uͤber die
Beſtimmung
des
Menſchen.
‘— — — quod — ad nos
pertinet et neſcire malum eſt agitamus —
HOR.’ ()
bey Johann Jacob Weitbrecht, 1749.
PERSIVS.’ ()
Jch ſehe, daß ich die kurze Zeit, die ich auf der
Welt zu leben habe, nach ganz verſchiede-
nen Grundregeln zubringen kann, deren
Wehrt und Folgen daher auch unmoͤglich
einerley ſeyn koͤnnen. Da ich nun unlaͤug-
bar eine Faͤhigkeit zu waͤhlen, und in meinen Entſchlieſſungen
eines dem andern vorzuziehen an mir finde, ſo muß ich auch
hiebey nicht blindlings zufahren, ſondern vorher nach meinem
beßten Vermoͤgen auszumachen ſuchen, welcher Weg der
ſicherſte, anſtaͤndigſte und vortheilhafteſte ſey. Manche Er-
fahrungen haben mich ſchon in Dingen von geringerer Wich-
tigkeit gelehret, daß die quaͤlende Empfindung der Reue nach
vollbrachten Handlungen nicht in meiner Gewalt iſt; deſto
mehr wuͤrde ich mir hernach vorzuwerfen haben, wenn ich nicht
die ernſthaſteſte Ueberlegung auf dasjenige gerichtet haͤtte,
worauf mein eigentlicher Wehrt und die ganze Verfaſſung
meines Lebens ankoͤmmt. Es iſt doch einmal der Muͤhe
wehrt, zu wiſſen, warum ich da bin, und was ich vernuͤnfti-
ger Weiſe ſeyn ſoll.
A 2Die
[4]
Die Beyſpiele der Menſchen neben mir ſind mir in dieſem
Stuͤcke keine guͤltige Gewaͤhrleiſtungen, und wenn ſie es auch
ſeyn koͤnnten, ſo ſondern ſie ſich doch ſelbſt hierin ſo unendlich
weit von einander ab, daß ich in viel groͤſſerer Verwirrung
und Verlegenheit ſeyn wuͤrde, mir unter ihnen einen Fuͤhrer
auszuſuchen, als fuͤr mich ſelbſt nach dem richtigſten Wege
zu forſchen. Wenn ich dem einen Schwarm folge, ſo bin ich
allemal ſicher, von dem andern entweder verlacht oder ver-
dammet zu werden. Jch weiß dieſer Ungelegenheit nichts
ſtaͤrkeres, als eine aus Unterſuchung entſpringende Gewißheit
entgegen zu ſetzen, und ich hoffe, dieſe wird mich auf allen
Fall gegen beides gleichguͤltig machen.
So viel begreife ich leicht, daß die gemeinen Beſtrebungen
nach Reichthum und Ehre, wenn ſie nicht als bloſſe Mittel
zu wirklichern Abſichten und Guͤtern angeſehen werden, dem
wahren Zwecke des Menſchen unmoͤglich gemaͤß ſeyn koͤnnen.
Es iſt ſo viel leeres, ſo viel falſches, ſo viel auf die bloſſe Ein-
bildung beruhendes in dieſen Gluͤckſeligkeiten, daß ich mich
unfehlbar in einem tauſendfachen Elende befinden kann, wenn
ich gleich in jenen alle meine Abſichten voͤllig erreichet habe.
Waͤre meiner Natur ſonſt keiner wirklichern Empfindungen
der Luſt und des Schmerzens faͤhig, und ſtuͤnden danaͤchſt
meine Fantaſeyen und Vorſtellungen beſtaͤndig unter meiner
Herrſchaft, ſo wuͤrde ich mir kein Bedenken machen duͤrfen,
mein Gluͤck in Fantaſeyen und Vorſtellungen zu ſetzen, und
ſolchen ſodann mit einer unverruͤckten Begierde nachzuhaͤngen.
Allein hievon bin ich mir des Gegentheils viel zu innerlich
bewußt. So lange als was weſentlichers, das meine Nei-
gung rege machen kann, in der Natur verhanden iſt, kann
ich mich vor mir ſelbſt nicht entſchuldigen, wenn ich mich bey
Traͤumen aufhalte.
Dergleichen weſentlichers iſt ohne Zweifel das Vergnuͤgen
der Sinne. Jch geſtehe es: dieß wirket auf mich mit einem
gewal-
[5]
gewaltigen Reize. Sollte ich wol nicht dazu ſeyn, es zu ſu-
chen und zu genieſſen? — Der Trieb zum Vergnuͤgen,
der ſo tief in meiner Sele liegt, ſcheinet es zu rechtfertigen,
wenn ich mich dieſer Gattung von Begierden ganz uͤberlaſſe.
Was will ich mehr, als Vergnuͤgen, da ich, allem Anſehen
nach, zum Vergnuͤgen gemacht bin? — Und was fehlet
mir an Vergnuͤgen, wenn ich mir nichts verſagen darf?
Dieſer Grundſatz wird auch, wie es ſcheinet, von der Erfah-
rung maͤchtig unterſtuͤtzet. Wenn ich mir die ſuͤſſe Betaͤu-
bung vorſtelle, in welcher eine beſtaͤndige Abwechſelung von
ſinnlicher Luſt mich durch die kleine Dauer dieſes Lebens hin-
durch fuͤhren kann, ſo, duͤnkt mich, bleibt mir nichts weiter zu
wuͤnſchen uͤbrig. Warum ſoll ich mit einer Begierde, die
in mir aufſteiget, erſt zu hadern aufangen, da ſie mir zum
Lohn ihrer Erfuͤllung voraus ein unfehlbares Ergetzen ver-
ſpricht? Warum ſoll ich entfernte, ungewiſſe, vielleicht ein-
gebildete Folgen durch die Furcht aus der Zukunft herbey
holen, um mir die Zeit zu vergiften, die ich unterdeſſen an-
wenden koͤnnte, neue Neigungen rege zu machen, und auf
eine neue Art zu ſaͤttigen? Was mangelt jenen von Wolluſt
trunkenen Menſchen? Und was wird mir mangeln, wenn ich
ſie nachahme? Was wird mir mangeln, wenn ich meiner
Sele, durch Gewaͤhrung deſſen, was ſie ſelbſt ſodert, beſtaͤn-
dig zu thun gebe, und wenn ich immer ein Vergnuͤgen ſo an
das andere knuͤpfe, daß kein leerer Platz dazwiſchen ſie mit
Ekel quaͤlen, oder mit Ueberlegungen erſchuͤttern darf? Die
Natur und die Geſellſchaft ſind unerſchoͤpfliche Quellen dieſer
Luſt, die meine Sinnen nicht muͤſſig laſſen werden, wenn ich
ſie ihnen nur widmen will. —
Dieſe Ueberredungen ſind ſtark; aber mich duͤnkt, ihre
Staͤrke hat etwas wildes und uͤbertaͤubendes an ſich, welches
meiner Sele noch nicht Stille genug verſtattet; darum muß
ich ſie nochmal gelaſſener unterſuchen.
A 3Das,
[6]
Das, was ich an manchen Beyſpielen derer, die nach den
bisherigen Grundregeln verfahren, wahrnehme, iſt ſchon ge-
ſchickt, einiges Mistrauen in dieſen Zuſammenhang meiner
Urtheile bey mir zu erwecken. Jch habe ihre Luſt geſehen; ich
habe ihre Begierden gleichſam in ihrer Geburt befriediget ge-
ſehen; ich habe geſehen, mit welcher Schnelligkeit ſie von einer
Ergetzung zur andern geeilet, mit welcher Wachſamkeit ſie auf
allen Seiten das Vergnuͤgen gehaſchet, das bey ihnen vorbey
ſtreichen wollen, mit welcher triumphirenden Gewalt ſie den
ſchwermuͤthigen und gruͤblenden Theil ihrer Sele in den
Schranken gehalten. Das war ein Meer von Wolluſt,
darin ſie ſchwammen. Aber dieſer Zuſtand iſt nicht mehr,
und die Veraͤnderung iſt traurig. Jener ſeufzet in der Duͤrf-
tigkeit, die ihm, nebſt dem koſtbaren und ausgekuͤnſtelten
Vergnuͤgen, auch zugleich das wolfeilere und natuͤrlichere ent-
ziehet; und dieſer ſchmachtet in Krankheiten und Schmerzen,
die ihn nichts angenehmes empſinden laſſen. Eines ſowol
als das andere iſt eine eigentliche Folge ihres Eifers, womit
ſie die groſſe Grundregel, ſich nichts zu verſagen, zur Aus-
uͤbung gebracht haben. Es fehlet unendlich viel, daß das
Andenken der Wolluͤſte, die ſie genoſſen, oder der Bemuͤhun-
gen, womit ſie darnach getrachtet haben, ihnen itzo eine uͤber-
wiegende Beruhigung geben ſollte. Dieſe werden ihnen
vielmehr zu ſo viel Furien, die ihr inwendiges zerreiſſen.
Das erſchreckt mich. — Wollte ich wol in ihrer
Stelle ſeyn? Wollte ich mich wol in die auch nur wahr-
ſcheinliche Gefahr geben, daß ich einmal in ihrer Stelle ſeyn
koͤnnte? Sollte ich denn wol dazu auf der Welt ſeyn, alles
zu thun, was den Empfindungen meiner Sinnen ſchmei-
chelt? — Es iſt verdruͤßlich, daß bey der wuͤnſchenswuͤr-
digſten Sache in der Welt, bey dem Vergnuͤgen, ſchlimme
Wirkungen moͤglich ſind; aber das kann ich nun einmal
nicht aͤndern. Jch muß alſo bey dieſer Regel nur auf Ein-
ſchraͤnkungen bedacht ſeyn. Jch muß das Vergnuͤgen der
Sinne
[7]
Sinne ſo genieſſen, daß ich fuͤr ſeine ſchlimme Fruͤchte ſicher
bleibe. Hierin beſtehet die groſſe Wiſſenſchaft, an welcher
die feineſten Koͤpfe ſo lange gearbeitet haben; ihre einzige
Hauptwiſſenſchaft des Lebens. Die Kunſt iſt freylich nicht
wenig wehrt, die mich lehret, das ſuͤſſe aus der Wolluſt her-
auszuziehen, ohne von ihrem Stachel getroffen zu werden;
und wenn dieß gleich vermittelſt einer Maͤſſigung und Ent-
haltſamkeit geſchehen muß, die mir etwas koſtet, ſo iſt doch
der Preis nicht zu hoch, fuͤr welchen ich die Befreyung von
Ekel ſowol, als nachmaligen Schmerzen, zugleich erkaufe.
Jch genieſſe vielleicht weniger Luſt, aber ſie iſt empfindlicher
und daurhafter. Hier ſchleichen ſich keine nagende Sorgen
in das Herz, das nur dem Vergnuͤgen offen ſtehet. Jn dieſer
Folge von Ergetzungen iſt zwar Raum fuͤr Gedanken und
Behutſamkeit, aber nicht fuͤr Kummer und Vorwuͤrfe und
ſchreckende Einbildungen. Jch unterdruͤcke meine Vernunft
nicht; ich brauche ſie ihrem Zwecke gemaͤß, und laſſe ſie, da
ich zum Empfinden lebe, den Empfindungen dienen. So
flieſſet dann mein Leben als ein ſanfter Bach unbeſtuͤrmt
zwiſchen lauter Blumen dahin. — Und ſo waͤre alſo ein
ordentlicher Wolluͤſtling dasjenige, was die Natur aus dem
Menſchen haben will. —
Nach dieſem meinen neuen Syſtem genieſſe ich nun eine
Zeit lang die Ergetzungen dieſes Lebens mit aller Behutſam-
keit und Sorgfalt. — Und nichts deſtoweniger finden ſich ge-
wiſſe Augenblicke, da mir iſt, als wenn mir etwas fehlet.
Jch kann den Ekel und Ueberdruß mit aller meiner Muͤhe
nicht vermeiden; ich werde unzufrieden; alles wird mir zur
Laſt, und ich ſelbſt. Jch zerſtreue mich; aber ich ſpuͤre bald,
daß ich meinen Unmuth zwar auf eine kleine Zeit vergeſſe, aber
nicht hebe. Jch nehme meine Zuflucht zu meinen gewohnten
Vergnuͤgungen, zu den unſchaͤdlichſten, die ich kenne; allein
in dieſen truͤben Stunden habe ich gleichſam den Geſchmack
daran verlohren; ſie ſind itzo das nicht, was mich befriedigen
kann;
[8]
kann; meine ekle Sele ſtoͤßt ſie von ſich, und bleibt in ihrer
unſtetigen und troſtloſen Verwirrung. Es iſt ein dunkles Ge-
fuͤhl von Sehnſucht und einem geheimen Leeren in mir, das
mich zu Boden druͤckt, das mich verzehret. Jch ungluͤckſeli-
ger! Was will ich denn? und wie iſt mir geholfen? —
Das iſt mir wenigſtens nun offenbar, daß die angenehme
Bewegung meiner Sinne nicht meine ganze Sele ausfuͤllet;
daß noch gleichſam ledige Abgruͤnde darin ſeyn muͤſſen, welche
eine Befriedigung von ganz anderer Art erfodern. Aber wo
finde ich dieſe andere Befriedigung? Wo finde ich dieſe unbe-
kannte Saͤttigung, nach welcher mein leerer Geiſt mit Angſt
und Unruhe ſchmachtet? —
Wenn ich ohne die Benebelung meiner Sinnlichkeit in
mich ſelbſt gehe, ſo ſehe ich wol, daß wahre Verbeſſerungen,
Vollkommenheiten und Vortheile meiner ſelbſt bey mir moͤg-
lich ſind, daß meine Natur mich innerlich antreibet, darnach
zu trachten, und daß die Erreichung dieſes Beſtrebens mir ein
Wolgefallen erwecket, worin meine Sele ſchon mehr Beruhi-
gung findet, als in dem bloſſen Taumel ſinnlicher Luͤſte. Die
Geſundheit, Staͤrke und Geſchicklichkeit meines Leibes verdie-
nen an ſich meine Sorge, auch ohne unmittelbares Abſehen
auf das Ergetzen, welches meinen Sinnen daraus zu Theil
werden kann. Noch mehr vergnuͤgen mich die Vorzuͤge und
Kraͤfte meines Geiſtes, wenn ich ſie erkenne und wachſen ſehe.
Jch finde, daß ich ſo viel beſſer bin, daß ich in eine ſo viel
hoͤhere Ordnung gehoͤre, als das mannichfaltige Vermoͤgen
zunimmt, deſſen ich mir bewußt bin. Jch beſchaͤftige mich
alſo mit demſelben nicht ohne Empfindung einer einnehmen-
den Luſt. Jch bringe alles zuſammen, ich brauche alles, meinen
Geiſt vollkommener zu machen. Jch ſuche mein Gedaͤchtniß
zu bereichern, meine Begriffe aufzuklaͤren, meinen Witz zu
ſchaͤrfen, meine Einſicht zu erweitern und zu befeſtigen. Jch
ermuͤde nicht, dieſe meine Faͤhigkeiten immer von einer Stuffe
auf
[9]
auf die andere zu bringen. Jch ſorge alſo fuͤr mich, fuͤr meine
wahren Vortheile, und ich freue mich, wenn ich ſie beſitze.
Das iſt alles meiner Natur gemaͤß, aber es iſt noch nicht
genug. Jch ſehe andere Weſen um mich, und ich frage mich
dabey: Sind dieſe alle um meinetwillen da? Haben ſie keinen
andern Zweck, als mein Beßtes? Findet zwiſchen mir und
ihnen kein anderes Verhaͤltniß ſtatt, als daß ich, gleich einem
Mittelpunkt, alles andere auf mich ziehen darf? Bin ich mir
alles, und allen andern Weſen fuͤr ſich nichts ſchuldig? Und
habe ich keinen andern natuͤrlichen Zweck, keine andere natuͤr-
liche Begierde in meiner Sele, als meinen Nutzen?
Jch wende hiebey eine neue Aufmerkſamkeit auf mich ſelbſt,
und auf das, was ſich in mir bey verſchiedenen Faͤllen geaͤuſſert
hat, und da entdecke ich unwiderſprechlich, daß noch etwas
mehrers iſt, wohin ſich meine Sele neiget, und was fuͤr ſie ge-
hoͤret. Jch habe vielfaͤltig, zu meiner Verwunderung, Triebe
und Empfindungen in mir wahrgenommen, die ich gar nicht
zu den Begierden nach ſinnlicher Luſt, oder nach eigenem Vor-
theil rechnen, und denen ich mit dieſen gar nicht genug thun
kann. Woher koͤmmt doch das Ergetzen an den guten Beſchaf-
fenheiten und an der Gluͤckſeligkeit anderer Weſen? Woher
das ruͤhrende Wolgefallen oder Misfallen an Handlungen, die
ich fuͤr anſtaͤndig oder ſchaͤndlich halte? Was war es doch,
das mich hinderte, die von meinem Wolthaͤter mir heimlich
anvertrauten Guͤter nach ſeinem Tode zu verſchweigen, und ſie
ſeinem darbenden Bruder zu entziehen? Was war der Grund
von dem lebhaften Vergnuͤgen, womit ich jenen unſchuldigen
Fremdling aus der Gefahr befreyete, in welche er durch eine
falſche Anklage gerathen war? — Dieß alles mag her-
kommen, woher es will, ſo ſehe ich doch augenſcheinlich, daß
es nicht aus der Begierde nach ſinnlicher Luſt, oder nach mei-
ner eigenen Verbeſſerung, ſeinen Urſprung hat. Es muß alſo
noch eine ganz andere Quelle von Neigungen in mir ſeyn, als
Bdieſe.
[10]
dieſe. Und wenn das keine Fantaſey iſt, oder wenn auch dieſe
Fantaſey auſſer meiner willkuͤrlichen Gewalt iſt, wenn ſie mir
natuͤrlich und unveraͤnderlich iſt, ſo muß ich nothwendig fuͤr
ihre Befriedigung mit ſorgen. Dieß iſt aller meiner Ueber-
legung wehrt, und wenn auch die Vortheile und Bequemlich-
keiten meiner vorigen Philoſophie daruͤber wieder zum Opfer
werden ſollten.
Ja, wahrlich, ich kann es nicht laͤugnen: Jch ſpuͤre Em-
pfindungen in mir, dabey ich mich ſelbſt vergeſſe, die nicht
mich und meinen Vortheil, in ſo fern ich es bin, und in ſo
fern es mein Vortheil iſt, ſondern ganz etwas anders zum
Zweck haben; Empfindungen der Guͤte und der Ordnung,
die mein bloſſer Wille nicht gemacht hat, und die auch mein
bloſſer Wille nicht vernichten kann; urſpruͤngliche und unab-
haͤngliche Triebe meiner Sele zu dem, was ſich ſchickt, zu
dem, was anſtaͤndig, großmuͤthig und billig iſt, zu der
Schoͤnheit, Uebereinſtimmung und Bollkommenheit uͤber-
haupt, und vornemlich in den Wirkungen verſtaͤndiger und
freyhandlender Weſen.
Was ſollte ich ſonſt aus der Scham machen, aus dieſer
beſchwerlichen und von der Furcht doch ſo weſentlich unter-
ſchiedenen Empfindung? Was waͤre die ſo oft von aller Be-
ſorgniß eines Schadens abgeſonderte Reue? Woher kaͤme der
groſfe Unterſcheid des Unwillens bey einerley Nachtheil, der
mir entweder von einem Thiere, von einem Kinde, von einem
Wahnwitzigen, oder hergegen von einem ordentlichen ver-
ſtaͤndigen Menſchen aus Vorſatz und Bosheit zugeſuͤget wird;
wenn nicht meinem Geiſt ein natuͤrlicher Begriff von einem
Anſtaͤndigen und Schaͤndlichen, von einem Schoͤnen und
Haͤßlichen, von Recht und Unrecht eingedruͤckt waͤre?
Vielleicht iſt dieſe natuͤrliche Empfindung erſt von Anfang
an durch die betaͤubende Macht der Sinnlichkeit, die mich ſo
gleich in der Welt von allen Seiten umringet und beſtuͤrmet
hat,
[11]
hat, unterdruͤckt worden; allein da hat mir nachher eine ge-
nauere und tiefer gehende Achtſamkeit gar bald gezeiget, daß
dieß ein Mangel, ein wirklicher Uebelſtand in meiner Natur
geweſen, derſelbe mag auch eine Urſache gehabt haben, wel-
che er gewollt. Und wenn ich es hergegen ſelbſt durch
angenommene Fertigkeiten dahin bringe, daß ſich dieſe ſon-
derbaren Triebe nicht ſo ſtark mehr in meiner Sele regen,
daß ſie wider die Obergewalt der andern ſinnlichen und ei-
gennuͤtzigen Neigungen nicht mehr ſo laut reden, ſo bin ich
mir auch in ſolchem Fall gar wohl bewußt, daß es mir et-
was gekoſtet hat, ehe ich ſie unter dieſes Joch gebracht.
So lange ich dahin noch nicht gerathen bin, fuͤhle ich be-
ſtaͤndig dieſen klaren Unterſcheid meiner Begierden, daß
einige bloß auf mich, andere aber auf ein allgemeines Beßtes,
oder auf das, was an ſich gut und ſchoͤn iſt, abzielen; wie-
wol ihnen allen, denen von der einen Gattung ſowol, als von
der andern, das gemein iſt, das ihre Erfuͤllung das Vergnuͤ-
gen bey ſich fuͤhret.
Auf die Art faͤllt die Vermuthung voͤllig hinweg, daß jene
Triebe des Rechts und der Guͤte ein Vorurtheil, eine Wirkung
der Erziehung bey mir ſeyn koͤnnten. Denn wenn das moͤg-
lich iſt, ſo weiß ich nicht, warum meine Begierde nach den
Vergnuͤgungen der Sinne und nach meinem Beßten nicht
gleichfalls ein Vorurtheil, eine Wirkung der Erziehung ſeyn
ſollte. So gewiß, als ich verlange, etwas anmuthiges zu
ſuͤhlen, oder eines Vortheils theilhaftig zu werden, ſo gewiß
verlange ich auch, es lieber ohne den Schaden eines Fremden
und Unſchuldigen, als mit demſelben, zu erhalten.
Hier finde ich eigentlich den Urſprung deſſen, was in den
Handlungen edel und ſchoͤn iſt; den wahren und groſſen Un-
terſcheid des Anſtaͤndigen und Nuͤtzlichen. Eine That kann
fuͤr mich vortheilhaft ſeyn; ſie kann deswegen klug und ver-
nuͤnftig heiſſen; aber ſie kann unmoͤglich eine edle und ſchoͤne
B 2That
[12]
That heiſſen, wenn ſie nicht das Beßte anderer oder das all-
gemeine Beßte zu ihrem eigentlichen Zweck hat. Die ganze
Welt hat dieſe Begriffe, und braucht ſie auch in den gemein-
ſten Faͤllen des menſchlichen Lebens.
So iſt alſo gewiß eine Art von Neigungen eine Quelle der
Handlungen in mir, die von meiner Eigenliebe weſentlich un-
terſchieden iſt, und doch eben ſo weſentlich zu meiner Natur
gehoͤret. Jch finde dieſes Principium von ſolcher Kraft, daß
es ſich oft uͤber meine ganze Sele Meiſter macht, daß es alle
andere Empfindungen gleichſam verſchlinget, und allein mich
entweder mit Luſt oder mit Qual erfuͤllet. Wenn ich bey einem
Blick auf mein Jnwendiges, in meinen Empfindungen Rich-
tigkeit, in meinen Begierden Ordnung, in meinen Handlungen
Uebereinſtimmung wahrnehme; wenn ich ſehe, daß in meinem
Gemuͤthe alles wahr iſt, daß darin alles den weſentlichen Ver-
haͤltniſſen der Dinge gemaͤß beſtimmet iſt, ſo erwecket dieſer
Anblick eine Wolluſt in mir, die uͤber alles ſinnliche Misver-
gnuͤgen triumphiret. Aber dagegen ſind die lebhafteſten Er-
getzungen der Sinne unfaͤhig, mich zu befriedigen, wenn ich,
durch das Anſchauen einer innerlichen Zerruͤttung gequaͤlt,
vergebens mir ſelbſt zu entfliehen, und unter den dickſten
Schwarm koͤrperlicher Beluſtigungen mich vor den Verfol-
gungen einer inwendigen Anklage zu verſtecken ſuche.
Da ich nun dieſe urſpruͤngliche Einrichtung meiner Natur
nicht verlaͤugnen kann, ſo wuͤrde ich derſelben offenbarlich
widerſprechen, wenn ich meine Abſichten auf nichts weiter,
als auf mich, auf meine Luſt, und auf meinen Vortheil rich-
ten wollte.
Jch ſehe nunmehr, wohin meine Natur mich fuͤhret, meine
ganze Natur, wenn ich ſie unverſtuͤmmelt und unverfaͤlſcht
betrachte; und ich will ihr folgen, wohin ſie mich fuͤhret.
Jch
[13]
Jch will meine Luſt und meinen Nutzen ſuchen; aber ich
will ſie nicht allein ſuchen, weil ich meinen ganzen Zweck und
meinen wahren Wehrt darin nicht ſetzen kann.
Dieſer Leib, den ich an mir trage, ſoll erhalten werden,
und das iſt der vernunftmaͤßige Zweck, worauf die mir einge-
pflanzte Begierde nach ſinnlicher Luſt abzielet. Jch bin ſelbſt
ein Theil des Ganzen, und mir ſelber dabey am naͤheſten; ich
kann niemanden ſo bald und ſo leicht, als mir ſelbſt, nuͤtzen;
darum koͤmmt mir der Trieb ſo wol zu ſtatten, der mich be-
ſonders veranlaſſet, auf dasjenige Acht zu haben, was ich am
erſten beſorgen kann. Jch weiß auch, daß die Schmerzen
und Wiederwaͤrtigkeiten, welche meine Sinnlichkeit angreifen,
zugleich allemal mein hoͤheres Vergnuͤgen in einigem Grade
ſchwaͤchen; darum will ich darauf bedacht ſeyn, auch dieſer
Stimme der Natur zu gehorchen, die mir jene vermeiden heiſſer.
Jndeſſen ſoll doch dieß beſtaͤndig meine Hauptſache ſeyn,
daß ich die hoͤhern und edlern Triebe meiner Sele nicht unter-
druͤcken, noch uͤbergehen moͤge; dieſe Triebe, von welchen ich
deutlich genug erkenne, daß ſie billig regieren muͤſſen.
Jch will dahin trachten, daß die Neigung der Guͤte und der
wolthaͤtigen Liebe, die mir eingepflanzt iſt, immer mehr geſtaͤr-
ket, und auf alle moͤgliche Weiſe befriediget werde. Die
Gluͤckſeligkeit des menſchlichen Geſchlechts, die mich ſo ange-
nehm ruͤhret, ſoll unveraͤnderlich ein Gegenſtand meiner ernſt-
lichſten Beſtrebungen, und meine eigene Gluͤckſeligkeit ſeyn.
Wenn ich den Unſchuldigen vertheidiget, den Elenden gehol-
fen, den Nothleidenden gerettet, den Menſchen uͤberhaupt
gluͤcklich gemacht ſehe, ſo will ich mich dem Vergnuͤgen, das ich
daruͤber fuͤhle, gaͤnzlich uͤberlaſſen, und mir dieſe Zaͤrtlichkeit
meiner Sele zu einer Ehre anrechnen, da ſie ſo tief und weſent-
lich in meiner Natur gegruͤndet iſt. Wie ſollte ich wuͤnſchen,
gluͤcklich zu ſeyn, und doch bey den Angelegenheiten derjenigen
unempfindlich bleiben, die es eben ſo wol wuͤnſchen, als ich?
B 3Nein!
[14]
Nein! es iſt ein Geſetz in mir, das es ganz anders fodert, und
das muß ich hoͤren. Gerechtigkeit gegen alle Menſchen, Auf-
richtigkeit in meinem ganzen Verhalten, Dankbarkeit gegen
Vaterland und Wolthaͤter, Großmuth gegen Feinde ſelbſt,
und eine in dem weitlaͤuftigſten Verſtande allgemeine Liebe;
dieſe natuͤrlichen und unmittelbaren Ausfluͤſſe einer innerli-
chen Richtigkeit, darin die Geſundheit und die Zierde meines
Geiſtes beſtehet, dieß ſoll mein angenehmſtes und beſtaͤndig-
ſtes Geſchaͤfte ſeyn. Jch will mich gewoͤhnen, das Gute, das
Gluͤck, die Schoͤnheit, die Ordnung allenthalben, wo ich ſie
ſehe, mit Luſt zu ſehen.
Jndem ich aufs klaͤrſte gewahr werde, wie verſchiedentlich
ſich die Dinge in der Welt auf einander beziehen, und gegen
einander verhalten, und in was fuͤr mannichfaltigen Verhaͤlt-
niſſen ich ſelbſt gegen andere Weſen ſtehe, ſo ſoll es meine
unablaͤßige Sorge ſeyn, daß meine Empfindungen, Neigun-
gen und Handlungen mit dieſen Verhaͤltniſſen auß genaueſte
uͤbereinſtimmen moͤgen. Jch kann nicht machen, daß ein
Menſch, der mein Wolthaͤter geweſen iſt, mein Wolthaͤter
nicht geweſen ſey; ich kann nicht machen, daß ein Weſen,
welches beſſer und vortrefflicher iſt, als ich, mir gleich oder
ſchlechter ſey; Wie widerſinniſch waͤre es denn nicht, wenn
ich jenem meine Dankbarkeit, und dieſem meine Hochachtung
verſagen wollte? wenn ich auf ſolche Weiſe dem unveraͤnder-
lichen Weſen der Dinge widerſprechen, und mich wider das
alleroberſte Geſetz der Wahrheit empoͤren wollte?
Solchergeſtalt habe ich die ewigen Regeln des Rechts und
der Ordnung erkannt. Jch habe erkannt, daß es nicht bey
mir ſtehet, die Beziehungen der Dinge unter einander, aus
welchen jene Regeln entſpringen, noch auch meine Empfin-
dungen davon zu aͤndern. Es iſt alſo, wenn ich mich nicht
ſelbſt verdammen will, kein anderer Weg fuͤr mich, als daß
ich mich ſo verhalte, wie es denſelben gemaͤß iſt.
Mein
[15]
Mein Wehrt und meine Gluͤckſeligkeit ſoll nun darin be-
ſtehen, daß die oberherrſchaftlichen Ausſpruͤche der Wahrheit,
unbetaͤubt durch den Tumult der Leidenſchaften und der eigen-
nuͤtzigen Begierden, allein meine Handlungen leiten; daß die
reine Empfindung deſſen, was ſich ſchickt, meine eigentliche
hoͤchſte Verbindlichkeit ausmache, und daß ich alſo uͤberhaupt
in einem jeden Augenblicke meines Lebens das ſeyn moͤge,
wozu meine Natur und die allgemeine Natur der Dinge
mich beſtimmen.
Hiedurch wird in meiner Sele ein Gleichgewicht, eine
Heiterkeit und Ruhe zuwege gebracht werden, die uͤber die
Anfaͤlle aͤuſſerlicher Widerwaͤrtigkeiten weit hinaus iſt. Jch
bin freylich fuͤr die beſchwerlichen Zufaͤlle nicht ſicher, welche
das menſchliche Leben ſo vielfaͤltig begleiten; allein ich bin dann
doch fuͤr die Qualen der Scham und der Reue ſicher, welche
dieſe Zufaͤlle immer am allerbeſchwerlichſten machen. Alles
Boͤſe, was mich etwa treffen mag, dringet hoͤchſtens nicht
weiter, als auf meinen Leib, und bringet ſeine Verwuͤſtungen
niemal in meine Sele, ſo lange ich in einer gelaſſenen Be-
ſchauung mich ſelbſt billigen, ſo lange ich zu mir ſelbſt ſagen
kann: ich thue das, was ich thun ſoll; ich bin das, was ich
ſeyn ſoll. Dieß allein iſt eine unerſchoͤpfliche Quelle der
Gleichmuͤthigkeit und des Friedens, der in ſeiner Stille mehr
wehrt iſt, als alles Getoͤſe ſinnlicher Beluſtigungen. Jſt gleich
das Geſuͤhl dieſes hohen Ergetzens in mir anfangs ſchwach
geweſen, ſo habe ich es doch gleich anfangs unumſtoͤßlich
recht und wahr geſunden; und je mehr ich hernach meinen
Geſchmack an der Wahrheit und Ordnung geuͤbet habe,
deſto ſeiner iſt dieſe empfindende Faͤhigkeit meines Geiſtes,
und deſto ruͤhrender dieſe Luſt geworden. Dieſe Verfaſ-
ſung meiner Sele bringe ich mit in alle die Umſtaͤnde, wor-
in mich mein Schickſal ſetzet; und was ich dann auch ſonſt
in der Welt immer ſeyn mag, ſo bin ich doch innerlich
gluͤcklich, weil ich rechtſchaffen bin.
Allein
[16]
Allein auch auſſer dem dienet die ganze Natur dazu, mein
Vergnuͤgen zu vermehren. Seit dem ich angefangen habe,
keine Spur der Schoͤnheit und Regelmaͤßigkeit nachlaͤßig zu
uͤbergehen, finde ich ſie unendlich in allem, was ich um mich
ſehe. Alles iſt Ordnung; alles iſt Proportion; alles iſt folg-
lich ein neuer Gegenſtand des Wolgefallens, der Liebe und der
Freude. Wie gleichguͤltig, wie verachtenswuͤrdig ſind mir jene
blendenden Schimmer des Anſehens und der Pracht, gegen
den lebendigen Glanz der wahrhaftig ſchoͤnen Welt, gegen die
Eindruͤcke der Froͤlichkeit, der Ruhe und der Bewunderung
von einem gruͤnen Geſilde, von einem rauſchenden Bach, von
dem angenehmen Schrecken der Nacht, oder von dem maje-
ſtaͤtiſchen Auftritt unzaͤhlbarer Welten! Selbſt die naͤchſten
und gemeinſten Geſtaltungen der Natur ruͤhren mich mit einem
tauſendfachen Ergetzen, wenn ich ſie mit einer Sele empfinde,
die zur Freude und zum Bewundern aufgelegt iſt, und die
nicht in ſich ſelbſt, in ihrer eigenen Verkehrtheit, den natuͤr-
lichſten Samen des Unmuths traͤget. Dieſe meine Sele um-
faſſet die ganze Natur mit einer hoͤhern Art der Liebe, als die
von den Sinnen entſpringet; darum iſt auch ihre Befriedi-
gung nicht in dieſe engen und wandelbaren Graͤnzen einge-
ſchraͤnkt. Jch verliere mich mit Luſt in die Erwaͤgung dieſer
allgemeinen Schoͤnheit, davon ich ſelbſt ein nicht verunſtal-
tender Theil zu ſeyn trachte.
Jndem ich aber dieſen Gedanken, die mich ſo hoch ſuͤhren, im-
mer weiter folge, ſo gerathe ich auf einen Begriff, der mich zu ei-
ner noch weit erhabenern Bewunderung hinreiſſet. —— We-
ſen, die ſchon in ihren Einſchraͤnkungen ſo ſchoͤn ſind; Welten,
die in ihren veraͤnderlichen Theilen und in ihrer zufaͤlligen Ver-
bindung ſo viel Richtigkeit haben; ein Ganzes voller Ordnung,
von dem kleineſten Staube an bis zu der unermeßlichſten Aus-
dehnung, voller Regelmaͤßigkeit in allen ſeinen Geſetzen, der
Koͤrper ſowol, als der Geiſter; ein Ganzes, das ſo mannigfal-
tig, und doch durch den genaueſten Zuſammenhang Eines iſt;
diß
[17]
dieß giebt mir die Vorſtellung von einem Urbilde der Voll-
kommenheiten, von einer urſpruͤnglichen Schoͤnheit, von einer
erſten und allgemeinen Quelle der Ordnung. —— Welch
ein Gedanke! —— So iſt denn etwas, von dem alles, was
ich bisher bewundert habe, abhaͤnget? So iſt denn etwas,
von dem alle Theile der Natur ihre Uebereinſtimmungen,
ihre Verhaͤltniſſe und ihren Reiz haben? ein Verſtand, der
fuͤr das Ganze denkt, der das Ganze einrichtet und lenket?
ein Geiſt, der durch ſeine unbegreiflichen Ausfluͤſſe allen Din-
gen Daſeyn, Dauer, Kraͤfte und Schoͤnheit mittheilet? ——
Hier erweitert ſich meine erſtaunte Sele bis zum Unendlichen.
Mich duͤnkt, ich empfinde, und mit einem entzuͤckenden Schau-
der, die Wirklichkeit dieſes oberſten Geiſtes. —— Wahrlich,
er belebet mich, er wirket in mir! Was wuͤrde ich ſeyn, ohne
ihn? Was wuͤrde ich koͤnnen? ich, der ich aufs klaͤreſte weiß,
daß ich einmal nicht geweſen bin, und daß ich meine Thaͤtig-
keit mir nicht gegeben habe? ——
Und was ſollten ſich daher wol bey mir fuͤr Empfindungen
gegen dieſes Weſen ſchicken, in welches alle meine Begriffe
von Vortrefflichkeiten zuſammenflieſſen? Bewunderung,
Ehrerbietung, und die tiefſte Anbetung iſt noch wenig genug,
das Verhaͤltniß auszudrucken, worin ich gegen einen unend-
lichen Geiſt ſtehe. Weil ich ihm aber nur ſo wenig leiſten
kann, ſo will ich es ihm doch auch deſto aufrichtiger leiſten.
Jch will mich einer ſo ungeheuren und abſcheulichen Verruͤk-
kung nicht theilhaſtig machen, daß ich mit Gleichguͤltigkeit und
Geringſchaͤtzung an den Urſprung der Weſen und der Voll-
kommenheiten denken ſollte. Jch erſchrecke uͤber meine Klein-
heit in der unermaͤßlichen Natur, und gegen die noch unermaͤß-
lichere Gottheit. Dieſer Sonnenwirbel iſt ein Sandkorn.
Dieſe Erde iſt ein Staub, ein Punkt. Und ich auf dieſer
Erde —— was bin ich? —— Nur das macht mich noch
zu etwas, daß ich die Ordnung empfinden, und in derſelben
bis zu dem Anfange aller Ordnung hinauſſteigen kann. Zu
Ceiner
[18]
einer ſolchen Hoheit bin ich beſtimmt, und der will ich immer
naͤher zu kommen ſuchen. Jch will nicht eher ſtehen bleiben,
als bis ich der Schoͤnheit bis zu ihrer erſten Quelle gefolget
bin. Da ſoll dann meine Sele ruhen. Da ſoll ſie in allen
ihren Faͤhigkeiten vergnuͤget, in allen ihren Trieben befriedi-
get, ſatt von goͤttlichem Licht, und entzuͤckt in den Verehrungen
und Anbetungen der oberſten allgemeinen Vollkommenheit,
alles niedere und ſich ſelbſt vergeſſen. ——
Hiebey erkenne ich denn nun auch ungezweifelt, daß dieſer
alles regierende Verſtand keine andere Abſicht haben koͤnne,
als daß alle Dinge in ihrer Art und im Ganzen gut ſeyn
moͤgen. Dahin ſind alle Geſetze eingerichtet, die er in ſie
geleget hat. Dahin zielen die Bewegungen der Koͤrper, und
die urſpruͤnglichen Triebe der verſtaͤndigen Weſen. Die
groſſe Empfindung des Guten- und Boͤſen, des Rechts und
Unrechts, die ich in mir erkannt habe, ruͤhret nicht weniger
von demjenigen her, der ſeine maͤchtigen Einfluͤſſe uͤberall
ausbreitet. Es iſt alſo eine goͤttliche Stimme, es iſt die
Stimme der ewigen Wahrheit, die in mir redet.
Da ich nun einen ſo ehrwuͤrdigen Lehrer und Geſetzgeber
an meinem Gewiſſen habe, ſo bin ich zwar deswegen ſo viel
mehr verbunden, auf ſeine Sprache, die ſich ohne Unterlaß
in dem innerſten Grunde meiner Sele hoͤren laͤſſet, aufmerk-
ſam zu ſeyn, und ihr zu gehorchen; allein ich bin dann auch
zugleich gewiß, daß die unwandelbare Redlichkeit, die ich
hierin beweiſe, der richtige Weg iſt, jenem Urbilde der Ord-
nung nach meiner Faͤhigkeit aͤhnlich zu werden, und ihm zu
gefallen. Es iſt nichts bey mir moͤglich, das mir einen Wehrt
geben kann, nichts, das mich mit der anfaͤnglichen Einrichtung
meiner Natur, und mit den Abſichten der hoͤchſten Regierung
uͤbereinſtimmig machen kann, als meine innerliche Richtigkeit.
Dieſer Grund des Wolgefallens der Gottheit iſt ſo ewig und
unveraͤnderlich, als ſie ſelbſt.
Hoͤher
[19]
Hoͤher kann ſich denn auch meine Ehrbegierde unmoͤglich
erheben, als wenn ich dem gefalle, von dem alles Gute her-
flieſſet; wenn der, der alles ſiehet, der mit einem Blick alle
Empfindungen und Bewegungen in Millionen Welten durch-
ſchauet, wenn der mitten unter dieſer Menge auch mich ſiehet
und billiget. Nun ſind mir die Urtheile der ganzen Welt viel
zu klein, als daß ich mich darum beſonders bekuͤmmern ſollte.
Laͤßt ſich der Beyfall anderer Menſchen, die Gewogenheit der
Groſſen ſowol, als die Achtung der Geringern, nicht ohne dem
auf der Koͤniglichen Straſſe der Wahrheit und Gerechtigkeit,
die ich allein gehen muß, vor mir antreffen, ſo verdienen ſie
gewiß nicht, daß ich ihrenthalber einen Schritt auf Neben-
wege thue. Kein Menſch, mit allem Schwulſt ſeines Ge-
praͤnges und ſeines Stolzes, kann mir durch ſein Gutheiſſen
einen Wehrt geben, weil er ſelbſt keinen Wehrt hat, als in
ſo fern er rechtſchaffen iſt, und ſich mit mir nach eben dem-
ſelben ewigen Regelmaß des Rechts und der Ordnung richtet.
Jch bin groß genug, wenn ich dem Regierer des Ganzen
nicht misfalle.
So wie mich aber dieß groß macht, ſo macht es mich auch
ruhig. Der Geiſt, der uͤber alles wachet, der wird auch uͤber
mich wachen. Er, deſſen Weisheit und Guͤte ſich uͤberall in
ſo ſichtbaren Spuren offenbaret, wird nichts geſchehen laſſen,
davon das Ende ihm nicht anſtaͤndig, und ſeinen Geſchoͤpfen
nicht heilſam ſey. Jn ſeiner Hand allein ſtehen auch meine
Schickſale, und wenn ich mich nicht, durch meine Abwei-
chung von den unveraͤnderlichen Fuͤrſchriften des Wahren und
Guten, der gluͤckſeligen Wirkungen ſeiner Fuͤrſorge unfaͤhig
mache, wenn der Richter, den er in mir verordnet hat, mich
nicht verdammet, ſo wird nichts von dem, was mir widerwaͤr-
tig duͤnkt, mir wahrhaftig ſchaden koͤnnen.
Zwar in der Welt iſt mir alles ein Raͤthſel. Jch ſehe
die Oberflaͤchen der Dinge, und ihre innere Beſchaffenheiten
C 2ent-
[20]
entwiſchen meinem Auge ſowol als meinem Nachdenken.
Vielleicht lehren mich die langwierigſten und emſigſten Un-
terſuchungen nichts mehr, als nur kuͤnſtlicher, und nicht einmal
gluͤcklicher muthmaſſen. Hier gehet alles ins Unendliche hin-
ein; und ſo auch die Verwaltung der Welt. Alles verwirret
mich; alles macht mich ungewiß. —— Doch, was brauche
ich mehr zu wiſſen, da ich meine Schuldigkeit und die Ober-
herrſchaft einer unendlichen Liebe mit einer ungezweifelten
Ueberzeugung erkenne? Dieſe ſind es endlich doch nur allein
wehrt, daß ſich alle uͤbrige Einſichten darin endigen. Jch
will es mich daher auch nicht beſremden laſſen, wenn ich in
Umſtaͤnde gerathe, davon ich die Folgen und Entwickelungen
nicht voraus ſehe. Jch will nur meinen groſſen Zweck nie
aus dem Geſichte verlieren, und mich dann mit einer unbe-
wegten Sicherheit den Fuͤgungen desjenigen uͤberlaſſen, der
alles nach ſeinem Willen lenket, und deſſen Wille immer gut
iſt. Von ſeiner Fuͤrſicht geleitet, werde ich mitten durch die
fuͤrchterlichſten Verwirrungen dieſes Lebens gluͤcklich hindurch
gelangen, und alle die Dunkelheiten, die mich vielleicht itzo
umgeben und ſtutzig machen, werden ſich endlich einmal in
Licht und Freude verwandeln.
Aber wann wird dieß geſchehen? —— Jch folge hin
und wieder den Schickſalen in dieſem Leben mit meinen Be-
obachtungen bis aus Ende, und ich finde den Knoten nicht
aufgeloͤſet. Erſt der Tod endiget hier die Unterdruͤckung der
Tugend, und dort das ſtolze Gluͤck des Laſters. —— Dieß
widerſpricht aller meiner Erwartung, die auf die Begriffe von
der Ordnung gegruͤndet war. Koͤnnen denn die unwandel-
baren Regeln der Billigkeir verſtatten, daß einer Sele, die
ſo iſt, wie ſie ſeyn ſoll, die natuͤrlichen gluͤckſeligen Folgen
ihrer innerlichen Richtigkeit, die ihr ſonſt allein Belohnung
genug ſeyn wuͤrden, durch eine boshafte Gewalt auf immer
geraubt, geſchwaͤcht, oder verbittert werden? Schickt es ſich,
daß ein rechtſchaffenes Gemuͤth, welches allein gluͤcklich zu
ſeyn
[21]
ſeyn verdienet, das ganze Leben durch ein Raub der Bosheit,
ein Spiel ungerechter Verfolgungen ſey? daß Unſchuld und
Recht verdammet werde? daß die Tugend unter Hunger und
Bloͤſſe und Verachtung ſeufze, und oft durch die Hand grau-
ſamer Henker und auf den Befehl noch grauſamer Tyrannen
in Schmerzen und Foltern ihren letzten Lohn finde? und daß
hergegen Treuloſigkeit und Mordſucht, indem ſie die Luſt und
die Vortheile dieſes Lebens an ſich reiſſen, gar nicht inne wer-
den, was es auf ſich habe, von dem, was ewig recht iſt, abzu-
weichen, und ſich wider die Geſetze der allgemeinen Regierung
aufzulehnen? — Ebenmaaß und Uebereinſtimmung ver-
ſchwinden hier; und mein Begriff von einer herrſchenden
Ordnung verwirret ſich gaͤnzlich. —
Nein! es iſt nicht moͤglich, daß die Welt alſo regieret
werde, da ſie einmal regieret wird. Es muß nothwendig
ein beſſeres Verhaͤltniß der Dinge da ſeyn, ſollte ich dieß auch
in ſeiner voͤlligen Klarheit auſſer dem Bezirk dieſes Lebens zu
ſuchen haben. Es muß eine Zeit ſeyn, da ein jeder das er-
haͤlt, was ihm zukoͤmmt; da alles, was hier verruͤckt, und an
dem unrechten Ort zu ſtehen ſcheinet, ſich in ſein gehoͤriges
Geſchick, und in die ihm gebuͤhrende Stelle hinſenket, da die
allerangemeſſenſte Erſtattung in einer unendlichen Verſchie-
denheit von Graden, von einem aͤuſſerſten Ende bis zu dem
andern, geſchehen, und alles in der vollkommenſten Propor-
tion hergeſtellet werden wird. Es iſt hier eine Art von
Disharmonie, die unſtreitig ein Fehler ſeyn wuͤrde, wenn ſie
ſich nicht hernach in eine vollkommene Zuſammenſtimmung
aufloͤſete.
Auf die Art oͤffnet ſich mir eine Ausſicht in die Zukunft,
welche meiner bisher gleichſam eingeſchloſſenen und umwoͤlk-
ten Sele ſo viel mehr Luſt und Freyheit giebet, mir von allen
jenen finſtern Stellen in dem Plan, nach welchem die Welt
regieret wird, eine vollſtaͤndige Aufklaͤrung verſpricht, und
C 3mir
[22]
mir den ganzen Umfang der Fuͤrſicht unendlich wuͤrdiger und
groͤſſer macht. Jch erwarte alſo getroſt noch eine entfernte
Folge von Zeiten, welche die volle Ernte von der gegenwaͤr-
tigen Saat ſeyn, und, vermittelſt einer allgemeinen richtigen
Vergeltung, die Weisheit rechtfertigen wird, welche das
Ganze verwaltet.
Die Anlage ſcheinet ganz offenbar dazu in meiner Natur
gemacht zu ſeyn. Jch ſpuͤre Faͤhigkeiten in mir, die eines
Wachsthums ins Unendliche faͤhig ſind, und die auch auſſer
der Verbindung mit dieſen Koͤrpern ſich nicht weniger aͤuſſern
koͤnnen. Sollte mein Vermoͤgen, das Wahre und Gute zu
erkennen und zu lieben, alsdenn aufhoͤren, wann es entweder
erſt durch die Uebung geſchickt wird, ſo viel geſchwinder zu
einer groͤſſern Vollkommenheit hinan zu ſteigen, oder auch,
wenn es kaum angefangen hat, ſich auszuwickeln und in Be-
wegung zu ſetzen? Das waͤre zu viel vergebliches in den Ver-
anſtaltungen einer unendlichen Weisheit.
Bin ich aber nur verſichert, daß der groſſe Urheber aller
Dinge, welcher allemal nach den ſtrengeſten Regeln und
nach den edelſten Abſichten handelt, wol nicht ſelbſt willens
ſeyn kann, mich zu zernichten, ſo, glaube ich, darf ich keine
andere Zerſtoͤrung fuͤrchten. Meine eigene innerliche Be-
ſchaffenheit ſetzet mich dafuͤr in Sicherheit. Wenn ich auf
mich Acht gebe, ſo finde ich, daß ich in dem allergenaueſten
Verſtande Eines bin. Dieſe Glieder, die meine Werk-
zeuge ausmachen, das bin ich nicht; ſie ſind, meiner deut-
lichen Empfindung nach, von mir unterſchieden. Jch bin
eigentlich das, was in mir Vorſtellungen hat, urtheilet, ſich
entſchlieſſet; und dieſes ich iſt ganz gewiß nicht etwas in vie-
len, oder in verſchiedenen auſſer einander befindlichen Theilen
beſtehendes. Jch, der ich den Eindruck von dem Licht fuͤhle,
ich bin eben derſelbe, der zu gleicher Zeit die Waͤrme von
der Luft, den Geruch von der Blume, den Schall des mit
mir
[23]
mir redenden empfindet, der dieſe Empfindungen unter ſich
vergleicht, der eine der andern vorziehet. Jch bin mir gar zu
klar bewußt, daß es nicht unſer viele ſind, davon einer dieſen,
der andere jenen Eindruck hat, die ſie ſich etwa einander
mittheileten, und daß alſo dieß ich keine Zuſammenſetzung
von mehrern Theilen ſeyn kann. Jch weiß freylich nicht, wie
es damit weiter eigentlich bewandt iſt; allein dagegen weiß
ich auch eben ſo wenig, ob und was die aͤuſſern, theilbaren,
koͤrperlichen Dinge ſind, davon ich die Vorſtellungen habe.
Wenigſtens bin ich ſelbſt mir mehr bekannt, als jenes alles,
und ich kann daher mit einer vernuͤnftigen Zuverlaͤßigkeit aus
dem vorigen ſchlieſſen, daß dasjenige, was eigentlich ich bin,
nicht nothwendig der Vertilgung mit unterworfen ſeyn muͤſſe,
die meinen Leib dahin reiſſet.
Wie ſehr wird nun nicht durch dieſe groſſe Erwartung
mein Wehrt und meine Beſtimmung erhoͤhet? Jch erkenne
nunmehr, daß ich zu einer ganz andern Klaſſe von Dingen
gehoͤre, als diejenigen ſind, die vor meinen Augen entſtehen,
ſich verwandeln und vergehen; und daß dieſes ſichtbare Leben
nicht den ganzen Zweck meines Daſeyns erſchoͤpfe. Jch bin
alſo fuͤr ein anderes Leben gemacht. Die gegenwaͤrtige Zeit
iſt nur der Anfang meiner Dauer; es iſt meine erſte Kind-
heit, worin ich zu der Ewigkeit erzogen werde; Tage der Zu-
bereitung, die mich zu einem neuen und edlern Zuſtande ge-
ſchickt machen ſollen.
Aus dieſem Begriff von meinem wahren und ganzen
Leben will ich lernen, das itzige recht zu ſchaͤtzen. Jch will
nie das Verhaͤltniß vergeſſen, worin dieſe wenigen Tage
gegen die Ewigkeit ſtehen, die ich durch zu leben habe. Die
guten und boͤſen Begegniſſe der gegenwaͤrtigen Welt verlie-
ren, indem ich ſie von dieſer Seite betrachte, in meinen Au-
gen alles ihr Gewicht. Anſehen, Ruhm, Macht, Siege und
Kronen ſind ein kurzes Spiel der menſchlichen Eitelkeit, und
ſind
[24]
ſind wenigſtens nach dem Tode nichts mehr. Sollte ich mich
ſo erniedrigen, daß ich ſolches zu einem Gegenſtande meiner
wahren Hochachtung machte? So klein iſt meine Sele nicht,
deren Dauer und Empfindungen ſich unendlich weit erſtrek-
ken. Nach zehntauſend Jahren geben mir alle jene Dinge
weder Wuͤrde noch Vergnuͤgen mehr, und ich wuͤrde noch
ſehr gluͤcklich ſeyn, wenn ich alsdann daran ſo zufrieden und
unbeſchaͤmt, als itzo an die Zeitvertreibe meiner Kindheit, ge-
benken koͤnnte.
Aber was iſt denn auch, aus gleichem Grunde, die Wider-
waͤrtigkeit dieſes Lebens? Soll ich uͤber die Unbequemlichkei-
ten eines kurzen Weges untroͤſtlich ſeyn, der mich zu meinem
hoͤhern Vaterlande fuͤhret, zu jenem Reiche des Lichts und der
Wahrheit, wo ich in dem naͤhern Anſchauen und Genuß der
urſpruͤnglichen Guͤte, und in dem ewigen Gefuͤhl der reineſten
Freude eine gnugſame Verguͤtung desjenigen, was ich hie
etwa unſchuldig gelitten habe, erhalten werde?
Jch ſehe, wie viel mir darauf ankoͤmmt, daß ich dieſen
Gedanken bey mir gegenwaͤrtig erhalte. Jch will mich alſo
gewoͤhnen, die Ewigkeit und das gegenwaͤrtige Leben beſtaͤndig
als ein Ganzes zu betrachten, dieſes in allen meinen Hand-
lungen mit jener zu verknuͤpfen, von einer jeden Sache im-
mer ſo zu denken, wie ich einmal in der zukuͤnftigen Welt und
in den letzten Augenblicken des itzigen Lebens davon werde
denken muͤſſen, und nimmer zu vergeſſen, daß Rechtſchaffenheit
und eine ordentliche Sele das einzige ſey, welches in beiden
gleichen Wehrt behaͤlt.
Jch hoffe, dieß wird mich nach und nach zu der Verfaſſung
bringen, daß ich den Abwechſelungen und Zufaͤllen dieſer
Welt mit unbewegtem Gemuͤth, ohne Furcht und Begierde,
zuſehen kann. Jch werde alsdann nicht mehr verſtatten duͤr-
fen, daß das ſcheinbare Gute und Boͤſe lebhaſtere Eindruͤcke
bey
[25]
bey mir habe, als es wehrt iſt. Jch werde damit meinem
Leben eine gewiſſe Feſtigkeit und Einfoͤrmigkeit geben, und
mir ſelbſt immer gleich ſeyn. Jch werde die Tage dieſer
Zeitlichkeit mit Zufriedenheit zubringen und mit Freudigkeit
endigen. Jch bin alsdann abſonderlich auch zu dieſem letz-
tern Schritt beſtaͤndig gefaßt. Jch werde an meinen Abtritt
von dieſem Schauplatze des Lebens als an eine Sache geden-
ken, dazu ich dieſelbige Stunde aufgefordert werden kann;
und ich werde bey dieſem ſonſt ſo fuͤrchterlichen Gedanken
nichts verlieren. Es iſt ohne Zweifel ein jaͤmmerlicher Zu-
ſtand, in welchem ſich die Menſchen befinden, denen dieſe
groſſe und unvermeidliche Veraͤnderung nie einfaͤllt, ohne ſie
zittern zu machen. Jch finde es meiner groͤßten Sorge
wehrt, mich auch uͤber dieſes Elend zu erheben; und ich
werde daruͤber erhaben ſeyn, wenn ich nur unverruͤckt der
Bahn folge, die mir die ewige Wahrheit vorſchreibt. Da iſt
dann meine ganze Einrichtung einmal ſo gemacht, daß alle
meine Vergnuͤgungen ſich mit der Vorſtellung vom Tobe voll-
kommen wol vertragen. Dieſe Vorſtellung kann meine
Ruhe und Freude nimmer ſtoͤren, da er ſelbſt, der Tod, an
meiner Gluͤckſeligkeit nichts zu zerſtoͤren finden wird, ſondern
ſie vielmehr nach allen ihren weſentlichen Theilen nothwendig
vermehren muß.
Ein ſo edler und wichtiger Einfluß von dieſer groſſen Anſicht
meiner kuͤnftigen Beſtimmung in die ganze Verfaſſung mei-
ner Sele und meines Verhaltens wuͤrde verurſachen, daß es
mich aufs aͤußerſte ſchmerzen wuͤrde, ſie falſch zu finden, wenn
ſie es auch ſeyn koͤnnte. Es iſt mir zu viel daran gelegen,
daß ſie wahr ſey. Jch will alſo mein ganzes Gemuͤth immer
mehr mit der troſtvollen Vorſtellung erfuͤllen, daß ich noch in
einem andern Zuſtande zu leben habe, worin ich nach der Na-
tur der Dinge, und nach der guͤtigen Regierung der hoͤchſten
Weisheit, nichts als gutes erwarten darf; daß ich alſo einmal,
nach einer voͤlligen Beſreyung von den Thorheiten ſowol, als
Dden
[26]
den Plagen dieſes Lebens, mich auf ewig mit der Quelle der
Vollkommenheiten vereinigen, die ganze Wolluſt richtiger
Neigungen unvermiſcht und ungeſtoͤrt genieſſen, und alſo das
groſſe Ziel deſto mehr erreichen werde, dazu ich durch meine
Natur und von meinem Urheber beſtimmet bin, naͤmlich recht-
ſchaffen, und in der Rechtſchaffenheit gluͤckſelig zu ſeyn.
‘Omnium, quae in hominum doctorum diſputatione verſan-
tur, nihil profecto eſt praeſtabilius, quam plane intelligi,
nos ad iuſtitiam eſſe natos.
CICERO.’ ()
Anhang
bey der dritten Auflage.
Man hat mir zu erkennen gegeben, daß dieſe Gedanken
von der Beſtimmung des Menſchen einem Misbrau-
che unterworfen waͤren, der meinen Abſichten hoͤchſt nachthei-
lig iſt. Es giebt noch Leute, welche die Vortrefflichkeit der na-
tuͤrlichen Religion und Sittenlehre als einen Grund anſehen,
die Liebenswuͤrdigkeit und Wahrheit des chriſtlichen Glaubens
zu beſtreiten, und ſolche, ſagt man, koͤnnten aus meinem Auf-
ſotz eine Einſtimmung mit ihrer Meinung erzwingen. Die
Natur heißt es, zeiget dem Menſchen ſeinen Zweck und die
Wege dahin; die Natur fuͤhret uns auf eine allgemeine und
ſichere Richtſchnur des Lebens, auf die edelſten Begriffe von
der Gottheit, auf die troſtvolle und dem Menſchen unentbehr-
liche Erwartung eines zukuͤnftigen Zuſtandes; die Natur
giebt uns Gruͤnde zur Tugend und Ruhe; Folglich hat man
nichts von einer Offenbarung zu halten.
Die Unrechtmaͤſſigkeit dieſer Folgerung iſt ſo oft und in ei-
nem ſo ſtarken Lichte gezeiget worden, daß ich geglaubt haͤtte,
man
[27]
man wuͤrde endlich einmal die Chriſten mit der unangenehmen
Wiederholung derſelben verſchonen. Es iſt hier der Ort
nicht, die Beweiſe umſtaͤndlich beyzubringen, womit, abſon-
derlich in den neuern Zeiten, die chriſtliche Offenbarung wider
dieſen Einwurf gerechtfertiget worden; ich will nur einiger
derjenigen uͤberhaupt gedenken, welche mir als die klaͤreſten
und kuͤrzeſten vorkommen, und welche, ohne dem natuͤrlichen
Glauben an Gott das geringſte von ſeinem Wehrte zu beneh-
men, einen jeden vernuͤnftigen und ehrlichen Mann zu der
aufrichtigſten und tiefſten Hochachtung gegen die Lehre Chri-
ſti bewegen muͤſſen. Man mag alsdann zuſehen, mit was
fuͤr einer Benennung man den Geiſt der Leichtſinnigkeit und
der Verachtung, der ſich in dieſem Fall ſo vielfaͤltig aͤuſſert,
zu belegen habe.
Wer die Billigkeit und Unpartheylichkeit hat, die Religion
der H. Schriſt in ihrem weſentlichen und in ihrem Haupt-
zweck aufmerkſam zu erwaͤgen, der wird ſo fort finden, daß
dieſe das ſchoͤnſte Zeugniß und der ſtaͤrkſte Beyfall iſt, der
den hieher gehoͤrigen Wahrheiten der Natur und Vernunft
gegeben werden kann. Die allgemeine Liebe gegen Gott,
gegen die Menſchen, und gegen das Gute, die Beſſerung und
Gluͤckſeligkeit der unſterblichen Sele. Das iſt augenſchein-
lich das emſigſte Geſchaͤfte der Stiſter unſers Glaubens.
Mit welcher Klarheit, mit welchem Ernſt, mit welcher ein-
nehmenden Kraft zeigen ſie uns nicht unſern Zweck und un-
ſere Schuldigkeit! Lebendig von der natuͤrlichen Religion
durchdrungen ſeyn, und doch eine Glaubenslehre nicht hoch-
achten, die eben das ſagt, was die natuͤrliche Religion, und
die es ſo deutlich, ſo vollſtaͤndig, ſo ruͤhrend ſagt, ich geſtehe
es, das iſt mir unbegreiflich.
Aber das Evangelium kann ohne Zweifel aus einem noch
ſtaͤrkern Grunde auf die Hochachtung derjenigen Anſpruch
machen, denen die natuͤrliche Religion wehrt iſt. Man hat
D 2es
[28]
es mit aller der Zuverlaͤßigkeit, deren eine Sache von dieſer
Art faͤhig iſt, erwieſen, daß keine natuͤrliche Religion in der
Welt ſeyn wuͤrde, wenn keine geoffenbarte waͤre. Je wel-
ter man durch Erfahrungen und Nachdenken in der Er-
kenntniß der menſchlichen Natur gekommen, deſtomehr iſt
man uͤberzeuget worden, daß unſere Vernunſt fuͤr ſich und
ohne alle Anweiſung ſchlechterdings unvermoͤgend iſt, ſich
uͤber die ſinnlichen Dinge, und den Wahrheiten der Reli-
gion zu erheben. Die allererſte Anweiſung aber hat alſo
nothwendig eine goͤttliche Offenbarung ſeyn muͤſſen. Eben
ſo wenig konnte die natuͤrliche Erkenntniß und Verehrung
Gottes nach ihrem ſo allgemeinen und entſetzlichen Verfall
ohne eine goͤttliche unterſtuͤtzte Bekanntmachung wieder auf-
geholfen werden. Daher iſt es auch eine unlaͤugbare Er-
fahrung, daß die natuͤrliche Religion da am beſten erkannt
und gelehret wird, wo das Licht des Evangeliums die Gei-
ſter aufgeklaͤret hat. Laſſet uns aber auch den unmoͤglichen
Fall ſetzen, daß es Koͤpfe gebe, die bloß aus ſich ſelbſt die
Lehren der Religion erfinden koͤnnten; wie wenigen wuͤrde
doch dieß bey dem itzigen Zuſtande des menſchlichen Ge-
ſchlechts moͤglich ſeyn? Wie wenig wuͤrden die Erfindungen
einiger Menſchen ohne die Unterſtuͤtzung eines goͤttlichen
Anſehens uͤber die andern vermoͤgen? Wie unglaublich iſt
es alſo, daß auf die Art die wahre und reine Religion der
Natur eine allgemeine und herrſchende Religion werden
koͤnnte; wie ſie ſolches auch niemal und bey keinem Volke
geweſen? Hieraus laͤſſet ſich urtheilen, was fuͤr Dankbarkeit
und Verpflichtung wir der goͤttlichen Guͤte ſchuldig ſind,
daß ſie der aͤuſſerſten Beduͤrfniß der Menſchen durch dieſen
Unterricht ſo heilſamlich zu Huͤlfe gekommen iſt; und was
fuͤr Ehrerbietung dieſer Unterricht ſelbſt von uns verdiene.
Endlich laſſe man auch den eigenthuͤmlichen Lehren des
Chriſtenthums Gerechtigkeit wiederfahren. Sie gehen,
wenn man ſie recht kennet, durchgehends und augenſchein-
lich
[29]
lich auf den groͤßten und letzten Zweck aller Religion, naͤm-
lich, den Menſchen beſſer und gluͤcklich zu machen. Neue
Beſtaͤtigungen der angelegentlichſten Wahrheiten, neue Be-
wegungsgruͤnde, neue Mittel, neue Urſachen des Vertrau-
ens und der Aufmunterung, welche dem Menſchen bey dem
einmal herrſchenden Verderben ſo noͤthig ſind, das iſt es,
wodurch die Offenbarung ſich von der bloſſen Vernunft un-
terſcheidet, und wodurch ſie ſich mit einem ſo verehrens-
wuͤrdigen Vorzuge unterſcheidet. Wir wollen uns inſon-
derheit den Zuſtand eines Menſchen vorſtellen, der durch
ſeine Abweichungen von dem Wege der Wahrheit und des
Rechts in das groͤßte Ungluͤck gerathen, deſſen eigentlich die
menſchliche Natur faͤhig iſt. (Und wer befindet ſich nicht
in dieſem Zuſtande?) Er koͤmmt zu ſich ſelbſt; er empfin-
det ſeine innerliche Haͤßlichkeit; er empfindet den Wider-
ſpruch, worinn er gegen die allgemeine Ordnung, und gegen
das unendliche Urbild aller Ordnung ſtehet; er empfindet
die Abſcheulichkeit des Frevels, womit er die ewigen unver-
aͤnderlichen Geſetze der Wahrheit geſchaͤndet hat. Nichts
iſt ihm offenbarer, als daß er gerade wider Gott iſt. Was
fuͤr ein erſchroͤckliches Gefuͤhl von Unmuth, von Scham,
von Reue, von Furcht, welches natuͤrlich daraus entſprin-
gen muß! Was fuͤr Mistrauen, was fuͤr niederſchlagende
Zweifel bey dem beßten Vorſatz der Umkehrung und Beſſe-
rung! Jch erkenne hieruͤber niemand zum Richter, als den-
jenigen, der uͤberlegend und redlich genug iſt, den Wehrt
der ſittlichen Ordnung und des damit verknuͤpften goͤttlichen
Wohlgefallens lebendig einzuſehen und recht zu ſchaͤtzen,
oder noch beſſer, der in ſeiner eigenen Sele das maͤchtige
Gewicht dieſer groſſen und ungegruͤndeten Empfindungen
gefuͤhlet hat. Der wird es uns ſagen koͤnnen, mit was fuͤr
Augen man die deutlichen Verſicherungen des Evangeliums
anzuſehen habe, daß der allerhoͤchſte Regierer der Welt,
der, ſeinem unwandelbaren Weſen zu Folge, die Ordnung
mit der genaueſten Strenge handhabet, dennoch geneigt und
D 3bereit
[30]
bereit ſey, alle diejenigen ſeiner Gnade und der Gluͤckſelig-
keit wieder theilhaftig zu machen, die mit Aufrichtigkeit von
ihren unſeligen Verwirrungen zu ihm umkehren, und daß
er zu dem Ende einen Mittler verordnet habe, deſſen Tod
zu einem allgemeinen Opfer fuͤr die Suͤnden der Menſchen
dienen, und ihnen zu dem untruͤglichſten Pfande ihrer Wie-
deraufnehmung gereichen ſoll. Je hoͤher uͤberhaupt der
Begriff und ie lebendiger der Eindruck iſt, den ein Menſch
von ſeiner groſſen Beſtimmung, von Tugend und Recht
und ewiger Ordnung hat, deſto ſtaͤrker und ruͤhrender wird
er den Wehrt der goͤttlichen Anweiſungen empfinden, die
ihm dazu ſo viel Huͤlfe leiſten.
Wenn ich alles das vorhergehende bedenke, ſo weiß ich
gar nicht mehr, was ich aus denjenigen machen ſoll, die ſich
ſo viel Muͤhe geben, die chriſtliche Religion durch die Er-
hebung der natuͤrlichen zu unterdrucken. Moͤgten ſie uns
doch ſagen, womit ſie ſich ſonſt um die Lehren der Natur
und des Gewiſſens verdient machen. Wo ſind ihre Be-
muͤhungen, ſie aufzuklaͤren, zu beſtaͤtigen und zu vertheidi-
gen? Wo ſind ihre Arbeiten, ſie unter dem menſchlichen
Geſchlecht auszubreiten und liebenswuͤrdig zu machen?
Dieſe Lehren ſind freylich ſo wichtig und wahr, daß ſie die
Menſchen zu Andaͤchtigen und Heiligen machen muͤßten,
wenn ſie ſtark genug davon uͤberzeugt waͤren, und eine gut-
geartete Sele haͤtten. Wie geht es denn zu, daß diejeni-
gen, welche alsdann ſo laut von dem Lobe des natuͤrlichen
Glaubens an Gott reden, wenn es zum Tadel des Chriſten-
thums gereichen ſoll, wie geht es zu, daß die nichts weni-
ger als Andaͤchtige und Heilige ſind? Dieſer liederliche,
dieſer Tirann, dieſer Verraͤther, dieſer kriechende Schmeich-
ler, dieſer Elende, der nie anders als im Gelaͤchter von
Gott ſpricht, wie! iſt das der Menſch, der aus groſſer Hoch-
achtung ſuͤr die natuͤrliche Religion die chriſtliche nicht lei-
den kann? Jſt das der eifrige Verehrer der vernuͤnftigen
Got-
[31]
Gottesfurcht, der ſich deswegen nicht erniedrigen kann, ein
Chriſt zu ſeyn? Laſſet uns der Natur, der Vernunft, der
Sittenlehre und dem guten Herzen die Schande nicht mehr
anthun, jemand fuͤr ihren Freund und Anhaͤnger zu halten,
der wie die geringſte Probe giebt, daß er ſich eine Ehre
daraus mache, Gott und die allgemeine Gerechtigkeit uͤber
alles zu lieben. Ein ſolcher hat im Grunde von der einen
Religion ſo wenig, als von der andern, und, man muß es
nur ſagen, alles, was er vor einem ruchloſen Atheiſten von
Profeſſion voraus hat, das iſt der Charakter eines Betruͤ-
gers, indem er die Welt mit ſeiner vorgegebenen natuͤrlichen
Religion hintergehen will. Eine verachtenswuͤrdige Klaſſe
von Menſchen! Jch moͤgte gerne zu allen den Tadlern,
welche die natuͤrliche Religion bloß als eine Schutzwehr ge-
gen die chriſtliche gebrauchen wollen, ſagen: „Nun wol!
„ man verſchonet euch mit dem Chriſtenthum; man ver-
„ ſchonet eure zarte und gelaͤuterte Vernunft mit Wunder-
„ werken und Geheimniſſen, und goͤttlichen Veranſtaltun-
„ gen. Man erlaubet es euch, an der Lehre Jeſu, die
„ uns ſo wichtig und troͤſtlich iſt, keinen Theil zu haben.
„ Glaubet nur die natuͤrliche Religion; aber glaubet ſie
„ recht. Glaubet ſie mit aller der Empfindung und Be-
„ wegung, mit allen den groſſen Entſchließungen der An-
„ dacht und der Heiligung, welche ihre Wahrheiten bey
„ einem jeden rechtſchaffenen und nachdenkenden Gemuͤthe
„ erwecken muͤſſen; und dann ſey es eurem Gewiſſen uͤber-
„ laſſen, wie es euch gegen den chriſtlichen Glauben geſin-
„ net machen wird; dann fanget an, die Religion Jeſu Chri-
„ ſti zu ſchmaͤhen, wenn ihr koͤnnt.„
Sonſt muß ich mich noch gegen diejenigen erklaͤren, die,
ungeachtet alles deſſen, was ich bisher angefuͤhret, dennoch
vielleicht nicht damit zufrieden ſeyn moͤgten, daß ich nicht
gleich in die Geſchichte der Empfindungen eines ehrlichen
Man-
[32]
Mannes, woraus gewiſſermaßen die Betrachtung uͤber die
Beſtimmung des Menſchen beſtehet, auch die Buße, die
Verſoͤhnung mit Gott, die Kraft der Gnade, und uͤber-
haupt das Weſentliche und Eigenthuͤmliche des Chriſten-
thums gebracht habe; vornehmlich, da auf die Art man-
chem ungegruͤndeten Argwohn haͤtte vorgebauet werden koͤn-
nen. Mich duͤnkt: Wer die gerade Straſſe nach einem Orte
bezeichnen will, der macht ſich nicht verbindlich, die Wege
und Mittel anzuzeigen, wodurch ein Verirrter wieder darauf
zuruͤck gebracht werden kann. Dieß iſt eigentlich eine
Arbeit von ganz anderer Art.
[[33]][[34]]
- Rechtsinhaber*in
- Kolimo+
- Zitationsvorschlag für dieses Objekt
- TextGrid Repository (2025). Collection 3. Betrachtung über die Bestimmung des Menschen. Betrachtung über die Bestimmung des Menschen. Corpus of Literary Modernity (Kolimo+). Kolimo+. https://hdl.handle.net/21.11113/4bpdx.0