DER
VERGLEICHENDEN GRAMMATIK
DER
INDOGERMANISCHEN SPRACHEN.
HERMANN BÖHLAU
1862.
[[283]]
EINER
FORMENLERE
DER INDOGERMANISCHEN URSPRACHE, DES ALTINDISCHEN (SAN-
SKRIT), ALTERANISCHEN (ALTBAKTRISCHEN), ALTGRIECHISCHEN,
ALTITALISCHEN (LATEINISCHEN, UMBRISCHEN, OSKISCHEN), ALT-
KELTISCHEN (ALTIRISCHEN), ALTSLAWISCHEN (ALTBULGARISCHEN),
LITAUISCHEN UND ALTDEUTSCHEN (GOTISCHEN).
HERMANN BÖHLAU
1862.
[[284]]
Verfaßer und verleger behalten sich das recht der übersetzung in
fremde sprachen vor.
II. Morphologie.
A. Wurzeln und stämme*).
Die form des indogermanischen wortes.
Die indogermanische sprache ist eine sprache der höchsten
morphologischen ordnung, indem sie außer der anfügung von
beziehungslauten auch noch die flexion, d. h. die regelmäßige
veränderung der wurzel selbst zum zwecke des beziehungsauß-
druckes kent; dise veränderung der wurzel besteht in der stei-
gerung des wurzelvocales (§. 2). Die anfügung von beziehungs-
lauten findet nur am außlaute der wurzel statt, niemals im
anlaute der selben (das augment ist ein ursprünglich selbstän-
diges wort und schmilzt nur ans verbum an, daher kann es
unbeschadet der integrität des wortes felen). Jedes in der
sprache wirklich vor kommende indogermanische wort hat einen
beziehungslaut nach der wurzel, die übrigens auch redupliciert
sein kann, z. b. da-dâ-mi (do); nakte wurzeln erscheinen im indo-
germanischen nicht als worte (späterer abfall von beziehungslau-
ten komt hier natürlich nicht in betracht). Die einzige auß-
Schleicher, vergl. gramm. d. indog. spr. 19
[286]Wurzelbildung.
§. 205.name findet statt im vocativ derjenigen nomina, die außer
dem casussuffix kein stambildungselement besitzen, wie z. b.
stamm vâk (sermo, wurz. vak loqui), nom. sing. vâk-s, genit.
vâk-as u. a., voc. aber vâk. Der vocativ ist jedoch kein eigent-
liches wort, kein element des satzes, sondern ein wort, das
die form einer interjection, einer lautgebärde an genommen
hat. Ser selten und offenbar erst zu folge verhältnismäßig se-
cundärer processe treten beziehungslaute in die wurzel selbst.
Diß geschiht in praesensformen, wie z. b. λαμβάνω, wurz. λαβ
(ἔ-λαβ-ον), μ ist hier beziehungslaut des praesens; jungo, wur-
zel jug (vgl. jug-um) u. s. f. Die älteren formen hatten wol
auch hier den nasal nach dem wurzelaußlaute, s. unten die
lere von der conjugation.
Es gehört also zu den unterscheidenden merkmalen des
indogermanischen, daß alle worte des selben einen und den
selben morphologischen bau haben: regelmäßig veränderliche
wurzel und beziehungslaut nach der selben. Die morphologi-
sche formel für sämtliche worte des indogermanischen ist also
Wxs, wo Wx eine beliebige regelmäßig veränderliche wurzel,
s (suffix) einen oder merere beliebige beziehungslaute nach der
selben bezeichnet (vgl. Aug. Schleicher zur morphologie der
sprache, Petersb. u. Lpz. 1859. Auß den Mémoires de l’Acad.
Imp. des sciences de St. Petersb. VII ser. T. I, Nr. 7, p. 30
flgg. und Kuhn und Schleicher, Beitr. II, p. 460 flg.).
Wurzelbildung. Die ältesten bestandteile der indoger-
manischen sprache sind die bedeutungslaute, die wurzeln. Sie
sind in weitauß den meisten fällen auß den worten, denen sie
nunmer zu grunde ligen, außscheidbar. Sie scheinen ursprüng-
lichst noch einfachere lautform gehabt zu haben, als die ist,
welche die in der fertigen sprache vor ligenden wurzeln zeigen,
da ser leicht ursprüngl. stambildungselemente mit inen mer oder
minder fest verwachsen; vgl. z. b. wurz. ju-g neben ju (jungere),
ma-t neben ma (metiri) u. a. Besonders häufig entstehen der-
gleichen weiter gebildete wurzeln dadurch, daß die zusätze, die
ursprünglich das praesens bildeten, mit der wurzel verwachsen,
z. b. wurz. man (cogitare) auß ma, gan (nasci) auß ga, bandh
[287]Wurzelbildung.
(vincire, ligare) auß badh u. dergl.; der nasal bezeichnet ur-§. 206.
sprünglich nur den praesensstamm. Auch ursprüngliche redu-
plication zeigt sich, z. b. ka-k (coquere), gi-g (vivere). Man
unterscheidet daher primäre und secundäre wurzeln.
Unverbrüchliches gesetz der indogermanischen wurzeln ist
die einsilbigkeit.
Ein unterschid in der form der so genanten verbalwurzeln
(begrifswurzeln) von den so genanten pronominalwurzeln (be-
ziehungswurzeln) findet sich nicht; die wurzeln i, ka, ta, ja
z. b. sind eben so wol pronominal- als verbalwurzeln (i demon-
strat., ire; ka interrogat., acutum esse; ta demonstr., exten-
dere; vgl. Beitr. zur vgl. sprachforschung II, p. 92 flg. ‘wur-
zeln auf a im indogermanischen’ von A. Schleicher).
Man erhält die wurzel, wenn man von einem gegebenen
worte alle beziehungslaute und deren etwaige einflüße auf die
wurzellaute [hinweg] nimt (was meist leicht, bisweilen aber kaum
möglich ist) und den wurzelvocal, fals er im worte gesteigert
erscheint, auf den grundvocal reduciert, z. b. von da-dâ-mi (do)
ist da die wurzel, von vâk-s (sermo) vak, von daiv-a-s (lucens,
divus, deus) div, von djau-s (coelum) dju = div, von su-nu-s
(gnatus, filius) su (gignere, parere), von ta-m (istum) ta u. a.
Anßer der einsilbigkeit ist die form der indogermanischen
wurzeln frei. Es finden sich folgende lautgestaltungen der wur-
zeln: 1. vocal, d. h. genau genommen, spiritus lenis + vocal,
z. b. a (pron. demonstr.), i (ire), u (altind. laetari, benefacere;
slaw-lit. u. lat. ind-uere, ex-uere); 2. conson. + vocal, z. b. ga
(ire), bhi (timere), bhu (fieri); 3. vocal + consonant, z. b. ad
(edere), idh (incendere), us (urere); 4. consonant + vocal, z. b.
sta (stare), pri (amare), kru (audire); 5. vocal + 2 consonanten,
z. b. ardh (crescere), ark (splendere; celebrare); 6. 2 conso-
nanten + vocal + consonant, z. b. star (sternere), stigh (ascen-
dere); 7. consonant + vocal + 2 consonanten, z. b. dark (vi-
dere); 8. 2 consonanten + vocal + 2 consonanten, z. b. skand
(scandere).
Bei den wurzeln der form consonant + a + consonant
19*
[288]Stambildung.
§. 206.oder a + consonant, auch dann, wenn dise form erst durch
steigerung von u und i entsteht, findet sich häufig eine um-
stellung der laute der art, daß a in den außlaut tritt, z. b.
gan und gna (nosse; nasci); mar und mra (mori); ghar und ghra
(lucere, virescere); ak und ka (acuere, acutum esse); i, gestei-
gert ai, und ja (ire); hu, gesteigert hau, hav und hva (vocare)
u. s. f. Eben so verhält sich div und dju (lucere) u. a.
- Anm. Eine auß gefürte grammatik des indogermanischen hätte in
disem abschnitte ein volständiges verzeichnis sowol der wurzeln
zu geben, welche sich für die indogermanische ursprache nach-
weisen laßen, als auch derjenigen, welche nur einzelnen abtei-
lungen oder einzelnen familien (grundsprachen) des indogermani-
schen eigentümlich sind.
Stambildung. Auß wurzeln entstehen wortstämme
(themen), d. h. das, was nach abzug von conjugations- und de-
clinationsendungen vom worte übrig bleibt.
Stämme werden gebildet:
1. Durch die bloße wurzel, gesteigert oder ungesteigert.
Da der wurzelvocal eine gewisse steigerungsstufe ein nimt, so
kann er stäts als träger einer gewissen beziehung erscheinen,
also an sich schon eine beziehung auß drücken. Diser fall
ist häufig bei verben, z. b. ai-, i-, praesensstamm und wurzel
(ire), z. b. 1. sing. ai-mi, 1. plur. i-masi; as-, praesensstamm
und wurzel (esse), z. b. 1. sing. as-mi, 3. sing. as-ti u. s. f.
Weniger häufig ist dise art der stambildung bei nominibus, z.
b. nom. sg. djau-s, loc. div-i; djau, steigerung von dju = div
(lucere) ist hier nominalstamm (coelum) und zugleich wurzel;
vâk-s (sermo), stamm vâk- ist steigerung von wurzel vak (lo-
qui) u. s. f. Der beziehungsaußdruck mittels der steigerungs-
stufe des wurzelvocals ist symbolisch. Uralt ist ferner die ver-
doppelung der wurzel mit oder one gleichzeitige steigerung
der selben, zum zwecke des beziehungsaußdruckes, auch sie
reicht zur stambildung hin, z. b. stamm da-da in da-dâ-mi, 1.
sg. praes.; da-da-masi, 1. plur. praes. von wurz. da (dare).
2. Durch zusätze am ende an die auf irgend einer stei-
gerungsstufe stehende, einfache oder reduplicierte wurzel. Dise
[289]Stambildung.
zusätze waren ursprünglich selbständige wurzeln, die in einer§. 207.
früheren entwickelungsperiode des sprachlebens, als die spra-
che nur auß wurzeln bestund, zu anderen wurzeln als bestim-
mende elemente hinzu traten; almählich verloren dise die bezie-
hung auß drückenden wurzeln ire selbständigkeit und schmolzen
an diejenigen wurzeln an, welche durch sie näher bestimt
wurden, z. b. daiv-a-, nom. sg. daiva-s (divus, deus), wurz. div,
gesteigert daiv, + a; bhar-a-, praesensstamm von wurz. bhar
(ferre), z. b. 3. sg. praes. bhara-ti, 1. sg. bharâ-mi (mit steige-
rung des stambildenden a), bhâra-ja causativstamm d. wurzel
bhar (bhâraja-ti ‘er macht tragen’); vgl. a (pron. demonstr.), ja
(relat.); ta-nu-, ta-nau- praesensstamm zu wurz. ta (extendere),
z. b. 1. sg. tanau-mi, 1. plur. tanu-masi; vak-ta-, nom. sg. msc.
vak-ta-s (dictus), wurz. vak + ta, vgl. wurzel ta (pron. demon-
strat.); vi(d)vid-vant- part. perf. act., reduplicierte wurzel vid
(videre) + ant u. s. f.
Diß sind die bildungsweisen von stämmen auß wurzeln.
Die sprache blib indes hierbei nicht stehen, sondern entwickelte
auß solchen unmittelbar auß wurzeln hervor gegangenen stäm-
men weitere stämme. Die stämme der ersteren art nennen
wir primäre stämme, die suffixe, welche zu irer bildung
verwant werden, primäre suffixe; die stämme der zweiten
art, welche andre stämme zu irer voraußsetzung haben, nen-
nen wir secundäre stämme, und die zu irer bildung verwan-
ten suffixa secundäre suffixa. Leztere fallen zum teile in
irer form mit den primären zusammen. Beim verbum treten
an die ab geleiteten verbalstämme die selben suffixa, wie an die
nicht ab geleiteten, der verbalstamm gilt als wurzel, mag er
primitiv oder ab geleitet sein; mit recht zält man daher alle
suffixa, welche unmittelbar an verbalstämme treten (participien,
nomina actionis, nomina agentis bildend) zu den primären suf-
fixen; z. b. -nt (-ant) in bhârajant, part. praes. act. des causativ-
stammes, ist eben so primitives suffix, als in bharant part. praes.
act. des stamverbs; dagegen sind z. b. comparativ- und super-
lativsuffixe, deminutivbildungen u. s. f., welche fertige nominal-
stämme vorauß setzen, secundär, z. b. lat. dîv-înus von stamm
[290]Stambildung. Zusammensetzung.
§. 207.dîvo (dîvus); facil-ior von stamm fac-ili-, wurz. fac; doct-ior
von stamm doc-to, wurz. doc; davon wider stamm doct-is-simo,
in welcher form -is- comparativsuffix (vgl. doct-ius) und simo =
-timo, grundf. -tama, zusammengeseztes superlativsuffix ist; der
stamm doc-t-is-si-mo hat also vier stambildende elemente nach
der wurzel. Auch mit secundärer stambildung kann vocalstei-
gerung verbunden sein, z. b. altind. stamm dâiv-ika (nom. sg.
msc. dâivika-s, divinus) von stamm dêvá = urspr. daiva- (nom.
sg. dêvá-s, daiva-s, deus).
Daß die meisten und am häufigsten als stambildende suf-
fixa gebrauchten elemente ta, ja, ka u. s. f., mit pronominal-
wurzeln identisch sind, komt daher, weil solche wurzeln alge-
meinster bedeutung (d. h. solche, deren ursprünglich concretere
bedeutung sich zu einer algemeineren ab geschwächt hat, so
daß die bedeutung der selben zu einer beziehung geworden
ist) geeignet waren, anderen wurzeln von concreterer bedeu-
tung zur näheren bestimmung zu dienen.
Ein weiteres, von den bisherigen wesentlich verschide-
nes, secundäres mittel der stambildung ist 3. die zusammen-
setzung*) von wortstämmen zu einem neuen wortstamme. Die
zusammensetzung ist in den indogermanischen sprachen ser ge-
bräuchlich.
Von der zusammensetzung unterscheidet sich die stambil-
dung durch anfügung von beziehungselementen dadurch, daß
die entstehung der lezteren in die zeit der noch werdenden
sprache fält, erstere aber erst dann ein tritt, wenn die sprache
bereits gebildet ist, da sie ja wirkliche, fertige wortstämme zu
irer voraußsetzung hat. Die zusammenrückung, das zusammen-
fließen von worten, ist ebenfals von der eigentlichen zusammen-
setzung zu sondern; bei der ersteren schmelzen worte (also
mit casus- und personalendungen versehene elemente des satzes)
an einander, bei der lezteren treten wortstämme zu einem neuem
stamme zusammen.
[291]Stambildung. Zusammensetzung.
Die praepositionen und das augment vor dem verbum bilden§. 207.
die häufigsten beispile von zusammenschmelzung in unseren spra-
chen; es sind an gewachsene adverbia, d. h. ursprüngliche casus,
z. b. abs-tineo auß abs und teneo; abs scheint wie ex u. a. eine
genitivform zu sein; die lose verbindung zeigt sich in fällen
wie ἐϰ-πίπτω neben ἐξ-έ-πεσον u. dgl. Doch findet sich zusam-
menrückung auch außerdem, z. b. lat. quamvis auß quam vis;
quamobrem u. s. f.; deutsch frankenland (franken ist genitiv
pluralis), wolfsmilch (wolfs ist genitiv sing.) u. s. f. Hier zeigt
nur der ton die zusammenschmelzung zu einem worte an.
Die eigentliche zusammensetzung hat die kraft eine bezie-
hung auß zu drücken, sie kann dem neuen worte eine beziehung
geben, die den einzelnen elementen nicht zu kam, und die nur
in und mit der zusammensetzung entsteht, z. b. μαϰρό-χειρ
longi-manus, langhand, d. h. ‘dessen hände lang sind, lange
hände habend,’ hier ist die possessive beziehung wirkung der
zusammensetzung; λογο-γράφο-ς ‘reden schreibend’ = λόγους
γράφων; ju-dic (judex) = jus dicens ‘recht weisend, sagend’
u. s. f., in den lezteren beispilen fungiert das erstere ele-
ment der zusammensetzung als casus, obschon es kein casus-
suffix hat. Durch die zusammenschmelzung kann eine solche
neue beziehung niemals erzeugt werden, sie ist bloß als ver-
änderte, bequemer gemachte außsprache, als zusammenfaßung
früher getrenter worte unter einen hochton zu faßen, die also
mit der stambildung gar nichts zu tun hat.
Eine erschepfendere darlegung der indogermanischen stam-
bildung ligt nicht im plane dises compendiums, welches nur das
enthalten soll, was für den ersten beginn des studiums unent-
berlich ist. Die lere von der stambildung ist überdiß reich an
schwirigen partien und erfordert teilweise eine außfürlichere
erörterung, als sie in einem möglichst kurz gehaltenen buche
platz finden kann. Zudem gebricht es hier noch für die anord-
nung des gesamten stoffes an einem streng wißenschaftlichen
princip. Wir greifen daher im folgenden nur einige puncte
herauß und besprechen 1. die ab geleiteten verbalstämme; 2.
die ans verbum sich zunächst an schließenden nominalstämme, die
[292]Verbalstämme.
§. 207.participien und infinitive; 3. die bildung des comparativs und des
superlativs; 4. die bildung der cardinal- und ordinalzalen. Lez-
teren abschnitt fügen wir bei, obschon er für die anschauung
vom bau der sprache von untergeordneter bedeutung ist, weil
das zalwort in anderer beziehung von hohem interesse ist. Wir
verlaßen daher auch in disem lezteren capitel die morphologi-
sche anordnung völlig, und halten uns außschließlich an die
function, indem wir die einzelnen zalen der reihe nach bespre-
chen, ab gesehen von irem lautlichen außdrucke.
1. Die bildung ab geleiteter verbalstämme.
Von den ab geleiteten verbalstämmen im alge-
meinen.
- Anm. Die bildung der stämme der stamverba gehört eigentlich
hierher und nicht in die darstellung der wortbildung (conjuga-
tion), in welcher nur die lere von den personalendungen zu be-
handeln ist, da nur die lezteren diejenigen elemente sind, durch
welche die verbalstämme wirkliche sazglider, worte werden. Um
jedoch den stoff nicht in einer noch ungewönlichen weise zu
trennen, wodurch für den an das bisher übliche gewönten leser
der gebrauch dises buches erschwert würde, haben wir es vor
gezogen, die lere von den tempusstämmen und moduselementen
bei der wortbildung (conjugation) zu belaßen.
Diejenigen verba, deren tempusstämme außer der einfachen
oder reduplicierten wurzel, welche bei einem teile der verba
in gewißen tempusformen des indicativs one weiteren zusatz
als stamm erscheinen kann (z. b. as-ti 3. sing. praes., lat. es-t;
as ist hier wurzel und zugleich praesensstamm), nur zur bil-
dung des praesensstammes dienende elemente aber keine in den
nicht praesensformen des verbi haftenden stambildungselemente
enthalten, gelten im algemeinen als stammverba; diejenigen
dagegen, welche constantere bildungselemente enthalten, die
nicht auf den praesensstamm beschränkt sind, als ab geleitete
verba. In der späteren lebensperiode der sprachen verwachsen
leicht die praesensstambildenden elemente so fest mit der ver-
balwurzel, daß sie auch in nichtpraesensformen bleiben, z. b.
ju-n-g-o, wurz. jug, n ist praesenszusatz, aber dennoch im per-
[293]Verbalstämme.
fect. ju-n-c-si für *juc-si, sogar ju-n-c-tu-s, part. praet. pass. für§. 208.
*juc-tu-s, vgl. jug-u-m; hierdurch wird natürlich ein verbum
keineswegs zu einem ab geleiteten.
Die verba intensiva des altindischen und altbaktrischen hal-
ten wir mit den im praesensstamme oder im aoriststamme re-
duplicierenden verben für nahe verwant, wir können sie daher
hier nicht mit auf füren, da wir sie nicht für ab geleitet im
strengeren sinne des wortes halten (sie zeigen kein constantes
zusatzelement); sie sind daher weiter unten bei der bildung
des praesensstammes besprochen worden.
Es ist jedoch nicht zu leugnen, daß auch so dise bestim-
mung des unterschides der ab geleiteten verba und der stam-
verba in manchen fällen nicht auß reicht, indem einerseits
handgreiflich ab geleitete verba die form der primären an ne-
men können, z. b. altindisch krśńa-ti (krśńa-m agit), vom sub-
stantivum krśńa-s (nom. propr.); gotisch salti-th (salit), perfec-
tum saisalt, vom substantivum salt (sal), anderseits stamverba
in der form ab geleiteter erscheinen, wie z. b. lat. habe-t, got.
habai-th (3. sg. praes.), lat. habê-bo (fut.), got. habai-da (perf.),
das man doch schwerlich für ab geleitet halten kann, gerade
so conjugiert wird, wie die entschiden ab geleiteten, z. b. lat.
mone-t, grundf. mânaja-ti (cogitare facit), fut. monê-bo wurz.
man (cogitare), lat. men (vgl. lat. me-min-i, das primäre verbum
von der selben wurzel), stamm des causativverbums mânaja;
got. veih-aith (sanctificat), perf. veihai-da von veih-s (sanctus)
ab geleitet. Es mischen sich in der tat die formen entschide-
ner stamverba und deutlich ab geleiteter verba in einzelnen
der vor ligenden sprachen so, daß von rein morphologischem
standpuncte eine alle fälle erschepfende volkommen durch grei-
fende scheidung der verbalstämme in primäre und ab geleitete
nicht durchfürbar ist, und es nicht selten vor der hand noch
zweifelhaft ist, in welche von disen beiden classen ein vor li-
gendes verbum zu setzen. Doch vermögen dise mer vereinzel-
ten zweifelhaften außnamsfälle die oben gegebene regel nicht
um zu stoßen.
Wir werden demnach die eingangs dises paragraphen ge-
[294]Verbalstämme.
§. 208.gebene unterscheidung der stamverba und der ab geleiteten
verba richtiger so zu faßen haben, daß alle verba, welche außer
den zur bildung der tempusstämme dienenden elementen keine
stambildungselemente zeigen, die form der stamverba haben, die-
jenigen verba aber, welche in den nichtpraesensformen außer
der wurzel solche elemente haben, die ursprünglich nicht zur
bildung des praesensstammes oder andrer tempusstämme dienten,
die form der ab geleiteten verba.
Da wir hier nur die form, nicht aber die function der
worte berüksichtigen, so können wir auch nur nach den stam-
bildungselementen, nicht aber nach der beziehung, welche sie
auß drücken, die ab geleiteten verbalstämme anordnen. Wir
werden demnach nicht von intensiven, causalen u. s. f. verbal-
stämmen reden, sondern von stambildungen mittles ja u. s. f.
Wir stellen diejenigen bildungen voran, welche sich als die
ältesten erweisen, und laßen die andern folgen, die sich nur
in einzelnen sprachen unseres stammes finden und die dem-
nach aller warscheinlichkeit nach für jüngere gebilde zu hal-
ten sind
Die frage nach der den ab geleiteten verbalstämmen zu-
nächst zu grunde ligenden form ist oft nicht mit entschiden-
heit zu beantworten. Ob z. b. ein altindisches bhârájâ-mi, gr.
φορέω-(μι), stamm bhâraja, gr. φορεϳε von dem verbalstamme
altind. bhára, gr. φέρε, in altind. bhára-ti, gr. φέρε-(τ)ι (3. sg.
praes.), oder von einem substantivstamme, altind. bhâra, gr. φορο
(nom. sg. altind. bhấra-s, gr. φόρο-ς) gebildet sei, dürfte nicht
leicht zu entscheiden sein.
- Anm. Man hat die bildung des praesensstammes dann als bildung
ab geleiteter verba betrachtet, wenn sie eine augenfällige bezie-
hung, z. b. die passive oder die inchoative auß drükt. Diß ist je-
doch schon deshalb nicht zu rechtfertigen, weil ursprünglich jede art
der praesensstambildung einer bestimten beziehung entsprach.
Wäre diß nicht der fall, so würden sämtliche verba nur ein und
die selbe praesensstamform zeigen. Wir rechnen ja überhaupt
nur solche bildungen unter die ab geleiteten verbalstämme, wel-
che nicht auf den praesensstamm beschränkt sind, indem außer-
dem eine scheidung der verba in stamverba und ab geleitete
unmöglich wird.
[295]Verbalstämme auf ursprüngl. ja (a-ja). Urspr., Altind.
Verbalstämme auf ursprüngl. ja (a-ja)mit erster§. 209.
steigerung des wurzelvocals, wenn sie von verbal-
stämmen gebildet werden.
Die verbalstämme auf nicht wurzelhaftes ja finden sich in
sämtlichen indogermanischen sprachen und sind daher der indo-
germanischen ursprache bereits zu zu schreiben (ire function
ist merfach; vor allem causativ, transitiv, aber auch durativ und
intransitiv). Sie schließen sich an verbalstämme und nominal-
stämme an. Das bildungselement aja ist wol in a-ja zu zer-
legen; a ist der außlaut des zu grunde ligenden nominal- oder
verbalstammes, ja ist ein ser häufig an gewantes stambildungs-
element (vgl. die pronominalwurzel ja, relativer und demon-
strativer function).
Indogermanische ursprache. Erschließbar ist nur
eine art diser verba und nur einige formen der selben, so vor
allem das praesens (und was dazu gehört), z. b. 3. sg. praes.
bhâraja-ti (= altind. bhârája-ti, griech. *φορεϳε(τ)ι, d. i. φορεῖ;
im altindischen mit causativer, im griechischen mit durativer
function, von einem stamme bhâra, φορο, wurz. urspr. bhar,
griech. φερ ferre); ferner das futurum bhâraja-sja-ti (altind.
bhâraji-śjá-ti, griech. φορή-σει = *φορεϳε-σϳε-τι) und darnach
der zusammen gesezte aorist a-bhâraja-sam (ἐ-φόρη-σα). Eben
so sâda-ja-ti (ponit) = altind. sâdája-ti, got. sat-jith, wurz. sad
(sedere); vaida-ja-ti (nuntiat) = altind. vêdája-ti (nuntiat), got.
(faír-)veiteith (adspicit) für *veit-ji-th, wurz. vid (videre, scire)
u. s. f.
Die übereinstimmung von griechisch und altindisch macht
es nicht unwarscheinlich, daß auch bildungen wie z. b. maran-ja-ti
(moritur, durativ) von einem abstractnomen, nom. sg. marana-m
(dessen auß lautendes a, wie oft, vor suffix ja geschwunden ist,
wenn man nicht etwa vor zieht, einen stamm maran als zu grunde
ligend an zu nemen), wurz. mar (mori), der ursprache nicht
fremd waren. In der bildung der übrigen tempusformen stim-
men die sprachen nicht überein. Warscheinlich ward der ein-
fache aorist gar nicht gebildet, das perfectum aber umschriben.
Altindisch. Z. b. bhârája-ti, 3. sg. praes. verbi causa-
[296]Verbalstämme auf ursprünglich ja (a-ja). Altindisch.
§. 209.tivi zu wurz. bhar (ferre); sâdája-ti, das selbe zu wurz. sad
(sedere); vêdája-ti (nuntiat), das selbe zu wurz. vid (videre, scire);
bôdhája-ti (certiorem facit) zu wurz. budh (scire) u. s. f. Wur-
zeln auf i und u haben zweite steigerung, z. b. nâjá-ja-ti zu
wurz. ni (ducere); çrâvá-ja-ti zu wurz. çru (audire); vêdaji-śjá-
ti, 3. sg. futuri zu stamm vêdaja mit schwächung von ja zu ji.
Das perfectum diser verbalstämme wird umschriben mittels
einer abstractform auf â und dem perfect eines hilfsverbum,
z. b. vêdajấṁ-ḱakâra, wörtlich notionem feci; der aorist wird
gar nicht von disem stamme auf aja, sondern von der redupli-
cierten wurzel gebildet, und es ligt hier in der reduplication
die causale function, die man als eine steigerung der activen
faßen kann, z. b. á-vîvid-am zu praes. vêdájâ-mi; andere for-
men dieser verba büßen ja ein, so das vom futurum gebildete
praeteritum (der so genante conditionalis), z. b. á-vêd-i-śjam
zu stamm vêdaja u. s. f. Diß gehört jedoch, als dem altindi-
schen eigentümlich, mer in die indische specialgrammatik.
Deutlich von nominibus gebildet sind stämme wie jôktrá-
ja-ti (circumligat; amplectitur) vom nominalstamme jôktra- (vin-
culum), tulá-ja-ti (ponderat) von stamm tula- nom. sg., tulấ fem.
(trutina, libra) u. a.
Häufig wird aber vor dem ja das stammaußlautende a zu
â gedent (s. oben §. 15, 2, a), z. b. vâśpâ-ja-tê (lacrimat) von
stamm vâśpa- (lacrima), lôhitâ-ja-ti (rubescit) von stamm lôhita-
(ruber), açvâ-já-ti (equos cupit) von stamm áçva- (equus) u. a.
Das selbe findet bei i, u statt (vgl. §. 15, 2, a), z. b. patî-já-ti
(maritum cupit) von stamm páti- (maritus), asû-já-ti (succenset,
fremit) von stamm ásu- (spiritus).
Auch wird das a zu i geschwächt, und diß dann zu î ge-
dent, z. b. putrî-já-ti (filium cupit) von stamm putra- (filius).
Ferner schwindet der stamaußlaut völlig, z. b. putrakâm-
ja-ti (filium cupit) von putra-kâma- (kâma-s amor, cupido). Hier
sind besonders die in dem ältesten altindisch (vêda) erscheinen-
den verba auf -anja zu erwähnen, die von abstractnominibus
auf -ana (nom. sing. -ana-m, neutr.) gebildet sind, z. b. ḱaran-
já-ti (movetur, it) von ḱárana- (itio) von wurz. ḱar (ire);
[297]Verbalstämme auf ursprünglich ja (a-ja). Altindisch.
bhuranjá-ti (sustinet) mit schwächung des wurzelvocals in folge§. 209.
des betonungswechsels von bhárana- (portatio) zu wurz. bhar
(ferre). Vgl. griechische beispile wie μαραίνει, d. i. maranja-ti.
An stämme auf s tritt ja unmittelbar an, z. b. tapas-já-ti
(castimonias exercet) von stamm tápas (castimonia). Durch die
analogie solcher bildungen entstund eine denominativform auf
-sja, die auch da zur anwendung komt, wo keine nominalstäm-
me auf -as zu grunde ligen. Genaueres hierüber gehört in die
indische specialgrammatik.
Schwirig zu erklären ist das an verbalwurzeln auf a regel-
mäßig, seltner an andere wurzeln, ferner an einsilbige, seltener
auch an andere nominalstämme auf a an tretende suffix -paja,
das in seiner function völlig dem a-ja, d. i. -ja entspricht. Vor
dem selben wird in der regel das a zu â gedent oder gestei-
gert, z. b. dâ-pajá-ti, 3. sg. praes. verbi causativi zu wurz. da
(dare); satjâ-pajá-ti (vera dicit) von stamm satjá- (verum); ar-
pajá-ti, causativ. zu wurzel ar (oriri, ire); ǵña-pajá-ti (facit ut
quis cognoscat, sciat) zu wurzel ǵña (cognoscere) = ǵan,
urspr. gan, auch andere zeigen a anstatt des von der regel er-
heischten gedenten â; demnach scheinen formen wie ǵâpajáti,
caus., wurz. ǵi (vincere) nach analogie der häufigen wurzeln
auf a gebildet zu sein und nicht -âpaja als bildungselement an
zu nemen, vor dem der wurzelaußlaut geschwunden sein müste.
Die versuchten nachweise dises -paja in andern indoger-
manischen sprachen scheinen mir sämtlich unsicher zu sein, so
daß ich vilmer dise bildung für eine neubildung des indischen
halten muß, wofür ir mit der zeit (im prakrit) häufiger ge-
brauch ebenfals spricht. Warscheinlich ligt hier zusammen-
setzung vor (Benfey, kl. sanskritgramm. §. 123) und zwar mit
einer wurzel pa = ap die ‘facere’ bedeuten muß, vgl. das von
diser wurzel gebildete áp-as, lat. op-us, griech. πο-ιέω; pa-ja
wäre dann ein causativstamm diser wurzel, wie ja auch das cau-
sativum kârajá-ti zu wurzel kar nicht selten in der function
des stamverbum facere vor komt.
- Anm. pâlája-ti 3. sing. praes. causativ. zu wurz. pa (tueri, ser-
vare) ist nicht unmittelbar auß der wurzel, sondern vom nomi-
[298]Verbalstämme auf ursprünglich ja (a-ja). Altbakt., Griech., Lat.§. 209.nalstamme pâ-la (nom. sg. pâ-la-s protector) gebildet und also
ganz regelmäßig.
Altbaktrisch. Wie im altindischen. Beispile: vaêdajêi-
ti, nach den lautgesetzen für vaidaja-ti (causativum) zu wurzel
vid (scire); kârajêiti, d. i. kâraja-ti zu wurz. kar (facere) u. a.
Eben so von nominalstämmen, z. b. jaçnajêi-ti (sacrificio, jaçna
dicto, colit) von stamm jaçna (le sacrifice avec prières) von
wurz. jaz (sacrificare, deos colere). Auch die bildungen auf ja
von nominalstämmen auf -as finden sich, wie im altindischen,
z. b. nemaqjêi-ti (adorat, colit) nach den lautgesetzen für namas-
ja-ti von stamm namas, acc. nom. sg. nemô (cultus, adoratio).
Altgriechisch. Das ursprüngliche a-ja ist im griechi-
schen zu *ε-ϳε, *ο-ϳε, *α-ϳε geworden; nach bekantem lautge-
setze schwand zwischen zwei vocalen das j (§. 145, 1, e), z. b.
φορεῖ = φορέει für *φορεϳε-τι, ursrpr. bhâraja-ti von stamm
φορο in φόρο-ς, oder von stamm φερε in φέρε-ι auß *φερε-τι
mittels steigerung von ε zu ο; χρυσοῖ (auro obducit) = χρυ-
σόει auß *χρυσοϳε-τι von χρυσό-ς (aurum); τιμᾷ = τιμάει auß
*τιμαϳε-τι (honorat) von τιμή (honor); ἀριθμεῖ (numerat) =
ἀριθμεϳε-τι von ἀριθμό-ς (numerus) u. s. f. Einige diser ab
geleiteten verbalstämme können ir praesens auch mittels -ska
(s. unten bei der conjugation) bilden, z. b. ἡβά-σϰε-ι neben
ἡβάε-ι (von ἥβη, iuventus), wo indes villeicht an zu nemen ist,
daß ἡβάσϰω direct vom stamme ἡβα gebildet ist (vgl. jedoch
das lateinische); ἀλδή-σϰω (cresco) neben ἀλδέω u. a.
Da im griechischen ja nach anderen lauten als ursprüngl.
a nur aufs praesens beschränkt ist, so werden die scheinbar
mittels des selben ab geleiteten verbalstämme weiter unten zur
sprache kommen, nämlich da, wo von den verben die rede sein
wird, welche den nominalstamm one weitere zusätze zum stam-
me haben.
Italisch. Im lateinischen und, so weit erkenbar, auch
in dessen schwestersprachen, ligt a-ja durch spaltung des a-lau-
tes in a, e und durch die schwächung des selben in i in drei-
facher form vor.
[299]Verbalstämme auf ursprünglich ja (a-ja). Lateinisch.
1. a-ja wird in â zusammen gezogen, z. b. sêda-t auß§. 209.
sêdâ-t = sâdaja-ti, vgl. wurz. sed in sĕd-eo; ser häufig ist dise
bildung von nominalstämmen, z. b. nomina-t von nomen, nomin-is;
remiga-t von remig in remex, remig-is (stamm remig, wol auß
remo in remu-s und ig, geschwächt auß ag (ag-ere), gebildet);
nach der analogie solcher formen bildete sich eine verbalen-
dung auf igâ, z. b. castiga-t, leviga-t u. s. f., auch one daß ent-
sprechende substantiva zur seite stehen; in der 1. sing. wird
ajâ-mi, d. i. ajo durch außstoßung des j zu *ao, erhalten im
umbrischen als au in subocau = latein. *subvocao, *subvoco;
diß ao ward dann weiterhin zu ô zusammen gezogen, wie im
griechischen αω auß αϳω in ω, z. b. nominô für *nominao-mi,
*gnômina-jô-mi, grundf. gnâman-ajâ-mi; nominâs, grundf. gnâ-
man-aja-si; *nominât, grundf. gnâman-aja-ti u. a. Perf. nominâ-
vi, part. nominâ-tus.
- Anm. In fällen wie son-ui neben sona-t von sonu-s ab geleitet,
ist das ab leitende element geschwunden. Vgl. monui unter 2.
2. aja wird in ê zusammen gezogen, z. b. mon-ê-mus =
mânajâ-masi, 1. pl. praes. verbi causativi zu wurz. man (cogi-
tare), moneo = mânajâ für mânajâ-mi, 1. sg. praes.; 1. sg. perf.
monui, nicht *monê-vi, part. praet. pass. moni-tu-s, nicht *monê-
tus (s. unten bei der lere von der bildung des latein. perfects);
so z. b. flaveo von flavu-s, caneo von canu-s u. a. Dise form
haben besonders häufig nicht ab geleitete verba an genommen.
3. aja wird zu î zusammen gezogen, 1. sg. -io = -ajâ auß
-ajâ-mi, z. b. sôpio = svâpajâ für svâpajâ-mi, sôpî-mus = svâp-
ajâ-masi, 1. sg. plur. praes. verbi causat. zu wurz. svap (dor-
mire), perf. sopî-vi, part. praet. pass. sopî-tu-s; saevî-mus von
saevo-s, mollî-mus von molli-s, hier ist also das i ursprünglich
u. s. f. Auf dise art mittels î werden von dem particip. (nom.
agentis) auf urspr. -tar, lat. -tôr und -tû-ru-s, verba gebildet,
wie z. b. ếsurî-mus, d. i. *ed-tur-î-mus, grundf. ad-tar-ajâ-masi,
(nach §. 157, 1, b vgl. dormi-tur-i-mus), obgleich hier ein ur-
sprünglich consonantisch auß lautender nominalstamm zu grunde
ligt, der im lateinischen in der form auf -tûro allerdings in
die analogie der a-stämme getreten ist.
[300]Verbalstämme auf ursprünglich ja (a-ja). Altirisch, Altbulg.
Im lateinischen mischen sich die formen der ab geleiteten
und der stamverba vilfach. Nicht selten nemen stamverba im
praesens die form ab geleiteter an; hierher sind wol fälle zu
zälen wie venî-mus neben vên-i und ven-tum, re-perî-mus neben
re-(pe)per-i, re-per-tum. Die verba auf eo haben dagegen regel-
mäßig im nichtpraesensstamme verlust des ableitungselementes,
so daß hier die stamverba, welche das ê (= aja) nur im praesens
an nemen (wie z. b. sed-êmus neben sêd-i, sessum = *sĕd-tu-m; vid-
ê-mus neben vîd-i, vîsum auß *vĭd-tu-m, §. 157, 1, b) von den
ab geleiteten, welche es verlieren, nicht zu unterscheiden sind.
Dise ab geleiteten verbalstämme können (um in inchoativer
beziehung zu fungieren), ir praesens auch mittels ska (s. unten
bei der lere von der praesensstambildung) bilden, z. b. in-vetera-
sci-t, stamm veterâ = vetesâ von stamm veter in vetus, veter-is;
flave-sci-t, vgl. flave-t von flavo-s; ob-dormi-sci-t, vgl. ob-dormî-vi,
ob-dormî-tu-m u. s. f.
Altirisch. Warscheinlich besaß das keltische die selben,
durch die vocalfärbung geschidenen drei formen der ursprüngl.
mittels a-ja ab geleiteten verba, wie das altitalische; die ab
geschliffene lautform des altirischen legt jedoch der sonderung
der â-, ê- und î-formen bis jezt unübersteigliche hindernisse in
den weg*).
Altbulgarisch. Wie im lateinischen, so finden sich auch
hier dreierlei verba, denen auf ursprünglich a-ja entsprechend.
1. Verba mit a (älter wol â), z. b. děla-je-tĭ (facit) von
dělo (opus); die nichtpraesensformen diser verba ziehen stäts
das ursprüngliche a-ja in a zusammen, also z. b. 1. sg. aoristi
compos. děla-chŭ, grundf. *delaja-sam; gotova-je-tĭ (parat) von
gotovŭ (paratus) u. s. f. Häufig bilden sich derartige verba von
verbalstämmen (um durative function auß zu drücken), z. b.
[301]Verbalstämme auf ursprünglich ja (a-ja). Altbulg.
sŭ-bira-je-tĭ (colligit), vgl. sŭ-bere-tĭ (idem); vŭz-gara-je-tĭ (ardet),§. 209.
vgl. gori-tĭ (idem).
2. Verba mit ě (auch in der function den lateinischen auf
ê entsprechend). Dise verba haben doppelte form. Die am
deutlichsten sich als ab geleitet ergebenden, wie z. b. žlŭtě-je-tĭ
(flavescit) von žlŭtŭ (flavus); zeleně-je-tĭ (viret) von zelenŭ (viri-
dis); umě-je-tĭ (intelligit) von umŭ (mens), 1. sg. aor. compos.
umě-chŭ u. s. f., zeigen also im praesens ein ě-je = urspr.
a-ja; das ě ist hier das junge ě, auß denung von e entstanden
(§. 83, 2), so daß also ě-je zunächst auf e-je hin weist. Im
nichtpräsensstamme ist ě = ê auß eje zusammen gezogen.
Eine zweite art (und diser form scheinen sich auch stam-
verba zu bedienen) hat im praesens das a-ja zu i gewandelt
(s. unter 3), im zweiten stamme aber steht ě, wie bei den vo-
rigen, z. b. boli-tĭ (dolet), 1. sg. aor. compos. bolě-chŭ, vgl. bolĭ
(aegrotus); sědi-tĭ = lat. sede-t, 1. sg. aor. comp. sědě-chŭ u. a.
Bei diser art von verben laßen sich seltner nominalstämme als
zu grunde ligend nach weisen.
In den nichtpraesensformen schließen sich nicht ab geleitete
verba häufig der form diser verba auf a, ě an.
3. Verba mit i = urspr. a-ja; wol so zu erklären, daß
auß aja durch die gewönliche schwächung von a zu ŭ ein ŭjŭ
ward; neben j geht aber ŭ in ĭ über (§. 87, 2), so entstund ĭjĭ
und auß disem durch zusammenziehung i. Dise verba entspre-
chen den altindischen causativen und denominativen auf a-ja in
irer function am genauesten; z. b. 3. sg. praes. mori-tĭ (occidit),
1. sg. morją = mâraja-ti, mârajâ-mi, vgl. mre-tĭ (moritur) und
morŭ (pestis), wurz. mar (mori); 3. sg. sadi-tĭ (plantat), 1. sg.
saždą = *sadją, grundf. sâdaja-ti, sâdajâ-mi, vgl. sęde-tĭ =
sa-n-da-ti (considit), wurz. sad (sedere); na-poi-tĭ (potum prae-
bet), poitĭ = poji-tĭ (§. 87, 5), grundf. pajaja-tĭ, poi = pai ist
steigerung von wurz. pi, infin. pi-ti (bibere), vgl. na-poj (potus),
d. i. pojŭ, grundf. paja-s; po-koi-tĭ (sedat), koitĭ = koji-tĭ,
grundf. kajaja-ti, koi = kai, steigerung von *ki, d. i. ěi (§. 183,
A, 3, b) in po-ěi-ti (quiescere), vgl. po-koj (quies) für kojŭ, d. i.
kaja-s (vgl. §. 87, 2); chvali-tĭ (laudat) von chvala (laus) u. s. f.
Schleicher, vergl. gramm. d. indog. spr. 20
[302]Verbalstämme auf ursprünglich ja (a-ja). Litauisch.
Litauisch*). 1. Verba mit a, das teils im nichtprae-
sensstamme mit î wechselt, teils im zweiten stamme als ô er-
scheint; z. b. 1. sg. táikau (apto) = *taikaju auß *taik-a-jâ-
mi, 2. sg. táikai = *taikaji auß *taik-a-ja-si, 1. plur. táiko-me
auß *taik-a-jâ-masi, 2. plur. táiko-te auß *taik-a-ja-tasi u. s. f.;
fut. táiky-siu auß *taik-a-ja-sjâmi mit schwächung des a in i,
also zunächst auß *taikiji-siu, verbalstamm taika-ja von wurz.
tik (1. sg. praes. ti-n-k-ù aptus sum; dise formen haben dura-
tive, causative, iterative function); 1. sg. praes. żinaú (scio) =
*żinaju auß *gan-a-jâ-mi u. s. f.; fut. żinó-siu auß *gan-a-ja-
sjâmi, wurz. gan (auch gna, scire; dise form litauischer ab ge-
leiteter verba scheint durative function zu haben).
Auch die verba, welche überall am außlaute der wurzel
ein ô zeigen, gehören hierher, es sind iterativa, durativa von
verbalstämmen gebildet und denominativa. Sie bilden ir prae-
sens mittels j, z. b. 1. sg. praes. láido-ju (sepelio), warschein-
lich eine späte bildung, die in der grundform *laid-aja-jâmi zu
lauten hätte, oder es ist láidoju als laidâjâ-mi (vgl. formen
wie altind. lôhitâjâ-mi) zu faßen und denung des stammaußlau-
tes a in â vor j an zu nemen; in lezterem falle gehörte ja
zur stambildung und wäre nicht als praesensbildend zu faßen;
diser vermutung widerspricht jedoch die analogie der verba,
deren stamm mittels av gebildet ist, und die ebenfals ir prae-
sens mit j bilden, wärend die der verba auf ė (s. d. flg.) für
die selbe zeugt. Wir haben eben eine junge bildung vor uns,
und die zurükfürung diser auf die älteren formen ist oft un-
sicher; futurum láido-siu = *laid-aja-sjâmi (oder *laid-âja-
sjâmi) wurz. lid (in léid-mi sino, permitto). So pásako-ju (narro)
von pásaka (fem. narratio); balnó-ju (sellam impono) von bàlna-s
(msc. sella, ephippium) u. s. f.
2. Die verba auf ė entsprechen den slawischen auf ě, wel-
che im praesens ě-ją haben; das ė ist junge denung von e, urspr.
a (§. 98), z. b. szyksztė́ja (avarus est) = *szykszte-ja-ti (wir
[303]Verbalstämme auf ursprünglich ja (a-ja). Litauisch, Gotisch.
haben hier nur die endung in die grundform übertragen) von§. 209.
szýkszta-s (avarus) u. a. In fällen wie seilė́-ja (salivat) von séilė,
plur. séilė-s (saliva), gilt der nominalstamm villeicht geradezu
als verbalstamm.
Die häufigen deminutiven iterativa auf -inė, z. b. aklinė́ju
(coecus circumerro) von ákla-s (coecus) weisen zunächst auf
nicht gebräuchliche stämme auf -ina zurück (*aklina-s). Änlich
verhält es sich auch mit andern mittels anderer elemente ab
geleiteten verben.
3. Eben so wie das oben erwähnte seilė́-ja sind wol die
verbalstämme auf y (= î) zu erklären. Sie mögen iren auß-
gang genommen haben von nominalstämmen auf i, z. b. 1. sg.
daly-jù = *dalî-jâ-mi, praet. daly-jaú, fut. dalý-siu (dividere)
von stamm dali-, nom. sg. dalì-s (pars), und sodann nach diser
analogie auch von anderen stämmen gebildet worden sein, z. b.
davády-ju = *davadî-jâ-mi (disponere, ordinare) von daváda-s
(ordo); dývy-jů-s, 1. sg. praes. reflex. (miror) = *dîvî-jâ-mi sva-m
von dýva-s (miraculum) u. s. f. Streng genommen gehören
also dise bildungen nicht hierher, sondern zu den fällen, in
welchen der nominalstamm geradezu als verbalstamm gilt (s.
unten); allein da es doch möglich ist, daß y sich an ein ur-
sprüngliches aja an lent (z. b. davády-ju auß *davâda-ja-jâmi,
wo dann die praesensbildung mit j an den stamm auf aja ge-
treten wäre), so haben wir sie hier mit auf gefürt. Meiner
meinung nach haben wir es jedoch auch hier mit speciell litaui-
schen neubildungen zu tun.
Gotisch. Auch hier entspricht dem ursprünglichen aja
eine dreifache bildung.
1. Verba auf ô (= urspr. â), meist deutlich von nominal-
stämmen gebildet, z. b. 1. sg. ga-leikô, 3. sg. ga-leikô-th, 1. pl.
ga-leikô-m = *leika-jâ-mi, *leika-ja-ti, *leika-jâ-masi, perf. ga-
leikô-da (similem esse) u. s. f. von ga-leik-s, stamm leika (simi-
lis); so fiskô-th (piscatur) von stamm fiska, nom. sing. fisks
(piscis); lustô-th (cupit) von stamm lustu, nom. sg. lustu-s (cu-
pido), demnach ist hier der stamaußlaut u geschwunden, d. h.
die analogie der a-stämme beherscht auch die u-stämme; das
20*
[304]Verbalstämme auf ursprünglich ja (a-ja). Gotisch.
§. 209.selbe gilt von consonantischen nominalstämmen; so wird z. b.
von stamm fraujin, nom. sg. frauja (dominus; fraujin ist eine
schwächung von fraujan) gebildet fraujinô-th (imperat) u. s. f.
2. Verba auf ai, den slaw. auf ě, den lit. auf ė, den lat.
auf ê, den griech. auf εε entsprechend. Dise verba haben im
gotischen eine mischung mit stamverben, die bisweilen, zuerst
in den nichtpraesensformen, ai = urspr. aja an nemen, ein ge-
gangen, der art, daß das ai nur in der 2. 3. sg. und 2. plur.
indic. des praesens und in den nichtpraesensformen erscheint,
in den andern personen des praesens und im ganzen optativ
des praesens aber die form der stamverba, welche den prae-
sensstamm auf -a haben, zur anwendung komt (vgl. unten die
lere von der conjugation). So wird z. b. gebildet vom stamme
veiha, nom. sg. veih-s (sanctus), ein verbalstamm veihai (sanc-
tum habere, colere) = *veiha-ja; das auß lautende a ist ge-
schwunden, zunächst ward es wol zu i und dann gieng ji zu i
zusammen (vgl. §. 111, 2. 113, 4). Diser stamm veihai wech-
selt aber mit einem stamme veiha, z. b. 1. sg. veiha = *veihâ-
mi, aber 2. sg. veihai-s = *veiha-ji-s auß *veiha-ja-si u. s. f.
So werden gebildet von stamm arma, nom. sg. arms (pauper),
die verbalstämme arma und armai (miserere); von saurga (fem.
cura) die verbalstämme saurga und saurgai (curam habere);
von liuga (fem. nuptiae, matrimonium) die verbalstämmn liuga
und liugai (uxorem ducere, nubere) u. s. f. Dagegen fürt 1.
sg. baua (habito), grundform *bhâvâ-mi (wurz. bhu fieri esse),
3. sg. bauai-th, grundf. *bhâva-ja-ti, wie manche andere, nicht
auf ein vor ligendes substantivum zurück.
3. Die zur bildung von causalverben und transitiven de-
nominativen am häufigsten verwante form des ursprünglichen
a-ja ist die, daß der stamaußlaut a schwindet, und nur ja
bleibt, für welches regelrecht im gotischen ji, ei (§. 111, 2;
113, 4) und in den nichtpraesensformen i ein tritt. Dise art
verba entspricht den lateinischen auf î und den slawischen auf
i (ire abwandlung lert die darstellung der conjugation). So
wird z. b. gebildet von einem verbalstamme urspr. sada, got.
sita, siti (sedere), 3. sg. praes. siti-th, grundf. sada-ti, ein stamm
[305]Verbalst. mit verdopp. der wurz. u. suffix -sa, -s.
satja, satji (collocare), 3. sg. praes. satji-th, grundf. sâda-jati;§. 209.
von stamm urspr. dama, got. tima, timi (decere), 3. sg. timi-th,
urspr. dama-ti, ein stamm tamja, tamji (domare) = urspr.
dâmaja, 3. sg. tam-ji-th = urspr. dâma-ja-ti; von stamm saka
(rixari) ein stamm sôkja (quaerere), 3. sg. praes. sôkei-th; von
reisa (surgere) ein raisja (tollere), wurz. ris; von driusa (ca-
dere) ein drausja (dejicere), wurz. drus u. s. f.; vom nominal-
stamme haila, nom. sg. msc. hail-s (integer, sanus), ein verbal-
stamm hailja (sanare); von fulla, nom. sg. fulls (plenus), ein
fullja (implere); von stamm daila, nom. sg. dail-s (pars), ein
dailja (dividere); von skeirja, nom. sg. skeirs (perspicuus, pla-
nus), ein skeirja (interpretari), also mit verlust des stamaußlau-
tes ja für *skeirjaja; von stamm aggvu, nom. sg. aggvu-s (an-
gustus), ein aggvja (coangustare); aber von ufarassu-s (abun-
dantia) ein ufarassja (augere, abundare) mit verlust des stam-
außlautes u. s. f.
Verbalstämme, gebildet durch verdoppelung der§. 210.
wurzel und an tretendes-sa,außer dem praesens-s
(von irer function desiderativa genant).
s ist ein in der stam- und wortbildung häufig erscheinen-
des element, das entweder auf die pronominalwurzel sa, oder,
wie im vor ligenden falle warscheinlicher ist, auf die verbal-
wurzel as (esse) zurück gefürt werden muß.
Obgleich dise bildung sich nur im altindischen und altbak-
trischen findet, so beruht sie doch, wie alle reduplicierten for-
men, auf uralter ausdruksweise, jener epoche der sprache ent-
stammend, in welcher die unveränderlichen wurzeln nur der
verdoppelung fähig waren, um ire beziehung zu steigern; grie-
chische formen, wie γι-γνώ-σϰω, μι-μνή-σϰω u. a. teilen wenig-
stens die reduplication mit denen der arischen sprachen, und
nur dise, die verdoppelung der wurzel, halten wir für das alte.
Wir bezweifeln daher, daß die bildungsweise des arischen, so
wie sie vor ligt, in der ursprache als bereits vorhanden vorauß
zu setzen ist. Hier diente villeicht nur die reduplication one
besonderes suffix dem außdrucke desiderativer beziehung.
[306]Verbalst. mit verdopp. d. wz. u. suff. -sa, -s. Nominalst. als verbalst.
Altindisch (genaueres über die bildung des desiderativ-
stammes s. in d. altind. specialgramm.). Vor dem s des suffixes
tritt nach den meisten wurzelaußlauten der hilfsvocal i ein (§.
15, e). Die reduplication ist nur in den fällen einfachster wur-
zelgestaltung volständig erhalten, z. b. ár-ir-i-ś a-ti, 3. sg. praes.
(ire cupit), von wurzel ar (ire; 3. sg. praes. r-nố-ti), vgl. ἀρ-
αρ-ίσϰω, welches wenigstens die selbe wurzel redupliciert zeigt;
außerdem bleibt, wie gewönlich, nur der wurzelanlautende con-
sonant, oder dessen lautgesezlicher vertreter (s. u. bei der bildung
des perfects) mit dem wurzelvocale, der, wenn er a ist, zu i ge-
schwächt wird, z. b. ǵí-ǵñâ-sa-ti (scire cupit), fut. ǵi-ǵñâ-s-i-śjá-ti,
aor. comp. á-ǵi-gñâ-s-i-śat u. s. f. zu wurz. ǵña auß gan (scire)
um gestelt; jú-jut-sa-ti (pugnare cupit) von wurz. judh (pug-
nare); ví-vik-śa-ti (intrare cupit), wurz. viç (auß vik, intrare);
ḱí-ḱ sip-sa-ti (jacere cupit), wurz. kśip (jacere, projicere) u. a.
Altbaktrisch. Formen wie mi-marek-ś a-ṅuha, 2. sg. im-
perat. med., mi-marek-śâ-itê, 3. sg. conj. med. von wurz. mereç
(necare, interficere), weiterbildung von mere, d. i. mar (mori),
grundf. also mar-k; ǵi-ǵi-sa-ṅuha 2. sg. imper. med., ǵi-ǵi-sâ-iti
3. sg. conj. act. (unsicherer bedeutung), wol von wurz. ǵi =
zi, urspr. gi (vivere), lifern den beweis dafür, daß im altbak-
trischen die bildung diser verbalstämme der des altindischen
volkommen entsprach.
Nominalstämme, unverändert als verbalstämme
gebraucht, finden sich hier und da in den sprachen. Dise bil-
dung ergibt sich als jung.
Sorgfältig von diser art von stämmen zu scheiden sind die-
jenigen verbalstämme (praesensstämme), welche in irer form
mit nominalstämmen zusammen fallen, one dise zu irer vor-
außsetzung zu haben, wie z. b. tanu zu wurz. tan (extendere),
urspr. ta; bhara, wurz. bhar (ferre); ein urspr. tanu-tai 3. sg.
praes. med., bhara-ti 3. sg. praes. act., ist nicht von einem
nomen tanu-s (tenuis), bhara-s (ferens) gebildet, sondern beides,
nomen und verbum, von einer gemeinsamen grundlage, von der
wurzel. Wären dise stämme von nominibus ab geleitet, so
blibe das characteristische suffix der selben in allen formen,
[307]Nominalst. als verbalst. Altind., Altbaktr., Griech.
wärend es in der tat nur das praesens bildet, in den nicht-§. 211
praesensformen also nicht vorhanden ist.
Altindisch. Selten, z. b. lôhitá-ti (rubescit) von lốhita-s
(ruber) u. a.
Altbaktrisch. Villeicht gehören hierher die formen der
2. plur. imperat. auf -thwata, wie khśnaothwa-ta (propitiamini),
çterethwa-ta (extendite), welche auf nominalstämme khśnaothwa,
çterethwa (vergl. çterethwa-na action d’étendre), eine weiterbil-
dung von abstractstämmen auf tu, z. b. khśnao-tu, çtere-tu von
wurzel khśnu satisfaire, offrir des prières, çtere étendre) hin
weisen.
Im Griechischen ist dise bildung nicht selten; nominal-
stämme auf v und consonanten nemen dann (wie im altbakt-
rischen) eine weiterbildung mittels urspr. a an, z. b. μεθύει
(ebrius est), grundf. *madhua-ti von μέ-θυ (vinum), eben so
βασιλεύε-ι von βασιλεύ-ς (rex), βουλεύε-ι (consultat, deliberat)
von einem nicht gebräuchlichen nominalstamme *βουλευ(ο) (vgl.
nomina wie φορεύ-ς u. s. f.) und vile der art; so ist εὐτυχεῖ (fe-
lix est) als *εὐτυχεσε-(τ)ι zu faßen, vom stamme εὐτυχές (felix),
der durch ε, urspr. a, erweitert ist, wärend verba wie ἡδύνει
(dulcem reddit), grundf. suâduna-ti, zu ἡδύ-ς (dulcis) ire ent-
stehung wol einer praesensbildung auf urspr. na verdanken, wie
die ab geleiteten verba auf -σϰω, z. b. μεθύ-σϰει, grundform
madhu-ska-ti (ebrium reddere), dise praesensbildung ebenfals un-
mittelbar an den zu grunde ligenden nominalstamm fügen.
Ser häufig gelten nominalstämme zugleich als verbalstämme,
indem das praesens mittels ja gebildet wird, so z. b. der stamm
ἐλπιδ, nom. sg. ἐλπίς (spes), davon 3. sg. praes. ἐλπίζει, d. i.
*ἐλπιδ-ϳε-τι; stamm σαλπιγγ in σαλπίζει (tuba canit), d. i. *σαλ-
πιγγ-ϳε-τι, der nasal fält vor ζ hinweg, wie vor σ, aber z. b.
fut. σαλπίγξω, d. i. *σαλπίγγ-σω vom nominalstamme σαλπιγγ,
nom. sg. σάλπιγξ (tuba). Von solchen fällen nam die häufige
endung -ιζω, -αζω iren außgang, die sich dann als selbständige
endung weiter erstrekte; das selbe gilt von der endung -σσω,
die bei stämmen auf τ, θ, ϰ, χ sich zuerst entwickelte, z. b.
[308]Nominalst. als verbalst. Lat., Slaw., Lit.
§. 211.stamm ϰορυθ, nom. sing. ϰόρυς (galea) davon 1. sing. praes.
ϰορύσσω (galeare), d. i. *ϰορυθ-ϳω-μι u. s. f.
Von ursprünglichen n-stämmen giengen die verba auf -αινω
auß, z. b. μελαίνει, d. i. *με-λαν-ϳε-τι von stamm μέλαν (niger);
sodann erstrekte sich dise endung der verba auch auf stämme,
die nicht auf ν auß lauten, z. b. λευϰαίνει (dealbat), d. i. *λευ-
ϰαν-ϳε-τι zu λευϰό-ς (albus). Überall bleibt hier ja nur im prae-
sens, so daß in den nichtpraesensformen der nominalstamm one
weiteren zusatz als verbalstamm erscheint.
Nicht selten verliert der nominalstamm als verbalstamm
den auß lautenden vocal ο, z. b. μαλάσσω (mollio), d. i. *μα-
λαϰ-ϳω-μι, fut. μαλάϰ-σω von μαλαϰό-ς (mollis); ἀγγέλλω (nun-
tio), d. i. *ἀγγελ-ϳω-μι von ᾄγγελο-ς (nuntius); eben so ποιϰίλλω
(variego), d. i. *ποιϰιλ-ϳω-μι von ποιϰίλο-ς (varius); ϰαθαίρω
(purgo), d. i. *ϰαθαρ-ϳω-μι von ϰαθαρό-ς (purus) u. s. f.
Im lateinischen werden, wie im altbaktrischen, nicht sel-
ten stämme auf tu, durch ursprüngl. a vermert, als verbalstäm-
me gebraucht, z. b. statui-t, d. i. *statua-ti von statu-s (substant.);
metui-t von metu-s, doch findet das selbe auch bei andern u-
stämmen statt, z. b. tribui-t von tribu-s; minui-t von einem
nicht vorhandenen *minu-s (von welchem minus für *minius,
grundf. *manjans, der comparativ ist).
Im slawischen kommen von adjectiven ab geleitete verba
in der form vom stamverben vor, nämlich solche, welche den
praesensstamm durch nasalen zusatz bilden (s. unten die lere
von der conjugation) und zwar in intransitiv-inchoativer func-
tion, z. b. u-mlŭk-ne-tĭ (conticescit) zu mlŭkŭ (silentium); u-tich-
ne-tĭ (conticescit) von tichŭ (tranquillus); in der regel mit
schwächung des wurzelvocals, wie z. b. u-slĭp-ne-tĭ (excaecatur)
von slěpŭ (caecus); sŭch-ne-tĭ, grundform sus-na-ti (arescit), von
suchŭ, grundf. sausa-s (siccus) u. s. f. Allerdings haben dise
verba den anschein von echten wurzelverben. Im gotischen hat
sich eine deutlich ab geleitete form auß disem -na des prae-
sensstammes entwickelt.
Im litauischen wird in gleicher function die bildung des
praesens mit nasal in der wurzel an gewant, eine in diser
[309]Nominalst. als verbalst. Gotisch. Verbalst. mit suffix v.
sprache außerordentlich beliebte bildung, die in diser außde-§. 211.
nung nicht ursprünglich ist, so z. b. 1. sg. praes. plinkù (cal-
vesco), praet. plik-aú, doch wol von plìka-s (calvus); dumbù,
infin. dùb-ti, praet. dub-aú (cavum, profundum fieri) von dubù-s
(cavus, profundus) und änliche, deren stamm, nach dem slawi-
schen und gotischen zu schließen, nicht eigentlich als mit der
wurzel identisch, sondern als sich an die entsprechenden ad-
jectiva an lenend betrachtet werden muß.
Im gotischen gilt bisweilen der stamm eines nomens als
stamm eines verbum, welches völlig die form der stamverba
hat, z. b. stamm salta neutr., nom. sg. salt, grundf. *salta-m
(sal), als verbum 1. sing. praes. salta, d. i. *saltâ-mi, 3. sing.
salti-th, d. i. *salta-ti u. s. f., perf. sai-salt, d. i. *sai-salta; so
stamm faltha (plicare), vgl. den nominalstamm faltha in ain-
falth-s (sim-plex); altha (senescere), vgl. ahd. alt (vetus), stamm
alta, älter also alda, altha; stamm laika (saltare) neben laiks
(ludus, saltatio) u. a.
Mittelsvab geleitete verbalstämme des letto-§. 212.
slawischen.
Im slawischen (und litauischen) werden häufig verba
mittels v ab geleitet, welches an den vocalischen außlaut der
zu grunde ligenden nominalform, deren endvocal vor v als o
erscheint, an tritt, z. b. stamm kupov (emere) von kupŭ (mer-
catura); stamm vĭdovov (viduam esse) von vĭdova (vidua); stamm
kraljev, d. i. *kraljov (regnare; §. 87, 1) von kralĭ, d. i. kraljŭ
(rex; §. 87, 2); stamm vojev (pugnare) von voj, d. i. vojŭ (exer-
citus) u. s. f.
Dise stämme bilden ir praesens mit ja und setzen im nicht-
praesensstamme a an den stammaußlaut v (nach unserer prae-
sensstammclasse V, 3, s. unten); also z. b. 3. sg. praes. von
stamm kupov, kupu-je-tĭ (u vor consonanten ist = ov vor voca-
len, §. 85, 4), 1. sg. aor. comp. kupov-a-chŭ; von stamm kraljev
eben so kralju-je-tĭ, aor. kraljev-a-chŭ u. s. f.
Diß v ist ein in der stambildung des slawischen und litaui-
schen ser beliebtes element und one zweifel verwant mit dem
[310]Lit. verbalstämme auf -ina, -in und -ena, -en.
§. 212.demonstrativen pronominalstamme ursprüngl. ava, der im alt-
baktrischen und vor allem im slawischen selbst als selbständi-
ges wort erscheint (slaw. msc. ovŭ, d. i. ava-s, fem. ova, d. i.
avâ, hic, haec).
Im litauischen tritt das v an den stamaußlaut a; das
so entstehende av wird vor consonanten teils zu ů (§. 96), teils
zu au gewandelt. Das praesens wird mittels j gebildet, z. b.
1. sg. praes. ászarů-ju = *aszarav-ju, praet. ászarav-au (lacri-
mas effundere) von ászara, plur. ászaro-s (lacrimae); bàltů-ju
(albico) von bálta-s (albus); garů́-ju (vaporo) von gára-s (va-
por) u. s f.; aber karaliáu-ju (regno), praet. karaliav-aú von
karáliu-s für *karalia-s (rex); kytráu-ju (astutus sum) von kýtra-s
(astutus) u. s. f.
Verbalstämme auf-ina, -inund-ena, -endes litaui-
schen.
Ser gebräuchlich (als causativa und denominativa mit tran-
sitiver function) sind im litauischen verba, welche mittels des
elementes -ina (grundf. ist wol -ana, -an) ab geleitet sind; n,
hauptelement des pronominalstammes ana, ist bekantlich ein
in der stambildung außerordentlich häufig verwantes element;
z. b. táikinu, grundf. taik-anâ-mi, praet. táikin-au, fut. táiki̧-
siu, infin. táikin-ti (adaptare), von wurz. tik in tink-ù, infin.
tìk-ti (aptum esse), 3. sg. áugina, d. i. *aug-ana-ti (auget), wurz.
ug in áug-u (augeor, cresco); 1. plur. gam-ìna-me, d. i. *gam-
anâ-masi (gignimus) von wurz. gam in gem-ù, infin. gìm-ti (nas-
ci); marìna-te (morienti adestis), d. i. *mâr-ana-tasi von wurz.
mar in mìr-sztu, infin. mìr-ti (mori). Werden dise verbalstämme
von nominalstämmen auf a gebildet, so schwindet diser stam-
außlaut vor dem suffixe -ina, z. b. gérinu (meliorem reddo) von
géra-s (bonus), báltinu (dealbo) von bálta-s (albus) u. s. f.
Lautet die wurzel auf vocale, n, k, l mit vorher gehen-
dem langen vocale auß, so tritt nicht -in, sondern -din an; selt-
ner ist diß bei wurzelaußlaut t, d der fall. Diß -din hat wol
seinen außgang genommen von einer causalform auf -in von der
wurz. da, urspr. dha (facere), welche im litauischen auch außer-
[311]Verbalstämme auf -na, -nâ im gotischen.
dem in zusammensetzung mit anderen wurzeln tritt (so um das§. 213.
gewonheitsperfectum zu bilden; im part. praes. act. auf -dama;
in einigen praesensformen u. a.; vgl. die indische zusammen-
setzung mit -pa-ja, dem causativum von wurz. pa (p. 297); die
causalform verstärkt nur den in der wurzel dha bereits ligen-
den begriff des tuns, veranlaßens, z. b. 1 sg. lý-dinu, 1. plur.
lý-dina-me, infin. lý-din-ti (facere ut pluat) zu lý-ti, praes.
lyj-ù (pluere); svéikin-din-ti (salvere jubere) von svéikin-ti
(salutare, eigentlich salvum facere) und dises von svéika-s (sal-
vus) auf die eben besprochene art mittels suffix -ina gebildet
u. s. f.
Seltner sind die mittels -ena, -en (gleiches ursprunges) ab
geleiteten verbalstämme, z. b. 1. plur. praes. gyvéna-me (vivi-
mus, habitamus) von gýva-s (vivus; 1. plur. praes. gaivìna-me,
mit steigerung und suffix -ina, bedeutet dagegen recreare).
Verbalstämme aufna, nâim gotischen.
Im gotischen entspringt auß der praesensstambildung
mittels na (die wir im slawischen bereits auch bei nicht unmit-
telbar von der wurzel auß gehenden verben an gewant fanden,
s. o. §. 211 p. 308) eine dem gotischen eigentümliche art ab ge-
leiteter verba intransitiv - passiver function, welche im praesens
-na, im perfectum -nô, d. i. -na in zweiter steigerung, an den
zu grunde ligenden nominalstamm nach abwurf des auß lauten-
den vocales des selben an sezt, z. b hail-ni-th (salvus fit) von
hail-s (salvus), stamm haila (vgl. hail-ja-n servare); veih-ni-th
(sanctificatur) von veih-s (sanctus), stamm veiha u. s. f. Nicht
selten läßt sich kein nomen als diser bildung zu grunde ligend
nach weisen, z. b. 3. sg. praes. us-geis-ni-th, stamm geisna
(obstupescere) neben us-gais-ei-th, stamm gaisja (obstupefacere)
u. s. f.
Die verwantschaft diser gotischen formen auch mit den
oben (§. 211, pg. 308) besprochenen bildungen des litauischen
ist klar; im litauischen steht das nasale element in der wurzel,
das im slawischen und gotischen als suffix erscheint. Die func-
tion des selben ist dem slawodeutschen (pg. 6 flg.) eigentümlich.
[312]Participium activi auf -ant, -nt. Ursprache, Altind.
2. Die ans verbum sich zunächst an schließsen-
den nominalstämme (participien und infinitive)
und verwantes.
I. Adjectiva (participien).
- Anm. Die scheidung in adjectiva und substantiva gehört eigentlich
nicht in eine nur morphologische betrachtung, da der form nach
beide nicht verschiden sind, sondern nur der function nach. Wir
konten daher dise trennung im folgenden auch nicht überall fest
halten, und so finden sich z. b. die griechischen infinitive auf
-μεναι, -μεν, die nomina agentis auf -tar und andere substan-
tiva in dem abschnitte über die participien gleicher stamform
mit behandelt. Doch glaubten wir vom bräuchlichen nicht alzu
ser ab weichen zu sollen und verstatteten daher der function der
formen hier einigen einfluß auf die anordnung des stoffes.
Das participium activi auf-ant, -nt, vom stamme des
praesens und somit auch von dem des mittels eines praesens
der wurzel as gebildeten futurum und des aorists. Stämme,
auf consonanten auß lautend, erhalten -ant, solche auf vocale, -nt.
Beispile. Ind. Urspr. Praes. as-ant, wurz. as (esse), prae-
sensstamm eben so; bhara-nt, wurz. bhar (ferre), praesensstamm
bhara; starna-nt, wurz. star (sternere), praesensstamm starna
u. s. f.; fut. dâ-sja-nt, wurz. da (dare), sja für as-ja ist der
zur bildung des futurs an tretende, mittels ja gebildete prae-
sensstamm von wurz. as; einfacher aorist z. b. vavaka-nt, wurz.
vak (loqui), aoriststamm vavaka; zusammen gesezter aorist
z. b. diksa-nt, wurz. dik (monstrare), aoriststamm diksa u. s. f.
Dise stämme gelten ursprünglich für alle genera.
Altindisch. Suffix -ant, auch an die praesensstämme auf
u tretend, und -nt, wie in der ind. ursprache. Nur die älteste
sprache kent dise bildung noch vom aoriststamme. Redupli-
cierte stämme verlieren das n und haben nur -at, -t als suffix.
Das femininum zeigt einen anderen, durch ja weiter gebildeten
stamm; für jâ (das femininum steigert fast in allen casus den
stammaußlaut a, s. unten) tritt jedoch mit nicht seltener zusam-
menziehung î ein (§. 15, c), vor welchem î häufig das n des
zu grunde ligenden stammes schwindet.
[313]Participium activi auf -ant, -nt. Altbaktr., Griech.
Beispile: ad-ánt, wurz. ad (edere), praesensstamm ad; s-ant,§. 215.
wurz. as (esse), praesensstamm as, das an lautende a schwin-
det in nicht wenigen formen; ḱinv-ánt, wurz. ḱi (colligere),
praesensstamm ḱinú; tudá-nt, wurz. tud (tundere), praesens-
stamm tudá; náhja-nt, wurz. nah (nectere), praesensstamm náhja;
juná-nt, wurz. ju (jungere), praesensstamm juná; aber dádha-t,
wurz. dha (ponere), praesensstamm dádha u. s. f. Das in den
meisten casus schwindende n zeigt sich im neutrum gar nicht,
z. b. ad-át u. s. f.; femin. ad-atî́, s-atî́, ḱinvatî́, tudá-ntî oder
tuda-tî́, náhja-ntî u. s. f.
Futurum -sjá-nt, neutr. -sjá-t, fem. -sjá-ntî oder -sja-tî́; z.
b. kariśjá-nt, fem. kariśjá-ntî oder kariśja-tî, wurz. kar (fa-
cere), futurstamm kariśjá, d. i. wurz. kar, mit dem hilfsvocal
i (§. 15, e) und praesensstamm auf ja von wurzel as (esse).
Beispile für den aorist sind (nach Benfey) z. b. vrdhá-nt,
wurz. vardh (crescere), aoriststamm vrdha; saniśá-nt, wurz.
san (obtinere; amare), aoriststamm saniśa, d. i. wurz. san, hilfs-
vocal i und praeteritum der wurz. as (esse).
Altbaktrisch. Dem altindischen entsprechend, nur scheint
der wegfall des n regelloser statt zu finden, z. b. bara-nt, wurz.
bar (ferre), praesensstamm bara; bereza-nt (crescens, altus, mag-
nus), fem. bereza-nti und bereza-iti, wurz. berez; futurum z. b.
bûśja-nt, femin. bûśja-inti, wurz. bu (esse), futurstamm urspr.
bu-sja u. a.
Griechisch*). -οντ und -ντ; das ν ist hier fest, es fält
nie auß; femin. *-οντϳα, *-ντϳα, das nach den lautgesetzen zu
*-ονσα, -ουσα, -σα mit ersazdenung des vorher gehenden vo-
cals werden muß, z. b. ἐόντ (später ὄντ), d. i. *ἐσ-όντ, femin.
ἐοῦσα, d. i. *ἐσ-οντ-ϳα, wurz. ἐς (esse), praesensstamm ἐσ;
φέρο-ντ, fem. φέρο-υσα auß *φερο-νσα, *φερο-ντϳα, wurz. φερ
(ferre), praesensstamm φερο, φερε; τιθέ-ντ, wurz. θε (ponere),
praesensstamm τίθε; διδό-ντ, wurz. δο (dare), praesensstamm
[314]Participium activi auf -ant, -nt. Ital., Altir., Altbulg.
§. 215.δίδο; ἱστά-ντ, wurz. στα (stare), praesensstamm ἵστα; δειϰνύ-ντ,
wurz. διϰ (monstrare), praesensstamm δείϰνυ u. s. f.
Eben so im futurum, z. b. λύσο-ντ, wurz. λυ (solvere), fu-
turstamm λυσο u. s. f.
Aoristus simplex, z. b. θέ-ντ, wurzel und aoriststamm θε
(ponere); δό-ντ, wurz. u. aoriststamm δο (dare); στά-ντ, wurz.
u. aoriststamm στα (stare); φυγό-ντ, wurz. φυγ (fugere), aorist-
stamm φυγο, φυγε u. s. f.
Aoristus compositus, z. b. λύσα-ντ, wurz. λυ, aoriststamm
λυσα u. s. f.
Italisch. Lateinisch. -ent, älter *-ont, -unt, meist aber
-nt, da fast alle praesensstämme des lateinischen auf vocale en-
digen. Der selbe stamm gilt für alle genera; z. b. (prae)s-ent
für *es-ent, wurz. u. praesensstamm es; i-ent, e-unt = *e-ont,
wurz. i, praesensstamm ei; vehe-nt, wurz. veh, praesensstamm
vehe u. s. f. Wie alle consonantischen, so schlagen auch dise
stämme in den meisten casus in die analogie der i-stämme über
(vehentê-s, vehenti-bus u. s. f.). Die durch ja erweiterte stam-
form, die wir im altindischen, altbaktrischen und griechischen
im feminin. fanden, und welche im slawischen und litauischen
noch weitere außdenung gewonnen hat, komt hier substanti-
visch vor, z. b. sapient-ia, abundant-ia, lubent-ia, prudent-ia,
Prudent-iu-s u. s. f.
Umbrisch und oskisch ist das participium nicht nach
gewisen.
Altirisch. Erhalten ist diß participium in substantivisch
gebrauchten formen, wie z. b. stamm *cara-t, d. i. cara-nt, da
n vor t schwindet (§. 173, 1; amans i. e. amicus).
Altbulgarisch*). Nur im nom. sg. msc. neutr. ist das
suffix in der alten form erhalten, außerdem gilt eine durch ja
weiter gebildete form, oder eine der analogie der i-stämme
folgende. Die zu grunde ligende ältere form des suffixes ist die
[315]Participium activi auf -ant, -nt. Litauisch.
ursprüngliche, nämlich -ant nach consonanten, -nt nach vocalen,§. 215.
z. b. stamm s-ant für *jes-ant, wurz. u. praesensstamm jes =
es (§. 89), urspr. as (esse), die auch hier iren anlaut verliert,
davon nom. sg. msc. s-y = *s-an auß as-ant-s (§. 183, 2); aber
nom. plur. msc. sąšte = *santj-as auß *s-anti-as (§. 182, 4) von
einem stamme s-anti (i-stamm, wie im latein.); außerdem ligt
der stamm s-antja zu grunde, z. b. nom. sing. femin. sąšti =
*s-antjâ (§. 88, 5), acc. sg. msc. sąštĭ = s-antja-m (87, 2) u. a.
Eben so nom. sg. msc. jad-y = urspr. ad-ants, wurz. u. prae-
sensstamm jad, urspr. ad (edere); věd-y, grundf. vaid-ants, prae-
sensstamm věd, wurz. vid (scire) u. s. f.; bery, urspr. bhara-nts,
wurz. ber, (ferre), praesensstamm bere (nom. plur. msc. berąšte
= bharanti-as, nom. sg. fem. berąšti = bhara-ntjâ u. s. f.
Nach j und bei verschmelzung von *jant zu *int bleibt der
nasalvocal auch im nom. sg. und zwar als ę (§. 183, 2), z. b.
nom. sg. msc. gorę, d. i. *gori-nts auß *gorja-nts, fem. goręšti,
d. i. *gori-ntjâ, *gorja-ntjâ u. s. f., wurz. gor (ardere), prae-
sensstamm gori.
Vom futurum findet sich ein einziges beispil, nämlich byšę,
fem. byšąšti, d. i. *bu-sja-nts, fem. bu-sja-ntjâ, wurz. by (esse),
futurstamm byše, d. i. bu-sja.
Litauisch. Die consonantische stamform findet sich auch
hier nur im nom. sg. msc. ntr. u. im nom. plur. msc.; außer-
dem tritt, wie im slawischen, die durch ja weiter gebildete
stamform ein; suffix -ant, -nt und -antja, -ntja, z. b. ė́ s-ant, ė́s-
ant-ja, älter auch s-ant, s-antja, von wurzel es (esse), praesens-
stamm ės (mit unursprünglicher denung, §. 98), nom. sg. msc.
ė́sąs = urspr. as-ant-s, neutr. ė́są = urspr. as-ant, nom. plur.
ė́są = urspr. as-ant-as, auß dem wol zunächst *asants, dann
asan ward, aber fem. ė́s-anti, d. i. *as-antjâ (§. 100, 4), acc.
sg. msc. ė́santi̧, grundf. as-antja-m (§. 100, 3), instr. plur. fem.
ė́sanczomis, d. i. *as-antjâ-bhis u. s. f.; gélbąs u. s. f. = *gélba-
nts, 1. sg. praes. gélbu (auxilium fero). Eine gewisse classe von
verben zieht ja in i zusammen, daher z. b. mýli̧s, d. i. *myli-
nts auß *mýlja-nts, fem. mýlinti auß *myli-ntjâ, 1. sg. praes.
mýliu, 1. plur. mýli-me u. s. f.
[316]Partic. act. auf -ant, -nt. Got.; Part. act. auf urspr. -vant.
Gotisch. Als participium wird der stamm stäts durch
-an, im femininum durch -jan, älter wol -jân, vermert, d. h. die
stämme auf -nda, -ndja werden nach art des bestimten adjectivs
(s. unten) zu n-stämmen; nur im nom. sg. msc. erscheint eine
form one dise vermerung durch n, die höchst warscheinlich auch
als stamm auf a, nicht als consonantisch auf zu faßen ist, z. b.
nom. sg. masc. baírands, d. i. *bira-nda-s, grundf. bhara-nta-s,
nicht bhara-nt-s, wurz. bar (ferre), praesensstamm baíra für *bira
(§. 111, 1) auß urspr. bhara, aber acc. sg masc. baírandan,
grundf. bhara-ntan-am, loc. (dat.) baírandin, grundf. bhara-ntan-i,
nom. sg. fem. baírandei, d. i. bhara-ntjân-s, gen. baírandeins,
d. i. bhara-ntjân-as u. s. f.
Werden dise participien substantivisch gebraucht, so zeigen
sie noch deutlich den älteren, consonantisch schließenden stamm
in mereren casus, z. b. nom. sg. giba-nds (dator) von wurzel
gab, praesensstamm giba; bi-sita-nds (vicinus) von wurz. sat,
praesensstamm sita (sedere); hier faßen wir dise nominative als
echt consonantisch und setzen also -ant-s als grundform irer
endung an, da inen ein echt consonantischer locativ, z. b. (bi)-
sitand = *sada-nt-i und nom. plur., z. b. sitands = *sada-nt-as
(§. 113) zur seite steht. In anderen casus folgen jedoch auch
dise stämme der analogie der a-stämme.
Das participium activi auf ursprüngl. -vant.
Durch die übereinstimmung von arisch, griechisch, slawisch
als der ursprache an gehörig bezeugt.
Das suffix vant tritt ursprünglich an die verdoppelte wur-
zel an und bildet so das participium perfecti activi. In diser
function als suffix des part. perf. act. zeigt es in den sprachen
nicht selten die unursprüngl. wandlung von t in s, die nach n
überhaupt leicht ein tritt.
Dises suffix scheint auß zwei elementen zusammen gesezt
zu sein, auß va und nt = ant (vgl. d. vor. paragr.), wie das
verwante suffix mant auß ma und (a)nt. Wie -ant, -mant,
-vant, so stehen im altindischen die suffixa -an, -man, -van;
-in, -min, -vin neben einander. Wie überhaupt nicht selten
[317]Particpium activi auf ursprüngl. -vant.
suffixa, die auß zwei elementen bestehen, durch eines der§. 216.
beiden elemente ersezt werden können (z. b. das superlativ-
suffix ta-ma durch ta und ma), so erscheint auch hier im li-
tauischen -ans (d. i. urspr. -ant) in der selben function, wie das
-vans, -vant der andern sprachen und im slawischen findet sich
je nach beschaffenheit des stammaußlautes -vans und -ans neben
einander in gleicher function.
Die function des suffixes -vant ist (wie die von -mant) die,
den besitz, das versehen sein mit etwas, auß zu drücken. Das
participium perfecti und das perfectum selbst wird in vilen spra-
chen durch possessive elemente gegeben (z. b. im finnischen,
magyarischen, cassia u. s. f.), wie es ja auch durch das hilfs-
verbum ‘haben’ umschriben wird. Ein vi-vid-vant, wörtlich
‘wißen habend’, unterscheidet sich ursprünglich im suffix nicht
von einem arkta-vant ‘bären habend’.
Das suffix -vant, das hier primäres suffix ist, findet sich
nämlich auch als secundäres suffix, z. b. altind. áçva-vant (equis
praeditus), fem. áçva-vatî, d. i. -vatjâ (§. 15, c) mit verlust des
n, wie in änlichen fällen, vásu-vant (divitiis praeditus), vîrá-
vant (heroe praeditus). In gleicher function gilt das verwante
suffix -mant, z. b. altind. agni-mánt (igne praeditus).
Das suffix -vant dient im altindischen namentlich auch dazu,
dem part. praet. active function zu verleihen, z. b. krtá von
wurzel kar (facere), bed. factus, aber krtá-vant facto praedi-
tus, ‘getan habend’; bhagná fractus, wurz. bhaǵ, bhanǵ, aber
bhagná-vant fracto praeditus, ‘gebrochen habend’ u. s. f.
Griechisch lautet diß -vant -[ϝ]εντ (das digamma ist erhal-
ten), fem. -[ϝ]εσσα, d. i. -[ϝ]ετϳα = altind. -vatî, d. i. -vatjâ, z. b.
χαρί-[ϝ]εντ, fem. χαρί-[ϝ]εσσα.
Im lateinischen ist -vant zu -vans geworden und in die ana-
logie der a-stämme über getreten, so daß hier eine grundform
-vansa an zu nemen ist, auß welcher -vonso, -vôso werden muste;
diß -vonso hat jedoch das v durchweg ein gebüßt (schwerlich
lautete hier das suffix -ans, der verlust des v komt in diser
function des suffixes nicht vor, auch zeugt das wolerhaltene
Schleicher, vgl. gramm. d. indog. spr. 21
[318]Partic. activi auf urspr. -vant. Urspr., Altind., Altbaktr., Griech.
§. 216.griechische -[ϝ]εντ für das vorhandensein der vollen form des suf-
fixes in der südlich europäischen abteilung des indogermanischen);
z. b. fructu-ôso, lumin-ôso, *forma-ôso, darauß (§. 51) formôso
u. s. f.
Betrachten wir nun das vorkommen des suffixes -vant
(-vans) in der function das part. praet. activi zu bilden.
Indog. urspr. Z. b. vivid-vant, wurz. vid (videre, scire);
dadha-vant, wurz. dha (ponere) u. s. f. Dise stämme lauteten
in den drei geschlechtern gleich.
Altindisch. Das suffix urspr. -vant zeigt sich vor den
verschidenen casussuffixen als -vat, -vâns und -us; -vans, auß
urspr. -vant, ward durch außfall des n zu -vas und dises durch
schwund des a (§. 6) zu -us geschwächt; vâns ist denung oder
steigerung von -vans (s. u. d. lere v. d. declination). Das sufffix
tritt an die reduplicierte wurzel, an den perfectstamm in seiner
schwächeren form (s. unten die lere von der conjugation), z. b.
rurud-vánt, wurz. rud (flere), femin. rurud-úśî auß *-vantjâ,
*-vansja, *-vasjâ, *-usjâ; tên-i-vánt auß *tatin-i-vánt, mit hilfs-
vocal i, wurz. tan (extendere) u. s. f.; vid-vánt (sciens, eigent-
lich qui vidit) mit verlorner reduplication von wurzel vid (vi-
dere, scire).
Altbaktrisch. Hier scheint überall t in s über gegan-
gen zu sein, so daß -vans, gesteigert -vâns und -us die formen
sind, in welchen diß suffix erscheint; das femin. wird wie im
altindischen gebildet; z. b. stamm vidh-vans, wurz. vid (scire),
acc. sg. masc. vîdh-vâoṅhem, d. i. *vid-vânsam, fem. vîth-uśi,
d. i. *vid-usjâ (über das th s. §. 139, 2); stamm dad-vans, acc.
sg. dadh-vâoṅhem von wurz. da, urspr. dha (ponere, creare)
mit verlust des wurzelaußlautes, instr. plur. dad-ûś-bis dad-
ûź-bîs, d. i. *dadh-us-bhis auß *dadh(a)-vans-bhis u. s. f.
Griechisch. Das suffix hat den ursprünglichen außlaut
t fast durchauß bewart, das n aber verloren, es lautet im mas-
culinum und neutrum -[ϝ]ότ = -va(n)t; im nomin. sing. neutr.
-[ϝ]ος für -[ϝ]οτ (§. 149), msc. -[ϝ]ως für -[ϝ]οτ-ς (mit ersazdenung).
Das femin. lautete -υῖα, d. i. -usjâ (§. 145, 2, c) auß -vasjâ
[319]Participium activi auf urspr. -vant. Altbulg.
und diß auß -vansjâ, grundf. -vantjâ. Diß suffix tritt an alle§. 216.
perfectstämme, die beim einfachen perfectum auf den wurzelauß-
laut, beim zusammen gesezten auf ϰ auß lauten, z. b. λελοιπ-[ϝ]ότ,
nom. sg. masc. λελοιπώς = *λελοιπ-[ϝ]οτ-ς, neutr. λελοιπός =
*λελοιπ-[ϝ]οτ, fem. λελοιπ-υῖα = *λελοιπ-υσϳα, wurz. λιπ (linque-
re); eben so λελυϰ-[ϝ]ότ (nom. sg. masc. λελυϰώς u. a.) von wur-
zel λυ (solvere) u. s. f.
Italisch und keltisch felt.
Altbulgarisch. Nach vocalisch auß lautenden verbal-
stämmen, die im altbulgarischen auch vor disem suffixe nicht
mer redupliciert werden, lautet das suffix *-vŭs auß *-vans (ŭ,
d. i. älter. u, = an, wie häufig durch die mittelstufe ą, §. 84,
das litauische zeigt noch den nasalvocal), nach consonantisch
auß lautenden verbalstämmen -ŭs, d. i. -us auß *-ans. Wie
beim participium auf -ant, so ligt auch hier in allen casus
außer dem nom. sing. masc. neutr. und im ganzen femininum
ein mittels ja weiter gebildeter stamm zu grunde, also -vansja,
-ansja, d. i. altbulg. *-vŭsjŭ, darauß -vŭšĭ und *-ŭsjŭ, darauß
-ušĭ (§. 87, 2. §. 182, 5); femin. *-vŭsjâ, d. i. -vŭša, nom. sing.
-vŭši = -vŭsjâ (§. 88, 5), und *-ŭsjâ, d. i. -ŭša, -ŭši; nur der
nom. plur. masc. zeigt einen nur durch i vermerten stamm,
grundf. *-vansi, *-ansi (also völlig, wie bei suffix urspr. -ant),
z. b. stamm 1. da-vŭs, 2. da-vŭsjŭ, 3. da-vŭsi zu wurz. da (dare);
1. nom. sg. msc. neutr. da-vŭ auß *da-vŭs, grundf. *da-vans-s;
2. acc. sg. masc. da-vŭšĭ auß *da-vŭsjŭ, grundf. *da-vansja-m;
nom. sg. fem. da-vŭši auß *da-vŭsjâ, grundf. *da-vansjâ; acc.
sg. fem. da-vŭšą auß *da-vŭsją, grundf. da-vansjâ-m u. s. f.;
3. nom. plur. msc. da-vŭše auß *da-vŭsj-e, grundf. *da-vansi-as.
Dagegen z. b. nom. sg. masc. pek-ŭ für *pek-ŭs, grundf. *pek-
ans-s zu wurz. pek (coquere), one das an lautende v des suf-
fixes. Im übrigen gehen dise formen natürlich eben so wie da-
vŭ, also z. b. nom. sg. fem. pek-ŭši, grundf. pak-ansjâ; nom.
plur. msc. pek-ŭše, grundf. *pak-ansi-as u. s. f.
Die ab geleiteten verbalst. auf i können sowol die form
auf -vans gebrauchen, z. b. chvali-vŭ, nom. sg. masc. vom ver-
balstamme chvali (laudare), als die auf -ans, im lezteren falle
21*
[320]Participium activi auf ursprüngl. -vant. Lit., Got.
§. 207.wird das den verbalstamm schließende i zu j gewandelt, und
auß *chvalj-ans, *chvalj-ŭs, *chvalj-ŭ wird der regel gemäß (§.
87, 2), chvalĭ, fem. chvalĭši für *chvalj-ŭsja, grundf. *chvalj-ansjâ
u. s. f.
Das litauische kent nur das suffix -ans, welches an den
stamm des praeteriti tritt, nicht -vans (in bùv-ęs zu wurz. bu
esse, praeteritum buv-aú; dáv-ęs, wurz. dů, d. i. dau, dav dare,
praeter. dav-iaú gehört das v zur wurzel, nicht zur endung).
Nur im nom. sg. masc. neutr. und im nom. plur. masc. gilt die
consonantische form, und zwar ist hier -ęs = -ans; in allen
andern casus und im femininum ligt ein ja-stamm, also -ansja,
zu grunde, dessen an in u geschwächt wird (§. 100, B), z. b.
stamm áug-ęs, áug-usja zu wurz. áug (crescere); nom. sg. msc.
áug-ęs, grundf. aug-ans-s, neutr. áug-ę, grundf. aug-ans; nom.
plur. msc. áug-ę, grundf. aug-ans-(a)s; nom. sg. fem. áug-usi,
grundf. aug-ansjâ (§. 100, A, 4); acc. sg. masc. áug-usi̧ auß
aug-ansja-m (§. 100, A, 3); instr. plur. femin. áug-usio-mis,
grundf. aug-ansjâ-bhis u. s. f.
Verbalstämme auf i wandeln diß zu j, das mit ę verschmilzt,
vor u aber bleibt, z. b. nom. sg. msc. válg-ęs für *valgj-ęs, fem.
aber válgi-usi vom stamme valgi (edere) u. s. f.
Stamverba, deren wurzeln auf consonanten auß lauten, die
aber ir praeteritum mittels j bilden, haben in disem participium
das j nicht; z. b. wurz. dů (dare), praeter. dav-iaú, aber part.
praet. dáv-ęs, fem. dáv-usi u. s. f.
Das mit der wurzel urspr. dha (ponere, facere), die in di-
sem falle ganz so wie die wurzel da (dare) ein u an genommen
und also dů, dav lautet (auch im altbaktrischen und im latei-
nischen fallen die wurzeln dha und da lautlich zusammen)
zusammen gesezte gewonheitsimperfectum hat in disem parti-
cipium die endung grundf. -dav-ans, -dav-ansja, nom. sg. msc.
-dav-ęs, z. b. áug-dav-ęs, fem. áug-dav-usi u. s. f.
Gotisch. Von dem einstigen vorhandensein dises parti-
cips im deutschen zeugt ein einziges beispil, nämlich der nom.
plur. masc. bêrusjôs (parentes); eine form, die nach dem nächst
verwanten litauischen und slawischen zu schließen, für *bêr-
[321]Participium auf -ta.
ansjâ-s steht mit u für an wie im litoslawischen; auch im deut-§. 216.
schen war also das suffix -ans, zu -ansja weiter gebildet. Der
stamm bêr ist rest des reduplicierten perfectstamms, grundf.
*babâr (wie im plur. perf., z. b. 1. pers. bêr-um, grundf. babhâr-
masi, s. unten bei der conjugation) zu wurz. bar, altind. und
urspr. bhar (ferre, gotisch auch parere), so daß als gotische
grundform von bêr-usjô-s *babâr-ansjâ-s an zu nemen ist. Ob
diß ja im gotischen in allen casus vorhanden war, oder, wie
im nächstverwanten slawischen und litauischen, der nominativ
sing. masc. des selben noch entriet, läßt sich natürlich nicht
ermitteln.
Die volkommene übereinstimmung diser form im gotischen,
litauischen, slawischen ist als ein die nahe verwantschaft diser
drei sprachen bekundender zug nicht zu übersehen.
Das participium auf ursprünglichta. Participium§. 217.
praeteriti passivi.
Das element ta (vgl. die gleich lautende pronominalwurzel)
wird in der stambildung und wortbildung (zur bildung der 3.
person des verbum, wol auch als casussuffix des ablat. sing.)
vilfach an gewant. Es bildet suffix ta nicht nur das sogleich zu
erörternde adjectivum, das ursprünglich wol eine algemeinere
function hatte (vgl. z. b. altind. stamm sthi-tá, stans zu wurz.
stha stare, wie griech. στα-τό; çak-tá potens, valens zu wurz.
çak posse valere; litauisch pìk-ta malus, wurz. pik, z. b. in
su-pýk-ti irasci u. a.) und sich erst in einer späteren periode
der indogermanischen ursprache als regelmäßiger außdruck des
participii perfecti passivi festsezte, sondern auch substantivisch
fungierende nomina, z. b. griech. πό-το, masc. potio, wurz. πο
(bibere); ἄρο-το, masc. aratio, stamm ἀρο (arare), lit. tvár-ta,
masc. sepes, wurz. tvar (infin. tvér-ti capere), rász-ta, masc.
scriptura, wurz. rasz (raszýti scribere), bras-tà, fem. vadum,
für *bradtà (§. 191, B), wurz. brad (bred-ù transeo) u. s. f.
Besonders als secundäres suffix findet sich ta, feminina ab-
stracta bildend, z. b. altind. prthu-tâ (latitudo) von prthú (la-
tus); slaw. bělo-ta (albedo) von bělŭ (albus); got. diupi-tha (al-
[322]Participium auf -ta. Indog. urspr., Altind., Altbaktr.
§. 217.titudo, profunditas) von stamm diupa (nom. sing. masc. diups
profundus); aggvi-tha (angustia) von stamm aggvu (nom. sing.
masc. aggvus angustus) u. s. f.
Indogerman. ursprache. Das suffix -ta tritt bei stam-
verben unmittelbar an die wurzel in irer grundform oder, bei
ab geleiteten verben, an den verbalstamm, z. b. da-ta (datus),
nom. sg. masc. da-ta-s, neutr. da-ta-m, femin. da-tâ, wurz. da
(dare); kru-ta (*clu-tus) wurz. kru (audire); kak-ta (coctus),
wurz. kak (coquere); sâdaja-ta (positus), stamm sâdaja (ponere),
wurz. sad (sedere) u. s. f.
Altindisch. Suffix -tá, nom. sg. masc. -tá-s, neutr. -tá-m,
femin. -tấ, z. b. çru-tá, wurz. çru (audire); viśt́á für *viç-tá,
wurz. viç (intrare) u. s. f. Bei dem zusammentreffen des suf-
fixes mit consonantischen wurzelaußlauten, treten zalreiche laut-
gesetze ein (vgl. §§. 129. 130, das nähere lert die indische
specialgrammatik). Nicht wenige wurzeln haben den hilfsvocal
i (§. 15, e), z. b. pat-i-tá, wurz. pat (cadere), selten î, z. b.
grh-î-tá, wurz. grah, grabh (prehendere, sumere); stämme auf
aja haben stäts i, welches hier aber wol als rest des ja zu
faßen ist, z. b. vêdi-tá von stamm vêdaja, oder villeicht von
einem stamme *vêdja (notum facere), wurz. vid (scire).
Die wurzeln auf nasale, welche erst später mit der ur-
sprünglich vocalisch auß lautenden wurzelform verwachsen sind,
zeigen vor dem suffixe ire kürzere, primitive form, z. b. ga-tá
zu wurzel ga (ire), meist als gam erscheinend; ta-tá zu wurz.
ta, die aber in den meisten formen tan lautet (extendere) u. a.
Dagegen z. b. kân-tá mit beibehaltung des nasals und denung
des wurzelvocals der wurzel kam (amare).
Ser häufig ist vor disem suffixe schwächung des wurzel-
vocales a und schwund des selben, z. b. kr-tá, wurz. kar (fa-
cere); prś-t́á, wurz. praḱh (rogare); sthi-tá, wurz. stha (stare);
hi-tá für *dhi-tá, wurz. dha (ponere); pî-tá, wurz. pa (bibere)
u. s. f.; dattá für dad-ta behält die praesensreduplication (vgl.
1. plur. praes. dad-más damus), wurz. da (dare). Genaueres
über die bildung diser form gehört nicht hierher.
Altbaktrisch. Die wurzel wird vor -ta bisweilen ge-
[323]Participium auf -ta. Griechisch, Italisch.
schwächt, bisweilen aber auch gesteigert und gedent, was im§. 217.
altindischen selten der fall ist. Beispile: pares-ta, pars-ta, wurz.
parç (gewönlich in der form pereç an gefürt, interrogare); pere-
tha, wurz. par (pere, complere, facere; destruere); kere-ta und
kar-ta, wurz. kar (kere, facere); ukh-dha, ukh-ta für *uk-ta
(§. 139, 2) und diß auß *vak-ta, wurz. vaḱ (loqui); dâ-ta,
wurz. da (1. = urspr. da dare, 2. = urspr. dha ponere, creare);
źnâ-ta, wurz. źna (scire); ǵa-ta, wurz. ǵa, ǵan (laedere, occi-
dere); zâ-ta (natus), wurz. za, zan (gignere, parere); çru-ta,
wurz. çru (audire) u. s. f.
Griechisch. Suffix -τό, nom. sing. masc. -τό-ς, neutr.
-τό-ν, femin. -τή; z. b. ϰλυ-τό, wurz. ϰλυ (audire); die steige-
rung des wurzelvocals bleibt so, wie sie im praesens statt fin-
det, φευϰ-τό, 1. sg. praes. φεύγ-ω, wurz. φυγ (fugere); λειπ-
τό, praes. λείπ-ω, wurz. λιπ (relinquere); andere praesensbil-
dungen gehen jedoch nicht mit in dise form über, z. b. σπαρ-
τό, wurz. σπερ (serere), praes. σπείρω = σπερϳω; θε-τό, wurz.
θε (ponere), praes. τίθη-μι; τιμη-τό, verbalstamm τιμη (hono-
rare), praes. τιμάω u. a.
Italisch. 1. Lateinisch. Suffix -tu, älter -to, nom. sg.
masc. -tu-s, älter -to-s, neutr. tu-m, älter -to-m, fem. -ta, z. b.
da-to, wurz. da (dare); in-clu-to, wurz. clu (audire); coc-to, wurz.
coc (coquere); rup-to, wurz. rup (rumpere); stra-to, wurz. ster,
stra (sternere); passo für *pas-to auß *pat-to, wurz. pat (pati)
u. s. f. (die lautgesetze beim zusammentreffen der endconsonan-
ten der wurzel mit dem -to des suffixes lert §. 157, 1).
Nicht selten findet sich der hilfsvocal i (§. 57), z. b. in
vom-i-to, wurz. vom (vomere), neben em-p-to, wurz. em (emere;
wegen des p s. §. 157, f); gen-i-to, wurz. gen, 1. sing. praes.
gig(e)n-o; amâ-to, sopî-to von den verbalstämmen amâ, sopî,
aber mon-i-to, auc-to u. a. nach art der stamverba, nicht *monê-
to, *augê-to (moneo, augeo).
2. Umbrisch. -to, z. b. ah-to (wir gestatten uns auch
den altumbrischen beispilen das zeichen o für den stamaußlaut
zu geben, das wir eigentlich der altumbrischen schrift gemäß
[324]Participium auf -ta. Osk., Altir., Altbulg.
§. 217.durch u zu ersetzen hätten (vgl. §. 59. 60, 1), latein. ac-to,
wurz. ag (agere); screih-to, lat. scrîp-to, wurz. scrib (scribere);
ur-toor-to, lat. or-to, wurz. or (oriri); trem-i-to, mit dem
auch im lateinischen bräuchlichen hilfsvocal i, latein. *trem-i-to,
wurz. trem (tremere); fa-to, lat. fa-to, wurz. fa (fari); termna-to,
lat. termina-to, verbalstamm termna (terminare ; taçe-to, lat. taci-
to, verbalstamm taçe (tacere) u. a. Demnach entspricht die bil-
dung dises participium im umbrischen der lateinischen art
und weise.
3. Oskisch. scrif-to, lat. scrip-to, wurz. scrib (scribere);
saah-tu̇, lat. sanc-to, wurz. sanc, älter sac, vgl. stamm sac-ro
(sacer) und sanc-o, auf den sanci-re hin weist; sta-to, lat. sta-to,
wurz. sta (sistere); liͤga-tu̇, lat. lega-to, verbalstamm lega (le-
gare) u. a.
Altirisch. Außer der bildung auf suffix -ta, welches im
altirischen nach vocalen durch th oder d zu geben ist (§. 75,
2; §. 167, 2), welche bildung zur umschreibung des praeteri-
tum des passivs an gewant wird, ligt noch eine form auf das
durch ja weiter gebildete suffix, nämlich -the, d. i. -tja (§. 75,
1) vor, welche außer dem eben erwähnten falle gebraucht wird,
z. b. ro-scriba-d scriptum est; tairchet, doairchet, doarchet
praedictum est, vgl. doairchan-im (praedico), chet = cet fürt
also auf cen-t (§. 173, 1. 3) und dises auf *cen-to, grundform
*can-ta, nom. sg. neutr. *can-ta-m zurück.
Beispile der -tja-form: crokthe crucifixus, remeper-the an-
tedictus u. s. f. Auch gehören warscheinlich hierher die for-
men der bei Zeuss so genanten tempora secundaria des pas-
sivs, z. b. ro-ainmnich-the denominatum est, sit, no-lín-te
replebatur, nocroch-the crucifigeretur. Auch vom stamme des
futurs findet sich dise bildung, z. b. no-acuig-fi-de acuenda es-
set, aní huan-aimnich-fi-de id e quo erit denominatum u. a.
Altbulgarisch. Das participium praeteriti passivi auf
-ta, d. i. slaw. -tŭ, nom. sg. msc. -tŭ, neutr. -to, fem. -ta, wird
fast nur an vocalisch auß lautende wurzeln gefügt, zu denen
im slawischen auch die auf nasale gehören (§. 84), z. b. slu-tŭ,
wurz. slu (audire); pi-tŭ, wurz. pi (bibere); strŭ-tŭ, wurz. strŭ
[325]Partic. auf -ta. Lit., Got. Partic. auf -na.
= urspr. star (extendere); klę-tŭ, wurz. klĭn (exsecrari) u. s. f.§. 217.
Doch komt auch bei vocalisch auß lautenden wurzeln nicht sel-
ten die im folgenden paragraphen erörterte bildung in anwen-
dung. Das vereinzelte (otŭ-) vrŭs-tŭ, wurz. vrŭz, 1. sg. praes.
otŭ-vrŭz-ą (aperio), ist ein beispil erhaltener bildung diser art
nach consonantischem wurzelaußlaute; als adjectivum gilt věs-tŭ
(notus) für *věd-tŭ (§. 182, B), wurz. věd (scire, auß vid ge-
steigert), dem man wol noch einige beispile an reihen könte.
Litauisch. Das suffix -ta, nom. sg. masc. -ta-s, fem. -ta,
ist bei verbalstämmen aller art bräuchlich, z. b. kèp-ta, wurz.
kep (coquere); sùk-ta, wurz. suk (torquere); táiky-ta, verbal-
stamm táiky (coaptare); áugin-ta, verbalstamm áugin (augere)
u. s. f.
Gotisch. Das suffix -ta, d. i. gotisch -da, nom. sg. msc.
-ths für *-da-s, ntr. -th für *da-m (§. 113. §. 202, 4), fem. -da,
ist fast außschließlich bei ab geleiteten verbalstämmen im ge-
brauche, z. b. sati-da, 3. sg. praes. satji-th, grundf. sâdaja-ti
(collocat); veihai-da, 3. sg. praes. veihai-th (sanctificat); fiskô-da,
3. sg. praes. fiscô-th (piscatur) u. s. f. Ferner bei denen, wel-
che den perfectstamm in der function eines praesens brauchen,
z. b. mah-ta für *mag-da vom perfectstamme mag (possum),
und bei einzelnen verben wie thah-ta für *thak-da, 1. sg. praes.
thagk-ja, wurz. thak (cogitare); brah-ta für *brag-da, 1. sg. praes.
brigga, wurz. brag (afferre; über die wandlung der auß lauten-
den consonanten der wurzel mit dem folgenden dental, s. §.
202, 1) u. s. f.
Das participium auf ursprünglich-na. Participium§. 218.
praeteriti passivi, mit dem auf -ta gleich fungierend.
Als regelmäßige bildung findet sich bei gewissen verbal-
stämmen diß participium nur im altindischen, slawischen, deut-
schen, wodurch das vorhandensein diser bildung in der indo-
germanischen ursprache hinlänglich verbürgt ist. Auch erscheint
-na in den indogermanischen sprachen häufig als nominalstämme
bildendes suffix. Daß -na in der indogermanischen ursprache
auch bereits die function gehabt habe participia praet. passivi
zu bilden, ist durch die übereinstimmung der sprachen erwisen.
[326]Suffix -na. Altind.. Altbaktr., Griech., Lat., Altblg., Lit., Got.
Von der vilfachen anwendung des elementes na in der
stambildung zeugen beispile wie urspr. und altind. sváp-na
(masc. somnus), wurz. svap (dormire); altind. jaǵ-ñá (masc. sa-
crificium, cultus), wurz. jaǵ (sacrificare, colere); secundär ist
das suffix -na in purâ-ńa (adject. vetustus) von purấ (antea,
priusquam); mali-ná (adj. sordidus) von mala (m. n. sordes),
phali-ná (fructibus praeditus) von phala (n. fructus), leztere
beispile sind in form und function dem partic. praeteriti passivi
gleich.
Altbaktrisch. qhaf-na = altind. u. urspr. sváp-na; jaç-
na = altind. jaǵ-ña u. a.
Griechisch. ὓπ-νο = altind. u. urspr. sváp-na (andre
beispile des primären suffixes -na s. unten); secundär ist das
suffix in fällen wie ὀρεινό = *ὀρεσ-νό (montanus) von stamm
ὀρες in ὄρος (ntr. mons); σϰοτεινό = *σϰοτεσ-νό (tenebrosus),
stamm σϰοτες in σϰότος (neutr. tenebrae) u. s. f.
Lateinisch. som-no für *sop-no = urspr. svap-na; als
secundäres suffix häufig, z. b. pater-no, ver-no, salig-no (stamm
salic) u. s. f., auch häufig mit langem î, ê vor -na wie equî-no
von stamm equo, aliê-no (§. 52) von stamm alio, bovî-nus von
stamm bov, bovi (consonantische stämme nemen leicht i-formen
an), doctrî-na von stamm doctor, doctri auß *doctori u. s. f.
Altbulgarisch. sta-nŭ (castra), wurz. sta (stare); sŭnŭ
= *sŭp-nŭ (somnus) urspr. svap-na u. s. f. Ser häufig ist -na als
secundäres suffix, z. b. gląbi-na (femin. profunditas) von gląbŭ
(profundus), včrĭ-nŭ (adj. fidelis) von věra (fides) u. s. f.
Litauisch. sáp-na (msc. somnus) = urspr. svap-na; stô-
na (masc. status), wurz. sta (stare); kál-na (masc. mons), wurz.
kal, kel (kél-ti tollere); szal-nà (fem. frigus), wurz. szal (szál-ti
frigescere) u. s. f. Als secundäres suffix z. b. in żą́si-na (msc.
anser mas) von stamm żąsi (nom. sing. żąsì-s anser), dývi-na
(adj. mirabilis) von dýva (nom. sg. dýva-s miraculum), áużůly-
na (masc. quercetum) von áuzůla (msc. quercus) u. s. f.
Gotisch ist -na als secundäres suffix in auß gedentem ge-
brauche, z. b. silubrei-na, adj., nom. sg. msc. silubrein-s (argen-
teus) von stamm silubra, neutr., nom. sg. silubr (argentum) u. a.
[327]Particip. auf -na. Urspr., Altind., Altbaktr., Griech., Lat.
Suffix -na, participia praeteriti passivi bildend.§. 218.
Wir zälen auch diejenigen sprachen hier mit auf, in welchen
nur in wenigen beispilen oder in vereinzelten spuren diser ge-
brauch des suffixes -na erhalten ist.
Indogerman. ursprache. Es laßen sich bei der ver-
schidenheit der sprachen in der anwendung des -na wol kaum
zalreichere wurzeln finden, von denen mit völliger sicherheit
zu erweisen ist, daß von inen bereits in der ursprache das par-
ticipium praeteriti passivi mittels na gebildet worden sei. Un-
bezweifelbar war diß jedoch bei der wurzel par (implere) der
fall, von welcher in der ursprache bereits das particip. par-na
(plenus), nom. sg. masc. parna-s, neutr. parna-m, fem. parnâ
vorhanden war. Es ist nicht zu glauben, daß dise bildungs-
weise auf dise eine wurzel beschränkt gewesen sei.
Altindisch. Die bildung mittels -na ist nur bei verhält-
nismäßig wenigen wurzeln bräuchlich, z. b. pûr-ná für *par-ná
(§. 8), wurz. par (implere); stîr-ná für *star-ná (§. 8), wurz. star
(extendere); bhug-ná, wurz. bhuǵ (flectere); bhin-ná für *bhid-
ná, wurz. bhid (findere) u. a.
Altbaktrisch. Das suffix -na wird nicht als regelmäßige
participialbildung gebraucht. Doch findet sich vereinzelt pere-
na (adj. plenus) = urspr. par-na, altind. pûr-ńá, wurz. par
(implere); khśaê-na (maigre), vgl. altind. kśî-ńá (macer per-
ditus, deletus), wurz. altind. kśi (laedere, vexare).
Griechisch. Nicht als regelmäßige participalbildung.
Doch gehören hierher adjectiva, wie z. b. σεμνό für *σεβ-νό
(§. 148, 1, c) ‘verert’, wurz. σεβ (σέβ-ομαι vereor, revereor);
στυγ-νό ‘verhaßt, verabscheut’, wurz. στυγ in ἔ-στυγ-ον (στυ-
γεῖν detestari); στεγ-νό ‘bedekt’, wurz. στεγ in στέγ-ω (tego);
δει-νό ‘gefürchtet’, wurz. δι (timere, vgl. δει-λό-ς timidus, δέ-
δοι-ϰα); ποθει-νό ‘ersent’ zu verbalstamm ποθεε (ποθέω cu-
pio) u. a. Substantivisch gebraucht ist τέϰ-νο ‘das geborene’,
wurz. τεϰ (parere, vgl. ἔ-τεϰ-ον, τέ-τοϰ-α).
Italisch. Lateinisch. Nicht als regelmäßige partici-
pialbildung. Reste der selben finden sich z. b. in ple-no ‘ge-
[328]Participium auf -na. Altbulg., Lit., Got.
§. 218.fült’, wurz. ple = pla, urspr. par (implere); mag-no ‘gewach-
sen’, wurz. mag = altind. mah (crescere); do-no ‘das gegebene’,
wurz. da (dare); reg-no ‘das regierte’, wurz. reg (regere) u. a.
Altirisch. Es ist mir kein beispiel zur hand.
Altbulgarisch. Die bildung des partic. praet. pass. auf
-nŭ = urspr. -na, nom. sg. msc. -nŭ, neutr. -no, fem. -na, ist
bei weitem häufiger im gebrauche, als die auf -tŭ = urspr. -ta.
Sie wird bei den meisten stamverben und bei allen ab geleite-
ten an gewant. Stamverba haben stäts die endung -enŭ, grundf.
-ana, deren anlaut wol zu dem zu grunde ligenden verbalstamme
gehören mag, schwerlich ist er zum eigentlichen suffix zu rech-
nen, z. b. bĭj-e-nŭ, wurz. bi (percutere); mŭv-e-nŭ, wurz. my (la-
vare); stiž-e-nŭ, wurz. stig (1. sg. praes. do-stig-ną pervenio);
peč-e-nŭ, wurz. pek (coquere, ž und č vor e = g und k, §. 182,
A, 3) u. s. f.
Daß dise bildung mit -ana jünger ist als die mit -na, scheint
das auf uralte art gebildete adjectiv plŭ-nŭ (plenus), grundf.
pra-na für par-na (§. 181, anm.) zu beweisen, dem man noch
andre bildungen zur seite stellen kann.
Ab geleitete verba setzen teils -nŭ einfach an den verbal-
stamm, wie z. b. děla-nŭ, stamm děla (facere); želě-nŭ, stamm
želě (cupere); teils haben auch sie das suffix -enŭ, z. b. chvalj-
enŭ, stamm chvali (laudare).
Litauisch. Nicht als regelmäßiges suffix eines participium
praet. pass. gebräuchlich, doch in nominalbildungen erhalten,
z. b. pìl-na, grundf. par-na, adj. plenus, wurz. pil, urspr. par,
infin. pìl-ti implere; adj. pló-na, tenuis, vgl. infin. pló-ti percu-
tere; sìlp-na adj. debilis ‘geschwächt’, vgl. sìlp-stu, 1. sg. praes.
debilitor; kál-na subst. masc. mons ‘erhabener’, vgl. infin. kél-ti
tollere u. a.
Gotisch. Alle stamverba bilden ir partic. praeter. pass.
auf -ana, nom. sg. msc. -an-s, ntr. -an, fem. -ana, grundf. -ana-s,
ana-m, -anâ; diß suffix entspricht also völlig dem slawischen
-enŭ, z. b. vig-a-na, wurz. vag (movere), urspr. vagh; baír-a-na,
wurz. bar (ferre), urspr. bhar; stig-a-na, wurz. stig (ascendere),
urspr. stigh, 3. sg. praes. steigi-th, urspr. staigha-ti; bug-a-na,
[329]Stämme auf -ma, -man. Urspr., Altind.
wurz. bug (flectere), urspr. bhug, 3. sg. praes. biugi-th, urspr.§. 218.
bhauga-ti u. s. f.
Auch hier ist das ältere -na, unmittelbar an den wurzel-
außlaut tretend, in nominalbildungen erhalten, z. b. bar-na
neutr. infans, grundf. bhar-na, wurz. bhar, got. bar ferre, aber
auch parere, barn (nom. sg,) bedeutet also ‘getragenes, gebo-
renes’, vgl. das particip baíra-na mit der jüngern form (τέϰ-νον
ist also völlig so gebildet, wie got. bar-n = *bar-na-m); (us-)
luk-na apertus, wurz. luk (claudere), 3. sg. praes. lûki-th; fulla
(nom. sg. fulls) plenus, steht sicher für *ful-na = urspr. par-
na, wurz. par (implere).
Participium auf-ma, -ma-na, passiver und medialer§. 219.
function.
Participia auf ma-na ligen in der asiatischen und südeuro-
päischen abteilung des indogermanischen vor, -ma vertritt die
stelle dises -ma-na in der nördlichen europäischen abteilung.
Es ist möglich, daß beide formen ursprünglich sind, da nicht
selten ein einfaches und ein zusammen geseztes suffix in glei-
cher function erscheinen.
-ma ist ein in der stambildung nicht selten gebrauchtes
element (in der wortbildung bezeichnet es die 1. person); als
secundäres suffix werden wir es in der function den superlativ
auß zu drücken kennen lernen. Primär findet es sich z. b.
Urspr. in ghar-ma (calidus, calor), wurz. ghar; dhu-ma
oder wol dhau-ma (fumus), wurz. dhu.
Altindisch in tig-má (adj. acutus), wurz. tiǵ (acuere);
bhî-má (adj. timendus), wurz. bhi (timere); idh-má (msc. lignum),
wurz. idh (ardere); ghar-má (msc. calor), wurz. ghar; dhû-má
(msc. fumus), wurz. dhu (movere); jug-má (neutr. par), wurz.
juǵ (jungere) u. a.
Verwant ist das suffix -man, das villeicht in ma-n zu zer-
legen ist, und demnach dem -ma-na der participien ser nahe
steht.
Urspr. z. b. in gnâ-man (nomen), wurz. gna = gan (scire,
nosse); ak-man (lapis), wurz. ak u. a.
Altindisch in ǵán-man (neutr. partus), wurz. ǵan (gig-
[330]Stämme auf -ma, -man. Altbaktr., Griech.
§. 219.nere); áç-man (msc. lapis), wurz. aç; vếç-man (neutr. domus),
wurz. viç (intrare); nấ-man (neutr. nomen) für *gnâ-man, wurz.
gna = gan (nosse); úś-man (msc. aestas), wurz. uś (ardere);
mit hilfsvocal i (§. 15, e), z. b. star-i-mán (msc. lectus), wurz.
star (sternere); dhar-i-mán (masc. forma), wurz. dhar (tenere);
ǵán-i-man (neutr. partus) neben ǵán-man und von disem nur
durch den hilfsvocal i sich unterscheidend u. a.
Altbaktrisch. Suffix -ma, z. b. in gare-ma (calor, aestus),
wurz. gar, urspr. ghar; aêç-ma (msc. lignum), wurz. idh, alt-
baktr. also id, deren d vor m in s (ç) über gegangen.
Suffix -man, z. b. in maêç-man (ntr. urina), wurz. miz, urspr.
migh; dâ-man (neutr. creatura, populus), wurz. da, urspr. dha
(ponere, creare); nâ-man (nomen) wie im altind. für *gnâ-man,
wurz. gna = gan (nosse); aç-man (msc. coelum), der lautform
nach = altind. áç-man (lapis), wurz. aç u. a.
Griechisch. Suffix -ma, z. b. in θερ-μό (adj. calidus),
θέρ-μη (fem. calor), wurz. θερ (θέρ-ομαι calesco), urspr. ghar
(§. 114, 2, anm.); φλογ-μό (msc. flagrantia, ustio), wurz. φλεγ
(φλέγ-ειν ardere); ϰομμό (msc. planctus) für *ϰοπ-μο (§. 148,
1, a), wurz. ϰοπ (ϰόπ-τω, ϰε-ϰοπ-ώς ferire); ἄν-ε-μο (ventus)
mit hilfsvocal ε von wurz. urspr. an (spirare); χῡ-μό (msc. su-
cus); wurz. χυ (χέ[ϝ]-ω fundo); θῡ-μό (msc. animus), wurz. θυ
(θύ-ω celeriter incedere); γνώ-μη (opinio), wurz. γνο (γι-γνώ-
σϰω), urspr. gan (noscere); μνή-μη (memoria), wurz. μνα (μι-
μνή-σϰω), urspr. man (cogitare) u. s. f.
Das suffix urspr. -ma-n erscheint im griechischen als -μον
und -μεν, z. b. ἴδ-μον (adj., nom. sing. msc. ἴδ-μων, neutr. ἴδ-
μον gnarus, ein wort der späteren sprache), wurz. [ϝ]ιδ, urspr.
vid (videre, scire); τλῆ-μον (nom. sing. τλή-μων, qui tolerat,
fert), wurz. τλα (tolerare, vgl. τέ-τλα-θι, τλή-σομαι); γνῶ-μον
(msc., nom. sing. γνώ-μων, gnarus, aestimator), wurz. γνο (γι-
γνώ-σϰω), urspr. gan (noscere) u. a. In der form -μων erken-
nen wir eine unursprüngliche denung des selben suffixes, z. b.
in ϰευθ-μών (msc., gen. sg. ϰευθ-μῶν-ος latibulum), wurz. ϰυθ,
gesteigert ϰευθ (ϰεύθ-ω, ἔ-ϰυθ-ον occultare, tegere); θη-μών
(msc., gen. sg. θη-μῶν-ος, acervus), wurz. θε (τί-θη-μι) u. a.
[331]Stämme auf -ma, -man u. verw. Griech., Lat.
Suffix -μεν, z. b. in πυθ-μέν (msc., nom. sg. πυθ-μήν fun-§. 219.
dus), wurz. πυθ, vgl. althd. bod-am; ποι-μέν (msc., nom. sg.
ποι-μήν pastor) = lit. pë-men (nom. sg. pë-mů́), wurz. dem-
nach pi, villeicht eine schwächung von pa (tueri).
Warscheinlich gehört auch suffix -μῑ-ν und -μῑ-νο hierher,
z. b. in ῥηγ-μῖν (msc., gen. sg. ῥηγ-μῖν-ος, aestus), wurz. ῥαγ
(in ῥήγ-νυμι frango); ὑσ-μῖν (dat. sg. ὑσ-μῖν-ι) und ὑσ-μίνη
(pugna), wurz. ὑθ, altind. u. urspr. judh (pugnare); auch als
secundäres suffix, z. b. in ϰυϰλά-μῑνο (masc. u. neutr., nomen
plantae, cyclamen) von ϰυϰλο (ϰύϰλος circulus).
Auch das häufige suffix -ματ ist verwant, z. b. in πρᾶγ-ματ
(neutr., nom. sg. πρᾶγμα factum), wurz. πραγ (πράσσω), τμῆ-
ματ (neutr., nom. sg. τμῆ-μα sectio), wurz. τμα, τεμ (τέμ-νω)
u. s. f.
Im lateinischen findet sich das suffix urspr. -ma, lat.
-mo (-mu) in an-i-mo (nom. sg. animus), wurz. an (spirare); fû-
mo (fumus), wurz. dhu (movere); fir-mo (firmus), wurz. wol
dhar (tenere; vgl. fre-n-um von der selben wurzel); for-mo (for-
mus), wurz. fer (in fer-veo); al-mo (almus), wurz. al (alere).
Häufig ist das suffix ursprüngl. -man, lat. -men; z. b. ger-
men, wurz. ger, urspr. ghar (virescere); *gnô-men (nô-men, co-
gnô-men), wurz. gno, urspr. gan (noscere); teg-men, teg-i-men,
wurz. teg (tegere); ag-men, wurz. ag (agere); sola-men, verbal-
stamm sola (solari); certa-men, verbalstamm certa (certare); molî-
men, verbalstamm molî (moliri) u. s. f.
Diß suffix wird zu -môn gedent, z. b. in ser-môn, wurz.
ser (in ser-o, ser-tum); ter-môn, vgl. ter-men, ter-mino-s, wurz.
ter, altind. u. urspr. tar (transgredi, ad finem pervernire); fer-
ner häufig durch -to vermert, z. b. in co-gnô-mento, in-crê-men-
to u. s. f.; auch wird im das suffix urspr. -ja an gefügt, zu-
gleich mit denung (oder steigerung) wodurch also das suffix -mô-
nio, grundf. -mânja entsteht, das meist secundäres suffix ist,
z. b. quer-i-mônia zu quer-or; acri-mônia von stamm acri (acer,
acri-s); testi-mônio von testi-s; mâtri-mônio von stamm mâtri
auß mâter, urspr. mâtar u. a.
[332]Stämme auf -ma, -man. Altbulg., Lit., Got.
Altbulgarisch. Das suffix urspr. -ma findet sich z. b.
in dy-mŭ (fumus), wurz. dy, urspr. dhu; pis-mo (neutr. scrip-
tura), wurz. pĭs (scribere) u. a.
Das suffix urspr. -man, slaw. -men in pis-men (neutr., nom.
sg. pis-mę littera), wurz. pis (scribere); sě-men, grundf. sâ-man
(ntr. semen), wurz. se = urspr. sa (serere; ě ist auß e = urspr.
a gedent, §. 83, 2); zna-men (ntr., nom. sg. zna-mę, Miklos,
bildung der nomina §. 136; signum), grundf. gnâ-man, wurz.
zna, d. i. gna auß urspr. gan (noscere, scire); ka-men (masc.,
nom. sg. ka-my, §. 84, 2; lapis), wurz. ka = ak u. a.
Litauisch. Das suffix -ma ist hier in häufiger anwendung,
z. b. vaż mà (fem. vectura), wurz. vaż, urspr. vagh (vgl. vèż-ti
vehere); dú-ma (msc., meist plur. dú-mai fumus), wurz. du u. a.
Als secundäres suffix ist -ma besonders häufig, z. b. grażù-
ma (masc. pulchritudo) von grażù-s (pulcher); drąsù-ma (masc.
audacia) von drąsù-s (audax), der auß lautende stamvocal wird
vor -ma stäts u, z. b. ilgù-ma (msc. longitudo) von ìlga-s (lon-
gus) u. s. f. Oft ist suffix -mja für -ma ein getreten, z. b.
bái-mja (fem., nom. sg. bái-mė timor), wurz. bi (bij-óti timere)
u. a., auch wird s dem m vor geschlagen (§. 192, 2), z. b.
rė́k-sma (msc., nom. sg. rė́k-sma-s clamor), wurz. rak (in rė́k-ti
clamare) u. a. Besonders häufig ist aber die form -i-ma, nach
vocalen -ji-ma, abstracta bildend, die sich an verba regelmäßig
an schließen, z. b. aud-ìma (masc., nom. audìma-s textura), wurz.
auḋ (in áus-ti für *áud-ti texere), keik-ìma (masc. maledictio),
wurz. kéik (kéikti, maledicere); bijó-jima (msc. timor) vom ver-
balstamm bijó (bijó-ti timere) u. s. f.
Das suffix -men (masc., nom. sg. -mů, §. 101, 4), z. b. ak-
mèn (lapis), wurz. ak; żel-mèn (germen), wurz. żel, urspr. ghar
(virescere); aug-mèn (incrementum), wurz. ug in áug-ti (cres-
cere); asz-mèn (acies), wurz. asz, slaw. os, urspr. ak (acutum
esse); sė-mèn (semen), vgl. sė́-ti (serere), wurz. sa (§. 98); pë-
mèn (pastor) = griech. ποι-μέν, wurz. pi u. a.
Gotisch. Das suffix -ma ist hier selten (außer in super-
lativen, wovon unten), doch findet es sich z. b. in stamm var-
ma (adj.), nom. sg. masc. var-ms calidus) = urspr. und altind.
[333]Participium auf -mana. Urspr., Altind.
ghar-má, var-ma steht also zunächst für *gvar-ma (§. 198);§. 219.
ahd. dou-m (vapor), vgl. altind. dhû-ma, lit. dú-ma, slaw. dy-
mŭ, lat. fû-mo.
Häufiger ist das suffix -man, z. b. in mal-man, nom. sg.
mal-ma (msc. sabulum), wurz. mal in mal-an (molere); hliu-man
(msc. auditus), wurz. hlu, urspr. kru (audire); na-man (neutr.,
nom. sg. namô nomen) = urspr. gnâ-man, altind. nấ-man u. a.
Dises suffix erscheint mit schwächung von a zu u und durch
-ja vermert als -muni, grundf. also -munja (vgl. lat. -mônia,
-mônio), in stamm laúh-munja, nom. sg. laúh-muni (fem. fulmen),
grundf. ruk-manjâ (i = jâ, §. 113, 4), wurz. luh, urspr. ruk
(lucere); glit-muni (splendor), wurz. glit, ahd. gliƷ (splendere).
Participalsuffixmana.
Indogerm. ursprache. -mana, in der function partici-
pia zu bilden, scheint sich ursprünglich den stämmen des prae-
sens, futurum (das ja mittels eines praesens gebildet wird),
aoristus und perfectum an geschlossen zu haben, also z. b. von
wurz. dha, praesensstamm dhadha, dhadha-mana (τιθέ-μενο),
futur. dhâ-sja-mana (θη-σό-μενο), aorist. dha-mana (θέ-μενο),
perfectum (diß participium würde bei wurz. dha mit dem par-
ticipium des praesens in der form zusammen fallen) z. b.
bhabhar-mana oder bhabhâr-mana von wurz. bhar, perfectstamm
bhabhar, bhabhâr.
Altindisch. Das suffix lautet hier -mâna, worin wir eine
unursprüngliche denung oder steigerung von urspr. -mana (vgl.
altbaktr. -mana, griech. -μενο, lat. -mino, -mno, sämtlich mit
nicht gesteigertem vocale) erkennen, wie im lat. -môn, -môn-ia,
griech. -μων dem suffix -man gegenüber steht, welches leztere
durch die übereinstimmung der sprachen als die ursprüngliche
form bezeugt ist. Es findet sich als partic. medii und passivi
am stamme des praesens und futurum so wie des perfects
(lezteres fast nur noch in der älteren sprache). Wenn für di-
ses -mâna bei den praesensstämmen, welche nicht auf stambil-
dendes a schließen (mit außname von na) und im perfectum
meist -âna erscheint, so scheint diß eine jüngere, secundäre
form für -mâna zu sein, wie -ê für -mê, urspr. -mai in d. 1.
Schleicher, vergl. gramm. d. indog. spr. 22
[334]Particip. auf -mana. Altbaktr., Griech.
§. 220.sg. med., -a für -ma in d. 1. sg. act. perfecti (s. u. die lere
von den personalendungen des verbum). Die möglichkeit, daß
-âna für älteres -ana ein von -mana verschidenes suffix sei,
läßt sich jedoch nicht bestreiten, nur stünde dann wol eher
-na als -âna zu erwarten.
Beispile. 1. Suffix -mâna, z. b. praes. bhára-mâna, prae-
sensstamm bhara, wurz. bhar (ferre); nahjá-mâna, praesensstamm
nahjá, in passiver function, in medialer dagegen náhja-mâna,
praesensstamm náhja, wurz. nah (nectere) u. s. f. Futur. dâsjá-
mâna, futurstamm dâ-sjá, wurz. da (dare); perfectum sasr-
mâná, perfectstamm sasar, wurz. sar (ire); î́ǵa-mâna (vêd.)
mit nach analogie anderer tempusformen dem perfectstamme
an gefügtem stammaußlaute a, perfectstamm hier îǵa für îǵ
auß ijaǵ, jajaǵ (§. 6), wurz. jaǵ (colere, sacrificare).
2. Formen mit -âna, z. b. praes. lih-âná, wurz. u. prae-
sensstamm lih (lambere); ḱinv-âná, praesensstamm ḱi-nu, wurz.
ḱi (colligere); junâná auß *ju-na-âna, praesensstamm juna,
wurz. ju (jungere); dádâna, praesensstamm dada, dad, wurz.
da (dare) u. s. f., perf. dádrç-âna (vêd.), perfectstamm dadarç,
wurz. darç (videre); çiçrij-âná, perfectstamm çiçri, wurz. çri
(ire) u. s. f.
Im nom. sg. lauten dise suffixa msc. -mâna-s, -âna-s; ntr.
-mâna-m, -âna-m; fem. -mânâ, -ânâ.
Altbaktrisch. -mana, -mna und -ana (-âna) scheinen
wie im altindischen sich zu verhalten, z. b. bare-mana, prae-
sensstamm bara (a wird vor m zu e, §. 27, 2), wurz. bar,
urspr. bhar (ferre); fra-bûidhja-mana (après qu’il s’est réveillé),
praesensstamm bûidhja, wurz. bud, altind. u. urspr. budh (ex-
pergisci); vaze-mna, praesensstamm vaza, wurz. vaz, altind. vah,
urspr. vagh (portare, vehere) u. a.; fut. uz-dâqhja-mana, fu-
turstamm dâqhja, d. i. dhâ-sja, wurz. da, urspr. und altind.
dha (ponere, mit praepos. uz tollere). Die form -âna ligt vor
in uç-âna, praesensstamm und wurzel vaç, uç (velle).
Im griechischen erscheint überall -μενο = urspr. -mana
(nom. sg. masc. -μενο-ς, ntr. -μενο-ν, fem. -μενη) und zwar in
regelmäßigem gebrauche an den stämmen des praesens, des
[335]Participium auf -mana. Lateinisch.
futurs, des perfects, der aoriste; z. b. praes. φερό-μενο, prae-§. 220.
sensstamm φερε, φερο, urspr. bhara, bharâ, wurz. φερ, urspr.
bhar (ferre); διδό-μενο, praesensstamm διδο, wurz. δο, urspr.
da (dare); δειϰνύ-μενο, praesensstamm δειϰνυ, wurz. διϰ (mon-
strare) u. s. f.; futurum δωσό-μενο, futurstamm δωσο, wurz.
δο; perfect. λελυ-μενο, perfectstamm λελυ, wurz. λυ (solvere);
(linquere); aoristus simplex δό-μενο, aoriststamm u. wurzel δο
(dare); λιπό-μενο, aoriststamm λιπε, λιπο, wurz. λιπ (relin-
quere); aoristus compos. λυσά-μενο, aoriststamm λυσα, wurz.
λυ u. s. f.
Das suffix urspr. -mana erscheint im archaischen griechisch
(Hom.) auch in der function eines nomen actionis oder infini-
tivs und zwar im loc. sg. fem. -μεναι, ab gekürzt -μεν, z. b.
praes. ἔδ-μεναι, grundf. des stammes ad-mana, wurz. und alter
praesensstamm ἐδ, urspr. ad (edere; der sonst bräuchliche prae-
sensstamm ist ἐδε, ἐδο); ἀμυνέ-μεναι, ἀμυνέ-μεν, praesens-
stamm ἀμυνε (arcere, defendere); φορή-μεναι, grundform des
stammes bhâraja-mana, praesensstamm φορη, φορεε, grundf.
bhâraja; fut. ἀξέ-μεναι, ἀξέ-μεν, grundf. des stammes agsja-
mana, futurstamm ἀξε, d. i. *ἀγσε, *ἀγσϳε, grundf. ag-sja, wurz.
ἀγ, urspr. ag (agere); perf. τεθνά-μεναι, τεθνά-μεν, perfect-
stamm τεθνα, wurz. θνα = θεν (mori); [ϝ]ίδ-μεναι mit verlor-
ner reduplication, wie [ϝ]οῖδα, grundf. (vi)vâida, grundf. des par-
ticipialstammes also vivid-mana, wurz. [ϝ]ιδ (scire); aorist. simpl.
ἐλθέ-μεναι, ἐλθέ-μεν, aoriststamm ἐλθε (ἠλθο-ν, ἤλυθον),
wurz. ἐλυθ (venire) u. a.
Lateinisch. Das suffix urspr. -mana ist nur in resten
erhalten, die jedoch von seinem ehedem algemeineren und dem
griechischen volkommen analogen gebrauche zeugen.
Substantiva, wie alu-mno, vertu-mno, wol auß altlat. *alo-
meno, wurz. al (alere); *verto-meno, wurz. vert (vertere) haben
das e von -meno = -μενο = -mana verflüchtigt; die endung ist
hier regelrecht an den praesensstamm getreten, wie im altindi-
schen und griechischen. Unmittelbar an den wurzelaußlaut
tritt die endung in da-mno (Ritschl, Rhein. Mus. für Philol.
22*
[336]Participium auf -ma. Altbulg., Lit.
§. 220N. F. XVI, pg. 304—308), praesensstamm und wurzel da (da-
mus u. s. f.; den bedeutungsübergang entwickelt Ritschl a.
a. o. Solte auch etwa die wurz. da abscindere, oder dha po-
nere, facere, und nicht da dare zu grunde ligen, so hat diß auf
die von Ritschl gegebene erklärung der form durchauß kei-
nen einfluß, dise ist auf alle fälle richtig).
Der nomin. plur. masc. dises suffixes, also -mini auß älte-
rem *-menei, *-menei-s (s. unten die lere von der declination) hat
sich erhalten als umschreibung der 2. pers. plur. des medio-
passivs mit weg gelaßenem hilfsverbum; das i für e (vgl. das
griech. -μενο) ist wol durch das folgende ni bedingt (§. 52),
und es steht sich hier griech. ε, lat. i entsprechend gegenüber,
wie oft, z. b. in formen wie homin-is und ποιμέν-ος. Demnach
entspricht ein latein. feri-mini genau dem griech. φερό-μενοι,
grundf. des stammes bhara-mana, praesensstamm feri, urspr.
bhara, wurz. fer, urspr. bhar. Diß -mini tritt nun an die tem-
pus- und modusstämme, auch an die jüngsten neubildungen,
einfach an, z. b. praes. ind. amâ-mini, monê-mini, audî-mini;
opt. u. conj. ferâ-mini, moneâ-mini, amê-mini u. s. f.; ama-bâ-
mini, ama-rê-mini, ama-bi-mini u. s. f.
Im keltischen scheint eine entsprechende participialbil-
dung zu felen.
Altbulgarisch. Nicht -ma-na, sondern -ma, altbulg. -mŭ
(nom. sg. msc. -mŭ, neutr. -mo, fem. -ma) bildet hier das part.
praes. pass., indem es an den praesensstamm an tritt, z. b.
bero-mŭ, grundf. bhara-ma, praesensstamm bere, bero, grundf.
u. urspr. bhara, wurz. ber, urspr. bhar (ferre); die praesens-
stämme auf den wurzelaußlaut nemen jedoch nach der analogie
der häufigeren praesensbildung ebenfals diß o an, z. b. dado-
mŭ, praesensstamm dad, wurz. da (dare); piše-mŭ, praesens-
stamm piše, d. i. pisjo, wurz. pĭs (scribere); dělaje-mŭ, prae-
sensstamm dělaje, verbalstamm děla (facere); chvali-mŭ, prae-
sensstamm u. verbalstamm chvali (laudare) u. s. f.
Litauisch. Auch hier erscheint, wie im slawischen, nur
-ma (nom. sg. msc. -ma-s, fem. -ma) in der function eines part.
[337]Suffix -tar, -tra. Indog. ursprache.
praes. u. fut. pass. an den stamm des praesens u. des futurum§. 220.
tretend, z. b. véża-ma, grundf. vagha-ma, praesensstamm véża,
grundf. u. urspr. vagha (z. b. 1. plur. praes. véża-me), wurz.
veż, grundf. und urspr. vagh (vehere); jója-ma, praesensstamm
joja (1. plur. jója-me), wurz. jo (equo vehi); kéikia-ma, prae-
sensstamm kéikia, wurz. kéik (maledicere); mýli-ma, praesens-
stamm mýli, wurz. myl (amare); válgo-ma, verbalstamm válgo
(edere) u. s. f. Partic. futur. pass. z. b. sùksi-ma, futurstamm
sùksi, d. i. *suksja, wurz. suk (infin. sùk-ti vertere) u. s. f.
Mittels dises ma entsteht von der in diser form und in der
function facere nur in zusammensetzung erhaltenen wurzel da
= urspr. u. altind. dha, die als wurzel selbständiger worte im
litauischen de, dė = urspr. dha, dhâ (§. 98; infin. dė́-ti po-
nere, 1. sg. praes. jezt de-dù) lautet und dann ponere bedeutet,
ein particip. auf -da-ma, welches ein nur im nominativ bräuch-
liches particip. praes. activi bildet, indem es an den verbalstamm
an tritt, z. b. lìp-dama, wurz. u. verbalstamm lip (infin. lìp-ti
ascendere); gélbė-dama, verbalstamm gélbė (auxilium ferre);
válgy-dama, verbalstamm válgy (edere); jëszkó-dama, verbal-
stamm jëszkó (quaerere) u. s. f.
Im gotischen felen entsprechende bildungen.
Nomen agentis und participium futuri activi auf§. 221.
urspr. -tar.
Ob die nomina auf urspr. -tar in der indogermanischen
ursprache bereits als participia futuri und praesentis fun-
giert haben, ist nicht volkommen sicher erweislich, da dise
function sich nur in der asiatischen und südeuropäischen abtei-
lung der sprachsippe findet. Es gab höchst warscheinlich ur-
sprünglich nur eine bildung, deren älteste form sich bei den-
jenigen nominibus diser art erhalten zu haben scheint, welche
als verwantschaftsworte fungieren, nämlich -tar, für alle ge-
schlechter, nom. sg. msc. u. fem. -tar-s, ntr. -tar. Die wurzel
hat vor disem suffixe meist erste steigerung, unmittelbar an sie
tritt das suffix; bei ab geleiteten verben tritt es an den verbal-
stamm, z. b. mâ-tar (qui vel quae gignit, parit), wurz. ma
[338]Suffix -tar, -tra. Altindisch.
§. 221.(gignere, parere); pa-tar (pater), wurz. pa (regere, protegere);
bhrâ-tar (frater), wurz. bhar, bhra (ferre, sustentare); dâ-tar
oder villeicht da-tar (dator), wurz. da (dare); warscheinlich su-
tar (femina), wurz. su (parere, gignere), davon sva-sutar (fe-
mina propria, i. e. soror); gan-tar (genitor), wurz. gan (gig-
nere) u. s. f.
Die übereinstimmung der sprachen zeugt dafür, daß bereits
ursprünglich eine verwante form auf *-tara (über -tara in der
function den comparativ zu bilden, s. unten), darauß -tra, vor-
handen war, die, wärend tar für personen verwant ward, von
dingen gebraucht ward und daher nicht nomina agentis bildet,
sondern meistens das werkzeug bezeichnet. Bildungen wie dak-
tra (dens), wurz. dak (mordere); gâ-tra (membrum), wurz. ga
(ire); krau-tra (auris), wurz. kru audire u. s. f., haben der ur-
sprache schwerlich gefelt.
Der ursprung des suffixes -tar, -tra ist dunkel. Villeicht
ist es auß zwei suffixen zusammen gesezt, auß ta und ra, wie
mana auß ma und na; wir könten dann vergleichen tar: ta-ra
(tra) = man: ma-na (mna). Wie mana, man zu mâna, mân,
so wird auch tara, tar in den sprachen zu târa (lat. -tûro),
târ (lat. -tôr) gesteigert.
Altindisch. Suffix -tar, nom. sg. -tâ für -tar-s (§. 15, d),
acc. sg. -tar-am, in verwantschaftsworten z. b. pi-tár für *pa-
tar (pater), mâ-tár (mater), bhrấ-tar (frater) u. s. f. Die als
nomina agentis empfundenen bildungen diser art unterscheiden
sich durch häufigere steigerung von -tar zu -târ (nom. sg. msc.
-tâ für -tar-s, acc. sg. aber -târ-am), an welcher auch svásar
(soror) für *sva-star, *sva-su-tar teil nimt. Das suffix -tar der
nomina agentis tritt an den wurzelaußlaut; mit außname von
in lautendem a haben die wurzelvocale vor disem suffixe erste
steigerung, z. b. dâ-tár (dator), wurz. da (dare). Das femininum
sezt ja an, z. b. nom. sg. dâ-trî́, d. i. *da-trjâ (§. 15, c) auß
*dâ-tarjâ; es ist hier eine weiterbildung des suffixes anstatt
der primären form des selben, die sich bei verwantschaftswor-
ten (mâ-tar feminin., kann aber auch mascul. sein) auch beim
feminin. erhalten hat, ein gedrungen; vgl. bildungen wie pi-
[339]Suffix -tar, -tra. Altbaktrisch.
tr-ja (paternus) von pi-tar (pater). kar-tár, wurz. kar (facere);§. 221.
pak-tár, wurz. paḱ (coquere); bôddhár für *bôdh-tár (§. 130, 2),
wurz. budh (noscere) u. s. f. Vile wurzeln haben vor disem
suffixe den hilfsvocal i, seltner î, z. b. ǵan-i-tár, wurz. ǵan
(gignere); grah-î-tár, wurz. grah (prehendere) u. s. f.
Dise stämme auf -tar dienen zur umschreibung des futu-
rum in der weise, daß das masculin. für alle genera gebraucht
wird; in der 1. u. 2. person verschmilzt die erstarte nomina-
tivform des singulars (die also auch in den plural und dual
mit übergeht) mit dem praesens des verbum as (esse), die 3.
pers. bedarf der verbalform nicht, z. b.
- Sing. 1. dâtấsmi auß dâtấ asmi.
- 2. dâtấsi auß datấ asi.
- 3. dâtấ (selten datấsti auß dâtấ asti).
- Plur. 1. dâtấsmas auß dâtấ (man hätte dâtấras erwar-
tet) smas. - 2. dâtấstha auß dâtấ stha.
- 3. dâ-tấras.
Im ältesten indisch (vêda) erscheinen dise formen auch mit
dem tone auf der wurzel, z. b. dấ-tar u. s. f., worin wir vil-
leicht eine ältere betonungsweise zu sehen haben, da in der
regel ton und steigerung beisammen sind.
Suffix -tra, fast stäts neutrum, nom. sg. -tra-m, selten femi-
ninum, nom. sg. -trâ, z. b. çrố-tra (auris), wurz. çru (audire);
gấ-tra (membrum), wurz. ga (ire); vás-tra (vestis), wurz. vas
(vestire); vak-trá (os), wurz. vaḱ (loqui); dáṁś-t́ra msc. und
dáṁś-t́râ fem., nach den lautgesetzen für *daṁç-tra, -trâ (dens),
wurz- daç, daṁç (mordere) u. s. f. Auch mit hilfsvocal i, z. b.
khan-í-tra (pala), wurz. khan (fodere) u. a. Ferner erscheint
bisweilen die wurzel mit dem stammaußlaute a bekleidet, wie
im praesens z. b. páta-tra (ala), wurz. pat (volare), praesens-
stamm páta (3. sg. páta-ti); kŕnta-tra (aratrum), wurz. kart
(findere), praesensstamm krnta (3. sg. kŕnta-ti) u. a.
Altbaktrisch. Das nomen auf -tar ist nicht als futur-
außdruck nachweisbar. Beispile: 1. verwantschaftsworte wie
pi-tar (pater), brâ-tar (frater), acc. sg. brâ-tar-em, wie im alt-
[340]Suffix -tar, -tra. Griechisch.
§. 221.indischen u. a. 2. nomina agentis, z. b. dâ-tar (creator, nom.
dâ-ta, accus. dâ-târ-em (also wie im altind.), wurz. da, urspr.
dha (ponere, facere); bare-tar (qui fert, portat), wurz. bar
(ferre) u. a.
Das femininum wird wie im altindischen gebildet, z. b. bare-
thrî (mit th für t vor r, §. 139, 2).
Das suffix -tra, altbaktr. -thra (§. 139, 2) ist in häufiger
anwendung, z. b. vaç-tra (neutr. vestis; nom. sg. vaç-tre-m),
wurz. vas (vestire); dôi-thra (oculus), wurz. di (videre); mare-
thra (commemoratio), wurz. mar, urspr. smar (meminisse); dare-
thra (possessio), wurz. dar, urspr. dhar (tenere) u. a.
Griechisch. Das suffix urspr. -tar dient nicht als auß-
druck der futurbeziehung; als -τερ erscheint es bei den ver-
wantschaftsworten, als -τηρ, -τορ nomina agentis bildend, leztere
unterscheiden auch hier das femininum durch zusatz von suffix
ja. 1. verwantschaftsworte, z. b. πα-τέρ (pater, acc. πατέρ-α),
μη-τέρ (mater, acc. μητέρ-α); 2. nomina agentis, z. b. δο-τήρ
(dator, acc. sg. δο-τῆρ-α), wurz. δο (dare); das femininum bil-
det sich vom ungesteigerten suffix -tar, δότειρα d. i. *δο-τερ-
ϳα, grundf. da-tar-jâ; σω-τήρ (servator), stamm σω, fem. σώ-
τειρα u. s. f. Formen wie γενε-τήρ, wurz. γεν (gignere) sind
wol so zu faßen, daß hier stämme auf urspr. a zu grunde li-
gen (vgl. d. altind.). Darneben auch -τορ = urspr. -tar, ῥῆ-τορ
(orator, acc. ῥή-τορα), wurz. ῥε = ἐρ (dicere) u. a.; φρά-τορ
(nom. plur. φρά-τορ-ες), urspr. bhrâ-tar (frater) hat mit der
veränderung der bedeutung (φρατρίᾳ adscriptus) sich auch in
der form von den verwantschaftsworten entfernt.
Die feminina auf -τρια unterscheiden sich von denen auf
-τειρα nur durch den schwund des a des suffixes urspr. -tar; auß
-tar-ja ward -trja, d. i. -tria, z. b. ποιή-τρια, verbalstamm ποιη
(facere). Die weiterbildung durch suffix ja ist überhaupt hier
ser bräuchlich, wie z. b. von stamm πα-τήρ ein stamm πά-
τρ-ιο (patrius) gebildet wird, fem. πα-τρ-ιά (origo, gens); σω-
τήρ-ιο (servans, salutem ferens), von stamm σω-τήρ; dise wei-
terbildung drang ins femininum ein und verdrängte den ursprüng-
lichen stamm auf -tar bis auf reste.
[341]Suffix -tar, -tra. Lateinisch.
Die feminina auf -τρίδ (nom. sg. -τρίς) sind speciell grie-§. 221.
chische neubildungen mittels eines jüngeren suffixes ιδ, woferne
nicht τριδ auß *-tarja-d, *-tria-d entstanden ist, dann wäre nur
δ zu gesezt, z. b. αὐλη-τρίδ (tibicina), verbalstamm αὐλη;
πα-τρίδ (patria) von stamm πα-τέρ u. s. f.
Das suffix urspr. -tra erscheint als -τρο, -θρο (ntr.), -τρα,
-θρα (femin.); die aspiration ist wol durch das r bedingt, z. b.
νίπ-τρο (ntr. aqua manibus vel pedibus lavandis) für *νιβ-τρο,
wurz νιβ, urspr. nig (erhalten in νίζω lavo = *νιγ-ϳω, §. 143,
1); ἄρο-τρο (ntr. aratrum), vom verbalstamme ἀρο (arare, in
ἀρό-ω, ἀρό-σω, ἀρό-σαι), wurz. ἀρ (arare); βά-θρο (ntr. fun-
damentum), wurz. βα, urspr. ga (ire); ῥή-τρα (femin. pactum,
dictum), wurz. ῥε; φρά-τρα, ion. φρή-τρη (gens) von wurz. φρα
= φερ, urspr. bhra, bhar, wie φρά-τορ = urspr. bhrâ-tar u. a.
Die suffixe -τλο, -θλο, fem. -τλη, -θλη, z. b. χύ-τλο (neutr. li-
quor, aqua), wurz. χυ (fundere); θύσ-θλο (ntr. instrumentum
Baccho sacrum), wurz. θυ, das σ erscheint auch in anderen
bildungen von diser wurzel; ἐχέ-τλη (stiva), verbalstamm ἐχε
(vgl. ἔχε-τε), wurz. ἐχ (habere, tenere); γενέ-θλη (origo), stamm
γενε (vgl. γένε-σις, γενέ-σθαι u. a.), wurz. γεν, sind als neben-
formen der vorigen zu betrachten.
Lateinisch. Die verwantschaftsworte haben das suffix
-ter, dessen e fast in allen casus schwindet; die nomina agentis
-tôr mit steigerung des urspr. -tar, wie griech. -τηρ; zur um-
schreibung des futurs dient suffix -tûro auß *-tôro, grundf. -târa
mit steigerung des -tar und mit dem zusatze von suffix a, wie
in suffix -tro, grundf. -tra, welches ebenfals in häufiger anwen-
dung ist. Suffix *-tûro findet sich als femininum -tûra auch als
nomina actionis bildend. Das femininum trîc ist durch suffix c
weiter gebildet und sezt villeicht -tria vorauß; eine änliche
weiterbildung ist -trî-no, -trî-na.
1. Verwantschaftsworte, z. b. pa-ter, mâ-ter, frâ-ter (aber
soror auß *sosor und diß auß *sos-tor, *svas-tar, wie im alt-
indischen svá-sar, acc. svá-sâr-am); 2. nomina agentis, z. b.
vic-tôr, wurz. vic (vinco, vic-tus), censor für *cens-tôr, wurz.
cens (censeo); sponsor für *spond-tôr (§. 157, b), wurz. spond
[342]Suffix -tar, -tra. Altirisch, Altbulg.
§. 221.(spondeo); balnea-tôr, verbalstamm *balnea, der jedoch nicht
gebräuchlich ist; moni-tor, vgl. moni-tus (monere); da-tôr, wurz.
da u. s. f.
Suffix -târa, participia futuri bildend, z. b. da-tûro, wurz.
da; vic-tûro, wurz. vic u. s. f.; als femininum nomina actionis
bildend, z. b. sepul-tûra, vgl. sepul-tus (sepelio); ûsûra für *ût-
tûra (§. 157, 1, b), vgl. ût-or; censûra für *cens-tûra, wurz. cens
u. s. f.
Suffix -tro, z. b. in ros-tro (rostrum) für *rod-tro (§. 157, 2),
wurz. rod (rodo); claus-tro für *claud-tro (§. 157, 2), wurz.
claud (claudo); ara-tro, verbalstamm ara (arare), wurz. ar u.
s. f.; selten erscheint diß suffix als femininum, wie in fulgê-tra
(Plin., so vil als fulgor), verbalstamm fulgê (fulgere).
Weiterbildungen dises suffixes urspr. -tar. 1. durch ja,
nämlich -trio und -tôrio, z. b. in pa-tr-io von pa-ter; audî-tôr-io
von audî-tôr; lêgâ-tôr-io von lêgâ-tôr u. s. f. 2. durch îc, z. b.
vic-tr-îc von vic-tôr, oder vilmer von einer älteren noch nicht
gesteigerten form des suffixes urspr. -tar, die iren vocal vor
-îc verlor; ex-pul-tr-îc, eben so von einem nicht vor kommenden
*expultôr; pis-tr-îc von pis-tôr, wurz. pis (pinso, pistus) u. s. f.
3. durch îna, z. b. pis-tr-îno (pistrinum), pis-tr-îna von pis-tôr,
wurz. pis; doc-tr-îna von doc-tôr, wurz. doc u. s. f.
Altirisch. Das suffix urspr. -tar erscheint auch hier in
den verwantschaftsworten, wie stamm athar = *pa-tar (pater;
§. 167, 3), brá-thar (frater), má-thar (mater).
Eine weiterbildung dises suffixes -tar mittels c findet sich
auch hier, z. b. stamm ca-thrac (oppidum), na-thrac (natrix).
Altbulgarisch. Das suffix urspr. -tar ist in seiner ur-
sprünglichen form nur erhalten in den stämmen der verwant-
schaftsworte ma-ter (mater), nom. sg. ma-ti, gen. ma-ter-e und
dŭšter = *dŭg-ter (§. 182, A, 3, b; filia), vgl. altind. duh-i-tár,
got. daúh-tar, griech. θυγα-τερ; in bra-trŭ (frater) und ses-tra
(soror) ist bereits suffix -tra für das alte -tar ein getreten.
Das suffix -tra erscheint hier als -dlo (vgl. griech. -τλο,
-θλο) mit der häufigen wandlung von r zu l, vor welchem t in
[343]Suffix -tar, -tra. Litauisch, Gotisch.
d über gieng; für -dlo muß aber, nach der regel des altbul-§. 221.
garischen (§. 182, A, 1) lo ein treten, z. b. ši-lo (subula), böhm.
ši-dlo für *šiv-dlo, wurz. šiv (suere, infin. ši-ti); grŭ-lo (collum,
guttur), böhm. hr-dlo, wurz. urspr. und altind. gar (deglutire);
pravi-lo (amussis), böhm. pravi-dlo, verbalstamm pravi (dirigere);
ora-lo (aratrum), böhm. ora-dlo, verbalstamm ora (arare) u. a.
Das nomina agentis bildende -tar erscheint nur in der wei-
terbildung -tarja, d. i. slaw. -teljŭ, -telĭ (§. 87, 2), nur im nom.
plur. ligt, wie bei vilen consonantischen stämmen, eine i-form
vor (nom. plur. -telje, grundf. *tari-as), z. b. vlas-telĭ (princeps)
für *vlad-telĭ (§. 182, B), wurz. vlad (vlad-ą impero); uči-telĭ
(magister), verbalstamm uči (uči-ti docere); sŭ-bira-telĭ (qui col-
ligit), verbalstamm sŭ-bira (colligere, wurz. ber); darova-telĭ
(donans), verbalstamm darova (donare; mittels v von da-rŭ =
δῶ-ρο-ν, wurz. da dare, gebildet) u. s. f.
Litauisch. Das suffix -ter = urspr. -tar, in den meisten
casus, wie die consonantischen stämme überhaupt, in die ana-
logie der i-stämme fallend, ist nur in verwantschaftsworten er-
halten; mô-tèr (femina, ursprünglich aber mater), nom. sg. mô-tė́,
gen. mô-tèr-s, d. i. mâ-tar-as, acc. mô-teri̧, d. i. mâ-tari-m u.
s. f.; dug-tèr (geschriben duk-ter, filia); veraltet ist gen-ter (uxor
fratris mariti), von wurz. gen (gignere); seser (soror) für *ses-
ter hat das t dem vorher gehenden s assimiliert, wie im alt-
indischen und lateinischen (nom. sg. sesů́, gen. sesèrs u. s. f.).
- Anm. Die nomina agentis werden durch ein mir nicht klares suf-
fix -tôja (nom. sg. in der älteren sprache -tôja-s, jezt -tôji-s, §.
100, 3, fem. -tôjė) gebildet, z. b. ap-gìn-tôja (protector), wurz.
gin (infin. ap-gìn-ti protegere); môki̧-tôja (praeceptor), stamm
môkin (infin. môkìn-ti, môki̧-ti docere); pra-dė́-tôja (tiro), wurz.
de (dė́-ti ponere; pra-dė́-ti incipere) u. s. f.
Gotisch. Das suffix urspr. -tar ist nur in den verwant-
schaftsworten erhalten; so in brô-thar (frater), fa-dar (pater),
daúh-tar (filia), svis-tar (soror), welche im plural in den mei-
sten casus der analogie der u-stämme folgen, z. b. dat. plur.
brô-thru-m (die formen -dar und -tar erklären sich nach §. 196,
2; 202, 1). Eine weiterbildung mittels eines suffixes, dessen
[344]Primäres suffix -ja.
§. 221.grundf. ak-an ist, zeigt nom. plur. brôthrahan-s (fratres), grundf.
also bhrâ-tar-ak-an-as, vgl. die weiterbildung des suffixes urspr.
-tar durch k im lateinischen und irischen; das an ak getretene
suffix an ist im gotischen ser belibt.
Suffix -tra, neutra bildend, findet sich in maúr-thra, nom.
sg. maúr-thr (homicidium), wurz. mar (mori); althd. bluos-tar,
got also blôs-tr für *blôt-tr (§. 202, 1, sacrificium), wurz. got.
blôt, ahd. bluoƷ (got. blôt-an, ahd. bluoƷ-an sacrificare); ahd.
hlah-tar (risus), wurz. hlah (hlah-ên ridere); ahd. ruo-dar (re-
mus), wurz. ra = ar (vgl. ar-are, ἀρ-οῦν u. s. f.) u. a.
Als secundäres suffix findet sich -tra z. b. in avi-stra (ntr.
ovile) mit vor geschlagenem s, wie nicht selten vor dem t ge-
rade dises suffixes, stamm *avi (ovis) u. a.
Ein hierher gehöriges femininum ist nê-thla (acus) mit l
für urspr. r von einer wurzel na (vgl. ahd. nâ-t sutura, nâ-jan
suere).
Weiterbildung des suffixes mittels ja zeigt stamm blôs-trja,
nom. sing. blôs-treis (guth-blôstreis cultor dei), d. i. blôs-trja-s
(§. 113, 4), wurz. blôt (sacrificare), vgl. oben ahd. bluostar, got.
blôstr.
Suffix-ja. Participium necessitatis des altindischen
auf -ja.
Wie die meisten stambildenden suffixa des indogermani-
schen in merfacher function erscheinen, so auch das häufig pri-
mär und secundär verwante suffix -ja (vgl. die pronominalwur-
zel ja mit relativer und demonstrativer function, z. b. nom.
sg. masc. altind. ja-s qui, lit. ji-s ille, is). In merfacher func-
tion gelten ja auch die stambildenden elemente der einfacher
organisierten sprachen; eben so auch die hilfswurzeln, welche
an die bedeutungslaute isolierender sprachen lose an treten.
Auß solchen hilfswurzeln sind eben die suffixa auch des indo-
germanischen erwachsen. Das suffix -ja ist der indogermani-
schen ursprache natürlich bereits eigen gewesen.
Im altindischen bildet diß suffix regelmäßig ein participium
necessitatis; von diser function des ja finden sich in den andern
indogermanischen sprachen nur spuren. Es ist eine häufige
[345]Primäres suffix -ja. Indog. ursprache, Altind.
erscheinung, daß ein gewisses suffix sich in einer einzelnen§. 222.
sprache zu einer regelmäßigen bildungsweise mit bestimter
function entwickelt, wärend es in den verwanten sprachen in
anderer weise an gewandt wird; so z. b. ja als passiva bildend
im altindischen; die nasalierten praesenstämme als intransitiva
und passiva im slawischen, litauischen, gotischen; la, urspr. ra
als participia praeteriti activi bildend im slawischen u. s. f.
1. -ja als primäres suffix.
Indogermanische ursprache. Es ist schwer beispile
zu finden, die sich mit sicherheit als der indogerm. ursprache
entstammend nach weisen laßen. Wenn vom altind. mádh-ja
= griech. μέσσο für *μεθ-ϳο, lat. med-io, got. mid-ja, madh
wurzel ist, so wäre madh-ja ein volkommen sicheres beispil di-
ses suffixes ja. Darf man auß der übereinstimmung von grie-
chisch und altindisch auf die ursprache schließen, so ist diser
auch jag-ja (colendus, sanctus) von wurz. jag (colere) zu zu
schreiben.
Altindisch. Das suffix -ja hat auch als primäres suffix
keinesweges außschließlich die function eines participii neces-
sitatis, vgl. z. b. vid-jấ fem. (scientia), wurz. vid (scire); vâk-
jà neutr. (sermo), wurz. vaḱ u. s. f. In der regel findet vor
disem suffixe des partic. necess. erste steigerung des wurzelvo-
cales statt, z. b. ḱế-ja, wurz. ḱi (colligere); jôg-jà und jôǵ-
jà, wurz. juǵ (jungere); pâk-jà und pâḱ-jà, wurz. paḱ (co-
quere); hâr-jà, wurz. har (rapere); garǵ-jà, wurz. garǵ (ru-
gire) u. a.; aber vŕdh-ja, wurz. vardh (crescere); gúh-ja und
gốh-ja, wurz. guh (abscondere) u. a. Ungewönliche lösung von
ai, au zu aj, av, anstatt der regelmäßigen zusammenziehung
zu ê, ô, findet sich bei manchen wurzeln auf i, z. b. ǵáj-ja,
wurz. ǵi (vincere); kśáj-ja, wurz. kśi (ferire, occidere) und
bei allen auf u, z. b. stáv-ja und stấv-ja (mit zweiter steige-
rung), wurz. stu (laudare) u. s. f. Die einzelnheiten der bil-
dung diser form s. in den indischen specialgrammatiken.
Ab geleitete verbalstämme auf -aja zeigen vor dem suffix
-ja nur die gesteigerte wurzel, nicht aber das suffix des ver-
balstammes, z. b. ḱôr-ja zu verbalstamm ḱôraja (furari) u. s. f.
[346]Primäres suffix -ja. Altbaktr., Griech., Lat.
Altbaktrisch. ǵîv-ja, wurz. ǵîv (vivere); mair-ja für
*mar-ja (§. 26; capable de donner la mort, meurtrier), wurz.
mar (mori); vair-ja für var-ja (§. 26; celui auquel il faut s’adres-
ser pour en obtenir l’objet de ses désirs), wurz. var (eligere,
petere); kair-ja (msc. corps, stature, taille), wurz. kar (facere)
u. a. Ein part. necessatis auf ja als regelmäßige bildung hat
sich jedoch nicht entwickelt.
Auch hier verlieren verbalstämme auf aja dises element
vor dem ja, z. b. vahm-ja (invocatione celebrandus, invocan-
dus), verbalstamm vahmaja (invocare, 3. sg. praes. vahmajêiti,
von vahma invocatio).
Das griechische besizt kein regelmäßiges participium
auf ja. -ja als primäres suffix, nicht selten in der selben func-
tion wie im altindischen, findet sich jedoch in fällen wie ἅγ-ιο
(sanctus, sacer) = grundf. jag-ja, vgl. altind. jâǵ-jà (veneran-
dus), wurz. jaǵ (colere); στύγ-ιο (abominandus), wurz. στυγ
(ἔ-στυγ-ον abhorrere, odisse); πάγ-ιο (firmus, fixus), wurz. παγ
(πήγ-νυμι defigere, πᾰ΄γ-ος masc. quod firmum, solidum est;
mons; gelu); ἐρεί-ιο (ntr. ruinae, fragmenta), wurz. ἐριπ (in
ἐρείπ-ω, ἐρ-έριπ-το, deiicere, evertere); γλῶσσα (lingua) für
*γλωχ-ϳα (§. 148, 1, e, β), vgl. γλωχ-ίν, gen. γλωχ-ῖνος (apex);
μοῖρα für *μορ-ϳα (§. 40, 3; pars, rata pars), wurz. mar, vgl.
μέρ-ος (pars) u. a.
Das lateinische besizt ebenfals kein regelmäßiges par-
ticipium auf ja. Das suffix erscheint häufig primär, z. b. in
ad-ag-io (adagium), wurz. ag (dicere, vgl. âjo für *ag-jo (§. 53);
ex-im-io (eximius), wurz. im (ex-im-o); gen-io (genius), in-gen-io
(ingenium), pro-gen-ie (progenies), wurz. gen (gen-us, gi-g(e)n-o);
in-ed-ia, wurz. ed (ed-o); per-nic-ie, wurz. nec (nec-are, noc-ere);
fluv-io, wurz. flu (flu-o); con-jug-io (conjugium), wurz. jug (jung-o),
jug-um); ob-sequ-io (obsequium), wurz. sec, sequ (sequ-or); od-io
(odium), wurz. od (od-i); sacri-fic-io (saerificium), wurz. fac; ob-
sid-io (obsidium), in-sid-ia (insidiae), wurz. sed (sed-eo) u. s. f.
Teilweise sind dise formen von secundären bildungen schwer zu
scheiden, z. b. con-jug-io, das eher auf das nomen con-jug, nom.
sg. conjux als auf wurz. jug zurück fürt.
[347]Primäres suffix -ja. Altbulg., Lit., Got.
Altbulgarisch. Das suffix urspr. -ja lautet im altbulg.§. 222.
nom. sg. msc. -jŭ, ntr. -je, fem. -ja. Es bildet kein participium.
Beispile mit andrer function sind kraj (margo), d. i. *kra-jŭ
(§. 87, 2), wurz. kra (scindere, vgl. kro-iti scindere); -děj, d. i.
dê-ja, grundf. dhâ-ja (faciens, in zusammensetzungen, z. b. zŭlo-
děj maleficus u. s. f.), wurz. de, urspr. dha (ponere, facere;
über ě = ê = â, s. §. 83, 2); sta-ja (fem. statio), wurz. sta
(stare); lože (ntr. lectus), d. i. *log-jo (§. 87, 1), wurz. leg (in
1. sg. praes. lęg-ą, infin. lešti, d. i. *leg-ti, §. 182, 1, 3, b; de-
cumbere); stĭza, d. i. stĭg-ja (§. 182, 5; via), wurz. stig, urspr.
stigh (do-stig-nąti, pervenire); lŭžĭ, d. i. lŭg-jŭ (§. 182, 5; msc.
homo mendax), wurz. lŭg (lŭg-ati mentiri); zor-ja, zar-ja (ful-
gor), wurz. zar, urspr. ghar (vgl. zrě-ti videre); kriěĭ, kliěĭ
(clamor), d. i. krik-jŭ, klik-jŭ (§. 182, 5), wurz. krik, klik (krik-
nąti, klik-nąti clamare) u. s. f.
Litauisch. Kein participium auf ja. Suffix -ja wird, mas-
culina bildend, in der regel zu i, ý, im femin. wird jâ gewön-
lich zu ė (§. 100, 1. 3). Es findet sich z. b. in vė́-ja (nom.
sg. vė́-ja-s ventus), wurz. ve, urspr. va (flare; über ė = â vgl.
§. 98); kél-ja (nom. sg. kél-ia-s und kél-i-s, kel-ý-s via), wurz.
kel, urspr. kar, altind. ḱar (ire); żód-ja (nom. sg. żód-i-s ver-
bum), wurz. żad (vgl. żad-ė́ti dicere); pird-ja (nom. sg. pìrdis
crepitus), wurz. urspr. pard (vgl. pérdżu, d. i. *perd-ju, grundf.
pard-jâmi pedo); gaid-ja (nom. sg. gaid-ý-s gallus), wurz. gid
(in gëd-óti canere); ė́d-ża, d. i. ė́d-ja (fem., nom. plur. ė́dżo-s,
ϰραστήριον raufe), wurz. ėd, urspr. ad (edere; vgl. ė́d-mi 1. sg.
praes.); żolja (fem., nom. sg. żol-ė́ gramen), żal-ja (adj., nom.
sg. msc. żál-ia-s viridis), wurz. żal (vgl. żél-ti crescere, vires-
cere); vėż-ja (fem., nom. sg. vėżż́ orbita), wurz. vaż (vgl. *veż-ti
vehere), urspr. vagh;vėżė́ ist also = latein. via auß *veh-ia,
grundf. beider ist vagh-jâ; srov-ja (fem., nom. sg. srov-ė́ impe-
tus aquarum), wurz. sru (vgl. srav-ė́ti fluere); żyn-ja (msc., nom.
sg. żyn-ý-s magus, fem., nom. sg. żyn-ė́ maga, saga), żin-ja
(fem., nom. sg. żìn-ė scientia), wurz. żin (vgl. żin-óti (scire), urspr.
gan u. s. f.
Gotisch. Wie im litauischen und slawischen, so ist auch
[348]Secundäres suffix -ja. Altindisch.
§. 222.im gotischen -ja als primäres suffix zwar nicht participia bil-
dend, aber außerdem nicht selten; der nom. sg. lautet masc.
-ji-s, -ei-s (§. 113, 4), oder auch -s für *i-s (§. 113, 1), ntr. -i
= *-ja-m (§. 113, 4), fem. -ja, -i = -jâ (§. 113, 4), z. b. band-
ja (femin., nom. sg. bandi vinculum), ga-bind-ja (femin., nom.
sing. ga-bindi id.), ga-bund-ja (femin., nom. sing. ga-bundi id.),
wurz. band (vergl. bind-an vincire); kun-ja (neutr., nom. sing.
kuni genus), wurz. kan, urspr. gan (gignere); vrak-ja (femin.
persecutio), wurz. vrak (vergl. vrik-an persequi); anda-nêm-ja
(adj., nom. sg. masc. anda-nêm-s acceptus), wurz. nam (vergl.
nim-an sumere, capere); un-qêth-ja (adj., nom. sg. un-qêth-s inef-
fabilis), wurz. qath (vgl. qith-an dicere); anda-sêt-ja (adj., nom.
sg. msc. anda-sêt-s contemnendus), wurz. sat (sedere; vgl. unser
‘entsezlich’); un-nut-ja (adj., nom. sg. masc. un-nuti-s inutilis),
wurz. nut (vgl. niut-an capere, uti); bruk-ja (adj., nom. sg. bruks
utilis, aptus), wurz. bruk (vgl. bruk-jan uti) u. a. Die zulezt
an gefürten beispile stimmen auch in der function zu den alt-
indischen participialbildungen auf ja.
Das gotische bildet, wie alle deutschen sprachen, ser häu-
fig die suffixa der nomina durch zu gefügtes n weiter; beim
adjectiv hat dises n sogar eine gewisse function erhalten, näm-
lich die, dem adjectiv bestimte beziehung zu verleihen, also
z. b. stamm anda-sêt-jan neben anda-sêt-ja (s. oben). So ge-
hören auch hierher stämme wie band-jan (msc., nom. sg. bandja
captivus), wurz. band (bind-an vincire); ga-sinth-jan (comes),
wurz. santh (ire, in sinth-s via, sand-jan mittere); arbi-num-jan
(heres, num-jan qui capit), wurz. nam (nim-an sumere, capere);
vil-jan (voluntas), wurz. val (velle, vgl. vil-jau volo); sak-jôn
(fem., nom. sg. sakjô, res, causa), wurz. sak (sak-an certare);
vaíh-jôn (fem. pugna), wurz. vih, vig (veig-an pugnare) u. a.
2. -jaals secundäres suffix.
Als secundäres suffix findet sich -ja in allen indogermani-
schen sprachen in häufiger anwendung und ist daher gewis in
der ursprache bereits vorhanden gewesen.
Altindisch. Z. b. dív-ja (adj. coelestis), stamm div (coe-
lum); çún-ja (caninus), stamm çun (canis); pítr-ja (patrius), stamm
[349]Altind. participium auf -tav-ja.
pitár (pater); rahas-jà (clandestinus), stamm ráhas (neutr. res§. 223.
arcana, occulta). Stämme auf a verlieren disen iren außlaut
vor ja, z. b. dhán-ja (dives) von stamm dhána (neutr. divitiae)
u. s. f. Mit steigerung des zu grunde ligenden stammes wird
gebildet z. b. rtav-jà (adj. quod attinet anni tempus von rtú anni
tempus); mấdhur-ja (ntr. dulcedo) von stamm madhurá (adj. dul-
cis); ḱâur-ja (ntr. furtum) von stamm ḱôrá (masc. fur) u. a.
Diß suffix fügt sich an ein nomen actionis auf -tu (s. u.),
welches -tu dann gewönlich zu -tav gesteigert wird, seltner
bleibt es ungesteigert. So entsteht mit steigerung von -tu das
zusammen gesezte suffix -tav-ja, diß ist in gewönlichem ge-
brauche; mit ungesteigertem -tu bildet sich -tvja, das nur in
der älteren sprache sich findet; auß disem lezteren entsteht
durch verflüchtigung des v der gruppe tvj das suffix -tja, das
in gewissen fällen in der gewönlichen sprache gebräuchlich ist;
durch verlust des j bildete sich auß -tvja das nur der vêdischen
sprache eigene -tva. Dise suffixe -tav-ja, -tv-ja, -t-ja, tv-a, die
also ursprünglich identisch sind, haben die selbe function wie
das einfache -ja, nämlich die eines particips der notwendigkeit.
Vor -tav-jà (oder -táv-ja) werden die meisten wurzelvocale
gesteigert, so die auß lautenden sämtlich, inlautend auch i und
u, z. b. dâ-tavja, wurz. da (dare); ê-tavja, wurz. i (ire); stô-
tavja, wurz. stu (laudare); ḱhêttavja für *ḱhêd-tavja, wurz.
ḱhid (findere); jôk-tavja für *jôg-tavja, wurz. juǵ (jungere);
aber pak-tavja, wurz. paḱ (coquere); kar-tavja, wurz. kar (fa-
cere) u. s. f., one steigerung des wurzelvocales, da a im alt-
indischen, seinen schwächungen gegenüber, als steigerung ge-
fült wird (§. 6). Auch hier findet sich in gewissen fällen der
hilfsvocal i, î zwischen wurzelaußlaut und suffix, z. b. bôdh-i-
tav-ja, wurz. budh (scire); grah-î-tavjá, wurz. grah (capere) u.
s. f. Beispile für die verkürzten formen des suffixes sind vêd.
kŕ-tvja, später kŕ-tja, wurz. kar (facere); deshalb ist wol auch
in formen auf -tja, denen keinen vêdischen auf -tvja zur seite
stehen, wie z. b. in í-tja, wurz. i (ire); stú-tja, wurz. stu (lau-
dare); bhŕ-tja, wurz. bhar (ferre) u. a. dgl. -tja als auß -tvja
entstanden an zu nemen. Auffällig ist hier jedoch die nicht-
Schleicher, vergl. gramm. d. indog. spr. 23
[350]Altind. partic. auf -anîja. Secund. suffix -ja. Altbaktr.
§. 223.steigerung oder schwächung des wurzelvocals. Vêdisch kár-tva
(faciendus, als subst. neutr. kár-tva-m opus) ist demnach auß
*kár-tv-ja, vom stamme kár-tu (s. u.) mittels ja gebildet, zu
erklären; hier ist j geschwunden und v gebliben. Hierauf weist
die function diser form mit bestimtheit hin.
Da -îja sovil als -ija mit der häufigen vocaldenung vor j
(§. 15, 2, a) ist, ija aber = ja sein kann (§. 15, 2, b), so ist
mit sicherheit an zu nemen, daß die participia necessitatis auf
-anî́ja in irem suffixe einer grundform -an-ja entsprechen (der
abfall des a von -ana vor -ja ist regelmäßig, §. 14, 1, b) und
also mit dem selben suffixe -ja gebildet sind, das wir im bis-
herigen bereits in diser function fanden, vgl. bhrâtr-îja (fratris
filius, eigentlich *fratrius) mit pítr-ja (patrius); parvat-îja (quod
montis est, montanus) von parvata (mons), mit ráth-ja (masc.
equus currus, ntr. rota currus, wörtlich qui, quod currus est),
von rátha (currus) u. a. Das suffix -îja ist also = -ja. Dises
suffix -îja = ja tritt hier an ein nomen actionis auf -ana (wie
in -tav-ja, -tv-ja an eines dergleichen auf -tu; über die nomina
auf -ana s. unten), welches, wie gesagt, vor -ja nach der regel
sein a verliert. Auch dises suffix -anî́ja hat fast stäts steige-
rung des wurzelvocals, z. b. stav-anîja, wurz. stu (laudare);
ǵaj-anîja, wurz. ǵi (vincere); dâ-nîja = *dâ-anîja, wurz. da
(dare); aber kar-anîja, wurz. kar (facere); paḱ-anîja, wurz.
paḱ (coquere) u. s. f. Verbalstämme auf -aja verlieren diß
vor disem suffixe, z. b. ḱôr-anîja, stamm ḱôrája (furari).
Vêdisch findet sich auch das suffix -ến-ja in diser function,
in welchem man kaum etwas anderes, als eine veränderung der
grundf. -an-ja sehen kann; ên ist auß an wol durch einfluß des
folgenden j entstanden, z. b. uç-ếnja, wurz. vaç (velle), doch
findet sich auch vár-ênja, wurz. var (eligere) mit betonter wurzel.
Altbaktrisch. -ja als secundäres suffix findet sich z. b.
in jâir-ja (annuus), von jâre (annus); âhuir-ja (quod Ahuram
attinet), mittels steigerung von ahura (Ahura-mazda), auch hier
schwindet also der stammaußlaut a vor ja; vâstr-ja (msc. agri-
cola) von vastra (n. plaine); vîç-ja (relatif aux habitations; qui
[351]Secund. suffix -ja. Griech., Lat.; lat. partic. auf -ndo.
protège les hameaux) von vîç (fem. habitatio, domus; hameau,§. 223.
village); nmân-ja (domesticus) von nmâna (domus); jaçn-ja (ado-
randus, sacrificio colendus), von jaçna (le sacrifice avec prières),
wurz. jaz, altind. jaǵ u. s. f. Diß lezte beispil erinnert am
meisten an die altindischen bildungen auf -anîja (das altbaktr.
jaçnja, grundf. jag-n-ja entspricht einem altind. jaǵanîja, grundf.
jagan-ja), da es ebenfals von einem nomen actionis auf na ge-
bildet ist.
Griechisch. -ja als secundäres suffix ist auch hier ser
häufig, z. b. πάτρ-ιο (patrius), πατρ-ιά (fem. gens) von stamm
πατέρ (pater), τέλειο für *τελεσ-ϳο (§. 145. 2, c; finitus, per-
fectus) von stamm τέλες (neutr., nom. sg. τέλος finis); ἀλήθεια,
d. i. *ἀληθεσ-ϳα (veritas) von stamm ἀληθές (adj. verus); θαυ-
μάσιο (mirus) für *θαυματ-ιο (§. 148, 1, c) von stamm θαῦματ
(neutr., nom. sg. θαῦμα miraculum); δίϰα-ιο (justus) von stamm
δίϰα (fem., nom. sg. δίϰη jus, justitia); πήχυ-ιο (adj. cubitalis)
von πῆχυ (masc., nom. sg. πῆχυ-ς ulna, cubitus) u. a. Auch
hier fält der stammaußlaut o = urspr. a vor suffix ιο = urspr.
ja hinweg, z. b. οὐράν-ιο (coelestis) von stamm οὐρανό (masc.
coelum); ποτάμ-ιο (fluviatilis) von stamm ποταμό (msc. flumen)
u. s. f.
Dem altindischen participium auf -táv-ja entspricht genau
das griechische auf -τέο, d. i. *τε[ϝ]-ϳο, z. b. δο-τέο, altind. dâ-
tav-ja, wurz. da (dare) u. s. f.
Lateinisch. -ja als secundäres suffix z. b. in patr-io,
femin. patr-ia von pater, praetor-io von praetor, victor-ia von
victor, scient-ia von scient (sciens), princip-io von princip (prin-
ceps), nefar-io von nefas, sacerdot-io von sacerdot u. s. f. Auch
hier schwindet der stammaußlaut urspr. a vor -ja, z. b. domin-io
von domino, somn-io von somno, collegio von collega u. s. f.
Das participium necessitatis endet im lateinischen auf -endo,
älter -undo, z. b. dic-endo, dic-undo u. s. f. Deutlich haben
wir im ersten teile dises suffixes, in -en, -un, älter also -on,
das -an des altindischen -an-îja zu erkennen; das -do ist dunkel,
villeicht hat man hier an zu nemen, daß die grundform -an-ja
(s. d. vorher geh. seite) außnamsweise zunächst zu *an-dja durch
23*
[352]Secundäres suffix -ja. Lit., Altbulg.
§. 223.vorschlag von d vor j geworden sei, wie sich diß nicht selten
in den sprachen ein stelt, z. b. mittellat. madius für älteres
majus; griech. ζυγόν, d. i. *δϳυγον, altind. und grundf. jugám;
auß diser form *-an-dja müste dann j geschwunden sein, etwa
wie in minus für minius, -bus, suffix des dat. ablat. plur., für
-bius (s. unten die declination), so daß also z. b. coquendo (co-
quendus) für *coquen-djo, *coquen-jo, grundf. kakan-ja = altind.
paḱanîja wäre. Dise vermutung sprach einst G. Curtius ge-
gen mich auß.
Umbrisches -eno, nach vocalischen stämmen -no, z. b. an-
ferener = lat. *am-ferendi (circumferendi); peiha-ner = lat.
piandi, und die entsprechenden oskischen formen, z. b. u̇psan-
nam = lat. operandam, brauchten wir dann nicht auf die la-
teinischen formen mit -nd zurück zu füren, sondern nn (umbr.
n) könte dann direct auß nj entstanden sein.
Litauisch. -ja als secundäres suffix ist häufig im litaui-
schen, z. b. stamm sén-ja (msc. senex, nom. sg. séni-s, §. 100,
3) von stamm séna (séna-s vetus), wie ja auch in andern spra-
chen der stammaußlaut a vor -ja schwindet; jů́d-ja (msc. equus
niger) von jů́da (niger); ìlg-ja (masc. longitudo) von ìlga (lon-
gus); áugszt-ja (msc. altitudo) von áugszta (altus) u. s. f.
Das suffix -in-ja ist im litauischen (wo häufig die -ja-stäm-
me den a-stämmen nahe stehen) dem suffixe -ina nahe ver-
want und als eine weiterbildung des selben zu betrachten. Es
entspricht also das litauische -inja ursprünglichem -an-ja, one
jedoch die function, welche diß suffix in der form -anîja im
altind. hat, zu üben, z. b. mėz-in-ja (masc., nom. sg. mėżiný-s
acervus stercoris), vgl. mė́ż-ti (stercorare); rad-inja (msc., nom.
sg. radiný-s res reperta), vgl. ràs-ti für *rad-ti (reperire) u. a.
- Anm. Die function eines participii necessitatis übt im litauischen
eine form auf ti-na, deren grundform wol als -ta-na an zu setzen
ist, z. b. sùk-tina (vertendus), wurz. suk (vertere) u. s, f.
Altbulgarisch. Auch hier ist ja als secundäres suffix
vilfach im gebrauche, z. b. suffix ĭ = jŭ, d. i. ja, wie in orĭl-ĭ
(aquilae) von orĭlŭ (aquila); proroč-ĭ für prorok-jŭ (prophetae)
von prorokŭ u. s. f. Darneben findet sich, wie im altindischen,
[353]Secund. suffix -ja. Gotisch. Suffix -ra.
das suffix ij = îjŭ, d. i. -îja für urspr. -ja, z. b. bož-ij für§. 223.
*bog-ijŭ (divinus) von bogŭ (deus); ryb-ij (piscis, genit.) von ryba
(fem. piscis) u. s. f.
Ser häufig sind neutra auf -ije, grundf. -îja für urspr. -ja,
z. b. vesel-ije (laetitia) von veselŭ (laetus); pit-ije (potus) von
pitŭ (partic. praet. passivi von wurz. pi bibere); pisan-ije (scrip-
tura) von pisanŭ (scriptus, part. praet. pass. vom verbalstamme
pisa) u. s. f.
Im femininum lautet das suffix -ja und -ija, z. b. večer-ja
(coena) von večerŭ (vespera); suša, d. i. *such-ja (§. 182, A, 5)
und suš-ija͘ für *such-ija (§. 182, A, 3, b; siccitas) von suchŭ
(siccus); bratr-ija (fratres) von bratrŭ (frater) u. a.
Gotisch. -ja als secundäres suffix ist häufig, z. b. in
haírd-ja (masc., nom. sg. haírdei-s pastor) von haírda (grex);
ragin-ja (msc., nom. sg. ragineis consiliarus) von stamm ragina
(neutr., nom. sg. ragin consilium); barnisk-ja (neutr., nom. sg.
barniski infantia) von stamm barniska (adject., nom. sg. masc.
barnisk-s puerilis); reik-ja (ntr., nom. sg. reiki imperium) von
reika (masc., nom. sg. reiks potens, princeps); anda-vaúrd-ja
(ntr. responsum), ga-vaúrd-ja (ntr. colloquium) von stamm vaúrda
(ntr., nom. sg. vaúrd verbum); ga-leik-ja (ntr. similitudo) von
stamm ga-leika (similis); un-hail-ja (ntr. morbus) von stamm
un-haila (adj. aegrotus); thiudan-gard-ja (fem., nom. sg. thiudan-
gardi regia, imperium) von stamm gardi (nom. sg. gards do-
mus) u. a.
Häufig wird auch diß suffix durch n vermert, z. b. in-gard-
jan (nom. sg. -gardja domesticus) von stamm gardi (domus);
haúrn-jan (tubicen) von stamm haúrna (neutr., nom. sg. haúrn
tuba); fisk-jan (piscator) von stamm fiska (masc., nom. sg. fisks
piscis) u. s. f. Besonders häufig sind abstracte feminina auf
-jan, d. i. -ein (§. 111, 2) wie manag-ein (nom. sg. managei
multitudo) von stamm managa (adj. multus); lagg-ein (longitudo)
von stamm lagga (longus) u. s. f.
Suffix urspr. -ra, ein participium praeteriti activi§. 224.
auf-la (nom. sg. masc. -lŭ, ntr. -lo, fem. -la)im slawischen
bildend.
[354]Suffix urspr. -ra. Slaw. partic. auf -lŭ.
Nominalstämme mit suffix -ra, -la finden sich in den ver-
schidenen indogermanischen sprachen und es ist daher dise bil-
dung der ursprache sicher bereits eigen gewesen, z. b.
Indogerm. ursprache. rudh-ra (ruber) von wurz. rudh
(rubescere).
Altindisch. rudh-i-rá (s. d. vor.); dîp-rá (lucens), wurz. dîp
(lucere); an-i-lá (ventus, aer), wurz. an (flare, spirare) u. a.
Altbaktrisch. çuw-ra (splendidus) = altind. çubh-rá, wurz.
çubh (splendere); çukh-ra (lucens), wurz. çuḱ (lucere); ǵaf-ra
(la bouche), wurz. ǵap (loqui).
Griechisch. ἐρυθ-ρό (ruber); σιγη-λό (tacitus), verbal-
stamm σιγα (tacere); ἀπατη-λό (fraudulentus), verbalstamm
ἀπατα (fraudem facere); δει-λό (timidus), wurz. δι (timere, z.
b. in δέ-δι-μεν, δέ-δοι-ϰα); μεγ-άλο (magnus), wurz. urspr.
mag oder magh (crescere, also eigentlich ‘gewachsen’); ὀμίχ-λη
(nebula), wurz. urspr. migh (madefacere) u. a.
Lateinisch. rub-ro (ruber), wurz. rub, urspr. rudh; sac-ro
(sacer ‘geheiligt’), wurz. sac (sancire); gna-ro (gnarus), wurz.
gna (noscere) u. a.
Litauisch. tìk-ra (justus, aptus), wurz. tik (aptum esse);
kait-rà (fem. calor), wurz. kait (calidum esse); krìs-la (masc.
fragmentum, ramentum) für *krit-la (§. 191, A, 5), wurz. krit
(decidere) u. s. f.
Gotisch. bait-ra (amarus; oder etwa baít-ra? vgl. althd.
bittar), wurz. bit (beit-an mordere); mik-ila (magnus) = griech.
μεγάλο, wurz. urspr. mag, magh (crescere); sit-la (msc. nidus),
wurz. sat (sedere).
Im Slawischen kann ein solches nomen auf suffix -la,
urspr. -ra von jedem verbalstamme gebildet werden mit der
function eines participii praeteriti activi, die es in andern spra-
chen auch bisweilen zeigt, wie z. b. urspr. rudh-ra, altind.
rudhi-rá, griech. ἐρυθ-ρό, lat. rub-ro, slaw. rŭd-rŭ ‘rot gewor-
den’, wurz. urspr. rudh ‘rot werden’; lat. gna-ro ‘der kennen
gelernt hat’, wurz. gan, gna ‘kennen lernen’; μεγ-άλο, got. mik-
ila ‘gewachsen’, wurz. mag ‘wachsen’; lit. krìs-la ‘gefallenes’,
wurz. krit ‘fallen’. Es steht somit die slawische bildung in vol-
[355]Verbalst. als nominalst.; suffix a. Indog. urspr.
kommenem einklange mit denen der verwanten sprachen, und§. 224.
es ist dem slawischen somit nur die regelmäßige anwendung
dises suffixes eigentümlich; änliches im gebrauche der suffixa
findet sich auch sonst. Z. b. zna-lŭ = lat. gna-ro, wurz. zna =
gna (cognoscere); da-lŭ, wurz. da (dare); bi-lŭ, wurz. bi (per-
cutere); pek-lŭ, wurz. pek (coquere); palŭ für *pad-lŭ, böhm.
pad-l (§. 182, A, 1), wurz. pad (cadere); plelŭ für *plet-lŭ,
böhm. plet-l, wurz. plet (plectere); děla-lŭ, verbalstamm děla
(facere) u. s. f.
Auch außer dem eigentlich participialen gebrauche ist das
suffix -lŭ beliebt, z. b. gni-lŭ (putridus), wurz. gni (z. b. in
gnoj putrefactio, stercus); dě-lo (opus), böhm. dílo, wurz. de
(facere), urspr. dha; mĭg-la (nebula), wurz. urspr. migh u. a.
r ist erhalten z. b. in da-rŭ (donum), wurz. da (dare); rŭd-rŭ
(ruber; Miklos., bildung der nomina, §. 35), wurz. rŭd (ru-
bescere); bŭd-rŭ (alacer, promtus), wurz. bŭd (vigilare) u. s. f.
II. Substantiva. Infinitive, supina, gerundia und
verwante formen.
Verbalstämme als nominalstämme fungierend one§. 225.
ein weiteres hinzu tretendes suffix und disen än-
liche bildungen. Nominalstämme, bestehend auß der bloßen
wurzel, oder auß der wurzel mit den suffixen -a, -nu u. a.
Dise form der nomina findet sich bei stamverben (und
zwar bei disen mit und one suffix a) und bei ab geleiteten
verben.
Indogerm. ursprache. Mit hoher warscheinlichkeit sind
der indogerman. ursprache wurzelformen, die zugleich verbal-
stämme sind, wie z. b. bhar (ferre), vid (videre), judh (pug-
nare) u. s. f. in der function von nomina actionis und nomina
agentis zu zu schreiben.
Eben so waren in der selben zalreiche stämme auf a vor-
handen, wie juga, vgl. altind. juga, lat. jugo, wurz. jug (jun-
gere); vida, vgl. lat. -vido, z. b. pro-vidu-s; bhara, vgl. lat.
-fero, z. b. ensi-feru-m; varka (lupus), wurz. vark; daiva (lu-
[356]Verbalst. als nominalst. Suffix a. Altind. infinit.
§. 225.cens, deus), wurz. div (lucere) u. a. Dise nominalstämme sind
gleichlautend mit wirklichen oder doch möglichen verbalstäm-
men, z. b. vid, bhara mit praesensstämmen, vgl. vid-masi 1.
plur., bhara-ti 3. sg.; juga mit dem aoriststamme, vgl. a-juga-t
3. sg. u. s. f.
Auch andere suffixa sind nominalstämmen und verbalstäm-
men gemeinsam, z. b. -nu in tanu (tenuis; corpus), vgl. tanu
als praesensstamm, z. b. 1. plur. tanu-masi, wurz. ta (extendere).
Altindisch. Die wurzel, zugleich verbalstamm, erscheint
als nomen actionis und als nomen agentis nicht selten, z. b. in
den infinitiven wie drç (dat. drç-ế videre), sad (dat. â-sád-ê
considere); kram (dat. ati-krám-ê transgredi); ja (dat. â-jấi auß
*â-ja-ai adire); rabh (acc. rábh-am desiderare; agere); idh (acc.
sam-ídh-am incendere) u. a. Als nomina actionis sind derglei-
chen wurzeln, die zugleich als verbalstämme fungieren, auch im
gewönlichen sanskrit im gebrauche, z. b. judh (femin. pugna),
sam-pád (fem. fortuna; sam- con-, pad ire); wurzeln mit a ha-
ben auch steigerung, z. b. vâḱ (sermo), wurz. vaḱ (loqui) u. a.
Am ende von zusammensetzungen sind solche stämme, die in
irer form mit wurzeln und primären verbalstämmen zusammen
fallen, häufig in der function von nomina agentis, z. b. dharma-
víd (officii gnarus) u. s. f. Wurzeln auf a verlieren dises vor
den meisten casus, oder steigern es zu â, z. b. viçva-p (locat.
viçva-p-i) und viçva-pâ (z. b. instr. plur. viçva-pâ-bhis), grundf.
des stammes viçva-pa (omnia tuens), wurz. pa (tueri). Seltner
erscheinen die reinen wurzelformen in diser function außer der
zusammensetzung, z. b. drç (oculus, i. e. videns), wurz. drç
(videre); viç (msc. agricola, homo), wurz. viç (intrare, considere,
vgl. vêç-a mas., vêç-man ntr. domus).
In vêdischen infinitivstämmen wie çiçrath (dat. çiç-
rath-ê) gleich lautend mit dem reduplicierten praesensstamme
çiçrath, wurz. çrath (solvere); vjathíśja (dat. vjathíśjâi) dem
futurstamm vjathiśja gleich, wurz. vjath (angi, timere) ligen
nominalstämme vor, die in der form mit solchen tempusstäm-
men identisch sind, die nicht mit der wurzel zusammen fallen,
sondern durch bestimte elemente von der selben sich unter-
[357]Altindische nominalstämme auf -a.
scheiden. Das selbe gilt von vêd. munḱ (acc. munḱ-am), des-§. 225.
sen n auß dem praesensstamme munḱa (z. b. 3. sg. munḱá-ti),
wurz. muk (solvere, liberare) stamt. Mit recht siht man (Ben-
fey, kl. sanskritgramm. pg. 236, §. 402, 2) daher auch in den
formen vak-ś (dat. vak-ś-ê), wurz. vah (vehere); ǵê-s (dat. gê-śê)
und ǵi-s (dat. ǵi-ś-ê), wurz. ǵi (vincere); stu-s (dat. stu-ś-ê),
wurz. stu (laudare) aoriststämme auf s, welche allerdings, in
diser weise gebildet, teilweise nicht vor kommen, aber doch
möglich sind; vgl. z. b. *á-stu-s-ma 1. plur. act. u. s. f.
Nominalstämme auf -a, die mit verbalstämmen identisch
sind, sind vilfach als nomina im gebrauche, z. b. nomina actionis
wie bháva (msc. existentia, origo), 3. sg. praes. bháva-ti, wurz.
bhu (fieri, esse); bhára (msc. onus), 3. sg. praes. bhára-ti, wurz.
bhar (ferre); ǵajá (msc. victoria), praes. ǵája-ti, wurz. ǵi (vin-
cere), bốdha (msc. scientia), praes. bốdha-ti, wurz. budh (scire);
bhốga (msc. fructus, perceptio), ein praes. *bhôga-ti oder *bhôǵa-
ti komt nicht vor, wurz. bhuǵ (frui); bhếda (msc. fissio), wurz.
bhid (findere) u. s. f. Die dative diser nomina actionis fungie-
ren als infinitive, z. b. bharâja u. s. f., die accusative der
selben, meist zwei mal gesezt, als gerundia, z. b. gámaṅga-
mam (semper eundo) von gama, wurz. gam (ire); so bốdha-m,
wurz. budh (scire); bhếda-m, wurz. bhid (findere); stấva-m,
wurz. stu (laudare); ká́ra-m, wurz. kar (facere, z. b. svâduṅ-
kấram bhunktê ‘süß gemacht habend ißt er’) u. s. f.
Nomina agentis gleicher form sind z. b. plavá (msc. navis),
praes. pláva-tê, wurz. plu (natare); ḱará (adj. iens), praes.
ḱára-ti, wurz. ḱar (ire); vahá (adj. ferens, portans), praes.
váha-ti, wurz. vah (vehere); dêvá (splendens, deus), wurz. div,
dju (splendere) one entsprechenden praesensstamm u. s. f. Be-
sonders häufig sind solche stamformen erhalten am ende von
zusammensetzungen oder wortverschmelzungen, wie arin-damá
(ari-m acc. sg.; hostem domans), wurz. dam u. a.
In der zusammensetzung mit su- (εὐ-) und dus- (δυς-) ent-
wickeln adjectiva diser art eine dem participium necessitatis än-
liche function, z. b. su-kára (facilis), duś-kára (difficilis), wurz.
kar (facere) u. a. der art.
[358]Nominalst. one suffix; suffix -a. Altbaktrisch.
Feminina diser art sind z. b. bhidấ (fissio), wurz. bhid (fin-
dere), 3. sg. aor. simpl. á-bhida-t; kśudhấ (fames), wurz. kśudh
(esurire); mudấ (laetitia), wurz. mud (gaudere, laetari); ǵâjấ
fem. (mulier, uxor), vgl. gấja-tê (nascitur), wurz. ǵa, ǵan (gig-
nere); mrgajâ (venatio), verbalst. mrgaja, 3. sg. praes. mrgaja-
tê (investigare, quaerere) u. a.
Ein solcher nominalstamm auf a dient zur umschreibung
des perfects, vêdisch auch des aorists bei zalreichen ver-
ben, besonders bei allen ab geleiteten, indem er im acc. sing.
feminini vor das perfect, vêdisch auch vor den aorist eines
hilfsverbum (kar facere, bhu fieri, esse, as esse) tritt, z. b.
nominalstamm bubôdhiśa, 3. sg. perf. bubôdhiśấṁ ḱakâra od.
babhûva oder âsa, verbalstamm bubôdhiśa, z. b. 3. sg. praes.
búbôdhiśa-ti, intensivum zu wurz. budh (scire); stamm bôdhaja
(z. b. bôdhajấṁ ḱakâra 3. sg. perf.), verbalstamm bôdhaja (3.
sg. praes. bôdhája-ti), causativum zu wurz. budh (scire); stamm
vida (z. b. perf. vidấṁ ḱakâra, vêdisch. aorist vidâm akar),
wurzel vid (videre, scire) u. s. f.
Auch nominalstämme auf -nu, wie tanú (adj. tenuis; subst.
fem. corpus), vgl. praes. tanu-más, wurz. ta (gewönlich als tan
an genommen, extendere) gehören hierher, da sie mit prae-
sensstämmen identisch sind.
Altbaktrisch. Es gehören hierher nominalstämme wie
â-dâ (creatio), wurz. da (ponere, creare); uç (intelligentia, pru-
dentia), wurz. vaç, uç (velle); erez, arz (adj. in composition z.
b. ars-vaḱaṅh verum verbum habens), wurz. erez, d. i. arz (être
ferme, droit); kerep, altind. krp (species, figura), nom. sing.
keref-s (masc. corpus), wurz. kerep; druǵ (nom. drukhs trux,
torvus; nom. propr.), wurz. druǵ (odisse, nocere velle); vîç
(fem. habitatio, domus, vicus), wurz. viç (intrare); verethra-ǵan
(victoriosus), ǵan, zan, altind. han (occidere), hier nom. agen-
tis; mit umstellung des a der wurzel (§. 206) verethra-ghna
(dass.); daêva-jâǵ (celui qui offre le sacrifice aux Dêvas, ado-
rateur des Dêvas), wurz. jaǵ, jaz (colere), mit der bei wurzel-
vocal a nicht selten erscheinenden steigerung; so vaḱ und vâḱ
[359]Nominalst. one suffix; suffix -a. Griechisch.
(sermo, verbum), wurz. vaḱ (loqui); frâç (question), wurz.§. 225.
pereç (interrogare).
Mit suffix a sind z. b. gebildet khśaja (msc. rex dominus),
praesensstamm khśaja, wurz. kśi (dominare); gara (gosier),
-gara (celui qui dévore, z. b. açpô-gara celui qui dévore ou
avale les chevaux), wurz. gar (avaler); bereza (altus, sublimis),
wurz. berez (croître, s’augmenter); vana (le destructeur), wurz.
van (frapper, détruire); vaça (volens), wurz. vaç (velle) u. s. f.
Daß auch im altbaktrischen feminina, verbalstämmen gleich,
als abstracta gebraucht werden, hat Bopp nach gewisen (vgl.
gr. II2, §. 619) an raodhaja (z. b. raodhaja͂m vaçen ‘sie wollen
wachsen machen’), causativstamm von wurz. rudh (crescere).
Griechisch. Die wurzel (der stamm primärer verba) er-
scheint als nomen in fällen wie ϝοπ (nom. sg. ὄψ, vox) = urspr.
vâk, altind. und altbaktr. vâḱ, wurz. ϝεπ, urspr. vak (loqui);
φλογ (n. sg. φλόξ flamma), wurz. φλεγ (φλέγειν urere, ardere)
u. a. Häufiger komt diß vor am ende von zusammensetzungen
wie χέρ-νιβ (nom. sg. χέρνιψ aqua manibus lavandis), wurz. νιβ,
urspr. nig (νίζω, νίπτω lavo); πρός-φυγ (nom. sg. πρός-φυξ
profugus), wurz. φυγ (φεύγω fugio); ψευσί-στυγ (nom. ψευσί-
στυξ fraudem abhorrens), wurz. στυγ (στυγ-έω, ἔ-στυγ-ον ab-
horrere); δί-ζυγ (nom. δί-ζυξ biiugus), wurz. ζυγ (ζεύγ-νυμι
jungo, ζυγ-όν jugum); ἀπο-ῤῥώγ (nom. sg. ἀπο-ῤῥώξ für *ἀπο-
ϝρωγ-σ fractus, fragmentum), wurz. ϝραγ (frangere, vgl. ῥήγ-
νυμι, ἔ-ῤῥωγ-α) u. a.
Häufig sind auch hier nomina auf -a, wie φορό (adj. ferens),
φόρο (tributum), φορή (fem. oblatio, impetus), wurz. φερ (ferre);
τόμο (masc. segmentum, frustum), τομή (fem. sectio, truncus),
wurz. τεμ (τέμ-νω, ἔ-τεμ-ον secare); ζυγό (neutr. jugum), wurz.
ζυγ (jungere); φυγή (fem. fuga), wurz. φυγ (φεύγ-ω, ἔ-φυγ-ον
fugere); πλόϝο (msc. navigatio), wurz. πλυ (πλέϝ-ω navigo); λοιπό
(adj. reliquus), wurz. λιπ (λείπ-ω, ἔ-λιπ-ον relinquere) u. s. f.
Dise formen unterscheiden sich meist nur durch den stärker
gesteigerten wurzelvocal (villeicht in unursprünglicher weise,
vgl. z. b. altind. bhara, plava u. a.) von den praesensstämmen
φερε. λειπε, πλεϝε u. a.
[360]Nominalst. one suffix; suffix -a. Lateinisch.
Auch in zusammensetzung sind dise nomina mit suffix urspr.
-a, wie im altindischen gebräuchlich, z. b. ἱππό-δαμο (masc.
equos domans), selbst die eigentümliche beziehung diser nomi-
nalstämme nach δυς- und εὐ- felt nicht, z. b. δύσ-φορο (adj.
aegre ferendus) = altind. dur-bhara (vgl. pg. 357).
Ferner gehören hierher die infinitive des aorists, wie z. b.
λῦσαι, λέξαι, welche entweder als locative von stämmen λῦσα,
*λεγ-σα, oder als dative von stämmen λυ-ς, *λεγ-ς (vgl. d. alt-
indische, pg. 357) zu faßen sind; jedes falles aber enthalten
sie den stamm des zusammen gesezten aorists (z. b. ἔ-λυσα,
*ἔ-λεγ-σα) als stamm eines nomen actionis, das nur in einem
bestimten casus bräuchlich ist.
Lateinisch. Stämme wie lûc, altlat. louc (lux), wurz.
luc, urspr. ruk; vôc (vox), wurz. voc; rêg (rex), wurz. reg und
zalreiche andre am ende von zusammensetzungen gebräuchliche,
wie z. b. ju-dic (judex), wurz. dic; con-jug (conjux), wurz. jug;
prae-sid (praeses), wurz. sed; tubi-cin (tubicen), wurz. can; arti-
fic (artifex), wurz. fac (über die schwächung von a zu i, s. §.
47, 2; über e im wechsel mit i, s. §. 52) u. a., zeigen die wur-
zel als nominalstamm.
Suffix -a haben z. b. fido (fidus), wurz. fid; jugo (jugum),
wurz. jug; sono (sonus), wurz. son; coquo (coquos), wurz. coqu;
mergo (mergus), wurz. merg u. s. f.
Zalreiche nomina diser art finden sich am ende von zusam-
mensetzungen, wie causi-dico (causidicus), wurz. dic; miri-fico
(mirificus), wurz. fac; male-volo (malevolus), wurz. vol; ensi-fero
(ensifer), wurz. fer u. s. f.
Nicht selten erscheinen stämme diser art mit gedentem
stamaußlaute, aber doch in masculiner beziehungsfunction, wie
col-lega neben sacri-lego (sacrilegus), wurz. leg; trans-fuga ne-
ben pro-fugo (profugus), wurz. fug; parri-cîda, wurz. caed;
ad-vena, wurz. ven u. a. Eine volkommen entsprechende bil-
dung im griechischen ist z. b. εὐρύ-οπα. Feminina diser art
sind mola, wurz. mol; toga, wurz. teg (lezteres mit steigerung)
u. s. f.
[361]Nominalst. auf a. Umbr., osk. infin. auf -o-m, -u-m. Altbulg. 361
Die infinitive des Umbrischen und Oskischen auf umbr.§. 225.
-u-m, -o-m, osk. -u-m können wol nur accusative von stäm-
men auf urspr. a sein, obschon das osk. -u-m, für welches man
-u̇-m, -o-m erwartet, auf fält, z. b. umbr. er-u(m), er-o-m, wurz.
es (esse), grundf. des stammes wäre also asa (acc. sg. asa-m);
a-fer-u-m, a-fer-o(m) (circumferre), grundf. bhar-a-m, wurz. fer;
a-serio(m) von einem verbalstamme a-seria (observare), dessen
a mit dem o des stammes verschmolzen oder vilmer vor dem
selben geschwunden ist; osk. z. b. deicu-m vom praesensstamme
urspr. daika (lat. deici-t), wurz. dic (dicere); molta-u-m, verbal-
stamm molta (multare) u. a.
Altbulgarisch. In der nordeuropäischen abteilung der
indogermanischen sprachen sind die nomina, deren stamm von
der wurzel one zusätze gebildet wird, geschwunden; im goti-
schen stamme man, der in einigen casus (gen. sg. mans, grundf.
man-as; nom. acc. plur. mans, grundf. man-as) neben stamm
man-nan (homo) erscheint, ist jedoch ein rest diser bildung er-
halten, wurz. man (cogitare). Die stambildung mittels a ist
jedoch in disen sprachen häufig. So sind im altbulgarischen mit
suffix -a gebildet und, wie in andern sprachen, teilweise mit
steigerung des wurzelvocals die masculina boj (pugna, flagel-
lum), d. i. boj-ŭ, grundf. baj-a(s), wurz. bi (percutere) mit stei-
gerung; o-strov-ŭ (περίῤῥυτον insula), wurz. stru, d. i. sru (§.
182, 7; fluere); plav-ŭ (navigatio), wurz. plu; stol-ŭ (mensa),
wurz. stel, urspr. star (sternere); sŭ-bor-ŭ (collectio), wurz. ber
(sumere); za-pad-ŭ (occasus), wurz. pad (cadere); vid-ŭ (species),
wurz. vid (videre); pek-ŭ (aestus), wurz. pek (coquere); vlŭkŭ
(lupus), wurz. urspr. vark (lacerare); vŭ-vod-ŭ (inductio), wurz.
ved (ducere); ąz-ŭ (vinculum), wurz. urspr. agh, angh (angustum
esse) u. s. f. Neutra diser art sind z. b. ig-o, d. i. *jŭg-o,
grundf. jug-a(m) (jugum), wurz. jug (jungere) u. a. Feminina
sind z. b. slav-a (gloria), wurz. slu (audire); vlad-a (dominatio),
wurz. vlad (dominare); za-vid-a (invidia), wurz. vid (videre);
ąz-a (vinculum), vgl. ąz-ŭ u. s. f. Eine form diser art, mit ge-
dentem stamaußlante a, aber als masculinum fungierend (vgl.
[362]Nominalst. auf -a. Lit., Got. Suffix -ti.
§. 225.lat. bildungen wie collega, griech. εὐρύοπα) ist voje-voda (belli
dux), wurz. ved (ducere).
Litauisch. Das suffix -a ist in häufigem gebrauche, z. b.
sárg-a (msc., nom. sg. sárga-s custos), wurz. sarg (sérg-ėti cu-
stodire); vìlka (msc. lupus), wurz. urspr. vark (lacerare); ták-a
(msc. semita), wurz. tak (tek-ė́ti currere, fluere); dárb-a (msc.
labor), wurz. darb (dìrb-ti laborare); már-a (msc. pestis), wurz.
mar (mìr-ti mori); pá-szar-a (msc. pabulum), wurz. szar (pa-
szér-ti pabulum praebere); dë́v-a (msc. deus), wurz. div (lucere);
véid-a (msc. facies), wurz. vid (veizd-ė́ti videre); raúg-a (msc.
acidum), wurz. rug (rúg-ti acidum fieri); táuk-a (msc. pinguedo),
wurz. tuk (tùk-ti pinguescere) u. s. f.; kalb à (fem. sermo), wurz.
kalb (kalb-ė́ti loqui); rank-à (fem. manus), wurz. rank (rìnk-ti
colligere); pa-gálb-a (auxilium), wurz. galb (gélb-ėti (auxilium
ferre); put-à (spuma), wurz. put (pús-ti flare); at-laid-à (remis-
sio poenae), wurz. lid (at-léis-ti remittere); daub-à (fauces),
wurz. dub (dùb-ti cavum, profundum fieri) u. s. f.
Gotisch. Suffix -a in stämmen wie z. b. viga (msc., nom.
sg. vigs via), wurz. vag (vig-an movere); vulfa (msc., nom. vulfs
lupus), wurz. urspr. vark (lacerare); tharba (adj. egenus), ga-
thaúrba (adj. continens), wurz. tharb (egere); liuba (adj. carus),
wurz. lub (amare, cupere); rauda (adj. ruber), wurz. rud (ru-
bescere); ana-vaírtha (adj. futurus), and-vaírtha (adj. praesens),
wurz. varth (fieri); fra-lêta (adj. dimissus), wurz. lêt (lêt-an si-
nere) u. s. f.; dragka (neutr., nom. sg. dragk potus), wurz.
dragk (drigk-an bibere); faúr-haha (neutr., nom. sg. faúr-hah
velum), wurz. hah (hah-an suspendere); af-lêta, fra-lêta (neutr.,
venia, remissio), wurz. lêt (lêt-an sinere); bi-maita (neutr. cir-
cumcisio), wurz. mit (mait-an secare) u. a. Feminina sind z. b.
giba (nom. sing. giba, donum), wurz. gab (gib-an dare); bida
(fem. preces), wurz. bad (bid-jan rogare, orare); grab-a (fossa),
grôb-a (fovea), wurz. grab (grab-an fodere); staig-a (semita),
wurz. stig (steig-an ascendere) u. s. f.
Suffix-ti. Das suffix -ti wird ser häufig gebraucht, um
verbalsubstantiva zu bilden, die in verschidenen sprachen (im
altindischen, altbaktrischen, slawischen, litauischen) in gewissen
[363]Suffix -ti. Indog. urspr., Altind.; Gerund. auf -tja, -ja.
casus als infinitive und gerundia fungieren. Übrigens hat auch§. 226.
suffix -ti, wie suffix -a, die function nomina agentis zu bilden,
doch seltner. Es ist fast nur substantivisch, ser selten adjecti-
visch (z. b. lat. for-ti, grundf. dhar-ti, wurz. urspr. dhar tenere).
Das suffix ist im gesamten sprachstamme zu hause und war also
in der indogermanischen ursprache bereits vorhanden.
Indogerman. ursprache. Villeicht von jedem verbal-
stamme konte im nomen auf -ti gebildet werden, z. b. ma-ti
(cogitatio), wurz. ma (cogitare); bhu-ti (φύ-σι-ς), wurz. bhu
(fieri); kak-ti (coctio), wurz. kak (coquere); mar-ti (mors), wurz.
mar (mori) u. s. f.
In der function eines nom. agentis steht für die ursprache
sicher pa-ti (dominus), wurz. pa (tueri).
Altindisch. Das suffix -ti bildet
1. nomina actionis feminina, z. b. má-ti (cogitatio, opinio),
wurz. ma (man cogitare); sthí-ti (status), wurz. stha (stare);
çrú-ti (auditio), wurz. çru (audire); bhû́-ti (existentia), wurz. bhu
(esse); pák-ti (coctio), wurz. pak (coquere); úk-ti (sermo), wurz.
vaḱ (loqui); júk-ti (junctio), wurz. juǵ (jungere) u. s. f.
Als infinitive fungieren die dative diser nomina actionis
auf -ti, also júk-tajê u. s. f.
2. nomina agentis, z. b. pá-ti (masc. dominus), wurz. pa
(tueri); ǵñấ-ti (msc. cognatus), wurz. ǵña auß ǵan (gignere).
Als gerundium fungiert ein verkürzter instrumental der
nomina actionis auf -ti, nämlich tj-a (auß tj-â, s. u. d. declin.),
der ursprünglich wol weitere anwendung hatte, im vor ligenden
stande der sprache aber auf wurzeln, die auf (kurze) vocale
auß lauten, beschränkt ist, bei disen aber auch nur dann ge-
braucht wird, wenn inen praepositionen an geschmolzen sind,
z. b. saṁ-çrú-tja, wurz. çru (audire); vi-ǵí-tja, wurz. ǵi (vin-
cere). Lautet die wurzel auf andere laute auß, so schwindet
das t des suffixes -ti, so daß nur -ja übrig bleibt; die veran-
laßung zu disem schwund mag die häufige stellung des t nach
consonanten und der durch die vor tretenden ursprüngl. adver-
bialen elemente (die praepositionen) geschwächte außlaut des
[364]Suffix -ti. Altbaktrisch.
§. 226.wortes gegeben haben. In änlicher weise auffallenden conso-
nantenschwund werden wir auch bei den personalendungen fin-
den (s. u. die lere von disen). Z. b. â-dấ-ja zu â-da (accipere),
wurz. da (dare); ni-víç-ja zu ni-viç (considere), wurz. viç (intrare)
u. s. f. Die stämme auf -aja verlieren diß vor disem -ja, z. b.
pra-bôdh-ja zu stamm pra-bôdhaja (expergefacere, monere). Die
einzelheiten diser bildung gehören nicht hierher.
In der älteren sprache findet sich dise bildung des gerun-
diums auch bei nicht zusammen gesezten verbalstämmen, dage-
gen das vollere -tja in spuren auch nach consonantischem wur-
zelaußlaute (vgl. unten das bei nicht zusammen gesezten ver-
balstämmen gebrauchte -tvâ).
Als secundäres suffix erscheint in gleicher function wie das
primäre -ti das vêdische -tâ-ti, welches auß suffix -ta (im fem.
-tâ, als secundäres abstracta bildendes suffix in algemeinem ge-
brauche, vgl. §. 217) und -ti zusammen gesezt ist, z. b. sarvá-
tâti (τὸ πᾶν) von sárva (omnis), zunächst wol von einem *sarva-
tâ, mit dem eben erwähnten häufigen suffix -tâ; vasú-tâti (divi-
tiae), von vásu (res, divitiae) u. s. f. Vgl. das zalwort, wo
ebenfals -ti als secundäres suffix vor komt. Die seltnere form
-tât, z. b. dêvá-tât von dêvá (deus) scheint eine verkürzung von
-tâti zu sein.
Altbaktrisch. Suffix -ti bildet nom. actionis, z. b. kars-ti
(aratio), wurz. kars, keres (arare); qhare-ti, wurz. qhar (edere);
jaoź-dâ-iti (purificatio), jaoż-da (purificare), wurz. urspr. dha
(ponere, facere); mi-ti (mensura), wurz. ma (metiri); mai-ti (pen-
sée), wurz. ma (cogitare); ḱis-ti (connaissance), wurz. ḱit (con-
naître); â-frî-ti (benedictio), wurz. frî (satisfacere; mit â bene-
dicere) u. a. Nomina agentis bildet -ti in pa-iti = altind. und
urspr. pá-ti (dominus), wurz. pa (tueri).
Der dativ der abstracta auf -ti fungiert, wie im altindischen,
als infinitiv, z. b. kars-taj-ê u. s. f.
Dem vêdischen suffixe -tâ-ti entspricht altbaktr. -tâ-t, dessen
i verloren scheint, z. b. haurva-tât = altind. sarvá-tâti; vaṅhu-
tât = altind. vasú-tâti; amere-tât (immortalitas) = altind *amará-
[365]Suffix -ti. Griechisch, Lateinisch.
tâti zu a-mara (immortalis) auß a privat. und mara von wurz.§. 226.
mar (mori) u. a.
Griechisch. Das suffix -τι, in der regel aber das auß
älterem, im dorischen bewarten -τι hervor gegangene -σι (§. 148,
1, c) ist in häufiger anwendung und bildet nomina actionis von
verbalstämmen, z. b. μῆ-τι (prudentia), wurz. μα (cogitare);
φά-τι (sermo, rumor), wurz. φα (dicere), neben φά-σι (sermo,
dictum); φύ-σι (natura), wurz. φυ (fieri, crescere); πέψι, d. i.
*πεπ-σι auß *πεπ-τι (coctio), wurz. πεπ (coquere); ζεῦξι, d. i.
*ζευγ-σι (junctio), wurz. ζυγ (jungere) u. s. f.
Nomen agentis ist z. b. πό-σι (maritus) = altind. u. urspr.
pá-ti, wurz. pa; μάν-τι (vates), wurz. man (cogitare).
Eine weiterbildung durch zu geseztes α von -σι = -τι ist
-σια femin., z. b. θυ-σία (sacrificium), wurz. θυ (sacrificare);
δοϰιμα-σία (tentatio, examen), verbalstamm δοϰιμαδ (δοϰιμάζω
für *δοϰιμάδϳω examinare) u. s. f.
Dem primären -τι -σι entspricht als secundäres suffix -τητ
= vêd. -tâti, -tât, altbaktr. -tât, z. b. νεό-τητ (nom. sg. νεότης
juventus) von νέο (novus, juvenis), grundf. und altind. navá-tât u. s. f.
Lateinisch. Das primäre suffix -ti hat sich zu folge der
mischung der i-formen und der consonantischen stämme meist
scheinbar zu t verkürzt, z. b. do-ti (dos), wurz. da (dare);
men-ti (mens), wurz. men (cogitare, vgl. memin-i); mor-ti (mors),
wurz. mor (mori); das i ist erhalten in messi, d. i. *met-ti
(§. 157, 1, b), wurz. met (metiri).
Als nomina agentis bildend erscheint suffix -ti auch hier
in po-ti, nom. sg. poti-s, der aber für alle genera gilt, altind.
u. urspr. pá-ti, griech. πό-σι; vgl. das mit disem poti zus. ges.
com-po-ti (compos), im-po-ti (impos); ferner in super-sti-t (super-
stes), wurz. sta; sacer-dô-t (sacerdos), wurzel wol urspr. dha
(ponere, facere), die sich im lat. mit da (dare) mischt (also sa-
crificium perficiens oder dans; vgl. Benfey in Kuhns ztschr.
IX, pg. 106); auch in diser function wird das suffix eben so
behandelt, wie das -ti von mens, mors. -ti ist voll erhalten in
vec-ti, das doch nur von wurz. veh (urspr. movere) kommen
kann und urspr. etwa so vil als vector bedeuten muß.
Schleicher, vgl. gramm. d. indog. spr. 24
[366]Suffix -ti. Lat. (-tion, -tia, -tâti, -tûti), Altbulg.
In der regel ist das suffix -ti durch -ôn, urspr. -an weiter
gebildet und -ti-on ersezt so das ursprüngliche -ti in seiner
function abstracta zu bilden, z. b. coc-tion, collîsion auß *lîd-tion
(§. 157, 1, b; vgl. col-lîd-o), sta-tion u. s. f.
Diß suffix lautet umbrisch-tin, z. b. na-tin = lat. (g)nâ-
tio;altirisch-tin, -sin (= lat. -sion), z. b. déic-sin (nom. sg.
déic-siu von déc-u video); geni-tin (genitivus) = lat. *geni-tio
u. a. Dise formen fungieren als infinitive.
Eine andere weiterbildung des suffixes -ti ist -tio neutr.,
-tia fem., beide meist secundär; hier ist also ein o, ursprüng-
lich a, an das frühere suffix getreten, z. b. stamm servi-tio
von stamm servo, aber in-i-tio von wurzel und verbalstamm i
(ire); justi-tia von justo (die schwächung des auß lautenden
-o zu -i tritt vor secundären suffixen und in zusammensetzung
regelmäßig ein); duri-tia und duri-tie (§. 52) von stamm duro
u. s. f.
Das suffix -tâti, als secundäres suffix in gleicher function
wie -ti als primäres, z. b. in duri-tâti von duro, vetus-tâti von
vetus u. s. f., hat neben sich das suffix -tû-ti, das, wie jenes auß
-ta + ti, so auß -tu + ti (über das suffix -tu s. unten §. 228)
mit denung des u, wie dort des a, hervor gieng (Walter in
Kuhns Ztschr. X, pg. 159), z. b. senec-tûti von senec (senex);
vir-tûti von viro; juven-tûti von juven (älter als juveni, vgl. alt-
ind. stamm juvan).
Altbulgarisch. Von jedem verbalstamme wird ein infi-
nitiv auf -ti, d. i. -tî (§. 88, 6) gebildet, ein casus (warschein-
lich dativ, also auß *-tiai, d. i. slaw. *-tiě, *-tii, §. 88, 8, oder
locativ, *tii, der im slawischen mit dem dativ gleiche function
hat) des suffixes -ti, d. i. slaw. tĭ (§. 81. 88, 1), z. b. da-ti, ver-
balstamm und wurzel da (dare); plesti für *plet-ti (§. 182, B),
wurz. plet (plectere); vesti für *vez-ti, wurz. vez (vehere); pešti
für *pek-ti (§. 182, A, 3, b), wurz. pek (coquere) u. s. f. Das suffix
-tĭ erscheint als nomina actionis bildend z. b. in moštĭ (potentia,
vgl. den infinit. mošti) für *mog-ti (§. 182, A, 3, b) wurz. mog
(posse); pa-mę-tĭ, (memoria), wurz. mĭn urspr. man (cogitare),
die grundformen sind also magh-ti, man-ti u. s. f. Auch als
[367]Suffix -ti. Litauisch, Gotisch.
nomina agentis bildend erscheint -ti, z. b. in zę-tĭ (gener), wurz.§. 226.
urspr. gan (gignere), grundf. also gan-ti (genitor).
-ti bildet hier auch secundäre abstracta, schlägt sich aber
dann ein s vor, z. b. bělo-stĭ (albor) von bělŭ, bělo (albus) und
so regelmäßig von den adjectiven.
Litauisch. -ti, älter (in der jetzigen sprache noch vor
dem an geschmolzenen reflexiven -s) -të (Kuhn u. Schleicher,
beitr. I, pg. 27 flg.), ein dativ eines stammes auf -ti (also für
*-tj-ë, d. i. -ti-ai, §. 95. 101, 1), bildet von jedem verbum den
infinitiv, z. b. vèż-ti (vehere), reflex. vèż-të-s (vehi), wurz. veż,
urspr. vagh, grundf. also vagh-tjai; lìp-ti (scandere), wurz. lip;
jó-ti (equitare), gélbė-ti (auxilium ferre) u. s. f.
Feminina abstracta und mascul. nomina agentis auf -ti (bei
lezteren schlägt -ti in -tja um) finden sich ebenfals, z. b. isz-
min-tì (nom. sg. isz-min-tì-s, gen. -të́-s sapientia), at-min-tì (me-
moria), wurz. min, urspr. man (cogitare), die infinitive lauten
isz-mìn-ti, at-mìn-ti, grundform beider nunmer durch die beto-
nung geschidenen formen ist man-ti; pa-żin-tì (cognitio), wurz.
żin, urspr. gan (nosse), infin. pa-zìn-ti (cognoscere) u. s. f. Mit
vor geschlagenem s z. b. in móke-sti (solutio, pensio pecuniae),
infin. mokė́ ti (pecuniam solvere) u. a.
Nomina agentis masc. auf -ti sind z. b. pa-tì (nom. sg. pà-ts
dominus, ipse), wurz. urspr. pa (tueri); gen-tì (cognatus), wurz.
urspr. gan (gignere).
Häufig ist -tja (msc.) für -ti (fem.) ein getreten, z. b. dàng-
tja (nom. sg. dàng-ti-s, §. 100, A, 3; operculum), wurz. dang
(dèng-ti tegere); ràm-tja (nom. ràmti-s fulcrum), wurz. ram
(rèm-ti fulcire) u. s. f.
Als secundäres abstractsuffix gilt -tja fem. mit vor geschla-
genem s, also -stė (ė = jâ, §. 100, A, 1), vor welchem der
stammaußlaut in y gewandelt wird, z. b. nëký-stė (vanitas) von
stamm në́ka (msc. nihil); sargý-stė (vigilantia) von sargù (vigil);
prëtelý-stė (amicitia) von prĕ́teliu (amicus) u. s. f.
Gotisch. Suffix -di, -thi, d. i. urspr. -ti (§. 196, 2) bil-
det femina abstracta, z. b. ga-baúr-thi (nom. sg. ga-baúrths
partus; §. 113, 1), grundf. bhar-ti, wurz. bar, urspr. bhar (ferre);
24*
[368]Suffix -ni. Indogerm. urspr., Altindisch.
§. 226.fra-lus-ti (jactura), wurz. lus (fra-lius-an amittere); mah-ti für
*mag-ti (§. 202, 1; potentia), wurz. mag (perf. mag valere, posse);
fra-gif-ti für *gib-ti (§. 202, 1; donatio), wurz. gab (gib-an dare);
ga-mun-di (memoria), wurz. mun (mun-an putare), ursprünglich
man (cogitare); nach n auch mit s vor -ti, wie im slawi-
schen stĭ und im litauischen -stė, z. b. an-sti (favor), wurz.
an (favere); all-brun-sti (holocaustum), wurz. brann (brinn-an
urere) u. a.
Nomina agentis auf -ti sind z. b. ga-draúh-ti (miles), wurz.
drug (driug-an militare); fa-di (nom. sg. faths dominus), wurz.
urspr. pa (tueri).
Das bisweilen gebrauchte secundäre suffix -du-thi scheint
dem lat. -tû-ti zu entsprechen und auß der verbindung des suf-
fixes -tu (d = th = urspr. t, §. 196, 2) mit -ti hervor gegan-
gen, z. b. mikil-duthi (magnitudo), stamm mikila (nom. sg. msc.
mikils magnus); manag-duthi (multitudo), stamm managa (mul-
tus); der stammaußlaut a schwindet also vor disem suffixe.
Suffix-ni. Das suffix -ni ist in anwendung und function
dem suffix -ti wol gleich, nur wird es seltener gebraucht (-ti :
-ni = -ta : -na, vgl. oben §. 218). Es ist ursprünglich.
Indogerm. ursprache. Sicher nach weisen läßt sich
wol nur ag-ni (ignis), wurz. ag (?); indessen sind höchst war-
scheinlich abstracta auf -ni bereits vor der sprachtrennung ge-
bildet worden, da sich dergleichen in allen indogermanischen
sprachen finden.
Altindisch. Z. b. glấ-ni (fem. fatigatio, languor), wurz.
gla (fatigari, languescere); hấ-ni (fem. relictio), wurz. ha (relin-
quere); ǵî́r-ni (senectus) für gar-ni (§. 8), wurz. ǵar (conteri,
aetate confici) u. a., welche sämtlich ir participium praet. pass.
auf -ná bilden; doch nemen durchauß nicht alle dise das suffix
-ni, sondern merere -ti, z. b. ḱhin-ná fissus, aber ḱhít-ti fissio,
wurz. ḱhid (findere).
Dise abstracta auf -ni können im dativ, wie die auf -ti, als
infinitive fungieren.
Nomina agentis; vrś-ńí (msc. aries), wurz. vars (semen spar-
gere); váh-ni (equus), wurz. vah (vehere) und wol auch ag-ní (ignis).
[369]Suffix -ni. Altbaktr., Griech., Lat., Altbulg., Lit., Got.
Altbaktrisch. mai-ni (mens) gehört hierher, da die wur-§. 227.
zel ursprünglich ma nicht man (cogitare) ist, mai-ni steht neben
mai-ti (la pensée) von der selben wurzel; hâv-a-ni (fem. la por-
tion du jour où a lieu le lever du soleil) mit suffix -ni an ei-
ner form auf a, wurz. hu (laudare, celebrare), wie altindisch
a-ǵîva-ni (mors) von ǵîva (vivus). Weitere beispile sind mir
nicht zur hand.
Griechisch. Das suffix -ni ist im griechischen selten,
z. b. μῆ-νι (μῆνι-ς, gen. μήνι-ος, femin. ira), wurz. urspr. ma
cogitare); σπά-νι (fem. penuria, inopia) von einer wurz. σπα.
Lateinisch. Nur masculina, z. b. ig-ni (ignis) = altind.
ag-ni; pâ-ni (panis) von wurz. pa (vgl. pa-sco); pê-ni für *pes-
ni (§. 157, 1, a), wurz. urspr. pas (gignere?), vgl. altind. pas-as
(neutr. penis), griech. πέος für *πεσ-ος, mhd. vis-el-lîn (penis);
warscheinl. auch crî-ni, fû-ni, fî-ni und lê-ni, seg-ni von schwer
zu ermittelnden wurzeln.
Altbulgarisch. Hier, wie in den nördlichen europäischen
sprachen überhaupt, ist -ni häufiger an gewant, als in den süd-
lichen europäischen, z. b. da-nĭ (vectigal), wurz. da dare; kaz-
nĭ (edictum, poena), wurz. kaz (kaz-ati instituere); mit vor ge-
schlagenem s, z (§. 182, A, 7, b) z. b. ba-snĭ (fabula, incantatio),
wurz. ba (o-ba-vati incantare); pě-snĭ (cantus), wurz. pi (pě-ti
canere); boja-znĭ (timor), verbalstamm boja (boja-ti sę timere);
kaja-znĭ (poenitentia), verbalstamm kaja (kaja-ti sę (poenitere);
ži-znĭ (vita), wurz. živ (živ-ą vivo) u. a.
Nomina agentis masculina sind z. b. dĭ-nĭ (msc. dies, schwankt
in einzelnen casus unursprünglicher weise in die analogie der
consonantischen stämme) für *div-ni (lucens), wurz. div (lucere);
og-nĭ (ignis).
Litauisch. Z. b. bar-nì (femin. rixa), wurz. bar (bár-ti
convitium facere, increpare); kul-nì (fem. calx), wurz. wol kal,
urspr. kar (ire; vgl. kel-ýs genu, kél-ias via).
Gotisch. Das suffix -ni fem. ist hier häufig und von ab
geleiteten verben regelmäßige abstractbildung, z. b. ana-bus-ni
(nom. sg. ana-busn-s jussum; §. 113, 1), wurz. bud (ana-biuda
jubeo); vaila-viz-ni (victus, eigentlich bene esse; über z für s
[370]Suffix -tu. Indogerm. urspr., Altindisch.
§. 227.vgl. §. 202, 3), wurz. vas (esse); taik-ni (signum), wurz. tik
(wol identisch mit der in den lauten regelmäßigen wurz. tih,
urspr. dik in teih-an monstrare) u. a. Von ab geleiteten ver-
ben z. b. hausei-ni (auditio) für *hausja-ni (§. 111, 2), verbal-
stamm hausja (audire); gôlei-ni (salutatio), verbalstamm gôlja
(salutare); lathô-ni (invitatio), verbalstamm lathô (invitare, vo-
care); libai-ni (vita), verbalstamm libai (vivere) u. s. f.
Suffix-tu mit seinen verwanten. Bildet verbalsubstantiva
im altindischen, lateinischen, slawischen, litauischen.
Indogerm. ursprache. Das suffix ist sicherlich ursprüng-
lich und dürfte wol von jedem verbum in gebrauch gewesen
sein, da für dise anwendung altindisch, lateinisch, litauisch-sla-
wisch zeugen, z. b. da-tu oder dâ-tu, wurz. da (dare); bhar-tu,
wurz. bhar (ferre) u. s. f. Dise stämme auf -tu waren volstän-
dig declinierbare nomina actionis.
Altindisch. Das suffix -tu bildet nomina actionis, mit
steigerung der wurzelvocale u, i im inlaute und außlaute der
wurzeln, a wird aber nur als wurzelaußlaut gesteigert; häufig
wird der hilfsvocal i vor disem suffixe ein gefügt. Dise stämme
fungieren im gewönlichen sanskrit im accusativ, in der älteren
sprache des Vêda auch im dativ und genitiv sing. als infini-
tive, z. b. dấ-tu-m, wurz. da (dare); sthấ-tu-m, wurz. stha
(stare); ǵế-tu-m, wurz. ǵi (vincere); çráj-i-tu-m, wurz. çri (in-
gredi); stố-tu-m, wurz. stu (laudare); bháv-i-tu-m, wurz. bhu
(fieri, esse); vết-tu-m, wurz. vid (scire); jốk-tu-m, wurz. juǵ
(jungere); pak-tu-m, wurz. paḱ (coquere); kár-tu-m, wurz. kar
(facere); ḱốraji-tu-m, verbalstamm ḱôrája (furari) u. s. f.
Vêdisch dat. z. b. dấ-tav-ê, ế-tav-ê, kár-tav-ê u. a.; auch
findet sich eine dativform auf âi, z. b. jấ-tav-ấi (mit zwei ac-
centen, was höchst auffällig ist) von wurz. ja (ire); kár-tav-ấi,
wurz. kar (facere); jám-i-tav-ấi, wurz. jam (coercere); ferner
komt vor der genitiv, z. b. sthấ-tô-s, wurz. stha (stare); ế-tôs,
wurz. i (ire); ḱár-i-tôs, wurz. ḱar (ire).
Von disem abstractum auf -tu wird mittels ja ein partici-
pium necessitatis gebildet, s. oben §. 223.
Selten bildet -tu nomina agentis, z. b. jâ-tú (viator), wurz
[371]Suffix -tu, -tva. Altindisch (gerundium).
ja (ire); bhâ-tú (sol), wurz. bha (splendere); ǵan-tú (animal,§. 228.
homo), wurz. ǵan (gignere) u. a.
Suffix-tva, dem suffixe -tu nah verwant und villeicht auß
dem selben entstanden.
Durch den accent und die schwächung des wurzelvocals er-
weist sich als von einem stamme auf -tva, nicht -tu gebildet das ge-
rundium auf -tvấ (bei nicht mit praepositionen zusammen ge-
sezten verbalstämmen bräuchlich), ein instrumental (s. unten d.
declin.) einer stamform auf -tva. Vêdisch erscheint auch -tvî́,
welches also für *tvjâ (§. 15, c) stehend zu faßen ist, und diß
-tvjâ ist mit höchster warscheinlichkeit (mit Benfey, kl. gr.,
§. 389) durch verlust des a auß *-tvajâ entstanden, -tva-j-â ist
aber ebenfals nur eine andere form des instrum. sing., nämlich
eine mit der häufigen stammerweiterung durch j-gebildete. Vê-
disch findet sich auch der dativ von -tva, nämlich -tvấja. Bei-
spile: sthi-tvấ, wurz. stha (stare; vgl. infin. sthấ-tu-m); dat-tvấ,
vom praesensstamme dad, wurz. da (dare; vgl. d. infinitiv dấ-
tu-m); ǵi-tvấ, wurz. ǵi (vincere, infin. ǵế-tu-m); bhû-tvấ, wurz.
bhu (esse, infin. bháv-i-tu-m); uk-tvấ, wurz. vaḱ (loqui, infin.
vák-tu-m); kr-tvấ, wurz. kar (facere, infin. kár-tu-m); pak-tvấ,
wurz. paḱ (coquere); der hilfsvocal i findet sich z. b. in vid-i-
tvấ, wurz. vid (scire, infin. vết-tu-m); likh-i-tvấ oder lêkh-i-tvấ,
wurz. likh (radere, scribere); ḱôraji-tvâ, verbalstamm ḱôraja
(furari) u. s. f.
Vêdische formen auf -tvî sind z. b. kr-tvî́, wurz. kar (fa-
cere); vêd. dative z. b. ga-tvấja, wurz. ga (ire); dat-tvấja (ver-
gleiche oben dat-tvấ), wurz. da (dare); kr-tvấja, wurz. kar (fa-
cere) u. a.
Das suffix -tvá (neutr., nom. sg. -tvá-m) ist ser häufig als
secundäres suffix, abstracta bildend, z. b. nag-na-tvá (*nuditas)
von nagná (nudus); pati-tvá (conjugium) von páti (conjux, mari-
tus); panḱa-tvá (πεντάς) von panḱan (quinque); bahu-tvá (mul-
titudo) von bahú (multus) u. s. f.
Vêdisch findet sich auch das durch suffix -na weiter gebil-
dete -tva-ná (neutr.) in gleicher anwendung, z. b. sakhi-tva-ná
(amicitia) von sákhi (amicus).
[372]Suff. -tu. Altbaktr. (-thwa, -thwana), Griech. (-συνη), Lat.
Altbaktrisch. Abstracta auf -tu sind z. b. zan-tu (crea-
tio), wurz. zan, altind. ǵan (gignere); zan-tu, ǵan-tu (occisio;
hier ist trotz Bopp, vgl. gramm. 1. aufl. s. 1244 wol nicht suffix
-thwa an zu nemen; der ablat. auf -ât hat nichts auffallendes),
wurz. zan, altind. han (caedere, ferire); khra-tu (m. intelligen-
tia), wurz. khra = kar (facere); as-tu (existentia), wurz. as
(esse).
Nomina agentis auf -tu sind z. b. ra-tu (le maître, chef),
wurz. ra = ar, ere (ire); pere-tu (fem. pons), wurz. par, pere
(traducere).
Suffix -tva, d. i. altbaktr. -thwa (§. 139, 2) als primäres
suffix z. b. in rap-i-thwa (fem. le midi), wol von wurz. rap (se
réjouir); bere-thwa (fait pour être porté), wurz. bar (ferre).
Suffix -thwa-na = vêd. -tva-na (neutr.) in der function ab-
stracta (infinitive) zu bilden, z. b. çtere-thwana (action d’éten-
dre), wurz. çtere, d. i. star (étendre) u. a.
Griechisch. Nomina actionis femin. wie βρω-τύ (cibus),
wurz. βρο (vgl. βρω-τός, βρῶ-μα, βι-βρώ-σϰω, βρώ-σομαι); βοη-
τύ (fem. clamor), verbalstamm βοα, βοη (βοάω, βοή-σομαι cla-
mare); ἐδη-τύ (cibus), wurz. ἐδ (edere), zunächst von einem
stamme ἐδε (der sich auch sonst findet); γελασ-τύ (risus) von
stamm γελας (vgl. γελασ-τός, ἐγέλασ-σα) u. a.
Als secundäres suffix gilt -συ-νη für -*τυ-νη (wie σύ für τύ;
§. 148, 1, c), vgl. vêd. -tva-na, altb. -thwa-na, z. B. διϰαιο-σύνη
(justitia) von δίϰαιο (justus) u. s. f.
Lateinisch. Das suffix -tu ist ser beliebt und dient re-
gelmäßig zur bildung eines nomen actionis (masc.), welches im
accusativ sing. supinum, im ablativ gerundium genant wird,
z. b. stă-tu, nom. sg. sta-tu-s, accusativ als sup. sta-tu-m, ablat.
als gerundium sta-tu, wurz. sta (stare, sistere); i-tu, wurz. i; dic-
tu, wurz. dic; audî-tu, verbalstamm audî u. s. f.
Die lautgesetze beim zusammenstoß von t mit andern con-
sonanten, z. b. câsu auß *căd-tu u. dergl., lert §. 157, 1, b. 2.
Als secundäres suffix gilt in der function abstracta zu bil-
den nicht -tu, sondern die weiterbildungen des selben -tû-ti (s.
o. pg. 366) und -tû-do, z. b. alti-tûdo von stamm alto (altus) u. a.
[373]Suffix -tu. Altbulg., Lit., Got. (-assu).
Altbulgarisch. Das supinum auftŭ = lit. -tu (-tų)§. 228.
= lat. und altind. -tu-m ist accusativ eines abstractum auf -tu
(substantiva auf -tŭ können = urspr. -ta und urspr. -tu sein,
§. 78. 82 und sind daher nicht zu ermitteln), z. b. da-tŭ, d. i.
*da-tu-m, wurz. da (dare); by-tŭ, d. i. *bhu-tu-m, wurz. by (esse);
nes-tŭ, d. i. *nak-tu-m, wurz. nes (ferre) u. s. f.
Einen andern casus, warscheinlich dat. loc. (s. unten die
casuslere), auf u weist Miklosich (vgl. gramm. III, §. 108)
nach in der form bytu, grundf. wol *bhu-tav-i.
Secundäres abstractsuffix ist -stvo (neutr.), d. i. -tva mit vor
geschlagenem s (§. 182, A, 7, b), z. b. množĭ-stvo (multitudo)
von mnogŭ (multus) u. s. f.
Litauisch. Das supinum auf-tu (nur in der älteren
sprache noch bräuchlich), genauer -tų (§. 193), ist, wie altind.
-tu-m, lat. -tu-m, accusativ eines nomen actionis auf -tu, z. b.
kèp-tų, verbalstamm u. wurz. kep (coquere); gùl-tų, verbalstamm
u. wurz. gul (gùlti decumbere); súdy-tų, verbalstamm sudy (súdy-
ti judicare) u. s. f.
Außerdem ist suffix -tu nicht häufig, z. b. ly-tù (msc. plu-
via), wurz. li in lý-ti (pluere); sta-tù (adj. stans), wurz. sta
(stare).
Gotisch. Das suffix -tu, d. i. got. -thu, -du (§. 196, 2)
bildet abstracta msc. wie dau-thu (mors), wurz. dau, div, bei-
des wol steigerungen von du (mortuum esse); kus-tu (examen),
wurz. kus (kius-an eligere, examinare); vahs-tu (incrementum,
statura), wurz. vahs (vahsjan crescere); thuh-tu (opinio, con-
scientia), wurz. thuk (thugk-jan putare); vratô-du (iter), verbal-
stamm vratô (vratô-n ire); aúhjô-du (strepitus), stamm aúhjô.
In hlif-tu (fur) von wurzel hlif ist -tu nom. agentis bildend.
Secundäre abstracta bildet diß suffix in manniskô-du (hu-
manitas) von stamm manniska (adj. humanus) mit denung oder
steigerung des stammaußlautes; gabaurjô-thu (libido) von stamm
gabaurja (vgl. gabaurja-ba libenter).
Sicherlich enthält das suffix -nassu diß -tu als lezten be-
standteil (vgl. §. 202, 1. 2), z. b. gudjinassu (sacerdotium), vgl.
stamm gudjan (sacerdos), davon gudjinô-n (sacerdotio praeesse);
[374]Suffix -as. Indog. urspr., Altindisch.
§. 228.ibnassu (planities, aequitas) zu stamm ibna (aequus, planus).
Welcher laut aber dem t vorher gegangen, läßt sich wol schwer-
lich ermitteln; Bopp vermutet, daß hier formen auf -as, also
ein *gudjinas, *ibnas (s. d. flg. paragr.) zu grunde ligen, an wel-
che -tu angetreten sei; möglich sind auch formen auf -at.
Über das auß -tu weiter gebildete suffix -du-thi, s. oben
pg. 368.
Suffix-as. Dises suffix bildet infinitive im altindischen,
lateinischen.
Indogerm. urspr. Z. b. gan-as (genus), wurz. gan; ap-as,
(opus), wurz. ap; man-as (mens), wurz. man (cogitare); nabh-as
(nubes, coelum), doch wol von einer wurzel nabh; vak-as
(sermo), wurz. vak (loqui); krav-as (rumor, vox, verbum, au-
ris), wurz. kru (audire) u. a.
Altindisch. Substantiva auf -as, vor welchem die wur-
zelvocale i und u gesteigert werden, z. b. ǵán-as (genus), wurz.
ǵan (gignere); váḱ-as (sermo), wurz. vaḱ (loqui); vấs-as (ves-
tis), wurz. vas (sibi induere); ḱết-as (animus, mens), wurz.
ḱit (cogitare); çráv-as (auris), wurz. çru (audire); áp-as (opus),
wurz. ap u. a.
Meist sind dise substantiva neutra, wie die eben genanten,
doch findet sich auch das belebte genus, z. b. uś-ás (aurora),
wurz. uś (ardere, splendere) und in dem ältesten indisch auch
adjectiva (nomina agentis) diser form, z. b. tar-ás (velox, for-
tis) neben tár-as (velocitas, vis), wurz. tar (transgredi); ap-ás
(agens) neben áp-as (opus) u. s. f. Dise bildung findet sich vom
praesensstamme der verba; wenn diser auf a auß lautet, so tritt
anstatt -as nur -s an, d. h. das auß lautende a des praesensstam-
mes fungiert zugleich als anlaut des suffixes (vgl. d. bildung der
3. plur. praes., s. u. d. lere v. d. conjug.); praesensstämme, die
nicht auf a auß lauten, erhalten -as. Dise form wird im dativ als
infinitiv gebraucht, z. b. ǵîvás-ê zu praesensstamm ǵî́va, 3.
sg. praes. ǵî́va-ti, wurz. ǵîv (vivere); ḱáras-ê, zu 3. sg. praes.
ḱára-ti, wurz. ḱar ire; dhruvás-ê, zu 3. sg. praes. dhruvá-ti,
wurz. dhru (fixum esse); ḱákśas (splendor, oculus), dat. als
infin. ḱákśas-ê, zu praesensstamm ḱákśa, wurz. ḱakś (vide-
[375]Suffixa -as. Altbaktr., Griech., Lat.
re); puś jás-ê, zu 3. sing. praes. púś ja-ti, wurz. puś (nutrire,§. 229.
alere; in der an gefürten praesensbildung aber nutriri, crescere);
rñǵás-ê, praesensstamm rñǵá, wurz. arǵ (niti, cupere) u. s. f.;
aber áj-as-ê, praesensstamm ai, 3. sg. ế-ti für *ai-ti, wurz. i (ire).
Altbaktrisch. man-as (esprit, coeur, pensée), wurz. man
(cogitare); çrav-as (auris), wurz. çru (audire); berez-as (altitudo),
wurz. berez (crescere); frath-as (latitudo), wurz. frat, urspr. prat
(extendi, expandi) u. a.
Griechisch. μέν-ες, μέν-ος (animus, ira), wurz. μεν,
urspr. man; γέν-ες, -ος (genus), wurz. γεν, urspr. gan (gignere);
ϝέπ-ες, -ος (verbum), wurz. ϝεπ, urspr. vak (loqui); ἕδ-ες, -ος
(sedes), wurz. ἑδ, urspr. sad (sedere); ϰλέϝ-ες, -ος (fama, gloria),
wurz. ϰλυ, urspr. kru (audire); πάθ-ες, -ος (malum, res adver-
sae), wurz. παθ (ἔ-παθ-ον pati); μῆϰ-ες, -ος (longitudo), wurz.
μαϰ (in μαϰ-ρό longus); ἔρευθ-ες, -ος (rubor), wurz. ἐρυθ
(ἐρυθ-ρό ruber), urspr. rudh (rubescere) u. a.
Als adjectiva (nomina agentis) bildend, lautet das suffix
-ές z. b. ψευδές, nom. sg. masc. femin. ψευδής, neutr. ψευδές
(mendax), besonders als zweites glid von zusammensetzungen
kommen dergleichen adjectiva vor, z. b. ὀξυ-δερϰ-ές (acute cer-
nens), wurz. δερϰ, urspr. dark (δέρϰ-ομαι, δέ-δορϰ-α videre);
ἀ-ληθές (non latens, verus) neben λῆθες, -ος (oblivio) wurz.
λαθ (ἔ-λαθ-ον latere) u. s. f.
In ἀ-λήθεια (veritas) d. i. *ληθεσ-ια, εὐ-μένεια, ion. εὐ-
μενέη (benevolentia) auß *εὐ-μενεσ-ια grundf. asu-man-as-jâ,
vgl. μέν-ος urspr. man-as und änl. ligt eine weiterbildung des
suffixes durch jâ vor.
Lateinisch. Z. b. gen-us, altlat. *gen-os, altind. ǵán-as
wurz. gen; op-us, altl. *op-os = altind. áp-as; corp-us, wurz.
altind. karp; foed-us, altl. foid-os, wurz. fid u. a.
Es gehört hierher auch rôb-ur u. s. f., vgl. robustus, mit
wandlung von s zu r; die feminina ven-us, cer-es und war-
scheinlich auch die masculina cin-er, nom. sg. cin-is; pulv-er,
nom. sg. pulv-is, so wie das adjectiv vet-us, gen. veter-is.
Ferner die zalreichen masculina auf -ôr, wie sop-ôr (sop-îre),
wurz. ursp. svap; od-ôr, wurz. od (ol-ere für *odere §. 152, 2)
[376]Suffixa -as. Lat. infinitiv.
§. 229.mit denung oder steigerung des suffixes (über r = s vergleiche
§. 157, 1, e), grundf. z. b. von sop - ôr ist also svap - âs u.
s. f. Diß -ôr ist auch secundäres suffix, z. b. albôr von albo
(albus) u. s. f.
Ein nicht mer als casus gefülter und daher verkürzter da-
tiv eines solchen nomens auf -as fungiert im lateinischen als in-
finitiv; z. b. veher-e, grundform vaghas - ai, altind. váhas-ê,
vom praesensstamme vehe, urspr. vagha, wurz. urspr. vagh;
dîcer-e, grundform daikas-ai, praesensstamm dîce, grundform
daika, wurz. dic; monê-r-e grundform mânaja-s-ai praesens-
stamm und verbalstamm monê, grundform mânaja, wurz. urspr.
man u. s. f.
Im lateinischen schließt sich dise bildung so enge an den
praesensstamm an, daß da, wo diser nicht den stamzusatz a
hat, auch das suffix ursprünglich -as des a enträt, z. b. es-se
(posse ist verkürzung des älteren pot-esse), grundf. as-s-ai
(nicht as-as-ai, was lat. *ese-re *ere-re geben würde); es-se
für *ed-se, grundf. ad-s-ai, wurz. ed (edere); fer-re für *fer-
se; vel-le für vel-se (§. 157, 1, b); da - re, wurz. und praesens-
stamm da; fo-re für *fu-re, wurz fu, durch einfluß des r ist
u zu o gewandelt; î-re, altl. *ei-re, grundf. ai-s-ai, praesens-
stamm î, ei, urspr. ai, wurz. î. Die analogie des praesens hat
hier durch greifend ein gewirkt und dise dem lateinischen auß-
schließlich eigenen neubildungen hervor gerufen (villeicht lau-
teten die an gefürten formen in einer früheren sprachperiode
*eses - e, *edes - e, *feres - e, *veles - e, *eies - e, welche altindi-
schen formen wie asas-ê, adas - ê, bharas - ê, varas - ê, ajas - ê
genau entsprechen würden).
Diß -se trat nun auch an den nur lateinischen perfectstamm
auf is (s. u.) an, z. b. peperis - se, dedis - se, fêcis - se u. s. f.
Formen wie dixe, vexe scheinen syncopiert zu sein, wie dixti
für dixisti; möglicher weise sind es jedoch ältere bildungen
vom perfectstamm one is (s. u.) und dann für *didic-se, *veveg-se
zu fassen. Ob hier jemals das volle suffix -es = -as (*didic-es-e,
*dicsis - es - e) vorhanden war, oder nicht, hangt vom alter diser
bildungen ab.
[377]Suffixa -as. Lat. infinitivus, passivi.
Schwer zu deuten sind die infinitivformen des mediopas-§. 229.
sivs im lateinischen*). Lange erklärt fieri für eine infinitiv-
form des activs, -rei, -rî, -rê, später verkürzt zu -rĕ, und in
der tat findet sich auch fiere (Ennius), fio hat ja überhaupt.
active form; warscheinlich ist die wurzel dises wortes urspr.
dha (ponere, facere) und fio eine praesensbildung mit -ja, intran-
sitiv - passiver function, die grundform von fio also *dha - jâ-mi,
altindisch mit unursprünglicher schwächung von a zu î und mit
medialer endung dhîja-tê auß *dhaja - tê, oder es ist im altin-
dischen der wurzelaußlaut geschwunden und îja steht für ja
(§. 15, b). Jedesfalls ist die altindische form jung und unur-
sprünglich und zur erklärung des lateinischen unbrauchbar.
Auß dha - jâ - mi ward im lateinischen regelrecht *fe - io -mi,
*feio, fîo; grundf. von fieri fiere ist also *dhajas - ê; in fieri
ist fĭ auß fî in unursprünglicher weise verkürzt, das ältere
fîeri ist bei Naevius, Plautus, Pacuvius erhalten. For-
men wie legier faßt nun Lange als verkürzung von *legi-fier,
d. h. zusammensetzung des praesensstammes legi (legi - t) mit
dem infinitiv fiere, fieri; außfall des f fand statt wie z. b. in
lupîs für *lupois auß *lupo - bis (s. d. casuslere). Formen wie
ama - rier, da - rier erklärt derselbe auß *ama - siere, *da - siere,
d. h. auß dem praesensstamme und einem, wie fieri von wurz.
dha, praesensstamm *dhaja, so von wurz. es, praesensstamm
*asja (mit passiver function) gebildeten infinitiv *siere, grundf.
*sjas - ai, für *esiere, grundf. *asja - s - ai. So ist auch ferrier
gebildet (grundf. also wol *bhar-sjasai oder villeicht *bharasjasai),
wärend sonst diß *-sier -rier sich nur an vocalisch auß lau-
tenden praesensstämmen findet (amâ - rier, monê - rier, mollî-
rier).
Die formen legî, amarî erklärt Lange auß *legies *amasies
mit dem häufigen abfalle des auß lautenden s (§. 159) und [zu-
sammenziehung] von je zu î, wie in siêm, siês später sîm, sîs.
[378]Suffix -as. Altbulgarisch, Litauisch, Gotsich. Suff. -ana.
So lägen denn auch in den lateinischen infinitiven des pas-
sivs nur infinitive auf -se vor, da sie sämtlich mit den beiden
infinitiven fiere grundf. dhajas-ai und *siere grundf. (a)sjas-ai
zusammen gesezt sind. Wir kennen keine beßere erklärung
diser schwirigen formen.
Altbulgarisch. Neutra auf urspr. -as finden sich hier
noch in der alten consonantischen form, wärend sie in den bei-
den andern sprachen der nordöstlichen gruppe der indogerma-
nischen sprachen fast völlig geschwunden sind; z. b. stamm
slov-es nom. sg. slovo (verbum), urspr. krav-as, altind. und alt-
baktrisch çrau-as, griech. ϰλέϝ-ος, wurz. slaw. slu ursprünglich
kru (audire); oč-es d. i. *ok-es (§. 182, A, 3, b), nom. sg.
ok-o (oculus) wurz. ak (vgl. oc-ulus, griech. ὄσσε = *ὀϰϳε, alt-
ind. ák-śi); neb-es, nom. sg. nebo (coelum), altind. und urspr.
nábh-as u. a.
Im Litauischen sind nur reste des suffixes -as, das hier
zu as-ja weiter gebildet ward, erhalten, z. b. stamm ėd-esja,
nom. sg. ė́d-esi-s (msc. pabulum), wurz. ėd (edere) urspr. ad;
kalb-esja, nom. sg. kàlbesi-s (msc. proverbium), vgl. kalb-ė́ti (lo-
qui); deg-esja, nom. sg. degési-s (mensis sextilis), wurz. deg
(dèg-ti ardere); debesì s (nubes) als msc. stamm debesja, als
fem. stamm debesi, vgl. urspr. und altind. nabh-as, slaw. stamm
neb-es, im litauischen ist im anlaute d für urspr. n ein getreten
(vgl. §. 189, 1 anm.).
Gotisch. Auch hier finden sich nur reste und zwar ist
das suffix -as in die analogie der a-stämme über getreten, als
wäre -asa die grundform. Das suffix lautet im gotischen -isa,
mit schwächung von as zu is. Das genus neutr. ist gebliben.
So die stämme hat-isa, nom. sg. hatis (odium), wurz. hat (hat-ands
osor); ag-isa, nom. sg. ag-is (timor), wurz. ag (vgl. das perf.
og timeo); rim-isa, nom. sg. rim-is (quies), wurz. altind. und
urspr. ram (requiescere); riq-isa, nom. sg. riqis (tenebrae),
altind. raǵ-as (pulvis, urspr. wol tenebrae; vgl. raǵ-anî nox).
Suffix urspr. -ana. Es bildet infinitive im altindischen,
griechischen, gotischen.
Das suffix gehörte sicher der indog. ursprache bereits
[379]Suffix -ana. Altindisch, Altbaktrisch.
an, in welcher bildungen wie bharana, wurz. bhar (ferre);§. 230.
vaghana villeicht vâghana, (vectio, n. currus), wurz. vagh (ve-
here), und dergl. vorauß zu setzen sind.
Altindisch. Suffix -ana, bei wurzelvocal i, u mit stei-
gerung der wurzel, bildet nomina actionis und nomina agen-
tis (auch adjectivische). Der dativ und locativ singularis der
abstracta auf -ana (-anâja, -anê) fungiert als infinitiv, z. b.
dat. gámanâja, loc. gámanê zu gám-ana, nom. sg. gámana-m
(ntr.), wurz. gam (ire); ebenso bhárana (sustentatio), wurz. bhar
(ferre); bhếdana (fissio), wurz. bhid (findere); bhávana (exis-
tentia), wurz. bhu (esse); kấrana (causa), verbalstamm kâraja
(causativum zu kar facere) u. s. f. Auch als femininum er-
scheint das suffix in diser function; z. b. âsanấ, (commoratio),
wurz. âs (sedere); jâḱanấ (supplicatio), wurz. jâḱ (rogare,
petere).
Nomina agentis diser form sind z. b. nájana (neutr. ocu-
lus, ‘das leitende’), wurz. ni (ducere); vádana (neutr. os, ‘das
sprechende’), wurz. vad (loqui); vâhana (neutr. currus ‘das fa-
rende’), wurz. vah (vehere); dáçana (msc. dens ‘der beißende’),
wurz. daç (mordere); nándana (msc. exhilarator ‘der erfreuende’),
verbalstamm nandaja (exhilarare), wurz. nand (gaudere) u. s. f.
Feminina diser function sind z. b. ǵananî (genitrix) zu masc.
ǵánana, verbalstamm ǵanaja (gignere), wurz. ǵan (nasci, gig-
nere) und andere.
Als adjectiva werden gebraucht z. b. ǵvalaná (ardens),
wurz. ǵval (ardere); çôbhaná (pulcher), wurz. çubh (splen-
dere) und andere.
Altbaktrisch. Nomina actionis z. b. qharena (ntr. nour-
riture) wurz. qhar, qhere (prendre, manger); çajana (ntr. lo-
cus, situs) = altind. çájana (ntr. id.), wurz. çi (jacere); karana
in a-karana, warscheinlich = altind. kárana (actio, creatio);
harezana (ntr. creatio) = altind. sárǵana, wurz. harz, herez,
altind. sarǵ (emittere, creare); havana (ntr. sacrificium) =
altind. sávana, wurz. hu, altind. su (sucum sômi exprimere)
u. a. Adjectivisch gebraucht wird zavana (vivant), wurz. zu
(vivere).
[380]Suffix -ana. Griechisch, Altbulgarisch.
Griechisch. Es gehören hierher die nomina auf -ανο,
wie die neutra ϰόπ-ανο (pilum, pistillum), wurz. ϰοπ (ϰόπ-τω,
ϰε-ϰοπ-ώς ferire, percutere); ὄργ-ανο (instrumentum), wurz.
ϝεργ (ἔργ-ον opus); δρέπ-ανο (falx), wurz. δρεπ (δρέπ-ομαι
carpere, abscidere) u. a.; masculina wie στέφανο (corona),
wurz. στεφ (στέφ-ω circumdare, coronare); χόδ-ανο (Hesych.
podex), wurz. χεδ (χέζω cacare); feminina wie ἡδ-ονή (gaudium),
wurz. ἁδ (ἁνδ-άνω, ἁδ-ήσω, ἕ-αδ-ον placere), urspr. svad;
ἀγχ-όνη (suspendium), wurz. ἀγχ, ἀχ (ἄγχ-ω suffoco, ἄχ-νυ-
μαι angor, u. a); δρεπ-άνη (das selbe wie δρέπ-ανον) u. a.
Adjectivisch ist σϰεπ-ανό (tegens), wurz. σϰεπ, vgl. σϰέπ-η
(tegimen); ἱϰ-ανό aptus, conveniens), wurz. ἱϰ (in ἱϰ-νέομαι,
ἱϰ-όμην) venire.
Wie auß dem suffix -as der lateinische infinitiv auf -re, so
ist auß dem suffix -ana der griechische infinitiv auf -ναι ent-
standen. Ein λελοιπ-έναι weist auf einen stamm urspr. rirâik-ana,
d. h. ein vom perfectstamme gebildetes nomen agentis auf -ana
hin; ein φέρειν für; *φερεινι *φερενι (§. 38, 3), mit verkürz-
ter endung für *φέρεναι, auf stamm bharana vom praesens-
stamme φερε = bhara, dessen außlaut zugleich als anlaut des
suffixes -ana gilt. Stämme, welche auf vocale auß lauten, ne-
men meist nicht -ana sondern nur -na an; daher διδό-ναι,
ἱστά-ναι, δειϰνύ-ναι; doch θεῖναι = *θεεναι, δοῦναι = *δοεναι,
στῆναι = *σταεναι.
- Anm. Vom suffixe -μενο grundf. -mana, das im griechischen
eben so wie das suffix -ana, -na zur bildung des infinitivs ver-
want wird, war oben §. 220, pg. 335, die rede. Der fall komt
auch sonst vor, daß ein zusammen gesetztes suffix, wie hier
-ma-na, die selbe function hat, wie einer der teile des selben, hier
-na, -ana.
Lateinisch. Eine dem ursprünglichen -ana genau ent-
sprechende bildung ist mir nicht zur hand.
Altbulgarisch. Hierher gehört vreteno (neut. fusus) =
altind. várt-ana-m (versura, versatio), wurz. vart (vertere);
zelenŭ (adj. viridis), grundf. gharana, wurz. ghar (splendere,
virescere). In disen beispilen entspricht das suffix genau dem
[381]Suffix -ana. Got. (infin.). Suff. -dhi. Altind. (-dhjâi).
ursprünglichen primären suffixe -ana. Änlicher suffixa, in welchen§. 230.
n hauptelement ist, hat das slawische merere in häufigem ge-
brauche, genau entsprechendes ist jedoch selten.
Litauisch. Hierher gehören weibl. abstracta wie darganà
(tempestas pluvia), wurz. derg, darg (dèrg-ti pluviosum esse);
dôv-anà (donum), wurz. dů d. i. dau (dů́-ti dare), also mit
steigerung des wurzelvocals; álkana (esuriens, adj.; nom. sg.
msc. álkana-s, fem. alkanà), wurz. àlk (álk-ti esurire). Auch
hier finden sich mer dem -ana änliche, als dem selben völlig
entsprechende suffixa.
Gotisch. Der infinitiv des gotischen (und des deut-
schen überhaupt) hat casusendung samt stammaußlaut verloren;
(änliche starke verkürzung erlitten die griechischen infinitive
auf -μεν für -μεναι; -ειν, dor. -εν für -εναι). Er wird gebildet
durch das suffix -ana, das an den praesensstamm so an tritt, daß
dessen außlaut a zugleich als anlaut des suffixes gilt, z. b.
baíran (ferre), stamm urspr. bharana, kann accus. und nomin.
bharana-m, locativ bharanai, dativ bharanâi sein, praesensstamm
bhara, got. baíra, wurz. bhar, got. bar (ferre); itan, grundf.
adana, praesensstamm ada, got. ita, wurz. ad, got. at (edere);
sitan, grundf. sadana, praesensstamm sada, got. sita, wurz. sad,
got. sat (sedere); biugan, grundf. bhaugana, praesensstamm
bhauga, got. biuga, wurz. bhug, got. bug (flectere); steigan,
grundf. staighana, praesensstamm staigha, got. steiga, wurz.
stigh, got. stig (ascendere) u. s. f. Eben so bei den ab gelei-
teten verben, z. b. satjan, grundform sâdajana, (vgl. §. 209),
verbalstamm satja, grundform sâdaja; laigôn grundf. râighajana
(s. 303), verbalstamm laigô, grundf. râighaja, wurz. lig, urspr.
righ (lambere) u. s. f.
In thiudana (rex) ist das suffix wol na und secundär; das
wort scheint ab geleitet von thiuda (populus) und gehört also
nicht hierher.
Suffix -dhi.
Nur im arischen und warscheinlich im grie-§. 231.
chischen nachweisbar; es ist daher zweifelhaft, ob es der in-
dogermanischen ursprache bereits zu zu schreiben sei.
Altindisch. Nur in der ältesten sprachepoche (Vêda) tritt
Schleicher, vergl. gramm. d. indog. spr. 25
[382]Suffix -dhi. Altind. (inf. auf -dhjái), Griech. (infin. auf -σθαι).
§. 231.ein dativ. femin. (s. u. die casuslere) des suff. -dhi, -adhi, näml.
-dhjâi, -adhjâi, an den verbalstamm des praesens; lautet diser
auf a auß, so tritt nur -dhjâi an, im entgegen gesezten falle
-adhjâi; z. b. jáǵa-dhjâi, praesensstamm jaǵa, wurzel jaǵ
(sacrificare); sáha-dhjâi, praesensstamm sáha, wurz. sah (vin-
cere, sustinere); píba-dhjâi, praesensstamm píba, wurz. pa (bi-
bere); mâdajá-dhjâi, verbalstamm und praesensstamm mâdája
(exhilarare), wurz. mad (gaudere); prńá dhjâi, praesensstamm
prńá, wurz. par (implere); duh-ádhjâi, praesensstamm duh (3.
sg. med. dugdhế für *duh-tê), wurz. duh (mulgere); çaj-ádhjâi,
praesensstamm çê, çaj (3. sg. med. çế-tê), wurz. çi (jacere,
quiescere); vâvrdh-ádhjâi, intensivstamm vâvrdh, wurz. vardh
und andere.
Am aoriststamm erscheint das suffix in ǵará-dhjâi, vgl.
d. 3. sg. aoristi á-ǵara-t, wurz. ǵar (senescere; 3. sg. praes.
ǵî́rja-ti, ǵrńấ-ti); huvá-dhjâi, aoriststamm huva (praesens-
stamm vêd. hava), wurz. hu (vocare); wol auch gamá-dhjâi,
aoriststamm gama, (á-gama-t, praesensstamm gáḱḱha), wurz.
gam (ire).
Dise formen fungieren als infinitive.
Altbaktrisch. vaza-idhjâi, praesensstamm vaza (3. sg.
vazai-ti), wurz. vaz (portare); fra-çrû-idhjâi, wol vom aorist-
stamme (da der praesensstamm -na an sezt) mit dem suffixe
unmittelbar am wurzelaußlaute der wurz. çru (audire).
Auch hier fungieren dise formen als infinitive (die beispile
sind auß Webers grammatik).
Griechisch. Disem -dhjâi scheint das griechische -σθαι
zu entsprechen, doch ist nicht klar, ob hier das s vor geschla-
gen, oder im arischen verloren ist; das j ist, wie häufig, ge-
schwunden. Dise form gilt fürs medium. Im griechischen zeigt
sich nur -σθαι als suffix, nicht -εσθαι (vgl. d. perfect.), wie
im altindischen -adhjâi. Diß -σθαι tritt an die verschidenen
tempusstämme an; z. b. praes. φέρε-σθαι = altind. bhára-dhjâi;
τί-θε-σθαι, δί-δο-σθαι; aor. θέ σθαι, δό-σθαι; fut. δώσε-σθαι
altind. *dâsja-dhjâi; perfect. λελεῖφ-θαι, für *λελειπ-σθαι,
grundf. *riraik-dhjâi u. s. f.
[383]Comparativ. Suff. -jans. Ursprache, Altindisch.
3. Bildung des comparativs und des superlativs.
Comparativ.
1. Suffix urspr. -jans. Dises suffix ist villeicht eine ver-§. 232.
änderung eines noch älteren -jant und mit den suffixen -ant,
-mant, -vant (§. 215. 216) verwant; wir sehen auch in disen suf-
fixen t häufig in s über gehen, und diß scheint bei -jans bereits
in der ursprache ein getreten zu sein, da nirgend ein *jant
mer erscheint (z. b. altind. vidvád-bhis aber jávîjô-bhis d. i.
*javîjas-bhis). Das suffix ist primär, es tritt an den wurzel-
außlaut unmittelbar an. Der gebrauch des selben ist, wie der
der meisten primären suffixe auf gewisse wurzeln beschränkt.
Indogerm. ursprache. Z. b. nav-jans zu nav-a (novus);
magh-jans zu magh-ant oder villeicht auch magh-ara (magnus);
svâd-jans zu svâd-u (dulcis); âk-jans zu âk-u (velox) u. s. f.
Altindisch. Die alte form -jans ist als -jaṁs im sans-
krit nur nach vocalen erhalten, in der älteren sprache aber
auch nach consonanten, in welchem falle das sanskrit anstatt
-jaṁs die form -îjaṁs mit spaltung des j zu ij (§. 15, b) und
denung des kurzen vocals vor j (§. 15, a) ein treten läßt.
Suffix -jaṁs; z. b. vêdisch náv-jaṁs zu náva (novus); sanskrit
bhû́-jaṁs zu bhû́-ri (multus); ǵjấ-jaṁs (senior), von wurz.
ǵja (senescere), ein positiv ist ungebräuchlich; sthếjaṁs d.
i. *stha-ijaṁs oder *sthâ-ijaṁs, zu sthirá für *sthara (§. 7),
von wurz. stha (stare); sphếjaṁs, d. i. *spha-ijaṁs, zu sphi-rá
für *sphara (tumidus) von wurzel spha (crescere, intumes-
cere); prế-jaṁs zu prij-á (carus) mit steigerung der wurzel
(oder villeicht von einer älteren wurzelform pra) u. a.
Suffix -îjaṁs; z. b. vár-îjaṁs (melior) zu vár-a (eximius) und
urú für *varú (latus, amplus); drấgh-îjaṁs zu dîrghá (longus)
für *dargh-a (§. 8), von wurzel *dargh (darh), * dragh und
so merere adj., die mit suffix a gebildet sind; gár-îjaṁs zu
gur-ú (gravis) für *garu (§. 7), wie dises von der wurzel gar;
lágh-îjaṁs zu lagh-ú (levis); ấç-îjaṁs vêd. zu âç-ú (velox) und
so merere zu adjectiven mit dem suffixe u gebildet; kśốd-îjaṁs
zu kśud-rá (exiguus), von wurz. kśud mit steigerung; jáv-îjaṁs
25*
[384]Comparat. Suffix -jans. Altbaktr., Griech., Lat.
§. 232.zu júvan (juvenis) von wurz. ju mit steigerung; máh-îjaṁs zu
mah-ánt, vêd. mah (magnus) von wurzel mah.
Als secundäres suffix erscheint -îjaṁs nur in gewissen fäl-
len, z. b. matîjaṁs zu mati-mant (mente praeditus) von má-ti
(mens, wurz. ma mit suff. -ti und suffix -mant) u. s. f. Dise
worte sind nach der analogie der oben erwähnten behandelt,
als wäre z. b. mat die wurzel von mati.
Altbaktrisch. Das suffix urspr. -jans, one nasal -jas, zeigt
bisweilen eine erweiterung mittels a (übertritt in die analogie
der a-stämme) u. lautet dann also -jaṅha d. i. *jasa (§. 136, 2).
Beispile: verez-jas und verez-jaṅha (nom. sg. masc. verez-jô,
dat. verez-jaṅh-ê, d. i. -jas-ai, aber gen. sg. verez-jaṅha-hê, d. i.
-jasa-sja; agissant, actif) von wurzel varz, verez (agere, fa-
cere); vah-jas zu vaṅh-u, vôh-u (bonus, sanctus) von wurz.
vah, d. i. vas; maz-jas, auch maç-jas (femininum maç-jêh-î d. i.
*maç-jas-jâ) zu wurz. maz, d. i. magh, die auch als adjectiv
erscheint (magnus; z. b. dat. maz-ê, vergl. vêd. mah); van-jas
(ce qui détruit) zu adj. van-a (destructeur) von wurzel van
u. a. Die function als comparativ tritt nicht immer deutlich
hervor.
Die sanskritform -îjans erweist sich als ser jung auch da-
durch, daß sie dem so nahe verwanten altbaktrischen noch
felt.
Griechisch. Das s von -jans (im superlativ, s. d. folg.
§., ist das s erhalten) ist geschwunden, j in i gewandelt oder
mit dem vorher gehenden consonanten zu σσ, ζ verbunden
(§. 148, 1, d. e) z. b. ϰάϰ-ιον (nom. sg. msc. ϰαϰίων) zu
ϰαϰ-ό (pravus) von wurz. ϰαϰ; ἔλασσον d. i. *ἔλαχ-ϳον zu ἐλαχ-ύ
(levis), wurz. ἐ-λαχ; ἥδ-ιον zu ἡδ-ύ (dulcis) von wurz. ἡδ,
ἁδ; ἔχθ-ιον zu ἐχθ-ρό (inimicus) von ἐχθ, das hier als wurzel
gilt; μεῖζον d. i. *μεγ-ϳον zu μέγ-ας, μεγ-άλο (magnus) von
wurzel μεγ; πλεῖον, πλέον, grundf. pra-jans, zu πολ-ύ (multus),
grundf. par-u, wurz. pra = par u. s. f.
Lateinisch. -jans ist zu -jons und darauß -iôs (§. 157,
1, a), später -iôr geworden; im acc. nom. neutr. zeigt auch die
spätere sprache noch das alte s in der form -ius d. i. -jas
[385]Comparativ. Suffix -jans. Altirisch, Altbulg.
mit verlust des n. Im lateinischen ist diß die regelmäßige§. 232.
bildung des comparativs, die also auch als secundäres suffix
verwant wird. Beispile: *mag-iôr, darauß mâ-jôr (§. 157, 1, a),
nom. neutr. mâ-jus, aber als adverb. mag-is für *mag-ius zu
mag-no (magnus), von wurz. mag; plus, plous auß *plo-jus =
πλε-ῖον, grundform pra-jans von wurz. pra = par (implere),
pleores (carm. Arv.) für *ple-jor-es von wurz. ple = plo, urspr.
pra, comparativ zu ple-ro (plerus Cato; pleri-que), ple-no (ple-
nus); lev-ior, d. i. *legv-ior auß *leg-ior (§. 153, 1) von wurz.
leg, grundf. lagh, zu levi, d. i. *leg-vi, weiterbildung von *leg-u,
altind. lagh-ú, griech. ἐλαχ-ύ; min-ôr, von einer wurz. min, steht
für *min-jôr, min-us für *min-jus, grundf. man-jans; doct-iôr von
docto (doctus, wurz. doc), das nur den auß lautenden vocal vor
dem suffixe verliert, wie alle adjectiva auf vocale; facil-ior von
facili (wurz. fac) u. s. f.
Altirisch. Auch hier ist, wie im lateinischen, -jans das
regelmäßig gebrauchte comparativsuffix, von welchem indes,
den lautverflüchtigungen zufolge, denen dise sprache auß ge
sezt war, nur ein nicht mer decliniertes -iu für -jus (vgl. lat.
-ius, -jus), bisweilen -ia, -a für -jâs auß -jans geblieben ist.
Beispile: laigiu, lugu (minor) durch assimilation = *lagu, mit-
telirisch lugha, auß *lagiu, grundf. *lag-jans, urspr. ragh-jans,
vergl. lat. lev-ior für *legv-ior, griechisch *ἐλαχ-ιον, altindisch
lágh-îjaṁs; lia (plus, plures) d. i. *plia (§. 167, 3), grundform
*pla-jans = latein. *plo-ius, griech. πλε-ῖον, zu adject. il, d. i.
*pil-u = griech. πολ-ύ; máa máo für *mâ-ja auß *mag-jans
= lat. mâ-jôr; óa (minor) villeicht für *av-jans, vgl. altind.
áva (praep. praef. de, ab) u. s. f. In ferr (melior), das wol
= altind. var-îjaṁs, grundf. *var-jans ist, ist alles hinweg ge-
fallen und nur in rr auß rj das assimilierte j des suffixes
noch erkenbar.
Altbulgarisch. Auch hier ist, wie im lateinischen und
gotischen, ursp. -jans das regelmäßige suffix des comparativs,
also auch als secundäres suffix erscheinend.
1. urspr. -jans als primäres suffix. In fast allen casus
ist das suffix in die analogie der ja-stämme über getreten; in
[386]Comparativ. Suffix -jans. Altbulgarisch.
§. 232.die älteste lautstufe zurück übersezt lautet hier also das suffix
-jans-ja; -jans ward aber im slawischen zu -jŭs (ŭ = an, am
§. 84, 2), daher mit ja zu *-jŭs-jŭ d. i. -ĭšĭ, da ĭ für jŭ ein
tritt (§. 87, 2); z. b. von wurz. mĭn lautet der comparativ im
nom. acc. plur. neutr. mĭn-ĭša d. i. *mĭn-jŭs-jâ, vergleiche das
gleich bedeutende lat. minôra, lautlich würde ein lateinisches
*min-iŏr-ia entsprechen, in die ältesten laute zurück übersezt
lautet dise form man-jans-jâ; nom. sg. femin. mĭn-ĭši d. i.
*min-jŭs-jâ, da hier i = jâ ist (§. 88, 5); instr. sing. msc.
neutr. mĭn-ĭše-mĭ d. i. *mĭn-jŭsjo-mĭ (mit je = jo für jŭ, wie ja
oft o = u erscheint), grundf. *man-jans-ja-bhi u. s. f.
Der nom. plur. msc. vermert den ursprünglich consonan-
tischen stamm nur mit i (vergleiche die participia §. 215. 216),
daher lautet er mĭn-ĭše d. i. *mĭn-jŭs-j-as, grundform *man-
jans-i-as.
Die alte consonantische form ist nur erhalten im nom.
sg. neutr. und msc.; neutr. mĭn-je, grundf. man-jas, vgl. lat.
min-us für *min-ius; das masc. zeigt stäts den zusatz j = ĭ d. i.
jŭ (§. 87, 2), worin wir das sonst die bestimte declination bil-
dende pronomen, grundf. ja, erkennen; demnach lautet der
nom. sing. msc. mĭn-ij, d. i. *min-ĭj, und diß für *mĭn-ĭĭ, da ĭ
nach vocalen zu j wird, vor j steht aber nie ĭ sondern stäts i;
diß *min-ĭĭ ist regelrechter vertreter von *mĭn-jŭ + jŭ dessen
grundf. man-jans-s + ja-s ist. One das an geschmolzene pronomen
würde die in rede stehende form *mĭn-ĭ, das ist *mĭn-jŭ, grund-
form man-jans-s (stamm man-jans mit dem s des nom. sg.) lau-
ten. So z. b. nižij für *niz-jŭ + jŭ (ž für zj, §. 182, A, 5; des-
halb ist nicht etwa -ij als vertreter des altindischen -îjaṁs zu
faßen; eine grundform niz-ijans würde nur ein altbulg. nizij
geben können, da nur das j die veränderung von z zu ž be-
dingt) zu niz-ŭkŭ (humilis) von wurz. niz; slaždij für *slad-jŭ
+ jŭ (žd = dj §. 182, A, 4) zu slad-ŭkŭ (dulcis) von wurz.
slad; gląblij für *gląb-jŭ + jŭ (blj = bj, §. 182, A, 7, a) zu
gląb-okŭ (profundus), wurz. gląb u. s. f.
2. urspr. -jans als secundäres suffix; hier begegnen wir
jüngeren, nur slawischen bildungen.
[387]Comparativ. Suffix -jans. Litauisch.
Es tritt nämlich das suffix -jans an den auf urspr. a auß§. 232.
lautenden stamm des adjectivs und zwar wird in disem falle
j zu ij gespalten, so daß eine endung urspr. a-ijans entsteht,
aijans muß aber im slawischen zu ĕjŭs werden, ĕ ist ja ver-
treter von urspr. ai (§. 81. §. 88, 8); z. b. vom stamme silĭnŭ
(fortis), grundf. (nur in der endung sicher richtig) silina, com-
parativ im neutrum sing. silĭnĕje, grundform silĭna-ijas; nom.
sg. masc. silĭnĕj, grundform silina-ijans-s, (also bei diser volle-
ren form one den zusatz des pronomens ja); nom. sg. fem.
silĭnĕjši, d. i. *silĭnĕjŭsja, grundform *silina-ijas-jâ u. s. f. So
nom. sg. msc. gląbočaj, d. i. *glą-bokĕj (ča = kĕ §. 182, 3,
b) von gląbokŭ (profundus, vergleiche oben das ältere gląblij);
množaj, d. i. *mnogĕj (ža = gĕ §. 182, 3, b) von mnogŭ (mul-
tus) u. s. f.
- Anm. Formen wie lĭžaj d. i. *lĭgĕj neben lĭgŭkŭ (levis) weisen
auf eine einst vorhandne form one suffix -ŭkŭ, auf ein adjectiv
*lĭgŭ, hin, das durch die abstracta lĭgo-ta, lĭgo-stĭ (levitas) erwi-
sen ist u. s. f.
Litauisch. Suffix des comparativs ist -êsnja, nom. sg.
masc. -êsni-s -fem. -êsnė. Höchst warscheinlich steht -ês für -ens
(§. 191, A, 2) und wäre also eigentlich -ęs zu schreiben, -ens
aber kann = jans sein (wie z. b. bú-sęs = bû-sjans, nom. sg.
partic. act. futuri); an dises -jans ist dann eine weiterbildung,
nämlich das suffix -nja, an getreten. Änliche weiterbildungen
älterer suffixa fanden wir ja bereits merere male. Vor -ęsnja
fallen die außlaute der adjectivstämme hinweg, wie vor -jans,
z. b. ger-ésnja zu géra (bonus); sald-ésnja zu saldù (suavis);
did-ésnja zu didja (nom. sg. msc. dìdi-s magnus) u. s. f.
Das adverbium des comparativs endet auf -jaus, der super-
lativ auf -jausja, (das adverbium dises superlativs, -jausei, ist
auf gewönliche art gebildet). Dise beiden formen sind offen-
bar im suffixe (trotz verschidener betonungsart) identisch; in
jenem -jaus des comparativs haben wir eine casusform mit ver-
lorenem außlaute zu sehen; z. b. ger-iaús adv. comparativi;
ger-iáusia-s, fem. ger-iáusia superlativ zu stamm gera (bonus);
saldżaús adv. comp., saldżáusia-s superl., d. i. *sald-jaús, *sald-
[388]Comparat. Suff. -jans. Gotisch. Suff. -tara.
§. 232.jáusia-s (§. 191, A, 6) zu stamm saldù (dulcis); paskuczáusia-s,
d. i. *paskut-jáusia-s zu paskut-ìnja, nom. sg. msc. paskutìni-s
(ultimus) u. s. f.
Bopp erkent in -jaus-ja eine weiterbildung von suffix -jans
mit wandlung von n zu u; obgleich ich kein weiteres beispil
von wandlung von -ans zu -aus im litauischen kenne (der re-
gel nach wird -ans zu -ąs oder -ęs) so weiß ich doch keine
annembarere erklärung; -jausja ist eben eine litauische neubil-
dung, die sich aber doch wol an das alte -jans an schließt.
Gotisch. Die elemente, welche den comparativ bilden,
sind -is und -ôs, sicherlich beide veränderungen des suffixes
-jans; -is für -jas (i = ja §. 113, 4) und -ôs, mit verlust des
j, für *-jons, *-jôs. Im msc. neutr. sind dise suffixe stäts durch
-an, im femininum durch -jan vermert, so daß das suffix des
comparativs gotisch -izan (z = s §. 202, 3), fem. *-izjan, d. i.
-izein (§. 111, 2) u. -ôzan, fem. *-ôzjan, d. i. -ôzein lautet; z. b.
manag-izan, nom. sg. msc. managiza, neutr. managizô (mit de-
nung des an zu ô), fem. manag-izein, d. i. *manag-izjan, nom.
sg. managizei von stamm managa (nom. sg. m. manags multus);
hard-izan von hardu (durus) u. s. f.; maizan steht für *mak-izan,
vgl. lat. mag-is, *mag-ior, griechisch *μέγ-ιον von wurz. urspr.
magh oder mag und gilt als comparativ zu mik-ila, nom. sg.
mikils (magnus) = griech. μεγάλο; svinth-ôzan, fem. svinth-ôzein,
=d. i. *svinth-ozjan, zu stamm svintha (fortis) u. s. f.
Im adverbium ist die casusendung geschwunden und es
lautet daher auf s auß, z. b. mais = lat. mag-is; hauh-is,
compar. hauh-izan, von stamm hauha (nom. sg. msc. hauhs al-
tus) u. s. f. Auch diß i von is ist bisweilen verflüchtigt, z. b.
in min-s, adv. zu compar. minn-iza (minor), vgl. lat. minus
für *min-ius.
2. Die suffixe -tara und -ra. -tara ist gewönliches com-
parativsuffix im altindischen, altbaktrischen, griechischen; ver-
einzelt findet es sich auch in den übrigen sprachen. Es ist
ein secundäres suffix (nur selten primär).
Das suffix -tara ist höchst warscheinlich auß den beiden häu-
figen stambildungssuffixen -ta und -ra zusammen gesezt; -ra
[389]Compar. Suffix -tara. Urspr., Altind., Altbaktr.
findet sich auch allein in der function den comparativ auß zu§. 233.
drücken, z. b. altind. áva-ra (inferior), zu áva (praep. de, ab);
ápa-ra (posterior, sequens, alius); von ápa (praep. ab); alt-
baktr. apa-ra (alius) von apa (praep., sur, au dessus), vgl.
lat. sup-eru-s sup-er, inf-eru-s in-fer (sup-er-ior, inf-er-ior fügen
an das nicht mer empfundene ältere comparativelement das ge-
wönliche) u. a.
Ind. ursprache. Das suffix -tara ward zu der function den
comparativ zu bilden bereits an gewant; so steht als uralter
stamm sicher an-tara (interior) von der pronominalwurzel an,
stamm ana (hic, ille), wo allerdings das suffix wol primär ist;
ferner ka-tara (uter), pronominalstamm und wurzel ka (interrog.);
ob, villeicht mit einer leisen abstufung der function, ein nava-tara
neben einem nav-jans zu nava (novus) u. dergl. gebildet ward,
läßt sich eben so wenig entscheiden, als die frage, bei welchen
adjectiven etwa das eine, bei welchen das andere comparativ-
suffix im gebrauche war. Im algemeinen scheint -tara jünger
zu sein als -jans.
Altindisch. -tara (msc. -tara-s, fem. -tarâ) tritt an den
außlaut des nominalstammes (es wird auch bei substantiven
gebraucht) einfach an; veränderliche nominalstämme haben vor
disem suffixe die kürzere stamform, z. b. púńja-tara von
púń ja (purus); ka-tará (uter, interr.) von ka (quis); ja-tará
(uter, rel.) von ja (relat.); í-tara (alius) von i (is); çúḱi-tara
von çúḱi (purus); agnimát-tara von agnimánt (igne praeditus);
vidvát-tara, vêdisch auch vidúś-t́ara von stamm vidvant, vid-
vans geschwächt zu vidus (partic. perfecti activi; sciens, gnarus);
dhaní-tara, vêdisch auch dhanín-tara, von dhanín (dives). In
án-tara (interior) ist -tara primär, wurz. an, stamm ana (hic,
ille); -tara findet sich auch nach comparativen auf -jans und
superlativen auf -iś-t́ha, z. b. çrếśt́ha-tara von çrếśt́ha (op-
timus; vgl. unten d. lere vom superlativ).
Altbaktrisch. Vor suffix -tara steht scheinbar die form
der adjectiva im nom. sg., allein in den comparativen der
a-stämme, z. b. huskô-tara von huska (siccus), hindert nichts
eine denung von a zu â (vgl. d. griechische) und trübung von
[390]Comparativ. Suffix -tara. Griechisch, Lateinisch.
§. 233.â zu ô, oder eine trübung von a zu ô (§. 27, 5), an zu ne-
men; in verethraza͂ ç-tara ligt ein stamm verethra-zant (Vrtram
interficiens, victoriosus), dessen zweites glid zant, part. praes.
act. von wurz. za (Bopp, vgl. gr. II2 §. 291, pg. 22 anm.) ist,
zu grunde, t vor t wird aber zu s, ç (§. 139, 3), so daß wir
in disen fällen die sprache einer schlechten bildung nicht zei-
hen dürfen.
Griechisch. Suffix -τερο = urspr. und altind. -tara, z. b.
ϰουφό-τερο von ϰοῦφο (levis), πό-τερο für ϰό-τερο von wurz.
und pronominalstamm πο, ϰο (quis), aber nach kurzer vorher
gehender silbe mit denung des auß lautenden ο, urspr. a des
stammes, z. b. σοφώ-τερο, von σοφό (sapiens); γλυϰύ-τερο von
γλυϰύ (dulcis); χαριϝέσ-τερο für -ϝετ-τερο (§. 148, 2) von
χαρίϝεντ, in kürzerer form χαρίϝετ u. s. f.
Fälle wie φίλ-τερο zu φίλο (carus) behandeln -τερο als pri-
märes suffix, wärend in φιλαί-τερο und änl. ein andrer stamm
zu grunde ligt als im regelmäßig gebildeten φιλώ-τερο.
Die endung -εσ-τερο, z. b. εὐδαιμον-έσ-τερο von εὐδαῖμον
(beatus), scheint von adjectivstämmen auf -ες, wie z. b. σαφέσ-
τερο von σαφές (perspicuus), auf andre stämme übertragen zu
sein; wärend in -ισ-τερο, z. b. λαλ-ίσ-τερο zu λάλο (loquax), eine
verbindung des suffixes -jans, in kürzester form -is, mit der
jüngeren comparativendung -tara wol kaum zu verkennen ist
(vgl. den superlat. -ισ-το und den lat. superlat. auf *-is-tama,
-issumo, so wie lat. -is-tero).
Lateinisch. Suffix -tara erscheint nur außnamsweise, z. b.
in stamm u-tero für *cu-tero oder *quo-tero, nom. sg. masc.
u-ter, neutr. u-tro-m, fem. u-tra mit auß gestoßenem e des suf-
fixes -tero, urspr. -tara; dex-ter, vgl. δεξ-ιός, altind. dákś-ińa;
in-ter, vgl. altind. án-tara u. a.
In min-is-tero (minister) und mag-is-tero (magister) und war-
scheinlich in sin-is-tero (sinister) ist, wie im griech. λαλ-ίσ-τερο,
an das comparativsuffix -is auß -jans das suffix -tara an ge-
treten; auch im altindischen werden die comparative und su-
perlative auf -jans und -iśt-a bisweilen nochmals mittels -tara
und -tata gesteigert.
[391]Comparat. Suff. -tara. Altir., Altb., Lit., Got. Superl.
Altirisch. -thir, dem lat. -tero urspr. -tara entsprechend,§. 233.
findet sich, wie im lat., nur vereinzelt, z. b. air-thir, air-ther von
air (ante, oriens); isleri-thir (magis sollicitum).
Altbulgarisch. Das suffix urspr. -tara ist nur an pro-
nominalwurzeln bräuchlich, nämlich in vŭ-torŭ-ĭ (secundus), un-
bestimte form und stamm ist vŭ-torŭ, grundf. an-tara (über
vŭ = an s. §. 84, 2); ko-torŭ-ĭ (qui), grundf. des stammes ist
ka-tara, comparativ des interrogativpronomen ka, slawisch kŭ
(quis) und in je-terŭ (quidam), grundf. ja-tara, von pronom. ja
(relat. und demonstr.).
Litauisch. Das suffix -tra, d. i. -tara mit auß gestoße-
nem a, findet sich nur in àn-tra (nom. sg. msc. àn-tra-s, fem.
an-trà secundus) = slaw. vŭ-torŭ, urspr. an-tara und in ka-trà
(nom. sg. msc. ka-trà-s, fem. ka-trà, uter) = slaw. ko-torŭ, grundf.
ka-tara.
Gotisch. -tara findet sich nur in an-thara, nom. sg. msc.
an-thar (secundus) für *anthars *an-thara-s und in hva-thara, nom.
sg. hva-thar (uter), urspr. an-tara, ka-tara; ferner in un-dar (praep.
infra, subter), der form nach wol = lat. in-ter, ein casus des
stammes urspr. an-tara; in einem andern casus in adverbien
wie hva-thrô (unde), stamm hva-thra, grundf. des stammes ka-tara;
tha-thrô (inde), grundf. des stammes ta-tara u. s. f.; auch wol
in hvadrê (quorsum) grundform des stammes ka-tara, hi-drê
(huc), grundf. des stammes ki-tara, da th und d = urspr.
t sind.
Superlativ.
Als außdruck des superlativs fungieren die auch in an-§. 234.
deren functionen häufig erscheinenden suffixa -ta, (vgl. §. 217),
-ma (vgl. §. 219) und ire verbindungen -tama, irisch auch ma-ta,
und verdoppelungen -tata, irisch wol auch -ma-ma. Es sind diß
secundäre suffixa, die häufig an den comparativstamm sich an
schließen.
1. Suffix-ta, allein für sich namentlich bei ordinalzalen
gebräuchlich (s. dise); an die comparative auf urspr. -jans an
tretend, bildet es von disen den superlativ. Die verdoppelung
[392]Superl. Suffix -ta. Urspr., Altind., Altbaktr., Griech.
§. 234.dises suffixes, -ta-ta, findet sich im griechischen als regelmäßige
superlativbildung neben den comparativen auf -tara.
Ind. Ursprache. Ob hier noch ein volles magh-jans-ta
(μέγιστος), wofür das gotische -ôs-ta zu zeugen scheint, âk-jans-ta
(ὤϰιστος) u. s. f., oder, mit verkürzung von -jans zu -is, ein
magh-is-ta, âk-is-ta vorauß zu setzen sei, ist schwer zu ent-
scheiden. Mir scheint die erstere anname mer für sich zu
haben.
Altindisch. Suffix -ta am wortstamme selbst z. b. in
den ordinalzalen śaś-t́há (sextus), mit -tha für -ta wegen des
vorher gehenden ś (§. 123, 2) von śaś (sex); ḱatur-thá (quar-
tus), mit -tha für -ta (§. 132, 2) von ḱatur (quatuor).
Nach dem comparativsuffixe -jaṁs (-îjaṁs) erscheint -ta
als regelmäßige bildung des superlativs, -jaṁs wird dann zu
-is verkürzt, is-ta aber in iśt́ha gewandelt; also z. b. máh-iśt́ha,
jáv-iśt́ha, lágh-iśt́ha, gár-iśt́ha, kśốd-iśt́ha u. s. f.; sthếśt́ha,
sphếśt́ha, ǵjếśt́ha sind = *sha-iś-t́ha *spha-iś-t́ha, *ǵjâ-
iś-t́ha; prếśt́ha entweder für prê-iśt́ha, wo das i von -is im
ê verschwunden wäre, oder, mir warscheinlicher, es ligt eine
ältere wurzelform pra zu grunde und ist also *pra-is-ta zu tei-
len (vgl. zu disen superlativen die comparative pg. 383); in
bhû́jiśt́ha neben dem compar. bhû́-jaṁs ist -jis für -is durch
eine ungewönliche spaltung von i zu ji ein getreten.
Altbaktrisch. Das superlativische suffix -ta ist erhal-
ten z. b. in pukh-dha (quintus) für *pak-ta, oder villeicht für
*pank-ta, *kank-ta, zu panḱ-an (quinque).
An das comparativsuffix, urspr. -jans, tritt -ta, wie im
altindischen, an, nur one daß -ista den eigentümlichen lautver-
änderungen jener sprache unterworfen ist; z. b. vah-is-ta zu
comparativ vah-jas (melior) = altindisch vásiśt́ha; maz-is-ta
= μέγ-ισ-το zu comparativ maz-jans (major); âç-is-ta =
ὤϰ-ιστο, vêd. âç-iśt́ha, zu âçu (rapidus, acer); vaêd-is-ta (sa-
pientissimus), zu vîdhvans (sapiens), mit steigerung des wurzel-
vocals u. s. f.
Griechisch. Suffix -το = altind. -ta ist häufig in ordi-
nalzalen, so πρῶ-το (primus), τρί-το (tertius), τέταρ-το (quar-
[393]Superl. Suffix -ta. Lat., Altir., Altbulg., Lit., Got.
tus), πέμπ-το (quintus), ἕϰ-το (sextus), ἔνα-το (nonus), δέϰα-το§. 234.
(decimus), εἰϰοσ-τό (vigesimus) u. a.
An -ισ = urspr. -jans an tretend bildet το = ta die su-
perlative zu den comparativen auf -ιον = ursp. -jans, z. b.
ϰάϰ-ισ-το, ἐλάχ-ισ-το, ἥδ-ισ-το, ἔχθ-ισ-το, μέγ-ισ-το, πλε-ῖσ-το,
u. s. f. Vgl. o. s. 384.
Die verdoppelung dises suffixes, also -ta-ta, griech. -τα-το,
erscheint als regelmäßige superlativbildung neben den compa-
rativen auf -ta-ra; also z. b. ϰουφό-τατο, σοφώ-τατο, γλυϰύ-
τατο, χαριϝέσ-τατο, φίλ-τατο, φιλαί-τατο, εὐδαιμον-ές-τατο,
λαλ-ίσ-τατο. Dise superlative werden, wie die an gefürten bei-
spile zeigen, entsprechend gebildet, wie die inen zur seite ste-
henden comparative, welche man vergleiche (s. o. §. 233,
pg. 390).
Lateinisch. Suffix -to, -tu = altind. und urspr. -ta fun-
giert als superlativsuffix selten im lateinischen, wo -mo = altind.
-ma und -timo, -si-mo, grundf. ta-ma, beliebter ist; z. b. quar-to
(quartus); quo-to von stamm und wurzel quo, urspr. ka.
Nach -is = -jans erscheint nicht -to, sondern nur der ver-
treter von urspr. ta-ma, s. d.
Altirisch. Dem ursprünglichen -ta entspricht altirisch d
(§. 167, 2) das, wie im lateinischen, nur bei einigen ordinal-
zalen sich findet, wie cóice-d (quintus), *seise-d neuir. seisea-d
(sextus), fichet-ed (vicesimus) u. a.
Altbulgarisch. Suffix -tŭ, urspr. -ta in ordnungszalen,
z. b. četvŭr-tŭ-ĭ (quartus), pę-tŭ-ĭ (quintus), šes-tŭ-ĭ (sextus),
devę-tŭ-ĭ (nonus), desę-tŭ-ĭ (decimus).
Die superlative der adjective haben keine besondre form,
sondern werden durch den comparativ gegeben.
Litauisch. Suffix -ta bei ordnungszalen, wie ketvìr-ta
(quartus), pènk-ta (quintus), szész-ta (sextus).
Superlative auf -ta von adjectiven felen wie im slawischen
(s. o. §. 232, pg. 387).
Gotisch. Suffix -da-n, mit dem bestimte adjectiva bil-
denden, dem deutschen eigentümlichen zusatze n, grundf. ta-n
(über got. d = urspr. t vgl. §. 196, 2), also, in unbestimter
[394]Superlat. Suff. -ma. Urspr., Altind., Altbaktr., Griech., Lat.
§. 234.form, die aber der function der ordinalzalen zu folge nicht vor
komt, -da, grundf. -ta, bildet ordinalzalen, von welchen vor li-
gen saíhs-ta-n für *sihs-da (sextus; nach s steht nur t §. 195),
ahtu-da-n (octavus), niun-da-n (nonus), taíhun-da-n (decimus).
An die vertreter von urspr. -jans, d. i. an -is und -ôs (s.
o. §. 232, pg. 388), tritt -ta (nach s für -tha oder -da, §. 196,
pg. 271) um den superlativ zu bilden, wie im arischen und
griechischen, z. b. manag-is-ta (nom. sg. msc. managists), hauh-is-ta,
minn-is-ta, maista, grundf. *mak-is-ta = μέγ-ισ-το; arm-ôs-ta
von stamm arma (pauper) u. s. f.
Suffix -ma (im altirischen auch ma-ma und ma-ta).
Ein völlig sicheres beispil der anwendung des suffixes -ma
als ausdruck des superlativs für die indogermanische ur-
sprache ist mir nicht zur hand; da jedoch -ma in den drei
abteilungen des sprachstammes in der function des superlativs
erscheint, so ist es in der ursprache als vorhanden vorauß zu
setzen. Villeicht ist sapta-ma (septimus) und asta-ma (octavus)
der grundsprache zu zu schreiben, da dise bildungsweise des
ordinale bei disen zalen sich fast durchgängig findet.
Altindisch. Suffix -ma bildet den superlativ in ava-má
(infimus, proximus, extremus) von áva (als praeposition de,
ab), einem pronominalstamme (demonstrativum); madhja-má von
mádhja (medius); para-má (summus, optimus) von pára (al-
tus, eximius); âdi-má (primus) von âdí (initium), sapta-má; (sep-
timus) von saptán (septem); aśt́a-má (octavus) von aśt́a
(octo); nava-má (nonus) von návan (novem); daça-má (deci-
mus) von dáçan (decem).
Altbaktrisch. aste-ma (octavus) = altind. aśt́-amá;
nâu-ma, vgl. altind. nava-má (nonus), von navan (novem); daçe-ma
(decimus) = altind. daça-má, von daçan (decem).
Griechisch. Das superlativsuffix -μο, grundf. -ma, ist
nicht beliebt, es bildet nur ἕβδο-μο (septimus), von ἑπτά (sep-
tem), mit bemerkenswerter erweichung von πτ zu βδ im stamme
des wortes.
Lateinisch. Suffix -mo, grundf. -ma, als superlative bil-
dend ist beliebt, z. b., summo auß *sup-mo (summus), von sup,
[395]Superlativ. Suffix -ma. Altirisch, Altbulg., Lit., Gotisch.
vgl. sup-er, den comparativ; infi-mo, vgl. comp. infe-ro; mini-mo§. 235.
vgl. min-or; ferner die ordnungszalen pri-mo, septi-mo, deci-mo.
In plurimo, älter plusimo, plourumo, ploirumo, plisimo,
scheint eine grundform *pra-jans-ma vor zu ligen; zwischen s
und m trat der hilfsvocal u (wie in s-u-m, §. 57), später i
(§. 57) ein; so ward durch die gewönliche kürzung von -jans
zu -is *plo-is-umo, d. i. ploirumo und durch verschmelzung von
oi zu ei, î (wie im dat. ablat. plur. der o-stämme, z. b. novîs,
noveis auß *novois) plîsimo; in plourumo, später plûrimo, mag
j auß gefallen sein (wie in minus für min-jus), so daß dise
form auf ein *plo-jus-u-mo hin weist, wie plus, plous auf *plo-jus.
Altirisch. Es scheint hier -ma an das suffix urspr. -jans
an zu treten, wie z. b. má-m, grundf. *mag-jans-ma (vgl. den
comparativ máa, §. 232, pg. 385); oam zu comparativ óa (mi-
nor), grundf. villeicht *ava-jans-ma u. a. In tóisig-em (primus,
comparativ tóisech-u, toisig-iu, supra) zu tóisech ist, wie es
scheint, suffix -ma an den stamm an getreten.
In -mem, -bem, lezteres durch dissimilation für mem, z. b.
uaisli-mem zu uasal (altus), doir-bem zu dóir (servus), scheint
die verdoppelung von -ma enthalten, also ein suffix graundform
ma-ma, wie auch τα-το, grundf. ta-ta (§. 234, pg. 393), auß
ta durch verdoppelung entstanden ist.
Suffix -ma-ta ligt vor in ordinalzalen, wie cethra-mad (quar-
tus), secht-mad (septimus), ocht-mad (octavus), nói-mad nói-med
(nonus), dech-mad (decimus), grundf. also wol daka-mata u. s. f.
Im Altbulgar. findet sich suffix -ma nur in sed-mŭ-ĭ
(septimus), os-mŭ-ĭ (octavus).
Eben so im Litauischen nur in sék-ma (veraltete form,
septimus), ász-ma (desgl., octavus).
Gotisch. Das suffix -ma hat überall die bestimte form
der adjectiva auf n, lautet also -man; z. b. aúhu-ma-n (altus,
altior), innu-ma-n (interior), spêdu-ma-n ergibt sich auß dem
mit abermaliger superlativendung gebildeten stamme spêdu-m-is-ta
(ultimus), fru-ma-n (primus), fem. frumein, d. i. fru-mja-n, mit
dem häufigen überschlagen in die ja-form, davon mit aberma-
ligen suffixen fru-m-is-ta; eben so wird auch aúhumista gebil-
[396]Superlativ. Suff. -tama. Urspr., Altind., Altbaktr., Lat.
§. 235.det. Das gefül für die function des suffixes -ma war demnach
frühe erloschen.
Suffix -ta-ma. Es findet sich im altindischen, altbaktrischen,
lateinischen, gotischen und entstamt also der gemeinsamen ur-
sprache.
Ind. ursprache. Obschon das suffix -tama vorhanden
war, so laßen sich bestimte wortstämme, mit disem suffixe ver-
sehen, kaum nach weisen. Ein nava-tama (etwa neben nav-jans-ta),
läßt sich nur vermuten.
Altindisch. -ta-ma ist die regelmäßige superlativbildung
neben den comparativen auf -tara, also z. b. púńja-tama, ka-tamá
(quis e multis), ja-tamá (relativ., qui e multis), çúḱi-tama,
agnimát-tama, viṁçati-tamá (vicesimus) von viṁçáti (viginti) u. s. f.
Suffix -tama findet sich auch nach comparativen auf -jans
und superlativen auf -iśt́ha, z. b. ǵjếśt́ha-tama.
Altbaktrisch. Suffix -te-ma = altind. -ta-ma (§. 27, 2),
z. b. çpentô-tema zu çpenta (sanctus), verethraza͂ç-tema zu
verethra-zant (vgl. die comparative §. 233, pg. 389 flg.) u. s. f.
Auch an comparative und superlative auf urspr. -jans und
-is-ta tritt das suffix wie im altindischen, z. b. dvaêz-istô-tema,
vaêdh-jô-tema (Weber).
Griechisch felt.
Lateinisch. Das suffix urspr. -tama findet sich seltner
an die wurzel oder den stamm des adjectivs unmittelbar an ge-
fügt; es ist aber regelmäßige superlativbildung, indem es an
die comparative auf urspr. -jans an tritt; grundf. -ta-ma, d. i.
lat. -tu-mo, -ti-mo, nach gutturalen -si-mo (§. 157, 1, d), tritt an
die wurzel an in maximo, d. i. *mag-timo, vgl. mag-is, mag-nus;
op-timo, op tumo; ul-timo; in-timo u. a. An adjectivstämme, die
iren auß lautenden vocal verlieren, wenn ein solcher da war,
tritt es nur dann unmittelbar an, wenn dise mit r oder l auß
lauten; so veter-rimo für *veter-timo, stamm veter; pulcher-rimo,
stamm pulchero; facil-limo, für *facil-timo (§. 157, 1, b), stamm
facili u. a.
Auß der grundform *is-tama, der verbindung des compa-
rativsuffixes -is = jans mit dem -tama des superlativs, ward
[397]Grundzalen, 1.
im latein. zunächst -is-tumo, -is-timo, erhalten im altertümlichen§. 236.
sollis-timo; auß -istumo wird regelmäßig durch assimilation
-issumo, -issimo, z. b. doct-is-simo u. s. f. Vergl. mag-is-ter,
min-is-ter, welche die verbindung der comparativsuffixe -jans +
tara zeigen (§. 233, pg. 390) und also dem superlativ -jans +
tama zur seite stehen, und die entsprechenden superlativbil-
dungen des altindischen und altbaktrischen.
Gotisch. Nur außnamsweise komt -tama, got. -du-ma-n
mit dem n der bestimten form zur anwendung, z. b. af-tu-ma-n
(posterior, ultimus), mit t nach f (§. 202, 1), davon wird ein
neuer superlativ, af-tum-ista, gebildet, der also eigentlich vier
suffixe enthält, -ta-ma-jans-ta, von af (praepos. ab); hin-duma-n
ergibt sich auß hin-dum-ista (postremus); warscheinlich gehört
hierher auch hlei-duma-n (sinister) und if-tuma-n (sequens,
proximus). Das femininum hat auch hier die ja-form *-mja-n,
d. i. -mei-n.
Zalwort.
Stämme der Grundzalen.
Die einfachen zalen 1—10.
1. Ind. Ursprache. Der stamm für die erste zal ist
nicht zu ermitteln, da die verschidenen indogerm. sprachen in
der bezeichnung der einzal zu stark von einander ab weichen.
Verschidene pronominalstämme bezeichnen im indogerm. den
begriff der einzal, doch sind sie sämtlich von der wurzel i ge-
bildet; ai-na hat am meisten für sich, da es sich in den zwei
europäischen abteilungen des indogermanischen als bezeichnung
der einzal findet und dem arischen in andrer function ebenfals
eigen ist.
Altindisch. ếka, warscheinlich eine stambildung mittels
suffix -ka von der pronominalwurzel i, oder, was davon nicht
ser verschiden, eine zusammensetzung von ai auß i mit der
pronominalwurzel ka.
Altbaktrisch. aê-va, wol eine stamform mit suffix -va
von der selben pronominalwurzel i.
Griechisch. Nominativ sg. msc. εἷς d. i. *ἑν-ς, ntr. ἓν, gen.
Schleicher, vergl. gramm. d. indog. spr. 26
[398]Grundzalen, 1.
§. 237.ἑν-ός, fem. μία (vgl. Leo Meyer, in Kuhns Zeitschr. V,
161 flg. u. VIII, 129 flg. 161 flg.). Der stamm ἑν, grundf. san,
wird als für sam stehend an gesehen und diß sam (vgl. lat.
sim-plex, sem-el, sin-guli) soll nach verlust eines auß lautenden
a dem altind. samá (similis, par; ein superlativ des demonstrati-
ven pronominalstammes sa) entsprechen. Für dise ansicht spricht
besonders das femininum μία, welches wol für *῾μία, d. i. sm-jâ
= samjâ (ein nur weiblicher ja-stamm, wie nicht selten), ste-
hen kann. Daß in ἑν die pronominalwurzel sa enthalten sei
kann wol nicht bezweifelt werden, das auß lautende n halten
wir jedoch eher für eine griechische neubildung, vgl. stamm
τί-ν = urspr. ki (pron. interrogativum), da eine wandlung des
suffixes -ma zu n beispillos ist. Wir vermuten daher für masc.
und neutr. einen stamm sa-n, auß sa entwickelt, im femininum
aber sehen wir eine grundform sa-mjâ, also einen andern stamm
als in masc. und neutr., nämlich einen superlativstamm auf ma,
fem. -mjâ, von der selben wurzel sa.
Dem altbaktr. aê-va entspricht genau das griechische οἶ-ϝο
(unicus).
Lateinisch. Altl. oi-no, darauß ß-no, grundf. ai-na, ist,
wie der altindische pronominalstamm ê-na (hic, ille), ein stamm
auf -na von der demonstrativen pronominalwurzel i.
Altirisch. óen, óin = lat. oi-no.
Das Altbulgarische hat zwei stämme, a. in-ŭ (z. b.
ino-rogŭ monoceros, vŭ-ĭną semper, wörtlich in unam u. a.),
warscheinlich = *jĕnŭ für *ĕ-nŭ (§. 87, 3. 89, 2) also völlig dem
lat. oi-no u. s. f. entsprechend.
b. jedinŭ, das gewönliche zalwort. Man vergleicht damit
altind. âdí (initium).
Litauischvë́na; das altpreußische ai-na und das sla-
wische in-ŭ = *ĕ-nŭ, grundf. *ai-na und das gotische ai-na
zwingen zu der anname, daß dem litauischen vë́na, d. i. vai-na,
das v ursprünglich nicht zu komme, sondern so, wie öfters j
vor an lautenden vocalen (§. 101, am ende; pg. 123), später vor
geschlagen sei, obwol solcher vorschlag von v (häufig im sla-
wischen) im litauischen sonst one beispil ist.
[399]Grundzalen, 2, 3, 4, 5.
Gotischai-na = lateinisch oi-no, altirisch ói-n, slawisch§. 237.
*ĕ-nŭ.
2. Ind. ursprachedva;altind. dva;altbaktr. dva;
griech. δυο = dva;lat. duo = δυο;altir. da für *dva;
altbulg. dŭva, mit spaltung von v zu ŭv; lit. stamm dva (nom.
dual. msc. dù für *dvu aber z. b. fem. dvi, dat. dvë-m, welche
deutlich auf stamm dva hin weisen); got. tva.
3. Ind. urspr. tri;altind. tri, das femininum hat den
stamm ti-sar, in welchem Bopp reduplication vermutet und in
also auß *ti-tar entstanden sein läßt; altbaktr. thri (= tri,
§. 139, 2), fem. stamm ti-sar, wie altindisch; griechischτρι;
lat. tri;altir. tri, fem. nom. acc. teoir, teora, dunkel; alt-
bulg. tri;lit. tri;got. thri.
4. Ind. urspr. katvar;altind. ḱatvár, verkürzt ḱatúr,
femininum ḱatasár (deutlich nach der analogie von 3 gebildet,
nach Bopp mit demselben zusammen gesezt, wo dann ka ‘unum’
bedeutet); altbaktr. ḱathwar, verkürzt ḱatur;griech. τέτταρ,
τέσσαρ für *τδτϝαρ, *ϰετϝαρ, dor. τέτορ für *τετϝορ, mit τ =
urspr. ϰ (§. 142, 2), Hom. und äol. πίσυρ, grundf. ka-tur, mit
π = ϰ (§. 142, 2) und σ vor υ = τ, wie in σύ = τύ; lat.
quatuor;altirisch msc. ntr. kethir, für *ka-tvir auß ka-tvar,
fem. cetheora, vgl. 3; altbulg. četyr (schlägt, wie die consonant.
stämme überhaupt, in die analogie der i-stämme über); lit.
keturja und keturi, auß *ketur weiter gebildet; got. fidvôr, fidvôri,
d. i. katvâr, katvâri, mit steigerung des a der zweiten silbe
und umschlagen in die analogie der i-stämme, in zusammen-
setzungen fidur, d. i. katur mit f = k, wie bisweilen (§. 196, 1).
5. Ind. urspr. kankan, eine deutlich reduplicierte form;
altind. panḱan, mit p = k (§. 123, 1); altbaktr. panḱan;
griech. πέντε, äol. πέμπε, π und τ = ϰ (§. 142, 2); lat.
quinque;altir. cóic, d. i. warscheinlich *côci auß *conci, sämt-
lich mit verlust des auß lautenden n;altbulgarischpętĭ,
d. i. *pin-ti auß *pan-ti, und diß höchst warscheinlich (vgl.
d. litauische und die ordinalzalen) für *kank-ti, wie die fol-
genden eine declinierbare abstractform mit einem neuen suf-
fixe ti;lit. penki, penkja, ebenfals mit junger endung; got.
26*
[400]Grundzalen, 6, 7, 8, 9.
§. 237.fimf, warscheinlich = fimfi, mit f = k (§. 196, 1), grundf.
kanki; vgl. die gotischen stämme für 4. 11. 12. 15. u. §. 203.
6. Ind. urspr. ?; altind. śaś;altbaktrischkhsvas;
griech. ἓξ, wie lat. sex; altir. se;altbulg. šes-tĭ, vergl.
pę-tĭ;lit. szeszi, szeszja;got. saíhs, stamm wol *sihsi.
7. Ind. urspr. wol saptan;altind. saptán, spät. sáptan;
altbaktr. haptan;griech. ἑπτά, d. i. *saptan (α = an §. 33);
lat. septem. Bopp vermutet, daß das m von septe-m auß
der ordinalzal septi-mo ein gedrungen sei, da es nicht war-
scheinlich sei, daß n sich in m gewandelt habe; möglicher weise
ist hier jedoch ein außerdem ungewönlicher lautwechsel ein
getreten und wir möchten nicht gerne das lateinische zalwort
vom irischen und griechischen völlig los reißen; altir. secht
mit einstigem, noch nach wirkendem nasalen außlaute, was wir
durch secht(n) dar stellen wollen, cht scheint durch die ana-
logie der folgenden zal bedingt zu sein; altbulg. sed-mĭ, das
mĭ scheint hier deutlich nach analogie der ordinalzal auf urspr.
ma gebildet, vgl. 8, 9, 10, 5, sed- vor m wol für set, und diß
durch assimilation für sept;lit. sept-ynì, sept-ýnja, neuere
weiterbildung wie bei der folgenden zal; got. sibun, stamm
sibuni (§. 203) eine ebenfals stark veränderte stamform.
8. Ind. urspr. Stamm akta oder aktan;altind. aśt́án,
später áśt́an, und aśt́á, (lezteres im nom. acc. aśt́ấu, eine
offenbare dualform, wie auch die latein. und griechischen for-
men); altbaktr. astan; altind. aśt́a und altbaktr. asta sind
unregelmäßige veränderungen von urspr. akta, das behandelt
ward, als wäre es particip. perf. pass. einer wurzel aç;griech.
ὀϰτώ;lat. octo;altir. ocht(n);altbulg. os-mĭ, d. i. ok-mĭ
(s = k, §. 176, 1) für *okt-mĭ, eine weiterbildung durch
-mĭ, das sich zum -ma der ordinalzal verhält, wie -tĭ von pę-tĭ,
desę-tĭ zu -ta;lit. aszt-ůnì, aszt-ů́nja, weiterbildung auß aktan,
lit. aszt = urspr. akt (sz = k §. 185, 1); got. ahtau.
9. Indogerm. urspr. navan;altind. návan;altbaktr.
navan;griech. ἐννέα, d. i. *νέϝα(ν) mit vorschlag von ε und
unursprünglicher verdoppelung des an lautenden ν; lat. novem
(über das m vgl. 7); altirischnói(n), was auf ein *navin
[401]Grundzalen, 10—19.
hin zu weisen scheint, vgl. lat. novem = *novim;altbulgar.§. 237.
devę-tĭ für *nevę-tĭ, grundf. *navan-ti, eine weiterbildung durch
das abstractsuff. -ti, wie pę-tĭ, desę-tĭ, das sich zu dem -tŭ d. ordin.
verhält, wie -mĭ von sed-mĭ, os-mĭ zu -mŭ. Der unregelmäßige
anlaut verdankt seine entstehung der analogie des folgenden zal-
wortes. Lit. dev-ynì, dev-ýnja, weiterbildung auß navan, über
das junge d für n vgl. §. 159, 1 anm., woselbst das preußi-
sche nevints (nonus) an gefürt ist; got. niun, stamm niuni (§. 203)
auß *nivan-i, grundf. navan-i.
10. Ind. urspr. dakan; die vermutung, daß dakan für
*dva-kan (kan für kan-kan), d. i. 2 × 5 stehe, ist unerwisen,
aber zu ansprechend, um übergangen zu werden; altindisch
dáçan;altbaktr. daçan;griech. δέϰα, d. i. *δεϰαν;latein.
decem (vgl. 7); altir. deich, wol für *decin;altbulg. desę-tĭ,
d. i. dakan-ti, weiterbildung wie 5. 9. 7. 8; lit. dészim-ti eben
so, das m vor ti fält auf, man hatte *deszin-ti, *deszi̧-ti erwar-
tet; got. taíhun, stamm *tihun-i (§. 203) ahd. zëhan, d. i. *tihan,
beide auß der indogerm. grundform regelrecht.
Die zalen 11—19. Sie werden gebildet durch die anfü-§. 238.
gung der zal zehn an die einer; in einzelnen sprachen ligt
deutlich nur zusammenrückung vor.
Ind. ursprache. Ursprünglich waren hier wol zwei ge-
trente worte vorhanden, z. b. etwa 12. duâ dakan; 13. traj-as
dakan u. s. f.
Altindisch. 11. ếkâ-daçan, mit denung des außlautes
von stamm êka (unus); 12. dvấ-daçan, dvâ warscheinlich als
dual zu faßen; 13. trájô-daçan, später trajố-daçan, nom. plur.
trajas mit daçan; 14. ḱátur-daçan; 15. pánḱa-daçan; 16.
śố-d́açan; 17. sápta-daçan; 18. aśt́ấ-daçan mit der dualform
aśt́ấ; 19. náva-daçan.
Altbaktrisch. 11. aêvan-daçan, aêva warscheinlich im
nom. neutr.; 12. dva-daçan; 13. thri-daçan; 14. ḱathru-daçan,
ḱathru für katur, also mit den stämmen der einer zusammen
gesezt.
Griechisch. 11. ἓν-δεϰα; 22. δώ-δεϰα; von 13 an nur
zusammengerükte, ursprünglich getrente worte, z. b. 13. τρις-
[402]Grundzalen, 11—19. 20—90.
§. 238.ϰαί-δεϰα, τρις als kürzere form für τρεις zu faßen; 14. τεσσαρες-
ϰαί-δεϰα u. s. f.
Lateinisch. 11. un-decim für *uni-decim; 12. duo-decim;
13. trĕ-decim, villeicht mit älterer stamform tra, vgl. ter-tius,
oder tre ist abkürzung von três; 14. quatuor-decim u. s. f.
Von der jugend diser bildungsweise legt das ab weichende umbr.
12. desen-du-f acc. pl. zeugnis ab.
Altirisch. Beide worte getrent.
Altbulgarisch. Nicht zusammen gerükte worte, z. b.
11. jedinŭ na desęte; desęt-e weist auf einen consonantischen
stamm hin, darneben findet sich auch desętĭ (wörtlich unus su-
per decem) u. s. f.
Litauisch. An die einer tritt -lika, offenbar eine im li-
tauischen ungewönliche veränderung für *dika, urspr. dakan
(in andern sprachen findet sich l = d, so z. b. lat. §. 152, 2).
Der außlaut der einer wird gedent. 11. vënů́-lika für das zu
erwartende vënó-lika, das die büchersprache zeigt; 12. dvý-lika,
dvy auß dvi, urspr. dva gedent; 13. trý-lika; 14. keturió-lika;
15. penkió-lika; 16. szeszió-lika; 17. septynió-lika; 18. asztůnió-
lika; 19. devynió-lika.
Gotisch. 11. ain-libi; 12. tva-libi (nom. ain-lif, tva-lif);
ain für aina (§. 113. 1) und tva sind die bekanten stämme
für 1. 2., -libi kann aber nichts andres sein als lit. -lika, d. i.
daka; l für d ist allerdings im deutschen one weiteres beispil,
b, f für g, h = urspr. k findet sich auch sonst (vgl. 4. 5.);
13.? 14. fidvôr-taíhun; 15. fimf-taíhun, stamm fimf-taihuni.
Die zalen 20—90 (die zwischenzalen kommen hier nicht
in betracht, sie sind in jeder sprache klar, meist aber gar nicht
zusammen gesezt). Im arischen und südeuropäischen werden
die zalworte für 20—90 mittels zusammensetzungen der einer mit
einem von daka gebildeten, meist verkürzten oder sonst veränder-
ten substantiv auß gedrükt, im nordeuropäischen dagegen sind
einer und zehner besondere worte, höchstens an einander an ge-
schmolzen. Der gegensatz der unter sich näher verwanten zwei
abteilungen des sprachstammes, der arischen und der graecoita-
lokeltischen (s. d. einleitung, pg. 6) gegen die slawodeutsche
[403]Grundzalen, 20—90.
tritt hier klar hervor. Es ist wol kaum vorauß zu setzen, daß§. 239.
in der indogerm. ursprache bereits zusammensetzung ein
getreten war, warscheinlich waren hier einer und zehner noch
getrente worte.
Altindisch. Die decade ward ursprünglich durch daça-ti,
daça-ta auß gedrükt, vor welches die einer traten. Von disem
daça-ti ist aber nur -çati, ja sogar nur -ti gebliben, von daça-ta
nur -çat; dise starke verflüchtigung begreift sich bei so vil ge-
brauchten worten.
20. viṁ-çáti für *dviṁ-daçati, der nasal von viṁ = dviṁ
und der entsprechende der beiden folgenden zalen ist dunkel;
villeicht ist in im der rest einer casusendung zu sehen. Durch
das altbaktrische wird er als späte bildung erwisen. 30. triṁ-çát,
warscheinlich für *trîni daçatâ und von hier ist wol der nasal
in 20 und 40 durch analogie gedrungen; 40. ḱatvâriṁ-çát; 50.
panḱâ-çát; 60. śaś-t́í; 70. sapta-tí; 80. açî-tí eine ser unur-
sprüngliche form; 90. nava-tí sämtlich mit -ti für *daçati.
Altbaktrisch. Dem altindischen entsprechend, jedoch
noch mit çata neutr. (nom. acc. sing. -çate-m) anstatt des alt-
indischen çat, so daß hier also eine form *daça-ta vorauß zu
setzen ist, von welcher altbaktrisch noch -çata, altindisch aber,
mit stärkerer verkürzung, nur -çat gebliben ist. 20. vî-çaiti
für *dvi-(da)çati; 30. thri-çata für *tri-daca-ta; 40. ḱathware-çata;
50. panḱâ-çata; 60. khsvas-ti; 70. haptâ-iti; 80. ? 90. nava-iti.
Griechisch. Außer in 20, wo ebenfals ein daka-ti er-
scheint, ligt hier als zweiter teil der zusammensetzung -ϰοντα
vor, warscheinlich ein neutr. plur, grundf. dakan-tâ, von einem
singular *dakan-ta-m. 20. εἴ-ϰοσι = *εἴ-ϰοτι (§. 148, 1, c),
Hom. ἐείϰοσι, älteste form dor. ϝ03B5;ίϰατι, ϝῑ΄ϰατι; ϝί-ϰατι steht
für *dvî-daka-ti, die länge des î mag in früherer casusendung
iren grund haben und eben daher auch ει stammen; ἐείϰοσι,
d. i. ἐϝείϰοσι, mit dem häufigen vocalvorschlag vor consonan-
tischem anlaute (§. 43). 30. τριᾱ΄-ϰοντα, d. i. *triâ dakan-tâ,
änlich bei den folgenden. 40. τεσσαρά-ϰοντα; 50. πεντή-ϰοντα;
60. ἑξή-ϰοντα; 70. ἑβδομή-ϰοντα, mit der ordnungszal gebildet,
wie 80. ὀγδοή-ϰοντα; 90. ἐνενή-ϰοντα, Hom. auch ἐννή-ϰοντα,
[404]Grundzalen, 20—90.
§. 239.wol die ältere form auß *ἐννεϝή-ϰοντα, auß welcher das selt-
same und ser unursprüngliche ἐνενή- durch einschaltung des ε
entstanden zu sein scheint.
Lateinisch. Außer -gin-ti bei 20 erscheint überall -gin-ta,
warscheinlich ein plur. neutr.; -gin-ti und -gin-ta stehen für
*degin-ti, degin-ta, und diß für *decen-ti, *decen-ta, grundform
diser stämme ist dakan-ti, dakan-ta; c ist hier g geworden,
wie ja vicesimus von einem *vicenti (s. u.) neben dem unursprüng-
licheren vigesimus sich erhalten hat. Demnach 20 vi-ginti auß
*dvi-decin-ti; 30. tri-gin-ta = *tria decin-ta; 40. quadrâ-ginta
mit erweichung von t zu d für *quatuorâ decinta; 50. quinquâ-
ginta; 60. sexâ-ginta; 70. septuâ-ginta von einem stamme septuo,
der sonst nicht erscheint; 80. octô-ginta; 90. nonâ-ginta, von
der ordinalzal, vgl. das griechische, mit dem das lateinische in
disen bildungen überhaupt wesentlich überein stimt.
Altirisch. 20. fi-chet d. i. vi-centi, vgl. lat. *vi-centi;
30. tri-chit, auch trichat ist vorauß zu setzen, *tri-canta; 40.
cethor-chit, cethor-chat, wol für *kathura-canta; 50. cóicat, wie
es scheint für *cóic-cat, auß cóic quinque, und -cat für -can-ta;
60. wol *ses-cat; 70. sechtmo-gat; 80. ochtmo-gat, beide von or-
dinalzalen mit suffix -ma gebildet, also wol jüngerer entste-
hung; 90. *nói-chat. Die große übereinstimmung mit lateinisch
und griechisch im suffixe -cat, d. i. -kan-ta (§. 173, 1. 3.) =
-ϰοντα = lat. -ginta ligt zu tage.
Altbulgarisch. Durch zwei worte gegeben, z. b. 30
tri desęti und desęte, lezteres von einem consonantischen stamme
desęt.
Litauisch. Wie altbulgarisch, z. b. 30 trýs dészimtys,
verkürzt trìs-deszimt u. s. f.
Gotisch. 20—60 zwei worte, nur zusammen geschriben,
nämlich die einer mit dem plural von tigu msc., einem auß ur-
sprünglich dakan gebildeten u-stamme, dessen grundform also
daku wäre, z. b. 20. nom. tvai-tigju-s, 30. acc. thri-ns-tigu-ns,
60. dat. saíhs-tigu-m u. s. f. 70—90. bedienen sich eines neu-
trum im singular von dakan mittels suffix -ta und steigerung
des wurzelvocales gebildet, also dâkan-ta, d. i. gotisch têhun-d;
[405]Grundz., 100. 200—900.
70. sibun-têhund; 80. ahtau-têhund; 90. niun-têhund, genitiv§. 239.
niun-tehundi-s.
Die zalen von 100—1000.
100. Ind. urspr. warscheinlich stamm kan-ta neutr., acc.
nom. sg. kan-ta-m, eine verkürzung von *dakan-dakan-ta, näm-
lich dakan 10. mit dem die zehner bildenden subst. dakan-ta,
das wir bereits zu kanta (altbaktr. -çata, griech. -ϰοντα, lat.
-ginta), verkürzt fanden. (dakan-da)kan-ta bedeutet also *ze-
henzig, *δεϰήϰοντα, *centaginta. Das n von kan-ta ist im la-
teinischen, keltischen, litauischen und gotischen erhalten, außer-
dem ist es geschwunden (grundform also ka-ta).
Altindischçatá;altbaktr. çata; griech. ἑ-ϰατό, ἑ kann
nur verflüchtigung von ἑν (unum) sein; lat. cento;altir. cét,
d. i. *cento;altbulg. sŭto;lit. szìmta (msc.); got. hunda, nach
den einern, außerdem taíhuntaíhund, d. i. dakan-dakan-ta-m
und taíhuntêhund, d. i. dakan-dâkan-ta-m, hier ist jedoch schwer-
lich die urform erhalten, die in allen übrigen sprachen geschwun-
den wäre; warscheinlich ist es eine neubildung nach analogie der
übrigen zehner.
200—900. Ursprünglich durch zwei worte; altin-
disch durch zwei worte oder durch gewönliche zusammensetzung
(z. b. dvê çatê oder dviçata ntr.); Altbaktrisch wol wie alt-
indisch (z. b. dvê çatê 200); Griechisch. Es wird vom stamme
ϰατο oder = ϰοτο, grundf. ka(n)ta, vgl. altind. çata, eine ab-
leitung mittels ja gebildet, vor welcher der regel nach (§. 223,
pg. 351) der stammaußlaut schwindet, also *-ϰατιο *-ϰοτιο,
grundf. *-kat-ja; dorisch bleibt -ϰατιο unverändert, wärend
außerdem *-ϰοτιο der regel nach (§. 148, 1, c), in -ϰοσιο über
geht. So ward gebildet von einem vorauß zu setzenden *τριᾱ-ϰατᾱ
oder -ϰοτᾱ, grundform triâ kantâ 300, ein dor. τρια-ϰατίο,
att. τριᾱ-ϰόσιο und zwar sind dise formen als adjectiva und
nur im pluralis gebräuchlich.
Das Lateinische verfärt in änlicher weise wie das grie-
chische, indem es den stamm cento als zweites glid der zu-
sammensetzung adjectivisch im plural braucht, z. b. 200.
du-cento, du auß duo verkürzt; 300. tre-cento; 500. quin-gento
[406]Grundzalen, 1000.
§. 240.für *quinc-cento mit erweichung von c zu g nach n, wie bei
400, 700, 800, 900 (vgl. -ginta); 600. sex-cento; 900. non-gento,
vom stamme der ordinalzal nono; 400. quadrin-gento; 700.
septin-gento; 800. octin-gento zeigen eine analogie, die villeicht
von septin-genti iren außgang genomen hat; septin, grundform
saptan, auch octin entspricht der grundf. aktan, vgl. altindisch
aśt́an, und so ist auch ein quadrin von dem auß quatuor ver-
kürzten quadro (vgl. quadra-ginta) entstanden.
Altirisch, altbulgarisch, litauisch und gotisch bil-
den keine zusammen gesezten formen. Leztere sprache rükt
jedoch die beiden worte an einander, z. b. 200. tva-hunda, dat.
tvaim-hundam; 300. thrija-hunda; 500. fimf-hunda, dat. fimf-
hundam; 900. niun-hunda.
1000. Ein wort, 1000 auß drückend, scheint in der in-
dogermanischen ursprache gefelt zu haben.
Die beiden arischen sprachen haben ein gemeinsames wort,
nämlich altind. sahásra msc. ntr., altbaktr. hazaṅhra.
Griechisch. χίλιο, Hom. in zusammensetz. χῑλο, boeot.
χειλίο, lesb. χέλλιο, dor. χηλίο, was auf eine grundform *χελϳο,
d. i. gharja, fürt; dunkler abstammung.
Lateinisch. Stamm mīli, milli ntr. dunkel. Das altiri-
sche bedient sich des lateinischen wortes.
Die nördlichen europäischen sprachen stimmen in der be-
zeichnung für 1000 zusammen, wenn die formen der einzelnen
sprachen auch so verändert sind, daß sich die grundform nicht
erschließen läßt; altbulg. tysąšta, tysęšta, stamm also tusantja;
litauisch, stamm túkstanti, jezt túkstantja, nom. sg. túkstanti-s
(masc.); gotisch, stamm thusundja, nom. sg. thusundi (femin.,
selten neutr.). Slawisch und gotisch stimmen genau zusammen.
Es drängt sich die vermutung auf, daß in disem worte
10 × 100 enthalten sei; in dem anlautenden tu, lit. tuk, scheint
ein corrumpiertes daka zu stecken, der außlaut santi, santja
ist villeicht als verdrehung von kanti, kantja zu faßen, so
daß ein *daka-kant-i, *daka-kant-ja als grundform vorauß zu
setzen wäre. Daß hier arg entstelte formen vor ligen, scheint
die unregelmäßige aber doch sichere entsprechung der litaui-
[407]Ordnungszalen, 1, 2.
schen und slawischen form (lit. tukstanti neben slaw. *tusantja)§. 240.
an die hand zu geben, und hierin finden wir eine berechtigung,
in disem worte überhaupt ein unregelmäßig verändertes gebilde
zu sehen, das sich den gewönlichen lautgesetzen entzogen hat.
Stämme der ordnungszalen.
Die ordnungszalen sind bis auf 2. superlative, teilweise je-§. 241.
doch mit besonderheiten, die sie von andern superlativen unter-
scheiden. Die formen der indogermanischen ursprache sind
meist nicht erschließbar, da die verschidenen sprachen in der
wal des suffixes oft nicht zusammen stimmen.
Die zalen von 1—10.
1. urspr. wol pra-ma, stamm pra (ante); altind. pra-thamá,
von pra (als praeposition ante) mit -thama, mit th für t (§. 123,
2); altbaktr. fra-tema, fra-thema, wie altind., darneben auch
paourva, grundf. par-va, paoirja, grundf. par-ja (§. 27, 5, anm.)
von der selben wurzel mit anderen suffixen, vgl. d. slawische;
griech. πρῶ-το, dor. πρᾶ-το von προ mit suffix -ta (§. 234,
pg. 392) und steigerung oder denung des stamvocals; lat. prî-mo,
mit suffix -mo (§. 235), wol auß *pro-imo, so daß hier nach
analogie anderer formen auf *-timo nicht -mo, sondern -imo
an getreten ist; altir. prím ist möglicher weise dem lateini-
schen entnommen; altbulgar. prŭvŭ-ĭ, mit dem zusatze ĭ =
ja der bestimten adjectiva, scheint für *prŭ-mŭ zu stehen, wo-
für namentl. lit. pìr-ma für *par-ma zeugt, so wie got. fru-ma-n,
d. i. pra-ma-n, mit dem bekanten zusatze n der bestimten form
der adjectiva.
2. indogerm. urspr. ? altind. dvi-tî́ja, d. i. *dvi-tja
(§. 15, 2, b), also wol eine weiterbildung durch -ja von einem
*dvi-ta; eben so altbaktr. bi-tja, mit bi = dvi (§. 136, 3);
griech. δεύ-τερο, ein comparativ (§. 233), δευ scheint steigerung
von *du auß dva zu sein; lat. secundo ist nicht von stamm
dva gebildet, sondern von wurz. sec, seq (sequi), über das suff.
vgl. §. 223, pg. 351; altir. tánise, mir dunkel, wol, wie im
lateinischen, nicht vom stamm dva. Die nordischen sprachen
haben sämtlich formen einer grundform an-tara, d. h. eines
[408]Ordnungszalen, 3, 4, 5, 6.
§. 241.comparativs des demonstrativen pronominalstammes ana (s. §. 233
pg. 391), so altbulg. vŭ-torŭ-ĭ, vŭ = ą = an (§. 84, 2); lit.
àn-tra;got. an-thara.
3. indogerm urspr. tri-tja, villeicht tar-tja oder tra-tja,
-tja ist auch hier weiterbildung von -ta;altind. tr-tî́ja, d. i.
*tar-tja (§. 15, 2, b) von einer, wie es scheint, älteren form
des stammes für 3., nämlich tar oder tra;altbaktr. thri-tja;
griech. τρί-το mit dem superlativsuffixe -ta, mit welchem im
griechischen mit außname von 7. und 8. die sämtlichen übrigen
ordinalia gebildet sind; lat. ter-tio, wie altind.; altir. tri-s,
im suffixe mir nicht klar; altbulg. tre-tijŭ, eben so litauisch
tré-cza, d. i. tre-tja; desgleichen gotischthri-dja-n, mit dem
selben suffixe -tja von stamm tri.
4. indogerm. urspr. wol katvar-ta;altind. ḱatur-thá
(tha = ta), auch túr-ja, tur-îja, für *ḱatur-ja mit verlust des
anlauts und dem sonst nicht für sich allein superlative bilden-
den suffixe -ja, die verbindung dises suffixes mit suffix -ta fan-
den wir bereits, auch hier haben wir die häufige erscheinung,
daß jedes von zwei verbunden auf tretenden suffixen, wie hier
t-ja, d. i. ta-ja, die function diser verbindung üben kann (vgl.
pg. 391); altbaktr. tûirja = altind. turja; griech. τέταρ-το
für *τετϝαρ-το;lat. quar-to für *quatuor-to;altind. cethra-mad
mit suffix ma-ta (s. pg. 395), das häufig bei ordnungszalen er-
scheint; altbulg. čet-vrŭ-tŭ, d. i. katvar-ta, mit der slawischen
umstellung von ar zu ra (§. 181, anm.); lit. ketvìr-ta, d. i.
katvar-ta;got. nur erschloßen *fidur-tha.
5. indogerm. ursprache wol kankan-ta oder villeicht
schon kank-ta;altind. panḱa-má, vêd. panḱa-tha, mit bekan-
ten suffixen; altbaktrischpukh-dho, wol für *pank-ta oder
pak-ta;griech. πέμπ-το;lat. quin(c)-to;altir. cóice-d, auch
mit suffix -ta;altbulg. pę-tŭ-ĭ, wol auß pank-ta;lit. pènk-ta;
got. *fimf-ta (nicht belegt).
6. Überall mit suffix -ta, das also hier der ursprache
sicher zu komt, für welche jedoch die form des ordinale nicht
fest steht; altind. śaś-t́há;altbaktr. khs-tva, villeicht eine
verdrehung für *khsvas-ta;griech. ἕϰ-το, wol für *ἑξ-το, vgl.
[409]Ordnungszalen, 7, 8, 9, 10, 11—19.
latein. sex-to;altir. *seise-d (neuir. seisead) ist nicht klar, aber§. 241.
mit dem selben suffixe; altbulg. šes-tŭ-ĭ;lit. szész-ta;gotisch
saíhs-ta-n.
7. indog. ursprachesapta-ma, oder sapta-ta, oder etwa
saptan-ta?;altind. sapta-má;altbaktr. hapta-tha;griech.
ἕβδο-μο für *ἑπτο-μο, mit unregelmäßiger erweichung der stum-
men πτ zu den tönenden βδ;lat. septi-mo;altir. *secht-mad
(neuir. seacht-ṁad), das wol sapta-mata (§. 235, pg. 395) in
der grundf. zu lauten hätte; altbulg. sed-mŭ-ĭ für *sept-mŭ;
lit. septìn-ta, vgl. die cardinalzal, alt sék-ma, eine seltsame
verdrehung von *sept ma;got. *sibun-da (erschloßen).
8. indogerm. urspr. villeicht akta-ma;altind. aśt́a-má;
altbaktr. aste-ma;griech. ὄγδο-ϝο, mit derselben erweichung
wie bei ἕβδο-μο, für *ὀϰτο-ϝο und latein. octa-vo zeigen ein
suffix -va, vergl. oben 1. altbaktr. paour-va und slaw. prŭ-vŭ,
grundf. par-va. Entweder ist in disen beispilen va auß ma
entstanden durch ungewönlichen consonantenwechsel, oder suff.
va ist ursprünglich und fungiert hier superlativisch. Das sla-
wische prŭ-vŭ wäre dann vom litauischeu pìr-ma freilich zu
trennen; altir. *ocht-mad (neuir. ocht-ṁad[·]) vgl. 7; altbulg.
os-mŭ-i, d. i. ok-ma, für *okt-ma; lit. asztùn-ta, vgl. die cardi-
nalzal, alt ász-ma für *aszt-ma;got. ahtu-da-n.
9. indog. urspr., zweifelhaft ob mit suffix -ma (nava-ma)
oder mit -ta (navan-ta);altind. nava-má;altbaktr. nâu-ma;
griech. ἔνα-το, ἔννα-το wol auß *ἐνεϝα-το verkürzt; latein.
nô-no auß *nov-no, *novi-no, wie es scheint durch assimilation
an den anlaut für *novi-mo;altir. *nói-mad, *nói-med (neuir.
nao-ṁad), grundform novi-mata;altbulg. devę-tŭ-ĭ;lit. devìn-ta;
gotischniun-da-n.
10. indogerm. ursprache, zweifeihaft, wie bei 9, ob
daka-ma oder dakan-ta;altind. daça-má;altbaktr. daçe-ma;
griech. δέϰα-το;latein. deci-mo;altir. *dech-mad (neuir.
deachṁad[·]) d. i. daka-mata;altbulg. desę-tŭ-ĭ;lit. dcszìm-ta;
gotischtaíhun-da-n.
11—19.
Urspr. durch zwei worte. Altind. Wie in an-
dern zusammensetzungen, so gilt auch hier der außlaut a des
[410]Ordnungszalen, 20—90.
§. 241.zweiten bestandteiles daçan, der sein n verliert, zugleich als
adjectivbildendes suffix, so z. b. 11. êkâ-daçá von ếkâ-daçan,
12. dvâ-daçá u. s. f. Hier sehen wir also auch suffix a in der
function superlative zu bilden. Eben so altbaktrisch, z. b.
11. aêva-daça, 12. dva-daça, 13. thrî-daça;griech. überall
-δέϰα-το, also 11. ἑν-δέϰα-το, 19. ἐννεα-ϰαι-δέϰα-το;latein.
11. un-deci-mo, 12. duo-deci-mo, die folgenden durch getrente
worte; altirisch, getrente worte und überdiß aus dem neu-
irischen erschloßen; altbulg., nicht zusammen gesezt; lit.,
überall mit suffix -ta, also z. b. 12. dvý-lik-ta u. s. f.; got.
nur fimf-ta-taíhun-da belegt, also beide worte in der ordinal-
form und lose verbunden.
20—90. Urspr. durch zwei worte. Altind. entweder
mit suffix -tama, z. b. 20. viṁçati-tamá, 30. triṁçat-tamá, oder
durch suffix -a, wie bei 11 — 19, mit verlust des auß lauten-
den -t, -ti, z. b. 20. viṁçá, 30. triṁçá. Beide bildungsweisen
finden auch im altbaktrischen statt, z. b. 20. vîça͂s-tema,
von einem stamme *viçanti, ältere form für vîçaiti, grundform
dvi-(da)kanti, der außlaut i fiel hinweg und auß *vi-çant-tama
ward (nach §. 139, 2. 137) vî-ça͂s-tema, 30. thri-ça, wie altind.
triṁ-çá; im griech. trat an -ϰοτι, -ϰοντα das suffix -το so, daß
-ϰοτι und -ϰοντα zu -ϰοτ verkürzt wurden, daher *-ϰοτ-το
und darauß regelrecht (§. 148, 2) -ϰοσ-το, also 20. εἰϰοσ-τό,
30. τριαϰος-τό u. s. f. Latein. Suffix -tumo, -timo tritt an
das des außlauts verlustige *-cinti, *-cinta, oder vilmer an
eine ältere form *-centi, -*centa; also -*cent-tumo und darauß
nach der regel (§. 157, 1, b) -censumo, -cêsimo, mit erweichung
des c zu g auch -gêsimo. Z. b. 20. alt vicensumo, vicinsumo,
darauß vicêsimo, vigêsimo, grundf. wäre also etwa *dvi-(da)kanti-
tama; 40. quadra-gensimo, quadra-gêsimo u. s. f. Altir. -ad,
d. i. -a-ta, tritt an; das a ist wol außlaut des stammes, z. b.
30. *trichat-ad (neuir. triochadad[00B7;]) u. s. f.; Altbulg. und lit.
haben getrente worte, z. b. 40. kéturios (cardinalzal) deszimtàs-is,
also an deszimti trat suffix a, die bestimte form des adjectivs
wird außschließlich gebraucht (formen, wie 40. keturiá-deszim-ta
der grammatiken, fand ich nicht in der gesprochenen sprache);
[411]Ordnungszalen, 100—1000. Wortbildung.
gotisch nicht belegt, ahd. mit dem superlativsuffixe -ôsta-n§. 241.
der adjectiva (z. b. 40. fior-zugôsto).
100—1000. 100. altind. çata-tamá;altbaktr. nicht bel.;
griech. mit suffix -στο, warscheinlich nach der analogie von
-ιστο (§. 234, pg. 393) auß -το gebildet, ἑϰατο-στό;latein. nach
der analogie der zehner cent-êsimo, als wäre -êsimo das suff.
(auß *cent-têsimo wäre *censêsimo geworden, §. 157, 1, b);
altir. *céta-d (neuir. ceadad[·]), d. i. *kanta-ta;altbulg. mit
suffix a in bestimter form sŭtŭ-ĭ, grundf. kata-ja, eben so li-
tauischszìmta in bestimter form (nom. sg. msc. szimtàs-is);
gotisch nicht belegt.
200—900. altind. mit çata-tama;altbaktr. nicht belegt;
griech. mit -στο (s. 100), z. b. 200. διαϰοσιο-στό;latein.
mit -centêsimo, z. b. du-centesimo, octin-gentesimo u. s. f.
1000. altind. sahasra-tamá;altb. nicht belegt; griech.
mit -στο, χιλιο-στό;latein. mit -êsimo, millêsimo;altir. mit
-ta, *míle-d (neuir. mílead[·]);altbulg. mittels des adjectivsuf-
fixes -nŭ, grundf. -na, also tysąštĭ-nŭ;litauisch nach den
grammatiken mit suffix -inja, vor welchem der außlaut von
túkstanti ab fält, tukst-inja (nom. sg. msc. tukstìni-s) oder mit
suffix a in gleicher weise, túksta (nom. sg. msc. túksta-s), beim
volke durch die bestimte form, nom. sg., tukstantýs-is;gotisch
nicht belegt.
B. Worte.
Wortbildung.
Die stämme sind im indogermanischen an sich noch keine§. 242.
worte, keine sazteile. Im indogermanischen ist jedes wirkliche
wort, jedes element des satzes, entweder verbum oder nomen
(die echten interjectionen sind keine worte, sondern lautge-
[412]Wortbildung.
§. 242.bärden; adverbia, partikeln, praepositionen u. s. f. sind ur-
sprünglich casus oder verbalformen). Die stämme sind an sich
noch keines von beiden, weder nomen noch verbum; sie wer-
den erst zu dem einen oder andern bestimt durch casussuffix
und personalendung. Stamm bhar-a z. b., von wurzel bhar, ist
weder verbum noch nomen; nom. sg. msc. bhara-s, acc. sg.
bhara-m, instr. pluralis bhara-bhis u. s. f., ist nomen und hat
als solches die function eines nomen agentis; 2. sg. praes.
bhara-si, 3. sg. bhara-ti, 3. plur. bhara-nti, ist verbum, fers,
fert, ferunt. Casussuffixe und personalendungen sind
also im indogermanischen die eigentlichen wortbildungsele-
mente, im gegensatze zu den stambildungselementen.
Die wortbildungselemente sind fast sämtlich deutlich und klar
erkenbar als pronominale elemente, die in einer früheren lebens
epoche des indogermanischen noch selbständige wurzeln waren;
z. b. bhara-s, nom. sg. masc., latein. *-feru-s, darauß -fer, ist
zusammen geschmolzen auß bhar a sa; bhar ist die wurzel
mit der function ferre; a ist ein determinierendes pronominales
element, hier den täter bezeichnend; sa ist ein demonstrativ,
das belebte genus im nominativ an deutend; bharati (fert) zer-
legt sich in bhar-a und ti, älter wol ta, pronom. der dritten
person, vgl. wurzel ta, z. b. in ta-m, griech. τό-ν, lat. (is)-tu-m
u. s. f. In bhar-â-mi, mit gesteigertem a des stammes, ist mi
für ma pronomen der ersten person sing. u. s. f.
Da verbum und nomen sich so zu einander verhalten, daß
sie als nähere bestimmung früher unbestimter sprachelemente
zu betrachten sind, so kann eins one das andre nicht vor kom-
men. Entweder scheidet eine sprache nomina und verba in der
form, oder sie hat keines von beiden. Man kann daher auch
nicht von einer priorität des einen oder des andern sprechen;
nomen und verbum sind beide zugleich entstanden. Es ist da-
her völlig gleichgiltig, ob wir in der wortbildunglere die decli-
nation (die lere von den nominalformen, d. h. den casusendun-
gen) oder die conjugation (die lere von den verbalformen, d. h.
strenge genommen, den personalendungen, da tempusstämme
und modusstämme noch nicht das characteristische des verbum
[413]Declination.
enthalten und also eigentlich zur stambildungslere zu ziehen§. 242.
wären) voran stellen; der usus hat sich für die voranstellung
der declination entschiden und wir sehen keinen grund von
dem selben ab zu gehen.
1. Nomina (Declination).
Von den endungen der nomina im algemeinen.
Einfacher organisierte sprachen, welche mit dem indoger-
manischen die morphologische eigenschaft gemein haben, daß
sie die beziehungselemente ans ende der bedeutungselemente
setzen (sprachen der formen W + w oder Ws), drücken die be-
ziehungen, deren das nomen fähig ist, nämlich numerus und
casus, durch nach gesezte mer- oder minder eng mit dem no-
men verwachsende ursprünglich selbständige elemente auß; im
chinesischen bildet z. b. ein nach geseztes selbständiges wort,
či oder ti, den genitiv; magyar. z. b. hal piscis., -nek oder -nak
(als selbständiges wort z. b. in nek-em mihi) ist zeichen des
dativs, also ist hal-nak dativ pisci; -nál bedeutet apud (z. b.
nál-am apud me) also hal-nál apud piscem; k ist zeichen des
plurals, demnach hal-ak pisces; hal-ak-nak piscibus, dat. plur.,
hal-ak-nál apud pisces u. s. f. In der declination des indoger-
manischen wird auf die selbe weise verfaren, nur verschmolzen
hier, in folge der entwickelteren einheit des wortes, die zuerst
noch selbständigen dann mit dem stamme zu einem worte zu-
sammen tretenden elemente enger unter sich und mit dem
stamme. Das eigentümliche der flexion, die veränderung der
wurzel selbst zum außdrucke der beziehung, wird zum zweck
der casusbildung und numerusbildung nicht verwant; die stei-
gerung einiger stammaußlaute vor gewissen casusendungen ist
vereinzelt und nichts dem casus wesentliches, so wenig als die
verkürzung der stammaußlaute (z. b. got. sunau-s gen. sing.
von stamm sunu, ἄστεϝ-ος gen. sing. von ἄστυ hat steigerung;
πατρ-ός, der selbe casus von stamm πατέρ, hat verkürzung des
stammes).
Auch im indogermanischen tritt dem stamme des nomen
Schleicher, vgl. gramm. d. indog. spr. 27
[414]Declination. Zal, casus.
§. 243.zweierlei an, 1. das casuselement (ursprünglich postposition)
und 2. im plural außer dem selben noch das pluralzeichen (der
dual ist eine abart des pluralis).
Die wißenschaftliche darstellung der indogermanischen de-
clination hat die aufgabe, die im vor ligenden stande der sprache
enge verwachsenen elemente wider auf zu lösen; mit anderen
worten, sie muß die älteren und ältesten formen wider her
stellen, auß denen die späteren erwachsen sind. Nur so kön-
nen die casusformen klar gefaßt werden. So ist z. b. der instr.
plur. varkais entstanden auß varkabhis, und diß varka-bhi-s
wol auß älterem vark-a-bhi-sa; vark ist die wurzel, vark-a
der nominalstamm (lupus), bhi das casussuffix, sa das plural-
zeichen. Ursprünglichst reichte vark allein für alle beziehun-
gen auß; sodann traten an dise wurzel vark als nähere be-
stimmungen die anderen wurzeln an, die endlich mit der sel-
ben und unter sich enge verwuchsen.
Die zal ist im indogermanischen dreifach, der dual ist je-
doch eine secundäre abart des plurals, die auch leicht in den
sprachen wider schwindet. Andere sprachen unterscheiden teils
die zal gar nicht, teils bezeichnen sie nur singular und plural;
indes kommen auch merfache zalunterschide vor.
In der anzal der lautlich bezeichneten casusverhältnisse
schwanken die bekanten sprachen ungemein; wärend vile spra-
chen das casusverhältnis gar nicht bezeichnen, drücken andere
ser zalreiche verhältnisse durch eine der casusbildung des in-
dogermanischen analoge weise auß (das finnische kent z. b.
vierzehn casus; rechnet man die magyarischen postpositionen
hierher, so ergeben sich für dise sprache noch vil zalreichere
casusbildungen). Auch hier zeigt das indogermanische maß-
volle beschränkung, gleich weit von mangel wie von überfluß
entfernt. Das indogermanische kent ursprünglich siben casus,
d. h. siben am nominalstamme durch an gehängte elemente auß
gedrükte beziehungen, nämlich nominativ, accusativ, lo-
cativ, dativ, ablativ, genitiv, instrumentalis.
Außerdem ist das nomen im indogermanischen der form
der interjection fähig, d. h. der bloße nominalstamm (der also
[415]Declination. Stammerweiterungen.
kein wort ist) wird an gewant um gefül oder wollen in be-§. 243.
zug auf die bedeutung des nominalstammes unmittelbar auß zu
drücken. Der vocativus ist demnach kein casus, ja nicht
einmal ein wort im strengen sinne; er ist kein sazelement,
sondern eine interjection.
Die siben casus und der vocativ werden in den ältesten
vertretern unseres sprachstammes nur im singular unterschiden.
Locativ und dativ, ablat. und genit. des singulars sind nahe
verwant.
Im plural dienen teilweise casuselemente, die von den im
singular gebrauchten verschiden sind. Hier felt der vocativ,
welcher durch den nominativ ersezt wird; ferner fallen dativ
und ablativ zusammen, beiden steht der instrumentalis ser
nahe.
Der dualis unterscheidet nur drei casusformen, 1. nomin.
acc.; 2. dat., abl., instr.; 3. gen., loc.
Ser frühe begann in den sprachen der verlust von casus-
formen, es verschmolzen ursprünglich verschidene casus zu einer
form. So ist z. b. im griechischen der ablativ im genitiv auf
gegangen; der instrumentalis ist in der ältesten sprache bereits
im verschwinden begriffen; dativ und locativ fält zusammen.
Änliches findet in anderen sprachen unseres stammes statt.
Nicht selten finden sich zwischen stammaußlaut und ge-
wissen casussuffixen elemente eigentümlicher art, welche beim
nomen substantivum dadurch sich als unursprünglich zu erken-
nen geben, daß sie in den verschidenen sprachen verschiden
sind und teilweise erst in späteren sprachepochen auf treten.
Im altindischen kann z. b. der genitiv pluralis des stammes
mâtár (mater) in der ältesten sprache noch mâtr-ấm gebildet wer-
den, vgl. μητέρ-ων; hier ist nur der stamm des nomens ver-
kürzt, die im griechischen erhaltene grundform ist mâtar-âm,
außer nominalstamm und casussufflx aber noch kein anderes
element vorhanden, wärend diser casus im sanskrit mâtr̂́-ń-âm
lautet (diß n ist eins der häufigsten der in rede stehenden un-
ursprünglichen elemente). Der indogermanischen urspraehe sind
dise erweiterungen des nominalstammes sämtlich ab zu sprechen.
27*
[416]Genusbezeichnung.
Anders verhält es sich bei den pronominibus. Hier tritt
eine erweiterung des pronominalstammes vor gewissen casusele-
menten in den verschidenen sprachen unseres stammes in so
überein stimmender weise auf, daß sie auß der ursprache stam-
men muß. Diß und einzelne mer oder minder ab weichende
casussuffixe (d. h. es haben sich beim pronomen casuselemente
erhalten, die außerdem nicht mer in anwendung sind) machen
eine gesonderte betrachtung der declination der pronominal-
stämme notwendig.
Durch besondere unregelmäßigkeiten (stamwechsel) unter-
scheiden sich die stämme der persönlichen ungeschlechtigen pro-
nomina. Wir scheiden also nominale und pronominale
declination und declination des persönlichen, unge-
schlechtigen pronomens.
Die casuselemente sind natürlich ursprünglich überall die
selben, da die beziehung des casus überall die selbe ist. Es
gibt nur eine einzige declination, die unterschide der declina-
tionsweise, die wir in der vor ligenden sprache bemerken, sind
gröstenteils erst später ein getreten, es sind die wirkungen
der bei verschidenen nominalstämmen verschidenen stammauß-
laute; beim pronomen tritt, wie gesagt, wechsel im stamme
selbst ein.
Von der genusbezeichnung.
Vom wesen des genus*) und vom verhältnis des genus zu
der bedeutung der worte zu handeln, ligt der functionslere ob.
Hier geht uns nur die lautliche bezeichnung des genus am
nomen an.
Das indogermanische kent bekantlich einen dreifachen ge-
[417]Genusbezeichnung.
nusunterschid, wärend vile sprachen das genus am nomen gar§. 244.
nicht unterscheiden, andere (z. b. die den südafrikanischen oder
congo-caffrischen sprachstamm bildenden sprachen, auch Bantu-
sprachen genant) zalreichere unserem genus entsprechende un-
terschide kennen.
Ein besonderes lautliches element zur bezeichnung des ge-
nus hat das indogermanische nicht, und es ist deutlich war zu
nemen, daß in einer älteren sprachepoche der indogermanischen
ursprache das genus one bezeichnung war und erst im laufe
der zeit durch secundäre hilfsmittel die genera am nomen ge-
sondert wurden.
1. Das genus ist durch gar nichts lautlich bezeichnet in
fast allen casus der consonantischen stämme und der stämme
auf diphthonge und ferner der stämme auf i und u. Bei
den stämmen auf a tritt im femininum in fast allen casus die
steigerung dises a zu â ein (sie tritt nicht ein im instr. sin-
gular I, wie altindisch und altbaktrisch nava-j-â, slaw. novo-ją
beweist; hier ist nava der selbe stamm wie im masc. und neutr.
und im vêda ist dise form des instr. sing. auch noch nicht auf
das femininum beschränkt), welche im masculinum und neutrum
nur in wenigen casus (im ablat. sing. masc. neutr. fem. navâ-t,
nom. plur. msc. fem. navâ-sas) statt findet, so daß sich hier
die meisten casus im femininum von denen des masculinum
und neutrum ab setzen. Indessen beweist schon der umstand,
daß die steigerung des stammaußlautes a dem msc. und neutr.
keineswegs völlig fremd ist, daß sie nichts dem femininum
außschließlich zu kommendes ist und daß man eigentlich von
weibl. stämmen auf â nicht reden dürfe. Ferner werden in ei-
nigen sprachen die formen der a-stämme mit gesteigertem stamm-
außlaute auch als masculina gebraucht, z. b. latein. ad-vena,
terri-gena, col-lega; griech. πολίτη-ς, ϰριτή-ς, παιδο-τρίβη-ς;
slaw. vladyka (dominus); altlitauisch gera-dėja (beneficus) u. s. f.;
a-stämme mit nicht gesteigertem stammaußlaute gelten auch
als feminina, z. b. griech. ὁδό-ς, grundform sada-s; ἵππο-ς,
grundform akva-s u. s. f., so daß auch diser unterschid durch-
auß kein durch greifender ist und seine ursprüngliche verwen-
[418]Genusbezeichnung.
§. 244.dung zur genusbezeichnung ser zweifelhaft erscheint. Der kürze
wegen bezeichnen wir jedoch diejenigen a-stämme, welche ir a
in fast allen casus zu â steigern, als weibliche stämme auf â.
2. Das genus wird dadurch bezeichnet, daß sich gewisse
casussuffixa in einem bestimten genus fest sezten, oder da-
durch, daß ein casus in einem gewissen genus gar nicht ge-
braucht, sondern durch einen anderen ersezt wird. Auf dise art
unterschid sich schon in der indogermanischen ursprache das
genus neutrum vom masculinum und femininum im nom. sing.
und pluralis, wärend im genitiv singular. der a-stämme mascul.
und neutr., wie meist bei disen stämmen, dem femininum ge-
genüber stehen. So hat das neutrum im accus. nomin. pluralis
das den belebten generibus fremde suffix urspr. â (z. b. msc.
fem. bharant-as, neutr. bharant-â, stamm bharant ferens); in
der pronominalen declination hat der acc. nom. sing. neutr. das
suffix t, wärend das masculinum und femininum s haben (z. b.
neutr. ki-t, latein. qui-d; masc. femin. ki-s, latein. qui-s); der
genitiv singularis des masc. und neutr. der a-stämme hat die
casusendung -sja, das femininum aber das gewönliche auf s
auß lautende genitivsuffix; anstatt des nominativs sing. braucht
das neutrum den accusativ oder den nakten stamm (acc. nom.
sing. neutr. z. b. nava-m, latein. novo-m; nom. sing. masc.
nava-s, lat. novo-s, fem. navâ(s), lat. nova; accus. nomin. sing.
neutr. madhu, μέθυ, nom. sing. msc. fem. sunu-s u. s. f.; dem
Römer gilt jedoch ein felic-s, feren(t)-s, viru-s, volgu-s auch
als neutrum, trotz des -s des nominativs).
Später, nach der sprachtrennung, erhielt diß mittel der ge-
nusunterscheidung erweiterte anwendung, so z. b. im altindi-
schen, wo das ablativsuffix nur bei msc. u. neutr. der a-stämme
gebraucht wird, wärend es im femininum diser stämme nicht an
gewant wird; das genitivsuffix -as wird hier für manche femi-
nina zu -âs gesteigert, wie das dativische ê, urspr. ai, im fem.
zu âi u. dergl. mer.
3. Der indogermanischen ursprache noch fremd und erst
in einzelnen auß ir hervor gegangenen sprachen zimlich spät
entwickelt ist die verwendung der vor einzelnen casus erschei-
[419]Genusbezeichnung.
nenden unursprünglichen stammerweiterungen zum zwecke der§. 244.
genusbezeichnung, wie z. b. im altind. gen. sg. der i- und u-
stämme masc. sunố-s, älter sunv-ás, fem. hánô-s oder hánv-âs,
neutr. aber mádhu-n as mit der stammerweiterung n; instrum.
sing. im sanskrit msc. áçvêna (eben so neutr.) auß *áçva-in-â,
mit stammerweiterung durch in, fem. áçva-j-â, mit stammerwei-
terung durch j. Meist zeigt das älteste indisch hier noch die
älteren, das genus noch nicht unterscheidenden formen (wie
z. b. vêd. instr. sg. msc. fem. *áçvâ, aber auch *áçvajâ u. a.).
4. Ganz jung ist ferner die verschidene lautliche verän-
derung ursprünglich identischer formen zum zwecke der genus-
unterscheidung, wie z. b. im altindischen auf dise art masc. u
femin. im acc. pluralis der vocalischen stämme gesondert wird,
z. b. pátî-n für *pati-ms, aber bhû́tî-s ebenfals für *bhûti-ms;
altlat. ablat. sing. msc. neutr. novô-d, fem. novâ-d, grundform
beider ist navâ-t; gotisch. gen. plur. msc. neutr. -ê, im fem. bei
mereren stämmen -ô, beides, -ê und -ô, steht für ursprüngliches
-âm u. s. f.
5. Daß gewisse stämme schon in der älteren zeit der
sprache dem einen oder dem anderen genus fast außschließlich an
gehören (z. b. die abstracta auf -ti dem femininum) hängt mit
der function der selben zusammen und gehört also gar nicht
hierher. In späteren perioden des sprachlebens sezten sich
aber gewisse stamformen für einzelne genera, besonders für das
femininum, immer mer fest und bildeten so eine neue art der
genusbezeichnung durch den nominalstamm selbst. So vor al-
lem stämme auf ja (jâ), z. b. altind. dêvî́ (dea), d. i. *dêvjâ,
stamm dêvja, wärend fürs masc. kein *dêvja-s gebräuchlich ist,
sondern nur das ältere dêvá-s (deus); dâtrî (*datrix), d. i.
*dâtrjâ, stamm dâtrja auß *dâtarja für älteres dâ-tar, das
allen drei geschlechtern gemcinsam war, griech. δότειρα, d. i.
*δοτερϳα, zu welchem ein *δοτειρο-ς, grundform *datarja-s felt,
da hier die älteren stamformen δο-τήρ, altind. u. urspr. dâ-tar
allein im gebrauche bliben; altindisch svâdvî́, d. i. *svâdv-jâ,
griechisch ἡδεῖα, d. i. svâdav-jâ, neben den älteren formen
svâdú-s, ἡδύ-ς, die auch fürs femininum galten; latein. stamm
[420]Nominalstämme.
§. 244.vic-tr-îc nur als femin. neben vic-tor msc.; griech. αὐλητρίδ (nom.
sg. αὐλητρίς) als femininum neben αὐλητήρ und and. dergl.
Von den nominalstämmen.
Der außlaut der nominalstämme ist für die declination von
entscheidender bedeutung; er ist das wechselnde element, die
casusendung dagegen ist überall die selbe. Man kann daher
nicht von verschidenen declinationen, sondern nur von verschi-
denen stämmen reden. Wir haben dise also hier nach iren auß-
lauten an zu ordnen, da dise mit den casusendungen in berü-
rung treten und je nach irer beschaffenheit in verschidener
weise von den selben afficiert werden.
Die stammaußlaute sind zunächst entweder consonantisch
oder vocalisch. Erstere schwinden leicht in den sprachen, in-
dem sie in die analogie der vocalischen über gehen. Die con-
sonantischen stämme erleiden in mereren sprachen kürzung oder
denung irer auß lautenden silbe vor gewissen casussuffixen. So
zerfallen sie in unwandelbare und wandelbare. Den consonan-
ten am nächsten stehen die vocale u und i, die ja leicht in v
und j über gehen. Den consonantischen stämmen reihen sich
daher die diphthongischen (z. b. auf âu oder âv) und die u-
und i-stämme (mit kurzem und gedentem vocale) an. Die a-
stämme (die häufigsten stämme unserer sprache) sind dadurch
auß gezeichnet, daß a niemals in einen consonanten auß wei-
chen kann, sie stehen daher allen andern durch besondere ei-
gentümlichkeiten gegenüber.
Folgende stämme mögen uns als vertreter der hauptsäch-
lichsten stamformen, als paradigmen dienen; in den meisten
casus werden wir wol nicht aller diser stämme bedürfen, da
ganze reihen der selben sich vor mereren casuselementen vol-
kommen übereinstimmend verhalten.
I. Consonantische stämme.
1. Unwandelbare. Es lautet hier der endconsonant der
wurzel selbst auß, z. b. urspr. vâk, altind. vâḱ, altbaktr. vâḱ
(sermo), griech. ὀπ, lat. vôc (schlägt, wie alle consonantischen
[421]Nominalstämme.
in die i-form über) fem., altir. ríg (rex) masc. (vgl. Stokes§. 245.
in Beitr. I, pg. 458), lit. msc. szun (canis); in einigen der lezt-
genanten sprachen findet hier wie bei anderen consonantischen
stämmen übergang in die analogie der vocalischen stämme statt.
In den übrigen sprachen felen dergleichen nominalstämme.
2. Stämme auf-as, deren stambildungssuffix vor den
casuselementen nur durch phonetische einflüße veränderung er-
leidet; z. b. urspr. neutr. manas, msc. fem. dus-manas (δυς-μενές);
altind. neutr. mánas, msc. fem. dúr-manas; altbaktr. ntr. manas,
masc. fem. duś-manas; griech. μένος, msc. fem. δυς-μενές; lat.
ntr. genus, msc. cinis, fem. arbos, adj. vetus, vetes; altir. sind dise
stämme verloren, indem sie ganz in die analogie der vocali-
schen über getreten sind (Stokes, Irisch glosses 812 pg. 98);
slaw. nebes (coelum) schlägt in die i-form über, neutrum; lit.
debes (nubes; nur im gen. plur. consonantisch), mėnes (nur im
nom. sg. und im gen. plur. consonantisch) msc. (luna), einziger,
fast ganz vocalisch gewordener rest; im gotischen felen dise
stämme (sie sind vocalisch geworden; auch im althochdeutschen
sind nur im plural reste erhalten, die ebenfals in die voca-
lische declination über gegangen sind).
3. n-stämme. Dise sind schon stärkeren veränderungen
unterworfen; z. b. msc. urspr. taksan, villeicht richtiger taktan
(faber); altind. tákśan; altbaktr. açman (coelum); griech. ποιμέν
τέϰτον, μέλαν; latein. sermon, homen; altir. menman (mens);
slaw. kamen (lapis) schlägt in die i-form über; lit. akmen (la-
pis) schlägt in i- und ja-form über; got. hanan (gallus), fem.
tuggôn (lingua), managein, d. i. *managjan (multitudo; §. 113,
4. 111, 2).
Neutr. urspr. gnâman; altind. nấman; altb. nâman; griech.
felt bei substantiven und ist nur in adjectiven wie τάλαν, τέρεν,
πέπον erhalten; lat. nomen; altir. ntr. anman (nomen), femin.
dítin (teges), talmanan (terra); slaw. imen (wie nebes; im sla-
wischen gehen eben so die neutra auf -ęt, z. b. osĭlęt asellus);
lit. felt, da es überhaupt beim nomen kein neutrum mer hat;
got. naman.
4. Stämme auf-ant, -ans, participien des activs, com-
[422]Nominalstämme.
§. 245.parative; dise sind starker veränderung unterworfen und kön-
nen sogar das n auß werfen, bei einigen wechselt t mit s, in-
dem lezteres vor vocalen, ersteres vor consonanten steht. Hier-
her gehören die participien activi praes. und futuri, z. b. masc.
urspr. bharant, altind. bhárant, altbaktr. barant, griech. φέροντ,
latein. ferent, altirisch carat d. i. carant (§. 173, 1; amicus,
wörtlich amans), slaw. pekąt (coquens), chvalę (laudans; dise
stämme gehen in allen casus nach der ja- oder i-form außer
im nom. sg. msc. neutr. s. §. 215, pg. 314), lit. áugant (cres-
cens), mylint (amans), partic. fut. áugsent, wie im slaw. fast
durchauß ja-form (vgl. §. 215 pg. 315); got. fijand (inimicus),
vilfach ins vocalische um schlagend. Ferner das partic. prae-
teriti activi, z. b. urspr. vivid-vant, altind. vidvánt und vidváns,
comparative wie jávîjaṁs (junior) u. s. f. (s. §. 216. 232),
altbaktr. vidvans (vîdhvans), griech. ϝειδϝότ, slaw. davŭs grundf.
davans (part. praec. activi zu wurzel da dare, nur im nom.
sg. consonantisch, sonst ja- oder i-form s. pg. 319), eben so
gehen die comparative (vgl. §. 232, pg. 385) z. b. boljŭs, grundf.
baljans (maior); lit. áugęs, áugus, grundf. áugans (nur im nom.
sg. msc., außerdem ja-form s. §. 215, pg. 315).
Vor den casus die mit vocalen an lauten tritt bei disen
stämmen die stärkste kürzung ein; in anderen casus zeigt sich
verstärkung des stammes, so daß hier drei stamformen zu schei-
den sind (von Bopp starke, schwache und schwächste casus
genant). Ursprünglich sind dise unterschide nicht, im arischen
haben sie sich am stärksten und regelmäßigsten entwickelt
(vgl. pg. 312. 318).
5. r-stämme, z. b. urspr. dâtar, bhrâtar msc., mâtar fem.;
altind. dâtár, bhrấtar, mâtár; altbaktr. dâtar, brâtar, dughdhar
(filia); griech. δοτήρ, πατέρ, μητέρ; lat. dator, pater, mater;
altir. athar (pater), bráthar, máthar; slaw. nur fem. mater, dŭšter
(für *dŭgter), sie schlagen fast in allen casus in die i-form über;
lit. moter, dugter, seser (soror), wie im slawischen; got. brôthar,
femin. daúhtar.
[423]Nominalstämme.
II. Vocalische stämme.
6. Diphthongische stämme, z. b. urspr. nâu; altind. nâu
(navis); altbaktr. gâo (nicht regelmäßig; terra, vacca, taurus);
griech. ναῦ; außerdem felen derartige stämme.
7. Stämme auf langesû, î. Sie sind unursprünglich,
wie die vocaldenung auf welcher sie beruhen, z. b. urspr. bhru;
altindisch bhrû; altbaktrisch hat fast nur mersilbige auf î, d. i.
ursprünglich jâ;griech. ὀφρύ; lat. sū, vor vocc. sŭ (wie die
consonantischen in die i-form über schlagend); slaw. svekry
(socrus) schlägt meist in die i- und a-form über. Außerdem
felen dergl. stämme.
8. u-stämme, z. b. urspr. msc. und fem. sunu; altind. sûnú
(filius), fem. hánu (maxilla); altbaktr. msc. paçu, (pecus), fem.
tanu (corpus); griech. masc. νέϰυ (corpus mortunu), fem. γένυ
(maxilla, mentum) unterscheidet sich nicht vom mascul., adject.
γλυϰύ (dulcis); lat. fructu; altir. bithu (mundus); lit. msc. sunù;
slaw. msc. synŭ (im litauischen schlagen die ja-stämme vilfach
in dise form um; im slawischen mischt sich dagegen die de-
clination der u-stämme mit der der a-stämme msc. neutr.); got.
sunu, das fem., z. b. handu, unterscheidet sich nicht vom msc.
Neutr. urspr. madhu, altind. mádhu, altbaktr. madhu (mel,
mulsum), griech. μέθυ, latein. pecu, altir. fidu (arbor), got.
faíhu (pecunia).
9. i-stämme, z. b. urspr. avi msc. fem. (ovis); altind. fem. u.
masc. ávi (ovis), fem. bhû́ti (existentia); altbaktr. âfrîti (benedic-
tio); griech. φύσι; latein. avi, pelvi; altir. dúli (mundus, res,
creatura); altbulg. kostĭ (os); litauisch akì (oculus); got. mahti
(potentia).
Masc. urspr. pati, altind. páti, altbaktr. paiti (dominus),
griech. πόσι, latein. hosti, altir. fáthi (= váti vates, im ältesten
irisch unterscheidet sich die declination der mänl. und weibl.
i-stämme nicht von einander; Stokes ir. glosses 42, pg. 42),
slaw. pątĭ (via), lit. gentì (affinis) schlägt in die ja-form über
(manche diser stämme waren ursprünglich consonantisch, was
sich besonders im gen. plur. zeigt, z. b. nom. sg. żąsìs anser,
[424]Nominalstämme.
§. 245.aber gen. plur. żąsú, nicht *żąsiu, grundf. also gans-âm, nicht
*gansj-âm; so verhält es sich mit debesìs nubes, dantì-s dens,
dë́veris δαήρ levir, lezteres ist auch im gen. sg. consonan-
tisch); got. gasti (hospes).
Neutr. altindisch vấri (aqua), lateinisch mari, altir. fissi
(scientia).
10. a-stämme z. b. masc. urspr. akva, altind. áçva, alt-
baktrisch açpa, griech. ἵππο, latein. equo, altir. balla (mem-
brum), fira (vir); slaw. vlŭkŭ (lupus), mischt sich mit den u-
stämmen; lit. vìlka, got. vulfa.
Neutr. urspr. juga, altind. jugá, altbaktr. dâta (creatum,
datum), griech. ζυγό, latein. jugo, altir. for-cetala (dogma; für
*cen-tala, wurzel can dicere, docere), slaw. dělo (opus, schlägt
im dat. sg. in die u-form über), lit. felt, got. juka (jugum).
Femin. urspr. akvâ, altind. áçvâ, altbaktr. dâtâ (data,
creata), griech. ζευϰτή, χώρᾱ, latein. equa, altir. ranna (pars),
slaw. rąka, lit. rankà (manus), got. giba (donum).
Die ja-stämme haben in manchen sprachen in folge von
lautgesetzen einige secundäre eigentümlichkeiten, so im altin-
dischen die feminina auf -jâ, welche diß in î zusammen ziehen
(§. 15, c), z. b. bharantî (ferens); im altbaktr. gilt das selbe
gesetz, z. b. bavain-tî (οὖσα) für *bhavant-jâ, andere feminina
auf jâ verändern diß zu jê, ê, so die stämme kanjâ (puella),
tûirjâ (fem. zu tûirja quartus; propinqua quarti gradus) u. a.;
im altitalischen, wofür die beispile bei den einzelnen casus ge-
geben werden; im altirischen, z. b. masc. célja (socius), rannaire
(gloss. ‘partista’) und fremdworte, wie notire (notarius), tablaire
(tabellarius) u. a., neutr. tréde (trinitas), femin. caliâ (nomin.
caile puella), hierher gehören vile abstracta wie lánjâ (nomi-
nativ láne plenitudo), sóirjâ (nom. sóire salus) etc.; im slaw.
z. b. konjŭ (konĭ equus), kraj, d. i. *krajŭ (margo), neutrum
polje (campus), femin. duša = *duchja (anima); im lit. finden
sich teils nicht zusammen gezogene ja-stämme, die sich von
den a-stämmen nicht unterscheiden (wie kélias via, duszià anima),
teils zusammen gezogene, wie stamm dàlgja masc. (nomin. sg.
dàlgis falx), femin. żoljấ (nomin. sg. zolė́ herba); im gotischen
[425]Nominativus sing. Indog. urspr.
masc. harja (exercitus), haírdja (pastor), neutr. kunja (genus),§. 245.
femin. bandja (vinculum).
Nominativ singularis. Masculina und feminina setzen§. 246.
das casuszeichen s an den stammaußlaut; die neutra ersetzen
den nominativ durch den accusativ.
Das s des nominativs ist one zweifel rest der pronominal-
wurzel sa (demonstrativ, nom. sg. masc. altind. und gotisch
sa, griech. ὁ; femin. altind. sâ, got. sô, griech. ἡ). Beweis für
die richtigkeit diser anname lifert die pronominale declination,
welche den nom. acc. neutr. durch t bezeichnet. Die pronomi-
nalwurzel sa wird nämlich im vor ligenden stande des indo-
germanischen nur für den nomin. sing. masc. femin. gebraucht,
fürs neutrum und für alle anderen casus tritt eine andere prono-
minalwurzel, nämlich ta ein (vgl. ὁ, ἡ aber neutr. τό; gotisch
sa, sô aber neutr. tha-ta; altind. sa, sâ aber neutr. ta-t); nun
zeigt aber t als rest von ta in der pronominalen declination
den nomin. acc. neutr. an, vgl. z. b. nomin. masc. fem. urspr.
ki-s, neutr. ki-t; latein. qui-s, neutr. qui-t, qui-d. Da hier als
casuselemente s und t gerade so wechseln, wie im selbständi-
gen pronomen sa und ta, so ist die warscheinlichkeit der iden-
tität beider eine ser große. Hiermit ist zugleich der ursprung
der casus im indogermanischen auß ursprünglich nach gesezten
wurzeln (postpositionen) erwisen.
In der indogerm. urspr. trat das s des nominativs an
den nominalstamm einfach an:
1. vâk-s; 2. dus-manas-s; 3. taksan-s; 4. bharant-s, vividvant-s;
5. dâtars, patar-s, mâtar-s; 6. nâu-s; 7. bhru-s; 8. sunu-s; 9.
bhuti-s, pati-s; 10. masc. akva-s, femin. akvâ-s. Dise form ist mit
höchster warscheinlichkeit als die älteste an zu setzen, da man
nicht begreift, warum nur dise stamclasse die beziehung des
nominativs durch kein casussuffix auß gedrükt haben solte.
Allein schon vor der sprachtrennung hat sich villeicht dises s
bei den weiblichen a-stämmen teilweise verloren, da es sich in
keiner indogerm. sprache als regelmäßige bildung vor findet;
die einzige spur des selben zeigen wol im altindischen die meist
vêdischen nominat. singul. der stämme auf î, das wir für zu-
[426]Nominat. sing. Altind., Altbaktr.
§. 246.sammen gezogenes jâ (§. 15, c) halten, z. b. vrkî́-s (lupa) für
*vrkjâ-s, siṁhî́-s für *siṁhjâ-s (leaena) u. a. (s. Benfey,
Orient und Occident I, pg. 298), ferner der a-stamm gnâ (femina
divina), der an einer stelle im nominativ singular. gnâ-s zu lau-
ten scheint.
Altindisch. Vor allem ist das lautgesetz von bedeutung,
daß im altindischen nur ein consonant im außlaute geduldet
wird, von mereren aber nur der erste bleibt (§. 131). Ferner
tritt bei den stämmen auf -s, -n und bei denen auf urspr. -nt,
welche mit -ns wechseln, und bei denen auf -ns ersazdenung für
den abfall des oder der auß lautenden consonanten ein (§. 15,
d); eben so bei denen auf -r, welche -r-s verlieren.
1. vâk für *vâḱs (ḱ kann auß lautend nicht ein treten;
§. 22); 2. dúr-manâs für *-manas-s; 3. takś â mit verlust von
-ns und ersazdenung; 4. bháran, vidvấn vêdisch auch bhárat,
vidús von der verkürzten stamform, jávîjân; in gewissen fällen
(vor stummer palatalis und dentalis) tritt s noch hervor (§. 131,
1): bháraṁs, vidvấṁs; 5. dâtấ, bhrấtâ, mâtấ mit verlust von
-r-s und ersazdenung; 6. nâu-s; 7. bhrû-s; 8. sûnú-s, hánu-s;
9. ávi-s, páti-s; 10. áçva-s, fem. áçvâ (s. o.). Die mersilbigen
auf î gehören ebenfals hierher, z. b. bhárantî, d. i. *bharantjâ
(§. 15, c), dise haben bisweilen das s des nominativs erhal-
ten, s. 0.
Altbaktr. Lange vocale werden im außlaute verkürzt,
nur vor ḱa haben sie sich erhalten (§. 29, 1), wie überhaupt
ältere formen öfters nur durch disen zusatz erhalten sind. Er-
sazdenung wie im altindischen.
1. vâkh-s (mit kh für k, ḱ vor s §. 139, 2); 2. *duś-
manâo, belegt ist hu-vaḱâo (§. 27, 6), d. i. *hu-vaḱâs (bonum
sermonem habens, vaḱas sermo, verbum); 3. açmâ-ḱa, açma;
4. bara͂-ç (§. 137), vîdhvâo (§. 27, 6) d. i. *vîdhvâs, also mit
verlust des nasals des suffixes -vans (auß -vant); 5. dâtâ-ḱa,
brâtâ-ḱa, dughdhâ-ḱa, dâta u. s. f. man bemerke âtar-s vom
stamme âtar (ignis); 6. gâu-s; 7. paçu-s, tanu-s; 8. âfrîti-s,
paiti-s; 9. açpô (§. 27, 5), açpaç-ḱa; f. dâtâ-ḱa, dâta; aber
bei jâ-stämmen kainê für *kanjâ, eben so perenê für perenjâ,
[427]Nominat. singul. Griech., Latein.
femin. mit -jâ gebildet zu dem älteren stamme perena (plenus)§. 246.
der außerdem gilt; tûirjê für tûirjâ, bavaintî-ḱa, bavainti, wie
im altind. für *bhavant-jâ.
Griech. Der abfall des s bewirkt ersazdenung (§. 42).
1. ὄπ-ς ὄψ; 2. δυςμενής für *μενεσ-σ; 3. ποιμήν, τέϰτων
auß *ποιμεν-ς *τεϰτον-ς aber μέλᾱ-ς für *μελαν-ς; 4. φέρων
auß *φεροντς aber τιθείς, ἱστάς, δειϰνύς auß *τιθεντ-ς *ἱσταντ-ς
*δειϰνυντ-ς, εἰδώς auß *ϝειδϝοτ-ς; 5. δοτήρ auß *δοτηρς, dise
haben im griechischen überall den gedenten vocal (§. 221, pg.
340), πατήρ, μήτηρ auß *πατερς *μητερς; 6. ναῦ-ς; 7. ὀφρύ-ς;
8. νέϰυ-ς, γένυ-ς; 9. φύσι-ς, πόσι-ς; 10. ἵππο-ς (erst in spä
terer gräcität finden sich die ja-stämme wie im italischen be-
handelt, z. b. Δημῆτρι-ς, Διονῦσι-ς = Δημήτριο-ς Διονύσιο-ς
u. a.), fem. χώρα, ζε[υ]ϰτή.
Lateinisch. 1. vôc-s vox; pês für *ped-s mit ersazde-
nung (§. 53, 1), eben so die t-stämme wie milês für *milet-s
u. a.; 2. arbôs f. *arbos-s, cinis-(s), vetus one ersazdenung wie
im neutrum; 3. homô, sermô aber tubi-cen für cen-s, sangui-s
für *sanguin-s; 4. feren(t)-s; 5. patêr, matêr, datôr, wie im
griechischen, später trat kürzung ein; umbrisch kvestur; osk.
kvaistur; 6. bô-s (urspr. diphthongisch = bou-s vgl. βοῦ-ς);
7. sû-s; 8. fructus; 9. avi-s, hosti-s; nach analogie anderer
stämme aedes und änl. In vilen fällen ist einer lautrichtung
der italischen sprachen zu folge i vor s auß gefallen (§. 56),
z. b. mors auß *morts für *morti-s, wurzel mar, suffix -ti, so
ars für *arti-s, civitas für *civitâti-s u. s. f., nach r und l fält
dann nach der regel das nominativ-s hinweg, z. b. acer für und
neben acris, nach verlust des i trat hier der hilfsvocal e ein;
bekantlich scheidet die spätere sprache auf secundäre weise
das masc. vom femin.; umbr. ukar, ocar = latein. ocris, wie lat.
acer; osk. cevs = lat. civis, lat. vigil für und neben vigilis; 10.
equo-s, aber puer(os), vir(o-s), wie acer für acris, neben vêru-s,
ovi-păru-s, carni-vŏru-s u. a. mit erhaltenem u, älter o. Der
außfall des o vor dem nominativ -s ist im altlateinischen, um-
brischen, oskischen vil häufiger als in der classischen latinität;
altlateinische formen sind z. b. damnas auß *damnat-s, damnato-s,
[428]Nominat. sing. Latein., Altir.
§. 246.Caecilis, Fulvis, Aurelis u. s. f. für Caecilius, Fulvius, Aure-
lius u. s. f. (in inschriften), alis für alius (merfach bezeugt;
über die declination der ja-stämme im latein. handelt Ritschl,
de declinatione quadam latina reconditiore quaestio epigraphica.
Bonn, einladungsprogramm zum XXII. märz. 1861), häufig
auch, nach altlateinischer art, mit verlust des s des nomina-
tivs, z. b. Clodi, Corneli, Sulpici = Clodis, Cornelis, Sulpi-
cis für Clodios, Cornelios, Sulpicios u. a.; umbrisch taçez =
latein. tacitus, ager = latein. ager auß *agro-s; katel = lat.
catulus, -tjo-s wird -tis, z. b. Trutitis = Trutitios; osk. Pu̇m-
paiians für pompaiiano-s,hu̇rz = hortus,tu̇vtiͤks = tûticus,
Mutiͤl = Mutilus u. a. Kiiͤpiiͤs = Cipius mit wandlung von
o zu iͤ; femin. equa; umbr. tûta, tûtu, tôto; osk. tu̇vtu̇, tovto.
Das -s von materie-s, nebenform von materia und änl. scheint
auß der analogie anderer stämme zu erklären (nubes, vgl. alt-
indisch nabhas, dies fürt auf ein divas u. a.).
Altirisch*). Das s des nominativs findet sich nur auf
altkeltischen inschriften (Stokes, in Beitr. I, 448 flg. II, 100
flg.), z. b. Σεγομαρος, maqvas, irisch mac (filius) u. a. Im alt-
irischen ist es [bereits] überall verloren.
1. altgallisch rix, reix d. i. rîg-s (als leztes glid zusam-
men gesezter nomina propria); altirisch ri (so nach einer hand-
schriftlichen correctur von Stokes in dem exemplar der Irish
glosses, welches ich seiner güte verdanke pg. 119), mit ver-
lust des auß lautenden -gs. Im altirischen schwindet auch bei
gewissen suffixen im nomin. sing. ein in den übrigen casus vor-
handener gutturaler stammaußlaut, z. b. stamm cathrac (op-
pidum), nom. cathir, warscheinlich für *cathric-s (vgl. lat. -trix,
-trîcis), aber z. b. gen. sing. cathrach, d. i. *cathrac-as u. s. f.
Das selbe findet statt bei stammaußlaut d, z. b. stamm filid
(poeta), nomin. sing. fili für filid-s, gen. aber filed d. i. *filid-as,
dat. filid d. i. *filid-i u. s. f. 3. masc. menme (gen. menman),
[429]Nominat. sing. Altbulg., Lit., Got.
auß *men-mans, femin. dítiu (gen. díten), vergl. latein. -tiô§. 246.
(-tiônis), also wol auß *-tiuns; talam mit verlust der auß lau-
tenden silbe für *talaman-s (eben so das neutr. ainm(n) auß
*anmin); 4. cara d. i. *carâ, wol auß *carân, *carants; 5.
athir für *athir-s; 8. msc. bith für *bithu-s; 9. fem. dúl, dúil für
*dúlis, wie masc. fáith für *fáthi-s oder vilmer, wenn das ganze
wort in eine ältere lautstufe übertragen wird, vâti-s; 10. msc.
fer, d. i. *viras, altgall. *viro-s, vgl. Σεγομαρο-ς, Andecamulo-s
u. a., wie im latein.; fem. rann für *ranna; ja-stämme, masc.
céle für *célja-s, rannaire für *rannarja-s (vgl. latein. -arius),
fem. caile für *caljâ.
Altbulgarisch. Den lautgesetzen zu folge ist auch hier
das nominativ-s überall verloren.
3. kamy, grundform kaman-s; 4. peky, grundf. pekant-s
(§. 84, 2), chvalę auß *chvaljants, davŭ zunächst auß *davus
für *davans-s (§. 84, 2); 5. mati, dŭšti mit verlust des -er und
übertritt in die analogie der ja-stämme, vgl. 10 und das li-
tauische; 7. svekry, d. i. *svekrû-s (vgl. hier und im folgenden
das außlautsgesetz §. 88); 8. synŭ, d. i. *sunu-s; 9. kostĭ, pątĭ,
d. i. *kosti-s, *pąti-s; 10. vlŭkŭ, d. i. *vlako-s, femin. rąka; ja-
stämme konĭ, d. i. *ko-njŭ(s), kraj, d. i. krajŭ(s); f. duša, d i.
duchja; bisweilen ist i = jâ, z. b. berąšti für barantjâ =
*φεροντια, φέρουσα.
Litauisch. 2. mė́nů (gen. mė́nes-io, ja-form), nach ana
logie der n-stämme; 3. akmů́ für *akmen-s (§. 101, 4); 4.
áugą̄s, mýlį̄s, áugsę̄s für *augant-s, *mylint-s, *augsjant-s, áugę̄s
für augans-s; 5. motė́, dugtė́ mit verlust des -er als ja-stämme
behandelt, wie im slawischen; 8. sunù-s; 9. akì-s, gentì-s; 10.
vìlka-s, gewönlich vìlks mit verlust des a wie im altitalischen;
femin. rankà; ja-stämme dàlgis für dàlgjas, femin. żolė́ für
*żoljâ (§. 100, 1. 3).
Gotisch. Ersazdenung bei 3. 5 (§. 113, 2).
3. hana, d. i. *hanâ auß *hanan-s; femin. tuggô auß
*tuggan-s mit unursprünglicher denung von -an zu -ôn; managei,
d. i. *managjan-s (§. 113, 4. 111, 2); 4. fijand-s, villeicht a-
stamm nach der analogie von 10; 5. brôthar, daúthar für
Schleicher, vergl. gramm. d. indog. spr. 28
[430]Nominat. plur. Urspr., Altind.
§. 246.*brôthâr, *duhtâr auß -tars; 8. sunu-s, handu-s; 9. mahts, gasts
nach dem außlautsgesetze (§. 113, 1) für *mahti-s, *gasti-s;
10. vulfs für *vulfas; fem. giba, d. i. *gibâ, vgl. das einsil-
bige sô = ἡ; ja-stämme harjis, d. i. harja-s, haírdei-s, d. i.
haírdja-s; femin. bandi, d. i. bandjâ (§. 113, 4).
Nominativus pluralis. Zum nominativzeichen s auß
sa tritt noch das pluralzeichen s hinzu, das wol ebenfals eine
verkürzung von sa ist, so daß ursprünglich wol *-sasa, dann
-sas das den nomin. plur. bildende element ist. Das plural-
zeichen s, sa ist villeicht mit altindisch sa, sa-m (cum) zusammen
zu stellen. Die volle endung -sas hat sich nur im arischen
bei den a-stämmen erhalten; außerdem ist nur -as als zeichen
des plurals gebliben. Die häufig hervor tretende abneigung
der sprache gegen zwei gleiche auf einander folgende conso-
nanten mag den schwund des ersten s begünstigt haben, der
wol zuerst nach consonantischem stammaußlaute ein trat. Voca-
lische stämme haben vor der endung -as steigerung, veränder-
liche consonantische ire volste, ja in manchen sprachen eine
gedente form, lezteres scheint jedoch nicht ursprünglich zu sein
(vergl. das altind.). Neutra bilden disen casus dem accusativ
gleich. Der nominativ pluralis gilt zugleich als vocativ, im
altindischen tritt in disem falle jedoch der ton one außname
auf die erste silbe des wortes.
Indogerm. urspr. 1. vâk-as auß *vâk-sas und eben so
bei den folgenden; 2. dus-manas-as; 3. taksan-as; 4. bharant-as,
vividvant-as; 5. dâtar-as, patar-as, mâtar-as; 6. nâv-as; 7.
bhruv-as; 8. sunav-as, wol auß älterem sunu-sas; 9. avaj-as,
pataj-as, älter wol avi-sas, pati-sas, villeicht ist die steigerung
bei disen und den vorigen stämmen als eine art ersazdenung
für das geschwundene s zu betrachten und die denung conso-
nantischer stämme im altind. auß dem selben grunde zu er-
klären; 10. akvâ-sas in beiden geschlechtern.
Altindisch. Die veränderlichen stämme haben denung
vor dem -as; die auf u, i, a steigerung; in der älteren sprache
felt dise bisweilen bei i, u, wie auch die consonantischen hier
noch in nicht gedenter, ja in gekürzter form erscheinen.
[431]Nominat. plur. Altbaktr., Griech.
1. vấḱ-as; 2. dúrmanas-as, vêd. auch uśâ s-as mit denung§. 247.
(wie in 3, 4, 5) von stamm uśás (femin. aurora); 3. tákśâń-as,
vêd. auch tákśań-as (Benf.); 4. bhárant-as, vêd. auch bhárat-as,
vidvấ ṁs-as, vêd. auch vidúś-as (bei disem worte nicht belegt)
von der verkürzten stamf., jávîjâṁs-as; 5. dâtấr-as, bhrấtar-as,
mâtár-as; 6. nấv-as; 7. bhrúv-as; 8. sûnáv-as, vêdisch, beson-
ders bei adjectiven, auch one steigerung *sunv-às (auch -uv-as
und darauß -û-s komt vor); 8. ávaj-as, pátaj-as, vêd. auch one
steigerung, z. b. arj-às (zu nomin. sg. arí-s hostis); 10. áçvâ-s,
vêd. noch áçvâ-sas, femin. áçvâ-s, vêd. áçvâ-sas.
Altbaktrisch. 1. vâḱ-ô, vâḱ-aç-ḱa (§. 27, 5); 2. *duś-
manaṅh-ô, -aç-ḱa; 3. açman-ô, -aç-ḱa; 4. barent-ô, -aç-ḱa;
5. dâtar-ô, -aç-ḱa, brâtar-ô, mâtar-ô; 6. Bopp fürt gèus an,
zu erwarten war *gâv-aç-ḱa; 7. paçav-ô, paçv-ô, tanav-ô,
tanv-ô, -aç-ḱa; 9. âfrîtaj-ô, pataj-ô, -aç-ḱa; 10. açpâoṅhô,
d. i. *açpâ-sas (§. 136, 2), açpâoṅhaç-ka; formen auf â, ge-
wönlich a (Spiegel, Beitr. II, 30), können nur als eine ver-
kürzung von ursprüngl. -â-sas betrachtet werden (formen auf
-âo, -âoç-ḱa, welche den altindischen auf -âs genau entsprechen
würden, erwähnt Spiegel nicht); altpersisch bagâha = altind.
bhagâsas (nom. sg. bhaga-s deus); femin. dâtâo, dâtâoç ḱa,
d. i. dâtâ-s (§. 27, 6).
Griechisch. Das suffix lautet überall -ες; die a-stämme
haben eine ab weichende bildung nach art der pronomina.
1. ὄπ-ες; 2. *δυςμενέσ-ες, *-μενέ-ες, -μενεῖς; 3. τέϰτον-ες;
4. φέροντ-ες, εἰδϝότ-ες; 5. δοτῆρ-ες, πατέρ-ες, μητέρ-ες; 6. νᾶϝ-ες,
νῆϝ-ες; 7. ὀφρύ-ες; 8. νέϰυ-ες, aber *γλυϰέϝ-ες, γλυϰεῖς; 9. ion.
πόλι-ες, πόσι-ες; πόλεις mit steig. gebildet auß *πολεϳ-ες, grundf.
paraj-as, in πόλη-ες Hom. und allen änl. formen ist anstatt
der ersten steigerung zweite ein getreten, grundf. ποληϳ-ες, d. i.
parâj-as, demnach hat das griechische, wie das altindische,
die formen mit und one steigerung neben einander; 10. ἵπποι
und ζευϰταί sind gebildet wie οἱ und αἱ, älter τοί, ταί. Dise
bildung ist ser schwer zu deuten, warscheinlich ist z. b. τοί
auß ta-j-as, fem. ταί auß tâ-j-as zu erklären, d. h. stamm ta,
tâ wie oft, durch j erweitert und suffix -as; durch abschlei-
28*
[432]Nominat. plur. Latein.
§. 247.fung blib von disem tajas, tâjas nur tai, tâi d. r. τοί, ταί.
S. u. die pronominale declination.
Lateinisch. Sämtliche consonantische stämme haben die
form der i-stämme an genommen (mit einziger außname von
quatuor für *quatuor-s, auß *quatuor-es, vgl. τέτταρ-ες, grund-
form katvâr-as, wie vir, nom. sing., für *vir-os), demn. voc-ês,
bov-ês, su-ês auß voceis, boveis, sueis wie avês, aveis. Die a-
stämme teilen die pronominale form, wie im griechischen.
8. fructūs, warscheinlich, der analogie der übrigen sprachen
nach, auß *fructous und diß mit außstoß von ŏ oder ĕ (§. 56)
auß *fructov-os, *fructev-es (§. 47, 2; vgl. Walter ‘zur decli-
nation der u-stämme im lateinischen’ Zeitschr. IX, 370), wie
πήχεις auß *πηχεϝ-ες, grundform von -ov-os und -εϝ-ες ist
-av-as, vgl. altind. sûnáv-as, der stammaußlaut ist demnach auch
im lateinischen gesteigert; 9. avês, hostês, älter avîs, aveis,
ursprünglich avaj-as (wie altindisch ávaj-as), darauß *avai-s
*avei-s, wie *fructou-s auß -tov-os, älter -tav-as. Dise form
teilen alle conson. stämme. 10. equî, älter equei, equeis, equês,
equê, equîs, auß equoe, *equoes und diß, der regel gemäß
(oe = oi §. 49), auß *equoi, *equois (der abfall des s ist ge-
wönlich, nach §. 159), grundf. akva-j-as mit j als stammerwei-
terung vor -as (auß -sas), equoi(s) also = ἵπποι. Fem. equae,
älter equai = χώραι für *equâis auß equâ-j-as. Das s ist er-
halten in der so genanten fünften declination, res, species, doch
ist dise bildungsweise wol einfach auf eine grundform auf â-s
(für â-sas) zurück zu füren, also wol ab weichend von denen
auf a one j gebildet. Belegte formen: magistreis, magistrei,
magistrês, ploirumê, magistrîs, magistrî, poploe, pilumnoe;
femin. datai, literai u. a.
Im oskischen und umbrischen sind die consonantischen
stämme von den i-stämmen geschiden: o. censtur, u. frater, wie lat.
quatuor, neben tuder-or d. i. *tuder-os (tuder finis); die i-stämme ha-
ben dagegen im osk. die endung -is (wol -îs) z. b. aiͤdilis, im
altumbr. -ês, neuumbr. -êr z. b. ukrês, okrêr, st. okri (collis).
Die a-stämme haben die alte form âs bewart; osk. Nu̇vlanu̇s
= -ôs auß -âs; altumbrisch -ûs nu. -ur, -or, z. b. Ikuvinus
[433]Nominat. plur. Altir., Altbulg.
(Ikuvinu), Iovinur, totcor (tutici), screihtor (scripti). Femin.§. 247.
osk. u. altumbr. -âs, neuu. -ar, z. b. osk. pas, scrifias (quae,
scriptae); au. urtas (ortae), nu. motar (multae, poenae).
Wärend dise sprachen also der alten bildungsweise treu
bliben, schlug das latein in übereinstimmung mit dem griechi-
schen einen andern weg ein und nam die pronominalen formen
auch fürs nomen an.
Altir. Die endung ist weg gefallen; 1. ríg; 3. menmin,
dítin, talmain; 4. carait; 5. athir. Dise formen weisen sämtlich
darauf hin, daß i in der lezten silbe war; warscheinlich folg-
ten, wie im lateinischen, die consonantischen der analogie der
i-stämme, z. b. 3. talmain auß *talmani und diß aus *talmanîs,
4. carait = *carati, d. i. *carantîs (vgl. homineis, ferenteis u.
s. f.). 8. betha, d. i. *bithâ wol auß *bithava-s mit regelrech-
tem außfall des v (§. 170, 3); 9. fáithi, dúli, dúil wol auß
fáthî-s, dúlî-s = latein. avîs, aveis und eben so zu erklären;
10. masc. fir, baill, d. i. *viri, *balli, also volkommen so, wie
im lateinischen; fem. ranna = *rannâs; ja-stämme msc. céli,
femin. caili, wo i rest von -jâ-s zu sein scheint.
Altbulgarisch. Auch hier muß nach den lautgesetzen
das auß lautende s stäts hinweg fallen. Die weibl. a-stämme
nemen die accusativform auch in den nominativ herüber. Durch
die u-stämme entstund eine erweiterung auch der a-stämme
durch -v, die im nom. plur. wie auch in anderen casus bei bei-
den stammarten, den u- und a-stämmen, vor komt, wärend um
gekert die ursprünglichen u-stämme auch die form der a-stämme
an nemen. Von den consonantischen stämmen sind nur reste
gebliben; sie sind meist vocalisch geworden.
3. kamene(s); 5. nach 9, materi; 7. nach 9, svekrŭvi; 8.
synov-e, grundf. sunav-as, aber auch syni nach 10; 9. kosti,
d. i. *kostî(s), masc. pątije, d. i. *pątij-as. Dise endung geht
auf urspr. cons. stämme über, z. b. učitelije, učitelje, grundf.
d. endung -tarij-as, -tarj-as für -tar-as, pekąšte, d. i. *pekątj-as
für pakant-as. 10. vlŭci für *vlŭki (§. 182, A, 3, b) grundf.
varkai (§. 88, 8), vgl. griech. ἵπποι, latein. equî, lit. vilkaí
und eben so zu erklären; auch vlŭkov-e nach der analogie von
[434]Nominat. plur. Lit., Got. Nominat. dual. Altind.
§. 247.8. (fem. rąky, dušę s. d. accusat.); ja-stämme koni, d. i. *konji
(§. 87, 5), auch nach 8. konjev-e (§. 87, 1).
Litauisch. Consonantische verlieren den vertreter des a
der endung -as, also 3. ákmen-s; 5. mốter-s; 8. súnū-s mit de-
nung anstatt der steigerung; 9. áky-s eben so; 10. vilkaí, vgl.
griech., latein., slaw.; femin. rànkôs, d. i. *rankâs, demnach
in altertümlicher weise; ja-stämme dàlgei, d. i. *dalgiai (§. 100,
A, 1), femin. żốlės, d. i. *żôliâs, *żôljâs (§. 100, A, 1).
Gotisch. Alle vocalischen setzen -s unmittelbar an den
gesteigerten stammaußlaut. Die r-stämme treten in die analogie
der u-stämme über.
3. hanan-s auß *hanan-as nach den lautgesetzen (§. 113,
1); 4. fijand-s eben so (5. brôthrju-s nach 8); 8. sunju-s auß
*suniv-as, älter *sunav-as, a fiel auß, auß *suniv-s ward (nach
§. 110, 2) sunju-s; 9. mahtei-s, gastei-s auß *mahtej-s, grundf.
maghtaj-as; 10. vulfô-s, grundf. varkâ-s(as), fem. gibô-s, grundf.
gibâ-s(as).
Nominativus dualis. Gilt zugleich als acc. und voca-
tiv (lezterer hat im sanskrit den accent auf der ersten silbe).
Die endung war ursprünglich wol -sâs, denung des pluralen
-sas, darauß -âs, wie im plural -as auß -sas; für die indog.
ursprache sind also wol formen wie 1. vâk-âs, 8. sunuv-âs
u. s. f. vorauß zu setzen. Auf dise vermutung leiten die for-
men des altbaktrischen und die analogie des dat. abl. instrum.
dualis, der deutlich durch denung auß der dativform des plu-
ralis entstanden ist.
Altindisch. Die ältere endung dises casus ist bei masc.
und fem. â, die spätere sprache hat die endung âu, beide sind
als vertreter von âs zu faßen, âu als trübung von â (vgl. -ô,
das ist -au, das vor hellen lauten für -as ein tritt). Wandel-
bare stämme haben die stamform des nominat. plur. Demnach
1. vấḱ-â, vấḱ âu; 2. dúr-manas-â, -âu; 3. tákśan-â, âu; 4.
bhárant-â, -âu, vidvấṁs-â, -âu; 5. bhrá́tar-â, -âu, dâtấr-â,
-âu; 6. nấv-â, -âu; 7. bhrúv-â, -âu. 10. msc. áçvâ, áçvâu mit
zusammenziehung des stammaußlautes und des suffixes.
8. msc. fem. lautet sunû́, hánû; 9. in entsprechender weise
[435]Nominat. plur. Altbaktr., Griech.
ávî, pátî. Warscheinlich ist hier û und î = vâ, jâ zu faßen;§. 248.
möglicher weise ist aber die endung geschwunden und formen
wie *sunuv-â(s), *patij-â(s) vorauß zu setzen; 10. fem. lautet
nämlich ácvê und diß steht, wie Bopp (vgl. gramm. I2. pag.
412) auß einer altbaktrischen form ser warscheinlich macht, für
áçvai auß *açvaj-â(s), mit stammerweiterung durch j und
schwund der endung. Das selbe könte auch bei 8 und 9 ein
getreten sein. Die neutra haben die endung î, also 2. mánas-î,
3. nấmn-î, 8. 9. mit stammerweiterung durch n mádhu-n-î,
vấri-ń-î, 10. jugế auß *juga-î. Vgl. den acc. nom. plur. auf
i, auß welchem dise formen warscheinlich entstanden sind.
Altbaktrisch. Endung -a, -â, -âo, -âoç*), d. i. -âs;
die abweichungen der stämme auf u u. s. f., wie im altindi-
schen; neutr. auch hier î, i. 1. vâḱ-âoç-ḱa, vâḱ-âo, vâḱâ-ḱa,
vâḱ-a (im folgenden genügt es eine form an zu füren, die va-
rianten bleiben die selben); 3. açman-âo, neutr. namain-i; 4.
barant-âo; 5. brâtar-âo, dughdhar-âo; 8. paçû und paçu, auch
bâzv-âo (von bâzu brachium), neutr. madhv-i; 9. ? paitî; 10.
açpâo, açpa; femin. dâtê, neutr. dâtê. Bopp, (vgl. gramm. I2.,
412) fürt nâirika-j-âo vom stamme nâirikâ (femina) an, was
demnach auf die endung a-j-âs, d. h. stammerweiterung durch j
und suffix -âs, fürt. Dise form als richtig vorauß gesezt, müßen
wir die gewönliche form auf ê des altindischen und altbaktr.
mit Bopp als durch schwund des -âs von a-j-âs entstanden
erklären.
Griechisch. Diser casus hat überall ε zur endung als
rest von -âs, -â; die auf a verschmelzen diß a mit dem stamm-
außlaute; also 1. ὄπ-ε; 2. *δυς-μενέσ-ε, darauß regelrecht -μενῆ,
eben so neutr. μένη auß *μένεσ-ε; 3. τέϰτον-ε; 4. φέροντ-ε,
εἰδότ-ε; 5. δοτῆρ-ε, πατέρ-ε, μητέρ-ε; 6. νᾶϝ-ε; 7. ὀφρύ-ε;
8. νέϰυ-ε, γλυϰέϝ-ε auch als neutrum; 9. πόσι-ε, πόλε-ε auß
*πολεϳ-ε; 10. ἵππω, ζυγώ, χώρᾱ (wie vêd. áçvâ).
[436]Nominat. dual. Ital., Altir., Altbulg., Lit.
Italisch. Im lateinischen haben sich nur duô und ambô
als nominat. dual. erhalten = δύω (verkürzt δύο), ἄμφω; ô
= â, also die selbe form wie im vêdischen.
Das umbrische *dus dur masc. zeigt sogar bei disem zal-
worte die plurale form.
Altirisch. Die altirischen formen 1. ríg, 3. talam, ainm,
5. athir, 8. bith, 9. fáith, 10. masc. ball, fer, fem. rainn laßen
kaum einen sicheren schluß auf die grundformen zu; 1. ríg
3. talam und 10. ball, fer neutr. fortetal, ja-st. rannaire als
verkürzungen von *ríga, *talamna, *balla, *vira, *rannarja
stimmen zum altindischen â; 10. femin. rainn als rest von ranni auß
*rannai, ja-stamm caili für *calji, *caljai laßen sich ebenfals
mit den formen des altindischen (áçvê) zusammen stellen. Eben
so stimt das neutrum ainm zu altind. nấmni. Die form des
u-stammes 8. bith hat endung und stammaußlaut ein gebüßt;
9. fáith, d. i. váti hat den stammaußlaut allein erhalten, vgl.
altind. pátî; 5. athir lautet wie im plural, kann aber auch als
i-form (für athr-i) gefaßt werden, in welche ja auch im latein.
die consonantischen gern um schlagen. Demnach wäre die än-
lichkeit mit dem altindischen eine auf fallende, zumal es sich
hier, wenigstens teilweise (z. b. bei den neutris), um offenbar
junge formen handelt.
Altbulgarisch. Das slawische hat den dualis volkom-
men erhalten, und zwar in überraschender übereinstimmung
mit dem altindischen.
Alle consonantischen stämme folgen der analogie der i-
stämme, z. b. 5. mater-i, 3. imen-i u. s. f.; nur 2. nebes-ě der
der a-stämme.
8. syny, d. i. sunû wie im altind.; 9. kosti, pąti, d. i.
*kostî, *pątî, eben so.
10. masc. vlŭka, d. i. vlŭkâ = altind. vŕkâ, λύϰω; femin.
rącě für *rąkě (nach §. 182, A, 3, b) und neutr. dělě völlig wie
altind. áçvê, jugế; die ja-stämme lauten regelmäßig ntr. poli
= *poljě, femin. duši = *duchjě (§. 87, 3).
Litauisch. 8. sunù, 9. avì mit verkürztem außlaute;
10. vilkù, wenn etwas an tritt, ist -ů erhalten (§. 101, 1. 4),
[437]Accus. sing. Urspr.
z. b. tů́-du (hi duo). In disem ů haben wir einen vertreter§. 248.
eines älteren au (§. 96) zu sehen (obwol auß lautendes ů
außerdem auß älterem -an, -am entstanden ist). Demnach schei-
nen dise formen auffallend zu denen des sanskrit auf âu zu
stimmen. Indes glaube ich, daß hier, wie im litauischen nicht
selten und ser häufig im slawischen, die a-stämme der analogie
der u-stämme folgen; sunù für *sunů, d. i. *sunau auß grund-
form *sunav-âs wie γλυϰέϝ-ε auß -kav-âs, die a-stämme z. b.
vilkù, nach der selben analogie. Die offenbare unursprünglich-
keit und späte entstehung des sanskr. âu empfihlt dise leztere
auffaßungsweise. Fem. rankì, verkürzt auß *rankë́, erhalten
z. b. in të́-dvi (hae duae), also ebenfals wie im slawischen und
altindischen (lit. ë = slaw. ě, altind. ê).
Im gotischen finden sich dualformen nur beim ungeschlech-
tigen personalpronomen. Selbst msc. tvai, fem. tvôs und ntr.
tva; msc. bai und ntr. ba (ambo) sind pluralformen; das masc.
nach der pronominalen bildungsweise s. u.
Accusativ singularis. Casuszeichen ist nach conso-§. 249.
nantischem stammaußlaute -am, nach vocalischem fast überall
-m, worin wol eine verkürzung von am zu sehen ist. Die neu-
tralen stämme auf -a laßen dise form zugleich als nominativ
fungieren; alle übrigen neutra zeigen im accus. nominat. gar
kein casussuffix.
Diß -am, -m scheint verwant mit dem in stambildungen
häufig gebrauchten elemente -m (§. 219), demnach muß es ei-
nen pronominalstamm geben, dessen hauptelement m ist. Ein
solcher findet sich im altind., wo er ama (nom. sg. áma-s hic),
amu (ille, z. b. acc. sg. msc. amú-m) und ami (ille, ergänzt
amu in gewissen casusformen, z. b. instr. plur. masc. amî́-bhis)
lautet und demonstrative function hat. Warscheinlich ligt di-
sen stämmen eine pronominalwurzel am zu grunde*).
Indogerm. ursprache. 1. vâk-am; 2. dus-manas-am,
neutr. manas; 3. taksan-am, neutr. gnâ-man; 4. bharant-am,
[438]Accus. sing. Altind., Altbaktr., Griech.
§. 249.vividvant-am, neutr. bharant; 5. patar-am, mâtar-am; 6. nâv-am;
7. bhruv-am; 8. sunu-m, schwerl. sunv-am oder sunuv-am, ntr.
madhu; 9. avi-m, pati-m; 10. akva-m, neutr. juga-m, femin.
akvâ-m.
Altindisch. Die veränderlichen consonantischen stämme
haben die volle und gedente stamform, neutra jedoch die
kürzere.
1. vấḱ-am; 2. dúr-manas-am, neutr. mánas; 3. tákśâń-am,
vêdisch auch noch one denung tákśań-am; neutr. nâma, n
fält ab; 4. bhárant-am, neutr. bhárat, n fält auß; vidvấṁs-am,
jávîjâṁs-am, neutr. vidvát, jávîjas; 5. bhrấtar-am, mâtár-am,
dâtấr-am; 6. nấv-am; 7. bhrúv-am; 8. sûnú-m, vêdisch auch
sûnv-ám, neutr. mádhu; 9. ávi-m, páti-m, neutr. vấri (nur das
wol jüngere neutr. ki-m vom pronominalstamme ki hat m, wie
die a-stämme); 10. áçva-m, neutr. jugá-m, fem. áçvâ-m.
Altbaktrisch. Wie im altindischen, nur steht em, bei
einsilbigen consonantischen auch im, für am (nach §. 27, 2);
u und i werden vor m gedent (nach §. 29, 3), â wird vor m
zu a͂ (§. 27, 7).
1. vâḱ-em und vâḱ-im; 2. duś-manaṅh-em, neutr. manô,
manaç-ḱa; 3. açman-em, neutr. nâma wie im altind.; 4. barent-em,
vídhvâoṅh-em; 5. brâtar-em, dughdhar-em; 8. paçû-m, tanû-m,
neutr. madhu; 9. paitî-m, âfrîtî-m; 10. açpe-m, neutr. dâte-m,
fem. dâta͂-m, eben so kanja͂-m zu nom. kainê, aber bavaintî-m,
da dise zusammenziehung von jâ zu î älter und daher unlös-
lich geworden ist, wie im altindischen.
Griechisch. Für urspr. auß lautendes m tritt nach grie-
chischem außlautsgesetze (§. 149) v ein; nach consonantischem
oder als consonantisch behandeltem stammaußlaute wird -am in
-α, früher wol â, gewandelt (§. 149).
1. ὄπ-α; 2. *δυς-μενέσ-α, -μενῆ, ntr. μένος; 3. ποιμέν-α;
4. φέροντ-α, εἰδότ-α, neutr. φέρον für *φεροντ (§. 149), εἰδός
auß *εἰδοτ (§. 149); 5. πατέρ-α, μητέρ-α, δοτῆρ-α; 6. ὀφρύ-ν;
7. ναῦ-ν vocalisch behandelt, Hom. νῆϝ-α, d. i. nâv-am, con-
sonantisch, wie im altind.; 8. νέϰυ-ν, γλυϰύ-ν, neutr. γλυϰύ;
9. πόσι-ν, φύσι-ν; 10. ἵππο-ν, ζυγό-ν, ζευϰτή-ν, χώρα-ν. Erst
[439]Accus. sing. Latein., Osk., Umbr., Altir.
in der späteren gräcität finden sich bisweilen (inschr.) die ja-§. 249.
stämme wie im italischen, litauischen u. s. f. behandelt, z. b.
μάρτυρι-ν, στάδι-ν für μαρτύριο-ν στάδιο-ν.
Lateinisch. Die consonantischen fallen mit den i-stäm-
men zusammen, da sie die endung -em haben und die meisten
i-stämme ir i vor m ebenfals zu e getrübt haben. In der äl-
teren sprache kann diß m hinweg fallen (§. 159).
1. vôc-em; 2. ciner-em, ntr. genus; 3 homin-em, ntr. nômen;
4. ferent-em, das neutr. ferens wie felic-s, iner(t)-s u. a. zeigt
die form des nomin. sing. masc. femin. als nomin. acc. neutr.
in höchst unursprünglicher weise; 5. patr-em, matr-em; 6. bov-
em; 7. su-em; 8. fructu-m, ntr. cornu; 9. navi-m, nave-m, mortem
u. a. i-stämme volständig wie d. consonantischen, ntr. mare, mit trü-
bung von i zu e; 10. equo-m, neutr. jugu-m, femin. equa-m;
die ja-stämme hatten im älteren latein zuversichtlich den no-
minativen auf -i-s entsprechende formen, also z. b. *fili-m,
*consili-m für filio-m, consili-om, doch scheint es dafür keine
belege zu geben. Vgl. d. umbrische.
Oskisch. Wie im lat.; m kann auch hinweg fallen, z. b.
hu̇rtu̇-m, comono-m, viͤa-m. Consonantische haben -im wie
die i-stämme.
Umbrisch sondert die consonantischen durch die endung
-um, -u, -om, -o von den i-stämmen -im, -i, -em, -e; hier
fält das m ser häufig hinweg (§. 160); accusative sing. conso-
nantischer stämme sind z. b. curnac-o (cornicem), ûhtûr-u
(auctorem); neutr. nûmen, nôme (nomen). Accusative sing.
von a-stämmen sind z. b. puplu-m, kapru, salvo-m; femin.
âsa-m, tôta-m,tûta-m; ja-stämme sind Fisi-m, Fisi, terti-m
(= Fisio-m tertio-m, s. §. 63, 2).
Altirisch. Im altirischen ist das casuszeichen n, das hier
für m ein getreten war (wie im griechischen, litauischen, deut-
schen) geschwunden; doch zeigen sich am anlaute des folgen-
den wortes noch spuren des einst vorhandenen nasals n, wel-
chen auch gallische inschriften auf weisen, z. b. rati-n, ucueti-n.
Wie im lateinischen, so folgen auch im altirischen die conso-
nantischen stämme der analogie der i-stämme.
[440]Accus. sing. Altbulg., Lit.
1. ríg (n, am folgenden worte wirkend), neutr. ainm auß
*anmin; 3. *talmain(n), also wol für *talmani-n, nach analogie
der i-stämme; 4. carait(n), d. i. caranti-n; 5. athir(n), d. i.
*patri-n; 8. bith(n), d. i. *bithu-n, neutr. fid für fidu; 9.
fáith(n), d. i. *fáthi-n (*váti-n), neutr. fiss für *fissi; 10. msc.
ball(n), fer(n), d. i. *ballo-n, *viro-n, vgl. altgallisch νεμητο-ν,
celicno-n, canecosedlo-n; neutr. (nomin. und accus.) for-cetal(n),
d. i. *cintalo-n; ja-st. rannaire(n), d. i. *rannario-n, neutr. tréde
für *trêdjo-n; femin. rainn(n), d. i. *ranni-n, ist in die ana-
logie der i-stämme über getreten, eben so die jâ-stämme, wie
caili(n), d. i. *calji-n.
Altbulg. Der auß lautende nasal (warscheinlich n auß
m, wie im litauischen und deutschen), muß nach dem slawi-
schen außlautsgesetze stäts hinweg fallen, wodurch bei voca-
lischen der accus. sing. mit dem nom. sing. in der form zusam-
men fält; die stämme auf urspr. â ziehen jedoch den nasal mit
dem a zu dem nasalvocale ą zusammen.
2. neutr. nebo (wol nach analogie von 10); 3. kamen-e, d. i.
*kamen-em (auch als i-stamm kamenĭ), neutr. imę; 5. mater-e
(auch als i-stamm materĭ); 7. svekrŭv-e, grundform svakruv-am;
8. synŭ, d. i. *synu-n; 9. kostĭ, d. i. *kosti-n; 10. vlŭkŭ, d. i.
*vloko-n, *vlaka-m; neutr. igo, grundf. juga-m; die neutra des
slawischen scheiden den accus. nom. sg. vom accus. sg. des
masc., indem sie den vollen stammaußlaut o zeigen, wärend
in das masc. zu ŭ schwächt; femin. rąką, d. i. rankâ-n; ja-
stämme konĭ, d. i. *konjŭ auß *konjo-n; polje, d. i. poljo (§. 87,
1), dušą, d. i. *duchją (§. 182, A, 5).
Litauisch. Das n des accusativs ist nur dialectisch und
in alten drucken erhalten, z. b. niderlit. ta-n = altind. ta-m,
griech. τό-ν, lat. (is-)tu-m, hochlit. tą; pirman-ji̧ (τὸν πρῶτον),
pirma-n, latein. primu-m. In der gewönlichen sprache ist der
nasal ab gefallen, sein einstiges vorhandensein wird aber am
auß lautenden vocale bezeichnet (§. 193). Die consonantischen
stämme gehen sämtlich nach der analogie der i-stämme (3.
ákmeni̧, szùni̧, 5. móteri̧).
8. súnų, d. i. *sunu-n, 9. áki̧, d. i. *áki-n; 10. vìlką, d. i.
[441]Accus. sing. Got. Accus. plur. Urspr., Altind.
*vìlka n, femin. rànką, d. i. *rankâ-n; ja-stämme: dàlgi̧, d. i.§. 249.
*dalgja-n, żólę (mit verkürzung von ė zu ĕ), d. i. *żôljâ-n.
Gotisch. Der auß lautende nasal, welcher n war, wie
die pronominale declination zeigt, welche diß n durch zu ge-
seztes a erhält (tha-n-a = grundf. ta-m, griech. τό-ν u. s. f.,
§. 203, 3, b.), samt vorher gehendem kurzem vocale muß nach
den got. außlautsgesetzen (§. 203, 3, b; §. 113, 1) hinweg
fallen, wodurch bei i- und a-stämmen der accusat. sing. dem
nominat. sing. gleich wird.
3. hanan(-an), neutr. namô mit denung von -an zu -ôn und
abfall des n; 4. fijand(-an); 5. brôthar(-an), daúhtar(-an); 8.
sunu(-n), fem. handu(-n), neutr. faíhu; 9. maht(-in), gast(-in);
10. vulf(a-n), ntr. juk(a-n), fem. giba, auß *gibân; ja-stämme
hari, d. i. *harja-n, neutr. kuni, d. i. *kunja-n, femin. bandja,
d. i. *bandjâ-n (§. 113, 4).
Accusativ pluralis. Masculina und feminina fügen das§. 250.
pluralzeichen s zum accusativ des singulars hinzu. Neutra ha-
ben die in irem ursprunge dunkele endung -â, die zugleich
als nominat. plur. gilt.
Indog. urspr. 1. vâk-ams; 2. dus-manas-ams, neutr.
manas-â; 3. taksan-ams, neutr. gnâman-â; 4. bharant-ams,
vividvant-ams, neutr. bharant-â; 5. patar-ams, mâtar-ams; 6.
nâv-ams; 7. bhruv-ams; 8. sunu-ms, neutr. madhuv-â; 9. pati-ms,
avi-ms; 10. akva-ms, neutr. jugâ auß *juga-â, fem. akvâ-ms.
Altindisch. Das ursprüngliche -ms ist nur außnamsweise
bei vocalischen masculinen vor folgendem -t, ḱ erhalten (§. 131,
1); außerdem haben alle consonantischen nur -as (veränderliche
bei verkürzter stamform), alle vocalischen masculina nur -n
und die vocalischen feminina -s nach gedentem stamvocale er-
halten, wodurch eine unursprüngliche scheidung des masculins
und feminins in disem casus entstund.
Die neutra haben hier i zur endung, welches an vocalische
stämme mittels n an tritt, vor welchem n der stammaußlaut ge-
dent wird. Consonantische stämme schieben meist n vor dem
stammaußlaute ein und denen auch den vocal des wortbildungs-
suffixes. Dise bildung mittels i und stammerweiterung durch n
[442]Accus. plur. Altind., Altbaktr.
§. 250.ist dem altindischen eigentümlich und offenbar eine neubildung
diser sprache, die ältere sprache zeigt noch mit den anderen
sprachen überein stimmende formen, z. b. vêdisch jugấ, wie
altbaktr. dâta, griech. ζυγά, latein. juga, altbulg. iga u. s. f.
gegenüber skr. jugấ-ni. Diß i scheint eine schwächung des
ursprünglichen â zu sein.
1. vấḱ-as, neutr. hŕ-n-d-i (von stamm hrd cor); 2. dúr-
manas-as, ntr. mánâ-ṁ-s-i; 3. tákśan-as, neutr. nấmân-i (vor
dem nasal wird natürlich n nicht ein geschoben); 4. bhárat-as,
vidúś-as (viduś- auß vidvaṁs verkürzt durch außstoßung
des ṁ samt a), jávîjas as, neutr. bhárant-i, vidvấṁs-i, jávîjâṁs-i;
5. dâtr̂́-n (dâtr̂́-ṁs), neutr. dâtr̂́-ń-i, bhrấtr̂-n (-tr̂-ṁs), mâtr̂́-s;
-tar ist zu -tr verkürzt, wodurch r vocal ward, der nun als
solcher nach der analogie der übrigen vocale behandelt und
demnach zu r̂ gedent wird. Die ursprüngl. form war *bhrấtar-as
u. s. f. Benfey (gr. skrtgramm. §. 743 anm. 2) weist pitár-as
= πατέρ-ας auß dem epos (Mahâbh. III, 12924) nach; 6.
nấv-as; 7. bhrúv-as; 8. sûnû́-n (sûnû́-ṁs), vêdisch auch sûnv-as
(belegt ist paçv-as v. paçu) und -uv-as, fem. hánû-s, neutr.
mádhû-ni, vêd. auch mádhû und mádhu wol für *madhv-â; 9.
pátî-n (pátî-ṁs), fem. ávî-s, neutr. vấrîń-i, vêd. auch vấrî
und vấri für *vârj-â; 10. áçvâ-n (áçvâ-ṁs), fem. áçvâ-s, ntr.
jugấ-ni, vêd. jugấ.
Altbaktrisch. Nur bei den mänlichen a-stämmen ist
der nasal erhalten, außerdem ist überall nur -as gebliben. Die
neutra haben -a (nicht i, wie im indischen, dessen ser späte
entstehung sich hierauß ergibt).
1 vâḱ-ô, vâḱ-aç-ka und so bei allen übrigen; 2. *duś-
manaṅh-ô?, neutr. manaṅh-a (auch raoḱâo, raoḱâoç-ḱa lu-
ces, man hätte *raoḱâoṅh-a erwartet); 3. açman-ô, neutr.
nâman-a; 4. barent-ô; 5. brâtr-èus, dâtr-èus, dughdher-èus auß
-ans, auß dem zunächst wol *aus ward (es findet sich auch
ner-a͂ç, acc. plur. von ner, nar homo, wenn nicht nera͂ç vil-
mer von einem a-stamme nera, nara gebildet ist); 6. gâu-s;
8. paçv-ô, femin. tanv-ô, tanû-s und paçav-ô, tanav-ô; neutr.
madhv-a u. madhav-a; 9. paithj-ô, âfrîthj-ô, âfrîtî-s u. pataj-ô,
[443]Accus. plur. Griech., Latein.
âfrîtaj-ô; 10. açpa͂ (d. i. açpa-n), açpa͂ç-ḱa; darneben findet§. 250.
sich -è -èç, das wol nur als dialectische veränderung des vori-
gen betrachtet werden kann; neutrum dâta, femininum dâtâo
(dâtâoç-ḱa).
Griechisch. Hier hat sich in der endung eine spur des
nasals erhalten, da überall die lautgesetzlichen vertreter eines
ursprünglich auß lautenden -ans erscheinen. Die analogie des
nomin. plur. hat auf die zusammen gezogenen formen ein ge-
wirkt. Der accus. plur. ist hier = accus sing. + plural-s.
Die neutra haben -a, wie in den andern sprachen (außer alt-
indisch).
1. ὄπ-ας, d. i. *ϝοπ-ανς (one n würde die form ϝοπ-ες
lauten); 2. *δυς-μενέσ-ας und darauß nach analogie des nomi-
nativs δυς-μενεῖς, neutr. *μένεσα, darauß μένη; 3. τέϰτον-ας,
neutr. τάλαν-α; 4. φέροντ-ας, neutr. φέροντ-α, εἰδότα-ς, ntr.
εἰδότ-α; 5. πατέρ-ας, δοτῆρ-ας, μητέρ-ας; 6. νῆϝ-ας, ναῦς,
wie im nominativ plur.; 7. ὀφρύ-ας, ὀφρῦ-ς; 8. *γλυϰέϝ-ας,
darauß, nach analogie des nominativs, γλυϰεῖς, neutr. γλυϰέϝ-α,
aber ἄστεϝ-α, ἄστη, ἰχθύ-ας, γένυ-ας und ἰχθῦ-ς, γένυ-ς; 9.
*πόλεϳ-ας, darauß πόλεις, in *πόληϳ-ας πόληας (Hom.) ligt
zweite steigerung des stammaußlautes vor, ion. πόλι-ας, πόλῑ-ς
(Herod.), πόσι-ας, neutr. ἴδρι-α (ἴδρι-ς gnarus); 10. ἵππους,
lautgesezliche veränderung (§. 42, 1) von ἵππο-νς, argivisch
und kretisch ist -ονς erhalten, z. b. τό-νς = τούς, stamm το
(vgl. Ahrens de dialecto dorica §. 14, 1), auch das lesbische
-οις (Ahrens d. d. aeol. §. 10) weist auf -ονς mit sicherheit
hin; neutr. ζυγά, femin. ζευϰτάς, d. i. *ζευϰτα-νς (§. 148, 1,
a), auf dise grundform weist auch das lesbische -αις hin.
Italisch. Lateinisch. Der accus. pluralis hat überall
s mit vorher gehender vocallänge, welche wirkung des einst
vorhandenen n ist, welches vor s auß fält (§. 157, 1, a). Die
consonantischen stämme haben mit den i-stämmen gleiche form*),
[444]Accus. plur. Osk., Umbr., Altir.
§. 250.auß genommen die neutra wie 2. gener-a (ganas-â); 3. nômin-a
(aber 4. ferenti-a als i-stamm); 8. fructû-s für *fructu-ns,
neutr. cornu-a; 9. naveis (vgl. πόλεις), navîs (πόλῑς), navês
auß der grundform navi-ns unter einfluß der analogie des
nominativs, neutr. mari-a (vgl. ἴδρι-α); 10. equôs für *equo-ns,
neutr. juga, femin. equâ-s für *equâ-ns.
Das Oskische entspricht in der bildung dises casus völ-
lig dem lateinischen, nur zeigt es überall ss, z. b. viͤa-ss,
eben so -u̇-ss, iͤ-ss, hierin können wir nur assimilation von
-ns erkennen; viͤass z. b. auß *viͤans, grundform vaghjâ-ms.
Die neutralen a-stämme endigen auf u̇ = latein. a urspr. â
(§. 65).
Im Umbrischen zeigen masc. und femin. die endung f,
die natürlich nicht dem -ns der andern sprachen entsprechen
kann, sondern warscheinlich auf bhi, das zur bildung anderer
casus vilfach verwant wird, zurück zu füren ist; z. b. ner-f,
vom consonantischen stamme ner (princeps); t, d fallen vor f
weg, z. b. kapi-f, kapi (mit verlust des auß lautenden conso-
nanten §. 160 am ende) vom stamme kapir = kapid (latein.
capis, gen. capidis opferschale); i-stämme: aveif, avei, avi-f,
avi, ave-f, ave (stamm avi vogel); a-stämme: uf, -of, femin.
-af, auch mit verlust des f, z. b. apru-f, apro-f; neutr. -a,
-u, neuumbr. o (= latein. a).
Altirisch. Auch im acc. pluralis ist von den ursprüng-
lich disen casus bezeichnenden lauten im altirischen keine spur
gebliben; nur der auß lautende vocal weist auf das einst vor-
handene hin.
1. ríga, d. i. *rîgâ auß *rîg-ans; 3. menman-a, talman-a
(vgl. 1), neutr. anman für *anman-â, der außlaut ist verloren;
4. cairtea dunkel, man hätte entweder die form der anderen
consonantischen stämme oder die der i-stämme erwartet; 5.
athr-a, grundf. patar-ans; 8. bithu für *bithû-s, *bithu-ns; 9.
fáithi, d. i. *fáthî, *váti-ns; dúli d. i. *dúlî-s, *dûli-ns, neutr.
fess, d. i. *fissa, wol für vidtj-â, mit frühem außfall des j
(die übrigen casus der neutralen i-stämme unterscheiden sich
im altirischen nicht von denen des femin. und masc., z. b. nom.
[445]Accus. plur. Altbulg., Lit., Got.
accus. sing. fiss, gen. sing. fessa, fesso u. s. f.); 10. baullu,§. 250.
firu (ciunnu, stamm cinna, nom. sg. cenn caput), auß *firûs,
grundf. *firans, an ist, wie oft, in û gewandelt (vgl. das lit.),
eben so céliu; neutr. for-cetla, d. i. *cintalâ; femin. ranna, d. i.
*rannâs auß *rannâns; ja-st. caili auß *caljâs, also dem nom.
plur. gleich in folge der einbuße des nasals vor dem s, wie
im lateinischen.
Altbulgarisch. Das auß lautende s muß nach alge-
meinem gesetze stäts schwinden (§. 183), der vorher gehende
nasal aber geht mit vorher gehendem ursprünglichem a die ver-
bindung zu einem nasalvocale oder dessen vertretern ein. Die
consonantischen stämme masc. und femin. treten in die analo-
gie der i-stämme über; die consonantischen neutra sind von
den a-stämmen in disem casus nicht zu unterscheiden.
2. neutr. nebes-a d. i. *nebes-â (§. 88, 4); 3. (msc. kameni
nach 9) ntr. imen-a; 8. syny d. i. *sunû (§. 88, 7), entweder,
nach der analogie von 10, = *sunûs auß sunans, oder echte
u-form *sunûs = sununs; synov-y, grundform *sunav-ans, mit
steigerung des u und anname der endung der a-stämme; 9.
kosti, pąti d. i. *kostî, pątî auß *kostîs, *pątî-s und dises
auß *kosti-ns, pąti-ns; 10. vlŭky d. i. vlŭkû auß *vlŭka-ns;
ja-stamm konję auß konja-ns (§. 84, 2. 87, 4); femin. rąky
d. i. *rąkû auß *rąkâ-ns; ja-stamm dušę d. i. *duchjâ-ns;
neutr. děla d. i. *dělâ.
Litauisch. Alle consonantischen gehen nach der i-form
(ákmenis u. s. f.); 8. sunùs, verkürzt auß *sunųs d. i. sunu-ns;
9. akìs, verkürzt auß *aki̧s d. i. aki-ns, erhalten z. b. in
tri-ns, żemaitisch für hochlitauisch trì-s; 10. vilkùs, verkürzt
auß *vilkůs (§. 101, 4), regelrechte veränderung von vilka-ns
(an = ů, u §. 101, 4), dialectisch (niderlitauisch oder żemai-
tisch) kommen formen wie vilku-ns vor mit erhaltenem n; ja-
stamm dalgiùs; femin. rankàs, verkürzt auß *rankâs für rankâ-ns;
ja-stamm żôlès, verkürzt auß *żôlės für *żôljâs (ė = jâ
§. 100, A, 1), żôljâ-ns.
Gotisch. Das gotische außlautsgesetz (§. 203, 1, a) ist
der treuen erhaltung der urform dises casus besonders günstig.
Schleicher, vergl. gramm. d. indog. spr. 29
[446]Ablat. sing. Urspr.
§. 250.Consonantische stämme haben -s, nach den lautgesetzen (§. 113,
1) für -as; vocalische stämme zeigen aber noch -ns. Neutra
haben auch hier a, d. i. urspr. â (§. 113, 2).
3. hanan-s für *hanan-as; neutr. namn-a, grundf. nâman-â,
in mersilbigen stämmen und nach zwei consonanten vor der
endung -an tritt denung des -a der auß lautenden stamsilbe an
zu ôn ein, z. b. haírtôn-a, st. haírtan; 4. fijand-s für *fijand-as
(5 folgt der analogie der u-stämme, brôthru-ns u. s. f.); 8.
sunu-ns, handu-ns, neutr. komt im plur. nicht vor; 9. mahti-ns,
gasti-ns; 10. vulfa-ns, neutr. juka d. i. jukâ, femin. gibô-s.
Ablat. singul. Das element des abl. singul. ist at, t;
t ist ein ser vil und häufig gebrauchtes stambildungselement,
auch ist es hauptelement des demonstrativen pronominalstam-
mes ta; sein auftreten als casuselement steht also in volstän-
diger analogie mit der bildung anderer casus (ein pronominal-
stamm at oder ata ist jedoch nicht nachweisbar).
Der ablativ ist volständig erhalten nur im altbaktrischen
und im italischen, wo er noch bei allen nominalstämmen im
gebrauche ist; im altindischen haben in nur die mänl. und neu-
tralen a-stämme neben dem genitiv, der in bei allen anderen
stämmen ersezt; im griechischen zeigen die adverbia auf -ως
daß er einst vorhanden war; im altirischen u. im nördlich-euro-
päischen ist er verloren. Die ursache des häufigen verschwin-
dens dises casus ligt darin, daß der im ser nah verwante ge-
nitiv in leicht ersezt.
Indog. urspr. -at tritt einfach an consonantische stämme
an; die stammaußlaute u, i, a werden vor t gesteigert (d. h.
das a von at verbindet sich mit dem stammaußlaute), nach u
und i kann auch at an treten, mit und one steigerung des
stammaußlautes, wie an consonantische (die altbaktr. und alt-
indischen formen des ablativ und genitiv singul. weisen auf
solche doppelbildung hin, die bei disen stammaußlauten auch
sonst auf tritt).
1. vâk-at; 2. manas-at; 3. taksan-at, nâman-at; 4. bharant-at,
vividvant-at; 5. bhrâtar-at, mâtar-at; 6. nâv-at; 7. bhruv-at; 8.
sunau-t, sunv-at, beide wol auß sunav-at; 9. patai-t, patj-at,
[447]Ablat. sing. Altind., Altbaktr., Griech.
beide wol auß pataj-at; 10. akvâ-t, ntr. jugâ-t, fem. akvâ-t (dem-§. 251.
nach findet hier auch bei den a-stämmen kein unterschid des
genus statt).
Altind. nur 10. masc. áçvâ-t, neutr. jugấ-t.
- Anm. 1. Benfey, kl. skrtgramm. §. 451, fürt als einziges beispil
eines ablativs von u-stämmen die form vidjôt, stamm vidju
(Yv. 20, 2) an. - Anm. 2. Manche pronominalstämme (s. u.) setzen t einfach an
den stammaußlaut one steigerung, z. b. ma-t (ma, stamm d. 1.
pers.), aber ta-smâ-t (stamm ta-sma, erweiterte nebenform von
stamm ta, demonstr.). - Anm. 3. Eine meist adverbial gebrauchte nebenform des ablativs
ist -tas (wol für -ta-t, mit verdoppeltem casuselemente), z. b.
tá-tas (von stamm ta, demonstr.), dharmá-tas (von dhárma, msc.
officium).
Altbaktr. Für -aṭ erscheint oft -âṭ, villeicht durch ana-
logie der a-stämme oder, nach dem altind. genitivsuffixe -âs
zu schließen, auß dem femininum, das villeicht (wie im altind.
in mereren casus) unursprünglicher weise durch denung des a
vom msc. geschiden ward. Vgl. übrigens das griechische -ως
= urspr. -ât.
1. vâḱ-aṭ (vâḱ-âṭ); 2. manaṅh-aṭ (manaṅh-âṭ); 3. açman-aṭ;
4. barent-âṭ, barant-âṭ; 5. dâthr-aṭ (dâthr-âṭ); 7. barethrj-âṭ,
stamm barethrî (genitrîx); 8. tanao-ṭ, tanèu-ṭ, tanv-aṭ (tanv-âṭ),
tanav-aṭ, ein unterschid von mascul. und femin. ist nicht nach-
weisbar; 9. âfrîtôi-ṭ; 10. açpâ-ṭ, neutr. dâtâ-ṭ, femin. dâtaj-âṭ.
Hier, wie häufig, ist der stamm durch j erweitert; vor disem
j ist der alte stammaußlaut a auch im femin. gebliben.
- Anm. Die ablativform auf -dha (Spiegel Beitr. II, 28), z. b.
qarenâ-dha zu qarenâ (neutr. nourriture) u. a., vermag ich nicht
genügend zu erklären. Vgl. griech. -θε, -θεν.
Griechisch. Das suffix -at ist hier stäts zu -ât gedent,
was im altbaktrischen ebenfals häufig statt findet, wie ja auch
das suffix des genitivs -as im griechischen nicht selten als -âs
erscheint; -ât aber wird im griechischen zu -ως, da t hier nicht
auß lauten kann (§. 149). Dise ablative werden im griechischen
29*
[448]Ablat. sing. Latein., Osk.
§. 251.in der function von adverbien gebraucht, z. b. πάντ-ως, σωφρόν-
ως, st. παντ, σωφρον (nom. sing. πᾶς, σώφρων), *σαφέσ-ως,
darauß σαφέ-ως, stamm σαφες (σαφής), ταχέϝ-ως, darauß
ταχέως, stamm ταχυ (ταχύς), vgl. genitive wie ἄστεϝ-ως, st.
ἄστυ; πῶς, ion. ϰῶς, urspr. kât, stamm πο, ϰο, urspr. ka,
und so bei den a-stämmen überhaupt, bei welchen lezteren die
griechischen ablative also volständig denen des altindischen und
der ursprache entsprechen.
- Anm. -θεν, -θε, z. b. πό-θεν u. s. f., kann lautlich dem alt-
ind. -tas nicht entsprechen, sondern nur einem altind. -dhas,
z. b. in á-dhas (infra), was auf ein ganz anderes grundelement
hin weist. Vgl. altbaktr. -dha.
Italisch. Lateinisch. t ist hier im außlaute zu d ge-
worden, welches d nur im archaischen latein erhalten ist, wo
übrigens auch bereits die form one d vor komt, wie ja auß
lautende consonanten überhaupt schwach getönt haben (§. 159).
Die consonantischen stämme nemen, wie in den anderen casus,
die form der i-stämme an. Außerdem entspricht die bildung
dises casus der bildungsweise des selben im altbaktrischen.
8. senatû-d, auß *senatou-t; 9. *hostei-d, marî-d, navalê-d
(leztere beide col. rostr.), eben so die consonantischen, wie
covention-îd u. s. f.; 10. oquoltô-d, Gnaivô-d u. s. f.; femin.
praidâ-d, sententiâ-d, eâ-d, extrâ-d u. s. f.
- Anm. 1. Altind. -tas lautet im latein. -tus, z. b. coeli-tus.
- Anm. 2. facilumê-d (sc. de Bacc.) und das entsprechende osk.
amprufî-d (improbe) weisen darauf hin, daß die adverbia auf
ê ablative sind. Demnach ward hier dem auß lautenden o des
stammes ein i oder j, das so häufig zwischen stamm und ca-
susendung auf tritt (s. den genitiv im folg. §.) bei geselt (wie
diß auch sonst vor komt, so z. b. im instr. plur. im altindischen,
im loc. plur. im griech. und altind. u. a.); so entstund die en-
dung -oi-t, worauß sich dann regelrecht -ei-t, -î-d, -ê-d und,
mit abfall des d, ê entwickelte.
Oskisch. Im algemeinen wie im lateinischen. a-stämme
aragetû-d (argento), preivatû-d (privato), dolû-d (dolo); femin.
tovtâ-d (civitate), suvâ-d (sua); i-stämme und consonantische z. b.
[449]Abl. sg. Umbr. Genit. sing. Urspr., Altind.
praesentî-d (praesente). Die u-stämme folgen im oskischen und§. 251.
umbrischen der analogie der i-stämme, z. b. castrî-d, stamm
castru (u-stamm; nicht, wie latein. castru-m, a-stamm).
Das umbrische hat überall das d verloren, z. b. a-st.
akrû, tertiû; fem. tûtâ; i-st. ukrî, okrî; u-st. manî, manî,
arputratî (vgl. zu disen oskisch-umbrischen formen latein. geni-
tive wie senati, quaesti u. s. f.).
Im altirischen ist diser casus nicht nachweisbar.
Altbulgarisch. Von adverbien, die mit den altindischen
auf -tas (pg. 447) verglichen werden können, finden sich spuren,
z. b. o-tŭ (a, ab) = altind. á-tas (inde). Außerdem ist, wie
im litauischen und gotischen, diser casus nicht nachweisbar.
- Anm. Daß die gotischen adverbia auf -ô (wie z. b. tha-thrô inde,
galeikô similiter u. s. f.) ablative seien, ist nicht mit genügen-
der sicherheit zu erweisen.
Genitivus singul. Element des gen. sing. ist -as, -s,§. 252.
das volständig auf die selbe weise an den stammaußlaut an
tritt, wie das -at, -t des ablativs, welchem es aufs nächste in
function und lautform verwant ist; nur die mänl. u. neutr. a-st.
setzen nicht s, sondern -sja an. Wie im ablativ das t, so ist
auch hier s und sja (vergleiche die demonstrativen pronominal-
stämme altind. sa und ta, sja und tja) pronominalen ursprungs;
sja ist höchst warscheinlich auß den wurzeln sa und ja zusam-
men gesezt (vor ja fält a hinweg, §. 223, pg. 349).
Indog. urspr. vâk-as; 2. manas-as; 3. taksan-as, nâman-as;
4. bharant-as, vividvant-as; 5. bhrâtar-as, mâtar-as; 6. nâv-as;
7. bhruv-as; 8. grundform ist sunav-as, darauß sunau-s, sunv-as;
9. patai-s, patj-as beide wol auß pataj-as; 10. akva-sja, juga-
sja, femin. akvâ-s.
Altind. Veränderliche stämme haben die kurze stamform.
Vocalische feminina denen das suffix -as zu -âs, das an die
durch j erweiterten a-stämme an tritt; dise unursprüngliche
genusbezeichnung findet in der älteren sprache (vêdisch) jedoch
noch nicht außschließlich statt. Vocalische neutra erweitern
vor dem -as den stamm durch n, was ebenfals in der älteren
(vêdischen) sprache noch nicht außnamslos geschiht.
[450]Genit. sing. Altbaktr.
1. vâḱ-ás; 2. mánas-as; 3. tákśan-as, nấmn-as; 4. bhárat-
as, vidúś-as (mit außstoß von aṁ von -v-aṁ-s), jávîjas-as;
5. dâtú-s, bhrấtu-s, mâtús, eine ganz junge, speciell indische
form, vêdisch findet sich noch pitr-as, die ältere form. Es
scheint hier das unursprüngliche nur in den lautwandlungen zu
ligen; ar oder ra ist hier zu r verkürzt (*dâtŕ-s u. s. f., vgl.
z. b. d. acc. plur. §. 250, pag. 442) und dises r als vocal
behandelt und nach art der späteren sprache in u gewandelt
worden (prâkrt udu = altind. rtu; prâkr. mâdua = altind.
mâtrka, im prâkrt lautet der genitiv sing. diser stämme z. b.
kattu-ńô, d. i. das im altind. aufs neutr. beschränkte kartr-ń-as*)
stamm kar-tar factor, mit erweiterung des stammes durch n;
also prâkr. u = altind. r auß ar, ra); dâtús, mâtús u. s. f.
ist also = *dâtŕ-s, *mâtŕs, einer schwächung von dâtr-as,
mâtr-as der älteren vêdischen sprache (daß nicht nur ar son-
dern auch ra zu vocal r geschwächt werden könne, lert §. 5,
pg. 16) für urspr. dâtar-as, mâtar-as; 6. nâv-ás; 7. bhruv-ás;
8. masc. sûnô-́s, vêdisch paçv-ás, femin. hánô-s oder hánv-âs,
neutr. mádhu-n-as, vêdisch auch mádhv-as und mádhô-s; auch
haben die stämme auf u die endung -uv-as ( = v-as, vgl. §. 14,
1, c); 9. pátê-s (am ende von zusammensetzungen, als wort
für sich hat diser stamm die ab weichende genitivform pátj-us,
die doch wol nur unregelmäßige wandlung von patj-as ist),
vêdisch arj-ás (zu stamm arí hostis), femin. ávê-s, ávj-âs,
neutr. vấri-ń-as; 10. vŕka-sja, neutr. jugá-sja, fem. áçvâ-j-âs.
Altbaktrisch. Bis auf die mänl. und neutral. a-stämme,
welche, wie im altindischen und griechischen, -sja als suffix zei-
gen, ist die bildungsweise dises casus von der des ablativs nur
durch das suffix s für t verschiden.
1. vâḱ-ô (vâḱ-aç-ḱa); 2. vaḱaṅh-ô; 3. açman-ô, nâman-ô,
nâmn-ô; 4. barent-ô, barant-ô, *vîduś-ô oder vîthus-ô (§. 134,
2); 5. dâthr-ô, brâthr-ô, dughdher-ô (6. gèu-s, zu einer verkürzten
stammform gu, nicht vom stamme gâo, der nur *gav-ô bilden
kann); 7. bavaintj-âo; 8. paçèu-s, tanèu-s, auch paçao-s, paçâu-s,
[451]Genit. sing. Griech., Latein.
paçv-ô, tanv-ô (wol auch paçav-ô, tanav-ô); 9. patôi-s, âfrîtôi-s;§. 252.
10. masc. açpa-hê, dial. *açpa-hjâ, açpa-qhjâ d. i. açpa-sja
(§. 29, 2), fem. dâta-j-âo (dâta-j-âoç-ḱa, die form lautet also
eigentlich dâta-j-âs, §. 27, 6).
Griechisch. Endung -ος = urspr. -as, die stämme auf
ι und υ, auch wenn dise laute nicht gesteigert oder in die ent-
sprechenden consonantischen laute gewandelt werden, setzen
ebenfals diß -ος an. Nicht selten erscheint das casussuffix -ος
zu -ως gedent (vgl. den ablat. im altbaktr. und griech.). Die
a-st. m. n. haben *-σϳο = urspr. sja, die fem. das gewönl. genitiv-
suffix urspr. -as, dessen a mit dem stammaußlaute verschmilzt.
1. ϝοπ-ός; 2. *μένεσ-ος, d. i. μένου-ς; 3. τέϰτον-ος, τάλαν-ος;
4. φέροντ-ος, εἰδότ-ος; 5. πατρ-ός, μητρ-ός für πατέρ-ος,
μητέρ-ος, die ebenfals vor kommen[,]δοτῆρ-ος; 6. νᾱϝ-ός, νηϝ-ός;
7. συ-ός; 8. νέϰυ-ος, γένυ-ος; γλυϰέϝ-ος, ἄστεϝ-ος od. ἄστεϝ-ως
mit denung von -ος zu -ως, wie im ablativ; 9. ion. πόλι-ος,
*πόλεϳ-ως, d. i. πόλε-ως mit denung von ο zu ω (ε wirkt hier
nicht auf den accent); *ποληϳ-ος, d. i. πόλη-ος, Hom. mit de-
nung des stammaußlautes εϳ zu ηϳ, grundform parâj-as; 10.
*ἱππο-σϳο, darauß ἵππο-ιο, ἵππο-ο ἵππου; neutr. eben so
ζυγοῖο, ζυγοῦ; femin. χώρᾱ-ς, τιμῆ-ς.
Italisch Lateinisch. Wie im griechischen tritt an
consonantischen außlaut das suffix -os an, das aber später zu
-us, -is wird. Die a-stämme masc. neutr. femin. scheinen den
stamm vor diser endung durch j erweitert zu haben; die vor
ligende sprache hat, wol unter einfluß des locativs, einen eigen-
tümlichen weg bei disen stämmen ein geschlagen, s. u.
1. vôc-os (erhalten in magistratu-os, senatu-os, domu-os), dar-
auß vôc-us (erhalten in Vener-us, honor-us, Castor-us, part-us) und
fernerhin vôc-is. Die alten formen Salutes, Apolones scheinen ge-
wönliche nebenformen von is zu sein, fals man nicht -es als
uralt und unmittelbar ans urspr. -as sich an schließend faßen
will. So bei allen anderen consonantischen. 2. *genes-os, gener-is;
3. *homen-os, homin-is; *nomen-os, nomin-is; 4. *ferent-os,
ferent-is; 5. *patr-os, patr-is; datôr-os, datôr-is; 6. *bov-os,
bov-is; 7. *su-os, su-is.
[452]Genit. sing. Latein.
8. warscheinlich *fructov-os = γλύϰεϝ-ος, da vor υ nicht
e, sondern o steht (§. 47, 2), darauß fructu-os, fructu-us (domu-us,
exercitu-us inschr.), wie suus auß sovos (§. 154, 3), fernerhin
fructu-is (senatu-is), fructûs und in der älteren sprache auch
fructû (§. 159); neutr. eben so. Nicht selten findet sich diser
casus nach analogie der a-stämme gebildet (s. u.), wie quaesti,
senati, sumpti (bei Plaut. u. sonst, sogar bei Cic.).
9. avi-s, warscheinlich auß avî-s (vgl. osk. -eis, über die
kürzung vgl. §. 55), wenn man nicht eine volständige mischung
der consonantischen und der i-stämme auch in disem casus an
nemen will, worauf formen wie partus (partis) von einem stamme
parti allerdings hin weisen.
10. masc. neutr. equei, equî; jugei, jugî. Vergleicht man
oskisch -eis, umbrisch -ês, -êr und die parallele bildung des ab-
lativs in facilumê-d, facilumê, so ergibt sich mit höchster war-
scheinlichkeit *equeis als die voraus zu setzende ältere form.
Der abfall von s ist eine häufige erscheinung (vgl. d. nom. plur.,
§. 247, pg. 432). Genitiv *equeis, ablat. facilu̇mêd = *facilumei-d
weisen auf eine ältere endung *-ois, *-oit hin; der stamm ist
also durch i, oder warscheinlicher noch durch j vermert wor-
den. In die indog. ursprache zurück übersezt, würden dise
formen wol gen. *akvaj-as, ablat. *akvaj-at lauten.
Im femininum findet sich sowol die alte bildung dises ca-
sus one vermerung des stammes durch j, wie z. b. familiâ-s,
terrâ-s, viâ-s, deivâ-s u. s. f. = χώρα-ς, got. gibô-s, u. s. f.,
als auch formen, auß denen sich wol eine grundf. *-â-j-as er-
gibt, also ein, wie im masc. neutr., durch j erweiterter stamm.
Wir haben hier also die formen -â-s und -â-j-as neben einan-
der, wie im ablat. singularis msc. neutr. â-t (equô-d) und -a-j-at
(facilumê-d),
Die häufigen genitive (namentl. von weibl. nomin. prop.),
auf -aes (Dianaes, Octaviaes, dimidiaes, suaes) weisen auf *ais
als ältere form hin (§. 49); *-ois: *-ais = *-ajas: *-âjas.
Auf diß ais fürt nun auch die endung ai (fameliai, vitai
Romai etc.) nebst dem darauß gewordenen gewönlichen ae;
-ei: -eis = -ai, -ae: -ais, -aes. Die länge der beiden elemente
[453]Genit. sing. Osk., Umbr., Altir.
in âî, also auch im vorauß zu setzenden âîs, erklärt sich bei§. 252.
â von selbst, da ja dise stämme eben auf â auß lauten, bei
î auß der zusammenziehung von ja (von -âjas), d. i. später
jo, ji zu î.
Die ja-stämme msc. neutr. ziehen in der älteren sprache
ii zu i zusammen, z. b. fili, consili etc.
Oskisch. Conson. Ju̇v-eiͤs, maatr-eiͤs (Jovis, matris),
also nach analogie der i-stämme (-eiͤs = urspr. -ai-s, altind.
-ê-s, altbaktr. -ôi-s, got. -ai-s, lit. -ë-s).
u-stämme. osk. castrou-s (einziges beispil), -ou-s = urspr.
-au-s, altind. -ô-s, altbaktr. -èu-s, lit., got. -au-s.
a-stämme: msc. ntr. pu̇mpaiianeiͤs (pompeiani), senateiͤs
senateis (senati), sakarakleiͤs (*sacraculi) und oft, also wie
im lateinischen, nur mit erhaltenem s; femin. eituâ-s (pecu-
niae) u. a., also wie lat. familiâs.
Umbrisch. Consonantisch nomn-er, d. i. nomn-es, war-
scheinlich ist -êr zu lesen und es ist die bildung dises casus
also die selbe wie bei den i-stämmen; i-stämme z. b. ocrê-r,
von stamm ocri, auch -î-r komt vor; also -êr, -îr, älter -ês,
-îs = osk. ei-s, urspr. -ai-s.
u-stämme. trifo-r, als ältere endung ist wol *-û-s vorauß
zu setzen, vgl. osk. -ou-s.
a-stämme. msc. neutr. kaprês, katlês, katlê, poplêr,
pihanêr also = osk. -eis, lat. -ei(s); femin. tûtâ-s, tôta-r,
also ebenfals wie lat., osk. -âs.
Altirisch. Das s ist überall verloren; conson. z. b. 1.
ríg, 3. menman, talman, díten; neutr. anma, anmae hat sogar
den stammaußlaut n verloren; 4. carat; 5. athar für *ríg-as,
*pathar-as, *carant-as u. s. f.; 8. betha, d. i. *bethâ, für *bethâ-s,
auß *bethav-as; 9. fátha, d. i. *fáthâ, auß vâtaj-as; dúlo ist
wol nur nebenform mit zu o getrübtem a; dúile aber, mit e =
ja, jâ (§. 75), steht für duli-as mit nicht gesteigertem stamm-
außlaute, vgl. πόλι-ος; 10. baill, fir = *balli, *firi, vgl. alt-
gallisch segomari, wie italisch, auß virî, virîs, virais (grundf.
der endung a-jas), eben so die ja-stämme, z. b. rannairi (vgl.
latein. librari); femin. rainne, scheint eine jâ-form zu sein,
[454]Genit. sing. Altbulg., Lit., Got.
§. 252.vgl. caile auß *caljâ-s (oder sind etwa rainne und caile als
nach der analogie der i-stämme gebildet = rannj-as, calj-as zu
faßen? Vgl. oben d. acc. sing. §. 249, pg. 440).
Altbulg. Das s muß stäts ab fallen, dem außlautsge-
setze zu folge. Die feminina auf â zeigen eine dunkle form
mit auß lautendem nasal.
2. nebes-e, grundf. nabhas-as; 3. kamen-e, grundf. kaman-as;
5. mater-e, grundf. mâtar-as; 7. svekrŭv-e, grundf. svakruv-as; 8.
synu, d. i. *synû, auß sunau-s (§. 88, 9), meist aber syna nach
10; 9. kosti, pąti, d. i. *kostî, *pątî mit î auß -îs und diß
auß -ais, vgl. lit. -ës (§. 88, 8); 10. vlŭka, konja, děla, polja,
d. i. vlŭkâ u. s. f., warscheinlich auß varka-sja u. s. f., mit
außstoßung von sj, vgl. d. litauische; femin. rąky, d. i. rankâm
oder rankân oder rankam, -an, ja-st. dušę, d. i. duchjâ-m, -jâ-n,
-ja-m oder -ja-n (§. 84). Entweder ist hier die analogie des
accus. nomin. pluralis zu finden, dem so oft der genit. sing.
gleich lautet, oder es ist das casuselement mittels eines nasals
an getreten, so daß ein *rankâ-n(-as) als grundf. an zu nemen
wäre. Lezteres dünkt mich die beßere vermutung.
Litauisch. Vom suffixe as bleibt nur s; u- und i-stämme
steigern iren außlaut zu au, ë.
3. akmèn-s, d. i. akman-as; szùn-s, d. i. kun-as, griech.
ϰυν-ός, skr. çun-ás; 5. môtèr-s, d. i. mâtar-as; 8. sunaú-s; 9.
akë́-s, gentë́-s; 10. vìlkô, wol auß *vilka-a, *vilka-sja; ja-st.
dàlgiô; femin. rànkô-s, żôlė-s = *żôljâ-s; diser genitiv ist also
wie in den übr. sprachen gebildet, wodurch die slawischen for-
men sich als ser jung erweisen.
Gotisch. Von urspr. as kann nur s bleiben, nach dem
außlautsgesetze (§. 113, 1); die i- und u-stämme steigern den
stammaußlaut und nemen ebenfals -as an; die mänl. und neu-
tralen a-stämme zeigen starke verkürzung der endung.
3. hanin-s, neutr. namin-s, der kurze vocal vor s muß
nach dem außlautsgesetze hinweg fallen, warscheinlich war die
ältere form zunächst *hanin-is, *namin-is, auß grundf. nâman-as
u. s. f. (4. fijandis nach 10); 5. brôthr-s, d. i. bhrâtar-as, daúhtr-s;
8. sunau-s, handau-s, faíhau-s; das au-s (es steht nicht -ius,
[455]Genit. plur. Urspr., Altind.
welches = urspr. -au-s, altind. -ôs wäre) weist mit bestimtheit§. 252.
auf ein älteres *sunav-is, grundf. sunav-as hin, auß welchem
nach den gotischen lautgesetzen sunaus wérden muß; 9. (die
masc., z. b. gastis, schlagen in die analogie von 10 um) fem.
mahtai-s, das ai-s (es steht nicht ei-s, welches urspr. -ai-s, alt-
ind. -ês wäre) weist auf *mahtaj-is, grundf. maghtaj-as hin;
10. vulfi-s, dagi-s, vgl. altsächsisch daga-s, wol auß der grundf.
-asja, mit verlust des ja; daß die endung is nicht auß älterer
sprachperiode rürt, beweist das bleiben des i in der nun auß
lautenden silbe; femin. gibô-s.
Genitivus plur. Der genitivus pluralis endigt sich auf§. 253.
-âm und -sâm, lezteres ist jedoch fast nur in der pronominalen
declination erhalten. Es scheint, daß -âm auß -sâm entstan-
den ist, wie im nomin. plur. -as auß -sas; vâk-âm also auß
*vâk-sâm, wie nomin. plur. vâk-as auß *vâk-sas. Warschein-
lich ist sâm die volle (oder villeicht die gedente) form des ur-
sprünglichen genitivsuffixes und das pluralzeichen ist verloren.
Nach diser vermutung wäre also gen. pl. -sâm auß *sâm-s,
oder *sam-s entstanden; vgl. den dat. dual. -bhjâm auß *-bhjâm-s,
neben dem dat. plur. -bhjas auß *-bhjam-s; wie neben dem
casussuffixe -bhi ein -bhj-am erscheint, so neben -s, -as ein
-s-am. An dises sam muß nun früher das plural-s sich ange-
schloßen haben, wie an jenes bhjam.
Indog. urspr. 1. vâk-âm auß älterem *vâk-sâms und so
bei allen übrigen; 2. manas âm; 3. gnâman-âm; 4. bharant-âm,
vividvant-âm; 5. bhrâtar-âm, mâtar-âm; 6. nâv-âm; 7. bhruv-âm;
8. sunuv-âm; 9. patij-âm; 10. masc. akvâm, neutr. jugâm, fem.
akvâm mit zusammenziehung des stammaußlautes mit dem an-
laute des casussuffixes. Auf dise grundformen leiten die formen
aller indogermanischen sprachen hin, obwol man (nach der pro-
nominalen declination) geneigt wäre der indog. ursprache ge-
nitive plur. wie *akva-sâms zu zu sprechen.
Altindisch. -âm tritt bei veränderlichen stämmen an die
kürzeste stamform. Vocalische stämme erweitern den stamm
durch n, vor welchem sie den stammaußlaut denen; das ar der
stämme auf ar wird zu r geschwächt und diß r nun als vocal
[456]Genit. plur. Altbaktr., Griech., Latein.
§. 253.behandelt. Dise bildungsweise ist eine indische neubildung, in
der älteren sprache zeigen sich noch die älteren formen. 1.
vâḱ-ấm; 2. mánas-âm; 3. tákśan-âm, nấmn-âm; 4. bhárat-âm,
vidúś-âm, jávîjas-âm; 5. dâtr̂́-ń-âm, bhrâtr̂́-ń-âm, mâtr̂́-ń-âm;
vêdisch aber noch nár-âm (virorum), svásr-âm (sororum), dem-
nach kann auch ein *bhrấtr-âm, *dâtr-ấm für die ältere sprache
vorauß gesetzt werden; 6. nâv-ấm; 7. bhruv-ấm; 8. sûnû́-n-âm;
9. ávî-n-âm; 10. áçvâ-n-âm, neutr. jugấ-n-âm, fem. áçvâ-n-âm;
vêdisch finden sich auch formen one n (also áçvâm).
Altbaktrisch. Casusendung ist a͂m (§. 27, 7) = âm.
Auch hier findet sich bei stämmen auf a und mersilbigen auf i
und u die unursprüngliche stammerweiterung durch n, doch
nicht außnamslos. 1. vâḱ-a͂m; 2. manaṅh-a͂m; 3. açman-a͂m; 4.
barent-a͂m, barant-a͂m, *vîduś-a͂m; 5. brâthr-a͂m, dughdher-a͂m;
6. gav-a͂m; 8. paçv-a͂m, tanu-n-a͂m; 9. thrj-a͂m (stamm thri tres),
âfrîti-n-a͂m, pati-n-a͂m; 10. açpa͂m (z. b. gaośa͂m stamm gaośa,
auris), açpa-n-a͂m, fem. dâta-n-a͂m.
Griech. Casussuffix ist -ων = -âm. Die weibl. stämme
auf urspr. â haben, wie die betonung zeigt, die endung urspr.
sâm, deren s zwischen vocalen schwindet (§. 145, 2, c).
1. ϝοπ-ῶν; 2. μενῶν, d. i. *μενέσ-ων; 3. τεϰτόν-ων; 4.
φερόντ-ων, είδότ-ων; 5. δοτήρ-ων, μητέρ-ων; 6. νᾱϝ-ῶν, βοϝ-
ῶν; 7. συ-ῶν; 8. γενύ-ων, γλυϰέϝ-ων; 9. ion. πολί-ων, πόλεων,
d. i. πόλεϳ-ων mit steigerung des i nach analogie anderer ca-
sus; 10. λύϰων, femin. χωρῶν, auß *χωρά-(σ)ων.
Italisch. Lateinisch. Suffix -om, -um = urspr. -âm;
bei a-stämmen -rom, -rum, auß *-sôm = urspr. -sâm, welches
auß der pronominalen declination ein gedrungen zu sein scheint;
darneben finden sich auch die durch die verwanten sprachen
als älter erwisenen formen one s (r).
1. vôc-um, auß ält. *vôc-ôm; 2. *genes-ôm, darauß gener-um;
3. nomin-um; 4. parent-um, sapient-um, in der regel aber nach
der analogie der i-stämme; 5. datôr-um, patr-um; 6. bo-um
(für *bov-um); formen cons. stämme, wie die von Varro über-
liferten boverum, lapiderum scheinen für *bovi-rum, *lapidi-rum
zu stehen (§. 52) und also auch an die i-form die endung -sum
[457]Genit. plur. Osk., Umbr., Altir., Altbulg.
an getreten zu sein; 8. fructu-um, villeicht auß *fructov-om,§. 253.
doch vgl. d. flg.; 9. pelvi-um; 10. equum, equô-rum, duonô-ro(m)
(tit. Scip. Barb.), mit denung des stammaußlautes o zu ô,
fem. equâ-rum, wie griech. *χωρά-σων; formen one s, wie z. b.
agricolum, drachmum finden sich jedoch auch hier.
Im oskischen und umbrischen felt es ser an beispilen;
warscheinlich stimten dise sprachen völlig zum lateinischen,
wie diß in den wenigen belegbaren beispilen der fall ist, z. b.
a-stämme oskischAbellanum,Nu̇vlanum (Nolanorum) one
s, wie latein. nummum, deum; femin. -azum = latein. -arum,
z. b. egma-zum (rerum).
Umbrisch. fratrum, fratru, fratrom = lat. fratr-om,
fratr-um; die i-stämme haben -io(m), wie latein.; die a-stämme
mascul. neutr. -u(m), -o(m), femin. arum, -aru (so auch
im neuumbrischen), also ebenfals dem lateinischen völlig ent-
sprechend.
Altirisch. Die ganze endung ist fast überall hinweg ge-
fallen, doch zeigt der anlaut des folgenden wortes noch den ur-
sprünglich auß lautenden nasal 1. ríg(n), zunächst wol auß
*rígon, älter -âm und so überall; 3. menman(n), talman(n),
díten(n), anman(n); 4. carat(n); 5. máthar(n), doch athr-e(n)
(zu athir pater) nach analogie der i-stämme; 8. betha(n), wol
= *bethâ(n) auß *bethav-âm, durch außfall des v (§. 170, 3);
9. dúla(n), wol = dúlâ(n), auß *dúlaj-âm, mit schwund des
j; masc. fátha (grundf. *vátaj-âm), darneben auch dúle, fáithe;
dise formen weisen auf grundformen *dúlj-âm, *vátj-âm one
steigerung des stammaußlautes hin. Bereits mermals fanden
wir vor casussuffixen sowol gesteigerten als nicht gesteigerten
stammaußlaut (vgl. z. b. genit. ablat. sg.); 10. ball(n), fer(n),
rann(n); ja-st. céle(n), rannaire(n), femin. caile(n).
Altbulg. Von der endung âm ist (durch die mittelstufen
ą, u hindurch) nur ŭ gebliben (§. 84, 2). 2. nebes-ŭ, grundf.
nabhas-âm; 3. neutr. imen-ŭ (masc. kamenij, nach 9); 5. mater-ŭ,
grundf. mâtar-âm; 7. svekrŭv-ŭ; 8. synov-ŭ, grundf. sunav-âm
und (nach 10) synŭ; demnach wird auch in disem casus 8 und
10 gemischt, denn ov geht von hier auch auf die a-stämme
[458]Genit. plur. Lit., Got. Locat. sing.
§. 253.über (vgl. nom. plur. υἱοί in der casusbildung = syni; υἱέϝες
= synove; genit. plur. υἱῶν = synŭ, υἱέϝων = synovŭ); 9.
pątij, kostij, nach den lautgesetzen für *pantĭ-ĭ und diß für
pantĭj-ŭ (§. 87, 2; vor j = ĭ auß jŭ tritt nicht ĭ ein, sondern
dafür i), grundf. pantij-âm, mit spaltung des stammaußlautes
i zu ij (§. 85, 4); 10. vlŭkŭ (also lautlich dem nom. accus.
sing. gleich), auß *vlakâm; neutr. dělŭ, grundf. dhârâm; fem.
rąkŭ, grundform rankâm; ja-stämme konĭ, d. i. *konjŭ auß
konjâm, eben so neutr. polĭ, d. i. *poljŭ; femin. dušĭ, d. i.
*duchjŭ auß duchjâm.
Litauisch. Überall û für älteres un = urspr. -âm;
-un ist erhalten in alten und żemaitischen drucken, z. b. tun,
hochlit. tú, grundf. tâm, vom pronominalstamme ta u. a. Man
solte daher eigentlich -ų schreiben (§. 193). Consonantische
formen sind in disem casus mit vorliebe erhalten. Die u-stämme
folgen der analogie der a-stämme.
2. debes-ú, grundf. nabhas-âm; 3. akmen-ú, grundf. akman-âm;
4. dant-ú (danti-s, femin. dens), grundf. dant-âm; 5. môter-ú,
grundf. mâtar-âm, dugter-ú (8. sunú, nach der analogie von
10); 9. aki-ú, genczú (§. 192, A, 6) für niderlit. genti-u; 10.
vilk-ú, femin. rànk-ū, grundform vilkâm, rankâm; ja-stämme
dàlgiū, zôliû́.
Gotisch. Von -âm ist dem außlautsgesetze zu folge nur
-ê gebliben; feminina haben bei 3 und 10 (wo der stammauß-
laut urspr. â nicht außer acht zu laßen ist) als unterschei-
dung vom masc. und neutr. färbung des urspr. â zu ô. Die
u-stämme haben steigerung, die i-stämme sind auch hier in
die analogie der a-stämme über getreten.
3. hanan-ê, aúhsn-ê (stamm aúhsan bos), neutr. haírtan-ê,
namn-ê, aber femin. tuggôn-ô; 4. fijandê (von 10 nicht zu schei-
den); 5. brôthr-ê, daúhtr-ê; 8. suniv-ê, fem. handiv-ê, grundf.
der endung av-âm (9. nach 10 gastê, femin. anstê); 10. msc.
vulfê, neutr. jukê, grundf. vulfâm, jugâm; femin. aber gibô.
Locat. singul. An nominalstämmen ist i die endung di-
ses casus; die pronominale declination zeigt jedoch -in und diß
ist aller warscheinlichkeit nach das ältere (in auß an geschwächt;
[459]Locat. sing. Urspr., Altind., Altbaktr.
ana ist ein demonstrativer pronominalstamm, von welchem lat.§. 254.
deutsch in, deutsch an, lit. i̧ = in, griech ἐν, slaw. vŭ =
vą, ą, an, vgl. §. 84, 2, entspringt), woferne nicht in altin-
disch tásm-in und nâv-í zwei ursprünglich verschidene casus
vor ligen.
Der locativ ist als selbständiger casus erhalten im altind.,
altbaktr., slaw., lit.; mit dem im nahe verwanten dativ zu
einem casus ist er zusammen gefloßen im griechischen, latein.
(wo auch berürung des locativs mit dem genitiv und ablativ
statt flndet), deutschen und, aller analogie nach, keltischen.
Indogerm. urspr. i tritt einfach an; die stämme auf
u und i steigern den stammaußlaut.
1. vâk-i; 2. manas-i; 3. nâman-i; 4. bharant-i, vividvant-i;
5. dâtar-i, bhrâtar-i, mâtar-i; 6. nâv-i; 7. bhruv-i; 8. sunav-i;
9. pataj-i; 10. masc. akva-i, neutr. juga-i, femin. akvâ-i, eine
form, die wegen des â mit dem dativ (s.d. flg.§.) zusammen fließt.
Altindisch. i tritt bei veränderlichen consonantischen
stämmen an die kürzeste stammform. Vocalische feminina auf
langen vocal (î, û, â) haben stäts -âm (dunkel) als casus-
suffix, das an â (10) mittels j an tritt; die feminina auf i und
u können ebenfals diß -âm haben. Die stämme auf u haben
das casussuffix ein gebüßt und lauten auf -au für ursprüng-
liches und älteres -av-i auß; diser analogie folgen auch die
i-stämme. Neutra auf i und u erweitern den stamm durch n.
1. vâḱ-í; 2. mánas-i; 3. tákśan-i, nấman-i und nấmn-i;
4. bhárat-i, vidúś-i, jávîjas-i; 5. dâtár-i, mâtâr-i; 6. nâv-í; 7.
bhruv-í, auch bhruv-ấm; 8. vêd. sûnáv-i, hánv-i, sanskrit sûnâú,
hánâu oder hánv-âm, neutr. mádhu-n-i; 9. (ávâu, kavấu,
zu stamm kavi, poeta nach 8; páti hat sogar pátj-âu) fem.
ávj-âm; 10. mascul. áçvê, d. i. *açva-i, neutr. jugế, femin.
áçvâ-j-âm, vêdisch auch bei weibl. substantiven (auf suffix -ta)
áçvê, wie im mascul. neutr. (Benfey, gr. sanskritgramm.
§. 731, anm. 4, pag. 301; Benfey fürt verschidene formen
dises casus als vêdische an, die wir hier vor der hand noch
übergehen wollen).
Altbaktrisch. Wie im altindischen. Casusendung ist
[460]Locat. sing. Griech., Latein.
§. 254.i, auch ao = altind. au findet sich bei u-stämmen neben den
älteren formen mit erhaltenem i; manche formen felen. Nach
Westergaard, welchem Spiegel folgt (Beitr. II, 28 f.), komt
bei i- und u-stämmen auch die endung ô vor, die man wol
nicht anders erklären kann, als mit Spiegel auß -a-v-i, -aj-i,
so, daß vi und ji verflüchtigt, das nun auß lautende a aber
zu ô (§. 27, 5) getrübt sei.
1. vâḱ-i; 2. mánah-i (h vor i = s, s. §. 136, 2); 3.
açmain-i (§. 26), d. i. akman-i; 4. barent-i, *vîduś-i; 5. ?
brâthr-i; 6. ? gav-i; 8. tanv-i, daiṅhv-i (zu stamm daiṅhu, d. i.
dasju, femin. provincia), auch peretâo (Brockhaus, glossar,
zu stamm peretu femin. pons); gewönlich wird der genitiv an-
statt des locativs gebraucht, wie stäts bei 9; 10. açpê (? açpôi,
vgl. §. 22), d. i. akva-i; neutr. dâtê, fem. (nach Bopp vergl.
gr.) *dâta-j-a (= altind. -â-j-âm).
Griech. Der locativ fungiert als dativ, welcher da felt,
wo der loc. gebildet wird; nur bei den mänl. neutralen stäm-
men auf urspr. a (10) kommen beide casus, locativ und dativ,
neben einander vor; ersterer aber nicht als regelmäßig gebrauch-
ter casus, sondern nur als adverbium. 1. ὀπ-ί; 2. *μένεσ-ι,
darauß μένεί; 3. τέϰτον-ί, 4. φέροντ-ι, εἰδτ-ι; 5. δοτῆρ-ι,
μητρ-ί; 6. νηϝ-ί; 7. συ-ί; 8. *γλυϰεϝ-ι, darauß γλυϰεῖ; 9.
*πολεϳ-ι, darauß πόλει, mit denung des εϳ *ποληϳ-ι, πόληϊ
(Hom.); 10. οἴϰο-ι, femin. χαμα-ί (τιμῃ könte dativ und loca-
tiv sein, da loc. η + ι und dat. η + ai zu ῃ werden muß,
aber die echten locative auf αι beweisen, daß ῃ dem dativ
zu komt).
Italisch. Lateinisch. Als locative gelten nur die for-
men der a stämme, wie humi, domi, belli, Corinthi etc., î =
ei = oi, vgl. οἴϰοι; femin. Romae = *Romai, vgl. χαμαί.
Dadurch, daß der eigentümlich gebildete genitiv diser stämme
sein s verlor, mischten sich die formen beider casus (nicht
hierher gehörig ist ruri, selten rure, ein gewönlicher abla-
tivus localis, vgl. terra marique, hoc loco etc.; durch abfall
des d mischt sich also in den consonantischen und i-stämmen
auch der ablativ mit dem locativ).
[461]Locat. sing. Umbr., Altir.
Der dativ der i-stämme und der consonantischen auf î, ê,§. 254.
ei ist schwerlich ein echter dativ, da wir bei disen stämmen
den echten dativ im ganzen nur selten finden; lat. navei, navê,
navî (patrei, patrê, patrî) ist wol auß grundf. navaj-i zu er-
klären, wie griechisch πόλει auß *πολεϳ-ι und eben so bei
den consonantischen, welche der analogie der i-stämme folgen.
Die selbe form gieng aber auch auf die u-stämme über, die ja
auch sonst mit den consonantischen gehen; senatu-ei wol auß
*senatov-ei *senatuv-ei (§. 154, 3, vgl. den genitiv sing. §. 252,
pg. 452), darauß senatuî, senatui, senatû.
Auch das oskische hat bei den a-stämmen den echten
locativ, z. b. mu̇iͤnikeiͤ tereiͤ (stamm tero neutr.; in terra
communi); femin. esaiͤ viaiͤ mefiaiͤ (in ea via media). Die
consonantischen stämme haben die i-form wie im latein., z. b.
Diuͤv-eiͤ, pater-eiͤ u. s. f.
Umbrisch. Der dat. sg. der a-stämme ist in der form
nicht vom locativ zu scheiden, da oi und ôi hier zu e (ei)
wird. Die i-stämme und die consonantischen bilden disen casus
wie latein. und oskisch, z. b. ocre, patre, nomne (ein mal nur
findet sich -i).
Altirisch. höchst warscheinlich verhielt sich auch in
beziehung auf die bildung dises casus das keltische wie das
italische, doch ist im altir. locativ und dativ nicht mer zu schei-
den. Ob in formen, wie 1. ríg, ríi, d. i. *rîgi, 3. menmain,
d. i. *menman-i, talmain, dítin, anmaim (durch assimilation
für *anmain); 4. carait, d. i. *caranti; 5. athir, d. i. *patir-i;
8. biuth auß *bithu, wol für *bithu-i (vgl. d. latein. dat.); 9.
dúli, dúil, masc. fáith = *dûlî, *fâthî auß *vâti-i, *dûli-i
10. (s. den dativ im flg. §) fem. rainn, d. i. *ranni; ja-form
caili für *calji, locative oder dative vor ligen, d. h. ob das
casuszeichen früher i oder ai, darauß ei, î, gewesen, läßt sich
nur nach der analogie entscheiden. Warscheinlich sind 1. 3.
4. 5. 8. 9. locative, aber, wie im italischen, nach der analogie
der i-stämme gebildet, daher ist das i nicht spurlos geschwun-
den; also z. b. 5. athir auß *patri-i, *patr-î, 4. carait auß
carant-î u. s. f. Im femininum der a-stämme z. b. rainn, d. i.
Schleicher, vgl. gramm. d. indog. spr. 30
[462]Locat. sing. Lit., Altbulg.
§. 254.*rannî auß *rannai, caili, d. i. *caljî auß *caljai fält lo-
cativ und dativ in der form zusammen, grundform ist jedes
falles *rannâi, *caljâi.
Litauisch. Der locativ ist zwar vom dativ in der form
geschiden, doch sind auch die dative, außer bei 10 fem., war-
scheinlich locativformen. Alle consonantischen haben die form
der i-stämme (9), die mänl. a-stämme ziehen im locat. a-i in
e zusammen; als dativ haben sie einen locativ nach analogie
der u-stämme. Die stämme auf u und i und die feminina auf
â (10) haben die endung -je, die villeicht zu skr. -j-âm zu
stellen ist, aber auch eben so wol anderes ursprungs sein
kann. (3. loc. akmeny-jè, dat. ákmeniui nach 10; 5. dugtery-jè
nach 9) 8. sunu-jè, darauß verkürzt sunù-i; súnui gilt als
dativ, ist aber doch warscheinlich eine locativform; 9. aky-jè,
darauß verkürzt aký; 10. vilkè auß *vilka-i (ja-stämme wie
9, dàlgy-je); femin. ászvô-je, darauß ászvô, vgl. skr. áçvâ-j-âm;
ja-stämme żôlė-jè, darauß żôlė́ (vìlkui, dàlgiui gilt als dativ,
ist aber eine locativform nach 8, vergl. súnui, slaw. synu;
grundf. diser formen ist wol sunav-i, vilkav-i).
Altbulgarisch. Der locativ gilt fast bei allen stämmen
zugleich als dativ. Consonantische gehen nach 9 (2. slovesi,
3. imeni, 5. materi = kosti).
8. synu gilt meist als dativ u. ist wol auß synov-ĭ, grundf.
sunav-i, entstanden; die form synov-i fungiert als dativ. Die ge-
steigerte form der u-stämme ist demnach nach analogie der i-
stämme behandelt, denn synovi ist = *synovî (§. 88, 6; loc.
syně ist nach 10 gebildet); 9. gosti, mogti slaw. -i = -î und diß
auß i + i, stammaußlaut und locativzeichen; 10. vlŭcě für
*vlŭkě, d. i. *vlŭkai; die formen der u-stämme, näml. vlŭku,
locat. dat., und vlŭkov-i, dat., gehen auf dise stämme eben so
über, wie die formen der a-stämme auf die u-stämme (locat.
syně wie vlŭcě); neutr. dělě; femin. rącě für *rąkě, d. i. rąkai
auß rąkâi; dise form kann locat. und dat. sein und gilt als
beides; ja-stämme koni auß *konjě (§. 87, 3); femin. duši
auß *duchjě, nach den lautgesetzen; dat. konju und konjev-i
folgen der analogie der u-stämme.
[463]Locat. sing. Got. Dat. sing. Urspr., Altind.
Gotisch. Der locativ fungiert als dativ, nur die a-stämme§. 254.
haben lezteren casus auch in der form. Das i des locativs muß
nach dem außlautsgesetze überall schwinden; u- und i-stämme
(femin.) haben steigerung des stammaußlautes.
3. hanin(-i); 4. fijand(-i); 5. brôthr(-i), daúhtr(-i); 8.
sunau auß sunav(-i), fem. handau auß handav(-i); 9. fem.
mahtai auß mahtaj(-i) (das masc. geht nach 10. und bildet
wie dises einen dativ, gasta, s. u.); 10. (das masc. und neutr.
bildet einen dativ) femin. gibai kann locat. und dativ sein,
ist aber warscheinlich lezteres.
Dativ sing. Nur im altindischen und altbaktrischen ist§. 255.
der dat. sing. vom locativ sing. durch das suffix ai (villeicht
steigerung des locativen i, oder etwa auß abhi; vgl. den dat.
des personalpron. z. b. tu-bhi-am; was den außfall der bh be-
trift, so vgl. griechisch -οιν für -οφιν, altind. u. lit. -ais auß
-abhis u. a., s. u.) durchweg geschiden, litauisch und slaw.
sondert ebenfals den dativ vom locativ als besonderen casus,
braucht aber vilfach (s. d. vorherg. §.) locativformen in dativ-
function.
Indog. urspr. ai tritt einfach an, stammaußlaut i und
u wird gesteigert. 1. vâk-ai; 2. manas-ai; 3. gnâmanai; 4.
bharant-ai, vividvant-ai; 5. dâtar-ai, mâtar-ai; 6. nâv-ai; 7.
bhruv-ai; 8. sunav-ai; 9. avaj-ai, pataj-ai; 10. masc. akva-ai,
d. i. akvâi, neutr. eben so jugâi, femin. akvâ-ai, d. i. akvâi
(also vom locativ nicht zu scheiden und one sonderung der
genera).
Altindisch. ê tritt so an, wie das i des locativs, also an
den kurzen stamm bei veränderl. consonantischen; die stamm-
außlaute i und u werden gesteigert; neutra auf i und u er-
weitern den stamm durch n; die a-stämme masc. neutr. laßen
aja an treten, eine dem indischen außschließlich eigentüm-
liche und dunkle form; die feminina haben die unursprünglich
gedente endung âi (vergl. -âs des genitivs, -âm des locativs
feminini).
1. vâḱ-ế; 2. mánas-ê; 3. tákśan-ê, nấmn-ê; 4. bhárat-ê,
vidúś-ê, jávîjas-ê; 5. dâtr-ế, mâtr-ế; 6. nâv-ế; 7. bhruv-ế;
30*
[464]Dat. sing. Altbaktr., Griech., Lat., Osk., Umbr., Altir.
§. 255.8. sûnáv-ê, neutr. mádhu-n-ê, femin. hánav-ê oder hánv-âi; 9.
pátaj-ê (so am ende von zusammensetzungen, als selbständiges
wort pátj-ê), neutr. vâri-ń-ê, fem. ávaj-ê oder ávj-âi; 10. msc.
áçvâja, also açva-aja, altbaktr. aber noch açpâi, auch hat das
pronomen noch nicht das schließende a, z. b. kásmâi, stamm
kasma (interrogativum); neutr. eben so, jugấja; fem. áçvâ-j-âi,
mit stammerweiterung durch j, vêdisch finden sich auch for-
men one die selbe, also *áçvâi.
Altbaktrisch. âi des femin. findet sich nur bei a- und
i-stämmen, übrigens wie im altindischen.
1. vâḱ-ê; 2. manaṅh-ê; 3. açmain-ê, nâmain-ê (hier hat
demnach ê umlaut gewirkt); 4. barent-ê, vîduś-ê; 5. brâthr-ê,
dughdher-ê, dâthr-ê; 6. gav-ê; 8. paçav-ê (auch paçao-ê, mit
nicht auf gelöstem auß u gesteigertem ao), paçv-ê, one steigerung,
fem. auch tanu-j-ê, st. durch j erweitert; 9. fem. âfrîtaj-aê-ḱa,
darauß (nach §. 29, 4) âfrîtè-ê, masc. paitj-aê-ḱa; 10. açpâi
auß *açpa-ai, neutr. eben so; femin. dâta-j-âi, auch die auf
i = jâ haben âi, z. b. açtvaithj-âi (açtvaiti = *açtvaitjâ, fem
zu stamm açtvat doué d́existence).
Das Griechische hat nur bei 10. den echten dativ;
ἵππῳ = ἵππωι, d. i. *akvâi auß *akva-ai; χώρᾳ, τιμῇ, ᾳ, ῃ
= âi auß â-ai.
Italisch. Latein. Auch hier haben nur die a-stämme
den echten dativ, z. b. equô auß equôi, erhalten in populoi,
romanoi, quoi (Corssen I, 197); femin. equâi, equae, alt auch
equâ (wie ô für ôi, Mommsen, unterit. diall. 365), wie diê =
diêi (vgl. Ritschl, Rhein. Mus. XIV, pg. 401; XVI, pg. 603).
Oskisch eben so: huͤrtuͤiͤ, abellanuͤiͤ, fem. aasaiͤ.
Umbrischê = ei und oi, also vom locat. nicht zu schei-
den, z. b. pople, Fisie (Fisi, Fisei); femin. tûtê, tôtê, mit ê
für âi.
Altirisch. Wie im italischen und griechischen findet sich
der dativ nur bei a-stämmen, z. b. fiur, baull, neutr. forcitul,
d. i. *firu, *ballu, *forcitlu; ja-stämme céliu, rannairiu. Das
u lautete älter wol û und ist warscheinlich auß noch älterem
ô und diß auß ôi, grundf. âi hervorgegangen, z. b. fiur =
[465]Dat. sing. Altbulg., Lit., Got. Locat. plur. Urspr.
*firu auß *virû, *virô, *virôi (also dem lateinischen ô, osk.§. 255.
-uͤi, griech. ῳ völlig gleich). Das femininum ist, wie im ita-
lischen, vom locativ nicht zu scheiden (s. d.) z. b. rainn =
*rannî auß *rannâi.
Altbulg. Nur 10. femin. rącě, für *rąkě kann villeicht
als dativ gelten, indem ě = âi auß â + ai entstanden sein
kann.
Litauisch. Auch hier nur 10. fem. rànkai, d. i. rankâi
(locativ ist rànko-je); ja-stamm żólei, d. i. żólj-ai (diser analo-
gie folgen 9. ákei und die weibl. consonantischen, 5. móterei,
dùgterei).
Auch im Gotischen haben nur die a-stämme (10) einen
dativ; vulfa, d. i. *vulfâ auß vulfâi (§. 113, 3), wie latein.
lupô, griech. λύϰῳ auß lupôi, λύϰωι; diser analogie folgt auch
9. msc. gasta; femin. gibai, d. i. *gibâi, ist wol echter dativ,
die ursprüngliche form -â-ai ist hier vom masc., urspr. -a-ai,
durch erhaltung von ai geschiden.
Der Locativ pluralis hat nicht das selbe casussuffix wie§. 256.
der singular. Die älteste nachweisbare form des suffixes dises
casus ist sva, vgl. die pronominalwurzel sva (in zweierlei func-
tion vor kommend, als relativ und als reflexiv). Nach der ana-
logie der anderen casus zu schließen, muß auch hier das plu-
ral-s einst vorhanden gewesen sein und wir vermuten daher
*s-va-s als urform dises casus. Nach Benfey (kl. sanskritgr.,
§. 497, pag. 306) finden sich vêdische locat. plur. auf -susu,
von denen ich vermute, daß die verdoppelung des indischen
locativelements su auß älterem *su-s od. su-sa entstanden ist, wo
-s oder -sa (§. 247) pluralzeichen war, welches später als sol-
ches nicht mer empfunden und zu su um gestaltet ward. Der
locat. plur. findet sich im altindischen (su), alteranischen (alt-
baktrisch -śva, -hva; altpersisch -śuvâ, -uvâ, d. i. -huvâ),
griechischen (als dativ fungierend, -σσι, d. i. σϝι), litauischen
(älter -su, später -se), slawischen (chŭ = su). Dem lateini-
schen, altirischen, deutschen ist diser casus abhanden ge-
kommen.
Indogerm. urspr. 1. vâk-sva(s); 2. manas-sva(s); 3.
[466]Locat. plur. Altind., Altbaktr., Griech.
§. 256.gnâman-sva(s); 4. bharant-sva(s), vividvant-sva(s); 5. dâtar-sva(s),
mâtar-sva(s); 6. nâu-sva(s); 7. bhru-sva(s); 8. sunu-sva(s); 9.
pati-sva(s); 10. akva-sva(s), juga-sva(s); femin. akvâ-sva(s).
Altindisch. Das suffix lautet su, vor welchem die kurze
stamform steht und welches mit den vorher gehenden conso-
nanten nach den lautgesetzen sich verbindet (s. §. 126, 2); ar
wird zu r verkürzt, a durch ein i vermert (vgl. die vermerung
durch j vor vocalischen casussuffixen).
1. vâk-śú; 2. mánas-su und mána:-su; 3. tákśa-su, nâma-su,
mit verlust des n; 4. bhárat-su, vidvát-su (das suffix hat hier,
wie vor allen consonantischen casusendungen, das ursprüngliche
t bewart), jávîjas-su, jávîja:-su; 5. dâtŕ-śu, mâtŕ-śu; 6. nâu-śú;
7. bhrû-śú; 8. sûnú-śu; 9. ávi-śu; 10. áçvê-śu, d. i. *açva-i-su,
neutr. jugế-śu; femin. áçvâ-su.
Altbaktr. -hva oder -śva, die lautgesezlichen vertreter
von -sva, treten an, wie im altind. su. 1. vâkh-sva; 2. manô-hva;
3. açma-hva; 4. ? 5. brâtare-śva; 8. paçu-śva; 9. âfrîti-śva;
10. açpaê-śva, auch -aê-śu; femin. dâtâ-hva, auch -â-hu.
Griechisch. Suffix σϝι, darauß -σσι, -σι. Auch die
stämme auf â erweitern sich gewönlich nach der analogie de-
rer auf a vor disem casussuffixe durch ein zu gefügtes i.
1. ὀπ-σί(ν); 2. *ἐπεσ-ε-σϝι, darauß ἐπέ-ε-σσι, mit hilfsvo-
cal ε zwischen stammaußlaut und casussuffix, ἔπεσ-σι, darauß
ἔπεσι, one solchen; 3. ϰύν-ε-σσι mit hilfsvocal, τέϰτο-σι one
solchen, mit verlust des n vor s wie im altind. und altbaktr.;
4. φέρου-σι auß *φέρον-σι, und diß auß *φεροντ-σι, εἰδό-σι
mit regelrechtem außstoß (assimilation) des τ vor σ (vgl. *ποδ-σι,
darauß ποσσί, ποσί); 5. θυγατέρ-ε-σσι mit hilfsvocal, one
solchen ῥήτορ-σι, aber μητρά-σι mit umstellung von tar zu
tra (wie ἔδραϰον = *ἐδαρϰον); 6. ναυ-σί; 7. συ-σί; 8. νέϰυ-σσι
und mit hilfsvocal ε, wie nach consonantischem stammaußlaute,
νεϰύ-ε-σσι; γλυϰέ-σι, wol nach analogie der casus, bei denen
ε durch steigerung entsteht, wodurch eine neue analogie gebil-
det wird, als wäre der stamm γλυϰε; 9. πόλι-σι (Herod.), πολί-ε-σι
(Hom.), πόλε-σι, ganz wie bei 8; 10. ἵπποι-σι, darauß ἵπποι-ς;
femin. Ὀλυμπίᾱ-σι, Αθήνη-σι, θύρᾱ-σι, alte formen one jenes
[467]Locat. plur. Altbulg., Lit. Genit. locat. dual. Altind.
ι; die gewönlichen formen sind χώραι-σι, χώραι-ς (das episch-§. 256.
ionische -ῃσι, -ῃς unterscheidet sich von -αισι, -αις nur durch
die bewarte länge des â).
Im Ital. und Altir. felt diser casus.
Altbulg. Suffix chŭ = sŭ, älter su; consonantische ha-
ben die i-form (z. b. 5. materĭ-chŭ, darauß mit ser häufigem
wechsel matere-chŭ); 7. tritt in die a-form über (svekrŭva-chŭ);
8. tritt ebenfals in die a-form über (syně-chŭ, d. i. sunai-su,
und mit der beliebten vermerung des stammes durch ov,
synověchŭ, d. i. sunavaisu); 9. koste-chŭ für *kostĭ-chŭ, d. i.
kosti-su; 10. vlŭcč-chŭ für *vlŭkěchŭ, d. i. varka-i-su; ja-st.
koni-chŭ, d. i. *konjě-chŭ, i = jě nach der regel (§. 87, 3);
neutra eben so; femin. rąka-chŭ, duša-chŭ.
Litauisch. Die ältere sprache hat das suffix -su, darauß
ward das jezt bräuchliche -se, -s; die mänl. a-stämme und die
u-stämme scheinen den stamm durch n zu erweitern. Die con-
sonantischen gehen nach der i-form (z. b. akmeni-sè u. s. f.).
8. sunů-sù, sunů-sè, sunů́-s, ů kann auß au und auß an
entstehen (s. 10); 9. aki-sù, aki-sè, akì-s; 10. vilků-sù, -sè,
vilků́-s ein żemait. vilku-n-se glaube ich gelesen zu haben, ver-
mag es aber nicht nach zu weisen, es gäbe die entscheidung
für ů = an; femin. rànko-su, rànko-se, rànko-s.
Gotisch felt.
Genit. locat. dualis. Diser casus endigt im altind. auf§. 257.
-ôs, im altbaktrischen auf ô, im slawischen dem entsprechend
auf u, d. i. û, grundform wäre also -aus. Der ursprung dises
casussuffixes ist volkommen dunkel, weshalb wir auch für die
indogerm. ursprache keine vermutung wagen. In den übrigen
sprachen ist dises suffix nicht nachweisbar.
Altindisch. An die a-stämme tritt die endung mittels j,
consonantische haben die kurze form. 1. vâḱ-ốs; 2. mánas-ôs;
3. tákśan-ôs; nấmn-ôs; 4. bhárat-ôs, vidúś-ós, jávîjas-ôs; 5.
bhrấtr-ôs; 6. nâv-ốs; 7. bhruv-ốs; 8. sûnv-ốs, hánv-ôs; 9. pátj-ôs;
10. masc. áçva-j-ôs, neutr. jugá-j-ôs, femin. eben so, also vom
nicht gedenten stamme, áçva-j-ôs. In disem casus wird also
auch bei den a-stämmen das genus nicht geschiden.
[468]Genit. locat. dual. Altbaktr., Altir. Altbulg. Instr. sing. I.
Altbaktrische formen des gen. loc. dual. sind z. b. 8. bâzv-ô
zu stamm bâzu (brachium), aṅhv-ô, aṅhu-j-aos (Spiegel, Beitr.
II, 30) zu stamm aṅhu (mundus); 10. açpa-j-ô, belegt ist
zaçta-j-ô zu zasta (manus); ubô-j-ô für uba-j-ô (§. 27, 5) zu
uba (ambo). Die bildung dises casus stimt also im wesentl. zu
der der altindischen.
Altirische formen wie 1. ríg (cathrach); 3. talman; 5.
athar; 8. betha; 9. fáithe, fátha; 10. masc. fer, ball, femin.
rann, ja-st. masc. rannaire, femin. caile (e = ja oder jâ, §.
75) zeigen die wirkungen eines nicht i enthaltenden vocales;
genaueres läßt sich wol kaum ermitteln.
Altbulg. u tritt an, vorher gehendes i wird zu ij ge-
spalten, ŭ als vertreter von urspr. a und u schwindet. Dem-
nach 2. nebes-u; 8. synu; 9. kostij-u; 10. vlŭku, femin. rąku.
Instrumentalis singularis I*). Der instrumentalis
singularis wird im indogermanischen durch zwei völlig verschi-
dene suffixe gegeben und wir müßen daher an nemen, daß
zwei ursprünglich verschidene casus vor ligen, die wir hier zu
trennen versuchen. Da der instrumentalis auch zwei verschi-
dene functionen hat, indem er sowol das verbundensein, als
das mittel und werkzeug bezeichnet, so ligt es nahe zu ver-
muten, daß jeder diser functionen ursprünglich eines der bei-
den suffixe entsprochen habe, von denen jedoch im vor ligen-
den zustande der sprache ein jedes beide zeigt (wie z. b. auch
im deutschen ‘mit’ nunmer beide functionen zusammen auf
treten; wie der echte dativ, z. b. gotisch vulfa, grundform
varkâi, eben so auch locativische function hat, wie der echte
locativ, z. b. gotisch brôthr, grundform bhrâtari, auch dati-
vische u. s. f.).
Dem singular ist das eine diser beiden instrumentalsuffixa
nämlich â eigentümlich (a ist bekantlich ein in der stambil-
dung ser vil an gewanter demonstrativer pronominalstamm, von
welchem dises instrumentalsuffix durch steigerung gebildet zu
[469]Instr. sing. I. Urspr., Altind., Altbaktr.
sein scheint). Diser casus findet sich im altind. und altbaktr.§. 258.
außschließlich gebraucht; im griechischen, gotischen, litauischen
nur vereinzelt in adverbialbildungen oder neben dem andern
suffixe bei gewissen nominalstämmen.
Indog. urspr. â tritt an den nominalstamm 1. vâk-â;
2. manas-â; 3. gnâman-â; 4. bharant-â; 5. dâtar-â, mâtar-â;
6. nâv-â; 7. bhruv-â; 8. sunv-â; 9. patj-â; 10. masc. akva-â,
darauß akvâ, neutr. juga-â, darauß jugâ; femin. villeicht one
die sonst übliche steigerung des stammaußlautes (vgl. d. altin-
dische), akva-â, darauß akvâ; also one genusunterschid, auch
bei den a-stämmen.
Altindisch. Consonantische haben vor dem casussuffixe
â die kürzeste form. Die masculina und neutra auf vocale me-
ren den stamm durch unursprüngliches n, die a-stämme sogar
durch -in, nach welchem im sanskrit stäts, vêdisch aber noch
nicht immer, â zu a verkürzt wird. Die ältere sprache zeigt je-
doch meist noch eine ältere bildungsweise. Feminina des pa-
radigma 10. setzen dem stamme auch hier ein j zu, und zwar
one den stammaußlaut zu steigern. 1. vâḱ-ấ; 2. mánas-â;
3. nấmn-â, tákśan-â; 4. bhárat-â, vidúś-â, jávîjas-â; 5.
bhrấtr-â, dâtr-ấ; 6. nâv-ấ; 7. bhruv-ấ; 8. sûnú-n-â, neutr.
mádhu-n-â, femin. hánv-â; dise ältere bildung findet sich vêd.
auch in andern generibus, z. b. neutr. mádhv-â; auch finden
sich formen durch j vermert, z. b. masc. urú-j-â (urú-s latus,
amplus), auch gesteigerte auf -av-â kommen vor. 9. páti-n-â
(so nur am ende von compositen, seltner allein stehend), neutr.
vấri-ń-â, femin. aber ávj-â, vêd. auch mit zusammenziehung
von jâ zu í (§. 15, c), ávî; hier hat auch die gewönliche
sprache das ältere pátj-â erhalten; 10. áçvêna, jugếna auß
*açva-in-â, vêdisch áçvênâ und noch altertümlicher, one das
unursprüngl. in, áçvâ, d. i. *açva-â, auch mascul. svápna-j-â
(svápna-s somnus) mit j aber one n, so daß vor disem suf-
fixe also drei stamformen erscheinen, z. b. açva, açvai (açvaj),
açvain; femin. áçva-j-â (also one die in den meisten andern ca-
sus bräuchliche steigerung des stammaußlautes), vêd. noch áçvâ.
Altbaktrisch. Das auß lautende â ist nach der art di-
[470]Instr. sg. I. Griech., Lit., Slaw., Althochd. Instr. sg. II.
§. 258.ser sprache (§. 29, 1) fast durchweg zu a verkürzt. Femi-
nina auf a setzen das suffix mittels j an, wie im altindischen,
one steigerung des stammaußlautes; das selbe findet sich auch
bei femininen auf u; die übrigen unursprünglichen stamverme-
rungen des altindischen sind dem altbaktrischen noch fremd.
1. vâḱ-a; 2. manaṅh-a; 3. açman-a; 4. barent-a, viduś-a;
5. dâthr-a, brâthr-a, dughdher-a; 6. gav-a; 8. masc. paçv-a,
auch -av-a; femin. tanv-a, auch -u-j-a; 9. pataj-a, femin. âfrîti
für -tî auß -tja, -tjâ. Dise contraction erscheint auch im altin-
dischen, z. b. vêd. mátî für mátj-â (nom. sing. máti-s opinio);
10. açpa, für açpâ, auß açpa-â; neutr. dâta eben so; femin.
dâta-j-a, wie im altindischen.
Griechisch. Warscheinlich gehören adverbia auf η, α
hierher, wie πάντη dor. παντᾶ, τάχα, ἅμα u. a.
Italisch und Altirisch felt.
Im Litauischen ist dise bildung nur bei weiblichen a-
stämmen gebräuchlich, und zwar mit der in diser sprache häu-
figen verkürzung des urspr. â, z. b. rankà auß *rankâ und diß
auß ranka-â, wie im vêd. áçvâ; ja-st. żôlè, d. i. żôljà (§. 100,
A, 1), eben so.
Im slawischen war dise bildung in der älteren sprache
(vgl. d. litauische) nur bei weibl. a- und i-st. vorhanden, doch
sind in der vor ligenden sprache dise formen weiter gebildet,
s. u. beim instr. sing. II.
Gotisch s. u. Althochdeutsch nur (wie litauisch und
urspr. slawisch) bei weibl. a-stämmen, z. b. mit ercnâ êwâ
certa lege (Grimm, Germania III, 154); zwîfalda lêra duplici
doctrina (Kero, benedictinerregel cap. II. Hatt.)
Instrumentalis singul. II. Das suffix dises casus ist
bhi, ein in seiner abstammung dunkeles aber vilfach und in
merfacher function in der casusbildung auf tretendes element,
welches mit dem pluralzeichen s verbunden, -bhi-s, im plural
außschließlich den instrumentalis bildet; außerdem werden wir
das casussuffix bhi noch in dativischer und ablativischer func-
tion finden (so im sing. in tu-bhi-am tibi, ma-bhi-am mihi; im
plural im suffixe des dat. abl. -bhi-am-s; im dualis im suffixe
[471]Instr. sing. II. Urspr., Griech., Altbulg.
des dat. ablat. instr. dual. -bhi-âm-s). Dises suffix -bhi bildet den§. 259.
instrumentalis singul. im slawischen, litauischen, deutschen ne-
ben dem bei weibl. a-stämmen gebräuchl. suff. â; im griechischen
findet es sich nur vereinzelt und in einer veralgemeinerten, ab
geschwächten function. Da der instr. sing. II in der nördlichen
europäischen und in der südlichen europäischen abteilung des
indogermanischen erhalten ist, so ist er als in der indogerm.
ursprache bereits vorhanden vorauß zu setzen.
Indogerm. urspr. 1. vâk-bhi; 2. manas-bhi; 3. gnâman-
bhi; 4. bharant-bhi; 5. dâtar-bhi, mâtar-bhi; 6. nâu-bhi; 7. bhru-bhi;
8. sunu-bhi; 9. pati-bhi; 10. masc. açva-bhi; neutr. eben so,
juga-bhi, femin. akvâ-bhi.
Altind. und altbaktr. felt (wenn man nicht altind. a-bhí,
altbaktr. aiwi, griech. ἀμ-φί, latein. o-b, altgallisch am-bi,
altir. imme, ahd. um-bi hierher ziehen will, als einen urspr.
instrumentalis des demonstrativstammes a).
Altgriechisch. Nur noch homerisch ist suffix φι =
bhi, die function ist nicht auf die instrumentale (ἧφι βίηφι Od.
φ, 315; ϰρατερῆφι βίηφι Il. φ, 509; σϰαιῇ ἔγχος ἔχων, ἑτέρηφι
δὲ λάζετο πέτρον Il. π, 734) oder sociative (ἅμ’ ἠοῖ φαινομένη-
φι Il. ι, 618. 682) beschränkt, sondern, wie öfters auch in an-
dern sprachen, diser instrumentalis wird in localer beziehung
gebraucht und (besonders mit praepositionen, ἀπό, ἐξ) auch
in einer dem ablativ änlichen function (vgl. den gebrauch des
instrumentalis I im sanskrit, z. b. beim passiv, und den alge-
meineren gebrauch dises suffixes -bhi im dual und plural). 2.
ὄχεσ-φι(ν), στήθεσ-φιν; 10. Ἰλιό-φιν, δεξιό-φιν, ἀριστερό-φιν,
αὐτό-φιν, femin. βίη-φι, ϰλισίη-φι, νευρῆ-φιν, ϰεφαλῆ-φι(ν),
εὐνῆ-φιν, ἑτέρη-φι, ἧφι, ϰρατερῆ-φι, φαινο-μένη-φι u. s. f. (ἐσχαρό-
φι weist, wie es scheint, auf einen einstigen neutralen oder
masculinen stamm neben ἐσχάρα, ἐσχάρη hin).
Ital. felt (ti-bei, u-bei sind dative, s. u.).
Altir. felt.
Altbulg. In den nördlichen europäischen sprachen er-
scheint das casuselement urspr. bhi durchauß in der form mi.
Es lautet daher die endung unseres casus im slawischen mĭ.
[472]Instr. sing. II. Lit., Got.
Consonantische stämme haben die i-form (z. b. 3. kamene-
mĭ für *kamenĭ-mĭ); 8. syno-mĭ hat die ältere endung -ŭ-mĭ
in -o-mi gewandelt, wie diß häufig in der späteren sprache statt
findet, und wie auch e für ĭ oft ein tritt; es ist also den a-
stämmen völlig gleich geworden; 9. masc. pąte-mĭ für *pątĭ-mĭ,
grundf. panti-bhi, wie syno-mĭ für das auch mögliche synŭ-mĭ,
grundf. sunu-bhi; das femin. kostiją (vgl. 10. fem.) weist auf
ein älteres *kostijâmi hin, wie vezą auf vaghâmi (1. sg. praes.),
d. h. auf einen instrumental auf â, *kostij-â, dem dann noch
das andere instrumentalsuffix -bhi, slaw. -mi, an trat. 10. msc.
vlŭkŭ-mĭ, gewönl. vluko-mĭ (vgl. 8); ntr. dělo-mĭ, fem. rąkoją,
d. i. *ranka-j-â-mi, ein instr. auf â mittels j gebildet, wie im
altindischen, *ranka-j-â, und an disen ward später nochmals
bhi, mi an gesezt als man die instrumentale function des â
vergeßen hatte. Vgl. 9 fem.
Litauisch. Casussuffix ist mi. Consonantische haben die
i-form (z. b. 3. akmeni-mì, 5. môteri-mì).
8. sunu-mì; 9. aki-mì (akiè ist ja-form); 10. vilkù auß
*vilků, älter *vilkam (§. 101, 4) und diß auß *vilka-mi (wie
z. b. veżù, älter *veżů, vgl. veżů́s vehor 1. sg. praes., auß
vaghâmi); fem. felt, es hat den instrum. auf â (s. d. vor. §.).
Gotisch hat disen casus nur in wenigen beispilen; als
regelmäßige bildung finden wir in aber noch im althoch-
deutschen, wo er bei mänlichen und neutralen a-stämmen,
wie im litauischen, auf u (später o) auß lautet; das u wird von
den deutschen grammatikern als û an gesezt, was für die äl-
tere sprachepoche unzweifelhaft richtig ist. Diß û, u ist auß
-am, -ami, oder vilmer warscheinlich mit denung des a auß
-âmi entstanden, z. b. wolfu, wortu, plintu u. s. f.; wolfu auß
*wolfam, *wolfâ-mi (wie 1. sg. praes. wigu, auß *wigam urspr.
vaghâ-mi); die feminina auf a bildeten den instrument. sing. I.
Das gotische hat disen casus nur in thê (nach praepo-
sitionen, als partikel vor dem comparativ) vom demonstr. pro-
nominalst. tha; hvê (z. b. du hvê quare) vom pronominalstamme
hva; svê (ut, sicut) vom pronominalstamme sva. Die althoch-
deutschen formen verbieten hier an den instrumentalis I auf â
[473]Instr. plur. Urspr., Altind., Altbaktr., Altgriech.
zu denken (der überdiß, als auß tha-â, hva-â, sva-â entstan-§. 259.
den, warscheinlich *thô, *hvô, *svô lauten würde), vilmer ist
auch hier thê u. s. f. = tâ-mi (wie z. b. 1. sg. praes. viga
= *vigâmi, grundf. vaghâmi; wäre das wort nur einsilbig, so
wäre nicht a, sondern ê sein außlaut).
Instrumentalis pluralis. Suffix bhi-s, d. i. -bhi des§. 260.
instr. sg. II und das pluralzeichen s.
Indog. urspr. 1. vâk-bhis; 2. manas-bhis; 3. gnâman-
bhis; 4. barant-bhis; 5. bhrâtar-bhis; 6. nâu-bhis; 7. bhru-bhis;
8. sunu-bhis; 9. pati-bhis; 10. akva-bhis, femin. akvâ-bhis.
Altindisch. -bhis tritt einfach an consonantische stämme
unter eintritt der gewönlichen lautgesetze an, stämme 3. auf n
verlieren dises; die auf 4. nt stoßen das n auß, die stämme
auf -vant, -vans haben hier noch die ältere form auf vant,
also, one n, vat; die 5. auf ar verlieren das a; die 10. auf a
masc. neutr. vermeren in der älteren sprache das a durch i,
in der gewönlichen sprache aber fält das bh, wie öfters in ver-
schidenen sprachen, auß und es tritt zusammenziehung des war-
scheinlich vor -bhis gedenten stammaußlautes mit dem i ein.
Dise erscheinung finden wir eben so im altbaktr., lit., slaw.;
änliches auch im lateinischen und griechischen.
1. vagh-bhís; 2. mánô-bhis (§. 126, 2); 3. tákśa-bhis; 4.
bhárad-bhis, vidvád-bhis (§. 130, 1), jávîjô-bhis; 5. bhrấtr-bhis,
dâtŕ-bhis, mâtŕ-bhis; 6. nâu-bhís; 7. bhrû-bhís; 8. sûnú-bhis;
9. páti-bhis; 10. vêd. áçvê-bhis, sanskr. áçvâ-is auß *açva-bhis
oder *açvâ-bhis; femin. áçvâ-bhis.
Altbaktr. Suffix bis (dialectisch bîs).
1. ? villeicht *vâghż-bis (vgl. dat. plur.); 2. namè-bis (§.
27, 4 mit è für a auß as); 3. açma-bis, nâma-bis; 4. *baren-
bis, vidûź-bîs (belegt ist dadûśbîs, st. dadvans); 5. *brâtarĕ-bis;
6. gao-bis; 8. paçu-bis; 9. paiti-bis, âfrîti-bis; 10. açpâis, wol
auß *açpâ-bis; femin. dâtâ-bis.
Altgriechisch. Da das urspr. -φι-ς sein ς verlor (wie in
entsprechender weise die 1. plur. verbi -μες zu *-με, -μεν
ward) und ν auch im sg. an -φι an tritt, so lautet der plural
dem singular gleich. 3. ϰοτυληδον-ό-φιν (in instrumentaler func-
[474]Instr. plur. Altbulg., Lit. Dat. ablat. plur.
§. 260.tion, Odyss. ε, 433) mit hilfsvocal ο oder vilmer nach ana-
logie von 10; 6. ναῦ-φι(ν); 10. θεό-φιν.
Italisch felt (über vobîs, nobîs s. u.).
Altir. felt.
Altbulgarisch. Suffix mi, d. i. -mî für -mis, urspr. -bhis.
Masc. und neutr. auf a (10) stoßen den anlaut des suffixes auß.
Consonantische stämme gehen nach der i-form und a-form, u-
stämme nach der a-form (3. kamenĭ-mi, 5. materĭ-mi; 7. svekrŭva-
mi, nach der a-form, wie auch die neutra; 3. imen-y; 2. sloves-y;
8. syny, wie 10 und eben so mit steigerung des u zu ov, syn-
ovy, grundf. *sunav-ais), demnach haben sämtliche stämme ent-
weder die form der i-stämme, oder die der a-stämme.
9. kostĭ-mi, pątĭ-mi; 10. selten und meist in jüngeren quel-
len vlŭkŭ-mi; regel ist vlŭky, d. i. *vlŭkŭ-i (§. 85, 2) auß
*vlŭkŭ-mi; mit älteren vocalen wäre diß vlaka-i auß vlaka-
bhi(s) (vlŭkov-y ist selten und eine jüngere form); ja-st. koni,
für *konjy (neutra eben so). Daß der vocal y (= ŭi) nach
außstoß von m entsteht und nicht etwa ě, das sonst dem ai
entspricht, ist beweis, daß dise außstoßung erst in ser später
sprachepoche statt fand, als a bereits in ŭ geschwächt war.
Dise warnemung ist wichtig für die geschichte dises casus,
auch beweist sie, daß in manchen formen eine anlage zu ge-
wissen veränderungen ligt, die erst nach der sprachtrennung
in den verschidenen indogerm. sprachen überein stimmend her-
vor treten. Femin. rąka-mi.
Litauisch. Suffix mis; das masc. der a-stämme stößt,
wie slaw., altindisch, altbaktr. das m = urspr. bh auß. Con-
sonantische st. haben die i-form (3. akmeni-mìs, 5. moteri-mìs).
8. sunu-mìs; 9. aki-mìs; 10. vilkaís auß *vilka-mis; ja-
stämme dàlgeis, d. i. *dàlgjais (§. 100, A, 1); fem. rànkô-mis;
ja-st. żôlė-mìs = *żôljô-mis (§. 100, A, 1.).
Gotisch felt.
Dativ ablat. pluralis.
Das suffix bhi, durch am vermert, bildet beim pronomen
personale den dat. sing., z. b. altind. 2. pers. tú-bhjam 1. pers.
má-hjam für *ma-bhjam (§. 125, 3), latein. ti-bi, umbr. te-fe,
[475]Dat. ablat. plur. Urspr., Altind., Altbaktr.
si-bi, i-bi, umbr. i-fe, u-bi (= *quo-bi), umbr. pu-fe, ali-bi,§. 261.
utro-bi, mi-hi für *mibi, älter ist hier die länge -bî = bei,
z. b. ti-bei, si-bei, i-bei, u-bei, mi-hei umbrisch me-he; ei
könte ersazsteigerung des i sein für das ab gefallene am,
oder steht ei etwa für ja wie im gotischen? Warscheinlich ist
-bhiam zu -biem, -bî(m) geworden, wie siâm zu siem, sîm, das
ei hindert nicht; ein *seim = sîm dürfte vorauß zu setzen sein,
da seit für sît auß siêt, grundf. sjât vor komt (vgl. Corssen
I, 212). Das selbe suffix scheint vor zu ligen in hom. τεΐν,
dor. τίν, ἐμίν (komt auch mit ῑ vor), welche dann auß *τε(φ)ΐν,
*ἐμε(φ)ίν entstanden sein müsten, -φιν = urspr. -bhjam.
An bhjam trat nun das plural-s an und so erhalten wir als
älteste form des suffixes des dativ plur. -bhjam-s (vergl. den
folgenden §. über den dat. abl. instr. dual.), welches jedoch
nicht mer vor ligt; bhja-s ist nunmer die älteste in den sprachen
erscheinende form.
Diser casus erscheint in allen indogermanischen sprachen,
das griechische auß genommen, welches den locativ anstatt des
dativs, den genitiv anstatt des ablativs braucht.
Indogerm. urspr. 1. vâk-bhjams; 2. manas-bhjams u.
s. f.; 8. sunu-bhjams; 9. pati-bhjams; 10. masc. akva-bhjams,
neutr. juga-bhjams, femin. akvâ-bhjams.
Altindisch. -bhjas tritt an wie das -bhis des instrumen-
talis; nur findet hier die bei jenem suffixe nur vêdische form
der m. n. a-stämme anßschließlich statt.
1. vag-bhjás; 2. mánô-bhjas; 3. nấma-bhjas; 4. bhárad-bhjas,
vidvád-bhjas, jávîjô-bhjas; 5. bhrấtr-bhjas; 6. nâu-bhjás; 7.
bhrû-bhjás; 8. sunú-bhjas; 9. páti-bhjas; 10. áçvê-bhjas, neutr.
eben so jugế-bhjas, femin. áçvâ-bhjas
Altbaktrisch. Endung -bjas, d. i. -bjô, -bjaç(-ḱa). In
einigen stücken -vjô, mit erweichung von b zu v (vgl. §. 135,
3). Übrigens wie im altindischen.
1. die formen vâghż-bjô, vâgheż-bjo, vâghże-bjô sehen auß,
als ob der nominativus singularis anstatt des stammes vor der
endung bjô ein getreten sei (ghż vor b auß khs, §. 139,
1, e hilfsvocal §. 28). Bopp (vgl. gramm. 1. aufl. pg. 316) fürt
[476]Dat. ablat. plur. Latein.
§. 261.sie auf einen stamm vâkhsas zurück, dessen as vor dem ca-
sussuffixe geschwunden wäre, wie ja auch in anderen sprachen
stämme auf urspr. as mit solchen one das selbe wechseln. Wir
vermuten daß der zischlaut einem nur lautlichen vorgange
seine entstehung verdankt (vgl. §. 139, 4.). 2. manè-bhjô; 3.
açma-bjô; 4. baren-bjô; 5. brâtare-bjô; 6. *gao-bjô; 8. paçu-bjô;
9. paiti-bjô; 10. açpaêibjo, d. i. *açpaêbjô = altind. áçvêbhjas,
mit durch j gewirktem umlaute; femin. dâtâ-bjô, haênè-bjô, st.
haênâ (l’armée) mit wandl. von a zu è (§. 27, 4).
Griech. felt.
- Anm. Die analogie des altind. asmá-bhjam, juśmá-bhjam, so
wie die form selbst, lert, daß in griech. ἡμῖν, äol. ἄμμιν; ὑμῖν,
äol. ὔμμιν nicht ein casussuffix des plurals, sondern das des
dat. singul. enthalten ist; also ἄμμιν und ἡμῖν = ἀσμ(ε-φ)ιν,
ὔμμιν und ὑμῖν = ϳυσμ(ε-φ)ιν, vgl. τεΐν, ἐμίν.
Italisch. Lateinisch. Auß -bhjas ward -bos, -bus für äl-
teres *-bios, *-bius (vgl. minus für minius). Entsprechend dem
singularsuffix -bî, -bei der pronomina ligt auch hier in no-bî-s,
vo-bî-s eine ab weichende veränderung des suffixes bhjas vor.
Bei den a-stämmen fält meist das b auß. Consonantische haben
die i-form (5. matri-bus, 3. nomini-bus u. s. f.).
8. acu-bus u. dgl. doch schlägt auch hier meist u in i über:
fructi-bus͘; 9. ovi-bus; für i findet sich altertümlich auch e:
tempestate-bus; 10. vereinzelt sind formen wie ambô-bus, duô-
bus, mit denung des stammaußlautes, hier wol durch einfluß der
nominativform des duals; formen wie parvi-bus, amici-bus, dii-bus
beweisen, daß vor dem suffixe -bus, wie in zusammensetzungen
(z. b. multi-plex), der stammaußlaut o zu i geschwächt ward;
auch hier ist indes die analogie der i-stämme nicht zu über-
sehen. Die gewönliche form mit geschwundenem b scheint for-
men wie *equo-bios vorauß zu setzen, auß welchen dann
*equoios und, mit dem häufigen verluste des o von ios (alis =
alios), equois ward; equois ist nachweislich älteste form, erhal-
ten in suois und ‥ cnatois einer uralten, warscheinl. lateini-
schen inschrift (Mommsen unterit. diall. pg. 364) und im os-
kischen. Auß -ois ward -oes in oloes, privicloes (Festus pg. 19.
[477]Dat. ablat. plur. Osk., Umbr., Altir.
205, s. Corsscn I, pag. 198) und dann das gewönliche -eis (selten§. 261.
-ês), -îs. Bei den â-stämmen haben sich bekantlich formen wie
equâbus, deâbus, filiâbus (vergl. rêbus, diêbus) häufiger erhal-
ten. Hier ist die ältere form des gewönlichen -îs nicht -ois
sondern ais (erhalten im oskischen), also z. b. mensîs auß
*mensa-bios, *mensais, menseis.
Im oskischen scheinen consonantische und i-stämme die
endung -iss zu haben, die dann etwa auß -if(o)s hervor gegan-
gen wäre; die a-stämme haben die schon erklärten altertüm-
lichen formen auf -u̇iͤs und -aiͤs, z. b. liͤgatu̇iͤs, abellanu̇iͤs,
novlanu̇iͤs (neuosk. -ois); femin. diumpaiͤs.
Im umbrischen haben die consonantischen stämme -us
(alt- und neuumbrisch), z. b. fratr-us, dupurs-us (purs = griech.
ποδ pes), da s nicht ab zu fallen scheint, so ist auch hier wol
assimilation, also *-uss auß -u-f(o)s an zu nemen, so daß etwa
ein *fratr-o-fos mit hilfsvocal o die älteste form wäre. Die
i-stämme haben -ês, eis, z. b. avês, aveis (s bleibt), wol auß
*avi-f(o)s; die a-stämme m. n. f. -ês und -êr, bei o-stämmen
auch -eis, -îs, neuumbr. -eir u. s. f.; diß sind die regelmäßigen
aequivalente des lateinischen -eis, -îs und wie dises zu erklä-
ren, z. b. termnês, Treblanêr, femin. *tûtês, tôtêr.
Altirisch. Suffix altgall. bo (ματρεβο inschr.), auß *bos;
altirisch b, also volkommen zum italischen stimmend und vom
nordischen (*mos) und griechischen, das ja dise form gar nicht
besizt, ab weichend. 1. ríg-aib; 3. menman-aib, talman-aib,
anman-ib, anmann-aib, 4. cairt-ib, mit außstoßung des voca-
les der stammendung ursprünglich ant; 5. athr-aib, athr-ib (8.
betha-ib, nach der analogie von 10); 9. dúli-b, fáithi-b, echte i-for-
men, fáithib = vâti-bios, vergl. latein. vâti-bus; 10. fera-ib,
for-citlib, fem. ranna-ib; ja-st. masc. rannairi-b, fem. caili-b
u. s. f. Die erklärung der vor dem b auf tretenden vocale ist
schwirig. Warscheinlich hat überall wo aib = *abi(s) er-
scheint, die analogie der a-stämme durchgreifend gewirkt und
es ward auß *bios = bhjas altgallisch *bos, irisch aber *-bîs,
-bis und weiterhin *-bi, *-ib. Dann stünde z. b. rígaib für
*rígabi, auß *ríga-bios, mit a als hilfsvocal oder nach ana-
Schleicher, vergl. gramm. d. indog. spr. 31
[478]Dat. abl. plur. Lit., Altbulg., Got.; Dat. abl. instr. dual.
§. 261.logie der a-stämme. Das s der casusendung muß ser frühe
geschwunden sein, da der anlaut des auf solche dative folgen-
den wortes aspiriert wird, was nur nach einst vorhandenen vo-
calen geschiht (Stokes in Beitr. II, pag. 104).
Litauisch. In der älteren sprache ist die endung dises
casus -mus auß *-mos, *-mios = bhjas, vgl. das latein. -bos; u
ist lezter rest des a und die im litauischen nicht häufige wand-
lung in u ist wol bedingt durch das vorher gehende m (vergl.
§. 100, B); in der jetzigen sprache lautet das suffix -ms (§.
101, 5).
Alle consonant. stämme haben die i-form (3. akmenì-ms,
5. môterì-ms); 8. sunù-ms; 9. akì-ms; 10. vilká-ms (dàlgia-ms),
femin. rànkô-ms (*żôlė́-ms).
Altbulgarisch. Auß einem älteren *-mas oder *-mos,
für welches das litauische zeugt, ist nach den außlautsgesetzen
regelrecht -mŭ geworden. Consonantische haben die i-form (mit
e für ĭ, 3. kamene-mŭ, 2. slovese-mŭ, nur 7. svekrŭva-mŭ mit
a); die u-stämme 8. fallen mit der a-form zusammen (vgl. oben
den instrum. sg. II, §. 259), syno-mŭ auß *synŭ-mŭ (synovomŭ
ist jung); 9. pątĭ-mŭ, in der regel pąte-mŭ, mit e für älteres ĭ,
koste-mŭ; 10. vlŭko-mŭ für vlŭkŭ-mŭ, eben so neutr. dělo-mŭ;
femin. rąka-mŭ.
Gotisch. Nur -m ist gebliben. An die n-stämme tritt es
teils außnamsweise mit hilfsvocal a (oder nach analogie der
a-stämme) an (vgl. ϰοτυληδον-ό-φιν), teils, und diß ist die re-
gel, one solchen; in letzterem falle fält n hinweg (vgl. altind.
nấma-bhjas, altbaktr. açma-bjô).
3. hana-m, neutr. haírta-m, fem. tuggô-m auß *hanan-m
etc., nur vereinzelt abn-a-m, stamm aban (vir; 4. fijandam
ist nach 10 gebildet, wie ja auch andere casus diser stämme;
5. brôthru-m u. s. f. nach 8); 8. sunu-m; 9. mahti-m, gasti-m;
10. masc. vulfa-m, neutr. juka-m, femin. gibô-m.
Dat. ablat. instr. dualis. Die grundf. des suffixes ist
wol sicher als *bhjâm-s an zu setzen, eine denung des *bhjam-s
des pluralis. Der casus findet sich im altindischen, altbaktr.,
altgriechischen (hier gilt er als dat. und genitiv, da instru-
[479]Dat. abl. instr. dual. Urspr., Altind., Altbaktr., Griech.
mentalis und ablativ diser sprache felen), slawischen und li-§. 262.
tauischen.
Indog. urspr. 1. vâk-bhjâms; 2. manas-bhjâms u. s. f.;
10. akva-bhjâms, femin. akvâ-bhjâms.
Altindisch. Suffix -bhjâm, welches an tritt wie die ver-
wanten suffixe des dat. u. instr. pl., also 1. vâg-bhjấm; 2. mánô-
bhjâm u. s. f. mit einziger außname des masc. neutr. der a-
stämme, welche nicht vermerung des stammes durch i, sondern
denung des stammaußlautes haben, also 10. masc. áçvâ-bhjâm,
neutr. jugấ-bhjâm, wie femin. áçvâ-bhjâm.
Altbaktr. Suffix -bja͂m (belegt von Spiegel, Beitr. II,
29 durch brvaṭ-bhja͂m) = altind. -bhjâm und darauß -bja, die
häufigste form, auch -wê findet sich, welches auß *-bja durch
erweichung von bh zu w (§. 135, 3) und regelrechter wandlung
von ja zu ê (§. 29, 2) entstanden ist. Die a-stämme mascul.
neutr. haben hier die stamvermerung durch i und umlaut durch
das folgende j, wie im dat. plur.
2. manè-bja; 3. açma-bja; 4. baran-bja, baren-bja; 5.
brâtare-bja (mit hilfsvocal e); 8. paçu-bja, bâzu-wê, zu stamm
bâzu (brachium); 9. paiti-bja; 10. açpaêi-bja, gaośai-wê, zu
stamm gaośa (auris); fem. dâtâ-bja.
Griechisch. Das suffix lautete in einer älteren sprach-
epoche wol *-φῑν, eine verkürzung und veränderung einer äl-
teren form, die etwa *-φιων gelautet hat. An consonantische
trat es mit dem hilfsvocal ο an (vgl. 10 und ϰοτυληδον-ό-φιν,
§. 260, pag. 473). Im vor ligenden stande der sprache ist φ
überall auß gefallen und zusammenziehung ein getreten. Diser
analogie folgen auch die u- und i-stämme. 1. *ὀπ-ο-φιν, ὀποῖν;
2. *γενεσ-ο-φιν, γενέοιν, γενοῖν; 3. *ποιμεν-ο-φιν, ποιμένοιν;
4. *φεροντ-ο-φιν, φερόντοιν; 5. *πατερ-ο-φιν, πατέροιν; 8.
*νεϰυ-ο-φιν, νεϰύοιν, mit steigerung *γλυϰεϝ-ο-φιν, γλυϰέοιν;
9. *πολι-ο-φιν, ion. πολίοιν, mit steiger. *πολεϳ-ο-φιν, πολέοιν;
10. *ἱππο-φιν, ἵπποιν; *χωρα-φιν χώραιν.
Italisch felt.
Altirisch. Die pluralform gilt für den dual.
Altbulgarisch. Suffix -ma; im a = â ist das â von
31*
[480]Dat. ablat. instr. dual. Altbulg., Lit.; Vocat. Urspr., Altind.
§. 262.*bhjâms erhalten; plur. bhjams: dual. bhjâms = slaw. plur.
mŭ: dual. ma.
Consonantische haben die i-form (2. slovesĭ-ma; 3. kamenĭ-
ma, 5. materĭ-ma, in der regel mit e für ĭ; auch hier svekrŭva-ma
nach 10); 8. syno-ma, mit o für ŭ und also wie 10; 9. kostĭ-ma;
10. masc. vlŭko-ma für älteres vlŭkŭ-ma; neutr. dělo-ma; die
ja-stämme masc. konje-ma; neutr. polje-ma, nach der regel;
femin. rąka-ma, ja-stämme duša-ma = *duchja-ma.
Litauisch. Von der ganzen endung ist nur m übrig. Es
tritt an wie das -ms des plural. Demnach (3. akmenì-m, 5.
moterì-m, nach analogie der i-stämme) 8. sunù-m; 9. avì-m;
10. vilká-m (dàlgia-m) mit denung des stammaußlautes; fem.
rànkô-m (żôlė́-m).
Vocativ. Der vocativ ist kein casus, sondern das nomen
in der form der interjection, also seiner form nach nicht ein-
mal ein wort. Von einem casussuffix kann demnach gar nicht
die rede sein. Nur der singular hat im indogermanischen eine
vocativform, welche also auß dem reinen wortstamme (durch
den ruf verkürzt oder auch wol gedent und gesteigert) besteht.
Plural und dual haben keine vocativform, sondern der nomina-
tiv (im altind. stäts mit ton auf der ersten silbe) gilt als vo-
cativ; auch im singular wird leicht in den sprachen der nomi-
nativ anstatt des vocativs gebraucht.
Indog. urspr. 1. vâk; 2. manas u. s. f. die reinen stam-
formen; so warscheinlich auch bei den vocalischen 3. sunu; 9.
pati, 10. akva; femin. akvâ, villeicht akva.
Altindisch. Ton stäts auf der ersten silbe. Consonan-
tische zeigen den reinen stamm; masc. femin. der i- und u-
stämme steigern den stammaußlaut, was vêdisch jedoch biswei-
len unterbleibt; feminina auf â (10) wandeln â in ê, hierin ist
eine schwächung von â zu sehen; besonders vêdisch findet sich
bei gewissen nominibus im femin. auch a. Diphthongische und
solche auf wurzelhaften langen vocal bilden keinen vocativ,
sondern gebrauchen die nominativform als vocativ.
1. vâk (§. 122, schluß); 2. mánas; 3. tákśan, nấman; 4.
bháran für bhárant (§. 131, 1), in reduplicierten, wo n felt,
[481]Vocativ. Altbaktr., Griech., Ital., Altir.
-at, z. b. dádat, wurz. da (dare), vídvan für *vidvant, vêd.§. 263.
auch *vídvas auß *vidva(n)t, jávîjan; 5. mấtar, dấtar (6.
nâus; 7. bhrûs); 8. sû́nô, femin. hánô, neutr. mádhu; 9. msc.
pátê, femin. ávê, neutr. vấri; 10. masc. áçva, neutr. júga,
femin. áçvê, amba (nom. sing. ambâ mater).
Altbaktrisch. Die stamformen 4 und 6 haben hier den
nominativ anstatt des vocativs; die femin. auf â bilden den vo-
cativ regelrecht auf a; u und i wird teils gesteigert, teils nicht.
1. ? 2. vaḱô; 3. açman, nâman; 4. bara͂s (so Bopp, Bur-
nouf gibt -an und, nach 10, -anta an); 5. dâtare, brâtare u. s. f.
mit nach schlagendem e (§. 28; 6. gâus); 8. paçu, tanu, madhu,
auch auf -ô und -vô, lezteres dunkel; 9. paiti, âfrîti, auch
âfritê; 10. masc. açpa, neutr. dâta, femin. dâta.
Griechisch. Bei consonantischen gilt häufig der nomina-
tiv (φύλαξ, Αἰθίοψ, πούς, u. s. f.), doch ἄνα nach den laut-
gesetzen für *ἄναϰτ. Zurückziehung des accents bei 5. 1.
παῖ für *παιδ (§. 149); 2. masc. fem. εὐμενές, neutr. μένος;
3. δαῖμον (aber ἡγεμών, nominativ u. a.); 4. γέρον (aber par-
ticip. φέρων, nominat); 5. σῶτερ, ῥῆτορ, πάτερ, μῆτερ; 6.
ναῦ, γραῦ, βοῦ (7. σῦς); 8. γλυϰύ, νέϰυ; 9. πόσι, πόλι; 10.
ἵππε (neutr. ζυγόν, accus. nomin.), femin. χώρα.
Italisch. Latein. Der vocat. wird nur bei 10 masc.
gebildet; eque (= ἵππε), grundf. akva, ja-st. z. b. fili für
filie. Eben so umbr. Fisovie, Sançie (osk. komt ein vocat.
nicht vor).
Altirisch. Der vocat. sing. unterscheidet sich nicht vom
nominativ, auß genommen bei den mänl. und neutr. a-stämmen,
z. b. nomin. fer, aber vocativ fir, neutr. nomin. forcetal(n),
vocat. forcitil, was auf eine alte abschwächung des auß lau-
tenden a (o) des stammes (vira zu *viri) oder auf völlige verflüch-
tigung dises vocals hin weist; eben so bei den ja-stämmen,
z. b. céli, rannairi, neben nomin. céle, rannaire, also wie lat.
fili, librari. Im plural findet sich durchgehend die form des
accusativs als vocativform, z. b. 1. ríga (nominat. plur. ríg),
3. talmana (nom. plur. talmain); 5. athra; 8. bithu; 9. fáithi;
10. baullu (neutr. forcetla), ja-st. rannairiu, fem. ranna, caili.
[482]Vocativ. Altbulg., Lit., Got. Pronominale declin.
§. 263.Altbulg. Bei i- und u-stämmen findet steigerung oder
denung des stammaußlautes statt; a-stämme schwächen im femin.
â zu o. Consonantische masculina wie i-stämme (3. kameni),
feminina und neutra = nominativ; 8. synu, d. i. sunau (auch
syne nach 10); 9. kosti, pąti, d. i. kostî, pątî; 10. vlŭče, d. i.
*vlŭke (ja-stämme konju, nach 8); neutr. wie nomin.; femin.
rąko, ja-st. duše, d. i. *duchjo.
Litauisch. Consonantische brauchen die nominativform als
voc. (3. akmů́, 5. dugtė́), u- und i-stämme haben steigerung.
8. sunaú; 9. akë́; 10. vilkè; ja-st. dàlgi (häufig nach 8,
wie z. b. bróliau, nom. brólis, d. i. *bróljas fraterculus, dise
stämme bilden oft auch den genitiv sing. nach 8, andre sogar
den ganzen singular.); femin. rànka, ja-st. żólė, nur durch den
accent vom nomin. geschiden.
Gotisch. Nur bei den vocalischen wird ein vocativ ge-
bildet (3. = nom., 4. giband nach 10, 5. = nomin.); 8. sunau,
handau (vgl lit. slaw.), auch sunu scheint vor zu kommen;
9. gast (für gasti, oder nach 10), auch fürs femin. gibt v. d.
Gabelentz und Löweanst an (man hatte anstai erwartet);
10. vulf d. i. *vulfa, fem. giba; ja-st. hari, haírdi = harja,
hirdja (§. 113, 4).
Declination der geschlechtigen pronominalstämme.
Die bildung der pronominalstämme selbst hat die lere von
der stambildung zu geben. Auch die vereinigung verschidener
stämme zu einer function, von denen der eine nur vor disen,
der andere nur vor jenen casussuffixen bräuchlich blib, gehört
nicht hierher, wo nur von der casusbildung zu handeln ist.
Die besonders durch eigentümliche stammerweiterungen in
gewissen casus auß gezeichnete pronominale declination muß
sich in der indogermanischen ursprache bereits entwickelt ha-
ben, da sie sich im asiatischen und im nordeuropäischen zweige
der sprachsippe in wesentlich überein stimmender weise findet;
auch der südeuropäische zeigt spuren derselben. Im altirischen
ist die declination der pronominalen stämme bis auf wenige,
meist undeutliche casus verloren gegangen.
[483]Pronominale declin. Nomin. sing.
Die außdenung, in welcher dise declinationsweise in an-§. 264.
wendung komt, dar zu legen, muß der specialgrammatîk einer
jeden sprache überlaßen bleiben. Nur so vil sei bemerkt, daß
im deutschen sämtliche unbestimte adjectiva diser declinations-
weise folgen (die bestimten werden zu -n-stämmen erweitert
und folgen der nominalen declination); im litauischen und sla-
wischen schmilzt an das adjectivum das im ursprünglich als
selbständiges wort nach gesezte pronomen stamm ja (is) an,
z. b. lit. geràs-is für geras jis (jis = *jas, ὁ ἀγαθός), slaw.
msc. dobryj, ntr. dobroje, fem. dobraja, (ὁ ἀγαθός, τὸ ἀγαθόν,
ἡ ἀγαθή) auß dobrŭ i, dobra ja, dobro je u. s. f.; die durch
dise verschmelzung entstehenden veränderungen hat die spe-
cialgrammatik diser sprachen zu erörtern.
Nom. sing. Masc. und fem. wie in der nominalen decli-
nation, z. b. altind. ka-s (qui-s), sâ (ἡ) u. s. f. Nur die prono-
minalwurzel sa, die nur in disem casus gebräuchlich ist, ent-
riet ursprünglich des nominativ-s; altind. sa (und sas), griech.
ὁ, gotisch sa; im latein. felt ebenfals -s in is-te für *is-to-s
und so noch bei anderen stämmen; auch qui neben quis, hi-c
für *his-ce u. a. gehört hierher.
Altind. aj-ám, altbaktr. aêm; femin. ij-ám, altbaktr. îm,
(hic, haec; vergl. ah-ám ego, tú-bhj-am tibi s. o. pag. 474)
und andere formen diser und anderer sprachen (z. b. latein.
nom. sing. femin. hae-c quae, osk. paiͤ, neben latein. qua), sind
dunkel. Solche schwer zu erklärende meist vereinzelte formen
können in disem werke nicht erschepfend behandelt werden. Bei
hae-c, quae (neben ali-qua, si-qua), d. i. *hai-c, *quai, könte man
an eine unursprüngliche vermerung des stammes durch j den-
ken, wie sie vor manchem casus statt findet, oder, mit mer
warscheinlichkeit, an die anhängung des im umbrischen bräuch-
lichen i (pis-i, piṛ-i = latein. *quis-i, *quid-i); so entstünde
qua-i, ha-i, welches anhängepronomen sich dann nur in disem
falle durch innigeres verschmelzen bis in die spätere sprache
erhalten hätte.
In altirischen formen wie í (is, ea, id), als personal-
pronomen aber é (is), sí (ea), se, de (hic, haec, hoc), an (rela-
[484]Pronominale declination. Acc. sing.
§. 264.tivum), cia, ci masc. fem. (pronomen interrogativum), ist von
casuszeichen nichts mer zu erkennen. Den erhaltenen nom. acc.
sing. neutr. s. u.
Reste der casus, meist aber nur der pronominalstämme
selbst, stecken noch in den so genannten pronominalsuffixen,
welche auß dem selbständigen pronomen durch verflüchtigung
und anschleifen an andere worte entstanden sind (z. b. ni-s-fitir
= non-eos-scit, nescit eos, wo in s ein rest des demonstrativ-
pronomens stekt u. s. f.).
Der acc. sing. masc. unterscheidet sich dadurch im go-
tischen von der nominalen declination, daß er das zu n gewan-
delte m des accusativs durch a vor dem abfalle schüzt (§. 203,
3, b), daher tha-n a auß *tha-n und diß auß ta-m.
Nom. acc. neutr. hat t als suffix (vgl. 246, pg. 425), z. b.
urspr. ta-t, ja-t, i-t, ka-t, ki-t u. s. f.
Altind. ta-t, ka-t (später ki-m; i-d-am mit dem rätsel-
haften am, an ursprünglichem i-t).
Altbaktrischta-ṭ, ka-ṭ, ja-ṭ.
Altgriechischτό für *τοτ, τί grundf. ki-t, ὅ grundf.
ja-t, warscheinlicher aber, da beim griechischen relativstamme
digamma vor komt, sva-t; τ fält nach der regel ab (§. 149).
Italisch. Latein. (is-)tu-d, i-d, quo-d, qui-d, hoc wol auß
*ho-d-ce (über latein. d = urspr. t vgl. §. 159). Veraltet ali-d
für aliu-d (wie alis für alius);osk. iͤ-d, pu̇-d, piͤ-d;umbrisch
sezt dieselben formen vorauß, z. b. in piṛ-i, piṛ = qui-d.
Altirisch. Obwol im altirischen die pronominalformen
so ab geschliffen sind, daß sich von den einst vorhandenen en-
dungen kaum spuren entdecken laßen, so ist doch gerade die
eigentümliche neutralform der pronomina erhalten, z. b. e-d =
latein. i-d, ci-d = latein. qui-d (darneben auch ca, co in glei-
cher function).
Altbulgarisch, z. b. to, unentschiden ob = ta-t oder =
*ta-m (vgl. dělo = grundf. dhâra-m) nach der nominalen form;
je = ja-t oder ja-m.
Das litauische neutrum tai ist dunkel.
Gotisch. In einer späten epoche der deutschen grund-
[485]Pronomin. decl. Nomin. plur. u. dual. Acc. sg. u. pl.
sprache ward das anß lautende t durch an gefügtes a vor§. 264.
völliger verflüchtigung bewart; so entstunden die auch von den
anderen deutschen sprachen vorauß gesezten formen z. b. tha-t-a
= urspr. ta-t; i-t-a = i-t. In gewissen fällen fiel t ab, z. b. hva
(quod) = ka-t; raud grundf. râudha-t (rubrum; §. 203, 3, b) u. s. f.
Nom. pluralis. Masc. bei a-stämmen auf i, z. b. grundf.
ta-i; femin. und neutr. nominal. Man muß wol etwa an eine
urform *ta-j-as auß ta-i-sas denken; die ganze casusendung
wäre dann ab gefallen und nur der durch i vermerte stamm
gebliben. Vgl. d. latein. und griech. formen des nomens §. 247,
pag. 431 flg.
Altind. tê, jê, d. i. urspr. tai, jai.
Altbaktr. tê, taê, tôi = tai; jê, jaê, jôi = jai.
Altgriech. τοί (οἱ ist eine spätere form im stamme nach
analogie des nom. sg. gebildet), οἵ. Hier haben auch die femi-
nina diß i: ταί (αἱ), αἵ.
Italisch. Latein. Wie beim substantiv; heis, quês, d. i.
queis, darauß quei, hei, quî, hî; fem. wie im griech. z. b. (is)-
tae. Die neutra hae-c, quae sind seltsamer weise ebenfals durch
j vermert, doch hat sich auch hier qua als indefinitum erhal-
ten (siqua, aliqua). Osk. und umbr. masc. femin. nach nomi-
naler weise.
Altbulg. ti, i = ji (§. 89, 2; §. 87, 5), wie beim no-
men; ti steht für ein älteres *tě = tai (§. 88, 8); i, d. i. ji,
für *jě (§. 87, 3) = jai.
Lit. të, jë regelrecht = tai, jai.
Gotisch. thai, bei der einsilbigkeit hat sich die form
voll erhalten.
Nom. acc. dualis. Wie beim nomen.
Acc. sing. Masc. femin. wie beim nomen; neutr. dem no-
minativ gleich.
Accusat. plur. Wie beim nomen. Rätselhaft ist latein.,
osk. nom. acc. neutrius des stammes ka, lat. quae, osk. paiͤ,
u. latein. hae-c. Vergleiche den gleich lautenden nominat. singul.
feminini und die dort versuchte, auch hier anwendbare er-
klärung (pg. 483).
[486]Pronomin. declin. Ablat, Gen. sg.
Ablat. singularis. Er wird, wie außerdem noch dat.
loc. sing. msc. neutr. fem. und genit. sing. fem., von dem durch
an gehängtes sma, verkürzt sm — auch smi, darauß sj fin-
det sich — vermerten stamme gebildet. sma, wol auß *sa-ma,
einer stambildung auf ma von der pronominalwurzel sa (hic),
ist ein demonstrativum, das sich als selbständiges wort im alt-
indischen nur in der partikel sma (villeicht urspr. instrumen-
talis) findet, welche etwa ‘damals, einst’ bedeutet. Altind.
und grundform tásmât;altbaktr. jahmât, femin. jêṅhât, wor-
auß sich ein taṅhât, d. i. tasjât (s. d. flg.) ergibt; latein., one
sma, (is-)to.
Genit. sing. Masc. neutr. ursprüngl. wie beim nomen,
also urspr. und altind. tásja,altbaktr. *tahê,griech.
τοῖο auß *τοσιο, got. this u. s. f.; fem. altind. tá-sj-âs, mit
der erweiterung des stammes durch sj, rest von smj, smi auß
sma;altbaktr. aiṅh-âo und aṅhâo, erstere form mit rest von
j, grundform a-sj-âs, stamm a.
Nur das lateinische weicht völlig ab; lat. istîus u. a.,
quoius, cuius, huius u. s. f. Dise formen zeigen z. b. in
quo-ius deutlich die endung -ius; in is-tius und änl. kann an
einen durch i vermerten stamm gedacht werden, den wir ja
schon öfters fanden, so erhalten wir ein *istoi-ius darauß
*istei-ius, *istîius, istîus regelrecht (vgl. z. b. den ablat. sing.
facilume-i-d, gen. sg. osk. pu̇mpaiane-i-s und also auch latein.
*eque-i-s und andere formen mit der stammerweiterung durch
i). So blibe denn jus als endung des casus zu erklären. Das
genitiv-s ist zwar deutlich erkenbar, im übrigen aber ist dise
neubildung dunkel (die übliche deutung besteht in der anname einer
umstellung von sja; oder man nimmt -ju für entstanden auß
-sja, an welches ju dann nochmals das genitiv-s an gehängt
sei u. a.).
Altbulg. Masc. neutr. togo auß tasja, warscheinlich durch
wandlung von j in g und verlust des s, wiewol auch diß ein
ungewönlicher lautvorgang ist. Femininum to-ję, stamm durch j
vermert; die endung ist eben so dunkel wie beim nomen.
Genit. plur. Die vollere endung -sâm ist hier erhalten:
[487]Pron. decl. Gen. plur., Locat. sg., Dat. sg.
altind. msc. ntr. tếśâm, stamm durch i vermert, fem. tấsâm;§. 264.
eben so altbaktr. *jaêśa͂m, fem. jâoṅha͂m, d. i. jâsâm;griech. u.
ital. wie beim nomen; altbulg. tě-chŭ, d. i. tai-sâm, dise
form gilt auch fürs femin.; lit. wie beim nomen; got. masc.
neutr. thi-zê, femin. thi-zô, d. i. *ti-sâm.
Locat. sing. Urspr. und altind. masc. neutr. tá-sm-in
(vgl. §. 254, pg. 458), mit der vermerung durch sm auß sma;
altbaktr. aĉ-ta-hm-i, dem entsprechend; griech., ital. felt;
altbulg. to-m-ĭ = tasmin;lit. tamè, nach der analogie der
a-stämme, z. b. vilkè zu vìlka-s, von dem durch sma vermer-
ten stamme. Die ältere form auf -mi, *-min = altind. -smin,
ist im altlitauischen und vor der postposition -pi (ad, apud) er-
halten, z. b. ta-mi, je-mim-pi (von stamm ja is), eben so bei
adjectiven, z. b. szventa-mim-p (szvèn-ta-s sanctus; Smith in
Beitr. I, pg. 506, flg.). Got. felt.
Femin. altind. já-sj-âm, nach Bopp = altbaktr. ja-hmj-a
(das er als locat. instrum. faßt), also beider grundf. -smi-âm;
sma ist hier im femininum zu smi geschwächt worden (smî ist
nicht vorauß zu setzen, diß wäre = smjâ) und dann die en-
dung âm an getreten.
Litauisch. to-jè,altbulg. to-j müßen wir wol als kür-
zungen diser grundform *tasmjâm betrachten.
Dat. sing. Msc. ntr. urspr. u. altind. tá-smâi, von st.
tasma (vgl. §. 255, pg. 463), fem. tá-sjâi, also auß -smi-âi.
Altbaktr. aê-tahmâi, femin. avaṅhâi, d. i. ava-s-âi, nach
Bopp also auß ava-smj-âi, stamm ava. Griechisch nach
nominaler art.
Latein. is-tî u. s. f., cui = altl. quoiei für alle genera.
quo-i-ei ergibt sich als dativ eines, wie oft, mit i vermerten
stammes; is-tī = -tei, läßt sich leicht als locativ deuten.
Umbr. e-smei, pu-sme entsprechen genau dem altindischen
und ursprünglichen ka-smâi und legen bedeutsames zeugnis ab
für das vorhandensein jener stammerweiterung durch sma auch
im südl. europäischen indogermanisch.
Altbulg. Masc. neutr. tomu, ta mit sma erweitert und
nach analogie der u-stämme gebildet, wie beim nomen, also
[488]Pron. decl. Loc. pl. Gen. loc. dual., Instr. sg. u. pl. Dat. pl. u. dual.
§. 264.eigentlich verkürzter locat. eines u-stammes to-smu; grundform
wäre *ta-sm-av-i; femin. wie locat.
Litauisch. Masc. támui, jezt tám, eben so wie im sla-
wischen eine u-form; femin. nominal.
Gotisch. Msc. thamma = tasmâi, fem. thizai = *ti-smj-âi.
In disem casus folgt das unbestimte adjectiv nicht der prono-
minalen, sondern der nominalen declination, z. b. gôdai (bonae),
nicht *gôdiz-âi.
Loc. plur. nominal.
Genitiv loc. dual. Wie die nomina; altbulg. eben-
fals mit durch j erweitertem stamme: to-j-u (für alle genera)
= altind. tá-j-ôs (wärend die nomina diß j nicht ein fügen,
vgl. vlŭku und altind. vŕka-j-ôs).
Instrum. sing. I auf â wie die nomina.
Instrum. sing. II auf bhi wie die nomina; das gricch.
ἧφι zeugt für ein ursprüngl. vorhandenes *το-φι, *τη-φι u. s. f.
Litauischtů-mì, ab gekürzt tů, scheint, was das ů betrift,
eine neubildung zu sein; vgl. die nominale decl. §. 259, pg. 472.
Hier scheint an den instrumentalis tů = ta-bhi nochmals -mi
an getreten zu sein. Altbulg. masc. tě-mĭ erweitert, wie
oft, den stamm durch i. Hierher gehört ahd. diu, hwiu, grund-
form tja-mi, svja-mi (nach analogie der ja-stämme), gotisch
thê, hvê (s. o. §. 259, pg. 472).
Instrum. plur. Wie bei den nominibus, nur das altbul-
garische hat stammerweiterung durch i, tě-mi (nicht ty,
wie vlŭky).
Dat. ablat. plur. Wie bei den nominibus (lat. qui-bus,
i-bus, ea-bus sind alte formen, die sich auß dem über die no-
minale declination gesagten erklären). Nur lit., slaw., got.
haben stammerweiterung durch i, lit. të-mus; të-ms,altbulg.
tě-mŭ, got. thai-m.
Dat. abl. instrum. dualis wie beim nomen; nur alt-
bulg. tě-ma (auch femin.) vermert den stamm durch i (vergl.
vlŭkŭ-ma, femin. rąka-ma); eben so das lit. msc. të́m-(dvëm);
aber femin. tóm-(dvëm), one dise vermerung.
[489]Persönliches pronomen.
Declination des ungeschlechtigen persönlichen§. 265.
pronomens und (in manchen spráchen) des reflexiv-
stammes sva.
Die declination des persönlichen ungeschlechtigen prono-
mens ist durch alten stammwechsel, durch zusammensetzungen
und jüngere veränderungen mancherlei art, so vor allem durch
abschleifen der endungen, durch starke verflüchtigungen über-
haupt und durch späteren einfluß der analogie und offenbare
neubildungen in den verschidenen sprachen unserer sprachsippe
so verschiden und der wißenschaftlichen erkentnis unzugäng-
lich, daß es nur im singular möglich ist die formen der indo-
germanischen ursprache zu erschließen und daß keinesweges die
in den einzelnen sprachen vor ligenden formen durchweg genü-
gend sicher erklärt werden können.
Der declination des ungeschlechtigen pronomens der 1. und
2. person schließt sich in den europäischen sprachen die des
ungeschlechtigen reflexivstammes sva an.
- Anm. Das prâkrit. sê (huius) ist wol = *asê = altind. á-sja
und hat mit der reflexiven pronominalwurzel sva eben so wenig
etwas zu tun, als das altbaktrische hê, hoî, das auf eine pro-
nominalwurzel sa (nom. sg. msc. hô, fem. hâ) fürt; dem in den
europäischen sprachen als unpersönliches reflexiv gebrauchten
sva kann nur altbaktr. qha = hva entsprechen, das aber nicht
der declination des ungeschlechtigen pronomens folgt (nom. hvô,
femin. qhâ); das altindische sva erscheint nur in composition.
Die bedeutung dises altind. sva, altbaktr. qha, hva ist übri-
gens die von ‘ipse’ und die eines reflexivum für alle personen,
so daß an dem vorhandensein eines reflexivstammes sva in der
indogermanischen ursprache nicht im mindesten gezweifelt werden
kann.
Im italischen sind uns außer den lateinischen formen nur
einige wenige umbrische formen erhalten, die oskischen texte
bieten leider nichts hierher gehöriges.
Im keltischen (altirischen) sind die declinationsendungen
fast spurlos verloren, das pronomen findet sich meist in ser
verflüchtigten an andere worte an schmelzenden resten (prono-
[490]Persönl. pron. Nom. sg.
§. 265.minalsuffixa), z. b. le-m, li-m (ad me), ro-m-soír-sa, wörtlich
pro-me-salvavit-hunc i. e. salvavit me; ro-nn-ícc-ni salvavit nos
(sa und ni verstärken die in m und nn ligenden pronominal-
außdrücke); ní-b-tá non vobis est u. s. f., wo m, nn und b die
einzigen reste der keltischen aequivalente des lateinischen me
nos und vobis sind u. s. f. Auch die formen des selbständigen
pronomens, wie z. b. mí (ego), tú (tu), verstärkt messe, tussu,
plur. snisni, snini (nos), sisi, sissi (vos), sind schwer deut-
bar und für die älteren perioden unseres sprachstammes von
geringem belange, da in inen junge neubildungen wol nicht zu
verkennen sind. Wir müßen daher im folgenden vom kelti-
schen ab sehen.
Indog. urspr. Auß den personalendungen des verbum
und auß den meisten casusformen des pronomens selbst ergibt
sich als wurzel für das personalpron. der I. pers. ma, für das
der II. pers. tu und tva.
Nom. sing. I. urspr. agam; nur das altindische weist
auf agham hin. Ob hier ag, agh als wurzel und am als eine
in irer function nicht klare, aber im altindischen und altbaktr.
nicht seltene endung (vgl. tv-ám, tu; dat. tú-bhj-am tibi; suffix
des dat. plur. -bhjas auß *bhi-am-s, altind. id-ám hoc, aj-ám
hic, ij-ám haec, svaj-ám ipse, vaj-ám nos, jûj-ám vos) zu
faßen ist, oder ob abfall eines an lautenden m an zu nemen
(agham für *ma-gha-m) und in gham die partikel vêd. gha,
skr. ha, griech. γε u. s. f., zu erkennen sei, ist kaum zu ent-
scheiden. Für die leztere ansicht (Benfeys) spricht 1. daß,
wie ἐγώ, got. ik mit media einem altind. ahám mit aspirata
(h = gh) gegenüber stehen, so auch γε, γα, got. -k (s. u.
d. acc. sing.) dem altind. ha, gha; 2. die sonst in der function
‘ich’ unbekante wurzel ag oder agh. Dagegen spricht der selt-
same abfall des an lautenden m, das durch die analogie der
andern casus des singulars wol geschüzt scheint. Solte man
hier das häufig zu beobachtende streben nach dissimilation als
erklärungsgrund geltend machen und villeicht wegen des urspr.
auß lautenden m die abwerfung des an lautenden m vorauß
setzen können?
[491]Persönl. pron. Nom. u. acc. sg.
II. urspr. tu-am, woferne dise form nicht auß dem äl-§. 265.
teren tu erst nach den frühesten sprachtrennungen im arischen
sprachaste entstanden ist.
Altind. I. ahám II. tvám (= tu-am, wie in der älteren
sprache oft zu lesen ist).
Altbaktr. I. azem, II. tûm (nach §. 29, 4 = tvam), tû.
Griech. I. ἐγώ, äol. ἐγών (ν warscheinlich nur zu gesezt),
mit dunkler denung des vocales der lezten silbe, II. σύ, mit
erweichung von τ zu σ vor ν (§. 148, 1, c.), älter dor. τύ;
dise erweichung bleibt auch dann, wenn u oder vilmer v spä-
ter verflüchtigt ist (z. b. σέ = *σϝε, *τϝε, urspr. tua-m); dor.
τυ-νή, lakon. του-νή (ου hier nicht steigerungslaut, sondern
graphische bezeichnung von u), böot. τού-ν, mit einer hervor
hebenden an gehängten partikel (vgl. das selbständige νή), die
villeicht auch in ἐγώ-ν vorhanden ist.
Ital. latein. I. egô = ἐγώ, II. tû (mit unursprünglicher
denung).
Altbulg. I. azŭ = urspr. agam oder agham, II. ty = äl-
terem tû (§. 88, 7).
Lit. I. aż (wegen des außlautes geschriben àsz, §. 193)
= slaw. azŭ; II. tù.
Gotisch I. ik = agam (§. 197, 1. 113, 1; 203, 3, a);
II. thu.
Accusativ sing. Hier, wie in allen übrigen casus des
singular, zeigen sich die eigentlichen wurzeln diser pronomina
I. ma, II. tva, reflex sva.
Urspr. warscheinl. I. ma-m, II. tva-m, reflex. sva-m.
Altind. behandelt in disem casus, wie in andern, die wur-
zeln ma, tva als a-stämme (die gewönl. feminina sind) also I
mâ-m, II. tvâ-m (enclitisch verkürzt mâ, tvâ).
Altbaktr. wie altind. I. ma͂m, mâ; II. thwa͂m, thwâ.
Griech. mit verlorenem casuszeichen I. ἐ-μέ, μέ; II. σέ,
dor. τέ für *τϝε; reflex. ἕ, äol. ϝέ = *σϝε, Hom. ἑέ, war-
scheinlich = *σεϝε (vgl. §. 145, 2, b, pg. 182).
Ital. Latein. I mê, die vocallänge ist warscheinlich nur
folge der einsilbigkeit, grundform also ma-m; II. tê für *tve(m);
[492]Persönl. pron. Acc. u. loc. sg.
§. 265.umbr. tiom = *tuom (i im umbr. bisweilen = u §. 62, anm.),
grundf. tva-m; reflex. lat. sê = *sve, grundf. sva-m.
Altbulg. I. mę, d. i. *mi-n oder *me-n (n = m, wie
lit. und got.) auß ma-m, mit schwächung des vocals; II. tę,
d. i. *tvi-n oder *tve-n = tva-m; reflex. sę, d. i. *svi-n oder
*sve-n = sva-m.
Lit. I. zeigt in allen casus des sing., außer dem nomina-
tiv, nicht mer den alten stamm ma, sondern einen stamm mani
oder man (z. b. instr. mani-mì, loc. many-jè), da ja consonan-
tische stämme in der regel in i-stämme um schlagen. Woher
das disen neuen stamm bildende n gekommen sei, ist schwer
zu ermitteln, vgl. jedoch den genit. sing. altbaktr. mana, altind.
mama, ablat. vêdisch mama-t, prâkrt mamâ-do, locat. prâkrt
mama-mmi u. a., wornach eine ursprüngliche reduplication der
pronominalwurzel den anlaß zn diser bildung gegeben zu ha-
ben scheint. Der acc. lautet manę̀, d. i. mane-n für *mani-n,
*mani-m, mit ungewönlicher trübung von i zu e; das i ist
aber gesichert durch niderlitauische formen wie II. tèvi̧ (vgl.
die niderlit. genitive mùni̧s, tèvi̧s, sèvi̧s) II; tăvę̀, von einem
stamme *tavi, der in sämtl. casus des singulars, außer dem
nominativ erscheint und ursprünglich entweder durch redupli-
cation (tva-tva) oder durch steigerung des u der wurzel tu
entstanden ist. Für die erstere ansicht sprechen die formen
des slaw. mit b für v, das sich bloß durch den einfluß eines
vorher gehenden momentanen lautes zu erklären scheint. Reflex.
savę̀; wie tavę̀ von wurzel tu, tva, so savę̀ von sva = *sua.
Gotisch I. mi-k; *mi auß *ma und diß auß *ma-m; k
= *ka, nach dem außlautsgesetze, ist = urspr. -ga, griech.
γε, slaw. že, lit. -gi, -gu (altind. aber aspiriert gha, ha, hi),
eine hervor hebende partikel; mik also = *mam-ga, griech.
*με-γε; II. thu-k, eben so = *tu-m-ga; reflex. sik = *sva-m-ga.
Locat. sing. Urspr. ? I. ma-i, II. tva-i, reflex. sva-i.
Altind. I. má-j-i, mit stammerweiterung durch j, wie sie
im altindischen besonders bei weibl. a-stämmen oft bräuchlich
ist, deren analogie dise pronomina ja oft folgen. Das ältere
mê findet sich nur in der function des dativs und genitivs als
[493]Persönl. pron. Locat. sing.
tonlose form diser casus, ursprünglich aber ist es ein locativ§. 265.
vgl. d. griech.; II. tvá-j-i, wie má-j-i; vêd. noch tvê, welches,
zu tê ab geschwächt, in der classischen sprache als enklitische
form in der function des dativs und genitivs erscheint.
Altbaktr. I. die dativformen mê, môi = urspr. ma-i sind
locative; eben so II. thwôi, tôi, tê = urspr. tva-i. Ferner
thwa-hmi, grundform *tva-smin, also nach art der pronomina-
len declination (§. 264, pag. 487).
Griech. I. ἐ-μο-ί, μο-ί, II. σοί = *σϝοι auß *τϝο-ι; reflex.
οἷ, ἑοῖ, grundform *sava-i.
Ital. felt.
Slaw. Außer im nom. acc. sg. zeigt das slawische die
stämme I. mŭna, mena, II. teba oder toba, reflex. seba oder
soba. Zu I. vgl. den accus. sing. des litauischen; das b in den
stämmen der II. pers. und des reflexivs ist dagegen schwer zu
erklären, da eine verhärtung von v zu b im slaw. unerhört ist.
Die anname, daß das b durch die alte casusendung urspr. bhi,
bhi-am bedingt sei, ist schon deshalb unhaltbar, da diß suffix
im slawogermanischen sein bh stäts in m wandelt. Eine form
mag zuerst entstanden sein und sodann die analogie für die
übrigen ab gegeben haben, villeicht stamm taba, auß *tvatva
(tv = b, wie im latein. oft dv = b). Der locativ, der zu-
gleich auch als dativ gilt, wird nach art der weibl. a-stämme
gebildet, I. muně, II. tebě, reflex. sebě (wie rącě von rąka ma-
nus). Alt sind die enklitischen formen I. mi, II. ti, reflex. si,
deren i = ě zu setzen ist (§. 88, 8), also = *mě, *tě, *sě,
grundform ma-i, tva-i, sva-i und dem griech. und altind. völlig
entsprechend.
Litauisch I. many-jè, maný, II. tavy-jè, tavý, reflex. savyjè
savý, wie von weiblichen i-stämmen, in der älteren sprache auch
mit steigerung des i tavëje, savëje (geschriben tawieje, sawieie;
Smith in Beitr. II, 339).
Gotisch. Obwol man nicht entscheiden kann ob die als
dative fungierenden formen des gotischen personalpronomen
urspr. dative oder locative gewesen seien, so spricht doch der
fast außschließliche gebrauch des locativs als dativ in der no-
Schleicher, vergl. gramm. d. indog. spr. 32
[494]Persönl. pron. Dat. sing.
§. 265.minalen declination und die dativform auf -mma der pronomi-
nalen declination des gotischen dafür, daß die formen I. mi-s,
II. thu-s, reflex. si-s reste von ursprünglichen locativen ma-smin,
tu-smin, sva-smin sind (auß dativen wie ma-smâi, tu-smâi würde
ein *mamma, *thumma geworden sein).
Dativ sing. Urspr. I. ma-bhiam, II. tu-bhiam, reflex.
sva-bhiam. Über das dativsuffix -bhiam, -bhjam, eine weiterbil-
dung von bhi, das im singular sich nur bei disen pronominibus
erhalten hat, wärend es im plural -bhiam-s algemeine anwen-
dung fand, s. §. 259. 261.
Altind. I. má-hjam, durch dissimilation für *ma-bhjam,
II. tú-bhjam, vêdisch auch tú-bhja.
Altbaktr. I. maibjâ (auß lautendes â in dem dialecte des
zweiten teiles des Jaçna = a) und maibjô (Spiegel, Beitr. II,
230), ô = a (§. 27, 5) = urspr. mabhjam, II. tai-bjâ, tai-bjô
nach diser analogie auß tva-bhjam; vgl. das vêdische tu-bhja,
dem ebenfals das m felt. Spiegel fürt (Beitr. II, 32) mâvôja
oder mâvaja an, welches er auß *mâ-bja, *mâ-vja (mit er-
weichung von b zu v) erklärt, mit einschiebung von a zwischen
v und j (vô = va §. 27, 5).
Griech. I. dor. ἐμίν, II. Hom. τεΐν, dor. τίν (refl. ἵν ist
unsicher) mit langem ι sind sicher durch den bei dem casus-
elemente ursprüngl. -bhi häufigen verlust des anlautes (§. 260.
261. 262.) zunächst auß *ἐμε-φιν, *τε-φιν hervor gegangen.
Die länge des ι in τεΐν zeugt gegen die gleichstellung mit
dem bhĭ des instrumentals, es ligt vilmer hier ein echtes dativ-
suffix vor und -ῑν = *-φῑν ist auß *-φιεν = bhiam entstanden.
Ital. Latein. I. mi-hei, umbr. me-hê, durch dissimilation
für *mi-bei, *me-fê; II. ti-bei, umbr. te-fê; reflex. si-bei (umbr.
seso ist dunkel und seltsam). Die stämme mi, ti für tvi, si
für svi sind auß ma, tva, sva geschwächt; das casussuffix -bei,
-bî (später auch bĭ) findet sich auch noch in u-bi (= quo-bei),
i-bi; ei ist hier auß ie oder io geworden (vgl. o. s. 475); zunächst
hätte man für urspr. *bhjam im lateinischen *biom oder villeicht
*biem erwartet. Der abfall d. m ist nicht auffallend; vgl. altind. -bhja.
Slawisch felt; der dativ wird durch den locativ ersezt.
[495]Persönl. pron. Ablat. sing. Genit. sing,
Litauisch I. má, żemait. manei, II. táv, älter tavi wol§. 265.
= *tavei, reflex. sáv, älter savi. Die vollen formen, wie manei,
sind den dativen der i-stämme gleich, welche selbst wider der
analogie der jâ-stämme folgen (§. 255, pag. 465).
Gotisch felt (s. locat.).
Ablativ singul. Urspr. I. ma-t, mama-t; II. tva-t,
reflex. sva-t.
Altind. I. ma-t, vêdisch auch mit verdoppelter pronomi-
nalwurzel mama-t; II. tva-t, häufig mit der casusartigen abla-
tivendung -tas, mát-tas, tvát-tas (vgl. í-tas, á-tas inde u. a.).
- Anm. -θεν in ἐμέ-θεν, σέ-θεν, ἓ-θεν, vgl. οἴϰο-θεν u. a., ist
disem -tas nicht gleich zu setzen, sondern es entspricht einem
altindischen -dhas, z. b. in á-dhas.
Altbaktr. I. ma-ṭ, II. thwa-ṭ, auch mit sma, nach der
pronominalen declination, thwa-hmâ-ṭ.
Latein. I. mê-d, mê, II. tê-d für *tve-d, tê; reflex sê-d,
sê für *sved. Die länge des ê scheint spätere denung von e = a,
woferne man nicht mi, ti, si als i-stämme zu grunde legen und
nach der nominalen declination ein *mei-d, *tei-d, *sei-d vor-
auß setzen will, was jedoch wenig für sich hat.
Slaw. Lit. Gotisch felt.
Genitiv sing. Diser casus scheint schon frühe von der
reduplicierten wurzel gebildet worden zu sein; man mag, nach
der analogie des ablativs, als formen der ursprache an nemen
I. ma-s, mama-s; II. tva-s, tvatva-s.
Altind. mit verlust der casusendung I. máma (die enklit.
form mê ist locativ), II. táva, also warscheinlich für *tvatva,
durch dissimilation (das enklitische tê ist locativ).
Altbaktr. I. mana, durch dissimilation für altind. mama;
II. tava, thwa-hya, lezteres nach der nominalen und pronomi-
nalen declination (mê, moî, thwoî, tôi, tê sind locative).
Griech. I. ἐ-μεῖο = ma-sja, mit dem gewönlichen casus-
suffixe sja, darauß ἐμέο mit verlust des j und fernerhin durch
contraction ἐμεῦ μεῦ, ἐμοῦ μοῦ; II. τεοῖο (Il. 8, 37) = tava-sja,
mit tava, griech. τεϝο = latein. tovo, tuo für urspr. tua, tva;
σεῖο = *σϝειο, grundf. *tva-sja, darauß σέο, σεῦ, σοῦ;
32*
[496]Persönl. pron. Genit. sing. Instr. sing.
§. 265.εἷο, grundf. sva-sja, darauß ἓο, εὗ, οὗ. Dorische formen wie
ἐμέος, ἐμεῦς, ἐμοῦς, τέος u. s. f., fügen nochmals das genitiv-s
an die alten genitive.
Italisch. Latein. felt und wird durch die genitive der
pronominaladjectiva (pronomina possessiva) mei, tui, sui er-
sezt; die stämme sind wol *me-io, *tovo, *sovo, grundf. ma-ja,
tav-a, sava, vgl. lit. tàva-s = lat. *tovo-s, tuus für *tevo-s,
griech. τεϝό-ς, lit. sàva-s = latein. *sovo-s, suu-s für *sevo-s
= ἑϝό-ς.
Slawisch I. mene, wol, wie altbaktr. mana, = ursprüngl.
mama-s; II. tebe, wol auß *tvatva-s; reflex sebe, nach diser
analogie einer grundform *sva-sva-s entsprechend.
Litauisch I. manę́s, niderlitauisch mùni̧s (i̧ verkürzt durch
vortritt des accents), II. tavę́s, älter tavens, niderlit. tèvi̧s (wie
I.); reflex. savę́s, niderlit. sèvi̧s. Von den stämmen war schon
die rede. Die litauischen grundformen scheinen *mani-n-as,
*tavi-n-as, *savi-n-as zu sein, d. h. genitive der stämme mani,
tavi, savi mit der stammerweiterung n (so Smith, Beitr.
II, 338).
Die genitive der adjective máno, távo, sávo gehören nicht
hierher, sie ersetzen den genitiv des pronomens dann, wenn
er in possessiver function zu stehen hat, vgl. das latein. mei,
tui, sui.
Gotisch. I. meina, kann wegen des auß lautenden a =
â nicht = mana, älter mama, mit übertritt des a in die i-
reihe (§. 109) sein, sonst würde die form *mein lauten müßen.
Eben so sind II. theina, reflex. seina junge, nach einer und
derselben analogie gebildete und kaum mit sicherheit erklär-
liche formen; warscheinlich sind es adjectivische stämme (vgl.
den plural) in einem kaum sicher zu ermittelnden casus; ich
halte sie für genitive pluralis und -a = â für regelrechten ver-
treter von urspr. -âm (vgl. latein. mei, tui).
Instr. sing. Urspr. ?
Altind. I. má-j-â, II. tvá-j-â, nach art der weiblichen
a-stämme.
Altbaktr. ?
[497]Persönl. pron. Instr. sing. Pluralis. Altind.
Griech., Ital. felt.
Slaw. I. mŭnoją, II. toboją, reflex. soboją, völlig nach der
analogie der weibl. a-stämme (§. 259, pg. 472), grundf. also
mana-j-â-mi u. s. f.
Lit. I. mani-mì, II. tavi-mì, reflex. savi-mì, von den be-
kanten stämmen mit dem bekanten instrumentalsuffixe.
Pluralis. Die ursprünglichen formen der persönl. pronom.§. 266.
sind wol kaum zu erschließen. Villeicht ward der stamm des
plurals gebildet durch zusammensetzung der stämme der I.
und II. person mit sma (§. 264, pg. 486), also I. ma-sma, II.
tva-sma. Ob an dise stämme die gewönlichen casussuffixe des
plurals, oder die der pronominalen declination, oder die des
singulars an traten, lezteres indem der plural schon in der
stambildung auß gedrükt lag (ma-sma ‘ich und er’ = wir;
tva-sma ‘du und er’ = ir), läßt sich wol nicht entscheiden.
So könte man für den nominat. plur. I. z. b. an urformen wie
*ma-smâ-sas oder *ma-sma-i-sas (pronominale form, §. 264,
pg. 485) und darauß *ma-sma-j-as, oder etwa *ma-sma-s, fem.
ma-smâ, mit den endungen des singulars denken. Wir werden
daher im folgenden die ursprünglichen formen nicht entwickeln.
Da ferner die einzelnen sprachen ire formen auf ire be-
sondere art bilden und es förderlicher ist, die sämtlichen casus
einer und der selben sprache zu überblicken, als denselben ca-
sus durch die verschidenen sprachen hindurch zu verfolgen —
denn nicht im casussuffixe selbst, sondern in der bildung und
behandlung des stammes treten die besonderheiten jeder sprache
am stärksten hervor — so werden wir im folgenden eine von
der bisherigen ab weichende darstellungsweise befolgen.
Altind. Stämme der vollen formen sind I. a-sma, II.
ju-śma, in welchen man a und ju für reste von ma und tva
zu halten pflegt. Die casussuffixe sind teils die des plurals,
teils die des singulars. Die accentlosen formen I. nas, II. vas,
welche als accusativ, dativ, genitiv fungieren, zeigen sich wol
deutlich als reste von casusformen der stämme ma-sma, tva-sma;
in nas ist n villeicht durch dissimilation (bewirkt durch das
urspr. an gehängte sma) auß m entstanden; in vas das t ge-
[498]Persönl. pron. Pluralis. Altbaktrisch.
§. 266.schwunden; als accusative z. b. wären also I. nas, II. vas als auß
I. ma-sma-ms, II. tva-sma-ms entstanden zu faßen, von welchen
formen nur der erstere teil *mas, *tvas in nas, vas erhalten ist.
Nomin. vêd. I. asmế, II. juśmế, welche für fast alle casus
des plurals fungieren können, worin uns ein beweis dafür zu
ligen scheint, daß das i nur stammerweiterung, nicht casusen-
dung ist, die demnach hier überall geschwunden ist (als nomi-
native = *ma-sma-j-as, *tva-sma-jas, als dat. = *ma-sma-i-
bhjam u. s. f.); die gewönlichen formen sind I. vajám, II. jûjám,
in welchen die endung am (§. 264, pg. 483) wol nicht zu ver-
kennen ist; man pflegt va = ma, und jû = tva, tu zu faßen,
j wäre dann die bekante stammerweiterung.
Accus. I. asmấn, II. juśmấn, vêd. im fem. auch juśmấs;
gewönliche accus. plur. der stämme asma, juśma.
Locat. I. asmấ-su, II. juśmấ-su, gewönliche locative des
plurals mit denung des stammaußlautes.
Dat. I. asmá-bhjam, II. juśmá-bhjam, mit dem selben dativ
suffixe wie tú-bhjam, má-(b)hjam (s. d.) one pluralzeichen.
Ablat. I. asmá-t, II. juśmá-t, mit dem ablativsuffixe des
singulars.
Genit. I. asmấ-ka-m, vêdisch as-mấ-ka, II. juśmấ-ka-m,
vêdisch juśmấ-ka; adjectivbildungen auf ka im neutr. sing., also
eigentl. ‘nostrum, vestrum’. Die vêdischen formen scheinen m
ein gebüßt zu haben, für dessen hohes alter das altbaktrische
zeugt und demnach nicht etwa reste eines andern casus zu sein.
Instr. I. asmấ-bhi-s, II. juśmấ-bhi-s, mit denung des stamm-
außlautes und dem suffixe des instr. plur.
Altbaktrisch. Fast durchauß wie im altindischen. Die
enklitische form für d. acc. dat. gen. I. nô (nè ist nebenform
von nô), II. vô ist = altind. I. nas, II. vas;nomin. I. vaêm
= altind. vajam (s. o. das altind.); II. jûźem, jûs; jûźem scheint
auf den ersten blick genau = altind. jûjám mit wandlung von
j in ź (für die es jedoch an weiteren beispilen felt); berück-
sichtigt man jedoch jûs, welches sich als eine abkürzung einer
dem vêdischen juśmê entsprechenden form ergibt, so bietet
sich die vermutung dar, daß juźem für *jûsem stehe und auch
[499]Persönl. pron. Pluralis. Griechisch.
dise form, wie jûs, auf jenes jusmê zurück zu füren sei; jûs§. 266.
wäre dann zunächst eben die kürzere form von *jûsem. Das
als genitiv fungierende I. ahmâkem, II. juśmâkem = altind. I.
asmấkam, II. juśmấkam.Dat. II. juśmaêibhja entspricht in-
dischem juśmábhjam. Ablat. II. juśmaṭ = altind. juśmát.
Die andern casus sind nicht belegt.
Griech. Hier erscheint auch ein plural des reflexivstam-
mes sva. Sämtliche stämme werden als i-stämme behandelt.
Die stämme sind I. asma, dann grundf. *ἀσμι, darauß durch
assimilation äolisch ἀμμε, ἀμμι und die gewönl. form ἡμι für
ἀhμι, wobei die analogie von II. nicht zu übersehen ist, durch
denung des a und vortreten des spiritus; II., grundform ju-sma,
dann jusmi, darauß äol. ὐμμε, ὐμμι und das gewönliche ‘ῡμι
durch außfall des ς vor μ und ersazdenung (wie εἰμί = *ἐσμι)
und wandel von j zu h (§. 145, 1, d); das reflexiv hat ungewönlicher
weise v nach s in φ gewandelt (vgl. altbaktr sp = urspr. sv
§. 136, 3) und zeigt also den stamm σφι = urspr. sva.
Nomin. äol. I. ἄμμε-ς, II. ὔμμε-ς, dor. I. ἁμέ-ς, II. ‘ῡμέ-ς.
Die endung ες möchte ich hier als kürzung von -εϳες, -εες d. i.
-εις faßen (Ahrens, de dial. dor. §. 21, 3), obschon im äoli-
schen dise fürs dorische erwisene kürzung außerdem nicht vor
komt; pronomina erleiden aber leicht stärkere abschwächung
als andere worte. Als eine form von a-stämmen läßt sich we-
nigstens die endung -ε-ς unmöglich faßen. I. ἡμεῖς, II. ‘ῡμεῖς,
III. σφεῖς sind regelmäßige formen von i-stämmen, wie die
neuionischen ἡμέες, ὑμέες, grundform *asmaj-as, *jusmaj-as.
Acc. altion., äol. I. ἄμμε, II. ὔμμε, III. σφέ, nach art des
singulars gebildet wie ἐμέ, σέ, ἓ; vgl. ablat. dat. plur. im alt-
indischen. I. ἡμέας, II. ὑμέας, III. σφέας, neutr. σφέα sind re-
gelrechte formen von i-stämmen (grundf. *asmaj-ans etc.), dar-
auß contractione I. ἡμᾶς, II. ὑμᾶς, III. σφᾱς.
Dat. altion. und äol. I. ἄμμι(ν), II. ὔμμι(ν), III. σφί(ν),
wie der sing. I. ἐμίν, II. τεΐν anß *ἀμμι-φιν etc., grundform
*asmi-bhjam, vgl. den dat. sing., eben so ist das gewönliche
I. ἡμῖν, II. ὑμῖν zu erklären (III. σφί-σι(ν) ist natürl. der ge-
wönliche dativische locativ).
[500]Persön. pron. Pluralis. Latein., Altbulg.
Genit. äol. I. ἀμμέ-ων, II. ὐμμέ-ων; altep. I. ἡμεί-ων,
ἡμέ-ων; II. ὑμεί-ων, ὑμέ-ων; III. σφεἰ-ων, σφέ-ων, darauß
contractione I. ἡμῶν, II. ὑμῶν, III. σφῶν, sämtlich regelrechte
wandlungen der grundformen I. asmaj-âm, II. jusmaj-âm, III.
svaj-âm (i ist vor dem -âm des gen. plur. gesteigert).
- Anm. Äolische formen wie acc. pl. ἄσφε, dat. plur. ἄσφι ha-
ben den beliebten vocalvorschlag vor consonantischem anlaute
(s. §. 43).
Ital. Latein. nomin. acc. I. nôs, II. vôs. Die länge des
o fält auf und scheint durch analogie der häufigen accusative
plur. auf ôs (equôs etc.), so wie durch die länge des o in
nôbîs, vôbîs hervor gerufen. Wir setzen demnach ein älteres
nŏs, vŏs vorauß, das dem altind. nas, vas genau entspricht
und wie diß zu erklären ist.
Dat. abl. I. nôbîs, II. vôbîs; -bî-s ist der plural zu -bî, -bei
in ti-bei, = urspr. bhjam-s, vô und nô für *vŏ-s, *-nŏ-s reste
von *no-smo, *vo-smo, so daß also nô-bî-s, vô-bî-s für älteres
*nŏs-bei-s, *vos-bei-s (vgl. nos-ter, vos-ter, wo ebenfals nos, vos
als stämme erscheinen) stehen; s vor b fiel auß und ward
durch denung ersezt; die grundformen wären *ma-sma-bhjam-s,
tva-sma-bhjam-s.
Der genitivnos-tru-m, nos-tri, vos-tru-m, vos-tri ist neu-
trum und genitiv des pronominaladjectivs auf ter (grundf. tara,
sonst comparative bildend, nostrum also einer grundf. *ma-sma-
tara-m, vostrum einer grundf. *tva-sma-tara-m entsprechend).
Altbulg. nom. I. my, II. vy, acc. I. ny, II. vy mit y wegen
der einsilbigkeit für das zu erwartende ŭ (§. 88, 3, pg. 106); ny
ist = altind. nas, vy = altind. vas; bedeutsam ist my, da es
auf ein mas hin weist, dessen anlaut also unverändert gebli-
ben ist. I. ny und II. vy gelten auch als enklitische formen für
den dativ.
Loc. und gen. lauten I. na-sŭ, II. va-sŭ.
Dat. I. na-mŭ, II. va-mŭ.
Instr. I. na-mi, II. va-mi. Deutlich erscheinen hier na
und va als stämme (die nun weiblichen a-stämmen gleichen),
an welche die suffixe der casus an treten; dativ -mŭ und instr.
[501]Persönl. pron. Pluralis. Lit., Got.
mi haben die gewönlichen endungen diser casus = ursprüngl.§. 266.
-bhjam-s, -bhi-s; genitiv und locativ haben aber hier das s der
endungen gen. -sâm, loc. -su erhalten und nicht, wie in der
pronominalen declination, in -chŭ gewandelt (vgl. §. 256, pg. 467).
Litauisch. Nomin. I. més, II. jús scheinen die gedenten
reste der vorauß zu setzenden stämme ma-sma-, ju-sma- zu
sein; das selbe gilt vom
Acc. I. mùs, II. jùs, auf dessen gestaltung die accusativ-
endung der a-stämme (z. b. vilkùs) ein gewirkt zu haben scheint.
Loc. I. mūsyjè, mūsý; II. jūsyjè, jusý fürt auf einen
i-stamm mūsi, jūsi, ein offenbar junges gebilde; die endung
ist die des singulars.
Im dat. altlit. I. mu-mus, II. ju-mus, später I. mù-ms, II.
ju-ms und im
Instrumentalis I. mu-mìs, II. ju-mìs, erscheinen mu und
ju als stämme, an welche die gewönlichen endungen diser ca-
sus an treten (vgl. nô-bis, vô-bis; slaw. na-mŭ, va-mŭ, instr.
na-mi, va-mi).
Gen. I. músu, II. júsu, żemaitisch I. munsu, II. junsu; die
endung u (ū, jezt aber meist zu ŭ verkürzt) ist die gewön-
liche dises casus; mūs und jūs sind hier als die stämme behan-
delt; das żemaitische I. muns, II. juns scheint durch umstellung
auß mu-sm, ju-sm, grundf. ma-sma, tva-sma entstanden zu sein
und wir haben also auch in andern casus das litauische mus,
jus für regelrechte veränderung eines älteren muns, juns zu
halten u. dem zu folge eigentlich mųs zu schreiben (pg. 110).
Gotisch. Nom. I. veis, plural eines i-stammes vi, wol auß
*mi, *ma; II. jus, wol = lit. jus.
Acc. und dat. I. unsi-s, uns, abgekürzte form; II. izvi-s;
s ist wol nach analogie des dat. sing. gebildet, die stämme I.
unsi, II. izvi sind wol kaum anders denn als veränderungen
von I. ma-sma, II. tva-sma zu faßen; unsi erinnert an das li-
tauische muns- (im żemait. genit. munsu).
Genitiv I. unsara, II. izvara sind adjectivische stämme
in dem selben casus wie sing. meina, theina, seina, also mut-
maßlich genitiv pluralis.
[502]Persönl. pron. Dual. Altind., Altbaktr., Gricch., Altbulg.
Dualis.
Noch weniger als für den plural laßen sich für
den dual die formen der indogermanischen ursprache ermitteln.
Altindisch I. stamm âvâ, II. stamm juvâ, als wären es
feminina; dise stämme sind vermutlich starke entstellungen
etwa von *ma-dva, *tva-dva; in dem â und ju scheint wenig-
stens der rest des pronomens, in vâ der des zalwortes dva er-
kant werden zu müßen (vgl. litauisch I. mù-du, II. jù-du, go-
tisch I. vi-t).
Von den tonlosen formen I. nâu, II. vâm, acc. dat. genit.,
scheint die erstere nach analogie des nom. dualis der mänlichen
a-stämme von einem stamme na gebildet zu sein, wärend vâm
wol eine verflüchtigung von juvâm ist.
Nom. acc. I. âvấ-m, II. juvấm, vêd. auch juvám, mit der
endung -am, wie in ahám, tvám u. a.
Loc. I âvá-j-ôs, II juvá-j-ôs, vêdisch auch juvôs, mit der
gewönlichen endung ôs und der stammerweiterung j, wie im
femin. der a-stämme.
Dat. ablat. instrum. I. âvấ-bhjâm, II. juvấ-bhjâm, mit
dem gewönlichen casussuffixe.
Altbaktr. ist bloß II. vâo, das einem altindischen *vâu,
vgl. nâu, entsprechen würde, belegbar.
Griech. I. nom. acc. νώ, gewönliche bildung des nomin.
acc. dualis von einem stamme νο; diß νω gilt nun aber als
stamm für den dual. νῶι scheint nach der analogie des dativs
gebildet zu sein; eben so verhält es sich mit II. σφώ, das eine
veränderung von *τϝω, nach analogie von III. zu sein scheint
und σφῶι; III. σφωέ besteht auß σφω als stamm mit einer
neuen dualendung ε, wie bei den nominibus.
Dat. genit. I. νῶ-ιν, νῷν; II. σφῶ-ιν, σφῷν; III. σφω-ΐν,
mit der schon bekanten endung -ιν = φιν, entsprechend dem
altindischen -bhjâm; wenigstens ligt hier sicher eine bildung
vor, deren hauptelement bhi ist.
Italisch felt.
Altbulg. nom I. vĕ, nom. dual. femin. oder neutr. von
einem stamme va, wol = *ma; II. va nom. dual. masc. von
einem stamme va, wol = *tva.
[503]Persönl. pron. Dual. Lit., Got.
Acc. I. na, acc. dual. masc. von einem stamme na, wol§. 267.
= *ma, II. va, wie der nominativ dual., na und va gelten nun
für die andern casus als die stämme, an welche die bekanten
casussuffixe an treten.
Loc. gen. I. na-j-u II, va-j-u, mit der stammerweiterung
j, wie im gleichen casus der pronominalen a-stämme (to-j-u).
Dat. instrum. I. na-ma, II. va-ma.
Litauisch nom. acc. I. alt masc. ve-du, fem. ve-dvi, in
der jetzigen sprache masc. mù-du, femin. mù-dvi; also eine
zusammensetzung der stämme ve, mu mit dem zalworte; zu
ve vgl. got. plur. vei-s, zu mu, den lit. plur. acc. mù-s; II.
masc. jù-du, femin. jù-dvi; zu ju vgl. den plur. nom. jús,
accusativ jùs.
Dat. instr. I. mù-m, mù-m-dvëm, mù-dvëm; mù-m ist mu
mit dem gewönlichen suffixe des dat. dual.; II. jù-m, jù-m-dvëm,
jù-dvëm.
Genit. I. mù-ma; II. ju-ma, dunkel; I. mù-dvëju, II. jù-
dvëju ist deutlich; mù-dvės, jù-dvės sind zusammensetzungen
mit einem locativ plur. des zalwortes dù, femin. dvi (duo).
Got. nom. I. vi-t; vi ist der pronominalstamm, vgl. nom.
plur. vei-s und das litauische ve, also wol für *mi; t ist rest
des zalwortes tva, vi-t also = litauisch ve-du; II. nicht belegt,
nach nord. i-t, nhd. diall. ë-β wol als *i-t an zu setzen und
zu erklaren wie I.; i muß lezter rest des pronomens sein,
zunächst auß ju entstanden (vgl. litauisch jù-du, gotisch nomin.
plur. ju-s).
Dat. acc. I. ugki-s, II. igqi-s, -s ist die selbe endung wie
im dat. sing. und plur. Die entstehung der stämme ugki, igqi
ist dunkel; es sind offenbar höchst unursprüngliche neubil-
dungen.
Gen. I. ugka-ra, II. igqa-ra in der endung wie plur. I.
unsa-ra, II. izva-ra.
[504]Verba. Activum, medium.
2. Verba (Conjugation).
Von der conjugation des indogermanischen im
algemeinen.
Wie der nominalstamm zum wirklichen nomen, zum worte
(sazglide) wird durch das casussuffix, so der verbalstamm durch
die personalendung. Leztere ist also das, was das verbum
zum verbum macht und vom nomen scharf ab sezt. Im indoger-
manischen felt urspr. die personalendung nie. Formen wie semi-
tisch, z. b. hebr. qâtal, arab. qatala ‘interfecit’, oder türkisch
sewer ‘amans’, d. h. ‘amat’, one personalendung, sind ursprüng-
lich im indogermanischen nicht vorhanden. Im indogermani-
schen ist nur dás verbum, was personalendung hat oder urspr.
hatte, eben so wie nur dás nomen ist, was ein casussuffix hat
oder hatte. Dise eigenschaft des indogermanischen zeichnet
es vor den meisten bekanten sprachen auß [und] es ist villeicht
die vermutung nicht zu gewagt, daß wol nur das indogerma-
nische die morphologische scheidung von nomen und verbum
durch gefürt habe*).
1. Personalendungen. Durch die personalendungen
scheidet das indogermanische drei personen in drei zalen,
singularis, pluralis, dualis. Dise personalendungen sind die
an geschmolzenen wurzeln der entsprechenden pronomina. Sie
treten im indogermanischen einmal gesezt ans ende des verbal-
stammes und haben dann die function die person im nomina-
tiv zu bezeichnen; sie treten aber auch zweimal gesezt an den
außlaut des verbalstammes und dann fungiert das erste prono-
men als objectscasus (accusativ, dativ), das zweite als nomi-
nativ. Die erste art nent man activum, z. b. vagha-ti vehit,
die zweite art medium, z. b. vagha-ta-ti vehitur. Letztere
form ist erhalten in den ältesten vertretern der indischen, era-
[505]Verba. Modus.
nischen, griechischen und deutschen familie; sie ist also als alt§. 268.
und ursprünglich erwisen. Das lateinische und altirische me-
dium ist eine spätere neubildung; noch deutlicher zeigt sich
diß in der änlichen art das medium im litauischen und slawi-
schen zu bilden oder vilmer zu ersetzen.
Die personalendungen sind einer volleren und einer ab
geschwächteren form fähig: primäre, secundäre personal-
endungen. Diser unterschid tritt bei der tempus- und modus-
bildung auf.
- Anm. Nur das nominativisch an gehängte personalpronomen kann
zugleich als object an den verbalstamm treten, es kann also nur
das pronomen redupliciert erscheinen, nicht aber können zwei
verschidene pronomina dem verbalstamme an gefügt (es kann
also z. b. kein *vagha-ma-ti, vehit me u. s. f. gebildet werden)
oder gar noch weitere beziehungen dem verbum erteilt werden.
Das indogermanische zeigt so auch in dieser beziehung eine weise
beschränkung der wortbildung, welche es vor dem feler bewart,
das verbum auf kosten des satzes auß zu bilden und im die mög-
lichkeit gewärt, den schönsten sazbau zu erreichen.
2. Modus. Durch die personalendungen am ende des ver-
balstammes entsteht zunächst der indicativ. Er besteht also
auß tempusstamm und personalendung, one weiteres modusele-
ment. Die personalendung der handelnden person steht im in-
dicativ in der beziehung des nominativs wie in allen modus.
Es kann aber auch die personalendung der handelnden person
im vocativ stehen. So entsteht eine verbalform, durch eine
ab weichende form der personalendung characterisiert, der im-
perativ, der gewissermaßen als verbalinterjection zu betrach-
ten ist. Dise bildung scheint ursprünglich auf die 2. sing.
beschränkt zu sein (mit dem echten imperativ sind conjunctiv-
und optativformen, die nicht selten als imperative fungieren,
nicht zu verwechseln).
Außer dem indicativ kent das indogermanische noch zwei
modus, einen conjunctiv, bezeichnet durch das element a
zwischen tempusstamm und personalendung, und einen optativ,
bezeichnet durch jâ oder i an der selben stelle. Der sitz der
[506]Verba. Tempus.
§. 268.modusbezeichnung ist also, entsprechend der function des modus,
da, wo sich die personalbezeichnung mit dem verbalst. verbindet.
3. Tempus. Der tempusstamm, d. h. das was nach abzug
der personalendung und des moduscharacters übrig bleibt, kann
auß der wurzel in iren verschidenen steigerungsgraden, redu-
pliciert oder nicht redupliciert, mit oder one zusätze am auß-
laute (bisweilen von hier auch in den inlaut der wurzel drin-
gend) bestehen. Er verhält sich zum verbum wie der nominal-
stamm zum nomen. An tempusstämmen, welche one zusam-
mensetzung auß der wurzel enstehen, kent das indogermani-
sche ursprünglich ein mittels reduplication (verdoppelung) der
wurzel gebildetes perfectum; einen auß der verbalwurzel
auf mer als eine weise gebildeten aorist, den einfachen
aorist, dem ein auf die vergangenheit hin weisendes demon-
strativadverbium vor gesezt ward, das später mit dem verbum
verschmolz oder hinweg fiel, das augment; an den aoriststamm
treten die secundären personalendungen; ferner ein auf ver-
schidene weise, je nach modification der function, gebildetes
praesens und ein von disem mittels augment und secundärer
personalendungen gebildetes praeteritum, das imperfectum.
Diß sind die einfachen tempusstämme.
Durch zusammensetzung der verbalwurzel mit der wurzel
as (esse) werden gebildet die zusammen gesezten verbal-
stämme, nämlich das futurum und der zusammen ge-
sezte aorist.
Einzelne sprachen bildeten noch nach irer außscheidung
auß der gemeinsamen ursprache weitere tempusformen, so
z. b. das griechische das plusquamperfectum vom perfectstamme,
die aoriste des passivs durch neuere zusammensetzung, das
altindische ein imperfectum vom futurum, das lateinische ein
zusammen geseztes perfectum und ein neues futurum und im-
perfectum, das deutsche ein zusammen geseztes perfectum u. s. f.
Die wißenschaftliche anordnung der lere von der conjuga-
tion, die vil reichhaltiger ist als die von der declination, weil
wir hier nicht bloß die an tretenden wortbildungselemente, die
personalendungen, sondern auch die stambildung dar legen,
[507]Verba. I. pers. sing.
welche eigentlich in den von den stämmen handelnden abschnitt§. 268.
gehörte (vgl. §. 208, anm.), kann logischer weise nur so ge-
troffen werden, daß das algemeine, allen verbalformen gemein-
same, zuerst behandelt wird, und sodann das speciellere, auf
gewisse formen beschränkte, folgt. Demnach haben wir dar
zu stellen I. die personalendungen als dasjenige, welches allen
tempusformen in allen modus gemeinsam ist, und zwar 1. die
personalendungen des activs, 2. die des medium; II. den modus-
character, welcher in verschidenen tempusstämmen vor kommen
kann; III. die tempusstämme und zwar 1. die einfachen tem-
pusstämme; 2. die zusammen gesezten tempusstämme und hier
widerum a, die der ursprache schon zu kommenden und b, die
neubildungen der einzelnen sprachen.
Personalendungen*)
Die primären personalendungen treten an die tempusstämme§. 269.
des perfects, praesens, futurum indicativi und conjunctivi;
doch hat das perfectum in folge der reduplication vilfache ab-
schleifung seiner ursprünglich primären endungen erlitten. Die
secundären endungen treten an alle tempusstämme, denen das
augment vor treten kann (imperfect, aorist etc.) und an den
optativ aller stämme überhaupt.
Der imperativ hat eine besondere form der personalendun-
gen; häufig jedoch, besonders in jenen personen, die ursprüngl.
wol nicht im imperativ gebräuchlich waren, fallen seine endun-
gen mit den secundären zusammen.
Die personalendungen des medium sind besonders zu er-
örtern; zunächst folgen die des activs.
Personalendungen des activs.
Indog. urspr. Die wurz. des pronom. d. I. pers. ist ma (vgl.
altind. abl. má-t, gen. má-ma u. s. f.). Diß ma trat urspr. an die
verbalst. an; im perf. ist nur a von disem -ma gebliben, grundf. z. b.
[508]Verba. I. pers. sing.
§. 269.ba-bhâr-ma, darauß villeicht schon vor der sprachtrennung
babhâra, der perfectstamm endigte nämlich ursprünglich über-
all auf den wurzelaußlaut (s. u.); auß babhâr-ma ward aber
babhâra, wie im altind. auß *tutupmê, *tutuptê 1. 3. sing. per-
fecti medii (erhalten im griechischen τέτυμ-μαι = *τετυπ-μαι,
τέτυπ-ται) ein tutupế u. a. dergl. Die gewönliche primäre
form ist -mi, geschwächt auß -ma, z. b. vaghâ-mi (veho). Die
secundäre form ist -m, auß mi verkürzt z. b. asjâ-m (1. sg.
opt. praes. εἴη-ν, latein. sie-m), abhara-m (1. sg. imperf. vgl.
ἔφερο-ν). Imperat. felt.
Altind. primär. -mi, z. b. praes. váhâmi; perfect -a auß
-ma, z. b. babhấr-(m)a; secundär -m, z. b. imperf. ábhara-m,
opt. praes. sjâ-m. Die 1. person conjunctivi, welche als impe-
rativ gilt, hat das mi seltsamer weise in ni gewandelt, z. b.
bhárâ-ni, wol um vom indicativ zu scheiden.
Altbaktrisch. Wie altind.; perf. (m)a, z. b. vavaḱ-a
(wurz. vaḱ loqui); primär mi, z. b. praes. vazâ-mi, im alt-
baktrischen fält diß -mi auch schon hinweg, wie im griech.,
latein., gotischen, z. b. pereçâ, jâçâ (Spiegel in Beitr. II,
233) für pereçâ-mi (interrogo), jâçâ-mi (invoco); secundär m,
z. b. vaze-m = urspr. avagha-m, qhjè-m = urspr. asjâ-m,
altindisch sjâ-m; imperativ -ni, z. b. vazâ-ni = altindisch
váhâ-ni.
Griech. Vom arischen nur durch den abfall des -mi nach
stammaußlaut â des praesens und durch das außlautsgesetz,
nach welchem ν für μ eintreten muß, verschiden (auch felt die
den arischen sprachen eigentümliche imperativform).
Demnach z. b. perf. λέλοιπ-α, auß *λελοιπ-μα, aber, wie
das α (§. 33 am ende) und die anderen personen zeigen, so
behandelt, als wäre *λελοιπα-μ die grundform (wie ἔτυψα(μ);
primär εἶ-μι, φέρω für *φέρω-μι, erhalten in hom. conjunctiven
wie ἐθέλω-μι, εἴπω-μι; diß μι ist in den optativ ein gedrungen,
z. b. φέροι-μι, wie ja überhaupt die primären formen durch
analogie leicht die secundären verdrängen, doch ist das ältere
φέροι-ν für *φέροι-μ bekantlich erhalten; secundär mit ν = μ,
z. b. imperf. ἔφερο-ν = ábhara-m, auch fält ν hinweg, das
[509]Verba. I. pers. sing.
vorher gehende a bleibt aber dann als a (§. 33 extr.), z. b.§. 269.
aor. compos. ἔτυψα(μ).
Italisch. Das Lateinische scheidet nicht mer die se-
cundären von den primären endungen, doch zeigt sich, wie im
griechischen, keltischen und den nordischen europäischen spra-
chen, der gegensatz zwischen den praesensstämmen auf a und
denen auf den wurzelaußlaut, z. b. fero = griech. φέρω aber
su-m, für *es-u-m auß *es-mi, griech. εἰμί; das selbe m zeigt
sich auch in den imperfectformen -ba-m (nur in zusammensetzun-
gen gebräuchlich), era-m, ferner im conj., z. b. veha-m u. optativ
z. b. sie-m. Die ab geleiteten verba deren stamm auf a auß lau-
tet, z. b. ama, voca verschmelzen diß a mit dem o der en-
dung, z. b. voco auß *vocao = umbr. vocau u. diß auß vocajô,
grundf. *vakajâ-mi. Auch hier hat das perfectum die personal-
endung verloren z. b. tetigi (warscheinlich auß *tetigis-m s. u.).
Im Oskischen ist nur ein beispil der 1. sg. erhalten, nämlich
su-m = lat. su-m. Warscheinl. entsprachen die oskischen for-
men denen des lateinischen.
Umbrisch. Nur stämme auf a, z. b. sestu = latein.
sisto; stahu, d. i. *stau = latein. sto, d. i. *stao; subocau =
latein. *sub-voco, d. i. *vocao; u ist hier wol als û zu faßen
= latein. ô = griech. ω = altbaktr. â (vgl. §. 60 extr.) =
urspr., altindisch und altbaktr. -â-mi; -m als personalsuffix des
optativs ist warscheinl. ab gefallen wie (§. 160) in a-seriaia(m)
(observem).
Im Altirischen*) besteht, wie im italischen, kein unter-
schid primärer und secundärer form; bei stammaußlaut a der
stammverba wird -âmi zu -u, z. b. biur, d. i. *biru (§. 74, 1)
= latein. fero, urspr. bharâmi; eben so im fut. und perf.
z. b. fut. carub, perf. ro-charus (beide zu wurzel car, amare),
wo ebenfals das u früher im außlaute stund; außerdem bleibt
von -mi das m, z. b. am auß as-mi (sum), welcher analogie,
Schleicher, vgl. gramm. d. indog. spr. 33
[510]Verba. I. pers. sing. I. pers. plur.
§. 269.wie öfters (z. b. im ahd., äolischen), die ab geleiteten verba
folgen, z. b. cairi-m (amo) u. s. f. Auch der conj. praesentis
hat -m, z. b. cia-fada-m (etsi cadam). In den so genanten tem-
poribus secundariis, z. b. no-chari-n, praes. secund., d. i. imperf.,
steht n, das wol auß m entstanden ist. Stokes (Beiträge III,
pag. 49) hält jedoch das m von formen wie carimm (amo),
da es häufig verdoppelt geschriben wird, für ein später an ge-
tretenes suffix (vgl. le-mm, mecum u. dergl.). Wir glauben daß
das alte m der 1. sg., erhalten z. b. in am (asmi), mit disem
mm (rest etwa eines meme, des doppelt gesezten pronomen) im
sprachgefüle verschmolz u. daß daher jene schreibungen stammen.
Altbulgar. Primär -mĭ, z. b. jes-mĭ, urspr. as-mi (sum);
das -âmi der 1. praesentis der stämme auf a geht in -ą über,
z. b. vezą = urspr. vaghâmi; das secundäre -m muß nach dem
außlautsgesetze hinweg fallen, also z. b. nesŭ, d. i. naka-m,
aor. simplex; něsŭ, auß *nes-sŭ, d. i. nak-sa-m, aor. compos.;
nesochŭ, d. i. nakâsa-m oder nakasa-m, aor. compos. jüngerer
bildung (zu wurz. nes, grundf. nak ferre).
Litauisch. Kein unterschid primärer und secundärer form.
Nach dem wurzelaußlaute bleibt -mi, z. b. es-mì, urspr. as-mi;
urspr. -â-mi ward auch hier zu -u, z. b. veżù = urspr. vaghâmi;
diß u lautete früher ů, z. b. veżů́-s = latein. veho-r (§. 101,
4); auß -ajâmi, lit. *-aju wird stäts -au (§. 99, 2), z. b. táikau
(apto), grundf. tâikajâ-mi.
Gotisch. Nur in im = urspr. as-mi (sum) ist m erhal-
ten; -â-mi ward zu -a, d. i. -â (§. 113, 2), z. b. viga, d. i.
vigâ (aber ahd. wigu, wie im litauischen) = urspr. vaghâ-mi;
das -m der secundären form ward zu u, z. b. bêrjau, opt. per-
fecti, grundf. babhârjâ-m, vigau, opt. praesentis, auß *vigaiu
und diß für *vigaim, urspr. vaghai-m.
Indog. urspr. Die älteste vor ligende form, auß welcher
alle andern entstanden sind, lautet -masi. Da die mediale form
der personalendung d. 1. pl. in ältester gestalt -madhai lautet,
auß welcher sich eine activform *-madhi ergibt (s. u.), -si und
[511]Verba. I. pers. plur.
dhi aber beide die 2te singul. bezeichnen (s. §. 272), so kann§. 270.
die endung -ma-si nur auß den pronominalwurzeln der ersten und
zweiten person bestehen und muß also ‘ego tu, ego et tu’ be-
deuten. Da ‘wir’ auch ‘ich und ir, ich und er, ich und sie’
sein kann, so müßen wir an nemen, daß im indogermanischen
von den villeicht in urzeiten der sprache vorhandenen verschi-
denen arten des ‘wir’ nur eine einzige zu außschließlicher an-
wendung kam, die nun für die übrigen mit fungiert. Wir ne-
men also diß -masi für die form der indogerm ursprache; als
secundäre form ergibt sich -mas; -mi: -m = -masi: -mas, z. b.
praes. as-masi, wurz. as; vaghâ-masi, wurz. vagh; asjâ-mas
opt. praes. u. s. f.
Altind. primär. vêdisch -masi, sanskr. -mas, z. b. -i-mási,
i-más (imus), váhâ-masi, váhâ-mas (vehimus); secundär., imperat.
und perfect. -ma, auß -mas verkürzt, wie -mas auß -masi,
z. b. váhê-ma opt. praes., ávahâ-ma imperfect., váhâ-ma im-
perat., babhr-má perfect. von wurz. bhar (ferre).
Altbaktr. primär. -mahi (-mahî) = altind. und urspr.
-masi, z. b. vazâ-mahi = urspr. vaghâ-masi, altind. váhâ-masi;
h-mahi = urspr. as-masi, altind. s-mási; secundär u. imperat.
ma, z. b. vazaê-ma = urspr. vaghai-ma, altind. váhê-ma, opt.
praes.; barâ-ma imperat. praes., wie altind. bhárâ-ma u. s. f.
Altgriechisch. Überall -μεν, d. i. -με mit ursprüngl.
ephelkystischem, dann verwachsenem ν (§. 149, pg. 193) auß
dor. erhaltenem -μες = urspr. prim. -masi, secund. -mas; dem-
nach also ἴ-μεν = urspr. i-masi, wie ἐφέρο-μεν = ursprüngl.
a-bharâ-mas u. s. f.
Lateinisch. Überall -mus (wie im griechischen -μες)
auß -mos = -masi, -mas. Osk. u. umbr. komt kein beispil vor.
Altirisch überall -m, z. b. bera-m, cara-m; nur in den
temporibus secundariis -mis, z. b. no-char-mis.
Altbulgar. überall -mŭ = -mas, z. b. jes-mŭ = urspr.
as-masi; nese-mŭ aor. simpl., grundf. naka-mas u. s. f.
Litauisch überall -me = -mas, -masi, z. b. és-me =
urspr. as-masi, véża-me = urspr. vaghâ-masi u. s. f.
Gotisch. Primär -m, rest von -mas auß -masi, z. b.
33*
[512]Verba. I. pers. dual.
§. 270.viga-m = urspr. vaghâ-masi, bêru-m, mit hilfsvocal u (§. 112)
grundf. babhâr-masi; secundäre form -m-a d. i. -m, eine schon
ältere verflüchtigung des urspr. -mas, das spät erst durch an
gehängtes a vor dem abfalle bewart ward (§. 203, 3, b); z. b.
vigai-ma für *vigai-m = ursprüngl. vaghai-mas, optat. praes.;
vêgei-ma für *vêgei-m, auß vavâghjâ-mas, opt. perf.
Indogerm. urspr. Der dualis unterscheidet sich vom
plural durch wandlung von m in v (vgl. d. pron. person. I.
plur. dual., z. b. altind. vajám, gotisch veis, dual. vi-t §. 266,
pg. 267); demnach primär -va-si, das im altbaktrischen vor
ligt, secundär -va-s.
Altind. prim. -vas, z. b. praes. váhâ-vas für *-vasi; secund.,
imperat., perf. -va, z. b. ávahâ-va imperf., babhr-vá perfect.
u. s. f. für *-vas.
Altbaktr. primär. -vahi = ursprüngl. -vasi, ser selten
vor kommend, z. b. praes. uç-vahi zu praesensstamm u. wurz.
uç, vaç (velle); secundär, meines wißens nicht belegt, war-
scheinlich *-va.
Griech. Die pluralform fungiert auch für den dualis.
Italisch und altirisch felt.
Altbulgar. überall -vĕ, z. b. jes-vĕ, d. i. as-vasi. Diß vĕ
entstund durch einfluß des selbständigen pronomens vĕ (νώ);
man hätte neben plural -mŭ ein *-vŭ erwartet. In der späteren
sprache wird nach analogie der declination -va fürs masculinum
gebildet, -vĕ fürs femin. und neutr.
Lit. -va, z. b. és-va = urspr. as-vasi, véża-va = urspr
vaghâ-vasi u. s. f.
Gotisch. Das primäre -vas für urspr. -vasi verliert das
an lautende v; so entsteht z. b. vigôs auß *viga-vas, grundf.
vaghâ-vasi. Das perfectum hat die endung verloren und lautet
auf den hilfsvocal auß, z. b. bêru, wol zunächst auß *bêruv und
diß auß *babâr-vas; die secundäre endung -va ist gerade so
gebildet wie -ma im plural, z. b. vigai-va opt. praes. für
*vigai-v auß vaghai-vas.
[513]Verba. II. pers. sing.
Indogerm. urspr. Stamm des pron. pers. d. 2ten pers.
ist tva (vgl. z. b. altind. tvâm, tvê u. s. f., s. §. 265). Diß
tva muß ursprünglich nach dem verbalstamme gestanden haben;
als es mit demselben verschmolzen war, entwickelten sich je-
doch schon in der ursprache auß im verschidene formen. Das
perfect. hat die volste form bewart, nämlich -ta; vergl. griech.
-θα für *-τα nach σ, z. b. οἶσ-θα, wol auß *ϝοιδ-τα, grundf.
vivâid-ta; altind. -tha, altbaktr. -tha und -ta (in vaês-ta für
*vaid-ta = οἶσ-θα), vgl. lat. -s-ti. Dise formen laßen kaum einen
zweifel, daß -ta die eigentliche personalbezeichnung ist. Im
gotischen -t wäre dann die verschiebung unterbliben (vgl. das
über tha-t-a gesagte, pag. 281). Disem -ta zunächst steht das
-dhi des imperativs; im dh mag man eine nachwirkung des
einst vorhandenen v erkennen, z. b. kru-dhi imperat. aoristi,
wurz. und aoriststamm kru (audire); as-dhi imper. praes.,
bhara-dhi dass. Auß vêd. -tât und latein. -tô(d) ist schwer-
lich auf eine grundform zu schließen, da hier wol die analogie
der 3ten person ein gewirkt hat. Die gewönliche primäre form
ist -si für -ti (vgl. suffix -vans, nebenform von -vant, §. 216,
u. a.), lezteres wol auß -ta, -tva; die veränderung von -ti in
-si mag in dem streben die zweite person, -ti auß -tva, von
der dritten, ti auß -ta, zu unterscheiden iren grund haben;
also as-si (ἐσσί), bhara-si (fers) u. s. f. Die secundäre form
ist -s; mi: -m = -si: -s; z. b. a-bhara-s imperf.; bharai-s
optat. praes. u. s. f.
Altind. Das perfectum hat -tha (villeicht auß -sta, vgl.
§. 123, 2, da sich nicht selten vor dem suffix der 2. sing. ein
s ein stelt), z. b. ḱakár-tha, wurz. kar (facere); vết-tha für
*vaid-tha, wurz. vid (scire); imperat. -dhi, das jedoch im ge-
wönlichen sanskrit nur nach consonanten bleibt, z. b. ad-dhí,
praesensstamm und wurz. ad (edere), nach vocalen aber zu hi
wird (§. 125, 2), z. b. âpnu-hí, praesensstamm âpnu, wurzel
âp (adipisci), vêdisch aber noch çru-dhí (ϰλῦθι), oder auch,
und zwar stäts nach praesensstammaußlaut a, weg fält, z. b.
tanú, praesensstamm tanu, wurz. ta, tan (extendere); bhára,
[514]Verba. II. pers. sing.
§. 272.praesensstamm bhára, wurz. bhar (facere). Nur vêdisch sind die
formen auf -tât, die aber merfacher function sind, z. b. váha-tât,
mit deutlich verdoppelter personalbezeichnung; -si ist die ge-
wönliche primäre form, z. b. bhára-si; *ás-si, darauß ási; át-si
auß *ad-si (ad edere); die secundäre form ist -s, z. b. imperf.
ábhara-s, optat. bhárê-s u. s. f.
Altbaktr. Perfect -tha, in dadâ-tha (Bopp, vgl. gramm.
II2, §. 453) zu perfectstamm dada, wurz. da (dare), die as-
piration des -ta erklärt sich (nach §. 139, 2) durch die stellung
zwischen vocalen; -ta in vaês-ta, vôis-ta, wurz. vid (scire);
imperat. -dhi, z. b. kerenûi-dhi zu praesensstamm kerenu, wurz.
kar, kere (facere), und, wie im indischen, one endung, z. b.
bara; primäre endung ist -hi, d. i. -si, z. b. praes. indicat.
bara-hi, conj. barâ-hi = urspr. bhara-si, bharâ-si; secundär -s,
z. b. barôi-s opt. praes., kerentô, d. i. *kerenta-s imperf., prae-
sensstamm kerenta, wurz. keret (couper, séparer, mit fra pro-
duire, faire).
Altgriech. Die griechische endung -θα in οἶσ-θα, ἦσ-
θα, deren θ wol durch die aspirierende kraft des vorher gehen-
den s entstanden ist (§. 142 extr., pg. 175), gibt uns die äl-
teste form des suffixes, nämlich -ta; οἶσ-θα = altind. vết-tha,
altbaktr. vaês-ta, got. vais-t, grundf. vivâid-ta. Im griechischen
findet sich aber auch außerdem nicht selten eine endung -σθα,
z. b. im homer. βάλῃ-σθα, εἴπῃ-σθα, conjunctiv; βάλοι-σθα,
προφύγοι-σθα, optativ; τίθη-σθα, φῆ-σθα, äol. ἔχει-σθα, φίλει-
σθα, indicativ. Da wir etwas änliches in keiner andern sprache
finden, so kann diß nur eine speciell griechische neubildung
sein, die jedoch wol auß der zeit stamt, als das perfectum
überall noch seine ursprüngliche endung auf -ta hatte, die sich
nur in οἶσ-θα, ἦσ-θα erhalten hat, lezteres ist ebenfals urspr.
eine perfectform, vgl. altind. ấ sitha für *âstha, 2. sg. perfecti
(§. 15, e). Nach der analogie diser formen scheint das σθα
so gebildet zu sein, daß an die gewönliche form (z. b. ἔχεις)
nochmals jenes ta, nach ς zu θα werdend, an trat.
Die endung des imperativs -θι = altind. -dhi ist auch
hier in der älteren sprache häufiger als in der späteren, z. b.
[515]Verba. II. pers. sing.
Hom. ϰλῦ-θι, τέτλα-θι, δίδω-θι, ὄρνυ-θι etc. Der gewönl.§. 272.
sprache verbliben formen wie γνῶ-θι; ἴσ-θι für *ἔσ-θι, prae-
sensstamm und wurz. urspr. as; ϝίσ-θι für *ϝιδ-θι, stamm und
wurz. vid; ἴ-θι, praesensstamm u. wurz. ι, στῆ-θι, neben δό-ς,
θέ-ς; leztere formen haben ir i verloren, und dann muste nach
griechischem außlautsgesetze θ sich in ς wandeln (§. 149;
τίθει, δίδου, ἵστη sind nach analogie der so genanten binde-
vocalischen conjugation auf ε gebildet). Nach dem praesens-
stammaußlaute urspr. a ist auch hier diß -θι überall geschwun-
den, z. b. φέρε = altind. bhára, urspr. bhára-dhi.
Die gewönliche primäre endung ist -σι, in diser form nur
erhalten in ἐσ-σί (ion.); in φέρεις indicativ, φέρῃς conj., hat
vorschlag des ursprünglich auß lautenden ι statt gefunden (s.
d. zusätze zum I. teile), welches später schwand, sie stehen
für *φερε-σι, *φερη-σι (in εἶ neben εἶς auß *ἐσ-ι für ἐσ-σί,
stamm und wurz. ἐσ, ursprüngl. as, scheint abfall des ς statt
zu finden).
Die secundäre endung ist -ς, z. b. imperf. ἔ-φερε-ς, optat.
praes. φέροι-ς. Das ς findet sich auch vilfach an der stelle der
primären form -σι, z. b. in ἵστη-ς, τίθη-ς, δίδω-ς indic. praes.;
auch ist es ins perfect ein gedrungen, das überhaupt der ana-
logie des zusammen gesezten aoristes folgt, z. b. λέλοιπας (für
welches wir ein *λελοιπ-τα als urgriechische form vorauß zu
setzen haben).
Ital. Lat. Im latein. perfect. finden wir -ti auß -ta, das
s gehört dem perfectstamme an, z. b. tutudis-ti; das imperati-
vische dhi ist verloren, z. b. i, es, wie lege, ama u. s. f. Die em-
phatische form -tô(d) entspricht dem vêdischen tât (vgl. d. 3.
sing. und 2. plur.); -s auß -si gilt als primäre und secundäre
endung, z. b. es für *es-s und *ed-s, urspr. as-si und ad-si,
wurz. und praesensstamm es (esse), ed (edere); vehi-s, urspr.
vagha-si, wie siê-s, urspr. as-jâ-s opt. praes.
Osk. kein beispil.
Umbr. primär und secundär s, das in r über gehen und
schwinden kann, wie auß lautende consonanten diser sprache
überhaupt. Beispile: heri-s, heri(s) (vis; in der function des
[516]Verba. II. pers. sing.
§. 272.latein. vel, sive); si-r = latein. si-s auß siê-s. Der imperat.
hat die endung -tu (wol -tû) = lateinisch to, vêd. -tât, z. b.
piha-tu = latein. pia-to, fu-tu (esto).
Im altirischen ist das s der zweiten person, das hier
wol zulezt noch allein vorhanden war, auch in den primären
formen verloren, z. b. praes. bir, grundf. bhara-si, auß welchem
zunächst ein *beri-si, *biri-s (vgl. latein. vehi-s), *biri gewor-
den sein mag; der formen der verwanten sprachen wegen und
da auß lautende kurze vocale ser frühe zu schwinden pflegen,
mögen wir nicht bir auß *birî und diß, mit außfall des s, auß
biri-si (§. 170, 2) erklären, da das lautgesetz, nach welchem
s zwischen vocalen schwindet, höchst warscheinlich jünger ist,
als das, nach welchem das auß lautende i sich verflüchtigte;
conjunctiv bera, der imperativ entbert der endung wie in den
andern sprachen; in den temporibus secundariis -tha (d. i. tâ),
z. b. no-char-tha; nach dem kymrischen zu schließen ligt hier
jedoch ein suffigiertes pronomen vor.
Altbulgarisch. Es findet sich noch mit archaistisch er-
haltenem i (§. 88, 3) die volle primäre endung si, z. b. jesi
für *jes-si, grundf. as-si, ja-si für *jad-si; grundf. ad-si u. a.;
nach dem praesensstammaußlaute urspr. a ist diß -si in -chi
gewandelt, für welches -ši ein treten muß (§. 182, A. 6), also
z. b. veze-ši = urspr. vagha-si.
s der secundären form fält im slawischen nach dem auß-
lautsgesetze ab, z. b. aorist. simpl. by, d. i. *bu-s, altindisch
á-bhû-s, griech. ἔφυ-ς; veze, grundf. avagha-s. Im imperativ,
d. i. im optativ, stehen formen wie vezi für *vezĕ auß *vezĕ-s
d. i. vaghai-s (§. 88, 8).
Litauisch. si ist ser selten und völlig veraltet bei so
genanten bindevocallosen praesensformen, z. b. ei-sì zu wurz.
i (ire); gélb-si, wurz. gelb (auxilium ferre; jezt lauten dise bei-
spile einì, gélbi); die zweite pers. sing. endigt sich nunmer
überall auf i, älter ë, z. b. veżë́-s (veheris), ë ist aber vertre-
ter eines früheren ai, so daß also auß der grundf. vagha-si
durch außfall des s zunächst *vaghai ward, welches nun re-
gelrecht (§. 101, 1) in *veżë́, veżì über gieng; auß der häufi-
[517]Verba. II. pers. sing. II. pers. plur.
gen endung -ajasi wird also -ai für *-aji, z. b. táikai auß§. 272.
*táikaji, *táikajë, *táikajai für tâika-jasi (aptas; causal-
stamm táikaja zu wurz. tik aptum esse).
Gotisch. Das perfectum hat die endung -t d. i. -ta
(§. 113, 1), z. b. vais-t, grundf. vivâid-ta, nam-t, grundform
nanâm-ta (wurz. nam, capere), worin wir eine unregelmäßige
vertretung eines urspr. -ta erkennen; primäre endung ist -s =
-si (§. 113, 1), z. b. vigi-s, urspr. vagha-si; is für *is-s, grundf.
as-si; secundär -s = urspr. -s, das im gotischen bleiben konte
(§. 203, 3), z. b. vigai-s = urspr. vaghai-s. Der imperat. hat
keine endung, z. b. vig, bir, d. i. *vigi, *biri auß vagha, bhara.
Indog. urspr. Nach den erhaltenen formen, latein. -tis,§. 273.
altind. dualis -thas und der analogie der 1. pluralis -masi so
wie der 3. plur. -anti zu schließen, lautete die II. plur. in
primärer form in der indogerm. ursprache -tasi, secundär -tas
(vgl. -masi mit -mas, -anti mit -ant); also z. b. primär as-tasi,
vagha-tasi indic. praesentis; secundär asjâ-tas optat. praes.,
avagha-tas imperfect. In disem -ta-si können wir nichts an-
deres sehen, als die zwei mal gesezte pronominalwurzel der 2.
person ‘du und du’, d. h. ‘ir’.
Altind. primär. -tha, eine starke verkürzung mit schwer
zu erklärender unursprünglicher aspiration; secundär -ta, nur
durch nichtaspiration von der primären form geschiden, z. b.
bhára-tha praes. indic.; ábhara-ta imperf., bhárê-ta opt. praes.
Der imperativ hat die selbe endung ta, z. b. bhára-ta; vêdisch
lautet er aber auch auf -tât, d. h. zwei mal geseztes und mit
gedentem vocale versehenes pronomen. Das perfectum hat die
consonanten der endung völlig verloren, z. b. babhrá auß
babhar-á für *babhar-ta und diß auß *babhar-tasi. Zu disem
babhr-á, ḱakar-á (wurz. kar effundere), tutud-á (wurz. tud
tundere) vgl. die völlig analog gebildete 1. 3. pers. sing., z. b.
1. tutố da für *tutôd-ma, 3. tutốda für *tutôd-ta.
Altbaktrisch. Wie im altindischen; prim. -tha, z. b.
indic. praes. vaza-tha, ç-tha, wurz. u. praesensstamm as (esse);
[518]Verba. II. pers. plur.
§. 273.secundär -ta, z. b. opt. praes. vazaê-ta, qhjâ-ta (wurz. as, vgl.
§. 136, 2, pg. 165); imperat. çtao-ta, praesensstamm çtao, wurz.
çtu (laudare).
Griech. überall -τε, rest von -tasi und -tas, z. b. φέρε-τε,
ἐσ-τέ, ἴ-τε; φέροι-τε, εἴη-τε u. s. f.
Ital. Latein. primär und secundär -tis auß *-tisi, z. b.
es-tis, era-tis, tutudis-tis; das -tôte des imperativs ist noch
voller als das vêdische -tât und enthält offenbar den stamm des
pronomens zwei mal mit unverändertem t; die nicht empha-
tische endung des imperativs -te ist, wie griechisch -τε, altind.
-ta, verkürzt.
Oskisch kein beispil.
Umbrisch ist nur die 2. person pluralis imperativi nach-
weisbar auf -tuta, -tutu, -tuto, z. b. fu-tuto, vgl. latein. es-tote
(meist bezeichnet jedoch dise endung die 3. person plural.).
Es entspricht diß -tuto volkommen dem lateinischen -tôte. Die
genauere erklärung diser form ist schwirig; umbr. -tuto, -tuta,
-tutu weist zunächt auf -tûtâ, d. i. tâtâ zurück, worin wir das
zwei mal gesezte emphatisch gedente pronomen der 2. pers.
sing. wol nicht verkennen können; wir faßen daher tâtâ =
tvâtvâ.
Altirisch-d oder -th, mit i vor sich, d. i. regelrechte
wandlung eines älteren *-ti auß *-tis, also wie im lateinischen;
z. b. berith, d. i. *beri-tis, grundf. bhara-tasi praes.; cair-fid,
d. i. *car-bi-tis futurum; ro-gensi-d, d. i. *gensi-tis perfectum;
eben so im conjunctiv, z. b. berad = latein. fera-tis; die tem-
pora secundaria haben -the z. b. no-char-the.
Altbulgarisch. Überall -te, z. b. indicativ veze-te, optativ
vezč-te u. s. f.
Litauisch überall -te, z. b. véża-te, és-te u. s. f.
Gotisch überall -th, rest eines älteren *-tha, *-ta z. b.
praes. indicativ vigi-th, optat. vigai-th; perf. ind. vêguth auß
*vâg-tha, grundf. vavâgh-tasi, optat. vêgeith d. i. vâgjâ-tha,
grundf. vavâghjâ-tas.
[519]Verba. II. pers. dualis. III. pers. sing.
Wir geben hier nur die form des suffixes in den einzelnen
sprachen; das material reicht nicht auß, um mit sicherheit
eine vom plural (-tasi) verschidene form der ursprache zu er-
schließen.
Altind. primär -thas (s. d. v. §.), z. b. bhára-thas; das
perfect endet auf -athus, z. b. babhr-áthus, in welcher form doch
warscheinlich u als schwächung von a und das a von a-thus als
eine art hilfsvocal zu faßen ist. Secundär und imperativ -tam,
z. b. ábhara-tam imperfectum, bhára-tam imperativ; es scheint
vom suffixe nur -t übrig gebliben und dann jenes -am an ge-
treten zu sein, das sich öfters zeigt, one eine bestimt erken-
bare function zu haben (s. o. §. 265, pg. 490).
Altbaktr. meines wißens nicht belegt.
Griech. überall -τον, das sich zu altindisch -thas, oder
zu einem ursprünglichen -tasi wol eben so verhält, wie plur.
-μεν zu -mas, -masi (s. o. pag. 511).
Ital. und altirisch felt.
Altbulgarisch. Aelteste form ist -te, z. b. veze-te (vehi-
tis), was mit 2. plur. zusammen fält. Jünger sind die nach
analogie der declinationsendungen gebildeten formen -ta für das
mascul., tě für fem. u. neutr. z. b. veze-ta, veze-tě.
Litauisch überall -ta, z. b. véża-ta, von plur. -te nur
durch volleren vocal geschiden.
Das gotische hat überall -ts, also auch hier one ver-
schiebung des t, wie in der 2. sing., z. b. praes. indic. baíra-ts,
optat. baírai-ts, perf. indic. bêru-ts, opt. bêrei-ts; ts steht wol
zunächst für *-tas und diß als primäre form für *-tasi.
Indog. urspr. Die 3. sg. wird bezeichnet durch die de-§. 275.
monstrative pronominalwurzel ta. Das perfectum muß noch die
volle endung -ta gehabt haben, von welcher aber in den vor
ligenden sprachen nur a gebliben ist, z. b. vivâida für *vivâid-ta
(als 1. pers. für vivâid-ma). Als primäre form ergibt sich für
die indogerm. ursprache mit sicherheit -ti auß ta geschwächt,
[520]Verba. III. pers. sing.
§. 275.wie mi auß ma, si auß sa, urspr. tva; als secundäre -t, wie
mi secund. m, si secund. s, masi secund. mas u. s. f.; z. b.
vagha-ti (vehit), as-ti (est), praes. indic.; vaghai-t, asjâ-t, praes.
optat. u. s. f. Der imperativ zeigt in den arischen und süd-
europäischen sprachen eine vocativisch gedente personalbezeich-
nung und es mag eine derartige form bereits in der ursprache
vorhanden gewesen sein, etwa ein *vagha-tâta (vgl. vêd. -tât,
latein. -tô(d), osk. -tûd, griech. -τω(τ).
Altindisch. Perfectum -a auß *-ta, z. b. babhấra auß
*babhâr-ta; primäre form ist -ti, z. b. bhára-ti, ás-ti; secund.
-t, z. b. bhárê-t, sjâ-t opt. praes.; ábhara-t imperfectum (im-
perfecta wie ájunak, zu praesensstamm junaǵ, wurz. juǵ
iungere und änl. haben nach dem außlautsgesetze t verloren
und können also auch 2. sg. sein, wo s eben so ab fallen muste).
Der imperat. hat vêdisch -tât, mit des nachdruckes wegen zwei
mal geseztem personalelemente der 3. pers. (vgl. übrigens die
selbe form als 2. sg. und 2. plur.; offenbar hat die überein-
stimmung diser formen erst durch analogie statt gefunden); die
gewönliche endung des imperativs ist tu, z. b. bhára-tu, ás-tu,
warscheinlich eine veränderung eines älteren *-tam, nach ana-
logie mererer secundärer formen gebildet, oder es ist -tu ge-
radezu schwächung von *-ta.
Altbaktr. Wie im altindischen. 3. sg. perf. -a, z. b.
vaêda = altind. vếda, griech. ϝοῖδα, got. vait, grundf. vivâida
auß *vivaid-ta; primär -ti, z. b. bara-ti, aç-ti; secundär -ṭ (§.
133, 2), z. b. barôi-ṭ, qhjâ-ṭ, optat. praesentis; imperat. -tu,
z. b. bara-tu.
Griechisch. Perfectum wie im arischen, z. b. λέλοιπε,
grundf. rirâika für *rirâik-ta; primäre endung ist -τι, erhalten
in ἐσ-τί, dor. τίθη-τι; nach der regel (§. 148, 1, c) wird je-
doch -τι zu -σι, daher τίθη-σι; so auch in homerischen con-
junctiven wie ἔχη-σι, λάβη-σι u. a. Die so genanten binde-
vocalischen formen stoßen σ auß, φέρει auß *φερε-σι, conj,
φέρῃ auß *φερη-σι. Das τ der secundären form muß nach
dem außlautsgesetze (§. 149) hinweg fallen, daher φέροι-(τ),
opt. praes., grundf. bharai-t; ἔφερε-(τ), imperf., grundf. a-bhara-t.
[521]Verba. III. pers. sing.
Das -τω des imperativs, z. b. ἴ-τω, ἔσ-τω, φερέ-τω, für *-τωτ,§. 275.
entspricht dem vêdischen -tât.
Ital. Latein. Überall -t auß -ti, also die primäre form
für die secundäre, wie oft in den sprachen, auch im perfec-
tum, z. b. es-t, vehi-t, era-t, sie-t, dedi-t; in der älteren und
der volkssprache (spätere inschr.) war diß t wol schwach hör-
bar und daher bisweilen als d erscheinend, z. b. feci-d, exea-d,
häufiger noch völlig geschwunden, z. b. dede. Das -to des im-
perativs steht für älteres *-tôd, vgl. osk. -tûd, griech. -τω(τ),
vêdisch -tât, z. b. vehi-to = altind. váha-tât.
Oskisch. Wie lateinisch; z. b. iͤst = latein. es-t;staiͤ-t
= latein. ste-t; fefacus-t, latein. feceri-t; nach vocalen, beson-
ders im altoskischen, meist zu d erweicht, wie bisweilen im
latein., z. b. fefaci-d, opt. perfecti; dede-d, indic. perf.; im-
perat. -tud, d. i. -tûd = lat. *-tô(d), vêd. -tât, z. b. es-tûd
es-tûd = latein. es-tô(d), grundf. as-tât;liͤciͤ-tud, lici-tûd =
latein. lice-tô(d) u. a.
Umbrisch wie latein. und osk., nur ist das t mer als im
latein. dem schwund unterworfen (§. 160 extr.). Beispile: es-t
es-t = latein. es-t;tiçi-t = latein. dece-t;si = latein. siê-t;
fus-t neben fus(t), latein. fueri-t;teradersa dirsa = latein.
*dida-t, 3. sg. conj. praes. (det) u. a. Imperat. -tu = osk.
-tûd, latein. -tô(d), z. b. purta-tuporta-tu = lat. porta-to.
Im umbrischen findet nach schwund des auß lautenden vocales
des verbalstammes vor disem -tu des imperativs assimilation des
nun vor -tu tretenden consonanten statt, z. b. sub-ah-tu für
*-ag-tu, *-agi-tu = latein. sub-igi-to;teṛ-tu, darauß tetu,
titu, dirstu darauß ditu durch volständige assimilation von ṛ
an t, *diṛ-tu auß *did-tu und diß auß *didi-tu = latein.
*didi-to (dato); sestu, sistu für *sist-tu auß *sisti-tu = lat.
sisti-to;ku-vertuco-vertu auß *coverti-tu = lat. con-verti-to;
doppelconsonanten werden bekantlich im umbrischen nicht gra-
phisch bezeichnet (§. 160). Dergleichen formen dürften dem
vulgären latein villeicht nicht fremd gewesen sein, da sie wol
nur durch flüchtige außsprache auß den volleren hervor ge-
gangen sind.
[522]Verba. III. pers. sing. III. pers. plur.
Altirisch. Primär -d (-th), d. i. -ti, z. b. beri-d, 3. sg.
praes., grundf. bhara-ti; fut. predchibi-d u. s. f. Eben so in
den temp. secund., z. b. no-chara-d. Im perfect., z. b. ro-char,
und im abhängigen satze, auch im conjunctiv, fält diß -d ab,
worin man eine spur der secundären form erkent, z. b. beir
(fert), d. i. *beri (§. 74, 1), con-ro-chra (amet).
Altbulg. Primäre endung ist -tĭ, z. b. veze-tĭ, grundform
vagha-ti; jes-tĭ, grundf. as-ti; ein einziges mal findet sich noch
-ti, nämlich in sę-ti (inquit). Secundäre endung ist -t, welches
(§. 183, 1) ab fallen muß, z. b. veze aoristus, grundf. a-vagha-t;
vezi imperativ d. i. optativ, grundf. vaghai-t.
- Anm. Bisweilen tritt die primäre endung für die secundäre ein
und zwar meist mit -tŭ für -tĭ, eine nicht seltene verwechselung,
z. b. bys-tŭ, aor. compos. von wurzel by. Das selbe findet in
der 3. plur. statt, änliches auch in der 1. sg. und 2. sing.
Litauisch. Die personalendung fält völlig ab, was bis-
weilen auch im slawischen vor komt, also véża, grundf. vagha-ti;
optat. (te)-veżĕ́, grundf. vaghai-t.
Gotisch. Prim. -th, d. i. -ti, z. b. vigi-th, grundf. vagha-ti,
is-t (mit -t, nicht -th, wegen s §. 196, 2), grundf. as-ti. Das
urspr. -t der secundären form muß weg fallen, wie im griechi-
schen (§. 203, 3, a), z. b. vigai, grundform vaghai-t, optat.
praes.; vêgi, grundf. vavâghjâ-t, opt. perfecti. Das perfect muß
sein urspr. auß lautendes a verlieren, z. b. bar auß *bâra,
grundf. babhâr-(t)a.
Indog. urspr. Das primäre suffix ist nach vocalen -n-ti,
nach consonanten -an-ti, das secund. also -nt, -ant; z. b. indic.
praes. as-anti, bhara-nti; optat. praes. asjâ-nt, bharai-nt; im-
perfectum a-bara-nt. Dem perfectum kam ursprünglich die pri-
märe endung zu, also z. b. babhar-anti.
Nach der analogie der übrigen personen des plurals haben
wir auch hier die verbindung zweier pronominalwurzeln zu er-
kennen, zumal sich eine andere erklärung des n nicht dar bie-
tet; -ti ist = -ta pron. demonstr. und ist die selbe endung wie
[523]Verba. III. pers. plur.
im singular; an, n ist die ebenfals demonstrative pronominal-§. 276.
wurzel an, von welcher der pronominalstamm ana gebildet ist
(im slaw., lit. in allen casus gebräuchlich, z. b. slaw. onŭ, grund-
form ana-s, femin. ona, grundf. anâ; lit. àns für *ana-s, fem.
anà; altind. instrum. fem. aná-jâ, der comparativ zu ana wird
von der wurzelform an gebildet, lautet also an-tara-s; vilfach
komt dises element in der stambildung zur anwendung, s. o.
§. 230, pg. 378 flg.), so daß ‘sie’ also auß gedrükt ist durch
‘er und er’ (natürlich one genusbestimmung). Grundform des
imperativs ist villeicht -ntât, fals überhaupt diser modus in der
ursprache bereits in diser person vorhanden war.
Altind. primär -anti, -nti, z. b. s-ánti, bhára-nti, âpnuv-
ánti vom praesensstamme âpnu, wurz. âp (adipisci); redupli-
cierte verbalstämme stoßen das n auß, z. b. bíbhr-ati für *bibhar-
anti, wurz. bhar. Secundäre endung ist -ant, -nt, für welche
jedoch nach den lautgesetzen (§. 131, 1) -an, -n ein treten
muß, z. b. ấpnuv-an, ấs-an, lezteres auß *a-as-ant, ábhara-n,
imperf.; á-lipa-n einfacher aorist, wurzel lip (ungere). Nicht
selten tritt jedoch mit wandlung von an zu u (§. 7, 1) u. t zu
s us für ant ein, z. b. ápipar-us imperfect., praesensstamm
pipar, wurz. par (implere); ánâiśus aorist. compos. für *anâis-
ant wurz. nî (ducere); bhárêj-us optativ für *bharaij-ant; dises
-us ist ins perfectum ein gedrungen, z. b. ḱakr-ús auß *ḱakar-
ant für kakar-ant, wurz. kar (facere). Der imperativ hat auch
hier -antu, -ntu, z. b. s-ántu (wurz. as), bhára-ntu; bei redupli-
cierenden one nasal, z. b. bíbhr-atu. Eine emphatische form
auf -ntât, vgl. den singul. -tât, wird als vêdisch an gefürt von
Benfey, kurze sanskritgramm. §. 158, pg. 91.
Altbaktr. Wie im altindischen, nur komt die wandlung
von -ant in -us nicht vor, da sie jung und speciell indisch ist;
auch hat das perfectum noch seine ursprüngliche volle endung.
Primär -enti, -nti, z. b. praesens h-enti, grundform as-anti;
bare-nti, grundform bhara-nti; bavai-nti, grundform bhava-nti,
praesensstamm bhava, wurzel bhu (fieri, esse); perfectum
âoṅh-enti, d. i. âs-anti, wurzel as (esse) u. s. f. Secundäre
endung ist -en, -n, z. b. optativ praesentis baraj-en; indica-
[524]Verba. III. pers. plur.
§. 276.tiv imperfecti bare-n, grundform bhara-nt; imperativ -ntu z. b.
bara-ntu.
- Anm. Spiegel (Beitr. II, 35) fürt 3. pl. perfecti activi auf -are an,
z. b. bawr-are (tulerunt) für *babhr-are (§. 135, 3), *babhar-are,
wurz. bhar; irîrith-are (mortui sunt), wurz. irith. Es unter-
ligt keinem zweifel, daß z. b. von bawrare die grundf. *babhar-
as-anti und daß also -are ein rest der 3. pl. praes. indic. der
wurz. as ist. Auch die von Spiegel (Beitr. II, 34) mit geteilten
3. pl. optat. auf -res, -ris, -re z. b. hjâ-re, wurz. as (esse),
optativstamm des praesens hjâ, urspr. as-jâ; daithjâ-ris, opta-
tivstamm daithjâ, grundf. dadh-jâ, wurz. dha (ponere, creare)
u. s. f., sind als zusammensetzungen zu faßen. Diß -ris, -res,
-re kann nichts anderes sein als rest von -s-ant, 3. plur. der
wurz. as, vgl. -re als 3. plur. act. perfecti und -rê als 3. plur.
medii perfecti, obgleich außer disen fällen die wandlung von s
zu r dem altbaktrischen fremd ist. Vgl. die änliche bildung der
3. plur. medii des perfects im altindischen; ferner die verein-
zelte wandlung von s zu r im italokeltischen mediopassivum
und, was die anwendung der 3. plur. des hilfsverbum as betrift,
den häufigen gebrauch von -σαν im griechischen.
Griech. Primär -αντι, -ντι, z. b. ἴ-ᾱσι, d. i. i-anti, prae-
sensstamm u. wurzel ι (ire); φέρουσι, d. i. φέρο-ντι, dor. er-
halten, praesensstamm urspr. bhara; perfect. z. b. λελοίπ-ᾱσι,
grundf. rirâik-anti, mit erhaltener primärer endung wie im alt-
baktrischen. Secundär -εν, -ν = urspr. -ant, -nt, z. b. opt.
praes. εἶεν, d. i. *ἐσ-ϳε-ντ, urspr. as-jâ-nt, φέροι-εν; imperf.
ἔφερο-ν u. s. f. Imperat. -ντω-ν, dorisch auch -ντω, z. b.
φερό-ντων, dor. φερό-ντω; das ν ist zusatz, wie oft im auß-
laute, -ντω aber = -ntât.
Die endung -τω-σαν ist neubildung, Hom. kent sie noch
nicht; sie ist auß dem singular gebildet, durch anhängung von
-σαν für -sant, rest von *as-ant, 3. plur. der wurz. as (esse).
Das selbe -σαν wird bekantlich häufig an gewant zur bildung
der 3. plur. optat., wie ἱσταίη-σαν, διδοίη-σαν u. s. f., ja so-
gar εἴη-σαν für das ältere ἱσταῖεν, διδοῖεν, εἶεν.
Ital. Latein. -nt für -nti, z. b. ve-hu-nt, älter veho-nti,
grundf. vagha-nti; urspr. -anti findet sich nur in s-unt, d. i.
[525]Verba. III. pers. plur.
*es-onti, urspr. as-anti, da fast alle praesensstämme vocalisch§. 276.
auß lauten. Das volle -nti ist in dem einzigen tremonti erhalten
(Carm. Sal. bei Festus; vgl. Corssen I, 260); das primäre nt
gilt auch für die secundären formen; -re im perfectum ist ar-
chaische kürzung auß r-ont für *s-onti, welche in die schrift-
sprache eingang fand, z. b. *dedis-onti, darauß dedĕr-ont, spä-
ter dedêr-unt und dedêr-e auß deder-o, vergl. das archaische
dedr-ot, dedr-o; das r urspr. s hat nichts mit der personal-
endung zu tun, s. u. beim perfectum. Imperat. -nto, z. b.
vehu-nto, urspr. vagha-ntât.
Oskisch. Auß -nti ward entweder -t mit verlust des n
(wie im altirischen regelmäßig vor -t das n sich assimiliert)
oder -ns, mit erweichung des t zu s wie im griechischen; erste-
res im ind. praesent., z. b. set = lat. sunt auß *sonti, grund-
form as-anti; im futurum z. b. censa-zet, mittels eines praesens
der wurzel as gebildet; im optat. praes. z. b. staiͤet; lezteres
im imperfectum, z. b. fufa-ns = latein. *fuba-nt, im conjunc-
tiv, z. b. deica-ns = latein. dîca-nt und im optativ z. b. optat.
perf. triͤbarakattiͤ-ns. Die endung -t ist demnach meist pri-
märe, -ns aber secundäre form diser personalendung.
Umbrisch. Wie oskisch. -nt = -nti und, wie es scheint
auch -ns = nt; ersteres also wol primär, lezteres secundär;
z. b. sent = urspr. as-anti, latein. sunt; eben so fu-rent, 3. pl.
fut. exacti = latein. fuerint und stahe-ren(t), 3. pl. futuri (sta-
bunt); aber sins = urspr. as-jâ-nt, latein. sint, älter siênt;
dirsans = dirsas mit verlust des n = latein. *dida-nt, conj.
praes. der wurz. da (dare); aṛ-habas, conj. praes. = latein.
ad-hibeant. Die 3. plur. imperativi wird mittels -tuta -tutu
-tuto, d. i. *tâtâ gebildet; es ist diß der doppelt gesezte, em-
phatisch gedente stamm des pronomen der dritten person (vgl.
die zweite pers.); z. b. e-tuta e-tutue-tuto (eunto); fer-tuto
(ferunto).
Altirisch hat überall -t, d. i. nach den lautgesetzen -nti
(§. 173, 1; §. 75, 2), z. b. praes. bera-t, futur. carfa-t, perf.
rocharsa-t. Wenn im conjunctiv d neben t erscheint, z. b. conid-
bara-d (ut offerant) neben conro-gba-t (ut sumant), so scheint
Schleicher, vergl. gramm. d. indog. spr. 34
[526]Verba. III. pers. plur. III. pers. dual.
§. 276.diß die der späteren sprache eigene erweichung von t zu d
zu sein.
Im Altbulgarischen erscheinen die lautgesetzlichen ver-
treter (§. 84) des primären -ntĭ, -antĭ und des secundären -n,
-an; z. b. s-ątĭ, urspr. as-anti; vezątĭ, urspr. vagha-nti; secun-
däre formen bieten der aorist. simplex, z. b. nesą, grundform
naka-n, wurz. nak (ferre); der aorist. compositus, z. b. něsę,
d. i. *nes-sę auß *nek-sen (§. 182, A, 1), grundf. nak-sant;
eben so das zusammen gesezte imperfectum, z. b. nesěa-chą,
grundform der endung -sant, mit schwächung von ą zu ę, oder
von an zu en, in.
Im Litauischen ist die 3. plur. u. dual. verloren; sie
wird durch den singular ersezt.
Gotisch primär -ind, d. i. anti, -nd, d. i. nti; z. b. s-ind,
grundf. s-anti, urspr. as-anti; viga-nd, urspr. vagha-nti; secun-
där -n für älteres -nt; disem n sezte dan die sprache ein a
als stütze bei (§. 203, 1, b; 3, b), z. b. vigai-n-a optat. praes.,
grundform vaghai-n für vaghai-nt; bêrei-n-a, grundf. bârjâ-n,
urspr. babhârjâ-nt. Der indicativ perfecti endet auf -un mit
dem hilfsvocale u nach der analogie der andern personen und
mit -n für älteres -nti, -nt; n lautet hier one stütze auß, weil
ursprünglich noch ein vocal folgte, z. b. bêr-u-n, zunächst für
*bêr-n auß *bâr-nti, urspr. wol babhâr-anti mit der endung
-anti, anstatt deren a später der hilfsvocal u ein trat, wie in
den anderen personen.
Da in den vor ligenden sprachen die 2. und 3. dualis stark
auf einander ein gewirkt haben, so ist eine urform für eine
jede diser personen fast nicht zu erschließen. Beide scheinen
auf eine primäre grundform -ta-si hin zu weisen, der sich also
ein secundäres -tas zur seite stellen würde.
Altind. Primär -tas (vgl. d. 2. pers. pl. -thas); das per-
fectum zeigt -atus (vgl. d. 2. pers. pl. -athus); secundär und
im imperativ -tâm (vgl. d. 2. pers. plur. -tam), z. b. praesens
bhára-tas, s-tas; perf. babhr átus; imperf. ábhara-tâm, aorist
[527]Verba. III. pers. dual. Medium.
ádâ-tâm; optativ praesentis sjấ-tâm, bhárê-tâm; imperativ§. 277.
bhára-tâm u. s. f.
Altbaktr. primär -tô und thô, d. i. -tas (vgl. Bopp, vgl.
Gr. II2, §. 465 anm., pag. 306 und Spiegel, Beitr. II, 34),
z. b. praes. vakhśaja-tô, vom causalstamme vakhśaja, wurz.
vakhś (crescere); thwereça-tô, wurzel thwereç (creare). Die se-
cundäre form ist nicht belegt.
Griech. gilt -τον (= τον der zweiten person) als primär,
z. b. praes. φέρε-τον, perfect. λελοίπα-τον; -την, vgl. altind.
-tâm, ist secundär, z. b. opt. praes. φεροί-την, imperf. ἐφερέ-
την; -των, von -την nur durch den vocal geschiden, gilt für
den imperativ, z. b. φερέ-των.
Ital. und Altir. felt.
Altbulg. Die ältere endung ist -te; später trat -ta, -tě
ein, wie bei der zweiten pers. dualis, mit welcher also die dritte
lautlich zusammen fält.
Litauisch u. Gotisch felt. Die 3. dual. wird im lit., wie
die 3. plural., durch den singular ersezt. Im got. wird die 3.
dual. durch die 3. plur. ersezt.
Personalendungen des medium.
Die personalendungen des medium entstunden ur-
sprüngl. (pg. 504) durch zwei mal an tretende pronominalwur-
zel. Das medium ist erhalten im altindischen, altbaktrischen,
altgriechischen und, in resten (im indic. und optat. praes., jedoch
nicht im dual, fast überall mit passiver function), im gotischen;
im italokeltischen wird es durch eine neubildung ersezt, welche
auch im slawolettischen, wenn auch weniger volkommen ent-
wickelt, vor ligt.
Der größere lautliche umfang der medialendungen, so wie
die neigung der sprachen zwei gleiche sich unmittelbar folgende
elemente zu beseitigen, haben bei den medialendungen noch
größere veränderungen ein treten laßen, als bei denen des ac-
tivs, so daß die erklärung der in den sprachen vor ligenden
endungen oft kaum möglich ist.
Wie das activ, so sondert auch das medium primäre und
secundäre endungen und ferner die des imperativs.
34*
[528]Medium. I. pers. sing.
Wir behandeln zunächst diejenigen personalendungen, welche
der erklärung die wenigsten schwirigkeiten bieten.
Indog. urspr. Die grundform der primären endung ist
-ma-mi, worauß jedoch schon in der ursprache durch auß-
fall des zweiten m -mai geworden zu sein scheint; also z. b.
praes. bharâ-ma(m)i, perfect. babhâr-ma(m)i; secundär, nach
bekanter analogie -ma-m, worauß -ma ward; z. b. imperfect.
abhara-ma(m); optat. praes. bharai-ma(m) u. s. f.
Altind. Die 1. person läßt den anlaut des suffixes -mai,
d. i. altind. -mê, fallen (vgl. die 1. 3. sing. perf. act.) und hat
also als primäre endung -ê; z. b. perf. ḱakr-ế auß *ḱ akar-mê;
praes. bibhr-ế auß *bibhar-mê. Der außlaut a (â) der tempus-
stämme schwindet vor disem ê; z. b. praes. bhárê, wofür man
*bharâ-mê erwartet hätte. Als imperativ gilt eine conjunctiv-
form mit zu âi gesteigerter endung; praes. bhárâi vom prae-
sensstamme bhara, bíbhar-âi vom praesensstamme bibhar.
In entsprechender weise lautet die secundäre endung -a
auß -ma, völlig nach analogie des primären -ê auß -mê, z. b.
opt. praes. bhárêj-a für *bharai-ma, *bharai-a, *bharaj-a mit
spaltung von j zu ij (§. 15, b); imperfectum und aorist schwä-
chen diß a zu i; z. b. ábibhr-i für *abibhar-ma, imperfectum vom
praesensstamme bibhar; ábharê auß *abhara-i für *abhara-ma
vom praesensstamme bhara.
Altbaktr. Im wesentlichen wie altindisch; z. b. jêz-ê,
praesensstamm jaza, wurz. jaz (sacrificare; jê auß ja, §. 27,
3), für *jazâ-mê; mrûj-ê, mit unursprünglichem j, wurzel und
praesensstamm mru (dicere, loqui), für *mru-mê; auch hier hat
der conjunctiv âi, z. b. jazâi, wol für *jaça-mâi, mit steige-
rung des vocales der endung; der imperativ hat die endung
-nê für *-mê, z. b. barâ-nê, eine conjunctivform mit in n
gewandeltem m der 1. person (s. o. §. 269, pg. 508); secun-
där -a für -ma, z. b. optat. praes. baraj-a für *barai-(m)a (be-
legt ist nach Webers zendgrammatik hakhśaj-a vom prae-
sensstamme hakhśa).
[529]Medium. I. pers. sing. II. pers. sing.
Griech. Das primäre suffix ist -μαι, z. b. φέρο-μαι,§. 279.
conjunctiv φέρω-μαι, perfect. πέπλεγ-μαι; als secundäres suff.
entspricht -μην, warscheinlich auß ma so entstanden, daß a
gedent ward, und -ν an trat, wenn man nicht vor zieht în
-μην das uralte -mam mit unursprünglicher denung zu sehen
(vgl. übrigens -την als secundäre endung der 3. dual.), z. b.
imperfect. ἐφερό-μην, optat. φεροί-μην u. s. f.
Im Gotischen felt die form der 1. sing.; die 3. sing.
fungiert für sie; vgl. den pluralis. An disem überhandnemen
der analogie der 3. person für die übrigen bemerkt man deut-
lich, daß das medium zur zeit der bibelübersetzung bereits im
außsterben begriffen war.
Indog. urspr. Die grundform der primären endung ist§. 280.
-sa-si, darauß -sai; secundär -sa-s, darauß -sa, durch die ana-
logie mit anderen personalendungen und durch die übereinstim-
mung von altbaktrisch und griechisch dem altindischen ge-
genüber als ursprüngl. bezeugt, z. b. praes. bhara-sa(s)i; per-
fect. babhâr-sa(s)i; secundär, z. b. optat. praes. bharai-sa(s),
imperfectum abhara-sa(s). Für die 2. sing. imperativi ist es
nicht wol möglich eine form als der indogerm. ursprache an
gehörig mit sicherheit zu bezeichnen; am meisten anrecht scheint
die form des altindischen und altbaktrischen zu haben.
Altindisch. Primär. -sê, z. b. praes. bhára-sê, bibhr-śế;
perfectum babhr-śế auß *babhar-sai.
Secundäre form ist -thâs, welche villeicht auß uralter zeit
erhalten ist, als der anlaut des ersten pronomens noch nicht
zu s herab gesunken war und die dann als eine veränderung
von *tva-s zu gelten hätte, z. b. imperfectum ábhara-thâs,
ábibhr-thâs; optativ bhárê-thâs, bíbhrî-thâs. Gegen die ursprüng-
lichkeit diser form zeugt jedoch die übereinstimmung des alt-
baktrischen und griechischen in der nach dem primären -sai
zu erwartenden endung -sa.
Der imperativ hat die endung -sva, mit verlorenem zwei-
[530]Medium. II. pers. sing. III. pers. sing.
§. 280.ten elemente, aber erhaltenem v des als grundform vorauß
zu setzenden -tva-s, z. b. bhára-sva.
Altbaktrisch. Primäre endung ist auch hier -sê, wor-
auß nach den lautgesetzen -śê oder -hê -ṅhê werden muß,
z. b. bara-hê; hista-hê, praesensstamm hista, wurzel -sta (stare);
pereça-hê, praesensstamm pereça, wurzel pereç (interrogare);
vasai-ṅhê (tu désires), lezteres also für vaçaiṅhê von wurzel
vaç (velle), grundf. vaça-sai (ai ist durch das folgende ê her-
vor gerufen, §. 26). Secundäre endung ist -sa, d. h. śa, -ṅha,
z. b. jazaê-śa, optat. praes., grundform jagai-sa; pereça-ṅha,
2. sing. imperf. Der imperativ hat auch hier -sva, das zu -ṅuha
wird (§. 136, 2, pg. 166), z. b. jâça-ṅuha (invoque).
Griech. Primär -σαι, z. b. *φερε-σαι, grundf. bhara-sa(s)i,
darauß φέρῃ, φέρει (§. 145, 2, c); aber τίθε-σαι, ἵστα-σαι,
δίδο-σαι, grundform dadha-sa(s)i, sista-sa(s)i, dada-sa(s)i, mit
bewartem anlaute der endung; secundär -σο, z. b. imperfectum
*ἐφέρεσο, grundform abhara-sa(s), darauß ἐφέρου; auch hier
bewaren ἐτίθε-σο, ἐδίδο-σο, ἵστα-σο das s, wärend im aorist
ἔθου, d. i. *ἐθε-σο, grundf. a-dha-sa(s), ἔδου, d. i. *ἐδο-σο,
grundform ada-sa(s), das selbe schwindet; der imperativ hat
ebenfals -σο, z. b. φέρου auß *φερε-σο; θοῦ auß *θε-σο,
δοῦ auß *δο-σο, aber im praesens τίθε-σο, ἵστα-σο, δίδο-σο
mit bewartem σ.
Gotisch. Primär -za auß -sai (§. 113, 3; 202, 3), z. b.
baíra-za = griech. *φέρε-σαι, altind. bhára-sê, grundf. bhara-
sa(s)i; secundäres suffix ist -zau, z. b. baírai-zau; warschein-
lich ist hier -zau für älteres *-sâm zu faßen, vgl. die 1. sing.
opt. perfecti, z. b. bêrjau, die entschiden für *bârjâm, grund-
form babhâr-jâ-m steht; -sâm wäre also von -sa gebildet wie
das altindische -tâm der 3. sing. imperativi med. von -ta (vgl.
d. 1. sing. medii des griechischen auf -μην).
Indogerm. urspr. Ursprünglichst war die primäre form
-ta-ti, darauß ward -tai, wie -mai, -sai auß -ma-mi, sa-si; auß
dem als secundäre form vorauß zu setzenden ta-t ward ta, wie
[531]Medium. III. pers. sing.
-ma auß ma-m, sa auß sa-s; z. b. praes. bhara-ta(t)i; perfect.§. 281.
babhâr-ta(t)i; optat. praes. bharai-ta(t), imperfect. abhara-ta(t)
u. s. f. Im imperativ weicht das griechische stark vom arischen
ab; durch die übereinstimmung der gotischen secundären form
mit der arischen imperativform erscheint -tâm als warschein-
lich in der ursprache bereits vorhanden.
Altind. primär -tê = tai, z. b. bhára-tê; diß -tê kann vê-
disch sein t verlieren, und das ê wird dann so behandelt, wie
das -ê auß -mê der ersten person (vgl. oben §. 279, pg. 528);
im perfectum ist t stäts auß gefallen, z. b. babhr-ế auß *babhar-tê,
wie im activ ebenfals (babhấra für *babhâr-ta). Die secundäre
form ist -ta, z. b. optat. bhárê-ta, imperf. ábhara-ta. Der im-
perativ verstärkt diß -ta durch am (§. 265, pg. 490) und hat
also das suffix -tâm, z. b. bhára-tâm.
Das Altbaktrische entspricht durchauß dem altindischen;
primäres suffix ist auch hier tê, z. b. çaê-tê = altind. çế-tê,
griech. ϰεῖ-ται, wurz. ursprüngl. ki, altind. und altbaktr. çi;
histai-tê = ἵστα-ται (das perfectum ist nicht belegt). Secun-
där ta, z. b. optat. praesent. baraê-ta, histaê-ta; imperfectum
pereça-ta u. s. f. Der imperativ hat ta͂m = altindisch tâm;
dise endung ist auß der 3. plur. mit sicherheit zu erschließen.
Griech. primär -ται, secund. -το, z. b. indic. praesent.
φέρε-ται; imperfect. ἐφέρε-το, optat. praes. φέροι-το. Der im-
perativ hat die endung -σθω, z. b. φερέ-σθω. Das σθ ver-
schidener endungen des med. (vgl. auch -σθα der 2. sing. act.)
ist eine schwer zu erklärende neubildung, die durch analogie
weit um sich gegriffen hat. Iren außgang namen dise formen
warscheinlich von medialendungen, in denen die an lautenden
consonanten der zwei pronomina der 3. oder 2. person durch
außfall zwischen stehender vocale zusammen gerieten, ττ ward
zu στ und weiter hin zu σθ (§. 148, 2; §. 142, 2, pg. 175).
Gotisch. Primär -da, d. i. -tai (§. 113, 3), z. b. baíra-da
= griech. φέρε-ται, urspr. bhara-tai. Dise form gilt zugleich
für die 1. sing. Secund. endung ist -dau = -tâm, vergl. die
2. sing. -zau; optat. baírai-dau, grundf. bharai-tâm; imperativ
baíra-dau = altind. bhára-tâm.
[532]Medium. III. pers. plur.
Indogerm. urspr. Ursprünglichst war, nach der ana-
logie der 1. 2. 3. sing., die endung der 3. plur. med. -ant-anti,
-nt-anti, verdoppelung des elementes des singul.; darauß ward
-antai, -ntai, wie -tai auß -ta-ti u. s. f., z. b. bhára-nta(nt)i u. s. f.
Als secundäre form ergibt sich -antant, -ntant, darauß -anta,
-nta, z. b. optat. praes. bharai-nta(nt), imperf. a-bhara-nta(nt)
u. s. f. Der imperativ hatte warscheinl. -antâm, -ntâm (vgl. d. sg.).
Altindisch. Primär -antê, -ntê, z. b. bhára-ntê; die
praesensstämme one a stoßen den nasal auß, z. b. bíbhr-atê,
juñǵ-átê, praesensstamm juñǵ, junaǵ, wurzel juǵ (jungere),
auß *bibhar-antai, *jung-antai.
Secundäre endung ist regelrecht -anta, -nta, z. b. ábhara-
nta imperf.; praesensstämme one a stoßen den nasal auß, z. b.
ábibhr-ata. Der imperativ hat das suffix -antâm, -ntâm, also
bhára-ntâm; praesensstämme one a stoßen auch hier den nasal
auß, z. b. bíbhar-atâm. Die form ist zu erklären wie das
-tâm des singulars.
Perfectum und optativ haben zusammensetzung; ersteres
mit -rê, einem reste von -s-antê, d. i. 3. plur. praes. medii der
wurzel as (esse), z. b. perfectum babhr-i-rế auß *babhar-santê;
lezterer mit -ran, rest von -s-anta, der secundären form zu
-s-antê, z. b. optat. bhárê-ran, bíbhrî-ran auß *bharai-santa,
*bibharjâ-santa.
Dise zusammensetzungsart, in der gewönlichen sprache außer
den eben an gefürten fällen nur bei der wurzel çi (ϰεῖσθαι)
gebräuchlich, deren 3. plur. praes. med. çế-ratê auß *kai-santai
lautet, ist in der vêdischen sprache von häufigerer anwendung
(vgl. Benfey, vollständige Grammatik der Sanskritsprache,
pag. 366, anm. 5).
Altbaktr. Wie altindisch; also primär -ntê, z. b. praes.
indic. jazai-ntê, pereçe-ntê, histe-ntê; praes. conj. vazâo-ntê, prae-
sensstamm vaza, wurz. vaz, urspr. vagh (vehere). Secundär
-nta, z. b. imperfectum nipâraja-nta, praesensstamm pâraja,
wurzel par (traducere); imperativ -nta͂m, z. b. qhare-nta͂m, wurz.
qhar (sumere, edere). Das perfectum, z. b. âoṅha-rê, hat zu-
[533]Medium. III. pers. plur. I. pers. plur.
sammensetzung wie im altindischen, wobei der übergang von§. 282.
s in r auf fält (vgl. oben pg. 524, wo änliche bildungen ver-
zeichnet sind).
Griechisch. Primär -νται, secund. ντο, z. b. φέρο-νται,
λέλυ-νται, ἐφέρο-ντο, φέροι-ντο u. s. f. In formen wie γεγράφ-
αται gehört α zur endung -ανται, die hier ir ν verloren hat;
diß α von -αται, secundär -ατο, haftet bekantlich im ionischen
auch nach vocalen (z. b. βεβλή-αται Hom., wurzel βλα = βαλ,
praes. βάλλω u. s. f.).
Der imperativ hat die endung -σθων, z. b. φερέ-σθων,
nach analogie anderer medialer formen. In φερέθω-σαν ist,
wie im activen φερέτω-σαν, -σαν späterer zusatz (s. o. §. 276,
pag. 524).
Gotisch. Primäre endung ist -nda = urspr. -ntai, z. b.
baíra-nda = φέρο-νται, altind. bhára-ntê, urspr. bhara-ntai.
Secundär ist -ndau = -ntâm (vgl. 2. 3. sing.), z. b. optativ
praes. baírai-ndau, grundf. bharai-ntâm, imperativ baíra-ndau,
grundf. und altindisch bhára-ntâm.
Indogerm. urspr. Die älteste in den sprachen vor li-§. 283.
gende form ist altbaktr. -maidhê, d. i. -madhai. Diß -madhai
mag rest eines ursprünglichen -madhimasi sein, oder wie die
verdoppelung des pronominalwurzelpares sonst gelautet haben
mag (nimt man, nach dem griechischen -μεσθα, -masdhai als
älteste erreichbare form an, so ist das -dhai unerklärbar, wo-
ferne man nicht etwa mit umstellung der personen eine urform
*masidhami annemen will; das griechische σθ kann aber ser
wol erzeugnis der analogie anderer medialpersonen sein). Als
secundäre form haben wir also madha vorauß zu setzen; dem-
nach nemen wir also als formen der indogermanischen ursprache
der 1. pers. plur. medii primär -madhai, secundär -madha an;
z. b. bharâ-madhai, praes. indic.; babhâr-madhai, perf. indicativ;
abharâ—madha, imperfectum; bharai-madha, optat. praes. u. s. f.
Altind. Für das zu erwartende primäre *madhê ist mit
abschwächung des dh zu h (§. 125, 2) -mahê ein getreten;
[534]Medium. I. pers. plur. II. pers. plur.
§. 283.also z. b. praes. bhárâ-mahê, bibhr-máhê; perf. babhr-máhê,
auß *babhar-madhai.
Der imperativ, eigentlich conjunctiv, dent das -ai (-ê) der
endung zu -âi: bhárâ-mahâi.
Für das secund. *-madha oder *-maha ist -mahi mit schwä-
chung von a zu i ein getreten (vgl. oben §. 279, pg. 528);
also z. b. imperf. ábharâ-mahi, optat. bhárê-mahi u. s. f.
Altbaktrisch. Primär ist -maidhê für *-madhê (§. 26),
z. b. jazâ-maidhê, jaza-maidhê, histâ-maidhê, dadhe-maidhê
u. s. f.
Dises maidhê findet sich auch im optativ bûidhjôi-maidhê
(videamus), doch ist diß auß der reihe der secundäre endun-
gen erfordernden modi und tempora (nach Bopp vgl. gramm.
II2. pg. 317) die einzige belegbare form.
Griech. Primär und secundär -μεθα, z. b. *φερό-μεθα
praes. und ἐφερό-μεθα imperfect., φεροί-μεθα optat. u. s. f.
Ursprünglich ist μεθα secundär, da es = madha ist. Poetisch
erscheint für -μεθα auch -μεσθα mit dem medialen σθ, das
hier mit hoher warscheinlichkeit als unursprünglich zu betrach-
ten ist.
Gotisch. Die 1. plural. felt und wird, wie die 2. plural.,
durch die 3. plur. ersezt.
Es ligt, bei der verschidenheit zwischen arisch und griech.
und dem mangel der form im gotischen, kaum auß reichendes
material vor, um die form der indogermanischen ursprache
mit einiger warscheinlichkeit zu erschließen.
Da im altindischen s vor dh auß fallen kann, so mag man
ein altind. -dhvê als auß *sdhvê entstanden (vgl. Leo Meyer,
Zeitschr. IX, 429 f.) mit griech. -σθε für *σθϝε, als secund.
verkürzung eines einstmaligen primären *-σθϝαι, urspr. -sdhvai
vermitteln. Diß würde auf eine beiden sprachen gemeinsame
urform wie *tvasi-dhvasi oder etwa *dhvasi-dhvasi hin füren;
in folge der abneigung gegen die unmittelbare widerholung
gleicher elemente wäre der anlaut hinweg gefallen und auß
[535]Med. II. pers. plur. I. pers. dual. II. pers. dual.
(dhva)sidhvasi durch schwund von i und des zweiten s -sdhvai§. 284.
geworden. Secundäre grundform wäre dann *sdhva.
Altind. Primär -dhvê, secundär und imperat. -dhvam,
mit bekanter endung; z. b. praesens bhára-dhvê, perf. babhr-
d́hvế, imperfectum ábhara-dhvam u. s. f.
Altbaktr. Warscheinlich völlig wie altindisch; belegbar
ist meines wißens nur die secundäre form -dhwem = altindisch
-dhvam im imperativ, z. b. vâraja-dhwem, stamm vâraja (cau-
salform zu wurzel var defendere), dâraja-dhwem (die selbe
form zu wurz. dar tenere).
Griechisch. Primär und secundär -σθε, also φέρε-σθε,
φέροι-σθε u. s. f., demnach wird im griechischen auch hier,
wie in der 1. plur., die ursprünglich secundäre form für die
primäre gebraucht.
Gotisch felt und wird samt der 1. person durch die 3.
person plur. ersezt.
Im altindischen unterscheidet sie sich von der entspre-§. 285.
chenden pluralform, wie im activ, durch den anlaut v; also
primär -vahê, der conjunctiv und imperativ steigert diß zu
-vahâi; secundäre form ist -vahi, schwächung von -vaha. Dise
altindischen formen füren demnach auf primär -vadhai, secun-
där -vadha als auf ire grundformen zurück, und so mögen
dise suffixe villeicht bereits in der indogermanischen grund-
sprache gelautet haben. Beispile an zu füren ist überflüßig.
Altbaktr. Wol kaum belegt, muß aber primär -vaidhê
gelautet haben.
Im Griechischen ist die 1. dual. medii eigentlich iden-
tisch mit der 1. plur., von der sie sich nur in secundärer weise
durch ein unwesentliches an gehängtes -ν unterscheidet: plur.
-μεθα, dual -μεθον; von den grammatikern wird -μεθεν als
äolische form der 1. plur. medii an gegeben.
Die formen der indogerm. ursprache können nicht er-§. 286.
schloßen werden.
[536]Medium. II. pers. dual. Litauisches Medium.
Auch im medium, wie im activ, sind dise beiden formen
durch analoge bildungsweise enge mit einander verknüpft.
Altindisch primär 2. dual. -âthê, secundär und imperat.
-âthâm; 3. dual., nur durch nicht aspiriertes t von der 2. pers.
geschiden, -âtê, secundär und imperativ -âtâm (vgl. activ pri-
mär 2. dual. -thas, 3. -tas), z. b. 2. dual. praes. bíbhr-âthê;
bhárêthê, lezteres unregelmäßig auß *bhara-âthê; imperfectum
ábibhr-âthâm, ábharêthâm; 3. dual. bíbhr-âtê, bhárêtê, imperf.
ábibhr-âtâm, ábharêtâm.
Altbaktr. die 3. dual. ist belegt durch fra-ḱarôithê, das
einem altind. pra-ḱarêtê aufs genaueste entspricht, praesens-
stamm ḱara, wurzel ḱar (ire); uç-zajôithê = altind. ǵâjêtê,
praesensstamm zaja (masci), wurz. za, urspr. ga (Brockhaus
im glossar u. Spiegel in Beitr. II, 34).
Griech. Die 2. dual. lautet primär, secundär und im-
perativ -σθον; die 3. dual. dagegen primär -σθον und, mit
einem dem activ volkommen parallelen vocalwechsel, secundär
-σθην, im imperativ -σθων; vgl. activ primär -τον, mit der 2.
dualis zusammen fallend wie -σθον, secund. -την wie -σθην,
imperativ -των wie -σθων.
Man siht deutlich, daß die mediale beziehung dem activ
gegenüber in dem σθ ligt. Formen, welche das walten der
analogie in so hohem grade zeigen, wie die oben an gefürten,
dürften wol kaum jemals in irer entstehung klar erkant und
auf ire grundformen zurück gefürt werden können.
italokeltischen.
Im slawischen wird das medium umschriben durch sę (acc.
sing. des reflexivstammes urspr. sva, s. §. 265, pg. 492. Dise
umschreibung hat meist passive beziehung, die ja dem me-
dium überhaupt leicht zu teile wird. Im litauischen tritt -si,
verkürzt -s, ebenfals rest eines casus des selben pronomens,
an das verbum und zwar entweder an den außlaut des ver-
bum fest an, wobei diser seine ursprünglichere vollere form be-
hält und sogar nach diser analogie gedent wird, oder zwischen
[537]Litauisches u. latein. medium.
partikel und anlaut des verbum, z. b. parsìveżu ‘ich fare mir§. 287.
nach hause’; seltner findet beides zugleich statt, also z. b.:
- sing. 1. veżù veho aber veżů́-s auß veżů́-si vehor
- 2. veżì vehis veżë́-s auß veżë́-si veheris
- 3. véża vehit véża-s auß véża-si vehitur
- dual. 1. véżava véżavo-s auß *véżava-si
- 2. véżata véżato-s auß *véżata-si
- plur. 1. véżame vehimus vézamė-s auß *véżame-si vehimur
- 2. véżate vehitis vézatė-s auß *véżate-si vehimini.
Die grundf. sind auß dem bisherigen leicht ersichtlich, z. b.
1. sing. veżů́s, grundf. vaghâmi svam (im slawischen ligt der
accusativ deutlich vor); 2. singul. veżë́s, grundform vaghasi
svam u. s. f.
Das selbe verfaren fand in den italokeltischen sprachen
statt, nur war hier der anschluß des pronomens ans verbum
fester und wandelte sich das s, der rest des an geschmolzenen
casus von sva, fast durchauß in r (mit einer einzigen auß-
name). Diß fand auch in den sprachen statt, welchen sonst
der lautübergang von s zu r fremd ist.
Praes. indic. sing. Latein. Hier ward auß 1. *amo-se, amo-r.
2. *amas-i-se, amaris, mit hilfsvocal i am außlaute des
verbum, der einzige fall mit (durch dissimilation) erhaltenem s
von sva.
3. *amat-u-se, amatur mit hilfsvocal u.
Plur. 1. *amamus-u-se, amamur, eines der beiden gleich lau-
tenden elemente verlor sich (2. amamini, eine participialform,
s. §. 220, pg. 336, mit auß gelaßenem estis, die nun für alle
genera steht, wie z. b. die adjectiva mit consonantisch auß
lautenden stämmen im nominat. sing. Der singular dises par-
ticips hat sich im imperativ archaisch erhalten, in fällen wie
praefa-mino, progredi-mino, indem sich die imperativendung -o
mit dem stammaußlaute -o(-s) mischt). 3. *amant-u-se, amantur
mit hilfsvocal u.
Eben so ward z. b. im imperfectum 1. sing. amabam-se zu
amabar; im optativ 1. sing. *amem-se zu amer; im imperativ
*ama-se zu amare, *amato-se zu amator, *amantose zu amantor;
[538]Altital. u. Altirisches medium. Modus.
§. 287.amaminor ist nach diser analogie gebildet, vgl. den singular
des imperativs auf -mino. Ritschl (Rhein. Mus. für Philol.
N. F. XVI. pg. 305), erklärt die form auf -minor für ‘traditio-
nelle fiction’, anstatt des allein richtigen -mino.
Daß Oskisch und Umbrisch die selbe bildungsweise be-
saßen, beweisen formen wie osk. sakarater, d. i. lat. sacratur;
vincter = latein. vincitur; umbrisch emantur = lat. emantur;
herter, 3. sing. praes. zu wurzel her (velle).
Eigentümlich ist im umbrischen die 2. 3. sing. imperativi
medii auf -mu, -mu und die 2. 3. plur. imperativi medii auf
-mumo (also wol altumbr. mumu); z. b. persnî-mu (geschriben
persnimu, *persnihmu, persnihimu), plur. persnî-mumo
(geschriben persnimumo, persnihimumo) vom stamme persnî
(precari; z. b. im partic. persni-s für *persnî-to-s precatus),
welche ich nicht zu erklären weiß. Es erinnert diß -mu, -mumo
an das lateinische -mino und dürfte daher wol von einer par-
ticipialform auß gegangen sein.
Zu dem italischen stimt das altirische, z. b. 1. pers.
sing. -u-r = lat. -o-r; 2. -i-r, -e-r, vgl. d. activ; 3. -thar =
latein. -tur, z. b. berthar = latein. fertur, scribthar = latein.
scribitur, fut. íccfidir (salvabitur) -fidir = latein. -bitur; 1. plur.
-mar (-mir, -mer), z. b. berammar = latein. ferimur (2. plur.
scheint ein participium auf -ta im nomin. plur. masc. zu sein;
die endung ist -id, d. i. *-idi, *-ithi auß *-iti, älter wol -ati;
jedes falles ist auch im keltischen dise person, wie im itali-
schen, auf eine von den übrigen verschidene weise gebildet);
3. plur. -atar, -etar, -iter, -itir, d. i. *-antar u. s. f. (§. 173,
1), z. b. scríbatar = lateinisch scribuntur; bertar = lateinisch
feruntur u. s. f.
Moduselemente.
Der sitz der moduselemente, d. h. der lautlichen außdrücke
für die beziehungen des conjunctivs und optativs, ist im indo-
germanischen zwischen dem außlaute des verbalstammes und
dem anlaute des personalpronomens. Der imperativ und der
imperativisch gebrauchte conjunctiv im arischen haben teilweise
[539]Modus. Conjunctiv.
besondere, gedente formen der personalendungen. Diß ist be-§. 288.
dingt durch die in disem falle vocativische natur der lezteren
und nicht als wares moduselement zu betrachten.
Der indicativ hat kein moduselement, die verbindung
des verbalstammes mit der personalendung ist zunächst eben in-
dicativ, z. b. indog. urspr. praes. as-ti, bhara-ti, tanau-ti;
perfect. babhâr-ta; aorist a-vida-t u. s. f.
Eben so wenig hat der imperativ ein moduselement, da
er nur durch die vocativische function der personalendungen
sich vom indicativ unterscheidet und überhaupt kaum unter die
modus gerechnet werden kann (streng genommen ist eigent-
lich auch der indicativ kein modus, da er kein moduselement
hat), z. b. as-dhi, praesensstamm und wurzel as; kru-dhi,
aoriststamm und wurz. kru.
Der conjunctiv, welcher der nordischen abteilung un-§. 289.
seres sprachstammes felt, hat a als element; a ist ein in der
stambildung ser häufig gebrauchtes element (s. o. §. 225), als
pronominalwurzel ist a demonstrativ. Mit dem stammaußlaute
a verbindet sich das a des conjunctivs zu â. Die personalen-
dungen des conjunctivs sind die primären; z. b. indog. urspr.
| praesensstamm bhara | praesensstamm as |
| sing. 1. bharâ-mi | asa-mi, warscheinlicher aber asâ-mi |
| 2. bharâ-si | asa-si |
| 3. bharâ-ti | asa-ti |
| plur. 1. bharâ-masi | asa-masi, warscheinlicher asâ-masi |
| 2. bharâ-tasi | asa-thasi |
| 3. bharâ-nti | asa-nti. |
Wir halten die ersten personen sing. und plur. as-â-mi,
as-â-masi für warscheinlicher als as-a-mi, as-amasi, weil vor
den personalendungen der ersten personen sing., plur., dual. a,
mag es conjunctivelement oder außlaut des tempusstammes
sein, in den vor ligenden sprachen in der regel gedent (oder
gesteigert) erscheint. Deshalb können tempusstämme auf a in
disen personen den conjunctiv nicht vom indicativ unterschei-
den nachdem dise denung des a zu â und die zusammenzie-
hung des conjunctivelementes mit dem stammaußlaute a ein
[540]Modus. Conjunctiv.
§. 289.getreten war; ursprünglichst aber lautete der indicativ bhara-mi
oder bharâ-mi, der conjunctiv bhara-a-mi oder bhara-â-mi.
Altindisch. Das sanskrit hat den conjunctiv bis auf reste
verloren, welche als 1. person imperativ gelten, z. b.
| 1. sing. | 1. plur. | 1. dual. |
| act. bíbhar-â-ńi | bíbhar-â-ma | bíbhar-â-va |
| med. bíbhar-âi | bíbhar-â-mahâi | bíbhar-â-vahâi. |
Von den imperativisch gedenten personalendungen war oben
die rede.
Im vêdischen altindisch komt vom praesens, imperfectum
und aoristus der conjunctiv vor. Als imperfect betrachtet man
die formen, welche sich von denen des praesens durch secun-
däre endungen unterscheiden.
Beispile des conjunctiv praesentis. 2. sing. act. as-a-si, prae-
sensstamm und wurzel as (esse); vahâ-si, praesensstamm vaha,
wurzel vah (vehere); 3. sing. act. han-a-ti, wurzel und prae-
sensstamm han (ferire); patâ-ti, praesensstamm pata, wurzel
pat (cadere, volare). 3. sing. medii jaǵâ-tâi, mit gedenter
personalendung, praesensstamm jaǵa, wurzel jaǵ (sacrificare);
1. plur. medii karav-â-mahâi (eben so die 1. dualis nur mit
der endung -vahâi), praesensstamm karu, wurz. kar (facere);
2. dual. med. bôdhâithê (vgl. den ind. bôdhêthê), praesensstamm
bôdha, wurzel budh (cognoscere) u. a.
Conjunctive des imperfects sind z. b. 2. singul. activi
brav-a-s, praesensstamm brau, wurzel bru (loqui); han-a-s,
praesensstamm und wurzel han; 3. sing. act. as-a-t, praesens-
stamm und wurzel as; patât, bharât, praesensstamm pata,
bhara, wurz. pat, bhar; 1. dual. act. han-â-va zu han; 3. plur.
act. as-a-n, stamm und wurzel as; vahâ-n, praesensstamm vaha,
wurzel vah u. a.
Conj. aoristi simplicis z. b. 2. sing. act. bhuv-as, 3. sing.
act. bhuv-at (vgl. latein. fuas, fuat), wurzel und aoriststamm
bhu (fieri, esse; vgl. den praesensstamm bhava); conj. aoristi
compos. 2. sing. ǵêśas, 3. sing. ǵêśat und, mit primären en-
dungen, ǵêśasi, ǵêśati; 1. pl. ǵêśâma, 3. pl. ǵêśan, aorist-
stamm ǵês, wurzel ǵi (vincere).
[541]Modus. Conjunctiv; AItbaktr., Griech.
Altbaktrisch. Auch hier gehören die ersten personen§. 289.
des imperativs hierher, z. b. 1. sing. act. barâ-ni, med. barâ-nê;
1. plur. act. barâ-ma, die sich nur in den endungen vom indi-
cativ scheiden (weil diser in disen personen auch den stamm-
außlaut dent), wärend die wirklich als conjunctive gebrauchten
formen in den ersten personen mit außname der 1. sing. me-
dii gar nicht vom indicativ der tempusstämme auf a sich un-
terscheiden können, weil die 1. personen auch im indicativ vor
der endung den auß lautenden stamvocal a denen und der
conjunctiv die selben personalendungen hat, wie der indicativ.
Beispile: 1. sing. act. barâ-mi, 1. plur. act. barâ-mahi, 1. plur.
med. barâ-maidhê, also wie der indicativ; nur die 1. sing. me-
dii lautet z. b. jazâi (wärend die 1. sing. med. indic. jazê lau-
tet); 2. sing. act. barâ-hi, kerenav-â-hi auch hier mit â (man
erwartete a), praesensstamm kerenu, wurz. kere, kar (facere);
3. sing. barâiti, ǵaçâiti, praesensstämme bara, ǵaça, wurzel
des lezteren ist ǵa (ire); 2. plur. *barâtha; 3. plur. barâonti,
d. i. *barânti. Medium: 2. sing. pereçâoṅhê, d. i. *pereçâsê
(§. 27, 6), praesensstamm pereça (interrogare); 3. sing. jazâitê;
3. plur. vazâontê, d. i. *vazântê.
Auch hier ist das imperfect an secundären endungen kent-
lich, z. b. act. 1. sing. ava͂m, praesensstamm ava, wurz. av
(protéger); ukhśja͂m, praesensstamm ukhś-ja, wurz. vakhś (cres-
cere); 2. sing. çeṅhâo, d. i. çasâ-s (§. 136, 2), praesensstamm
çaṅha, çeṅha, wurzel ças (docere); 3. sing. qharâṫ, praesens-
stamm qhara, wurzel qhar (edere); bavât, praesensstamm bava,
wurzel bu (fieri, esse); mrv-â-ṭ, praesensstamm und wurz. mru
(dicere, loqui); kerenav-â-t, praesensstamm kerenu, wurz. kar
(facere); 3. plur. pata͂-n, bava͂-n. Im praes. medii lautet z. b.
die 3. sing. von stamm jaza, jazâ-ta, 3. plur. jazâo-nta (beide
bei disem verbum gerade nicht belegt).
Ein conjunctiv des aorists ist z. b. 3. plur. vereza͂n, aorist-
stamm vereza, wurzel verez (agere, facere; der praesensstamm
lautet verezja); tafsa͂n ist 3. plur. act. aoristi compositi, wurz.
tap (lucere, urere).
Griechisch. Die analogie der formen von stämmen auf
Schleicher, vergl. gramm. d. indog. spr. 35
[542]Modus. Conjunctiv; Griech., Latein.
§. 289.urspr. a ist in der bildung des conjunctivs bis auf reste durch-
gedrungen, d. h. der conjunctiv hat fast überall vor der per-
sonalendung den griechischen vertreter von â, d. h. ω oder η.
Änliches findet sich im altbaktrischen (das aber überhaupt a
für â liebt, vgl. den ablat. sing. §. 251). Die ersten personen
können sich bei den stämmen auf a nicht vom indicativ unter-
scheiden. Formen, wie 1. plur. ἴ-ο-μεν, grundf. i-a-mas (indicativ
ἴ-μεν, grundform i-mas), wurzel und praesensstamm ι (ire);
φθί-ε-ται (vgl. ἔ-φθι-το), φθι-ό-μεσθα, wurzel und stamm φθι
(tabescere), sind vereinzelte bildungen älterer art. In der re-
gel wird z. b. 1. sing. praes. ὦ auß ἔω, d. i. *ἔσ-ω, grundf.
as-âmi; 3. sing. ᾖ, älter ἔῃ und ἔησι auß *ἔσ-η-τι, grundform
as-â-ti; 3. plur. ἔωσιν, dor. ἔωντι, d. i. *ἐσ-ω-ντι, grundform
as-â-nti vom praesensstamme ἐσ, urspr. as (esse) gerade so
gebildet, wie 1. sing. φέρω; 2. sing. *φερησι, darauß φέρῃς;
3. sing. *φερητι, darauß φέρῃ; 1. plur. φέρωμεν; 2. plur.
φέρητε; 3. plur. φέρωντι, darauß φέρωσι. Die bildung des
conjunctivs der andern tempora und des mediums ist dem ent-
sprechend.
Italisch. Latein. Im lateinischen ist optativ und con-
junctiv zu einem modus zusammen gefloßen. Als conjunctive
klar erkenbar sind die conjunctive der praesensstämme auf -a
bei stamverben (so genante 3. conjugation) und den ab gelei-
teten auf ê und î. Später drang die 1. person conjunctivi bei
den stamverben und den ab geleiteten auf î sogar ins futu-
rum ein.
| Z. b. conj. praes. sing. 1. vehâ-m | grundf. vaghâ-mi. |
| 2. vehâ-s | vaghâ-si |
| 3. vehâ-t (die kürzung ist jung) | vaghâ-ti |
| plur. 1. vehâ-mus | vaghâ-masi |
| 2. vehâ-tis | vaghâ-tasi |
| 3. vehâ-nt | vaghâ-nti |
Eben so z. b. moneat, grundf. mânajâ-ti; sopiat, grundform
svâpajâ-ti (villeicht auch portet = umbrisch portaiat, grundf.
partajâ-ti, wie τιμάῃ, d. i. *τιμαϳη-τι, doch vgl. unten beim
[543]Modus. Conj.; Osk., Umbr., Altir. Optat.; Ind. urspr.
optativ, der doch villeicht größeres recht auf dise formen hat;§. 289.
*portâ-jâ-t auß partaja-jâ-t).
Im lateinischen scheiden sich also auch die 1. personen des
conjunctivs von denen des indicativs.
Vereinzelte formen eines conjunctiv aoristi scheinen fuam,
fuas, fuat, fuant zu sein, wurzel und aoriststamm fu; vergl.
perduam, creduam.
Oskisch 3. plur. praes. deicans = latein. dîcant und
umbrisch 3. sg. façia = latein. faciat;tera, dersa, dirsa
= latein. *didat (wofür det gilt); habia = latein. habeat;
3. plur. dirsans, dirsas = *didant;aṛhabas = lat. adhibeant;
3. sing. pass. emantur = lat. emantur, also in beiden sprachen
wie im lateinischen.
Altirisch (vgl. Stokes in Beitr. III, 51 flg.). Im altiri-
schen erscheint a (ursprünglich â) nicht nur vor den personal-
endungen, wie im italischen, sondern der a-laut beherscht durch
vorwärts wirkende assimilation (§. 74, 2) auch die personal-
endungen selbst, z. b.:
- Sing. 1. beram (feram)
- 2. bera (feras)
- 3. bera (ferat); conro-chra (amet, von einem ab ge-
leiteten verbalstamme); als imperativ
berad, carad; - plur. 1. beram (feramus, seltner -em, z. b. naseichem,
ne sequamur) - 2. barid (feratis) man hätte berad erwart.; vgl. bad (sitis)
- 3. barat, berat (ferant).
Medium (der function nach passivum) z. b. 3. sing. barthar,
berar (auß *berthar, älter *berathar, berâthar, §. 173, 3), dise
form dient auch als imperativ.
Indogerm. urspr. Das element des optativs ist jâ, an§. 290.
tempusstämmen aber, welche auf a außlauten, i. Beides, jâ
und i, ist offenbar seinem ursprunge nach identisch und scheint
ersteres eine steigerung, lezteres eine schwächung von ja zu
35*
[544]Modus. Optativ; Ind. Urspr., Altind.
§. 290.sein; ja ist ein in der stambildung außerordentlich häufig ver-
wantes element (§. 222. 223) und als wurzel des pronomen
relativum in unseren sprachen zur bildung des optativs be-
sonders nahe ligend. Der optativ hat die secundären personal-
endungen. Demnach lautete z. b. der optativ praes. activi von
| praesensstamm as | praesensstamm bhara |
| sing. 1. as-jâ-m | bhara-i-m |
| 2. as-jâ-s | bhara-i-s |
| 3. as-jâ-t | bhara-i-t |
| plur. 1. as-ja-mas | bhara-i-mas |
| 2. as-jâ-tas | bhara-i-tas |
| 3. as-jâ-nt | bhara-i-nt. |
Das medium lautete z. b. 1. sing. as-jâ-ma, bharai-ma; 2.
sing. asjâ-sa, bharai-sa, 3. sing. as-jâ-ta, bharai-ta u. s. f.;
der optativ perfecti activi z. b. 1. sing. bha-bhâr-jâ-m u. s. f.
Altindisch. Nach dem stammaußlaute a steht i, außer-
dem jâ als optativelement; vor den endungen des medium wird
jâ in î zusammen gezogen (§. 15, c, pag. 28) und diß î vor
vocalen hier in îj gespalten (§. 14, c; §. 15, a).
| Praesensstamm as | praesensstamm bibhar |
| act. sing. 1. s-jâ-m für *as-jâ-m | med. bíbhr-îj-a (act. bibhr-jấ-m) |
| 2. s-jâ-s | bíbhr-î-thâs |
| 3. s-jâ-t | bíbhr-î-ta |
| dual. 1. s-jấ-va | bíbhr-î-vahi |
| 2. s-jấ-tam | bíbhr-îj-âthâm |
| 3. s-jấ-tâm | bíbhr-îj-âtâm |
| plur. 1. s-jấ-ma | bíbhr-î-mahi |
| 2. s-jấ-ta | bíbhr-î-dhvam |
| 3. s-j-us (für *sjânt) | bíbr-î-ran |
| Praesensstamm bhara | |
| act. sing. 1. bhárêjam, d. i. *bhara-ij-am (s. u.) | med. bhárêj-a für *bhara-ij-a (s. u.) |
| 2. bhárê-s, d. i. *bhara-i-s | bhárê-thâs |
| 3. bhárê-t | bhárê-ta |
| dual. 1. bhárê-va | bhárê-vahi |
| 2. bhárê-tam | bhárêj-âthâm (s. u.) |
| 3. bhárê-tâm | bhárêj-âtâm |
| plur. 1. bhárê-ma | bhárê-mahi |
| 2. bhárê-ta | bhárê-dhvam |
| 3. bhárêj-us, d. i. *bhara-ij-ant (s. u.) | bhárê-ran. |
Die dritten personen des plurals weichen von der grund-
form darin ab, daß für *as-jâ-nt, *bíbhr-jâ-nt, *bhára-ij-ant
s-jus, bíbhr-jus, bharê-jus ein tritt; dise endung -us für -ant
(§. 276) verdrängt vor sich das â des elementes jâ oder es ist
-ânt, wie -ant, zu -us geworden. Das medium bildet dise person
mittels zusammensetzung (§. 282, pg. 532).
In bhárêjam (1. sing. act.), d. i. bhara-ij-am, trat -am
anstatt -m an und i ward vor a zu ij gespalten (§. 14, 1, c);
regelrechte bildung wäre *bharê-m auß *bharai-m (gr. φέροι-ν);
eben so steht bhárêjus (3. plur. act.), d. i. *bhara-ij-ant für
*bharai-nt, *bharênt und bhárêja (1. sing. med.), d. i. bhara-ij-a,
für *bharai-ma, *bharê-ma (vgl. φεροί-μην). Auch die 2. 3.
dual. medii haben die spaltung von ê, d. i. ai, zu êj, d. i. aij.
Ein optativ des aoristus simplex, nur im activ gebräuch-
lich und vor allen personalendungen außer der 2. 3. sing. ein
s zeigend, wird im sanskrit gebildet und gewönlich precativ
genant. Das s vor den endungen ist wol rest der wurzel -as;
vgl. formen auf -rê und -ran = *santê, *santa. Der aorist-
stamm, der im altindischen teilweise auf a, teilweise auf den
wurzelaußlaut auß lautet (s. u.), zeigt hier stäts die leztere
form, daher ist auch jâ, nicht i das hier gebrauchte optativ-
element, z. b. von wurzel -dviś (odisse), aoriststamm dviśa
(im imperativ erhalten, act. dviśa, med. dviśas-va):
| Sing. | Plur. | Dual. |
| 1. dviś-jấ-s-am | dvis-jấ-s-ma | dviś-jấ-s-va |
| 2. dviś-jấ-s | dviś-jấ-s-ta | dviś-jấ-s-tam |
| 3. dviś-jấ-t | dviś-jấ-s-us | dviś-jấ-s-tâm |
Als medium gilt eine form des aoristus compositus, welche
das s nur vor t, th der personalendung der 2. 3. sing. dualis
zeigt, z. b. von aoriststamm dâs, wurzel da (dare)
| Sing. | Plur. | Dual. |
| 1. dâs-îj-á | dâs-î-máhi | dâs-î-váhi |
| 2. dâs-î-śt́hấs | dâ-s-î-dhvám | dâs-îj-ấsthâm |
| 3. dâs-î-śt́á | dâs-î-rán | dâs-îj-ấstâm. |
Die dritte person plur. findet sich vêdisch mit noch vol-
lerer form des an gesezten hilfsverbum, z. b. maṅ-s-î-rata, wo
-rata rest von -santa ist; maṅs ist aoriststamm zu wurz. man
(cogitare).
Die altindische sprache des vêda hat aber noch regel-
mäßige optative der verschidenen aoristbildungen, gebil-
det vom aoriststamme wie der optativ praesentis vom prae-
sensstamme, so daß sich die sanskritischen precativformen deut-
lich als secundäre bildungen, durch überhandnemen einer be-
stimten analogie entstanden, erweisen.
Aoriststamm vôḱa auß *vavaḱa (§. 6, pag. 17).
- Act. sing. 1. vôḱêjam auß *vavaḱa-ij-am, urspr. *vavaka-i-m
(vgl. den optativ praes.). - 2. vôḱê-s auß *vavaḱa-i-s, eben so die folgenden.
- 3. voḱê-t
- plur. 1. vôḱê-ma
- 2. vôḱê-ta
- 3. vôḱê-jus auß *vavaḱa-ij-ant, urspr. *vavaka-i-nt.
Medium vôḱêja, vôḱê-thâs, vôḱê-mahi u. s. f. wie das
praesens der stamformen auf a; eben so gamêjam, gamês vom
aoriststamme gama (3. sing. ágamat), wurzel gam (ire). Eben
so gebildet ist sthêjam, von wurzel stha (stare), deren wurzel-
außlaut überhaupt als stammaußlaut behandelt zu werden pflegt.
Die auf den wurzelaußlaut auß lautenden aoriststämme wer-
den ebenfals wie im praesens behandelt, sie nemen demnach
das optativelement jâ an, z. b. bhû-jâ-ma, bhû-jâ-s, bhû-jâ-t
u. s. f.; aoriststamm bhû (3. sing. indic. á-bhû-t), wurzel bhu
(fieri, esse).
Eben so ward der optativ perfecti gebildet, z. b. act.,
[547]Modus. Optativ; Altbaktr., Griech.
1. sing. çuçru-jâ-m, 2. sing. çuçru-jâ-s, 3. sing. çuçru-jâ-t u. s. f.;§. 290.
3. plur. çuçru-jus, perfectstamm çuçru (3. sing. act. çuçrấva),
wurzel çru (audire). Medium, z. b. 2. sing. vavrt-î-thâs, 3. sing.
vavrt-î-ta, 1. plur. vavrt-î-mahi u. s. f., wie im praesens mit î
für jâ, perfectstamm vavart (3. sing. act. vavárta), wurzel
vart (vertere).
Altbaktr. Die optativelemente sind die selben wie im
altindischen (die 3. plur. aber endigt auf -en für -ent, d. i.
-ant, nicht auf -us; lezteres ist etwas speciell altindisches).
| Praesensstamm as | praesensstamm bara | |
| activum | activum | medium |
| sg. 1. qh-jè-m daidh-ja͂-m zu prae- senst. dad, wurz. da | ? | baraj-a |
| 2. qh-jâo, d. i. s-jâ-s | barôi-s | baraê-śa |
| 3. qh-jâ-ṭ, med. daith-î-ta*) | barôi-t | baraê-ta |
| 1. qh-jâ-ma | baraê-ma | barôi-maidhê |
| 2. qh-jâ-ta | baraê-ta | ? |
| 3. qh-jè-n, daith-ja͂-n*) | baraj-en | ? |
Eben so bildet sich der optativ des aorists, z. b. 2.
sing. act. bu-jâo, d. i. bu-jâ-s; 3. sing. bu-jâ-ṭ, 1. plur. bu-jâ-ma,
2. plur. bu-jâ-ta, 3. plur. bu-ja͂-n, wurzel und aoriststamm bu
(esse); 2. sing. ǵam-jâo, 3. sing. ǵam-jâ-ṭ, wurzel und aorist-
stamm ǵam (ire) u. a.
Griech. Dem arischen und ursprünglichen jâ entspricht
im griechischen ιη, im medium ist auch hier nur ι gebliben;
nach dem ursprünglichen a der tempusstämme steht überall ι
als optativelement, z. b. optat. praes.:
| activum | activum | medium |
| praesensst. ἐς | praesensstamm διδο | |
| sing. 1. εἴην, d. i. *ἐσ-ϳη-μ | διδο-ίη-ν | διδο-ί-μην |
| 2. εἴης, d. i. *ἐσ-ϳη-ς | διδο-ίη-ς | διδο-ῖ-ο, auß *διδο-ι-σο |
| 3. εἴη, d. i. *ἐσ-ϳη-τ | διδο-ίη | διδο-ῖ-το |
| plur. 1. εἴημεν, verkürzt εἶμεν, d.i. *ἐσ-ϳη-μες | διδο-ίη-μεν διδοῖμεν | δι-δο-ί-μεθα |
| 2. εἴητε, εἶτε, d. i. *ἐσ-ϳη-τε | διδο-ίη-τε διδοῖτε | δι-δο-ῖ-σθε |
| 3. εἶεν auß *ἐσ-ϳε-ν mit ver- kürzung des optativele- mentes für *ἐσ-ϳη-ντ; εἴη-σαν ist mittels zusam- mensetzung gebildet (§. 276, pag. 524). | διδοῖεν auß *διδο-ιη-ντ; διδοίη-σαν | διδο-ῖ-ντο |
Eben so τιθε-ίη-ν, praesensst. τιθε, wurzel θε; ἱστα-ίη-ν,
praesensst. ἱστα, wurzel στα u. a.
Die art der ab geleiteten verba, welche verba contracta
genant werden, folgen ebenfals diser bildungsweise, z. b. τιμῴην
auß *τιμαο-ιη-ν neben τιμῷμι auß τιμαο-ι-μι (s. d. f.), wie
ja im äolischen (wie im althochd.) dise ab geleiteten verba der
analogie der praesensstämme one -a folgen.
Alle praesensstämme auf urspr. a setzen nur i an, das
mit dem vertreter jenes a zusammen gezogen wird; in disem
falle wird die primäre personalendung der ersten person sin-
gularis anstatt der nur seltener erhaltenen secundären gebraucht,
z. b. praesensst. φέρο-ι-μι, älter φέρο-ι-ν (tragg.) = urspr.
bhara-i-m; med. φερο-ί-μην u. s. f.
Aorist simpl. wie das praesens; z. b. δο-ίη-ν, wurzel
und stamm δο, θε-ίη-ν, wurz. und stamm θε u. s. f.; desgl.
bei stämmen auf urspr. a, z. b. λάβο-ι-μι, λάβο-ι-ν u. s. f.
Auch der optat. perfecti wird nach analogie des prae-
sens gebildet, z. b. πεφήνο-ι-μι u. s. f.
Der aoristus compositus hält überall das α fest, z. b.
λύσα-ι-μι, λυσα-ί-μην u. s. f.
Der aoristus passivi folgt der analogie des praes. oder
des aorist. simplex auf den wurzelaußlaut, z. b. λυθε-ίη-ν,
φανε-ίη-ν u. s. f.
Italisch. Lateinisch. Der optativ schmolz mit dem
conjunctiv zu einem modus zusammen (vgl. den vor. §.). Der
echte optativ ist daher nur in resten erhalten.
[549]Modus. Optativ; Lat., Osk.
Beispile: optativ praes. von praesensstamm und wurzel es,§. 290.
1. sing. s-iê-m für *es-iê-m = *ἐσ-ιη-ν, urspr. as-jâ-m; 2. sing.
s-iê-s; 3. sing. s-iê-t; 3. plur. s-iê-nt, darauß zusammen gezo-
gen (§. 51) sîm, sîs, sît, sînt mit späterer verkürzung des
î zu ĭ; sîmus, sîtis, auß den nicht erhaltenen *siêmus, *siêtis,
bewaren stäts î. So ist noch gebildet vel-i-m für *veliêm, grund-
form var-jâ-m; ed-i-m, ed-î-mus, grundform ad-jâ-m, ad-jâ-mas,
sämtlich mit i auß iê; ferner du-i-m, das doch wol für *da-i-m
auß *da-iê-m = δο-ίη-ν steht. Dise endungen dringen sogar
bei stämmen auf a ein, z. b. coquint (oder ist diß als *coquei-nt,
grundform kakai-nt zu faßen?) und änl.; sogar bei ab geleite-
ten mit verdrängung der stammaußlaute, z. b. temperint u. a.
Wie oskisch sta-ie-t = griech. στα-ίη-(τ), grundform sta-jâ-t
beweist, ist stet, d. i. stêt auß *sta-i-t und diß auß *sta-iê-t
zusammen gezogen. Das futurum der stamverba, welche im
praesensstamme auf ursprünglich a auß lauten (der so genan-
ten dritten conjugation), ist ein optativ, völlig so gebildet wie
in den andern sprachen, z. b. 1. sing. dicêm auß *deica-i-m,
grundf. daika-i-m (dicam, die conjunctivform, ersezt in der
classischen sprache dise ältere optativform), 2. sg. dicês, d. i.
daika-i-s; 3. sing. dîcêt, d. i. daika-i-t, die verkürzung des e
ist auch hier erst später ein getreten; 1. plur. dicêmus, d. i.
daika-i-mas u. s. f.
Eben so die optative (conjunctive) praesentis der ab gelei-
teten verba, die das ursprüngliche a bewaren (wie amo auß
*amao, *amajômi), z. b. amem auß amâ-i-m und diß auß
älterem *amâiêm zusammen gezogen, vergleiche das genau
entsprechende umbrische porta-ia(m), griechisch τιμῴην, d. i.
*τιμω-ϳη-ν, diß fürt also auf eine grundform *amaja-jâ-m
u. s. f.
Oskisch. Optativformen sind z. b. praes. 3. sing. fu-id,
staiͤt, 3. plur. staiͤet, wol auß *fu-jê-t = fu-jâ-t, sta-jê-t =
*sta-jâ-t, *sta-jê-nt = sta-jâ-nt, eben so ist deiva-id zu erklä-
ren (stamm deiva jurare); 3. sing. perf. fu - siͤd, das lat. *fu-rit
zu lauten hätte, -sid = latein. sît auß siêt, s-jâ-t; fefacid,
wol = *fefac-iê-t, fefac-jâ-t (da der perfectstamm ursprünglich
[550]Modus. Optativ; Umbr., Altir., Altbulg.
§. 290.auf den wurzelaußlaut endet); 3. plur. perf. triͤbarakatt-iͤns,
wo -iͤns lateinischem -int entspricht.
Umbrisch. 2. sing. sir, si, sei = latein. sî-s auß siês,
urspr. as-jâ-s; 3. sing. si = latein. sî-t, urspr. as-jâ-t; 3. plur.
sins = latein. sînt, urspr. as-jâ-nt; fuia(t), 3. sing. = osk.
fuid, grundfform bhu-jâ-t (wurzel fu, fieri, esse) ist villeicht
optativ aoristi. Ab geleitete auf a bilden iren optativ auf die
selbe art: 1. sing. a-seria-ia(m) (observem), 2. *porta-ia-(s),
3. porta-ia(t) (portet); 3. plur eta-ia-ns, eta-ia-s (itent). Dise
formen sind die ältesten der drei italischen sprachen; auß ei-
nem umbrischen *sta-ia-t, profa-ia-t ward zunächst durch zu-
sammenziehung von ia, jâ zu i ein osk. sta-iͤ-t, *profa-iͤ-t
und sodann hierauß, durch zusammenziehung von ai zu ê la-
teinisches stê-t, probê-t (die verkürzung von -êt zu -ĕt ist später).
Altirisch. Der optativ ist schwer nachweisbar, den von
Zeuss so genanten temporibus secundariis scheinen optativ-
formen zu grunde zu ligen, vgl. formen wie cloimmis (audivis-
simus), rachloithe (audivissitis), also auch *cloitis (audivissent),
co-no-s-berinn (ut eos ferrem) u. s. f.; hier ist das i vor den
personalendungen, das übrigens oft schwindet, in den endun-
gen selbst aber den i-laut erzeugt (1. plur. -mis, 3. plur. -tis),
wol nichts anderes als das i des optativs. Die 2. 3. sing. (2.
no-char-tha, 3. no-char-ad) zeigen von disem i keine spur mer.
In den conjunctiven ab geleiteter verba auf a, welche dem
indicativ gegenüber i zeigen, faßt Lottner (Beitr. II, 319),
diß i = latein. ê und wie dises als optativelement (auß â-i),
z. b. von stamm labra (loqui), 3. sing. conj. labri-ther, vergl.
amê-tur (indicativ aber labra-thar, vergl. amâ-tur); 3. plur.
labri-tir, vgl. amê-ntur (indic. labra-tar, vgl. amâ-ntur), comalnid
(impleatis, ebenfals ein a-stamm), predchit (praedicant) u. s. f.
Stokes (Beitr. III, 54) fürt weitere optativformen an und fin-
det deren auch in andern verbalclassen.
Altbulg. Der optativ fungiert als imperativ. Die prae-
sensstämme auf den wurzelaußlaut haben daher starke verkür-
zung des ursprünglichen jâ erlitten, z. b. 2. 3. věżdĭ, dażdĭ,
d.i. *vědjŭ, *dadjŭ, grundf. 2. vaid-jâ-s, 3. vaid-jâ-t, 2. dad-jâ-s,
[551]Modus. Optativ; Altbulg., Lit., Got.
3. dad-jâ-t; plur. 1. dadimŭ, 2. dadite; dual. 1. dadiva, 2.§. 290.
dadita, also auch vědime, praesensstamm věd (scire) u. s. f.,
zeigen nur i (î) an der stelle des älteren jâ (vgl. d. medium
im arischen und griechischen), grundf. 1. dad-jâ-mas, 2. dad-
jâ-tas zu praesensst. dad auß dada wurz. da (dare). Praesens-
stämme auf a setzen, wie in den andern sprachen, i an, z. b.
plur. 1. berě-mŭ, 2. berě-te; dual. 1. berě-va, 2. 3. berě-ta,
grundformen sind plur. 1. bharai-mas, 2. bhara-i-tas u. s. f.;
sing. 2. 3. beri, verkürzt auß *berě = 2. bhara-i-s, 3. bhara-i-t.
In fällen wie budi, plur. budite für *budiě, *budiě-te, grundform
baudhaja-i-s u. s. f., ist das optativelement im stammbildungs-
element verschwunden.
Litauisch. Optativformen sind erhalten 1. im so genan-
ten permissiv, der nur in der 3. person gebräuchlich ist, z. b.
(te-)veżë́ (vehat, vehant) = altind. váhê-t, grundf. vagha-i-t;
bei den häufigen praesensstämmen auf ja geht j vor dem ë in
disem auf, z. b. (te-) putë́ für *putjë, grundf. putja-i-t, prae-
sensstamm putja, 1. sing. praes. puczù, d. i. *putju (flo, spiro).
Diser optativ kann bereits durch den indicativ ersezt werden:
tèveża, tèveż u. s. f.
2. in den längst verlorenen und nur in den ältesten drucken
erhaltenen einfachen imperativformen, wie z. b. vedi (duc) =
slaw. vedi, preuß. vedei-s, grundf. vada-i-s. In der jetzigen
sprache wird die partikel k vor das i gesezt: vès-k, älter vès-k-i
auß *ved-k-i (§. 191, A, 5), *ved-k-ë (§. 101, 1).
Gotisch. Im perfect ligt die optativform mit jâ vor,
da der perfectstamm ursprünglich auf den wurzelaußlaut auß
geht; im praesens, das stäts auf ursprünglich -a auß lautet, die
mit i z. b.
| perfectum, stamm bêr, urspr. babhâr | praesens, stamm baíra, urspr. bhara |
| sing. 1. bêr-ja-u, grundf. babhâr-jâ-m (§. 269, pg. 510) | baírau, zunächst f. *bira-i-u auß birai-m m. außf. d. i, grundf. bhara-i-m |
| 2. bêr-ei-s, grundf. babhâr-jâ-s (§. 111, 2) | baíra-i-s, grundf. bhara-i-s |
| 3. bêr-i, grundf. babhâr-jâ-t (§. 113, 4) | baíra-i, grundf. bhara-i-t (§. 203, 3, a) |
| plur. 1. bêr-ei-m-a, grundf. babhâr- jâ-mas (§. 203, 3, b); dual. bêr-ei-v-a | baíra-i-m-a, grundf. bhara-i- mas, dual. baíra-i-v-a |
| 2. bêr-ei-th, grdf. babhâr-jâ-tas; dualis bêr-ei-ts | baíra-i-th, grdf. bhara-i-tas dual. baíra-i-ts |
| 3. bêr-ei-n-a, grdf. babhâr-jâ-nt (§. 203, 3, b) | baíra-i-n-a, grdf. bhara-i-nt. |
- Anm. sijau, sijais, sijai u. s. f. ist gebildet wie von einem
praesensstamme sija; d. h. der optativstamm urspr. as-jâ, dar-
auß got. *is-ija, sija, ist als a-stamm betrachtet und daran die
bei a-stämmen gebräuchliche optativendung getreten (in der 1. 2.
pers. plur., dual. indic. gilt ebenfals diß dem optativ entnommene
sij als stamm, z. b. sij-u-m u. s. f.).
Tempusstämme.
Perfectstamm. Als die indogermanische sprache noch
auf der ältesten stufe morphologischer form stund, war natür-
lich die wurzel zugleich wort, also auch tempusstamm. Auf
diser stufe besizt die sprache, um die beziehung der steige-
rung auß zu drücken, kein anderes mittel als die widerholung,
zunächst die verdoppelung der wurzel. So existierte demnach
z. b. neben einem vid auch ein vid vid. Die function der ver-
doppelung ist stäts im algemeinen die der steigerung, welche
aber ser verschidene, später gesonderte beziehungen umfaßt,
so z. b. die intensive und iterative beziehung, welche sich
später in den verbis intensivis entwickelte; dise beziehung ist
in den reduplicierten aoristen noch deutlich warnembar. Die
beziehung der dauer bezeichnet die wurzelverdoppelung in den
reduplicierten praesensstämmen; die der vollendeten handlung
im perfectum. Wir nemen also an auf grund der wirklich vor
ligenden formen des indogermanischen perfects, der gesetze des
sprachlebens überhaupt und der analogie der sprachen, die auf
älteren formstufen stehen gebliben sind, daß die älteste form
des perfectstammes auß der doppelt gesezten wurzel bestund,
[553]Perfectstamm; Ind. urspr.
also z. b. vid vid, mit bezeichnung des subjects also z. b. 1.§ 291.
perf. vid vid ma, 3. perf. vid vid ta. In späterer lebensepoche
der indogermanischen ursprache verschmolzen auf der stufe der
zusammenfügung dise beiden wurzeln mit einander und mit der
inen folgenden pronominalwurzel (wodurch dise leztere perso-
nalendung ward), also z. b. 1. pers. sing. vidvidma, 3. sing.
vidvidta u. s. f. Als die sprache zu der dritten formstufe, zu
der flexion almählich sich erhoben hatte, trat nun noch die stei-
gerung der hauptwurzel, der zweiten, ein und das ganze schloß
sich durch meist ein tretende verkürzung der ersteren wurzel
am außlaute enger zur worteinheit zusammen, z. b. 1. sing.
vivaidma, 3. sing. vivaidta, worauß zulezt, durch späteren ver-
lust der anlaute der personalpronomina vivaida ward.
Für die zeit kurz vor der ersten sprachtrennung war die
bildung des perfectstammes in der indog. urspr. etwa folgende:
Von den beiden wurzeln verlor die erstere, die der haupt-
wurzel bei gesezte, den stammaußlaut; nur wurzeln einfachster
form, auß consonant und vocal oder vocal und consonant be-
stehend, wurden noch in voller form redupliciert. Zwei an lau-
tende consonanten wurden jedoch in der reduplicationssilbe
noch geduldet (vgl. besonders d. lateinische). Die zweite, die
hauptwurzel, ward gesteigert, woferne ir vocal steigerbar war,
d. h. woferne nicht zwei consonanten (nach a) die wurzel
schloßen. Es scheint als ob meist zweite steigerung statt ge-
funden hätte. Also z. b. wurzel vid (videre), perfectstamm
vivâid; wurzel ruk (lucere), perfectstamm rurâuk; wurzel kru
(audire), perfectst. krukrâu; wurz. vart (vertere), perf. vavart;
wurz. da (dare), perfectst. dadâ; wurz. sta (stare), perfectst.
stastâ; wurzel ad (edere), perf. adâd u. s. f.
An disen stamm traten nun die personalendungen im indi-
cativ in der oben dar gestelten vollen form, die jedoch in
folge der reduplication bald einbußen auß gesezt war. Es
scheint jedoch bereits in der ursprache die steigerung vor den
längeren endungen des dual und plur. des activs und des gan-
zen medium, ferner wol auch im optativ (über den conjunctiv
läßt sich nichts ermitteln), hinweg gefallen zu sein.
[554]Perfectstamm; Ind. urspr., Altind.
| Indicativ | Optativ | |||
| z. b. | act. | med. | act. | med. |
| sing. | 1. vivâid-(m)a | vivid-mai | vivid-jâ-m | vivid-jâ-ma |
| 2. vivâid-ta | vivid-sai | vivid-jâ-s | vivid-jâ-sa | |
| 3. vivâid-(t)a | vivid-tai | u. s. f. | u. s. f. | |
| plur. | 1. vivid-masi | vivid-madhai | ||
| 2. vivid-tasi | vivid-sdhvai | |||
| 3. vivid-anti | vivid-antai. | |||
Altindisch. Von mereren an lautenden consonanten bleibt
in der reduplicationssilbe nur der erste, von aspiraten also
nur der erste bestandteil derselben, der momentane laut; nur
bei s + moment. cons. bleibt lezterer, nicht das s; gutturale
werden durch die entsprechenden palatalen ersezt, h wird wie
gh behandelt; z. b. also wurz. skand (scandere), perfectstamm
ḱaskand; hri (pudere), perfectst. ǵihrâi, wurzel stu (laudare),
perfectst. tuśt́âu u. s. f. Der wurzelvocal bleibt in der redu-
plicationssilbe unverändert; ja, va wird inlautend, im sans-
krit auch als wurzelanlaut, mit i, u redupliciert, z. b. wurzel
vjadh (ferire), perfectstamm vivjâdh; wurzel svap (dormire),
perfectst. suśvâp u. s. f., da vidh und sup die kürzesten wur-
zelformen sind, vgl. z. b. vídh-jati 3. praes., sup-tás part. perf.
pass.; eben so z. b. uvâḱ von wurzel vaḱ (loqui), vgl. uk-tás;
ijâǵ von wurz. jaǵ (sacrificare), vgl. iśt́ás, part. praet. pass.
für *ig ta-s, vêd. wird aber noch z. b. vavâḱa gebildet. Wur-
zeln mit kurzen vocalen an lautend widerholen nur disen z. b.
wurzel i (ire), perfectst. ij-âj (mit langen vocalen oder mit i,
u + 2 consonanten an lautende umschreiben das perfectum).
Der singular indicativi (einen anderen modus hat das sans-
krit im perfectum nicht erhalten) hat die erste steigerung des
wurzelvocals, z. b. wurz. tud (tundere), perfectst. tutôd; wurz.
bhid (findere), perfectst. bibhêd; wurzel tan (extendere), tatân
oder tatan; wurzel kar (facere), ḱakâr oder ḱakar, da im in-
dischen a bereits als erste steigerung betrachtet wird (§. 6,
anm., pg. 16); auß lautende vocale haben sowol erste als zweite
steigerung. Im plur. und dual. activi und im ganzen medium
fält die steigerung hinweg. Wurzeln, welche den wurzelvocal
[555]Perfectstamm; Altind.
a haben, auf einen einfachen consonanten auß lauten und mit§. 291.
einem einfachen, in der reduplicationssible nicht veränderten
consonanten an lauten, schwächten in den formen, welche die
steigerung nicht haben, das a der wurzelsilbe zu i, stießen
aber sodann den wurzelanlaut auß (wie ja überhaupt die sprache
zwei gleichen elementen, die sich folgen, abhold ist) und zo-
gen dann das a der reduplicationssilbe mit dem i der wur-
zelsilbe zusammen, z. b. wurzel tan (extendere), perfectstamm
tatân oder tatan, plural. und medium *tatin, darauß *tain,
d. i. tên.
Wurzeln auf a (gewönl. als â an genommen) haben in der
1. 3. person sing. anstatt des zu erwartenden â, das in vêdi-
schen formen oft noch erscheint, âu (wie im nomin. acc dua-
lis vêd. â, sanskrit âu) worin wir nur eine secundäre trübung
des â erkennen können, z. b. wurzel da (dare), 1. 3. sing.
perf. vêdisch dadâ, auß *dadâ(m)a, dadâ(t)a, im sanskrit
aber dadâu. Der außlaut a diser wurzeln fält vor allen voca-
len, sogar vor dem secundären hilfsvocale i hinweg. Die 2.
sing. act. med., 1. plur. dual. act. medii und 2. 3. plur. medii
haben nämlich stäts oder meist im sanskrit, weniger aber im
altindischen des vêda, einen demnach spät erst entwickelten
hilfsvocal i zwischen perfectstamm und personalendung. Beispil:
| Activum | Medium |
| sing. 1. tutố d-a | tutud-ế |
| 2. *tutốt-tha, sanskrit tutôd-i-tha (mit beliebiger betonung, woran das secundäre der form leicht zu erkennen) | tutut-śế, sanskr. tutud- i-śế |
| 3. tutố d-a | tutud-ế |
| plur. 1. *tutud-má, skr. tutud-i-má; dual. tutud-i-vá | *tutud-máhê, sankrit tutud-i-máhê; dualis tutud-i-váhê |
| 2. tutud-á; dual. tutud-áthus | *tutud-dhvế, sanskrit tutud-i-dhvế; dualis tutud-ấthê |
| 3. tutud-ús; dual. tutud-átus | tutud-i-rế; du. tutud-ấtê. |
Von wurzel kar (facere) wird gebildet:
| sing. 1. ḱakấr-a oder ḱakár-a | med. ḱakr-ế |
| 2. ḱakár-tha | ḱakr-śế |
| 3. ḱakấr-a | ḱakr-ế |
| plur. 1. kakr-má u. s. f. | ḱakr-máhê u. s. f. |
Für das ältere vavấḱa sagt die gewönliche sprache uvấḱa;
in den verkürzten formen tritt ûḱ auß uvaḱ mit verlust des
a ein (§. 6, pg. 17), also z. b. 3. plur. ûḱ-ús, grundf. *vavak-
anti, eben so ijấǵ-a zu wurzel jaǵ, 1. plur. îǵ-i-má, 3. plur.
îǵ-ús, grundf. jajag-ma, jajag-anti.
Ferner von wurzel paḱ (coquere):
| Activum | Medium |
| sing. 1. papấḱ-a oder papáḱ-a | pêḱ-ế auß *papiḱ-mê |
| 2. papák-tha oder pêḱ-i-tha | peḱ-i-śế auß *papiḱ-sê |
| 3. papấḱ-a | pêḱ-ế auß *papiḱ-tê |
| plur. 1. pêk-i-má auß *papiḱ-ma u. s. f. | pêḱ-i-máhê u. s. f. |
Wurzel dha (ponere):
| sing. 1. dadhấ, sanskrit dadhâú | dadh-ế |
| 2. dadhấ-tha oder dadh-i-ta | dadh-i-śế |
| 3. dadhấ, sanskrit dadhâú | dadh-ế |
| plur. 1. dadh-i-má u. s. f. | dadh-i-máhê u. s. f. |
Altbaktr. Nach den belegbaren formen zu urteilen ward
das perfectum dem altindischen entsprechend gebildet.
Activum
- sing. 1. vavaḱ-a, wurzel vaḱ (loqui); dadareç-a, wurzel darç
(videre); ururaoth-a (§. 28, 2. 139, 2), wurz. rudh
(crescere); dadha und dadhâo, wurzel da (ponere,
creare); vaêd-a, one reduplication, wurz. vid (scire); - 2. dadâ-tha, vaês-ta vôis-ta für *vaêd-ta;
- 3. âoṅh-a, d i. âs-a, wurz. as (esse), der 1. pers. gleich.
- plur. 3. âoṅh-enti, d. i. *âs-anti.
Medium
- sing. 3. vîvîç-ê, wurzel vîç (obedire);
- plur. 3. âoṅh-a-rê auch âoṅh-ai-rê, aber auch âoṅh-i-rê; das
a zwischen wurzelaußlaut und -rê, ist wol durch
[557]Perfectstamm. Griech.
die analogie der häufigen dritten singul. activi ent-§. 291.
standen, schwerlich ist -arê = asantê.
Griechisch. Die reduplicationssilbe enthält nicht mer
den wurzelvocal sondern überall, nach analogie der häufigen
wurzeln mit dem wurzelvocale urspr. a, den vocal ε. Von
zwei consonanten ward auch hier in früherer sprachperiode
nur der erstere geduldet, auß diser zeit stammen die perfecta
wie z. b. πέ-πληγ-α, wurz. πλαγ; πέ-φην-α, wurz. φαν, d. i.
phan. Diß hat sich aber nur bei an lautender muta c. liquida
und bei aspiraten erhalten, außerdem in wenigen vereinzelten
archaismen wie μέ-μνη-μαι, wurzel μνη auß man u. a. In der
regel fält in disem falle der anlaut der reduplication ganz hin-
weg, z. b. ἔ-ϰτον-α, wurzel ϰτεν.
Die so genante attische reduplication ist teils die ältere
verdoppelung der ganzen wurzel bei wurzeln einfachster laut-
gestaltung, z. b. ὄδ-ωδ-α, wurzel ὀδ; ὄπ-ωπ-α, wurzel οπ,
grundform ak, teils die nach diser analogie gebildete verdop-
pelung des ersten teils der wurzel, z. b. ἀλ-ήλ-ιφ-α; als wur-
zel gilt hier ἀλιφ, vgl. ἀλείφω, eine unursprüngliche wurzel
mit vor geseztem α.
Der wurzelvocal hat teils erste, teils zweite steigerung,
z. b. λέληθα, λέ-λᾱθ-α, wurzel λαθ; μέ-μον-α, wurzel μεν;
τέ-τοϰ-α, wurzel τεϰ und so auch vor zwei auß lautenden con-
sonanten, z. b. ϝέ-ϝοργ-α, wurzel ϝεργ; πέφευγ-α, wurzel φυγ
u. s. f. mit erster steigerung; ἔῤῥωγα, d. i. *ἐ-ϝρωγ-α, wurzel
ϝραγ; λέ-λοιπ-α, wurzel λιπ; εἰλ-ήλουθ-α, wurzel ελυθ u. a.
mit zweiter steigerung.
Die steigerung fiel auch hier, wie im altindischen, in einer
älteren lebensperiode der sprache im plur. und dual. activi und
im medium hinweg; so ist z. b. erhalten οἶδα, grundf. vâida
auß vivâida, plur. ἴδμεν, ἴστε, grundf. vid-masi, vid-tasi auß
vivid-masi, vivid-tasi; πέ-ποιθ-α, wurzel πιθ, 1. plur. plusqu.
ἐ-πέ-πιθ-μεν; τε-τλᾰ-μεν, δέ-δι-μεν neben τέ-τλη-ϰα, δέ-δοι-
ϰα und dergl. gehört ebenfals hierher; τέ-τοϰ-α, medium (pas-
sivum) τέ-τεγ-μαι u. a.
Dise älteren formen beweisen daß auch im griechischen
Schleicher, vgl. gramm. d. indog. spr. 36
[558]Perfectstamm. Griech.
§. 291.der perfectstamm ursprünglich auf den wurzelaußlaut endete,
was nur im medium sich erhalten hat, z. b. πέ-πλεγ-μαι, λέλυ-
νται u. s. f. In der 3. person plur. medii ist -αται für -ανται
(vgl. d. act. -ᾱσι = -αντι) z. b. γεγράφ-αται, alt, denn es ge-
hört ja hier α zur personalendung. Von den consonantisch
schließenden wurzeln verbreitete sich dise endung weiter, z. b.
βεβλή-αται u. a. für βέβλη-νται (s. o. §. 282, pg. 533). In der
regel wird jedoch dise form bekantlich durch umschreibung
vermiden.
Im activum ist nun in der regel, durch die gleiche endung
α in der 1. sing. herbei gefürt, für das perfectum die analo-
gie des zusammen gesezten aorists maßgebend geworden (nur
die 3. plur. bewart in irem -ᾱσι die alte primäre endung -anti)
und so das perfectum mit einem im ursprünglich fremden stamm-
außlaute α versehen worden. Dabei ward nun auch der stamm
des selben unveränderlich.
| Alte bildung | Neubildung | |
| sing. 1. ϝοῖδ-α, grundf. | vivâid-(m)a | λέλοιπα-(μ) |
| 2. ϝοῖσ-θα | vivâid-ta | λέλοιπα-ς für *λέλοιπ-τα |
| 3. ϝοῖδ-ε | vivâid-(t)a | λέλοιπε-(τ) |
| plur. 1. ϝίδ-μεν, ἴσ-μεν | vivid-masi | λελοίπα-μεν f. *λέλιπ-μεν |
| 2. ϝίσ-τε | vivid-tasi | λελοίπα-τε für *λέλιπ-τε |
| 3. ϝίσ-ᾱσι | vivid-anti | λελοίπ-ᾱσι für *λελίπ-ᾱσι. |
Überhaupt zeigt sich im perfect vilfache neubildung (vgl.
unten das perf. auf ϰα); so die Homer noch fremde meist erst
späte aspiration des wurzelaußlautes einiger verba (nach G.
Curtius bei 21 verben), wie δέδηχα, wurzel δαϰ; εἴλοχα für
*λέλογα, wurzel λεγ; πέπρᾱγα neben dem jüngeren πέπρᾱχα
(mit verschidener function) u. s. f. Dergleichen unursprüng-
liche aspiration findet sich auch sonst im griechischen, z. b.
βλέφ-αρον neben βλέπ-ω u. a.
- Anm. Auß disen wenigen secundären bildungen mit aspiration
machte die übliche grammatik ein so genantes perfectum I.
Ferner haben vocalische stämme nicht selten, bei Hom.
jedoch nur vereinzelt, im perfectum medii (wie auch in anderen
formen, auch in nominalbildungen) eine vermerung der wurzel
[559]Perfectstamm. Latein.
durch s; eine analogie, die wol von den häufigen wurzeln und§. 291
stämmen auf dentale, wie z. b. πέπεισ-μαι, wurzel πιθ, iren
außgang genommen hat; z. b. πέ-πλευσ-ται, wurzel πλυ.
Alles einzelne überlaßen wir der speciellen grammatik des
griechischen.
Lateinisch. Das perfectum im lateinischen teilt die re-
duplication und die endung ti, urspr. ta d. 2. sing. mit den
perfectformen der übrigen sprachen; den außlaut des perfect-
stammes hat es jedoch nur in wenigen veralteten formen un-
verändert bewart, z. b. in den mit dem perfectstamm zusam-
men gesezten formen, wie (fe-) fac-so, (fe-) fac-sim, (fe-) fac-sem,
vgl. osk. fefac-ust. Außerdem tritt ein i an den außlaut des
perfectstammes, z. b. in *fefaci-siêm, darauß *fefici-siêm, *fêci-
siêm, fece-rim; *fefaci-sam, d. i. *fêci-sam, fêce-ram, welche
form aber ebenfals nur in zusammensetzungen erhalten ist; im
indicat. perfecti ligen nur formen des perfectstammes auf is vor,
z. b. 2. sing. fêcis-ti auß *fefacis-ti, *feficis-ti, vgl. tutudis-ti
(die vereinzelte schreibung -eisti ist unrichtige verwechslung
der positionslänge mit î = ei; vgl. kürzungen wie scrips-ti für
scripsisti, duxti für duxisti und dergl., welche deutlich für die
kürze des i zeugen); 2. plur. fêcis-tis, der 2. sing. völlig ana-
log; 3. plur. fêcĕr-unt (fecêrunt ist spätere denung, vgl. altlat.
dedro = dedĕrunt), d. i. *fêcis-onti auß *fefacis-onti. Die
3. sing. hat in der älteren sprache die endung -ît, êt, z. b.
dedêt, dedê, fuêt, fuît; für die länge des î und ê zeugt,
außer der meßung der dichter, auch die schreibung -eit, z. b.
redieit, dedeit u. a. Diß -eit, -êt, -ît dürfte doch nur auß ei-
ner allerdings ungewönlichen wandlung von -ĭs-t zu erklären
sein. Das -î, -ei der ersten person sing. faßen wir für älteres
-eim, auß lautendes m ist bekantlich im alten latein ser flüch-
tig, übrigens ist ja auch fero = *ferômi; dises -eim muß für
*-is-m stehen, so daß also für den verlust des s ersazsteigerung
ein getreten wäre. Die 1. plur. -ĭmus hat entweder das s
nicht an genommen, oder es steht, trotz des ĭ, -ĭmus für
-ĭsmus, wie cămêna (neben carmen) für casmena, wurzel cas,
altind. ças, çaṁs (narrare, dicere). Die älteren formen des
36*
[560]Perfectstamm. Latein.
§. 291.latein. perfects glauben wir also in folgender weise zusammen
stellen zu können:
- sing. 1. fefic-is-m(i)
- 2. fefic-is-ti
- 3. fefic-is-t
- plur. 1. fefic-is-mus
- 2. fefic-is-tis
- 3. fefic-is-onti.
Wir halten demnach für den außgang des perfectstammes
im lateinischen überall -is; eine neubildung, wie in altindischen
aoristen, z. b. von wurzel jâ (ire):
- sing. 1. á-jâs-iś-am
- plur. 1. á-jâs-iś-ma
- 2. á-jâs-iś-t́a, vgl. latein. -is-tis
- 3. á-jâs-iś-us auß *-is-ant, vgl. lat. *-is-onti, -ĕr-unt.
s ist wol rest der wurzel as, i hilfsvocal. Auß lautendes
a der wurzel schwindet vor diser bildung, z. b. wurz. da, per-
fectstamm de-d-is; wurzel sta, perfectstamm ste-t-is.
Diß das unursprüngliche, neue des latein. perfects. Außer-
dem hat es die steigerung verloren und vilmer häufig schwä-
chung des wurzelvocals an ire stelle treten laßen, dagegen ist
die reduplication in den vorhandenen beispilen in ser ursprüng-
licher weise erhalten; freilich ist sie meist hinweg gefallen,
oder durch außstoß des wurzelanlautes verwischt.
In folge diser secundären veränderungen des perfectstam-
mes können wir in der vor ligenden sprache drei formen des
selben unterscheiden.
1. perfectstämme mit erhaltener reduplication;
es sind deren 27 nachweisbar, teilweise nur in der archai-
schen sprache.
Das gesetz der latein. perfectreduplication ist folgendes:
a. Der an lautende consonant bleibt in der reduplications-
silbe unverändert; diß gilt selbst von st, sp, sc in den lez-
teren fällen verliert jedoch, durch dissimilation, der wurzelan-
laut das s (vgl. den völligen schwund des wurzelanlautes un-
ter 3.). Demnach wird z. b. gebildet ste-ti für *ste-sti zu
[561]Perfectstamm. Latein.
wurzel sta; spo-pond-i für *spo-spondi zu wurzel spond; sci-§. 291.
cid-i (Attius, Naevius), für *sci-scidi zu wurzel scid. Hier ist
also nur der wurzelaußlaut in der reduplicierten wurzel ver-
loren, übrigens ist sie volständig erhalten.
- Anm. Vgl. griech. ἵ-στη-μι, d. i. *si-stâ-mi, latein. si-sto und
altind. tí-śt́hâ-mi, beide auß *sti-stâ-mi; die volle reduplica-
tion ist erhalten im latein. ste-ti für *ste-sti. Nur das ursprüng-
lich in der reduplication erhaltene st, für welches das latein. per-
fectum zeugt, erklärt die verschidenheit der griechischen und
altindischen formen, von denen eine jede einen der beiden ur-
sprünglich an lautenden consonanten fallen ließ; das griechische
das t, das altindische das s. — Die außfürlichste darlegung der
lat. perfectform. s. bei Struve, üb. d. lat. Decl. u. Conj. Königsb. 1823.
b. Die reduplicationssilbe bewart den wurzelvocal; bei
wurzelvocal a hat sie e, z. b. ce-cin-i, wurzel can; pe-pig-i,
wurz. pag; te-tig-i, wurzel tag; ce-cid-i, wurzel cad; pe-per-i,
wurzel par; me-min-i, wurzel man; te-tin-i (teneo), wurz. tan;
pe-perc-i, wurzel parc; fe-fell-i zu fall-o; pe-pēd-i zu pēd-o,
wurzel urspr. pard; pe-pend-i zu pend-o; te-tend-i zu tend-o,
auch in disen war a der ursprüngliche wurzelvocal; de-di, wurz.
da; ste-ti, wurzel sta; pe-pul-i zu pello, wurzel pal; te-tul-i,
wurzel tal, vgl. tol-lo, tol-erare, tla-tum. Überall hat hier das
perfectum die schwächung von a zu i, e, u je nach den um-
gebenden lauten (s. §. 52. 54).
Wo o in der wurzel sich fest gesezt hat, da bleibt es auch
in der reduplicationssilbe, z. b. mo-mord-i zu mord-eo, vgl. alt-
indisch wurz. mard (conterere); po-posc-i, wurz. latein. posc
für *porsc, vergl. die altindische wurzel praḱh d. i. *prask.
Übrigens werden auß der älteren sprache (Nonius, Gellius) auch
die regelmäßigen formen memordi, peposci, spepondi angefürt.
Der Wurzelvocal i hat i in der reduplicationssilbe, z. b.
sci-cid-i, wurzel scid (praes. scindo; vgl. griech. σχιδ in σχίζω,
altind. wurzel ḱhid, d. i. skid); di-dic-i, obschon disco für
*dic-sco neben doceo auf eine wurzel dak (vergl. διδά(ϰ)σϰω)
weist (möglich daß wurz. dak u. dik hier zusammen floßen);
bibi neben praes. bi-bo, wurz. pa, aber auch pi, deren p im
[562]Perfectstamm. Latein.
§. 291.latein. zu b gesunken ist; ce-cīd-i zu caed-o hat e wegen des
ersten bestandteiles des diphthongs ae, ai.
Der wurzelvocal u hat u in der reduplicationssilbe, z. b.
pu-pug-i (pepugi wie auch scecidi, beide von Gellius bezeugt,
sind wol nach der analogie der a-stämme gebildet; vgl. übrigens d.
griechische), wurz. pug; cu-curri zu curro, obschon die abso-
lute wurzel wol kar ist; übrigens wird das demnach zu erwar-
tende cecurri von Gellius an gefürt.
2. Perfectstämme mit ab gefallener reduplica-
tion. Dergleichen sind z. b. tŭli auß tetuli; scĭdi, stammend
auß einer zeit wo man noch sciscidi, noch nicht sci-cidi, sagte;
con-tŭdi auß tutudi; fĭdi für *fi-fidi; com-peri, vgl. peperi (in
anderer bedeutung). Bekantlich ist diser verlust der redupli-
cation bei zusammensetzung des verbs mit praepositionen häufig,
z. b. con-cĭdi, vgl. ce-cidi; ex-puli, vgl. pepuli; ac-curri, vgl.
cucurri.
Hierher gehören warscheinlich auch die perfecta deren
stamm mit dem des praesens zusammen fält, wie verti auß
*veverti (vgl. altind. vavárta), de-fendi, pandi, scandi, cūdi,
also fast durchauß verbalstämme mit langem vocale oder posi-
tionslanger wurzelsilbe; ferner wol auch die stämme auf u, wie
plu-i, ru-i, fu-i, so-lui, älter fûv-i u. s. f. Hier lauteten die
älteren lateinischen formen des perfects wol *fufouv-i, durch
spaltung des v zu uv auß noch älterem *fufôv-i, grundform
des perfectstammes bhubhâv, darauß mit verlust der redupli-
cation *fouvi, d. i. fûvi, fui; plui rest von *plu-plûv-i, grund-
form *plu-plôv-i zu praes. *plov-onti für *plev-onti = πλέϝ-
οντι (nach §. 47, 2). Man kann hier übrigens auch directen
übergang von ô zu û (one vermittelung von ou) an nemen,
wie in da-tûr-us neben da-tôr-em, ein übergang der bei kur-
zem o bekantlich ser häufig ist; perf. (plu)-plôv-i: (plu)-plûv-i,
plui = praes. plov-o: pluv-o, pluo (über den außfall des v
s. §. 15, 3, pg. 205).
3. Perfectstämme welche den wurzelanlaut ver-
loren haben und den vocal der reduplicationssilbe
mit dem der wurzelsilbe zusammen zogen (vgl. §. 53.
[563]Perfectstamm. Latein.
2). Man vergleiche die altindischen formen der perfectstämme§. 291.
wie tên auß *tatin und dergl. (pg. 555), ferner die deutschen
perfecta wie hialt auß *heihalt, stioƷ auß *steistôƷ und änl.
und überhaupt die neigung der sprachen von zwei gleichen
sich unmittelbar folgenden elementen eines zu tilgen. So z. b.
fêci auß *fefici, vgl. osk. fefak-ust, diß fefak weist auf ein
latein. fefic mit bestimtheit hin, wurzel fac; frêgi auß *frefrigi,
wurz. frag; jêci auß *jejici, wurz. jac; cêpi auß *cecipi, wurz.
cap; êgi auß *eg-ig-i, wurz. ag; lêgi auß *leligi, wurz. leg;
vêni auß *vevini, vgl. tetini, wurzel ven; fôdi auß *fofodi,
wurzel fod; fûgi auß *fufugi, wurzel fug; rûpi auß *rurupi,
wurzel rup; fûdi auß *fufudi, wurzel fud; vîdi auß *vividi,
wurzel vid; vîci auß vivici, wurzel vic; liqui auß *liliqui,
wurzel liqu; so warscheinlich auch scâbi auß *scascabi, ob
wol wir von scăbo ein scecibi *scêbi erwartet hätten.
Die oskischen perfectformen dede-d = latein. dedei-t,
dedê-t, dedît; fefac-id (3. sing. optat. perf.), fefac-ust (3. sing.
fut. exacti), in welchem lezteren fefac = lat. fêc auß *fefic,
*fefac ist, mit erhaltener reduplication, ferner die perfect-
stämme one reduplication wie ku̇m-bene-d (3. sing. perfect.),
hip-ust (habuerit), dic-ust (dixerit, 3. sing. fut. exacti), fu-siͤd
(3. sing. optativ perf.), fu-st (3. sing. fut. exacti) laßen auf
eine im ganzen der lateinischen analoge bildungsweise des per-
fectstammes der stamverba schließen. Wir nemen in den
formen one reduplication wol am natürlichsten verlust der sel-
ben an; hip etwa auß *hehip, dic auß *didic, fu anß *fufu;
ist bened in ku̇m-bened = lat. vênit (convênit), so hätten
wir hier auch eine zusammen gezogene perfectform, etwa auß
*bebeni, wie vêni auß *vevini. Nach dedê-d = latein. dedêt,
*dedeit und dem in seiner endung gleichen bênêd zu schließen,
wäre auch der außlaut des umbrischen perfectstammes im in-
dicativ dem des lateinischen entsprechend an zu nemen.
Das einzige nachweisbare umbrische beispil eines ein-
fachen perfects, nämlich ṛeṛe = osk. dedê-d, latein. dedei-t
zeugt für eine der lateinischen weise entsprechende bildung
des perfects im umbrischen. Die im futurum exactum erhal-
[564]Perfectstamm. Altir. Got.
§. 291.tenen reduplicierten stämme dersic, d. i. didic, wurzel dic (di-
cere), pepurk, pepersc, laßen, wie die oskischen formen, dar-
auf schließen, daß das futurum exactum und andere auf dem
perfectstamme beruhende formen wirklich vom perfectstamme,
nicht aber von der wurzel gebildet wurden; so ergeben sich
noch auß dergl. ab geleiteten formen vert (vertere), fac und an-
dere als perfectstämme mit verlorener reduplication.
Altirisch. Von einem nicht mittels zusammensetzung ge-
bildeten, reduplicierten perfectum haben sich im altirischen nur
spuren erhalten, z. b. tair-chechuin (praedixit), d. i. *cecuni
(vgl. latein. formen wie cecini); tair-chechn-atar (praedixerunt),
d. i. *cecan-antar (medium) zu wurzel can (dicere, docere),
praes. tair-chan-im (tair = do air, zwei praepositionen), vgl.
die ältere praesensform in for-chun (doceo), chun = *cunu
auß *canu; cachain, d. i. *cacani in form und function =
latein. cecinit auß *cacanit; ce-chaing (ivit), vgl. das ahd. giang
auß *gei-gang; gallisch dede (inschr.) = latein. dedei-t, war-
scheinlich von einer wurzel da, die, wie im latein., da (dare)
und dha (ponere) zugleich vertritt u. a., die aber noch zu
vereinzelt sind um die form des perfects mit einiger sicher-
heit erschließen zu können. Nur für das auß lautende i des
perfectstammes scheinen dise formen zu zeugen, welches dem
lateinischen bisher außschließlich eigen zu sein schin, nunmer
aber, wie so viles andere, sich als italokeltisch erweist. Ganz
den lateinischen perfecten auf i mit verlorener reduplication
entsprechend sind formen wie die medialen cluinethar (audivit),
cluinetar (audiverunt), welche auf einen perfectstamm cluni für
*cecluni von wurzel clun, weiterbildung von clu, hin weisen.
Im Slawischen und Litauischen ist das perfectum spur-
los verschwunden.
Gotisch. Nur die stamverba bilden ein einfaches perfec-
tum, die ab geleiteten setzen das perfectum zusammen (s. u.).
In der regel ist entweder die reduplication oder die steigerung
des wurzelvocales gebliben, ersteres bei nicht steigerbaren ver-
balstämmen (a + 2 consonanten oder höchst gesteigerter wur-
zelvocal). Selten ist reduplication neben steigerung des wur-
[565]Perfectstamm. Got.
zelvocals (a zu ô, ê zu ô) erhalten. Die reduplicationssilbe§. 291.
hat stäts den vocal ai, von zwei an lautenden consonanten
bleibt in der reduplicationssilbe nur der erstere mit außname
von hv, sk, st, welche unverändert bei behalten werden. So
ergeben sich drei formen für das gotische perfect.
1. reduplication mit steigerung, wurzelvocal ê,
z. b. infinit. praesentis lêt-an (sinere), perf. lai-lôt; wurzelvocal
a (praesens mit j gebildet) z. b. infinit. va-ian (flare), perfect.
vai-vô; so noch wurzel la (cavillari) und sa (serere).
2. reduplication one steigerung; z. b. inf. vald-an
(imperare), perf. vaivald; auch fah-an (capere), perf. faifah;
hah-an (pendere), perf. haihah, obgleich dise wurzeln nur auf
einen consonanten auß lauten; hvôp-an (gloriari), perf. hvaihvôp;
außnamsweise auch slêp-an (dormire), perf. sai-slêp; staut-an
(illidere), perf. stai-staut; scaid-an (separare), perf. scai-scaid
u. s. f. Bei allen disen perfectstämmen unterscheidet sich der
wurzelvocal der 3. person des singulars indic. nicht von dem
der übrigen personen und des optativs.
3. steigerung one reduplication.
a. Der singular hat höchste steigerung des wurzelvocals,
der pluralis, dualis und optativ den reinen wurzelvocal i oder
u, also der urform volkommen entsprechend, z. b. 1. singul.
vait (scio), grundform vivâida, vgl. ϝοῖδα; 2. sing. vais-t, für
*vait-t (§. 202, 1), vgl. ϝοῖσ-θα; 3. sing. vait; 1 plur. vit-u-m,
grundform vivid-masi, vergl. ϝίδ-μεν; wurzel vit, urspr. vid;
eben so graip, wurz. grip (inf. greip-an capere); staig, wurz.
stig (inf. steig-an ascendere); thaih, pl. thaíh-um für *thih-um
(§. 111, 1), wurzel thih (inf. theih-an crescere) u. s. f; gaut,
wurzel gut (inf. giut-an fundere); kaus, wurz. kus (inf. kius-an
eligere); tauh, plur. taúh-um für *tuh-um (§. 111, 1), wurzel
tuh (inf. tiuh-an trahere) u. s. f.
b. Wurzelvocal a, im perfect. gesteigert zu ô, das aber
im plur. u. s. f. bleibt, z. b. inf. far-an (ire), perf. fôr, plur.
fôr-u-m, grundf. fafâr-a, fafâr-masi; slah-an (percutere), perf.
slôh; mal-an (molere), perf. môl; frath-ja-n (intelligere), wurz.
[566]Perfectstamm. Got.
§. 291.frath, perfect. frôth; haf-ja-n (tollere), perfect. hôf u. a. der
art; sta-n-d-an, wurzel stad (stare), perfect. stôth.
c. Der singular des perfects hat das ursprüngliche â zu
a geschwächt, der plur. u. s. f. aber das selbe als ê erhalten,
z. b. wurz. vag (movere), perf. vag, grundf. vavâgh-a, plur.
vêg-u-m, grundform vavâgh-masi (praes. vig-a, mit schwächung
des wurzelvocals). Dise auffaßung scheint uns einfacher und
durch den so häufigen abfall der reduplication beßer gestüzt,
als die, nach welcher in formen wie vêgum zusammenziehung
auß *vaagum für *vavagum vor ligen soll. Die perfectredupli-
cation ist im gotischen erst spät ab gefallen, wie die erhalte-
nen reduplicierten perfecta beweisen, villeicht erst nachdem
sich der reduplicationsvocal ai bereits entwickelt hatte; auch
würde ein auß aa zusammen gezogenes a im gotischen wol
durch ô gegeben worden sein, wie z. b. in den ab geleiteten
verben auf ô = aja (s. o. §. 209, pg. 303). So gehen wurz.
at (edere), perfect. at, plur. êt-um (praes. it-a); wurzel sat
(sedere), perf. sat, sêt-um (praes. sit-a); wurzel vas (manere),
perf. vas, vês-um (praes. vis-a) u. a.
d. Der singular des perfects hat a, der plur. u. s. f. aber
schwächung des a zu u (wurzelvocal a vor 2 consonanten),
z. b. wurzel rann (fluere), perf. rann, plur. runn-um, grundf.
rarann-a, plur. rarann-masi (praes. rinn-a, mit schwächung
des a zu i); perf. halp, plur. hulp-um (inf. hilp-an auxilium
ferre); saggv, plur. suggv-um (inf. siggv-an canere); sagq, plur.
sugq-um (inf. sigq-an sidere, mergi); svalt, plur. svult-um (inf.
svilt-an mori); band, plur. bund-um (inf. bind-an ligare, vin-
cire) u. s. f.
- Anm. In diser classe finden sich nicht wenige secundäre wurzeln;
wurzel rann ist z. b. wol auß einer praesensbildung mittels n
der wurzel urspr. ar (ire) entstanden; saggv, sagq sind eben-
fals deutlich in irem außlaute unursprünglich; band hat unur-
sprüngliches n u. s. f.
Das perfectum nimt, außer im singular, einen hilfsvocal
(§. 112) zwischen wurzelaußlaut und endung (vgl. d. altind.);
das jâ des optat. tritt jedoch unmittelbar an die wurzel an, z. b.
[567]Einfacher aorist. Indog. urspr.
| sing. 1. vait, grundf. vivâid-(m)a | Optativ vit-jau, grundform |
| vivid-jâ-m | |
| 2. vais-t, grundf. vivâid-ta | vit-ei-s, grundform |
| vivid-jâ-s | |
| 3. vait, grundf. vivâid-(t)a | vit-i, grdf. vivid-jâ-t |
| plur. 1. vit-u-m, grundf. vivid-masi | vit-ei-m-a |
| 2. vit-u-th, grundf. vivid-tasi | vit-ei-th |
| u. nach diser analogie auch | |
| 3. vit-u-n, grundf. vivid-anti. | vit-ei-n-a. |
Stamm des einfachen aorists.
Indog. urspr. Die wurzel, welche zum zwecke der be-§. 292.
zeichnung einer gesteigerten (intensiven, causativen, iterativen)
beziehung auch redupliciert sein kann, wird mit den secundä-
ren personalendungen versehen; ein casus des pronominalstam-
mes a (demonstrativ), der auf die vergangenheit hin weist, tritt
adverbiell vor die selbe und schmolz villeicht schon vor der
sprachtrennung an die selbe an (das so genante augment). Diß
element kann jedoch stäts auch felen. Das augment können
wir nur in der offenbar verkürzten form a nach weisen (im
altindischen wird sma, ein von einem ebenfals demonstrativen
pronominalstamme sa-ma gebildetes und gleicher weise ver-
kürztes adverbium als selbständiges wort in änlicher function
wie das augment gebraucht).
Der aoristus simplex scheint ursprünglich eine doppelte
stamform gehabt zu haben, die eine auß lautend auf den wur-
zelaußlaut, die andere auf das stambildungssuffix a. Wurzeln
auf vocale scheinen im ersteren falle im sing. activi steigerung
gehabt zu haben.
- Anm. Bei verben, bei denen der praesensstamm auß der unverän-
derten wurzel + a besteht, fält diser aorist in der form mit
dem imperfectum zusammen.
Beispile. 1. Aoriststämme auf den wurzelaußlaut.
| Act. | Med. |
| sing. 1. a-dâ-m, wurzel da (dare) | a-da-ma |
| 2. a-dâ-s | a-da-sa |
| 3. a-dâ-t; a-krau-t, wurz. kru (audire) | a-da-ta |
| plur. 1. a-da-mas | a-da-madha |
| 2. a-da-tas | a-da-sdhva |
| 3. a-da-nt. | a-da-nta. |
Warscheinlich konte auch ein a-bhar-m, a-bhar-s u. s. f.,
med. a-bhar-ma u. s. f. und nach bedürfnis ein redupliciertes
a-babhar-m u. s. f. gebildet werden.
2. Aoristst. auf -a, z. b. a-bhuga-m, wurz. bhug (flectere);
a-papata-m, wurzel pat (volare); a-vavaka-m, wurzel vak (lo-
qui) u. s. f.
Ursprünglich kamen one zweifel auch hier conjunctiv, op-
tativ, imperativ auf die oben an gegebene weise gebildet vor.
Vor dise modus trat das augment nicht.
Altind. Die aoriststämme auf a walten vor, one a bil-
den den aorist nur wurzeln auf a u. die gedente wurz. bhû (esse);
in der älteren sprache aber nicht bloß wurzeln auf vocale, son-
dern auch wurzeln auf r und, wie es scheint, auch auf andere
consonanten. Im sanskrit haben dise kein medium (diß wird
dann vom zusammen gesezten aorist gebildet).
Die reduplicierten stämme sind nicht selten; alle causativa
bilden z. b. einen reduplicierten aorist, doch finden sich solche
bildungen auch außerdem; nur die ältere sprache kent auch
solche aoriststämme auf den bloßen wurzelaußlaut (one a).
Bei diser reduplication wird die wurzel öfters geschwächt, die
reduplicationssilbe dagegen verstärkt.
Beispile. 1. aoriststämme auf den wurzelaußlaut, z. b. von
wurzel da (dare), wurzel bhu, gedent bhû (esse):
| Sing. 1. á-dâ-m | á-bhûv-am (mit a) | one augm. dâ-m |
| 2. á-dâ-s | á-bhû-s | dâ-s |
| 3. á-dâ-t | á-bhû-t | dâ-t |
| Dual. 1. á-dâ-va | á-bhû-va | dâ-vá |
| 2. á-dâ tam | á-bhû-tam | dâ-tám |
| 3. á-dâ-tâm | á-bhû-tâm | u. s. f. |
| Plur. 1. á-dâ-ma | á-bhû-ma | |
| 2. á-dâ-ta | á-bhû-ta | |
| 3. á-d-us, d. i. *a-da-nt. | á-bhû-an. |
Vêdisch 2. sing. med. ấr-thâs, one augment r-thấ s; 3. sg.§. 292.
ấr-ta, one augm. r-tá u. s. f., wurzel ar (oriri, ire); 1. plur.
activi á-kar-ma, wurzel kar (facere) u. a.
Vêdisch finden sich auch reduplicierte aoristi diser bildung,
wie z. b. á-mumuk-tam, 2. dual. activi, wurzel muḱ (liberare).
2. Aoriststämme auf a; z. b. von wurzel lip (ungere):
Activum
| sing. 1. á-lipa-m | one augm. lipá-m |
| 2. á-lipa-s | lipás |
| 3. á-lipa-t | lipá-t |
| plur. 1. á-lipâ-ma, du. á-lipâ-va | lipấ-ma |
| 2. á-lipa-ta, du. á-lipa-tam | lipá-ta |
| 3. á-lipa-n, du. á-lipa-tâm | lipá-n |
Medium
| sing. 1. á-lipê auß lipa-i für *lipa-mi auß *lipa-ma (§. 279, pg. 528) | one augm. lipế |
| 2. á-lipa-thâs | lipá-thâs |
| 3. á-lipa-ta | lipá-ta |
| plur. 1. á-lipâ-mahi, du. á-lipâ-vahi | lipấ-mahi |
| 2. á-lipa-dhvam, du. á-lipêthâm | lipá-dhvam |
| 3. á-lipa-nta, du. á-lipêtâm | lipá-nta. |
Reduplicierte stämme sind z. b. ấ p-ipa-m (zu praesensst.
âpájâmi), wurzel ap (adipisci) mit widerholung der ganzen
wurzel und schwächung des wurzelvocales; á-pa-pta-m, wurzel
pat (cadere, volare); ávôḱ am auß *a-va-vaḱ a-m, wurzel vaḱ
(loqui); á-ḱû-ḱura-m (zu praes. ḱôrájâ-mi, causativform), wur-
zel ḱur (furari); á-vî-vida-m (zu praes. vêdájâ-mi, causativum),
wurzel vid (scire) u. s. f.
Die anderen modus zeigt nur die ältere sprache; so den
conjunctiv, z. b. vô-ḱa-ti, unterschiden vom indicativ durch
mangel des augments und primäre endung; vâvrdhâ-ti mit deut-
lichem conjunctivelemente a zum stammaußlaute -a, wurz. vardh
(crescere); bhuv-a-s, bhuv-a-t, wurz. bhu (esse); kar-a-t, wurz.
kar (facere), mit dem conjunctivelemente a bei aoriststämmen,
die im indicativ auf den wurzelaußlaut enden und mit secun-
dären personalendungen. Optative sind z. b. vôḱê-t, wurzel
[570]Einfacher aorist. Altbaktr., Griech.
§. 292.vaḱ; gamê-s, wurzel gam (ire) u. s. f., merere beispile s. o.
beim optativ (§. 290, pg. 546). Imperative sind z. b. 2. sing.
çru-dhi, wurz. çru (audire); 3. sing. bhû-tu, wurz. bhû; vôḱa-tu;
2. sing. medii vâvrdha-sva u. s. f.
Altbaktr. Die bildung war wol die selbe wie im altin-
dischen; eben so finden sich hier alle modus. Ser selten findet
sich im altbaktrischen das augment.
Beispile. 1. Aoriststämme auf den wurzelaußlaut z. b. in-
dicativ activi, 3. sing. a-dhâ-ṭ, da-ṭ, wurz. da (ponere, creare);
conjunctiv dâ-ṭ (qu’il ait posé); optat. bu-jâ-ṭ, dâ-jâ-ṭ, wurzel
da (dare); 2. sing. dâ-jâo, d. i. dâ-jâs (que tu donnes); 3. sg.
ǵam-jâ-ṭ, 2. sing. ǵam-jâo, d. i. ǵam-jâ-s, wurzel ǵ am (ire,
venire; praesensstamm ǵaça); 3. sing. jêz-jâ-ṭ, wurz. jaz (sa-
crificare); keret-jâ-ṭ, wurz. keret (couper, séparer en coupant,
praesensstamm kerenta) u. a., 1. plur. bu-jâ-ma; 2. plur. bu-
jâ-ta, dâ-jâ-ta; 3. plur. bu-jâ-n; indicativus medii, z. b. 3. sg.
âokh-ta, wurz. vaḱ (loqui); rus-ta für *rud-ta (§. 139, 3), wurz.
rud (rudh crescere); imperativ 2. sing. dâi-dhi, wurzel da
(dare; creare; der praesensstamm diser wurzel in beiden func-
tionen hat reduplication).
2. Aoriststämme auf a; z. b. indic. activi 3. sing. aṅha-t,
wurzel as; bva-t, wurzel bu (praesensstamm bava); aiwi-ś va-ṭ,
wurzel su (produire, faire, croître; praesensstamm ś ava); 3.
plur. aṅhe-n, wurzel as; conjunctiv 3. plur. vereza͂-n, wurzel
verez, varz (agere, facere; praesensstamm verez-ja); opt. 2. sg.
dôis (que tu poses), zu wurzel da, ist so gebildet als wäre
das a stammaußlaut.
3. Reduplicierte formen. Hierher ist wol zu ziehen 3.
sing. tataś a-t, wurzel taś (doler, couper, faire; altind. takś);
2. sing. optat. tûtu-jâo, wurzel tu (posse, valere); 2. sing. med.
urûrudhu-ś a, wol für *rurudha-sa, wurzel rud (rudh, cres-
cere); das u vor der endung ist auffällig, es ist wol durch vor-
wärts wirkende assimilation auß a entstanden; über das vor ge-
schlagene u s. §. 28, 2.
Griechisch. Die aoristformen auf den wurzelaußlaut
sind in der gewönl. sprache auf vocalische wurzeln beschränkt,
[571]Einfacher aorist. Griech.
die ältere sprache kent solche bildung auch von consonantischen§. 292.
wurzeln. Es werden alle modus gebildet. Beispile. 1. Aorist-
stämme auf den wurzelaußlaut.
| Activum | Medium |
| Sing. 1. ἔ-θην, grdf. a-dhâ-m; ἔ-φῡ-ν; wrz. θε, wrz. φυ | ἐ-θέ-μην; λύ-μην, wurz. λυ |
| 2. ἔ-θη-ς | *ἔ-θε-σο, darauß ἔθου |
| 3. ἔ-θη | ἔ-θε-το; λύ-το; λέϰ-το, wurz. λεγ; ἔ-μιϰ-το, wurz. μιγ; ὠρ-το, wurz. ὀρ; πάλ-το, wurz. παλ |
| Plur. 1. ἔ-θε-μεν, grundform a-dha-mas | ἐ-θέ-μεθα |
| 2. ἔ-θε-τε | ἔ-θε-σθε |
| 3. ἔ-βα-ν, ἔ-φῠ-ν | ἔ-θε-ντο |
- Anm. ἔ-θε-σαν u. a. sind zusammen gesezt.
Conjunctiv θῶ auß *θε-ω-(μι); θῇς auß *θε-ε-σι u. s. f.;
opt. θε-ίη-ν u. s. f.; imper. θέ-ς auß *θε-θι; ϰλῦ-θι, 2. plur.
ϰλῦ-τε u. s. f.
Redupliciert ist z. b. 2. sing. imper. ϰέϰλῠ-θι, 2. plur.
ϰέϰλυ-τε.
2. Aoriststämme auf ursprüngl. a, z. b.
| Activum | Medium |
| Sing. 1. ἔ-λιπο-ν, grundf. a-lipa-m, wrz. λιπ; ἔ-φυγο-ν, wrz. φυγ; ἔ-λαβο-ν, wurz. λαβ | ἐ-λιπό-μην u. s. f. |
| 2. ἔ-λιπε-ς | *ἐ-λίπε-σο darauß ἐ-λίπου |
| 3. ἔ-λιπ-ε u. s. f. | ἐ-λίπε-το u. s. f. |
| Plur. 3. ἔ-λιπο-ν | ἐ-λίπο-ντο. |
Die modus werden gebildet wie im praesens.
Reduplicierte aoriste dieser bildung sind z. b. ἔειπον, in
der regel one augment εἶπον für *ἐ-ϝε-ϝεπο-ν, ϝεϝεπο-ν = alt-
indisch á-vôḱa-m auß *a-vavaḱ a-m, wurzel ϝεπ, urspr. vak;
ἔ-πε-φνο-ν, mit verflüchtigtem wurzelvocale, wurz. φεν; ἐ-πέ-
φραδο-ν, wurzel φραδ u. s. f. (nach G. Curtius gibt es 32 re-
duplicierte aoriste im griechischen, darunter 11 mit intensiver,
7 mit causativer beziehung).
[572]Einfacher aorist. Latein., Altbulg.
- Anm. In folge der bildung des praesensstammes auß der wurzel
mit oder one außlaut a (one anderweitige zusätze) fallen ἔ-φη-ν,
ἔ-λεγο-ν, ἔ-γραφο-ν u. a. zu praes. φη-μί, λέγω, γράφω mit
dem imperfectum zusammen.
Lateinisch. G. Curtius (vor dem Kieler lectionscata-
log 1857-58), weist mit höchster warscheinlichkeit nach, daß
einfache aoriste in formen der älteren latinität vor ligen, z. b.
indicativ tago, tagit, conjunctiv at-tigas, tagam, von wurz. tag
(das praesens tango hat nasalierte wurzel); eben so pagunt
(vgl. d. praes. pango), wurzel pag; med. genitur, wurzel gen
(praesens redupliciert gigno auß *gigeno); attulat, von dem
im praes. nicht bräuchlichen stamme tul; eben so fu-a-m, fu-a-s,
fu-a-t, fu-a-nt, grundf. bhuv-â-m u. s. f., wurzel fu, die im
lateinischen im praesens nicht bräuchlich ist. Vgl. auch die par-
ticipien, praes. pariens (praesensstamm mit j gebildet s. u.)
ἡ τίϰτουσα, aber parens, parentes aorist, one j, ἡ τεϰοῦσα,
οἱ τεϰόντες.
Da dem lateinischen das augment und die secundären endun-
gen, von den primären geschiden, mangeln, so konten aoristfor-
men nur da gebildet werden, wo entweder das praesens einen
von der wurzelform ab weichenden stamm hat, oder wo ein
verbalstamm im praesens nicht gebraucht wird.
Altir. nicht nachweisbar.
- Anm. Formen, wie cluinethar (audivit), cluinetar (audiverunt) von
der secundaren wurzel clun, als aoriste zu faßen, erscheint we-
gen der späten entstehung diser wurzel untunlich, vilmer dürfte
hier die reduplication geschwunden und die form als perfectum
zu faßen sein s. o. pg. 564.
Altbulg. Nur aoriststämme auf a finden sich, auch ist dise
bildung nur der ältesten sprache eigen; in der 2. 3. singul.
muß jedoch den lautgesetzen zu folge der zusammen gesezte
aorist, der hier auf -s-s, -s-t auß lauten solte, dise consonan-
ten verlieren, und fält so in der form meist mit dem einfachen
aorist zusammen, der in disen personen nur die personalendung
-s, -t, zu verlieren hatte. Das augment felt im slawischen,
wie in den nordischen sprachen überhaupt. Durch die secun-
[573]Praesensstamm.
dären endungen ist auch bei solchen verben, welche das prae-§. 292.
sens one besondere zusätze bilden, der aorist vom praesens
unterscheidbar, z. b.
- Sing. 1. nesŭ, grundf. naka-m (a-naka-m), wurz. nes (portare);
dvigŭ, grundf dviga-m, wurzel dvig (movere) - 2. nese, grundf. naka-s; dviže, grundform dviga-s
- 3. nese, grundform naka-t
- Dual. 1. neso-vě
- 2. 3. nese-ta
- Plur. 1. neso-mŭ, grundform nakâ-mas
- 2. nese-te, grundform naka-tas
- 3. nesą, grundform naka-n(t).
Formen der 2. 3. sing., die man, nach dem oben bemerk-
ten, auch als zusammen gesezte aoriste auf faßen könte, sind
z. b. by = ἔ-φυ-ς, ἔ-φυ-τ, altind. á-bhû-s, á-bhû-t, wurz. by
(esse); dagegen sind formen wie mre, grundf. mra-s, mra-t für
*mara-s, mara-t, wurz. urspr. mar (infinit. mrě-ti mori); trŭ
für *tŭrŭ, grundf. tara-s, tara-t, wurz. urspr. tar (infinit. trě-ti
terere) wol entschiden nur als einfacher aorist zu faßen.
- Anm. idŭ, wurzel i (ire), braucht den praesensstamm als wurzel,
wie dergl. oft vor komt.
Lit. und Got. felt.
Praesensstamm.
Das praesens wird im indogermanischen auf verschidene§. 293.
weise gebildet (vgl. d. einf. aorist); ursprünglich hatte jede di
ser bildungen eine ir eigene beziehung (z. b. inchoative, in-
transitive, durative, passive) auß zu drücken. Von der selben
wurzel können merere praesensstämme gebildet werden. Das
praesens hat im indicat. und conjunctiv die primären personal-
endungen.
- Anm. Nach dem vorbilde der indischen grammatiker pflegt man
die verba nach der art der bildung ires praesensstammes ein zu
teilen, wobei allerdings nicht zu vermeiden ist, daß eine und die
selbe wurzel in mer als einer verbalclasse auf zu füren ist. Den-
noch ist dise einteilung der verba die einzig wißenschaftliche;
Schleicher, vergl. gramm. d. indog. spr. 37
[574]Praesensstamm; indog. urspr.§. 293.beßer dürfte es jedoch sein, gar nicht von verbalclassen, conjuga-
tionen u. s. f. zu reden, sondern nur von praesensstämmen oder
arten der praesensstambildung. Nur dise lezteren bezeichnungs-
weisen halten sich objectiv an die sache.
Die indogermanische ursprache besaß folgende for-
men des praesensstammes:
I, a. Die reine, einfache wurzel kann, wie als aorist,
so auch als praesensstamm erscheinen (wurzeln mit dem wur-
zelvocale a); z. b. 1. sing. as-mi, 2. sing. as-si, 3. sing. as-ti,
1. plur. as-masi, 2. plur. as-tasi, 3. plur. as-anti, praesens-
stamm und wurzel as (esse); conj. 1. sing. as-â-mi, 2. sing.
as-a-si u. s. f., 3. plur. as-ânti; optat. 1. sing. as-jâ-m, 2. sing.
as-jâ-s u. s. f., imperat. 2. sing. as-dhi; ad-mi, wurzel und
praesensstamm ad (edere) u. a.
I, b. Der reinen, einfachen wurzel tritt das stambildungs-
suffix -a an (warscheinlich ursprünglich auch hier nur wurzeln
mit dem vocale a) welches a in den ersten personen gestei-
gert wird; z. b. wurzel bhar (ferre), praesensstamm bhara,
1. sing. bharâ-mi, 2. bhara-si, 3. bhara-ti, 1. plur. bharâ-masi,
2. bhara-tasi, 3. bhara-nti; conj. 1. bhara-â-mi, darauß bharâ-mi,
2. bhara-a-si, darauß bharâ-si u. s. f.; optativ 1. bhara-i-m, 2.
bhara-i-s u. s. f., imperat. 2. bhara-dhi (später bhara). Med.
3. sing. bhara-tai u. s. f.; praesensstamm pata, wurz. pat (vo-
lare, cadere); praesensstamm varta, wurzel vart (vertere); prae-
sensstamm vama, wurz. vam (vomere) u. s. f.*).
II, a. Der vocal der einfachen wurzel wird ge-
steigert mittels 1. steigerung. Dise steigerung bleibt indes
nur vor den personalendungen des indic. (u. conjunctivs?) sing.
act.; z. b. wurzel i (ire), 1. sing. ai-mi, 2. ai-si, 3. ai-ti, plur.
1. i-masi, 2. i-tasi, 3. ij-anti; conj. 3. sing. i-a-ti oder ai-a-ti,
für das erstere spricht das griechische, für lezteres sanskrit-
[575]Praesenstamm; indog. urspr.
formen wie vêd-a-ti, didêç-a-ti (Benf. vollständ. sanskritgramm.§. 293.
§. 811, 2); opt. 3. sing. i-jâ-t; imper. 2. sing. i-dhi. Das me-
dium würde *i-mai u. s. f. lauten.
II., b. Der so gesteigerten wurzel tritt a an, die steige-
rung bleibt in disem falle in allen formen (wurzeln mit dem
wurzelvocale i, u), z. b. wurzel sru (fluere), praesensstamm
srava, also 1. sing. sravâ-mi, 2. sing. srava-si, 1. plur. sravâ-
masi, conj. 3. sing. sravâ-ti; opt. 1. plur. srava-i-mas u. s. f.;
praesensstamm plava, wurz. plu (fluere, natare); praesensstamm
bhauga, wurzel bhug (flectere) u. a.
III. Die wurzel wird redupliciert und, wenn sie
auf einen vocal auß lautet, wie bei II, a gesteigert; z. b. prae-
sensstamm dada, wurz. da (dare), 1. sing. da-dâ-mi, 2. da-
dâ-si, 3. da-dâ-ti, 1. plur. da-da-masi, 2. da-da-tasi, 3. dada-
nti; conj. sing. 1. da-da-â-mi, 2. da-da-a-si, 3. da-da-a-ti, pl. 1.
da-da-â-masi u. s. f.; opt. sing. 1. da-da-jâ-m u. s. f.; imper.
2. sing. da-da-dhi; med. da-da-mai u. s. f.; praesensstamm
dhadha, wurz. dha (ponere, facere); praesensstamm gaga, wurz.
ga (ire).
- Anm. Es ist nicht warscheinlich, daß in der indogerm. ursprache
bereits auch diser bildungsweise des praesensstammes ein a bei
gefügt ward; vilmer ergibt sich ein *ga-gana-ti von wurzel gan
(gignere), vgl. latein. gi-g(e)ni-t, als jüngere form eines älteren
ga-gan-ti (erhalten im altind. ǵa-ǵan-ti.
Es kann wol nicht in zweifel gezogen werden, daß dise ur-
alte bildung des praesens ursprünglich intensive function auß
drükte. Die intensiva des altindischen halten wir daher nur für
eine abart diser praesensbildung.
Mit disen drei bildungsweisen sind die mittel erschepft,
welche durch die wurzel selbst für die bildung des praesens-
stammes geboten sind. Die übrigen formen haben außer der
wurzel und außer jenem a am ende der selben noch weitere
elemente.
IV, a. Dem wurzelaußlaute wirdnuan gefügt,
das im sing. indic. act. gesteigert wird; z. b. praesensstamm
arnu, wurzel ar (ire, oriri), 1. sing. ar-nau-mi, 2. ar-nau-si,
37*
[576]Praesensstamm; indog. urspr.
§. 293.3. ar-nau-ti, 1. plur. ar-nu-masi, 2. ar-nu-tasi, 3. ar-nu-nti,
villeicht ar-nu-anti; conj. 3. sing. ar-nu-a-ti oder ar-nau-a-ti;
optat. 3. sing. ar-nu-jâ-t; imper. 2. sing. ar-nu-dhi; med. ar-
nu-mai u. s. f.
IV, b. Wie nu, so scheint auch na bereits in der ur-
sprache zur praesensbildung verwant worden zu sein, z. b. 1. sg.
star-nâ-mi, 2. sing. star-nâ-si, 1. plur. star-na-masi (altindisch
str-nấ-mi, vgl. latein. sterno, wo das a von na behandelt ist
wie der stammaußlaut a der praesensstämme; dise form scheint
sich auß IV, b erst später entwickelt zu haben; ein starnâ-mi,
starna-si, starna-ti, starnâ-masi, starna-tasi, starna-nti halten
wir für jünger und der ursprache noch nicht zu zu sprechen).
nu und na sind elemente demonstrativer art; na komt häufig
in der stambildung vor (§. 218), auch nu findet sich in nomi-
nalbildungen wider.
IV, c. Der nasal ward in die wurzel selbst vor
den wurzelaußlaut consonantisch schließender wur-
zeln versezt. Dise bildungsweise, welche mit dem morpho-
logischen principe des indogermanischen (Wxs, s. d. einleitung
pg. 3) in widerspruch steht, da sie das beziehungselement in
die wurzel, nicht ans ende der selben treten läßt (wodurch die
sonst im indogermanischen unerhörte wurzelform mit einem in-
fixe entsteht), ist offenbar auß der vorher erwähnten entstan-
den, ursprünglich ist sie nicht. Ob sie in den verschidenen
sprachen sich erst nach der sprachtrennung entwickelt hat, oder
bereits in der ursprache vorhanden war, ist schwer zu entschei-
den. Wir vermuten indes das leztere auf grund des algemei-
nen vorkommens diser höchst eigentümlichen formen.
Seltner ist hier die form one suffix -a, welche nur im alt-
indischen erhalten ist; hier tritt in 1. 2. 3. sing. act. na in die
wurzel, z. b. wurzel juǵ, 3. sing. ju-na-g-ti darauß ju-ná-k-ti,
1. plur. ju-ñ-ǵ-mási, grundform ju-n-g-masi. Häufig aber ist
die form mit nasal in der wurzel und a am ende der wurzel,
z. b. latein. jungo, grundform ju-n-gâ-mi; jungit, grundform
ju-n-ga-ti. Wir halten für die älteste form ein *jug-nâ-ti, auß
welchem erst später ein ju-na-g-ti und ju-n-ga-ti ward, wie denn
[577]Praesensstamm; indog. urspr., Altind.
z. b. altind. ḱi-ná-d-mi und griech. σϰίδ-νη-μι sich gegenüber§. 293.
stehen. Beispile wie altind. lumpáti, latein. rumpit, grundf.
ru-m-pa-ti zeugen für das hohe alter auch diser bildung.
V. Der wurzel wardjaan gefügt, dessen a vor den
ersten personen des indicativs gesteigert wird. Das element
ja ist eines der am häufigsten in stambildungen an gewanten
(vgl. §. 222). Z. b. praesensstamm svidja, wurzel svid (su-
dare), 1. singul. svid-jâ-mi, 2. singul. svid-ja-si u. s. f. (wie
bharâ-mi).
VI. Der wurzel wardskaan gesezt, das a wird
eben so behandelt wie bei ja, z. b. wurzel ga (ire), praesens-
stamm ga-ska, 1. sing. ga-skâ-mi, 2. sing. ga-ska-si u. s. f.
- Anm. Ob noch eine VII. form des praesensstammes der ursprache
bereits zu zu schreiben sei, nämlich praesensstämme mittels -ta
gebildet (ta ist ein häufig gebrauchtes stambildungselement, s.
§. 217), scheint deshalb zweifelhaft, weil gerade die altertüm-
lichsten sprachen, altindisch und altbaktrisch, keine spur diser
bildung zeigen. Bei Griechen, Italern und Litauern findet sie
sich (τύπ-το-μεν, plec-ti-mus, lit. ti̧s-ta-me).
Altind. I, a (fält in die II. classe der indischen gram-
matik); z. b. 1. sing. ád-mi, 2. sing. *ad-si darauß át-si u. s. f.
1. plur. ad-mási, 3. plur. ad-ánti, praesensstamm und wurzel
ad (edere); 3. sg. vák-ti, wrz. vaḱ (loqui); 3. sg. ás-ti, 1 plur.
s-mási, mit verlorenem a (vgl. d. flg. classe), wurzel und prae-
sensstamm as (esse) u. a.
Bisweilen komt ein spät ein geschobener hilfsvocal i, î
(§. 15, e) zwischen wurzelaußlaut und consonantischem anlaute
der personalendung vor, z. b. 1. sing. sváp-i-mi, 2. sing. sváp-
i-śi, 3. sing. sváp-i-ti, praesensstamm und wurzel svap (dor-
mire); 2. sing. ấs-î-s, 3. sing. ấs-î-t, imperf. von as-mi, für
*a-as-s, *a-as-t.
I, b (VI. classe und bei wurzelvocal a I. classe der ind.
gramm.); z. b. praesensstamm tudá, wurzel tud (tundere);
praesensstamm bhára, wurz. bhar (ferre); 1. sing. tudấ-mi,
bhárâ-mi; 2. sing. tudá-si, bhára-si; 3. sing. tudá-ti; 1. plur.
tudá́-masi, 2. tudá-tha, 3. tudá-nti.
[578]Praesensstamm; Altind.
- Anm. Eben so gehen die ab geleiteten verba auf aja, z. b.
1. sing. vêdájâ-mi, 3. sing. vêdája-ti u. s. f. (X. classe der
ind. gramm.).
II, a (II. cl.); z. b. 3. sing. ế-ti, 2. ế-śi, 1. ế-mi, plur. 1.
i-mási, 2. i-thá, 3. ij-ánti, praesensstamm und wurzel ai, i
(ire); 1. sing. dvếś-mi, 1. plur. dviś-mási, wurz. dviś (odisse);
wurzeln auf a, wie z. b. pa (tueri), 3. sing. pấ-ti, behalten
die steigerung, z. b. 1. plur. pâ-mási, imper. pâ-hí, die über-
haupt bei den wurzeln auf a vilfach in anwendung komt; wur-
zeln auf u haben vor consonanten zweite steigerung anstatt der
ersten, z. b. praesensstamm stâu, stu (laudare), 3. sing. stâú-ti,
1. plur. stu-mási u. s. f.
Bisweilen komt, wie in I, a, ein spät ein geschobener hilfs-
vocal i, î zwischen wurzel und consonantischem anlaute der en-
dung vor; z. b. 1. sing. rốd-i-mi, 2. rốd-i-śi, 3. rốd-i-ti,
aber z. b. rud-ánti, praesensstamm rôd, rud (flere); stáv-î-ti,
wurzel stu; bráv-î-ti, wurzel bru (loqui).
- Anm. çế-tê, wurz. çi, bewart die steigerung auch im medium,
vgl. ϰεῖ-ται, altbaktr. çaê-tê.
II, b. (I. classe); z. b. bốdh-a-ti, 1. plur. bốdhâ-mas,
wurzel budh (nosse); sráv-a-ti, wurzel sru (fluere); náj-a-ti,
wurz. ni (ducere) u. s. f.
III. (classse III. der gramm.); z. b. 1. sing. nếnêǵ-mi, 3.
nếnêk-ti, 1. plur. nêniǵ-más, wurz. niǵ (purificare); ǵuhố-ti,
wurz. hu (sacrificare) u. s. f. Die auf ar behandeln a als stei-
gerungslaut, daher díbhar-ti, 1. plur. bibhr-más, 3. plur. bíbhr-ati,
wurzel bhar. Genaueres s. in der ind. specialgrammatik.
Auch die wurzeln da (dare) und dha (ponere) verlieren
ir a in den nicht gesteigerten formen; 1. sing. dádâ-mi, dá-
dhâ-mi, 2. dá-dhâ-si, 3. dá-dhâ-ti; 1. plur. dád-mas (so
Böhtling - Roth, wörterb. s. v. dâ;Benfey betont dad-
más), dadh-más, 2. dhat-thá für *dadh-tha, 3. dádh-ati; med.
sing. 1. dadh-ế, 2. dhat-sế für *dadh-sê (§. 130, 2), 3. dhat-tế
für *dadh-tê u. s. f.; ǵahî-más u. s. f. mit î für a, wrz. ha (deserere).
Wrz. stha (stare), pa (bibere) u. a. reduplicieren mit i u. be-
handeln ir a als außlaut des praesensst., z. b. 1. tíśt́hâ-mi
[579]Praesensstamm; Altind.
(als wäre tiśt́h die wurzel), 2. tíśt́ha-si u. s. f.; 1. píbâ-mi§. 293.
(für *pipâ-mi), 2. píba-si, 3. píba-ti, 1. plur. píbâ-mas u. s. f.
eben so.
Ein a-stamm diser bildung ist sîdá z. b. 3. sing. sîdáti,
d. i. *si-sda-ti für si-sad-a-ti, wurz. sad (sedere, sidere).
Eine abart diser praesensbildung gilt im altindischen als
intensivum. Hier wird jedoch der vocal der reduplicationssilbe
gesteigert, z. b. vế-vêç-mi, auch (wie in II, a) mit hilfsvocal
î (§. 15, e), vế-viç-î-mi, plur. vê-viç-más, wurz. viç (intrare);
çấ-çak-mi, çấ-çak-î-mi, plur. çâ-çak-más, wurz. çak (posse)
u. s. f. Nicht wenige wurzelformen, nämlich die auf vocale
und die auf r und nasal auß lautenden, sind volständig redu-
pliciert erhalten, z. b. ǵố-hav-î-mi, wurzel hu (vocare); ǵáñ-
ǵan-mi, wurzel ǵan (gignere); dár-dhar-mi, plur. dar-dhr-más,
wurzel dhar (tenere); ḱár-kar-mi oder, mit hilfsvocal i, î,
ḱár-i-kar-mi, ḱár-î-kar-mi, wurzel kar (facere); wurzeln mit
inlautendem nasale reduplicieren auch disen, z. b. dán-daṁç-mi,
wurzel daṁç auß daç (mordere); ḱán-î-skand-mi, wurz. skand
(scandere), mit hilfsvocal î. Genaueres über die bildung diser
intensiva s. in den specialgrammatiken des altindischen. Bei
disen intensiven bleibt jedoch die reduplication auch in den
nichtpraesensformen (die jedoch von seltenem gebrauche zu
sein scheinen).
- Anm. Die intensivstämme ḱan-ḱûr, wurz. ḱar ire, geschwächt
zu ḱûr (§. 7, 2); pan-î-pad, wurz. pad (ire); pan-î-pat, wurz.
pat (cadere), mit hilfsvocal für *pan-pad, *pan-pat, zeigen na-
salierte reduplication, eine in den sprachen hier und da vor
kommende form der reduplication, die hier höchst warscheinlich
durch die analogie der wurzeln mit in lautendem nasale bedingt ist.
IV, a. (classe V der gramm.); z. b. sing. 1. r-ńố-mi, grundf.
ar-nau-mi, 2. r-ńố-śi, 3. r-ńố-ti, 1. plur. r-ńu-mási, 3.
r-ńv-ánti, praesensstamm rńu für arnu, wurz. ar (ire, oriri);
str-ńố-ti, wurz. star (sternere); ḱi-nố-ti, 1. plur. ḱi-nu-mási,
vor m und v kann u auch auß fallen: 1. plur. ḱi-n-más, 1.
dual. ḱi-n-vás, wurzel ḱi (colligere); çak-nố-ti, 3. plur. çak-
nuv-ánti, wurz. çak (posse) u. a.
[580]Praesensstamm; Altind.
- Anm. Das n verwächst bisweilen mer oder minder mit der wur-
zel, so daß u allein als praesens bildendes element erscheint,
z. b. tan-ố-ti, plur. tan-u-mási, perf. tatấna, wurzel tan (ex-
tendere), urspr. ta.
Auch auß älterem *kar-nô-ti, vêdisch kr-ńố-ti, ist ein
kar-ố-mi geworden, wurzel kar (facere). Das u wirkte nun
assimilation in der wurzelsilbe (§. 7), z. b. 2. plur. kur-u-thá,
auß *kar-u-tha und diß auß *kar-nu-tha, 3. plur. kur-v-ánti
auß *kar-nuv-anti, 1. singul. medii kur-v-ế, 3. singul. medii
kur-u-tế für *kur-nu-ê auß *kar-nu-mai, *kur-nu-tê auß
kar-nu-tai u. s. f.; ja es fiel in einigen formen auch das u, der
rest von nu, hinweg, z. b. 1. plur. act. kur-más auß *kur-u-
mas für kar-nu-masi. Dise secundären bildungen, in denen u
allein gebliben, gelten den indischen grammatikern als VIII.
verbalclasse.
IV, b. (classe IX. der indisch. gramm.). Das na wird in
den nicht gesteigerten formen zu nî geschwächt (§. 7, 2); sel-
ten hat sich na erhalten, z. b. 3. sing. med. grh-ńa-tế, ge-
wönliche form ist grh-ńî-tế für *grabh-na-tai, wurz. grabh,
grah (prehendere); 1. sing. ju-nấ-mi, 2. ju-nấ-si, 3. ju-nấ-ti;
plur. 1. ju-nî-más(i), 2. ju-nî-thá, 3. ju-ná-nti, med. 1. ju-nế,
vor allen vocalen schwindet a von na, grundf. ju-na-(m)ai,
2. ju-nî-śế für ju-na-sai, 3. ju-nî-tế u. s. f.; 3. sing. imperf.
á-grh-ńa-ta, gewönlich á-grh-ńî-ta (Benf. kl. skr. gr. §. 153,
anm. 1, pg. 79); badh-nấ-ti, wurzel badh, bandh (perf. ba-
bándha, ligare) u. a.
IV, c. 1, der praesensstamm lautet auf den wurzelaußlaut
auß, im singular des indicativs wird na, außerdem der bloße
nasal in die wurzel gesezt (cl. VII); z. b. praesensst. ju-na-ǵ,
juñǵ, wurz. juǵ (jungere), sing. 1. ju-ná-ǵ-mi, 2. ju-ná-k-śi,
3. ju-nák-ti, plur. 1. ju-ñ-ǵ-más, 2. ju-ṅ-k-thá, 3. ju-ñ-ǵ-ánti;
3. sing. med. ju-ṅ-k-tế u. s. f.
IV, c. 2, ein bloßer nasal tritt in die wurzel, der praesensst.
lautet auf a auß (wird von den ind. gramm. zur VI. classe
gerechnet); z. b. praesensst. muñḱá, wurz. muḱ (perf. mumốḱ-a,
aor. á-muḱ-at solvere, liberare), sing. 1. praes. mu-ñ-ḱ-ấmi
2. mu-ñ-ḱ-á-si, 3. mu-ñ-ḱ-á-ti u. s. f.; praesensst. vindá, wurz.
[581]Praesensstamm; Altind.
vid (invenire), 3. sing. praes. vi-n-d-á-ti; praesensstamm lumpá,§. 293.
wurzel lup (rumpere, findere), 3. sing. lu-m-p-á-ti.
V. (IV. cl.); z. b. praesensstamm náhja, wurzel nah (nec-
tere), 3. sing. náh-ja-ti; çúḱ-ja-ti, wurzel çuḱ (purum esse);
dhá-ja-ti, wurzel dha (bibere, lactere) u. a. Bisweilen mit
steigerung des wurzelvocals, z. b. mấd-ja-ti, wurz. mad (ebrium
esse), besonders bei denen auf vocale, wie gấ-ja-ti, wurzel
ga (canere); rấ-ja-ti, wurz. ra (latrare, vgl. lit. lô-ti), ǵấ-ja-tê
(med. nascitur), wurzel ǵa, ǵan (gignere, vgl. γεν, γα) u. a.
- Anm. Dise wurzeln auf a werden von den indischen gramm. zu
classe I. gerechnet und das j zur wurzel gezogen.
Dise bildungsweise des praesensstammes mittels ja, mit
medialen personalendungen und, zum zwecke der scheidung
vom medium, mit dem tone auf dem den praesensstamm bilden-
den elemente, fungiert im altindischen als passivum, z. b. stamm
vasjá, 3. sing. vas-já-tê (vestitur), wurzel vas (3. sing. praes.
vas-tế nach I. sibi induit); juǵ-já-tê (jungitur), wurzel juǵ
(classe IV, c) u. s. f. Durch den accent auf der stammbil-
dungssilbe wird der wurzelvocal nicht selten geschwächt; so
z. b. wird a auß gestoßen in fällen wie uḱ-já-tê (dicitur),
wurzel vaḱ; bhr-ijá-tê (fertur), wurz. bhar, mit spaltung von
j zu ij; dî-já-tê (datur), wurz. da, mit schwächung von a zu
i (über die denung vor j s. §. 15, a). In disem altindischen
passiv erkennen wir eine indisch-eranische neubildung, eine ver-
wendung eines alten elementes zu besonderer function, wie der-
gleichen nicht selten in den sprachen statt findet.
- Anm. Die wurzeln auf a nemen, wie es scheint, das ja des pas-
sivs in das futurum und den aorist mit hinüber, schwächen es
aber zu ji, z. b. dâ-ji-śjá-tê, 3. sing. fut. passiv. zu wurzel
da (dare; med. dâ-sjá-tê), wenn nicht dise, dem sanskrit ei-
gene, junge bildung anders zu erklären ist (i als hilfsvocal nach
consonanten; dann, um unterschid vom medium zu bewirken,
auch nach vocalen an gewant und nun zu ji gespalten).
Die eben beschribene mediale form (doch fast stäts one die
passive function) ist im altindischen besonders bei den intensiven
(s. o. III) gebräuchlich, z. b. lê-lih-já-tê, wurzel lih (lingere,
lambere); ḱan-ḱûr-já-tê, wurz. ḱar ire (s. o. III, anm.) u. s. f.
[582]Praesensstamm; Altbaktr.
VI. ḱha, d. i. ska (§. 123), tritt an; z. b. praesensstamm
rḱha, d. i. arska, wurzel ar (ire), 3. sing. ŕ-ḱḱha-ti, auch
ár-ḱha-ti; gá-ḱḱha-ti, wurz. ga (ga-m ire); já-ḱḱha-ti, wurz.
ja (ja-m cohibere; die indischen gramm. rechnen dise formen
in ire classe I).
Altbaktr. I, a. z. b. wurzel und praesensstamm as (esse),
sing. 1. ah-mi; von stamm und wurzel vaç (velle), mit hilfs-
vocal e, vaç-e-mi; 2. ahi für *as-si, *asi, 3. aç-ti, ǵain-ti,
zain-ti, altind. hán-ti, wurzel ǵan, han (ferire, interficere);
plur. 1. h-mahi, grundform as-masi; uç-mahi, mit verkürzung
von vaç zu uç; 1. dual. uç-vahi, plur. 2. (a)s-tha, 3. (a)h-enti,
grundf. as-anti.
I, b. praesensstamm bara, wurzel bar (ferre), sing. 1.
barâ-mi, med. bair-ê auß *barâ-mê, 2. bara-hi, med. bara-hê,
3. bara-iti, med. bara-itê; plur. 1. barâ-mahi, med. barâ-maidhê,
2. bara-tha, 3. bare-nti (bara-nti), med. bara-intê.
- Anm. Eben so gehen die zalreichen ab geleiteten verbalstämme
auf aja, z. b. singul. 1. çrâvajê-mi für -jâ-mi (§. 27, 3), 3.
çrâvajêiti für -ja-ti u. s. f.
II, a. sing. 1. çtao-mi praesensstamm çtao, çtu (laudare,
celebrare); 3. upâi-ti auß upa-aiti, wurz. i (ire); 3. sing. med.
mrû-tê, 1. plur. mrû-maidhê, wurz. mru (loqui); çtûi-dhi 2. sg.
imperat. activi u. a.
- Anm. 1. 3. sing. med. mit bewarter steigerung çaê-tê, wie im
altind. çế-tê, griech. ϰεῖ-ται. - Anm. 2. Nicht selten findet sich hier und sonst übergang in die
a-form, z. b. optat. çtvôis (wie zu 1. sing. act. *çtvâ-mi), nicht
*çtû-jâo. Dise formen sind hier, wie in andern sprachen, neu
gebildet durch einfluß der analogie der häufigeren praesensstämme
auf a. - Anm. 3. mru-j-ê, 1. sing. med. nach V.
II, b. z. b. 3. sing. raêḱa-iti, wurzel riḱ (separare);
najê-iti, d. i. *naja-ti, wrz. ni (ducere); 2. sing. med. raodha-hê,
wurzel rudh (crescere).
III. Kein völlig nach alter weise gebildetes praesens. Die
vor kommenden beispile sind praesensstamm dada, sing. 1.
[583]Praesensstamm; Altbakr.
dadhâ-mi (dh für d zwischen vocalen §. 139, 2), wrz. da (urspr.§. 293.
da dare und dha ponere, creare), verliert im plural den wur-
zelvocal (die formen nach Bopp, vgl. gramm. 2. außg. II. §.
481, pg. 332); zazâ-mi, wurz. za (dimittere = altind. ha), 2.
dadhâ-hi, zazâ-hi, 3. dadhâ-iti; plur. 1. dad-ĕ-mahi (mit hilfs-
vocal e, §. 28, 1), 2. daç-ta ? 3. dade-nti, wo das a des stam-
mes als e erhalten ist; optativ ni-daith-ja͂-n (deponant), 3. opt.
med. ni-daith-î-ta, mit verlust des a und wandlung (villeicht
nur graphisch, §. 135, 2) des dh in th; es scheint sich so
eine neue wurzel dadh, dath auß da entwickelt zu haben.
Die wurzel sta, çta behandelt auch hier, wie im altindi-
schen, ir a so, als wäre es außlaut des praesensstammes und
redupliciert mit i; ir praesens lautet sing. 1. histâ-mi, 2. hista-hi,
med. hista-hê, 3. hista-iti, med. hista-itê, plur. 1. histâ-mahi,
med. histâ-maidhê, 2. hista-tha, 3. histe-nti, med. histe-ntê;
eben so im optat. 2. sing. histôis (nicht *hista-jâo); imperativ
hista u. s. f.
Eine dem altindischen völlige analoge intensivbildung zei-
gen 3. sing. opt. niź-dare-dair-jâ-t, grundform dar-dhar-jâ-t,
altindisch dar-dhr-jấ-t, zu wurzel dhar (tenere; außerdem
komt es von wurzel dar findere, lacerare, was an der form
nichts ändert, vgl. Bopp vgl. gr. III2, pg. 110 flg); 1. pl. ḱare-
kere-mahî (Weber, zendgramm.; das wort findet sich auch in
Brockhaus index) von wurzel kar, grundform kar-kar-masi,
altindisch ḱar-kr-más.
IV, a. z. b. praesensstamm kerenao, kerenu, wurz. kar,
kere (facere), sing. 1. kere-nao-mi, 2. kere-nû-iśi, mit verlust
der steigerung für das zu erwartende *kere-naoi-śi, 3. kere-
nao-iti, vere-nû-iti, wurz. var (eligere, tegere, defendere); med.
kere-nû-itê; 3. plur. vere-nv-ainti; med. vere-nv-aintê; 2. imper.
kere-nû-idhi; opt. kere-nu-jât.
- Anm. 1. Auch hier findet sich übertritt in die form der a-stämme,
z. b. imperat. kere-nav-a. - Anm. 2. Daß im altbaktrischen, wie im altindischen, formen vor
kamen mit an die wurzel gewachsenem n (VIII. cl. der ind.
gramm.), machen spuren diser bildungsweise warscheinlich, die sich
[584]Praesensstamm; Altbaktr.§. 293.in worten finden, deren erörterung uns hier zu weit füren
würde.
IV, b. praesensstamm frîna, 1. sing. â-frî-nâ-mi, wurzel
fri (benedicere); 3. sing. paiti-mith-nâ-iti (il confesse), wurzel
mith (intelligere); 1. plural. frî-nâ-mahi, für welches man
frî-na-mahi erwartet hätte; 3. imperf. conj. frî-nâ-ṭ.
IV, c. 1. praesensstamm ḱi-na-s, wurzel ḱis; 1. sing.
ḱi-na-h-mi, 2. ḱi-na-ç-ti; in der kürzern stamform *ḱi-n-s
schwindet jedoch vor s der nasal und ersazdenung tritt ein,
daher 1. plur. ḱîs-mahi, med. ḱîs-maidhê (Webers manuscriptl.
zendgrammatik und Brockhaus index); Spiegel (Beitr. II, 33),
fügt zu stamm ḱi-na-s noch vînaç, 3. sg. vî-na-ç-ti, das er auf
wurz. vind zurück fürt, d. h. auf vid, denn das n von vind
stamt auß dem praesens; vî-naç-ti für *vi-na-d-ti nach den
lautgesetzen (§. 21; 139, 3), vgl. d. flg.
IV, c. 2; z. b. stamm vinda, 3. plur. vinde-nti, wurz. vid
(reperire), demnach 1. sing. vindâ-mi, 2. vinda-hi, 3. vinda-
iti u. s. f.
- Anm. Die wurz. vid one das praesens-n erscheint z. b. in vîstâçpô;
vîsta, mit denung des i für vista auß *vid-ta mit açpa (equus;
‘celui qui a acquis ou qui possède des chevaux’, ‘Υστάσπης,
Guśtasp).
V. Z. b. stamm verezja, wurz. verez (agere, facere), sing.
1. verez-jê-mi für *verez-jâ-mi (§. 27, 3)*), 3. verez-jê-iti für
*verez-ja-ti, plur. 1. verez-jâ-mahî, 3. verez-jê-inti für *verez-
ja-nti; imperf. conj. 3. sing. verez-jâ-ṭ u. a. Med. (in der func-
tion des passivs, wie im altind.) z. b. 3. plur. uç-za-jê-intê
(nascuntur), stamm zaja, wurzel za, zan = altindisch ǵa,
ǵan (gignere); ni-dha-jê-intê (deponuntur), stamm daja, wurz.
da u. a.
VI. Von urspr. sk, altind. ḱh ist nur ç gebliben (§. 133,
1. anm. 2); stamm ǵaça, wurz. ǵa, urspr. ga (ǵam = altind.
[585]Praesensstamm; Griech.
ga-m ire), 3. sing. ǵa-ça-iti = altind. gá-ḱḱha-ti, grundf.§. 293.
ga-ska-ti; 3. plur. conj. ǵa-çâo-nti, grundf. ga-skâ-nti; 3. sing.
optat. ǵaçôit, grundf. ga-ska-i-t u. s f. Die andern formen,
z. b. 1. sing. *ǵa-çâ-mi, grundform ga-skâ-mi, 2. *ǵa-ça-hi,
grundf. ga-ska-si u. s. f. ergeben sich leicht und sicher.
Griech. I, a. z. b. praesensst. u. wurz. ἐσ (vgl. Leo Meyer,
die homerischen formen des zeitworts εἶναι, in Kuhns Zeit-
schrift IX, 373—389 und 423—431), sing. 3. ἐσ-τί, 2. ἐσ-σί,
darauß *ἐσι, εἶς mit umstellung des ι und εἶ mit verlust des σ, 1.
εἰ-μί auß *ἐσ-μι; plur. 1. ἐσ-μέν, 2. ἐσ-τέ, 3. ἔ-ᾱσι auß
*ἐσ-αντι; εἰσί ist wol eine form mit der endung -ντι anstatt
-αντι und steht also für *ἐσ-ντι, *ἐ-νσι, mit außfall des wur-
zelaußlautes σ, wie dor. ἐντί zu beweisen scheint.
I, b. Praesensstamm φερε, φερο, wurzel φερ, 1. sing.
φέρω(-μι), 3. *φερε-(τ)ι, plur. 1. φέρο-μεν u. s. w.; τρέπο-μεν,
wurzel τρεπ; γράφο-μεν, wurz. γραφ.
- Anm. Hierher gehören die ab geleiteten verbalstämme auf urspr.
aja, z. b. *φορέϳο-μεν, darauß φοροῦ-μεν, grundf. bhârajâ-
masi, stamm φορεϳε, φορεϳο, grundf. bhâraja, vom nominal-
stamme φορο, grundf. bhâra; *τιμαϳο-μεν, τιμῶ-μεν v. τιμή;
*χρυσόϳο-μεν, χρυσοῦ-μεν v. χρυσο u. s. f. (vergl. §. 209
pag. 298).
II, a. Stamm ει, ι, wurz. ι, sing. 1. εἶ-μι, 2. εἶ für *εἶ-σι
(εἶ-σθα), 3. εἶ-σι, plur. 1. ἴ-μεν, 2. ἴ-τε, 3. ἴ-ᾱσι auß i-anti;
imper. ἴ-θι, conj. und optat. schlagen in die a-form über, doch
findet sich in der älteren sprache noch 1. plur. conj. ἴομεν (mit
ĭ und mit unursprünglichem î), d. i. ij-a-masi, eben so sind al-
tertümlich imperf. dual 3. ἴ-την, plur. 1. ἴ-μεν (one augment);
stamm φη, φα, wurz. φα, sing. 1. φη-μί, 2. *φη-σι, φῄς, 3.
φη-σί, plur. 1. φᾰ-μέν, 2. φα-τέ, 3. φα-ντί, φᾱσί; optativ
φα-ίη-ν, imper. φά-θι (φα-θί).
II, 2. ist ser häufig, z. b. φεύγο-μεν, φεύγε-τε, stamm
φευγε, wurz. φυγ; λείπο-μεν, wurz. λίπ; λήθο-μεν,
wurzel λαθ; τρώγο-μεν, wurzel τραγ (ἔ-τραγ-ον), mit zweiter
steigerung; ῥέϝο-μεν, grundf. sravâ-masi, stamm ῥεϝε, urspr.
srava, wurzel ῥυ, urspr. und altindisch sru; χέϝο-μεν, wurzel
[586]Praesensstamm; Griech.
§. 293.χυ (χύ-το, χύ-ντο); πλέϝο-μεν, wurzel πλυ (πέ-πλυ-μαι)
u. s. f.
- Anm. Bisweilen zeigt der praesensstamm vocaldenung anstatt der
steigerung, z. b. τρῑ΄βο-μεν, wurzel τρῐβ (ἐ-τρῐ΄β-ην); φρῡ΄γο-
μεν, wurzel φρῠγ (ἐφρύγ-ην).
III. Der reduplicationsvocal ist ι, z. b. praesensstamm
δίδο, wurz. δο; stamm ἵ-στα, wurz. στα; stamm τί-θε, wurz.
θε; sing. 1. δίδω-μι, ἵ-στη-μι, grundf. si-stâ-mi, τί-θη-μι;
2. δίδω-ς, 3. δίδω-σι, plur. 1. δίδο-μεν, 2. δίδο-τε, 3. plur.
meist mit der endung -αντι, obschon ein vocal vorher geht,
also διδό-ᾱσι; med. δίδο-μαι u. s. f.; ἵ-η-μι, plur. ἵ-ε-μεν,
grundform wol ji-jâ-mi, plur. ji-ja-masi; δίδη-μι, wurzel δε
(vergl. δέ-ω); med. ἵεμαι, grundform ji-ja-mai, wurzel urspr.
ja (ire, hier im activum in transitiver function); ϰί-χρη-μι,
wurzel χρα.
πίμ-πλη-μι und πίμ-πρη-μι, wurzel πλα (vgl. πλή-σω,
πλή-θω) und πρα (vgl. πρή-σω, πρή-θω), fügen einen nasal
zur reduplication.
Auß diser form des praesensstammes entwickelt sich eine
form mit stammaußlaut a, z. b. stamm γιγνε auß *γιγενε,
grundform gagana, wurz. γεν, ursprüngl. gan, 1. sing. med.
γίγ(ε)νο-μαι, grundform ga-gana mai; πίπ(ε)το-μεν, stamm
*πιπετε, πιπτε, wurzel πετ; μί-μ(ε)νο-μεν, stamm *μιμενε,
μιμνε, wurzel μεν; ἵζω fügt nicht a, sondern ja (V) an die
wurzel, ἵζω auß *ἵδϳω und diß auß *ἱἑδϳω, *sisedjô, grundf.
sisadjâ-mi, stamm ἱζε, grundf. sisadja, wurz. ἑδ, urspr. sad
(vgl. altind. stamm sîda, latein. sîdi auß sisada, die sich vom
griechischen nur durch das suffix des praesensstammes unter-
scheiden).
IV, a. Anstatt der steigerung tritt denung der silbe νυ
ein; z. b. δείϰ-νῡ-μι, δείϰ-νῠ-μεν, stamm δείϰνυ, wurz. διϰ;
ἔν-νυ-μι, wurz. ἑσ, urspr. vas; ὄρ-νυ-μι, wurz. ὀρ; στόρ-νυ-μι,
wurz. στορ; πήγ-νυ-μι, wurz. παγ u. s. w.
Die formen auf -ννυμι, z. b. σϰεδάννυμι (vgl. σϰίδνημι),
πετάννυμι, ϰρεμάννυμι, στορέννυμι sind, wie der kurze vocal
im futurum und ferner formen wie σϰεδασ-τός, πετάσ-σα,
[587]Praesensstamm; Griech.
ἐπετάσ-θην, ϰρεμασ-τός, ἐϰρεμάσ-θην, ἐστορέσ-θην beweisen,§. 293.
auß *στορεσνυ-μι u. s. f. entstanden, vgl. ἕννυμι auß ϝεσνυμι;
zu τά-νυ-μαι, vgl. τέ-τα-ϰα, ἐ-τά-θην, ist also τα, nicht ταν
die wurzel.
τανύω zeigt eine form, welcher noch der gewönliche prae-
sensstammaußlaut, urspr. a, an getreten ist; so entstund ein
verbalstamm τανυ, der nun z. b. im fut. τανύ-σω blib.
IV, b. praesensstamm δαμνα, wurz. δαμ, 1. sing. δάμ-νη-μι,
1. plur. δάμ-νᾰ-μεν; πέρ-νη-μι, wurz. περ; ϰίρ-νη-μι, mit
schwächung des wurzelvocals zu ι, vgl. ϰερ-άννυμι; σϰίδ-νη-μι,
wurzel σϰιδ. Auch dise form nimmt noch den häufigen auß-
laut des praesensstammes urspr. -a an; so entstund ἱϰ-νέο-μαι,
vgl. ἱϰ-ό-μην, ἷϰ-το; ὑπ-ισχ-νέο-μαι, vgl. ὑπ-ίσχ-ο-μαι; ϰυ-νέω,
vgl. ἔ-ϰυ-σα; δαμ-νάω, vgl. ἔ-δαμ-ο-ν.
Ferner wird das a von na als gewönlicher praesensstamm-
außlaut behandelt, z. b. stamm πινε, wurzel πι (ἔ-πι-ον);
sing. 1. πί-νω, 2. πί-νε-ις, 3. πί-νε-(τ)ι; plur. 1. πί-νο-μεν
u. s. f., so τί-νο-μεν, wurzel τι (τι-ω); ϰάμ-νο-μεν, wurzel
ϰαμ (ἔ-ϰαμ-ο-ν); δάϰ-νο-μεν, wurzel δαϰ (ἔ-δαϰ-ο-ν); τέμ-νο-
μεν, wurzel τεμ (ἔ-τεμ-ον).
Eine dem griechischen eigentümliche form ist die praesens-
bildung auf suffix ανε, ανο, grundform ana, z. b. praesens-
stamm ἱϰ-ανε, 1. plur. ἱϰ-άνο-μεν, wurzel ἱϰ; ϰιχ-άνο-μεν,
wurzel ϰιχ (ἔ-ϰιχ-ον); außerdem nur bei langem vocale der
wurzelsilbe gebraucht, wie in ἀυξάνο-μεν (neben αὔξω), αἰσθάνο-
μαι, ἁμαρτάνο-μεν.
Bei kurzem vocale der wurzelsilbe tritt in diser nochmals
der nasal auf, z. b. praesensst. λαμβανε, 1. plur. λα-μ-β-άνο-
μεν, wrz. λαβ (ἔ-λαβ-ον); λα-γ-χ-άνο-μεν, wrz. λαχ (ἔ-λαχ-ον);
so noch τυγχάνω, θιγγάνω, μανθάνω u. a.
Ser selten ist IV, c. wie z. b. σφίγγω, wurzel σφιγ, vgl.
σφιγ-μός; es verwuchs hier der nasal mit der wurzel (vergl.
σφιγϰ-τήρ, σφίγξ, σφιγγ-ός).
V. ist im griechischen ser beliebt und wegen der mannig-
fachen lautlichen wandlungen des j scheinbar vilformig.
1. j bleibt als i, z. b. δα-ίο-μαι, stamm δαιε, grundf.
[588]Praesensstamm; Griech.
§. 293.daja, wurz. δα (vgl. δά-σομαι, ἐ-δα-σάμην); äol. φν-ίω (φύ-ω),
wurzel φυ; ἰδ-ῑ΄ω, dessen ι mit der wurzel verwuchs (ἴδῐ-ον,
ἴδι-σαν, vgl. aber ἱδ-ρώς), vgl. altind. svidjâ-mi, wurz. ἰδ, ἱδ,
urspr. svid.
2. j wird ε (§. 40, 2, pg. 58), z. b. stamm γαμεε, grundf.
gamja, wurz. γαμ (vgl. ἔ-γημ-α), 1. sing. γαμέω; δοϰέω, wurz.
δοϰ (vgl. *δόϰ-σω, δόξω, *ἔ-δοϰ-σα, ἔ-δοξα, δέ-δογ-μαι).
3. j wird in die vorher gehende silbe als ι versezt (§. 40,
3, pg. 58), stammaußlaut ν, ρ; z. b. stamm φαινε für *φανϳε,
1. sing. φαίνω, d. i. *φαν-ϳω, wurzel φαν (vergl. πέ-φην-α);
τείνω, wurz. τεν (vgl. τεν-ῶ); πείρω, wurzel περ (vgl. πέ-παρ-
μαι, ἔ-παρ-ον) u. a.
- Anm. βαίνω, d. i. *βα-νϳω, grundf. ga-njâ-mi, hat die beiden
suffixe n und ja, also zugleich die IV. und V. form; wurzel ist
βα, urspr. ga, vgl. βά-σϰε, ἔ-βη-ν. Das selbe gilt von ϰλίνω,
äol. ϰλίννω auß *ϰλινϳω; ϰρίνω, äolish ϰρίννω auß *ϰρινϳω;
πλύνω auß *πλυνϳω; ιι und υι sind hier zu ῑ, ῡ zusammen
gezogen. Das ν verwuchs in diesen worten mehr oder minder
fest mit der wurzel wie ϰλιν-ῶ, ϰλιν-τήρ, ἐ-ϰλίν-θην neben
ἐ-ϰλί-θην, ϰέ-ϰλιϰα; ϰριν-ῶ, ϰριν-θείς neben ϰέ-ϰρι-ϰα, ἐ-ϰρί-
θην, ϰρι-τής; ἐ-πλύν-θην, πλυν-τήριος neben πέ-πλυ-ϰα,
ἐ-πλύ-θην beweisen.
4. es verbindet sich j mit dem wurzelaußlaute zu ζ, σσ
(§. 148, 1, e) bei den außlauten δ, γ; τ, θ, ϰ, γ, χ, oder
assimiliert sich dem selben bei außlaut λ (§. 148, 1, b); z. b.
ὄζω für *ὀδϳω, wurz. ὀδ (ὄδ-ωδ-α); ἕζομαι für sed-jo-mai,
wurz. ἑδ; ϰράζω für *ϰραγϳω, wurz. ϰραγ (ϰέ-ϰρᾱγ-α); φυλάσσω
für *φυλάϰϳω, verbalstamm φυλαϰ (vgl. φυλάξω, s. u. anm. 3);
τάσσω für *τάγ-ϳω, wurz. ταγ (vergl. ταγ-ός); πτύσσω für
*πτύχϳω (vgl. πτυχ-ή); λίσσομαι für *λιτϳομαι, wurz. λιτ (vgl.
ἐ-λιτ-όμην); ϰορύσσω für *ϰορυθ-ϳω, verbalstamm ϰορυθ (vgl.
ϰεϰορυθ-μένος, s. u. anm. 3); στέλλω für *στελ-ϳω, wurz. στελ
(vgl. ἔ-σταλ-ϰα); ἅλλομαι für *ἁλ-ϳομαι, wurz. ἁλ (vergl. ἁλ-
οῦμαι, ἁλ-έσθαι); πάλλω für *παλϳω, wurz. παλ (vgl. ἔ-πηλ-α,
πάλ-το) u. s. f.
- Anm. Nur ὀφείλω für *ὀφελϳω hat umstellung des j.
[589]Praesensstamm; Griech.
5. es schwindet j zwischen vocalen. Hierher scheinen fälle§. 293.
zu gehören wie φύ-ω für *φυ-ϳω, grundf. bhu-jâ-mi, vgl. äol.
φυ-ίω*) mit vocalisierung von j zu i nach 1), vgl. lat. -bo -bi-s
u. s. f. auß *-bio, *-bu-io (s. u. beim zusammen gesezten fu-
turum des lateinischen), ὀπύ-ω für und neben ὀπυ-ίω, dem-
nach wol auch λύω für *λυ-ϳω u. s. w.
- Anm. Oft findet sich dise art der praesensstambildung bei ab
geleiteten verbalstämmen, die praesensst. *φυλαϰ-ϳε u. *ϰορυθ-ϳε
von φύλαϰ-(φύλαξ) und ϰόρυθ-(ϰόρυς) fürten wir bereits an;
fernere beispile sind z. b. die auf -αινω, d. i. -αν-ϳω, z. b.
*σημαν-ϳε, 1. sg. σημαίνω (aber ἐ-σήμαν-α one das praesens-j,
vgl. σῆμα); auß -ζε und -σσε werden förmliche verbalbildungsele-
mente u. s. f.
Da die formen φυίω, ὀπυίω offenbar älter sind als φύω,
ὀπύω, so ist es höchst warscheinlich, daß auch ab geleitete
wie μεθύω, βουλεύω, βασιλεύω für *μεθυίω, *βουλευίω,
*βασιλευίω stehen, grundform madhu-jâ-mi u. s. f. (also nicht
madhuâmi, eine form, die schon des hiatus wegen nicht ursprüng-
lich sein kann; hiernach ist §. 211, pag. 307 zu berichtigen).
VI. z. b. stamm φά-σϰε, 1. sing. φά-σϰω, wurzel φα (vgl.
φη-μί); βά-σϰε, wurzel βα (βέ-βα-μεν), urspr. ga-ska, wurzel
ga; θνή-σϰω, wurzel θνη auß θνα = θαν (ἔ-θαν-ο-ν) ge-
steigert u. s. f.
Bisweilen tritt das suffix -σϰε an die reduplicierte wurzel
(vgl. III), z. b. γι-γνώ-σϰω, wurzel γνω (ἔ-γνω-ν), d. i. gnâ,
auß gna, gan; πιπί-σϰω, wurzel πι (vergl. futur. πί-σω, aor.
ἔ-πι-σα).
Besonders zu bemerken ist πάσχω für *παθ-σϰω (§. 148,
1, a; 143, 3, pg. 175), wurz. παθ (ἔ-παθ-ον); ἔρ-χο-μαι für
*ἐρ-σχο-μαι, *ἐρ-σϰο-μαι, altind. r-kḱhá-ti, ár-ḱha-ti, wurzel
ἐρ = ὀρ (ὄρ-νυμι), urspr. ar (ire, oriri); λάσϰω für *λαϰ-σϰω,
wol um die verbindung ϰσϰ zu meiden, wurzel λαϰ (ἔ-λαϰ-ον);
eben so διδάσϰω für *διδαϰ-σϰω (διδαχ-ή), vergl. latein. disco
auß *dic-sco.
Schleicher, vergl. gramm. d. indog. spr. 38
[590]Praesensstamm; Griech., Latein.
In der regel steht nach consonantischem wurzelaußlaute
der hilfsvocal ι vor suffix -σϰε, z. b. ἁλ-ί-σϰο-μαι, εὑρ-ί-σϰω.
- Anm. Dise form findet sich auch bei ab geleiteten verbalstämmen,
z. b. μεθύ-σϰω u. s. f.
Das griechische kent noch: VII. der praesensstamm wird
mittels des suff. -τε, -το, grundf. ta, gebildet, dessen außlaut auf
die gewönliche weise behandelt wird. Diß praesensstamsuffix
τε findet sich fast nur nach labialen, z. b. τύπ-το-μεν, τύπ-
τε-τε, wrz. τυπ (ἔ-τυπ-ον); ϰρύπ-το-μεν, wrz. ϰρυβ (ἔ-ϰρυβ-ον);
ῥάπ-το-μεν, wurz. ῥαφ (ἐῤ-ῥάφ-ην) u. s. w. Doch finden sich
auch zwei fälle mit gutturalem wurzelaußlaute, nämlich τίϰ-
το-μεν, wurz. τιϰ auß τεϰ geschwächt (ἔ-τεϰ-ον, τέ-τοϰ-α);
πέϰ-το-μεν (selten; episch πείϰω, anßnamsweise nach V, at-
tisch πέϰω I, b.), wurzel πεϰ und ἀρύ-τω, ἀνύ-τω, attische
nebenformen von ἀρύ-ω, ἀνύ-ω.
- Anm. 1. Praesensbildendes -θε ist wol als rest einer zusammen-
setzung mit wurzel θε, urspr. dha (ponere, facere), zu faßen;
wie im slaw i-dą (eo). Diß -θε findet sich z. b. in πρή-θω,
wurz. πρα (πίμ-πρη-μι); πλή-θω, wurz. πλα (πίμ-πλη-μι);
ἔσ-θω, Hom. für *ἐδ-θω (§. 148, 2; das praesens nach I, b,
ἔδο-μαι, gilt als futur dazu); von disem ἐσ-θε wird nun weiter
mit suff. ιε, grundform ja nach V., ein stamm ἐσ-θιε, 1. plur.
ἐσ-θίο-μεν, gebildet, wurz. ἐδ (ἐδ-ήδ-οϰα), urspr. ad; grund-
form von ἐσ-θε für ἐδ-θε ist also ad-dha, von ἐσ-θίο-μεν
also ad-dhjâ-masi auß *ad-dha-jâ-masi. - Anm. 2. Nichtpraesensformen haben nicht selten die form ab ge-
leiteter verba auf urspr. aja, z. b. πέρδο-μεν, wurzel περδ,
ursprüngl. pard, vergl. πέπορδ-α, aber παρδή-σομαι; πέτο-
μαι, wurzel πετ, urspr. pat, aber πετή-σομαι, πτή-σομαι;
βούλο-μαι, βουλή-σομαι u. a.
Bisweilen behalten solche formen den praesenszusatz bei,
z. b. ὄζω, d. i. *ὀδ-ϳω, wurzel ὀδ, davon ὀζή-σω, ὤζη-σα.
Dise formen sind sämtlich junge neubildungen.
Italisch. Lateinisch. I, a. praesensstamm und wurz.
es, sing. 3. es-t, 2. es für *es-s(i), 1. sum für *es-u-m auß
*es-m(i) (§. 57), pl. 2. es-tis, 3. (e)s-unt, 1. sumus für *esumus
auß *es-mus; stamm und wurzel ed, 3. sing. es-t u. s. f. auß
[591]Praesensstamm; Latein.
*ed-t(i) (§. 157, 2. pag. 213; aber edo, edimus nach I, b);§. 293.
vol-t, stamm und wurzel vol, vel, urspr. var, vol-u-mus, grund-
form var-masi; fer-t (gehörte urspr. zu I, b), wurz. fer; da-t,
sta-t, wurzel da, sta, gehören jezt hierher, ursprüngl. aber
zu III.
I, b. z. b. praesensstamm veh-i, urspr. vagh-a, wurz. veh,
urspr. vagh, sing. 1. veho, d. i. *vehô-mi, urspr. vaghâ-mi,
2. vehi-s, urspr. vagha-si, 3. vehi-t, urspr. vagha-ti; ab wei-
chend von den andern sprachen findet in folge der analogie
der meisten andern personen in der 1. plur. keine steigerung
des außlautes urspr. -a des praesensstammes statt, es wird ge-
bildet vehi-mus, als wäre die grundform *vagha-masi, nicht
vaghâ-masi, welche leztere wol im latein. *veho-mus lauten
würde; plur. 2. vehi-tis, ursprüngl. vagha-tasi, 3. vehu-nt, alt
veho-nti, urspr. vagha-nti. Diser bildung gehören u. a. an:
legi-t, wurz. leg; edi-t (urspr. nach I, a), wurz. ed; vomi-t für
*vemi-t (§. 47, 2), wurzel vom, *vem; agi-t, wurzel ag;
cadi-t, wurzel cad; trahi-t, wurzel trah; coqui-t, wurzel coqu,
coc u. s. f.
- Anm. Alle ab geleiteten auf î, ê, â haben den bloßen verbal-
stamm im praesens.
II, a. Hierher gehört nur stamm ei, wurzel i, sing.
3. ei-t, 2. ei-s (1. sing. aber eo, d. i. ajâ-mi, nach II, b.
nicht *ei-m), plur. mit bleibender steigerung 1. ei-mus, 2. ei-tis,
3. e-unt, wol für *ei-unt, grundform aj-anti. Die reine wurzel
ĭ erscheint z. b. in ĭ-tum.
II, b. z. b. stamm douci, grundf. dauk-a, 3. sing. douci-t,
grundf. dauka-ti, wurz. duc (dŭc-em); deici-t, wurzel dic (in-
dĭc-are, causi-dĭc-us); feidi-t, wurzel fid (per-fĭd-us); fluit
für fluvit, flovi-t (flovont ist erhalten) auß *flevi-t, wurz. flu;
eben so plui-t auß *pluvit, *plevi-t, grundform plava-ti, wurz.
plu u. a.
III. komt nur vereinzelt und mit stammaußlaut a vor;
gigni-t für *gigeni-t, grundform ga-gana-ti (vgl. γίγ(ε)νο-μαι),
wurzel gen; sīdi-t, d. i. *sisdit (§. 157, 1, a. pag. 210) auß
*sisedi-t, grundf. sisada-ti (vgl. ἵζω und altind. sîda-ti).
38*
[592]Praesensstamm; Latein.
Wurzeln auf vocale behandeln dise wie praesensstammauß.
laute, so si-sti-t, grundf. si-sta-ti, wurzel sta (stă-tum); se-ri-t,
d. i. *si-si-t, grundform si-sa-ti (i vor r in e, §. 52, pg. 75),
wurzel sa (să-tum); bi-bi-t auß *pi-pi-t, wurzel bi, ursprüngl.
pi, pa.
IV. Nur zwei formen kommen vor; 1. die neuere form
von IV, b, in welcher das a des suffixes -na als gewönlicher
praesensstammaußlaut behandelt wird; dise bildung findet sich
meist nach vocalen und r, nie nach momentanen wurzelauß-
lauten, z. b. li-ni-t, wurzel li (le-vi, lĭ-tum); si-ni-t, wurzel
si (si-vi, sĭ-tum); cer-ni-t, wurzel cer, cre (cre-tum, cre-vi);
ster-nit (vgl. στόρ-νυμι, altind. str-ńố-mi), wurzel ster, stra
(stra-tum); sper-nit, wurz. sper, spre (spre-tum); pô-ni-t, d. i.
*pos-ni-t (§. 157, 1, pg. 209), wurz. pos (pŏs-ui); con-tem-ni-t,
wurzel tem (con-tem-p-tum, tem-p-si).
2. findet sich im lateinischen mit vorliebe bei consonan-
tischem wurzelschluße die praesensstamform IV, c., z. b.
ta-n-gi-t, wurzel tag (te-tig-i, tac-tum); pa-n-gi-t, wurzel pag
(pepigi, pac-tum); fra-n-gi-t, wurzel frag (fregi, frac-tum);
fingi-t, wurz. fig (fic-tus); linqui-t, wurz. liqu, lic (re-lic-tus);
scindit, wurzel scid (sci-cid-i, scissus auß *scid-tus); fundit,
wurzel fud (fudi); tundit, wurz. tud (tu-tud-i); rumpit, wurz.
rup u. s. f.
- Anm. Der nasal wächst oft in die wurzel fest ein, z. b. jungo,
wurz. jug, aber junctus, junxi für *juctus, *juxi, erhalten ist
die reine wurzel one das praesensstammelement in jug-um.
V. Das j des suffixes urspr. ja, das latein. ji lauten solte,
fält vor i hinweg, z. b. 1. sing. cap-io, 1. plur. capĭ-mus, nicht
*capji-mus, wurzel cap (cep-i, cap-tus); jacio, wurz. jac (jac-
tus); desgleichen fugio, fodio, lacio, quatio, pario, mêjo auß
*migjo (§. 52, pag. 75), wurz. mig; âjo auß *agjo, wurz. ag
(§. 157, 1, pag. 208); morior stamm mar-ja, wie altindisch
mr-ijá-te für *mar-já-tê, wurzel mar; gradior u. s. f.
In ero von wurzel es für *esio, plur. erunt für *esiunt
(vgl. ἔσομαι für *λἐσ-ϳο μαι), ist auch vor o u. u (o) das j hin-
weg gefallen. Dise praesensform hat, wie in anderen indog.
[593]Praesensstamm; Latein.
sprachen die praesensform viler verba, futurbeziehung; eben§. 293.
so das praesens -bo auß *bio (vgl. d. dat. plur. -bus für *bius)
und diß aus *bu-io (= äol. φυ-ίω) von wurz. bu, fu, urspr.
bhu (fieri esse).
Villeicht gehören hierher auch pello für *pel-jo (pe-pul-i);
tollo (tetuli) und auch die, welche in den nichtpraesensfor-
men die doppelconsonanten bewaren, wie fallo (fefelli), curro
(cucurri). Vergleicht man jedoch alius, griech. ἄλλος und die
häufige lautverbindung rio, riu, so wird die anname einer assimila-
tion von lj, rj zu ll, rr bedenklich. Villeicht steht pello für
*pel-no, oder solte das lateinische die verdoppelung selbst als
eine im eigentümliche neue art der praesensverstärkung ge-
braucht haben?
- Anm. Höchst warscheinlich gehören hierher, nicht zu I. (wor-
nach §. 211, pag. 308 zu berichtigen), ab geleitete verba, wie
statuo, metuo, tribuo, minuo, die also für *statuio, grundf.
statujâmi stehen, wie griech. μεθύω für *μεθυίω, grundform
madhujâmi. Der schwund des j ist lautgesezlich, wie in moneo,
grundform mânajâmi, vgl. §. 154, 1.
VI. Das suffix urspr. ska ist im latein. von häufiger an-
wendung, z. b. gna-sco-r, wurz. gna (gna-tus); mit hilfsvocal i,
ap-i-scor, wurz. ap (ap-tus); pac-i-scor, wurz. pac; re-viv-i-sco
(re-vic-si, §. 152, 1), wurzel viv, *vigv u. s. f.; dagegen
disco auß *dic-sco (vgl. didici); escit für *es-scit, wurzel es
(dise praesensform hat futurbeziehung wie er-it, V.); das
suffix ist fest gewachsen in posco auß *porc-sco (vergleiche
prec-or, proc-ax).
nanc-i-scor, wurzel nac (nac-tus), hat zugleich nasalinfix
(IV, c.); con-qui-ni-sco (con-quec-si), steht wol für *con-quic
ni-sco, hat also nasalsuffix (IV, b) und -sco, wie fru-ni-scor
(frunî-tus wird dazu an gefürt; diß ist nach art ab geleiteter
verba gebildet).
Oft werden von ab geleiteten verbalstämmen solche prae-
sensstämme auf urspr. ska gebildet, z. b. in-vetera-sco, stamm
veterâ (inveterâ-vi, inveterâ-tum); mature-sco, stamm maturê;
ob-dormi-sco, stamm dormî u. s. f.
[594]Praesensstamm; Osk., Umbr.
- Anm. Bisweilen hat im lateinischen nur das praesens fdie orm
der ab geleiteten verba, z. b. neca-mus neben e-nec-tus (vgl. nex
nec-is) u. a.; sedê-mus neben sedi; vidê-mus neben vidi; venî-
mus neben veni. Das um gekerte findet statt in petĭ-mus neben
petî-vi, petî-tum; quaeri-mus neben quaesî-vi; cupio (V.), cupĭ-
mus neben cupî-vi u. a.
Im Oskischen laßen sich mit sicherheit an praesensfor-
men nur belegen:
I, a. s-um = latein. sum (s. o.), iͤs-t = latein. es-t;set
= latein. sunt;sta-iͤt = latein. stet (optat.).
I, b. besonders in ab geleiteten verben wie sakara-ter
= latein. sacra-tur; deiva-id = latein. *dîvet, vom stamme
deiva (jurare); faama-t (habitat).
II, b. in deicans = latein. dîcant.
III, ein praesensstamm did, von wurzel da, der aber zu
einer neuen wurzel geworden sein mag, folgt wol auß dem
futurum did-est. Vgl. das umbrische.
IV, b. Hierher gehört vinc-ter (3. sing. pass.) = latein.
(con)-vinci-tur, wurzel vic.
In den umbrischen sprachdenkmälern finden sich fol-
gende formen der praesensbildung:
I, a. es-t, es-t = latein. es-t; s-ent = latein. s-unt.
I, b. Der umbrische vertreter des ursprünglichen stamm-
außlautes a wird meist verflüchtigt: sub-ah-tu, 3. sing. imperat.
für *agi-tu = latein. sub-igi-to; sum-tu = latein. sumi-to; er-
halten ist der vocal in aṛveitu, arsveitu = *a -vehi-tu, latein.
ad-vehi-to.
Ab geleitete verba: habe(t) = latein. habe-t, habi-tu =
lat. habe-to; subocau = *sub-vocau = lat. *sub-vocao, sub-voco.
II, a. e-tu, e-tu = latein. î-to (fals nicht etwa ebenfals
hier ein später ein getretener vocal verflüchtigt ist, was nach
stahu = *stau wol denkbar ist).
III. sestu = latein. sisto, wurz. sta;teṛa, dirsa, dersa,
3. sing. conj. auß *dida-t; teṛ-tu, 3. sing. imperat. = latein.
*didi-to, wurz. da (dare); der wurzelaußlaut ist als stammauß-
laut behandelt.
[595]Praesensstamm; Altir.
V. façia = latein. facia-t, wurz. fac;feitu fetu, feitu§. 293.
fetu, durch außstoß des c auß *faci-tu *faitu = lat. faci-to
zu der selben wurzel; heri-s, 2. sing. (vis), wie latein. capi-s;
aituaitu, 3. sing. imper. = lat. *aï-to auß *ag-ji-to, grundf,
agh-ja-tât zu âjo = *agjo, das umbr. *aiu, grundf. agh-jâ-mi
lauten würde.
Altirisch (vgl. Lottner, die altirischen verbalclassen,
Beitr. II, pag. 322 flg.).
I, a.; wurzel und praesensstamm as, sing. 1. am, grundf.
as-mi, 3. as, is, grundf. as-ti, plur. 1. ammi, d. i. *as-mis
auß as-masi, 3. it für *sint auß as-anti.
I, b. z. b. praesensstamm bera, urspr. bhara, wurz. ber,
urspr. bhar (ferre): sg. 1. biur, d. i. *biru, *beru auß *bara-mi;
2. beir, bir, d. i. *berî auß *berisi, *bara-si; 3. berid, d. i.
*beri-ti auß *bara-ti; pl. 1. bera-m auß *bara-mas(i), 2. berith
auß *bara-tas(i), 3. berat, d. i. *bera-nt auß *bara-nti.
Hierher gehören die ab geleiteten verba mit den bildungs-
elementen â, (ê ?), î auß aja, welche in der vor ligenden
sprache teilweise stark durch verflüchtigungen und lautgesetze
verwischt sind, so daß sie sich bisher nicht reinlich scheiden
ließen; vergl. z. b. co-malna-dar ‘implet’ mit ama-tur; cara-m
mit latein. ama-mus; cara-(n)t mit latein. ama-nt; dise verba
haben allerdings in 3. sing. und 2. plur. z. b. carid, das zu lat.
ama-t, ama-tis wenig stimt, dennoch ergeben sie sich als ab
geleitet und können eben nur den latein. â-verben entspre-
chen. Der mangelnde umlaut scheidet sie von den i-verben,
wie z. b. 1. guidi-u, 2. guidi, 3. guidi-d, 1. plur. guidem
u. s. f.; vgl. audio, audis, audit, audimus u. s. f. (Stokes in
Beitr. II, 329, III, 47).
III. Ein rest in sesaim (statuo), d. i. *sessaim für sistaim,
wurzel sta; die reduplication ist bei diser wurzel jedoch fest
geworden, wie z. b. das substantivum sossad (positio) beweist;
sesaim könte man = si-stâ-mi faßen, indessen scheint das im
wol nicht das uralte -mi der stamverba zu sein, sondern die
den ab geleiteten verben eigene endung der 1. sing. praesentis.
Eben so in den folgenden beispilen.
[596]Praesensstamm; Altbulg.
IV., b. zeigt einen rest in cluinim (neuirisch audio) stamm
*clu-ni, wurzel clu. Auch hier ist der nasal mit der wurzel
verwachsen, z. b. cluinethar (audivit).
IV, c. léicim (sino), d. i. *lécim und diß für *lencim, 3. sg.
léicci, 2. imper. léic; praesensstamm *lenci, wurzel lec oder
lic, vgl. latein. stamm linqui, wurzel liqu, lic.
Altbulg. Im slawischen und litauischen folgen die verba
ser häufig in den nichtpraesensformen der analogie der ab ge-
leiteten verba (vgl. griechisch, lateinisch), weshalb wir hier
stäts auf den zweiten stamm, den wir durch den infinitiv be-
zeichnen, rüksicht nemen müßen.
I, a. Wurzel jes, praesensstamm und wurzel urspr. as;
stamm und wurz. jad, urspr. ad (edere); sing. 1. jes-mĭ, jamĭ,
d. i. *jammĭ auß *jad-mĭ (§. 182, A, 1); 2. jesi, d. i. jes-si,
jasi, d. i. *jas-si auß *jad-sĭ; 3. jes-tĭ, jas-tĭ, d. i. jad-tĭ
(§. 182, B); dual. 1. jes-vè, javě auß *jad-vě; 2. 3. jes-ta,
jas-ta für *jad-ta; plur. 1. jes-mŭ, jamŭ für *jad-mŭ; 2. jes-te,
jas-te für *jad-te; 3. s-ątĭ mit verlorenem anlaute, wie altind.
sánti, latein. sunt, got sind, jad-ętĭ; optativ (imper.) jaždĭ,
d. i. jad-jŭ, grundf. ad-jâ-s; plur. jad-ite, grundf. ad-jâ-tas.
- Anm. Vom stamme jes, urspr. as, wird nur noch gebildet das
partic. praes. sy, d. i. s-ant-s; für die übrigen formen gilt die
wurzel by, urspr. bhu (fieri, esse).
I, b. ist häufig, z. b. praesensstamm veze, wurzel vez
(vehere), urspr. vagha, wurzel vagh; sing. 1. vezą, urspr.
vaghâ-mi, 2. veze-ši, urspr. vagha-si, 3. veze-tĭ, urspr. vagha-ti,
dual. 1. veze-vě, 2. 3. veze-ta; plur. 1. veze-mŭ, mit dem selben
stammaußlaute, wie die anderen personen; 2. veze-te, 3. vezątĭ,
urspr. vagha-nti (infinit. ves-ti für *vez-ti vehere; aor. vezŭ,
grundf. vagha-m u. s. f.). So nese-mŭ, wurz. nes (nes-ti ferre);
plete-mŭ, wurzel plet (ples-ti plectere); krade-mŭ, wurz. krad
(kras-ti furari); grebe-mŭ, wurzel greb (gre-ti oder grep-s-ti
sepelire; remigare); 1. sing. peką, 2. peče-ši (§. 182, A, 3, b),
grundf. pakâ-mi, paka-si; optat. (imperat.) peci, plur. pecěte
(§. 88, 8), grundf. pakai-s, pl. pakai-tas; 1. mogą, 3. može-tĭ,
imper. mozi, d. i. magai-s, wurzel mog (infinit. mošti posse,
[597]Praesensstamm; Altbulg.
valere); 1. vrĭchą, 3. vrĭše-tĭ, imper. vrĭsi, wurz. vrĭch (infinit.§. 293.
vrěšti triturare); 1. imą, 3. ime-tĭ, wurz. im, d. i. jŭm, urspr.
jam (infinit. ję-ti, d. i. jĭm-ti, prehendere); 1. klĭną, wurzel
klĭn (infin. klę-ti exsecrari); dŭmą, wurz. dŭm, urspr. dham
(infinit. dą-ti, flare) u. a.
Einige diser wurzeln haben also durchauß schwächung
(§. 77, flg.) des wurzelvocales, andere haben sie nur im prae-
sensstamme, wie das an gefürte praes. vrĭchą, zweiter stamm
mit steigerung vrěch; so die imperative pĭci, rĭci, d. i. pakai-s,
rakai-s neben 1. sing. peką, grundform pakâ-mi; reką, grundf.
rakâ-mi (dico) u. a.
- Anm. 1. Bei mereren wurzeln auf r sezt der nichtpraesensstamm
scheinbar ein ě an, nach art der ab geleiteten auf ě, so z. b.
wurz. mŭr, urspr. mar (mori), 1. sing. praes. mrą oder mĭrą,
mŭrą, grundf. marâ-mi, 3. mŭre-ti, grundf. mara-ti u. s. f.;
infin. mrŭ-ti, d. i. mra-ti von der wurzelform mra = mar
(§. 206, pg. 288) und mrě-ti, d. i. mrâ-ti (§. 83, pg. 101),
aorist. compos. mr-ochŭ, d. i. mar-âsam und mrěchŭ, d. i.
mrâ-sam u. s. f. Die formen mit ě sind jünger, die one das
selbe sind nur der älteren sprache eigen. - Anm. 2. Auch a sezt der zweite stamm an, wodurch sein wur-
zelvocal oft geschwächt, vor r, l völlig verdrängt wird, z. b.
1. sing. berą, 2. bere-ši, 3. bere-tĭ u. s. f., urspr. bharâ-mi,
bhara-si, bhara-ti u. s. f., infin. bra-ti für *bŭr-ati, *ber-a-ti
(capere), wurz. ber; 1. sing. ženą für *geną, infin. gna-ti (per-
sequi); 1. sing. židą, inf. žida-ti und žĭda-ti (exspectare). - Anm. 3. Von den ab geleiteten verbalstämmen gehören hierher die
auf i, ursprünglich aja, z. b. stamm budi (expergefacere), sadi
(ponere, plantare), grundf. baudhaja, sâdaja (infinit. budi-ti,
saditi); praes. 1. sing. buždą, d. i. budi-ą, 3. sing. budi-tĭ,
grundf. baudhaja-ti, 3. plur. budęti für *budi-ntĭ u. s. f. Der
zweite stamm diser stämme hat bisweilen ě, z. b. praes. sěždą,
d. i. sědi-ą, 3. sing. sědi-tĭ, infinit. sědě-ti (sede-re).
II, a. Nur ein beispil ist erhalten, bei welchem aber die stei-
gerung fest ward und auch im nichtpraesensstamme (der hier ě
an sezt) bleibt, nämlich wurzel vid (scire); sing. 1. věmĭ, d. i.
věd-mĭ (§. 182, pag. 249), grundform vaid-mi, 2. věsi, d. i.
[598]Praesensstamm; Altbulg.
§. 293.*věd-si, 3. věs-ti, d. i. *věd-ti (den dualis, als auß den formen
des plurals sich stäts mit leichtigkeit ergebend, laßen wir hier
weg); plur. 1. vě-mŭ, d. i. *věd-mŭ; 2. věs-te, 3. věd-ętĭ (zwei-
ter stamm věd-ě, also z. b. aorist compos. vědě-chŭ, d. i. vaidai-
sam u. s. f.).
II, b. Auch hier bleibt die steigerung in der regel im
zweiten stamme. Am deutlichsten tritt dise form auf bei wur-
zeln auf vocale, z. b. praesensstamm plove, wurzel plu, was
slawisch plŭ gäbe, gesteigert plau, d. i. slaw. plu (navigare);
sing. 1. plovą, grundf. plavâ-mi, 3. plove-tĭ, grundf. plava-ti
u. s. f. (infinit. plu-ti, d. i. plau-ti); praesensstamm poje, wurz.
pi (canere), 1. sing. poją, 3. pojetĭ, d. i. pajâ-mi, paja-ti u. s. f.
(inf. pě-ti, d. i. pai-ti).
- Anm. Der zweite stamm sezt bei gewissen wurzeln a an und
dann fält die praesenssteigerung hinweg; so wurzel zu (= altind.
hu, urspr. also ghu), 1. sing. zovą, 3. zove-tĭ, d. i. ghavâ-mi,
ghava-ti u. s. f.; infin. zŭv-ati, zv-ati (vocare).
III. Wenige reste. Die wurz. da (dare) verliert im prae-
sens durchauß den wurzelvocal (vgl. den plural im altindischen)
und bildet von einem praesensstamme da-d sing. 1. damĭ, d. i.
*dammĭ auß *dad-mĭ; 2. dasi, 3. das-tĭ u. s. f. (wie oben I, a.
jamĭ, zu wurz. jad; infinit. da-ti).
Die wurzel de (facere), urspr. dha, redupliciert zwar noch
im praesens, sezt aber, bei verlust des wurzelaußlautes, zu-
gleich das characteristische element von V. an. Praesensstamm
ist hier also *dedje, d. i. dežde (§. 182, A, 4); sg. 1. deždą,
d. i. *dedją, grundf. dadh-jâ-mi; 3. dežde-tĭ, grundf. dadh-ja-ti
(infin. dě-ti, d. i. dhâ-ti).
IV. IV, a. felt; IV, b. ist jedoch erhalten und zur häu-
figen bildung intransitiver verba verwant. Im praesens wird na
an gesezt, dessen a wie der gewönliche praesensaußlaut be-
handelt wird (also ganz entsprechend einem latein. cerno u. s. f).
Diß na fiel ursprünglich im zweiten stamme hinweg (so stäts
in den alten formen des aoristus simplex); gewönlich aber bleibt
es in vilen formen, namentlich in der jüngeren sprache, und
es wird dann der nasal verdoppelt, d. h. *nan, d. i. slaw. ną,
[599]Praesensstamm; Altbulg.
tritt an die wurzel an; im partic. praet. pass. zeigt sich auch§. 293.
das alte nu von V, a. als nov (dise form beweist, daß ur-
sprünglichst dise praesensstämme die form V, a. hatten, denn
nur aus diser kann sie her rüren). Mit vocalischen wurzeln
verwächst das n völlig, mit außname der wurzel sta. Prae-
sensstämme sta-ne, dvig-ne, zu wurzel sta (stare), dvig (mo-
vere); 1. sing. sta-ną, dvig-ną, d. i. sta-nâ-mi, dvig-nâ-mi,
3. sing. sta-ne-tĭ, dvig-ne-tĭ, d. i. sta-na-ti, dvig-nati u. s. f.
- Anm. Der infin. lautet dvig-ną-ti, nicht mer *dvišti, d. i. *dvig-ti;
nur zu praes. nĭz-ną (oder nĭzą) findet sich infin. nĭs-ti (defi-
gere); zu staną ist der inf. sta-ti; aor. simpl. dvigŭ, particip.
praeter. pass. dvig-nov-enŭ, ser selten dvig-ne-nŭ und erst in
jüngeren sprachen dvig-ną-tŭ.
IV, c. Nur im praesensstamm lęže, d. i. lęge, wurzel
leg (decumbere, infin. lešti, d. i. leg-ti), 1. sing. lęgą, grundf.
lengâ-mi, und, zugleich mit ja am außlaute (V), im praesensst.
ręšte, d. i. rentje, 1. sing. ręštą, 3. sing. ręštetĭ (infin. mit stei-
gerung ob-rěs-ti, für -rět-ti invenire; eben so das identische
sŭ-ręštą, infin. sŭ-rěs-ti obviam fieri), slawische grundf. der
3. praes. ist also ri-n-t-ja-ti.
V. Ser häufig im slawischen; der zweite stamm hat ver-
schidene formen.
1. Der selbe verbalstamm in allen formen, vocalische wur-
zeln; z. b. praesensstamm zna-je, wurzel zna (nosse) = gna
auß gan; 1. sing. zna-ją, d. i. gna-jâ-mi, 3. zna-je-tĭ, d. i.
gna-ja-ti u. s. f. 3. plural. zna-ją-tĭ, d. i. gna-ja-nti (infinit.
zna-ti); so wurz. bi (percutere), 3. praes. bi-je-tĭ, auch bĭ-je-tĭ
(infin. bi-ti); wurz. my (lavare), 3. praes. my-je-tĭ, infin. myti.
2. Der zweite stamm sezt ě an, z. b. praesensst. mel-je,
wurzel mel (molere), sing. 1. mel-ją, d. i. mal-jâ-mi, 3. mel-
je-tĭ, d. i. mal-ja-ti, infin. mlě-ti; so noch 3. sing. do-vl-je-tĭ,
infin. do-vl-ě-ti (sufficere).
3. Der zweite stamm sezt a an; wurzeln auf r und l ver-
lieren auch hier (vgl. I, b. anm.) zugleich iren wurzelvocal,
z. b. praesensstamm stelje, 1. sing. stel-ją, 3. stel-je-tĭ, d. i.
stal-jâ-mi, stal-ja-ti, infin. stla-ti (sternere); 3. sg. bor-je-tĭ, infin.
[600]Praesensstamm; Altbulg., Lit.
§. 293.br-a-ti (pugnare); 3. sing. pišetĭ, d. i. *pis-je ti, infin. pĭs-a-ti
(scribere); 3. sing. kažetĭ, d. i. *kaz-je-tĭ, infin. kaz-a-ti (mon-
strare); 3. sing. sypljetĭ, d. i. *syp-je-tĭ (§. 187, A, 7, a. pg.
251), infin. syp-a-ti (spargere); 3. sing. plačetĭ, d. i. plak-je-tĭ,
infin. plak-a-ti (flere); so bilden noch wurzel lŭg (mentiri),
praesensstamm *lŭgje, lŭže; wurzel dych (spirare), praesensst.
*dychje, dyše; wurz. isk (quaerere), 3. sing. praes. ištetĭ, d. i.
*jěsk-je-tĭ (§. 182, A, 4, pg. 249); wurzel glod (rodere), 3. sg.
gloždetĭ; wurzel zvizd (sibilare), 3. sing. zviždetĭ u. s. f.
- Anm. Dise praesensbildung haben die meisten ab geleiteten ver-
balstämme, so die auf ě, z. b. stamm bogatě (infin. bogatě-ti
divitem esse) von bogatŭ (dives), praes. 1. sing. bogatě-ją, 3.
bogatě-je-tĭ u. s. f.; die auf a, z. b. stamm děla (infin. děla-ti
facere) von dělo (opus), 1. sing. praes. děla-ją, 3. děla-je-tĭ;
die auf ov, dem vor j u entspricht (§. 82), im zweiten stamme
setzen dise noch a an; z. b. stamm vĭdovov (infin. vĭdovov-a-ti
viduam esse), von vĭdova (vidua), 1. sing. praes. vĭdovu-ją, 3.
vĭdovu-je-tĭ; stamm kraljev (infin. kraljeva-ti regem esse) mit
e für o nach j (§. 87, 1) von kralĭ, d. i. kraljŭ (§. 87, 2;
rex), 1. sing. praes. kralju-ją, 3. kralju-je-tĭ.
VI. und VII. felt.
- Anm. Mittels da (vgl. d. griechische θε), urspr. dha (wurz. dha
facere), werden einige praesentia gebildet, s. b. 1. sing. i-dą,
3. i-de-tĭ, grundf. i-dhâ-mi, i-dha-ti, wurzel i (infin. i-ti, ire;
das d verwächst teilweise mit der wurzel, z. b. aorist simpl.
idŭ u. a.).
Auf dise art bildet die wurzel by ir praesens (mit futur-
beziehung, wie oft), aber zugleich mit nasalierung des wurzel-
außlautes; also 1. sing. bądą, 3. bądetĭ n. s. f., grundf. 1. bhu-n-
dâ-mi; 3. bhu-n-da-ti u. s. f. (infin. by-ti esse). Villeicht ist
*bhundâmi auß einem *bhu-nâ-mi entstanden, oder ward etwa
ein bhu-dh, von *bhu-dhâ-mi, später als wurzel behandelt und
nasaliert (IV, c.)? Ferner wurzel ja, 3. sing. praes. ja-de-tĭ
(1. sing. po-ja-dą equito); aorist ebenfals jadŭ, infin. ja-cha-ti,
mit einem anderen zusatze.
Litauisch. In der jetzigen umgangssprache sind sämt-
liche praesensstamformen auf den wurzelaußlaut geschwunden,
[601]Praesensstamm; Lit.
die ältere sprache und die schriftsprache hat deren jedoch noch§. 293.
verhältnismäßig vile auf zu weisen. Die bildung des praesens-
stammes sowol als die des zweiten stammes und teilweise des
stammes des dem litauischen eigentümlichen praeteritum ist
vilfach, wodurch eine reiche fülle von verbalen stambildungen
entsteht.
I, a. 1. Der selbe stamm in allen formen; stamm und wur-
zel es, praes. sing. 1. es-mì (jezt esù, d. i. as-âmi nach I, b),
2. esì für es-si, 3. és-ti, dual. 1. és-va, 2. és-ta, plur. 1. és-me,
2. és-te (die übrigen formen von der wurzel bu); stamm und
wurzel ėd (vorare) auß ed (ad) gedent, praesensst. sing. 1.
ė́d-mi (jezt ė́du I, b. od. ė́dżu V), 3. ė́st für *ėd-t (§. 191, B);
dual. 1. ė́d-va, 2. ė́s-ta; plur. 1. ė́d-me, 2. ė́s-te (infin. ė́s-ti);
stamm u. wrz. sėd, 1. sg. sė́d-mi (sė́du, I, b. auch sė́s-tu VII),
infin. sė́s-ti (considere). Dise art des praesensstammes komt,
wenn auch meist nur in einzelnen personen, nicht gerade sel-
ten vor.
I, a. 2. Der zweite stamm sezt ė an, z. b. praesensstamm
gélb, 2. stamm gélbė (auxilium ferre); sing. 1. gélb-mi (jezt
gélbu, I, b); 2. gélb-si, infin. gélbė-ti; sė́d-mi (sė́dżu V), infin.
sėdė́-ti (sedere). Auch dise bildung ist nicht selten.
I, b. 1. z. b. praesensstamm veża, wurzel veż (infin. veż-ti
vehere), sing. 1. veżù, urspr. vaghâ-mi; 2. veżì für *veżë auß
*veżai, *veża-si, urspr. vagha-si; 3. véża, urspr. vagha-ti;
plur. 1. véża-me, urspr. vaghâ-masi (dual. véża-va), véża-te,
urspr. vagha-tasi (dual. véża-ta). Der praesensstammaußlaut a
ist also überall, außer in 1. 2. sing., als a erhalten, die de-
nung des selben vor den 1. personen ist geschwunden. So stamm
dega, wurzel deg, 1. sing. degù (infin. dèg-ti ardere); stamm
pūva, wurz. pu, 1. sing. pūvù (infin. pû-ti putrescere); stamm
ryja, wurzel ri (infin. rý-ti deglutire), mit denung des wur-
zelvocals.
I, b, 2. Die zweiten stämme mit ė kommen hier natür-
lich eben so vor, wie in I, a., s. d.
- Anm. Von ab geleiteten verbalstämmen gehören hierher die auf
a (§. 209, pg. 302), z. b. táika (aptare), zu wurzel tik (infin.
[602]Praesensstamm; Lit.§. 293.tìk-ti aptum esse), 1. sing. táika-u, d. i. taikajâ-mi, 2. sing.
táika-i, d. i. taikaja-si, 3. sing. táiko, d. i. *táikaa auß
taikaja-ti, 1. plur. táikome, d. i. taika-ame u. s. f., infin.
táiky-ti mit wandlung des a in i; eben so 1. sing. żinaú (scio),
aber infin. żinó-ti mit beibehaltung des a als ô; ferner die ser
häufigen stämme auf -ina (§. 213), z. b. praesensstamm táikina,
1. sing. táikinu zu wurzel tik, infin. táikin-ti, táiki̧-ti (coap-
tare) und die auf -ena, z. b. 1. sing. gyvenù (von gýva-s vi-
vus), infin. gyvén-ti (vivum esse, habitare; gaivin-ù ist dagegen
vivum facio).
II, a. ist selten; hierher gehört praesensstamm lëk, urspr.
raik, 1. sing. lëk-mì (jezt lëk-ù II, b), wurzel lik, urspr.
rik (infin. lik-ti relinquere).
II, b. ist ebenfals selten, z. b. praesensstamm lëka (s. d.
vor.), 1. sing. lëkù, wurzel lìk; 1. sing. pů́l-u, infin. pùl-ti
(cadere). Die steigerung bleibt nunmer fast überall durchs
ganze verbum, z. b. in stamm ei, wurzel i (ire), sing. 1.
1. ei-mì, urspr. ai-mi, 2. ei-sì, 3. eí-ti; plur. 1. eí-me (infin.
eí-ti, praet. ėj-aú).
Häufiger hat das praesens denung anstatt der steigerung,
z. b. 1. sing. kyl-ù, infin. kìl-ti (tolli), wurzel ist kal vergl.
kélti tollere, kál-nas mons); yr-ù, infin. ìr-ti (separare), grundf.
der wurz. ar; praes. bāl-ù, praet. băl-aú, infin. ebenfals, wie
das praesens, mit â, bál-ti (albescere) u. a.
Auch hier sezt der zweite stamm bisweilen ô an, z. b.
1. sing. mëg-mì (jezt mëgù), 2. mëg-sì, 3. mëg-t, zweiter stamm
mëgô, wurz. mig, infin. mëgó-ti (dormire); 1. sing. gë́d-mi, infin.
gëdóti (canere), wurz. gid; 1. sáug-mi, 2. sáug-si (jezt saugóju,
als ab geleiteter stamm), infin. saugó-ti (custodire), wurz. sug;
raúd-mi (jezt raudóju), infin. raudó-ti (ejulare), wurzel rud.
- Anm. Häufig hat bei wurzelhaftem a das praesens den wurzelvo-
cal e, die nichtpraesensformen aber i, z. b. 1. sing. renk-ù,
infin. rìnk-ti (colligere; vgl. rank-à manus).
III. Wie im slaw. nur erhalten bei wurz. urspr. da (dare),
die im litauischen dav, dů lautet (§. 97), auch hier mit ver-
lust des wurzelaußlautes, aber mit voller wurzelform der redu-
[603]Praesensstamm; Lit.
plicationssilbe, praesensstamm důd, sing. 1. dů́mi für *důd-mi§. 293.
(jezt dů́du; 2. felt, es wird nach art der stämme auf a
dů́di gebildet); 3. dů́s-ti für *důd-ti (§. 191, B, jezt dů́da);
plur. 1. dů́me für *důd-me (jezt dů́da-me); 2. dů́s-te für *důd-te,
jezt dů́da-te (praeterit. dav-iaú, infin. dů́-ti); ferner bei wurz.
urspr. dha (ponere), lit. de, ebenfals mit verlust des außlau-
tes, praesensstamm ded; sing. 1. dė́mi für *ded-mi (jezt dedù),
auch dèmi, d. i. demmi (2. felt, wird als vocalischer stamm
behandelt: dedì, d. i. dada-si); 3. dést für *ded-ti (plur. 1.
felt, vocalisch déda-me), 2. pl. dés-te für *ded-te (jezt déda-te;
praeter. dė́-jau, infin. dė́-ti mit ė = â, §. 98).
IV, a. felt.
IV, b. komt in der weise behandelt vor, daß der außlaut
von -na als gewöhnlicher außlaut des praesensstammes gilt;
dise bildung ist selten und findet sich nur bei vocalischen wur-
zeln, z. b. praesensstamm auna, wurzel u (stäts zu au gestei-
gert), 1. sing. ap-si-au-nù, nu-si-au-nù (infin. -aú-ti calceamen-
tum induere, calceamentum sibi detrahere); stamm gáuna, wrz.
gu, 1. sing. gáu-nu (infin. gáu-ti adipisci, nancisci); 1. sing.
ei-nù, wurzel i (infin. ei-ti ire); häufiger sind solche praesentia
im niderlitauischen.
IV, c. ist im litauischen außerordentlich häufig (es bildet
verba inchoativa intransitiva), z. b. praesensstamm anka, wrz.
ak (vgl. ak-ìs oculus), 1. sing. ankù, 1. plur. ànka-me, infin.
àk-ti (oculos apertos adipisci); 1. sing. bundù, wurz. bud (infin.
bùs-ti expergisci); 1. sing. dumbù, wurzel dub (infin. dùb-ti
cavum fieri) u. s. f.
- Anm. Neßelmann fürt im wb. sogar eine solche praesensform auf
den wurzelaußlaut an, nämlich tenk-mi, infin. tèk-ti (jezt praes.
tenkù adipisci, satis habere).
V. ist ser häufig, z. b. praes. 1. sing. léidżu für *léidju,
1. plur. léidża-me für *leid-ja-me (§. 191, A, 6; praet. léid-au,
infin. léis-ti für *léid-ti sinere); meist bleibt das j auch im
praeteritum, z. b. praes. 1. plur. ár-ia-me, 1. sg. ariù, 1. sg.
praet. ariaú (infin. ár-ti arare). Nicht selten haben praeteri-
tum oder alle nichtpraesensformen gedenten oder gesteigerten
[604]Praesensstamm; Lit.
§. 293.stamvocal, z. b. praes. vagiù, praet. vógiau, infin. vóg-ti (fu-
rari) u. a.
Häufig hat der zweite stamm ė; dise ziehen meist, wie im
lateinischen, im praesens das ja zu i zusammen, z. b. sė́dżu,
d. i. *sė́dju, 2. sė́di, 3. sė́d für sė́di; 1. plur. sė́di-me u. s. f.,
infin. sėdė́-ti (sedere).
- Anm. Die meisten ab geleiteten verbalstämme bilden ir praesens
mit ja; so die auf ė, z. b. stamm seilė (in séilė-s plur. tant.
saliva); 1. praes. seilė́-ju, 1. plur. seilė́-ja-me (praet. seilė́-jau,
infin. seilė́-ti salivare); die auf ô, z. b. 1. sing. láidô-ju, 1. pl.
láidô-ja-me (praet. láidô-jau, infin. láido-ti (mortuum sepelire;
von léid-mi, wurzel lid); die mit av vor vocalen, vor conso-
nanten teils au teils ů (§. 212), z. b. stamm keliav, keliau
(vom nominalstamme kelia in kélia-s via), 1. sing. praesent.
keliáu-ju, 1. plur. keliáu-ja-me (praet. keliav-aú, infin. keliáu-ti
migrare); stamm bàltav bàltů (von bálta-s albus), 1. sing. praes.
bàltů-ju, 1. plur. bàltů-ja-me (praet. bàltav-au, infin. bàltů-ti
albicare); die auf y, z. b. stamm bubny (von búbna-s tympanum),
1. sing. praes. búbny-ju, 1. plur. búbny-ja-me (praet. búbny-jau,
infin. búbny-ti tympanum pulsare) u. s. f.
VI. felt.
VII. Praesensstämme auf urspr. -ta sind häufig (als in-
choativa, intransitiva), z. b. praesensstamm virsta für *virt-ta
(§. 191, B), mit schwächung des wurzelvocales a, wurz. vart,
1. sing. virs-tù (praet. virt-aú, infin. vìrs-ti everti, mutari;
diß, wie vile diser bildung, sind nur in zusammensetzung mit
praepositionen gebräuchlich, z. b. pa-vìrsti, isz-si-gą́sti u. a.);
1. sing. gąs-tù, grundform *gand-tâ-mi, wurzel gand, praet.
gand-aú, infin. gą́s-ti (terreri); 1. sing. lúż-tu wurz. lu̇ż (praet.
lúżau, inf. lúż-ti frangi). Diß -ta komt nach den wurzelaußlau-
ten t, d, ż vor; dialectisch ist ei-tu (eo) von wurz. i. Nach
den andern consonanten wird dem t ein s vor geschlagen (§. 192,
2), z. b. tém-stu, wurzel tem, urspr. tam (praet. tem-aú, infin.
tém-ti obscurari, tenebrosum fieri); nach r tritt sz für s ein
(§. 191, 6), z. b. mìr-sztu (praet. mir-iaú, infin. mìr-ti mori),
wurzel mar.
[605]Praesensstamm; Got.
- Anm. da (vgl. d. slawische), urspr. dha, dient als praesens bil-§. 293.
dend nur in vér-du (praet. vir-iaú, infin. vìr-ti coquere).
Gotisch.
I, a. Nur in folgenden formen des praesensstammes wurz.
as, gotisch is: sing. 1. im für *is-mi, urspr. as-mi; 2. is für
*is-si, urspr. as-si; 3. is-t für *is-ti, urspr. as-ti; 3. pl. s-ind
für *s-indi auß *is-indi, urspr. as-anti.
I, b. ist ser häufig; der wurzelvocal a wird jedoch fast
stäts im praesens geschwächt; ungeschwächt ist a in fällen
wie praesensstamm fara, 1. sg. fara, d. i. *farâ auß farâ-mi;
graba, wrz. grab (fodere); slaha, wrz. slah (percutere); valda,
wurz. vald (imperare).
Schwächung des a zu i im praesens ist ser häufig, z. b.
praesensstamm viga, wurz. vag (movere), 1. sing. viga, urspr.
vaghâ-mi; brika, wurz. brak (fraugere); visa, wurz. vas (ha-
bitare); giba, wurz. gab (dare); rinna, wurzel rann (fluere);
hilpa, wurz. halp (auxilium ferre) u. s. w.
Zu u ist a geschwächt nur in truda (perfect. trath, plur.
trêdum), wurz. trad (calcare).
Ferner gehören dem vor ligenden stande der sprache
nach diejenigen hierher, welche gesteigerten, meist höchst
gesteigerten wurzelvocal haben, dessen steigerung aber in
allen formen bleibt (vgl. §. 291, pg. 565), wie stauta (tundere),
haita (vocare), hvôpa (gloriari), auch slêpa (dormire), lêta
(sinere).
Der stammaußlaut a wird, auß genommen in der 2. dual.,
in ursprünglicher weise behandelt, z. b.
- Sing. 1. viga für *vigâ, urspr. vaghâ-mi,
- 2. vigi-s für *vigi-si, urspr. vagha-si,
- 3. vigi-th für *vigi-thi, urspr. vagha-ti,
- Plur. 1. viga-m für *vigâ-mas (?), urspr. vaghâ-masi,
- 2. vigi-th für *vigi-this (?), urspr. vagha-tasi,
- 3. viga-nd für *viga-ndi, urspr. vagha-nti; hier
hat sich vor den 2 consonanten im gotischen das
a als solches erhalten. - Dual. 1. vigôs auß *vigâ-vas,
Schleicher, vergl. gramm. d. indog. spr. 39
[606]Praesensstamm; Got.
- 2. viga-ts, als läge gedenter oder gesteigerter stamm-
außlaut zu grunde. - Anm. Die ab geleiteten verba auf -ja und ô haben ebenfals den
verbalstamm unverändert im praesens, z. b. stamm nasja (ser-
vare), darauß nasji und in den nichtpraesensformen nasi, z. b.
perf. nasi-da, part. praet. pass. nasi-ths; 1. sing. nasja, grundf.
nas-jâ-mi auß nasa-jâ-mi, 2. nasji-s (§. 113, 4), 3. nas-ji-th,
1. plur. nasja-m, 2. plur. nasji-th, 3. plur. nasja-nd; optat.
sing. 1. nasjau, 2. nasja-i-s u. s. f. Für ji auß ja tritt nach
langer wurzelsilbe ei ein (§. 113, 4), z. b. sôkei-s für *sôkji-s
auß *sôkja-si, stamm sôkja (quaerere) u. s. f. Stämme auf ô,
z. b. salbô (ungere), 1. sing. salbô, 2. salbô-s (perf. salbô-da,
part. praet. pass. salbô-ths) u. s. f.
Dagegen ist bei den stämmen, welche mittels ai ab geleitet
sind, diß ai nur in die 2. 3. sing. u. 2. pl. indicativi des prae-
sens gedrungen; es gibt auch stamverba (§. 209, 2, pg. 304), die
urspr. wol nur im nichtpraesensstamme ai an fügten (wie im
slawischen die auf ĕ) und die analogie diser scheint auch auf
die wirklich ab geleiteten gewirkt zu haben, z. b. wurzel hab,
praesensstamm haba, mit außname von 2. 3. sg. u. 2. pl. in-
dicativi, wo habai praesensstamm ist, 2. stamm habai (z. b. perf.
habai-da, part. praet. pass. habai-ths); demnach:
| stamm haba | stamm habai |
| sing. 1. haba | |
| 2. | habai-s |
| 3. | habai-th |
| dual. 1. habôs | |
| 2. haba-ts | |
| plur. 1. haba-m | |
| 2. | habai-th |
| 3. haba-nd. |
Opt. habau, haba-i-s u. s. f., imperat. wie indic., 2. sing.
habai, 2. plur. habai-th.
II, a. felt.
II, b. ist regelmäßige bildung bei den stamverben mit dem
wurzelvocale i, u, z. b. wurzel gut (fundere), praes. 1. sing.
giuta, 2. giuti-s u. s. f. (part. praet. pass. gut-ans); wurz. grip,
[607]Praesensstamm; Got.
praes. 1. sing. greipa, 2. greipi-s u. s. f. (part. praet. pass.§. 293.
grip-ans).
III. felt. Reste sind 1. im althochdeutschen die praesen-
tia sing. 1. gâ-m, 2. gâ-s, 3. gâ-t, plur. 1. gâ-mês u. s. f. zu
wurzel ga (ire); 1. stâ-m, 2. stâ-s u. s. f., wurz. sta; 1. tuo-m
u. s. f., wurz. ta (facere), sämtlich mit verlorener reduplica-
tion und fest gewordener steigerung auß den grundformen
1. sing. ga-gâ-mi, sta-stâ-mi, dha-dhâ-mi; 2. mit dem praesens-
stammaußlaute a und nasalierung der reduplicationssilbe ist
der gotische praesensstamm 1. sing. gagga, 3. sing. gaggi-th,
grundf. 1. ga-n-gâ-mi, 3. ga-n-ga-ti u. s. f. auß wurz. ga (ire)
geworden.
IV. a, felt.
IV. b, findet sich nur in der abart, daß a von na als ge-
wönlicher praesensstammaußlaut behandelt wird; als außschließ-
lich dem praesens eigen erscheint diß na nur in stamm frihna
(mit schwächung des wurzelvocals a zu i), wurzel frah (inter-
rogare), 1. sing. fraíh-na, 2. fraíh-ni-s, 1. plur. fraíh-na-m
u. s. f. (perf. frah, plur. frêhum).
- Anm. Auß disen praesensstämmen hat sich eine classe ab gelei-
teter verbalstämme im gotischen entwickelt (mit passiver function),
die dises na in den nichtpraesensformen zu nô steigern, z. b.
stamm veihna (sanctum fieri, von veih(a)-s sanctus), praesens
sing. 1. veih-na, 2. veih-ni-s, 3. veih-ni-th, 1. plur. veih-na-m
u. s. f.; der zweite stamm lautet nun veihnô (perf. veihnô-da).
IV. c, in resten; stamm sta-n-da zu wurzel stad (stare,
auß sta weiter gebildet; perf. stôth); auch gagga, das wir bei
III. besprachen, könte hierher gezogen werden, wenn man eine
secundäre wurzel gag, durch reduplication entstanden, an nimt.
Indes ist die oben gegebene erklärung vor zu ziehen, da na-
salierte reduplication sich hier und da findet (vgl. d. altindische
und griechische). Obgleich sie das praeteritum nach art der
ab geleiteten verba mittels zusammensetzung bilden, so ge-
hören doch gerade des nasals im praesensstamme wegen hier-
her praes. brigga (affero), perf. brah-ta, wurz. brag mit schwä-
chung des wurzelvocales im praesens; thagkja und das im völlig
39*
[608]Imperfectum; Indog. grundspr.
§. 293.parallele thugkja, welche beide ir praesens auch noch mittels
ja bilden (V), perf. thah-ta, thuh-ta (§. 202, 1), wurzel thak
(cogitare), thuk (opinari).
V. ist nicht beliebt, da das deutsche die praesensbildungen
mittels der lautstufen des wurzelvocals (schwächung, grundvocal,
steigerung) auf kosten der bildungen durch zusätze entwickelt
hat, aber doch in einer nicht unbeträchtlichen zal von beispi-
len vorhanden, z. b. wurzel frath, praesensstamm frathja (in-
telligere), 1. sing. frath-ja, 2. frath-ji-s, 1. plur. frath-ja-m
u. s. f. (perf. frôth); praes. hlahja, wurzel hlah (ridere) u. a.
Nach auß lautendem wurzelvocale a geht ja in ia über,
z. b. von wurzel sa (serere, perf. sai-sô) sa-ia, 3. saiïth,
1. plur. sa-ia-m u. s. f., grundf. 1. sing. sa-jâ-mi, 3. sa-ja-ti,
1. plur. sa-jâ-masi; so noch vaia, grundf. va-jâ-mi, wurzel va
(flare); laia, wurzel la (deridere, cavillari).
VI. felt.
VII. ist nur in einer spur erhalten; die ahd. wurz. flaht,
praes. 1. flihtu, 2. flihtis, 3. flihtit, 1. pl. flëhtamês u. s. f.
(also nach I. mit schwächung von a zu i; perf. flaht) zeigt
sich, verglichen mit plec-to, πλέϰ-ω, als entstanden durch an-
tritt des praesensbildenden t (nach h unverändert bleibend,
§. 202, 1), welches, wie praesenszusätze häufig zu tun pfle-
gen, mit der ursprünglichen wurzel verwuchs.
Imperfectum. Dem praesensstamme werden die secun-
dären endungen an gefügt und das augment vor gesezt.
Indogerm. ursprache. Z. b. von den praesensstäm-
men vagha (I, b), dada (III)
| sing. 1. a-vagha-m | a-dadâ-m |
| 2. a-vagha-s | a-dadâ-s |
| 3. a-vagha-t | a-dadâ-t |
| plur. 1. a-vaghâ-mas | a-dadâ-mas |
| 2. a-vagha-tas | a-dada-tas |
| 3. a-vagha-nt | a-dada-nt. |
Das imperfectum ist nur erhalten im altindischen, altbak-
trischen, griechischen und in resten im lateinischen. Den nörd-
lichen europäischen sprachen felt es.
[609]Imperfectum; Altind., Altbaktr., Griech.
Altindisch.
| I. b, sg. 1. á-vaha-m, one augm. váha-m | III. á-bibhar-a-m mit a nach analogie d. a-stämme; o. augm. bíbhara-m | á-dadâ-m |
| 2. á-vaha-s | á-bibhar (§.131, 1) f. *a-bibhar-s | á-dadâ-s |
| 3. á-vaha-t | á-bibhar (§.131, 1) f. *a-bibhar-t | á-dadâ-t |
| pl. 1. á-vahâ-ma | á-bibhr-ma, one aug. bibhr-má | á-dad-ma |
| 2. á-vaha-ta | á-bibhr-ta | á-dat-ta |
| 3. á-vaha-n | á-bibhar-us; alle redupli- | á-dad-us |
| cierten haben -us, die übrigen -an für *-ant. | ||
Med. ávahê; á-bibhr-i, one augm. bibhr-í; á-dad-i u. s. f.
| IV. a, sing. 1. á-ḱi-nav-a-m, one augm. ḱi-náv-am | plur. 1. á-ḱi-nu-ma, one augm. ḱi-nu-má |
| 2. á-ḱi-nô-s | 2. á-ḱi-nu-ta |
| 3. á-ḱi-nô-t | 3. á-ḱi-nv-an. |
Altbaktr. Das augment felt meist; folgendes läßt sich
als paradigma eines a-stammes aufstellen:
| Activum. | Medium. |
| I. b, sg. 1. bare-m | barê für *bara-(m)i |
| 2. barô für *bara-s | bara-nha für *bara-sa |
| 3. bara-ṭ, a-bara-ṭ | bara-ta, a-bara-ta |
| pl. 1. barâ-ma | |
| 2. bara-ta | |
| 3. bare-n | bara-nta. |
Einige andere beispile sind 1. sing. I. a, mrao-m, III.
dadha͂-m; 2. sing. IV. a, kere-nv-ô, kere-nav-ô (ô = -a-s nach
der regel), mit a vor dem suffixe s, nach analogie der häufi-
geren bildung der praesensstämme auf a; 3. sing. IV. a, kere-
nao-t; I. a, âç für *a-as-t; mrao-t. Vgl. die bildung des prae-
sensstammes.
Griechisch.
| I. b, sing. 1. ἔ-φερο-ν | III. ἐ-δίδω-ν | IV. a, | ἐδείϰ-νῡ-ν |
| 2. ἔ-φερε-ς | ἐ-δίδω-ς | ἐ-δείϰ-νῡ-ς | |
| 3. ἔ-φερε | ἐ-δίδω | ἐ-δείϰ-νῡ | |
| plur. 1. ἐ-φέρο-μεν | ἐ-δίδο-μεν | ἐ-δείϰ-νῠ-μεν | |
| 2. ἐ-φέρε-τε | ἐ-δίδο-τε | ἐ-δείϰ-νῠ-τε | |
| 3. ἔ-φερο-ν | ἐ-δίδο-σαν | ἐ-δείϰ-νῠ-σαν. |
(zusammensetzung s. §. 276, pg. 524).
Lateinisch. Das imperfectum ist als regelmäßige bil-
dung verloren, da kein augment und unterschidene personalen-
dungen mer vorhanden sind. Nur eram für es-am, wurzel es
(vgl. altind. ấsam auß a-asam) und -bam auß *fuam und diß
wol auß *fovam (praesens *fovo, *fuvo, *fuo, grundf. bhavâmi
I, b) zeugen vom einstigen vorhandensein diser tempusform.
Dise zwei imperfecta sind eigentlich neubildungen, da sie durch
das â vor den personalendungen (erâ-tis, -bâ-tis) von den
formen aller andern sprachen sich unterscheiden. Solten vil-
leicht conjunctivische formen die analogie für dise bildung ge-
geben haben wie z. b. in der 2. sing. perfecti des deutschen
(z. b. 2. sg. wâri neben 1. 3. sg. was u. s. f.) eine opta-
tivische form vor ligt?
Dem lateinischen -bam, -bas u. s. w. entspricht ein oski-
sches *-fam, *-fas, erhalten im plural -fans = latein. -bant
(fu-fans = latein. *fu-bant).
Neubildungen einfacher tempusstämme. 1. das
§. 295.einfache plusquamperfectum des griechischen. 2. das praeteri-
tum des litauischen.
griechischen.
Auß dem perfectstamme bildet das griechische mittels der
secundären endungen und des augments ein nur im medium
von allen perfecten gebildetes, im activ nur vereinzelt vorkom-
mendes plusquamperfcctum.
Beispile des activs: 1. sing. ἐ-μέμηϰ-ο-ν (mit notwendigem
hilfsvocale o vor dem ν der 1. sing. act.), perf. μέμηϰ-α, wurz.
μαϰ; 1. plur. ἐ-πέπιθ-μεν, perf. πέποιθ-α, wurz. πιθ; 3. pl.
(ἀπ)ε-τέθνα-σαν, perfectum τεθνᾰ-μεν, wurzel θνα u. s. f.
(eben so wird das plusquamperfectum vom zusammen gesezten
perfectum gebildet, z. b. ἐ-πέφυϰ-ο-ν, perfectum πέφυϰα,
wurzel φυ).
Man siht daß dise bildung auß einer zeit stamt, wo man
[611]Lit. praeteritum. Zusammen ges. aor.; Ind. urspr.
noch z. b. πέπιθ-μεν, nicht aber πεπόιθα-μεν sagte (vgl. oben§. 295.
pg. 557 flg.).
Im medium ist die bildung höchst einfach, z. b. perfectum
λέλυ-μαι, plusquamperf. ἐ-λελύ-μην u. s. w.
Es hat meist den reinen verbalstamm, bisweilen aber auch§. 296.
denung oder steigerung des wurzelvocals, z. b. praes. vemiù,
praet. vė́m-iau, wurz. vem (vomere); praes. iriù, praet. ýr-iau,
wurzel ir (remigare); praes. vagiù, praet. vóg-iau, wurz. vag
(furari); praes. tém-stu, praet. tém-au, wurz. tem (tenebrosum
esse); praes. ankù, praet. ak-aù, wurz. ak (oculos aperire);
praes. lëk-ù, praet. lik-aù, wurz. lik (linquere); praes. bālù,
praet. băl-aú, wurz. bal (albicare) u. s. f.
Die endung dises praeteritum ist
| sing. 1. -au, d. i. | ajâ-mi (§. 99, 2), z. b. | bal-aú |
| 2. -ai | aja-si | bal-aí |
| 3. -ô | aja-(ti) | bál-ô |
| plur. 1. -ôme | ajâ-masi | bál-ôme |
| 2. -ôte | aja-tasi | bál-ôte. |
Vor der selben bleibt meistens das j des praesens (V);
auch da, wo das praesens kein j hat, tritt es bisweilen im prae-
teritum auf, z. b. praes. deg-ù, alt deg-mì, infin. dèg-ti (ar-
dere), praet. deg-iaú, welches j sich mit ai zu ei, mit ô zu ė
(§. 100, A) verbindet, z. b.
| sing. 1. ar-iaú, d. i. *ar-jau | puczaú | d. i. *put-jau |
| (wrz. put flare, praesens puczù) | ||
| 2. ar-eí, d. i. *ar-jai | puteí | d. i. *put-jai |
| 3. ár-ė, d. i. *ár-jo | pútė | d. i. *pút-jo |
| plur. 1. ár-ėme, d.i. *ár-jome | pútėme | d. i. *pút-jome |
| u. s. f. | u. s. f. | |
Zusammen gesezte tempusstämme; 1. der zusam-§. 297.
men gesezte aorist; 2. das futurum.
Indog. ursprache. Ein aorist der wurzel as, die auch
[612]Zusammen ges. aor.; Ind. urspr., Altind.
§. 297.hier iren anlaut verliert, tritt an die verbalwurzel; das aug-
ment wird vor gesezt. Erhalten ist dise form im altindischen,
altbaktrischen, griechischen, slawischen.
Wie beim einfachen aorist überhaupt (§. 292), so haben
wir wol auch bei dem einfachen aorist von as für die ind. ur-
sprache bereits zwei formen an zu nemen, eine ältere, in wel-
cher die personalendungen noch unmittelbar an die wurzel as
an treten (erhalten in den meisten personen im altindischen
und im slawischen, auch im altbaktrischen) und eine jüngere
mit stammaußlaut a, erhalten im altindischen, altbaktrischen
und griechischen. Nur leztere konte sich in der form vom
imperfectum unterscheiden. Als selbständige worte lauteten
also dise aoriste
- I. act. sing 1. as-m und II. asa-m,
- 2. as-s und asa-s u. s. f.;
- med. sing. 1. as-ma und asa-ma
- 2. as-sa und asa-sa u. s. f.
Aorist. compos. zu wurz. dik (monstrare):
| I. sing. 1. a-dik-s-m, | conj. dik-s-â-mi |
| 2. a-dik-s-s | dik-s-a-si |
| 3. a-dik-s-t | dik-s-a-ti |
| plur. 1. a-dik-s-mas | dik-s-â-masi |
| 2. a-dik-s-tas | dik-s-a-tasi |
| 3. a-dik-s-ant | dik-s-a-nti. |
Optat. sing. 1. dik-s-jâ-m u. s. f.; med. indic. sg. a-dik-s-ma,
2. a-dik-s-sa u. s. f.
II. sing. 1. a-dik-sa-m, conj. dik-sâ-mi, 2. a-dik-sa-s, dik-
sâ-si, 3. a-dik-sa-t, dik-sâ-ti u. s. f.
Opt. 1. dik-sa-i-m, 2. dik-sa-i-s u. s. f.
Imperat. dik-sa-dhi.
Med. ind. sg. 1. a-dik-sa-ma, 2. a-dik-sa-sa, 3. a-dik-sa-ta
u. s. f. Conj. 1. dik-sâ-mai, 2. dik-sâ-sai u. s. f.
Altindisch. Außer den beiden ursprünglichen formen
des aoristus compositus hat das altindische noch eine abart der
ersten form, nämlich einen mittels reduplicierter wurzel as ge-
bildeten aorist.
[613]Zusammen ges. aorist; Altind.
I, a. Das hilfsverbum sezt die endungen unmittelbar an§. 297.
seinen wurzelaußlaut; die wurzel des hauptverbum hat im ac-
tiv zweite steigerung, das medium meist den reinen wurzelvocal
oder erste steigerung; z. b. zu wurz. tud (tundere), act. ind.
Sg. 1. (á-tâut-sa-m, dise person hat stäts die zweite form).
2. á-tâut-s-î-s, mit hilfsvocal î (§. 15, e, pg. 29) zwischen
hilfswurzel und personalendung.
3. á-tâut-s-î-t.
Plur. 1. á-tâut-s-ma, dual. -s-va.
2. á-tâut-(s)-ta, vor t muß nach momentanen consonanten
s hinweg fallen; aber z. b. á-kâr-ś-t́a, von wurz. kar; dual.
á-tâut-(s)-tam.
3. á-tâut-s-us, d. i. -s-ant (§. 276, pag. 523); dual.
á-tâut-(s)-tâm.
- Med. sing. 1. á-tut-s-i auß *-s-mi, *-s-ma (§. 279, pg. 528).
- 2. á-tut-(s)-thâs,
- 3. á-tut-(s)-ta,
- plur. 1. á-tut-s-mahi; dual. á-tut-s-vahi,
- 2. á-tuddhvam für *a-tut-s-dhvam; dual á-tut-
s-âthâm - 3. á-tut-s-ata, dual. á-tut-s-âtâm.
Das hilfsverbum tritt in gewissen fällen mittels des hilfs-
vocales i an (§. 15, e), die wurzel hat dann im act. und med.
erste steigerung, vocalische wurzeln jedoch im activ zweite
steigerung; 2. 3. sing., seltner (vêdisch) auch die erste haben
eine etwas ab weichende bildung; z. b. zu wurzel vid (scire):
- Sing. 1. (á-vêd-i-śa m nach II) vêdisch á-vêd-îm, wol für
*a-vêd-s-î-m für *a-vêd-s-m, - 2. á-vêd-îs, wol für *a-vêd-s-î-s, für *a-vêd-s-s,
- 3. á-vêd-ît, wol für *a-vêd-s-î-t, für *a-vêd-s-t,
- Plur. 1. á-vêd-i-ś-ma; dual. á-vêd-i-ś-va,
- 2. á-vêd-i-ś-ta; dual. á-vêd-i-ś-t́am
- 3. á-vêd-i-ś-us; dual. á-vêd-i-ś-t́âm.
Von wurzel su: 1. (á-sâv-i-śa-m), 2. á-sâv-îs u. s. f.
I, b. Nach wurzeln auf a erscheint auch ein reduplicier-
ter aorist des hilfsverbum; z. b. wurzel ja (ire):
[614]Zusammen ges. aor.; Altind., Altbaktr., Griech.
- Sing. 1. (á-jâ-siśa-m nach II. s. d.)
- 2. (a-jâ-s-î-s und
- 3. á-jâ-s-î-t one reduplication),
- Plur. 1. á-jâ-siś-ma; dual. -siś-va,
- 2. á-jâ-siś-t́á; dual. -siś-t́am,
- 3. á-jâ-siś-us; dual. -siś-t́am.
II. Das hilfsverbum hat den aoriststamm auf a; nur nach
wurzeln auf ç, ś, h, die nicht den wurzelvocal a haben, ge-
bräuchlich, z. b. wurz. diç (monstrare):
| Activum. | Medium. |
| Sg. 1. á-dik-śa-m | á-dik-śi auß *a-dik-sa-mi oder, nach I, auß *a-dik s-mi |
| 2. á-dik-śa-s | á-dik-śa-thâs |
| 3. á-dik-śa-t | á-dik śa-ta. |
| Pl. 1. á-dik-śâ-ma; d. -va | á-dik-śâ-mahi; dual. -śâ-vahi |
| 2. á-dik-śa-ta; d. -tam | á-dik-śa-dhvam, dual. -śâ-thâm |
| 3. á-dik-śa-n; d. -tâm | á-dik-śa-nta; dual. -śâ-tâm. |
Außerdem folgen alle 1. pers. sing. diser bildung, wie be-
reits bemerkt (á-taut-sa-m, á-vêd-i-śa-m, á-jâ-siśa-m).
Altbaktrisch. Wenige beispile nachweisbar.
Von der ersten art der bildung zeugen z. b. 3. sing. med.
ma͂-s-ta, wurzel man (cogitare); 2. plur. act. par-s-ta, wurzel
par (pere complere, facere).
Die zweite art ist belegt durch 3. sing. ind. taf-sa-ṭ, wurz.
tap (urere, lucere; f vor s für p, §. 139, 2); 3. sing. conj.
çtâoṅhât, d. i. stâu-sâ-t*); 3. plur. conj. taf-sa͂-n.
Griech. Das griechische hat nur die zweite form und
zwar, archaische formen auß genommen, hat sich hier fast über-
all (mit außname der 3. sing. ind., des conjunctivs und der 2. sg.
imper. activi) α als außlaut des tempusstammes des hilfsver-
bum fest gesezt.
Archaische formen sind z. b. bei Hom. ἷξον ἷξες, d. i.
ἱϰ-σο-ν, ἱϰ-σε-ς; ὄρ-σε-(σ)ο; ἐ-βή-σε-το u. a.
[615]Zusammen ges. aorist; Griech., Altbulg.
Die gewönliche form, z. b.§. 297.
| Activum. | Medium. |
| Sing. 1. ἔ-λυ-σα | ἐ-λυ-σά-μην |
| 2. ἔ-λυ-σα-ς | *ἐ-λύ-σα-σο, darauß ἐλύσω |
| 3. ἔ-λυ-σε | ἐ-λύ-σα-το |
| Plur. 1. ἐ-λύ-σα-μεν u. s. f. | ἐ-λυ-σά-μεθα u. s. f. |
Optat. act. sing. 1. λύ-σα-ι-μ-ι; 2. λύ-σα-ι-ς u. s. f.; med.
1. λυ-σα-ί-μην, 2. *λύ-σα-ι-σο, darauß λύσαιο u. s. f.
Der conjunctiv lautet dagegen act. 1. λύ-σω, 2. λύ-σῃ-ς
u. s. f.; med. λύ-σω-μαι u. s. f., wie im praesens.
Die 2. sing. imperativi activi, λῦ-σο-ν, hat ephelkystisches
ν, welches die wandlung des stammaußlautes zu ο zur folge
hatte. Den imper. 2. sing. med., λύ-σαι, vermag ich nicht zu
erklären; man hätte *λύ-σασο, *λύ-σω erwartet.
Die verdoppelung des s des an tretenden hilfsverbum hat
meist nachweisbaren grund, z. b. ἕσ-σα, wurz. ϝες; ἐ-τέλεσ-σα,
verbalstamm τελεσ (τελέω für *τελέσϳω), vom gleich lautenden
nominalstamme (τέλος) u. a.
Außfall des s fand statt in ἔχευ-α für *ἔ-χευ-σα und änl.
Nach den wurzelaußlauten ρ, λ ist bei Hom. in archai-
scher weise das σ erhalten in formen wie ἔ-ϰερ-σε, ϰύρ-σας,
ἔ-ϰελ-σα, ὦρ-σα u. a. Äolisch assimiliert sich das σ disen wur-
zelaußlauten (§. 148, 1, b), z. b. ἔ-νεμ-μα für *ἐ-νεμ-σα,
wurzel νεμ; ἐ-γέν-νατο für *ἐ-λεν-σα-το, wurz. λεν; ἔ-στελ-λαν
für *ἐ-στελ-σαν, wurzel στελ; ὀῤ-ῥάτω für ὀρ-σά-τω, wurz. ορ.
Die übrigen dialecte büßen in disem falle das σ ein und haben
ersazdenung (§. 42, 2), z. b. ἔνειμα für *ἐ-νεμ-σα, wurz. νεμ;
ἤμῡνα für *ἠμυν-σα, stamm ἀμυν; ἔϰρῑνα für *ἐ-ϰριν-σα,
wurzel ϰριν; ἔφηνα für *ἐ-φαν-σα, wurzel φαν; ἤγγειλα für
*ἠγγελ-σα, verbalstamm ἀγγελ u. s. f.
- Anm. Die äolischen optative auf sing. 1. -σεια, 2. -σειας, 3.
σειε, 3. plur. -σειαν behandeln den stammaußlaut von σε =
σα der gewönl. sprache wie einen wurzelaußlaut und bilden den
optativ also mittels ια = jâ; 1. -σεια = sa-jâ-(m), 2. σειας
= sa-jâ-s u. s. f.
Altbulg. Nur die ersten personen haben die II. form
[616]Zusammen ges. aor.; Altbulg. Futur.; Ind. urspr.
§. 297.des hilfsverbum, alle übrigen die I. Die 2., 3. sing., die auf
-s-s, -s-t auß zu lauten hat, verliert, da kein consonant im
slaw. auß lauten kann, personalendung und hilfsverbum; bei
stamverben tritt hier der einfache aorist ein.
Consonantisch auß lautende verbalstämme setzen in der
späteren sprache das hilfsverbum mittels o an.
1. Stamverba auf consonanten, ältere formen one o. Der
wurzelaußlaut assimiliert sich dem s und es tritt meist ersaz-
denung des wurzelvocals ein (§. 86), z. b. 1. sing. jasŭ, auch
jachŭ (§. 182, 6), d. i. *jad-sa-m, wurzel jad (edere; 2. 3. sg.
jade §. 292); 3. plur. jasę, d. i. *jasint auß *jad-sant; 1. sg.
rěchŭ, d. i. *rêsŭ auß rak-sa-m, wurz. rek (dicere); 3. plur.
rěšę, d. i. rêsint, grundf. rak-sa-nt; něsę, d. i. nêsint, grundf.
nak-s-ant, wurzel nes auß *nak (ferre); 1. sing. basŭ, grundf.
*bod-sa-m, wurz. bod (pungere); 3. plur. basę; gresę für *greb-
sant, wurz. greb (po-greb sepelire), one ersazdenung.
2. jüngere form, z. b. sing. 1. nes-o-chu, grundf. nas-a-sa-m
(2. 3. nese ist einfacher aorist; vom zusammen gesezten hätte
man *neso erwartet); 1. plur. nes-o-cho-mŭ, grundf. nak-a-sâ-
mas, 2. nes-o-s [...]te, grundf. nak-a-s-tas, 3. nes-o-š-ę, grundform
nak-a-s-ant.
3. stämme auf vocale, ab geleitete wie nicht ab geleitete,
setzen die endung unmittelbar an den wurzelaußlaut, z. b. 1. sg.
da-chŭ, grundf. da-sa-m; 2. 3. (da, vom aor. simplex) da-s-tĭ,
meist da-s-tŭ (s. o. pg. 522) wurz. da (dare); 1. sing. bi-chŭ,
wurzel bi (percutere); eben so werden die wurzeln auf nasale
behandelt, z. b. pę-chŭ, grundf. pin-sa-m; 2. 3. pę für *pę-s-s,
*pę-s-t (der einfache aorist würde pĭne lauten); ab geleitete
stämme sind z. b. 1. sing. děla-chŭ (děla-ti facere), sědě-chŭ
(sědě-ti sedere), budi-chŭ (budi-ti expergefacere); 2. 3. děla,
sědě, budi; 1. plur. děla-cha-mŭ, 2. děla-s-te, 3. děla-š-ę.
Ind. urspr. Eine praesensform der wurzel as mit ja
(V. form) gebildet (also as-jâ-mi, as-ja-si, as-ja-ti u. s. f.),
welche, wie so manche praesensstämme im indogermanischen,
[617]Futurum; Altind., Altbaktr., Griech.
futurbeziehung hat (vgl. latein. ero, eris u. s. f., für *esjo,§. 298.
*esjis; hier hat sich also dises praesens von as mit futurbe-
ziehung erhalten; ferner fälle wie latein. escit = *es-scit, VI;
griech. εἶμι II, a; die verba perfecta des slawischen und alt-
deutschen, welche sämtlich in der praesensform futurbeziehung
haben), tritt mit verlust des an lautenden a an den wurzelauß-
laut an. Der wurzelvocal wird bei stamverben teils gesteigert,
teils nicht. Das futurum ist erhalten im altindischen, altbak-
trischen, griechischen, lateinischen (reste), slawischen (reste)
und litauischen. Z. b. von wurzel da (dare), futurum 1. sing.
dâ-sjâ-mi, 2. dâ-sja-si u. s. f.; wurzel vak (loqui), fut. vak-
sjâ-mi u. s. f., völlig wie die praesentia. Eben so bilden sich
die modus, soferne sie etwa schon in der ursprache gebraucht
wurden.
Altindisch. Wie in der urspr., z. b. 1. sing. dâ-sjấ-mi
(wurzel da dare); 3. sing. dâ-sjá-ti u. s. f.; nê-śjá-ti, wurzel
ni (ducere); vak-śjá-ti; wurz. vaḱ (loqui) u. s. f. Vile verba
nemen einen hilfsvocal i zwischen wurzelaußlaut und hilfsver-
bum, z. b. vas-i-śjá-tê, wurzel vas (sibi induere). Der wur-
zelaußlaut s dissimiliert sich unmittelbar vor disem sja zu t,
z. b. vat-sjá-ti, wurzel vas (habitare). Medium wie beim prae-
sens, eben so die nur vereinzelt vor kommenden modus (opta-
tiv und imperativ).
Altbaktrisch. Das futurum ist nach Spiegel (Beitr.
II, 36) auß dem gebrauche geschwunden, sicher gestelt ist es
vor allem durch die merfach vor kommenden participia des fu-
turs, z. b. stamm bŭśjant, part. fut. act. wurz. bu (fieri, esse);
jêśjant, das selbe zu wurzel ja (ire) u. a., auß welchen sich
mit sicherheit das futurum ergibt, das also z. b. 1. sg. *bû-śjê-mi,
3. bû-śjê-iti (§. 27, 3) u. s. f., gelautet hat.
Griechisch. Durch die verschidenen wandlungen des
j und teilweise auch durch den außfall des s treten hier mer-
fache veränderungen der ursprünglich einen form ein.
1. j bleibt als i (§. 145, 1, a); dorische futura, z. b.
πραξίομες für *πραγ-σϳο-μες u. s. f.
2. j wird in ε gewandelt (§. 145, 1, b), attische futura,
[618]Futurum; Griech., Latein., Osk.
§. 298.z. b. φευξοῦμαι, d. i. *φευγ-σεο-μαι für *φευγ-σϳο-μαι, grundf.
bhaug-sja-mai; πλευ-σοῦ-μαι; ἐσ-σεῖ-ται (wo also ἐσ mit sich
selbst zusammen gesezt ist) u. a.
3. j fält auß (§. 145, 1, e), die gewönliche form, z. b.
στή-σω für *στη-σϳω, grundf. stâ-sjâ-mi, wurzel στα; δώ-σω,
grundf. dâ-sjâ-mi, wurzel δο, urspr. da; λείψω, d. i. *λειπ-σω,
wurzel λιπ (dise mit steigerung des wurzelvocals); τύψω, d. i.
*τυπ-σω (one steigerung) u. s. f.
- Anm. Auß ἔσσομαι, ἔσσεται ward ἔσομαι, ἔσεται, ἔσται. War-
scheinlich sind dise formen jedoch nicht zusammen gesezt, son-
dern, wie im lateinischen ero für *esjo, grundform asjâmi steht,
so steht auch ἔσσομαι nicht für as-sjâ-mai, sondern für as-
jâ-mai (σσ = σϳ, §. 148, 1, b; vgl. πτίσσω für *πτισ-ϳω),
also ist es praesens der form V mit futurbeziehung. Die erhal-
tung diser form *es-jô im griechischen und lateinischen ist be-
deutsam für das verhältnis diser beiden sprachen.
4. An wurzeln, die auf nasale oder auf ρ, λ auß lauten,
tritt nicht *σϳω sondern *εσϳω an; das ε ist entweder hilfs-
vocal (da die verbindungen μσ, νσ, ρσ, λσ im griechischen
nicht [beliebt] sind) oder das ε der wurz. ἐσ in *ἐσϳω, *ἐσϳομαι.
Seltner findet diß bei andern wurzeln statt. Den lautgesetzen
zu folge schwindet nun σ zwischen den zwei vocalen (§. 145,
2, c); so ward auß *τεν-έσϳω, *τεν-έσω, τενέ-ω, τενῶ, wurz.
τεν; auß *φαν-έσω, φανῶ; auß *ἑδ-έσο-μαι ἑδοῦμαι, wrz. ἑδ;
auß *μαχ-έσο-μαι, μαχοῦμαι u. s. f.
Sämtliche futura werden natürlich auch im griechischen
völlig wie das praesens ab gewandelt, da ja der lezte bestand-
teil des futurs ein praesens ist.
Italisch. Lateinisch. Futurformen wie capso, faxo
u. s. f., sehen zwar den griechischen völlig gleich, da sie aber
die function des futurum exactum haben, so sind sie wol für
*cecap-so, *fefac-so zu faßen (s. u. die neubildungen). Sicher-
lich beweisen sie aber, daß das latein. ursprünglich die selbe
futurform besaß, wie das griechische, altindische u. s. w.
Oskisch. 3. sing. didest (dabit), herest (volet), deiva-st
(jurabit), censa-zet (censebunt) u. a. sind deutlich mittels
[619]Futurum; Osk. Umbr.
der wurzel as gebildet. Eine spur des j von as-jâ-mi findet§. 298.
sich hier nicht. 3. plur. -zet ist = set *sent (z = s §. 165),
scheint also der 3. plur. praesentis set (sunt) volkommen gleich
zu sein; -st ergibt sich eben so als rest von est (est). Ob in
didest, herest das e anlaut des hilfsverbum oder stammaußlaut
des verbum und zwar des praesensstammes ist, dürfte auf
grundlage des oskischen materiales kaum zu entscheiden sein.
Das umbrische spricht jedoch dafür, daß dise futurform eine
neubildung ist, bestehend auß dem praesensstamme und dem
praesens (I, a) der wurzel es mit futurbeziehung, wie ja auch
die lateinischen formen auf -bo neubildungen sind, welche das
keltische teilt, wärend sie im umbrischen und oskischen felen.
Vgl. d. futur. exactum.
Das Umbrische zeigt deutlicher als das oskische den
praesensstamm als den ersten teil der futurform und gibt so-
mit die selbe als neubildung zu erkennen. Beispile: 2. sing.
benes (venies) für *beness, heries (voles); 3. sing. ferest
(feret), eest (ibit), seste (sistet), heriestheries (volet), habiest
(habebit) u. a.; 3. plur. staheren, d. i. *staesent (stabunt).
Die formen seste(st), heriest zeigen sicher die praesensstämme
*sista, *herja, deshalb zerlegen wir auch fere-st, ee-st (êe nach
I, b; die 1. sg. hätte dann *ehu *eu = lat. eo gelautet), stahe-ren
zu praes. stahu; habie-st sezt ein *habiu = habeo vorauß;
fuiest läßt daher auf ein praesens *fuiu nach V schließen,
eine bildungsweise des praesens, die bei wurzeln auf vocale
vorzüglich häufig ist; vgl. latein. -bo des futurs, das wir auß
bhujâmi erklären und äol. φυίω.
Da jedoch die griechischen futura auf *εσϳω neben den
andern bildungsweisen als weiterentwickelung der alten futur-
form, nicht als neubildungen zu betrachten sind, und da man
das e der umbr. und oskischen formen ebenfals als anlaut des
hilfsverbum faßen kann (osk.-umbr. -est = asjati, umbr. -eren(t)
= asjanti) und der praesensstamm (umbr. heriest, *sestest)
leicht für den verbalstamm ein getreten sein kann, so wagten
wir nicht das osk.-umbrische futurum unter die neubildungen
zu stellen, obschon es, wenn auch nicht völlig neu gebildet,
[620]Futurum; Altbulg., Lit.
§. 298.so doch wenigstens eine junge gestaltung der älteren bildungs-
weise des futurum ist.
Altirisch felt; eine neubildung ist ein getreten, s. u.
- Anm. Ob, wie Stokes und Siegfried meinen (Beitr. III, 51), die
als conjunctive geltenden formen mit s des altirischen, wie z. b.
ful-sam (ut toleremus, für *fulg-sam, verbalstamm fulang),
condig-sed (ut veniret) u. s. w., hierher zu ziehen sind, oder
etwa dem aorist. composit. an gehören, kann vor der hand nicht
entschiden werden.
Altbulg. Nur in resten erhalten (das futurum wird durch
die praesensformen der verba perfecta ersezt); so vor allem im
particip. futuri der wurzel by (esse), welches im nom. sing.
masc. byšę, d. i. bu-sja-nts lautete (š = sj, §. 182, A, 5) und
auf ein futurum 1. sing. by-šą, 2. by-še-ši, 3. by-še-tĭ u. s. f.,
grundf. bu-sjâ-mi, bu-sja-si, bu-sja-ti u. s. f., sicher schließen
läßt; erhalten ist ein solches futurum in iz-mi-šą (tabescam),
wurzel mi (in mi-ną IV, infin. mi-ną-ti praeterire).
Litauisch wird das futurum von jedem verbum gebildet,
und zwar vom nichtpraesensstamme. Es tritt in der 1. sing.
-siu an, d. i. sjâmi, welches ab gewandelt wird wie die prae-
sentia der classe V, die im zweiten stamme ė an nemen (§. 293,
pag. 604), also 2. sing. -si = urspr. sjasi, 3. sing. -s für -si,
urspr. -sjati; 1. plur. -sime = urspr. -sjâ-masi u. s. f.
Niderlitauische dialecte zeigen noch die formen mit erhal-
tenem a von sja, z. b. 1. plur. -sia-m, grundf. -sjâ-masi.
Demnach z. b. von wurzel suk (vertere), bu (esse):
| Sing. 1. sùk-siu | bú-siu |
| 2. sùk-si | bú-si |
| 3. sùk-s (sùk-si veraltet) | bú-s, gewönl. bù-s |
| Plur. 1. sùk-sime | bú-sime |
| 2. sùk-site | bú-site |
| Dual. 1. sùk-siva | bú-siva |
| 2. sùk-sita | bú-sita. |
Beim antritte des s treten häufig lautliche veränderungen ein,
z. b. nèsziu, von wrz. nesz (ferre), für *nèsz-siu (§. 191, A, 3); prà-
siu für *pràt-siu, von wrz. prat (intelligere) (§. 191, A, 1) u. s. f.
[621]Zusammen ges. neubildungen; Altind., Griech.
Gotisch felt (das futurum wird durch die praesensformen§. 298.
der verba perfecta ersezt).
Neubildungen zusammen gesezter tempusstämme.
Altindisch. Eine form, der so genante conditionalis.§. 299.
Es wird nämlich vom stamme des futurs durch augment und
secundäre personalendungen ein praeteritum gebildet. Also z. b.
vom futurum dâ-sjấ-mi, stamm dâ-sja:
| Activum. | Medium. |
| Sing. 1. á-dâ-sja-m | á-dâ-sjê, d. i. *-sja-i auß *-sja-mi *-sja-ma (§. 279), |
| 2. á-dâ-sja-s | á-dâ-sja-thâs |
| 3. á-dâ-sja-t | á-dâ-sja-ta |
| Plur. 1. á-dâ-sjâ-ma; dual. -va | á-dâ-sjâ-mahi; dual. -vahi |
| 2. á-dâ-sja-ta; dual. -tam | á-dâ-sja-dhvam; du. -sjêthâm |
| 3. á-dâ-sja-n; dual. -tâm | á-dâ-sja-nta; dual. -sjêtâm. |
Altbaktrisch. Es ist nichts hierher gehöriges nach-
weisbar.
Griechisch. 1. Das mittels k gebildete perfectum und§. 300.
die auf die selbe weise gebildeten aoriste; 2. das futurum ex-
actum; 3. das zusammen gesezte plusquamperfectum; 4. u. 5.
die beiden aoriste des passivs; 6. u. 7. die beiden futura des
passivs.
1. Das mittelskgebildete perfectum erscheint bei
Hom. nur an vocalischem wurzelaußlaute, z. b. ϰέ-ϰμηϰ-α,
neben ϰεϰμη-ώς, wurz. ϰμη, gesteigertes ϰμα = ϰαμ (in ϰάμ-νω);
τέτληϰ-α neben τετλη-ώς, wurz. τλα = ταλ; βέβηϰ-α neben
βεβά-ασιν; πέφυϰ-α neben πεφύ-ασι u. s. f. In der späteren
sprache erhielt nun diß k weitere außdenung und es erscheint
überall nach vocalen, aber auch nach nasalen, ρ u. λ, z. b.
ἔσταλϰ-α, ἔφθαρϰ-α, wurzel στελ, φθερ; in ἐδήδοϰ-α, wurz.
ἐδ, ist es an δ sogar mittels ο an getreten (ἐδηδ-ώς bewart
d. ältere form).
Ferner findet sich mit disem ϰ gebildet der aoristus in
ἔδωϰα, wurz. δο; ἔθηϰα, wurz. θε; ἧϰα, wurz. ἑ (urspr. ja).
Schleicher, vergl. gramm. d. indog. spr. 40
[622]Zusammen ges. neubildungen; Griech.
Der ursprung dises ϰ ist dunkel. Villeicht ist es rest der
im altindischen zur umschreibung des perfects gebrauchten wur-
zel kar (facere).
- Anm. Von ‘hiatusaufhebendem einschube’ in einer sprache zu re-
den, welche ein δηϊόῳεν bildete, ist unstathaft; k aber als ver-
änderung von σ an zu nemen, ist völlige wilkür und steht mit
den lautgesetzen des griechischen geradezu in widerspruch.
2. Das futurum exactum. Das futurum exactum ist
ein futurum vom perfectstamme, auch von der neubildung mit-
tels ϰ; es wird eben so gebildet, wie das futurum und unter-
scheidet sich von disem nur durch den stamm, an welchen das
futurelement (§. 298, pag. 617) an tritt. Es versteht sich, daß
von dem erst ser spät und nur im activ ein gedrungenen schein-
baren außlaute α des perfectstammes (pg. 557 f.) hier keine
spur vorhanden ist.
Beispile. Perfect. λελυ, davon fut. exactum λελύ-σομαι;
perfectstamm πεπραγ, davon πεπράγ-σομαι, d. i. πεπράξομαι;
perfectstamm τεθνηϰ, futurum exact. τεθνήϰ-σω, d. i. τεθνήξω
u. s. f.
3. Das zusammen gesezte plusquamperfectum
des activs. An den perfectstamm tritt ein praeteritum (der
form nach ein aorist) von wurz. ἐς, näml. sing. 1. *ἐσα-(μ),
2. *ἐσα-ς, 3. *ἐσε-(τ); pl. 1. *ἐσα-μεν, 2. *ἐσα-τε, 3. *ἐσα-ν(τ);
vor den selben das augment, z. b. 1. sing. *ἐ-πεποιθ-εσα-μ,
darauß (§. 145, 2, c) bei Hom. ἐπεποίθεα, zusammen gezo
gen ἐπεποίθη oder ἐπεποίθει und ἐπεποίθει-ν; εα zu ει zu-
sammen gezogen, nach analogie der 3. person (wie πόλεας
gleich πόλεες zu πόλεις wird); 2. *ἐ-πεποιθ-εσα-ς, darauß
ἐπεποίθεας, ἐπεποίθεις; 3. *ἐ-πεποιθ-εσε-τ, darauß ἐ-πεποίθ-εε,
ἐπεποίθει u. s. f.; nur in der 3. person plur. bleibt nach ana-
logie der hier häufigen endung -σαν (pg. 524) ἐπεποίθεσαν,
one außstoßung des σ.
4. Der aoristus passivi I. form sezt, bei activen perso-
nalendungen, ε an die wurzel, welches in indicativ und im-
perativ zu η gesteigert erscheint und nicht wie der außlaut
eines tempusstammes, sondern wie ein wurzelaußlaut behandelt
[623]Zusammen ges. neubildungen; Griech.
wird; vor die wurzel tritt das augment, z. b. wurz. φαν, pass.§. 300.
aoriststamm ἐ-φαν-ε; davon lautet nun regelrecht ind. 1. sg.
ἐφάν-η-ν, 2. ἐ-φάν-η-ς, 1. pl. ἐ-φάν-η-μεν, 3. pl. ἐ-φάν-η-σαν;
conj. 1. sing. φαν-έ-ω, darauß φανῶ, 2. *φανέ-η-σι, darauß
φανῇς u. s. f.; optativ 1. sing. φαν-ε-ίη-ν u. s. f., imperativ
φάν-η-θι [...] Man siht daher in disem ε, η die wurzel ἑ = ja
(ire), welche in ἵημι, grundform ji-jâ-mi vor lige, von welcher
wurzel ἑ diß -ην, grundform *jâ-m ein aorist sei. Dise an-
name empfihlt sich um so mer, als das passiv auch in anderen
indog. sprachen mittels ‘gehen’ umschriben wird; ἐ-φάν-η-ν bedeu-
tet also ‘in zeigen gieng ich’, d. h. ‘ich ward gezeigt, erschin.’
5. Der aoristus passivi II. form unterscheidet sich von
dem erster form nur durch ein θ vor dem ε, η; also z. b.
ἐ-πράχ-θ-η-ν, wurzel πραγ. Hier ligt also nicht der reine
verbalstamm, sondern der mit θ vermerte zu grunde; diß θ
ist offenbar rest der wurzel θε, urspr. dha (ponere, facere),
welche ja nicht selten im griechischen und in anderen sprachen
an andere verbalwurzeln und verbalstämme an tritt, vgl. die
praesensbildung mittels diser wurzel, z. b. griechisch πρή-θω,
ferner aoriste wie ἔσχε-θον u. a., so daß also ἔγραφ-ον: ἐ-γράφ-η-ν
= ἔσχεθ-ον: ἐσχέθ-η-ν, oder, mit etwas anderer auffaßung,
-θ-η-ν ist der auf die erste art gebildete aoristus passivi der
wurzel θε, urspr. dha.
6. Das futurum passivi I. form sezt die gewönliche
futurendung in medialer form an den stamm des aoristus pas-
sivi I, also φαν-ή-σομαι u. s. f. oder, wie man es ebenfalls
faßen kann, ein futurum von wurzel ja, grundf. jâ-sjâ-mai,
d. i. *ἡ-σο-μαι, tritt an den verbalstamm.
7. Das futurum passivi II. form sezt die selbe en-
dung an den stamm des aor pass. zweiter form, also z. b.
λυ-θή-σομαι; d. h. ein futurum passivi der wurzel θε tritt an
den verbalstamm.
- Anm. 1. -θ-η-σο-μαι besteht also eigentlich auß drei auß ver-
balwurzeln hervor gegangenen elementen, auß θ, η und σϳο, λυ-
θήσομαι ist demnach ‘ich werde (*σϳο) gehn (η) ins lösen tun
(θ).’ Dergleichen findet sich nur in jungen formen.
40*
[624]Zusammen ges. neubildungen; Latein.
- Anm. 2. Die hier gegebene erklärung der passivischen formen des
aoristus und des futurum ist von G. Curtius (Kuhns Zeitschr.
I, pag. 25).
Ital. Latein. 1. Das perfectum auf -si; 2. Das perfec-
tum auf -ui; 3. Das futurum exactum; 4. Der optativ perfecti;
5. Das plusquamperfectum; 6. Der optativ plusquamperfecti;
7. Das imperfectum; 8. Der optativ imperfecti; 9. Das fu-
turum.
1. Das perfectum aufsi. Formen wie -lexi, d. i.
-leg-si, neben älterem lêgi (*leligi); panxi, d. i. *pang-si, ne-
ben älterem pepigi; punxi, d. i. *pung-si, neben pupugi, be-
weisen die späte entstehung diser zusammensetzung. -si, -si-sti
u. s. f. ist rest eines perfectum (§. 291, pag. 559) der wurz.
urspr. as, in voller form etwa *ēsi gelautet habend; es tritt
außschließlich an den consonantischen wurzelaußlaut von stam-
verben; nach l nur in vul-si; selten nach n: man-si; nach m
wird p ein geschoben (§. 157, 1, f. pg. 213), z. b. sum-p-si.
Nach gutturalen, dentalen, labialen ist -si regel, z. b. duc si,
vec-si auß *veh-si (§. 157, 1, c), mi(t)-si, lu(d)-si, clau(d)-si,
ar(d)-si (§. 157, 1, a), scrip-si für *scrib si; zwischen r, l und
s fallen die gutturalen auß (§. 157, 1, a, pag. 210): mer(g)-si,
tor(q)-si; über fluxi, vixi auß *flug-si, *vig-si neben fluo,
vivo gibt §. 152, 1 außkunft; jus-si, pres-si für *jub-si, *prem-si
sind ungewönliche assimilationen; us-si, wurz. us (vgl. ur-o, d. i.
us-o); haesi, hausi stehen für *haes-si, *haus-si, sonst wäre s
in r über gegangen.
2. Das perfectum aufui,nach vocalenvi. Diß
ui, vi ist rest des perfects fui (vgl. §. 291, pg. 562); vergl.
umbrisch piha-fei, wo f von *fvei = latein. fui erhalten ist,
und v auß gefallen; ferner pot-est neben pot-(f)ui. Ab gelei-
tete verbalstämme haben nur dise form; z. b. ama-vi, audi vi,
mon-ui für das zu erwartende *monê-vi. Es könte scheinen,
daß die stämme auf ê diß perfectum von der wurzel bilden,
nach analogie der stamverba, wie denn auch das gotische ai
und das slawische ě der entsprechenden verbalstämme nicht in
allen formen haftet (vgl. §. 209); dagegen sprechen jedoch
[625]Zusammen ges. neubildungen; Latein.
formen des futurum exactum und des optativ perfecti wie§. 301.
habessit, prohibessit, welche auf *habêv-sit, *habêvi-sit hin wei-
sen. Bei den stämmen auf a findet in formen wie nec-ui, ne-
ben neca-vi, son-ui zu sona-re u. s. f. änlicher vorgang statt.
Nicht selten findet sich dise bildung des perfects auch bei stam-
verben, so bei wurzeln auf vocale, z. b. cre-vi, gno-vi, ferner
bei wurzeln auf r, l, m, n wie aper-ui, ser-ui, vol-ui, col-ui,
con-sul-ui, frem-ui, trem-ui, vom-ui, gen-ui, ten-ui (vgl. tetini;
teneo ist also stamverbum). Vereinzelt nach andern consonan-
ten, wie rap-ui, strep-ui; besonders nach zwei consonanten,
wie in frend-ui, stert-ui, tex-ui.
Seltsame und offenbar junge bildungen sind messui, vgl.
messum auß *met-tum (met-o); nexui, vgl. nexum; pexui.
3. Futurum exactum. Es ligt, wie der optativ per-
fecti und plusquamperfecti, in zweierlei bildung vor:
a. älteste bildung. An den alten, auf den wurzelaußlaut
endenden, in der wurzelsilbe noch ungeschwächten, aber der
reduplication verlustigen perfectstamm tritt -so, -sis u. s. f.,
die praesensform V in futurbeziehung von wurz. es, also auß
*esio, *esis = ero, eris u. s. f. verkürzt; z. b. capso auß
*cecap-so (vgl. *πεπραγ-σω, osk. fefac-ust), ac-cep-so; ferner
rapsit, axo, faxo (effexis, effexit), noxit, incensit, occisit u a.
für *cend-sit, *caed-sit u. s. f., nach der regel; s in *caesit
u. änl. für ds, ts, weshalb es nicht in r über geht.
b. jüngere bildung; -so, -sis tritt an den perfectstamm auf
i, z. b. dede-ro, d. i. *dedi-so (§. 52), stete-ro, scripse-ro,
amave-ro; dixis wol für *dic-si-sis (wie dixsti für dixisti);
jussit für *jussi-sit; amasso für *amavi-so, *amav-so; pecassit
für *pecavi-sit, *pecav-sit; habessit für *habevi-sit, *habev-sit;
ss ist hier also durch assimilation entstanden.
4. Optativ perfecti, sim auß siem, *esiem (§. 290, pg.
549) tritt an den perfectstamm (vgl. das passiv amatus sim),
z. b. *feci-siem, darauß fece-rim nach der regel. Wie im fu-
turum exactum so gibt es auch hier ältere formen, die den
außlaut i des perfectstammes noch nicht haben, wie (fe)fac-sim,
ob-jec-sim, au(d)-sim, welche den beweis dafür liefern, daß
[626]Zusammen ges. neubildungen; Latein.
§. 301.auch facso den perfectst. enthält. Negassim, curassis, levassis,
prohibessis u. a. sind eben so wie im futurum exactum zu er-
klären (auß *negavi-sim, *negav-sim u. s. f.).
5. Plusquamperfectum indicativi. Das imperfec-
tum (e)ram auß *esam (§. 292), tritt an den perfectstamm auf
i, z. b. *stetĭ-sam, darauß stete-ram (vgl. amatus eram).
6. Optativ plusquamperfecti. sem tritt an den per-
fectstamm; sem d. i. sêm, vgl. d. plural, ist entweder eine ne-
benform von siêm oder ein neu gebildeter optativ zu dem im-
perfectum (e)sa-m also auß *esaim.
a. ältere bildung. -sem tritt an den alten perfectstamm
one i oder is, z. b. facsem auß *fefac-sem, per-cep-set; eben
so ist zu erklären *vic-set, *intel-leg-set (vixet, intellexet; auß
*vixi-set, *intellexi-set wäre *vixe-ret, *intellexeret geworden).
b. jüngere form, die gewönliche; -sem tritt an den per-
fectstamm auf -is, z. b. fecis-sem, vixis-sem (wobei nun natür-
lich das i bleibt).
7. Imperfectum. bam, das imperfectum von wurzel
fu (§. 292), tritt an den praesensstamm, z. b. i-bam, da-bam,
sta-bam; bei ab geleiteten an den verbalstamm, z. b. ama-bam,
mone-bam. Die praesensstämme auf urspr. a (sogenannte 3.
conjugation) denen dises vor -bam zu ê nach art der ab ge-
leiteten auf ê, z. b. legê-bam; natürlich fügen auch dise das
-bam nicht an die wurzel, sondern an den praesensstamm, z. b.
rumpê-bat, praesensstamm urspr. rumpa (IV, c), wurzel rup.
Diser analogie folgen (wie auch in andern formen) die ab ge-
leiteten auf î, z. b. audiê-bat.
8. Optativ imperfecti. Er [wird] nicht vom indicativ
imperfecti gebildet, sondern mittels -sem (vgl. d. optat. plus-
quamperfecti unter 6), welches an den praesensstamm an tritt,
z. b. *pot-sem, vgl. pot-est; *ed-sem, vgl. est für *ed-ti; *fer-sem,
vgl. fer-t; *vel-sem, vgl. vol-t, darauß possem, essem, ferrem,
vellem; es-sem, vgl. es-t (zusammen gesezt, im entgegen ge-
sezten falle würde es *erem lauten); dîcĕ-rem, rumpĕ-rem u. s. f.
Ab geleitete, z. b. amâ-rem, monê-rem, audî-rem.
9. Futurum. Wie das praesens von as nach der V.
[627]Zusammen ges. neubildungen; Latein., Osk.
form *erio, ero futurbeziehung hat, so ist auch eine solche§. 301.
praesensform V. von fu mit gleicher function vorauß zu
setzen, also ein bhu-jâ-mi, bhu-ja-si, bhu-ja-ti u. s. f.; latein.
*fuio, *fuis, *fuit u. s. f., auß welchem durch verkürzung
*fo, *fis, *fit u. s. f., in zusammensetzung also (§. 153, 3,
pag. 202) -bo, -bis, -bit u. s. f. ward. Dise praesensbildung
der wurzel urspr. bhu ist griechisch-lateinisches gemeingut, denn
sie ligt auch in äol. φυ-ίω und dem entsprechenden φύ-ω für
*φυ-ϳω vor (s. o. pag. 589), ferner im umbrischen *fuiu (er-
halten im futurum, s. o. pg. 619) und altirischen (s. u.).
Mittels diese -bo, -bis u. s. f. wird das futurum bei ab ge-
leiteten auf â, ê gebildet, z. b. amâ-bo, monê-bo; die ältere
sprache bildet eben so das futurum der stämme auf î, z. b.
audî-bo.
Selten ist diß futurum bei stamverben wie i-bo, dă-bo,
stâ-bo, die offenbar nach analogie der ab geleiteten gebildet
sind; eben so sind wol beispile wie dice-bo, exsuge-bo, vive-bo
zu erklären.
Das oskische weicht in seinen neubildungen der§. 302.
conjugation (vgl. das futurum, im lateinischen mittels fu, osk.
mittels es gebildet) merfach vom lateinischen ab.
1. Die formen fu-siͤd *fu-sins (auß umbr. sins erschloßen)
3. sing. u. plur. opt. perfecti; fu-st, *fu-set (auß triͤbarakattu-
set und umbrisch furent sich ergebend), 3 sing. u. plur. futuri
exacti (vgl. d. umbrische) sind, wie im lateinischen, durch an-
treten des optativ. praesentis der wurzel as und der praesens-
form mit futurbeziehung der selben wurzel (-siͤt, -sins auß
*-sît, *-sîns, grundf. sjât, sjânt verkürzt; -st etwa auß *siͤt,
*siet = sjati, -set auß *sient = sjanti) gebildet.
Das oskische scheidet demnach optat. perf. und futurum
exactum, was im lateinischen nur in 1. sing. geschiht. Dise
bildungsweise findet sich nur bei der wurzel fu; die so gebil-
deten formen treten an den perfectstamm anderer verba an,
um das futurum exactum (und wol auch andere formen) zu bil-
den, s. u. 4. 3.
2. Die formen der 3. sing. perfecti aamanaffed (stamm
[628]Zusammen ges. neubildungen; Osk., Umbr.
§. 302.aamana, etymologie dunkel); aiͤkda-fed (aedificavit), für wel-
ches wol one zweifel aiͤdka-fed zu lesen ist, zeugen, wie
umbr. piha-fi, für eine mittels der wurzel fu gebildete, dem
lateinischen analoge form des perfects ab geleiteter verba. Die
verdoppelung des f erklärt sich wol auß fv, da in -ffed, -fed
doch nur eine dem lateinischen fuit analoge perfectform ent-
halten sein kann.
u̇psed und u̇psens, 3. sing. und plur. perf. vom stamme
u̇psa = latein. opera (facere, z. b. u̇psa-nnam dedet ope-
randam dedit), scheinen kürzungen auß *u̇psa-fed, *u̇sa-fens
zu sein; es ligt hier die selbe erscheinung vor wie im latein.
son-ui u. s. f. neben dem stamme sona, umbrisch port-ust ne-
ben porta.
3. Die formen 3. sing. perf. pru̇fa-tted (probavit), 3.
plur. pru̇fattens (probaverunt), teremnattens (termina-
verunt); 3. plur. optat. perf. triͤbarakattins; 3. plur. futur.
exacti triͤbarakattuset sind wol nur auß *pru̇fat-fed,
*pru̇fat-fens, *pru̇fat-fins, *pru̇fat-fuset zu erklären,
d. h. durch zusammensetzung eines verkürzten indic. und opt.
perfecti (oder etwa praesentis oder aoristi?) von wurz. fu und
des futurum exactum der selben mit einem stamme auf t, der
entweder der des partic. praesentis activi ist (pru̇fat regelrecht
= *pru̇fant, latein. probant, wie set = sent §. 164), oder, war-
scheinlicher, der des partic. praet. activi (pru̇fat auß *pru̇favot,
vgl. griech. ϝοτ = urspr. vant, §. 216, zusammen gezogen).
4. Das futurum exactum ist wol unzweifelhaft durch zu-
sammensetzung des perfectstammes mit dem futurum exactum
von fu gebildet, welches leztere seinen anlaut verlor wie im
lateinischen ama-(f)ui (im umbrischen ist hier das volle fust,
furent erhalten); demnach fefac-ust auß *fefac-fust, dic-ust auß
*didic-fust (praesensstamm deica dicere), triͤbarakattuset
auß *triͤbarakat-fusent (s. d. vor.).
Umbrisch. 1. Das futurum exactum von wurz. fu wird
gebildet wie im oskischen, 3. sing. fu-st, fu-st, fu-s, 3. plur.
fu-rent (vgl. est, sent = latein. est, sunt, hier scheinen jedoch
villeicht formen wie *siet, *sient = latein. (e)rit, (e)runt auß
[629]Zusammen ges. neubildungen; Umbr., Altir.
*(e)riet, *(e)rionti, grundform as-jat, as-janti, vorauß gesezt§. 303.
werden zu müßen).
Ein Optativ perfecti von fu findet sich nicht.
2. Die formen piha-fei, piha-fi = lat. pia-(f)vi zeugen
für die selbe bildung des mittels des perfects der wurzel fu
gebildeten zusammen gesezten perfects, die wir bereits im lat.
und oskischen fanden. In den pluralformen ben-uso (venerunt),
covort-uso (converterunt), ses-ure (statuerunt) ist, wie in zal-
reichen lateinischen perfecten (z. b. ten-(f)ui; stert-(f)ui u. s. f.),
das f der hilfswurzel geschwunden (dem vorher gehenden con-
sonanten assimiliert); als ältere formen sind also *ben-fusont,
*vort-fusont u. s. f. an zu nemen. Umbr. fei, fî = fvei, fvî
gleicht volkommen dem latein. fui; daß auch *fusont lateini-
schem fuerunt, d. i. *fuisont, volständig entspricht, ist war-
scheinlich.
3. Das futurum exactum wird gebildet durch an setzen
des futurum exactum der wurzel fu an den perfectstamm. Lau-
tet diser auf einen consonanten auß, so assimiliert sich das f
von fu dem selben, z. b. 3. sg. ambr-e-fus(t) (ambiverit), ben-ust
(venerit), covort-ust (converterit), dersic-ust (dixerit), teṛ-ust,
dirs-ust (dederit), fac-ust (fecerit) pepersc-ust u. a. auß *beben-
fust, *vovort-fust, *didic-fust (hier ist die reduplication des
perfectstammes erhalten), *did-fust (wurz. da, vgl. d. perfect.
ṛeṛe = *dede), *fefac-fust, *pepersc-fust; 3. plur. ambr-e-
furent (ambiverint), ben-urent (venerint), dersic-urent (dixerint),
fac-urent (fecerint), pepurk-urent u. a. auß *beben-furent
u. s. f.
In hab-us(t), hab-urent = latein. habuerit, habuerint ver-
hält es sich mit dem außlaute des verbalstammes habê wie
im lateinischen (vgl. über d. latein. perfect. §. 301, pag. 624);
port-ust (portaverit), vom stamme porta (in porta-ia portet), ist
gebildet wie latein. son-ui, nec-ui neben den stämmen sona, neca.
Altirisch. 1. das perfectum mit s, 2. das perfectum mit§. 304.
t, 3. das futurum mit f, b.
1. Das Perfectum mitsgebildet. Die deutlichsten
formen sind die des plurals, die wir deshalb voran stellen, z. b.
[630]Zusammen ges. neubildungen; Altir.
- plur. 1. (ro-ri-)gén-sa-m (vgl. latein. man-si-mus)
- 2. (ri-)gen-si-d
- 3. (ri-)gen-sat = *-sa-nt
- sing. 1. (ri-)gni-us, (ro-)char-us für *car-su oder vilmer etwa
*cara-su, das u ist durch assimilation vor das s ge-
kommen; u ist, wie im praesens die endung der
1. sing. auß -am, urspr. -âmi - 2. (ri-)gni-s, (ro-)char-is für *car-si(s)
- 3. (ri-)gni, (ro-)gene, (ro-)char s. u. zu wurz. gen, gní
(facere), car (amare).
Das perfectum ist regelmäßig mit der praeposition ro =
latein. pro (§. 167, 3) zusammen gesezt (hier wie in so vilen
sprachen gibt die zusammensetzung mit praepositionen den
verben perfective, momentane beziehung).
Das s ist auch hier sicherlich, wie im lateinischen, rest der
wurzel as (esse). Ser bemerkenswert sind formen der dritten
person sing. auf si, d. i. sî, z. b. gab-si (cepit), foit-si, foid-si
(misit), berr-si (totondit) u. s. f. (Stokes in Beitr. II, 318),
welche offenbar die ältesten sind und ganz genau lateinischen
formen wie dic-sî-t gleichen. Den gewönlichen formen ri-gni,
ro-char ist dise endung abhanden gekommen (da man neben
den andern formen in inen wol nicht aoristformen sehen kann).
Die alten außlaute sind in den gewönlichen formen durch
die analogie des praesens zerstört; nach den oben an gefürten
älteren formen des perfects ist wol kaum an der identität
des altirischen und des lateinischen perfects diser bildung zu
zweifeln.
2. Das perfectum mittelst gebildet; bei stämmen auf
r, n, l und einzelnen auf gutturale im gebrauche, z. b.
- sing. 1. (ru-)bur-t, d. i. *bar-t-u,
- 2. (ru-)bir-t, d. i. *bar-t-i
- 3. (ro-)bar-t, d. i. *bar-t-a (?)
- plur. 1. (ro-)bar-t mar (medium)
- 2. (ro-)bar-t-id (medium)
- 3. (ro-)bar-t-atar (medium).
Vergleiche oskische perfecta wie profa-tte-d probavit, 3. pl.
[631]Zusammen ges. neubildungen; Altir., Altbulg.
pro-fa-tte-ns. Auch hier sind die endungen die gewönlichen§. 304.
und warscheinlich eben so unursprünglich und durch analogie
hervor gerufen, wie bei dem mittels as gebildeten perfectum.
Es felt daher zu einer genaueren erklärung diser schwirigen
bildung an hin reichend altertümlichen formen.
3. Das futurum, welches in seiner bildung völlig zu
dem des lateinischen stimt, z. b.
- sing. 1. car-ub (wurzel car, verbalst. cara amare) = *cara-bu,
vergl. (der form nach) latein. care-bo; - 2. ícc-fe (ícc salvare), cair-fe = *cara-fi, vergl. latein.
care-bis; - 3. predchi-bi-d = latein. praedicabit, sóir-fe-d (sóir sa-
nus), cairfed = *cara-fi-d, vgl. latein. care-bit; - plur. 1. car-fa-m durch vorwärts wirkende assimilation = *cara-
fem, *care-fim, vgl. latein. care-bimus; - 2. cair-fi-th = *cara-fith, vgl. latein. care-bitis;
- 3. creit-fe-(n)t, car-fat = *cara-fa-nt, vgl. lat. care-bunt.
Die endungen des medium sind 1. *-fu-r = latein. bo-r;
2. *fi-r = latein. -beris; 3. -ibther, -fither, -fider, -fidir =
latein. bitur, z. b. íccfidir (salvabitur); 1. plur. -fammar =
latein. *-bimur; 2. bid wie im praesens, ab weichend von den
übrigen personen gebildet; 3. -fiter, -fitir = *finter, *fintir
= latein. -buntur.
Nach liquiden ist f, b des futurs disen assimiliert und
meist der wurzelvocal in folge dessen zum ersatze gedent, z. b.
(as-)bere (dices) für *ber-fe; (as-)béra (dicet) für *ber-fa; (as-)bérat
(dicent) für *ber-fant u. s. f.
Auch hier ist durch die ser unursprüngliche lautbeschaffen-
heit des altirischen (vgl. §. 74, 75) die erklärung des einzelnen
erschwert; die identität diser nur dem lateinischen und dem
altirischen eigentümlichen bildungsweise des futurum mittels
einer praesensform V. der wurzel urspr. bhu kann indes nicht
verkant werden.
Altbulgarisch. 1. imperfectum, 2. futurum auf 1. sing.§. 305.
-sną, -ysną.
Imperfectum. An den praesensstamm tritt das selbe
[632]Zusammen ges. neubildungen; Altbulg., Lit.
§. 305.element, welches den zusammen gesezten aorist bildet (s. d.);
zwischen beiden finden sich laute, welche nicht genügend klar
sind; z. b.
- Sing. 1. dad-ĕa-chŭ,
- 2. dad-ĕa-še; -še, d. i. *-che (§. 182, 6) für -se, grundf.
-sa-s (im aorist wird die form one a gebraucht, da-
her muste dort -s-s völlig schwinden), - 3. dad-ĕa-še; -še für che auß -se, grundf. sa-t (im aorist
-s-t, das weg fiel), - Dual. 1. dad-ĕa-cho-vĕ,
- 2. 3. dad-ĕa-s-ta,
- Plur. 1. dad-ĕa-cho-mŭ,
- 2. dad-ĕa-s-te,
- 3. dad-ĕa-chą; -chą, d. i. -san, grundform -sant (one
schwächung; im aorist gilt -sę, -šę, d. i. -sint mit
schwächung von a zu i).
2. reste eines futurum auf-sną, -ysną; Miklosich (vgl.
gramm. d. slaw. sprachen, III. §. 107 fürt u. a. als futurfor-
men auf 1. sing. pla sną (ardebo) zu stamm pla; nach con-
sonantischem wurzelaußlaute steht -ysną, z. b. tŭk-ysną (tan-
gam), grundform also plâ-snâ-mi, tak-ûsnâ-mi. Ich wage keinen
erklärungsversuch.
Litauisch. 1. das imperfectum; 2. der optativ; 3. der
imperativ.
1. das imperfectum (‘pflegen’ bezeichnend). An den
zweiten stamm des verbum tritt das praeteritum (§. 296) der
zu dů erweiterten wurzel urspr. dha (als selbständiges wort
litauisch dė́-ti, praes. dedù nach III); also z. b. zu wurzel suk
(torquere):
- Sing. 1. sùk-dav-au
- 2. sùk-dav-ai
- 3. sùk-dav-ô
- Plur. 1. sùk-dav-ôme, dual. -ôva
- 2. sùk-dav-ôte, dual. -ôta; vès-davau für ved-davau,
wurzel ved (ducere) und dergl. nach den laut-
gesetzen (§. 191, B).
[633]Zusammen ges. neubildungen; Lit.
2. der optativ entsteht durch zusammenschmelzen zweier§. 306.
ursprünglich getrenter worte, er ist also keine eigentliche zu-
sammensetzung. An den accusativ des abstractum auf -tu (vgl.
§. 228) tritt der optativ der wurzel bu, urspr. bhu (esse), die
aber vor dem optativelement j iren außlaut u ein büßt (vgl.
latein. -b-i-s, -b-i-t auß *-bu-i-s, *-bu-i-t). Für die dritte per-
son gilt das substantivum allein gesezt, one hilfsverbum.
- Sing. 1. *suktum-biau; -biau ist wol = bh-jâ-m auß bhu-jâ-m,
darauß ward jedoch durch verkürzung sukt-iau, d. i.
hochlitauisch sùkczau (§. 191, A, 6, pg. 265). - 2. sùk-tum-bei; in -bei = -b-jai (§. 100, 1) für älteres
-bh-jâ-s auß bhu-jâ-s ist nach analogie der übri-
gen 2. personen die primäre endung auf -i = ur-
sprünglich si ein getreten, -bjai = *bh-jâ-si. - 3. sùktų.
- Plur. 1. sùk-tum-bi-me; -bime ist regelrecht = bh-jâ-mas (vgl.
§. 293, pg. 604 u. lat. -bi-mus); dual. sùktum-bi-va. - 2. sùk-tum-bi-te eben so, -bi-te grundf. bh-jâ-tas. Dual.
sùk-tum-bi-ta.
3. Der litauische imperativ entsteht dadurch, daß die
partikel k = altind. ḱa, latein. -ce, ruß. -ka (im rußischen
auch am optativ, d. i. imperativ beliebt) vor das optativele-
ment i älter ë ein gesezt wird; vergl. eik-sz-te, wo in eiki-te,
den gewönlichen imperativ von wurzel i (ire) ein sz, auß szén
(huc) verkürzt, ein gesezt ist; z. b. 2. sing. alt vedi (duc) auß
*vedë; zunächst ward wol *vedi-ke, *vedi-k durch einfaches
anhängen der hervor hebenden partikel gebildet, dise form ligt
im ruß. vedi-ka vor; darauß nun durch einschalten der par-
tikel vor die endung *ved-k-i, das nun (§. 191, 5, pg. 264) in
vès-k-i, vès-k über geht; auf die selbe art ist gebildet plur. 1.
vès-ki-me, 2. ves-ki-te; dual. 1. vès-ki-va; 2. vès-ki-ta. Eben so
von wurzel bu 2. sing. bú-k-(i), älter bú-k-ë, 2. pl. bú-k-i-te;
von stamm ei (ire), ei-k-i-te u. s. f.; 2. sing. sùk(i), plur.
sùkite u. s. f. von wurzel suk und änliche können natürlich
dem wurzelaußlaute k kein zweites k bei fügen, so daß dise
formen den alten optativen treu bleiben musten. Vgl. s. 551.
[634]Zusammen ges. neubildungen; Got.
Gotisch. Zusammen geseztes perfectum der ab geleite-
ten verbalstämme, nur außnamsweise bei stamverben gebraucht.
Das perfectum der wurzel da, urspr. dha (vgl. got. dê-ds,
d. i. dhâ-tis; ahd. tuo-m, d. i. da-dhâ-mi pg. 607), tritt an den
verbalstamm. Im singular ist die reduplication verloren, im
plur. aber und im opt. bleibt die reduplication, das ursprüng-
liche a der reduplicationssilbe wird zu ê = â gesteigert, nach
analogie der haufigen perfectstämme wie sat, plur. sêt (sedere)
u. s. f.; das reduplicierte da, sing. *dad, plur. dêd, dessen
wurzelaußlaut a (wie so häufig bei diser wurzel) geschwunden
war, glich nun einer echten wurzel.
Das an tretende perfectum der wurz. da, urspr. dha, lautet:
- Indic. sg. 1. -da, wol für *dida oder *dada, grundform dhadhâ
(vgl. §. 291) auß dha-dha ma, - 2. -dês, wol für *didês oder *dadê-s, mit einer im per-
fectum nicht gebräuchlichen form des suffixes der
2. sing., welche auß der analogie des praesens ein
gedrungen ist, grundf. *dha-dhâ-si (urspr. dha-dha-tva), - 3. -da, grundf. dhadhâ auß dha-dha-ta,
- Plur. 1. -dêd-u-m, grundf. dhâdh-masi, wie die andern formen
nach analogie des gewönlichen perfects gebildet;
dual. dêd-u, - 2. -dêd-u-th, grundf. dhâdh-tasi; dual. -dêd-u-ts,
- 3. -dêd-u-n, grundf. dhâdh-nti.
Opt. -dêd-jau, -dêd-eis u. s. f., grdf. dhâdh-jâm, dhâdh-jâs.
Demnach lautet das perfectum von stamm nasja, nasi
1. sg. nasi-da, pl. nasi-dêdum; von stamm salbô 1. sg. salbô-da,
plur. salbô-dêdum u. s. f.
Die perfecta mit praesensbedeutung bilden auf dise weise
ein neues perfect, z. b. sing. 1. mah-ta für *mag-da (§. 202,
1), 2. mah-tê-s, 3. mah-ta; plur. 1. mah-têd-um u. s. f. zu mag
(possum); vissa für *vit-da (§. 202, 2) zu vait (scio); skul-da
zu skal (debeo) u. s. f.
Von nicht ab geleiteten verben ist dise perfectbildung außer-
dem selten, z. b. thah-ta für *thak-da (§. 202, 1), praes. thagk-ja
(cogito).
[635]Zusammen ges. neubildungen; Ahd.
- Anm. Im althochdeutschen und nordischen finden sich reste eines§. 307.
mit s gebildeten perfects, das also dem lateinischen und altiri-
schen perfectum zur seite steht, z. b. altn. wurzel sa (serere),
perf. sê-ra (sê-ri) für *sê-sa (sê-si); eben so wurz. gra (urspr.
ghra virescere); ra (urspr. ar, ra remigare) u. a.; ahd. 1. pl.
scri-ru-mês, grundform skri-s-masi (u ist auch hier, wie im
gotischen, hilfsvocal), wurzel scri (clamare); 1. plur. pi-ru-mês,
2. plur. pi-ru-t, grundform bhu-s-masi, bhu-s-tasi, wurz. pi für
*pu, urspr. bhu (fieri, vgl. πέφυϰα, das auch praesensfunction
hat); 1. plur. *spi-ru-mês (nicht belegt, doch sicher zu er-
schließen), grundf. spiv-s-masi, wurz. spiv (spuere).
Nicht hierher gehört steroƷ für *ste-soƷ auß *stei-stôƷ, perf.
redupl. zu stôƷ-an; ple-ruƷ, durch dissimilation und falsche
analogie (wie solche bei schwindenden formen statt findet, vergl.
d. gotische medium) für *ple-luƷ auß *plei-plôƷ, perf. redupl.
zu infin. pluoƷ-an (immolare); ags. leórt, dissim. auß *leo-lt,
einer entstellung eines perf. redupl. zu lœt-an; reó-rd, desgl. zu
rœd-an; leó-lc, desgl. zu lâc an, sämtlich nach einer und der
selben analogie gebildet. Bei disen und den oben erklärten per-
fectformen an eine einschiebung von r zu denken, wozu man in-
terjectionen (also lautgebärden, nicht worte) verglich, konte nur
solchen in den sinn kommen, denen das wesen sprachlicher orga-
nismen und die gesetze ires lebens unbekant sind.
[[636]][[637]]
ANHANG.
PARADIGMEN ZUR LERE VON DER DECLINATION
UND CONJUGATION.
[[638]]
Paradigmen zur declination
I. Consonan-
1.Unwandelbare stämme.
| Indog. urspr. | Altindisch. | Altbaktrisch. | |
| Stamm | vâk f. | vâḱ f. | vâḱ f. |
| Singular. | |||
| Nomin. | vâk-s | vâk | vâkh-s |
| Accus. | vâk-am | vấḱ-am | vâḱ-em |
| Ablat. | vâk-at | vâḱ-aṭ | |
| Genit. | vâk-as | vâḱ-ás | vâḱ-ô, -aç-ḱa |
| Locativ | vâk-i | vâḱ-í | vâḱ-i |
| Dativ | vâk-ai | vâḱ-ế | vâḱ-ê |
| Instr. I. | vâk-â | vâḱ-ấ | vâḱ-a, -â-ḱa |
| Instr. II. | vâk-bhi | ||
| Vocativ. | vâk | vâk | ? |
| Dual. | |||
| Nom. Acc. | vâk-(s)âs | vấḱ-â, -âu | vâḱ-a, -â-ḱ a |
| Gen. Loc. | vâk-aus? | vâḱ-ốs | vâḱ-âo |
| Dat. Abl. Instr. | vâk-bhjâms | vâḱ-bhjấm | |
| Plural. | |||
| Nomin. | vâk-(s)a-s | vấḱ-as | vâḱ-ô, -aç-ḱa |
| Accus. | vâk-am-s | vấḱ-as | vâḱ-ô, -aç-ḱa |
| Genit. | vâk-(s)âm-(s) | vâḱ-ấm | vâḱ-a͂m |
| Locat. | vâk-sva-(s) | vâk-śú | vâkh-sva? |
| Dat. Abl. | vâk-bhjam-s | vâg-bhjás | (vâghź-bjô, -bjaç-ḱa) |
| Instrum. | vâk-bhi-s | vâg-bhís | (vâghź-bis?) |
[[639]]
der nomina*). Zu §. 245—263.
tische stämme.
| Griechisch. | Lateinisch. | Altirisch. | Litauisch. | Gotisch. |
| ὀπ f. | vôc (vôci) f. | ríg m. | szun (szuni) m. | man, mann (mannan) m. |
| ὄπ-ς | vôc-s | rí | szů | (manna) |
| ὄπ-α | (vôc em)**) (vôcê-d) | ríg-(n) | (szùni̧) | (mannan) |
| ὀπ-ός | vôc-is | ríg | szùn-s | man-s |
| ὀπ-ί | (vocî) | (ríg, ríi) | (szuny-jè; als dat. gilt szùniu-i) | mann |
| (ὀπό-φι?) | (szuni-mì) | |||
| rí | (szunì, szunë́) | |||
| ὄπ-ε | ríg | (szuniù) | ||
| ríg | ||||
| (ὀπο-ῖν) | (szunì-m) | |||
| ὄπ-ες | (vôcê-s) | ríg | (szùny-s) | man-s |
| ὄπ-ας | (vôcê-s) | ríg-a | (szunì-s) | man-s |
| ὀπ-ῶν | vôc-um | ríg-(n) | szun-ú | mann-ê |
| ὀπ-σί | (szuni-sù, -sè) | |||
| (vôci-bus) | (ríga-ib) | (szunì-ms) | (manna-m) | |
| (ὀπό-φιν?) | (szuni-mìs) |
2.-as-stämme. Sie felen im altirischen, wo sie s verloren haben
| Indog. urspr. | Altindisch. | Altbaktrisch. | |
| Stamm | manas ntr. dus-manas m. f. | mánas n. durmanas m. f. | manas n. duś-manas m. f. |
| Sing. | |||
| Nomin. | dus-manas-s m. f. | dur-manâs m. f. | duś-manâo m. f. |
| Accus. | manas n. dus-manas-am m. f. | mánas n. dur-manas-am m. f. | manô, -aç-ka n. duś-manaṅh-em m. f. |
| Ablat. | manas-at | manaṅh-aṭ | |
| Genit. | manas-as | mánas-as | manaṅh-ô, aç-ḱa |
| Locativ | manas-i | mánas-i | manah-i |
| Dativ | manas-ai | mánas-ê | manaṅh-ê |
| Instr. I. | manas-â | mánas-â | manaṅh-a, -â-ḱa |
| Instr. II. | manas-bhi | ||
| Vocativ. | manas | mánas | |
| Dual. | |||
| Nom. Acc. | dus manas-(s)âs m. f. neutr.? | mánas-î n. dur-manas-â -âu m. f. | manah-i n. dusś-manaṅh-a |
| Gen. Loc. | manas-aus? | mánas-ô | manaṅh-âo |
| Dat. Abl. Instr. | manas-bhjâms | mánô-bhjâm | manè-bja |
| Plural. | |||
| Nomin. | dus-manas-(s)a-s m. f. | dur-manas-as m. f. | dusś-manaṅhô, -aç-ḱa m. f. |
| Accus. | manas-â n. dus-manas-am-s m. f. | mánâṁs-i n. dur-manas-as m. f. | manaṅh-a n. duś-manaṅh-ô, -aç-ḱa |
| Genit. | manas-(s)âm-(s) | mánas-âm | manaṅh-a͂m |
| Locat. | manas-sva-(s) | mánas-su, mána: -su | manô-hva |
| Dat. Abl. | manas-bhjam-s | mánô-bhjas | manè-bjô, -bjaç-ḱa |
| Instrum. | manas-bhi-s | mánô-bhis | manè-bis |
und im gotischen, wo inen a zu gesezt wird.
| Griechisch. | Lateinisch. | Altbulgarisch. | Litauisch. | ||||
| μένος ntr. δυς-μενές m. f. | genus (generi) n. *vetus (veteri) m. f. n. | nebes (nebesi) n. | debes (debesi) m.f. | ||||
| δυς-μενής m. f. | vetus m. f. n. arbôs f. | (debesì-s) | |||||
| μένος n. *δυς-μενές-α -μενῆ m. f. | genus n. (veter-em m. f.) | nebo | (débesi̧) | ||||
| (generê-d) | |||||||
| *μένες-ος, μένους | *genes-os, -gener-us, -is | nebes-e | (debesë́s, débesio u. s. f. teils nach der ana- logie der i-st., teils nach der der ja-stämme; nur der geni- tivus plur. ist consonantisch gebliben). | ||||
| *μένεσ-ι, μένει, | (generi) | (nebesi) | |||||
| *μένες-φι | (nebese-mĭ für *nebesĭ-mĭ) | ||||||
| μένος n. δυς-μενές m. f. | genus | ||||||
| *μένες-ε, μένη *δυς-μενέσ-ε -μενῆ | (nebesě) | ||||||
| nebes-u | |||||||
| (*μενέσο-ιν, μενοῖν) | (nebese-ma, nebesĭ-ma) | ||||||
| *δυς-μενές-ες, -μενεῖς | (veterê-s m. f.) | ||||||
| *μένεσ-α, μένη n. | gener-a n. | nebes-a | |||||
| *δυς-μενέσ-ας, μενεῖς m. f. | (veterês m. f.) | ||||||
| *μενέσ-ων μενῶν | gener-um | nebes-ŭ | debes-ú | ||||
| μένεσ-σι, μένε-σι | (nebese-chŭ) | ||||||
| (generi-bus) | (nebese-mŭ für nebesĭ-mŭ) | ||||||
| *μένεσ-φι | (nebesy, d. i. nebesŭ-(m)i) | ||||||
3.n-stämme.
| Indog. urspr. | Altindisch. | Altbaktr. | Griech. | |
| Stamm | akvan m. gnâman n. | áçman m. nâman n. | açman m. nâman n. | ποιμέν m. τάλαν adj. |
| Singular. | ||||
| Nomin. | akman-s | áçmâ | açma | ποιμήν |
| Accus. | akman-am m. gnâman n. | áçmân-am m. nấma n. | açman-em nâma n. | ποιμέν-α m. τάλαν n. |
| Ablat. | gnâman-at | açman-aṭ | ||
| Genit. | gnâman-as | áçman-as nấmn-as | açman-ô nâman-ô nâmn-ô, -aç-ḱa | ποιμέν-ος |
| Locat. | gnâman-i | áçman-i nấmn-i, nấman-i | açmain-i | ποιμέν-ι |
| Dativ | gnâman-ai | áçman-ê nấmn-ê | açmain-ê | |
| Instr. I. | gnâman-â | áçman-â nấmn-â | açman-a, -â-ḱa | |
| Instr. II. | gnâman-bhi | (*ποιμενό-φι) | ||
| Vocat. | gnâman | áçman nấman, nấma | açman | |
| Dual. | ||||
| Nom. Accus. | akman-(s)âs neutr.? | áçman-â, -âu nấmn-î, nấman-î | açman-a m. nâmain-i n. | ποιμέν-ε |
| Gen. Loc. | gnâman-aus? | áçman-ôs nấmn-ôs | açman-âo | |
| Dat.Abl.Instr. | gnâman-bhjâms | áçma-bjâm nấma-bhjâm | açma-bja | (ποιμένο-ιν) |
| Plural. | ||||
| Nomin. | akman-(s)a-s m. | áçmân-as | açman-ô, -aç-ḱa | ποιμέν-ες |
| Accus. | akman-am-s m. gnâman-â n. | áçman-as nấmân-i | açman-ô, -aç-ḱa nâman-a | ποιμέν-ας τάλαν-α |
| Genit. | gnâman-(s)âm-(s) | áçman-âm nấmn-âm | açman-a͂m | ποιμέν-ων |
| Locat. | gnâman-sva-(s) | áçma-su nấma-su | açma-hva | ποιμέ-σι |
| Dat. Abl. | gnâman-bhjam-s | áçma-bhjas nấma-bhjas | açma-bjô -bjaç-ḱa | |
| Instrum. | gnâman-bhi-s | áçma-bhis nấma-bhis | açma-bis | (* ποιμενό- φιν) |
| Lateinisch. | Altirisch. | Althulg. | Litauisch. | Gotisch. |
| homen (homini) m. nômen (nomini) n. | menman m. talman, dítin f. anman n. | kamen (kamenĭ) m. imen (imeni) n. | akmen, (akmeni, akmenja) m. | hanan m. naman n. |
| homô (homin-em) m. nômen n. | menme m. dítiu f. (talmain(n) f. ainm(n) n.) | kamy m. | akmů́ (ákmeni̧) | hana hanan m. namô n. |
| (hominê-d) | ||||
| homin-is | talman f. anma, anmae n. | kamen-e | akmèn-s | hanin-s |
| (hominî) | (talmain) | (kamen-i) | (akmeny-jè als dat. ákmeniu-i) | hani-n |
| (kamene-mĭ für kamenĭ-mĭ) | (akmeni-mì) | |||
| (kameni) | ||||
| talam f. ainm n. | (kameni m. imeni n.) | (ákmeniu) | ||
| (kamenij-u) | ||||
| (kamenĭ-ma) | (akmenì-m) | |||
| (homin-ês) | (menmin m. talmain dítin f.) | kamen-e | ákmen-s | hanan-s |
| (homin-ês) nômin-a | talman-a f. anman n. | (kameni m.) imen-a n. | (ákmeni-s) | hanan-s m. namn-a n.*) |
| homin-um | talman-(n) | (kamenij m.) imen-ŭ n. | akmen-ú | hanan-ê |
| (kamene-chŭ für *kamenĭ-chŭ) | (akmeni-sè) | |||
| (homini-bus) | (talmana-ib) | (kamene-mŭ für *kamenĭ-mŭ) | (akmenì-ms) | hana-m |
| (kamenĭ-mi) | (akmeni-mìs) | |||
4a. ant-stämme.
| Indog. urspr. | Altindisch. | Altbaktr. | Griech. | |
| Stamm | bharant m. n. f. | bharant m. n. | barent m. n. | φέροντ m. n. |
| Singular. | ||||
| Nomin. | bharant-s | bháran | bara͂-ç | φέρων |
| Accus. | bharant-am m. bharant ntr. | bhárant-am m. bhárat n. | barentem m. baraṭ n. | φέροντ-α m. φέρον n. |
| Ablat. | bharant-at | barent-aṭ, barant-aṭ,-âṭ | ||
| Genit. | bharant-as | bhárat-as | barent-ô, -aç-ḱa | φέροντ-ος |
| Locat. | bharant-i | bhárat-i | barent-i | φέροντ-ι |
| Dativ. | bharant-ai | bhárat-ê | barent-ê | |
| Instr. I. | bharant-â | bhárat-â | barent-a, | |
| Instr. II. | bharant-bhi | -â-ḱ a | (φεροντό | |
| Vocat. | bharant | bháran m. bhárat n. | -φι | |
| Dual. | ||||
| Nomin. Acc. | bharant-(s)âs neutr.? -âu m. | bhárant-â, bharant-î n. | barant-a m. baraint-i n. | φέροντ-ε |
| Gen. Loc. | bharant-aus? | bhárat-ôs | barent-âo | |
| Dat. Abl. Instr. | bharant-bhjâms | bhárad- -bhjâm | baren-bja | (φερόντο- -ιν) |
| Plural. | ||||
| Nomin. | bharant-(s)as m. f. | bhárant-as | barent-ô, -aç-ḱa m. | φέροντ-ες |
| Accus. | bharant-am-s bharant-â ntr. | bhárat-as m. bhárant-i n. | barent-ô, -aç-ḱ a m. barent-a n.? | φέροντ-ας m. φέροντ-α n. |
| Genit. | bharant-(s)âm-(s) | bhárat-âm | barent-a͂m | φερόντ-ων |
| Locat. | bharant-sva (s) | bhárat-su | ? | φέρου-σι |
| Dat. Abl. | bharant-bhjam-s | bhárad-bhjas | baren-bjô, -bjaç-ḱa | |
| Instr. | bharant-bhi-s | bhárad-bhis | baren-bis | (*φεροντό-φιν) |
[645]Nomina. I. Consonant. stämme.
| Latein. | Altirisch. | Altbulg. | Litauisch. | Gotisch. |
| ferent (ferenti) m. f. n. | carant (caranti) m. | berant, chvaljant*) m. n. | augant, mylint**) m. n. | fijand (fijanda)m.†*) |
| feren-sm.f.n. (ferent-emm.f.) ferens n. | cara (carait(n)) | bery, chvalę m. (berąštĭ, chvalęštĭ masc. berąšte chvalęšte ntr.) | áugąs, mýli̧s (áuganti̧,mýlinti̧) áugą, mýli̧n.***) | fijand-s fijand |
| ferentê-d | ||||
| ferent-is | carat | (berąšta) | (áuganczo) | (fijandi-s) |
| (ferentî) | (carait) | (berąšti, als dat. berąštu) | (áugancza-me†) | fijand |
| (áugancza-m†) | ||||
| (berąšte-mĭ) | (áuganczu) | |||
| ? | (berąšta m. berąšti n.) | (áuganczu) | ||
| (berąštu) | ||||
| (berąšte-ma) | (áugantë-m)†) | |||
| (ferentê-s) | (carait) | (berąšt-e) | áugą, mýli̧***) | fijand-s |
| (ferentê-s m. f. ferenti-a n.) | (cairte-a) | (berąštę m. berąšta n.) | (áuganczu-s) | fijand-s |
| *ferent-um (ferenti-um) | carat-(n) | (berąštĭ) | (áuganczû) | fijand-ê |
| (berąšti-chŭ) | (áuganczů-se) | |||
| (ferenti- -bus) | (cairti-b) | (berąšte-mŭ) | (áugantë-ms†) | (fijanda-m) |
| (berąšti) | (áuganczeis) |
4, b. Stämme auf -vant, -vans, -ant, -ansdes partic. praeteriti
| Indog. urspr. | Altindisch. | Altbaktr. | Griech. | |
| Stamm | vividvant m. f. n. | vidvant, vidvans m. n. | vidvans m. n. | ϝειδϝότ m. n. |
| Singular. | ||||
| Nomin. | vividvant-s | vidvấn | vîdhvâo | εἰδώς |
| Accus. | vividvant-am m.f. vividvant n. | vidvấms-am vidvát n. | vîdhvâonh-em m. vîdhvô, -aç-ḱa? n. | εἰδότ-αm. εἰδόςn. |
| Ablat. | vividvant-at | vîduś-aṭ*) | ||
| Genit. | vividvant-as | vidúś-as | vîduś-ô, -aç-ḱa | εἰδότ-ος |
| Locat. | vividvant-i | vidúś-i | vîduś-i | εἰδότ-ι |
| Dativ. | vividvant-ai | vidúś-ê | vîduś-ê | |
| Instr. I. | vividvant-â | vidúś-â | vîduś-a, -â-ḱa | |
| Instr. II. | vividvant-bhi | |||
| Vocat. | vividvant | vídvan m. vídvat n. | ? | |
| Dual. | ||||
| Nom. Accus. | vividvant-(s)âs m. f. n.? | vidvấṁs-â, -âu m. vidúś-î n. | vîdhvâoṅh-a m. vîduś-i n. | εἰδότ-ε |
| Gen. Loc. | vividvant-aus? | vidúś-ôs | vîduś-âo | |
| Dat. Abl. | vividvant-bhjâms | vidvád-bhjâm | vîdûź-bja | (εἰδότο-ιν) |
| Plural. | ||||
| Nomin. | vividvant-(s)a-s | vidvấṁs-as | vîdhvâoṅh-ô, -aç-ḱa | εἰδότ-ες |
| Accus. | vividvant-am-s m.f. vividvant-â n. | vidúś-asm. vidvấṁs-i n. | vîduś-ô, -aç-ḱa? m. vîdvâoṅh-a ? n. | εἰδότ-ας msc. εἰδότ-α n. |
| Genit. | vividvant-(s)âm-(s) | vidúś-âm | vîduś-a͂m | εἰδότ-ων |
| Locat. | vividvant-sva-(s) | vidvát-su | ? | εἰδό-σι |
| Dat. Abl. | vividvant-bhjam-s | vidvád-bhjas | vîdûź-bjô,-bjaç-ḱa | |
| Instr. | vividvant-bhi-s | vidvád-bhis | vîdûź-bis |
[647]Nomina. I. Consonant. stämme.
activi (im italokeltischen felt diß participium).
| Althulg. | Litauisch. | Gotisch. | |||
| vor ligende form | grundform **) | vor ligende form | grundform | vor ligende form | grundform |
| pekŭs (pekŭsĭ pekŭšĭ) m. n. | pekans (pekansi, pekansja) | kepęs, kepus (kepusja) | kepans (kepansja) | (bêrusja | babhâransja) es komt nur diß beispil im plur. vor. |
| pekŭm.n. | pekans-sm.-ansn. | képęs | kepans-s | ||
| (pekŭšĭ m.) | (pekansja-m m.) | (képusi̧ m.) | (kepansja-m m.) | ||
| (pekŭše n.) | (pekansja-m n.) | képę n. | kepans n. | ||
| (pekŭś a) | (pekansja-sja) | (képusio) | (kepansja-sja) | ||
| (pekŭši loc. | (pekansja-i lc. | (képusia-me) | (kepansja-sma-i***) | ||
| pekŭśu dt.) | pekansjav-i d.) | (képusiām, kepansja- loc. alt -usiāmui -smav-i***) dt. | |||
| (pekŭše-mĭ) | (pekansja-bhi) | (képusiu) | (kepansja-bhi) | ||
| (pekŭša m. pekŭši n.) | (pekansjâ m. pekansja-i n.) | (képusiu) | (vgl. s. 437) | ||
| (pekŭšu) | (pekansjaus) | ||||
| (pekŭše-ma) | (pekansja- bhjâms) | (képusë-m) | (kepansjai- bhjâms)***) | ||
| (pekŭš-e) (pekŭšęm. pekŭša n.) | (pekansj-as) (pekansja-msm. pekansjâ n.) | képę (képusiu-s) | kepans as (kepansja- -ms) | (bêrusjô-s | babhârans- -jâ-s) |
| (pekŭšĭ) | (pekansjâm) | (képusiū) | (kepansjâm) | ||
| (pekŭši chŭ) | (pakansjai-su) | (képusiůse) | (kepansja-n- -sva?) | ||
| (pekŭše-mŭ) | (pakansja- bhjams) | (képusë-ms) | (kepansjai- bhjams)***) | ||
| (pekŭši für *pekŭsjŭĭ) | (pekansjai auß -ja-mi, -ja-bhis) | (képuseis) | (kepansjais auß kepansja-bhis) | ||
[648]Declinationsparadigmen.
4, c. Comparativstämme, stämme auf urspr. -jans. Im alt-
einem vom ursprünglichen so verschidenen suffixe gebildet, daß
| Indog. urspr. | Altind. | Altbaktr.*) | |
| Stamm | maghjans m. n. f. | máhîjaṁs m. n. | mazjas m. n. |
| Singular. | |||
| Nomin. | maghjans-s | máhîjân | mazjâo |
| Accus. | maghjans-am m. f. maghjans n. | máhîjâṁs-am m. máhîjas n. | mazjaṅh-em m. mazjô, -aç-ḱa n. |
| Ablat. | maghjans-at | mazjaṅh-aṭ | |
| Genit. | maghjans-as | máhîjas-as | mazjaṅh-ô, -aç-ḱa (mazja-hê) |
| Locat. | maghjans-i | máhîjas-i | mazjah-i |
| Dativ | maghjans-ai | máhîjas-ê | mazjaṅh-ê |
| Instr. I. | maghjans-â | máhîjas-â | mazjaṅh-a, -â-ḱa |
| Instr. II. | maghjans-bhi | ||
| Dual. | |||
| Nomin. Acc. | maghjans-(s)âs m. f. n.? | máhîjâṁs-â, -âu m. máhîjas-î n. | mazjaṅh-a m. mazjah-i n. |
| Gen. Loc. | maghjans-aus? | máhîjas-ôs | mazjaṅh-âo |
| Dat. Abl. | maghjans-bhjâms | máhîjô-bhjâm | mazjè-bja |
| Plural. | |||
| Nomin. | maghjans-(s)a-s | máhîjâṁs-as | mazjaṅh-ô, -aç-ḱa |
| Accus. | maghjans-am-s m. f. maghjans-â n. | máhîjas-as m. máhîjâṁs-i n. | mazjaṅh-ô,-aç-ḱa m.f. mazjaṅh-a n. |
| Genit. | maghjans-(s)âm-(s) | máhîjas-âm | mazjaṅh-a͂m |
| Locat. | maghjans-sva-(s) | máhîjas-su, -ja: -su | mazjô-hva |
| Dat. Abl. | maghjans-bhjam-s | máhîjô-bhjas | mazjè-bjô, -bjaç-ḱa |
| Instrum. | maghjans-bhi-s | máhîjô-bhis | mazjè-bis |
irischen wird der comparativ nicht mer decliniert; im litauischen mit
wir auch dise sprache hier übergehen zu müßen glauben.
| Griech. | Latein. | Altbulg. | Gotisch. | ||
| vor ligende form | grundform | vor ligende form | grundf. | ||
| μεῖζον | mâior | mĭnĭs | minjas | (maizan) | (makjasan**) |
| (= μεγ-ϳον) m. f. n. | (mâiôri) | (mĭnĭšĭ) m. n. | (minjasja) m. n. | ||
| μείζων | mâiôr | (mĭnij) | (minjans-ja-s) | (maiza) | (makjasan-s) |
| μείζον-α, μείζω m f. | (mâiôre-m m.f.) mâius n. | (mĭnij m.) mĭnje n. | (minjans- ja-m) m. | (maizan m.) u. s. f. | (makjasan- am m.) |
| μεῖζον n. | minjas n. | völlig so wie die an- deren an- stämme; s. oben 3. | u. s. f. | ||
| (mâiôrê-d) | |||||
| μείζον-ος | mâiôr-is | (mĭnĭša) | (minjansja-sja) | ||
| μείζον-ι | (mâiôrî) | (mĭnĭši loc.) | (minjansja-i) | ||
| (mĭnĭšu dat.) | (minjansjav-i) | ||||
| (mĭnĭše-mĭ) | (minjansja-bhi) | ||||
| μείζον-ε | (mĭnĭša m. mĭnĭši n.) | (minjansjâ m. minjansja-i n.) | |||
| (mĭnĭšu) | (minjansjaus) | ||||
| (μείζόνο-ιν) | (mĭnĭše-ma) | (minjansja- -bhjâms) | |||
| μείζον-ες, μείζους | (mâiôrê-s) | (mĭnĭš-e) | (minjansj-as, i-stamm) | ||
| μείζον-ας, μείζους m.f. | (mâiôrê-s m.f.) mâiôr-a n. | (mĭnĭšę m. mĭnĭša n.) | (minjansja-ms m. minjansjâ n.) | ||
| μείζον-α, μείζω n. | |||||
| μείζόν-ων | mâiôr-um | (mĭnĭšĭ) | (minjansjâm) | ||
| μείζο-σι | (mĭnĭši-chŭ) | (minjansjai-su) | |||
| (mâiôri-bus) | (mĭnĭše-mŭ) | (minjansja- -bhjams) | |||
| (mĭnĭši) | (minjansja-i auß -jansja-mi, -jansja-bhis) | ||||
5, a. Verwantschaftsworte auf-tar; urspr. mit 5, b iden-
| Indog. urspr. | Altind. | Altbaktr. | Griech. | |
| Stamm | mâtar m. f. | mâtár f. pitár m. | brâtar m. | μητέρ f. |
| Singular. | ||||
| Nomin. | mâtar-s | mâtấ f. pitấ m. | brâta, -â-ḱa | μήτηρ |
| Accus. | mâtar-am | mâtár-am | brâtar em | μητέρ-α |
| Ablat. | mâtar-at | brâthr-aṭ | ||
| Genit. | mâtar-as | mâtú-s, alt mâtr-as | brâthr-ô, -aç-ḱa | μητέρ-ος μητρ-ός |
| Locat. | mâtur-i | mâtár-i | brâthr-i? | μητρ-ί |
| Dativ | mâtar-ai | mâtr-ế | brâthr-ê | |
| Instr. I. | mâtar-â | mâtr-ấ | brâthr-a | |
| Instr. II. | mâtar-bhi | |||
| Vocat. | mâtar | mấtar | brâtare | μῆτερ |
| Dual. | ||||
| Nom. Acc. | mâtar-(s)âs | mâtár-á, -âu | brâtar-a | μητέρ-ε |
| Gen. Loc. | mâtar-aus? | mâtr-ốs | brâthr-âo | |
| Dat. Abl. Instr. | mâtar-bhjâms | mâtŕ-bhjâm | brâtare-bja | (μητέρο-ιν) |
| Plural. | ||||
| Nomin. | mâtar-(s)a-s | mâtár-as | brâtar-ô, -aç-ḱa | μητέρ-ες |
| Accus. | mâtar-am-s | mâtr̂́-s f. pitr̂́-n m. alt pitár-as | brâthr-ô, -aç-ḱa? brâthrèu-s? | μητέρα-ς |
| Genit. | mâtar-(s)âm-(s) | mâtr̂́-ń-âm alt mâtr-ấm | brâthr-a͂m | μητέρ-ων |
| Locat. | mâtar-sva-(s) | mâtŕ-śu | brâtare-śva | μητρά-σι |
| Dat. Abl. | mâtar-bhjam-s | mâtŕ-bhjas | brâtare-bjô, -bjaç-ḱa | |
| Instrum. | mâtar-bhi-s | mâtŕ-bhis | brâtare-bis |
[651]Nomina. I. Consonant. stämme.
tisch.
| Latein. | Altirisch. | Altbulg. | Litauisch. | Gotisch. |
| mâter (mâtri) f. | athar (athari) m. | mater (materĭ) f. | môter (môteri) f. | fadar (fadru) m. |
| mâtêr, -ter | (athir) | (mati, d.i. matja)*) | (môtė́)*) | fadar |
| (mâtre-m) | (athir-(ṅ)) | mater-e | (mốteri̧) | fadar |
| (mâtrê-d) | ||||
| mâtr-is | athar | mater-e | môtèr-s | fadr-s |
| (mâtr-î) | (athir) | (materi loc.u.dat.) | (môtery-jè loc.) | fadr |
| (mốterei für môterjai**) | ||||
| (materiją) | (môteri-mì) | |||
| mâter | (athir) | (mati)*) | (môtė́)*) | |
| (athir) | (materi) | (mốteri) | ||
| athar | mater-u | |||
| (materĭ-ma) | (môterì-m) | |||
| (mâtrê-s) | (athir) | (materi) | mốter-s | (fadrju s) |
| (mâtrê-s) | athr-a | (materi) | (mốteri-s) | (fadru-ns) |
| mâtr-um | (athre-(ṅ)) msc. mâthar(ṅ) f. | mater-ŭ | môter-ú | fadr-ê |
| (matere-chŭ) | (môteri-sè) | |||
| (matri-bus) | (athrai-b) | (matere-mŭ) | (môterì-ms) | (fadru-m) |
| (materĭ-mi) | (môteri-mìs) |
5, b. Nomina agentis auf -tar. In diser form und mit häufiger
slawische ersezt das suffix durch die weiterbildung -telĭ, d. i. -tarja,
| Indog. urspr. | Altindisch. | Altbaktr. | |
| Stamm | dâtar m. f. Wie 5, a, nur, fals etwa dise stämme bereits als neutra gebraucht wur- den, mit der ca- susbildung dises genus im accus. | dâtár m. n. | dâtar m. |
| Singular. | |||
| Nomin. | dâtấ m. | dâta, -â-ḱa | |
| Accus. | dâtấr-am m. | dâtâr-em | |
| dâtŕ n. | |||
| Ablat. | dâthr-aṭ | ||
| Genit. | dâtú-s, alt *dâtr-ás m. dâtŕ-ń-as n. | dâthr-ô, -aç-ḱa | |
| Locat. | dâtár-i m. dâtŕ-ń-i n. | dâthr-i ? | |
| Dativ. | dâtr-ế m. dâtŕ-ń-ê n. | dâthr-ê | |
| Instr. I. | dâtr-ấ m. dâtŕ-ń-â n. | dâthr-a | |
| Vocativ. | dấtar m. dấtar, dấtr n. | dâtare | |
| Dual. | |||
| Nom. Acc. | dâtấr-â, -âu m. dâtŕ-ń-î n. | dâtâr-a | |
| Gen. Loc. | dâtr-ốs m. dâtŕ-ń-ôs n. | dâthr-âo | |
| Dat. Abl. Instr. | dâtŕ-bhjâm m. n. | dâtare bja | |
| Plural. | |||
| Nomin. | dâtấr-as m. | dâtâr-ô, -aç-ka ? | |
| Accus. | dâtr̂́-n m. dâtr̂́-ń-i n. | dâthrèus ? | |
| Genit. | dâtr̂́-ń-âm m. n. alt *dâtr-ấm | dâthr-a͂m | |
| Locat. | dâtŕ-śu m. n. | dâtare-śva | |
| Dat. Abl. | dâtŕ-bhjas m. n. | dâtare-bjô, -bjaç-ḱa | |
| Instrum. | dâtŕ-bhis m. n. | dâtare-bis |
denung von tar zu târ nur im arisch südeuropäischen erhalten; das
das gotische durch -trja. Dem litauischen u. altirischen felt dise bildung.
| Griech. | Latein. | Althulg. | Gotisch. |
| δοτήρ m. | datôr m. | (datelĭ, grdf. datarja m. wie die anderen ja-stämme, nur der nominat. plural. folgt der analogie der i- stämme, datelj-e, grdf. datari-as, was mit be- stimtheit darauf hin- weist, daß ursprüng- lich dise stämme con- sonantisch waren und daß demnach auch in den nördlichen euro- päischen sprachen stämme wie da-tar vor- handen waren. Vgl. die declination der stämme 4.) | (blôstrja m. blôstrei-s u. s. f. wie die ja- stämme). |
| δοτήρ | datôr, -tor | ||
| δοτῆρ-α | (datôre-m) | ||
| (datôrê-d) | |||
| δοτῆρ-ος | datôr-is | ||
| δοτῆρ-ι | (datôrî) | ||
| δοτήρ | dator | ||
| δοτῆρ-ε | |||
| (δοτήρο-ιν) | |||
| δοτῆρ-ες | (datôrê-s) | ||
| δοτῆρ-ας | (datôrê-s) | ||
| δοτήρ-ων | datôr-um | ||
| δοτr͂ρ-σι | |||
| (datôri-bus) |
[654]Declinationsparadigmen.
II. Vocalische
6.Diphtongische stämme. Nur arisch und südeuropäisch.
7.Stämme auf wurzelhaftesî, û. Desgleichen. Sie unterschei-
paradigma
| Indog. urspr. | Altindisch. | |
| Stamm | nâu f. | nâu f. gau m. f. |
| Sing. | ||
| Nomin. | nâu-s | nâu-s, gâu-s |
| Accus. | nâv-am | nấv-am, gâ-m |
| Ablat. | nâv-at | |
| Genit. | nâv-as | nâv-ás, gô-s |
| Locativ | nâv-i | nâv-í, gáv-i |
| Dativ | nâv ai | nâv-ĉ́, gáv-ê |
| Instr. I. | nâv-â | nâv-ấ, gáv-â |
| Instr. II. | nâu-bhi | |
| Vocativ | nâu | (d. nomin. gilt als vocat.) |
| Dual. | ||
| Nom. Acc. | nâu-(s)âs | nấv-â, -âu; gấv-â, -âu |
| Gen. Loc. | nâv-aus ? | nâv-ốs, gáv-ôs |
| Dat. Abl. Instr. | nâu-bhjâms | nâu-bhjấm, gố-bhjâm |
| Plural. | ||
| Nomin. | nâu-(s)a-s, nâv-as | nấv-as, gấv-as |
| Accus. | nâv-am-s | nấv-as; gâ-s, gấv-as |
| Genit. | nâu-(s)âm-(s), nâv-âm | nâv-ấm, gáv-âm |
| Locat. | nâu-sva-(s) | nâu-śú gố-śu |
| Dat. Abl. | nâu-bhjam-s | nâu-bhjás gố-bhjas |
| Instrum. | nâu-bhi-s | nâu-bhís, gố-bhis |
[655]Nomina. II. Vocalische stämme
Stämme.
den sich so wenig von den vorigen, daß wir inen hier kein besonderes
widmen.
| Altbaktr. | Griechisch. | Lateinisch. |
| gau m. f. | ναῦ f. | bou (bovi) |
| βοῦ m. f. | ||
| gâo | ναῦ-ς, βοῦ-ς | bô-s |
| ga͂-m | νῆϝ-α ναῦ-ν, βοῦ-ν | (bove-m) |
| gèu-ṭ ? | (bovê-d) | |
| gèu-s | νηϝ-ός, νε-ώς, βοϝ-ός | bov-is |
| gav-i ? | νηϝ-ί, βοϝ-ί | (bov-î) |
| gav-ê | ||
| gav-a | ||
| ναῦ-φι | ||
| ναῦ, βοῦ | ||
| gâv-a ? | νῆϝ-ε, βόϝ-ε | |
| gav-âo | ||
| gao-bja | (νηϝο-ῖν, βοϝο-ῖν) | |
| gèu-s ?*) | νῆϝ-ες, βόϝ-ες | (bovê-s) |
| gâu-s | νῆϝ-ας, βόϝ-ας ναῦ-ς, βοῦ-ς | (bovê-s) |
| gav-a͂m | νηϝ-ῶν, νε-ῶν, βοϝ-ῶν | bo-um auß *bov-om |
| gao-śva ? | ναυ-σί νηυ-σί, βου-σί νήϝ-ε-σσι, βόϝ-ε-σσι | |
| gao-bjô, -bhjaç-ḱa | bô-bus, bû-bus | |
| gao-bis | ναῦ-φιν |
8.Stämme aufu*).
| Indog. urspr. | Altindisch. | Altbaktr. | Griech. | |
| Stamm | sunu m. f. madhu n. | sûnú m. hánu f. mádhu n. | paçu m. tanu f. madhu n. | νέϰυ m. μέθυ n. γλυϰύ adj. |
| Singular. | ||||
| Nomin. | sunu-s | sûnú-s | paçu-s | νέϰυ-ς |
| Accus. | sunu-m m. f. madhu n. | sûnú-m m. mádhu n. | paçû-m m. madhu n. | νέϰυ-ν m. μέθυ n. |
| Ablat. | sunav-at | paçao-ṭ, paçèu-ṭ paçv-aṭ, paçav-aṭ | ||
| Genit. | sunav-as | sûnố-s alt sûnv-ás m. hánô-s oder hánv-âs f. mádhu-n-as n. alt wie d. msc. | paçèu-s paçv-ô, -aç-ḱa | νέϰυ-ος γλυϰέϝ-ος |
| Locat. | sunav-i | sûnâú, alt sûnáv-i m. hánâu oder hánv-âm f. mádhu-n-i n. | paçv-i | νέϰυ-ι γλυϰεῖ |
| Dativ. | sunav-ai | sûnáv-ê m. hánav-ê, hánv-âi f. mádhu-n-ê n. | paçav-ê, paçv-ê m. f. auch tana-j-ê | |
| Instr. I. | sunv-â | sûnú-n-â m. mádhu-n-â n. hánv-â f. | paçv-a | |
| Instr. II. | sunu-bhi | |||
| Vocat. | sunu | sû́nô m. mádhu n. | paçu | νέϰυ |
| Dual. | ||||
| Nomin. Acc. | sunu-(s)âs | sûnû́ m. mádhu-n-î n. | paçû m. madhv-i n. | νέϰυ-ε γλυϰέϝ-ε |
| Gen. Loc. | sunv-aus ? | sûnv-ốs | paçv-âo | |
| Dat. Abl. Instr. | sunu- bhjâms | sûnú-bhjâm | paçu-bja, -wê | (νεϰύο-ιν γλυϰέϝο-ιν) |
| Plural. | ||||
| Nomin. | sunu-(s)a-s? sunav-as | sûnáv-as alt *sûnv-ás | paçav-ô, paçv-ô, -aç-ḱa | νέϰυ-ες γλυϰεῖς |
| Accus. | sunu-m-s m. f. madhuv-â n. | sûnû́-n alt sûnv-ás m. hánû-s f. mádhû-ni alt mádhû n. | paçv-ô, -aç-ḱa madhv-a n. | νέϰυ-ας γλυϰεῖς γλυϰέϝ-α n. |
| Genit. | sunu- (s)âm-(s) | sûnû́-n-âm | paçv a͂m tanu-n-a͂m | νεϰύ-ων γλυϰέϝ-ων |
| Locat. | sunu-sva-(s) | sûnú-śu | paçu-śva | νέϰυ-σσι, νεϰύ-ε-σσι νέϰυ-σι, γλυϰέ-σι |
| Dat. Abl. | sunu-bhjam-s | sûnú-bhjas | paçu-bjô,-bjaç-ḱa | |
| Instr. | sunu-bhi-s | sûnú-bhis | paçu-bis |
| Lateinisch. | Altirisch. | Altbulg. | Litauisch. | Gotisch. |
| fructu m. cornu n. | bithu m. fidu n. | synŭ m. (wechselt mit 10) | sunu m. | sunu m. faíhu n. |
| fructu-s | bith | synŭ | sunù-s | sunu-s |
| fructu-m m. cornu n. | bith(n) m. fid n. | synŭ | súnų | sunu m. faíhu n. |
| fructû-d (osk. castrî-d, u. manî) | ||||
| fructû-s, alt fructu-os osk. castrou-s, u. trifo-r | betha | synu (syna) | sunaú-s | sunau-s |
| (fructuei, fructui, (biuth) fructu) | (biuth) | synu (synov-i) | sunu jè, sunù-i loc. súnu-i dat. | sunau |
| synŭ-mĭ (syno-mĭ) | sunu-mì | |||
| synu | sunaú | sunau, sunu | ||
| bith | syny | sunù | ||
| betha | synu | |||
| (syno-ma) | sunù-m | |||
| fructûs | betha | synov-e (syni) | súnū-s | sunju-s |
| fructû-s m. cornu-a n. | bithu | syny | sunù-s | sunu-ns |
| fructu-um | betha(n) | synov-ŭ (synŭ) | (sunú) | suniv-ê |
| (syně-chŭ) | sunů-sù, -sè, sunů́-s | |||
| fructi-bus | (betha-ib) | (syno-mŭ) (syny) | sunù-ms sunu-mìs | sunu-m |
9.Stämme aufi.
| Indog. urspr. | Altindisch. | Altbaktr. | Griech. | |
| Stamm | avi m. f. (fürs neutr. felt ein si- cheres beispil) | ávi m. f. vấri n. | paiti m. âfrîti f. | πόλι f. ἴδρι adj. |
| Singular. | ||||
| Nomin. | avi-s | ávi-s | paiti-s | πόλι-ς |
| Accus. | avi-m | ávi-m m. f. vấri n. | paitî-m | πόλι-ν ἴδρι n. |
| Ablat. | avaj-at | patôi-ṭ | ||
| Genit. | avaj-as | ávê-s m.f. ávj-âs f. vấri-ń-as | patôi-s | πόλι-ος πόλε-ως |
| Locativ | avaj-i | (ávâu m. f.) ávj-âm f. vấri-ń-i n. | πόλε-ι | |
| Dativ | avaj-ai | ávaj-ê m. f. ávj-âi f. vấri-ń-ê n. | paithj-ê m. âfrîtaj-ê, -tè-ê f. | |
| Instr. I. | avj-â | ávj-â f. ávi-n-â m. vấri-ń-â n. | pataj-a m. âfrîti f. | |
| Instr. II. | avi-bhi | |||
| Vocat. | avi | ávê | paiti | πόλι |
| Dual. | ||||
| Nom. Acc. | avi-(s)â(s) | ávî m. f. vấri-ń-î n. | paitî ? | πόλι-ε πόλε-ε |
| Gen. Loc. | avj-aus ? | ávj-ôs m. f. vấri-ń-ôs n. | paithj-âo | |
| Dat. Abl. Instr. | avi-bhjâms | ávi-bhjâm | paiti-bja | (πολίο-ιν πολέο-ιν) |
| Plural. | ||||
| Nomin. | avi-(s)as ? avaj-as | ávaj-as | pataj-ô, -aç-ḱa | πόλι-ες πόλει-ς |
| Accus. | avi-m-s | ávî-n m. ávî-s f. vấrî-ń-i n. | paithj-ô, pata-j-ô âfrîtî-s | πόλι-ας πόλει-ς ἴδρι-α n. |
| Genit. | avi-(s)âm-(s) | ávî-n-âm | paiti-n-a͂m | πολί-ων πόλε-ων |
| Locat. | avi-sva-(s) | ávi-śu | paiti-śva | πόλι-σι πόλε-σι |
| Dat. Abl. | avi-bhjam-s | ávi-bhjas | paiti-bjô -bjaç-ḱa | |
| Instrum. | avi-bhi-s | ávi-bhis | paiti-bis |
| Lateinisch. | Altirisch. | Altbulg. | Litauisch. | Gotisch. |
| avi f. mari n. | fáthi m. | kostĭ f. pątĭ m. | aki f. | mahti f. (die masc. gehen im sing. nach 10) |
| avi-s | fáith | kostĭ | akì-s | maht-s |
| ave-m mare | fáith-(n) | kostĭ | áki̧ | maht |
| avê-d | ||||
| avi-s | fátha | kosti | akë́-s | mahtai-s |
| avî | fáith | kosti | aky-jè | mahtai |
| (ákei nach 10, b) | ||||
| pąte-mĭ m. kostij-ą f. | aki-mì | |||
| fáithi | kosti | akë́ | maht | |
| fáith | kosti | akì | ||
| fátha, fáithe | kostij-u | |||
| kostĭ-ma | akì-m | |||
| avê-s f. | fáithi | kosti f. pątij-e m. | áky-s | mahtei-s |
| avê-s mari-a | fáithi | kosti | akì-s | mahti-ns |
| avi-um | fátha, fáithe | kostij | aki-ú | (mahtê nach 10) |
| koste-chŭ | aki-sù, -sè | |||
| avi-bus | fáithi-b | koste-mŭ | akì-ms | mahti-m |
| kostĭ-mi | aki-mìs |
10, a. Stämme aufa;masculina, neutra.
| Indog. urspr. | Altindisch. | Altbaktrisch. | |
| Stamm | akva m. juga n. | áçva m. jugá n. | açpa m. dâta n. |
| Singular. | |||
| Nomin. | akva-s | áçva-s | açpô, -aç-ḱa |
| Accus. | akva-m, juga-m | áçva-m, jugá-m | açpe-m, dâte-m |
| Ablat. | akvâ-t | áçvâ-t | açpâ-ṭ |
| Genit. | akva-sja | áçva-sja | açpa-hê, -qhjâ |
| Locat. | akva-i | áçvê | açpê |
| Dativ | akva-ai, akvâi | áçvâj-a | açpâi |
| Instr. I. | akva-â, akvâ | alt áçvâ; áçvên-a | açpa |
| Instr. II. | akva bhi | ||
| Vocat. | akva | áçva | açpa |
| Dual. | |||
| Nom. Accus. | akvâ-(s)âs m. n. ? | áçvâ, áçvâu m. jugế n. | açpa m. dâtê n. |
| Gen. Loc. | ? | áçva-j-ôs | açpa-j-âo |
| Dat.Abl.Instr. | akva-bhjâms | áçvâ bhjâm | açpaêi-bja, -wa |
| Plural. | |||
| Nomin. | akvâ-sa-s | alt áçvâ-sas; áçvâ-s | açpâo-ṅhô, -ṅhaç-ḱa |
| Accus. | akva-m-s m. jugâ n. | áçvân(s) m. jugấn-i alt jugấ n. | açpa͂, açpa͂ç-ḱa m. dâta n. |
| Genit. | akva-sâm-(s), akvâm | áçvâ-n-âm | açpa͂-m, aç-pa- -n-a͂m |
| Locat. | akva-sva-(s) | áçvê-śu | açpaê-śva, -śu |
| Dat. Abl. | akva-bhjam-s | áçvê-bhjas | açpaêi-bjô, -bjaç-ka |
| Instrum. | akva-bhi-s | áçvâ-is, alt áçvê-bhis | açpâ-is |
[661]Nomina. II. Vocalische stämme.
| Griechisch. | Lateinisch. | Altirisch. | Altbulg.*) | Litauisch. | Gotisch. |
| ἵππο m. ζυγό n. | equo m. jugo n. | fira m. forcitala n. | vlŭkŭ m. igŭ n. | vilka m. | vulfa m. juka n. |
| ἵππο-ς | equo-s, equu-s | fer | vlŭkŭ | vìlka-s | vulf-s |
| ἵππο-ν ζυγό-ν | equo-m jugu m equô-d | fer(-n) forcetal(-n) | vlŭkŭ m. igo n. | vìlką | vulf juk |
| ἵππο-ιο, ἵππου | equî | fir | vlŭka | vìlko | vulfi-s |
| οἴϰο-ι | domî, osk. -e-i | vlŭcě (vlŭku, vlŭkovi) | vilkè (vìlku-i) | ||
| ἵππῳ | equô, alt equôi | fuir | vulfa | ||
| ἱππό-φι | vluko-mĭ | vilkù | |||
| ἵππε | eque m. | fir | vlŭče | vilkè | vulf |
| ἵππω, ζυγώ | duo | fer | vlŭka m. izě n. | vilkù | |
| fer | vlŭku | ||||
| ἵππο-ιν | vlŭko-ma | vilká-m | |||
| ἵππο-ι | eque-i-s, eque-i equî, osk. -ô-s, altumbr. -û-s | fir | vlŭci | vilka-í | vulfô-s |
| ἵππο-υς m. ζυγά n. | equôs m., juga n. | firu m. forcetla n. | vlŭky m. děla n. | vilkù-s | vulfa-ns m. juka n. |
| ἵππων | equu-m, equo-rum | fer-(n) | vlŭkŭ | vilkú | vulfê |
| ἵπποι-σι, ἵπποι-ς | vlŭcě-chŭ | vilků-sù, -sè | |||
| equî-s | fera-ib | vlŭko-mŭ | vilká-ms | vulfa-m | |
| ἱππό-φιν | vlŭky | vilka-ís |
[662]Declinationsparadigmen.
10, a. Stämme aufa. Feminina.
| Indog. urspr. | Altindisch. | Altbaktr. | Griech. | |
| Stamm | akva | áçva | dâta | χῶρα |
| Singular. | ||||
| Nomin. | akvâ-s | áçvâ | dâta, -â-ḱa | χώρα |
| Accus. | akvâ-m | áçvâ-m | data͂-m | χώρα-ν |
| Ablat. | akvâ-t | dâta-j-âṭ | ||
| Genit. | akvâ-s | áçvâ-j-âs | dâta-j-âo | χώρα-ς |
| Locat. | akva-i | áçvâ-j-âm | *dâta-j-a | χαμa-í |
| Dativ | akva-ai, akvâi | áçvâ-j-âi alt áçvâi | dâta-j-âi | χώρᾳ |
| Instr. I. | akva-â, akvâ | áçva-j-â, alt áçvâ | dâta-j-a | |
| Instr. II. | akvâ-bhi | βίη-φι | ||
| Vocat. | akva | áçvê, alt áçva | dâta | χώρα |
| Dual. | ||||
| Nom. Acc. | akva-i ? | áçvê | dâtê | χώρα |
| Gen. Locat. | ? | áçva-j-ôs | dâta-j-âo | |
| Dat.Abl.Instr. | akvâ-bhjâms | áçvâ-bhjâm | dâtâ-bja | χώρα-ιν |
| Plural. | ||||
| Nomin. | akvâ-sa s | áçvâ-s, alt áçvâ- -sas | dâtâo, -âoç-ḱa | χῶραι |
| Accus. | akvâ-m-s | áçvâ-s | dâtâo, -âoç-ḱa | χώρα-ς |
| Genit. | akvâ-(s)âm-(s), akvâm | áçvâ-n-âm, alt áçvâm | dâta-n-a͂m | χωρῶν |
| Locat. | akvâ-sva-(s) | áçvâ-su | dâtâ-hva | χώραι-σι,-ς |
| Dat. Abl. | ákvâ-bhjam-s | áçvâ-bhjas | dâtâ-bjô, -bjaç-ḱa | |
| Instrum. | ákvâ-bhi-s | áçvâ-bhis | dâtâ-bis |
| Lateinisch. | Altirisch. | Altbulg. | Litauisch. | Gotisch. |
| equa | ranna | rąka | ranka | giba |
| equa | rann | rąka | ranka | giba |
| equa-m | (rainn(-n) | rąką | rànką | giba |
| equâ-d | ||||
| *equâ-s *equa-es equa-i, equae; osk. -â-s, umbr. -â-s, neuumbr. -a-r | (rainne) | rąky | rànkô-s | gibô-s |
| Romae; osk. -a-iͤ | rainn | rącě | rànkô-je | |
| equae, alt equâi | rainn | rącě | rànkai | gibai |
| enthalten in rąko-j-ą | rankà | ahd. *gëba | ||
| equa | rann | rąko | rànka | giba |
| rainn | rącě | rankì | ||
| rann | rąku | |||
| rąka-ma | rànkô-m | |||
| equae; osk. -â-s, altumb. â-s, neuumb. a-r | ranna | s. d. accus. | rànkô-s | gibô-s |
| equâ-s; osk. -ass | ranna | rąky | rankà-s | gibô-s |
| equâ-rum | rann(-n) | rąkŭ | rànkû | gibô |
| rąka-chŭ | rànkô-su,-se | |||
| equa-bus, equîs osk. -aiͤs | ranna-ib | rąka-mŭ | rànkô-ms | gibô-m |
| rąka-mi | rànkô-mis |
10, b. Stämme aufja. Masculina, Neutra. Sie weichen von
schen und in den nörd-
| Lateinisch. | Altirisch. | |
| Stamm | fîlio m. | célja m. |
| Singular. | ||
| Nomin. | filius, alt *fili-s, fili; umbr. -i-s, osk. -iiͤ-s | céle für -ja-s |
| Accus.*) | filiu-m alt *fili-m, umbr. -i-m | céle(-n) für -ja-m |
| Ablat. | filiô-d | |
| Genit. | filî, filiî | céli für célji |
| Locat. | ||
| Dativ. | filiô(i) | céliu |
| Instr. II. | ||
| Vocat. | filî für filie, umbr. -ie | céli |
| Dual. | ||
| Nom. Acc. | céle | |
| Gen. Locat. | céle | |
| Dat.Abl.Instr. | ||
| Plur. | ||
| Nomin. | filiî, alt wol *filî | céli für celji |
| Accus. | filiôs | céliu |
| Genit Locat. | filiôrum alt *filium | céle(-n) |
| Dat. Abl. Instrum. | filiîs, alt wol *filîs | céli-b |
den vorigen nur in folge gewisser lautgesetze ab im italischen, altiri-
lichen europäischen sprachen.
| Altbulgarisch. | Litauisch. | Gotisch. |
| konja m. polja n. | dalgja m. | harja, haírdja m. kunja n. |
| konĭ für konjŭ auß -ja-s | dàlgi-s für dalgja-s | harji-s für -ja-s; haírdeis für haírdja-s |
| konĭ für konjŭ auß ja-m m. polje für poljo auß -ja-m n. | dàlgi̧ für dalgja-n | hari für hari-n auß harja-n |
| konja | dàlgiô | harji-s, haírdei-s auß -ja-s(ja) |
| koni für konjě auß -ja-i | (dalgy-jè loc. nach 9; dàlgiui dat. nach 8) | |
| harja | ||
| konje-mĭ für konjo-mĭ | dalgiù | |
| (konju nach 8) | dàlgi für dalgie | hari auß -ja |
| konja | dalgiù | |
| konju | ||
| konje-ma für konjo-ma | dàlgiâ-m | |
| koni für konji | dàlgei für dalgia-i | harjô-s |
| konję, grundf. -ja-ns m. polja n. | dalgiù-s | harja-ns m. kunja n. |
| konĭ für konjŭ auß -jâm | dàlgiû | harjê |
| koni-chŭ für konjě-chŭ | dàlgiů-se | |
| konje-mŭ für konjo-mŭ | dàlgiâ-ms | harja-m |
| koni für konjy | dàlgeis für dàlgia-is |
10, b. Stämme aufja. Feminina*)
| Altindisch. | Altbaktrisch. | Lateinisch. | |
| Stamm | bhárantî für bharantjâ | barethrî für -thrjâ (quae fert) | aciê f. aciâ, so in allen casus. |
| Singular. | |||
| Nomin. | bhárantî für -antjâ | barethri, -î-ḱa; tûrjê für *tûirjâ kainê für *kanjâ perenê für *perenjâ | aciê-s |
| Accus. | bhárantî-m f. -antjâ-m | barethrî-m; kanja͂-m | acie-m |
| Ablat. | barethrjâṭ | aciê-d | |
| Genit. | bhárantjâ-s**) | *barethrjâo | aciêi |
| Locat. | (bhárantj-âm nach 9) | nach diser analogie können die übrigen mir nicht belegbaren casus erschloßen werden. | |
| Dativ | bhárantjâi**) | aciêi | |
| Instr. I. | bhárantjâ**) | ||
| Instr. II. | |||
| Vocat. | bháranti auß -antja | ||
| Dual. | |||
| Nomin. Acc. | bhárantj-âu | ||
| Gen. Loc. | bhárantj-ôs | ||
| Dat.Abl.Instr. | bhárantî-bhjâm | ||
| Plural. | |||
| Nomin. | bhárantj-as | aciê-s | |
| Accus. | bhárantî-s | aciê-s | |
| Genit. | bhárantî-n-âm | *aciê-rum | |
| Locat. | bhárantî-śu | barethri-śva | |
| Dat. Abl. | bhárantî-bhjas | hiernach können die andern casus, deren suffixe consonantisch an lauten, erschloßen werden. | *aciê-bus |
| Instrum. | bhárantî-bhis |
| Altirisch. | Altbulgarisch. | Litauisch. | Gotisch. |
| caile auß calja | duša für duchja | żôlė für żôlja | bandja sunja |
| caile auß caljâ | duša für duchja | żôlė́ für żôljâ | bandi für bandja; sunja |
| caili(-n) auß caljâ-m | dušą für duchją | żốlę für żôlją | bandja |
| caile auß caljâ-s | dušę (s. pg. 454) | żôlė́-s für żôljô-s | bandjô-s |
| duši für duchjě | żôlė-jè für żôljô-je | ||
| caile auß caljâi | duši für duchjě | żốlei für żôljai | bandjai |
| dušeją für duchjo-ją | żôlè für żôlja | ||
| duše für duchjo | żốlė für żôlja | ||
| caili | duši für duchjè | żôlì f. zôlji | |
| caile | dušu für duchju | ||
| duša-ma für duchja- -ma | żôlė́-m für żôljô-m | ||
| caili für calja auß caljâs | s. d. acc. | żốlė-s für żôljô-s | bandjô-s |
| caili für calja auß caljâs | dušę auß duchjâ-ns | żôlè-s für żôlja-s | bandjô-s |
| caile(-n) auß caljâm | dušĭ für duchjŭ auß duchjâm | żôliú | bandjô |
| duša-chŭ | żôlė-sè | ||
| caili-b | duša-mŭ | żôlė́-ms | bandjô-m |
| duša-mi | żôlė-mìs |
[668]Declinationsparadigmen.
Declination der
I. Declination der geschlechtigen pronominal-
| Indog. urspr. | Altindisch. | Altbaktrisch. | |
| Stamm | ka; ta, sa | ka; ta, sa | ka; ta, sa |
| Singular. | |||
| Nomin. | ka-s, sa; neutr. ka-t, ta-t | ka-s, sa; neutr. ka-t (spät. ki-m) ta-t | kô, kaç-, hô; ntr. ka-ṭ, taṭ |
| Accus. | ta-m; neutr. wie nomin. | ta-m; neutr. wie nomin. | te-m; ntr. wie nomin. |
| Ablat. | ta-smâ-t ? | tá-smâ-t | *ta-hmâ-ṭ |
| Genit. | ta-sja | tá-sja | *ta-hê |
| Locat. | ta-sm-in ? | tá-sm-in | *ta-hm-i |
| Dativ. | ta-smâi | tá-smâi | *ta-hmâi |
| Instr. I. | tâ | tến-a | *tâ |
| Instr. II. | ta-bhi | ||
| Dual. | |||
| Nom. Accus. | tâs; ntr. tai | tâu; ntr. tê | *tâ; neutr. tê |
| Gen. Loc. | ta-j-aus ? | tá-jôs | *ta-j-âo |
| Dat. Abl. Instr. | ta-bhjâms | tấ-bhjâm | *taêi-bja |
| Plural. | |||
| Nomin. | ta-i | tê | tê |
| Accus. | ta-m-s; neutr. tâ | tân; ntr. tâ-n-i | *ta͂; neutr. tâ |
| Genit. | ta-i-sâm(-s) ? | tế-ś âm | *taê-śa͂m |
| Locat. | ta-i-sva(-s) ? | tế-śu | *taê-śva |
| Dat. Abl. | ta-i-bhjam-s? | tế-bhjas | taêi-bjô |
| Instr. | ta-bhi-s | tâis | tâis |
[669]Pronomina. Geschlecht. pron.
Pronomina.
stämme. Zu §. 264. Mascul. Neutr.*)
| Griechisch. | Lateinisch. | Altbulgarisch. | Litauisch. | Gotisch. | |
| τό, ὁ; ὅ | is-to; quo | tŭ | ta | hva; tha, thi, sa | |
| ὁ, ὅ-ς; ntr. τό, ὅ | is-te; ntr. is-tu-d quo-d | tŭ; ntr. to | tà-s; neutr. ta-í | hva-s, sa; ntr. tha-t-a, hva | |
| τόν; ntr. wie nom. | is-tu-m; ntr. wie nomin. | tŭ; ntr. wie nomin. | tą | tha-n-a; neutr. wie nomin. | |
| τώ-ς, ὥ-ς | is-tô-d | ||||
| το-ῖο, τοῦ | is-tîus; quo- -ius, cu-ius | to-go | tô | thi-s | |
| is-tî | to-mĭ | alt ta-mi, ta-mim; jezt ta-mè | |||
| τῷ | quo-i-ei, cu-i | to-mu | alt tá-mu-i; jezt tá-m | tha-mma | |
| tě-mĭ | tů-mì, tů́-m, tů | hvê, thê | |||
| τώ | ta, ntr. tě | tů́-du | |||
| to-j-u | (tú-dvëju) | ||||
| το-ῖν | tě-ma | të́m-dvëm | |||
| τοί, οἱ | is-tî | ti | të́ | thai | |
| τούς(τό-νς) ntr. τά | is-tôs; ntr. is ta, quae | ty; ntr. ta | tù-s, tů́-s | tha-ns; ntr. thô | |
| τῶν | is-tô-rum | tě-chŭ | tú | thi-z-ê | |
| τοῖ-σι, τοῖς | tě-chŭ | tů-sè | |||
| is-tîs | tě-mŭ | alt të́-mus; të́-ms | thai-m | ||
| tě-mi | taís |
[670]Declinationsparadigmen.
Geschlechtiges pro-
| Indog. urspr. | Altindisch. | Altbaktr. | Griech. | |
| Stamm | ta, sa; ka | ta, sa; ka | το, ὁ | |
| Singular. | ||||
| Nomin. | sâ, kâ | sâ, kâ | hâ, kâ | ἡ |
| Accus. | tâ-m | tâ-m | *ta͂-m | τή-ν |
| Ablat. | ? | *ta-ṅh-âṭ | ||
| Genit. | ? | tá-sj-âs | *ta-ṅh-âo | τῆ-ς |
| Locat. | ? | tá-sj-âm | *ta-hmj-a | |
| Dativ. | ? | tá-sj-âi | *ta-ṅh-âi | τῇ |
| Instr. I. | ? | tá-j-â | ? *ta-j-a | |
| Instrum. II. | ? | ἧ-φι | ||
| Dual. | ||||
| Nom. Acc. | ta-i | tê | *tê | τά |
| Gen. Loc. | ? | tá-j-ôs | *ta-j-âo | |
| Dat.Abl.Instr. | tâ-bhjâms | tâ-bhjâm | *tâ-bja | τα-ῖν |
| Plural. | ||||
| Nomin. | tâ-sa-s | tâ-s | *tâo | ταί, αἱ |
| Accus. | tâ-m-s | tâ-s | *tâo | τά-ς |
| Genit. | tâ-sâm-(s) | tấ-sâm | *tâoṅha͂m | τά-ων, τῶν |
| Locat. | tâ-sva(-s) | tấ-su | tâ-hva | τῇ-σι ταῖ-ς |
| Dat. Abl. | tâ-bhjam-s | tấ-bhjas | *tâ-bjô | |
| Instrum. | tâ-bhi-s | tấ-bhis | *tâ-bis |
nomen. Femininum.
| Lateinisch. | Altbulg. | Litauisch. | Gotisch. |
| is-to, quo | tŭ | ta | tha, thi, sa; hva |
| is-ta, quae | ta | tà | sô, hvô |
| is-ta-m | tą | tą́ | thô |
| is-tâ-d | |||
| is-tîus, cu-ius | to-ję | tó-s | thi-zôs |
| is-tî | to-j | to-jè | |
| quoiei, cui | to-j | taí | thi-zai |
| to-j-ą | tà | ||
| tě | të́-dvi | ||
| to-ju | (tú-dvëju) | ||
| tě-ma | tó-m-dvëm | ||
| is-tae | s. d. accus. | tó-s | thô-s |
| is-ta-s | ty | tá-s, tà-s | thô-s |
| is-ta-rum | tě-chŭ | tú | thi-zô |
| tě-chŭ | to-sè | ||
| is-tîs | tě-mŭ | alt tó-mus; jezt tó-ms | thai-m |
| tě-mi | to-mìs |
Paradigma eines gotischen adjectivs. Zu pg. 483.
Unbestimt.
| Stamm | gôda (bonus). | ||
| Masc. | Neutr. | Femin. | |
| Singul. | |||
| Nomin. | gôd-s | gôd, gôda-ta | gôda |
| Accus. | gôda-n-a | gôd, gôda-ta | gôda |
| Genit. | gôdi-s | gôda-izôs | |
| Dativ. | gôda mma | gôdai | |
| Plural. | |||
| Nomin. | gôda-i | gôda | gôdô-s |
| Accus. | gôda-ns | gôda | gôdô-s |
| Genit. | gôda-izê | gôda-izô | |
| Dativ. | gôda-i-m | ||
| Bestimt. | |||
| Stamm | godan, gedent gôdôn, geschwächt gôdin | ||
| Singul. | |||
| Nomin. | gôda | gôdô | gôdô |
| Accus. | gôdan | gôdô | gôdôn |
| Genit. | gôdin-s | gôdôn-s | |
| Dat. | gôdin | gôdôn | |
| Plural. | |||
| Nomin. | gôdan-s | gôdôn-a | gôdôn-s |
| Accus. | gôdan-s | gôdôn-a | gôdôn-s |
| Genit. | gôdan-ê | gôdôn-ô | |
| Dat. | gôda-m | gôdô-m | |
Paradigma eines altbulgarischen bestimten adjectivs.
Zu pag. 483.
| Stamm | dobrŭ (bonus) + *jŭ urspr. ja (is). | Masculinum. Neutrum. | |||
| Singul. | |||||
| Nomin. | dobryj | für dobrŭ-ĭ | grdf.d.endg. | -as-ja-s | ntr. dobroje, grdf. d. endg. -am-jat oder vill. -at-jat |
| Accus. | dobryj | 〃 dobrŭ-ĭ | 〃 〃 〃 | -am-jam | |
| Genit. | dobraago | 〃 dobra-jego | 〃 〃 〃 | -asja-jasja | |
| Locat. | dobrěěmĭ | 〃 dobrě-jemĭ | 〃 〃 〃 | -ai-jasmin | |
| Dativ. | dobruumu | 〃 dobru-jemu*) | 〃 〃 〃 | -avi-jasmavi | |
| Instrum. | dobryimĭ | 〃 dobrŭmĭ-imĭ | 〃 〃 〃 | -abhi-jaibhi | |
| Dual. | |||||
| Nom Acc. | dobraja | 〃 dobra-ja | 〃 〃 〃 | -â-jâ; | neutr. dobrěi für |
| dobrě-i auß dobrě-jě, grundf. d. endg. -ai-jai | |||||
| Gen. Loc. | dobruju | für dobru-jeju | grdf. d. endg. | -aus-jajaus | |
| Dat. Instr. | dobryima | 〃 dobrŭma-ima | 〃 〃 〃 | -abhjâm-jaibhjâm | |
| Plural. | |||||
| Nomin. | dobrii | für dobri-i, | grdf.d.endg. | -ai-jai | ntr. dobraja grdf.d.endg. -â-jâ |
| Accus. | dobry-ję | 〃 dobry-ję | 〃 〃 〃 | -ans-jans | |
| Genit. | dobryichŭ | 〃 dobrŭ-ichŭ | 〃 〃 〃 | -âm-jaisâm | |
| Locat. | dobryichŭ | 〃 dobrŭchŭ-ichŭ | 〃 〃 〃 | -asu-jaisu | |
| Dat. | dobryimŭ | 〃 dobrŭmŭ-imŭ | 〃 〃 〃 | -abhjas-jaibhjas | |
| Instr. | dobryimi | 〃 dobry-imi | 〃 〃 〃 | -ais-jaibhis | |
Femininum.
| Singular. | ||||
| Nomin. | dobraja | für dobra-ja, | grundf. der endung | -â-jâ |
| Accus. | dobrą | 〃 dobrą-jeją | 〃 〃 〃 | -jân-jajân |
| Genit. | dobryję | 〃 dobry-jeję | 〃 〃 〃 | -ans-jajans ? |
| Locat. | dobrěj | 〃 dobrě-jej | 〃 〃 〃 | -ai-jajâm ? |
| Dat. | dobrěj | 〃 dobrě-jej | 〃 〃 〃 | -âi-jajâi ? |
| Instr. | dobroją | 〃 dobroją-jeją | 〃 〃 〃 | -ajâmi-jajâmi |
| Dual. | ||||
| Nom. Acc. | dobrěi | 〃 dobrě-i | 〃 〃 〃 | -ai-jai |
| Gen. Loc. | dobruju | 〃 dobru-jeju | 〃 〃 〃 | -aus-jajaus |
| Dat. Instr. | dobryima | nach analogie des mascul. und neutr. gebildet, nicht auß dobrama-ima. | ||
| Plural. | ||||
| Nomin. | wie der accus. | |||
| Accus. | dobryję auß dobry-ję, grundform der endung -âns-jâns | |||
| Genit. | Nach der analogie des mascul. neutr. und disem gleich lautend. | |||
| Locat. | ||||
| Dat. | ||||
| Instr. | ||||
Paradigma eines litauischen bestimten adjectivs.
Zu pag. 483.
| Stamm | gera (bonus) + ja (is). Masculinum. |
| Singul. | |
| Nomin. | geràsis für géras jis (didýs-is, grażùs-is für dìdis jis, grażùs jis) |
| Accus. | gérąji̧ für gerą ji̧ |
| Genit. | géro-jo für géro jo |
| Locat. | gerámjame für geramè jamè |
| Dativ | gerámu-jam, jezt gerám-jam, gerą́-jam für gerámui jámui, jezt gerám jám |
| Instrum. | gerů́ju für gerù (*gerů) jů |
| Dual. | |
| Nom. acc. | gerů́ju für gerù (*gerů) jů (jů́-du) |
| Dat. instr. | gerë́msëm für gerë́ms (plural) jë́m (jë́m-dvëm) |
| Plural. | |
| Nomin. | gerë́ji, gerë́jë für gerì (*gerë) jë |
| Accus. | gerů́sius für gerùs (*gerůs) jůs |
| Genit. | gerúju für gerú jú |
| Locat. | gerů́siůse für gerůsè jůsè |
| Dat. | gerë́msëms, alt gerë́musëms für gerë́ms, alt gerë́mus, jëms |
| Instr. | geraíseis für geraís jeís |
Femininum.
| Singular. | |
| Nomin. | gerốji für gerà (grundf. d. endung -â) ji (auß jâ) |
| Accus. | gérąję für gérą ję (auß jâ-m) |
| Genit. | gerốsės (ė = jô), gerósiôs für gerốs jôs |
| Locat. | gerốjôje für gerojè jôjè |
| Dat. | géraijei für gérai jei |
| Instr. | gerấje für gerà (grundf. d. endung -â) jè |
| Dual. | |
| Nom. Acc. | gerë́jë für gerì auß gerë (grundf. d. endung ai) jë (jë́-dvi) |
| Dat. Instr. | gerố msiôm für geróms (plural) jôm (jốm-dvëm) |
| Plural. | |
| Nomin. | gérôsės (ė = jô), gérôsiôs für gérôs jôs |
| Accus. | gerấses für geràs auß *gerâs (grundform gerâns) jes (grundform jâns) |
| Genit. | gerúju für gerú jú |
| Locat. | gerốsiôse für gerosè, gewönl. gerós, jôsè |
| Dat. | gerómsiôms, alt gerốmusiôms für geróms, alt gerômus, jôms |
| Instr. | gerốmsiômis für gerômìs, gewönl. geróms, jômìs. |
Den leren raum diser seite benütze ich zu einer bemerkung über
den locativ pluralis der a-stämme des Altbulgarischen.
Auf s. 673 ward die form dobryichŭ erklärt auß dobrŭchŭ-ichŭ,
grundform der endung -asu-jaisu. Die locativform dobrŭchŭ scheint nun
in widerspruch zu stehen mit der s. 467 an gegebenen form vlŭcěchŭ
grundf. varka-i-su mit der häufigen vermerung des stammes durch i,
nach welcher man dobrěchŭ erwartet. Es hätte aber an der an gefürten
stelle bemerkt werden sollen, daß die formen vlŭcěchŭ, dobrěchŭ, die
gewönlich vor kommen, warscheinlich jünger sind als die außnams-
weise erscheinenden formen vlŭkochŭ, dobrochŭ, die auf ein älteres
vlŭkŭchŭ, dobrŭchŭ, belegt durch domŭchŭ (Miklos. vergl. gramm. der
slaw. sprachen III, s. 13), hin weisen; grundf. von vlŭkŭ-chŭ ist varka-su
one vermerung des stammes durch i. In dobryichu, das zunächst auß
*dobrŭichŭ (vgl. §. 88, 3 anm., s. 106) entstund, ligt nun dise leztere
form des locat. pluralis zu grunde.
Schleicher, vergl. gramm. d. indog. spr. 46
[678]Declinationsparadigmen. Pronomina.
II. Declination des ungeschlechtigen persönlichen pronomens I. II.
person und III. des reflexiven stammess v a. Zu §. 265—267.
Paradigmen zur
Übersicht der personal-
Acti-
| Indog. urspr. | Altindisch. | Altbaktr. | Griech. | |
| Singular. | ||||
| I. person | ||||
| perfectum | ma (a) | a | a | α |
| primär | mi | mi | mi | μι, — |
| secundär | m | m | m | ν |
| imperativ | ni | ni | ||
| II. person | ||||
| perfectum | ta | tha | ta tha | θα (ς) |
| primär | si | si | hi | σι (ις) |
| secundär | s | s | s | ς |
| imperativ | dhi | dhi, —, tât | dhi, — | θι, — |
| III. person | ||||
| perfectum | ta (a) | a | a | ε |
| primär | ti | ti | ti | τί, σι, ι |
| secundär | t | t | ṭ | — |
| imperativ | ? | tu, tât | tu | τω |
[681]Personalendungen.
Conjugation.
endungen*). Zu §. 269—277.
vum.
| Lateinisch. | Altirisch. | Altbulg. | Litauisch. | Gotisch. |
| — | — | — | ||
| —, m | —, m | mĭ | mi, — | —, m |
| m | m | — | — | u |
| ti | — | t | ||
| s | — | si, ši | si, i | s |
| s | — | — | — | s |
| —, tô | — | — | ||
| t | — | — | ||
| t | d, th | tĭ | — | th |
| t | — | — | — | — |
| tô, osk. tûd |
| Indog. urspr. | Altindisch. | Althaktr. | Griechisch. | |
| Plural. | ||||
| I. person | ||||
| primär | masi | masi, mas | mahi | μεν |
| perfect. | masi | ma | ? | μεν |
| secundär | mas | ma | ma | μεν |
| imperat. | ma | ma | ||
| II. person | ||||
| primär | tasi | tha | tha | τε |
| perfect. | tasi | a | ? | τε |
| secundär | tas | ta | ta | τε |
| imperat. | tat ? | ta, tât | ta | τε |
| III. person | ||||
| primär | anti, nti | anti (ati) nti | enti, nti | αντι (ᾱσι), ντι (σι) |
| perfect. | anti, nti | us | enti | αντι (ᾱσι) |
| secundär | ant, nt | an, us, n | en, n | εν, ν |
| imperat. | ? | antu (atu) ntu | ntu | ντων |
| Dual. | ||||
| I. person | ||||
| primär | vasi | vas | vahi | |
| perfect. | vasi | va | ? | |
| secund. | vas | va | ? | |
| imperat. | va | ? | ||
| II. person | ||||
| primär | ? | thas | ? | τον |
| perfect. | ? | athus | ? | τον |
| secund. | ? | tam | ? | τον |
| imper. | tam | ? | τον | |
| III. person | ||||
| primär | ? | tas | tô | τον |
| perfect. | ? | atus | ? | τον |
| secund. | ? | tâm | tem | την |
| imperat. | tâm | ? | των |
[683]Personalendungen.
| Lateinisch. | Altirisch. | Althulg. | Litauisch. | Gotisch. |
| mus | m | mŭ | me | m |
| mus | m | m | ||
| mus | m (mis) | mŭ | me | m-a |
| tis | d, th | te | te | th |
| tis | d, th | th | ||
| tis | d, th (the) | te | te | th |
| te, tôte | d, th | th | ||
| nt (unt) | t | ątĭ, (n)tĭ*) | ind, nd | |
| unt | t | n | ||
| nt | t | (n)*) | n-a | |
| ntô | ||||
| vě | va | (v)as | ||
| — | ||||
| vě | va | v-a | ||
| te (ta, tě) | ta | ts | ||
| ts | ||||
| te (ta, tě) | ta | ts | ||
| ts | ||||
| te (ta, tě) | ||||
| te (ta, tě) |
Medium. Zu §. 278—286.
| Indog. urspr. | Altindisch. | Althaktr. | Griech. | Gotisch. | |
| Singular. | |||||
| I. person | |||||
| primär. | ma(m)i | ê (conj. âi) | ê (conj. âi) | μαι | es gilt die |
| secund. | ma(m) | a, i | a | μην | endung der |
| imper. | nê | III. pers. | |||
| II. person | |||||
| primär | sa(s)i | sê | śê, hê, ṅhê | σαι | za |
| secund. | sa(s) | thâs | śa, ṅha | σο | zau |
| imper. | sva ? | sva | ṅuha | σο | |
| III. person. | |||||
| primär. | ta(t)i | tê, ê | tê | ται | da |
| secund. | ta(t) | ta | ta | το | dau |
| imperat. | ? | tâm | ta͂m | σθω | dau |
| Plural. | |||||
| I. person. | |||||
| prim. | madhai | mahê (imp. u. conj. mahâi) | maidê | μεθα | es gilt die endung der |
| secund. | madha | mahi | ? | μεθα | III. person |
| imperat. | |||||
| II. person | |||||
| prim. | sdhvai ? | dhvě | dhwê ? | σθε | es gilt die |
| secund. | sdhva ? | dhvam | dhwem | σθε | endung der |
| imperat. | dhvam | dhwem | σθε | III. person | |
| III. person | |||||
| prim. | anta(nt)i nta(nt)i | antê ntê (rê) | ntê(rê) | νται αται | nda |
| secund. | anta(nt) nta(nt) | anta nta (ran) | nta | ντο | ndau |
| imperat. | ? | antâm ntâm | nta͂m | σθων (σθωσαν) | ndau |
| Dual. | |||||
| I. person | |||||
| prim. | vadhai | vahê (imper. u. conj. vahâi) | vaidhê ? | μεθον | |
| secund. | vadha | vahi | ? | μεθον | |
| II. person | |||||
| prim. | ? | âthê | ? | σθον | |
| secundär u. | ? | âthâm | ? | σθον | |
| imperat. | |||||
| III. person | |||||
| primär. | ? | âtê | âthê | σθον | |
| secund. u. | ? | âtâm | ? | σθην, imperat. | |
| imperat. | σθων |
Mediopassiv des Litauischen und Italokeltischen. Zu §. 287.
Indicativus praesentis.
| Litauisch. | Lateinisch. | Altirisch. | |
| Singular. | |||
| 1. | veżů́-s | veho-r | *biru-r*) |
| 2. | veżë́-s | veher-is | *biri-r*) |
| 3. | véża-s | vehit-ur | ber-thar, beri-r |
| Dual. | |||
| 1. | véżavô-s | ||
| 2. | véżatô-s | ||
| Plural. | |||
| 1. | véżamė-s | vehim-ur | *beramm-ar*) |
| 2. | véżatė-s | (vehimini) | (*birid)*) |
| 3. | vehunt-ur | bert-ar scríbat-ar |
[686]Conjugationsparadigmen.
Mo-
I. Indicativ.
Acti-
| Indog. urspr. | Altindisch. | Altbaktrisch. | Griechisch. | |
| Stamm | as | as | as | ἐς |
| Singular | ||||
| 1. | as-mi | ás-mi | ahmi | εἰ-μί für *ἐσ-μι |
| 2. | as-si | ási f. *as-si | ahi f. *as-si | ἐσ-σί, εἶ |
| 3. | as-ti | ás-ti | aç-ti | ἐσ-τί(ν) |
| Dual. | ||||
| 1. | as-vasi | s-vas | h-vahi | |
| 2. | ? | s-thas | ? | ἐσ-τόν |
| 3. | ? | s-tas | ? | ἐσ-τόν |
| Plural. | ||||
| 1. | as-masi | s-mas | h-mahi | ἐσ-μέν |
| 2. | as-tasi | s-tha | ç-tha | ἐσ-τέ |
| 3. | as-anti | s-anti | h-enti | ἔ-ᾱσι(ν), ε-ἶσί(ν) |
| Stamm | vagha | vaha | vaza | ἐχε |
| Singular. | ||||
| 1. | vaghâ-mi | váhâ-mi | vazâ-mi, vazâ | ἔχω |
| 2. | vagha-si | váha-si | vaza-hi | ἔχεις für *ἐχε-σι |
| 3. | vagha-ti | váha-ti | vaza-iti | ἔχει für *ἐχε-τι |
| Dual. | ||||
| 1. | vaghâ-vasi | váhâ-vas | vazâ-vahi | |
| 2. | ? | váha-thas | ? | ἔχε-τον |
| 3. | ? | váha-tas | ? | ἔχε-τον |
| Plural. | ||||
| 1. | vaghâ-masi | váhâ-mas | vazâ-mahi | ἔχο-μεν |
| 2. | vagha-tasi | váha-tha | vaza-tha | ἔχε-τε |
| 3. | vagha-nti | váha-nti | vaze-nti | ἔχο-ντι, ἔχο-υσι |
[687]Modus. Indicativus activi.
dus*).
Zu §. 288.
vum.
| Lateinisch. | Altirisch. | Altbulgarisch. | Litauisch. | Gotisch. |
| es | as | jes | es | is |
| s-u-m | a-m | jes-mĭ | es-mì | im für *is-mi |
| es für *es-s(i) | ? | jesi für *jes-si | esì | is für *is-si |
| es-t | as, is | jes-tĭ | és-ti | is-t |
| jes-vě | és-va | (siju) | ||
| jes-ta | és-ta | (sijuts) | ||
| jes-ta | ||||
| s-u-mus | a-mmi | jes-mŭ | és-me | (sijum) |
| es-tis | ? | jes-te | és-te | (sijuth) |
| s-unt | i-t | s-ątĭ | s-ind | |
| vehi | beri | veze | veża | viga |
| veho | biur für *biru | vezą | veżù | viga |
| vehi-s | bir f. *biri-s | veze-ši | veżì | vigi-s |
| vehi-t | beri-d, beir | veze-tĭ | véża- | vigi-th |
| veze-vě | véża-va | vigôs f. *viga-vas | ||
| veze-ta | véża-ta | viga-ts | ||
| veze-ta | ||||
| vehi-mus | bera-m | veze-mŭ | véża-me | viga-m |
| vehi-tis | beri-th | veze-te | véża-te | vigi-th |
| *veho-nti, veh-unt | bera-t | vezątĭ | viga-nd |
Me-
| Indog. urspr. | Altindisch. | |||||
| Stamm | dada | dad | ||||
| Singular. | Plural. | Dual. | Singul. | Plur. | Dual. | |
| 1. | dada-mai | dada-madhai | dada-vadhai | dád-ê | dad-máhê | dad-váhê |
| 2. | dada-sai | dada-sdhvai | ? | dat-sế | dad-dhvế | dad-ấthê |
| 3. | dada-tai | dada-ntai | ? | dat-tế | dád-atê | dad-ấtê |
| Stamm | vagha | vaha | ||||
| 1. | vaghâ-mai | vaghâ-madhai | vaghâ- -vadhai | váh-ê | váhâ-mahê | váhâ-vahê |
| 2. | vagha-sai | vagha-sdhvai? | ? | váha-sê | váha-dhvê | váhêthê f. *vaha-âthê |
| 3. | vagha-tai | vagha-ntai | ? | váha-tê | váha-ntê | váhêtê für *vaha-âtê |
II. Imperativ**).
| Indog. urspr. | Altindisch. | Altbaktrisch. | ||||
| Stamm | as | vagha | as | vaha | as | vaza |
| Sing. 2. | as-dhi | vagha-(dhi) | ê-dhí für *as-dhi | váha, váha tât | mrû-idhi | vaza |
| 3. | ? | ás-tu | váha-tu, váha-tât | aç-tu | vaza-tu | |
| Dual. 2. | ? | s-tam | váha-tam | ? | ? | |
| 3. | ? | s-tâm | váha-tâm | ? | ? | |
| Plur. 2. | as-tat? | vagha-tat? | s-ta | váha-ta, váha-tât | ç-tha | vaza-ta |
| 3. | ? | s-ántu | váha-ntu | h-antu | vaza-ntu | |
Me-
| Stamm | dada | vagha | dad | vaha | vaza | |
| Sing. 2. | dada-sva | vagha-sva? | dat-svá | váha-sva | ? | vaza-ṅuha |
| 3. | ? | dat-tấm | váha-tâm | ? | vaza-ta͂m | |
| Dual. 2. | ? | dád-âthâm | váhêthâm | ? | ? | |
| 3. | ? | dád-âtam | váhêtâm | ? | ? | |
| Plur. 2. | ? | dad-dhvám | váha-dhvam | ? | vaza-dhwem | |
| 3. | dada-ntâm | vaha-ntâm? | dád-atâm | váha-ntâm | ? | vaze-nta͂m |
[689]Indicat. medii. Imperat.
dium.
| Altbaktrisch. | Griechisch. | Gotisch. | |||||
| dade, mrû, pâ*) | διδο | ||||||
| Singul. | Plur. | Dual. | Singul. | Plural. | Dual. | Singul. | Plural. |
| (mru-j-ê) | mrû-maidê | mrû- -vaidê | δίδο-μαι | διδό-μεθα | διδό- μεθον | ||
| pâo-ṅhê | ? | ? | δίδο-σαι | δίδο-σθε | δίδο-σθον | ||
| mrû-tê | dade-ntê | ? | δίδο-ται | δίδο-νται | δίδο-σθον | ||
| vaza | ἐχε | viga | |||||
| vaz-ê | vaza-maidê | vaza- -vaidê | ἔχο-μαι | ἐχό-μεθα | ἐχό-μεθον | (viga-da) | (viganda) |
| vaza-hê | ? | ? | ἔχῃ auß *ἐχε-σαι | ἔχε-σθε | ἔχε-σθον | viga-za | (viga-nda) |
| vaza-itê | vaza-intê | vazôithê | ἔχε-ται | ἔχο-νται | ἔχε-σθον | viga-da | viga-nda |
Zu §. 288.
| Griechisch. | Lateinisch. | Altirisch***) | Gotisch. | ||
| ἐσ | ἐχε | es | vehi | beri | viga |
| ἴσ-θι | ἔχε | es, es-to | vehe, vehi-to | *bir | vig |
| ἔσ-τω | ἐχέ-τω | es-to | vehi-to | ||
| ἔσ-τον | ἔχε-τον | viga-ts | |||
| ἔσ-των | ἐχέ-των | ||||
| ἔσ-τε | ἔχε-τε | es-te, es-tôte | vehi-te, vehi-tôte | *beri-d | vigi-th |
| ἔσ-των, διδό-ντων | ἐχό-ντων | s-unto | vehu-nto | ||
dium.
| διδο | ἐχε | |
| δίδο-σο | ἔχου auß *ἐχε-σο | |
| διδό-σθω | ἐχέ-σθω | viga-dau |
| δίδο-σθον | ἔχε-σθον | |
| διδό-σθων | ἐχέ-σθων | |
| δίδο-σθε | ἔχε-σθε | |
| διδό-σθων | ἐχέ-σθων | viga-ndau |
III. Conjunctiv.
Acti-
| Iudog. urspr. | Altindisch*). | |||
| Stamm | as | vagha | as | vaha |
| Singul. | ||||
| 1. | as-â-mi | vaghâ-mi | ás-â-ni | váhâ-ni |
| 2. | as-a-si | vaghâ-si | ás-a-si | váhâ-si |
| 3. | as-a-ti | vaghâ-ti | ás-a-ti | váhâ-ti |
| Dual | ||||
| 1. | as-â-vasi | vaghâ-vasi | ás-â-va | váhâ-va |
| 2. | ? | ás-a-thas | váhâ-thas | |
| 3. | ? | ás-a-tas | váhâ-tas | |
| Plur. | ||||
| 1. | as-â-masi | vaghâ-masi | ás-â-ma | váhâ-ma |
| 2. | as-a-tasi | vaghâ-tasi | ás-a-tha | váhâ-tha |
| 3. | as-a-nti | vaghâ-nti | ás-a-nti | váhâ-nti |
Me-
| Stamm | tanu | vagha | tanu | vaha |
| Singul. | ||||
| 1. | tanu-â-mai | vaghâ-mai | tanáv-âi | váhâi |
| 2. | tanu-a-sai | vaghâ-sai | tanáv-a-sê, -sâi | váhâ-sê, -sâi |
| 3. | tanu-a-tai | vaghâ-tai | tanáv-a-tê, -tâi | váhâ-tê, -tâi |
| Dual. | ||||
| 1. | tanu-â-vadhai | vaghâ -vadhai | tanáv-â-vahâi | váhâ-vahâi |
| 2. | ? | tanáv-âithê, | váhâithê | |
| 3. | ? | tanáv-âitê | váhâitê | |
| Plural. | ||||
| 1. | tanu-â-madhai | vaghâ-madhai | tanáv-â-mahâi | váhâ-mahâi |
| 2. | tanu-a-sdhvai | vaghâ-sdhvai? | tanáva-dhvê, -dhvâi | váhâ-dhvê, -dhvâi |
| 3. | tanu-a-ntai | vaghâ-ntai | tanáv-a-ntê, -ntâi | váhâ-ntê, -ntâi |
Zu §. 289.
vum.
| Altbaktrisch*). | Griechisch. | Lateinisch. | Altirisch. | ||
| as | vaza | ἐς | ἐχε | veha | bera |
| *ah-â-ni | vazâ-ni | ἔ-ω ὦ | ἔχω | veha-m | bera-m |
| *ah-â-hi | vazâ-hi | ἔ-ῃ-ς ᾖς | ἔχῃ-ς | veha-s | bera |
| *ah-â-iti u. s. f. | vazâ-iti | ἔ-η-σι ἦ | ἔχῃ | veha-t | bera, bera-d |
| wie stamm | |||||
| vaza | vazâ-vahi | ||||
| ? | ἔ-η-τον ἦτον | ἔχη-τον | |||
| ? | ἔ-η-τον ἦτον | ἔχη-τον | |||
| vazâ-mahi | *ἔ-ο-μεν, ἔ-ωμεν, ὦμεν | ἔχω-μεν | vehâ-mus | bera-m | |
| vazâ-tha | ἔ-η-τε ἦτε | ἔχη-τε | vehâ-tis | bari-d | |
| vazâo-nti | ἔ-ω-σι ὦσι | ἔχω-σι | vehâ-nt | bera-t, bara-t | |
dium.
| vaza | ἐχε |
| vazâi, vazâ-nê | ἔχω-μαι |
| vazâo-ṅhê | ἔχῃ |
| vazâi-tê | ἔχη-ται |
| vazâ-vaidê | ἐχώ-μεθον |
| ? | ἔχη-σθον |
| ? | ἔχη-σθον |
| vazâ-maidê | ἔχώ-μεθα |
| ? | ἔχη-σθε |
| vazâo-ntê | ἔχω-νται |
IV. Optativ*).
Acti-
| Indog. urspr. | Altindisch. | Altbaktrisch. | ||||
| Stamm | as | vagha | s | vaha | qh, dadh | vaza |
| Singul. | ||||||
| 1. | as-jâ-m | vagha-i-m | s-jâ-m | váhêj-am | qh-jè-m, daidh-ja͂-m | ? |
| 2. | as-jâ-s | vagha-i-s | s-jâ-s | váhê-s | qh-jâo | vazôi-s |
| 3. | as-jâ-t | vagha-i-t | s-jâ-t | váhê-t | qh-jâ-ṭ | vazôi-t |
| Dual. | ||||||
| 1. | as-jâ-vas | vagha-i-vas | s-jấ-va | váhê-va | qh-jâ-va | vazaê-va |
| 2. | ? | s-jấ-tam | váhê-tam | ? | ? | |
| 3. | ? | s-jấ-tâm | váhê-tâm | qh-jâ-tem | vazaê- -tem | |
| Plural. | ||||||
| 1. | as-jâ-mas | vagha-i-mas | s-jấ-ma | váhê-ma | qh-jâ-ma | vazaê- -ma |
| 2. | as-jâ-tas | vagha-i-tas | s-jấta | váhê-ta | qh-jâ-ta | vazaê-ta |
| 3. | as-jâ-nt | vagha-i-nt | s-j-us | váhêj-us | qh-jè-n, daith-ja͂-n | vazaj-en |
Me-
| Indog. urspr. | Altindisch. | |||
| Stamm | dada | vagha | dad | vaha |
| Singul. | ||||
| 1. | dada-jâ-ma | vagha-i-ma | dád-îj-a | váhêj-a |
| 2. | dada-jâ-sa | vagha-i-sa | dád-î-thâs | váhê-thâs |
| 3. | dada-jâ-ta | vagha-i-ta | dád-î-ta | váhê-ta |
| Dual. | ||||
| 1. | dada-jâ-vadha | vagha-i-vadha | dád-î-vahi | váhê-vahi |
| 2. | ? | dád-îj-âthâm | váhêj-âthâm | |
| 3. | ? | dád-îj-âtâm | váhêj-âtâm | |
| Plural. | ||||
| 1. | dada-jâ-madha | vagha-i-madha | dád-î-mahi | váhê-mahi |
| 2. | dada-jâ-sdhva ? | vagha-i-sdhva? | dád-î-dhvam | váhê-dhvam |
| 3. | dada-jâ-nta | vagha-i-nta | (dád-î-ran) | (váhê-ran) *) ***) |
Zu §. 290.
vum.
| Griechisch. | Lateinisch**). | Altbulgarisch***). | Litauisch. | Gotisch. | ||||
| ἐσ | ἐχο | s | veha | dad | veze | veża | vêg*†*) | viga |
| ε-ἴη-ν | ἔχο-ι-ν, ἔχο-ι-μι | s-iê-m, s-î-m | vehê-m | vêg-ja-u | vigau | |||
| ε-ἴη-ς | ἔχο-ι-ς | s-iê-s, s-î-s | vehê-s | daždĭ, d. i. *dad-jŭ | vezi | veżi†) | vêg-ei-s | viga-is |
| ε-ἴη | ἔχο-ι | s-iê-t, sî-t | vehê-t | daždĭ d.i. *dad-jŭ | vezi | veżë́†*) | vêg-i | viga-i |
| dad-i-vè | vezě-vě | vêg-ei-va | viga-i-va | |||||
| εἴη-τον, εἶτον | ἔχο-ι-τον | dad-i-ta | vezě-ta | vêg-ei-ts | viga-i-ts | |||
| ε-ἰή-την, εἴτην | ἐχο-ί- -την | dad-i-ta | vezě-ta | |||||
| ε-ἴη-μεν, εἶμεν | ἔχο-ι- -μεν | s-î-mus | vehê- -mus | dad-i-mŭ | vezě-mŭ | vêg-ei-ma | viga-i-ma | |
| ε-ἶη-τε, | εἶτε ἔχο-ι-τε | s-î-tis | vehê-tis | dad-i-te | vezě-te | vêg-ei-th | viga-i-th | |
| ε-ἶε-ν (ε-ἶη-σαν) | ἔχ-ιε-ν | s-iê-nt, s-î-nt | vehê-nt | vêg-ei-na | viga-i-na | |||
dium.
| Altbaktrisch. | Griechisch. | Gotisch. | ||
| dad | vaza | διδο | ἐχο | viga |
| ? | vaza-j-a | διδο-ί-μην | ἐχο-ί-μην | (viga-i-dau) |
| *dadh-î-ś a | vazaê-ś a | διδο-ῖ-ο | ἔχο-ι-ο | viga-i-zau |
| dadh-î-ta | vazaê-ta | διδο-ῖ-το | ἔχο-ι-το | viga-i-dau |
| ? | διδο-ί-μεθον | ἐχο-ί-μεθον | ||
| ? | διδο-ῖ-σθον | ἔχο-ι-σθον | ||
| ? | διδο-ί-σθην | ἐχο-ί-σθην | ||
| ? | vazôi-maidê | διδο-ί-μεθα | ἐχο-ί-μεθα | (viga-i-ndau) |
| *dadh-î-dhwem? | vazaê-dhwem? | διδο-ῖ-σθε | ἔχο-ι-σθε | (viga-i-ndau) |
| ? | διδο-ῖ-ντο | ἔχο-ι-ντο | viga-i-ndau | |
[694]Conjugationsparadigmen.
Perfectum*).
Acti-
| Indog. urspr. | Altindisch. | Altbaktrisch. | |||
| Stamm | vivid | vid | tutud | vid | **) |
| Singul. | |||||
| 1. | vivâid-(m)a | vếd-a | tutốd-a | *vaêd-a | didvaêś-a |
| 2. | vivâid-ta | vết-tha | tutôd-i-thá | vaês-ta | *dadhâ-tha |
| 3. | vivâid-(t)a | vêd-a | tutốd-a | vaêd-a | dâdareç-a |
| Dual. | |||||
| 1. | vivid-vasi | vid-vá | tutud-i-vá | ? | |
| 2. | ? | vid-áthus | tutud-áthus | ? | |
| 3. | ? | vid-átus | tutud-átus | ? | |
| Plural. | |||||
| 1. | vivid-masi | vid-má | tutud-i-má | ? | |
| 2. | vivid-tasi | vid-á | tutud-á | ? | |
| 3. | vivid-anti | vid-ús | tutud-ús | âoṅh-enti | |
Me-
| Indog. urspr. | Altindisch. | |||||
| Stamm | vivid | tutud | ||||
| Singul. | Dual. | Plural. | Singul. | Dual. | Plural. | |
| 1. | vivid-mai | vivid-vadhai | vivid-madhai | tutud-ế | tutud-i-váhê | tutud-i- máhê |
| 2. | vivid-sai | ? | vivid-sdhvai? | tutud-i-śế | tutud-ấ thê | tutud- i-dhvế |
| 3. | vivid-tai | ? | vivid-antai | tutud-ế | tutud-ấ tê | (tutud-i-rế) |
Zu §. 291.
vum.
| Griechisch. | Lateinisch. | Gotisch. | ||
| ϝιδ | λελοιπα | cecinis | vit | faifah |
| οἶδ-α | λέλοιπα | cecini | vait | faifah |
| οἶσ-θα | λέλοιπα-ς | cecinis-ti | vais-t | faifah-t |
| οἶδ-ε | λέλοιπε | cecini-t | vait | faifah |
| vit-u | faifah u | |||
| ἶσ-τον | λελοίπα-τον | vit-u-ts | faifah-u-ts | |
| ἴσ-τον | λελοίπα-τον | |||
| ἴσ-μεν | λελοίπα-μεν | cecini-mus | vit-u-m | faifah-u-m |
| ἴσ-τε | λελοίπα-τε | cecinis-tis | vit-u-th | faifah-u-th |
| ἴσ-ᾱσι | λελοίπ-ᾱσι | ceciner unt | vit-u-n | faifah-u-n |
dium.
| Altbaktrisch. | Griechisch. | |||
| **) | πεπλεϰ λελυ | |||
| Singul. | Plural. | Singul. | Dual. | Plural. |
| *vîvîç-ê | ? | πέπλεγ-μαι | πεπλέγ-μεθον | πεπλέγ-μεθα |
| ? | ? | πέπλεξαι d. i. | πέπλεγ-θον, | πέπλεχ-θε, |
| πέπλεϰ-σαι | λέλυ-σθον | λέλυ-σθε | ||
| vîvîç-ê | (âonhare) | πέπλεϰ-ται | πέπλεχ-θον, λέλυ-σθον | λέλυ-νται |
Einfacher aorist.
Acti-
| Indog. urspr. | Altindisch. | |||
| Stamm | a-dha | a-vavaka | a-dhâ*) | á-vôḱa für *a-vavaḱa |
| Sing. | ||||
| 1. | a-dhâ-m | a-vavaka-m | á-dhâ-m | á-vôḱa-m |
| 2. | a-dhâ-s | a-vavaka-s | á-dhâ-s | á-vôḱa-s |
| 3. | a-dhâ-t | a-vavaka-t | á-dhâ-t | á-vôḱa-t |
| Dual. | ||||
| 1. | a-dha-vas | a-vavakâ-vas | á-dhâ-va | á-vôḱâ-va |
| 2. | ? | á-dhâ-tam | á-vôḱa-tam | |
| 3. | ? | á-dhâ-tâm | á-vôḱa-tâm | |
| Plural. | ||||
| 1. | a-dha-mas | a-vavakâ-mas | á-dhâ-ma | á-vôḱâ-ma |
| 2. | a-dha-tas | a-vavaka-tas | á-dhâ-ta | á-vôḱa-ta |
| 3. | a-dha-nt | a-vavaka-nt | á-dh-us | á-vôḱa-n |
Me-
| Stamm | a-dha | a-vavaka | âr auß a-ar | a-vô-ḱa |
| Sing. | ||||
| 1. | a-dha-ma | a-vavaka-ma u. s. w. | á-vôḱê | |
| 2. | a-dha-sa | ấr-thâs | á-vôḱa-thâs | |
| 3. | a-dha-ta | ấr-ta | á-vôḱa-ta | |
| Dual. | ||||
| 1. | a-dha-vadha | á-vôḱâ-vahi | ||
| 2. | ? | á-vôḱêthâm | ||
| 3. | ? | á-voḱêtâm | ||
| Plural. | ||||
| 1. | a-dha-madha | á-vôḱâ-mahi | ||
| 2. | a-dha-sdhva | ? | á-vôḱa-dhvam | |
| 3. | a-dha-nta | ar-anta | á-vôḱa-nta |
Zu §. 292.
vum.
| Altbaktrisch**). | Griechisch. | Altbulg. | ||
| a-da | a-vaôḱa für *a-vavaḱa | ἐ-θε | εἰπε für *ἐ-ϝεϝεπε | nese |
| *a-dha͂-m | *a-vaoḱe-m | *ἔ-θη-ν | εἶπο-ν | nesŭ |
| *a-dhâo | *a-vaoḱô | *ἔ-θη-ς | εἶπε-ς | nese |
| a-dhâ-ṭ da-ṭ | a-vaoḱa-ṭ | *ἔ-θη | εἶπε | nese |
| *adhâ-va | *a-vaoḱâ-va | neso-vě | ||
| ? | ? | ἔ-θε-τον | εἴπε-τον | nese-ta |
| *a-dhâ-tem | *a-vaoḱa-tem | ἐ-θέ-την | εἰπἐ-την | nese-ta |
| *a-dhâ-ma | *a-vaoḱâ-ma | ἔ-θε-μεν | εἴπο-μεν | neso-mŭ |
| *a-dhâ-ta | *a-vaoḱa-ta | ἔ-θε-τε | εἴπε-τε | nese-te |
| a-dha͂-n | *a-vaoḱe-n | (ἔ-θε-σαν) | εἶπο-ν | nesą |
dium.
| rud | vaoḱa | ἐ-θε | ἐ-λιπε |
| ? | *vaoḱê | ἐ-θέ-μην | ἐ-λιπό-μην |
| ? | *vaoḱa-ṅha | ἔ-θου d. i. *ἐ-θε-σο | ἐ-λίπον für *ἐ-λιπε-σο |
| rus-ta | *vaoḱa-ta | ἔ-θε-το | ἐ-λίπε-το |
| ? | ἐ-θέ-μεθον | ἐ-λιπό-μεθον | |
| ? | ἔ-θε-σθον | ἐ-λίπε-σθον | |
| ? | ἐ-θέ-σθην | ἐ-λιπέ-σθην | |
| ? | ἐ-θέ-μεθα | ἐ-λιπό-μεθα | |
| ? | ἔ-θε-σθε | ἐ-λίπε-σθε | |
| ? | *vaoḱa-nta | ἔ-θε-ντο | ἐ-λίπο-ντο |
Praesens*).
| Indog. urspr. | Altindisch. | Altbaktrisch. | Griechisch. |
| I, a. ad-ti, ad-masi as-ti, as-masi | át-ti, ad-mási ás-ti, s-mási | aç-ti, h-mahi | ἐσ-τί, ἐσ-μέν |
| I, b. bhar-a-ti, bhar-â-masi | bhár-a-ti, bhár-â- -masi tud-á-ti, tud-ấ-masi | bar-a-iti, bar-â-mahi | φέρε-ι, φέρο-μεν |
| II, a. ai-ti, i-masi | ế-ti, i-mási | çtao-ti, *çtu-máhi | εἶ-σι, ἴ-μεν |
| II, b. prav-a-ti, prav-â-masi bhaug-a-ti, bhaugâ-masi | sráv-a-ti, sráv-â- -masi bốdh-a-ti, bốdh-â-masi | raêḱ-a-iti, raêḱ-â-mahi | φεύγ-ε-ι φεύγ-ο-μεν |
| III. dadâ-ti, dada-masi gagan-ti, gagan-masi | bibhế-mi bibhi- -mási, ǵaǵán-ti, ǵaǵan-mási | dadhâ-iti, dade-mahi | 1. δίδω-σι, δίδο-μεν |
| 2. γίγν-ε-ται; πίπτ-ε-ι, πίπτ-ο-μεν | |||
| IV, a. ar-nau-ti, ar-nu-masi | r-ńố-ti, r-ńu- -mási (tan-ố-ti, tan-u-mási) | kere-nao-iti *kere-nu- -mahi | ὄρ-νῡ-σι, ὄρ-νυ-μεν |
| IV, b. star-nâ-ti, star-na- -masi | str-ńấ-ti, str-ńî- -mási | frî-nâ-iti, frî-nâ-mahi | 1. δάμ-νη-σι, δάμ-να-μεν 2. πί-νε-ι, πί-νο-μεν |
| IV, c. ? | 1. ju-ná-k-ti, ju- -ñ-ǵ-mási | 1. ḱi-na-h- -mi, ḱîs- | |
| 2. lu-m-p-á-ti, lu- -m-p-ấ-masi | -mahi 2. vi-n-d-a-iti, vi-n-d-â-mahi | 2. σφί-γ-γ-ε-ι, σφί-γ-γ-ο-μεν | |
| V. svid-ja-ti, svid-jâ-masi | náh-ja-ti, náh-jâ- -masi | verez-jê-iti, verez-jâ- -mahi | ϰράζει d. i. *ϰραγ-ϳε-τι, ϰράζο-μεν d. i. *ϰραγ-ϳο-μεν |
| VI. ga-ska-ti, ga-skâ-masi | gá-ḱḱha-ti, gá- ḱḱhâ-masi | ǵa-ça-iti, ǵa-çâ-mahi | βά-σϰε-ι, βά-σϰο- -μεν |
| VII. ? | τύπ-τε-ι, τύπ- -το-μεν |
Imperfectum.
| bhara | bhara | bara | φερε |
| Act. sg. 1. a-bhara-m | á-bhara-m | (a)-bare-m | ἔ-φερο-ν |
Zu §. 293.
| Lateinisch. | Altirisch. | Altbulgarisch. | Litauisch. | Gotisch. |
| es-t für *ed-t es-t, s-u-mus | as, is, ammi | jas-tĭ, ja-mŭ für *jad-tĭ, jad-mŭ jes-tĭ, jes-mŭ | ė́st f. ėd-ti, ė́d-me; és-ti, és-me | is-t |
| veh-i-t, veh- -i-mus | ber i-d, ber-a-m | vez-e-tĭ, vez-e-mŭ | véż-a, véż-a- -me | vig-i-th, vig-a-m |
| î-t, î-mus | věs-tĭ, vě-mŭ für *věd-tĭ, *věd-mŭ | eí-ti, eí-me | ||
| dûc-i-t, dûc- -i-mus; dîc- -i-t, dîc-i-mus | plov-e-tĭ, plov- -e-mŭ | lë́k-a, lë́k-a- -me | giut-i-th, giut-a-m | |
| das-tĭ, da-mŭ für *dad-tĭ, *dad-mŭ | dés-t für *ded-ti | |||
| 2. gign-i-t, gign-i-mus | (sesa-im) | |||
| 2. cer-ni-t, cer-ni-mus | (clu-ini-m) | 2. dvig-ne-tĭ, dvig-ne-mŭ | 2. gáu-na, gáu-na-me | 2. fraíh-ni-th, fraíh-na-m |
| 2. ru-m-p-i-t, ru-m-p-i- -mus | (léic-im) | 2. lęž-e-tĭ, lęž-e mŭ | 2. bù-n-d-a sta-n-d-i-th, bri-g-g-i-th, bù-n-d-a-me sta-n-d-a-m, bri-g-g-a-m | |
| cap-i-t, cap-i-mus | zna-je-tĭ, zna-je-mŭ mel-je-tĭ, mel-je-mŭ | ár-ia, ár- -ia-me | frath-ji-th, frath-ja-m | |
| (g)na-sci- -tur | ||||
| plec-ti-t plec-ti-mus | vìrs-ta für *virt-ta, virs-ta-me | |||
Zu §. 294**).
[700]Conjugationsparadigmen.
Zusammen gesezter
Acti-
| Indog. urspr. | Altindisch. | |||
| I. | II. | I. | II. | |
| Stamm | a-dik-s | a-dik-sa | á-tâut-s | á-dik-śa |
| Singul. | ||||
| 1. | a-dik-s-m*) | a-dik-sa-m | (á-tâut-sa-m) | á-dik-śa-m, one augm. dik-śá-m |
| 2. | a-dik-s-s*) | a-dik-sa-s | á-tâut-s-î-s one augm. tâut-s-î́-s u. s. f. | á-dik-śa-s o. a. dikś-á-s u. s. f. |
| 3. | a-dik-s-t | a-dik-sa-t | á-tâut-s-î-t | á-dik-śa-t |
| Dual. | ||||
| 1. | a-dik-s-vas | a-dik-sâ-vas | á-tâut-s-va | á-dik-śâ-va, one augm. dik-śấ-va u. s. f. |
| 2. | ? | á-tâut-(s)-tam**) | á-dik-śa-tam | |
| 3. | ? | á-tâut-(s)-tâm**) | á-dik-śa-tâm | |
| Plural. | ||||
| 1. | a-dik-s-mas | a-dik-sâ-mas | á-tâut-s-ma | á-dik-śâ-ma |
| 2. | a-dik-s-tas | a-dik-sa-tas | á-tâut-(s)-ta**) | á-dik-śa-ta |
| 3. | a-dik-s-ant | a-dik-sa-nt | á-tâut-s-us | á-dik-śa-n |
Me-
| Singul. | ||||
| 1. | a-dik-s-ma | a-dik-sa-ma | á-tut-s-i one augm. tut-s-í u. s. f. | (á-dik-ś-i) |
| 2. | a-dik-s-sa | a-dik-sa-sa | á-tut-(s)-thâs**) | á-dik-śa-thâs |
| 3. | a-dik-s-ta | a-dik-sa-ta | á-tut-(s)-ta**) | á-dik-śa-ta |
| Dual. | ||||
| 1. | a-dik-s-vadha | a-dik-sâ- -vadha | á-tut-s-mahi | á-dik-śâ-vahi o. a. dik-śấ-vahi u. s. f. |
| 2. | ? | á-tut-s-âthâm | (á-dik-ś-âthâm | |
| 3. | ? | á-tut-s-âtâm | (á-dik-ś-âtâm) | |
| Plural. | ||||
| 1. | a-dik-s-madha | a-dik-sâ- madha | á-tud-s-mahi | á-dik-śâ-mahi |
| 2. | a-dik-s-sdhva? | a-dik-sa- sdhva? | á-tuddhvam für *a-tut-s-dhvam**) | á-dik-śa-dhvam |
| 3. | a-dik-s-anta | a dik-sa-nta | á-tut-s-ata | á-dik-śa-nta |
aorist. Zu §. 297.
vum.
| Altbaktrisch. | Griech. | Altbulgarisch. | ||
| I. | II. | II. | I. | Neue bildung. |
| par-s | taf-sa | ἔ-δειϰ-σα | jas für *jad-s; pęs für *pĭn-s | nes-o-s, nes- o-so |
| ? | *taf-se-m | ἔ-δειϰ-σα | (jasŭ, jachŭ grundf. *jad-sa-m) | neso-chŭ |
| ? | *taf-sô | ἔ-δειϰ-σα-ς | (jastŭ für *jad-s-tŭ†*) pę für *pĭn-s-s | felt |
| ? | taf-sa-ṭ | ἔ-δειϰ-σε | jastŭ für *jad-s-tŭ, *jad-s-tĭ, pę für *pĭn-s-t | |
| ? | *taf-sâ-va | neso-cho-vě | ||
| ? | ? | ἐ-δείϰ-σα-τον | (*jasově f. *jad-so-vě) | |
| *par-s-tem | *taf-sa-tem | ἐ-δειϰ-σά-την | jasta für *jad-s-ta jasta für *jad-s-ta | neso-s-ta neso-s-ta |
| ? | *taf-sâ-ma | ἐ-δείϰ-σα-μεν | (*jaso-mŭ f. *jad-so-mŭ) | neso-cho-mŭ |
| par-s-ta | *taf-sa-ta | ἐ-δείϰ-σα-τε | jaste für *jad-s-te | neso-s-te |
| ? | taf-se-n | ἔ-δειϰ-σα-ν | jasę für *jad-sę auß jad-sa-nt | neso-šę |
dium.
| ? | *taf-sê | ἐ-δειϰ-σά-μην |
| ? | *taf-sa-ṅha | ἐ-δείϰ-σω auß *ἐ-δειϰ-σα-σο |
| ma͂-s-ta | *taf-sa-ta | ἐ-δείϰ-σα-το |
| ? | ἐ-δειϰ-σά-μεθον | |
| ? | ἐ-δείϰ-σα-σθον | |
| ? | ἐ-δειϰ-σά-σθην | |
| ? | ἐ-δειϰ-σά-μεθα | |
| ? | ἐ-δείϰ-σα-σθε | |
| ? | *taf-sa-nta | ἐ-δείϰ-σα-ντο |
[702]Conjugationsparadigmen.
Futu-
Acti-
| Indog. urspr. | Altindisch. | Altbaktrisch. | |
| Stamm | dâ-sja | dâ-sjá | *bû-śja |
| Sing. 1. | dâ-sjâ-mi | dâ-sjấ-mi | *bû-śjê-mi |
| 3. | dâ-sja-ti | dâ-sjá-ti | *bû-śjê-iti |
| Plur. 1. | dâ-sjâ-masi | dâ-sjấ-mas | u. s. f. |
| 3. | dâ-sja-nti | dâ-sjá-nti | (ungebräuchlich) |
Me-
| Sing. 1. | dâ-sjâ-mai | dâ-sjế |
| 3. | dâ-sja-tai | dâ-sjá-tê |
| Plur. 1. | dâ-sjâ-madhai | dâ-sjấ-mahê |
| 3. | dâ-sja-ntai | dâ-sjá-ntê |
[703]Futurum.
rum*). Zu §. 298.
vum.
| Griechisch. | Lateinisch. (futur. exact.) | Altbulgarisch. | Litauisch. |
| δω-σε für *δω-σϳε | cap-si für *cap-sja | by-še für *by-sje | dů-si für dů-sia |
| δώ-σω | cap-so | *by-šą | dů́-siu |
| δώ-σε-ι | cap-si-t | *by-še-tĭ | dů-s |
| δώ-σο-μεν | cap-si-mus | *by-še-mŭ | dů́-si-me |
| δώ-σο-υσι | cap-si-nt | *by-šątĭ (ungebräuchlich) |
dium.
| δώ-σο-μαι |
| δώ-σε-ται |
| δω-σό-μεθα |
| δώ-σο-νται |
Zusätze und berichtigungen
zum ersten bande.
Die paragraphenzalen sind hier leider noch nicht auf jeder seite an gegeben,
was das nachschlagen wesentlich erschwert.
Seite 15. zeile 5. v. u. felt am rande §. 6.
s. 18. z. 12. v. u. füge bei: stamm pi-tár für pa-tar (vgl. πα-τέρ,
lat. pa-ter) wurz. pa (tueri).
s. 19. z. 4. v. o. streiche §. 8.
s. 24. lezte zeile lis: das altindische duldet den hiatus nur noch
in den ältesten sprachdenkmalen (im vêda); hier kommen sogar zwei
gleiche zusammen treffende vocale vor. In der classischen sprache (im
sanskrit) wird der hiatus vermiden u. s. f. Dise und eine reihe an-
derer berichtigungen verdanke ich einer anzeige des ersten bandes
meines werkes von A. Kuhn, Zeitschr. XI, s. 300 flg.
s. 43. z. 13. v. o. füge bei: Ferner ist âo = â vor nt in fällen
wie barâonti grundf. bharânti, vazâontê grundf. vaghântai 3. plur. con-
junctivi act. med. (stamm bara, vaza, wurz. bar (ferre), vaz (vehere).
ib. z. 16. v. u. lis: Zusatz und schwund von vocalen.
s. 44. nach der anm. füge bei: 3. Schwund voniunduvorj
undv. Für j, v tritt im altbaktrischen nie ij (îj), uv ein wie im
altindischen, vilmer sind dise lautverbindungen so unbeliebt, daß da,
wo sie durch zusammensetzung oder antritt von suffixen entstehen, der
vorher gehende vocal schwindet z. b. stamm bjâre für *bi-jâre auß
*dvi-jâr (biennium); astvant für *astu-vant (doué d́existence, mit kör-
per begabt Spieg.) auß astu oder açtu (ĺêtre, existence von wurz. as
esse) mit suffix -vant (praeditus) u. s. f.
[705]Zusätze und berichtigungen zum I. bande. S. 44—50.
Eine änliche scheu vor gleichen elementen unmittelbar nach einan-
der, wie wir sie im lateinischen, griechischen und sonst finden, zeigt
z. b. stamm mâidhjâirja (medius annus) für maidhja-jâirja auß maidhja
(medius) u. jâirja (annuus von jâre annus vgl. §. 26) u. a. der art.
ib. z. 9. v. u. füge bei: Auch auß lautendes î und û sind der kür-
zung unterworfen.
s. 45. z. 2. v. o. füge bei: Die zusammenziehung von jâ zu î fin-
det sich übrigens wie im altindischen (§. 15, c), z. b. bavainti für
bavaintî (s. o. 1) = altindisch bhavantî für *bhavantjâ, fem. des part.
praes. activi; -antî, *-antjâ = griech. -οντια, -ουσα (vgl. §. 215 flg.)
s. 46. z. 4. v. u. lis: Leo Meyer, vergleichende grammatik der
griechischen und lateinischen sprache I. Berlin 1861. u. füge den schluß
der anm. von s. 172. bei. Für die nachträge habe ich das genante
werk benuzt.
s. 49. z. 4. v. o. füge bei: Gedent zu î findet sich diß auß a ge-
schwächte i z. b. in πῑ΄-νω, wurz. πο (πό-σις, πο-τήριον, πέ-πο-ϰα),
urspr. pa (bibere); παρθεν-οπ-ῑ΄π-ης, vgl. ὀπ-ωπ-ή, wurz. ὀπ, urspr.
ak (videre); ὑσ-μίνη, ὑσ-μῖν-ι (locat. singul.) grundf. judh-manâ, judh-
man-i lezteres zu stamm judh-man (wurz. judh pugnare, suffix -man;
vgl. §. 219, pag. 331).
ibid. z. 17. v. o. füge bei: ἀν-ώνυμος neben ὄνομα, urspr. gnâman
u. a. Dialectisch, namentlich im äolischen, ist dise schwächung häufi-
ger, z. b. ὄνυμα für ὄνομα; ὕμοιος, für ὕμοιος, grundf. samaias von
stamm sama = griech. ὁμο und diß von der pronominalwurzel urspr.
altind. und got. sa, griech. ὁ u. a.
ibid. z. 1. v. u. lis: stamm πατέρ, μῆτερ urspr. pa-tar, mâ-tar;
stamm μέν-ες u. s. f.
s. 50. z. 8. v. o. füge ein: πό-σι-ς = urspr. u. altind. pá-ti-s.
ibid. z. 11. v. o. füge bei: Dialectisch komt ο neben α vor, z. b.
äolisch βροχέως für βραχέως; dorisch findet sich noch ϝίϰατι für das
jüngere attische εἴϰοι, δια-ϰάτιοι für δια-ϰόσιοι; ferner steht τέϰταινα
d. i. *τεϰτανϳα neben stamm τέϰτον, grundf. taktan u. s. f.
ibid. z. 12. v. o. lis: α = a, z. b. πα-τήρ lat. pa-ter, urspr. pa-
tar-s, wurz. pa (tueri); ἀϰ-ωϰ-η, stamm ἄϰ-οντ u. a., wurz. ἀϰ (acu-
tum esse); ἄγ-ω = latein. ag-o, altind. áǵ-âmi, wurz. ag (agere);
ἄχ-ος, ἄχ-νυμαι, wurz. urspr. agh; ἐ-λαχύ-ς, altind. laghú-s (levis),
[706]Zusätze und berichtigungen zum I. bande. S. 50—54.
urspr. raghu-s; πλατύ-ς, altindisch prthú-s (latus, amplus), urspr.
pratu-s u. a.
ibid. z. 15. v. u. füge bei: Dialectisch (dorisch) komt diß α für ε
auch noch in anderen formen vor; z. b. τάμνω, τράφω, τράπω u. a.
für τέμνω, τρέφω, τρέπω u. a.
So steht auch ϰρείσσων, d. i. *ϰρετ-ϳων neben ϰράτ-ιστος u. a. dergl.
s. 51. z. 12. v. o. füge bei: ὄψ d. i. ϝόπ-ς, urspr. vâk-s, neben
ϝέπ-ος urspr. vak-as, wurz. vak, vgl. altind. vâk für *vâḱ-s (sermo)
neben váḱ-as (verbum).
s. 52. z. 14. v. o. füge bei: Anm. 3. Die gesetze, welche für den
gebrauch von α und η gelten, gehören in die griechische specialgram-
matik. Bekant ist die vorliebe des dorischen dialectes für das altertüm-
lichere ᾱ, wie die des ionischen für η; im attischen wird ebenfals ᾱ zu
η doch wird ᾱ vilfach durch die umgebenden laute, vor allem durch
vorauß gehendes ρ, ε, η, ι, ϳ (ζ, σσ, λλ) ferner durch folgendes ε, η
vor der wandlung in η geschüzt.
ibid. z. 3. v. u. füge bei: ἐδ-ωδ-ή (cibus) zu wurz. ἐδ, latein. ed,
urspr. u. altind. ad (edere); ἀϰ-ωϰ-ή (acumen) wurz. ἀϰ; γνω-τός, γι-
γνώ-σϰω, vgl. latein. (g)nô-tus, (g)nô-sco, wurz. gna auß gan u. a.
s. 53. z. 8. v. o. füge ein: wurz. λιχ in λίχ-νος (liguriens) λιχ-μάω
(lingere), altind. lih, rih, latein. lig, urspr. righ (lingere).
ibid. z. 23. v. o. füge ein: λείχ-ω, grundf. raigh-âmi zu wurz. λιχ,
urspr. righ;
ibid. z. 5. v. u. füge bei: αἰ-ϝών, grundf. ai-vân-s, vergl. latein.
ae-vo-m, grundf. ai-va-m, altind. ế-va-s, grundf. ai-va-s (itio), wurz.
ι (ire) mit suffix urspr. van, va; ϰαι-ρό-ς grundf. kai-ra-s, vergl. got.
hvei-la (hora), altbulg. čě-sŭ, ča-su (hora), grundf. kai-sa-s mit an-
derem suffixe, wurz. urspr. ki.
s. 54. z. 11. v. o. füge bei: αἱματο-λοιχ-ό-ς (sanguinem lingens)
neben λείχ-ω, λίχ-νος; ϰοί-τη (lectus), ϰοι-μᾶσθαι (dormire) neben
ϰεῖ-μαι wurz. ϰι.
ibid. z. 19. v. o. füge ein: ζυγ-όν = lat. jug-um, altind. u. urspr.
jug-ám wurz. jug (jungere).
ibid. z. 3. v. u. füge ein: ϰλῦ-θι urspr. kru-dhi, altind. çru-dhi,
vgl. ϰλυ-τός;
ibid. lezte zeile streiche πλύ-νω bis (fluctu are).
[707]Zusätze und berichtigungen zum I. bande. S. 56—60.
s. 56. z. 17. v. u. füge bei: Anm. 1. Fälle wie οὐρανό-ς neben
altind. váruna-s (nomen dei), οὐλή neben lat. volnus, altind. vrańa-m
n. vrańa-s msc.; εὐρύ-ς neben altind. urú-s für *varú-s u. a. zeigen
ου, ευ für das zu erwartende ϝο, ϝε. Die erklärung dises lautwech-
sels ist schwirig.
Dann hat anm. 2. zu folgen, sodann die als anm. 1. bezeichnetc,
was demnach in anm. 3. ab zu ändern ist.
ibid. z. 11. v. u. füge bei §. 39.
s. 57. z. 14. v. o. lis: vocale der auf einander folgenden silben mit
wenigen außnamen keinen u. s. f.
ibid. nach z. 12. v. u. füge bei: §. 40, a. Vorschlag voni in
die vorher gehende silbe bei auß lautendem-σι. 1. im locat.
(dativ) pluralis, z. b. ταῖσι, darauß ταῖς ion. τῇσι, auß tâ-si; demnach
ist auch wol τοῖσι, τοῖς eben so auß *το-σι zu erklären (obwol sich
hier auch eine andere erklärungsart dar bietet, s. §. 256 s. 466) 2. in
der 2. sing. indic. conj. z. b. indic. φέρεις, conj. φέρῃς für *φερεισι,
φερῃσι, *φερηισι und diß auß *φερεσι, φερησι, grundform bhara-si,
bharâ-si.
s. 59. z. 3. v. o. füge bei: ϰλῑ΄νω (äol. ϰλίννω) auß *ϰλιν-ϳω; ϰρῑ΄νω
(äol. ϰρίννω) auß *ϰριν-ϳω; πλῡ΄νω auß *πλυν-ϳω mit zusammenziehung
von ιι und υι zu ῑ, ῡ.
ibid. z. 9. v. o. füge bei: Anm. 3. Nur scheinbar ist wol die umstel-
lung von i bei anderen consonanten; fälle wie πείϰω neben πέϰω u.
änl. sind nicht für *πεϰϳω (diß gäbe *πεσσω) zu nemen, sondern es
hat hier wol spätere denung von ε zu ει statt gefunden; vgl. §. 42, 1.
ibid. z. 13. v. o. füge bei: παῦρος auß *παρϝο-ς, vergl. latein.
parvo-s; νεῦρο-ν auß *νερϝο-ν, vergl. latein. nervo-s.
ibid. z. 8. v. u. füge bei: Die gesetze, nach welchen die zusammen
treffenden vocale in den verschidenen dialecten behandelt werden, ge-
hören in die griechische specialgrammatik, da zu irer ermittelung die
griechischen formen selbst auß reichen. Die grundformen aber erge-
ben sich in den häufigsten und wichtigsten fällen auß dem in der
stamm- und wortbildungslere dar gelegten.
s. 60. im columnentitel lis griechisch für altind.
ibid. z. 8. v. u. lis: §. 43. 1. Ein hilfsvocalε tritt auf in fällen
wie ἐπέεσσι auß *ἐπεσ-ε-σσι, *ἐπεσ-ε-σϝι; ϰύν-ε-σσι, locat. pl. zu st.
[708]Zusätze und berichtigungen zum I. bande. S. 60—65.
ἐπες, ϰυν u. änl.; ferner vor der endung des futurum nach den auß-
lauten λ, μ, ν, ρ des verbalst., z. b. βαλῶ auß *βαλέω *βαλ-έ-σω;
τενῶ auß *τενέω, τεν-έ-σω u. s. f.
2. Dem anlaute u. s. w. Disem absatze füge ein z. 8. v. u:
ἐν-νέϝα mit verdoppelung des an lautenden consonanten, vergl. latein.
novem, altind. návan u. s. f.; ὄ-νομα, vgl. latein. (g)nômen, altind.
nâ-man, got. na-man, hier trat im griechischen das ο erst vor, nach-
dem das g des ursprünglichen anlautes gn bereits geschwunden war,
also ser spät; ἐ-μέ, ἐ-μοί neben μέ, μοί, stamm urspr. ma; ὀ-μιχ-έω,
ὀ-μίχ-λη wurz. urspr. migh, latein. mig (mingo), altind. mi, migh;
ferner z. 7. v. u.: ἔ-ρεβος, vgl. altind. raǵas (pulvis), got. riqis (tene-
brae); ἐ-ρεύγ-εσθαι, vergl. latein. ruc-tare für *rug-tare, altbulg. ryg-
nąti (eructare); ἐ-λαχύ-ς, altind. laghú-s, latein. levis auß *legu-is,
urspr. raghu-s; ferner z. 4. v. u.: ἐ-ϝέργειν neben ϝέργειν (includere);
ἐϝέρση neben ϝέρση.
s. 61. nach der anm. füge bei: 3. In änlicher weise wie im oski-
schen und althochdeutschen, doch minder regelmäßig, findet auch im
griechischen (wie mein schüler Walter mir brieflich bemerkte) vocal-
einschub statt, z. b. δολιχός für *δολχος, grundf. dargha-s u. änl.
(die außfürung dises punctes gebürt dem, der in zuerst gefunden).
Übrigens hat Pott, etym. forsch. 1. außg. II, 225 bereits auf dise er-
scheinung aufmerksam gemacht.
s. 63. z. 7. v. u. lis: §. 46.
ibid. z. 4. v. u. füge ein: gi-gn-o auß *gi-gen-o, wurz. gen, vgl.
gen-ui, gen-us;
s. 64. z. 13. v. o. füge bei: ferner in stamm- und wortbildungs-
elementen, z. b. vehis, vehit für *vehisi, *vehiti urspr. vagha-si, vagha-ti;
nô-min-is, urspr. gnâ-man-as u. s. f.
ibid. z. 13. v. u. füge bei: Anm. Die denung des auß urspr. a
geschwächten i ist schwer nachweisbar. In scrîbo neben γράφω ist,
wenn beide worte überhaupt verwant sind, wol übertritt der a-reihe
in die i-reihe an zu nemen, wie er in den nördlichen europäischen
sprachen vor komt; in fällen wie virî-tim zu stamm viro ist die ana-
logie anderer formen maßgebend gewesen (vgl. tribû-tim u. a.).
s. 65. z. 13. v. o. lis: op-os, altind. u. urspr. áp-as; genus auß äl-
terem genos = γένος, altindisch ǵánas, urspr. gan-as; suffix des dat.
[709]Zusätze und berichtigungen zum I. bande. S. 66—75.
ablativ pluralis -bus, älter -bos für *bjos, altindisch -bhjas; fer-unt
u. s. f.
s. 66. z. 14. v. u. füge ein: po-tis, po-tens, po-tiri, vergl. griech.
πό-σις, altind. u. urspr. pá-ti-s, lit. pà-ts.
s. 67. z. 4. v. o. füge ein: sed-eo, wurz. sed, urspr. u. altind. sad;
ferner lis ebendas. γέν-ος (für γέ-νος).
ibid. z. 15. füge bei: stamm pa-ter, urspr. pa-tar; mâ-ter, urspr.
mâ-tar.
s. 68. z. 3. v. o. füge bei: proc-us neben prec-ari;
ibid. z. 5. v. o. füge bei: pond-us neben pend-ere;
ibid. z. 7. v. o. füge das später als Anm. folgende vor portio ein.
ibid. z. 16. v. o. füge ein: plê-nu-s, grundf. prâ-na-s, wurzel pra
auß par (implere).
ibid. z. 13. v. u. füge ein: amb-âg-es zu wurz. ag, griech. ἀγ, alt-
indisch aǵ, urspr. ag in ag-o, vgl. amb-ig-o; con-tâg-io zu wurz. tag
in tango, vgl. con-ting-o.
s. 69. z. 8. v. o. füge bei: (vgl. πῶ-μα, πέ-πω-ϰα).
ibid. z. 9. v. o. füge nach gnôtus bei: gnô-sco (vgl. γνω-τός, γι-
γνώ-σϰω).
s. 70. z. 1. v. o. füge ein: wurz. mig, griech. μιχ, urspr. migh in
mingo, mic-tus für *mig-to-s; wurzel lig, griech. λιχ, urspr. righ in
lingo.
ibid. z. 10. v. o. füge bei: Auch mare steht für *mari, vgl. mari-a
(in änl. fällen schwindet das auß lautende i).
ibid. z. 3. v. u. füge ein: ae-vu-m, älter ai-vo-m, bis aufs genus
= altindisch ế-va-s (itio), vergl. griech. αἰ-ϝών, wurz. i (ire), suffix
urspr. va.
s. 71. z. 12. v. u. füge ein: cliens zu wurz. clu, griech. ϰλυ, urspr.
kru (audire);
s. 74. z. 4. v. o. lis: equae und equâ (dat. sing.) auß equâi; diê,
fidê (dat. sing.) auß diêi, fidêi u. s. f. Andere etc.
ibid. z. 5. v. o. lis: (-tuos), senatû auß senatui; equô auß *equôi;
côgo etc.
s. 75. z. 15. v. o. füge bei: r scheint auch o für u vor sich zu lie-
ben, z. b. fo-re, fo-rem zu wurz. fu (vgl. fu-am); corpor-is neben
corpus; ancora auß ἄγϰῡρα.
Schleicher, vergl. gramm. d. indog. spr. 50
[710]Zusätze und berichtigungen zum I. bande. S. 77—125.
s. 77. z. 12. v. o. füge bei: Vor secundären suffixen und als erstes
glid von zusammensetzungen schwächen die stämme auf -o, -u vor con-
sonanten iren stammaußlaut zu i, z. b. duri-tas, duri-ties, stamm
duro (durus); corni-culum, corni-cen, corni-ger, stamm cornu.
Vor vocalen bleibt u, z. b. fructu-arius, fructu-osus, stamm fructu;
auch vor labialen erhält es sich, wie in monu-mentum, tegu-mentum
neben moni-mentum, tegi-mentum (hier ist jedoch warscheinlich u, i
nicht stammaußlaut, sondern hilfsvocal, vergl. teg-mentum), locu-ples,
quadru-pes, quadru-plex.
ibid. z. 13. v. u. lis: ἐγώ und füge bei: in disen fällen mag der
nasal (vgl. altind. ahám für *agham ego) die trübung von â zu ô be-
dingt haben.
ibid. z. 7. v. u. füge bei: (vgl. Corssen, über Aussprache, Vokalis-
mus u. s. f. I, 329 flg.; Leo Meyer, vgl. gramm. d. griech. u. latein.
Spr. I, 162 flg.).
s. 79. z. 2. v. o. füge bei: Anm. Daß inschriften bisweilen auß-
laßungen von vocalen in der schrift zeigen, die in der sprache selbst
nicht statt gefunden haben können (z. b. dcumius, fect, vixt u. a.
für Decumius, fecit, vixit) weist Ritschl nach im Rhein. Mus. N. F. XVI,
s. 601 flg.; XVII, s. 144 flg.
ibid. z. 9. v. o. füge bei: Fälle wie teg-u-mentum, teg-i-mentum für
teg-mentum gehören warscheinlich ebenfals hierher.
Auch e wird als hilfsvocal ein geschoben, z. b. (h)um-e-ru-s für
*um-ro-s, vgl. altind. ám-sa-s; rub-e-r für *rubr auß *rubrs *rub-ro-s,
vgl. ἐ-ρυθ-ρό-ς und das ebenfals mit hilfsvocal versehene altindische
rudh-i-rá-s u. änl.
s. 89. z. 2. v. u. füge bei: Eine erschepfende darlegung der alt-
keltischen inschriften gibt J. Becker in den Beiträgen III, 162—215;
eine grammatische analyse der altgallischen inschriften Stokes, ebendas.
II, 100—112.
s. 125. z. 18. v. u. lis: Dem gotischen laßen sich die anfänge
einer u. s. f.
ibid. z. 10 v. u. füge bei: Die außsprache des ei muß der eines î nahe gestan-
den haben, doch kann ei schwerlich völlig wie î gelautet haben (für die geltung
als î spricht sich auß Leo Meyer, über zwei geleugnete Vocale des Gothischen in den
Nachrichten von der G. A. Universität und der Kgl. Geselsch. der Wiß. zu Götting.,
März 12. 1862, Gött. gel. anz. s. 115. flg.). Dietrich, über die Aussprache des Go-
[711]Zusätze und berichtigungen zum I. bande. S. 129—154.
thischen, Marburg 1862 geht mir so eben erst zu. Den s. 11. auß gesprochenen
satz ‘daß Ulfilas seine sprache durchauß und stätig schrieb wie er sie sprach’ müßen
wir volkommen bei pflichten. Die quantität bezeichnet die Vulfilanische schreibung
nicht; áu und aú, ái und aí werden in der schrift nicht geschiden, eben so wenig
u und û.
s. 129. z. 3. v. o. füge ein: ferner brûkjan (uti), 3. sing. brûkeith;
wäre das u kurz, so würde dise form *brukjith lauten (nach §. 113, 4);
das selbe gilt von hrûkjan (canere, krähen). Vgl. Leo Meyer a. a. o.
s. 131. z. 10—16. v. o. würde beßer einen §. für sich gebildet ha-
ben: Zusammenziehung vonja, jâ zu ei; vgl. die zusammenzie-
hung von jâ zu î im altindischen (§. 15, c, s. 28), altbaktrischen (nach-
trag zu s. 45), litauischen (§. 100, 4, s. 121).
s. 137. z. 1. v. u. füge ein wurz. pru (fluere), 3. sing. praesent.
pravati; wurz. spak (videre, aspicere);
s. 145, z. 12. v. u. füge bei: Im particip. praeteriti passivi bleibt jedoch kt,
z. b. uk-tá-s (dictus) zu wurz. vaḱ, urspr. vak (loqui) u. s. f.
ibid. z. 7. v. u. füge ein: wurz. spaç (videre, aspicere) in spaç-a-s
(explorator, speculator), vi-spaśt́a-s (perspicuus) für *vi-spaç-ta-s, partic.
praet. passiv.
s. 147. z. 2. v. u. füge bei: Wurz. rah (rah-itá-s privatus, relic-
tus; ráh-as ntr. secretum, occultum) für radh, vgl. griech. wurz. λαθ
(λαθ-εῖν, λάθ-ρα); wurz. guh (abscondere) für gudh, vgl. gr. wurz.
ϰυθ (ϰεύθ-ω, vgl. §. 143).
s. 152. z. 12. v. u. füge bei: indes ist auch hier eine wurzel pru
(ire) im altindischen vorhanden, die ursprünglich wol mit plu identisch
und nur als ältere form des lezteren zu betrachten ist.
s. 154. z. 5. v. o. füge bei: Die gruppe st wird zu śt́h durch die
§§. 122 flg. erwähnte aspirierende wirkung des s und durch die quali-
tative assimilation des so entstandenen th an das vorher gehende ś,
das nach anderen vocalen als a, â für s ein tritt (§. 126, 2), z. b.
superlativsuffix iśt́ha für ista (auß dem comparativsuffix is für jans
und dem superlativsuffixe ta bestehend), vergl. griech. ιστο, altbaktr.
ista; z. b. altind. stamm âç-iśt́ha = altbaktr. âç-ista, griech. ὤϰ-ιστο,
grundf. âk-ista (zu âçu grundf. âku velox).
Die gruppe çt wird zu śt́ z. b. stamm drśt́á für *drç ta, partic.
praet. pass. zu wurz. darç, urspr. dark (videre); stamm aśt́a, aśt́an
(octo) für *aç-ta, grundf. ak-ta.
[712]Zusätze und berichtigungen zum I. bande. S. 156—184.
s. 156. z. 9. v. o. lis: §. 122.
s. 172, anm. Leo Meyers buch ist, wie bereits oben bemerkt, für
dise nachträge benuzt worden.
s. 174. z. 15. v. o. füge ein: wurz. πεπ (coquere z. b. in πέ-πεπ-
ται, πέψω, πέπ-ων) neben πεϰ (in πέσσω = *πεϰ-ϳω) urspr. kak.
ibid. z. 6. u. 7. v. u. lis ‘dorisch’ anstatt ‘ion.’
s. 176. z. 10. v. u. füge bei: (dessen k übrigens durch angels.
hyd-ja, lat. custos für *cud-tos gegen altind. g bestätigung erhält; vgl.
Kuhn, Zeitschr. XI, 60 anm.).
s. 179. z. 3. v. o. lis: θερμός anstatt θερός.
ibid. z. 14. v. u. füge bei: τελείω, darauß τελέω für *τελεσ-ϳω,
praesensbildung mittels ja vom stamme τελες (τέλος).
s. 180. z. 5. v. u. füge bei: τελέω für und neben τελείω auß *τελεσ-ϳω;
πλέον neben πλεῖον, grundf. pra-jans, comparativ zu pra, par in
πολ-ύ, grundf. par-u.
s. 181. z. 11. v. o. σέβ-ομαι, σεμ-νός für *σεβ-νός, σοφός u. a.
zeigen ebenfals an lautendes s.
ibid. z. 6. v. u. füge bei: ἱερό-ς für *ἰἑρο-ς, *ἰσερο-ς, altind. iśirá-s
(validus, robustus, vegetus).
ibid. z. 2. v. u. ἕως (aurora) für *ἐὡς auß *εὐὡς, *ἐϝὡς, vergl.
äol. αὔως für *αὐσως (ἠώς mit ersazdenung für *ἀϝσως), grundf. des
stammes ist ausas, vgl. altind. uśás von der selben wurzel; ἧμαι für
*ἠσ-μαι, vgl. altind. ấsê für *âs-mai; hier ward das h jedoch fest und
gieng z. b. auch auf ἧσ-ται für *ἠσ-ται = altind. ấs-tê über.
s. 182. z. 3. v. u. füge bei: Doch findet sich σ zwischen vocalen
auch bewart, z. b. δίδο-σαι, τίθε-σαι, ἵστα-σαι.
s. 183. z. 3. v. o. füge bei: ἐτεό-ς, altind. satjá-s (verus); wurzel
ἐχ (ἔχ-ω), altind. sah (sustinere, tolerare; dise wurzel mischt sich je-
doch im griechischen mit wurzel altind. vah, urspr. vagh vehere).
ibid. z. 13. v. o. streiche von ‘das σ’ — *ἐσνυος; die form ἔννυος
war wol nie vorhanden.
ibid. z. 12. v. u. füge bei: Vor anderen consonanten ist der schwund
von s wol nur dialectisch, wie z. b. in τέγος neben στέγος, wrz. urspr. stag.
s. 184. z. 7. v. o. lis für ‘wol möglich’ warscheinlich.
ibid. z. 17. v. u. füge bei: ᾠον für *ὠϝιον, grundf. âvjam (ovum)
von urspr. avi-s (avis).
[713]Zusätze und berichtigungen zum I. bande. S. 184—189.
ibid. z. 15. v. u. füge bei: ῥέϝω, wurz. ῥυ, altind. u. urspr. sráv-
âmi, wurzel sru, vgl. ῥεῦ-μα.
s. 185. z. 11. v. o. füge bei: Ganz ab weichend vertritt σφ urspr. sv im prono-
minalstamme σφε, σφο (σφεῖς, σφέ-τερος, σφό-ς) urspr. u. altind. sva; diß σφ steht
wol für σπ und es ist hier außnamsweise der selbe lautwechsel ein getreten, der
im altbaktrischen nach ç regelmäßig ist (§. 136, 3. s. 167); φ für π ist folge der
aspirierenden kraft des σ (§. 142, 3. s. 175).
ibid. z. 12. v. u. füge ein: wurz. μεν in μέν-ος u. s. f., urspr.
man (cogitare).
s. 187. z. 11. v. o. füge bei: γράμμα für *γραφ-μα.
ibid. am ende füge bei: Hierher gehören ferner mer vereinzelte
fälle, in denen die angleichung mit dem außfalle des ersten consonan-
ten zusammen fält, wie z. b. διδάσϰω für *δι-δαχ-σϰω, vgl. διδαχ-ή;
λάσϰω für *λαϰ-σϰω, vgl. ἔ-λαϰ-ον u. a.; ἔψευϰα für *ἐ-ψευδ-ϰα zu
ψεύδ-ω u. änl.
s. 188. z. 10 v. o. füge ein: ἵππος auß *ἰϰϝος, urspr. akva-s.
ibid. z. 16 v. u. füge bei: ττ für τϳ, θϳ, ϰϳ (scheinbar auch für
γϳ, s. u. e, β), χϳ ist auf die selbe weise entstanden, indem ϰϳ erst
zu τϳ ward und die aspiration vor j verloren gieng. So z. b. ἐρέττω
auß *ἐρετ-ϳω, vgl. ἐρετ-μός; ἥττων auß *ἡτ-ϳων für *ἡϰ-ϳων, vergl.
ἥϰ-ιστος; ἐλάττων für *ἐλατ-ϳων und diß für *ἐλαθ-ϳων, *ἐλαχ-ϳων,
vgl. ἐλαχ-ύς u. s. f. Dise formen stehen also denen mit σσ zur seite
und sind nicht auß disen hervor gegangen (durch eine beispillose wand-
lung von σσ zu ττ) sondern durch dialectisch verschidene behandlung
der selben grundformen entstanden. Da z. b. πτίσσω für *πτισ-ϳω
steht, hier ein t- oder k-laut nicht vorhanden war, so kann auch kein
*πτιττω im zur seite stehen.
ibid. z. 10. v. u. füge ein: χήν, gen. χην-ός auß *χενσ, *χενσ-ος,
vgl. latein. (h)ans-er, altind. haṁs-a-s, ahd. stamm gansi; μήν, μην-ός,
ion. äol. μείς auß *μενς, vgl lat. mens-is, altind. mâs, urspr. ma-nt,
partic. praes. der wurzel urspr. ma (metiri).
ibid. z. 10. v. u. füge bei: ὄλλυμι steht für *ὀλ-νυμι.
s. 189. z. 6. v. o. füge ein: ϰεϰορυθ-μένος.
ibid. z. 12. v. o. füge bei: Bisweilen scheinen die nasale vorher
gehende momentane laute in aspiraten zu wandeln, z. b. λύχ-νος zu
wurz. λυϰ (λευϰ-ός), urspr. ruk (lucere); ἀϰ-αχ-μένος, von der redu-
plicierten wurzel ἀϰ (acutum esse), vgl. ἀϰ-ωϰ-ή u. a.
[714]Zusätze und berichtigungen zum I. bande. S. 189—195.
ibid. z. 13. v. o. lis: Vor ι wandelt sich τ in stamm und wortbil-
dungselementen, außer u. s. f.
ibid. nach z. 10. v. u. füge bei: Über eine art der anänlichung
des wurzelanlautes an den wurzelaußlaut s. o. §. 143.
s. 191. z. 8. v. o. lis: νρ und μρ, auch μλ, werden u. s. f.
ibid. z. 10. v. o. lis: zu νδρ, μβρ, μβλ.
ibid. z. 13. v. o. füge nach (mori); ein: μέ-μβλω-ϰα für *με-μλω-ϰα
zu μολεῖν, wurz. μλο, μολ;
ibid. z. 15. v. o. lis: (mori), vgl. altind. mar-ta-s (mortalis, homo;
Rv. I, 84, 8. Kuhn, Beitr. III, 236). Das selbe ist ein getreten in
βλίττω für *μβλιττω auß *μλιττω, *μελιτ-ϳω von stamm μελιτ (μέλι
mel); βλώσϰω für *μβλω-σϰω auß *μλω-σϰω, wurzel μλο, μολ in
μολεῖν u. a.
ibid. z. 18. v. u. füge bei: Vom schwunde des σ zwischen vocalen
war §. 145, 2 die rede. Seltener schwindet auch τ in gleicher lage,
z. b. ϰέρως für ϰέρατ-ος (gen. sing. zu stamm ϰερατ cornu); φέρει auß
*φερε-τι, grundf. bhara-ti (3. sing. praes.); auch der dentale nasal ist
in gewissen fällen disem schwunde unterworfen, z. b. μείζους auß
μείζονες (nomin. plur. zu stamm μεῖζον maior).
ibid. z. 10. v. u. füge bei: πισ-τός für *πιθ-τος.
ibid. am ende füge bei: Hierher gehört auch die zusammenziehung
zweier änlicher oder gleicher consonanten in einen, nach verflüchtigung
des zwischen inen stehenden vocals, wie z. b. τράπεζα für *τετραπεζα
(vierfuß); τέτραχμον für älteres τετρά-δραχμον; ἀμφορεύς für älteres
ἀμφι-φορεύς u. änl. der art.
s. 192. z. 2. v. u. füge ein: τό, altindisch u. urspr. ta-t, lateinisch
(is)-tud.
s 193. z. 1. v. o. füge nach dem ersten worte ein: φέρον für
φέροντ (neutr. d. part. praes. act.).
ibid. z. 6. v. o. füge bei: voc. άνα für *ἀναϰτ; nom. accus. sing.
γάλα für *γαλαϰτ; vocat. γύναι für *γυναιϰ u. a.
ibid. z. 9. v. o. ändere ‘stäts’ in ‘meist.’
s. 195. z. 15. v. u. füge bei: glôria doch wol auß *glovsia für
*crovisia, weiterbildung eines stammes urspr. kravas = griech. ϰλέϝος,
altind. çrávas (gloria), slaw. sloves (verbum, nom. sing. slovo), der lat.
*croves, nomin. sing. *crovos, gen. *crover-is auß *crovis-is lauten
[715]Zusätze und berichtigungen zum I. bande. S. 195—202.
würde; grundf. von glôria wäre also *kravas-jâ, wurz. urspr. kru (au-
dire); das k ist erhalten in in-clu-tus.
s 196. z. 11. v. u. füge ein: wurz. spec in spec-io, spic-io, urspr.
spak.
s. 197. z. 9. v. o. füge bei (nach ‘erhalten’): auch nach r findet
sich gv in urgueo neben urgeo.
s. 200. z. 7. v. o. füge bei: nêmo auß *ne-hemo u. a.
ibid. z. 13. v. o. Umerus ist auch durch die handschriften verbürgt (vgl. Fleck-
eisen, Fünfzig Artikel aus einem Hülfbüchlein für latein. Rechtschreibung, Frank-
furt 1861).
Schwirig zu erklären ist wurzel hab (habere), osk. hip (hip-ust habuerit), haf
(haf-iest habebit) und wurz. hi, ho (hi-c, ho-c, hu-n-c u. s. f.), welche man als ne-
benformen von cap (capere) und von ci, qui (ci-tra, qui-s), quo (quo-d, cu-ius) zu
faßen pflegt (vgl. Lottner in Zeitschr. XI, 203), welchen lezteren got. wurzel hab
(haban) und wurzel hi (hi-mma), hva (hva-s, hva), slaw. si, kŭ, lit. szi, ka u. s. f.,
urspr. ki, ka entspricht. Eine wandlung von urspr. k in latein. h ist außerdem one
beispil. Latein. hab, hi, ho weist regelrecht auf urspr. ghab und ghi gha hin, auß
welchen lezteren auch die altindischen partikeln hi, ha entstanden sind, vgl. Leo
Meyer, vgl. gramm. d. griech. u. latein. s. 327. Demnach stehen wir nicht an lat.
hi, ho nur = urspr. ghi, gha altind. hi, ha (nicht aber = ki, ka) zu setzen und
wurz. hab vor der hand noch als eine italische besonderheit zu betrachten.
s. 201. z. 11. v. o. füge bei: Für das zusammenfließen von urspr.
da und dha im lateinischen (lezteres lautet jedoch auch fa; s. u. bei
f = dh) zeugt ven-di-t neben vênum dat = altindisch und ursprüngl.
vasnam dadhâti, ὦνον τίθησι; dat steht hier villeicht in der function
von urspr. dadhâti, nicht in der von dadâti.
ibid. z. 11. v. u. füge bei: fê-mina, vgl. θῆ-λυς, altind. dhê-nú-s
(vacca lactaria), altind. wurz. dha (bibere, lactere), die, nach dhênús
zu schließen, auch in einer nebenform dhi vorhanden war; fio, älter
fîô = feiô, grundf. dha-jâ-mi, praesens mittels ja zu wurz. dha (po-
nere, facere), von der auch die secundäre wurzel latein. fa-c (facere)
gebildet ist.
ibid. z. 5. v. u. füge bei: ûber, griech. οὖθαρ, altind. ûdhas, ûdhan,
ahd. ûtar, mhd. ûter, iuter, nhd. euter, grundf. also audhas; ûber (adj.)
vgl. altind. ếdh-atê (3. sing. praes. med.; bene provenit, crescit), grundf.
der wurzel urspr. idh (vgl. Walter, Zeitschr. X, 77).
s. 202. z. 3. v. o. lis: In rut-ilus fält rut für urspr. rudh auf, vgl. indes pat-i
neben παθ-εῖν, lat-êre neben λαθ-εῖν, altind. wurz. rah, urspr. radh; pût-êre neben
πῡ΄θ-εσθαι; put-are neben dem allerdings auch in der function verschidenen πυθ-
[716]Zusätze und berichtigungen zum I. bande. S. 202—209.
έσθαι, altind. wurz. budh; ferner sap-iens neben σοφ-ός (vgl. Leo Meyer, vergl.
Gramm. d. griech. u. latein. Spr. s. 51). Der ware sachverhalt diser entsprechungen,
die schwerlich nur scheinbar sein können, hart noch der aufklärung.
ibid. z. 5. v. o. füge bei: Anm. 2. Die wurz. urspr. rudh erscheint
demnach im latein. als rub (ruber), ruf (rufus), rud (raudus), rut
(rutilus). Lottner in zeitschr. XI, 178.
s. 203. z. 4. v. o. füge nach ‘inlautend’ bei: jedoch nicht häufig.
ibid. z. 10. v. o. füge ein nach Wilson: fleischbrühe, im Rigveda
nach Kuhn.
ibid. z. 15. v. u. füge bei: capio für *cap-jô, praesensstamm auf
urspr. ja u. a.
ibid. z. 9. v. u. nach *ἐσ-ϳο-μαι füge ein: fast regelmäßig tritt der
schwund von j ein vor i und dem das i ersetzenden e (§. 49; §. 52,
s. 75), z. b. capio aber capis, capit u. s. f. für *cap-ji-s, *cap-ji-t;
obex obicis für objex auß *ob-jic-s, *ob-jic-is, wurz. jac, vgl. ob-jic-io,
obi-cio. (§. 34, s. 77).
ibid. z. 7. v. u. füge bei: sêdô auß *sêdaô, *sêdajâ altind. und
urspr. sâdájâmi, causativum zu wurzel sad (sedere).
s. 205. felt in dem columnentitel: Lateinisch.
ibid. z. 11. v. o. füge ein (vor te): für urspr. an lautendes sva
tritt in der regel latein. so ein (s. o. §. 47, s. 66).
s. 206. z. 10. v. u. füge bei: Latein. n scheint bisweilen vertreter
eines ursprünglichen m zu sein, z. b. ten-ebrae, wurzel tam (obscurum
esse), vgl. altind. tam-as (tenebrae), ahd. dem-ar (cupusculum) u. s. f.
In disem beispile ist n jedoch wol durch dissimilation entstanden (-neb-
auß -meb-); gen-er ziehen wir zu wurz. gan.
s. 208. z. 12 v. o. füge ein nach sup-remus: flamma auß *flag-ma
vgl. flag-rare; serra wol auß *sec-ra, vgl. sec-are; ferner z. 14. v. o.
nach *asinu-lus: esse auß *ed-se, penna auß pes-na und diß auß *pet-na
zu wurzel pet, ursprüngl. pat (volare); jussi auß *jub-si, pressi auß
prem-si.
ibid. z. 16. v. u. füge ein nach z. b.: suâsi auß *suâd-si zu suâd-eo
und dergl.;
s. 209. z. 15. v. o. füge ein nach ‘ersazdenung’:; warscheinlich ward
c vor den nasalen, ehe es schwand, in g erweicht (s. u. c.).
ibid. z. 6. v. u. füge bei: se-mestris für *sex-mestris. Vor c schwand
[717]Zusätze und berichtigungen zum I. bande. S. 209—216.
d, älter t, in hoc für *hod-c, *hod-ce, vgl. quod; ac für *at-c, vgl.
at-que.
ibid. z. 2. v. u. füge bei. pênis auß *pes-nis, vgl. πέος auß *πέσος,
altind. pasas.
s. 210. z. 12. v. o. füge bei: Doch bleibt s vor d in trans-duco,
trans-do neben tra-duco, tra-do, ferner in fällen wie eius-dem, cuius-
dam. Auch vor r schwindet leicht s, z. b. in susum, alt neben sursum,
retrosum u. änl.
ibid. z. 10. v. u. füge ein nach torqv-eo: ultor für *ulc-tor zu ulc-
isci; indultus für *in-dulc-tus auß *in-dulg-tus zu in-dulg-eo.
ibid. am ende füge bei: das selbe gilt von au-tor für auc-tor u. änl.
s. 211. z. 13. v. u. füge bei: j ist villeicht dem vorher gehenden
consonanten gleich geworden in praesensbildungen mit verdoppeltem
wurzelaußlaute, wie mitto, pello, curro u. a., obschon die lautverbin-
dungen -tio, -lio, -rio gewönlich sind.
ibid. z. 5. v. u. füge ein nach gradior: fossa auß fos-ta, *fod-ta,
wurzel fod in fod-io.
s. 212. z. 6. v. u. füge ein: noxa für *noc-ta (noc-eo).
s. 213. am ende füge bei: potês-tâti (potestas) für *potens-tâti auß
*potent-tâti (potens, potent-is) u. a.
s. 214. nach z. 4. füge bei: Auch läßt sich die in verschidenen
sprachen hervor tretende zusammenziehung zweier durch einen vocal
getrenter gleicher oder änlicher consonanten (vgl. d. altbaktrische und
griechische, ferner das mittelhochdeutsche; über lezteres s. Kuhns
zeitschr. X, 160) in einen nach schwund des dazwischen stehenden vo-
cals hierher rechnen, wie z. b. consuêtûdo auß *consuêti-tûdo (consuêtu-s),
aestâti auß *aesti-tâti (aestus), nûtrîc auß *nûtrî-trîc (nutrî-re), stîpendium
auß *stipi-pendium (stips, stipis) u. a. (Leo Meyer, vgl. Gr. d. griech.
u. latein. Spr. I. s. 281).
ibid. z. 15. v. u. füge ein nach dach: tundo, wrz. tud, neben got.
stauta, wurz. stut, aber altind. tud;
s. 216. z. 7. v. o. füge ein nach ars: (für *arts und so in allen
änlichen fällen, aber vir, quatuor u. a. für *virs auß *viro-s, *quatuors
auß *quatuores). Ferner z. 8. nach puls: (für *pults, aber vis für
*vil-s, sal für sal-s mit verlust des s). Ferner nach ferens: (für *ferents
und so in allen änlichen fällen, aber novôs, novâs für *novons, *novans).
Schleicher, vergl. gramm. d. indog. spr. 51
[718]Zusätze und berichtigungen zum I. bande. S. 223—272.
s. 223. z. 10. v. o. füge bei petora (Festus), petiru-, petiro (in zu-
sammensetzung) vgl. quatuor.
s. 268. z. 2. v. u. lis: dise umfaßende und erschepfende abhand-
lung Leo Meyers gibt viles teils noch ungewisse, teils nicht zu billi-
gende und ist daher nur mit vorsicht zu benutzen, wie alle werke, in
denen die beobachtung der lautgesetze bisweilen außer acht gelaßen
wird.
ibid. am ende füge bei: Lottner, ausnahmen der ersten lautverschiebung,
Kuhns Zeitschr. XI. 161—205. Lottner rechnet auch got. g, d, b = urspr. k, t, p
unter die unregelmäßigen entsprechungen.
s. 270. z. 2. v. o. füge ein nach (scindere): griech. σχιδ (σχίζω);
stamm skau-nja (nom. sing. masc. skauns pulcer), vgl. altind. ḱhav-i
(pulcritudo, splendor), d. i. skav-i; zu der selben wurzel gehört wol
auch us-skav-jan (sibi cavere, providere) und nhd. schau-en, vgl. latein.
cav-eo, das demnach an lautendes s verloren hat;
ibid. z. 5. v. o. lis hva (für hvata).
ibid. z. 17. streiche von ‘ahd. bachan’ bis ‘kak’.
s. 271. z. 11. v. u. füge bei: ahd. spëh-ôn (explorare, inquirere),
spâh-i (sapiens, prudens), wurz. altind. spaç, latein. spec, ursprüng
lich spak.
ibid. z. 7. v. u. füge ein vor hveits: vik-ôn (femin.; nomin. sing. vikô ordo, se-
ries) = ahd. wëhhâ, vgl. ahd. wëh-sal, wurz. vic, ahd. wich (wîhhan cedere), lat.
vic in vic-es, griech. Ϝιϰ in Ϝείϰ-ω, altind. viḱ (separare, mit vi auch mutare; 1
sing. praes. vináḱ-mi).
ibid. z. 4. v. u. füge bei: got. slêpan (dormire) gehört nicht zu
wurzel svap (dormire), sondern mit ahd. slaff, slaph (remissus, debilis)
zu einer wurzel slap, vgl. lit. silp-nas (debilis), slaw. slab-u (debilis),
wo indes das p des litauischen ebenfals auf fält.
s. 272. z. 2. v. o. füge ein nach (genus): vgl. altind. ǵán-ja-s (adj.
gentilis, vulgaris; neutr. gens, tribus).
ibid. z. 3. v. o. füge bei nach ǵánas: st. knô-di fem.; nom. sing.
knôds genus) = latein. *gnâ-ti in nâ-tion, vgl. griech. γνήσιος, das
auf ein *γνη-σι für *γνη-τι (§. 148, 1, c) schließen läßt, wurzel gna
= gan (s. d. vor.).
ibid. z. 5. v. o. füge ein nach *gar-u-s: stamm kniva, neutr., n.
accus. sing.
ibid. z. 6. nach ǵấnu füge ein: in zusammensetzung auch ǵñu,
[719]Zusätze u. berichtigungen z. I. u. II. bande. S. 272—317.
z. b. abhi-gñu (adv. flexis genibus); wurz. kus (kius-an eligere), latein.
gus (gus-tus, gus-tare), griech. γυς in γεύω auß *γεύσ-ω, altind. ǵus
(diligere, colere), urspr. gus.
ibid. z. 7. lis: akrs, grundf. *akra-s = altind. áǵra-s (campus,
ager), griech. ἀγρό-ς, latein. ager für *agro-s; wurzel vark in vaúrk-
jan (facere, agere), vgl. griech. ϝέργ-ον u. s. f.
ibid. z. 9. v. o. füge bei: st. qêni (nom. sing. qêns mulier, uxor)
vgl. altind. stamm ǵâni (mulier; am ende von zusammensetzungen),
ǵani (mulier) wurz. ǵan urspr. gan, die außerdem im gotischen mit
k an lautet (kuni, knôds), ein beweis für die späte entstehung von
q = kv = k = urspr. g, das hier also nur in einem einzelnen worte
sich ein gestelt hat; änlich verhält es sich mit qaír-nu-s (mola), grundf.
gar-nu-s, neben stamm kaúr-na (ntr.; nom. sg. kaurn granum), grundf.
gar-na-m = latein. grâ-nu-m zu wurzel urspr. gar (conterere), altind.
ǵar (conteri, fragilem fieri, senescere).
ibid. z. 11. v. o. füge bei: ἔ-ρεβος (ntr. tenebrae infernae).
s. 278. z. 11. v. o. lis baíraza (für baírazai).
Zum zweiten bande.
s. 287. z. 8. v. u. ist auß gefallen: 4. conson. + vocal + conso-
nant, z. b. pad (ire), vid (videre), bhug (flectere); sodann ist zu lesen:
5. zwei consonanten + vocal, ferner sind alle folgenden zalen um eins
zu erhöhen, so daß 9 wurzelformen herauß kommen.
s. 307. z. 12—25. v. o. gehört, in folgender weise ab geändert,
auf die folgende seite nach zeile 15. v. o.: Hierher gehören, wie äl-
teres φυίω, ὀπυίω neben jüngerem φύω, οπύω zeigt, auch z. b. μεθύει,
grundform madhu-ja-ti u. s. f.; für *βουλευ(ο) lis *βουλευ; ferner lis:
*εὐτυχεσ-ϳε-τι zu faßen, vom stamme εὐτυχες (felix); τελείω, darauß
τελέω ist = *τελεσ-ϳω-μι, stamm τελες (τέλος) u. s. f. An dise stämme
εὐτυχες, τελες trat im praesens ϳε, urspr. ja an. Verba wie etc. ver-
danken ire entstehung u. s. w.
s 317. z. 10. v. u. füge bei: Altbaktr. z. b. vîśa-vant (veneno
praeditus).
[720]Zusätze und berichtigungen zum I. bande. S. 50—54.
s. 318. z. 11. v. o. lis -vâṁs.
ibid. z. 17. v. u. füge bei: die verkürzten formen haben diß i
nicht, z. b. dat. sing. masc. neutr. tênúś-ê, nomin. sing. fem. tênúś-î.
s. 346. z. 5. v. o. füge bei: qhairja (edulis), wurzel qhar (edere).
s. 359. z. 6. v. o. füge bei: dareça (aspiciens), wurz. darç, dereç,
urspr. dark (videre).
ibid. z. 8. v. o. füge bei: raodha (croissance, stature, extérieur),
wurzel rudh (croître).
s. 366. z. 4. v. o. füge bei: nâ-tion (gnâ-ti), wurz. gna auß gan.
s. 367. z. 2. v. u. füge bei: knôdi (nomin. sing. knôds genus, gens),
grundf. gnâ-ti (vgl. latein. *gnâ-ti-on), wurz. gna auß gan (gignere).
s. 398. z. 15. v. u. füge bei: Vgl. οἴνη (unio).
s. 407. z. 15. v. u. füge bei: nach Pott (etym. Forsch. I2, 560)
auß prîs-mo (vgl. §. 157, pag. 210), prîs = prius (grundf. pra-jans
comparativ zu pra) vgl. prîs-tinus, prî-die (= prîs-die vgl. §. 157).
s. 413, §. 243. füge bei: Leo Meyer, gedrängte Vergleichung der Griechi-
schen und Lateinischen Declination. Berl. 1862. Erschin erst nach dem drucke des
abschnittes über die declination.
s. 421. z. 15. v. u. Anstatt des paradigma urspr. taksan, altind.
tákśan, wäre passender urspr. akman (lapis, coelum), altind. áçman
(m. lapis) gewält worden.
s. 431. z. 13. v. o. lis dâtâr-ô.
s. 434. u. 435. im columnentitel lis: Nominat. dualis.
s. 434. z. 4. v. o. füge bei: áugą, mýli̧ masc. mit verlust der en-
dung -t-as zunächst wol auß *augant-s, *mylint-s für *augant-as,
mylint-as.
s. 440. z. 2. v. u. füge bei: Das neutrum findet sich nur beim
adjectivum, z. b. 10. géra (bonum), dise formen wären also richtiger
mit ą, gérą, zu schreiben; 8. grażù (pulcrum); 4. áugą, mýli̧ für
*augant, mylint (das masculinum bildet den accusativ nach analogie
der ja-stämme).
s. 442. z. 8. v. o. Hier und im folgenden ist tákśan- in tákśań-
zu ändern.
s. 456. z. 16. v. o. lis paiti-n-a͂m
s. 460. z. 15. v. u. füge bei νέϰυ-ι.
s. 468. z. 1. v. o. füge bei: 3. ḱaśman-âo (ḱaśman oculus), 8.
[721]Zusätze u. berich tigungen zum II. bande. S. 462—594.
bâzv-âo, 10. pâdha-j-âo (pâdha m. pes; Spiegel, über den gebrauch
des Dualis im Altbaktrischen; Sitzungsberichte der k. B. Akad. der
Wiss. philos.-philol. Classe, 7. Dec. 1861). Ferner am schluße des ab-
satzes füge bei: -aos, âo, ô finden sich demnach, dem altind. -ôs ent-
sprechend, -âo scheint, nach Spiegel, das häufigste zu sein.
s. 475. z. 16. v. o. füge bei: Auch im singular findet sich im äl-
testen indisch (vêda) neben der endung -bhjam bereits -bhja one den
auß lautenden nasal (z. b. tu-bhja).
s. 486. z. 2. v. u. füge bei: Gotisch femin. thizôs = altindisch
tá-sj-âs.
s. 509. z. 2. v. o. füge bei: Anm. Die unursprünglichkeit des -μι in äolischen
formen wie γέλα-μι, φίλη-μι, δοϰί-μω-μι weist mein schüler Herr Dr. Hirzel nach
in einer treflichen abhandlung ‘zur beurtheilung des Aeolischen Dialectes. Leipzig
1862’ die mir so eben zu geht. Die herschende ansicht, daß das äolische sich durch
altertümlichkeit vor allen anderen dialecten auß zeichne, wird in diser arbeit mit
guten gründen als ein unhaltbares dogma dar gestelt.
s. 527. z. 7. v. o. lis: die secundären formen daithî-tem (3. dual. opt.
wurzel da, dath creare), avâ-tem (antare pairi avâtem vôhu manô
âtarsḱa, dazwischen traten Vohumano und das feuer), a-çrva-tem (au-
diverunt; 3. pl. aoristi zu wurz. çru audire), hèm ǵaçaê-tem (‘sie kamen
zusammen’, 3. plur. optat. praes., praesensstamm ǵaça, wurzel ǵa,
ǵa-m ire), fürt Spiegel an (Über den Gebrauch des Dualis u. s. f.
s. 204. 207; vgl. oben zu s. 468).
s. 534. z. 8. v. o. lis: primär ist -maidê (-maidhê) u. s. f., z. b.
jaza-maidê.
s. 539. z. 11. v. u. lis asa-tasi.
s. 555. z. 12. v. u. lis tutut-sế.
s. 570. z. 3. v. u. füge bei: vaoḱa-ṭ für *(a-)vavaḱa-t = altind.
vôḱa-t, griech. εἶπε.
s. 594. füge nach der anm. bei: VII. pec-ti-t (vgl. πέϰ-ω), nec-ti-t
(vgl. altind. wurzel nah nectere), plec-ti-t, flec-ti-t gehören hierher;
dise bildung ist also auf gutturalen wurzelaußlaut beschränkt.
Appendix A Inhaltsverzeichnis.
Erster Band.
Einleitung.
- Seite
- I. Von der sprachwissenschaft oder glottik 1
- Grammatik 1
- Descriptive glottik (die sprachen nach irer form in
isolierende, zusammen fügende, flectierende geordnet) 2 - II. Vom leben der sprache (entwickelung, verfall der
sprache) 3 - Sprachsippen 4
- III. Von den indogermanischen sprachen 4
- 1. asiatische abteilung 4
- 2. südwestliche europäische abteilung 5
- 3. nördliche europäische abteilung 5
- Von den frühesten teilungen des indogermanischen 6
- Schema der urteilungen 7
- Grammatik.
I. Phonologie.
A. Vocale.
§. 1. Indogermanische ursprache.
Übersicht der laute 8 - §. 2. Vocale 9
- Beispile; 1. a-reihe 10
- 2. i-reihe 11
- 3. u-reihe 11
- §. 3. Vocalische lautgesetze 11
- §. 4. Altindisch (Sanskrit).
Übersicht der laute 12 - Außsprache der selben 13
- Seite
- §. 5. Vocale 15
- §. 6. Beispile; 1. a-reihe15
- Schwächung; schwund (r = ar, l = al, r = ra)16
- Schwund des a vor anderen consonanten; u = va,
i = ja17 - §. 7. Schwächung von a 1. zu i und u17
- u = an, am18
- Schwächung von a 2. zu î und û (îr, ûr = ar)19
- §. 8. Grundvocal a19
- §. 9. Steigerung des a zu â20
- Anm. über die auf a lautenden wurzeln, welche man
gewönl. mit â an sezt 20 - §. 10. 2. i-reihe; grundvocal i21
- §. 11. Erste steigerung des i zu ê22
- Zweite steigerung des i zu âi23
- §. 12. 3. u-reihe. Grundvocal u23
- Denung von u zu û23
- §. 13. Erste steigerung des u zu ô23
- Zweite steigerung des u zu âu24
- §. 14. Vocalische lautgesetze 24
- 1. Gesetze beim zusammentreffen von vocalen 24
- a. Zusammenziehung 25
- b. Schwund des a25
- c. Spaltung von i (î) und u (û) zu ij, uv25
- d. Wandlung in den entsprechenden halbvocal 26
- §. 15. 2. Vocalische veränderungen durch die benachbarten con-
sonanten bedingt 27 - a. denung der vocale vor j27
- b. ij, îj = j27
- c. Zusammenziehung von jâ zu î (î als product
auch anderer alter zusammenziehung) 28 - d. Ersazdenung 28
- e. Hilfsvocal i, î29
- §. 16. Altbaktrisch (Zend).
Übersicht der laute 30 - Außsprache 31
- §. 17. Vocale 32
- §. 18. Beispile; 1. a-reihe33
- Schwächung; schwund 33
- Schwächung von a zu i34
- §. 19. Grundvocal a34
- e = a34
- ê und è = a35
- §. 20. Steigerung des a zu â35
- Seite
- §. 20. ê, è, âo, a͂ = â35
- §. 21. 2. i-reihe; grundvocal i35
- Denung von i zu î35
- §. 22. Erste steigerung des i zu aê (vor vocalen aj), ôi36
- Zweite steigerung des i zu âi36
- §. 23. 3. u-reihe, grundvocal u37
- Denung von u zu û37
- §. 24. Erste steigerung des u zu ao, èu37
- Zweite steigerung des u zu âu (âv)37
- §. 25. Vocalische lautgesetze.
Inlaut38 - Vermeidung des hiatus 1. durch wandlung von i, u zu
j, v38 - 2. Zusammenziehung von a mit anderen vocalen 38
- 3. Hiatus 38
- §. 26. Epenthese; epenthetische diphthonge und triphthonge
durch j u. i bewirkt; ai, âi, êi, ôi, ei, ui, aêi,
aoi39 - Epenthetische diphthonge durch v und u bewirkt; au,
ôu, èu40 - §. 27. Veränderungen des a durch consonanten und verwantes 40
- 1. e = a vor r40
- 2. e = a vor auß lautendem m, n u. vor n + cons. 41
- è = vor auß lautenden nasalen 41
- e = a vor m im inlaute 41
- 3. ê = a, â nach j41
- 4. è = â42
- 5. ô = a nach labialen 42
- ô = as im außlaute 42
- ô = a in zusammensetzungen und vor secundären
suffixen 42 - 6. âo = â vor s, ṅh43
- âo = â vor nt s. d. nachträge zu diser seite.
7. a͂ = â vor auß lautendem m, n43 - §. 28. Zusatz und schwund von vocalen. 1. hilfsvocal e43
- 2. Vorschlag von i, u vor an lautendem r44
- 3. Schwund von i und u vor v, j und außfall eines von
zwei gleichen elementen, s. d. nachträge.
§. 29. Außlaut. 1. Verkürzung (vgl. d. nachtr.) 44 - 2. ê = ja, jâ (über î = jâ s. d. nachtr.) 44
- 3. Denung von i und u vor auß lautendem m45
- 4. Wandlung von auß lautendem jam, vam zu îm, im,
ûm, um; von ajam, avam zu aêm, aom, âum45 - èê = ajai45
- Vocale.
§. 30. Griechisch.
Übersicht der laute. Außsprache der selben 46 - §. 31. Vocale. 47
- §. 32. Beispile; 1. a - reihe. Schwund 48
- Schwächung von a zu i48
- Denung dises i zu î, s. nachtrag zu s. 49.
Schwächung von a zu v (vgl. d. nachtr. zu d. s.) 49 - §. 33. Grundvocal; ε = urspr. a49
- o = urspr. a50
- o neben a dialectisch, s. d. nachtr. zu diser s.
α = urspr. a (vgl. d. nachtr.) 50 - α neben ε (vgl. d. nachtr. s. 706) 50
- α = α + nasal 50
- §. 34. Steigerungen des α. Erste steigerung, ε gesteigert zu ο50
- α gesteigert zu ᾱ, η51
- Zweite steigerung ω52
- §. 35. 2. i - reihe. Grundvocal i52
- Denung von i zu î53
- §. 36. Erste steigerung von ι zu ει, αι (vgl. nachtr.) 53
- Zweite steigerung von ι zu οι54
- §. 37. 3. u - reihe. Grundvocal υ54
- Denung von υ zu ῡ54
- §. 38. Erste steigerung des υ zu ευ, αυ55
- Zweite steigerung des υ zu ου55
- αυ, ωυ56
- ου, ευ im anlaute = urspr. va s. nachträge s. 707.
§. 39. Vocalische lautgesetze. Algemeines 56 - Vorschlag von i in die vorher gehende silbe bei auß
lautendem -σι, s. nachtr. s. 707.
§. 40. Vocalisierung und umstellung von j, v; 1. j wird zu ι,
v zu υ57 - 2. ε = j, v58
- 3. ιρ, υρ für rj, rv58
- Vgl. hierzu nachtr. s. 707.
§. 41. Schwund von j, v, s, daher entstehende vocalhäufun-
gen und zusammenziehungen 59 - §. 42. Ersazdenung; 1. Ersazdenung nach auflösung von n
vor s59 - 2. Ersazdenung im inlaute, nach wegfall von s nach
λ, μ, ν60 - 3. Ersazdenung im nomin. sing. 60
- §. 43. Hilfsvocal ε, s. nachträge s. 707. Vocalvorschlag im
anlaute (vgl. nachtr. s. 708) 60 - Seite
- §. 43. Vocaleinschub, s. nachtr. s. 708.
§. 44. Lateinisch.
Übersicht der laute 61 - §. 45. Vocale 62
- §. 46. Beispile. 1. a - reihe. Schwund 63
- Schwächung von a zu i64
- Schwächung von a zu u; übergang von a zu o, u, ü, i64
- u für o der älteren sprache; o erhalten nach v, u65
- §. 47. Grundvocal; a = urspr. a65
- 2. o = urspr. a65
- o nach v, so = urspr. sva, o vor v; o in an-
deren verbindungen; o, später u, in auß lautenden
stamm- und wortbildungselementen 66 - 3. e = urspr. a66
- §. 48. Steigerungen des urspr. a. 1. e gesteigert zu o67
- 2. ê = urspr. â68
- 3. â = urspr. â68
- 4. ô = urspr. â68
- 5. û = urspr. â69
- §. 49. 2. i - reihe69
- Grundvocal i69
- Trübung von i zu e70
- Erste steigerung des i zu ei, î, ê; ferner zu ai, ae70
- Zweite steigerung des i zu oi, oe, û71
- §. 50. 3. u - reihe71
- Grundvocal u71
- Schwächung von u zu ü, i71
- û als denung von u71
- Erste steigerung von u zu eu, wofür ou, û ein trat 72
- Steigerung von u zu au72
- Zweite steigerung von u zu ou, û (mit der ersten stei-
gerung zusammen fallend) 73 - §. 51. Vocalische lautgesetze. Zusammenziehung, u u. i, e
bleiben vor vocalen, hiatus. 73 - §. 52. Assimilation. Verwantschaft von vocalen mit consonanten 74
- o bei v, u (s. o. s. 66), u bei labialen, m, l74
- e in endsilben vor nasalen u. mereren consonanten 75
- o vor r s. nachtr. s. 709; i bei n u. dentalen 75
- Dissimilation 75
- §. 53. Ersazdenung u. zusammenziehung nach consonantenwegfall 76
- §. 54. Vocalschwächung 76
- a zu e, a zu u76
- Seite
- §. 54. a zu i, â zu ê, ae zu î, au zu ô, û; schwächung u.
kürzung langer vocale und diphthonge zu i77 - Schwächung von o, u zu i vor secundären suffixen und
in zusammensetzung, s. nachtr. s. 710.
§. 55. Kürzung der vocale in unbetonten endsilben 77 - §. 56. Abfall auß lautender vocale 77
- Außfall von vocalen (vgl. nachtr. s. 710) 78
- §. 57. Hilfsvocal (vgl. nachtr. s. 710) 79
- §. 58. Umbrisch. Algemeines 79
- §. 59. Vocale des umbrischen 80
- §. 60. a - reihe; i, e, u (o), a, â, û (ô)80
- §. 61. i - reihe; i(e), ei (î, ê)82
- §. 62. u - reihe; u, û (ô)82
- i für u83
- §. 63. Vocalische lautgesetze; keine vocalschwächung, auß-
stoßung von vocalen 83 - §. 64. Oskisch.
Vocale 84 - Vocalreihen 85
- §. 65. Beispile; 1. a - reihe85
- iͤ, i = urspr. a85
- e = urspr. a85
- u̇, o = urspr. a86
- a = urspr. a86
- â = urspr. â86
- u͒, ô = urspr. â86
- û = urspr. â87
- §. 66. 2. i - reihe; grundvocal iͤ, i87
- Steigerung von i zu eiͤ, ei; aiͤ87
- Steigerung von i zu u̇iͤ, oi87
- §. 67. 3. u - reihe; grundvocal u88
- Steigerung von i zu u̇v, ov88
- §. 68. Vocalische lautgesetze 88
- 1. Unterbleiben der schwächung 88
- 2. Außstoßung von vocalen 88
- 3. Vocaleinschiebung 88
- §. 69. Altirisch.
Übersicht der laute 89 - §. 70. Vocale 90
- Seite
- §. 71. a - vocale; e, i, u, o, a = urspr. a; â = urspr. â91
- §. 72. i - vocale; grundvocal i (e); erste steigerung von i zu
î, ê; zweite steigerung von i zu oi, oe91 - §. 73. u - vocale; grundvocal u; steigerung von u zu û, ûa92
- §. 74. Vocalische lautgesetze 92
- Assimilation; 1. rükwärts wirkende assimilation 93
- 2. vorwärts wirkende assimilation 93
- §. 75. Vocalschwächung 1. verkürzung der langen vocale und
diphthonge 94 - 2. Schwund urspr. kurzer vocale 94
- §. 76. Altbulgarisch.
Übersicht der laute 94 - Außsprache 95
- §. 77. Vocale 95
- §. 78. Beispile; 1. a - reihe97
- Schwächung ŭ = urspr. a97
- §. 79. Grundvocal; e = urspr. a97
- o = urspr. a97
- a = urspr. a97
- §. 80. Steigerung von e zu o (= urspr. â)97
- Steigerung von o zu a; a = urspr. â98
- §. 81. 2. i - reihe98
- Schwächung von i zu ĭ98
- Grundvocal i98
- Erste steigerung von i zu ě, oj99
- Zweite steigerung von i zu aj (vor vocc.) 99
- §. 82. 3. u - reihe99
- Schwächung von u zu ŭ99
- Grundvocal y = urspr. u99
- Erste steigerung von ŭ, y zu u, ov100
- Zweite steigerung von ŭ, y zu av (vor vocc.) 100
- §. 83. Mischung dera-undi - reihe100
- ĭ = urspr. a100
- ě = urspr. â100
- Steigerungsreihe ĭ, e, o, i, ě102
- §. 84. Vocalische lautgesetze.
Nasalvocale ę, ą102 - Schwächung von ą zu u, y, ŭ103
- §. 85. Hiatus 103
- Zusammenziehung, außstoßung von vocalen 104
- Spaltung von i und y zu ĭj, ŭv; wandlung von ju
zu ĭv104 - Seite
- §. 86. Ersazdenung 104
- §. 87. Einfluß von j auf vocale; 1. jo wird je104
- 2. jŭ wird ĭ104
- 3. jě wird i104
- 4. Nach j steht meist ę, seltner ą, nie y105
- 5. Für ji tritt i (in der schreibung) ein 105
- §. 88. Außlautsgesetz 105
- urspr. a u. u wird ŭ, i wird ĭ; a wird o, a wird e;
i ist erhalten in gewissen fällen; â wird a, jâ
wird ji, î wird i106 - û wird y; ai, âi wird ě, auch i; au wird u107
- §. 89. Anlautsgesetz; vorschlag von j, v vor gewissen vocalen 107
- §. 90. Litauisch.
Übersicht der laute 109 - Außsprache der selben 109
- §. 91. Vocale 113
- §. 92. Beispile. 1. a - reihe114
- Schwächung von urspr. a zu i, gedent y114
- Schwächung von a zu u114
- §. 93. Grundvocal; e (ê, ė) = urspr. a115
- a = urspr. a115
- §. 94. Erste steigerung von e zu a = urspr. â115
- Zweite steigerung ô = urspr. â116
- §. 95. 2. i - reihe; grundvocal i(y)116
- Erste steigerung ë, ei, ej116
- Zweite steigerung ai, aj117
- §. 96. 3. u - reihe. Grundvocal u (û)117
- Erste steigerung ů, au, av117
- Zweite steigerung áu, ov118
- §. 97. Mischung dera-undi - reihe118
- §. 98. Vocaldenung118
- §. 99. Vocalische lautgesetze. Hiatus u. verwantes 119
- 1. Spaltung von u (û), i(y) zu uv, ij119
- 2. Zusammenziehung von a mit folgenden vocalen 119
- §. 100. Wirkung von consonanten auf vocale. Wirkung von
j auf folgende vocale 120 - 1. jai, jô und ja, ją wird ei, ė, ę (ei für ai nach
dż, cz)120 - 2. ei für ai nach j121
- 3. i-s und ý-s (nach vocalen ji-s), i̧ (nach vocalen ji̧)
für ja-s, ja-n121 - 4. -i für -jâ in bestimten fällen 121
- Seite
- §. 100. Wirkung von nasalen auf vorher gehende vocale (us
für urspr. ans)121 - §. 101. Außlautsgesetz 122
- 1. Verkürzung; 2. schwund auß lautender vocale; 3. û
für auß lautendes âm122 - 4. ů, u für älteres a + nasal; 5. wegfall von a und
i vor auß lautendem s123 - Vorschlag von j im anlaute 123
- §. 102. Gotisch.
Übersicht der laute 124 - §. 103. Vocale 125
- Über die außsprache der gotischen diphthonge vgl. auch
die nachtr. s. 710.
§. 104. Beispile. 1. a - reihe126 - Schwächung von a zu i126
- Schwächung von a zu u126
- §. 105. Grundvocal a = urspr. a126
- §. 106. Erste steigerung 1. von i, u = urspr. a zu a =
urspr. â127 - Zweite steigerung ô = urspr. â127
- §. 107. 2. i - reihe. Grundvocal i127
- Erste steigerung ei128
- Zweite steigerung ai128
- §. 108. u - reihe. Grundvocal u128
- Erste steigerung iu128
- û für iu (vgl. nachtr. s. 711) 129
- Zweite steigerung au129
- §. 109. Mischung dera-undi - reihe129
- §. 110. Vocalische lautgesetze. Hiatus u. verwantes 130
- 1. Hiatus geduldet; 2. wechsel von u und i mit v und
j, von ju und vi mit iv und uj; von ei mit ij;
von auï mit ôj; 3. außstoß von vocalen 130 - §. 111. Einfluß von consonanten auf vocale; 1. aú und aí =
u, i vor r, h130 - 2. ei (auch inlautend) für urspr. ja, jâ131
- §. 112. Hilfsvocal u131
- §. 113. Außlautsgesetz131
- 1. schwund von a, i (u bleibt); 2. â wird a; 3. ai,
âi wird a132 - 4. ja, jâ wird i, ei, ji133
- §. 114. Tabellarische übersicht der vocale 134
- Seite
- B. Consonanten.
§. 115. Consonanten der indogermanischen
ursprache.136 - §. 116. Momentane stumme nicht aspirierte conso-
nanten; 1. k, 2. t, 3. p137 - §. 117. Momentane tönende nicht aspirierte conso-
nanten; 1. g, 2. d, 3. b138 - §. 118. Momentane tönende aspirierte consonanten;
1. gh, 2. dh138 - 3. bh139
- §. 119. Spiranten; 1. j, 2. s, 3. v139
- §. 120. Nasale; 1. n139
- 2. m140
- §. 121. r140
- §. 122. Consonanten des altindischen140
- §. 123. Ursprünglich momentane stumme nicht aspi-
rierte consonanten; 1. k; altindisch k, ḱ =
urspr. k142 - altind. kh = urspr. sk; altindisch ḱh = urspr. sk
(lautgesezliche wandlungen des altind. ḱh); altind.
ç = urspr. k und sein wechsel mit k, ś u. s. f. 143 - altind. p = urspr. k144
- 2. urspr. t. Altind. t = urspr. t144
- altind. th = urspr. t145
- ks für kt145
- 3. urspr. p. Altind. p = urspr. p; altind. ph =
urspr. p145 - §. 124. Ursprüngl. momentane tönende nicht aspi-
rierte consonanten, 1. g; altind. g = urspr.
g; altind. ǵ (und die lautgesezlichen vertreter des
selben) = urspr. g146 - 2. altind. d = urspr. d146
- d́ auß sd146
- 3. altind. b147
- §. 125. Ursprünglich momentane tönende aspirierte
consonanten, 1. gh; altind. gh = urspr. gh;
altind. h = urspr. gh; altind. ǵh147 - 2. dh; altind. dh = urspr. dh; altind. h = urspr.
dh (vgl. nachtr. s. 711) 147 - 3. bh; altind. bh = urspr. bh; altind. h = urspr. bh148
- §. 126. Spiranten. 1. altind. j = urspr. j148
- 2. altind. s = urspr. s148
- Inhaltsverz. zum I. bande.
§. 126. altind. ś = urspr. s; die lautgesezlichen veränderun-
gen des urspr. s zu ś, h, r, ç149 - Wandlung von as zu ô; wandlung von ś in k vor s,
wandlung von ś in t́, d́150 - 3. altind. v = urspr. v150
- §. 127. Nasale; 1. altind. n = urspr. n; lautgesezl. wechsel
des n mit ń, ñ, ṅ, m, ṁ150 - Schwund von n vor casusendungen 151
- 2. altind. m = urspr. m; wandlungen des m vor an-
deren lauten 151 - §, 128. r- und l - laute151
- Altind. r = urspr. r152
- Altind. l = urspr. r152
- §. 129. Lautgesetze 152
- §. 130. Inlaut. 1. Assimilation; vor tönenden stehen tönende,
vor stummen stumme consonanten 153 - st ward zu śt́h, çt zu śt́, s. nachtr. s. 711.
Dissimilation; s vor s zu t154 - 2. Aspiraten; tönende aspirate + t wird zu tönen-
dem nicht aspiriertem consonanten + dh; ht, hth,
hdh auch zu d́h154 - Versetzung der aspiration vom wurzelaußlaute auf den
wurzelanlaut 155 - §. 131. Außlaut. 1. Nur ein consonant wird im außlaute gedul-
det (häufigste außname ṁs). 2. Nur stumme con-
sonanten stehen im außlaute 155 - §. 132. Consonanten des altbaktrischen156
- §. 133. Ursprüngl. momentane stumme nicht aspi-
rierte consonanten. 1. k; altbaktr. k = urspr.
k; altbaktr. kh = urspr. k vor den aspirierenden
lauten; altbaktr. ḱ = urspr. k157 - altbaktr. ç = urspr. k (ç = k von ç = s zu schei-
den; ç = sk); altbaktr. p = urspr. k158 - 2. t; altbaktr. t = urspr. t; altbaktr. th = urspr. t
vor den aspirierenden consonanten und sonst 158 - altbaktr. dh für th = urspr. t; altbaktr. ṭ im außlaute
= urspr. t; ṭ im anlaute 159 - 3. p; altbaktr. p = urspr. p; altbaktr. f = urspr. p
vor den aspirierenden consonanten 159 - §. 134. Ursprüngl. momentane tönende nicht aspi-
rierte consonanten, 1. g; altbaktr. g, gh be-
sonders vor den aspirierenden consonanten, ǵ, ź,
z = urspr. g160 - Seite
- §. 134. 2. d; altbaktr. d, dh zwischen vocalen und vor den as-
pirierenden consonanten (th variante von dh) =
urspr. d161 - 3. b; Altb. b = altind. b161
- §. 135. Ursprüngl. momentane tönende aspirierte
consonanten. 1. gh. Altbaktr. g, gh, z =
urspr. gh161 - Altbaktr. ź = urspr. gh162
- 2. dh. Altbaktr. d, dh, th (variante von dh) =
urspr. dh162 - 3. bh. Altbaktr. b, w = urspr. bh162
- §. 136. Spiranten. 1. altbaktr. j = urspr. j; 2. s; altbaktr.
s, ç = urspr. s163 - Altbaktr. ś = urspr. s; altbaktr. ś = urspr. ks, sk;
altbaktr. h = urspr. s164 - Schwund des h = s; qh = urspr. s; ṅh = urspr. s165
- Altbaktr. qh = urspr. sv; altbaktr. ṅuh = urspr. sv166
- 3. v; altbaktr. v, w, b, p = urspr. v167
- §. 137. Nasale; altbaktr. n = urspr. n; altbaktr. a͂ = urspr.
a + nasal 168 - Altbaktr. m = urspr. m168
- §. 138. r; altbaktr. r = urspr. r168
- Altbaktr. hr = urspr. r169
- §. 139. Lautgesetze. Inlaut. 1. Assimilation. Verbindung
stummer und tönender consonanten; stumme conso-
nanten vor s, wechsel von z mit s, ç; von s, ś
mit ź, von ç mit z in zusammensetzungen 169 - 2. Aspiration. Aspiration vor consonantischen dauer-
lauten und zwischen vocalen 170 - 3. Dissimilation. Dentale gehen vor t in s, vor d
in z, ź170 - 4. Einschaltung von consonanten171
- 5. Vorschlag von consonanten im anlaute 171
- §. 140. Außlaut. 1. Zwei consonanten im außlaute werden in
gewissen fällen geduldet; n für nt171 - 2. Nur bei der verbindung zweier worte zu einem wird
der außlaut des ersteren durch den anlaut des
zweiten bedingt; s vor ḱa, ḱiṭ zu ç171 - §. 141. Consonanten des Altgriechischen172
- §. 142. Ursprüngl. momentane stumme nicht aspi-
rierte consonanten. 1. k; ϰ = urspr. k173 - γ, π, τ = urspr. k174
- 2. t. τ = urspr. t174
- Seite
- §. 142. ϰτ gegen ks anderer sprachen 175
- 3. p; π = urspr. p175
- Unursprüngliche aspiration der stummen moment. cons.
vor urspr. s, auch vor r175 - §. 143. Urspr. momentane tönende nicht aspirierte
consonanten; übergang urspr. tönender nicht as-
pirierter conson. in die entsprechenden stummen
im wurzelanlaute wenn eine aspirata die wurzel
schließt und außnamen hiervon 176 - 1. g; γ = urspr. g176
- ß = urspr. g177
- 2. d. δ = urspr. d177
- §. 144. Ursprüngl. momentane tönende aspirierte
consonanten. 1. χ = urspr. gh; γ = altind.
gh, h178 - 2. θ = urspr. dh178
- Außnamen: θ, φ für χ179
- 3. φ = urspr. bh179
- §. 145. Spiranten. 1. j; griech. ι (vergl. nachtr.), auch um
gestelt, ε, ζ = urspr. j179 - ‘ = urspr. j (über ὅ-ς, ob = ja-s od. sva-s), schwund
des urspr. j180 - 2. s; σ = urspr. s, auch bisweilen im anlaute (vgl.
nachtr.); ‘ = urspr. s, sv; übertritt des ‘ vom in-
laute in den anlaut (vgl. nachtr.) 181 - έός = sevos182
- ‘ als späterer zusatz, besonders vor υ182
- Schwund des urspr. s (vgl. nachtr.) 182
- Schwund des urspr. s vor ν (vgl. nachtr.), vor ρ, μ
(vgl. nachtr.) 183 - 3. v; υ, auch um gestelt = urspr. v183
- ε = urspr. v zweifelhaft (vgl. nachtr.) 184
- ϝ = urspr. v (vgl. nachtr.), ‘ = urspr. v184
- β = v (σφ = sv s. nachtr.) 185
- §. 146. Nasale 1. ν = urspr. n; abhängigkeit des nasals vom
folgenden consonanten 185 - 2. μ = urspr. m; auß lautend ν für urspr. m186
- §. 147. r-undl-laute; ρ = urspr. r, λ = urspr. r186
- §. 148. Lautgesetze. Inlaut.
1. Assimilation. a. Volkommene angleichung des vor-
her gehenden lautes an den folgenden (vgl. nachtr.);
ν, ντ, νδ, νθ vor folgendem s187 - b. Volkommene angleichung des folgenden lautes an den
vorher gehenden. Angleichung von ϝ, j, σ (vgl. - Seite
- nachtr., wo auch ττ = τϳ, θϳ, ϰϳ, γϳ erörtert
ist) 188 - §. 148. c. Anänlichung des vorher gehenden lautes an den fol-
genden; vor τ, σ stehen nur stumme consonanten;
vor ν gehen labiale in iren nasal über; ν vor la-
bialen in μ188 - τ, δ, θ oft vor μ in σ; ϰ, χ vor μ in γ (über aspi-
ration vor nasalen s. nachtr.); τ vor ι in σ, bis-
weilen auch vor υ189 - d. Anänlichung des folgenden lautes an den vorher ge-
henden; δϳ zu ζ189 - e. Gegenseitige anänlichung und angleichung der laute
an einander; γϳ zu ζ (ζ nicht = βϳ); τϳ, θϳ, ϰϳ,
χϳ zu σσ (σσ scheinbar = γϳ)190 - σσ nicht = πϳ191
- f. Lauteinschiebung zwischen die zusammen treffenden
consonanten; νρ, μρ, μλ (nachtr.) zu νδρ, μβρ,
μβλ wofür auch βρ, βλ (nachtr.) ein tritt (πτ im
anlaute für π)191 - g. Außstoßung von σ zwischen consonanten (über schwund
von σ, τ, ν zwischen vocalen s. d. nachtr.) 191 - h. Umstellung 191
- 2. Dissimilation; dentale vor τ, θ in σ; vermeidung
zweier aspiraten nach einander (über vermeidung
zweier änlicher oder gleicher consonanten, die durch
vocale von einander getrent sind, s. d. nachtr.) 191 - 3. Aspiraten. Vorrücken der aspiration auf den wur-
zelanlaut τ192 - 4. Reduplicationsgesetz192
- §. 149. Außlaut; nur ς und ρ lauten auß; τ ab geworfen oder
in ς gewandelt 192 - θ in ς gewandelt; δ fält ab (auch andere consonanten,
s. d. nachtr.); m wird ν; abwurf der lezten con-
sonanten auß lautender consonantengruppen; ν
ἐφελϰυστιϰόν u. änl. 193 - §. 150. Consonanten des Lateinischen194
- §. 151. Ursprüngl. momentane stumme nicht aspi-
rierte consonanten. 1. k; latein. c, q, qv
= urspr. k194 - latein. g = urspr. k (vgl. nachtr.) 195
- Außsprache des c vor i; latein. p nicht = urspr k195
- 2. t; latein. t = urspr. t196
- 3. p, latein. p = urspr. p196
- Seite
- §. 152. Momentane tönende nicht aspirierte conso-
nanten; 1. g; latein. g = urspr. g196 - Lat. gv, v = urspr. g (über flug neben flu; bos entlent;
falsche außsprache von gn wie ṅn)197 - 2. d; latein. d = urspr. d; latein. l = urspr. d198
- 3. b = b der anderen sprachen 198
- §. 153. Momentane tönende aspirierte consonanten
(f, im inl. b, vertritt alle aspiraten; ch, th, ph nicht la-
teinisch) 198 - 1. gh; latein. g, gv, v, h = urspr. gh199
- Schwund des h (fälschlich geschribenes h); f = urspr. gh200
- 2. dh; lateinisch d = ursprünglich dh (vgl. nachtr.)
r = urspr. dh; f = urspr. dh (vgl. nachtr.); b =
urspr. dh (vgl. nachtr.) 201 - t = urspr. dh (vgl. nachtr.) 202
- 3. bh; lat. b = urspr. bh; h = urspr. bh; f = urspr. bh202
- §. 154. Spiranten. 1. j. Latein. j = urspr. j; i = urspr.
j; schwund des j (vgl. nachtr.) 203 - 2. s. Latein. s (r) = urspr. s203
- 3. v. Latein. v = urspr. v; u = urspr. v204
- suus, tuus = *sevos, *tevos205
- Schwund des urspr. v205
- §. 155. Nasale. n; vor gutturalen wird der nasal guttural, vor
labialen labial 205 - m206
- §. 156. r- und l-laute; latein. r = urspr. r206
- Latein. l = urspr. r207
- §. 157. Lautgesetze. Inlaut.
1. Assimilation. a. Volkommene angleichung des vor-
her gehenden lautes an den folgenden 207 - Verdoppelung in der älteren schrift nicht bezeichnet;
nach langen vocalen unterbleibt sie; beispile dises
lautgesetzes (fernere s. in den nachtr.); schwund
von d, t, n vor s; g vor j208 - Schwund von g vor v; von d vor v, von g, c vor nasalen
(vgl. nachtr.), von c, x vor m (vgl. nachtr., eben
das. s. über den schwund von d, t vor c), von x
vor l, von s vor tönenden consonanten (vgl. nachtr.) 209 - Schwund von s vor m, vor l, vor d (vergl. nachtr.);
schwund von consonanten vor sc; st für und neben
xt, st für rst; schwund von c, g zwischen r, l
und t, s (vgl. nachtr.) 210 - b. Volkommene angleichung des folgenden lautes an
den vorher gehenden; z. b. ss für st; rr, ll für
rt, lt; rr für rs u. änl.; ll für lv (tt, ll u. s. f. - Seite
- vill. für tj, lj s. nachtr.); t nach ns; ss, s für st
auß dt, tt (vgl. nachtr.) 211 - §. 157. c. Anänlichung des vorher gehenden lautes an den
folgenden; tönende vor stummen werden stumm;
labiale vor n werden m; in der älteren sprache
wird t vor nasalen zu s212 - d. Anänlichung des folgenden lautes an den vorher gehen-
den; t nach nasalen und liquiden und nach c oft
in s212 - e. Wandlung von s zu r zwischen vocalen oder zwi-
schen vocalen und tönenden consonanten und nach
vocalen im außlaute 213 - f. Lauteinschiebung (mps, mpt)213
- 2. Dissimilation; t, d vor t zu s213
- Wechsel von -alis und -aris214
- Über vermeidung zweier durch vocale getrenter gleicher
oder änlicher consonanten s. d. nachtr. z. d. seite.
§. 158. Anlaut. Consonantenschwund im anlaute; m, n für sm,
sn; anderweitige minder durch greifende und sichere
vereinfachungen des anlautes; n[für]gn214 - v für dv; j für dj; v für qv, u für cu215
- §. 159. Außlaut. Consonantengruppen im außlaute (vgl. nachtr.);
keine verdoppelung im außlaute 216 - Spätere festsetzung des außlautes in der schriftsprache,
wärend früher die meisten consonanten im außlaute
bald geschriben wurden, bald nicht 216 - Behandlung des auß lautenden s, m217
- Behandlung des auß lautenden t, nt218
- §. 160. Consonanten des Umbrischen219
- §. 161. Urspr. momentane laute; umbr. p = latein. qv,
b = gv, v; k vor i, e zu ç; z (neuumbr. s) =
ts; nt neuumbr. nd; p vor r zu b220 - ṛ, neuumbr. rs = d; nn = nd; f auch inlautend;
h = latein. h; ht = ct, pt221 - §. 162. Ursprüngl. consonantische dauerlaute; i = j;
s erhalten, auch zu r gewandelt 221 - Auß lautend nach vocalen bleibt altumbr. s, neuumbr.
wird es zu r; v = latein. v; uv vor vocalen auß
u; v schwindet meist zwischen vocalen im neuumbr.;
abfall des nominativ-s nach r, l222 - §. 163. Consonanten des Oskischen222
- §. 164. Ursprüngl. momentane laute; osk. p = lat. qv;
- Seite
- b = latein. gv, v; t bleibt nach ns; tt bleibt; nt
wird ns oder t; d bleibt zwischen vocalen; f wird
inlautend nicht zu b223 - ht = ct, außerdem osk. h = latein. h224
- §. 165. Ursprüngl. consonantische dauerlaute; i = j;
s bleibt auch inlautend zwischen vocalen, nur im
passiv wird s zu r; im inlaute geht es in bestim-
ten fällen in z über; oskisch z gilt auch = ts
und ds; v zwischen vocalen, schwindet im neuos-
kischen; u̇v auch vor consonanten, neuosk. ou224 - Assimilation von nd zu nn; im accus. plur. wird ns zu
ss assimiliert 225 - §. 166. Consonanten des altirischen225
- §. 167. Ursprüngl. momentanestumme nicht aspirierte
consonanten 1. k; altirisch c (ch) = urspr. k226 - 2. t; altirisch t (th, d) = urspr. t226
- 3. p; p fält im anlaute ab 227
- §. 168. Urspr. momentane tönende nicht aspirierte
consonanten. 1. g = urspr. g227 - 2. d bisweilen th, t = urspr. d227
- 3. b = b nicht belegt 228
- §. 169. Urspr. momentane tönende aspirierte conso-
nanten. 1. gh; altir. g = urspr. gh228 - 2. dh; altir. d = urspr. dh228
- 3. bh; altir. b = urspr. bh (m = urspr bh)228
- Altir. sr = latein. fr, altir. s = latein. f in entlenten worten 228
- §. 170. Ursprüngl. Spiranten 1. j schwindet im altirischen;
2. s bleibt teils, teils assimiliert es sich oder schwindet
(durch aspiration zu sh, h); 3. v ward im anlaute
zu f (b)229 - Inlautend schwindet v230
- §. 171. Nasale; altir. n = urspr. n; altir. m = urspr. m230
- §. 172. r- und l-laute. Altir. r = urspr. r; altir l = urspr. r230
- §. 173. Lautgesetze. Inlaut.
1. Assimilation an den folgenden consonanten; n
vor s, f schwindet mit ersazdenung, die in den
auß lautenden silben verloren geht; anderweitige
assimilationen 231 - 2. Assimilation des folgenden consonanten an den
vorher gehenden; so mm = mb; überhandnemen
dises lautgesetzes in der späteren sprache, wo mb,
nd, ng zu m, n, ṅ wird (eclipsis der gramma-
tiker) 231 - Seite
- §. 173. ss auß dt, tt231
- Schwund von f im futurum nach nasalen und liquiden 232
- 3. Aspiration zwischen vocalen; schwund von th (h)
auß t232 - Wandlung von stummen in tönende, von tönenden nebst
m und s in aspirierte in der späteren sprache 233 - cht auß ct, pt233
- Wechsel von aspirata und media 233
- 4. Wirkung von palatalen lauten auf die consonanten in
der späteren sprache 233 - 5. Dissimilation beim zusammentreffen von dentalen 233
- §. 174. Außlaut. Fast sämtliche ursprüngl. auß lautenden con-
sonanten schwinden; so s, m (wirkt nach), t bleibt
bisweilen 234 - §. 175. Consonanten des Altbulgarischen234
- §. 176. Urspr. momentane stumme nicht aspirierte
consonanten. 1. k235 - Altbulg. k = ursprüngl. k; altbulg. s = ursprüngl. k
(über ch = s = urspr. k); altbulg. p = urspr. k236 - 2. t; altbulg. t = urspr. t236
- 3. p; altbulg. p = urspr. p237
- §. 177. Urspr. momentane tönende nicht aspirierte
consonanten. 1. g; altbulg. g = urspr. g; alt-
bulg. z = urspr. g237 - 2. d; altbulg. d = urspr. d238
- 3. b; altbulg. b = b der anderen sprachen 238
- §. 178. Urspr. momentane tönende aspirierte conso-
nanten: 1. gh238 - Altbulg. g = urspr. gh; altbulg. z = urspr. gh239
- 2. dh; altbulg. d = urspr. dh239
- 3. bh; altbulg. b = urspr. bh240
- Altbulg. m = urspr. bh im casussuffixe urspr. bhi240
- §. 179. Spiranten. 1. j = altbulg. j (im gen. sing. ist go
= urspr. sja; über die verschmelzungen des j mit an-
deren cons. s. d. lautgesetze) 240 - 2. s; altbulg. s = urspr. s241
- 3. v; altbulg. v = urspr. v241
- §. 180. Nasale. 1. altbulg. n = urspr. n vor vocalen 241
- 2. altbulg. m = ursprüngl. m; altbulg. v = urspr. m442
- §. 181. r- und l-laute; altbulg. r = urspr. r; altbulg. l =
urspr. r242 - §. 182. Lautgesetze. Inlaut. A. Assimilation. 1. Volkom-
mene angleichung des vorher gehenden consonanten - Seite
- §. 182. an den folgenden; verdoppelung wird nicht geschri-
ben; s auß ks; m auß sm243 - Assimilation von t, d an flg. n, l, s; von d an m, v;
sn für skn; von p, b, v an folgendes n, t; assi-
milation des consonantischen wurzelaußlautes an
das s des aoristus compositus älterer bildung, meist
mit ersazdenung 244 - 2. Volkommene angleichung des folgenden consonanten
an den vorher gehenden; nur in zusammensetzung 245 - 3. Anänlichung des vorher gehenden consonanten an den
folgenden laut; a. tönende vor stummen werden stumm
und vice versa; besonders bei z, s zeigt sich diß
gesetz (z. b. z vor l wird s); b. die gutturalen
wandeln sich vor i, ę, ě, e in linguale und den-
tale; k wird zu č, c; g zu ž, z; ch zu š, s245 - ěa für čě, ža für žě u. änl. 247
- kt, gt, št vor i und ĭ zu št247
- Wandlung von k in c, č vor l, r, v247
- Wandlung von g in ž vor disen lauten 248
- c. Wandlung von t und d vor l und m in s248
- 4. Anänlichung des folgenden lautes an den vorher gehen-
den; j wird nach t zu š, nach d zu ž, darauß
durch umstellung št, žd248 - stj, zdj = št, žd248
- 5. Gegenseitige anänlichung und angleichung der laute
an einander; kj wird č, c; gj wird ž, z; chj
wird š248 - skj wird št; sj wird š; cj wird č; rj, lj, nj verbinden
sich zu einem laute 249 - 6. Wandlung von s zu ch zwischen vocalen, seltner im
anlaute 249 - 7. Lauteinschiebung a. str für sr, zdr für zr250
- pst für pt, bt; plj, blj, vlj, mlj für pj, bj, vj, mj251
- b. Unursprüngl. s in stambildungselementen vor k, t, n251
- c. nj im anlaute für j251
- B. Dissimilation von t und d vor t zu s252
- §. 183. Außlaut252
- 1. Abfall von s252
- Abfall von t, n (m)253
- 2. Nasalvocale 253
- y anstatt des nasalvocales 254
- §. 184. Consonanten des Litauischen254
- §. 185. Urspr. momentane stumme nicht aspirierte
- Seite
- §. 185. consonanten. 1. k; lit. k = urspr. k; lit.
sz = urspr. k255 - Lit. sz neben lit. k; lit. p = urspr. k256
- 2. t; lit. t = urspr. t256
- 3. lit. p = urspr. p257
- §. 186. Urspr. momentane tönende nicht aspirierte con-
sonanten. 1. g; lit. g, ż = urspr. g257 - 2. d; lit. d = urspr. d257
- 3. lit. b = b der übr. sprachen 258
- §. 187. Urspr. momentane tönende aspirierte con-
sonanten. 1. gh; lit. g, ż = urspr. gh258 - 2. dh; lit. d = urspr. dh259
- 3. bh; lit. b = urspr. bh; lit. m = urspr. bh im ca-
sussuffixe urspr. bhi259 - §. 188. Spiranten. 1. j, lit. j = urspr. j259
- 2. s; lit. s = urspr. s259
- 3. v; lit. v = urspr. v260
- §. 189. Nasale. 1. n; lit. n = urspr. n; lit. d = urspr. n260
- 2. m; lit. m = urspr. m; lit. n = urspr. m261
- §. 190. r- und l-laute; lit. r = urspr. r261
- Lit. l = urspr. r262
- §. 191. Lautgesetze. Inlaut. A. Assimilation. 1. Volstän-
dige angleichung des vorher gehenden consonanten
an den folgenden; in der schrift keine verdoppe-
lung. t, d vor s wird s; sz, ż assimiliert sich
folgendem s, ż folgendem sz, sz folgendem ż in
der außsprache 262 - 2. Wegfall (assimilation) von n vor s und ż mit ersaz-
denung (lange nasalvocale) 262 - Schwund von n vor t und vor dem d des imperfects und
dem k des imperativs 263 - 3. Volständige angleichung des folgenden lautes an den
vorher gehenden; sz + s = sz im futurum 263 - 4. Gegenseitige angleichung der beiden zusammen treffen-
den consonanten; ż + s = sz im futurum 263 - 5. Anänlichung des vorher gehenden consonanten an den
folgenden. Vor stummen werden nur stumme, vor
tönenden nur tönende gesprochen (bisweilen auch
geschriben); ż vor l gilt als sz; t und d vor l wer-
den s; eben so vor m und dem k des imperativs;
s wird z vor d und g, es wird sz vor k; consonan-
ten vor j264 - 6. Anänlichung des folgenden consonanten an den vorher
gehenden; s wird sz nach r, g, k264 - Seite
- §. 191. tj wird tsz, geschr. cz, dj wird dż265
- B. Dissimilation. Dentale + dentale = s + dental 265
- §. 192. Zusatz von consonanten. 1. Consonanteneinschie-
bung, str für sr, sztr für szr265 - 2. Consonantenvorschlag; s vor d, z vor d, s vor n, m;
sz vor k265 - 3. Wandelbares sz, z (s) bei k, g als wurzelaußlauten 266
- §. 193. Außlaut. Tönende werden stumm, n schwindet (nasalvo-
cal); t schwindet, s bleibt 266 - Schwund von s, r; auß lautende consonanten nach ab-
fall von vocalen 267 - §. 194. Anlaut.jë für ë, dialectischer vorschlag von j auch
vor anderen vocalen 267 - §. 195. Consonanten des Gotischen268
- §. 196. Urspr. momentane stumme nicht aspirierte
consonanten; 1. k; got. h = urspr. k269 - Got. sk = urspr. sk (vgl. nachtr.); got. hv = urspr.
k; got. g = urspr. k; got. f = urspr. k270 - 2. t; got. th, d = urspr. t270
- Got. st = urspr. st271
- 3. p; got. f, b = urspr. p; got. sp = urspr. sp (vgl.
nachtr.) 171 - Gotische tenuis gegenüber der tenuis anderer sprachen 171
- §. 197. Urspr. momentane tönende nicht aspirierte
consonanten. 1. g; got. k = urspr. g (vergl.
nachtr.) 171 - Got. q = urspr. g (vgl. nachtr.) 172
- 2. d; got. t = urspr. d272
- 3. b; got. b = b der and. spr., wie auch bisweilen got.
g = urspr. g, got. d = urspr. d272 - §. 198. Ursprüngl. momentanetönende aspirierte con
sonanten. 1. gh; got. g = urspr. gh (v für g
= urspr. gh)273 - 2. dh; got. d = urspr. dh273
- 3. bh; got. b = urspr. bh; got. m = urspr. bh im
casussuffixe urspr. bhi273 - §. 199. Spiranten. 1. got. j = urspr. j274
- 2. got. s = urspr. s274
- 3. got. v = urspr. v274
- Got. ng, g = v275
- §. 200. Nasale. 1. got. n = urspr. n275
- 2. got. m = urspr. m275
- Seite
- §. 200. Der gutturale nasal, geschriben g276
- Got. n = urspr. m im außlaute 276
- §. 201. r- und l-laute; got. r = urspr. r; got. l = urspr. r276
- §. 202. Lautgesetze. Inlaut. 1. Wandlung von gutturalen + den-
talen in ht, dentalen + dentalen in st, labialen
+ dentalen in ft276 - 2. ss auß st277
- 3. z auß s277
- 4. th, f = d, b im außlaute und vor auß lautendem s 278
- g neben h279
- §. 203. Außlaut. Consonantenhäufung nach vocalschwund; weg-
fall von s nach s, r279 - Das gotische außlautsgesetz einer früheren sprachperiode.
1. auß lautende consonantengruppen; 2. auß lau-
tendes s und r; 3. abfall von t280 - Abfall von m (gotisch n); t, n, m, v werden durch
zusatz von a gestüzt 281 - §. 204. Übersicht der consonanten des indogermanischen in irer
regelmäßigen entsprechung (tabelle) 283
Appendix B Zweiter Band.
II. Morphologie.
A. Wurzeln und Stämme.
- §. 205. Die form des indogermanischen wortes.
Alle indogermanischen worte haben ursprüngl. eine form
285 - §. 206. Wurzelbildung286
- Die verschidenen wurzelformen (vgl. nachtr. s. 719); um-
stellung des vocals a in den wurzeln 287 - §. 207. Stambildung. 1. stämme auß der bloßen wurzel;
2. stämme mittels suffixa 288 - Seite
- §. 207. Primäre suffixe, secundäre suffixe 289
- Zusammensetzung290
- 1. Die bildung ab geleiteter verbalstämme.
§. 208. Von den ab geleiteten verbalstämmen im algemeinen;
unterschid von stamverben und ab geleiteten verben 292 - §. 209. Verbalstämme auf ursprüngl. ja (a-ja).
Indogerm. urspr. 295 - Altindisch295
- Bildung des perfects und des aorists der causativverba;
bildung der denominativen verbalstämme 296 - Denominativa auf sja; verbalstämme auf paja297
- Altbaktrisch298
- Altgriechisch; verba auf εω, οω, αω298
- Italisch. Lateinisch298
- Verba 1. auf â, 2. auf ê, 3. auf î299
- Mischung der formen ab geleiteter verba und der der
stamverba 300 - Altirisch300
- Altbulgarisch300
- 1. verba auf a300
- 2. verba auf ě, doppelter form 301
- 3. verba auf i301
- Litauisch. 1. Verba auf a, im zweiten stamme teils
i, teils ô; verba mit ô302 - 2. Verba auf ė302
- 3. Verba auf y (î)303
- Gotisch. 1. Verba auf ô303
- 2. Verba auf ai304
- 3. Verba auf ji, ei304
- §. 210. Verbalstämme, gebildet durch verdoppelung der wurzel und
an tretendessa,außer dem praesenss(desiderativa)305 - Altindisch306
- Altbaktrisch306
- §. 211. Nominalstämme, unverändert als verbalstämme gebraucht306
- Altindisch307
- Altbaktrisch307
- Griechisch (vgl. nachtr. pg. 719); praesens mittels ja
gebildet (verba auf ζω, σσω, αινω u. s. f., verba
auf υω, ευω, εω u. a. 307 - Lateinisch (verba auf uo)308
- Altbulgarisch; verba auf ną308
- Litauisch; verba mit nasal in der wurzel 308
- Gotisch309
- Seite
- §. 212. Mittelsvab geleitete verbalstämme des lettoslawischen309
- Altbulgarisch; verba auf -ovati, praes. -ują309
- Litauisch. Verba auf -ů-j-u, -au-ju310
- §. 213. Verbalstämme auf-ina, -in und -ena, -en des Li-
tauischen; verba auf -dina, -din310 - §. 214. Verbalstämme auf-na, -nâ (-nô; intransitiva, pas-
siva) des gotischen311 - 2. Die ans verbum sich zunächst an schliessen-
den nominalstämme (participien und infini-
tive) und verwantes.
§. 215. I. Adjectiva (participien) 312 - Participium activi auf-ant, -nt vom stamme des prae-
sens, des futurs und des aorists 312 - Indog. ursprache(-ant, -nt)312
- Altindisch(-ant, -nt; praes., fut., veraltet aorist) 312
- Altbaktrisch(-ant, -nt; praes., fut.) 313
- Griechisch(-οντ, -ντ praes., fut., aorist) 313
- Lateinisch(-ent, altl. *-ont, -unt; praes.) 314
- Altirisch (substantivische stämme auf -at)314
- Altbulgarisch(-ant, -antja, d. i. -ąšta, praesens;
fut. veraltet) 314 - Litauisch(-ant, -antja d. i. -ancza; praes., fut.) 315
- Gotisch(-nd, -ndan, -ndjan; praes.) 316
- §. 216. Participium activi auf ursprüngl.-vant. Ursprung des suf-
fixes, function des selben; -vant, griech. -ϝεντ,
latein. -ôso als secundäres suffix 317 - Participium praeteriti activi.Indog. urspr. suff. -vant318
- Altindisch, suff. -vat, -vâṁs, -us; fem. -uśî318
- Altbaktrisch, suff. -vans, -us; femin. -uśî318
- Griechisch, suff. -ϝτ; femin. -υια318
- Altbulgarisch, suff. -vŭs, -ŭs, -vŭšĭ, -ušĭ; femin.
-vŭša, -ŭša319 - Litauisch, suff. -ęs, -usja; femin. -usjâ320
- Gotisch, nur in bêrusjôs320
- §. 217. Participium auf-ta. Participium praeteriti passivi 320
- Sonstiger gebrauch des suffixes ta als primäres und se-
cundäres suffix 321 - Participium praeteriti passivi.
Indog. urspr., suffix -ta322 - Altind., suffix -tá322
- Altbaktrisch, suffix -ta322
- Griechisch, suffix -τό323
- Seite
- §. 217. Italisch.
1. Lateinisch, suffix -tu auß -to323 - 2. Umbrisch, suffix -to323
- 3. Oskisch, suffix -to324
- Altirisch, particip. auf -d, -th; auf -the324
- Altbulgarisch, suff. -tŭ324
- Litauisch, suff. -ta325
- Gotisch, suff. -da325
- §. 218. Participium praeteriti passivi auf-na325
- Sonstiger gebrauch des suffixes na als primäres und se-
cundäres suffix 326 - Indogerm. ursprache327
- Altindisch, suffix -na, nur bei bestimten wurzeln ge-
bräuchlich 327 - Altbaktrisch, suffix -na; nicht als regelmäßige par-
ticipialbildung 327 - Griechisch, suffix -νο; nicht als regelmäßige partici-
pialbildung 327 - Lateinisch, suffix -nu; nicht als regelmäßige partici-
pialbildung 327 - Altbulgarisch, suffix -nŭ, -enŭ; häufige und regel-
mäßige participialbildung 328 - Litauisch, suffix na; nicht als regelmäßige partici-
pialbildung 328 - Gotisch, suffix -ana, regelmäßige participialbildung
bei stamverben; nur vereinzelt suffix -na328 - §. 219. Participium auf-ma, -mana329
- Sonstiger gebrauch der suffixe -ma, -man und änlicher
suffixe 329 - Altindisch, suffix -ma, -man329
- Altbaktrisch, suffix -ma, -man330
- Griechisch, suffix -μο, -μη; -μον, -μεν, -μων, -μῖν,
-μίνη, -μῑνο, -ματ330 - Lateinisch, suff. -mo, -men, -môn, -men-to, -mônia,
-mônio331 - Altbulgarisch, suffix -mŭ, -men332
- Litauisch, suffix -ma, -mi, -ima, -men332
- Gotisch, suffix -ma, -man, -munja332
- §. 220. Participium auf-mana, -ma. Indog. urspr. 333
- Altindisch, suff. -mâna, -âna; participium medii und
passivi praesentis, futuri, perfecti 333 - Altbaktrisch, suff. -mana, -mna, -ana; particip. me-
dii praesentis und futuri 334 - Seite
- §. 220. Griechisch, suffix -μενο, particip. medii praesentis,
futuri, perfecti, aoristi 334 - Infinitive auf -μεναι, -μεν335
- Lateinisch. Nicht als regelmäßige participialbildung;
suffix -mno; -mini, 2. plur. medii 336 - Altbulgarisch, suffix -mŭ, participium praesentis
passivi 336 - Litauisch, suff. -ma, participium praesentis und fu-
turi passivi 336 - Participium auf -da-ma337
- §. 221. Nomen agentis und participium futuri activi auftar337
- Indog. ursprache337
- Suffix -tra338
- Altindisch. Suffix -tar, nomina agentis (verwantschafts-
worte), particip. futuri activi bildend 338 - Das futurum mittels dises particips und dem praesens
von wurzel as339 - Suffix -tra339
- Altbaktrisch. Suffix -tar, nicht als partic. futuri.
Verwantschaftsworte auf -tar339 - Nomina agentis auf -tar340
- Suffix -thra340
- Griechisch. Suffix urspr. -tar bildet nicht ein partic.
futuri; suffix -τερ verwantschaftsworte bildend;
suff. -τηρ, -τορ nomina agentis bildend; feminina auf
-τρια340 - Feminina auf -τριδ; suffix -τρο, -θρο, -τρα, -θρα;
suffix -τλο, -θλο, -τλη, -θλη341 - Lateinisch. Verwantschaftsworte auf -ter; nomina
agentis auf -tôr341 - Partic. fut. auf -tûro; suffix -tro; weiterbildungen -trio,
-tôrio, -trîc, -trîna342 - Altirisch. Verwantschaftsworte auf -thar; weiterbil-
dung -thrac342 - Altbulgarisch. Suffix -ter (-trŭ, -tra) nur in ver-
wantschaftsworten; suffix -dlo (-lo)342 - Weiterbildung -telĭ342
- Litauisch. Suffix -ter in verwantschaftsworten 343
- Nomina agentis auf suffix -tôja343
- Gotisch. Suffix -thar (-thru) nur in verwantschafts-
worten; weiterbildung auf -thrahan343 - Suffix -thra, ahd. -dar, secundäres suffix got. -thra;
suffix -thla, weiterbildung -thrja344 - §. 222. Suffixja344
- jaals primäres suffix345
- Seite
- §, 222. Indog. ursprache345
- Altindisch; participium necessitatis 345
- Altbaktrisch346
- Griechisch, suffix -ιο, -ια346
- Lateinisch, suffix -io, -ia, -ie346
- Altbulgarisch, suffix -jŭ (-ĭ), ntr. -je, fem. -ja347
- Litauisch. Suffix -ja (-i, -ý), femin. -jâ (-ė)347
- Gotisch, suff. -ja (nomin. sing. masc. -ji-s, -ei-s, ntr.
-i; femin. -ja, nomin. sing. i)348 - Weiterbildung mittels n; suff. -jan (nomin. sing. masc.
-ja) femin. -jôn (nomin. sing. -jô)348 - §. 223. jaals secundäres suffix348
- Altindisch, suff. -ja348
- Participium necessitatis auf -tav ja, älter auch -tvja,
darauß -tva, -tja349 - Participium necessitatis auf -an-îja (suffix -îja = -ja) 350
Vêdisches suffix -ênja350 - Altbaktrisch. Suffix -ja350
- Griechisch. Suff. -ιο, femin. -ια351
- Participium auf -τέο = -tavja351
- Lateinisch, suff. -io, -ia351
- Participium auf -endo, -undo351
- Umbrisch. Participium auf -eno352
- Litauisch. Suff. -ja; suff. -in-ja352
- Participium auf -tina352
- Altbulgarisch. Suff. masc. -jŭ d. i. -ĭ, -ijŭ352
- Neutra auf -ije, femin. -ja, -ija353
- Gotisch. Suff. -ja; -jan (femin. -ein = -jan)353
- §. 224. Suffix urspr. ra;im slawischen ein participium praeteriti
activi auf-labildend353 - Stämme auf -ra, -la in den verschidenen indogerm.
sprachen 354 - Slawisches participium praeteriti activi auf -lŭ (nom. sing.
msc. -lŭ, ntr. -lo, femin. -la)354 - II. Substantiva. Infinitive, supina, gerundia und ver-
wante formen 355 - Verbalstämme als nominalstämme fungierend one ein wei-
teres hinzu tretendes suffix und disen änliche bil-
dungen 355 - §. 225. Indogerm. ursprache. Wurzeln als nominalstämme;
stämme auf -a355 - Stämme auf -nu356
- Altindisch. Wurzeln als nominalstämme; infinitive
- Seite
- §. 225. diser bildung; dergl. nominalstämme als leztes glid
von zusammensetzungen 356 - Vêdische infinitivstämme welche tempusstämmen
gleich sind; praesensstämme, futurstämme, aorist-
stämme (infinitive auf -sê, -śê)356 - Nomina actionis auf -a; dativ der selben als infinitiv 357
Nomina agentis auf -a357 - Stämme auf -a mit su-, dus- als part. necessitatis
fungierend 357 - Feminina auf -â358
- Gebrauch der selben zur umschreibung des per-
fects358 - Nominalstämme auf -nu358
- Altbaktrisch. Wurzeln als nominalstämme 358
- Suffix -a (vgl. nachtr.) 359
- Feminina diser bildung 359
- Griechisch. Wurzeln als nominalstämme; nomina auf
suff. -ο, femin. -α, -η359 - Gebrauch der selben in zusammensetzungen 360
- Infinitive des aorists auf -σαι360
- Lateinisch. Wurzeln als nominalstämme 360
- Suffix -ο; dergl. stämme als zweites glid von zusammen-
setzungen 360 - Suffix -a (urspr. â) nom. agentis masculini generis bil-
dend 360 - Umbrische und Oskische infinitive auf -u-m, -o-m 361
Altbulgarisch. Stämme auf urspr. a361 - Litauisch. Stämme auf a362
- Gotisch. Stämme auf a362
- §. 226. Suffix-ti362
- Indogerm. ursprache. Stämme auf -ti. 1. als no-
mina actionis und 2. als nomina agentis 363 - Altindisch. 1. Nomina actionis feminina auf -ti; im
dativ, -tajê, als infinitive fungierend 363 - Nomina agentis auf -ti363
- Gerundium auf -tja, -ja363
- Secundäres suffix vêd. -tâ-ti, -tât364
- Altbaktrisch. Suffix -ti, nomina actionis und agen-
tis bildend 364 - Infinitive auf -tajê364
- Secundäres suffix -tât364
- Griechisch. Suffix -τι, -σι nomina actionis und agen-
tis bildend 365 - Weiterbildung des selben mittels α, -σια; sec. suff. -τητ365
- Seite
- §. 226. Lateinisch. Suff. -ti, -t nomina actionis und nomina
agentis bildend 365 - Weiterbildung des selben, latein. -tiôn, umbrisch -tin,
altirisch -tin, -sin; weiterbildung latein. -tio, -tia 366
Secundäres suff. -tâ-ti, -tû-ti366 - Altbulgarisch. Nomina auf -tĭ,infinitiv auf -ti 366
Nomina agentis auf -tĭ367 - Secundäres suff. -stĭ367
- Litauisch. Infinitiv auf -ti, älter -të; nomina ac-
tionis und nomina agentis auf -ti367 - Weiterbildung -tj-a; secundäres suff. -stė367
- Gotisch, abstracta auf -di, -thi367
- Nomina agentis auf -di368
- Secundäres suff. -du-thi368
- §. 227. Suffix-ni, in der function dem -ti gleich 368
- Altindisch. Suff. ni, 1. nomina actionis bildend, die
im dativ als infinitive fungieren; 2. nomina
agentis bildend 368 - Altbaktrisch. Suffix -ni369
- Griechisch. Suffix -νι (selten) 369
- Lateinisch, suffix -ni (masculinum) 369
- Altbulgarisch. Suffix -nĭ (häufig) 369
- Litauisch. Suffix -ni369
- Gotisch. Suffix -ni (häufig, besonders von ab geleite-
ten verbalstämmen, -eini, -ôni, -aini)369 - §. 228. Suffix-tuu. verwante370
- Indog. ursprache370
- Altindisch. Suff. -tu nomina actionis bildend, deren
accusativ im sanskrit als infinitiv fungiert; vê-
disch im dativ und genitiv erscheinend; nomina agen-
tis auf tu370 - Suffix -tva;gerundium auf -tvâ; vêdisch -tvî, -tvâja 371
Secundäres suffix -tvá371 - Vêdische weiterbildung -tva-ná371
- Altbaktrisch. Suffix -tu, abstracta und nomina agen-
tis bildend; suffix -thwa; suffix -thwa-na372 - Griechisch. Suff. -τυ, nomina actionis bildend. Se-
cundäre weiterbildung -συ-νη372 - Lateinisch. Suff. -tu, nomina actionis bildend. Su-
pinum. Gerundium372 - Secundäre suffixa -tû-ti, -tû-do372
- Altbulgarisch. Supinum auf -tŭ373
- Secundäres suff. -stvo373
- Litauisch. Supinum auf -tu; nomina auf -tu373
- Seite
- §. 228. Gotisch. Abstracta und nomina agentis auf -thu, -du;
-du als secundäres suffix 373 - Suffix -nassu373
- §. 229. Suffix-as. Indog. ursprache374
- Altindisch. Substantiva auf -as. Infinitive auf -asê374
- Altbaktrisch. Nomina auf -as375
- Griechisch. Nomina auf -ες (ος), -ες (nomin. sing.
masc. femin. -ης, ntr. -ες); weiterbildung auf -εια375 - Lateinisch. Nomina auf -us, -er, -ur; auf -ôr375
- Infinitiv auf -re, -se praesentis und perfecti 376
- Infinitiv des mediopassivs377
- Altbulgarisch. Suffix -es378
- Litauisch. Reste des suffixes in der weiterbildung
-esja378 - Gotisch. Reste im suffix -isa378
- §. 230. Suffix urspr.-ana.Indog. ursprache378
- Altindisch. Suffix -ana. Infinitive auf -anê, -anâja.
Nomina agentis, adjectiva auf -ana379 - Altbaktrisch. Suffix -ana379
- Griechisch. Suffix -ανο, -ονη, -ανη; adjectiva auf
-ανο380 - Infinitiv auf -ναι, -εναι380
- Altbulgarisch. Suffix -enŭ, -eno380
- Litauisch. Suffix -ana381
- Gotisch. Infinitiv auf -an381
- §. 231. Suffix-dhi. Altindische (vêdische) infinitive auf
-dhjâi, -adhjâi382 - Altbaktrische infinitive auf -dhjâi382
- Griechisch. Infinitive auf -σθαι382
- 3. Bildung des comparativs und des superlativs.
Comparativ.
§. 232. 1. Suffix urspr.jans.Indog. ursprache383 - Altindisch. Suffix -jaṁs, -îjaṁs383
- Altbaktrisch. Suffix -jas (-jaṅha)384
- Griechisch. Suffix -ιον384
- Lateinisch. Suffix -iôs (accus. nom. sing. ntr. -ius)384
- Altirisch. Suffix -iu, ia, -a385
- Altbulgarisch. 1. Comparative auf -ĭšĭ, nomin. acc.
sing. neutr. -je, nom. sing. masc. -ij386 - 2. Comparative auf -ějšĭ, nomin. acc. sing. neutr. -ěje,
nomin. sing. masc. -ěj387 - Seite
- §. 232. Litauisch. Comparativsuffix -êsnja; adverbia des
comparativs auf -jaus; superlativ auf -jausja387 - Gotisch. Suffix -is, -izan; -ôs, -ôzan; femin. -izein,
-ôzein388 - Adverbia des comparativs auf -is, -s388
- §. 233. 2. Comparativsuffixe-tara und -ra388
- Indog. ursprache. Suffix -tara389
- Altindisch. Suffix -tara389
- Altbaktrisch. Suffix -tara (-ô-tara)389
- Griechisch. Suffix -τερο (-εσ-τερο, -ισ-τερο)390
- Lateinisch. Suffix -tero (is-tero) selten 390
- Altirisch. Suffix -thir391
- Altbulgarisch. Suffix -torŭ, -terŭ nur vereinzelt bei
pronominalstämmen 391 - Litauisch. Suffix -tra vereinzelt bei pronominalstämmen 391
- Gotisch. Suffix -thara, -thra, -dra nur bei pronomi-
nalstämmen 391 - Superlativ.
§. 234. Superlativsuffixa -ta, -ma, -ta-ma, -ma-ta, -ta-ta, -ma-ma391 - 1. Suffix-ta391
- Indog. ursprache. Suffix -ta (-jans-ta)392
- Altindisch. Suffix -ta (-iś-t́ha)392
- Altbaktrisch. Suffix -ta (-is-ta)392
- Griechisch. Suffix -το (-ισ-το) 392
- Suffix -τα-το393
- Lateinisch. Suff. -to nur vereinzelt 393
- Altirisch. Suff. -d, wie im latein. vereinzelt 393
- Altbulgarisch. Suffix -tŭ, nur in ordinalzalen 393
- Litauisch. Suffix -ta, nur in ordinalzalen 393
- Gotisch. Suffix -da (superlative auf -is-ta, -ôs-ta)394
- §. 235. 2. Suffix-ma. Indog. ursprache394
- Altindisch und altbaktrisch vereinzelt bei prono-
minalstämmen und zalworten 394 - Griechisch. Suffix -μο, nur in ἕβδο-μο394
- Lateinisch. Suffix -mo, öfters an gewant 394
- Altirisch. Suffix -m395
- Superlativsuffix -me-m, -be-m; suffix -ma-d bei ordnungs-
zalen 395 - Altbulgarisch und Litauisch suffix -mŭ und -ma,
nur in der ordinalzal 7. 8. 395 - Gotisch. Suffix -ma-n, femin. -mein (-m-is-ta) ver-
einzelt 395 - §. 236. 3. Suffix-ta-ma. Indog. ursprache396
- Seite
- §. 236. Altindisch. Suffix -ta-ma, regelmäßige superlativbil-
dung 396 - Altbaktrisch. Suffix -te-ma (ô-tema) regelmäßige su-
perlativbildung 396 - Lateinisch. Suffix -ti-mo (-si-mo, -rrimo, -llimo;
-is-simo für -is-timo)396 - Gotisch. Suffix -du-ma-n (-dumista) außnamsweise 397
- 4. Zalwort.
Stämme der grundzalen.
§. 237. Die einfachen zalen 1—10 397 - §. 238. Die zalen 11—19 401
- §. 239. Die zalen 20—90 402
- §. 240. Die zalen 100—1000 405
- Stämme der ordnungszalen.
§. 241. Die zalen von 1—10 407 - Die zalen von 11—19 409
- Die zalen von 20—90 410
- Die zalen von 100—1000 411
- B. Worte.
Wortbildung.
§. 242. Über das indogermanische wort im algemeinen 411 - 1. Nomina (Declination).
§. 243. Von den endungen der nomina im algemeinen 413 - zal; casus414
- Stammerweiterungen vor gewissen casussuffixen 415
- Einteilung der declination 416
- §. 244. Genusbezeichnung. 416
- §. 245. Von den nominalstämmen420
- I. Consonantische stämme.
1. unwandelbare 420 - 2. stämme auf -as421
- 3. n-stämme 421
- 4. stämme auf -ant, -ans421
- 5. r-stämme 422
- Seite
- §. 245. II. Vocalische stämme.
6. diphthongische stämme 423 - 7. stämme auf û, î423
- 8. u-stämme 423
- 9. i-stämme 423
- 10. a-stämme; ja-stämme 424
- §. 246. Nominativus singularis425
- Indogerm. ursprache 425
- Altindisch 426
- Altbaktrisch 426
- Griechisch 427
- Italisch (Lateinisch, Osk., Umbr.) 427
- Altirisch 428
- Altbulgarisch 429
- Litauisch 429
- Gotisch 429
- §. 247. Nominativus pluralis430
- Indogerm. ursprache 430
- Altindisch 430
- Altbaktrisch 431
- Griechisch 431
- Italisch 432
- Altirisch 433
- Altbulgarisch 433
- Litauisch 434
- Gotisch 434
- §. 248. Nominativus dualis434
- Indog. ursprache 434
- Altindisch 434
- Altbaktrisch 435
- Griechisch 435
- Italisch, Altirisch, Altbulgarisch, Litauisch 436
- §. 249. Accusativ singularis437
- Indogerm. ursprache 437
- Altindisch, Altbaktrisch, Griechisch 438
- Lateinisch, Oskisch, Umbrisch, Altirisch 439
- Altbulgarisch, Litauisch (vgl. nachtr. s. 720) 440
- Gotisch 441
- §. 250. Accusativus pluralis441
- Indogerm. ursprache, Altindisch 441
- Altbaktrisch 442
- Griechisch, Lateinisch 443
- Oskisch, Umbrisch. Altirisch 444
- Altbulgarisch, Litauisch, Gotisch 445
- §. 251. Ablativus singularis446
- Indogerm. ursprache 446
- Seite
- §. 251. Altindisch (-tas, adverbialendung), Altbaktrisch, Griechisch
(adverbia auf -ως; -θεν, -θε) 447 - Lateinisch (adverbia auf ê), Oskisch 448
- Umbrisch, Altbulgarisch (adverbia auf -tŭ)449
- §. 252. Genitivus singularis449
- Indogerm. ursprache, Altindisch 449
- Altbaktrisch 450
- Griechisch, Lateinisch 451
- Oskisch, Umbrisch, Altirisch 453
- Altbulgarisch, Litauisch, Gotisch 454
- §. 253. Genitivus pluralis455
- Indogerm. ursprache, Altindisch 455
- Altbaktrisch, Griechisch, Lateinisch 456
- Oskisch, Umbrisch, Altirisch, Altbulgarisch 457
- Litauisch, Gotisch 458
- §. 254. Locativus singularis458
- Indogerm. ursprache, Altindisch, Altbaktrisch 459
- Griechisch (dativ), Lateinisch (dativ) 460
- Oskisch, Umbrisch, Altirisch (dativ) 461
- Litauisch (locativ, dativ), Altbulgarisch (locat. dat.) 462
- Gotisch (dativ) 463
- §. 255. Dativus singularis463
- Indogerm. ursprache, Altindisch 463
- Altbaktrisch, Griechisch (nur bei a-stämmen), Latein.
(desgl.), Oskisch (desgleichen), Umbrisch (= d. lo-
cativus), Altirisch (nur bei a-stämmen) 464 - Altbulgarisch (nur bei weibl. a-stämmen), Litauisch (des-
gleichen), Gotisch (nur bei a-stämmen) 465 - §. 256. Locativus pluralis465
- Indogerm. urspr. 465
- Altindisch, Altbaktrisch, Griechisch (dativ) 466
- Altbulgarisch (vgl. s. 677), Litauisch 467
- §. 257. Genitivus, locativus dualis467
- Altindisch 467
- Altbaktrisch, Altirisch, Altbulgarisch 468
- §. 258. Instrumentalis singularis I. (auf -â)468
- Indogerm. ursprache, Altindisch, Altbaktrisch 469
- Griechisch (adverbia?), Litauisch (nur bei weiblichen
a-stämmen), Slawisch (einst vorhanden), Althoch-
deutsch (nur bei weibl. a-stämmen) 470 - §. 459. Instrumentalis singularis II. (auf -bhi)470
- Indogerm. ursprache, Griechisch (-φι, -φιν), Altbul-
garisch (-mĭ)471 - Litauisch (-mi), Althochdeutsch (auf -u), Gotisch (auf
ê bei a-stämmen) 272 - §. 260. Instrumentalis pluralis473
- Seite
- §. 260. Indogerm. ursprache, Altindisch, Altbaktrisch, Griechisch
(-φι, -φιν)473 - Altbulgarisch, Litauisch 474
- §. 261. Dativus Ablativus pluralis474
- Indogerm. ursprache, Altindisch, Altbaktrisch 475
- Lateinisch 476
- Oskisch, Umbrisch, Altirisch 477
- Litauisch, Altbulgarisch, Gotisch 478
- §. 262. Dativus, Ablativus, Instrument. dualis478
- Indogerm. ursprache, Altindisch, Altbaktrisch, Griech.
(-ιν, gilt zugleich als genitiv), Altbulgarisch 479 - Litauisch 480
- §. 263. Vocativ480
- Indogerm. ursprache, Altindisch 480
- Altbaktrisch, Griechisch, Latein., Altirisch 481
- Altbulgarisch, Litauisch, Gotisch 482
- §. 264. Declination der geschlechtigen pronominalstämme482
- Nominativus singularis 483
- Accusativus singularis 484
- Nominativus pluralis 485
- Nominativus accusativus dualis 485
- Accusativus pluralis 485
- Ablativus singulalaris 486
- Genitivus singularis 486
- Genitivus pluralis 486
- Locativus singularis 487
- Dativus singularis 487
- Loc. plur. und dual. 488
- Instrum. singularis I, II. 488
- Instrum. pluralis, Dat. ablat. pluralis, Dat. ablat. instr.
dualis 488 - §. 265. Declination des ungeschlechtigen persönlichen pronomens und
des reflexivstammes-sva. 490 - Singularis. Nominativus 490
- Accusativus 491
- Locativus 492
- Dativus 494
- Ablativus 495
- Genitivus 495
- Instrumentalis 496
- §. 266. Pluralis, stamform 497
- Altindisch 497
- Seite
- §. 266. Altbaktrisch 498
- Griechisch 499
- Lateinisch 500
- Altbulgarisch 500
- Litauisch 501
- Gotisch 501
- §. 267. Dualis. Altindisch, Altbaktrisch, Griechisch, Altbul-
garisch 502 - Litauisch, Gotisch 503
- 2. Verba (Conjugation).
§. 268. Von der conjugation des Indogermanischen im algemeinen 504 - Personalendungen 504
- Modus 504
- Tempus (einfache, zusammen gesezte tempusstämme) 506
- §. 269. Personalendungen.
Personalendungen des activs.
I. person singularis.
Indogerm. ursprache 507 - Altindisch, Altbaktrisch, Griechisch 508
- Lateinisch, Oskisch, Umbrisch, Altirisch 509
- Altbulgarisch, Litauisch, Gotisch 510
- §. 270. I. person pluralis. Indogerm. ursprache 511
- Altindisch, Altbaktrisch, Griechisch, Lateinisch, Alt-
irisch, Altbulgarisch, Litauisch, Gotisch 511 - §. 271. I. person dualis. Indogerm. ursprache u. s. f. 512
- §. 272. II. person singularis. Indog. ursprache, Altindisch 513
- Altbaktrisch, Altgriechisch 514
- Lateinisch, Umbrisch 515
- Altirisch, Altbulgarisch, Litauisch 516
- Gotisch 517
- §. 273. II. person pluralis. Indogerm. ursprache, Altindisch,
Altbaktrisch 517 - Griechisch u. s. f. 518
- §. 274. II. person dualis. Indogerm. ursprache u. s. f. 519
- §. 275. III. person singularis. Indogerm. ursprache 519
- Altindisch, Altbaktrisch, Griechisch 520
- Lateinisch, Oskisch, Umbrisch 521
- Altirisch, Altbulgarisch, Litauisch. Gotisch 522
- §. 276. III. person pluralis. Indogerm. ursprache 522
- Altindisch, Altbaktrisch 523
- Griechisch, Lateinisch 524
- Oskisch, Umbrisch, Altirisch 525
- Altbulgarisch, Litauisch, Gotisch 526
- Seite
- §. 277. III. person dualis; Altind. u. s. f. 527
- §. 278. Personalendungen des medium527
- §. 279. I. pers. singularis medii 528
- §. 280. II. pers. singularis medii 529
- §. 281. III. pers. singularis medii 530
- §. 282. III. pers. pluralis medii 532
- §. 283. I. pers. pluralis medii 533
- §. 284. II. pers. pluralis medii 534
- §. 285. I. pers. dualis medii 535
- §. 286. II. und III. pers. dualis medii 535
- §. 287. Anhang. Das medium im Slawolettischen und
Italokeltischen536 - §. 288. Moduselemente538
- Indicativ, imperativ (keine modus) 539
- §. 289. Conjunctiv539
- Indogerm. ursprache 539
- Altindisch 540
- Altbaktrisch 541
- Griechisch 541
- Lateinisch 542
- Oskisch, Umbrisch 543
- Altirisch 543
- §. 290. Optativ.
Indogerm. ursprache 543 - Altindisch. Potentialis 544
- Precativ 545
- Optativus aoristi u. perfecti 546
- Altbaktrisch 547
- Griechisch 547
- Lateinisch 548
- Oskisch 549
- Umbrisch 550
- Altirisch 550
- Altbulgarisch (imperativ) 550
- Litauisch 1. permissiv, 2. imperativ 551
- Gotisch 551
- Tempusstämme.
§. 291. Perfectstamm552 - Indogerm. ursprache 553
- Altindisch 554
- Altbaktrisch 556
- Griechisch 557
- Seite
- §. 291. Lateinisch 539
- 1. Perfectstämme mit erhaltener reduplication 360
- 2. Perfectstämme mit ab gefallener reduplication 562
- 3. Zusammen gezogene perfectstämme 562
- Oskisch, Umbrisch 563
- Altirisch 564
- Gotisch 564
- 1. Reduplication mit steigerung, 2. reduplication one
steigerung, 3. steigerung one reduplication 565 - §. 292. Stamm des einfachen aorists. Indogerm. ursprache 567
- Altindisch 568
- Altbaktrisch 570
- Griechisch 570
- Lateinisch 572
- Altbulgarisch 572
- §. 293. Praesensstamm573
- Indogermanische ursprache.
I, a. Die reine, einfache wurzel als praesensstamm 574 - I, b. Die selbe mit suffix -a (dise form haben die
meisten ab geleiteten verba) 574 - II, a. Der vocal der einfachen wurzel wird gestei-
gert 574 - II, b. Der gesteigerten wurzel tritt suffix -a an 575
- III. Die wurzel wird redupliciert 575
- IV, a. An den wurzelaußlaut tritt -nu575
- IV, b. An den wurzelaußlaut tritt -na576
- IV, c. Der nasal tritt in die wurzel 576
- V. -ja tritt an 577
- VI. -ska tritt an 577
- Altindisch. I, a; I, b (auch bei ab geleiteten verben) 577
- II, a; II, b 578
- III. (verba intensiva) 578
- IV, a. 579
- IV, b; IV, c, 1 (cl. VII der ind. gramm.); IV,
c, 2 (classe VI der gramm. mit nasalierung
der wurzel) 580 - V. (das altind. passivum diser form) 581
- VI. 582
- Altbaktrisch. I, a; I, b; II, a; II, b; III 582
- IV, a. 583
- IV, b; IV, c, 1. und 2. V, VI 584
- Griechisch. I, a; I, b; II, a; II, b 585
- III; IV, a 586
- IV, b; V 587
- Seite
- §. 293. 1. j bleibt als i587
- 2. j wird ε; 3. j wird als i vor geschlagen; 4. j
wird mit dem vorher gehenden wurzelaußlaute
zu ζ, σσ, λλ588 - 5. j schwindet zwischen vocalen (dise form findet
sich auch bei ab geleiteten verben) 589 - VI. (auch bei ab geleiteten; πάσχω, ἔρχομαι u. a.) 589
- VII. Der praesensstamm wird mittels τε, το gebildet 590
- -θε als praesens bildendes element 590
- Stamverba folgen bisweilen der analogie ab geleiteter
verba 590 - Lateinisch. I, a 590
- I, b; II, a; II, b; III. 591
- IV, b; IV, c; V (ab geleitete auf uo)592
- VI. (auch bei ab geleiteten) 593
- Stamverba nemen bisweilen formen ab geleiteter verba an 594
- Oskisch594
- Umbrisch594
- Altirisch595
- Altbulgarisch. I, a; I, b. 596
- ĕ im nichtpraesensstamme 597
- Ab geleitete verbalstämme 597
- II, a. 597
- II, b; III; IV, b (intransitiva) 598
- IV, c. 599
- V. 1. Der selbe stamm in allen formen, vocalische
wurzeln 599 - 2. der zweite stamm sezt ĕ an 599
- 3. der zweite stamm sezt a an 599
- Ab geleitete verba diser form auf ĕ, a, ov600
- Praesensbildung mittels da600
- Litauisch600
- I, a. 1. der selbe stamm in allen formen 601
- 2. der zweite stamm sezt ė an 601
- I, b; 1. und 2. wie bei voriger form 601
- Ab geleitete verba diser form auf a, ô; a, y; ina, ena601
- II, a; II, b (auch mit denung anstatt der stei-
gerung; zweiter stamm mit ô)602 - III. 602
- IV, b; IV, c (die inchoativa, intransitiva) 603
- V. 603
- Der zweite stamm hat ė604
- Die meisten ab geleiteten, die auf ė, ô, av, y604
- VII. (inchoativa, intransitiva) auf ta, sta604
- Praesens mittels da605
- Seite
- §. 293. Gotisch. I, a; I, b. (besonders mit schwächung des
wurzelvocales a zu i im praesens und mit höchst
gesteigerten vocalen) 605 - Ab geleitete auf ja, ô, ai606
- II, b (bei wurzeln mit den vocalen i, u)606
- III. Reste 607
- IV, b. (ein beispil) 607
- Ab geleitete auf na, nô passiver function 607
- IV, c (reste) 607
- V. 608
- VII. (eine spur im ahd.) 608
- §. 294. Imperfectum.
Indogerm. ursprache 608 - Altindisch, Altbaktrisch, Griechisch 609
- Lateinisch 610
- Neubildungen einfacher tempusstämme.
§. 295. 1. Das einfache plusquamperfectum des grie-
chischen610 - §. 296. 2. Das litauische praeteritum611
- Zusammen gesezte tempusstämme.
§. 297. 1. Zusammen gesezter aorist.
Indogerm. ursprache611 - Zwei formen, one und mit stammaußlaut a an der
wurzel as612 - Altindisch. I. a. Die endungen treten unmittelbar an
den wurzelaußlaut des hilfsverbum 613 - I, b. Eben so, das hilfsverbum ist aber redupli-
ciert 613 - II. Das hilfsverbum hat den aoriststamm auf a614
- Altbaktrisch. I, II 614
- Griechisch. Nur II. Archaische formen 614
- Die gewönliche form; die lautgesezlichen wandlun-
gen des s des hilfsverbum 615 - Altbulgarisch615
- 1. stamverba auf consonanten, ältere bildungen 616
- 2. jüngere bildungen mit zwischenvocal o616
- 3. stämme auf vocale 616
- §. 298. 2. Futurum. Indogerm. ursprache 616
- Altindisch, Altbaktrisch, Griechisch (die verschidenen
wandlungen des j u. s. f.) 617 - ἔσσομαι, ἔσομαι618
- Futurum der verba auf ρ, λ, μ, ν618
- Lateinisch, Oskisch 619
- Seite
- §. 298. Umbrisch 619
- Altbulgarisch (reste), Litauisch 620
- Neubildungen zusammen gesezter tempusstämme.
§. 299. Altindisch. Conditionalis 621 - §. 300. Griechisch. 1. Die perfectstämme auf k und die aoriste
diser bildung 621 - 2. Das futurum exactum 622
- 3. Das zusammen gesezte plusquamperfectum des
activs 622 - 4. Der aoristus passivi auf -ην622
- 5. Der aoristus passivi auf -θην623
- 6. Das futurum passivi auf -ησομαι623
- 7. Das futurum passivi auf -θησομαι623
- §. 301. Lateinisch. 1. Das perfectum auf -si624
- 2. Das perfectum auf -ui, -vi624
- 3. Das futurum exactum a, älterer, b, jüngerer bil-
dung 625 - 4. Der optativ perfecti 625
- 5. Das plusquamperfectum indicativi 626
- 6. Der optativ plusquamperfecti a, älterer, b, neuerer
bildung 626 - 7. Das imperfectum 626
- 8. Der optativ imperfecti 626
- 9. Das futurum 626
- §. 302. Oskisch. 1. Optat. perfecti und futurum exactum der
wurzel fu627 - 2. Perfectum auf 3. sing. -ffed, -fed und änl. 627
- 3. Perfectum mit tt (profatted u. s. f.) 628
- 4. Futurum exactum 628
- §. 303. Umbrisch. 1. Futurum exactum von wurzel fu628
- 2. Perfectum auf -fei, -fi und änl. 629
- 3. Futurum exactum 629
- §. 304. Altirisch. 1. Perfectum mit s629
- 2. Perfectum mit t630
- 3. Futurum 631
- §. 305. Altbulgarisch. 1. Imperfectum 631
- 2. Reste eines futurum auf -sną, -ysną632
- §. 306. Litauisch. 1. Imperfectum 632
- 2. Optativ 633
- 3. Imperativ 633
- §. 307. Gotisch. Das zusammen gesezte perfectum (auf -da)634
- Reste eines mittels s gebildeten perfectum im ahd. und
nordischen 635
[[763]]
Appendix C Anhang.
Paradigmen zur lere von der declination und conjugation.
Declination der nomina.
- I. Consonantische stämme. Seite
- 1. Unwandelbare stämme 638
- 2. as-stämme 640
- 3. n-stämme 642
- 4, a. -ant-stämme 644
- 4, b. Stämme auf -vant, -vans, -ant, -ans646
- 4, c. Comparativstämme auf urspr. -jans648
- 5, a. Verwantschaftsworte auf -tar650
- 5, b. Nomina agentis auf -tar652
- II. Vocalische stämme.
6. Diphthongische stämme 654 - 7. Stämme auf wurzelhaftes î, û654
- 8. Stämme auf u656
- 9. Stämme auf i658
- 10, a. Stämme auf a; mascul., neutra 660
- 10, a. Stämme auf a; feminina 662
- 10, b. Stämme auf ja; masculina, neutra 664
- 10, b. Stämme auf ja; feminina 666
- Declination der pronomina.
I. Declination der geschlechtigen pronominal-
stämme.
Masculinum, neutrum 668 - Femininum 670
- Gotisches adjectiv 672
- Altbulgarisches bestimtes adjectiv. Mascul., neutr. 673
- Femininum 674
- Litauisches bestimtes adjectiv. Masculinum 675
- Seite
- Femininum 676
- Bemerkung über den locativ pluralis der a-stämme des
Altbulgarischen 677 - II. Declination des ungeschlechtigen persönlichen
pronomens I. II. person und III. des reflexiv-
stammessva678 - Conjugation.
Übersicht der personalendungen.
Activum 682 - Medium 684
- Mediopassiv des litauischen und italokeltische 685
- Modus.
I. Indicativ.
Activum 686 - Medium 688
- II. Imperativ 688
- III. Conjunctiv 690
- IV. Optativ 692
- Perfectum 694
- Einfacher aorist 696
- Praesens 698
- Imperfectum 698
- Zusammen gesezter aorist 700
- Futurum 702
- Zusätze und berichtigungen zum I. bande 704
- Zusätze und berichtigungen zum II. bande 719
Appendix D
Weimar. — Hof Buchdruckerei.
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auf dem Gebiete der Indo-Germanischen Sprachen. Zweite Auflage in völ-
lig neuer Umarbeitung. Zweiten Theiles erste Abtheilung: Wurzeln; Ein-
leitung. Lemgo u. Detmold 1861. Dises werk konte ich nicht mer für meine
arbeit benutzen.
stand zu, die ich noch nicht gelesen habe, nämlich Ferd. Justi, über
die zusammensetzung der nomina in den indogerm. sprachen. Gött. 1861.
und Stokes, Bemerkungen über das altirische verbum, Beitr. III, 47 flg.
Beide weichen in iren ansichten völlig von einander ab; ich selbst habe
mich seit jaren vergeblich bemüht, mir licht in disem puncte zu ver-
schaffen.
pg. 155 flg.
de nominum graecorum formatione linguarum cognatarum ratione habita.
Berlin 1842.
Bildung der Nomina im Altslovenischen; besonders abgedruckt aus dem
IX. Bande der Denkschriften der philos.-histor. Classe der Kaiserl. Aka-
demie der Wissenschaften. Wien 1858.
sentis passivi. Denkschriften der philos. histor. classe der kaiserl. akad.
der wiß. in Wien, bd. X und darauß besonders ab gedrukt, Wien 1859.
schen, Beitr. III, pg. 92; ferner Pott, Geschlecht (grammatisches) in Ersch
und Grubers encyclopädie, erste section LXII, pg. 393—460, wo man
die frühere litteratur an gefürt findet. Eine besonders wichtige erscheinung
auf indogermanischem sprachgebiete behandelt Jacob Grimm, von ver-
tretung männlicher durch weibliche namensformen, abh. der k. akad. der
wiß. zu Berlin, phil.-hist. classe 1858, pg. 33—88; auch in besonderem
abdrucke erschinen.
Irish glosses, Dublin 1860, woselbst die ergebnisse der neuesten forschun-
gen über disen gegenstand in den anmerkungen nider gelegt sind.
nur a und â;Bopp in der vgl. gramm. belegt dise formen (I2 pg. 418)
und fürt sie in den paradigmen durch.
suffixe ma u. s. f. diser pronominalwurzel entstammen.
tischen formen von den i-stämmen zu scheiden, da formen wie docent-eis
wenigstens erwähnt werden.
II, pg. 454 flg. ab drucken laßen.
gänglichen sprachen zu bestätigen oder zu widerlegen soll eine meiner
nächsten arbeiten sein, deren außfürung seit einigen jaren durch die auß-
arbeitung des vor ligenden compendiums unterbrochen ward.
dung der Tempora u. Modi im Griechischen und Lateinischen sprachver-
gleichend dargestellt. Berlin 1846.
schwirig; es felt hier noch ser an den nöthigen vorarbeiten bezügl. der
samlung und ordnung des materials.
stämme an, so vor allem die auf aja, z. b. vaidaja (ich mache wißen,
wurzel vid), also vaidajâ-mi, -ja-si u. s. f. Der verbalstamm vaidaja
verhält sich gerade so wie der praesensstamm bhara.
die an gefürten doch durch andere beispile fest.
aufmerksam.
aorist I. (unserem zusammen gesezten aorist) zu rechnen wüste.
eine stammform durch eine andere ersezt wird, sind, soweit sie hier überhaupt an
gefürt werden, in klammern ein geschloßen. Nicht mit sicherheit zu erschließendes
ist durch? bezeichnet.
men gefunden hat, so bin ich doch überzeugt, daß -em für -im steht und wir also
auch in disem casus die consonantischen der analogie der i-stämme folgen sehen.
Die consonantische form würde *vôc-om, *vôc-um lauten. Den beweis lifern die os-
kischen und umbrischen formen s. pg. 439.
plur. der der i-stämme, deren paradigmen man also zu vergleichen hat (vgl. auch
pag. 315).
und folgen außerdem der analogie der ja-stämme, vgl. s. 315.
acc. ntr. steht für *áugant, *mýlint, der nom. plur. msc. für *áugants, *mýlints
auß *augantas, *mylintas.
sprünglich, im paradigma nicht berüksichtigt haben.
nen auch zur erläuterung des paradigma 4, a dienen.
stämme erschloßen, mit welchen die comparative nach verlust des n des suffixes
urspr. -jans zusammen fallen.
tafeln, nur ein paradigma an gefürt.
nicht besonders auf gefürt ist; in disem casus hat auch das altbaktrische zusammen-
ziehung, z. b. tûirîm für *tûirja-m oder -je-m
eranischen fest geworden. Änliches findet sich in den anderen sprachen; im latein.
folgen nicht alle ja-stämme der hier verzeichneten bildungsweise.
declination verschidenen formen sind gespert gedrukt.
elen die entsprechenden formen gänzlich.
handelt die moduselemente oder das felen der selben zur anschauung zu bringen,
nicht aber um die tempusform.
haben. Litauisch und slawisch ersetzen den imperativ durch den optativ.
den beispilen und regeln bei Benfey, volst. gr. s. 365.
schen perfectum kann auß mangel an belegten formen kein paradigma gegeben
werden.
ist teilweise zu berichtigen.
das meiste nach analogie des imperfects reconstruiert werden.
es hier die 3. sing. und 1. plur. activi an zu füren.
überein stimt, auch im texte s. 608 flg. paradigmen gegeben sind, so haben wir hier
nur die 1. sing. activi eines praesensstammes an gefürt, um die übereinstimmung
der bildung zu zeigen.
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- Zitationsvorschlag für diese Edition
- TextGrid Repository (2025). Schleicher, August. Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Corpus of Literary Modernity (Kolimo+). https://hdl.handle.net/21.11113/4bpg7.0