegen meine Neigung, der
Meinung beitreten, daß unter den gewoͤhnlichen
laͤndlichen Verhaͤltniſſen die Kuhhaltung keinen
reinen Vortheil gewaͤhre, wenn man den Duͤnger
gegen das Stroh aufrechnet, und Weide, Fut-
terung, Arbeit, Kapital und Riſiko gerecht an-
ſchlaͤgt.
Nach allen mir bekannten Erfahrungen iſt
es wohl gewiß, daß man eine große Molkerei
durch Fett- Kaͤſemachen ungleich hoͤher als durch
Buttern benutzt. Aber das erlauben die hieſigen
Verhaͤltniſſe nicht.
Wenn man nun aber den Nutzungswerth
des Duͤngers, der aus einer Kuherei erfolgt, wo
die eigentliche Futterung in ſo großem Verhaͤlt-
niſſe gegen das Stroh ſtehet, nach ſeiner Wirk-
lichkeit berechnet, ſo muß man anerkennen, daß
dieſer bei weitem groͤßer ſey, als der Werth,
wozu man das Stroh anſchlagen kann; daß
folglich die Kuherei ein ſehr nuͤtzliches Triebrad
in der Maſchinerie der Wirthſchaft ſey.
Bis zum Jahre 1812 ward in hieſiger Ge-
gend das Futter durch Viehmaͤſtung, ohne den
daraus erfolgenden Miſt zu verringern, offenbar
[215] vortheilhafter benutzt. Seitdem aber iſt der Um-
ſatz des Maſtviehes, durch verſchiedene Conjunc-
turen, ſo unguͤnſtig geworden, daß es gegen die
Kuͤhe noch im Nachtheil zu ſtehen kommt. Da-
gegen ſcheint Aufzucht des Rindviehes vortheil-
hafter.
Es iſt hier ſo eingerichtet, daß einige Kuͤhe
zu jeder Jahreszeit kalben. Gleich beim erſten
Begehen wird darauf Ruͤckſicht genommen, und
ſie halten dann ziemlich dieſelbe Jahreszeit. Im
Ganzen ſtehen faſt ſo viele Kuͤhe im Winter in
voller Milch, wie im Sommer. Dies geſchiehet
bei uns um der Milch und friſchen Tiſchbutter
willen, die viel gebraucht wird. Unter den ge-
woͤhnlichen laͤndlichen Verhaͤltniſſen iſt es aber
keineswegs vortheilhaft. Friſchmilchende Kuͤhe
geben beim maͤßigen gruͤnen Futter mehr Milch
als bei der ſtaͤrkſten Winterfutterung, und es iſt
deshalb allerdings am vortheilhafteſten, ſie kal-
ben zu laſſen, wenn die Gruͤnfutterung oder
Weide bald angehet; dann auf die Milch dieſer
Kuͤhe mitten im Winter Verzicht zu leiſten und
ſie etwas kaͤrglicher zu futtern. Starke Winter-
futterung, um die Milch zu erzwingen, bezahlt
ſich immer ſchlecht.
[216]
Ich bin uͤberzeugt, daß, wenn hier mit dem-
ſelben Winterfutter ein Viertheil der Kuͤhe mehr
gehalten, der groͤßte Theil aber im Fruͤhjahr mil-
chend wuͤrde, der Ertrag groͤßer ſeyn wuͤrde. Es
iſt alſo gewiß nicht unrecht, daß Wintermilch
und friſche Winterbutter in Staͤdten viel theu-
rer bezahlt wird; denn ſie koſtet dem Producen-
ten mehr. Hier iſt indeſſen dieſer hoͤhere Preis,
ohnerachtet er wohl erhalten werden koͤnnte, nicht
angenommen.
Schon lange iſt hier alljaͤhrig bemerkt worden,
daß, wenn die Kuͤhe im Fruͤhjahr von einer
reichlichen Winterfutterung auf eine, im Anfange
ſehr maͤßige Gruͤnfutterung geſetzt wurden, die
Milch erſtaunlich zunahm. Im Jahr 1813
machte Herr Koppe hier folgende genaue Be-
obachtung.
Die Winterfutterung, welche in den letzten
Monaten auf den Kopf, nach den taͤglich dem
Stalle zugetheilten Rationen, fiel, betrug
- 8\tfrac47 Pfund Heu
- 28\tfrac47 Pfund Kartoffeln
Bei anfangender, in der Regel ſpaͤrlicher
Sommerfutterung, erhielten 45 Stuͤck Vieh auf
dem Stalle, nach angeſtellter genauer Abwaͤgung,
2568 Pfund gruͤner Luzerne. Das einzelne Stuͤck
[217] mithin 57 Pfund. Stroh erhielten ſie, wie vor-
her daneben, ſo viel ſie wollten.
Es wurden 50 Pfund Luzerne ſorgfaͤltig zu
Heu gemacht und voͤllig ausgetrocknet. Sie ga-
ben 11½ Pfund Heu. Nach Heu kam alſo auf
den Kopf 13,11 Pfund Luzerne, mithin 9,75
Pfund weniger wie vorher.
In den letzten vier Wochen, bei der Win-
terfutterung, hatte die Milch von 27 milchenden
Kuͤhen im Durchſchnitt woͤchentlich betragen 750¾
Quart. In der erſten Gruͤnfutterungswoche be-
trug ſie 921 Quart; mehr wie bei dem Win-
terfutter 170½ Quart.
Die beſondere Wirkung des Gruͤnfutters
auf die Milch, die man allgemein bemerkt hat,
iſt durch dieſen Verſuch entſchieden, und es er-
hellet hieraus, was von dem Vorſchlage derer
zu halten ſey, die allen Klee nur als Heu zu
geben anrathen.
Indeſſen glaube ich allerdings, daß dieſe
ſtarke Milchergiebigkeit, die man bei gutgenaͤhr-
ten Kuͤhen beim erſten Gruͤnfutter bemerkt, nicht
von dieſem Gruͤnfutter allein produzirt werde,
ſondern mit aus der Feiſtigkeit, die das Vieh
beim reichlichen Winterfutter gewonnen hat, her-
vorgehe. Denn dieſe Feiſtigkeit nimmt in den
[218] erſten Gruͤnfutterungsmonaten, wo das Vieh die
meiſte Milch giebt, merklich ab, und findet ſich
dann erſt ſpaͤter wieder ein, wenn ſie ſo ſtark zu
milchen aufhoͤren. Das Gruͤnfutter reizt die
Milchabſonderungs-Organe nur mehr zur Thaͤ-
tigkeit, als das trockene, ohne den ganzen Koͤr-
per vielleicht ſtaͤrker zu naͤhren.
(Uebrigens werden meine Leſer verzeihen, daß
ſie in dem, uͤber die Kuherei, ſo wie im folgen-
den uͤber die Schaͤferei geſagtem, einige Wieder-
holungen finden, von dem, was ſchon S. 71.
u. f. geſagt worden. Ich hatte den erſten Theil
des Manuſcripts nicht zur Hand, und erinnerte
mich nicht, daſelbſt manches ſchon geſagt zu ha-
ben, wie ich dieſe detaillirten Bemerkungen aus
den Hauptbuͤchern auszog)
Gewiß aber iſt es, daß angemeſſene Weide
und Futterung durch eine edle Schaͤferei, ſelbſt
bei geringeren Wollpreiſen und ohne auf Bock-
verkauf zu rechnen, beiweitem hoͤher, ich moͤchte
wohl behaupten, ums doppelte, benutzt werde;
und ich bekenne nochmals, daß ich einen großen
Fehler beging, wie ich die Schaͤferei nach den
ungluͤcklichen Pocken eingehen ließ, und nicht eine
ganz edle gleich anſchaffte. Nachmals war ich
zu ſehr gelaͤhmt, um es thun zu koͤnnen.
[219]
Meine Schaͤferei hat noch zu kurze Zeit
exiſtirt, um Reſultate geben zu koͤnnen. Ich
will nur noch einige Bemerkungen dem, was ich
bereits uͤber die Schaͤferei geſagt habe, hinzufuͤ-
gen. Daß das hieſige Lokal die Schaͤferei ſehr
beguͤnſtige, ließ ſich a priori ſchon annehmen.
Sobald der Acker in einige Duͤngkraft geſetzt
war, beſtand der Dreiſch groͤßtentheils aus Ray-
gras, ſchmalblaͤtterigem Wegerich, Schafgarbe,
wilden Timian, Hopfen-Klee; im Nachſommer
zeigte ſich die kleine Hirſe und der ganz kleine
Aſtragalus in großer Menge. Der weiße Klee
war nicht heimiſch, er faßte aber ſo ſchnell Fuß,
daß er jetzt allenthalben wild waͤchſt, und daß
ich ihn kaum mehr auszuſaͤen brauche; wo er
einmal eingeſaͤet war, da begruͤnt die Stoppel
ſchnell davon. Auch die Pimpinelle, die nur an
einigen Stellen darunter geſaͤet war, ſcheinet ſich
von ſelbſt zu verbreiten. Der Erfolg hat es
aber um ſo mehr erwieſen, wie gut ſich die
Schafe auf meiner Weide befinden. Denn von
110 Stuͤck, die ich im Sommer 1811, und 50
Stuͤck, die ich 1812 erhielt, hat ſie ſich auf bei-
nahe 700 Stuͤck vermehrt, ohnerachtet jetzt ſchon
110 junge Boͤcke verkauft, und die alten groͤß-
tentheils, ſo wie alle irgend fehlerhaften, ausge-
[220] merzt ſind. Die Sterblichkeit iſt, wie ſchon dar-
aus erhellet, aͤußerſt geringe geweſen. Die frem-
den Schafe, die geſchwaͤcht hier ankamen, erhol-
ten ſich ſchnell und gaben, nach der Art, gleich
im folgenden Sommer guten Woll-Ertrag; nach-
dem ſie kraͤftige Laͤmmer gebracht hatten. Ich
habe nur zwei Dreher bisher gehabt, wovon der
eine mittelſt der Durchbohrung mit einer Schu-
ſterpfrieme auf der Stelle und gruͤndlich geheilt
wurde; der andere, da man die Stelle der Blaſe
aus der Weichheit der Hirnſchale nicht abneh-
men konnte, geſchlachtet wurde, wo ſich denn
fand, daß die Blaſe tief im Gehirn ihren Sitz
hatte *). Wie ſich im vorigen Sommer die
Pocken in der Nachbarſchaft aͤußerten, eilte ich
mit der Inoculation. Nur am neunten Tage
war die Heerde nicht ganz munter; ſonſt wurden
nur drei Stuͤck erheblich krank und mit Pocken
uͤberzogen, aber auch voͤllig wieder hergeſtellt.
Bei acht Stuͤck hatten die Pocken, der wieder-
holten Impfung ohnerachtet, nicht gefaßt; davon
bekamen drei Stuͤck die Pocken ſpaͤter durch na-
tuͤrliche Anſteckung. Indeſſen ſind von 200 Muͤt-
[221] tern, da die Begattungszeit bald folgte, 38 gelte
geblieben, was mir ſonſt nicht begegnet iſt, und
was ich alſo doch den Pocken zum Theil zu-
ſchreibe. Spaͤterhin ſind die meiſten davon be-
gangen.
Im Jahre 1812 ließ ich waͤhrend des Saͤu-
gens die Boͤcke unter der Heerde, weil es ſich
nicht verlohnte, die wenigen Koͤpfe allein huͤten
zu laſſen. Schon im Mai ließen ſich die ſaͤu-
genden Muͤtter zum Theil beſpringen; ich ließ
es geſchehen, nahm die Boͤcke jedoch ſpaͤter her-
aus. Um Michaelis bekam ich 50 Stuͤck ſchoͤne
Herbſtlaͤmmer. Dieſe nahmen ſich auch im Win-
ter ſehr gut auf. Die Muͤtter dieſer Laͤmmer
wurden im Fruͤhjahr wieder zum Bock gelaſſen;
es kamen aber nur 30 Laͤmmer davon. Nach-
her habe ich ſie wieder ſaͤmmtlich auf die ge-
woͤhnliche Lammzeit im Fruͤhjahr geſetzt; bin aber
nicht abgeneigt, in der Folge zu der, jetzt von
mehreren eingefuͤhrten und geruͤhmten Lammzeit
im Auguſt uͤberzugehen. Ich habe auch den
Gedanken gehabt, von Muͤttern, auf deren Ab-
koͤmmlinge es beſonders ankam, in einem Jahre
zwei Laͤmmer zu erziehen; ich zweifle nicht, daß
es gehen wuͤrde, wenn man die Laͤmmer fruͤh
abſetzte, ſie mit nahrhaftem, leicht verdaulichem
[222] Futter und Trank aufhuͤlfe, oder aber ihren Am-
men gaͤbe. Landſchafe aber kann man, wie ich
verſucht habe, zu Ammen nicht brauchen, ſie nah-
men die Laͤmmer (vielleicht nur die Marino-Laͤm-
mer?) nicht an; Marino-Schafe thun es meh-
rentheils leicht. Indeſſen glaube ich doch, daß
es die Muͤtter ſehr angreifen wuͤrde, wenn man
ſie jaͤhrlich zweimal lammen ließe.
Ich habe geſagt, es ſey meine Abſicht, die
Schaͤferei bis auf 1000 Stuͤck uͤber Winter zu
vermehren. Ich werde dahin kommen, ſo wie
meine Weideſchlaͤge ſie reichlich zu naͤhren im
Stande ſind. Daß dies der Fall bald ſeyn werde,
hoffe ich. Ich habe drei beſaͤete und in Kraft
niedergelegte Weideſchlaͤge und einen Brachſchlag
von 90 Morgen. Die Wendefurche des letzteren
wird im Mai mit Spergel beſaͤet, und dieſer
zur Weide eingegeben. Keine Weide ſcheint den
Schafen gedeilicher, wie die auf Spergel; bis-
her haben ſie hauptſaͤchlich die Laͤmmer erhalten;
dadurch gewaͤhrt die Brache eine hohe Benuz-
zung, die nichts als die Spergelſaat, mithin ſehr
wenig koſtet. Man kann ſie einer guten beſaam-
ten Dreiſchweide wenigſtens gleich ſetzen; denn
der Spergel waͤchſt ſchnell wieder, wenn man
ihn nicht zum Saamenanſatz kommen laͤßt.
[223]
Der groͤßte Theil meiner Schafe ſtammt
aus den edelſten ſaͤchſiſchen Schaͤfereien ab, de-
ren Wolle und Boͤcke nachhaltig den hoͤchſten
Preis erhalten haben. Ein Drittheil iſt noch
nicht von der hoͤchſten Feinheit, aber doch aus
ſolchen Schaͤfereien, die als vollbuͤrtig laͤngſt an-
erkannt. Von letzteren und ihrer Descendenz
werden jedoch alle Bocklaͤmmer ſogleich geham-
melt, und ſie werden ausgemerzet werden, ſo wie
ſich jener hochfeine Stamm vermehrt.
Meine Wolle hat in jedem Jahre unter
den nicht ſortirten den hoͤchſten Preis auf dem
Berliner Wollmarkte erhalten. Die Boͤcke bin
ich ſchon als Jaͤhrlinge zu verkaufen gedraͤngt
worden.
Der Ertrag meiner Wolle iſt nicht beſon-
ders ſtark, aber immer zunehmend geweſen; ich
habe
- im Jahre 1812 2,42 Pfund,
- ″ ″ 1813 2,56 ″
- ″ ″ 1814 2,6 ″
- ″ ″ 1815 2,94 ″
vom Stuͤck erhalten; im Durchſchnitt alſo 2,63
Pfund.
Dies ruͤhrt daher, daß in den erſten Jah-
ren lauter alte Muͤtter, im zweiten daneben nur
[224] Jaͤhrlinge waren, die dann ſaͤmmtlich mit dem
zweiten Jahre ein Lamm hatten; daß ſehr we-
nige Hammel — die ſonſt im dritten Jahre im
Durchſchnitt 5 Pfund gaben — darunter wa-
ren, und daß die Boͤcke als Jaͤhrlinge abgingen.
Meine Futterung iſt ſo berechnet, daß auf
das Stuͤck taͤglich 1½ Pfund Heu oder 1 Pfund
Heu und 1 Pfund Kartoffeln kommen. Dabei
erhalten ſie aber ziemlich ungemeſſen Erbſen- oder
oder Sommerſtroh. Erbſenſtroh wird hauptſaͤch-
lich gegeben, wenn ſie im Herbſt noch einige,
aber ſpaͤrliche Weide haben, und auf die Saat
gehen, wobei ſie kein Heu erhalten. In der
Lammzeit erhalten ſie etwas Oelkuchentrank. Korn
iſt ihnen nur im zweiten Jahre, wie es im Preiſe
ſehr niedrig ſtand, etwas gegeben worden. Bei
mittleren Preiſen wuͤrde ich es nie thun.
Eine Futterung, wie die erwaͤhnte, die fuͤr
den Winter = 2 Centner Heu auf den Kopf
betraͤgt, muß eine edle Schaͤferei neben reichli-
chem Stroh allerdings haben, wenn ſie den hoͤch-
ſten Rein-Ertrag gewaͤhren ſoll. Bei einer ſpaͤr-
lichern wird man verlieren. Aber betraͤchtlich
daruͤber hinauszugehen, ſcheint mir auch nicht
vortheilhaft. Man kann einen ſtaͤrkeren Woll-
Ertrag dadurch erzwingen, aber kaum ſoviel, daß
er
[225] er das mehrere Futter bezahlt; und wenn man
mehr verfuttern will, ſo ſcheint es mir rathſa-
mer, mehrere Schafe zu durchwintern. Eigene
Verſuche habe ich daruͤber zwar nicht angeſtellt,
aber eine Menge von Schaͤferei-Berechnungen
mit kaͤrglicher, mittlerer und uͤberſchwenglicher
Futterung, die mir communicirt worden, gaben
unverkennbar dieſes Reſultat.
Kartoffeln und Ruͤben, maͤßig gefuttert, be-
kommen den Schafen uͤberaus gut, und ich halte
1 Scheffel Kartoffeln mit 1 Centner Heu fuͤr
zutraͤglicher, als 1½ Centner Heu. Aber mehr
Kartoffeln und weniger Heu auf der Dauer zu
geben, moͤchte ich doch nicht rathen; die Ver-
dauung ſcheint bei mehreren Kartoffeln zu lei-
den. Meine [Schafe] erhalten die Kartoffeln ohne
Zweifel am ſtaͤrkſten, wenn ſie aufgenommen ſind
und das Feld umgepfluͤgt wird. Sind ſie ein-
mal darauf geweſen, ſo wollen ſie anderswo an
dem Tage kaum freſſen. Sie kommen deshalb
nur gegen Abend darauf, und mein ſehr verſtaͤn-
diger Schaͤfer behaͤlt ſie dabei immer unter den
Augen, und laͤßt ſie, je nachdem mehr oder we-
niger Kartoffeln noch da liegen, kuͤrzere oder laͤn-
gere Zeit darauf, weil er bemerkt hat, daß ſie
die Freßluſt verlieren, wenn ſie zu viel davon
15
[226] gefreſſen haben. Einige ſind beſorgt, daß die
Kartoffeln, vor der Lammzeit gegeben, verlammen
bewirkten; aber dies iſt gewiß eine ganz unge-
gruͤndete Beſorgniß bei maͤßigem Genuß.
Einige ruͤhmen die Benutzung des Brannt-
wein-Spuͤligts, ſelbſt mit einer Zuchtſchaͤferei,
als ganz beſonders vortheilhaft. Wenn er ſehr
maͤßig gegeben wird, ſo mag es ſeyn. Aber
nach mannigfaltigen Erkundigungen, die ich uͤber
Schaͤfereien zu meiner Belehrung eingezogen
habe, finde ich, daß in allen den Schaͤfereien, die
den Spuͤligt ſtark benutzen, die Sterblichkeit ſehr
groß ſey. Einige kenne ich, wo ſich dieſe Sterb-
lichkeit faſt durchaus auf nichts anders ſchie-
ben laͤßt.
Ich habe bisher das fruͤhe Lammen im Fe-
bruar fuͤr das vortheilhafteſte gehalten, wenn
man die ſaͤugenden Muͤtter, und hernach die
Laͤmmer, mit reichlichem Futter bis zur Weide-
zeit zu erhalten im Stande war. Nach genau-
erer Pruͤfung aller dabei zu beruͤckſichtigenden
Verhaͤltniſſe, muß ich jetzt dem ſpaͤtern Lammen
im Maͤrz und Anfangs Aprils den Vorzug ge-
ben. Gruͤnes Futter und Weide wirkt doch,
trotz dem beſten Winterfutter, vorzuͤglich auf die
Milch. Die Laͤmmer koͤnnen, ehe ſie mit den
[227] Muͤttern ausgehen, auf dem Stalle mit recht
angemeſſenem Futter verſehen werden, was ſie,
ſo lange die Muͤtter immer mit im Stalle ſind,
doch nicht ſo reichlich erhalten koͤnnen. Sie
werden vor der kuͤnftigen Einwinterung ſtark ge-
nug, und nicht ſo uͤberſtark, daß man auf der
Weide ſchon Bock- und Zibbenlaͤmmer von ein-
ander trennen muß. Endlich geht es doch mit
dem Lammen beſſer, wenn kein heftiger Froſt
mehr einfaͤllt. Es ſcheint mir jetzt, als ob der
Vorzug, den man dem fruͤhen Lammen gegeben
hat, ſich nur darauf begruͤnde, daß die fruͤheſten
Laͤmmer in einer Heerde allemal die beſten wer-
den. Aber das hat ſeine natuͤrliche Urſach, weil
ſie einmal die ſtaͤrkſten ſind und die ſchwaͤcheren
vom Futter verdraͤngen. Dieſe Ungleichheit iſt
keineswegs erwuͤnſcht, und ſie wird ſich um ſo
eher ausgleichen, je juͤnger die Laͤmmer auf die
Weide kommen; denn da faͤllt dieſes Verdraͤngen
mehr weg. Ueberhaupt aber habe ich bei Spaͤt-
lingen gefunden, daß es ihnen ſehr wohl bekam,
wenn ſie ſchon am achten Tage mit auf die
Weide gingen, und daß ſie ſchon im Hetbſt meh-
rentheils den Vorſprung der fruͤhern nachholten.
Ich werde deshalb in dieſem Jahre die Boͤcke
erſt im Oktober zulaſſen, um ſo mehr, da ſie,
[228] um die Begattungen zu beſtimmen, nur Nachts
bei den Schafen ſind, die Naͤchte dann aber laͤn-
ger werden. Sie freſſen um dieſe Zeit die auf
dem Felde gebliebenen Kartoffeln, und dieſe ſol-
len ja bei allen Thieren den Begattungstrieb
befoͤrdern.
Jetzt einige Auszuͤge aus den Hauptbuͤchern,
die Koſten der arbeitenden Kraͤfte
betreffend. Ich kann auch hierbei erſt vom Jahre
1809 anfangen, wo wieder, nach dem Abzuge
der feindlichen Truppen, Ordnung in dem Wirth-
ſchaftsbetriebe eintrat.
Pferde
waren im Jahre 1809 — 10 im Durchſchnitt
der Monate hier 12,6 Stuͤck.
Sie koſteten an Kornfutter verſchiedener
Art, (denn dies wird hier mannigfaltig gemengt
und hauptſaͤchlich dasjenige gegeben, was, ſeinem
innern Werthe nach, am niedrigſten im Markt-
preiſe ſteht), in dem Verhaͤltniß von 1 Schef-
fel Roggen zu 1 Rthlr. 6 Gr. berechnet.
[229]
- 627 Rthlr. 12 Gr.
- An Heu, den Centner zu
10 Gr. und 9 Gr. 213 ″ 10 ″ - Gruͤnfutter 56 ″ 8 ″
- Lohn den Knechten 98 ″ 12 ″
- Unterhaltung derſelben 240 ″ — ″
- Schiff und Geſchirr 182 ″ 16 ″
- Werthsverminderung 122 ″ — ″
- Nebenkoſten und Kapital-
zinſen 94 ″ — ″ - 1634 Rthlr. 14 Gr.
Die Pferde haben gearbeitet 3732 Tage.
Von dieſen Arbeiten fallen auf Rechnung
meines Hauſes, (indem die Kutſchpferde mit ein-
begriffen ſind), fuͤr Reiſen, Holzfuhren ꝛc., (denn
es war die Feuerung fuͤr 56 Stuben und zwei
Kuͤchen, außer der des Wirthſchaftshauſes, 1½
Meile weit herzuholen), 1370 Tage.
Auf die Rechnung von Koͤnigshof und zu
Meliorations-Arbeiten 522 Tage.
- Fur die Wirthſchaft 1840 Tage.
- Auf das Stuͤck kommen 296,2 Tage.
- Der Tag koſtete 10 Gr. 6,1 Pf.
Im Jahre 1810 — 11
waren im Durchſchnitt 11,3 Pferde.
[230]
Sie haben gekoſtet an
- Kornfutter 610 Rthlr. 14 Gr.
- Heu 171 ″ 10 ″
- Gruͤnfutter 62 ″ — ″
- Lohn den Knechten 92 ″ 18 ″
- ½ Knecht oder Kutſcher 16 ″ — ″
- Unterhaltung derſelben 249 ″ 12 ″
- Schiff und Geſchirr 165 ″ 10 ″
- Werthsverminderung 124 ″ 8 ″
- Nebenkoſten und Kapital-
zinſen 130 ″ — ″ - 1622 Rthlr.
Zwei Kutſchpferde waren im Winter in Ber-
lin und kommen fuͤr die Zeit nicht in Anrech-
nung.
Sie haben gearbeitet 3334 Tage.
Es fallen auf das Stuͤck [2]95 Tage.
Hiervon ſind fuͤr außerwirthſchaftliche Ar-
beiten geſchehen 1092 Tage.
Fur Meliorations-Bau-Arbeiten und Huͤlfs-
tagen fuͤr Koͤnigshof 416 Tage.
Fuͤr Wirthſchafts-Arbeiten 2120 Tage.
Der Arbeitstag koſtete 10 Gr. 8,7 Pf.
Im Jahre 1811 — 12
waren hier 11,9 Pferde.
[231]
Sie koſteten an
- Kornfutter 540 Rthlr. 10 Gr.
- Heu 344 Centner 183 ″ 9 ″
- Lohn den Knechten 106 ″ 16 ″
- Unterhaltung derſelben 250 ″ — ″
- Schiff und Geſchirr 190 ″ — ″
- Werthsverminderung und
Abgang 200 ″ — ″ - Nebenkoſten und Kapital-
zinſen 69 ″ — ″ - 1539 Rthlr. 11 Gr.
Sie haben gearbeitet 3681 Tage.
Davon fallen auf Extra-, beſonders Bau-
fuhren 2004 Tage.
Fuͤr die Wirthſchaft 1677 Tage.
Auf das Stuͤck 309,3 Tage.
Der Tag koſtet 10 Gr. ½ Pf.
Der Roggenpreis iſt in dieſem Jahre im
Durchſchnitt zn 1 Rthlr. angenommen worden.
Im Winter waren 2 Pferde in Berlin.
Im Jahre 1812 — 13.
waren im Durchſchnitt 12,58 Pferde.
Sie koſteten
- an Kornfutter 618 Rthlr. 12 Gr.
- Heu 246 Centner 92 ″ 9 ″
- Latus 710 Rthlr. 21 Gr.
[232]
- Transport 710 Rthlr. 21 Gr.
- Lohn den Knechten 89 ″ — ″
- Unterhaltung derſelben 240 ″ — ″
- Schiff und Geſchirr 185 ″ 4 ″
- Verminderter Werth der
Pferde 100 ″ — ″ - Nebenkoſten und Kapital-
zinſen 75 ″ — ″ - 1400 Rthlr. 1 Gr.
Sie haben gearbeitet 3683 Tage.
Extra-[Arbeiten] beſonders Kriegs-Fuhren
1926 Tage.
Wirthsſchafts-Arbeiten 1721 Tage.
Auf das Stuͤck fallen 292,8 Tage.
Der Tag hat gekoſtet 9 Gr. 1,4 Pf.
Die extraordinairen Koſten, welche die
[Kriegsfuhren] bei den Pferden veranlaßten, ſind
aber beſonders berechnet.
Im Jahre 1813 — 14
waren 9,5 Pferde.
Sie haben gekoſtet
- an Kornfutter 522 Rthlr.
- Heu 327 Centner 122 ″
- Lohn den Knechten 74 ″
- Latus 718 Rthlr.
[233]
- Transport 718 Rthlr.
- Unterhaltung derſelben 180 ″
- Geſchirr 170 ″
- Verminderter Werth, Ne-
benkoſten und Kapitals-
zinſen 135 ″ - 1203 Rthlr.
Sie haben gearbeitet 2948 Tage.
Extra-Arbeiten, beſonders Kriegs-Fuhren,
1341 Tage.
Fuͤr die Wirthſchaft 1607 Tage.
Auf das Stuͤck fallen etwas uͤber 310 Tage.
Der Tag hat gekoſtet 9 Gr. 9,5 Pf.
Im Durchſchnitt der 5 Jahre koſtete die
mit den Pferden verrichtete Arbeit auf das Stuͤck
taͤglich 10 Gr. \tfrac35 Pf.
Das Viergeſpann, oder vielmehr die damit
verrichtete Arbeit, einſchließlich alles Zubehoͤrs,
koſtete alſo 1 Rthlr. 16 Gr. 2⅖ Pf., wenn das
Getreide im Verhaͤltniß des Roggenpreiſes zu
1 Rthlr. 6 Gr., und das Heu nach ſeiner Guͤte
zu 9 — 10 Gr. angenommen wird. Dies iſt et-
was hoͤher, als ich an andern Orten berechnet
habe. Es muß aber erwogen werden, daß die
Nebenarbeiten, die die Pferde hier thun, bei
[234] weitem angeſtrengter und angreifender ſind, als
gewoͤhnliche Acker- und Wirthſchafts-Arbeiten,
daß Wagen und Geſchirr dabei mehr leiden, daß
insbeſondere in dieſen Jahren die Kriegesreiſen
ſehr nachtheilig auf die Pferde gewirkt haben.
Einige lediglich hierdurch gefallene Pferde ſind
zwar nicht dieſem Pferde-Conto, ſondern dem
Conto der Kriegeslaſten zugeſchrieben; aber den-
noch iſt das, was fuͤr die Werthsabnahme der
uͤbrigen berechnet werden mußte, weit mehr, als
es in der Regel zu ſeyn pflegt. Auf Erſparung
in der Unterhaltung der Pferde, die in den letzt
verwichenen Jahren wieder durch gruͤnes Luzer-
nefutter betraͤchelich erreicht iſt, konnte in jenen
Jahren nicht gedacht werden.
Es ſind bis zu dieſem Jahre die Sommer-
Tage, den Zweigen wofuͤr ſie geſchehen ſind, hoͤ-
her berechnet, als die Wintertage, in der Hin-
ſicht, daß die Arbeitszeit im Sommer laͤnger iſt,
auch die Arbeiten ſelbſt wichtiger ſind, da um
der Sommerarbeiten willen in der Regel die
Pferde gehalten werden. Allein bei den hieſigen
Verhaͤltniſſen iſt die Winterarbeit der Pferde,
die in weiten Fuhren und Reiſen beſteht, un-
gleich ſtaͤrker und angreifender; die Pferde muͤſ-
ſen dabei ſtaͤrker und koſtſpieliger gefuttert wer-
[235] den, kommen dennoch dabei mehr herunter, und
an Wagen und Geſchirr geht mehr darauf. Im
Jahre 1814 haben wir alſo den Preis der Ta-
gearbeit wieder gleich angenommen, und wenn
man ganz richtig verfahren wollte, ſo muͤßte
man jeden Reiſetag hoͤher, die uͤbrigen dann ſo
viel niedriger anſetzen.
Zug-Ochſen
waren im Jahre 1809—10 im Durchſchnitt
19 Stuͤck.
Sie haben gekoſtet
- fuͤr Weide 138 Rthlr. 9 Gr.
- an Heu 252 Centner 91 ″ — ″
- Kartoffeln und Ruͤben 48 ″ 16 ″
- Lohn der Ochſenjungen 68 ″ 12 ″
- Unterhaltung derſelben 172 ″ — ″
- Lohn und Deputat des
Ochſenhirten 66 ″ 4 ″ - Pfluͤge und Geſchirr 67 ″ 10 ″
- Nebenkoſten und Kapitals-
zinſen 33 ″ — ″ - 685 Rthlr. 3 Gr.
Sie haben gearbeitet 2174 volle Tage.
Auf das Stuͤck fallen 228,8 halbe Tage.
Der volle Tag hat gekoſtet 7 Gr. 6,7 Pf.
[236]
Im Jahr 1810—11
waren 20 Zugochſen.
Sie haben gekoſtet
- fuͤr Weide 122 Rthlr.
- Gruͤnfutter 31 ″
- Kartoffeln und Ruͤben 54 ″ 8 Gr.
- Heu 230 Centner 85 ″ 10 ″
- Lohn der Ochſenjungen 68 ″ 16 ″
- Unterhaltung derſelben 165 ″ — ″
- Dem Ochſenhirten 67 ″ — ″
- Pfluͤge und Geſchirr 62 ″ — ″
- Nebenkoſten und Kapitals-
zinſen 24 ″ 12 ″ - 679 Rthlr. 22 Gr.
Sie haben gearbeitet 1980 volle Tage.
Auf das Stuͤck fallen 198 halbe Tage.
Der volle Tag koſtet 8 Gr. 2,8 Pf.
Die Ochſen litten an der Klauenſeuche.
Im Jahre 1811—12
waren 20 Zugochſen.
Sie haben gekoſtet
- fuͤr Weide 134 Rthlr.
- Heu 259 Centner 95 ″ 3 Gr.
- Kartoffeln und Ruͤben 44 ″ 12 ″
- Latus 273 Rthlr. 15 Gr.
[237]
- Transport 273 Rthlr. 15 Gr.
- Lohn der Ochſenjungen 70 ″ — ″
- Unterhaltung derſelben 166 ″ — ″
- Ochſenhirt 68 ″ 12 ″
- Geſchirr 61 ″ 20 ″
- Nebenkoſten und Kapital-
zinſen 34 ″ — ″ - 673 Rthlr. 23 Gr.
Sie haben gearbeitet 2371 volle Tage.
Auf das Stuͤck fallen 237 halbe Tage.
Der volle Tag hat gekoſtet 6 Gr. 9,7 Pf.
Im Jahre 1812—13
waren 20 Zugochſen.
Sie haben gekoſtet
- fuͤr Weide und Gruͤnfutter 128 Rthlr. 20 Gr.
- Heu 301 Centner 125 ″ 10 ″
- Kartoffeln 18 Wispel 90 ″ — ″
- Lohn der Ochſenjungen 73 ″ — ″
- Unterhaltung derſelben 180 ″ — ″
- Dem Ochſenhirten 73 ″ 20 ″
- Geſchirr 80 ″ — ″
- Nebenkoſten und Kapital-
zinſen 120 ″ — ″ - 871 Rthlr. 2 Gr.
Sie haben gearbeitet 2820 volle Tage.
[238]
Auf das Stuͤck fallen 282 halbe Tage.
Der Tag hat gekoſtet 7 Gr. 4,9 Pf.
Im Jahre 1813—14
waren 16 Zugochſen.
Sie haben gekoſtet
- fuͤr Weide 98 Rthlr.
- Kornfutter 20 ″ 7 Gr.
- Heu 139 ″ 3 ″
- Kartoffeln 80 ″ — ″
- Lohn der Ochſenjungen 62 ″ — ″
- Unterhaltung derſelben 205 ″ — ″
- Ochſenhirt 68 ″ — ″
- Geſchirr 60 ″ — ″
- Nebenkoſten und Kapital-
zinſen 50 ″ — ″ - 782 Rthlr. 10 Gr.
Sie haben gearbeitet 2271 volle Tage.
Auf das Stuͤck fallen 283,83 halbe Tage.
Der volle Tag koſtete 8 Gr. 3,2 Pf.
Im Durchſchnitt dieſer Jahre koſtet alſo
ein voller Ochſentag 7 Gr. 8 Pf. und ein Pflug-
tag 15 Gr. 4 Pf.
Nicht alle Arbeit, welche die Ochſen gethan
haben, iſt fuͤr die Wirthſchaft geſchehen. Sie
[239] haben auch viele Holzfuhren und ſogar Kriegs-
fuhren thun muͤſſen. Auch haben ſie alljaͤhrig
Huͤlfstage in Koͤnigshof geleiſtet. Dieſe Neben-
arbeiten ſind jedoch nicht ſo betraͤchtlich, daß es
der Muͤhe verlohnte, ſie abzuſondern.
Eine Werthsverminderung hat bei den Och-
ſen nicht ſtatt gefunden. Es haben im Durch-
ſchnitt juͤngere Ochſen fuͤr das angeſchafft wer-
den koͤnnen, was aͤltere, wenn ſie ausgemerzet
wurden, galten.
Es war ſchon beſchloſſen die Zahl der Och-
ſen wieder zu vermehren, und 24 Stuͤck wenig-
ſtens zu halten. Denn der groͤßere Theil der
Koſten iſt nicht ihre Weide und Futterung, ſon-
dern die Erhaltung der Leute und des Geſchirrs.
Letztere bleiben ſich gleich, wenn mehrere Ochſen
gehalten werden. Werden die Ochſen aber mehr
geſchonet, ſo kann man nicht nur ſtaͤrkere Ta-
gesarbeit von ihnen verlangen, wenn ſie daran
kommen, ſondern ſie nehmen auch mehr zu, und
ihr Werth vermehrt ſich, wenn man ſie anders
nicht zu lange behaͤlt. In der Regel ſollen die
24 Ochſen nicht mehrere Tagesarbeiten thun,
als die 16 Ochſen in den letzten Jahren gethan
haben. Aber die ſtaͤrkere Arbeit, welche ſie dann
an jedem Tage thaͤten, ſammt der groͤßeren Zu-
[240] nahme im Werthe, welche ſie erhielten, wuͤrde
das mehrere Futter, was ſie zuſammen genom-
men bekaͤmen, wahrſcheinlich genugſam bezahlen.
Und bei dringender oder ſchwerer Arbeit koͤnnten
dann doch mehrere angeſpannt, und die Arbeit
wenigſtens ſchneller vollendet werden. Wegen
der oft erwaͤhnten ungluͤcklichen Seuche iſt die-
ſes Vorhaben bis auf dieſe Stunde noch nicht
ausgefuͤhrt worden, weil ſolche noch immer in
hiefiger Gegend von einem Orte zum andern
ſchleicht. Wir haben es vielmehr fuͤr ſicherer
gehalten, in dem jetzt laufenden Jahre mehrere
Pferde und weniger Ochſen anzuſchaffen, und
die Ackerarbeit, mehr wie ſonſt geſchah, mit je-
nen verrichten zu laſſen.
Auf das Conto der Hauswirthſchaft
oder Conſumptubilien-Conto wird alles ge-
ſtellt, was zur Unterhaltung der mit der Land-
wirthſchaft ausſchließlich beſchaͤftigten Perſonen
gebraucht wird, oder in dem Vorwerkshauſe auf-
gehet, es ſey ſelbſt gewonnen oder angekauft.
Es gehoͤrt dazu nicht bloß Speiſe und Getraͤnk,
ſondern auch Feuerung, Licht, Betten, Leinen,
Kuͤchen-
[241] Kuͤchen- und Hausgeraͤth u. ſ. f. Dann auch
alle Arbeiten, die fuͤr dieſe Hauswirthſchaft, von
andern Perſonen und vom Geſpann geſchehen.
Die Anzeichnung geſchiehet ſehr genau, und die
Maxime, daß man es mit dem, was man ſelbſt
gewinnt, ſo genau nicht nehmen muͤſſe, findet
hier nicht ſtatt. Es hat viel Muͤhe gekoſtet,
dies bei den alten Ausgeberinnen durchzuſetzen,
weil ſie es nur als eine mißtrauiſche Kontrolle
anſahen. Seitdem meine Tochter, die Profeſſo-
rin Koͤrte, juͤngere Haushaͤlterinnen ſelbſt an-
ziehet, geht es um ſo ordentlicher, da dieſe be-
greifen, was ſolche Annotationen bezwecken. Zwi-
ſchen dem, was im herrſchaftlichen Hauſe und
im Vorwerkshauſe verbraucht wird, muß die
ſtrengſte Trennung erhalten werden; was zuwei-
len einen kleinen Zwiſt erregt, der aber zu ge-
naueren Unterſuchungen fuͤhrt.
Es wuͤrde fuͤr mich und meine Leſer ermuͤ-
dend ſeyn, einen mehrjaͤhrigen Auszug aus die-
ſem Conto zu geben. Ich will nur einige Durch-
ſchnitts-Reſultate, die ich gezogen habe, mit-
theilen.
Es wurden im Durchſchnitt, einſchließlich
eines Schreibers und einer Ausgeberin, 16 Per-
ſonen ordentlich geſpeiſet. Man kann aber wohl
16
[242] annehmen, daß fuͤr fremde Perſonen, denen im
oder außer Hauſe Speiſe gereicht wird, ſoviel
als zur Erhaltung noch einer Perſon erforder-
lich waͤre, aufgehet, worauf hier jedoch keine
Ruͤckſicht weiter genommen wird.
An Getreide iſt im Durchſchnitt der Jahre
verbraucht worden:
- Roggen 190 Scheffel.
- Weizen 1 Scheffel.
- Gerſte 9 Scheffel.
- Erbſen 16 Scheffel 12 Metzen.
- Linſen 2 Metzen.
- Buchweizen 3 Scheffel.
- Hirſe 1 Scheffel 8 Metzen.
- Kartoffeln 8 Wispel.
- Das conſumirte Fleiſch iſt taxirt zu 248 Rthl.
- An Milch iſt verbraucht 2218 Quart; zwei
Quart abgerahmte fuͤr 1 Quart fette gerechnet. - An Butter 287½ Pfund.
- Kaͤſe 52 Schock.
- 2⅓ Tonnen Salz.
- Bier und Trinken (Nachbier) 80 Rthlr.
- Branntewein, welcher groͤßtentheils gegen
Getreide eingetauſcht worden iſt, berechnet zu
78 Rthlr., nach dem Conſumtionspreiſe des
Getreides.
[243]
An Bier und Branntewein haben jedoch
auch fremde Arbeiter, bei der Ernte und andern
ſchnell betriebenen Arbeiten, Theil genommen.
Im Durchſchnitt mehrerer Jahre betraͤgt
das Conto auf 16 Perſonen nahe an 1000 Rthlr.
Dies wuͤrde alſo fuͤr die Perſon 62 Rthlr. 12 Gr.
ſeyn. Auf die Unterhaltung des Schreibers muß
aber wenigſtens 130 Rthlr., und auf die der
Ausgeberin 100 Rthlr. berechnet werden. Wenn
das abgeht, bleibt auf die Perſon 55 Rthlr.
Es wird aber auf die ſtarken Mannsperſonen
60 Rthir., auf die Jungen und Maͤgde 50 Rthlr.
gerechnet. So wird dann die Unterhaltung der
Perſonen auf das Conto des Zweiges uͤbertra-
gen, fuͤr den ſie hauptſaͤchlich gehalten werden.
Was etwa nicht aufgeht, wird auf das Insge-
mein-Conto uͤbertragen, damit jenes Conto als
ein Interims-Conto ſich aufloͤſe.
Der Gehalt und Lohn dieſer im Vorwerks-
hauſe unterhaltenen Wirthſchaftsbedienten und
Geſinde, betraͤgt im Durchſchnitt der Jahre
340 Rthlr. In Anſehung des Geſindes wird
dies ebenfalls den Zweigen zugeſchrieben, wofuͤr
ſie gehalten werden.
Die Deputate und der Lohn des Meyers,
Schaͤfers, Ochſen- und Kuhhirten, Nachtwaͤch-
[244] ters, betragen im Durchſchnitt der Jahre gegen
400 Rthlr.
Der Arbeitslohn, welcher in den Jahren
1809 — 1814, ſowohl fuͤr verdungene Arbeiten,
wie in Tagelohn, berechnet worden, betraͤgt im
Durchſchnitt 484 Rthlr. Hierin ſind die Huͤlfs-
tage mit begriffen, welche die Hausleute fuͤr
Miethe und Feuerung und zwei Halb-Koſſaͤthen,
welche Deputate erhalten, ohne die ſie nicht
wuͤrden leben koͤnnen, thun, und dem Tagelohn
gleich berechnet, indem ſich auch die Arbeit von
der der Tageloͤhner nicht unterſcheidet. Alle,
nicht fuͤr die Wirthſchaft, ſondern fuͤr die herr-
ſchaftliche Haushaltung, im Garten, beim Bau,
Meliorationen auch Fabrikation geſchehene Ar-
beiten, ſind nicht hierin begriffen, ſondern abge-
ſondert. Dreſcherlohn des Getreides wird durch
die Dreſchergarbe bezahlt.
Die Arbeiten der Menſchen, welche bei der
Wirthſchaft geſchehen, koſten alſo an
| Gehalt und Lohn | 340 | Rthlr. |
| Speiſung und Unterhaltung | 1000 | ″ |
| Deputatkoſten | 400 | ″ |
| Einzelner Arbeitslohn | 484 | ″ |
| 2224 | Rthlr. |
[245]
Will man die Koſten der Arbeiten uͤber-
haupt ausmitteln, ſo rechne man das hinzu,
was die Pferde und Ochſen koſten, jedoch nach
Abzug 1) deſſen, was dieſen bereits fuͤr die mit
ihrer Wartung und Fuͤhrung beſchaͤftigten Men-
ſchen zugeſchrieben iſt, und 2) der außerwirth-
ſchaftlichen Arbeitstage.
Der Betrag der Schmiede, Geſtellmacher,
Sattler, Seiler, kleiner Baureparaturen ꝛc. Ar-
beit, iſt ſchon unter dem Geſchirr und der Haus-
wirthſchaft, oder unter dem Arbeitslohn mit be-
griffen.
Seit dem Abſchluſſe der Rechnung von
1813—14 iſt der Arbeitslohn wegen des Men-
ſchenmangels auffallend und ſo ſtark geſtiegen,
daß ohne hohe Preiſe, ſelbſt bei mittleren Ern-
ten, der Landbau dabei nicht beſtehen kann.
Ohnerachtet wenig Landwirthe ordentlich rechnen,
und darnach ihre Maaßregel nehmen, ſo wird
es ihnen doch um ſo eher fuͤhlbar werden, da
ihr Kapital und Kredit durch die Kriegeslaſten
zerſtoͤrt ſind, und davon nicht weiter zugeſetzt
werden kann. Sie muͤſſen, wenn die Preiſe es
nicht erſetzen, und das in den groͤßeren Handels-
und Manufaktur-Staͤdten angehaͤufte Kapital
ihnen dadurch wieder zugefuͤhrt wird, den Land-
[246] bau beſchraͤnken, und wohl ihnen und dem
Staate! wenn ſie dies extenſive, nicht intenſive
thun. So wie die Sachen jetzt ſtehen, kann ein
Acker, der nicht uͤber das dritte Korn giebt, nicht
mehr ohne Schaden beſtellt werden. Uebel die-
ſer Art finden aber ihre Heilung in ſich ſelbſt.
Wird man endlich durch Schaden ſo klug, daß
man ſolchen Acker liegen laͤßt, ſo wird Arbeit
erſpart und die Arbeit mithin wohlfeiler, des
Getreides aber weniger erzeugt und mithin theu-
rer. Denn wir haben ſo viel von ſolchem Acker,
daß ſein Ausfall merklich werden muß. Das
widerſinnige Prinzip, was vormals ſogar geſetz-
maͤßig war, man muͤſſe nur die Einſaat nicht
vermindern, nur keinen Acker liegen laſſen, wird
ſich verlieren, wenn die Landwirthe, wie es im-
mer nothwendiger wird, zu rechnen anfangen.
Denn mit offenbarem Verluſt wird niemand et-
was erzeugen. Und dann werden wir auf die
Folge dennoch mehr Getreide, aber mit weni-
gern Koſten, gewinnen.
Jedoch haben dieſe Jahre, und vor allem
das jetzt laufende, gelehrt, wie viele Arbeit man
bei einer richtigen Wirthſchafts-Organiſation,
durch moͤglichſte Benutzung der arbeitenden Kraͤfte,
erſparen koͤnne. Es iſt auffallend, daß ohner-
[247] achtet des hoͤheren Lohns und der unguͤnſtigen
Witterung, keine Ernte hier und in Koͤnigshof
weniger gekoſtet hat, als die gegenwaͤrtige, ob-
wohl ſie im Einſchnitt um 500 Mandeln ſtaͤr-
ker geweſen iſt, wie eine der vorigen, ohne ir-
gend etwas dabei zu verſaͤumen oder verderben
zu laſſen.
Eine der wichtigſten Aufgaben fuͤr die Theo-
rie des Landbaues, und von dem weſentlichſten
Einfluſſe auf die Praxis, iſt ohne Zweifel die,
zu beſtimmen:
- „in welchem Verhaͤltniſſe ziehen die verſchie-
denen Fruͤchte die im Boden befindlichen
vegetabiliſchen Nahrungstheile aus?“ - „in welchem Verhaͤltniſſe ſtehet der Ertrag
der Fruͤchte, mit den im Boden befindlichen,
und von den Saaten anziehbaren Nah-
rungstheilen? Und was kann ich mir nach
einer, im Boden vorauszuſetzenden Kraft,
in einem Mitteljahre an Ertrag von jeder
Getreideart verſprechen?“ - „in welchem Verhaͤltniſſe werden dieſe Nah-
rungstheile — dieſe Productionskraft des
[248] Bodens — durch Duͤngung oder auf an-
dere Weiſe wieder erſetzt?“ - „in welchem Verhaͤltniſſe nimmt die Produc-
tionskraft des Bodens, bei einem gegebe-
nen Fruchtbau- und Duͤngungs-Maaße, in
einem gewiſſen Umlaufe ab oder zu?“
Kaum ſollte man glauben, daß es irgend
einen nachdenkenden Landwirth gegeben habe, der
ſich ſelbſt dieſe Fragen nicht mehrmals klarer
oder dunkler aufgeſtellt haͤtte. Jeder, der irgend
eines abſtracteren Gedankens faͤhig iſt, hat es
doch wohl anerkannt, daß es ein ſolches Ver-
haͤltniß, wenn gleich mannigfaltig modifizirt, ge-
ben muͤſſe; denn die Erfahrung wies ihn taͤglich
darauf hin. Auch begruͤndete jeder die Erwar-
tung, die er von der Ernte jedes Feldes hatte,
auf die Kraft, die er darin, nach Verhaͤltniß der
gegebenen Duͤngung und der davon gewonnenen
Trachten verſchiedener Fruchtarten, dunkler ah-
nete oder klarer berechnete.
Auch hat man wirklich das Verhaͤltniß,
worin der Duͤnger ausgeſogen wuͤrde, beſtimmt,
und dieſe Beſtimmung iſt in einigen Gegenden
faſt als legal angenommen, wenn es darauf an-
kommt, wie die zuruͤckgelaſſenen Gail und Gaare
— wie man es nennt — bei der Abtretung
[249] von Aeckern bezahlt werden ſollen. Mehrentheils
pflegt man anzunehmen, daß die erſte Frucht
den Duͤnger zu \tfrac12;, die zweite zu \tfrac14, die dritte
zu \tfrac18, die vierte zu \tfrac1{16} ausziehe; \tfrac1{10} aber dem
Acker verbleiben muͤſſe, wenn er nicht ganz er-
ſchoͤpft werden ſolle. So beurtheilt man es we-
nigſtens bei der Dreifelder-Wirthſchaft in ſechs-
jaͤhrigem Duͤnger. Schon vor laͤngerer Zeit
habe ich mich in einem Gutachten dahin erklaͤrt,
man muͤſſe annehmen
- daß die 1ſte Frucht Winterung \tfrac4{10},
- die 2te ″ Sommerung \tfrac2{10},
- die 3te ″ Winterung \tfrac3{10},
- die 4te ″ Sommerung \tfrac1{10},
von einer gegebenen 6jaͤhrigen Duͤngung bei ei-
ner Dreifelder-Wirthſchaft ausziehe. Denn es
iſt, ſowohl der Erfahrung nach, als ſchon a pri-
ori, nicht zu bezweifeln, daß Wintergetreide mehr
wie Sommergetreide ausziehe, da jenes im Durch-
ſchnitt eine groͤßere Maſſe nahrhafter Theile
giebt, ſeine Vegetationsperiode laͤnger iſt, und
auch nach der Brachbearbeitung gebauet, die
Nahrungsſaͤfte im Boden mehr aufgeloͤſet, oder
zum Uebergange in die Pflanzen mehr vorberei-
tet findet.
[250]
Es haͤngt aber die Fruchtbarkeit der Fel-
der nicht allein von der gegebenen Duͤngung ab,
ſondern auch von dem, was man die natuͤr-
liche Kraft des Bodens nennt, von denjenigen
Nahrungstheilen, die die Natur urſpruͤnglich in
ſie gelegt hatte, die ihnen durch fruͤhere Kultur
erhalten, oder auch durch eine, die Ausſaugung
der Fruͤchte uͤberwiegende Duͤngung gegeben
ward. Jeder Landwirth erkennet dieſen Unter-
ſchied; einige haben ihn genauer zu beſtimmen
geſucht. So nimmt der ſcharfſinnige, aber zu
oberflaͤchliche Hube, in ſeinem Landwirth
B. II. S. 402 u. f. nach angeſtellten Verſu-
chen an: der halbe Ertrag eines Ackers ſey der
natuͤrlichen Triebkraft des Bodens, die andere
Haͤlfte einer hinlaͤnglich kraͤftigen Duͤngung bei-
zumeſſen. Denn nach ſeinen Verſuchen auf
ſchlechtem (ſandigem) Boden, gab von zwei glei-
chen Stuͤcken, das eine, was gut geduͤngt war,
den doppelten Ertrag des andern, was nicht ge-
duͤngt war. Wenn er aber nur ſchwach duͤngte,
ſo fiel der Ertrag uͤber das Verhaͤltniß des we-
niger gegebenen Duͤngers herunter. Auf gutem
Boden, ſagt er, habe er ohngefaͤhr daſſelbe
gefunden, aber keine genaue (comparative) Ver-
ſuche daruͤber angeſtellt. Das letztere iſt alſo
[251] eine bloße Vermuthung, die ſich ihm bei genaue-
rer Unterſuchung gewiß nicht wuͤrde beſtaͤtigt ha-
ben. Es wird nur bei einer gewiſſen Beſchaf-
fenheit des Bodens und einem gewiſſen Ver-
haͤltniß von Duͤnger zutreffen, daß man das Dop-
pelte von dem ernte, was man ohne Duͤnger
erhalten haͤtte. Iſt der Boden ſchlecht und er-
ſchoͤpft, worauf man ein ſolches comparatives
Experiment anſtellt, ſo wird man nach einer gu-
ten Duͤngung (unter Vorausſetzung einer gleich-
falls guten, den Duͤnger mit dem Boden ver-
bindenden Beackerung), mehr als das doppelte
auf dem geduͤngten Stuͤck ernten. Iſt der Bo-
den aber gut und noch in kraͤftigem Zuſtande,
ſo wird man nach der Duͤngung nicht das Dop-
pelte von dem erwarten koͤnnen, was er ohne
neuen Duͤnger noch zu tragen vermochte.
Ich habe die Idee eines Maaßſtabes
um die Tragbarkeit des Bodens
und die davon zu erwartenden Ern-
ten, die Ausziehung, welche dieſe
bewirkten, und das Verhaͤltniß,
in welchem Duͤnger und ſogenannte
Ruhe und Brache, die erſchoͤpfte
Fruchtbarkeit erſetzen und vermeh-
ren, nach Graden zu beſtimmen,
[252] im 1ſten Bande S. 236 meiner Grundſaͤtze der
rationellen Landwirthſchaft zuerſt vorgetragen,
und mich naͤchher uͤber dieſe Idee beſtimmter er-
klaͤrt, in den Bemerkungen vor dem 2ten Bande
dieſes Werkes, auch einige Saͤtze genauer und
deutlicher zu beſtimmen geſucht.
Bei der Wichtigkeit dieſer Sache, die ich
fuͤr einen Grundpfeiler eines Lehrgebaͤudes unſe-
rer Wiſſenſchaft halte, habe ich derſelben fort-
dauernd meine Aufmerkſamkeit gewidmet, und
alle mir zugekommenen Erfahrungen, und in die-
ſer Hinſicht von meinen Freunden — welche dieſe
Idee lebhaft ergriffen hatten — mir gemachten
Mittheilungen, an dieſen Maaßſtab gehalten, um
einer richtigen Beſtimmung der Grade fuͤr jeden
Gegenſtand naͤher zu kommen. Ich bin weit
entfernt zu glauben, daß ich dadurch zu einer
untruͤglichen Gewißheit gekommen ſey, oder nur
zu hoffen, daß ich in meinem Leben dahin kom-
men werde. Je mehr man in der Erkenntniß
von Dingen dieſer Art fortſchreitet, je mehr man
weiß, deſto mehr erkennt man, wie viel man
nicht wiſſe. Aber fortgeſchritten bin ich, und
ich darf hoffen, daß ich andern, die nach mir
kommen, einen Standpunkt gegeben habe, wor-
auf ſie ſich zu hoͤheren und beſtimmteren Anſich-
[253] ten auf dem weiten Felde der Erfahrung erhe-
ben koͤnnen. Nur wuͤnſche ich, daß keiner ins
Blaue hinausſehen, und Nebelgeſtalten fuͤr
wirkliche Gegenſtaͤnde annehmen moͤge.
Es iſt jetzt wohl unbezweifelt, daß der im
Boden befindliche vegetabiliſch-animaliſche Mo-
der der Hauptnahrungsſtoff der Pflanzen ſey, in
ſo fern ſie ſolchen aus den Boden ziehen. Er
iſt es aber nicht in ſeinem erdigen Zuſtande,
ſondern nur in ſo fern, als er in milden Ex-
tractirſtoff und in Kohlenſaͤure durch den Zutritt
des Sauerſtoffs uͤbergehet; denn nur in dieſen
beiden Geſtalten kann, ſo viel wir jetzt wiſſen,
ſein Uebergang in den Pflanzen ſtatt finden.
Wenn alſo die eigentlichen rohen Erden nicht
wirkliches Nahrungsmittel der Pflanzen ſind, ſo
wird doch durch ſie die Wechſelwirkung der im
Boden enthaltenen eigentlichen Nahrungsſtoffe
unter einander, mit der Atmosphaͤre, und ihr
Eintritt in die Organe der Pflanzen verſchiedent-
lich modifizirt, befoͤrdert oder zuruͤckgehalten. Wir
ahnen daruͤber wohl manches, aber wir wollen
hier nicht uͤber Ahnungen ſprechen. Was wir
gewiß genug wiſſen, iſt, daß der thonige Boden
den Humus und die Nahrungstheile der Pflan-
zen feſter an ſich haͤlt, ſelbige, wenn ſie nicht
[254] uͤber ein gewiſſes Verhaͤltniß hinausgehen, we-
niger freiwillig der Vegetation uͤberliefert, ſon-
dern dazu nur durch viele Lockerung und Luf-
tung vermogt werden kann, dieſer Boden alſo
nicht leicht ganz von vergatabiliſchen Nahrungs-
theilen erſchoͤpft werden koͤnne. Wenn dies in-
deſſen einmal geſchehen iſt, durch ſtarke Beacke-
rung, durch aufloͤſende Duͤngungsmittel, Kalk,
Mergel, Aſche u. ſ. w., durch eine lange Folge
von abwechſelnden, ſich alles aneignenden Fruͤch-
ten, ohne ihm einen Erſatz von modernden Sub-
ſtanzen zu geben, ſo erfahren wir auch, daß es
ſchwerer halte, ihm ſeine Fruchtbarkeit wieder zu
geben, als dem Sandboden, daß dazu eine ge-
woͤhnliche Duͤngung nicht hinreiche, indem er
ſich mit den zerſetzten Stoffen erſt ſaͤttigen muß,
bevor er die auf ihn gebaueten Pflanzen wieder
reichlich ernaͤhrt. Dagegen wiſſen wir, daß der
ſandige, und vielleicht noch mehr der kalkige Bo-
den, leicht alles abgiebt, was er in ſich hat,
wenn anders die zum Uebergange in den Pflan-
zen nothwendige Feuchtigkeit nicht mangelt, daß
er viel ſchneller erſchoͤpft, daß er aber auch leich-
ter durch eine maͤßige Duͤngung wieder zur
Fruchtbarkeit gehoben werden koͤnne. Hieraus
folgt, daß der Kraftgrad eines thonigten und
[255] eines ſandigen Bodens, die beide in der naͤch-
ſten Ernte, bei einer beiden zuſagenden Witte-
rung, einen gleichen Ertrag geben wuͤrden oder
gegeben haben, dennoch verſchieden, bei jenem
ſtaͤrker, bei dieſem ſchwaͤcher angenommen wer-
den muͤſſe; die Ausziehung aber, welche dieſelbe
Saat, nach Verhaͤltniß des Kraftgrades bewirkt,
bei dem thonigen ſchwaͤcher, bei dem ſandigen
ſtaͤrker.
Die verſchiedenen Fruͤchte erfordern, zu ih-
rer Bildung und Vollendung, eine verſchiedene
Quantitaͤt aus dem Boden zu ziehenden Nah-
rungsſtoffes. Ueber manche Fruͤchte haben wir
noch zu wenige Beobachtungen, um beſtimmen
zu koͤnnen, in welchem Verhaͤltniſſe zur Maſſe
ihres Produkts ſie dieſes thun. Aber bei den
gewoͤhnlichen Getreidearten lehrt uns die, durch
lange Aufmerkſamkeit auf ihr Verhalten erlangte
Erfahrung, daß ſie den Nahrungsſtoff wirklich
in dem Verhaͤltniſſe aus dem Boden anziehen
(was aus der Erſchoͤpfung, die ſie auf ihn be-
wirken, erhellet), in welchem ſie naͤhrende Theile
— Kleber, Staͤrkemehl und ſuͤßlich-ſchleimige
Materie — in ihren Koͤrnern enthalten.
Nach den, beſonders von Einhof, Cro-
me und andern angeſtellten und wiederholten
[256] Zerlegungen, finden ſich bei der gewoͤhnlichen
Guͤte und Ausbildung der Koͤrner, dem Ge-
wichte nach,
- in 100 Theilen Weizen 77,4 Theile naͤhrender
Materie. - in 100 Theilen Roggen 70 Theile.
- in 100 Theilen Gerſte 59,3 Theile.
- in 100 Theilen Hafer 58,4 Theile.
Dies betraͤgt, dem Volum nach, in 1 Ber-
liner Scheffel,
- Weizen von 93 Pfund — 72.
- Roggen von 80 Pfund — 56.
- Gerſte von 61½ Pfund — 36.
- Hafer von 48 Pfund — 27,88.
Und in dieſem Verhaͤltniſſe ſcheint es, daß
eine gleiche Scheffelzahl uͤber die Einſaat gewon-
nener Koͤrner, den Boden erſchoͤpfe oder Nah-
rungstheile daraus anziehe.
Ich ſage: uͤber die Einſaat. Denn es
ſcheint, als ob jedes eingeſaͤete Korn ſo viel
Nahrungsſtoff in den Acker bringe, um ſich ein-
mal ſelbſt zu reproduziren; weswegen bei einer
ſtaͤrkeren, jedoch nicht uͤbermaͤßigen, und bei hoͤ-
herer Kraft des Bodens Lagerung bewirkenden,
Einſaat gegen eine ſchwaͤchere ſo viel mehr ge-
wonnen werden wird, als jene mehr betrug.
Da
[257] Da dies aber kein eigentlicher Gewinn iſt, ſo
werden wir hier durchaus nur von dem Ertrage
uͤber die Einſaat ſprechen, und nur dieſen
bei den Angaben verſtehen.
Ein Scheffel gewonnener Weizen erſchoͤpft
demnach den Boden ſo viel wie 2 Scheffel ge-
wonnener Gerſte, und 1 Scheffel Roggen ohn-
gefaͤhr ſo viel als 2 Scheffel Hafer. Weizen
und Roggen ſtehen aber ohngefaͤhr in dem Ver-
haͤltniſſe, wie 18 : 14, und in demſelben Ver-
haͤltniſſe beinahe auch Gerſte und Hafer.
Wenn uns gleich analogiſche Induction auf
dieſe Annahmen natuͤrlich fuͤhrte, ſo erſchienen
ſie doch nur hypothetiſch, bis die Erfahrung ſie
gerechtfertigt hat. Daß ſie dies in einem hohen
Grade thue, unternehme ich hier zu zeigen.
Die Ausziehung, die eine Saat bewirkt,
koͤnnen wir daraus abnehmen, daß die darauf
folgende, unter uͤbrigens gleichen Umſtaͤnden, ſo
viel weniger giebt, als ſie wuͤrde gegeben haben,
wenn jene nicht vorhergegangen waͤre. Die Aus-
ziehung der zweiten Saat wieder aus dem, was
eine dritte weniger giebt, als ſie wuͤrde gegeben
haben, wenn ſie unmittelbar auf die erſte gefol-
get waͤre, und ſo fort.
17
[258]
Daß dieſes Ausziehungs-Vermoͤgen der
Fruͤchte nicht aus einzelnen Beobachtungen, ſon-
dern nur aus der großen Maſſe von Erfahrun-
gen, die wir daruͤber haben, und aus großen
Durchſchnitten gefolgert und beſtimmt werden
koͤnne, verſteht ſich von ſelbſt. Selbſt compara-
tive und mit großer Genauigkeit angeſtellte Ver-
ſuche koͤnnen nicht zuverlaͤſſig entſcheiden, bevor
ſie viele Male wiederholt ſind, weil ſie aus ei-
nem Jahre in das andere uͤbergehen, und die
Jahresfruchtbarkeit — die ſich nicht immer nach
der Witterung beſtimmen laͤßt — auf den Er-
trag, mithin auf die Anziehung der Ernten, ei-
nen betraͤchtlichen Einfluß hat. Die Saͤtze,
welche wir aus dem Durchſchnitt der Beobach-
tungen abgezogen haben, erhalten aber durch je-
den einzelnen, mit ihnen uͤbereinſtimmenden Fall
eine groͤßere Beſtaͤtigung.
Die Anziehungskraft einer jeden jener Ge-
treidearten ſteht im Verhaͤltniß mit den nahr-
haften Theilen, die in einer, ihrem Standpunkte
angemeſſenen Mittel-Ernte gewonnen werden.
Die Anziehung ſelbſt, welche durch dieſe,
jeder Frucht eigenthuͤmlichen Anziehungskraft be-
wirkt wird, ſteht aber im Verhaͤltniß mit den
[259] naͤhrenden, d. h. aufloͤsbaren Theilen, die im
Boden befindlich ſind.
Da dies nur jedoch unter der Bedingung
einer, der Vegetation jeder Frucht angemeſſenen
Feuchtigkeit und Temperatur, vielleicht auch an-
derer noch nicht ergruͤndeter aͤußeren Potenzen,
der Fall iſt; ſo laͤßt ſich die Anziehung ſelbſt,
und ihr Verhaͤltniß zur Kraft des Bodens, nicht
aus einzelnen Faͤllen, ſondern aus dem Durch-
ſchnitt aller geſammelten Beobachtungen abneh-
men. Daß ein ſolcher Durchſchnitt, der viel-
leicht auf keinen einzigen einzelnen Fall genau
paßt, dem ſich die meiſten einzelne Faͤlle aber
annaͤhern, wirklich ſtatt finde, erkennen alle Em-
piriker an, indem ſie einen gewiſſen Ertrag, deſ-
ſen ein Boden faͤhig ſey, annehmen. Auch hat
ſchon der ſcharfſinnige Uhden, in ſeiner Ab-
handlung uͤber die Ordnung der Frucht-
preiſe 1750, nach zweihundertjaͤhrigen Erfah-
rungen, gezeigt, daß der Durchſchnitt der Ern-
ten in einer Reihe von 7 Jahren faſt immer
gleich ſey, mithin der Korn-Ertrag, den ein Land
nach dem Verhaͤltniſſe ſeiner Kultur — die wie-
der von ſeinem Bedarf abhaͤngt — gebe, in ſol-
chen Zeitraͤumen ſich gleich bleibe, obwohl ein-
zelne Jahre den Ausfall oder den Ueberſchuß
[260] des andern uͤbernehmen muͤſſen. Eine Thatſache,
die ſich auch ſeitdem immer beſtaͤtigt hat.
Ich habe es unternommen, einen Maaß-
ſtab zur Beſtimmung der im Boden befindli-
chen Kraft, des Anziehungs-Vermoͤgens jeder
Frucht, und der Kraftgrade, die zur Bildung
eines Scheffels jeder Getreideart erforderlich ſind,
zu bilden. Haͤtten wir fruͤher einen ſolchen
Maaßſtab gehabt, ſo wuͤrden wir unſere Beob-
achtungen laͤngſt daran gehalten, uns mehr ver-
ſtaͤndiget, und die Erfahrungen uͤber die Frucht-
barkeit des Bodens genauer berichtiget haben. —
Wie ſchwankend waren die Begriffe uͤber die
Temperatur, ehe wir einen Waͤrmemeſſer hatten!
nur mittelſt deſſelben haben wir uns daruͤber ver-
ſtaͤndigen koͤnnen. —
Der Maaßſtab mag immer derſelbe bleiben
oder veraͤndert werden; es kommt nur darauf
an, den Begriff von der relativen Kraft des
Bodens in Zahlen auszudruͤcken. Was ich aber
in den Grundſaͤtzen der rationellen Landwirth-
ſchaft an den angefuͤhrten Orten nicht genug be-
ruͤckſichtigt habe, iſt die oben bemerkte verſchie-
dene Tenazitaͤt des Bodens fuͤr den vegetabili-
ſchen Nahrungsſtoff. Wenn ich dort die Kraft
eines Bodens, der per Morgen 5 Scheffel uͤber
[261] die Einſaat in einer Mittel-Ernte lieferte = 100
ſetzte, (indem die Anziehung der Roggenſaat =
30 von 100 waͤre, und zur Bildung eines Schef-
fels Roggen = 6 erfordert wuͤrden), ſo iſt das
nur von einem milden, warmen Mittelboden,
oder ſandigen Lehmboden (der 30 — 40 pr. C.
abſchwemmbarer Erde und 60 — 70 pr. C.
Sand enthaͤlt), von Boden, der den Practikern
unter dem Namen des Gerſtbodens bekannt iſt,
zu verſtehen. Hat der Boden wegen eines ſtar-
ken Thongehalts eine groͤßere Tenazitaͤt, ſo giebt
er der Roggenſaat von 100 vielleicht nur 20 ab,
und wenn er dennoch 5 Scheffel vom Morgen,
bei einer gewoͤhnlichen guten Behandlung, lie-
fert, die 30 zu ihrer Bildung erfordern, ſo
moͤchte wohl eine Kraft = 150 in ihm anzu-
nehmen ſeyn.
Es ſcheint zwar beim erſten Anblick von
keiner Bedeutung zu ſeyn, ob ich einem Boden,
der 5 Scheffel Roggen per Morgen uͤber die
Einſaat giebt, 100 oder 150 Gr. Kraft, und
dem Roggen in jenem Falle eine Anziehung
von 30, in letzterem von 20 beimeſſe. Allein
in jenem Falle behaͤlt er, nach abgenommener
Roggen-Ernte, nur 70 Grad, in dieſem 120
Grad zuruͤck. Nun moͤgen auch die folgenden
[262] Saaten gleiche Ernten geben, indem die Anzie-
hung derſelben in demſelben umgekehrten Ver-
haͤltniſſe mit der Tenazitaͤt des Bodens ſteht.
Der zuruͤckhaltende Boden behaͤlt am Ende aber
doch einen hoͤheren Kraftgrad, oder, was einer-
lei iſt, mehr vegetabiliſchen Nahrungsſtoff in ſich,
als der leichtabgebende, und wenn aus dieſem
gar nichts mehr zu ziehen iſt, ſo kann jener
durch eine ſehr aufſchließende Behandlung, durch
irgend eine ſtaͤrker anziehende Frucht, oder durch
aufloͤſende Mittel noch zu einigem Ertrage ge-
bracht werden. Ich ſage: er kann dazu gebracht
werden und wird oft dazu gebracht, ohnerachtet
es auf die Folge vielleicht eben ſo nachtheilig
wird, weil er nun einen um ſo ſtaͤrkeren Erſatz
erfordert, bevor er wieder zu der Kraft gehoben
werden kann, in welcher er einen Ertrag von
5 Scheffel Roggen uͤber die Einſaat zu geben
vermag. Bei einer gewoͤhnlichen Behandlung
behaͤlt er die Kraft ſich zu begraſen und dadurch
zu verſtaͤrken.
Es iſt hier nicht meine Abſicht, dieſe Ma-
terie zu erſchoͤpfen. Ich erwarte vielmehr noch
Aufſchluͤſſe uͤber das Verhalten des ſehr binden-
den Bodens, von mehreren Freunden, die mir
ſolche zu geben uͤbernommen haben, weil ich nie
[263] viele Gelegenheit hatte, ihn ſelbſt nachhaltig zu
beobachten. Nur auf den Mittelboden, den ich
immer vor Augen hatte, beſchraͤnke ich mich hier,
und ich habe das vorgedachte nur angefuͤhrt, um
Mißverſtaͤndniß zu vermeiden, und um nicht zu
einer gar zu allgemeinen Annahme der folgenden
Poſitionen zu verleiten.
Fuͤr dieſen Mittelboden, der zwiſchen 30
bis 40, allenfalls 45 pr. C. abſchwemmbare
Theile, uͤbrigens Sand, auch wohl 1 — 2 pr. C.
kohlenſauren Kalk enthaͤlt, der locker, leicht zer-
fallend, doch nicht ohne Bindung iſt und eine waſ-
ſerfreie Lage hat, nehme ich unter der Bedingung
einer gewoͤhnlichen aber guten Beackerung fol-
gende Saͤtze an:
Es ziehet aus von 100
Grad Kraft oder von
100 Theilen des im
Boden enthaltenen ve-
getabiliſchen Nah-
rungsſtoffes.
der Weizen 40 —
der Roggen 30 —
die große Gerſte 25 —
der Hafer 25 —
Es erfordert 1 Scheffel
per Morgen an aus-
gezogenen Nahrungs-
ſtofftheilen oder Graden
8 —
6 —
4 —
3 —
[264]
Das heißt, wenn 100 Grade Kraft oder
100 Theile Nahrungsſtoff im Boden ſind, ſo
giebt
- der Weizen 5 Scheffel uͤber die Einſaat.
- der Roggen 5 ″ ″ ″ ″
- die Gerſte 6,25 ″ ″ ″ ″
- der Hafer 8,33 ″ ″ ″ ″
Und umgekehrt ſage ich: wenn die benann-
ten Getreidearten das benannte Maaß vom Mor-
gen geben, ſo habe der Boden 100 Grad Kraft.
Das, was eine Ernte, nach dem Ertrage,
den ſie giebt, ausziehet, verliert der Boden an
Kraft. Von dem bleibenden zieht dann die fol-
gende Ernte in demſelben Verhaͤltniſſe aus, und
giebt die daraus hervorgehende Scheffelzahl.
Ich wiederhole aber, daß dieſes nur im
Durchſchnitt der Jahre anzunehmen ſey; eine
ſehr guͤnſtige Witterung kann die Anziehung be-
foͤrdern und einen ſtaͤrkeren Ertrag bewirken;
eine unguͤnſtige kann jene laͤhmen und den Er-
trag vermindern.
Hier entſteht nun die Frage: bleibt nach
einer ſchlechteren Ernte um ſo viel mehr Kraft
im Boden, und wird nach einer beſſeren die
Kraft um ſo ſtaͤrker erſchoͤpft? — Ich glaube
allerdings!
[265]
Dagegen wollen nun zwar verſchiedene be-
merkt haben, daß nach einer guten Winterungs-
Ernte haͤufig eine gute Sommerungs-Ernte, und
nach einer ſchlechten eine ſchlechte folge. Daß
das im allgemeinen nicht richtig ſey, erhellet von
ſelbſt, wenn man nur die Geſchichte der Ernten
von 30 — 40 Jahren durchgehet. In einzelnen
Faͤllen aber mag es wahr ſeyn und laͤßt ſich na-
tuͤrlich erklaͤren. Wenn bei der Dreifelder-Wirth-
ſchaft, wovon in dieſen Faͤllen die Rede iſt, die
Brache wegen unguͤnſtiger Witterung, oder auch
aus Nachlaͤſſigkeit, nicht gehoͤrig bearbeitet, der
Boden nicht gepulvert, geluͤftet, von Saamen
und Wurzelunkraut nicht gereinigt wurde, dar-
aus eine ſchlechte Winterungs-Ernte erfolgte,
wobei ſich das Unkraut noch vermehrte, dies bei
der Sommerungs-Beſtellung nicht erſetzt wurde,
ſo wird alle Kraft des Ackers keine gute Soͤm-
merung hervorbringen. War dagegen die Brach-
bearbeitung ſehr fleißig und gluͤcklich, ſo hilft
das auch noch der Soͤmmerung auf. Indeſſen
glaube ich doch, daß bei einer gleichen Duͤngung
im erſten Fall mehr Kraft im Acker bleibe, und
wenn dann eine vollkommenere Bearbeitung ge-
geben wird, der Ertrag nach der folgenden Bra-
che um ſo ſtaͤrker ſey; den Fall jedoch ausge-
[266] nommen, daß eine ſo große Menge ſaamen-
tragenden (beſonders oͤhlhaltigen) Unkrauts auf-
gekommen ſey, die den Boden ſtatt des Getrei-
des erſchoͤpfen konnte. Es iſt eine ſehr haͤufige
Bemerkung, daß wenn Acker aus der Hand ei-
nes ſchlechten Bebauers, ohne jedoch in der Duͤn-
gung vernachlaͤſſigt zu ſeyn, in die Hand eines
fleißigen Bebauers uͤbergehet, der Ertrag oft be-
wundernswuͤrdig ſey. Denn bei der ſchlechten
Beſtellung haͤufte ſich die Kraft darin an.
Ueber andere Fruͤchte aus der Klaſſe der
Graͤſer fehlt es uns noch an zureichenden Er-
fahrungen. Ich glaube aber, daß ſie ebenfalls
im Verhaͤltniß ihres Ertrages und der darin ent-
haltenen nahrhaften Theile erſchoͤpfen. Von der
Hirſe iſt es allgemein anerkannt, daß ſie ſtark
ausziehe, und eben ſo von dem Mais, der nicht
ohne ſtarken Duͤnger — es ſey denn in ſehr
reichem Niederungsboden — gebauet werden kann,
und ihn auf ſandigem Boden, wenn er recht zur
Vollkommenheit gelangt, ſehr ausziehet; wie das
nach Verhaͤltniß ſeines Ertrages ganz natuͤr-
lich iſt.
Aber mit Fruͤchten anderer Natur und ganz
verſchiedener Organiſation verhaͤlt ſichs anders.
Wohl alle Pflanzen ziehen einen Theil ihrer
[267] Nahrung durch die Wurzeln aus dem Boden,
und ein anderer Theil durch die Blaͤtter aus der
Atmosphaͤre; aber das Verhaͤltniß, worin ſie ſich
ihren Nahrungsſtoff auf die eine oder die andere
Weiſe aneignen, iſt ſehr verſchieden. Einige
Pflanzen ziehen den beiweitem groͤßten Theil aus
der Atmosphaͤre, und gedeihen daher auf dem
duͤrreſten, magerſten Boden, wie das Hauslauch
auf den Ziegeldaͤchern; andere nehmen den groͤß-
ten Theil aus dem Boden, und zu dieſen gehoͤ-
ren die Graͤſer, vor allen die, welche um ihres
ſtarken Saamens willen gebauet werden; wie
ſchon daraus abzunehmen iſt, daß ihr Blatt-Or-
gan in Verhaͤltniß dieſes Saamens ſehr klein
iſt, und groͤßtentheils verdorret, wenn der Saa-
men ſich bildet und dazu am meiſten Nahrungs-
ſtoff erfordert. Zu denen aber, welche ihre Nah-
rung auf beiden Wagen, vielleicht in gleicher
Staͤrke erhalten, gehoͤren
Die Huͤlſen-Fruͤchte. Sie tragen zwar
auch eine ſtarke Maſſe von nahrhaftem Saamen,
aber ihr Blattorgan iſt im Verhaͤltniß zu dem-
ſelben auch ſtark, aͤußert ſichtbarlich eine große
Thaͤtigkeit, und erhaͤlt ſich darin, bis die Saa-
men vollſtaͤndig ſind. Allerdings nehmen ſie auch
nothwendige, integrirende Beſtandtheile aus dem
[268] Boden, denn auf einem mageren Boden gedei-
hen ſie nicht. Aber im Verhaͤltniß des Ertra-
ges, den ſie an Korn und Stroh geben, erſchoͤp-
fen ſie den Boden nicht, und entziehen ihm von
den, beſonders fuͤr die Cerealien geeigneten Nah-
rungstheilen wenig. Dies hat ſchon uralte Er-
fahrung die Ackerbauer gelehrt; denn wenn ſie
die nachtheilige Wirkung von mehr als zwei nach
einander gebaueten Getreideſaaten erkannten, ſo
wußten ſie, daß ſich der Boden unter einer Huͤl-
ſenfrucht erhole, und gewiſſermaßen neue Kraͤfte
fuͤr die folgenden Getreide-Ernten wieder ſammle.
Auch bezeugt es die allgemeine Erfahrung, daß
die folgenden Getreideſaaten um ſo beſſer gedei-
hen, je ſtaͤrker und dichter die Huͤlſenfruͤchte ſtan-
den, daß man ſich dagegen weniger von jenen
verſprechen duͤrfe, wenn dieſe mißrathen ſind.
Hieraus haben einige gefolgert, daß dieſe Fruͤchte
dem Boden mehr wiedergaͤben, als ſie ihm ent-
zoͤgen. Dies laͤßt ſich jedoch nicht behaupten.
Daß das Getreide nach einer Huͤlſenfrucht-Ernte
beſſer als nach einer andern Getreide-Ernte ge-
deihe, beweiſet nur, daß jene weniger erſchoͤpfe
als dieſe. In dem betraͤchtlichen Blaͤtterabfall
und in den roͤhrigen Wurzeln hinterlaſſen auch
die Huͤlſenfruͤchte dem Boden mehr modernde
[269] Subſtanz als das Getreide, uͤberdem aber den
Boden in einem mehr gelockerten Zuſtande. Die
dichte Bedeckung und der Schatten, den ſie ihm
gaben, hielt die ſich darunter entwickelnden Graͤ-
ſer mehr beiſammen und in Beruͤhrung mit der
offenen Erdkrume, ſo daß ſie mit dieſer in Wech-
ſelwirkung treten konnten; woraus ſich beſonders
die beſſere Wirkung einer dichtſtehenden Huͤlſen-
frucht, vor der einer duͤnnern, erklaͤren laͤßt.
Wie ſehr die Oberflaͤche des Bodens durch eine
dichte Huͤlſenfrucht, wie man es nennt, bebruͤtet
werde, beweiſet das ſchnelle und kraͤftige Begruͤ-
nen der Stoppel; welches jedoch vor dem Um-
bruche abzuwarten, aller Erfahrung nach, nicht
rathſam iſt.
Auf der andern Seite iſt es jedoch nicht
zu laͤugnen, daß man in den folgenden Ernten
einen Abſchlag verſpuͤre, wenn ſtatt der Brache
eine Huͤlſenfrucht gebauet worden, und daß man
ihr daher einige Ausſaugung beimeſſen muͤſſe.
Dieſe Ausſaugung kann aber nicht, wie bei dem
Getreide, verhaͤltnißmaͤßig mit der im Acker be-
findlichen Kraft und der dadurch bewirkten ſtaͤr-
keren Ernte angenommen werden, weil dies ge-
gen die anerkannte Erfahrung ſtreiten wuͤrde,
daß eine ſtarke Huͤlſenfrucht wohlthaͤtiger fuͤr den
[270] Acker iſt, als eine ſchwache. Wir nehmen da-
her, ohne Unterſchied des Kraftgrades, worin ſich
der Boden befindet, die Ausſaugung einer Huͤl-
ſenfrucht = 15 an; wobei, in Vergleichung mit
der Brache, dann noch die Kraftvermehrung weg-
faͤllt, die wir dieſer unten beimeſſen werden.
Wenn aber eine Huͤlſenfruchtſaat beim Auf-
bluͤhen gruͤn abgemaͤhet wird, dann kann ihr
keine Ausſaugung, es muß ihr vielmehr einige
Verbeſſerung des Bodens beigemeſſen werden.
Ich weiß zwar, daß einige behauptet haben, es
mache dies keinen Unterſchied; aber dieſe Be-
hauptung finden wir hier faſt alljaͤhrig wider-
legt, da ein Theil der Wicken gruͤn, der andere
reif abgemaͤhet wird, und im folgenden Jahre
das, an der Stelle der erſteren ſtehende Getreide,
immer einen, ſchon auf dem Halme ſichtbaren,
aber noch mehr beim Ausdruſch ſich ergebenden,
Vorzug hat.
Einer meiner ſcharfſinnigſten Freunde, der
Winterung nach einer vollkommenen Brache und
nach Erbſen bauet, hat mir die Bemerkung mit-
getheilt, daß letztere, im Anſehen auf dem Hal-
me und in der Staͤrke des Strohes, erſtere oft
uͤbertroffen, im Ausdruſch aber nachgeſtanden
habe. Bei mir ergiebt ſich gewiſſermaßen daſ-
[271] ſelbe, wenn ich den Roggen nach Klee und nach
Erbſen mit einander vergleiche. Letzterer giebt
mehrentheils einen ſtaͤrkeren Einſchnitt, aber aus
gleichem Stroh betraͤchtlich weniger an Koͤrnern.
Buchweizen ſetze ich, in ſeiner Wirkung
auf den Boden, den Huͤlſenfruͤchten gleich. In
der Regel ſteht der nach ihm folgende Roggen,
gegen den nach der Brache, etwas zuruͤck.
Ueber die Ausſaugung der Oelſaaten, wozu
ich auch den Lein rechne, ſind die Meinungen
ſehr getheilt. Ich habe ſelbſt zu wenig eigene
Erfahrung daruͤber. Aber nach der Summe al-
ler Erfahrungen ſcheint es wohl gewiß, daß ſie
wenigſtens gleich dem Weizen ausſaugen. Die-
jenigen, welche dies laͤugnen, weil ſie darnach
ſehr guten Weizen und Roggen bauen, bedenken
nicht, daß ſie zu jenen Fruͤchten den beſten Bo-
den und den ſtaͤrkſten und fetteſten Duͤnger neh-
men. Auch iſt es gewiß, daß der Bau dieſer
Fruͤchte den Boden trefflich zum Getreide vor-
bereite; aber die Erſchoͤpfung laͤßt ſich in der
Folge zu deutlich verſpuͤren, wenn ſie nicht durch
einen ſtaͤrkeren Duͤngerſtand erſetzt werden kann.
Vor allem iſt die Frage, in wiefern die
Kartoffeln den Boden ausſaugen, neuerlich in
Anregung gekommen, und mit Heftigkeit daruͤ-
[272] ber geſtritten worden; indem einige behaupten,
daß ſie ſehr ſtark, andere, daß ſie gar nicht aus-
ſoͤgen.
Diejenigen, welche erſteres behaupten, be-
ziehen ſich vornehmlich auf den ſchlechten Rog-
gen, der darnach waͤchſt. Dies gebe ich ihnen,
mit allen erfahrenen Kartoffelbauern, als eine
unbezweifelte Thatſache zu. Allein es ruͤhrt nicht
von der Erſchoͤpfung des Bodens her, ſonſt koͤnnte
keine ſo ausgezeichnete Gerſte, und dann, nach
einer Zwiſchenfrucht, ſo koͤrnerreicher Weizen und
Roggen darauf wachſen. Wenn die auf die
Kartoffeln folgende Gerſten-Ernte, mit der nach
dem Klee ohne neue Duͤngung wachſende Win-
terungs-Ernte, zuſammen genommen wird, ſo
uͤbertrifft der Ertrag oft den, der von einer, auf
reine Brache folgenden Winterung und Gerſte
zuſammen genommen, gewonnen werden kann.
Hiervon kann Moͤglin alljaͤhrig den uͤberzeugend-
ſten Beweis aufſtellen. Daß der Roggen alſo
nach Kartoffeln ſchlecht geraͤth, muß von einer
unerklaͤrbaren Abneigung des Roggens gegen
dieſe Vorfrucht — wovon wir aber mehrere
Beiſpiele im Pflanzenreiche haben — herruͤhren;
wenn es anders wahr iſt, was einige behaupten,
was ich aber nicht entſcheiden kann, daß Weizen,
au
[273] auf angemeſſenem Boden, beſſer darauf gerathe.
Sonſt erklaͤre ich mir die Sache ſo, daß durch
die Kartoffeln das gehoͤrige, dem Kornbau zuſa-
gende Verhaͤltniß der elementariſchen Stoffe des
Humus geſtoͤrt werde, und daß dieſes durch Hin-
zutreten des Sauerſtoffs wieder hergeſtellt wer-
den muͤſſe, bevor eine Kornſaat recht darauf ge-
deihen koͤnne, weswegen alle unmittelbar einge-
brachte Winterungsſaat kraͤnklich wird.
Man hat geſagt, daß ſelbſt nach meiner
Aeußerung, die Ausſaugungen im Verhaͤltniß
mit den nahrhaften Theilen einer Frucht ſtehen.
Vom Getreide glaube ich dies, der Erfahrung
nach. Aber auf die Kartoffeln kann dies un-
moͤglich, noch weniger als auf die Huͤlfenfruͤchte,
Anwendung finden. Denn eine Mittel-Ernte
von Kartoffeln giebt hier im Durchſchnitt 80
Scheffel uͤber die Einſaat vom Morgen. Drei
Scheffel Kartoffeln aber ſind in ihren nahrhaften
Theilen gleich einem Scheffel Roggen; folglich
jene Ernte gleich der von 26⅔ Scheffel Roggen.
Wenn wir nun die Ausziehung eines Scheffels
Roggen vom Morgen = 6 angenommen haben,
ſo muͤßte die Ausziehung einer Kartoffel-Ernte
= 160 ſeyn; eine Kraft, die der Boden, wo
Kartoffeln mit Erfolg gebauet werden, oft nicht
18
[274] hat, und die, wenn ſie vorhanden waͤre, total
durch ſie erſchoͤpft werden muͤßte, was doch kei-
neswegs der Fall iſt. Die Abſurditaͤt dieſer Be-
hauptung liegt daher zu Tage.
Dennoch kann ich auch nicht der Meinung
derer beiſtimmen, die ſie — wie unter andern
Herr Staͤudinger in Flotbeck — von aller
Ausſaugung freiſprechen. Ich habe bei meiner
30jaͤhrigen Beobachtung des Kartoffelbaues im-
mer meine Aufmerkſamkeit auf dieſen Umſtand
gerichtet, und viele comparative Verſuche, theils
abſichtlich, theils zufaͤllig daruͤber angeſtellt. Denn
es trifft ſich haͤufig, daß ein Theil des zu Kar-
toffeln beſtimmten Ackers nicht damit belegt,
dann entweder mit Huͤlſenfruͤchten beſtellt, oder
als reine Brache — letzteres zwar nur ſelten —
behandelt wurde. War beides gleich ſtark ge-
duͤngt, ſo zeichnete ſich die ganze Reihe der fol-
genden Saaten auf der Stelle etwas aus, wo
keine Kartoffeln geſtanden hatten. Wenn aber,
wie mehrentheils geſchah, der nicht mit Kartof-
feln zu beſtellende Theil des Schlages auf den
Morgen 2 Fuder Miſt weniger erhielt, ſo waren
die Ernten von dieſen Stellen durchaus nicht
beſſer, wie nach den Kartoffeln, ſtanden dagegen
wohl etwas zuruͤck.
[275]
Auf dieſe wiederholte Beobachtung fußend,
nehme ich die Ausſaugung einer Kartoffeln-Ernte
gleich der Reſtauration an, die 2 Fuder Miſt
a 20 Ct. geben, alſo wie wir hoͤren werden =
30. Ich mache keinen Unterſchied zwiſchen einer,
allerdings von dem Kraftzuſtande des Bodens
mit abhaͤngender, ſtaͤrkern oder ſchwaͤchern Kar-
toffel-Ernte, weil ich gefunden habe, daß Kar-
toffeln, die bei guͤnſtiger Witterung einen ſtar-
ken Ertrag gaben, beſſere Nachfruͤchte hatten,
als die, welche einen geringen bei unguͤnſtiger
gaben. Andere haben daſſelbe beobachtet. Je-
doch gebe ich zu, daß ein ſehr bereicherter Bo-
den, und der deshalb Kartoffel-Ernten von 150
bis 200 Scheffel giebt, dadurch ſtaͤrker ausgeſo-
gen werde.
Daß die Kartoffeln den Haupttheil ihrer
Nahrung durch ihr Kraut anziehen, erhellet auch
daraus, daß ſie ſogleich im Wachsthum ihrer
Bollen ſtehen bleiben, und durchaus nicht mehr
zunehmen, ſobald man ihnen das Kraut genom-
men hat. Schneidet man ihnen das Kraut fruͤh,
und wenn ſie es wieder austreiben, wiederholt
ab; ſo ſetzen ſie gar keine Bollen an, ſondern
machen nur einen gewaltigen Wulſt von Wur-
zeln. Auch jede Verkuͤrzung des Krauts thut
[276] ihnen Schaden, und von dem einmal empfohle-
nen Abſchneiden der Bluͤte hat man bei wieder-
holten Verſuchen nur Nachtheil verſpuͤrt. Daß
ſie jedoch einen integrirenden Theil aus dem Bo-
den nehmen muͤſſen, hat keinen Zweifel.
So ſehr ich meine Aufmerkſamkeit darauf
gerichtet habe, ob in Anſehung der Wirkung auf
die Nachfruͤchte ein Unterſchied zwiſchen Kar-
toffeln, Steckruͤben, Moͤhren, Runkeln, Waſſer-
ruͤben u. ſ. f. zu verſpuͤren waͤre — wozu ich
haͤufig Gelegenheit hatte, da alles dies neben
einander auf meinem Hackfruchtſchlage gebauet
wurde — ſo habe ich doch keinen entſchiedenen
entdecken koͤnnen. Nur wenn gedrillete Bohnen
hierher kamen, ſo ward die darauf folgende Gerſte
beſſer; haͤufiger aber ward, wenn ſich die Stelle
der Muͤhe verlohnte, Weizen darnach gebauet,
der immer vortrefflich ward, wohl aber einigen
Ruͤckſchlag des auf den Klee folgenden Roggens
bewirkte. Es ward dazu aber immer das beſte
Land genommen. Dagegen habe ich ſehr ſchlechte
Gerſte auf den Stellen gehabt, wo zuweilen
Mais als Hackfrucht gebauet wurde. Dies ge-
ſchah zwar nur auf den ſandigſten und trocken-
ſten Stellen, die aber in der Duͤngung beſonders
beguͤnſtigt wurden.
[277]
Daß der rothe Klee, ſelbſt wenn er zwei
Jahre hinter einander gemaͤhet und abgefahren
wird, die Kraft des Bodens nicht auszehre, ſon-
dern noch verſtaͤrke, glaube ich daraus mit Si-
cherheit abnehmen zu koͤnnen, daß der nach ihm
gebauete Weizen und Roggen den im Ertrage
uͤberwiegt, den ich auf meinem Boden unmittel-
bar nach einer geduͤngten Brache erwarten koͤnnte.
Er kommt hier doch erſt im fuͤnften Jahre nach
der Duͤngung, und, wenn ich den Klee nicht
rechne, in dritter Tragt. Unmittelbar nach der
Gerſte koͤnnte ich ihn unmoͤglich ſo haben. Frei-
lich iſt der Klee im zweiten Jahre oͤfterer nur
beweidet worden, und alſo der Weideduͤnger hin-
zugekommen, manchmal der erſte Wuchs gemaͤ-
het, der zweite abgeweidet. Ein Theil hat im
erſten oder im zweiten Jahre immer Saamen
getragen, und dieſe Stellen habe ich — andere
moͤgen daruͤber ſagen, was ſie wollen — beſtimmt
in der Winterung ſchlechter gefunden. In dem
letzten Jahre, muß ich doch bemerklich machen,
habe ich dem Klee, der Weizen tragen ſollte,
eine ganz ſchwache Nachduͤngung von 2½ Fuder
per Morgen gegeben, weil ich mir eine kraͤftige
Weizen-Ernte ſichern wollte.
[278]
Nach meinen Erfahrungen kann ich alſo
dem Klee, ſelbſt dem in vollig gruͤnen Zuſtande
zweimal gemaͤheten und abgefahrenen, keine an-
dere Wirkung und keine geringere Verbeſſerung der
Bodenkraft in jedem Jahre beimeſſen, als die
man dem jaͤhrigen Dreiſchliegen, nach den Er-
fahrungen der Koppel-Wirthſchaft, zuſchreibt,
naͤmlich, daß ſie gleich ſey der Auffuhr von ei-
nem Fuder Miſt. Die abgefallenen Blaͤtter, der
untergepfluͤgte oder vermodernde dritte Wuchs,
muͤſſen dem Acker mehr wiedergeben, als ihm die
beiden erſten Schnitte entzogen haben Wird
der Klee abgeweidet, ſo iſt die reichliche Weide,
in Anſehung der Duͤnger-Erzeugung und Kraft-
Vermehrung, wohl mehr werth; ich habe aber
keinen Unterſchied gemacht, und den Zuwachs,
den der Acker durch den Klee erhaͤlt, in jedem
Jahre, in den unten folgenden Berechnungen,
= einem Fuder Miſt oder = 15 angenommen.
Die ausgeſogenen Nahrungstheile muͤſſen
dem Boden, wie allgemein anerkannt iſt, durch
die Aufbringung verweſender thieriſcher und ve-
getabiliſcher Stoffe, erſetzt werden. Wenn an-
[279] dere Duͤngungsmittel hoͤchſt wahrſcheinlich nur
dadurch, daß ſie mit der im Acker befindlichen,
aber unaufloͤslichen Moder-Erde in Wechſelwir-
kung treten, und ſie in vegetabiliſchen Nahrungs-
ſtoff umwandeln, eine Zeitlang helfen und eine
ſehr auffallende Wirkung thun, ſo iſt dieſe doch
nur beſchraͤnkt, und kann ohne vorhergegangenen
Erſatz der modernden Subſtanz nicht mit Nuz-
zen wiederholt werden. Als wirklicher Duͤnger
kommt der aus thieriſchen Excrementen und
Stroh, oder andern vegetabiliſchen Abfaͤllen, be-
ſtehende Stallmiſt am haͤufigſten vor, und von
dieſem haben wir die meiſten Erfahrungen: wes-
wegen wir von dieſem die Kraftvermehrung, die
er dem Acker giebt, am ſicherſten beſtimmen, und
damit die Wirkung anderer Duͤngungsmittel dann
vergleichen koͤnnen.
Stallmiſt und Stallmiſt iſt aber ſehr ver-
ſchieden. Hier iſt die Rede von ſolchem, der bei
einer reichlichen nahrhaften Futterung, und einer
nur ſo eben zum Aufnehmen der Excremente zu-
reichenden Einſtreuung, gewonnen wird. Ein
magerer Stallmiſt, der entſteht, wenn Stroh in
Menge in den Stall und auf den Miſthof ge-
bracht, nur mit wenigen, beinahe auch nur durch
Strohfutterung erzeugten Excrementen beſchwaͤn-
[280] gert, und dann nur durch waͤſſerige Theile zur
Faͤulung gebracht wird, kann jenem nicht gleich
geachtet werden; am wenigſten, wenn nur das
Volum, nicht das Gewicht — welches bei fet-
tem Miſte ſehr viel ſtaͤrker iſt — beachtet
wuͤrde.
Ob der Miſt mehr oder weniger zerſetzt ſey,
macht allerdings auch einen Unterſchied; doch iſt
dieſer Unterſchied minder erheblich bei fettem als
bei magerm Miſte. Voͤllige Gleichartigkeit in
dieſer Hinſicht wird nur da zu bewirken ſeyn,
wo man ihn auf ſchweizeriſche Art behandelt.
Ich habe mich aber uͤber die Behandlung des
Miſtes auf meinem Hofe erklaͤrt einen ſo be-
handelten Miſt nehme ich an. Auch mein Schaf-
miſt iſt fett.
Der Miſt wird nur nach Fudern geſchaͤtzt
und angegeben. Ein vierſpaͤnniges Fuder, wie
es ohne beſondere Anſtrengung der Pferde ge-
woͤhnlich ausgefahren wird, iſt mehrere Male ge-
wogen worden, und man fand deſſen Gewicht
jedesmal etwas uͤber 20 Centner oder 2200 Pfd.
Ochſen-Fuder oder dreiſpaͤnnige Fuder ſind auf
ſolche Normal-Fuder reduzirt. Sind die Wege
gut und iſt der Miſt trocken, ſo wird ſtaͤrker ge-
laden, und ein ſolches ſtarkes Fuder ergab ein
[281] Gewicht von 2600 Pfund. Bei ſchlechten We-
gen und bei regnigtem Wetter wird die Ladung
leichter gemacht, und der wahre Gehalt iſt ge-
ringer. Wenn das auffallend iſt, ſo wird auch
darnach eine Reduction bei der Anrechnung vor-
genommen, aber Genauigkeit iſt mir bisher un-
moͤglich geweſen, ich kann es aber in Pauſch
und Bogen als richtig annehmen. Wahrſchein-
lich iſt mir’s, daß die Fuder im Durchſchnitt ehe
mehr als weniger gewogen haben, beſonders in
den letzteren Jahren. Das Volum eines ſolchen
Fuders betraͤgt etwa 42 Kubikfuß.
Wenn ein Morgen Landes in dem Zuſtande
iſt, daß er 3 Scheffel Roggen oder 2 Scheffel
uͤber die Einſaat geben wuͤrde, ſo giebt er mit
4 ſolchen Fudern Miſt befahren 5 Scheffel uͤber
die Einſaat. Die 3 Scheffel, welche er mehr
giebt, ſind mithin durch dieſe Duͤngung bewirkt.
Nun wird, nach dem oben angenommenen Ver-
haͤltniſſe, fuͤr jeden Scheffel per Morgen eine
Kraft = 6 erfordert, und der Roggen zieht von
100 im Boden befindliche Kraft 30 an. Die
Kraft des Bodens muß alſo durch dieſe 4 Fu-
der Miſt um 60 vermehrt ſeyn; folglich giebt
ein ſolches Fuder auf 1 Morgen eine Kraftver-
mehrung = 15. Dieſe Kraftvermehrung neh-
[282] men wir alſo von einem Normal-Fuder fetten
Stallmiſt per Morgen an.
Es habe der Boden, wie oben geſagt, vor
der Duͤngung = 40 Kraft, d. h. er ſey noch
vermoͤgend 2 Scheffel uͤber die Einſaat zu pro-
duziren.
Man giebt ihm per Morgen 4 Fuder Miſt,
und ſeine Kraft iſt = 100. Davon giebt er
5 Scheffel uͤber die Einſaat.
Dieſe ziehen aus = 30. Er behaͤlt alſo
= 70.
Man ſaͤet Gerſte ein, und dieſe zieht aus
= 25 von Hundert; alſo von 70 = 17,5.
Sie giebt hiervon, da fuͤr den Scheffel = 4 er-
fordert wird, 4,375 Scheffel.
Man laͤßt nach einer Brache, der, wie wir
hoͤren werden, eine Kraftvermehrung von (= ½
Fuder Miſt) = 7,5 beizumeſſen iſt, wieder
Roggen folgen. Dieſer kommt in eine Kraft
von 70 — 17,5 + 7,5 = 60; er ziehet da-
von aus a 30 pr. Ct. = 18, und giebt davon
3 Scheffel uͤber die Einſaat.
Es bleibt im Boden eine Kraft von 60 —
18 = 42. Man nimmt aber noch eine Hafer-
Ernte. Dieſe ziehet aus 25 pr. C., alſo von
42 = 10,5, und nachdem ſie davon gegeben
[283] hat 3,5 Scheffel, behaͤlt der Boden eine Kraft
= 31,5.
Der Boden hat alſo bei dieſer Beſtellung
verloren an Kraft = 8,5.
Dies ſoll hier lediglich zum Beiſpiel der
Berechnungsart dienen.
Die Kraft des Bodens wird nach allge-
meiner Erfahrung in einem gewiſſen Verhaͤltniſſe
reſtaurirt, wenn er ſich begraſet und zur Vieh-
weide dient. Man hat dies den Kraft-Erſatz
durch Ruhe genannt. Aber Ruhe iſt es hier
nicht, was die Kraft vermehrt; ſondern es iſt
der Graßwuchs, der in dem Boden entweder
vermodert, oder der ihm von dem Weidevieh ani-
maliſirt zuruͤckgegeben wird.
Man hat bei der Koppelwirthſchaft erfah-
rungsmaͤßig und ziemlich einſtimmig angenom-
men, daß ein jaͤhriges, zur Weide- — Dreiſch-
— Liegen, die Kraft des Bodens gleich einem
Fuder Miſt auf dem Morgen vermehre. Dies
ſteht aber im Verhaͤltniß mit dem Graßwuchſe,
den eine ſolche Dreiſchweide hervorbringt, und
dieſer mit der Kraft des Bodens, womit er nie-
dergelegt ward. Ein ſehr erſchoͤpfter Boden wird
einen ſchwachen Graßwuchs und Weide geben,
und dabei wird ſich dann ſeine Kraft wenig ver-
[284] mehren. Soll die Kraftvermehrung durch ein-
jaͤhriges Dreiſchliegen der Wirkung eines guten
Fuders Miſt gleich geſchaͤtzt werden, ſo muß der
Acker wenigſtens in einem Kraftgrade = 60,
das heißt in einem Zuſtande, wo er noch drei
Scheffel Roggen uͤber die Einſaat vom Morgen
haͤtte geben koͤnnen, niedergelegt ſeyn. Die Kraft-
vermehrung, die der Boden durch das
Dreiſchliegen erhaͤlt, muß demnach, im Verhaͤlt-
niß ſtehend mit dem Kraftgrade, worin er nie-
dergelegt worden, angenommen, und nach der
bekannten Proportional-Rechnung oder Re-
gel de tri berechnet werden.
Um obiges Beiſpiel beizubehalten, wo der
Boden nach vier Ernten = 31,5 Kraft behielt,
ſo ſagt man:
60 : 16 = 31,5 : X = 7,875.
In 4 Jahren betruͤge das = 31,5.
Seine Kraft haͤtte ſich wieder verdoppelt,
und er traͤte aufgebrochen in den neuen Umlauf
mit 63 ein. Bekaͤme er dazu wieder 4 Fuder
Miſt = 60, ſo truͤge er die erſte Frucht in ei-
ner Kraft = 123 ab. Hieraus ergeben ſich die
Vortheile der Koppelwirthſchaft auf entkraͤftetem
Boden und bei ſpaͤrlicher Duͤngung.
[285]
Brache ſoll nicht mit Dreiſchliegen, wie ſo
oft geſchiehet, verwechſelt werden. Sie verſtaͤrkt
die Ernten, indem ſie die im Boden befindlichen
Nahrungstheile mehr aufſchließt, aber ſie ver-
mehrt ſolche als Brache nicht, bewirkt vielmehr
auf die Folge durch die ſtaͤrkeren Ernten eine
ſtaͤrkere Ausſaugung. Durch das zwiſchen den
Pflugfahren aufkommende Kraut, welches in ſei-
nem ſaftreichen Zuſtande wieder untergepfluͤgt
wird, und als eine, aber nur ſchwache, vegeta-
biliſche Duͤngung anzuſehen iſt, oder aber durch
den Pferch der dies Kraut abweidenden Schafe,
fuͤgt ſie der Kraft jedoch wohl etwas hinzu.
Auf vielen Feldern wird bei der drei- und
vierfeldrigen Wirthſchaft nur eine halbe Brache
gehalten; d. h. man laͤßt den Acker bis nach
Johannis liegen, um ihn zur Weide zu benuz-
zen. Dies iſt alſo ein halbes Dreiſchliegen.
Ueberhaupt glaube ich die Wirkung einer
Brache, hinſichtlich der Kraftvermehrung, gleich
der Haͤlfte eines Dreiſchjahres annehmen zu koͤn-
nen, alſo = 7,5; jedoch unter der Vorausſez-
zung, daß Brache gehalten werde, wenn der Bo-
den noch in einer Kraft = 60 ſtehet, ſonſt al-
lerdings weniger. Je mehr und je kraͤftiger ſich
[286] die Brachfurchen begruͤnen, deſto ſtaͤrker iſt die
Wirkung.
Dies ſind alſo die Saͤtze und Verhaͤltniſſe,
die ich nach meiner jetzigen Anſicht fuͤr die Aus-
ſaugung und Vermehrung der Kraft oder Nah-
rungstheile des Bodens beim Ackerbau anneh-
me. Mehrere Beobachtungen muͤſſen ſie be-
richtigen und genauer beſtimmen.
Ich hatte mehrmals mit meinen Gehuͤlfen
eine Reihe von comparativen Verſuchen auf ein-
zelnen, beſonders ausgewaͤhlten Feldſtuͤcken, vor-
nehmlich in dieſer Hinſicht angelegt. Aber das
Schickſal hat die Ausfuͤhrung nicht geſtattet.
Die Stoͤrungen und der beſtaͤndige Verdruß,
denen der Landwirth in den Kriegszeiten ausge-
ſetzt war, benahm die Luſt; der Mangel an Ar-
beitern ließ die genaue Abſonderung bei der
Ernte und in den Scheunen nicht zu; denn der
geringſte Irrthum hierin zerſtoͤrte das ganze Re-
ſultat. Doch wuͤrden dieſe Schwierigkeiten hof-
fentlich uͤberwunden ſeyn, wenn nicht zu den haͤr-
teſten Schlaͤgen meines Schickſals das gehoͤrt
haͤtte, daß mir meine thaͤtigſten und treueſten
Gehuͤlfen, gerade dann, wenn ſie rechten Sinn
fuͤr die Sache bekommen hatten, entriſſen wurden.
[287]
Jetzt kann ich nur das Reſultat der Be-
obachtungen im Großen, hinſichtlich dieſes Ge-
genſtandes, aus meiner Wirthſchaft, und zwar
bis jetzt nur von den Hauptſchlaͤgen mittheilen.
Hierbei kann die Genauigkeit nicht ſtatt finden,
die man bei Verſuchen im Kleinen fordern kann.
In anderer Hinſicht haben ſie aber wohl ſo viel
Werth wie dieſe, indem ſie unter denſelben Ver-
haͤltniſſen angeſtellt ſind, worauf man ſie wieder
anwenden will. Ein Mangel iſt es freilich, daß
nicht alle Theile jedes Schlages gleichartigen
Boden haben, und aus oͤkonomiſchen Ruͤckſich-
ten nicht gleichartig behandelt werden konnten.
Die Schlaͤge haben, wie meine Leſer wiſ-
ſen, verſchiedene Fruͤchte in einem Jahre getra-
gen, die eine verſchiedene Anziehungskraft be-
ſitzen. Mit Ruͤckſicht auf dieſe iſt auch der Duͤn-
ger auf die verſchiedenen Abſchnitte vertheilt wor-
den, oder man hat es ſo eingerichtet, daß da,
wo zuvor eine mehr erſchoͤpfende Frucht ſtand,
nun eine minder anziehende hin kam. Ich koͤnnte
dies zwar von vielen Theilen mit Genauigkeit
angeben, es wuͤrden dadurch aber ſo viele Un-
[288] terabtheilungen noͤthig werden, daß jeder, der
mit dem Lokal nicht genau bekannt iſt, ſie nicht
wuͤrde begreifen koͤnnen. Auch konnte die Ernte
nicht immer von jedem Theile abgeſondert wer-
den. Deshalb betrachten wir jeden Schlag als
ein ungetheiltes Ganzes, geben die Haupt-
fruͤchte an, welche er auf einer beſtimmten Flaͤ-
che (auf ¼ Morgen mehr oder weniger kann es
freilich nicht immer beſtimmt werden), in Qua-
litaͤt und Quantitaͤt produzirt hat, wie viel ſie
nach jenen Poſitionen uͤberhaupt ausgeſogen ha-
ben, und wie viel das per Morgen uͤber den
ganzen Schlag betrage. Ferner, wie viel Duͤn-
ger und welche Kraftvermehrung der Schlag da-
durch per Morgen erhalten hat, auch wie viel
Kraftvermehrung durch Klee und Weide fuͤr ihn
anzunehmen ſey.
Es iſt dies in den folgenden Tabellen dar-
geſtellt. Es ſchien mir aber-deutlicher zu wer-
den, wenn ich es auf eine doppelte Weiſe vor-
legte.
In dieſen Tabellen habe ich hypothetiſch
angenommen, daß die ganzen Schlaͤge durchaus
mit den Fruͤchten beſtellet geweſen, die ſie plan-
maͤßig haben ſollten; was in der Wirklichkeit
beim Getreide nicht der Fall war. Der Duͤnger,
den
[289] den ſie im Ganzen wirklich erhalten haben, iſt
per Morgen berechnet, obwohl er nicht in jedem
Jahre gleichmaͤßig vertheilt ward, ja zuweilen
eine Stelle leer ausging, die in einem andern
Jahre nachgeholt wurde. (z. B Schlag V. im
Jahre 1811). Wenn ein Theil des Schlages
eine minder ausziehende Frucht trug als der an-
dere, ſo wird auf jenen der Duͤnger ſchwaͤcher
als auf dieſen gefahren, z. B. bei gruͤn zu maͤ-
henden Wicken gegen Erbſen und Bohnen; wel-
che letztere ihn beſonders in der Hinſicht reich-
lich erhielten, daß Weizen darauf folgen ſollte.
In dieſen Tabellen enthaͤlt nun die erſte
Columne die Fruͤchte, die der Schlag in jedem
Jahre tragen ſollte, zum groͤßern Theile auch
wirklich getragen hat, (woruͤber dasjenige nach-
zuſehen, was oben von der Beſtellung der Schlaͤge
geſagt worden). Dann den Duͤnger, den er per
Morgen, unter der Annahme einer gleichen Ver-
theilung, wirklich erhielt.
Die 2te Columne giebt den Kraftgrad an,
worin der Schlag im Ganzen in dem Jahre
ſtand und ſeine Ernte abtrug. Der zu Anfange
der Rotation angenommene Kraftgrad iſt theils
von der Natur des Bodens, von dem Duͤnger,
den er fruͤher erhalten, und von den Ernten die
19
[290] er abtrug, theils von der naͤchſtfolgenden Ernte
mit Ruͤckſicht auf die Jahresfruchtbarkeit abſtra-
hirt. Die folgenden Kraftgrade ergeben ſich
dann von ſelbſt.
Die 3te Columne zeigt die durch den er-
haltenen Duͤnger, oder durch das zu Klee oder
zur Weide liegen bewirkte Kraftvermehrung an;
wo ein Fuder Duͤnger ſowohl, als ein Ruhe-
oder Klee-Jahr, = 15 angenommen ſind.
Die 4te Columne giebt die Ausziehung an,
welche von der in der erſten Columne angege-
benen Frucht in einem Mitteljahre zu erwarten
war.
Die 5te Columne enthaͤlt, was der Mor-
gen nach dieſer anzunehmenden Ausſaugung an
Scheffeln jener Frucht haͤtte tragen ſollen, uͤber
die Ausſaat.
Kleinere Bruͤche als \tfrac4{100} ſind weggeworfen
oder aproximirt, weil es uns auf 1 Pfund Getreide
mehr oder weniger vom Morgen nicht ankom-
men kann.
[291]
| SchlagI. | Vorhan- dene Kraft. | Hinzu- gekom- mene Kraft. | Ausge- ſogene Kraft. | Soll ge- ben von 1 Mor- gen Scheffel |
| 1807 Klee 2jaͤhrig | 90 | 15 | — | — |
| 1808 Roggen | 105 | — | 31,5 | 5,25 |
| 1809 per Morgen 2,6 Fuder | — | 39 | — | — |
| Erbſen und Wicken | 112,5 | — | 15 | — |
| 1810 Roggen | 97,5 | — | 29,25 | 4,87 |
| 1811 per Morgen 7,8 Fuder | — | 117 | — | — |
| Kartoffeln | 185,25 | — | 30 | — |
| 1812 Gerſte | 155,25 | — | 38,81 | 9,7 |
| 1813 Klee | 116,44 | 15 | — | — |
| 1814 Kleeweide | 131,44 | 15 | — | — |
| 1815 Roggen | 146,44 | — | — | — |
| Nach der folgenden Berechnung des wirklichen Er- trages behaͤlt der Schlag aber nur | 138,99 | — | — | — |
Er hat alſo in der Rotation gewonnen
= 48,99.
[292]
| SchlagII. | Vorhan- dene Kraft. | Hinzu- gekom- mene Kraft. | Ausge- ſogene Kraft. | Soll ge- ben von 1 Mor- gen Scheffel |
| 1807 per Morgen 5,9 Fuder | 40 | 88,5 | — | — |
| Kartoffeln | 128,5 | — | 30 | — |
| 1808 Gerſte | 98,5 | — | 24,62 | 6,15 |
| 1809 Klee | — | 15 | — | — |
| 1810 Klee | — | 15 | — | — |
| 1811 Roggen | 103,88 | — | 31,16 | 5,19 |
| 1812 per Morgen 5,3 Fuder | — | 79,8 | — | — |
| Erbſen und Wicken | 152,52 | — | 15 | — |
| 1813 Roggen | 137,52 | — | 41,25 | 6,87 |
| 1814 per Morgen 6,4 Fuder | — | 96 | — | — |
| Kartoffeln | 192,27 | — | 30 | — |
| 1815 Gerſte | 162,27 | — | — | — |
| Nach der Berech- nung des wirk- lichen Ertrages bleiben | 143 | — | — | — |
Der Schlag hat alſo gewonnen = 103.
[293]
| SchlagIII. | Vorhan- dene Kraft. | Hinzu- gekom- mene Kraft. | Ausge- ſogene Kraft. | Soll ge- ben von 1 Mor- gen Scheffel |
| 1807 4,47 Fuder per Morgen | 20 | 67,05 | — | — |
| Roggen | 87,05 | — | 26,1 | 4,35 |
| 1808 3 Fuder per Morgen | 60,95 | 45 | — | — |
| Kartoffeln | 105,95 | — | 30 | — |
| 1809 Gerſte | 75,95 | — | 18,98 | 4,94 |
| 1810 Klee | 56,97 | 15 | — | — |
| 1811 Weide | 71,97 | 15 | — | — |
| 1812 Roggen | 86,97 | — | 26,09 | 4,35 |
| 1813 Erbſen, Wik- ken | 60,88 | — | 15 | — |
| 2,75 Fuder Miſt | 45,88 | 41,25 | — | — |
| 1814 Roggen | 87,13 | — | 26,14 | 4,35 |
| 1815 | 61 | — | — | — |
| Nach der Berech- nung des wirk- lichen Ertrages bleiben | 71,64 | — | — | — |
Der Schlag hat alſo gewonnen = 51,64.
[294]
| SchlagIV. | Vorhan- dene Kraft. | Hinzu- gekom- mene Kraft. | Ausge- ſogene Kraft. | Soll ge- ben von 1 Mor- gen Scheffel |
| 1807 Roggen | 52 | — | 15,6 | 2,6 |
| 1808 Klee-Weide | 36,4 | 15 | — | — |
| 1809 Weide | 51,4 | 15 | — | — |
| 1810 Roggen | 66,4 | — | 19,92 | 3,32 |
| 1811 per Morgen 4,17 Fuder | — | 62,55 | — | — |
| Erbſen, Wicken und Bohnen | 109,03 | 15 | — | — |
| 1812 Roggen | 94,03 | — | 28,2 | 4,7 |
| 1813 per Morgen 5,05 Fuder | — | 75,75 | — | — |
| Kartoffeln zum Theil | 141,58 | 20 | — | — |
| 1 Fuder per Morgen | — | 15 | — | — |
| 1814 Gerſte als Hauptfrucht | 126,58 | — | 34,13 | 8,53 |
| 1815 | 92,45 | — | — | — |
| Nach der Berech- nung des wirk- lichen Ertrages | 80,57 | — | — | — |
Der Schlag hat alſo gewonnen = 28,57.
[295]
| SchlagV. | Vorhan- dene Kraft. | Hinzu- gekom- mene Kraft. | Ausge- ſogene Kraft. | Soll ge- ben von 1 Mor- gen Scheffel |
| 1807 per Morgen 4,1 Fuder | 54 | 61,5 | — | — |
| Erbſen und Wicken | 115,5 | 15 | — | — |
| 1808 Roggen | 100,5 | — | 30,15 | 5,02 |
| 1809 per Morgen 4,8 Fuder | — | 72 | — | — |
| Kartoffeln | 172,5 | — | 30 | — |
| 1810 Gerſte | 142,5 | — | 35,62 | 8,9 |
| 1811 Gemenge ſtatt Klee | 106,88 | — | — | — |
| 1812 Klee | — | 15 | — | — |
| 1813 Roggen | 121,88 | — | 36,57 | 6,1 |
| 1814 per Morgen 5,3 Fuder | — | 79,5 | — | — |
| Erbſen | 164,81 | 15 | — | — |
| 1815 Roggen | 149,81 | — | — | — |
| Nach der Berech nung des wirk- lichen Ertrages | 136,39 | — | — |
Der Schlag hat alſo gewonnen = 82,39.
Nur 56 Morgen wurden befahren, und nur
dieſe kommen hier fuͤr die folgenden Jahre in Be-
tracht, da das uͤbrige verſchieden behandelt wurde.
[296]
| SchlagVI. | Vorhan- dene Kraft | Hinzu- gekom- mene Kraft. | Ausge- ſogene Kraft. | Soll ge- ben von 1 Mor- gen Scheffel |
| 1807 Klee | 70 | 15 | — | — |
| 1808 Klee-Weide | 85 | 15 | — | — |
| 1809 Roggen | 100 | — | 30 | 5 |
| 1810 per Morgen 4,1 Fuder | — | 61,5 | — | — |
| Erbſen und Wicken | 131,5 | — | 15 | — |
| 1811 Roggen | 116,5 | — | 34,95 | 5,82 |
| 1812 per Morgen 8 Fuder | — | 120 | — | — |
| Kartoffeln | 201,55 | — | 30 | — |
| 1813 Gerſte | 171,55 | — | 42,88 | 10,72 |
| 1814 Klee | 128,67 | 15 | — | — |
| 1815 Klee-Weide | 143,67 | 15 | — | — |
| Nach der Berech- nung des wirk- lichen Ertrages | 141,24 | — | — | — |
Der Schlag hat alſo gewonnen = 71,24.
[297]
| SchlagVII. | Vorhan- dene Kraft. | Hinzu- gekom- mene Kraft. | Ausge- ſogene Kraft. | Soll ge- ben von 1 Mor- gen Scheffel |
| 1807 Roggen | 70 | — | 21 | 3,5 |
| 1808 per Morgen 3,58 Fuder | — | 53,7 | — | — |
| Erbſen und Wicken | 102,7 | — | 15 | — |
| 1809 Roggen | 87,7 | — | 26,31 | 4,38 |
| 1810 per Morgen 5,73 Fuder | — | 84,55 | — | — |
| Kartoffeln | 145,94 | — | 30 | — |
| 1811 Gerſte | 115,94 | — | 28,48 | 7,12 |
| 1812 Klee | 87,46 | 15 | — | — |
| 1813 Klee-Weide | 102,46 | 15 | — | — |
| 1814 Roggen | 117,46 | — | 35,83 | 5,97 |
| 1815 | 81,63 | — | — | — |
| Nach der Berech- nung des wirk- lichen Ertrages | 88,65 | — | — | — |
Der Schlag hat alſo gewonnen = 18,65.
[298]
Dieſe Tabellen ſind nach den oben angege-
benen Poſitionen, die aus allgemeinen Erfahrun-
gen abſtrahirt waren, berechnet. Sie ſollen hier
dienen, um ſie an die Wirklichkeit zu halten,
und um zu pruͤfen, in wie fern dieſe Poſitionen
auch hier zutreffen, oder vielmehr um dieſe Pruͤ-
fung einzuleiten, indem erſt eine laͤngere Reihe
von Jahren bei fortgeſetzter Beobachtung daruͤ-
ber entſcheiden kann.
Wir muͤſſen daher mit Zuruͤckweiſung auf
das, was oben uͤber den Ertrag und Rein-Er-
trag der Jahre 1807 bis 1814 geſagt worden,
die Hauptſchlaͤge, die bis jetzt in dieſer Hinſicht
allein in Betracht kommen koͤnnen, nochmals
durchgehen.
SchlagI.
Im Jahre 1808 gab der Roggen von 46
- Morgen auf den Boden 288 Scheffel.
- Dazu \tfrac4{15} Dreſcherlohn 19,2 ″
- Davon ab die Einſaat 46 ″
- Wirklicher Ertrag uͤber die Einſaat 261,2 ″
Roggen.
[299]
Der Hafer gab von 34 Morgen auf den
- Boden 408 Scheffel.
- Dazu \tfrac4{15} Dreſcherlohn 27,2 ″
- Davon ab die Einſaat 42 ″
- Ertrag 393,2 Scheffel Hafer.
Dies betraͤgt fuͤr den Roggen per Morgen
5,67 Scheffel.
Hafer 11,56 ″
1 Scheffel Roggen zieht aus = 6, alſo
von 1 Morgen 34,02 und von 46 Morgen =
1564,92.
1 Scheffel Hafer zieht aus = 3, alſo von
1 M. 34,68 und von 34 M. = 1179,12.
Auf 80 Morgen 2744,04.
- Betraͤgt im Durchſchnitt p. M. 34,3.
- In der Tabelle angenommen zu 31,5.
- alſo mehr 2,8.
Im Jahr 1810 gaben 72 Morgen Roggen
- 492 Scheffel.
- Dazu Dreſcherlohn 32,8 ″
- Ab die Einſaat 72 ″
- Ertrag 452,8 ″
8 Morgen Weizen gaben auf den Boden 75 Sch.
- Dazu das Dreſcherlohn 5 ″
- Ab die Einſaat gedrillet 6 ″
- Ertrag 74 ″
[300]
Betraͤgt vom Morgen 6,28 Scheffel Rog-
gen; 9,25 Scheffel Weizen.
1 Scheffel Roggen p. M. zieht aus = 6.
Alſo iſt von 1 M. ausgeſogen = 37,68,
und von 72 M. = 2712,96.
1 Scheffel Weizen p. M. zieht aus = 8.
Alſo iſt von 1 M. ausgeſogen = 74, von
8 M. = 592.
Von 80 M. = 3304,96.
- Betraͤgt im Durchſchnitt p. M. 41,31.
- In der Tabelle angenommen zu 29,25.
- Alſo mehr 12,06.
Die ſtaͤrkere Ausziehung der 8 Morgen
Weizen, deſſen Anziehung durch die Drill-Cul-
tur noch verſtaͤrkt war, begruͤndet ſchon dieſe Ab-
weichung. Zugleich war die Fruchtbarkeit des
Jahres groß, weswegen der Roggen auch 1,41
Scheffel uͤber das gab, was man von ihm er-
warten konnte.
Im Jahr 1812 gaben 56 M. 459 Sch. Gerſte.
- Dazu Dreſcherlohn 30,6 ″ ″
- Davon Einſaat 50 ″ ″
- Ertrag 439,6 ″ ″
Betraͤgt per Morgen 7,85 Scheffel.
1 Scheffel Gerſte per Morgen ziehet aus
= 4.
[301]
- Alſo iſt auf 1 Morgen ausgeſogen 31,40.
- In den Tabellen iſt die Ausziehung 38,81.
- In der Wirklichkeit alſo weniger 7,41.
Der Schlag hatte vom Jahre 1811 an 74
Morgen behalten. 18 Morgen waren im Jahre
1812 mit Lein und Rotabaga zu Saamen be-
ſtellt, deren Ausſaugung wohl noch etwas ſtaͤr-
ker wie die der Gerſte angenommen werden muß.
- Im Jahre 1800 betrug die Ausſaugung
mehr wie in der Tabelle = 2,8 - 1810 mehr 12,06
- 14,86
- 1812 dagegen weniger 7,41
Es iſt alſo in den 8 Jahren mehr ausge-
ſogen = 7, 45.
Daher anzunehmen, daß der Schlag I. fuͤr
das Jahr 1815 eine Kraft = 138,99 behalte.
SchlagII.
- Im Jahr 1808 gaben 90 M. 630 Sch. Gerſte.
- Dazu Dreſcherlohn 42 ″ ″
- Davon ab Einſaat 90 ″ ″
- Ertrag 582 ″ ″
Betraͤgt per Morgen 6,46 Scheffel Gerſte.
[302]
- 15 Morgen gaben 200 Sch. Weizen.
- Dazu Dreſcherlohn 13,33 ″ ″
- Davon Drill-Einſaat 10 ″ ″
- Ertrag 203,33 ″ ″
Betraͤgt per Morgen 13,7 Scheffel.
- Gerſte ziehet 1 Sch. per M. aus = 4.
- Alſo 6,46 Scheffel = 25,84; von 90 M.
= 2325,6. - Weizen 1 Sch. p. M. ziehet aus = 8.
- Alſo 13,7 Scheffel = 109,6; von 15 M.
= 1644. - Von 105 Morgen = 3969,6.
- Im Durchſchnitt per Morgen ausgeſogen
= 37,8. - In der Tabelle iſt angenommen 24,62.
- Alſo mehr 13,18.
welches daher ruͤhrt, daß gedrilleter Weizen auf
15 Morgen ſtatt der angenommenen Gerſte ge-
bauet ward.
- Im Jahr 1811 hatten 59 Morgen Rog-
gen und gaben 237 Sch. - Dazu Dreſcherlohn 15,8 ″
- Davon die Einſaat 60 ″
- Ertrag 192,8 ″
per Morgen 3,26 Scheffel.
[303]
1 Scheffel p. M. = 6; betraͤgt p. Mor-
gen = 19,56 Grad.
- 41 Morgen Hafer gaben 551 Scheffel.
- Dazu Dreſcherlohn 36,73 ″
- Davon die Einſaat 55,75 ″
- Ertrag 532 ″
per Morgen 12,98 Scheffel.
1 Schfl. p. M. = 3 = 38,94.
Ganze Ausziehung des Roggens
- 19,56 + 59 = 1154
- Hafers 38,94 + 41 = 1596,5
- 2750,5
- Im Durchſchnitt 27,50 per Morgen.
- Die Tabelle ergiebt 31,16
- Alſo weniger 3,66
- Im Jahre 1813 gaben 88 M. 702 Sch. Roggen.
- Dazu Dreſcherlohn 46,8 ″ ″
- Davon Einſaat 88 ″ ″
- Ertrag 660,8 ″ ″
- per Morgen 7,5 Sch. ziehen aus 45 Grad.
- 12 M. gedrilleter Weizen gaben 143 Schfl.
- Dazu Dreſcherlohn 9,53 ″
- Davon Einſaat 8 ″
- Ertrag 144,53 ″
per Morgen 12,04 Scheffel ziehen aus
96,32 Grad.
[304]
- Ganze Ausziehung des Roggens 3960
- ″ ″ des Weizens 1155,84
- 5115,84
- Im Durchſchnitt 51,15 per Morgen.
- Die Tabelle ergiebt 41,25
- Alſo mehr 9,90
was durch den Bau des gedrilleten Weizens zu-
gleich mit der fruchtbaren Jahres-Witterung be-
wirkt wurde.
- Es iſt mehr ausgezogen im Jahre 1808 = 13,18.
- 1813 = 9,9.
- 1811 = 3,66.
- Alſo in der Rotation mehr wie nach
der Tabelle = 19,42. - Der Schlag behielte demnach auf das Jahr
1815 = 143.
SchlagIII.
- Im Jahr 1807 gaben 105 Morgen Rog-
gen 414 Scheffel. - Dazu Dreſcherlohn 27,6 ″
- Davon ab Einſaat 108 ″
- Ertrag 333,6 ″
- per Morgen 3,17 ziehen aus 19,02.
- Die Tabelle ergiebt 26,1.
- Alſo weniger ausgezogen 7,08.
Im
[305]
- Im Jahr 1809 gaben 40 M. Gerſte 318 Sch.
- Dazu Dreſcherlohn 21,2 ″
- Davon ab Einſaat 40 ″
- Ertrag 299 ″
- per Morgen 7,47 ziehen aus 29,88.
- 40 Morgen Hafer gaben 300 Sch.
- Dazu Dreſcherlohn 20 ″
- Davon ab Einſaat 56 ″
- Ertrag 264 ″
- per Morgen 6,6 Sch. ziehen aus = 19,8.
- 25 Morgen Sommer-Roggen gaben 41 Sch.
- Dazu Dreſcherlohn 2,7 ″
- Davon ab Einſaat 25 ″
- Ertrag 18,7 ″
- per Morgen = 0,75 ziehen aus = 4,5.
- Ausziehung der Gerſte im Ganzen = 1195,2.
- des Hafers 792.
- des Sommer-Roggens 112,5.
- 2099,7.
- Im Durchſchnitt per Morgen 19,99.
- Die Tabelle ergiebt 18,08.
- Alſo mehr 1,01.
- Im Jahr 1812 gaben 84 M. Roggen 503 Sch.
- Dazu Dreſcherlohn 33,53 ″
- Davon ab die Einſaat 84 ″
- Ertrag 458,53 ″
20
[306]
- per Morgen 5,45 Sch. ziehen aus = 32,7.
- 12 Morgen Hafer gaben 149 Sch.
- Dazu Dreſcherlohn 9,93 ″
- Davon Einſaat 16 ″
- Ertrag 142,93 ″
- per Morgen 11,9 Sch. ziehen aus = 35,7.
- Ausziehung des Roggens im Ganzen = 2746,8.
- des Hafers 428,4.
- 3175,2.
- Im Durchſchnitt auf 96 Morgen, die der
Schlag behielt 33,07. - Die Tabelle ergiebt 26,9.
- Alſo mehr 6,17.
- Im Jahre 1814 gaben 85 M. Roggen 283 Sch.
- Dazu Dreſcherlohn 18,8 ″
- Davon die Einſaat 85 ″
- Ertrag 216,8 ″
- per Morgen 2,55 Sch. ziehen aus = 15,30.
- Die Tabelle ergiebt 26,14.
- Alſo weniger 10,84.
weil dieſer Roggen zum großen Theile ausge-
wintert war.
- Im Jahr 1807 war weniger 7,08.
- 1809 war mehr 101.
- 1812 war mehr 6,17.
- 1814 war weniger 10,84.
- 17,92. 7,18.
[307]
Der Schlag mußte alſo weniger an Kraft
verlohren haben, wie in der Tabelle berechnet
worden = 10,64, was von dem Mißwachs
des Jahres 1814 herruͤhrt, und mit 71,64 Gr.
in das Jahr 1815 eingetreten ſeyn.
SchlagIV.
Das Jahr 1807 kann nicht genau berech-
net werden, da der Schlag mannigfaltiges Ge-
treide hatte, deſſen Ertrag bei der damals herr-
ſchenden Unordnung nicht mit Zuverlaͤſſigkeit be-
rechnet werden kann. Der Ertrag war im Gan-
zen ſo ſchlecht, wie er in der Tabelle nach Rog-
gen angegeben iſt.
- Im Jahr 1810 gaben 100 M. Roggen 480 Sch.
- Dazu Dreſcherlohn 32 ″
- Davon ab Einſaat 102 ″
- Ertrag 410 ″
- per Morgen 4,1 Sch. ziehen aus = 24,6.
- Die Tabelle ergiebt 19,92.
- Alſo mehr 4,68.
- Im Jahr 1812 gaben 81 M. Roggen 436 Sch.
- Dazu Dreſcherlohn 29,06 ″
- Davon die Einſaat zum Theil gedrillet 72 ″
- Ertrag 393,06 ″
- per Morgen 4,85 Sch. ziehen aus = 29,1.
[308]
- 16 Morgen Hafer gaben 122 Sch.
- Dazu Dreſcherlohn 8,13 ″
- Davon ab Einſaat 20 ″
- Ertrag. 110,13 ″
- per Morgen 6,88 Sch. ziehen aus = 20,64.
- Ganze Ausziehung des Roggens 2357,1.
- des Hafers 331,24.
- 2688,34.
- Betraͤgt im Durchſchnitt von 97 Morgen,
die der Schlag behielt = 27,71. - Die Tabelle berechnet 28,2.
- Alſo weniger ausgezogen 0,59.
- Im Jahr 1814 gaben 8 M. Weizen 81 Sch.
- Dazu Dreſcherlohn 5,4 ″
- Davon ab Drill-Einſaat 6,4 ″
- Ertrag 80 ″
- per Morgen 10 Sch. ziehen aus = 80.
- 12 Morgen Roggen gaben 60 Sch.
- Dazu Dreſcherlohn 4 ″
- Davon ab Einſaat 12 ″
- Ertrag 52 ″
- per Morgen 4,33 Sch. ziehen aus = 25,98.
- 2 Morgen Hafer gaben 14 Scheffel.
- Ertrag 12 Scheffel.
- per Morgen 6 Sch. ziehen aus = 18.
[309]
- 62 Morgen Gerſte gaben 651 Sch.
- Dazu Dreſcherlohn 43,4 ″
- Davon ab Einſaat 64 ″
- Ertrag 630,4 ″
- per Morgen 10,17 Sch. ziehen aus = 40,58.
- Im Ganzen haben ausgezogen Weizen = 640.
- Roggen 311,76.
- Hafer 54.
- Gerſte 2515,96.
- Ueberhaupt von 84 Morgen 3521,72.
- Betraͤgt per Morgen = 41,92.
- Die Tabelle berechnet 34,13.
- Alſo iſt mehr ausgezogen 7,79.
- Im Jahr 1810 iſt mehr ausgezogen = 4,68.
- 1812 weniger 0,59.
- 1814 mehr 7,79.
Der Schlag, der 84 Morgen behielt, muß
alſo mehr an Kraft verlohren haben = 11,88
wie in der Tabelle angenommen, und tritt in
das Jahr 1815 mit = 90,57.
SchlagV.
- Im Jahr 1808 gaben 76 M. Roggen 402 Sch.
- Dazu Dreſcherlohn 26,8 ″
- Davon ab die Einſaat 76 ″
- Ertrag 352,8 ″
[310]
- per Morgen 4,6 Sch. ziehen aus = 27,6.
- Weniger als nach der Tabelle = 3,9.
- Im Jahr 1810 gaben 52 M. Gerſte 542 Sch.
- Dazu Dreſcherlohn 36,13 ″
- Davon ab Einſaat 48 ″
- Ertrag 530,13 ″
- per Morgen 10,19 Sch. ziehen aus 40,76.
- In der Tabelle berechnet 35,62.
- Alſo mehr 5,14.
Der uͤbrige Theil dieſes Schlages ward,
weil er zu Kartoffeln im vorigen Jahre nicht
geduͤngt war, nicht mit Gerſte beſtellt. Er er-
hielt nachher ſo viel Duͤnger, daß er beinahe
ausgeglichen wurde.
- Im Jahr 1813 gaben 64 M. Roggen 536 Sch.
- Dazu Dreſcherlohn 35,73 ″
- Davon ab die Einſaat 64 ″
- Ertrag 507,73 ″
- per Morgen 7,93 Sch. ziehen aus = 47,58.
- 6 Morgen Weizen gaben 47 Sch.
- Dazu Dreſcherlohn 3,13 ″
- Davon ab Drillſaat 4,12 ″
- Ertrag 46 ″
- per Morgen 7,66 Sch. ziehen aus = 61,28.
- Ausziehung des Roggens uͤberhaupt = 3045,12.
- Weizens = 367,68.
- 3412,80.
[311]
von 70 Morgen (6 Morgen waren in Lu-
zerne gelegt).
- per Morgen = 48,75.
- In der Tabelle berechnet = 36,57.
- Alſo mehr 12,18.
- Im Jahr 1808 weniger als nach der Tabelle 3,9.
- 1810 mehr 5,14.
- 1813 mehr 12,18.
- In der Rotation mehr 13,42.
Es behaͤlt alſo der Schlag fuͤr das Jahr
1815 = 136,39.
SchlagVI.
- Im Jahr 1809 gaben 30 M. Roggen 182 Sch.
- Dazu Dreſcherlohn 12,13 ″
- Davon ab die Einſaat 30 ″
- Ertrag 164,13 ″
- per Morgen 5,47 Sch. ziehen aus = 32,82.
- 8 Morgen gaben Weizen 60 Sch.
- Dazu Dreſcherlohn 4 ″
- Davon ab die Drill-Einſaat 5,5 ″
- Ertrag 58,5 ″
- per Morgen 7,31 Sch. ziehen aus = 58,48.
- 38 Morgen gaben Hafer 437 Sch.
- Dazu Dreſcherlohn 29,13 ″
- Davon ab Einſaat 46 ″
- Ertrag 320,13 ″
[312]
- per Morgen 8,42 Sch. ziehen aus = 25,26.
- Ausziehung des Roggens im Ganzen = 984,6.
- Weizens = 467,84.
- Hafers = 959,88.
- 2411,68.
- Betraͤgt im Durchſchnitt per M. = 31,73.
- Mehr als in der Tabelle = 1,73.
- 1811. 60 Morgen gaben Roggen 339 Sch.
- Dazu Dreſcherlohn 22,6 ″
- Davon ab Einſaat 60 ″
- Ertrag 301,6 ″
- per Morgen 5 Sch. ziehen aus = 30.
- 7 Morgen Weizen gaben 34 Sch.
- Dreſcherlohn 2,26 ″
- Davon ab Drill-Einſaat 5 ″
- Ertrag 31,26 ″
- per Morgen 4,46 Sch. ziehen aus = 35,68.
- 9 Morgen Hafer gaben 68 Sch.
- Dreſcherlohn 4,53 ″
- Davon die Einſaat 12 ″
- Ertrag 60,53 ″
- per Morgen 6,72 Sch. ziehen aus = 20,16.
- Ausziehung des Roggens im Ganzen = 1800.
- Weizens = 249,76.
- Hafers = 181,44.
- 2231,20.
[313]
- Iſt im Durchſchnitt per Morgen = 29,35.
- Weniger als die Tabelle berechnet = 5,6.
- 1813. 69 Morgen Gerſte gaben 774 Sch.
- Dreſcherlohn 51,6 ″
- Davon ab Einſaat 66 ″
- Ertrag 759,6 ″
- per Morgen 11,08 Sch. ziehen aus = 44,32.
- Mehr wie in der Tabelle berechnet = 1,44.
- Im Jahr 1809 mehr wie in der Tabelle = 1,73.
- 1811 weniger = 5,6.
- 1813 mehr = 1,44.
- Alſo weniger = 2,43.
- Im Jahre 1815 iſt demnach die Kraft des
Schlages anzunehmen = 141,24.
SchlagVII.
- 1807 gaben 95 Morgen Roggen 430 Sch.
- Dreſcherlohn 28,66 ″
- Davon ab Einſaat 92 ″
- Ertrag 366,66 ″
- per Morgen 3,85 Sch. ziehen aus = 23,1.
- Mehr als in der Tabelle = 2,1.
- 1809 gaben 95 Morgen Roggen 495 Sch.
- Dreſcherlohn 33 ″
- Davon ab Einſaat 95 ″
- Ertrag 433 ″
[314]
- per Morgen 4,55 Sch. ziehen aus = 27,3.
- Mehr wie in der Tabelle = 0,99.
- 1811 gaben 32 Morgen Gerſte 196 Sch.
- Dreſcherlohn 13 ″
- Einſaat 30 ″
- Ertrag 179 ″
- per Morgen 5,59 Sch. ziehen aus = 22,36.
- 60 Morgen Gerſte und Hafergemenge ga-
ben 344 Sch. - Dreſcherlohn 22,93 ″
- Davon die Einſaat 64 ″
- Ertrag 302,93 ″
- per Morgen 5,05 Scheffel ziehen aus a 3,5
= 17,67. - Ausziehung der Gerſte im Ganzen = 715,52.
- des Gemenges 1060,2.
- 1775,72.
- Betraͤgt per Morgen = 19,29.
- Weniger wie in der Tabelle = 9,20.
- 1814 gaben 76 Morgen, die dem Schlage
blieben, Roggen 491,5 Sch. - Dreſcherlohn 27,16 ″
- Davon die Einſaat 76 ″
- Ertrag 442,66 ″
- per Morgen 5,82 Sch. ziehen aus = 34,92.
- weniger wie in der Tabelle = 0,91.
[315]
- 1807 betraͤgt die Ausſaugung mehr wie in
der Tabelle = 2,1. - 1809 mehr = 0,99.
- 1811 weniger = 9,20.
- 1814 weniger = 0,91.
- Alſo uͤberhaupt weniger = 7,02.
- Mithin die Kraft des Bodens fuͤr das
Jahr 1815 = 88,65.
Im Ganzen ſcheinen ſich alſo jene aus an-
deren, mir uͤberlieferten Erfahrungen, aus man-
nigfaltigen berechneten Ausſaats- Ausdruſch- und
Duͤng-Regiſtern, und aus der allgemeinen drei-
ßigjaͤhrigen Beobachtung des Feldbaues, nach
vielfaͤltiger Erwaͤgung [und] Vergleichung abſtra-
hirten Poſitionen, auch durch die Beobachtung
dieſer 8 Jahre zu beſtaͤtigen. Die Abweichun-
gen von der Norm laſſen ſich faſt in jedem
Jahre erklaͤren; es wuͤrde mich aber zu weit
fuͤhren, wenn ich dies in jedem Jahre, von je-
dem Schlage und von jeder Frucht thun wollte.
Fuͤr den nachdenkenden Leſer, der an dieſem
wichtigen Gegenſtande Intereſſe nimmt, iſt ge-
nug geſagt. Ich habe keine Mißwachs-Jahre
[316] aber auch keine fuͤr meinen Boden beſonders
guͤnſtige Jahre gehabt, ſondern ohngefaͤhr das
geerntet, was ich erwarten konnte. Das Jahr
1811 war, der fruͤhen ausduͤrrenden Hitze we-
gen, das unguͤnſtigſte; im Jahre 1814 litt die
Winterung durch den aufgethuͤrmten, zu langſam
weggehenden Schnee an mehreren Stellen, be-
ſonders auf Schlag III. Das Jahr 1810 war
dagegen das fruchtbarſte.
Indeſſen fehlt noch viel, um dieſe Beob-
achtungen als ein geſchloſſenes reines Experiment
aufſtellen zu koͤnnen. Sie ſind faſt nur die Ein-
leitung dazu, und als ſolche will ich ſie nur an-
geſehen wiſſen. Denn es waͤre, auch unter guͤn-
ſtigern Zeitumſtaͤnden, unmoͤglich geweſen, in der
erſten Rotation viel mehr in jener Hinſicht zu
leiſten. Die zweite und dritte Rotation koͤnnen
erſt ein zuverlaͤſſiges Reſultat geben, und daß
ſie das thun werden, darf ich — Dank ſey Gott
und meinem Koͤnige! — bei meinem Abſchiede
aus dieſer Welt unter meinen jetzigen Familien-
Verhaͤltniſſen hoffen. Die Fortſetzung dieſer Be-
obachtungen und Verſuche wird unter den Au-
gen ſcharfſinniger Zuſchauer wahrſcheinlich ge-
ſchehen, und um dieſen den rechten Standpunkt
und einen klaren Anblick zu geben, habe ich ſie
[317] jetzt ſchon oͤffentlich bekannt gemacht; was ich
ſonſt noch einige Jahre wuͤrde verſchoben haben.
Doch ſollen ſie allerdings auch den wuͤrdigen
Maͤnnern zur Erinnerung dienen, die ſich hier
fruͤher zu rationellen Landwirthen bildeten, und
ihnen den Erfolg von dem nachweiſen, was zu
ihrer Zeit hier geſchah.
Von dem laufenden Jahre 1815 will ich
jetzt, nach vollendeter Ernte, noch folgendes uͤber
den Einſchnitt hinzufuͤgen, nachdem ich uͤber die
Fruchtbarkeit des Jahres in hieſiger Gegend ei-
niges bemerklich gemacht haben werde.
Wenn man in anderen Gegenden ſchon fruͤh
uͤber zu regnigte Witterung klagte, ſo hatten wir
hier nur den truͤben Himmel, den Wind und die
Kaͤlte davon. Von der Mitte des April bis
zum 10ten Junius war hier nur einmal, am
15ten Mai, einige Stunden lang ein naßma-
chender Regen gefallen; denn leichte Geſtoͤber er-
friſchten auch nicht einmal die Oberflaͤche, weil
der ſtrenge Wind, der ſie begleitete und darauf
folgte, auch jede Spur von Feuchtigkeit weg-
nahm. Es dauerte lange, bevor die um Jo-
hannis erfolgenden Regen die Erde auf einige
Zoll tief ſaͤttigen konnten. Dabei war es immer
kalt, und noch in den erſten Tagen des Julius
[318] erfror an vielen Orten das Kartoffelkraut und
die junge kleine Gerſte und Hafer. Fruͤhere
große Gerſte bekam rothe Blaͤtter. Der unge-
woͤhnlich niedrigen Temperatur ohnerachtet reifte
der Roggen fruͤh, und ward ſchon auf manchen
Fluren in der Woche vom 17ten Julius gemaͤ-
het. Mit der Ernte fanden ſich erſt durchdrin-
gende und anhaltende Regenſchauer ein, ſo daß,
zumal bei dem Mangel an Arbeitern, viel Rog-
gen auswuchs oder feucht eingeſcheuert ward.
Dennoch iſt dieſes Jahr fruchtbar geweſen,
mehr als man es bei der kalten Duͤrre in hie-
ſiger Gegend erwarten ſollte. Wo der Roggen
in der Bluͤte nicht erfroren und nicht ausgewach-
ſen war, iſt ſein Ertrag ſehr gut. Gerſte und
Hafer, die anfangs ſehr litten, erholten ſich nach-
her uͤber Erwarten. Im Oderbruche iſt die
Winterungs-Ernte, wo ſie in der Bluͤte vom
Froſte nicht litt, beſonders ergiebig, weil das
Getreide ſich im Fruͤhjahr nicht ſo, wie daſelbſt
gewoͤhnlich, beſtaudete, nicht zu dicht ſtand, und
ſich mithin nicht lagerte. Es that mir deshalb
leid, in dieſem Jahre auf Koͤnigshof gar keine
Winterung beſtellt zu haben, weil der Schlag,
wohin ſie kommen mußte, leicht an Naͤſſe litt.
Allein ich ſah nachher, daß ein gluͤckliches Schick-
[319] ſal es ſo gefuͤgt habe; denn der an ihrer Stelle
gebauete Hafer und Gerſte fror in den Tagen,
wo der Roggen gebluͤhet hatte, ganz ab, trieb
aber kraͤftig genug wieder aus. Daß es bei der
Kaͤlte nicht naß und bei der Duͤrre nicht heiß
war, rettete in unſerer Gegend die Saaten.
Schlag I. hatte nach Klee 13 Morgen ge-
drilleten Weizen, zu welchem jedoch mit 3 Fu-
der Schafmiſt geduͤngt war. Dieſer Weizen er-
regte die Bewunderung aller, die ihn geſehen
haben; denn er konnte kaum von Weizen auf
dem ſtaͤrkſten Weizenboden uͤbertroffen werden.
Es ſind davon 143 Mandeln, alſo gerade 11
Mandeln per Morgen, eingeſchnitten worden.
Ueber den Ausdruſch wage ich um ſo weniger
zu urtheilen, da er ziemlich viel Staubbrand hat,
was mir ſonſt noch nicht begegnet iſt, ſich hier
aber in dieſem Jahre allgemein, ohne Zweifel
von der naßkalten Witterung in der Bluͤthe her-
ruͤhrend, findet.
Auf 5 Morgen war Hafer, der 33 Man-
deln, wahrſcheinlich zu 2 Scheffel Ausdruſch
gab.
56 Morgen Roggen haben 369 Mandeln
gegeben. Einige ſchrindige Stellen dieſes Schla-
ges, die etwa 3 Morgen betragen, in feuchteren
[320] Jahren ſich aber nicht mehr bemerklich machen,
waren ganz verkummert. Nach ſeinem Kraftzu-
ſtande muß der Roggen beinahe 8 Scheffel per
Morgen geben.
Schlag II. hatte große Gerſte, außer auf
12 Morgen, die weiße Runkeln zu Zucker tru-
gen. Da ich auf dem diesjaͤhrigen Hackfrucht-
Schlage keine Flaͤche hatte, wo Runkeln ohne
Duͤnger — was man bei den zur Zuckerberei-
tung beſtimmten fuͤr weſentlich haͤlt — wachſen
konnten, ſo brachte ich ſie hierher nach Bohnen.
Sie ſtehen ſo, daß ich gegen 200 Centner per
Morgen erwarten darf. Die ſaͤmmtliche Arbeit,
die dabei geſchehen iſt, außer der Vorbereitung
des Ackers, koſtet 13 Rthlr. 14 Gr.
Die uͤbrigen 76 Morgen, die dem Schlage
noch verblieben, hatten große Gerſte, die nur auf
einem beſonders ſandigen Strich mit Hafer ge-
mengt war, und gaben 392 Mandeln. Die
Gerſte kummerte von der Duͤrre und Kaͤlte, von
letzterer wohl mehr als von erſterer; denn die
Blaͤtter wurden nicht gelb, ſondern roth. Der
Halm erreichte nicht die Hoͤhe, die er nach dem
Zuſtande des Bodens erreicht haben wuͤrde; doch
kamen die Aehren bei eintretendem Regen ſehr
gut hervor, und hielten im Durchſchnitt 26 voll-
kom-
[321] kommene Koͤrner. Ich erwarte per Mandel 2
Scheffel. Dem Kraftzuſtande nach muͤßte ſie
11 Scheffel per Morgen geben, was aber wohl
nicht voͤllig erreicht werden wird. (Es verſteht
ſich, daß hier nicht von Abzug der Einſaat die
Rede iſt.)
Schlag III. hatte nur 46 Morgen Kartof-
feln; denn der Bau derſelben ward in dieſem
Jahre wie im vorigen beſchraͤnkt, aus Beſorg-
lichkeit des Mangels an Arbeitern bei der Ernte.
Außerdem ſind noch auf umgebrochenem Gras-
lande Kartoffeln gebauet. Die Kartoffeln ſtehen
durchaus ſchoͤn; auf den minder trockenen Stel-
len aber bewundernswuͤrdig im Kraute.
Der uͤbrige Theil des Schlages iſt als Bra-
che behandelt, hat aber 2 Fuder Miſt per Mor-
gen weniger erhalten.
Schlag IV. hat einjaͤhrigen Klee. Dieſer
Klee ſtand zwar dicht und geſchloſſen genug,
aber der erſte Schnitt wollte bei der Kaͤlte und
Duͤrre nicht in die Hoͤhe. Die Bluͤthkoͤpfe ſchie-
nen erfroren zu ſeyn kurz vor der Schur, und
ohnerachtet er mit großer Vorſicht getrocknet
wurde, fielen ſie doch ſaͤmmtlich ab. Beim zwei-
ten Wuchſe ſchoſſen die Sproſſen, welche beim
erſten zuruͤck geblieben waren, ſchnell empor und
21
[322] traten in Bluͤte. Wenn er gegen Ende des Ju-
lius ſchon wieder gemaͤhet waͤre, ſo wuͤrde er
ohne Zweifel einen ſtarken dritten Schnitt uͤber-
all gegeben haben. Allein wegen Mangel an
Arbeitern konnte er erſt nach vollendeter Getrei-
de-Ernte, Ende Auguſts, abgebracht werden, wie
er zum Theil uͤberreif war.
Schlag V. hat von denjenigen 52 Morgen,
die ſeit 1811 nur planmaͤßig behandelt wurden,
458 Mandeln Roggen gegeben, der in ſeiner
Staͤrke, nach dem Zeugniß derer, die ihn beſa-
hen, allen Roggen, den ſie ſonſt in dieſem Jahre
geſehen, uͤbertraf. Nach dem Kraftzuſtande muß
er nahe an 8 Scheffel per Morgen geben. Die
uͤbrigen 18 Morgen gaben 89 Mandeln.
Schlag VI. Da der Klee zu ungleich ſtand,
ſo ward beſchloſſen halbe Stallfutterung zu trei-
ben, den Kuͤhen 60 Morgen zur Weide einzu-
ben, 10 Morgen aber zu Lein umzubrechen.
Schlag VII. hatte auf dem Haupttheil Erb-
ſen. Dieſe fingen gegen die Mitte des Junius
von Duͤrre ſo zu leiden an, daß beſchloſſen war, ſie
in wenigen Tagen, wenn kein Regen kaͤme, nie-
derwalzen und unterpfluͤgen zu laſſen. Der Re-
gen kam aber und die Erbſen ſind ſehr gut ge-
worden. Der uͤbrige Theil hatte Wicken, Buch-
[323] weizen, Spergel zur Saat und zur Laͤmmer-
Weide.
Von den Außenſchlaͤgen war Nr. 3 abtra-
gend mit Roggen beſtellet, der doch an duͤrren
Stellen zu ſehr gelitten hatte, um ſich wieder
erholen zu koͤnnen. Er hat 286 Mandel ge-
geben.
Nr. 5 hatte zum Theil Erbſen, womit es
eben ſo ging, wie mit denen auf Schlag V. Ue-
brigens Brache, zum Theil mit Spergel-Weide.
Nr. 6 hatte Roggen und gab von etwa
64 geduͤngten Morgen 352 Mandel. Auf dem
uͤbrigen ungeduͤngten Theil ſtand der Roggen zu
ſchlecht. Er ward den Schafen zum Abweiden
eingegeben. Sie haben ihn doch nicht, wie meine
Abſicht war, voͤllig niedergehalten, um zu verſu-
chen, ob die Pflanze ſich dann bis uͤbers Jahr
halten wuͤrde; es ſind einzelne Haͤlmchen mit
Koͤrnern aufgewachſen, die Pflanzen alſo ausge-
gangen.
Den Ausdruſch von dieſen und den folgen-
den Jahren, ſo wie alles, was auf den Kraft-
zuſtand der Schlaͤge Bezug hat, und uͤberhaupt,
was den ferneren Fortgang der Moͤgliner Wirth-
ſchaft betrifft — wenn Gott uns endlich Ruhe
und Frieden giebt — mit mehrern und genau-
[324] ern Detail, wird dem Publikum in den in der
Vorrede erwaͤhnten Heften bekannt gemacht wer-
den. Es werden diejenigen, welche das Inſtitut
zu Moͤglin in der Folge beſuchen, insbeſondere
aufgefordert, hierauf ſelbſt ihre vorzuͤgliche Auf-
merkſamkeit zu wenden. Die Sache iſt von ho-
her Wichtigkeit!
Daß eine Berechnung der ausgeſogenen und
wiedergegebenen Kraft des Bodens, und der aus
ſelbiger zu erwartenden Mittel-Ernten, moͤglich
ſey, daß eine gewiſſe dem Kalkul zu unterwer-
fende Natur-Ordnung ſtatt finde, iſt, wie ich
glaube, von ſelbſt einleuchtend, von allen nach-
denkenden Ackerbauern ſeit jeher dunkel aner-
kannt. Ob aber der Maaßſtab, den ich angege-
ben, richtig gradirt; ob die Poſitionen, die ich
nach der Maſſe der von mir gemachten und ge-
ſammelten Beobachtungen auf Mittelboden in
unſerem Klima annehmen zu muͤſſen glaube,
zutreffend ſind, daruͤber kann ich noch keinen in
Erfahrungsſachen vollguͤltigen Beweiß fuͤhren.
Dies iſt nicht die Sache eines Einzelnen, kaum
einer Generation. Es iſt mir vielmehr glaub-
lich, daß manche Saͤtze berichtigt werden muͤſſen.
Aber erſt muͤſſen wir einen Maaßſtab uͤberhaupt
[325] feſtſtellen, ehe wir uns daruͤber verſtaͤndigen koͤn-
nen, wie er zu berichtigen ſey.
Die Sache iſt hoͤchſt wichtig und ihre Be-
richtigung hoͤchſt wuͤnſchenswerth fuͤr die Wiſſen-
ſchaft und fuͤr die Praxis des Landbaues. Daraus
muß ſichs klar ergeben, welche Wirthſchafts-Organi-
ſation, welches Feld-Syſtem und Fruchtfolge,
welche Fruchtarten unter gegebenen oͤrtlichen und
perſoͤnlichen Verhaͤltniſſen, auf einem gegebenen
Gute und unter gewiſſen Modifikationen in ganzen
Gegenden und Provinzen die zweckmaͤßigſte ſeyn,
durch welche der Grund und Boden aufs hoͤchſte be-
nutzt, die arbeitenden Kraͤfte und das dem Land-
bau gewidmete Kapital am vortheilhafteſten be-
ſchaͤftigt, und die hoͤchſte Production ohne Er-
ſchoͤpfung der Kraft am meiſten gefoͤrdert werde.
Von der Seite iſt ſie auch dem Staatswirthe,
der den Landbau, wie jede Induſtrie, zwar nie
zwaͤngen, wohl aber leiten und erleichtern darf,
wichtig. Denn die im Boden ſteckende Kraft
iſt das groͤßte Kapital einer kultivirten und in-
duſtrioͤſen Nation. Dem praktiſchen Landwirthe,
der ſeinen Boden wahrhaft verbeſſern will, zeigt
ſie, wie lange er ihn ſchonender behandeln, ſein
Triebkraftskapital verſtaͤrken, nicht verzehren muͤſſe;
dann aber auch, wenn er auf den Punkt gekom-
[326] men ſey oder kommen werde, wo ſeine ange-
haͤufte Kraft durch gute Beackerung gehoͤrig in
Bewegung geſetzt, vielleicht an gewoͤhnlichen
Fruͤchten mehr zu produziren vermag, als der
Raum faſſen kann, und wo er dann zu dem An-
bau mehr ausſaugender, aber weniger Duͤngma-
terial gebender Fruͤchte uͤbergehen kann; ein
Punkt, in welchem ſich viele, auf die Folge mit
empfindlichem Verluſt, ſehr geirret haben. Sie
giebt ihm Anzeigen, was er von jedem Acker in
jedem Jahre fordern, ob er ihm eine mehr oder
weniger Kraft erfordernde Saat mit groͤßerem
Vortheil und Sicherheit anvertrauen duͤrfe; ob
er ihn ſtaͤrker oder ſchwaͤcher dazu duͤngen muͤſſe.
Jeder Landwirth macht ſich gern eine Vorſtel-
lung, welchen Ertrag er von ſeiner gemachten
Beſtellung eines Ackers erwarten duͤrfe, wenn
die Jahreswitterung ihm nicht ganz unguͤnſtig
iſt; aber dieſe Erwartung iſt nur dunkel, unbe-
ſtimmt und oftmals irrig; durch Zahlen ausge-
druckt wird ſie heller, beſtimmter und ſicherer
werden. Eine ſolche Berechnung dient dem
Landwirthe zum Fernrohr, womit er in die Zu-
kunft ſeines Wirthſchaftsſtandes hinausſehen, ſeine
Einrichtungen ordnen kann. Bei einer oft nicht
erfreulichen Gegenwart, bei zeitigen Unfaͤllen giebt
[327] ſie ihm heitere Ausſichten in die Zukunft, wenn
er einen ſicheren Grund gelegt hat; bei fehler-
haften Einrichtungen und Unternehmungen wird
ſie ihm warnend ſeyn.
Ich bemerke noch, daß unter allen Poſitio-
nen diejenige, wo ich die Kraftvermehrung durch
1 Fuder Miſt = 15 annehme, die unbeſtimm-
teſte iſt. In dem, was ich vormals uͤber die-
ſen Gegenſtand geſagt habe, nahm ich ſie ge-
ringer an, nur = 10. Es iſt der Maaßſtab
zwar uͤberhaupt etwas verkleinert, und alles dar-
an gehaltene erſcheint groͤßer; auch war 1 Fuder
Miſt dort nur zu 2000 Pfd., hier iſt es zu 2200 Pfd.
angenommen; aber dennoch iſt die Kraft des Miſtes
vergroͤßert. Dies paßt nun wohl nicht auf allen Stall-
miſt, wenn auch das Gewicht eines Fuders feſt
ſtehet, ſondern nur auf ſolchen, wie ich ihn aus-
fuͤhre. An dieſem haben nahrhafte, ſchleimige
Futterungsmittel weit groͤßeren Antheil als das
Stroh; er iſt aber noch nicht ſehr zerſetzt, wenn
er ausgefahren wird. Stallmiſt, der groͤßten-
theils faſt allein aus Stroh entſtanden iſt, hat
eine betraͤchtlich geringere Kraft; der nach Schwei,
zerart ſorgfaͤltig behandelte, zergangene eine groͤ-
ßere bei gleichem Gewicht. Man erhaͤlt aber
auch weniger aus gleichem Material.
[328]
Ich zweifle nicht, daß dieſer Gegenſtand
Vielen wichtig genug erſcheinen werde, um meh-
rere Aufſchluͤſſe von anderen Seiten her erwar-
ten zu duͤrfen.
Es iſt eine falſche Anſicht des Fruchtwech-
ſel-Syſtems, wozu vielleicht ich ſelbſt — bevor
ſich manche Begriffe mir voͤllig aufgeklaͤrt hat-
ten — Veranlaſſung mag gegeben haben, daß
durch den Fruchtwechſel ſelbſt ſtaͤrkere Getreide-
Ernten hervorgelockt wuͤrden, als bei einer an-
dern Folge der Saaten, bei gleicher Kraft des
Bodens, erfolgen wuͤrden. Das iſt nicht, ſon-
dern der Vortheil des Fruchtwechſels beſtehet
darin, daß eine Frucht den Boden in ſolchem
Zuſtande hinterlaͤßt, daß er mit merklich gerin-
gerer Arbeit dennoch voͤllig zureichend fuͤr die
folgende Frucht zubereitet werden koͤnne, daß es
daher der großen Aufopferung einer oft wieder-
kehrenden Brache nicht bedarf, und daß ſolche
Fruͤchte mehr gebauet werden, die nach Verhaͤlt-
niß ihres Ertragswerthes den Boden weit we-
niger als Getreide ausziehen. Dazu kommt
dann, daß der Fruchtwechſel uns in den Stand
[329] ſetzet, ſo viel Futter und Duͤngmaterial zu ge-
winnen, als wir zur Kraft-Erhaltung und Ver-
mehrung unſers Bodens uͤber das anderweitig,
von Wieſen u. ſ. f. gewonnene, vortheilhaft ge-
brauchen, ohne dabei im Rein-Ertrage des Gan-
zen zu verlieren; indem in der Regel die hier-
durch verſtaͤrkte Viehnutzung das reichlich erſetzt,
was etwa zu Anfange, bevor die Kraft-Vermeh-
rung bewirkt worden, am Bau unmittelbar ver-
kaͤuflicher Fruͤchte verloren wird. In letzterer
Hinſicht nun kann, wie ſich von ſelbſt verſteht,
durchaus kein beſtimmtes Fruchtwechſel-Syſtem
vorgeſchrieben werden. Denn wer anderweitig
ſo viel Heu oder anderes Duͤngmaterial gewinnt,
daß er ſeinen, einmal in Kraft ſtehenden Acker,
in den ihm zutraͤglichſten Kraftgrade erhalten
kann, der wuͤrde freilich thoͤrigt handeln, Futter-
gewaͤchſe zu bauen, wenn er ſie oder ſein Heu
nicht etwa vortheilhaft verkaufen koͤnnte. Er
kann Fruchtwechſel mir Handels- und Fabrik-
Gewaͤchſen treiben. Jenes iſt aber immer ein
ſeltener Fall; der Bedarf des kuͤnſtlich erbaueten
Futters iſt nur verſchieden, und nur im Ver-
haͤltniß dieſes Bedarfs muͤſſen die Futter-Ge-
waͤchſe in dem Wechſel der Fruͤchte aufgenom-
men werden.
[330]
Hier war es der Fall, daß die Haͤlfte des
ſaͤmmtlichen Ackers zu Anfange auf Futterbau
verwandt werden mußte, wenn das Ganze zum
moͤglich hoͤchſten Rein-Ertrag gebracht werden
ſollte. Denn Weide und Wieſen waren nicht
vorhanden, die neu angelegten unbedeutend. Koͤ-
nigshof konnte zwar mit Heu aushelfen, und hat
dies auch zu Anfange gethan; aber immer we-
niger, und jetzt bedarf es deſſen in der Regel
nicht mehr. Da ein großer Theil der dortigen
Wieſen aufgebrochen, und der Kornbau nicht
nur dreifach vermehrt, ſondern Hanf- und
Kohlbau zum Verkauf, auch vom kuͤnftigen Jahre
an Krappbau, daſelbſt betrieben wird, ſo kann
wenig Heu entbehrt werden. Indeſſen bleibt es
eine ſichere Huͤlfe, wenn hier der Klee mißraͤth,
wie es in dieſem Jahre gewiſſermaßen der Fall
iſt, wo dann in Koͤnigshof weniger Maſtvieh
aufgeſtallet wird, indem dieſer Boden einigen Ab-
gang in Duͤnger ein Jahr lang ſehr gut ertra-
gen kann.
Auch iſt ſchon in Moͤglin ſeit mehreren
Jahren nicht mehr die Haͤlfte des Ackers zum
Futterbau verwandt worden. Der Huͤlſenfrucht-
Schlag ward hoͤchſtens nur noch zu ¼ gruͤn ge-
maͤhet. Die Hackfruͤchte wurden zu Fabrikatio-
[331] nen zum großen Theile verwandt, indem ſeit 3
Jahren aus den Kartoffeln Staͤrke-Syrup ge-
macht worden, und nun aus Runkeln Zucker ge-
ſotten werden ſoll. Hiervon erhaͤlt das Vieh nur
die Abfaͤlle, wobei es allerdings viel verliert.
Doch muß ich dagegen bemerken, daß zum Lu-
zerne-Bau den Schlaͤgen 5 Morgen abgenom-
men worden, daß alſo 15 Morgen weniger mit-
Getreide beſtellt werden. Aber die [neue][Ver
mehrung] des Viehſtandes durch die Schaͤferei
macht dies noͤthig. Mein Beſtreben geht aller-
dings dahin, mit weniger Einſaat und weni-
ger Arbeit immer mehr Korn zu gewinnen. Und
dies — nicht von einer gegebenen Ackerflaͤche
mehr Korn zu gewinnen — muß das Beſtreben
der hoͤheren Landwirthſchaft in unſerm Staate
ſeyn. Wir muͤſſen es dahin bringen, daß ein
Menſch fuͤr zwei andere wenigſtens Nahrungs-
mittel gewinne, damit letztere andere Induſtrie-
Zweige betreiben und zur Dispoſition des Staa-
tes ſtehen koͤnnen. Dies koͤnnen wir nicht er-
reichen, wenn wir einen Acker mit Getreide be-
ſtellen, der uns hoͤchſtens das dritte Korn, oft
nicht die doppelte Einſaat giebt.
[332]
Man hat mich ſehr oft gefragt, warum ich
keine Branntwein-Brennerei angelegt habe? Ich
muß, wenn ich dieſe Frage beantworten ſoll, wie-
der auf einige Perſoͤnlichkeiten verweiſen.
Zwar habe ich ſeit jeher darauf gedrungen,
daß man den Geſichtspunkt im Auge behalte,
die Landwirthſchaft ſey ein Gewerbe, und werde
am vollkommenſten betrieben, wenn man den
Zweck jedes Gewerbes am vollkommenſten, ver-
ſteht ſich auf eine rechtliche Art, dadurch erreiche.
Ich ſelbſt aber habe ſie, wenigſtens nicht allein
um des Gewerbes, ſondern mehr um der Wiſ-
ſenſchaft willen, betrieben. Jenes war mir nur
Mittel zum Zweck. Nun aber gehoͤrt Brannt-
wein-Brennerei eigentlich nicht in das Gebiet
der Landwirthſchaft; ſie iſt ein beſonderes Ge-
werbe, was oft ſehr vortheilhaft, aber doch nicht
allgemein, mit jener verbunden, auch ohne die-
ſelbe betrieben werden kann. Ihre Ruͤckwirkung
auf den Ackerbau durch Viehhaltung und Duͤn-
ger-Erzeugung von fremden Produkten iſt be-
traͤchtlich; aber deswegen eben wollte ich mich
nicht eines Mittels bedienen, deſſen ſich nicht je-
der bedienen kann, damit man nicht ſage: das
iſt nur bei einer ſtarken Brennerei moͤglich!
[333]
Dazu kommt, ich muß es geſtehen, daß ich
eine Abneigung gegen Branntwein aus meinem
mediziniſchen Stande mit heruͤber gebracht habe,
und ich kann noch keine Branntwein-Brennerei
ſehen, ohne einen gewiſſen Schauder zu empfin-
den; ohnerachtet ich mich uͤberzeugt habe, daß
es mit dem Branntwein nicht ſo ſchlimm ſey,
und daß er auch ſein Gutes habe; daß auf al-
len Fall der einzelne Branntwein-Brenner ſich
keinen Vorwurf uͤber das Unheil zu machen brau-
che, was dadurch angerichtet wird.
Auch haͤtte es leicht ſeyn koͤnnen, daß ich
dem dringenden Wunſche meines ſel. Freundes
Einhof nachgegeben haͤtte, der alle die neueren,
nachher bewaͤhrt gefundenen Verbeſſerungen, be-
ſonders hinſichtlich der Kartoffeln-Brennerei,
ſchon erkannte und lehrte, und ſie hier praktiſch
ins Werk zu richten und ſomit fuͤr die Kunſt zu
wirken ſtrebte; wenn nicht die damalige Beſchraͤn-
kung des Abſatzes ein Gegengrund geweſen waͤre.
Ich haͤtte den Branntwein nur in die Staͤdte
mittelſt Zahlung der Thoracciſe verkaufen koͤn-
nen. Nachdem dieſes Hinderniß durch die proclamirte
Gewerbe-Freiheit gehoben war, lebte Einhof
nicht mehr, auch waren nun die Verbeſſerungen
bekannter und in mehreren berliniſchen Brannt-
[334] wein-Brennereien zum Theil ausgefuͤhrt, ſo daß
das Motiv, durch Wiſſenſchaft fuͤr die Kunſt zu
wirken, wegfiel. Der große Vortheil, der
aus dieſem Gewerbe waͤhrend der franzoͤſi-
ſchen Occupation hervorging, und ſich in den
Jahren 1812 und 13 erneuerte, und manchen
Guͤtern die ungeheuren Koſten erleichterte, haͤtte
allerdings das Daſeyn einer Branntwein-Bren-
nerei wuͤnſchenswerth gemacht. Aber nun ſchien
eine, in unſern Gegenden ſo allgemein gewor-
dene Speculation, nicht laͤnger vortheilhaft ge-
nug bleiben zu koͤnnen, um eine neue Anlage
zu begruͤnden.
Die Benutzung der Kartoffeln zum Branntwein
iſt, nach langem Widerſtreben, nun ſo entſchieden
vortheilhaft anerkannt, daß die Brennereien aus
bloßem Korn nicht mehr werden beſtehen koͤn-
nen. Hierdurch ſcheint der Landbau zu gewin-
nen, indem der Kartoffelbau ſich nun dermaßen
vermehrt, daß man bald auf beſſerem Boden
keine Brache mehr ſehen wird, und alles ſich
zum Fruchtwechſel hinneigt. Auf der andern
Seite aber wird die Verbeſſerung des Duͤnger-
ſtandes, die manchen umſichtigen Landwirthen
Hauptgrund bei der Anlegung einer Brannt-
[335] wein-Brennerei war, dadurch gefaͤhrdet. Wie
man nicht blos das ſelbſt gewonnene, ſondern
auch noch viel zugekauftes Getreide dadurch con-
ſumirte, ſo gab der Ruͤckſtand durch Maͤſtung
eine betraͤchtliche Duͤnger-Production, die beim
verkauften Getreide der Wirthſchaft entging.
Hierin und in der Erſparung der Marktfuhren
ſetzten manche allein ihren Vortheil. Jetzt aber,
wo es erforderlich ſcheint, das Getreide zu ver-
kaufen, und Kartoffeln hinlaͤnglich zur Brannt-
wein-Brennerei zu bauen, wenn man mit der
Waare Preis halten will, kommt die Sache an-
ders zu ſtehen. Denn ſo ſehr ich uͤberzeugt
bin, daß die Kartoffeln, wenn ſie ganz ver-
futtert werden, mehr Duͤnger wiedergeben, als
ſie ausziehen; ſo moͤchte dies doch nicht der
Fall ſeyn, wenn ihre weſentlichen Nahrungs-
theile in Alkohol verwandelt werden, und hoͤch-
ſtens drei Zehntheil zuruͤckbleiben. Vielmehr
glaube ich, daß durch einen ſtarken Kartoffel-
bau zu dieſem Verbrauch der Kraftzu-
ſtand einer Wirthſchaft betraͤchtlich geſchwaͤcht
werden koͤnne, wenn er nicht auf eine andere
Weiſe erſetzt wird; was allerdings unter man-
chen Verhaͤltniſſen ſehr gut geſchehen kann.
[336]
Bei der jetzt beabſichtigten Zucker-Fabri-
kation wird nun um ſo weniger eine Brannt-
wein-Brennerei Platz finden, es ſey denn eine
kleine Deſtillations-Anſtalt zur Benutzung der
Abgaͤnge.
[337]
Wegen der nahen Verbindung finde ich mich
veranlaßt, hier uͤber
den Zweck und die gegenwaͤrtige
Einrichtung
des
land wirthſchaftlichen
Unterrichts-Inſtituts
etwas zu ſagen; um ſo mehr, da ich vernehme,
daß bei manchen noch ganz unrichtige Anſich-
ten daruͤber vorwalten. Ich muß mich aber auf
das Allgemeine und Ganze beſchraͤnken, denn
das Spezielle iſt bei den Ereigniſſen der Zeit,
hauptſaͤchlich aber durch den leider! zu haͤufigen
Wechſel der Lehrer (man ſehe die Vorrede) man-
chen Abaͤnderungen unterworfen geweſen, und
ſelbſt der gegenwaͤrtige Zeitpunkt erlaubt noch
keine feſte Beſtimmung; da uͤber die Wiederbe-
ſetzung der dritten Lehrerſtelle noch nicht ent-
ſchieden werden kann.
Das Inſtitut iſt durchaus nicht als eine
Erziehungs-Anſtalt — wenigſtens nicht in dem
22
[338] gewoͤhnlichen Sinne des Wortes — anzuſehen.
Es wird vorausgeſetzt, daß jeder, der hier kommt,
von dem Zweck ſeines Hierſeyns ſchon ein leb-
haftes Gefuͤhl und den Willen, ſolchen zu errei-
chen, mitbringe. Es findet kein gezwungener
Antrieb ſtatt, wohl aber derjenige, welcher durch
das Beiſpiel und den ſich mittheilenden Ernthu-
ſiasmus des immer groͤßeren Theils, und durch
alle Umgebungen, die — ich darf es ſagem —
auf Ordnung, Fleiß und Sittlichkeit hinweiſen,
bewirkt wird. Wer irgend Empfaͤnglichkeit da-
fuͤr hat, muß davon durchdrungen werden. Wenn
man uns aber junge Leute zuſchickt, die ſich der
Landwirthſchaft widmen ſollen, weil ſie zu an-
dern Gewerben und Studien entweder zu ſtumpf
und zu traͤge, oder zu leichtſinnig ſind — die
das Weſentliche der Landwirthſchaft im wuͤſten
Umherjagen, rohen Treiben der Menſchen und
des Viehes, Bereuten der Jahr- und Viehmaͤrkte,
Schachern mit Ochſen und Pferden u. d. gl. ſez-
zen — genaues Beobachten, Calculiren und
Nachdenken, mithin alle mathematiſche und na-
turwiſſenſchaftliche Kenntniſſe fuͤr uͤberfluͤſſig hal-
ten, weil ſie Beiſpiele kennen, daß ein Pachter
ohne das alles reich geworden ſey — auf das
Schwadroniren jedes Schreibers mehr als auf
die Reſultate wahrer und reiner Erfahrung ach-
[339] ten, und ſeine aus dem Branntweins-Glaſe her-
vorſprudelnde Witzeleien uͤber das Rationelle be-
wundern — ſo wird hier freilich weniger aus
ihnen werden, als wenn man ſie handwerksmaͤ-
ßig haͤtte anlernen und abrichten laſſen. Sie wer-
den das, was hier getrieben wird, fuͤr Pedante-
rie halten, und nachdem ſie die Feldmark ein
Paarmal durchſtreift, die Arbeiten oberflaͤchlich
angeſehen haben, Langeweile fuͤhlen und ſich nach
anderweitigem Commerz umſehen.
Alſo regen Willen und Thaͤtigkeit muß ein
junger Menſch — von aͤlteren verſteht es ſich
von ſelbſt, daß ſie ohne ſolchen nicht herkommen
werden — mitbringen; beſondere Vorkenntniſſe
als die, welche jeder Wohlerzogene von Schulen
mitbringt, ſind nicht erforderlich, wenn er hier
einen vollſtaͤndigen Curſus machen will.
Denn natuͤrlicher Weiſe kann ein halbjaͤhriger
Aufenthalt allhier einem Anfaͤnger nichts nutzen;
er kann ihm vielmehr ſchaͤdlich werden. Manche
Begriffe die er erhaͤlt, Ideen die in ihm erweckt
werden, koͤnnen in ſolcher Zeit keine Haltung,
Beſtimmtheit und Klarheit erlangen. Vielweni-
ger kann er Uebung in der Anwendung bekom-
men. Er will vielleicht jenes durch Leſung gu-
ter Schriften erſetzen; aber eben weil er voll
unverdaueter Begriffe iſt, lieſet er auch aus den
[340] beſten Schriften etwas heraus, was nicht darin
ſtehet; weil er die Beziehungen nicht wahr-
nimmt, unter welchen es geſagt war, und ver-
ſteht anderes, was da geſagt war, nicht, weil
es mit ſeinen einſeitigen Begriffen nicht ſtimmt.
Die Uebung ſoll er dann in einer andern, meh-
rentheils recht großen Wirthſchaft erlangen, wo
er als Lehrling angeſtellt zu werden ſucht. Aber
er iſt entweder von dem Ideal des Vollkommen-
ſten ſchon durchdrungen, und ſiehet hier ſo vie-
les, was davon abweicht, oder glaubt es zu ſe-
hen, weil er die oͤrtlichen Verhaͤltniſſe nicht zu
wuͤrdigen weiß, mithin wird ihm alles und be-
ſonders ſeine Verbindung mit dieſer Wirthſchaft
widrig; oder aber er vergißt, was er hier ge-
lernt hat, weil er es dort nicht praktiſch ange-
wandt ſieht. Auf jedem Fall wird er confus,
ſchwankend und zweifelhaft werden; er wird Auf-
klaͤrungen, die er von dem Wirthſchafts-Direk-
tor vielleicht erlangen koͤnnte, zu fordern ſcheuen,
wenn dieſer etwa ſeine Fragen einmal als naſe-
weiß abgefertigt haͤtte; er wird ſich in ſich ſelbſt
verſchließen und uͤber das Widerſprechende der
Lehre und der Ausfuͤhrung bruͤten, ohne zur
Klarheit zu kommen. Bei jeder wiſſenſchaftli-
chen Quelle iſt Popens Regel wahr: Koſte nicht,
oder ſchoͤpfe tief!
[341]
Beſſer iſt es immer, wenn ein junger Mann,
der das Inſtitut beſuchen will, ſchon eine, wenn
auch ganz handwerksmaͤßige Lehre in der Land-
wirthſchaft — nur eine phyſiſche Erziehung da-
fuͤr — erhalten hat, und eine anſchauliche, wenn
gleich oberflaͤchliche Kenntniß der Gegenſtaͤnde be-
ſitzt. Indeſſen iſt es nach den jetzigen Einrich-
tungen nicht unumgaͤnglich noͤthig, indem auch
fuͤr mechaniſche Uebung, fuͤr ganz ſinnliche Be-
lehrung geſorgt worden. Bis dahin, daß des
juͤngern Crome’s Stelle — der ganz eigentlich
dazu beſtimmt, gebildet und geeignet war — er-
ſetzt iſt, wird mein Sohn es ſelbſt uͤbernehmen.
Nur muͤſſen, wie geſagt, ſolche junge Leute mit
regem Triebe zu lernen her kommen, nicht ver-
weichlicht und nicht traͤge ſeyn; denn wider ih-
ren Willen koͤnnen ſie nicht getrieben werden.
Ein jeder Anfaͤnger muß im Winter-hal-
ben-Jahre — wie das auch gleich anfangs be-
ſtimmt war — her kommen. Die Frequenz iſt
dann nicht ſo groß, und es kann auf den Ein-
zelnen mehr Ruͤckſicht genommen werden.
In dieſem Winter-halben-Jahre wird mehr
discurſive, als in gebundenen Vortraͤgen, der in-
nere Haushalt in allen Verhaͤltniſſen erklaͤrt und
praktiſch gezeigt; was hauptſaͤchlich durch die
Buch- und Journal-Fuͤhrung — wobei jedem,
[342] der es wuͤnſcht, Gelegenheit ſelbſt Hand anzule-
gen gegeben wird — erlaͤutert wird. Die Vieh-
zucht, d. h. alles, was auf die Erhaltung, Ge-
brauch und Benutzung des Arbeits- und Nutz-
Viehes Bezug hat, wird theoretiſch und prak-
tiſch gelehrt. Zur richtigen Beachtung der Win-
tergeſchaͤfte auf dem Hofe, in Scheunen, Staͤl-
len und Magazinen wird Anleitung, von den im
Winter hauptſaͤchlich vorkommenden merkantili-
ſchen Geſchaͤften die Ueberſicht gegeben. Der
Zoͤgling kann ſich in der Verfertigung aller hier
gebraͤuchlichen Ackerwerkzeuge und Geraͤthe bei
einem ſehr geuͤbten Arbeiter unterrichten, und
ſich ſelbſt, wenn er einige Geſchicklichkeit in der
Manipulation des Beils, des Hobels und Mei-
ßels hat, in der Verfertigung und Zuſammen-
ſetzung uͤben, wenigſtens alles beachten lernen,
worauf es bei der Holz- und Eiſen-Arbeit an-
kommt.
In eigentlichen Vortraͤgen wird im Winter
die Chemie gelehrt; zwar nach ihren allgemeinen
Grundſaͤtzen, aber ſpezieller, ausfuͤhrlicher und
praktiſcher in dem, was in naher Verbindung
und Bezuge auf den Landbau, auf die Produk-
tion und Benutzung der Produkte, und auf die
mit der Landwirthſchaft vortheilhaft zu verbin-
denden Nebengewerbe ſtehet. Branntwein-Bren-
[343] nerei und Bierbrauerei wird hier nun nach den
bereits mitgetheilten chemiſchen Grundſaͤtzen, mit
Ruͤckſicht auf alle aͤltere und neuere Methoden,
erklaͤrt; alle Punkte, wovon der Erfolg abhaͤngt,
erlaͤutert, und da ſie hier bis jetzt nicht betrie-
ben werden, wird die Manipulation in den gro-
ßen und nach den bewaͤhrteſten neueren Metho-
den muſterhaft eingerichteten Fabriken, die in
unſerer naͤchſten Nachbarſchaft beſtehen, gezeigt.
Zwei andere, jetzt nicht minder wichtig erachtete
chemiſch landwirthſchaftliche Fabrikationen, des
Syrups aus Kartoffeln-Staͤrke und des Roh-
zuckers aus Runkelruͤben — in der Folge wahr-
ſcheinlich auch die Rafinirung deſſelben — wer-
den hier ſelbſt betrieben und praktiſch gelehrt;
letztere nach des ſcharfſinnigen Nathuſius vervoll-
kommneten und ergiebigen Methode; deren Kennt-
niß und Einfuͤhrung ich dieſem hochverehrten
Manne allein verdanke.
Endlich wird im Winter die reine Matheſis,
dieſe fuͤr jeden denkenden Kopf ſo unentbehrliche
Wiſſenſchaft, ohne welche er, zumal bei dem jetzi-
gende Zuſtande der Wiſſenſchaften und des gebil-
deten Lebens, in einem gewiſſen Halbdunkel be-
ſtaͤndigen Verirrungen ausgeſetzt bleibt, bis auf
einen gewiſſen Punkt ſtreng wiſſenſchaftlich ge-
lehrt; jedoch mit Erlaͤuterungen durch Anwendung
[344] auf Vorfaͤlle des Gewerbs-Betriebes, und mit
Hinſicht auf die dem Landwirth wichtigſten Theile
der angewandten Mathematik.
Dieſer Winteraufenthalt iſt fuͤr den juͤnge-
ren, dem Landleben ſich widmenden Mann um
ſo wichtiger, weil, nach vielen gemachten Erfah-
rungen, dadurch der Sinn fuͤr Haͤuslichkeit, fuͤr
Ordnung, Sittlichkeit und Anſtaͤndigkeit ohne Zie-
rerei im geſelligen Leben beſonders erweckt wird;
was bei der groͤßeren Zahl der Anweſenden und
der mehreren Zerſtreuung im Sommer nicht ſo
zu geſchehen pflegt.
Im darauf folgenden Sommer-halben-Jahre
wird nun von mir ſelbſt die Lehre vom Landbau und
von allen unſerm Klima angemeſſenen Produktio-
nen, ausfuͤhrlich und mit Ruͤckſicht auf die man-
nigfaltig zu modificirenden Methoden vorgetragen.
Ich lege hierbei zwar eine rationelle Landwirth-
ſchaft zum Grunde, aber ich handle die Materie
weniger nach der Ordnung des Buchs ab, als, ſo
viel moͤglich, nach dem Zeitpunkte, wo jedes am
beſten in der Wirklichkeit gezeigt werden kann, und
wo das Anſchauen das meiſte Intereſſe dafuͤr er-
regt. Ich begnuͤge mich nicht mit der Erklaͤrung
meiner Grundſaͤtze vom Catheder, ſondern ich
laſſe uͤber jeden Gegenſtand das Wichtigſte, was
ſich daruͤber in den aus eigener Erfahrung geſchrie-
[345] benen beſten Buͤchern, auch ungedruckten Aufſaͤtzen
anderer findet, leſen, mit einander vergleichen, be-
urtheilen, die anſcheinenden Widerſpruͤche durch
Beachtung der Nebenumſtaͤnde heben oder nach
verſtaͤndigen Gruͤnden entſcheiden. Hierdurch wer-
den Discuſſionen unter den erfahrnern und kennt-
nißreichern meiner Zuhoͤrer, deren doch gewoͤhnlich
mehrere hier ſind, veranlaßt, der Gegenſtand von
allen Seiten beleuchtet, Einſeitigkeit und das ju-
rare in verba magistri vermieden, der Beobach-
tungsgeiſt und das Nachdenken geſchaͤrft. Freilich
iſt nicht in jedem Semeſter das Intereſſe dieſer
Verhandlungen wegen der Verſchiedenheit des Per-
ſonals gleich groß geweſen; an manche kann ich nur
mit der angenehmſten Erinnerung denken, in an-
dern war die Zuruͤckhaltung eigener Anſichten
unuͤberwindlich, und eine vielleicht mehr an-
ſcheinende als wirkliche Indolenz abſchreckend. Sie
verlor ſich bei manchem erſt nach laͤngerem Hierſeyn.
Dann wird im Sommer die Botanik, aller-
dings mit Erklaͤrung des Syſtems und der Termino-
logie, aber doch auch mit beſonderer Hinſicht auf
die dem Landwirthe merkwuͤrdigſten Pflanzen, und
mehr empiriſche Erkenntniß derſelben gelehrt; da
eine vollſtaͤndige Erlernung derſelben nicht das Werk
eines Sommers, neben ſo manchen andern Stu-
dien ſeyn kann. Es finden jedoch auch diejenigen,
[346] welche beſondere Neigung fuͤr dieſe Wiſſenſchaft und
vielleicht ſchon Kenntniß derſelben, zu deſto groͤße-
rem Vergnuͤgen der Lehrer, mitgebracht haben, hin-
laͤngliche Unterhaltung darin, durch die in hieſiger
Gegend eine ziemlich reiche Ausbeute gebenden bo-
taniſchen Excurſionen, durch den reichhaltigen bota-
niſchen Garten zu Cunersdorf und die Bibliothek
daſelbſt, deren beſcheidene Benutzung von den ver-
ehrungswuͤrdigen, alles wiſſenſchaftliche Streben
beguͤnſtigenden Eigenthuͤmern gern geſtattet, und
durch den verdienſtvollen Botaniker und Bibliothe-
kar daſelbſt, Herrn Walter, erleichtert wird, und
endlich durch das ſehr vollſtaͤndige und ſchoͤne, vom
ſel. Crome hinterlaſſene Herbarium. Mit der Bo-
tanik wird die dem Landwirthe ſo hoͤchſt wichtige
und intereſſante Pflanzen-Phyſiologie verbunden,
ohne welche man keinen klaren Begriff von der
Theorie des Landbaues empfangen kann.
Ferner wird im Sommer die Experimental-Phy-
ſik, wozu ein ſehr zweckmaͤßiger Apparat vorhanden
iſt, vorgetragen. Zugleich wird denjenigen, die ſchon
chemiſche Kenntniſſe beſitzen, Gelegenheit gegeben,
ſich in Zerlegungen, welche die Agronomie betref-
fen, zu uͤben.
Endlich wird die angewandte Mathematik ge-
lehrt, und in Anſehung der Feldmeß- und Nivellir-
[347] Kunſt, ſammt der geometriſchen Berechnung und
Eintheilung der Felder, praktiſch geuͤbt.
Diejenigen, welche dieſen jaͤhrigen Curſus hier
gemacht haben und hoͤhere wiſſenſchaftliche Ausbil-
dung verlangen, werden mir nun mit beſondern Nuz-
zen nach der Univerſitaͤt zu Berlin folgen. Sie koͤn-
nen daſelbſt, wenn ſie es wuͤnſchen, mit mir in einer
engern Verbindung bleiben, und wenn ſie etwa in
Hinſicht ihres Alters, ihres vorherigen Standes und
Bildung, ſich als Studenten immaticuliren zu laſ-
ſen Bedenken tragen, dennoch alle Vorleſungen und
Inſtitute der Univerſitaͤt benutzen, wozu ich ihnen
ſehr gern alle erforderliche Anweiſung geben werde.
Ich trage daſelbſt die landwirthſchaftliche Gewerbs-
Lehre aus einem hoͤheren, umfaſſendern Geſichts-
punkte, auch in politiſcher, finanzieller und polizeili-
cher Hinſicht, desgleichen in der Regel die phyſiſch-
chemiſche Theorie des Landbaues vor. Ueber die Be-
nutzung der uͤbrigen Vorleſungen und Anſtalten wer-
de ich einen jeden nach ſeiner Individualitaͤt belehren.
Wer nun nach einer zweckmaͤßigen Benutzung
dieſes Winteraufenthalts in Berlin, mit mir noch-
mals nach Moͤglin zuruͤckkehren will, dem widme
ich einen ſpeziellen, praktiſchen und uͤbenden Unter-
richt in allen das Ganze der Landwirthſchafts-Lehre
bildenden Theilen, auch beſonders in Hinſicht ihres
Bezuges auf die National- und Staatswirthſchafts-
[348] Lehre. Dahin gehoͤrt agrariſche Verfaſſung der Laͤn-
der und Provinzen, agrariſche Geſetzgebung und
Geſetzesausfuͤhrung (Legislatur und Polizei), Admi-
niſtration der Domainen und großen Herrſchaften
im Ganzen, Veranſchlagung der Guͤter und Ent-
werfung des Wirthſchafts-Etats, die Verhaͤltniſſe
des groͤßeren und kleineren Gutsbeſitzers und Land-
wirths zum Staat, ſeine Rechte und Pflichten, und
was bei der Ausbung und Erfuͤllung derſelben zu
beachten; die Operationen der Gemeinheitsthei-
lung, Auseinanderſetzung und Entſchaͤdigung fuͤr
Servitute, kurz alles, was dem Cameraliſten hin-
ſichtlich der agrariſchen Gegenſtaͤnde zu wiſſen noͤ-
thig iſt; woruͤber ich durch vorgelegte, aus der
Wirklichkeit genommene oder abſtrahirte Beiſpiele
und Aufgaben, Veranlaſſung zu Ausarbeitungen
geben werde. Hiermit wird dann allerdings die ge-
nauere und kritiſche Beobachtung der praktiſchen
Landwirthſchaft verbunden, wozu ich ſchon gebilde-
ten Maͤnnern um ſo lieber alle Anleitung und Ge-
legenheit gebe, da mir beſonders daran gelegen iſt,
in ihnen einen permanenten und pruͤfenden Zeugen
der hieſigen Wirthſchafts-Einrichtungen und ihres
Erfolges zu haben.
Es verſteht ſich nun, daß derjenige, welcher
ſchon gewiſſe Vorkenntniſſe hat, dieſen ganzen Cur-
ſus nicht zu machen brauche, ſondern ſich nach der
[349] Art und dem Maaße derſelben, und je nachdem er
ſie mehr ausbilden und ergaͤnzen will, einen oder
den andern Theil auswaͤhlen koͤnne.
In Anſehung der haͤuslichen Einrichtungen des
Inſtituts bemerke ich, ohne in ein genaues Detail
zu gehen, worin nach den Umſtaͤnden Abnderun-
gen gemacht werden, folgendes.
Es hat ein Jeder ein eigenes moͤblirtes Zimmer,
ohngefaͤhr auf dem Fuß, wie es an Badeoͤrtern zu
ſeyn pflegt. Inbetten werden mitgebracht oder man
miethet ſie ſammt den Ueberzuͤgen monatlich fuͤr 1½
Rthlr. Wenn aber auch zwei Befreundete eins der
groͤßeren Zimmer zuſammen, und dabei eine beſon-
dere Schlafkammer wuͤnſchen, ſo koͤnnen ſie es mit
gleichen Koſten erhalten.
Die ſaͤmmtlichen Mitglieder des Inſtituts ſpei-
ſen jetzt mit der Familie des Eigenthuͤmers Mittags
um 12 Uhr und Abends um 8 Uhr. Dieſe Einrich-
tung war vormals nicht, hat aber, ſeitdem ſie ge-
troffen worden, zur Befoͤrderung der Geſelligkeit,
einer freundlichen Annaͤherung, eines anſtaͤndigern
Tons und mannigfaltiger Belehrung ungemein viel
beigetragen. Bei Tiſche wird Bier gereicht; wer
Wein trinken will, was wenige, ſelbſt aus Wein-
laͤndern thun, muß ihn ſich ſelbſt halten.
Was außer der Mahlzeit genoſſen wird, bezahlt
eiu jeder beſonders. Es ſind faſt alle Beduͤrfniſſe bei
[350] der im Inſtitut-Hauſe wohnenden Familie des
Gaͤrtners zu beſtimmten, moͤglichſt billigen Preiſen
zu haben. Doch ſieht es jedem frei, ſie ſich auch an-
derweitig zu verſchaffen, wozu ein taͤglich nach der
Stadt Wriezen gehender Bote die Gelegenheit giebt.
Auch kann man ſich aus Berlin, mit der zweimal
woͤchentlich abgehenden und ankommenden Poſt, ſo
wie mit anderen haͤufigen Gelegenheiten, alles kom-
men laſſen.
Licht und Feurung haͤlt ſich ein jeder ſelbſt. Der
Preis des Holzes wird Kubikfußweiſe berechnet,
und von jener Familie ausgegeben.
Waͤſcherinnen, die fuͤr einen beſtimmten Preis
waſchen, ſind immer da.
Aufwartung wird zureichend im Hauſe gehalten,
und dafuͤr, außer einer beliebigen Ergoͤtzlichkeit an
die Domeſtiquen, nichts bezahlt.
Fuͤr den ſaͤmmtlichen Unterricht, Logis, Mit-
tags- und Abend-Tiſch und Aufwartung, wird fuͤr
den Sommer, von der Mitte Aprils bis Ende Sep-
tembers, 200 Rthlr. Preuß. Courant, und fuͤr den
Winter, vom 1 ſten November bis Ende Marz, 150
Rthlr voraus bezahlt. Wer jedoch von einem Se-
meſter zum andern hier bleibt, hat auch in der Zwi-
ſchenzeit alles dafuͤr frei.
Es kann aber keine Aufnahme anders als auf ein
Semeſter ſtatt finden; es ſey denn ausnahmeweiſe
[351] unter beſonders verabredeten Bedingungen. Und
nur in dem Fall, daß Zimmer im Inſtitut-Gebaͤude
offen ſind, koͤnnen Fremde, die nur die hieſigen Ein-
richtungen ſehen, nnd ſich uͤber eins oder das andere
unterrichten wollen, als Hospites einzelne Tage
oder Wochen aufgenommen werden. Sonſt finden
ſie in Wriezen Quartier. Jedoch wird vorausgeſetzt,
daß ſich nur ſolche einfinden werden, die an land-
wirthſchaftlichen Gegenſtaͤnden Intereſſe nehmen.
Da in dieſem Fruͤhjahre wiederum die Erfah-
rung gemacht worden, daß ſich ſehr viele beſtimmt
meldeten — weswegen mehrere Zimmer eiligſt aus-
gebauet und moͤblirt wurden — dann aber, zum
Theil ohne es einmal anzuzeigen, wegblieben, ſo
muß eine ſchon fruͤher aus gleicher Urſach gemachte
Beſtimmung erneuert werden, daß bei der Beſtel-
lung eines Platzes 8 Friedrichd’or vorausbezahlet,
oder doch von bekannten Perſonen die Verſicherung
gegeben werde, daß dieſe zur Entſchaͤdigung im Fall
des Ausbleibens gezahlt werden ſollen. Unter den
diesmal weggebliebenen ſind manche, die ich voͤllig
entſchuldige, indem ſie ſich zur Ergreifung der Waf-
fen berufen fuͤhlten; andere aber haben einen an-
dern Aufenthalt vorgezogen, weil ſie das Inſtitut
nicht nach ihrem Sinne beſetzt hielten.
[352]
Diejenigen, welche Pferde halten wollen —
was hier aber keinesweges noͤthig iſt — finden eine
Stallung im Dorfe.
Bediente — die ganz uͤberfluͤſſig ſind — koͤn-
nen nur unter beſondern Umſtaͤnden und Bedin-
gungen im Inſtituts-Hauſe Platz finden. Hunde
werden im Hauſe nicht geduldet.
Uebrigens muß ſich ein jeder denen Einrichtun-
gen, die zur Bequemlichkeit aller und zur Errei-
chung des Zwecks gemacht ſind oder gemacht wer-
den ſollten, unterwerfen.
Auch behaͤlt ſich die Direktion das Recht vor,
demjenigen den Aufenthalt nach 8taͤgiger Friſt zu
kuͤndigen, deſſen laͤngeres Hierſeyn ſie dem Ganzen
nachtheilig haͤlt; wobei ſich von ſelbſt verſteht, daß
die geleiſtete Praͤnumeration, in ſo fern ſie uͤber die-
ſen Termin hinausgeht, zuruͤckgezahlet werde.
Die ſpezielle Direktion des Inſtituts fuͤhrt der
Herr Profeſſor Koͤrte, und an denſelben wendet
man ſich in allen das Inſtitut betreffenden Angele-
genheiten.
Moͤglin den 20ſten September 1815.
[[353]]
Appendix A Druckfehler.
- Seite 58. Zeile 8. ſtatt abluͤften ſetze aufhelfen.
- — 60. — 17. ſt. Heu ſ. Gruͤn.
- — 93. — 4. von unten ſt. 64 ſ. 87.
- — — — 3. ſt. 100 ſ. 128.
- — 96. — 1. ſt. 176 ſ. 70.
- — 178. — 6. ſt. 1 ſ. 2 Rthlr.
- — 259. — 17. ſt. Uhden ſ. Unger.
- — — — 19. ſt. 1750 ſ. 1752.
[[354]][[355]]
haͤngende Flaͤche; der Ausdruck Schlag Gleichheit der
Beſtellung in jedem Jahre des Umlaufs. Ein Gut koͤnnte
alſo 30 Koppeln aber nur 7 Schlaͤge haben.
Grundſaͤtze geſtuͤtzt v. J. Bailey m. 2. Kupf. 4. Berlin,
Realſchulbuchhandlung 1805. 12 Gr.
mit der Krankheit wieder befallen und geſchlachtet worden.
- Holder of rights
- Kolimo+
- Citation Suggestion for this Object
- TextGrid Repository (2025). Collection 3. Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Corpus of Literary Modernity (Kolimo+). Kolimo+. https://hdl.handle.net/21.11113/4bq0b.0