[][][][]
[figure]
[]
Wohlerfahrner
Leib-Medicus
Der
Studenten,

welcher
So wohl allen auf Schulen
Gymnaſiis und Univerſitaͤten Le-
benden oder auf Reiſen begriffenen gelehr-
ten Perſonen/ als auch allen Menſchen ins-
gemein die noͤthigſten Reguln und herrlich-
ſten Artzeneyen mittheilet/ Krafft deren ſie
nicht allein die Geſundheit nechſt GOTT
erhalten/ ſondern auch die zugeſtoſſenen
Kranckheiten abwenden und ver-
treiben koͤnnen.
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Leipzig:
verlegts Friedrich Groſchuff/1699.
[][]

Vorrede.


ES iſt nichts gemeiners/
als daß man die Men-
ſchen uͤber die ſchlechte
Vorſorge/ ſo ſie in ih-
rer Jugend/ wegen Er-
haltung der Geſundheit ange-
wendet/ ſeufftzen hoͤret/ welche
Klagen um ſo viel mehr ohne
Frucht ſeynd/ ie unmuͤglicher es
iſt/ die verfloſſenen Jahre zuruͤcke
zu ruffen/ und die verlohrnen
Leibes-Kraͤffte wieder zu erlan-
gen. Jederman weiß/ daß die
Unmaͤßigkeit jungen Leuten auf
dem Fuſſe nacheilet/ und ihre
zarte Bluͤthe des gruͤnenden Al-
ters mit dem Unflath der toͤdli-
)( 2chen
[]Vorrede.
chen Wolluͤſte zu beflecken pfleget/
worvon auch diejenigen ſelten be-
freyet bleiben/ welche taͤglich mit
der Lehre von der Tugend umge-
hen/ und welche als Studierende/
den eitelen Begierden des unver-
ſtaͤndigen Poͤbels gaͤntzlich abge-
ſaget haben ſolten. Alleine die-
ſes iſt es nicht allein/ welches der
gelehrten Schaar die Lebens-
Saͤffte erſchoͤpffet/ und die beſtim̃-
ten Jahre verkuͤrtzet; ſondern
das vielfaͤltige Sitzen und die da-
hero unterbleibende zur Geſund-
heit ſo noͤthige Bewegung/ ſamt
denen ſtetigen Lucubrationibus,
wodurch die Lebens-Geiſter ge-
ſchwaͤchet/ das humidũ radicale
vermindert und das calidum in-
natum
verzehret wird/ ſeynd ſol-
che unvermeidliche Hindernuͤſſe
des geſunden Lebens/ daß meines
Erachtens/ niemand mehr Ur-
ſache
[]Vorrede.
ſache hat/ den zubrechlichen Leib
vor den unzehlichen Arten der
Kranckheiten zu verwahren/ als
die Gelehrten/ worvon Herrn D.
G. Franckens/ Koͤnigl. Daͤni-
ſchen Leib-Medici gelehrte Ora-
tion de ſtudiorum noxâ
ein un-
verwerfliches Zeugnuͤß ablegen
kan. Alldieweil nun an denjeni-
gen/ die zur Wohlfarth des
gemeinen Weſens auferzogen
werden/ und die ihren gelehr-
ten Fleiß dem Aufnehmen der Re-
publickẽ mit unermuͤdeter Sorg-
falt aufopffern/ wo nicht alles/
doch ein groſſes Theil der menſch-
lichen Gluͤckſeeligkeit gelegen/ ſo
habe ich meiner Schuldigkeit zu
ſeyn erachtet/ in dieſen wenigen
Bogen der ſtudierenden Jugend
eine unbetruͤgliche und auf die
langwierige Erfahrung gegruͤn-
dete Handleitung zugeben/ wie ſie
)( 3ſo
[]Vorrede.
ſo wohl die Geſundheit durch gu-
te Diæt und ordentliches Leben
unverruͤckt erhalten/ als auch ſich
vor bevorſtehenden Kranckhei-
ten præſerviren, oder die allbe-
reits anfallende und eingeriſſene
gruͤndlich erkennen/ und ſelbige
vermittelſt der bewehrteſten Ar-
tzeneyen/ nechſt GOtt/ gluͤcklich
vertreiben ſolle. Immittelſt le-
be ich des Vertrauens/ es werde
mein getreuer Leib-Medicus um
ſo viel deſto mehr Approbation
finden/ iemehr iederman/ und al-
ſo auch ein GOTT und dem
Nechſten gewidmeter Studiren-
der verbunden iſt/ ſeiner ſelbſten
wahrzunehmen/ und ie weni-
ger er auch bey den vollkommen-
ſten Leibes-Kraͤfften vor den
Schwachheiten und den Anfaͤl-
len des Todes verſichert ſeyn kan/
geſtallt denn nicht ohne Grund
iſt/
[]Vorrede.
iſt/ was Lipſius lib. 3. Ma-
nuduct. diſſert.
22. ſaget: Ut
unam natura viam dedit
naſcendi, ſic mille moriendi.

Und wiewohl jenes Ægypti-
ſchen Medici Meynung nicht
zu billigen/ wenn er behaupten
will: Der Menſch ſterbe nicht
neceſſitate naturæ, daß er nem-
lich der Natur den Tod nothwen-
dig ſchuldig ſey/ ſondern ex igno-
rantiâ faciendorum,
oder aus
Unwiſſenheit der rechten Artze-
ney-Mittel: So iſt es doch nicht
zu leugnen/ daß die Unordnung
des Lebens und der Unverſtand
oder die Unerfahrenheit einiger
ungelehrten Aertzte vielen tau-
ſend Menſchen das von der Goͤtt-
lichen Vorſehung abgemeſſene Le-
bens Ziel verkuͤrtze. Es lieget
leyder am hellen Tage/ was durch
die vielfaͤltigen Stoͤhrer in der
edlen Artzeney-Kunſt/ und deren
)( 4ver-
[]Vorrede.
verderblichen Mißbrauch vielen
Laͤndern/ abſonderlich aber
Deutſchland vor unerſetzlicher
Schaden geſchiehet/ und es waͤ-
re zu wuͤnſchen/ daß die Chri-
ſten dem klugen Heyden Platoni
ſeine Staats-Maxime ablerne-
ten/ wenn er lehret/ multitu-
dinem Medicorum malè con-
ſtitutam arguere Rempubli-
cam, miſerasque civitates es-
ſe augurari:
Welches/ daß er
es nicht von rechtſchaffenen und
wohlerfahrnen Medicis, ſon-
dern von unwiſſenden Medica-
ſtris, Morionibus
und Caco-
chymicis
wolle verſtanden ha-
ben/ dasjenige genugſam bezeu-
get/ was er Lib. 3. de Rep. ſaget:
Medicis, niſi ex ordine explo-
ratis, exercere artem, fas neu-
tiquam eſt.
Nun einen ſolchen
approbirten und aufrichtigen
Leib-
[]Vorrede.
Leib-Artzt ſtelle ich der ſtudieren-
den Jugend zum ſtetigen Rath-
geber und Geleitsmann vor/ und
gleich wie die That das beſte Zeug-
nuͤß zugeben pfleget; alſo wil ich
ihr denſelben ohne eintzige euſſeꝛli-
che Zierde und ohne eitelen Ruhm
uͤbergeben haben/ von Hertzen
wuͤnſchende/ daß er denjenigen/
welchen er zu Liebe ausgefertiget
worden/ ſolche Dienſte thun moͤ-
ge/ wie es der unverfaͤlſchte Zweck
erfordert/ den ich mir Jhnen
dißfalls angenehm zu die-
nen/ eintzig und allein
vorgeſetzet.

[figure]

[]

Regiſter derer Capitel.


Erſten Buchs Erſte Ab-
theilung.


  • Das 1. Capitel. Woher die Kranck-
    heiten der
    Studenten ihren
    Urſprung insgemein haben
      1
  • 2. Cap. Von der Trunckenheit  6
  • 3. Cap. Von der Hurerey und
    Geilheit  16
  • 4. Cap. Von Zorn  20
  • 5. Cap. Von Muͤßiggang.  26

Erſten Buchs Andere Ab-
theilung.


  • Das 1. Cap. Was die abſonderlichen
    Urſa-
    []Regiſter derer Capitel.
    Urſachen der Studenten
    Kranckheiten ſeyn
      34.
  • Das 2. Cap. von des Schlaffs Noth-
    wendigkeit
      37
  • 3. Cap. Von vielen Wachen und
    deſſen Schaden
      41
  • 4. Cap. Von uͤberfluͤßigen und
    unzeitigen Schlaff
      43
  • 5. Cap. Von ſtetigen Sitzen  44
  • 6. Cap. Von langen nuͤchtern
    bleiben
      46
  • 7. Cap. Von der Geſellſchafft  49
  • 8. Cap. Von denExercitiis  50
  • 9. Cap. Vom Tantzen  52
  • 10. Cap. Vom Fechten  54
  • 11. Cap. Vom Reiten  55
  • 12. Vom Ringen und Sprin-
    gen
      56
  • 13. Cap. Vom Schlittenfahren
    und Jagen
      57
  • 14. Cap. Vom Kalten-Baad  62
  • 15. Vom Schmauſen  68
  • 16. Cap. VomLucubriren   72
  • 17. Cap. Ein guter Rath/ wie
    man kan geſund bleiben
      75
)( 6An-
[]Regiſter derer Capitel.

Andern Buchs Erſte Abthei-
lung.


  • Das 1. Cap. Von den Kranckheiten
    insgemein
      77
  • 2. Cap. Von ungleichen Mei-
    nungen der
    Medicorumin
    Kranckheiten
      79
  • 3. Cap. Von Nutzen der Kranck-
    heiten
      79
  • 4. Cap. Von Frantzoſen  82
  • 5. Cap. Von derGonorrhœe  89
  • 6. Cap. Von der allgemeinen
    Ungeſundheit oder
    Cachexia
      90
  • 7. Cap. Was von der Fettigkeit
    des Menſchen zu halten
      92

Andern Buchs Andere Abthei-
lung.


  • Das 1. Cap. Was fuͤr Kranckheiten
    Studenten unterworffen
      93
    2. Cap. Von Haupt-Fluͤſſen/
    Schnuppen und kalten Ge-
    hirn
      95
    Das 3. Ca-
    []Regiſter derer Capitel.
    Das 3. Cap. Von der Melancholey
      98
    4. Cap. Von Kopff-Weh und
    dunckeln Augen
      102
    5. Cap. Vom ſchwachen Ge-
    daͤchtniß
      104
    6. Cap. Vom Haupt-Schwindel
      105
    7. Cap. Von Mangel des Schlaffs
      107
    8. Cap. Vom ſchwachen Gehoͤr
      109
    9. Cap. Von Zerduͤnſtung des
    Angeſichts
      111
    10. Cap. von der Blaßheit  113
    11. Cap. vom boͤſen Haͤlſen  114
    12. Cap. vom Dampff und kurtzem
    Athem
      115
    13 Cap. vom Huſten  117
    14. Cap. von der Schwindſucht
      118
    15. Cap. von derHectica  121
    16. Cap. von Seiten-Stechen  124
    17. Cap. von Magen druͤcken und
    uͤbelen verdauen
      125
    )( 7Das 18. Cap.
    []Regiſter derer Capitel.
    Das 18. Cap. von Miltz-beſchwerung
    und Scharbock
      126
    19. Cap. vonMalo hypochondriaco
      128
    20. von Stein-Beſchwerung und
    dyſuria  131
    21. Cap. von der fluͤchtigen Glie-
    der-Gicht und Lehmung
      132
    22. Cap. von der Muͤdigkeit und
    Kraͤtze
      134
    23. Cap. von Fiebern  136

Dritten Buchs Erſte Abthei-
lung.


  • Das 1. Capitel von derDiætNoth-
    wendig- und Nutzbarkeit
      138
    2. Cap. Ob ein Student nach der
    Diætleben koͤnne  144
    3. Cap. von denjenigen Stuͤcken/
    die zur
    Diætgehoͤren  146

Dritten Buchs Andere Abthei-
lung.


  • Das 1. Cap. von der Lufft ihrer
    Macht
      147
  • Das 2. Cap. von Wahl der Lufft
      149

Dritten Buchs Dritte Abthei-
lung.


  • Das 1. Cap. von der Speiſe  156
    2. Cap. Wie man ſich vor Tiſch
    verhalten ſol
      160
    3. Cap. Wie man ſich bey Tiſch
    verhalten ſol
      161
    4. Cap. von Wahl der Speiſen
      163
    5. Cap. vom Fleiſch  165
    6. Cap. von Fiſchen  168
    7. Cap. von Eyern  170
    8. Cap. von ungeſunden und ble-
    henden Speiſen
      172
    9. Cap. von Gewuͤrtzten Speiſen
      173
    10. Cap. von Sauern Speiſen  174
    11. Cap. von Milch/ Kaͤß und
    Butter
      175
    12. Cap. Was fuͤr Suppen zu eſ-
    ſen
      177
    13. Cap. Wie viel man bey Tiſche
    eſſen ſol
      178
    Das 14. Cap.
    []Regiſter derer Capitel.
    Das 14. Cap. Wie man kan fett
    werden
      181
    15. Cap. Wie man ſich nach Tiſche
    verhalten ſol
      183
    16. Cap. Wie vielmahl man des
    Tags eſſen ſol
      185

Dritten Buchs Vierte Abthei-
lung.


  • Das 1. Cap. von des Trancks Noth-
    wendigkeit und deſſen Arten

      187
    2. Cap. von Bier  189
    3. Cap. vom kalten Trincken  195
    4. Cap. Wie viel man trincken
    ſol
      197
    5. Cap. Wenn man trincken ſol
      200
    6. Cap. von Wein  204
    7. von des Weins Tugenden
    und
    Gewalt  208
    8. Cap. von Brantewein undA-
    quavit
      210
    9. Cap. Was von warmen Trin-
    cken und von den
    Theezu hal-
    ten
    []Regiſter derer Capitel.
    ten  212
    Das 10. Cap. Was vonCoffezu hal-
    ten
      217
    11. Cap. von derSuccolada, Shocco-
    lade
      217
    12. Cap. vom Toback und deſſen
    Untuͤchtigkeit
      218

Dritten Buchs Fuͤnffte Abthei-
lung.


  • Das 1. Cap. von der Bewegung  224
    2. Cap. von der Ruhe und ſtill-
    ſitzen
      227

Dritten Buchs Sechſte Abthei-
lung.


  • Das 1. Cap. von Gewalt derAffe-
    cten
      231
    2. Cap. von der Liebes-Sucht o-
    der
    inclination  233
    3. Cap. von der Traurigkeit  234
    4. Cap. von dem Zorn  238
    5. Cap. von der Sorge  238

Drit-
[]Regiſter derer Capitel.

Dritten Buchs Siebende Abthei-
lung.


  • Das 1. Cap. Wenn und wie lang
    man ſchlaffen ſol
      240

Dritten Buchs Achte Abthei-
lung.


  • Das 1. Cap. vom Stuhlgang und
    anderer Außfuͤhrung der Na-
    tur
      243
    2. Cap. Der Schluß von einigen
    Stuͤcken/ die noch zur
    Diætge-
    hoͤren
      248

Dritten Buchs Neundte Abthei-
lung.


  • Das 1. Cap. vom Fruͤhling  249
    2. Cap. vom Sommer  252
    3. Cap. vom Herbſt  255
    4. Cap. vom Winter  257

Vierten Buchs Erſte Abthei-
lung.


  • Das 1. Cap. Was von der Artzeney
    zu
    []Regiſter derer Capitel.
    zu halten/ und ob Studirende
    ſtarck
    mediciniren ſollen  261
    Das 2. Cap. Cur der Haupt-Kranck-
    heiten/ und zwar der Fluͤſſe
    und des Schnuppens
      263
    3. Cap. Cur der Melancholey und
    Traurigkeit
      265
    4. Cap. Cur des Kopff-Schmer-
    tzens
      266
    5. Cap. Cur des ſchwachen Ge-
    daͤchtniß
      267
    6. Cap. Cur des Schwindels  270
    7. Cap. Cur des kalten Gehirns
      271
    8. Cap. Cur des Wachens  271
    9. Cap. Cur des ſchwachen Ge-
    ſichtsund Bloͤdigkeit der Au-
    gen
      272
    10. Cap. Cur des ſchwachen Ge-
    hoͤres
      274
    11. Cap. Cur der Blaßheit  274
    12. Cap. Cur der boͤſen Haͤlſen und
    geſchwollenen Mandeln
      275

Vierten Buchs Andere Abthei-
lung.


Das
[]Regiſter derer Capitel.
  • Das 1. Cap. Cur des Dampffs und
    ſchweren Athems
      276
    2. Cap. Cur des Huſten und Eng-
    bruͤſtigkeit
      278
    3. Cap. Cur der Schwindſucht
      279
    4. Cap. Cur derHectic  282
    5. Cap. Cur des Seitenſtechens
      285

Vierten Buchs Dritte Abthei-
lung.


  • Das 1. Cap. Cur des Magendruͤckens
    und uͤbeln verdauens
      286
    2. Cap. Cur der Miltzbeſchwe-
    rung
      288
    3. Cap. Cur des Scharbocks  290
    4. Cap. Cur desmali hypochon-
    driaci
      293
    5. Cap. Cur der Steinbeſchwe-
    rung
      295
    Vierten Buchs Vierte Abthei-
    lung.

    Das 1. Cap. Cur der fliegenden
    Gicht
      297
    Das
    []Regiſter derer Capitel.
    Das 2. Cap. Cur der Kraͤtze  299
    3. Cap. Cur des 3. und 4. taͤgli-
    chen Fiebers
      302

Vierten Buchs Fuͤnffte Abthei-
lung.


  • Das 1. Capitel Was fuͤr Artzeney
    im Fruͤhling zu gebrauchen

      304
    2. Cap. Was im Sommer  306
    3. Cap. Was im Herbſt  606
    4. Cap. Was im Winter.  308


Zugabe
Etlicher ſicherer Mittel der Stu-
denten zum taͤglichen Ge-
brauch.


  • 1. Der StudentenThee  308
    2. Studenten Toback  309
    3. Stu-
    []Regiſter derer Capitel.
    3. Studenten Haupt-Pulver  310
    4. Angenehmes Raͤucher-
    Pulver  311
    5. Schoͤnes Zahn-Pulver  312
    6. Herrliches Studenten-Futter
    oder Treſeney.
      313


[[1]]

Studenten-Kranckheiten
und
Derer Curen
Erſten Buchs erſte Abtheilung


Das I. Capitel.
Woher die Kranckheiten der Stu-
denten ihren Urſprung insge-
mein haben.


WAs fuͤr eine edle Creatur
ein Student ſey/ iſt zur
Gnuͤge erwieſen. So
edel aber ſelbiger iſt/ deſto
mehrern Verdruͤßligkei-
ten/ Kranckheiten und Gefahr iſt er un-
terworffen. In der Jugend muß er
viel Verdruß und offt harte Schlaͤge
vertragen von unverſtaͤndigen Backel-
Meiſtern/ die bißweilen mehr mit unſin-
nigen Schlaͤgen/ als Verſtand und gu-
ten Worten ſolche zarte Pflaͤntzlein tra-
Acti-
[2]Studenten-Kranckheiten
ctiren und zur vollen Bluͤth untuͤchtig
machen. Dahero Horatius(a) ſolche
Orbilios plagoſos, uñ noch beſſer der ge-
lehrte Dornavius Anitympaniſtas nen-
net/ qui teneros pueros non caſtigant, ſed
carnificant, ut ſæpe tenerrima ingenia
deſperent, generoſa verò omni relucten-
tur impetu, \& ita vel per timorem, vel
per furorem Muſis earumque ingratiis
valedicant
das iſt/ welche die zarten
Kinder nicht ſtraffen/ ſondern hen-
ckermaͤßig
tractiren,daß offt die zaͤr-
teſten
ingeniaalle Hoffnung ſincken
laſſen/ und verzweiffeln/ die hertz-
hafften Gemuͤther aber mit aller
Macht wiederſtreben/ und alſo ent-
weder aus Furcht oder Verwilde-
rung denen freyen Kuͤnſten gute
Nacht geben.
(b) Ich gebe ſolchen
ſtraffſuͤchtigen und im Zorn geſchwin-
den Lehrmeiſtern zu bedencken/ was Ta-
citus
ſaget: (c) Daß ſie den Ernſt mit
Gelindigkeit/ und am allermeiſten mit
Liebe vermiſchen ſollen; Denn Furcht
und
[3]und derer Curen.
und Schrecken iſt ein ſchlechtes Band
der Liebe. Rathe auch medicè, die Ju-
gend nicht mit Stecken und andern har-
ten Inſtrumenten auf die Koͤpffe/ wie
die Ochſen zu ſchlagen/ denn ſie werden
dumm/ und behalten Zeit Lebens ſchwa-
che und krancke Koͤpffe/ muͤſſen auch
wohl gar fuͤr der Zeit ſterben/ wie ich et-
liche Exempel obſerviret. Nach die-
ſem wachſen ſie zwar zu einem hoͤhern
Alter/ nemlich zum Kern-Jahren/ wel-
ches iſt die Adoleſcentia und Juventus.
In ſolcher werden ſie der Libertaͤt und
Freyheit begieriger Krafft natuͤrlicher
Zuneigung: Adoleſcentia enim eſt ſta-
tus humorum temperatior, ubi natura
majorem acquirit vigorem, dum humo-
rum qualitates ſe invicem non obtun-
dunt, ſed in
σνμμετ [...]ία laudabili amicè
conſpirant. Unde quam primum à præ-
ceptorum \& parentum cura emancipati
ſunt, florentis ætatis voluptatibus avidi-
us implentur, \& in exceſſus quoslibet pro-
lubuntur.
Das iſt/ dieAdoleſcenzo-
der die erſten Jugend Jahre ſeyn
eine ſolche Beſchaffenheit des Blu-

A 2tes/
[4]Studenten-Kranckheiten
tes/ da die Natur ie mehr und mehr
Safft bekoͤmt und munterer wird;
Indem des Blutes Eigenſchafften
einander nicht hindern und verder-
ben/ ſondern es ſtehet alles in einer
loͤblichen Gleichheit uñ Maaſe.
Da-
hero ſo bald ſolche Juͤnglinge aus
ihrer Eltern und Lehrmeiſter
Bothmaͤßigkeit oder Sorge kom-
men/ werden ſie von denen
Wolluͤ-
ſten des bluͤhenden Alters ſo ange-
fuͤllet und eingenommen/ daß ſie
von einen Exceß in den andern fal-
len.
(d) Weswegen ſie denn in ſolchem
Tob-Alter in vielfaͤltige Kranckheiten
gerathen/ und wundert mich/ warum
Hippocrates ſolche nicht beſchrieben/
deſſen Urſach aber der ſeelige Rolfink
anfuͤhret. (e) Kommen ſie nun gar in
die muͤndige Jahre/ Juventus genannt/
da Blut und Geiſt alard, die natuͤrliche
Waͤrme aufgemuntert und die Lebens-
und
[5]und derer Curen.
und Seelen-Geiſter in eine groͤſſere acti-
vit
aͤt gebracht/ da treibt ſie die vernunfft-
loſe Natur/ zumahlen durch Muͤßiggang
zu laſciven und ſchandbaren Sachen/
die Leib und Seel zugleich begraben/
(venus enim quaſi animæ funus.) Und
das iſt bey den
meiſten der verdammli-
che Anfang zum gaͤntzlichen Untergang
des Gluͤckes/ Geſundheit Leibes und der
Seelen/ da der nagende Wurm des
Gewiſſens biß auf das Tod-Bette na-
get und quaͤlet. Darbey aber bleibt es
noch nicht/ ſondern da bedienet man ſich
der Licenz Freyerin den Tag hinein zu
leben ohne Gebrauch ſeiner Vernunfft/
welches ich aber nicht von den rechten
ſtudioſis wil geſagt haben; Denn ob
ſie gleich ſind ſtudioſi libertatis \& hilari-
tatis,
ſo ſind ſie doch auch ſtudioſi hone-
ſtatis \& modeſtiæ,
wohl wiſſende fuͤr an-
dern/ daß die Erbar- und Schamhaftig-
keit ein wahres Kleinod und Kennzei-
chen ſey der Weißheit nach dem Lipſio,
der da ſaget: O ornamentum juven-
tutis pudor, Seges veræ gloriæ \& doctri-
næ,
O herrlicher Schmuck der Ju-
A 3gend/
[6]Studenten-Kranckheiten
gend/ Erbarkeit/ du biſt die Saat/
des wahren Ruhms und Gelehr-
ſamkeit.
(f) Klaget aber auch zugleich
uͤber dero raritaͤt heutiges Tages/ wenn
er ſpricht: Ejusmodi adolefcentum co-
pia rara eſt, qui cum literis modeſtiam ſo-
ciant \& virtutem,
dergleichen jungen
Geſellen giebt es nicht viel/ welche
bey ihrem ſtudiren ſich zugleich der
Tugend und Beſcheidenheit befleiſ-
ſigen.


Das II. Capitel.
Von der Trunckenheit.


BEy ſolchem Alter ſage ich/ laſſen
ſie denen Luͤſten und Begierden
den Zuͤgel allzuſehr/ als welche
doch ihre Toden-Traͤger ſeyn/ und ſie
in das aͤuſerſte Verderben ſtuͤrtzen vor
der Zeit. Solcher Jugend Laſter nun
benennet der ſeel. und hocherleuchtete
geiſtreiche D. Heinrich Muͤller (g) fuͤr-
nemlich
[7]und derer Curen
nemlich ſechs. Die Juͤngling/ ſagt er/
haben wohl zu mercken/ wenn ſie ihr Le-
ben friſten wollen/ daß ihre Toden-Traͤ-
ger fein ſtille ſtehen. Denn ſechs To-
den-Traͤger finden ſich/ die manchen
Juͤngling zum Grabe tragen. Der erſte
heiſet Trunckenheit. Wie mancher
ſaͤufft ſich zu tode? Die Saat ver-
dirbet ja/ wenn ſie uͤberſchwemmet
iſt. Ein Lichtlein gehet aus/ wenn
du viel Feuchtigkeit zuſchuͤtteſt.
Groſſe Fluthen koͤnnen Schiffe ver-
ſencken und ſtarcke Truͤncke das Le-
ben verderben/ wiltu lang leben
Juͤngling/ ſo hoͤre auf zu ſauffen.
Dieſem geben Beyfall mehr geiſtlich
und weltliche Scribenten. Sie ma-
chet unſinnig. Daher
Pythagorasdie
Trunckenheit inſaniæ meditationem,
eine mit Fleiß geſuchte Raſerey ge-
nennet.
Stobeusmeinet/ daß/ gleich
wie die alten Leute/ alſo auch die
trunckene zweymahl Kinder wuͤr-
den.
Chryſoſtomusheiſet ſie eine Ver-
kehrung der Vernunfft/
nach dem
Vers:


A 4Vina
[8]Studenten-Kranckheiten
Vina gravant animos faciuntque furo-
ribus aptos

Der Wein beſchweret das Hertz/
und machet tolle Menſchen.

Daß ſolches wahr ſey/ hat erfahren der
ſtetige Saͤuffer Zeno, welchen ſeine Ge-
mahlin die Ariadne aus Verdruß leben-
dig begraben laſſen. (h) Dahin deutet
auch der Heyde Seneca ſagende: Ein
Trunckenbold weiß nicht/ was er
thut.
Dieſem ſtimmet bey Horatius:(i)


‘‒ ‒ ‒ Corpus onuſtum
Heſternis vitiis animum quoque præ-
gravat una,
Atque affigit humo divinæ particulam
auræ

Ein beſoffener Leib ſchwaͤchet ſei-
nen Verſtand/ und brmget ſich
um die Seel.

und derPoët Stenelius:


Pocula vel mentem rapiunt prudenti-
bus omnem,

Durch die Trunckenheit werden
auch die Kluͤgſten zu Narren.

Sie
[9]und derer Curen.
Sie iſt der Seelen Gifft; dahero Dona-
ver
geſagt:


Aurea ſobrietas tanto magis eſt utilis
res,
Quo damnum eſt animo grandius ebrie-
tas

So groſſen Schaden der Seelen
die Trunckenheit bringet/ de-
ſto nuͤtzlicher iſt ihr die guͤlde-
ne Maͤßigkeit.

Man ſchlage doch ohnbeſchwert auf die
Tomos Lutheri,(k) Da wird ſie ſcheuß-
lich genug abgebildet. Da heiſt es ja:
Wein ein/ Himmel aus/ und alſo die
Seligkeit verlohren/ wie dort ſtehet: Ein
Trunckenbold ſol das Reich GOt-
tes nicht ſehen/ ſondern eine nuͤchte-
re Seele iſt darzu geſchickter.
Da-
hero:


Eſto pius domino, ſobrius Tibi, juſtus in
omnes:
Iſta trias animæ cauſa ſalutis erit.

Das iſt/ Halte dich from gegen
GOtt/ nuͤchtern gegen dich ſelb-
ſten/ gerecht gegen iederman:

A 5dieſe
[10]Studenten-Kranckheiten
dieſe drey Stuͤck bringen dich gen
Himmel an.

In der Trunckenheit werden die beſten
Freunde/ die groͤſten Feinde. Hat denn
nicht Alexander Magnus in derſelben
ſeinen beſten Freund den Clytum er-
mordet? (l) Es werden in derſelben
die groͤſten Suͤnden begangen/ wie ſol-
thes Auguſtinus, Lutherus und Hiero-
nymus
hin und her mit mehrern dar-
thun. Sie iſt ein Zunder der Wolluſt
und Geilheit. verurſachet Kranckhei-
ten des Leibes/ als incurable Schlag-
Fluͤſſe/ (m) vermehret die Gallenſucht/
cholera genannt/ (n) machet ſchwache
und zitternde Glieder.(o) Dieſe und der-
gleichen mehr faſſet Seneca zuſammen/
(p) ſagende: Ex ebrietate pallor, \& mem-
brorum vino madentium tremor \& mi-
ſerabilior ex cruditatibus, quàm ex fame
macies; inde incerti labantium pedes, \&
ſemper, qualis in ipſa ebrietate titubatio;
inde in totam cutem tumor admiſſus di-

ſten-
[11]und derer Curen.
ſtentusque venter, dum malè aſſueſcit
plus capere, quàm poterat; inde effuſio
luridæ bilis \& decolor vultus tabesque in
ſe putreſcentium, \& retorti digiti arti-
culis obrigeſcentibus, nervorum ſine
ſenſu jacentium torpor, aut palpitatio ſi-
ne intermiſſione vibrantium. Quid ca-
pitis vertiginem dicam? quid oculorum
auriumque tormenta, \& cerebri æſtuantis
verminationes, \& omnia, per quæ exone-
rantur internis ulceribus affecta? Innume-
rabilia præterea febrium genera, aliarum
impetu ſævientiũ, aliarum tenui peſte re-
pentium, aliarum cum horrore \& multa
membrorum quaſſatione venientiũ? quid
alios referam innumerabiles morbos,
ſupplicia luxuriæ.
Das iſt/ Aus der
Trunckenheit entſtehet Blaßheit/
Zittern der Glieder/ und eine er-
barmens wuͤrdige Traͤgheit oder
Schwindſucht als aus dem Hunger;
Daher wollen die Beine nicht mehr
ſtehen/ und wancken immer von ei-
ner Seiten zu der andern als wie in
der Trunckenheit ſelbſt. Daher
tritt die Schwulſt zwiſchen den
gantzen Leib/ der Wanſt ſchwillet

A 6auf/
[12]Studenten-Kranckheiten
auf/ indem er gewohnen muß mehr
in ſich zu nehmen/ als er vertragen
kan; bald uͤberſchuͤttet ſich in das
Blut die verderbte Gall und ver-
ſtellet das Angeſicht mit ſcheußli-
cher Farb/ die Backen fallen ein und
ſchwinden/ die Finger werden ſtarr
und ſteiff ohne Empfindung. Was
ſoll ich von dem Haupt Schwindel
ſagen? oder von der Augen und
Ohren Pein/ von dem wuͤtenden
Kopff-Schmertzen/ von allen in-
nerlichen und aͤuſſerlichen ſtincken-
den Geſchwaͤren? Was ſol ich re-
den von denen unzehlich vielen Ar-
ten der Fieber/ deren einige mit un-
geſtuͤmm und wuͤtend anfallen/ ei-
nige mit ihren Gifft wie eine Peſt
nach dem Hertzen graſen/ einige die
mit Schautern und grauſamen Zer-
ſchuͤttern einher treten? Was ſol
ich erzehlen von vielen andern un-
zehlichen Kranckheiten/ die zur
Straffe und Quaal denen Saͤuffer
und Schlemmern geſetzet ſind.

Noch deuticher erzehlet ſolche Dolæ-
us
[13]und derer Curen.
us(q) alſo: Eorum quæ dico, ex oli-
do ganeonum prege documentum ſumi-
te, qui hordeaceo vernaculi liquoris potu
in popinis ſe ſaginant, quàm illi fœdam
ex impuriſſimo corpore animam exha-
lant, quàm inquieto turbulentoque ſpiri-
tu aguntur, quanta in ingeniis hebetudo,
in ſenſibus ſtupor, in membris languor,
quanta cerebri inundatio? Ut enim,
quando terra largiori perfuſa imbre hu-
mecto: tur, lintea chartæque flacceſcunt,
palades \& cloacæ fœdam anlmam ha-
lant; italiquefactis diffuſisque toto cor-
pore potulentis, pectora \& fauces catar-
rhis obſidentur, tinniunt aures, lippiunt o-
culi, pulmones tuſſi, caput vertigine ten-
tatur, nervi muſculique fluxu humorum
lubrici podagricis doloribus infeſtantur,
quæ omnia effectus ſunt largionis poculi.
Hinc optimè Crato bibones Catarrhoſos
vocat.
Das iſt/ Derjenigen Din-
ge/ davon ich ietzo rede/ nehmet ein
Denckmahl von der ſtinckenden
Heerde der Saͤuffer und Schlem-
mer; Was fuͤr einen Geſtanck die

A 7jeni-
[14]Studenten-Kranckheiten
jenigen aus dem Munde von ſich
blaſen/ welche ſich auf denen Bier-
Baͤncken von dem Bier ſo voll ſauf-
fen oder maͤſten/ mit was fuͤr einen
unruhigen und Bolder-Geiſt ſie ge-
trieben werden/ was fuͤr eine
Schwachheit des Verſtandes/ Un-
empfindlichkeit in ihren Sinnen/
Traͤgheit in denen Gliedern/ was
fuͤr eine Uberſchwemmung des Ge-
hirnes ſie davon tragen? Denn
gleich wie der Erdboden von ſtar-
cken Platz-Regen durchfeuchtet/
alles leinen Zeug und Papier welck
und ſchlapp/ alle Pfuͤtzen und
Secreta
oder heimliche Gemaͤcher ſtinckend
werden; Alſo wenn das uͤberfluͤßi-
ge Sauffen den gantzen Leib einge-
nommen und uͤberſchwemmet/ da
fallen die harten und ſtarcken Fluͤſſe
auf die Bruſt und in den Halß/ die
Ohren klingen/ die Augen trieffen/
die Lungen wird von Huſten/ das
Haupt vom Schwindel geplaget/
die Spann-Ader und moͤrſigte
Fleiſch werden durch ſtetigen An-

fluß
[15]und derer Curen.
fluß der Feuchtigkeit ſchlipfferig uñ
weichlich und endlich ſchlaͤgt dar zu
das Zipperlein und deſſen Pein/ wel-
ches alles das uͤberfluͤßige ſauffen
verurſachet. Dannenhero nen-
net gar fein der beruͤhmte
Cratoſol-
che Saͤuffer fluͤßige Leute. Sie

beraubet alſo vor der Zeit den Verſtand
und machet noch darzu blind/


Invadit que oculos cæca caligine nubes,
Curas lethæo pocula more fugant.
(r)

Das uͤberfluͤßige Sauffen dempffet den
Appetit/ und ſchwaͤchet den Magen/ ver-
kuͤrtzet das Leben/ (s) bringet allerhand
Unheil mit ſich/ (t) fuͤr allen aber bringet
es die Schwind- und Waſſerſucht. Die-
ſer groſſe Schade ſoll billich einem Chri-
ſten/ zumahlen einen jungen Menſchen
von der leidigen Sauff-Sucht abſchre-
cken. Wem zu rathen iſt/ dem ſtehet
auch
[16]Studenten-Kranckheiten
auch zu helffen. Cyrus war ein junger
Printz von ohngefehr 12. Jahren/ und
wuſte mehr/ was der Wein in ſich hat-
te/ (u) als wohlkein alter 20. oder 30. jaͤh-
riger Kerl wiſſen wil/ biß er es endlich
mit ſeinen eigenen Schaden erfaͤhret.


Das III. Capitel.
Von der Hurerey und Geilheit.


DEr andere Toden-Traͤger
heiſt Unzucht und Geilheit.
Die iſt ja ein Feuer in den
Beinen. Wie das Feuer am Stroh
und Holtz/ ſo friſt die Geile Luſt am
Coͤrper/ biß ſie ihn gantz verzehret.
Wie mancher hat ſich zu rode ge-
huret? Wiltu lang leben Juͤngling/
ſo meide die Unzucht und Hurery.

Hier fallen mir am allererſten ein die
ſchreckliche Donner-Wort/ daß ein Hu-
rer nicht ſol das Reich GOttes ſchauen.
Eſt animi ſomnus mors animæque venus,
Der Schlaff iſt ein Tod des Ge-
muͤthes/ die Unzucht aber ein
Tod der Seelen.

Gleich
[17]und derer Kranckheiten.
Gleich wie die ewige Straffe der Hure-
rey iſt das Verdamnuͤß/ alſo iſt die zeit-
liche Straffe offt ein grauſamer Tod.
Eine ſchreckliche Hiſtorie des Alva[ri] A-
thaidis,
eines jungen von Adel [er]zehlet
D. Geierus(vv) und noch eine [ſ]chreckli-
chere/ dazwey ſchwartze Hande einen
ruchloſen Hurer zerriſſen/ fuͤhret allen
zum Exempel an Torquemada, und aus
dieſem D. Pfeiffer/ (x) welche daſelbſt
nach zuleſen wuͤrdig ſeyn. Es iſt die
Hureꝛey auch dem Leibe ein hoͤchſt ſchaͤd-
lich Ding/ und heiſſet medulliſorba, weil
ſie das Marck im Leibe verzehret. Si[e]
iſt eine fruchtbare Mutter der groͤſten
Kranckheiten/ welche die Autores hin
und her anfuͤhren/ (y) und die ſolcher
nach-
[18]Studenten-Kranckheiten
nachhaͤngen/ werden groß Hertzeleid ha-
ben. Sie verurſachet einen boͤſen
ſchnellen Tod durch Schlag-Fluͤſſe/
ver[ur]ſachet die boͤſe Noth/ ſchwaͤchet
den [Ve]rſtand und Gedaͤchtnuͤß/ machet
blinde und ſchwache Augen. (z) Die
Geilheit l[oͤ]ſchet nicht allein aus das hel-
le Licht des Verſtandes/ (daher auch
Plutarchus von dem Marco Antonio,
der ſich in die ſchoͤne Cleopatræ vergeilet/
ſaget: Daß ſeine Vernunfft und Sin-
nen in ihme erſtorben/ nur daß er in
dem Leib ſeiner Geliebten leben moͤge)
Sondern auch die Kraͤffte des Leibes
gehen dadurch hin. Daß die verdam̃-
liche Hurerey Blindheit verurſache/ hat
erfahren der geile und an der Seelen
[b]linde Theothymus, welcher lieber ſein
[ſ]chwaches Geſicht durch thoͤrichte und
[v]erdammliche Luſt verlieren/ als durch
keuſche Continenz erhalten wolte/ ſagen-
de: Vale amicum lumen,gute Nacht
ihr
(y)
[19]und derer Curen.
ihr lieben Aeugelein! (1) Dieſe Thor-
heit koͤmmt mir eben vor/ als was der
Poët ſaget von dem blind voll ſauffen:

Perdere dulcius eſt potando, quam ut
mea ſervarem erodenda pigris lu-
mina vermiculis
,’

das iſt/
Es iſt viel anmuthiger daß ich
meine Augen mit ſauffen ver-
derbe/ als daß ich ſie denen
Wuͤrmern auszufreſſen erhal-
te.


Das iſt noch nicht genug/ ſondern ſie
bringet die hecticam, den Scharbock/
das Zittern der Glieder/ die Lendenſucht
(tabem dorſalem,) mit einem Wo[r]t/ die
Frantzoſen/ die abſcheuliche Seuche/
welche der Hurerey rechter und verdien-
ter Lohn iſt. Denen Huren werden
Motten zu Lohn; daß kein Friede im
Gebeine bleibet. Derowegen O naͤr-
riſcher Menſch/ wiltu deine Suͤnden ſo
theuer kauffen? wenn der verlieret/ der
da gewinnet/ wie wird es dem ergehen/
der
[20]Studenten Kranckheiten
der verlieret/ L’a amorée ungivoco, duœ
chi guadagna perde.
Darum dem
wilden Meer und verdaͤchtigen Jung-
frauen ſol kein verſtaͤndiger Menſch
trauen. O verdamte Liebe/ der du
Leib und Seele toͤdeſt! von vornen
ſuͤß/ hinten nach Gallen bitter/

‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ Voluptas

Venturo præſens empta dolore nocet.

Principium dulce eſt, at finis Amoris ama-

rus,

Læta venire Venus, triſtis abire ſolet.


Sol ich noch mehr ſagen/ ſie machet ei-
nen weichen ungeſunden Leib/ (2) ver-
zehret das Fett und Fleiſch/ und machet
unſcheinbar an Waaden und Lenden/
wohl dem der ſie meiden kan!


Das IV. Capitel.
Vom Zorn.


DEr Dritte Toden-Traͤger
heiſt Zorn. Was ſiehet man
an einem zornigen anders/

als
[21]und derer Curen.
als Todes Zeichen? die Augen ſind
feurig/ die Backẽ ſind mit toͤdlicher
Farb bedecket/ der Mund ſtam̃let/
das Hertz im Leibe puffet/ die Fuͤſſe
ſtraucheln. Sind lauter Todes Zei-
chen Zorn iſt ein Eyter in den Ge-
beinen/ und toͤdet vor der zeit. Wil-
tu lang leben Juͤngling/ ſo hoͤre
auf zu zuͤrnen.
Es geben einige vor/ der
Zorn ſey denen kalten und feuchten Na-
turen eine Artzeney/ weil dadurch die
Traͤgheit der Geiſter vertrieben/ und
die ſehwache Corculation des Gebluͤts
geſtaͤrcket wuͤrde/ (3) ſo iſt ſolches doch
mehr æquivocè als univocè zuverſtehen/
und laͤſt ſich nicht alle mahl darauff
wagen. Daß er aber dem weibl. Ge-
ſchlecht nicht allemahl ſchadet/ iſt die
Uꝛſach/ weil die meiſten mit Woꝛten und
haͤuffigen Thraͤnen uͤber angethanes
Unrecht ſich verantworten und alſo den
Gifft von ſich ſtoſſen. Solte ich wohl
irren/ wann ich den Zorn ein Gifft nen-
nete ſui generis? Es haben ja ſchon die
Alten
[22]Studenten-Kranckheiten
Alten geſagt: der Menſch iſt gifftig; das
iſt/ zornig. Der Zorn iſt eine heftige Auf-
wallung (ὀργασμὸς) des Gebluͤts/ da die
Seele durch ihre Geiſter als mit ihrer
Leib-quart ihr angethanes Unrecht
will raͤchen/ als denn fallen ſie mit Un-
geſtuͤm das Blut an/ und ſolches ge-
ſehicht am allermeiſten in den Hertzen/
dahero eine ſolche Spasmodica contra-
ctio
oder ſtarcke Zuſammenziehung in
dem Hertzen und Pulß-Adern entſte-
het/ darauff folget ein ſtarcker Pulß und
nothwendig eine hefftigere Circulation.
Wo nun ein Uberfluß gallichter und
anderer Theile in dem Blut iſt/ (wie zu
foͤrderſt in den Choleriſchen und Me-
lancholi
ſchen Naturen) da entſtehet
alſo bald eine groſſe Hitze u. Streit mit
denen andern Theiligen des Gebluͤts/
(derer ſehr viel ſeyn/) und alſo eine
efferrescent und Aufkochung/ dadurch
die Gall geſchaͤrffet und aus ihrer Ord-
nung gebracht wird/ faͤnget eine fluͤchti-
ge Saͤure/ nach Art anderer gifftigen
Eigenſchafften; und daher koͤmts/ daß/
mancher zornige Menſch wie ein Ra-
ſender/
[23]und derer Curen.
ſender/ wie ihn der H. Bernhardus alſo
abbildet.


Impedit illa animum, ne poßit cernere
rectum,

Der Zorn hindert des Weiſſen

Muth/

Daß er nicht weiß/ was er

offt thut(5)

Will man noch nicht glauben/ daß der
Zorn ein Gifft ſey/ ſo leſe man doch/
was der Welt beruͤhmte D. Dolæus(6)
ſchreibet/ mit welchen Worten erwei-
ſet/ wie die Gall koͤnne zu Gifft werden/
darnach auch anfuͤhret zwey Exempel/
da zornige Weibs-Bilder durch beiſ-
ſen einem andern die Tobſucht angehen-
cket/ ſeine Worte heiſſen auf teutſch alſo:
Alſo wiſſen wir/ wie durch beiſſen
aus Zorn eines andern die Tobſucht
und eine unheilbahre Wunde ei-
nem Bauer von Hadamar ange-

hen-
[24]Studenten-Kranckheiten
henget worden; denn die Gall offt
eine Urſach iſt der Tollheit der
Menſchen/ nemlich wo ſie fluͤchti-
ger/ und durch Zorn geſcherffter
wird (als durch eine ſubtile fluͤchti-
ge Saͤure) ſich zu denen Seelen Gei-
ſtern machet. Deñ man kan warne-
men/ daß zornige Menſchen an ei-
nen gewiſſen Ort nicht bleiben/
werden erhitzet/ zerſchuͤttelt/ und
wo ſie mit den Zaͤhnen beiſſen ſollẽ/
wohl etwas gifftiges beybringen
koͤntẽ.
So hat auch D. Etthmüllerus faſt
dergleichen obſervirt und aufgezeichnet/
daß zu Torgau eine raſende Frau den
Land-Knecht gebiſſen/ davon Er auch
toll und raſend worden (7) Und was
noch mehr und nachdencklicher iſt/ ſo
erzehlet Matth. Quaden.(8) daß wenn
in der Inſul Creta ein Frauens Perſon
einen Menſchen beiſet oder nur kratzet/
ſo muͤſte er davon ſterben/ wegen ihres
Gifftes
[25]und derer Curen.
Gifftes/ den ſie bey ſich haben. Iſt
wahrhafftig was groſſes. Daß das
Frauen Zimmer zwar ein wenig zornig
ſey/ bringet dero zarte Natur mit ſich/
(Mulier enim quaſi mollier.) Bey uns
ſind ſie eben nicht ſo gifftig/ (magis ta-
men \& minus non variant ſpecie;
) ſon-
ſten wuͤrde mancher zu kurtz kommen.


Dieſer Gifft des Zorns verzehret das
Marck im Beinen/ machet den Leib un-
geſund/ die Geſtalt ſcheußlich und zu al-
lem Kranckheiten faͤhig. Dieſer Gifft
iſt aͤrger als die Peſt. Nichts kan
innerlicher und geſchwinder unſer
Gebluͤt veraͤndern und deſſen Ver-
miſchung zertrennen und einen un-
gleichen Umlauff verurſachen/ als e-
ben der Zorn.
(9)Der ſchleinige
Zorn ziehet Hertz und Lungen zu-
ſammen; und treibet die Hitze und
Feuchtigkeit nach dem Haupt zu.
Hingegen die Sanfftmuth oder
Ruhe des Gemuͤths erweitert das
Hertz und giebt ihm Lufft.
(10) Je-
Bnem
[26]Studenten-Kranckheiten
nem Erhitzeten muſte die Ader vor Zorn
zerſpringen/ damit nur das wallende
Blut nicht gar dz Hertz erſtickete.(11) Er
verurſachet toͤdliches Hertz-Klopffen.
(12) Viel ſind im Zorn dem Tode und
zugleich der Hoͤllen in den Rachen ge-
fallen. (13) Andern iſt das zornige
Blut mit dem Urin ausgebrochen und
zwar mit groſſer Gefahr. (14) Ja er
bringet die unertraͤglichen Schmertzen
des leidigen Zipperleins/ welches denen
genug zuthun machet/ bey welchen es
eingekehret.


Das V. Capitel.
Vom Muͤßiggang


DEn vierten und fuͤnften Toden-
Traͤger gehen wir vorbey/ weil
ſie nicht zu unſern Zweck dienen.
Der ſechſte und letzte Toden-Traͤ-
ger
[27]und derer Curen.
ger aber heiſſet Muͤßiggang/ der
den Menſchen bey lebendigem Lei-
be vergraͤbet. Druͤm Juͤngling
wiltu lang leben/ ſo meide den Muͤſ-
ſiggang.
So weit redet der ſeelige
Herr D. Muͤller. Muͤßiggang machet
einen ſtinckenden Leib und verfaultes
Gebluͤt/ wie der Poët ſelbſten ſpricht:


Cernis ut ignavum corrumpunt otia
corpus,
Et vitiũ capiunt ni moveantur apuæ.
(15)

Was iſt es wohl/ das/ gleich wie ein
heimlicher Holtz Wurm das Holtz/
alſo auch unſer Hertz abfriſſet
und verzehret? der Muͤßiggang.
Was machet wohl ſo einen ſchwa-
chen und weichlichen Leib? der
Muͤßiggang. Der Maßholder-
Baum liebet den Bach/ der Pap-
pel-Baum ſtehet gern an Waſſern/
der Froſch iſt gern auf dem Lande/
aber die Geilheit liebet den Muͤßig-
gang. Man haͤlt dahero recht da-
fuͤr/ daß der Verſtand des Men-
ſchen/ als des groſſen Goͤttlichen

B 2Wun-
[28]Studenten-Kranckheiten
Wunderwercks und der kleinen
Welt durch Muͤßiggang gleichſam
wurmſtichelich werde und veralte-
re/ ja daß dadurch auch der gantze
Leib verderbet werde.


Durch Muͤßiggang werden die fau-
len Duͤnſte und Feuchtigkeiten vermeh-
ret/ der Leib und die Geiſter werden ge-
ſchwaͤchet. Darum heiſt es billich:(16)
Deſidiæ torpentis abortus eſt incuria, \&
prurientis ingenii morbus,
das iſt/ der
ſtinckenden Faulheit unzeitige Ge-
burt iſt die Unachtſamkeit/ und eine
Kranckheit des Verſtandes und
Nachſinnens.


Wer ſiehet nun nicht/ woher es kom-
me/ daß die Jugend ihr maͤnnlich Alter
kaum erreichen. Das macht das Freſ-
ſen und Sauffen und das Wolluſt trei-
ben bey guten Tagen in der Zeit der Ju-
gend/ da ſuͤndiget mancher ſchrecklich
wieder ſeinen Schoͤpffer/ und daruͤm
muß er dem Artzt in die Haͤnde fallen.
Wer da ſeinen Verſtand nicht brau-
chet/
[29]und derer Curen.
chet/ und ſeine Begierden nicht weiß
zu baͤndigen/ der wird weit zu kurtz und
zu ſpaͤte kommen/ denn da heiſt es:


Immodicis brevis eſt æas, \& rara ſene-
ctus:
Quicquid amas caveas non placuiſſe
nimis.

Das iſt/


Die Unmaͤßigkeit verkuͤrtzet die
Jahre/ und bringet ſelten zum
hohen Alter: was du nun lie-
beſt/ dahuͤte dich vor/ daß du
ihm nicht gar zu ſehr nachhen-
geſt.
(17)

Ja es iſt gantz gewiß/ wie man ſeine Ju-
gend fuͤhret/ ſo hat man ſich auch im Al-
ter; Nam juventus ſternit totius reliquæ
vitæ fundamentum, \& nimis ſibi fidere,
\& licentiose vivere peccata juventutis
ſunt in ſanitatem ordinaria,
das iſt/ die
Jugend legt das Fundament aller
anderer Lebens-Zeiten/ und ihme
gar zu viel trauen/ und frey zu leben
in den Tag hinein ſind eben ſolche
Jugend Irthuͤme/ die
ordinairder
B 3Ge-
[30]Studenten-Kranckheiten
Geſundheit zuſetzen. Im Gegen-
theil/ wer ſeiner wohl wahrnimmt/
dem wird ein geruhiges Alter/ Gnade
und Seegen von GOtt wiederfahren;
Denn acta ætas honeſtè \& ſplendidè
tantam adfert ſolationem, ut eos, qui i-
ta vixerint, aut non tangat ægritudo; aut
leviter pungat animi dolor,
das iſt/ Ein
erbar und wohl gefuͤhrtes Leben
giebt einen ſolchen Troſt/ daß die-
jenigen/ die alſo gelebet/ entweder
gar keine Kranckheit beruͤhrt/ oder
doch nur das Hertz den Schmertzen
ein wenig empfindet.
(18) Ferner:
Eſt quietè \& placidè \& eleganter actæ æ-
tatis placida ac levis ſenectus,
das iſt/
Auf ein geruhiges/ ſtilles und wohl-
gefuͤhrtes Leben der Jugend folget
ein ſanfftes und ertraͤgliches Alter.

(19) Es waͤre wohl zu wuͤnſchen/ daß
nur in Pariß allein/ (als in der Wol-
luſt und Suͤnden Stadt/) die verdam̃-
liche Gaſſe La de bouche genannt/ (in
welcher es bund und uͤbereck zugehet/)
zu
[31]und derer Curen.
zu finden/ aber Melanchthon ſchreyet
ſehr auch uͤber die Teutſchen/ wenn er
ſaget: Ihr Teutſchen freſſet und
ſauffet euch kranck/ tod und in die
Hoͤlle.
Die Medici haben es wohl
gut; Denn derMedicorumSaͤug-
Amme ietziger Zeit iſt die Unmaͤſ-
ſigkeit und der Krieg.
Mit denen
Patienten oder Schlemmern aber heiſt
es: Sie machen ihnen einen ungeſun-
den Leib/ verkehren ihre Natur/
und verſchwenden auſſer Noth-
wendigkeit ihre Baarſchafft/ und
verkuͤrtzen ihnen das Leben und die
Zeit.
Aber es geſchicht ihnen recht/
ſie moͤgens haben. Das beſte Mittel
ſolchen abzuhelffen iſt ernſtliche Ver-
meidung der Gelegenheit/ und am aller-
meiſten ein fleißiges Gebet/ welches al-
les vermag. Hier darff keiner einwen-
den und ſagen/ daß es auf Univerſitaͤ-
ten nicht anders zugienge/ man haͤtte zu
viel Anlaß/ und waͤre das Sprichwort
ſchon was altes:


B 4Von
[32]Studenten-Kranckheiten
Von Leipzig ohne Weib/

Von Wittenberg mit geſunden

Leib/

Von Jena ungeſchlagen/

Der hab von Gluͤck zu ſagen.

Wohl; alleine was kan der Ort dafuͤr?
der iſt an und vor ſich unſchuldig/ (ob
auch gleich viel die Academien anfeinden
und mit ſchlechten Tituln belegen/ der-
gleichen Weigelius gethan/ (20) der ſie
als boͤſe Verſammlungen gantz ver-
worffen/ welche angefuͤhrte argumen-
ta
und Loca billich zu leſen/ und wer ſei-
ne Poſtill nicht hat/ kan aufſchlagen
Herr D. Pfeiffers Evangel. Erquick-
ſtunden in der Dedication. Ja es wil
der ſeel. Herr D. Lutherus(21) ſelbſt faſt
etwas hart darwieder reden/ ſagende:
Wo dieUniverſitaͤten nicht verbeſ-
ſert wuͤrden/ waͤre es ein Teuffeliſch
Weſen/
welches ich aber an ſeinen Ort
laſſe
[33]und derer Curen.
laſſe geſtellt ſeyn) ſondern der ſchaͤndliche
Mißbrauch und Frevel/ welcher gar zu
ſehr im Schwange gehet/ daruͤber viel
herrliche Maͤnner (22) ſchon laͤngſt ge-
klaget/ und bekraͤfftiget ſolches auch
hoͤchſtgedachter D. Georg Franc(23)
mit nachfolgenden Worten ſehr nach-
dencklich: Venus, Murcia, Bacchus,
Eris ſtudioſos in Academiis in Pericula
præcipitant maxima illaque non ſatis
deploranda,
das iſt/ die verdammte
Hur/ die
Venus,die ſtinckende Goͤt-
tin des Muͤßiggangs/ der aufgebla-
ſene Sauff-GOtt/ und die blut be-
gierige Zancks-Goͤttin ſtuͤrtzen die
Studententen auf
Univerſitaͤten in
die groͤſte Gefahr/ die nicht genug
mit Thraͤnen zu beweinen ſind.
O
wer ſolches bey Zeiten bedaͤchte/ duͤrffte
hernach nicht zu ſpaͤt ruffen:


O mihi præteritos referat ſi Juppiter

annos!

Das iſt/ O wer doch wieder koͤnte
die verlohrne Zeit gewinnen/ daß
er ſein Leben anders anſtellete!



[34]Studenten-Kranckheiten

Erſten Buchs/ anderer Theilung/


Das I. Capitel.
Was die abſonderliche Urſachen
ſeyn der Studenten Kranck-
heiten.


BLeich wie die Zufaͤlle des Men-
ſchen ſich aͤndern ratione ætatis
wegen des Alters/ deñ iedwedes
Alter hat ſeine nachſtellende Kranckhei-
ten; alſo geſchicht auch ſolches ratione
vitæ generis,
wegen unterſchiedener Art
des Lebens/ daß man insgemein ſaget:
Studenten und Gelehrter Kranckheiten/
Soldaten und Schiffer Kranckheiten/
da eines iedweden Lebens-Art etwas
beſonders beytraͤget. Studentẽ Stand/
ein ſchwerer Stand/ daher die meiſten
wieder abſpringen/ weil ſie deſſen Bit-
terkeit nicht vertragen koͤnnen. Ich rede
aber von ſolchen/ die ſtudirens wegen
einig und allein auf Univerſitaͤten zie-
hen/ und die Mittel zu ihrem Zweck
ernſtlich ſuchen/ in quorum pedibus
plumbum potius, quam plumas, alas

aut
[35]und derer Curen.
aut Mercurium currentem affixum de-
prehendimus, quique ita ſtudiis \& artibus
liberalibus ſevera cura præſunt,
das iſt/
an dero Beinen mehr Bley als Fe-
der/ Fluͤgel oder lauffendes Queck ſil-
ber anzutreffen/ und welche alſo
dem ſtudiren und freyen Kuͤnſten
ernſtlich obliegen.


Solche haben Tag u. Nacht keine Ru-
he noch Schlaff/ arbeitẽ mit dem Kopff/
Augen/ Hertzen und Haͤnden/ derglei-
chẽ Exempel beym Pontano zufindẽ/(24)
laſſen ſich keine andere Dinge leicht ab-
treiben/ erwehlen das Sitzen mehr/ als
unnuͤtze Bewegungen/ vergeſſen offt der
Speiſe/ Trancks und Wartung des Lei-
bes/ lieben Nuͤchterkeit biß zur Mahlzeit/
maceriren ſich etwas rechtſchaffens zu-
lernen ſo ſehr/ daß oͤffters ſie einem
blaſſen halbtoden mehr aͤhnlich werden/
als einem geſunden/ fliehen alle auch
honnette converſation, leiden Kaͤlte
und Froſt/ wollen alſo lieber gelehrt/ als
geſund heiſſen/ wie jener thoͤrigte Kauff-
mann beym Selneccero lieber zeitlebens
B 6kranck
[36]Studenten-Kranckheiten
kranck/ als arm ſeyn wolte/ muſte aber
dennoch ſein groſſes Gut ohne Geniß
mit Verdruß und in ſtetiger Kranck-
heit anſehen. Solche pecciren in ihrer
auch guten intention wieder ſich ſelb-
ſten und zwar in defectu. Andere hin-
gegen in exceſſu, zumahln in denen
Exercitiis, als tantzen/ fechten/ reiten/
ſpringen und ringen. It. welches wohl
zu mercken/ mit uͤberfluͤßigen Schlitten-
fahren bey groſſer Kaͤlte/ welches ſo
ſchaͤdlich/ daß wir billich mit ander Leut
Schade und fruͤhzeitigen Tode ſol-
ches meiden lernen uͤm Geld und Ge-
ſundheit zu erſparen. Ferner mit kalten
Baͤdern/ ſtarcken Schmauſen/ und am
allermeiſten mit gar zu vielen lucubri-
ren,
welches ein Grobſchmied iſt aller
oder doch der meiſten Studenten
Kranckheiten. Weil nun an itzt gedachtẽ
Fehlern das meiſte gelegen/ ſo wollen
wir iedwedes beſonders betrachten/
was vor Unheil aus iedem tanquam
ex equo Trojano
entſpringen koͤn-
ne.


Das
[37]und derer Curen.

Das II. Capitel.
Von des Schlaffes Nothwen-
digkeit.


WElche demnach ihren Leib ſo ge-
ring achten/ daß ſie ihm alle
Unterhaltung abziehen/ und
der Natuͤrlichen Zuneigungen/ und fuͤr
allen des Schlaffs berauben/ die thun
wieder ſich ſelbſten. Die Natur laͤſt
ſich nicht zwingen ohne groſſe altera-
tion
und einigẽ Verluſt/ Natura non eſt
depauperanda ſuo genio, niſi quis illam
deſtruere velit,
das iſt/ die Natur be-
haͤlt ihre Gewohnheit und laͤſt
ſich davon nicht ohne Verlierung
der Geſundheit bringen.
Und quod
caret alterna requie, durabile non eſt,

was nicht ſeine ordentliche Ruhe
hat/ das dauret nicht lang.


Hæc reparat vires feſſaque membra le-

vat,

Das iſt/


  • Die Ruhe erſetzet die Kraͤffte/
    und erquicket die matten Glie-
    der.

B 7Wie
[38]Studenten-Kranckheiten

Wie kan doch der jenige geſund ſeyn/
der ihm des Lebens beſte Nahrung ent-
ziehet? der Schlaff iſt die beſte inner-
liche Staͤrckung/
welches wir ſehen
bey den Patientẽ/ die lang nicht geſchlaf-
fen/ was fuͤr Perlen Krafft empfinden
ſie doch dahero. Vor des Schlaffes
Nothwendig und Nutzbarkeit waͤre
viel zuſagen/ wo es nicht ieden ſchon
bekannt waͤre/ doch weiſe ich/ wer ein
mehrers verlanget/ an den Sebizium.(25)
Es wollen einige gar/ daß unſer Leben
von dem Schlaff heruͤhre/ (26) welches
von den maͤßigen natuͤrlichen Schlaff
wohl kan geſaget werden. Denn mit ſei-
ner Anmuͤthigkeit ſchmeichelt er gleich-
ſam unſern Geiſtern/ und deßwegen iſt
nichts ſuͤſſers als der Schlaff/ wie ſol-
ches auch der Poet lehret:


Somme, quies rerum, placidiſſime Somne

Deorum,

Pax animi, quem cura fugit, tu pectora

duriſ

Feſſa miniſteriis mulces reparaſq́ labori

Das
[39]und derer Curen.

Das iſt/


O Schlaff/ du Ruhe aller Dinge/

du angenehmer Schlaff der

Goͤtter/ du Friede des Gemuͤ-

thes/ fuͤr dem die Sorge

fleugt/ du erquickeſt die ermuͤ-

deten Glieder und macheſt ſie

zur Arbeit wieder tuͤchtig

und munter.

Er iſt das beſte ſpecificum in allen
Kranckheiten/ Somnus eſt arcanum in
Medicina ſupra omnes gemmas \& la-
pides pretioſos, \& medicus eſt magnifa-
ciendus, qui Naturæ egenti commode
applicare poteſt ſomniferum,
das iſt/
der Schlaff iſt eine geheime Ar-
zeney uͤber alle Edelſteine zuſchaͤ-
tzen/ und der
Medicusiſt hoch zuach-
ten/ der der ſchwachen Natur fuͤg-
lich kan eine Ruhe machen.
(27) der
Schlaff iſt das Band/ der die Kraͤffte
der Seelen bindet. Das ſie vereiniget
bleiben und nicht ſo leicht zerſtreuet
werden. Er leget dem leibe Nahrung
an
[40]Studenten-Kranckheiten
an und maͤſtet ihn(28) dieſes kan ich
mit einem Exempel erweiſſen/ denn als
1690 zu Leipzig ein Studioſus, der dem
ſtudiren zu ſehr ergeben war/ und den
Schlaff nicht achtete/ und ob Er gleich
zuvor wohl ausgefuͤllt/ ſtarck und fett
geweſen/ ward er doch ſo mager und
hager/ daß ihn iedermann fuͤr einen
hecticum hielte/ er auch gantz malat nach
und nach ſich befunde/ welchen aber
keine obgleich beſte Staͤrckungen
und analeptica helffen wolten/ ſondern
durch recommendirung gnugſam
Schlaffes iſt er wieder dick/ fett und
ſtarck geworden/ der mir es noch dieſe
Stunde dancket.


Wer erkennet nun nicht hieraus des
Schlaffes Krafft und Eigenſchafft? Es
entſtehet derſelbe von gelinder Feuch-
tigkeit/ welches wir ſehen an denen
phlegmatiſchen Naturen/ wo nun ſol-
che durch ſtetiges Wachen verzehret
und vertrucknet wird (vigiliæ enim exſic-
cant,
) da muß nothwendig der Schlaff
weichen/ und der Leib geſchwaͤchet wer-
den
[41]und derer Curen.
den. Noch uͤbler aber thun die jeni-
gen/ welche gern ſchlaffen wolten/ auch
darzu geneigt ſeyn/ und brechen doch
denſelben ab/ werden bald des Schlaf-
fes Bruder und Geſellen werden.
Man ſiehet es ja ſchon an denẽ/ die nicht
ausgeſchlaffen/ wie ſie ſich denſelben
Tag anſtellen. Bedarff alſo keines
weitern erweiſens.


Das III. Capitel.
Von vielen wachen und deſſen
Schaden.


DAs uͤbrige Wachen verzehret
alle Feuchtigkeit/ und trucknet
den Leib aus/ es verhindert die
Kochung/ nach Hippocratis Meinung/
(29) die alſo heiſt: Vehemens vigilia po-
tus cibosque tum crudos tum incoctiores
reddit,
das iſt/ ſtarckes Wachen laͤſt
Speiß und Tranck ſo wohl roh als
auch ungekocht liegen.
Es machet
den Leib hager/ wie aus den vorher-
gehenden Exempel zu erſehen/ daraus
entſtehet
[42]Studenten-Kranckheiten
entſtehet endlich die Schwindſucht/
nach Weiſſagung des Poëten(30)


Attenuant juvenum vigiles mox corpo-
ra noctes

Nachtwachen macht junge Leute
hager.


Verzehret alle Kraͤfften/ alle ßhlicht
und fette Theile des Leibes/ dar-
auf folget ein ſtarckes Abnehmen Ma-
raſmus
genannt/ deß wegen nennet auch
Hippocrates Vigilias voraces. Helmon-
tius
hat obſerviret/ daß einer durch uͤber-
fluͤßiges ſtudiren und meditiren kurtz
athemicht worden/ welches faſt bey den
meiſten Gelehrten zufinden. Es ver-
urſachet Melancholey/ und deswegen
werden die Vigiliæ genennet deliriorum
mater
oder eine Mutter der Raſe-
rey
/(31) wie man dergleichen Exempel
zur Gnuͤge hat. Es verurſachet Fieber/
Fluͤſſe/ Verſtopffung des Leibes/ zufoͤr-
derſt aber vaſorum meſaraicorum oder
der Milch und Gekroͤß aͤdrigen. (we-
gen
[43]und derer Curen.
gen Mangelung der Feuchtigkeit/)
Kraͤtze/ (welche Studenten-Bluͤmlein
ad differentiam genennet werden.) De-
rowegen der Schlaff billich Koͤnig-
licher Ehre wuͤrdig zuſchaͤtzen.(32)


Das IV. Capitel.
Von uͤberfluͤßigen und unzeitigen
Schlaff.


NIcht minder verurſachet auch
Kranckheiten bey Studirenden
der uͤberfluͤßige und unzeitige
Schlaff/ welcher an ſich ſchon eine Ab-
bildung des Todes iſt (33) durch dieſen
werden alle Feuchtigkeiten des Leibes
vermehret/ und wenn ſie nicht beweget
werden/ faul und traͤg/ die Geiſter un-
terdruͤcket und gedaͤmpfft/ unrein und
truͤb/ der Leib ſiech und kranck/ das
Gehirn kalt und feucht/ der Kopff
dumm/ der Verſtand ſchwach/ das Ge-
daͤchtnuͤß und judicium vergehet/ die
Schaͤrffe der Sinnen verliert ſich/
Kopff-
[44]Studenten-Kranckheiten
Kopffweh/ truͤbe und bloͤde Augen/
Schwachheit des appetits, eine Caco-
chymie
und endlich ſtelt ſich ein die
Waſſer und Schwindſucht/ das Ge-
ſicht ſcheint zerdunſtet/ Lungen und Le-
ber werden anbruͤchig und ſterben
ſolche Schlaffſuͤchtige vor der Zeit ent-
weder ploͤtzlich an den Schlagfluß oder
faulen Fiebern. Ja alles was ſie eſſen
oder trincken/ das wird zur Faͤulung/
und alſo der Zunder zum Boͤſen ſtaͤr-
cker.


Das V. Capitel.
Vom ſtetigen Sitzen.


DAs ſtetige ſitzen bringet die mei-
ſten uͤm das Leben/ machet ſtets
ſiechende Leiber/ (welches an
dem Frauen Volck zu erſehen/ die auch
deßwegen ſtets bipen/) dadurch werden
die Gekroͤß Adrigen verſtopffet/ die Ge-
daͤrm zuſammen gedruͤckt/ die gedruͤckte
u. gepreſte Gallen Blaſſe ſtoͤſt die Gall
zur Unzeit und haͤuffiger aus/ das Blut
ſchieſt ſtaͤrcker in die Miltz/ (welches
ohne
[45]und derer Curen.
ohne diß ſehr viel Aedrigen hat und
denen Verſtopffungen unterworffen
iſt/) daſelbſt verſauret es und wird zach/
daher kommẽ die Miltz-Beſchwerungẽ/
Scharbock/ Malum hypochondriacum
\&c.
(34.)Item. der Stein in Lenden und
Nieren/ ſchwartze gelbe Farb des An-
geſichts. ja durch ſolch gebucktes ſi-
tzen werdẽ die Gallen zufuͤhrende Gefaͤß
verſtopffet/ daß dieſelbe nicht kan recht
von dem Blut ſepariret werden/ ſon-
dern wieder zuruͤck trit/ Unruhe und
groſſen Schaden verurſachet. Die
Gall die zu der balſamiſchen Milch-
machung in denen dinnen Gedaͤrmen
dienen ſolt/ ſchlaͤgt mit ſeiner ſauren
Schaͤrffe den chylum und das beſte
darnieder/ daß an ſtatt deſſen eine lau-
tere molckigte Waͤſſrigkeit in die Milch-
Gefaͤſſe gehet/ die nieder geſchlagne bal-
ſamiſche Theile gerinnen zuſammen und
faulen endlich. Was kan nun gutes oder
ſonſt fuͤr Nahrung daraus entſtehen?
Hoͤret doch was dort bey dem Plauto,
(35)Palinurus der Knecht dem Cappa-
doci
[46]Studenten-Kranckheiten
doci fuͤr ein gut Conſilium medicum
giebet/ (vieleicht hat es ihme die Ver-
nunfft und eigene Erfahrung geleh-
ret/) ſagende: Ambula \& lieni optimum
eſt,
das iſt/ gehe herum (und ſitze
nicht zu viel) denn das iſt der Miltz
zutraͤglich.
Die Glieder Kranckheit
folget gemeiniglich auf ſolch ſtetiges
Sitzen/ da es in denen Schuldern ziehet
nicht anders/ als wenn ein Seul mit
einem Stein den Ruͤcken herunter
haͤnge mit groſſer Verdruͤßlichkeit/
da die Achſeln und Beine bald auf/
bald nieder gezogen werden/ wie ich
ein artlich Exempel weiß an einem nu-
mehro vornehmen Manne/ welchem
nichts als der Spiritus Tartari volatilis
cum Spiritu Cornu Cervi rectif.
durch
mein Zureden geholffen/ nebſt einer ſon-
derlichen Thee von nervinis volati-
li
ſchen balſamiſchen Kraͤutern. Andere
oͤbel mehr zu geſchweigen.(36)


Das VI Capitel.
Vom nuͤchtern bleiben.


Welche
[47]und derer Curen.

WElche biß zur Mahlzeit nuͤch-
tern bleiben/ und doch darbey
ſtarck ſtudiren/ die wiſſen viel-
leicht nicht/ daß der Magen ſey ταμεῖ-
ον τροϕῆς, cibi promptuariumeine
Speiſe-Kammer
/ welche/ wenn ſie
leer/ ſchlechten Troſt giebet/ denen die
ermuͤdet und hungerig ſeyn/ und wo
der Magen leidet/ die gantze Natur
mit leiden muß. Durch ſolches Fa-
ſten wird das menſtruum ventriculi vo-
racius, acidius \& activius
der Magen
Schleim wird freßhaffter/ ſauerer
und ſtaͤrcker
/ ſo gar/ daß ſie dar-
nach einen ſtaͤrckern appetit bekommen
zum Eſſen/ und wenn ſie denn zu Tiſch
kommen/ da gehet es Rips Raps/ qui
capere poteſt, capiat;
Aber wer nur auch
in den Magen Zaͤhne haͤtte/ wie der
Krebs (welches artlich zu ſehen.) Iſt
nun in der Eilfertigkeit ein Klumpen un-
gekaͤuet hinter gefahren/ er wird wohl ſo
bleiben/ und dem Magen zu thun genug
machen/ den vitium coctionis primæ non
corrigitur in ſecunda nec tertia
das iſt/
was in der erſten Kochung verſaͤu-
met
[48]Studenten-Kranckheiten
met wird (nemlich in dem Kanen)
das wird die andere oder dritte
nicht verbeſſern
/ welches ich an ei-
nem von meinem geweſenen Commen-
ſali
oder Tiſchburſch vor dieſen wahr
genommen/ welcher aber immer aus-
geſehen/ als ein Jud/ auch fort und fort
Verſtopffungen des Leibes und hartes
Druͤcken uͤber dem Magen doch dar-
bey ſtarcken aber ungeſunden appetit
hatte. Es bringet das lange Nuͤchtern
ſeyn denen Gelehrten auch Schaden/
weil die Natur geſchwaͤchet wird und
ſich ſelbſt verzehret/ es verurſachet
Schwindel/ Schwachheit des Haupts
und Hertzens/ Hertzklopffen/ Ohn-
machten. Dahero iſt das Conſilium gut:
Die leicht ohnmaͤchtig werden/
ſollen nicht lang nuͤchtern bleiben.

Es wird dadurch bey hitzigen Natu-
ren die Gall ſchaͤrffer und das Gebluͤt
erhitzet; drum rathe ich nicht daß einer
ſeinen Leib oder Magen mit vielen
Faſten von Morgen biß Mittag uͤm
12. und 1. uhr caſteye/ ſonſt wird er aus
der Lateiniſchen Garkuͤchen ſich muͤſſen
ſpeiſen laſſen.


Das
[49]und derer Curen.

Das VII. Capitel.
Von der Geſellſchafft.


Die Ermangelung honnetter Con-
verſation
thut viel zur Staͤr-
ckung des mali hypochondriaci
und Melancholey. Es iſt ja von Na-
tur nicht gut/ daß der Menſch allein
ſey/ ſondern/ daß er ſeines gleichen ſucht
und liebe/ darum wird die φιλανϑρωπία
oder Leutſeligkeit/ als eine ſchoͤne
Tugend bey iederman ſehr gelobet.
Durch die Converſation wird des Men-
ſchen Seel und Geiſt geaͤndert mit er-
goͤtzlich- und erfreulichen diſcurs, die
phantaſia wird aus der Verwirrung in
die Ordnung gebracht/ die Seelen-Gei-
ſter durch zulaͤßige und verantwortliche
Luſtigkeit aufgemuntert/ formiren eine
andere Ideam, und bekommen einen
friſchern und hurtigern Lauff/ veraͤndern
alſo die gantze Natur/ welches die Er-
fahrung bezeuget. Hingegen die Ein-
ſamkeit betruͤbet ſelbige/ verurſachet
mehr Traurigkeit und Melancholey.
Denn die Seele wird uͤber einem Din-
Cge
[50]Studenten-Kranckheiten
ge allein bald ermuͤdet/ und alſo auch die
gantze Natur. NB. Verſtehe aber nicht
die gefaͤhrliche Converſation mit unzuͤch-
tigen Frauen-Volck/ die ihre Scham-
hafftigkeit an den Nagel gehencket/ von
denẽ hat man keine Ehre/ ſondern da heiſt
es: inter fœminas qui nutriuntur, non
magis ſapere poſſunt, quàm benè olere
qui in culina habitant.
Auch haben
nicht alle das Donum continentiæ Hip-
polyti,
(37) viel weniger des loͤblichen
Kaͤyſers Caroli.(38)


Das VIII. Capitel.
Von denExercitiis.


DIe Exercitia auf Univerſitaͤten
haben ihren Nutzen/ ſind auch
ſonſt hoͤchſt loͤblich und rega-
liſch/ machen geſchickte/ diſponirte und
geſunde Leiber/ manche Schwermuth
wird dadurch vertrieben/ das Gemuͤth
erfriſchet/ die Glieder und Kraͤffte auf-
ge-
[51]und derer Curen.
gemundert/ daß ſie mit Luſt wieder an
die ordentliche Arbeit gehen/ ſie erhalten
des Leibes vigeur, ſind der Natur und
dem Magen eine Medicin, und bringen
Appetit zum eſſen. Nichts deſto we-
niger thut mancher darin zu viel/ und
ziehet ſich daher groſſen Schaden zu.
Der eine bekoͤmt einen Bruch/ der an-
dere zerreiſſet ſonſten was im Leibe/ zer-
ſchuͤttert ſein Eingeweide und machet ſie
gantz krafftloß. Omnis enim motus
nimius humores commovet, nervos ac li-
gamentorum robur diſſolvit, ac ita vitio-
ſis humoribus ad ea loca viam parat,
das
iſt/ Jedwede hefftige Bewegung er-
reget alle Feuchtigkeit/ ſchwaͤchet die
Spann-Adern/ und andere Bande/
und alſo wird dem erregten und un-
geſunden Blut der Paß gleichſam
geoͤffnet zu denen innerlichen Thei-
len.
Sie machet allen verborgenen
Tartariſchen Schleim und Grieß auf-
ruͤhriſch/ und treibet ſolchen cum impetu
und mit Gewalt in die ſubtile Urin-aͤdri-
gen/ daraus offt Blutharn und greuliche
Schmertzen entſtehen. Zum ahlen de-
C 2nen
[52]Studenten-Kranckheiten
nen ſolche geſchehen gleich nach Tiſch/ da
alle Milch- und Blut-Adern voll ſeyn
von chylo oder Milchſafft/ da wird die
gantze Milchmachung und deſſen diſtri-
bution
verhindert und der rohe Safft
(chymus) mit Gewalt fort getrieben und
wegen ſeiner Dicke nicht fort flieſſen
kan/ ſondern Verſtopffungen machet.


Das IX. Capitel.
Vom Tantzen


UNter dieſen Academiſchen Exer-
citien
iſt das erſte das Tantzen/
welches eine recht dienliche Sa-
che/ denn es machet vor der Welt ge-
ſchickt/ wo es aber gleich nach Tiſch zu
ſtarck oder zu lang geſchicht/ iſt es hoͤchſt
ſchaͤdlich. Denn erſtlich die Spiritus
die ohne dem in dem Leibe zertrennet
ſind/ werden dadurch mehr und mehr
aus einander gebracht/ à centro ad peri-
pheriam
von dem Hertzen zu denen aͤuſ-
ſerſten Gliedern/ der Magen wird in
wehrender Coction in ſeinem motu pe-
riſtaltico
oder in ſeiner aufwallenden
Be-
[53]und derer Curen.
Bewegung/ (die zur Kochung und
Milchmachung noͤthig) vermehret und
der chylus oder der Milch-Safft zur
Unzeit fortgetrieben/ der Leib erhitzet/
der Schweiß folget/ die Geiſter gehen
durch/ die rechte gelinde Kochung wird
verhindert/ ja die Spiritus animales, die
zur concoction helffen ſolten/ muͤſſen an-
dere Verrichtung thun in denen Bei-
nen. Demnach iſt das Tantzen zu der
Zeit nicht allerdings zutraͤglich. Es
bringet das malum hypochondriacum,
Kraͤtze ꝛc. Auch was ohne dem hitzige
Leute ſind/ die bekommen die Schwind-
ſucht/ ſtarckes Naſenbluten/ und berau-
ben ſich aller Leibes-Kraͤffte/ meiſten-
theils werden ſie Candidati des fruhzei-
tigen Todes/ wie ich ſolches an vielen
obſerviret. Verwerffe deßwegen me-
dicè
zu reden das Tantzen nicht nach
Art der Theologorum,(39) wo man nur
das ne quid nimis in acht nimmt/ noch
alſo bald nach Tiſch oder auch nach dem
Wein auf den Tantz-Boden gehet.


C 3Das
[54]Studenten-Kranckheiten

Das X. Capitel.
Vom Fechten.


NOch gefaͤhrlicher iſt das Fech-
ten/ in welchem mancher ſolche
Stoͤſſe bekoͤmmt/ daß er daran
zu klauen hat. Dieſer verlieret ein Aug/
der andere wird auf der Bruſt verletzt/
mit welcher ſie die harten Stoͤſſe auf-
fangen/ jener verlieret einen teſticulum,
oder die gantze officina genitalis wird ih-
me deſtruirt \&c. Was ſonſten davon
zuhalten/ kan geleſen werden bey dem
Moſcheroſch(40) und Zeilero.(41.) Auch
iſt die Poſitur manchmahl ſchaͤdlich/
denn als einſten ein ſtudioſus mit ſeinem
Stuben-Geſellen im Fechten ſchertzen
wolte/ ſich in die Poſitur legte/ ihme a-
ber das Rappir entfiel und er in ſolcher
Poſitur ſich zugleich buͤcken wolte/ kna-
ckete es ihme in den Ruͤcken/ das Blut
kam zur Naſen und Mund heraus ge-
ſchoſſen/ ſo gar/ daß ich ihm bey meinem
Zutrit kaum kante in Blut/ und erfor-
derte
[55]und derer Curen.
derte ſolches Muͤhe ihn recht wieder zu
curiren. Dadurch hat er aber ſeine
lebendige Farbe und Geſundheit guten
theils verlohren/ auch wohl Zeit ſeines
Lebens es nicht uͤberwinden wird/ weil
ihme eine Blut-Ader zerſprungẽ/ daherer
auch einen kurtzen Athem und ſtarckes
Stechen auf der Bruſt nach der Zeit
empfunden/ weßwegen ihme das Fech-
ten verbothen worden.


Das XI. Capitel.
Vom Reiten.


DAs Reiten bekoͤmmt auch nicht
einem iedweden/ denn entweder
der eine bricht den Hals/ wie
dem Philippo, Koͤnigs in Franckreich
Ludovici Sohn wiederfahren/(42) oder
leidet ſonſten Schaden an ſeinem Leibe/
als da ſind Bruͤche/ Zerquetſchungen
der Beine/ und andere Ubel/ welche
von vehementer Bewegung oder Con-
cuſſion
im Reiten entſtehen/ (43) die ei-
C 4nem
[56]Studenten-Kranckheiten
nem iedweden behutſam machen ſolten.
Doch iſt das Reiten auf einem ſichern
Pferd wenn es gelind geſchicht/ die beſte
Bewegung der Gelehrten.


Das XII. Capitel.
Vom Ringen und Springen.


DIe ſich an das Springen geweh-
nen/ geben nur Achtung/ daß es ih-
nen nicht ergehet/ wie dem zu Witten-
berg/ der von einem Pferd/ auf welches
er von hinterwaͤrts ſpringen wolte/ ſo
geſchlagen worden/ daß man ihme hat
wollen das Bein abloͤſen. Es iſt ja das
Ringen und Springen dem Leibe gar
nicht gut/ denn alle Nerven und muſcu-
li,
ja alle Gliedmaſſen muͤſſen mit arbei-
ten/ und πᾶν τὸ πολὺ τῆ ϕύσ [...] πολέμιον,
omne violentum naturæ inimicum,die
Natur kan nicht vertragen/ was zu
hefftig iſt.
Wem das Ungluͤck trifft/
der muß es haben. Und gleich wie ich
in allen Sorgfalt trage/ ſo rathe ich/ als
ein treuer Medicus, man nehme ſich doch
in ſolchen vehementen Exercitiis wohl in
acht;
[57]und derer Curen.
acht; Im Alter koͤmmt alles wieder/ und
heiſſet recht: quod differtur, non aufer-
tur,
lang geborgt iſt nicht geſchen-
cket.
Behutſamkeit iſt in allen Din-
gen gut/ zu foͤrderſt aber in den Sachen/
welche die Geſundheit betreffen.


Das XIII. Capitel.
Vom Schlittenfahren und Jagen.


NUn iſt noch uͤbrig das gar zu offt
und lange Schlitten-Fahren in
der groſſen Kaͤlte/ und das Ja-
gen bey groſſen Schnee/ welche beyde
warhafftig ſo ſchaͤdlich ſind/ zumahlen
jungen zarten Leuten/ daß auch iedweder
ſelbſt bekennen muß. Durch das lan-
ge Schlittenfahren wird der Leib durch
und durch erkaͤltet/ die Finger erſtarren/
die pori und Schweiß-Loͤcher des Lei-
bes werden verſtopffet/ die Fuͤſſe erfrie-
ren/ das Hertz wird von der Kaͤlte zu-
ſammen gezogen oder conſtringiret, dar-
auff wird offtermahlen ſtarck getrun-
cken/ welches alles toͤdlich ungeſund.
Viel erfrieren Naſen und Ohren/ wie
C 5dort
[58]Studenten-Kranckheiten
dort bey dem Xenophon.(44) Das Er-
frieren der Fuͤſſe iſt warhafftig eine ge-
faͤhrliche Sache. (45) Es iſt die Kaͤlte
ein Zeichen des Todes/ hingegen die
Waͤrme das Leben in den Menſchen.
junge Leute muͤſſen und ſollen die Waͤr-
me erhalten/ und wird durch die Kaͤlte
dero zarte Natur bald zu Schanden
gemacht und verdorben; Daher Euri-
pides:
ψυχρὸς δὲ λεπτῷ χρωτὶ πολεμιώ-
τατον, frigus tenui \& macilento corpori
inimiciſſimum,
das iſt/ die Kaͤlte iſt
denen zarten und hagern Leuten
hoͤchſt ſchaͤdlich.
Hoͤrets ihr Ha-
gern uñ der Schwindſuchts Candidati!
Die Kaͤlte/ wo ſie in die Haut tief einge-
treten/ brennet wie Feuer und ſchneidet
ſchmertzlich/ wohin auch Lucanus zielet/
wenn er ſaget: Urebant montani nives,
der Schnee auf den Bergen bren-
net wie Feuer.
Gar deutlich redet
davon Hippocrates,(46) den der La-
tei-
[59]und derer Curen.
teiniſche Dollmetſcher alſo erklaͤret:
quicunque per nivem aut aliud frigus i-
ter facientes excellenter frigeſcunt aut
pedibus aut manibus, aut capite \&c. ab æ-
ſtu \& pruritu vexantur, quibusdam etiam
bullæ velut ambuſtis ab igne exſurgunt,
neque prius hoc patiuntur, quàm ſi cale-
fiant,
das iſt: Welche reiſende Per-
ſonen in Schnee oder Kaͤlte ſehr er-
frieren entweder an den Fuͤſſen oder
Haͤnden? oder Kopff/ ꝛc. die werden
groſſe Hitze und ſtarckes ſchmertz-
hafftes Jucken empfinden/ einigen
fahren auch Blaͤsgen auf gleich de-
nen die von Verbrennen kommen/
und empfinden ſolches nicht eher/
als wenn ſie erwarmen.
Die Ur-
ſach/ warum die Kaͤlte ſolche Hitze ma-
chet und wie Feuer brennet? fuͤhret an
druſius.(47) Mancher meinet/ wenn
er nur ein hitziges Frauen-Zimmeꝛ auf
den Schlitten mit hat/ ſo werde dadurch
ſeiner Kaͤlte gaͤntzlich gewehret werden/
aber ſie iſt gantz nicht zulaͤnglich/ ſondern
ihr Feuer gehet bald ſelbſten aus/ und
C 6muß
[60]Studenten-Kranckheiten
muß das arme Thier offt viel Sympto-
mata
von der Kaͤlte an ihrem eigenen Lei-
be empfinden/ wie eine ſolche Hiſtorie
Thom. Bartholinus(48) von einer Jung-
fer/ welche an ihren beſten Theil des Lei-
bes erfrorẽ/ erzehlet. So iſt alſo die Kaͤlte
dem Leibe ſchaͤdlich/ und zwar zarten
Leuten. Sie iſt ſchaͤdlich der Bruſt/
den Gedaͤrmen/ denen Ohren/ partibus
genitalibus,
Beinen/ Zaͤhnen/ Kopff/ Ge-
hirn und Nerven ꝛc. Sie kan verurſa-
chen Laͤhmung/(49) Verſtopffung/ ma-
chet zaches Gebluͤt/ und treibet alles
Boͤſe/ was durch die Haut aushauchen
ſolte/ wiederum zuruͤck/ daher gern Fie-
ber und Seitenſtechen entſtehen; Die
mit Bruſt-Kranckheiten beladen/ wer-
den ſolches auch wohl empfinden. Mir
iſt ein trauriges Exempel noch wohl be-
kannt; Denn als zu meiner Zeit ein rei-
cher Studioſus mit ſtarcken Schlitten-
Fahren ſich delectirete, aber bey grim-
miger Kaͤlte zu lang aushielt/ iſt ihme ſei-
ne Naſen etwas erfroren/ welches er
An-
[61]und derer Curen.
Anfangs nicht gemercket. Nach eini-
ger Zeit aber/ als ſie immer roth war/
und anfieng zu jucken nach Art der er-
frohrnen Glieder/ auch ein klein Blaͤt-
trigen ſich ſehen ließ/ welches ihme ſo
ſehr ſchmertzete/ daß er aus Ungedult die
Naſe wegen ſtarcken brennens mit dem
gantzen Kopff in das kalte Waſſer ſte-
ckete/ darauf wurde der Kopf groß u. un-
geſtalt von Geſchwulſt/ die Inflamation
oder Entzuͤndung mit denen Schmer-
tzen vermehreten ſich/ daß er endlich
jaͤmmerlich geſtorben. Solchen Lohn
giebet manchem das unmaͤßige Schlit-
ten fahren. Ich habe nunmehro auf
etliche Jahr viel Exempel obſervirt, wel-
che nach ihrer ſtarcken Fahrt/ zumahlen/
wo ſie darauf getruncken/ theils bald ge-
ſtorben/ theils aber ihr Leben ſonſt ver-
kuͤrtzet/ und einen ſiechen Leib da-
von getragen. Kommen ſie gleich zur
Ruhe/ ſo empfinden ſie doch ihre paſſio-
nes
mit ſchmertzhafftigen Jucken/ da
brechen die Beine auf/ und laſſen ſich
nicht gern wieder heilen/ ſondern es giebt
Loͤcher/ faul Fleiſch/ und ſchlaͤgt nicht un-
C 7gern
[62]Studenten-Kranckheiten
gern was groͤſſers darzu/ welches die
taͤgliche Erfahrung giebet/ auch alle
Medici geſtehen muͤſſen. Wer nun al-
ſo Luſt hat zu fahren/ der thue es doch
nicht bey gar zu ſtarcker Kaͤlte/ halte
nicht zu lang aus/ trincke nicht alſo
bald darauf/ und enthalte ſich der gar zu
groſſen warmen Stuben/ dem wird
ſeine Luſt/ nicht ſo hart verſaltzen.


Das XIV. Capitel.
Vom Kalten-Bad.


WOrzu nuͤtzet doch das kalte Bad?
Ich ſage nicht von andern Baͤ-
dern/ welche bey truckenen ſub-
jectis
und Naturen ihren Nutzen ha-
ben/ zumahlen da man verſchloſſen ſitzet/
wie ſolches bey den Alten noch zu loben/
welche nur obſcura balnea, oder heimli-
che Baͤder beſucheten.(50) Aber ſo iſt es
ſchaͤndlich oͤffentlich in das kalte Waſſer
zuſteigen/ und ob man ſich gleich ein-
bildet es waͤre kein Menſch verhanden/
der es ſehen koͤnte/ ſo heiſt es doch/ quo
mini-
[63]und derer Curen.
minime credis gurgite piſcis erit, das iſt/
in dem Duͤmpffel da man ſichs am
wenigſten verſiehet/ ſtecket offt ein
Fiſch.
Das kalte Bad giebt eine
ſchleunige und gefaͤhrliche alteration
wenn man aus der warmen Lufft in das
kalte Waſſer ſpringet/ denn dadurch
wird verhindert die tranſpiration, oder
die Ausdaͤmpffung der Unreinigkeit
durch die Schweiß-Loͤcher/ welche ie
freyer ſie iſt/ ie luſtiger und geſunder iſt
der Menſch/ weil die uͤberfluͤßige naß-
ſaltzigte Feuchtigkeit (ſerum) dadurch
ausſchwitzet. Wo aber folche gehin-
dert wird/ da bringet es Gefahr und
groſſe Kranckheiten mit ſich; (51)Plus
enim alterat totum corpus aër
ϖειχύσ [...]
ſeu tranſpiratione, quàm εἰαϖνοῆ ſeu in-
ſpiratione; \&
ἀδιαπν [...]ςία infinitorum
morborum \& febrium mater eſt,
das iſt/
der gantze Leib wird mehr durch
die Lufft geaͤndert/ welche den Leib
von auſſen umgiebet/ als welche mit
dem Athen an ſich gezogen wird;

und
[64]Studenten-Kranckheiten
und die verhinderte Ausdaͤmpf-
fung durch die Schweiß-Loͤcher iſt
unzehlicher Kranckheiten/ auch der
Fieber ſelbſten/ fruchtbare Mutter.

(52) Dannenhero ſehen wir/ daß dieje-
nigen/ welche zur Fruͤhlings Zeit zu
bald ſich entbloͤſſen/ oder die die Bocken
nicht recht ausgebruͤtet/ und ſich in die
kalte Lufft wagen/ offt Lebens Gefahr
unterworffen ſind/ die aber ein gifftiges
garſtiges Fieber gehabt/ ſterben meiſts
alle. Meiſtentheils gehet man in die kal-
ten Baͤder nach Tiſch/ da die chylifica-
tion
ſchon geſchehen/ und die Natur nun
in dem iſt/ daß ſie den Milch-Safft wil
in den Leib austheilen; welches aber
billich nicht ſeyn ſolte/ Natura enim in
ſuo motu \& actione non eſt impedienda,

das iſt/ die Natur ſol man in ihrer
Bewegung und Verrichtung nicht
verhindern;
So bleibet demnach in
denen poris ſubcutaneis \& glandulis, in
denen unter der Haut verborgenen
Schweiß-Loͤchern und kleinen Druͤßi-
gen alles Boͤſe ſtecken/ verurſachet Fie-
ber
[65]und derer Curen.
ber und Kraͤtze. Und warum wil man
den Fiſchen die Schwimm-Kunſt ab-
lernen/ da wir doch eine andere Natur
und ſtructuram mechanicam haben; deñ
wie Steno obſerviret, ſo ſind in denen Fi-
ſchen die jenige Gaͤnge/ dadurch die
Durchſchwitzung geſchicht/ weit groͤſſer
als bey den Menſchen/ jene koͤnnen nicht
erſauffen/ dieſe aber ſieht manoͤffters uͤ-
ber ein kleines nicht mehr. Es iſt denck-
wuͤrdig/ was auf einer benachtbarten U-
niverſitaͤt einſten geſchehen; da der Pre-
diger bate/ man ſolte doch nicht ſich in
ſolche Gefahr des kalten Waſſers bege-
ben/ zumahlen unter der Predigt/ da
kam dem Augenblick die Poſt/ daß zwey
Bruͤder auf einmahl erſoffen/ welche
ſich vielleicht zuvor mit dem Trunck be-
laden/ und alſo mit ſchweren Gliedern
ſich darein begeben. Da heiſt es recht:
Navis, quæ aquis impletur, ſi exhauriri
nequit, in profundum ſubmergitur; ita
homo cum crapulæ vel ebrietati ſe expo-
nit \& periculo, in præceps vadit, ratio-
nemque omnem amittens ſubmergitur
in profundum inferni,
das iſt/ ein
Schiff
[66]Studenten-Kranckheiten
Schiff/ das mit Waſſer angefuͤllet
wird/ wo es nicht kan entſchoͤpffet
werden/ muß untergehen; alſo auch
der Menſch/ wenn er ſich dem
Trunck und darauf der Gefahr er-
giebet/ der gehet ſehr unſicher/
und in dem er ſeinen Verſtand
verlieret/ ſo verſincket er/ in den tief-
fen Hoͤllen Pfuhl.
Alexander Magnus
hat ſolches mit groſſer Gefahr ſeines Le-
bens auch empfunden. Die alteration
aber/ die aus dem kalten Waſſer entſte-
het/ geſchicht auf ſolche Art: Die mol-
ckigte Waͤßrigkeit die in dem Blut
iſt/ die ſcheidet ſich mit Gewalt von
dem Blut/ daher wird das Blut ge-
ronnen und dick/ in dem es an ſei-
nem Fuͤhrer beraubet iſt. Darnach
wird die Bewegung der Geiſter
auch alſobald geſtillet/ weil die
Nahrung derſelben entzogen iſt/
und dannenhero ſtarren die Glied-
maſen/ die lebendige Farb u. Krafft
verlaͤſt die Glieder/ da iſt Lebens-
Gefahr/ welches niemand leicht/ als
der ſein Gehirn in der Verſen traͤgt/

leugnen
[67]und derer Curen.
leugnen wird.(53) Darauf folget gern
die Schwindſucht/ und das Abnehmen
des Leibes/ cachexia, ſchwacher Ma-
gen ꝛc. Die alten Juͤden erzehlen eine
zwar grauſame Luͤgen/ welche aber hier
wohl zu appliciren, nemlich von einem
Vogel/ von unbeſchreiblicher Groͤſſe/
SIS genannt/ welcher ſich ſehen/ und
als einige Rabbinen haben baden wol-
len in dem kalten Waſſer/ mit dieſer
Stimme von Himmel herunter verneh-
men laſſen: Huͤtet euch ſolche Din-
ge zu unterfangen/ hier iſt kein
Grund; denn vor 7. Jahren iſt ei-
nem Manne ein Beil aus der Hand
entfallen/ welches biß auf ietzige
Stund den Grund des Meeres
noch nicht beruͤhret hat.
(54) Wer
wolte ſich nun wohl in ſolche groſſe Tief-
fe oder Waſſers-Gefahr begeben?
Doch wagens einige darauf/ und fah-
ren unter/ und kommen nicht ehe wieder/
biß ſie das Waſſer ſelbſt an den Port
wirfft.


Das
[68]Studenten-Kranckheiten

Das XV. Capitel.
Vom Schmauſen.


SChmauſen beſtehet meiſten
theil in Toback und Bier/ oͤffters
auch in Wein. Vor dieſen hat-
ten die Alten den Gebrauch/ daß ſie
zwar auch zuſammen kamen und mit
einander eines trancken/ und zwar
zu Ehren denen Goͤttern/ der/ erſte
Becher golte des Jovis Olympii, der
andere der tapffern Heiden/ der drit-
te des Jovis Soſpitatoris des Helffers/
und dieſes hieß man das Trincken
der Weiſen/ die noch heutiges Tages
ſolches wohl in acht nehmen wenn ſie
den erſten Trunck thun zur Geſund-
heit/ den andern zur Freundſchafft/
den driten zum Schlaff-Trunck/ ſo
aber etwas druͤber zum exceß geſchahe/
das war ein Zeichen groſſer Schande.
Das hieß ein ſchoͤner Brauch oder
Gewohnheit des Schmauſens/ denn
auf ſolche Art blieben ſie alle bey ih-
rer Vernunfft und Geſundheit. Itzund
waͤret
[69]und derer Curen.
waͤret das Sauffen biß in die finſtere
Nacht/ da trinckt man erſtlich aus
Durſt/ darnach aus Wolluſt/ denn zur
Trunckenheit/ und endlich biß alle
Vernunfft gebrochen und man gantz
doll worden/ ja dem unvernuͤnffti-
gen Vieh gleich. Wer das Nacht-
ſchmauſen erſonnen/ iſt gewiß ein
Feind geweſen ſeiner eigenen Geſund-
heit/ weil es den Leib ſchwaͤchet/ den
Magen uͤberſchwemmet/ die ſpiritus
turbi
ret \&c. Wie oben von der
Trunckenheit geſaget. Nur ein weni-
ges von den ſtarcken Nachtſauffen zu
gedencken/ ſo iſt daſſelbige ein rechtes
Seminarium oder Pflantz-Garte der
groͤſten und langwirigſten Kranckheiten;
Das Morgen- und Spaͤt-ſaufen iſt
der Geſundheit hoͤchſt zuwieder/
die aufloͤſung derſpeiſen und Aus-
theilung des Milchſaffts in den
Magen wird verhindert/ die Na-
tur wird an ihrer Ruh geſtoͤh-
ret und derſelben beraubet/ der
Magen bekoͤmmt einen neuen ro-
hen Klumpen zu verdauen/ die

natuͤr-
[70]Studenten-Kranckheiten
natuͤrliche Saͤure des Magens
wird verderbet/ und folgen darauf
von uͤbeler Verdauung allerhand
Kranckheiten.
Wer dieſem nur
ferner wolte nachſinnen/ dem wuͤrde
vieleicht wohl gefallen/ was jener
verſtaͤndige Mann davon judiciret:
quam turpius igitur, ſpricht er/ ſtudioſa
ac literata juventus ſibi filum vitæ
præſcindit, dum quilibet glorioſior hel-
luo eſſe cupit,
das iſt: Wie ſchaͤnd-
lich die ſtudirende und Gelehrte
Jugend ſich ihren Lebens Faden
abſchneidet/ in dem iedweder dahin
ſtrebet/ wie er durch praffes Sauf-
fen moͤge einen groſſen Ruhm er-
langen.
(55) Da gehetes nun gemeinig-
lich an ein Geſundheits Sauffen/ ſolte
es auch aus der Jungfer lincken Schuh
geſchehen/ aber darauf folget ſchlechte
Geſundtheit/ ſondern es heiſt vielmehr:


Qui vult alterius Cyathis haurire ſa-

lutem, (ſuam,

Ille lucrum referet, perdat ut ipſe

oder
[71]und derer Curen.

oder wer da wil eines andern Ge-
ſundheit ſauffen/ der wird den
Gewinn davon tragen/ daß er ſei-
ne dargegen verlieret.
Die meiſten
haben von dem Alten/ die aber in vie-
len Stuͤcken wichtig geirret/ dieſes noch
ererbet/ daß das Monatliche ordinaire
Vollſauffen eine Artzeney ſey zur Reini-
gung des Magens/ dergleichen Mei-
nung war Avicenna, nicht aber als
Hippocrates, der vielmehr das Gegen-
theil ſtatuiret. Alleine hie ſoll man
wiſſen/ daß ſolches der Vernunfft zu-
wieder und keines weges nuͤtzlich ſey/
deñ weñ ich mehr einſauffe/ als der Ma-
gen annehmen kan/ ſo muß es freylich
wieder den Gang gehẽ/ darein es gekom-
men iſt/ und wird vielmehr das Ubel und
die Rohigkeit im Magen ein als ausge-
wurtzelt/ zu dem ſo machet ja der Wein
an ſich kein brechen (denn er iſt vielmehr
eine Magenſtaͤrckung) ſondern deſſen U-
berfluß kan die Natur nicht vertragen/
ſolte nun dahero nicht viel boͤſes und
ſaures Weſen zuruͤck bleiben/ welches
eine gewiſſe Urſach vieler Kranckheiten
und
[72]Studenten-Kranckheiten
und Verderb der ſonſt guten Geſundheit
iſt? (56) Oder wer wolte doch mit ſo
ſchrecklicher Suͤnde/ die ex proæreſi und
μετα σϖομδῆς (mit Vorſatz) geſchicht/ ſeinen
Leib curiren und hingegen die Seel in
Gefahr ſetzen/ darzu ſchweiget Lutherus
nicht ſtille/ u. wird es auch kein Chriſt bil-
ligen. Die Erfahrung lehret ſelbſten/
daß denen/ die ſolches thun/ der Rauſch
8. Tage wohl anhaͤnget/ da man weder
recht ſchlaffen noch eſſen kan/ der Kopff
wil zerſpringen/ der Schwindel haͤlt an/
der Verſtand wird geſchwaͤchet/ und
das Zittern giebt ein mercklich Kenn-
Zeichen der verderbten Nerven. Wil
aber iemand ein Brechen gern erwe-
cken/ (welches groſſe Behutſamkeit er-
fordert) der conſulire einen verſtaͤndigen
Medicum, ſo wird ihm ohne Gefahr ge-
rathen und geholffen.


Das XVI. Capitel.
VomLucubriren.


NUn kommen wir auch auf den
Tyrannen der Geſundheit/ das
lucubriren da man ſitzet biß an
den
[73]und derer Curen.
den lichten Morgen/ ſeiner Natur
nicht die Ruh und der Nacht nicht
ihr Recht goͤnnen will/ welches ihr
doch GOtt in der Schoͤpffung gege-
ben/ daß ſie erquicken ſoll Menſchen
und Vieh. Ich ſage/ die Nacht iſt
gar nicht bequem zum ſtudiren/ denn
da iſt unſere Lufft (athmoſphæra) weit
dicker/ truͤber/ (zumahln wer die Oehl-
Lampen brennet) ſchaͤdlicher/ und koͤm̃t
der weiter/ der die Morgenſtund (quæ
Deo \& muſis amica
) mit zu Huͤlffe nim̃t/
ſeine Sachen u. ſtudia ordentlich tracti-
ret/ denn plus enim ordine, quàm lucubra
tionibus diſcitur, nec qui multa legit, ſed
qui utilia legit, ſtudioſus eſt habendus e-
ruditus,
das iſt/ Man lernet durch die
Ordnung mehr/ als durch das
Nacht ſtudiren/ auch iſt der nicht
ein gelehrter Student zu nennen/
welcher viel lieſet/ ſondern der feine
nuͤtzliche Dinge
tractiret, welches wohl
zu mercken. Woher kommen die bloͤ-
den Augen/ Schwindel/ Kraͤtze/ Blaß-
heit ꝛc. als eben daher/ welches keinen
Beweiß bedarff/ ſondern das eintzige
DUbel/
[74]Studenten-Kranckheiten
Ubel/ malum hypochondriacum kan ſol-
ches zur Gnuͤge erweiſen. Wer nun
eine feine Ordnung und methode hat/
ſeine Stunden wohl eintheilet/ dem
ſchwachen Gedaͤchtnuͤß mit nuͤtzlichen
Collectaneis aufhilfft/ der wird und kan
gelehrt werden nach dem weiſen Rath
jenes gelehrten Frantzoſen/ (57) der alſo
ſchreibet: Cum tot ubique libri ſemper
haberi non poſſint, difficillimumque ſit
(ſecundum Comicum) ſitis fauces cum
urget, puteum fodere; quintum idcirco
ac ultimum generale præſidium in illis a-
ctionibus conſtituimus, qui varia ſimul
collegerunt materiamque velut in titulos
communes hinc \& inde repoſuerunt. Ex
quibus poſtmodum cæteri in difficilli-
mis aut in præmeditatis actionibus quam
plurimum animo libuerit, efformare
poſſint,
das iſt: Weil man allezeit
ſo viel Buͤcher unmuͤglich haben
kan/ auch ſehr ſchwer iſt (nach dem
Poeten) alſobald/ wem der Durſt
treibet/ einen Brunn zu graben; de-

rowegen
[75]und derer Curen.
rowegen habe ich das fuͤnffte und
letzte allgemeine Mittel hierinn ge-
ſetzet/ welche unterſchiedliche Din-
ge zuſammen getragen und die
Materien unter gemeine Titul ge-
bracht/ daß die andern hernach in
denen ſchwereſten Dingen oder
worauf ſie zuvor bedacht geweſen/
bey aller vorfallender Gelegenheit/
wenn es beliebet/ koͤnnen heraus
bringen und abbilden/ was ſie wol-
len.
Es ſcheinet/ als haͤtten dieſen
ſchoͤnen locum die wenigſten geleſen/ ſon-
ſten wuͤrden ſie ja nicht den Handgriff
zur Gelehrſamkeit zu gelangen ohne
Verluſt der Geſundheit nicht ſo hindan-
ſetzen. Darum folget noch/ es wird
keinen der gelehrt werden wil/ gereuen.


Das XVII. Capitel.
Ein guter Rath/ wie man ſol ge-
ſund bleiben.


WEr nun ſeine Geſundheit lieb hat/
und nicht ſelbſt an ſeinem fruͤh-
zeitigen Tod Urſache ſeyn wil/
D 2der
[76]Studenten-Kranckheiten
der meyde alle angefuͤhrte Exceſſus und
defectus, als welche Thuͤr und Angel zu
erzehlten Kranckheiten eroͤffnen/ und be-
dencken doch/ daß nechſt GOtt auf der
Welt die Geſundheit das hoͤchſte Gut
ſey/ viro mortali ſanitas optima,geſund
und friſch ſeyn iſt beſſer den Gold.

Ja wenn einer noch ſo gelehrt/ reich
und geſchickt waͤre/ darbey aber ſiech
und kranck/ worzu wuͤrde es ihme nuͤ-
tzen? Zu dem heiſts ja wohl: ſanitas ſe-
mel amiſſa irreparabile quid eſt,
die ein-
mahl verlohrne Geſundheit iſt ein
unwiederbringlicher Schade.
De-
rowegen iſt in allen die Mittel-Straſſe
die beſte/ und wer eine Maſſe haͤlt/ der
trifft das centrum ſeiner Geſundheit;
Mediocritas enim eſt vita \& anima bonæ
valetudinis.

[figure]

[77]und derer Curen.

Andern Buchs erſter Theilung.


Das I. Capitel.
Von Kranckheiten insgemein.


WAs man ſonſten von dem ar-
men weiblichen Geſchlecht/
welches in allem mehrern Un-
gemach unterworffen/ als das maͤnnli-
che/ (denn nach dem Riverio ſind wohl
600. Kranckheiten/ ausgenommen die
Mutter-Kranckheiten/ die dem weibli-
chen Geſchlecht nach dem Leben graſen/)
zu ihrem Nachtheil ſaget: mulier o-
mnem bis patitur morbum
ein Weib
muß iede Kranckheit zweymahl
ausſtehen/
das kan man billich auch
von den Herrn Studioſis ſagen. Denn
erſtlich als junge Leutigen/ und denn als
Muſarum ſtrenui filii,als wackere
Soͤhne der Muſen
haben ſie mancher-
D 3ley
[78]Studenten Kranckheiten
ley Zufaͤlle zu gewarten. In dieſem
andern Buch wollen wir gantz kuͤrtzlich
beſchreiben die Jugend-Kranckheiten
und denn etwas weitlaͤufftiger von den
Special Zufaͤllen der Studenten geden-
cken/ damit iedweder lerne ſelbige ken-
nen/ was ſie ſeyn und worin ſie beſtehen/
auch wie ein iedweder ſein eigener Me-
dicus theoreticus
werden moͤge/ und her-
nach dem Medico ſeine Beſchaffenheit
und Anliegen im Fall der Noth deſto
beſſer vortragen koͤnne. Anbey aber
recommendire ich in anteceſſum die
hoͤchſt noͤthige autopſiam Anatomicam,
die innerliche Betrachtung der
Menſchlichen Coͤrper/
ohne welche
faſt kein Gelehrter ſeyn kan/ wie ſolches
Greg. Horſtius(58) mit mehrern dar-
thut/ daß kein Theologus, Juriſt noch
Philoſophus, viel weniger ein Medicus
ſolche entbehren koͤnne/ und muß dieſem
dienen wie das rechte Aug/ ſonſt iſt er in
allen blind.


Das
[79]und derer Curen.

Das II. Capitel.
Von ungleicher Meinung derMe-
dicorum
in Kranckheiten.


NIchts mehr koͤmmt mir wunder-
licher vor/ als daß ſo gar keine
harmonia wegen Urſachen der
Kranckheiten in der Medicin zu finden/
und wie ſehr vor dieſem Argenterius und
Fernelius einander zu wieder geweſen/
wegen der Fieber/ ſo ſehr haben ſie
doch alle beyde geirret und mit ihnen
noch viel andere mehr/ welchen allen a-
ber in ihrer Finſternuͤß ein helles und
neues Licht angezuͤndet der vortreffliche
Haͤlliſche Natur Forſcher und Medicus
D. Fr. Hoffmann,
(59) welches wie der
Phosphorus perpetuo leuchten und bren-
nen wird. Ich glaube/ daß dieſe diſſo-
nanz
auch manchen hat an ſeinen Leben
verkuͤrtzet.


Das III. Capitel.
Von Nutzen der Kranckheiten.


D 4Man-
[80]Studenten-Kranckheiten

MAncher iſt bey ſeiner Geſundheit
ſo liederlich/ daß er weder an
GOtt noch Erbarkeit gedencket/ da iſt
denn die Kranckheit gleichſam der Pfahl
im Fleiſch/ der viel gutes wircket. Um
der Suͤnden willen kommen die Kranck-
heiten/ davon heiſt es: Morbus eſt caſti-
gatio DEI, ne homo efferetur,
die
Kranckheit iſt eine Zuͤchtigung
GOttes damit nicht der Menſch
verwildere.
It. Rigida DEI juſtitia
eſt morbus \& venenum in omnibus re-
bus: E contra miſericordia DEI in Na-
[t]ura \& omnibus rebus eſt Medicina,
das
iſt: Die Kranckheit und der Giffs
iſt die ſtrenge Gerechtigkeit GOt-
tes in allen Dingen: Hingegen die
Medicin oder Artzeney iſt in der
Natur und in allen Dingen die
Barmhertzigkeit GOttes.
Oder
noch deutlicher: Omnis morbus eſt pia-
culum, vel hac divina innata pœna, vin-
dicta \& flagello ad vitæ emendationem
inpoſterum à juſto judice vocatur. Vel
hac viſitatione paterna \& impoſita cruce

patienter
[81]und derer Curen.
patienter ferenda ſibi \& proximo exem-
plo ſit ad ardentiorem DEI timorem \&
cultum, quia permittit DEus ſæpe, multas
quosdam homines \& magnas incidere
ægritudines, quibus læta ſanitas carnis
cum continuatione peccatorum maxi-
mam non ſine æternæ ſalutis jactura in-
tuliſſet ægritudinem mentis. Sanitas
enim ſine remiſſione peccatorum nil
conducit, cum potius ſit condemnario
\&c.
das iſt: Jedwede Kranckheit
iſt ein Suͤhn-Opffer oder Buſſe/
entweder der Menſch wird durch
dieſe angebohrne Goͤttliche Straf-
fe/ Rache oder Peitſche zur kuͤnffti-
gen Lebens-Beſſerung von dem ge-
rechten Richter befoͤrdert/ oder es
ſoll dieſe vaͤterliche Heimſuchung
und aufgelegtes Creutz/ welches er
gedultig tragen ſol ihme ſelbſt und
dem Nechſten ein Exempel ſeyn
GOtt ins kuͤnfftige bruͤnſtiger zu
fuͤrchten und zu ehren/ weil GOtt
oͤffters zulaͤſt/ daß manche Men-
ſchen in viele und groſſe Kranckhei-
ten gerathen/ welche ſonſten die Ge-

D 5ſund-
[82]Studenten-Kranckheiten
ſundheit des Fleiſches bey Verhar-
rung in Suͤnden nicht ohne Verluſt
der ewigen Seeligkeit in die groͤſte
Seelen-Kranckheit geſtuͤrtzet haͤt-
te. Denn die Geſundheit ohne
Vergebung der Suͤnden nutzet
nichts/ ja ſie iſt vielmehr eine Ver-
damnuͤß.
(60) Dieſes kan denen Kran-
cken ein Troſt und den Geſunden eine
Erinnerung ſeyn. Kranckheiten ſind
eine Artzeney der Seelen. Sie ſind
der ſcharffe Eßig/ dadurch die Leibes
Feſſel muͤrbe gemacht werden/ damit
die Seele ſich deſto ungehinderter zu
GOTT ſchwingen kan.


Nun folgen die allgemeinen Ju-
gend Kranckheiten und dero Un-
terſuchung.


Das IV. Capitel.
Vom Frantzoſen.


DAmit ich das wichtigſte zum An-
fang ſetze/ ſo reitzet die ſichere Geil-
heit
[83]und derer Curen.
heit (damni ſecura libido juxta Claud.) die
Jugend am allererſten an/ zumahlen/
wo ſie ſich mit der ſtinckenden Murcia
verſchweſtert und treibet ſolche bey Ge-
legenheit/ (ſolte es gleich wieder das
Gewiſſen geſchehen (ϖρὸς τὰ ἀνοητα)
zur Unzucht/ davon ſie aber ſchlechten
Lohn/ nemlich die Frantzoſen bekom-
men/ eine Kranckheit die abſcheulich iſt.
Lues venerea eſt inſignis corruptela ſuc-
ci nervei \& lymphatici quoad criſin \&
motum
das iſt: die Frantzoſen ſind
eine gaͤntzliche Verderbung de[s]
Saffts in denen Spann-Adern und
des Glieder-Waſſers nach dero in-
nerlichen Bewegung.
Sie ſind die
allergrauſamſte Kranckheit mit dem
Auſſatz/ die nur in der Welt zu finden/
denn ſie kommen her von dem ſtaͤrckeſten
ſubtileſten Gifft/ welcher um ſich friſſet
und das Blut vergifftet nicht auf ein-
mahl/ wie andere Gifft pflegen/ ſondern
es bleibet wie lang bißweilen in den Leib
verborgen/ daß mans einem nicht leicht
anſehen ſolte/ laͤſt ſich aber endlich mer-
cken an dem Zaͤpffgen des Halſes/ Gau-
D 6men/
[84]Studenten-Kranckheiten
men/ und Naſen/ welche Theile es ab-
friſſet wie der Krebs mit grauſamen
Hoͤllen-Schmertzen und Geſtanck/ da
der Menſch ſo ſcheußlich wird/ daß ihn
auch die wilden Thiere meyden. Deſ-
ſen Vorboten ſind ferner Heiſcherkeit/
Gonorrhea virulenta \& fœtida. Es kom-
men auch bißweilen um ſich freſſende
Geſchwaͤrigen/ welche man bey denen
honoratioribus und vornehmen Leuten
den Scharbock nennet. It. Es gehet
voran Traͤgheit/ beſtaͤndige Schmer-
tzen des Haupts und anderer Theile/ zu
foͤrderſt an dem membro genitali, bey
etlichen kommen Knoͤthigen/ Venus
Blaͤttrigen am allermeiſten an denen
partibus genitalibus, da die Hoͤllen-
Pein erſt recht angehet. Es findet auch
dieſe abſcheuliche Kranckheit ſelten ihren
rechten Meiſter/ es bleibet doch der giff-
tige Character zuruͤck/ und toͤdet endlich
einen ſolchen Menſchen jaͤmmerlich und
ſchimpflich vor der gantzen Welt. Ex
uno impuro coitu hoc venenum tenue,
volatile homini adhæret, ergo vitentur o-
mnes,
das iſt: durch eine eintzige un-
reine
[85]und derer Curen.
reine Zuſammenhaltung faͤngt der
Menſch ſolch leichtes und fluͤchtiges
Gifft/ derowegen ſol man ſie alle
meyden.
Es traͤgt der Hoͤlle und de-
nen medicis das beſte ein/ wie ſolches
Capivacceus mit Nutzen erfahren/ wel-
cher uͤber 18000. Kronen damit verdie-
net. Im Augenblick ſage ich/ laͤſt ſich
das Gifft fangen/ zumalen durch GOt-
tes Straffe/ da es heiſſet: Motten und
Wuͤrmer ſollen denen Hurern zu Theil
werden. Ein gut præſervativ erhellet
aus Nachfolgenden/ welches vielleicht
nicht vergeblich wird geoffenbahret
ſeyn denjenigen/ welche noch ihre geſun-
de Vernunfft haben.


Man ſol der Wolluſt und Geilheit
nicht nach dem Angeſicht/ ſondern nach
dem Fuͤſſen ſehen/ ſo wird ſich finden/
daß ſie wie die Geſpaͤnſte einen Tollfuß
nach ſchleppe/ und einem ungluͤckſeli-
gen Ausgang trage/ ihre Stirne iſt
Jungfraͤulich/ das Geſaͤß gleich einem
Otter-Schwantz/ wer ihre endliche
Wirckung betrachtet/ der trifft das be-
wertheſte Mittel wieder dieſe Seuche.
D 7Der
[86]Studenten-Kranckheiten
Der ſinnreiche Boccalin(†) beſchreibet/
in der Perſon des weyland beruͤhmten
Italieniſchen Medici Johannis Zecca
von Bononien der hitzigen und fuͤrwitzi-
gen Jugend eine wohldienliche Artzney
wieder das fleiſchliche Geluͤſten/ wenn
er dieſe arthliche Relation daher machet.
Auf den fuͤrnehmſten Gaſſen und Plaͤ-
tzen in Parnaſſo wurden Zeddel ange-
ſchlagen/ darauf geſchrieben ſtunde/
wie daß alhier ankommen waͤre/ der
weit beruͤhmte Medicus Johannes Zecca
von Bononien/ welche eine bewerthe
Kunſt und herrliche Artzeney erfun-
den/ Das einer nicht die Fran-
tzoſen bekomme/ ſondern allezeit
darfuͤr ſicher ſey.
Wolle demnach
maͤnniglich ſolches zuwiſſen gethan
haben/ damit ein ieder ſich mit derſelben
verſehen moͤge/ den Reichen wolle er ſel-
bige um einen billigen Preiß den Ar-
men aber um ſonſt zukommen laſſen: Es
verlangete die ſaͤmtliche Geſellſchafft
der
[87]und derer Curen.
der Gelehrtẽ (iſt nicht gut) hefftig nach
dieſem Recept, als welches in dieſen Zei-
ten ſehr nothwendig iſt/ und ſolches um
ſo viel deſto mehr/ dieweil der Artzt/
wegen ſeiner Geſchickligkeit wohl be-
kannt waͤre/ indem aber maͤnniglich
meinete/ es wuͤrde dieſes Recept, ein
koͤſtliches Oehl/ Pulver/ Lattwerge/ oder
ſonſt etwas medicinaliſches ſeyn/ dakun-
ten ſie ſich nicht genung verwundern/ wie
ſie ſahen/ daß dieſer Medicus ihnen ein
Conterfait eines wackern u. ſchoͤnẽ Men-
ſchen zuſtellete/ deme die Frantzoſen die
Naſe weggefreſſen hatten/ darbey er ſie
zugleich lehrete wie ſie ſolches gebrau-
chen ſolten: Nemlich alſo: So bald
einer vom Huren-Teufel angefochten
wuͤrde/ ſolte er dieſes Conterfait herfuͤr
langen/ dann/ alle diejenigen/ ſo dieſe Ar-
tzeney wohl betrachteten/ anſchauen/ und
alſo mit den Augen offtermahls gebrau-
chen wuͤrden/ gewiß und verſichert waͤ-
ren/ dieſe abſcheuliche Kranckheit nim-
mermehr zu uͤberkommen. Es wur-
den etzliche fuͤrwitzige Geſellen gefun-
den/ die da geſchwinde hinlieffen/ und
die-
[88]Studenten-Kranckheiten
dieſes Recept probirten, beſtaͤtigten auch/
daß ſie ſolches herrlich gut und probirt
erfunden hatten: Denn wenn derglei-
chen Leute in ihrer groͤſſeſten Brunſt
dieſes Bildnuͤß wohl anſchaueten/ und
betrachteten/ auch ihre Gedancken/ wel-
che in den Unflath fleiſchlicher Luͤſte
gantz vertiefft waͤren/ empor hieben/ und
gegen der ewigen Schande/ welche ih-
nen aus Verluſt der Naſen/ die das An-
geſicht Zier und Reputation iſt/ hielten/
auch ſich darbey erinnerten/ daß einer
um eines biſſen willen/ (der zwar/ weil ei-
ner noch daran iſſet/ lieblich und gut zu
ſeyn ſcheinet/ ſo bald er aber eingeſchlu-
cket wird/ gantz ſtinckend wird/ daß man
auch nicht mehr daran gedencken mag)
ſich und ſeinen ehrlichen Nahmen damit
in ſolche Gefahr ſetzet/ ſo vergehe dar-
durch einem/ dem ſeine Ehre und guter
Leumund lieb iſt/ der verfluchte Huren-
Sinn gar leichtlich: wolte GOtt daß
dieſes alle Hurer bedaͤchten/ ſo wuͤrde
mancher ſeine Naſen behalten.


Das
[89]und derer Curen.

Das V. Capitel.
Von derGonorrhœe.


ETwas geringer zwar iſt die Go-
norrhœa,
welche aber ein gewiſ-
ſer Vorbote iſt der Frantzoſen.
Es muß ein ſolcher Menſch eine voll-
kommene Tortur ausſtehen/ da es in der
Urethra oder Urin-Gang brennet wie
Feuer/ und beitzet wie der ſchaͤrffſte Eßig
auf den rohen Fleiſch/ ſemen fluit cum
fœtore \& dolore intentiſſimo, officina
ſeminalis deſtruitur, genitalia intume-
ſcunt, inflammantur \& exulcerantur, \&
non rarò mors ſequitur infauſta poſt in-
fernales cruciatus,
wie ein ſolch Exem-
pel ein vornehmer Medicus an einem
verheuratheten Paſtore (welches Suͤnd
und Schande/ und dieſer leidige Troͤſter
gehoͤret mit unter die jenige haͤuffige
geiſtloſe/ davon Moſcheroſch(61) redet)
erlebet.(62) Dergleichen habe ich auch
an einen Kauffmanns Diener obſervi-
ret. Ich habe einſten einen in der Cur
gehabt/
[90]Studenten-Kranckheiten
gehabt/ welcher geſchrien/ wie ein wilder
Menſch wegen unertraͤglichen grauſa-
men Schmertzen/ auch eine Frau/ wel-
che ſagte/ daß ſie liebeꝛ dem Hencker wol-
te in die Haͤnde fallen/ als laͤnger dieſe
Schmertzen ausſtehen/ welche beyde a-
ber gluͤcklich curiret worden. Solchen
Lohn giebt dieſe thoͤrigte Arbeit/ wie es
die Griechen gar fein geben. (ἀνοητά.)
Wer ſolches mir nicht glauben wil der
beſuche die Siech-Haͤuſer/ der wird er-
fahren/ daß es mit Warheit heiſt: dulce
bellum inexpertis,
den Unerfahrnen
koͤmmt der Krieg gantz lieblich und
ſuͤß vor/
und wird niemand ſeinen theu-
ren erloͤſten Leib zum Schindhauß ma-
chen.


Das VI. Capitel.
Von der allgemeinen Ungeſundheit
Cachexia.


DIe andere unter den groͤſten Ju-
gend Kranckheiten heiſt die Ca-
chexia,
da der Leib keinen guten
Bluts-Tropffen faſt hat/ und entſprin-
get
[91]und derer Curen.
get aus vielen ſauffen und ſchwelgen/
daher der Leib zu allen Kranckheiten faͤ-
hig gemacht wird. Und das iſt eben
die Urſach/ warum bey ereigender gif-
tiger Lufft mehr junge als alte unvermoͤ-
gende Leute ſterben/ weil ſie den friſchen
Zunder immer im Leibe tragen/ auch die
Natur gaͤntzlich geſchwaͤchet und ver-
derbet/ daß ſie keinen Puff mehr aus ſte-
hen kan/ ſondern quando Hannibal eſt
ante portas,
oder wenn der Feind nur
fuͤr das Thor koͤmmt/
da giebt ſich die
Stadt gutwillig. Dahero bleibt wahr/
quod in ſubjecto idoneo cauſa morbi
non agat pro activitate ſua, ſed pro di-
ſpoſitione recipientis,
das iſt: Die Ur-
ſach der Kranckheit wircket nicht in
den Menſchen nach ihrer Gewalt
und Willen/ ſondern wie der
Menſch geneigt und aufzufangen
faͤhig iſt.
Die Fieber werden mir
ein gut Zeugnuͤß geben/ welche mehr jun-
ge als alte betagte aufreibet und einern-
det. Dieſe Cachexie befreundet ſich
meiſtentheils mit dem Scharbock und
desgleichen/ woraus wieder andere ein-
gewur-
[92]Studenten-Kranckheiten
gewurtzelte/ langwierige Schwindſuͤch-
tige Fieber/ als hectica ſcorbutica, drey
und vier taͤgliche Fieber/ Schwind-Lun-
gen- und die gefaͤhrliche Waſſerſucht
entſtehen/ da die meiſten/ wo ſie nicht ei-
nen erfahrnen und geſchickten Medicum
antreffen/ mit einer Hand voll kalter Er-
den bezahlen muͤſſen.


Das VII. Capitel.
Was von der Fettigkeit des Men-
ſchen zu halten.


ES bildet ſich mancher ein/ ſein
dicker ſtarcker Bacchus Leib/ waͤ-
re mehr eine gute und geſunde
Fettigkeit/ duͤrffte auch noch wohl darzu
lachen/ wo man ihme die Schwindſucht
weiſſagete/ alleine laß dich nicht bethoͤ-
ren/ noch ſicher machen an deinen Leibes
Guͤtern/ ſondern dencke/ was dort ſtehet:
latet anguis ſub herba \& quod obeſorum
bona plerumque ſint ſuſpecta,
daß iſt:
unter dem beſten Kraͤutlein ſteckt
offt eine Schlange verborgen/ und
daß der dicke Leib meiſtentheils

Ver-
[93]und derer Curen.
Verdacht giebet. Eben dieſes iſt
das Fundament/ ſo das unordentliche
Leben leget/ welches die Zeit/ wo man
nicht ſeiner wohl wahr nimmt/ einem
iedweden lehren wird. Ich koͤnte ſol-
ches mit taͤglicher Experienz darthun/
wo ich einen Folianten zuſchreiben an-
gefangen haͤtte. Dieſe beyde nemlich
die Cachexia und Scharbock/ ſind Trop-
Fuͤhrer aller Kranckheiten/ die ich auch
am allermeiſten habe wollen anmer-
cken/ darbey wir es auch bewenden laſ-
ſen.


Nun kommen wir zu denen
ſpecial Studenten-Kranck-
heiten.


Andern Buchs anderer Theilung.


Das I. Capitel.
Was die Studenten fuͤr Kranck-
heiten unterworffen.


WEil uns anietzo am allermeiſten
zuthun iſt zu erfahren/ welches
da ſeyn die Zufaͤlle und Gebre-
chen/ denen Studirenden eigendlich un-
terwoffen/
[94]Studenten-Kranckheiten
terworffen/ und damit ſie ſelbſten ſolche
erkennen/ meiden/ abwenden und ver-
beſſern lernen/ als wollen wir die meiſten
und wichtigſten nach ihrer Ordnung
kuͤrtzlich durchgehen und ſpecificiren


  • Erſtlich ratione capitis wegen des Hau-
    ptes. Sie ſind unterworffen Haupt-
    Fluͤſſen/Schnuppen/ Melancholey
    und Traurigkeit/ Kopff-Wehe/
    Schwachheiten des Gedaͤchtnuͤß
    und Ingenii, Schwindel/ kalten und
    feuchten Gehirn/ unruhigen Naͤchten/
    Bloͤdigkeiten der Augen/ des Ge-
    hoͤres/ Zerdunſtung des Geſichtes/
    Blaßheit/ boͤſen Haͤlſen/ geſchwol-
    lenen Mandeln.
  • Zum Andern ratione pectoris, wegen
    der Bruſt. Sie ſind unterworffen
    dem Dampff (Aſthma genannt) Hu-
    ſten/ Schwindſucht (phthiſi \& hecti-
    cæ,
    ) Engbruͤſtigkeit/ Seiten-Fiebern
    und Stechen.
  • Drittens ratione abdominis, Magen-
    druͤcken/ uͤbeln Verdauen/ ſchwachen
    und verderbten Magen/ Aufſteigen
    deſſel-
    [95]und derer Curen.
    deſſelben (ructus genannt) ſchwachen/
    auch zuweilen gar zu ſtarcken Appe-
    tit/ Miltz-Beſchwerung/ Schar-
    bock/ und am allermeiſten den malo
    hypochondriaco,
    Stein und Nieren-
    Kranckheiten/ Reiſſen in Lenden und
    Schuldern/ in der Seiten und Ruͤ-
    cken/ Gicht/ Laͤhmung/ (arthritidi) und
    ſtranguriæ.
  • Viertens ratione totius peripheriæ, der
    Muͤdigkeit des gantzen Leibes/ Kraͤ-
    tze/ allerhand Fiebern/ zu mahlen den
    Tertian und quartan Fiebern.

Solte es nun nicht heiſſen: Studen-
ten-Stand ein ſiecher Stand? Wir
wollen ſie Theoreticè ein wenig durch-
lauffen/ und ſehen/ was iedweder
Kranckheit Urſach und Beſchaffenheit
ſey.


Das II. Capitel.
Von Haupt-Fluͤſſen/ Schnuppen
und kalten Gehirn
.


HAupt-Fluͤſſe/ Schnuppen und kal-
tes Gehirn entſpringen faſt von
einer-
[96]Studenten-Kranckheiten
einerley Urſachen. Denn bey den feuch-
ten Naturen oder phlegmaticis iſt das
ſerum oder waͤſſerichte Feuchtigkeit
haͤuffiger und traͤger/ zufoͤrderſt in dem
Gehirn/ welches viel Waſſer-Gaͤnge
und Druͤßigen hat/ durch welche dieſe
Feuchtigkeit dahin gebracht wird/ und
wo ſie verſtopfft und dero Umlauff oder
Circulation gehindert wird/ da bleibet
ſolche uͤberfluͤßige Feuchtigkeit ſtehen/
wird ſaltziger/ ſucht einen Durchbruch/
und flieſt dannenhero haͤuffiger durch
die Druͤßigen und Waſſergaͤnglichen
theils zu der Naſen/ Hals/ Lungen/ o-
der wo ſonſten die Feuchtigkeiten insge-
mein ſich pflegen hinzuſetzen. Keines
weges aber geſchicht ſolches unmittel-
bahrer weiſſe vom Gehirn in die Na-
ſen und Lungen/ wie die Alten ohne
Grund ſtatuiret,(63) denn dahin gehet
kein offner Weg/ auch iſt das Naſen
Bein (os Ethmoides genannt) nicht durch
loͤchert/ (64) wie ſonſten Williſius,(65)
Senner-
[97]und derer Curen.
Sennertus,(66)Schmitzius(67) dafuͤr ge-
halten. Der gemeine Mann ſaget ſon-
ſten insgemein/ die Fluͤſſe fallen von
Kopff/ wie aus einem alembico, iſt aber
gantz falſch geredt/ ſondern ſie kommen
von dem verhinderten Lauff der waͤſſe-
richten Feuchtigkeit/ die da ſtehen bleibet
und alſo mit Gewalt ausbricht/ weil ſie
nicht kan fort flieſſen/ darzu hilfft nun ei-
ne kalte/ naſſe und ſaltzige Lufft/ als im
Herbſt/ da kommen auch gemeiniglich
ſolche Fluß-Fieber/ als zu welcher Zeit
unſer ſerum im Leibe vermehret wird.
Derowegen ſol man ſich zu ſolcher Zeit
fein inne halten/ mit einen trucknenden
guten Fluß-Pulver ſein Gemach beraͤu-
chern und alſo die Lufft verbeſſern. Dar-
aus iſt nun auch leicht zu erſehen/ was
der Schnuppen ſey/ nemlich eine Ver-
ſtopffung
(obſtructio glandularum pa-
pillarium membranæ nares circumcin-
gentis
) des innerſten empfindlichſten
Naſen Haͤutlein
/ und wenn die Dinge/
die ſonſten einen Geruch geben nicht
Ekoͤn-
[98]Studenten-Kranckheiten
koͤnnen durch gehen/ und die fibras ner-
veas
oder die vor ragende nervoſiſche
Zaͤſſerigen beruͤhren/ ſo vergehet bey dem
Schnuppen auch der Geruch/ da brau-
chen nun einige den Schnup-Toback in
Meinung die Feuchtigkeit abzufuͤhren
und den Kopff zu reinigen/ befoͤrdern
aber vielmehr den Fluß und ziehen die
Feuchtigkeit zu/ welche vielmehr ſolte
ausgetrucknet werden.


Das III. Capitel.
Von der Melancholey.


DIe Melancholey/ wie auch das
malum hypochondriacum, iſt
nicht bloſſerdings ein nothwen-
diger effect des ſtarcken Sitzens/ denn
auch die jenige/ welche Bewegungen ge-
nug haben/ ſind demſelben unterworffen/
ſondern die enge vaſa meſaraica oder Ge-
kroͤß-aͤdrigen haben/ hitziger und truck-
ner Natur/ auch zugleich zur Gallen ge-
neigt ſeyn. Insgemein aber entſprin-
get ſie ex vita ſedentaria von ſtetigen ſi-
tzen/ lucubriren/ und heiſſet als denn me-
lancho-
[99]und derer Curen.
lancholia hypochondriaca, dero Sitz
nicht eſſentialiter in cerebro od’ Kopff iſt/
ſondern per conſenſum ex ἀναϑυμιάσ [...]
vaporum bilioſorum acidorum ſpiritus
animales obnubilantium \& figentium,

das iſt: Wegen Ubereinſtimmungen
der Gegend und Gefaͤſſen und zwar
von einer Gallichten ſcharffſauren
Aufdampfung/ welche die Seelen
Geiſter truͤb machen/ umwebeln
und alſo ihre Hurtig- und Fluͤchtig-
keit hemmen
/ verurſachet wird. Wel-
che alſo nun truckner und choleriſcher
complexion ſind/ ein Schwefel-ſaures
ſermentum in den Magen und andern
Eingeweiden haben/ da wird gleichſam
die gantze Waſſer-Quelle voll/ der ſo ge-
nannte ſuccus pancreaticus ebener maſ-
ſen/ daher alles/ was man iſſet/ ob es
gleich mit guten Appetit geſchicht/ wird
eben ſo ſchaͤdlich/ ſcharff und ſauer/ dar-
aus darnach ein grober und dicker chy-
mus
wird/ welcher ſeiner Dicke wegen
nicht kan in die ſubtileſten Haar-aͤdrigen
(vaſa lactea genannt) flieſſen/ ſondern
bleibet in erſten Lauff ſtehen/ verſauret
E 2noch
[100]Studenten-Kranckheiten
noch mehr durch Huͤlff der Galle/ zu-
malen wo man zu viel dabey ſitzet oder
andere ſaure Speiſen genieſſet. So
heiſt es nun billich qualis chylus, talis
lympha, tales ſpiritus animales, tale flui-
dum nerveum.
Dieſe Seelen Geiſter/
wo ſie ihre rechte elaſticitaͤt und Rich-
tigkeit nicht haben/ werden truͤber/ di-
cker/ und ungleicher/ die Seele wird da-
durch betruͤbet/ und das heiſſen wir eine
Traurigkeit/ die ſich bißweilen ſo ſtarck
vermehret/ daß ſie in eine groſſe Melan-
choley verwandelt wird/ wie es denn je-
nem Licentiaten beym Dolæo ergan-
gen/ (68) der ſich einbildete/ er ſeye die H.
Dreyfaltigkeit/ der zuvor auch ſtarck lu-
cubriret,
und von Natur ein wenig ſtoltz
war/ wie alle rechte Melancholici gemei-
niglich pflegen zu ſeyn.


Ich gebe auch gern zu/ daß philtra
oder Liebes-Truͤncke/ dergleichen wir-
cken koͤnnen. Vor einem halben Jah-
re conſulirte mich ein vornehmer von A-
del/ welcher uͤber das Haupt/ Hertzens
Angſt und Klopffen/ Traurigkeit und
groſſe
[101]und derer Curen.
groſſe Unruh im Schlaff klagete/ nie-
mand gern um ſich leiden wolte/ hatte
wunderliche Geberden und ſtoltze Re-
den/ als ich aber per quæſtionum politi-
carum ambages,
mit liſtigen Fragen
(welches alle Medici in ſchweren Faͤllen
brauchen muͤſſen) ſo viel aus ihm brach-
te/ daß er mit einem Frauen-Zimmer
converſatiõ gehabt/ machte ich ſuſpiciõ,
gabe ihme ein Vomitiv cæteris paribus,
davon er nicht allein geſund worden/
ſondern auch ein wunderſames Ding
ausgeſpien/ welches ich noch unter an-
dern zur Raritaͤt aufgehoben. Ande-
re Liebes-Truͤncke/ die Gottloſe Mann-
thoͤrigte Weibes Stuͤcker machen/ und
geſunden Kerln offt bey bringen/ derglei-
chen rares, doch wahres und aͤrgerliches
Exempel ich erlebet/ welches auf eine
groſe Raſerey naus gelauffen/ ver-
ſchweige ich billich/ mit Erinnerung/
ſich wohl in acht zunehmen/ und nicht al-
les zu eſſen noch zu trincken/ was ver-
daͤchtige Menſcher geben. Auch gehet
ietzo die Zeit ſchon an/ daß ſich das
Weibs Volck um ein paar Manns-
E 3Hoſen
[102]Studenten-Kranckheiten
Hoſen hefftig ſchmeiſſen. Sapienti ſat.
Doch (damit ich wieder auf das vorige
komme) iſt das bey denen hypochon-
driacis
zu loben/ daß ſie gemeiniglich die
gelehrteſten/ ſinnreichſten und aufrich-
tigſten ſeyn ohne Falſchheit/ ſind gern
fromm und Gottfuͤrchtiger/ Urſach/
weil ſie nicht folche feurige/ fluͤchtige
und freche Spiritus haben/ wie die an-
dern. Auch wiſſen ſie ſich nicht in die
Luſtigkeit zu ſchicken/ ſondern fallen von
einem extremo auf das andere/ und be-
wegen dadurch andere zum lachen/ da
ſie ſich einbilden/ ſie fuͤhreten ſich gar
wohl und klug auf/ doch muß man mit
ihnen ein Mitleiden haben.


Das IV. Capitel.
Vom Kopffweh und dunckeln
Augen
.


DIe Haupt-Schmertzen ſind
nicht die geringſten/ zumahlen/
wo ſie anhalten. Derer Haupt
Urſach iſt der verhinderte ordentliche
Umlauff des Gebluͤts/ da nemlich in
dem-
[103]und derer Curen.
demſelben rohe Saltze ſtecken/ die deſſen
Mixtur verunruhigen/ und im Kopff we-
gen ſubtilen Aedrigen wuͤten und gleich-
ſam ſtehen. Darnach kommt er auch
her von Verſtopffung des gantzen Un-
terleibes/ von ſitzen und Nacht trincken/
nicht ſelten auch von dem verderbten
und verſaurten Magen.


Die Bloͤdigkeit der Augen entſtehet
von ſtetiger Gebrauch derſelben/ ubi
nempe infixis quaſi oculis \& tenſis nervis
libros præſertim noctu curatius inſpici-
unt minutis literis conſcriptos \& excu-
ſos, exinde viſus debilitas \& oculorum
conniventia,
das iſt: da man nemlich
ſteiff und feſt zumahlen des Nachts
die klein geſchriebenen und gedruck-
ten Buͤcher lieſſet/ daraus die
Schwachheit der Augen und dero
blintzeln entſtehet
. Starckes ſauf-
fen und vieles lucubriren thut auch das
meiſte darbey/ denn wenn die Geiſter
durch ſtetigen Gebrauch verzehret/ und
geſchwaͤchet werden/ alsdenn werden
die Feuchtigkeiten der Augen/ zu mah-
len der cryſtalliſche/ dicker/ der ſo genann-
E 4te
[104]Studenten-Kranckheiten
te nervus opticus wird verſtopffet/ und
die Spannaͤdrigte Maͤußigen/ (die die
Augen ſteiff halten ſollen) werden ſchlapf
und geben nach/ daß man daher an der
ſchaͤrffe ſeines Geſichtes Schiff-Bruch
leiden muß/ ob man gleich aͤuſſerlich
nichts darinnen ſiehet.


Das V. Capitel.
Vom ſchwachen Gedaͤchtnuͤß.


DEr Pallaſt und Regierung der
Goͤttin der Weißheit iſt nicht
aufgebauet mit denen harteſten
Felſen/ noch Marmelſtein/ noch Holtz/
wie dorten der Tempel in Ægypten/ ſon-
dern mit dem aller niedlichſten und wei-
cheſten druͤßigen/ gefaͤßigẽ und faͤßligen/
ich meine das Gehirn/ welches fuͤr der
Minerva Sitz und heiligſten Thron der
Seelen gehalten und genennet wird/ in
welchem alle Seelen Verrichtungen
und vernuͤnfftige Wirckungen wunder-
bahrer weiſe geſchehen und verrichtet
werden. Diejenigen aber welche durch
ſtetiges ſtudiren/ huren und ſauffen ihren
Leib
[105]und derer Curen.
Leib entkraͤfften/ dieſelben beſtuͤrmen
auch ihren Kopff und das Gehirn/ gene-
riren
durch Beraubung der Geiſter eine
uͤberfluͤßige garſtige Feuchtigkeit (ſerum)
welche die ſchwachen Geiſter vollends
verdummen/ das Gehirn verſtopffen/
der Nerven ihren Urſprung druͤcken und
alſo die Sinne ſamt der Seelen Kraͤff-
ten hindern in ihrer Ordnung und Be-
wegung. Was iſt nun wunders/ wenn
aus ſolcher Unordnung der Geiſter (ἀτα-
ξία) ein ſchwaches Gedaͤchtnuͤß erfolget?
Auch thun diejenigen ſich groſſen Scha-
den/ die ſtarcke hitzige Sachen brauchen
zu Staͤrckung ihres Gedaͤchtnuͤß. Fer-
ner die ihren Schlaff zu viel abbrechen/
die vertrocknen ihr Gehirn/ und verle-
tzen die Temperatur deſſelben. Am al-
lermeiſten aber die ihr ſeminale nectar
profundiren,
die werden vor der Zeit
blind und kindiſch/ davon oben ein meh-
rers iſt geredet worden.


Das VI. Capitel.
Von Haupt-Schwindel.


DIeſer iſt bey Gelehrten nicht unge-
mein/ und iſt ein Zeichen depaupe-
E 5ratorum
[106]Studenten-Kranckheiten
ratorum ſpirituum \& in rectilineo motu
peccantium,
oder der beraubten und
aus gleicher Linie gebrachten Gei-
ſter in ihren Lauff
/ daher alles mit
herum gehet/ was man ſiehet/ und koͤm̃t
her von all zu groſſen Fleiß und vielen
Wachen/ oder von langen faſten oder
nuͤchtern bleiben/ und conſequenter
von ſchwachen Magen/ da die ſcharffen
Duͤnſte des Magens und deſſen Mund-
ſtuͤcken nervoſiſche Haut irritiren und
die Seelen Geiſter in ihrer Bewegung
turbiren, daher ſie confuſè ihren Lauff
verrichten und ſolchen Schwindel ver-
urſachen. Die petulantia venerea hilfft
auch viel darzu/ und iſt eine ſtarcke Be-
foͤrderung des Schlag-Fluſſes/ (ja der
Schwindel ſelbſt iſt deſſen Vorbote.)
Ich habe auch obſervirt, daß der Miß-
brauch des Schnup-Tobacks ſolchen
Schwindel verurſachet/ welches Ge-
brauch mehr ein Cacoëthes oder uͤbele
Gewohnheit iſt/ als es Nutzen bringet/
dadurch der Sitz der Seelen wie durch
ein Erdbeben zerſchuͤttert/ die Geiſter
confundirt, die Rerven irritiret, und die
Augen
[107]und derer Curen.
Augen comprimiret und alſo debiliti-
ret werden/ zumahlen wo ſchon einige
Bloͤdigkeit des Kopffs und der Augen
vorhanden/ die bey ſtudirenden nicht
auſſenbleibet. Sternutatio eſt motus
ſpontaneus ſpasmodicus plexum nervo-
rum ſuccutiens,
das iſt/ das Nieſen iſt
eine freywillige krampfichte Bewe-
gung/ die die Nerven alle zerſchuͤt-
teln
/ weßwegen billich zu verhindern.
Ich rede von dem gar zu ſtarcken Ge-
brauch zumalen des Spaniſchen oder
andern ſtarcken Schnup-Tobacks/ wel-
cher keinen Gelehrten dienlich/ hingegen
wo er aus guten cephalicis gemacht
wird/ iſt er weit beſſer/ daß ein Exempel
zu letzt folgen ſoll.


Das VII. Capitel.
Von Mangelung des Schlaffs.


ES iſt eine groſſe Beſchwerung
nichtſchlaffen koͤnnen. Insge-
mein aber ſind die cholerici dar-
zu geneigt/ weil ſie trockner und hitziger
Natur ſeyn/ bey welchem die fluͤchtige
E 6Gall
[108]Studenten-Kranckheiten
Gall die Spiritus ie mehr und mehr an-
treibet/ daß ſie in ſtetiger und hefftiger
Bewegung ſeyn/ u. wegen Mangel der
nothwendigen Lymphæ, (Waͤßrigkeit)
nicht koͤnnen demulciret oder gleichſam
abgekuͤhlet werden. Drum ſagen die
Medici: Vigiliæ habitant in ſicco, ſomnus
in humido,
das iſt: Das Wachen
koͤmmt her aus Trockenheit/ der
Schlaff aber aus der Feuchtigkeit
.
Das Wachen befoͤrdern nun diejeni-
gen/ welche nicht genug bey der Mahlzeit
trincken/ ſondern vielmehr des Nachts/
da geſchicht keine blanda ἀναϑυμίασις,
ſondern ſcharffe Duͤnſte ſteigen davon
auf/ die die nervoͤſiſche Zaͤſichen irritiren,
und alſo die Spiritus in ihrer Ruh hin-
dern. Es thun es auch diejenigen/ wel-
che viel gebrannte und ſtarcke Weine
trincken/ ob ſie gleich ohne dem hitziger
und hagerer Natur ſeyn/ welcher Wein
die lympham oder Feuchtigkeit des Lei-
bes anſchaͤrffen wegen ſeiner ſubtilen
Saͤure/ u. das Gebluͤt erhitzet mit ſtar-
cken Schwefel/ welch die Geiſter auf-
muntert und ſtaͤrcker erhitzet/ als es
billich ſeyn ſolte. Ferner die denen Ex-
noth-
[109]und derer Curen.
ercitiis zu viel ergeben/ und dadurch ſich
nothduͤrfftiger Feuchtigkeit berauben/
welches anzeiget der ſtarcke Schweiß
und haͤuffiger Urin/ welches Vielheit
die ſcharffe und ſaltzige Theil des Leibes
vermehret/ und er dadurch verzehret
wird. Oder auch diejenige/ welche die
Natur mit Fleiß vom Schlaff abge-
wehnen/ denen wird ſie zwar folgen/ a-
ber nicht ohne Verletzung der Geſund-
heit und Schwaͤchung derſelben; denn
ſolche Perſonen werden endlich wie die
ſceleta, verliehren Safft und Krafft/
koͤnnen die Beine nicht mehr nachſchlep-
pen/ biß ſie zuletzt in eine hitzige ſchwind-
ſuͤchtige Kranckheit oder wohl gar uͤber
den Hauffen fallen. Derowegen al-
les dasjenige/ was den Schlaff hindert/
zu unterlaſſen/ auch ſoll ſich ein iedweder
nach ſeiner Complexion richten/ und der
Natur den ordentlichen Lauff laſſen.


Das IIX. Capitel.
Vom ſchwachen Gehoͤr.


DAs mancher ſo uͤbel hoͤret/ und
Sauſen im Ohren empfindet/
welches bey Gelehrten nicht un-
E 7gemein
[110]Studenten-Kranckheiten
gemein/ iſt kein Wunder/ denn qualis
lympha (ſalvo organo) talis ſpiritus, talis
ſenſuum
ακρίσ [...]α nervorum ἐυαιοϑησία
\& conſequenter etiam auditus, das iſt:
Wie dieLymphaoder des Leibes
Waſſer/ ſo ſind auch die Geiſter/ ſo
iſt die Schaͤrffe der Sinnen/ und
der Nerven Empfindlichkeit/ und
nothwendig auch das Gehoͤr/ (weñ
ſonſten das Werckzeug deſſelben
gut iſt
.) Wo nun aber entweder von
zacher Feuchtigkeit der gekruͤmte Ohren
Gang oder das Ohren-Loch/ oder auch
der Gehoͤr machende Nerv/ des fuͤnfften
Paars/ welcher zu den Ohren gehet/
verſtopffet wird/ oder die waͤſſerichte
Feuchtigkeit iſt nicht recht lauter/ ſon-
dern druͤb oder ſonſt traͤg/ als wie bey
denen hypochondriacis, da findet ſich
ein ſchwaches Gehoͤr mit Sauſſen und
Brummen/ denn die unreine innerliche
Lufft verhindert/ daß die ſpiritus anima-
les
nicht koͤnnen diſtincte den Schall/ der
in dem wunderſamen gewoͤlbten Ge-
bau des Ohres geſchicht/ wegen unglei-
cher Beruͤhrung des Baucken Haͤut-
leins
[111]und derer Curen.
leins (tympani) vernehmen. Darzu hilfft
nun alles/ was das malum hypochon-
driacum
befoͤrdert/ wie auch der Schlaf-
Trunck/ welches nichts anders/ als fol-
che blehigte unreine dicke Duͤnſte ma-
chet/ dadurch ſolche Unordnung der Gei-
ſter geſchicht/ und die Winde tieff in die
Hoͤhligen eingetrieben werden. Wil
nun keiner benoͤthiget ſeyn des Inſtru-
ments der Spanier/ Sarabadana genañt/
womit ſie den Gehoͤr zu Huͤlffe kommen
(69) ſo halte man doch eine gute Diæt, ſo
in dieſem Buͤchlein/ wo es nur mit Fleiß
geleſen wird/ ausfuͤhrlich vorgeſchrieben
iſt.


Das IX. Capitel.
Vom zerdunſten Angeſicht.


DIeſe Zerdunſtung iſt nichts an-
ders/ als eine laxatio oder Nach-
gebung der Waſſer-Gefaͤſſe
und eine Auflauffung oder Aufſchwel-
lung der thraͤnigten Feuchtigkeit/ ſo da
ſtehen bleibet; Denn um die Augen
herum
[112]Studenten-Kranckheiten
herum liegen die Waſſer-Gefaͤßigen
und druͤßigen haͤuffig/ die/ wo man die
Augen klein zuſammenziehet und blin-
tzelt/ kleiner und verengert werden/ zu-
mahlen beym Licht/ da wegen fimmern
des Lichtes die Strahlen des Lichts
nicht in gleicher und gerader Linie in das
Aug einfallen koͤnnen/ ſondern verhin-
derlich ſeyn/ und abkuͤrtzen. Durch ſol-
ches Nicken der Augen/ werden die Ge-
faͤſſe abbrevirt und kuͤrtzer gemacht/ ge-
ben in der mitten einen Bauch/ darin ei-
ne Menge thraͤnichter Feuchtigkeit ſich
ſamlet/ zumahlen wo man im ſchreiben
oder ſtudiren das Geſicht gar zu ſehr
buͤcket/ und alſo werden die Haͤutgen
der Gefaͤſſe ausgeſpannet in die Dicke/
bleiben ſchlap/ kriegen Runtzeln/ ſchwel-
len aber von buͤcken bald wieder auf/
und das heiſſet man eine Zerdunſtung.
Wer dieſes hat/ der mag von ſolchen
Nacht- und gebuͤckten ſtudiren abſte-
hen/ denn es bringet Bloͤdigkeit des Ge-
ſichtes/ welches daraus zu erſehen/ weil
ſolche Leute das helle Licht nicht wohl
leiden/ auch nicht erkennen koͤnnen als
ni-
[113]und derer Curen.
nictitando \& connivendo oder mit blin-
tzeln u. Zuſam̃enziehung der Augen/ wel-
ches aber die Augen ie mehr und mehr
dunckel machet/ und die Brill vor der
Zeit in die Hand giebet.


Das X. Capitel.
Von der Blaßheit.


BLaß ſeyn/ iſt ſchon eine Kranck-
heit/ denn qualis ſanguis talis co-
lor, talis ſanitas \& qui pallet, aut
ſtudet, aut amat, aut ægrotat,
das iſt/
wie das Blut/ ſo iſt auch die Farb
des Leibes/ und die Geſundheit ſelb-
ſten/ und wer da blaß iſt/ der ſtudi-
ret entweder fleißig/ oder gehet der
Liebe nach/ oder iſt kranck
. So iſt
nichts anders/ als eine Traͤgheit und Un-
tuͤchtigkeit des Blutes/ da es nemlich ſei-
ne Vollkommenheit nicht hat an den
guten fluͤchtigen Theilen/ ſondern ſeine
Waͤßrigkeit (ſerum) nimmt uͤberhand
und wird dicker/ welches denen geiſtrei-
chen Theilen in ihrer Hurtigkeit hinder-
lich iſt. Und koͤmmt her von einem et-
was ſaurern Magen Schleim (fermen-
to)
[114]Studenten-Kranckheiten
to) und kalte Magen/ uͤbeler Galle und
nothwendig uͤbeler digeſtion und chyli-
fication,
da die Speiſſen nicht recht auf-
geſchloſſen werden im Magen/ darauff
erzeiget ſich bald eine Cachexie oder
Cacochymus, welcher den Gelehrtẽ indi-
viduus Comes
iſt/ wie ſolches an der
Waſſerſucht und Weiber Blaßheit
zuerſehen.


Das XI. Capitel.
Von boͤſen Haͤlſen.


Boͤſe Haͤlſe entſtehen meiſten
Theils gegen den Herbſt/ da von
der euſerlichen naßkalten Lufft
das ſerum oder die Waͤſſerichte Feuch-
tigkeit in denen Hals-Druͤßigen zuſam-
men getrieben und von den ſcharffen ſal-
tzigẽ miaſmatis oder Theiligen zum Fluß
gebracht wird/ wo nun durch die kalte
Lufft die pori ſich verſtopffen/ ſo macht
ſolche rohe Feuchtigkeit in denen Haͤuti-
gen eine Geſchwulſt/ und wegen der
Blut Adern oͤffters eine inflammation
oder Entzuͤndung/ darbey meiſtentheils
ein
[115]und derer Curen.
ein Fieber ſich ſehen laͤſt und zwar offt
mit groſſer Gefahr. Iſt die Lufft ſehr
ſcharff/ ſo ſchlaͤgt wohl gar ein hitziges
Fieber darzu/ und kan der Patient nicht
wohl ſchlingen/ weil die Brodt Straße
verhindertiſt/ und folget darauff ein geh-
liger Tod/ wo nicht bey zeiten Huͤlffe
geſchicht. Zu dieſer Ehre kan nun ein
Menſch/ der zum Scharbock u. Fluͤſſen
geneigt iſt/ bald kommen/ zumahl an
ſolchen Ort/ da die Lufft ſcharff/ ſaltzig
und dick oder von andern ſchaͤdlichen
Dampff und Rauch angefuͤllet iſt.


Das XII. Capitel.
Von Dampff und kurtzen Athem.


UBer dieſem Zufall klagen faſt
alle Studenten/ wie auch/ daß
es ihnen offt auf der Bruſt und
gegen dem Magen wehe thaͤte/ die Ma-
terii ſitze ſo feſt und wolle nicht fort. Es
koͤmmt aber ſolches her entweder um
dem Magen/ oder von dem malo hy-
pochondriaco
oder auch von dem
Scharbockiſchen Unflat. Wenn der
Ma-
[116]Studenten-Kranckheiten
Magen wegen ſeiner Saͤure und vielen
Schleims ſich aufblaͤhet/ da wird das
diaphragma oder Zwergfell mit gedruͤ-
cket/ die Nerven geſpannet u. veꝛkuͤrtzet/
daher empfindet man ſolche Engbruͤ-
ſtigkeit. Wo aber die Eingeweide
und Adern des Untern Leibes verſtopf-
fet ſeyn/ oder andere blaͤhungs machende
ſcharffe Duͤnſte in denenſelben ſich auf-
halten/ da geſchicht dann eine tractio,
tenſio
ein ziehen und dehnen der Spann
Adern und alſo nothwendig wird die
Bruſt mit zuſammen gezogen wegen
Gemeinſchafft der Bruſt Nerven (ge-
nannt phrenici nervi) die mit denen an-
dern in unterſten Leib zuſammen haͤngen
und entſpringen von dem ſo genannten
pari vago. Dieſe Nerven ſage ich
werden nun entweder conſtringirt und
zuſammen gezogen per motum ſpasmo-
dicum,
welches bey denen hypochondri-
acis
und kleinen Kindern nichts unge-
meines/ und heiſſet bey dieſem aſthma
convulſivum. Item
bey denen Schar-
bockiſchen Leuten/ welches aber eine
langwierige Kranckheit iſt/ ſo meiſts von
roher
[117]und derer Curen.
roher und uͤberfluͤßiger Saͤure herruͤh-
ret/ und gemeiniglich auf einen Steck-
Fluß auslauffet.


Das XIII. Capitel.
Vom Huſten.


DIeſer entſtehet zumahlen des
Morgens daher/ da man nemlich
in dem Magen und Schlund des
Nachts uͤber viel Schleim geſamlet/
welcher ſich in den Hals gegen die Lufft-
Roͤhre ſetzet/ aber von der vorſichtigen
Natur als ein Unflat ausgeworffen
wird. Oder aber er koͤmmt her von
ſcharffer Feuchtigkeit des Gebluͤts/ wel-
che ſich in der Lungen und Lufft-Roͤhre
mercken laͤſt/ verſtopffet die kleinen Lun-
gen-Blaͤßigen/ machet ſchweren Athem
und Heiſcherkeit/ und wo ſie in dem
ſchwammichten Fleiſch der Lungen ſi-
tzen bleibet/ verfaulet es/ und bringet
nicht ſelten die Schwindſucht. Es kan
aber auch ein Huſten kommen aus dem
Magen/ da die ſcharffen Duͤnſte die
nervoſiſche Zaͤßgen des Mund ſtuͤcks deſ-
ſelben
[118]Studenten-Kranckheiten
ſelben anreitzen/ und alſo wiederum
per conſenſuum einem Huſten verurſa-
chen/ worzu Gelehrte ſehr geneigt ſind.


Das XIV. Capitel.
Von der Schwindſucht.


DIe Schwindſucht iſt eine
Kranckheit/ welche mehr die Ju-
gend als alte Leute betrifft. Die-
ſe iſt nicht einerley/ ſondern mancherley/
eine geſchicht (à cauſa poſitiva,) von
Schaͤrffe des Gebluͤts/ die alles ſchlack-
richte oͤhlichte Nahrungs bringende
Theile des Leibes zertrennet und ver-
zehret/ die andere von Verſtopffung/
(à cauſa privativa) da keine nahrhaffte
Theile wegen Verſtopffung der Milch
aͤdrigen koͤnnen dem Leibe zuflieſſen/ und
alſo ſich anlegen/ oder wegen gaͤntzlich
verderbten Magen und anderer Einge-
weyde. Dieſe ſo von einen ſcharffen
Gebluͤt entſtehet/ laͤſt ſich am erſten ſe-
hen auf der Lungen/ als welche ein wei-
ches Fleiſch und von der freſſenden
Saͤure leicht angegriffen wird/ darauf
der
[119]und derer Curen.
der Huſten auch endlich Blut und Ey-
terkeit folget/ welches ein Zeichen des
Geſchwuͤres/ und dieſes heiſet bey denen
Medicis Phthiſis, welche Art der
Schwindſucht gar ſchwer zu curiren.
Sonſt ſaget man insgemein/ daß die
Schwindſucht nach dem 25. Jahr nicht
zu curiren ſey/ welches aber eine alte un-
gegruͤndete Meinung/ welche ich billich
umkehre/ und ſage/ daß die Schwind-
ſucht nach dem 25. Jahr ehe zu curiren
ſey/ als vor demſelben/ denn morbus con-
nutritiis difficilius curatur quam per er-
rores cliæteticos adſcitus,
das iſt: Eine
Kꝛanckheit/ die mit einem aufwaͤch-
ſet/ iſt ſchwerer zu
curiren,als welche
durch unordentliche
Diætzugezo-
gen wird
. Die andere Art der
Schwindſucht heiſſet Atrophia oder
Tabes, da entweder gar keine Nahrung/
oder doch nichts gutes zu denen erneh-
renden Theilen gebracht wird/ jenes aus
Verſtopffung der Milch-aͤdrigen/ dieſes
aber aus uͤbeler Dauung und Kochung/
aus ſcharffen u. boͤſen fermentis viſcerũ,
da muß nun der Menſch verzehret wer-
den/
[120]Studenten-Kranckheiten
den/ weil die Saͤure die Ober-Hand
hat/ welches nichts anlegen laͤſt/ ſondern
ſie greifft die Carnoſa muſculorum ſta-
mina,
das iſt/ die fleiſchichte Zaͤſſeri-
gen an
/ als wie zum Exempel bey denen
Scorbuticis geſchicht; wo aber das ſo
genannte alcaliſche Saltz eingepflantzet/
als bey den Choleriſchen Perſonen/ da
verzehret es das fette oͤhlicht balſamiſche
Weſen des Leibes und des Blutes/ wel-
cher Unterſcheid der Saltze in der
Schwindſucht wohl zu mercken/ ſonſten
wird keine gluͤckliche Cur geſchehen koͤn-
nen. Und aus eben der Urſach ſaget
mancher: ich habe keinen Huſten/ dar-
um habe ich auch keine Schwindſucht/
aber es gilt nicht. Die Zeichen der
Schwindſucht ſind gemeiniglich dieſe/
zumahlen bey der Lungenſucht/ oder
Phthiſi ſchwerer Athem/ ſtarckes Aus-
werffen eytericher und blutiger Mate-
rien/ fliegende Hitze/ wo man ein wenig
geſſen oder getruncken/ Truͤcken auf der
Bruſt/ ſchmertzen in Ruͤcken und Sei-
ten/ ahnehmen des Fleiſches/ ſaltziger
oder ſauerſcharffer Geſchmack im Mun-
de/
[121]und derer Curen.
de/ Huſten/ ſtarcker Nachtſchweiß/ Naͤſ-
ſigkeit auf der Stirn und flachen Hand/
Muͤdigkeit auf eine kleine Bewegung/
Neigung zum gaͤhligen Zoꝛn. Iſt ſie aber
ſchon vollkom̃en/ ſo iſt die eytrige blutige
und ſtinckende Materi das rechte Kenn-
Zeichen/ welches ohne verweil dich zum
Doctor zugehen antreiben ſol/ ſonſt iſt al-
le Hoffnung aus.


Das XV. Capitel.
Von der Schwindſuchthectica
genannt.


DIeſes iſt ein ſehr langwieriges
Fieber/ welches nach und nach oh-
ne merckliche Empfindung den Leib
verzehret/ biß er endlich nichts als die
bloſſen Beine behaͤlt/ und wo es zu weit
kommen/ iſt keine Huͤlffe vorhanden.
Speiſen und Tranck ſchmecket/ und
zwar faſt gar gut/ ie mehr man aber iſſet/
ie ſchlimmer es wird/ denn hectica cor-
pora quo plus nutriveris, eò magis læſeris

das iſt/ ie mehr du deinem zurhectic
geneigtem Leib Nahrung giebeſt/
Fdeſto
[122]Studenten-Kranckheiten
deſto mehr Schaden bringets ihm/
weil die Lympha und der beſte waͤſſerich-
te Theil immer zacher wird/ und eben
des ſtarcken Appetits wegen wollen die
wenigſten glauben/ daß ſie daran labori-
ren. Derſelben ſind drey gradus, der
erſte iſt leicht zu heben/ der andere ſehr
ſchwer/ der dritte gar nicht. Ich habe
geſagt/ ſie ſey ein langwieriges Fieber/
da die Feuchtigkeiten unſeres Leibes
zach und in ihren ordentlichen Rumlauf
langſamer werden/ und weil andere un-
geheure Saltze mit untermiſchet/ ſo wird
der beſte oͤhlicht und balſamiſche Theil
des gemachten Chyli gantz zertrennet/
reſolviret und endlich darnieder geſchla-
gen/ daß daher nichts gutes noch oͤhlich-
tes zu denen ernehrenden fleiſchichten
Zaͤßrigen gehen kan/ ſondern ſie fallen
zuſammen/ verdrocknen/ und ſehen wir
ſolches bald an den Waden/ ſpitzigen
Naſen und eingefallenen Backen/ wel-
chen das tertian und quartan Fieber
nicht recht curiret wird/ die gerathen ge-
meiniglich in dieſe Kranckheit. Deſſen
Vorboten ſeyn/ geſchwinder Pulß/ aber
etwas
[123]und derer Curen.
etwas ſchwach/ das Haupt thut weh
und wunderlich/ der Leib nimmt ab ohne
Empfindung/ und iſt mehr heiß als kalt/
daher duͤrſtet ſolche Leute oͤffters/ groſſes
Reiſſen im Ruͤcken mit Hitze/ der Urin
iſt denen Geſunden faſt aͤhnlich/ ohne zu-
letzt giebt es einen oͤhlichten Ringel/ und
wird der Farbe nach dem Spaniſchen
Wein gleich/ nach Tiſch fliegende Hitze
und rothe Backen/ ſtarcker Nacht-
Schweiß/ wie auch Naͤſſe in der flachen
Hand/ Stirn und Fußſohlen ꝛc. Wo
dieſe Kranckheit einen erſt auf das Bett
wirfft/ da iſt es gefehlet/ denn es machet
ein langwierigs recht elendes Lager/ ma-
chet den Leib einen toden Coͤper gleich oh-
ne Rettung. Noch eine treue Erinner-
und Vermahnung gebe ich/ daß man
doch ja in der Lungen und Schwind-
ſucht oder Phthiſi keine purgantia noch
Vomitiv brauchen ſoll/ denn ſie helffen in
das Grab/ wie ich ſolches bey vielen Un-
erfahrnen obſerviret, und das iſt auch ei-
ne Urſach mit/ warum die wenigſten cu-
riret werden an der Schwindſucht/
auch wil dieſe gantz andere Mittel er-
F 2for-
[124]Studenten-Kranckheiten
fordern/ als in den Buͤchern insgemein
vorgeſchrieben ſeyn.


Das XVI. Capitel.
Vom Seitenſtechen.


ES pfleget ja manchmahl unſere
circulation verhindert zu weꝛden/
daß auch in der Seiten ſich eini-
ge kleine Aedrigen verſtopffen/ die in
die pleuram lauffen/ welches alsdenn
wegen der groſſen Empfindligkeit der-
ſelben pleuræ (welches ein duͤnne Haͤut-
lein iſt/ ſo die Rieben umgiebet) Stechen
verurſachet/ mit groſſer Hitze/ auch off-
termahls mit groſſer Entzuͤndung we-
gen der Blut-Adern/ bißweilen greifft
es auch die Lungen mit an/ da denn ein
Huſten und garſtige Materi ſich findet/
welche wohl wil in acht genommen wer-
den/ daß ſich nicht etwa ein Geſchwaͤr
mit anſetzet. Ich habe obſervirt, daß
ſolches die groſſe Kaͤlte und langes
Schlittenfahren verurſachet/ daran
auch die meiſten geſtorben/ welches ich
ietzo nicht vergeblich wil geſaget haben.


Das
[125]und derer Curen.

Das XVII. Capitel.
Vom Magen druͤcken und uͤbeler
Verdauung.


ALle Magen Kranckheiten ſind
nichts anders/ als eine uͤbele Be-
ſchaffenheit des fermenti u. con-
ſequenter
eine uͤbele digeſtion, da entwed’
der Magen zu kalt/ oder das fermentum
zu ſchwach od’ zu ſauer/ oder die Speiſe
iſt zu hart/ oder auch nicht wohl gekauet/
daher kom̃en cruditaͤten/ welche den Ma-
gen dꝛuͤcken/ Aufſteigen/ Blehungen und
andere Beſchwerung machen: das ro-
bur
oder die Staͤrcke des Magens iſt
nicht bey allen gleich/ ſondern der eine
hat einen Pygmæum kleinen und ſchwa-
chen/ der andere einen giganteum oder
Rieſen ſtarcken Magen/ der auch Stei-
ne/ Glaß und alles vertragen kan/ der-
gleichen Exempel in Leipzig zu finden.
Und weil an dem Magen das meiſte ge-
legen/ ſo ſol man denſelben mit allen
Fleiß in acht nehmen/ daß er nicht zornig
werde/ und allen Kranckheiten Thuͤr
und Angel aufmache/ weil er ohne diß
von den meiſten Medicis genennet wird
F3ein
[126]Studenten-Kranckheiten
ein Schmid aller Kranckheiten. Das
Aufſteigen oder die ructus kommen mei-
ſtens her von fetten oͤhlichten Speiſſen/
als Kaͤß/ Butter/ fettes Fleiſch und von
den mit Honig angeſchmierten Sachen/
welche zur Galle werden/ verſaͤuren/ und
alsdenn ſolche ructus verurſachen/ worzu
ſich gern der Sod geſellet.


Das XVIII. Capitel.
Von Miltz-Beſchwerung und
Scharbock.


DAs Miltz wird von vielen als ein
ſchaͤdliches Eingeweyd verworf-
fen/ welches aber gantz falſch/ und
iſt ſolches vielmehr ein hoͤchſt noͤthiges
Stuͤck zur Geſundheit. Daß es aber
vielen Kranckheiten unterworffen/ wird
niemand leugnen/ das macht ſeine deli-
cate ſtructur,
welche beſtehet aus unzeh-
lich vielen Hoͤhligen/ Gefaͤſſen oder A-
dern und Faͤßligen/ welche zur Bewe-
gung/ Kleinmachung und genauer Auß-
arbeitung des Blutes viel beytragen/
und dahero leichtlich koͤnnen verſtopffet
werden/
[127]und derer Curen.
werden/ von deu rohen groben grießlich-
ten oder leimichten ſchleimichten
Feuchtigkeiten/ welche hernach daſelbſt
verſauren/ verfaulen/ und das gantze
Blut mit anſtecken. Wenn nun ein
ſaurer Chylus und Gebluͤt dahin ge-
bracht wird/ ſo wird ſein fermentum
auch verfaͤlſchet/ ſeine fibræ oder Faͤßli-
gen angefochten/ daher entſtehet denn
groſſer Schmertzen gegen den Magen
und in der Seiten/ verſtopfft ſie ſich aber
gar/ ſo iſt es deſto gefaͤhrlicher/ und blei-
bet ein ſaures Blut/ welches hernach
den gantzen Leib anſtecket/ darzu eine uͤ-
bele Diæt ein wichtiges contribuiret.
Das ſtetige Sitzen iſt deſſen Mutter/
worzu endlich koͤmmt die Traurigkeit/
Melancholey/ ſchwartz gelbe Farb des
Angeſichts/ Blehung und Poltern im
Leibe/ zumahlen/ wo man zu wenig bey
der Mahlzeit trincket/ ſaure oder ſuͤſſe
Sachen iſſet/ da gehet es erſt recht an/
denn da wird der Lebens Balſam/ die
Gall nieder geſchlagen/ dicker und
ſchaͤrffer/ der ſuccus pancreaticus zach
und ſauer/ der Rumlauff des Blutes
F 4wird
[128]Studenten-Kranckheiten
wird gehindert/ die kleinen Aedrigen
verſtopffet und das Ubel vermehret.
Der Miltzſucht Bruder heiſſet der
Scharbock/ welcher nichts anders iſt/
als ein verderbtes/ verſaurtes/ ſcharffes/
zaches und unreines Gebluͤt/ und deß-
wegen wird er genennet ein Scherwen-
tzel bey allen Kranckheiten/ welcher um
ſich friſſet u. abzehret wie die Schwind-
ſucht. Wird er fluͤchtiger/ ſo ſteckt er
auch an/ wie ein Gifft/ und hat ſeinen
Sitz in dem gantzen Gebluͤt/ und ſeine
Werckſtadt in dem gantzen untern Leib/
da die Eingeweide und Miltz-Adrigen
verſtopffet/ die Galle und ſuccus lym-
phaticus
dick und angeſchaͤrffet wird/
die ſonſt lieblich und fluͤßig iſt von Na-
tur/ und wer damit angefochten iſt/ der
traͤgt den Tod ſtets an ſeinem Leibe.


Das XIX. Capitel.
Vom Malo hypochondriaco.


Es wird dieſe Pein billich genennt
κα [...] ἐξοχὴν der Gelehrten
Kranckheit/ weil ſie wegen des
vie-
[129]und derer Curen.
vielen Sitzens und uͤbeler Diæt am mei-
ſten darzu geneiget ſind. Es iſt aber
nichts anders als eine Zuſammenzie-
hung der nerveuſen Theilen in den un-
tern Leib/ daher es denn auch ſpannet
und ſehr verdrießlich thut/ meiſtens aber
in der lincken Seiten/ machet ſchweren
Athem/ truͤcken uͤber dem Magen/ ſchwe-
res Gehoͤr/ ſauſſen in Ohren/ bißweilen
iſt es/ als wolte man ſich brechen/ Auf-
ſteigen und Blehung des Magens/
Kopff-Schmertzen/ fliegende Hitze und
Bangigkeit/ Traurig- und Tiefſinnig-
keit. Es ſtecket aber eben ſo wohl in
dem Gebluͤt/ am allermeiſten aber in der
Lympha, ſero, und ſucco nerveo, da das
Gebluͤt ſolche ſtarcke Saͤure hat/ dahero
muͤſſen ſolche hypochondriaci offt aus-
ſpeyen. Kommt her von uͤbeler dige-
ſtion
und chylification, da der Sauer-
Teig des Magens mehr ſauer als gemaͤſ-
ſiget iſt/ das machet einen dicken und un-
flieſſenden Milch-Safft/ welcher bald
auf der erſten Straſſe (primis viis) ſte-
hen bleibet und verdirbet/ zumahlen wo
das gebuͤckte Sitzen darzu koͤmmt/ da
F 5die
[130]Studenten-Kranckheiten
die Gaͤnge zuſammen gedruckt werden/
der Durchgang verhindert wird/ und e-
ben deswegen nehmen ſolche Leute nicht
zu/ gehet gleich ein wenig Waͤßrigkeit
wie Molcken in das Gebluͤt (die oͤhlicht
und beſten Theile kommen nicht durch/)
ſo iſt ſie doch nur ſcharff oder ſauer/ ma-
chet Ungelegenheit und krampfiges Zu-
ſammenziehen in den Gliedern/ und
verurſachet wegen des verdickten Ge-
bluͤts groſſe Kranckheiten/ als den
Stein und den Scharbock ſelbſt. Dar-
zu hilfft nun abermahl viel das wenige
trincken/ dadurch die Milch nicht kan
recht fluͤßig gemacht werden/ welches
wohl zu mercken und ins kuͤnfftige zu
verbeſſeꝛn. Denn was bey dieſer Kranck-
heit fuͤr Schmertzen ſeyn/ weiß niemand
beſſer/ als der es erfahren/ und wo dieſes
malum einmahl recht eingewurtzelt/ da
laͤſt ſichs ſchwerlich heben als nur mit
mit maͤchtigen (Herculeis) remediis,
auch nicht auf einmahl/ ſondern nach
und nach.


Das
[131]und derer Curen.

Das XX. Capitel.
Von Stein Beſchwerung und
ſchweren Harnen/
(Dyſuria.)


AUs obgedachter Urſach entſprin-
get nun auch die Stein-Be-
ſchwerung/ da nemlich ein ſolch
zaches tartariſches Weſen in den ſub-
tilen Aedrigen ſitzet/ haͤnget ſich an die
Waͤnde derſelben/ wird endlich durch
die Hitze zum Griß/ bringet deßwegen
groſſe Schmertzen/ zumahl wo ſie mit
ihrer rauchen und eckigten Geſtalt die
empfindliche innerliche Wand der aͤd-
rigen ritzet/ und nach dem ſie hart und
groß/ offt biß auf das Blut verwund/
leget ſich in den Nieren an/ machet
Schmertzen um dieſelben und in den
Lenden/ koͤmmet eine groͤſſere truckne/
(ſiccitaͤt) und Hitze darzu/ ſo werden die
kleine Steinigen groͤſſer und haͤrter/
bringen mehr Schmertzen ja offt den
Tod. Daß aber ein ſolch tartariſches
und leimichtes Gebluͤt bey den hypo-
chondriacis
ſey/ weiſſet der rothe Sand/
und weiſſe Schleim in den Urin/ wel-
F 6ches
[132]Studenten-Kranckheiten
ches/ ſo lang er fort gehet/ wohl gar gut/
nur daß man denſelben durch uͤbele
Diæt nicht vermehre/ ſondern vielmehr
mit guten Mitteln abfuͤhre/ aber nicht
mit ſtarcken purgirenden Sachen/ wel-
ches mehr den Tod und groͤſſere Gefahr/
als Huͤlffe bringet. Die Dyſuria iſt/
wo der Urin nicht mehr fort will/ oder
gar zu wenig gehet/ wegen vielen tarta-
riſchen Schleims/ der ſich an den Aus-
gang der Blaſſen oder auch in den Ure-
teribus
oder Urin-Gaͤngen angeleget/
findet ſich nun eine Schaͤrffe darbey/ ſo
thut es ſehr weh/ wenn man den Urin
laſſen will/ und folget gern Blut darauff
wegen Auffritzung der kleinen Blutaͤdri-
gen und Verwundung der Urethræ oder
des Urin-Gangs/ welche Schmertzen
leichter zu leſen als zu erdulten ſeyn.


Das XXI. Capitel.
Von der fluͤchtigen Glieder Gicht
und Laͤhmung.


DIeſe Glieder Gicht iſt nichts an-
ders/ als wo ſolche tartariſche
ſubtile Schaͤrffe/ die wegen ih-
rer
[133]und derer Curen.
rer Subtilich- und Fluͤchtigkeit mit der
lympha in die nervos getreten/ und alſo
durch den gantzen Leib mit circuliret
wird/ bald da/ bald dort ihre Gegen-
wart ſchmertzlich an den Tag giebet/
auch bißweilen an einem Ort eine zeit-
lang ſitzen bleibet/ aber doch wieder fort
ruͤcket/ uñ demnach groſſe Verdruͤßlich-
keit verurſachet/ daß mancher ſich einbil-
det/ es ſeye ihme gar etwas boͤſes ange-
hexet/ wie ich von vielen Patienten ſelbſt
gehoͤret. Es iſt in Wahrheit eine recht
verdruͤßliche Sache um dieſe Kranck-
heit/ denn ſie machet und verurſachet
krampffigte Contracturen, und wo ſichs
an einem Ort recht einſetzet/ die Nerven
verſtopffet/ da folget gemeiniglich eine
Laͤhmung die nach Beſchaffenheit des
Orts oder des Gliedes offt ſehr gefaͤhr-
lich/ ja ſie verwandelt ſich gar in Schlag-
fluͤſſe/ die ſo ſie recht treffen entweder
bald den Garaus machen/ oder doch ein
elendes langes Lager verurſachen.
Welche nun ohne diß eine ſolche tarta-
riſche und fluͤchtige Schaͤrffe haben/
und noch darzu gar Brantewein trin-
F 7cken/
[134]Studenten-Kranckheiten
cken/ die werden unverſehens uͤbereilet
werden und zu kurtz kommen/ wo ſie
nicht von dem Gifft Waſſer/ dem Bran-
tewein abſtehen/ wie auch von dem
Zorn/ der an ſich ſelbſt ein Gifft iſt. Wer
nun von des Steins und Gicht Be-
ſchwerung will befreyet ſeyn/ der laſſe
das malum hypochondriacum bey ſich
nicht einwurtzeln denn ex uno quaſi ovo
proſiliunt arthritis, calculus \& affectus
hypochondriacus,
die Gicht/ Stein
und Seiten-Weh kommen gleich-
ſam aus einem Ey herfuͤr/
und brin-
get keinen guten Außgang.


Das XXII. Capitel.
Von der Muͤdigkeit und Kraͤtze.


DIe Muͤdigkeit iſt ein Vorbot
entweder eines Fiebers oder
auch der Kraͤtze/ und iſt nichts
anders/ als wenn zwiſchen der Haut in
denen poris \& glandulis Schweiß-Loͤ-
chern und Druͤßigen/ (derer die Haut
gantz voll iſt) ſolche ſcharffe ſaltzige
Feuchtigkeit ſitzet/ welche die empfindli-
che
[135]und derer Curen.
che faßlichte Haͤutlein der Druͤſigen
gleichſam anbeiſſet und beizet/ welches
der Natur ein Jucken verurſachet und
Muͤdigkeit. Die Kraͤtze iſt eine Auß-
ſchwerung des Boͤſen/ welche die Natur
befoͤrdert/ da nemlich des Blutes ſal-
tzige ſcharffe Waͤßrigkeit (ſerum) die
weiche Druͤßigẽ zwiſchen der Haut ent-
zwey beiſſet/ darauf denn eine Faulung
entſtehet und Eyterkeit/ iſt nun eine ſaͤu-
re darbey/ ſo iſt es deſto ſchlimmer. Die-
ſes alles koͤmmt originaliter und ur-
ſpruͤnglich aus dem Gebluͤt/ welches
ſchon zur Faulung geneiget wegen deſſen
uͤbelen untereinander Miſchung und ſte-
tiger Gehrung/ dieſes aber aus uͤbeler
Diæt, zufoͤrderſt wegen vielen Sitzens/
da die Natur traͤg wird in Herumfuͤh-
rung des Gebluͤtes/ und alſo iſt die cir-
culatio impedita
oder dieſer verhinderte
Umlauff des Blutes an dem allen Ur-
ſach. Sie ziehet nach ſich die Schwind-
ſucht/ und wo ſie zuruͤck getrieben wird
durch kalte Lufft/ Salbung oder Schmi-
ren/ ſo/ daß die pori verſtopffet werden/
ſo folget gern darauff ein Zittern der
Haͤnde
[136]Studenten-Kranckheiten
Haͤnde/ contracturen, und endlich der
bloͤtzliche Tod.


Das XXIII. Capitel.
Von Fiebern.


FIeber ſind ſonſt eine Reinigung
der Natur/ wo dieſe nur die O-
berhand und das prædominium
erhaͤlt/ ſonſten thun ſie groſſen Schaden
unter den Menſchen/ daß man ſich bil-
lich fuͤr ſie zufuͤrchten Urſach hat. Und
aus eben dem Fundament haben vor-
mahls die Roͤmer das Fieber wie einen
Gott geehret/ ihme auch Capellen er-
bauet und angebeten/ nur damit es ihnẽ
keinen Schaden thun moͤge. (70) billi-
ger aber iſt es eine Furia als eine Goͤttin
zu nennen. Es iſt aber das Fieber
nichts anders/ als wenn das Blut von
ſaltzigen ſcharffen ſchleimigen und ſau-
ren Theilen voll und unrein iſt/ oder der
Scharbock iſt eingewurtzelt/ da werden
die Zaͤſſerigen des maͤuſichten Fleiſches
wegen verderbter Lymphæ oder Waͤſ-
ſerich-
[137]und derer Curen.
ſerichkeit durch den Anſtoß ſolcher un-
gleicher Theiligen zuſammen gezogen
wie ein Krampff/ die Nerven und die
darin befindliche Seelen Geiſter wer-
den zerſchuͤttert nechſt dem gantzen Leib/
und dieſes Zerſchuͤttern heiſſet der paro-
xysmus.
Nach dem aber nun die Fe-
brili
ſche Materi zach/ haͤuffiger/ ſcharff
und beweglicher iſt/ und nachdem die
krampffige Zuſammenziehung (ſpaſmo-
dica contractio
) ſtarck iſt/ nach dem iſt
auch der paroxyſmus ſtarck/ lang und
oͤffterer/ deßwegen ſaget man auch ein
alltaͤgliches/ dreytaͤgliches und vier taͤg-
liches Fieber. Die veranlaſſende Ur-
ſach iſt zwar die Verſtopffung der
Schweiß-Loͤcher von Kaͤlte/ aber deß-
wegen iſt der Magen nicht ohne Schuld/
wie einige wollen/ ſondern er iſt der
Schmid und Auswircker aller Febrili-
ſchen Materi, welche ſich in den Unter-
Leib aufhaͤlt/ biß es endlich verſchlim-
mert wird/ und die Gedaͤrm-Druͤßigen
da mit anfuͤllet und das Boͤſe in den
gantzen Leib zuruͤck ſchicket. Gleich-
wie nun bey allen Studenten der Ma-
gen
[138]Studenten-Kranckheiten
gen gemeiniglich leiden muß/ ſo ſind ſie
deßwegen auch ſtarck geneigt zu den
Fiebern wegen des Zunders/ nehmen ſie
aber denſelben beſſer in acht zu mahlen
in Fruͤhling und Herbſt/ ſie waͤren offt-
mahls ſicherer/ als ſie leyder! ſind.



Dritten Buchs erſter Theilung.
Von der StudentenDiæt.


Das I. Capitel.
Von derDiætNothwendig- und
Nutzbarkeit.


GLeichwie kein treuer Medicus
derjenige zu nennen/ welcher
mit ſeinen conſiliis prophyla-
cticis
rar und theuer/ auch nicht ehe/ als
in euſſerſter Noth fuͤr die Geſundheit
ſeiner Anvertrauten ſorget; am aller
wenigſten aber ein ſolcher/ der mit ge-
ſunden Regeln im Eſſen und Trincken
(als woran am meiſten gelegen) dieſel-
bige
[139]und derer Curen.
bige liederlich verabſaͤumet/ meinende/ es
gehe dadurchſeinem Accidenti was ab/
wenn er von Balgen und Schmauſſen
die Menſchen abmahnet/ nach dem be-
kannten Sprichwort: ceſſante bello \&
ingluvie, ceſſat Medicus,
das iſt: wenn
das Zancken/ Freſſen und Sauffen
aufhoͤret/ ſo hoͤret auch der
Medicus
auf. Ich ſage vielmehr/ daß ein treu-
es Conſilium Medicum Diætieum offt-
mahl mehr bezahlet wird/ denn eine gan-
tze Cur/ welches ich ſelbſt erfahren. Es
pflegt ja die Natur bey den meiſten fuͤr
der Artzeney zu eckeln/ zumahlen wo ihr
gantze Bollen voll vorgeſetzet werden:
Da im Gegentheil eine rechte vorge-
ſchriebene Diæt nicht zuwieder/ noch
theuer iſt/ wircket auch offtmahls mehr/
als die beſte Artzeney/ als zum Exempel
in der Schwindſucht. Ja wo bey der
Medicin keine Diæt gehalten wird/ kan
ſie/ wie herrlich ſie auch ſeyn mag/ ihren
rechten effect nicht erreichen. Wes-
wegen auch Hippocrates denen Medicis
mit einem Eyd anbefohlen/ daß ſie doch
nicht vergeſſen moͤchten der Speiſſe und
Trancks
[140]Studenten-Kranckheiten
Trancks und dieſelbige vorzuſchreiben
bey Curirung der Kranckheiten/ welches
auch recht iſt/ denn optimum regimen ad
propagandam vitam eſt moderata diæta,

die beſte Art ſein Leben fort zu ſe-
tzen/ iſt eine maͤßige
diæt, ſage mit
Fleiß eine maͤßige diæt, denn eine grobe/
da man alles friſſet/ machet den Leib
gar zu ungeſchickt/ ein mittelmaͤßige er-
haͤlt den Leib geſund/ eine gar zu ſtrenge/
verzehret denſelben/ die erſte uͤberhaͤufft
die Natur/ welche doch mit wenigen ver-
lieb nimmt/ die andere muß nach dem
Appetit gerichtet ſeyn/ welcher ſich
nichts laͤſt abbrechen/ requirit ſuum
dimenſum, nec vult depauperari
ſuo genio,
die letztere/ da man lauter
ſchwache und Lecker-Bißgen genieſſen
wil/ machet einen ſchwachen Leib/ dar-
um ſol ſie ſeyn moderata. Es fehlet uns
ja auch an Exempeln nicht derjenigen/
die ſich durch gute Diæt ſelbſten curiret
und wieder geſund gemacht haben. (71)
Die
[141]und derer Curen.
Die Spanier haben ein vernuͤnfftiges
Sprichwort:


Si quieres vivir ſano

Harte viejo temprano

Denn ſie wiſſen eben ſo wohl/ daß die
Maͤßigung in der Speiß und der Hun-
ger ſey das allerbeſte præſervativ fuͤr
viele und groſſe Kranckheiten/ und ſey
auch die beſte Cur derſelben. Den Nu-
tzen der Diæt erklaͤret auch gar fein O-
vvenus
(72) ſagend:


Vivere naturæ ſi convenienter amarent

Mortales, medicâ nil opus eſſet ope,

Et mus illectum roderet Hippocra-

tem.

Wenn die Menſchen fein der

Natur gemaͤß lebeten/ ſo be-

duͤrffte man nicht der Huͤlffe

desMedici,und blieben der

Aertzte Buͤcher ohn aufge-

ſchlagen den Maͤuſen zur

Speiſe.

Die gantze Diæt aber beſtehet nur in gu-
ter
(71)
[142]Studenten-Kranckheiten
ter Ordnung/ welche der Natur ſehr zu-
traͤglich/ und wo man ihr dieſe goͤnnet/
ſo nimmt ſie es mit den Menſchen ſo ge-
nau auch nicht/ denn was die Ordnung
thut in Macrocoſmo, in der groſſen
Welt/ das geſchichtauch in Microcoſ-
mo,
in der kleinern Welt. Doch ſage
ich nicht/ daß man die Ordnung in ſchaͤd-
lichen und verbotenen Speiſen halten/
oder promiſcuè in den Tag hinein leben
ſol/ ſondern ich geſtehe/ daß auch die ge-
ſundeſten Speiſen durch Unordnung
ſchaͤdlich ſeyn/ koͤnnen. Mancher meinet
ſo lang es dem Maul ſchmecket/ waͤre es
der Geſundheit nicht zu wieder/ aber
nein/ denn non omne, quod palato ſapit,
ventriculo conducit,
nicht alles/ was
dem Maul ſchmecket/ iſt dem Ma-
gen eben geſund und gut.
Doch ſol
man auch die geſunden Menſchen mit
ſolchen harten und genauen legibus ſcho.
laſticis
nicht binden/ denn ſolche accuriſſi-
mi Diætæ obſervatores
oder die ſo ge-
nau nach der
Diætleben: werden
meiſtentheils valetudinariikraͤnckliche
Leute/ zumahlen Studenten/ die heut
bald
[143]und derer Curen.
bald da/ bald dort morgen anderswo
ſeyn. Der Roͤmiſche Medicus Aſcle-
piades
hat zwar deßwegen groſſe Gunſt
bey den Roͤmern gehabt/ weil er ihnen
alles hat zu gelaſſen/ aber er hat vielleicht
alles zu ſeinen Vortheil gethan/ und
faͤllt mir hierinnen bey/ was offt beruͤhr-
ter Herr D. Ammon davon haͤlt/ der da
ſpricht: (73)quod ſapit, nutrit, appeti-
tui multum eſt dandum, \& (quod benè
notandum,) conſule tuam Naturam \&
conſuetudinem, (an cum ἐυφορία) \& in
omnibus, quæ aſſumis, vita exceſſum, ſic
neque Caſeus, neque vinum neque halec,
neque cucumeres \&c. tibi nocebunt,

was ſchmecket/ das giebt Nahrung/
auf den Appetit muß man viel ſe-
hen/ und welches wohl zu mercken)
ziehe zu Rath deine Natur und die
Gewohnheit/ (ob ſie es vertragen
koͤnnen) auch in allen Dingen/ was
du iſſeſt/ meide den Uberfluß/ ſo
wird weder der Kaͤs/ noch Wein/
weder Hering noch Gurcken ꝛc. dir
etwas ſchaden.
Derowegen mit ei-
nem
[144]Studenten-Kranckheiten
nem Wort ſol man in der Diæt ſich rich-
ten nach der Natur und Appetit/ denn
die Zaͤrtlinge bekommen meiſtentheils
ſchwache Leiber/ (papyraceam Natu-
ram,
) die nicht dauerhafftig ſeyn. Doch
wolte ich nicht gerne denen Herrn Stu-
denten des Cyri, eines Koͤniglichen
Printzens Diæt recommendiren, ſie
wuͤrden ſonſten bald die Garkuͤche tref-
fen; deſſen denckwuͤrdige Antwort a-
ber war dieſe/ (74)Als er aber gefra-
get worden/ was er vor Speiſen
auf ſeiner Abend-Tafel verlangete
zu eſſen/ nichts/ ſpricht er/ als nur
Brod/ denn wir wollen bald die
Abend-Mahlzeit bey den friſchen
Brunn halten.


Das II. Capitel.
Ob ein Student nach derDiætleben
koͤnne.


WIe abſurd es waͤre/ einem ar-
men Schlucker eine ſtrenge
Diæt vorzuſchreiben/ der doch
eſſen
[145]und derer Curen.
eſſen muß/ was er hat/ bey deme es heiſ-
ſet:


Devorat os oris quicquid lucratur os
oſſis,

Was die Beine erwerben/ das
verzehret der Mund.

Man darff ihme keine Kramms-Vogel
oder Forellen verbieten/ er wird ſie ohne
dem wohl mit frieden muͤſſen laſſen/
drum auch Juvenalis ſaget:


Ne cupias mullum cum ſit tibi Gobio
tanum in loculis.

Du ſolſt nicht begehren einen de-
licaten Meer-Barben/ weil du
kaum eine Schmerle in deinen
Kaſten haſt/
oder/ was man
nicht bezahlen kan/ darnach ſol
man ſich nicht ſehnen.

So vergebens waͤre es auch denen Stu-
denten alles was ſie eſſen ſollen/ vorzu-
ſchreiben/ ſie wiſſen ja wohl/ daß ſie alles
gewohnen muͤſſen/ in Speiſe und
Tranck/ da man nicht giebet/ was ih-
nen geliebet/ ſondern was man auf den
Tiſch bringet/ das muͤſſen ſie eſſen/ ſuͤß
und ſauer/ ſaltzig und herb/ roh und
Gſchlecht
[146]Studenten-Kranckheiten
ſchlecht gekocht/ nach dem die Koͤchin
lang geſchlaffen. Es waͤre zwar wohl
zu wuͤnſchen/ daß Gelehrte und Stu-
dirende dergleichen Tiſche haben koͤn-
ten/ da die Speiſen nach dem Magen/
und nicht der Magen ſich nach den
Speiſen richten muͤſten/ es wuͤrde war-
hafftig mancher geſunder ſein Vater-
land wieder ſehen.


Das III. Capitel.
Von denjenigen Stuͤcken/ die zur
Diætgehoͤren.


DAmit aber nun klaͤrlich erhelle/
quod medice vivere, ſit optimè
vivere,
oder nach derDiætzu
leben ſey das beſte Leben/
wieder den
Paracelſum und Helmont, ſo wil ich die
gantze Diæt, wie ſich nemlich ein Stu-
dent in allen zu verhalten/ damit er ge-
ſund bleibe/ und zwar nach den ſechs
Stuͤcken/ die zur Diæt gehoͤren/ (res non
naturales
genannt) ausfuͤhren/ als da iſt
(1) Die Lufft/ (2) Speiß und Tranck/
(3) Bewegung und Ruh/ (4) der

Schlaff
[147]und derer Curen.
Schlaff und Wachen/ (5) Gemuͤths
Bewegungen/ (6) die Unreinigkeit
und nuͤtzliche Feuchtigkeit des Lei-
bes.
In dieſen Stuͤcken kan der Menſch
ſeine Geſundheit finden und auch verlie-
ren/ denn ſie ſind die groͤſten Herren und
Herſcher unſeres Leibs/ die da entweder
nutzen oder ſchaden koͤnnen/ nach dem
man ſie brauchet.



Dritten Buchs anderer Theilung
Von der Lufft insgemein.


Das I. Capitel.
Von der Macht der Lufft.


WAs die Lufft fuͤr eine Macht in
und auſſer den Menſchen habe/
das weiſen die Lichter unter de-
nen Natur Erforſchern mit ſchoͤnen und
wunderſamen Experimenten, als Gue-
rik, Mayov
und Boyle, daß es nunmeh-
ro ausgemacht/ daß das ſtudium Phy-
ficum
ein wunder ſtudium und Anfang
G 2ſey
[148]Studenten-Kranckheiten
ſey der gantzen Philoſophie/ ja zu allen
diſciplinen hoͤchſt noͤthig/ und kan ſolche
kein Gelehrter/ er ſey wer er wolle/ ent-
behren/ ich meine aber diejenige Phyſic,
die mit der Matheſi verknuͤpfft iſt/ deſſen
Vortreflichkeit aus nachfolgenden er-
hellet: Beatitudo præſentis vitæ conſi-
ſtit in cognitione Naturæ, ideo poſt æter-
na in rebus temporalibus ſummum eſt
inveſtigatio ſecretorum Naturæ,
das iſt:
Die Gluͤckſeeligkeit des gegenwaͤrti-
gen Lebens beſtehet in Erkaͤntnuͤß
der Natur/ derowegen iſt nechſt
dem ewigen in zeitlichen Sachen
das allerhoͤchſte die Unterſuchung
der Geheimnuͤſſen der Natur.
(75)
Die Lufft giebt und benimmt das Leben
und die Geſundheit; (76) Denn was
die Alten geſprochen/ ſo lang nemlich die
Seele noch in den Menſchen/ ſo lang
habe er noch das Leben/ ich ſage/ ſo lang
noch Lufft da iſt/ ſo lang waͤret das Le-
ben/ weil die gantze Bewegung des
Gebluͤts von der Lufft koͤmmt; Daher
auch
[149]und derer Curen.
auch Varro wohl gelehret: Animam
(corpoream) eſſe aërem ore inſpiratum,
calefactum corde, ſparſum per viſcera

die Seele (verſtehe die leibhaffte)
ſey die Lufft mit dem Mund ange-
zogen/ im Hertzen erhitzet und durch
den gantzen Leib zerſtreuet.


Das II. Capitel.
Von der Wahl der Lufft.


DIe euſſerliche Lufft wird in den
Menſchen gebracht theils durch
Lufftholung/ (inſpiratione
[...]νπνοὴ) theils durch die Schweiß-Loͤcher
des Leibes (ῶ [...]ιχύσ [...]circumfuſione.)
denn die Lufft iſt ein aller ſubtileſter Leib/
und liegt uns naͤher an als das Kleid.
Beyderley Art geben der Natur eine
ſtarcke alteration und Veraͤnderung.
Wie nun die Lufft/ ſo die Geſundheit/
und das Leben ſelbſt. Durch unſere
Lufft aber verſtehen die Medici die grobe
Lufft (athmoſphæram) die mit vielfaͤlti-
gen andern Theilen angefuͤllet/ als mit
ſaltzigen (77) und zwar unterſchiedlicher
G 3Ge-
[150]Studenten-Kranckheiten
Geſtalt/ nemlich ſchweffelichten Saltz/
(78) oder Salpetricht Ammoniacali-
ſchen/ und deßwegen iſt die Lufft ſehr
rauh ꝛc. (79) oder mit Salpetrichen
geiſtreichen fluͤchtigen Theilen. (80) Wo
nun zu dieſen vielfaͤltigen ungleichen
Theilen der Lufft noch andere darzu auf-
ſteigen/ ſo muß ſie ja noch ſchaͤrffer/
rauher und ungleicher werden (tale ad-
ditum tali magis illud reddit tale.
)
Daraus nun leicht zu erſehen/ warum
die Lufft ſchaden koͤnne. Denn iſt ſie
ſaltzig/ ſo verurſachet ſie auch ein ſaltzi-
ges Gebluͤt/ und deßwegen ſtarcke Fluͤſ-
ſe/ Huſten/ Schnuppen/ Fieber ꝛc. kom-
men noch andere Theilgen darzu/ ſo ver-
urſachet es wohl groͤſſere u. gefaͤhrliche-
re Kranckheiten/ zumahlen wo ſo haͤuf-
fige ſaltzige und andere ſtinckende Duͤn-
ſte in die Hoͤhe ſteigen und die Lufft ver-
unreinigen mit ihren fluͤchtigen ſtincken-
den miasmatis und Duͤnſten/ daß dahern
eine einheimiſche Ungeſundheit/ Schar-
bock/
[151]und derer Curen.
bock/ Schwindſucht/ kurtzer Athem/
Huſten/ Heiſcherkeit/ Gicht u. a. m. be-
foͤrdert werden/ als zum Exempel von
Stein-Kohlen/ deſſen ſchaͤdlichen Art
maͤnniglich mit Naſen richẽ/ den ſchwaꝛ-
tzen blauen Dunſt mit Augen ſehen/ auch
wohl auf der Zungen ſchmecken kan/
zumahlen koͤnnen diejenige/ ſo etwas
naͤher wohnen/ ſolches mit Grund der
Warheit bezeugen. Und ob man gleich
deſſen Schade nicht alſobald anfangs
mercklich empfindet/ ſo iſt doch zu wiſſen/
daß ſolche/ wiewohl nicht eben ſo gaꝛ gif-
tige/ doch ſehr ungeſunde Lufft den Leib
nach und nach (ſenſim ſine ſenſu) anſte-
cke/ und den Zunder gleichſam aufblaſe/
ja weil dieſe Saltze fluͤchtig/ ſo deſtruiren
und verderben ſie die humores zwar
nicht auf einmahl (ἀϑρόως κα [...] βιαίως)
nach Art anderer gifftigen Lufft/ ſondern
ſetzen ſich tief ein in das Blut und Ner-
ven/ bleiben darin lang verborgen more
luis Gallicæ.
Auch mercken ſolches cu-
rieuſe practici
gar wohl/ das gantz ande-
re Kennzeichen (phœnomena) bey denen
valetudinariis und Scharbockiſchen ſich
G 4er-
[152]Studenten-Kranckheiten
ereignen. Derowegen ſol man in me-
dicini
ſchen Sachen meiſtentheils von
dem Effect ſchlieſſen/ (à poſteriori) als
welcher erſt die Warheit an den Tag
giebet/ und nicht à priori, als wie in phy-
ſicis.
Zeugnuͤß genug giebt uns das En-
gelland/ als woſelbſten die Scharbocki-
ſche Schwindſucht (atrophia ſcorbutica)
und andere faule Kranckheiten ordinair
anzutreffen/ welches die meiſten den
Stein-Kohlen und ſtaͤtiger Naͤſſe zu
ſchreiben. Wer der Stein-Kohlen
ſchaͤdliche Art nicht glauben wil/ der be-
ſuche nur Bilder/ und andere metalliſche
Sachen derjenigen/ die etwas naͤher
wohnen/ und die Maͤßinge Knoͤpffe auf
hohen Thuͤrmen/ der wird geſtehen muͤſ-
ſen/ daß der Dampff hoͤchſt ſchaͤdlich
ſey/ weil er ſelbige Dinge ſo ſcheußlich
faͤrbet/ daß ſie ſtarck anlauffen. Dero-
wegen ubi rerum teſtimonia adſunt, non
opus eſt verbis.
Demnach ſol man erſt-
lich nicht wohnen/ wo ſolche dicke/ naſſe
und ungeſunde Vapores oder Duͤnſte
aufſteigen/ ſondern etwas entfernet ſeine
Studier-Stuben ſuchen/ die eine reine
Lufft
[153]und derer Curen.
Lufft treffen kan/ und zwar gegen den
Morgen/ als welche temperirter und
truckner/ auch den Studierenden weit
geſunder iſt. Im Winter ſollen ſie
wohnen gegen Mittag/ im Sommer ge-
gen den Morgen/ und zwar alſo/ daß ſie
die Lufft im Sommer recht treffen kan/
dadurch werden die Stuben und Zim-
mer gereiniget und noch beſſer/ etwas in
der Hoͤhe/ allwo die Lufft duͤnner und
heiterer iſt/ als an der Erden. Ferner
die gegen das Feld/ Wieſen und Gaͤr-
ten gehen/ denen koͤmmt die Lufft mit ih-
ren anmuthigen effluviis im Sommer
treflich zu Nutz/ weil die Spiritus dadurch
ermundert werden. Hingegen welche
Stuben der rauhe Auſter oder Sud-
Wind trifft/ oder die gegen Mitternacht
liegen/ die ſind ungeſunder/ wie auch die
im Sommer gegen Mittag/ ſind nicht
gemaͤß zum ſtudiren. Welche Stu-
ben neu von friſchen Kalck ſeyn/ die ſol
keiner bewohnen/ denn der Kalck verur-
ſachet Faͤulung des Gebluͤts/ ja die
Schwindſucht und offt einen ſchleuni-
G 5gen
[154]Studenten-Kranckheiten
gen Tod. (81)It. die uͤber den ſtinckenden
heiml. Gemaͤcher oder andern miſtigen
Oertern wohnen/ die werden durch die-
ſe verzweiffelte Balſam-Buͤchſe mehr
Geſtanck und Unflat als geſunde Lufft
an ſich ziehen zu ihrem nicht geringen
Schaden. Auch ſollen ſie nicht woh-
nen in denen Stuben wo Frantzoͤſiſche
Patienten gelegen oder geſtorben/ weil
ſelbiger Gifft darin verborgen bleibet
und endlich den unſchuldigſten anſtecket/
wie ich deſſen ein traurig Exempel weiß/
da alle diejenige bald mit ſelbiger
Kranckheit uͤberfallen und elendiglich
geſtorben/ welches wohl zu mercken. Es
ſollen die Stuben nicht gar zu niedrig
ſeyn/ noch in dem unterſten Stockwerck
uͤber dumliche Keller/ weil ſie ſchwache
Koͤpffe und krancke Leiber machen.
Man ſol keine Lampen mit ſtinckenden
Ruͤbes- oder Leinoͤhl brennen/ ſondern
vielmehr Baumoͤhl oder doch mit dieſen
vermiſchet/ ſonſten leget ſich ein ſchwar-
tzer ſtinckender Rauch im Gehirn an/
welches
[155]und derer Curen.
welches das Gedaͤchtnuͤß verdirbet und
dem Gehirn Schaden bringet. Bey
truͤber kalter und naſſer Lufft ſollen ſie
ihre Stuben und Gemaͤcher mit wohl-
riechenden Sachen raͤuchern und alſo
die kalte und dicke Lufft zertrennen und
corrigiren, damit ſie zum ſtudiren mehr
tuͤchtig gemacht werde/ und weil das
Feuer die beſte Lufft-Reinigung iſt/ ſo
iſts gar gut/ des Morgens im Herbſt
und Winter/ auch ſonſten/ wo es die
Noth erfordert/ mit gantzen Wachol-
derſtraͤuchen zu raͤuchern/ weil in denen
Wacholdern was koͤſtliches/ nemlich
ein balſamus floridiſſimus oder ſtets
gruͤnender Balſam
ſtecket. Auch ſol
man mit andern wohlriechenden Sa-
chen ſeine Stuben anfuͤllen/ denn die
Spiritus haben einen immediatum con-
tactum
mit denen wohlriechenden Sa-
chen/ doch iſt dieſes darbey zu mercken/
daß man den Dampff nicht gar zu groß
machen ſol/ ſonſten werden die Loͤchrigen
des Gehirns damit verſtopffet/ auch ſol
es geſchehen fruͤh morgens vor Aufſte-
hens/ daß alſo der Rauch ſich ein wenig
G 6gele-
[156]Studenten-Kranckheiten
geleget und die dicke Lufft diſpergiret ſey.
Womit ſie aber eigendlich ihre Stuben
raͤuchern ſollen/ davon ſol unten ein Re-
cept folgen unter denen polychreſtisder
Studenten.



Dritten Buchs dritter Theilung.


Das I. Capitel.
Von der Speiſe.


SPeis und Tranck ſeyn nicht al-
lein aller Kranckheiten ſondern
auch der Geſundheit und des Le-
bens ſelbſtens gemeine Huͤlffs-Mittel;
Denn wie die Speiſe/ ſo die Geſund-
heit/ Zuneigung inclination und das Ge-
daͤchtnuͤß ſelbſt. Nun iſts nicht ohne/ daß
die beſten Speiſen bey einen Geſunden
ſey Brod und Fleiſch/ auch verdauet
ein geſunder ſtarcker Magen weit beſſer
grobe und harte Speiſen/ als ſubtile de-
licateſſen,
welches an dem Bauern und
4. ſchroͤdigen Dreſchern zu erſehen/ die
groſſe
[157]und derer Curen.
groſſe Hitze im Magen und ſtarcke Saͤu-
re haben/ welche weiche und niedliche
Speiſen gleichſam verbrennet und ver-
zehret. Dennoch aber haben Studie-
rende nicht eben einen ſolchen freßhaff-
ten Magen/ daß ſie alle grobe Speiſe
verdauen koͤnnen/ darum werde ich gar
recht thun/ wenn ich ihnen erleidliche
Regeln in der Speiſe vorſchreibe. Lau-
ter rare Bißgen meine ich nicht/ daß ſie
geſund waͤren/ zumahlen da ſolcher ſo
viel giebet/ daß man die beſten noch nicht
einmahl weiß zu erwehlen. (82) Es
wundert mich nichts mehr/ als daß man
heut zu tag auf den Tiſch hauffenerley
Schmierereyen/ bald ſuͤſſes bald ſaures
auftraͤget und untereinander menget/
welches in dem Leib anders nichts als
Ungelegenheit verurſachet/ wie ſolches
iedwede bey ſich befindẽ wird/ denn bald
machet man den Salat mit Zucker/ bald
anders/ welches ich nicht lobe/ es wird ja
im Magen alles zur Galle/ auch verge-
het das lecker ſuͤſſe Jungfer-Maͤulgen
bald wieder. Man kan wohl eine Ver-
G 7aͤn-
[158]Studenten-Kranckheiten
aͤnderung halten und abwechſeln/ wo
man nur nicht ſolche contraria giebet/ die
der Natur ſchaͤdlich ſeyn. Jene Frau
ſetzete ihren Tiſch-Gaͤngern bey einer
Mahlzeit Hering/ Sauer-Kraut und
endlich das Schwartze von Haſen/
ſtarck mit Syrup verſuͤſſet/ auf/ meinen-
de/ ſie haͤtte eine trefliche Klugheit ge-
braucht/ ehe ſie es erſonnen. Gemei-
niglich giebt die Koͤchin ſuͤſſe Speiſen/
warum aber/ das weiß ich nicht non
propter ſed propter.
Aber man ſol
mercken/ was Horatius davon ſaget(83)


Dulciaſe in bilẽ vertẽt ſtomacho [...] tumultũ
Lenta feret pituita; vides, ut pallid [...] omnis
Cœna deſurgat dubia.

Das iſt: ſuͤſſe Sachen werden im
Leibe zu Galle und Schleim/ wel-
cher den Magen beſchweret. Drum
ſieheſtu/ wie derjenige ungeſund
wird und verblaſſen muß/ der vie-
lerley Speiſen untereinander iſſet.

Derowegen ſol die Veraͤnderung fein
gleich ſeyn/ (varietas ciborum debet eſſe
æqualis, conformis, ſubordinata \& non

con-
[159]und derer Curen.
contraria) welches auch Hippocrates
erinnert/ deſſen Griechiſche Worte ver-
teutſcht alſo lauten: Derjenige haͤlt
eine garſtige
Diæt,welcher unter-
ſchiedliche und ungleiche Speiſen iſ-
ſet. Denn ungleiche Dinge erwe-
cken in dem Leibe einen Tumult und
Auſſtand.
Wiltu aber nun wiſſen/
welche Speiſen am geſuͤndeſten/ ſo hoͤre
gedachten Groß Vater der Medicorum
noch einmahl: Die beſten/ ſpricht er:
und zur Geſundheit dienlichſten
Speiſen ſind diejenige/ welche in ge-
ringer
quantitaͤt doch ihre Genuͤge
thun/ und den Hunger und Durſt
loͤſchen/ die lang in den Leibe blei-
ben/ und gelind wieder fort gehen.

Iſt wohl geredet; denn welche Ungele-
genheit machen/ noch Nahrung geben/
als da ſind die rohen Fruͤchte/ Garten-
Gewaͤchſe ꝛc. darnach ſol man ſich nicht
allzuſehr ſehnen. Noch weniger wur-
de die betruͤgliche Gold-Speiſe des Py-
thii
Eheweibes/ (84) noch des Helioga-
bali
[160]Studenten-Kranckheiten
bali gemachte und geſchnitzte Gerichte
(85) einen hitzigen Magen ſaͤttigen und
den Appetit ſtillen/ wo nicht ein gut
Stuͤck Fleiſch darbey ſtuͤnde.


Das II. Capitel.
Wie man ſich vor Tiſch verhalten
ſol.


NIchts gemeiners iſt unter denen
die gelehrt werden wollen/ als
daß ſie von Buͤchern zu Tiſch/
von Tiſch wieder zum Buͤchern und
endlich ſpaͤt zu Bette gehen/ welches al-
lerdings noͤthig zu erinnern. Es iſt der
Appetit des Menſchens gar ein wunder-
ſam Ding und laͤſt ſich anders nicht/
als mit Arbeit/ Muͤhe und Ordnung
gewinnen/ (gaudet excitativo) derowe-
gen wer wil Luſt zum eſſen bekommen/
der thue eine halbe Stund zum hoͤchſten
vor Tiſch eine maͤßige Bewegung/ wel-
che die traͤge Waͤrme des Magens vom
Sitzen und Studiren wieder erwecket/
denn dadurch wird das ferment des
Magens
[161]und derer Curen.
Magens lebhaffter und ſtaͤrcker/ daher
ſaget Hippocrates:Arbeit ſol vor dem
Eſſen hergehen.
Der Appetit iſt das
beſte Gewuͤrtz der Speiſen/ und ohne
demſelben iſt der Magen faul und traͤg
und verrichtet ſeyn Amt uͤbel/ die Arbeit
oder die maͤßigen Bewegungen aber
ſchaͤrffen denſelben/ ſo wohl weil ſie die
uͤberfluͤßige und rohe Feuchtigkeit in
dem Magen verſtaͤuben/ als auch weil
ſie wieder erſetzen das verlohrne. Vor
Tiſch iſt keine andere Bewegung zu ge-
laſſen/ als eine kleine deambulation oder
ein Spatzir Gaͤnglein/ deñ auf eine ſtaͤr-
ckere folget eine Muͤdigkeit/ welche den
Appetit gantz uͤber den Hauffen wirfft/
wie ſolches die Erfahrung eine iedweden
lehret. Auch ſol man nicht vor der
Mahlzeit trincken/ denn es erkaͤlt den
Magen und verderbet deſſen Kochung/
welchem Ubelſtand viel im Gebrauch
haben/ aber zu ihrem groſſen Schaden.


Das III. Capitel.
Wie man ſich bey Tiſch verhalten
ſol.


Bey
[162]Studenten-Kranckheiten

BEy der Mahlzeit iſt die beſte
Kunſt ſich von der Begierigkeit
zu maͤßigen/ wo man nicht groſ-
ſes Druͤcken in dem Magen haben wil.
Auch ſol man nicht des Kauens ver-
geſſen/ welches die erſte Dauung iſt/ deñ
der Magen als der Koch iſt eben nicht ſo
einfaͤltig/ daß er dem Muͤller der Zun-
gen/ (deſſen Muͤhl-Steine die Zaͤhne
ſind) ſolte allemahl nach arbeiten/ er
hat fuͤr ſich ſelbſten genung zuthun. Es
heiſſet demnach ſehr wohl: Vitium co-
ctionis primæ non facilè corrigitur in ſe-
cunda, nec tertia,
(86) welches wohl zu
mercken/ denn darauß kommen vielerley
groſſe und gefaͤhrliche Zufaͤlle oder in-
commodit
aͤten/ die ein iedweder bey ſich
wohl abnehmen kan/ giebt auch dem Lei-
be ſchlechte Nahrung/ ob ſichs gleich
manche einbilden. Hingegen langſam
geſſen und wohl gekaͤuet/ macht einen
guten Chylum und nehret den Leib
mercklich.


Das
[163]und derer Curen.

Das IV. Capitel.
Von der Wahl der Speiſen.


WAs fuͤr Speiſen ein ſtudioſus eſ-
ſen ſoll/ iſt nicht wohl muͤglich zu-
beſchreiben/ ein geſunder kan eſ-
ſen/ was ihm ſchmecket/ wo nur der Ap-
petit nicht auf ſolche gar contraire Din-
ge faͤllet. Es dienen Studenten keine
kalte noch feuchte Speiſen/ als welche
nichts von Nahrung geben/ ſondern den
Magen nur erkaͤlten/ und ſchaͤdliche
Gaͤhrungen darin verurſachen. Hin-
gegen nutzen vielmehr die jenige/ welche
entweder von der Natur oder durch die
Kunſt der Koͤchin mit Huͤlffe der Ge-
wuͤrtze temperiret ſeyn/ damit dero Ro-
higkeit gebeſſert werde. Zum Exempel/
Garten-Fruͤchte/ Kraut und Ruͤben/
Gurcken ꝛc: Die gemeinſten und auch
beſten Speiſen heutiges Tages ſind
Brodt und Fleiſch/ als welche den Leib
ſubſtantificè ernehren/ zu mahlen das
Brod/ welches unſerer Natur und denn
Magen wegen der gelinden Saͤure tꝛeff-
lich gemaͤß/ dannenhero der Menſch ſich
an
[164]Studenten-Kranckheiten
an allen/ aber nicht leicht an Brod uͤber-
druͤßig eſſen kan. Soll aber das Brod
nicht ſchaͤdlich ſeyn/ ſo muß es leicht/ wol
ausgebacken/ maͤßig geſaͤuert und nicht
zu hart ſeyn/ denn unausgebacken Brod
macht viel Ungelegenheit im Leibe. (87)
Was fuͤr Krafft in den Brod ſtecket/ iſt
nicht zu beſchreiben/ und heiſſet es deß-
wegen Homerus hominum medullam.
Die heilige Schrifft ruͤhmet/ daß es des
Menſchen Hertz ſtaͤrcke. In dem Brod
iſt eine rechte magnetiſche Krafft wieder
das Gifft/ welches ich obſerviret; denn ſo
bald ein Patient offtmahlen ein wenig
Brod zu ſich genommen/ hat er angefan-
gen wieder zu Kraͤfften zu kommen. Es
iſt auch denckwuͤrdig das experiment, da
das Brod dem Einhorn nach laͤuffet als
einem Magnet/(88) ohne Zweiffel pro-
pter harmoniã effluviorum ſympatheti-
cam, Panis eſt ciborum baſis, ſtomacho
gratiſſimus \& analepticus
oder das
Brod iſt das Fundament der Spei-
ſen/ den Magen angenehm und gibt

groſſe
[165]und derer Curen.
groſſe Krafft. Darbey iſt zu mer-
cken/ daß ſchwartzes Brod oder Rocken
denen beſſer bekomme/ welche nicht viel
Saͤure und doch einen guten Magen ha-
ben oder es gewohnet ſeyn/ die aber ei-
nen ſchwachen Magen und viel Saͤure
haben/ denen rathe ich vielmehr zum
weiſen ungeſaͤurten Brod/ weil jenes
ſtarcke fermentationesoder Gaͤhrungen
in den Magen und Gedaͤrmen/ und con-
ſequenter
vielflatus und Veꝛſtopffungen
verurſachet/ welches zu erſehen an den
kleinen Kindern/ denen die kleinen Milch
und Gekroͤß Aedrigen von vielen Brod
leicht Verſtopffet werden/ daß ſie daher
zuſehens abnehmen/ und ihnen das
Fleiſch auf den Beinen verſchwindet.


Das V. Capitel.
Vom Fleiſch.


ANlangend das Fleiſch/ ſo iſt das
am geſundeſten/ welches kurtz/
weich/ leicht zu verdauen und
jung iſt/ dieſes macht einen guten Chy-
lum,
wenn es wohl gekocht oder gebraten
iſt
[166]Studenten-Kranckheiten
iſt. Welches Thier duͤnne Milch und
Gebluͤt hat/ deſſen Fleiſch iſt am beſten/
als da iſt das Wildpret und gefluͤgelt
Vieh/ ſo in ſteter Bewegung iſt/ und
deßwegẽ kurtz faͤßlichtes weiches Fleiſch
hat. Fleiſch giebet eine gute Nahrung/
es mag gekocht oder gebraten ſeyn/ wo
man nur nicht gar zu tieff drein beiſet/
ſonſten wird es ſeinen Ruhm bald ver-
liren/ denn es ſtecket ein Principium pu-
trefactionis
in demſelbẽ/ welches diejeni-
gen/ die den Mund und Zaͤhne nicht rein
halten/ da die Fleiſch Zaͤßrigen ſich zwi-
ſchen die Zaͤhne legen und bald verfau-
len/ offt erfahren muͤſſen mit groſſen
Zahn-Schmertzen/ es faulet auch ſonſt
bald und wird ſtinckend bey gelinder
Waͤrme. Das Fleiſch zu viel geſſen/
vermehret die Galle/ nach dem Zeugnuͤß
Hippocr.dieCholeraoder das Bauch
Grimmen kommt her von vielen
Fleiſch eſſen.
Ich halte es fuͤr eine
gantz falſche Meinung/ daß Fleiſch in U-
berfluß wieder Fleiſch mache/ ſondern es
iſt vielmehr Urſache/ daß die heutige
Welt vor den Alten ein weit kurtzer
Alter
[167]und derer Curen.
Alter erlangen/ weil dieſe ſich mehr mit
Kraͤutern/ als Fleiſch ernehret/ wie
wohl einige nicht phyſicam, ſondern mo-
ralem rationem
hier anfuͤhren; allein es
iſt allerdings eine weit beſſere und zu
gleich Mediciniſche Krafft in den Kraͤu-
tern/ welches wir ſehen an den brutis ſyl-
veſtribus
oder wilden Thieren/ die da
Kraͤuter freſſen/ wie geſund und lebhafft
ſie ſeyn. Daß aber die Menſchen fuͤr
der Suͤndfluth kein Fleiſch geſſen/ erhel-
let klaͤrlich ſo wohl aus der heiligen
Schrifft/(89) als andern glaubwuͤrdi-
gen Scribentẽ.(90) Unter den ungeſun-
den Fleiſch iſt das ſtarck geſaltzene und
geraͤuchertes/ hartes altes Kuh/ am aller-
meiſten aber altes Ochſen-Fleiſch/ als
von welchen zur Zeit Tarquinini eine Pe-
ſtilentz entſtanden/ (91) auch Schwei-
nen Fleiſch/ wo es nicht mit einem Glaß
Wein verbeſſert wird iſt ungeſund
Haſen-
[168]Studenten-Kranckheiten
Haſen Fleiſch machet keine Melancho-
ley/ wie diejenigen ſagen/ die vieleicht
Zeit Lebens keines verſuchet haben.


Das VI. Capitel.
Von Fiſchen.


DIe Fiſche/ welche ein kaltes und
feuchtes Fleiſch haben/ ſoll ein
Student wohl unterſcheiden/
denn


Poſt tres ſæpe dies piſcis vileſcit \& ho-

ſpes.

Fiſche/ die in friſchen und lautern Waſ-
ſern/ oder unter den Steinen ſich aufhal-
ten/ ſind am geſundeſten/ als Forellen.
Der Barb iſt nicht aller dings zum be-
ſten/ weil er viel Galle und conſequenter
die choleram oder das Bauch Grimmen
verurſachet/ zumahlen deſſen Eyer/ ob
gleich ſein Fleiſch noch ſo lieblich ſchme-
cket. Neun-Augen machen Schlei-
migkeit/ wie auch der Aal/ derowegen
ſol man nicht viel von dieſen eſſen/ auch
ſind ſie beſſer gebraten/ als geſotten. Die
Schleye verurſachet die Gelbſucht/ der
Karpe
[169]und derer Curen.
Karpe in Uberfluß das Zipperlein an
Haͤnden/(92) und auch die Colic/ doch
kan ein Stuͤckgen nach Appetit nicht viel
ſchaden. Der ungeſaltzene Hecht iſt
geſunder/(93) als der geſaltzene/ welcher
nebſt allen andern geſaltzenen Fiſchen
zu meiden. Der friſche Lachs iſt eine
delicateſſe, ſchadet bey guten Wein
nichts/ welches bey allen Fiſchen wohl
zu mercken. Meer-Fiſche ſind Studi-
renden eine Laſt im Magen/ wie auch
die im Schlamm ſich aufhalten. Friſche
Schollẽ wohl zugerichtet ſind eine nahr-
haffte Speiſe propter γλιχρὸν wegen
ſeiner lieblichen Schlackrichkeit/ doch
nicht oͤffters zu eſſen. Stockfiſche ſol-
len ſie gar nicht eſſen/ es ſey denn der
Magen ſehr gut. Die alten Pythago-
ræi
haben die Fiſche verboten/ (94) wir
ſolten dero Uberfluß des Scharbocks
wegen billich verbieten/ denn poiſons fait
poiſſon, piſces faciunt venenum,
Fiſche
machen einen Gifft
/ ſo heiſt das nach-
Hdenckli-
[170]Studenten-Kranckheiten
denckliche Sprichwort bey den Frantzo-
ſen. Hieher gehoͤren Hering und Pri-
cken/ welche friſch als eine variation zum
Appetit mit ein wenig Baumoͤhl wohl
zu zulaſſen/ nur nicht zu viel. Krebſe ſind
geſund/ aber Auſtern/ Schnecken/ Mu-
ſcheln und dergleichen/ machen ein ſchlei-
michtes faules Gebluͤt/ daher faͤllt man-
cher in ein gefaͤhrlich langwieriges Fie-
ber/ und ſolchen Lecker Maͤulern geſchicht
auch recht.


Das VII. Capitel.
Von Eyern.


SO ſind auch eine gute Studen-
ten Speis die weichen Eyer/
welche dem ſchwachen Magen
nicht viel zuthun machen und gute Nah-
rung geben. Ein weiches friſches Ey/
macht ſo viel Blut als es waͤget. Uñ:
Die Huͤner Eyer haben etwas ſtar-
ckes nahrhafftes und blehendes bey
ſich.
(95) Man ſol ſich aber nur des Dot-
ters bedienen. Welche mit Grieß und
Sand
[171]und derer Curen.
Sand beladen/ denen ſind ſie nicht gar
zu geſund/ weil ſie denſelben vermehren/
nach eigener obſervation, und beweiſet
es auch Dravviz,(96) zumahlen wo man
gleich darauf zu Bette gehet. Mehr als
2. oder zum hoͤchſten 3. ſol keiner eſſen/
denn ſie blehen die vaſa ſpermatica auf
und verurſachen Ungelegenheit. Viel
weniger ſol ſich einer unterſtehen des er-
dichteten Vogels Bar Juchne Ey zu eſ-
ſen/ das er in fliegen hat fallen laſſen/
und durch ſolchen Fall 300. der hoͤchſten
und groͤſten Ceder-Baͤumen zerſchmet-
tert/ und mit ſeinen Dotter und Weiſ-
ſen 600. Doͤrffer uͤberſchwemmet. Iſt
eine treffliche Juͤden-Luͤge. (97) Beſſer
beſchreibet die Eyer Drexelius, welcher
unter andern ſaget: ut nullum habere
cibum videtur, qui ovum non habet; ſic o-
mnem habere cenſetur, qui illud habet.
Quid in omni menſa molius, ovo, para-
tius, jucundius, ſecurius? Totum in nutri-
mentum purum, purumque ſanguinem
commutatur \&c.
das iſt: Gleichwie
H 2der-
[172]Studenten-Kranckheiten
derjenige keine Speiſe zu haben
ſcheinet/ welcher kein Ey hat; alſo
hat viel mehr derjenige alle Speiſe
beyſammen/ der daſſelbe hat. Was
iſt doch bey allen Tiſchen beſſer als
das Ey/ was iſt leichter zu bereiten
angenehmer und ſicherer? das gan-
tze Ey wird in lauter Nahrung und
gutes Gebluͤt verwandelt ꝛc.
Ein
mehrers kan bey dem Autore ſelbſt ge-
leſen werden.


Das VIII. Capitel.
Von andern ungeſunden blehenden
Speiſen.


ZWiebel und Knoblauch machen
denen Augen und Magen viel zu
ſchaffen/ derowegen zu meiden.
Huͤlſen Fruͤchte ſind roh und blehigt/
machen druͤbe Geiſter und bloͤde Sin-
nen/ uͤbel zu verdauen/ geben ein gro-
bes Gebluͤt/ als da ſind Erbſen/ Linſen/
Bohnen. Erbs-Suppe wohl zu ge-
richtet gehet noch hin/ aber Linſen und
Bohnen ſind keine Studenten Speiſe.
Daß
[173]und derer Curen.
Daß aber blehende Speiſen denen Au-
gen ſchaͤdlich ſeyn/ bekraͤfftiget Hippo-
crates
ſagende: Den Augen ſchaden
Linſen/ ſuͤſſe Aepfel und Garten-Ge-
waͤchſe.
Linſen oͤffters geſſen ſchwaͤ-
chet das Geſicht/ werden ſchwerlich ver-
dauet/ verderbet den Magen und blehet
ihn und die Gedaͤrme auf/ erwecket
ſchwere Traͤume und bekoͤmmt dem
Haupt/ Nerven und der Lunge uͤbel.


Das IX. Capitel.
Von gewuͤrtzten Speiſen.


STarck gewuͤrtzte Sachen ſind
nicht allen dienlich. Welche
demnach an der Schwind-
ſucht laboriren, oder Gallichter com-
plexion
ſeyn/ moͤgen alle gepfefferte/
mit Ingwer/ Nelcken und Zimmet
ſtarck beſtreuete Sachen meiden/ dann
ſie ſchaͤrffen das Gebluͤt und Gall. Hin-
gegen die einen kalten Magen haben
und uͤbel verdauen/ moͤgen ſolche maͤßig
genieſſen. Muſcat-Blumen und Saf-
ran ſind geſund/ denn ſie balſamiren das
H 3Ge-
[174]Studenten-Kranckheiten
Gebluͤt verwahren fuͤr der Faulung und
machen geſunde Feuchtigkeit.


Das X. Capitel.
Von ſauren Sachen.


JEdweder Menſch wil gern was
ſaures eſſen/ weil es dem Maul
ſchmecket und dem Magen be-
koͤmmt; aber nicht alle genieſſen es oh-
ne Schaden. Derowegen welche hi-
tziger/ fluͤchtiger Natur ſind/ denen ſind
ſie maͤßig eben nicht gar ungeſund/ auch
habe ich erfahren/ daß in den hitzigen
Scharbock ſolche ſaͤurliche Sachen beſ-
ſer gethan/ als die ſcharffen hitzigen
Dinge wieder denſelbigen/ als Loͤffel-
kraut/ Brunkreß ꝛc. denen/ die einen
ſchwachen Magen haben/ bekommen ſie
auch wohl/ denn ſie erwecken einen Ap-
petit/ und meine ich/ wo man alle Wo-
chen einmahl etwas ſaures eſſe/ welches
den Magen und das Gebluͤt luſtig ma-
che/ koͤnne eben nicht ſo viel ſchaden/
denn die ſauren Sachen ſind ja eben
nicht ſo gar verdaͤchtig/ als man ſie ins-
gemein
[175]und derer Curen.
gemein machet. Wo aber ein ſchwind-
ſuͤchtiger wolte ſaure Sachen eſſen/ der
thaͤte oͤffentlich wieder ſeine Geſundheit.
Auch ſind ſie nicht dienlich denen Me-
lancholiſchen und hypochondriacis, ob
ſie es gleich Anfangs nicht empfindẽ/ de-
nen blutreichen hitzigen und Gallichten
Perſonen aber deſto geſuͤnder/ welcher
Unterſchied wohl zu mercken.


Das XI. Capitel.
Von Milch/ Kaͤß und Butter.


ICh laſſe die Milch an ihren Ort
geſtellet ſeyn/ als welche ſonſt gar
geſund; weil aber die meiſten
Studenten viel Saͤure im Magen ha-
ben/ ſo coaguliret ſie ſich und faͤhret leicht
zuſammen/ machet Faulungen und an-
dere groſſe Ungelegenheit. Wo aber
der Magen erſt recht gereiniget/ und der
Milch kaͤſigte fette Theil zuvor nieder-
geſchlagen/ und alſo verbeſſert wird/ kan
ſie im May nichts ſchaden. Muͤſer
von Milch und Semmel ſind beſſer als
von Mehl/ denn dieſe werden im Leibe
H 4zu
[176]Studenten-Kranckheiten
zu Klaͤiſter/ jene aber geben einen guten
Safft/ derowegen ſind dieſe der Stu-
denten beſte Speiſe/ weil ſie dem Magen
und der Natur nicht eben zu viel zuthun
machen. Auch ſind die Bier-Muͤſer
mit Kuͤmmel gemacht gar geſund. Kaͤß/
ob er gleich noch ſo odieus, kan doch zum
Beſchluß der Mahlzeit auf ein weniges
zu gelaſſen werden/ zumahlen Schaaf/
Ziegen und andere gelinde Kaͤſe/ der
nicht zu ſehr veraltet/ denn dieſer iſt ein
Schalck/ wie Lotichius ſaget/ den ſol
man zum Fenſter hinaus werffen/ zu-
mahlen wo ihn die alten Weiber erſt be-
ſprenget haben/ daß er faul und ſtin-
ckend werden muß: Sonſten iſt der
Kaͤß ein leicht zu bereitetes Gericht/ dem
Magen angenehm und gehoͤret mit zur
Nahrungs Speiſe/ weil er Nahrung
giebt/ welches jener Pfarrherr in Engel-
land erfahren/ der 152. Jahr alt worden/
und hat nichts geſſen noch getruncken/
als Milch/ Molcken/ Butter/ Kaͤß/ und
Bier ohne Hopffen ꝛc. (98) Butter iſt
zwar ein balſamiſches Weſen/ aber we-
gen
[177]und derer Curen.
gen ſeiner Fettigkeit nicht haͤuffig zu eſ-
ſen/ zumahlen wo ſie ſtarck geſaltzen. Fuͤr
ſich verurſachet ſie/ wie alle fette Sa-
chen/ Gall/ deßwegen billich eine Maſ-
ſe darinnen zu treffen und nicht zu dick
auf zu ſchmieren/ ſonſten wird die Frau
des Tiſches 4. Augen machen/ und den
andern Tag die Speiſe mit Eßig ziem-
lich verſaͤuren und zwar aus Zorn/ weil
ſie wohl weiß/ daß ſie dadurch wieder
nieder geſchlagen wird (99)


Das XII. Capitel.
Was fuͤr Suppen zu eſſen.


ICh habe nun ſehr viel mahl ob-
ſerviret,
daß der Menſch nach
Wein/ Bier und andern ſtarcken
Suppen eine groſſe Saͤure in dem Ma-
gen nach denen empfinde/ auch an mir
ſelbſten/ derowegen wiederrathe ich ſol-
che denjenigen/ die Saͤure und Gall im
Magen haben oder zum Zorn geneiget
ſeyn/ recommendire aber hingegen eine
einfaͤltige Suppe (natura enim amat
H 5ſim-
[178]Studenten-Kranckheiten
ſimplicitatem) von gelinder Fleiſch-
Bruͤh/ Haber-Gritz oder bloſen reinen
Waſſer und wohl zu gerichtet/ welche
mehr Krafft geben/ als die beſten Wein-
Suppen/ denn dieſe vermehret die Saͤu-
re und das unreine Weſen des Magens/
jene aber ſchlagen ſie mit ihrer ſimplici
\& medica dulcedine
darnieder/ lautert
die ſalia temperando \& reſolvendo.
Wer mir wird folgen/ der wird es auch
mit mir erfahren mit ſeinen Nutzen.


Das XIII. Capitel.
Wie viel man bey Tiſch eſſen ſol.


OB ich gleich eines jedweden Ma-
gen und appetit nicht weiß und
alſo ein ieder ſich wohl zubeſchei-
den wird wiſſen/ ſo iſt doch die Maaſſe
am beſten/ denn

Modicus cibi

Medicus ſibi und:

Sumptæ Cibus tanquam lædit medicin[a]
[ſalutem,]

[At] ſumptus prodeſt ut medicinæ ci-
bus,

das iſt:
Wer
[179]und derer Curen.
Wer die Arzeney braucht wie eine
Speiſe/ der ſchadet ſeiner Geſund-
heit/ die Speiſe aber als eine Ar-
zeney fein maͤßig genoſſen/ iſt ge-
ſund.
Ich ſage nicht/ daß man auf-
hoͤren ſol/ wenn es am beſten ſchme-
cket/ ſondern wenn man ſatt/ welches
aber nicht zuverſtehen/ ſo viel in den
Magen gebet/ denn ſonſten moͤchte
mancher gar zu viel eſſen und das Tiſch-
Geld drey mahl verzehren/ auch wo er
ſich auf ſolche Art an ſeinen Leibe ver-
ſuͤndigte/ dem Artzt in die Haͤnde fallen;
ſondern wenn man mercket/ die Na-
tur ſey vergnuͤget und der appetit ge-
ſtillet/ alsdann ſoll man aufhoͤren. Die
aber einen kraͤncklichen gar zu ſtarcken
appetit haben/ moͤgen ſich in acht neh-
men und etwas abbrechen/ denn ſie
ſchaden ſich mehr/ weil die Cruditaͤten
dadurch nur vermehret werden. Auch
wird der nicht fett/ der viel iſſet/ ſon-
dern der gelinde und wenig Speiſen
zu ſich nimmet in der Ordnung. Die
ſich gewehnen ſtarcke Mahlzeiten zu
thun/ denen wird der Magen groͤſſer
H 6und
[180]Studenten-Kranckheiten
und dehnet ſich weiter aus/ daher kom-
men denn die Viel-Fraͤſſe/ die nicht/
wie Menſchen/ zuſaͤttigen/ ſondern
ſie freſſen ſo viel/ als ſonſten drey oder
mehr Perſonen. Vielleicht wollen ſie
voraus verſuchen/ was Mahomed her-
lieget/ daß nemlich im Himmel einie-
der fuͤr 30. Mann eſſen werde. (α)
Und ob ſolche gleich noch ſo ſtarck freſ-
ſen/ ſo bekommen ſie doch wohl die
Schwindſucht. Derowegen ne quid
nimis,
nicht zuviel/ ſonſten wird an
ihnen wahr/ was die Alten geſagt:


Ex magna cœna ſtomacho fit maxima
pœna

Starcke Mahlzeit beſchwert
den Magen.


Zufoͤrderſt aber ſollen Gelehrte den
Leib nicht biß oben anfuͤllen/ zumahlen
des Nachts/ da der volle Leib unru-
higen Schlaff machet und die Erſetzung
der Kraͤffte hindert/ derowegen


Ut ſis nocte levis
Sit tibi cœna brevis

Wilt
[181]und derer Curen.
Wilt du haben eine geruhige

Nacht

Ein groſſes Nacht-Mahl nicht

groß acht.

Das XIV. Capitel.
Wie man ſol fett werden.


WEr nun wil fett und ſtarck wer-
den (ἓυγαρκος, ſucci laudabi-
lis plenus)
der halte ſich fein
maͤßig in Eſſen und Trincken/ fuͤr al-
len Dingen aber meide er ernſtlich ſuͤſ-
ſe Sachen/ welches billich und noͤthig
zu erinnern/ denn dieſe haben eine ſtarcke
Saͤure bey ſich/ wie ſolches die expe-
rimenta Piſonis
aus Honig und Zucker
weiſen. Solche uͤber-ſuͤſſe Saͤure
verzehret alle Fettigkeit/ machet den
Leib ſchwindſuͤchtig. Dieſe nun/
ingleichen auch alle ſaltzige/ ſtarcke/ hi-
tzige Sachen ſol man meiden/ ſol an-
ders der Leib zunehmen und Nahrung
empfinden. Hingegen ſol man eſſen
alle gelinde einfache Speiſen/ die dar-
neben ein γλιχρὸν oder duͤnn klebrich-
H 7te
[182]Studenten-Kranckheiten
te Fettigkeit haben/ als die Haber-
Gritz-Bruͤh/ welche alle Morgen wie
einen Thee getruncken mit ungeſaltze-
ner oder noch beſſer guter Krebß-But-
ter nicht allein alle Schaͤrffe des Bluts
nieder ſchlaͤget und uͤmbſchleimet/ ſon-
dern auch daſſelbe zum Anlegen und
Nahrung duͤchtig machet. Item Kalbs-
Koͤpffe und junge Kaͤlber-Fuͤſſe wohl
zugerichtet geben auch gute Nahrung.
Mit einem Wort/ alle ſuͤſſe/ nach
dem Verſtand der medicorum, als da
ſind alle unſchmackhaffte Sachen/ o-
der dero Geſchmack nicht eminenter
die Zunge fuͤhlet/ ſondern die gelind
ſeyn. NB. Ich rede aber anitzo von
denen Hagern/ Gallreichen und Schar-
bockiſchen Leuten/ denen phlegmaticis
und kalten Naturen aber ſind hitzige
Sachen dienlicher und geſunder. End-
lich ſoll iedweder ſein ſaltziges ſchar-
bockiſches Gebluͤt verſuͤſſen laſſen und
beſſern/ ſonſten wird keine Speiſe ge-
deyen/ ſo viel man auch iſſet/ wo die-
ſes geſchehen/ ſo wird alsdenn die Fet-
tigkeit ſich wohl einſtellen/ ehe man
ſichs
[183]und derer Curen.
ſichs verſiehet/ ſonſten aber iſts unmuͤg-
lich.


Das XV. Capitel.
Wie man ſich nach Tiſch zuver-
halten.


ES thun ſich diejenige den groͤ-
ſten Schaden/ welche ſich nach
Tiſch alſobald zum ſtudiren be-
geben/ dadurch ſie ihre Seelen-Gei-
ſter/ die zum Werck der Nahrung
nothwendig helffen muͤſſen/ zur Unzeit
davon abhalten/ und alſo dem Werck-
Meiſter etwas anders zu thun machen
ohne Nachſinnung vieler andern Un-
gelegenheiten/ die daher entſpringen
koͤnnen; gar wohl ſpricht Barclajus:
non vim ſuam habet ventriculus evocato
ad cerebri laborantis ſubſidium igne,

der Magen behaͤlt ſeine Krafft nicht/
wo man deſſen Waͤrme und Geiſter zur
Kopff-Arbeit anwendet. Auch ver-
fuͤhret manchen die ungeſchickte Regel:
Poſt cœnam ſtabis \& paſſus mille meabis
zur ſtarcken Bewegung nach Tiſch/
da
[184]Studenten-Kranckheiten
da es doch heiſſen ſolte: poſt cibum
conquieſcere, ac neque intendere ani-
mum, neque ambulatione, quamvis le-
ni dimovere expedit,
nach Tiſch iſt es
beſſer ruhen/ als durch ſtudiren
oder nachſinnen/ oder mit ſpatzier
gehen/ ob es gleich noch ſo gelind
geſchicht/ ſich bewegen.
Deßwegen
ſoll auch keiner gleich nach Tiſch/ wie
doch viel thun/ auf den Fecht oder
Tantz-Boden gehen/ noch andere ſtar-
cke exercitia vornehmen. Welche hi-
tziger oder trockener Natur ſeyn/ koͤn-
nen wohl eine kleine Mittags-Ruhe
gegen 2. oder 3. Uhr/ nicht aber gleich
nach eſſen/ anſtellen/ dadurch wird ih-
rer Hitze geſteuret/ der Truckenheit
gewehret/ und die Feuchtigkeit erſetzet/
daß ſich die Natur wieder kan erhoh-
len. Dahin zilet auch Hippocrates,
wann er ſchreibet: das Wachen nach
der Mahlzeit iſt ſchaͤdlich/ weil es
die Speiſen nicht laͤſt duͤnne wer-
den. Denn das Wachen verzehret
die Feuchtigkeit/ und trucknet den
Leib aus.
Und anders wo: Star-
ckes
[185]und derer Curen.
ckes Wachen erhaͤlt Speiß und
Tranck roh und ungekocht.
Dieſe
Regel iſt hauptſaͤchlich zu mercken von
denjenigen/ die gern lucubriren/ die moͤ-
gen ihre Lection daraus lernen und
ſich aͤndern.


Das XVI. Capitel.
Wie viel mahl man des Tags eſ-
ſen ſoll.


EIne nothwendige Frage iſt es/
ob man des Abends oder Mit-
tags mehr eſſen ſoll/ oder ob eine
Mahlzeit gnug ſey. Darauff indiffe-
renter
zu antworten iſt allerdings nicht
rathſam/ differt enim homo ab homi-
ne \& natura à natura
es iſt immer
ein Menſch anders geartet/ als der
andere.
So ich aber die Warheit
ſagen ſoll/ ſo halte ich dafuͤr/ daß es
weit beſſer ſey des Tags 2. mahl und
zwar ordentlich zu eſſen/ des Abends
etwas weniger als des Mittags;
denn des Mittags uͤber wird durch die
Arbeit und Bewegung viel diſſipiret/
und
[186]Studenten-Kranckheiten
und verzehret wegen groͤſſerer Waͤrme
die theils durch die Bewegung theils
durch die euſſerliche Lufft erwecket
wird. Auch ſoll man ſehen was die
Gewohnheit/ Natur und appetit lei-
den wil/ (denn dieſer iſt aller Diæts
Regel Tyrann) und duͤrffen ſich alle
nach einem Individuo nicht richten. Es
moͤgen aber zumahlen Studirende des
Abends wenig eſſen/ damit ſie des
Morgens deſto munderer und hurtiger
ſeyn zum ſtudiren. Denn ein voller
Wanſt iſt unduͤchtig darzu. Gefaͤlt
mir alſo gar nicht/ daß man Studiren-
den wil eine ſtarcke Abendmahlzeit re-
commendir
en/ wie ein ſonſt kluger Me-
dicus
gethan. Es geſchicht zwar des
Nachts eine weit beſſere Kochung als
des Tags/ wo nur der Magen nicht
zu voll iſt/ hingegen geſchicht eine ge-
ringere diſtribution des chyli wegen
der ſchlaffenden Glieder/ welche auch
eine maͤßige Bewegung erfordert.
Die aber das Abend-Eſſen gar einſtel-
en/ und an deſſen ſtatt mit warmen
Thee Waſſer ſich behelffen wollen/ die
thun
[187]und derer Curen.
thun ihnen den groͤſten Schaden/ wel-
ches der Leib zu letzt wohl erfahren wird.
Viel ſuchen mit dieſen prætext und Vor-
wand eine menage, einige haben es gar
nicht/ daß ſie zwey mahl eſſen koͤnnen/ die
muͤſſen den Magen mit dem ſchweren
oportet fuͤllen. Unter deſſen bleibt doch
wahr/ quod natura, quæ quidem paucis
contenta, requirit tamen ſuum dimen-
ſum, nec velit illo depauperari
die Na-
tur nimmt zwar mit wenigen vor-
lieb/ iedennoch wil ſie ihr richtiges
Maas haben/ und laͤſt ſich deſſen
nieht berauben.



Dritten Buchs 4. Theilung.
Von andern Stuͤck derDiæt,
nemlich von dem Tranck.


Das I. Capitel.
Von des Trancks Nothwendig-
keit und deſſen Arten.


DAs trincken iſt eine ſolche Noth-
wendigkeit/ daß der Menſch
nicht leben kan ohne demſelben:
Denn
[188]Studenten-Kranckheiten
Denn theils giebt der Tranck ſelbſt
Nahrung/ theils hilfft er auch/ daß die
beſten nahrhafften oͤhlichten Theile zur
Anwachſung des Fleiſches zugefuͤhret
werden/ und deßwegen heiſt er auch
ὄχημα τῆς τροϕῆς vehiculum nutri-
menti.
Wie der Tranck ſo iſt auch
die Nahrung und die Geſundheit
ſelbſt.
Iſt alſo ein genugſamer Tranck
ein groſſer Theil der Geſundheit/ weil er
dem chylo einen genugſamen fluorem
und Duͤnne giebet in dem Leib zu fließen/
wie ſolches mechanicè kan demonſtri-
ret werden von einem Topff voll Spei-
ſen in dem Ofen. Ja der Tranck iſt noth-
wendiger als die Speiſe/ (β) und kan
man ehe Hunger als Durſt leiden/ wie
diejenige die Quaal des Durſts am be-
ſten zu beſchreiben wiſſen/ die es erfahren
oder gar daran geſtorben/ wo ſie nur
wieder koͤnten lebendig werden. (γ) Un-
ter denen Getraͤncken aber ſind Wein
und Bier die vornehmſten/ darzu noch
heutiges Tages koͤmt/ als eine unzeitige
Geburt/
[189]und derer Curen.
Geburt/ der gar zu ſtarcke Gebrauch
des frembden Thee, Caffe, Succulate
und des Tobacks. Aber Waſſer iſt
kein Trunck fuͤr Gelehrte und Studen-
ten/ viel weniger zur Geſundheit/ wie
etlich unbedacht vorgeben wollen.(δ)


Das II. Capitel.
Von Bier.


ES iſt das Bier ohne allen Wie-
der-Spruch der beſte Tranck
der Gelehrten/ (ε) welches ent-
weder bitter/ ſcharff/ ſuͤß oder mittel-
maͤßig ſchmecket. Die Bittern ſind
dem Magen nicht undienlich/ aber
nicht allen angenehm. Die Suͤſſen ver-
mehren die Galle/ und verurſachen
Saͤure
[190]Studenten-Kranckheiten
Saͤure/ Blehungen und andere Ungele-
genheiten mehr. Das Hitzige Fette und
Starcke macht eine grobe ἀναδυμίασιν
oder aufſteigende Duͤnſte/ welches
man kan in der Kirchen ſehen/ da die
Leute ſitzen und nicken wie die Fleder-
Maͤuſſe/ es greifft auch die Spann-
Adern an/ und zerbricht den Kopff/
als zum Exempel das Eißlebiſche/ wel-
ches man billich den Vernunfft-Bre-
cher nennet/ das Mittelmaͤßige iſt das
beſte. Es ſoll nicht ſauer noch truͤb
ſeyn/ ſol keine Hefen ſetzen/ vielweni-
ger noch gaͤhren. An ſich ſind die
Bier ſehr unterſchiedlich/ theils pro
ingredientium
der Dinge/ daraus ſie
gebrauet werden/ theils præparationis
der Zubereitung/ theils ætatis ratione
oder des Alters wegen. Von Hopf-
fen werden die Bier bitter und ſchmack-
haffter/ auch geſunder; (ζ) denn er iſt
deſſelben Gewuͤrtz. Von Gerſten
wird es mehr fett und Nahrhaffter/
ſuͤß
[191]und derer Curen.
ſuͤß und ſtaͤrcker. Hier mercke/ wie
das Waſſer/ ſo iſt auch das Bier/
derowegen bleibet es falſch/ daß durch
die Kochung alles Unreine gaͤntzlich ab-
gehen ſol/ welches auch der Ver-
nunfft zuwider. (η) Kurtz/ der Gelehr-
ten Bier ſoll den Durſt loͤſchen/ und
zugleich etwas Nahrung geben/ ſol
balde durch gehen. Nun finde ich/
zumahl zu Hall/ als woſelbſt ich die-
ſes geſchrieben kein beſſer Bier fuͤr
Studenten/ als den Loͤbginer/ wel-
cher eine gelinde Urintreibende ſuͤſſe und
gemaͤßigte Tugend hat/ und ob es gleich
keine uͤberfluͤßige Kopffſteigende Krafft
beſitzet/ ſo iſt es doch auch nicht zu kalt/
ſondern nach der Erfahrung/ der ge-
ſundeſte Tranck/ laͤſt kein Griß leicht
anlegen/ ſondern treibt ihn fort und
temperirt die hitzige Gall. Das Ge-
gentheil aber thun alle Haͤlliſche Bier
wegen des groben ſtarcken ſaltzigen und
tartariſchen Waſſers/ zu mahlen der
ſo genante Puff/ welcher zuſehens ei-
nen
[192]Studenten-Kranckheiten
nen ſtarcken Grieß verurſachet. Loͤb-
giner gehet dem Kaͤuterling weit vor/
denn dieſes iſt ein ſehr kalt Bier/ und
denen Studenten und Studirenden
ſchaͤdlich/ es ſeye denn ein hitziges ſub-
jectum,
dem laſſe ichs maͤßig zu. Das
Naumburger hat auch eine ſtarcke
Harntreibende Krafft/ aber wegen ſei-
ner Salpetriſchen Eigenſchafft ſehr kalt/
derowegen zum ordentlichen Tranck
von allen nicht zuerwehlen/ als nur von
denen Choleriſchen/ hypochondriacis
und Scharbockiſchen/ denen es wegen
ſeines nitreuſiſchen und martialiſchen
Saltzes billich zu rathen/ auch in der
That viel gutes ihnen erzeigen wird.
Wo es aber nach deß Reuſneri falſcher
Meinung ſolte Blindheit und der Au-
gen Bloͤdigkeit verurſachen/ waͤre es
nicht zu loben. Das ſo genante Neu-
waͤrcker
zu Hall hat vor den Puff
den Vorzug/ derowegen/ wo es nur rein
und lauter/ nicht zu verwerffen. Brey-
han
giebt zwar Nahrung/ aber wegen
des Weitzens/ auch Schleimigkeit/ ver-
urſachet Blehung/ Verſtopffung/ und
treibet
[193]und derer Curen.
treibet den Urin nicht ſo fort/ (θ)
mehret die Galle/ machet Gaͤhrungen/
vermehret den Scharbock und zufoͤr-
derſt das malum hypochondriacum(ι)
doch iſt der Hannoveriſche/ Halber-
ſtaͤdiſch und Quedlinburgiſche fuͤr ſich
gelaſſen ein guter Trunck denen/ die es
gewohnet. Leipziger/ Jeniſches
und Wittenbergiſch Bier ſind Stu-
denten nicht geſund/ denn ſie verurſa-
chen groſſe Kranckheiten/ als den Stein/
Colic, Strangurie, machen einen unrei-
nen Magen und Gebluͤt. Merſebur-
giſch/
wo es rein und unverfaͤlſcht/ iſt
zwar ein gut Magen Bier/ machet a-
ber reiſſen im Leib und greifft den
Kopff zu ſtarck an/ doch maͤßig getrun-
cken ſtaͤrcket es den Magen und giebt
Kraͤffte. Weit beſſer und herrlicher/
auch geſuͤnder iſt das beruͤhmte/ ſchmack-
haffte und an der Farbe angenehme
Torgauer Bier/ welches ſeine Gold-
ſarbe ſchmackhaffte/ und geſunde Ei-
Jgen-
[194]Studenten-Kranckheiten
genſchafft hat von den Waſſer/ wel-
ches wie ein Cryſtall von den Waͤldern
und Bergen entſpringet und der Kraͤuter
und andren guten Wurtzeln Tinctur
in ſich hat. Dieſes iſt ein recht Krafft-
Bier/ fuͤr Manns und Weibs-Per-
ſonen/ auch fuͤr Gelehrte und Studen-
ten/ denn es erhaͤlt die Lebens-Geiſter
in ihrer Staͤrcke und bringet Nah-
rung und Krafft dem ſchwachen Leibe/
iſt derowegen wohl werth/ daß es alle
und iede zur Geſundheit trincken moͤ-
gen/ doch maͤßig und ohne Rauſch/
ſo wird es beſſere Staͤrckung geben
als der verfaͤlſchte Wein ſelbſt. Da-
von mit der Zeit ein mehrers. Wur-
tzener
iſt auch ein geſunder Trunck fuͤr
Gelehrte und Studenten/ wie auch das
Eulenburger. Jens hat eine gelin-
de laxirende/ dieſes eine faſt gleiche/
doch etwas ſtaͤrckere Eigenſchafft/ doch
iſt jenes beſſer/ weil das Eulenburger
ſtarcke Blehung machet/ und deßwe-
gen Anlaß zum Toback ſchmauchen gie-
bet. Nichts deſto mehr hat es auch
ſein Lob/ weil es nicht ſo leicht in den
Kopff
[195]und derer Curen.
Kopff ſteiget. Zerbſter Bier fuͤr ſich
gelaſſen iſt gut am Geſchmack und an-
dern Tugenden/ wo es nur nicht ver-
faͤlſchet wuͤrde mit denen ſchmiralien/ ſo
waͤre es wuͤrdig auf Univerſitaͤten zu
haben und zu trincken. In dieſem al-
len muß nun ein iedweder auf ſeinen
Magen/ Natur und Gewohnheit ſe-
hen/ und pruͤfen/ was ihme am be-
ſten dienet/ (κ) auch auf der Univer[ſi]-
taͤt da er ſich aufhaͤlt/ Nachfrage hal-
ten/ was das geſuͤndeſte und ſeiner Na-
tur das beſte ſeyn moͤge; denn hier iſt
unmuͤglich alle Bier zu ſpecificiren.
Die Prob muß iedweder an ſich neh-
men.


Das III. Capitel.
Von kalt trincken.


EIn noͤthiges Conſilium iſt es
auch/ daß man nicht gar zu kalt
trincke/ es mag ſeyn was es wol-
le/ denn es verurſachet Schwind-
J 2ſucht
[196]Studenten-Kranckheiten
ſucht (λ) und Ungeſundheit (μ) Eng-
bruͤſtigkeit/ (ν) Fieber/ ja gar den Tod. (ξ)
Es ſind zwar einige die das kalte Trin-
cken loben wollẽ(ο) u. miſchet Reſtauran-
tius Hippocratem
mit ein/ daß er es
auch ſolte gerathen haben/ welches a-
ber noch nicht erwieſen/ ſo ndern wir ha-
ben vielmehr das Gegentheil von ihm/
daß ers verboten gehabt. Es erfriſchet
das kalte trincken zwar das Hertz/ aber
es muß nicht gar zu kalt ſeyn/ denn da-
von gehet die Rede.


Das
[197]und derer Curen.

Das IV. Capitel.
Wie viel man trincken ſol.


SOnſten heiſſet es: Genugſam
getruncken bey Tiſch hilfft
zur Geſundheit/
(π) welches
eine warhaffte und richtige Regel iſt/ die
keiner ohne Schaden brechen kan/ ſon-
dern in groſſe und gefaͤhrliche Kranckhei-
ten fallen wird. (ρ) Die Urſach/ da-
mit ichs handgreiflich beweiſe iſt dieſe:
Wenn ein Topff mit Speiſe beym
Feuer keine genugſame Feuchtigkeit hat/
ſo wird alles zu einem trocknen ſaltzigen
Gericht/ ohne Safft und Krafft/ kochet
ein/ und iſt dem Koch eine Schande; E-
bener maſſen iſt es auch mit unſerer
Speiſe im Magen beſchaffen/ welche
bey Mangelung des Trancks nicht kan
recht geknetet werden. Denn nechſt
der ſaͤurlichen Feuchtigkeit oder
Schleim des Magens iſt auch noͤthig
J 3der
[198]Studenten-Kranckheiten
der andere Schluͤſſel (menſtruum) wel-
ches die Milch (chylum) machet und
verfertiget/ und dieſes iſt die Feuchtig-
keit/ die deſſen Krafft und Safft ver-
mittelſt der Waͤrme ausziehen muß/ ſon-
ſten giebet es keinen fluͤßigen chylum o-
der Milchſafft/ zumahlen bey hitzigen
ſubjectis und Naturen/ da er faſt ver-
dorret/ wie ich ſolches vitium und La-
ſter an vielen obſerviret und auch corri-
girt.
Daher entſtehen denn Rohig-
keiten/ Verſtopffungen/ Winde/ Colic/
Abnehmen/ zufoͤrderſt das malum hypo-
chondriacum,
Schmertzen gegen dem
Magen und Ruͤcken/ und andere Un-
gelegenheiten mehr. Demnach blei-
bet dieſe meine nachfolgende Haupt-
Regul wahr: inter edendum ſæpius eſt
pitiſſandum,
unter dem eſſen ſol man
offt nuͤpffen.
Wie ein Becker muß
offt Waſſer zum Teig ſchuͤtten/ ſonſt be-
kommt er ein ungeſundes/ dalckigtes
und ſchweres Brod/ denn der Sauer-
teig kan nicht durch den gantzen Brod-
Teig zertheilet/ vielweniger das Auf-
quellen befoͤrdert werden/ und wo der
Teig
[199]und derer Curen.
Teig nicht wohl gehet und in die Lufft
ſteiget/ ſo giebt es kein tuͤchtiges Brod.
Dieſes mercke doch ein iedweder
Menſch wohl/ zufoͤrderſt aber ein ſtu-
dioſus,
und trincke bey Tiſch ordinair
ſeine Kanne Bier/ und wer ſtaͤrcker iſ-
ſet/ muß auch ſtaͤrcker trincken/ laſſet a-
ber auch das Nachtrincken lang nach
Tiſch bleiben/ ſo werdet ihr geſund wer-
den und vielen Kranckheiten vorkom̃en.
Und ob gleich die wilden Braſilianer/
Tupin, Ickin und Imbas beym eſſen nicht
trincken/ ſo heiſt es doch mit uns: duo
cum faciunt idem, non eſt idem.
Hinge-
gen gar zu viel bey oder nach Tiſch trin-
cken/ uͤberſchwemmet den Magen/ und
machet den Chylum zu waͤſſerig/ zertren-
net deſſen ſchlackrichte Fettigkeit/ daraus
entſtehet endlich ein Abnehmen und zu-
letzt die Waſſerſucht. Es macht auch
das ſtarcke trincken/ zumahlen vom hi-
tzigen Bier oder Wein den Kopff zu
ſchanden und verurſachet ein imbecille
genus nervorum
oder ſchwache Spañ-
Adern/ welches mit Exempeln wohl
waͤre darzuthun/ wo ſie nur nicht ſo gar
J 4odieus.
[200]Studenten-Kranckheiten
odieus. Noch naͤrriſcher ſind diejeni-
gen/ die ſich gar zu Boden geſoffen/ wie
Alexander Magnus und andere mehr ge-
than. (σ)


Das V. Capitel.
Wenn man trincken ſol.


WIr haben ietzt gedacht/ daß die
beſte Zeit zu trincken ſey bey
Tiſch/ nothwendig iſt das ande-
re unnoͤthige trincken ſchaͤdlich. Das
nuͤchtere trincken/ (es ſey denn bißwei-
len ein Glaß Wein/) daͤmpfft den Ap-
petit/ erkaͤlt den Magen/ machet Weh-
tage/ Unruhe im Leibe und den Magen
zur Kochung undienlich. (τ) Viele ſo ent-
weder verſoffen oder doch eine hitzige Le-
ber
[201]und derer Curen.
ber haben/ ſo bald ſie nur zu Tiſch kom-
men/ greiffen nach dem Bier Krug/ und
erkalten den Magen. Vielleicht ha-
ben ſie geleſen was Hippocrates meldet/
daß man ſol von fluͤßigen die Mahlzeit
anfangen; aber dadurch wird nicht
der Trunck/ ſondern Suppe und andere
fluͤßige Speiſen verſtanden. (υ) Nach
Tiſch turbiret das kalte trincken die
Chylification und die Natur ſelbſt in
ihrer Verrichtung/ daß ſie ihr penſum
und Tagwerck nicht kan zur perfection
bringen/ ſondern es werden daher ge-
ſamlet ſaure Rohigkeiten/ daraus entſte-
het die Kraͤtze (φ) und conſequenter kan
auch ein ſolcher Menſch nichts zu neh-
men. Wo alſo kein Durſt vorhan-
den/ ſol man nicht nach garſtiger Ge-
wonheit oder einen andern zu gefallen
trincken/ geſchweige denn ſich doll und
voll ſauffen. So iſt auch das trincken
auf groſſe Hitze und Bewegung ſchaͤd-
lich/ davon die Schwindſucht gern ent-
ſtehet. Denn in der Bewegung ſind
J 5alle
[202]Studenten-Kranckheiten
alle Schweißloͤcher des gantzen Leibes
offen/ innerlich und euſſerlich/ da gehen
die warmen Duͤnſte empor/ der kalte
Trunck aber ſchlaͤgt ſie alſobald wieder
darnieder und treibet ſie in die poros o-
der Schweißloͤcher zuruͤck/ da werden
dieſe mit denen Eingeweyden verſtopf-
fet/ die naſſe niedergeſchlagene ſaltzige
Duͤnſte verderben/ verfaulen und ver-
ſauren in denen kleinen Druͤßigen/ zu
mahlen auf der Lungen und Leber/ da-
her eine Engbruͤſtigkeit/ Seiten-Ste-
chen und nicht ſelten auch die Schwind-
ſucht erfolget. Man ruhe vielmehr ein
wenig/ oder trincke laulich nach und
nach. Brantewein nach der Erhitzung
iſt ſchaͤdlich/ und die ihn zu trincken ra-
then/ muͤſſen es entweder nicht verſte-
hen/ oder muͤſſen gute Schlucker ſelber
ſeyn. Wer ſich aber nicht enthalten
kan/ da iſt das ſicherſte/ zumahlen im
Sommer/ daß man ein Glaß voll der
beſten præcipitir und Kuͤhl-Tinctur der
Hertzblumen oder auch der Tauſend-
ſchoͤnigen recht gemacht bey ſich fuͤhre/
und etliche 40. biß 50. Tropffen zuvor in
das
[203]und derer Curen.
das Trincken gethan/ ſo wird der Ma-
gen damit geſtaͤrcket/ das ertzitzte Blut
darnieder geſchlagen/ das in den Druͤſ-
ſigen verborgene dicke molckichte Waſ-
ſer reſolvirt, daß alſo daher keine ſolche
Furcht zu machen. Oder man trincke
von unſern unten beſchriebenen Thee
mit ein wenig Kirſchen oder Aepfel-
Bluͤten oder auch rothen Roſen/ ſo wird
das Blut friſch und luſtig werden. Die
nun denen Exercitien obliegen/ moͤgen
doch meinen treuhertzigen Rath folgen/
welchen andere Nutzens wegen und mit
Fleiß zuruͤck behalten. Der Schlaf-
Trunck iſt eben ſo ſchaͤdlich/ als andere/
dieſer verurſachet ſauſſen in den Ohren/
oͤffters Ausſpeyen (Ptyalismum) zumah-
len bey denen hypochondriacis, Win-
de/ die gern des Nachts zuruͤck und in die
Adern treten/ und andere Ubel noch
mehr/ (χ) zufoͤrderſt aber auch blaſſe Ge-
ſichter und laͤſt den Leib nicht gedeyen.


J 6Das
[204]Studenten-Kranckheiten

Das VI. Capitel.
Vom Wein.


DEn Wein haͤlt mancher fuͤr
ſein arcanum, bißweilen auch
nicht unrecht; denn ein guter
Wein iſt auch ein gutes ſtomachicum
oder Magen-Saͤrckung/ er ermuntert
das Gebluͤt/ erwecket Waͤrme und ap-
petit,
treibet den Urin/ ſtaͤrcket das
Menſchliche Hertz/ welches alles Stu-
direnden nuͤtzlich. Dannenhero rathe
ich bißweilen ein gut Glaß Wein zu
trincken/


Vina parant animos faciuntque labori-

bus aptos

Wer trinck ſein Glaͤßgen

Wein beym Tiſch/

Wird munter und zur Arbeit

friſch.

Der Wein dienet den Mangel der
natuͤrlichen Feuchtigkeit zuerſetzen we-
gen ſeiner maͤchtigen feuchten Eigen-
ſchafft/ erwecket Waͤrme und die Le-
bens-Geiſter und hat andere Tugen-
den
[205]und derer Curen.
den mehr: aber nur nicht zu viel/ ſon-
ſten trifft ein/ was dorten ſtehet:


(ψ)Vino forma perit, vino corrumpi-

tur ætas

Der Wein verzehrt die Schoͤn-

heit bald

Und machet vor der Zeit dich

alt.

Die gar kein Bier nicht trincken/ die
ſollen den Wein mit Waſſer vermen-
gen/ ſo koͤnnen ſie ihn an ſtatt des or-
dinai
ren Trancks brauchen. Er ſol
zuvor wohl unterſuchet werden/ ob er
ſey temperirt/ welches der beſte/ oder
ſauer oder Wein-Stein reich/ oder ſuͤß
oder gar zu geiſtreich/ ſo waͤre er
nicht zum beſten. Der ſuͤſſe Wein
iſt meiſtentheils verdaͤchtig wegen An-
ſchmirung/ welche Kunſt heutiges Tags
nicht ungemein iſt unter den Wein-
Schencken/ als zum Exempel der Spa-
niſche/ der offtmahlen ſeinen Urſprung
um Erffurt oder Dreßden hat/ aber
mit Julep alſo verklebet daß er den
Geſchmack/ Farb und Nahmen nach
J 7muß
[206]Studenten-Kranckheiten
muß Spaniſch ſeyn. Zu dem ſo iſt
auch dieſer nicht geſund/ zumahlen
Scorbutiſchen und Gallichten Naturen/
da er die Galle vermehret und ſchaͤrf-
fet ſo arg/ als andere angemachte fuͤſſe
Weine. Der ſaure Wein/ wie ihn
unſer kalckichte Land bringet/ iſt frey-
lich Studirenden ſchaͤdlich/ wegen deſ-
ſen ſtarcken tartariſchen Saͤure. Es ruͤh-
men zwar einige den Jeniſchen Land-
Wein als unſchaͤdlich und gar ge-
ſund/ daß er vielmehr allen eingewur-
tzelten Grieß mit wegnehme/ welches
ich etlicher maſſen von denjenigen zu-
gebe/ die daſelbſt wohnen/ und deſſen
gewohnet ſeyn/ keinesweges aber von
denen/ die deſſelben nicht gewohnet/ und
den Ort wieder meiden muͤſſen/ auch
zartere Leiber und Naturen haben.
Wie ich denn ein gleiches obſerviret
von denen vertriebenen Reformirten
aus Franckreich/ die zuvor des Frantz-
Weins gewohnet itzo aber den Land-
Wein ohne vielen querelen nicht trin-
cken koͤnnen/ welches hier viel bewei-
ſet. Ein guter bitter Francke-Wein
iſt
[207]und derer Curen.
iſt nicht undienlich zumahlen denjeni-
gen/ die nicht wohl koͤnnen nuͤchtern
bleiben/ er verwahret oͤffters fuͤr Fie-
ber. Aland-Wein/ wo er recht ge-
machet/ iſt auch ein geſunder Bruſt-
und Magen-Wein. Unter allen aber
iſt der beſte der rechte Canarien-Seckt/
Bacharacher und Rheine-Wein.
Der Frantz- und Rheine-Wein wird
zwar nicht von allen geruͤhmet/ weil
er ſich gern wegen ſeines ſubtilen tar-
tari
ſchen Weſens in denen Gelencken
und Adern anleget; (ω) alleine maͤßig
getruncken zur Geſundheit wird er ſolch
Unheil nicht anrichten/ zumahlen bey
Tiſch getruncken. Gluͤender-Wein
iſt ein ſchaͤdliches Werck/ und beſtehet
deſſen Krafft in der Einbildung. (a)
Am aller ſchaͤdlichſten iſt der geſchwef-
felte/ (b) welches ich denen Hrn. Stu-
denten nicht ohne Urſache offenbahre/
damit ſie in den Wein-Kellern ſich
nicht
[208]Studenten-Kranckheiten
nicht ſo leicht betriegen laſſen/ er greif-
fet an die Nerven/ laſſen groſſe Scherf-
fe in den Magen und verwirret den
Kopff/ wie ſolches der Poët auch weiß/
ſagende:


Quilibet ingrato fœdatum ſulphure

Bacchum

Ad Phlegetontæas ſe parat ille vias.

Das iſt

Wer viel geſchweffelten Wein

thut trincken/

Den wird der Todt ins Grab

verſincken.

Das VII. Capitel.
Von des Weines Tugenden und
Gewalt.


DEr Wein iſt zwar formaliter
kalt und gelind/ aber virtuali-
ter
hitzig und maͤchtig/ davon
Lutherus ſaget: (c)Der Wein ge-
het zum erſten glatt/ und ſuͤß ein/
ſonderlich weñ der Truncken-Bold
trotzig iſt/ ſo laͤſt ſich der Wein

getroſt
[209]und derer Curen.
getroſt ſauffen. Aber zuletzt wird
der geſoffene Wein Herr im Kopff
und wirfft den Sau-Ritter unter
die Banck.
Maͤßig getruncken er-
freuet er des Menſchen Hertz/ welches
zumahlen denen Melancholicis zuſtatten
koͤmt/ die bißweilen ein Glaͤßgen abſte-
chen koͤnnen/ ohne Furcht des leidigen
Zipperleins/ welches eben ſo bald nicht
koͤmt/ auch ziehet es nicht bey einem
iedweden ein/ der Wein trincket/ ſon-
dern die es abwarten koͤnnen/ gern
faullentzen und ſich gute Tage machen/
die beſuchet es gemeiniglich. Ich glau-
be gewißlich/ wenn mancher des Apts
Othmari Legel oder Wein-Faͤßlein haͤt-
te/ welches nie abgenommen/ noch le-
dig worden/ wie lange er auch daraus
getruncken/ (d) er wuͤrde ſich wenig
um das Zipperlein bekuͤmmern/ und
ſeinem Wein-Maul mehr was zu gute
thun/ als ſo/ doch wirds bey vielen ſo
auch nicht geſpahret.


Das
[210]Studenten-Kranckheiten

Das VIII. Capitel.
Von Brantewein undAquavit.


HIer iſt noch wohl zu mercken/
daß die meiſten nach Tiſch ſich
einbilden/ ſie koͤnten durch ei-
nen guten Aquavit die Coction und Ver-
dauung harter Speiſen befoͤrdern/ wel-
ches aber nicht zu billigen. Denn erſt-
lich hat der Brantewein eine fluͤchtige
ſubtile Saͤure bey ſich/ welcher deßwe-
gen denen hitzigen/ Gallreichen/ me-
lancholi
ſchen und Scharbockiſchen Leu-
ten hoͤchſt ſchaͤdlich/ ja wie ein Gifft/
und noch ſchlimmer wird er durch das
ſuͤſſe Anſchmieren des Zuckers/ welches
den Leib zur Schwindſucht unfehlbar
befoͤrdert. Und gleich wie der Spiritus
Vini,
oder frumenti (Wein oder Korn
Geiſt) wie man ihn insgemein hat/
ein untuͤchtiges Menſtruum iſt in der
Medicin die Eſſentien und andere Ar-
zeneyen zu machen/ wegen vielen Schlei-
mes (phlegma) und brandichten oͤhlich-
ten Geſchmackes/ (empyreuma oleo-
ſum
[211]und derer Curen.
ſum,) ſo iſt er auch im Magen ein un-
nuͤtzliches menſtruum, und Verdau-
ungs-Mittel. Ja was noch mehr iſt/
ſo ſchlegt er den Milch-Safft wie an-
dere Saͤure nach der Mahlzeit nieder/
daß das Beſte ſich ſetzet/ und das
Waͤßrige allein bleibet/ welches der
Natur keinen geringen Schaden brin-
get/ denn es verſaͤuret/ und verhindert
des Leibes Nahrung. Man verſuche
es auch zum Exempel mit Sauer-
Kraut/ und ſchuͤtte Brantewein drauff/
ſo wird es immer zacher werden hin-
gegen Waſſer daruͤber gegoſſen/ reſol-
vi
ret es in einen weichen Schleim.
Damit ich aber denen Liebhaberen deſ-
ſelben nicht gar zu hart ſey/ ſo rathe
ich/ daß wer ſolcher harten Speiſe we-
gen etwas Brantewein oder Aquavit
trincken wil/ der thue ſolches gleich bey
der Mahlzeit/ daß er ſich mit der Spei-
ſe vermiſche/ und alſo die Kochung
und Waͤrme vermehret werde. Kein
bequemerer und beſſerer Aquavit aber
iſt wie fuͤr Gelehrte/ als auch andere
zarte Naturen/ als das verdoppelte
balſa-
[212]Studenten-Kranckheiten
balſamiſche Krafft und Maſtix-Waſſer/
deſſen Zubereitung gantz herrlich und
rar iſt/ welches den Haupt und Magen
trefflich zu ſtatten kommet/ und heiſſet
billich Studenten Aquavit. Des Mor-
gens koͤnnen etliche Tropffen von der
Bieſem-Eſſenz darzu gethan werden/
ſo ſtaͤrcket es auch das Hertz und Ge-
daͤchtnis. Weibes-Perſonen koͤnnen
es ſo ſicher brauchen/ als Mannes/
und die es recht gekoſtet/ werden von
deſſen Ammuthigkeit und Tugend wiſ-
ſen zu ſagen. Doch muß auch hierein
eine Maaſſe bleiben.


Das IX. Capitel.
Was von warmen Trincken und
von den
Theezu halten.


DAs warm Trincken iſt an und
fuͤr ſich ſelbſt kein ſchaͤdlich
Ding/ (e) wo es nur nicht von
gar zu hitzigen und ſtarcken Dingen
geſchicht/
[213]und derer Curen.
geſchicht/ als gluͤender Wein/ davon in
vorhergehenden ſchon geredet worden/
ſondern von gelinden einfachen Sa-
chen/ als Thee, Coffe \&c. Es giebt viel
Leute in der Welt/ die alles warm trin-
cken/ als da ſind die oben gedachte
Braſilianer, Indianer und andere mehr.
(f) Es koͤmt ja freylich die Waͤrme un-
ſerer Natur beſſer zu ſtatten/ als Kaͤl-
te/ und das Leben des Menſchens be-
ſtehet in der Waͤrme. Dannenhero
zerloͤſen auch warme Getraͤncke mit ih-
rer Waͤrme/ Duͤnnig- und Fluͤßigkeit
die zachen Feuchtigkeit/ halten das
Blut in ſeinen Fluß und Lauff/ ſtaͤr-
cken alle Eingeweyd/ loͤſchen ab alle
Saltzigkeit/ und ſtoſſen oder treibẽ durch
den Schweiß und Urin der Kranck-
heiten Wurtzel und Zuſatz weg. Hier-
bey iſt dieſe Behutſamkeit zu behalten/
daß man ſich gleich darauff fuͤr kalter
Lufft und kalten Trincken huͤten ſol/ ſon-
dern in der Waͤrme bleiben/ ſo iſt es
eine
[214]Studenten-Kranckheiten
eine geringe/ doch gute Artzeney bey
gewiſſen Perſonen. Wo man aber
darin zuviel thut/ wird der Magen
ſchlap und traͤg/ die Waſſer-Gaͤnge
angefuͤllet/ der Leib weichlich/ und wo
keine Bewegung darzu koͤmt/ die Waſ-
ſer-Sucht oder andere Geſchwulſt dar-
auff erfolgen kan. Dahero zwar er-
hellet/ daß das barbariſche Kraͤutl.
Thee an und vor ſich denen barb ari-
ſchen Leuten gantz gut (g) ja auch etli-
cher maſſen denen Leichtglaͤubigen und
Neubegiergen delicaten Teutſchen und
Europæern/ derer Aberglaub und noch
vielmehr Einbildung weit ſtaͤrcker iſt/
(h) als jenes/ der aus purer Einbil-
dung einen groſſen Sack auf dem Ruͤ-
cken bekommen. (i) Ich wuͤnſchte/
daß ſolche Einfaͤltige Leut aus Einbil-
dung auch einen reiffern Verſtand be-
kaͤmen/ ſo wuͤrden ſie ſich nicht ſo leicht-
lich bethoͤren laſſen. Ich ſage ohne
Scheu/ daß dieſer fremde Thee de-
nen
[215]und derer Curen.
nen Studenten mehr ſchaͤdlich als
dienlich ſey/ (k) welches ein genaues
Verhalten in der diæt erfordert/ die Gei-
ſter die durch das ſtaͤtige Nachtſtudi-
ren oder andere Exercitia verzehret wor-
den/ werden dadurch keines weges wie-
der erſetzet/ dafuͤr ein gut Glaß Wein/
das bringet mehr Geiſter und Kraͤffte/
als 20. Naͤppigen voll ſolches Kalcks-
Waſſers. Und warum ſucht man
doch ſolche theure fremde Dinge/ und
verachtet hingegen unſere koſtbahre ein-
heimiſche geſunde Sachen und Gabe
Gottes? Iſt es denn nicht wider die
Vernunfft? (l) Aber die meiſten hal-
ten es mit dem Seneca:


Quicquid domi eſt, vile eſt
Alles Einheimiſche iſt gering
und veraͤchtlich.

Fragſt du aber/ welches denn unſere
Teutſche Thee ſey/ ſo wiſſe/ daß es al-
le Kraͤuter ſeyn/ die ein liebliches/ fluͤch-
tiges/ reines und ſtarckes Saltz haben/
als zum Exempel/ Ehren-Preiß/ Be-
tonien/
[216]Studenten-Kranckheiten
tonien/ Andorn/ Feld-Kuͤmmel oder
Quendel/ Salbey/ Gamanderlein/
Wacholder Beer ꝛc. Was die Vero-
nica
fuͤr herrliche Kraͤffte hat/ weiß nie-
mand/ als der derſelbigen Anatomie
recht angeſtellt/ und waͤre zu wuͤnſchen/
daß mit iedwedem Kraͤutlein alſo veꝛfah-
ren wuͤrde/ ſo wuͤrde es mehr Nutzen
ſchaffen bey den armen Leutẽ/ als ſeithero
geſchehen/ deñ in denen Kraͤutern iſt eine
unvergleichliche Krafft/ die ſicher und
ohne allen Schaden koͤnnen gebrauchet
werden/ auch ſinds meiſte Luͤgen/ was
die alten Kraͤuter-Buͤcher ohne vorher-
gegangenen Anatomiſchen Unterſu-
chung denen Kraͤutern ohne Grund bey-
legen/ daß es fuͤr dieſe oder jene Kranck-
heit gut ſeyn ſol/ aber es ſol noch geſche-
hen/ und zeiget ſolches SOLLEN eine
merckliche und dumme ignoranz an.(m)
eine Formul der herrlichen Studenten
Thee, ſol unten folgen/ die ich zu dero Be-
ſten communicire.


Das
[217]und derer Curen.

Das X. Capitel.
Was von demCaffezu halten.


EBen dieſe Meinung habe ich
auch von dem Caffe, welches
der Einſiedel Schickſiedel vor
ungefehr 90. Jahr erfunden/ worinnen
viel Geld ſchon verſchwendet worden.
wem es bekoͤmmt/ mag es trincken/ ich
ſehe aber nicht/ wie es Studenten koͤn-
ne nuͤtzlich ſeyn.(n)


Das XI. Capitel.
Von derSchoccolada.


SChoccolada iſt eben nicht werth
viel Worte davon zu machen/ ge-
ſchweige viel Geld dafuͤr zu geben.
Es iſt mit einem Wort ein ungeſun-
des Weſen/ und iſt eine groſſe Ein-
falt von denen/ die es ſo hoch æſtimi-
ren und theuer bezahlen/ und worzu es
am meiſten helffen ſol/ thut es am we-
nigſten.


KDas
[218]Studenten-Kranckheiten

Das XII. Capitel.
Vom Toback und deſſen Untuͤch-
tigkeit.


NIcht unbillich fragt ſichs auch/
ob der Toback Studenten nuͤtz-
lich? Ich ſage nein/ weil eine
mehrere nuͤtzliche und gekochte Feuch-
tigkeit dadurch aus dem Mund gefuͤh-
ret wird/ und daher trockene Naturen
mehr und mehr ausgetrocknet/ und die
Geiſter verduͤnnet werden. Was
man dem Toback ſonſten gutes zuſchrei-
bet/ das iſt nicht allemahl war. Denn
als vor einiger Zeit ein reicher und vor-
nehmer Landſaß mich conſulirete/ wie
er doch ſeiner uͤberfluͤßigen Dicke und
ſtarcken Leibes/ oder wie er es hieß/
ſeiner Fettigkeit koͤnte loß werden/ da
habe ich ihm nechſt Verordnung an-
derer Medicin den Toback in Uberfluß
verboten/ welches er auch eine Zeit-
lang gethan/ und deßwegen zimliches
abgenommen und beſſer befunden;
als er aber auf die erſte garſtige Ge-
won-
[219]und derer Curen.
wohnheit wieder gekommen und den-
ſelben zu trincken wieder angefangen/
iſt meine Weiſſagung accurat einge-
troffen in dem er bald darauff in eine
toͤdliche Waſſer- und Schwindſucht ge-
fallen/ welches/ ſo er meinem Conſilio
gefolget/ ſo weit mit ihme nicht kom-
men waͤre. War alſo mit ihme keine
natuͤrliche Fettigkeit/ ſondern eine ſo ge-
nante Cachexia Scorbutica. So iſt
demnach der Toback jungen Leuten/
am allermeiſten aber denen Gelehr-
ten und Studenten ſchaͤdlich. Eſt e-
nim herba ſtratiotica \& martis, non ve-
rò Sophiæ \& Artis.

Es iſt ein Teuf-
fel/ der die Leute aus Wolluſt zum
Toback ſauffen antreibet/

Weil er nur truncken macht und
voll

Ohne alle Wolluſt naͤrriſch toll/

Und giebt von ſich einen Teuffels-
Rauch/

Ohn einen andern Nutz und
Brauch.(o)


Er ſchadet denen Trockenen und die
K 2ſchwa-
[220]Studenten-Kranckheiten
ſchwache Nerven haben/ (p) derglei-
chen Art Studenten ſeyn/ die ſtarcke
und hitzige Sachen nicht vertragen koͤn-
nen. Der Toback heiſſet ſonſten auch
Petina, quia cerebrum petit. Er ma-
chet das Gehirn ſchwartz und trocken/
wie die Vielheit der Exempel auswei-
ſet. Daß er ſol Tapfferkeit verur-
ſachen/ iſt mehr ein Aber-Glaub un-
ter denen Indianiſchen Voͤlckern Tou-
oupinambaultiis
in Braſilien/ die alſo
beſchaffen: Es verſamlen ſich ihre
Goͤtzen-Prieſter
Caraibesgenannt/
bringen das Volck in einen Rei-
hen/ haben ein langes Rohr mit
dem Kraut
Petoangefuͤllet/ das
zuͤnden ſie an/ blaſen den Leuten
den Rauch ins Geſicht mit dieſen
Worten: Nehmet hin den Geiſt
der Tapfferkeit und Kuͤhnheit eu-
re Feinde zu uͤberwinden/ darauff
ſie denn nicht anders/ als waͤren

ſie
[221]und derer Curen.
ſie von den Teuffeln beſeſſen/ ihre
Feinde mit groſſer
furieanfallen/
ſchlagen tod und laſſen ſich todt-
ſchlagen.
(q) Das waͤre wahrhafftig
ein ſehr ſchlechtes Mittel wider verzag-
te Soldaten. Ich kan mir aber nichts
unvernunfftigers einbilden/ als 4. 6.
oder mehr Kanne Bier beym. Toback
zu trincken/ und hingegen eine wenige
Feuchtigkeit oder Schleim auszuwerf-
fen/ ja wohl gar die nuͤtzliche und gute
Feuchte Salivam oder Speichel abzu-
zapffen/ und wiederum rohe Feuch-
tigkeit einzufuͤllen. Das heiſt ja recht/
das ὕςερον πρώτερον geſpielet. Dan-
nenhero jener Helm-Staͤdiſche Profeſ-
ſor
(r) es denen Studenten fuͤr ſehr uͤ-
bel gehalten/ die den Toback zu ſtarck
und ohne Noth getruncken/ ſagende:
quid turpius \& homine liberali indigni-
us, quam ex Cerebro nobiliſſima illa
mentis ſede vaporarium efficere?
Was
iſt doch ſchaͤndlicher und einem
freyen Menſchen unanſtaͤndiger/

K 3als
[222]Studenten-Kranckheiten
als aus dem edlen Sitz der Seelen
ein Rauch-Neſt zu machen?
Als
vor weniger Zeit einem Bauer/ der zu-
vor groſſe Kopff-Schmertzen hatte/
auch ſehr wunderlich und faſt unſinnig
war/ nach ſeinen Tod den Kopff oͤff-
nen laſſen/ habe ich befunden/ daß ſein
Gehirn von vielen Toback gantz
Schwartz und trocken war/ welches
auch ſeiner Unſinnigkeit und Todes Ur-
ſach geweſen. Dieſes und dergleichen
Exempel (s) ſollen billich alle und iede
von deſſen ſchaͤndlich und ſchaͤdlichen
Mißbrauch/ zumahlen bey hitzigen Leu-
ten abſchrecken. Mann frage nicht/
warum mancher/ wenn er ein wenig
zu Jahren koͤmmt/ ſeinen vollkommenen
Verſtand und Gebrauch der Nerven
nicht hat/ er unterſuche nur ein wenig
den Mißbrauch des Tobacks und
Sauffens/ denn er in ſeiner Jugend
getrieben/ dem wird die Wahrheit a-
ber zu ſpaͤt zu ſchreyen/ und verkuͤrtzet
ihnen wohl gar das Leben. (t) Es iſt
den
[223]und derer Curen.
dem Rischardo Flitſchero, einem Bi-
ſchoff in Londen noch auf dieſen Tag
eine ſchlechte Ehre/ daß er ſich hat mit
den Toback/ (dadurch die Engellaͤn-
der der barbariſchen Voͤlcker Natur/
(als von welchen er kommt) wie einer
beym Camdeno ſaget/ gleichſam an
ſich genommen) zu Tode geſoffen.
Der Toback zwar an und vor ſich
ſelbſt iſt ein herrlich mediciniſch Kraͤut-
lein/ (u) und nicht unbillich Sana Sancta
zu nennen/ aber wer es wie ſein taͤg-
lich Brod brauchet/ der iſt betrogen.
(vv) Ich nenne es ein mediciniſch Kraͤut-
lein/ die es alſo brauchen/ als kalte/
feuchte/ dick und fette/ waſſerſuͤchtige
Menſchen/ auch die an naͤblichten/
ſumpffichten Oertern wohnen/ oder
ſonſt mit kalten Fluß geplagt werden/
die empfinden daher oͤffters Huͤlffe und
Linderung/ (x) denen Hitzigen und
Scharbockiſchen aber widerrathe ich
ihm ernſtlich/ wo ſie nicht wollen an
K 4der
[224]Studenten-Kranckheiten
der Schwindſucht ſterben. Aber war-
um braucht man nicht auch andere
ſchoͤne und geſunde Kraͤuterlein als
einen Toback/ die bey uns wachſen/
welches wahrhafftig/ zumahlen Gelehr-
ten/ weit beſſer waͤre/ der gleichen Art
unten auch folgen ſol.



Dritten Buchs 5. Theilung.


Das I. Capitel.
Von der Bewegung.


WIr leſen abermahl beym Hip-
pocrate
(y) auf unſerer Spꝛache
alſo: Der Morgen Spazier
Gang oder Bewegung machet al-
les Duͤnne im Leibe/ und was um
das Haupt herum lieget/ machet es
leicht/ hurtig und munter/ und be-
foͤrdert den Stulgang.
Oder die
des Morgens ſich bewegen und ein we-
nig auf und nieder ſpatzieren/ denen
wird das Haupt leichter/ die boͤſen Duͤn-
ſte
[225]und derer Curen.
ſte ſo man im Schlaffe geſamlet/ weꝛden
zerſteubet/ daß darnach die Kopff-Ar-
beit/ nemlich das ſtudiren deſto beſſer
von ſtatten gehet/ ja der gantze Leib wird
hurtiger und zum Stulgang geneigter
welche Dinge alle Studirenden zu
Huͤlffe kommen. Es ſcheinet faſt/ als
haͤtte der alte Kirchen Lehrer Hippocra-
tes in ſpecie
Sorge getragen fuͤr die
Herrn Studenten; denn wenn ſie vom
Bett gleich die Banck ritten und zum
ſtudiren giengen/ wuͤrden die Geiſter
nicht halb ſo munter ſeyn. Dannen-
hero eine gelinde Morgen-Bewegung
allen zu recommendiren, wie auch das
Ausdehnen des Leibes (die pandicula-
tion,
) damit die Nerven oder Spann-
Ader ihren natuͤrlichen tonum und ſi-
tum,
die Lebens-Geiſter zugleich mit
dem Gebluͤt mehr ermuntert und alſo
auch die Seelen Geiſter wieder hurti-
ger werden moͤchten/ darzu hilfft das
kaͤmmen der Haare/ denn dadurch wer-
den die verdumten Geiſter erwecket/
man ſol auch ſeinen Mund und Augen
mit friſchem Waſſer reinigen/ welches
K 5alles
[226]Studenten-Kranckheiten
alles zur Ermunterung der Geiſter die-
net und zum ſtudiren hurtiger machet.
Die Zunge fleißig abgeſchabet und ein
wenig von meinem unten geordneten
Schnup-Toback oder Haupt-Pulver
gebraucht/ koͤmmt dem Kopff auch wohl
von ſtatten/ ob dieſe Ding gleich noch
ſo gering ſcheinen/ ſo ſind ſie doch noͤthig
denjenigen der ſcharffe Sinnen zu ha-
ben verlanget/ und koſtet kein Geld. Es
recommendiret auch ſonſten nichts mehr
einen Studioſum, als die puritas corpo-
ris \& in ſpecie oris,
druͤm iſt nachfolgen-
des zu mercken:


Lumina mane manus ſurgens gelida læ-

vet undâ,

Hac illac modicum pergat, modicum ſua

membra

Extendat. Crines pectat, dentes fricet:

iſta

Confortant Corebrum, confortant cæ-

tera membra.

Nach dieſem ſollen ſie ſtudiren biß eine
halbe Stund vor Tiſch/ da ſie ſich wie-
der ein wenig bewegen ſollen einen Ap-
petit zu erwecken. Die aber ihre Ex-
ercitia
[227]und derer Curen.
ercitia haben/ die moͤgen es thun lang
vor und auch nicht gleich nach Tiſch/
denn beydes iſt ſchaͤdlich/ wie oben weit-
laͤufftig erinnert worden/ jenes verder-
bet den Appetit/ dieſes ſtoͤſt den Milch-
ſafft mit Gewalt fort. Bey denen Ex-
ercitiis
ſol man ſeinen Leib nicht entbloͤ-
ſen/ und durch die euſſerliche kalte Lufft
den Schweiß zuruͤck treiben/ weil es Fie-
ber und Kraͤtze verurſachet. Reiten iſt
eine erleidliche Bewegung/ wie auch
das Fahren und dienet zufoͤrderſt denen
hypochondriacis und ſchwachen Lei-
bern/ denn dadurch bleiben doch die an-
dern Gliedmaſſen ruhig und werden
nicht ſo ſehr ermuͤdet noch krafftloß/ wel-
ches wohl zu meꝛcken. Auch ſol man nicht
alſobald nach ſtarcker Bewegung kalt
tꝛincke/ weil wir Exempel genung haben/
derer/ die davon ploͤtzlich geſtorben. (z)


Das II. Capitel.
Von der Ruhe und Stillſitzen.


K 6Daß
[228]Studenten-Kranckheiten

DAß man ſich dem Sitzen zuviel
ergiebet/ iſt nicht rathſam/ mein
Rath waͤre/ man ſtudirete vor
Mittag fleißig/ und ruminirete Nach-
Mittag/ das wuͤrde beſſer ſeyn/ als con-
fuſè
Tag und Nacht uͤber den Buͤchern
liegen: Denn gar keine Bewegung
haben erkaͤltet die Natur und ma-
chet einen traͤgen Leib
/ daher aller-
hand Zufaͤlle ſich ereignen. Animus
cogitatione intentus, corpus deſerit
das
Gemuͤth/ das mit ſtetigen Gedan-
cken angefuͤllet/ verlaͤſt den Leib end-
lich gar
/ hingegen Lectio temperata,
quam non laſſitudo, ſed conſilium finit,
decet ſtudioſos.
Maͤßig uͤber den Buͤ-
chern ſitzen und leſen ſo daß man
nicht daruͤber gantz ermuͤdet/ ſon-
dern bey ſich ſelbſten zu rath gehet/
das geziemet und bekoͤmmt Stu-
denten wohl.
Nach Tiſch ruhen iſt
beſſer als vor Tiſch/ dahero iſt auf denen
Gymnaſiis ein groſſer Fehler/ daß man
die ſo genannte Freyſtunden nach und
nicht auch vor Tiſch vergoͤnnet/ und die
armen
[229]und derer Curen.
armen Schuͤler ſo hart einſchrencket/ ſo
lang biß dero Blut faulen/ ausſchwee-
ren oder mancher arme Schelm es ſon-
ſten ausſiechen muß/ mit groſſer Gefahr/
daran nicht allezeit das Waſſer/ die
Lufft/ ſondern auch offt und am aller-
meiſten des Schulmeiſters ſtrenge
und enge Authoritaͤt/ daruͤber mancher/
wenn er zu Verſtand und Jahren koͤmt/
ſeuffzet und ſeiner Lehrmeiſter einfaͤltige
gehabte Herrſchafft verlachet. Es heiſ-
ſet ja nicht vergebens: Nach Tiſch
ſolman eine Gemuͤths und Leibes-
Ruhe halten.
Dannenhero ſind nach
Tiſch alle Exercitia, Gemuͤths-Arbeit/
als das emſige Studiren zu meiden/
denn dieſe ſind eben aller Rohig-Unver-
dauligkeit/ der Kraͤtze und der meiſten
Kranckheiten Urſacher. Ich wundere
mich auch nicht wenig uͤber diejenige/
welche die Ruhe verachten/ ob ſie gleich
wiſſen/ daß darin ihre Geſundheit beſte-
het und den groͤſten Kranckheiten da-
durch vorgebauet wird/ zumahlen wel-
che hitziger und trockener Natur ſeyn/
und der Feuchtigkeit des Leibes durch
K 7den
[230]Studenten-Kranckheiten
den uͤbermaͤßigen Schweiß ſich berau-
ben/ woruͤber ſchon laͤngſten Hippocra-
tes
und Galenus(1) geklaget/ daß es die
Medici bey ihren Clienten nicht in acht
nehmen/ und dannenhero mancher mut-
willig in Kranckheit fallen und gerathen
muß. Ferner iſt noch zu mercken/ daß
die Poſitur des Leibes im ſtudiren nicht
ſeyn ſol gebuͤckt/ mit zuſammen gezoge-
nen Leibe/ ſondern gerade/ man ſol aber
nicht ſtehen/ wie einige unbedacht vorge-
ben/ denn dadurch muͤſſen die Feuchtig-
keiten alle unterwerts fincken/ auch neh-
men die Beine viel Kraͤffte und Geiſter
weg zur Ertragung des gantzen und
ſchweren Obern-Leibes/ welches dem
Nachſinnen abgehet/ ſondern darzu die-
net ein hoher Stuhl/ darinnen man auf-
gerichtet ſitzen kan/ und dann und wann
ein wenig auf und nieder ſpatziret/ wel-
ches zumahlen denen hypochondriacis
und melancholicis geſagt ſeyn ſol.


Das
[231]und derer Curen.

Dritten Buchs 6. Theilung.
Von Gemuͤths-Bewegung.


Das I. Capitel.
Von Gewalt derAffecten.


DEr Menſch/ als der allein unter
den Thieren mit Vernunfft be-
gabet/ ſol in allen Dingen dahin
ſtreben/ wie er ſeine Affecten zwinge/
wohl erwegende/ daß die Gemuͤths-
Ruhe zur Verlaͤngerung des Lebens
die beſte
Medicinſey. Es iſt freylich
das Gemuͤth/ ſo lang es mit dem Leib
durch Huͤlff der Geiſter verknuͤpffet iſt/
nicht frey von Kranckheiten/ ſondern al-
le motus mentis Gemuͤths-Bewegun-
gen/ Gedancken entſtehen meiſtentheils
à motu humorum \& temperie von der
Bewegung des Bluts und deſſen Tem-
perament/ oder wie das Blut/ ſo iſt die
Neigung ſo ſind die Gedancken.

Und iſt demnach einem Medico nicht
ſchwer die Gedancken der Menſchen
proba-
[232]Studenten-Kranckheiten
probabiliter zu erkennen und zu erfah-
ren/ nach Auſſage des Galeni, der alſo
ſpricht: mores animi ſequuntur corpo-
ris temperamentum,
wie des Menſchen
ſein Temperament/ ſo ſind auch ſei-
ne Geberden/ und Gedancken/ ſein
Dichten und Trachten
/ wer jenes
weiß/ kan auch dieſes ergruͤnden. Dan-
nenhero ſich ſelbſt zu regieren iſt die groͤ-
ſte Kunſt/ und gefaͤllt mir wohl/ was hier
zu der beruͤhmte Frantzoͤſiſche Koͤnigli-
che Leib-Medicus der Quercetanus, ſe-
tzet/ ſagende: Animi affectus ſunt tem-
perandi, \& ubi vel leviſſima commotio
percipitur, confeſtim ejusmodi ignis a-
qua continentiæ à ratione ſublimata \& a-
lembicata extinguendus eſt,
das iſt: Die
Gemuͤths-Neigungen ſol man maͤſ-
ſigen/ und wo nur eine kleine Bewe-
gung deſſelben geſchicht/ ſol dieſes
Feuer alſo bald mit dem Waſſer des
Enthaltens/ ſo von der Vernunfft
getrieben und erhoͤhet iſt/ geloͤſchet
werden
/ denn ſie greiffen alſobald die
Seelen-Geiſter an/ und demnach be-
zwingen ſie den gantzen Leib/ daß daher
manchen
[233]und derer Curen.
manchen das Leben verkuͤrtzet wird.
(2)


Das II. Capitel.
Von der Liebes-Sucht oder
Inclination.


SOlches ſehen wir an der Liebe/
was ſie vor Macht hat bey dem/
der da liebet/ welches Seneca ex-
primirt,
wenn er ſaget: Caveant ſibi ſtu-
dioſi ab amore, amans enim (amens) vivit
in alieno corpore,
es ſollen ſich Studi-
rende huͤten fuͤr der Liebe/ denn ein
Lieben der (Unſiñiger) lebet in eines
andern
Leibe/ womit er viel zu verſtehen
giebet. Es geben es auch die Kennzeichen
eines Liebhabers an den Tag


‒ ‒ ‒ ‒ ‒ Amantis

Pallor in ore ſedet, macies in corpore to-
to(3)

Die bleiche Farb und hagre Ge-
ſtalt

Den Liehaber verraͤth gar bald.


Die
[234]Studenten-Kranckheiten

Die Lieb bezwinget das tapfferſte Ge-
muͤth/ und effœminiret den Hertzhafftig-
ſten/ ſie laͤhmet Zunge und Verſtand/
und ſchlaͤgt das gantze Gebluͤt zu Bo-
den/ ja ſie treibet zur groͤſten Verwegen-
heit/ quid non mortalia pectora cogit a-
mor?


Das III. Capitel.
Von der Traurigkeit.


TRaurigkeit iſt ein Gifft des Le-
bens/ eine Verwirrung der
Geiſter und des Verſtandes/
zumahlen bey denen hypochondriacis
und melancholicis.(4) Sie iſt eine
Verkehrerin des Gewiſſens/ darzu der
boͤſe Feind ſich gern geſellet/ und ihnen
den Weg zum boͤſen zeiget/ denn Me-
lancholia eſt balneum Diaboli,


Die Melancholey
Iſt des Teuffels Baaderey.


Viel ſind aus Traurigkeit ploͤtzlich ge-
ſtorben. Von der Traurigkeit heiſſet
es: Nichts kan innerlicher und ge-
ſchwin-
[235]und derer Curen.
ſchwinder unſer Gebluͤt veraͤndern
deſſen Eigenſchafft zertrennen und
einen unordentlichen Lauff denen
Geiſtern beybringen/ als der Zorn
und Traurigkeit
/ worinnen auch Sa-
lomo
(5) uͤbereinſtimmet ſagende: Ein
froͤlich Hertz macht das Leben luſtig/
aber ein betruͤbter Muth vertrocknet
die Gebeine. Hoͤrets ihr Melancho-
lici,
und ſuchet euch eine Ergetzlichkeit/
daß euer Hertz freyer werde entweder
durch angenehme Muſic, wie David
dem Saul gethan/ womit er ihn von
ſeiner Ubereilung zuruͤck gehalten/


Denn ſie nimt weg Kuͤmmer-

niß und Leyd/

In Schimpff und Schertz bringt

groſſe Freud!

Anch ſonſt macht einen wohl ge-

ſchickt/

In Creutz/ Arbeit und Muͤh

erquickt/

Oder durch einen Gott-gefaͤlligen Ge-
ſang/ welches einen freudigen Geiſt
in uns erwecket/ daß der Trauer-
Geiſt
[236]Studenten-Kranckheiten
Geiſt weichen muß. Alle Gelehrte/
weil ſie an Gemuͤths und Leibes-Kraͤff-
ten ſehr ermuͤdet werden/ ſollen ſich
der Luſtigkeit bedienen nebſt einem
Glaß guten Wein/ aber in dem HErrn/
dadurch koͤnnen ſie vertreiben den tor-
porem Spirituum
und verdummelte
Geiſter/ und gehen alsdenn hurtiger
an ihr ſtudiren/ druͤm heiſt es gar wohl:
læta ede, læta bibe, læta age, læta vide,
(6) nur daß ſie ihrer Luſtigkeit den Zuͤ-
gel nicht zu weit laſſen/ ſonſten ſetzen
ſie ihre Spiritus extra ſphæram recti,
und zertrennen ſie gantz und gar/ daß
darnach eine groͤſſere Traurigkeit dar-
aufferfolget/ (7) wie wir ſolches an de-
nen melancholicis, die zuvor gantz auß-
gelaſſen (eccentrici) waren in ihrer Lu-
ſtigkeit/ bald aber wieder gar zu trau-
rig. Es dienet auch die Traurigkeit
zuvertreiben eine Geſpraͤchhaffte Con-
verſation,
und ſaget Fracaſtorius, daß
der Jungfern und Jung-Geſellen Zu-
ſammenkunfft die Melancholey am be-
ſten
[237]und derer Curen.
ſten vertreiben koͤnne/ (accedunt juve-
num chori Miſtæque puellæ;
) Alleine
hier heiſt es auch/ cautius cum hiſce eſt
converſandum, ne decipiaris,
welches
leicht geſchehen kan durch ihr rete mi-
rabile.
Von denen Perſianiſchen Bett-
lern ſtehet/ (8) daß ſie denen voruͤber
gehenden mit demuͤthigen Geberden
einen Spiegel vorhalten/ ſie zur Mil-
digkeit anzureitzen/ wie viel reitzen doch
mit ihrem Bettel-Hoffart und ge-
ſchminckten Spiegel unſchuldige Her-
tzen zum Boͤſen an/ und betteln gleich-
ſam manchem etwas ab/ das er ſon-
ſten nicht gethan. Ja unzuͤchtige Me-
ren (die man leicht an Reden/ Gang
und Kleidung erkennen kan) machen
es nicht anders als der liſtige und be-
triegeriſche Fiſcher dem Fiſch Sargo
oder Ziegen-Parſch/ welcher Fiſch die
Ziegen ſehr liebet/ und ihnen deßwe-
gen nachſchwimmet/ ob gleich offt mit
Lebens-Gefahr; Denn die Fiſcher
thun Ziegen-Felle an/ treten ins Waſ-
ſer/ fangen und beſtricken alſo mit Liſt
den
[238]Studenten-Kranckheiten
den armen unſchuldigen Fiſch; Eben
alſo gehet es manchem unſchuldigen
Verliebten/ der noch nicht weiß was
Huren-Liebe iſt/ wie uns ſolches das
Emblema Alciati vor Augen leget. (9)


Das IV. Capitel.
Vom Zorn.


ZOrn entzuͤndet die Geiſter/ ver-
aͤndert des Blutes Richtigkeit
(συμμετρίαν,) widerſtehet der
Weißheit/ und bringet den Leib in Her-
tze-Leyd/ ja er verhindert den Gebrauch
der Vernunfft/ obſtat animi judicio,
\& rationis opera perturbat. It. ira præ-
ſente nihil rectè fieri poteſt
nach dem
Cicerone, welches zufoͤrderſt denen Ge-
lehrten eine Regul giebet.


Das V. Capitel.
Von der Sorge.


UNter den Studenten giebts auch
genug Sorge/ der eine hat kei-
ne Gelder/ der andere hat das
ſeine
[239]und derer Curen.
ſeine liederlich verthan/ der dritte kan
nicht gelehrt genug werden. Da fin-
den ſich vielerley Sorgen. Solche a-
ber verurſachen ſich freywillich Unge-
legenheit/ Melancholey/ betruͤben ihr
Hertz und Geiſter/ machen einen ſchwa-
chen und krancken Leib/ Cura velut ſpi-
na partibus infixa eſt,
die Sorg iſt
wie ein Dorn/ den man in ein Glied
geſtochen/ dafuͤr man weder Tag
noch Nacht ruhen kan.
Aus vie-
len Sorgen komt der Glieder Schwach-
heit und Weichlichkeit/ ſie vertrocken
und verzehren die natuͤrlichen Kraͤffte
des Leibes und verurſachen vor der
Zeit graue Haar. Wo ein junger
Menſch in groſſer Sorg und Furcht le-
bet/ der kan am Leibe nicht ſo tuͤgen
noch zunehmen/ als wenn er frey waͤ-
re. Derowegen


Volve tuas in Chriſti humeros prece

ſupplice curas

Hoc dare fata volunt, hoc dare vo-

ta valent.

Wer
[240]Studenten-Kranckheiten
Wer ſeine Sorg GOTT auf-

erlegt

Und alles in den Wind hin-

ſchlaͤgt

Mit beten ſeine Sach faͤngt an/

Der hat in allen genug gethan.

Denn ille beatiſſimus \& ſecurus ſui
poſſeſſor, qui craſtinum ſine ſollicitudi-
ne expectat,
der iſt der aller gluͤckſee-
ligſt und ſicherſte Menſch/ der ſich
nicht groß bekuͤmmert um den
Morgenden Tag.



Dritten Buchs 7. Theilung.
Vom Schlaffen und Wachen.


Das I. Capitel.
Wenn und wie lang man ſchlaf-
fen ſol.


MAn hat ſich zwar nicht zu be-
ſchweren uͤber lehr-begierige
Studenten/ daß ſie den Schlaff
zu viel nachhiengen/ drum muß ichs bil-
lich
[241]und derer Curen.
lich erinnern/ daß ſie demſelben als
hoͤchſt-noͤthigem Stuͤck der Geſund-
heit ja nichts abbrechen moͤchten/ denn
quòd protrahimus ſomno, vitæ addimus,
was wir dem Schlaff zugeben/ das ge-
ben wir unſern Leben zu/ ſtehet dort
bey dem Plauto. Es ſol aber geſche-
hen 2. oder 3. Stunden nach Tiſch des
Abends um 9. Uhr/ damit eine voll-
kommene Kochung geſchehen moͤge/
nicht aber gleich nach Tiſch/ als wel-
ches ſchaͤdlich. Auch ſol man ſich
nicht auf den Ruͤcken legen noch mit
abhengigen Kopff/ wo man nicht wil
naͤrriſche Traͤume haben/ ſondern an-
fangs auf die Lincke Seiten/ daß der
Chylus in dem Magen deſto laͤnger
bleibe und beſſer gekocht werde/ dar-
nach auf die rechte Seiten/ in der
Mitte etwas niedrig oder tief/ zum
Haupt oder Fuͤſſen aber hoch/ und
das iſt die beſte Lage/ die einen ſanff-
ten und geruhigen Schlaff giebet. Hin-
gegen iſt der Mittags-Schlaff den
meiſten ſchaͤdlich/ es ſeye denn einer
ſehr trockener und hitziger Natur oder
Lſey
[242]Studenten-Kranckheiten
ſey es gewohnet/ denn ſo heiſt es von
jenen:


Febris, pigrities, capitis dolor atque

Catarrhus,

Hæc tibi proveniunt ex ſomno meri-

diano.

Das iſt: Von Mittags-Ruh kom-
men her Fieber/ Traͤgheit/ Haupt-
Schmertzen und Fluͤſſe/
welches die
pur lautere Wahrheit iſt. Die Laͤnge
des Schlaffs kan iedweder nach ſeiner
Beliebung und Natur abmeſſen/ und
darff ſich gar nicht binden an die vor-
geſchriebene 7. Stunden/ weil immer
einem der Schlaff beſſer bekoͤmmt als
dem andern/ doch kan man auch zu-
viel thun/ da heiſt es denn/ utamur
Somno non ut domino ſed ut rebus a-
gendis inſerviente,
man ſol den
Schlaff gebrauchen nicht als ſei-
nen Herrn/ ſondern als ein Stuͤck
das da dienet die Verrichtung zu
thun und werckſtellig zu machen.

Welche die Morgen-Stunde lieben/
ſtehen des Sommers um 4. und nicht
um 2. des Winters um 6. und nicht
um 4.
[243]und derer Curen.
um 4. auf/ ſo kan ihre Natur aushal-
ten/ und ſolches haben viel mit groſſen
Nutzen erfahren. Man laſſe aber ja
den Schlaff-Trunck mit frieden/ (es
ſey denn der Durſt zu venement,) wo
man nicht wil die gantze Kochung ver-
hindern/ und Kopff-Schmertzen oder
andere Verdrießligkeiten davon tragen.
Auch ſollen ſie ihre Haͤupter des Nachts
wohl verwahren fuͤr der Kaͤlte/ Lufft und
Monden Schein/ die Fenſter zu machen/
denn ſolches iſt ein groſſer Fehler bey
vielen/ der zu verbeſſern.



Dritten Buchs achter Theilung.


Das I. Capitel.
Vom Stuhlgang und anderer
Ausfuͤhrung der Natur.


WAs die enth altene Unreinigkeit
des Leibes fuͤr Schaden verur-
ſachet/ erfaͤhret iederman der
ſolches verhindert. Hier iſt wohl zu-
mercken/ daß die Natur fein wohl und
L 2ordent-
[244]Studenten-Kranckheiten
ordentlich gewehnet werde/ daß ſie ihr
Amt des Morgens fruͤh verrichte. Wil
man die Natur zu dieſem Werck nicht
faul machen/ ſo gebe man ihr ihren or-
dentlichen und zwar genugſamen
Tranck und Feuchtigkeit bey Tiſch/ da
hingegen deſſen Mangel harte excre-
menta
verurſachet/ welche ein Zeichen
ſind truckener Natur/ und alſo offt uͤber
die Zeit verhalten/ und die Winde zu-
ruͤck getrieben werden/ welche groſſe
Beſchwerung gegen das Hertz verurſa-
chen/ die faulen Duͤnſte gehen in das
Gebluͤt/ inficiren daſſelbe und verurſa-
chen Faͤulung. Derowegen ſol man
nichts verhalten/ was fort wil. Der
Kaͤyſer Claudius gab deßwegen Frey-
heit ſolche Winde in die weite Welt zu-
laſſen/ auch bey Gaſtereyen/ weil er er-
fahren/ daß einer/ der ſolche aus Scham-
hafftigkeit zuruͤck gehalten/ in eine ge-
faͤhrliche Kranckheit gefallen/ (10) ob
gleich die Alten ſolches der Erbarkeit
zum beſten verboten hatten.(11) Es gefaͤlt
mir
[245]und derer Curen.
mir des Nicarchi Uberſchrifft uͤber die
Winde ſehr wohl/ darinnen er zeiget/
was ſie fuͤr Schaden bringen koͤnnen/
welche Johan. Laſcharis in nachfolgende
Lateiniſche Vers uͤberſetzet:


Interimit crepitus ventris detentus in
alvo,

Et ſervat blæſum dum canit ille
melos.

Ergo ſi perimit crepitus ſervatque ca-
nendo,

Regibus imperium par habet hic cre-
pitus.

Erasmus meinet/ man ſolte den hinder-
ſten Huſten (S.H.) mit dem rechten Hu-
ſten verbergen oder doch mit den Fuͤſſen
ſcharren/ ſo wuͤrde er nicht offenbahr/ al-
leine es erfordert eine Behutſamkeit zu
mahlen bey dem Frauenzimmer. Es
iſt ja die Windſucht keine geringe
Kranckheit/ wer ſie erfahren/ wird ſie
nicht wieder begehren. Es verſtopf-
fet ſich auch bißweilen der Urin/ welcher
auch keine Ergoͤtzligkeit bringet/ derowe-
gen ſol man ſolchen auch nicht zu lang
verhalten/ ſondern vielmehr befoͤrdern/
L 3und
[246]Studenten-Kranckheiten
und die Kunſt bey die Hand nehmen.
Zur Erweichung des Leibes dienen klei-
ne Roſinen vor Tiſch gegeſſen/ meine ge-
linde laxirende Pillen/ Pflaumen mit
Senes Blaͤtter/ und weil Studirende
meiſtentheils mit Haupt-Fluͤſſen vexiret
werden/ ſo ſollen ſie alle Monat einmal
meine Haupt-Pillen brauchen zur Rei-
nigung deſſelben und des gantzen Leibes/
welche trefflich gut thun auch das Ge-
daͤchtnuͤß ermuntern. Iſ ergo ſanus e-
rit, qui benè ingerit, digerit, \& egerit.
Es
ſtatuirendieMedici zweyerley Unreinig-
keit/ nuͤtzliche und untuͤchtige/ dieſe ſind
der Stuhlgang/ Urin/ grober Speichel
(ſputum) Schweiß ꝛc. die muͤſſen gaͤntz-
lich aus dem Leibe getrieben werden/ je-
ne aber/ als rechte Speichel (ſaliva) ſe-
men \&c.
hat die Natur verborgen/ daß
ſie nicht ſo bloß ſol verſchwendet wer-
den. Dannenhero wer ſeine weiſſe/
waͤſſerige geſunde Speichel zu ſtarck
auswirfft/ als die tobacks-Bruͤder und
hypochondriaci thun/ die leiden dadurch
Schaden; Denn ſie iſt das erſte men-
ſtruum ciborum
der erſte Schluͤſſel zur
Aufloͤ-
[247]und derer Curen.
Aufloͤſung der Speiſe im Mund/ ja ſie
muß des Magens Ferment helffen er-
halten/ Semen eſt ſeri flos, und das beſte
aus dem Gebluͤt/ wer dieſes zu ſtarck
verſchwendet/ der verkuͤrtzet ſein Leben/
es mag geſchehen auf was Weiſe es im-
mer wolle. Jener 16. Jaͤhrige Juͤng-
ling bekam ex pollutione Spontanea eine
langwierige und ſehr gefaͤhrliche Go-
norrhœe,
und ſaget deßwegẽ offt beruͤhr-
ter ſeel. Herr D. Ammann alſo: Dictum
hoc ſit juvenibus quibusdam, qui titilla-
tiones improvide ſuſtinent, ſed neſci-
unt, quàm extremè ſe enervent adeo,
ut poſtea planè fiant elumbeſ, (\& non
raro impotentes.)
Solchen Verſchwen-
dern und Hurern ſtehet das Nuͤck Grad
ohne Fleiſch heraus/ und wird der
Menſch wie ein Geribb/ und verlieren
die Klarheit der Augen. Druͤm iſt es
mehr als zu wahr/ quod


Balnea, Vina, Venus corrumpunt corpo-
ra noſtra,

und weiter nach dem Hippocrate: Tria
ſunt vitæ ſaluberrima, laborem non fu-
gere, alimonia non Saturari, genituram

L 4non
[248]Studenten-Kranckheiten
non profundere, 3. Stuͤck ſind dem Le-
ben erſprießlich/ Arbeit nicht mei-
den/ mit Speis und Tranek ſich nicht
uͤberfuͤllen/ und das
Semennicht ver-
ſchwenden.


Das II. Capitel.
Beſchluß von den Stuͤcken/ die zur
Diætgehoͤren.


WEr nun ſolches alles fein in acht
nimmt/ der wird erfahren/ daß
die Diæt ſey das eintzige ſpecifi-
cum
und præſervativum wieder alle
Kranckheiten/ und koͤnne kein Student
ohne ſelbige ſeine Geſundheit erhalten.
Und dieſes ſey von denen ſo genannten
ſex rebus non naturalibus zur Gnuͤge ge-
ſagt. Nun wil ich auch meine Sorge
richten auf die vier Jahres Zeiten/ als in
welchen eine groſſe Veraͤnderung vor-
gehet nicht ohne Verletzung der Ge-
ſundheit.


Drit-
[249]und derer Curen.

Dritten Buchs neunter Theilung
Wie man ſich verhalten ſol in
den vier Jahres Zeiten.


Das I. Capitel.
Vom Fruͤhling.


WIe die jaͤhrlichen Veraͤnderun-
gen und Tempeſtates geſchehen/
wiſſen die Aſtronomi am beſten/
(12) wir reden nur medicè von dero Ge-
ſund- und Beſchaffenheit. Daß der
Fruͤhling denen Mitternaͤchtigen Voͤl-
ckern ſo gar geſund ſeyn ſol/ wie die Al-
ten dafuͤr gehalten (13) erfahren wir
warhafftig nicht allemahl/ ſondern da
gehen die im Winter concipirt und ein-
geſetzte Kranckheit/ als eine boͤſe Frucht
hervor/ verſtehe die Fieber/ die manchen
mit aufreiben/ zumahlen wo auf einen
harten Winter ein naſſer und gelinder
Fruͤhling folget/ da denn die verdruͤckten
L 5Feuch-
[250]Studeten-Kranckheiten
Feuchtigkeiten ſich wieder aus einander
wickeln/ ſchaͤdliche Gehrungen verurſa-
chen/ in einen zwar mehres als in den an-
dern/ welche denen Medicis offt viel zu
thun machen/ darzu helffen nun mei-
ſterlich die naſſen und faulen Duͤnſte
der Erden/ die wir mit der Lufft in uns
ziehen/ zufoͤrderſt im Mertz und April.
Solte denn nun hier ein gut conſilium
medicum
nicht noͤthig ſeyn? zu mahlen/
wo der Winter noch ein Nachſpiel haͤlt/
welches geſchicht/ wenn im Martio oder
Februario die Sonne mit ihren Strah-
len uns wieder Gewonheit erwaͤrmet/
dem Leib ſchmeichelt/ die Schweißloͤ-
cher eroͤffnet/ und alſo in dem Leibe al-
les beweglich machet/ und demnach eine
ſolche geſchwinde Veraͤnderung und
Kaͤlte wieder einfaͤlt/ das muß ja wohl
ungeſund ſeyn. Dahero iſt er denen
Schwindſuͤchtigen zum Tode befoͤrder-
lich. Nun ſind aber die meiſten Stu-
denten darzu geneiget/ wie oben erwie-
ſen. Im Fruͤhling ſage ich gehet eine
neue fermentation und Gehrung an/ da
werden die Lungen anbruͤchig/ das Ge-
bluͤt
[251]und derer Curen.
bluͤt ſchoͤpfft aus der Lufft mehr wilde
ſaltzige Theile/ da kommen die Vorbo-
ten der Durchfall/ Huſten/ Bocken/
Kraͤtze ꝛc. (14) ſolches empfinden die
Phthiſici Scorbutici und hypochondria-
ci.
Hoͤrets ihr Herrn Studenten! In
Summa/ es koſtet euer edel Leder und
Geſundheit/ weil ihr von vielen Sitzen
und uͤbeler Diæt mehr Unflat und Unrei-
nigkeit geſamlet/ und daher habt ihr
euch am allermeiſtẽ fuͤr andern zu fuͤrch-
ten. Wollet ihr aber der Gefahr entge-
hen/ ſo folget meinem Rath/ haltet euch
fleißig zu Hauß/ vewahret den Leib mit
warmen Kleidern/ und eſſet nicht gar zu
viel/ ſo kan die Gehrung nicht ſo uͤber-
hand nehmen. Verwahret auch zu
der Zeit eure Stuben mit einem geſun-
den Raucher-Pulver/ richtet euch in al-
len nach vorgeſchriebener Diæt, trincket
ein Glaß guten Bitter-Wein/ oder wer
menagiren wil/ meine Thee, erwartet
darauf einen gelinden Schweiß/ ſo
wirds nicht viel zu bedeuten haben. Fuͤr
allen Dingen aber purgiret den Leib/ ſo
L 6ge-
[252]Studenten-Kranckheiten
gehet die Minera oder Wuſt nach und
nach weg/ und wird der Vogel mit
ſamt dem Neſt gehoben/ die Natur
wird ihr Herr/ und kan beſſer den Streit
aushalten. Eine mittelmaͤßige Bewe-
gung kan auch nichts ſchaden/ doch oh-
ne Erkaltung. Ein Vomitiv/ wo keine
Regula obſtans vorhanden/ iſt das aller-
beſte/ denn nichts hebet beſſer aus dem
Magen die Urſach/ als dieſes/ ein ander
Purgantz thut es nicht/ wo dieſes ge-
ſchicht/ ſo iſt man mehr ſicher fuͤr Kranck-
heiten. Das Aderlaſſen halte ich bey
jungen Leuten fuͤr gantz undienlich/ dero
Blut viel zu edel iſt/ daß man es vergeb-
lich laſſe dahin lauffen/ zu dem gehet
mehr gutes als boͤſes mit weg/ denn das
boͤſe iſt ſchwer/ das gute fluͤßig.


Das II. Capitel.
Vom Sommer.


AUch der Sommer bringt ſeine
Kranckheiten mit/ denn zu der
Zeit herſchet die Gall uͤber un-
ſer Blut/ da gehen viel Feuchtigkeiten
durch
[253]und derer Curen.
durch den Schweiß/ ob gleich unem-
pfindlich/ weg/ die zur temperirung der-
ſelben noͤthig waͤren/ daher wallet das
Blut vor Hitze/ der appetit faͤlt da-
hin/ und folgen gern hitzige/ Fleck und
andere gifftige oder faule Fieber/ Ruhr
und anſteckende Kranckheiten noch
mehr/ welche alle unter denen Stu-
denten am meiſten graßiren. Die
Urſach aber iſt/ weil im Sommer
mehr fluͤchtige ſaltzige ſchweffelichte al-
cali
ſche Theile in der Lufft wallen/ wel-
che unſere Geiſter abmatten und ent-
zuͤnden/ das fermentum des Magens
ſchwaͤchen/ daher wir im Sommer
weniger eſſen/ aber deſto mehr trin-
cken wegen Mangel der Feuchtigkeit.
Hingegen im Winter hat die Lufft
mehr ſauer ſaltzige Theile/ und noth-
wendig iſt auch ein ſtaͤrckerer appetit
vorhanden/ die Speiſen werden beſ-
ſer im Magen gekocht/ als im Som-
mer. (15) Es beſtehet die Sommer
L 7Diæt
[254]Studenten-Kranckheiten
Diæt darinn/ daß man den Leib nicht
zu ſehr erhitze mit ſtarcken Exercitiis,
Wein/ Brantewein/ Toback und Zorn/
nicht zuviel zu eſſen/ mehr zu trincken/
Garten-Fruͤchte/ als Melonen/ ſuͤſſe
Apffel/ und Kirſchen zu unterlaſſen/
denn die ſchaͤrffen das Gebluͤt/ meh-
ren die Galle und ſchaden den Augen.
Zufoͤrderſt ſol man dem Gurcken-Sa-
lat nicht zuviel thun/ wie gemeiniglich
geſchicht/ denn gantz verwerff ich
ihn nicht/ zumahlen wo er recht zuge-
richtet. An welchem Ort die Lufft mit
garſtigen Duͤnſten und Daͤmpffen an-
gefuͤllet wird/ als von Stein-Kohlen/
da ſol man alle Morgen tuͤchtiche præ-
ſervativ
brauchen/ darzu friſche Rau-
ten und ungeſaltzene Meyen-Butter ein
gut und leicht Mittel iſt. Zu dieſer
Zeit/ zumahlen wo die Hitze gar zu
groß/ laͤſt ſichs nicht wohl mediciniren/
denn das Blut iſt ohne dem mit der
Gall mehr in wallender Bewegung/
derowegen ſol man ſich nur im Fruͤh-
ling purgiren und wohl in acht nehmen.
Doch koͤnnen gute alterantia nichts
ſchaden
[255]und derer Curen.
ſchaden/ als die Tinctura bellidis oder
florum quatuor cordialium, die bey der
Hitze in dem Trincken zu gebrauchen/
davon ſchon oben geſagt worden.


Das III. Capitel.
Vom Herbſt.


KEine ungeſundere Zeit iſt das
gantze Jahr/ als im Herbſt/ da-
her er auch genennet wird Mor-
borum ferax
fruchtbar an Kranck-
heit.
Denn da treten auf das Thea-
trum
kalte Fieber und andere langwie-
rige Kranckheiten/ Huſten/ Fluͤſſe etc.
Je naͤſſer und kaͤlter/ ie ſchlimmer iſt
er/ da entſtehen gern Hals-Beſchwe-
rungen und Baͤulen. Was der Menſch
im Sommer nicht recht ausgeſiechet/
das wird durch die naſſe und kalte Lufft
im Herbſt deſto tieffer in das Gebluͤt
getrieben und feſter geſetzt biß zum
Fruͤhling/ (wo ſie nicht ehe ſterben/)
da ſie denn erſt deſſen Schaden em-
pfinden/ und entſtehet daher meiſten-
theils ein ſchwindſuͤchtiges Fieber/ wel-
ches
[256]Studenten-Kranckheiten
ches offt lang genug waͤhret/ und wenn
unerfahrne Artzte auf daſſelbe lang ge-
nug curirt haben (und gleichſam die
Blumen haben wollen/ aber die Wur-
tzel ſitzen laſſen/) ſo gehet der patient
endlich doch ad patres. Da iſt uns
dienlich die weiche Kleider und zarte
Sommer-Waͤſche abzulegen/ und den
Leib beſſer zu verwahren/ darinn die
groͤſte Kunſt beſtehet. Ich rathe auch
nicht lang nuͤchtern zu bleiben/ ſondern
die duͤnne Haber-Gruͤtz mit ein wenig
friſche ungeſaltzene Butter als einen
Thee zu trincken/ welches den Magen
und zarten Naturen eine treffliche Huͤlf-
fe und Nahrung giebet/ die Schaͤrffe
daͤmpffet/ und aller Studenten Mor-
gen-Speiſe billich ſeyn ſol/ ſie machet
auch fett/ wo ſie recht gebraucht wird.
Den Mund fuͤr den garſtigen Nebel
und ſtinckender Lufft zu verwahren/
als welche in denen Scharbockiſchen
und ſonſt zur Kranckheit faͤhigen Lei-
bern mehr ſchadet/ als mancher glau-
ben wird/ biß ers in der That erfaͤh-
ret. Folget meinem wohlfeilen Rath/
es
[257]und derer Curen.
es wird keinen gereuen. Noch iſt zu-
erinnern/ daß man im Herbſt nicht gar
zuviel trincken ſol/ weil die Lufft ohne
diß naß und unſere Leibes-Feuchtig-
keit vermehret/ auch mit einen aus-
trucknenden Pulver die Stuben zu
raͤuchern/ ſo werden die Fluͤſſe in Au-
gen/ Ohren/ Naſen und Genick oder
Ruͤcken wohl zuruͤck bleiben. Purgantia
und zufoͤrderſt Schweißtreibende Mit-
tel ſind im Herbſt nicht ungeſund/ ſie
kommen manchem Fieber zuvor/ zu-
mahlen der Schweiß/ den keiner un-
terlaſſen ſol/ weil zwiſchen der Haut
zu der Zeit gern eine ſaltzige Waͤſſe-
rigkeit ſtecket/ die auf ſolche Art kan
zertrennet werden.


Das IV. Capitel.
Vom Winter.


KAlten und fluͤßigen Leuten iſt der
Winter ſehr verdrießlich/ it. wel-
che ein unruhiges Gebluͤt haben/
als den kalten/ ſcharbockiſchen und
ſchwindſuͤchtigen Leuten/ giebt er einen
groſſen
[258]Studenten-Kranckheiten
groſſen Stoß und befoͤrdert meiſten-
theils den Tod. Der naſſe Winter
iſt ſchaͤdlicher als der trockne mit hel-
ler Lufft/ denn durch jenen wird die
Faͤulung befordert/ und bringet gefaͤhr-
lichen Huſten mit ſich. Ja die Kaͤlte
iſt ein ſchaͤdlich Ding/ wie oben ge-
dacht/ die man ernſtlich meiden ſol.
Im Winter iſſet der Menſch ſtaͤrcker/
als im Sommer/ quia calor magis eſt
intrinſecus \& intenſivus, æſtate magis
extrinſecus \& extenſivus,
weil die Waͤr-
me mehr innerlich und beyſammen/
im Sommer mehr euſerlich und
weit ausgebreitet
oder weil im Win-
ter die Saͤure des Magens von der
Kaͤlte verſtaͤrcket wird/ wie einige wol-
len/ welches aber nichts anders macht/
als die concentrirte Geiſter. In die-
ſem ſag ich/ ſol man die Kaͤlte meiden/
ſo viel immer muͤglich iſt/ warme
Speiſen und Tranck genieſſen/ als ein
gutes Torgauer Bier und ein Glaß
guten Wein/ nicht aber auf die Art/
wie Horatius meinet/ (16) der der
Wolluſt
[259]und derer Curen.
Wolluſt zuſehr ergeben und alſo ſchrei-
bet:


Diſſolve frigus, ligna ſuper foco
Largè reponens: atque benignius
De prome quadrimuro Sabina
O Thaliarche, merum Diota.
Permitte Divis cætera: qui ſimul \&c:
Quid ſit futurum cras, fuge quærere: \&
Quem ſors dierum cunque dabit, lucro
Appone: nec dulces amores
Sperne puer, neque tu choreas,
Donec virenti canities abeſt
Moroſa \&c:

Ich glaube/ daß viel auf ſolche Art
den Winter hinbringen/ ob ihnen
gleich ihr Gewiſſen ein anders ſaget.
Man ſol auch im Winter ſeine Stu-
ben nicht gar zu heiß machen/ weil es
dem Kopff ſehr ſchaͤdlich und zum ſtu-
diren unbequem iſt/ die Geiſter wer-
den matt und zerſteubet/ beſſer iſt es
ſich mit warmen Kleidern wohl zuver-
wahren/ doch kan einer fuͤr dem andern
die Waͤrme beſſer vertragen. Im
Winter zu purgiren iſt nicht gar ge-
ſund/ beſſer waͤre es/ wenns im Herbſt
geſche-
[260]Studenten-Kranckheiten
geſchehen/ denn die Feuchtigkeiten ſind
dicker unbeweglicher/ und dahero ſchwe-
rer auszufuͤhren. Wer ſich nun auch
in dieſen Stuͤck wird wiſſen in die
Zeit zu ſchicken/ der wird ſeiner Ge-
ſundheit in allen wohl rathen. Nun
ſchlieſſe ich unſere guͤldene diæts-Lehre
alſo:


Si vis incolumem, ſi vis te reddere ſanum,
Curas tolle graves, ir aſci crede profanũ,
Parce mero, cœnato parum, non ſit Ti-
bi vanum
Surgere poſt epulas, ſomnum fuge me-
ridianum;
Nec mictum retine, nec comprime for-
titer anum.
Hæc benè ſi ſerves in longo tempore vives.

Das iſt: Wenn du wilt fein ge-
ſund bleiben/ ſo laſſe alle Sor-
gen fahren/ meide den Zorn/ trin-
cke maͤßig den Wein/ iß des Abends
wenig/ und gehe nach Tiſch ein
wenig heruͤm/ liebe nicht den Mit-
tags-Schlaff; verhalte weder den
Urin noch den Stuhl-Gang. Und
wo du dieſes alles wohl wirſt in

acht
[161[261]]und derer Curen.
acht nehmen/ ſo wirſtu du ein lan-
ges Leben haben.



Viertes Buch/ Erſter Theilung.
Wie die Studenten Kranck-
heiten zu
curiren.


Das I. Capitel.
Was von der Artzeney zu halten/
und ob Studenten
mediciniren
ſollen.


ES iſt freylich die Artzeney eine
Gabe Gottes/ und deßwegen
nicht zuverachten. Dennoch
aber iſt unlaͤugbar/ daß noch viel Sa-
chen ſeyn/ derer rechten Gebrauch wir
weder à priori noch poſteriori erfor-
ſchen koͤnnen/ wegen ziemlicher Ver-
finſterung unſers Verſtandes/ zumah-
len in den Metallen und Mineralien/
als in welchen GOtt einen groſſen
Schatz verborgen/ wenig aber den rech-
ten
[262]Studenten-Kranckheiten
ten Schluͤſſel darzu finden. Und da-
hero ſtehen wohl herrliche medicamen-
ta chymica
in den Buͤchern/ welche a-
ber in praxi clinicader Wahrheit nicht
allemahl reſpondiren/ zumahlen bey
zarten Leibern. Das Antimonium o-
der Spieß-Glaß hat den Schatz aller
Schaͤtze in ſich/ (17) welches viel wiſ-
ſen/ aber nur der Schale und ihrer
Einbildung nach/ und deßwegen mit
ungewaſchenen Haͤnden an die Arbeit
gehen/ auch viel ſchaͤdliche Dinge her-
vor bringen/ die/ wie insgemein/ alſo
auch in ſpecie Studenten manchen
Schaden verurſachen propter imbecil-
le corum genus nervorum \& vim me-
dicamentorum
δραςικήν. Hingegen
ſimplicia, Kraͤuter und andere gelinde
Sachen ſind ohne alle Furcht und
Schaden zugebrauchen/ thun auch offt-
mahls mehr/ als koſtbahre und theure
Dinge. (18) Derowegen wollen wir
die
[263]und derer Curen.
die Kranckheiten ordentlich durchgehen
und mit wenigen doch guten Mitteln
denenſelbigen entgegen kommen/ welche
ſich iedweder zum Hauß-Apotecker an-
ſchaffen/ oder doch im Fall der Noth
und Mangelung eines Medici ver-
ſchreiben kan.


Das II. Capitel.
Cur der Haupt-Kranckheiten und
zwar der Fluͤſſe und Schnup-
pens.


DAs Kopff-waſchen waͤre wohl
gut/ alleine welche zum Fluͤſſen
und Kopff-Schmertzen geneigt/
denen macht es viel Ungemach/ dero-
wegen rathe ich vielmehr mit warmen
Weitzen-Kleyen und Tuͤchern den Kopff
zu reinigen und endlich mit guten wohl-
riechenden fluͤchtigen Moß-Puder zu
ſtaͤrcken. Darnach


℞ Bezoar-Tinctur

Bruſt-Elixiriedes 1. Qventl.
AgtſteinEſſenziedes ½
Quentl.
Holtz
Ruh½ Scrupel.

Davon
[164[264]]Studenten-Kranckheiten

Davon Abends und Morgens 40.
Tropffen in unſerer warmen Thee zu-
geben/ auch dann und wann darauf zu
ſchwitzen. It. Unſere Studenten-Thee
fein warm getruncken etliche Tage/
darneben folgendes Fluß-Pulver ge-
braucht


Lavendel-Blumen 1. pugill
(Pugillus iſt/ was man kan
mit 3. Finger faſſen)

Agtſtein/ Maſtix/ Weyrauch ie-
des 1. Quentl. Benzoes, Storax
calamit.
iedes 1½. Quentl.

Machs zum Pulver damit zu raͤu-
chern die Stuben und das Haupt.


Schnup-Toback iſt hierin ſchaͤdlich/
denn er ziehet die Fluͤſſe mehr herbey.
Wil es aber noch nicht vergehn/ ſo pur-
gire dich


  • Des Cratonis Pillen Maſſe von
  • Agtſtein/ 1. Scrupel/ Roſen-
  • Scammon. 6. oder mehr Gran.
  • Schweiß-Pulver von Spies-
  • Glaß/ 4. Gran.

Daraus mache mit Agſtein-Oehl Pil-
len/
[265]und derer Curen.
len/ nuͤchtern auf einmahl zu gebrauchen.
Oder nimm geſchaͤrffte Haupt-Pillen
Abends vor Tiſch und auch wenn du
ſchlaffen geheſt iedesmahl 24.


Fuͤr den Schnuppen iſt folgen-
des Waſſer gut.


  • Majoran Waſſer/ 1. Loth/
  • getruͤckneten Eſels Kuͤrbis Safft
  • 2. Gran.
  • Weiſſen Vitriol 3. Gran.

Miſche es wohl zuſammen/ davon ein
wenig in die Naſen gezogen reiniget
das Haupt/ und trucknet die Fluͤſſe.
Eine oder 2. Pfeiffen Toback denen die
es gewohnet/ laſſe ich auch zu/ wo nur zu
dieſem 1. oder 2. keine Null koͤmmt.


Das III. Capitel.
Cur der Melancholey und Trau-
rigkeit.


HIerin iſt das erſte und beſte ein
Vomitiv, zum Exempel:


M℞ Er-
[266]Studenten-Kranckheiten
  • Erbrechender Weinſtein 3. Gran.
  • Weinſtein mit Vitriol verſetzet
  • 6. Gran.
  • Wermuth Saltz 1. Gran.
  • Schweiß-Pulver von Spieß
  • Glaß 4. Gran.

Dieſes Brech-Pulver auf ein mahl
nuͤchtern in warmer Bruͤh zunehmen
und fuͤr Schlaff/ Liegen und Kaͤlte zu
huͤten/ auch dann und wann ein wenig
laulich nach zutrincken. Nach dieſem
brauche fleißig des Mynſichts fluͤßige
Meiſter-Stuͤck von Stahl/ und meinen
Haupt ſtaͤrckenden Luſt-Geiſt (ſpiritum
lætificantem mnemoneuticum)
ſo wird
ſich die Traurigkeit bald verlieren.


Das IV. Capitel.
Cur der Haupt-Schmertzen.


HIerin brauche die Woche ein-
mahl die rechten Franckfurter
Pillen und nach dero operation
meine Thee, ſo wird ſich der Schmertz
bald verlieren/ wo nicht ſo laſſe holen


Bezoar
[267]und derer Curen.
℞ Bezoar Tinctur1½ Quentl.
und 
Ruh1. Scrupel.

Davon 40. Tropffen Schlaffenszeit
in kalten Bier zu nehmen. Solte auch
dieſes nicht helffen/ ſo hebets nothwen-
dig ein Vomitiv, z.E.


  • Brech Weinſtein 3. Gran
  • (oder nach dem Alter mehr o-
  • der weniger)
  • Schweißtreibendes Spieß-
  • Glaß 6. Gran.

Zu gebrauchen wie das vorige.


Das V. Capitel.
Cur eines ſchwachen Gedaͤchtniß.


IN dieſem beſtehet aller Studen-
ten Gluͤck/ welches deswegen
wohl muß inacht genommen
werden. Darbey iſt zumercken/ daß
ſolches zu ſtaͤrcken groſſe Behutſamkeit
erfordert/ memoria coacta non diuturna,
moderata autem durat.
die ſo genannt
und bekannte Confectio Anacardina iſt
M 2nicht
[268]Studenten-Kranckheiten
nicht allen gut/ und machet zuletzt einen
kindiſchen Verſtand. Darzu aber iſt
ein treflich remedium mein ſo genannter
Spiritus Herculeus mnemoneuticus, der
mehr als ein Menſchlich Gedaͤchtnuͤß
machet/ welches man biß ins Grab ohne
einigen Schaden fuͤglich brauchen kan.
Die aber ſolchen nicht alezeit haben
noch bezahlen koͤnnen/ moͤgen ſich mit
nachfolgenden Mitteln behelffen/


  • Meliſſen Zucker
  • Betonien Bluͤt-Zucker
  • Meyenblumen-Zucker iedes 2.
  • Loth.
  • Anacardien Lattwerge/ 1. Loth.
  • Kermeß Lattwerge mit Bieſem/
  • 2 ½. Quentlein.
  • Species diaxylo aloës
  • diambr. iedes 2. Quentl.
  • Amber Eſſenz, 1. Scrupel.

Mache daraus eine Lattwerge/ davon
einer Caſtanien groß Morgends und
Abends zu nehmen/ iſt vortreflich gut.
Ein ſehr gut Mittel/ welches wenig ko-
ſtet/ iſt auch nachfolgendes.


Rech-
[269]und derer Curen.
  • Rechte runde Oſterlucey Wurtz
  • Langen Pfeffer
  • Weiſſen Ingwer iedes 1. Loth.
  • Entzian
  • Nelcken iedes 2. Quentlein
  • Nelcken Oehl etliche Tropffen.

Aus dieſem allen ein Pulver/ und dar-
nach mit Honig zu einer Lattwerge ge-
macht auf vorhergehenden Gebrauch.


Des ſonſt beruͤhmten Trithemii
Pulver/ halte ich fuͤr keine Raritaͤt/
weil es den Zweck nicht erreichet/ den
manche davon gehoffet. Ferner


  • Lavendel Eſſentz
  • Spicanard Eſſenz iedes 1. Loth
  • Amber Eſſenz 1½ Quentl.

Dieſes euſſerlich an die Schlaͤffe und
Wirbel des Haupts zu ſchmieren. O-
der


  • Engliſchen Balſam ½. Quentl.
  • Roßmarin Oehl 12. Tropffen
  • Agtſtein Oehl 1. Scrupel
  • Ausgopreſtes Muſcaten-Oehl
  • 2 ½ Scrupel
  • Lavendel Balſam
  • Pulver iedes 1. Scrup.
  • Bieſem 2. Gran.

Mit dieſem Balſam euſſerlich die
Schlaͤffe zu ſchmieren.


Das VI. Capitel.
Cur des Schwindels.


DArinnen habe ich die Prob von
unſerer Thee ſelbſt erfahren
mit Nutzen/ ſolte es aber zu tief
ſitzen


  • Des Brech-Pulvers 3. Gran.
  • Fæcular. pœoniæ
  • Des Sylvii digeſtiv Saltzes ie-
  • des 4. Gran.
  • Auri fulminantis 2. Gran.

Zu gebrauchen/ wie die vorigen Brech-
Pulver. Nach dem


  • Des Mynſichts vitriol Elixir
  • 2. Quentl.
  • Elixir Proprietatis Paracelſi 1. Qu.

Davon 40. Tropffen Morgends und
Abends.


Das
[271]und derer Curen.

Das VII. Capitel.
Cur des kalten Gehirns.


DArzu dienet des Sylvii fluͤchtige
Saltz mit Meyenbluͤmgen
Geiſt/ mit ein wenig Amber
Eſſenz
vermiſchet und in guten Wein
eingenommen. Item meine Thee fleis-
ſig getruncken. Item nuͤchtern ein paar
Pfeffer-Koͤrner oder Cubeben verſchlu-
cket/ verbeſſert den kalten Magen und
Gehirn.


Das VIII. Capitel.
Cur in Mangelung des Schlaffs.


  • ℞ Laudan. opiati gr. 4.
  • Roſen Zucker 1. Loth
  • Kermeß Lattwerge mit Bieſem
  • 1. Scrupel.

Davon Schlaffens Zeit die Helffte zu
nehmen. Man muß hierin ſehen/ wie
die Natur ſonſten zu gewinnen/ denn es
laͤſt ſich nicht viel innerlich brauchen/
doch ſol noch nachfolgendes dienen.


M 4Ruh
[272]Studenten-Kranckheiten
  • Ruh Eſſentz/ 2. Quentl.
  • Bezoar Tinctur, 1. Quentl.

Davon Sehlaffens-Zeit in ein wenig
kalten Bier etliche 20. Tropffen zu neh-
men.


Eufferlich aber iſt folgendes gut.


  • Alabaſter Salbe/ 2. Quentl.
  • Laudani opiati, 6. Gran.
  • Roſen-Oehl/ 6. Tropffen.

Von dieſem Saͤlblein ein wenig an die
Schlaͤffe geſtrichen.


Wer darzu ein Fußbaad begehret/
den recommendire ich des D. Hart-
manns
ſeines/ welches in der Apotecken
kan bereitet werden.


Das IX. Capitel.
Cur eines ſchwachen Geſichts und
Bloͤdigkeit der Augen.


  • ℞ Specierum diagalapæ Mynſichts
  • Weiſſe Rhabarbar iedes 15. Gran
  • Colsquinten Kuͤchlein/ 3. Gran
  • Schweiß Pulver/ 4. Gran.
  • Fenchel Oehl/ 1 Tropffen.

Dieſe-
[273]und derer Curen.

Dieſes Purgier Puͤlverlein Morgens
fruͤh/ wie gebraͤuchlich/ einzunehmen.


Man trincke auch fleißig von offt ge-
dachten Thee.


  • Majoran Waſſer
  • Augentroſt Waſſer
  • Rauten Waſſer
  • Scheelkraut Waſſer
  • Fenchel Waſſer iedes 2. Loth.
  • Praͤparirter Tutien/ 1. Quentl.
  • Campher/ 3. Gran.
  • Praͤparirter Perl (die es zu be-
  • zahlen haben) 6. Gran.

Von dieſem Augen Waͤſſerlein Mor-
gends und Abends etliche Tropffen in
den Augen-Winckel zu laſſen auch euſ-
ſerlich mit anzuſtreichen/ und ein damit
anbefeuchtetes Laͤmpgen aufzulegen.


NB. Angelicken Wurtz gekaͤuet und
den Odem in die Augen nuͤchtern ge-
blaſen/ iſt ſehr gut.


Otter Schmaltz/ 1. Quentlein.


Davon einen Tropffen warm in das
Auge gethan/ auch etwas an das Au-
gen-Lied euſſerlich geſchmiert/ ſchaͤrffet
M 5das
[274]Studenten-Kranckheiten
das Geſicht mercklich. Doch rathe
ich in Augen Beſchwerungen nichts oh-
ne Vorbewuſt des Medici zu gebrau-
chen.


Das X. Capitel.
Cur des ſchwachen Gehoͤres.


UNſere Thee hat auch hierinn
den Preiß. Das beſte Mit-
tel aber iſt der ſchon benannte
Spiritus Herculeus mnemoneuticus, als
welcher alle Sinnen ſchaͤrffet.


Die Franckfurter Pillen 1. mahl
in der Wochen gebraucht/ verbeſſert
ſolches. Der Tobacks-Rauch in die
Ohren geblaſen iſt auch offtmahls gut
befunden worden. Euſerliche Mittel
kan keiner ohne Furcht der Gefahr ge-
brauchen/ derowegen der Medicus hier-
in zu Conſuliren.


Das XI. Capitel.
Cur der Blaßheit.


WIlt du ein munteres Gebluͤt
und Geſicht haben/ ſo brauche
fleißig den Spiritum Hercule-
um,
[275]und derer Curen.
um, er wird dich feurig genug machen.
It. brauche bißweilen Amber-Eſſenz in
Aqua magnanimitatis oder guten Wein/
vergieß auch nicht der Thee, welche das
Blut erfriſchet.


Das XII. Capitel.
Cur boͤſer Haͤlſe und geſchwollenen
Mandeln.


  • ℞ Bezoar Tinctur 1½. Quentl.
  • Holtz-Eſſence 1. Quentl.
  • Ruh Troffen ½ Scrupel

Davon 40. Tropffen Morgens und
Abends/ nach belieben einmahl dar-
auff zu ſchwitzen.


  • Hufflattig-Waſſer
  • Hauß-Lauch-Waſſer iedes 2½.
  • Loth.
  • Maulber-Safft.
  • Gruͤn Nuß-Schahlen-Safft ie-
  • des 1. Loth.

Mit dieſem Gurgel-Waſſer fleißig den
Halß auszuſpuͤhlen.


M 6Klatſch-
[276]Studenten-Kranckheiten
  • Klatſch-Roſen-Safft.
  • Nuß-Schalen-Safft iedes 1. Loth.

Davon dann und wann ein wenig den
Halß hinterlauffen zu laſſen/ zumahlen/
wo man Hitze darin empfindet.


Wo aber die Mandeln verſchwollen.


  • ℞ Melioten-Pflaſter 2. Loth.

Dieſes aufzulegen/ wenn man zuvor
geſchwitzet.


Vierten Buchs 2. Theilung.


Von Bruſt-Kranckheiten.
Das I. Capitel.


Cur des ſchweren Athems und
Dampffs.


  • Bruſt-Elixir 2. Quentlein
  • Salmiac-Geiſt mit Saſſafras
  • ½ Quentl.
  • Aniſirter-Schweffel-Balſam
  • 4. Tropffen.

Davon 30. Tropffen Morgens und
Abends
[277]und derer Curen.
Abends in ein wenig Lufft-Waſſer


Iſt es aber von Verſtopffung und
Cachexie


  • Des Quercetani cachectiſche
  • Pulver 2. Quentl.
  • Des geſegneten Lebens-Pulvers
  • 1. Quentl.
  • Dreßdens rothes Leber-Pulver
  • Præparirte Aron-Wurtzel iedes
  • ½ Quentl.
  • Antimonium martiale Cachecti-
  • cum 1. Scrupel
  • Gediſtillirt Mußcaten-Bluͤt-Oehl
  • Nelcken-Oehl
  • Zimmet-Oehl iedes 1. Tropffen.

Mache daraus ein ſubtil Pulver/ da-
von alle Morgen eine gute Meſſer-
Spitze vol/ wie auch nach Mittag um
3. Uhr/ und darauff zubewegen.


  • Des Quercetani Pillen-Maſſa
  • von Weinſtein ½ Quentlein
  • Brech-Pulver 2. gran.
  • Fenchel-Oehl 1. Troffen

Mit genugſamen Elixir-Proprietatis ma-
che Pillen/ auf einmahl Morgens fruͤh
zu nehmen.


M 7Elixir
[278]Studenten-Kranckheiten
  • ℞ Elixir-Proprietatis ohne Saͤure
  • 2. Quentlein
  • Loͤffel-Kraut-Geiſt
  • Aniſirter Salmiac-Geiſt iedes
  • 1. Scrupel
  • Eſſence zur Blehung 1. Quentl.

Davon 40. Tropffen alle Abend.


Das II. Capitel.
Cur des Huſtens und Engebruͤſtig-
keit.


WO man ſich einer Schwind-
ſucht befuͤrchtet


  • Des Poterii Pulver wieder die
  • Hectic 2. Quentl.
  • Schweiß-Pulver ½ Quentl.
  • Præparirte Aron-Wurtz
  • Pulveriſirte Lorber-Beer iedes
  • 1. Quentl.
  • Specierum diatragacanthi frigidi
  • Des geſegneten Lebens-Pulvers
  • iedes 2. Scrupel
  • Des weiſſen Indianiſchen Bal-
  • ſams 1. Scrupel
  • Aniß-Oehl 6. Tropffen
  • Weiſſen Zucker 2. Loth.

Von dieſem Bruſt und Huſten Tre-
ſeney offt eine Meſſer-Spitzen voll zu
nehmen.


Das III. Capitel.
Cur der Schwindſucht.


HIerin iſt das eintzige Meiſter-
Stuͤck/ mein ſogenantes Elixir
benedictum Antiphthiſicum A-
quâ traumatica Solatis,
mit welchen
die gefaͤhrlichſten Schwindſuͤchtige
ſind gluͤcklich curiret worden. Auſſer
dieſen.


  • Gruͤne Rauten/ Huff-Lattig/ die
  • nicht an dem Waſſer waͤchſt/ ſtoſ-
  • ſe dieſe gantz klein/ darzu thut man
  • den ausgepreſten Safft von ſpi-
  • tzigen Wege-Breit/ und machet
  • daraus mit reinen Honig beym
  • Feuer eine Lattwerge/ und wer
  • ſolche brauchet nuͤchtern oder wem
  • es beliebet/ der wird Wunder
  • an ſich ſehen/ doch wird es noch
  • beſſer ſeyn/ wenn erſtlich das Ge-
  • bluͤt und Magen gereiniget iſt.

Oder


  • ℞ Scordien, Gunder-Mann/ ſto-
  • ſet es zu Pulver/ miſch es an mit
  • ein wenig Zucker-Cand/ das hei-
  • let alle Lungen-Geſchwuͤr.

NB. Groſſe Kraͤuter und Schwind-
ſuchts-Traͤncke ſind nicht gar dienlich/
ſie beſchweren nur den Magen.


Die verzehrende Schaͤrffe aus dem
Blut zu bringen/ hilfft nachfolgendes


  • ℞ Præparirte Krebs-Augen.
  • Per-Mutter
  • Des Poterii Pulver wieder die
  • Schwindſucht
  • Præparirte weiſſe Kreide
  • Schweiß-Pulver iedes 1. Quentl.
  • Bley-Zucker/ 2. Scrupel
  • Aniß Oehl mit ein wenig Zucker

Davon Schlaffens-zeit 2. Meſſer-Spi-
tzen vol zu nehmen


  • Schweffel-Blumen 1. Loth
  • Schweffel-Milch 1. Quentl.
  • Florentiniſche Viol-Wurtz
  • 1½. Quentl.
  • Ibiſch-Wurtz 2. Quentl.
  • Suͤß-Holtz 1. Loth.
  • Pulver wieder die Schwindſucht
  • Haly 1½. Loth.
  • Getaͤffelten Rofen-Zucker 5. Loth.

Mache daraus ein Treſeney/ und nim
des Tags 3. Meſſer-Spitzen voll als
des Morgens/ Nach-Mittag und des
Abends eine.


Wem aber ein Lugen-Tranck beliebt


  • Hufflattig/ Ehren-Preiß/ Iſop-
  • Lungen-Kraut/ weiſſer Andorn/
  • Maͤuß-Oehrlein/ Scabioſen-
  • Kraut/ Frauen-Haar/ Tauſend-
  • ſchoͤnigen mit gefuͤlleten Bluͤmi-
  • chen iedes 1. Handvoll rothe
  • Roſen/ Hufflattig-Blumen/
  • Scabioſen Blumen iedes eine
  • halbe Handvoll.
  • Aland-Wurtz/ Tormentill, Huff-
  • lattig-Wurtz/ Pfaffenroͤh-
  • richen-Wurtz/ Teuffels-Ab-
  • biß/ Wegwart-Wurtz/ Pim-
  • pinell-Wurtz/ Rothſantel-
  • Holtz iedes 2. Loth
  • Engel-Suͤß und Suͤß-Holtz
  • iedes 2. ½ Loth.
  • Aniß/ Fenchel iedes 3. Quentlein
  • Kleine Roſinen 4. Loth
  • Der beſten Feigen No. 10.
  • Geraſpelt Hirſch-Horn zuvor ge-
  • reiniget 1. Handvoll.

Dieſe Stuͤck alle klein zerſchnitten/ und
biß auf die Helffte in friſch Brun-
nen-Waſſer gekocht/ daß 2. gute Kan-
nen uͤbrig bleiben/ abgeſeiget und fleiſ-
ſig davon zu trincken. NB. hierbey
aber ſol man etwas von dem rechten
Elixir-Proprietatis nehmen um den Ma-
gen zu erhalten.


Das IV. Capitel.
Cur derHectic.


  • ℞ Abſorbir-Pulver 1. Quentl.
  • Des Poterii Pulver wider die
  • Schwindſucht 2. Scrupel

Auf 4. mahl einzunehmen des Abends


  • Corallen-Tinctur
  • Stahl-Tinctur mit Quitten ge-
    macht iedes 1½. Quentl.

Davon alle Morgen 35. biß 40.
Tropffen


  • Melonen
  • Kuͤrbiß
  • Gurcken
  • Citrullen
  • Suͤſſe-Mandeln/
  • Pinigen iedes 2. Loth

Dieſes mit Kalbs-Lungen-Waſſer zu
einer Milch gemacht/ und zwar ohn-
gefaͤhr 6. Loth/ thue hinzu


  • Endivien/ Borragen
  • Ochſen-Zungen/
  • Hind-Beer
  • Schwaꝛtz-Kirſchen
  • Kuͤhlendes-Hertz
  • Starck wohlrichendes Roſen-
    waſſer 2½ Loth

Endlich thue noch hinzu


  • Præparirte Perl-Mutter
  • Schweiß-Pulver
  • Præparirte Muſchel-Schalen
  • Præparirte Krebs-Augen iedes
  • 2. Scrupel.

Ver-
[284]Studenten-Kranckheiten

Verſuͤße es mit Roſen-Julep oder
Manus Chriſt-Kuͤchlein. Davon offt
einen Trunck gethan/ das wird Krafft
und Nahrung geben.


Wider die groſſe Hitze und ſtarcken
Schweiß


  • Des D. Gramans Tinctur wider
  • die Schwindſucht 2. Quentl.

Davon Abends Schlaffens-Zeit 30.
Tropffen zu geben.


Oder


  • Des Poterii Pulver wider die
  • Hectic 1. Scrupel
  • Krebs-Augen 2. Scrupel

Des Nachts Schlaffens-Zeit zu
nehmen.


Noch ein gut Mittel zur variation


  • Des Poterii Pulver wider die
  • Hectic. 1. Scrupel
  • Bley-Zucker/
  • Krebs-Augen iedes ½ Scrupel
  • Corallen-Saltz 8. Gran
  • Perlen-Saltz 3. Gran

M. Auf 2. mahl zu nehmen/ iſt treff-
lich gut denen/ die es bezahlen koͤnnen.


Die
[285]und derer Curen.

Die rechte und verdoppelte Hirſch-
Gallerte recommendire ich nicht ohne
Urſach.


Das V. Capitel.
Cur des Seiten-Stechens.


  • Schweiß-Pulver/
  • Præparirte Krebs-Augen
  • Præparirtes Helffen-Bein
  • Berg-Zinober der præparirt ie-
  • des 1. Scrupel
  • Fluͤchtiges Hirſch-Horn-Saltz
  • 3. Gran.

Dieſes auf 2. mahl in Cardenbendi-
cten-Waſſer zu nehmen und darauff
zu ſchwitzen.


Oder


  • ℞ D. Buſſens Tropffen 2. Quentl.
  • Guͤldenes Gifft-waſſer 1. Quentl.

Davon 30. biß 35. Tropffen in Hol-
lunder-Bluͤt-Waſſer zu nehmen.


Oder


  • ℞ D. Michels Bezoar-Tinctur
  • 2. Quentl.
  • Ruh-Troffen ½ Scrupel

Davon 40. Tropffen darauff zu
ſchwitzen.


  • Klatſch-roſen-Tinctur 3. Quentl.

Dieſes halb in ein Noͤſel-Bier zu
thun und davon zu trincken. Weil
aber offt ein hitziges Fieber dahinter
verborgen/ iſt es beſſer und ſicherer ei-
nen Medicum zu conſuliren.


Vierten Buchs 3. Theilung.
Vom Magen und deß Un-
tern-Leibes Kranckheiten.


Das I. Capitel.
Cur des Magen-druͤckens und uͤbeln
Verdauens.


AN dem Magen lieget die gan-
Geſundheit des Menſchen.
Wo der Magen voll Unreinig-
nigkeit/ hebet ſolches alles ein gut Vo-
mitiv.
Nach dem/


  • ℞ Præparirte Aron-wurtzel 1. Loth.
  • Einheimiſchen rechten Calmuß
  • Pimpinell-Wurtzel iedes
  • 2. Quentl.
  • Præparirte Krebs-Augen
  • 1. Quentlein.
  • Des beſten Zimmet. 2. Scrupel.
  • Mußcaten-Bluhmen-Oehl
  • Nelcken-Oehl iedes 4. Tropffen

Von dieſen Magen-Trieſeneth/ Mor-
gens und Abends 2. gute Meſſer-Spi-
tzen voll zu nehmen.


  • Fluͤchtigen Vitriol-Geiſt
  • Suͤſſen Salpeter-Geiſt iedes
  • 1½. Quentlein
  • Zittwer/ und
  • Pommerantzen-Schaalen Eſſenz
  • iedes 1. Quentlein

40. Tropffen Morgens und Abends.


  • Mynſichts Vitriol-Elixir
  • 2. Quentlein.
  • Elixir Proprietatis Paracelſi.
  • 1. Quentlein.

Wiederum 40. Tropffen Morgens
und Abends.


  • Maſtix-Geiſt
  • Suͤſſen Salpeter-Geiſt iedes
  • 2. Quentl.

Wie die vorigen zu gebrauchen


  • Verdoppelte Wermuth-Eſſence
  • 2. Quentl.

40. Tropffen in Wein zu nehmen.


Wenn der Magen erkaltet und ver-
ſchleimet iſt


  • Fluͤchtiges Nelcken-Saltz
  • 1. Scrupel

Davon etliche Tropffen in verdoppel-
ten Maſtix-Waſſer oder Wein zu
geben.


Das II. Capitel.
Cur der Miltz-Beſchwerung.


  • Mynſichts Meiſter-Suͤck von
  • Stahl 3. Quentl.

Morgens und Abends 40. Tropffen.


  • Cardenbenedicten-Kraut/ rothen
  • Wermuth Tauſendguͤlden-kraut
  • Roßmarin-Bluͤthen/ rothe Ro-
  • ſen/ Schlee-Dorn-Bluͤthen ie-
  • des ½ Handvoll
  • Senff-Saamen/ Aniß/ Schar-
  • leien-Saamen Raucken o-
  • der weißer Senff-Samen
  • iedes 2. Quentl.
  • Pimpinell-Wuꝛtz/Muͤnchs-Rha-
  • barbar/ runde Oſterlucey/
  • Suͤßholtz iedes 2. Loth
  • Beſten Rhebarber 1. Loth
  • Senes-Blaͤtter 2½. Loth
  • Vitrioliſcher Weinſtein
  • Rechten Saffran iedes ½. Quentl:

Dieſe zerſchnittene Species brauche im
Buͤſchel zu einem eroͤffnenden laxiren-
den Miltz-Tranck/ ein gut Wein-Glaß
voll auf einmahl/ es muͤſſen aber die 2.
Kannen Wein 24. Stunden daruͤber
bey gelinder Waͤrme ſtehen. NB. dar-
bey muß man alles ſaure meiden.


  • ℞ Cachectiſches verſtahltes Spieß-
  • Glaß 1. Quentl.
  • Dreßdens rothes Leber-Pul-
  • ver ½. Quentl.
  • Præparirte Aron-Wurtzel.
  • Helffen-Bein ohne Feuer berei-
  • tet iedes 1. Scrupel

Auf 4. mahl zu nehmen.


N Fluͤch-
[290]Studenten-Kranckheiten
  • Fluͤchtiges arsmatiſches Citro-
  • nen-Saltz
  • Loͤffel-Kraut-Geiſt iedes
  • 1½. Quentl.

30. biß 40. Troffen.


Unſere Thee erweiſet ſich hierinne
auch wohl.


Euſſerliche Mittel.


  • Pflaſter von Schirling-Kraut
  • Lorbeeren iedes ſo viel noͤthig/
  • Beſtreich es mit Caper-Oehl/
  • und leg es auffs Miltz.

Das III. Capitel.
Cur des Scharbocks.


DIeſen auszurotten erfordert Ge-
ſchicklichkeit. Man muß aber
wiſſen daß er zweyerley ſey/
der hitzige und kalte. Einerley dienet
nicht zu allen beyden. In beyden die-
net meiſterlich mein ſo genantes Elixir
Purificans,
und Arcanum Aureum Re-
novans,
welche ihn gaͤntzlich uͤberwin-
den. Nechſt dieſen


  • Des verſtahlten Schweiß-
  • Pulvers
  • Præparirt Hirſch-Horn iedes
  • ½ Quentl.
  • Stahl-Vitriol 3. Gran.

Dieſe brauche auff 2. mahl.


  • Erd-rauch/ Brunn-Kreß/
  • Oder-Mennige/ Bachbungen/
  • Cardebenedieten-Kraut/ Tauſend-
  • guͤlden-Kraut/ iedes eine halbe
  • Handvoll/Wild Aurin, eine hal-
  • be Handvoll Holunder-Bluͤth/
  • Schledorn-Bluͤth/ Camillen-
  • Blumen/ Aland-Blumen/ iedes
  • 3. pugillen.
  • Agley-Saamen/ Loͤffel-Kraut-Saa-
  • men/ Koͤrbel-Saamen/ Brun-
  • Kreß-Samen/ Aniß/ Fenchel/ ie-
  • des 1. Quentl.
  • Farren-Kraut-Wurtz/ runde Oſter-
  • lucey-Wurtz/ Aland-Wurtz/ En-
  • gel-Suͤß/ iedes 2½. Quentl.
  • Suͤß-Holtz 1. Loth.
  • Muͤnchs-Rhabarber 3. Quentl.
  • Galap/ weiſſe Rhabarber/ iedes 2. q;.
  • rechte Indianiſche Rhabarb. 3. quent.
  • Auſſerleſene Senes-Blaͤtter 2. Loth
  • Scharffen-Zimmet 2. Scrupel
  • Vitrioliſchẽ Weinſtein 1½. Quentl.

Dieſe zerſchnittene ſpecies brauche
zum Laxier-Buͤſchel in 2. Kannen Wein/
3. mahl des Tages davon zutrincken.
Nach dieſem


  • Spieß-Glaß Tinctur mit Wein-
  • ſtein gemacht 2. Quentl.
  • Erdrauch Eſſenz 1. Quentl.

40. Tropffen Morgens und Abends


  • Mynſichts Stahl-Tinctur
  • 1. Loth

Im Sommer ſol man mit Bedacht
eine Milch-Cur anfangen. Nim ferner


  • Des Sylvii fluͤchtige Saltz.
  • 2. Quentl.

Davon 40. Tropffen in unſerer Thee,
welche auch fuͤr ſich ſehr gut iſt.


  • Holtz-Eſſenz 2. Quentl.
  • Fluͤchtiges Gold-Waſſer wider
  • das Gifft 1. Quentl.

Brauches wie das vorige


So reiſſen und Blaͤhungn im Leibe
vorhanden


  • ℞ Eſſenz wider die Blehung
  • 2. Quentl.
  • Loͤffel-Kraut-Geiſt
  • Brunn-kreß-Geiſt iedes 1. Quentl.

Wie das vorige


NB. Im hitzigen Scharbock ſind itzt
beruͤhrte fluͤchtige Artzeney-Mittel nicht
dienlich/ ſondern gelinde feucht- und
kuͤhlende/ ja ſaͤuerliche Dinge maͤßig
gebraucht ſind beſſer.


Das IV. Capitel.
Cur desMali Hypochondriaci.


DIeſen Feind ſol keiner laſſen ein-
wurtzeln weil es ſchwer wieder
auszujagen/ denn Turpius e-
jicitur, quàm non admittitur hoſpes.

Hierzu iſt meine richtige diæt der groͤ-
ſte Theil der Cur. Uber dieß


Stahl-Tinctur mit Quitten ge-
macht/ Clyſſus antimonii tartariſa-
tus
iedes 1½. Quentl.

40. Tropffen Morgens und Abends


Fluͤchtiges aromatiſches Citronen-
Saltz
Eſſenz wider die Blehung iedes
2. Quentl.


N 3Wie
[294]Studenten-Kranckheiten

Wie das vorige. Nach dieſen


  • ℞ Vegetabiliſches Laxir-Pulver
  • 1. Scrupel
  • Scammonien-Hartz 4. Gran
  • Vitriolirter-Weinſtein
  • Sylvii erweichendes Pulver iedes
  • 6. Gran
  • Berg-Zinnober 4. Gran
  • Aniß und Carven-Oehl iedes
  • 1. Tropffen

Dieſes Purgir-Pulver nuͤchtern zuge-
brauchen/ wie man pfleget; Iſt aber
ein Vomitiv noͤthig/ ſo


  • Brech-Pulver
  • Spieß-Glaß-Schweffel iedes
  • 2½. Gran
  • Weinſtein-Criſtall 6. Gran

Ein Brech-Pulver nach gemeiner Art
zugebrauchen darauff


  • ℞ Eſſenz wieder die Blehung
  • Suͤſſen Salpeter-Geiſt iedes
  • 2. Quentl.

40. Tropffen Morgens und Abends.
Trefflich gut iſt auch nachfolgendes


  • Mynſichts Tinctur Proprietatis
  • 1. Loth

Da-
[295]und derer Curen.

Davon 50. biß 60. Tropffen in ein we-
nig Wein fuͤr das Purgir-Pulver waͤ-
re faſt beſſer ein laxirender Kraͤuter-
Buͤſchel/ der in der Miltz-Cur vorher
iſt verſchrieben worden.


Hierzu dienet noch mein Spiritus
Herculeus lætificans
und Elixir Poly-
chreſtum,
welche dieſes Uebel bald he-
ben und verbeſſern.


Saure Speiſen muß man aber meiden


Das V. Capitel.
Cur der Stein-Beſchwerung.


ERſtlich trincke man fleißig die
Thee, darnach


  • Agtſteins fluͤchtiges Saltz 3. Gran
  • Berg-Zinober 6. Gran
  • Schweiß-Pulver 8. Gran

Auf einmahl in warmen Thee zu neh-
men.


It. Trincke von dem Wacholder-
Beeren/ wie man mit den Thee pflegt
zu thun. Wo er ſich aber hart ange-
ſetzet und Schmertzen in den Ruͤcken
und Lenden verurſachet/ ſo


N 4Wohl
[296]Studenten-Kranckheiten
  • Walrath
  • Præparirte Krebs-Augen iedes
  • ½. Quentl.
  • Berg-Zinober 1. Scrupel
  • Fuͤchtiges Agtſtein-Saltz
  • Hirſch-Horn-Saltz iedes 4. Gran
  • Juͤden-Kirſchen-Kuͤchlein mit o-
  • pio ½. Scrupel

Auf 3. oder 4. mahl Morgens in war-
men Thee oder Peterſilgen-Waſſer o-
der Bruͤh.


  • Wein-Stein-Trinctur
  • Fluͤßigte Wein-Stein-Erde ie-
  • des 2. Quentl.

50. Tropffen 3. mahl des Tages.


  • Saltz-Geiſt 1. Quentlein

6. Tropffen auf 1. mahl Morgens fruͤh
Solte ſich es aber mit einem hitzigen
Fieber anlaſſen/ ſo gehe man zum Me-
dico.


Ein herliches und wohlfeiles Mittel
iſt nachfolgendes.


  • ℞ Daucus-Saamen 1. Quentlein
  • Peterſilgen-Saamen ½. Quentl.

Zu dieſem ſubtilen Pulver thu ein we-
nig
[297]und derer Curen.
nig Zucker/ Wacholder-Oehl/ und
Schweffel-Balſam iedes 6. Tropffen
Abends und Morgens Meſſer-Spi-
tzen weiſe zu gebrauchen.


Wo der Urin nicht fort wil.


  • ℞ Vitrioliſchen Wein-Stein
  • Krebs-Augen.
  • Wein-Stein-Cryſtallen iedes
  • 1. Scrupel
  • Cypriſchen Terpentin-Oehl 1. oder
  • 2. Tropffen

Auf 2. mahl. Abends Schlaffens-
Zeit die Helffte.


Vierten Buchs 4. Theilung.
Von Kranckheiten die den
gantzen Leib einnehmen.


Das I. Capitel.
Cur der fliegenden Gicht.


Gar dienlich iſt hierinn folgendes.


  • Fluͤchtiger Wein-Stein-Geiſt/
  • Rectificirter Hirſch-Horn-Geiſt/
  • iedes 1½. Quentlein

N 5Da-
[298]Studenten-Kranckheiten

Davon alle Morgen 40. Tropffen in
warmen Thee, und ſchwitze darauff.


  • Hollunder-Muß/ einen halben
  • Loͤffel voll
  • Reguli Antimonii Medicinalis
  • 15. Gran
  • Præparirter Berg-Zinober 6. Gran
  • Fluͤchtiges Agtſtein-Saltz 4. Gran

Dieſes auf einmahl zu nehmen und dar-
auf zu Schwitzen


  • Spitzig Ehren-Preiß/ Quendel/
  • Chamaͤderlin/ Ruff-Kraut/ Frau-
  • en-Diſtel/ braune Chamepytis,
  • Schaaff-Garbe/ Camillen/ Do-
  • ſten/ Wald-Poley/ aller Welt-
  • Heyl/ Weiſſen-Andorn/ Meliſ-
  • ſen/ Gottes-vergeſſen/ 5. Finger-
  • Kraut/ Stein-Klee/ Feld-Raute/
  • iedes 1. gute Handvoll/

Mache daraus ein Baad/ und ſchwi-
tze auf das vorige fein wohl.


℞ Spiritus Aſtralis ex fructibus pini

rite parati.

Schmiere damit die Glieder/ das thut
trefflich gut/ oder/


Amei-
[299]und derer Curen.
  • Ameiſen-Geiſt 2. Loth.
  • Fluͤchtigen Regen-Wuͤrmer
  • Geiſt 1. Loth.
  • Hirſch-Horn und Salmiac-Geiſt
  • iedes 1. Quentlein.

Wie das vorige zu gebrauchen. O-
der noch beſſer.


  • ℞ Spiritꝰ Magnanimitatis 2. Quentl.
  • Fluͤchtiger Regen-Wuͤrmer-
  • Geiſt 1. Loth
  • Hirſch-Horn und Salmiac-Geiſt
  • iedes 1. Quentlein

Wie das vorige.


Das II. Capitel.
Cur der Kraͤtze.


  • ℞ Rhabarbar-Seel oder Eſſenz
  • 2. Quentlein

Einen halben Loͤffel voll ins Bier zu
thun/ und des Tages uͤber davon zu
trincken/ auch 50. Tropffen alle Mor-
gen in warmen Bier zu nehmen.


  • Holtz-Eſſenz 2. Quentlein
  • Spieß-Glaß-Eſſenz 1. Quentl.

40. Tropffen Morgens und Abends
auch nach belieben darauff zu ſchwitzen/


  • Roſen-Zucker 1. Quentlein
  • Species diagalap 1. Scrupel
  • Scammonien-Hartz 4. Gran
  • Mercurii dultis 6. Gran

Darauß mit Zucker ein Biſſen ge-
macht/ und nuͤchtern verſchlungen.


  • ℞ Præparirt Hirſch-Horn/
  • Cachectiſches verſtahltes Spieß-
  • Glaß iedes 1. Quentl.
  • Spieß-Glaß-Schweffel 8. Gran

Dieſes Schweiß-Pulver auf 5. mahl/
Abends zu gebrauchen.


  • Fluͤchtigen Wein-Stein-Geiſt
  • 1. Quentlein

45. Tropffen darauf zu ſchwitzen.


  • Aland-Wurtz/ Grund-Wurtz/
  • iedes 2½. Loth
  • Katzen-Muͤntz/ Oder-Mennige/
  • Seyffen-Kraut/ Glied-Kraut/
  • Glaß-Kraut/ Krauſe-Muͤntz/
  • Doſten/ Chamillen/ Quendel/
  • Sanickel iedes 2. Handvoll
  • Scabioſen-Blumen/ Roͤmiſche
  • Camillen-Bluͤten/ Meliloten
  • Bluͤten/ Johannis-Kraut-
  • Bluͤten iedes 1. Handvoll
  • Weitzen-Kleye/ 6. Loth
  • Lorber-Beer 2. Loth.
  • Toback 1. Loth
  • Roß-Schwefel 4. Loth

Aus dieſen zerſchnittenen ſpecibus ma-
che ein Baad


  • Pappel-Salbe 4. Loth
  • Pomade 1. Loth
  • Schweffel-Blumen mit Myr-
  • rhen 1. Quentl.
  • Præparirte weiſſe Nieß-Wurtz
  • ½. Quentl.
  • Mennige mit deſtillirten Eßig
  • Præparirt 2. Scrupel
  • Mercurius dulcis 1. Scrupel
  • Campher 3. Gran
  • Roſen-Oehl 4. Troppfen
  • Lohr-Oehl/ ſo viel noͤthig

Mit dieſer Salbe die Gelencke und
Kraͤtze zu ſchmieren.


Das
[302]Studenten-Kranckheiten

Das III. Capitel.
Cur der 3. und 4. taͤglichen Fieber.


Die Wurtzel zu heben iſt am beſten


  • Des Sylvii erweichendes Saltz/
  • Vitrioliſchen Wein-Stein iedes
  • 15. Gran.
  • Stahl-Vitriol 2. Gran.

Erweichendes Pulver Abends Schlaf-
fens-Zeit.


  • Brech-Pulver 3. Gran.
  • Vitrioliſchen-Wein-Stein
  • 12. Gran
  • Wermuth-Saltz 3. Gran
  • Schweffel von Spieß-Glaß
  • 2. Gran

Wie andere Vomitiv zugebrauchen.


  • Mynſichts Vitriol-Elixir
  • Verdoppelte Wermuth Eſſenz
  • iedes 2. Quentl.

40. Tropffen 3. mahl des Tags.


  • So irgends der Paroxiſmus wieder
  • kaͤme
  • ℞ China-Chin-Wurtzel 1. Scrupel
  • Verſtahlte Salmiac-Blumen
  • ½. Scrupel
  • Nelcken-Oehl 2. Tropfen

Eine Stund vor dem Fieber in war-
men Thee, oder


  • China Chinaͤ-Pulver ½. Quentl.
  • Diaſcordium Fracaſtorii, ſo viel
  • noͤthig
  • Theriac Andromachi 1. Scrupel

Auf einmal. Solte auch dieſes nichts
helffen/ ſo hebet ſolche mein Fieber-
Pulver und Elixir alle von Grund aus.


Wieder das 4. taͤgliche Fieber.


  • ℞ Vitriolirten Wein-Stein
  • Wein-Stein-Cryſtall iedes
  • ½. Scrupel
  • PrÆparirte Aron-Wurtz 1. Scrup.
  • Cardebenedicten-Saltz 6. Gran

Auf 2. mahl Schlaffens-Zeit


  • Erdrauch-Zucker 1. Quentl.
  • Gummi Gutte roſat. ½. Scrupel
  • Magiſterium Gialap 5. Gran
  • Brech-Pulver ½ Gran
  • Mercurii dulcis 3. Gran

Die-
[304]Studenten-Kranckheiten

Dieſen Purgir-Zucker nuͤchtern auf
einmahl zuverſchlingen.


  • China Chinaͤ 2. Quentl.
  • Schweiß-Pulver 1. Quentl.
  • Salmiac-Blumen ½. Quentl.
  • Enzian und Tauſendguͤlden-
  • Kraut-Extract iedes 1. Quentl.
  • Theriac 1. Scrupel

Mit Traganthen-Schleim zu Pillen
gemacht/ davon 6. oder 8. alle Tag
zu nehmen.


  • Pulveriſirten Laſſur-Stein
  • 1. Scrupel

In Tauſendguͤlden-Kraut-Waſſer und
darauff zu ſchwitzen. Am allerbe-
ſten aber hilfft mein Elixir antiquartium.



Vierten Buchs 5. Theilung.
Was in denen 4. Jahres Zei-
ten fuͤr Artzeney zu gebruchen.


Das I. Capitel.
Fruͤhlings-Cur.


Den Leib zu reinigen


Sen-
[305]und derer Curen.
  • Sennes-Blaͤtter 6. Quentl.
  • Betonien-Blaͤtter 2. Quentl.
  • Tauſendſchoͤnichen und Schle-
  • dorn-Bluͤthen iedes 3. pugill.
  • Lerchen-ſchwamm-Kuͤchlein
  • 1 ½. Qunentl.
  • Engel-Suͤß 3. Quentl.
  • Aniß 2. Quentl.
  • Zimmet ½ Quentl.
  • Galgau 2. Scrupel

Dieſe klein gemachte Stuͤck thue in ein
rein Leinen-Saͤcklein/ henge es uͤber
Nacht in guten alten Wein eine Kan-
ne/ laß es an warmen Ort ſtehen/ da-
von Morgens und Nachmittags ein
gut Wein-Glaß voll zu trincken. Oder


  • Des Crollii allgemein ausfuͤh-
  • rende Extract 12. Gran
  • Colloquinten-Extract 2. Gran
  • Schweiß-Pulver 4. Gran

Mit Wein-Stein-Tinctur mache 15.
Pillen daraus/ nuͤchtern auf einmahl.


℞ Elixir Proprietatis paracelſi 1. Loth


Morgens und Abends 35. tropffen
Wegen der Milch und Meyen-Cur ſol
ſich
[306]Studenten-Kranckheiten
ſich ein iedweder bey ſeinem Medico
erfragen.


Das II. Capitel.
Sommer-Cur.


  • ℞ Elixir Proprietatis Paracelſi
  • D. Michaelis Bezoar-Tinctur ie-
  • des 2. Quentl.

Præſervativ fuͤr anſteckende Kranckhei-
ten 40. Tropffen oder


  • Das guͤldene Gifft-Waſſer ſo
  • viel beliebet

30 Troffen alle Morgen in ein wenig
guten Wein.


  • Klatſch-Roſen
  • Tauſendſchoͤnichen

Davon oͤffters in der groſſen Hitze et-
was in das Bier zu thun/ zumahlen
iſt es dienlich den Hitzigen u. Schwind-
ſuͤchtigen auf der Reiſe.


Das III. Capitel.
Herbſt Cur.


  • Wermuth/ Odermennig/ Tau-
  • ſendguͤlden Kraut/ Erdrauch
  • iedes ½ Handvoll
  • Erdgall 1. Hand voll
  • Schleenbluͤten/ Fliederbluͤten/
  • Tauſendſchoͤnigen/ Weg-
  • wartbluͤten/ Hufflattigbluͤt.
  • iedes 2. pugill.
  • Aniß/ Fenchel/ Scharley Saa-
  • men iedes 2 Quentlein.
  • Farrenkraut Wurtz/ runde O-
  • ſterlucey Wurtz/ Rhapontic
  • iedes 1. Loth.
  • Rechte Rhabarb. 6. Quentlein
  • außerleſener Senis Blaͤtter 2. Lot
  • Caßien/ ſcharffen Zimmet iedes
  • 1. Quentlein
  • Vitriolirter Weinſtein 1½. q;.
  • Saffran ½ Quentl.

Kraͤuter zum Laxir Buͤſchel in 2. gute
Kannen Wein/ davon des Tags etliche
mahl zu trincken.


  • ℞ Liquor Cornu Cervi ſuccinatus
  • 2. Quentl.

40. Tropffen Morgends darauf zu
ſchwitzen.


Das
[308]Studenten-Kranckheiten

Das IV. Capitel.
Winter Cur.


DA iſt am dienlichſten dann und
wann etliche Tropffen des be-
ſten Wacholder Oehls oder des
rechten Schweffel Balſams in ein we-
nig Wein oder Brantewein zunehmen/
noch beſſer aber in Meyen Bluͤmigen
Geiſt/ darbey alle Morgen unſere Thee
zu trincken denn dadurch wird das Ge-
bluͤt erwaͤrmet/ und verrichtet feinen or-
dentlichen Lauff.



Zugabe etlicher Stuͤck die
taͤglich zu gebrauchen.


I.
StudentenThee.


  • Ehren Preiß Blaͤtter (wohl aus-
  • erleſen) 2. Handvoll.
  • Feld-Kuͤmmel mit den Blumen
  • 1. Hand voll.
  • Betonien Blaͤtter 2. pugill
  • Baſilien Kraut 3. pugill.

Dieſes ein wenig klein zerſchnitten/ gibt
eine anmuthige Thee an Geſchmack/
Geruch und Farbe. Im Fruͤhling ſol
man die ſchoͤnen Apffel Bluͤt wie eine
Thee brauchen/ das erfriſchet das Ge-
bluͤt.


II.
Studenten Toback.


  • Der beſten und außerleſen en
  • Virginiſchen Tobacks-Blaͤt-
  • ter 2. Loth
  • Roßmarin Blaͤtter
  • Majoran Blaͤtter
  • Feld-Kuͤmmel
  • Indianiſch Blat
  • Baſilien Kraut-Blaͤtter
  • Lavendel Blumen
  • Rothe Roſen
  • Stechas Blumen
  • Ringel Blumen
  • Korn Blumen iedes 2. pugill.
  • Bieſem Holtz (oder de Nerula)
  • Storax Calamit. iedes 1. gut quentl.
  • Aniß/ Fenchel/ Coryander iedes
  • auch 1. Quentl.
  • Cardamumen 2. Scrupel.

Dieſe Stuͤck wie einen Toback getrun-
cken ſtaͤrcket das Haupt und Gedaͤcht-
nuͤß.


III.
Haupt und Gedaͤchtnuͤß ſtaͤrcken-
der Schnup Toback.


  • Majoran
  • Baſilien Kraut
  • Roßmarin

Das rechte Marum


  • Lavendel
  • Roßmarin
  • Jaſmin
  • Meyen Blum.
  • Gelbe Veilgen
  • Korn Blum.
  • Ringel Blum
  • Fleiſchfarbe Roſen

Wei-
[311]und derer Curen.

Weiße Nießwurtz 3 Quentl.
Cardamumen 2. Quentlein
Indianiſch Tobacks Blaͤtter 1.
Handvoll.


Dieſe klein zerſchnittene und durch ge-
ſiebete Species befeuchte ein wenig nach
der Kunſt mit Pomerantzen Bluͤt Waſ-
ſer und ein wenig Amber Eſſentz/ thue
hinzu


  • Laverdel
  • Majoran
  • Jaſmin iedes 6. Tropffen
  • Cedro 8. Tropffen
  • Roſen oͤhl 10. Tropffen
  • Zimmet Oehl 4. Tropffen
  • des beſten Schlagbalſams etliche
  • Gran.

NB. Es muß aber ſo gemacht werden/
daß der Toback von dem Naſſen Sa-
chen ſeine bunde Coleur nicht verlieret-
ſo wird er ſich lieblich erzeigen.


IV.
Angenehmes Raͤucher Pulver.


  • . Agtſtein 1. Quentlein.
  • Benzoes
  • Storax Calamita iedes 1½. Quentl.
  • Maſtix/ Weyrauch iedes 1. Scrup
  • Lavendel Blumen/ 3. pugill.
  • wohl riechende Spaniſche Maſſa
  • guten Theil
  • geraſpelt Roſen Holtz ein wenig.

Mache es zum groben Pulver/ das
giebt einen angenehmen und dem Kopff
zutraͤglichen Geruch.


V.
Ein gutes Zahn Pulver.


  • Des weiſſen Jeniſchen Streu-
  • Sand Stein/ der gegen dem
  • ſo genannten Teuffels Loch
  • waͤchſet/ und wohlfeil iſt 6. Loth
  • Calcinirter Pimſtein 2. Loth
  • weiſſen Weinſtein 1. Loth.
  • Tormentill Wurtz 2. Quentl.
  • gebraunte Alaun 1. Quentlein.
  • Vitriol Geiſt wenig Tropffen
  • Lavendel/ Roſen und Nelckenoͤhl
  • iedes etliche Tropffen
  • Zibeth 3. biß 4. Gran.

Giebt
[313]und derer Curen.

Giebt ein ſchoͤnes wohlfeiles Zahn-
Pulver/ welches die Zaͤhne weiß und
rein haͤlt/ den Zahn Schmertzen hindert
und derſelben Geſtanck vertreibet. Man
macht es auch mit Kugel-Lack roth.


VI.
Herrliches Studenten Treſenet.


  • Cand Zucker 1. Pfund
  • Ingwer/
  • Galgan/
  • Nelcken/
  • Muſcanten Nuͤß/
  • Zitwer/
  • Cardamumen/
  • Salbey Blaͤtter/
  • Aniß/
  • Senff/
  • Cawen/
  • Fenchel/
  • Rauten Saamen/
  • Pimpinell Wurtz/
  • Angelicken/
  • Laquiritzen Holtz/
  • weiſſen Weyrauch/
  • des beſten Zimmet/
  • der rechten Rhabarb. iedes 1. Lot

Dieſes alles mache zu einem ſubtilen
Pulver/ und ſieb es durch/ davon 3.
Meſſer Spitzen voll des Tages. Iſt
gut in Abnehmen des Leibes/ Schwind-
ſucht/ Blaßheit/ Scharbock/ Schwach-
heit des Kopffs/ boͤſen und ſchwachen
Magen/ verlohrnen Appetit/ Weheta-
gen des Leibes/ erwaͤrmet den Magen/
verzehret alle Cruditaͤten/ zertheilet die
Winde/ und wehret den Fluͤſſen/ Mor-
gens/ nach Tiſch und Abends zu
gebrauchen.

[figure]
[[315]]
[figure]

Appendix A Regiſter der jenigen Auto-
rum,
ſo in dieſem Buch angefuͤhret.


Appendix A.1 A.


  • ARiſtoteles
  • Alexander ab A-
    lexandr.
  • Ammannus
  • Ambroſius
  • Aretius
  • Alexandrinus
  • Athenæus
  • Albizius

Appendix A.2 B.


  • Boccalini
  • Borellus
  • Barbatus
  • Bernhardus
  • Biblia
  • Th.Bartholinus
  • Bava Boſra

  • Boyle
  • Brentius
  • Becherus
  • Bordinus
  • Bonetus
  • Barra
  • Dav. von der Beck
  • Baronius
  • Berſius del bever
    caldo coſtumato
    da gliantichi Ro-
    mani
  • Bontekoe
  • H. Bock.

Appendix A.3 C.


  • Carthuſianus
  • Chemnitius
  • Cuchlerus

O 2Car-
[[316]]Regiſter der Autorum.
  • Carrichterus
  • Coiterus
  • Crato
  • Corpus Juris
  • Cedrenus
  • Curtius
  • Crittas
  • Collutius
  • Camerarius
  • Cato mæjor
  • Crollius
  • Cicero
  • Celſus
  • Petrus [}] à Caſtro
  • Roderie.
  • Curcellæus

Appendix A.4 D.


  • Dolæus
  • Dietericus
  • Druſius
  • Drawizius
  • Dorncrell.

Appendix A.5 E.


  • Etthmüllerus
  • Eraſmus

Appendix A.6 F.


  • Georg. Francus
  • Fonſeca
  • Freinsheym
  • Eraſm. Franciſci

Appendix A.7 G.


  • Gentius
  • Glückrad
  • Le Grand
  • Geierus
  • Garmannus
  • Grembs
  • Galkut
  • Guevarræ
  • Galenus

Appendix A.8 H.


  • Hagecius
  • Hildebrandus
  • Horatius
  • Harſdorfferus
  • Hollerius
  • Frid. Hoffmannus
  • Hippocrates
  • Hœferus
  • Hildanus
  • Helmontius

Kerekrin-
[[317]]Regiſter der Autorum.

Appendix A.9 K.


  • Kerckringius
  • Kergerus
  • Kirchmayerus

Appendix A.10 L.


  • Lipſius
  • Lungwizius
  • Lutherus
  • Lohnerus
  • Lampridius
  • Lyranus
  • Löwerus
  • Lehrius

Appendix A.11 M.


  • Meibomius
  • Mercurialis
  • Mollenbroccius
  • Mœbius
  • Müllerus
  • Macrobius
  • Moronus
  • Mileſius
  • Münſterus
  • Martialis
  • Magirus
  • Miſcellanea N. C.

  • Molinettus
  • Montanus

Appendix A.12 N.


  • Naudæus
  • Niger
  • Neander

Appendix A.13 O.


  • Owenus
  • Ovidius
  • Otto

Appendix A.14 P.


  • Piſanella
  • Pictorius
  • Propertius
  • Pechlinus
  • Pauli
  • Petitus
  • H. Pauli
  • Philander, von Sit-
    tewald
  • Pfeifferus
  • Pontanus
  • Plautus
  • Plinius
  • Primeroſius
  • Perkins

O 3Po
[[318]]Regiſter der Autorum.
  • Pokokius
  • Panthittus
  • Piſo

Appendix A.15 Q.


  • Quadenius

Appendix A.16 R.


  • Rueus
  • Reüdenius
  • Rolfincius
  • Rho
  • Reineſius
  • Ranzius
  • Ronſeus

Appendix A.17 S.


  • Syneſius
  • Schilhans
  • S. G. S.
  • Sponius
  • Seneca
  • Sebizius
  • Salmuth
  • Smetius
  • Schenckius
  • Schneiderus
  • Sennertus
  • Smitzius

  • Sperling
  • Seldenius
  • Schallerus
  • Schikhuſ.
  • Schook
  • Swalv
  • Scacchius
  • Sylvatus
  • Schibel
  • Spigel
  • Schorerus
  • Suetonius
  • Schedelius
  • Sturmius
  • Saxo.

Appendix A.18 T.


  • Tacitus
  • Torquemada
  • Timæus von guͤlden
    Klee
  • Toſtatus
  • Theatrum Europ.
  • Tabernæ montanus
  • Thile
  • Tappius

Vir-
[[319]]Regiſter der Autorum.

Appendix A.19 V.


  • Virgilius
  • Velſch
  • Veſti
  • Valentinus
  • Valerius Maximus
  • Verulamius
  • Villa Nova

Appendix A.20 W.


  • Wagnerus
  • Waltherus
  • Jac. Wolffius

  • Wedelius
  • Weigelius
  • Williſius
  • Waldſchmidus
  • Waryng.

Appendix A.21 X.


  • Xenephon

Appendix A.22 Z.


  • Zonora
  • Zeillerus
  • Zanchius

[figure]
O 4Regiſter
[[320]]
[figure]

Appendix B Regiſter
Uber die vornehmſten Sachen.


Appendix B.1 A.


  • ADerlaſſen/ was davon zu halten
    252
  • Affecten des Menſchen 231.ſeq.
  • Alten beſuchten balnea obſcura62.
  • Alten ſchmauſeten den Goͤttern zu Eh-
    ren 68
  • Alteration vom kalten Baade 66
  • Anatomia iſt unentbehrlich 78
  • Angeſicht/ ein dunſichtes. 111. woher 112
  • Antimonium262
  • Appetit/ woher 160.ſeq.
  • Aquavit, vide Brantewein.
  • Artzeney/ was ſie ſey 80. vor die Frantzo-
    ſen. 86. wie ſie zu gebrauchen 87
  • Athem/ kurtzer 115. ſq. Cur 276.ſqq.
  • Augen/ bloͤde woher 102. ſq. was ihnen
    ſchaͤdlich 172. 173. deren Cur 272

Baͤder/
[[321]]Regiſter.

Appendix B.2 B.


  • Baͤder/ heimliche 62. was davon zu
    halten und deſſen Zufaͤlle 63. ſeqq.
    eine Luͤgen davon 67
  • Bettler/ wie ſie zur Mildigkeit anrei-
    tzen 237
  • Bewegung/ hefftige 51. 52. 55. geſunde
    224. wie ſie geſchehen ſoll. 226. 227.
    ohne ſolcher leidet man Schaden
    228
  • Bier/ der beſte Tranck. 189. iſt un-
    terſchiedlich. 190. welche die beſten.
    191.ſqq.
  • Blaßheit 113. deſſen Cur 274
  • Blut 113
  • Brantewein/ nach der Hitze ſchaͤdlich
    202. auch nach Tiſch 210. wenn und
    welcher geſund 211.212
  • Brod/ wie es ſeyn ſoll. 164. deſſen Krafft
    ibid. laͤufft dem Einhorn nach ibid.
  • Butter/ ob ſie geſund 175.176

Appendix B.3 C.


  • Cachexia, was und woher 90. ſeqq. deſ-
    ſen Zufaͤlle ibid.
  • Caffe, was davon zu halten 217

O 5Chylus
[[322]]Regiſter.
  • Chylus 100. wodurch er verhindert wer-
    de 45
  • Conterfait, eine Artzney. 87
  • Converſation, iſt nuͤtzlich 49. die mit
    Frauen Zimmer ſchaͤdlich. 50

Appendix B.4 D.


  • Diæt 139. 140. 248. muß nicht zu zart
    ſeyn 142. muß ſich richten nach der
    Natur 144. kan aber nicht gehalten
    werden 145. beſtehet in ſechs Stuͤ-
    cken 147. Sommer-Diæt253.ſeq.
  • Dreyfaltigkeit 100
  • Donum continentiæ ein Exempel davon
    50
  • Dyſuria, vid. Stein-Schmertzen.

Appendix B.5 E.


  • Einhorn/ vide Brod.
  • Einſamkeit/ bringt Schaden 49
  • Erhitzung vide Trincken.
  • Erfrieren/ vide Kaͤlte.
  • Ernſt/ muß mit Liebe vermiſcht ſeyn 2
  • Eſſen/ erfordert Maaſſe 178. ſeq. wie viel
    des Tages 185. eine Luͤgen davon 180
  • Exercitia ob ſie nuͤtzlich 50.51
  • Eyer/ weiche ſind geſund u. wie viel 170.
    ſq. ein merckwuͤrdiges ibid.

Faſten
[[323]]Regiſter.

Appendix B.6 F.


  • Faſten/ deſſen Zufaͤlle 47. 48. ein guter
    Rath davor ibid.
  • Faulheit vide Muͤßiggang.
  • Fechten/ iſt ſchaͤdlich 54. auch deſſen Po-
    ſitur ibid.
  • Fehler/ der Gymnaſiorum228.ſeqq.
  • Feinde der Univerſitaͤt 37
  • Fettigkeit/ wie ſolche zu erwerben 181.182
  • Fieber/ was ſie ſeyn 136. wird geehrt ib.
    deſſen Cur 302.ſq.
  • Fiſche/ welche die geſuͤndeſten 168. ſq.
    werden verboten 169
  • Feuer 155
  • Fleiſch/ welches am beſten 165. ſq. zuviel
    ſchadet 166. vor der Suͤndfluth iſt
    keines gegeſſen worden 167. ungeſun-
    des ibid.
  • Fluͤſſe/ woher 97. deſſen Cur 263.ſq.
  • Frantzoſen/ was ſie ſeyn 83. woher 84.
    ſind der Hoͤlle und Medicis zutraͤglich
    85. eine Artzeney davor 86. wie ſie zu
    gebrauchen 87
  • Fruͤhling/ deſſen Zufaͤlle und was dabey
    zuthun 249.ſeqq.
  • Fruͤhlings-Cur 304.305

O 6Gaſſe
[[324]]Regiſter.

Appendix B.7 G.


  • Gaſſe in Pariß iſt auch in Teutſchland
    anzutreffen 30.31
  • Gedancken verlaſſen den Leib 228
  • Gedaͤchtniß was es ſey 104. deſſen Ver-
    derb ibid. Cur 267.ſeq.
  • Gehen iſt gut 46
  • Gehoͤr/ ſchwaches woher 110. ein Inſtru-
    ment
    dieſen zu helffen 111. deſſen Cur
    274
  • Geilheit vide Frantzoſen.
  • Geſaͤnge machen froͤlich 235
  • Geſellſchafft vide Converſation.
  • Geſundheit was ſie ſey 76.82
  • Geſundheits-Sauffen 71
  • Gicht der Glieder 132. deſſen Zufaͤlle 133
    deſſen Cur 297.ſq.
  • Gleichniß von der Trunckenheit 14. von
    der Hurerey 16. vom Muͤßiggang 27
    vom vollen Menſchen 66
  • Gonorrhœa quid 89. deſſen Zufaͤlle 89.
    Exempel ibid.
  • Gymnaſia, derer Fehler 228.ſq.

Appendix B.8 H.


  • Hals/ boͤſer woher 114. deſſen Zufaͤlle ib.
    deſſen Cur 275

Haupt-
[[325]]Regiſter.
  • Hauptſchmertzen woher 102.ſq.
  • Haupt-Schwindel/ was und woher
    105. ſq. deſſen Cur 263.266.ſq.
  • Hectica vide Schwindſucht. Deſſen
    Cur 282
  • Herbſt/ deſſen Zufaͤlle und was zu thun
    255. ſqq. allda purgantia dienlich 257
  • Herbſt-Cur 306.307
  • Hitze/ vide Trincken.
  • Hurerey 16. 17. deſſen Zufaͤlle 18. 19. 20.
    liebt Muͤßiggang 27
  • Huſten/ woher 117. deſſen Zufaͤlle ibid.
    Cur 278

Appendix B.9 J.


  • Jagen vide Schlitten-Fahren.
  • Judicium Lutheri vom Wein 208
  • Jugend/ ſoll nicht ſehr geſchlagen wer-
    den 3. was ſie ſeyn ibid. excidiret leicht
    ibid. wird bald kranck 4. iſt ein Fun-
    dament des gantzen Lebens 29

Appendix B.10 K.


  • Kauffmann will lieber kranck als arm
    ſeyn 35.ſq.
  • Kaͤlte iſt gefaͤhrlich 58. ſqq. macht Hitze
    und warum 59. Exempel 60
  • Kaͤſe/ ob er geſund 175.ſq.

O 7Kranck-
[[326]]Regiſter.
  • Kranckheit was ſie ſey 80. 81. 82. woher
    ibid. der Studententen Kranckheitẽ
    vide Student.
  • Kraͤtze Studenten-Bluͤmlein 43. was
    135. woher ibid. deſſen Zufaͤlle ibid.
    deſſen Cur 299.ſq.
  • Kraͤuter ſind geſund 167
  • Krebs vide Magen.

Appendix B.11 L.


  • Leben/ ein ordentliches iſt gut 30. wo-
    her 38. drey Stuͤck darzu erſprießlich
    247.ſq.
  • Leib vide Menſch. dicker 92
  • Liebe vide Student.
  • Lucubriren 72. verurſachet Kranckhei-
    ten 74
  • Lufft/ was ſie im Menſchen thue 147.
    ſqq. was ſie verurſache 150
  • Luͤgen/ eine derbe 67. eine abſcheuliche
    171. eine erſchreckliche 180
  • Lutheri Judicium vom Wein 208
  • Lympha110

Appendix B.12 M.


  • Magen was er ſey 47. 126. der Krebs
    hat darin Zaͤhne ibid. Er iſt un-

gleich
[[327]]Regiſter
  • gleich 125. ein ſtarcker ibid. \& 156. ſq.
    vor deſſen Zorn muß man ſich huͤten
    ibid.
  • Magen-Kranckheiten was ſie ſeyn und
    deſſen Zufaͤlle 125
  • Malum hypochondriacum woher 98.
    ſeqq. ein Exempel 100. iſt der Ge-
    lehrten Kranckheit 128. deſſen Zu-
    faͤlle 129. ſeq. deſſen Cur 130.265.ſq.
    293.ſeq.
  • Maaſſe vide Eſſen.
  • Medicin vide Artzeney.
  • Medicus iſt hochzuachten 39. derer
    Saͤug-Amme 31. derer Untergang
    139
  • Mediocritas quid76
  • Melancholia vide malum hypochon-
    driacum.
  • Melancholici ſind ſtoltz 100. auch zu lo-
    ben 102
  • Menſch deſſen Zufaͤlle aͤnderlich 34.
    deſſen Leib muß gewartet werden 37
    ein voller wird verglichen 66. Er
    muß die affecten zwingẽ 231. ſq. deſſen
    Geiſter wie ſie ermuntert werden
    225

Milch
[[328]]Regiſter.
  • Milch ob ſie geſund 175.ſeq.
  • Miltz was 126. vielen Kranckheiten un-
    terworffen ibid. ſeqq. deſſen Cur
    288
  • Muͤßiggang/ was er thue 27. 28. deſſen
    Geburt ibid.
  • Muͤdigkeit/ was 134
  • Muſica macht froͤlich 235

Appendix B.13 N.


  • Nacht/ zum Studiren nicht gut 73
  • Natur iſt ohne Zwang 37. 56. 187. man
    ſoll ſie nicht hindern 64
  • Nieſen 107
  • Nuͤchterkeit vide Faſten.

Appendix B.14 O.


  • Ordnung 73. wird recommendirt74

Appendix B.15 P.


  • Philtrum100.101
  • Phyſica vide Studium Phyſicum.
  • Pollutio ſpontanea247

Poſi-
[[329]]Regiſter.
  • Poſitur vide Fechten. Wie ſie im ſtu-
    diren ſeyn ſoll 230
  • Præceptores ſind offt dumme und un-
    ſinnige Kerl 2. derer Titul ibid.
  • Purgantia im Herbſt dienlich 257

Appendix B.16 R.


  • Rath/ ein guter 46. 48. vor die Ge-
    ſundheit 75.76.139.260.
  • Raͤucher-Werck iſt gut 155.311
  • Reiten iſt gut und ſchaͤdlich 55.56
  • Ringen iſt gefaͤhrlich 56
  • Ruhe vide Schlaff.
  • Ruhm im Sauffen 70

Appendix B.17 S.


  • Sanfftmuth verlaͤngert das Leben 25
  • Sauffen vide Schmauſen.
  • Saͤug-Amme der Medicorum31
  • Seiten-Stechen woher nebſt deſſen
    Zufaͤllen 124. deſſen Eur 285
  • Scharbock 128. deſſen Cur 290.ſeqq.
  • Schlaff iſt geſund 37. ſeqq. 241. deſſen
    Tugenden ibid. iſt Koͤniglicher Ehre

wuͤrdig
[[330]]Regiſter.
  • wuͤrdig 43. iſt eine Abbildung des
    Todes ibid. deſſen Mißbrauch aber
    ſchaͤdlich ibid. woher er komme 108.
    deſſen Mangelung nicht gut 107.
    Mittags-Schlaff ſchaͤdlich 241. 242.
    wie lang man ſchlaffen ſoll ibid.
  • Schlaͤmmer 31
  • Schlitten-Fahren was davon zu hal-
    ten 57. Exempel davon 60. wie man
    fahren ſoll 62
  • Schmauſen worinn es beſtehe und wie
    es beſchaffen 68.69.72
  • Schnee brennt/ warum 58.59.
  • Schnuppen was er ſey 97. deſſen Cur
    263
  • Schnup-Toback iſt nichts nutze 98.
    106. deſſen Zufaͤlle ibid. guter 107.
    310.ſeq.
  • Schoccolada was davon zuhalten 217
  • Simplicia262
  • Sitzen vieles verurſachet Kranckheiten
    44. ſeqq. deſſen Artzney 46
  • Sommer/ deſſen Zufaͤlle und was zu
    thun 252.ſq.
  • Sommer-Cur 306

Sommer-
[[331]]Regiſter.
  • Sommer-Diæt253
  • Sorge 239
  • Speiſe/ was und wie 156. 163. die be-
    ſten 159. eine betruͤgliche ibid. muͤſſen
    wohl gekaͤuet werden 162. ungeſun-
    de 172. 173. was von ſauern zu hal-
    ten 174.ſeq.
  • Spiritus vini ob er geſund 210.ſq.
  • Speichel muß nicht verſchwendet wer-
    den 246.ſq.
  • Springen vide Ringen
  • Stein-Beſchwerung 131. deſſen Cur 132
    295. was ſie ſey ibid.
  • Stuben vide Studier-Stuben.
  • Student/ eine edle Creatur 1. vielen
    Kranckheiten und Gefahr unter-
    worffen ibid. ſeq. \& 33. 94. 95. muß
    erbar ſeyn 5. Lipſius beſchreibt ſol-
    che ibid. ſind rar 6. derer Toden-
    Graͤber ſind ſechs ibid. deſſen Gluͤck
    auf Univerſitaͤten 32. die meiſten
    ſpringen ab 34. ſtudieren Tag und
    Nacht 35. wollen lieber gelehrt denn
    geſund ſeyn ibid. derer Bluͤmlein
    43. ſollen nicht ſtets ſitzen 160. vor
    der
    [[332]]Regiſter.
    der Liebe ſich huͤten 233. wie es de-
    nen Verliebten gehe 237
  • Studenten-Aquavit212
    • Sorge 239
    • Thee308
    • Toback 309
    • Treſenet 313
  • Studiren/ wenn und wie es geſchehen
    ſoll 228. die Poſitur darzu 230
  • Studir-Stuben wie ſie ſeyn ſollen 152.
    ſeqq. muͤſſen fein geraͤuchert werden
    155
  • Studium Phyſicum147.148
  • Stuhl-Gang wenn und wie 243.244.
    245
  • Suͤnden verurſachen alle Kranckhei-
    ten 80
  • Suppen/ welche die beſten 177
  • Suͤßigkeit in Speiſen 158

Appendix B.18 T.


  • Tantzen ob es dienlich 52. 53. wird von
    Theologis verworffen 53
  • Tapfferkeit vide Toback.
  • Teutſche 31

Thee
[[333]]Regiſter.
  • Thee was davon zuhalten und welches
    der beſte 214.ſqq.
  • Toback ob er nuͤtzlich 218. 219. ſoll ta-
    pfer machen 220. iſt ſchaͤdlich 222.
    223. deſſen Lob ibid. welcher der beſte
    224
  • Toden-Traͤger der Studenten vide
    Student.
  • Traurigkeit was ſie ſey 234. deſſen
    Cur 235.ſeq.265.ſeq.
  • Trincken iſt nothwendig 187. 188. kal-
    tes ungeſund 195. ſeq. wie viel und
    wann 197. unordentliches bringt
    Schaden 189. nuͤchtern ungeſund
    200. nach Tiſch gleichfalls 201. auf
    Hitze auch ibid. was auf Hitze zu
    trincken 202. 203. Schlafftrunck
    ſchaͤdlich 203. warm Trincken was
    davon zu halten 212.ſeqq.
  • Trunckenheit/ was ſie ſey 7. 10. was ſie
    verurſache 8. 9. 10. 15. 19. judicium
    davon 16

V. Ve-
[[334]]Regiſter.

Appendix B.19 V.


  • Venus quid5
  • Verdauung/ vide vitium coctionis.
    deſſen Cur 286
  • Verliebte vide Student.
  • Vermahnung vide Vogel.
  • Verſtand wird verderbt wodurch 28.
    29
  • Vitium coctionis 47. 162. ein Exempel
    48. deſſen Cur 286
  • Univerſitaͤt 32. was ſie ruiniret
    33
  • Unmaͤßigkeit 29
  • Vogel giebt eine Vermahnung 67.
    ein merckwuͤrdig Vogel-Ey 171
  • Vollſauffen eine Artzeney 71
  • Vomitiv iſt gut 252
  • Unreinigkeit des Menſchen zweyerley
    246

Appendix B.20 W.


  • Wachen/ vieles iſt ſchaͤdlich 40. ſeqq.
    was es verurſache ibid. woher
    108.
    [[335]]Regiſter.
    108. nach der Mahlzeit ſchaͤdlich
    184
  • Warm-Trincken vide Trincken.
  • Waͤrme was ſie ſey 58
  • Weiber-Zorn natuͤrlich 25
  • Wein/ macht toll 8
  • Wein/ eine Staͤrckung 71
  • Wein/ deſſen Tugenden 204.208. ſeqq.
  • Wein/ zuviel iſt ungeſund 205
  • Wein/ welcher der beſte ibid.
  • Wein/ ungeſunder 207
  • Wein/ Lutheri Judicium davon 208
  • Winter/ deſſen Zufaͤlle und was dar-
    bey zu thun 257.ſeqq.
  • Winter-Cur 308
  • Wohnung vide Studir-Stuben.
  • Wolluſt vide Frantzoſen.

Appendix B.21 Z.


  • Zahn-Pulver ein gutes 313
  • Zaͤhne vide Magen.
  • Zeno ein Saͤuffer und wie er begra-
    ben 8
  • Zorn/ was er ſey 21

Zorn
[[336]]Regiſter.
  • Zorn/ etlichen eine Artzeney 21
  • Zorn/ Weiber-Zorn natuͤrlich 25
  • Zorn/ deſſen Zufaͤlle 25. 26. 238
  • Zorniger Menſch hat an ſich Todes-
    Zeichen 21
  • Zorniger Menſch/ und wie er ſynſt be-
    ſchaffen 23. 24
  • Zufaͤlle des Menſchen wie ſie ſich aͤn-
    dern 34

ENDE.

[figure]
[[1]]

Appendix C Studenten-Kuͤnſte.


Appendix C.1 Eine gute ſchwartze Dinte zu ma-
chen/ die nicht ſchimmlet.


NIm Gummi und Kupffer-Waſ-
ſer/ iedes 2. Loth/ Gallas 16.
Loth/ Wein-Eßig 2. Quart/ 3.
oder 4. Quart Bier-Eßig/ und eine
gute Handvoll Saltz/ in einen neuen
Topff zuſammen gethan/ bey 9. Tagen
alle Tage umgeruͤhret/ ſo wird gute
Dinte/ und ſchimmlet nicht.


Appendix C.2 Wie man Dinte auf der Reiſe mit
ſich nehmen ſolle.


Wann man uͤber Land reiſet/ und wil
ſich nicht viel mit der Dinte beſchmieren/
ſo nim nur klein zerſtoſſenen Gallas in
ein Saͤcklein mit dir. Wann du dann
Dinte haben wilſt/ ſo tuncke das Saͤck-
lein nur in rein Waſſer/ daß es das
PWaſ-
[2]Studenten-Kuͤnſte.
Waſſer in ſich zeucht; druͤcke es dar-
nach aus/ in einen Loͤffel/ oder worein
du ſonſten wilſt/ thue ein wenig zerſtoſſe-
nes Kupffer-Waſſer darein/ ſo haſt du
gute Dinte.


Wilt du hernach wiedev Dinte ha-
ben/ ſo thue gleich alſo/ tuncke eben daſ-
ſelbige Saͤcklein mit dem Gallas wieder
ein/ und mache es alſo/ wie zuvor/ ſo
kanſt du allezeit Dinte bey dir fuͤhren.


Appendix C.3 Eine ſchoͤne rothe Dinte zu ma-
chen.


Nim Fernambuk/ (iſt der beſte Braͤ-
ſil) thue es in ein verglaͤſtes Haͤfelein/
gieſſe guten Wein-Eßig daruͤber/ laß es
3. oder 4. Stunden ſtehen/ daß es wohl
erweiche; nim dann ein ſchoͤnes laute-
res Bier/ vermiſche ſolches mit einem
ſchoͤnen klaren Brunnen-Waſſer/ daß
die Feuchte 2. Finger-breit uͤber die
Spaͤne gehe/ ſetze es zu einem maͤßigen
Gluͤtlein/ laſſe es ſieden/ und gieb Ach-
tung/ daß es nicht uͤberlauffe. Wann
es nun eine Zeitlang geſotten hat/ ſo thue
einer Welſchen-Nuß groß Alaun darzu/
geſtoſſen/ und eben ſo viel ſchoͤnen Ara-
biſchen
[3]Studenten-Kuͤnſte.
biſchen Gummi/ ſetze es nochmahlen
zum Feuer/ und laſſe es wieder ſieden/
nims hernach von dem Feuer weg/ und
ſeige die Dinte von den Spaͤhnen/ thue
es in ein Glaß/ und vermache es wohl/
ſo haſt du eine ſchoͤne Dinten.


Wann man/ an ſtatt des Alauns/ ein
wenig Salmiac darzu thut/ ſo wird die
Dinte ſchoͤn hell darvon.


Appendix C.4 Ein anders ſchoͤne rothe Dinte zu
machen.


Nim ſchoͤne Braͤſilien in einen Topff/
ſiede es/ cum aceto, an einem ſchoͤnem
hellen Tage/ du muſt aber auch Achtung
geben/ daß du ſie nicht zu ſehr ſiedeſt;
muſt ſie bißweilen mit ſchreiben verſu-
chen/ letzlich thue ein wenig Alaun darein.


Appendix C.5 Anmerckung von rothen Braͤſilien-
Dinten.


So du Braͤſilien ſieden wilſt/ ſo ſolt
du es thun/ wann der Himmel ſchoͤn klar
und hell iſt/ ohne Wolcken/ Wind
und Regen/ ſonſten geraͤth ſie dir nicht
wohl.


Eine gute Gruͤne Dinte zu machen.


Nim friſche Holder-Blaͤtter/ zerſtoſ-
P 2ſe
[4]Studenten-Kuͤnſte.
ſe ſie/ und vermenge es mit Alaun/ ſo
bekommſt du eine gute gruͤne Dinte.
Sonſten kan man auch aus Gruͤnſpahn
und Eßig eine fuͤrtreffliche gruͤne Din-
te bereiten.


Appendix C.6 Eine Schrifft zu ſchreiben/ die ſich
bald wieder verliehret.


Solches geſchiehet/ wenn man
Scheide-Waſſer in die Dinte thut/ a-
ber es giebt hernach gerne gelbe Flecken.


Andere ſchreiben mit ſtarcken Bran-
tewein/ darunter Aſchen von Stroh ge-
miſchet/ dergleichen kan man mehr in
des Weckeri Secretis leſen.


Appendix C.7 Alte verblichene Schrifft wieder
leſend zu machen.


Nim Gall-Aepffel ſtoſſe ſie faſt grob/
lege ſie einen Tag uͤber in Brantewein/
darnach deſtillire das Waſſer darvon/
netze Baum-Wolle darein/ und be-
feuchte die Schrifft darmit


Appendix C.8 Geſchriebene Schrifft wieder
auszuloͤſchen.


Solches thun etliche mit Citronen-
Safft/ mit Spiritu vini, oder Sale armo-
niaco,
[5]Studenten-Kuͤnſte.
niaco, Alumine plumoſo per Alembi-
cum
deſtilliret.


Appendix C.9 Mit gantzen Woͤrtern etwas Ge-
heimes zu ſchreiben.


Dieſes geſchiehet alſo/ wann man die
Woͤrter die da gelten ſollen/ mit gewiſ-
ſen Zeichen oder Haͤcklein bemercket;
oder in einer gewiſſen Zahl folgende
Woͤrter/ als etwan das ſiebende oder
achte gelten laſſen/ iedoch aber das bey-
de/ der euſſerliche und verborgene Ver-
ſtand ſich in dem Context geſchickt er-
weiſen moͤge/ damit beydes das Ge-
heimnis nicht gemercket/ und doch auch
verſtanden werde.


Appendix C.10 Schwartze Briefe zu ſchreiben/ daß
die Buchſtaben weiß bleiben/
und das Feld ſchwartz.


Nim lauter Waſſer/ temperire das
mit Eyer-Dotter recht wohl/ daß du
mit ſchreiben kanſt/ wie mit einer Ru-
bricen/ mit ſolcher ſchreibe auf ein Per-
gament/ laß es trocknen/ und zeuchs
durch eine Dinte/ daß es allenthalben
benetzet werde. Oder beſtreiche es al-
lenthalben mit einem Penſel/ alſo daß
P 3es
[6]Studenten-Kuͤnſte.
es wohl ſchwartz wird. So es nun
trocken/ ſo lege das Pergament auf das
Bein/ und ſchabe die Schrifft mit einem
nicht gar ſcharffen Meſſer herab/ zeuch
es ſubtil durch ein Waſſer/ ſo wird die
Schrifft kreiden-weiß.


Appendix C.11 Eine ſchoͤne Kunſt/ Schrifft- oder
Dinten-Flecken auszutilgen.


Nim Vitriol und Salniter/ miſche
darunter Waſſer/ ſchreibe darmit auf
die Buchſtaben oder Flecken/ ſo ver-
gehen ſie.


Oder nim Sal alcali und Schweffel/
mache daraus kleine Scheiblein/ reibe
damit die Schrifft/ ſo gehen ſie aus.


Appendix C.12 Ein anders.


Nim Salpeter und Vitriol-Oel/ je-
des ein Pfund/ deſtillire es mit einander;
in dieſem Waſſer netze einem Schwam̃/
reibe/ und befeuchte damit die Buchſta-
ben/ ſo gehen ſie aus.


Appendix C.13 Noch eine andere Art die Buchſta-
ben weg zu bringen/ ohne Ver-
derbung des Papiers.


Nehmet Alaun/ mit dem Safft von
bittern Pomerantzen geſtoſſen/ trock-
net
[7]Studenten-Kuͤnſte.
net es an der Sonnen/ und machet es
zu Pulver/ alsdann reibet das Pa-
pier damit.


Appendix C.14 Eine verborgene Schrifft zu ma-
chen/ die man anders nicht leſen kan/
es werde dann der Brief durchs
Waſſer gezogen.


Nim Vitriol oder calchant, laß es im
Waſſer zerſchmeltzen/ ſtoß Gall-Aepf-
fel zu Pulver und miſche ſie drein/ nach
24. Stunden ſeige es durch ein reines
Tuch/ und ſchreib darmit/ ſo wirſt du/
wann es trucken worden/ nichts auff
dem Papiere ſehen koͤnnen; Wilſt
du es aber leſen/ ſo lege den Brief in
reines Waſſer/ von Stund an werden
ſich weiſſe Buchſtaben præſentiren.


Item: Nim Silberſchaum/ (Lithar-
gyrum
) zerreibs/ thue es hernach in ei-
nem Topff/ geuß Eßig darauf/ laß es
kochen/ und ſeige es durch ein Tuch:
Wenn du nun mit Limonien-Saffte
auf ein Papier ſchreibeſt/ ſo trucknet
es ein/ und iſt auf dem Brieffe kein
Buchſtabe zu ſehen; ſo bald du es a-
ber in ietzt gedachtes Waſſer legeſt ſo
P 4wirſt
[8]Studenten-Kuͤnſte.
wirſt du eine weiſſe Schrifft erbli-
cken.


Item: Laß zerſtoſſenen Alaun in
Waſſer zergehn/ und ſchreib damit.
Wilſt du es leſen/ ſo muſt du den
Brieff durch rein Waſſer ziehen/ und
einer weiſſen Schrifft gewaͤrtig ſeyn.


Item: Nim rein Waſſer/ thue ge-
ſtoſſenen Vitriol darein/ und wann er
zerſchmoltzen/ ſo ſeige es durch ein Tuch/
und ſchreib damit auf Papier. Wer
ſolches leſen wil/ der muß ein Loth Gall-
Aepffel pulveriſiren/ ein Halb-Maaß
rein Waſſer drauff gieſſen/ und nach
geſchehener Vermiſchung/ ſolches durch
ein Tuch ſeigen. Wird nun der Brieff
mit dieſem Waſſer genetzet/ ſo komt
auf demſelben eine ſchwartze Schrifft
hervor.


Appendix C.15 Verborgene Schrifften zu machen/
die durch Huͤlffe des Feuers muͤſ-
ſen hervor gebracht werden.


Wenn du mit Zwiebel- oder Knob-
lauchs-Saffte auf Papier ſchreibeſt/
und die Schrifft eintrucknen laͤſt/ ſo iſt
auf dem Brieffe nichts zu ſehen; Wer
es
[9]Studenten-Kuͤnſte.
es aber leſen wil/ der halte nur die
Schrifft uͤber das Feuer/ ſo werden
roͤtlichte Buchſtaben heraus kommen.


Item: Nim zerriebenen Silber-
Schaum/ geuß ſcharffen Wein-Eßig
darauf/ und thue das Weiſſe von einem
Ey dorzu/ miſche es wohl/ und ſchreib
darmit. Wilſt du ſolches leſen/ ſo muſt
du das Papier ſchwartz brennen/ als-
dann werden die Buchſtaben weiß
darauff erſcheinen.


Appendix C.16 Noch eine andere Art unſichtba-
re Schrifften zu machen/ und die-
ſelben ans Licht zubringen.


Laß Vitriol in Branteweine zerge-
hen/ ſeige es durch ein Leinen-Tuch/
und laß es ſtehen biß es klar wird/
ſchreib damit/ ſo wird auf dem Pa-
piere nichts zu ſehen ſeyn. Nim her-
nach Haber-Stroh/ brenne es zu Aſ-
che/ und laß dieſelbe bey einem Mah-
ler/ mit reinem Waſſer auf dem Far-
ben-Stein reiben/ daß es zu einer be-
quemen Farbe wird/ damit ſchreib auf
das vorige Papier/ zwiſchen die ein-
getrucknete Zeilen/ einen ordentlichen
P 5Brieff/
[10]Studenten-Kuͤnſte.
Brieff/ in welchem nichts Heimliches
enthalten/ ſo wird niemand auf etwas
Verborgenes dencken. Wilſt du aber
die verborgene Zeilen leſen/ ſo koche
Gaͤll-Aepffel in Weine/ netze einen
Schwamm damit/ und fahre gelinde
uͤber den Brieff/ bis durch ſolches
wiſchen/ die ſichtliche Buchſtaben ſich
verlieren/ und die zuvor unſichtbahren
an deren ſtatt erſcheinen.


Appendix C.17 Wie Correſpondentz durch Spiel-
Karten zu halten ſey.


Lege die Karte auffrecht und in ei-
ner gewiſſen Ordnung/ welche beyden
Correſpondenten an ſtatt des Clavis die-
nen muß/ zuſammen/ klopffe ſie allent-
halben/ daß die Blaͤtter fein gleich und
eben liegen/ ſchreib hernach deine Mei-
nunge auff alle vier Seiten uͤm die En-
den der Blaͤtter herum/ verkehre als-
dann einen Theil der Blaͤtter/ miſche
ſie wohl durch einander und ſchicke ſie
alſo fort/ ſo wird man uͤmher nichts
als lauter Puncte ſehen koͤnnen. Wann
aber der Leſer (1) die verkehrten Blaͤt-
ter wieder auffrecht leget/ und ſie (2)
ab-
[11]Studenten-Kuͤnſte.
abgeredter maſſen in ihre Ordnung
ſtellet/ ſo thut die gantze Schrifft ſich
wiederum hervor.


Appendix C.18 Eine Lampe zu zurichten/ daß die
Leute wie die Mohren
ſcheinen.


Miſchet eine Schwaͤrtze oder Din-
te von Block-Fiſchen in die Lampen/ ſo
brennet die Flamme gantz ſchwartz dar-
von/ ſo/ daß die Umſtehenden darvon
als Mohren ſcheinen. Faͤrbet man a-
ber den Docht mit Block-Fiſch/ Din-
ten und Gruͤnſpan/ ſo ſcheinen die Leute
darvon theils ſchwartz/ theils kupffer-
farbig; und dieſes-wegen der beyge-
miſchten Farben.


Man kan dieſes auch mit andern
Farben mehr thun/ aber es muß ſon-
ſten kein Liecht vorhanden ſeyn/ dann
dardurch wuͤrde der Handel verder-
bet werden.


Wann uͤber diß die Lampe ſchon
durchſichtig iſt/ und auch mit derglei-
chen Farben gefaͤrbet/ ſo gehet dieſes
noch beſſer von ſtatten.


Dieſes gehet aber noch beſſer an/
P 6wann
[12]Studenten-Kuͤnſte.
wann man ſtatt einer Lampen eine glaͤ-
ſerne Kugel/ oder helle Phiolen gebrau-
chet/ die mit gruͤner/ blauer oder ro-
ther Farbe gefaͤrbet iſt; oder/ wann
man ſie aufs wenigſte mit dergleichen
gefaͤrbten Waſſern anfuͤllet/ dann
wann man hinter ſelbige ein Liecht ſtellet/
ſo faͤrben ermeldt-gefaͤrbte Glaͤſer das
gantze Zimmer/ wie auch die herumſte-
henden/ mit derjenigen Farbe/ mit wel-
cher das Glaß oder Waſſer gefaͤrbet
worden.


Appendix C.19 Lebendige Perſonen/ oder was
man wil/ in Wachs ſauber und
nett zu
pouſſiren.


Man nimt 1. Pfund neu Wachs/ Co-
lophonium 24. Loth/ laͤſſet es bey ge-
lindem Feuer ſchmeltzen; wann es ge-
ſchmoltzen/ laͤſt man es ein wenig er-
kalten/ bis daß das Wachs/ wann
man etwas davon auf die Hand gieſ-
ſet/ einem nicht brennet/ und traͤgt
mit einer Buͤrſten dasjenige ein/ was
man formiren wil/ nachdem man daſ-
ſel-
[13]Studenten-Kuͤnſte.
ſelbige mit Baum-Oel wohlbeſtrichen.
So es ein Angeſicht iſt von einer leben-
digen Perſon/ ſo beleget man die Au-
gen-Braͤne und Gruben der Augen
mil Kleiſter/ wie auch den Bart; her/
nach beleget man mit der Buͤrſten/
behendiglich/ das gantze Angeſicht/ biß
es die Dicke eines doppelten Kopff-
Stuͤcks habe. Mann muß aber wohl
acht haben/ daß man die Naſen-Loͤ-
cher nicht beruͤhret/ und daß die Per-
ſon nicht gezwungen werde/ die Au-
gen zu zumachen/ dann dieſes wuͤrde
das Angeſicht ungeſtalt machen.
Wann man nun das Angeſicht mit
Wachs abgeformet/ ſo nehmet es ſach-
te ab; Hernach muß man Erden bey
der Hand haben/ damit man die
Forme hinter dem Wachs befeſtigen
moͤge/ auf daß/ wann man den Gips
hinein gieſſet/ die Forme nicht von
einander gehe/ hernach gieſt man den
Gips hinein; es wird nicht ein Stuͤck
verlohren gehen/ das nicht zu ſehen
ſeyn wird.


K 7Man
[14]Studenten-Kuͤnſte.

Man kan Geſichter abformen/ die
da lachen/ weinen/ oder ſonſten ſich un-
geberdig ſtellen/ auch alle andere Din-
ge/ als Fuͤſſe/ Haͤnde und dergleichen/
Fruͤchte/ Fiſche formen/ uͤber alle an-
dere Gips-Bilder/ oder andere Sa-
chen/ ſo man hernach mit einem Meſ-
ſer/ das ein wenig warm iſt/ abſon-
dert. Hernach ſetzet man die Forme
wieder zuſammen/ und befeſtiget ſie
mit Toͤpffer-Erden; es iſt kein ander
Mittel/ etwas ſauberer abzuformen.
Man hat lebendige Perſonen alſo ab-
geformet/ mit Bedeckung ihrer Augen/
mit einem Meiſſel/ die ihnen ſo aͤhn-
lich waren/ als wann ſie lebeten; die-
ſelben aber zu faͤrben/ muß man Spiek-
Oel mit Fleiſch-Farb auftragen/ zuver-
hindern/ daß ſie nicht glaͤntzen. Die-
ſe Art abzuformen/ iſt denen Mah-
lern und Bildhauern ſehr dienlich/
welche einen Theil des Leibes abfor-
men koͤnnen/ was ſie begehren/ ihnen
zum Muſter zu dienen.


Sil-
[15]Studenten-Kuͤnſte.

Appendix C.20 Silbern- und guͤldenenGalonen,ih-
ren ſchoͤnen Glantz und Farbe
wieder zu geben.


Nim Alabaſter-Pulver und thue es
trocken in ein Toͤpfflein und laſſe ihn
ſieden/ biß es nicht laͤnger mehr kan/
nim es alsdann weg/ und wenn es
kalt geworden/ lege die Spitzen auf
ein Tuch/ und nim eine Kamm-Buͤrſten/
und tauche ſie ein in dem Alabaſter-
Pulver/ und reibe alſo beyde Seiten
der Spitzen/ biß ſie außſehen wie du
es haben wilſt/ darnach ſtreiche die
Spitzen uͤber mit einem Glatſtein.


Appendix C.21 Alte guͤldene Ringe und Ketten zu
faͤrben.


Nim Knaben-Urin/ laſſe Salmiac
darein zergehn/ darmit ſiede die Rin-
ge und Ketten/ ſo werden ſie wieder
ſchoͤn gelb.


Appendix C.22 Wohlriechendes Blitz-Pulver zu
machen.


Nim Weihrauch und Maſtix/ jedes
2. Loth/
[16]Studenten-Kuͤnſte.
2. Loth/ Benzoin/ 3 ½. Quentlein/ Agt-
ſtein 1. Quentlein.


Oder/ Weihrauch und Maſtix/
iedes 2. Loth/ Benzoin und Agtſtein/
iedes 1. Loth. Wilſt du/ ſo magſt du
es auch edler an Geruch machen/ wann
du darzu thuſt: Biſam/ Zibeth/ Gal-
liæ Moſchatæ
oder Aliptæ Moſchatæ,
eines ieden nach belieben; mit einer
langen Toback-Pfeiffen gegen das
Liecht gehalten/ und gegen den Tiſch
angezuͤndet/ giebt eine luſtige Kurtz-
weil. Schaue aber zu/ daß die Fun-
cken niemand an die Kleider Peruck-
quen und Fontangen ſpringen/ ſonſten
moͤchte aus der Kurtzweil Hader und
Zanck entſtehen.


Appendix C.23 Ein wohlriechend Pulver zu den
Kleidern.


Nim Lavendel-Blumen/ Roſen/
Majoran/ iedes ein halb Loth/ Lorbeer-
Blaͤtter 1. Quentl. Violen-Wurtzel,
Calmus/ iedes ½. Loth/ Negelein/ Muſ-
cat-
[17]Studenten-Kuͤnſte.
cat-Blumen/ iedes ½ Quentl. wohl
vermiſcht zu einem groͤblichen Pulver
in ein Saͤcklein gethan/ und unter
die Kleider gelegt.


Appendix C.24 Eine fuͤrtreffliche wohlriechende
Seyffe/ die nicht allein dem Haupt
ſehr geſund/ ſondern auch alle Un-
reinigkeit hinweg nimt/ und
die Nerven ſehr ſtaͤrcket.


Nim ſubtil-pulveriſirter Venedi-
ſcher-Seyffen 24. Loth/ des beſten
Storax calimitæ 2. Quentl. Veil-
Wurtz-Mehl 1. Quentl. Roſen-Holtz-
Mehl 2. Quentl. Mußcat-Nuß und
Zimmet/ iedes ½. Quentl. weiſſen San-
del 1. Quentl. Aſſædulc. 2. Scrupel/
Gewuͤrtz-Negelein 1. Scrupel/ Biſam
6. Gran. Incorporire es mit einan-
der in einem Glaͤſernen-Moͤrſel/ mit
guten Roſen-Waſſer/ und formire Ku-
geln daraus.


Appendix C.25 Auf eine andere Art/ und noch
koͤſtlicher.


Nim Negelein und Muſcaten-
Bluͤth/
[18]Studenten-Kuͤnſte.
Bluͤth/ iedes 2. Loth/ Benzoe/ ſubtil
geraſpelte und durch geſiebte Floren-
tiniſche Beyl-Wurtzel und Roſen-
Holtz/ iedes 1. Loth/ Biſam 10. Gran/
Ambra und Zibeth/ iedes 5. Gran/
zart pulveriſirte Venediſche-Seyffe
2. Pfund. Temperire es unter einan-
der/ mit gutem Roſen-Waſſer/ und
laß/ nach belieben/ etliche Tropffen
Zimmet-Oel darein troͤpffeln.


Appendix C.26 Seyffen-Kugeln wider die Som-
mer-Flecken.


Nim gebrannten Wein-Stein
1. Loth/ calcinirten Alaun 1. Quentl.
Schwefel-Blumen 2. Scrupel/ Mer-
curii ſublimatis
5. Gran/ Aſſæ dulcis,
flieſſenden Storax/ iedes 1 ½. Quentl.
Storax calam. 1. Quentl. Silberglet
½. Quentlein Rad. lapath. acut. 1.
Scrupel. Negelein-Oel 8. Tropffen/
Zimmet-Oel 1. Tropffen/ Venediſche
Seyffen/ ſo viel genug iſt. Mache/
nach der Kunſt/ Kugeln daraus.


Wohl-
[19]Studenten-Kuͤnſte.

Appendix C.27 Wohlriechenden Haar-Poudre
zu machen.


Man nimt Eichen- oder Schlehen-
Mooß/ waͤſchet es ſo lang mit reinem
Waſſer/ biß aller Geruch darvon weg
iſt/ dann thut man es in geflochtene
Koͤrbe/ haͤngt es auf/ und laͤſt es an
der Lufft wohl trocknen/ und duͤrr wer-
den/ befeuchtet es hernach mit einem
guten Roſen- oder andern wohlriechen-
den Waſſer/ laͤſt es wieder trocknen.
So es nun keinen wilden Geruch mehr
hat/ und von den Waſſer wohl raͤucht/
ſo ſetzt man eine Kohl-Pfanne unter
den Korb/ wuͤrfft Storax und Ben-
zoe auf die gluͤhende Kohlen/ daß der
Rauch davon das Mooß wohl durch-
gehet/ dann machet man es zu einem
ſubtilen Pulver/ vermiſchet unter
1. Pfund deſſen 2. Quentlein guten Bi-
ſam und anderthalb Zibeth/ ꝛc.


Appendix C.28 Ein anders.
Wohlriechendes Haar
-Poudre
zu machen.


Man nimmt ſchoͤn ausgeſaͤuberten
Ei-
[20]Studenten-Kuͤnſte.
Eichen-Mooß/ ſo viel man will/ thut
es in einen leinen Sack/ und laͤſt es ei-
nen gantzen Tag in Waſſer weichen/
laͤſt es dann durch einen Knaben/ mit
ſaubern bloſen Fuͤſſen aus treten/
waͤſcht es dann/ hernach ſo offt mit
ſaubern Waſſer aus/ biß daß das
Waſſer ſchoͤn lauter und hell wieder
davon gehet/ laͤſt es dann 1. oder 2.
Tage wohl aus trocknen/ ſtreuet es
hernach auf ſaubere abgehobelte Bret-
ter aus/ bedeckt es hernach mit reinem
Papier/ und laͤſt es an einem warmen
Ort/ ſo duͤrr werden/ daß man es
zwiſchen den Fingern zu einem Pulver
reiben kan/ ſtoͤſt es hernach in einem
ſaubern Moͤrſchel klein/ befeuchtet es
mit einem guten wohl riechenden Ro-
ſen-Waſſer/ laͤſt es wieder trocknen/
dies reiben/ ſtoſſen/ anfeuchten und
trockenen wiederholet man ſo offt/ als
man ſelbſten will/ ſchlaͤgt es hernach
durch ein ſubtieles Sieb/ oder Taf-
fet/ vermiſchet es (ſo man es noch ed-
ler an Geruch haben will) mit folgen-
den Pulvern nach Gefallen/ viel oder
we-
[21]Studenten-Kuͤnſte.
wenig/ wie es einem ſelbſten gut zu ſeyn
duͤcket.


Appendix C.29 Das Pulver darzu wird alſo
gemacht.


Nimm Biſam-Koͤrner von Le-
vande
4. Loth/ grauer Ambra ein halb
Quentlein/ Gewuͤrtz-Negelein N. 4.
Biſam ein halb Quentlein/ Zibeth ein
und ein halb Quentlein/ ſo viel iſt ge-
nug/ auf 4. oder 5. Pfund obiges
Pulvers/ verfahre damit alſo: Man
laͤſt den Moͤrſchel und Stempfel wohl
warm werden/ hernach nimmt man
den Biſam/ Negelein und Koͤrner
von Levande, ſchoͤnen weiſen Zucker
q.ſ. mit einem Glaͤßlein voll guten En-
gel- oder Roſen-Waſſer/ vermenget
und reibet es mit einer guten Hand
voll obigen Pulvers/ wohl unterein-
ander/ dem Zibeth thut man an den
gewaͤrmeten Moͤrſchel-Stempfel/
wann es nun alles wohl unter einander
gerieben und vermenget/ vermiſcht
man es mit 3. oder 4. Pfund beſagten
obi-
[22]Studenten-Kuͤnſte.
obigen Pulvers/ und ſiebet es durch
ein Sieb/ iſt es an den Geruch zu
ſtarck/ ſo kan man noch von obigen
Puͤlver 1. Pfund oder 2. zuſetzen/ unter
einander reiben/ und wieder durch
ein haͤren Sieb lauffen laſſen/ als
dann vermenget man dieſes graue
Pulver mit folgenden weiſen und ver-
wahret wie folgen wird.


Appendix C.30 Das weiſe Pulver darzu.


Nimm ſchoͤn weiſes Krafftmehl
2. oder 3. Pfund/ ſchoͤne weiß gebrante
und zart pulverſirte Schaaffs- oder
Fiſch-Beine/ wie man es bey den Pro-
biren/ zum Capellen beſtreuen/ gebrau-
chet/ eine Hand voll der beſten zart-
pulverſirten Veil-Wurtzel/ oder ein
und ein halb Pfund vermiſchet alles
wohl durch einander/ und ſiebet es durch
ein ſubtilles Haar-Sieb/ vermiſchet
es dann nach Belieben/ mit obgeſag-
ten grauen Pulver.


Dieſes Haar-Pulver in einem
weiſen von Schaaf-Fellen wohl zu-
ſam-
[23]Studenten-Kuͤnſte.
ſammen gemachten/ und mit einem
ſtarcken Zwirn verbundenen Sack
verwahret und auf behalten/ haͤlt ſich
lange Zeit.


Appendix C.31 Maſſa ad Fornacem,oder Ka-
chel-Reiber zu machen.


Nimm Benzoin 6. Loth/ des
beſten Storax 3. Loth/ Gummi La-
dani 2. Loth/ Maſtix 1. Loth/ Biſam/
Ambra/ Zibeth/ Indianiſchen Bal-
ſam/ jedes einen halben Scrupel. Mi-
ſche es in einen warmgemachten glaͤ-
ſernen Moͤrſchel/ mit der gleichen Stoͤ-
ſel/ und formire Stengel/ wie Spa-
niſch Wachs daraus.


Appendix C.32 Wohlriechende Schuh- und
Stiefelwichſung.


Nimm ſchoͤner Mennge/ bey dem
Toͤpffer allein gemahlner Silberglet/
ohne Zuſatz/ eines ieden 2. Loth/ Umbra
1. Loth/ weiſen Vitriol 2. Quentlein
des be ſten Storax/ fluͤßigen Storax/
Benzoe und Campher/ iedes ein
½. Quentl.
[24]Studenten-Kuͤnſte.
½. Quentlein/ Lein-Oel 2. Pfund/
Alles untereinander gemiſchet/ und
bey gelinden Feure gekocht/ zuletzt
den Storax/ Benzoe und Cam-
pher darunter gethan/ und wann es
ſchier erkalten will/ ein halbes Quent-
lein Roſen-Holtz-Oel alsdann wich-
ſet es gut/ und giebet einen lieblichen
Geruch.


Appendix C.33 Ein paar Piſtolen zu zurichten/
die andern gantz gleich ſind/ von
Lauff/ Schifftung und Gefitter/
daß man mit ſolchen viel weiter
ſchieſſen kan/ mit gleicher La-
dung von gleichen Pulver
und Kugeln.


Laſſe deine Piſtolen hinten am
Stoß dicker und ſtaͤrcker von Eiſen
machen/ als die andern/ im uͤbri-
gen ſeynd ſie mit denſelbigen in allen
gleich/ an die Schwantz-Schrauben
laſſe ein eiſernes Drey-Fuͤßlein an-
ſchmieden/ ſo ſich in den Lauff ſchi-
cke/ und ein Roͤhrlein in centro ha-
be/
[25]Studenten-Kuͤnſte.
be/ wodurch das Pulver biß an das
Zuͤndloch fallen moͤge/ lade die Pi-
ſtolen mit gleicher Ladung/ wie dein
Gegentheil/ ſo wirſt du gewißlich wei-
ter und ſchaͤrffer ſchieſen/ als er/ die
Urſach koͤmmt daher/ weil der Schuß
des Pulvers in centro angezuͤndet wird/
und alſo mehr Pulver in Brand kom-
met.


Appendix C.34 Degen/ Schwerd/ oder Meſſer/
das andere ſchneidet.


Nimm das edle Kraut Verbena,
Wuͤll-Kraut und Urin/ ſtoſſe die fri-
ſchen Kraͤuter zuvor/ laß es mit einan-
der wohl ſieden/ in ſolches ſtoſſe das
Eiſen/ laſſe es eine gute Weile darin-
nen liegen/ ſo wirſt du die Kunſt bald
wahr befinden.


Appendix C.35 Camiſol/ durch welches man we-
der ſchieſſen/ hauen noch ſte-
chen kan.


Nimm Hauß-Blaſen 2. Pfund/ gantz
Qklein
[26]Studenten-Kuͤnſte.
klein geſchnitten/ und uͤber Nacht in
ſtarcken Brantewein gelegt; hernach
gieſe den Brantewein ab/ und friſch
Brunnen-Waſſer darauf/ koche es zu
einem dicken Brey oder Leim thue klein-
geſtoſſen Ledern-Gummi darein 5. Un-
tzen/ laſſe es in dieſen warmen Leim
zergehen. Ferner thue hinein 4. Un-
tzen præparirt-gepuͤlverten Smirgel/
2. Untzen alten Terpentin/ koche es
nochmaln zuſammen und beſtreiche
eine feine dick-haͤuffige Leinwand
darmit/ (dieſe muß aber auf ein fein
glat Bret ausgeſpannet und aufgena-
gelt ſeyn/) lege andere Leinwand
daruͤber/ und beſtreich ſie wieder alſo/
und das thue offt/ bis die Leinwand
zehen oder zwoͤlff-fach auf einander
kommet; das letzte Blat wird gar
durch die Materi gezogen. Als dann
laſſe es durch und durch trocken wer-
den/ welches in Sommer in 8. Ta-
gen geſchehen kan. Mit dieſer Lein-
wand kan man Waͤmſer/ Camiſol/
Futterhembder/ ja Huͤte und der glei-
chen machen und fuͤttern laſſen/ wel-
ches
[27]Studenten-Kuͤnſte.
ches dienet an ſtatt eines Kuͤris/ erſtlich
mit einer Kohlen abgerieben; derglei-
chen eines auf dieſe Art und Manier
zubereitetes Camiſol bey Herrn Ba-
ron K. zu Labach/ wie auch gleichfalls
zu N. in der Koͤniglichen Kunſt-Kam-
mer/ auf eben dieſen Weg verfertigt-
Schuß-freyes Camiſol zu ſehen iſt.
1. Der Smirgel wird alſo præpari-
ret: Gluͤhe den Smirgel/ und loͤ-
ſche ihn in ſtarcken Eßig; ie oͤffter ie
beſſer. 2. Die Leinwand muß gebo-
gen werden/ ehe ſie trocken wird/ in
der Form/ wie man ſie haben wil.


Appendix C.36 Noch eine Materi/ durch welche
man weder hauen noch ſtechen/
noch mit keinem Piſtol durch-
ſchieſſen kan.


Nim Haußblaſen und Fiſch-Leim/
die ſolvire und exprimire/ daß es klar
wird; koche es alsdann ad conſiſten-
tiam Melleam,
darein tuncke eine Lein-
wand/ laſſe es an der Lufft duͤrre wer-
den. Wan es etwas trocken/ ſo be-
Q 2ſtrei-
[28]Studenten-Kuͤnſte.
ſtreiche es abermahl mit dieſem Leim/
mit einem Penſel. Dieſes ſo offt ge-
trocknet und beſtrichen/ bis es genug.


Appendix C.37 Gewand/ das einem Degen wider
ſtehet.


Nehmet neue/ wohl ſtarcke Lein-
wand/ leget ſie doppelt/ und beſtrei-
chet ſie mit Fiſch-Leim/ ſo in gemei-
nem Waſſer zerlaſſen; hernach laſſet
ſie trocknen auf einem Bret. Wann
dieſes geſchehen/ ſo nehmet gelb Wachs/
Hartz und Maſtix/ iedes 2. Untzen/ laſ-
ſet alles mit einer Untzen Terpentin
ſchmeltzen/ ruͤhret alles wohl um/ und
tragets auf die Leinwand/ biß ſie alles in
ſich gezogen hat/ ſo iſt es gut.


Appendix C.38 Ein Gollet zu zurichten/ das man
mit einer Muſqueten-Kugel nicht
durch ſchieſſen kan.


Man nimt von einem erſt geſchlach-
teten Spiel- oder Reit-Ochſen die Haut/
laͤſt die Haar auf das ſauberſte darvon
thun/ und ein Gollet daraus ſchneiden/
am
[29]Studenten-Kuͤnſte.
am Leibe gerecht machen und zuſammen
nehen/ alsdann 24. Stunden in Wein-
Eßig beitzen/ hernach an der Lufft wohl
austrocknen; hernach kan man es ge-
brauchen/ ſo wird man obgemeldten Ef-
fect
wahr befinden.


Appendix C.39 Einen ledernen Leib oder Camiſol
zu zurichten/ das einem Muſ-
queten-Schuß aushaͤlt.


Nim friſche Farren- oder Hirſch-
Zendel/ laſſe ſie einem Schumacher
huͤbſch zuſammen nehen/ ſo viel du zu e[i-]
nem gantzen Leibe braucheſt/ darnach
nim zwey groſſe gegoſſene/ wohl glat ge-
machte oder pollirte eiſerne Platten/ und
laſſe ſie wohl heiß werden; aber nicht
gluͤhend/ ſondern nur ſo heiß/ daß ſie den
gemachten Leib ſchoͤn trucken und zu Le-
der machen; aber daß du es nicht ver-
brenneſt/ und wann die Platten alſo
recht warm ſeyn/ ſo lege das zuſammen
gemachte Farren- oder Hirſch-Zendel
nur einfach auf die eine Platten/ und de-
cke es mit der andern Platten zu/ daß
Q 3der
[30]Studenten-Kuͤnſte.
der Leib wohl darzwiſchen lieget und kei-
ne Lufft darzu kommet/ laſſe es bey 2.
Stunden darunter liegen. Alsdann
mache die Platten wieder waꝛm/ und laſ-
ſe es wieder ſo lange liegen/ daß muß
man ſo offt thun/ biß es zu guten ſtarcken
Leder worden iſt/ daß es wohl trucken
ſey/ dann laſſe dir den Leib daraus ſchnei-
den und zu rechte machen/ und trage ihn
wie ſonſten ein ledern Goller/ ſo biſt du
Schußfrey/ und gehet keine Kugel durch/
probatum eſt.


Appendix C.40 Secretwieder Waffen-verletzung.


Wann einer von Waffen beſchaͤdi-
det wird/ ſo thue er alſo; er nehme Wa-
gen-ſchmier/ die von einer Axt kommet/
und uͤberſtreiche dieſelbe Waffen/ und
ſtelle es an einem Ort/ daß niemand dar-
zu kommt/ es ſey vor ein Waffen oder
Inſtrument, was es wolle/ wann du es
uͤberſtrichen haſt/ laſſe es niemand ſehen/
oder daruͤber kom̃en/ ſo heilet der Scha-
den ohn alles Wehtagen/ oder Schmer-
tzen/ dann es iſt gerecht/ es ſey ein Menſch
oder
[31]Studenten-Kuͤnſte.
oder Vieh/ ſo aber die Wunde hefftens
bedarff/ ſo thue es/ daß es niemand
ſiehet.


Item/ die Wagen-Schmier/ ſo ſie
aus der Nabe genommen wird/ ſo heilet
ſie alle fꝛiſche Stiche/ Schlaͤg und Schaͤ-
den/ ſo von Waffen geſchehen/ doch das
niemand in die Wunden ſehe.


Appendix C.41 Verroſtete Wehr und Waffen und
andere Sachen zu reinigen.


Nim Bimſenſtein/ Zinn-Aſchen und
Smirgel/ alles wohl pulveriſirt/ und
durch ein haͤrines Sieb geſiebet/ her-
nach die Waffen oder das Gewehr dar-
mit gerieben/ vermittelſt eines Hoͤltz-
leins/ oder Tuches/ darauf von dieſem
Pulver wird geſtreuet.


Appendix C.42 Oel/ ſo die Waffen fuͤr allen Roſt
bewahret und ſauber erhaͤlt.


Nim Bley-Glat/ reibe ſolche mit kla-
ren Baum-Oel auf einem Stein ſo
klein/ daß es gantz unbegreifflich ſey/ es
mag des Baum-Oels ein gut Theil ſeyn/
Q 4doch
[32]Studenten-Kuͤnſte.
doch nicht gar zu viel; hernach thue es
in eine Buͤchſen/ von Linden-Holtz/ die
unten ſo duͤnne aus gedrehet/ daß man
durch ſehen kan/ henge es an die heiſſe
Sonne/ oder ſonſten an die Waͤrme/
ſo wird ein reines und ſuͤſſes Oel durch
dringen/ welches vor allen Roſt genug-
ſam bewahren kan.


Appendix C.43 Fuͤrnis auf Glaß zu machen.


Nim Maſtix 1. Quentlein/ Mennge
2. Quentlein/ Silberglaͤt 3. Quentlein
Glutſtein 1. Quentlein Fuͤrnis/ ſo viel
hierzu vonnoͤthen; reibe und vermiſche
es wohl unter einander/ damit ſchreib
auf Glaß/ laß es trocknen/ und lege als-
dann das Gold darauf.


Appendix C.44 Schoͤner Gold-Fuͤrnis zu allerley
Sachen.


Nim ſchoͤnen gelben Agtſtein
½. Pfund/ geſotten Lein-Oel 1. Pfund/
Aloes 8. Loth/ Sandaraca 4. Loth/ ko-
che es anfangs mit gelindem/ hernach
ſtaͤrckern Feuer; gieb aber wohl Acht
dar-
[33]Studenten-Kuͤnſte.
darauf/ daß du den Fuͤrnis nicht ent-
zuͤndeſt.


Appendix C.45 Weiſſer Lac-Fuͤrnis auf Holtz-Ar-
beit.


Nim auf 10. Loth rectificirten Bran-
tewein/ der kein Phlegma haͤlt/ klein pul-
veriſirten Gummi/ Sandaraca 2. Loth/
klaren Venediſchen Terpentin auf
2. Loth thue es zuſammen in ein gutes
Glaß/ verwahre das Glaß oben wohl
mit gewichſtem Papier und Rinds-
Blaſen/ ſetze ſolches in einen dreyfuͤßig-
ten Topff mit warmen Waſſer/ unten
auf den Beden des Topffs ſoll Heu ge-
legt ſeyn/ damit das Glaß ſanfft darauff
ſtehen koͤnne; ſtelle das Glaß in den
Topff/ und den Topff uͤber ein Kohl-
Feuer/ alſo/ daß das Waſſer darinnen
ſtarck ſiede oder koche. Laſſe das
Glaß 3. Stunden in dem kochenden
Waſſer ſtehen/ damit ſich der Sandaꝛac
und Terpentin in dem Brantewein
recht aufloͤſe/ und mit demſelben wohl
vereinige; alsdenn geuß deinen Fuͤrnis
alſo ſiedend durch ein rein haͤrin Tuch/
Q 5und
[34]Studenten-Kuͤnſte.
und verwahre ſolchen in einem Glaß mit
einem engen Hals wohl zugebunden/
zu beliebtem Gebrauch.


Dieſes iſt ein edler Fuͤrnis; man
ſolle auch mit dieſem Fuͤrnis nur die
leichten und hellen Farben/ als weiß/
gelb/ gruͤn/ blau/ hochroth/ item was ver-
ſilbert und verguͤldet iſt/ uͤberſtreichen.


Appendix C.46 Eine andere Art von Lac-Fuͤrnis/
mit welchen man rothe und duncke-
le Farben an machen/ und fol-
gends uͤberſtreichen und
beglaͤntzen kan.


Nim hoch rectificirtrn Brantewein/
welcher ſeine Probe haͤlt/ alſo/ daß er
wann man ihn auf Pulver geuſt/ und
anzuͤndet/ daſſelbige wegbrennet. Item/
wann man einen leinen Lappen darein
duncket/ und anzuͤndet/ mit ſampt dem
Lappen rein verbrennt. Nim/ ſage ich/
deſſelben ein gutes Pfund/ reinen und
wohl ausgeleſenen Gummi-Lacca ein
Viertels-Pfund/ reibe den Gummi-
Lacca klein/ thue ihn in eine kleine Phi-
olen/
[35]Studenten-Kuͤnſte.
olen/ geuß den Brantewein daruͤber/
laſſe es ein paar Tage ſtehen/ doch alle
Stunden einmal wohl herum ge-
ſchwaͤnckt und gebeutelt/ des dritten Ta-
ges haͤnge es uͤber eine maͤßige Kohlen-
Hitze/ und laſſe es ſo lange uͤber den Koh-
len hangen/ bis ſichs wohl aufgeloͤſet/
und wann mans im Glaße ſchuͤttelt/ daß
es recht als ein duͤnner Leim das Glaß
herunter lauffe/ wan ſolches geſchehen/
kan die Materia durch ein haͤrines
Saͤcklein gedruͤckt/ und zu beliebtem Ge-
brauch aufbehalten werden.


Appendix C.47 Noch ein beſſerer Lac-Fuͤrnis.


Nim den allerbeſten und ſtaͤrckſten
Brantewein/ der/ wie oben gemeldet/
das Pulver wegbrennt/ gieffe deſſelben
eine Kanne oder Maß uͤber ein Pfund
des bey einem Toͤpffer gantz weiß ge-
branten Weinſteins; laſſe den Bran-
tewein auf den Wein-Stein einen Tag
ſtehen/ nur in der Stuben-Waͤrme/
doch daß der Brantewein wohl ver-
wahret werde/ daß er nicht verriche.
Gieſſe hernach den Bꝛantewein fein ſau-
Q 6ber
[36]Studenten-Kuͤnſte.
ber ab/ oder filtrire ihn durch ein Pa-
pier; nim deſſelben Branteweins
1. Pfund/ weiſſen Agtſtein 6. Loth/
Sandaracca auch 6. Loth/ Gummi-
Lacca 2. Loth. Der Agtſtein muß
nicht von dem Abgang-Pulver/ ſondern
von einem Stuͤckchen/ und im uͤbrigen
mit den andern Speciebus wohl ausge-
leſen ſeyn; reibe ſie alle drey gantz klein
zuſammen/ thue es in eine Phiole oder
Glaß-Kolben/ und geuß 3. Pfund
Brantewein daran/ das Glaß aber
muß nicht gar die Helffte voll ſeyn/ ruͤt-
tele und beutele es eine gantze Stunde
herum/ laſſe es hernach ein paar Tage
ſtehen/ doch das es alle Stunden wie-
der ziemlich umgeruͤttelt werde. Nach-
dieſem kan es abgegoſſen/ und in ein
ander Glaß wohl verbunden/ zum Ge-
brauch verwahret werden.


Was von der Materia im Glaſe
zuruͤck blieben/ kan man nur im ſelbi-
gen ſtehen laſſen/ und aufheben; dann
wann man den Fuͤrnis von neuen ma-
chen
[37]Studenten-Kuͤnſte.
chen will/ darff man nur die helffte
friſches Zeugs darzu nehmen.


Appendix C.48 Das einer bald truncken werde
ohne Schaden.


Nim Paradiß-Holtz lege es in
Wein/ gib einem davon zu trincken.


Oder/ nim Alraun-Wurtzel/ koche
ſie in Waſſer/ miſche es einem unter
den Wein/ ſo wird er bald truncken.


Oder/ thue Hollunder-Waſſer in
Wein; diß thun bißweilen auch vor-
nehme Leute den Bauern und Fuhr-
Knechten/ und Kutſchern an ihren Hoch-
zeiten/ damit ſie ſolche deſto eher voll/
und zu Bette bringen; denn man
ſchlaͤfft ſehr darnach: Doch muß man
des Hollunder-Waſſers nicht zu viel
nehmen/ oder drein thun/ ſonſten iſts
dem Menſchen ſchaͤdlich.


Item/ wenn man in eine Tonne Bier
ein halb Noͤſel Brantewein thut/ und
laͤſts damit gaͤhren/ ſo machts auch
bald truncken.


Oder/
[38]Studenten-Kuͤnſte.

Oder/ nim Ruͤben-Saamen/ ſtoß
ihn klein/ thue ihn in Wein/ man wird
davon truncken.


Oder/ nim ein Korn Sem. Staphi-
fagr.
zuͤnde es in der Stuben an/ ſo wirſt
du Wunder erfahren.


Appendix C.49 Einen trunckenen Menſchen bald
wieder nuͤchtern zu machen.


Die vollen Zapffen werden wieder-
um nuͤchtern/ wenn ſie viel Eßig auf
den Wein ſauffen/ oder gebackene
Kuͤchlein mit Honig eſſen.


Oder/ trinck 2. Loth Bethonien-
Waſſer des Morgens nuͤchtern


Oder/ trincke Waſſer mit Eßig.


Oder/ leg ein naß Tuch auf die
Schaam.


Appendix C.50 Eine Prob/ ob ein Menſch/ wenn
er geſtochen/ geſchoſſen oder ſonſt
verwundet iſt/ lebendig blei-
be/ oder nicht.


Nim
[39]Studenten-Kuͤnſte.

Nim dasjenige/ damit er beſchaͤdi-
get/ oder damit der Schade auffs neue
gegruͤndet iſt/ menge des Pulvers von
Sandel/ und Blut-Stein/ ana, un-
ter einander/ lege dasjenige darein/
damit der Schaden geſchehen/ uͤber
das Feuer/ laß es warm werden/ daß
du deine Hand darauff erleiden kanſt/
und ſtreiche dieſes Pulvers darauff/
ſchwitzt das Waffen Blut/ ſo ſtirbt
der Verwundete/ iſt es aber nicht ge-
faͤhrlich/ ſo bleibt das Pulver drucken
darauff/ wie du es aufgeſtreuet haſt.


Appendix C.51 Wilt du ſehen ob einer an einer
Wunden/ wieder geſund
moͤge werden.


So nim Glett 8. Loth/ Galmeiſtein
1. Loth/ Maſtyx, olibani, Myrrhen/ a-
na,
1 ½. Quentlein/ Eßig und Baum-
Oel/ ana, eine Eyer-Schaal voll/ und
ſeud es unter einander/ und mache ein
Pflaſter draus/ und lege es auf den
Schaden einen Tag/ des andern Ta-
ges ſolt du das Pflaſter beſehen/ iſts
unten
[40]Studenten-Kuͤnſte.
unten weiß/ ſo wird der Krancke ge-
neſen/ iſts aber in der erſten Farbe/ ſo
ſtehets in Zweiffel das er geneſe.


Appendix C.52 Ein anders.


Nim den Safft von kleinen Mauß-
Oehrlein/ oder Heydniſch Wund-
Kraut/ gieb ihme denſelben zu trincken/
bricht er ihn oben wieder von ſich/ ſo
ſtirbt er/ behaͤlt er ihn aber bey ſich/
ſo verwindet ers.


Oder nim Rauten-Safft/ ſtecke ihn
ſolchen in die Naſen/ nieſt er davon/
ſo koͤmmt er wieder auf/ wo nicht/ ſo
ſtirbet er.


Appendix C.53 Daß einer drey Tage lang ſchlaͤffet.


Nim Haaſen-Gall/ gieb ſie einem
in Wein zu trincken/ ſo entſchlaͤfft er
bald/ und ſo du wilt/ daß er wieder
erwache/ ſo geuß ihm Eßig in den
Mund.


Oder/ nim Milch von einer Sau-
en/ und lege ſie auf den Schlaff.


Oder/
[41]Studenten-Kuͤnſte.

Oder/ nim die Gall von einem Aal/
vermiſche ſie in einem Tranck/ giebs
einem zu trincken/ ſo ſchlaͤfft er in die
36. Stunden/ gieb ihm Roſen-Waſ-
ſer zu trincken ſo wacht er wieder auff.


Appendix C.54 Daß einer dargegen nicht ſchlaffe.


So trage eine Fleder-Maus bey
dir. Oder fange Froͤſche/ ehe die
Sonne aufgehet/ ſtich ihnen die Au-
gen aus/ laß ſie alſo blind wieder ins
Waſſer ſpringen. Dieſe Augen/ wenn
man ſie mit Fleiſch von einer, Nachti-
galn in einer Hirſch-Haut anhaͤnget/
ſo vertreibt es den Schlaff/ und macht
wackere Leute.


Appendix C.55 Jungferſchafft zu erkennen.


Nim Armoniacum, temperirs mit
Brunnen-Waſſer/ gibs einer Jungfer
zu trincken/ und wenn ſie keine Jung-
fer iſt/ thut ſie bald Harnen.


Oder/ nim Wurtzel von Epheu/
brenne ſie zu Pulver/ und halt es ihr
fuͤr
[42]Studenten-Kuͤnſte.
fuͤr die Naſen/ iſt ſie unrein/ ſo kan
ſie den Harn nicht halten.


Appendix C.56 Daß ein Hund gerne bey dir
bleibe.


Nim ein ſtuͤcklein Brods/ und legs
nnter die Achſeln/ daß es an dem Or-
te wohl beſchwitzet werde/ und giebs
dem Hunde zu eſſen.


Oder ſpeye ihm offt in dem Mund.


Appendix C.57 Daß ein Hund mit dir lauffe wo
du hin wilt.


Nim die Materien einer Huͤndin/
wenn ſie geſchnitten worden/ und laß
einen Hund daran riechen. Item/
wenn du es bey dir traͤgſt/ ſo beiſt dich
kein Hund.


Oder/ gieb einem Hunde ein Ka-
tzen-Hertz zu freſſen/ ſo folgt er dir wo
du hin wilt.


Item/ nim der Netzlein eines/ dar-
innen die Huͤndlein in Mutter-Leibe
liegen/ binde es in ein Tuͤchlein/ und
laß den Hund daran riechen.


Ein
[43]Studenten-Kuͤnſte.

Appendix C.58 EincurieusSchmauß-Stuͤckchen
vor eine
Compagnievon 30.
Perſohnen.


Zu N. in dem Wirths-Hauß zum
N. befanden ſich einsmahls 30. Perſoh-
nen/ nehmlich 15. Studenten und 15.
Kauffmanns-Diener/ nun wolten die
Studenten gerne ein apart Logement
haben/ weiln aber wegen groſſer Kaͤl-
te in ſo geſchwinder Eile/ ein ander Lo-
gement
nicht gleich konte erheitzet wer-
den/ ſo bate der Wirth/ ſie moͤchten
doch in der Stube/ wo die Kauff-
manns-Diener bereits logiert waͤhren/
und noch genung Raum uͤbrig/ vor-
lieb nehmen/ und ſich mit den Kauff-
manns-Dienern comportiren/ er wolte
ſchon eine ſolche Rechnung machen/
daß ſie (nehmlich die Studenten) alle
frey ausgehen ſolten/ welches ſie ein-
gingen/ und ſich alſo mit einander braf
luſtig machten. Nach dem nun die
Zeit herbey kam/ wieder nach Hauſe
zu kehren/ ſtelleten ſich die Studenten
als wolten ſie insgeſamt vor die Kauff-
manns-
[44]Studenten-Kuͤnſte.
manns-Diener bezahlen/ Urſach?
weilen ſie ſo guͤtig geweſen/ und ſie in
ihrer Compagnie aufgenommen/ etli-
che von denen Kauffmanns-Dienern
machten ihre gegen complimenta, und
wolten vor ſie/ (nehmlich vor die Stu-
denten) bezahlen/ uͤber dieſen compli-
menten,
trat der Wirth in die Stu-
be/ und wie er ihnen eine Zeitlang zu-
gehoͤret/ ſagte er: Meſſieurs, weiln ſie
nicht einig werden koͤnnen/ welche part
vor die gantze Compagnie bezahlen ſoll/
ſo folgen ſie meinem ohne maßgebli-
chen Rath. Ich will die Herrn un-
ter einander in einen Craͤyß ſtellen/
und alsdann anfangen zu zehlen von
erſten biß auf den 9ten/ der 9te aber ſol
allemahl unter die part gehoͤren/ welche
vor die andere mit bezahlen ſoll/ biß
ich alſo 15. nehmlich die halbe Compa-
gnie
heraus gezehlet/ welche alsdann uͤ-
brig bleiben/ die ſollen franco, und
frey ausgehen: Solches wurde von
beyden partheyen approbiret/ worauff
ſie der Wirth in folgende Ordnung
ſtellete?


SS.
[45]Studenten-Kunſte.

Appendix C.59 SSSS KKKKK SS K SSS K S KK SS KKK
S KK SS K


ſolcher Geſtalt blieben die 15. Studen-
ten alle frey/ die Kauffmanns-Diener
aber muſten bezahlen/ welches ſie auch
gerne thaͤten/ weiln es nur ein klein
Schmaͤußgen von Summa 90. Nthl.
betraf alſo einem nur 3. Nthl. NB. S
bedeuten Studenten/ K aber die Kauff-
manns-Diener/ an den erſten oder
groͤſten S. muß man anfangen zu zehlen.



Appendix D Regiſter.


  • Buchſtaben/ ohne verletzung des
    Papiers weg zu bringen
    6
  • Camiſol/ Gewand/Collet,ſo Schuß
    und Stichfrey
    25. 26. 27. 28. 29. ſq.
  • Correſpondenz,(Geheime) mit gan-
    tzen Woͤrtern zu ſchreiben
    5
  • — — durch Spiel-Karten
    zu halten
    10
  • Degen oder Meſſer ſo andere
    ſchneider.
    25

Dinte/
[[46]]Regiſter.
  • Dinte/ (ſchwartze) zu machen1
  • auf der Reiſe bey ſich zu-
    fuͤhren
    ibid.
  • (rothe) zu machen2. 3
  • — — Anmerckung davon3
  • (gruͤne) zu machen zu brin-
    — Flecken aus Papier
    ibid.
    gen6ſq.
  • Fuͤrniß auf Glaß zumachen32
  • Gold-Fuͤrniß zu allerley
    Sachen
    ibid.
  • Lac-Fuͤrniß auf Holtz-
    Arbeit
    33
  • zu roth und duncklen Far-
    ben
    34. 35
  • Galonenvon Silber oder Gold
    ſo alt ſeyn/ wieder zuver-
    neuern
    15
  • Hunde zu ſich zu gewoͤhnen42
  • ſich nachlauffent zu ma-
    chen
    42
  • Jungferſchafft zu erkennen41
  • Lampen zu zurichten/ daß die Leute
    wie Mohren ſcheinen
    11
  • Maſſa ad Fornacemzu machen23
  • Perſohnen (lebendige) in Wachs zu
    pouſſiren12

Piſto-
[[47]]Regiſter.
  • Piſtolen/ ſo weiter als andere ſchieſ-
    ſen
    24
  • Poudre(wohlriechenden) zu ma-
    chen
    19ſq.
  • Probe ob ein geſtochener oder ge-
    ſchoſſener Menſch lebendig
    bleibe
    38
  • ob ein verwundeter Menſch
    geneſe
    39. 40
  • Pulver wohlriechend Blitz-Pulver
    zu machen
    15
  • zu den Kleidern16
  • Ringe und Ketten ſo alt ſeyn/ wie-
    der zu faͤrben
    15
  • Schlaff/ einen 8 Tage lang ſchlaf-
    fend zu machen
    40
  • daß einer nicht ſchlaffe44
  • Schmauß-Stuͤckchen der Studen-
    ten
    43
  • Schrifften/ ſo ſich bald wieder ver-
    liehren
    4
  • ſo verblichen ſind wieder
    leſend zu machen
    ibid.
  • wieder aus zu loͤſchenibid.

Schriften
[[48]]Regiſter.
  • Schrifften da das Feld ſchwartz
    und die Buchſtaben weiß
    ſind
    5
  • ſo durch Huͤlffe des Waſſers
    muͤſſen geleſen werden
    7
  • ſo durch Huͤlffe des Feuers
    muͤſſen geleſen wer-
    den
    8
  • unſichtbar zu machen9
  • Schuch- und Stiffel-Wichſe (wohl-
    riechende) zu machen
    23
  • Seyffe (wohlriechende) zu ma-
    chen
    17ſeq.
  • Kugeln-wider die Som-
    mer-Flecken
    18
  • Truncken zu machen ohne Scha-
    den
    37
  • Trunckene nuͤchtern zu ma-
    chen
    38
  • Waffen-verletzung/ einSecretdar-
    wider
    30
  • verroſtete/ zu reinigen31
  • fuͤr Koſt zu bewahrenibid.

ENDE.



[][]
Notes
(a)
l. 2. Epiſt.
(b)
G. Franck. d. l.
(c)
In vita Agricolæ.
(d)
Ant. Le Grand Inſt. Philoſ. P. VIII.
c. IX. p.
620.
(e)
Meth. med. ſpecial. l. 2. S. 3. c. 34. p. 96.
\& cap. 35. p.
97.
(f)
Cent. ſing. ad Ital. \& Hiſp. ep. 10.
(g)
Evangeliſchen Hertzens-Spie-
gel. Domin. XVI. p. 566.
(h)
ap. Cedrenum p. 291. Zonaram T.
3. p. 126. Wagner. Inſt. hiſt. l. 7. p.
501.
(i)
Sermon. l. 2. Sat. 2.
(k)
Tom. 3. Jen. p. 224.
(l)
Curt. l. 8. c. i. in fin.
(m)
Spon. a-
phor. Hipp. p.
70.
(n)
Id. d. l. p. 94.
(o)
Id. d. l. p. 250.
(p)
Ep. 96.
(q)
Encyclop. med. p. 244.
(r)
Crittas Elegiis.
(s)
Macrob. Santur-
nal. l. 7. c.
7.
(t)
Moronus Dire-
ctor. Med. p. 130. Walther. Sylv.
med. p. 505. Harsdorf.
Luſt u. Lehr-
reich. Geſch. cent. 2. N. 63. p. 182.
Dietrich. Jatr. Hippocr. p. 1039. ſq.
(u)
Xenephon l. 1. pæd. Cyri. p. 27.
(vv)
Zeu und Ewigkeit P. 2. p. 564
(x)
Evangeliſche Erquickſt. p. 652. ſq.
(y)
de quibus Sebiz. Pathol. Tom. I. p.
132. Garmann. de mirac. morb. §.
10. p. 51. Borellus cent. 4. obſ. 17. Sal-
muth. L. 1. obſ. 81. Ari[ſto]t. l. 1. de
generat. animal. c. 19. Mi[leſ]ſius (de
quo Hollerius, Comment. S.[4].aph.
71. \& in ſchol. prax. ad caput [d]e
(z)
Barbatur p. 60. 62. \& ex hoc Am-
mannus Paræn. ad diſcent. p.
47.
(y)
ſan[g]uinis mictu) Collutius Tra-
cat. de querel. nephrit. \&c.
(1).
Ambroſ. L. 4. in Lucam c. 17. \& ex hoc
D. Geierus
Allgegenwart GOttes
XIV. Andacht p. m. 239.
(2).
Fr. Hoffm. fundam. med. p. 182.
Sponius Aphor. Hippocr. p.
284.
(3).
Excell. Wedel. Theorem. aureis p.
148. Hippocr. 2. Epid. 4. l.
24.
(4).
Serm. uͤber die Wort: Siehe/
wir haben alles verlohren. D. Gei-
er. Zeit und Ewigkeit P. Ii. p. 480.
(5).
Ovven. ſing. ep. 122.
(6).
d. l. de mania p. m. 69.
(7).
Diſp. de mors. viperar.
(8).
Enchirid. Cosmogr. Europ. Er-
ſtern Theil. c. X. p. 20. Münſterus \&
ex hoc Hildebr. l. 1. mag. Nat. P. III.
(9).
Fr. Hoffm. Fundam. med. p. 73. ſq.
(10).
Hippocr. apud Spon. p. 290.
(11).
Hœferus Herc. med. l. 2. c. 1. p. 51. Ca-
met. Syllog. memor. cent. 10. p.
51.
(12).
Timæus l. 2. c. 16. p. 104.
(13).
Id Reſpon. med. 36. p. 96. Velſch. obſ.
med, Epiſagmat. obſ. 35. Cametar. d l. p. 52.
Hildan. oper. f. 643. \&
958.
(14).
Jac. Wolff. diſp. inaugur. de mict. cruent.
§. 30. ſq. Smet. miſc. med. p.
563.
(15).
Ovid. l. 2. eleg. 6.
(16).
Secundum Roſſinc. meth. med. Spec. præf
ad lector. in principio.
(17).
Mart. l. 6. ep. 29.
(18).
Cicero 3. Tuſc.
(19).
Cato major.
(20).
Poſtill. P. 1. p. 195. P. 2. p. 189. 293. P. 3.
p. 9. \&c.
(21).
Tom. 1. Jen. f. 311. art. 25. ad Nob. Get-
mann. Tom. 2. f.
476.
(22).
Lutherus l. 2. c. 3. N. 27. ſq. Vid. Moſcheroſch
Viſ. 6. c. 1. p. 423. 494. ſq.
(23).
d. l.
(24).
Attic. bellar. p. 297.
(25).
Pathol. Tom. 2. p. 354.
(26).
Magirus Phyſ. p. 377. §. 5.
(27).
Crollius Baſ. chym. p. 305.
(28).
Sponius d. l. p. 283.
(29).
De Diæta in acut. de quo Spon. d. l. p. 279.
(30).
Ovid. l. 1. de art. am. 737.
(31).
Wedel. Theorem. p. 167.
(32).
Pontanus d. l p. 247.
(33).
Pfeiffer d. l. p. 779. ſq.
(34.).
Horſt. de ſcorb. S. 2. §. 9. p. 23.
(35).
In Curcul. act, 2. p. m. 167.
(36).
de quibus videatur Rolfinc. meth. med.
Spec. l. 2. S. 3. c. 5. p.
123.
(37).
Ovid. Metamorph. l. 15. P. Rho Exemp.
virt. p.
33.
(38).
Mich. Saxo Kaͤyſers Chronick. P. 4. f. 298.
ejusd. Alphab. hiſtor. p. 86. ſq.
(39).
Muͤller. Evangel. Hertzens-Spieg. p. 267.
Zeilers
Handbuch P. 2. p. 436.
(40).
Viſ. 5. P. 1. p. 307.
(41.).
d. l. p. 2. p. 57. ſq.
(42).
Lohnerus Tom. 3. p. 193. è Plinio.
(43).
V. Schenk. obſerv. med. l. 3. f. 487. Velſch.
dec. 10. Curat. propr. 10. p. 668. Miſc. Nat.
Curioſ. dec. 1. Ann. 1. ad obſ. 88. Schol.
(44).
l. 7. de Eupæd, Cyri p. 318. Cicer. l. 16. Ep.
8. ad fam.
(45).
Vid. Fonſeca.
(46).
de vet. medic. c. 29. t. 17.
(47).
ad verba Syrac. XLIII. v. 25.
(48).
Cent. 3. ep. p. 146.
(49).
Ammannus Paræn, ad Diſc. p. 210.
(50).
Jac. Pontanus Att. bellar. p. 416.
(51).
Rolfinc. meth. med. Spec. l. 2. S. 3. c. 18.
p. 76. ſq c. 33. p.
95.
(52).
Wedel. Theorem. p. 139.
(53).
Dolæus d.l. p. 245.
(54).
Bava Basra f. 73. 2,
(55).
Grembs arbor. integr. \& rum. l. 3. c. 1. §. 27
p.
464.
(56).
Rolfinc. Diſſert. de Emctol. p. F. 3. B. \&c.
(57).
Gabriel. Naudæus Bibliograph. Polit.
p.
130.
(58).
de quo vid. Exc. D. Veſti Prof. Erffurt. in
Progr. invitat. ad demonſt. Anatom.
(59).
Diſput. de nova febrium hypotheſi ele-
gantiſſ.
(60).
Crollius l. l. p. 128. ſq.
(†)
Boccalin. Centur 1. Relat 81. \& ex hoc E-
raſmi Franciſci
Trauer-Saal. part. 3. hiſt.
XII. p.
257.
(61).
Viſ. 6. P. 1. p. 440.
(62).
Exc. Wedel. Med. fac. p. 230.
(63).
de quibus V. Helmont. Tr. de Catarrh. p. 347.
(64).
V. Molinett. diſſert. de ſenſ. p. 61. Schneider,
de Catarrh. l.
3.
(65).
Anatom. Cerebri
(66).
L. 1. Pr. p. 62.
(67).
Camp. Pr. p. 92. 94.
(68).
d. l. p. 51.
(69).
V. Hœferus Herc[']. Med. p. 55.
(70).
Val. Max. dict. fact. memorab. c. V.
(71).
Vid Roder. à Caſtro Med. Polit. p. 26. Cel-
ſus l. 5. c. 1. Plinius l. 26. c. 1. Reineſius. ep.
46. p. 394. Petrus à Caſtro Imbr. auror.
(72).
L. 3. epiſt. 123.
(71).
cent. 6. aph. 5. p. m. 89. Verulam. l. 3. c. 1.
hiſtor. nat.
(73).
Paræneſ. ad D[iſ]c. p. 292.
(74).
Xenophon, Cytopæd.
(75).
Croll. d. l. p. 16.
(76).
teſte Boyle Experim. Phyſic. mechan.
(77).
juxta Boyle.
(78).
Th. Barthol. cent. 4. Ep. p. 221.
(79).
Wedel. de pern. p. 12.
(80).
V. Ammann.
(81).
Hœfer. He[r]. Med. Valer. Max. l. 9. c. 12.
n, 4.
(82).
Primeroſ. d. V. E. l. 3. c. 28.
(83).
L. 2, Serm. Sat. 2.
(84).
Eraſm. Apoph. 8. Plutarch. de Virt. mu-
lier.
(85).
Lamprid. in Ant. Heliogab.
(86).
Helmont. pract. Humor. paſſ. decept.
(87).
Sperling. l. 5. Carpol. L. 4. p. 171. ſq.
(88).
Baſil. Valent. p. m. 334.
(89).
Gen. I. v. 29. II. v. 16. III. v. 2. IX. v. 3.
(90).
Curcell. Lyran. Toſtat. Carthuſian.
Brent. Chemn. Selden. Zanch. Aret. Per-
kinſ. Cuchler. Sebiz. Schaller. Montan. \&c.
(91).
Rolfink. d. l. l. 2. S. 3. c. 60. p. 133. ſq.
(92).
Alexandr. l. 15. ſalubr. c. 6.
(93).
Sperling. Zoolog. l. 5. c. 10. p. 417.
(94).
V. Athenæus.
(95).
Hippocrat. l. 2. de vict. rat.
(96).
de Scorb. p. m. 419.
(97).
Becherus fol. 57. 2. Galkut fol. 201, 1.
(98).
Tom. 3. Thoatr. Europ. f. 316. pr. edit.
(99).
Barthol. cent. 1. Ep. p. 666.
(α)
V. Pokokius ad Abulfaraium p.
293.
(β)
Athenæus.
(γ)
V. Albiz. Schikhuſ. Harsdörfferus \&c.
(δ)
Aurelius Imperator, de quo Guevarra ho-
rolog. Princip. l. 2. c 29. ſ. 34 4. ſq. Deodat.
Panth. Hygiaſt. l. 2. c. 14. E. Mayn. Wa-
[r]yng. l. de ſanit. vigor. \& Longæv. con-
ſerv. ling. Anglic. de quo Act. Erud. Lipſ.
Ann. 1683. p.
464.
(ε)
Meibom. Schoock. Mercurial. Sennert. Vil-
lanov. Niger, Tabernæ Montan. Ranz.
Möllenbroc. Mœbius, Sebizius.
(ζ)
Mœbius. Inſtit. med. p. 251. Waldſchmid.
fundam. med. p. 110. Hagecius de Cere-
viſia c. 12. p.
48.
(η)
Meibom. de Cereviſ. c. 27. §. 2. Schoock. l. c.
c. 24. p.
242.
(θ)
Möllenbroc. de Arthrid. v. ſ. p. 102. §. 49.
(ι)
Mœb. Inſt. med. p. 520. Waldſchmid. fund,
med. p.
110.
(κ)
Bordinus method. ad Galen. libr. de tu-
end. ſanit. c.
9.
(λ)
Bonet. Anat. Pract. f. 411. 413. 896. Grembs.
arbor integr. \& ruinoſ. homin. l. 2 c. 1. p. 9.
n. 38. p.
147.
(μ)
Scacchius de pot. ſalubr. c. 1. \& 7. Schvvalv.
de querel. ventr. p. 160. Dietrich. Jatr. Hip-
poer p. 1422. Bonet. d. l f. 1429. 1673. Syl-
vat hiſtor. med. 40. f.
179.
(ν)
Piſo de morb. à colluv. ſetos. oriund. p. m.
195. 223.
(ξ)
Dolæus d. l. p. 278. Piſanell. de eſculent.
potul. fac. p. 315. Th. Bartholin. cent. 4. Ep. p.
47. Bonet. d. l. f.
411. 413.
(ο)
Barta de uſufrig glac. \& niv. Scach. d. l. c. 9.
p. 118. Plinius l. 28. c.
4.
(π)
Diſputat Inaugural. Autoris. Primeroſi-
us de vulgi error. l. 3 c.
18.
(ρ)
Jac. Wolff. diſput. de potu literat. p. 54. ſq.
(σ)
Kerchring Spic. Anat. p. 156. obſ. 80. Jac.
Pontanus Sal. p. 230. \& bellar. Attic. p.
304. Dav
von der Beck Exper nat. p p. 58.
Schibel
in zweyten hiſtoriſchen Luſthauße
hiſt. p. 269 ſq. Ronſ. Ep. med. 12. p. 26. de
Zenone vivo mortuo vid Baron. tom. 4.
Annal. ad Ann. 491. p.
453.
(τ)
Primero[f] d. V. E. l. 3. c. 12. Schook. de Ce-
rev. 47. p.
397.
(υ)
Pictorius quæſt. phyſ. cent. 2. ep. 79.
(φ)
Waldſchmid. de liter. regim. §. 20.
(χ)
Rolfink. meth. med. ſpec. l. 2. ſ. 3. c. 59. p. 132.
ſq. Carricht. herb. [T]. III. p. 268. Mont tom.
1. Conſult. 55. Hœfer. Herc. Med. l. 2. c. 2.
p. 135. Horat. l. 1. ep. 19. Lovver. de corde c.
2. p. 148. ſq.
(ψ)
Proverb. l. 2. Eleg. 4.
(ω)
Rolfine. d. l. l. 2. [ſ] 3. p. 144. ſqq. \& ex Coite-
ro Bonetus d. l. l. 1. ſ. 15. f.
292.
(a)
Kergerus de ferm. p. 220.
(b)
Crato Ep. 135. ſq. f. 229. ſq. Ep. 171. f. 286.
Schook, de cereviſ. c.
48.
(c)
Tom. 3. Jen. p. 224. b.
(d)
Chron Schedelii fol. 162. Calend. Sturm.
f. 304 \& ex his Alphab. Hiſt. Saxon. p.
m.
420.
(e)
Freinsheim. de Calid. pot. Le Grand. In-
ſtit. Philoſ p. 669. Pechlin. de Pot. Thee.
D. Thile Theelog. p. 6. ſq.
(f)
Salmuth. ad Pancirol. lib. de Cib. cap.
mod. veter. uſitat. Berſius, del bever Cal-
do Coſtumato da gli antichi Romani.
(g)
Sim. Pauli, Pechlinus, Bontek, Petitus \&c.
(h)
D. Thile Theelog. poœm.
(i)
Kerck. d. l. p. 6, obſerv. 3.
(k)
.DThile d. l. \& Kirchmajer. p. 17.
(l)
Hier. Bock.
(m)
Croll. in præfat. ad ſignat. rerum p.
m-2.
(n)
Franck. d. orat. Inaugur.
(o)
Moſchcroich. Viſ. 7. p. 653. ſqq.
(p)
Simon Pauli de abuſ. Tabac. Meibom. de
cereviſ. c. 24. §. 9. Rolfink. meth. med. ſpec.
l. 2. ſ. 3. c. 78. p. 143. Waldſchmid. diſſert. d.
ſt. D. Hoffm. fundam. Med. p.
188.
(q)
Joh. Lehrius Navig. Braſil, p. 212. 219.
(r)
Tappius orat. d. Tobac.
(s)
Kerckring. d. l. p. 172. obſ. 90.
(t)
Mollenbroc. d. l. p. 166. ſq.
(u)
Becherus pſychoſopt. p. 213.
(vv)
Simon Pauli de abuſ. Tabac.
(x)
Neander Tabacolog.
(y)
Epid. 6. l. 4.
(z)
Spigel. l. 6. de Corp. hum. fabr. c. 2. Joh.
Henr. Pauli Anat. Bilſian. c. 8. p. 88. Schenk.
obſ. l. 2. f. 323. Schorer. medic, peregr. p.
105.
(1).
l. de Sanit, tuend.
(2).
Croll. d. l. p. 127. ſq.
(3).
Ovven. l. 2. Ep. 94.
(4).
Dolæus d. l. p. 614.
(5).
Prov. 17. 22. ſq.
(6).
Grembs. de Splen morb. l. 2. c. 1. §. 4. 19.
(7).
Dorncr. medull. prax. c. 19. p. 232.
(8).
Gentius Not. ad Roſar. Muſt. Sadi p. 570.
(9).
V. Hildebrand. l. 6. 2. Mag. Natur. p. m.
288.
(10).
Suetonius in ejus vita c. 32.
(11).
Plinius l. 8. c. 2.
(12).
Ant. Le Grand. Inſtit Philoſ. p. 428. ſq.
(13).
Hippocr. \& Galen. Vid. Rolfink. meth.
med. p.
109.
(14).
D. Veſti de purg. p. 51.
(15).
Hippocr. aph. 15. l. 1. eontra Helmont.
Endem. p. 153. §. 54. V. Ammannus d. l.
p.
186.
(16).
Lib. 1. Carm. Od. IX.
(17).
Baſil. Valentin. p. m. 89. 90. 262. 310. 314.
324. 338. 353. 362. 364. 369. 378. 438. Paracell.
Chiturg. minor. l. 2. p.
56.
(18).
Carrichterus \& Crollius de ſignat.

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TextGrid Repository (2025). Collection 3. Wohlerfahrner Leib-Medicus Der Studenten. Wohlerfahrner Leib-Medicus Der Studenten. Corpus of Literary Modernity (Kolimo+). Kolimo+. https://hdl.handle.net/21.11113/4bpp6.0