[][][][][]
erſte Grundlehren
des jezigen
Europaͤiſchen

Voͤlcker-Rechts,
in Fridens- und Kriegs-
Zeiten.

Zu finden bey Gabriel Nicolaus Raſpe,
Buchhaͤndlern in Nuͤrnberg: .
1778.
[][]

Vorrede.


Gegenwaͤrtige erſte Grundlehren ſeynd,
auf des regierenden Herrn Herzogs zu
Wuͤrtemberg Herzoglichen Durchlaucht gnaͤdig-
ſten Befehl, zum Behuf Hoͤchſt-Deroſelben
Militar-Academie abgefaſſet worden.


Ich habe wohlbedaͤchtlich meine Abſicht und
Arbeit 1. bloß auf diejenige Handlungen und
Begebenheiten eingeſchraͤnckt, welche a) un-
ſtreitig unter denen unabhaͤngigen Staaten in
Europa in beſtaͤndiger Uebung ſeynd, oder b)
ſich ſonſt von Zeit zu Zeit wuͤrcklich zugetragen
haben; weil ich keine bloß moͤgliche Faͤlle zu un-
terſuchen, noch ein bloß in dem Gehirn der Ge-
lehrten exiſtirendes-ideaͤliſches-ſondern ein
wuͤrckliches-Europaͤiſches Voͤlckerrecht lehren
):( 2will;
[]Vorrede.
will; aus welchem ſich deßwegen die etwa neu-
entſtehende Faͤlle dennoch, der Analogie deſſel-
bigen gemaͤß, entſcheiden laſſen werden.


2. Ich habe bloß die Handlungen und Be-
gebenheiten vorgeſtellet, wie ſie nun einmal
ſeynd, oder ſich zugetragen haben, ohne dar-
uͤber zu philoſophiren, oder zu raiſoniren; weil
a) meine (wie aller anderer Gelehrten,) Meinung
und Denckensart doch der Sache keinen Aus-
ſchlag geben kan noch wird, noch irgend ein
Staat ſeine Grundſaͤze und Handlungsweiſe
deßwegen im geringſten aͤndern wuͤrde, und b)
weil ich das Europaͤiſche Voͤlckerrecht nicht vor-
ſtellen wollte, wie es ſeyn koͤnnte, oder auch
ſollte; ſondern wie es wuͤrcklich uͤblich iſt.


Wie ich aber deßwegen einem Grotio,
von Wolef, von Vattel, und Anderen,
durchaus nicht verarge, wann ſelbige, nach
ihrem Plan,
mehr Theorie und Raiſonemens,
hingegen weniger moderne Beyſpile, als ich, in
ihre Schrifften haben einflieſſen laſſen; ſo wer-
den hinwiederum billige Leſer es mir nicht als ei-
nen Fehler, oder gar als einen Mangel der
Faͤhigkeit, ſelber dencken zu koͤnnen, aufrechnen,
daß ich, nach meinem Plan, (der gewiß auch
unter
[]Vorrede.
unter denckenden Koͤpfen ſeine Kenner und Lieb-
haber finden wird,) mich um ſo mehr beſagten
philoſophirens enthalten habe, als ohnehin die
Schrancken diſes Lehrbuchs und der zu deſſen
Erklaͤrung beſtimmten Zeit es unmoͤglich geſtat-
tet haͤtten, oder ich doch dagegen manch-ande-
res brauchbares haͤtte hinweglaſſen muͤſſen: Und
es bleibt ja doch jedem, der diſes muͤndlich zu
erklaͤren hat, frey, die Staͤrcke oder Schwaͤche
ſeines Geiſtes und ſeiner Erfahrung in denen
uͤber das, was Facti iſt, anzuſtellenden Be-
trachtungen nach Gefallen und Kraͤfften zu
zeigen.


3. Da ich ein- und zwar jeziges-Euro-
paͤiſches
Voͤlckerrecht lehre; ſo habe ich mich
a) alles deſſen enthalten, was unter andern al-
ten oder neuen Voͤlckern uͤblich oder vorgefallen
iſt, auch b) ſelbſt von denen Europaͤiſchen Staa-
ten nur dasjenige mitgenommen, was hoͤchſtens
in das leztvorige Jahrhundert einſchlaͤget; am
allermeiſten aber habe ich mich bey denen aller-
neueſten Zeiten aufgehalten.


4. Einige Saͤze gehoͤren zwar nicht unmit-
telbar in das Europaͤiſche Voͤlckerrecht; ich ha-
be ſie aber kurz zu Grunde legen muͤſſen, um
):( 3das
[]Vorrede.
das eigentliche Voͤlckerrecht darauf erbauen zu
koͤnnen.


3. Der ungeheuer groſſe Umfang diſer Wiſ-
ſenſchafft, und die vile tauſend Faͤlle, ſo ſich in
dergleichen ereignet haben, und zur Kenntniß
des Publici gediehen ſeynd, reichen zwar kaum
hin, ſelbſt von dem allernoͤthigſt- und brauch-
barſten nur das allerwenigſte zu ſagen; indeſſen
dienen doch diſe Saͤze und die Beyſpile, (wel-
che offt kurz beruͤhrt worden ſeynd, offt aber
auch nur in der Ferne auf ſie geditten worden
iſt,) zu einem Leitfaden, wie man durch Leſung
guter Schrifften, ja der taͤglichen Zeitungen,
und Erfahrung, immer weiter hierinn kommen
koͤnne.


6. Endlich wollen diejenige, welche nicht alle
ſich wuͤrcklich ereignete Faͤlle hier antreffen, nicht
glauben, als ob ſie mir nicht bekannt waͤren;
ſondern es hat, (ſchon beruͤhrter maſſen,) der
Plaz kein mehreres geſtattet: Und wer meine
aͤltere Grundſaͤze des jezt-uͤblichen Euro-
paͤiſchen Voͤlckerrechts,
und die in Kriegs-
zeiten
nachſchlagen mag, wird noch vile hun-
derte antreffen, die ich hier habe uͤbergehen
muͤſſen.



[]

Innhalt.



  • 1. Cap. Von dem Voͤlckerrecht uͤberhaupt, und
    dem Europaͤiſchen ins beſondere.   S. 1.
  • 2. Cap. Von Europa, als einem gewiſſer maſ-
    ſen einigen Staatscoͤrper.   S. 18.
  • 3. Cap. Von der Souverainen Perſonen und
    Familien.   S. 32.
  • 4. Cap. Von dem Ceremoniel.   S. 53.
  • 5. Cap. Von Geſandtſchafften und Verſchickun-
    gen.   S. 70.
  • 6. Cap. Von der Souverainen Landen und
    Meeren.   S. 128.
  • 7. Cap. Von der Souverainen Bedienten und
    Unterthanen uͤberhaupt.   S. 137.
  • 8. Cap. Von Religions-Sachen.   S. 147.
  • 9. Cap. Von Staats-Sachen.   S. 152.
  • 10. Cap. Von Juſtiz-Sachen.   S. 158.

11. Cap.
[]Innhalt.
  • 11. Cap. Vom Militar- und Seeweſen.   S. 164.
  • 12. Cap. Von Cameral-Sachen.   S. 171.
  • 13. Cap. Von Gnaden-Sachen.   S. 174.
  • 14. Cap. Von Handlungs- und Muͤnz-Sa-
    chen.   S. 177.
  • 15. Cap. Von Policey-Sachen.   S. 190.
  • 16. Cap. Von Tractaten, beſonders Buͤndniſ-
    ſen, auch Garantien.   S. 194.
  • 17. Cap. Von Anſpruͤchen, Beſchwerden, Strei-
    tigkeiten und Vermittelungen.   S. 209.
  • 18. Cap. Von der Selbſthuͤlff, Retorſion, Ar-
    reſten und Repreſſalien.   S. 218.
  • 19. Cap. Vom Krieg.   S. 224.
  • 20. Cap. Von Alliirten, Huͤlffsvoͤlckern und
    Subſidien.   S. 256.
  • 21. Cap. Von der Neutralitaͤt.   S. 265.
  • 22. Cap. Von Waffenſtillſtaͤnden und Fridens-
    ſchluͤſſen.   S. 274.


Erſtes[[1]]

Erſtes Capitel.
Von dem Voͤlckerrecht uͤberhaupt, und
dem Europaͤiſchen ins beſon-
dere.



Von dem Voͤlckerrecht uͤberhaupt.


§. 1.


Das Voͤlckerrecht, in engerem Verſtand,
iſt ein Innbegriff des Verhaͤltniſſes, oder
der Gerechtſamen und Pflichten, 1. derer von
einander unabhaͤngigen Staaten oder Voͤlcker,
2. ſo auch ihrer Regenten und Haͤupter, nicht
weniger 3. derer Unterthanen in diſen Staaten
als ſolcher, unter und gegen einander; was
mithin an und fuͤr ſich eine wahre Verbindlich-
keit mit ſich fuͤhret:


§. 2.


In weitlaͤufftigerem Verſtand aber wird
auch das mit darunter gerechnet, was an und
Afuͤr
[2]1. Capitel.
fuͤr ſich keine wahre Verbindlichkeit nach ſich
ziehet, ſondern bey geſitteten Voͤlckern, 1. auf
der Billigkeit, 2. dem Wohlſtand, oder 3. auf
dem Herkommen in willkuͤhrlichen, und ſonſten
freyen, Handlungen beruhet.


§. 3.


Es gibt wuͤrcklich ein natuͤrliches und allge-
meines Voͤlckerrecht; ſo dann koͤnnte es auch
vile poſitive oder beſondere Voͤlckerrechte geben.


§. 4.


Das natuͤrliche Voͤlckerrecht iſt ein Theil
des allgemeinen Naturrechts, oder derjenigen
Erkenntniß, welche GOtt der Natur der Men-
ſchen von deme eingepflanzet hat, was gut oder
boͤſe iſt, und was ins beſondere die Gerechtſa-
me und Pflichten derer einzelnen und mehreren
Menſchen unter und gegen einander ſeynd.


§. 5.


Haben es nun einzelne oder wenige Men-
ſchen, z. E. Familien, mit einander zu thun;
ſo wird es das allgemeine privat-Naturrecht
genannt:


Haben es Regenten und Unterthanen mit
einander zu thun; ſo heißt es das natuͤrliche all-
gemeine Staatsrecht:


Haben es endlich ganze Nationen, oder de-
ren Regenten, oder Unterthanen, als ſolche,
mit einander zu thun; ſo iſt es ein natuͤrliches
allgemeines Voͤlckerrecht.


§. 6.
[3]Vom Europ. Voͤlckerrecht.

§. 6.


Die erſte Grundſaͤze ſollten in allen dreyen
Gattungen einerley ſeyn, und die Gerechtſame
und Pflichten derer einzelnen Menſchen und
Familien ſollten auch bey ganzen Staaten und
zwiſchen ganzen Voͤlckern, (welche moraliſche
Menſchen und Familien im großen, wie jene im
kleinen, vorſtellen,) Plaz greiffen:


§. 7.


Gleichwie aber die Gelebrte je laͤnger je mehr
auch in denen erſten Grundſaͤzen des privat-
Naturrechts bey nahe alles willkuͤhrlich machen,
und jeder ſich ein Naturrecht nach ſeiner eigenen
Einſicht, Leidenſchafften, Convenienz und Nu-
zen bildet; ſo macht man es auch mit dem all-
gemeinen Staats- und Voͤlckerrecht:


Und die große Herrn machen es in ihren
Handlungen und Staatsſchrifften eben ſo.


§. 8.


Gar viles wird auch in theſi und oͤffentlich
als unerlaubt erklaͤrt, das man doch bey allen
Gelegenheiten, offentlich oder in der Stille,
ſelber thut.


§. 9.


Bey diſen Umſtaͤnden bleibt, wann es zu
wuͤrcklichen Streitigkeiten kommt, offt wenig
genug von dem allgemeinen Voͤlckerrecht uͤbrig,
was als unſtreitig wahr und verbindlich erkannt
wird; ja man erkennet, (nach Erforderniß ſei-
A 2nes
[4]1. Capitel.
nes privat-Nuzens oder Schadens,) zu einer
Zeit etwas vor wahr und verbindlich, verthei-
digt es auch wo[hl] mit groͤſtem Eifer und Hize,
was man doch zu anderer Zeit als ungegruͤndet
erklaͤret, widerſpricht, und mit eben ſo groſſem
Eifer und Hize widerlegt.


§. 10.


Indeſſen gehen rechtſchaffene und unpar-
theyiſche groſſe Herrn, Miniſters, Raͤthe und
Lehrer, auch hierinnen, nach beſtem Wiſſen und
Gewiſſen, gerade hindurch, und gruͤnden ihr pri-
vat-Naturrecht, das allgemeine Staatsrecht,
und das allgemeine Voͤlckerrecht, auf ſolche
Saͤze, welche, wann ſie befolget werden, die
Ruhe, Sicherheit, Zufridenheit, und uͤbrige
Gluͤckſeligkeit, des menſchlichen Geſchlechts be-
foͤrderen.



Gelehrte Geſchichte des natuͤrlichen Voͤl-
ckerrechts.
(1)


§. 11.


Die Unterſuch- und Ausarbeitung des gan-
zen Naturrechts, und beſonders auch des na-
tuͤrlichen Voͤlckerrechts, bliebe biß in das 17de
Jahrhundert eine unbekannte Sache.


§. 12.


Hugo de Groot, oder Grotius, gabe
An. 1625. 4. erſtmals ſein Werck de jure
Belli
[5]Vom Europ. Voͤlckerrecht.
Belli \& Pacis heraus; darinn er einen groſſen
Theil des allgemeinen Voͤlckerrechts in ein Sy-
ſtem brachte, und ſeine Saͤze ſonderlich aus de-
nen Geſchichten und Handlungen der Griechen
und Roͤmer erlaͤuterte.


§. 13.


Sam. Puffendorff in ſeinem Werck:
de Jure Naturæ \& Gentium, (ſo erſtmals zu
Lunden in Schweden 1672. 4. herauskame,)
ergaͤnzte Grotium in manchem.


§. 14.


Auf ſelbige ſeynd eine Menge anderer gu-
ter, mittelmaͤßiger und ſchlechter, Schrifften-
ſteller gefolget, welche theils das ganze Natur-
und Voͤlckerrecht zuſammen, theils das allge-
meine Voͤlckerrecht allein, abgehandelt haben;
bey denen ich mich aber nicht aufhalten kan.


Unter die beruͤhmteſte und neueſte theoreti-
ſche Schrifften gehoͤret: Chriſtiani de
Wolff Jus Gentium.
Halle, 1749. 4.


Aus allen uͤbrigen will ich nur etlicher ge-
dencken, welche meiner Abſicht am naͤchſten
kommen, weil ſie ihre Saͤze zuweilen aus denen
Europaͤiſchen neueſten Staatsbegebenheiten, Ge-
ſchichten und Handlungen erlaͤuteret haben.
Selbige ſeynd:


Ad. Frid. Glafeys „Vernunfft- und Voͤl-
cker-Recht;„ Franckfurt und Leipzig, 1723. 4.
oder, nach der 2ten und 3ten Auflage, leztmals
A 31746.
[6]1. Capitel.
1746. 4. unter dem Titul: „Recht der Ver-
nunfft;„ deſſen dritter Theil aber, ſo das Recht
des Krieges und Fridens enthalten ſollte, nicht
zum Vorſchein gekommen iſt.


Um viles vorzuͤglicher iſt:


  • de Vattel (Emer.) le Droit des Gens, ou
    principes de la Loi naturelle, appliques
    à la conduite \& aux Affaires des Nations
    \& des Souverains. 2. Tomes. à Lon-
    dres,
    1758. 4.

auch teutſch unter dem Titul:


  • Des Herrn von Vattels Voͤlckerrecht; oder
    gruͤndliche Anweiſung, wie die Grundſaͤze
    des natuͤrlichen Rechts auf das Betragen
    und auf die Angelegenheiten der Nationen
    und Souveraͤne angewendet werden muͤſſen.
    3. Theile. Aus dem Franzoͤſiſchen uͤberſezt
    von Johann Philipp Schulin. Franckfurt
    und Leipzig, 1760. 8.

Der Titul paſſet aber nicht ganz; indeme der
ganze 1ſte Theil, und ſo auch manches von dem
uͤbrigen, nichts von dem Voͤlckerrecht, ſondern
das natuͤrliche oder allgemeine Staatsrecht und
Staatsklugheit, enthaͤlt.


  • Precis du Droit des Gens, de la Guerre, de
    la Paix \& des Ambaſſades, par Mr. le
    Vicomte de la Maillardiere. 1. Vol.
    Paris,
    1775. 12.

iſt theoretiſch und practiſch: Aber ſehr kurz, und
ent-
[7]Vom Europ. Voͤlckerrecht.
enthaͤlt die wenigſte zu dem Umfang des Voͤl-
ckerrechts gehoͤrige Materien.



Von dem Europaͤiſchen Voͤlckerrecht.(1)


§. 15.


Unter ſo vilen auf dem Erdboden befindli-
chen Voͤlckern koͤnnte es zwar, (obbeſagter maſ-
ſen,) allerdings mehrere beſondere und poſitive
Voͤlckerrechte geben; man wird aber uͤberall
nicht auch nur etwas weniges oder aͤhnliches
dergleichen antreffen, auſſer in Europa.


§. 16.


Auch diſes Europaͤiſche Voͤlckerrecht kan
in engerem oder weiterem Verſtand genommen
werden.


§. 17.


In engerem Verſtand iſt es ein Innbe-
griff des Verhaͤltniſſes, oder der Gerechtſamen
und Pflichten, 1. derer Europaͤiſchen (abſon-
derlich der Chriſtlichen,) von einander unabhaͤn-
giger Staaten oder Voͤlcker, 2. ſo auch ihrer
Regenten und Haͤupter, nicht weniger 3. derer
Unterthanen in diſen Staaten, als ſolcher, un-
ter und gegen einander; was mithin an und fuͤr
ſich eine wahre Verbindlichkeit mit ſich fuͤhret.


A 4§. 18.
[8]1. Capitel.

§. 18.


In weitlaͤufftigerem Verſtand aber wird
auch das mit darunter gerechnet, was an und
fuͤr ſich keine wahre Verbindlichkeit nach ſich
ziehet, ſondern bloß 1. auf der Billigkeit, 2.
dem Wohlſtand, oder 3. auf dem Herkommen
in willkuͤhrlichen und ſonſten freyen Handlungen
derer Europaͤiſchen Souverainen und Nationen
beruhet.


§. 19.


Hier wird das Europaͤiſche Voͤlckerrecht in
dem lezteren Verſtand genommen.


§. 20.


Die Gruͤnde, worauf ſelbiges hauptſaͤchlich
gebauet iſt, ſeynd: 1. Das allgemeine Voͤlcker-
recht; 2. die Vertraͤge, und 3. das Herkommen.


§. 21.


Die Grundſaͤze des allgemeinen und des
Europaͤiſchen Voͤlckerrechts koͤnnen wohl neben
einander ſtehen, ſollten es auch; und in theſi
widerſpricht man es nicht: Wann es aber zu
einzelnen Faͤllen kommt, collidiren ſie offt gar
ſehr mit einander, und ſchlaͤget das oben ſchon
davon geſagte auch hieher an.


§. 22.


Allgemeine ausdruͤckliche oder ſchrifftliche
Vertraͤge zwiſchen allen, oder auch nur allen
chriſtlichen, Staaten in Europa, gibt es keine:


Hingegen deſto mehrere zwiſchen etlichen
oder mehreren Europaͤiſchen Machten.


§. 23.
[9]Vom Europ. Voͤlckerrecht.

§. 23.


Verzeichniſſe derſelben, nebſt Anzeigen de-
rer Stellen, wo ſelbige anzutreffen ſeyen, findet
man in Peter Georgisch Regeſtis chrono-
logico-diplomaticis.
(Halle,) 1740. — 44.
fol.


§. 24.


Ganz kurze Auszuͤge, nebſt einigen Raiſon-
nemens, liſet man in des Abbé Mably Droit
public de l’Europe, ſondé ſur les Traités.

Coͤlin, 1758. 12. etc. woruͤber hernach J. J.
Rousset
Anmerckungen gemacht hat, beede
aber zu Franckfurt, 1749. 8. ins Teutſche uͤber-
ſezt worden ſeynd.


Groͤſſere Auszuͤge trifft man an in Joh.
Jac. Schmaussens Corpore Juris Gentium
academico,
Leipzig, 1730. gr. 8. einem in di-
ſer Wiſſenſchafft unentbehrlichen Buch.


Die neueſte wichtigſte ganze Tractaten, mit
teutſchen Ueberſezungen, ſeynd zu leſen in der
ſo genannten „Ruhe von Europa.„ 4.


Am vollſtaͤndigſten aber iſt, (nach allerley
aͤlteren dergleichen Sammlungen,) des J. J.
du Mont Corps univerſel diplomatique du
Droit des Gens,
mit Barbeyracs Supple-
ment.
Amſterdam, 1726. u. f. fol. welches
von K. Carls I. Zeiten anfangt; davon aber
das meiſte heut zu Tag unbrauchbar iſt, oder
allzuſehr in das beſondere gehet.


§. 25.


Diſe Vertraͤge verbinden nun allerdings
A 5ordent-
[10]1. Capitel.
ordentlicher Weiſe nur diejenige Machten, wel-
che ſolche eingegangen haben:


In ſo ferne aber vile, oder die mehrere, in
etwas uͤbereinſtimmen, machen ſie eine Art ei-
nes Herkommens aus.


§. 26.


Das Herkommen beſtehet in dem, wie es
in vorigen aͤlteren oder neueren Zeiten, in eben
dergleichen oder aͤhnlichen Faͤllen unter denen
Europaͤiſchen Machten oder Nationen etliche-
oder vile mahle gehalten worden iſt.


§. 27.


Weil die unabhaͤngige Staaten keinen Rich-
ter uͤber ſich haben; ſo halten ſie ſehr vil auf das
Herkommen, und ein einiges Beyſpil von dem
Beſizſtand von diſem oder jenem gilt ungleich
mehr, als alle aus Grotio, Pufendorff,
Wolfen
u. ſ. w. anzufuͤhren moͤgliche Gruͤnde;
als denen man wieder andere Gruͤnde entgegen ſezt,
hingegen auf ein erwiſenes Beyſpil, daß diſes
oder jenes wuͤrcklich geſchehen ſeye, nicht ſo vil
antworten kan.


§. 28.


Zwar iſt es allerdings an deme, daß eben
deßwegen, weil die Europaͤiſche Staaten von
einander unabhaͤngig ſeynd, dasjenige, was nur
zwiſchen Einigen oder Mehreren herkommens iſt,
Andere durchaus nicht nothwendig, oder an und
fuͤr ſich und urſpruͤnglich, zur Nachfolge ver-
binde:


Man
[11]Vom Europ. Voͤlckerrecht.

Man kan aber (1) von allen und jeden der-
maligen Europaͤiſchen Machten erweiſen, daß
Sie ſelbſten in ihren Staatsſchrifften dasjenige,
was zwiſchen den mehreren Europaͤiſchen Staa-
ten nun einmal Herkommens iſt, ſonderlich das,
was ſchon von geraumer Zeit herkommens iſt,
als ein Voͤlckerrecht anſehen, demſelben die
Krafft und Wuͤrckung einer Verbindlichkeit zu-
ſchreiben, und Sich alſo freywillig darauf erge-
ben, es in anderen Faͤllen, wie Sie es fuͤr Sich
anfuͤhren, alſo es hinwiederum auch gegen Sich
gelten zu laſſen.


§. 29.


Wie aber ſonſt in der Welt viles bloß de
facto,
ohne ein darzu habendes Recht, oder
auch wider alle Rechte, geſchiehet; ſo traͤget
ſich dergleichen unter denen unabhaͤngigen Eu-
ropaͤiſchen Staaten ebenfalls nur allzuofft zu.


§. 30.


Dem beleidigten Theil ſtehet ſolchen Falles
frey, 1. entweder es zu verſchmerzen, 2. oder
dagegen zu proteſtiren und die Ungerechtigkeit
dem Publico zu klagen, oder 3. ſich auf die
unter Souverainen uͤbliche Weiſe Huͤlffe zu ver-
ſchaffen.


Auch muß ein ſolcher Herr oder Staat es
ſich gefallen laſſen, daß man ihme, oder denen
Seinigen, in andern aͤhnlichen Faͤllen nach glei-
chen Grundſaͤzen begegnet.


§. 31.
[12]1. Capitel.

§. 31.


Gleichwie ferner manche Gruͤnde, auf denen
das Europaͤiſche Voͤlckerrecht beruhet, von Zeit
zu Zeit all rley Abwechslungen unterworffen
ſeynd; alſo muß man auch allemal am meiſten auf
das Acht haben, was die neueſte Vertraͤge und
das neueſte Herkommen an die Hand geben.


§. 32.


Bey allem deme aber bleibet dennoch Man-
ches in diſer Wiſſenſchafft ungewiß, ſtreitig,
oder willkuͤhrlich.


§. 33.


Indeſſen hindert ſolches nicht, daß nicht die
Wiſſenſchafft des Europaͤiſchen Voͤlckerrechts
eine uͤberaus angenehme Beſchaͤfftigung ſeye.


§. 34.


Aber nicht nur diſes; ſondern ſie iſt auch man-
cherley Perſonen von dem groͤſten Nuzen und
bey nahe unentbehrlich; nemlich:


Allen denenjenigen, welche als Miniſtri,
Raͤthe, oder Subalternen, in Staatsgeſchaͤff-
ten mit anderen groſſen Hoͤfen, im Cabinet oder
Verſchickungen, gebraucht, oder darzu nachge-
zogen werden ſollen, oder Anlage, Luſt oder
Befehl darzu haben, ſich zu dergleichen Ge-
ſchaͤfften auf die Zukunfft qualificirt zu machen.


Und eben ſo koͤnnen auch in Kriegszeiten
allen und jeden hohen und nideren Officieren
gar leicht ſehr vile Faͤlle vorkommen, darinn ſie
keine
[13]Vom Europ. Voͤlckerrecht.
keine Ordre haben oder erſt einhohlen koͤnnen,
ſondern ſich nach dem Kriegsgebrauch richten
muͤſſen; mithin durch eine Kenntniß darinn ih-
rem Herrn und ſich nuzen oder ſchaden, ſich ver-
dient und beliebt machen, oder Schande und
Ungnade, oder Verachtung und Beſtrafung,
davon tragen koͤnnen.


§. 35.


Es iſt dahero auch erſt kuͤrzlich an eine be-
ruͤhmte Univerſitaͤt von hohen Orten Befehl er-
gangen, daß auf derſelben uͤber diſe Wiſſen-
ſchaft geleſen werden ſolle.



Gelehrte Geſchichte des Europaͤiſchen Voͤl-
ckerrechts.


§. 36.


Diſe Wiſſenſchafft iſt noch vil ſpaͤter, als
das allgemeine oder natuͤrliche Voͤlckerrecht, zu
bearbeiten angefangen worden; was nemlich nicht
nur einzelne Materien, ſondern den ganzen Um-
fang ſolcher Wiſſenſchafft, betrifft:


§. 37.


Ich ſelber ware der erſte darinn, hielte An.
1732. ein Collegium daruͤber, und fienge an,
zu dem Ende heraus zu geben: „Anfangsgruͤn-
de der Wiſſenſchafft von der heutigen Staats-
verfaſſung von Europa, und dem unter denen
Europaͤiſchen Potenzien uͤblichen Voͤlcker- oder
allgemeinen Staatsrecht.„ Tuͤbingen, 1732. 8.


An.
[14]1. Capitel.

An. 1736. haͤngte ich dem 2ten Theil mei-
ner Vermiſchten Schrifften aus dem Teut-
ſchen Staatsrecht
an einen „Entwurff einer
Einleitung zu dem allerneueſten Europaͤiſchen
Voͤlckerrecht in Kriegs- und Fridens-Zeiten.„


Als ich An. 1749. zu Hanau eine Staats-
und Canzley-Academie anlegte, wiedmete ich
der 2ten Claſſe die Europaͤiſche Staatsſachen,
und unter denen drey Abtheilungen derſelbigen
die 2te dem neueſten Europaͤiſchen Voͤlckerrecht
in Fridens- und Kriegszeiten. davon die zu
Hanau, 1749. 8. gedruckte naͤhere Anzeige ꝛc.
das mehrere enthaͤlt.


Diſes wurde, zum Gebrauch gedachter Aca-
demie, von mir weiter ausgefuͤhrt in denen
„Grundſaͤzen des jeztuͤblichen Europaͤiſchen Voͤl-
ckerrechts in Fridenszeiten.„ Hanau, 1750. 8.


Worzu hernach noch kamen: „Grundſaͤze
des Europaͤiſchen Voͤlckerrechts in Kriegszeiten.„
Tuͤbingen, 1752. 8.


Die Grundſaͤze des Voͤlckerrechts in Fri-
denszeiten wurden auch (ohne mein Vorwiſſen,)
zu Nuͤrnberg, 1777. 8. wieder aufgelegt.


Noch gehoͤret hieher: „Mein Teutſches
Auswaͤrtiges Staatsrecht.„ Franckfurt und
Leipzig, 1772. 4. darinn das Verhaͤltniß ꝛc.
des Teutſchen Reichs und derer uͤbrigen Euro-
paͤiſchen Staaten gegen einander entworffen
wird;


So, wie „mein Teutſches Nachbarliches
Staatsrecht,„ Franckfurt und Leipzig, 1773. 4.
das
[15]Vom Europ. Voͤlckerrecht.
das Verhaͤltniß derer Teutſchen Reichsſtaͤnde,
als halbſouverainer Landesherrn, unter und ge-
gen einander erklaͤret.


Hauptſaͤchlich aber iſt hier zu gedencken


  • Meines Verſuchs des neueſten Europaͤiſchen
    Voͤlcker-Rechts in Fridens- und Kriegs-
    Zeiten; vornemlich aus denen Staatshand-
    lungen derer Europaͤiſchen Machten, auch
    anderen Begebenheiten, ſo ſich ſeit dem To-
    de Kayſer Carls VI. im Jahr 1740. zuge-
    tragen haben. 1ſter Theil, 1777. gr. 8.
  • Alle folgende Theile ſeynd bereits auch im Druck.

§. 38.


Uebrigens bin ich in diſem Fach bißhero ohne
Nachfolger gebliben; auſſer daß nach meines
ſeel. Tochtermanns, Herrn Gottfrid Achen-
walls,
Tode herauskamen, DeſſelbenJuris
Gentium Europæarum practici primæ Lineæ;
fragmentum Libelli, ob b. Auctoris mortem
adfecti.
Goͤttingen, 1775. 8. (1)


Und, als diſes in Druck ſolle, kommt zum
Vorſchein: „Grundriß eines Europaͤiſchen Voͤl-
kerrechts, nach Vernunft, Vertraͤgen, Herkom-
men und Analogie, mit Anwendung auf die teut-
ſchen Reichsſtaͤnde.„ Regensburg, 1777. 8.
Es iſt ein bloſſer Anfang, und der Plan von
dem meinigen mercklich unterſchiden.


§. 39.
[16]1. Capitel.

§. 39.


Von Burc. Gotth. Struvens Corpore
Juris Gentium, ſive Jurisprudentia heroica,

ſeynd zwar nach ſeinem Tode 7. Theile, Jena,
1743. u. f. in 4. herausgekommen; welche aber
noch nicht den groͤſten Theil diſes vorgehabten
Wercks ausmachen, und das meiſte gehoͤret
wohl in das Europaͤiſche Staats- aber nicht in
das Voͤlckerrecht.


§. 40.


Eine ſo genannte Bibliothec, oder Nach-
richt von denen im Druck vorhandenen, in das
Europaͤiſche Voͤlckerrecht einſchlagenden, vilen
Schriften uͤber einzelne Materien, und deren
Beurtheilung, waͤre von ſehr groſſem Nuzen;
mangelt aber noch.


§. 41.


Als Huͤlffsmittel zu diſer Wiſſenſchafft ſeynd
vornemlich zu gebrauchen:


  • 1. Die Staatsſchrifften, ſo zwiſchen denen
    Europaͤiſchen Machten, ſonderlich in denen
    neueſten Zeiten, gewechſelt, oder ſonſten oͤffent-
    lich bekannt worden ſeynd; davon wir aber we-
    der ein allgemeines Verzeichniß, und noch vil
    weniger eine Sammlung, haben.
  • 2. Die Sammlungen von Staatshandlun-
    gen und Staatsſchrifften einzelner Staatsmini-
    ſters und Geſandten; deren wir eine groſſe
    Menge haben; daruͤber ein eigenes Verzeichniß
    auch wohl zu wuͤnſchen waͤre.

3. Die
[17]Vom Europ. Voͤlckerrecht.
  • 3. Die Sammlungen von Staatsſchriff-
    ten, ſo von einzelnen Fridens- und anderen
    Congreſſen in ebenfalls nicht geringer Anzahl
    heraus ſeynd.
  • 4. Pragmatiſche und in Abſicht auf die
    Staatshandlungen geſchribene Geſchichte aller
    oder einzelner Vertraͤge, Fridens- und andere
    Congreſſe, u. ſ. w.
  • 5. Eben ſo abgefaßte Lebens- oder Regie-
    rungs-Geſchichte groſſer Herrn, wie auch derer
    Staatsminiſters und Geſandten der jezig- und
    leztvorigen Zeiten.
  • 7. So auch derer in neueren Zeiten gefuͤhr-
    ten Kriege und der ſich darinnen ereigneten, hie-
    her einſchlagenden, Vorfaͤlle.

Endlich kan eine aufmerckſame Leſung und
Betrachtung derer gewoͤhnlichen Zeitungen,
auch anderer periodiſcher Staatsſchrifften, zu-
malen wann ſie mehrere Jahre ununterbrochen
fortgeſezet wird, ſehr viles zur Erweiterung in
diſer Wiſſenſchafft beytragen.


§. 42.


Schließlichen iſt auch noch Joh. Jac.
Schmaussens „Einleitung zu der Staats-
wiſſenſchafft und Erlaͤuterung des von ihm her-
ausgegebenen Corporis Juris Gentium acade-
mici,
und aller andern ſeit mehr als zweyen
Seculis her geſchloſſenen Buͤndniſſe, Fridens-
und Commercien-Tractaten;„ Leipzig, 1741.
2. Theile, in groß. 8. als ein in vilen hernach
vorkommenden Materien uͤberaus brauchbares
BBuch,
[18]2. Capitel.
Buch, ſehr zu empfehlen, und nur zu bedau-
ren, daß der verſprochene dritte Theil von Hand-
lungsſachen nicht herausgekommen, auch das
ganze Werck nicht biß jezo von Jemanden auf
gleiche Art fortgeſezet worden iſt.


§. 43.


Uebrigens tragen 1. der Umgang mit ſol-
chen Staatsminiſtern und denen Subalternen,
die an groſſen Hoͤfen in dergleichen Geſchaͤfften
gebraucht werden, 2. Reiſen, welche (nach
zuvor hinlaͤnglich erwobener Theorie,) in diſer
Abſicht und mit Verſtand vorgenommen wer-
den, und 3. mit der Zeit eigene Erfahrung,
vollends ſo vil bey, daß man nach und nach
Meiſter darinn wird.



Zweytes Capitel.
Von Europa, als einem gewiſſer maſ-
ſen einigen Staats-Coͤrper.
(*)



Beſtandtheile von Europa.


§. 1.


Europa hat zu allen Zeiten aus vilen, (bald
mehreren, bald wenigeren,) von einan-
der unabhaͤngigen Staaten, oder Reichen und
Freyſtaaten, beſtanden.


§. 2.
[19]Von Europa, als einem ein. Staatscoͤrp.

§. 2.


Anjezo ſeynd darinn 13. Reiche, 4. groſſe
Republiquen oder Freyſtaaten; ſo dann der
Johanniter-Orden und einige kleine Republi-
quen: Auch wird der Roͤm. Pabſt mit unter
die weltliche Souverainen gerechnet.


§. 3.


Hierzu kommen, in ſeiner Art, und in vilen
in das Voͤlckerrecht einſchlagenden Faͤllen, ge-
wiſſe halb-ſouveraine Herrn und Republiquen;
nemlich


  • 1. die Chur- und Fuͤrſten, auch uͤbrige
    Staͤnde des heil. Roͤmiſchen- oder Teutſchen
    Reichs;
  • 2. Die (von Rechtswegen ebenfalls unter
    dem Roͤm. Kayſer und Reich ſtehende,) groſſe
    Italiaͤniſche Herrn, Toſcana, Parma, und
    Modena;
  • 3. Der unter Polen ſtehende Herzog von
    Curland wie auch 4. Danzig.

§. 4.


Zuweilen beſizet Ein Herr, oder doch Ein
Haus, 1. etliche unabhaͤngige Reiche, oder
auch 2. etliche halbſouveraine Staaten, oder
3. beederley zugleich:


Und zwar entweder nur fuͤr ſeine Perſon,
oder aber erblich.



B 2Ob
[20]2. Capitel.

Ob Europa ein Oberhaupt habe?


§. 5.


Die Roͤmiſche Kayſere (ſo zugleich Teutſche
Koͤnige ſeynd,) ſahen Sich in denen mittleren
Zeiten als Herrn der ganzen Welt, und ins
beſondere als das weltliche Haupt der von alten
Zeiten her in Europa ihren Siz habenden Chri-
ſtenheit, an.


§. 6.


Der guͤldenen Bull von 1356. nicht zu ge-
dencken; ſo finden ſich noch jezo Spuhren da-
von in allen Eyden der Churfuͤrſten und ihrer Ge-
ſandten, ſo vor der Wahl eines Roͤm. Koͤnigs
oder Kayſers abgelegt werden, und in allen Kay-
ſerlichen Wahlcapitulationen Art. 1. §. 1.


§. 7.


Von des Roͤm. Kayſers aus diſem Grunde
noch jezo ſuchenden Vorrechten bey Pabſtwah-
len aber werde ich hernach reden.


§. 8.


Es iſt auch an deme, daß nicht nur einzelne
Koͤnige ſich darinn ſehr nachgiebig bewiſen ha-
ben; ſondern daß auch bey ſolchen Gelegen-
heiten, wo alle chriſtliche Staaten gleichſam ein
einiges Collegium formiret haben, nemlich bey
Conciliis, oder allgemeinen Kirchenverſammlun-
gen, desgleichen bey Creuzzuͤgen gegen die Sa-
racenen, ja auch bey Ertheilung der Koͤniglichen
Wuͤrde, u. ſ. w. denen Roͤm. Kayſern allerley
Vor-
[21]Von Europa, als einem ein. Staatscoͤrp.
Vorzuͤge vor anderen chriſtlichen Regenten zu-
geſtanden worden ſeynd;


Die aber jezo nicht mehr zum Vorſchein
kommen.


§. 9.


Seit dem 16den Jahrhundert ſehen uͤber-
haupt alle unabhaͤngige Europaͤiſche gecroͤnte
Haͤupter ſich als gleichen Standes und Wuͤr-
de an; unter denen ſie doch dem Roͤm. Kayſer,
als erſten unter allen ſeines gleichen, den Vor-
gang laſſen; welches ſich auch der Roͤm. Kay-
ſerliche Hof je laͤnger je mehr muß gefallen laſſen.


§. 10.


Europa hat alſo kein gemeinſchafftliches
weltliches Oberhaupt.


§. 11.


Wohl aber erkennen alle Catholiſche Regen-
ten und Staaten in Europa den Roͤmiſchen
Pabſt, in der angenommenen Eigenſchafft eines
Statthalters Chriſti auf Erden, fuͤr das ſichtbare
geiſtliche Oberhaupt der ganzen Chriſtenheit:


Deſſen bißanhero genoſſene Gerechtſame
und Gewalt aber werden ſeit kurzem je laͤnger
je mehr eingeſchraͤnckt, doͤrfften vermuthlich auch
noch weiter fallen.



Univerſal-Monarchie.


§. 12.


Die im vorig- und jezigen Jahrhundert ge-
aͤuſſerte Furcht, daß Franckreich nach einer uni-
verſal-Monarchie in Europa ſtrebe, iſt derma-
len verſchwunden.


B 3Pro-
[22]2. Capitel.

Project einer Europaͤiſchen Republic.


§. 13.


Koͤnig Heinrich IV. in Franckreich hatte
zwar den Einfall, alle chriſtliche Staaten von
Europa in eine naͤhere Verbindung und in ei-
nen gemeinſchafftlichen einigen Staatscoͤrper zu
bringen: Es bliebe aber ein bloſſer Gedancke;
der ſchwerlich jemalen zur Wuͤrcklichkeit gedeyhen
wird.




Unabhaͤngigkeit und Souverainite.


§. 14.


Ein unabhaͤngiger Herr oder Staat iſt der,
welcher keinen anderen Herrn oder Staat zum
wahren und wuͤrcklichen Oberherrn hat.


§. 15.


Souverain, und: Souverainete, ſeynd
in eigentlichem und ordentlicher Weiſe gewohn-
lichem Verſtand einerley mit: Unabhaͤngig,
oder: Unabhaͤngigkeit:


§. 16.


In weiterem und abuſivem Verſtand aber
legt man diſen Titul mehrmalen auch denen
halbſouverainen Herrn bey.


Doch will der Roͤm. Kayſer nicht leiden,
daß ein Reichsſtand ſelbſt ſich diſes Praͤdicats
bediene; wiewohl bey dem Reichsconvent ſeit
vilen
[23]Von Europa, als einem ein. Staatscoͤrp.
vilen Jahren das Gegentheil bey gewiſſen Gele-
genheiten geſchiehet.



§. 17.


In Franckreich und Teutſchland fuͤhren
einige Herrn den Titul als Souverainen, die
ſie doch in der That nicht ſeynd, oder doch nur
von einem Gebiet, da manches Dorff mehr zu
bedeuten hat.



§. 18.


So kan auch ein Souverain in ſeinem
Reich Koͤnig und in einem anderen unabhaͤngi-
gen Staat eine Art eines Staats- oder Kriegs-
bedientens ſeyn.



§. 19.


Ferner kan ein unabhaͤngiger Herr, in An-
ſehung gewiſſer Lande, des andern 1. Lehen-
mann, oder 2. gar ſein Untergebener und Reichs-
ſtand ſeyn.



§. 20.


Bey denen lezteren kan es leicht zu Faͤllen
kommen, wo ſchwer iſt, beederley Eigenſchaff-
ten allemal voͤllig von einander zu unterſcheiden.




Unabhaͤngigkeit und Wuͤrde.


B 4§. 21.
[24]2. Capitel.

§. 21.


Von der gleichen Unabhaͤngigkeit gilt kein
Schluß auf eine Gleichheit der Wuͤrde.


§. 22.


Die halb-Souveraine ſeynd denen ganz
Souverainen in Anſehung der Wuͤrde zuweilen
gleich, zuweilen nicht:


In Anſehung derer Gerechtſamen aber ſeynd
jene diſen allemal ungleich.



Gleichheit und Ungleichheit der ſouverai-
nen Staaten
.


§. 23.


Alle Europaͤiſche Souverainen ſehen ſich,
(ſchon beruͤhrter maſſen,) in ſeiner Art als
gleich an; ſo vil nemlich die Unabhaͤngigkeit
und die daraus folgende Gerechtſame betrifft.


§. 24.


Auſſer deme weichen alle Republiquen allen
gecroͤnten Haͤuptern; doch reſp. mit Vorbe-
halt Koͤniglicher Ehrenbezeugungen fuͤr ihre Ge-
ſandte.


§. 25.


Unter denen gecroͤnten Haͤuptern kommt,
ſo vil die Wuͤrde und was davon abhaͤnget,
betrifft, nichts auf das Alter oder die Macht
eines Hauſes, oder Reiches, u. d. an.


§. 26.


Wohl aber hat der Roͤmiſche Kayſer einen
Vorzug der Kayſerlichen Wuͤrde vor der Koͤnig-
lichen zu behaupten verlangt:


Und
[25]Von Europa, als einem ein. Staatscoͤrp.

Und der Tuͤrckiſche Kayſer heget gleiche
Grundſaͤze.


In eben diſer Abſicht hat auch Czaar Pe-
ter I. in Rußland den Kayſerlichen Titul an-
genommen:


§. 27.


Die andere Souverainen aber erkennen di-
ſen Vorzug nicht.


§. 28.


Die ganz ſouveraine Staaten ſeynd in An-
ſehung ihrer Regierungsart, Macht und Kraͤff-
ten, auch ſonſten etwa, einander offt gar ſehr
ungleich.



Rang.


§. 29.


Theoretiſch iſt:


  • Kahle (Lud. Mart.) Diß. de Præceden-
    Gentium.
    Halle, 1738. 4.

Practiſch iſt, aber nun zu alt:


  • Zwanzigs (Zach.) Theatrum Præceden-
    tiæ.
    Leipzig, 1709. fol.
  • Ueberhaupt ſehe man davon dieBiblioth.
    Jur. Imperant. p. 297. ſqq.

§. 30.


Aus der vorhin beruͤhrten Gleichheit derer
unabhaͤngigen Europaͤiſchen Staaten flieſſet,
daß keine gewiſſe Rangordnung unter denen Eu-
ropaͤiſchen gecroͤnten Haͤuptern ſtatt findet.


§. 31.


Die der Roͤm. Catholiſchen Religion zuge-
thane gecroͤnte Haͤupter laſſen dem Roͤm. Pabſt
B 5den
[26]2. Capitel.
den Vorgang; die der Evangeliſchen Religion
beypflichtende hingegen nicht.


§. 32.


In Anſehung derer weltlichen Staaten un-
ter ſich hat man dißfalls weder allgemeine Ver-
traͤge, noch ein allgemeines allerſeits erkanntes
Herkommen.


§. 33.


Der Paͤbſtliche Hof und die Generalconci-
lien haben ſich zwar ehemals unterfangen, eine
Rangordnung unter denen unabhaͤngigen Staa-
ten zu beſtimmen: Jezo aber geſtehet man ih-
nen dergleichen nicht mehr zu.


§. 34.


Zwar kan ein Souverain auch darinn an
ſeinem Hof einem Herrn vor dem andern favo-
riſiren: Diſes verbindet aber Andere nicht, ein
gleiches zu thun.



§. 35.


Sondern alles kommt dißfalls an:


  • 1. auf ausdruͤckliche Vertraͤge; (deren es
    aber keine allgemeine gibt;) ſo dann
  • 2. auf das Herkommen, und den Beſiz.

Was der Roͤm. Kayſer aus diſem Grunde
vor einen Vorzug habe, iſt ſchon gemeldet
worden.


Dem Roͤmiſchen Koͤnig hingegen geſtehet
man es nicht ein.


§. 36.


Franckreich weichet zwar dem Roͤm. Kay-
ſer; will aber allen anderen Koͤnigen vorgehen:
Die
[27]Von Europa, als einem ein. Staatscoͤrp.
Die meiſte von diſen aber wollen es nicht zu-
geben.


Eben ſo gehet es nunmehro auch mit Ruß-
land.


§. 37.


Es werden dahero an denen Hoͤfen, an
dritten Orten, und in gemeinſchafftlichen Ur-
kunden, in vorkommenden Faͤllen, allerley Aus-
kunfftsmittel gebraucht, die Gleichheit des Ran-
ges derer Souverainen zu erhalten, oder denen
dißfalls obwaltenden Streitigkeiten auszuwei-
chen.


§. 38.


Ein gewohnliches Mittel iſt, daß, wo
Rangſtreitigkeiten mit-einſchlagen, jeder Hof
ein beſonderes Original ausfertigen laͤſſet, und
darinn ſich vor-den oder die Andere aber nach-
ſezt.


§. 39.


Auch die Republiquen haben zuweilen Rang-
ſtreitigkeiten unter ſich.


§. 40.


Uebrigens wird es darinn gehalten, wie al-
lererſt von denen gecroͤnten Haͤuptern geſagt
worden iſt.


§. 41.


Alle halb-ſouveraine Herrn weichen allen
gecroͤnten Haͤuptern.


§. 42.


Hingegen gehen Einige gewiſſen Republi-
quen ohne Anſtand vor:


Mit
[28]2. Capitel.

Mit andern aber haben ſie noch Streitig-
keiten deßwegen.


§. 43.


Und ſo auch zum Theil unter ſich ſelbſten.




Gleichgewicht in Europa.


§. 44.


  • Vile reſp. Wechſel-Schrifften hieruͤber, von
    Lehmann, Freyherrn von Huldenberg,
    (oder Kressen,) Schmaussen und
    Stisser, findet man erzaͤhlt in Weid-
    lichs
    Nachricht. von jeztleb. Rechts-
    gel. 1. Theil, S. 405. u. f.
  • Pragmatiſch handelt davon ein groſſes Stuͤck
    von SchmaussensEinleit. zur Staats-
    wiſſenſch. 1. Theils
    , und S. 624. f. fin-
    det ſich ein Raiſonement uͤber den (1741.)
    gegenwaͤrtigen Zuſtand der Balance von
    Europa.
  • Man ſehe auch: Reflexions, touchant l’Equi-
    libre de l’Europe;
    (teutſch, in der neuen
    Europ. Fam. 98. Stuͤck
    ,) und Stru-
    bens
    Pruͤfung derſelben; in ſeiner Ne-
    benſtund. 2ten Theil, S.
    267. inglei-
    chem, den 6ten Theil, S. 1. f.

§. 45.


Ob zwar, (vorhin gemeldeter maſſen,) die
groͤſſere oder kleinere Macht derer Europaͤiſchen
Souverainen keine Folgen auf mehrere oder we-
nigere Gerechtſamen hat; ſo hat ſie doch einen
ſehr ſtarcken Einfluß auf die wuͤrckliche Bege-
ben-
[29]Von Europa, als einem ein. Staatscoͤrp.
benheiten, und auf die Sorglichkeit in Anſe-
hung des Zukuͤnfftigen.


§. 46.


Die mehreſte Europaͤiſche Staaten ſeynd
dahero darauf bedacht, zu verhuͤten, daß 1.
nicht ein einiger Herr, oder ein einiges Haus,
eine ſolche uͤberwiegende Macht bekommen moͤ-
ge, welche denen uͤbrigen Staaten nachtheilig
ſeyn koͤnnte, oder daß ſie 2. wenigſtens ſich der-
ſelben nicht wuͤrcklich zu ihrem Nachtheil gebrau-
chen doͤrffe.



§. 47.


Als das Haus Oeſterreich zu Ende des 15 den
Jahrhunderts die Burgundiſche Lande erbte,
und zu Anfang des 16den Jahrhunderts auch
die Spaniſche Reiche darzu bekame, wurde
Franckreich eyferſuͤchtig daruͤber, und ſuchte,
ſich der anwachſenden Macht des Hauſes Oe-
ſterreich auf alle Weiſe zu widerſezen: Welches
etliche hundert Jahre dauerte.


Die uͤbrige Europaͤiſche Staaten ſahen bald
der Sache zu, bald nahmen ſie Parthie, jezt
mit dem einen-jezt mit dem andern Theil.


§. 48.


Als aber im Jahr 1700. ein Franzoͤſiſcher
Prinz zum Beſiz derer Spaniſchen Reiche ka-
me, machten die meiſte Franckreich und Spa-
nien benachbarte Staaten gemeinſchafftliche Sa-
che, der Macht des Franzoͤſiſchen Hofes Schran-
cken zu ſezen.


§. 49.
[30]2. Capitel.

§. 49.


Seit dem Utrechtiſchen und Badiſchen Fri-
den hingegen hat das Europaͤiſche allgemeine
Staatsſyſtem ſich hierinn ſtark geaͤndert, und
offt abgewechſelt; ſonderlich nachdeme 1. Ruß-
land (deſſen Namen man zuvor kaum nennen
hoͤrte,) ſich mit dem uͤbrigen Europa nun vil
zu thun macht und zu einer ſo groſſen Macht
herangewachſen iſt; 2. Chur-Brandenburg
nicht bloß den Koͤniglichen Titul von Preuſſen
angenommen, ſondern auch ſeine Kraͤfften je
laͤnger je mehr ungemein verſtaͤrcket hat, ſo dann
3. Chur-Braunſchweig zum Beſiz der Crone
von Groß-Britannien gelanget iſt.


§. 50.


Diſes alles veranlaſſet beſtaͤndige Allianzen
und Gegenallianzen; ſelbſten Oeſterreich und
Franckreich ſeynd nun gute Freunde; die Eyfer-
ſucht uͤber die Großbritanniſche Macht zur See
und deſſen kuͤrzlich gemachte Erweiterung ſeiner
Beſize in America iſt bey Franckreich und Spa-
nien ſichtbar; und, bey aller Abnahm der Re-
ligion ſelbſten, menget ſich doch zuweilen auch
ein politiſcher Religionseyfer mit unter; die
Freundſchafft zwiſchen Oeſterreich, Rußland
und Preuſſen, (welche, wann ſie aufrichtig
und beſtaͤndig waͤre, ganz Europa Geſeze vor-
ſchreiben koͤnnte,) iſt allzuveraͤnderlich; viles
kommt offt auch auf die (zuweilen ebenfalls ſehr
abwechslende,) perſonelle Denckensart eines
gecroͤnten Haupts, oder Miniſters, oder ſon-
ſtigen Favoritens, an, ꝛc.


§. 51.
[31]Von Europa, als einem ein. Staatscoͤrp.

§. 51.


Die Europaͤiſche Staaten haben alſo der-
malen hierinn kein fermes Syſtem; alles iſt voll
Mißtrauen und Abſicht, Conqueten zu machen;
und einige Zufaͤlle, die ſich zum Theil wahr-
ſcheinlich voraus ſehen laſſen, villeicht auch zum
Theil ganz unvermuthet ereignen doͤrfften, koͤn-
nen die allerwichtigſte Revolutionen in dem
Staatsſyſtem von Europa verurſachen.


§. 52.


Neben diſem allgemeinen Gleichgewicht in
Europa, iſt man beſonders auch bemuͤht,


  • 1. um die Erhaltung des Gleichgewichts
    in dem weſtlichen Theil von Europa; und zwar
    zwiſchen Franckreich und Spanien einer ‒ ſo
    dann Großbritannien und Portugall anderer
    Seits.
  • 2. Um die Erhaltung des Gleichgewichts
    in Norden, zwiſchen Rußland, Preuſſen, Daͤ-
    nemarck und Schweden; beſonders auch auf
    dem Baltiſchen Meer; ſo auch
  • 3. in Teutſchland; beſonders a) zwiſchen
    der Kayſerlichen Macht und denen Reichsſtaͤn-
    diſchen Freyheiten, ſo dann b) denen beederley
    Religionsverwandten.
  • 4. Vormals ware auch viler Streit wegen
    des Gleichgewichts in Italien: Nun aber ru-
    het er.

§. 53.


5. Die ehemalige Furcht wegen der groſſen-
und der Chriſtenheit ſchaͤdlichen Macht der Ot-
tomanniſchen Pforte hingegen iſt ſeit kurzer Zeit
ver-
[32]3. Capitel.
verſchwunden, und, wann ſich nicht beſondere
Zufaͤlle ereignen, noch maͤchtige chriſtliche Staa-
ten ſelbſt mit darunter ſtecken, wird ſchwerlich
ſo bald von diſer Seite her etwas ſonderliches
zu beſorgen ſeyn.



Drittes Capitel.
Von der Souverainen Perſonen und
Familien.
(1)



Erbfolge. (2)


§. 1.


Die meiſte Reiche in Europa ſeynd erblich;
wenigſtens ſo lang, als ehlich gebohrene
Perſonen von dem jezt-regierenden Haus vor-
handen ſeynd.


§. 2.


Nur von Rußland ſtreitet man: Ob es
ganz erblich ſeye? oder ob der jedesmals regie-
rende Kayſer oder Kayſerin ſich ſelber einen
Thronfolger beſtimmen doͤrffe?


§. 3.
[33]Von der Souverain. Perſon. u. Famil.

§. 3.


Die meiſte Erbreiche haben eigene Grund-
geſeze wegen der Thronfolge.


§. 4.


Und wann wegen der Thronfolge in einem
Erbreich neue Verordnungen gemacht werden
wollen, haben die uͤbrige Europaͤiſche Machten
ordentlicher Weiſe nichts damit zu thun.


§. 5.


Wohl aber kan es geſchehen, daß ſie erſu-
chet werden, ſelbige zu garantiren; da es dann
auf eines jeden dritten Staats eigenes Belie-
ben ankommt: 1. Ob? 2. wie ferne? und
3. unter was fuͤr Bedingungen? er die Garan-
tie uͤbernehmen, oder ſelbige abſchlagen will.


Man iſt auch wohl ſchon von bereits uͤber-
nommenen Garantien wieder abgegangen; oder
hat doch, wann es zum Fall gekommen iſt, ſich der
verſprochenen Garantie entzogen.



  • ſ. Kurze actenmaͤßige Nachricht von der Groß-
    britanniſchen Cronfolge und deren Praͤten-
    denten; in meiner Nachleſ. von Staats-
    bedenck. 2. Theil, S.
    16.

§. 6.


Ordentlicher Weiſe ſeynd alle Prinzen vom
Gebluͤte eines regierenden Hauſes Succeßions-
faͤhig.


C§. 7.
[34]3. Capitel.

§. 7.


Doch hat man, um des Gleichgewichts in
Europa willen, fuͤr nicht unrecht befunden,
ein- oder andere Linie von der Thronfolge ge-
wiſſer Reiche auszuſchlieſſen.



§. 8.


In denen meiſten Reichen ſeynd auch die
Prinzeßinnen, doch erſt nach Abgang des gan-
zen maͤnnlichen Stamms, Thronfaͤhig.


§. 9.


Es pflegen dahero auch die Toͤchtern bey ih-
rer Vermaͤhlung ſich der Erbfolge zum Beſten
des Mannsſtamms zu begeben; welche Ver-
zichte auch von allen anderen Staaten fuͤr rechts-
kraͤfftig gehalten werden.


§. 10.


Indeſſen haben doch ſchon Deſcendenten
einer Tochter die Agnaten ausſchlieſſen wollen.



§. 11.


In welcher Ordnung die Toͤchtern und ihre
Nachkommen, nach Abgang des Mannsſtamms,
folgen? iſt nicht allemal ausgemacht.



§. 12.


In denen meiſten Reichen iſt die Thronfolge
an
[35]Von der Souverain. Perſon. u. Famil.
an die Bekennung zu einer gewiſſen Religion
verbunden:


Wogegen auch die andere Machten nichts
einzuwenden-ſondern es nur hinwiederum eben
ſo zu machen pflegen.


Uebrigens ruͤhren dergleichen Verordnun-
gen urſpruͤnglich mehr von dem Regenten, oder
mehr von der Nation, her:


Es ſeynd auch nicht uͤberall ausdruͤckliche
Normen deßwegen vorhanden.


§. 13.


Ein Beſizer eines Erbreichs kan wenigſtens
ſo lang nicht daruͤber teſtiren, als noch des
Thrones und der Erbfolge faͤhige Perſonen vor-
handen ſeynd:


Indeſſen hat man es doch ſchon verſucht
und durchgeſezt.



§. 14.


Einige Machten haben ſich auch ſchon, (aus
dem Grund, das Gleichgewicht in Europa zu
erhalten,) berechtiget zu ſeyn geglaubt, noch
vor beſorgtem Abgang einer regierenden Familie,
uͤber eine kuͤnfftige Erbfolge ihrer Laͤnder Ver-
traͤge zu ſchlieſſen.



§. 15.


Lehenbare Staaten ſollten zwar, nach Ab-
ſterben der lehensfaͤhigen Erben eines Hauſes,
C 2dem
[36]3. Capitel.
dem Lehenherrn heimfallen: Man laͤſſet es aber
mehrmalen nicht darzu kommen.



§. 16.


Wird wegen einer Thronfolge geſtritten;
ſo ſtehet es allen und jeden dritten Machten,
(welche ſich nicht vorhin durch Vertraͤge zu et-
was verpflichtet haben,) frey, ob ſie bey diſem
Streit neutral bleiben, oder Parthie nehmen
wollen? auch lezteren Falles welche? und wie
lang?



§. 17.


Wann in einem Erbreich eine Staatsrevo-
lution entſteht, welche in die Thronfolge ein-
ſchlaͤgt, wird es wiederum auf beſagten Fuß
gehalten:


Kan ſich nun eine ſolche Perſon auf dem
Thron erhalten, ſo wird ſie auch von denen Mach-
ten, mit denen ſie im Friden lebt, wenigſtens
in einiger Zeit, erkannt:


§. 18.


Ereignet ſich aber ein ſolcher Zufall waͤhrend
eines Krieges; ſo bleibt es gemeiniglich biß auf
einen erfolgenden Fridensſchluß anſtehen; wo
alsdann auch diſer Punct mit ‒ ausgemacht
wird.



§. 19.


Wann ein Prinz ein Erbreich durch Krieg
er-
[37]Von der Souverain. Perſon. u. Famil.
obert, und den Titul, als Eigenthuͤmer deſſel-
bigen, davon annimmt, haͤlt es jede dritte
Macht ſo lang, biß der Streit durch einen Fri-
densſchluß entſchiden wird, ſo, wie ſie es gut
findet.



§. 20.


Wann ein Erbkoͤnigreich, daran ein Dritter
eine Anſprache macht, einem Prinzen in einem
particular-Fridensſchluß zugetheilet wird, ſeynd
weder der, ſo die Anſprache daran macht, noch
andere Machten, ſchuldig, den neuen Regen-
ten in diſer Eigenſchafft zu erkennen, biß der
Streit ein Ende hat: Wollen aber leztere es
freywillig thun, kan man es ihnen nicht weh-
ren.



§. 21.


Wann ein Herr oder Staat einen Prinzen
als Koͤnig ꝛc. eines Landes erkennet, in deſſen
Beſiz er nicht iſt, haͤlt es der, ſo im Beſiz iſt,
fuͤr eine Beleidigung, und fordert deßwegen
Genugthuung.




Wahl.


§. 22.


Wahlreiche in Europa ſeynd:


C 31. Teutſch-
[38]3. Capitel.
  • 1. Teutſchland, oder das Roͤm. Reich;
    deſſen Crone aber ſchon ſeit mehreren hundert
    Jahren bey dem Hauſe Oeſterreich nicht vil we-
    niger als erblich ware, vermuthlich es auch noch
    weiter bleiben wird.
  • 2. Polen; mit deſſen Wahlrecht es durch
    mancherley Abwechslungen gegangen iſt.
  • 3. Weil auch der Roͤm. Pabſt mit unter
    denen gecroͤnten Haͤuptern laufft; iſt ſeiner hier
    ebenfalls zu gedencken.
  • 4. Schweden iſt nur in gewiſſen Faͤllen ein
    Wahlreich geweſen; ſo auch
  • 5. Großbritannien.
  • 6. Hungarn und Boͤhmen ſeynd es auch
    in einem einigen Fall, welcher ſich aber ſchwer-
    lich jemalen ereignen wird.

§. 23.


In allen Wahlreichen ſeynd Wahlgeſeze vor-
handen.


§. 24.


Selbige werden zuweilen von dritten Mach-
ten garantirt.



§. 25.


Die Staͤnde eines Wahlreichs haben von
Rechts-wegen allein die Freyheit, Ordnungen
wegen der Wahl ihrer Regenten zu machen,
oder ſelbige abzuaͤndern.


§. 26.


Doch haben auch ſchon dritte Machten von
ge-
[39]Von der Souverain. Perſon. u. Famil.
gewiſſen Umſtaͤnden profitirt, ſich in dergleichen
zu mengen.



§. 27.


Mit denen einzelnen Wahlen hat es die
nemliche Beſchaffenheit.



§. 28.


Doch wird auch wohl ein Throncandidat
bloß freundſchafftlich und unverfaͤnglich zur
Wahl recommendirt.


§. 29.


Bey denen Pabſtwahlen nehmen ſich die
groͤſte Catholiſche Machten die Freyheit, einen
ihnen unanſtaͤndigen Candidaten von der Wahl-
faͤhigkeit auszuſchlieſſen.


§. 30.


Wann eine Wahl zwiſpaltig ausfaͤllt,
kommt es auf eines jeden dritten Souverains
oder Staats freyes Belieben an, wie er ſich ſo
lang dabey bezeugen wolle, biß die ganze Sache,
auf eine guͤtliche oder gewaltſame Weiſe, ihre
voͤllige Entſcheidung erhaͤlt.



§. 31.


Auch andere Wahlen werden zuweilen aus
allerley Gruͤnden angefochten.



C 4Throns-
[40]3. Capitel.

Throns-Begebung, Entſezung und An-
ſprach darauf
.


§. 32.


Ein gecroͤntes Haupt, ſo ſich der Erb-Re-
gierung freywillig begeben hat, genieſſet in drit-
ter Souverainen Landen doch die perſoͤnliche
vorige Gerechtſame:


Das weitere aber kommt auf das Gutbefin-
den des Landesherrns an.



§. 33.


Daß ein Souverain an die Staͤnde eines
anderen Reichs mit Recht verlangen koͤnne,
ihren Koͤnig ſeines Thrones zu entſezen, iſt ein
nicht leicht moͤglicher Fall.


§. 34.


Wohl aber gibt es Beyſpile, da es wuͤrck-
lich verlangt und durchgeſezet worden iſt; ob
es gleich doch am Ende keinen Beſtand damit
gehabt hat.



§. 35.


Wann aber Reichsſtaͤnde ſelber ihren Koͤnig
abſezen und einen andern waͤhlen, kommt es
auf der uͤbrigen Machten freyes Belieben an,
wie ſie ſich dabey verhalten wollen:


So auch, wann der Abgeſezte, (ſo gar,
wann er ſich gleich des Rechts zur Crone bege-
ben hat,) ſich wieder auf den Thron ſchwingt.



§. 36.
[41]Von der Souverain. Perſon. u. Famil.

§. 36.


Wann ein im Krieg ungluͤcklicher, oder von
ſeinem Thron verſtoſſener, Regent ſeine Zu-
flucht in andere Landen nimmt; beruhet es auf
der Willkuͤhr des Landesherrns, ob er ihne auf-
nehmen- und was fuͤr Ehren und Gerechtſame
er ihme angedeyhen laſſen will, oder nicht.



§. 37.


Wann ihm aber gar Beyſtand geleiſtet
wird, ſiehet es jene Nation als eine Beleidigung
und hinlaͤngliche Kriegsurſach an.



§. 38.


Das Gluͤck der Waffen und das Staats-
intereſſe enſcheiden ſo dann den Streit.



§. 39.


Wird ein ſolcher Herr eine Zeitlang gedul-
det, muß er ſich in dem fremden Lande nicht
zu vil herausnehmen:


Und wann an ihne verlangt wird, ſich an-
derwaͤrts hin zu begeben, kan er ſich deſſen
nicht entziehen.



§. 40.


Gleiche Beſchaffenheit hat es, (in dem Fall,
wann keine beſondere Vertraͤge dißfalls vorhan-
den ſeynd,) mit der Geduldung oder Aus-
C 5ſchaf-
[42]3. Capitel.
ſchaffung eines, der ein bloſſer Cron-Praͤten-
dent auf ein drittes Reich iſt; auch erſten Fal-
les mit dem uͤbrigen Betragen gegen ihme.




Wuͤrden.


§. 41.


Die Roͤmiſch-Rußiſch- und Tuͤrckiſche
Kayſere halten die Kayſerliche Wuͤrde fuͤr hoͤher,
als die Koͤnigliche:


Die Koͤnige wollen aber ſolches nicht einge-
ſtehen.


§. 42.


Als der Kayſer noch als das Haupt der Chri-
ſtenheit angeſehen wurde, lieſſen ſich manche
groſſe Herrn, die nach einer hoͤheren Wuͤrde
ſtrebten, von Ihme den Koͤniglichen Titul bey-
legen, wurden auch darauf von Jedermann in
diſer Eigenſchafft erkannt.


§. 43.


Auch die Paͤbſte haben in vorigen Zeiten ſich
angemaßt, die hoͤchſte weltliche Wuͤrde zu er-
theilen: Gleichwie es aber ſchon im 16den Jahr-
hundert Widerſtand gefunden hat; alſo wuͤrden
ſie es nun noch vil weniger wagen, am allerwe-
nigſten mit einem gluͤcklichen Erfolg.


§. 44.


In denen neueren Zeiten haben die Europaͤi-
ſche Machten den Grundſaz angenommen: Je-
der unabhaͤngiger Herr koͤnne ſich ſelber eine
Wuͤr-
[43]Von der Souverain. Perſon. u. Famil.
Wuͤrde beylegen, welche er wolle; nur koͤnne
er keinen Dritten noͤthigen, ſelbige wider Wil-
len zu erkennen.


§. 45.


Dahero unterbauen die groſſe Herrn, wel-
che etwas dergleichen im Sinn haben, es ent-
weder vorher, und verſicheren ſich aller oder
mehrerer groſſer Hoͤfe Beyfalls; oder ſie laſſen
es darauf ankommen, daß und wann die uͤbrige
ſich hierzu bequemen werden; welches offt ge-
raume Zeit anſtehen kan, biß man ſich in Fri-
densſchluͤſſen, oder anderen Vertraͤgen, deß-
wegen vergleicht; biß dahin bald diſe bald jene
Auskunfftsmittel getroffen werden.



§. 46.


Leichter gehet es her, wann ein groſſer Herr
eine Wuͤrde annimmt, die an und fuͤr ſich ſelb-
ſten nicht neu iſt, ſondern nur auf ein anderes
Haus oder Herrn kommt:


Es ſeye dann, daß derſelbe, aus anderen
beſonderen Gruͤnden, einen Widerſpruch erfah-
ren muͤſſe.




Paͤbſtliche Praͤdicate.


§. 47.


Die Paͤbſte haben von Alters her ein- oder
anderen gecroͤnten Haͤuptern von ihrer Religion
Praͤdicute beygelegt, z. E. Franckreich: Chri-
ſtianiſſimus;
Spanien: Catholicus \&c.


§. 48.
[44]3. Capitel.

§. 48.


Noch zu unſerer Zeit erhielte Portugall:
Fideliſſimus, und Ungarn wurde das alte
Praͤdicat: Apoſtolicus, erneuert.


§. 49.


Diſe gecroͤnte Haͤupter machen ſo dann
eine Canzleytitulatur daraus; welches ihnen
auch Niemand wehren kan:


§. 50.


Ingleichem nehmen die Catholiſche Hoͤfe
keinen Anſtand, ſelbige zu geben;


Bey denen Evangeliſchen aber wird es nicht
uͤberall gleich gehalten; und noͤthigen kan man
ſie nicht, wohl aber die Schreiben ꝛc. ſo es nicht
enthalten, nicht annehmen, wann man es dar-
uͤber auf das aͤuſſerſte will ankommen laſſen.


§. 51.


Indeſſen hat Engelland, ſelbſt nach veraͤn-
derter Religion, das Paͤbſtliche Praͤdicat: De-
fenſor fidei
,
biß jezo beybehalten.



Titul.


§. 52.


Titul kan ein unabhaͤngiger Herr annehmen,
und ſie ordnen, oder veraͤndern, wie er will:
Gemeiniglich werden ſie ſo dann auch von an-
dern Staaten erkannt und zuruͤckgegeben.


  • ſ. Meine Anmerckungen uͤber die Koͤnigl. Fran-
    zoͤſiſche Titulatur; in meiner vermiſcht.
    Anmerck. (1750.) 1ſtem Stuͤck, S.
    47.

§. 53.
[45]Von der Souverain. Perſon. u. Famil.

§. 53.


Wann aber ein dritter Staat glaubt, daß
eine Titulatur ihme zum Nachtheil gereiche, ſo
werden entweder


  • 1. dergleichen Schreiben und Urkunden ꝛc.
    nicht angenommen; oder
  • 2. man nimmt ſie zwar an, proteſtirt aber
    dagegen, und gibt
  • 3. die ſtreitige Titulatur nicht zuruͤck; oder
  • 4. man gebraucht allerley unverfaͤngliche
    Auskunfftsmittel.
  • 5. Bey Fridensſchluͤſſen, und anderen
    Tractaten, pfleget ein ſeparater Articul deßwegen
    angehaͤnget zu werden.

§. 54.


Hingegen hat man die Fuͤhrung widerſpro-
chener Titul auch ſchon als Urſachen eines er-
klaͤrten Krieges angefuͤhrt.




Wappen.


§. 55.


Mit denen Wappen hat es eben die Be-
ſchaffenheit, wie mit denen Titulaturen.



Unverlezlichkeit und perſoͤnliche Achtung.


§. 56.


Daß die Perſonen der Souverainen fuͤr
unverlezlich zu halten ſeyen, darinn machen
alle
[46]3. Capitel.
alle Europaͤiſche Souverainen gemeinſchafftliche
Sache.


§. 57.


Selbſt in Kriegszeiten wird nicht fuͤr erlaubt
gehalten, einen ſolchen Herrn heimlich aus dem
Wege raumen zu laſſen:



§. 58.


Andere perſoͤnliche Beleidigungen derer
Souverainen unter ſich kommen jezo nicht mehr
leicht und offentlich vor; doch auch nicht gar
nicht.




Reiſen.


§. 59.


Wann ein Souverain durch ein fremdes
Gebiet reiſen will, laͤßt er billig vorher deſſen
Landesherrn die Anzeige davon thun; oder auch
einen Paß begehren:


§. 60.


Und wann diſer Fall ſich mehrmalen zu-
traͤgt, werden auch wohl Vertraͤge deßwegen
errichtet.



§. 61.


Man hat auch Beyſpile, daß groſſe Herrn,
die ohne Paß incognito durch ein Land reiſeten/
mit Arreſt belegt worden ſeynd.



§. 62.
[47]Von der Souverain. Perſon. u. Famil.

§. 62.


In contagioſen Zeiten kan ein Herr und ſein
Gefolg ſich der Haltung der Contumaz, (wann
darauf beſtanden wird,) nicht wohl entbrechen.



§. 63.


Man iſt nicht ſchuldig, einem reiſenden Sou-
verain ein militariſches Gefolg zu geſtatten.


§. 64.


Ein reiſender Souverain hat, fuͤr ſich und
ſein Gefolg, die privat-Uebung ſeiner Religion.


§. 65.


Ein reiſender Souverain muß ſich alles deſ-
ſen enthalten, wodurch er ſich gefaͤhrlicher Ab-
ſichten verdaͤchtig macht, und das er ſelber kei-
nem anderen Souverain in ſeinem Lande geſtat-
ten wuͤrde, noch zu geſtatten ſchuldig waͤre.



§. 66.


Hingegen muß man ſich auch nicht ohne
Noth ſo mißtrauiſch beweiſen, daß der reiſende
Souverain es mit Recht als eine Beleidigung
aufnehmen kan.


§. 67.


Ein reiſender Souverain kan wegen einer
ihme widerfahrenden perſoͤnlichen Beleidigung,
nach Beſchaffenheit der Umſtaͤnde, nicht alle-
mal eine groſſe Genugthuung fordern.



§. 68.
[48]3. Capitel.

§. 68.


Wann ein Souverain ſich in eines andern
Souverains Landen aufhaͤlt, iſt er fuͤr ſeine
Perſon und Familie von der Gerichtbarkeit des
Landesherrns frey; auch, wann er incognito-
nicht aber, wann er als eine Privatperſon reiſet.


§. 69.


Die civil-Gerichtbarkeit uͤber ſein Gefolg in
Dienſt- und anderen Sachen wird ihme nicht
leicht ſtreitig gemacht werden:


§. 70.


Aber eine criminal-Strafe uͤber ſolche Per-
ſonen zu verhaͤngen, will nicht geſtattet werden,
und wird, wo es doch geſchiehet, geahndet.



§. 71.


Von dem Ceremoniel gegen einen auf Rei-
ſen begriffenen Souverain werde ich hernach
reden.


§. 72.


Bey denen Reiſen halb-ſouverainer Herrn
gibt es noch manche beſondere Anmerckungen;
die aber hieher zu weitlaͤufftig ſeynd.



Geſchencke und andere Galanterien.


§. 73.


  • ſ. Mosers (Frid. Carl) Abhandlung von der
    Staats-Galanterie, oder denjenigen Hoͤf-
    lich-
    [49]Von der Souverain. Perſon. u. Famil.
    lichkeiten der groſſen Welt, welche ihren
    Urſprung nicht in dem auf Vertraͤgen oder
    dem Herkommen begruͤndeten Ceremoniel
    haben; in ſeiner klein. Schrifft. 1. Theil,
    S.
    1. Sie handelt 1. von der groſſen
    Herrn Staatsgalanterien unter ſich ſelbſt,
    2. gegen fremder Souverainen Miniſters
    und Unterthanen, 3. auswaͤrtiger Mini-
    ſters und Corporum gegen fremde Souve-
    rains ꝛc.

§. 74.


Zwiſchen denen Roͤmiſch- und Tuͤrckiſchen
Kayſern iſt es eine Art der Schuldigkeit, daß
ſie in gewiſſen Faͤllen einander Geſchencke ma-
chen.


§. 75.


Unter chriſtlichen Souverainen gibt es einige
wenige Beyſpile eines ſchuldigen Praͤſents:



§. 76.


Auch ſolche, die zwar nicht ſchuldig, wohl
aber gewoͤhnlich, ſeynd.



§. 77.


Die meiſte ſeynd freywillig, wann man will,
und womit man will.


§. 78.


Uud ſo gehet es auch mit denen Gegenge-
ſchencken.


D§. 79.
[50]3. Capitel.

§. 79.


Von anderen ſo genannten Staatsgalan-
terien ſehe man beſagte Schrifft.



Andere perſoͤnliche Sachen.


§. 80.


In denen Familien der Souverainen ſiehet
man nicht allemal auf die Ahnen.


§. 81.


Die Nachſtechung derer Sigille und die Er-
oͤffnung dritter groſſer Herrn Depechen mißbil-
liget man oͤffentlich, und thut es doch taͤglich.


§. 82.


In Kriegszeiten aber doͤrffen des Feindes
Depeſchen weggenommen und eroͤffnet werden.


§. 83.


Schuldforderungen, welche ganz und halb
ſouveraine Herrn an einander zu machen haben,
werden auf die unten folgende allgemeine Art,
Anſpruͤche zu behandlen, ttactirt.


§. 84.


Daß ein Souverain vor die Bezahlung ei-
nes anderen Souverains Garantie leiſte, iſt
etwas ſeltenes.




Gemahlin.


§. 85.


Ein unabhaͤngiger Herr mag heurathen,
wen
[51]Von der Souverain. Perſon. u. Famil.
wen er will, ſo wird ſolche Perſon, wann er
ſie einmal oͤffentlich als ſeine ordentliche Gemah-
lin erkannt hat, auch von Auswaͤrtigen dafuͤr
erkannt und geehret.



§. 86.


Halb-ſouveraine Herrn hingegen muͤſſen ſich
darinn den Ausſpruch ihres Oberhaupts gefal-
len laſſen:


Ob und wie ferne aber dritte Machten, in
deren Landen jene Herrn Guͤter ligen- oder hin-
terlaſſen haben, daran gebunden ſeyen? iſt nicht
ganz ausgemacht.



§. 87.


Wann eine regierende Koͤnigin eine Perſon
heurathet, die kein Koͤnig iſt, laſſen es andere
Staaten bey deme bewenden, wie ſie und reſp.
ihre Nation es ſeinetwegen verordnen.



§. 88.


Wann zwiſchen einem Souverain und deſ-
ſen Gemahlin Streitigkeiten entſtehen, menget
ſich ſelten ein dritter Hof darein.


§. 89.


Und wann es auch etwa, um der nahen
Anverwandtſchafft willen geſchiehet, gebrauchet
man doch alle moͤgliche Behutſamkeit, und nur
guͤtliche Mittel.


D 2*) Bey-
[52]3. Capitel.


Kinder.


§. 90.


Wann zwiſchen Souverainen und ihren
Kindern Streitigkeiten entſtehen, nehmen dritte
Machten ſich derſelbigen meiſtens gar nicht an;


§. 91.


Oder, wo ſie auch darinn einen Schritt
thun, geſchiehet es doch bloß auf Art einer
freundſchafftlichen ohnmaßgeblichen Vorſtel-
lung.



§. 92.


Wann auch ein Dritter Herr einem Prin-
zen, den ſein Herr Vater als einen ungehorſa-
men behandelt, oͤffentlich oder heimlich den Auf-
enthalt in ſeinem Lande verſtattet, erreget es
Beſchwerden, und man verlangt die Auslife-
rung.



§. 93.


Natuͤrlichen Kindern groſſer Herrn darff
wegen ihrer Geburt kein Vorwurff gemacht
werden.


Man haͤlt ſie auch uͤberall derer hoͤchſten
ſubalternen Wuͤrden faͤhig.


Uebrigens richten ſich auch andere Staaten
nach dem, was ihr Vater ihretwegen verordnet.


§. 94.
[53]Von der Souverain. Perſon. u. Famil.

§. 94.


Und in einigen Reichen ſeynd oder ſollen
ſie gar des Throns oder anderer Erbfolgen faͤ-
hig ſeyn.




Uebrige Familie.


§. 95.


Wann Souveraine in Familienſachen etwas
verordnen, richten ordentlicher Weiſe auch die
uͤbrige Staaten ſich darnach.




Viertes Capitel.
Von dem Ceremoniel.


§. 1.


Die wichtigſte und brauchbarſte Wercke in
diſer Wiſſenſchafft ſeynd:


  • Lünigs (Joh. Chriſtian) Hiſtoriſch- und po-
    litiſcher Schauplaz aller Ceremonien ꝛc. 2.
    Theile. Leipzig, 1719. 20. fol. Deme
    iſt auch ein Schauplaz des Europaͤiſchen
    Canzley-Ceremoniels beygefuͤgt.
  • Le Cérémoniel diplomatique des Cours de
    l’Europe, ou Collection des Actes, Mé-
    moires \& Relations, qui concernent les
    Dignités, Titulatures, Honneurs \& Préé-

    D 3minen-
    [54]4. Capitel.
    minences, les Fonctions publiques des
    Souverains, leurs Immunités \& Fran-
    chiſes, leurs Demelées \&c. Recueille
    en partie par Mr. du Mont, mis en Or-
    dre \& conſiderablement augmenté par
    Mr. Rousset.
    Amſterdam, 1739. fol.
    Auch leiſtet in diſer Materie nuͤzliche Dienſte:
  • von Mosers (Frid. Carl) Teutſches Hof-
    recht, in 12. Buͤchern. Franckfurt, 1754.
    55. 4. 2. Baͤnde.

§. 2.


Ceremoniel heißt die Norm des Betragens
im aͤuſſerlichen gegen Standes- oder andere an-
geſehene Perſonen, nach eines jeden Umſtaͤnden,
und nach Verſchidenheit der Vorfaͤlle.


§. 3.


Diſes Ceremoniel iſt von ungemeiner Weit-
laͤufftigkeit und Verſchidenheit, und erfordert
ein eigenes Studium; dahero leicht zu erachten
iſt, daß hier nur die allererſte Grundſaͤze davon
beruͤhret werden koͤnnen.


§. 4.


Die meiſte groſſe Herrn ſeynd auf das Ce-
remoniel, abſonderlich auf das Canzley-Cere-
moniel, gar ſehr verſeſſen; dahero die, ſo in
Staatsgeſchaͤfften gebraucht werden, ſich wohl
in Acht zu nehmen haben, daß ſie weder darinn
etwas vergeben, noch auch dagegen anſtoſſen.


§. 5.


Manche Hoͤfe nehmen es auch vor andern
biß
[55]Vom Ceremoniel.
biß auf die geringſte Kleinigkeiten ſehr genau;
andere hingegen gehen darinn uͤber manches
hinweg.


§. 6.


Man kan es theilen 1. in das perſoͤnliche-
2. Hof- 3. Miniſters- 4. Geſandtſchaffts- 5.
Waſſer- 6. Kriegs- und 7. Canzley-Cere-
moniel.


§. 7.


Von dem Geſandtſchaffts-Ceremoniel wird
Cap. 5. geredet werden;


Von dem Miniſters-Ceremoniel, Cap. 7.


Und von dem Kriegs-Ceremoniel, Cap.
19. und
20.


Hier iſt alſo nur noch von denen uͤbrigen
Gattungen etwas zu melden.


§. 8.


Das perſoͤnliche Ceremoniel faͤllt vor,
wann groſſe Herrn in Perſon zuſammenkom-
men.


§. 9.


Und zwar 1. in eines von ihnen eigenen Lan-
den, oder 2. an einem dritten Ort.


§. 10.


Erſten Falls kommt es darauf an: Ob
der reiſende Souverain 1. unter ſeinem Namen
erſcheinet, oder 2. ob er halb- oder 3. ganz
incognito, oder 4. als eine Privatperſon reiſet.


§. 11.


Sehr viles kommt auch darauf an: 1. Ob
D 4der
[56]4. Capitel.
der reiſende Souverain ein Liebhaber vom Cere-
moniel iſt, oder nicht? 2. Ob die Souverains
in der Reſidenz, oder an einem dritten Ort in-
nerhalb Landes, zuſammen kommen? 3. Ob
der Landesherr beſondere perſonelle oder Staats-
urſachen hat, dem fremden Souverain vorzuͤg-
liche Ehren zu erzeigen, oder nicht?


§. 12.


Nach Verſchidenheit diſer Faͤlle nun iſt auch
das Ceremoniel davon gar ſehr unterſchiden;
und hat keine gewiſſe Reglen.



§. 13.


Daß eine hinlaͤngliche Urſach zu einer Kriegs-
erklaͤrung ſeye, weil man einem incognito reiſen-
den Souverain nicht genug Ehre angethan habe,
waͤre nicht glaublich, wann nicht die Erfahrung
das Gegentheil lehrete.



§. 14.


Uebrigens iſt herkommlich, daß der Landes-
herr in ſeinem Land und Quartier dem Fremden
die Oberhand laͤßt; wann er es gleich bey ande-
ren Gelegenheiten nicht thut.


§. 15.


Nur die Roͤmiſche Kayſere und Koͤnige
wollen auch in ihrem Land und Quartier keinem
fremden Souverain den Rang laſſen.



§. 16.
[57]Vom Ceremoniel.

§. 16.


An dritten Orten pflegen die Souverains
im Rang entweder taͤglich zu wechslen, oder
gar keinen Rang zu beobachten, oder ſonſt ein
Auskunfftsmittel zu erwaͤhlen.


§. 17.


Die Republiquen haben gegen die gecroͤnte
Haͤupter ꝛc. ihr beſonderes, entweder herge-
brachtes, oder nach Zeit und Umſtaͤnden ein-
richtendes, Ceremoniel.



§. 18.


Einer Gemahlin eines Souverains wider-
fahren die nemliche Ehrenbezeugungen, wie ih-
rem Gemahl.


§. 19.


Reiſet nicht ein Souverain ſelbſt, ſondern
ein Cronprinz, Thronfolger, oder Prinz vom
Gebluͤt; ſo wird ein geringeres Ceremoniel gegen
ihne beobachtet; er reiſe oͤffentlich, oder incog-
nito: Uebrigens iſt auch diſes willkuͤhrlich.



§. 20.


Das Ceremoniel derer gecroͤnten Haͤupter
und Republiquen gegen halb-ſouveraine Herren
iſt noch willkuͤhrlicher und manchen Streitig-
keiten unterworffen.



D 5§. 21.
[58]4. Capitel.

§. 21.


Die Titulaturen und Curialien ſchlagen auch
ſtarck in das perſoͤnliche Ceremoniel ein: Es
iſt aber theils davon ſchon Cap. 3. geredet wor-
den; theils kommt hernach bey dem Canzley-
Ceremoniel mehreres davon vor.


§. 22.


Zum perſoͤnlichen Ceremoniel gehoͤret ferner,
daß die gecroͤnte Haͤupter einander von ihrem
Regierungsantritt, Vermaͤhlung, Geburten
und Abſterben derer Ihrigen Nachricht erthei-
len.


§. 23.


Die Notification geſchiehet 1. entweder nur
muͤndlich, oder (und zwar meiſtens,) 2. nur
ſchrifftlich, oder 3. muͤnd- und ſchrifftlich zu-
gleich.


§. 24.


Auf die alſo beſchehene Notification (aber
nicht zuvor,) wird 1. entweder ein bloſſes
muͤnd- oder ſchrifftliches Gegencompliment ge-
macht, oder 2. reſp. zugleich eine Trauer an-
gelegt.


§. 25.


Die Art und Weiſe, wie auch die Dauer,
einer ſolchen Hof- und Cammer-Trauer
kommt ſchlechterdings auf das Belieben eines
jeden Regentens an.


§. 26.


Weiter iſt zu gedencken derer (nun nach
und
[59]Vom Ceremoniel.
und nach in Abgang kommenden,) Neujahrs-
ſchreiben.


„Freye Gedancken (meines l. aͤlteſten Soh-
nes,
) uͤber die Neujahrs-Schreiben groſ-
ſer Herrn,„ trifft man in meiner ver-
miſcht. Abhandl. (1750.) 2tem Stuͤck,
S. 175. und im 3ten Stuͤck, S.
196.
an.


§. 27.


Selbſt die (in ganz anderer Abſicht ent-
ſprungene,) Gevaterſchafften werden unter
groſſen Herrn nun zu einer Art des Ceremo-
niels.


  • ſ. meines Sohnes Abhandlung von den Ge-
    vatterſchafften groſſer Herrn; in ſeiner
    klein. Schrifft. 1. Band, S.
    291.

§. 28.


Das Hofceremoniel, oder die Etiquette,
iſt eine Vorſchrifft, wie ein groſſer Herr an ſei-
nem Hof, und in ſeinen Landen es in gewiſ-
ſen Faͤllen will gehalten wiſſen.


§. 29.


Es betrifft das Betragen 1. gegen den Re-
genten und ſeine Familie ſelbſt, 2. gegen alle
Arten von einheimiſchen und fremden Perſonen,
3. bey allen Arten von Gelegenheiten, wobey
etwas auf das Ceremoniel ankommt.


§. 30.


An groſſen Hoͤfen ſeynd offt eigene Perſo-
nen
[60]4. Capitel.
nen darauf beſtellt, auch wohl eigene Verord-
nungen deßwegen gemacht.



§. 31.


Bey auſſerordentlichen groſſen Feyerlichkei-
ten werden auch beſondere Inſtructioneu aufge-
ſezt, wie es dabey ſolle gehalten werden.


§. 32.


Ingleichem pflegen bey denen Hofmarſchal-
lenaͤmtern in allen wichtigen Vorfallenheiten ei-
gene Protocollen daruͤber gefuͤhret zu werden,
wie es im Ceremoniel dabey gehalten worden
ſeye.


§. 33.


Zu dem Hofeeremoniel gehoͤren auch die
Sprachen, deren man ſich in Staatsſachen,
ingleichem bey Audienzien, u. d. bedienen darff,
oder muß.


  • ſ. Mosers (Frid. Carl) Abhandlung von den
    Europaͤiſchen Hof- und Staats-Sprachen,
    nach deren Gebrauch im Reden und Schrei-
    ben. Franckfurt, 1750. 8.

§. 34.


Jeder groſſer Herr nun ordnet das Cere-
moniel an ſeinem Hof, und aͤndert es wieder
ab, wie es ihme gefaͤllig iſt; ohne daß ordent-
licher Weiſe ein dritter Souverain etwas dage-
gen ſagen koͤnnte.


§. 35.
[61]Vom Ceremoniel.

§. 35.


Stuͤnde aber doch ihme einiges nicht an,
und es waͤre darinn keine Aerderung zu erhal-
ten; ſo laͤſſet er entweder ſeine Geſandte ꝛc. bey
ſolcherley Vorfaͤllen hinweg, oder braucht an
ſeinem Hof gegen jenes Souverains Geſandte
Repreſſalien, oder man weichet der Sache ſonſt
aus.


§. 36.


Das Waſſerceremoniel iſt eines der aller-
delicateſten, woruͤber nicht nur ſchon viler Streit
und Beſchwerden, ſondern ſo gar Kriege, ent-
ſtanden ſeynd:


Dahin gehoͤren vornemlich folgende Stuͤck.


§. 37.


1. Das Recht einer eigenen Flagge, und
die derſelben zu erweiſende Ehrenbezeugungen,
welche derer Seemachten Flaggen gebuͤhret und
widerfaͤhrt.


§. 38.


2. Das Segelſtreichen iſt die Einzieh- und
Herablaſſung des Pavillons, oder, in deſſen
Ermanglung, des Perroquetmaſts.


„Von dem Flaggen- und Segelſtreichen,
auch Schiffs- oder See-Gruß,„ liſet man
von mir einen Aufſaz in meinen vermiſcht.
Abhandl. (1750.) S.
134. Noch ausfuͤhr-
licher iſt meines l. Sohnes


  • von Moser (Frid. Carls) Abhandlung von
    dem Seegelſtreichen und Schiffsgruß; nach
    den
    [62]4. Capitel.
    den Grundſaͤzen und Praxi der Voͤlcker;
    in ſeiner klein. Schrifft. 9. Band, S.
    287. 10. Band, S. 218. 12. Band,
    S.
    1.

§. 39.


Wann es an den Kuͤſten, oder in einer ge-
wiſſen Entfernung davon geſchiehet, iſt es ein
Anzeigen, daß man die Oberherrſchafft eines
Souverains uͤber ſolches Meer erkenne.


§. 40.


Auſſer deme iſt es eine Ehrenbezeugung ge-
wiſſer einzelner oder geringerer Schiffe gegen
Flotten, oder groͤſſere Schiffe.


§. 41.


3. Der Schiffsgruß iſt die Loͤſung mehrerer
oder wenigerer Canonen vor Veſtungen, oder
anderen Schiffen;


Darauf wird durch gegenſeitige Loͤſung de-
rer Canonen gedencket.


§. 42.


In allen diſen Faͤllen ſeynd die Landesherrli-
che Verordnungen und das Herkommen, nach
Verſchidenheit der Umſtaͤnde auch gar ſehr ver-
ſchiden.


§. 43.


Im Canzleyceremoniel gehen einige groſſe
Hoͤfe ſehr hoch und ſteiff; wo hingegen andere
ihres gleichen, ja wohl Hoͤhere, darinn nachge-
bender ſeynd.


§. 44.
[63]Vom Ceremoniel.

§. 44.


Das Canzley-Ceremoniel begreiffet forde-
riſt das geſammte, 1. Titulatur- 2. Curialien-
und 3. Courtoiſie-Weſen im ſchreiben und
reden.


  • ſ. von Moser (Frid. Carl) auserleſene Titu-
    latur-Anmerckungen; in ſeiner klein.
    Schrifft. 5tem Band, S.
    343.

§. 45.


Von denen beſonderen Titulaturen derer
einzelnen Souverainen iſt ſchon oben geredet
worden:


Hier iſt es um die allgemeine Titulaturen
zu thun.


§. 46.


Dahin gehoͤret forderiſt der Majeſtaͤts-
Titul, den alle gecroͤnte Haͤupter einander ge-
ben.


  • ſ. von Moser (Frid. Carl) der Titul: Ma-
    jeſtaͤt
    aus den Geſchichten, dem Voͤlcker-
    recht und Ceremoniel erlaͤutert; in ſeiner
    klein. Schrifft. 6. Band, S.
    20.

§. 47.


Die Roͤm. Kayſere wollten zwar vormahls
in Canzleyſchreiben anderen Koͤnigen nur: „Koͤ-
gliche Wuͤrde, Serenitas,„ oder: „Euer
Liebden,„ geben:


§. 48.


Zu unſerer Zeit aber haben Sie nach und
nach auch allen anderen Koͤnigen, zu erſt aus
ihren
[64]4. Capitel.
ihren Erblandcanzleyen, hernach auch aus der
Reichscanzley, die: Majeſtaͤt gegeben.


§. 49.


Auſſer in Lehensſachen.



§. 50.


In der dritten Perſon wird das Wort:
Majeſtaͤt, zuweilen mit einem Zuſaz gefuͤhrt.



§. 51.


2. Der gewohnliche Titul aller gecroͤnten
Haͤupter in Urkunden ꝛc. iſt: Sereniſſimus \&
Potentiſſimus.


§. 52.


Im Teutſchen iſt der Gebrauch der Woͤr-
ter: „Allerdurchlauchtigſter,„ und: „Durch-
lauchtigſter,„ ſo dann: „Großmaͤchtigſter,„
und: „Großmaͤchtiger,„ nicht in allen Faͤl-
len beſtimmt.


§. 53.


3. Einige gecroͤnte Haͤupter bedienen ſich
auch noch beſonderer Titulaturen; welche von
anderen Souverainen nach Gefallen erkannt
werden, oder nicht.



§. 54.


Auf die Titulaturen der Prinzen vom Ge-
bluͤt
[65]Vom Ceremoniel.
bluͤt und derer halb-ſouverainen Herrn kan ich
mich, wegen Enge des Raums, hier nicht ein-
laſſen.


  • ſ. Mosers (Frid. Carl) Titul: Hoheit,
    Alteſſe, Alteſſe Sereniſſime, Celſitudo \&c.
    mit hiſtoriſchen und Ceremoniel-Anmer-
    ckungen erlaͤutert; in ſeiner klein. Schrifft.
    7dem Band, S.
    167.

§. 55.


Curialien ſeynd Ehrenworte, die keine ei-
gentliche Titulaturen ſeynd.


§. 56.


Dahin gehoͤret, daß alle Koͤnige einander
(wiewohl zuweilen mit einigem Unterſchid,)
Bruͤder nennen.


  • ſ. Meine Abhandlung: Von dem Bruder-
    Titul unter groſſen Herrn, beſonders denen
    gecroͤnten Haͤuptern. Franckfurt an der
    Oder, 1737. 4. und, vermehrt, in mei-
    nen Opuſc. acad. S. 413;

§. 57.


Von Anderen aber nehmen ſie diſen Aus-
druck nicht an, noch geben ſie ihnen ſolchen;
auſſer etwa einigen weltlichen Churfuͤrſten.



§. 58.


Es wird aber diſes Wort nicht allemal zu-
ruͤckgegeben, oder angenommen.


E§. 59.
[66]4. Capitel.

§. 59.


Von dem Wort: Herr, und deſſen Ge-
brauch gegen und von ganz und halb ſouverai-
nen Herrn laͤſſet ſich gar viles ſagen.


  • ſ. Moser (Frid. Car.) de Titulo: Domini.
    Leipzig, 1751. 4.

§. 60.


Aller uͤbrigen (zuweilen in das widernatuͤr-
che oder widerſprechende fallenden,) Curialien
hier zu gedencken, iſt hieher zu weitlaͤufftig.


  • ſ. Mosers (Frid. Carl) Abhandlung von den
    Tituln: Vater, Mutter und: Sohn,
    nach dem Welt-Hof- und Canzley-Ge-
    brauch; in ſeiner klein. Schrifft. 1. Band,
    S.
    366.
  • Derſelbe von dem Titul: Gnade, nach dem
    Welt-Hof- und Canzley-Gebrauch; in
    ſeiner klein. Schrifft. 6. Band, S.
    178.

§. 61.


In was fuͤr einer Sprache Souverainen
an einander ſchreiben muͤſſen oder doͤrffen, muͤſ-
ſen die Vertraͤge oder das Herkommen entſchei-
den.


  • Meines l. Sohnes Abhandlung von denen
    Europaͤiſchen Hof- und Staats-Sprachen
    iſt ſchon oben gedacht worden.

§. 62.


Bey der uͤbrigen Schreibart, deren ſich die
Souverainen gegen einander bedienen, kommt
es gar ſehr offt bald auf die Anwendung derer
allge-
[67]Vom Ceremoniel.
allgemeinen grammaticaliſchen Reglen, bald auf
Abfaͤlle davon, an.


  • ſ. Mosers (Frider. Carl) Verſuch einer
    Staats-Grammatic. Franckfurt, 1749.
    gr. 8.

§. 63.


Es iſt ein groſſer Unterſchid zwiſchen 1.
Canzley- 2. Hand- und 3. eigenhaͤndigen
Schreiben.


§. 64.


Bey verſchidenen Gelegenheiten bedienet man
ſich zu gleicher Zeit, und in einerley Sache zu-
mal, zweyer oder dreyer diſer Gattungen.


§. 65.


In Canzleyſchreiben wird mehr auf die
Strenge der Curialien ꝛc. geſehen, als in Hand-
oder eigenhaͤndigen Schreiben:


§. 66.


Doch darff man in denen lezteren ſich auch
durchaus nicht einer willkuͤhrlichen Freyheit be-
dienen.


§. 67.


Courtoiſien heiſſen die Ehrenworte im
Schluß eines Brieffs, auch vor der Unter-
ſchrifft:


Es wird darinn bald nach einerley Grund-
ſaͤzen gehandelt, bald behandelt man es her-
kommlich oder willkuͤhrlich.


§. 68.


Selbſt die Unterſchrifften koͤnnen anſtoͤßig
ſeyn.


E 2*) Bey-
[68]4. Capitel.

§. 69.


Bey denen Contreſignaturen gibt es zuwei-
len auch allerley anzumercken.


  • ſ. von Moser (Frid. Carls) Abhandlung von
    der Contraſignatur, nach dem neueren Ge-
    brauch der Hoͤfe und Canzleyen; in ſeiner
    kleinen Schrifft. 5. Band, S.
    1.

§. 70.


Jede groſſe Canzley hat ihre eigene Buͤcher,
darinn verzeichnet iſt, was jedem Herrn und
Staat, an den geſchriben wird, fuͤr Titul,
Curialien und Courtoiſien gegeben werden; wie
auch, was man von ihnen an dergleichen er-
haͤlt.


§. 71.


Wann die Titulaturen oder Curialien nicht
abgefaſſet ſeynd, wie man es gerne haͤtte, ge-
ſchiehet es entweder mit Fleiß, oder es iſt ein
Canzleyfehler.


§. 72.


Wann es mit Fleiß geſchiehet, nimmt man
1. entweder dergleichen Schreiben, oder andere
Schrifften, gar nicht an, oder 2. nur mit
Proteſtation, oder 3. beantwortet ſie nicht,
oder 4. ahndet es ſonſt, oder 5. braucht Re-
preſſalien, u. ſ. w.


  • ſ. Moser (Frid. Carl) Tr. von Ahndung
    fehlerhaffter oder unanſtaͤndiger Schreiben.
    Franckfurt, 1750. 8.

§. 73.
[69]Vom Ceremoniel.

§. 73.


Canzleyfehler ruͤhren von denen her, welche
die Aufſaͤze concipiren oder expediren.


  • ſ. von Moser (Frid. Carl) Abhandlung von
    Canzleyfehlern; in ſeinen klein. Schrifft.
    5. Band, S.
    229.

§. 74.


Alle Gattungen von Ceremoniel leiden mit
der Zeit allerley, bald mehr bald weniger allge-
meine, Abwechslungen.



Ritterorden.


§. 75.


Als eines Anhanges zu dem Ceremonielwe-
ſen kan man fuͤglich allhier derer weltlichen Rit-
terorden gedencken.


Nicht zwar des, ſo zu ſagen, univerſal-
oder gemeinſchafftlichen Johanniter- oder Mal-
theſer-Ritter-Ordens, ſondern derjenigen,
welche die einzelne Souverainen errichten.


§. 76.


Jeder hat darinn freye Hand, es damit zu
halten, wie er will:


Und jeder pflegt etliche Arten davon zu ha-
ben.


§. 77.


Auch denen Chur- und alt-weltlichen Fuͤr-
ſten geſtehet man diſes Recht zu; deſſen ſich doch
nicht alle bedienen.


E 3§. 78.
[70]5. Capitel.

§. 78.


Die Orden von dem erſten Rang nehmen
auch manche Souverains fuͤr ihre eigene Perſo-
nen von einander an.


§. 79.


Und noch haͤuffiger beehret ein Souverain
des anderen Anverwandte, auch Staats-Hof-
und Militar-Bediente, damit; doch mit Er-
laubniß ihres Herrns.


§. 80.


Ueber Familien-Orden ſeynd ſchon Strei-
tigkeiten unter denen Souverainen entſtanden.




Fuͤnftes Capitel.
Von Geſandtſchafften und Verſchi-
ckungen.
(1)


§. 1.


Von Geſandtſchaffts-Sachen ſeynd vile
Schrifften heraus. (2)


Die practiſche handlen 1. entweder von dem
Geſandtſchafftsrecht, der Geſandten Perſonen,
Rech-
[71]Von Geſandtſchafften.
Rechten, u. ſ. w. oder 2. von der Art, zu
negotüren.


Ich will hier nur folgender gedencken.


  • de Callieres (Franc.) de la maniere de
    negocier avec les Souverains; de l’uti-
    lité des Negociations; du choix des
    Ambaſſadeurs \& des Envoyés \& des
    Qualités neceſſaires pour réüiſſer dans
    ces Emplois.
    Amſterdam, 1716. 12. auch
    teutſch: „Der Staatserfahrene Abge-
    ſandte.„ Leipzig, 1717. 12.
  • de Sarras du Franquenay le Miniſtre pub-
    lic dans les Cours étrangeres, ſes fonc-
    tions \& ſes Prérogatives.
    Paris, 1731.
    12.
  • Pecquet Diſcours ſur l’Art, de negocier.
  • de Wicquefort (Abr.) l’Ambaſſadeur \&
    ſes fonctions.
    Erſtmals im Haag, 1680.
    4. auch zulezt, Amſterdam, 1741. 4. iſt
    noch immer ein ſehr brauchbares Buch.

Von dem Geſandtſchafftsrecht der Teutſchen
Reichsſtaͤnde von allen Gattungen ins beſondere
ſeynd auch allerley Schrifften heraus.



Von Geſandten ꝛc. uͤberhaupt.


§. 2.


Geſandte und andere oͤffentliche Perſonen
ſeynd nicht mit einander zu vermengen.


§. 3.


Ein Geſandter iſt eine oͤffentliche Perſon,
E 4die
[72]5. Capitel.
die von einem Herrn, der das Geſandtſchaffts-
recht hat, mit einem Geſandtſchafftsmaͤßigen Cre-
ditiv an einen andern Herrn oder Staat, oder
an einen dritten Ort, geſchickt wird.


§. 4.


Aus Gefaͤlligkeit, oder ſich ſelbſt damit eine
Ehre zu geben, behandelt man zuweilen auch
Perſonen als Geſandte, die es doch nicht ſeynd.


§. 5.


Ein Geſandter kan oͤffters an einerley Hof
eine gedoppelte oder mehrfaͤltige Perſon vor-
ſtellen.


§. 6.


Ein Geſandter kan nemlich zugleich des
Herrn, oder Staats, an den er accreditiret iſt,
Bedienter, oder Unterthan, oder Vaſall ſeyn.



§. 7.


Oder er kan ſonſt eine angebohrene, oder
angenommene, zeitliche oder beſtaͤndige, Eigen-
ſchafft haben.



§. 8.


Dahero iſt noͤthig, entweder uͤberbaupt,
oder doch bey vorkommenden Faͤllen, zu erklaͤ-
ren, in welcher Eigenſchafft man ihne erkenne,
oder wuͤrcklich behandle, oder nicht.


Widri-
[73]Von Geſandtſchafften.

Widrigen Falles koͤnnen beſchwerliche Fol-
gen daraus entſteben.




Die Liſte aller jedes Jahres an allen Hoͤfen
befindlichen Europaͤiſchen Geſandten liſet man
an verſchidenen Orten.




Geſandtſchafftsrecht.


§. 9.


Das Geſandtſchafftsrecht iſt ein Vorzug,
welchen, in eigentlichem Verſtand, nur ganz
und halb ſouveraine Herrn und Staaten haben.


§. 10.


Es haben dahero auch ſelbſten Prinzen vom
Koͤniglichen Gebluͤt daſſelbe nicht.


§. 11.


Vil weniger andere unterthaͤnige Corpora,
Communen, oder Perſonen; ob ihnen gleich
etwa ihr Souverain einen Schatten davon ge-
ſtattet.



§. 12.


Selbſt die Unabhaͤngigkeit berechtiget einen
Herrn oder Staat deswegen noch nicht, auch
alle Arten von Geſandten ſchicken zu koͤnnen.



E 5§. 13.
[74]5. Capitel.

§. 13.


Vicekoͤnige und General-Gouverneurs hin-
gegen ſeynd im Beſiz, Geſandte vom zweyten
Rang zu ſchicken und anzunehmen.


§. 14.


Und einige Staͤtte in der Schweiz, welche
einen Fuͤrſten haben, behaupten doch, daß ſie
das Geſandtſchafftsrecht haben.



§. 15.


Ob die das Evangeliſche Corpus zu Regens-
burg ausmachende Geſandte das Recht haben,
formliche Geſandte zu ſchicken? wurde geſtritten.


§. 16.


Reichspraͤlatiſche Collegial-Geſandte paßie-
ren als ſolche vom zweyten Rang.



§. 17.


Reichsgraͤfliche Collegialgeſandte desglei-
chen.



So auch die von einzelnen alten Graͤflichen
Haͤuſern.



§. 18.


Reichsſtaͤttiſche Collegialgeſandte kommen
auf dem Europaͤiſchen Staatstheater nie zum
Vorſchein:


Wohl
[75]Von Geſandtſchafften.

Wohl aber von denen Hanſeeſtaͤtten, die
man als Geſandte vom zweyten Rang paßieren
laͤßt.


Bey einzelner Reichsſtaͤtte Bevollmaͤchtig-
ten kommt es auf jeden Hofes Willkuͤhr an.


§. 19.


Reichsritterſchafftliche Collegial-Geſandte
kommen, auſſer dem Kayſerlichen Hof, in ſehr
langen Zeiten nicht vor.


§. 20.


Auſſerordentlicher Weiſe genieſſen das Ge-
ſandtſchafftsrecht:


  • 1. Das Cardinalscollegium, bey erledig-
    tem Paͤbſtlichem Stuhl:
  • 2. Die Staͤnde eines Wahlreichs, bey
    vacantem Thron;
  • 3. Die Domcapitul derer Teutſchen Erz-
    und Hochſtiffter, waͤhrender Sedisvacanz.

Deſſen Grade.


§. 21.


Es gibt ferner verſchidene Grade des Ge-
ſandtſchafftsrechts.


§. 22.


Im hoͤchſten Grade haben es 1. alle ganz
unabhaͤngige groſſe Staaten.


§. 23.


Kayſer-Wahltaͤge werden von auswaͤrtigen
Machten mehrmalen durch Geſandte vom erſten
Rang beſchickt.


§. 24.


Auch die einzelne Churfuͤrſten ſeynd im Be-
ſiz,
[76]5. Capitel.
ſiz, Geſandte vom erſten Rang zu ſchicken; doch
haben noch nicht alle Koͤnigliche Hoͤfe es nach
allen Umſtaͤnden in gleichem Grad mit ihnen er-
kennen wollen.



§. 25.


Verſucht haben es, aber noch nicht erhal-
ten, verſchidene weltliche alte Teutſche Fuͤrſten.


Davon handlen Fürstenerii, (Leie-
nitii)
und Anderer Schrifften. (1)


§. 26.


Wohl aber werden von denen Italiaͤniſchen
groſſen Fuͤrſten da und dort Geſandte vom er-
ſten Rang angenommen.


§. 27.


Die teutſche geiſtliche Fuͤrſten, die neue welt-
liche Fuͤrſten, wie auch die uͤbrige Reichsſtaͤnde,
begnuͤgen ſich damit, wann man ihre Collegial-
und einzelne Bevollmaͤchtigte als Geſandte vom
zweyten Rang paßieren laͤßt; auſſer was auf
Teutſchen Reichstaͤgen zuweilen vorfaͤllt.


§. 28.


Man theilt das Geſandtſchafftsrecht ſonſt
auch in das active und paßive; oder das Recht-
Geſandte zu ſchicken, und anzunehmen: Eines
flieſſet aber aus dem andern.


§. 29.
[77]Von Geſandtſchafften.

§. 29.


An Untergebene, als ſolche, werden keine
Geſandte, ſondern Commiſſarien, geſchickt.



§. 30


Doch beſchicken die Churfuͤrſten und Fuͤrſten
die Reichstaͤge, wo ſie eben als Reichsſtaͤnde
erſcheinen, durch Perſonen, welche Geſandte
vom erſten Rang ſeyn wollen:


Und der Kayſer Selbſt beſchicket die Crays-
und andere Reichsſtaͤndiſche Convente, auch die
einzelne hoͤhere Reichsſtaͤnde, vilfaͤltig durch form-
liche Geſandtſchafften.




Gattungen der Geſandten.


§. 31.


Es gibt drey Hauptgattungen von Geſand-
ten: 1. Von der erſten- und 2. von der
zweyten Claß, ſo dann 3. von einer dritten
Art, die weder zu der einen noch andern gehoͤ-
ren, und 4. wegen einer noch weiteren Art
wird geſtritten: Ob ſie zu denen Geſandten ge-
hoͤren, oder nicht?


  • ſ. (Hagedorn) Diſcours ſur les différens
    Caractéres des Envoyés extraordinaires,
    des Envoyés ordinaires, ou Réſidens \&
    des Agens, revétus du Caractére de Re-
    ſident.
    Amſterdam, 1736. 4. und bey
    meiner folgenden Schrifft.

Meine
[78]5. Capitel.
  • Meine Abhandlung von denen dermalen uͤbli-
    chen Gattungen derer Geſandten und ande-
    rer oͤffentlichen Perſonen; vor meinem
    Belgrad. Fridensſchl.
    (1740.)

§. 32.


Ob im Teutſchen zwiſchen: Geſandter,
und: Abgeſandter ein Unterſchid ſeye, und
jener Ausdruck einen vom erſten-diſer aber einen
vom zweyten Rang bedeute? iſt nicht ganz aus-
gemacht.


§. 33.


Geſandte von der erſten Claß oder Rang
werden Ambaſſadeurs oder Bottſchaffter ge-
nannt:


Unter ſie gehoͤren auch die Paͤbſtliche Nuncii.



Das Kennzeichen eines Bottſchaffters iſt,
wann er 1. entweder in ſeinem Creditiv aus-
druͤcklich alſo benennet wird, oder 2. doch in
dem Creditiv ſtehet: Der andere Hof moͤchte
den Geſandten annehmen, als ob er der ſchicken-
de Herr ſelbſt waͤre.



Diſes nennet man den Characterem repræ-
ſentativum.


§. 34.


Der Unterſchid zwiſchen ordentlichen und
auſſerordentlichen Bottſchafftern hat keine Fol-
gen.


Doch
[79]Von Geſandtſchafften.

Doch gibt es zuweilen und in gewiſſen Faͤl-
len wuͤrckliche auſſerordentliche Bottſchafftere.


§. 35.


Zuweilen wird der Character eines Bott-
ſchaffters nur zu einer einigen Handlung ange-
nommen, und ſo gleich wieder nidergelegt.


§. 36.


Geſandte von der zweyten Claß ſeynd die
Abgeſandte, oder Envoyés extraordinaires.


Ob und was fuͤr ein Unterſchid zwiſchen ei-
nem Envoyé ordinaire oder extraordinaire
ſeye? ſtreitet man.


§. 37.


Zu der dritten Claß gehoͤren die in ihren
Creditiven alſo genannte Miniſtres plenipoten-
tiaires,
oder bevollmaͤchtigte Miniſters.


§. 38.


An vilen Hoͤfen wird keiner als ein form-
licher Geſandter vom zweyten Rang behandelt,
er werde dann als bevollmaͤchtigter Miniſters
accreditirt.



§. 39.


Miniſtres plenipotentiaires werden,
nach ihren uͤbrigen perſonellen oder Amts-Um-
ſtaͤnden, bald denen Geſandten der erſten oder
zweyten Claß gleich gehalten, oder reſp. auch
vorgezogen.


§. 40.
[80]5. Capitel..

§. 40.


Die meiſte Schwuͤrigkeit machen die bloſſe
Miniſters, oder Miniſtres reſidens und die Reſi-
denten: Ob ſolche formliche Geſandten ſeyen,
oder nicht? Keine allgemeine Regel gibt es diß-
falls nicht; ſondern es kommt darinn theils auf
die beſondere Obſervanz eines Hofes, theils auf
die Legitimation, theils auf die uͤbrige perſoͤnliche
und Amtsumſtaͤnde einer ſolchen Perſon, an.


§. 41.


Einerley Perſon kan, an einerley Hof, bloß
durch Veraͤnderung des Creditivs, ein Geſand-
ter von einer hoͤheren oder nidrigeren Claſſe
werden.



Wann Geſandte geſchickt werden.


§. 42.


Ordentlicher Weiſe ſchickt ein Herr einen
Geſandten an einen Ort, wo er 1. nicht ſelbſt,
oder 2. doch nicht offentlich, oder 3. doch
nicht in der Eigenſchafft, darinn er einen Ge-
ſandten ſchickt, gegenwaͤrtig iſt.


§. 43.


Doch gibt es allerley Faͤlle, da ein Souve-
rain in Perſon und ein Geſandter von ihme ſich
zu gleicher Zeit an einerley Ort befinden koͤnnen.


§. 44.


Ob und wann groſſe Herrn und Staaten
Geſandte an einander, oder an einen dritten
Ort,
[81]Von Geſandtſchafften.
Ort, ſchicken wollen, oder nicht? ſtehet ordent-
licher Weiſe in ihrer Willkuͤhr.


§. 45.


Es gibt ſouveraine Europaͤiſche Staaten,
welche ſelten, und meiſtens nur auf eine kurze
Zeit, Geſandte ſchicken.



§. 46.


Andere ſchicken nur bey gewiſſen feyerlichen
Gelegenheiten Geſandte vom erſten Rang an
einander.



§. 47.


Auch iſt es bey gewiſſen Staaten herkomm-
lich, an gewiſſe Hoͤfe allemal bey gewiſſen Ge-
legenheiten Geſandte zu ſchick.en



§. 48.


Bey denen Roͤm. Catholiſchen machen die
Obedienz-Geſandtſchafften derer die Regierung
antrettenden gecroͤnten Haͤupter eine beſondere
Art von Geſandtſchafften aus; wobey es manch-
malen allerley Streitigkeiten abſezet.


  • Buder (Chriſtian. Gottl.) de Legationi-
    bus obedientiæ Romam miſſis.
    Jena,
    1737. 4.
  • Rossmann von denen Obedienz-Geſandt-
    ſchafften der Teutſchen Fuͤrſten an den
    Pabſt; in denen Erlang. Anzeig. 1746.
    n. 7. p. 49.

F§. 49.
[82]5. Capitel.

§. 49.


Beſtaͤndig einen Geſandten an einem dritten
Hof zu halten, kame erſt im 16 den und noch
mehr im 17den Jahrhundert auf.


§. 50.


Es wollte auch einige Zeit hernach noch nicht
von allen Hoͤfen oder Nationen als eine Schul-
digkeit erkannt werden, es zu gedulden.



§. 51.


Nach dem jezigen Herkommen aber muß ein
Herr oder Staat es ſich gefallen laſſen, wann
ein anderer Staat beſtaͤndig einen Geſandten
bey ihme halten will.



An wen?


§. 52.


Meiſtens wird eine einige Perſon auch nur
an einen einigen Hof accreditirt.


§. 53.


Doch kan auch eine einige Perſon zu gleicher
Zeit an mehrere Hoͤfe, oder Corpora, als Ge-
ſandter accreditirt ſeyn.



Wann und wohin Geſandte von der einen
oder anderen Gattung geſchickt werden?


§. 54.


Es iſt fuͤr den Hof, an welchen ein Geſand-
ter von hoͤherem Rang geſchickt wird, allemal
mehr Ehre, als wann einer von einer nidrigeren
Claß darzu ernannt wird.


§. 55.
[83]Von Geſandtſchafften.

§. 55.


Ordentlicher Weiſe haͤnget es aber doch von
jedem Hof, der das Geſandtſchafftsrecht im
hoͤchſten oder mittleren Grad hat, ab, von was
fuͤr einer Claß oder Gattung er einen Geſandten
an einen dritten Hof oder Ort ſchicken wolle.


§. 56.


Nur gewiſſe Hoͤfe beſtehen bey gewiſſen Ge-
legenheiten auf Abſchickung Geſandten vom er-
ſten Rang.



§. 57.


Einige Hoͤfe beſchicken auch freywillig gewiſſe
andere Hoͤfe allemal durch Geſandte vom erſten
Rang.



§. 58.


Hinwiederum hat man auch Beyſpile gehabt,
daß niemalen kein Bottſchaffter an einen gewiſ-
ſen Staat geſchickt worden iſt.



§. 59.


Auch haͤlt zuweilen ein Hof einen Bottſchaff-
ter an einem dritten, zu einer Zeit, da diſer je-
nen nur mit einem Geſandten vom zweyten
Rang beſchickt.


§. 60.


Die Geſandtſchafften vom erſten Rang ſeynd
koſtbar, auch, wegen des mehreren Ceremoniels,
F 2be-
[84]5. Capitel.
beſchwerlich, und zu den Geſchaͤfften nicht ſo
bequem:


Daher werden haͤuffiger Geſandten von der
zweyten und dritten Claſſe gebraucht, als von
der erſten.



Zahl der Geſandten.


§. 61.


Gemeiniglich haͤlt ein Hof an dem andern nur
einen einigen Geſandten.


§. 62.


Mehrmalen aber geſchiehet es, daß man
auch mehrere zugleich- oder, uͤber den bereits
allda anweſenden, noch einen oder mehrere, dar-
zu abſendet:


Abſonderlich wann die Geſchaͤffte, bey Fri-
denshandlungen, oder anderen Congreſſen, ſol-
ches zu erforderen ſcheinen.


§. 63.


Selbige haben alsdann entweder einerley
oder verſchidene Charactere.


§. 64.


Ordentlicher Weiſe hat auch darinn kein
Hof dem andern etwas vorzuſchreiben.


§. 65.


Etwas ganz auſſerordentliches ware, als
einigemale alle Schweizercantons ꝛc. zugleich je-
der mehrere Geſandte vom erſten Rang an den
Koͤnig in Franckreich ſchickten.


§. 66.
[85]Von Geſandtſchafften.

§. 66.


Vormals machte man, wann der Geſand-
ten von der erſten Claſſe mehrere waren, zwi-
ſchen dem erſten und denen uͤbrigen einen Unter-
ſchid:


Nun aber pflegen ſie gleiches Tractament
zu genieſſen.



Eigenſchafften der Geſandten.


§. 67.


Der Regel nach hat kein Herr oder Staat
dem andern etwas zuzumuthen, wer der an ih-
ne abzuſchickende Geſandte von Vaterland, Ge-
burt, Stand, Religion, Leibes- oder Ge-
muͤths-Beſchaffenheit ꝛc. ſeyn ſolle, oder nicht.



§. 68.


Indeſſen verſtehet es ſich von ſelbſten, daß
je vornehmeren Standes der Geſandte iſt, deſto
mehr Ehre iſt es fuͤr den Hof, an welchen er
geſandt wird; und ſo auch umgekehrt.


§. 69.


Es haben ſchon Hoͤfe, denen gebrechliche
Geſandten zugeſchickt worden ſeynd, Repreſſa-
lien gebraucht.


§. 70.


Daß eine Dame zu wuͤrcklichen Geſandt-
ſchafften gebraucht werde, iſt etwas ſehr ſelte-
nes.


F 3§. 71.
[86]5. Capitel.

§. 71.


Mehrmalen machen die Hoͤfe, ſonderlich
bey feyerlichen Ambaſſaden, einander zuvor in
der Stille die Perſon, oder Perſonen, ſo man
zu ſchicken vorhat, kund, und vernehmen, ob
ſelbige nicht mißfaͤllig ſeyen?


§. 72.


Oder ein Hof bittet ſich auch wohl zur Ge-
faͤlligkeit von dem andern aus, ihme eine ge-
wiſſe benahmste Perſon zu ſchicken.


§. 73.


Ein Souverain iſt nicht ſchuldig, einen ſei-
ner ehemaligen Unterthanen als einen Geſand-
ten eines andern Hofes anzunehmen.



Doch haben auch ſchon Staaten ihre noch
wuͤrckliche Unterthanen, unter einem gewiſſen
Vorbehalt, als fremde Geſandte erkannt.



§. 74.


Auch kan ſich ein Herr wohl verbitten, daß
ſein vormaliger- aber in Ungnaden erlaſſener-
Staats- oder anderer Bedienter ihme nicht als
Geſandter zugeſchickt werde.


§. 75.


Geſandte, wann ſie gleich Anverwandte des
ſchickenden Herrns ſeynd, werden doch nur in
jener Eigeuſchafft behandelt.



Zu
[87]Von Geſandtſchafften.

Zu einer Geſandtſchafft noͤthige Stuͤcke.


§. 76.


1. Alle Geſandte muͤſſen ein Creditiv ha-
ben.


Diſes beſtehet in einem Beglaubigungs-
ſchreiben des ſchickenden Herrn oder Staats an
den, wohin der Geſandte geſchickt wird.


§. 77.


Creditive und Vollmachten ſeynd verſchiden;

So auch Creditive und Addreßſchreiben.

§. 78.


Weil der hoͤhere oder nidere Character eines
Geſandtens auf dem Creditiv beruhet; ſo muͤſ-
ſen ſie behutſam abgefaßt werden.


§. 79.


Sie koͤnnen auch ſonſten ſo anſtoͤßig ſeyn,
daß ſie umgefertiget werden muͤſſen.


§. 80.


In gewiſſen Faͤllen muͤſſen neue Creditive
beygeſchafft werden.


§. 81.


2. Nicht alle Geſandte haben Vollmachten
noͤthig:



Wohl aber kan ein Geſandter nichts verbind-
liches ohne Vollmacht ſchlieſſen.


F 4§. 82.
[88]5. Capitel.

§. 82.


Ueber der Hinlaͤnglich- oder Unhinlaͤnglich-
keit derer Vollmachten, auch derer etwa darinn
befindlichen Clauſuln, iſt ſchon ſehr offt, bald
mit mehrerem bald mit wenigerem Grund, ge-
ſtritten worden.


§. 83.


3. Inſtructionen ſeynd Vorſchrifften und
Befehle des einen Geſandten abſchickenden
Herrns, wornach der Geſandte ſich in ſeiner
Geſandtſchafft zu achten hat.


§. 84.


Sie ſeynd entweder general, oder particular.


§. 85.


4. Einem Geſandten wird auch von ſeinem
Hof, zu ſeiner einſtweiligen Legitimation, ein
Paß zugeſtellt, der ſeinen Character anzeigt.


§. 86.


Daß endlich jeder Hof ſeinem Geſandten den
Gehalt nach eigener Willkuͤhr beſtimme, bedarff
keiner ſonderlichen Erinnerung.


  • ſ. Mosers (Frid. Carl) Abhandlung von den
    Apointements oder dem Gehalt der Ge-
    ſandten; in ſeiner klein. Schrifft. 1.
    Theil, S.
    182.

§. 87.


Mehrmalen nehmen Souverainen, ſo Ge-
ſandte an einander ſchicken wollen, zuvor eine
Abrede, wann die beederſeitige Geſandte abrei-
ſen
[89]Von Geſandtſchafften.
ſen und wann ſie an dem Ort ihrer Beſtimmung
eintreffen ſollen.


§. 88.


Oder ein Hof notificiret doch dem andern,
daß und wann eine (zumalen ſolenne,) Ge-
ſandtſchafft eintreffen werde.


§. 89.


Wann aber auch keine Notification vorher-
gegangen waͤre, iſt man doch einem offentlich
reiſenden Geſandten alle moͤgliche Sicherheit auf
der Reiſe ſchuldig.


§. 90.


Ehrenbezeugungen dagegen auf der Reiſe
ſeynd nicht uͤblich; es werde dann bedungen,
oder geſchehe freywillig.


§. 91.


Verdaͤchtige Leute, und Andere, die heim-
lich durch ein Land reiſen, koͤnnen ſich, wann
ſie arreſtirt werden, nicht darauf beruffen, daß
ſie Geſandte ſeyen:


Am allerwenigſten, wann ſie von- oder an
Perſonen geſchicket werden, die der Landesherr
nicht als rechtmaͤßige Regenten oder Staaten
erkennet.



§. 92.


In gewiſſen Faͤllen werden die fremde Ge-
ſandte auf den Graͤnzen des Landes feyerlich
uͤbernommen.


F 5§. 93.
[90]5. Capitel.

§. 93.


Oder ſie werden auch feyerlich gegen einan-
der ausgewechſelt.


§. 94.


Ordentlicher Weiſe iſt jeder Herr und Staat
ſchuldig, einen an ihnen geſchickten Geſandten
anzunehmen.


§. 95.


Doch gibt es auch Abfaͤlle von diſer Regel.


Selbige haben ihren Bezug entweder 1. auf
des Geſandtens Hof, oder 2. ſeine Perſon:


Von dem lezteren Fall habe ich ſchon ge-
redet.


§. 96.


Herrn, die ſehr auf einander erbittert ſeynd,
beweiſen es zuweilen auch dadurch, daß ſie die
Annehmung eines Geſandtens abſchlagen.


§. 97.


Das in dem Creditiv benahmste Objet der
Geſandtſchafft kan auch Anlaß geben, daß man,
in diſer Abſicht den Geſandten anzunehmen,
abſchlaͤgt.


§. 98.


Wann der andere Theil die Urſachen eines
ſolchen Betragens nicht fuͤr erheblich erkennt,
wird es als eine Beleidigung aufgenommen.


§. 99.


Wann es aber gar zu einem wuͤrcklichen
Krieg zwiſchen Souverains gediehen iſt, ſchicket
man
[91]Von Geſandtſchafften.
man weder Geſandte an einander, noch nimmt
man allenfalls ſelbige an.


§. 100.


Doch werden auch in Kriegszeiten zuweilen
von feindlichen Hoͤfen Geſandte angenommen;


  • 1. Um eine gewiſſe Ceremoniel-Angelegen-
    heit zu beobachten;
  • 2. Oder einen Verſuch zu machen, zu ei-
    nem Friden zu gelangen.

§. 101.


In dem lezteren Fall geſchiehet es entweder
oͤffentlich, oder heimlich; doch mit Genehmi-
gung des Souverains.



§. 102.


Ordentlicher Weiſe muß jeder Hof oder
Staat die auf ſeine Geſandtſchafft gehende Ko-
ſten ſelber tragen.


§. 103.


Die vormals zwiſchen verſchidenen Hoͤfen
uͤblich geweßte Defrayirung derer beederſeitigen
Geſandten iſt nun meiſtens abgekommen.


§. 104.


Nur wird etwa noch ein Geſandter an eini-
gen Orten wenige Tage auf Koſten des Landes-
herrens bewirthet.


§. 105.


Auch empfangen die Geſandte der Pforte,
ſo dann die Geſandte an dieſelbe, in gewiſſen
Faͤllen
[92]5. Capitel.
Faͤllen etwas, entweder in natura, oder an
Geld.


§. 106.


Geſandte vom erſten Rang pflegten ſonſt
erſt in der Stille anzukommen, ſich durch Co-
pien ihres Creditivs zu legitimiren, auch wohl
eine geraume Zeit alſo an dem Hof, wohin ſie
beſtimmet waren, ſich aufzuhalten, und privat-
Audienzien bey dem Souverain zu haben:


§. 107.


Alsdann aber hielten ſie einen offentlichen
Einzug, wobey auch der Hof, an den ſie accre-
ditiret waren, und andere fremde Geſandte vom
erſten Rang, concurrirten.


Darauf erfolgte endlich eine oͤffentliche Au-
dienz.


§. 108.


Nunmehro aber ſeynd die ſolenne Einzuͤge ꝛc.
zwiſchen denen Geſandten derer chriſtlichen
Machten abgekommen, und nur noch zwiſchen
Geſandten der Pforte oder gewiſſer Hoͤfe an die
Pforte uͤblich.



Geſandtſchaffts-Antritt.


§. 109.


Jezo kommen meiſt alle Geſandte in der Stille
an, und halten ſich ſtill, ſo lang als es ihnen
gefaͤllig iſt; wobey ſie doch Privat-Viſiten an-
nehmen und geben, auch negotiiren koͤnnen.


§. 110.
[93]Von Geſandtſchafften.

§. 110.


So dann laſſen ſie, ſo bald oder ſpat es ih-
nen beliebt, ihres Creditives Copie an der jeden
Orts gewohnlichen Stelle uͤbergeben: Das
Original aber wird in der Audienz uͤberreicht.


§. 111.


Darauf laſſen ſie ihre beſchehene Legitima-
tion allen fremden Geſandten und Standesper-
ſonen, wie auch denen Groſſen des Hofes, no-
tificiren.


§. 112.


Und diſes heißt, daß ſie ſich in das Publi-
cum geſtellet haben:


§. 113.


Wann ſolches geſchehen iſt, empfangen ſie
erſtlich ein Gegencompliment:


Und alsdann die Viſiten.


§. 114.


So lang ein Geſandter nicht alſo legitimirt
iſt, hat er zwar des Schuzes, wie ein Geſand-
ter, zu genieſſen: Wegen der Ehrenbezeugun-
gen und des Gerichtsſtandes aber iſt es nicht ſo
ausgemacht.


§. 115.


Es hat ſchon Faͤlle gegeben, daß ein Ge-
ſandter wieder abgereiſet iſt, ohne ſich legitimirt
zu haben.



Audienzien.


§. 116.
[94]5. Capitel.

§. 116.


Die Audienzien der Geſandten bey dem Sou-
verain oder Staat ſeynd oͤffentliche oder privat-
Audienzien.


§. 117.


Die oͤffentliche ſeynd nur uͤblich 1. bey der
Ankunfft des Geſandtens, 2. bey deſſen Ab-
ſchid, und 3. zwiſchen der Zeit, um gewiſſe
Notificationen, Gratulationen, oder Condo-
lenzen, oͤffentlich abzuſtatten.


§. 118.


Das dabey uͤbliche Ceremoniel haͤngt ordent-
licher Weiſe von jeden Hofes eigener Willkuͤht
ab:


Doch gibt es auch wohl Anſtaͤnde dabey.



§. 119.


Privat-Audienzien werden meiſtens verſtat-
tet, ſo offt es der Geſandte verlangt.


§. 120.


Doch wird an einigen Hoͤfen, zumalen nach
Beſchaffenheit der Zeiten und Umſtaͤnde, ver-
langt, daß der Geſandte das, was er muͤnd-
oder ſchrifftlich vortragen will, zuvor dem Mi-
niſterio ſchrifftlich uͤbergeben ſolle: Und wann
er hernach noch etwas weiteres vortraͤget, wird
es geahndet.



§. 121.
[95]Von Geſandtſchafften.

§. 121.


Bey privat-Audienzien wird kein eigentli-
ches Ceremoniel beobachtet.



Viſiten.


§. 122.


In Anſehung der Viſiten iſt die allgemeine
Regel: Der zulezt angekommene empfangt die
Viſiten zu erſt.


§. 123.


Ob aber ein Ambaſſadeur den erſten Staats-
miniſter, oder diſer jenen, zu erſt beſuchen muͤſſe?
iſt nicht uͤberall ausgemacht.


§. 124.


Die Viſiten ſeynd ſolenn oder nicht.


§. 125.


Die ſolenne ſeynd meiſtens abgekommen.


§. 126.


Bey denen Privatviſiten wird meiſtens kein
eigentliches Ceremoniel beobachtet; auſſer an
gewiſſen Orten.



§. 127.


Kein Souverain oder halbſouverainer Herr
von der erſten Claß gibt einem Geſandten eine
Viſite, wann er auch gleich vom erſten Rang
waͤre.



§. 128.
[96]5. Capitel.

§. 128.


Ein Geſandter vom erſten Rang gibt denen
vom zweyten Rang keine ſolenne Viſiten, und
auch die andere nicht aus Schuldigkeit, ſondern
aus Freundſchafft.


§. 129.


Wann ein Geſandter Jemanden wegen Ce-
remoniel-Streitigkeiten keine Viſite geben- oder
von ihm annehmen kan, ſprechen ſie einander
an dritten Orten, bey Aſſembleen, auf Spa-
ziergaͤngen, bey dritten Herrn, oder Geſand-
ten, ꝛc.


§. 130.


Von ſolennen und andern Tafeln, Aſſem-
bleen, der Geſandten, u. ſ. w. leidet der Plaz
nicht, etwas zu ſagen.



Der Geſandten Pflichten im
aͤuſſerlichen.


§. 131.


Die Pflichten derer Geſandten betreffen theils
das aͤuſſerliche, theils weſentliche Sachen.


§. 132.


In Anſehung des aͤuſſerlichen ſeynd an eini-
gen Hoͤfen die Geſandte vom erſten Rang zu
gewiſſen Hofdienſten verbunden, welche insge-
mein einen Zuſammenhang mit der Religion zu
haben pflegen.


§. 133.


Wann ſich nun ein Geſandter vom erſten
Rang
[97]Von Geſandtſchafften.
Rang Evangeliſch- oder Griechiſcher Religion
an einem ſolchen Hof befindet; wird er von
dem, was in die Religion einſchlaͤgt, diſpenſirt.



Der Geſandten Pflichten im we-
ſentlichen.


§. 134.


Was aber das weſentliche betrifft; ſo hat
ein Geſandter gegen den Herrn oder Staat,
wo er accreditirt iſt, wie auch reſp. deſſen Fa-
milie, Bediente, ꝛc. den behoͤrigen Reſpect und
Achtung zu bezeugen.


§. 135.


Und noch mehr ſich alles desjenigen zu ent-
halten, was Ihnen zum Nachtheil und Scha-
den gereichen koͤnnte.


§. 136.


Daß Geſandte des Souverains, oder
Staats, an den ſie geſchickt ſeynd, Bediente
oͤffters beſtechen, oder ſonſt verfuͤhren, iſt eine
bekannte Sache; und doch werden die Herrn
ſelbſt es ſchwerlich oͤffentlich rechtfertigen wollen.



§. 137.


Ein Geſandter muß ſich ferner denen Geſe-
zen des Landes, darinn er ſich befindet, gemaͤß
bezeugen.


§. 138.


Doch hat man in manchen Faͤllen mit einem
GGeſand-
[98]5. Capitel.
Geſandten billig mehreres Einſehen, als mit Lan-
des-Unterthanen, oder anderen Fremden.


§. 139.


In Kriegszeiten muͤſſen ein Geſandter und
ſein Gefolg ſich nicht in Kriegs-Handlungen
mengen.




Gerechtſame der Geſandten uͤberhaupt.


§. 140.


Die Gerechtſame eines Geſandtens fangen
zwar von der Zeit ſeiner Abreiſe von Haus an:


Sie kommen aber erſt zu ihrer vollen Reiffe,
wann er ſein Creditiv uͤbergeben hat.


§. 141.


Die Perſon, das Gefolg, das Quartier,
und die Sachen eines Geſandtens ſeynd unver-
lezlich.


§. 142.


Wann ein Geſandter, in ſorglichen Um-
ſtaͤnden, um militariſchen Schuz anſucht, wird
ihme damit nach Befinden willfahrt.


§. 143.


Ein Geſandter kan nichts verlangen, was
der Landes- oder Orts-Verfaſſung zuwider iſt;
wenigſtens nicht als eine Schuldigkeit.



§. 144.


Ein Geſandter behaͤlt ſeine Rechte, biß er
wieder aus dem Land iſt.


§. 145.
[99]Von Geſandtſchafften.

§. 145.


Aber nicht, wann er, nach abgelegtem Cha-
racter doch noch in demſelben verbleibt.



Gerechtſame in Anſehung ſeiner
Perſon.


§. 146.


Geſandte vom erſten Rang bekommen den
Titul: Excellenz;


Doch nicht von denen Souverainen ſelbſt.


§. 147.


Wann ein Geſandter auch Fuͤrſtlichen Stan-
des iſt, (aber kein Prinz vom Gebluͤt, oder ein
alter Teutſcher Fuͤrſt,) bekommt er nur den
Titul: Excellenz.



§. 148.


Geſandten vom zweyten Rang, als ſolchen,
kommt der Excellenz-Titul nicht zu:


Wohl aber kan ein oder anderer ihn in be-
ſonderer Ruͤck- oder Abſicht bekommen.


Auch fangt man an einigen mittleren Hoͤfen
an, ſich darinn nachgiebiger zu bezeugen, als
biß dahero uͤblich ware.


§. 149.


Andere Geſandte bekommen den Titul: Ge-
ſandter,
oder: Abgeſandter, oder reſp. Mi-
niſter,
oder: Reſident, oder ihr ſonſtiges
Amtspraͤdicat.


G 2Ga-
[100]5. Capitel.

Gerechtſame in Hofſachen.


§. 150


Alle Geſandte werden zu denen oͤffentlichen
Feyerlichkeiten des Hofes, daran ſie ſtehen, ein-
geladen:


Und erſcheinen ſo dann dabey auf eine ge-
ziemende Art.


§. 151.


Ein Geſandter kan ſich aber nicht ſelbſt bey
Gelegenheiten eindringen, die nur fuͤr des Sou-
verains Familie beſtimmet ſeynd.



§. 152.


Wegen des Zutritts in die Herrſchafftliche
Zimmer, u. d. hat ſich der Geſandte ordentli-
cher Weiſe nach der Etiquette des Hofes, an
dem er ſich befindet, zu richten.


§. 153.


So auch in Anſehung der ordentlichen Cour-
taͤge, Aſſembleen, Operen, Comoͤdien, u. d.


§. 154.


Ob und wann der Herr fremde Geſandte
ordentlich- oder auſſerordentlicher Weiſe mit
Sich, oder doch ſeiner Familie, ſpeiſen laſſen
wolle? davon laͤſſet ſich keine Regel geben, und
auch die Etiquette derer groſſen Hoͤfe iſt darinn
gar ſehr verſchiden.


§. 155.


Geſandten, welche von Hoͤfen abgeſchickt
ſeynd,
[101]Von Geſandtſchafften.
ſeynd, die mit zu der Familie des Souverains
gerechnet werden, kan man darinn zuweilen al-
lerley accordiren, welches anderen Geſandten
nicht widerfaͤhret.


§. 156.


Der Rang derer Geſandten kommt auf ver-
ſchidene Weiſe in Betracht; nemlich in Anſe-
hung 1. des Souverains, an den ſie accreditirt
ſeynd, 2. ihrer Principalen, 3. ihrer unter ſich
ſelbſten, und 4. des Hofes, an welchem ſie
ſtehen.


§. 157.


Kein Souverain gibt einem Geſandten,
wann er auch gleich vom erſten Rang waͤre,
die Oberhand in ſeinem, des Souverains, eige-
nem Quartier.


§. 158.


Doch verlangen die Ambaſſadeurs die Ober-
hand in der Churfuͤrſten Quartier, welche es
aber nicht eingeſtehen.



§. 159.


Mit denen alten Teutſchen Fuͤrſten haben
die Ambaſſadeurs einen gleichen Streit.


Die Churfuͤrſten haben zwar fuͤr die Am-
baſſadeurs geſprochen: Die Fuͤrſten proteſtiren
aber dagegen.



§. 160.


Auch halbſouveraine Herrn laſſen keinem
G 3Ge-
[102]5. Capitel.
Geſandten vom zweyten Rang in ihrem Quar-
tier die Oberhand.


§. 161.


In Anſehung der Familie des Souverains ꝛc.
ſeynd verſchidene Faͤlle und Grade der Geſand-
ten zu unterſcheiden; und auch alsdann iſt nicht
uͤberall alles ausgemacht.


§. 162.


Den Rang derer Geſandten, die von ver-
ſchidenen Hoͤfen an einerley Ort zu gleicher Zeit
gegenwaͤrtig ſeynd, betreffend; ſo richten ſich
die Geſandte in ſo fern, als er unſtreitig iſt,
darnach.


§. 163.


Iſt aber der Rang uͤberhaupt, oder doch an
einem gewiſſen Hof, oder Ort, ſtreitig; wird es
verſchidentlich gehalten; zumalen mit Geſandten
vom erſten Rang.


§. 164.


Zuweilen wird kein Ambaſſadeur geſchickt,
um Rangſtreitigkeiten mit einem andern Sou-
verain zu vermeiden.



§. 165.


Oder, wann der von einem Hof kommt,
gehet der andere ab.



§. 166.


Oder ſucht ſonſt auszuweichen.



§. 167.
[103]Von Geſandtſchafften.

§. 167.


Zuweilen aber haben Geſandte es auch ſchon
auf alle Extremitaͤten ankommen laſſen.



§. 168.


Den Rang der Geſandten unter ſich be-
treffend, iſt ſo vil ausgemacht:


Alle Geſandte von der erſten Claß haben
den Rang uͤber die von der zweyten; ihre Prin-
cipalen moͤgen ſonſt im Rang gegen einander
ſtehen, wie ſie wollen.


§. 169.


Belangend endlich den Rang derer Geſand-
ten in Betracht derer Groſſen an dem Hof, wo
die Geſandte ſtehen; ſo kommt es in Anſehung
der Geſandten vom erſten Rang auf die Ver-
ordnung oder das Herkommen jeden Hofes an;
in ſo ferne es dem Principalen des Geſandtens
nicht zuwider iſt.


§. 170.


Mit Geſandten vom zweyten Rang wird es
eben ſo gehalten.


An manchen groſſen Hoͤfen haben ſie da-
hero keinen gewiſſen Rang;


Oder er wird ihnen doch ſtreitig gemacht.



§. 171.


An mittleren Hoͤfen hingegen haben ſie,
nach Beſchaffenheit beederſeitiger Hoͤfe, bald ei-
nen hoͤheren bald einen geringeren Rang.


G 4Uebri-
[104]5. Capitel.

Uebriges Ceremoniel.


§. 172.


Ueberhaupt pflegt man das denen Geſandten
vom erſten Rang angedeyhende groſſe Ceremo-
niel die Honores Regios zu benennen.


§. 173.


Derſelben genieſſen alle Bottſchafftere derer
regierenden Koͤnige, wie auch ihrer Vormund-
ſchafften.



§. 174.


Unter denen Republiquen haben es die Ge-
ſandte von Venedig und die vereinigte Nider-
lande.


§. 175.


Die von Genua und der Schweiz aber ha-
ben es nicht uͤberall, noch in allen Umſtaͤnden.


§. 176.


Bottſchafftere doͤrffen ſich in Gegenwart
des Souverains, an den ſie geſchickt ſeynd,
bedecken.


Doch hat es Franckreich denen Schweizern
bißhero nicht geſtatten wollen.



§. 177.


Franckreich erlaubt es zwar ferner derer Ita-
liaͤniſchen groſſen Fuͤrſten Geſandten vom erſten
Rang:


Aber
[105]Von Geſandtſchafften.

Aber nicht derer Teutſchen Chur- und
Fuͤrſten.


§. 178.


Auch gehoͤret zu dem Ceremoniel derer Am-
baſſadeurs, daß ſie in Gala mit drey ſechsſpaͤn-
nigen Wagen nach Hof zu fahren pflegen.


§. 179.


Ingleichem, daß ſie in die innere Schloß-
hoͤfe, wo die Herrſchafften abſteigen, fahren
doͤrffen.



Religions-Uebung.


§. 180.


  • Quænam Prærogativæ, ex communi Gen-
    tium conſenſu, maxime quoad exerci-
    tium domeſticum Religionis, Legatis,
    Ablegatis extraordinariis \& Reſidenti-
    bus, in Terris Principum, ad quos miſſi
    ſunt, debeantur?
    in FabriEurop.
    Staatscanzl. 14. Theil, S.
    220.
  • Boehmer (Juſt. Henr.) de privatis Lega-
    torum Sacris.
    Halle, 1713. 4.

§. 181.


Allen und jeden Geſandten wird ohne An-
ſtand die privat-Uebung des Gottesdienſtes nach
denen Grundſaͤzen und Ceremonien ihrer Reli-
gion geſtattet:


Aber aus Schuldigkeit nur fuͤr ſich und
ihr Gefolg.


G 5§. 182.
[106]5. Capitel.

§. 182.


Gemeiniglich laͤſſet man auch fremden an
dem Ort befindlichen Perſonen von gleicher Re-
ligion zu, ſich diſes Gottesdienſtes ebenfalls zu
bedienen.


§. 183.


Wegen der Landesunterthanen hingegen,
die der herrſchenden Religion nicht zugethan
ſeynd, wird es verſchidentlich gehalten; und
man iſt an einerley Hof bald ſtrenger bald ge-
linder darinn.


§. 184.


Wann ein Geſandter in ſeiner berechtigten
Religions-Uebung geſtoͤhret wird, kan ſein Hof
Genugthuung fordern.



§. 185.


Der Geſandte muß aber auch nicht mehr
thun, oder geſtatten, als ihme gebuͤhret.



§. 186.


Evangeliſche Geſandte und ihr Gefolg koͤn-
nen an Catholiſchen Orten nicht genoͤthiget wer-
den, vor dem Venerabili niderzuknien:


Widrigen Falles iſt es eine Beleidigung.



Doch thun ſie wohl, wann ſie, ſo vil es
ſeyn kan, ausweichen.


So auch bey Proceßionen, u. d.


Mi-
[107]Von Geſandtſchafften.

Militariſche Ehrenbezeugungen.


§. 187.


  • ſ. Moser (Frid. Carl) die Rechte der Geſand-
    ten in Anſehung der militariſchen Ehrenbe-
    zeugungen in ſeiner klein. Schrifft. 6tem
    Band, S.
    347.

§. 188.


Geſandte vom erſten Rang koͤnnen militari-
ſche Ehrenbezeugungen verlangen:


Doch als Geſandte nicht eher, biß ihre Le-
gitimation geſchehen iſt.



§. 189.


Einem Hof laͤſſet ſich hierinn nicht wohl et-
was vorſchreiben.


§. 190.


So auch in Anſehung der Ehrenwache vor
dem Quartier.


§. 191.


Geſandte vom zweyten Rang erhalten an
groſſen Hoͤfen nichts dergleichen:


Wohl aber etwa an mittleren, nach Will-
kuͤhr.



Von Depechen und Courieren.


§. 192.


Geſandten, auch denen vom erſten Rang,
Frey-
[108]5. Capitel.
Freyheit vom Brieffporto angedeyhen zu laſſen,
iſt keine Schuldigkeit.


§. 193.


Wann ein Geſandter einen Courier abſchi-
cken will, kan man verlangen, daß er darum
anhalte.



§. 194.


Alsdann aber kan man ihme auch die Poſt-
pferde nicht verſagen;


Auſſer in gewiſſen Faͤllen.


§. 195.


Wegen Erbrechung Geſandtſchafftlicher De-
pechen hat das oben von den groſſen Herrn diß-
falls geſagte auch hier ſtatt.




Reele Gerechtſame.


§. 196.


Selten wird einem Geſandten, auch vom
erſten Rang, ein Quartier bey Hof gegeben;


Auſſer zuweilen auf dem Land.


§. 197.


Wohl aber wird ihme, auf Verlangen,
eines auf Befehl des Hofes angewiſen.


§. 198.


Ein Geſandter kan hingegen auch, bewand-
ten Umſtaͤnden nach, genoͤthiget werden, ein
gegen
[109]Von Geſandtſchafften.
gegen die Ordnung eigenmaͤchtig bezogenes
Quartier wieder zu raumen.


§. 199.


An einigen Hoͤfen haben gewiſſe Geſandte
ein beſtaͤndiges und eigenthumliches Quartier.


§. 200.


Geſandte vom erſten Rang haͤngen vor ih-
rem Quartier ihres Souverains Wappen auf.


„Von den Rechten der Geſandten in An-
ſehung der Wappen ihres Souverains,„ findet
ſich von meinem l. Sohn ein Aufſaz in denen
woͤchentl. Franckf. Abhandl. (1755.) S.
97.


§. 201.


Die Wohnung eines Geſandtens kan ordent-
licher Weiſe nicht mit militariſchem Quartier be-
leget werden:


Ob es aber (auſſer Nothfaͤllen,) nicht auch
ſonſt Abfaͤlle von diſer Regel gebe? ſtreitet man.


  • ſ. Meine Abhandl. verſchid. Rechtsmater.
    3. Band, S. 405.

§. 202.


Staats- und Privat- Verbrechern darff
hin und her kein Geſandtſchafftliches Quartier
zur Freyſtatt dienen; vil weniger die angelegene
Gegend.



Indeſſen wird es doch an manchen Orten,
ſonderlich zu Rom, behauptet.


ſ. Tho-
[110]5. Capitel.
  • ſ. Thomasius (Chriſtian.) de jure Aſyli
    Legatorum ædibus competente.
    Halle,
    1689. 4.
  • Upmarck (Jo.) oder der Reſp. Ol. Toer-
    ne,
    de Franchitia Quarteriorum, ſeu
    jure Aſyli apud Legatos.
    Upſal, 1706. 8.

§. 203.


Geſandte koͤnnen bey ihrer Ankunfft ſich
nicht ſchlechterdings der Viſitirung ihrer Ba-
gage entziehen.



§. 204.


Noch auch deſſen, was ſie nachhero zu ih-
rem angeblichem Gebrauch aus der Fremde
kommen laſſen.


§. 205.


Die Mobilien eines Geſandtens ſtehen or-
dentlicher Weiſe nicht unter der Gerichtbarkeit
des Staats, darinn er ſich befindet:


Wohl aber kan es auſſerordentlicher Weiſe
geſchehen.



Wagen.


§. 206.


Die Wagen derer Geſandten ſeynd ordent-
licher Weiſe keiner Durchſuchung, Arreſtie-
rung, oder anderer Gewaltthaͤtigkeit, unter-
worffen.


§. 207.
[111]Von Geſandtſchafften.

§. 207.


Wann aber Geſandte ihre Wagen her-
geben, Perſonen dadurch heimlich aus dem Land-
oder etwas verbottenes in ein Ort zu bringen,
iſt man nicht ſchuldig, es zu leiden.




Zoll, Accis, u. d.


§. 208.


Von der Zollfreyheit der Geſandten, iſt von
meinem l. Sohn ein Aufſaz in denen woͤchentl.
Franckf. Abhandl. (1755.) S.
177. zu leſen:
Noch ausfuͤhrlicher iſt


  • Seine Abhandlung von der Zoll- und Accis-
    Freyheit der Geſandten; in ſeinen klein.
    Schrifft. 7. Band, S.
    1.

§. 209.


Ein Souverain kan, wann er will, einen
Geſandten wohl zu Bezahlung des Zolls, oder
Acciſes, oder beeder, anhalten; nur muß er
alsdann auch ſich nicht daruͤber beſchweren,
wann man es denen Seinigen eben ſo macht.



§. 210.


Meiſtens ſiehet man alles dergleichen nach;
oder gibt doch eine gewiſſe Verguͤtung dafuͤr.


§. 211.


Im Teutſchen Reich hat es in Anſehung
der
[112]5. Capitel.
der Reichs- und Craystaͤge dißfalls ſeine be-
ſondere Geſeze; welche ſich aber nicht auf frem-
de Geſandte erſtrecken.



Beleidigung eines Geſandtens.


§. 212.


Ein Geſandter, der beleidiget zu ſeyn glaubt,
kan Genugthuung fordern:


§. 213.


Dabey kommt viles darauf an, von wem die
Beleidigung herruͤhre, oder doch geſtattet wor-
den, wie auch auf andere Umſtaͤnde, z. E.
Trunck.



§. 214.


Nach Beſchaffenheit diſer Umſtaͤnde iſt auch
die Art, Genugthuung zu ſuchen und zu geben,
verſchiden.



§. 215.


Wann ein Geſandter von dem Souverain
ſelber, an den er geſchickt iſt, beleidiget wird,
muß er es die Herrn ſelber mit einander ausma-
chen laſſen.


§. 216.


Ob und in was fuͤr Faͤllen man gegen einen
Geſandten Repreſſalien brauchen koͤnne? iſt
eine ſchwere Frage, und es gehoͤren beſondere
Um-
[113]Von Geſandtſchafften.
Umſtaͤnde darzu, wann es mit Recht ſolle ge-
ſchehen koͤnnen.




Gerichtsſtand der Geſandten.


§. 217.


Ob und wie ferne ein Geſandter von der Ge-
richtbarkeit des Souverains, in deſſen Staat
er ſich aufhaͤlt, befreyet ſeye? iſt vil Streitens.


Davon ſeynd beſonders bey Gelegenheit der
Anno 1717. in Engelland und Holland arre-
ſtirten Schwediſchen Geſandten, vile Schriff-
ten herausgekommen. (1)


Vorzuͤglich wird hochgehalten:


  • van Bynkershoek (Corn.) de Foro Le-
    gatorum, tam in cauſa civili, quam cri-
    minali.
    Leyden, 1721. 8. auch Franzoͤ-
    ſiſch, Amſterdam, 1723. ꝛc. 8.

§. 218.


Wann ein Geſandter im Trunck etwas be-
geht, kommt vil auf die Umſtaͤnde an.



§. 219.


Einen Geſandten Schulden wegen anzuhal-
ten, iſt wenig gewoͤhnlich, und kan leicht als
eine Beleidigung aufgenommen werden.



§. 220.
H
[114]5. Capitel.

§. 220.


Offt laſſen Geſandte, ehe ſie abreiſen, oͤffent-
lich bekannt machen, wer etwas an ſie zu for-
deren habe, ſolle ſich melden.



§. 221.


Wann ein catholiſcher Geſandter wegen
Kirchenverbrechen in den Kirchenbann verfaͤllt,
darff er, wann er vom erſten Rang iſt, waͤh-
render ſolcher Zeit keinen Hofdienſt thun: Uebri-
gens muß er es mit der Geiſtlichkeit ausmachen.



§. 222.


Civil-Vergehungen wegen wird man ſich
ſchwerlich einer Gerichtbarkeit uͤber einen Ge-
ſandten anmaſſen; ſondern es lieber etwa an
ſeinen Principalen gelangen laſſen.


§. 223.


Wann ein Geſandter ein privat-criminal-
Verbrechen begehet, oder doch deſſen hoͤchſtver-
daͤchtig iſt, darff man (wann man will,) ihn
wohl in Arreſt nehmen, um ihn ſeinem Herrn
auszulifern.



§. 224.


Gegen einen Geſandten, der ſich an der
Perſon des Souverains, bey dem er ſich befin-
det, mit Worten, oder ſonſt, vergreifft, kan
ſich der Souverain zum Theil ſelbſt Recht ſchaf-
fen,
[115]Von Geſandtſchafften.
fen, zum Theil von des Geſandtens Principa-
len Genugthuung fordern.



§. 225.


Ein Geſandter, der ſich eines Stactsver-
brechens ſchuldig macht, kan arreſtirt und fort-
geſchaffet werden.



§. 226.


Auch kan man ſich ſeiner Brieffſchafften be-
maͤchtigen; nach beſchaffenen Umſtaͤnden, mit
Unterſchid.



Abſterben.


§. 227.


Ein Geſandter, ſo ein Teſtament machen
will, iſt in Anſehung deſſen Form nicht an die
Landesgeſeze gebunden.


  • Kayser (Joh. Frid.) de Legato Teſtatore.
    Gieſſen, 1740. 4.
  • Wildvogel (Chriſtian.) de Teſtamento
    Legati.
    Jena, 1711. 4.

§. 228.


Wann ein verſtorbener Geſandter nicht der
Landesreligion zugethan iſt, muß ihme entwe-
der ein Standesmaͤßiges ehrlich- und oͤffentli-
ches Begraͤbniß verſtattet- oder aber erlaubt
werden, den Coͤrper frey anderwaͤrtshin abfuͤh-
ren zu doͤrffen.


H 2§. 229.
[116]5. Capitel.

§. 229.


Einige Hoͤfe wollen in der verſtorbenen Ge-
ſandten Quartier ſich der Obſignation oder
Sperr der hinterlaſſenen Erbſchafftsſtuͤcke, auch
wohl der Inventur und Theilung, annehmen;
andere Hoͤfe aber ſolches nicht leiden.



Allenfalls gebrauchet man gegen einen ſolchen
Hof Repreſſalien in gleichen Faͤllen.



Enthaltung des Hofes ꝛc.


§. 230.


Wann zween Hoͤfe uͤbel mit einander ſtehen,
und man beſorgt, daß es endlich zu Weitlaͤuff-
tigkeiten ausſchlagen moͤge; ſo enthaͤlt ſich ein
Geſandter oͤffters freywillig entweder nur der
Beſuchung des Hofes, oder auch gar des Um-
gangs mit den Miniſtern.


§. 231.


Hinwiederum aber dißimuliren es zuweilen
auch beyde Theile, daß es auf einem Bruch ſte-
he, der Geſandte wird freundſchafftlich behan-
delt, wie zuvor, und er erſcheinet bey Hof und
denen Miniſtern, wie zuvor.



Enthaltung anderer Geſandten.


§. 232.


Wann Geſandte verſchidener Hoͤfe, die ſehr
mit einander zerfallen- oder gar in wuͤrcklichem
Krieg
[117]Von Geſandtſchafften.
Krieg gegen einander begriffen ſeynd, ſich an
dritten Orten beyſammen befinden, enthalten
ſie ſich entweder ſelbſt alles Umgangs mit einan-
der, oder bekommen auch ausdruͤcklichen und
oͤffentlichen Befehl darzu.




Verbot des Hofes.


§. 233.


Fremden Geſandten wird zuweilen die Be-
ſuchung des Hofes, an dem er ſtehet, verbot-
ten.


§. 234.


Es geſchiehet aus einem Mißvergnuͤgen uͤber
den Geſandten, oder uͤber deſſen Principalen.


§. 235.


Auch die Art, es ihme zu bedeuten, kan
mehr oder weniger hart ſeyn.


§. 236.


Das Verbott, auch mit den Miniſtern des
Hofes, an dem er ſich befindet, keinen Umgang
zu pflegen, gehet noch weiter.



Endigung der Geſandtſchafft.


§. 237.


In Anſehung der Endigung der Geſandt-
ſchafft iſt ein Unterſchid zwiſchen der Geſandt-
ſchafft ſelbſt, und des Geſandtens Perſon.


§. 238.


Manchmalen dauert eine Geſandtſchafft lang
H 3oder
[118]5. Capitel.
oder beſtaͤndig fort; nur wird von Zeit zu Zeit
die Perſon abgewechſelt.


§. 239.


Diſes nun hat bey gewiſſen Staaten ſeine
beſtimmte Zeit.



§. 240.


Oder kommt auf des Principals willkuͤhrli-
ches Belieben an.


§. 241.


Gar offt hat die ganze Geſandtſchafft ein
Ende, ſo bald das dem Geſandten aufgetragene
Ceremoniel- oder Staatsgeſchaͤfft zu Ende- oder
reſp. in demſelben dermalen nicht weiter fortzu-
kommen iſt.



Abberuffung eines Geſandtens.


§. 242.


So lang ein Geſandter kein Zuruͤckberuf-
fungs-Schreiben erhaͤlt, bleibt er Geſandter
und ſein Creditiv bey Kraͤfften, wann er auch
gleich lange Zeit von dem Hof abweſend iſt.


§. 243.


Wann ein Geſandter zuruͤckberuffen wird,
geſchiehet es entweder freywillig, oder auf Ver-
langen des Hofes, an dem er ſtehet, und wel-
chem des Geſandtens Perſon nicht anſtehet.


§. 244.


Wegen verlangter Zuruͤckberufung eines
un-
[119]Von Geſandtſchafften.
unangenehmen Geſandtens ſezt es zuweilen
Streit.



§. 245.


Es verreiſet auch wohl ein Geſandter, in
Hoffnung, oder unter dem Vorgeben, daß er
wieder kommen werde, uͤberſchickt aber hernach
ſein Abberuffungs-Schreiben, nimmt ſchrifft-
lich Abſchid, erhaͤlt ſein Recreditiv nachgeſchickt,
ſo auch reſp. das Praͤſent.


§. 246.


Die Zuruͤckberuffung geſchiehet durch ein
Rappelſchreiben an den Herrn, oder Staat,
bey dem ſich der Geſandte bißhero befunden hat.


§. 247.


Diſes wird ſo dann in einer ſich ausgebete-
nen und verſtatteten Abſchids-Audienz uͤber-
geben:


Zuweilen dabey zugleich auch der neue Ge-
ſandte dem Souverain ꝛc. vorgeſtellt.


§. 248.


Darauf erhaͤlt der abgehende Geſandte ein
Recreditiv an ſeinen Principalen:


Welches er zuweilen, wann es nicht gut
fuͤr ihn lautet, nicht annimmt.


§. 249.


Ein Paß zur Ruͤckreiſe iſt nicht noͤthig,
aber raͤthlich.


H 4§. 250.
[120]5. Capitel.

§. 250.


Geſandte vom erſten Rang pflegen meiſtens
von dem fremden Souverain zugleich ein Praͤ-
ſent zu erhalten.


§. 251.


An einigen Orten, oder in einigen beſonde-
ren Angelegenheiten, bekommen auch Geſandte
vom zweyten Rang, beſonders Miniſtres Ple-
nipotentiaires,
dergleichen.


§. 252.


An vilen Orten haben dergleichen Praͤſente
ein- vor allemal ihren beſtimmten Werth:


Oeffters aber gehet man auch, aus beſonde-
ren Urſachen, davon ab, und erhoͤhet ihn.


§. 253.


An einigen Orten beſtehet das Geſchenck in
baarem Geld, oder in einer guͤldenen Kette; an
anderen in Portraiten, oder Ringen, oder Do-
ſen mit Brillianten, ꝛc. oder andern Sachen.


§. 254.


Zuweilen bekommen auch die Gemahlin,
oder der Legations-Secretarius, ꝛc. etwas.



Weggehen ohne Abſchid.


§. 255.


Es traͤget ſich zuweilen zu, daß einem Ge-
ſandten von ſeinem Hof befohlen wird, er ſolle,
ohne ſich zu beurlauben, weggehen; wie ſon-
derlich
[121]Von Geſandtſchafften.
derlich vor oder bey Ausbruch eines Krieges ge-
ſchiehet.


§. 256.


Er notificirt es ſo dann entweder (bald
muͤndlich, bald ſchrifftlich,) dem Miniſterio;
oder unterlaͤſſet auch diſes.



Wegſchaffung der Geſandten.


§. 257.


Es gibt forderiſt eine Art der Ausweiſung
eines Geſandtens, die nichts uͤbles anzeigt, ſon-
dern bloß der Verfaſſung des Reichs bey gewiſ-
ſen Umſtaͤnden gemaͤß iſt.


§. 258.


Z. E. Bey Roͤm. Kayſerwahlen koͤnnen
fremde Geſandte, (ſo keine Diſpenſation erhal-
ten,) ſich nicht entbrechen, uͤber die Wahl ſich
aus der Statt zu begeben.


§. 259.


Ein ganz anderes aber iſt, einen Geſandten
voͤllig von Hof und aus dem Lande wegſchaffen.


  • ſ. von Moser (Frid. Carl) Abhandlung von
    Ausſchaffung der Geſandten, und was der-
    ſelben anhaͤngig; nach den Grundſaͤzen
    des Europaͤiſchen Voͤlcker- und Teutſchen
    Staatsrechts; in ſeiner klein. Schrifft.
    8. Band, S. 81. 9. Band, S.
    1.

§. 260.


Bey einem ausbrechenden Krieg werden
H 5meiſtens
[122]5. Capitel.
meiſtens die Geſandten entweder zuruͤckberuffen,
oder fortgeſchafft.


§. 261.


So auch Geſandte, die ſich ſchwere Ver-
brechen haben zu Schulden kommen laſſen.


§. 262.


Ob der Roͤm. Kayſer allein, ohne das Reich,
fremde Geſandte von dem teutſchen Reichstag
wegſchaffen koͤnne? ſtreitet man: Der Kayſer
iſt aber im Beſiz.



Des Geſandtens Gefolg.


§. 263.


Eines Geſandtens Gemahlin hat an ihres
Gemahls Pflichten und Gerechtſamen Antheil,
ſo weit ſie es faͤhig und es an jedem Hof her-
kommlich iſt.


  • ſ. Moser (Frid. Carl) die Geſandtin nach ih-
    ren Rechten und Pflichten; in ſeiner klein.
    Schrifft. 3ten Band, S.
    133. auch
    Franzoͤſiſch, 1754. 8.

§. 264.


Wie lang eines Geſandtens Wittwe ſich ih-
res verſtorbenen Gemahls Gerechtſamen zu er-
freuen habe? davon findet ſich ein Aufſaz in
meiner Abhandl. verſchid. Rechtsmater. 2.
Band, S.
438.


§. 265.


Von der uͤbrigen Familie eines Geſandtens
bey
[123]Von Geſandtſchafften.
bey ſeinem Leben und nach ſeinem Tode iſt eben
das zu ſagen, wie von der Gemahlin.


§. 266.


In Formirung ſeines kleinen adelichen und
anderen Hofſtaats haben Geſandte, ſo derglei-
chen halten, meiſtens freye Haͤnde.


§. 267.


Nur darff ein Geſandter meiſt keine bewaffnete
Mannſchafft in ſeinem Gefolg haben, vil weni-
ger ſich derſelbigen wuͤrcklich bedienen.



§. 268.


Ein Legations-Secretarius und ein Secre-
tarius des Geſandtens ſeynd nicht mit einander
zu vermengen.


§. 269.


Abſonderlich ſtehen die Venetianiſche Lega-
tions-Secretarii in groſſem Anſehen.


§. 270.


Wann man Beſchwerden uͤber Perſonen
von eines Geſandtens Gefolg hat, darff man
ſich nicht ſelbſt Recht ſchaffen; ſondern muß es
von dem Geſandten, oder ſeinem Hof, erwarten.



  • Willenberg (Sam. Frid.) de Jurisdictione
    Legati in Comites ſuos.
    Danzig, 1705. 4.

§. 271.


Wann Jemand von dem Gefolge eines
Ge-
[124]5. Capitel.
Geſandtens etwas criminelles begehet, iſt die
Landesherrſchafft befugt, ſolche Perſon in Arreſt
zu nehmen, um ſie dem Geſandten auszulifern.


§. 272.


Diſer aber thut ſo dann am beſten, wann
er (wo es geringe Bediente betrifft,) ſie ſo
gleich ſeiner Dienſte entlaͤßt und der ordentlichen
Obrigkeit uͤbergibt.


Oder er kan ſie auch verwahrlich in ſein
Land ſchicken, und ihre Beſtrafung ſeinem Sou-
verain uͤberlaſſen.



§. 273.


Gehet aber ein Souverain oder Staat hier-
inn zu weit; ſo proteſtirt man einſtweilen da-
gegen, und braucht ſo dann bey Gelegenheit
Repreſſalien.



Offentliche Perſonen.


§. 274.


Zu denen oͤffentlichen oder privilegirten Per-
ſonen gehoͤren folgende:


§. 275.


Allerley Arten von Raͤthen, welche mit ei-
nem Creditiv verſehen ſeynd, daskeinen Geſand-
ten- oder Bevollmaͤchtigten-Character enthaͤlt.


Sie werden alsdann, nach ihrigem ſonſti-
gen Amt accreditirte Hof-Legations-Regie-
rungsraͤthe, u. ſ. w. genannt.


§. 276.
[125]Von Geſandtſchafften.

§. 276.


Von denen Miniſtern und Reſidenten iſt
ſchon vorhin geredet worden.


§. 277.


Chargés des Affaires, oder Geſchaͤfftstraͤ-
gere eines Staats, gehoͤren auch hieher.


Sie werden hoͤher gehalten, als die Lega-
tions-Secretarien;


Und ſie haben den Zutritt in die Geſellſchaff-
ten, dahin Geſandte kommen.



§. 278.


Legations-Secretarii, welche an einem Hof
ſtehen, daran ſich kein Geſandter von ihrem
Principalen befindet, ſeynd auch offentliche Per-
ſonen.


§. 279.


Alle mit keinem Creditiv verſehene Perſo-
nen bekommen Addreßſchreiben an das Mini-
ſterium des Hofes, dahin ſie gehen.


§. 280.


Agenten ſeynd, nach Beſchaffenheit der Um-
ſtaͤnde, bald etwas weniger als die Chargés
des Affaires,
bald Gerichtsperſonen, bald ſon-
ſtige Unterthanen des Staats: Die erſte ſeynd
offentliche Perſonen.


§. 281.


General-Conſuls ſeynd etwa denen Reſi-
denten gleich zu ſchaͤzen.


Gemei-
[126]5. Capitel.

Gemeine Conſuls, ſo nicht Unterthanen des
Staats ſeynd, in welchen ſie ſich aufhalten,
ſeynd auch offentliche Perſonen.


§. 282.


Vertraute Perſonen, die ein Herr in der
Stille in Fridens- oder Kriegs-Zeiten an ein
andern ſchickt, werden, ſo vil des geheim-hal-
ten ihres Amtes und Geſchaͤffts erlauben, ihrem
Stand gemaͤß tractirt.


§. 283.


Couriere ſeynd Perſonen, ſo einzelner Ge-
ſchaͤffte wegen ſchnell hin und her verſchicket
werden.


  • ſ. Mosers (Frid. Carl) der Courier, nach
    ſeinen Rechten und Pflichten; in ſeiner
    klein. Schrifft. 4tem Band, S. 177.

§. 284.


Auch unter ſolchen koͤnnen angeſehene Per-
ſonen ſeyn, denen man ſo dann ihrem Stand
gemaͤß begegnet.


§. 285.


Ein Courier, der ſicher reiſen will, muß
oͤffentlich reiſen und mit einem Paß verſehen
ſeyn.


§. 286.


Arreſtier- oder gar Ermordung derer Couriere
verurſacht groſſe Erbitterung.



§. 287.


In Kriegszeiten paßieren Trompeter oder
Trom-
[127]Von Geſandtſchafften.
Trommelſchlaͤger in gewiſſen Faͤllen auch als
oͤffentliche Perſonen.



§. 288.


Alle offentliche Perſonen ſtehen unter einem
mehreren Schuz, als andere Fremde.


§. 289.


Aber die wenigſte haben einiges Ceremoniel,
oder andere Geſandtſchafftliche Gerechtſamen,
zu genieſſen.



Durchreiſende Geſandte.


§. 290.


In Fridenszeiten kan man dritter Machten
Geſandten, die durch ein Land reiſen wollen,
den Durchzug ordentlicher Weiſe nicht abſchla-
gen:


§. 291.


In Kriegszeiten aber iſt man nicht ſchuldig,
feindliche Geſandten durch ſein Land in einen
dritten Staat paßieren zu laſſen.



§. 292.


Man iſt ferner nicht ſchuldig, die Abgeord-
nete ſolcher Regenten oder Staaten, die nicht
als rechtmaͤßig regierend oder unabhaͤngig be-
han delt werden, als Geſandte zu tractieren.


§. 293.


Eben ſo wenig iſt man ſchuldig, die an ſol-
che
[128]6. Capitel.
che Regenten oder Staaten Abgeordnete als Ge-
ſandte zu behandlen, wann man ſelbige noch
nicht als rechtmaͤßige oder unabhaͤngige Regen-
ten oder Staaten erkannt hat.


§. 294.


Hingegen iſt man auch nicht ſchuldig, ſol-
che Abgeordnete ſogleich wegzuſchaffen, oder
auszulifern, wann es ein Herr oder Staat ver-
langt, der ſie als Rebellen behandelt.




Sechſtes Capitel.
Von der Souverainen Landen und
Meeren.



Neue ſouveraine Lande.


§. 1.


In langer Zeit ſeynd nicht weiter, als zwey
Lande, ſo vorhin von einem anderen
Staat abhaͤngig waren, auf einmal als unab-
haͤngig erklaͤret worden; nemlich das damalige
Herzogthum, und nunmehrige Koͤnigreich,
Preuſſen; ſo dann die Crimmiſche Tartarey.


§. 2.


Auch ſeynd etliche Staaten, die ſich reſp.
nach und nach, von dem Reich, zu dem ſie vor-
hin
[129]Von Landen und Meeren.
hin gehoͤret hatten, losgemacht haben, endlich
von ihren vormaligen Herrn und dem uͤbrigen
Europa als unabhaͤngig erkannt worden; nem-
lich die Eydgenoſſenſchafft, oder Schweiz, ſo
dann die vereinigte Niderlande.


§. 3.


Ferner haben verſchidene Staaten, welche
vorhin zwar bereits als unabhaͤngig paßierten,
aber mit anderen Landen unter einerley Regen-
ten ſtunden, eigene Regenten bekommen, und
machen nun einen beſonderen ſouverainen Staat
aus; als: Sicilien und Sardinien.


§. 3.



Lande in und auſſer Europa.


§. 4.


Die Lande derer Europaͤiſchen Souverainen
werden getheilt in die, ſo ſie in Europa, oder
auſſer demſelben, beſizen.


§. 5.


Mancher Souverainen Europaͤiſche Lande
haben (mehr oder weniger,) abgenommen;
nemlich die von Oeſterreich, Polen, Schwe-
den, Spanien, und die Pfotte:


Zu- hingegen haben genommen die von Daͤ-
nemarck, Franckreich, Großbritannien, Oeſter-
reich, Preuſſen, Rußland, Savoyen.


§. 6.


Auſſerhalb Europa haben an Landen zuge-
Jnommen
[130]6. Capitel.
nommen Großbritannien, und in etwas Daͤne-
marck.


Abgenommen hingegen haben Franckreich
und Spanien.


§. 7.


Alles diſes geſchahe theils, und meiſtens,
durch Kriege, theils durch andere Zufaͤlle, und
darauf erfolgte Vertraͤge.



Allerley Gattungen von Landen.


§. 8.


Gemeinſchafftliche Lande oder Gebiete zwi-
ſchen verſchidenen Souverainen kommen ſehr
wenige und nur im kleinen vor.



§. 9.


Und eben ſo auch getheilte Lande oder Ge-
biete.



§. 10.


Einige Souverains haben Stuͤcke von ihren
unabhaͤngigen Landen in eines anderen Staats
Bezirck ligen:




Der Lande Abtrettungen, Vertauſchungen,
Verpfaͤndungen.


§. 11.
[131]Von Landen und Meeren.

§. 11.


Eine freywillige Abtrettung eines unabhaͤn-
gigen Landes an einen anderen Staat iſt etwas
ſehr ſeltenes; doch nicht ohne alles Beyſpil.



§. 12.


Vertauſchungen einiger kleinen Stuͤcke gegen
einander kommen zwar wohl auch vor: Aber
ebenfalls gar ſelten.



§. 13.


Und noch ſeltener ganzer unabhaͤngiger
Staaten.



§. 14.


Verſezungen eines ganzen unabhaͤngigen
Landes, oder eines Stuͤcks davon, kommen
ebenfalls ſelten vor.



Es koͤnnen auch leicht Streitigkeiten daraus
entſtehen.




Graͤnzſachen.


§. 15.


Vile Souverainen von Europa haben mit
ihren Nachbarn Graͤnzſtreitigkeiten; welche bald
mehr bald weniger zu bedeuten haben.



J 2§. 16.
[132]6. Capitel.

§. 16.


Manche derſelbigen ruhen meiſtens, und
kommen nur zuweilen zum Vorſchein, gehen
auch bald wieder voruͤber.


§. 17.


Andere hingegen ſeynd ernſthaffter betriben
worden, und haben Gelegenheit zu Kriegen, oder
anderen ſchweren Thaͤtlichkeiten, gegeben.



§. 18.


Theils Staaten haben ihre Graͤnzen durch
eigene, (manches beſondere enthaltende,) Bar-
riere-Tractaten ſicher zu ſtellen geſucht.




Diſpoſitionen uͤber dritte Lande.


§. 19.


Ordentlicher Weiſe koͤnnen Souveraine nicht
uͤber eines dritten Staats Lande diſponiren:


Indeſſen gibt es aber mehrere, zum Theil
ausnehmende, Beyſpile, da es dannoch ge-
ſchehen iſt.



Lan-
[133]Von Landen und Meeren.

Lande der Wilden.


§. 20.


Die Europaͤiſche Souverains halten fuͤr er-
laubt, wann ſie in anderen Welttheilen feſtes
Land oder Inſuln antreffen, welche noch von
keiner andern Europaͤiſchen Nation in Beſiz ge-
nommen worden ſeynd, ſelbige fuͤr ſich in Be-
ſiz zu nehmen.


§. 21.


Doch wollen es nicht alle Souverains in
Anſehung ſolcher Inſuln ꝛc. geſtatten, welche
ihren dortigen Staaten zu nahe ligen, und Ge-
fahr bringen koͤnnten.




Meere.


§. 22.


Ob und wie ferne das Meer einer Oberherr-
ſchafft faͤhig ſeye? wurde ins beſondere im vori-
gen Jahrhundert zwiſchen Engelland und denen
vereinigten Niderlanden geſtritten. (1)


Die heutige Grundſaͤze derer Europaͤiſchen
Souverainen kommen darauf hinaus.



§. 23.


So weit das Meer von dem Land aus mit
J 3Ca-
[134]6. Capitel.
Canonen beſtrichen werden kan, wird es mit zu
den Kuͤſten und dem veſten Land gerechnet.


§. 24.


Wo und in ſo ferne ein Souverain in dem
Stand iſt, die an ſeine Staaten graͤnzende
Meere auf einige (nicht beſtimmte,) Diſtanz,
zu ſchuͤzen, wird ihme auch nicht leicht die Ober-
herrſchafft davon ſtreitig gemacht.



§. 25.


Meerbuſen, die von eines einigen Herrn
Landen umſchloſſen werden, ſtehen unter ihme.


§. 26.


Wann aber deren Kuͤſten von mehreren Na-
tionen bewohnet werden, geſtehet man einer eini-
gen derſelben keine ſolche Oberherrſchafft zu.



§. 27.


Einige Meerengen werden als frey erkannt.



§. 28.


Bey anderen hingegen iſt ein Souverain im
Beſiz einer Oberherrſchafft derſelbigen.


§. 29.


Des Canals zwiſchen Großbritannien,
Franckreich und den vereinigten Niderlanden
Oberherrſchafft ſchreibet ſich zwar Großbritan-
nien zu: Es kommt aber doch offt vil auf die
uͤbrige Zeit-Umſtaͤnde an.


§. 30.
[135]Von Landen und Meeren.

§. 30.


Die Mittellaͤndiſche, auch Nord- und Oſt-
See, ingleichem die groſſe Weltmeere, ſeynd
allen Voͤlckern gemein; in ſo ferne nicht beſon-
dere Vertraͤge in einigem eine Ausnahm und
Abfaͤlle verurſachen.



Haͤven.


§. 31.


Daß ein Souverain da oder dort keinen Ha-
ven anlege, oder einen vorhandenen in gewiſſe
Umſtaͤnde zuruͤckſeze, kan wohl durch Vergleiche
erhalten werden: Auſſer deme aber iſt es keine
Schuldigkeit.



§. 32.


Wegen des einlauffens in einen Haven, des
Verhaltens waͤhrenden Aufenthalts darinn,
und des wiederauslauffens macht jeder Souve-
rain Geſeze, wie er will; denen ſich auch Aus-
waͤrtige gemaͤß bezeugen muͤſſen.


§. 33.


Doch werden auch vilfaͤltig zwiſchen einigen
Nationen in denen Handlungs- und Schiff-
fahrts- oder anderen Tractaten Abreden deßwe-
gen genommen.


§. 34.


Von denen Freyhaͤven werde ich Cap. 14.
reden.


J 4Ver-
[136]6. Capitel.

Verlezung des Gebiets.


§. 35.


Die Verlezung des Gebiets iſt, wann ein
Souverain in eines dritten Souverains Landen
oder Meeren in Fridenszeiten etwas unternimmt,
ſo des erſteren Gerechtſamen nachtheilig iſt.



§. 36.


Diſes kan auf gar vilerley Weiſe geſchehen:
Vornemlich gehoͤren dahin folgende Stuͤcke.


§. 37.


Gewaffneter Einfall in ein Land; eigen-
maͤchtiger gewaffneter Durchzug; eigenmaͤchti-
ge Beſezung der Veſtungen; eigenmaͤchtige
Einquartierung, u. ſ. w.


§. 38.


Eigenmaͤchtige Verfolgung der Uebelthaͤter
in ein fremdes Gebiet; oder auch eigenmaͤchtige
Abhohlung derſelben, oder der Landesuntertha-
nen, oder anderer dritter Perſonen, daraus; zu-
malen mit groſſer Gewalt.


§. 39.


Heimliche Werbungen; zumalen wo dabey
Gewalt gebraucht wird.


§. 40.


Allemal iſt die Verlezung des Gebiets eine
Beleidigung; welche aber, nach Beſchaffenheit
der Umſtaͤnde, bald groͤſſer bald geringer iſt.


§. 41.
[137]Von Landen und Meeren.

§. 41.


Nach denſelbigen, wie auch derer Parthien,
ſo es mit einander zu thun haben, laͤſſet man es
ſo dann entweder bloß bey einer Proteſtation
oder Beſchwerde bewenden, oder fordert Genug-
thuung, oder nimmt ſich ſolche ſelbſt.



§. 42.


Mehreres, ſo auch in diſes Capitel einſchlaͤ-
get, kommt unten in denen Materien von Ga-
rantien und Anſpruͤchen vor.



Sibendes Capitel.
Von der Souverainen Bedienten und
Unterthanen uͤberhaupt.



Unterthanen Reſpect gegen dritte
Souverains.


§. 1.


Unterthanen eines Souverains ſeynd einem
dritten Souverain zwar keine Treue und
Gehorſam, wohl aber Ehrerbietung und Re-
ſpect, in Schrifften, Worten und Wercken,
ſchuldig.


§. 2.


Wann ein Unterthan ſich dagegen verfehlt,
iſt ſein Herr ſchuldig, ihn zu einer billigen Ge-
J 5nug-
[138]7. Capitel.
nugthuung anzuhalten; nicht aber, ihn auszu-
lifern.



Einerley Perſon mehrfacher Unterthan.


§. 3.


Einerley Perſon kan zuweilen in Ruͤckſicht
auf ihre Geburt und Wohnung, ſo dann eines
tragenden Amtes, zu gleicher Zeit zweyerley
Souverainen Unterthan ſeyn.


§. 4.


Noch oͤffter traͤgt es ſich zu, daß einerley
Perſon in Anſehung verſchidener Guͤter mehrerer
Souverainen Unterthan iſt.


§. 5.


Diſes hat alsdann in Kriegszeiten manchma-
len beſchwerliche Folgen, und veranlaßt oͤffters
eine Colliſion der Pflichten.


§. 6.


Wann aber ein ehemaliger Unterthan ſeiner
dißfallſigen Pflichten auf eine rechtmaͤßige Weiſe
erlediget worden iſt, kan er hinfuͤro nicht an-
derſt, als wie ein fremder Unterthan, behandelt
werden.




Huldigung.


§. 7.


Alle Unterthanen ſeynd dem Souverainen
zur Erbhuldigungs-Pflicht verbunden.


§. 8.
[139]Von Bedienten und Unterthanen.

§. 8.


Wann aber eine auswaͤrtige Standesperſon
zugleich eines dritten Souverains Unterthan iſt,
wird in Anſehung der Formalitaͤt meiſtens in
etwas diſpenſirt.



Eingebohrene.


§. 9.


In allen Staaten pflegen die Eingebohrene
vor denen Auslaͤndern allerley Vorrechte zu ha-
ben, welche ihre Perſon, oder Vermoͤgen, oder
gewiſſe Aemter, oder die Abgaben, u. ſ. w.
betreffen.


§. 10.


Will man nun einen Fremden denen Einge-
bohrenen darinn gleichſtellen; ſo wird er natu-
raliſirt.


§. 11.


Es hat aber auch die Naturaliſation ihre gar
mercklich verſchidene Grade.



Rangſachen.


§. 12.


So wenig die Souverainen Selbſt groͤſten
Theils einen gewiſſen Rang unter ſich haben;
eben ſo wenig haben auch die ihnen untergebene
Nationen dergleichen:


Auſſer was das Roͤm. Reich dißfalls theils
hergebracht hat, theils verlangt.


§. 13.
[140]7. Capitel.

§. 13.


Eine Nation kan zwar wegen des Rangs
gewiſſer von ihren Mitglidern vor Fremden einen
Schluß faſſen; welchem ſo dann auch in ſolchem
Staat nachgegangen werden muß:


Er verbindet aber keine dritte Staaten.



§. 14.


Sondern jede Perſon von jeder Europaͤiſcher
Nation hat (wenigſtens an dritten Orten,)
allemal eben den Rang, welchen andere ihres
gleichens von allen anderen Nationen haben.


§. 15.


Doch leidet diſe Regul auch ihre Abfaͤlle.



§. 16.


Einem jeden Souverain ſtehet uͤbrigens frey,
ſeine eigene Unterthanen, nach Gefallen, in ge-
wiſſe Claſſen einzutheilen, oder ſie ſonſten zu
unterſcheiden, wie er will.


§. 17.


Jeder Herr oder Staat richtet ferner, wie
(ſchon obgedachter maſſen,) das Ceremoniel
uͤberhaupt, ſo auch die Rangordnung, an ſei-
nem Hof und in ſeinen Landen nach Gefallen
ein; und nach ſolcher muͤſſen ſich auch die Frem-
de richten.


§. 18.
[141]Von Bedienten und Unterthanen.

§. 18.


An einigen Hoͤfen ſeynd etwa nur ein paar
Gattungen Perſonen, die (auſſer ihrem Amt,)
einen gewiſſen Rang haben.


§. 19.


An theils Hoͤfen wird auch aller Hof-Civil-
und anderer Bedienten Rang nach einem ge-
wiſſen Grad des Rangs derer militar-Bedien-
ten, ſo ihnen beygeleget wird, beurtheilt.


§. 20.


Doch laͤſſet man bloß durchpaßierenden,
oder ſich kurze Zeit aufhaltenden, Fremden im
Rang, und ſonſt, meiſtens mehr Ehre wieder-
fahren, als ihnen auſſer deme gebuͤhrete.


Viceroys, ꝛc.


§. 21.


Vice-Rois, General-Gouverneurs und
Statthaltere, uͤber ganze unabhaͤngige, oder
doch ſonſt groſſe, Staaten, welche eine Art
von Repraͤſentativ-Character haben, genieſſen
waͤhrenden Amtes, auch nach dem Voͤlckerrecht,
manche ſonſt auderen Standesperſonen ihres
gleichen nicht zukommende Vorzuͤge in allerley
Sachen.




Chefs und Staatsbediente.


§. 22.


Die Maitres oder Chefs derer hoͤchſten Hof-
aͤmter,
[142]7. Capitel.
aͤmter, wann ſie geringer, als Fuͤrſtlichen Stan-
des ſeynd, bekommen den Titul: Excellenz.


§. 23.


So auch gewiſſe hohe Staatsbediente.


  • ſ. Mosers (Frid. Carl) Actenmaͤßige Ge-
    ſchichte der Excellenz-Titulatur; in ſeiner
    klein. Schrifft. 2. Band, S. 100. 3.
    Band, S.
    1.

§. 24.


An einigen Hoͤfen hat man einige Gattun-
gen und Claſſen von Excellenzien einfuͤhren
wollen.


§. 25.


Manche, ſo an einem mittleren Hof die
Excellenz unſtreitig haben, verlangen und be-
kommen ſie deßwegen doch an denen groſſen Hoͤ-
fen nicht.


§. 26.


Ein Souverain kan dem andern nicht vor-
ſchreiben, wen er in ſeinen Staatsgeſchaͤfften
gebrauchen ſolle: Er iſt hingegen aber auch
nicht ſchuldig, mit einem, der ihme nicht an-
ſtaͤndig iſt, in dergleichen Sachen handlen zu
laſſen.


§. 27.


Eines anderen Souverains Staatsbediente
und deren Subalternen zu beſtechen, vertheidi-
get man zwar eben nicht oͤffentlich, als etwas
erlaubtes; thut es aber dennoch zum oͤffteren.


Eigene
[143]Von Bedienten und Unterthanen.

Eigene Unterthanen.


§. 28.


Kein Unterthan kan ſich gegen einen dritten
Souverain weiter verpflichten, als ihme nach
ſeines Vaterlandes Verfaſſung erlaubt iſt.



§. 29.


Ob und wie ferne ein Unterthan ſich, ohne
ſeines Souverains Vorwiſſen und Bewilligung,
in eines anderen Staats civil- oder militar-
Dienſte begeben koͤnne? kommt auf jeden Staats
Verfaſſung an.


§. 30.


Abſonderlich kan ein Souverain gewiſſen
Gattungen von Perſonen verbieten, andere
Dienſte anzunehmen.


§. 31.


Ein Souverain kan das Reiſen ſeiner Un-
terthanen in fremde Lande einſchraͤncken.


§. 32.


So auch das heurathen auswaͤrtiger Per-
ſonen.



§. 33.


Ein Souverain kan ſeinen Unterthanen den
Umgang mit gewiſſen Perſonen an dritten Or-
ten verbieten.



§. 34.
[144]7. Capitel.

§. 34.


Jeder Souverain kan, ſo weit es ſeiner in-
neren Verfaſſung gemaͤß iſt, das emigriren ſei-
ner Unterthanen einſchraͤncken, oder gar ver-
bieten.




Fremde Unterthanen.


§. 35.


Fremden bedraͤngten Unterthanen zu Waſſer
und Land beyzuſpringen, haͤlt man zwar auch
dem Voͤlckerrecht gemaͤß zu ſeyn; doch bleibet
dabey viles willkuͤhrlich.



§. 36.


Fremden Unterthanen wird in Fridens- und
nicht-contagioſen Zeiten nirgends der Eintritt,
eine der Verfaſſung des Staats gemaͤſſe Durch-
reiſe, oder auch ein ſelbſtgefaͤlliger Aufenthalt
im Land, verſagt:


Doch gibt es auch mancherley Ausnahmen
hievon.


§. 37.


Ein Souverain darff fremde in ſeinen Staa-
ten ſich aufhaltende Unterthanen nicht unbilliger
Dingen an ihren Perſonen oder Guͤtern be-
ſchweren noch beleidigen.


§. 38.


Und ſo muß er ihnen auch gegen unbilligen
fremden Gewalt hinlaͤnglichen Schuz, ſo vil
moͤglich, angedeyhen laſſen.


§. 39.
[145]Von Bedienten und Unterthanen.

§. 39.


In gewiſſen Faͤllen kan ein Souverain frem-
den Perſonen, Schiffen, u. ſ. w. auf eine Zeit-
lang das abreiſen verbieten.


§. 40.


Im Nothfall bedienet man ſich auch frem-
der Unterthanen und ihrer Geraͤthſchafft zum
Dienſt des Staats; doch ordentlicher Weiſe
gegen eine billige Verguͤtung.



§. 41.


Jeder Souverain iſt zwar befugt, bekannt
machen zu laſſen, was fuͤr Freyheiten fremde
Unterthanen, ſo ſich in ſeinen Staaten niderlaſ-
ſen wollen, zu genieſſen haben ſollen:


§. 42.


Aber er iſt nicht befugt, Leute auszuſenden,
welche in anderer Souverainen Landen die Un-
terthanen aufmuntern, ihr Vaterland zu ver-
laſſen.



§. 43.


Widrigen Falles kan der Landesherr mit
aͤuſſerſter Schaͤrffe gegen ſolche Emiſſarien ver-
fahren.


§. 44.


In Fridenszeiten iſt kein Souverain befugt,
des anderen Unterthanen von dem Gehorſam
und der Treue gegen ihren Landesherrn, heim-
Klich
[146]7. Capitel.
lich oder oͤffentlich, zu verleiten, oder abzuhal-
ten.


§. 45.


Gleiche Beſchaffenheit hat es mit dem frem-
den fluͤchtigen oder anderen Unterthanen erthei-
lenden Schuz.



§. 46.


Desgleichen mit einem ihnen bewilligendeu
militariſchen oder anderen Beyſtand.



Abfaͤllige Unterthanen.


§. 47.


Wann Unterthanen ihrem bißherigen Sou-
verain den Gehorſam aufkuͤndigen, und ſich ſelb-
ſten fuͤr unabhaͤngig erklaͤren, kommt es auf
jeden dritten Souverain an, wie er ſich dabey
betragen wolle, ſo lang die Sache noch im
Streit iſt.



§. 48.


Wann er auch eine Zeitlang die eine Parthie
ergriffen hat, kan er deßwegen doch hernach
dieſelbe verlaſſen, und die andere erwaͤhlen.


§. 49.


Noch weniger kan ihme verarget werden,
wann er ſeine gute Dienſte anbietet, dergleichen
innerliche Kriege beylegen zu helffen.


§. 50.
[147]Von Bedienten und Unterthanen.

§. 50.


Erhaͤlt aber der Streit zulezt durch Guͤte
oder die Waffen ſeine Entſcheidung, pflegen es
andere Staaten auch dabey bewenden zu laſſen;
in ſo ferne ſie nicht ein beſonderes Recht oder
Intereſſe dabey haben.



§. 51.


Mehreres von den Rechten und Pflichten
eines Souverains 1. uͤber ſeine eigene Bediente
und Unterthanen, in Abſicht auf andere Sou-
verainen, 2. uͤber ſeine eigene Bediente und Un-
terthanen, ſo ſich in fremden Landen aufhalten,
3. uͤber fremde Bediente und Unterthanen, ſo
ſich in ſeinen Landen, oder 4. an dritten Orten,
befinden, kommt hernach vor, oder leidet der
Plaz nicht.



Achtes Capitel.
Von Religionsſachen.



Religionskriege.


§. 1.


Die Zeiten, da die chriſtliche Souverains
gemeinſchafftliche Sache mit einander
machten, um die chriſtliche Religion gegen die
Saracenen und Tuͤrcken zu vertheidigen, ſeynd
vorbey; auch iſt die Ottomanniſche Pforte der
K 2Chri-
[148]8. Capitel.
Chriſtenheit nicht mehr ſo furchtbar, als nur
noch biß zu Ende des vorigen Jahrhunderts.


§. 2.


Ja manche chriſtliche Souverains tragen
kein Bedencken, ſich mit der Pforte zu verbin-
den, um ein- oder anderer Chriſtlichen Souve-
rainen Macht zu ſchwaͤchen, zu zertheilen, oder
doch zuruͤck zu halten.


§. 3.


So ſeynd auch zu unſeren Zeiten in denen
einzelnen Europaͤiſchen Staaten nicht mehr, wie
vormals, innerliche Kriege unmittelbar um der
Religion willen gefuͤhret worden:


Mithin haben auch andere Machten nicht
mehr, wie vormals, Gelegenheit gehabt oder
genommen, an dergleichen Kriegen, in Abſicht
auf ihre Glaubensgenoſſen, Antheil zu nehmen,
und ihnen Beyſtand zu leiſten.


  • ſ. Strube (Dav. Ge.) von Religions-Krie-
    gen; in ſeiner Nebenſtund. 2. Theil,
    S.
    185.

§. 4.


Indeſſen hat doch von Zeit zu Zeit die Re-
ligion in die geſchloſſene Buͤndniſſe und in die
gefuͤhrte Kriege bald einen ſchwaͤcheren, bald ei-
nen ſtaͤrckeren, Einfluß gehabt.



Religions-Balance.


§. 5.


Uebrigens hat die Roͤmiſch-Catholiſche Re-
ligion
[149]Von Religionsſachen.
ligion dermalen in Europa in Weſten und Suͤ-
den- die Evangeliſch- und Griechiſche aber in
Norden und Nord-Oſten das Uebergewicht.



Religionshandlungen unter den Sou-
verainen.


§. 6.


Jede diſer Religionsparthien pfleget zuwei-
len unter ſich einige Handlungen uͤber Sachen,
welche in das Religionsweſen einſchlagen.



§. 7.


Ja auch Staaten verſchidener Religion neh-
men zuweilen in ihren Buͤndniſſen, Fridens-
ſchluͤſſen, u. ſ. w. Abreden in Religionsſachen.



§. 8.


Wann aber dergleichen nicht mit aller In-
tereſſenten Bewilligung geſchehen iſt, koͤnnen
die groͤſte Unruhen daraus entſtehen.




Religionsſachen der Unterthanen.


§. 9.


Wann eines Souverains um der Religion
willen verfolgte Unterthanen ſich in fremde ihrer
Religion zugethane Staaten fluͤchten, halten
die leztere ſich fuͤr berechtiget, ſie zu ihren Unter-
thanen anzunehmen.


K 3*) Mein
[150]8. Capitel.

§. 10.


So auch, wann eine catholiſche Macht ihre
Evangeliſche Unterthanen ſtarck druͤcket, halten
die Evangeliſche Staaten ſich fuͤr befugt, der-
ſelben Vorſtellungen deßwegen zu thun.



§. 11.


Wann diſe nichts verfangen, bringt man
etwa die Sache bey Fridenscongreſſen an.


§. 12.


Abſonderlich aber nehmen die, ſo die Ga-
rantie in Anſehung der Religionsverfaſſung ei-
nes Staats auf ſich haben, ſich zuweilen der
Sache ins beſondere an, oder bedienen ſich doch
diſes Vorwands zu Bedeckung anderer Ab-
ſichten.


§. 13.


Zu Repreſſalien in Religionsſachen iſt es zu
unſerer Zeit, auſſer Teutſchland, nirgendswo
gekommen.



Toleranz.


§. 14.


An den meiſten Orten fangt man an, ſo
vil andere Religionsverwandte betrifft, toleran-
ter
[151]Von Religionsſachen.
ter und freundſchafftlicher zu werden; ſelbſt am
Paͤbſtlichen Hofe.



§. 15.


Es wird dahero auch ordentlicher Weiſe de-
nenſelben, in Anſehung der Bereiſung anderer
Laͤnder und des Aufenthalts darinn, nichts in
den Weg gelegt.



§. 16.


Auch wird denen darinn wohnenden, in
Ruͤckſicht auf ihren privat-Gottesdienſt, an
manchen Orten immer mehrere Freyheit geſtat-
tet; ſonderlich denen Handelsleuten.


§. 17.


Dagegen iſt auch allerdings billig, daß ſol-
che Perſonen ſich nichts gegen die in jedem
Staat herrſchende Religion zu Schulden kom-
men laſſen; oder widrigen Falles deßwegen ge-
buͤhrend angeſehen werden.



Juden.


§. 18.


Mit denen Juden haͤlt es jeder ſouverainer
Staat nach ſeinem eigenen Gutbefinden; und
es iſt einer derer ſeltenſten Faͤlle, daß Europaͤi-
ſche Souverainen ihrethalben etwas mit einan-
der zu thun bekaͤmen.



Neun-
[152]9. Capitel.

Neuntes Capitel.
Von Staatsſachen.



Nicht-Einmengung in fremde Staats-
Sachen.


§. 1.


Staatsſachen betreffen entweder die innerli-
che Verfaſſung und Regierung eines
Staats, oder deſſen Verhaͤltniß, Rechte und
Pflichten, in Anſehung anderer auswaͤrtiger
Staaten.


§. 2.


Die Natur der Unabhaͤngigkeit eines Staats
bringt es mit ſich, daß ein jeder ſouverainer
Staat in beeden Arten von Geſchaͤfften ordent-
licher Weiſe es nach eigenem Wohlgefallen,
(nur der inneren Grundverfaſſung jeden Staats
gemaͤß,) damit halten koͤnne, wie er wolle,
und kein dritter Staat ihme darinn etwas vor-
zuſchreiben habe.


§. 3.


In einigen Staaten ſeynd auch eigene Grund-
geſeze deßwegen vorhanden, daß man keinen
fremden Machten geſtatten ſolle, ſich in die
Staats-Angelegenheiten derſelbigen, oͤffentlich
oder heimlich, zu mengen.



Zu
[153]Von Staatsſachen.

Zu Red-ſezung anderer Souverainen.


§. 4.


Daraus folget alſo auch, daß ordentlicher
Weiſe kein Souverain dem andern wegen ſeines
Thuns und Laſſens Red und Antwort zu geben
habe:


§. 5.


Und iſt diſes; ſo darff auch ordentlicher
Weiſe kein Souverain den anderen wegen ſeines
Thuns und Laſſens zu Rede ſtellen.


  • ſ. von Moser (Frid. Carl) Abhandlung von
    dem Recht eines Souverains und freyen
    Staats, den andern wegen ſeiner Handlun-
    gen zu Red zu ſtellen; in ſeiner klein.
    Schrifft. 6. Band, S.
    287.


Faͤlle, worinn dritte Souverainen an
Staatsſachen Antheil nehmen.


§. 6.


Indeſſen leiden doch diſe Regeln ihre mannig-
faltige Abfaͤlle; welche ſich theils auf gewiſſe
Rechte gruͤnden, theils aber auch bloß de facto
geſchehen.


§. 7.


In Staatsſachen, welche in die Religion
einſchlagen, koͤnnen die Roͤm. Catholiſche Mach-
ten nichts ohne Vorwiſſen und Bewilligung des
Roͤm. Pabſts verfuͤgen; wiewohl ſich dieſelbige,
(ſchon oben erinnerter maſſen,) darinn, ſon-
K 5derlich
[154]9. Capitel.
derlich ſeit kurzem, immer mehrers herausneh-
men, und dem Pabſt in manchem nur noch ein
Schatten ſeiner vorigen Gewalt uͤbrig verbleibet.


§. 8.


So dann koͤnnen Vertraͤge hierinn mancher-
ley Ausnahmen verurſachen: Welche Vertraͤge
aber wiederum von gar verſchidener Art ſeynd.


§. 9.


So haben, einige aus einerley Hauſe ab-
ſtammende, Souverainen gewiſſe Familien-
Tractaten mit einander geſchloſſen, daß ſie in
denen darinn benahmsten Angelegenheiten ge-
meinſchafftlich zu Werck gehen- und ſich darinn
nach einander richten wollen.



§. 10.


In anderen Reichen haben benachbarte
Staaten die Garantie der Grundgeſeze, oder
doch einiger Stuͤcke derſelbigen, uͤbernommen;
davon unten Cap. 16. ein mehreres vorkommen
wird.



§. 11.


In dergleichen Faͤllen nun hat ein dritter
Staat in ſo weit ein wahres und voͤlliges Recht,
ſich mit des anderen Staatsangelegenheiten in
gewiſſen Faͤllen zu ſchaffen zu machen:


Auſſer deme aber kan und ſolle es entweder
gar nicht, oder doch nur auf eine Weiſe- ge-
ſchehen, die den anderen Staat eigentlich zu
nichts verbindet.


§. 12.
[155]Von Staatsſachen.

§. 12.


Nach Beſchaffenheit der Umſtaͤnde kan nem-
lich ein Souverain dem andern zwar ſeine gute
freund- und nachbarliche Dienſte dißfalls anbie-
ten: Er muß aber erwarten, ob es angenom-
men werden will.


§. 13.


Wann aber die in einem Staat ſich erzeigen-
de Unruhen, (zumalen wann ſolche von langer
Dauer und wohl gar gewiſſer maſſen mit in
deſſen Verfaſſung gegruͤndet ſeynd,) auch an-
dere benachbarte Staaten in Furcht, Gefahr,
Koſten, oder gar wuͤrcklichen Schaden, ſezen;
ſo balten die Nachbare ſich fuͤr befugt, darauf,
(auch allenfalls mit benoͤthigtem Nachdruck,)
zu arbeiten, daß diſem Uebel abgeholffen werde.



§. 14.


Gemeiniglich muͤſſen ſo dann dergleichen in
Factionen zertheilte Staaten, fruͤher oder ſpaͤter,
der Uebermacht der Benachbarten weichen, von
ihnen darinn Geſeze annehmen, und ihnen das
Recht zugeſtehen, ins kuͤnfftige einen gewiſſen
Einfluß in ihre Staatsſachen zu haben.


§. 15.


Uebrigens ergeben die Staatshandlungen,
daß einige Staaten, (allemal ſolche, in welchen
die Reichsſtaͤnde vil zu ſagen haben,) oder doch
ein Theil derſelben, mehrmalen ſchwere Klagen
gefuͤhret haben, daß diſer oder jener Staat ſich
in
[156]9. Capitel.
in ihren Staatsſachen mehr herausgenommen,
als ſich gebuͤhret habe.




Betragen in critiſchen Zeiten.


§. 16.


Ein Souverain, ſo mit einem andern gut ſte-
het, und nichts boͤſes gegen ihne im Sinn hat,
aber, aus geheimen Urſachen, ſich in eine ſolche
Verfaſſung ſezet, welche einem benachbarten
oder auch anderen Staat verdaͤchtig vorkommen
koͤnnte, pfleget ihme zu ſeiner Beruhigung frey-
willig ſolche Erklaͤrungen daruͤber zugehen zn
laſſen, wobey er ſich befridigen kan.


§. 17.


Wo nicht; ſo kan wohl ein Souverain den
anderen, welcher ſolche Anſtalten macht, die
jenem einen gegruͤndeten Argwohn eines ihme
nachtheiligen Vorhabens erwecken, auf eine un-
ter Souverainen geziemende und ſchickliche Wei-
ſe, freundſchafftlich um eine hinlaͤnglich beruhi-
gende Erlaͤuterung daruͤber bitten.


§. 18.


Nun gibt zwar oͤffters der befragte Souve-
rain darauf zur Antwort: Daß er nicht ſchul-
dig ſeye, Andern wegen ſeines Thuns und Laſ-
ſens Rechenſchafft zu geben; oder er erklaͤret ſich
zweydeutig, oder ſonſt nicht hinlaͤnglich genug:
Und es iſt an deme, daß, wann es nicht wei-
ter
[157]Von Staatsſachen.
ter zu bringen iſt, der Anfragende es ſich muß
gefallen laſſen.


§. 19.


Ob aber ſolchen Falles der Anfragende,
wann er uͤberzeugt zu ſeyn glaubt, daß er einen
Ueberfall zu befoͤrchten habe, zuvorkommen und
zu erſt losſchlagen koͤnne? iſt zu unſeren Zeiten
ſcharff geſtritten worden.



§. 20.


Diſes iſt weniger ſtreitig, daß in einem ſol-
chen Fall der anfragende Souverain befugt-
und, der Klugheit nach, ſchuldig ſeye, ſich auf
allen Fall in einen genugſamen Vertheidigungs-
Stand zu ſezen.


§. 21.


Ob, wann, und wie ferne, er aber wegen
der zu ſolchem Ende aufgewandten Koſten Ge-
nugthuung forderen koͤnne? iſt eine ſchwere
Frage; deren Entſcheidung gemeiniglich nicht
ſo wohl von Rechtsgruͤnden, als vilmehr von
denen uͤbrigen politiſchen Umſtaͤnden, abhanget.



Rechte der Unterthanen in Staats-
Sachen.


§. 22.


Staͤnde und Unterthanen eines Staats
ſeynd noch weniger, als die Souverainen, be-
fugt, ſich in fremde Staatsſachen zu mengen,
Ab-
[158]10. Capitel.
Abordnungen an Auswaͤrtige zu thun, Verbin-
dungen mit ihnen einzugehen, u. d.



§. 23.


Doch iſt der Fall davon auszunehmen, wann
der Souverain gegen die Grundverfaſſung ſei-
nes Staats beharrlich handelt, dieſelbige in Ge-
fahr des Umſturzes ſtehet, und keine glimpfliche
Mittel etwas dagegen helffen.




Zehendes Capitel.
Von Juſtizſachen.



Geſeze.


§. 1.


Souveraine koͤnnen ihre Geſeze in einigem
zum Vortheil ihrer Landeseingeſeſſenen
einrichten; ohne daß andere Staaten ſich mit
Recht daruͤber beſchweren koͤnnten.



§. 2.


Doch muß es ſich nicht ſo weit erſtrecken,
daß es wider die natuͤrliche Billigkeit laufft.



§. 3.
[159]Von Juſtizſachen.

§. 3.


In beeden Faͤllen hat, wann doch etwas
zum Nachtheil der Fremden geſchiehet, und die
Vorſtellungen nichts helffen, die Retorſion
ſtatt.



Juſtizpflege.


§. 4.


Wann ein Souverain, oder deſſen Unter-
thanen, gegen einen anderen Souverainen,
oder deſſen Unterthanen, in privat-Juſtizſachen
zu klagen haben, muͤſſen ſie an denen darzu ge-
ordneten Landesgerichten Recht nehmen und ge-
ben; ohne daß ſich ihr Herr darein zu mengen
haͤtte; als etwa durch Interceßionen.



§. 5.


In gewiſſen Faͤllen aber koͤnnen doch auch
Unterthanen ihre Beſchwerden uͤber einen dritten
Staat, oder deſſen Unterthanen, bey ihrem ei-
genen Landesherrn anbringen, und demſelben
uͤberlaſſen, wie er thunlich oder raͤthlich finde,
ihnen zu ihrem Recht zu verhelffen.



§. 6.


Man muß Fremden eben ſo ſchleunige und
unpartheyiſche Juſtiz widerfahren laſſen, als
denen Eingeſeſſenen.


§. 7.
[160]10. Capitel.

§. 7.


Auſſerordentliche Gaſtgerichte ihretwegen zu
halten, iſt wenigſtens keine Schuldigkeit.


§. 8.


Wohl aber thut man etwa, aus Staatsur-
ſachen, zuweilen ſonſt etwas uͤbriges.



§. 9.


Fremde Unterthanen, und deren Souve-
rain, muͤſſen ſich bey denen an den Landesge-
richten gefaͤllten Urtheilen und denen den Inn-
laͤndern dagegen zuſtehenden Rechtsmitteln be-
gnuͤgen, und koͤnnen nichts beſonderes verlan-
gen.



§. 10.


Nur, wann erweislich iſt, daß ſelbſt gegen
die eigene Landesgeſeze zum Nachtheil eines Aus-
waͤrtigen gehandelt oder geſprochen worden iſt,
kan man deſſen Abaͤnderung verlangen und be-
treiben.



Juſtizverweigerung.


§. 11.


Angebliche Juſtizverweigerungen in kleinen
privat-Juſtizſachen ſeynd noch keine rechtmaͤßige
Urſach zu einem Krieg.



§. 12.


Eher aber zu gelinderen gewaltſamen Mitteln.


§. 13.
[161]Von Juſtizſachen.

§. 13.


Wann auch eines Souverains Unterthanen
an eines andern Staats Unterthanen liquide For-
derungen haben, und nicht darzu gelangen koͤn-
nen, jener Herr kan ihnen aber in ſeinen eigenen
Landen darzu behuͤlfflich ſeyn, iſt es nicht un-
recht gehandelt.



Gerichtsſtand der Fremden.


§. 14.


Fremde Unterthanen, die keine oͤffentliche
Perſonen ſeynd, ſtehen unter der Gerichtbarkeit
des Souverains, in deſſen Gebiet ſie ſich auf-
halten.


§. 15.


Doch, nach ſtrengen Rechten, auch nicht
laͤnger, als ſie ſich darinn befinden.


§. 16.


So lang alſo eines Souverains Unterthan
ſich in fremden Landen befindet, iſt ſeines vori-
gen Souverains Gerichtbarkeit uͤber ihne gewiſ-
ſer maſſen ſuſpendirt.


§. 17.


In denen ſo genannten actibus voluntariæ
Jurisdictionis,
oder Juſtizſachen, darinn or-
dentlicher Weiſe kein Gegentheil vorhanden iſt,
muß ein fremder Unterthan ſich denen Geſezen
des Staats, darinn er lebt, gemaͤß bezeugen.


§. 18.


Kein Unterthan kan aber eines fremden Sou-
Lverains
[162]10. Capitel.
verains Gerichtbarkeit zum Nachtheil ſeines ei-
genen Souverains, ausdruͤcklich oder ſtillſchwei-
gend, erſtrecken.



Wuͤrckung fremder rechtlicher Er-
kenntniſſe.


§. 19.


Die Wuͤrckung rechtlicher Erkenntniſſe er-
ſtrecket ſich nicht weiter, als das Gebiet und die
Gerichtbarkeit des Souverains gehen, in deſſen
Namen ſie ergangen ſeynd.


§. 20.


Indeſſen laͤſſet man ſelbige dennoch in civil-
Sachen auch in anderen Staaten meiſtens in
ihrem Werth.


§. 21.


Wann aber ein Reichs- oder Landſtand ꝛc.
in zweyer Souverainen Landen Guͤter beſizet,
und beeder Staaten Geſeze oder andere Verfaſ-
ſung collidiren in einigem mit einander, wird in
jedem Land nach deſſen Geſezen geſprochen.



§. 22.


In criminal-Sachen kommt es auf des
Landesherrns Belieben an, ob und wie ferne
er die darinn anderwaͤrts ergangene Erkenntniſſe
gelten laſſen will, oder nicht; Mancher paßieret
dahero in einem Staat als ehrlich, der in einem
andern als infam erklaͤret worden iſt.


Frem-
[163]Von Juſtizſachen.

Fremder Unterthanen Stell-Beſtraf-Ver-
folg-Durchfuͤhr- und Ausliferung.


§. 23.


Die Stellung fremder Unterthanen, um ſie
als Zeugen abzuhoͤren, oder, wegen begangener
Civil-Verbrechen, zu beſtrafen, iſt (wo man
ſich keines anderen verglichen hat,) keine
Schuldigkeit.


§. 24.


Ein Souverain kan, wann er will, die in
einem anderen Staat begangene Verbrechen be-
ſtrafen: Aber er muß es nicht.



§. 25.


Man darff einen Verbrecher, auf friſcher
That, in eines anderen Souverainen Gebiet
verfolgen; muß ihn aber ſo dann dem Lezteren
auslifern.


§. 26.


Vil weniger darff man einen Verbrecher
aus einem fremden Gebiet wegnehmen.



§. 27.


Einen ſonſt in einem dritten Land ſich enthal-
tenden Uebelthaͤter ſeinem vorigen Souverain
auszulifern, kan als eine Freundſchafft, nicht
aber als eine Schuldigkeit, verlangt werden.


L 2§. 28.
[164]11. Capitel.

§. 28.


So auch die bloſſe Durchfuͤhrung eines De-
linquentens; zumalen mit gewaffneter Hand.



Ueberhaupt.


§. 29.


Ueberhaupt muß ein Souverain die Grund-
ſaͤze, nach welchen er in dergleichen Faͤllen han-
delt, auch gegen ſich gelten laſſen; welches aber
nicht allemal geſchiehet.




Eilfftes Capitel.
Von Militar-Sachen.



Land- und See-Etat.


§. 1.


Jeder Souverain richtet in Fridens-Zeiten
ſeinen ordentlichen Kriegs-Etat zu Land
und zu Waſſer ſo ein, wie es ihme gefaͤllig iſt;
ohne daß ein anderer Staat etwas dagegen zu
ſagen haͤtte.



§. 2.


Es treiben es auch wuͤrcklich die allermeiſte
ſo
[165]Von Militar-Sachen.
ſo hoch, als nur moͤglich iſt, daß die Kraͤffte
ihrer Lande es ertragen koͤnnen.


§. 3.


Wann aber ein Herr uͤber diſes in Fridens-
zeiten ſich zu Waſſer oder Land auſſerordentlich
ruͤſtet, und ſolche Anſtalten machet, welche nur
vor einem nahen Krieg vorgekehret zu werden
pflegen, und eine dritte Macht wird dadurch in
Sorge geſezt, haͤlt man es beederſeits, wie be-
reits Cap. 9. gemeldet worden iſt.



Campements, ꝛc.


§. 4.


Alles bißhero geſagte gilt auch von Campe-
ments, bedencklichen Marſchen, ſtarcker Zu-
ſammenziehung der Voͤlcker in eine gewiſſe Ge-
gend, u. ſ. w.



Veſtungsbau.


§. 5.


Ein Souverain, dem nicht durch Tractaten
die Haͤnde gebunden ſeynd, darff auf ſeinem
eigenen Grund und Boden Veſtungen an den
Graͤnzen der Nachbarn anlegen, ſo nahe er kan
und will.



§. 6.


Aber nicht auf fremden Gebiet.



L 3Quar-
[166]11. Capitel.

Quartiere, Beſazungen, Durchzuͤge, Ein-
lauffen der Schiffe. ꝛc.


§. 7.


In Fridenszeiten darff kein Souverain eines
Anderen Land mit viler oder weniger Mann-
ſchafft, wider deſſelben Willen, mit Quartieren
belegen.



§. 8.


Eben ſo wenig darff er, (auſſer dem Fall
eines Vertrags,) einen oder anderen Plaz dar-
inn beſezen.



§. 9.


Oder auch nur den Durchmarſch ganzer
Corps ꝛc. aus Schuldigkeit verlangen.



§. 10.


Wohl aber pfleget, auf eine allgemeine oder
beſondere Anſuchung, aus Freundſchafft, we-
niger Mannſchafft oder Recrouten, ein unſchaͤd-
licher Durchmarſch nicht verweigert zu werden.


§. 11.


Man kan ſich dabey, gegen alle beſorgende
oder veruͤbende Exceſſe, zuvor hinlaͤngliche Si-
cherheit verſchaffen, oder auch hernach ſelbſten
Genugthuung deßwegen nehmen.


§. 12.
[167]Militar-Sachen.

§. 12.


Einige Staaten ſchlieſſen formliche Tracta-
ten deßwegen.



§. 13.


Eben ſo verhaͤlt es ſich auch mit der geſtat-
tend- oder nicht geſtattenden Einlauffung ganzer
Flotten, oder mehrerer oder einzelner Kriegs-
ſchiffe, in Fridenszeiten in die Haͤfen ſolcher
Machten, die im Friden leben.


§. 14.


Meerengen aber zu ſperren, und denen
Kriegsſchiffen die Durchpaßierung derſelben zu
verweigern, will ſchon mehr beſagen.


§. 15.


So gehet man auch bey ſchweren Stuͤrmen,
oder andern Nothfaͤllen, mehrmalen von der
ſonſt gewohnlichen Regel ab.


§. 16.


Doch muß dergleichen auch nicht zum
Schleichhandel oder ſpioniren mißbraucht wer-
den.



Fremde Werbungen und Kriegsdienſte.


§. 17.


Kein Staat iſt ſchuldig, einem anderen Wer-
bungen in ſeinem Lande zu geſtatten:



L 4§. 18.
[168]11. Capitel.

§. 18.


Wohl aber kan er es aus Freundſchafft er-
lauben, wann, wie, und auf wie lang, es ih-
me beliebt.


§. 19.


Es werden auch wohl eigene Tractaten deß-
wegen geſchloſſen, und etwa von Zeit zu Zeit
erneuert und erſtreckt.



§. 20.


Oder es wird in eines Reiches Grundgeſezen
dißfalls das noͤthige verſehen.



§. 21.


In Kriegszeiten aber ſehen wenigſtens die
Staaten, ſo mit dem werbenden Souverain im
Krieg verfangen ſeynd, die Geſtattung der Wer-
bungen nicht gerne, und ſuchen es, ſo vil moͤg-
lich, zu verhindern.



§. 22.


Eines fremden Souverains Unterthanen,
ſo ſich in einem dritten Staat eine Zeitlang auf-
halten, zu Kriegsdienſten wegzunehmen, oder
auch nur (gegen die Verfaſſung ihres Vater-
landes,) zu verleiten, haͤlt man in theſi nicht
fuͤr erlaubt.


§. 23.


Und eben ſo wenig, daß fremde auf denen
Graͤn-
[169]Militar-Sachen.
zen ſich befindende Werber die Unterthanen eines
Staats aus demſelben mit Liſt locken, und als-
dann, mit oder wider ihren Willen, zu Sol-
daten machen.


§. 24.


Wann es aber doch geſchiehet, werden ent-
weder die Werber, wann man deren habhafft
werden kan, (auch wohl am Leben,) geſtraft,
oder ſonſt Repreſſalien gebraucht; woraus ſo
dann leicht Weitlaͤufftigkeiten entſtehen koͤnnen.


§. 25.


Ob? wann? und wie ferne? Unterthanen
ſich in Kriegsdienſte auswaͤrtiger Herrn begeben
doͤrffen oder nicht? kommt auf die ſelbſtbeliebige
Verfaſſung eines jeden Staats an.


  • de Bochat (Louis) Diſſertation, concer-
    nant les Engagemens des Soldats, qui
    s’enrollent au ſervice des Souverains
    étrangers;
    imJourr. litter. Tom. 12.
    Part. 1. Art. 12.
    und der Biblioth. Ger-
    maniq. Tom. 11. Art. 1. p. 1.
    undTom.
    12. Art. 10. p. 142.

§. 26.


Wenigſtens kan der angebohrene Landesherr
ſelbige, bey einem beſorgend- oder wuͤrcklich
ausgebrochenen Krieg, nach Haus beruffen:


§. 27.


Wiewohl auch alsdann der Dienſtherr ſich
nicht allemal fuͤr verbunden halten will, zu er-
lauben, daß die in ſeinen Militar-Dienſten ſte-
hende Perſonen dem Befehl gehorchen.


L 5Deſer-
[170]11. Capitel.

Deſerteurs.


§. 28.


Die Souverains halten ſich nicht fuͤr ſchul-
dig, eines anderen Souverains deſertirende Sol-
daten anzuhalten, vil weniger auszulifern.


§. 29.


Wohl aber ſchlieſſen ſie mehrmalen mit ein-
oder anderem Staat, in Fridens- oder Kriegs-
Zeiten, auf eine unbeſtimmte Zeit, oder auf ge-
wiſſe Jahre, Cartels oder Vergleiche deßwegen,
auf ſelbſtgefaͤllige Bedingungen.



§. 30.


Es werden aber auch diſe nicht allemal hei-
lig gehalten, und deßwegen zuweilen widerruf-
fen, oder ſtillſchweigend aufgehoben.



Noch einiges.


§. 31.


Durch Tractaten kan in vilen in diſem Ca-
pitel enthaltenen Materien manches dritten Aus-
waͤrtigen nachgegeben werden, ohne daß es der
Souverainete des Landesherren einen Abbruch
thaͤte.



§. 32.
[171]Von Cameral-Sachen.

§. 32.


Von Ueberlaſſung einiger Voͤlcker in frem-
den Sold und Kriegsdienſte werde ich Cap.
20. reden.



Zwoͤlftes Capitel.
Von Cameral-Sachen.



Tribute.


§. 1.


Dermalen haben wir in Europa keine unab-
haͤngige Nationen mehr, welche einer an-
dern formliche Tribute gaͤben.


§. 2.


Wohl aber hat man ein Beyſpil, daß ein
Souverain ſeinem Lehenherrn jaͤhrlich eine ge-
wiſſe beſtimmte Summ Geldes bezahlen laͤſſet.




Landesſchulden.


§. 3.


Wann ein Souverain ein Land durch Krieg
erobert, wird fuͤr billig gehalten, daß er die auf
demſelbigen hafftende Schulden bezahle.




Zoͤlle, u. d.


§. 4.
[172]12. Capitel.

§. 4.


Fuͤr die Durchlaſſung der Schiffe durch eine
Meerenge, deren Oberherrſchafft man zu be-
haupten im Stande iſt, einen Zoll zu fordern,
wird meiſt nicht fuͤr unrecht gehalten.



§. 5.


So auch eine Abgabe fuͤr die Erhaltung ge-
wiſſer Wachtfeuer, Tonnen an gefaͤhrlichen
Orten, u. d.


§. 6.


Zu Behuf eines Zolles muͤſſen ſich die Schiffe
odentlicher Weiſe einiger Viſitirung ihrer La-
dung unterwerffen.


§. 7.


Es gehet auch wohl an, in Anſehung ſolcher
Zoͤlle einer Nation mehr Vortheile angedeyhen
zu laſſen, als denen uͤbrigen.


§. 8.


In anderen Zollſachen ereignen ſich vilfaͤl-
tig zwiſchen benachbarten Staaten Streitigkei-
ten und Beſchwerden uͤber Neuerungen, ꝛc.
welche ſo dann von dem anderen Theil entweder
als gegruͤudet erkannt und abgeſtellt, oder, als
ungegruͤndet, widerſprochen werden.



§. 9.
[173]Von Cameral-Sachen.

§. 9.


Ein Souverain, der einen Seezoll ꝛc. ziehet,
iſt dagegen auch ſchuldig, an gefaͤhrlichen nicht
allzuweit davon entlegenen Orten, die noͤthige
Warnungszeichen anzuſtellen und zu unterhal-
ten.




Hoͤhere Abgaben der Fremden.


§. 10.


Daß es nicht unrecht ſeye, daß Fremde, in
gewiſſer Maaße, mit allerley Arten von Abga-
ben hoͤher beleget werden, als die Einheimiſche,
iſt ſchon oben Cap. 7. erinneret worden.



Erbſchafften.


§. 11.


In gewiſſen Landen faͤllet aller darinn ver-
ſterbenden Fremden Mobiliarverlaſſenſchafft dem
Landesherrn heim.



§. 12.


In anderen Landen hingegen maſſet ſich der
Landesherr nichts dergleichen an; auſſer es ge-
ſchehe, um Retorſion zu gebrauchen.


§. 13.


Diſem lezteren abzuhelffen, ſeynd ſeit kur-
zem vile Vertraͤge geſchloſſen, und dadurch das
zum
[174]13. Capitel.
zum Nachtheil der Fremden gereichende bißheri-
ge Betragen aufgehoben worden.


§. 14.


Eben diſe Bewandtniß hat es auch mit Ver-
abfolgung der Erbſchafft eines angeſeſſenen Un-
terthanens an Auswaͤrtige, Krafft Teſtamen-
tes, oder ab inteſtato.



Dreyzehendes Capitel.
Von Gnaden-Sachen.



Gnaden gegen eigene Unterthanen.


§. 1.


Gnadenbezeugungen eines Souverains ge-
gen ſeine eigene Unterthanen werden von
andern Souverainen und denen ihrigen erkannt,
ſo weit es unter freyen Staaten uͤblich iſt,
z. E. Standeserhoͤhungen, Ritterorden, ꝛc.



§. 2.


Anderen Gattungen aber wird keine Wuͤr-
ckung auſſer des Herrns, ſo ſie gibet, Staaten
eingeſtanden, z. E. Druckfreyheiten, Privile-
gien auf Monopolien, ꝛc.



Perſoͤnliche Gnaden gegen andern Un-
terthanen.


§. 3.
[175]Von Gnaden-Sachen.

§. 3.


Unter denen Gnadenbezeugungen, welche
ein Souverain des Andern Unterthanen erzeiget,
iſt ein mercklicher Unterſchid unter denen, wel-
che ihre Wuͤrckungen auch auſſer denen Staaten
des Herrn, der die Begnadigungen ertheilet,
aͤuſſeren ſollen, und unter denen, die ſich eigent-
lich bloß auf das Gebiet des begnadigenden
Herrns erſtrecken.


§. 4.


Bey denen von der erſten Claß wird erfor-
dert, daß ſie 1. entweder auf ſelbſteigenes Ver-
langen oder doch Veranlaſſen, oder 2. doch
mit vorhergehendem Wiſſen und Willen, oder
3. wenigſtens mit nachfolgender Genehmigung,
des Landesherrns, unter dem der Begnadigte
ſtehet, ertheilet werden: Welches leztere doch
auch auf eine ſtillſchweigende Weiſe geſchehen
kan.


§. 5.


Dahin gehoͤret, wann ein Souverain eines
anderen Souverains Unterthanen in einen hoͤhe-
ren Stand erhebt.



§. 6.


Ferner die Ertheilung Wappenbrieffe, aller-
ley Wuͤrden, u. ſ. w.


§. 7.


Desgleichen die Beehrung mit einem Rit-
terorden.


§. 8.
[176]13. Capitel.

§. 8.


So auch die Beſchenckungen, ſo ins groſſe
gehen, und aus Urſachen geſchehen, die in wich-
tige Staatsgeſchaͤffte einſchlagen.


§. 9.


Es iſt ferner nichts gar ſeltenes, daß eines
Souverains Staatsbediente von einem andern
Souverain mit Vorwiſſen ihres Herrns Gna-
dengelder ziehen:


Und noch oͤffter geſchiehet es unter der Hand.



Reele Gnaden gegen fremde Unter-
thanen.


§. 10.


Wann aber ein Souverain in ſeinen eigenen
Landen eines anderen Staats Unterthanen Gna-
denbezeugungen in Anſehung der Handlung,
der Zoͤlle, und anderer Abgaben, u. ſ. w. an-
gedeyhen laſſen will; wird der fremden Unter-
thanen Souverain niemalen etwas dagegen ein-
zuwenden haben; wann ſeine Unterthanen ſich
nicht hinwiederum zu etwas verpflichten muͤſſen,
worzu ſeine Einwilligung mit erfordert wird.



Noch einiges.


§. 11.


Wann auch des Unterthanens Herr in die
Annehmung einer Gnade von einem fremden
Souverain bewilliget, hat es doch keinen Ein-
fluß
[177]Von Gnaden-Sachen.
fluß auf Sachen, ſo in die innere Verfaſſung
des Staats einſchlagen, darinn ſich der Be-
gnadigte aufhaͤlt.


§. 12.


Endlich muß ein Souverain in Anſehung
derer Auswaͤrtigen ertheilenden Gnaden ſich nach
denen Grundgeſezen ſeines Reiches achten.




Vierzehendes Capitel.
Von Handlungs- und Muͤnz-
Sachen.



Wichtigkeit diſer Materie.


§. 1.


Die Handlungsſachen gehoͤren zu denenje-
nigen Materien, welche jezo unter denen
ſouverainen Staaten in Kriegs- und Fridens-
Zeiten am haͤuffigſten vorkommen, und welche
von ihnen mit groͤſter Sorgfalt behandelt wer-
den.



Eintheilung derſelben.


§. 2.


Die Handlungsſachen theilen ſich 1. in die
innlaͤndiſche Handlung jeden Staats, 2. in die
uͤbrige Europaͤiſche Handlung, ſo dann 3. in
die Handlung auſſer Europa.


MIn-
[178]14. Capitel.

Innerliche Handlung eines Staats.


§. 3.


Vormals hatte man den Hauptgrundſaz:
Die Handlung muͤſſe frey ſeyn, und ſolche
Freyheit auf alle Weiſe beguͤnſtiget und befoͤrde-
ret werden.


§. 4.


Nach und nach aber haben alle Staaten ge-
rade das Gegentheil zu behaupten angefangen,
und ſuchen forderiſt den aus der Handlung ent-
ſpringenden mannigfaltigen und groſſen Nuzen
in ihren eigenen Landen, ſo vil moͤglich, ihren
eigenen Unterthanen zuzuwenden, Fremde hin-
gegen davon auszuſchlieſſen


§. 5.


Verſchidene Reiche haben eigene Grundge-
ſeze in Handlungsſachen.



§. 6.


Es kan auch ordentlicher Weiſe ein Souve-
rain dem andern hierinn nichts vorſchreiben;
ſondern es bleibt ihme allenfalls nur uͤbrig, daß
er ſich in ſeinen Staaten der Retorſion bedient.


§. 7.


Wann beſonders ein Souverain ſolche Waa-
ren, die bloß zum Pracht, Ueppigkeit, oder
ſonſt, das baare Geld aus dem Lande zu fuͤh-
ren,
[179]Von Handlungs- und Muͤnz-Sachen.
ren, gereichen, in ſeine Staaten einzufuͤhren
verbietet, koͤnnen Andere ſich nicht daruͤber be-
ſchweren.


§. 8.


Oeffters machen einige Staaten, ſonderlich
bey Gelegenheit derer zwiſchen ihnen errichtenden
Fridensſchluͤſſe, wegen der recripoquen Hand-
lung ihrer Unterthanen und deren Bedingniſſe
ausfuͤhrliche Handlungstractaten mit einander.



§. 9.


Nach Beſchaffenheit der Umſtaͤnde und der
Uebermacht des einen Theils zur Zeit des Schluſ-
ſes fallen ſo dann ſelbige bald mehr, bald we-
niger, zum Vortheil oder Nachtheil der einen
oder anderen compaciſcirenden Nation aus.


§. 10.


Jeder Souverain iſt befugt, in ſeinen Staa-
ten Geſellſchafften zu Betreibung gewiſſer aus-
waͤrtiger Handlungsarten zu errichten; es ſeye
dann, daß ihme die Haͤnde durch Tractaten
gebunden ſeyen.



§. 11.


Wann aber auch Fremden geſtattet wird,
Theil daran zu nehmen, und ein dritter Sou-
verain ſiehet ſolche Geſellſchafft nicht gern, kan
M 2er
[180]14. Capitel.
er ſeinen Unterthanen verbieten, ſich darein zu
begeben.



§. 12.


Wann ein Souverain einen ſeiner Haͤven
zu einem Freyhaven erklaͤren will, worinn alle
Nationen ohne Unterſchid en gros Handlung
treiben doͤrffen, muͤſſen andere Souverainen es
ſich ordentlicher Weiſe gefallen laſſen.


§. 13.


Ueberhaupt aber ſtehet jedem Souverain
frey, einer oder mehreren anderen Nationen
mehrere Vortheile in Handlungsſachen zuzuge-
ſtehen, als denen uͤbrigen; ohne daß diſe deß-
wegen ein gleiches verlangen koͤnnten.


§. 14.


Wann und in ſo ferne ein Souverain auch
eine Handlung in ſeine Staaten geſtattet, iſt
ihme dennoch erlaubt, die Handlung der Frem-
den mit Abgaben nach ſeiner eigenen Willkuͤhr
zu belegen.


§. 15.


Und ſo auch, nach ſeinem Gefallen, Con-
ſiſcations- und andere Strafen darauf zu ſezen,
wann ſeinen Verordnungen in Handlungsſachen
zuwider gelebet wird.


§. 16.


Wann aber fremde Unterthanen in Hand-
lungsſachen ungebuͤhrlicher Weiſe bedruͤcket wer-
den, kan ihr Souverain ſich derſelben auf guͤtliche
und ernſtliche Weiſe annehmen.


§. 17.
[181]Von Handlungs- und Muͤnz-Sachen.

§. 17.


Die Sperrung und Verbot des Handels
mit einem anderen Staat wird als eine groſſe
Beleidigung angeſehen, und gemeiniglich Re-
preſſalien dagegen gebraucht.




Handlung unter denen Europaͤiſchen
Staaten.


§. 18.


Die Handlung zwiſchen denen Europaͤiſchen
Nationen unter ſich iſt uͤbrigens in ſo fern frey,
daß keiner Nation uͤberhaupt verboten iſt, da-
hin zu handlen.


§. 19.


Nur Daͤnemarck will nicht leiden, daß an-
dere Nationen mit Island, Groͤnland, ꝛc.
Handlung treiben.


§. 20.


Auch iſt, ſchon beruͤhrter maſſen, die Hand-
lung an vilen Orten eingeſchraͤnckt, in Anſe-
hung 1. gewiſſer a) ein- oder b) auszufuͤh-
render Sachen, 2. der Art und Weiſe, wie
die erlaubte Handlung getriben werden darff.



Handlung auſſer Europa.


§. 21.


Die auſſer-Europaͤiſche Handlung kommt
auf gar verſchidene Weiſe in Betracht.


M 3§. 21.
[182]14. Capitel.

§. 22.


1. In Anſehung derer Colonien und eigen-
thumlichen Lande, welche eine Nation in ande-
ren Welttheilen beſizet:


Dißfalls haͤlt es jeder Staat, wie er es gut
befindet, und laͤſſet ſolchem nach Fremde zu,
oder ſchlieſſet ſie aus, nachdeme es ihme gefaͤllt.


§. 23.


2. Wo Europaͤiſche Nationen in anderer
Aſiatiſch- oder Africaniſcher Regenten Staaten
nur Niderlagen, Comtoirs, u. d. haben, koͤn-
nen ſie andere Nationen von dem Handel dahin
nicht ausſchlieſſen; es geſchehe dann Krafft Ver-
traͤge zwiſchen a) einigen Europraͤiſchen Natio-
nen unter ſich, b) oder mit ſolchen Aſiatiſch-
oder Africaniſchen Staaten.



§. 24.


3. Inſuln, oder veſtes Land, welche noch
von keiner anderen Europaͤiſchen Nation beherr-
ſchet werden, einzunehmen, und eine Handlung
allda anzulegen, wird ordentlicher Weiſe fuͤr
erlaubt gehalten.


§. 25.


Ein Staat kan ſich des Rechts, nach ge-
wiſſen Orten zu handlen, wohl durch Vertraͤge
begeben.




Conſuls.


§. 26.
[183]Von Handlungs- und Muͤnz-Sachen.

§. 26.


Von denen verſchidenen Arten der Conſuln,
welche die handlende Staaten in anderer Sou-
verainen Landen zu halten pflegen, iſt zum Theil
ſchon Cap. 5. geredet worden.


  • (Misler) Ebauche d’un Diſcours ſur les
    Conſuls.
    Hamburg, 1751. 4.
  • (H. von Steck) von den Conſuln handlender
    Nationen; in den Verſuch. uͤber einig.
    erhebl. Gegenſt.

§. 27.


Sie beſorgen 1. das Handlungsintereſſe ih-
rer Nation uͤberhaupt, 2. gehen denen Schif-
fen ihrer Nation in ihren Angelegenheiten an
die Hand, und 3. ſchlichten die Streitigkeiten,
welche unter Leuten von ihrer Nation entſtehen:
Wogegen ſie von allen Schiffen ihrer Nation
ein gewiſſes an Geld beziehen.


§. 28.


Allen Souverainen pfleget geſtattet zu wer-
den, dergleichen Conſuls in allen wichtigen Han-
delsſtaͤtten zu haben.


§. 29.


Wo wuͤrcklich dergleichen vorhanden ſeyen?
kan man jaͤhrlich im Druck leſen.




Andere Handlungsfreyheiten.


M 4§. 30.
[184]14. Capitel.

§. 30.


Daß allen zur Handlung gehoͤrigen Perſo-
nen von allen Religionen aller Orten in Europa
die Hausandacht, an manchen auch die privat-
Religions-Uebung, geſtattet werde, iſt ſchon
oben Cap. 8. gemeldet worden.


§. 31.


Auch ertheilet man oͤffters fremden Handels-
leuten in Anſehung derer in Handlungsſachen
entſtehenden Streitigkeiten beſondere Freyheiten.



§. 32.


Mit deme, was in Handlungsſachen Voͤl-
ckerrechtens iſt, haben auch folgende Umſtaͤnde
einen groſſen und wichtigen Zuſammenhang.



Fiſcherey.


§. 33.


1. Die Meerfiſcherey.


Im groſſen Weltmeer darff fiſchen, wer
da will.


§. 34.


Der Wallfiſchfang in Norden iſt auch frey.


§. 35.


Die wichtige Heeringsfiſcherey an denen Kuͤ-
ſten verſchidener Europaͤiſcher Reiche iſt, Krafft
Herkommens, dermalen auch noch frey.


§. 36.


Der Stockfiſch-u. d. Fang auf denen Nord-
Ameri-
[185]Von Handlungs- und Muͤnz-Sachen.
Americaniſchen Kuͤſten hingegen iſt nun meiſtens
in denen Handen derer Engellaͤnder, zum Theil
auch derer Franzoſen.


§. 37.


Die Perlen-Corallen-Sardellen- u. d.
Fiſchereyen ſeynd nicht frey, ſondern muͤſſen ſich
nach denen Landesgeſezen richten.



Sclavenhandel.


§. 38.


2. Der Sclavenhandel iſt bißweilen frey,
bißweilen nicht, oder doch nicht uͤberall.


§. 39.


Erſteren Falles doͤrffen alle Nationen ihre
an denen Africaniſchen Kuͤſten, oder ſonſt, er-
handelte Negers, oder andere Sclaven, nach
America und Weſtindien bringen, und allda
wieder verhandeln:


§. 40.


Lezteren Falles hingegen wird es nur derje-
nigen Nation geſtattet, mit welcher ein Ver-
trag deßwegen geſchloſſen worden iſt.




Schleichhandel.


M 5§. 41.
[186]14. Capitel.

§. 41.


3. Der Schleichhandel iſt, welcher von
eines Staats Unterthanen, gegen des Souve-
rains Verbott, mit anderer Souverainen Un-
terthanen getriben wird.



§. 42.


Offentlich wird er mißbilliget; unter der
Hand aber geduldet, oder auch, ſo vil moͤglich,
beguͤnſtiget.


§. 43.


Selbigem vorzubiegen, pflegt man: 1. zu
beſtimmen, wie weit andere Nationen ſich denen
Kuͤſten nicht nahen ſollen, 2. Kuͤſtenverwahrer
zu beſtellen, welche die dagegen handlende Schif-
fe wegnehmen und confiſciren.


§. 44.


Es koͤnnen aber daraus gar leicht auf beeden
Seiten Mißbraͤuche entſtehen, welche Anfangs
Klagen, hernach Repreſſalien, und endlich
wuͤrckliche Kriege, verurſachen.



  • ſ. Nachricht von denen Handlungs-Differen-
    tien, welche den jezigen Krieg (1743.) zwi-
    ſchen Großbritannien und Spanien veran-
    laßt haben; in meiner Nachleſ. von
    Staatsbedenck. 1. Theil, S.
    66.


Corſaren.


§. 45.
[187]Von Handlungs- und Muͤnz-Sachen.

§. 45.


4. Das Betragen gegen die Africaniſche
Seeraͤuber.


Die an der Mittellaͤndiſchen See gelegene
Africaniſche Staaten nehmen alle chriſtliche
Schiffe, ſo ſie uͤberwaͤltigen koͤnnen, mit Mann-
ſchafft und Gut, hinweg.


§. 46.


Nur zuweilen ſchlieſſen ſie mit ein- oder an-
derem chriſtlichen Staat, auf eine gewiſſe Zeit,
Fride, deſſen Bedingungen oͤffters darinn zu
beſtehen pflegen, daß ihnen jaͤhrlich eine gewiſſe
Anzahl zum Kriege dienlicher Sachen zum Ge-
ſchencke gelifert werden muß.


§. 47.


Diſes aber ſehen ſo dann die mit ihnen in
Krieg verfangene Machten als etwas ihnen nach-
theiliges an, und wollen dergleichen Geſchencke
ebenfalls confiſciren.



§. 48.


Von auſſerordentlichen Faͤllen, darinn die
zur Handlung beſtimmte Schiffe von dem Lan-
des-Souverain an dem ein- oder auslauffen
verhindert, oder zu ſeinem Dienſt in Beſchlag
genommen werden koͤnnen, wie auch, was in
Kriegszeiten in Anſehung der Handlung Rech-
rens ſeye? wird in andern Capiteln geredet.



Muͤnzweſen.


§. 49.
[188]14. Capitel.

§. 49.


Mit ſeinem eigenen Muͤnzweſen haͤlt es jeder
Souverain in ſeinen Staaten in Anſehung des
Muͤnzfuſſes, oder der Proportion zwiſchen Gold
und Silber, ferner der Sorten, des Schrots
und Korns, und der Abaͤnderung des Muͤnz-
fuſſes, wie er ſelber will.


§. 50.


Er kan auch die Ausfuhr ſeiner Landes-
muͤnzſorten verbieten.


§. 51.


Ob es gleich Staaten gibt, die, (wenig-
ſtens gewiſſe Sorten,) ausdruͤcklich nach eines
benachbarten Staats Muͤnzfuß ſchlagen; ſo
geſchiehet es doch lediglich aus freyem Be-
lieben.



§. 52.


Wann auch gleich benachbarte Potenzien
einen Antrag darauf machen, ihren Muͤnzfuß
anzunehmen, oder ſich ſonſten mit ihnen eines
Muͤnzregulativs zu vergleichen; ſo kommt es
doch allemal lediglich darauf an, ob und wie
fern der Dritte dem Geſuch ſtatt geben will,
oder nicht?



§. 53.


Weiter ſtehet jedem unabhaͤngigen Staat
frey, zu verordnen: Ob auch auslaͤndiſche
Muͤn-
[189]Von Handlungs- und Muͤnz-Sachen.
Muͤnzen darinn courſiren ſollen oder doͤrffen,
oder nicht?



§. 54.


Wann er ihnen auch den Cours in ſeinen
Staaten geſtatten will, kommt es doch ſchlech-
terdings auf ihn an, wie hoch oder nidrig er ſie
gegen den ſeinigen gelten laſſen, auch was er
ſonſt fuͤr Bedingungen hinzufuͤgen will.


§. 55.


Zwar kan ein dritter Souverain, deſſen
Muͤnzen nach ihrem inneren Gehalt zu weit her-
abgeſezt werden, Vorſtellungen deßwegen thun:
Wann aber ſelbige nichts verfangen; bleibt ih-
me nichts anderes uͤbrig, als allenfalls Repreſſa-
lien zu gebrauchen.



§. 55.


Muͤnzen unter eines anderen Herrn Stem-
pel zu ſchlagen, iſt, wenigſtens ordentlicher
Weiſe, nicht erlanbt; noch weniger ſchlechte:
Ob man gleich Beyſpile von beydem hat.



Fuͤnf-
[190]15. Capitel.

Fuͤnfzehendes Capitel.
Von Policey-Sachen.



Policey uͤberhaupt.


§. 1.


Unter dem (in vilfachem Sinn genommenen)
Wort: Policey verſtehe ich hier Landes-
herrliche Anſtalten, welche zur allgemeinen Si-
cherheit, Bequemlichkeit, Wohlſtand, auch
ſonſtiger guter aͤuſſerlicher Ordnung, nicht we-
niger zum Vergnuͤgen, Reinlichkeit und Zier-
lichkeit, gereichen.


§. 2.


In allen ſolchen Sachen haͤlt es jeder un-
abhaͤngiger Staat in ſeinem Gebiet, wie er will,
und macht darinn Abaͤnderungen, wann und
wie er will, ohne daß andere Souverainen dar-
inn ordentlicher Weiſe etwas dagegen zu ſagen
haͤtten.


Ins beſondere aber will ich von folgenden
Stuͤcken etwas weniges ins beſondere anmercken.



Sicherheits-Anſtalten.


§. 3.


Auch in Fridenszeiten alle noͤthige Vorkeh-
rungen, zumalen an denen Graͤnzen, zu ma-
chen, daß man vor allen Ueberfaͤllen derer Be-
nach-
[191]Von Policey-Sachen.
nachbarten geſichert ſeye, kan man keinem Staat
verdencken.


§. 4.


Jedem Staat ſtehet weiter frey, zu Abwen-
dung der Peſt, und anderer anſteckenden Kranck-
heiten und Seuchen, zu Waſſer und zu Land,
Anſtalten zu machen, wie es ihme beliebt; wann
ſolche gleich uͤbertriben und gegen andere Staa-
ten zu ſtreng ſcheinen.


§. 5.


Es wird auch der Menſchlichkeit und dem
Voͤlckerrecht nicht zuwider gehalten, wuͤrcklich
oder beſorglich inficirten Schiffen das anlaͤnden
oder einlauffen in die Haͤven (auch mit aͤuſſer-
ſter Gewalt,) zu verwehren; wann gleich das
Schiffsvolck daruͤber zu Grund gienge.


§. 6.


Mit Abhaltung von den Graͤnzen eines
Staats liederlicher oder doch verdaͤchtiger Leute,
der Bettler, u. ſ. w. kommt es gleichfalls
ſchlechterdings auf jeden Souverains ſelbſt-be-
liebige Verordnungen an.



Poſten und Pacquetbote.


§. 7.


Wegen derer an denen Graͤnzen zuſammen-
ſtoſſenden reutenden und fahrenden Poſten neh-
men die dabey intereßirte Staaten Abreden mit
einander, wie es dißfalls ſolle gehalten werden.


§. 8.
[192]15. Capitel.

§. 8.


Einem anderen Souverainen Poſtſtationen
in ſeinen Landen zu geſtatten, iſt etwas ſeltenes.


§. 9.


Eher geſchiehet es, daß man Benachbarten
erlaubt, Poſtcommiſſarien an denen diſſeitigen
Graͤnzen zu halten.


§. 10.


Ob und wie ferne ein Souverain, der einem
anderen Huͤlffsvoͤlcker zuſchickt, zu Behuf der-
ſelbigen, in einem dritten neutralen Land Feld-
poſten anlegen koͤnne? wurde zu unſerer Zeit
geſtritten.



§. 11.


Kein Souverain iſt ſchuldig, auf ſeinen Po-
ſten anderen Souverainen, oder deren Geſand-
ten, die Freyheit von dem Porto in Anſehung
ihrer Brieffe und Pacqueter zu geſtatten; es
ſeye dann zwiſchen ihnen bedungen.


§. 12.


Beſchwerden in Poſtſachen uͤber dritter Sou-
verainen Bediente ꝛc. muͤſſen bey ihrem Herrn
angebracht werden.



§. 13.


Pacquetboote haben zur See eben die Rech-
te, wie die Poſten zu Land.


§. 14.
[193]Von Policey-Sachen.

§. 14.


Es werden auch ſelbiger wegen mehrmalen
Vergleiche geſchloſſen.



Straſſen.


§. 15.


Jeder Souverain kan in ſeinem Gebiet die
Land- und Heerſtraſſen anlegen und abaͤndern,
wie er will; wann auch gleich Benachbarten ein
Vortheil dadurch entgehet.



Geldſachen.


§. 16.


Ein Souverain kan ſeinen Unterthanen wohl
verbieten, auswaͤrtigen Machten oder Untertha-
nen groſſe Summen Geldes zu leyhen.


§. 17.


Ferner kan ein jeder Souverain das koſtbare
luſtreiſen in fremde Lande ſeinen Unterthanen
nach Gefallen einſchraͤncken.


§. 18.


Ingleichem kan er verbieten, Geld in aus-
waͤrtige Lotterien zu ſezen, oder in ſeinen Landen
einheimiſche oder fremde Collecteurs darzu zu be-
ſtellen.



Profeßions- u. d. Sachen.


§. 19.


In Kuͤnſtler-Profeßions-Handwercks-
NZunfft-
[194]16. Capitel.
Zunfft- u. d. Sachen haͤlt es abermalen jeder
Staat nach ſeinem Gutbefinden; wornach ſich
auch die Auswaͤrtige achten muͤſſen, und fuͤr
ihre Perſonen und Waaren darnach beurtheilt
werden.



§. 20.


Wann ein dritter Souverain, oder deſſen
Geſandte, verlangen, gewiſſe in einem anderen
Land herauskommende Schrifften zu confiſciren,
oder die Zeitungsſchreiber zu beſtrafen, kommt
es auf des Landesherrns Ermeſſens an: Ob
und wie ferne darinn zu willfahren ſeye, oder
nicht?




Sechzehendes Capitel.
Von Tractaten, beſonders Buͤndniſ-
ſen, auch Garantien.



Tractaten uͤberhaupt.


§. 1.


Das Wort: Tractat ſchlieſſet alle Arten
von wechſelſeitigen Abreden und Verbin-
dungen derer Souverainen unter ſich ein.


§. 2.


Sonſten kan man ſie, nach Willkuͤhr, in
aller-
[195]Von Tractaten und Buͤndniſſen, ꝛc.
allerley Hauptclaſſen theilen; als 1. in die zu
Fridens- und Kriegs-Zeiten; 2. in Anſehung
der Compaciſcenten, in Familien- und andere
Tractaten; 3. in Anſehung der Sachen ſelbſt,
a) in Vertraͤge uͤber vorhin ſtreitig geweſene
Dinge, oder andere Vergleiche; b) in Freund-
ſchafftstractaten, Buͤndniſſe, Handlungs- und
Schifffahrt-Neutralitaͤts-Fridens- und aller-
ley beſondere Tractaten uͤber einzelne Materien,
z. E. in Poſt-Muͤnz- Graͤnzſachen, u. ſ. w.


§. 3.


Reſp. Sammlungen und Auszuͤge davon
findet man, ſchon oben beruͤhrter maſſen, ſon-
derlich beym du Mont, Rousset, Schmauss
und Mably.



Familien-Tractaten.


§. 4.


Familien-Tractaten ſeynd Vergleiche zwi-
ſchen verſchidenen Souverainen, die von einer-
ley Hauſe abſtammen, zu Befoͤrderung des ge-
meinſamen Familien-Intereſſe, und Abwen-
dung des gemeinſamen Familien-Nachtheils.


§. 5.


Man hat dergleichen dermalen, ſo vil wiſ-
ſend iſt, nur in dem Hauſe Bourbon.



Freundſchaffts-Tractaten.


§. 6.


Freundſchaffts-Tractaten ſeynd Vergleiche,
N 2wo-
[196]16. Capitel.
wodurch Souverainen einander, fuͤr ſich und
die Ihrige, verſprechen, einander nicht nur
nicht zu beleidigen, ſondern auch im Gegentheil
allen guten Willen, ſo wohl uͤberhaupt, als
beſonders in denen etwa benahmsten Stuͤcken,
zu erzeigen; ohne ſich uͤbrigens zu einem recipro-
quen Beyſtand gegen Dritte zu verbinden.


§. 7.


Sie werden entweder zugleich nach geſchloſ-
ſenen Friden, oder auch auſſer deme, errichtet;
und zwar fuͤr beſtaͤndig.



Buͤndniſſe.(*)


§. 8.


Ein Buͤndniß, oder eine Allianz, iſt eine
beſondere Verbindung zwiſchen zweyen oder
mehreren Souverainen in Abſicht auf einen ge-
wiſſen benahmsten Endzweck.


§. 9.


Das Buͤndnißrecht ſtehet eigentlich nur de-
nen unabhaͤngigen Staaten zu; bey deſſen Aus-
uͤbung es auf die Grundverfaſſung derſelbigen
ankommt.



§. 10.


Bey denen Republiquen kommt es ebenfalls
auf ihre innere Verfaſſung an.


*) Eyd-
[197]Von Tractaten und Buͤndniſſen, ꝛc.

§. 11.


In Teutſchland haben es auch alle Reichs-
ſtaͤnde, auf eine denen Reichsgeſezen gemaͤſſe
Weiſe.



§. 12.


Es wird aber jezuweilen geſtritten: Ob ihre
Buͤndniſſe der Teutſchen Reichsverfaſſung auch
wuͤrcklich gemaͤß ſeyen, oder nicht?



§. 13.


Ein Defenſiv-Buͤndniß hat die Abſicht,
einander, oder auch einem Dritten, wider un-
gerechten Gewalt beyzuſtehen.


§. 14.


Ein offenſiv-Buͤndniß aber zilet dahin ab,
einen dritten Staat gemeinſchafftlich anzugreif-
fen.


§. 15.


Die Bedingungen, auf welche beederley
Arten geſchloſſen zu werden pflegen, ſeynd will-
kuͤhrlich, und gar ſehr verſchiden; nachdeme die
paciſcirende Theile, auch Zeit und Umſtaͤnde,
beſchaffen ſeynd.


N 3§. 16.
[198]16. Capitel.

§. 16.


Es ſeynd nicht alle ſouveraine Staaten zu
Buͤndniſſen ſonderlich geſchickt.



§. 17.


Oeffters wird Anfangs ein Buͤndniß nur
zwiſchen etlichen Machten geſchloſſen: Es acce-
diren aber demſelbigen hernach auch noch andere
mehrere.


§. 18.


Dabey verſtehet ſich von ſelbſten, daß die
allerſeitige Intereſſenten in eine ſolche Acceßion
bewilligen muͤſſen.


§. 19.


Hinwiederum aber hat man auch Beyſpile,
daß Buͤndniſſe mit auf den Namen einer Macht,
(von deren man geglaubt, daß ſie unfehlbar
mit-beytretten wuͤrde,) geſchloſſen worden
ſeynd, die doch hernach keinen Antheil daran
hat nehmen wollen.



§. 20.


Buͤndniſſe koͤnnen wohl den einen Theil zu
einem mehreren, und den andern zu einem we-
nigeren, verbinden.



§. 21.


Die Buͤndniſſe ſeynd entweder auf ewig er-
richtet, oder auf gewiſſe Zeiten oder Vorfaͤlle
eingeſchraͤnckt.


§. 22.
[199]Von Tractaten und Buͤndniſſen, ꝛc.

§. 22.


Die neuere Zeiten ſeynd ungemein reich an
Buͤndniſſen; und gemeiniglich veranlaſſet ein
jedes wichtiges Buͤndniß bald darauf ein Gegen-
Buͤndniß zwiſchen anderen Souverainen.


§. 23.


Man hat aber mehrere Beyſpile, daß ein
Bundes-Verwandter von einem getroffenen
Buͤndniß, aus verſchidenen Urſachen, wieder-
um abgetretten iſt.




Vertraͤge.


§. 24.


Vertraͤge uͤber Sachen, welche vorhin ſtrei-
tig waren, bekommen zuweilen ihre eigene Na-
men von dem Innhalt derſelbigen, z. E. Graͤnz-
vertraͤge.



Andere Vergleiche.


§. 25.


So auch oͤffters Vergleiche uͤber nicht ſtrei-
tigen, ſondern willkuͤhrlichen, Sachen, z. E.
ein Barriere-Handlungs-Schifffahrts-Trac-
tat, u. ſ. w.


§. 26.


Von Cartels und Handlungs-Tractaten ꝛc.
habe ich ſchon geredet, und die Subſidien-auch
N 4Neu-
[200]16. Capitel.
Neutralitaͤts-Tractaten, Waffenſtillſtaͤnde und
Fridensſchluͤſſe ꝛc. werden unten vorkommen.


§. 27.


Alle haben das, was allhier von denen Trac-
taten uͤberhaupt gemeldet wird, mit einander
gemein.



Der Tractaten Schlieſſung.


§. 28.


Es gehet nicht an, Tractaten zu machen,
welche aͤlteren noch beſtehenden zuwider ſeynd:
Geſchiehet aber doch.



§. 29.


Meiſtens laſſen alle Souverainen alle Trac-
taten forderiſt durch ihre Bevollmaͤchtigte
ſchlieſſen.


§. 30.


Zu ſolchem Ende werden Vollmachten er-
fordert, ausgewechſelt und denen Tractaten
beygefuͤgt.


§. 31.


Ein unabhaͤngiger Staat, ſo mit dem an-
dern einen Vertrag ſchließt, kan alle die Sicher-
heit verlangen, ſo nach des lezteren Staats Ver-
faſſung gegeben werden kan und darff:


§. 32.


Aber man kan ihn, oder deſſen Regenten,
zu keinen Bedingungen verbinden, die der Ver-
faſſung
[201]Von Tractaten und Buͤndniſſen, ꝛc.
faſſung des Staats zuwider ſeynd; es bewilli-
gen dann Alle darein, die ein Recht haben, Ja
oder Nein darzu zu ſagen.



§. 33.


Eidliche Verbindungen zu Feſthaltung der
Tractaten ſeynd ſehr ſelten mehr uͤblich; bedeu-
ten auch nichts.


§. 34.


Vile Tractaten haben ſeparat-Articul, wel-
che dem Haupttractat angehaͤnget werden, und
mit demſelbigen einerley Verbindlichkeit haben.


§. 35.


Manche derſelben ſollen, (wenigſtens biß
auf eine gewiſſe Zeit,) geheim bleiben; manche
auch nicht.


§. 36.


Nach Beſchaffenheit der Vollmachten wird
keine Ratification des Souverains ſelbſten uͤber
einen geſchloſſenen Tractat erfordert.


§. 37.


Meiſtens aber wird die Ratification der
Principalen vorbehalten, und zu deren Bey-
bring- und Auswechsl[u]ng ein gewiſſer Termin
beſtimmt.


§. 38.


Erfolget die Ratification nicht, iſt das Be-
ſchloſſene unverbindlich.


N 5§. 39.
[202]16. Capitel.

§. 39.


Die Ratification muß unbedingt und nicht
zweydeutig geſchehen.



§. 40.


Die meiſte Tractaten werden gleich nach ih-
rem Schluß bekannt gemacht, auch wohl denen
freundſchafftlichen Nationen mitgetheilt; we-
nigſtens ſo vil nicht die geheime Articul betrifft.



§. 41.


Aus anderen hingegen wird offt lange Zeit
ein groſſes Geheimniß gemacht; bis ſie etwa
zulezt doch auch, entweder dem Publico ſelbſt,
oder doch gewiſſen Hoͤfen, zur Wiſſenſchafft
gelangen.



§. 42.


Ordentlicher Weiſe hat kein Souverain dem
andern wegen Schlieſſung einiger Arten von
Tractaten mit dritten Machten etwas einzu-
reden:


§. 43.


Wann aber ein Tractat einem dritten Sou-
verain un- oder mittelbar zum Nachtheil ge-
reicht, kan er auf ein- oder andere Weiſe es
ahnden, und ſich Genugthuung verſchaffen.



§. 44.


Zuweilen proteſtiret dahero ein dritter Hof
gegen
[203]Von Tractaten und Buͤndniſſen, ꝛc.
gegen einen unter anderen Souverainen geſchloſ-
ſenen Tractat.



§. 45.


Die Wuͤrckungen und der Erfolg eines ſol-
chen Widerſpruchs aber ſeynd gar ſehr verſchi-
den: Und da die Intereſſenten keinen Richter
auf Erden haben, behaͤlt gemeiniglich der Staͤr-
ckere Recht, oder man vergleicht ſich endlich,
ſo gut man kan.



Anderer Einſchlieſſung und Acceßion.


§. 46.


Die bloſſe Einſchlieſſung anderer Machten
in errichtete Tractaten hat nicht vil auf ſich.


§. 47.


Oeffters werden aber auch noch andere
Souverainen eingeladen, einem Tractat beyzu-
tretten.


§. 48.


Solchen Falles kommt es meiſtens auf der-
ſelben freye Willkuͤhr an: Ob und unter was
fuͤr Bedingungen ſie dem Anſuchen ſtatt geben
wollen, oder nicht?



Der Tractaten Verbindlichkeit.


§. 49.


Betrug und Liſt machen einen Tractat zwar
nich-
[204]16. Capitel.
nichtig: Aber welcher Souverain will derglei-
chen auf ſich kommen laſſen?



§. 50.


Wann es hingegen der eine Theil bloß ſel-
ber an der erforderlichen Klugheit und Vorſicht
ermanglen laͤſſet, mag er den Schaden haben!


„Von der geographiſchen Staatsklugheit
bey Schlieſſung derer Tractaten,„ habe ich mei-
ner vermiſcht. Abhandl. (1750.) 3tem
Theil, S.
264. einen Aufſaz einverleibt.


§. 51.


Genaue Beobachtung derer Tractaten iſt
die Seele derſelbigen.



§. 52.


Indeſſen geſchiehet es mehrmalen, daß,
wann ein Theil von ſeinem Bundesgenoſſen die
verſprochene Huͤlffe verlangt, lang und ſcharff
daruͤber geſtritten wird: Ob auch dermalen der
Fall vorhanden ſeye, in welchem man ſich zu ei-
ner Huͤlffleiſtung verbunden habe?



Der Tractaten Erklaͤrung, ꝛc.


§. 53.


Es iſt auch dem Voͤlckerrecht zuwider, daß
ein compaciſcirender Theil einen Tractat zu ſei-
nem Vortheil einſeitig und eigenmaͤchtig ausle-
ge: Und noch mehr, daß er ſolche Auslegung
mit Gewalt durchſeze.


§. 54.
[205]Von Tractaten und Buͤndniſſen, ꝛc.

§. 54.


Die vor Schlieſſung eines Tractats gepflo-
gene Handlungen geben offt zu Erlaͤuterung der
dunckelen oder zweifelhafft gemachten Stellen
ein mehreres Licht.


§. 55.


Manchmalen aber muß ſich auch wohl der
Schwaͤchere des Staͤrckeren Auslegung, wider
ſeinen guten Willen, gefallen laſſen.



Der Tractaten Erſtreckung ꝛc.


§. 56.


Ob? wann? und wie? ewige Buͤndniſſe
erneuert- oder zeitliche verlaͤngeret zu werden
pflegen? laͤſſet ſich keine Regel geben.


§. 57.


Eine Erneuerung oder Verlaͤngerung kan
zwar auch ſtillſchweigend geſchehen: Es iſt aber
mißlich.



Der Tractaten Verlezung.


§. 58.


Nicht eine jede Verlezung eines Tractats
hebt denſelbigen ganz auf.


§. 59.


Vil weniger iſt eine jede ſolche Verlezung
eine gerechte Urſach zu einem Krieg:


§. 60.


Wohl aber alsdann, wann ſie 1. wichtig
iſt,
[206]16. Capitel.
iſt, 2. glimpflichere Grade gebraucht worden
ſeynd, und 3. ſelbige nichts geholffen haben.



Der Tractaten Abaͤnderung, Aufhebung
und Erloͤſchung.


§. 61.


Vile Tractaten erloͤſchen von ſelbſten, mit
Ablauff der darinnen beſtimmten Zeit, oder Er-
gebung eines gewiſſen beſtimmten Falles.


§. 62.


Nicht aber allemal durch Veraͤnderung de-
rer Umſtaͤnde, welche die Schlieſſung derſelbi-
gen veranlaſſet hatten.


§. 63.


Der Pabſt kan einen ſeiner Religion Zuge-
thanen zwar, in Anſehung des Gewiſſens, nach
den Grundſaͤzen der catholiſchen Religion, in
gewiſſen Faͤllen von einem Tractat losſprechen:
Er kan aber die aus dem natuͤrlichen Voͤlcker-
recht entſpringende Verbindlichkeit nicht auf-
heben.



§. 64.


Eine dringende Noth und groſſe Gefahr kan
die nicht-Haltung eines Tractats wo nicht recht-
fertigen, doch wenigſtens entſchuldigen.




Garantien. (1)


§. 65.

[207]Von Tractaten und Buͤndniſſen, ꝛc.

§. 65.


Garantie iſt ein Verſpruch, daß man die
Parthien, ſo einen Tractat geſchloſſen haben,
bey deren Innhalt handhaben wolle.


§. 66.


Das Garantierecht iſt eine Folge des Buͤnd-
nißrechts; und doch will der Roͤm. Kayſer de-
nen Teutſchen Reichsſtaͤnden jenes ſtreitig ma-
chen.


§. 67.


Ordentlicher Weiſe muß der Garant von
allen Intereſſenten erſucht werden, die Garan-
tie zu uͤbernehmen.


§. 68.


Indeſſen fehlt es doch nicht an Beyſpilen,
da eine Garantie eigentlich nur auf Veranlaſſen
des einen Theils beliebt worden iſt; oder da der
Garant ſich auch ſelbſt aufgedrungen hat.


§. 69.


Die Faͤlle, worinn die Garantie geleiſtet
werden ſolle, und die Art, wie es geſchehen ſolle,
pflegen bey Uebernahm der Garantie beſtimmet
zu werden.


§. 70.


Ordentlicher Weiſe ſolle der Garant war-
ten, biß er um Leiſtung der Garantie erſucht
wird: Es geſchiehet aber nicht allemal.


§. 71.


Auch ſolle die Garantie nicht weiter ausge-
dehnet
[208]16. Capitel.
dehnet werden, als verglichen worden iſt:
Aber auch daran kehren ſich die Garants nicht
ahemal.


§. 72.


Zuweilen helffen am Ende Garantien doch
nichts; entweder, weil die Umſtaͤnde die Lei-
ſtung der Garantie nicht thunlich machen:



§. 73.


Oder der Garant ſucht ſich ſonſt ſeiner
Schuldigkeit zu entziehen.



§. 74.


Vil anderes zur Erlaͤuterung diſer Materie
findet man in meiner Abhandlung: „Von
der Garantie des Weſtphaͤliſchen Fridens, nach
dem Buchſtaben und Sinn deſſelbigen.„
Stuttgart, 1767. 4.



§. 75.


Vil mehreres zu dem ganzen Capitel gehoͤri-
ges endlich, ſo aber, (wenigſtens in neueren
Zeiten,) nicht unter denen Europaͤiſchen Sou-
verainen wuͤrcklich vorgekommen iſt, findet ſich
in allen theoretiſchen Schrifften von dem Natur-
und Voͤlckerrecht.



Siben-
[209]

Sibenzehendes Capitel.
Von Anſpruͤchen, Beſchwerden, Strei-
tigkeiten und Vermittelungen.



Von Anſpruͤchen.


§. 1.
Schrifft.


  • Schweders (Chriſtoph Herm.) Theatrum
    Prætenſionum \& Controverſiarum illu-
    ſtrium;
    (teutſch;) vermehrt von Ad. Frid.
    Glafey. 2. Theile. Leipzig, 1727. fol.

Es enthaͤlt vil brauchbares; aber auch
vil unzuverlaͤßiges: Und die ſeithero vorge-
kommenr vile neue Faͤlle koͤnnen nicht darinn
ſeyn.


§. 2.


Anſpruͤche, oder Praͤtenſionen, ſeynd For-
derungen, die ein Staat an den andern, in
Anſehung gewiſſer Lande oder Gerechtſamen,
machet.


§. 3.


Wer in diſer Materie gruͤndlich zu Werck
gehen will, muß nothwendig die Anſpruͤche in
gewiſſe Claſſen theilen.


§. 4.


Die erſte mag ſeyn derer, welche zwar in
Oaͤlteren
[210]17. Capitel.
aͤlteren Zeiten von denen Souverainen ſelbſt auf
die Bahn gebracht und betriben worden, aber
hernach auf eine oder die andere Weiſe beygelegt
worden ſeynd.


§. 5.


Die zweyte Claſſe koͤnnen diejenige Anſpruͤ-
che ausmachen, welche zwar gleichfalls in aͤlte-
ren Zeiten auf die Bahn gebracht worden ſeynd,
aber ſeit Menſchen-gedencken, und noch laͤn-
ger, gaͤnzlich ruhen.


§. 6.


In der dritten Claß erſcheinen diejenige alte
und neue Anſpruͤche, welche zu unſeren Zeiten
betriben worden, aber noch uneroͤrtert ſeynd.


§. 7.


Endlich ſeynd in die vierte Claſſe diejenige
Anſpruͤche zu rechnen, welche nur von denen
Gelehrten erdichtet- oder wenigſtens bloß in ſol-
chen Schrifften, daran die Hoͤfe keinen oͤffent-
lichen Antheil genommen haben, aufgeſtellet
worden ſeynd.


§. 8.


In der Materie von Anſpruͤchen kaͤme oft
viles, oder alles, auf den Punct der Verjaͤh-
rung und deren Wuͤrckung unter freyen Voͤl-
ckern an: Aber die Souverainen haben auch
darinn keine ferme oder gleichfoͤrmige Grundſaͤ-
ze; ſondern pflegen in vorkommenden Faͤllen
dasjenige zu behaupten, was dermalen fuͤr ſie
am vortheilhaffteſten zu ſeyn ſcheinet.


§. 9.
[211]Von Anſpruͤchen u. Streitigkeiten, ꝛc.

§. 9.


Eigentlich ſollten alle ſolche Anſpruͤche auf
die hernach bey denen Streitigkeiten angezeigte
Wege abgethan werden:


§. 10.


Es wird aber zu unſerer Zeit mehr als jema-
len Mode, daß, wann ein Souverain glaubt,
es ſeye ein bequemer Zeitpunct vorhanden, ſeine
Lande und Macht vergroͤſſeren zu koͤnnen, un-
vermuthet ſolche Anſpruͤche zum Vorſchein kom-
men, an die Niemand gedacht haͤtte.


§. 11.


Aber nicht nur diſes; ſondern, wann der
andere Theil ſelbige nicht ſo gleich als guͤltig er-
kennen will, glaubt man berechtiget zu ſeyn,
ſeine Anſpruͤche durch die Gewalt gelten zu ma-
chen.


§. 12.


Daraus entſtehen ſo dann entweder Kriege,
oder der ſchwaͤchere Theil muß thun, was der
andere will.




Von Beſchwerden.(1)


§. 13.


Unter Beſchwerden verſtehe ich hier Klagen
eines Souverains uͤber den anderen, daß der
Leztere wider ausdruͤckliche Tractaten, oder doch
O 2ſonſten
[212]17. Capitel.
ſonſten wider Recht und Billigkeit, gehandelt
habe.


§. 14.


Diſe Beſchwerden werden entweder bey dem
Theil, uͤber den man ſich beſchweret, oder an
dritten Hoͤfen angebracht, oder bloß dem Publi-
co zur Beurtheilung vorgelegt.


§. 15.


Manchmalen laſſen ſo dann Souverainen
ſich gefallen, den ſich beſchwerenden Theil auf
eine hinlaͤngliche Art zufriden zu ſtellen.


§. 16.


Diſes kan auch um ſo leichter geſchehen,
wann die Beſchwerde nicht urſpruͤnglich von dem
Hof ſelber, ſondern von Bedienten deſſelbigen,
herruͤhret.



§. 17.


Erfolget aber keine Genugthuung; ſo gehet
es weiter, wie wir gleich jezo hoͤren werden.



Von Streitigkeiten.


§. 18.


Unter Streitigkeiten begreiffe ich hier alles
das, woruͤber eine Uneinigkeit zwiſchen Souve-
rainen entſtehen kan.


§. 19.


Die Gelegenheiten darzu ſeynd unzaͤhlig; und
bald mehr, bald weniger, zufaͤllig, oder hervor-
geſucht;
[213]Von Anſpruͤchen u. Streitigkeiten, ꝛc.
geſucht; bald mehr, bald weniger, wichtig und
von Folgen; und bald mehr, bald weniger
klar, oder verwickelt.


§. 20.


Von denen beſonderen Anſpruͤchen, Be-
ſchwerden und Streitigkeiten zwiſchen denen ein-
zelnen Souverainen von Europa, welche noch
jezo obwalten, allhier zu handlen, leidet der
Raum nicht; ſo angenehm und nuͤzlich es auch
ſonſt waͤre.


Beyſpile davon habe ich anderwaͤrts gege-
ben. Z. E.


  • ſ. Kurze und Actenmaͤßige Nachricht von denen
    Strittigkeiten zwiſchen Großbritannien und
    Spanien wegen Gibraltar; in meiner
    Nachleſ. von Staatsbedenck. 1. Theil,
    S.
    23.

§. 21.


Und von denen Streitigkeiten, welche vile
Roͤm. Catholiſche Staaten mit dem Pabſt, als
ihrem geiſtlichen Oberhaupt, haben, will ich,
weil ſelbige nicht hieher einſchlagen, nichts ge-
dencken:


Allerley actenmaͤßige Nachrichten davon finden
ſich in meiner Nachleſe von Staatsbedencken.


§. 22.


Es koͤnnen auch die Streitigkeiten zwiſchen
einigen Souverainen, Abreden und Vergleiche
deßwegen zwiſchen anderen dritten Staaten ver-
anlaſſen.



O 3§. 23.
[214]17. Capitel.

§. 23.


Der natuͤrlichen Billigkeit und dem Voͤl-
ckerrecht nach, verſucht man darinn forderiſt
die Guͤte.


§. 24.


Diſes nun kan geſchehen 1. zwiſchen denen
Intereſſenten unter ſich allein.


§. 25.


Die Art und Weiſe kan gar mancherley
ſeyn; nemlich a) durch bloß muͤndliche Unter-
handlungen.


§. 26.


b) Durch Schreiben derer Hoͤfe, oder pro-
und Gegen- pro memoria \&c. ihrer reſp. Mi-
niſters und Geſandten.


§. 27.


c) Durch muͤnd- und ſchrifftliche Negotia-
tionen zugleich.


§. 28.


d) Durch eigene Abſchickungen an den an-
deren Hof.


§. 29.


e) Durch foͤrmliche Congreſſe an einem
darzu beliebten Ort.


§. 30.


Wann nicht ſchlechterdings alles Ceremoniel
auf dergleichen Congreſſen bey Seit geſezet wird,
pfleget vile Zeit auf Nebendinge zu gehen.


§. 31.
[215]Von Anſpruͤchen u. Streitigkeiten, ꝛc.

§. 31.


Und bey denen wenigſten iſt es zu einem
wuͤrcklichen Vergleich gekommen.


§. 32.


2. Oder man bedienet ſich auch zu Beyle-
gung derer entſtandenen Streitigkeiten der Me-
diation anderer Hoͤfe.


§. 33.


Sich gewiſſer Schiedsrichtere in dergleichen
Faͤllen zu vergleichen, ſie darinn ſprechen- und
es ſo dann bey deren Ausſpruch bewenden zu
laſſen, waͤre zwar das leichteſte und beſte Mit-
tel: Die Souverainen bedienen ſich aber deſſen
ſehr ſelten.


§. 34.


Man ſtellt ſich auch zuweilen, als wollte
man die Streitigkeiten in Guͤte beylegen laſſen:
Aber es iſt nicht Ernſt damit; ſondern man
paſſet indeſſen auf eine bequeme Gelegenheit, ſei-
ne Abſichten auf eine andere Art zu erreichen.




Vermittelungen.(*)


§. 35.


  • (H. von Steck) von den Vermittelungen der
    Osmanniſchen Pforte; in ſeinen Verſuch.
    uͤber einig. erhebl. Gegenſt.

O 4§. 36.
[216]17. Capitel.

§. 36.


Die Schlieſſung derer Tractaten, ſo keine
Fridens-Tractaten ſeynd, pfleget ordentlicher
Weiſe unter denen Intereſſenten ſelbſt und al-
lein, ohne eine anderweite Vermittelung, zu
geſchehen.


§. 37.


Wann aber dieſelbe ſich in ſolchen Streitig-
keiten mit einander verfangen befinden, wodurch
die Gemuͤther ſchon ſehr gegen einander aufge-
bracht ſeynd, oder man bereits zu Repreſſalien
oder einem voͤlligen Krieg geſchritten iſt, bedienet
man ſich gerne der Mediation einer oder meh-
rerer neutralen Machten.


§. 38.


Nach Beſchaffenheit der Umſtaͤnde kommt
bald etwas auf des Mediators Religion an,
bald auch nicht.



§. 39.


Auch iſt zuweilen ein Staat darzu, in An-
ſehung ſeiner inneren Staatsverfaſſung, nicht
ſo geſchickt, als andere.



§. 40.


Bietet ſich eine oder die andere Macht ſelbſt
zu einer Vermittelung an, und ſie iſt beeden
ſtreitenden Theilen angenehm, oder man geden-
cket doch im Ernſt, ſich zu vergleichen; ſo wird
die Vermittelung angenommen: Wo nicht, ſo
wird ſie hoͤflich abgelehnt.


§. 41.
[217]Von Anſpruͤchen u. Streitigkeiten, ꝛc.

§. 41.


Die Intereſſenten erſuchen aber auch offt
ſelbſt eine oder etliche dritte Machten um ihre
Vermittelung; welche dieſelbe ebenfalls an-
nimmt, oder abſchlaͤgt.


§. 42.


Erſteren Falles wird etwa eine vorlaͤuffige
Abrede genommen, wo und wie die Handlun-
gen darinn gepflogen werden ſollen.


§. 43.


Des Mediators hauptſaͤchlichſte Pflichten
ſeynd: 1. Unpartheylichkeit, 2. der Parthien
Geſinnungen einander zu hinterbringen, 3. al-
les moͤgliche zu thun, um ſie zu vergleichen,
auch 4. zu dem Ende noͤthigen Falles ſelbſten
ſchickliche Auskunfftsmittel und Temperamente
in Vorſchlag zu bringen.


§. 44.


Der Mediator hat allemal dabey die Vor-
hand; er mag auch ſonſten einen Rang haben,
wie er will.


§. 45.


Kommt es zu einem Vergleich; ſo unter-
ſchreibt ihn der Mediator mit; wann ihne nicht
beſondere Umſtaͤnde davon abhalten.




Acht-
[218]

Achtzehendes Capitel.
Von der Selbſthuͤlffe, Netorſion, Ar-
reſten, und Repreſſalien.


§. 1.


Wann die Anſpruͤche, Beſchwerden und
Streitigkeiten unabhaͤngiger Staaten,
weder unter ſich, noch durch Vermittelung an-
derer Staaten, in Guͤte beygelegt werden koͤn-
nen oder wollen, und a) der klagende Theil
nicht lieber in Ruhe bleiben, als es auf das
aͤuſſerſte ankommen laſſen- oder b) ein Theil
ſich mit deme, was er zur Genugthung haben
kan, nicht befridigen will, kommt es endlich zu
gewaltſamen Ausbruͤchen.


§. 2.


Diſe nun ſeynd von verſchidener Art.



Selbſthuͤlffe.


§. 3.


Die Selbſthuͤlffe iſt, wann ein Souverain
1. ſich der geklagten Beſchwerden ſelbſt, ſo gut
er kan, entlediget, und es ſo dann dabey bewen-
den laͤſſet.



§. 4.


2. Wann ein Souverain das Land, oder
das
[219]Von der Selbſthuͤlff, Repreſſalien, ꝛc.
das Recht, an welches er eine gerechte Anſprach
zu haben glaubt, in Beſiz nimmt, und ſich mit
ſeiner Macht bey ſolchem ergriffenen Beſiz ſo
lang ſelbſt handhabt, biß der Streit etwa durch
einen Vergleich beygeleget wird.


§. 5.


3. Dahin kan auch gezaͤhlet werden, wann
ein Souverain einen ihme beſchehenen Affront,
oder andere Beleidigung, ſelbſt raͤchet.



§. 6.


Weil unabhaͤngige Staaten keinen Richter
uͤber ſich haben, und zu einem Compromiß nicht
genoͤthiget werden koͤnnen; ſo iſt auch die Selbſt-
huͤlffe an und fuͤr ſich nicht ungerecht.


§. 7.


Doch ſollte man billig auch zu der Selbſt-
huͤlffe nicht eher ſchreiten, als biß die guͤtliche
Mittel zuvor vergeblich verſucht worden ſeynd.


§. 8.


Es geſchiehet mehrmalen, daß der andere
Theil ſich dabey beruhiget; mithin die Sache
keine weitere Folgen hat.


§. 9.


Eben ſo leicht kan aber auch daraus ein
Krieg entſtehen; deſſen Gerecht- oder Ungerech-
tigkeit man meiſtens an ſeinen Ort geſtellt ſeyn
laſſen muß.


Retor-
[220]18. Capitel.

Retorſion.(1)


§. 10.


Retorſio Juris iniqui, Retorſion, oder
das Wiedervergeltungsrecht, iſt, wann ein
Souverain in ſeinen Landen in gewiſſen Faͤllen
gegen einen dritten Souverain, oder deſſen Un-
terthanen, es eben ſo haͤlt, wie Lezterer ſich ge-
gen allen anderen Staaten und deren Untertha-
nen, oder doch gegen den erſten und ſeine Un-
terthanen ins beſondere, betraͤget.


§. 11.


Die Retorſion und Repreſſalien werden zu-
weilen, (auch ſelbſt in Staatsurkunden,) mit
einander vermenget; da ſie doch weit von ein-
ander unterſchiden ſeynd.



§. 12.


Die Faͤlle, darinn man ſich der Retorſion
bedienet, muͤſſen ſo beſchaffen ſeyn, daß ſie ent-
weder die natuͤrliche Billigkeit verlezen, oder
daß wenigſtens ein uͤbertribenes privat-Intereſ-
ſe, oder eine Unfreundlichkeit gegen Andere,
daraus hervorleuchtet.



§. 13.


Wann bey der Wiedervergeltung mit einem
Souverain und deſſen Unterthanen gerade nur
ſo verfahren wird, wie er ſelber den Anfang
darzu
[221]Von der Selbſthuͤlff, Repreſſalien, ꝛc.
darzu gemacht hat, und alſo es nicht fuͤr unge-
recht wird wollen behandlen laſſen; ſo kan er
auch mit Recht ſich nicht daruͤber beſchweren.


§. 14.


Wohl aber koͤnnen Staatsurſachen vorwal-
ten, warum der beſchwerte Theil ſich diſes ſonſt
erlaubten Mittels nicht bedienet.


§. 15.


Uebrigens gibt diſes Wiedervergeltungs-
Recht zuweilen Gelegenheit, daß der Staat,
welcher den Anfang in der Sache gemacht hat,
ſich dadurch bewegen laͤſſet, durch einen guͤtli-
chen Vergleich alles auf einen andern Fuß zu
ſezen.



Arreſte.(1)


§. 16.


Ein Mittel, wodurch Souveraine ſich und
denen Ihrigen ſelber Recht ſchaffen, ſeynd fer-
ner die Arreſte.


§. 17.


Selbige betreffen des anderen Souverains
und der Seinigen reſp. Perſonen oder Guͤter.


§. 18.


Diſe Arreſte ſeynd vil gelinder, als die Re-
preſſalien.


§. 19.


Der Arreſt wird ſo lang beharret, biß die
ver-
[222]18. Capitel.
verlangte Genugthuung erfolget, oder die Sa-
che ſonſt beygelegt wird.


§. 20.


Erfolget aber weder das eine noch andere;
ſo ergreiffet gemeiniglich der Souverain, ſo den
Arreſt hat anlegen laſſen, zulezt andere nach-
druͤcklichere Mittel.



Repreſſalien.(1)


§. 21.


  • Kahle (Lud. Mart.) de juſtis Repreſſalia-
    rum limitibus, tum à Gentibus, tum à
    Statibus S. I. R. G. obſervandis.
    Goͤt-
    tingen, 1746. 4. und in ſeinerOpuſc.
    minor. Tom. 1. p. 113
    .

§. 22.


Repreſſalien ſeynd, wann ein Souverain,
der eine verlangte Abſtellung oder Genugthuung
nicht erhalten kan, ſich des anderen Souverains
und ſeiner Unterthanen reſp. Perſonen, Haab
und Guͤter, ſo lang bemaͤchtiget, biß er die be-
gehrte Abſtellung oder Genugthuung bewuͤrckt
hat, oder ſein und der Seinigen erlittener
Schade erſezet iſt.


§. 23.


Verſchidene Machten haben eigene Vertraͤge
daruͤber errichtet, wie es mit denen Repreſſalien
zwiſchen ihnen gehalten werden ſolle.


§. 24.
[223]Von der Selbſthuͤlff, Repreſſalien, ꝛc.

§. 24.


Billig bedienet man ſich derer Repreſſalien
nicht eher, als biß alle guͤtliche Mittel verſuchet
worden ſeynd, aber nichts verfangen haben.


§. 25.


Auch nur zu Behuf ſeiner eigenen Untertha-
nen, nicht aber wohl eines Dritten.




§. 26.


So dann muͤſſen die Repreſſalien nicht wei-
ter oder laͤnger gebrauchet werden, als ſich nach
Maaße der Forderung gebuͤhret.


§. 27.


Noch weniger muß man bey Repreſſalien
ſich Dinge zu Schulden kommen laſſen, die
ſelbſt im Krieg nicht erlaubt ſeynd.


§. 28.


Die, ſo ſich zu Repreſſalien wuͤrcklich ge-
brauchen laſſen wollen, muͤſſen von ihrem Sou-
verain darzu ſchrifftlich legitimirt ſeyn; ſonſt
werden ſie als Raͤuber behandelt.


§. 29.


Es gibt auch wohl geheime Repreſſalien, die
zwar von denen Souverainen herruͤhren, die es
aber doch nicht eingeſtehen wollen.



§. 30.


Insgemein ziehen Repreſſalien Gegen-Re-
preſſalien nach ſich.


§. 31.
[224]19. Capitel.

§. 31.


Und daraus entſtehet ſo dann meiſtens ein
oͤffentlicher Krieg.



Neunzehendes Capitel.
Vom Krieg.(1)



Vom Krieg uͤberhaupt.


§. 1.


Krieg iſt, wann ein Souverain ſeine bewaff-
nete Mannſchafft und reſp. Schiffe dar-
zu gebraucht, gegen einen anderen Souverain,
oder denen Seinigen, in ſeinem eigenen Namen
Feindſeligkeiten ausuͤben zu laſſen.


§. 2.


Wann ein Souverain mehrere Eigenſchaff-
ten beſizet, gehet ein Krieg, den er anfangt,
oder der gegen ihn gefuͤhret wird, ihn manchma-
len nur in einer diſer Eigenſchafften an.


§. 3.


Die Kriege ſeynd defenſive, oder offenſive.


§. 4.


Defenſive Kriege ſeynd, wann ein Souve-
rain ſich nur gegen einen anderen Souverain,
der
[225]Vom Krieg.
der ihne angegriffen hat, oder angreiffen will,
vertheidiget.


§. 5.


Ein offenſiv-Krieg hingegen iſt, wann ein
Souverain ſelber den andern angreifft.


§. 6.


Indeſſen ſtreitet man doch offt ſehr daruͤber:
Ob diſer oder jener Krieg off- oder defenſiv
ſeye?


§. 7.


Und wann der Krieg einmal angegangen
iſt, wird er faſt allemal defenſive und offenſive
gefuͤhrt.


§. 8.


Ferner koͤnnen die Kriege getheilet werden
in auswaͤrtige und innerliche.


§. 9.


Jene machen die groͤſte Gattung derer Krie-
ge aus;


Doch hat man auch von diſen zu unſeren
Zeiten verſchidene Beyſpile gehabt.



Urſachen zu Ergreiffung der Waffen.


§. 10.


In der Theorie iſt man darinn einig, daß
man, ſo lang moͤglich, keinen Krieg, (der alle-
mal vile Menſchen und Laͤnder ungluͤcklich macht,)
anfangen ſolle.


P§. 11.
[226]
[...]

[227]
[...]

[228]19. Capitel.

Anfang des Krieges.


§. 22.


Zuweilen brechen Kriege ganz unvermuthet
und ploͤzlich auf einmal aus.


§. 23.


Oder es entſtehen aus allerley vorhergehen-
den Thaͤtlichkeiten und deren Widerſtand end-
lich formliche Kriege.


§. 24.


Oder aber entſpinnen ſie ſich nach und nach,
wann die guͤtliche Tractaten uͤber obſchwebende
Streitigkeiten zu keinem Schluß kommen, oder
die Repreſſalien und Gegen-Repreſſalien keine
Wuͤrckung thun; mithin der eine Theil muͤde
wird, laͤnger zu tractiren, oder ſeine Gelegen-
heit erſehen zu haben glaubt, mit Vortheil Krieg
fuͤhren zu koͤnnen.


§. 25.


Oeffters iſt es ein rechtes Spilwerck, wie
ſich Souverainen betragen, um den Vorwurff
von ſich abzuwenden, daß ſie zu erſt losgeſchla-
gen haͤtten.


§. 26.


Dem andern Theil den Krieg formlich an-
zukuͤndigen, wird fuͤr keine Nothwendigkeit er-
achtet.


§. 27.


Es wird dahero zuweilen gar unterlaſſen.


§. 28.
[229]Vom Krieg.

§. 28.


Oder man macht erſt waͤhrenden Lauffs des
wuͤrcklichen Krieges ein Manifeſt kund.


§. 29.


Die Kriegsmanifeſte pflegen durch Gegen-
manifeſte beantwortet zu werden.



Fuͤhrung des Kriegs uͤberhaupt.


§. 30.


Die heutige Art zu kriegen iſt auf der einen
Seite meiſtens geſitteter, als in denen vorigen
Zeiten; auf der anderen Seite hingegen offt biß
auf die ſpate Nachkommenſchafft druͤckender.


§. 31.


Kriegsmanier heißt was uͤberhaupt unter
denen Europaͤiſchen Souverainen und deren
Voͤlckern in Fuͤhrung eines Krieges uͤblich
iſt.


§. 32.


Kriegsraiſon iſt das, was man der Regel nach
nicht fuͤr erlaubt anſiehet, aber, denen vorligen-
den dringenden Umſtaͤnden nach, als eine Aus-
nahm von der Regel, und als wenigſtens ent-
ſchuldbar, behandelt.


§. 33.


Man hoͤret aber in Kriegszeiten oͤfftere Be-
ſchwerden, daß die Kriegfuͤhrende Theile ſich
nicht allemal an die Kriegsraiſon binden.


P 3§. 34.
[230]19. Capitel.

§. 34.


Zuweilen ſeynd die Souverainen ſelber
Schuld daran; zuweilen aber nur ihre Leute;
auch wohl wider Willen des Souverains.


§. 35.


Wann alſo wider Kriegsraiſon gehandelt
wird, gebrauchet der andere Theil, beſonders wann
er auf ſeine dißfalls gethane Vorſtellungen keine
Genugthuung erhaͤlt, bey Gelegenheit mehrma-
len Repreſſalien.



Betragen gegen einen feindlichen Sou-
verain ꝛc.


§. 36.


Wann waͤhrend eines Krieges ein Wahl-
reich vacant wird, oder in der Erbfolge in einem
Reich ſich eine Veraͤnderung zutraͤget, oder eine
Staatsrevolution in einem Reich entſtehet, wird
es wegen Erkennung des neuen Souverains
verſchidentlich gehalten; doch ſelbige meiſtens
aufgeſchoben.


§. 37.


Die Souverainen verlangen, daß ihren Per-
ſonen auch in Kriegszeiten, in Schrifften und
ſonſt, mit einer Anſtaͤndigkeit begegnet werde,
und beklagen ſich, wann es nicht geſchehen ſeyn
ſolle.


§. 38.


Ja Einige thun ſich auch alsdann bey ge-
wiſſen
[231]Vom Krieg.
wiſſen Ceremoniel-Begebenheiten, oder mit
Geſchencken und anderen Galanterien, hervor.


§. 39.


Hinwiederum haben auch andere ihre per-
ſoͤnliche Erbitterung ſo hoch als moͤglich getriben.


§. 40.


Und verſchidenen Souverainen wurde
Schuld gegeben, daß ſie ihrem Gegentheil,
durch Meuchelmoͤrder, oder andere Verraͤthe-
rey, nach dem Leben oder Freyheit getrachtet
haͤtten.


§. 41.


Eine feindliche Familie wird zwar allenfalls
auch gewiſſer maſſen feindlich, doch mit Anſtaͤn-
digkeit, behandelt.


§. 42.


Feindliche Mobilien, u. d. koͤnnen zwar weg-
genommen oder ruiniret werden; doch wird fuͤr
unanſtaͤndig gehalten, ſich an gewiſſen Stuͤcken
zu vergreiffen.



Betragen gegen eines Feindes Geſandten
und Unterthanen in eines Souverains
eigenen Landen.


§. 43.


Vile Souverains haben Vertraͤge mit ein-
ander, wie man ſich bey einem ausbrechendem
Krieg gegen die beyderſeitige Geſandte und Un-
terthanen verhalten ſolle:


P 4§. 44.
[232]19. Capitel.

§. 44.


Es werden aber haͤuffige Klagen gefuͤhrt,
daß diſen Vertraͤgen in vorkommenden Faͤllen
nicht nachgelebet werde:


§. 45.


Und es werden ſo dann von dem andern
Theil Repreſſalien gebraucht.


§. 46.


Wo keine ſolche Vertraͤge vorhanden ſeynd,
werden bey Anfang eines Krieges 1. alle feind-
liche Geſandte und Unterthanen aus dem Land
geſchafft, und 2. keine mehr hereingelaſſen.


§. 47.


Wann aber ein Souverain mehrere Eigen-
ſchafften hat, wird ihme zuweilen geſtattet, an
dem feindlichen Hof in der Eigenſchafft, darinn
er nicht in den Krieg verwickelt iſt, Geſandten
zu halten.


§. 48.


Ob und wie ferne derer in dem Staat bey
Anfang eines Krieges wuͤrcklich befindlichen Un-
terthanen Gefangennehmung und Confiſcation
ihrer und anderer feindlichen Unterthanen Effec-
ten ſtatt habe? iſt, wann keine Vertraͤge deß-
wegen vorhanden ſeynd, nicht ſo ausgemacht.



Betragen gegen ſie in den feindlichen
Landen ꝛc.


§. 49.


Man haͤlt nunmehro dem Voͤlckerrecht ge-
maͤß
[233]Vom Krieg.
maͤß zu ſeyn, daß auch in Feindes Landen menſch-
lich verfahren- und ordentlicher Weiſe gute Dis-
ciplin gehalten werde.


§. 50.


Auf Diſcretion leben, das iſt, den Sol-
daten nach Gefallen hauſen laſſen, iſt etwas
ſehr hartes; ſo nicht ohne die wichtigſte Urſa-
chen zu geſtatten iſt.


§. 51.


Feindliche Unterthanen, welche in ihres
Herrn Land, auf deſſen Befehl, die Waffen er-
griffen haben, aber keine regulirte Trouppen
ſeynd, pflegen bey dem Eintritt in das Land ge-
warnet zu werden, die Waffen niderzulegen.


§. 52.


Ob aber gegen die, ſo es, wegen des Ge-
genbefehls ihres Landesherrns, nicht thun, mit
Lebensſtraffe, auch ſengen und brennen, verfah-
ren werden koͤnne? ſtreitet man.


§. 53.


Auſſer deme, und was feindliche Untertha-
nen waͤhrenden Krieges uͤberhaupt betrifft, ſo
wird fuͤr grauſam gehalten, unbewehrte Leute,
beſonders gewiſſe Gattungen, umzubringen,
oder ſonſten zu mißhandlen.


§. 54.


Pluͤnderen wird nur in gewiſſen Faͤllen fuͤr
erlaubt gehalten; und auch in ſolchen ordentli-
cher Weiſe deren Abkauffung geſtattet.


P 5§. 55.
[234]19. Capitel.

§. 55.


Wann eine Pluͤnderung abgekaufft iſt, muß
man nicht durch Chicanen noch mehreres zu er-
preſſen ſuchen.


§. 56.


Ferner gehet nicht an, ohne Noth brennen
und ſengen.



§. 57.


So auch Grund und Boden, ꝛc. verderben.


§. 58.


Hingegen kan der Feind die von dem Lan-
desherrn bißhero gezogene Anlagen und Gefaͤlle
des Landes ſich ſelber liferen laſſen.


§. 59.


Doch nicht weiter, als er im Stande iſt,
ſelbige allenfalls mit militariſcher Gewalt bey-
zutreiben.


§. 60.


Auch kan man der feindlichen Unterthanen
Perſonen, Vieh, u. ſ. w. zu ſeinen Dienſten
gebrauchen:


§. 61.


Man kan ſie ferner nun zu Recrouten weg-
nehmen; aber nicht noͤthigen, gegen ihren eige-
nen bißherigen Herrn zu dienen.


§. 62.


Feindlichen Unterthanen, ſo das anbefohle-
ne leiſten, und es verlangen, werden zu ihrer
Sicher-
[235]Vom Krieg.
Sicherheit ſchrifftliche oder lebendige Salvegar-
den ertheilt.


§. 63.


Dergleichen Salvegarden ſeynd unverlezlich,
und muͤſſen ſicher wieder zu ihrem Corps gelaſ-
ſen oder gebracht werden.


§. 64.


Wann die Landesunterthanen ſich waͤhren-
der feindlicher Innhabung des Landes empoͤren,
verfaͤhret man auf das ſchaͤrffeſte mit ihnen.


§. 65.


Ein Feind kan ein Land, das er verlaſſen
muß oder will, von deme entbloͤſſen, was ihme
nuͤzlich und dem Feind ſchaͤdlich iſt; ſonderlich
von deme, was zum Krieg und Gegenwehr
dienlich iſt: Doch mit Beobachtung der
Menſchlichkeit.



Einfaͤlle in feindliche Lande.


§. 66.


Einfaͤlle in ein feindliches Land, welches
man nicht zu behaupten gedencket, koͤnnen ver-
ſchidene Abſichten haben.


§. 67.


Und nach denenſelben wird auch das Betra-
gen eingerichtet.


§. 68.


Will man den Feind dadurch auſſer Stand
ſezen, entweder uͤberhaupt laͤnger Krieg fuͤhren-
oder
[236]19. Capitel.
oder doch in ſelbigen Gegenden agiren zu koͤn-
nen; ſo erlaubt man ſich auch die aͤuſſerſte Ver-
wuͤſtung.



§. 69.


Auſſer deme pflegt man ſich zu begnuͤgen,
wann 1. die feindliche Magazine, u. d. ruini-
ret werden, und 2. die Unterthanen ſich zu einer
Brandſchazung verſtehen.



Brandſchazungen, Liferungen, Fou-
ragiren.


§. 70.


Man kan feindlichen Unterthanen zu leiſten
moͤgliche Brandſchazungen, Naturalien-Life-
rungen, u. d. auflegen:



§. 71.


Doch, obgedachter maſſen, nur ſo weit,
als des Feindes Oberhand ſich erſtrecket.


§. 72.


Wann die Unterthanen das anbefohlene
moͤgliche nicht liferen, haͤlt man fuͤr erlaubt, die
ſtrengeſte Executionsmittel gegen ſie zu gebrau-
chen; ihr Herr mag die Liferung verboten ha-
ben, oder nicht.


§. 73.


Fouragiren heißt eigentlich, das zu Unter-
haltung des Viehes noͤthige Futter wegnehmen.


§. 74.
[237]Vom Krieg.

§. 74.


Daß ſelbige in feindlichen Landen erlaubt
ſeye, iſt auſſer Zweifel.


§. 75.


Wo moͤglich, wird aber doch dabey dem
feindlichen Unterthanen die aͤuſſerſte Nothdurfft
uͤbrig gelaſſen.


§. 76.


Gar offt aber gehen bey dem Fouragiren
vilerley Mißbraͤuche vor.



Geiſel.


§. 77.


(H. von Steck) von den Geiſeln ꝛc. in den
Verſuch. uͤber einig. erhebl. Gegenſt.


§. 78.


Geiſel ſeynd feindliche Unterthanen, welche
dem Gegentheil fuͤr etwas hafften muͤſſen.


§. 79.


Der Feind iſt nicht allemal ſchuldig, Geiſel
anzunehmen.


§. 80.


Wohl aber kan man zur Sicherheit der
unbezahlten Brandſchazungen ꝛc. Geiſel forde-
ren, oder wegnehmen.


§. 81.


So auch wegen Erfuͤllung anderer ge-
ſchehener Verſprechen.


§. 82.
[238]19. Capitel.

§. 82.


Ingleichem wegen anderer vom Feind vor-
geſchribenen Zumuthungen.


§. 83.


Diſe Geiſel muͤſſen nicht ohne Noth hart
gehalten werden.


§. 84.


Das Land muß aber auch ſeine Geiſel nicht
ſtecken laſſen.


§. 85.


Wann das Verſprechen erfuͤllet iſt, muͤſſen
die Geiſel losgegeben und ihnen eine ſichere Heim-
reiſe verſtattet werden.



Betragen in Landesverfaſſungs-Sachen.


§. 86.


Ein Sieger iſt in feindlichen Landen an
nichts, als an die Goͤttliche und natuͤrliche
Rechte, gebunden.


§. 87.


Es ſeye dann, daß eine Capitulation vor-
hergegangen- und darinnen ein mehreres ver-
ſprochen worden waͤre.


§. 88.


Er kan alſo auch die geheimeſte Urkunden
und Nachrichten, ganze Archive, u. ſ. w.
abforderen, oder wegnehmen.


§. 89.
[239]Vom Krieg.

§. 89.


Meiſtens werden doch die bißherige Landes-
verfaſſungen beybehalten; auſſer, daß etwa der
Feind einige Perſonen in denen Collegiis beyſe-
zet, oder auch alles unter ſeiuem Namen und
Autoritaͤt ergehen laͤſſet.


§. 90.


Religions- Kirchen-Schulſachen, u. d.
laͤſſet man in feindlichen Landen gemeiniglich
auch in ihrer bißherigen Verfaſſung.


§. 91.


Doch hat man Beyſpile, daß die Roͤm.
Catholiſche ſich diſer Gelegenheit bedienet ha-
ben, ihre Religion auszubreiten.



§. 92.


Wann aber der Feind ein erobertes Land fuͤr
ſich zu behalten gedencket; alsdann haͤlt er es
freylich in vilem anderſt, und nach Willkuͤhr.


§. 93.


Der Feind kan ein im Beſiz habendes Land,
oder Stuͤcke davon, verkauffen, vertauſchen,
zu Lehen anſezen, oder ſonſt weggeben, was
und unter was fuͤr Bedingungen er will.


§. 94.


Er kan auch nach Gefallen Privilegien und
andere Gnadenbezeugungen ertheilen.


§. 95.


Nur kommt es zulezt darauf an: Ob und
was
[240]19. Capitel.
was von allem ſolchen, Krafft des geſchloſſenen
Fridens, ſeine Krafft behalte, oder nicht?



Marſche, Lager, Quartiere, ꝛc.


§. 96.


Auch in Feindes Land hat man auf Mar-
ſchen dahin zu ſehen, daß nicht die Unterthanen
und das Land aus bloſſem Muthwillen ruiniret
werden.


§. 97.


Die Einrichtung der Quartiere im feindli-
chen Lande haͤnget von der Willkuͤhr des Si-
gers ab.


§. 98.


Doch werden gewiſſe Gebaͤude mit militari-
ſcher Einquartierung auſſer dem Nothfall ver-
ſchont.


§. 99.


Was der Quartiersmann geben muͤſſe?
kommt auf den feindlichen Befehl oder Ver-
gleiche an.


§. 100.


Lazarethe legt der Feind an, wo er will;
wann es auch gleich Gebaͤude waͤren, die ſon-
ſten mit Einquartierung verſchont werden.



Parthien, Capers, Merodeurs und
Raͤuber.


§. 101.


  • ſ. Meine Abhandlung von deme, was zu
    Kriegs-
    [241]Vom Krieg.
    Kriegszeiten in Anſehung des Parthiegehens
    Voͤlckerrechtens iſt; im Anhang meines
    Europ. Voͤlckerrechts in Kriegszeit.

§. 102.


Parthien ſeynd ein Commando Soldaten,
welches von einem hoͤheren Officier gegen den
Feind ausgeſchicket wird.


§. 103.


Sie haben, nach Kriegsgebrauch, wenig-
ſtens eine gewiſſe Anzahl Koͤpfe zu Pferd, oder
zu Fuß.


§. 104.


Eine Parthie muß zu ihren Verrichtungen
ſchrifftlich legitimirt ſeyn.


§. 105.


Sie darff ſich nicht heimlich in ein veſtes Ort
oder Land einſchleichen:


§. 106.


Noch ſonſten etwas wider Kriegsgebrauch
begehen.


§. 107.


Wo es an diſen Stuͤcken fehlt, werden ſie
als Raͤuber behandelt.


§. 108.


Gegen Schnaphahnen, u. d. wird, auf
deren Betrettung, mit aͤuſſerſter Schaͤrffe ver-
fahren.


§. 109.


Ein gleiches ſolle aber ebenfalls gegen die
QMe-
[242]19. Capitel.
Merodeurs, u. d. ſo zu der feindlichen Armee
gehoͤren, beobachtet werden.


§. 110.


Die feindliche Unterthanen doͤrffen auch die-
ſelbe handveſt machen; muͤſſen ſie aber ihrem
Kriegsherrn zur Beſtrafung auslifern.


§. 111.


Ein Caper iſt ein privat-Perſonen zuſtaͤndi-
ges Schiff, welches von ſeinem Souverain die
Erlaubniß hat, dem Feind Abbruch zu thun.


§. 112.


Man kan dergleichen auch dritten Untertha-
nen geſtatten.


§. 113.


Sie muͤſſen ſich nach denen ihnen vorge-
ſchribenen Ordnungen richten.


§. 114.


Auch wohl vor dem darzu nidergeſezten Ge-
richt forderiſt, oder doch im Zweifel, uͤber die
Recht- oder Unrechtmaͤßigkeit ihrer Priſe erken-
nen laſſen.


§. 115.


Ob und was fuͤr einen Antheil von ihrer er-
oberten Beute ſie der Admiralitaͤt, oder Ande-
ren, geben muͤſſen? kommt auf beſagtes Re-
glement an.


§. 116.


Wem das Eigenthum der einem Caper wie-
der abgenommenen Priſe zuſtehe? kommt auf
die Verſchidenheit der Faͤlle au.


Schlach-
[243]Vom Krieg.

Schlachten, ꝛc.


§. 117.


Die auf einem Schlachtfeld ligen geblibene
Verwundete muͤſſen auch von dem Feind, ſo
vil moͤglich, gerettet und verpfleget werden.


§. 118.


Vil weniger darff man ſie, oder die Todte,
mißhandlen.


§. 119.


Nach geblibenen oder verlohrenen Standes-
perſonen erlaubt man zu forſchen, und laͤſſet,
auf Verlangen, deren Coͤrper abfolgen.


§. 120.


Wann eine kriegende Parthie ihre erhaltene
Vortheile anderen Hoͤfen, oder dem Publico,
(der anderen Parthie Meinung nach,) allzu-
groß vorſtellt, koͤnnen beede Theile daruͤber in
unangenehme Streitigkeiten gerathen.



Belagerungen.


§. 121.


Eine Veſtung heißt berennet, wenn Nie-
mand heraus- oder hinein kan, ohne durch das
feindliche Feuer zu paßieren.


§. 122.


Doch kan ein Plaz auch nur auf einer Seite
berennt- und auf der andern offen ſeyn.


Q 2§. 123.
[244]19. Capitel.

§. 123.


Gegen einen berennten Plaz doͤrffen neutrale
Machten und die Ihrige manches nicht thun,
ſo ſonſten erlaubt iſt.


§. 124.


Ob man gewiſſen Perſonen einen freyen
Abzug aus einem berennten Plaz geſtatten wolle,
oder nicht? kommt auf den Belagerer an.


§. 125.


Und ſo iſt man auch, wann der Commen-
dant die ohnnuͤze Leute aus der Veſtung ſchafft,
nicht ſchuldig, ſie paßieren zu laſſen.


§. 126.


Eine berennete Veſtung muß forderiſt auf-
gefordert werden.


§. 127.


Wann der Commendant ſich wehren will,
muß er doch auf die Aufforderung keine beleidi-
gende Antwort ertheilen.



§. 128.


Die Aufforderung kan zwar unter der Be-
drohung geſchehen, daß, wann die Garniſon
ſich nicht ergebe, ſie keine Capitulation zu hof-
fen haben-ſondern man alles uͤber die Klinge
ſpringen laſſen werde:


§. 129.


Es gehoͤren aber beſondere Umſtaͤnde darzu,
wann die Drohung ſolle ins Werck geſezet wer-
den,
[245]Vom Krieg.
den koͤnnen; ob gleich der Commendant ge-
wußt hat, daß er keinen Entſaz zu gewarten
habe.



§. 130.


Wann das Geſchuͤz anfangt ſpilen, muͤſſen
alle Glocken und Uhren ſtill ſtehen.


§. 131.


Einen Ort, auch eine Reſidenz, zu bombar-
diren, oder gluͤhende Kugeln hinein zu ſchicken,
wird nicht vor unrecht gehalten.


§. 132.


Wann eine Garniſon ſich aus der Statt in
die Citadalle ziehet, will man ſie noͤthigen, die
Krancke und Verwundete mit ſich zu nehmen.


§. 133.


Wann ein Ort mit Sturm uͤbergeht, muß
man gewaͤrtig ſeyn, daß (wenigſtens Anfangs,)
kein Quartier gegeben und gepluͤndert wird.


§. 134.


Wann eine Garniſon noch vor angetrette-
nem Sturm capituliren will, wird es zugeſtan-
den, die Feindſeligkeit eingeſtellt und beederſeits
Geiſel gegeben.


§. 135.


Meiſtens ſchlaͤgt der Commendant der bela-
gerten Veſtung ſchrifftlich Puncten vor: Wird
man nicht einig; ſo gehen die Feindſeligkeiten
von neuem an.


Q 3§. 136.
[246]19. Capitel.

§. 136.


Wird man aber einig; ſo wird die lezte
Reſolution darzu geſezt, und alles wird beeder-
ſeits unterſchriben.


§. 137.


Eine Garniſon, die ſich auf Diſcretion er-
geben muß, kan nach ſtrengen Rechten nichts
weiter verlangen, als daß man ihr das Leben
laſſe.


§. 138.


Andere Capitulationen ſeynd, nach Zeit,
Perſonen und Umſtaͤnden, ungemein verſchi-
den.



§. 139.


Oeffters betreffen die Capitulationen nicht
nur die ausziehende Garniſon, ſondern auch die
Orts- oder Landesverfaſſung im Geiſt- und
Weltlichen.


§. 140.


Die ausziehende Soldaten koͤnnen nicht ge-
noͤthiget werden, bey dem Feind Dienſte zu
nehmen: Wohl aber doͤrffen ſie es freywillig.


§. 141.


Deſerteurs, die ſich unter der Garniſon be-
finden, koͤnnen weggenommen und am Leben
geſtraft werden.


§. 142.


Die von der Garniſon hinterlaſſende Schul-
den
[247]Vom Krieg.
den muͤſſen bezahlt- und Sicherheit deßwegen
geſtellet werden.


§. 143.


Ueber dem Sinn ein- oder anderen Articuls
einer Capitulation ſeynd unter denen Souve-
rainen ſchon mehrmalen ſchwere Streitigkeiten
entſtanden.



§. 144.


Wann Capitulationen nicht gehalten wer-
den, wird es als eine Verlezung des Voͤlcker-
rechts behandelt, und man pflegt bey Gelegen-
heit Repreſſalien zu gebrauchen.



§. 145.


Wann der Feind eine eroberte Veſtung raſirt
oder ſprengt, wird es von dem Gegentheil zu-
weilen ſehr uͤbel genommen.



Quartiergeben und Kriegsgefangene.


§. 146.


Es iſt Voͤlckerrechtens, einem Feind, der
das Gewehr niderlegen und ſich ergeben will,
das Leben zu ſchencken, und ihn zum Kriegsge-
fangenen zu machen.


§. 147.


Es wird aber bey mancherley Gelegenheit
nicht allemal beobachtet.


Q 4§. 148.
[248]19. Capitel.

§. 148.


Zu Kriegsgefangenen werden eigentlich nur
die gemacht, welche in des Feindes Kriegsdien-
ſten ſtehen.


§. 149.


Civilperſonen, Gelehrte, u. ſ. w. welche
zufaͤlliger Weiſe zur Zeit eines Krieges gefangen
werden, pflegt man meiſtens ohnentgeltlich los-
zulaſſen:


§. 150.


Doch nicht allemal; ſonderlich Miniſters,
Geſandte, ꝛc.



§. 151.


Eine Militar-Perſon kan in und auſſer
Kriegsactionen, bey allen Gelegenheiten, zum
Kriegsgefangenen gemacht werden.


§. 152.


Die einmal zum Kriegsgefangenen angenom-
men worden ſeynd, koͤnnen nicht erſt hernach
maſſacrirt werden.



§. 153.


Ausgenommen, wann ſie ſich empoͤren,
und mit Gewalt frey machen wollen.


§. 154.


Kriegsgefangene doͤrffen, nach Erforderniß
der Umſtaͤnde, ſcharff verwahrt-aber ſonſt nicht
uͤbel gehalten werden.



§. 155.
[249]Vom Krieg.

§. 155.


Sie doͤrffen ſich in keine Landesſachen mi-
ſchen, oder in Unruhen mengen.


§. 156.


Aller Brieffwechſel kan Kriegsgefangenen
nach Gefallen eingeſchraͤnckt oder gar unterſagt
werden.


§. 157.


In Religionsſachen muß Kriegsgefangenen
wenigſtens nichts aufgedrungen werden.


§. 158.


Der Kriegsgefangenen Kriegsherr muß fuͤr
ihren Unterhalt beſorgt ſeyn:


§. 159.


Wo nicht; kan man ſich nicht daruͤber be-
klagen, wann ihnen hart begegnet wird.



§. 160.


Auch kan ihr Kriegsherr ſie waͤhrender Ge-
fangenſchafft nicht abdancken, oder auf gerin-
geren Sold ſezen.


§. 161.


Man kan Kriegsgefangene nicht noͤthigen,
Kriegsdienſte zu nehmen.


§. 162.


Kriegsgefangene werden offt auf ihr Ehren-
wort und gegen einen Revers, auf Erfordern
ſich wieder zu ſtellen, losgegeben.


Q 5ſ. von
[250]19. Capitel.
  • ſ. von Moser (Frid. Carl.) von der Recht-
    maͤßigkeit eines von Kriegsgefangenen Re-
    verſes, auf Ordre ſich wieder zu ſtellen; in
    ſeiner klein. Schrifft. 10. Band, S.
    67.

§. 163.


Wer ſich ſo dann nicht wieder ſtellt, wird
fuͤr infam gehalten.


§. 164.


Ob aber ein Souverain die Seinige von di-
ſem Verſprechen losmachen koͤnne? iſt ſehr ge-
ſtritten worden.



§. 165.


Auch iſt uͤber voͤlliger Losgebung der Kriegs-
gefangenen gegen Reverſe, uͤberhaupt, oder un-
ter dem Beding, eine gewiſſe Zeit lang nicht
gegen den Souverain, der ſie losgibt, zu die-
nen, ſchon mehrmalen geſtritten worden.



§. 166.


Gehet ein Kriegsgefangener durch, und
wird wieder ertappt, kan er zwar haͤrter gehal-
ten- aber nicht als ein Deſerteur beſtrafet wer-
den.


§. 167.


Ein Souverain kan nicht genoͤthiget wer-
den, ſeine Kriegsgefangene auswechslen oder
ranzioniren zu laſſen:


§. 169.
[251]Vom Krieg.

§. 168.


Wohl aber geſchiehet das eine oder andere
gar haͤuffig mit beederſeitigem gutem Willen.


§. 169.


Zu ſolchem Ende werden zuweilen Cartels
errichtet, welche den ganzen Krieg hindurch
dauern.


§. 170.


Oder man vergleicht ſich ſonſt bey gewiſſen
Gelegenheiten ins beſondere deßwegen.


§. 171.


Kommt es zum Friden; pflegt allemal die
Loslaſſung der Kriegsgefangenen mit-einbedun-
gen zu werden.



Spionen.


§. 172.


Spionen ſeynd Perſonen, die ſich darzu ge-
brauchen laſſen, einer kriegenden Parthie Um-
ſtaͤnde oder Heimlichkeiten in Erfahrung zu brin-
gen, und ſolche ſo dann dem Gegentheil zu er-
oͤffnen.


§. 173.


Man haͤlt nicht vor unerlaubt, an oder in
des Feindes Hof, Landen, Armee, u. ſ. w.
Spionen zu halten.


§. 174.


Wann man aber ſolche Spionen ertappt,
haͤlt man auch nicht fuͤr unrecht, ſie an Leib
und Leben zu ſtrafen.


§. 175.
[252]19. Capitel.

§. 175.


Feindliche Unterthanen zu noͤthigen, daß ſie
ſich wider ihren Landesherrn als Spionen ge-
brauchen laſſen, oder doch darzu behuͤlfflich ſeyn
muͤſſen, laͤſſet ſich ſchwerlich rechtfertigen.



Kriegsliſten.


§. 176.


Kriegsliſt heißt und iſt, wann man dem
Feind ſicher oder irre macht, und ihme daruͤber
einen Streich beybringt, oder es doch verſucht.


§. 177.


Unvermuthete Ueberfaͤlle ſeynd keine Kriegs-
liſten.


§. 178.


Daß Kriegsliſten uͤberhaupt erlaubt ſeyen,
haͤlt man fuͤr unſtreitig.


§. 179.


Aber nicht bey allen Gattungen derſelben
iſt man allemal einerley Meinung.



Verraͤtherey.


§. 180.


Verraͤtherey iſt, wann des Feindes eigene
Leute ihrem Herrn treulos werden, und etwas
thun, oder laſſen, das zu ſeinem Schaden ge-
reichet.


§. 181.
[253]Vom Krieg.

§. 181.


Dergleichen Perſonen darzu verleiten zu
doͤrffen, wird man wohl nicht als recht erklaͤ-
ren: Indeſſen geſchiehet es doch vilfaͤltig.


§. 182.


Feindliche Mannſchafft, ſo von einer ſol-
chen Verraͤtherey zu profitiren ſucht, daruͤber
aber in Kriegsgefangenſchafft geraͤth, kan nicht
haͤrter gehalten werden, als andere Kriegsge-
fangene.


§. 183.


Auſſer, wann ſie ſich irgendwo heimlich
eingeſchlichen hat.


§. 184.


Wann man eine Verraͤtherey entdeckt, und
ſelbige zu des Feindes eigenem Schaden zu ge-
brauchen ſucht, iſt es nicht unrecht.




Im Krieg ohnerlaubte Sachen.


§. 185.


Ueberhaupt iſt man zwar unter denen Euro-
paͤiſchen Machten darinn einig, daß im Krieg
nicht alles erlaubt ſeye, wann es auch die
Menſchlichkeit noch ſo ſehr beleidigte:


Wann man aber auf beſondere Faͤlle kommt;
iſt man nicht allemal einerley Meinnng.


§. 186.


Man vergleichet ſich deßwegen auch waͤhren-
den
[254]19. Capitel.
den Krieges zuweilen in einem oder dem anderen
Puncten in denen Cartels.


§. 187.


Insgemein haͤlt man fuͤr unerlaubt, ſich
vergiffteter Waffen zu bedienen, Waſſer zu ver-
gifften, u. d.


§. 188.


Ferner, ſich ſolcher Geſchoße zu gebrauchen,
welche unheilbare Wunden verurſachen.


§. 189.


Noch wird allgemein als eine Verlezung des
Voͤlckerrechts behandelt, wann man ſich an
feindlichen Trompetern und Tambours, welche
etwas ausrichten oder uͤberbringen ſollen, ver-
greifft.



§. 190.


So auch Mordbrenner auszuſchicken, Ban-
diten zu gebrauchen, u. ſ. w.


§. 191.


Allerley anderes hieher gehoͤriges iſt bereits
oben in diſem Capitel vorgekommen.



Eroberte Lande.


§. 192.


Ein Souverain, ſo ein Land, Gebiet, oder
Ort, erobert, und es nicht wieder zuruͤck zu ge-
ben gedencket, auch es behaupten zu koͤnnen
verhoffet, kan ſich wohl darinn huldigen laſſen,
Titul
[255]Vom Krieg.
Titul und Wappen davon annehmen, auch
uͤberhaupt ſich als deſſen alleinigen und rechtmaͤſ-
ſigen Regenten auffuͤhren.


§. 193.


Nur kommt es alsdann darauf an: Ob er
es auch wuͤrcklich durchſezen kan, oder nicht zu-
lezt genoͤthiget wird, dennoch Verzicht darauf
zu leiſten?


§. 194.


So kan er auch das Land ꝛc. noch waͤhren-
den Krieges einem Dritten abtretten:


Aber er kan ihm kein mehreres Recht ver-
ſchaffen, als er ſelber hat.



§. 195.


Und wann der alte Herr die Ceßion nicht
erkennen will, gibt es dem neuen Beſizer keine
gerechte Urſach, jenem den Krieg deßwegen zu
erklaͤren.


§. 196.


Noch eher aber kan ſich der neue Beſizer bey
diſem ſeinem Beſiz mit Gewalt ſelbſt handhaben.


§. 197.


Noch ſehr vile andere in denen Kriegen vor-
kommende Faͤlle habe ich in meinen Grundſaͤ-
zen des Europaͤiſchen Voͤlckerrechts in
Kriegszeiten
angefuͤhrt; welche ich hier, we-
gen Enge des Raums, habe uͤbergehen muͤſſen.


Zwan-
[256]

Zwanzigſtes Capitel.
Von Alliirten, Huͤlffsvoͤlckern, und
Subſidien.
(1)



Alliirte.


§. 1.


Alliirte in Kriegszeiten ſeynd eigentlich Sou-
verainen, die in Anſehung eines Krieges
gemeinſchafftliche Sache mit einander machen,
und allerſeits an dem Krieg ſelbſten in eigenem
Namen Antheil nehmen.


§. 2.


Forderiſt findet auch bey diſen Arten von
Buͤndniſſen alles dasjenige ſtatt, was oben
von denen Buͤndniſſen uͤberhaupt gemeldet wor-
den iſt.


§. 3.


Das eigentliche, naͤhere und beſondere aber
kommt in jedem Fall auf die getroffene Allianz
und deren Innhalt an; da auf alle wichtige
voraus zu ſehen moͤgliche Faͤlle eine umſtaͤndliche
Abrede genommen zu werden pfleget.


§. 4.


Dergleichen Allianzen ſeynd entweder beſtaͤn-
dige, die ſchon auf alle Faͤlle abgefaſſet ſeynd;
wann
[257]Von Alliirten und Huͤlffsvoͤlckern ꝛc.
wann nemlich einer von ihnen angegriffen wuͤr-
de, oder auch einer von ihnen ſelber angreiffe.



§. 5.


Oder eine Allianz wird erſt bey einem ſich
ergebenden Fall, und bloß in Abſicht auf den-
ſelbigen, geſchloſſen.



§. 6.


Allianzen von der lezteren Art werden mehr-
malen Anfangs nur etwa zwiſchen zweyen oder
dreyen Machten geſchloſſen, hernach aber durch
den Beytritt noch mehrerer Souverainen, oder
halb-Souverainen, verſtaͤrcket.


§. 7.


Ein Souverain, der mehrere politiſche Ei-
genſchafften hat, kan in der einen Eigenſchafft
ein Alliirter ſeyn, in der anderen aber nicht.


§. 8.


Hauptſaͤchlich kommt es in Anſehung der
beederſeits uͤbernehmenden Schuldigkeit auf eini-
ge ſehr verſchidene Faͤlle an.


§. 9.


Entweder nemlich verbindet man ſich (we-
nigſtens auſſer dem Nothfall,) nur zu einer ge-
wiſſen beſtimmten Huͤlffe.


R§. 10.
[258]20. Capitel.

§. 10.


Seynd die Kraͤfften derer Alliirten ungleich;
ſo gehet es, (ſchon oben beruͤhrter maſſen,)
wohl an, daß der eine Theil ſich zu einem meh-
reren, der andere aber zu einem wenigeren, ver-
binde.


§. 11.


Zuweilen wird es auch in des einen oder an-
deren Theils Belieben geſtellt: Ob er ſeinen
Antheil an Mannſchafft und reſp. Kriegsſchif-
fen, oder an baarem Geld, leiſten wolle oder
ſolle?


§. 12.


Auf den lezteren Fall vergleichet man ſich ei-
ner gewiſſen Proportion zwiſchen beyden Arten.


„Von der unter denen Europaͤiſchen Sou-
verainen uͤblichen Proportion zwiſchen einer
Huͤlffe an Mannſchafft, oder Schiffen, oder
Geld;„ findet ſich ein Aufſaz in meiner ver-
miſcht. Abhandl. (1750.) 1ſtem Stuͤck,
S.
84.


§. 13.


Oder die Allianz wird ſo geſchloſſen, daß
allerſeits Alliirten den Krieg geſammter Hand
mit ihrer ganzen Macht fuͤhren ſollen.


§. 14.


Alliirte ſeynd ſchuldig, alle wichtige Kriegs-
operationen mit einander zu concertiren.


§. 15.


Wegen Gewinns und Verluſts im Krieg
pflegen
[259]Von Alliirten und Huͤlffsvoͤlckern ꝛc.
pflegen Alliirte zwar in ihren Allianzen Abreden
zu nehmen: Aber am Ende hoͤret man oͤfftere
Beſchwerden, daß man ſich nicht daran gebun-
den habe.


§. 16.


Es entſtehen auch ſonſt gar offt, ſonderlich
uͤber gewiſſe Gattungen von Bundesgenoſſen,
Klagen, daß es bey ihnen ſehr an Erfuͤllung
deſſen ermangle, worzu ſie ſich verbunden ha-
ben.



§. 17.


Wann nun keine Ermahnungen etwas helf-
fen, laͤſſet man zuweilen hinwiederum einen ſol-
chen Alliirten ſtecken, oder macht auch ohne ihn
Fride.


§. 18.


Kein Alliirter iſt befugt, ſich einſeitig mit
dem Feind in Sachen einzulaſſen, die in die
Allianz einſchlagen:


Es geſchiehet aber dennoch mehrmalen.


§. 19.


Aber auch auſſer deme traͤget es ſich je und
je zu, daß Alliirte einander nicht getreu verblei-
ben; ſondern daß der gemeinſame Feind die
Kunſt verſtehet, ſie zu trennen.


§. 20.


Oder wann ein Alliirter ſeinen privat-Vor-
theil dadurch zu finden verhofft, ſpringt er von
der Allianz ab.


R 2§. 21.
[260]20. Capitel.

§. 21.


Dringet ihn aber die aͤuſſerſte Noth darzu;
ſo iſt er, (ſchon obgedachter maſſen,) wenig-
ſtens entſchuldbar.



§. 22.


Ob Alliirte Voͤlcker, wann ſie in das Ge-
draͤnge kommen, um ſich daraus zu retten und
ſicher nach Hauſe kommen zu koͤnnen? die Neu-
tralitaͤt ergreiffen doͤrffen? iſt zu unſerer Zeit
geſtritten worden.


§. 23.


Zuweilen ergreiffen bißherige Alliirte noch
waͤhrenden Krieges gar die Gegenparthie.



§. 24.


Wann es zu Fridenstractaten kommt, ſoll-
ten Alliirte mehr auf ihr gemeinſames-als des
einen Theils privat-Intereſſe ſehen:


Es geſchiehet aber gar offt nicht.




Huͤlffsvoͤlcker.


§. 25.


Die Worte: Huͤlffsvoͤlcker, oder: Au-
xiliartrouppen,
werden in zweyerley Verſtand
gebraucht.


§. 26.
[261]Von Alliirten und Huͤlffsvoͤlckern ꝛc.

§. 26.


Einmal heiſſet man die Mannſchafft ſo,
welche ein Alliirter dem andern auf eigene Ko-
ſten zuſchickt, und zu deſſen Trouppen ſtoſſen-
oder ſie als ein beſonderes Corps agiren laͤſſet.


§. 27.


Oder man verſtehet darunter die Mann-
ſchafft, welche ein Herr oder Staat dem an-
dern, gegen gewiſſe Subſidien, zum Dienſt
uͤberlaͤßt.


§. 28.


Im erſten Fall will zuweilen ein ſolcher Herr
dennoch dafuͤr angeſehen ſeyn, als ob er an dem
Krieg ſelbſten keinen Antheil naͤhme:


§. 29.


Es kommt aber alsdann auf den Gegentheil
an, ob derſelbe auch ſo denckt? wo nicht, ſo
behandelt er den Herrn, der die Auxiliarvoͤlcker
ſchicket, als ſeinen Feind.


§. 30.


Und diſes alsdann um ſo eher, wann die
Auxiliar-Trouppen nicht etwa in einem gerin-
gen Corps beſtehen, ſondern wohl gar ſo vil
Trouppen abgegeben werden, als man nur ſelbſt
entbehren kan.



§. 31.


Wer ſonſt nur Trouppen in Subſidien gibt,
und die Seinige, werden von dem kriegenden
Theil, gegen welchen ſie agiren, im Hand[el]
R 3und
[262]20. Capitel.
und Wandel, auch ſonſten, als neutral be-
handelt.



Subſidien.


§. 32.


Subſidien heißt dasjenige Geld, ſo ein
Staat oder Herr dem andern in Abſicht auf
Kriegsmannſchaſſt gibt.


§. 33.


Es pflegen deßwegen ordentliche Tractaten
errichtet zu werden.


§. 34.


Und zwar entweder noch in Fridenszeiten,
zum Voraus, auf alle Faͤlle:


Oder bey Anfang eines Krieges, oder waͤh-
rend deſſelbigen.


§. 35.


Zuweilen werden einem Herrn Subſidien
gegeben, bloß, damit er ſtill ſize, und ſich nicht
mit dem Gegentheil verbinde.



§. 36.


Oder man gibt dergleichen einem Alliirten,
damit er deſto beſſer im Stand ſeye, den Krieg
mit Nachdruck fuͤhren zu helffen.



§. 37.


Meiſtens aber gibt man ſie einem Herrn,
der an dem Krieg ſelber keinen weiteren Antheil
nimmt,
[263]Von Alliirten und Huͤlffsvoͤlckern ꝛc.
nimmt, um dagegen eine beſtimmte Anzahl
Mannſchafft in eines Krieg-fuͤhrenden Sou-
verains Sold und Dienſt zu uͤberlaſſen.


§. 38.


Entweder wird eine gewiſſe Zeit beſtimmt,
wie lang der Tractat waͤhren ſolle; oder es wird
auf gewiſſe Zufaͤlle, oder auf die Willkuͤhr einer
oder beeder Parthien, ausgeſezt.


§. 39.


Die Bedingungen, worauf ſolches geſchie-
het, ſeynd nach denen Perſonen, Zeiten und
Umſtaͤnden, gar ſehr verſchiden.



§. 40.


Zuweilen doͤrffen dergleichen Trouppen nicht
gegen den Feind gebraucht werden; ſondern
werden in des Kriegsherrns innere Lande ver-
legt, um der daraus gezogenen Mannſchafft
Stelle zu vertretten.


§. 41.


Oder man darff ſich ihrer nur in gewiſſen
Gegenden bedienen.


§. 42.


Oder nur biß an gewiſſe Graͤnzen.



§. 43.


Offt kan man ſie gebrauchen, wie man
vill.


R 4§. 44.
[264]20. Capitel.

§. 44.


Zuweilen aber muß man ſie als ein eigenes
Corps agiren laſſen.


§. 45.


Oder man darff ſie doch nicht von einander
trennen.


§. 46.


Der Articul wegen der Recroutirung iſt bey
dergleichen Tractaten einer derer wichtigſten.


§. 47.


Es entſtehen auch leicht Streitigkeiten we-
gen des Ober- und ſubalternen Commando.


§. 48.


Ingleichem wegen des Rangs derer Corps
und Officiers bey Actionen und ſonſt.


§. 49.


So auch wegen der Stellung auf die ge-
faͤhrlichſte Poſten.


§. 50.


Ferner wegen der Quartiere, und ſonſten.


§. 51.


Ob, wann Huͤlffsvoͤlcker nicht richtig be-
zahlet werden, ihre Verbindlichkeit zum Dienſt
aufhoͤre? kommt auf die Umſtaͤnde an.



§. 52.


Was in Anſehung der Mannſchafft zu Land
gemeldet worden iſt, gilt auch in Ruͤckſicht auf
Schiffe und Flotten.


Ein
[265]

Ein und zwanzigſtes Capitel.
Von der Neutralitaͤt.



Neutralitaͤt uͤberhaupt.


§. 1.


Neutralitaͤt iſt, wann ein Souverain an ei-
nem zwiſchen anderen Machten obwal-
tenden Krieg keinen Antheil nimmt, ſondern
mit denen ſaͤmtlichen Kriegfuͤhrenden Theilen in
guter Freundſchafft lebt.


§. 2.


Es ſtehet ordentlicher Weiſe jedem Staat
frey, bey Kriegen neutral zu verbleiben; wann
er nicht durch Vertraͤge zu einem widrigen ver-
bunden iſt.


§. 3.


Es werden mehrmalen bey Ausbruch eines
Krieges eigene Tractaten deßwegen geſchloſſen.


§. 4.


Doch ſeynd Neutralitaͤts-Tractaten nicht
allemal noͤthig; ſondern es iſt genug, wann
man die Neutralitaͤt wuͤrcklich beobachtet.


§. 5.


Indeſſen hat man doch Beyſpile, daß man
neutrale Staaten hat noͤthigen wollen, ſich fuͤr
die eine oder andere Parthie zu erklaͤren.


R 5§. 6.
[266]21. Capitel.

§. 6.


Hinwiederum aber hat man auch Beyſpile,
daß gewiſſe feindliche Lande, dritten Machten
zu gefallen, als neutral erkannt worden ſeynd.



§. 7.


Und noch leichter geſchiehet es, daß gewiſſe
Lande eines Souverains, der mehrere Eigen-
ſchafften hat, als neutral behandelt werden.


§. 8.


So auch die Lande des Gemahls einer Koͤ-
nigin, die einen Krieg fuͤhrt, an welchem ihr
Gemahl keinen Antheil nimmt.


§. 9.


Ferner wird mehrmalen einzelnen Orten die
Neutralitaͤt zugeſtanden, z. E. wo Fridenscon-
greſſe gehalten werden.


§. 10.


Zuweilen wird ein Alliirter des Kriegs muͤde,
und erklaͤret ſich als neutral.



§. 11.


Offt ſezen ſich neutrale Machten in eine gute
Kriegsverfaſſung, um ihre Neutralitaͤt behaup-
ten zu koͤnnen.



Pflichten eines neutralen Staats.


§. 12.


Die Pflichten eines neutralen Souverains
be-
[267]Von der Neutralitaͤt.
beſtehen darinn: Er muß gegen denen kriegen-
den Theilen ſich unpartheyiſch erzeigen.


§. 13.


Was er alſo dem einen kriegenden Theil ge-
ſtattet, muß er ordentlicher Weiſe dem andern
auch erlauben:


§. 14.


Und was er einem derer kriegenden Theile
nicht geſtattet, darff er auch dem andern nicht
erlauben.


§. 15.


Hinwiederum aber koͤnnen die Krieg fuͤhren-
de Theile auch einem neutralen Staat nichts
weiteres mit Recht zumuthen.


§. 16.


Wie weit nun der neutrale Souverain ſei-
ner Convenienz zu ſeyn befinde? allen Theilen
diſes oder jenes zu geſtatten, oder abzuſchlagen,
bleibet von Rechtwegen ſeiner eigenen Willkuͤhr
uͤberlaſſen.



Kriegsſachen.


§. 17.


Es entſtehen gar ſehr offt in Anſehung der
Wuͤrckung der Neutralitaͤt groſſe Streitigkeiten,
in denen die Europaͤiſche Machten nicht allemal
gewiſſe, oder zu allen Zeiten einerley, Grund-
ſaͤze hegen.


§. 18.


Dahin gehoͤren unter anderem folgende Stuͤ-
cke:
[268]21. Capitel.
cke: Ob man feindlichen Armeen den Durch-
marſch durch ein neutrales Land geſtatten muͤſſe,
und allenfalls wie fern, und unter was fuͤr
Bedingungen?


§. 19.


Ob, und wie fern, ein fluͤchtiger Souve-
rain, oder die Seinige, ſich in ein neutrales
Land retiriren, und darinn aufgenommen wer-
den doͤrffen?


§. 20.


Ob man einen fluͤchtigen Feind in ein neu-
trales Land verfolgen doͤrffe, und allenfalls wie
fern?


§. 21.


Ob und wie ferne ein neutraler Staat ſchul-
dig ſeye, einem kriegenden Theil Lebensmittel
zukommen zu laſſen?


§. 22.


Ob? und allenfalls wie fern, ein neutraler
Staat einem kriegenden Theil, Werbungen,
oder doch Recroutierungen, geſtatten doͤrffe?


§. 23.


Ob? und allenfalls wie fern, man einem
kriegenden Theil mit Geld an die Hand gehen
koͤnne?


§. 24.


Wann ein feindliches Schiff das andere
unter den Canonen eines neutralen Plazes an-
greiffen
[269]Von der Neutralitaͤt.
greiffen will, wird es durch Gegengewalt davon
abgehalten.



§. 25.


Wann zwey feindliche Schiffe in einem neu-
tralen Hafen ligen, und das eine laufft aus, ſo
wird dem andern das auslauffen erſt nach 24.
Stunden geſtattet.


§. 26.


Ob ein Feind einen eroberten Plaz einem
neutralen Souverain, gegen ein Stuͤck Geld,
als einen Sequeſter zuſtellen koͤnne? wurde ge-
ſtritten.




Handlung.


§. 27.


Hauptſaͤchlich entſtehen ſehr vile Streitigkei-
ten uͤber der von einem neutralen Staat treiben-
den Handlung, zu Waſſer und zu Land; da-
bey forderiſt allerley Hauptfaͤlle von einander zu
unterſcheiden ſeynd.


§. 28.


Daß ein neutraler Staat waͤhrenden Krie-
ges mit anderen auch neutralen Staaten eine
uneingeſchraͤnckte Handlung treiben doͤrffe, iſt
richtig.


§. 29.


Ferner iſt richtig, daß ein neutraler Staat
in
[270]21. Capitel.
in keine Lande eines Kriegfuͤhrenden Theiles mit
Waaren, die zum Krieg dienlich ſeynd, oder
ſonſt von dem Gegentheil als contreband ange-
ſehen werden, handlen darff.



§. 30.


So iſt auch richtig, daß wann auf neutra-
len Schiffen, Waͤgen ꝛc. Waaren angetroffen
werden, welche einem derer Krieg-fuͤhrenden
Theile, oder deſſen Unterthanen zugehoͤren, ſel-
bige confiſciret werden doͤrffen.


§. 31.


Wann neutraler Unterthanen Effecten auf
feindlichen Schiffen ꝛc. oder an feindlichen Or-
ten angetroffen werden, haͤlt man ſie nicht
allemal fuͤr confiſcabel.


§. 32.


Neutraler Staaten Unterthanen doͤrffen die
von einem feindlichen Theil gemachte Priſen
und Beute an ſich erhandlen:


Oder man kan ſie auch in neutralen Landen
an Dritte verhandlen.


§. 33.


Ob erlaubt ſeye, daß neutrale Unterthanen
Sachen, welche dem Feind zuzufuͤhren verboten
ſeynd, an ſich kauffen, und ſo dann dem Feind
wieder verkauffen? ſtreitet man.



§. 34.


So auch: Ob neutrale Unterthanen feind-
liche
[271]Von der Neutralitaͤt.
liche Waaren, welche einzufuͤhren verboten ſeynd,
an ſich erhandlen, und ſo dann, als ihre eigene
Waaren, des Verbots ohnerachtet, in das
Land bringen doͤrffen?


§. 35.


Von der Handlung nach berenneten Orten
iſt ſchon oben geredet worden:


Und das gilt auch von blocquirten Orten.



§. 36.


Auſſer deme haͤlt man insgemein fuͤr erlaubt,
daß neutrale Machten und die Ihrige eine un-
ſchuldige Handlung in der Kriegfuͤhrenden
Machten Staaten fuͤhren doͤrffen.


§. 37.


Und wann ſolches nicht geſtattet werden
will, halten ſie ſich fuͤr berechtiget, die Freyheit
der Handlung, einzeln und gemeinſchafftlich,
mit Gewalt zu behaupten.



§. 38.


Oder einige neutrale Machten ſchlieſſen Al-
lianzen deßwegen.


§. 39.


Doch hat man auch Beyſpile, da ſchlech-
terdings keine neutrale Handlung in ein neutra-
les Land hat geſtattet werden wollen.



§. 40.
[272]21. Capitel.

§. 40.


Neutrale Handlungsſchiffe muͤſſen ihre See-
brieffe aufweiſen, oder, bey einem gegruͤndeten
Verdacht, ſich auch viſitiren laſſen.



Schaͤden.


§. 41.


Wann von einem derer Krieg-fuͤhrenden
Theile einem neutralen Land, oder deſſen Unter-
thanen, Schaden zugefuͤget wird, ſollte derſelbe
von Rechtswegen erſezet werden:


§. 42.


Aber, im Gegentheil, werden offt minder-
maͤchtiger neutraler Staaten Lande eben ſo arg
mitgenommen, als die feindliche ſelbſt.




Neutralitaͤt bey inneren Kriegen.


§. 43.


Wann in einem Reich innerliche Kriege ent-
ſtehen, will gemeiniglich der Theil, ſo die Ober-
hand hat, oder der den andern als Rebellen
tractirt, nicht leiden, daß dem Gegentheil der
Aufenthalt im Land, Handlung, oder gar das
einlauffen der Capers, u. ſ. w. geſtattet werde.


§. 54.


Hingegen behaupten dritte Staaten oͤffters,
daß auch alles diſes mit unter die Neutralitaͤt
gehoͤre.


§. 45.
[273]Von der Neutralitaͤt.

§. 45.


Oder, wann man ja den einen Theil nicht
beleidigen will; ſo beguͤnſtiget man zwar deſſen
Gegentheil nicht, verfolgt ihn aber auch nicht,
noch lifert man ihne aus, wann es gleich be-
gehrt wuͤrde.



Verlezung der Neutralitaͤt.


§. 46.


Wann ein neutraler Souverain ſelber ge-
gen die Neutralitaͤt handelt, kan er als ein
Feind angeſehen werden:


§. 47.


Wann aber nur ſeine Unterthanen ſich der-
gleichen haben zu Schulden kommen laſſen, kan
man bloß deren Beſtrafung verlangen.


§. 48.


Eben diſes hat ſtatt, wann einer der feind-
lichen Theile, oder die Seinige, die Neutrali-
taͤt verlezen.



Aufhebung der Neutralitaͤt.


§. 49.


Oeffters bleibt ein Souverain bey Anfang
eines Krieges neutral; weil es die Umſtaͤnde er-
fordern, oder biß er ſiehet, wo es hinaus will:


Waͤhrenden Krieges aber nimmt er ſo dann,
nach ſeiner Convenienz, bald fruͤher, bald ſpaͤ-
Ster,
[274]22. Capitel.
ter, die Parthie des einen Krieg-fuͤhrenden
Theils.


§. 50.


Nach Verflieſſung einer beſtimmten Zeit,
oder nach ſich ergebenden Umſtaͤnden, kan ſich
die Neutralitaͤt auch von ſelbſten aufheben.



Zwey und zwanzigſtes Capitel.
Von Waffenſtillſtaͤnden und Fridens-
ſchluͤſſen.
(1)



Waffenſtillſtaͤnde.


§. 1.


Waffenſtillſtaͤnde ſeynd Einſtellungen aller
Feindſeligkeiten auf eine Zeitlang.


§. 2.


Sie ſeynd entweder allgemeine, zwiſchen
allen Krieg fuͤhrenden Theilen:


§. 3.


Oder particulare, a) nur zwiſchen einigen
im Krieg verfangenen Parthien, oder b) zwi-
ſchen gewiſſen Corps; oder c) Belagerern und
Belagerten.


§. 4.
[275]Von Stillſtaͤnden u. Fridensſchluͤſſen.

§. 4.


Die Abſicht der Waffenſtillſtaͤnde ſeynd
ſehr verſchiden; nemlich 1. um indeſſen wegen
des Fridens, oder 2. einer Capitulation tracti-
ren, oder 3. eine Zeitlang ruhige Quartiere ge-
nieſſen, oder 4. die Todte begraben, oder 5.
eine Ordre von dem oder denen Souverains
uͤber etwas einhohlen zu koͤnnen, u. ſ. w.


§. 5.


Nach Beſchaffenheit diſer Umſtaͤnde nun
kan ein Waffenſtillſtand 1. von einem jeden der
Orten commandirenden Officier, geſchloſſen
werden; oder er bedarff des Conſenſes, oder
doch der Ratification, 2. der hoͤchſten Genera-
litaͤt, oder 3. auch derer Hoͤfe ſelbſt.


§. 6.


Waͤhrenden Stillſtandes darff nichts unter-
nommen werden, was dem Gegentheil zum un-
mittelbaren Schaden gereichte.



§. 7.


Es werden auch oͤffters ſonſt allerley Bedin-
gungen beygefuͤgt.


§. 8.


Ingleichem werden zuweilen, zur Sicher-
heit des Verſprochenen, Geiſel gefordert und
gegeben.


§. 9.


Wie vil Stunden, Tage, Wochen, Mo-
S 2nathe,
[276]22. Capitel.
nathe, ꝛc. ein Waffenſtillſtand waͤhren ſolle,
kommt auf das beederſeitige Einverſtaͤndniß an.


§. 10.


Wann ſie aber auf eine unbeſtimmte Zeit
geſchloſſen werden, wird wenigſtens verglichen,
wie lang zuvor der Stillſtand wieder aufgekuͤn-
digt werden muß.


§. 11.


Wann die Aufkuͤndung vor Ablauff der
verglichenen Zeit mit Recht ſolle geſchehen koͤn-
nen, werden wichtige Urſachen darzu erfordert.


§. 12.


Es gibt aber auch noch eine beſondere Art
von Waffenſtillſtaͤnden, die auf vile beſtimmte
Jahre geſchloſſen werden, und nichts anderes,
als ein wahrer Fride, ſeynd, auch alle Wuͤr-
ckungen deſſelbigen haben.


§. 13.


Dahin gehoͤren nemlich vile zu Ende eines
Krieges geſchloſſene Tractaten zwiſchen der Pfor-
te und denen chriſtlichen Machten.


§. 14.


Diſe Stillſtaͤnde pflegen, nach Ablauff de-
rer verglichenen Jahre, meiſtens auf eben ſo
lang, oder auf eine andere beliebte Zeit, erneuert
und erſtrecket zu werden.


§. 15.


  • ſ. (H. von Steck) von den Fridensſchluͤſſen
    der Osmanniſchen Pforte; in den Ver-
    ſuch. uͤber einig. erhebl. Gegenſt
    .

§. 16.
[277]Von Stillſtaͤnden u. Fridensſchluͤſſen.

§. 16.


Unter chriſtlichen Machten finden ſich we-
nige Beyſpile von dergleichen langen Still-
ſtaͤnden.



§. 17.


Endlich gibt es auch einen, ſo zu ſagen, na-
tuͤrlichen Waffenſtillſtand; wann nemlich die
kriegende Theile zufaͤlliger Weiſe ſo weit von ein-
ander entfernet werden, daß keine Feindſeligkei-
ten unter ihnen vorgehen koͤnnen.



§. 18.


Indeſſen iſt doch ſolchen Falles auch kein
Fride, die beederſeitige Unterthanen und ihre
Effecten ſeynd vor dem Gegentheil nicht ſicher,
auch ligt Handel und Wandel, u. ſ. w.



Der Fridenshandlungen Veranlaſſung.


§. 19.


Der entweder am billigſt denckende, oder
des Fridens am meiſten benoͤthigte, oder im
groͤſten Vortheil ſizende, kriegende Theil, gibt
endlich ſeine Neigung zum Friden zu erkennen.


§. 20.


Und zwar diſes entweder dem Gegentheil
ſelbſt unmittelbar, oder einer dritten Macht,
welche es jenem zu wiſſen thun ſolle, oder wohl
auch nur dem Publico.


S 3§. 21.
[278]22. Capitel.

§. 21.


Die Art und Weiſe, ſolches zu bewerckſtel-
ligen, iſt ſo dann abermalen gar ſehr verſchiden;
und man ſchreibt entweder ſelbſt, oder durch
dritte Perſonen, oder laͤſſet ſeine Geſandten an
neutralen Hoͤfen eine Erklaͤrung thun, oder ſchickt
Jemanden an den Gegentheil.


§. 22.


Werden nun diſe Anerbietungen nicht ange-
nommen; ſo gehet der Krieg fort, und der
Theil, ſo ſich zum Friden erboten hat, leget
alsdann die Schuld davon, etwa auch vor dem
Publico, auf den Gegentheil.


§. 23.


Iſt aber der andere Theil auch zum Friden
geneigt, oder ſtellet ſich doch ſo an; ſo werden
nun Fridenshandlungen daraus.


§. 24.


Und diſe werden entweder ins geheim oder
oͤffentlich gepflogen.



Geheime Fridenshandlungen.


§. 25.


Sollen die Fridenshandlungen in Geheim
gepflogen werden; ſo ſchickt der eine Krieg fuͤh-
rende Theil eine vertraute und mit hinlaͤnglicher
Vollmacht verſehene Perſon an den Hof des
Gegentheils, oder an einen dritten Ort.


§. 26.
[279]Von Stillſtaͤnden u. Fridensſchluͤſſen.

§. 26.


Oder man bedienet ſich auch darzu Kriegs-
gefangener Generals, ꝛc. oder der beederſeitigen
Geſandten an einem neutralen Hof.


§. 27.


Oder zwey Staatsminiſters von beeden
Theilen ſchreiben an einander.


§. 28.


Wann ein Kriegfuͤhrender Theil Alliirte hat,
ſollte von Rechtswegen nichts dergleichen ohne
ihr Vorwiſſen und Genehmigung vorgenommen
werden:


Es geſchiehet aber nicht allemal.


§. 29.


Eben diſes iſt auch davon zu ſagen, wann
ein Souverain, Krafft ſeiner Reichsverfaſſung,
nicht fuͤr ſich allein Fride ſchlieſſen kan.



§. 30.


Denen Hoͤfen aber, welche nur Huͤlffsvoͤl-
cker, gegen beziehende Subſidien, hergegeben
haben, hat man nicht noͤthig, etwas davon zu
melden.


§. 31.


Vor allen Dingen werden ſo dann die Voll-
machten derer Perſonen, welche die Unterhand-
lungen vornehmen ſollen, in Richtigkeit geſezt.


§. 32.


Die erſte Fridensvorſchlaͤge werden entweder
S 4ſchrifft-
[280]22. Capitel.
ſchrifftlich ausgehaͤndigt, oder nur in die Feder
dictirt, oder muͤndlich erklaͤrt, von dem Ge-
gentheil zu Papier gebracht und nochmals ver-
leſen.


§. 33.


Alsdann wird weiter verfahren, wie man
ſich vergleicht, oder es ſonſten uͤblich iſt.


§. 34.


Oder man bedienet ſich auch dritter Perſo-
nen, die reciproque Erklaͤrungen einander zu
hinterbringen.



§. 35.


Waͤhrender ſolcher geheimer Negotiationen
pflegen, wann es Ernſt damit iſt, die Genera-
litaͤten zuweilen Ordre zu erhalten, ihre Ope-
rationen ſo einzurichten, daß nichts erhebliches
vorgehet.


§. 36.


Wird man nicht einig; ſo werden die
Handlungen abgebrochen, und die abgeſchickte
Perſon begibt ſich wieder hinweg.


§. 37.


Oder, wann die Handlungen von Haus
aus durch die Miniſters geſchehen, wird die
Correſpondenz zulezt ebenfalls ſuſpendirt.


§. 38.


Es macht aber ſo dann doch der eine Theil
zuweilen das bißhero verhandelte oͤffentlich be-
kannt.



§. 39.
[281]Von Stillſtaͤnden u. Fridensſchluͤſſen.

§. 39.


Kommen aber die geheime Fridenshandlun-
gen zum Schluß; ſo gehet es, wie hernach zu
ſehen iſt.


§. 40.


Dergleichen geheime Fridenshandlungen
ſeynd jezo ſehr beliebt, und haben allerley Vor-
zuͤge.


§. 41.


Nur ſeynd ſie nicht ſo thunlich, wo Alliirte
auf der einen oder anderen Seite etwas dabey
zu ſagen haben.



Oeffentliche Fridenshandlungen ohne
Congreſſe.


§. 42.


Werden hingegen Fridenshandlungen ge-
pflogen, aus denen man dem Publico kein Ge-
heimniß zu machen verlangt; ſo werden ſelbige
entweder auſſer einem Congreß gepflogen, oder
auf einem eigenen Congreß.


§. 43.


Auſſer einem Congreß bedienet man ſich dar-
zu abermalen der bereits angezeigten Mittel, 1.
einer Miniſterial-Correſpondenz, oder 2. der
ordentlichen Geſandten an neutralen Hoͤfen,
oder 3. der oͤffentlichen Abſendung bevollmaͤch-
tigter Perſonen an beederſeitige Hoͤfe ꝛc.



S 5§. 44.
[282]22. Capitel.

§. 44.


Oder 4. man laͤſſet auch die beederſeitige
commandirende Generale mit einander handlen.



§. 45.


Uebrigens gehet es ſo dann wiederum eben
ſo, wie bereits gemeldet worden iſt.


§. 46.


Bey gewiſſen Reichen gehen dergleichen Fri-
denshandlungen nicht an.



§. 47.


Es ſeye dann, daß die Fridenshandlungen
auf dem Reichstag einer ſolchen Nation wollten
vorgenommen werden.



Praͤliminar-Congreſſe.


§. 48.


Wann ferner die Kriegfuͤhrende Theile zu
denen Fridenshandlungen ſich eines Congreſſes
bedienen wollen, kommt es entweder ſo gleich
zu dem Haupt- oder einem Praͤliminar-Con-
greß.


§. 49.


Bey einem Praͤliminar-Congreß iſt noch
keine Frage von denen Fridensbedingungen ſelb-
ſten; ſondern nur von dem Hauptcongroß, wo
und wie er gehalten werden ſolle, wen man da-
bey zulaſſen wolle, u. ſ. w.


§. 50.
[283]Von Stillſtaͤnden u. Fridensſchluͤſſen.

§. 50.


Daruͤber werden ſo dann Praͤliminar-Trac-
taten errichtet, welche aber mit denen eigentli-
chen Fridens-Praͤliminarien nicht zu vermengen
ſeynd.


§. 51.


Weil dergleichen Praͤliminar-Tractaten mei-
ſtens eben ſo vile Zeit erforderen, und faſt eben
ſo vile Schwuͤrigkeiten haben, als die Haupt-
tractaten und Congreſſe; ſo ſeynd ſie nicht mehr
ſtarck im Gebrauch.


§. 52.


Man hat ſich auch ſchon wegen des Orts
des Congreſſes, und anderer Praͤliminarien, mit
einander verglichen, und der Congreß iſt doch
nicht gehalten, ſondern der Fride auf andere
Art geſchloſſen worden.




Hauptcongreſſe.


§. 53.


Die Haupt-Fridenscongreſſe, (wann man
dergleichen beliebt,) werden gehalten, 1. wann
entweder bereits Fridens-Praͤliminarien geſchloſ-
ſen worden ſeynd, 2. oder noch nicht.


§. 54.


Dabey iſt forderiſt die Frage von dem Ort.


§. 55.


Oeffters erwaͤhlet man darzu einen in eines
feind-
[284]22. Capitel.
feindlichen Theils Landen gelegenen Ort; wel-
cher ſo dann, nebſt einem gewiſſen beſtimmten
Bezirck, waͤhrender Fridenshandlungen als
neutral behandelt wird.


§. 56.


Oder man bedienet ſich eines Plazes, wo
die Graͤnzen zuſammenſtoſſen.



§. 57.


Oder man erwaͤhlet einen in einem neutra-
len Staat gelegenen Ort.



§. 58.


Es ſeynd auch ſchon Fridenscongreſſe auf
dem Feld unter Zelten gehalten worden.


§. 59.


Daß, wann mehrere Machten im Krieg
mit einander verfangen ſeynd, zu gleicher Zeit
an verſchidenen Orten mit der einen oder ande-
ren Parthie gehandelt werde, iſt etwas ſeltenes.



§. 60.


Was fuͤr Perſonen, von was fuͤr Religion,
Stand, Wuͤrde, und wie vil ꝛc. auf den Con-
greß abgefertiget werden wollen, haͤnget ledig-
lich von jeder Parthie eigenen Willkuͤhr ab.


§. 61.


Es werden auch zuweilen bey ſolcher Gele-
genheit
[285]Von Stillſtaͤnden u. Fridensſchluͤſſen.
genheit Charactere erkannt, die man ſonſt nicht
gerne erkennt.



§. 62.


Vormals pflegten die Bevollmaͤchtigte der
Souverainen zu Fridenscongreſſen mit dem
Character eines Geſandtens vom erſten Rang,
Ambaſſadeurs, oder Bottſchaffters, abgeſchickt
zu werden.


§. 63.


Diſes nun verurſachte ſchwere Koſten und
unzaͤhlige Streitigkeiten in Ceremonielſachen.



§. 64.


Solches hat veranlaßt, daß jezo insgemein
1. die Fridenscongreſſe nur durch bevollmaͤch-
tigte Miniſters beſchicket werden; welche ſo
dann etwa bey der Unterſchrifft des Fridens den
Character eines Ambaſſadeurs auf einen Au-
genblick annehmen, aber ſo gleich wieder nider-
legen.


§. 65.


2. Wird beliebt, kein eigentliches Ceremo-
niel zu beobachten, ſondern bloß jedem nach ſei-
nem Stand gebuͤhrend zu begegnen.


§. 66.


Ob die Bevollmaͤchtigte bewehrte Mann-
ſchafft bey ſich haben doͤrffen, und allenfalls
wie vil? kommt auf die Umſtaͤnde und Ver-
gleich an.


§. 67.
[286]22. Capitel.

§. 67.


Da dergleichen Perſonen und ihr Gefolg
der geſandtſchafftlichen Rechte genieſſen; ſo
wird es ſehr hoch aufgenommen, wann auch
ein Souverain ſelbſt ſich an einer ſolchen Per-
ſon vergreifft.



§. 68.


Auch ſolcher Geſandten Couriere und Eſtaf-
feten wollen nicht allemal durch die feindliche
Lande paßieret werden.


§. 69.


Der Ort der Conferentien pflegen Zimmer
auf einem benachbarten Schloß, oder auf dem
Rathhaus an dem Ort, zu ſeyn.


§. 70.


Wie offt Conferentien gehalten werden ſol-
len, dependiret meiſtens von den Umſtaͤnden des
Geſchaͤfftes, oder einer ſonſtigen Abrede.


§. 71.


Man vergleicht ſich auch bald Anfangs, ob
die feindliche Miniſters unmittelbar mit einan-
der handlen, oder (wenigſtens gewiſſer maſſen,)
ſich der Vermittelung einer dritten Macht, und
deren Geſandtens, bedienen wollen.


§. 72.


Lezteren Falles wird es gehalten, wie ſchon
oben Cap. 16. von Mediationen uͤberhaupt ge-
meldet worden iſt.


§. 73.
[287]Von Stillſtaͤnden u. Fridensſchluͤſſen.

§. 73.


Daß Alle, ſo den Krieg haben fuͤhren helf-
fen, auch zu denen Conferentien gelaſſen wer-
den muͤſſen, hat an ſich keinen Anſtand.


§. 74.


Wo das Teutſche Reich bey Fridenscon-
greſſen concurrirt, wird entweder der Kayſer
von dem Reich bevollmaͤchtigt, mit im Namen
Deſſelbigen zu handlen.


§. 75.


Oder das Reich ſchicket eine aus Mitglidern
aller drey Reichscollegien beſtehende Deputation
ab; welche aber vor und nach deren Beſchlieſ-
ſung ohnzaͤhlichen Schwuͤr- und Streitigkeiten
ausgeſezet iſt.


§. 76.


Auch wollten die Kayſerliche ſelbige vormals
nicht mit zu denen Conferentien zulaſſen: Wel-
ches aber nun durch die Kayſerliche Wahlcapi-
tulation abgeaͤndert worden iſt.


§. 77.


Die Sprache, worinn bey Fridenscongreſ-
ſen gehandelt wird, iſt zuweilen anderſt in denen
Schrifften, und anderſt in denen muͤndlichen
Unterredungen.


§. 78.


In Schrifften ware ſonſt unter denen chriſt-
lichen Machten meiſtens die lateiniſche Sprache
uͤblich: Nunmehro aber wird viles auch Fran-
zoͤſiſch verhandelt.


§. 79.
[288]22. Capitel.

§. 79.


Und muͤndlich bedienet man ſich nunmehro
insgemein abermalen der Franzoͤſiſchen Spra-
che.


§. 80.


In Anſehung der Sachen ſelbſt, ſo bey
Fridenscongreſſen vorzukommen und angenom-
men zu werden pflegen, iſt die Regel: Was
keine Urſach des Krieges ware, iſt auch keine
Materie des Fridens.


§. 81.


Es leidet aber dieſelbe in Anſehung derer
Hauptparthien gar ſtarcke und vilfaͤltige Abfaͤlle;
und man bedienet ſich, ſonderlich an Seiten des
im Vortheil ſtehenden Theils, diſer Gelegen-
heit gerne, auch andere Anſpruͤche, Beſchwer-
den und Streitigkeiten, mit zur Erledigung zu
bringen.


§. 82.


Anderen, ſo keine Kriegfuͤhrende Theile
ſeynd, dennoch aber ſonſt ein Intereſſe bey de-
nen bey dem Congreß vorkommenden Sachen
zu haben glauben, wird zwar geſtattet, deßwe-
gen muͤnd- oder ſchrifftliche Vorſtellungen zu
thun; ſie werden aber, wann ſie nicht Media-
teurs ſeynd, nicht zu denen Conferentien ge-
laſſen.


§. 83.


Sie muͤſſen ſich auch gefallen laſſen, ob
und was fuͤr einen Schluß und Antwort die
Haupt-
[289]Von Stillſtaͤnden u. Fridensſchluͤſſen.
Hauptparthien darauf faſſen und geben wollen,
oder nicht.


§. 84.


Wann hingegen Andere, ſo keine Kriegfuͤh-
rende oder intereßirte Theile ſeynd, ſondern nur
ſonſt alt- oder neue Anſpruͤche an diſes oder jenes
Reich, Land oder Recht, zu haben glauben,
bey diſer Gelegenheit mit Deductionen, Prote-
ſtationen, Reſervationen, u. d. zum Vorſchein
kommen, haͤngt es von jeder Geſandtſchafft Be-
lieben ab, ob ſie ſolche auch nur annehmen will,
oder nicht: Bey denen Conferentien aber laͤſſet
man es nicht daruͤber zur Sprache kommen.


§. 85.


Zuweilen zerſchlagen ſich die Congreſſe wie-
der, ohne daß man zu einem Schluß gelangen
koͤnnte.



Fridensſchluͤſſe.


§. 86.


Manchmalen ſchlieſſen nur einige derer Krieg-
fuͤhrenden Parthien Friden mit einander, und die
uͤbrige accediren ſo dann demſelbigen.


§. 87.


Oder die uͤbrige fuͤhren den Krieg allein fort.


§. 88.


Man theilt die Fridensſchluͤſſe in Praͤliminar-
und Definitiv-Tractaten.


§. 89.


Die Praͤliminarien ſeynd, in Anſehung der
aͤuſſeren Form, meiſtens ganz kurz und nur in
Form einer bloſſen Punctation abgefaßt.


T§. 90.
[290]22. Capitel.

§. 90.


Sie enthalten nur die wichtigſte Puncten:
Die uͤbrige und allen Fridensſchluͤſſen gemeine
Articul aber werden auf den definitiv-Tractat
verſchoben.


§. 91.


Man hat Beyſpile, daß man uͤber Praͤlimi-
narien in denen Conferentien einig worden iſt,
ſie zu Papier gebracht, auch auf der einen Seite
bereits unterſchriben hat, alsdann aber erſt von
dem andern Theil wieder zuruͤckgegangen wor-
den iſt.



§. 92.


Definitiv-Tractate ſeynd, in Anſehung des
aͤuſſeren, in denen bey feyerlichen Tractaten uͤb-
lichen Formalitaͤten abgefaßt.


§. 93.


In Ruͤckſicht des Innhalts aber begreiffen
ſie 1. die allgemeine Stuͤcke in ſich, wegen
Wiederherſtellung der Freundſchafft, Vergeſ-
ſung des bißherigen, oder der Amneſtie, Hand-
lung der Unterthanen, u. ſ. w.


§. 94.


2. Werden die in denen Praͤliminarien ent-
ſchidene Puncten weiter ausgefuͤhrt, mit denen
benoͤthigten Clauſuln, Verzi[ch]ten, verſehen,
u. ſ. w.


§. 95.


3. Werden die in denen Praͤliminarien uͤber-
gangene Puncten von geringerer Wichtigkeit in
Ordnung gebracht.


§. 96.
[291]Von Stillſtaͤnden u. Fridensſchluͤſſen.

§. 96.


4. Wird wegen Einſtellung der Feindſelig-
keiten und Vollziehung des Fridens wenigſtens
eine vorlaͤuffige Abrede genommen.


§. 97.


Vormals vergliche man ſich wegen beeder-
ſeitiger Abdanckung der Trouppen: Diſes iſt
aber nun nicht mehr uͤblich.



§. 98.


Die Sprache in denen Fridensſchluͤſſen un-
ter chriſtlichen Machten pflegte ſonſt insgemein
die Lateiniſche zu ſeyn:


§. 99.


Nun aber bedienet man ſich auch wohl,
nicht nur in denen Praͤliminarien, ſondern
ſelbſt in denen definitiv-Tractaten, der Franzoͤ-
ſiſchen; ſo gar unter bloß Teutſchen Parthien.


§. 100.


Oder die Originalien werden in verſchidenen
Sprachen ausgefertigt.


§. 101.


Wann gleich mehrere Machten einen Krieg
als Alliirte gefuͤhret haben; ſo errichtet doch meiſt
jeder Souverain mit dem bißherigen Feind einen
beſonderen Friden.


§. 102.


Auch wohl nicht alle Alliirte zu gleicher Zeit;
ſondern der eine fruͤher, der andere ſpaͤter.


§. 103.


Die Publication des Fridens geſchiehet nicht
T 2alle-
[292]22. Capitel.
allemal gleich nach Schlieſſung der Praͤlimina-
rien.



§. 104.


Die Obermacht oder Entkraͤfftung, oder
auch andere Staatsabſichten und Umſtaͤnde,
wie auch die Klugheit, des einen oder anderen
Theils, machen, daß die Bedingungen derer
Fridensſchluͤſſe fuͤr die eine oder andere Parthie
mehr oder weniger vortheilhafft-uͤberhaupt aber
gar offt ſo ausfallen, als man wohl nicht noch
kurz zuvor, und bey dem Anfang des Krieges
am allerwenigſten, vermuthet haͤtte.


§. 105.


Die Erſezung der einer- oder anderer Seits
erlitten- oder geforderten Kriegsſchaͤden bleibt
ebenfalls meiſtens im Stich.


§. 106.


Wann in einen Fridensſchluß etwas mit-
einfließt, womit nicht die allerſeitige Intereſſen-
ten verſtanden ſeynd, kan es vile wichtige Fol-
gen haben.



§. 107.


Mehrmalen macht man auch wegen Voll-
ſtreckung des Fridens, beſonders wegen Zuruͤck-
gab der eroberten Lande und Veſtungen, der
lauffenden oder ruͤckſtaͤndigen Contributionen, der
Kriegsgefangenen, des Termins, wann die Feind-
ſeligkeiten zu Land oder Waſſer, in diſen oder
jenen nahen oder entfernten Gegenden, aufhoͤ-
ren
[293]Von Stillſtaͤnden u. Fridensſchluͤſſen.
ren ſollen, u. ſ. w. noch einen oder mehrere be-
ſondere Receſſe.


§. 108.


Zur Verſicherung der Vollziehung des Fri-
dens ſeynd auch noch in denen neueſten Zeiten
Geiſel gegeben-dieſelbe aber als freye Leute be-
handelt worden.



§. 109.


Zu gleicher Zeit mit denen Fridensſchluͤſſen
werden gar offt auch 1. Freundſchaffts- 2.
Handlungs- und Schifffahrts-Tractaten, oder
3. auch Buͤndniſſe, geſchloſſen.


§. 110.


Was ſonſten die ſeparirte oder geheime Ar-
ticul, die Ratificationen, Garantien, Ausle-
gungen, Verlezungen, ꝛc. derer Fridensſchluͤſſe
betrifft; ſo findet das oben in Anſehung aller
Tractaten davon geſagte auch hier ſtatt, und kan
gar leicht mit vilen Beyſpilen beleget werden.


Ich fuͤge nur noch diſes wenige bey.


§. 111.


Wann die Praͤliminarien ratificirt ſeynd,
und der Definitiv-Tractat bleibt zufaͤlliger Weiſe
unratificirt, iſt er doch verbindlich.



§. 112.


Chriſtliche Machten und die Pforte pflegen
nach geſchloſſenem Friden, Geſandte vom erſten
Rang an einander zu ſchicken, und ſelbigen Ge-
ſchencke fuͤr die Souverainen und ihre vornehm-
ſte Miniſters mitzugeben.


T 3§. 113.
[294]22. Capitel.

§. 113.


Dritter Machten Proteſtationen entkraͤfften
einen geſchloſſenen Friden nicht.



§. 114.


Veraͤuſſerungen, die durch einen Fridens-
ſchluß, (der ſonſt auf eine verbindliche Art abge-
faſſet worden iſt,) geſchehen, ſeynd dennoch guͤl-
tig, wann gleich alle Veraͤuſſerungen durch die
Haus- oder Reichsverfaſſung verbotten waͤren.


§. 115.


In Kriegsmanifeſten, auch ſonſten, liſet
man haͤuffige Beſchwerden, daß diſer oder jener
Souverain das in einem Fridensſchluß verſpro-
chene entweder gar niemalen erfuͤllet- oder doch
wieder uͤbertretten habe.


§. 116.


„Von der Verbind- oder Unverbindlich-
keit derer vormaligen Fridensſchluͤſſe bey entſte-
hendem neuem Krieg, beſonders: Ob und wie
fern ein Souverain, ſo durch dergleichen Fri-
densſchluͤſſe etwas abgetretten hat, alsdann
einen neuen Anſpruch daran machen koͤnne,
oder nicht?„ findet ſich ein eigener Aufſaz in
meiner vermiſcht. Abhandl. (1750.) 1ſtem
Stuͤck, S.
3.



[[295]]

Appendix A Regiſter.



Appendix A.1 A.


  • Abaͤnderung, der Tractaten 206.
  • Abberuffung, eines Geſandtens 118.
  • Abdanckung einer Crone 40.
  • Abgaben171. u. f.
  • Abſchid (ohne) weggehen eines Geſandtens 120.
  • Abſezung, eines Regentens 40.
  • Abſterben, der Geſandten 115.
  • Abtrettung der Lande 131.
  • Acceßion zu Tractaten 203.
  • Accis, der Geſandten 111.
  • Achtung, perſoͤnliche der Souverainen 45.
  • Allianzen; ſ. Buͤndniſſe.
  • Alliirte256.
  • Anſpruͤche209.
  • Armateurs240.
  • Arreſte221.
  • Audienzen, der Geſandten 93.
  • Aufhebung, der Tractaten 206.
  • Auxiliar-Trouppen; ſ. Huͤlffsvoͤlcker.

Appendix A.2 B.


  • Balance; ſ. Gleichgewicht.
  • Bediente der Souverainen 137.
  • Belagerungen243.

Belei-
[[296]]Regiſter.
  • Beleidigung, eines Geſandtens 112.
  • Beſazungen166.
  • Beſchwerden, der Souverainen uͤber einander 211.
  • Beytritt zu Tractaten 203.
  • Brand, im Krieg 234.
  • Brandſchazungen236.
  • Buͤndniſſe uͤberhaupt 196. in Abſicht auf den
    Krieg 256.

Appendix A.3 C.


  • Cameralſachen171.
  • Campemens165.
  • Canzley-Ceremoniel62.
  • Capers240.
  • Ceremoniel53. der Geſandten 92. u. f.
  • Chefs141.
  • Congreſſe; ſ. Fridenscongreſſe.
  • Conſuls125. 182.
  • Contreband185.
  • Corſaren186.
  • Couriere, geſandtſchafftliche 107. uͤberhaupt 126.
  • Courtoiſien67.
  • Curialien65.

Appendix A.4 D.


  • Delinquenten ꝛc. ſ. Verbrechere.
  • Depechen, Geſandtſchafftliche 107.
  • Deſerteurg170.
  • Durchzuͤge166.

Appendix A.5 E.


  • Einfaͤlle, in Feindes Land 235.
  • Eingebohrener Vorrechte 139.
  • Einmengung in fremde Staatsſachen 152.

Ein-
[[297]]Regiſter.
  • Einquartierung; ſ. Quartiere.
  • Einſchlieſſung, in Tractaten 203.
  • Entſezung des Throns 40.
  • Erbfolge, der Souverainen 32.
  • Erbſchafften, Fremder 173.
  • Erklaͤrung, der Tractaten 204.
  • Erloͤſchung der Tractaten 206.
  • Eroberte Lande254.
  • Erſtreckung der Tractaten 205.
  • Europa, als ein einiger Staatscoͤrper 18.
  • Europaͤiſches Voͤlckerrecht 7.
  • Excellenz; der Geſandten 99. der Miniſters 142.

Appendix A.6 F.


  • Familien, der Souverainen 32.
  • Familien-Tractaten195.
  • Fiſcherey184.
  • Fortſchaffung eines Geſandtens 121.
  • Fouragiren236.
  • Fremde144. ihr Gerichtsſtand 161. ihre Bele-
    gung 173. Gnaden gegen ſie 174.
  • Freundſchaffts-Tractaten195.
  • Fridenshandlungen; deren Veranlaſſung 277. Ge-
    heime 278. auſſerhalb Congreſſen 281. Fridens-
    congreſſe 283. Fridensſchluͤſſe 289.

Appendix A.7 G.


  • Galanterien, der Souverainen gegen einander 48.
  • Garantien, der Tractaten 206.
  • Gebiets Verlezung 136.
  • Gefolg eines Geſandtens 122.
  • Geiſel237.

UGeld-
[[298]]Regiſter.
  • Geldſachen193.
  • Gelehrte Geſchichte; ſ. Geſchichte.
  • Gemahlinnen, der Souverainen 50.
  • Gerichtsſtand, der Geſandten 113. der Fremden
    161.
  • Geſandtſchafften70. uͤberhaupt davon 71. Ge-
    ſandtſchafftsrecht 73. Gattungen der Geſandten
    77. wann ſie geſchickt werden? 80. an wen? 82.
    wann? ꝛc. 82. ihre Zahl 84. Eigenſchafften 85.
    noͤthige Stuͤcke 87. Antritt der Geſandtſchafft 92.
    Audienzen 93. Viſiten 95. Pflichten im aͤuſſerli-
    chen 96. im weſentlichen 97. Gerechtſame 98.
    in Anſehung ihrer Perſon 99. in Hofſachen 100.
    uͤbriges Ceremoniel 104. Religionsuͤbung 105.
    Militariſche Ehrenbezeugungen 107. Depechen und
    Couriere 107. reele Gerechtſame 108. Wagen
    110. Zoll, Accis ꝛc. 111. Beleidigung 112. Ge-
    richtsſtand 113. Abſterben 115. Enthaltung des
    Hofes ꝛc. 116. deſſen Verbot 117. Endigung der
    Geſandtſchafft 117. Abberuffung eines Geſandtens
    118. weggehen ohne Abſchid 120. Wegſchaffung
    121. Gefolg 122. durchreiſende Geſandte 127.
    feindliche 231.
  • Geſchencke, der Souverainen an einander 48.
  • Geſchichte, (gelehrte) des natuͤrlichen Voͤlckerrechts,
    4. des Europaͤiſchen 13.
  • Geſeze158.
  • Gleichgewicht, Europaͤiſches 28.
  • Gleichheit, der Europaͤiſchen Staaten. 24.
  • Gnadenſachen174.
  • Gottesdienſt; ſ. Religion.

Graͤnz-
[[299]]Regiſter.
  • Graͤnzſachen131.
  • Gruͤnde des natuͤrlichen Voͤlckerrechts, 3. des Eu-
    ropaͤiſchen 8.

Appendix A.8 H.


  • Haͤven135.
  • Handlungsſachen177. Handlung neutraler Mach-
    ten in Kriegszeiten 269.
  • Hof; deſſen Enthaltung 116. und Verbot 117.
  • Hofceremoniel59.
  • Huͤlffsmittel der Wiſſenſchafft des Europaͤiſchen Voͤl-
    ckerrechts 16.
  • Huͤlffsvoͤlcker260.
  • Huldigung138.

Appendix A.9 J.


  • Juden151.
  • Jurisdiction; ſ. Gerichtsſtand.
  • Juſtizſachen158.

Appendix A.10 K.


  • Kinder der Souverainen 52.
  • Krieg; uͤberhaupt 224. Urſachen darzu 225. Kriegs-
    fuͤhrungsrecht 227. Anfang des Krieges 228. Fuͤh-
    rung deſſelben 229. Kriegsmanier und Kriegsrai-
    ſon 229. Betragen gegen einen feindlichen Souve-
    rain ꝛc. 230. gegen ſeine Geſandte und Untertha-
    nen 231. Einfaͤlle in Feindes Land 235. Betra-
    gen in Landesverfaſſungsſachen 236. Unerlaubte
    Sachen darinn 253. Neutraler Machten Betra-
    gen darinn 267.
  • Kriegsdienſte, fremde 167.
  • Kriegsgefangene247.

U 2Kriegs-
[[300]]Regiſter.
  • Kriegsſchaͤden, neutraler Staaten 272.

Appendix A.11 L.


  • Lager, in Kriegszeiten 240.
  • Lande, der Souverainen, 128. neue 128. in und
    auſſer Europa 129. Gattungen 130. Abtrettun-
    gen, Vertauſchungen, Verpfaͤndungen 130. Dis-
    poſitionen uͤber dritte 132. Lande der Wilden 133.
    feindliche; deren Behandlung 231. im Krieg er-
    oberte 254.
  • Landesverfaſſungsſachen; feindliches Betragen
    darinn 236.
  • Liferungen, an den Feind 236.

Appendix A.12 M.


  • Majeſtaͤts-Titul 63.
  • Marſche, in Kriegszeiten 240.
  • Mediationen215.
  • Meere133.
  • Merodeurs240.
  • Militariſche Ehrenbezeugungen gegen Geſandten
    107.
  • Militarſachen164.
  • Monarchie (univerſal-) 21.
  • Muͤnzſachen187.

Appendix A.13 N.


  • Natuͤrliches Voͤlckerrecht 2.
  • Neutralitaͤt; uͤberhaupt 265. Kriegsſachen 267.
    Handlung 269. Kriegsſchaͤden 272. Neutr. bey
    innerlichen Kriegen 272. der Neutr. Verlezung
    und Aufhebung 273.
  • Normen; ſ. Gruͤnde.

Nuzen,
[[301]]Regiſter.
  • Nuzen, des Europaͤiſchen Voͤlckerrechts 12.

Appendix A.14 O.


  • Oberhaupt, Europens 20.
  • Oeffentliche Perſonen 124.
  • Ohnerlaubte Sachen, im Krieg 253.

Appendix A.15 P.


  • Pacquetbote192.
  • Paͤbſtliche Praͤdicaten 43.
  • Parthien, in Kriegszeiten 240.
  • Perſoͤnliche Sachen der Souverainen, allerley 50.
    perſoͤnliches Ceremoniel 55.
  • Perſonen, der Souverainen 32. oͤffentliche 124.
  • Pluͤnderung233.
  • Policeyſachen190.
  • Poſten191.
  • Praͤdicate, vom Pabſt erhaltene 43.
  • Praͤtendenten (Cron-) 40.
  • Praͤtenſionen209.
  • Profeßions- u. d. Sachen 193.

Appendix A.16 Q.


  • Quartiere, der Geſandten 108. in dritten Landen
    166. in Kriegszeiten 240.
  • Quartier-geben247.
  • Quellen; ſ. Gruͤnde.

Appendix A.17 R.


  • Rang, der Europaͤiſchen Staaten 25. ihrer Unter-
    thanen 139.
  • Rebellen146.
  • Red (zu) ſtellen anderer Souverainen 153.

U 3Rei-
[[302]]Regiſter.
  • Reiſen, der Souverainen 46.
  • Religion; Rel. Uebung der Geſandten 105. Reli-
    gionsſachen uͤberhaupt 147.
  • Repreſſalien222.
  • Republic; Project einer Europaͤiſchen 22.
  • Reſpect gegen dritte Souverainen 137.
  • Retorſion220.
  • Ritterorden69.

Appendix A.18 S.


  • Salvegarden235.
  • Schaͤden; ſ. Kriegsſchaͤden.
  • Schiffe, einlauffen 166.
  • Schiffsgruß62.
  • Schlachten243.
  • Schleichhandel185.
  • Schulden, eines Landes 171.
  • Sclavenhandel185.
  • Seeraͤuber186. 240.
  • Segelſtreichen61.
  • Selbſthuͤlffe218.
  • Sengen und brennen 234.
  • Sicherheits-Anſtalten 190.
  • Souveraine Staaten von Europa 18. von ihren
    Perſonen und Familien 32. Reſpect gegen dritte
    137. gegen feindliche 230.
  • Souverainite22.
  • Spionen251.
  • Staaten; ſ. Souveraine.
  • Staatsbediente141.
  • Staatsſachen152.
  • Stellung fremder Unterthanen 163.

Straſſen
[[303]]Regiſter.
  • Straſſen193.
  • Streitigkeiten der Souverainen 212.
  • Subſidien262.
  • Succeßion; ſ. Erbfolge.
  • Suite; ſ. Gefolg.

Appendix A.19 T.


  • Thronfolge; ſ. Erbfolge.
  • Throns Begebung, Entſezung und Anſprach dar-
    auf 40.
  • Titul, der Europaͤiſchen Souverainen 44. 63.
  • Toleranz150.
  • Tractaten,194. derſelben Schlieſſung 201. Ein-
    ſchlieſſung und Acceßion darzu 203. ihre Verbind-
    lichkeit 203. Erklaͤrung 204. Erſtreckung 205.
    Verlezung 205. Abaͤnderung ꝛc. 206. Garan-
    tien 206.
  • Tribute171.

Appendix A.20 V.


  • Verbindlichkeit, der Tractaten 203.
  • Verbrechen, der Geſandten 114.
  • Verbrechere Stellung ꝛc. 163.
  • Vergleiche199.
  • Verlezung des Gebiets 136. der Tractaten 205.
  • Vermittelungen215.
  • Verpfaͤndung, der Lande 131.
  • Verraͤtherey252.
  • Vertauſchung, der Lande 131.
  • Vertraͤge199.
  • Veſtungsbau165.
  • Viceroys ꝛc. 141.

Viſi-
[[304]]Regiſter.
  • Viſiten, der Geſandten 95.
  • Unabhaͤngigkeit22. 23.
  • Unerlaubte Sachen, im Krieg 253.
  • Ungleichheit der Europaͤiſchen Staaten 24.
  • Univerſal-Monarchie21.
  • Unterthanen,137. mehrfache 138. eigene 143.
    fremde 144. abfaͤllige 146. ihre Rechte in Staats-
    ſachen 157. fremder Stell-Beſtraf-Verfolg-
    Durchfuͤhr- und Ausliferung 163. feindliche 231.
  • Unverlezlichkeit, der Souverainen 45.
  • Volckerrecht, uͤberhaupt, 1. Europaͤiſches 7.

Appendix A.21 W.


  • Waffenſtillſtaͤnde274.
  • Wagen, der Geſandten 110.
  • Wahlreiche37.
  • Wappen, der Souverainen 45.
  • Waſſerceremoniel61.
  • Wegſchaffung eines Geſandtens 121.
  • Werbungen, fremde 167.
  • Wuͤrde; deren Verhalt gegen der Unabhaͤngigkeit 23.
    derer Europaͤiſchen Souverainen 42.

Appendix A.22 Z.


  • Zoll, der Geſandten 111. Zoͤlle uͤberhaupt 171.
[figure]
[[305]][[306]][[307]][][][]
Notes
(1).
Man ſehe H. Kahlens Biblioth. philoſoph.
Tom. 2. Cap. 3. p. 312. ſqq.
(1).
ſ. H. Nettelbladt Init. Hiſtor. litter.
Jurid. (1774.) §. 307. p. 303. §. 549. ſqq.
p. 489. ſqq.
(1).
ſ. meinen Aufſaz in der Berlin. Intellig. 1737.
n. 1. und Meine Moſeriana. 1. Stuͤck, S. 72. u. f.
(1).
ſ. Allgem. deutſch. Biblioth. 27. Band, 1. Stuͤck,
S. 144.
(*)
ſ. mein Verſuch des neueſt. Europ. Voͤlcker-
Rechts, 1. Theil, S. 1.
(1).
ſ. mein Verſuch des Eur. Voͤlck. Rechts, 1.
Theil, S. 75. Mein Teutſch. auswaͤrt.
Staatsrecht, S. 1. 39. 47. 269.
(2).
ſ. meine Diß. de jure ſuccedendi in Regna
Europæ, ſpeciatim in Regnum Bohemiæ
.
Franckfurt an der Oder, 1739. 4. und in mei-
nen
Opuſc. acad.
(1).
ſ. mein teutſch. auswaͤrt. Staatsrecht, S. 51.
89. 269.
(2).
ſ. Struvii Biblioth. Juris, (1756.) p. 283.
ſqq. Kahle Biblioth. philoſoph. Tom. 2.
p.
268. u. f. 371. u. f.
(1).
ſ. Struvii Biblioth. Juris, (1756.) p. 809.
847. 901.
(1).
ſ. Struvii Biblioth. Juris, (1756.) p. 287.
(1).
ſ. Kahlens Biblioth. philoſoph. Part. 2.
p. 366. ſqq.
(*)
ſ. mein T. Auswaͤrt. Staatsr. S. 29. 96.
206. 279. u. f.
(*)
ſ. mein T. Auswaͤrt. Staatsr. S. 31. 98. 291.
(1).
ſ. mein T. Auswaͤrt. Staatsr. S. 34. 133.
147. 335. 338.
(*)
ſ. mein T. Auswaͤrt. Staatsr. S. 31. 96.
290.
(1).
ſ. mein T. Auswaͤrt. Staatsr. S. 342.
(1).
cit. Auswaͤrt. Staatsr. S. 326.
(1).
ſ. Mein T. Auswaͤrt. Staatsr. S. 167. 340.
(1).
ſ. mein Teutſch. auswaͤrt. Staatsr. S.
36. 168. 343.
(1).
ſ. Kopp von denen aſſociirten Crayſen.
(1).
ſ. mein T. Auswaͤrt. Staatsr. S. 38. 188.
u. f.
210. 358.
Notes
*)
Beyſpile: Oeſterreich; Koͤnige, die Lan-
de in Teutſchland haben; K. Friderich I.
in Schweden; Polen und Chur-Sach-
ſen; vile Teutſche Chur- und Fuͤrſten.
*)
von Vattel 3, 61. Schmaussens
Staatswiſſenſch. 1. Theil, S. 53.
*)
Beyſpile von Salm und Taxis.
*)
Dombes; Monaco; (ehemals auch:
Vianen.)
*)
Beyſpile von K. Wilhelm III. in Engel-
land, und K. Carl VII.
*)
Beyſpile von Neapel, Maltha und
Teutſchland.
*)
Beyſpile von Kriegen.
*)
Beyſpile von allerley Hoͤfen.
*)
Teutſche und Italiaͤniſche.
*)
von Vattel 3, 61.
*)
Beyſpile von Garantierung der Franzoͤſi-
ſchen, Großbritanniſchen, Oeſterreichi-
ſchen, Rußiſchen, Schwediſchen und Spa-
niſchen Thronfolge.
*)
Beyſpile von Franckreich und Spanien.
*)
Franckreich und Spanien.
*)
Streit wegen der Oeſterreichiſchen Erb-
folge. Derer Freyherrn von Cramer
und von Senckenberg Wechſelſchriff-
ten.
*)
Spanien.
*)
Partage-Tractaten wegen der Spaniſchen
Erbfolge.
*)
Beyſpile von Neapel, Toſcana, Parma.
*)
Beyſpile von Spanien und Oeſterreich.
*)
Beyſpile von Großbritannien.
*)
Beyſpil von dem Infant Carl, als Koͤ-
nig in Sicilien, und Boͤhmen.
*)
Beyſpil von dem durch den Utrechtiſchen
Friden an Savoyen uͤberlaſſenen Koͤnig-
reich Sicilien.
*)
Beyſpile vom Praͤtendenten von Engel-
land.
*)
Beyſpile von Teutſchland und Polen.
*)
Beyſpile von Teutſchland und Schwe-
den.
*)
Beyſpile von allen Wahlreichen.
*)
Beyſpile.
*)
Neuere Beyſpile.
*)
Beyſpile.
*)
Beyſpil von Schweden und Polen.
*)
Beyſpile von Großbritannien und Polen.
*)
Beyſpile von Engelland, Polen nnd
Schweden.
*)
von Vattel 2, 235.
*)
Allda, S. 236.
*)
K. Carl XII. in Schweden.
*)
Praͤtendent von Gr. Britannien.
*)
Beyſpile von Preuſſen und Rußland.
*)
Beyſpile von Sicilien und Sardinien.
*)
Beyſpile von Daͤnemarck, Polen, Oe-
ſterreich.
*)
Beyſpile von 1741.
*)
Beyſpile.
*)
Beyſpil von Polen und Preuſſen.
*)
von Vattel 3, 539.
*)
Beyſpil von Venedig und Toſcana.
*)
Beyſpil von Czaar Peter I.
*)
Beyſpil von Czaar Peter I.
*)
Beyſpile von Schweden und Mecklen-
burg.
*)
Neapel; Großmeiſter von Maltha.
*)
Islaͤndiſche Falcken.
*)
Beyſpil von Polen und Rußland 1776.
*)
Beyſpil von Kayſer Peter I. in Ruß-
land.
*)
Beyſpil von Wuͤrtemberg-Moͤmpelgart.
*)
Beyſpile von Engelland und Ungarn.
*)
Beyſpil von Daͤnemarck.
*)
Beyſpil von Preuſſen und Rußland.
*)
Beyſpil von Rußland.
*)
Beyſpile von Franckreich, Portugall,
Parma.
*)
Beyſpil von Oeſterreich.
*)
Beyſpile beym Lünig.
*)
Beyſpil von Czaar Peter I.
*)
Beyſpil von Polen und Spanien.
*)
Beyſpile aus den neueſten Zeiten von al-
len Freyſtaaten.
*)
Neueſte Beyſpile von Großbritannien,
Portugall, Rußland, Schweden.
*)
Beyſpile von Teutſchen Chur- und Fuͤrſten.
*)
Beyſpile vom Paͤbſtlichen und anderen
Hoͤfen.
*)
Neueſtes Beyſpil von Schweden.
*)
Vile Beyſpile.
*)
Beyſpile: Invictiſſimus; Auguſtiſſi-
mus; ſemper Auguſtus;
die von den
Paͤbſten erhaltene Praͤdicaten, ꝛc.
*)
Beyſpil von K. Carl VI. und dem Spa-
niſchen Infanten Carl.
*)
Beyſpile von Spanien.
*)
Beyſpil von Oeſterreich und Spanien.
*)
Beyſpile; von Vattel 3. Th. S. 552.
*)
Fuͤrſt ꝛc. Geiſtlicher, Vormund, Teſta-
ments-Executor, ꝛc.
*)
Beyſpil: Graf von Wartensleben.
*)
ſ. des Franckfurtiſchen jaͤhrlichen Genea-
logiſchen Handbuchs 2ten Theil.
*)
Beyſpile vom Pabſt.
*)
von Vattel iſt anderer Meinung.
*)
Vattel 3, 457.
*)
Weſtph. u. Rysw. Frid. Handl.
*)
Anfaͤnglicher Streit im Haag. Streit
beym Reichstag.
*)
Acta beym Reichstag.
*)
Franckreich und Chur-Bayern.
*)
Unterſchid zwiſchen Reichs- und Chur-
fuͤrſtlichen Collegial-Taͤgen.
*)
Wahltagsacta 1764.
*)
Gebrauch des Worts: Bottſchaffter
auf Teutſchen Reichs- oder Crays-Taͤgen.
*)
Beyſpil von einem Canzleyfehler darinn.
*)
Beyſpile.
*)
Beyſpile vom Roͤm. Reich, Polen und
der Pforte.
*)
Beyſpile von Oeſterreich, Rußland, ꝛc.
und der Pforte.
*)
Venedig.
*)
von Vattel 3, 463.
*)
Kayſer, Sardinien, ꝛc. und Venedig.
*)
Pabſt; Venedig.
*)
Spanien und die vereinigte Niderlande.
*)
Beyſpile.
*)
von Vattel 3, 550.
*)
Allda, S. 551.
*)
Albani.
*)
Streit mit Franzoͤſiſchen Comitial-Ge-
ſandten.
*)
Longueval.
*)
Menager, Ripperda.
*)
Z. E. in Anſehung des Orts, des Em-
pfangs, der Sprache ꝛc.
*)
Rheboom.
*)
Beyſpil vom teutſchen Reichstag.
*)
Streit auf dem Wahltag Anno 1741.
*)
ſ. von Vattel 3, 506.
*)
Franz. Geſandter zu Stuttgart.
*)
Oeffnung oder Offenhaltung der Thore.
*)
Longueville; Richelieu.
*)
Villars.
*)
Grammont.
*)
Kayſ. Wahlcap. und Kayſ. Croͤn.
*)
Beyſpil von Franckreich und Spanien.
*)
Ripperda; Richelieu.
*)
Montijo.
*)
Beyſpile von Londen und Rom.
*)
Kayſerl. Hof.
*)
Kayſerl. Wahlcap.
*)
von Vattel 3, 481.
*)
Coͤlln.
*)
Hamburg.
*)
Wien; Heidelberg.
*)
Belleisle.
*)
Wahltagsacta 1741.
*)
von Vattel 3, 570.
*)
von Vattel 3, 565.
*)
von Vattel 3, 533.
*)
von Vattel. Geſchichte zu Regens-
burg.
*)
von Vattel 3, 534.
*)
Carl Guſtav.
*)
Villars. Preußiſcher Reſident zu Coͤlln-
Zindt.
*)
Beyſpil.
*)
Peter I.
*)
Beyſpil von Preuſſen und Schweden.
*)
Vattel 3, 547.
*)
Beyſpil von einem Franzoͤſiſchen Geſand-
ten zu Wien.
*)
Portugieſiſcher Geſandter zu Wien.
*)
Beyſpil von einem Kayſerlichen Geſand-
ten in Schweden.
*)
von Vattel 3, 518. 520. 524.
*)
Wien; Hollaͤndiſcher Geſandter.
*)
Oeſter. und Ch. Braunſchweig.
*)
Venedig.
*)
von Vattel 3, 512.
*)
Kayſerl. Wahlcap.
*)
von Vattel 3, 561. Schwediſcher Ge-
ſandter in Wien.
*)
von Vattel 3, 571. Richelieu.
*)
Streit zu Regensburg.
*)
Sinclaire.
*)
von Vattel 3, 493. u. f.
*)
Belleisle.
*)
Beyſpile von den vereinigten Niderlanden
und den Engliſchen Colonien.
*)
Ausw. St. Recht, S. 367.
*)
Allda, S. 366.
*)
Franckreich, Pabſt, Schweiz, vereinigte
Niderlande. Ausw. St. Recht, S. 364.
Diſes veranlaſſet dann zuweilen Streitigkei-
ten, oder andere Auftritte.
*)
Corſica.
*)
Franckreich und Teutſchland.
*)
Sicilien gegen Sardinien.
*)
Elbingen; Corſica.
*)
Vattel 2, 310.
*)
Ausw. St. Recht, S. 42. 368.
*)
Acadien; Portugall und Spanien.
Vattel 2, 398.
  • Strube (Dav. Ge.) von den zwiſchen den
    Cronen Franckreich und Großbritannien ent-
    ſtandenen Streitigkeiten uͤber die Graͤnzen
    des Landes Acadien, in Nord-America;
    in ſeiner Nebenſt. 5. Theil, S. 494.
*)
Oeſterreich und die vereinigte Niderlande.
*)
Spanien, Polen, Finale; Fridensſchluͤſſe.
Ausw. St. Recht, S. 369.
*)
Großbritannien und Spanien.
*)
Vattel 1, 398.
*)
Ißland, Groͤnland.
*)
Adriatiſches Meer.
*)
Straſſe von Gibraltar.
*)
Duͤnkirchen; Mardyck.
*)
Ausw. St. Recht, S. 167.
*)
Vattel 2, 438.
*)
Patkul.
*)
Beyſpile von R. Schluͤſſen wegen der
Praͤlaten und Grafen.
*)
Z. E. Teutſche Herzoge, Marckgrafen,
Fuͤrſten ꝛc. und andere Ducs, Marquiſes,
Marcheſen, Princes \&c.
*)
Mein Voͤlckerrecht in Frid. Zeit. S. 174.
*)
Schweiz.
*)
Vattel 2, 135.
*)
Praͤtendent.
*)
Freyer Zug.
*)
Vattel 2, 10.
*)
Transportſchiffe.
*)
Ausw. St. Recht, S. 329.
*)
Mein Ausw. Staatsr. S. 324. 331.
334. Vattel 2, 72.
*)
Beyſpile von den vereinigten Niderlanden
und den Engliſchen Colonien.
*)
Teutſchland und die vereinigte Niderlande.
*)
Religionsbeſchwerden, Vertreibung der
Jeſuiten; Calender.
*)
Mein T. auswaͤrt. Staatsr. S. 32.
*)
Ryswickiſche Fridens-Clauſul.
*)
Mein T. Auswaͤrt. Staatsr. S. 295.
*)
Vattel 2, 81. Mein T. Auswaͤrt.
Staatsr. S. 120. u. f. 294. u. f. Bey-
ſpile von Teutſchland und Polen.
*)
Vattel 2, 20.
*)
Ausnahmen.
*)
Prag.
*)
Kayſerl. Wahlcap. ſ. Mein T. Auswaͤrt.
Staatsr. S. 103. u. f.
*)
Bourbon.
*)
Polen; Schweden; Teutſchland.
*)
Polen; Teutſchland.
*)
Mein T. Auswaͤrt. Staatsr. S. 103.
*)
Oeſterreich, Rußland, Sachſen und
Preuſſen.
*)
ſ. Mein T. Auswaͤrt. Staatsr. S. 333.
*)
Vattel 2, 70.
*)
Beſiz ligender Guͤter; Ausloſung; Ac-
cis; Zoll ꝛc.
*)
Concurſe. Was von Erbſchafften zu
ſagen?
*)
Mein T. Ausw. Staatsr. S. 325.
*)
Mein Auswaͤrt. T. Staatsr. S. 335.
*)
Mein T. Auswaͤrt. Staatsr. S. 325.
*)
Vattel 2, 101.
*)
Rußland und Schweden.
*)
W. Moͤmpelgart.
*)
Duelle; Mord; falſche Muͤnzen, ꝛc.
*)
Mein Auswaͤrt. T. Staatsr. S. 328.
*)
Mein Auswaͤrt. T. Staatsr. S. 327.
*)
Ausnahm; ſ. Mein T. Auswaͤrt. St.
Recht, S. 304.
*)
Huͤnningen; Straßburg.
*)
Mein T. Auswaͤrt. Staatsr. S. 131.
*)
K. Wahlcap. Art. 4. §. 18.
*)
cit. Staatsr. S. 131. 132. 309.
*)
ſ. mein T. Auswaͤrt. Staatsr. S. 131.
134.
*)
Mein Ausw. T. Staatsr. S. 306.
*)
Mein cit. Staatsr. S. 304.
*)
Franckreich; Schweiz.
*)
ſ. mein Auswaͤrt. Staatsr. S. 127. 305.
*)
Teutſchland; Schweiz.
*)
Mein Ausw. Staatsr. S. 306.
*)
Barriere-Tractat zwiſchen Oeſterreich
und den vereinigten Niderlanden. add.
mein cit. Staatsr. S. 312.
*)
Sicilien.
*)
Vattel 2, 249. Liefland; Schleſien.
*)
Sund. ſ. Vattel 1, 403.
(H. von Steck) von dem Sundzoll; in den
Verſuch. uͤber einig. erhebl. Gegenſt.
*)
ſ. Mein T. Ausw. Staatsr. S. 313. u. f.
*)
Holland und Daͤnemarck.
*)
Droit d’Aubaine. ſ. cit. Staatsr.
S. 331.
*)
Abfaͤlle, wo gewiſſe Sachen ſtreitig ſeynd.
*)
ſ. M. T. Auswaͤrt. Staatsr. S. 321.
*)
K. Wahlcap.
*)
ſ. Mein T. Auswaͤrt. Staatsr. S. 140.
u. f. add. S. 317. add. Großbritan-
nien.
*)
ſ. Schmauß, du Mont, Mably.
(H. von Steck) von den Handlungs-Trac-
taten der Osmanniſchen Pſorte; in den
Verſuch. uͤber einig. erhebl. Gegenſt.
*)
Oſtendiſche Compagnie.
*)
Altona.
*)
ſ. mein cit. Staatsr. S. 317. 319.
*)
Spanien und Oe. Niderlande.
*)
Beyſpile von Spanien und Oeſterreich.
*)
In des Franckfurtiſchen jaͤhrlichen Genea-
logiſchen Handbuchs 2tem Theil.
*)
ſ. Mein T. Auswaͤrt. Staatsr. S. 319.
*)
Großbritannien und Spanien.
(H. von Steck) vom Aßiento-Vertrag; in
ſeinen Verſuch. uͤber einig. erhebl. Ge-
genſt.
(1772.)
*)
Engelland; Weſtindiſche ꝛc. Colonien.
*)
Beyſpiele von Groß-Britannien und
Spanien.
*)
Holland.
*)
Teutſchland.
*)
Franckreich.
*)
Kayſerl. Wahlcap.
*)
Franckreich und Teutſchland.
*)
Rußland, Schweden.
*)
Z. E. Silberprob; Tuͤcher- u. d. Schau.
*)
ſ. mein T. Auswaͤrt. Staatsr. S. 321.
*)
Kayſerl. Wahlcap. Mein T. Auswaͤrt.
Staatsr. S. 29.
*)
Eydgenoſſen; vereinigte Niderlande. ſ.
Vattel 2, 181.
*)
ſ. Weſtph. Frid; Kayſerl. Wahlcap.
Brunnemann (Jac.) de Fœderibus Sta-
tuum Imperii cum Exteris.
*)
Rheiniſche und Hanoveriſche Allianz,
1725.
*)
Teutſchland, Polen, Schweiz.
*)
Quadrupel-Allianz 1718.
*)
Vattel 2, 199. 205.
*)
Hanoveriſche Allianz; Oeſterreichiſche
Sanctio pragmatica.
*)
Franckreich, Oeſterreich und Bayern.
*)
Beyſpil von K. Carl V. und K. Franz I.
in Franckreich.
*)
Abfaͤlle.
*)
Ausnahmen.
*)
Vile Beyſpile.
*)
Vattel 3, 135.
*)
Spaniſcher Partage-Tractat; Sevili-
ſcher Tractat.
*)
Vattel 2, 296.
*)
Vattel 2, 284.
*)
Vattel 2, 287.
*)
Vattel 2, 238. 374. 378. 3, 135.
*)
Teutſchland und Oeſterreichiſche Sanctio
pragmatica.
*)
Vattel 2, 305.
*)
ſ. auch meinen Tr. von Teutſchland,
S. 447. 455. 462.
*)
Beyſpile.
*)
Vattel 2, 438.
*)
ſ. mein T. Auswaͤrt. Staatsr. S. 338.
*)
Vattel 2, 427.
*)
Weſtph. Frid.
*)
Roͤm. Reich; Schweiz.
*)
Rywick. Frid.
*)
Beyſpile.
*)
Vattel 2, 30.
*)
Kayſerl. Wahlcap.
*)
Beyſpile.
*)
Vattel 3, 451.
*)
Abfaͤlle.
*)
Beyſpile.
*)
Vattel 3, 213.
*)
Rußland; Schweden.
*)
Vattel 3, 209.
*)
Franckreich; add. Kayſerl. Wahlcap.
*)
Vattel 3, 498.
*)
Vattel 3, 169.
*)
Beyſpile.
*)
Franckreich und Rußland; Franckreich
und vereinigte Niderlande.
*)
Vattel 3, 226.
*)
Piper; Belleisle.
*)
Rußland und Schweden.
*)
Vattel 3, 183.
*)
Schwediſche Gefangene in Rußland;
Franzoͤſiſche in Engelland.
*)
Daͤnemarck und Schweden.
*)
Vattel 3, 181.
*)
Vattel 3, 231.
*)
Vattel 3, 494. u. f.
*)
Bremen; Verden.
*)
Großbritannien und die vereinigte Nider-
lande; Bourboniſcher Familien-Tractat;
Schweiz und Franckreich, auch Oeſterreich;
Oeſterreich, Polen und Venedig.
*)
Groſſe Allianz 1701. Vattel 2, 9.
*)
Teutſchland; Polen; Engelland; Hol-
land.
*)
Vattel 3, 123.
*)
Chur-Braunſchweig und Schweden;
Rußland und Oeſterreich.
*)
Beyſpile.
*)
Beyſpile von Franckreich und Preuſſen.
*)
Beyſpile.
*)
Beyſpile.
*)
Beyſpile.
*)
Vattel 3, 111.
*)
Vattel 3, 17.
*)
Mein T. auswaͤrt. Staatsr. S. 357.
*)
Mein T. ausw. Staatsr. S. 356.
*)
Vattel 3, 153.
*)
Vattel 3, 267.
*)
Vattel 3, 135.
*)
Teutſchland; Schweiz.
*)
Vattel 3, 139.
*)
Vattel 3, 132.
*)
Nordiſcher Krieg.
*)
Beyſpile. Vattel 3, 141.
*)
Vattel 3, 330.
*)
Franckreich und Teutſchland, 1684.
*)
K. Carl VI. Teutſchland und Spanien.
*)
Polen; Teutſchland.
*)
Paͤbſtlicher Nuncius 1725.
*)
Franckreich und Groß-Britannien.
*)
Franckreich und Groß-Britannien.
*)
Raſtatt; Oeſterreich, Rußland und
Pforte.
*)
Polen; Teutſchland.
*)
1761.
*)
Faſanen-Inſul.
*)
Baden.
*)
Wephaͤliſcher Fride.
*)
Ev. Biſchoͤffe.
*)
1679. 1697.
*)
Coͤlln.
*)
1709.
*)
Vattel 3, 66.
*)
Vattel 3, 416.
*)
Ryswickiſche Religionsclauſul.
*)
Vattel 2, 312.
*)
1735. 1738.
*)
ſ. Mein T. Auswaͤrt. Staatsr. S. 189.

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CC-BY-4.0
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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2025). Moser, Johann Jacob. Erste Grundlehren des jezigen Europäischen Völcker-Rechts, in Fridens- und Kriegs-Zeiten. Corpus of Literary Modernity (Kolimo+). https://hdl.handle.net/21.11113/4bprg.0