[]
[figure]
[]

Land- u. Garten-Schatzes

Fuͤnfter Theil.


Von
vieljaͤhriger
Nutzung der Aecker
ohne Brache und wiederholte Duͤngung,

Wobey zugleich eine
Anweiſung
die Korn- und Huͤlſen-Fruͤchte,

nebſt
dem Hanfe, Flachſe und einigen Klee-Gewaͤchſen,
zu erbauen,
gegeben und mit Kupfern erlaͤutert worden;
Benebſt einer Vorrede
Herrn Joachim Georg Darjes,
Hochfuͤrſtl. Sachſen Weimar- und Eiſenachiſchen Hof-Raths, der Pbilo-
ſophie und beyder Rechten Doctors, wie auch der Sitten-Lehre und
Staats-Klugheit ordentlichen Profeſſors zu Jena.


Mit Kön. Poln. und Churf. Sächſ. allergn. Freyheit.

Erfurt,: verlegts Joh. Heinr. Nonnens ſel. Wittib, 1754.

[][]

Dem
Durchlauchtigſten Fuͤrſten
und Herrn,
Herrn
Ernſt Auguſt

Conſtantin,
Hertzogen zu Sachſen,
Juͤlich, Cleve und Berg, auch En-

gern und Weſtphalen, Landgrafen in Thuͤ-
ringen, Marggrafen zu Meiſſen, Gefuͤrſte-
ten Grafen zu Henneberg, Grafen zu
der Marck und Ravenſtein ꝛc.
Meinem Gnaͤdigſten Fuͤrſten
und Herrn.


[][]
Durchlauchtigſter Herzog,
Gnaͤdigſter Fuͤrſt und Herr,

Ew. Hochfuͤrſtliche
Durchlaucht
geru-
hen in Hoͤchſten Gnaden auf-
zunehmen, daß ich mich als ein
a 3Frem-
[] Fremder und Chur-Mayntzl. Un-
terthan unterwinde, Hoͤchſt De-
nenſelbigen,
dieſe geringe Blaͤt-
ter in unterthaͤnigſter Ehrfurcht zu
uͤberreichen.


Die Hoͤchſte Gnade, welche
ehedem von Ew. Hochfuͤrſtl.
Durchlaucht Hoͤchſtſeligen
Herrn Vater, Jhro Hoch-
fuͤrſtl. Durchlaucht Ernſt
Auguſt,
in Dero Reſidentz Wei-
mar, und auf Dero Fuͤrſtlichen
Luſt-Schloß Belvedere als ein un-
wuͤrdiger Knecht etlichemal unver-
dient genoſſen, ſtehet noch bey mir
in unvergeßlichen Andencken. Und
eben
[] eben dieſe Hoͤchſte Gnade iſt es,
welche mich ſo behertzt machet, dieſe
geringe Schrift als ein ſchlechtes
Denckmahl meiner unterthaͤnigſten
Danckbarkeit zu Dero Fuͤſſen nie-
derzulegen. Der redliche Endzweck
dieſer Abhandlung, welcher haupt-
ſaͤchlich dahin gehet, durch Verbeſ-
ſerung des Feld-Baues, ſo wohl die
Nahrung der Unterthanen, als auch
die Landes-Obrigkeitlichen Ein-
kuͤnfte zu vermehren, wird hoffent-
lich dieſes mein kuͤhnes Unterfan-
gen bey Ew. Hochfuͤrſtlichen
Durchlaucht
entſchuldigen. Die
Preißwuͤrdigen Eigenſchaften, wel-
a 4che
[] che an Ew. Hochfuͤrſtl. Durch-
laucht
Jedermann bewundert, und
welche allen Dero Unterthanen
die gegruͤndete Hoffnung machen,
an Hoͤchſt-Denenſelben einen
Gnaͤdigſten und ſorgfaͤltigſten
Landes-Vater zu erhalten, erwe-
cken auch bey mir das zuverſichtlich-
ſte Vertrauen, daß Hoͤchſt-Die-
ſelben,
um meiner guten Abſicht
willen, zur Befoͤrderung des allge-
meinen Beſtens etwas beyzutra-
gen, dieſes kleine Buͤchlein eines
Gnaͤdigſten Anblickes wuͤrdigen
werden.


Mein
[]

Mein devoteſter Wunſch und
Flehen zu GOtt iſt inzwiſchen:
daß deſſen allmaͤchtige Hand Ew.
Hochfuͤrſtliche Durchlaucht,

zum Troſte Dero getreuen Unter-
thanen mit allen Hoͤchſt geſegne-
ten Fuͤrſtlichen Wohlergehen
croͤnen wolle, damit unter Dero
kuͤnftiger, GOtt gebe, langwieri-
gen Regierung, die Wohlfahrt
Dero ſaͤmtlichen Lande zum voll-
kommenſten Flor gedeyhen: ich
aber, nebſt den Meinigen, Dero
unſchaͤtzbaren Gnade und Huld
mich jederzeit erfreuen moͤge, der
a 5ich
[] ich mit unterthaͤnigſten und devote-
ſten Reſpect Zeit Lebens verharren
werde


Ew. Hochfuͤrſt. Durchlaucht
Meines Gnaͤdigſten Fuͤr-
ſten und Herrns

Erfurt, den 15. May
1754.
unterthaͤnigſter Knecht
C. Reichart.


[]

Herrn Hofrath Darjes
Vorrede

von
der Verbeſſerung der Land-Wirthſchaft
zum Nutzen der herrſchaftlichen
Cammer.


Jch kan es beynahe vermuthen,Urſache die-
ſer Vorrede.

daß ſich einige uͤber dieſes Un-
ternehmen verwundern, und
bey ſich ſelbſt nach dieſer Urſa-
che fragen werden, die mich
angetrieben hat, dieſe Schrift mit einer Vorrede
zu begleiten. Eine Schrift, die ſich mit ſolchen
Wahrheiten beſchaͤftiget, die der menſchlichen
Geſellſchaft vorzuͤglich nuͤtzlich ſind: Eine
Schrift, die dieſe Wahrheiten deutlich und mit
Ueberzeugung abhandelt: Eine Schrift, die
das Reich dieſer Wahrheiten merklich verbeſ-
ſert
[]Vorrede.
ſert, und es von den Vorurtheilen befreyet, die
ſeine Grenzen zum Nachtheil der menſchli-
chen Geſellſchaft eingeſchrenket haben: Eine
Schrift, von dieſer Art, erfordert keine fremde
Vorrede. Kan eine Wuͤrkung nicht mehr als
eine Urſache haben? Das angefuͤhrte Urtheil
von dieſer Schrift iſt gegruͤndet, und ich mache
auch mit zureichendem Grunde eine Vorrede.
Er iſt dieſer: der Herr Verfaſſer iſt mein
Freund, den ich wegen ſeiner ungeheuchelten
Menſchen-Liebe hoch ſchaͤtze. Er verdienet un-
ter andern Vorzuͤgen, auch wegen ſeiner groſſen
Einſicht in Wirthſchafts-Sachen, die er ſich
durch unermuͤdete, und mit Vernunft angeſtell-
te Verſuche, vorzuͤglich erworben hat, Bewun-
derung und unverfaͤlſchte Hochachtung. Seine
Lehren, ob ſie zwar zum Theil den von vielen
angenommenen Meinungen widerſprechen, ſind
dennoch wahr. Sie ſind auf regelmaͤſſig an-
geſtellten Erfahrungen gegruͤndet. Und ich ge-
ſtehe es, daß ich dieſen einen merklichen Theil
von den Begriffen zu danken habe, die ich mir
von den Werken der Natur gebildet, und die
ſo wohl mit der Vernunft, als auch mit der Er-
fahrung uͤbereinſtimmen. Dieſer, mein Freund,
fodert es von mir, daß ich mit ſeiner Schrift eine
Vorrede verknuͤpfen ſoll: Dieß iſt genug mein
Unternehmen zu rechtfertigen.


Abſicht die-
ſer Abhand-
lung.

Dieß iſt zugleich genug zu begreiffen, war-
um ich jetzo die gewoͤhnliche Abſicht einer Vor-
rede
[]Vorrede.
rede verlaſſe, und mich vielmehr mit einer Lehre
beſchaͤftige, die mit dem Jnhalte dieſer Schrift
in einer genauen Verbindung ſtehet. Jch will
meine Gedanken von der Verbeſſerung der
Land-Wirthſchaft zum Nutzen der herr-
ſchaftlichen Cammer
beſchreiben. Es iſt
meine Abſicht nicht, dieſe Lehre vollſtaͤndig aus-
zuarbeiten. Es iſt unmoͤglich dieſe in einer Vor-
rede einzuſchlieſſen. Jch will nur einige Haupt-
Stuͤcke erklaͤren, in welchen das uͤbrige, was
hievon kan geſaget werden, gegruͤndet iſt. Aus
dieſer Urſache will ich einmal beweiſen, es ſey
vernuͤnftig fuͤr die Erhaltung und Vermehrung
der herrſchaftlichen Gefaͤlle zu ſorgen. Fuͤrs
andere,
unter die ſicherſte Wege, dieſen End-
zweck zu erreichen, verdiene die Verbeſſerung
der Land-Wirthſchaft einen merklichen Vor-
zug. Fuͤrs dritte, will ich die Haupt-Stuͤcke
erklaͤren, auf welche man bey dieſer Verbeſſe-
rung, in Beziehung auf die angenommene Ab-
ſicht, zu ſehen habe. Fuͤrs vierte, daß eine
ſolche Verbeſſerung moͤglich ſey. Fuͤrs fuͤnfte,
die Hinderniſſe die dieſer Beſchaͤftigung geſe-
tzet werden.


Der erſte Punct, daß die Sorge fuͤr dieDie Sorge
fuͤr die Er-
haltung und
Vermeh-
rung der
herrſchaft-
lichen Ge-
faͤlle iſt ver-
nuͤnftig.

Erhaltung und Vermehrung der herrſchaftli-
chen Gefaͤlle vernuͤnftig ſey, iſt leicht zu beweiſen.
Niemand wird es laͤugnen, und niemand kan
es laͤugnen, daß nicht der Wohlſtand, und ſo
wohl die innere als auch die aͤuſſere Verfaſſung
eines Staats jetzo einen groͤſſeren Aufwand er-
fordern,
[]Vorrede.
fordern, als der in den vorigen Zeiten iſt noͤthig
geweſen. Muß der Aufwand vergroͤſſert wer-
den, ſo erfordert es die Vernunft, daß wir nicht
nur auf Mittel denken, unſere jaͤhrlichen Ein-
kuͤnfte zu erhalten, ſondern auch dieſe zu vermeh-
ren. Jſt dieß eine allgemeine Wahrheit, ſo
muß ſie auch in dieſem beſondern Falle guͤltig
ſeyn. Und darum iſt die Sorge fuͤr die Erhal-
tung und Vermehrung der herrſchaftlichen Ge-
faͤlle vernuͤnftig.


Falſche
Mittel zu
dieſem End-
zwecke.

Dieß iſt eine Lehre die faſt alle, die ſich
Cammeraliſten nennen, im Munde fuͤhren, und
von vielen wird ſie angewendet, ihre unmenſch-
liche Geſinnungen zu beſchoͤnigen. Sie ſind
vernuͤnftig, indem ſie fuͤr die Vermehrung der
herrſchaftlichen Gefaͤlle ſorgen. Allein in der
Wahl der Mittel ſetzen ſie ſehr oft die Vernunft
bey Seite. Eine Vermehrung der herrſchaftli-
chen Gefaͤlle, die dieſe mit der Zeit vermindern
muß, widerſpricht der Weisheit. Wie kan
denn dieſes weiſe ſeyn, wenn man dieſen End-
zweck zu erreichen, auf Mittel denckt die Abga-
ben der Unterthanen zu erhoͤhen, ohne daran zu
gedenken, wie ihre Einnahmen koͤnnen vermeh-
ret werden.


Der Grund
von den un-
truͤglichen
Mitteln.

Jch habe es an einem andern Orte bewie-
ſen, daß die herrſchaftlichen Gefaͤlle, wenn ſie
nicht vergaͤnglich, ſondern von einer Dauer ſeyn
ſollen, ein proportionirlicher Theil von den jaͤhr-
lichen Einkuͤnften der Unterthanen ſey. Jſt dieß,
ſo folget, daß der ſicherſte Weg die herrſchaftli-
chen
[]Vorrede.
chen Gefaͤlle zu vermehren dieſer ſey, wenn man
auf untruͤgliche Mittel denket, viele Untertha-
nen in einem Lande reichlich zu ernaͤhren. Tau-
ſend Unterthanen, die ſich in einem Lande reich-
lich ernaͤhren koͤnnen, haben mehrere Nahrung,
mehrere Kleidung und mehrere Wohnungen
noͤthig als hundert. Dieſe Dinge ſtehen unter
den Haupt-Quellen der herrſchaftlichen Gefaͤlle.
Man ziehe die Rechnung, ſo iſt die Vermehrung
dieſer Gefaͤlle ſinnlich, und mein Haupt-Satz
iſt befeſtiget.


Es muͤſſen viele Unterthanen in einem Lan-Unter die-
ſen verdie-
net die Ver-
beſſerung
der Land
Wirth-
ſchaft einen
Vorzug.

de reichlich ernaͤhret werden. Wie findet man
untruͤgliche Mittel dieſen Endzweck zu erreichen?
Viele verfallen auf Manufacturen und Ge-
werke. Sie hohlen aus fremden Laͤndern die
rohen Materialien, und laſſen dieſe in dem Lan-
de verarbeiten. Dieß kan nicht ohne Nutzen
ſeyn. Doch aber iſt es auch nicht ſchlechter-
dings das nuͤtzlichſte. Jch habe es in meiner
Cammeral-Wiſſenſchaft bewieſen, daß die
Klugheit ſehr oft eine ſolche Gemeinſchaft der
Staaten erfordere, daß der eine dem andern die
Waaren liefert, die in dieſem verarbeitet wer-
den. Nichts deſto weniger iſt auch dieß eine
Wahrheit, daß es den herrſchaftlichen Gefaͤllen
nuͤtzlicher ſey, wenn man in dem Lande die Waa-
ren bauet, die man in demſelben verarbeitet.
Jch will dieß nicht aus der gewoͤhnlichen Lehre
beweiſen, daß bey jenem Falle das Geld aus dem
bLande
[]Vorrede.
Lande gehet. Es iſt dieß dem Staat ſehr oft
nuͤtzlich, weil es den Handel unterhaͤlt. Jch
will vielmehr alſo ſchlieſſen: Ernaͤhret eine Ma-
nufactur oder Gewerbe hundert Menſchen, ſo
ernaͤhret ſie gewiß mehr als hundert, wenn man
die Waaren zu den Manufacturen, oder zu dem
Gewercke im Lande anbauet. Dieß aber iſt ein
ſicherer Weg, die herrſchaftlichen Gefaͤlle zu
vermehren.


Worauf es
bey dieſer
Verbeſſe-
rung an-
kommet.

Will man mir dieſen Einwurf machen,
daß die Anbauung der fremden Waaren in ei-
nem Lande nicht allemal moͤglich, vielmal zu
koſtbar, und oͤfters der Anbauung der Nah-
rungs-Mittel nachtheilig ſey; ſo gebe ich dieſe
Antwort, es ſey nicht dieß meine Meinung, daß
man in einem Lande alle auslaͤndiſche Waaren
anbauen ſoll. Mir hat dieſe Bemuͤhung laͤngſt
verdaͤchtig geſchienen. Will man in allen Stuͤ-
cken allen Voͤlkern nachahmen, ſo muß zuletzt
der gemeinſchaftliche Handel unter den Voͤl-
ckern aufhoͤren. Dieß muß den herrſchaftli-
chen Gefaͤllen nachtheilig ſeyn. Meine Mei-
nung iſt dieſe: Man lerne die Kunſt, die Felder
in einem Lande ſo wohl zu gebrauchen, als es
moͤglich iſt. Dies was ſie hiervon vorbringen,
in den Stand der Vollkommenheit zu ſetzen,
den ſie in ihrer Art nach der Beſchaffenheit des
Landes haben koͤnnen. Man unterſuche, wie
dieſe Wercke alſo koͤnnen verarbeitet werden,
daß Meiſter-Stuͤcke der Kunſt entſtehen, die
dem
[]Vorrede.
dem Menſchen angenehm und nuͤtzlich ſind.
Dieß ſind die Stuͤcke, auf welche man bey der
Verbeſſerung der Land-Wirthſchaft zu ſehen
hat, wenn dieſe einen mercklichen Vorzug un-
ter den untruͤglichen Mitteln die herrſchaftlichen
Gefaͤlle mit Vernunft, und mit einer Dauer,
zu vermehren verdienen ſoll.


Will man dieſer Verbeſſerung der Land-Der Vorzug
dieſer Ver-
beſſerung
wird befeſti-
get.

Wirthſchaft den angenommenen Vorzug ſtrei-
tig machen, ſo wird man vielleicht alsdenn ſeine
Gedancken aͤndern, wenn man dasjenige genau
uͤberleget hat, was ich erinnern werde. Jch
habe behauptet, daß es bey der Verbeſſerung
der Land-Wirthſchaft auf drey Haupt-Stuͤcke
ankomme. Wir wollen jedes Stuͤck beſonders
betrachten, und ein jedes Stuͤck wird uns als-
denn dieſen Vorzug vor Augen legen.


Der erſte Punct iſt dieſer, man ſoll dieDurch Zer-
legung des
erſten.

Kunſt lernen die Felder in einem Laude ſo wohl
zu gebrauchen als es moͤglich iſt. Geſchiehet
dieß, ſo werden ungebauete Felder angebauet,
tragbare Felder tragbarer gemacht, und Fruͤch-
te von einem hoͤherem Werthe angebauet. Ge-
ſchiehet dieß, ſo wird der Ertrag der Felder
groͤſſer. Es werden mehrere Leute zur Bearbei-
tung der Felder erfordert. Der Wirh kan
dieſe Vermehrung ertragen, weil ſeine Einkuͤnf-
te vermehret werden, und in dem Lande koͤnnen
ſich mehrere Menſchen reichlich ernaͤhren. Folg-
b 2lich
[]Vorrede.
lich wird die Quelle der herrſchaftlichen Gefaͤlle
vergroͤſſert, und daher werden dieſe mit dem
Nutzen der Unterthanen vermehret.


Des an-
dern

Der andere Punct iſt dieſer: Man ſoll
die Kunſt lernen, die Wercke der Natur in den
Stand der Vollkommenheit zu ſetzen, den ſie
in ihrer Art, nach der Beſchaffenheit des Landes,
haben koͤnnen. Dieſe Vollkommenheit wird
entweder durch die Natur, oder durch die Kunſt
gewuͤrcket. Jſt jenes, ſo erfordern die Felder
mehrere Arbeit, und die Fruͤchte mehrere Pflege.
Folglich werden mehrere Menſchen zum Feld-
Bau erfordert, und der Werth der gebaueten
Fruͤchte machet es, daß ſie ſich reichlich ernaͤhren
koͤnnen. Jſt dieſes, ſo ſind ſo wohl Mittel noͤ-
thig, dieſe Verbeſſerung zu beſorgen, als auch
Menſchen, die durch ihre Beſchaͤftigung dieſe
Verbeſſerung wuͤrcken. Beydes machet es,
daß ſich mehrere Menſchen reichlich ernaͤhren
koͤnnen. Bey dem erſten Stuͤcke wuͤrcket dieß
der Handel, und bey dem andern Stuͤcke die
Vollkommenheit der Waaren. Folglich iſt
auch dieß eine mit Grund vermehrte Quelle der
herrſchaftlichen Gefaͤlle.


und des
dritten
Haupt-
Puncts.

Der dritte Grund iſt dieſer: Man ſoll die
Kunſt lernen die Wercke der Natur alſo zu ver-
arbeiten, daß Meiſter-Stuͤcke der Kunſt entſte-
hen, die dem Menſchen nuͤtzlich und angenehm
ſind. Geſchiehet dieſes, ſo werden Menſchen er-
fordert,
[]Vorrede.
fordert, welche die Wercke der Natur verarbei-
ten. Es werden Menſchen erfordert, welche die
Meiſter-Stuͤcke der Kunſt verhandeln. Sie
ſind den Menſchen nuͤtzlich und angenehm, und
darum wird es der Klugheit nicht ſchwehr fallen,
Mittel zu erfinden, dieſen Handel zu befeſtigen.
Folglich iſt auch dieß ein Mittel, mehrere Men-
ſchen in einem Lande reichlich zu ernaͤhren, und
alſo die Quelle der herrſchaftlichen Gefaͤlle
dauerhaft zu erweitern.


Man wird ſagen, der Vorſchlag iſt vortref-Wie dieſe
Verbeſſe-
rung moͤg-
lich ſey.

lich, aber es iſt ſchwer dieſen auszufuͤhren. Jch
geſtehe dieß. Es iſt muͤhſam, aber doch nicht
unmoͤglich. Man raͤume die Hinderniſſe aus
dem Wege, ſo wird es ſich bald geben. Wir
wollen uns zuvor von der Moͤglichkeit dieſer Sa-
che uͤberzeugen; und zwar zu dieſem Ende wie-
derum einen jeden Punct beſonders betrachten.


Der erſte Punct. Jſt es moͤglich, die Fel-Und zwar
in Anſe-
hung des
erſten
Punckts.

der in einem Lande beſſer zu gebrauchen, als es
an vielen Orten geſchiehet. Jch koͤnte dieſe
Moͤglichkeit aus den Gruͤnden der Vernunft be-
weiſen, ich will es auch bey einer andern Gele-
genheit thun. Hier wird es genug, und viel-
leicht meinen Leſern angenehmer ſeyn, wenn ich
dieſe Moͤglichkeit mit der Erfahrung unterſtuͤtze.
Es iſt dieſes, wornach gefraget wird, moͤglich,
wenn es einmal moͤglich iſt, ungebauete Felder
anzubauen. Fuͤrs andere, wenn es moͤglich iſt,
b 3trag-
[]Vorrede.
tragbare Felder tragbarer zu machen. Fuͤrs
dritte,
wenn es moͤglich iſt, die Fruͤchte von ei-
nem hoͤherem Werthe anzubauen.


Jndem
man unge-
bauete Fel-
der an-
bauet.

Soll es unmoͤglich ſeyn ungebauete Felder
anzubauen, ſo muß entweder der Grund hiervon
in der weſentlichen Unfruchtbarkeit der Felder,
oder in den unproportionirlichen Koſten, welche
die Anbauung erfordert, oder in der Nothwen-
Der erſte
Grund die-
ſer [Unmoͤg-]
lichkeit.
digkeit zur Weide ſtecken. Das erſte giebt mir
keinen Grund in dieſem Stuͤcke eine Unmoͤglich-
keit anzunehmen. Alles Feld, was ſich bear-
beiten laͤſſet, kan zu einer gewiſſen Art von
Fruͤchten nutzbar gemacht werden, ob ich zwar
dieß geſtehe, daß ſich nicht alle Arten von Fruͤch-
ten dahin ſchicken. Jch habe Felder, die man
alle fuͤr unfruchtbar gehalten. Man hat mich
ausgelacht, da ich ſie gekauft. Jch habe ſie aber
doch dahin gebracht, daß ſie mir jetzo zum Theil
den ſchoͤnſten Duͤnkel, zum Theil vollkommenen
Weitzen, zum Theil das ſchwerſte Korn ſo gut,
wie die beſten Felder, liefern. Und geſetzt, es
waͤre ein Fels. Jſt denn der Gebrauch der Fel-
ſen unmoͤglich? Koͤnnen nicht die Steine ver-
arbeitet werden? Hat man dieſe nicht zum
Bauen noͤthig? Solte man hiedurch nicht ſeine
Jntereſſen von dem Felſen ziehen koͤnnen?


Wie auch
der andere
wird geho-
ben.

Auch das andere iſt keine hinreichende Ur-
ſache hier eine Unmoͤglichkeit zu ſuchen. Die
Koſten, die hier eine Aufmerckſamkeit verdienen,
wer-
[]Vorrede.
werden zur Anfuhre der Duͤngung erfordert.
Jſt denn dieſe ſo ſchlechterdings noͤthig? Jch
bin freylich der Meinung, und ſie kan bewieſen
werden, daß es am beſten ſey, wenn man einen
Acker damit nicht ausduͤngen koͤnne; wenn man
aber dieſelbe nicht hat, oder die Zufuhr wuͤrde zu
koſtbar werden, ſo kan man ſich indeſſen mit ei-
ner kuͤnſtlichen Duͤngung helfen. Jch will zwar
dem, was hievon geſchrieben wird, keinen allge-
meinen Beyfall geben. Jch finde aber auch
keinen Grund alles zu verwerffen. Jch will
einen Verſuch beſchreiben, den ich ſeit einigen
Jahren gemacht habe, und der mir allemal nach
Wunſch gelungen iſt:


Jch laſſe die fette Miſtjauche in GefaͤſſeZu dieſem
Ende wird
ein Verſuch
beſchrieben.

ſammlen, und zu dieſer Urin von Menſchen
gieſſen, ſo, daß von einer jeden Art die Helfte im
Gefaͤſſe iſt. Dieſes Faß laſſe ich an einen Ort
ſetzen, wo es vor den Regen und vor den Son-
nenſchein bedecket iſt. Wenn dieſe Materie in
die Gaͤhrung gegangen, ſo laſſe ich ſie in einen
eingemauerten Keſſel ſchuͤtten, unter welchem
man Feuer machen kan. Jch laſſe ein gelin-
des Feuer anmachen, daß ſich dieſe Materie er-
waͤrmet, und daß ſie abrauchet, bis ſie mit ei-
ner Haut uͤberzogen wird. Alsdenn ſiehet ſie
aus wie ein Oel, das aus Nuß-Schaalen ge-
ſotten wird. So bald dieß geſchehen, ſo laſſe
ich dieſe Materie in ein ander Faß ſchuͤtten,
und in dieſem ſtehen, bis ſie ſich abgekuͤhlet.
b 4Kommt
[]Vorrede.
Kommt die Zeit herbey, da ſoll geſaͤet werden,
ſo laſſe ich in dieſen Saft den Samen ſchuͤt-
ten, ſo, daß er wenigſtens eine Hand hoch uͤber
den Samen ſtehet. Der Same bleibet in die-
ſem Safte vier Tage und vier Naͤchte liegen,
alsdenn wird er heraus genommen, naß auf
das Feld gefahren und unter geackert. Jm
Jahre 1750. habe ich dieß zuerſt mit der Gerſte
verſuchet. Hierzu einen recht ausgeſogenen Acker
erwehlet, der in dem vorhergehenden Jahre die
Wicken kaum einen Finger hoch getrieben hat,
und der erſt in dem Fruͤh-Jahre iſt geſtoppelt
worden. Mein Nachbar hat einen friſch ge-
duͤngten Acker gehabt. Dieſe Felder ſind an
einem Tage beſtellet worden, und meine Gerſte
hat weder an Schocken noch an Koͤrnern der
Gerſte meines Nachbarn etwas nachgegeben,
ſie hat vielmehr einige Vorzuͤge gehabt. Jm
Jahr 1751. habe ich dieſen Verſuch unter einer-
ley Umſtaͤnden bey der Korn- und Weitzen-Saat,
und 1752. bey dem Duͤnckel gemacht, und ich
habe allemal das ſchoͤnſte Getraide mit er-
wuͤnſchter Ausbeute erhalten. Jn dem ver-
floſſenem 1753. Jahre war der Verſuch dieſer:
Jch ließ vier Acker, die in einem Stuͤcke gele-
gen, und die von einerley Guͤte ſind, auf einer-
ley Art bearbeiten, die eine Helfte mit ordent-
licher Gerſte, und die andere mit Gerſte, die
von dem obigen Safte geſchwaͤngert worden,
in einem Tage, zu gleicher Zeit, auf einerley
Art beſtellen. Jene hatte das Schickſal des
ver-
[]Vorrede.
verfloſſenen Jahres, das von dem Mangel des
Regens gewuͤrcket worden, ſie war kleinhaͤl-
mig, und ſtund ſehr duͤnne. Dieſe ſtund merck-
lich beſſer. Die Aehren waren laͤnger wie je-
ne. Und ich habe nicht nur von dieſem Stuͤcke
bey nahe anderthalb Schock mehr eingeerndet
als von jenem, ſondern das Schock von dieſer
Gerſte hat auch bey nahe ſechs Kannen mehr
geſchuͤttet, als das Schock von jener. Dieß
hat mich endlich ſo dreiſte gemacht, daß ich in
dem verfloſſenem Herbſte 30 oͤde Aecker mit
Korn und Weitzen, der mit dieſem Safte iſt ge-
ſchwaͤngert worden, habe beſtellen laſſen, und
dieß ſtehet noch jetzo ſo, wie ich es wuͤnſche.


Jch finde zwar Grund zu glauben, daß man
dieß von mir beſchriebene Beyſpiel als eine Lehre
anſehen werde, die dem widerſpricht, was von
dem Herrn Verfaſſer in dem erſten Theile
auf der 66. und folgenden Seiten von Jmpraͤ-
gnation derer Samen, wie ich es glaube, wohl
iſt erinnert worden. Es wird aber dieſer Wi-
derſpruch ſogleich verſchwinden, wenn man es
erweget, es ſey ein anders den Samen aus
Noth einquaͤllen, ein anders dieß Einquaͤllen
der Duͤngung des Ackers vorziehen. Das letz-
tere ſcheinet mir ſelbſten ungereimt zu ſeyn. Fer-
ner, es ſey ein anders den Samen in einem der
Natur gemaͤß zubereiteten Safte ſchwaͤngern,
ein anders den Samen in einer gekuͤnſtelten
Salpeter-Lauge, und dergleichen, die in den
von dem Herrn Verfaſſer angefuͤhrten Schrif-
b 5ten
[]Vorrede.
ten beſchrieben ſind, einquaͤllen. Mit dem letz-
terem werde ich keine Verſuche machen, weil
ich hieran keine Luſt finde, daß ich mich in Ge-
fahr ſetze, eine Ernde zu verlieren.


Der dritte
Grund zu
dieſer Un-
moͤglichkeit
wird ent-
kraͤftet.

Die, welche den Grund zu dieſer Unmoͤg-
lichkeit in der Nothwendigkeit zur Weide ſu-
chen, werden es mir nicht verargen, daß ich ſie
zu meiner Anleitung zur Cammeral-Wiſſen-
ſchaft verweiſe. Jch habe es daſelbſt, wo ich
meinen Gedancken nicht zu viel traue, bewieſen,
daß es ſo wohl dem Viehe, als auch dem Wir-
the zutraͤglicher ſey, wenn man die Weide-Plaͤ-
tze abſchaffet, dieſe anbauet, und das Vieh im
Stalle und eingeſchraͤnckten Plaͤtzen fuͤttert.
Ein groſſer Wirth in hieſiger Gegend, hat mit
dem Rind-Viehe einen Verſuch gemacht, und
er befindet ſich ſehr wohl dabey. Wenige Ae-
cker geben ihm ſo viel Gras, als noͤthig iſt das
Vieh reichlich zu fuͤttern, welches eine groſſe
Menge von Aeckern zur Weide noͤthig gehabt
hat. Die uͤbrigen bezahlen das Geſinde, und
geben noch einen mercklichen Ueberſchuß.


Tragbare
Felder
tragbarer
macht.

Daß es moͤglich ſey, tragbare Felder trag-
barer zu machen, dieß lehret uns alsdenn die
Erfahrung, wenn wir Felder in Gaͤrten ver-
wandeln, und unſere Felder bey nahe alſo mit
dem Pfluge und mit der Egge bearbeiten laſ-
ſen, wie der Gaͤrtner gewohnt iſt, ſeinen Gar-
ten zuzubereiten. Die gegenwaͤrtige Schrift
giebt
[]Vorrede.
giebt uns hievon vortrefliche und gegruͤndete
Beyſpiele, die billig einen jeden Wirth zur
Nachahmung aufmuntern ſolten. Jch habe
es in meiner kleinen Wirthſchaft ſo weit ge-
bracht, daß ich nur noch einige Brach-Felder
habe. Jch bin den Begriffen, die ich mir von
dem Wachsthum der Dinge gebildet habe, ge-
folget. Jch habe meine Felder jezuweilen mit
doppelten Furchen reiſſen laſſen, und daher kan
ich dieſe, wenn ſie nach der Gewohnheit Bra-
che liegen ſolten, zu Kraut-Ruͤben-Moͤhren-
Laͤndern, und ſo weiter, gebrauchen, ſo, daß dieß
dem zukuͤnftigen Getraide nicht ſchaͤdlich, ſon-
dern vielmehr nuͤtzlich iſt.


Wolten wir endlich dieß unmoͤglich nen-und Fruͤch-
te von ei-
nem hoͤhe-
rem Wer-
the an-
bauet.

nen, daß man Fruͤchte von einem hoͤherem
Werthe a[nb]auen koͤnne, ſo muͤſte dieſe Unmoͤg-
lichkeit entweder in dem gegruͤndet ſeyn, daß
man in einem beſtimmten Lande ſolche Fruͤchte
nicht anbauen koͤnne, oder in dem, daß hiedurch
der Anwachs der Nahrungs-Mittel wuͤrde ge-
ſchwaͤchet werden. Das erſte widerſpricht
der offenbaren Erfahrung. Nicht nur gegen-
waͤrtige Schrift giebt uns hievon vorzuͤgliche
Proben, ſondern man kan den Beweiß hievon
bey nahe in allen Wirthſchaften finden, die mit
Verſtande getrieben werden. Das andere
hat einen Schein, aber auch dieſer verſchwin-
det ſo gleich, ſo bald man es uͤberleget, daß
mehrere
[]Vorrede.
mehrere Felder ſind angebauet, die vielen
Brach-Felder ſind vermindert, und die tragba-
ren Felder tragbarer ſind gemacht worden.
Jſt dieß geſchehen, ſo kan man mehrere Nah-
rungs-Mittel anbauen, als zuvor ſind gebauet
worden, und man behaͤlt noch Feld genug zum
Anbau anderer Dinge, die nicht unmittelbare
Nahrungs-Mittel ſind, z. E. zum Toback, zum
Oel, zur Farbe, und ſo ferner.


Die Moͤg-
lichkeit des
andern
Haupt-
Punctes.

Dieß iſt jetzo genug von der Moͤglichkeit
des erſten Puncts. Wir wollen uns auch von
der Moͤglichkeit des andern uͤberzeugen. Die
Wercke der Natur ſollen in eine hoͤhere Voll-
kommenheit geſetzet werden. Dieß kan theils
dadurch geſchehen, wenn wir dieſen Dingen,
indem ſie wachſen, mit der Pflege zu Huͤlfe kom-
men, theils durch die Wercke der Kunſt. Von
dem erſten finden wir wieder [...] in dieſer
Schrift unumſtoͤßliche Beweiſe, und von dem
andern habe ich mehr als eine Probe gemacht.
Jch will nur ein einziges Beyſpiel anfuͤhren.
Dieß wird es genug beweiſen, was es beweiſen
ſoll. Jch habe durch die Kunſt den Werck,
der von dem Flachſe zuruͤck bleibet, ſo biegſam,
ſo fein und ſo glaͤnzend gemacht, daß die, die
dieſen Wercke haben ſpinnen muͤſſen, es nicht
glauben wollen, daß es Werck ſey. Sie haben
es fuͤr Baum-Wolle, oder fuͤr den Werk von
der Seide gehalten.


Die
[]Vorrede.

Die Moͤglichkeit des dritten Puncts iſtWie auch
des dritten
wird bewie-
ſen.

auſſer Zweifel, ſowohl die Gewercke als auch
die Manufacturen befeſtigen dieſe. Wie hoch
hat man es nicht in den Gewercken gebracht,
z. E. im Brandwein-Brennen, Bier-Brauen,
Staͤrcke-machen, Oel-preſſen, Farben machen,
und ſo ferne? Wie hoch iſt nicht die Kunſt in
den Manufacturen geſtiegen? Warum ſolten
denn die Wercke, die ein beſtimmtes Land her-
vorbringet, unvermoͤgend ſeyn, dieſe Wuͤrckun-
gen der Kunſt zu empfinden? Jch habe einen
Kuͤnſtler bey mir gehabt, der mir dieſe Verſi-
cherung gegeben, er wolte aus dem von mir zu-
bereitetem Wercke ſo wohl ein Zeug, das dem
Canefas, als auch ein Zeug, das dem Cattun
ſehr nahe kommt, verfertigen. Die Zuberei-
tung iſt nicht koſtbar, und alſo koͤnnte das Zeug
wohlfeil werden. Jſt nicht dieß ein moͤglicher
Vortheil.


Jch koͤnnte noch ſehr viele Faͤlle anfuͤhren,Dieſer Ver-
beſſerung
werden vie-
le Hinder-
niſſe geſe-
tzet.

die Saͤtze, die ich angenommen habe, aus der
Erfahrung zu beſtaͤtigen, wenn es die Grentzen,
einer Vorrede erlauben wolten, weitlaͤuftiger
zu ſeyn. Hier iſt es genug, daß ich dasjenige
bewieſen habe, was ich habe beweiſen wollen.
Jch habe es bewieſen, wie eine ſolche Verbeſ-
ſerung der Land-Wirthſchaft moͤglich ſey, die
vermoͤgend iſt, die herrſchaftlichen Gefaͤlle
dauerhaft und vorzuͤglich zu erweitern. Wie,
werden diejenigen fragen, die mit mir in die-
ſem Stuͤcke einſtimmig ſind, iſt es denn moͤg-
lich,
[]Vorrede.
lich, daß ſo wenig an dieſer Verbeſſerung im
Ernſte und regelmaͤßig gedacht wird? Dieſe
Unterlaſſung hat mehr als eine Urſache. Jch
will die wichtigſten, die einige Aufmerckſamkeit
verdienen, beſchreiben.


Das erſte.

Die erſte Urſache iſt die Unwiſſenheit
der Land-Wirthe. Dieſe haben ſelten von den
Wuͤrckungen der Natur einen Begrif. Sie
wiſſen nichts mehr, als was ſie von ihren Vor-
Eltern gelernet haben, und von dieſem wiſſen
ſie auch nichts mehr, als was das Gedaͤchtniß
faſſen kan. Wie koͤnnen dieſe die Land-Wirth-
ſchaft verbeſſern. Sie denken auf Mittel ihr
Geſinde zu vermindern, weil dieſe ein ſcheinba-
rer Vortheil iſt, da ſie auf Mittel dencken ſol-
ten, dieſe Anzahl mit Vortheile zu vermehren.
Sie bauen die gangbaren Felder nach der Ge-
wohnheit, und verlachen die, welche von dem
Anbau der oͤden Felder reden. Ja, wenn et-
wa in jenen durch ein Schickſal eine Luſt hie-
zu entſtehet, ſo verſtehen ſie es nicht, wie ſie es
angreiffen ſollen. Sie fallen auf bekannte
Mittel, und wollen an einem ſolchem Orte eine
Schaͤfferey anlegen, und indem ſie ſich hierzu
entſchlieſſen, ſo kommt ihnen der Mangel des
Waſſers entgegen. Nun wiſſen ſie ſich nicht zu
helffen. Die Verbeſſerung bleibt ein Wunſch.


Das ande-
re.

Die andere Urſache iſt ein falſcher
Wahn der Gelehrten. Dieſe glauben, ein
rechter Gelehrter muͤſſe ein Gottes-Gelahrter,
ein Rechts-Gelahrter, oder ein Artzt ſeyn. Und
dar-
[]Vorrede.
darum bekuͤmmern ſie ſich wenig um die Wirth-
ſchaft. So weit gehen noch wohl einige, daß
ſie die moraliſchen und politiſchen Lehren faſſen,
die in der Wirthſchaft einen Einfluß haben.
Allein die wahre Wirthſchaft iſt ihnen zu gerin-
ge, als daß ſie ihre Gedancken damit beſudeln
ſolten. Dieſe Maͤnner vergeſſen es, daß die
Gelehrſamkeit nur alsdenn einen Vorzug ver-
dienet, wenn ſie ſich in der menſchlichen Geſell-
ſchaft, und in dem Staate nuͤtzlich beweiſet.
Jſt nun dieß ein geringer Nutzen, der dem Nu-
tzen der uͤbrigen nachzuſetzen, wenn man durch
ſeine Weisheit untruͤgliche Mittel erfinden kan,
viele Unterthanen in einem Lande reichlich zu er-
naͤhren, und bey dem wachſenden Reichthum
der Unterthanen die herrſchaftlichen Gefaͤlle zu
vermehren?


Die dritte Urſache iſt das allgemeineDas dritte.
Vorurtheil der Menſchen. Die Verbeſſerung
der Land-Wirthſchaft iſt ohne unendlich viele
Verſuche nicht moͤglich. Viele ſcheuen hier-
zu die Koſten, weil man den Ausgang nicht
mit Gewißheit vorher wiſſen kan. Dieſe ſol-
ten bedencken, daß es nicht weniger ruͤhmlich
ſey, den arbeitenden Armen Nahrung verſchaf-
fen, als den andern Allmoſen geben. Findet
ſich ein Patriot, der zum Nutzen der Men-
ſchen Verſuche zu machen bemuͤhet iſt, ſo iſt
dieſer verſchiedenen Urtheilen ausgeſetzet, die
bey nahe ſeiner Ehre nachtheilig werden. Er
kan dieſe Verſuche ſelten ins Geheime ma-
chen,
[]Vorrede.
chen, und darum werden ſie der Welt vor Au-
gen geleget. Denn beurtheilet ein jeder dieſe
nach ſeinen Leidenſchaften, und nach ſeinen
Vorurtheilen. Gluͤckt es endlich, ſo heißt es,
es iſt ein Gluͤck, wer haͤtte es dencken ſollen.
Gluͤckt es nicht, ſo werden alle vorher gefaͤllte
Urtheile mit armen Gruͤnden und niedrig ge-
ſinnten Folgen unterſtuͤtzet, ohne die Gruͤnde
des Verſuchs gehoͤrig zu uͤberlegen.


Das vierte.

Die vierte Urſache liegt in den falſchen
Meinungen der unaͤchten Cammeraliſten. Jch
verſtehe hierunter dieſe, die das herrſchaftliche
Jntereſſe beſorgen wollen, es aber nicht verſte-
hen, worauf dieß wahre Jntereſſe ankommt.
Jch habe Grund hieher folgende Lehren zu
zehlen.


Dieſes wird
durch fal-
ſche Lehren
unterſtuͤtzet.
Die erſte
Lehre.

Einmal, es muͤſſen in einem Lande kei-
ne Gewercke, keine Manufacturen, keine
Handlungen gedulder werden, als von wel-
chen der Herrſchaft etwas koͤnne gegeben
werden.
Dieſe Lehre iſt irrig, und dem herr-
ſchaftlichen Jntereſſe nachtheilig. Jch will dieß
beweiſen. Kan ein ſolches Geſchaͤfte die Arbeiter
reichlich ernaͤhren, und ihnen noch einen Ueber-
ſchuß geben, ſo iſt es eine Schuldigkeit der Unter-
thanen, daß ſie von dieſem ihrer Herrſchaft einen
proportionirlichen Theil abgeben. Und kein pa-
triotiſch geſinnter Unterthan wird dieſes mit
Verdruß thun. Geſetzt aber, daß ein ſolches Ge-
ſchaͤfte hundert Unterthanen reichlich ernaͤhren,
ihnen aber keinen Ueberſchuß geben koͤnne, und
ſie
[]Vorrede.
ſie ſollen doch abgeben, ſo werden ſie verdruͤßlich,
die Arbeit bleibet liegen. Verlieret nun nicht der
Fuͤrſt hundert Unterthanen, die in ſeinem Lande
reichlich haͤtten leben koͤnnen? Verlieret er hier-
durch nicht alle Einkuͤnfte, die an ihm durch die
Nahrung, durch die Kleidungen und durch die
Wohnungen dieſer Menſchen wuͤrden gefallen
ſeyn? Heißt dieß das herrſchaftliche Jntereſſe
beſorgen?


Man kan hierbey zweyerley einwenden: Ein-Es wird ei-
nigen Ein-
wuͤrfen be-
gegnet.

mal, dieſe Menſchen gehen nicht ſogleich aus dem
Lande. Das iſt wahr, was helffen aber einem
Staate Unterthanen, die ſich nicht ernaͤhren koͤn-
nen? Fuͤrs andere, ſie koͤnnen ſich mit andern
Dingen beſchaͤftigen, die eintraͤglicher ſind. Auch
dieß iſt wahr. Allein koͤnnen nicht andere dieſe
Arbeit treiben, wenn ſich jene mit der erſten be-
ſchaͤftigen? Befoͤrdert nicht dieß den Flor des
Staats, und folglich eine dauerhafte Vermeh-
rung der herrſchaftlichen Gefaͤlle?


Ans dieſem erſten Lehr-Satze folget der ande-Die andere
Lehre.

re, der nicht weniger irrig iſt. Nemlich, ſobald
einer im Lande etwas neues anfaͤnget, ſo muß
man ihm auch eine neue Auflage machen.

Auch dieß iſt geſehlt. Faͤngt einer etwas neues
an, der macht einen Verſuch. Warum wil man
ihm Hinderniſſe ſetzẽ, da man ihm ſolte behuͤlflich
ſeyn. Man warte bis er ſeine Sache zum Stan-
de gebracht hat. Alsdenn iſt es Zeit zu urtheilen,
ob er eine Abgabe tragen koͤnne oder nicht. Jn
cbey-
[]Vorrede.
beyden Faͤllen gewinnt das herrſchaftliche Jn-
tereſſe. Welches das vorhergehende beweiſet.


Die dritte
Lehre.

Fuͤrs dritte. Die Freyheit der Untertha-
nen muͤſſe bey den wirthſchaftlichen Beſchaͤf-
tigungen eingeſchraͤnket werden.
Solte auch
wohl nicht dieſer Satz dem herrſchaftlichen Jn-
tereſſe zuwider lauffen? Jch glaube, es ſey dieß
unlaͤugbar. Sind einem die Haͤnde gebunden,
wie viel Gutes bleibet alsdenn liegen. Wie viele
Verſuche, die dem Lande nuͤtzlich werden koͤnnen,
bleiben zuruͤck. Bleibet einem jeden in dieſem
Stuͤcke die Freyheit, ſo wird einer durch den an-
dern aufgemuntert ſeine Werke zu verbeſſern.
Dieß befoͤrdert den Handel, und dieß das herr-
ſchaftliche Jntereſſe. Die Staͤdte, die Laͤnder,
wo dieſe Freyheit herrſchet, beweiſen meine Ge-
danken.


Einem Ein-
wurfe wird
begegnet.

Wil man mir dieß entgegen ſetzen: wenn ſich
in einem Lande zu viele mit einerley Dinge be-
ſchaͤftigen, ſo koͤñe keiner recht leben, und die herr-
ſchaftlichen Gefaͤlle tragen, darum ſey es noͤthig,
dieſe Freyheit einzuſchraͤnken; ſo wil ich dieſen
Satz, in Anſehung der Handwercker, verwilli-
gen. Allein, in Anſehung der uͤbrigen wirthſchaf-
lichen Beſchaͤftigungen laͤugne ich dieſe gemachte
Folge. Haben dieſe Leute Luſt zu arbeiten, ſo
werden ſie alsdenn, wenn ihnen ihre Beſchaͤfti-
gungen keinen reichlichen Unterhalt verſchaffen,
auf eine Verbeſſerung dencken, neue Verrichtun-
gen erſinnen. Hat nicht dieß jederzeit einen nuͤtz-
lichen,
[]Vorrede.
lichen, und dem Staate vortheilhaften Ausgang
gehabt? Ein aͤchter Cameraliſt betrachtet die
Dinge nicht fuͤr ſich, ſondern in dem ganzen Zu-
ſammenhange. Er ſiehet nicht allein auf das
Gegenwaͤrtige, ſondern auch in die Zukunft.


Wolte man mir noch dieſes einwenden: wennNoch einen
andern.

eine ſolche Freyheit gedultet wuͤrde, ſo koͤnnte der
Staat die Beſchaͤftigungen der Unterthanen
nicht wiſſen. Und wenn dieß, ſo koͤnnten Unter-
ſchleiffe geſchehen. So laͤungne ich dieſe Folge.
Hebet die Freyheit der Unterthanen dieß auf, daß
man den Staat ſeine Beſchaͤftigungen erzeiget?
Kan nicht dieſes bey jenen beſtehen?


Dieß iſt der kurze Entwurf meiner GedankenSchluß der
Vorrede.

von der Verbeſſerung der Landwirthſchaft zum
Nutzen der herrſchaftlichen Cammer. Die ge-
genwaͤrtige Schrift wird dir, Geneigter Leſer!
verſchiedene nuͤtzliche und nicht gemeine Dinge
zeigen, die dir die Anwendung dieſer Lehre auch
zu deinem eigenen Nutzen erleichtern kan. Wirſt
du dieſe Schrift mit Aufmerkſamkeit, und mit
einem philoſophiſchen Gemuͤthe leſen, ſo wirſt du
gewiß ſo wie ich dieſe Bemuͤhung dem Herrn
Verfaſſer mit Danck erkennen, und wuͤnſchen,
daß er fortfahren moͤge, alle ſeine vieljaͤhrige
Wirthſchafts-Erfahrungen, ſo, wie dieſe, uns
bekannt zu machen. Wobey auch ich mich dei-
ner fernern Wohlgewogenheit empfehle. Ge-
ſchrieben Jena 1754. im Monat May.


I. G. Darjes.


Jnnhalt.
[]

Jnhalt.


  • Vorrede, von der Verbeſſernng der Land-
    wirthſchaft, zum Nutzen der herrſchaftli-
    chen Cammer.
  • Das erſte Capitel.
    Von achtzehnjaͤhriger Nutzung der Aecker oh-
    ne ſolche Brache liegen zu laſſen. pag.   1.
  • Das zweyte Capitel.
    Von Korn-Fruͤchten uͤberhaupt.   82.
  • Das dritte Capitel.
    Von den Korn-Fruͤchten insbeſondere.   114.
  • Das vierte Capitel.
    Von den Huͤlſen-Fruͤchten welche unter den
    Pflug gehoͤren.   144.
  • Das fuͤnfte Capitel.
    Vom Hanffe und Flachſe.   164.
  • Das ſechſte Capitel.
    Von verſchiedlichen Sorten des Klees.   179.
  • Das ſiebende Capitel.
    Von Reinigung, Zubereitung der Graſe-
    und Gaͤrten-Wieſen zu Erziehung der
    Garten- und anderer Fruͤchte.   215.

Das[[1]]

Das erſte Capitel.
Von achtzehnjaͤhriger Nutzung der
Aecker ohne ſolche Brache liegen zu laſſen
und binnen ſolcher Zeit wieder zu
duͤngen.


§. 1.


Es ſind zwar viele begierig im Garten-Klage uͤber
das intere[ſ-]
ſirte Weſ[en]
und Tr[aͤg-]
heit einiger
Hauswirthe.

und Ackerbaue immer neue Vortheile
von andern zu erfahren, und wuͤn-
ſchen von ihren Feldern und Gaͤrten
groſſen Nutzen zu ziehen, und gleichwohl wollen
ſie weder Koſten anwenden, noch ſich die Muͤhe ge-
ben durch eigenes Nachſinnen und angeſtelte Ver-
ſuche dieſes Geſchaͤfte des menſchlichen Lebens zu
erleichtern und nutzbarer zu machen. Dahero
bleiben ihnen auch oͤfters die gemeinſten Dinge
verdecket und verborgen. Und wenn ihnen gleich
der Weg von andern erfahrnen Oeconomis gezei-
get, und die Bahn gebrochen wird, ſo ſcheuen ſie
doch vielmahl die Muͤhe und Koſten, bleiben bey
ihren einmal gewohnten Schlendrian, und laſſen
5. Theil. Alieber
[2]1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung
lieber den Vortheil, welchen ſie mit GOttes Huͤlfe
gewiß haben koͤnten, fahren.


§. 2.


Faͤnde man dieſe Traͤgheit nur bey einfaͤltigen
Dieſer
Fehler wird
auch bey
Gel[e]hrten
angetrof-
fen.
Bauersleuten, oder andern ungelehrten Hauswir-
then, als welche meiſtens mit groͤſter Blindheit und
ohne Nachdenken in der Erden zu wuͤhlen pflegen,
ſo waͤre es eben nicht ſo ſehr zu bewundern; aber ſo
wird man dieſe Sorgloſigkeit in Verbeſſerung des
Feldbaues auch bey vielen Gelehrten gewahr, und
zwar bey ſolchen, deren Amt es doch erforderte, ſich
ernſtlich darum zu bekuͤmmern, woruͤber man ſich
billig wundern muß. Und wird daher die Klage des
Herrn von Kohrs, welche er (in ſeiner Haush.
Biblioth.
Cap. IV. §. 23. p. m. 145.) aus einem Eng-
laͤnder anfuͤhret, wohl nicht zu mißbilligen ſeyn. Als:


„Viele Gelehrten wuͤſten dasjenige nicht, was ſie
”alle Tage anſaͤhen, ſie ſchaueten viel Sachen in
”der Natur an wie die Kuh das neue Thor, und
”damit es doch nicht das Anſehen gewoͤnne, als
”ob ſie keine ſonderliche Erkaͤntniß davon haͤtten,
”ſo ſagten ſie hiervon einige umverſtaͤndliche Woͤr-
”ter her, um die Beſchaffenheit der Sachen aber
”bekuͤmmern ſie ſich nicht ſonderlich. Dieſes
Raiſonement moͤchte man wohl appliciren auf
”die Erkaͤntniß derer meiſten Gelehrten, die ſie
”von Feld-Fruͤchten haben. Viele bemuͤhen ſich
”allerhand einheimiſche und auslaͤndiſche Ungezie-
”fer zu anatomiren, die Mineralien genau zu er-
”forſchen und aufzuſchlieſen, aber uͤber die Feld-
”Fruͤch-
[3]der Aecker ohne Brache.
”Fruͤchte allerhand phyſicaliſche Anmerkungen zu
”machen, und ſie zu anatomiren, ſtehet denen
”meiſten Gelehrten nicht an, aus keiner andern
Raiſon, als weil ſie meynen, es lohne ſich nicht
”die Muͤhe, ſolche Sachen, damit alle Bauern
”und Tageloͤhner faſt taͤglich umgehen, zu obſer-
”viren und zu unterſuchen.


Aber gleichwie die Menſchen ſich in den mei-
ſten Geſchaͤften und Handlungen ihres Lebens gar
zu gerne nach der uͤblichen Mode richten, und ſich
durch Gewohnheiten und Vorurtheile regieren laſ-
ſen, ſo gehet es in der That auch mit dem Acker-
bau.


§. 3.


Nach der gemeinen und faſt durchgaͤngigenDie gemei-
ne Cultur
und Nu-
zung der
Aecker iſt
ſehr unvol-
kommen.

Art und Weiſe, werden ſo wohl die Ritter- als
Bauern-Guͤter in drey Felder, als in das Winter-
Feld, in das Sommer-Feld und in die Brache ein-
getheilet, ſo, daß der Acker ein Jahr mit Winter-
Fruͤchten, das andere mit Sommer-Fruͤchten be-
ſtellet wird, und das dritte Brache lieget und leer
bleibet, auſſer einige ganz wenige Flecke, worauf
Erbſen, Linſen, Wicken, Lein, auch wohl Moͤhren
und Ruben geſaͤet werden, welches ſie ſoͤmmern
zu nennen pflegen.


Allein warum muß eben ſo vieler Acker alle
drey Jahr einmal ohnbeſtelt liegen bleiben? ſolte
man nicht auf Mittel denken, ſolchen alle Jahre
zu nutzen? Jſt er etwan weiter nichts zu tragen
im Stande als Korn-Fruͤchte, daß man ſonſt nichts
A 2darauf
[4]1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung
darauf beſtellen will? Solte man nicht billig alle
Sorgfalt, Muͤh und Koſten anwenden, den man-
nigfaltigen Segen, den GOtt in die Erde geleget,
heraus zu bringen, und auch allerhand andere
Fruͤchte auf den Aeckern zu zeugen ſuchen, welche
den Menſchen zur Speiſe und andern Gebrauch
dieneten Fuͤtterung vor das Vieh abwuͤrfen, die
Handlung befoͤrderten, und vielen Leuten ihr Brod
zu verdienen Gelegenheit gaͤben, und beſonders der
Obrigkeit jaͤhrlich viele Acciſe und Tribut ein-
braͤchten.


§. 4.


Solte bil-
lig von den
Camerali-
ſten und
Oecono-
mis
verbeſ-
ſert werden.

Es iſt bisher zwar ungemein vieles von den
Cameral- und Commercien-Weſen hin und wieder
geſchrieben worden, welches allerdings zu loben iſt;
allein die Verbeſſerung des Feldbaues als das beſte
Mittel das Commercium zu befoͤrdern, iſt doch
gar ſehr hinten angeſetzet worden, wo nicht gar bey
vielen in Vergeſſenheit gerathen.


Man betrachte nur was vor Handel getrie-
ben werde mit Mohne, Safflor, Anis, Waid, Ta-
back, Fœnum græcum, Coriander, Fenchel, Kuͤm-
mel, Hopfen, Graupen, welche aus der Gerſte ge-
machet werden, Heyde-Gritz, Weitzen, Rocken,
und andern dergleichen Fruͤchten. Solte nicht bil-
lig ein Cameraliſt alle Gnade und Gunſt, die er
ſich bey ſeiner Herrſchaft erworben, dazu anwen-
den, daß er derſelben anrathe, die Unterthanen an-
zuhalten, an Orten wo es moͤglich, dergleichen ac-
cisbare Waaren zu zeugen, und allerhand Planta-
gen
[5]der Aecker ohne Brache.
gen von Wein, Hopfen, guten Baͤumen, Bau- und
Brennholze anzulegen, und alſo das Land in einen
guten Nahrungs-Zuſtand zu ſetzen. Denn groſſe
Herren koͤnnen wegen ihrer wichtigen Regierungs-
Geſchaͤfte ohnmoͤglich auf ſolche Dinge ſo genaue
Obacht haben.


Hierbey will ich den Herrn D.Kuͤnhold
aus ſeiner Oeconomia Experimentali Sect. VII.
Remarques ad §. 15. p.
189. 190. nachfolgen-
des abborgen:

„Allein es iſt auch wahr, daß
”der Fleiß und die Emſigkeit eines Haus-Va-
”ters zwar ebenfals viel contribuiren koͤnne, je-
”doch aber nicht alles, ſondern das allermeiſte
”koͤmmet auf die hohe Landes-Obrigkeit wohl an.
”Denn gleichwie in heiliger Schrift; Eccleſ. 5.
”v.
8. Der Koͤnig im ganzen Lande iſt, das Feld
”zu bauen; alſo ſolten hohe Landes-Obrigkeiten
”vor allen Dingen, auch ehe ſie andere Geſetze
”publicirten, die Einrichtung ihrer Landes Oeco-
”nomie,
und daß ein jeder Privatus ſeine Guͤter
”auf das beſte, als nur moͤglich, anbauen, viel
”darauf erbauen und nutzen moͤge, beſorgen.
”Und weilen ein ſolches ohne ſattſame Duͤngung,
”einfolglich vorhergehende Vieh-Haltung un-
”moͤglich ins Werk zu richten, ſo hat alle Obrig-
”keit auf alle Weiſe und Wege dahin zu trach-
”ten, wie deſſelbigen Aufnahme befoͤrdert wer-
”den moͤge. Jnsbeſondere, weil die ſoge-
”nannten Coppel-Triften dergeſtaltige Landesver-
”derbliche boͤſe und uͤbele Gewohnheiten ſind,
”vermittelſt welchen die meiſten Hauswirthe
A 3ab-
[6]1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung
”abgehalten werden, ihre Guͤter, alſo, wie ſichs
”gehoͤret, zu beſaͤen und zu nutzen.
Und am Ende dieſer Section:
”Mit einem Worte, wenn die Obrigkeit vim
”coactivam
gegen einem jedweden zu ſeinem ſelbſt
”eigenen Nutzen gebrauchete, ſo waͤre dergleichen
”hochnuͤtzlicher Gezwang, das hoͤchſte Recht und
”Billigkeit; denn ſonſten alle gute und loͤbliche
”Dinge bey denen meiſten trotzigen Koͤpfen kei-
”nen Ingreſſ finden.


Hierzu wuͤrde aber freylich ein rechtſchaffener
und erfahrner Mann erfordert, welcher von ſeinem
Landes-Herrn mit hinlaͤnglichen Befehlen und An-
ſehen verſehen ſeyn muͤſte, damit er nicht nur denen
Unterthanen den noͤthigen Unterricht und Anwei-
ſung geben, ſondern ſie auch zur Arbeit anhalten,
und zum Gehorſam bringen koͤnnte. Wovon in
den Leipz. Saml. p. 723. ſqq. im vierten Bande
mit mehrern nachzuleſen.


Allein hier fehlet es mehrentheils an Ein-
ſicht und Erfahrung, welcher Fehler wohl groͤſten-
theils daher ruͤhret, weil die Collegia Oeconomica
auf hohen Schulen meiſtens mit veraͤchtlichen Au-
gen angeſehen, und vor nichtswuͤrdige Sachen ge-
halten werden.


Wenn aber eine hohe Landes-Obrigkeit durch
guten Rath ſich dahin bewegen lieſſe, daß in ihren
Landen allerhand accisbare Waaren erzogen, und
nach Beſchaffenheit derſelben, Fabbriken angeleget
wuͤrden, ſo muͤſte von den erbauten Fruͤchten und
fabri-
[7]der Aecker ohne Brache.
fabricirten Waaren, nicht alſobald Acciſe gefordert
werden, ſondern man ſolte billig dergleichen Leute
und Fabricanten auf einige Jahre von all[e]n Abga-
ben frey laſſen, bis ſie erſtlich ihre Verſuche und
Proben mit Nutzen ausgefuͤhret und in voͤllige
Ordnung gebracht haͤtten. Nach verfloſſener Zeit,
koͤnnten von jeden Centner Waaren, es moͤgten ſol-
che beſtehen worinnen ſie wollen, die Abgaben ein-
gerichtet werden, und die Unterthanen wuͤrden auch
alsdenn ſolche gewiß ohne Murren entrichten.
Wenn aber dergleichen Jmpoſten zu zeitig und
uͤbereilig abgefordert werden, ſo werden die Leute
verdruͤßlich, und laſſen es lieber bey dem alten Her-
kommen bewenden.


Es iſt mir noch gar wohl erinnerlich, daß an
einem gewiſſen Orte von den Acker-Leuten angefan-
gen wurde, den Taback ackerweiſe zu zeugen; als
ihnen aber durch Angeben einiger Bedienten, alſo-
bald, da ſie noch erſtlich Verſuche und Proben an-
ſtelten, von einem jeden Acker einige Reichs-Tha-
ler jaͤhrlich zu geben auferleget wurde, ehe und be-
vor noch die Tabacks-Spinnerey und Fabric in
Ordnung gebracht war, ſo wurden die Leute hier-
durch abgeſchrecket dergleichen mehr zu bauen.


Es war aber in der That von denen Rathge-
bern eine alzuſchleunige und ohnuͤberlegte Abfor-
derung, und waͤre meines Erachtens viel beſſer ge-
weſen, erſtlich binnen einigen Jahren die Fabricken
in Ordnung bringen zu laſſen, hernach aber, wie
es denn billig, von jedem Centner ausgehender und
A 4ver-
[8]1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung
verkaufter Waaren, aber nicht von den Aeckern ei-
ne gewiſſe Acciſe zu fordern. Dergleichen be-
ſchwerliche Abgaben ſind nicht ſo wohl nach der
Anzahl der Aecker, als nach den darauf erbauten
Fruͤchten einzurichten. Denn da ſolche gar viel-
mal auf den Aeckern nicht nach Wunſch anſchlagen,
ſo wuͤrden folglich die Unterthanen in doppelten
Schaden kommen, wenn ſie nemlich bey ſchlech-
ten Fruͤchten ihre aufgewendeten Koſten wohl nicht
einmal heraus bringen, und doch gleichwohl noch
darzu ſolche ſchwere Auflagen auf die Aecker ent-
richten ſolten.


Mit der Unterthanen Beſchwerde und Seuf-
zen etwas anzugeben, und dergleichen Auflagen zu
erſinnen, bedarf kein groſſes Nachdenken, und iſt in
Wahrheit eine ſchlechte Kunſt, gereichet auch am
Ende dem Landes-Herrn mehr zum Schaden als
zum Nutzen. Denn obſchon die damahligen
Rathgeber gemeynet, es werde der Herrſchaft ein
groſſer Vortheil zuwachſen, wenn ſolche Auflagen
auf die Tabacks-Aecker geſetzet wuͤrden, ſo haben ſie
dennoch derſelben hierdurch vielmehr einen merk-
lichen Schaden verurſachet, indem die Leute den
Tabacks-Bau gar unterlaſſen. Koͤnte denn der
Taback, wenn er in unſerm Lande gezeuget wuͤrde,
nicht eben ſo wohl gehoͤrig zugerichtet, die Blaͤtter
fortiret, geſponnen, auf der Tabacks-Bank ge-
ſchnitten, und theils in unſerm Lande conſumiret,
theils in andere Laͤnder geſchaffet werden, wie ſol-
ches an andern Orten auch geſchiehet? Was wuͤr-
de nicht dieſes ſo wohl den Unterthanen als der
Obrig-
[9]der Aecker ohne Brache.
Obrigkeit jaͤhrlich vor ungemeinen Vortheil brin-
gen.


Wenn ein Cameraliſt nur darauf bedacht iſt,
denen armen Unterthanen neue Auflagen zu ma-
chen, ſo iſt das wohl die allerelendeſte, und eine
hoͤchſt unverantwortliche Beſchaͤftigung, beſonders
wenn alſobald die Execution zur Hand genommen
wird. Wie viel waͤre hier noch zu ſagen? allein
wer die Wahrheit geigt, dem ſchmeiſet man mit
dem Fiedel-Bogen auf den Kopf.


Es hat mir daher der gute Rath ſehr wohl
gefallen, und ſolte ſolcher billig von denen Acker-
Leuten beſſer befolget werden, welcher Herr I. B.
S. v. E.
in den Grund-Riſſe der Fuͤrſten-Kunſt
p. 155. von Verbeſſerung des Landes und von den
Anbau neuer Fruͤchte gegeben. Seine Worte
lautet alſo:


„Nicht zu gedenken, daß auch der ſchlechteſte
”Acker durch fleißigen Bau immer beſſer, und
”endlich dem guten faſt gleich werde. Weiter
”halte ich dafuͤr, man ſolte an den alten Haus-
”halts- und Acker-Gebraͤuchen nicht uͤberal ſo fe-
”ſte kleben bleiben, ſondern wie die Beduͤrfniſſe
”und der Vertreib des Landes ſich ergeben, nach
”ſolchen auch den Bau deſſelben in thunlicher
”Maaße einrichten. Nicht alles was unſere Vaͤ-
”ter gezogen und gepflanzet, iſt heut zu Tage uns
”nuͤtze und angenehm, ſo wenig als ſie verſchie-
”dener Dinge, welche unſere jetzige Lebens-Art
”theils noͤthig, theils unentbehrlich machet, be-
”duͤrft oder darnach verlanget haben. Auch hier-
A 5”innen
[10]1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung
”innen hat der menſchliche Geſchmack ein groſſes
”Gebiete. Daher wolte ich, daß man in einem
”Lande alles dasjenige zu bauen verſuchen ſolte,
”was man zum Lebens-Unterhalte, auch wie kurz
”vorher erwehnet worden, zur Luſt und Vergnuͤ-
”gen des abwechſelnden Geſchmackes, aus frem-
”den Gegenden, gegen Geld, oder ſonſt mit Un-
”ſtatten holen muß. Hierbey wird man ohne
”mein Erinnern verſtehen, daß ich von keinen, ge-
”gen die Himmels-Stellung und Erdlage vorzu-
”nehmenden Feldbau zu reden gemeinet ſey. Wer
”bey uns Oliven und Zimmet-Baͤume in einen
”Fichten- oder Tannen-Wald pflanzen wolte, der
”wuͤrde an ſich ſo laͤcherlich, als deſſen Arbeit ver-
”gebens ſeyn. Es beweiſet ſolches indeſſen nicht,
”daß Grund und Boden in unſern Landes Gegen-
”den ſchon uͤberal bearbeitet und genutzet werde,
”wie ſelbige die Natur tuͤchtig gemachet, und
”durch Fleiß ſolches erſtlich erweislich wird. Oh-
”ne die unzehlige Baum- und Garten-Gewaͤchſe
”zu beruͤhren, welche man ſeit nicht alzuvielen
”Jahren aus fremden Laͤndern in deutſche Erde
”verſetzet, und daſelbſt zu kuͤnſtlichen Wuchs und
”Fruͤchten befoͤrdert hat.


Wer haͤtte alſo noch vor wenigen Jahren vor
moͤglich gehalten, daß man alle diejenigen Ge-
waͤchſe, deren Cultur ich in meinem Land- und
Garten-Schatze
beſchrieben, in unſern Erfur-
tiſchen Feldern und Gaͤrten erziehen koͤnnte, wie es
wirklich jetzo geſchiehet.


§. 5.
[11]der Aecker ohne Brache.

§. 5.


Die obengedachte uralte und algemeine Ge-Daß in un-
ſern Erfur-
tiſ. Feldern
ſolche Ver-
beſſerung
geſchehen,
und worin-
nen ſolche
beſtehe.

wohnheit, die Laͤndereyen in drey Felder einzuthei-
len, und lediglich zu Erziehung der Korn-Fruͤchte
zu brauchen, iſt in unſerer Erfurtiſchen Flure meh-
rentheils abgeſchaft. Wir wiſſen von keinen Winter-
Sommer- und Brach-Felde, ſondern haben ein ge-
mengtes Feld, wo man Winter-Fruͤchte, Sommer-
Fruͤchte, Specerey- und Kuͤchen-Gewaͤchſe, auch
leere Brach-Aecker unter einander antrift.


Ein jeder kan ſeine Laͤnderey alle Jahr beſtel-
len, womit er dieſelben nur am beſten zu nutzen
denket. Er kan ſie auch laſſen Brache liegen, wo
und zu welcher Zeit er es nach ſeiner Einſicht vor
noͤthig und rathſam haͤlt. Wie denn die um un-
ſerer Stadt herum liegenden Aecker von mir und
andern, ordentlich alle Jahr, theils mit Korn-
Fruͤchten, theils mit Kuͤchen- und Specerey-Ge-
waͤchſen beſtellet werden, ſo, daß man ſelten einen
Brach-Acker darunter antreffen wird.


Und ſo ja hin und wieder einige geſehen wer-
den, ſo gehoͤren ſie doch meiſtens nur den Cloͤſtern,
oder einigen unverſtaͤndigen und eigenſinnigen
Leuten, welche auf den wunderlichen Vorurtheile
beharren, man muͤſſe doch einem Acker auch ſeine
Ruhe goͤnnen, wenn er ſolte Fruͤchte tragen, wel-
ches aber, wie aus den nachfolgenden erhellen
wird, recht einfaͤltig iſt.


§. 6.
[12]1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung

§. 6.


Aecker wer-
den 18 Jahr
ohne Brache
und Duͤn-
gung beſtel-
let.

Dieſe Art, die Aecker viele Jahre hinter ein-
ander ohne Brache zu beſtellen, und mit denen
Fruͤchten kluͤglich abzuwechſeln, iſt von meinen ſe-
ligen Eltern vor mehr denn 80 Jahren angefan-
gen, und eine ziemliche Zeit faſt alleine getrieben
worden. Sie haben aber die Abwechſelung der
Fruͤchte und jaͤhrliche Beſtellung der Aecker ohne
friſche Duͤngung nicht hoͤher als auf zwoͤlf Jahr
bringen koͤnnen. Allein, nachdem ich den Acker-
bau uͤbernommen, habe ich mich bemuͤhet, die Sa-
che immer weiter zu treiben, und habe es endlich
durch gehoͤriges Nachſinnen, viele angeſtelte Ver-
ſuche und aufgewandte Koſten dahin gebracht, daß
ich bey meiner Abwechſelung der Fruͤchte die Aecker
18 Jahr hinter einander ohne Brache und friſche
Duͤngung aljaͤhrlich mit Nutzen beſtellen laſſe,
welches auch unſern Erfurtiſchen Landes-Leuten
mehr als zu wohl bekant iſt, und von vielen, ſo weit
ſich ihre Einſicht erſtrecket, nachgeahmet wird, aber
ohne Ruhm zu melden, mir noch von keinen hat
koͤnnen gleich gethan werden.


§. 7.


Dieſer Vor-
theil ſol mit-
getheilet
werden.

Und dieſes iſt eben der Vortheil, welchen ich
in dieſem fuͤnften Theile meines Land- und Gar-
ten-Schatzes
zu entdecken mir vorgenommen ha-
be; denn ob ich gleich dieſe Wiſſenſchaft anfaͤnglich
lediglich vor meine Familie zu Papiere gebracht,
um ſolche vor die Meinigen zuruͤck zu behalten,
damit ſie ſich einmal darnach richten koͤnten; ſo
habe
[13]der Aecker ohne Brache.
habe dennoch aus wichtigen Urſachen und wahrer
Begierde meinem Naͤchſten zu dienen, meine Ge-
danken geaͤndert. Denn nachdem ich aus glei-
chem Triebe einmal angefangen, die Erfurtiſche
Cultur der Aecker und Gaͤrten bekant zu machen,
auch beſonders die Erziehung derer Kuͤchen- und
Specerey-Fruͤchte in den vorhergehenden Theilen
ſchon beſchrieben, ſo ſehe gar wohl ein, daß der be-
reits gegebene Unterricht ohne die Wiſſenſchaft mit
den Fruͤchten gehoͤrig abwechſeln, noch nicht hin-
laͤnglich ſey, ſolche Cultur mit Nutzen vorzuneh-
men und nachzuahmen, und halte mich auch da-
her verbunden, mit dieſen hierzu unentbehrlichen
Vortheil nicht laͤnger zuruͤck zu halten. Jch habe
das Vertrauen, daß Gott, dem ohngeachtet, vor
die Meinen ſorgen werde. Und wer weiß, war-
um der Geber alles Guten, mir einen Theil zeitli-
cher Guͤter zugeworfen, deſſen ich nicht werth bin?
Vielleicht iſt es eben deswegen geſchehen, daß ich
mit meiner geringen Erfahrung andern deſto un-
eigennuͤtziger ſoll zu dienen ſuchen.


Jn dieſem meinen gefaßten Entſchluſſe beſtaͤr-
ken mich auch folgende Worte, welche ich in mei-
nem oͤconomiſchen Collectaneo finde, alwo ich
aber den Ort, wo ich ſolche geleſen, aus Ver-
ſehen nicht notiret habe: Sie lauten alſo:

„Es
”giebt viel edle Gemuͤther, welche ſich von ei-
”ner ſchnoͤden und niedertraͤchtigen Eigennuͤ-
”tzigkeit nicht ſo ſehr bezaubern laſſen, daß ſie
”nicht bereit und willig ſeyn ſolten, wenn ſie Ge-
”legenheit haͤtten, andern ihre Erfahrungen und
”Ein-
[14]1. Cap. von 18jaͤhriger Nutzung
”Einſichten mitzutheilen, und dadurch das alge-
”meine Beſte, nachdem ſie ihren Privat-Vor-
”theil dabey gefunden, auch zu befoͤrdern. Und
”eben dieſen bieten wir die Gelegenheit an, ſich
”um ihren Naͤchſten ohne Koſten und Unbequem-
”lichkeit verdient zu machen.“


Denn ob man gleich in den vorhergehenden
Theilen eine volſtaͤndige und aufrichtige Anweiſung
findet, ſolche Fruͤchte zu erziehen, ſo fehlet doch noch
die Einſicht, mit denen Fruͤchten dergeſtalt abzu-
wech ſeln, daß man den Acker alle Jahr mit Nutzen
beſtellen, und folglich die theure Duͤngung, nebſt
den andern jaͤhrlichen ſchweren Koſten, nach und
nach wieder herausbringen kan.


§. 8.


Jſt eine
hoͤchſtnoͤthi-
ge Wiſſen-
ſchafft.

Ohne dieſe Wiſſenſchaft koͤnte Jemand mit
Erziehung der Kuͤchen- und Specerey-Gewaͤchſe,
beſonders bey jetzigen Zeiten, den groͤſten Schaden
leiden, wie es manchem allhier, welche mir dieſe
Cultur mit Unverſtand nachgeaͤffet, alſo ergan-
gen iſt.


Es giebt nemlich hier Leute, welche entweder
keinen Heller anwenden Verſuche und Proben an-
zuſtellen, ſondern alles auf andern ihre Koſten an-
kommen laſſen, und hernach eine Sache ablauren
wollen; oder ſie duͤnken ſich ſo weiſe, daß ſie ſich
es vor einen Schimpf achten, wenn ſie fragen oder
eiue Lehre annehmen ſolten, da doch im Land und
Garten-Bau kein Menſch auslernen kan. So
oft ich eine noch nicht bekante Beſtellung oder neue
Ein-
[15]der Aecker ohne Brache.
Einrichtung auf meinen Aeckern und in meinen
Gaͤrten vorgenommen, oder ſonſt eine neue Sorte
von Fruͤchten herbey geſchaffet, und auf meinen Guͤ-
tern angeleget, ſo ſind ſie gleich das andere Jahr
auch damit angeſtochen kommen, haben mir wohl
gar den Samen von denen neuen Fruͤchten geſtoh-
len, auch weil ſie nicht alles einſehen koͤnnen, ſich
hinter meine Tageloͤhner geſtecket, ſolche zu Verraͤ-
thern gebrauchet, und bey einer Kanne Bier auszu-
forſchen geſuchet, wie dieſes und jenes eingerichtet
und cultiviret worden.


Wenn ich nun gemerket, daß dergleichen Leute
auf meine Abwechſelung der Fruͤchte in Beſtel-
lung der Aecker, Achtung gegeben, ſich darnach ge-
richtet, und ſolche nachahmen wollen, ſo bin von
meiner Ordnung der Fruͤchte bey dem Beſtellen
abgegangen, und habe eine Veraͤnderung vorge-
nommen, welches, wie unten zu erſehen ſeyn wird,
auf vier- und mancherley Art geſchehen kan. Hier-
durch ſind ſie ſo irre gemachet worden, daß ſie nicht
gewußt was ſie haben ſollen anfangen. Weil ſie
nun die Abwechſelung der Fruͤchte nicht ſelbſt ver-
ſtanden, ſo haben ſie zuweilen eine unrechte Frucht
auf ihre Aecker beſtellet, und dadurch groſſen Scha-
den erlitten. Und gewiß, wer hierinnen ganz uner-
fahren waͤre, der koͤnte leicht ſolche Fruͤchte auf ei-
nen Acker bringen, welche ſich endlich uͤberwuͤchſen,
oder gar nicht gedeyten, oder aber die Duͤngung gar
zu bald heraus ſaugten, daß ein ſolches Stuͤck her-
nach zu weiter nichts zu brauchen, und von neuen
erſt muͤſte geduͤngt werden. Hieraus erhellet, wie
viel
[16]1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung
viel an dieſer Wiſſenſchaft von der Abwechſelung
der Fruͤchte gelegen.


Dieſer Vortheil, die Aecker durch erfahrne
Abwechſelung der Fruͤchte ohne Brache ſo viele
Jahre hinter einander zu beſtellen, iſt bey uns um
ſo viel noͤthiger, da die Aecker in einen ſo hohen
Preis ſtehen, daß ſie mit 130. bis 40 Rthlr. bezah-
let werden, folglich ein groſſes Capital darinnen
ſtecket, und keiner unter 5. bis 6. Thaler verpach-
tet wird.


Ueber dieſes iſt die Duͤngung jetzo im Preiſe
mehr als noch einmal ſo hoch geſtiegen, als was ſie
ſonſten gekoſtet. Vor etwan 50 Jahren, welches
ich mich noch gar wohl erinnern kan, kam ein Fu-
der Duͤngung nicht hoͤher als 15 Gr. mit dem Fuhr-
lohne zu ſtehen. Jetziger Zeit aber iſt kein Fuder
ohne das Fuhrlohn unter 1 Thl. 3 Gr. zu haben.
Hierzu kommt nun erſt noch 9 Gr. auf ein Fuder
vor Fuhrlohn, 6 Gr. vor zwey Tageloͤhner zum
Aufladen, 3 Gr. vor Bier und Brandewein. (wel-
ches ſeinen Geſatz hat) Da nun des Tages nicht
mehr als vier Fuder gefahren werden, ſo betraͤgt es
auf ein Fuder 1 Thlr. 14 Gr. 3 Pf.


Dieſe Theurung kommt daher, weil nunmehr
ſo wohl die Eigenthuͤmer als Pachter, dieſe Veraͤn-
derung mit den Fruͤchten, in Beſtellung der Aecker,
auch zum Theil lernen einſehen. Ob ſie es nun
gleich nicht ſo hoch treiben, und die Abwechſelung
mit den Kuͤchen- und Specerey-Fruͤchten nicht auf
ſo viele Jahre zu continuiren wiſſen, als ich bisher
gepfleget, auch wohl manchmal hierinnen gar ſehre
ſtol-
[17]der Aecker ohne Brache.
ſtolpern; ſo brauchen ſie doch alle Duͤngung, wo-
durch ſolche nothwendig theuer gemachet werden
muß.


Nicht zu gedenken, daß das Arth- und Graber-
Lohn welches 2 Thlr. und von der Duͤngung einzu
graben 2 Thlr. 12 Gr. betraͤgt, nebſt den andern
vielen Koſten, welche noch aufzuwenden, ehe die
Fruͤchte koͤnnen verkaufet werden, ſich ebenfals hoͤ-
her belaufet als ſonſten, ſo komt noch hinzu, daß
verſchiedene Kuͤchen-Fruͤchte und Specerey-Waa-
ren nicht mehr in dem Werthe und Preiße ſind wie
ſonſten, weil die Cultur derſelben, wie bereits er-
wehnet, von weit mehrern Leuten als ehedem ge-
trieben wird.


Wie wolte man alſo zu unſern Zeiten den
theuren Pacht, die koſtbare Duͤngung, das Arth-
und Graber-Lohn nebſt andern vielen Aufwand
wieder herausbringen, wenn man den Acker nicht
alle Jahr zu beſtellen, und die einmal darauf ge-
bracht Duͤngung nicht viele Jahre nach einander
zu nutzen wuͤſte.


Ein gemeiner Buͤrger und Ackermann, der ei-
nige wenige Aecker beſitzet oder gepachtet, und de-
nen Tagloͤhnern beſtaͤndig auf dem Halſe ſeyn
und ſolche zum Fleiſſe antreiben kan, auch mit den
Seinigen ſelbſten Hand anleget, ja wohl gar die
meiſte Arbeit mit ſeiner Familie ſelbſten verrichtet,
und die erzeugten Fruͤchte durch die Seinigen zum
Marckte tragen und einzeln verkauffen laͤſſet, der
doͤrfte ja noch wohl zur Noth, wenn er die Sache
ſonſt verſtehet, etwas verdienen und ein gut Tage-
5. Theil BLohn
[18]1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung
Lohn heraus bringen, wenn er auch gleich die Ver-
aͤnderung in Beſtellung der Fruͤchte nicht auf alzu
viele Jahre hinaus zu bringen weiß, Allein wenn
ein ſolcher ſeinen Acker nach geſchehener Duͤngung
ſo viele Jahre hinter einander, als ich beſtellen und
nutzen koͤnte, ſo wuͤrde er bey ſeiner ſauren Arbeit
ohne Zweifel vielmehr Vortheil von dem Acker
ziehen.


Jch wenigſtens, da ich alles durch Tageloͤh-
ner muß verrichten laſſen, und vieler wichtigen
Geſchaͤfte auch oͤfterer Leibes Schwachheit halber
ſolche oft viele Tage nicht zu ſehen bekomme, und
noch vielweniger bey ihnen bleiben kan, auch uͤber-
dieß die Waaren nicht einzeln verkauffe, ſondern
denen Hoͤcken ſo wohl in unſerer Stadt als von
andern Orten in Quantitaͤt uͤberlaſſen, und auch
einen Profit goͤnnen muß, bey dieſen Umſtaͤnden,
ſage ich, wuͤrde ich zumal bey jetzigen Zeiten ge-
wiß von meinem vielen Ackerbau die Koſten nim-
mermehr heraus bringen und den groͤſten Schaden
leiden, wenn ich nicht ans langer Erfahrung mit
denen Fruͤchten haͤtte alſo lernen abwechſeln, daß
ich meine Aecker 18 Jahr hinter einander ohne
wiederholte Duͤngung mit Nutzen beſtellen koͤnte.


Die 18jaͤhri-
ge Beſtel-
lung mit
Kuͤchen-
Specerey-
und Korn-
Fruͤchten iſt
hoͤchſt vor-heilhaſt

§. 9.


Daß dieſe Cultur, da die Aecker alljaͤhrlich be-
ſtellet, und nebſt den Korn-Fruͤchten auch allerhand
ſchoͤne Kuͤchen- und Specerey-Fruͤchte mit gehoͤri-
ger Abwechſelung darauf erzeuget werden, vor der
gemeinen Cultur, da man die Felder nur zu Korn-
Fruͤch
[19]der Aecker ohne Brache.
Fruͤchten brauchet, und allezeit das dritte Jahr laͤßt
Brache liegen, einen ſehr groſſen Vorzug habe, hat
auſer allen Streit ſeine Richtigkeit; denn die viel-
faͤltige Erfahrung giebt es, daß ein mit Garten-
und Specerey- Fruͤchten wohl begatteter Acker
mehr abwerffe als die Korn-Fruͤchte welche auf
etlichen Aeckern erwachſen.


Jch ſo wohl als meine ſelige Eltern habe
ohne Ruhm zu melden, wie auch jederman alhier
bekant iſt, mit dieſer Cultur etwas anſehnliches
erworben, welches zu Zeiten meiner Vorfahren
freylich viel leichter war, als jetzo, indem ſich nicht
ſo viele auf dieſe Cultur legten, weil ſie die Ver-
aͤnderung mit denen Fruͤchten noch nicht ſo einſe-
hen konten, folglich, wie ſchon gedacht, die Duͤn-
gung nicht halb ſo hoch kam, und die Fruͤchte
gleichwohl angenehmer und theurer waren als
jetzo. Bey dieſen Umſtaͤnden iſt leicht zu erach-
ten, was dieſe Cultur damals vor einen anſehnli-
chen Profit muͤſſe abgeworfen haben.


Dahero auch meine ſel. Eltern von vielen nei-
diſchen und unverſtaͤndigen Leuten allerhand uͤble
Nachreden erdulten muſten, als wenn es nemlich
mit ihren Vermoͤgen und Erwerb nicht von rech-
ten Dingen zuginge, und was dergleichen un-
chriſtliche Beſchuldigungen und Calumnien mehr
waren, womit rechtſchaffene fleiſige und erfahrene
Hauswirthe gemeiniglich belaͤſtiget werden.


Jetzo pflegen viele dieſe Cultur nachzuahmen,
welches auch einigen wohl gelungen, manchen aber
B 2auch
[20]1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung
auch mißlungen iſt. Ja ſo gar haben einige
Pachter, welche anfaͤnglich nicht eine eigenthuͤm-
liche Furche Land gehabt, ſondern nur von andern
einige Aecker in Pacht genommen, ſich mit ſolcher
Cultur ein feines Vermoͤgen erworben.


Es komt hier nicht allezeit darauf an, ob man
eigen Land habe, denn derjenige, welcher ſolches be-
ſitzet, und ſein Capital daran gewendet hat, bringet
die Intereſſe durch das Pacht-Geld nicht wieder
heraus, und muß noch uͤber dieſes der Obrigkeit
die jaͤhrlichen Onera, und die auf den Aeckern ſte-
henden Erbzinſen und Majazin oder Decimation
abtragen. Daher der Eigenthuͤmer zuweilen viel
ſchlechter dabey faͤhret, als der Pachter ſelbſt, wel-
cher einige Aecker zur Miethe oder in Pacht nimt,
und jaͤhrlich von jedem 5 Thaler Pachtzins, oder
6 Fl. Meißniſcher Waͤhrung, giebet, wie oben p. 16.
erinnert worden. Und obgleich bey jetziger Zeit,
wegen alzuvieler Erziehung der Kuͤchen- und Spe-
cerey-Fruͤchte, wie bereits gedacht, um der theuren
Duͤngung willen, der Nutzen alhier nicht allemal
mehr ſo ſtarck heraus komt, ſo bleibet ihnen doch
nebſt goͤttlicher Verleihung ein jaͤhrlicher Ueber-
ſchuß, daß ihre Arbeit wohl belohnet wird.


Wenn ich meine Cultur mit Veraͤnderung
der Fruͤchte auf ſo viele Jahre wie ein Kuͤnſtler,
welcher ſich nicht gerne zuſehen laͤßt, oder wie ein
Handwerks-Mann in der Stube haͤtte treiben
koͤnnen, ſo daß Niemand ſolche koͤnnen einſehen
und nachahmen, ich wolte gewiß damit ungleich
mehr erworben haben. Allein ſo iſt meine Art,
die
[21]der Aecker ohne Brache.
die Acker zu begatten aller Augen unterworffen,
und kan, weil ſie im freyen Felde muß vorgenom-
men werden, von Buͤrgern und Bauern mit ange-
ſehen und nachgeahmet werden; jedoch bleibt
noch immer etwas uͤbrig das vor ihren Augen ver-
borgen iſt.


Nebſt dem Profit, welchen man aus den
Fruͤchten erhaͤlt, hat dieſe Cultur auch ihren herr-
lichen Nutzen bey der Viehzucht; denn nicht zu ge-
dencken, daß man auf ſolchen wohl zubereiteten
Aeckern, durch das Jaͤten der Fruͤchte, das ſchoͤn-
ſte und fetteſte Gras zur Fuͤtterung erhaͤlt, ſo be-
trachte man, was vor Blaͤtter vom Kraute, Blu-
men-Kohle und Kohlrabi abgehen, wie viel Graͤſig
von denen Moͤhren-Ruben- und Paſtinat-Wur-
zeln abgeſchnitten werde; ja was von eben dieſen
Wurtzel-Gewaͤchſen vor eine Menge Ausſchuß
oder zackichte Wurzeln, die zum Verkauf nicht die-
nen, zuruͤck bleiben, ſo wird man leicht erachten
koͤnnen, was dieſe Cultur vor herrliche Fuͤtterung, ſo
wohl vor das Rind-Vieh, als auch vor die Schwei-
ne und anderes Vieh, abwerffe. Nicht zu geden-
ken, daß das Mohn- und Safflor-Stroh, bey jetzi-
gen groſen Holz-Mangel, in einem Hausweſen zu
dem Verheitzen gar ungemeine Dienſte thut.


Siehet man aber auf das Gemeine Weſen,
ſo wird dieſe Cultur auch in vielen Stuͤcken ihren
beſondern Nutzen offenbahren:


Denn erſtlich werden dadurch viele ſchoͤne
Kuͤch-Speiſen und Gemuͤſe in einen Ort geſchaf-
fet, wodurch nicht nur Haus-Vaͤter die Jhrigen
B 3leich-
[22]1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung
leichter bekoͤſtigen koͤnnen, ſondern auch Fremde
wohlfeilere Zehrung finden.


Zum andern wird durch dieſe Cultur ſehr
vielen Leuten Gelegenheit geſchaffet ihr Brod zu
verdienen, wie ich denn, ohne Ruhm zu melden, al-
leine vielen Familien durch meinen Acker- und
Garten-Bau Nahrung und jaͤhrlichen Unterhalt
ſchaffe, indem ich das ganze Jahr hindurch taͤglich
wohl 30 Tageloͤhner, aber den Sommer uͤber bey
dem Jaͤten, Saflor abnehmen, und anderer Arbeit
deren zuweilen wohl 100 und noch mehr haben
muß. Denn bey dieſer Cultur giebt es auch mit-
ten im Winter, beſonders bey uns, gar vielerley zu
thun. Einige Tageloͤhner muͤſſen ſich mit der
Brunnen-Kreſſe beſchaͤftigen, einige in die Scheu-
ren gehen, einige Miſt laden, einige muͤſſen Wur-
zeln aus der Erde holen, ausputzen und zum Ver-
kaufe einbinden,*) einige haben die Weiden zu ſor-
tiren, auszuſchneideln und zu ſpalten, mit welchen
die gruͤne Waare und Wurzeln das Jahr uͤber ein-
gebunden werden. Dieſe geſpalteten Weiden wer-
den in Bindlein gebunden, auf die Boͤden ge-
ſchaft, und ſo man ſie hernach noͤthig hat, eine
Stun-
[23]der Aecker ohne Brache.
Stunde vorher ins Waſſer geweichet, ſo ſind ſie ſo
gut zu gebrauchen als wenn ſie friſch waͤren. Es
wird ſich der geneigte Leſer wundern, wenn ich
verſichere, daß mir dergleichen Weidlein, mit dem
Macherlohne jaͤhrlich uͤber 50 Thaler, und wohl
noch hoͤher, zu ſtehen kommen.


Zum dritten wird durch den Verkauf der er-
zeugten Waaren und Specerey-Fruͤchte, Handel
und Wandel befoͤrdert, und vieles Geld von aus
waͤrtigen Oertern herbey gezogen.


Viertens werden die Einkuͤnfte der Hohen
Obrigkeit durch dieſe Cultur um ein merkliches
vermehret. Denn jeder Tageloͤhner, er ſey Buͤrger
oder Schutz-Verwander (woran es jetziger Zeit
faſt fehlen wil) muß der Obrigkeit jaͤhrlich etwas
gewiſſes abgeben.


Durch ſo viel Leute wird die Conſumtion, an
Victualien, Getraͤnke, Kleidung, und anderer
Nothdurft, viel ſtaͤrker, wovon die Obrigkeit jaͤhr-
lich eine erkleckliche Acciſe erhaͤlt. Und was ziehet
die Obrigkeit nicht jaͤhrlich vor Geld von einer ſo
groſen Menge der accisbaren Waaren, welche in
andere Laͤnder geſchaffet werden.


Jch koͤnte noch vieles von dem Einfluß dieſer
Cultur in das Cameral-Weſen hinzufuͤgen; allein
weil ich gewiß erfahren, daß der Herr Hofrath
Daries in Jena ſeine Cameral-wiſſenſchaf-
ten
unter der Preſſe hat, und eheſtens ans Licht
ſtellen wird, ſo bin ich der Muͤhe uͤberhoben. Es
iſt kein Zweifel, das dieſer gelehrte Mann hierin-
nen ein ſolches Werk liefern wird, dergleichen
B 4wohl
[24]1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung
wohl noch nicht zum Vorſchein gekommen iſt, in-
dem der gelehrten Welt deſſen vortrefliche Schrif-
ten albereit vor Augen liegen, in welchen allent-
halben Ordnung und Gruͤndlichkeit herrſchen.
Dahero ich ſo wohl als andere dieſem ſchoͤnen
Werke mit Verlangen entgegen ſehen.


§. 10.


Dieſe Cul-
tur iſt ein-
zufuͤhren
und weiter
zu poußiren

Hieraus wird man nun zur Gnuͤge erkennen,
wie nuͤtzlich einem Lande die Erziehung der Kuͤ-
chen- und Specerey-Fruͤchte ſey, und daß man al-
lerdings Urſache habe, von der alten Gewohnheit,
die Aecker in drey Felder einzutheilen, und blos
und alleine mit Korn-Fruͤchten zu beſtellen, wo ſichs
wil thun laſſen, abzugehen, und hingegen die an-
gegebene Cultur in einem gewiſſen Diſtricte einzu-
fuͤhren, und ſo viel moͤglich, zu poußiren. Denn
nach meiner wenigen Einſicht halte ich davor, daß
es allerdings der Muͤhe werth waͤre, daß derglei-
chen Anbau, dem gemeinen Weſen zum Beſten,
von Jemand anders noch genauer und gruͤndlicher
unterſuchet werde, denn ich ſtehe nicht in einer ſol-
chen Einbildung der Volkommenheit, als wenn
von andern einer Sache nicht auch nachgedacht
und etwas neues und mehreres erfunden wer-
den koͤnte. Und es wuͤrde gewiß eine groſe Ein-
falt ſeyn, wenn ich glauben wolte, daß die von mir
angegebene vieljaͤhrige Nutzung der Acker, ver-
mittelſt der Abwechſelung der Fruͤchte, gaͤnzlich
erſchoͤpfet waͤre. Ja ich habe ſelbſt mit vierte halb
Ackern gleich vor unſerm Schmidſtaͤdter-Thore ei-
ne
[25]der Aecker ohne Brache.
ne Probe gemachet, und ſolches Stuͤck nach den
verfloſſenen 18 Jahren noch dreymal beſtellet, und
wuͤrklich in dem verfloſſenen Jahre zum 21ten-
mal, ohne Brache und friſche Duͤngung genutzet.


§. 11.


Was nun aber dieſe Wiſſenſchaft, von wel-Die Urthei-
le hieruͤber
werden un-
gleich ſeyn.

cher ich bisher nur vorlaͤufig gehandelt, anbelan-
get, ſo kan ich leicht erachten, daß die Urtheile dar-
uͤber ganz ungleich fallen werden.


Manchen wird es unglaublich vorkommen,
und werden es vor eine bloſſe Pralerey, oder vor
ein ſolches Angeben halten, wohinter nichts ſon-
derliches ſtecke, oder wovon man doch den vermein-
ten Nutzen nicht zu hoffen haͤtte.


Andere werden es vor eine Sache anſehen,
die zwar in Erfurt, aber keinesweges an andern
Orten practicabel ſey, und dahero allerhand Ein-
wuͤrfe dagegen machen. Doch dieſes wird mich
wenig beunruhigen; denn es pfleget ordentlich ſo
zu gehen, daß neue Erfindungen und Anſchlaͤge
von vielen getadelt und verworffen werden, bis ih-
nen der augenſcheinliche Nutze und Werth derſel-
ben, durch die Erfahrung, in die Augen leuchtet.


Es iſt mir auch ſchon zur Gewohnheit wor-
den, daß unerfahrne und unverſtaͤndiche Leute,
wenn ſie meine Erfindungen und Anſchlaͤge geſe-
hen, anfaͤnglich ſich daruͤber aufgehalten, und wohl
allerhand Spottreden dabey gefuͤhret, wenn ſie
aber wahrgenommen, wie wohl ſolche von ſtatten
B 5gegan-
[26]1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung
gegangen, und was vor Nutzen ich davon gezogen,
ſo haben ſie es hernach ſelbſt nachgeahmet.


Mit dem Anbau des Brunnenkreſſes, iſt es mir
eben ſo ergangen: denn als ich viele hundert Reichs-
thaler anwendete, und kleine Berge und Anhoͤhen
hinweg ſchanzen ließ, um neue Brunnenkreßklin-
ger anzulegen, (wie aus meiner Hiſtoriſchen Be-
ſchreibung der Erfurtiſchen dreyen Brun-
nen-Gaͤrien
zu erſehen,) ſo wurde ſolches von
vielen vor unmoͤglich gehalten. Man meinte, ich
wuͤrde das Werk nicht hinaus fuͤhren, und meinen
Zweck nicht erreichen, und ich wurde hoͤchſtens ver-
dacht daß ich ſo vieles Geld vergeblich aufwendete.
Es hies: wenn ich auch etwas zuwege braͤchte, ſo
wuͤrde doch ſolches die Koſten nimmermehr abwer-
fen; aber nachdem ich eine ganz unvergleichliche
Brunnenkreßklinger in behoͤrige Ordnung ge-
bracht, dergleichen im ganzen Dreyen-Brunnen
nicht zu finden iſt, daß auch Fremde, wenn ſie ſolche
betrachten, ſich uͤber die Erfindung, ſo wohl derer
Klinger, als auch der gefuͤhrten Gewoͤlber unter
der Erden, in welchen man wie in einer Stube
ſich aufhalten kan, wundern muͤſſen; ſo fanden
ſich gleich Leute, welche mir ſolches nachzuthun
ſucheten.


Eben ſo iſt es mir auch ergangen, als ich vor
einigen Jahren, ein Stuͤck Landes, gleich an unſerm
Schmiedſtaͤdter-Thore mit Auguſt- und Weixel-
Kirſch Baͤumen Alleenweiſe anlegen laſſen, da man
ſonſten in dieſem Felde dergleichen niemals gehabt.
Es funden ſich nemlich alſobald naſeweiſe Schnaͤr-
cher,
[27]der Aecker ohne Brache.
cher, welche ſagten, daß wegen des Schattens,
welchen die Baͤume in Zukunft machen wuͤrden,
auf dem Lande nichts wuͤrde wachſen; allein da ſie
mit ihren Zelken nunmehro anfangen zuſammen
zu wachſen, ſo empfinde ich hiervon zur Zeit noch
nicht den geringſten Abgang an den Fruͤchten, wel-
che auf denſelben Lande noch bis dato erbauet
werden.


Und geſetzt, daß ſich auch einiger Abgang ins
kuͤnftige ereignete, ſo wird doch der Nutzen von
dieſen Baͤumen ſolchen weit uͤberſteigen.


Weil auch dieſe Baͤume in gerader Linie ge-
pflanzet worden, ſo kan man ganz bequem darzwi-
ſchen ackern und graben, und die Sonne kan auch
fuͤglich zwiſchen den Baͤumen hindurch ſchei-
nen.


Jngleichen wurde vorgegeben, daß ich nur
durch dieſe Baͤume die Spatzen oder Sperlinge
aus der Stadt dahin locken werde, daß ſie den
Korn-Fruͤchten, ſonderlich der Gerſte, wie auch dem
Sommer- und Winter-Weitzen, wenn ſie noch in
der Milch ſtuͤnden, groſen Schaden thun wuͤrden.
Eben als wenn vorher, ehe dieſe Baͤume ge-
pflanzet worden, die Sperlinge nicht eben ſo wohl
aus der Stadt in das Feld geflogen, und auf de-
nen um die Stadt herumliegenden Aeckern vielen
Schaden gethan haͤtten.


Von den Schaden, welche dieſe Voͤgel an den
Baͤumen und Fruͤchten verurſachen, kan in
Hrn. Cammer-Rath Kretſchmars Oeco-
nomi-
[28]1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung
nomiſchen Vorſchlaͤgen p. 147. nachgele-
ſen werden, nach deſſen Berechnung ein ein-
ziger Sperling jaͤhrlich an ordinairer Koſt
und verurſachten Schaden 4 Rthlr. 2 Gr.
U+2150 Pf. zu erhalten koſtet.


Jch werde alſo im Anfange uͤber meine ange-
gebene Cultur wohl eben keine beſſeren Urtheile
hoͤren muͤſſen, wie mir es denn ſchon vielmahls be-
gegnet, daß mir die beſten und erfahrenſten Haus-
wirthe widerſprochen, und es vor unmoͤglich gehal-
ten einen Acker ſo viele Jahre nach einander, ohne
neue Duͤngung, zu beſtellen, ja vielweniger haben
ſie es glauben wollen, daß ich dreymal hinter ein-
ander Winter-Rocken auf einen Acker mit Nutzen
erbaue. Wenn ich ihnen aber mein ſchriftliches
Verzeichnis gewieſen, in welchen ſie haben ſehen
koͤnnen, was ich vor Fruͤchte von vielen Jahren her
nach einander auf meinen Aeckern gezeuget: wenn
ich ſie hernach mit auf das Feld genommen, und
Jhnen den Winter-Rocken ſelbſten vor Augen ge-
ſtellet, welcher zum drittenmal auf den nehmlichen
Acker geſtanden, und ſo ſchoͤn, ja wohl noch ſchoͤ-
ner geweſen, als derjenige, welcher nach der ge-
meinen Art und Bauern-Regel, auf Brach-Aecker
beſtellet worden: ja wenn ich Jhnen, um allen
Zweifel zu benehmen, die einzelen von der letztern
Ernde auf den Acker zuruͤck gebliebenen Rocken-
Stoppeln gezeiget, ſo ſind ſie doch endlich voͤllig da-
von uͤberzeuget worden.


§. 12
[29]der Aecker ohne Brache.

§. 12.


So unmoͤglich und unglaublich alſo man-Doch iſt ſie
gewiß und
bewaͤhret.

chen dieſe Cultur vorkommen duͤrfte, ſo gewiß und
bewaͤhrt iſt dieſelbe, und man hat folglich dasje-
nige, was ich bereits davon gedacht, und noch wei-
ter communiciren werde, keinesweges als bloſſe
theoretiſche Gedancken und unverſuchte Vorſchlaͤ-
ge, ſondern vielmehr als einen, auf hinlaͤnglichen
Gruͤnden und natuͤrlichen Urſachen beruhenden,
und durch ſo lange Erfahrung bewaͤhrten Vortheil
anzuſehen.


§. 13.


Ehe ich aber die eigentliche Beſcheribung die-Herr D.
Kuͤhnhold
hat auch
ſchon etwas
davon ange-
fuͤhret.

ſer Cultur ſelbſten anfange, ſo wil nur noch geden-
ken, daß Herr D Kuͤhnhold in ſeiner Oconomia
Experimentali Sect. 7. p.
231 von unſerer Ver-
aͤnderung auch etwas gedacht. Weil er aber nur in
Geſelſchafft von mir hiervon diſcuriren gehoͤret,
und die Sache zur ſelben Zeit nicht recht gefaſſet
und eingeſehen, ſo iſt es ihm eben ſo ergangen als
wie mit ſeiner angegebenen ungeheuren Sta-
chel-Walze, da er mich ebenfals nicht recht verſtan-
den, wovon im I.Th. meines Land- und Gar-
ten-Schatzes
p. 129 und in den Leipziger
Saml.
im 5ten Bande p. 868. kan nachgeleſen
werden. Jch muß aber billig dasjenige, was er
von unſerer Veraͤnderung, in Beſtellung der Ae-
cker meldet, anfuͤhren. Seine Worte lauten alſo:


„Die Sache komt lediglich darauf an, wenn
”der Acker vom Unkraute reine gehalten, und mit
”ſattſamen unctuoſo verſehen wird. Geſtalten
”denn
[30]1. Cap. von 18jaͤhriger Nutzung
”denn das alhier in Erfurt ſtadtkuͤndige Exem-
”pel gar bekant, wie nemlich viele Gaͤrtner


Wir haben hier eigentlich keine Gaͤrtner, in
dem ſie die Gaͤrtnerey nicht gelernet, ſondern
lauter Ackerleute. Es gehoͤret zu einem
Gaͤrtner viel mehr Wiſſenſchaft und Erfah-
rung, als unſere Leute beſitzen. Doch iſt es
hier alzuwohl bekant, wenn ein Pferde-
Knecht vom Pferde faͤllt, oder ein Bauer von
einem Dorfe herein in unſre Stadt ziehet,
und nachdem er einige Jahr gedienet, oder
als Taͤgeloͤhner gearbeitet, ein paar Aecker
pachtet, ſo iſt er gleich ein Gaͤrtner, und laͤſ-
ſet ſich auch oͤffentlich alſo tituliren.


„im freyen Felde auf einen Acker 30 ſtarke Fu-
”der Miſt,


Dieſes waͤre wohl zu fett geſchmelzet, denn
da es, wie aus dem beygeſetzten Preiſe zu er-
ſehen, nicht anders, als von dreyſpaͤnnigen
Fudern kan verſtanden werden, ſo wuͤrde
man den Miſt, wegen der Vielheit, weder
durch das Ackern, noch durch das Graben
mit genugſamer Erde bedecken koͤnnen.


„wobey jedes Fuder auf einen Rthlr. und 16
”Gr. zu ſtehen kommt, fuͤhren laſſen,


Dieſe Ausrechnung iſt abermal unrichtig,
wie oben p. 16. zu erſehen iſt.


„zum erſtenmal Kraut darauf ſtecken, fleißig ha-
”cken und von allem Unkraute reinigen, hernach-
”mals Fruͤchte darauf ſaͤen, darzwiſchen aber al-
”lezeit uͤber das dritte Jahr abermal Gaͤrtnerey-
”Waa-
[31]der Aecker ohne Brache.
”Waaren bauen, und auf ſolche Weiſe muß der
”Acker alle Jahr tragen,


Wohl geſchoſſen, aber nicht getroffen. Die
Korn-Fruͤchte wuͤrden gewiß auf einen ſo
ſtarck geduͤngten Acker, im andern Jahre, ſich
dergeſtalt uͤberwachſen, daß man nichts als
Luder bekommen, und folglich den groͤſten
Schaden davon haben wuͤrde. Jch glaube,
wenn Hr. D. Kuͤhnhold die eigentliche
Abwechſelung mit den Fruͤchten gewuſt, er
wuͤrde ſie gewiß angegeben haben.


„und bedarf ehender nicht denn in zwoͤlf Jah-
”ren wieder geduͤnget werden.


Dieſe angegebene Zeit von 12 Jahren waͤ-
re bey jetziger Zeit viel zu kurz, und wuͤrde ich
und andere Leute, wegen der theuren Duͤn-
gung, und andern vielen Neben-Koſten gar
ſchlecht zurechte kommen, und weng Nutzen
von unſerer Cultur haben, Der Hr. D. hat
alſo wohl etwas geſagt, aber es wird ſchwer-
lich jemand daraus klug werden.


§. 14.


Jch habe zwar auch ſchon hin und wiederJſt ſonſt
vom Aucto-
re nur be-
ruͤhret wor-
den, ſol aber
jetzo voͤllig
beſchrieben
werden.

in meinen Piecen, von dieſer Cultur etwas we-
niges mit einflieſſen laſſen, und gleichſam den
Schluͤſſel zu dieſem oͤconomiſchen Geheimniß an-
gegeben; in dieſer Abhandlung aber wird die
ganze Sache in ein voͤlliges Licht geſetzet und um-
ſtaͤndlich gezeiget werden, wie die 18jaͤhrige Be-
ſtellung der Aecker, ohne Brache und Duͤngung,
anzufangen ſey.


§. 15.
[32]1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung

§. 15.


Was vor
ein Acker, u.
wie derſelbe
hierzu muß
geduͤnget
werden?

Wer geſonnen iſt dieſe Cultur vorzunehmen,
der muß gegen den Herbſt einen magern Acker,
welcher keine Korn-Fruͤchte mehr tragen will, und
folglich Brache liegen muͤſte, hierzu erwehlen, und
ſolchen im Herbſt mit 24 dreyſpaͤnnigen Fudern
Miſt befahren laſſen.


Dieſer Miſt mag nun etwas ſtrohig, oder
verfaulet ſeyn, ſo iſt er hierzu gar wohl zu gebrau
chen. Man hat auch nicht noͤtig, ſolchen, wie et-
liche wollen, Jahr und Tag in dem Hofe liegen zu
laſſen, ſondern wenn er nur auf einander erwar-
met, und in etwas zur Fermentation gekommen iſt,
ſo iſt er zu dieſer Abſicht volkommen gut.


Ja wir ſind unterweilen genoͤthiget um des
Verkaufes willen, ſolchen von den Gaſt-Wirthen
aus den Staͤllen zu nehmen. Dieſe Duͤngung
muß, wo es moͤglich iſt, vor dem Winter zeitig
eingegraben oder eingeackert werden, welches dem
Acker uͤberaus nuͤtzlich iſt, indem derſelbe dadurch
den Winter uͤber neue Kraͤfte zum Wachsthume
der Fruͤchte erhaͤlt, und die Salze von der Duͤn-
gung recht in ſich ziehet.


Denn es iſt ganz begreiflich, daß die in der
Duͤngung vorhandenen Theilchen ſich mit der Er-
den beſſer vereinigen, und wenn der Froſt, Schnee,
Regen und Sonne hinzu kommt, die Fruchtbarkeit
ehe zuwege bringen, und folglich den Wachsthum
der Pflanzen und Fruͤchte beſſer befoͤrdern, als
wenn der Miſt erſt auswarts in die Erde kommt.


Solte
[33]der Aecker ohne Brache.

Solte aber der Miſt wegen des herannahenden
Winters nicht koͤnnen unter die Erde gebracht wer-
den, ſo muß ein Haus-Vater dahin bedacht ſeyn,
daß ein jedes Fuder auf einen Hauffen geſchlagen
werde, denn wenn ſolcher einzeln in kleinen Huͤ-
geln auf einen Acker hin und wieder lieget, ſo nimt
der Froſt, Sonne und Winde, die beſten Kraͤfte,
welche ſich darinnen befinden, hinweg.


Man muß ſich wundern, daß die wenigſten
Bauers-Leute auf denen Doͤrfern dieſes einſehen,
denn dieſe laſſen die Duͤngung 8, 14 Tage bis drey
Wochen, und zuweilen noch viel laͤnger, zerſtreuet
auf den Aeckern liegen, daß hernachmahlen faſt
nichts als das wenige kurze Stroh uͤbrig blei-
bet.


Es iſt dieſer Umſtand nicht als eine Kleinig-
keit anzuſehen, ſondern es kommet gar ſehr viel dar-
auf an, daß von dem Miſte, welcher auf den Acker
gefahren worden, niemahlen mehr aus einander
geſtreuet werde, als was die Leute durch das Gra-
ben oder Ackern gedenken des Tages uͤber unter
die Erde zu bringen,


Wer dieſes nicht beobachtet, der wird gewis-
lich groſen Schaden leiden. Denn wie kan eine
Duͤngung, aus welcher die beſten Kraͤfte und Sal-
ze herausgezogen worden, zum Wachsthum der
Fruͤchte etwas helfen? Und ob auch gleich einiger-
maſſen etwas darauf waͤchſet, ſo thut ſolche Duͤn-
gung doch nicht ſo gut, und nicht ſo lange ihre Wuͤr-
kung, als wenn ſie bey Zeiten mit der Erden waͤre
bedecket und vermiſchet worden.


5. Theil. CJſt
[34]1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung

Jſt eine Duͤngung ſehr ſchmaͤrig und ſchwer,
ſo hat man nicht Urſache ſolche ſo uͤberfluͤßig in die
Erde zu bringen, ſondern ſie muß nur ſo eingethei-
let werden, daß immer ein Klumpen bey dem Gra-
ben oder Unterackern den andern beruͤhre.


Es iſt aber hierbey noch zu merken, daß der-
gleichen ſtarke Duͤngung mit 24 Fudern bloß zu
meiner 18jaͤhrigen Beſtellung der Aecker erfordert
werde, und muß ein Oeconom hier wohl unter-
ſcheiden, ob er zu meiner Cultur oder bloß zu Korn-
Fruͤchten das Duͤngen vornehmen wolle. Denn
zu dieſen Fruͤchten koͤnnte der Sache gar leicht zu
viel gethan werden. Und gewiß, wenn man 24
Fuder hierzu gebrauchen wolte, ſo wuͤrde ſich das
Getraͤide uͤberwachſen, lagern und endlich gar ver-
faulen.


§. 16.


Wie ſolcher
Acker zu
graben und
zu pfluͤgen
iſt.

Die Duͤngung aber macht es nicht alleine
aus, ſondern es muß zu dieſer Cultur der Acker
auch zu rechter Zeit gegraben, oder mit 3 oder 4
Pferden fein tief gepfluͤget werden.


Es iſt daher nicht genug zu loben, daß der Herr
Cammerrath Kretſchmar in ſeinem Ackerbau-
Raͤtzel, das doppelte Pfluͤgen ſo ernſtlich anrathet,
und die Art und Weiſe ſolches zu bewerkſtelligen
dem Publico mittheilet. Es beſtehet nehmlich deſ-
ſen nutzbarer Vorſchlag, welcher p. 127 zu leſen
iſt, darinnen:


„Daß man bey dem ſogenannten Vonein-
”ander-Pfluͤgen des Ackers, mit dem ordentli-
”chen
[35]der Aecker ohne Brache.
”chen Pfluge, einmal wie bisher geſchehen, hin-
”auf fahren, und wenn man auf der andern Sei-
”te wieder dahin gekommen, ſolches Pfluͤgen in
”der gemachten erſten Fuhre (Furche) oder dem
”Antreiben nochmals wiederholen moͤge, damit
”als denn die obere andere Furche commode in
”ſolche erſt hinein fallen, und durch die andere
”aus der Tiefe herausgebrachte Furche bedecket,
”folglich die obere Furche zu ihrer Ruhe gebracht
”werden koͤnne. Da nun auf ſolche Art die obe-
”re Furche, zuſamt denen Kraͤutern die darauf
”ſtehen, welche alſo faulen und hierdurch zugleich
”auch Duͤngung hinunter komt, und durch die an-
”dere neue und wohlgeruhete, auch durch die na-
”tuͤrliche und kuͤnſtliche Duͤngung von den Regen
”und den Miſt geſchwaͤngerte Furche bedecket
”wird, ſo ſiehet ein jeder, daß auf ſolche Weiſe die
”obere Furche in einer recht erquickende Ruhe
”zu Sammlung ihrer vorigen Kraͤfte geſetzet wer-
”den muͤſſe.


Es iſt alſo der Herr Cammerrath auf eben
die Gedanken und Erfahrung gekommen, wie un-
ſere Vorfahren, welche vor ſehr langen Jahren
die Aecker eben ſo tief umpfluͤgen laſſen, wie ſol-
ches auch noch beſtaͤndig in unſern Erfurtiſchen
Feldern geſchiehet, nur daß das Umpfluͤgen nicht
auf einerley Weiſe vorgenommen wird. Denn
wenn wir die untere ausgeruhete Erde herauf ho-
len wollen, ſo ſpannen wir alſobald 3 oder 4 Pfer-
de vor den Pflug, welches bey uns ohne weitere
Umſtaͤnde gar leicht zu practiciren iſt, indem wir
C 2an
[36]1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung
an den mehreſten Orten einen nicht alzufeſten und
guten Grund haben, welches auch beſonders mit
daher komt, weil die Erde nach einigen verfloſſe-
nen Jahren durch das Graben und tiefe Ackern
aufgelockert und milde gemacht worden.


Unſere faulen Acker-Knechte gehen zwar nicht
gerne an dieſe Arbeit mit drey oder vier Pferden zu
pfluͤgen, indem ſie den Pflug mit den Haͤnden viel
feſter halten muͤſſen, als bey ihrer ſonſt gewoͤhnli-
chen Ackerſchinderey; Allein man hat ſich nicht da-
ran zu kehren, ſondern man halte ſie dazu an, und
fuͤhre dabey gute Aufſicht, damit dergleichen Ar-
beit gehoͤrig gemacht werde.


Eine andere Bewandnis aber hat es mit
ſolchen Aeckern, welche von unendlichen Jahren
her nur oben hin und nach der alten faulen Ge-
wohnheit ſind geſchunden und durch das beſtaͤndi-
ge jaͤhrliche Trampeln der Pferde, und Auftrei-
bung der Schafe und des Rind-Viehes, in den
Grund und Boden nach und nach ſo feſte und com-
pact gemacht worden, daß es mit vier Pferden
auf einmal nicht zu erzwingen iſt, die untere Erde
herauf zu bringen.


Bey ſolchen Umſtaͤnden hat man noͤthig das
Land umzugraben, welches man hernach bey uns
pfleget friſch geboͤdent Land zu nennen, hiervon kan
auch im 3ten Theile p. 152. nachgeleſen werden.
Oder man muͤſte bey ſolchen feſtern Aeckern das
von obbelobten Herrn Kretſchmar angerathene
doppelte Pfluͤgen vornehmen. Hievon kan auch vie-
les
[37]der Aecker ohne Brache.
les in D. KuͤnholdsOeconom. Experiment.
p. 183. 184. 185. alwo er ebenfals ſchon eines
ſolchen Reol-Pfluges gedacht, und das tiefe Ackern
recommendiret.


Wie aber bey jeder Frucht, welche man be-
ſtellen will, zu verfahren, auch wie ein jeder Acker
darzu ſoll zubereitet werden, ſolches iſt in dem 3ten
Theile
meines Land- und Garten-Schatzes
ausfuͤhrlich zu finden.


Doch muß ich noch hierbey gedenken, daß
das tiefe Ackern, bey Beſtellung der Korn-Fruͤchte,
wo ſolche, wie bey uns gewoͤhnlich iſt, untergepfluͤ-
get werden, eine Ausnahme leide, indem der Sa-
me ſonſt alzutief wuͤrde in die Erde kommen, daß
er nicht koͤnte hervorkeimen, daher das Unterpfluͤ-
gen der Korn-Fruͤchte flach geſchehen muß.


Jnzwiſchen bleibet es dabey, daß das tiefe
Pfluͤgen auch bey Zubereitung der Laͤndereyen,
nemlich in der Brache und Rure, zu den Korn-
Fruͤchten hoͤchſt nuͤtzlich ſey.


Aber wie viel ſind derer, welche dieſe wohl-
meinende Erinnerung annehmen und ſich darnach
richten und bedenken, daß ſie dadurch eine reichere
Ernde und beſſere Fruͤchte erhalten wuͤrden?


Die meiſten bleiben lieber in ihren uͤblen
Vorurtheilen ſtecken, und richten ſich nach ihrer al-
ten Leyer und Gemaͤchlichkeit, ja ſie ſind ſo eigen-
ſinnig, daß auch die beſten Vorſtellungen bey ih-
nen nichts auszurichten vermoͤgen.


C 3Die
[38]1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung

Die beſtaͤndige Einwendung iſt, daß durch
das tiefe oder zweymalige Pfluͤgen, die hungrige,
todte und taube Erde herauf kaͤme, und daß ſie
folglich keine ſo ſchoͤne Fruͤchte, als ſonſten bekom-
men wuͤrden; allein, ſolches iſt eine falſche Ein-
bildung, denn geſetzt, welches doch ſelten geſchie-
het, man braͤchte ja etwas ſchlimmere und magere
Erde in die Hoͤhe, ſo wird doch ſolche, ſie mag
gelbe, roth, blau oder ſchwarz ausſehen, durch den
Regen, Schnee, Froſt, Luft und Sonne, beſon-
ders, wenn noch die Duͤngung hinzu komt, eben
ſo gut, locker, milde, und wohl noch tragbarer ge-
machet, als diejenige, welche hinunter in die Tieffe
gebracht worden. Wovon in dem 2ten Theile
meines Land- und Garten-Schatzes p. 17. 19.
20. 21. kan nachgeleſen werden.


Man betrachte einen fleißigen Gaͤrtner, wenn
derſelbe merket, daß ein Beet in ſeinem Garten
nicht mehr ſo tragen wil als ſonſten, ſo graͤbt er
ſolches gedoppelt. Womit alſo verfahren wird:
Man leget den oberſten erſten Stich der Erde auf
die Seite, thut noch einen Stich in die Untere-Er-
de, und bringet ſolche in die Hoͤhe, alsdenn faͤhret
man im Graben ſo fort, daß der oberſte Stich der
Erde allemal in die Tieffe geworffen, und der an-
dere Stich, oder Untere-Erde, allezeit in die Hoͤhe
gebracht wird. Dieſe von der eingeſenkten
Beſſerung fruchtbar gemachte ausgeruhete und
aufgelockerte Erde, in welcher die Wurzeln der
Fruͤchte und Gewaͤchſe viel eher, als in einen feſten
Boden eindringen, und ihre Nahrung ſuchen koͤn-
nen,
[39]der Aecker ohne Brache.
nen, thut ihm alsdenn eben die Dienſte als wenn
ſie waͤre geduͤnget worden. Wird aber noch etwas
Duͤngung hinzu gefuͤget, ſo traͤget ſie alsdenn ganz
unvergleichliche und ungleich ſchoͤnere Fruͤchte
als ein ordentlich geduͤngtes und einfach gegrabe-
nes Land.


Daß die aus der Tieffe in die Hoͤhe gebrach-
te Erde von ſonderbarer Fruchtbarkeit ſey, iſt auch
aus folgenden gar deutlich abzunehmen. Wenn
die Hamſter-Graͤber den Fruͤchten, welche die
Hamſter in ihre Kammern eingetragen, nachſu-
chen, ſo muͤſſen ſie oͤfters gar tief graben, damit
ſie die Loͤcher oder Gaͤnge beſtaͤndig offen behalten,
denn wenn ſie ſolche verlieren, haͤlt es ſchwer die-
ſelben wieder zu finden. Hierdurch wird folglich
die unterſte Erde herauf gebracht und locker ge-
machet. Wenn nun dieſe Hamſter-Loͤcher wieder
zugeſcharret, oder zugeahren werden, ſo wird ſich
in folgenden Jahre, wenn der Acker beſtellet wor-
den, ganz augenſcheinlich finden, daß an einem
jeglichen Orte, wo ein Hamſter ausgegraben wor-
den, die Fruͤchte allezeit viel ſchoͤner, groͤſſer und
gruͤner hervorwachſen, daß man dergleichen Fle-
cken in den Korn-Fruͤchten von weiten ſehen kan.
Es wundern ſich manche bey Erblickung derſelben,
ohne zu wiſſen woher ſolches komme, und bin ich
ſelbſt von einigen befraget worden: was es damit
muͤſſe vor eine Bewandniß haben? wenn ich ih-
nen denn die Urſache entdecket und gezeiget, ſo ha-
ben ſie mir muͤſſen Beyfall geben.


C 4§. 17.
[40]1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung

§. 17.


Das Gra-
ben und
Um fluͤgen
muß zu
rechter Zeit
geſchehen.

Es iſt aber zu dieſer Cultur, mit Abwechſelung
der Kuͤchen- und Specerey-Fruͤchte nicht nur noͤ-
thig, daß der Acker tuͤchtig geackert und gegraben
werde, ſondern es muß ſolches zu rechter Zeit ge-
ſchehen, und iſt die Zubereitung des Landes vor
Winters die allerbeſte.


Jch habe bereits in dem 1ſten und 3ten Thei-
le
das Ackern und Graben der Laͤndereyen im
langſamen Herbſte, welches hieſige Acker-Leute
durchgaͤngig Winter-Kraft nennen, recommen-
diret. Weil aber ſolches von vielen mit fluͤchti-
gen Augen uͤberſehen wird, auch verſchiedene gute
Freunde von entlegenen Orten in ihren Schrei-
ben mir gemeldet, daß ſie hiervon nichts wuͤſten,
und daß bey Jhnen die Laͤnderey in den Gaͤrten
zu Beſtellung der Fruͤchte, niemalen vor Win-
ters gegraben wuͤrde, ſondern ſie lieſſen erſt im
Fruͤhjahr, wenn ſie beſtellen wollen, darzu gra-
ben; ſo habe es doch um deſto noͤthiger erachtet,
die Zubereitung des Landes vor Winters nochmals
anzupreiſen, und den herrlichen und ungemeinen
Nutzen, welchen man davon zu gewarten hat, zu
zeigen.


Ein Acker oder Garten-Land, welches vor den
Winter umgeſturzt, gegraben oder gepfluͤget wor-
den, wird


  • 1.) durch den Froſt, Duft, Regen und Schnee
    den Winter uͤber locker und milde gemachet, daß
    die Erde im Fruͤhjahr im Anſehen und Anfuͤhlen ei-
    ner Baum-Erde faſt aͤhnlich wird.

2.) Fal-
[41]der Aecker ohne Brache.
  • 2.) Fallen den Winter uͤber durch den Re-
    gen und Schnee einige Salze und fruchtbare Theil-
    gen mit herunter, welche ſich viel beſſer auf einen
    lockern Boden der Erde einverleiben, und wohl
    zwey bis drey Schuhe tief in derſelben ſich ſam-
    len und einſenken koͤnnen, welches auf einen feſten
    und compacten Grunde nicht geſchiehet, von wel-
    chen die Luft und Sonne ſolche gar zeitig wieder
    hinweg nimt.
  • 3.) Und geſetzt, man bekaͤme von den herab-
    fallenden Regen und Schnee nicht die allergering-
    ſten Salze und fruchtbaren Theile, als welches
    einige leugnen, ſo bekomt man doch ſo viele Feuch-
    tigkeit in das Land, welche das Wachsthum der
    Fruͤchte maͤchtig befoͤrdert, und faſt den ganzen
    Sommer uͤber in der Erden anhaͤlt, und den Fruͤch-
    ten beſtaͤndigen Nahrungs-Saft mittheilet, wel-
    ches von einem friſchen und lockern Grunde, wel-
    cher erſtlich im Fruͤhjahre umgewendet worden,
    keinesweges zu erwarten iſt.
  • 4.) Wenn wir unſere Laͤnderey vor dem Win-
    ter oder Herbſte nicht wolten graben und ackern
    laſſen, wenn wuͤrden wir mit unſerer Begattung
    und Beſtellung, welche mit vielen Aeckern geſchie-
    het, fertig werden? Denn da das Saͤen mancher
    Saͤmereyen z. E. Paſtinat, Zwiebeln, Anis, Pe-
    terſil-Wurzel, u. d. gl. in den halben Februar,
    oder ſo bald man in die Erde kommen kan, geſche-
    hen muß, ſo waͤre es wohl nicht moͤglich zur ſel-
    ben Zeit die Aecker umzugraben oder umzupfluͤgen,
    indem noch ſo viele Feuchtigkeit in der Erden ſich
    C 5befin-
    [42]1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung
    befindet, daß folglich nichts als Kloͤſer und Schrol-
    len daraus werden wuͤrden, wenn man dergleichen
    Arbeit ſo bald vornehmen wolte, abſonderlich wenn
    die Mertzen-Luft hinzukomt, welche aus der fri-
    ſchen Erde die darinnen befindliche Feuchtigkeit
    gewaltig hinweg nimt. Wolte man aber warten,
    bis ſich das Land gut bearbeiten laͤßt, ſo koſtet es
    hernach gar viele Zeit, ehe ein einziger Acker, ge-
    ſchweige denn viele, gegraben, beſaͤet, gefuͤſſelt und
    ſo fort gerechnet wird, da denn gewiß die beſte Be-
    ſtellzeit wuͤrde verſtrichen ſeyn, ehe man mit Be-
    ſtellung ſeiner Aecker fertig waͤre. Hingegen wenn
    das Land vor Winters zubereitet worden, ſo kan
    man die Beſtellung ganz zeitig, ſo bald der Acker
    nur oben grau oder trocken wird, vornehmen, und
    ſolche gehet alsdenn geſchwind von ſtatten, denn
    man darf nur den Samen aufſaͤen, unterziehen,
    und das Land mit der kleinen Garten-Ege uͤber-
    fahren, ſo iſt die Sache geſchehen.

Solte man aber durch den allzufruͤhzeitig
hereinbrechenden Froſt verhindert werden, das
Land vor Winters zu graben oder zu ackern, ſo muß
man freylich aus der Noth eine Tugend machen,
und ſolches im Fruͤh-Jahre, ſo bald ſich es will
thun laſſen, zubereiten, wobey aber die im 1ſten
Theile
p. 127 und im 3ten Theile p. 5. gegebe-
nen Regeln zu beobachten.


Beſonders darf man auch das Graben und Um-
pfluͤgen dererjenigen Aecker, welche man etwas ſpaͤt,
e. g. zu Kohl-Gewaͤchſen oder auch zu Korn Fruͤch-
ten gebrauchen wil, nicht ſo lange aufſchieben.
Denn
[43]der Aecker ohne Brache.
Denn es iſt ganz natuͤrlich, daß man im Fruͤh-
Jahre, wenn die Erde von der Winter-Feuchtig-
keit aufgeloͤſet und der Acker locker und milde ge-
machet worden, bey der erſten tiefen Ahrt mit drey
oder vier Pferden viel beſſer in die Erde greiffen
koͤnne, als wenn man den Acker erſt laͤſt zu feſte
werden, da mitlerweile das Land vom Unkraute
ausgeſogen wird, auch die Pferde hernach bey ge-
waltſamen Herumbrechen ſich faſt zu Tode mar-
tern muͤſſen. Hiervon wird auch unten bey der
Zubereitung der Aecker zu den Korn-Fruͤchten mit
mehrern gehandelt werden.


§. 18.


Nunmehro komme ich auf die BeſtellungAbwechſe-
lung der
Fruͤchte iſt
hierzu noͤ-
thig, und
worauf ſol-
che beruhe.

und Abwechſelung mit den Fruͤchten ſelbſten, wel-
ches bey der 18jaͤhrigen Nutzung der Aecker ohne
Brache und friſche Duͤngung das vornehmſte und
wichtigſte Stuͤck iſt. Es beruhet aber hierbey
alles auf dieſen dreyen Gruͤnden:


  • 1.) Thun nicht alle Gewaͤchſe auf friſch geduͤng-
    ten, oder auch auf ſolchem Lande gut, worinnen noch
    zu viele Beſſerung iſt, denn wie im 3ten Theile
    p. 141. gemeldet worden, entſtehen unter den Wur-
    zel-Gewaͤchſen von der friſchen Duͤngung viele
    Kretſchbeine oder zackichte Wurzeln. Auch ſchi-
    cken ſich diejenigen Fruͤchte nicht wohl auf ein
    friſch geduͤngtes Land, welche des Jaͤtens noͤthig
    haben, indem auf ſolchen Aeckern das Unkraut nicht
    wuͤrde zu tilgen ſeyn. Von denen Korn-Fruͤch-
    ten aber iſt bekannt und auch oben p. 31 und 34 ge-
    dacht
    [44]1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung
    dacht worden, daß ſie auf einen Acker, worinnen
    ſich noch zu viele Beſſerung befindet, verderben
    und zu Luder werden.
  • 2.) Jſt bekant, daß einige Fruͤchte, als z. E.
    Paſtinacken, rothe, gelbe und weiſſe Ruͤben, das
    Land gewaltig ausmergeln, andere aber, als z. E.
    die Specerey- und Korn-Fruͤchte nicht ſo ſcharf
    zehren.
  • 3.) Jſt gewiß, daß eine jede Frucht oder Ge-
    waͤchſe nur diejenigen Salia oder Saͤfte und Be-
    ſtand-Theile aus der Erden ſauget, welche zu ihrer
    Natur und Weſen erfordert werden, hingegen die
    uͤbrigen Kraͤfte, welche zum Wachsthum anderer
    Fruͤchte und Gewaͤchſe erfordert werden, zuruͤck
    laͤßt. Es brauchet ſolches gar keines weitlaͤufti-
    gen Beweiſes, denn die Wahrheit dieſes Satzes
    faͤllt alſobald in die Sinne. So iſt es ja auch aus
    dem Anſehen, Geſchmack, Geruch und Wirkung of-
    fenbar, daß eine Zwiebel ganz andere Salze und
    Beſtand-Theile aus dem Lande muͤſſe an ſich geſo-
    gen haben als eine rothe Ruͤbe oder Moͤhre, des-
    gleichen, daß dieſe und andere Wurzel-Gewaͤchſe
    nicht ſolche Theilchen aus dem Acker gezogen, wel-
    che die Mohne, Anis, Safflor, u. d. gl. erfordern
    indem dieſe hauptſaͤchlich aus oͤlichten Theilen be-
    ſtehen.

§. 19.


Regeln zu
ſolcher Ab-
wechſelung.

Hierauf gruͤndet ſich nun die ganze Ordnung
und Abwechſelung der Fruͤchte, welche die 18 Jahr
uͤber auf einen Acker muͤſſen beſtellet werden.


Aus
[45]der Aecker ohne Brache.

Aus dem erſten Grunde folgt, daß man zum
Anfange der 18jaͤhrigen Beſtellung eine ſolche
Frucht erwehle, welche die gedachte ſtarke Duͤn-
gung mit 24 Fudern vertragen kan, ohne ſich
zu uͤberwachſen, oder ſonſt einen Schaden zu neh-
men, und zwiſchen welcher man das von der friſchen
Duͤngung haͤufig hervorkommende Unkraut be-
quem hinweg ſchaffen kan. Und hierzu ſchickt ſich
das weiſſe Kraut, Blumen-Kohl und andere Kohl-
Gewaͤchſe am allerbeſten, welche auch dahero oͤf-
ters im andern Jahre wieder darauf gebracht
werden.


Aus dem andern Grunde folget, daß es nicht
gut thue, ſolche ſtark auszehrende Fruͤchte, wie die
Wurzel-Gewaͤchſe, und beſonders die Paſtinacken,
Moͤhren und rothe Ruben ſind, etliche Jahre hin-
tereinander, oder doch ſehr oft auf einem Acker zu
beſtellen; denn da dieſelben, wie bereits gedacht,
den Acker ſehr ausſaugen, ſo werden die ihrer Na-
tur gemaͤſſen Theilchen gar bald dergeſtalt aus der
Erden heraus geholet, daß die Wurzeln die fol-
genden Jahre hernach nicht ſat Nahrung finden,
und alſo ohnmoͤglich recht anſchlagen und gera-
then koͤnnen. Dahero muß man nach den Wur-
zel-Gewaͤchſen, und hauptſaͤchlich nach Moͤhren
und Paſtinat-Wurzeln, Specerey-Fruͤchte erweh-
len, und mit Mohne, Safflor, Fœnum Græcum,
Anis, groſen Garten- oder Futter-Bohnen, aller-
hand andern Phaſeolen, oder Bohnen, Hirſen,
Canarien-Saat u. d. gl. wie auch mit Korn-Fruͤch-
ten abwechſeln, welche alle das Land nicht ſo ſehre
aus-
[46]1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung
ausſaugen, und demſelben gleichſam wieder eine
Ruhe geben, daß man hernach dann und wann
wieder Wurzeln darauf bringen kan.


Aus dem dritten Grunde folget, wenn gleich
ein Land von einer gewiſſen Frucht ausgeſogen
worden, und die folgenden Jahre ſolche Frucht
nicht mehr zu tragen im Stande iſt, daß dennoch
ein ſolches Land noch Kraͤfte genug habe, welche
zum Wachsthum anderer Frucht gehoͤren. Da-
hero muß man ſo wohl in den Gaͤrten als auf
den Aeckern ſo viel moͤglich, mit den Fruͤchten ab-
wechſeln, und bey der Beſtellung eine Veraͤnde-
rung vornehmen, auch eine Frucht nicht eher wieder
auf einen Acker bringen, bis man aus der Erfah-
rung erlernet, daß ſich derſelbe an denjenigen Sali-
bus
und Kraͤften, welche zum Wachsthum ſolcher
Frucht gehoͤren, wieder erholet.


Fragt man aber, wie es denn zugehe, wenn
durch eine gewiſſe Frucht die ihr zukommende Sa-
lia
aus dem Lande heraus geholet worden, daß ſol-
ches Land, nachdem es einige Jahre mit derſelben
Frucht verſchonet geblieben, ſich an ſolchen Salibus
und Kraͤften, welche dieſe Frucht erfordert, wieder
erholen koͤnne, wo es nicht von neuen geduͤnget
werde? ſo halte ich davor, daß ſich dergleichen
Salia und Kraͤfte von den Regen, Schnee und Thau
wieder in der Erde ſamlen; hauptſaͤchlich aber von
der noch darinnen befindlichen Duͤngung nach und
nach aufgeloͤſet, und zum Wachsthum der Fruͤchte
wieder zubereitet werden.


Auf
[47]der Aecker ohne Brache.

Auf dieſen Regeln beruhet nun die ganze
Abwechſelung mit den Fruͤchten; doch muͤſſen bey
Ausuͤbung und Anwendung derſelben, das eigene
Nachſinnen, die angeſtelten Verſuche, und die da-
durch erlangte Erfahrung einander beſtaͤndig die
Hand bieten.


§. 20.


Weil aber dieſe Regeln allzu generell ſeynExempel
ſolcher Ab-
wechſelung
und zwar
das erſtere.

duͤrften, ſo will ich einige Exempel von der 18jaͤh-
rigen Abwechſelung mit den Fruͤchten beyfuͤgen,
damit man ſich deſto eher kan lernen darnach rich-
ten. Das erſte mag folgendes ſeyn:


  • Das erſte Jahr.
  • Wird auf einen nach oben vorgeſchriebener
    Weiſe geduͤngten und zubereiteten Acker Weiß-
    Kraut und allerhand andere Kohle gepflanzet.
    Auch koͤnnen allerhand Sallaͤte darauf geſaͤet
    oder geſtecket werden.
  • Das zweyte Jahr.
  • Ordentlicher Weiſe ſaͤen wir nach denen Kohl-
    Gewaͤchſen, welche im erſten Jahre darauf geſtan-
    den, in dem andern Jahre Zwiebel-Samen dar-
    auf. Wer aber nicht geſonnen iſt, dergleichen in
    einer ſolchen Vielheit zu bauen, wie bey uns zu ge-
    ſchehen pfleget, oder auch gar keine erziehen will,
    weil das Ausnehmen aus dem Acker, das Trockenen
    und Wenden auf den Boͤden, wie auch das Fegen
    oder Reinigen von den Schalen und Unrath, wel-
    cher ſich darauf befindet, gar viele Muͤhe und Ar-
    beit verurſachen, der kan den Acker im Herbſte gra-
    ben
    [48]1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung
    den und doch einmal Kohl-Gewaͤchſe darauf ſte-
    cken laſſen, welche unterweilen, wenn die Witte-
    rung fruchtbar iſt, im zweyten Jahre noch viel
    ſchoͤner zu wachſen pflegen als in dem erſten. Es
    kan auch abermal Sallat darauf geſaͤet oder geſte-
    cket werden. Man kan auch Rettige darauf legen,
    oder Gurken-Kern darauf beſtellen.
  • Hier koͤnte jemanden der Zweifel einfallen,
    daß ja dieſes wider die obige Regel ſey, da ich be-
    hauptet, daß ein Gewaͤchſe nicht etlichemal hinter
    einander auf einen Acker doͤrfe gebracht werden,
    ſondern daß man alle Jahr muͤſte abwechſeln. Al-
    lein hier iſt zu merken, daß bey den Kohl-Gewaͤch-
    ſen eine Ausnahme ſtatt habe. Denn da ſie gleich
    das erſte Jahr auf einen ſo ſtark geduͤngten Acker
    geſtecket werden, ſo iſt die viele Beſſerung noch
    voͤllig zuſammen, die Duͤngung auch noch nicht
    verweſet, und mit der Erde recht vermiſchet, folg-
    lich die darinnen befindlichen Salia noch nicht recht
    aufgeloͤſet, dahero koͤnnen ſie auch das erſte Jahr
    auf einmal nicht heraus geſogen werden, und die
    Kohl-Gewaͤchſe finden das andere Jahr noch eben
    ſo gute Nahrung als das erſte. Ja man kan aus
    angefuͤhrtem Grunde wohl im dritten Jahre noch
    einmal Moͤrſing, Rettige und Gurken darauf be-
    ſtellen, wie aus den andern Exempel der Abwech-
    ſelung zu ſehen iſt.
  • Jedoch iſt die weitere Continuation mit
    Kohl-Gewaͤchſen nicht zu rathen, und iſt dieſes ein
    gewaltiger Fehler, daß man an vielen Orten das
    Kraut alle Jahr wieder auf ein Land ſtecket, wel-
    ches
    [49]der Aecker ohne Brache.
    ches auch daher alle Jahr muß friſch geduͤnget
    werden, und dennoch eben kein beſſer Kraut traͤ-
    get als ein friſches Land, welches erſt nach vielen
    Jahren geduͤnget, und zum Kraute gebrauchet
    wird.
  • Ob nun gleich die Erziehung der Zwiebeln
    weggelaſſen worden, ſo kan dennoch in den andern
    Jahren mit der angegebenen Veraͤnderung der
    Fruͤchte fortgefahren werden.
  • Das dritte Jahr:
  • Pfleget man Paſtinat-Wurzeln, rothe Ruͤ-
    ben, Rettige oder Moͤhren darauf zu bringen, auch
    koͤnnen Gurken-Kern darauf geſaͤet werden.
  • Das vierte Jahr:
  • Safflor, Mohne, allerhand Bohnen. Hierzu
    hat man nicht noͤthig das Land zu arbeiten, indem
    ſolches im Herbſte durch das Ausnehmen der Moͤh-
    ren oder Paſtinat-Wurzeln hinlaͤnglich gearbeitet
    worden. Man darf nur das Land im Fruͤh-Jahre
    mit der kleinen Garten-Ege gleich ziehen laſſen, ſo
    kan man die beſagten Fruͤchte alſobald darauf be-
    ſtellen, welches in dieſem Falle ordentlich zu merken.
  • Das ſuͤnfte Jahr:
  • Rothe und weiſſe Ruͤben, Moͤhren, auch Pa-
    ſtinat-Wurzeln.
  • Das ſechſte Jahr:
  • Safflor, Mohne, Hirſen.
  • Das ſiebende Jahr:
  • Winter-Rocken. Wenn das Mohnen oder
    5. Theil. DSafflor-
    [50]1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung
    Safflor-Stroh von dem Acker gebracht werden,
    wird derſelbe alſobald von einander gepfluͤget, und
    darnach zu gehoͤriger Zeit mit den Rocken beſtellet.
  • Das achte Jahr:
  • Abermal Winter-Rocken, wobey aber fol-
    gendes zu merken: Sobald als in der Ernde-Zeit
    der Rocken abgefahren worden, muß man die
    Stoppeln umackern laſſen, welches bey uns Faͤl-
    gen genennet wird. Und ſo es wegen der vielen
    Arbeit in der Ernde moͤglich ſeyn will, muß der
    Acker auch ſogleich beſtrichen werden. Wenn nun
    der in der Ernde ausgefallene Rocken und Unkraut
    voͤllig aufgegangen, und der Acker gruͤne werden
    will, muß man ihn abermal in ſchoͤnen und tru-
    ckenen Wetter ruhren und beſtreichen laſſen. Hier-
    auf wird der Rocken vierzehn Tage, auch vier bis
    fuͤnf Wochen nach Michael, nachdem es die Lan-
    des-Art, und das Clima leiden will, beſtellte. Bey
    uns gehet das ſpaͤte Beſtellen gar wohl an, und
    an andern Orten ſtehet es zu verſuchen. Vielmal
    habe ichs verſuchet, und vor gut befunden, daß ich
    acht bis neun Wochen nach Michael beſtellen laſ-
    ſen, ja, wenn ich nur den Samen noch vor Weih-
    nachten in die Erde gebracht, ſo habe ich dennoch
    den ſchoͤnſten Rocken erhalten. Und ich verſi-
    chere, daß auf ſolchen Rocken-Stoppeln oft beſ-
    ſerer und friſcherer Rocken waͤchſet, welcher auch
    mehr ins Maaß giebet, als auf manchem geduͤng-
    ten Brach-Acker, auf welchen er ſich uͤberwaͤch-
    ſet, lagerhaft, taub und luderich wird, und
    folglich
    [51]der Aecker ohne Brache.
    folglich bey weiten nicht ſo gut ins Maaß gie-
    bet.
  • So gar gehet es recht wohl an zum dritten-
    mal Winter-Rocken auf ſolchen Acker zu beſtellen.
    welches alsdenn das neunte Jahr waͤre. Der
    Acker aber muß eben ſo, wie im achten Jahre zu-
    bereitet und begattet werden. Auf dieſe Art wuͤr-
    de aus den folgenden neunten Jahre das zehende
    werden. Jnzwiſchen blieben die nachfolgenden
    Jahre darnach in ihrer Ordnung.
  • Hierbey iſt aber noch zu merken, daß dieſe
    Beſtellung mit Winter-Rocken dreymal hinter
    einander nur von guten, und nach meiner angege-
    benen Art geduͤngten und zubereiteten Aeckern zu
    verſtehen ſey, keinesweges aber auf magern, ſtei-
    nigten, bergigten, oder nach der gemeinen Bau-
    ern-Art cultivirten Lande angehe. Denn da ein
    ſolcher Acker ſo ſtark geduͤnget worden, und von
    der Duͤngung an, noch keine Korn-Fruͤchte getra-
    gen, auch dann und wann gegraben oder tief ge-
    ahren, und durch die Erziehung der Kuͤchen- und
    Specerey-Fruͤchte vom Unkraute dergeſtalt be-
    freyet worden, daß der darauf erzeugte Rocken ſo
    reine wird als wenn er geleſen waͤre, ſo folget, daß
    er ſo gut im Stande ſey, Rocken zu tragen, als ein
    leicht geduͤngter, und nach der gemeinen Leyer ge-
    pfluͤgter Brach-Acker, deſſen Kraͤfte allezeit halb
    durch das Unkraut ausgezehret worden.
  • Doch darf man in den folgenden Jahren,
    bey der weitern Abwechſelung mit denen Fruͤchten
    mit den Winter-Rocken, nicht wieder zwey oder
    D 2drey
    [52]1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung
    dreymal hintereinander kommen, indem das Land
    alsdenn nicht ſat Kraͤfte mehr hat ſolchen etliche-
    mal hintereinander zu ertragen.
  • Das neunte Jahr:
  • Gerſte auch Sommer-Rocken, oder Som-
    mer-Weitzen mit oder ohne Hacheln.
  • Das zehende Jahr:
  • Nunmehr muß das Land wieder gegraben,
    oder mit vier Pferden geackert werden, worauf
    man Moͤhren, weiſſe Ruͤben, auch rothe Ruͤben
    beſtellen kan; wiewohl dieſe letzteren nicht ſo dicke
    als in dem dritten und fuͤnften Jahre zu wachſen
    pflegen. Jnzwiſchen ſind ſie faſt noch angenehmer
    und theilhafter, als wenn ſie alzugroß und dicke
    werden. Zur Noth kan man auch Paſtinat-Wur-
    zeln darauf beſtellen.
  • Das eilfte Jahr:
  • Mohne, Safflor, Fœnum Græcum, Schwarz-
    Kuͤmmel, Coriander, Anis.
  • Das zwoͤlfte Jahr.
  • Winter-Rocken. Wenn das Mohnen- oder
    Safflor-Stroh von dem Acker geſchaffet worden,
    welches zeitig geſchehen muß, wird das Land, wie
    bereits gedacht worden, alſobald von einander ge-
    pfluͤget, und der Rocken nach Michaelis beſtellet.
    Doch habe ich auch geſehen, daß einige, ohne das
    Land von einander zu pfluͤgen, alſobald Rocken
    darauf geſaͤet und eingepfluͤget haben, welcher auch
    ſchoͤne gerathen iſt.

Das
[53]der Aecker ohne Brache.
  • Das dreizehende Jahr:
  • Gerſte, Sommer-Rocken, auch Sommer-
    Weitzen. Der Acker muß hierzu ebenfals im
    Herbſte von einander gepfluͤget werden.
  • Das vierzehende Jahr:
  • Hirſen, Fœnum Græcum, Schwarz-Kuͤm-
    mel, Erbs-Bohnen, und allerhand andere Phaſeo-
    len, Futter- oder Eſels-Bohnen, worunter man
    Klunker-Erbſen mengen kan, beſiehe hiervon den
    vierten Theil p. 146. auch groſſe Garten-Bohnen.
    Wer Erbſen und Linſen hierzu gebrauchen will,
    kan es auch thun.
  • Das funfzehende Jahr:
  • Gerſte.
  • Das ſechzehende Jahr:
  • Anis, Moͤhren, Wicken, Coriander.
  • Das ſiebenzehende Jahr:
  • Haber. Wenn man nun im neunten Jahre
    das Land noch einmal mit Rocken beſtellet, ſo kom-
    men die achtzehen Jahre heraus. Wem aber die-
    ſes nicht beliebet, der kan im ſiebenzehenden Jahre
    Mohne, und im achtzehenden Haber darauf ſaͤen.

§. 21.


Man kan die Abwechſelung mit denen Fruͤch-Das andere
Exempel
der Abwech-
ſelung.

ten auch folgendermaſſen einrichten:


  • Das erſte Jahr wird das Land, wie vorher ge-
    dacht worden, mit Kohl-Gewaͤchſen beſtecket.

D 3Das
[54]1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung
  • Das zweyte Jahr: Wenn man meinet, daß der
    Wind-Haber und anderes Unkraut, welches
    theils durch die Duͤngung mit auf den Acker
    gebracht worden, theils von den ausgefalnen
    Samen hervorſchieſſet, im erſten Jahre nicht
    alle ſolte vertilget ſeyn, ſo iſt am beſten ge-
    than, noch einmal allerhand Kohle darauf
    zu ſtecken. Denn wenn man ſchon im zwey-
    ten Jahre Zwiebel-Samen auf ſolches un-
    reines Land ſaͤen wolte, ſo wuͤrde wegen all-
    zuhaͤufigen Unkrautes durch das Jaͤten gar
    zu viele Koſten verurſacht werden.
  • Das dritte ‒ ‒ Zwiebeln mit etwas Peterſil-
    Wurzeln-Samen untermenget, Rettige,
    Moͤrſing auch Sallat.
  • Das vierte ‒ ‒ Paſtinat, Kohl-Ruͤben, Moͤh-
    ren.
  • Das fuͤnfte ‒ ‒ Safflor, Mohne.
  • Das ſechſte ‒ ‒ Rothe Ruͤben, Moͤhren, Pa-
    ſtinat.
  • Das ſiebende ‒ ‒ Safflor, Mohne.
  • Das achte ‒ ‒ Winter-Rocken.
  • Das neunte ‒ ‒ noch einmal Winter-Rocken
    oder auch Hirſen.
  • Das zehende ‒ ‒ Gerſte, Sommer-Rocken, Fut-
    ter-Bohnen, Erbſen.
  • Das eilfte ‒ ‒ Moͤhren.
  • Das zwoͤlfte ‒ ‒ Mohne, Safflor, Siebenzei-
    ten, Schwarz-Kuͤmmel.
  • Das dreyzehende ‒ ‒ Rocken oder Gerſte.

Das
[55]der Aecker ohne Brache.
  • Das vierzehende Jahr: Anis, Coriander,
    Schwarz-Kuͤmmel.
  • Das funfzehende ‒ ‒ Winter-Rocken.
  • Das ſechzehende ‒ ‒ Gerſte, Haber, Som-
    mer-Rocken, Canarien-Saat.
  • Das ſiebenzehende ‒ ‒ Erbs-Bohnen, oder
    Tuͤrckiſche Erbſen.
  • Das achtzehende ‒ ‒ Gerſte oder Haber.

§. 22.


Die dritte Ordnung mit denen Fruͤchten dieDas dritte
Exempel
der Ab-
wechſelung.

achtzehen Jahr hindurch abzuwechſeln iſt folgende:


  • Das erſte Jahr: Kohl-Gewaͤchſe.
  • Das zweyte ‒ ‒ Zwiebeln und etwas Peterſil-
    Wurzeln darunter.
  • Das dritte ‒ ‒ abermal Zwiebeln mit Peterſil-
    Wurzeln vermiſcht, Rettige.
  • Das vierte ‒ ‒ Paſtinat, rothe Ruͤben.
  • Das fuͤnfte ‒ ‒ Mohne, Safflor,
  • Das ſechſte ‒ ‒ Winter-Rocken oder Weizen.
  • Das ſiebende ‒ ‒ Winter-Rocken.
  • Das achte ‒ ‒ Sommer-Rocken und Gerſte.
  • Das neunte ‒ ‒ Hirſen, Siebenzeiten, Schwarz-
    Kuͤmmel.
  • Das zehende ‒ ‒ Gerſte. Hier iſt zu wiſſen,
    wenn der Acker die beſagten Jahre hin-
    durch vom Unkraute reine gehalten wor-
    den, worauf es hauptſaͤchlich ankomt, ſo
    kan in denen naͤchſtfolgenden Jahren mit
    weiſſen Ruͤben, Erbſen, allerhand Bohnen,
    D 4Hirſen,
    [56]1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung
    Hirſen, Schwarz-Kuͤmmel, Coriander, Anis
    und dergleichen, die Veraͤnderung gemachet
    werden.
  • Das eilfte Jahr: Mohne, Safflor. Es muß
    aber der Acker, nachdem die Gerſte einge-
    erndet worden, im ſpaͤten Herbſte mit drey
    oder vier Pferden umgepfluͤget werden.
  • zwoͤlfte ‒ Winter-Rocken.
  • dreyzehende ‒ Gerſte oder Sommer-
    Rocken.
  • vierzehende ‒ Moͤhren.
  • funfzehende ‒ Erbſen, Bohnen, Corian-
    der, Siebenzeiten.
  • ſechzehende ‒ Haber, Canarien-Saat.
  • ſiebenzehende ‒ Anis, Coriander.
  • achtzehende ‒ Gerſte oder Haber.

§. 23.


Das vierte
Exempel
der Abwech-
ſelung.

Man koͤnte mit dieſen dreyen Veraͤnderun-
gen zufrieden ſeyn, weil mir aber jetzo beyfaͤllt,
daß bey uns viele Aecker mit Gurken-Kern (Cu-
cumern) beſaͤet werden, um ſolche in die benach-
barten Staͤdte zum Verkauf zu fuͤhren, ſo bin ge-
noͤthiget noch ein Exempel zu geben wie man mit
den Fruͤchten abzuwechſeln habe:


  • Das erſte Jahr: Kraut.
  • zweyte ‒ Gurken.
  • dritte ‒ Zwiebeln
  • vierte ‒ Gurken.
  • fuͤnfte ‒ Paſtinat.
  • ſechſte ‒ Mohne, Safflor.

Das
[57]der Aecker ohne Brache.
  • Das ſiebende Jahr: Rothe oder weiſſe Ruͤben,
    Paſtinat, Moͤhren.
  • achte ‒ Mohne und Safflor.
  • neunte ‒ Winter-Rocken.
  • zehende ‒ Winter-Rocken.
  • eilf[t]e ‒ Winter-Rocken.
  • zwoͤlfte ‒ Gerſte, Sommer-Rocken,
    Sommer-Weitzen.
  • dreyzehende ‒ Moͤhren.
  • vierzehende ‒ Mohne, Safflor.
  • funfzehende ‒ Winter-Rocken.
  • ſiebzehende ‒ Anis.
  • achtzehende ‒ Gerſte, Haber.

Mehrere Exempel zu geben halte vor uͤber-
fluͤßig, und waͤre es mir, wenn ich es vor noͤthig
erachtete, etwas leichtes, die Abwechſelung mit de-
nen Fruͤchten, welche ich auf allen meinen Aeckern
von Anno 1721 bis hieher beobachtet, zu ſpecifi-
ciren.


Wer nun einen geduͤngten Acker ſo lange
Zeit alle Jahre genutzet, der kan damit zufrieden
ſeyn, und gar wohl ſo viel anwenden, daß der
Acker wieder geduͤnget und die Beſtellung von
forne angefangen werde.


Wer aber geſonnen mehrere Proben anzu-
ſtellen, und die Abwechſelung mit den Fruͤchten
noch uͤber die achtzehen Jahre zu continuiren, wie
ich ſelbſten einen Anfang damit gemachet habe,
der kan es auch thun, und den Acker


Jm neunzehnden Jahre mit Moͤhren,


D 5Jm
[58]1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung

Jm zwanzigſten mit Mohne,


Jm ein und zwanzigſten mit Winter-Ro-
cken,


Jm zwey und zwanzigſten mit Gerſte oder
Haber beſtellen.


§. 24.


Einige An-
merkungen
uͤber die ge-
gebenen
Exempel.

Zu dieſen gegebenen Exempeln muß ich noch
einige Anmerkungen hinzufuͤgen:


  • 1.) Beruhen ſie auf vernuͤnftigen Gruͤnden, und
    ſind durch vieljaͤhrige Erfahrung bewaͤhret
    worden, daß ſich folglich Jederman ſicher dar-
    nach richten kan.
  • 2.) Will ich nicht in Abrede ſeyn, daß ſie wegen
    des verſchiedenen Climatis, und Landes-Art,
    auch anderer Neben-Urſachen und Umſtaͤnde,
    zuweilen eine Ausnahme und Einſchrenkung
    leiden koͤnnen, wobey aber ein verſtaͤndiger
    Haus-Wirth allezeit ſein Nachdenken wohl
    brauchen, und bey einer vorzunehmenden Ver-
    aͤnderung ſich dennoch nach meinen Grundſaͤ-
    tzen richten muß.
  • 3.) Muß derjenige, welcher dieſe Cultur vorneh-
    men wil, alle Jahr aufſchreiben, was er auf
    ſeine Aecker vor Fruͤchte beſtellet, damit er in
    den folgenden Jahren aus ſolchem Verzeich-
    niſſe ſehen koͤnne, was der Acker bereits vor
    Fruͤchte getragen, und was bey der ferneren
    Beſtellung vor welche zu erwaͤhlen.
  • 4.) Muß man bey dieſer Cultur ſich beſtaͤndig
    nach denen in meinem Land- und Garten-
    Schatze
    [59]der Aecker ohne Brache.
    Schatze gegebene Regeln richten, und insbe-
    ſondere bey jeder Frucht, den dritten und vier-
    ten Theil
    deſſelben zu Rathe ziehen.

Wer ſich zu Erziehung der Kuͤchen- und
Specerey-Fruͤchte ein gutes Land erwaͤhlet, ſolches
nach meiner Art zubereitet, und die Fruͤchte nach
der gegebenen Anweiſung beſtellet und wartet, der
wird mit Huͤlfe der Abwechſelung, welche jetzo ge-
zeiget worden, nebſt goͤttlichen Segen, ſeinen
Acker ebenfals achtzehen Jahre hinter einander
ohne Brache und friſche Duͤngung, ſo gut als ich
beſtellen koͤnnen.


§. 25.


Es wird alſo hoffentlich wohl Niemand zwei-Zweifel ob
auch die
Fruͤchte
werden gut
ſeyn, benebſt
der Beant-
wortung.

feln, daß es angehe, nach dieſen gegebenen Exem-
peln, einen Acker achtzehen Jahre, ohne Brache
und friſche Duͤngung zu beſtellen; allein man
doͤrfte doch dabey gedenken, daß auch die Fruͤchte
darnach ſeyn wuͤrden, indem es gar nicht begreif-
lich, daß ein Acker ſo viele Jahre hintereinander
koͤnne ſchoͤne Fruͤchte tragen, wo man ihn nicht
einmal ruhen, oder doch von neuen duͤngen laſſe.


Hierauf dienet zur Antwort: Wenn ich
gleich gar keinen weitern Grund angeben koͤnte
von der Moͤglichkeit dieſer achtzehenjaͤhrigen Nu-
tzung der Aecker ohne Brache und friſche Duͤn-
gung, ſo wuͤrde doch meine vieljaͤhrige und noch
beſtaͤndige Erfahrung, ſtatt aller andern Beweiſe
dienen, indem ich auch in den letzteren Jahren
meine Aecker allezeit noch mit guten Nutzen beſtelle,
wo
[60]1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung
wo nicht die ſchlechte Witterung oder ſonſt ein
auſſerordentlicher Umſtand ſolches verhindert. Al-
lein man kan die Moͤglichkeit ſolcher vieljaͤhrigen
und nutzbaren Beſtellung auch aus ihren Gruͤn-
den einſehen.


Erſtlich erwege man, was vor haͤufige Duͤn-
gung auf einen ſolchen Acker geſchaffet werden
muß, welche ja die ordentliche, und zu den Korn-
Fruͤchten gewoͤhnliche Duͤngung, in Anſehung
der Vielheit, zwey-auch wohl dreymal uͤberſteiget,
dahero iſt ja leicht zu erachten, daß auch ſolche um
ſo viel laͤnger in der Erde anhalten und dauren
muͤſſe.


Zum andern werden bey der vorgegebenen
Abwechſelung der Fruͤchte, die Kraͤfte von der
Duͤngung nicht ſo bald hinter einander, ſondern
nur nach und nach aus dem Acker heraus geholet.
Und da die mannigfaltigen Fruͤchte auch verſchie-
dene Kraͤfte und Theilchen zu ihrem Wachsthum
brauchen, ſo findet bey der Abwechſelung auch eine
jede ihre Nahrung, und der Acker kan folglich
ſolche tragen, dahero nothwendig bey der Beſtel-
lung mehrere Jahre heraus kommen, als wenn
man beſtaͤndig nur bey einerley Fruͤchten bleibet,
oder nur mit etlichen wenigen abwechſelt, bey wel-
cher letztern Art man freylich den Acker viel fleißi-
ger duͤngen, oder doch zu rechter Zeit muß laſſen
Brache liegen, welches aber bey meiner Cultur
nicht noͤthig iſt.


Zum dritten wird das Land nach geſchehener
Duͤngung durch das tiefe Ackern und Graben,
beſon-
[61]der Aecker ohne Brache.
beſonders wenn es vor Winters geſchiehet, ſo lo-
cker und milde gemachet wie Baum-Erde. Wor-
aus leichte zu ſchlieſſen, daß es weit beſſere Fruͤchte
tragen koͤnne als ein nach der gemeinen Leyer ge-
pfluͤgter Acker. Denn in einen klaren und lockern
Grunde koͤnnen die Wurzeln aller Fruͤchte mit ih-
ren Faͤſerlein viel beſſer um ſich greiffen, und ſo
wohl aus der Tiefe, als von denen Seiten her,
mehr Nahrung an ſich ziehen, als auf einen gemei-
nen Acker, wo das Erdreich nicht ſo milde, und
der Grund nicht ſo locker iſt.


Eben dahin gehen auch die Gedanken des
Hn. v. Rohrs in ſeiner Land- und Feld-Wirth-
ſchafts-Kunſt
p. m. 85. wenn er alſo ſchreibet:


„Diejenigen Felder, die man immerdar bauet,
”tragen mehr als andere, weilen wegen Feſtig-
”keit des Bodens und verſtopften pororum der
”Erde die innerliche Kraft der Fruchtbarkeit und
fermentation nicht ausdaͤmpfen kan, dahero
”die lang ausgeruheten verlegenen und neuen
”Bruͤche nicht ſo hoch zu ſchaͤtzen, als diejenigen,
”welche ſtets gebauet werden.


Zum vierten iſt zu merken, wenn ein ſolcher
Acker in den letzten Jahren etwas mager werden
will, und abermal recht tief umgegraben wird, daß
ihm ſolches ſo gute Dienſte thue als eine leichte
Duͤngung, indem dadurch die ausgeruhete, und
mit den von der Duͤngung Regen und Schnee in
die Tieffe eingeſenkten Salzen und Kraͤften ange-
fuͤllte Erde, in die Hoͤhe gebracht wird, welche ſo
gut traͤget, als wenn ſie waͤre geduͤnget worden.
Be-
[62]1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung
Beſonders wenn das Graben im Herbſte geſche-
hen, indem ſolchergeſtalt die Winter-Feuchtigkeit
eher in den Acker bleibet, und den folgenden Som-
mer uͤber die Fruchtbarkeit und das Wachsthum
der Fruͤchte ganz ungemein befoͤrdert, welches
freylich die wenigſten einſehen.


Zum fuͤnſten kan bey dieſer Cultur auf dem
Lande kein Unkraut aufkommen; denn bey den
tiefen Ackern und Umgraben kommen theils die
Stoͤcke und Wurzeln des Unkrautes, welche nicht
herausgeleſen worden, theils der ausgefallene Sa-
me deſſelben, hinunter in die Tieffe, daß ſie mit ih-
ren Keimen nicht hervor kommen koͤnnen, und
verdummeln muͤſſen. Was aber dennoch vom
Graſe und Unkraute hervorſchieſſet, das wird ent-
weder ausgejaͤtet oder durch das Arbeiten mit den
Jaͤte-Haͤcklein, welches den Sommer uͤber wohl
zwey- bis dreymal nach Beſchaffenheit der Witte-
rung geſchehen muß, zwiſchen den Kuͤchen- und
Specerey-Fruͤchten hinweg geſchaffet, wovon das
Land ſo reine wird, daß man hernach auch unter
den Korn-Fruͤchten faſt gar kein Unkraut gewahr
wird.


Dieſes iſt ein Haupt-Umſtand, woraus es be-
greiflich wird, wie ein Acker, der in ſo vielen Jah-
ren weder geduͤnget worden, noch Brache gelegen,
dennoch gute Fruͤchte tragen koͤnnte. Denn da
gar keine Kraͤfte von dem Unkraute weggenom-
men werden, ſo folget, daß die Fruͤchte deſto eher
Nahrung flnden, und daß das Land dennoch nicht
ſo ausgemergelt werde, als wie gemeiniglich auf
den
[63]der Aecker ohne Brache.
den Korn-Aeckern, wo ſich viel Unkraut findet, zu
geſchehen pfleget. Ja es iſt gewiß, daß manche un-
ter den angegebenen Fruͤchten, wie auch bereits
erinnert worden, oft nicht einmal ſo viele Kraͤfte
hinweg nimt, als das Unkraut auf einen nach der
gemeinen ſchlechten Art begatteten Brach-Acker.


§. 26.


Jch ſehe zum voraus, daß dennoch wider dieEinwurf
wegen des
ſchlechten
Landes an
andern Or-
ten.

angegebene achtzehnjaͤhrige Beſtellung der Aecker
viele Puncte werden eingewendet werden.


Viele werden ſagen, es moͤchte dieſe Cultur
auch bey ihnen wohl angehen, wenn ſie auch ſol-
chen guten Grund und Boden haͤtten, wie in den
Erfurtiſchen Feldern angetroffen wird.


Es iſt wahr, daß ſich um unſere Stadt her-
um ein ſchoͤnes und recht gutes Feld befindet. Der
Herr von Hochberg in ſeinem adelichen Land-
und Feld-Leben im zweyten Theile
p. 11.
meldet, daß die Alten dieſe Zeichen einen Grund
zu probiren angegeben haͤtten; wenn man nem-
lich eine Grube im Felde gruͤbe, und die heraus-
geworffene Erde wieder hinein ſcharrete, und man
faͤnde, daß ſolche nicht zulange, das Loch wieder
auszufuͤllen, ſo ſey es ein ſchlechter Grund.
Wuͤrde aber die Grube gleich und eben wieder
ausgefuͤllet, ſo ſey es ein mittelmaͤßiger Grund.
Bliebe aber nach Ausfuͤllung der Grube noch et-
was Erde uͤbrig, ſo waͤre es ein guter Grund.
Und ein ſolcher wird an den mehreſten Orten in
unſerer Flure angetroffen. Denn wenn die Gru-
ben,
[64]1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung
ben, welche zur Herbſtzeit zu den Moͤhren, Pa-
ſtinat-Wurzeln und andern Fruͤchten gemachet
worden, nach Winters wieder zugeſcharret wer-
den, ſo bleibet allezeit viel Erde uͤbrig, daß man
genoͤthiget wird ſolche von Schichten zu Schich-
ten einzutreten, und dennoch bleibet der Ort, wo
die Grube geweſen, etwas hoͤher als der andere
Crdboden.


Jedoch wird auch etwan eine halbe Stunde
von hier ſchlimmer Grund angetroffen. So ver-
haͤlt ſichs auch in andern Laͤndern und Orten, daß
mehrentheils guter und ſchlimmer Acker anzutref-
fen iſt, und iſt es in der That Schade, daß man-
che ſchoͤne Gegenden zu nichts anders als zu Korn-
Fruͤchten gebrauchet werden, und denen Einwoh-
nern eben nicht mehr nutzen als mittelmaͤßiger
Acker. Wuͤſten ſie, was vor herrlicher Nutzen
ſie von einem ſolchen Lande haben koͤnten, ſo wuͤr-
den ſie gewiß darauf bedacht ſeyn, daſſelbe beſſer
zu gebrauchen.


Man wird in der That allenthalben eine Ge-
gend finden, wo man ſich einen gewiſſen Diſtrict
zu dieſer Cultur ausſuchen kan. Und zwar iſt es
gut, wenn ein ſolcher Strich Landes dazu kan er-
wehlet werden, welcher unten am Fuſſe eines nach
Mitternacht zu liegenden Berges oder Huͤgels ſich
befindet, weil die Sonne nicht nur auf einen ſol-
chen, an der Mittages-Seite befindlichen Flecke
ihren Widerſchein beſſer haben kan, ſondern das
Land auch wider die kalten Winde bedecket wird.
Kurz, es muß, wo moͤglich, ſolcher Diſtrict in einer
Aue
[65]der Aecker ohne Brache.
Aue liegen, doch aber auch keinen Waſſer-Fluthen
unterworfen ſeyn.


Es iſt alſo gewiß, daß dergleichen Cultur an
unzehligen Orten kan vorgenommen werden. Man
laſſe mir nur die Freyheit einen Ort dazu auszu-
ſuchen, ſo traue ich mir in andern Gegenden eben
dieſes zuwege zu bringen, was wir auf unſern
Aeckern praͤſtiren. Der Grund und Boden mag
leichte oder ſchwer ſeyn, auch an der Farbe aus-
ſehen wie er will, wenn er nur nicht felſicht, und
lettig iſt, oder aus lauter groben Sandſteinen be-
ſtehet, und wenigſtens zwey Schuh hoch gute
Erde hat; denn mit ſolchen felſichten, ſteinichten
und lettigem Grunde iſt nicht viel anzufangen;
oder man muͤſte denſelben erſt zu verbeſſern ſu-
chen, welches aber gar zu viel Koſten verurſachen
wuͤrde.


Ja, es giebt zuweilen ſolche unfruchtbare
Flecke, welche durch keine Duͤngung zu verbeſſern
ſind. Dergleichen Miſtfreſſiges Land findet ſich
auch an einigen Orten in unſern Dreyen-Brun-
nen-Gaͤrten, welches ſchwer und mit groben Sand-
Steinen untermenget iſt. Wenn ſolches gleich
noch haͤuffig geduͤnget worden, ſo findet man
doch nach einem Jahre von der eingegrabenen
Duͤngung nicht die geringſte Spur und Beſſerung
in der Erde, und ſo man im andern Jahre aller-
hand Garten-Fruͤchte darauf bauen will, ſo waͤch-
ſet nichts ſonderliches von der Stelle. Um des-
willen muß dergleichen Grund und Boden alle
Jahr geduͤnget werden. Einer ſolchen ſchweren
5. Theil. EErde
[66]1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung
Erde kan weder mit der Duͤngung noch ſonſt mit
etwas anders geholfen werden, als nur mit der
Seiffen-Sieder Aſche. Wenn dieſe darauf ge-
bracht und eingegraben worden, und ſich mit der
Erde wohl vereiniget hat, ſo pfleget die Duͤngung
alsdenn, eben wie in anderen leichtem Lande, laͤnger
zu dauren; wovon in meiner kleinen hiſtoriſchen
Nachricht von den Dreyen-Brunnen
p. 83.
ſeqq. kann nachgeleſen werden.


Unterdeſſen aber iſt es doch auch wahr, daß
die faſt allgemeine Klage uͤber das ſchlechte Land,
welche man an vielen Orten hoͤret, gar oͤfters un-
gegruͤndet und ungerecht iſt, und daß vielmehr die
Leute uͤber ſich ſelbſten klagen ſolten. Denn es iſt
gewiß, wer es verſtehet, Geld, Zeit, Arbeit und
Nachdencken anwendet, der kan gar vieles verbeſ-
ſern. Aber daran wollen die wenigſten. Ein-
ernden haben ſie gerne, aber um die Verbeſſerung
des Erdreichs bekuͤmmern ſie ſich nicht. Derglei-
chen Leute ſind nicht werth einen Schuh breit Land
zu haben. Es bleibt dabey, Nachdenken, Muͤhe
und Arbeit, nebſt den noͤthigen Koſten, richten unter
goͤttlichen Segen mit der Zeit gar vieles aus. Und
ob man es auch gleich durch die Verbeſſerung nicht
dahin bringen kan, daß ein ſchlechtes Land einem
recht guten Grunde gleich komme; ſo wird man
doch nicht leicht einen Boden finden, der nicht koͤnn-
te tragbarer gemachet, und weit beſſer, als gemei-
niglich geſchiehet, genutzet werden.


Wenn nun ein Hauswirth geſonnen, meine
angegebene Cultur vorzunehmen, und dabey gerne
recht
[67]der Aecker ohne Brache.
recht ſicher gehen will, ſo kan er ja auf einer guten
Lage nur mit einem halben Acker die Probe machen,
und allerhand Kuͤchen- und Specerey-Fruͤchte dar-
auf beſtellen, ſo wird ſich bald zeigen, ob ſich das
Erdreich zu ſolchen Fruͤchten ſchicke oder nicht.
Doch darf man ſich nicht gleich im erſten Jahre,
wenn es fehl ſchlagen ſolte laſſen abſchrecken, indem
zuweilen die Witterunng, oder ſonſt ein Umſtand
hinderlich iſt, daß die Fruͤchte nicht gerathen koͤn-
nen. Man muß dahero ſolche Verſuche zum we-
nigſten drey bis vier Jahr fortſetzen, ſo wird man
ſich alsdenn ſicher darnach richten koͤnnen, ob man
ſolches Land weiter mit Nutzen zu dergleichen Fruͤch-
ten brauchen koͤnnen.


§. 27.


Ferner wird mir eingewendet werden, daßEinwurf
von dem
Mangel der
Wiſſen-
ſchaft.

es an andern Orten an der Wiſſenſchaft fehle, die
Fruͤchte, welche zu der achtzehnjaͤhrlichen Beſtel-
lung der Aecker gehoͤren, zu erziehen.


Allein, was dieſe Wiſſenſchaft betrift, ſo iſt
ſolche nicht ſonderlich ſchwer, und man wird von
allen hierzu noͤthigen Stuͤcken in dem Land- und
Garten-Schatze
hinlaͤnglichen Unterricht fin-
den, indem bey jeder Frucht insbeſondere gezeiget
worden, wie ſolche zu beſtellen, den Sommer uͤber
zu begatten, und im Winter aufzubehalten ſey,
auch wie man mit den Fruͤchten abzuwechſeln
habe.


Wenn man ſich meine gegebenen Regeln wohl
bekannt machen und ſolche ins Gedaͤchniß faſſet,
E 2auch
[68]1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung
auch hernach die noͤtige Arbeit jedesmal darnach
anſtellet, ſo wird man gewiß ſeinen Zweck erreichen.
Man muß ſich die Sache nur nicht alzuſchwer vor-
ſtellen, und in ſeinem Vorhaben mit GOtt fortfah-
ren, ſo wird es gewiß gluͤcklich von ſtatten gehen;
denn was hier in Erfurt moͤglich zu machen iſt,
das kan an andern Orten ebenfals bewerckſtelliget
werden.


Jch bin gewiß verſichert, daß begierige und
kluge Hauswirthe, welche dem alten Schlendrian
nicht ſo feſte anhangen, die von mir communicirte
Wiſſenſchaft und Erfahrung gar wohl faſſen, und
bey der Ausuͤbung richtig und wichtig befinden
werden. Ja ich glaube, daß dieſe Wiſſenſchaft,
wenn man einen unermuͤdeten Fleiß und reiffes
Nachſinnen anwenden will, durch GOttes Gnade
noch zu weiterer Vollkommenheit koͤnne gebracht
werden.


§. 28.


Einwurf
von dem
Mangel
der Tage-
loͤhner.

Mancher doͤrfte mir auch einwenden, daß
man an vielen Orten nicht genugſame Tageloͤhner
und Arbeits-Leute bekommen koͤnte, und alſo waͤ-
ren alle gegebene Regeln umſonſt, und man muͤſte
aus dieſer Urſache die angerathne Cultur unter-
laſſen.


Es iſt wahr, wenn es an Arbeits-Leuten feh-
let, ſo kan dergleichen Anbau nicht vorgenommen
werden. Allein ich ſolte nicht meynen daß der
Mangel an ſolchen Leuten ſo groß ſey, zumal bey
jetzigen Zeiten, da es allenthalben muͤſiges Volck
gieb
[69]der Aecker ohne Brache.
giebet, welches entweder andern Leuten mit Bet-
teln beſchwerlich iſt, oder ſich durch das Spinnen
vor die Garnhaͤndler kuͤmmerlich hinbringen muß.
Wenn man die Leute ordentlich und ehrlich be-
zahlet, ſo wird man Tageloͤner genug bekom-
men, beſonders wenn man ihnen, wie bey mir ge-
ſchiehet, faſt das ganze Jahr hindurch Arbeit gie-
bet. Und ſo ja an einigen Orten Mangel daran
waͤre, ſo kan man doch ſolche von den benachbar-
ten Doͤrfern und Flecken herbey holen.


Und ſo es ja bey den Jaͤten der Garten- und
Specerey-Fruͤchte, wie auch bey dem Abnehmen
des Safflors an Leuten fehlen ſolte, welches doch
nicht zu vermuthen, ſo koͤnte hierzu das auf der
Gaſſe herumvagirende Bettel-Geſindel durch
Obrigkeitlichen Zwang zu ſolcher Arbeit angehal-
ten werden. Oder man koͤnte ſich auch in denen
Staͤdten, von denen beſtellten Aufſehern und Vor-
ſtehern der Wayſenhaͤuſer, eine Anzahl Wayſen-
Kinder ausbitten; denn es ſind ſowohl Jungen
als Maͤgdlein, wenn ſie nur zehen Jahr alt, zu
ſolcher leichten und geringen Arbeit zu gebrauchen,
welches auch den Wayſen-Haͤuſern einigen Nutzen
verſchaffen koͤnte, indem ein jedes Kind des Tages
2 Gr. Lohn bekomt.


Es muͤſte aber der Aufſeher, oder die Aufſe-
herin uͤber dergleichen Geſindel und Kinder einem
jedem insbeſondere die jungen Fruͤchte kennen und
von dem Unkraute unterſcheiden lernen, damit ſie
nicht eins mit dem andern ausraufen. Sobald
ihnen die Fruͤchte gewieſen worden, ſo muß der
E 3Auf-
[70]1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung
Aufſeher eines jeden examiniren, und ſich mit dem
Finger zeigen laſſen, welches die guten Fruͤchte
ſind, die auf dem Lande bleiben ſollten, Es iſt
gewiß, daß ſie es in Zeit einer Minute lernen wer-
den.


Dergleichen Tageloͤhner werden bey uns alſo
gehalten: Fruͤhmorgens muͤſſen ſie 5. Uhr auf den
Acker ſeyn und den Anfang mit Jaͤten machen bis
8. Uhr, denn halten ſie eine halbe Stunde Mor-
genbrod, hernach fangen ſie wieder an zu jaͤten
bis 11. Uhr, ſodann halten ſie eine Stunde Mittag,
12. Uhr fangen ſie wieder an zu jaͤten bis auf den
Abend 6. Uhr, alsdenn iſt das Tagelohn verdie-
net.


Hierbey aber iſt noch zu merken, daß man die
Jaͤter anhalten muͤſſe, daß ſie das ausgeraufte
Gras hinter ſich fein auf haufen werffen, und
vor der Mittages-Stunde zuſammen tragen, in
Koͤrbe thun und nach Hauſe ſchaffen, indem ſol-
ches, wenn es fein reine gewaſchen worden, gar un-
gemein zur Fuͤtterung vor das Rind-Vieh dienet.


Wenn ſich die Tageloͤhner bey den Jaͤten
auf dem Lande hinlegen und nach und nach fort-
rutſchen, ſo thut ſolches den jungen Fruͤchten kei-
nen Schaden, ſondern es richten ſich ſolche den
andern Morgen alle wieder auf. Doch aber darf
man denen Leuten nicht geſtatten, wenn ſie mit ei-
nem Johne oder Flecke, die Quere mit Jaͤten durch-
gekommen ſind, daß ſie auf den Acker hin und wie-
der laufen duͤrfen. Sondern wenn ſie an das En-
de des Ackers gekommen ſind, ſo muß eins nach
dem
[71]der Aecker ohne Brache.
dem andern in der Furche hingehen, und ſich wie-
der von neuen anlegen, denn ſonſt wuͤrde das be-
ſtelte Land, einem Scheun-Tenne aͤhnlich und viele
junge Fruͤchte zertreten werden. Was ſonſt noch
von den Jaͤten und Reinigen der Fruͤchte vom Un-
kraute zu merken, das iſt bey jeder Frucht in den
vorhergehenden Theilen ſchon erinnert worden.


Das einzige muß noch hinzufuͤgen, daß man
bey dieſer Arbeit denen Tageloͤhnern beſtaͤndig
auf dem Dache ſeyn, oder einem getreuen Mitar-
beiter die Aufſicht uͤber dieſelben uͤbergeben muͤſſe,
ſonſten pflegen die jungen Purſche mit den Maͤd-
gen zu ſcherzen und Narren-Poſſen zu treiben,
woruͤber die Zeit vergehet, daß den Tag uͤber nicht
viel geſchiehet. Denn dergleichen Leute bekuͤm-
mern ſich gemeiniglich wenig um ihres Herrn Nu-
zen, ſondern meinen, wenn nur der Tag hinge-
bracht werde, damit ſie auf den Abend die Haͤn-
de aufhalten, und den Lohn nehmen koͤnnen, ſo
waͤre die Sache ſchon gut.


Dennoch aber darf man nicht alles auf ſolche
Aufſeher ankommen laſſen, denn dieſe uͤberſehen
gemeiniglich vieles, und wollen die andern Tage-
loͤhner und Arbeiter nicht gerne verrathen. Wa-
rum? weil ſie ſelbſten mehrentheils auch dabey
faullenzen, und meinen, ſie haͤtten vor denen an-
dern einen Vorzug. Wenn alſo ja ein Haus-
Vater nicht ordentlich ſelbſten bey denen Arbeits-
Leuten zugegen ſeyn kan, und einen verſtaͤndigen
Tageloͤhner die Aufſicht zu uͤbergeben genoͤthiget
iſt, ſo muß er dennoch ſolche oͤfters und unver-
E 4merkt
[72]1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung
merkt hinterſchleichen, und von weiten zuſehen, ob
ſie ihre Arbeit, wie ſichs gebuͤhret verrichten, wo-
durch ſowol der Aufſeher als die andern Tage-
loͤhner in Furcht geſetzet werden.


§. 29.


Einwurf
von dem
Mangel
der Duͤn-
gung auf
groſſen Guͤ-
thern und
Feldern.

Es koͤnte mir noch weiter eingewendet wer-
den, daß auf groſen Ritter-Guͤtern, oder auch ſonſt
bey vielem Ackerbau, die von mir angegebene Cul-
tur durchaus nicht angehen koͤnne, weil man nicht
ſehe, wo die viele Duͤngung herkommen ſolle,
folglich wuͤrden die meiſten Aecker ungeduͤngt lie-
gen bleiben und verderben, und die einmal ge-
machte gute Einrichtung der Felder in gewaltige
Unordnung gebracht werden.


Was dieſen Punct belangt, ſo geht auch
mein Rath keinesweges dahin, daß man alle Guͤ-
ther und Felder nach meiner angegebenen Art cul-
tiviren ſolle, denn ſolches wuͤrde freylich gar vie-
ler Urſachen halber ganz unmoͤglich ſeyn. Meine
Meinung iſt vielmehr, daß man nach Proportion
ſeiner Guͤter nur eine gewiſſe Anzahl Aecker zu
ſolcher Cultur widme. So koͤnte man z. E. auf
einem groſſen Guthe einen Strich Landes von ſech-
zehn, achzehen bis zwanzig Aeckern darzu erweh-
len, ſolche nach meiner Anweiſung duͤngen und
begatten, und nach dem gegebenen Verzeichniß
der Fruͤchte aljaͤhrlich beſtellen, ſo wuͤrde auf ei-
nem ſolchem Gute nicht nur die Kuͤche wohl be-
ſtellet, und das Vieh mit guten Futter verſorget
werden, ſondern man wuͤrde auch durch den Ver-
kauf
[73]der Aecker ohne Brache.
kauf der erzeugten Fruͤchte, beſonders der Spece-
rey-Waaren, jaͤhrlich ein anſehnliches Stuͤcke Geld
machen koͤnnen.


Die Duͤngung betreffend, ſo wuͤrde jaͤhrlich
24. Fuder Miſt auf einem groſem Guthe nicht viel
oder doch ſehr wenig geſpuͤret werden, zumal da
ohne diß, zur Erziehung des weiſſen Krautes, wel-
ches in einer jeden Haushaltung unentbehrlich iſt,
alljaͤhrlich ein Stuͤck Land muß geduͤnget wer-
den.


Eben ſo noͤtig iſt es auch weiſſe Ruͤben,
Moͤhren, Paſtinat-Wurzeln, Eſels- oder Futter-
Bohnen, Erbſen u. d. gl. ſowol zur Speiſe als
auch zum Futter vor das Viehe zu erziehen.
Denn wenn Jemand alle Aecker mit Korn-Fruͤch-
ten beſtellen wolte, ſo muͤſten jene nothwendig
von andern Leuten gekaufet, und der Profit dem
Verkaͤufer gegeben werden.


Es giebt zwar Hauswirthe, welche in der
Meinung ſtehen, daß man ſolche Fruͤchte wohlfei-
ler kauffen als erziehen koͤnte, welches ich mir aber
nimmermehr werde einreden laſſen.


Dergleichen Fruͤchte werden nach der gemei
nen Cultur ordentlich auf die Brach-Aecker als
eine Soͤmmerung* gebracht, und ſolche beſoͤmmer-
te Stuͤcke muͤſſen entweder vor der Beſtellung
E 5friſch
[74]1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung
friſch geduͤnget ſeyn, oder es wird der Miſt, wenn
die gedachten Fruͤchte reif ſind, und vom Lande
weggeſchaffet worden, alſobald darauf gefahren,
damit ſolches noch im Herbſte mit Winter-Ro-
ken, oder im Fruͤh-Jahre mit Sommer-Rocken
oder auch Sommer-Weizen koͤnne beſtellet wer-
den.


Wenn man nun die Duͤngung, welche man
auf einem Land-Guthe, oder ſonſt bey einem ſtarken
Haushalte und Ackerbau jaͤhrlich auf das Kraut-
Land und auf die beſoͤmmerten Flecke ſchaffen muß,
zuſammen naͤhme, ſo koͤnte man in der That ein
ſchoͤnes Stuͤck Land nach meiner Manier duͤngen,
und im erſten und zweyten Jahre weiß Kraut und
andere Kohl-Gewaͤchſe darauf ſtecken, in den fol-
genden Jahren aber mit der Abwechſelung der
Fruͤchte nach den oben gegebenen Exempel fort-
fahren. Auf dieſe Weiſe koͤnte man alle Jahr ei-
nen andern Acker vornehmen und zu meiner Cul-
tur einrichten, ſo wuͤrde man ſolche nach und nach
einfuͤhren koͤnnen, ohne einen Abgang der Duͤn-
gung zu ſpuͤren, oder die Beſſerung denen Korn-
Aeckern zu entziehen.


Es iſt zwar dieſes ganz und gar wider die
Gewohnheit der Leute auf den Doͤrffern und an
den meiſten Orten, als welche ihre Kraut- und
Kohl-Pflanzen alle Jahr auf einen Ort, welchen
ſie ihre Kraut-Laͤnder nennen, zu ſtecken pflegen.


Hierzu erwehlen ſie ordentlich ſolche Flecke,
welche an einem Bache oder Waſſer-Graben lie-
gen, damit ſie die Pflanzen fleiſig begieſſen koͤn-
nen
[75]der Aecker ohne Brache.
nen, und ſind dabey der feſten Meinung, wenn
ſie ihre Pflanzen auf ein ander Land braͤchten, be-
ſonders wo ſie kein Waſſer zum Begieſſen haben
koͤnten, daß ſie gewiß kein Kraut bekommen wuͤr-
den. Allein man kehre ſich nicht an ſolchen irri-
gen Wahn. Wenn man die Pflanzen nach einem
hinlaͤnglichen Regen ſtecket, oder wenn man ſol-
chen bey anhaltender Duͤrrung nicht erwarten kan,
dieſelben nur ſo viel begieſſet, daß ſie bekleiben koͤn-
nen, ſo iſt es hinlaͤnglich, und man hat hernach kei-
nes weitern Begieſſens noͤthig. Und wie ich oben
p. 45. und 46. bewieſen habe, ſo thut es durchaus
nicht gut, immer einerley Fruͤchte alle Jahre nach
einander auf einen Acker zu machen, und man muß,
wenn man das Land gehoͤrig nutzen wil, noth-
wendig mit den Fruͤchten abwechſeln. Jch ver-
ſichere nochmals, daß das Kraut auf einem
friſchen Lande im freyen Felde, auf welchen der-
gleichen ſonſten nicht gezeuget worden, viel beſſer
gedeye, als auf einem ſolchen Flecke, welches
viele Jahre nach einander hierzu gebrauchet wor-
den, ob ſolches gleich alle Jahr friſch geduͤnget,
und die Pflanzen fleiſſig begoſſen worden. Die
Urſache hiervon kan oben p. 46 nachgeſehen
werden. Man ſiehet alſo hieraus, daß die Duͤn-
gung, welche alljaͤhrlich auf die gewoͤhnlichen
Kraut-Laͤnder geſchaffet wird, gantz vergeblich auf-
gewendet werde, und daß man ſolche weit beſſer
nutzen koͤnte, wenn man mit den Fruͤchten ab-
wechſelte.


§. 30.
[76]1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung

§. 30.


Einwurf
von den
Schaf-Trif-
ten.

Noch ein ſcheinbarer Einwurf faͤllet mir jetzo
bey, welcher mir koͤnte gemachet werden. Es
wird nemlich heiſſen, daß ſich die vieljaͤhrliche
Beſtellung der Aecker, ohne darzwiſchen kommen-
de Brache, wegen der Schaf-Triften nicht thun
lieſſe, indem man um derſelben willen die einmal
von undenklichen Zeiten her faſt allenthalben ein-
gefuͤhrte Gewohnheit, die Felder in das Winter-
Sommer- und Brach-Feld einzutheilen nothwen-
dig beobachten muͤſte. Folglich habe man nicht
die Freyheit, wie die Erfurter, ſeine Guͤter zu be-
ſtellen, wenn und womit man wolle, ſondern
man muͤſſe ſich an andern Orten nach der gewoͤhn-
lichen Ordnung richten. Ja ſo gar ſey es an ei-
nigen Orten ſo ſchlim, wenn die Leute ihre Brach-
Aecker beſoͤmmerten, und die Fruͤchte nicht vor
Michaelis von dem Lande wegſchaffeten, daß die
Schaͤfer ſolche ohne Conſideration abhuͤteten.


Auf dieſen Punct dienet folgendes: Jch weiß
allzu wohl, daß an vielen Orten die alljaͤhrliche
Beſtellung der Aecker wegen der Schaf-Triften
nicht angehen will; allein ich ſolte doch meinen,
daß man hierinnen gar wohl eine beſſere Einrich-
tung machen koͤnte. Denn entweder gehoͤret
das Trift-Recht denen Beſitzern groſſer Guͤter
ſelbſten, und ſo koͤnnen ja dieſelben ihren Hirten
alſobald befehlen, daß ſie dergleichen Aecker, wel-
che zu meiner Cultur beſtimmet ſind, verſchonen
ſollen; oder es gehoͤret ſolches Recht gantzen Ge-
mein-
[77]der Aecker ohne Brache.
meinheiten, und ſo koͤnnen ja ſolche ebenfals in ih-
ren Fluren die Einrichtung machen, daß ein gewiſ-
ſer Diſtrict nicht von den Hirten bedarf betrieben
werden.


Solte aber dieſes Recht von der Landes-
Obrigkeit dependiren, ſo koͤnte man bey derſelben
um einen gewiſſen Diſtrict anhalten, daß er von der
Trift ausgenommen werde. Wenn man einer
Herrſchaft recht vorſtellete, daß durch ſolche Cultur
Nahrung in ein Land gebracht, und die Einkuͤnfte
der Obrigkeit vermehret wuͤrden, ſo glaube ich ge-
wiß daß es wuͤrde erlaubet werden, in Betrachtung,
daß es ja viel nuͤtzlicher und beſſer ſeyn wuͤrde, wenn
man nicht nur allerhand ſchoͤne Fruͤchte vor Men-
ſchen und Viehe, ſondern auch viele accisbare Waa-
ren erzeugte, als wenn man ausnehmend ſchoͤne
Aecker Brache liegen laͤſſet.


Geſetzt auch, daß dergleichen Fruͤchte um
Michaelis muͤſten hinweg geſchaffet werden, und
daß man weiter keine Freyheit erhalten koͤnte, ſo
ſind ſie doch zu ſolcher Zeit gemeiniglich zur Reif-
fung gelanget, daß ſie koͤnnen von dem Lande weg-
geſchaffet, und zum Theil verkauffet, zum Theil aber
auch in den Gaͤrten, Gruben oder Kellern verwahr-
lich eingeſchlagen und aufbehalten werden.


Es pflegen zwar die Schaͤfer und Metzger,
wenn ſie zuweilen bey uns im Herbſte, nachdem
die Fruͤchte von den Aeckern weg ſind, ihr Vieh
darauf treiben, zu ſagen: daß die Schafe wo ſie
hintraͤten lauter guͤldene Huf-Eiſen haͤtten, indem
ſie
[78]1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung
ſie von ihrer Duͤngung beſtaͤndig etwas fallen
lieſſen, und ſolche waͤre dem Golde gleich zu
ſchaͤtzen.


Allein vor ſolche Ueberredung, werde ich mich
mit andern verſtaͤndigen Leuten bedancken. Die
Erfahrung hat es unterweilen bey uns gelehret,
wo auch nur dergleichen kleine Heerden Schafe,
auf ſolchen muͤrben und lockern Boden, ſonderlich
in naſſen und feuchten Wetter getrieben worden,
daß der Erdboden, wenn er zu Fruͤchten wiederum
hat ſollen gegraben oder geackert werden, folglich
auch bey dem Beſtellen vor Winters, zu lauter
Schrollen und Kloͤſern geworden iſt. Und ob auch
gleich das Auftreiben des Schaf-Viehes in duͤrren
und trockenem Wetter geſchiehet, da es dem Lande
nicht ſo viel Schaden bringet, ſo wird es dennoch
hiervon derb gemachet. Um deßwillen iſt es beſ-
ſer, daß ſolches Auftreiben der Schafe, auf derglei-
chen gute Laͤnderey unterlaſſen werde.


§. 31.


Einwurf
daß man die
Fruͤchte
nicht ver-
kaufen koͤn-
ne.

Ob nun gleich die vorhergehenden Einwuͤrfe alle
gehoben worden, ſo wird es doch bey einigen heiſ-
ſen: geſetzt, wenn wir auch eben dergleichen Kuͤ-
chen- und Specerey-Fruͤchte erzeugen wolten, wie
in den Erfurtiſchen Feldern, wer wuͤrde uns ſol-
che abkaufen?


Jch antworte: niemalen habe ich geſehen
oder gehoͤret, daß man dergleichen Fruͤchte hinweg
geſchmiſſen haͤtten. Jch glaube gewis, wenn man
die
[79]der Aecker ohne Brache.
die erzeugten Wurzeln und andere gute Kuͤchen-
Speiſen an einige nicht weit entlegene Oerter und
Staͤdte zum Verkauf fuͤhrete, daß man nichts da-
von wiederum mit nach Hauſe wuͤrde nehmen muͤſ-
ſen. Ja wenn es die Leute an andern Orten erſt
wuͤrden kuͤndig werden, ſo bin gewiß verſichert,
daß ſich fremde Kaͤufer genug wuͤrden einfinden,
welche die Kuͤchen-Fruͤchte einkaufen, und ihren
Handel und Nahrung damit treiben.


Die beſten Fruͤchte koͤnnen alſo zum Ver-
kauf aufbehalten, die geringen koͤnnen zum Theil
in der Haushaltung verbrauchet, und was nicht
kan conſumiret werden, iſt vor das Rind- und
andere Vieh gar ungemein wohl zu gebrauchen.
Zur Mohne, Safflor, Siebenzeiten, Coriander,
Anis, Hirſen, u. d. gl. finden ſich allezeit in den
Staͤdten Kauf-Leute, welche dergleichen Waaren
zuſammen kaufen und in andere Laͤnder Handlung
damit treiben.


§. 32.


Ueber dieſes alles aber wird ſich doch nochZweifel, ob
man die vie-
le Duͤngung
bey den
Kornfruͤch-
ten nicht
beſſer, oder
doch eben ſo
gut uutzen
koͤnte.

mancher Oeconomus aufhalten, uͤber die ſtarke
Duͤngung mit 24. dreyſpaͤnnigen Fudern ſtutzig
werden, und vielleicht gedenken, daß man ja da-
mit einen Korn-Acker, nach der gemeinen Art-
vielmal duͤngen, und folglich auch auf eben ſo viele
und wohl noch mehrere Jahre nutzen koͤnte, als
ich, da es dann noch dahin ſtuͤnde, ob man
bey ſolcher ordentlichen Duͤngung und fleiſigen
Abwartung eines Ackers mit denen Korn-Fruͤch-
ten
[80]1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung
ten nicht noch beſſer thaͤte als mit denen Kuͤchen-
und Specerey-Fruͤchten.


Was dieſen Punct betrift, ſo kan ich mich
freylich auf eine genaue und weitlaͤuftige Berech-
nung und Vergleichung der Duͤngung zu Korn-
Fruͤchten, und zu meiner Cultur, nicht einlaſſen,
indem ich weiß daß manche Haus-Wirthe ihre
Aecker ſchwach und ſelten, manche aber auch ſtaͤr-
ker und oͤfterer duͤngen, daß alſo nichts gewiſſes
hierinnen zu ſetzen.


Wenn ich aber doch eine Vergleichung anſtellen
ſol, ſo iſt mir wiſſend daß gute Haus-Wirthe, wenig-
ſtens 6 Fuder auf einen Acker zu ſchaffen, und ſolche
Duͤngung, wo moͤglich, alle 6 Jahre zu wiederholen
pflegen. Folglich kan er einen Acker mit 24 Fudern
viermal duͤngen. Da ſich nun der Acker allezeit
6 Jahre damit behelfen muß, ſo kommen 24 Jah-
re heraus. Weil aber der Acker alle 3 Jahr Bra-
che lieget, ſo wird derſelbe in den 24. Jahren nur
16mal beſtellet. Halte ich nun dieſe Cultur ge-
gen die meinige, ſo komme ich erſtlich mit eben
der Duͤngung 2 Jahr weiter. Zum andern muß
ſich das Capital welches in einem ſolchen guten
Acker ſtecket, nach meiner Art, alle Jahr verintereſ-
ſiren, wodurch die Unkoſten, welche etwan bey die-
ſer Cultur mehr drauf gehen, wieder mit verguͤtet
werden. Hingegen bey der gemeinen Cultur,
verintereßirt ſich der Acker in 24 Jahren nur ſech-
zehen mal, folglich muß man ſein Capital, ehe
man es ſechzehenmal nutzen wil, allezeit noch acht
Jahr todt liegen laſſen. Drittens hat es ſeine
voͤllige
[81]der Aecker ohne Brache.
voͤllige Gewißheit, was ich bereits oben verſichert
habe, daß ein mit Kuͤchen- und Specerey-Fruͤch-
ten wohl begatteter Acker, mehr abwerfe, als die
Korn-Fruͤchte, welche auf etlichen Aeckern erbauet
worden.


Jch kan mit Wahrheit ſagen, daß wenige
Jahre ausfallen werden, da man die Duͤngung
und uͤbrigen Aufwand nicht faſt im erſten Jahre
ſolte herausbringen, indem das weiſſe Kraut, Blu-
men-Kohl, Kohlrabi, Savoyer-Kohl und Woͤrſing,
welche theils einzeln, theils aber auch ackerweiſe an
die Kraut-Haͤndler und Hoͤcken verkaufet werden,
gar vieles Geld machen, wie denn ich und andere
in dem verfloſſenen Jahre 35. Rthlr. vor einen
Acker Kraut erhalten haben. Und geſezt, daß man
wieder verhoffen, in dem zweyten Jahre auch die
Helfte des Profites von denen darauf beſtellten
Fruͤchten noch dazu nehmen muͤſte, ſo waͤre doch
die Duͤngung nebſt allen Unkoſten bezahlet.
Folglich kan man hernach einen ſolchen Acker, oh-
ne einigen weitern Aufwand vor Duͤngung, noch
16. Jahre mit groſſen Nutzen gebrauchen.


Gleichwie ich nun jetzo die vornehmſten Eine
wuͤrfe, welche nur koͤnten gemachet werden, beant-
wortet, ſo traue mir auch gar leicht alle andere
Zweifel, welche etwan jemandem noch koͤnten bey-
fallen, aufzuloͤſen, woraus folglich erhellet, daß
meine angegebene Cultur auch andern Orten pra-
cticabel ſey.


Theil.Das
[82]2. Cap. Von den Korn-Fruͤchten

Das 2. Capitel.
Von den Korn-Fruͤchten uͤber-
haupt.


§. 1.


Einthei-
lung der
Felder zu
den Korn-
Fruͤchten.

Da ich geſonnen bin, auch von den Korn-
Fruͤchten etwas anzufuͤhren, ſo wuͤrde
ich gewiß wider alle Klugheit handeln, wenn ich
die weitlaͤuftigen und in allen Haushaltungs-
Buͤchern, in den Journalen, wie auch in denen
oͤconomiſchen Lexicis, ſo vielmal aufgewaͤrmten
Beſchreibungen von der Zubereitung und Begat-
tung der Aecker zu dieſen Fruͤchten wiederholen ſol-
te. Jch wil alſo nur um der Ordnung willen, das-
jenige, was mir noͤthig zu ſeyn ſcheint, hiervon an-
fuͤhren.


Nach der gemeinen Art werden die Aecker
alſo eingetheilet, als:


  • Das erſte Jahr.
  • Bleibt der Acker leer, und liegt Brache; ei-
    nige ſoͤmmern auch ſolche mit Erbſen, Erbs-Boh-
    nen oder Wicken ꝛc.
  • Das zweyte Jahr.
  • Wird auf die vorhergehende Brache Weizen
    oder Rocken, auch Winter-Ruͤb-Saat beſtelt.
  • Das dritte Jahr.
  • Wird Gerſte, Haber, Sommer-Weizen,
    Sommer-Rocken, auch Wicken geſaͤet.

Dieſes
[83]uͤberhaupt.

Dieſes iſt alſo die durchgaͤngig bekante und
gemeine Art die Felder zu beſtellen. Hingegen
bey uns, und auf unſern guten Laͤndern pfleget man
mit der Beſtellung folgende Ordnung, welche ich
vor gut befunden, zu beobachten:


  • Das erſte Jahr.
  • Bleibt der Acker Brache, und wenn er von
    Wind-Hafer und Quecken befreyet iſt, pflegen ſie
    Erbſen, Wicken auch Erbs-Bohnen darauf zu
    bringen.
  • Das zweyte Jahr:
  • Beſtellen ſie nach gehaltener Brache oder
    geſchehenen Soͤmmerung Weizen oder Winter-
    Rocken darauf.
  • Das dritte Jahr.
  • Wird Gerſte oder Sommer-Rocken und
    Sommer-Weizen darauf beſtellet.
  • Das vierte Jahr.
  • Pflegen ſie Hafer, Erbſen, Wicken und Fut-
    ter, auch Erbs-Bohnen darauf zu machen.

§. 2.


Es iſt hin und wieder in denen LeipzigerVon den
Pfluͤgen zu
den Korn-
Fruͤchten.

Samlungen, in denen oͤconomiſchen Nach-
richten in D. Kuͤnholdens
Oeconomia expe-
rimentali,
in Herrn Cammerrath Kretſchmars
Ackerbau-Raͤtzel,
wie auch in andern Piecen
pro \& contra weitlaͤuftig von den Pfluͤgen zu den
Korn-Fruͤchten gehandelt worden.


Was mich betrift, ſo werde ich mir uͤber die
verſchiedenen Meinungen der Ackerverſtaͤndigen in
F 2die
[84]2. Cap. Von den Korn-Fruͤchten
dieſem Puncte keinen Kummer machen. Es hat
ein jeder hierinnen ſeinen freyen Willen, ob er das
tiefe oder flache Umpfluͤgen vorziehen und ſeine
Laͤnderey alſo begatten wil.


Nach meiner Erfahrung, und nach unſeren
Erfurtiſchen Anbau der Korn-Fruͤchte, haben wir
von undenklichen Jahren bis hieher, allezeit das
tiefe Ackern und Graben mizlich und profitabel
befunden. Denn es iſt gewiß, daß eine aufge-
lockerte, und aus der Tiefe herauf geholte Erde,
welche eine Zeitlang die Ruhe genoſſen, zum
Wachsthum ungemein geſchickt ſey, weil der Re-
gen und Schnee ſich deſto leichter hinein ſenken
koͤnnen, wovon ich an andern Orten weitlaͤuftiger
gehandelt habe. Man kan auch hiervon im zwey-
ten Theile
p. 19. und im dritten Theile p. 153.
nachleſen.


Wir machen uns keine Gedanken daruͤber,
daß eine wilde Erde ſolte in die Hoͤhe gebracht
werden, wovon ich in dem vorhergehenden erſten
Capitel
gehandelt habe. Denn ſo tief als der
Regen und Schnee ſich in die Erde geſenket, wel-
cher die vormals auf den Acker gebrachte Duͤngung
mit hinunter genommen hat, kan die Erde nie-
malen wilde genennet werden, denn eine ſolche
von ſo vielen Jahren ausgeruhete und nicht ge-
brauchte Erde, kan gewiß mehr Dienſte thun, als
ein vorher zu den Fruͤchten beſtaͤndig gebrauchter
Grund und Boden. Und geſezt, man braͤchte
durch das tiefe Pfluͤgen und Graben Steine und
andere grobe Erde in die Hoͤhe. Koͤnnen denn
dieſe
[85]uͤberhaupt.
dieſe nicht abgeleſen, und der Grund und Boden
verbeſſert werden? Doch dieſes macht Muͤhe und
Koſten, daher laſſen ſolches unfleißige und traͤge
Leute lieber unterwegens, wovon p. 19. in dem
zweyten Theile meines Land- und Garten-Scha-
tzes nachzuleſen iſt.


§. 3.


1) Was eigentlich eine Brache iſt, ſolches iſtVon der
Brache, wie
ſolche ſoll
vorgenom-
men wer-
den.

jedermann bekant. Man verſtehet nehmlich da-
durch dasjenige Feld, welches, nachdem es das
Jahr vorher Sommer-Fruͤchte getragen, ordentli-
cher Weiſe nicht beſaͤet und beſtellet wird, ſondern
zur Ausruhung und Zubereitung auf das folgende
Winter-Feld ein ganzes Jahr leer liegend bleibet,
wie aus obiger Abtheilung der Felder zu erſe-
hen iſt.


Dieſes Ruhe- oder Brach-Feld wird zu den
zukuͤnftigen Winter-Fruͤchten, als zum Winter-
Weitzen und Winter-Rocken dreymal, und nach
unſerer Begattung auch wohl viermal geackert.


Das erſte Umpfluͤgen der Aecker zu den
Korn-Fruͤchten, welches man eigentlich Brachen
nennet, muß im Fruͤh-Jahre, in trockenem Wetter,
und ſo viel moͤglich, fein zeitig und tief geſchehen,
damit das Land nicht erſt vom Unkraute ausgezeh-
ret werde, und die in dem Sommer kommende
Regen ſich in den lockern Grund einſenken koͤn-
nen. Denn wenn ein Acker erſt von der Sonne
und Luft feſte und duͤrre gemacht worden, und ohne
daß er umgepfluͤget wird, ſo lange liegen bleibet,
F 3ſo
[86]2. Cap. Von den Korn-Fruͤchten
ſo lauft der nutzbare Regen mehrentheils von den-
ſelben herunter, und nimt wohl gar die in der obern
Flaͤche der Erden annoch befindliche Beſſerung
mit hinweg, es waͤre denn, daß ein ſolcher Acker
gleich und eben laͤge, daß das Waſſer darauf muͤſte
ſtehen bleiben, und ſich einſenken koͤnte. Wenig-
ſtens kan die Feuchtung von dem Regen, wenn
das Land ſchon zu hart iſt nicht recht anziehen und
dauren, ſondern wird von der Luft und Sonne gar
zu bald wieder hinweg genommen, daß man einen
gelinden Regen bey dem Umpfluͤgen faſt gar nicht
ſpuͤret, und in ein oder zwey Tagen der Erdboden
wieder ſo hart iſt wie vorher, daß die Acker-Leute
mit dem Pfluge wieder nach Hauſe fahren, und das
Brachen verſparen muͤſſen; bis ein durchdringen-
der Regen ſich einſtellet, da waͤhrender Zeit der Acker
vom Unkraute vollends ausgezehret und ausgemer-
gelt wird. Und ſo ſie denſelben, wenn ihnen die
Zeit zu lang wird, dennoch mit Gewalt herum reiſ-
ſen, ſo werden es ungeheure Klumpen und Kloͤſer,
welche ſo lange groß bleiben bis in die Beſtellzeit,
und worunter hernach manches Samen-Koͤrnlein
liegen bleibet und verdummelt. Es waͤre denn,
daß ein durchdringender und anhaltender Regen
ſolche Klumpen voͤllig durchweichete, ſo wuͤrden ſie
doch endlich zerfallen.


Ferner, wenn die Brache zu ſpaͤt geſchiehet,
ſo komt die Rure auch ſo weit hinaus. Bleiben
nun die Regen auſſen, ſo kan ſich das Land in ſo
kurzer Zeit nicht ſetzen und wieder Feuchtigkeit
ſamlen, daß hernach in der Beſtellzeit die Erde
wie
[87]uͤberhaupt.
wie Staub iſt, da denn der Same ebenfals nicht
recht aufgehen, und vieles, ehe die Regen kommen,
verdummeln muß.


Doch, hier wollen unſere gemaͤchlichen Acker-
Leute nicht daran, ſondern ſie laſſen mehrentheils
ihre Aecker liegen bis in den Brach-Monat, fuͤrch-
ten ſich auch wohl davor, daß ſie um des fruͤhzeiti-
gen Braches willen noch eine Rure mehr thun muͤ-
ſten, und wollen alſo lieber den Nutzen, welchen ſie
hiervon zu gewarten haͤtten, entbehren.


Auf dieſe vorgeſchriebene Brache habe ich
und andere alhier befunden, daß wir viel ſchoͤnern
und beſſern Rocken erhalten, welcher auch mehr ins
Maaß gegeben als unſern Nachbarn ihrer, welche
ihre Aecker geduͤnget und gebeſſert hatten. Und ob
wir wohl eine Ahrt oder Rure mehr thun muͤſſen, ſo
iſt doch dieſe geringe Arbeit gedoppelt wiederum be-
lohnet worden. Hiervon muß p. 37. in dem drit-
ten Theil
meines Land- und Garten-Scha-
tzes
nachgeleſen werden.


Ferner hat man von der zeitigen und tiefen
Brache den Nutzen, daß die Schaͤfer und andere
Hirten von ſolchen Stuͤcken bleiben muͤſſen, weil
ſich kein Gras und Unkraut darauf befindet, folg-
lich auch das Land durch das Auftreiben des Vie-
hes nicht wiederum derb gemachet wird.


Das Ruren oder zweyte Umpfluͤgen muß in
ſchoͤnem Wetter, wenn der Acker vom Unkraute und
Graſe wieder wil gruͤne werden, geſchehen. Man
hat nicht noͤthig bey dem Ruren ſo tief in die Er-
de zu greiffen, wie bey dem Brachen zum erſtenmal
F 4geſche-
[88]2. Cap. Von den Korn-Fruͤchten
geſchehen, ſondern man laͤßt das Land, wie ſonſt
gewoͤhnlich, umpfluͤgen.


Nach einiger Zeit, wenn dergleichen Acker
abermal will gruͤne werden, ſo muß man das Ru-
ren wiederum bey gutem Wetter vornehmen.


Wenn das Gras und Unkraut noch nicht zu-
ruͤcke bleibet, ſo muß man ſichs nicht verdruͤſſen
laſſen, das Ruren zu wiederholen.


Es iſt auch nuͤtzlich, wenn allezeit nach dem
Ruren der Acker mit der Ege beſtrichen wird, in-
dem dadurch das Gras, Unkraut und Gewuͤrzlich
aus der Erde herausgezogen wird, daß es verwel-
ken und verdorren muß.


Das letztemal vor der Beſtellzeit iſt es noch
noͤthiger, daß das Land fein gleich und eben beſtri-
chen wird, wodurch die Kloͤſſe und Erdſchrollen ent-
zwey geriſſen werden, damit bey der Beſtelzeit der
Same im Auswerfen fein gleich und ordentlich
falle. Doch pflegen ihrer viele den Samen oben
auf die geackerten Furchen zu ſaͤen, und egen her-
nach denſelben unter, wovon ich aber nicht viel hal-
te. Denn wenn der Same aufgehet, ſo ſiehet man
lauter Linien wie die Furchen vorher geweſen ſind,
indem die Koͤrner bey dem Auswurf mehrentheils
in die Tiefe fallen, folglich gehet die Saat in den
Linien allzudicke auf, und der Zwiſchenraum von
den geweſenen Hoͤhen der Furchen bleibet leer.


Bey uns und an vielen andern Orten, wird
der Weitzen und Rocken fuͤnf bis ſechs Zol tief un-
tergeackert und beſtrichen.


An denen hohen und anhaͤngigen Bergen,
z. E.
[89]uͤberhaupt.
z. E. um Jena und an andern Orten, habe ich ge-
ſehen, daß die Acker-Leute ihre Felder nicht die Laͤn-
ge an den Bergen hinunter, ſondern die Quere zu
ackern pflegen, damit bey Gewittern und Regen-
Wetter, der Duͤnger, wie auch die milde und locker
gemachte Erde, nicht moͤge hinweg genommen wer-
den, indem das Waſſer in den gemachten Quer-
Furchen eherſtehen bleiben muß. Es ſcheinet auch
dieſe Vorſicht gewiß nicht uneben zu ſeyn; doch
bey alzuheftigem Regen und anhaltenden Donner-
Wettern, iſt ſolches dennoch nicht allezeit zu ver-
meiden, daß nicht einige Erde ſolte mit hinweg ge-
nommen werden, wiewohl nicht alle Jahr derglei-
chen heftige Guͤſſe zu kommen pflegen. Ungleich
mehr aber wuͤrde hingegen die Erde hinweg gefuͤh-
ret werden, wenn die abhaͤngigen Berge, die Laͤnge
hinunter ſolten geackert werden.


§. 4.


Aller Miſt, er ſey von was vor Viehe er wolle,Von der
Duͤngung
zu den
Korn-
Fruͤchten.

iſt zu den Korn-Fruͤchten zu gebrauchen, wenn
er nur einigermaſſen zur Faͤulung gekommen, denn
wenn die Duͤngung gar zu ſtrohig und lang iſt,
und untergeackert wird, ſo bleibet die darauf ge-
brachte Erde locker und hohl, daß ſich die Maͤuſe
gar leicht darinnen einniſten koͤnnen. Auch pfle-
gen die darauf geſaͤeten Korn-Fruͤchte bey heiſſen
und warmen Tagen zu verbrennen, indem die
Koͤrner mit ihren Keimen und Wurzeln nicht
hindurch greifen, und ihren Nahrungs-Saft an
ſich ziehen koͤnnen.


F 5Bey
[90]2. Cap. Von den Korn-Fruͤchten

Bey einer ſolchen langen und ſtrohigten
Duͤngung hat man auch noch uͤber dieſes die ver-
gebliche Muͤhe und Koſten, daß man bey jedem
Acker-Knechte zwey Perſonen ſtellen muß, welche
den Miſt hinten her in die Furchen mit einen Har-
ken ziehen muͤſſen.


Hiernaͤchſt hat man auch dieſe Beſchwerlich-
keit davon, wenn eine ſolche lange Duͤngung nur
in etwas aus der Erden hervorraget, und die Ae-
cker mit der Ege ſollen beſtrichen werden, ſo wird
der Miſt mit den Zinken herausgezogen, daß folg-
lich ganze Haufen Stroh auf den Acker herum
liegen. Und ob auch gleich ein fleißiger Acker-
Knecht zuweilen die Ege in die Hoͤhe hebet, und
ſachte daruͤber hinziehen laͤßt, ſo kan er es dennoch
nicht verhindern, daß keiner ſolte mit heraus gezo-
gen werden. Es iſt alſo am beſten gethan, daß
man eine ſolche ſtrohigte Duͤngung ein Viertel-
Jahr auf Haufen im Hofe, oder in der Miſt-Lacke
zur Fermentation und Entbrennung kommen laͤßt,
in welcher Zeit das lange Stroh verfaulen und
hernach ſich gar leicht von einander zertheilen
wird.


Das Duͤn-
gen, wenn
ſolches ge-
ſchehen ſol.

Zu welcher Jahres-Zeit das Duͤngen ge-
ſchehen ſol, und wie viel Fuder Miſt auf einen
Acker ſollen gefuͤhret werden, ſind die Hauswirthe
nicht einig. Ueberhaupt iſt nichts gewiſſes zu be-
ſtimmen, wie viel Fuder auf einen Acker ſollen ge-
fahren werden, indem die Aecker nicht einerley
Groͤſſe haben, um deswillen muß ein jeder ſich
nach dem Gehalt ſeiner Aecker richten.


Bey
[91]uͤberhaupt.
[figure]

Ein halber Erfurter Schuh.


Bey uns pflegen die Acker-Leute auf
einen Acker, welcher aus 168. Quadrat-Ru-
then zu 14 Schuh, oder zu 28 halben Schuh
gerechnet, welches aus dem hierbey befind-
lichen Maaß zu erſehen iſt,* acht zweyſpaͤn-
nige Fuder zu fahren, welches zu den Korn-
Fruͤchten, und bey dem Ausbreiten hinlaͤng-
lich befunden wird. Hingegen an andern
Orten, auf den Doͤrfern gehen ſie ſparſamer
damit um, und fahren auch im Nothfall nur
ſechs Fuder darauf, welches ihnen hinlaͤng-
lich zu ſeyn ſcheinet.


Man muß hierinne der Sache weder
zu viel noch zu wenig thun, denn bey den
Korn-Fruͤchten, wenn die Duͤngung ihre
Wirkung thun ſol, muß Ziel und MaaßErfurter
Ruthen-
Maaß.

gehalten werden.


Zur Winter-Saat wird das Duͤngen
nach der allgemeinen Art im Junio gleich
nach Pfingſten, oder auch ſo bald die Som-
mer-Fruͤchte beſtellt worden ſind, vorge-
nommen. Wenn der Miſt aufgefuͤhret iſt,
muß er fein zeitig, nachdem er eben und
gleich auseinander gebreitet worden, unter-
geackert werden. Und iſt hier als eine
Haupt-Regel zu merken, daß die Duͤn-
gung niemalen lange auf dem Acker,
vielweniger aus einander gebreitet
liegen bleiben darf, wovon ich
die
[92]2. Cap. Von den Korn-Fruͤchten
die Urſachen in dem vorhergehenden erſten Capitel
angefuͤhret habe.


Die Miſt-Haufen muͤſſen von gleicher Groͤſſe
ſeyn, und auf den Aeckern fein in gleicher Weite
und gerader Linie abgeſchlagen, und uͤberhaupt ſo
eingetheilet werden, daß nicht nur auf einen Ort
ſo viel Duͤngung komt als auf den andern, ſondern
daß es auch bey dem Auseinanderbreiten den Ar-
beitern nicht ſo ſauer wird.


Einige Acker-Leute pflegen auch, entweder we-
gen Mangel der Zeit, oder des Miſtes, ihre Aecker
im Auguſt, und wohl gar zur Beſtellzeit erſtlich zu
duͤngen, da ſie denn den Miſt alſobald zerwerfen,
den Samen oben aufſaͤen, ſofort beydes zugleich
unterpfluͤgen, und das Land hernach beſtreichen laſ-
ſen. Doch brauchen ſie hierbey die Vorſicht, daß
ſie verfaulten und kleinen Miſt nehmen. Jch hal-
te aber daß es beſſer gethan iſt, wenn das Duͤn-
gen, wie oben geſaget worden, im Junius vorge-
nommen wird.


Auf einigen Doͤrfern bey uns, wie auch nach
Halle zu, pflegen die Bauers-Leute auf albereit
aufgegangene Saat kurzen Miſt zu fuͤhren, und
ſolchen auf den Fruͤchten herum zu ſtreuen. Den
Winter uͤber laſſen ſie denſelben alſo liegen, und ge-
ben dabey vor, daß die Saat darunter warm liege,
und nicht ſo leicht ausfriere.


Andere hingegen fahren kleinen verfaulten
Miſt, im Winter wenn es recht ſtark gefroren
hat, und der Erdboden Laſt-Wagen traͤgt, auf die
hervorgewachßne Saat, und werfen ſolchen auf den
Acker
[93]uͤberhaupt.
Acker herum, welcher den Fruͤchten eine Duͤngung
und Nahrung geben ſol.


Jch glaube aber, daß eine ſolche aufgewor-
fene Duͤngung zum Wachsthum gar wenig helfen,
und zehenmal beſſere Wirkung thun wuͤrde, wenn
man ſie unterpfluͤgte, und mit der Erden vermi-
ſchen lieſſe, denn es iſt gewiß, daß die Luft, Sonne
und Froſt den Winter hindurch, und ſonderlich im
Merz die darinnen befindlichen Salze heraus ho-
let. Und wenn die Saat ſonſten erfrieren ſoll,
wird ſolches der darauf geworfene Miſt nicht ver-
hindern koͤnnen, ſonderlich wenn er ſchmaͤrig,
ſchwer und verfault iſt, denn dieſer frieret eben ſo
wohl wie die Erde zu einem Klumpen Eiß, wie die
Erfahrung deutlich lehret.


Wenn z. E. ſchwerer und fetter Miſt auf die
Artiſchocken und andere Gewaͤchſe, in dem langſa-
men Herbſt gelegt wird, daß ſie nicht erfrieren ſol-
len, ſo gehen gewiß alle Stoͤcke zu Grunde, indem
ſie ſamt dem Miſte und der Erden zu einen Klum-
pen Eis werden. Wird aber langer und leichter
Miſt darauf gebracht, ſo werden ſie niemalen er-
frieren.


Noch anders wird die Duͤngung vorgenom-
men, wenn der Miſt, nachdem die Arbeit mit der
Beſtelzeit zur Winter-Saat vorbey iſt, in langſa-
men Herbſt, im October und November auf die
Weizen- und Rocken-Stoppeln, und ſonderlich auf
diejenigen Aecker geſchaffet wird, welche in der
Brache zu den Winter-Fruͤchten nicht haben
koͤnnen geduͤnget werden. Da nun ohne diß die
Aecker
[94]2. Cap. Von den Korn-Fruͤchten
Aecker zu den Sommer-Fruͤchten vor Winters ein-
mal muͤſſen umgewendet werden, ſo kan man die
darauf gefahrne Duͤngung alſobald mit unterpfluͤ-
gen, welche den Winter uͤber verfaulet, ihre Kraͤfte
in die Erde einſenket, und ſich mit derſelben ver-
miſchet. Auf das Fruͤh-Jahr ſaͤet man Gerſte,
Sommer-Rocken, Boͤhmiſchen Weitzen mit und
ohne Hacheln darauf.


Andere nehmen auch die Duͤngung zu den
Sommer-Fruͤchten zeitig im Fruͤh-Jahre vor, ſo-
dann beſaͤen ſie den Acker, und pfluͤgen den Miſt
zugleich mit unter. Nun iſt ſolches zwar nicht zu
verachten, wenn anders der Miſt kurz und klein iſt.
Es iſt aber dennoch ohnſtreitig beſſer und vortheil-
hafter, wenn das Duͤngen im Herbſte vorgenom-
men wird.


Mehres hiervon anzufuͤren halte ich vor unnoͤ-
thig, indem albereits vieles von der Duͤngung und
deren mancherley Arten, in den Leipziger Sam-
lungen, oͤconomiſchen Nachrichten,
und in
Herrn D. KuͤnholdsOeconomia experimenta-
li,
wie auch in vielen andern Haushaltungs-
Buͤchern,
gehandelt worden. Wer alſo hiervon
weitlaͤuftige Nachricht verlanget, der kan ſich in
beſagten Buͤchern umſehen.


Stoppeln
duͤngen
nicht.

Bey dieſer Gelegenheit muß ich noch die
Frage beantworten, ob nicht die untergepfluͤgten
Stoppeln dem Acker auch eine Duͤngung geben?
Jch weiß wohl, daß viele Leute in dieſen Gedanken
ſtehen, und meinen, daß auch daher das alzuzeitige
Sammeln des Rech-Strohes verboten ſey, damit
die
[95]uͤberhaupt.
die Ackerleute Zeit gewinnen moͤchten, die Stop-
peln als eine Beſſerung unter zu ackern. Ja, viele,
wenn ſie geſehen, daß ich, wie oben p. 50. gedacht
worden, gleich nach der Ernde die Rocken-Stop-
peln umpfluͤgen laſſen, ſo ſind ſie auch auf die Ge-
danken gekommen, daß ich ſolches um der Beſſe-
rung willen thaͤte. Allein ich halte davor, daß die
Stoppeln zur Duͤngung wenig oder nichts bey-
tragen, und iſt das Rech-Stroh-Sammeln viel-
mehr von hieſiger Obrigkeit, wegen der vielen dar-
unter verborgenen Dieberey bis in den September
verboten worden.


Wenn ich meine Korn-Aecker gleich nach der
Ernde umpfluͤgen laſſe, ſo geſchiehet ſolches kei-
nesweges um den armen Leuten die Stoppeln zu
entziehen, ſondern weil das Land zur abermaligen
Winter-Saat nothwendig ſchleunig muß zuberei-
tet werden. Jch wolte es vielmehr allezeit lieber
ſehen, daß die Stoppeln von den Aeckern herunter
waͤren, und die armen Leute ſolche in ihren Haͤu-
ſern haͤtten, als daß ſie mit eingeackert werden.
Denn wenn ſolche Jahre kommen, in welchen es
viele Maͤuſe giebet, ſo retiriren ſich ſolche von wei-
ten unter die eingepfluͤgten Stoppeln, bauen ihre
Neſter darein, und thun ſo wohl an den ausge-
ſtreueten Samen, als an der aufgegangenen Saat
im Herbſte, und den Winter uͤber unter dem Schnee
groſſen Schaden.


Hierinnen doͤrfte mir von manchen wiederſpro-
chen werden. Die Einwendung wird ſeyn:
Wenn das auf dem Acker zuruͤk gebliebene Stroh
oder
[96]2. Cap. Von den Korn-Fruͤchten
oder Stoppeln nicht duͤngen ſollen, warum duͤnget
denn der Miſt, welcher ja auch groͤſtentheils aus
Stroh beſtehet? Es iſt wahr, das Stroh, wenn
es zu Miſt gemachet worden, hat es die Kraft zu
duͤngen, aber nicht als bloſſes Stroh vor ſich allei-
ne, denn es iſt ja bekant, wie wenige und geringe
Kraͤfte und Salze ſich in dem Stroh befinden, da-
hero es auch dem Viehe keine ſonderliche Nah-
rung giebet. Es kan auch deſſen Aſche weder von
den Seiffenſiedern, noch in einer Haushaltung
zur Lauge gebrauchet werden. Folglich ruͤhret
die duͤngende Kraft des Miſtes hauptſaͤchlich her
von den mit dem Stroh vermiſchten Excrementen
des Viehes, und von den Salzen, welche ſich aus
denenſelben in das Stroh gezogen und eingewickelt
haben, wodurch ſolches zugleich auch maceriret
und zur Fermentation gebracht wird, daß es ſich
mit der Erden vermiſchen, und ſeine, obwohl we-
nigen Kraͤfte und Theile zum Wachsthum der
Fruͤchte mittheilen kan, welches aber bey bloſem
Stroh, wie die Stoppeln auf den Aeckern ſind,
wohl ſchwerlich ſo gut geſchiehet, weil es mit kei-
nen fremden Salzen und Kraͤften angefuͤllet iſt,
und auch durch die bloſe Erde nicht ſo leicht aufge-
loͤſet wird. Doch wil ich nicht in Abrede ſeyn, daß
das Land, durch Einpfluͤgung der Stoppeln, beſon-
ders wenn deren viel vorhanden, in etwas locker er-
halten werde.


Miſtlacke
hilft zur
Duͤngung.

Einen deutlichen Beweiß, daß das Stroh
das wenigſte zur Duͤngung beytrage, kan man auch
daher nehmen, weil man mit klarem Miſte, wel-
cher
[97]uͤberhaupt.
eher aus lauter Excrementen vom Vieh beſtehet,
und kein Stroh bey ſich hat, vortreflich duͤngen,
und mit ein wenig deſſelben mehr ausrichten kan,
als mit zehenmal ſo viel leichten und ſtrohigten
Zeuge.


Ja, was kan man nicht mit dem Schlamme
aus den Teichen und andern Waſſer-Graͤben,
gleichſam vor Wunder thun? obgleich kein Haͤlm-
lein Stroh darunter kommet, wovon auch im zwey-
ten Theile
p. 38. nachzuleſeu iſt. Anno 1727.
und 1728. ließ ich dergleichen Schlam aus unſern
Stadt-Graͤben etwas hoch auf einige von meinen
Aeckern fahren. Nachdem nun ſolcher den folgen-
den Winter uͤber durch den Froſt, Luft und Sonne
milde und trocken gemachet worden, ſo hat derſel-
be mit ſeiner bey ſich habenden Fettigkeit und
Kraͤften ſo viele Dienſte gethan, als die allerſtaͤrk-
ſte und beſte Duͤngung, daß ich das Land kaum in
zwanzig Jahren zu Korn-Fruͤchten habe brauchen
koͤnnen. Und ob ich ſolches gleich ſo viele Jahre
uͤber beſtaͤndig mit weiſſem Kraute, Kohlrabi,
Paſtinat-Wurzeln, Moͤhren, Safflor u. d. gl. be-
ſtellet, und in die zwanzig Jahre genutzet, ſo haben
ſich dennoch die Korn-Fruͤchte, wenn ich ſolche nach
der Zeit darauf gebracht, uͤberwachſen, daß ſie la-
gerhaft, taub und ludrich worden ſind, wenn ich
ſolche auch gleich habe ſchrapfen laſſen.


Man ſiehet alſo hieraus, daß das Stroh bey
dem Miſte, kein weſentlich Stuͤck der Duͤn-
gung ſey, indem ſolche auch ohne Stroh geſchehen
kan. Es iſt folglich daſſelbe gleichſam nur ein
5. Theil. GVehi-
[98]2. Cap. Von den Korn-Fruͤchten
Vehiculum, wodurch man den Koth und Urin
des Viehes, und die daraus entſtehende Miſt-Lacke
auf die Aecker ſchaffet, und der Erden einverlei-
bet. Doch will ich dieſe meine Meinung Nie-
manden aufdringen, noch vielweniger aber mich
mit Jemanden hieruͤber in einen Streit einlaſſen,
indem es mir gleichviel gelten kan, wenn anderen
ihre Gedanken hierinnen nicht mit den meinigen
uͤbereinſtimmen ſolten. Hiervon hat auch der Herr
von Rohr in der Einleitung zu der Land- und
Wirthſchafts-Kunſt
p. m. 93. etwas gedacht.


Daß dieſes, was von der Duͤngung geſagt
worden, richtig iſt, kan aus nachfolgenden bewieſen
werden. Man betrachte nemlich in ſehr warmen
Sommer-Tagen bey einem guten Hauß-Wirthe,
in einem Hofe, die in einer Vertiefung befindliche
Miſt-Pfuͤtze, ſo wird der Augenſchein lehren, daß
unzehlich kleine Wuͤrmer ſich darinnen befinden,
wodurch ganz deutlich erhellet, daß die von Herrn
D. Kuͤnhold in ſeiner Oeconomia experimen-
tali
p. 310. und von Hn. L.Hoffmann im zwey-
ten Buche ſeiner Klugheit haus zu halten.
p.
16. angegebene Saͤtze ihre Richtigkeit haben.


Einige Bauers-Leute, welche es nicht verſte-
hen, was vor Fettigkeit in der Miſt-Pfuͤtze ſich be-
findet, pflegen zuweilen ſolche auf die Gaſſen und
Straſſen, oder an andere Oerter laufen zu laſſen,
welches aber eine uͤble Wirthſchaft und Unverſtand
anzeiget. Man erwege nur, was die Feuchtigkeit
von dem Miſte auf dem Felde und Wieſen vor
augen-
[99]uͤberhaupt.
augenſcheinlichen Nutzen bringet. Wenn z. E.
der Miſt, welcher in einer ſolchen Pfuͤtze gele-
gen, hinaus gefahren, und auf den Acker auf Hau-
fen geſchlagen wird, und eine Zeitlang liegen blei-
bet, ehe er kan unter die Erde gebracht werden,
ſo ſenket ſich hiervon die Feuchtigkeit oder Miſt-
Lacke in die Erde, und theilet den Orten, wo der-
gleichen Hauffen liegen, ſo ſtarke Fettigkeit und
Kraͤfte mit, daß man dieſes nach zwey bis drey
Jahren an den darauf ſtehenden Fruͤchten erken-
nen kan, indem dieſelben allezeit viel ſchoͤner, gruͤ-
ner und hoͤher wachſen als auf den andern Fle-
cken. Ja man kan faſt ſo viel Oerter zehlen,
ſo viel Haufen auf einen Acker abgeſchlagen
worden. Es folget alſo hieraus, daß man die
Miſt-Pfuͤtze viel hoͤher zu halten, als daß man ſol-
che hinweg lauffen laſſe; vielmehr muß man die-
ſelbe in den Hoͤfen in eine Vertiefung leiten, und
den Miſt, welcher ebenfals etwas feuchte liegen
muß, oͤfters damit begieſſen laſſen. Hat man
Stroh im Ueberfluß, ſo kan ſolches darein geſtreuet
werden, damit es verfaule, und die darinnen be-
findlichen Salze an ſich ziehe. Einige Hauswir-
the aͤſtimiren die Miſt-Lacke ſo hoch, daß ſie zur
Winters-Zeit das Eiß davon als eine gute Duͤn-
gung auf ihre Aecker ſchaffen. Und iſt mir unter
andern ein gewiſſer Garten-Liebhaber, drey Stun-
den von unſerer Stadt, bekant, welcher den Win-
ter uͤber ſeine gefrorne Pfuͤtze mit Aexten aufhauen,
und die Stuͤcker Eiß auf ſeine Spargel- und Mee-
rettig-Beeter fahren ließ, welche hernach malen bey
G 2dem
[100]2. Cap. Von den Korn-Fruͤchten
dem Than-Wetter zerſchmelzten, und nach und
nach in die Erde ſich einſenkten. Hiervon erhielte
er ungemeinen dicken Spargel und Meerettig,
welcher letztere, wenn er auf dem Reib-Eiſen gerie-
ben wurde, ſo gelinde und ſo gut ausſahe wie
die allerſchoͤnſte weiſſe Seinmel-Krumen. Dieſe
Auffuͤhrung des Miſt-Pfuͤtzen-Eiſes hat er alle
Jahre nach einander vorgenommen, wodurch er
mit Erzeugung und Verkaufung des Spargels und
des Meerettigs guten Nutzen ſich verſchaft. Wer
hiervon noch ein mehres zu wiſſen verlanget, kan
in D. KuͤnholdsOeconomia experimentali,
Sectio VII. p.
321. nachleſen. Wenn man ſolche
Stuͤcker Eiß auf die Wieſen fahren, fein ordent-
lich ausbreiten und zerwerffen laͤßt, ſo wird man
zwar im erſten Jahre an dem Graſe den Nutzen
nicht ſonderlich, wohl aber in den darauf folgen-
den Jahren augenſcheinlich ſpuͤren.


§. 5.


Von Sa-
men und
Beſtellen
der Korn-
Fruͤchte.

Jch komme nun auch auf den Samen und auf
das Beſtellen der Korn-Fruͤchte, welches eine ſo
weitlaͤuftige Sache, daß ſie eine beſondere Abhand-
lung abgeben koͤnte; aber wozu wuͤrde ſolche die-
nen? Zu weiter nichts, als dem geneigten Leſer be-
ſchwerlich zu fallen. Denn es iſt allbereits in ſo vie-
len Schriften hin und wieder hiervon gehandelt
worden, daß auch die Verfaſſer ſo gar daruͤber in ei-
nen auf Proſtitution hinaus lauffenden Feder-
Krieg gerathen ſind, daß man des Leſens daruͤber
ganz ſatt wird. Wer von dieſer Sache ſchon etwas
verſtehet, der kan zwar aus ſolchen Abhandlungen
eines
[101]uͤberhaupt.
eines und das andere lernen; wer aber in dem
Acker-Bau noch nicht ſonderlich weit gekommen
iſt, der wird am Ende wenig Nutzen daraus er-
langen. Es heiſſet auch hier, pruͤfet alles, und
das Beſte behaltet. Jch will dahero gar gerne
einen Jeden bey ſeiner Meinung laſſen, und meine
Erfahrung hierinne nur ganz kuͤrzlich mittheilen,
ohne mich weiter darum zu bekuͤmmern, ob Je-
mand meine Proben und Verſuche annehmen will
oder nicht.


Von allen Korn-Fruͤchten muß man billig
zur Ausſaat die ſchweren und reinen Koͤrner ſu-
chen zu uͤberkommen, und dieſes geſchiehet am
beſten, wenn man gleich nach der Ernde die gan-
zen Garben durch die Dreſcher fein ſanfte vor-
ſchlagen laͤßt, wodurch die beſten und groͤſten
Koͤrner aus denen Aehren heraus ſpringen, denn
ein voͤllig Korn gehet allezeit leichter aus den
Aehren als ein geringes. Man betrachte nur die
bey dem Abladen der Fruͤchte von ſelbſt ausgefal-
lenen Koͤrner, ſo wird man finden, daß ſolche or-
dentlich die ſchoͤnſten und groͤſten ſind, und folg-
lich, wenn ſie ſonſten reine, am beſten mit
zum Samen koͤnnen gebrauchet werden. Das
Dreſchen aber darf um deswillen nicht zu heftig
geſchehen, damit die Koͤrner nicht zerſchlagen, zer-
quetſchet und verderbet werden, als wodurch das
Aufkeimen und Fortwachſen merklich gehindert
wuͤrde, welches die wenigſten Acker-Leute einſehen
koͤnnen. Hiervon iſt in der entdeckten Gruft
natuͤrlicher Geheimniſſe
Cap. 1. p. 98. folgen-
G 3des
[102]2. Cap. Von den Korn-Fruͤchten
des zu leſen:

„Wie leicht kan nicht im Dre-
”ſchen die zarte Diſpoſition der Theilchen ver-
”aͤndert werden, daß alſo hernach ein ſolch laͤdir-
”tes Korn bey weiten nicht ſo viel Frucht brin-
”gen kan, als ein anderes, welches noch in ſei-
”ner Vollkommenheit iſt. Jch zweifle alſo nicht,
”wenn man das Samen-Korn auf eine nicht all-
”zu vehemente Art ausklopfete, daß es nachge-
”hends haͤufiger aufgehen, und mehrere Fruͤchte
”tragen wuͤrde.


Eines der groͤſten Fehler von unſern Land-
Leuten iſt es auch, daß ſie nach ihrer einmal an-
genommenen uͤblen Gewohnheit, zu ihrer Ausſaat,
alle Koͤrner, ohne Unterſcheid, wie ſie ſolche gedro-
ſchen haben, untereinander zu nehmen pflegen, und
ſich auch nicht weiter darum bekuͤmmern, ob ſie
etwan kleine, flach, eingeſchrumpft, oder breit ge-
ſchlagen und zerquetſchet ſind.


Einige zwar, die kluͤger ſeyn wollen, pflegen
nach dem Ausdreſchen, bey dem Worfeln, den Vor-
ſprang zum Samen zu erwehlen, welches auch gar
gut zu ſeyn ſcheinet; allein koͤnnen denn nicht auch
eben ſo wohl dieſe Koͤrner durch das ſtarke Dre-
ſchen Noth gelitten haben, und durch einen unrech-
ten Schlag verderbet worden ſeyn.


Hierbey betrachte man auch, daß unter den
vollkommenen Koͤrnern eben ſowohl viel Unkraut-
Samen mit hervor ſpringet. Und um eben dieſer
Urſache willen muß man dahin ſehen, daß man mit
Huͤlfe der Feg-Siebe, oder einer andern Maſchine,
die Reinigung vornehme, damit der Unkraut-Sa-
me
[103]uͤberhaupt.
me davon abgeſondert werde, ſonſten bringet man
dieſen mit aufs Feld, welcher ſich nach und nach ſo
ſehr vermehret, daß das gute Getraide mit der Zeit
zur Ausſaat nicht mehr zu gebrauchen iſt.


Durch beſagten Vordraſch erhaͤlt man nicht
nur voͤllige Samen-Koͤrner, ſondern man hat auch
davon den Vortheil, daß ein Acker, wenn man ſon-
ſten das gehoͤrige Quantum beobachtet, nicht leicht
kan uͤberſamet werden, indem der Saͤe-Mann nicht
ſo viel groſſe als kleine Koͤrner in die Hand bringen
kan, folglich hat man von den vollkommenen
guten und reinen Samen mehr Nutzen zu hoffen.
Wenn man eine Hand voll groſen und vollkomme-
nen Samen, ſo viel als man ergreifen kan, und auf
gleiche Weiſe eine Hand voll kleinen nimt, ſo wird
ſich finden, daß von den letztern, an der Zahl der
Koͤrner, der dritte Theil mehr heraus kommen
wird. Wenn nun ſolche kleine Koͤrner auf ein
leichtes Land geſaͤet werden, und bey guter Witte-
rung aufgehen, ſo iſt gewiß, daß ein Acker davon
uͤberſamet wird. Hiervon beſiehe das vier zehende
Capitel im erſten Theile meines Land- und
Garten-Schatzes,
allwo ich allbereits von dem
duͤnne und dicke Saͤen gehandelt habe.


Nimt man alſo den Vordraſch, und die reif-
ſten Koͤrner zur Ausſaat, und bleiben bey dem ge-
woͤhnlichen Maaße, was ſonſten auf einen Acker ge-
ſaͤet wird, ſo wird bey dem Aufwachſen das Getrai-
de ſeine rechte Weite erhalten, daß es weder zu na-
he, noch zu weit von einander zu ſtehen komt, und
die Standen werden ſich recht ausbreiten, und ih-
G 4ren
[104]2. Cap. Von den Korn-Fruͤchten
ren Nahrungs-Saft viel beſſer, als wenn ſie gar zu
dicke an einander ſtehen ſolten, an ſich ziehen koͤn-
nen. Es kan auch wohl nicht anders ſeyn, wenn
dergleichen kleine Koͤrner zum Ausſaͤen genom-
men, und die Aecker alzuhaͤufig damit uͤberſtreuet
und beſamet werden, daß ſie als kleine Aehren und
Koͤrner geben muͤſſen, um deswillen auch wieder
einige Acker-Leute auf die Gedanken gerathen, daß
die Korn-Fruͤchte ſich in ihrer Gegend ausarteten,
und aus dieſer Urſache muͤſten ſie ſich von fremden
Orten andern Samen anſchaffen. Daß aber die-
ſes Grundfalſch iſt, wird ein jeder begreiffen koͤn-
nen, denn wenn dergleichen Leute durch den Vor-
draſch die groͤſten Koͤrner abſonderten, und ihre
Aecker nicht uͤberſamten, ſondern vollkommenen
Samen, und in gehoͤriger Maaße ſaͤeten, ſo wuͤr-
den ſie gewiß wiederum groͤſſere Koͤrner uͤberkom-
men, denn es iſt gewiß, kleine Aehren, bringen
kleine Koͤrner. Folglich wird keine Ausartung
bey dem Rocken und Weitzen dadurch zuwege ge-
bracht, denn obgleich die Rocken- und Weitzen-
Koͤrner kleine ſind, ſo bleibet dennoch ein jedes bey
ſeiner Natur, und koͤnnen durch die groſſen Koͤrner
wiederum verbeſſert werden.


Es gehet aber keinesweges meine Meinung
dahin, daß man die Korn-Fruͤchte gar zu duͤnne
ſaͤen ſolte, denn durch das alzuduͤnne ſaͤen, und ſon-
derlich auf guten Aeckern, wie ihrer viele anra-
then wollen, wuͤrde das Gras und Unkraut
Luft und Raum bekommen, und dem Getraide ei-
ne groſſe Hinderung im Wachsthume verurſachen,
ja
[105]uͤberhaupt.
ja ſolches faſt gar erſticken, daß hernach ſo wohl
die Frucht, als auch der Acker, von dem ausfallen-
den Unkraute wuͤrde verunreiniget werden. Es
wird auch ein uͤberſamter Acker niemalen ſolche
ſchoͤne und lange Aehren hervor bringen, als einer,
welcher nach der gehoͤrigen Art beſaͤet worden, und
wenn man die Aehren genau unterſuchet, ſo wer-
den ſie niemalen Koͤrner von einerley Guͤte und
Groͤſſe haben, ſonderlich diejenigen, welche noch
nachſchieſſen, und auf Neben-Haͤlmern erwach-
ſen.


Die vielen Anmerkungen von dem Brande im
Weitzen, welche andere gemacht haben, ſind zwar
vernuͤnftig und gut; allein es iſt meines Beduͤn-
kens, welches ich auch aus vieljaͤhriger Erfahrung
habe, kein beſſer Mittel hievor zu finden, als daß
man ſich zur Ausſat vorigjaͤhrigen und alten Sa-
men erwehlet. Doch muß er 8. bis 14. Tage fruͤ-
her als der neue beſtellet werden, indem er weit
ſtaͤrker ausgetrocknet iſt, als dieſer. Der Weitzen
muß auch das ganze Jahr uͤber auf einen luͤftigen
Boden, und zwar nicht uͤber einen Schuh hoch lie-
gen, fleiſſig gewendet, und auch ein- oder zweymal
gerollet werden, damit er ſich bey heiſſen und war-
men Sommer-Tagen nicht auf einander erwaͤrme,
oder durch die Wuͤrmer angeſtochen werde. Doch
habe ich einigemal angemerket, daß dennoch nicht
zu verwehren geweſen, daß der aufbehaltene Sa-
men-Weitzen und Rocken, von den Wuͤrmern ziem-
lich durchloͤchert worden; allein bey Unterſuchung
dieſer Koͤrner, welche ich mit einem ſcharfen Feder-
G 5Meſſer
[106]2. Cap. Von den Korn-Fruͤchten
Meſſer von einander geſchnitten, habe ich gefun-
den, daß ſie die Keimen nicht benaget hatten, ſon-
dern es war nur das Mark, oder das Mehl zum
Theil hinweg gefreſſen. Jch wagte es dahero, und
lies dennoch von dieſen ausgeſtochenen Koͤrnern
ſaͤen, und befand wuͤrklich, daß ſie keimten und ſchoͤ-
ne hervor wuchſen, welches alſo daher gekommen,
weil die Herzlein oder die Keimen noch unbeſchaͤ-
digt geblieben waren.


So verhaͤlt ſichs auch mit denen Erbſen von
allerhand Sorten, welche auf dem Felde und in
den Gaͤrten ſtehen. Wenn ſie anfangen wollen
gelbe und reif zu werden, ſo pfleget es auch in man-
chen Jahren zu geſchehen, daß die Maden und
Wuͤrmer in den Schoten das Mark aus den Erb-
ſen uͤber die Helfte hinwegfreſſen, und dieſelben
hohl machen, und dennoch, wenn ſie auf das Fruͤh-
Jahr geſaͤet werden, ſo ſchadet es ihnen an dem
Aufgehen und Fortwachſen nichts. Die Urſache
iſt eben dieſe, wie bey dem Weitzen, weil nemlich
ihre Keime nicht angefreſſen worden, und noch un-
beſchaͤdiget ſind. Warum die Wuͤrmer aber die
Keimlein nicht angehen, und heraus freſſen, mag
wohl dieſes die Urſache ſeyn, weil ihnen vielleicht
dieſelben nicht ſo angenehm ſchmecken. Auf eben
dieſe Art verhaͤlt ſichs auch mit den Futter- und
groſſen Garten-Bohnen. Obgleich die Wuͤrmer
das Mark oder das Mehl uͤber die Helfte aus ſol-
chen ausgehoͤlet haben, ſo gehen ſie dennoch, nach-
dem ſie eingeackert oder geſteckt worden, auf, und
hin-
[107]uͤberhaupt.
hindert ſie ſolche Beſchaͤdigung an ihrem Wachs-
thum im geringſten nicht.


Ein jeder Haus-Vater ſoll auch genau unter-
ſuchen, was er vor ein Land vor ſich hat, ob es
leichte oder ſchwer iſt. Das erſte erfordert niema-
len ſo viel Samen als ein ſchwerer und lettiger
Boden, weil manches Korn, da es unter einen ſol-
chen feſten Grunde lieget, nicht hervor ſtechen kan,
und folglich verdummeln und zuruͤck bleiben muß,
welches um deſto eher geſchiehet, wenn ein ſtarker
Schlag- und Platz-Regen gleich nach dem Beſtel-
len erfolget, welcher den locker gemachten Grund
feſte zuſammen ſchlaͤget. Auch iſt es ein Fehler,
wenn zur Unzeit geſaͤet wird, da der Acker zu naß
iſt, und man anhaltende Regen uͤberkomt. Jn
dieſem Falle iſt mit nichts am beſten zu helffen,
als wenn man die auf den Acker gemachte Rinde
bey trockenem Wetter, mit der Ege wiederum
aufreiſſen laͤßt, wenn aber der Samen hervor ge-
keimet waͤre, ſo iſt dieſe Arbeit nicht nur verge-
bens, ſondern vielmehr ſchaͤdlich. Bey dem Win-
ter-Rocken, welcher vorgedroſchen worden, und
welchen man zum Samen und zur Ausſaat neh-
men will, iſt auch zu gedenken, ſo bald als er in
das Reine gebracht worden, daß er auf einen luͤf-
tigen Boden einige Tage fein duͤnne ſoll ausgebrei-
tet und gewendet werden, damit er nicht auf ein-
ander erwaͤrme und ſchimlicht werde, und die bey
ſich habende Feuchtigkeit, welche er auf der Scheu-
er-Tenne an ſich gezogen hat, ausdunſte, u. dadurch
hin-
[108]2. Cap. Von den Korn-Fruͤchten
hinweg getrieben werde. Es darf auch der Samen
nicht uͤber ein Jahr alt werden, und wer derglei-
chen jaͤhriges Korn ſaͤen muß, ſoll zum wenigſten
das Beſtellen acht bis zehen Tage eher vornehmen,
indem dieſes viel haͤrter an den Koͤrnern iſt, wie
ſchon bey dem Weitzen erinnert worden, und ſich
durch das zeitige Beſtellen deſto eher aufloͤſen und
zu rechter Zeit hervor keimen kan.


§. 7.


Vom Be-
ſtellen.

Wie tief die Korn-Fruͤchte bey dem Beſtel-
len in die Erde ſollen gebracht werden, iſt nicht
ſo genau anzugeben, denn an einigen Orten pfle-
gen ſie den Samen oben auf die Furchen des ge-
pfluͤgten Landes zu ſaͤen, und ſobald als dieſes ge-
ſchehen, wird er mit der Ege untergeſtrichen. Hin-
gegen in denen Erfurtiſchen Feldern, und noch an
vielen andern Orten, wird das gebrachte Land erſt-
lich geeget, darauf geſaͤet, alsdenn der Same drey-
vier bis fuͤnf Zoll tief untergeackert, und nachge-
hends mit der Ege uͤberfahren und beſtrichen, von
welcher Beſtellung vielmehr zu halten iſt, als von
der erſtern. Es kaͤme hierinnen auf einen Ver-
ſuch an, wo dergleichen Ausſaͤen auf die Furchen ge-
braͤuchlich iſt, ob es nicht viel beſſer und vortheil-
hafter waͤre, wenn der Same eingeackert wuͤrde,
denn es iſt ganz natuͤrlich und begreiflich, wenn die
Samen-Koͤrner gar zu flach in die Crde kommen,
ſo koͤnnen die Stauden nicht ſo viele Neben-Kei-
men und Wurzeln ſchlagen, als wenn ſie gehoͤrig in
die Erde gebracht worden. Bey dem Unteregen ge-
hen
[109]uͤberhaupt.
hen auch viele Koͤrner zu Grunde, welche nur in et-
was, oder wohl gar nicht mit der Erde bedeckt, oder
auch, weil ſie zu flach liegen, vom Winde und Re-
gen wieder entbloͤſet, und von den Voͤgeln aufge-
ſucht und weggefreſſen werden.


§. 7.


Das Beſtellen uͤber Winter geſchiehet meh-Wenn das
Beſtellen
der Korn-
Fruͤchte ge-
ſchehen ſol.

rentheils bey uns 14 Tage vor, und 14 Tage nach
Michel, doch iſt dieſe angegebene Zeit, nicht aller
Orten gemein, indem einige auch wohl drey Wo-
chen eher beſtellen. Es muß ein jeder hierinnen
ſich nach ſeinem Clima, nach dem Samen, ob er alt
oder neu iſt, und nach andern Umſtaͤnden richten,
und beobachten, ob bey ihm die zeitige, mittel-
maͤſſige oder langſame Ausſaat am beſten zu gera-
then pfleget. Es iſt in denen Feldern und Flu-
ren hierinnen ein merklicher Unterſchied zu finden.
Jn unſern Feldern fangen die mehreſten vierzehn
Tage vor Michael an zu beſtellen, und continui-
ren damit bis in den December, welches leztere
die Noth wegen des Wild-Schadens von ſich ſelb-
ſten lehret. Wenn wir den Samen nur noch vor
den Heil. Chriſt-Feyertagen in die Erde bringen,
ſo bekommen wir eben ſolche ſchoͤne ja unterwei-
len noch beſſere Fruͤchte als wenn wir zeitig beſtellet
haben, welches ich und viele andere, deren ihre Ae-
cker nahe an der Waldung liegen, faſt jaͤhrlich alſo
vornehmen muͤſſen. Wenn wir nach der gewoͤhn-
lichen Art unſere Aecker 14 Tage vor Michael be-
ſtellen wolten, und die Korn-Fruͤchte mit ihren
Stauden fein gruͤne in die Hoͤhe wachſen wuͤrden,
ſo
[110]2. Cap. Von den Korn-Fruͤchten
ſo iſt gewiß, welches leider die Erfahrung geleh-
ret, daß das Hohe-Wild, den ganzen Winter hin-
durch, nicht von ſolchen Aeckern kommen, alles
abfreſſen, und bey naſſer und ſchluͤpfriger Witte-
rung in den Erdboden treten wuͤrde. Wenn wir
aber langſam beſtellen, ſo kommt der Same erſtlich
am Ende des Decembers und im Jenner, auch
wohl noch langſamer, nachdem es die Witterung
giebet, unter dem Schnee hervorgeſtachelt, wobey
wir wegen des Ausfrierens ſo leicht nichts zu be-
fuͤrchten haben. Da nun auf ſolche Weiſe das Wild
den Samen nichts anhaben kan, ſo lauft es an an-
dere weit entlegene Oerter, und ſuchet die ſchoͤnen
aufgewachſenen Saat-Fruͤchte, welche ſich wohl be-
ſtockt haben, zu ſeinem Futter. Wenn hernach das
langſam beſtellte Korn im Fruͤhjahre ſich beſtocket
und in die Hoͤhe waͤchſet, ſo wachſen zur ſelbigen
Zeit Gras und andere Kraͤuter in dem Walde auch
hervor, daß ſie den Fruͤchten nicht leicht mehr
Schaden zu thun pflegen. Was ich von der Jm-
praͤgnation oder von Einweichung des Getraides
halte, habe ich in dem erſten Theile p. 66. allbereit
angefuͤhret und wer ein Liebhaber ſolcher Quelle-
rey ſeyn moͤchte, kan meine Gedanken und Erfah-
rungen allda nachſuchen.


§. 8.


Von Saͤen
der Korn-
Fruͤchte.

Das Saͤen der Korn-Fruͤchte geſchiehet auf
dreyerley Art. Wobey aber zum voraus zu er-
innern, daß man erſtlich bey dem Auswerfen alle-
zeit einen egalen Gang und gleichen Wurf haben
muͤſſe, damit die Koͤrner einmal ſo weit als das
andere-
[111]uͤberhaupt.
anderemal ſpringen. Die gewoͤhnliche Breite
eines Ganges iſt eine halbe Ruthe. Desgleichen
iſt zu merken, daß der Saͤe-Mann auch einmal
ſo viel in die Hand faſſe als das andere, wie er
ſichs mit dem Griffe angewoͤhnet hat. Wenn dieſes
nicht wohl in Obacht genommen wird, ſo wird ein
jeder Auswurf ſtaͤrker oder duͤnner, mithin folget,
daß man bey dem Aufwachſen derer Korn-Fruͤchte
alle Schritte und Wuͤrfe erkennen kan. Hier-
naͤchſt muß ſich auch ein jeder nach der Breite ſei-
nes Stuͤckes richten, wie er die Gaͤnge einzurich-
ten habe.


1) Die erſte Art geſchiehet folgendermaſſen:
Man faͤnget am Ende zur rechten Seite mitten
in der Furche an, wirft den Samen vor ſich hin,
einmal wie das andere, gehet alſo rund um das
Stuͤck herum, und continuiret damit bis man in
der Mitte zu Ende kommt, wie p. 98 bey der Fi-
gur I. b.
im erſten Theile zu erſehen.


2) Wenn aber in der Brache zur Winterfrucht,
wie auch bey dem Faͤlgen oder Umpfluͤgen der
Stoppeln zur Sommer-Saat die Stuͤcke, wie es
gemeiniglich zu geſchehen pfleget, von einander ge-
ahren worden, der Ackermann mit dem Pfluge auch
gleich zugegen iſt, ſo folget, daß der Saͤe-Mann
in der Mittel-Furche auf der linken Seite hinauf,
und auf der andern Seite an eben dieſer Furche
wieder hinunter ſaͤen muß. Alsdann nimmt er
ſeinem Gang auf der rechten Seite hinauf, ſo daß
der Auswurf dieſes Ganges dem Auswurffe des
erſten Ganges entgegen gerichtet iſt, und auf glei-
che
[112]2. Cap. Von den Korn-Fruͤchten
che Weiſe geht er auf der linken Seite wieder herun-
ter. Jſt das Land aber noch breiter, ſo nimt er her-
nach einen Theil nach den andern vor, bis das gan-
ze Feld fertig iſt. Warum aber der Saͤe-Mann
ſo wohl als der Acker-Knecht in der Mitten des
Ackers den Anfang machen muß, geſchiehet des-
wegen, weil der Acker-Knecht mit der in der Bra-
che mitten gemachten tiefen Furche bey dem Unter-
ackern des Samens den Anfang machen muß, da-
her nothwendig die Mittel-Furche vorher muß be-
ſaͤet werden, und dieſes nennen die Acker-Leute mit
Zwey-Gaͤngen beſaͤen. Und ob auch gleich wie
an einigen Orten gebraͤuchlich iſt, der Same oben
auf die Furchen geſaͤet wird, ſo muß dennoch der
Acker-Knecht in der, mitten in dem Stuͤcke gemach-
ten Furche, mit ackern oder zuſammenpfluͤgen den
Anfang machen, weil ſonſten ein tiefer Graben
in der Mitte entſtehen und bey den letzten Furchen
in der Mitte die Grume oder lockere Erde fehlen
wuͤrde. Der Saͤe-Mann aber kan bey den Auf-
ſaͤen, wenn das Stuͤck erſt voͤllig gepfluͤget iſt, an-
fangen wo er will.


3) Die dritte Art des Saͤens, oder des Aus-
wurfes, geſchiehet auf eine ganz andere Art als wie
vorher beſchrieben worden, welche noch nicht aller
Orten gemein und bekant iſt, und dieſe nennen die
Ackerleute auf Zwey-Beine ſaͤen. Solches wird
folgendermaßen bey uns verrichtet: Der Saͤe-Mañ
muß ſich nach ſeinem Acker-Knechte richten, wo er
mit ſeinem Umpfluͤgen den Anfang machen will;
doch gilt dem Saͤe-Mann alles gleich, indem es auf
eins
[113]uͤberhaupt
eins hinaus lauffet, ob er in der Mitten oder am
Ende mit ſeinem Saͤen den Anfang machet. Der
Saͤe-Mann machet ſeine Poſitur alſo: erſtlich ſetzet
er den linken Fuß voraus, wobey er den erſten Aus-
wurf, wie es ſonſten ordentlich geſchiehet, vor ſich
hin thut. Er thut ſo fort den andern Schritt,
und ſtellt den rechten Fuß voran, bey welchen er
den andern Grif und Auswurf thut, bieget ſich
ein wenig auf die linke Seite und wirft ſolchen
uͤber die linke Achſel hin, jedoch etwas vehemen-
ter und ſtaͤrker. Und dieſes Auswerfen muß alle-
zeit bey jedem Fortſchritte, ſo wohl bey dem linken
als rechten Fuſſe einmal vor ſich hinaus, daß an-
deremal zur linken Seite geſchehen. Wenn ein
ſolcher Gang geſaͤet worden, ſo ſcheinet es nicht
anders, als wenn der Saͤe-Mann allbereit zwey
Gaͤnge gethan haͤtte.


Bey dieſer Art des Saͤens, wenn es recht ver-
richtet wird, hat man den gewiſſen Nutzen zu hof-
fen, daß man niemahlen zu beſorgen hat, daß ein
Acker moͤchte uͤberſamet werden, wie ich denn auch
faſt alle Jahre erfahren habe, daß die Saat auf
dieſe Weiſe viel gleicher aufgegangen iſt, als wenn
ich mit zwey Gaͤngen ſaͤen laſſen.


Was ſonſten noch von Beſaͤung eines irre-
gulai
ren Stuͤck Landes zu merken, da man nicht ſo
ordentliche Gaͤnge halten, und allezeit einen voͤlli-
gen Auswurf thun kan, das wird einem jeden, der
einmal Hand an dieſe Arbeit geleget, und ein re-
gulai
res Stuͤck Land zu beſaͤen ſich geuͤbet hat, die
geſunde Vernunft von ſelbſten lehren. Und wenn
5. Theil. Hein
[114]3. Cap. Von den Korn-Fruͤchten
ein Saͤe-Mann nur ein klein wenig ſeine Ueberle-
gung brauchen will, ſo wird er auch bey einen ir-
regulair
en Acker gleich ſehen, wie er ſeine Gaͤnge
einzutichten, und den Auswurf zu fuͤhren habe, daß
kein Fleck leer bleibe, und der Same auch allenthal-
beu gleich ausgeſtreuet werde, und nicht etwan an
einem Ende dicke, und an dem andern duͤnne zu
liegen komme.



Das dritte Capitel.
Von denen Korn-Fruͤchten ins
beſondere.


§. 1.


Vom Win-
ter-Wei-
tzen.

Nachdem ich in dem vorhergehenden Capitel
von den Korn-Fruͤchten und deren Cultur
nur uͤberhaupt gehandelt, ſo hoffe den
Liebhabern des Feld-Baues keinen unangenehmen
Dienſt zu beweiſen, wenn ich nun auch von dieſen
Fruͤchten ins beſondere handele, und wie in den
vorigen Theilen, bey den Baͤumen, wie auch bey
den Kuͤchen- und Specerey-Fruͤchten geſche-
hen, eine jede Sorte des Getraides alleine vorneh-
me und eines und das andere, was etwan zur Cul-
tur deſſelben noch gehoͤret, hinzu fuͤge.


Unter dieſen Fruͤchten iſt die vornehmſte und
theuerſte der Winter-Weitzen,Triticum hyber-
num ariſtis carens. C. B. P. Triticum vulgart
glumas triturando deponens. J. B.


Hier-
[115]ins beſondere.

Hierzu wird das Land drey- und mit dem Be-
ſtellen viermal geackert. Es verlanget der Win-
ter-Weitzen,
wenn er wohl gerathen ſoll, ein
ſchwarzes und leimichtes Land, welches einen guten
Grund und Boden hat, auch wohl zubereitet und
geduͤnget worden, oder doch ſonſt noch gute Beſſe-
rung in ſich hat.


Die beſte Beſtell-Zeit faͤngt ſich an von Ma-
riaͤ Geburt, und dauert bis Michaelis, wobey zu
merken, daß das Beſtellen des Weitzens, wo moͤg-
lich, bey ſchoͤnen Wetter, muß vorgenommen wer-
den.


Auf einen Acker pflegen wir insgemein fuͤnf
Erfurtiſche Metzen zu ſaͤen. Hierinnen hat ſich
ein jeder nach ſeiner Landes-Art, nach der Groͤſſe der
Aecker, und nach dem uͤblichen Gemaͤß zu richten.
Will ſich aber Jemand gerne nach unſerm Samen-
Quanto richten ſo habe ich in dem erſten Theile
p. 120. und 122. das Gewichte beygefuͤget, u. auch
in dieſem fuͤnften Theile p. 91. das eigentliche
Maaß unſerer Aecker angegeben, wornach ein ac-
curater Haus-Wirth ſchon ſeine Vergleichung und
Berechnung wird anzuſtellen wiſſen.


Zu dieſer Ausſaat muß der Samen ein Jahr
alt ſeyn, damit der Brand, wie oben gemeldet wor-
den, nicht ſo leicht in den Weitzen komme.


Obgleich hin und wieder noch ſo viele Mittel
wider dieſes Uebel angegeben worden, ſo thun ſie
doch alle wenigen oder gar keinen Effect ſolches zu
verhindern.


H 2Wer
[116]3. Cap. Von den Korn-Fruͤchten

Wer neuen Weitzen zur Ausſaat nimt, und
damit alle Jahr continuiret, wird gewiß erfahren,
daß ſich der Brand allezeit aͤrger einſtellet. Je-
doch leidet dieſe Regel auch ihre Ausnahme:
nemlich, wenn man zuweilen keinen alten Weitzen
hat, und den Samen von den allererſt eingeern-
den neuen Koͤrnern einmal nimt, ſo doͤrfte es zur
Noth noch angehen, wenn er nur von alten Wei-
tzen, welchen man das Jahr vorher geſaͤet, erbauet
worden. Aber damit zu continuiren waͤre gewiß
nicht wohl gethan.


So lange als ich das Beſtellen mit alten
Samen vorgenommen habe, kan ich keine Klage
uͤber den Brand fuͤhren, und habe ich ſolchen her-
nach nur bey einem lang anhaltenden Regen, wor-
auf groſſe Hitze und Duͤrrung erfolgte, wiederum,
jedoch nicht ſonderlich, unter meinen Weitzen wahr-
genommen.


Wenn der Same oben aufgeſaͤet worden,
wird er bey uns drey, vier bis fuͤnf Zoll tief einge-
pfluͤget, und das Land mit der Ege fein gleich und
eben beſtrichen.


Diejenigen geben keinen guten Rath, welche
haben wollen, daß man den Weitzen in tieffe Auen
und Felder ſaͤen ſolle, denn es iſt bekannt, daß in
tieffen Gruͤnden, viel eher als in erhabenen Feldern
boͤſe Duͤnſte und ſchaͤdliche Nebel aufſteigen, wel-
che gemeiniglich verurſachen, daß der Meel-Thau,
Reifen und Froͤſte den niedrigen Feldern groſſen
Schaden thun, welches ich und andere in einem
gewiſſen Diſtricte unſeres Feldes faſt jaͤhrlich an-
ge-
[117]ins beſondere.
gemerket, und befunden haben, daß die Koͤrner, wel-
che auf ſolchem Striche erwachſen, aus angefuͤhrter
Urſache, kleine und mehrentheils eingeſchrumpft
werden. Daß die Reifen und Froͤſte eher in die
tiefen, als in die erhabenen Felder einzufallen pfle-
gen, ſolches ſiehet man an den niedrigen Weinber-
gen ſo wohl im Fruͤh-Jahre, als ſonderlich auch
in dem Herbſte, indem bey einfallenden Reifen das
Laub oder die Blaͤtter an den Weinſtoͤcken mehren-
theils in der Tiefe erfrieren, und hingegen in der
Hoͤhe gut bleiben, und von Froͤſten nicht ſo ſtark ge-
troffen werden.


Unſere Acker-Leute, und ſonderlich die Bau-
ern zu Udeſtaͤdt, welches das Weitzen-Dorf ge-
nennet wird, wiſſen es beſſer, denn ſie pflegen ih-
re Felder, welche zum Theil erhaben liegen, mit
Weitzen zu beſtellen, und erhalten gemeiniglich ei-
ne gute Ernde, zum Theil ſind auch ihre Aecker mit
vielen Kieſel-Steinen angefuͤllet, und dennoch tra-
gen ſie den ſchoͤnſten Weitzen.


Wenn der Weitzen ſchoͤne aufgegangen, und
ſich ſchon vor Winters wohl beſtocket hat, und man
beſorget, daß er ſich, wegen der guten Beſſerung des
Landes, lagern moͤchte, ſo iſt nicht undienlich, wenn
man bey ſtarkem Froſte, ſo lange die Saat noch
nicht mit Schnee bedecket iſt, die Schaafe laͤſſet dar-
auf treiben. Doch muß hieruͤber gehoͤrige Aufſicht
gehalten werden, damit das Abhuͤten nicht zu ſtark
geſchiehet.


Solte die Saat im Fruͤh-Jahre ſehr gruͤne
und fett in die Hoͤhe wachſen, ſo iſt noͤthig, daß ſie
H 3zeitig,
[118]3. Cap. Von den Korn-Fruͤchten
zeitig, etwan gegen Pfingſten, nach dem es die Wit-
terung giebet, und zwar ehe der Weitzen in die
Schoß-Baͤlge tritt, oben an den Blaͤttern abge-
ſchnitten werde; jedoch muß man darauf Achtung
haben, daß die Maͤgde nicht zu tief greiffen, und
den vorhandenen Segen mit hinweg ſchneiden. Es
ſoll auch dieſes Abſchneiden niemalen bey allzuheiſ-
ſer Fruͤhlings-Witterung geſchehen, weil dadurch
die verſchnittenen Blaͤtter weiß und gelbe, und die
Stauden an ihrem Wachsthume verhindert wer-
den. Das Abgeſchnittene nennen ſie bey uns
Schrapfe, und iſt ein treffliches Futter vor das
Rind-Viehe.


Wer von der Ernde, Schneiden, Binden,
Heimfahren in die Scheure, Dreſchen und Reine-
machen Nachricht verlanget, der kan in andern
Haushaltungs-Buͤchern ſich umſehen, indem ſol-
ches zu beſchreiben nach meinem Zwecke zu weit-
laͤuftig waͤre.


§. 2.


Vom
Sommer-
Weitzen oh-
ne Hacheln.

Der Sommer-Weitzen ohne Hacheln.
Triticum æſtivum C B. P. Triticum æſtivum
ariſtis carens J. B.
Wird bey uns der Boͤhmiſche
Weitzen genennet, und iſt an den Aehren eben ſo
anzuſehen, wie der ordentliche Winter-Weitzen. Es
iſt auch ſonſten zwiſchen beyden eben kein ſonder-
licher Unterſchied zu finden, auſſer daß die Koͤrner
von dem Sommer-Weitzen etwas vollkommener
und weiſſer ſind. Zum Gebrauch thut er in der
Haushaltung zum Backen eben die Dienſte als
der Winter-Weitzen.


Er
[119]ins beſondere.

Er verlanget ein Feld, welches vorher in der
Brache zu den Winter-Fruͤchten iſt geduͤnget wor-
den. Es werden nach der Ernde, im Herbſte, die
Rocken- und Weitzen-Stoppeln etwas tief umge-
pfluͤget. Hierauf wird das Land mit der Ege be-
ſtrichen, und bleibet den Winter uͤber alſo liegen.
Wenn aber das Duͤngen vor der Beſtellung der
Winter-Fruͤchte in der Brache nicht ſolte geſchehen
ſeyn, ſo iſt ſolches auch noch im October und No-
vember zu dem Sommer-Weitzen vorzunehmen,
da denn der Miſt, nachdem er fein gleich auseinan-
der geworfen und zerſtreuet worden, alſobald, wie
auch oben ſchon erinnert worden, muß unterge-
ackert werden. Jm Fruͤh-Jahre, ſo bald man in
die Erde kommen kan, muß auf einen Acker fuͤnf
Erfurtiſche Metzen geſaͤet, und vier, fuͤnf bis ſechs
Zoll tief untergeackert, und das Land gehoͤriger maſ-
ſen mit der Ege fein gleich beſtrichen werden.
Zur Ausſaat nehme man ebenfals, wie bey dem
Winter-Weitzen erinnert worden, den Samen nicht
von der letztern, ſondern von der zweyten vorher-
gehenden Ernde. Wenn dieſes nicht geſchiehet,
und neuer Same geſaͤet wird, ſo gehet er in zwey
Jahren aus der Art, und verwandelt ſich uͤber die
Helfte in den bartigen Sommer-Weitzen. Nimt
man im dritten Jahre abermal neuen Samen hier-
von, ſo wird er ſich voͤllig in den Stachlichten
arten.


Jch habe es ſelbſt verſucht, und ein Jahr neuen
Samen, welcher von alten Weitzen gezeuget war,
ausgeſaͤet, ſo iſt ſolcher bey ſeiner, Art geblieben.
H 4Weil
[120]3. Cap. Von den Korn-Fruͤchten
Weil ich aber fortgefahren neuen Samen zu neh-
men, ſo iſt der Weitzen das dritte Jahr voͤllig hach-
licht geworden.


§. 3.


Vom barti-
gen Kaul-
oder Som-
mer-Wei-
tzen.

Es iſt im vorigen §. 2. gemeldet worden, daß
der bartige Weitzen,Triticum ariſtis longioribus
ſpica alba C. B.
von den Boͤhmiſchen ſich ausartet.
Wenn man alle Jahr von dieſen den Samen
nimt, ſo verwandelt er ſich niemalen wieder-
um in den Boͤhmiſchen, ſondern behaͤlt hernach-
malen beſtaͤndig ſeine Hacheln. An Koͤrnern ſie-
het er etwas groͤſſer und heller aus, als der ordent-
liche Winter- und Boͤhmiſche Weitzen ohne Ha-
cheln. Dieſer kan mit unter den Winter-Weitzen
und Rocken gemahlen werden; doch muß man
hierbey die Vorſicht gebrauchen, daß niemalen
mehr als der dritte oder vierte Theil darunter ge-
nommen wird, denn der Teig davon flieſſet ſo ſehr
aus einander, ſonderlich wenn er ſoll alleine geba-
cken werden, daß ſolcher bey dem Wuͤrken nicht zu-
ſammen zu bringen iſt, und das Brod davon be-
komt lauter Riſſe, und wird etwas ſtrenge.


Er dienet ungemein zum Maͤltzen, und man
kan gutes Bier und Breihan, wenn Gerſten-Malz
darunter genommen wird, davon brauen.


Es wird dieſer bartige Weitzen, an den Or-
ten wo es viel hohes Wild giebt, um deswillen haͤu-
fig gebauet, weil ſie ihn wegen der Hacheln nichts
rechts anhaben, und nicht ſo leicht abfreſſen koͤn-
nen, indem die Hacheln ihnen an der Naſe gruͤbeln,
und in dem Halſe kratzen; doch wenn ſie in ein ſol-
ches
[121]ins beſondere.
ches Stuͤck gerathen, allwo ſich die Helfte Boͤhmi-
ſcher Weitzen ohne Hacheln darunter befindet, ſo
ſuchen ſie alle Aehren heraus, freſſen ſolche ab,
und trampeln den uͤbrigen hachlichten Weitzen in
den Erdboden, daß man kaum den vierten Theil
einernden kan.


Mit der Zubereitung des Landes, und mit dem
Beſtellen verhaͤlt ſichs eben ſo, wie in dem vorigen
§. bey dem Boͤhmiſchen Sommer-Weitzen die
Beſchreibung gegeben worden.


§. 4.


Der Winter-Rocken,Secale hybernum ma-Vom Win-
ter-Rocken.

jus C. B. P. Rogga five ſecale Dod. Pempt. verlan-
get eben die Begattung der Laͤnderey, in Ackern,
Duͤngen und Saͤen als der Winter-Weitzen, und
es waͤre vergebens ſolches noch einmal zu wieder-
holen! nur das einzige iſt zu merken, daß der Ro-
cken nicht ſo zeitig als der Weitzen, ſondern 14
Tage vor oder nach Michael pfleget beſtellet zu
werden.


Jn den Erfurtiſchen Feldern nehme ich und
viele andere das Beſtellen noch langſamer vor, und
wenn wir nur den Samen kurz vor den Chriſt-
Ferien in die Erde bringen koͤnnen, ſo haben wir
eben die Ernde davon zu gewarten, als von demje-
nigen welcher zeitig beſtellet worden. Doch ſchi-
cket ſich dergleichen langſames Beſtellen nicht an
allen Orten, ſondern es muß ſich ein jeder nach ſei-
ner Landes-Art und Clima richten, und diejenige
Zeit beobachten, welche nach den gemachten Pro-
ben vor gut befunden worden.


H 5Zum
[122]3. Cap. Von den Korn-Fruͤchten

Zum Samen erwehlet man alle Jahr von den
eingeerndeten Rocken, und hat man des Brandes
wegen, wie oben bey dem Winter-Weitzen erinnert
worden, keine Sorge zu haben.


Bey trockenem und ſchoͤnem Wetter iſt das
Beſtellen ebenfals am beſten zu verrichten, denn
wenn der Same im Naſſen eingeſchmieret wird, ſo
gehen viele Koͤrner in der Erden zu Grunde, indem
ſie mit ihren Keimen durch die feſte und ſchrollicht
gemachte Erde nicht hindurch ſtechen koͤnnen.


Jn gutem und fetten Boden hat man nicht
Urſache hierzu zu duͤngen, indem es dadurch nur
lagerhaft und dohl wachſen wuͤrde.


Die mehreſten pflegen den Rocken in Stau-
de und gemeinen Winter-Rocken einzutheilen; al-
lein ich kan keinen Unterſchied darunter finden.
Und andere moͤgen von den Wallachiſchen oder
Sclavoniſchen Korn halten was ſie immer wollen,
ſo glaube ich dennoch nicht, daß wir beſſere Sor-
ten, als wir allbereits haben, uͤberkommen werden.
Nur komt es darauf an daß man zur Ausſaat,
und zum Samen den Vordraſch, und zwar recht
reines Korn nimt. Wer von jetzigen ungemei-
nen ſchlechten Korn-Bau weitlaͤuftig zu leſen ge-
ſonnen, kan in denen oͤconomiſchen Nachrich-
ten im zweyten Bande
p. 617. nachſchlagen.


Allhier muß ich anfuͤhren, was ich in des Fran-
ciſci Philippi Florini
klugen und Rechtsver-
ſtaͤndigen Haus-Vater
p. 611. gefunden habe:


„Ein Haus-Vater ſoll Sechſtens dahin trachten
”wie
[123]ins beſondere.
”wie er das Getraide vor dem Reif und kalten
”Thau, wo er ſonſten von der heiſſen darauf
”ſcheinenden Sonne erhitzet, abſonderlich wenn
”es ſchon geſchoſt hat, ſchwartz und brandicht
”wird, bewahre, damit es hiervon keinen Scha-
”den nehme: Worbey die Feld-Verſtaͤndigen
”dieſes Mittel an die Hand gegeben, daß zwey
”Knechte mit einem langen Stricke oder Seil,
”das Feld auf beyden Seiten uͤbergehen, die Spi-
”tzen von den Aehren, wie man in Sachſen mit
”den Stoppeln bey dem Lerchen-Streichen zu ma-
”chen pfleget, damit beruͤhren, und den ange-
”hangeuen Reif, ehe er von der heiſſen Sonne
”beſchienen und entzuͤndet wird, abſchuͤtteln laſ-
”ſen ſolle; allermaſſen auch die fleiſigen Gaͤrt-
”ner, an den bluͤhenden Baͤumen zu thun pfle-
”gen, daß ſie, nemlich den daran hangenden
”Reif vor der Sonnen-Aufgang abſchuͤtteln.
”Wenn aber das Feld groß, koͤnte das vorige
”Spiel wohl zu Pferde gefuͤhret werden, welches,
”wenn das Feld nicht mit Baͤumen untermarkt,
”iſt, eine bequemliche Sache iſt.


Dieſes Mittel laͤßt ſich ſo anhoͤren, und doͤrf-
te bey manchen einen Eindruck machen, allein in
der Ausuͤbung haͤlt es keinen Stich, und verurſa-
chet den groͤſten Schaden, und will ich vor derglei-
chen Bemuͤhung einen jeden Haus-Vater gewar-
net haben; denn es verhaͤlt ſich hiermit eben alſo,
wie ich oben p. 84. im Erſten Theile meines
Land- und Garten-Schatzes bey der Roßma-
rie und andern Gewaͤchſen gemeldet habe, daß ſie
nem-
[124]3. Cap. Von den Korn-Fruͤchten
nemlich, wenn ſie in einem Reife und Froſte be-
ruͤhret werden verderben.


Damit aber ſolches dem geneigten Leſer deſto
glaublicher vorkommen moͤge, will ich allhier eine
Begebenheit anfuͤhren, welche ſich in dieſer Sache
allhier zugetragen: Es hatte vor vielen Jahren
ein gelehrter und vornehmer Mann, welcher zu-
gleich Vorſteher in unſerm Groſſen-Hoſpital war,
allerhand artige Einfaͤlle. Wenn er ſie aber zur
Ausuͤbung bringen wolte, kam das Hoſpital mei-
ſtens in groſſen Schaden. Jch will unter andern
nur eins, das zu meinem Zwecke dienet, anfuͤhren:
Es war nemlich kurz vor Johannis-Tag, da allbe-
reit die Rocken-Saat geſchoſſet, und den Anfang
zu bluͤhen gemacht hatte, zwey Tage vor der Bluͤthe
die Witterung ziemlich rauh und kalt. Nach ver-
floſſener Zeit fieng es gegen Abend um vier Uhr
an ſtark zu ſchneyen, welches die ganze Nacht hin-
durch dauerte, dergeſtalt, daß der Schnee die Korn-
Aehren durch ſeine Schwere niederbeugete, und
darauf liegen blieb. Den folgenden Tag blieb der
Himmel dunkel, und als es den dritten Tag gegen
8 Uhr Morgens aufhoͤrete zu ſchneyen, verfuͤgte
ſich unſer Herr Vorſteher benebſt zweyen Tagloͤh-
nern auf das Feld, und lies mit einem langen Seile,
auf vielen Aeckern den Schnee von denen Aehren
herunter ſtreichen. Um 3 Uhr Nachmittage fieng
der Wind in etwas an zu wehen, u. die Sonne kam
unter den Wolken herfuͤrgeblicket welche den uͤbri-
gen Schnee, den der Wind nicht abſchuͤtteln konte,
voͤllig hinweg thauete. Hierauf ſtellete ſich eine
gute
[125]ins beſondere.
gute Witterung ein, und die Korn-Aehren richte-
ten ſich nach und nach wiederum in die Hoͤhe. Jn
der hierauf folgenden Ernde fand ſich alsdenn, daß
der Herr Vorſteher faſt die Helfte taube Aehren
auf den Aeckern, welche er beſtreichen laſſen uͤber-
kam, hingegen andere Leute welche ihre Aecker der
wuͤrkenden Natur uͤberlaſſen hatten, erhielten eine
reiche und geſegnete Ernde. Hiervon kan auch p.
174. im zweyten Theile des Land- und Gar-
ten-Schatzes
nachgeſehen werden.


§. 5.


Obgleich andere von den Sommer-Rocken,Vom Som-
mer-Ro-
cken.

Secale vernum, vel minus, C. B. Rogga, five ſecale
aſtivum, Dod.
vorgeben, daß er viel ſchlechter, als
der Winter-Rocken waͤre, ſo iſt es doch in der
Wahrheit nicht gegruͤndet. Doch koͤnte es leicht-
lich kommen, daß deſſen Koͤrner flach und leichte
wuͤrden, wenn man denſelben auf gar zu geringes
und mageres Feld ſaͤete, welches aber bey dem
Winter-Rocken ebenfals geſchiehet. Jch habe viel-
mehr von vielen Jahren her, und bis dieſe Stunde,
aus der gewiſſen Erfahrung, daß er mehrentheils
ſchoͤner und heller an den Koͤrnern iſt, ja faſt
noch beſſer Mehl giebet als der Winter-Rocken.
Die Becker kauffen ihn auch uͤberaus gerne, und
geben vor die Erfurter Metze allezeit etwas mehr
als vor den Winter-Rocken.


Er verlangt eben ein ſolches Land und Be-
gattung wie der Sommer-Weitzen. Er geraͤth
auch oͤfters ſo gut als der Winter-Rocken, und wo
es
[126]3. Cap. Von den Korn-Fruͤchten
es Sommer-Weitzen traͤget, ſo waͤchſet auch der
Sommer-Rocken; nur muß der Acker nicht ſo ma-
ger und gar zu geringe ſeyn, indem er einen guten
Grund und Boden haben will.


Einige geben vor, und wollen behaupten, daß
der Sommer- und Winter-Rocken eigentlich keine
unterſchiedene Sorten waͤren, ſondern der Unter-
ſchied kuͤhre nur her von der Saͤezeit, zu welcher
er nach und nach gewoͤhnet worden, wovon auch
in Herrn G. A. Hoffmanns Klugheit haus zu
halten, im zweyten Buche
p. 87. gehandelt
worden.


Jch muß geſtehen, daß ich noch keine hinlaͤng-
liche Unterſuchung dieſer Sache angeſtellet, und es
wuͤrden auch die hierzu noͤthigen Proben und Ver-
ſuche ziemlich weitlaͤuftig ſeyn, und verſchiede-
ne Jahre hinter einander geſchehen muͤſſen.
Wenn man es probirte, den Winter-Rocken alle
Jahr etwas langſamer, und den Sommer-Rocken
hingegen alle Jahr etwas eher zu ſaͤen, vielleicht
waͤre es nach und nach dahin zu bringen, daß man
jenen im Fruͤh-Jahre, und dieſen im Herbſte be-
ſtellen koͤnte. Und wenn dieſes waͤre, ſo haͤtte die
Sache ihre Richtigkeit, daß der Winter- und Som-
mer-Rocken nicht weſentlich unterſchieden, ſondern
fuͤr eine Sorte zu halten ſeyn.


Dem ſey nun aber wie ihm wolle, genung
daß wir einmal den ordentlichen Sommer-Rocken
haben, welcher bey dem Ausſaͤen mit dem Winter-
Rocken durchaus nicht darf verwechſelt werden.
Denn ich habe allhier geſehen, daß ein hieſiger
Acker-
[127]ins beſondere.
Ackerbau-Verſtaͤndiger Herr L. aus Verſehen vor
nunmehro ſechs Jahren drey Acker ſtatt des Som-
mer-Rockens im Mertzen mit Winter-Rocken be-
ſtellet. Es wuchs ſolcher auch ſchoͤne hervor, doch
gieng er viel langſamer in ſeine Schoßbaͤlge als
der ordentliche Sommer-Rocken, den dieſer letz-
tere faͤngt eben zu der Zeit an zu bluͤhen und zu
reifen wie der Winter-Rocken. Hingegen der aus
Verſehen geſaͤete Winter-Rocken bluͤhete erſtlich
Bartholomaͤi. Als ich nun ſolches gewahr wurde,
ſo meldete ich beſagten Herrn, er moͤchte nur den-
ſelben abſchneiden laſſen und zu Heu machen, ſo
koͤnte er vor das Rind-Viehe noch einigen Nutzen
davon haben, das Land alſobald umpfluͤgen, ruh-
ren, und hernach mit Winter-Rocken wiederum be-
ſtellen laſſen. Er blieb aber dabey, machte ſich
noch Hoffnung Koͤrner zu bekommen, und lies ſol-
chen ſtehen bis in den halben September. Zu
dieſer Zeit wurde das Stroh zwar gelbe, allein in
den Aehren befand ſich ſelten ein Anſatz von einen
kleinen Koͤrnlein. Und alſo muſte er das Stroh
abſchneiden laſſen und ſolches vor das Viehe zur
Streue gebrauchen.


Hingegen begegnete mir vor einigen Jahren,
daß meine Leute an ſtat des Winter-Rockens, wo-
mit ich drey Wochen vor denen Chriſt-Feyertagen
noch ſechs Acker wolte beſtellen laſſen, Sommer-
Rocken ergriffen. Als ich nun nach der Beſtellung
erfuhr, daß ſie aus Unachtſamkeit uͤber den Som̃er-
Rocken gekommen waͤren, ſo aͤrgerte ich mich, wie
leicht zu gedenken, daruͤber, und befuͤrchtete, daß die
Koͤr-
[128]3. Cap. Von den Korn-Fruͤchten
Koͤrner, wenn ſie in ihrer Milch ſtuͤnden und her-
vor keimen wolten, den Winter uͤber Schaden lei-
den und erfrieren wuͤrden. Doch lies ich den Sa-
men auf Hofnung liegen, und dachte wenn die
Saat erfrieren ſolte, ſo wolte ich Gerſte oder an-
dern Sommer-Rocken darauf beſtellen laſſen. Als
nun der Mertz faſt zu Ende gieng, kam mein Som-
mer-Rocken recht ſchoͤne hervor geſtachelt, und
wuchs mit andern Rocken recht gut in die Hoͤhe,
daß ich davon eine unvergleichliche und faſt noch
beſſere Ernde als von dem Winter-Rocken erhielte,
welches aber ohne Zweifel daher kam, weil ich ſo
langſam beſtellen laſſen, daß der Same erſtlich im
Fruͤh-Jahre hervor gekommen. Waͤre aber das
Beſtellen im September geſchehen, ſo wuͤrde ich
vermuthlich auch Schaden gelitten haben. Jnzwi-
ſchen folget doch gar deutlich hieraus, je zeitiger
man den Sommer-Rocken im Fruͤh-Jahre in die
Erde bringen und beſtellen kan, deſto eher er ge-
deyet.


Meines Orts laſſe ich den Sommer-Rocken
niemalen abgehen, indem ich mehrentheils damit
gluͤcklicher gefahren bin, als mit der Sommer-
Gerſte. Denn es iſt wegen theurern Verkauffes
der Koͤrner, wie auch wegen des Strohes mehr
Nutzen davon zu hoffen. Beſonders muͤſſen wir
ſolchen wegen der Sperlinge (Spatzen) beybehal-
ten, weil ſie denſelben nicht ſo angehen wie die
Gerſte, welche ſie auszuhuͤlſen pflegen. Und wenn
wir dergleichen auf unſere nahe an der Stadt gele-
gene Aecker ſaͤen und beſtellen wolten, ſo wuͤrden
wir
[129]ins beſondere.
wir wenige Koͤrner davon in unſere Scheuren
bringen.


§. 6.


Weil die Winter-GerſteHordeum poly-Von der
Winter-
Gerſte.

ſtichum hybernum, C. B. P. Hordeum polyſti-
chum, J. B.
bey uns nicht bekant, vielweniger in
unſern Feldern gebauet wird, ſo muß ich hierinnen
meine Unwiſſenheit bekennen. Jn dem Saͤchſi-
ſchen Land- und Hauswirthſchafts-Buche,
pag. 434. alwo man mit mehrern nachleſen kan,
finde ich, daß dieſe Gerſte nicht zum Brauen diene,
indem ſie viel flachere Koͤrner als die Sommer Ger-
ſte haͤtte. Doch diene ſie zum mahlen beſſer, weil
ſie ein ſchmackhafter Brod gebe, und koͤnte der Ar-
me, wenn er mit ſeinem Brod-Korn fertig waͤre,
mit der Winter-Gerſte den Mangel erſetzen.


Es iſt mit Beſtellung der Winter-Gerſte aber
noch die Frage, und komt darauf an, ob es nicht
beſſer und ertraͤglicher waͤre: wenn ſolche Aecker
mit Winter-Weitzen oder Rocken beſtelt wuͤrden,
indem ja zu ſolcher Gerſte das Land auch muß ge-
brachet, geruret, und in allen eben ſo zubereitet
werden, als wie zu den Winter-Weitzen und Ro-
cken. Jch kan alſo die Urſache nicht finden, war-
um man dergleichen Beſtellen mit der Winter-
Gerſte vornehmen wolte. Doch koͤnnte man es
wohl durch verſuchte Proben erfahren haben, daß
dieſelbe an den Orten, wo ſie im Gebrauch iſt, viel-
leicht beſſere Fruͤchte und Koͤrner giebet als der
Weitzen und Rocken ſelbſt, welches ſeinen Grund
in dem ſchlechten Lande, und in dem Mangel der
5. Theil. JBeſſe-
[130]3. Cap. Von den Korn-Fruͤchten
Beſſerung haben kan. Auch iſt bekannt, daß an
einem Orte dieſe oder jene Frucht viel beſſer ge-
deyet als an dem andern.


§. 7.


Von der
Sommer-
Gerſte.

Unſere ordentliche Sommer-Gerſte,Hor-
deum diſtichum, C. B. Hordeum trimeſtre mi-
nus. Tab. binis verſibus, Matth.
hat an jeder
Aehre nur zwey Reihen Koͤrner. Es wird dieſe auf
ein ſolches Land geſaͤet, alwo das vorige Jahr Win-
ter-Weitzen oder Rocken geſtanden hat; doch muͤſ-
ſen hierzu die Stoppeln im Herbſte fein tief umge-
pfluͤget, und der Acker von einander geahren wer-
den, damit man denſelben auf das Fruͤh-Jahr,
wenn er vorher beſaͤet worden, wiederum kan zu-
ſammen pfluͤgen. Auf einen Acker werden bey uns
fuͤnf Metzen Samen geſaͤet, welcher fuͤnf bis ſechs
Zol tief untergeackert, und hernach mit der Ege
uͤberfahren wird. Mit dem Beſtellen kan im April
der Anfang gemachet, und damit laͤngſtens bis zu
Ende des Mayes fortgefahren werden.


Das Beſtellen muß man, wo moͤglich, vor-
nehmen, wenn es auf dem Acker trocken iſt, wobey
man nicht zu beſorgen hat, daß der Same einge-
ſchmieret und Erd-Kloͤſer verurſachet werden.


Diejenigen thun nicht wohl, welche die Ger-
ſte im Merz beſtellen, indem dieſelbe, wenn kalte
Witterung erfolget, gar leicht erfrieret und um-
ſchlaͤget, weil ſie keine Kaͤlte vertragen kan.


Wenn die Gerſte voͤllig aufgegangen iſt, wird
ſie mit einer Walze uͤberfahren, wodurch die Erd-
Kloͤſer
[131]ins beſondere.
Kloͤſer zerdrucket, und die Gerſte deſto beſſer kan
abgemaͤhet werden.


Zur Ausſaat muß man recht reinen Samen,
worinnen ſich weder Wind-Hafer, Raden, Wicken,
Treſpen, noch anderer Unrath befindet, erwehlen,
welches die wenigſten Bauers-Leute zu beſorgen
pflegen, wodurch ihre Gerſte von Jahren zu Jah-
ren immer ſchlechter und unreiner wird, daß ſie
endlich mehr Unkraut als Gerſten-Koͤrner uͤber-
kommen.


Es koͤnnte auch nicht undienlich ſeyn, wenn
die Bauers-Leute auf einigen unſerer Doͤrfer, an
ſtatt ihres Muͤßigganges und Saufens in den
Schenken, die Gerſte und anderes Getraide, wel-
ches ſie zur Ausſaat brauchen wollen, von den Un-
kraut Samen befreyeten, und nach und nach mit
ihren Weibern und Kindern ſolchen fein reine aus-
laͤſen; durch die nuͤtzliche und geringe Arbeit wuͤrden
ſie gewiß reine Koͤrner in ihre Scheure bringen, und
die Aecker wuͤrden auch durch das Ausfallen ſolcher
ſchaͤdlichen Samen nicht verunreiniget und verder-
bet werden. Auch habe ich ſelbſten durch ſolches Le-
ſen noch dieſen Nutzen, ſowol von der Gerſte als
Sommer- und Winter-Rocken erhalten, daß viele
Leute wegen der Reinlichkeit zu ihrer Ausſaat von
mir den Samen kauffen, auch allezeit mehr davor
geben, als der ordentliche Markt-Preis iſt. Ob
man aber gleich den Leuten dieſes ſaget, und den
bereits erwehnten Nutzen vorſtellet, ſo bleibet ſie
dennoch lieber bey ihrer Traͤgheit, als daß ſie ſol-
che geringe Muͤhe anwenden ſolten.


J 2Viel-
[132]3. Cap. Von den Korn-Fruͤchten.

Vielmal habe ich auch wahrgenommen, wenn
die Ackerleute ihren Samen in einen alzunaſſen
und feuchten Boden gebracht haben, ſo iſt die Erde
nachgehends auf einander zu feſte und bindig wor-
den, daß viele Koͤrner darinnen verdorben, und der
Same ſehr duͤnne aufgegangen, weil die Keimen
nicht ſo viel Macht haben durch einen ſolchen com-
pacten Boden hindurch zu dringen, ſondern darin-
nen verdummeln muͤſſen.


Wer vielen Wind-Hafer beſorget oder auf
ſeinen Aeckern hat, der kan ſolchen durch das lang-
ſame Beſtellen vertreiben; denn wenn die Gerſte
nicht eher beſtellet wird bis der Wind-Hafer auf-
gegangen, ſo wird ſolcher durch das Umpfluͤgen
verderbet. Siehe hiervon nach im dritten
Theile
p. 31.


Das Abmaͤhen, oder Abhauen der Gerſte ge-
ſchiehet am beſten wenn ſie gelbe iſt, und die Kuͤr-
ner hart geworden ſind. Hernach laͤßt man ſie ei-
nige Tage auf dem Acker liegen, daß das Gras ſo
ſich darinnen befindet duͤrre wird. Denn wo die-
ſes nicht geſchaͤhe, ſo wuͤrde die Gerſte in der
Scheure auf einander erwaͤrmen und verſchim-
meln, auch das Stroh vor das Viehe nicht zu ge-
brauchen ſeyn. Von ſolcher Erwaͤrmung der Ger-
ſte in der Scheuer ſol auch der Brand herruͤhren.
Solche erwaͤrmte Gerſte muß man auf einen luͤfti-
gen Boden duͤnne ausbreiten und fein duͤrre wer-
den laſſen. Laͤßt man ſie uͤber die Zeit ſtehen, ſo
kruͤmmet und bieget ſie ſich bis zur Erde, daß her-
nachmalen die beſten Aehren durch das Abmaͤhen
mit
[133]ins beſondere.
mit der Senſe in zwey gehauen werden, und auf
den Acker liegen bleiben.


Die mehreſten Pachter und Bauer-Leute ſte-
cken in den uͤblen Vorurtheile, daß die Gerſte, wenn
ſie abgehauen worden, drey bis vier Wochen auf
dem Lande in Geſchwaden liegen bleiben muͤſte, da-
mit ſie roͤſtete. Das iſt, ſie muͤſte erſtlich einige
ſtarke Thaue oder Regen bekommen, wodurch die
Koͤrner aufquoͤllen und mehr in das Maaß gaͤben.
Allein ich habe niemalen gewahr werden koͤnnen,
daß die Koͤrner dadurch aufgequollen und groͤſſer
geworden waͤren, ſondern wenn ſie recht gelbe und
gehoͤrig abgedorret iſt, laſſe ich ſie allezeit ſammlen,
binden und einfuͤhren, denn es iſt ungleich beſſer,
wenn die Gerſte bey Zeite in die Scheure kommt,
als wenn ſie alzulange auf dem Acker lieget, indem
die Koͤrner im erſten Falle nicht nur fein gelbe blei-
ben, ſondern auch nicht ſo haͤufig ausfallen. Hinge-
gen wenn die Gerſte in den Geſchwaden lange lie-
get, ſo werden die Koͤrner nicht nur durch den Re-
gen und Thau ſchwaͤrzlich, und verlieren ihren
Glanz und Anſehen, ſondern fallen auch bey dem
Sammlen und Einfahren dergeſtalt aus, daß ſie
Samens dicke auf dem Acker liegen bleiben; zuge-
ſchweige des Schadens welcher durch die Aehren-
Leſer, und durch die Voͤgel, Maͤuſe und anderes Un-
geziefer geſchiehet. Ein anders iſt es bey dem Ha-
fer und Weitzen, welche, wenn ſie nicht einige Tage
gelegen und geroͤſtet, bey dem Treſchen nicht gerne
aus dem Stroh gehen.


Die Gerſte, welche auf Pferch- oder Schaaf-
J 3Duͤn-
[134]3. Cap. Von den Korn-Fruͤchten
Duͤnger gebauet worden, waͤchſet oder keimet bey
dem Malzmachen nicht ſo gut und nicht ſo bald
aus, als diejenige, welche auf andern Aeckern er-
wachſen iſt; denn ſie haͤlt ſich nicht allein einige
Tage laͤnger auf als andere Gerſte, ſondern es
bleiben auch viel Koͤrner zuruͤck, um deswillen iſt
es vor die Bier Brauer eine ſchlimme Sache, wenn
ſie dergleichen Gerſte auf dem Markte bekommen,
beſonders wenn die Verkaufer ſolche zuweilen un-
ter andere Gerſte miſchen, denn wenn hiervon ſol
Malz gemachet werden, ſo keimen die Koͤrner von
der Schaaf-Duͤnger Gerſte, wie ſchon geſaget wor-
den, langſamer hervor als die anderen, welche einige
Tage eher auswachſen. Wenn nun dieſe letzteren
auf die vorigen langſam Keimenden warten muͤſ-
ſen, ſo wachſen ſie zu ſtark aus, und werden raſen-
keimig, wodurch dem Biere ein wiedriger Ge-
ſchmack verurſachet wird. Wenn die Bier-Brauer
erfahren koͤnnen, daß die Gerſte auf Schaaf-Duͤn-
ger gewachſen iſt, ſo verwerfen ſie ſolche gaͤnzlich,
indem uͤberhaupt das hiervon gebraute Bier keinen
guten Geſchmack bekommen ſol. Daher hat man
ſich bey dem Einkauf der Gerſte zum Brauen vor-
zuſehen, und wohl zu erkundigen, an welchen Or-
ten, und auf was vor Aeckern die Gerſte erwachſen
iſt. Die uͤbrigen Sorten der Gerſte welche zum
Theil vier auch wohl ſechs Reihen Koͤrner haben,
alhier zu beſchreiben, halte ich vor uͤberfluͤßig, in
dem die Cultur mit der vorigen in allen Stuͤcken
auf eins hinaus laufet.


§. 8.
[135]ins beſondere.

§. 8.


Das Tuͤrkiſche Korn, Tuͤrkiſcher Wei-Tuͤrkiſch
Korn.

tzen,Mays, granis aureis, Frumentum Indicum,
Mays dictum, C. B. P. Triticum indicum, J. B. Fru-
mentum Turcicum. Dod. Mays hoc granorum
colore mirum variat, hinc Mays granis albicanti-
bus, violaceis, ſpadiceis, nigricantibus, rubris, al-
boſpadiceis, rubroſpadiceis, aureis \& albis, \&c.
apud Tournefort \& tot apud Tabernamontan.
figuræ,
iſt bey uns nicht ſonderlich im Gebrauch,
doch wird es hin und wieder in denen Gaͤrten zur
Curioſitaͤt gepflanzet, wiewohl einige vor einigen
Jahren anfiengen ſolches im freyen Felde acker-
weiſe zu bauen, alwo es ungemein anſchlug, und
ſchoͤne reiffe Kolben und Koͤrner von allerhand Far-
ben hervor brachte. Allein diebiſche Leute, weil es was
neues war, brachen des Nachts die mehreſten Kol-
ben heraus, daß der Eigenthuͤmer wenig einernden
konte, und um ſolcher Dieberey willen iſt der Anbau
des Tuͤrkiſchen Korns bey uns unterlaſſen worden.


Es hat dieſe Frucht eine weiſſe zaſigte harte
Wurzel, und treibet einen dicken runden und feſten
Stengel, der auf guten Boden vier bis fuͤnf Schuh
hoch wird, und unterſchiedene Kolben oder Zapfen
hervorbringet. Dieſe Kolben, welche ſtatt der Aeh-
ren ſind, haben die Form wie ein Tannen-Zapfen,
und enthalten inwendig ein grobes Mark, auswen-
dig aber ſind ſie mit den Koͤrnern, welche Reihen-
weiſe feſte an einander ſitzen um und um umgeben.
Die Blaͤtter ſehen dem Schilffe ganz aͤhnlich, doch
ſind ſie nach Proportion viel breiter und anderthalb
J 4Schuh
[136]3. Cap. Von den Korn-Fruͤchten
Schuh lang, auch am Ende etwas rauch. Die
Bluͤte, welche gemeiniglich im Junius und Julius
hervor komt, ſitzet oben an den Stengel Buͤſchel-
weiſe, und beſtehet aus vielen weiſſen, gelben und
purpurfarbigen kleinen Faͤſerlein. Es kommet
aber die Frucht nicht wie bey andern Gewaͤchſen an
demjenigen Orte hervor, wo die Bluͤte geſtanden,
ſondern ein ganz Fleck weiter unten, woraus man
ſchlieſſet daß die Bluͤten mit ihrem Staube die Kol-
ben nur impraͤgniren und fruchtbar machen, daß
ſie Koͤrner tragen koͤnnen. Vom Staube der
Blumen und anderer Fruͤchte, iſt in dem Ham-
burgiſchen Magazin,
vieles zu leſen, wovon ich
aber alhier weiter nichts gedenken wil, weil bis
dieſe Stunde dieſe Sache noch nicht voͤllig ausge-
machet iſt, obgleich in vielen Schriften davon ge-
handelt worden. Gemeiniglich bringet eine jede
Blume einen, auch unterweilen zwey Kolben, welche
ſich unten in dem Laube oder Rohr-Blaͤttern befin-
den. Wenn man die Blumen vor der Zeit abſchnei-
det ehe die Koͤrner reif werden, ſo wird man gewis
keinen Zapfen oder Kolben erhalten, welches ich ei-
nigemal probirt habe. Wenn nun die unterſten
Kolben zur voͤlligen Reifung gelanget ſind, ſo findet
man viele gelbe, weiſſe, blaue und rothe Koͤrner,
welcher groͤſſer und breiter ſind als die Zucker-Erb-
ſen. Jnwendig ſind ſie voller Mark und Mehl,
welches ganz ſuͤſſe ſchmecket, aber doch zum Brod-
Backen, nicht wohl dienet, indem der Teig davon
alzuſehr flieſſet, oder man muͤſte es mit andern
Rocken-Mehl untermiſchen. Doch kan es auf
groſſen
[137]ins beſondere.
groſſen Land-Guͤthern zum Brey vor das Geſinde,
und vor das Vieh zur Maſtung gebrauchet werden.
Jn Kriegs-Zeiten iſt dieſes Korn mit guten Nu-
tzen zu erziehen, weil daſſelbe nicht kan fouragiret
werden, da man denn in Ermangelung des ordentli-
chen Getraides ſolches zur Noth in der Haushal-
tung gebrauchen kna, welches in vorigen Kriegs-
Zeiten am Rheinſtrohme vielfaͤltig geſchehen iſt.


Am beſten dienen dieſe Koͤrner, wenn ſie
eingeweichet werden, zum Stopfen der Capaunen
und Calecutiſchen Huͤner, welche davon ſehr fett
werden.


Dieſes Gewaͤchs erfordert ein mittelmaͤßig
geduͤngtes, und ein Jahr vorher gebrauchtes Land,
welches langſam im Herbſte mit drey oder vier
Pferden umgepfluͤget oder gegraben worden, wel-
ches letztere noch beſſer iſt. Desgleichen verlan-
get es einen zur Sonnen wohl gelegenen Ort, und
kan auch nicht die geringſte Kaͤlte oder Reifen er-
dulten, deswegen darf man die Koͤrner nicht eher
als zu Ende des Aprils in die Erde bringen. Zu
ſolcher Zeit werden dieſelben mit einem Pflanzer
einen Schuh weit von einander, und drey Zol tief
nach der Schnure geſtecket.


Wenn die Koͤrner aufgegangen und in etwas
erwachſen ſind, muß das Unkraut darzwiſchen mit
einer Hacke weggeſchaffet werden, welche Arbeit
ein- bis zweymal, nachdem es die Witterung giebet,
den Sommer uͤber zu wiederholen iſt. Wenn nun
die Kolben wirklich da ſind, und die oberſten Sten-
gel anfangen zu dorren und gelbe werden, ſo ſchnei-
J 5det
[138]3. Cap. Von den Korn-Fruͤchten
det man ſie benebſt einigen Blaͤttern ab, welches
ein gutes Futter vor das Rind-Viehe giebet.


Gegen den Herbſt, in der Mitte des Septem-
bers, pflegen die Kolben gemeiniglich reif zu wer-
den, und wenn ſie zu ihrer Duͤrre gelanget, bricht
man ſie an einem hellen und trockenen Tage ab,
und breitet ſie fein duͤnne auf einen luͤftigen Bo-
den, daß einer an dem andern zu liegen koͤmmt.
Nach Verflieſſung einiger Tage muͤſſen ſie fort ge-
ſtoſſen und mit einem hoͤlzern Rechen gewendet
werden. Sind nun die Koͤrner recht duͤrre und
trocken, ſo werden ſie mit einem Holze, welches wie
ein Kerb-Holz zugeſchnitten iſt, abgeſtoſſen, womit
es geſchwinde von ſtatten gehet. Dieſe Koͤrner
werden abermal eine Zeitlang duͤnne auf einen luͤf-
tigen Boden ausgebreitet, damit ſie nicht auf ein-
ander ſchimmeln, und wenn man findet daß ſie recht
duͤrre geworden, ſo koͤnnen ſie nachgehends auf ei-
nen Haufen, jedoch nicht alzudicke geſchuͤttet wer-
den. Auch hat man ſie vor den Maͤuſen zu ver-
wahren, indem ſie ſolche uͤberaus gerne freſſen.


§. 9.


Vom Ha-
fer.

Es werden in den Haushaltungs-Buͤchern man-
cherley Arten und Benennungen des Hafers gefun-
den; aber bey denen Botanicis finde ich nicht mehr
denn dreyerley Arten angemerket, als erſtlich den
weiſſen oder gelben, avena vulgaris vel alba, C. B.
zum andern den nackenden, avena nuda, C. B. und
drittens, den Flug-Wind- oder wilde Hafer,
avena
[139]ins beſondere.
avena ſemine nigro, C. B. welcher ein ſchaͤdliches
Unkraut iſt, und die Aecker ſehr verunreiniget, wo-
von ich albereits in dem dritten Theile pag. 31.
gehandelt habe.


Weitlaͤuftigkeit hiervon zu machen wird ver-
gebens ſeyn, indem von dieſer Erziehung in allen
Haushaltungs-Buͤchern und Schriften vieles zu
leſen iſt; doch muß ich alhier, um der Ordnung
willen, einiges bemerken.


Es wird hierzu ein ſolcher Acker erfordert, wie
bey der Sommer-Gerſte angegeben worden. Man
ſaͤet denſelben gemeiniglich im Fruͤh-Jahre zeitig,
im Merz und ſo fort bis im May, auf ein Land wo
vorher Weitzen oder Rocken geſtanden, doch muͤſ-
ſen die Stoppeln noch vor Winters fein tief umge-
pfluͤget werden, damit die Schrollen, wenn etwa
das Land ſchwehr oder lettig iſt, durch den Froſt den
Winter uͤber locker und milde gemachet werde.
Viele Bauers-Leute geben zwar vor, daß der Ha-
fer, wenn man das Land nicht faͤlgete, ſondern ſol-
chen nur auf die Stoppeln beſtellete, noch beſſer
gerieth, wozu ich mich aber nimmermehr wer-
de bereden laſſen, denn es iſt gewiß, je beſſer ein
Land zugerichtet, und je milder und muͤrber es
durch das Umpfluͤgen, und durch den Froſt gema-
chet worden, deſto beſſer gedeyet die Frucht. Und
die Erfahrung bezeuget es an vielen Orten, daß
auf den guten und wohlgebaueten Aeckern der Ha-
fer gemeiniglich ſchoͤner waͤchſet als auf einen
ſchlecht begatteten und feſten Boden.


Und
[140]3. Cap. Von den Korn-Fruͤchten

Und wenn es auch zuweilen geſchiehet, daß der
Haber auf einem ungefaͤlgtem Lande beſſer geraͤth
als auf den gefaͤlgten, ſo ruͤhret doch ſolches nicht
von Unterlaſſung des Faͤlgens, ſondern von andern
Neben-Urſachen her. Es kan, zum Exempel, das
ungefaͤlgte Land in guter Beſſerung, das gefaͤlgte
aber ſehr mager ſeyn. Oder der Same iſt auf den
gefaͤlgten Acker bey feichter Witterung eingeſchmie-
ret, und hingegen auf den ungefaͤlgten fein locker
und milde in die Erde gebracht worden. Dieſe
und andere dergleichen Umſtaͤnde, welches die
Bauers-Leute ſelten bemerken, koͤnnen zwar, wie
leicht zu erachten, zuweilen eine Ausnahme von der
gegebenen Regel machen, aber doch ſelbſten keine
beſtaͤndige Regel abgeben, daß der Hafer auf un-
gefaͤlgtem Lande beſſer gut thue als auf gefaͤlgten.
Man nehme nur zur Probe zwey neben einander
liegende Aecker von gleicher Guͤte und Beſſerung,
laſſe den einen faͤlgen, den andern aber nicht, und
beſtelle ſolche zu gleicher Zeit und Witterung mit
einerley Samen, und mit gleichem Fleiſſe und Ac-
curateſſe,
ſo wird man gewiß finden, daß der auf
dem gefaͤlgten Lande den Vorzug behaͤlt.


Jn unſern guten Feldern beſtellen einige
Acker-Leute den Hafer auf Gerſten- und Sommer-
Rocken-Land, und alſo erſtlich im dritten Jahre, da
denn ebenfals die Stoppeln langſam im Herbſte
umgepfluͤget werden muͤſſen.


Jm Fruͤh-Jahre, ſo bald die mehreſten Froͤ-
ſte vorbey ſind, wird von dem in der letzten Ernde
gebaueten Hafer der beſte, welcher nemlich fein
gelbe,
[141]ins beſondere.
gelbe, ſchwere und volkommene Koͤrner hat, und
vom Unkraut-Samen befreyet iſt, wiederum ausge-
ſaͤet und nicht alzutief untergepfluͤget, und mit
der Ege beſtrichen. Es ſind uͤberhaupt von dieſer
Beſtellung keine gewiſſe Regeln, welche ſich aller
Orten ſchicken zu geben, denn es komt gar viel auf
das Clima und Landes-Art an, wo ein Haus-Wirth
wohnet, und muß daher ein jeder wohl Acht haben,
welche Sorten an ſeinem Orte am beſten gut thun,
auch ob es beſſer ſey den Hafer unter zu pfluͤgen
oder unter zu egen.


An einigen Orten habe ich es geſehen, daß die
Leute mit kleinen Furchen erſtlich zur Saat geackert,
den Samen alſobald oben aufgeſaͤet und hernach
wohl unter geeget haben.


Auf einen naſſen und ſumpfigten Boden thut
der Hafer niemalen gut, indem die Koͤrner zum
Theil bald, und zum Theil langſam aufgehen, folg-
lich derſelbe nicht zu einer Zeit reif wird. Es iſt
alſo am beſten ſolche Aecker hierzu zu erwehlen wo
vorher Winter-Weitzen oder Rocken geſtanden.
Wo dieſe gut gewachſen, wird der Hafer auch
ſchoͤne Riſpeln hervor bringen.


Wenn der Hafer aufgegangen, und der Acker
ſchrollicht und kluͤmpricht iſt, muß man ihn wal-
zen laſſen, daß ſich die Kloͤſe zerdrucken, welches
am beſten geſchiehet nach einen Regen; hierdurch
wird das Land fein gleich und eben, daß in der
Ernde-Zeit das Abhauen und zuſammen rechenen
deſto beſſer und reiner geſchehen kan.


Solte
[142]3. Cap. Von den Korn-Fruͤchten

Solte der Acker gleich nach der Beſtel-Zeit
durch ſtarke Regen eine derbe Rinde oder Ruft
bekommen, daß der Same mit ſeinen Keimen
nicht hindurch wachſen koͤnte, ſo iſt kein anderer
Rath zu geben, als daß ein ſolches Land mit der
Ege abermal beſtrichen und uͤberfahren werde,
wovon in dem erſten Theile p. 131. im 6ten Ca-
pitel
ein mehrers zu finden.


Jſt der Hafer zu ſeiner Reifung gelanget,
und fein gelbe und ſchoͤne an ſeinen Koͤrnern anzu-
ſehen, ſo wird er abgehauen, und muß acht bis vier-
zehen Tage in den Geſchwaden liegen bleiben, damit
er entweder beregnet oder von den ſtarken Thauen
muͤrbe gemacht werde und roͤſte. Wenn dieſes nicht
geſchiehet, ſo gehet er bey dem Dreſchen nicht gerne
aus den Stroh. Das Ausdreſchen iſt bey kalter
Witterung, wenn ſtarke Froͤſte ſich einſtellen am
beſten vorzunehmen.


Eine ſehr uͤble Gewohnheit iſt es auch bey man-
chen Acker-Leuten, daß ſie den Hafer, wenn er noch
halb gruͤne, und an ſeinen Koͤrnern noch nicht reif
und hart iſt, abzumaͤhen pflegen, welches ſie darum
thun, daß dieſe Arbeit deſto beſſer und geſchwinder
von ſtatten gehen ſol, den Schaden aber, welcher
hiervon erfolget bedenken ſie nicht. Wenn ſolcher
Hafer gedroſchen, und nachgehends auf den Boden
gebracht wird, ſo ſchrumpfen die Koͤrner zuſammen,
und koͤnnen folglich nimmermehr ſo viel in das
Maaß geben als volkommene Koͤrner. Ferner
laſſen ſie auch den Hafer, nach dem er abgemaͤhet
worden, in denen Reihen und Geſchwaden alzu lange
auf
[143]ins beſondere.
auf dem Felde liegen. Wenn ſich nun viele Re-
gen einſtellen, ſo wird er unanſehnlich und ſchwarz,
waͤchſet auch unterweilen gar aus in den Geſchwa-
den. Waͤhrend ſolcher langen Zeit freſſen die Ra-
ben und andere Voͤgel, wie auch die Maͤuſe und
Hamſter gar vieles weg, welche letztere den mehre-
ſten Schaden thun, und den Hafer in ihre Kam-
mern ſchleppen, der Dieberey nicht einmal zu ge-
denken. Und was noch das ſchlimmſte iſt, ſo neh-
men ſie auch von ſolchen Hafer wiederum zur Aus-
ſaat. Wie koͤnnen dergleichen corrumpirte und ver-
dorbene Koͤrner aufgehen, keimen und hervor wach-
ſen. Es iſt gewiß, daß ſie bey nahe die Helfte zu-
ruͤcke bleiben, welches man nachmals dem Grunde
und Boden, wie nicht weniger der Witterung bey-
meßen wil.


Wenn der Hafer in der Scheure aufgehoben
worden, ſo muß er anfaͤnglich auf den Boden fein
duͤnne geſchuͤttet und einigemal gewendet werden,
damit er nicht auf einander moderich oder dumpfigt
werde. Wenn er dieſen garſtigen Geruch an ſich
hat, ſo freſſen ihn die Pferde nicht gerne, werden
hiervon ungeſund, und crepiren wohl gar daruͤber.
Der alzuneue Hafer fuͤttert auch nicht gut, und
verſtopfet die Pferde.


Das Hafer-Stroh, wenn es den Pferden un-
ter geſtreuet und Miſt darvon gemacht wird, dienet
nicht wohl zu den Treibe- und Miſt Beeten, denn
ich habe einigemal angemerket, daß er anfaͤnglich
alzuſehr hitzet, daß die darauf geſaͤeten Blumen.
Kohl, Kohl-Rabi und andere Pflanzen, gelbe ge-
wor-
[144]4. Cap. Von den Huͤlſen-Fruͤchten
worden, und nicht von der Stelle gewachſen ſind, ob
ich gleich nach gehoͤriger Art, wie gebraͤuchlich iſt,
die ſtaͤrkeſte Hitze vorbey gehen laſſen. Wem es
nicht glaublich vorkommt, der kan es probiren, ſo
wird ihn der Glaube in die Haͤnde kommen. Am
beſten dienet zu den Miſt-Beeten das Gerſten-
und Rocken Stroh.



Das 4. Capitel.
Von den Huͤlſen-Fruͤchten welche
unter den Pflug gehoͤren.


§. 1.


Obgleich von einigen Huͤlſen-Fruͤchten in dem
vierten Theile des Land- und Gar-
ten-Schatzes
ſchon gehandelt worden, ſo
gehoͤren doch ſelbige mehrentheils in die Gaͤrten-
und muß darzu gegraben werden; hingegen gehoͤ-
ren diejenigen, von welchen jetzo ſol gehandelt wer-
den, ordentlich zum Ackerbau.


Von der
gemeinen
Feld-Erbſe.

Hieher gehoͤret die gemeine langſame Feld-
Erbſe,
Piſumarvenſe, C. B. P. Piſa vulgaria, par-
va, alba ſive arvenſia, I. B. Flore purpureo \& al-
bo variat, non ſecus ac piſum maius.
Die Leute
auf denen Doͤrfern ſaͤen ſolche gemeiniglich auf
die Brach-Acker, welcher nemlich im erſten Jahre
Winter-Rocken oder Weitzen, und im andern
Gerſte getragen, im dritten aber ordentlich leer
blei-
[145]welche unter den Pflug gehoͤren.
bleibet, damit er zur kuͤnftigen Winter-Saat be-
quem zubereitet werden koͤnne, welches Beſtellen
der Brach-Aecker ſie Soͤmmer zu nennen pflegen,
wie oben bereits gedacht worden.


Man muß ſich billig wundern, daß ſich die
wenigſten Acker-Leute um rechte gute Samen-Erb-
ſen bekuͤmmern. Die meiſten nehmen ſolche ohne
Unterſcheid von ihren Boͤden, und ſaͤen ſie wie ſie
gewachſen ſind, es mag ſich Unkraut und allerhand
andere Samen-Koͤrner darunter befinden oder
nicht. Ja ſo gar ſind ſie ſo traͤge und faul, daß ſie
auch nicht einmal die Stock-Erbſen heraus leſen,
welche aus ihrer Art gegangen ſind, und braune
ausſehen, ſich auch nicht kochen laſſen, ſondern hart
bleiben, und einen uͤblen Geſchmack haben. Man
kan ſie auch gleich an ihren purpurfarbigen Bluͤten
erkennen, und von den andern guten Erbſen unter-
ſcheiden, als welche, wenn es recht ſeyn ſol, alle weiſſe
Blumen haben muͤſſen. Dieſes ſind die beſten,
die uͤbrigen Sorten, als die gruͤne, ſchwarze und
blaulichte gemeine Feld-Erbſen, kommen niemah-
len den weiſſen weder an Geſchmack noch im Kochen
bey, um deßwillen ſie auch von den wenigſten geach-
tet werden.


Eben ſo ſehr muß man ſich wundern, daß die
Bauers-Leute beſtaͤndig bey ihrer Art der Erb-
ſen bleiben, welche gemeiniglich einen Monat lang-
ſamer zu ihrer Reifung gelangen, als unſere fruͤh-
zeitige Erbſen, daher folglich der Acker, da die
Erbſen ſo langſam eingeerndet werden, nicht ſo
bald als es billig ſeyn ſolte, umgepfluͤget und ge-
5. Theil. Kbrachet
[146]4. Cap. Von den Huͤlſen-Fruͤchten
brachet werden kan. Es waͤre alſo wohl gethan,
daß ſie ſich die Fruͤh-Erbſen anſchaften, wovon in
dem erſten Theile p. 50. und p. 62. und im vier-
ten Theile
p. 151. ein mehrers zu ſinden iſt.


Die mehreſten ſaͤen die Erbſen, wenn die Froͤ-
ſte vorbey ſind, im April, auf die Gerſten-Stoppeln,
und zwar am Gemaͤß eben ſo viel als zum Win-
ter-Rocken gebraͤuchlich iſt, ackern ſolche vier bis
ſuͤnf Zol tief unter, und uͤberfahren hernach den
Acker mit der Ege. Diejenigen aber thun beſſer,
welche das zu den Erbſen beſtimte Land im Herb-
ſte faͤlgen laſſen.


Noch andere pflegen die Erbſen auf friſch ge-
duͤngtes Land zu beſtellen, welches ich aber nicht bil-
ligen kan, indem ſie erſtlich dadurch ſehr hoch wer-
den, ſonderlich wenn ſich viele Regen einſtellen.
Zum andern legen ſie ſich wegen ihrer Laͤnge auf
einander, wodurch das Stroh eine Faͤulniß bekomt,
daß das Schaaf- und Rind-Viehe hernach ſolches
nicht gerne angehet, ob es ihnen gleich ſonſten ein
angenehmes Futter iſt. Drittens, wenn die Duͤn-
gung etwas ſtrohigt iſt, und die untergefluͤgten
Erbſen, theils unter die Miſt-Klumpen, theils mit-
ten darinnen, theils auch oben darauf zu liegen kom-
men, ſo muͤſſen bey auſſenbleibenden Regen und
warmen Sonnenſchein viele Stengel verwelken
und verdorren, weil ihre Wurzeln hohl liegen,
folglich nicht genugſamen Nahrungs-Saft zum
Wachsthum an ſich ziehen koͤnnen, und von der
Duͤrrung und Hitze verbrennen muͤſſen.


Viele Acker-Verſtaͤndige wollen auch behaupten,
daß
[147]welche unter den Pflug gehoͤren.
daß die auf geduͤngtem Lande erwachſene Erbſen
nicht ſo gut kocheten als diejenigen, welche auf ma-
gern Aeckern gebauet wuͤrden. Andere hingegen
halten das Wiederſpiel.


Wenn die Erbſen ſich nicht weich kochen laſ-
ſen, ſo nehmen unſere Weiber drey bis vier Tage
geſtandenes Waſſer hierzu, wovon ſie weich werden
ſollen. Sonſten weiß ich auch, daß das Regen-
Waſſer die allerbeſten Dienſte thut, die Huͤlſen-
Fruͤchte weich zu kochen, welches auch, wie die Me-
dici
davor halten, ſehr geſund ſeyn ſol. Was ich al-
hier von dem Einernden dieſer Frucht noch anmer-
ken ſolte, ſolches iſt albereits in dem vierten
Theile
p. 152. geſchehen.


An einigen Orten habe ich geſehen, daß die
Acker-Leute im Fruͤh-Jahre Erbſen in die Brache
beſtellet, und ſolche, wenn ſie gebluͤhet und ihre
Schoten angeſetzet, wiederum umgepfluͤget haben.
Wenn nun das Land eine Zeitlang gelegen, und das
Erbs-Stroh in der Erden verfaulet, ſo ruren ſie
das Land, wie in der ordentlichen Brache zu geſche-
hen pfleget. Und dieſes ſol eine Duͤngung abge-
ben und guten Nutzen zuwege bringen. Allein ich
kan nicht einſehen, daß dieſes zur Beſſerung
des Landes etwas beytragen ſolte. Es haͤlt wohl
das Stroh, wenn es in einem feſten und ſchweren
Lande untergeackert worden, die Acker etwas locker
und milde, weiter aber wird es wohl ſchwerlich zur
Duͤngung etwas beytragen koͤnnen. Man bringt
ſich auch bey einer ſolchen vermeinten Klugheit nur
um den Vorrath der Erbſen, da doch ſolche in der
K 2Haus-
[148]4. Cap. Von den Huͤlſen-Fruͤchten
Haushaltung beſſer zu gebrauchen, indem ſie ſo
wohl vor die Pferde, in Ermangelung des Hafers
dienen, wenn man ſie allezeit einen Tag vorher ein-
quellet, als auch zur Fuͤtterung vor das Rind- und
andere Viehe koͤnnen geſchrotet werden. Und ge-
ſetzt, es waͤren auch einige zur Beſſerung dienliche
Salze und Theilchen in den untergeackerten Stroh
befindlich, ſo ſind doch ſolche aus der Erden vorher
heraus geſogen worden, folglich koͤnnen durch die
eingepfluͤgten Erbſen eben nicht mehr Kraͤfte in den
Acker gebracht werden, als vorher darinnen beſind-
lich geweſen ſind.


Jn einigen Haushaltungs-Buͤchern werden
mancherley Geheimniſſe, und unter andern auch
folgendes angegeben, daß die Erbſen nicht Wurm-
ſtichig wuͤrden, wenn man ſie nicht in dem Mittags-
und auch nicht in dem Mitternacht-Winde ſaͤete,
der erſte ſol ſie wurmig, und der andere hart ma-
chen daß ſie nicht weich kocheten. Jch kan aber
nicht finden, daß die Winde ſolche Uebel zuwege
bringen ſolten; denn was das ſchlechte Kochen be-
trift, ſo kommt uͤberhaupt hierinnen vieles auf die
Jahres-Witterung an, wenn nemlich die Regen
auſſen bleiben, und die Erbſen duͤrre und trocken er-
wachſen, ſo werden ihre Huͤlſen zaͤhe und hart, daß
ſie folglich nicht bald zerkochen und weich werden
koͤnnen; doch komt auch vieles hierinnen auf die
Landes-Art an, indem es Gegenden und Striche in
den Feldern giebet, von welchen die Erbſen niema-
len weich kochen.


Wenn aber in einigen Jahren mehrere Wuͤr-
mer
[149]welche unter den Pflug gehoͤren.
mer in den Schoten gefunden werden, als in andern,
ſo kan ſolches gleichfals kein Wind zuwege bringen,
denn es iſt eine ausgemachte Sache, daß keine
Made oder Wurm ein Leben gewinnen kan, wo
nicht vorher ein Samen-Ey von einen Papilion
oder Sommer-Vogel angeſchmeiſt worden, daher
entſtehen dieſe Wuͤrmer gemeiniglich in ſolchen
Jahren, wenn viele dergleichen Ungeziefer in der
Luft herum flattern. Man ſehe hiervon nach im er-
ſten Theile
p. 63. Doch koͤnte es von ohngefehr
geſchehen, daß ſolcher Wind dergleichen Jnſecten
aus einer andern Gegend, wo es eben deren viel gie-
bet, herbey fuͤhrete, welche hernach ihre Eyerlein an
die Erbſen anſchmeiſſen, wovon nachgehends die
haͤuffigen Wuͤrmer entſtehen muͤſſen.


Es moͤchte hierbey Jemand einwenden und ſa-
gen: wie kommen aber die Maden in die Schoten
zu den Erbſen, da man doch an denſelben kein Loͤch-
lein findet? Dieſes gehet alſo zu: wenn die Eyer-
lein von der Sonne ausgebruͤtet worden, ſo ſchlu-
pfen oder freſſen ſich die kleinen Maden alſobald
durch die ſubtilen und annoch ſehr weichen Samen-
Capſeln von auſſen hinein, hernach wachſen die klei-
nen Loͤchlein wiederum zu, und die Wuͤrmer erhal-
ten ſich in den Schoten, und naͤhren ſich von den
Erbſen bis zur Ernden-Zeit. Wenn ſie mit einer
Erbſe, ſo viel ſie hiervon freſſen wollen, fertig ſind,
ſo kriechen ſie fort, gehen alſo immer eine nach der
andern an, und nagen ſolche uͤber die Helfte aus
bis an die Keimen, als welche ſie nicht leicht auf-
freſſen, ſondern nebſt noch einigem Marke zuruͤcke
K 3laſſen,
[150]4. Cap. Von den Huͤlſen-Fruͤchten
laſſen, weil ihnen der Geſchmack derſelben muß zu-
wider ſeyn, dahero auch dergleichen angefreſſene
Erbſen, wenn ſie geſaͤet werden, dennoch aufgehen.
Kurz, es verhaͤlt ſich mit dieſen Maden eben ſo,
wie mit den Wuͤrmern, welche ſich in dem Obſte
befinden, wovon im zweyten Theile p. 122. etwas
gedacht worden.


Ferner ſol den Erbſen der Mehl-Thau und
das Wetterleuchten in ihrer Bluͤte ſehr ſchaͤdlich
ſeyn. Von dem erſteren hat es zwar ſeine Richtig-
keit, welches auch im erſten Theile p. 62. angemer-
ket worden; das andere aber iſt ihnen an ſich ſelbſt
nicht ſchaͤdlich. Weil aber das Wetterleuchten ge-
meiniglich mit ſtarken Donnerwetter und Regen
verbunden iſt, ſo pflegen hierauf die Erbſen ſehr
quat und weichlich zu wachſen und aufzubluͤhen.
Wenn nun, wie mehrentheils geſchiehet, nach ſol-
cher Witterung heiſſer Sonnenſchein erſolget, ſo
werden die in der Hoͤhe ſtehende zarte Bluͤten mei-
ſtens verbrennet, wovon im erſten Theile p. 51.
auch etwas gedacht worden.


§. 2.


Pferde-
Bohnen.

Obgleich die Pferde-Bohnen, Eſels-
Bohnen, Futter-Bohnen,
Faba minor, ſeu
equina, C. B. P. Faba rotunda, oblonga, ſeu
cylindracea minor, ſeu equina alba. Moriſ. H.
O. P. Faba minor, fructu nigro. C. B. P.
in der
Haushaltung groſſen Nutzen haben, und zur
Fuͤtterung vor die Pferde und anderes Viehe, be-
ſonders zur Maſtung trefliche Dienſte thun, auch
in
[151]welche unter den Pflug gehoͤren.
in groſſer Theurung zum Brodbacken dienen, wenn
Rocken- oder Gerſten-Mehl darunter gemenget
wird; ſo finde ich doch in den wenigſten Haushal-
tungs-Buͤchern, daß ſolche eigentlich waͤren be-
ſchrieben worden. Mehrentheils haben die Aucto-
res
die Phaſeolen, Schmink- oder Tuͤrckiſche- wie
auch die groſſen Garden- und endlich die Pferde-
oder Futter-Bohnen unter eine Beſchreibung ge-
bracht. Wer nun nicht albereits einen Unterſcheid
zu machen weiß, und hierinnen eine Erfahrung hat,
der kan gar leichte irre gemacht werden, denn die
Phaſeolen, die groſſen Garten-Bohnen, und die
Eſels-Bohnen, ſind gaͤnzlich von einander unter-
ſchieden, und brauchet eine jede Sorte eine ande-
re Erziehung.


Es verlangen dieſe Bohnen ein ſolches Land,
auf welches man pfleget Gerſte, Sommer-Rocken,
oder Sommer-Weitzen zu ſaͤen, und muß daſſelbe
eben alſo wie zu den gedachten Sommer-Fruͤchten
vor Winters von einander gepfluͤget, und auf das
Fruͤh-Jahr beſtellet werden. Doch gehet es auch
an, daß man ſie in die Brache ſaͤet, und da nehmen
ſie mit magerem Lande vorlieb, wenn anders der
Acker nicht mit Sau-Diſteln, Quecken und Wind-
Hafer verunreiniget iſt.


Wir ſaͤen von ſolchen Bohnen zu Ende des
Merzes und im April ſechs Erfurter Metzen auf
einen Acker, und laſſen ſolche vier bis fuͤnf Zol tief
unterpfluͤgen, und das Land hernach mit der Ege
uͤberfahren.


Es pflegen auch einige bey uns eine Metze
K 4Klun-
[152]4. Cap. Von den Huͤlſen-Fruͤchten
Klunker- oder Fontanel-Erbſen, Piſum hortenſe
maius,
mit unter dieſe Bohnen bey der Ausſaat zu
miſchen, ſie nehmen aber eine Metze Bohnen weni-
ger. Wenn nun dieſe mit einander in die Hoͤhe
wachſen, ſo klammern oder haͤngen ſich die Erbſen
mit ihren Faͤſerlein an die Bohnen-Stengel an,
und gelangen mit einander zu gleicher Zeit zur Rei-
fung, wovon ich oben p. 148. und 149. im vierten
Theile
etwas angemerket habe. Beide ſind
dem Viehe, ſonderlich wenn ſie geſchrotet werden
ſehr angenehm. Auf den hieſigen, und nach Go-
tha zu liegenden Doͤrfern werden dergleichen
Bohnen ſtark gebauet, womit die Leute ihre Pfer-
de treflich zu fuͤttern wiſſen; ſonderlich ſollen ſie
den traͤchtigen Mutter-Pferden gute Dienſte thun
daß ſie nicht verwerfen. Es muͤſſen aber die
Bohnen vorher zum wenigſten 24 Stunden einge-
quellet werden, ehe man ſie mit dem Heckerling
(Hexel) vermiſchet und den Pferden zu freſſen
giebet.


Es kan auch nicht ſchaden, obgleich ſolches
die wenigſten thun, wenn die in etwas erwachſent
Bohnen von dem groͤbſten Unkraute befreyet und
gejaͤtet werden, wodurch nicht nur der Acker gerei-
niget wird, ſondern auch die Bohnen beſſer in die
Hoͤhe wachſen und beſſere Fruͤchte bringen.


Solte ſichs aber zutragen, daß bey naſſen
Jahren die Stengel gar zu hoch wuͤchſen, und im-
mer mehr Bluͤten anſetzen wolten, da ſie doch al-
bereits ihre Schoten haͤtten, ſo koͤnnen die Gipfel
einen halben Schuh hoch abgeſchnitten werden, da-
mit
[153]welche unter den Pflug gehoͤren.
mit der Saft gehemmet werde, und nicht mehr in
die Spitzen gehen koͤnne, wodurch ſo wohl die Boh-
nen als das Stroh eher zur Reifung gelangen.
Die abgeſchnittene Gipfel thun dem Rind-Viehe
zur Fuͤtterung auch gute Dienſte.


Wenn ihre Schoten oder Samen-Capſeln
an den Stengeln ſchwarz geworden ſind, ſo werden
ſie wie das Korn abgeſchnitten. Und obgleich ei-
nige die Stenge mit ihren Wurzeln aus der Erde
ziehen, ſo iſt dieſes doch nicht kluͤglich gehandelt, in-
dem die Erde und kleine Steine zwiſchen den
Gewuͤrzlich hangen bleiben, wovon ſo wohl das
Stroh als auch die Bohnen unreine werden, daß
hernach das Schaaf-Viehe dadurch an den Zaͤhnen
Noth leiden, auch deswegen ſolches Stroh nicht
gerne abfriſſet.


Nachdem ſie abgeſchnitten worden, laͤßt man
ſie acht bis zehen Tage, auch wohl laͤnger, nachdem
es die Witterung giebet, auf den Acker liegen, da-
mit ſie recht trocken werden, auſſerdem wuͤrden ſie
ſonſten in der Scheure verſchimmeln, oder wohl
gar auswachſen, daß weder die Bohnen noch das
Stroh zu gebrauchen waͤren.


§. 3.


Die gemeine Linſen,Lens vulgaris ſemineVon Lin-
ſen.

ſubrufo, C. B. P. Lens minor Dod. wie auch die
Pfennig-Linſe,Lens maior, C. B. P. Lens Itali-
ca, Camerar.
haben beyde einerley Erziehung, und
werden im April wie die Erbſen geſaͤet, verlangen
auch ebenfals einen ſolchen Grund und Boden,
K 5wel-
[154]4. Cap. Von den Huͤlſen-Fruͤchten
welcher vor Winters umgepfluͤget worden. Bey
uns nehmen die Leute geringe ſandige Aecker hier-
zu, doch aber, je beſſere Acker hierzu erwehlet wird,
deſto beſſer gedeyen ſie. Wenn das Land im Fruͤh-
Jahre hierzu geackert worden, ſo pflegen unſere
Acker-Leute vier Erfurtiſche Metzen oben auf die
Furchen zu ſaͤen, und den Acker ein auch wohl zwey-
mal mit der Ege zu beſtreichen.


Wenn ihre Schoten braͤunlich werden, wel-
ches gemeiniglich im Auguſt geſchiehet, ſo muß man
ſie abſchneiden; wenn ſie zwey bis drey Tage auf
dem Acker gelegen, werden ſie bey trockenen Wetter
aufgebunden und eingefuͤhret. Man hat bey dem
Abſchneiden und Einernden auf die Witterung
ſorgfaͤltig Acht zu geben, theils daß man ſie nicht
abmaͤhen laſſe wenn Regen Wetter zu vermuthen
iſt, theils daß man dieſelben, ſo bald ſie abgedorret
ſind, beſonders bey anſcheinender Veraͤnderung
des Wetters eilfertig ins trockene zu bringen ſuche.
Denn wenn ſie wieder beregnet werden ſo ſpringen
die Schoͤtlein oder Samen-Capſeln von einander,
und die Linſen laufen heraus, daß man kaum die
Helfte in die Scheune bekommet. Siehe hiervon
im vierten Theile p. 152.


Das Stroh iſt ein ungemein gutes Futter vor
die Schaafe, Laͤmmer und Kaͤlber. Wenn die Pfer-
de von Jugend auf an dergleichen Stroh gewoͤhnet
worden, und es den Winter uͤber an Heu mangelt,
ſo dienet ſolches eben ſo gut zur Fuͤtterung als das
Heu ſelbſten. Wenn es aber alten Pferden, welche
an dergleichen Fuͤtterung nicht gewoͤhnet ſind, vor-
gele-
[155]welche unter den Pflug gehoͤren.
geleget wird, ſo werden ſie leicht krank davon.
Die Metzger geben zum Theil vor, wenn die
Schweine Finnen haͤtten, und man weichete Linſen
24 Stunden in Waſſer ein, und gaͤbe ihnen beydes
zugleich eine Zeitlang unter das Futter, daß ihnen
ſolche hiervon vergiengen. Allein, wo koͤnnen ſie
dieſen Fehler der Schweine erkennen ehe ſie ge-
ſchlachtet werden?


§. 4.


Man darf die Saat-Wicke,Vicia ſativaVon der
Saat-Wi-
cke.

vulgaris, ſemine nigro, C. B. P. Vicia vulgaris,
ſativa, J. B.
mit den uͤbrigen Sorten, welche wild
wachſen, nicht confundiren, denn dieſes iſt ganz ei-
ne beſondere Art, und thut in der Haushaltung zur
Fuͤtterung des Viehes ungemeine Dienſte.


Die Wicken welche man zur Ausſaat gebrau-
chen wil, ſollen billig fein reine ſeyn, daß keine Ra-
den oder anderes ſchaͤdliche Geſaͤmig ſich darunter
befindet, wodurch nicht nur der Acker verunreiniget
wird, ſondern das Vieh friſſet auch die Wicken nicht
ſo gerne, und ortzet ſolche wegen des darunter auf-
gewachſenen Unkrautes, welches demſelben zum
Theil zuwider iſt.


Gemeiniglich werden dieſe Wicken zu Ende des
Aprils auf die Brach-Aecker geſaͤet, nicht alzutief
untergeackert, und das Land mit der Ege uͤberfahren.


Wenn man ſie alleine, ohne etwas von ande-
rer Saͤmerey darunter zu mengen Ackerweiſe be-
ſtellet, ſo iſt es, in Anſehung der Viehzucht eine
trefliche Huͤlfe, ſonderlich an denjenigen Orten wo
es wenig Gras und Wieſenwachs giebet, indem
man
[156]4. Cap. Von den Huͤlſen-Fruͤchten
man die Wicken gruͤne abhauen, doͤrren, und anſtat
des Heues brauchen kan; doch darf das Abmaͤhen
nicht eher geſchehen als bis die Koͤrner in den Scho-
ten wollen gelbe werden. Nachdem ſie aber abge-
hauen worden, muͤſſen ſie wie das Heu auf dem Fel-
de gewendet und getrocknet werden, und dienen zur
Fuͤtterung vor die Pferde und Rind-Viehe faſt noch
beſſer als das Heu ſelbſten, indem die halbreifen
Koͤrner, welche in ihren Schoten unter den Wicken-
Stroh bleiben dem Viehe, wie leicht zu erachten,
eine ſehr gute Nahrung geben muͤſſen.


Einige ſaͤen auch dieſe Wicken hauptſaͤchlich
um der Koͤrner willen, und mengen ſolche den Pfer-
den mit unter den Hafer, nachdem ſie einen Tag
vorher eingeweichet worden. Vor die Huͤner und
Tauben ſind ſie ebenfals ein gutes Futter.


Bei dem Abſchneiden und Einfuͤhren, hat
man in Anſehung des Wetters eben die Vorſichtig-
keit noͤthig, welche in den vorhergehenden dritten
§. bey den Linſen angerathen worden.


Wiederum andere, nehmen den vierten Theil
Wicken, und drey Theile Gerſte, und beſtellen ſolche
unter einander, welches ſie Wicken-Gerſte zu nen-
nen pflegen, denn ſie werden gemeiniglich mit der
Gerſte zu einer Zeit reif. Es iſt wahr, daß dieſes
vor das Schweine-Viehe eine trefliche Maſtung gie-
bet; allein zum Malzmachen iſt dieſe Gerſte durch-
aus nicht zu gebrauchen, weil das Bier, wenn man
gleich die Wicken heraus feget, und ſo viel moͤglich
abzuſondern ſuchet, dennoch keinen guten Geſchmack
bekommt, indem doch allezeit einige Wicken unter
ſolcher
[157]welche unter den Pflug gehoͤren.
ſolcher Gerſte bleiben. Nach meiner geringen Ein-
ſicht halte davor, daß man lieber eine jede Sorte
alleine ſaͤe, und wenn man ja dergleichen Futter ha-
ben wil, ſo koͤnnen die Koͤrner auf den Boden unter
einander gemenget, und zum Schroten in die Muͤh-
le geſchaffet werden.


Viele Acker-Leute bey uns beſtellen auch die
Wicken alſo: ſie mengen Wicken, Erbſen, Hafer
und Gerſte unter einander, eines ſo viel als das an-
dere, und beſaͤen ganze Aecker damit, welches ſie
Wick-Futter nennen. Wenn dieſes einen Schuh,
und hoͤher, erwachſen iſt, laſſen ſie ſolches nach und
nach durch das Geſinde vor das Viehe abſchneiden,
welches dem Sommer uͤber, ſonderlich wenn er am
Graſe wil fehlen, groſſe Dienſte leiſtet; ſo bald aber
das Wick-Futter abgeſchnitten worden, muß der
Acker umgepfluͤget, hernach geruret, und nach Mi-
chaelis uͤber Winter beſtellet werden. Wird aber das
Wick-Futter an einen Ort beſtellet, wo vieler wil-
der Hafer angetroffen wird, ſo hat man nicht Urſache
guten Hafer mit darunter zu mengen, denn der
Wind Hafer gehet unterweilen ſo ſtark auf, daß
man es nimmermehr haͤtte meynen ſollen, wovon
ich in dem dritten Theile p. 31. und 32. gehandelt
habe, welches hierbey noͤthig iſt nachzuleſen.


Jch erinnere mich auch folgenden Vorſchlag,
in den Leip 3. Samml. im zweyten Bande p.
290. geleſen zu haben, daß man durch Beſtellung
mit Wicken-Koͤrnern die guten abgelegenen Aecker,
zum Korn-Bau fruchtbar machen koͤnte. Hierzu
brachete und duͤngete man den Acker, und lieſſe ſol-
chen
[158]4. Cap. Von den Huͤlſen-Fruͤchten
chen fein locker zur Saat arbeiten. So bald es im
Fruͤh-Jahre die Witterung zulieſſe, beſaͤete man
ſolchen mit Wicken. Wenn nun die Wicken voͤllig
erwachſen und zur Bluͤte gelanget, ſo ſolte man den
obern Theil zur Rind-Fuͤtterung abſchneiden laſ-
ſen, und ſo viel von dieſen Wicken dem Acker
uͤberlaſſen, ſo viel nur moͤglich ſchiene, unterpfluͤ-
gen zu koͤnnen. Wenn alſo der Acker eine Zeit-
lang gelegen, und das untergepfluͤgte Wicken-
Futter verfaulet waͤre, ſo muͤſte derſelbe gehoͤrig
gehackt, und nachhero zur Herbſt- und Winter-
Saat ordentlich beſchicket, und mit Samen-Korn
verſorget werden. Hierdurch habe man nicht nur
die reichſten Fruͤchte zu erwarten, ſondern auch den
Vortheil, daß dieſe Art der Duͤngung in den Fel-
dern laͤnger dauere, und ſolche Vortheile hervor
braͤchte, als man von den ordentlichen Duͤnger
kaum erwarten koͤnte. Und dieſes muͤſte denenje-
nigen zum beſondern Vortheil gereichen, welche
wegen ſehr gebuͤrgichten Gegenden keinen Duͤnger
anfuͤhren koͤnten, und dergleichen Felder unbeſtelt
liegen laſſen muͤſten.


Auf dieſe angegebene Gedanken von Verbeſ-
ſerung der weit entlegenen, ſteiligten und abhaͤngi-
gen Aecker koͤnte ſich mancher Haus-Vater faſt be-
reden laſſen, dergleichen Beſtellung mit den Wicken
vorzunehmen, um den Aeckern eine dauerhaftere
Beſſerung zu ſchaffen, als kaum durch die ordent-
liche Duͤngung zuwege zu bringen iſt.


Es werden mir alſo diejenigen, welche ſol-
cher Meinungen ſind, erlauben meine Gedanken
hieruͤber zu eroͤffnen.


Die
[159]welche unter den Pflug gehoͤren.

Die Erfahrung beſtaͤtigt es, daß das Stroh
oder Stoppeln, ſie moͤgen ſeyn wovon ſie wollen,
weil keine gehoͤrige Kraͤfte und Salze darinnen
ſind, vor ſich alleine zur Duͤngung wenig oder gar
nichts beytragen. Siehe hier von in dieſem Theile
p. 94. Wie kan man alſo den Wicken-Stoppeln
eine ſolche Kraft, und mehr als der Duͤngung ſelb-
ſten, beylegen.


Wolte man aber einwenden: es ſey ein Un-
terſchied zu machen zwiſchen reifen und duͤrren
Stroh und Stoppeln, und zwiſchen unreifen und
gruͤnen. Die erſtern haͤtten freylich keine ſonder-
lichen Kraͤfte und Salze mehr, wohl aber die lez-
teren, als welche durch die Luft und Sonne noch
nicht ausgetrocknet waͤren, und ihre Kraͤfte und Sal-
ze noch in ſich haͤtten, welches auch von den auf dem
Acker zuruͤck gebliebenen friſchen und gruͤnen Wi-
cken-Stroh zu ſagen. Folglich koͤnne man ſolchen,
wenn es alſobald eingepfluͤget werde, die Kraft zu
duͤngen nicht abſprechen.


Jch antworte hierauf, daß es zwar wahr iſt,
daß das gruͤne Stroh und Stoppeln mehr Kraͤfte
und Salze bey ſich habe, als wenn ſie reif und duͤrre
ſind. Allein da ſie ſolche vorher aus der Erden
heraus geſogen, ſo folget, daß durch dergleichen
gruͤnes Stroh und Stoppeln von den Wicken eben
nicht mehr Kraͤfte und Beſſerung in den Acker ge-
bracht werde als vorher ſchon darinnen befindlich
geweſen. Mithin wird wohl Niemand mit Grund
behaupten koͤnnen, daß dieſe angegebene Duͤngung
und Verbeſſerung des Landes ihre Richtigkeit habe.
Wie
[160]4. Cap. Von den Huͤlſen-Fruͤchten
Wie ich denn der feſten Meynung bin, daß auch
die allerbeſte und fetteſte Fuͤtterung, welche die mei-
ſten Salze und Kraͤfte bey ſich fuͤhret, wenn man
ſie wolte kleine machen, und zur Probe auf ein
Stuͤck Land ſtreuen, und einpfluͤgen laſſen, dennoch
nimmermehr die Wirkung thun wuͤrde, als wenn
ſolche erſtlich von dem Viehe verdauet, und durch
die ſtarke fermentation in ihren Leibern aufgeloͤ-
ſet worden. Und es erfordert allerdinges noch
eine genaue Unterſuchung, ob die Verweſung der
Vegetabilien, welche in der Erde nach und nach
geſchiehet, ſo geſchickt iſt, dieſelben ſo gut aufzuloͤ-
ſen und zur Befoͤrderung der Fruchtbarkeit zuzu-
bereiten, als ſolches durch die Verdauung und Faͤul-
niß in den Leibern der Thiere geſchiehet. Doch
wil ich keinesweges leugnen, daß die untergepfluͤg-
te Stoppeln, das ſchwere und lettigte Erdreich in
etwas locker und milde erhalten koͤnnen, wodurch
auch der Vortheil erhalten wird, daß die in dem
Regen und Schnee befindlichen fruchtbaren Theil-
chen ſich deſto beſſer in den locker gemachten
Grund einſenken koͤnne, es folget aber deswegen
doch nicht, daß das Wicken-Stroh ſelbſt eine gute
Duͤngung ſeyn ſolte.


Jch kan auch nicht einſehen, warum man das
Land brachen, duͤngen, zur Saat locker arbeiten,
und hernach auf das darauf folgende Fruͤh-Jahr
mit Wicken beſtellen ſolte, da man doch ein ſolches
wohl zubereitetes Land mit Winter-Fruͤchten be-
ſtellen koͤnte, wovon gewiß ungleich mehr Nutzen zu
hoffen waͤre als von den Wicken und deren Unter-
pfluͤgen.


Fer-
[161]welche unter den Pflug gehoͤren.

Ferner wird angegeben, daß der Acker, mit
welchen man die Probe gemachet zu den Wicken
vorher geduͤnget worden, und gleichwol ſol dieſer
Vorſchlag zu beſonderm Vortheil vor diejenigen
dienen, welche wegen ſehr ſteilen und gebuͤrgigen
Gegenden keinen Duͤnger anfuͤhren koͤnnen, worin-
nen in der That ein Widerſpruch enthalten.


Daß man aber eine geſegnete Ernde nach dem
eingepfluͤgten Wicken-Stroh und Stoppeln erhal-
ten, ſolches kommt nicht hiervon her, ſondern es
ruͤhret vielmehr von der Tragbarkeit des Grundes
und Bodens, indem hierzu ein guter Acker verlan-
get worden, beſonders aber von der vorigen Duͤn-
gung und guten Zubereitung des Landes her.


Ein jeder hat die Freiheit alles zu pruͤfen, und
das Beſte zu behalten. Jch habe hierbey keine an-
dere Abſicht, als die Wahrheit und den Nutz des
Naͤchſten zu befoͤrdern; bin dahero auch nicht ge-
ſonnen, hieruͤber mich in einen Streit mit Jeman-
den einzulaſſen.


§. 5.


Die Kicher, Kecher, Ziſer-Erbſe,CicerVon den
Kichern.

ſativum, C. B. P. Cicer ſativum ſive arietinum
nigrum, Park, Cicer arietinum, J. B. frunctu al-
bo \& nigro
wovon jetzo ſol gehandelt werden, iſt
diejenige Art, welche mehrentheils in der Haushal-
tung, und in der Arzeney-Kunſt nuͤtzlich gebrauchet
wird. Die uͤbrigen Sorten kommen alhier in kei-
ne Betrachtung.


Ob man gleich dieſe Kichern an unſerm Orte
nicht ſonderlich bauet, ſo werden doch in andern
Laͤndern ganze Aecker damit beſaͤet. Sie verlan-
5 Theil. Lgen
[162]4. Cap. Von den Huͤlſen-Fruͤchten
gen einen mittelmaͤſſig geduͤngten Boden, welcher
vor dem Winter tief umgepfluͤget worden. Alsdenn
werden die Kichern im Fruͤh-Jahre im April, wenn
man pfleget die Erbſen zu beſtellen, geſaͤet, und
hernach drey Zol tief untergepfluͤget, und mit der
Ege uͤberfahren. Doch iſt hierbey zu merken,
daß man ſolche viel duͤnner als die Erbſen ſaͤen
muß, indem ſie viel mehr Raum auf dem Lande er-
fordern, und wo moͤglich ſechs Zol weit von einan-
der liegen muͤſſen.


Wer aber zur Luſt und zum Gebrauch eine
Quantitaͤt in ſeinem Garten erziehen wil, der kan
ſolche auf die nemliche Weiſe, wie ich ſie gebauet,
auf einigen Beeten erziehen; man ſteckt ſolche mit
einem Pflanzer nach der Garten-Schnure zu oben
beſagter Zeit, ein Schuh weit von einander, in das
Gevierte. Jn jedes Loch werden deren zwey ge-
worfen. Wenn ſie aufgegangen ſind muß man ſie
vom Unkraute reine halten, alsdenn wachſen ſie auf-
recht, etwas gebogen, in duͤnne holzigte Stengel,
mit vielen Neben-Zweigen, welche ein wenig rauch
ſind, vier Schuh, ſonderlich wenn ſie guten Grund
und Boden finden, in die Hoͤhe. Die Blaͤtter ſind
etwas eingeſchnitten. Jhre Bluͤten, welche theils
weiß, theils leibfarbig ſind, bringen ſie gemeiniglich
im Junius, hierauf folgen kleine aufgeblaſene
laͤngliche Schoͤtlein, auf die Art wie die Coſu-
tea veſicaria
traͤget, in welchen gemeiniglich zwey
ſolcher Erbſen ſich befinden, welche laͤnglicht,
rund und forne zugeſpitzt ſind. Anfaͤnglich ſehen
ſie hochgelbe aus, und ihre Farbe faͤlt in das roͤth-
liche; wenn ſie einige Zeit liegen, werden ſie braͤun-
lich
[163]welche unter den Pflug gehoͤren.
lich, und endlich nach einem Jahre ſchwarz; den
Grund und Boden ſaugen ſie wegen ihrem holzigen
Stengel viel ſtaͤrker aus als die Erbſen. Wenn die
Stengel- und Samen-Blaſen gelbe werden, ſo iſt
es Zeit dieſelben abzuſchneiden, man laͤßt ſie einen
oder zwey Tage auf dem Lande liegen bis ſie recht
trocken und duͤrre werden, alsdenn ſchaffet man ſie
bey ſchoͤnem hellen Wetter nach Hauſe, laͤßt ſie dre-
ſchen und in das reine bringen.


Es iſt war, was D. Mich. Bern. Valentini
in ſeinem Kraͤuter-Buche angemerket:

”Wenn
”man die Kicher-Erbſen roͤſtet, bis ſie ſchwarz
”werden, zu Pulver ſtoſſet, und in Waſſer ſiedet,
”ſo ſchmecken ſie wie Coffee, weswegen einige
”dieſelbe Coffe Erbſen nennen; ſie riechen wohl,
”und ob die Bruͤhe davon ſchon etwas bitter
”ſchmecket, iſt dieſe Bitterkeit doch nicht widrig,
”und kan man ſolche ſchon angenehme machen,
”wenn man halb Kichern, und halb Coffee-Boh-
”nen roͤſtet, und damit vermiſchet, und gehet an den-
”ſelben eben ſo viel ab als an dem Coffee. Es iſt
”gewiß und ſicher, daß unter allen Huͤlſen-Fruͤch-
”ten, mit welchen man den Coffee nachahmen wol-
”len keine gefunden worden ſey, mit welchen dieſe
”Sache ſo wohl angegangen, als die Kichern.


Jch ſelbſten habe die kluͤgſten Coffee-Schwe-
ſtern, welche von dem guten Geſchmack eines aͤch-
ten Coffees urtheilen wollen, einigemal damit an-
gefuͤhret, und wenn ich dieſelben befraget: Was
ſie denn vor ein Getraͤnke genoſſen? ſo haben ſie
mir zur Antwort gegeben: einen recht guten Cof-
fee. Ja, wenn ich ihnen gleich den Poſſen eroͤf-
L 2net,
[164]5. Cap. Vom Hanfe
net, ſo haben ſie es daraus nicht glauben wollen,
und mir verſichert, es moͤchte die Sache ſeyn wie ſie
wolte, ſo waͤre dennoch der Coffee gut geweſen. Mit
dem Roͤſten und Mahlen bin ich eben ſo verfahren,
als mit den Coffee-Bohnen, und habe hernachma-
len die Helfte guten Coffee hinzu gethan. Jch habe
auch bey den Kichern angemerket, wenn ſie ein und
wohl zwey Jahr alt geworden, daß ſie den Erbſen-
Geſchmack merklich verlieren. Sie ſollen eine erwei-
chende und eroͤfnende Kraft haben, den Stein trei-
ben, und die Colic, welche von den Nieren-Stein
entſtehet, ſtillen. Doch wil ich dieſes keinesweges zur
Befoͤrderung des ohne diß alzuſtark einreiſſenden
Coffee-Trinkens geſchrieben haben, deſſen Miß-
brauch bey vielen zum groͤßten Schaden ihres Ver-
moͤgens und ihrer Geſundheit gereichet; denn es iſt
leider! mit dieſem Panquerot-Waſſer bey uns ſo
weit gekommen, daß auch die gemeineſten Leute,
welche zuweilen kein ganzes Hemde an ihrem Leibe
haben, dennoch ihren Coffee trinken muͤſſen, wo-
durch ſie ſich endlich, und ihre Kinder, an Bettelſtab
bringen, und hernach dem Publico zur Laſt ſind.



Das fuͤnfte Capitel.
Vom Hanfe und Flachſe.


§. 1.


Vom
Hanfe.

Sowohl der zahme Hanf,Cannabis ſativa,
C. B.
oder Cannabis mas, I. B. als der
wilde,Cannabis erratica, C. B. Cannabis
fœmi-
[165]und Flachſe.
fœmina, J. B. oder das Weibgen, werden von
einerley Samen erzogen, und iſt der leztere nur
eine Ausartung von dem erſteren. Dieſe andere
Sorte, oder das Weiblein, traͤgt keinen Samen,
und wenn er anfaͤngt zu ſteiben, auf die nemli-
che Art, wie in dem vierten Theile des Land-
und Garten-Schatzes
pag. 26. von dem Spi-
nat gedacht worden, ſo iſt es ein Zeichen daß er reif
iſt, und wird alsdenn aus dem guten und zahmen
ausgeraufet, und der zahme bleibet noch eine Zeit-
lang auf dem Lande ſtehen.


Es waͤchſet das Weiblein nicht nur hoͤher
als das Maͤnnlein, ſondern es ſol auch jener ein
beſſeres und ſubtileres Geſpinſte geben als dieſer.
Der Hanf erfordert ein vorher geduͤngtes Land,
und einen guten Grund und Boden. Es wird
hierzu der Acker im Herbſte mit drey oder vier Pfer-
den umgepfluͤget, und mit der Ege fein gleich be-
ſtrichen. Doch thut hierzu das Graben vor dem
Winter viel beſſere Dienſte; man laͤſſet hierauf
das Land den Winter uͤber liegen, damit waͤhren-
der Zeit die Erde friere, und bey der Beſtell-Zeit
fein klar und milde werde, und den Sommer uͤber
die fruchtbare Feuchtigkeit eher behalten moͤge.
Der Same, welcher kein Unkraut Geſaͤmig bey
ſich haben darf, wird in der Helfte des Aprils et-
was dicke geſaͤet, damit die Hanf-Stengel, oder die
Haͤlmer nicht zu ſtark und dicke wachſen koͤnnen,
ſondern fein duͤnne und klar bleiben muͤſſen, wo-
von auch das Geſpinſte viel zaͤrter wird. Den
oben aufgeſaͤeten Samen ziehet man mit Kaͤrſten
L 3unter-
[166]5. Cap. Vom Hanfe
unter. Hiervon ſiehe die fuͤnfte Figur im er-
ſten Theile
p. 126.


Wenn dieſe Arbeit geſchehen, wird das Land
mit der kleinen Garten-Ege beſtrichen. Jch habe
oben geſaget, daß man, ehe der gute Hanf zur
Reifung kommt, die Stengel, welche keinen Samen
bringen, ſondern nur Staub von ſich geben, zuvor
ausrauffen und ſammlen muͤſſe. Dieſelben wer-
den auf dem Acker, oder an einem ſolchen Orte,
wo die Sonne dem ganzen Tag hinſcheinen kan,
ausgebreitet, gewendet und recht trocken gemachet;
iſt dieſes geſchehen, ſo wird er nach Hauſe geſchaf-
fet, und in die Hoͤhe geleget bis auf das Fruͤh-Jahr.


Wenn der uͤbrige gute Hanf auch reif gewor-
den, und in ſeine Samen-Koͤrner gewachſen iſt,
wird er gleichfals ausgezogen oder abgeſchnitten,
welches einem jeden frey ſtehet, und in Haͤuflein
oder kleine Schober auf den Acker geſtellet, daß die
Samen-Knoſpen in die Hoͤhe zu ſtehen kommen,
damit ſie recht trockenen und doͤrren koͤnnen.
Wenn dieſes geſchehen, wird er zuſammen gebun-
den, nach Hauſe geſchaffet und ausgedroſchen.
Man merke aber hierbey, daß der Same auf den
Boden fein duͤnne muß ausgebreitet werden, da-
mit er ſich nicht auf einander erwaͤrme und mo-
derich werde. Die Maͤuſe gehen ihn auch gerne
an, und um deswillen hat man Urſache, denſelben
nachdem er trocken geworden, an einen verwahre-
ten Ort zu ſchaffen, wo ſie nicht darzu kommen
koͤnnen.


Das ausgedroſchene Stroh, oder die Stengel,
werden
[167]und Flachſe.
werden auf die Boͤden unter die Daͤcher, oder ſonſt
an einen trockenen und luͤftigen Ort geleget, und
auf das Fruͤh-Jahr, wenn die Baͤume ausſchla-
gen, vierzehn Tage bis drey Wochen in das Waſſer
gebracht, mit Steinen beſchweret und geroͤſtet.
Das Kennzeichen ob er ſatt geroͤſtet, iſt dieſes,
wenn der Baſt locker und geſchmeidig wird, und
ſich willig von dem Marke abloͤſet. Wenn er nun
aus dem Waſſer gezogen und heraus geſchaffet
worden, ſo ſtellet man ſolchen auf Haufen oder
kleine Schober, daß er wohl abtrockene. Was
die uͤbrige Zubereitung anlanget, ſo wird ſolche den
Haus-Muͤttern uͤberlaſſen.


§. 2.
Vom Flachſe.


Obgleich von dem Flachſe,Linum ſativum, C.Vom
Flachſe.

B. Linum ſativum vulgare cœruleum Lobel, in
den Haushaltungs-Buͤchern, ſonderlich in dem
Saͤchſiſchen Land- und Haus-Wirthſchafts-
Buche
gar feine Beſchreibungen zu finden, ſo
mangeln doch einige Umſtaͤnde ſo bey der Erzie-
hung deſſelben noch zu beobachten noͤthig ſind.


Ehe ich aber von dem Flachs-Baue ſelbſten
handele, ſo erinnere zum Voraus, daß ich auch
hierbey die Beobachtung des Mond-Wechſels und
anderer Himmels Zeichen gaͤnzlich verwerfe, und
denen Haus-Vaͤtern lediglich anrathe, auf die Jah-
res-Witterung, ſo wohl bey der Beſtell-Zeit, als
auch bey andern dabey vorzunehmenden Arbeiten
Acht zu haben.


L 4Der
[168]5. Cap. Vom Hanfe.

Der Same des Flachſes wird bey uns Lein
genennet. Es hat derſelbe eine kleine Wurzel,
und treibet einen runden, geraden, ganz duͤnnen und
einfachen Stengel, welcher ſich oben in kleine Zwei-
gelein zertheilet, daher die Arbeits Leute bey deſſen
Einernden ganze Haͤnde vol auf einmal auszurauf-
fen pflegen. Er waͤchſet gemeiniglich zwey auch
wohl auf einen guten zubereiteten Acker drey Schuh
hoch. An den Stengeln befinden ſich ganz kleine,
laͤnglichte, ſchmale und ſpitzige Blaͤtter. Die
Bluͤten ſtehen oben auf den Spitzen der Zweigelein,
und beſtehen aus ſchoͤnen blauen Bluͤmgen, deren
jedes fuͤnf Blaͤtterlein hat. Wenn dieſe verbluͤ-
het und abgefallen, ſo folgen darauf runde Samen-
Capſeln oder Knoͤpfe, ſo gros als eine Zucker-Erb-
ſe, welche die Bauers Leute Knotten zu nennen pfle-
gen. Eine jede Knotte, oder Samen Capſel iſt
in zehen Faͤcher oder Behaͤltniſſe eingetheilet, in
welchen ſich eben ſo viel laͤnglichte, platte Sa-
men Koͤrner beſinden, welche an einem Ende et-
was mehr zugeſpitzet ſind als an dem andern, ſehr
glatt, glaͤnzend und braͤunlich ausſehen, und im
Angreiffen und Anſehen eben ſo beſchaffen ſind,
wie der Roͤmiſche Neſſel-Samen,Urtica urens,
pilulas ſerens, I. Dioſcoridis, ſemine lini, C. B.
Urtica romana, I. B.


Es verlanget der Flachs einen guten, klaren
wohlzugerichteten und vor Winters geduͤngten
Acker. Die Duͤngung hierzu muß durchaus nicht
ſtrohig, ſondern fein kleine und kurz ſeyn, und ge-
gen den Herbſt, im October untergepfluͤget, und
alſo-
[169]und Flachſe.
alſobald mit der Ege wohl uͤberfahren werden.
Die mehreſten erwehlen hierzu ſolche Aecker, wel-
che ohnediß ſollen Brache liegen. Durch das
Umackern vor Winters, wird die Erde durch die
Froͤſte, Duft, Regen und Schnee recht klar und
milde gemachet, daß hernach das Beſtellen im
Fruͤh Jahre deſto beſſer kan vorgenommen werden.


Wenn man aber den Lein auf einen Acker be-
ſtellet, wo vorher Kraut, Moͤhren, Ruͤben, Paſtinat.
Wurzeln, Weitzen oder Gerſte geſtanden, und wel-
cher hierzu geduͤnget worden, ſo hat man nicht noͤ-
thig ſolchen wieder zu duͤngen, ſondern wenn nur
der Acker vor Winters wohl umgepfluͤget, und mit
der Ege ein bis zweymal fein beſtrichen wird, ſo
kan er dennoch mit Lein beſtellet werden. Und
wenn ja nach dem Beſtreichen einige Erd-Schrol-
len und Kloͤſer ſolten zuruͤcke bleiben, ſo werden ſie
doch ſchon durch den Froſt den Winter uͤber muͤrbe
und geſchmeidig werden.


Von der Zubereitung des Ackers im Fruͤh-
Jahre, welche vielen gefaͤllt, halte ich nicht viel,
indem die Merzen- und April-Luft, bey und nach
dem Herumpfluͤgen, da die Erde locker und hohl
lieget, die Feuchtigkeit aus dem Acker hinweg
nimt, mithin das Land bey dem Beſtellen nim-
mermehr ſo klar und milde wird, als wenn es vor
Winters zubereitet worden. Wie denn die Win-
ter-Kraft, wie ich ſchon oͤſters erinnert habe, vor
der Zubereitung im Fruͤh-Jahre allezeit einen groſ-
ſen Vorzug hat. Siehe hiervon im erſten Theile
pag. 126. und 128.


L 5Das
[170]5. Cap. Vom Hanfe

Das Land, worauf man Lein ſaͤen wil, muß
fein gleich, oder auch etwas abhaͤngig liegen, und
darf keine Vertiefungen haben, alwo bey vielen Re-
gen und Gewittern das Waſſer ſtehen bleiben kan;
denn an ſolchen Oertern verdirbet der Lein, indem
er die ſtarke Feuchtigkeit nicht leiden kan, und wenn
er ja aufgehet, ſo waͤchſet der Flachs nicht von der
Stelle, wird gelbe und erſaͤuft endlich.


Einige Acker-Leute pflegen auch das vor dem
Winter umgepfluͤgte Land, im Fruͤh-Jahre in der
Faſten-Zeit, wiederum jedoch nicht zu tief umzu-
pfluͤgen und zu ruren, damit der Flachs nicht alzu
ſtark unter ſich wurzeln, ſondern ſeine Kraͤfte de-
nen Stengeln mittheilen ſolle, welcher Meinung
ich aber nicht beypflichten kan. Denn es iſt be-
kannt, je tiefer ein Gewaͤchs mit ſeinen Wurzeln
den Nahrungs Saft ſuchen und an ſich ziehen kan,
je mehr kan ſolcher den Stengeln mitgetheilet wer-
den. Wil man hierbey einwenden und ſagen,
wenn den Stengeln zu viel Kraͤfte zugehen, ſo wird
der Flachs hiervon grobhaͤrig, wozu ich aber nicht
Ja ſagen kan; denn wenn der Same ſo dicke wie
ſichs gebuͤhret, geſaͤet worden, ſo muß nothwendig
folgen, da ein Stengel dem andern die alzuſtarke
Nahrung wegnimt, daß ſie dennoch zart und duͤnne
werden, und folglich einen klaren Paſt bekommen,
wird aber ein Acker zu duͤnne beſamt, ſo mag er tief
oder ſeichte geackert worden ſeyn, ſo werden die
Stengel allezeit dicke und grobhaͤrig wachſen,
weil ſie mehr Raum haben, und folglich viele Nah-
rung an ſich ziehen koͤnnen.


Hin-
[171]und Flachſe.

Hingegen andere, pflegen auch wohl das
Ruren und Egen im Fruͤh-Jahre zweymal vorzu-
nehmen, damit die Kloͤſe klar gemachet und das
Gras von dem Acker weggeſchaffet werde. Man
laͤſſet hierinnen einen jeden bey ſeiner Art, wie er
es nach ſeiner Meinung vor gut befindet. Doch
bleibet es gewiß, daß nach meiner langen Erfah-
rung, die Winter-Kraft, wie oben gedacht worden,
vorzuziehen iſt.


Die Saͤe-Zeit wird in die fruͤhe und
langſame eingetheilet.
Das fruͤhzeitige Be-
ſtellen wird von vielen zu Anfange des Aprils bis
zu Anfange des Mayes vorgenommen. Der
Same muß fein dicke geſaͤet werden, daher man
das vor Winters zubereitete Land zwey bis drey-
mal mit dem Leine zu uͤberſtreuen hat. Nach die-
ſem eget man nach der gemeinen Art denſelben un-
ter, zu welchem Ende der Acker wohl dreymal, und
ſo lange mit der Ege muß uͤberfahren werden, bis
kein Same auf der Erde mehr zu ſehen iſt. Beſſer
wuͤrde es aber ſeyn, wenn nach meiner Manier der
Same mit Kaͤrſten ganz flach untergezogen, und
mit der kleinen Garten-Ege uͤberfahren wuͤrde;
denn mit der groſſen Pferde-Ege wird das beſaͤete
Land, durch das hin und wieder Trampeln der Pfer-
de nicht nur derb gemacht, ſondern auch vieler Sa-
me ſo feſte und tief eingetreten, daß er nicht hervor
keimen kan und verdummeln muß.


Die andere Ausſaat des Leines, geſchiehet zu
Anfange des Junius bis gegen Johannis Tag.


Es wird derſelbe eben auf die Art, wie bey
der
[172]5. Cap. Vom Hanfe.
der fruͤhzeitigen Beſtellung in die Erde gebracht.
Jnzwiſchen halte ich die zeitige Beſtellung viel beſ-
ſer als die langſame, indem bey der erſteren Art
der Flachs weit eher, und noch vor der Ernde vom
Lande koͤmt, folglich der Acker auch eher umgea-
ckert, und zur Winter- oder Sommer-Saat zu-
bereitet werden kan.


Sonſten ſind auch einige der Meynung, wenn
man den Lein auf den Freytag vor Oſtern ſaͤete, ſo
wuͤrde der Flachs fein ſubtil und kleinhaͤrig. Es
wird aber ein jeder vernuͤnftiger Haus-Vater gar
leichte ſehen, daß dieſes ein groſſer Aberglaube iſt.
Warum ſol denn ſolches Saͤen eben auf den ſtil-
len Freytag, und nicht zu einer andern Zeit vorge-
nommen werden? da man ſich doch hierinnen
hauptſaͤchlich nach der Witterung richten muß.
Am beſten geſchiehet es nach einem Regen, und
zwar, wenn ſich wiederum ſchoͤn und helle Wetter
anlaͤſſet, da er denn fein zugleich hervor ſticht und
aufgehet. Man darf ſich auch hierbey nicht be-
ſorgen, daß ein ſtarker Platz- und Schlag Regen
das Land derb mache, oder eine Rinde verurſache,
worunter ſonſt der keimende Same verderben
muß. So aber ja, wider Verhoffen eine ſolche
Ruft oder Rinde auf den Acker entſtehen ſolte,
ſo waͤre meine im erſten Theile p. 135. beſchrie-
bene Stachel-Walze zu gebrauchen.


Gleichwie aber mit andern Fruͤchten eine Ver-
aͤnderung auf den Aeckern muß vorgenommen wer-
den, alſo ſol und muß es auch nothwendig mit dem
Flachſe geſchehen, und wenn es moͤglich ſeyn wil, ſo
muß
[173]und Flachſe.
muß man allezeit ein Land, auf welchen vor kurzen
Jahren kein Flachs geſtanden, hier zu erwehlen, wo-
von im erſten Theile p. 61. und in dieſem fuͤnſten
Theile
p. 15 nachzuleſen iſt.


Ferner geben einige Haushaltungs Buͤcher
wider die Erd-Floͤh dieſes Mittel an, daß man un-
ter den Lein, wenn er ſolte geſaͤet werden, Chriſt-
Aſche, oder in Ermangelung derſelben andere Aſche
mengen ſolte, welches aber ebenfals eine Fratze iſt,
und zu nichts weiter hilft, als daß die Aſche dem
Saͤe Manne bey dem Ausſtreuen des Samens in
die Augen flieget, damit er nach der Arbeit mit Aus-
wiſchung derſelben etwas zu thun habe. Jch ver-
ſichere, daß wider dieſes Ungezieſer weder Chriſt-
noch andere Aſche was hilft. Wenn der Lein zei-
tig beſtellet wird, und die aufgegangene Pflaͤnz-
lein einige Tage geſtanden haben, und etwas derb
geworden, ſo koͤnnen ihnen die Erd-Floͤhe ſo nicht
viel ſchaden, ſonderlich, wenn ſich unterweilen wie
im Fruͤh Jahre gemeiniglich zu geſchehen pfleget,
abwechſelnde Regen einſtellen.


Wenn der Flachs zwey bis drey Zol hoch er-
wachſen iſt, muß man ſolchen in ſchoͤnem hellem
und trockenem Wetter jaͤten laſſen; doch hat man
nur noͤthig nach dem groͤßten und grobſten Unkraute
zu greifen, denn das ganz kleine wird durch den di-
cken aufgegangenen Flachs erſticket, daß es nicht in
die Hoͤhe wachſen kan, weil demſelben durch den
Flachs das Wachsthum und der Nahrungs-Saft
benommen wird.


Es wird auch in einigen Haushaltungs Buͤ-
chern, wie im Florino und andern zu finden, fol-
gende
[174]5. Cap. Vom Hanfe
gende laͤcherliche Meinung angegeben: daß der
Lein, welcher aus einem Hauſe, darinnen eben je-
mand geſtorben, genommen werde, zur Saat, wie
viele unzweiflich glauben, allerdings untuͤchtig ſey,
maſſen er im Felde verlaͤge und nicht aufgehe,
wieder welchen Schaden gut ſey, wenn man ihn zu
einer andern Thuͤr, durch welche der Tode nicht
getragen werde, oder, welches noch rathſamer und
gewiſſer, noch vor entſtehendem Todes-Falle zeit-
lich hinaus bringe, und bis zur Saat anderswo
aufbehalte. Man muß ſich billig ſehr wundern,
daß kluge Leute dergleichen Fabeln ſo hingeſchrie-
ben, und die einfaͤltigen Bauers-Leute in ſolchen
Aberglauben beſtaͤrken, welche ohnediß mit aller-
hand Vorurtheilen angefuͤllet ſind. Warum ge-
ſchiehet dieſes nicht auch mit vielen andern Saͤ-
mereyen? Es ſind in meinem Hauſe nach und
nach wohl uͤber zehen Perſonen geſtorben, und gleich-
wohl habe niemahlen einen Fehler, wegen des Auf-
gehens, weder an dem Leine noch andern Samen,
deren ich wohl uͤber 150 Sorten liegend gehabt, an-
gemerket.


Glaublich iſt es, daß dieſes Vorgeben mit dem
Lein-Samen daher gekommen, weil man alten und
verlegenen Lein ergriffen, oder die Jahres-Witte-
rung das Aufgehen verhindert hat, zur ſelbigen
Zeit aber zufaͤlliger Weiſe, jemand im Hauſe ge-
ſtorben, woraus hernach der Schluß gemacht wor-
den, daß die Schuld der Leiche beyzumeſſen ſey.
Es iſt auch wohl kein Wunder, daß es bey dem
Lein und Flachſe ſo viel Aberglauben und ungegruͤn-
dete
[175]und Flachſe.
dete Meinungen giebet, da es eine Sache iſt, wo-
mit die Weiber ſich groͤſtentheils zu beſchaͤftigen
haben.


Der Flachs wird gemeiniglich, wenn er gelbe
werden wil, und noch nicht voͤllig reif iſt, geraufet,
denn wenn er noch etwas gruͤne iſt, ſo bekommet
er fein kleine und ſubtile Haare, und giebet ein
beſſeres Geſpinſte. Ein gewiſſes Kennzeichen iſt
es auch, den Flachs zu raufen, wenn er unten her
an ſeinen Stengeln die Federn, das iſt, ſeine Blaͤt-
tergen, fallen laͤßt, und die Knotten oder Samen-
Capſeln gelbe werden; Hernach wird er auf den
Acker duͤnne ausgebreitet, und bleibet acht Tage
lang, auch wohl noch laͤnger, nachdem es die Wit-
terung giebet, liegen. Und ob er auch gleich waͤh-
render Zeit beregnet wird, ſo thut es ihm doch kei-
nen Schaden, und iſt hernach nicht noͤthig, daß er
ſo lange im Waſſer liegen und roͤſten darf. Doch
an vielen Orten und auf unſern Doͤrfern, laſſen ſie
ſolchen nach Hauſe fahren, und alſobald durch ei-
nen eiſernen Kamm, welcher auf ein ſtarkes Stuͤck
Holz wohlbefeſtiget iſt, und eine Reffe genennet
wird, ziehen, damit die Knotten oder Samen-
Capſeln herunter gehen.


Von einigen aber werden die Knotten auch
von dem Flachſe abgedroſchen und voͤllig zerſchla-
gen, daß der Lein alle heraus gehet, und reine gema-
chet werden kan. Doch iſt von dem Abſtreffen
der Knotten mehr zu halten, welche alſobald auf
Tuͤcher gebracht, und in die warme Sonne gele-
get werden. Wenn ſie abgetrocknet und von einan-
der
[176]5. Cap. Vom Hanfe.
der platzen, ſo werden ſie gedroſchen, hernach durchge-
ſiebet, damit der Lein, und das Zerſchmiſſene von
den Knoten durchfalle; was aber von ſolchen noch
ganz bleibet, wird abermal gedroſchen, bis die
Capſeln alle zerſchlagen ſind. So bald als dieſes
geſchlagen, wird der Lein und Staub mit dem Re-
chen auf einem Haufen geſtoſſen geworfelt, und wie
anderes Getraide in das Reine gebracht. Alsdenn
muß der Lein auf den Boden duͤnne geſchuͤttet, und
wohl getrocknet werden; doch muß man zur zu-
kuͤnftigen Ausſaat bey dem Aufheben in der Scheu-
re, den Vorſprung aufbehalten.


Wenn nun der Flachs von den Knotten be-
freyet worden, ſo wird er in kleine Bindlein, wel-
che die Bauers Leute Buſſen nennen, gebunden,
ins Waſſer geſchaffet, und mit Holz, Steinen, Ra-
ſen Stuͤcken, oder auch mit Schlamm und Erde
ſtark beſchweret, ſo, daß das Waſſer daruͤber hin-
gehet, denſelben aber doch nicht fortfuͤhren und
wegſchwemmen kan, zu dem Ende auch wohl durch
jedes Bindel ein Pfahl geſchlagen wird. Man
muß aber hiebey Acht haben, damit er nicht uͤber
die Zeit lieget und ſtark roͤſtet, beſonders wenn
er auf dem Acker ſchon beregnet worden, und et-
was geroͤſtet hat. Den vierten Tag muß man dar-
nach ſehen, und einige Buſſen heraus nehmen und
an der Sonne duͤrre werden laſſen, um dadurch zu
erfahren, ob er recht geroͤſtet, welches man unter
der Breche verſuchen kan, da man bald ſiehet wie
er ſich an den Stengeln, oder an den Haaren an-
laͤßt. Dieſe Probe muß faſt alle Tage geſchehen,
auch
[177]und Flachſe.
auch ſo lange damit angehalten werden, bis man
vermeinet, daß er genug im Waſſer gelegen.
Doch iſt hierbey zu merken, daß der Flachs in hel-
len, kalten und friſchen Quell-Waſſer, oder auch
bey kaltem Herbſt-Wetter, niemahlen ſo bald und
ſo gut roͤſtet, als in ſtille ſtehenden Suͤmpfen, und
ſehr langſam flieſſenden Baͤchlein, da das Waſſer
matt, warm und weich iſt, indem es von weiten her-
gefloſſen. Wenn die Stengel ſich wohl brechen laſ-
ſen, und das Baſt, oder die aͤuſſere Schale davon
leicht abgehet, ſo iſt es auch ein gut Zeichen daß er
recht geroͤſtet. Das Roͤſten darf weder zu viel noch
zu wenig geſchehen, beydes iſt ſchaͤdlich, doch iſt es
allezeit beſſer daß er weniger als zu viel gewaͤſſert
oder geroͤſtet werde, weil der Baſt durch das alzu-
ſtarke Roͤſten ſeine Feſtigkeit verlieret. Viele ge-
ben auch dieſe Probe an: Wenn das Haͤutlein, oder
die aͤuſſere Schale von den Wurzeln ſich gelinde
mit den Fingern herab ſtreifen laſſe, ſo ſey er ge-
nug geroͤſtet. Das allerbeſte Kennzeichen der hin-
laͤnglichen Roͤſtung iſt, wenn man nach einigen
Tagen, da man vermeinet, daß es moͤchte genug
ſeyn, einige Haͤlmer heraus ziehet, und ſolche
weich anzufuͤhlen ſind, auch, ſo man ſie mit ei-
nem Meſſer in der Mitten von einander ſchneidet,
an der Schaͤrffe einige Faͤſerlein hangen laſſen,
und im ſtilſtehenden Waſſer, wenn man ſie hin-
ein wirft, nach und nach unterſinken. Dieſes
iſt ein ohnfehlbares Kennzeichen daß der Flachs
recht geroͤſtet iſt. Solten aber die zerſchnittenen
Haͤlmer auf dem Waſſer ſchwimmen, und ſich
5. Theil. Mnicht
[178]5. Cap. Vom Hanfe.
nicht in die Tiefe begeben wollen, ſo laͤſſet man den
Flachs noch etwas laͤnger im Waſſer liegen, bis es
genung iſt. Findet man ſolches, ſo wird der Flachs
fein reine im Waſſer abgewaſchen, auf einen Raſen
oder bequemen Ort geſchaffet, und eine Buſſe nach
der andern aufgeſtuͤrzet, alwo er in der Luft und
Sonne ſo lange ſtehen bleibet bis er recht trocken ge-
worden, hernach wird er abermal in Bindel zuſam-
men gebunden, und an einem trockenen und luͤfti-
gen Orte aufbehalten.


Nach Gelegenheit wird der Flachs wiederum
an die Sonne gebracht, und wenn er recht duͤrre ge-
worden, mit einem Blauel oder Hand Keile auf
einem Steine ſtark geklopfet, auch nach eines je-
den eigenen Erachten, wohl in der Sonne aber-
mal fein ausgebreitet, hernach gebrechet, und
alsdenn wiederum an einen trockenen Ort geſchaf-
fet.


Das Abtrocknen und Abdorren in den Back-
oͤfen, oder in den Stuben iſt gefaͤhrlich, und ſol-
te ſolches von allen hohen Obrigkeiten billig bey
nahmhafter Strafe verboten, und gewiſſe Aufſeher
beſtellet werden, welche bey den Leuten deswegen
Viſitation halten muͤßten; denn wie leichte kan
zwiſchen einer Kachel eine kleine Klunze ſich befin-
den, oder eine Kachel ausgeſtoſſen werden, ſo iſt
Feuers-Gefahr und Ungluͤck vorhanden. Ob es
gleich an der Sonne langſamer hergehet, ſo iſt es
doch am beſten und ſicherſten indem man kein
Ungluͤck dabey zu beſorgen hat.


Endlich
[179]und Flachſe.

Endlich, wenn alle dieſe Arbeit verrichtet wor-
den, ſo wird der Flachs geſchwungen, und zuletzt
gehechelt und vom Werge abgeſondert. Das uͤbrige
was noch koͤnte angefuͤhret werden, wil ich den Wei-
bern uͤberlaſſen.



Das 6. Capitel.
Von verſchiedlichen Sorten des
Klees.


§. 1.


Weil ſich bey dem Acker-Bau nicht allenthal-
ben hinlaͤngliche Weide und Graͤſerey vor
das Viehe befindet, ſo pfleget man ſich an
vielen Orten, mit Erziehung derjenigen Klee-Ge-
waͤchſe zu helfen, welche zur Fuͤtterung vor das
Vieh wohl zu gebrauchen. Dahero iſt es billig,
daß ich auch etwas von Erziehung dieſes ſchoͤnen
Vieh-Futters hinzufuͤge.


Hieher gehoͤret vor allen Dingen der Schne-Von den
Schnecken-
Spargel-
oder Luſer-
ne-Klee.

cken- oder Spargel-Klee, welcher nach dem
Franzoͤſiſchen auch Luſerne genennet wird, Medica
ſativa, ſiliqua cornuta, magis tortili, Moriſ. Fœ-
num Burgundiacum, ſive Medica legitima, Par-
kinſ. Trifolium ſiliqua cornuta, ſive Medica, C.
B. P. Medica maior erectior, floribus purpura-
ſcentibus, J. B.
Es hat dieſes Gewaͤchſe eine lan-
ge, dicke, gerade, holzig und faſichte Wurzel, wel-
che die groͤßte Kaͤlte ausſtehen kan. Die Stengel
M 2welche
[180]6. Cap. Von verſchiedlichen
welche daraus wachſen, werden zwey auch wohl
auf guten Grund und Boden drey Schuh lang,
rund, gerade und ſo ſtark, als die kleinen Spargel-
Stengel, wenn dieſe in die Hoͤhe gehen, und in den
Samen ſchieſſen, weswegen ihn auch die Leute
Spargel-Klee zu nennen pflegen. Oben wachſen
die Stengel aͤſtig, und ſind mit vielen kleefoͤrmigen
Blaͤttern beſetzet. Siehe hiervon den Kupfer-
Stich I. Jm Julius bringen ſie Violpurpur-
farbige, aber nicht gelbe Bluͤmlein hervor, wie
einige vorgeben, welche in gekerbten Kelchlein
ſtehen. Wenn dieſe verbluͤhet haben, folgen die
Samen-Gefaͤßlein, welche aus zweyen Haͤutlein be-
ſtehen, die ſich wie eine Schnecke zuſammen rol-
len, oder wie eine Schraube kruͤmmen. Zwiſchen
dieſen zweyen Haͤutlein finden ſich die Samen-
Koͤrner, welche mehrentheils die Form eines ganz
kleinen Nierleins haben. Wenn dieſe noch neue
ſind, iſt ihre Farbe weislich und bleichgelbe, wenn
ſie aber aͤlter werden, vergehet ihnen dieſe Farbe,
und werden brauner. D. Mich. Bernh. Valentini
meldet in ſeinem Kraͤuter-Buche p. 406. daß die-
ſer Klee in warmen Laͤndern, als in Dauphine, um
Languedoc, und in der Provence, wie auch um
Paris, und in der Normandie haͤufig gezeuget
wuͤrde. Er ſchreibet von denſelbigen folgendes:


”Das ganze Kraut hat einen Geſchmack wie
”die Kreſſen, aber nicht gar ſo ſcharf, (etwas hier-
”von) indem es mehr Oel, als fluͤchtig Salz in ſich
”hat; weswegen er das Gebluͤt reinigen, und den
”Urin treiben kan, wird aber zur Artzeney gar
”nicht
[181]Sorten des Klees.
”nicht geſuchet, ſondern giebt dem Vieh ein vor-
”treſlich, Futter, welchem es gute Nahrung giebt,
”und bey den Kuͤhen viele Milch zeuget, auch zur
”Maſtung derſelben, und den Ochſen unvergleich-
”lich gut thut, indem es des Jahres wohl fuͤnf bis
”ſechsmal kan abgemaͤhet werden, dafern der Sa-
”me in ein fettes, wohl geduͤngtes und feuchtes
”Erdreich geſaͤet wird; weßwegen denn dieſer
”Samen auch bey den Materialiſten in Frankreich
”ſehr geſuchet wird, wie Pomet in ſeiner Franzoͤ-
”ſiſchen Material-Kammer (ſo nunmehr auch
”ins Teutſche uͤberſetzet, aber ohne Kupfer. Stich
”verkaufet wird) mit mehrerem berichtet.


Ob zwar dieſes vor das Rind-Vieh nutzbare
und trefliche Gewaͤchſe in Teutſchland noch nicht
durchgaͤngig bekant iſt, und wenig erzogen wird, ſo
iſt es doch ſchon vor einigen 20. Jahren in unſern
Erfurtiſchen Feldern, und ſonderlich auch in den
zwey Stunden von unſerer Stadt gelegenen Dorfe
Stotternheim mit ſonderbaren Nutzen angebauet
worden. Es hat auch der Freyherr von Hohen-
thal,
ſo wohl im erſten als zweyten Bande ſeiner
Oeconomiſchen Nachrichten ſchoͤne Anweiſun-
gen zur Erziehung dieſes Klees gegeben, welche
theils aus dem Franzoͤſiſchen uͤberſetzet, theils von
andern gelehrten und erfahrnen Haus-Wirthen
ſind eingeſendet worden. Dem ohnerachtet halte
ich doch davor daß es der Muͤhe werth ſey von unſe-
rer Art dieſes Gewaͤchſe zu erziehen, nach meiner
Erfahrung, dem Publico eine Beſchreibung mitzu-
theilen. Jch habe ſchon oben gedacht daß der
M 3Luſer-
[182]6. Cap. Von verſchiedlichen
Luſernen-Same Nierenfoͤrmig, welches Eigen-
ſchaft andere Klee Sorten auch an ſich haben. Der-
gleichen ſind:


  • Jgei-Klee,Cochleata echinata, aculeis ſur-
    ſum \& deorſum, Tournef.
  • Schnecken-Klee,Medica cochleata, capſula
    rotunda ſpinoſa, foliis eleganter diſſectis, H. L.
  • Eine andere Sorte Schnecken-Klee,
    Medica cochleata maior, fructu ovali, ſpinis
    longioribus accuratioribus.
  • Jtem, Medica cochleata, capſula nigra maio-
    re, ſpinis paucioribus \& rigidioribus armata.
  • Raupen-Klee,Campoides hiſpida, Riv.
    Scorpioides ſiliqua campoide hiſpata, J. B.
    Da-
    hero muß man ſich in Acht nehmen daß man dieſe
    Samen wegen ihrer Gleichfoͤrmigkeit nicht con-
    fundi
    re.

Alle dieſe, und noch mehrere Gattungen, wer-
den nur aus Curioſitaͤt in den Gaͤrten erzogen;
wie man denn mit dieſer letzteren Sorte eine beſon-
dere Kurweile haben kan, wenn man bey einer
Mahlzeit, von deren Frucht- oder Samen Capſeln
einige oben auf den Sallat (Lattig) leget. So bald
das Frauenzimmer dieſe auf dem Sallate gewahr
wird, ſo machen ſie einen gewaltigen Lerm daruͤber,
und ſagen: ey! es ſind Raupen auf dem Sallate,
wer wolte davon etwas eſſen? Eine ſchimpfet auf
den Koch oder Koͤchin, die andere faͤngt an zu ſpu-
cken, die dritte wil ſ. v. gar vomiren; wenn man
nun ihnen hernach eine ſolche vermeinte Raupe recht
zeiget,
[183]Sorten des Klees.
zeiget, und zur Unterſuchung giebet, (welche ſie an-
faͤnglich nicht angreifen wollen) ſo fangen ſie als-
denn an einander auszulachen.


Die Luſerne hat wegen ihrer aufwachſenden
geſchmeidigen Stengel vor den andern Kleen einen
gewaltigen Vorzug, indem die andern niemalen ſo
hoch zu wachſen pflegen, auch zum Theil niedrig auf
der Erden liegen bleiben.


Es iſt auch dieſer Klee in der That zweymal
nahrhafter als das unter einander gewachſene Gras
oder Heu von den Wieſen, indem, wie oben ge-
ſaget, das Rind Viehe vielmehr Milch hiervon
giebet, als von andern Gras-Gewaͤchſen. Dem
hohen und rothen Wildpret, als Hirſchen und Re-
hen, iſt er gleichfals ein angenehmes Futter.


Man glaube aber nicht, wie einige vorgeben,
daß das Viehe hiervon eine gewiſſe Krankheit, wel-
che man das Blut nennet, bekommen ſolte. Die
eigene Erfahrung hat mich von dem Ungrunde die-
ſer Meinung uͤberzeuget, indem ich von dieſem
Futter niemalen ſolchen Unfall an meinem Vieh
verſpuͤret. Und geſetzt, wenn auch dieſes jemanden
wiederfahren, ſo iſt es ohn Zweifel zufaͤlliger Weiſe
geſchehen, und entweder von anderer Fuͤtterung,
oder von der vorherigen Diſpoſition des Vie-
hes, oder ſonſt einer Urſache hergekommen. Und
wenn man ja dieſes Uebels halber in Sorgen ſte-
het, ſo kan man mit dieſem Klee, und anderem
Wieſen-Graſe, in der Fuͤtterung eine Umwechs-
M 4lung
[184]6. Cap. Von verſchiedlichen
lung machen, wodurch dieſe vermeinte Gefahr gar
leicht abgewendet wird. Wil man aber den drit-
ten Theil Gerſten Stroh mit untermengen, ſo iſt
man noch gewiſſer verſichert, daß hiervon das Viehe
keinen Anſtoß bekomme. Dem Schaaf Viehe
aber iſt dieſes Futter, wie auch andere fette Kraͤu-
ter, nicht ſo nuͤtzlich, als diejenigen, welche an tro-
ckenen Bergen und Huͤgeln wachſen, als wovon die
Schaafe viel geſunder, ſtaͤrker und fetter werden.


Die Luſerne verlanget einen Ort, welchen
die Sonne den ganzen Tag beſcheinen kan, und wo
keine Baͤume vorhanden ſind, indem ſolche mit ih-
rem Schatten den Wachsthum verhindern; wie
denn dieſer Klee unter und neben den Baͤumen gar
nicht gut thut, maſſen er mit ſeinen dicken, langen
und fahſichten Wurzeln den Obſt- und andern Baͤu-
men ſehr gefaͤhrlich iſt, daß beyde mit einander
verderben muͤſſen; denn da die Luſerne, die in
der Erde befindlichen Kraͤfte beſtaͤndig ausſauget,
und beſonders die Feuchtigkeit, welche durch den
Regen und Schnee von oben herunter faͤlt, durch
ihre Wurzeln, weil ſie flaͤcher als die Baum-Wur-
zeln ſtehen, alſobald hinweg nimt, ſo folget, daß
die Baͤume noth leiden, und endlich zu Grunde
gehen.


Der Grund und Boden zu dieſem Klee muß
alſo beſchaffen ſeyn, wenn er anders gerathen und
gedeyen ſol, daß ſolcher in einer Gleiche und Ebene
lieget, und am Erdreiche weder zu ſchwer noch zu
leichte iſt. Ein ſolcher Acker muß auch von Que-
cken und andern Gras-Gewaͤchſen befreyet ſeyn.
Beyde
[185]Sorten des Klees.
Beyde ſind ihm ſchaͤdlich, ſonderlich aber wird die
Luſerne durch die Quecken an ihrem Wachsthume
gehindert.


Anno 1751. geſchahe die Beſtellung dieſes Klees
auf einen meiner Aecker vor unſerm Schmidtſtaͤt-
ter Thore mit beſonderem Gedeyen, daß man ſeine
Luſt und Vergnuͤgen daran ſehen, und ſolchen dem
Sommer uͤber viermal abſchneiden kan; wenn
man an einem Ende mit Abſchneiden den Anfang
machet, und alle Tage nach und nach damit fort.
faͤhret, ſo waͤchſet der zuerſt abgeſchnittene, ehe man
an das Ende kommet, wiederum herbey, daß man
mit Abmaͤhen abermal den Anfang machen kan.
Wenn man ihn aber zum Samen ſtehen laͤſſet, ſo
waͤchſet er drey Schuh hoch.


Ob zwar dieſer Acker bis dato mein Eigen-
thum iſt, ſo uͤbergab ich doch ſolchen, nach meiner
obhabenden Schuldigkeit, und ſonderbarer Urſa-
chen halber, jemanden, zu dieſer Nutzung. Gewiſſe
Umſtaͤnde hielten mich aber zuruͤcke, das ich die Be-
ſaͤe- und Beſtellung nicht uͤber mich nahm, ſondern
es mußte dieſes ein anderer Acker-Verſtandiger be-
ſorgen. Meine Bedenklichkeit, warum ich dieſe
Beſtellung nicht uͤber mich nehmen wolte, war die-
ſe, weil ſolche auf einen im Fruͤh-Jahre zubereite-
ten Acker geſchehen ſolte, welches niemalen ſo ſicher
und gewiß iſt, als auf einen vor Winters zuberei-
tetem Lande. Denn wenn bey der im folgenden be-
ſchriebenen Beſtellung, die Regen ausgeblieben
waͤren, ſo haͤtte es gewiß mißlich ausgeſehen.


M 5Die
[186]6. Cap. Von unterſchiedlichen

Die Zubereitung des Ackers geſchahe alſo:
weil vorher Winter-Rocken darauf geweſen war,
ſo wurden die Stoppeln im Herbſte mit zwey Pfer-
den umgepfluͤget, und das Land mit der Pſerde-Ege
beſtrichen. Hierdurch wurde der von der Ernde
ausgefallene Rocken, Gras und anderes Unkraut un-
ter die Erde gebracht, daß es verderben mußte, und
der Acker blieb den Winter hindurch alſo liegen.


So bald als das Wetter im Fruͤh-Jahre auf-
gieng, wurde ſo viel kleiner Kuͤh-Miſt, wie man
pfleget zu den Korn-F[r]uͤchten zu duͤngen, auf den
Acker gefahren, welcher fein gleich zerſtreuet, und
alſobald tief und wohl untergegraben wurde. Als
dieſes auch verrichtet war, wurde das gegrabene
Land mit der kleinen Garten-Ege uͤberfahren, und
die Erde klar und milde gemachet. Zwoͤlf Tage
blieb das Land alſo liegen, bis in die Helfte des
Aprils, alsdenn wurde das Beſtellen vorgenom-
men. Ehe aber der Saͤe Mann das Ausſtreuen
des Samens verrichtete mußte zuvor die Erde auf
dem ganzen Acker gefuͤſſelt, und mit der Garten-
Ege nochmals beſtrichen werden. Siehe hiervon
im erſten Theile p. 127. die VI. Figur. Hierauf
wurde der Luſerne-Same oben aufgeſaͤet, abermal
gefuͤſſelt, und das Land ſo fort mit der kleinen Ege
zweymal beſtrichen.


Eben zur ſelbigen Zeit, als dieſe Beſtellung
vorgenommen wurde, nahm ich aus Curioſitaͤt ohn-
gefehr zwey Loth von dieſen Samen, ſtreuete ſol-
chen hin und wieder unter das Gras, weiter ließ
ich nichts damit vornehmen. Dem ohneracht iſt er
hier
[187]Sorten des Klees.
hier und da aufgegangen, daß man die Stoͤcke wel-
che allezeit faſt einen Schuh uͤber das andere Gras
hervor wachſen, von weiten erkennen kan.


Bey dieſer jetzo angefuͤhrten Art die Luſerne
zu beſtellen, wuͤrde in der That alle Arbeit verge-
bens geweſen ſeyn, wenn das Land vorher nicht waͤ-
re zuſammen getreten oder gefuͤſſelt worden, denn
da die Erde locker und hohl wuͤrde geblieben ſeyn,
ſo wuͤrde erſtlich die Merzen-Luft aus dem lockern
Grunde und Boden die Feuchtigkeit heraus geho-
let und weggefuͤhret haben; zum andern wuͤrde
der Luſerne-Same, weil er ſehr kleine und glatt iſt,
alzutief in die Erde gefallen ſeyn, daß er hernach
mit ſeinen zarten Keimen nicht vermoͤgend gewe-
ſen waͤre hervor zu wachſen.


Als der Same nach dem Anfange des Mayes
aufgieng, und in ſeine Blaͤtter erwachſen war, wur-
de er gejaͤtet, und vom Unkraute gereiniget. Nach
zehen Tagen war dieſes Jaͤten abermal vorgenom-
men; Nachhero wuchs er freudig in die Hoͤhe, daß
er in dieſem Jahre zweymal konte abgemaͤhet wer-
den. Und ich glaube gewiß, daß es auch zum drit-
tenmale waͤre angegangen, wenn die Zubereitung
des Landes vor Winters geſchehen waͤre, indem die
Winter-Kraft, oder Winter-Feuchtigkeit, bey allen
Gewaͤchſen groſſe Dienſte thut.


Jn den nachfolgenden Jahren hat man das
Jaͤten nicht noͤthig, es waͤre denn daß im zweyten
Jahre die Melden ſich einſchleichen wolten, welche
mit leichter Muͤhe koͤnnen heraus gezogen werden.
Laͤſſet man aber ſolche darinnen ſtehen, ſo faͤllt de-
ren
[188]6. Cap. Von verſchiedlichen
ren Same tauſendfaͤltig aus, und hindert die Luſer-
ne an ihrem Wachsthum.


Wenn der Same ſo dicke, wie ſichs gebuͤhret,
geſaͤet worden, ſo kan kein Unkraut oder anderes
Gras zwiſchen den Stoͤcken aufwachſen, indem
die wachſende Stengel durch ihren Schatten, und
Entziehung des Nahrungs-Saftes ſolches verhin-
dern und erſticken. Die Stoͤcke duͤrfen von rechts-
wegen nicht uͤber ſechs Zol weit von einander ſte-
hen, wenn ſie aber ja etwas weniges naͤher oder
weiter kommen ſolten, welches man bey dem Aus-
ſtreuen des Samens nicht ſo genau haben kan, ſo
hat ſolches auch nicht viel zu ſagen.


Mit dem Einkauf des Samens hat man ſich
ebenermaſſen vorzuſehen, daß man ſolchen aufrich-
tig uͤberkomt, und daß kein Unkraut-Same ſich
darunter befinde, welches man alſobald, wenn man
ihn recht anſiehet erkennen kan. Man komt durch
ſolchen Betrug nicht nur um ſein Geld, ſondern
der Klee gehet hernach duͤnner auf als ſichs gebuͤh-
ret, und man hat noch uͤber dieſes mit dem Jaͤten
doppelte Muͤhe und Koſten.


Nunmehro muß ich auch von meiner Zuberei-
tung des Ackers zu dieſem Klee eine Beſchreibung
mittheilen: Es mag auf einen Acker vorhero Win-
ter-Rocken, Gerſte, Moͤhren, Paſtinat-Wurzeln
u. d. gl. geweſen ſeyn, oder es mag das Land
Brache gelegen haben, ſo dienet ſolches zur Luſer-
ne, wenn es anders alſo beſchaffen iſt wie oben
gedacht worden.


Es
[189]Sorten des Klees.

Es muß aber der Ort, wo man gedenket ſol-
chen Klee hin zu ſaͤen, erſtlich geduͤnget werden,
und je beſſer ſolches geſchiehet, je zutraͤglicher iſt
es der Luſerne zu ihrem Wachsthum, jedoch muß
der Miſt nicht alzu ſtrohig, ſondern verweſet und
entbrannt ſeyn. Denn wenn er zu ſtrohig iſt, ſo
lieget die Erde darauf hohl und locker, und wenn
der Same aufgegangen, die Stengel im Fort-
wachſen begriffen ſind, und mit ihren Wurzeln
darauf kommen, ſo fangen ſie an zu ſtocken, und
wachſen hernach nicht von der Stelle, ja, wenn ſehr
heiſſes Wetter iſt, ſo verdorren und verderben ſie
wohl gar.


Wenn alſo die Duͤngung zur Herbſt Zeit, im
November, aufgefahren worden, ſo muß ſolche ein-
gegraben, und fein mit Erde bedecket werden.
Bey dem Graben muß auch das Gras und Un-
kraut fein untergeſtuͤrzet werden, daß es verfaule
und verderbe, damit es der aufgehenden Luſerne
nicht hinderlich werde. Oder wenn es an Leuten,
welche das Graben zu verrichten pflegen, mangeln
ſolte, ſo koͤnte ein ſolches Land auch mit drey oder
vier Pferden umgeahren werden; doch ſolcherge-
ſtalt, daß ein Tageloͤhner mit einem Rechte hinter
dem Acker-Knechte her den Miſt ordentlich in die
Furchen einziehen muͤßte, damit derſelbe mit der
Erde fein bedecket werde. Jſt nun der ganze Ort
auf dieſe Weiſe geahren worden, ſo muß der Knecht
den Acker mit dem linken Theile der Ege beſtrei-
chen; denn wenn er den rechten Theil oder die
Spitzen der Zinken, hierzu gebrauchen wolte,
ſo
[190]6. Cap. Von verſchiedlichen
ſo wuͤrde er die mehreſte Duͤngung, ſonderlich wenn
ſie noch ſtrohig waͤre, aus der Erden wiederum her-
aus ziehen. Hierauf laͤſſet man den Acker, er mag
gegraben oder geahren ſeyn, den Winter uͤber lie-
gen, da waͤhrender Zeit, der Regen und Schnee ſich
einſenken kan.


Jſt die Saͤe-Zeit, nemlich der halbe April her-
bey gekommen, ſo wird die Erde gefuͤſſelt, mit der
kleinen Ege uͤberfahren, und wiederum gleich ge-
ſtrichen, wodurch ſie ſo klar und milde wird, wie
ein Majoran-Beet, weil ſie den Winter uͤber, durch
die Kaͤlte und Froſt aufgeloͤſet und muͤrbe gemachet
worden. Alsdenn ſaͤet man den Luſernen-Samen
darauf, ziehet ſolchen mit Kaͤrſten ganz gelinde
und ſubtil, gleich wie bey der Mohne p. 89. im
vierten Theile zu leſen, unter die Erde, und be-
ſtreichet den Acker abermal mit der kleinen Ege.
Man hat alſo bey dieſer Beſtellung nicht ſo viele
Muͤhe und Quackeley, als bey der vorhergehenden,
und gehet doch mit dieſer viel ſicherer und gewiſſer.


Die Luſerne kan 24. bis 30. Jahr auf einem
Orte ſtehen bleiben, wenn ſie nicht zu duͤnne geſaͤet
worden, denn ſonſten pfleget ſich das Gras mit unter
zu miſchen, welches man in ſolchem Falle alle Jahr
mit einem Jaͤte-Haͤcklein nicht ohne Beſchwerlich-
keit hinweg ſchaffen muß. Jedoch iſt hierbey noch zu
merken, daß die Stoͤcke im Herbſte, wenn die Sten-
gel voͤllig abgemaͤhet worden, zum wenigſten alle ze-
hen Jahr mit kleinen Kuͤh-Miſte etwas ſtark uͤber-
ſtreuet werden muͤſſen, ſo, daß ſolcher fein zwiſchen
die Stoͤcke fallen, und ſeine Fettigkeit und Salze den
Win-
[191]Sorten des Klees.
Winter uͤber den Wurzeln mittheilen kan. Wenn
man binnen ſolcher Zeit dieſem Klee mit der Duͤn-
gung zu Huͤlfe kommet, ſo kan er viele Jahre er-
halten werden, wo aber dieſes nicht geſchiehet, ſo
faͤnget er wegen ſeines Alters und Mangel der Nah-
rung an, nach und nach abzunehmen, und waͤchſet
nicht mehr ſo ſchleunig in die Hoͤhe.


Dieſe wegen der Duͤngung aufzuwendende
Koſten, wird ſich auch gewiß Niemand dauern laſ-
ſen, der da bedenket, daß man hingegen in ſo vie-
len Jahren keinen Heller auf die Zubereitung des
Landes, und auf den Samen zu verwenden brauchet,
und daß ein einziger Acker mit dieſem Klee, wenn
ſolcher wohl anſchlaͤget, beſſere und mehre Fuͤtterung
vor das Rind Vieh giebet, als drey Acker der beſten
Wieſen. Denn erſtlich waͤchſet das Wieſen-Gras
ordentlicher Weiſe bey weiten nicht ſo hoch als das
Luſernen Gras, und zum andern, ſo iſt bekannt,
daß man ordentlich eine Wieſe jaͤhrlich nicht mehr
denn einmal abmaͤhen kan. Auf einigen Wieſen,
welche einen guten Trieb haben, und nach der Heu-
Ernde der Weide und Trift nicht unterworfen
ſind, wird zwar im Herbſte Spat-Heu, oder wie
man es hier nennet, Grummet gemachet; allein
es bedeutet, in Anſehung der Quantitaͤt, nicht viel,
und iſt auch vor das Vieh nicht ſo kraͤftig und nahr-
haft. Hingegen kan man die Luſerne jaͤhrlich vier-
mal, und wenn die Witterung favorabel iſt, wohl
fuͤnfmal abmaͤhen. Genung, daß ſich albereit die
Luſerne bey uns alſo legitimiret, daß wir von den
Nutzen derſelben voͤllig uͤberzeuget ſind.


Auf
[192]6. Cap. Von verſchiedlichen

Auf einen Luſernen-Acker darf weder das Rind-
noch Schaaf-Vieh getrieben werden, weil ſie die
Stoͤcke, und die daran befindlichen Sturzeln mit
ihren jungen Augen, welche im Fruͤh-Jahre wie-
derum ausſchlagen muͤſſen, zertreten. Wie denn
auch durch das Auftreiben des Viehes, der Erdbo-
den derb und feſte gemachet wird, wodurch die Stoͤ-
cke in ihrem Wachsthum gehindert werden daß ſie
kleine bleiben muͤſſen. Auch iſt das Abfreſſen und
Abbeiſſen der Thiere den Stoͤcken ebenfals ſchaͤd-
lich, indem viele Storzeln, woran ſich junge Augen
befinden, mit losgeriſſen werden. Das Auftreiben
der Gaͤnſe und Trut-Huͤner, zur Herbſt-Zeit, tauget
ebenfals nichts, denn es verurſachet den Stoͤcken
eine Zuruͤkſchlagung, indem dieſes Vieh alle junge
Augen herunter holet.


Zum Heumachen dienet dieſer Klee nicht wohl,
wie ich ſelbſten aus einer gemachten Probe geſe-
hen. Meine Leute mußten ein Fleck hierzu abmaͤ-
hen. Jch lies auch ſolchen, wie man pfleget, wen-
den und abtrocknen. Als aber ſolches Heu zuſam-
men gemachet, aufgeladen, und nach Hauſe gefah-
ren wurde, ſo fielen die Blaͤtter die Helfte herun-
ter, und was noch daran blieb, das fiel bey dem
Abladen auch noch voͤllig ab, daß ich alſo nichts,
als die Stengel uͤbrig behielt, welche das Viehe auch
nicht ſo begierig angehen wolte, als da ſie gruͤne
waren, ſondern der Hunger mußte ſie erſt hierzu
antreiben. Doch duͤrfte dieſes Heumachen viel-
leicht eher angehen, wenn man die Stengel nicht ſo
hoch und alt werden lieſſe, damit ſich ſolche fein un-
ter-
[193]Sorten des Klees.
tereinander wickeln koͤnten. Auch muͤſte die Sam-
lung ſolches gedoͤrreten Klees nicht in alzugroſſer
Waͤrme, ſondern fruͤh morgens vorgenommen
werden, und kaͤme es auf eine Probe an, ob nicht
auf ſolche Art gut Heu zuwege gebracht werden
koͤnte.


Den Samen zu erziehen und zu uͤberkommen
iſt ſehr leicht; Man laͤſſet hierzu ein gewiſſes Fleck-
lein, ſo viel als man denket vonnoͤthen zu haben,
unabgeſchnitten ſtehen, und in Samen ſchieſſen;
wenn er nur zur Reiffung gelanget, und einige
Koͤrner in den Samen Capſeln hart ſind, ſo iſt es
Zeit ſolchen in der Hoͤhe, ſo weit als der Same ge-
het abzuſchneiden, welches am beſten fruͤhe mor-
gens geſchiehet, wenn er noch feuchte iſt, denn
Nachmittags, bey warmen Sonnenſchein, ſpringen
die Samen-Koͤrner gerne hinweg. Man ſchaffet
ſolchen hierauf in einem Tuche nach Hauſe, da-
mit nicht der Same zum Theil verlohren gehe, und
leget ihn fein duͤnne auf einen luͤftigen Boden, al-
wo er ein paar mal muß gewendet werden Wenn
er trocken iſt, ſo leget man ihn ſamt dem Tuche bey
einem ſchoͤnen hellen Tage an die Sonne. Wenn
er nun recht duͤrre geworden, ſo klopfet man ihn
mit einem Stecken aus, und ſchwuͤnget alsdenn mit
einer Mulde die Spreu und den Unrath hinweg.


Wenn die Samen-Capſeln etwas zu lange
ſtehen, und ohngefehr beregnet, hierauf aber von
der Sonne wieder beſcheinet werden, ſo ſpringen
dieſelben von einander, und der Same faͤlt auf die
Erde.


5. Theil. NDie
[194]6. Cap. Von verſchiedlichen

Die Stengel, von welchen der Same oben ab-
genommen worden, muͤſſen zeitig hinweg geſchnit-
ten werden, damit die Stoͤcke wiederum treiben,
und von neuen hervor wachſen koͤnnen. Der Sa-
me kan vier Jahr zur Ausſaat aufbehalten werden.


Wer geſonnen iſt einen ſolchen von vielen Jah-
ren her genutzten Luſernen-Acker abzuſchaffen, muß
ein Jahr vorher, ehe er ſolches vornimmt, ein ande-
res Stuͤck Feldes dazu begatten und damit beſaͤen,
damit er in der Fuͤtterung keinen Mangel leide;
alsdenn kan er in folgendem Herbſte die alten Stuͤ-
cke ausheben laſſen, womit es aber muͤhſam zugeht,
denn es ſind die Wurzeln ſo feſte eingewachſen, daß
man ſie mit einem Karſte oder andern leichten Jn-
ſtrumente nicht bequem heraus bringen kan; oder
es muß der Arbeiter einigemal darnach hacken.
Am beſten und geſchwindeſten ſind ſie mit einer
Baum-Hacke oder Wurzel-Spieſe heraus zu heben.
Siehe hiervon im dritten Theile p. 143. Man
hat nicht Urſache die ausgehobenen Wurzeln und
Stoͤcke hinweg zu ſchmeiſſen, ſondern man laͤßt
ſolche auf dem Lande liegen, und wenn ſie binnen
zehn bis zwoͤlf Tagen abgewelket ſind, ſo koͤnnen
ſie mit einem Rechen umgewendet werden, welches
man ſo lange wiederholet, bis ſie trocken gewor-
den. Man ſchaffet ſie nachgehends nach Hauſe,
und wirft ſie auf einen luftigen Boden fein duͤnne
auseinander, damit alle Feuchtigkeit voͤllig heraus
gehe; alsdenn thun ſie zum Einheitzen bey jetzi-
gem groſſem Holz-Mangel gute Dienſte.


Ein groſſer Fehler und Unverſtand waͤre es,
wer
[195]Sorten des Klees.
wer auf einen ſolchen Acker, wo dergleichen Wur-
zeln ausgehacket worden, abermal Luſernen-Sa-
men ſaͤen wolte. Wenn er auch noch ſo ſtark hierzu
duͤngete, ſo wuͤrde dennoch nichts tuͤchtiges daraus
werden: denn da die Luſerne von vielen Jahren
her diejenigen Salze und Kraͤfte, welche ſie zu ih-
rem Wachsthume gebrauchet, aus der Erde heraus
geſogen, ſo wuͤrde der von neuen darauf geſaͤete
Same, und die hervorgewachſene junge Stoͤcke, kei-
ne hinlaͤngliche Nahrung mehr finden, weil das
Land von den Theilchen und Kraͤften, welche ſie
erfordern ſchon allzu ſehr ausgemergelt worden,
welchen Abgang auch die friſche Duͤngung nicht
erſetzen kan. Und ob auch gleich der Acker durch
den darauf geſchaften Miſt wiederum einige Beſ-
ſerung erhalten, ſo iſt doch ſolche zum ferneren ge-
hoͤrigen Wachsthume der Luſerne nicht hinlaͤnglich.
und wuͤrde ihre Wuͤrkung nicht halb ſo gut, und
nicht halb ſo lange dauren, als auf einem friſchen
Lande welches noch nicht hierzu gebrauchet worden.
Es verhaͤlt ſich mit dieſem Klee eben wie mit an-
deren Gewaͤchſen, wenn man ſolchen vielmal nach
einander auf einen Acker beſtellen wolte. Siehe
hiervon nach im erſten Theile p. 61. und in die-
ſem Theile p. 5.


Jſt nun ein ſolcher Acker von den Luſernen-
Wurzeln voͤllig befreyet worden, ſo muß das uͤbri-
ge Unkraut mit Kaͤrſten ausgehacket, und das Land
reine gemachet werden. Nach dieſem laͤſſet man den
Acker begatten und Brache liegen, damit er ſich
an den Kraͤften, welche er in ſo vielen Jahren ver-
N 2lohren
[196]6. Cap. Von verſchiedlichen
lohren hat, wiederum erholen moͤge. Jſt aber der
Acker von Quecken leer, oder ſonſt wenig Unkraut
darinnen zu finden, ſo kan er mit 24 Fudern Miſt
geduͤnget, gegraben, und hernach alljaͤhrlich beſtel-
let und genutzet werden, wie ich oben in dem er-
ſten Theile
weitlaͤuftig gezeiget habe.


§. 2.
Von dem Eſparſett.


Von dem
Eſparſett.

Die andere Sorte des Futter-Graſes, wel-
ches in einer Haushaltung bey der Viehzucht gute
Dienſte thut, iſt der Eſparſett, Hahnen-Kamm,
Hahnen-Kopf, Tuͤrkiſcher Kleber-Klee,

Onobrychis major ſiliculis echinatis criſtatis, in
ſpica digeſtis. Morriſ. Onobrychis orientalis major
foliis filoſis, Rupp.


Wenn ich wuͤſte, daß ich diejenigen, welche
auch ſchon hiervon geſchrieben, durch meine Ab-
handlung beleidigen wuͤrde, ſo haͤtte ich ſolche
lieber weglaſſen wollen. Allein ich habe das
Vertrauen, daß man es dennoch nicht ungeneigt
aufnehmen werde; wenn ich, um der einmal ge-
machten Ordnung willen, von der Erziehung dieſes
Gewaͤchſes, nach meiner wenigen Erkenntniß und
Erfahrung, eine kurze Anweiſung mit beyfuͤge.


Der Name Eſparſett, kommet eben ſo wohl
von den Franzoſen her, als das Wort Luſerne.
Da nun einige die Namen der Luſerne, Eſparſette,
oder den Tuͤrkiſchen Kleeber-Klee, und den Spa-
niſchen
[197]Sorten des Klees.
niſchen Klee, ſonderlich was die Teutſchen Namen
betrift, mit einander verwechſeln und vermengen,
ſo habe ich eine jede Sorte alleine beſchrieben, und
deren Abzeichnung in Kupfer beyfuͤgen laſſen, da-
mit diejenigen, welche die drey Sorten nicht eigent-
lich kennen, ſich einen Begrif davon machen, und
ſolche von einander unterſcheiden lernen, welches
mir anfaͤnglich ſelbſten ſchwer geweſen iſt.


Es gehoͤret aber der Eſparſett, wovon ich
jetzo handele, eigentlich nicht unter die Klee-Ge-
waͤchſe, weil er kein dreyblaͤtterig Kraut hat.
Siehe hiervon die Figur No. II. Es ſind auch
deſſen Blaͤtter laͤnger als die Klee-Blaͤtter, und
ſtehen deren zu beyden Seiten an ihren Stie-
len, mehrentheils zwoͤlf bis dreyzehen in einer
Reihe nach einander; auch iſt deſſen Same wohl
ſechsmal groͤſſer als der Luſerne-Same, und faſt
noch achtmal ſo groß als der Spaniſche Klee-Sa-
me, welcher letztere den weiſſen und braunen Senf-
Koͤrnern faſt gleich ſiehet. Hingegen der Eſpar-
ſett-Same ſiehet dunkelbraune aus, hat kleine
Gruͤblein, und iſt an einem Ende mit vielen klei-
nen Spitzen beſetzet. Dieſes iſt aber nur das aͤuſ-
ſerliche Haͤutlein, oder Huͤlſe, welches das inwendi-
ge Korn, das eigentlich hervor keimen muß, um-
ſchlieſſet. Wenn es geſaͤet worden, ſo faͤnget es nach
einigen Tagen an zu quellen, und wenn es ſeinen
Fortwachs ſuchet, ſo ſpringet das Haͤutlein end-
lich von einander. Obgleich dieſes Gewaͤchſe
Tuͤrkiſcher Klee genennet wird, ſo iſt es den-
noch in unſern Erfurtiſchen Feldern, an den Ra-
N 3ſen
[198]6. Cap. Von verſchiedlichen
ſen-Raͤndern hin und wieder, wie auch in vielen an-
dern Fluren anzutreffen.


Es kan das Eſparſett-Kraut, eben ſo wohl
wie die oben beſchriebene Luſerne, mit groſen Nu-
tzen den Sommer uͤber gruͤne vor das Melk- oder
andere Rind-Viehe zur Fuͤtterung nach und nach
abgeſchnitten und gebrauchet werden, und iſt den
ordentlichen Wieſen Graſe merklich vorzuziehen.
Wenn der Eſparſett zu rechter Zeit, nemlich in oder
nach ſeiner Bluͤte, im Junius oder Julius, abge-
maͤhet, und zu Heu gemachet wird, ſo dienet er
auch ungemein vor die Pferde, ſo, daß man we-
gen deſſen guter Nahrung kaum die Helfte des
ſonſt gehoͤrigen Hafers den Pferden vorzuſchuͤtten
brauchet.


Es giebt bey uns Doͤrfer, wo nicht viel, oder
auch gar kein Wieſenwachs iſt, daher viele Bauers-
Leute ſich in einer Zeit von 30 Jahren ſtark darauf
befliſſen den Eſparſett anzubauen. Man kan ihn
drey bis viermal, nachdem es die Jahres-Witte-
rung giebet, vor das Viehe gruͤne abſchneiden. Will
man ihn aber zum Heu gebrauchen, ſo darf man
ſolchen nicht eher abmaͤhen laſſen, bis er erſtlich ver-
bluͤhet, und in ſeinen Huͤlſen die Samen-Koͤrner
etwas angeſetzet hat; denn die in den Samen-
Capſeln befindliche verwelkte Koͤrner, geben den
Pferden den Winter uͤber die beſte Nahrung. Und
ob es gleich, wenn er in der Bluͤte abgemaͤhet
wird, auch ein gutes Heu giebet, und das Viehe,
weil es weicher und gelinder wird, ſolches noch lie-
ber angehet, ſo behaͤlt doch das nach der Verbluͤ-
hung
[199]Sorten des Klees.
hung gemachte Heu, in Anſehung der Fuͤtterung,
einen Vorzug. Es iſt aber hierbey zu merken,
daß man ihn nicht zu lange ſtehen laſſe, ſonſt wer-
den die Stengel alzu hart haͤlmig.


Wenn er aber, wie anderes Wieſen-Gras, den
Winter uͤber zum Heu ſoll gebrauchet werden, ſo
kan man ihn nicht mehr denn zweymal abmaͤhen
laſſen. Wenn das Abſchneiden geſchehen, welches
gemeiniglich in der Mitte des Junius, oder auch
aus Mangel der Fuͤtterung etwas eher vorgenom-
men wird, ſo fangen die Stoͤcke alſobald an wieder-
um von neuen zu treiben. Der Eſparſett dauret
eben ſo lange in der Erde als die Luſerne, weil er
gleichfals ein ſehr hartes Winter-Gewaͤchſe iſt, ſon-
derlich wenn er einen nicht gar zu ſchlechten Bo-
den findet. Er waͤchſet und bohret mit ſeinen Wur-
zeln, drey, vier und wohl noch mehre Schuh tief
in die Erde, und ſuchet ſeine Nahrung darinnen.
Dieſerwegen bleiben ſeine Stengel in der groͤßten
Hitze aufrecht ſtehen, und werden niemalen wie
andere Gewaͤchſe welk.


Wenn man den Eſparſett auf einen gleichen,
guten Grund und Boden geſaͤet hat, ſo kan er
ebenfals nach zwoͤlf Jahren mit verfaultem Duͤn-
ger uͤberworfen werden; er bringet hernachmalen
die Koſten und Muͤhe gedoppelt wiederum ein,
wird auch dadurch viel mehre Jahre erhalten.


Auf ſteilichten und abhaͤngigen Aeckern aber,
gehet das Aufwerfen der Duͤngung nicht wohl an,
indem dieſelbe bey Entſtehung groſſer Gewitter
N 4und
[200]6. Cap. Von verſchiedlichen
und ſtarker Regen Guͤſſe mit in die Tiefe wuͤrde
genommen werden.


Auf allen duͤrren Leeden, Raͤndern und ſteinig-
ten Oerten, wo elendes Getraide und Gras waͤch-
ſet, und welche unterweilen den ausgeſtreueten
Samen nicht wiederbringen, hat man von dem
Eſparſett, wenn er recht beſtellet, wird gewiß mehr
Nutzen zu hoffen, als von den Korn-Fruͤchten.


Jſt aber ein ſolcher Ort thonicht, und mit lau-
ter groben Kieſeln beleget, ſo iſt nicht viel damit
anzufangen, weil der Thon, Letten und Steine ſo
feſte auf einander liegen, daß die Wurzeln nicht
hindurch bohren koͤnnen.


Man merke ferner, daß der Eſparſett auf kei-
nen ſumpfigten Boden fort komt. Auf guten
Laͤndereyen waͤchſet er ungleich beſſer, und wird
wohl zwey bis d[r]ittehalb Schuh hoch, auf einem
duͤrren Felde aber, waͤchſet er auf das hoͤchſte kaum
zwey Schuh hoch. Ob er aber gleich daſelbſt nicht
ſo hoch wird, ſo halte ich doch davor, daß er vor das
Vieh faſt noch beſſer ſey, als derjenige, welcher auf
gutem Lande gebauet worden, welches man daran
abnehmen kan, weil das Schaaf-Vieh von duͤrrer
Weide allezeit geſunder und fetter wird als von fet-
tem und in tieffen Gruͤnden gewachſenem Graſe.


Wenn der Eſparſett einige Jahre geſtanden, und
ſeine Wurtzeln ihre Staͤrcke erreichet haben, ſo trei-
bet mancher Stock 20, auch wohl noch mehr Sten-
gel, und jeder Stengel faſt eben ſo viel Bluͤten, wel-
che an der Farbe wie die Pfirſig-Bluͤten ausſehen, ja
wenn ſie erſtlich aufgebluͤhet, faſt eben ſo hoch roth
ſind
[201]Sorten des Klees.
ſind wie die Blumen des Hedyſari clypeati; doch
machet ſie die Sonne unten her an den erſten Blaͤt-
tern bloß, und ziehet die Farbe aus. Man muß
aber hierbey nicht denken, als wenn ich das Hedy-
ſarum
mit dem Eſparſett in eine Gleichheit ſtelte,
denn dieſes will den Winter uͤber mit andern Ge-
waͤchſen beygeſetzt ſeyn, indem es die Kaͤlte nicht
kan ausſtehen und leicht erfrieret. Daß aber der
Eſparſett-Same mit dem Hedyſaro einerley An-
ſehen haben ſoll, wie einige vorgeben, glaube man
nicht, denn der Same des Hedyſari iſt hellgelbe, et-
was rauch und breit, und ſtehen von deſſen Schild-
lein drey, vier, fuͤnf bis ſechs uͤbereinander, und ſind
ſubtil angewachſen. Und wenn man ſie gebrauchen
will, ſo muß man ſie erſtlich von einander trucken.
Es werden auch die Blumen davon bey uns zum
Straͤuſſern (Bouqueten) und Auszierung des Con-
fects gebrauchet.


Die Zubereitung und Begattung der Aecker,
Leeden oder Raͤnder zu dem Eſparſett betreffend, ſo
muͤſſen ſolche den Sommer uͤber erſtlich mit dem
Pfluge umgeriſſen, hernachmahls geruhret, u. drit-
tens langſam im Herbſte wiederum geahren, und
mit der Ege fein gleich beſtrichen werden. Je tiefer
man mit dem Pfluge unter die Erde greiffen kan, je
zutraͤglicher iſt es dem geſaͤeten Samen, damit die
Keimen in dem lockern Grunde leichter hervorkom-
men, und die Wuͤrzelgen gleich anfaͤnglich deſto
beſſer unter ſich wachſen koͤnnen.


Solten aber die Raͤnder und ſehr abhaͤngi-
gen Berge mit dem Pfluge nicht koͤnnen umgeriſſen
N 5wer-
[202]6. Cap. Von verſchiedlichen
werden, ſo muß man ſich gefallen laſſen ſolche
dreymal zu hacken, und die Kloͤſer und Raſen-Stuͤ-
cke zu zerſchlagen, damit der Same in zukuͤnftigem
Fruͤh-Jahre deſto bequemer kan unter die Erde ge-
bracht werden.


Findet man bey dem Umackern, oder Umhacken
an ſolchen Oertern Heuhecheln, Huhecheln, Sta-
chel-Kraut, (Annonis ſpinoſa, fl. purpureo \&
albo. C. B. P.
) oder anderes ſtarkes Gewuͤrzlich,
ſo muß man ſolche mit einer Baum- oder Rade-
Hacke aus dem Boden heraus ſchaffen, welche ſon-
ſten dem Eſparſett im Wachsthume ein groſſes
Hinderniß verurſachen.


Man laͤßt alſo, das auf ſolche Art zubereitete
Land den Winter uͤber liegen, da es in ſolcher Zeit
fein locker und milde frieret, auch durch den Regen
und Schnee Feuchtigkeit uͤberkommet, daß der Sa-
me deſto eher aufkeimen und gedeyen kan.


Auf das Fruͤh-Jahr wird der Same in der
Mitte des Merzes bis zu Ende des Aprils, oben
aufgeſaͤet, und ein- auch wohl zweymal eingeeget.
Ob nun gleich dieſes unterweilen auch gut anſchlaͤ-
get, ſo halte ich doch dieſe Beſtellung nicht vor rath-
ſam, indem der Same großkoͤrnig und rauch iſt,
folglich mit der Ege nicht ſo leicht ordentlich unter
die Erde kan gebracht werden. Wo die Ege mit
ihren Zinken in die Erde greiffet, ſo faͤllt der Sa-
me zu tief hinein; hingegen, wo die Zinken neben
den Koͤrnern hingehen, ſo komt er zu flach in die
Erde, mithin wachſen die Koͤrner auch nicht zu
gleicher Zeit hervor.


Vor
[203]Sorten des Klees.

Vor weit beſſer halte ich es, wenn der vor
Winters zugerichtete Acker im Fruͤh-Jahre beſaͤet
worden, daß der Same mit Kaͤrſten, jedoch nicht
alzutief untergezogen, und mit der kleinen Garten-
Ege hernachmahlen uͤberfahren werde, wovon in
dem erſten Theile pag. 126. und 135. nachzuleſen.
Denn man betrachte nur den Mohn-(Mag-) Sa-
men welcher wohl ſechzehnmal kleiner iſt, als der
Same des Eſparſetts, und dennoch mit dem Karſte
untergezogen wird, ohne zu beſorgen, daß er zu tief
in die Erde kommen moͤchte. Hiervon iſt im vier-
ten Theile
pag. 89. nachzuſehen. Warum ſollen
denn ſolche groſſe Koͤrner nur untergeeget werden,
da doch gewiß iſt, daß ſie, wegen ihres rauchen We-
ſens mit der Erde, nimmermehr durch das Unter-
egen alle koͤnnen bedecket werden.


Eines der groͤßten Fehler iſt es auch, wenn die
Acker-Leute mit dieſen Samen im Ausſaͤen zu ſpar-
ſam umgehen, denn wenn ſolcher zu duͤnne geſaͤet
wird, ſo bekomt das Gras und Unkraut Luft, daß
ſolches zwiſchen den Stoͤcken wachſen und aufkom-
men kan. Er muß wenigſtens ſo dicke geſaͤet
werden, daß die Koͤrner zwey bis drey Zoll an ein-
ander zu liegen kommen, welches man aber im
Auswurfe nicht ſo genau haben kan, doch ſchadet
es nicht, wenn ſie auch gleich noch etwas enger fal-
len ſolten, indem doch wohl einige Koͤrner mit ih-
ren Keimen zuruͤcke bleiben, ſonderlich, wenn der
Same aufgekaufet wird, unter welchen oft viele
unreife und unvollkommene Koͤrner ſich befinden;
oder es pflegen auch die Verkaͤuffer alten verlegenen
Samen
[204]6. Cap. Von verſchiedlichen
men darunter zu miſchen, wie denn hierinnen meh-
rentheils Betruͤgereyen vorgehen. Und geſetzt,
welches doch nicht wahrſcheinlich iſt, daß der Same
zu dicke aufgehen ſolte, ſo iſt doch ſolchem mit einem
kleinen Jaͤte Haͤcklein gar bald, und ohne ſonderli-
che Muͤhe zu helfen, denn wenn die Staͤudgen zu
nahe an einander ſtehen ſolten, ſo koͤnnen ſolche da-
mit hinweg geſchnitten werden. Nach der Beſtell-
Zeit bleibet der Same mehrentheils 14 Tage bis
drey Wochen in der Erde liegen ehe er aufgehet;
wenn aber nach der Beſtellung bald ein Regen er-
folget, ſo keimet er in zehn bis zwoͤlf Tagen hervor.
Wenn er aufgegangen, und in ſeine zwey Blaͤtter-
gen, oder Gaͤblein getrieben, ſo iſt er ebenfals wie
andere Fruͤchte den Wuͤrmern unterworfen, daß er
von denſelben zum Theil abgenaget wird, ſonderlich
wenn kein Gras und Unkraut mit hervor waͤchſet.
Und obgleich die mehreſten den Erd-Floͤhen die
Schuld ſolches Schadens beymeſſen wollen, ſo fin-
det ſich doch ſolches in der Wahrheit nicht gegruͤn-
det, indem dieſelben bey kuͤhler Witterung im
Fruͤh-Jahre den wenigſten Schaden thun, ſondern
die Spinnen und Goldhaͤner ſind es, welche die
aufgegangenen Pflaͤnzlein, wie andere junge
Fruͤchte, abnagen, wovon in dem dritten Theile
p. 157. nachgeleſen werden kan.


Wenn der Eſparſett in etwas erwachſen, ſo
muß man das groͤßte Gras ſonderlich die Diſteln
und Melden ausrauffen, damit er nicht von ſolchem
Unkraute uͤberwaͤltiget und unterdrucket werde.
Und wenn dergleichen wiederum zum Vorſchein
kom-
[205]Sorten des Klees.
kommen ſolten, muß man ihn abermal jaͤten bis er
die Erde mit ſeinen Stoͤcken und Blaͤttern voͤllig
bedecket, ſo bleibet hernach das Unkraut zuruͤcke,
und erſticket. Es darf auch der aufgewachſene Eſ-
parſett im erſten Jahre nicht abgemaͤhet werden,
ſondern man muß damit warten bis auf das andere
Jahr, damit die Stoͤcke und Wurzeln die gehoͤri-
ge Staͤrke erreichen, und im Abmaͤhen mit der Si-
chel oder Senſe nicht aus der Erde gezogen wer-
den koͤnnen. Der Eſparſett bringet niemahlen
ſeine Blumen im erſten, wohl aber in andern und
und nachfolgenden Jahren im Ueberfluß hervor.


Der Same iſt ebenfals leichte zu erziehen.
Man laͤſſet nemlich hierzu einen Fleck ſtehen, ſo viel
man denket zur Ausſaat oder zum Verkauf noͤthig
zu haben. Weil aber die Blumen, wie bekannt iſt,
an den Aehren niemahlen zu gleicher Zeit, ſondern
nach und nach aufbluͤhen, und auch wiederum alſo
verbluͤhen, folglich auch der Same nicht zu glei-
cher Zeit zur Reiffung gelanget, ſo muß man bey
dem Abſchneiden deſſelben die Zeit beobachten,
wenn die unterſten Koͤrner an den Aehren uͤber die
Helfte reif und hart ſind, denn wenn man auf die
oberſten warten wolte bis ſie ihre Groͤſſe und Reif-
fung erlanget haͤtten, ſo wuͤrden inzwiſchen die er-
ſten und beſten Koͤrner abfallen, und zu Grunde ge-
hen. Wenn man alſo findet, daß es Zeit iſt, ſo ſchnei-
det man den Samen mit der Sichel eine Hand voll
um die andere ab, und thut ihn in eine Schuͤrze oder
Sack, wobey man ſich aber in Acht zu nehmen hat,
daß ſich der Same nicht auf einander im Sacke er-
waͤr-
[206]6. Cap. Von verſchiedlichen
waͤrme, welches demſelben an den Hervorwachſen
hindert; dahero muß man ihn alſobald auf einen
luͤftigen Boden fein duͤnne auseinander breiten,
und einigemal umwenden, damit er recht duͤrre und
trocken werde. Wenn dieſes geſchehen, ſo muß man
ſolchen mit einem Stecken ganz ſanfte abklopfen
laſſen; denn mit einem Dreſch-Flegel ſolches vor-
zunehmen, waͤre gefaͤhrlich, indem durch die hefti-
gen Schlaͤge die Koͤrner gar leicht koͤnnen verder-
bet und zum Aufgehen untuͤchtig gemachet werden.
Der Uberbleibſel von dem Samen Aehren wird
dem Viehe gegeben. Und dieſes iſt eben der halb-
reife Same, welchen die Verkaufer gemeiniglich
unter den guten und vollkommenen Koͤrnern laſ-
ſen, um nur mehr Geld davor zu bekommen. Folg-
lich kan es nicht anders ſeyn, als daß hernach der
Same, wenn er geſaͤet worden zu duͤnne aufgehet.
Wer alſo dergleichen kaufen muß, der kan einiger
maſſen die Gefahr vermeiden, wenn er den Sa-
men mit einer Mulde ſchwinget, wodurch die leich-
ten Koͤrner heraus fliegen.


Jſt nun der Same, wie oben gedacht, abge-
klopfet worden, ſo ſchaffet man ſolchen auf einen
Scheuer-Tennen, und worfelt ihn, ſo werden die
guten und vollkommenen Koͤrner ferne wegſprin-
gen, die halbreifen aber zuruͤcke bleiben, welche
letztere den Schweinen mit unter das Futter koͤn-
nen gegeben werden.


Die Stengel von welchen der Same abge-
ſchnitten worden, muͤſſen alſobald abgemaͤhet und
dem Viehe gegeben, oder Heu daraus gemachet wer-
den,
[207]Sorten des Klees.
den, und ob ſolche gleich grob und hart anzugreiffen
ſind, ſo kan ſie das Vieh dennoch gar wohl freſſen.


§. 3.


Die dritte Sorte des nutzbaren Futter-Gra-Vom Spa-
niſchen Klee.

ſes iſt der Spaniſche Klee,Trifolium montanum
purpureum majus, C. B. Trifolium majus, Cluſ.
non album ſed rubrum J. B.
welcher No. III. im
Kupfer-Stiche zu ſehen iſt. Jch will dahero auch
von Erbauung deſſelben das noͤthigſte anfuͤhren,
und alle weitlaͤuftige Ausſchweifungen, welche an-
dere hiebey gemachet haben, mit Fleiß vermeiden.


Unter allen andern Sorten des Klees, behaͤlt
wohl dieſe den Vorzug; nur iſt es Schade, daß er
nicht laͤnger als vier Jahr kan genutzet werden, in-
dem er in nachfolgenden Jahren abgehet, doch be-
lohnet er in dieſer Zeit die Muͤhe reichlich, ſonder-
lich wenn er wohl anſchlaͤget.


Es verlanget dieſer Klee einen guten Grund
und Boden, denn auf Leeden, auf hungrigen, wie
auch auf ſumpfigten und naſſen Aeckern gedeyet er
gar nicht, und bleibet klein und kurz, daß man ihn,
wenn nicht beſtaͤndig fruchtbare Witterung erfol-
get, nicht einmahl abmaͤhen kan. Eben deßwegen
nehmen die Bauers-Leute hierzu das beſte Land,
welches ſie eben alſo begatten, wie einen ordentli-
chen Brach-Acker. Erſtlich duͤngen ſie ſolches
Stuͤck Land mit vermoderten Miſte, doch etwas
ſtaͤrker als zu den Korn-Fruͤchten, ackern denſelben
unter, und ruren das Land hernach zweymal, wie
ordentlich gebraͤuchlich iſt. Jſt aber ein Acker an
ſich gut und tragbar, ſo hat man das ſtarke Duͤn-
gen
[208]6. Cap. Von verſchiedlichen
gen nicht noͤthig, ſondern man bleibet dabey, wie
es ein jeder an ſeinem Orte zu den Winter-Fruͤch-
ten vor gut befindet.


Man glaube aber nicht, wie einige vorgeben,
wenn man den Acker mit Pferde Miſt duͤngete, daß
die Pferde den darauf gewachſenen Klee nicht freſ-
ſen wolten. Desgleichen, wenn man ſolchen Klee
dem Rind-Viehe geben wolte, ſo duͤrffe man aus
eben dieſen Grunde den Acker mit ihrem Miſte
nicht duͤngen, weil ſie den Klee davon ebenfals
nicht gerne fraͤſſen. Es waͤre auch ſo wohl den
Pferden, als Kuͤhen dieſes, auf ihrem eigenen Miſte
erwachſene Futter ungeſund. Allein es kommet
hierinnen lediglich darauf an, daß die Duͤngung
nicht ſo friſch und ſtrohig iſt, ſondern zuvor in ihre
Verweſung gegangen. Und wie koͤnnen denn die
Pferde und das Rind Viehe einen Eckel und Ge-
ruch von dem Klee bekommen, da ein ſolcher ent-
brannter Miſt auf dem Acker ausgeſtreuet, unter-
gepfluͤget, und das Land zweymal geruret wird,
da ſich waͤhrender Zeit, ſo wohl den Sommer, als
auch den Winter uͤber, durch die Froͤſte, Sonne,
Luft, Regen und Schnee deſſen ſtarke Ausduͤnſtung
verlieret. Ueber dieſes, ſo wird, ehe der Klee an-
faͤnget zu wachſen, wohl ſchwerlich von dem Ge-
ruch der Duͤngung noch etwas zu ſpuͤren ſeyn, in-
dem ein ſolcher Acker, wie gleich ſoll gedacht wer-
den, zuvor mit Winter-Rocken beſtellet, und in
dem darauf folgenden Jahre erſt der Klee-Same
darauf gebracht wird.


Nach obig gedachter Zubereitung und Duͤn-
gung
[209]Sorten des Klees.
zung des Landes wird ſolches erſtlich mit Winter-
Rocken beſtellet. Wenn dieſer in nachfolgendem
Jahre eingeerndet worden, ſo werden die Stoppeln
gleich darauf umgeahren. So bald der Acker von
den ausgefallenen Rocken-Koͤrnern und anderen
aufgehenden Geſaͤmig gruͤne werden will, ſo muß
er abermal fein tief gepfluͤget, und mit der Ege be-
ſtrichen werden. Den Winter uͤber bleibet das
Land alſo liegen, und im Fruͤh-Jahre wird ſolches
zur gehoͤrigen Zeit, und nach der gewoͤhnlichen Art
und Weiſe mit Gerſte beſtellet. Auf dieſes mit
Gerſte beſtellte Land, wird hernach fuͤnf bis ſechs
Pfund Klee-Samen, welchen die Materialiſten zu
vier bis fuͤnf Gr. verkaufen, geſaͤet. Der Aus-
wurf deſſelben muß aus einer Hand zehn auch wohl
zwoͤlf mal im fortſchreiten geſchehen, wie man z. E.
den Ruͤbe-Samen (wovon man Oel ſchlagen laͤſ-
ſet,) und andere dergleichen kleine Geſaͤmige mehr,
zu ſaͤen pfleget, wovon der geehrte Leſer, um der
Deutlichkeit willen p. 96. im erſten Theile nach-
ſehen kan.


Nachdem das Saͤen verrichtet worden, ſo
nehmen die Acker-Leute die Ege, legen ſolche auf
das linke Theil, und uͤberfahren den Acker damit,
und ſo iſt die Beſtellung geſchehen.


Wenn die Gerſte auswaͤchſt, und in ihre
Schoß Baͤlge treibet, ſo giebet ſie dem darzwiſchen
aufkeimenden Klee-Schatten, und erhaͤlt auch die
Feuchtigkeit viel laͤnger in der Erden. Man laͤſſet
beydes mit einander und unter einander wachſen
bis zur Ernde, da waͤhrender Zeit der Klee einen
5. Theil. OSchuh
[210]6. Cap. Von verſchiedlichen
Schuh hoch, ja, wenn ihn zu rechter Zeit einige
Regen zu Huͤlfe kommen, auch wohl noch hoͤher
waͤchſet.


Jſt die Gerſte reif, ſo laͤſſet man beyde mit
der Senſe, oder wie es an manchen Orten ge-
braͤuchlich, mit der Sichel abmaͤhen. Nach einen
oder zweyen Tagen, wie es die Witterung giebet,
muͤſſen die Geſchwaden, oder Gelege, fleißig umge-
wendet werden, und dieſes wiederholet man einige-
mal, bis man meinet, daß ſie genug abgetrocknet.
Man hat hierbey die Witterung wohl in Acht zu
nehmen, denn der Klee will gar eigentlich beſorget
ſeyn, weil deſſen Blaͤtter fett ſind, und viele Feuch-
tigkeit in ſich haben. Wenn ein ſtarker Regen dar-
auf komt, ſo wird er, wie anderes Heu, leicht
ſchwarz und ſchimlich, daß ihn hernach das Viehe
nicht ſo gerne, als wenn er reine und fein gruͤne
iſt, angehen will.


Vermeinet man alſo, daß der Klee trocken ge-
nung ſeyn moͤchte, ſo laͤſſet man ſolchen, benebſt
der Gerſte, mit Seilen zuſammen binden, und
ſchaffet ihn nach Hauſe unter eine Schoppe, oder
ſonſt an einen luͤftigen Ort.


Zu ſeiner Zeit wird beydes mit einander ge-
droſchen, und alsdenn die Gerſte geworfelt, wie es
ſonſt uͤblich iſt, und in das Reine gebracht. Die-
ſes unter einander gewachſene Geſtroͤdig iſt nach-
hero ein vortrefliches Futter vor die Pferde und
vor das Rind-Viehe.


Der Acker, wovon die Gerſte und der Klee ab-
gemaͤhet worden, bleibet den folgenden Herbſt und
Win-
[211]Sorten des Klees.
Winter uͤber ruhig liegen, ohne daß man das
Schaaf- oder andere Viehe darauf treiben laͤſſet;
denn nach geſchehener Abmaͤhung, muͤſſen erſtlich
die Klee-Stoͤcke ſich recht beſtauden, daß ſie in nach-
folgenden Jahren ihre ſchoͤne Fuͤtterung geben koͤn-
nen. Es iſt gewiß, daß das Schaaf-Viehe, die
Klee Koͤpfgen, und anſetzenden Aeuglein zum zu-
kuͤnftigen Wachsthum, mit groͤßten Appetit abbei-
ſen, wodurch die Stoͤcke in ihrem Wachsthum ge-
hindert werden, und zum Theil verderben muͤſſen.


Das hohe Wild, weiches ich ſelbſten erfahren,
lauft auch ſehr weit nach dieſem Klee, und wenn
ſie einmal einen ſolchen Ort ausgemacht haben, ſo
liegen ſie beſtaͤndig auf denſelben, ſcharren ſo gar
die Erde von den Stoͤcken hinweg, und nagen die
Koͤpfgen von den Wurzeln abe.


Das andere; dritte und vierte Jahr waͤchſet
er in ſeine dicken Straͤuche, und ſeine Stengel wer-
den drey Schuh hoch. Wenn er in voller Bluͤte
ſtehet, ſo machet er in Wahrheit eine ſchoͤne Augen-
Weide, und erwecket ein ſonderbares Vergnuͤgen,
welches gemeiniglich im Junius und Julius ge-
ſchiehet.


Wenn man geſonnen dieſen Klee mit der
Sichel oder Senſe vor das Melk-Viehe nach und
nach abzugraſen, ſo kan dieſes viermal den Som-
mer uͤber wiederholet werden.


Jſt man aber des Sinnes, Heu davon zu ma-
chen, ſo darf man denſelben hierzu nicht eher ab-
maͤhen laſſen, bis deſſen Samen-Knoſpen verbluͤ-
hen wollen. Dieſes Abmaͤhen iſt auch bey ſchoͤnem
O 2Wet-
[212]6. Cap. Von verſchiedlichen
Wetter vorzunehmen, da denn der Klee muß fleiſ-
ſig gewendet, und ſo bald er recht abgetrocknet iſt,
eingefahren werden.


Man hat ſich auch bey alzuheiſſem Wetter
vorzuſehen, daß die beſten Blaͤtter nicht abgeruͤh-
ret werden, und eben deßwegen muß man die Heu-
Schober fruͤh morgens, und zwar am Ende des
Klee-Ackers machen laſſen, damit man nicht Ur-
ſach habe mit den Wagen darauf zu fahren; denn
wenn dieſes geſchehen ſolte, ſo wuͤrde gewiß durch
die Fahr-Kleiſen, und durch das Trampeln der Pfer-
de, den Klee-Stoͤcken groſſer Schade geſchehen.


Unſere Land-Leute zu Nottleben, und in den
angraͤnzenden Dorfſchaften, pflegen mit Beſtel-
lung dieſes Klee-Samens auch alſo zu verfahren.
Sie nehmen eben ein ſolches Land hierzu, wie oben
beſchrieben worden, beſtellen erſtlich die Gerſte
darauf, wie aller Orten gebraͤuchlich iſt, und laſſen
den Acker ein, zwey bis drey Wochen alſo liegen,
daß auch unterweilen die Gerſte hervor ſticht.
Wenn ſie merken, daß es regnen will, oder wenn
es auch ſchon hierzu den Anfang macht, ſo laſſen
ſie keine Zeit vorbey ſtreichen, und ſaͤen den Klee-
Samen eiligſt oben auf die Gerſte, ohne die ge-
ringſte Arbeit weiter daran vorzunehmen; dabey
geben ſie vor, daß der Regen die Koͤrner ſelbſt mit
der Erde bedeckte, daß ſie aufgehen und Wurzeln
ſchlagen koͤnten. Ob nun gleich dieſes als eine
liederliche Beſtellung anzuſehen iſt, ſo gelinget es
ihnen doch, daß man ſich daruͤber verwundern
muß
[113[213]]Sorten des Klees.
muß, indem ſie beſtaͤndig den allerſchoͤnſten Klee
zur Nahrung ihres Viehes haben.


Jſt nun der Klee im erſten Jahre, ſamt der
Gerſte eingeerndet worden, ſo laſſen ſie denſelben
den Herbſt und Winter uͤber ſtehen, ohne ihn wie-
derum abzuſchneiden, damit er ſich beſtocken kan.
Jn dem ſpaͤten Herbſte, etwa um Martini, uͤber-
ſtreuen ſie ihn mit langen ſtrohigtem Miſte, damit
er einigermaſſen vor dem Froſte, wie auch vor den
Haaſen geſichert ſeyn moͤge. Und wenn ſich ja et-
was gute Duͤngung darunter befindet, ſo faͤlt ſol-
che zwiſchen die Stoͤcke, und iſt ihnen zum Wachs-
thume ungemein befoͤrderlich.


Auf das Fruͤh-Jahr, wenn es ſcheinet, als
wenn der Klee anfangen wolte zu wachſen, rechen
ſie das lange Stroh herunter, und ſchaffen ſolches
wiederum nach Hauſe, oder auf einen andern Acker,
welchen ſie duͤngen wollen. Von dieſer Aufwer-
fung des Miſtes komt es, daß der Klee alle Jahr,
wenn man kein Heu davon macht, zum wenigſten
viermal kan abgeſchnitten werden.


Ob nun gleich nach verfloſſenen vier Jahren
der Klee nicht abgehet, noch erfrieret, ſo waͤchſet
er doch im fuͤnften Jahre ſehr ſchlecht und duͤnn-
haͤlmig Um deßwillen graben ſolchen einige Leu-
te, welche keine Pferde haben, im Herbſte um,
und ſaͤen auf das Fruͤh-Jahr Gerſte oder auch
Flachs darauf. Andere ackern die Wurzeln mit
drey Pferden um, laſſen das Land Brache liegen,
und beſtellen es in dem darauf folgenden Herbſte
mit Winter Rocken.


O 3Weil
[214]6. Cap. Von verſchiedl. Sorten ꝛc.

Weil dieſer Klee ohne diß, in dem letzten und
vierten Jahre muß abgeſchaft werden, ſo kan man
die Schaafe und anderes Viehe langſam im Herb-
ſte darauf treiben laſſen, damit ſie, die nach dem
letzten Abmaͤhen wieder hervor gewachſenen Blaͤt-
ter voͤllig abnagen.


Was den Samen zu erziehen anbelanget, ſo
iſt ſolches gar leichte. Man laͤſſet hierzu ein Fleck,
ohne daß man ſolches abmaͤhet, ſo lange ſtehen,
bis die Koͤrner in den Koͤpfen hart ſind, und brau-
ne werden. Wenn man dieſes findet, ſo ſchnei-
det man das Stroh ſamt den Kolpen ab, und legt
es fein duͤnne auf einen luͤftigen Boden. Jſt nun
der Same recht duͤrre und trocken, ſo klopfet man
ihn aus, und bringet ihn in das Reine. Dieſer
Same bleibet zum Aufgehen vier Jahr gut.


Wer aber genoͤthiget iſt, dergleichen Samen
von den Materialiſten zu kaufen, der hat ſich we-
gen des Betrugs, daß er nicht alten verlegenen
Samen, welchen ſie gemeiniglich mit unter zu mi-
ſchen pflegen, folgender maſſen vorzuſehen, daß er
ſich erſt etwas weniges hiervon geben laſſe, und
ſolchen vor der Beſtell-Zeit nach meiner im erſten
Theile
pag. 19. gegebenen Anweiſung probire.
Findet ſich nach geſchehener Probe, daß die Koͤrner
nur die Helfte, oder den dritten Theil hervor kei-
men, ſo muß er nach Proportion mehr Samen
zur Ausſaat nehmen.


Das
[215]

Das 7. Capitel.
Von Zubereitung der Graſe-Gaͤr-
ten und Wieſen zu Erziehung der
Garten- und anderer Fruͤchte.


§. 1.


Nicht nur die verſchiedene Abſicht und NeigungVerbin-
dung mit
dem vorher-
gehenden.

der Haus-Wirthe und Garten-Liebhaber
ſondern auch die Noth erfordert es zuwei-
len, daß Graſe-Gaͤrten und Wieſen umgeriſſen,
und entweder beſtaͤndig zu andern Fruͤchten und
Gewaͤchſen, oder auch von neuen wieder zu Gras
gebrauchet werden muͤſſen. Dahero iſt es noͤthig,
daß ich zum Beſchluß dieſes Theiles auch hierzu
eine kurze Anweiſung gebe, und ins beſondere zei-
ge, wie das ſchaͤdliche Unkraut der Quecken zu ver-
tilgen ſey.


§. 2.


Es traͤget ſich zuweilen zu, daß die Gras-Gras-Gaͤr-
ten wollen
nicht mehr
tragen.

Gaͤrten gar nicht mehr tragen wollen, und ob auch
gleich die Jahres-Witterung, welche das Heu oder
Gras ſonſt erfodert, noch ſo gut iſt, ſo bleibet ſol-
ches dennoch hungrig und elend, ja ſo gar verſpuͤret
man von der darauf geſchaften Duͤngung an dem
Graſe keine ſonderliche Beſſerung.


§. 3.


Jch kan hiervon keinen andern Haupt GrundUrſache
hiervon.

angeben, als denjenigen welchen ich ſchon oben p.
O 444.
[216]7. Cap. Von Zubereitung
44. Num. 3. angezeiget. Weil nemlich von un-
denklichen Jahren her auf einem ſolchen Orte nichts
anders als Gras gewachſen, ſo ſind die Salze und
Kraͤfte welche daſſelbe verlanget, nach und nach der-
geſtalt erſchoͤpfet worden, daß endlich das Gras
keine hinlaͤnglichen Theilchen und Nahrung zu ſei-
nen gehoͤrigen Wachsthum mehr findet.


§. 4.


Wie die-
ſem Uebel
abzuhelfen.

Einem ſolchen abgetragenen Garten kan man
zwar einiger maſſen mit Aufſtreuung guter Duͤn-
gung zu Huͤlfe kommen, beſonders wenn man vor-
her das Mooß von den Raſen wegſchaffen laͤßt; al-
lein es iſt dieſe Beſſerung auf einen ſolchen ausge-
mergelten Boden nicht nur von keiner ſonderlichen
Wuͤrkung und Dauer, ſondern auch wegen der
theuern Duͤngung, welche man allerdings beſſer
brauchen kan, ſehr koſtbar.


Jch halte es daher vor weit beſſer und vortheil-
hafter, daß man einen ſolchen vom Graſe ausgeſo-
genen Grund und Boden tuͤchtig umgraben, und
vom Raſen reinigen laſſe, und hernach einige Jahre
zu Kuͤchen- und andern Fruͤchten brauche. Jch ver-
ſichere, wenn der Grund und Boden ſich ſonſt dazu
ſchicket, daß ſolche ſo gut gedeyen werden als auf ei-
nem friſch geduͤngtem Lande. Denn da ein ſolcher
Garten-Grund ſo lange Zeit nichts anders als
Gras getragen, ſo folget nach p. 46. daß noch viele
andere Theilchen und Salze, welche zum Wachs-
thum der darauf gebrachten Fruͤchte erfordert wer-
den, darinnen befinden.


§. 5.
[217]der Graſe-Gaͤrten und Wieſen.

§. 5.


Jch habe ſelbſten mit einem Fleck Garten, wel-Wird aus
der Erfah-
rung bewie-
ſen.

cher kein Gras mehr tragen wolte, die Probe gema-
chet, und den jetzt gegebenen Vorſchlag in der That
ſehr nuͤtzlich befunden.


Jch ließ nemlich zu Anfange des Novembers
den Raſen mit langen Grabeſcheiten tief umgra-
ben, ſo, daß derſelbe recht in die Tiefe zu liegen
kam, und den Winter und das Fruͤh-Jahr uͤber
verfaulen konte.


Zu Anfange des Mayes mußten meine Leute
die durch den Froſt milde gemachte Erde mit brei-
ten Hacken, wiewohl nicht tief fortarbeiten, welche
Arbeit nach ſechs Wochen wiederholet wurde.


Nach Johannis-Tag ließ ich, nach einen durch-
dringenden Regen, Blumen-Kohl-Kohlrabi- und
Kraut-Pflanzen darauf ſtecken, welche auch auf die-
ſen umgewendeten Garten-Grunde ungemein gut
und wohl noch beſſer als auf manchem geduͤngten
Lande angeſchlagen ſind.


Das andere Jahr darauf ließ ich dieſen Gar-
ten abermal umgraben, und mit Gurken Kern be-
ſtellen, welche ebenfals ſchoͤne wuchſen, und beſſere
Fruͤchte brachten als zuweilen auf einem geduͤng-
ten Lande, welches ſie ſonſten hauptſaͤchlich ver-
langen.


Das dritte Jahr wurde das Land abermal vor
Winters gegraben, und zu gehoͤriger Zeit Zwiebel-
Samen, welcher mit etwas Peterſil-Wurzel-Sa-
men vermiſchet war, darauf geſaͤet. Und ich muß ſa-
O 5gen,
[218]7. Cap. Von Zubereitung
gen, daß ich mein Tage keine groͤſſeren Wurzeln
und ſchoͤnere Zwiebeln erbauet habe.


Das vierte Jahr brachte ich ebenfals mit gu-
ten Nutzen, Paſternacken, Moͤhren und rothe Ruͤ-
ben darauf.


Das fuͤnfte Jahr ließ ich Mohne darauf be-
ſtellen. Weil aber die Koͤpfe klein wurden, ſo muth-
maſſete, daß die Beſſerung aus dem Lande, von den
die fuͤnf Jahr uͤber darauf erzeugten Fruͤchten, her-
aus geſogen waͤre. Nun kan es zwar ſeyn, daß die-
ſer Abfall der Fruͤchte auch von der Witterung mit
hergeruͤhret. Jnzwiſchen wolte ich es doch nicht
wagen einen ſolchen, von undenklichen Jahren her
nicht geduͤngten, von Graſe ausgezehrten, und be-
reits fuͤnfmal nach einander genutzten Acker weiter
zu beſtellen.


Denn es bleibet doch ein Unterſcheid zwiſchen
einem nach der im erſten Capitel gegebenen Anwei-
ſung geduͤngten und cultivirten Lande, und zwiſchen
einem ſolchen ungeduͤngten und umgegrabenen
Grunde eines Gras-Gartens, welcher in ſo langer
Zeit nicht einmal des Thaues und Regens recht ge-
nieſſen koͤnnen, indem die Feuchtigkeit, wenn es nicht
durchdringend regnet, von den Raſen theils wegge-
ſogen und weggezehret, theils aber auch aufgehal-
ten, und folglich von der Luft gar bald wieder
weggefuͤhret wird.


Ob ich nun gleich gewiß glaubte, daß nach pag.
44. und 46. noch Salze und Kraͤfte zu allerhand
andern Fruͤchten in dieſem fuͤnfmal gebrauchtem
Grunde ſich befaͤnden, ſo hielte doch davor daß ſolche
zum
[219]der Graſe-Gaͤrten und Wieſen.
zum voͤlligen Wachsthum und Gedeyen der Fruͤchte
nicht wurden hinlaͤnglich ſeyn. Denn man muß hier-
bey erwegen, daß die Kohl- und Wurzel-Gewaͤchſe
in den erſten vier Jahren, nicht nur die ihnen eigen-
thuͤmlich zukommenden Salze und Beſtand-Theile,
ſondern auch ſehr viele Saͤfte und Theilchen, welche
ſie mit andern Fruͤchten und Gewaͤchſen gemein ha-
ben, aus der Erden heraus geſogen. Und eben des-
wegen waͤre es nicht rathſam geweſen, auf den ge-
dachten umgegrabenen Garten, ohne Duͤngung mit
der aljaͤhrlichen Beſtellung fortzufahren, indem es
in den folgenden Jahren den Fruͤchten gewiß an
Nahrung wuͤrde gefehlet haben.


Jch ließ daher die Helfte beſagten Gartens im
December, und wiederum im Merz mit Heu-Sa-
men uͤberwerfen, welcher auch in der Helfte des
Mayes aufgieng, und ſo ſchoͤne fortwuchs, daß ich
das Gras um Bartholomaͤi konte abhauen laſſen.
Vorher aber ließ ich den Sommer uͤber die zwiſchen
dem Graſe her vorkommenden Melden und Diſteln
ausraufen. Jn dem folgenden Jahre, als ſich das
Gras beſtocket hatte, wuchs es ſo hoch als auf einer
geduͤngten ſchoͤnen Wieſe. Die andere Helfte die-
ſes Gartens ließ ich nach meiner oben angegebenen
Art duͤngen, und brauchte ſolche die nachfolgenden
Jahre uͤber zu allerhand Fruͤchten nach der Ord-
nung, welche §. 20. im 1. Capitel vorgeſchrieben
worden.


§. 6.


Auf folgende Art kan man auch einen Gras-Eine ande-
re Art einen
Grasgar-

Garten, vom Raſen, beſonders wenn Quecken dar-
innen
[220]7. Cap. Von Zubereitung
ten umzu-
reiſſen.
innen befindlich ſind, gar fuͤglich befreyen und rei-
nigen. Es muß nemlich ſolcher mit Kaͤrſten im
Herbſte ſpaͤt umgehacket werden. Man muß aber
die Roſen-Stuͤcken fein umwenden, ſo, daß das Gras
unten, und die Erde oben zu liegen koͤmt, damit ſie
den Winter uͤber recht ausfrieren koͤnnen. Auf das
Fruͤh-Jahr, um den May, kan man bey ſchoͤnem
Wetter die Raſen-Kluͤmper mit Kaͤrſten fortzerren,
die Erde abklopfen, und die Wurzeln und Quecken
ausleſen. Weil aber die Erde zum erſtenmal nicht
allemal voͤllig von den Wurzeln heruntergehet, auch
der Raſen und die Quecken nicht ſo bald verwelken,
ſo muß dieſe Arbeit wohl noch zweymal wiederholet
werden, bis die Raſen- und Quecken-Wurzeln abge-
trocknet ſind. Hernach iſt das Land, wenn es gegra-
ben wird, zu den Gartenfruͤchten zu gebrauchen.


§. 7.


Solches iſt
auch von den
Wieſen zu
verſtehen.

Alles was jetzo von Umreiſſung, Reinigung,
Zubereitung und Nutzung eines vom Graſe ganz
abgezehrten Gartens geſaget worden, das kan man
auch auf eben die Art, und mit gleichem Vortheil, auf
den Wieſen, welche durch die Waſſer-Fluthen nicht
koͤnnen uͤberſchwemmet werden, practiciren. Wenn
auf dergleichen Wieſen kein gutes Gras mehr wach-
ſen will, ſo grabe oder reiſſe man dieſelbe um, reini-
ge den Erdboden von den Gewuͤrzlich, und brau-
che ihn eine Zeitlang zu Kuͤchen Gewaͤchſen, Korn-
und andern Fruͤchten. Nach Verflieſſung einiger
Jahre aber, kan man ſolches Land wiederum zu
Wieſenwachs liegen laſſen. Man wird gewiß
erfahren, daß man vermittelſt dieſer Abwechſelung
von
[221]der Graſe-Gaͤrten und Wieſen.
von einem Acker jaͤhrlich noch einmal ſo viel Nu-
tzen erhalte, als wenn man ihn nach der gemeinen
Art beſtaͤndig ungebauet liegen laͤſſet.


§. 8.


Was die Ausrottung der Quecken betrift, de-Von Que-
cken. Sind
ein ſchaͤdlich
Unkraut.

ren in dem 6. §. gedacht worden, ſo erfordert ſolche
in der That eine beſondere Anweiſung, welche ich
noch kuͤrzlich mit beyfuͤgen will.


Es ſind die Quecken, (Hunds-Gras)Gra-
men loliaceum radice repende, ſive gramen officin.
Tourn. gramen repens officinarum, forte triticeæ
ſpicæ aliquatenus ſimile, J. B.
in der That unter
allen Unkraut-Gewaͤchſen faſt am allerſchlimm-
ſten: man mag auf den Schaden ſehen, welchen
ſie auf den Acker an den Fruͤchten verurſachen, oder
auf die beſchwerliche Ausrottung derſelben.


Sie haben lange, duͤnne und etwas holzige
Wurzeln, welche an der Farbe weiß ſind, und einen
ſuͤßlichen Geſchmack haben.


Aus dieſen Wurzeln entſtehen laͤnglige, zarte
ſchmale zugeſpitzte Blaͤtter, zwiſchen welchen runde
Stengel, oder Roͤhrlein hervor kommen, und wohl
zwey Schuh hoch wachſen. Wenn die Blaͤtter mit
ihren Spitzen hervor ſtechen, ſo ſehen ſie roͤthlich
aus wie der aufgehende Rocken.


Die Wurzeln haben viele Abſaͤtze und Knoten
wie das Schilf-Rohr, aus welchen bey ihrer Ver-
mehrung die Faͤſerlein zu den neuen Wurzeln her-
vor kommen. Und wenn ein einziger ſolcher Knote
oder Abſatz in einen kleinen Erden Klumpen zuruͤcke
bleibet, ſo ſetzet er alſobald wiederum neue Wur-
zeln
[222]7. Cap. Von Zubereitung
zeln an, daß in kurzer Zeit ein ganzer Stock dar-
aus entſtehet.


Es ſind auch die Wurzeln an ihren Enden mit
harten Spitzen verſehen, womit ſie den Erdboden
leicht durchbohren koͤnnen. Ja ſo gar habe ich ge-
ſehen, daß ſie mitten durch die Moͤhren und weiſſen
Ruͤben, in der Erde hindurch geſtochen und ge-
wachſen, daß es nicht anders ausgeſehen, als wenn
dieſelben mit Fleiß wie an einen Bindfaden waͤren
angeſchnuͤret worden.


Es wuchert dieſes Unkraut dergeſtalt um ſich,
und flicht ſo arg in einander, daß die Acker-Leute oft
viel zu thun haben, wenn ſie mit ihrem Pfluge hin-
durch kommen wollen. Jch ſelbſt habe dergleichen
Acker unter den Haͤnden gehabt, von welchen ein
umgewendeter Klumpen Erde von Quecken-Wur-
zeln nicht anders ausgeſehen wie eine alte verdorbe-
ne Peruque.


Wenn bey uns bequeme und nachlaͤßige Ei-
genthuͤmer, oder auch wie mehrentheils geſchiehet,
gottloſe Pachter die Aecker von Quecken verderben
und verwildern laſſen, ſo werden ſolche auch allezeit
in dem Verkaufe wohlfeiler, weil erſtlich viele Ar-
beit und Geld koſtet, ehe ſolche wieder in guten
Stand geſetzet werden.


§. 9.


Wie ſol-
che zu ver-
tilgen.

Allein daran kehren ſich kluge und erfahrne
Haus-Wirthe nicht, ſondern machen fein zeitig den
Anfang, dergleichen verwilderte Aecker von dieſem
Unkraute zu reinigen. Einem ſolchen Acker der
durch die Quecken voͤllig verdorben iſt, kan am fuͤg-
lich-
[223]der Graſe-Gaͤrten und Wieſen.
lichſten alſo geholfen werden, wenn man ſolchen
fein ordentlich mit dem Karſte umhacken, und bey
jedem Schlage die Quecken ausleſen und oben auf-
werfen laͤßt. Wenn der Acker etliche Wochen lie-
get, und wiederum einige von den in der Erde zu-
ruͤck gebliebenen Quecken-Wurzeln hervor ſtechen,
alsdenn muͤſſen ſolche abermal heraus gehacket wer-
den. Weilen aber ein ſolcher Acker durch das Her-
ausſuchen zum erſten und zum andernmale niema-
len voͤllig von Quecken befreyet wird, ſo muß man
dieſe Arbeit noch etlichemal wiederholen; doch hat
man das Hacken nicht auf den ganzen Acker vorzu-
nehmen, ſondern man laͤßt nur nach den Quecken,
welche ſich hier und da annoch befinden, nachſuchen,
ſolche ausleſen und oben aufwerfen, damit ſie bey
warmen Wetter abdorren koͤnnen. Hernach duͤn-
get man einen ſolchen Acker nach unſerer Art, wie ich
oben im erſten Capitel gemeldet, laͤßt die Duͤngung
eingraben, und ſtecket allerhand Kohl-Gewaͤchſe
darauf. Kommen alſo vor der Verpflanzungs-Zeit
oder auch zwiſchen den geſteckten Pflanzen noch ei-
nige Quecken hervor geſtochen, ſo muß man nicht
ruhen, bis man ſolche mit einem kleinen Spieſe oder
Hebeiſen heraus geſchaffet. Jſt es aber dennoch
im erſten Jahre nicht moͤglich ſolche gaͤnzlich zu ver-
tilgen, und man merket gegen dem Herbſt, daß noch
einige in der Erde ſind, ſo ſteckt man noch einmal
allerhand Kohl-Gewaͤchſe darauf. Und da koͤnnen
waͤhrender Zeit, ehe die Pflanzen geſtecket werden, die
zuͤruͤck gebliebenen, und in zweygeriſſenen Quecken
vollens heraus geſchaffet werden. Allein die wenig-
ſten
[224]7. Cap. Von Zubereitung
ſten wollen an dergleichen Arbeit, weil es Muͤhe
und Koſten verurſachet, daher bringen ſie auch ihre
Aecker nimmermehr reine. Die herausgeleſenen
und oben aufgeworfenen Quecken muͤſſen von dem
Acker herunter, und an unbrauchbare Oerter, oder
in die Wege geſchaffet werden. Viele laſſen zwar
ſolche oben auf den Acker liegen, und meynen, daß
ſie von der Sonne und Luft ausgetrocknet und ver-
derbet wuͤrden; allein es iſt dieſes nicht rathſam,
denn wenn nur einige auf der Erden uͤber einander
liegen bleiben, ſo wachſen ſie alſobald mit ihren
Knoten ein. Und ob ſie auch gleich verwelket und
verdorret ſcheinen, ſo werden ſie dennoch, wenn ſich
eine feichte Witterung einſtellet, wieder friſch, ſon-
derlich diejenigen, welche auf der Erde feſt auflie-
gen, und wachſen gewiß wiederum ein.


§. 10.


Gehet nach
der gemei-
nen Art mit
dem Pfluge
u. mit der
Ege nicht
wohl an.

Viele Acker Leute wollen die Vertilgung der
Quecken aus den Aeckern durch den Pflug und durch
die Ege mit eiſernen Zinken erzwingen. Und es iſt
auch wahr, daß es damit angehet; allein die wenig-
ſten greifen ſolches recht an.


Einige ſuchen ſolches nur durch das oͤftere Um-
pfluͤgen, beſonders bey trockenem Wetter, und durch
das Beſtreichen mit der Ege zu bewerkſtelligen.
Andere aber geben an, daß man einen mit Quecken
verdorbenen Acker in der Brache die Quere pfluͤ-
gen, und in die Laͤnge beſtreichen, bey der Rure
aber in die Laͤnge pfluͤgen, und in die Quere egen
laſſen ſolten, und dieſes muͤßte man, ſo oft es noͤ-
thig, wiederholen bis zur Beſtellzeit.


Ob
[225]der Graſe-Gaͤrten und Wieſen.

Ob es nun gleich richtig iſt, daß auf beyder-
ley Art den Quecken groſſer Einhalt gethan, und
ihre Vermehrung gar ſehr verhindert wird, beſon-
ders, wenn ſie nebſt dem Beſtreichen auch von dem
Acker abgeleſen werden; allein das iſt auch rich-
tig, daß hiermit dieſes Uebel, beſonders in Aeckern,
welche darzu geneigt ſind, noch nicht voͤllig gehoben
iſt, indem bey dem Umpfluͤgen nicht zu verhindern,
daß nicht manche Wurzel in viele Stuͤcken ſolte zer-
riſſen werden, welche auf dem Acker hier und da
wieder mit in die Erde kommen, wie denn auch
manche gute Wurzeln alſobald mit den Furchen
bedecket werden. Zugeſchweigen, daß einige bey
dem Umackern zu flach greiffen, und nur den ober-
ſten Theil der Quecken-Wurzeln abſchneiden, daß
ihre Faden zum Theil in der Erden zuruͤcke bleiben.


Alle dieſe in dem Lande zuruͤck gelaſſene
Ueberbleibſel ſchlagen wiederum aus, und vermeh-
ren ſich dergeſtalt, daß der Acker in wenigen Jahren
eben wieder ſo ſehr mit Quecken verunreiniget iſt,
als er zuvor geweſen.


§. 11.


Jch wil daher nach meiner Erfahrung eineEine beſſere
Art ſolche
auszurot-
ten.

ganz kurze Anweiſung geben, wie man dieſes Un-
kraut durch das Umackern gaͤnzlich ausrotten kan.


Man hat nicht Urſache das Land die Quere
pfluͤgen zu laſſen, welches ohnediß in den meiſten
Feldern wegen der ſchmalen Aecker nicht angehet,
ſondern man bleibet bey der gewoͤhnlichen und na-
tuͤrlichſten Art den Acker der Laͤnge nach zu pfluͤgen.
5. Theil. PEs
[226]7. Cap. Von Zubereitung
Es muß aber der Pflug alſo geſtellt werden, daß
er mit dem Schare unter den Quecken-Wurzeln
hingehet, welches weder zu flach noch zu tief ſeyn
wird. Gehet aber der Pflug mitten durch die
Wurzeln, ſo werden die oberſten abgeriſſen, und
die unterſten bleiben in den feſten Boden ſtecken.
Und wenn man gleich meinet, daß die Quecken
durch dieſe Arbeit, voͤllig von dem Acker herunter
gebracht waͤren, ſo kommen doch die in der Tieffe
gebliebene Wurzeln, um Bartholomaͤi, auch wohl
noch eher wieder zum Vorſchein. Folglich hat
man nachgehends noch mehr Muͤhe als vorher, ſol-
che aus der Erden heraus zu holen.


Wenn nun mit dem Pfluͤgen in gehoͤriger
Tiefe der Anfang gemacht wird, ſo werden vier
bis fuͤnf Leute erfordert, welche zehen bis zwoͤlf
Schritte weit, nachdem es die Menge der Quecken
erfordert, von einander ſtehen muͤſſen. Ein jedes
muß einen Rechen mit eiſernen Zinken, oder in
Ermangelung deſſen, einen Karſt haben, und alle-
zeit in der gemachten Furche die Quecken damit
aus der Erden heraus ziehen, und auf einen Hauf-
fen legen. Dieſes wird continuiret, bis der Knecht
voͤllig mit Umpfluͤgung des Ackers fertig gewor-
den; die heraus gezogene Quecken werden alſo-
bald von den Leuten aufgeleſen und hinweg ge-
ſchaft; alsdenn wird der Acker mit der Ege beſtri-
chen. Und wenn noch einige Quecken-Wurzeln, aus
Verſehen der Leute, ſolten zuruͤck geblieben, und
mit der Erde bedecket worden ſeyn, ſo werden ſie
durch die Ege meiſtens heraus gezogen und muͤſ-
ſen
[227]der Graſe-Gaͤrten und Wieſen.
ſen ebenfals aufgeleſen und hinweg getragen wer-
den.


Man muß ſich aber hierbey nicht einbilden,
als wenn es durch dieſe Arbeit nunmehro mit den
Quecken voͤllig ein Ende haͤtte, und nicht weiter
noͤthig waͤre, auf die Vertilgung derſelben zu den-
cken: Nein, ſondern nach Verflieſſung einiger
Wochen, nachdem es die Witterung giebt, kom-
men die annoch zuruͤck gebliebene und verdeckte
Quecken-Wurzeln hier und da auf den Acker wie-
der zum Vorſchein, und muͤſſen folglich abermal
aufgeſuchet, und mit den Kaͤrſten heraus gehacket
werden, welches nicht ſonderlich muͤhſam iſt, weil
der Acker durch den Pflug vorher locker gemachet
worden.


Nach dieſem wird das Ruren vorgenom-
men, wobey abermal einige Leute das Ausſuchen
der Quecken mit den Rechen oder Kaͤrſten hinter
den Pflug her verrichten muͤſſen. Bey der an-
deren Rure gehet es eben ſo her, und das letzte-
mal bey den Beſtellen iſt ſolches gleichfals nicht
zu verabſaͤumen.


Es iſt gewiß, wer es nicht auf dieſe jetzt be-
ſchriebene Art anfaͤngt, der wird nimmermehr von
dieſem Uebel befreyet werden. Und wenn er ſich
auch gleich noch ſo viele Muͤhe giebet, und dieſe
Arbeit nicht einigemal wiederholet, ſo iſt es nach
Verflieſſung einiger Jahre eben ſo arg, als wenn
es nicht geſchehen waͤre.


Es verurſachet zwar dieſe angegebene Manier
viele Muͤh und Koſten; allein der davon zu hof-
P 2fende
[228]7. Cap. Von Zubereitung der ꝛc.
fende Nutzen belohnet und erſetzet ſolche reichlich,
und man kan hernach ſolcher beſchwerlichen Ar-
beit auf viele Jahre uͤberhoben ſeyn.


Wie dieſe Wurzel in der Arzeney-Kunſt zu
gebrauchen ſind, uͤberlaſſe ich denjenigen, die ſol-
ches gelernet haben. Doch muß ich das einige
noch melden, daß einige Podagriſten die Quecken-
Wurzeln, wenn ſie abgewelket ſind, an ſtatt des
Thees gebrauchen, und in heftigen Schmerzen
ihren Vorgeben nach, Linderung dadurch erhalten.
Wie aber einer naſſen Wieſen und ſumpfichten
Gegend zu helfen, davon kan in meiner kleinen
hiſtoriſchen Beſchreibung von den Dreyen-

Brunnen p. 81. und 90. nachgele-
ſen werden.



Regi-[[229]]

Appendix A Regiſter.


  • Abgaben ſollen nicht von Aeckern genommen werden 8
  • Abwechſelung der Fruͤchte iſt eine hoͤchſtnoͤthige Wiſ-
    ſenſchaft 15
  • ‒ ‒ ‒ ‒ auf 18 Jahr 43
  • Acciſe ſoll nicht zu zeitig abgefordert werden 7
  • Ackerbau iſt negligiret worden 4
  • ‒ Cultur nach gemeiner Art iſt unvolkommen 3
  • ‒ geringer kan verbeſſert werden 66
  • ‒ wie ſolcher ſol gepfluͤger und gegraben werden 34
  • ‒ wie er zur 18jaͤhrigen Cultur ſoll beſchaffen ſeyn 32
  • Ackern wie ſolches an Bergen geſchehen muß 89
  • ‒ wie es mit 3 oder 4 Pferden vorgenommen wird 35
  • ‒ ſoll zu rechter Zeit geſchehen 40
  • Acker-Knechte gehen nicht gerne an das Pfluͤgen mit drey
    oder vier Pferden 36
  • Aecker koͤnnen 21 Jahr nach einander beſtellet werden 58
  • ‒ werden ohne Brache 18 Jahr beſtellt 12
  • Anmerkungen uͤber die Abwechſelung der Fruͤchte 58
  • Armes Volk kan zum Jaͤten und Durchſchneiden der
    Frucht gebrauchet werden 69
  • Avena vulgaris vel alba138
  • Aufſicht bey denen Tagloͤhnern iſt hoͤchſt noͤthig 71
  • Auguſt- und Weixſel-Kirſchen werden angelegt 26
  • Bauers-Leute ſtecken ihre Kohl-Pflanzen alle Jahr an
    einen Ort 74
  • Bauern werden ſogenante Gaͤrtner 30
  • Beſtellen der Korn-Fruͤchte wenn ſolches geſchehen ſoll 109
  • ‒ wie ſolche zu beſtellen 88
  • Beſtellung 18jaͤhrige 18

P 3Bettel-
[[230]]Regiſter.
  • Bettel-Volk und liederlich Geſindel kan zum Jaͤten und
    Durchſchneiden der Fruͤchte angehalten werden 69
  • Böhmiſcher Weitzen118
  • Brachen und umpfluͤgen ſoll zum erſtenmal tief geſchehen 84
  • ‒ warum es zeitig geſchehen ſol 43
  • Brach-Felder ſind hier mehrentheils abgeſchaft 11
  • Brand in Weitzen wie ſolcher zu verhuͤten 105
  • Cameraliſten ſollen den Ackerbau befoͤrdern 4
  • ‒ v[e]rhindern viel Gutes 8
  • Campoides hiſpida182
  • Cannabis ſativa164
  • Cicer ſativum161
  • Cochleata echinata182
  • Collegia Oeconomica werden veraͤchtlich angeſehen 6
  • Conſumtkon wird vermehret 23
  • Coppel-Trifften ſind ſchaͤdlich 5
  • Cultur auf 21 Jahr 24
  • ‒ iſt gewiß und b[e]waͤhrt 29
  • ‒ ſoll in gewiſſen Diſtricten eingefuͤhret werden 24
  • Darjes Cameral-Wiſſenſchaft ſoll ediret werden 23
  • Düngen wenn ſolches vorgenommen wird 90-93
  • Düngung iſt ſohr wohlfeile, auch ſehr theuer 16
  • ‒ ‒ ſoll nicht auf den Acker zerſtreuet liegen blei-
    ben 33
  • ‒ wie viel auf einen Acker zu bringen 34
  • ‒ ‒ wird nach und nach aufgeloͤſt 46
  • ‒ ‒ ſtarke wird faſt im erſten Jahre bezahlet 81
  • Eigennutz wird hindan geſetzt 13
  • Eintheilung der Felder nach gemeiner Art 82
  • Einwürfe werden wegen des ſchlechten Landes gemachet 63
  • Erbſe gemeine 144
  • ‒ ‒ ſollen nicht wurmig werden 148
  • Erde wird locker und milde gemachet 38

Er-
[[231]]Regiſter.
  • Erfahrung wird andern nuͤtzlich mitgetheilet 13
  • Erfurter Acker-Maaß oder Ruthe 91
  • Erziehung der Specerey- und Kuͤchen-Gewaͤchſe ſoll mit
    Ueberlegung geſchehen 14. 58
  • Eſels-Bohnen150
  • Eſparſett 196. wie das Land hierzu ſoll zubereitet wer-
    den 201. wenn man ſolchen beſtellen ſoll 202. wie der
    Same zu erziehen 205
  • Exempel zur 18jaͤhrigen Beſtellung werden angegeben 47
  • Faba minor, ſeu equina150
  • Fabriquen ſollen einige Jahre von Abgaben frey gelaſ-
    ſen werden 7. ſollen ernſtlich in Ordnung gebracht ſeyn 7
  • Fehler werden bey Gelehrten und Ungelehrten im Feldbau
    angetroffen 2
  • Feldbau iſt ein ſtarkes Mittel das Commercium zu be-
    foͤrdern 4
  • Feld-Erbſe, gemeine 144
  • Feſter Grund, wovon ſolcher in gutem Lande entſtehet 36
  • Flachs167. Flachs-Knotten wie ſie zu reffen 175. Flachs-
    Roͤſten 177
  • Früchte ſind jaͤhrlich abzuwechſeln 18
  • Früchte wachſen nicht auf miſtfreßigem Lande 65
  • ‒ wie ſolche abzuwechſeln 47
  • Futter-Bohnen150. wenn ſie ſollen geſaͤet werden 151
  • Gärtner gelernte muͤſſen mehr Wiſſenſchaft haben als
    unſere Ackerleute 30
  • Gärtner graben gedoppelt 38. warum ſie ſolches thun ibid.
  • Gegenden werden zu dieſer Cultur aller Orten gefunden 64
  • Geld-Koſten will niemand zum Verſuch anwenden 14
  • Gemeine Beſtellung der Aecker 5
  • Gemeine Feld-Erbſe 144
  • Gerſte Winter- 129
  • ‒ wenn ſolche zu walzen 132. 133
  • Grabe-Lohn, wie viel von einem Acker 17

P 4Gra-
[[232]]Regiſter.
  • Graben ſoll zur rechten Zeit geſchehen 40-42
  • Gramen loliaceum radice repente ſive gramen officin.
    221
  • Gras-Gärten wie ſolche zu reinigen 220. wollen nicht mehr
    tragen 215
  • Grund und Boden kan verbeſſert werden 65
  • Haber138. Haber-Stroh dienet nicht zum Miſt-
    Betten 143
  • Hahnen-Kamm196
  • Hamſter-Löcher bringen ſchoͤne Fruͤchte hervor 39
  • Hanf164
  • Hedyſarum clypeatum201
  • Hohes Wild thut Schaden 110
  • Hordeum polyſtichum bybernum129
  • ‒ ‒ diſtichum130
  • Hunds-Gras221
  • Jährige Abwechſelung der Fruͤchte, Exempel hiervon
    27. ſq.
  • Jäten wie ſolches zu verrichten 70
  • Jgel-Klee182
  • Jmpoſten ſollen nicht uͤbereilig gefordert werden 7
  • Kaul-Weitzen120
  • Kichern, Kechern 161. dienen zum Coffee-Trinken 163
  • Kluncker- oder Fontanell-Erbſen unter die Futter-Bohnen
    zu ſaͤen iſt nuͤtzlich 152
  • Kohl Pflanzen ſolten nicht alle Jahr auf einen Ort geſte-
    ſtecket werden 74
  • Korn-Früchte werden theils aufgeſaͤet theils unter geackert
    108. wie ſie zu ſaͤen ſind 104
  • Koſten zum Verſuchen und Proben will niemand an-
    wenden 14
  • Kretſchmars gedoppeltes Pfluͤgen 34
  • Künhold D. hat unrichtige Begriffe von meiner Cultur
    29. wird darauf beantwortet 30
  • Künholds Reol-Pflug 57

Lein-
[[233]]Regiſter.
  • Lein-Same ſoll zum Aufgehen untuͤchtig werden und jemand
    in einem Hauſe geſtorben 174
  • Lens minor \& major153
  • Linſen153
  • Linum ſativum167
  • Luſerne Klee179. wie lange ſolcher dauert 190. wie
    vielmahl man ſolchen abmaͤhen kan 185. wie der Sa-
    me zu erziehen 193
  • Mäuſe retiriren ſich unter die Stoppeln 95
  • Maden freſſen den Keim nicht aus den Bohnen,
    Erbſen und Korn Fruͤchten 105
  • Mangel der Tagloͤhner, einige Borſchlaͤge wie ſolche zu
    bekommen 68
  • Mays135
  • Medica ſativa \& major179
  • Miſt freßiges Land 65
  • ‒ Hauffen, wie ſie auf den Aeckern ſollen geſchlagen
    werden 92. 99. Lacke hilft zur Duͤngung 96. ſoll nicht
    zerſtreuet auf den Acker liegen bleiben 33
  • Nachſinnen iſt bey den Acker noͤthig 1
  • Naſeweiſe Leute werden gefunden 26
  • Obrigkeit kan durch deren Bedienten die Landes-Oeco-
    nomie beſorgen laſſen 5
  • Onobrychis major196
  • Ordnung der Fruͤchte, wie ſolche in den 18 Jahren nach
    einander zu beſtellen ſind 47
  • Pachter haben mehr Nutzen als der Eigenthuͤmer 20
  • Paſtinat koͤnnen in der Kaͤlte aus den Acker gehoben
    werden 22
  • Pferde-Knechte werden ſogenannte Gaͤrtner 30
  • ‒ Bohnen 150
  • Piſum arvenſe144
  • Plantagen ſind nuͤtzlich anzulegen 4

Pro-
[[234]]Regiſter.
  • Proben mit der 18jaͤhrigen Beſtellung wie ſolche anzu-
    fangen 66
  • Proben will niemand anſtellen 14
  • Quecken wie ſolche zu vertilgen 221
  • Raupen Klee182. wie vielmal man ſolchen abſchnei-
    den kan 185
  • Regeln zur achtzehnjaͤhrigen Abwechſelung 44
  • Regen und Schnee machen fruchtbar 41
  • Reol Pflug D. Kuͤnholds 37
  • Rocken-Stoppeln duͤngen nicht 90. wie ſolcher zu beſtel-
    len 121
  • ‒ ‒ dreymal hinter einander zu beſtellen 57
  • Römiſche Neſſeln 168
  • Ruren der Aecker wenn und wie es geſchehen ſoll 87
  • Saat-Wicke155
  • Säen, wie ſolches mit Korn Fruͤchten ſoll vorgenom-
    men werden 110. auf zwey Beinen wie es zu verſtehen 112
  • Samen ſoll von Unkraut-Koͤrnern befreyet werden 102
  • Schaafe verderben die Aecker 78
  • Schaaf Triften verhindern viel Gutes 76
  • Schlamm iſt eine vortrefliche Duͤngung 97
  • Schnecken-Klee179. wie lange ſolcher dauret 190
  • Schnee, macht fruchtbar 41. von Aehren abzuſtreichen iſt
    gefaͤhrlich 124
  • Schnärcher werden gefunden 26
  • Schwere Körner ſollen zum Samen genommen werden 101
  • Schwer Land erfordert mehr Samen als leichtes 107
  • Secale hybernum majus121. vernum, vel minus125
  • Seiffenſieder-Aſche macht ſchwehres Land zum Tragen ge-
    ſchickt 66
  • Sömmern, wie es zu verſtehen 73
  • Sommer-Gerſte130
  • Sommer-Rocken iſt nutzbarer als Winter-Gerſte 128. wird
    an
    [[235]]Regiſter.
    an ſtatt des Winter-Rockens beſtellt 127. wie er zu be-
    ſtellen 125
  • Sommer-Weitzen118. 120
  • Spaniſcher Klee 207
  • Spargel-Klee179
  • Sperlinge wie viel einer des Jahres Schaden thut 28
  • Spott-Reden werden gefaͤllet 25
  • Starke Duͤngung wird im erſten Jahre faſt bezahlt 81
  • Stoppeln duͤngen nicht 94
  • Stroh duͤnget alleine nicht 96. iſt das Vehiculum zur
    Duͤngung 97
  • Taglöhner haben beſtaͤndige Arbeit 22. denenſelben
    ſoll man beſtaͤndig auf dem Dache ſeyn 71. muͤſſen Ver-
    raͤther abgeben 15. werden ſo genante Gaͤrtner 30
  • Teich-Schlamm iſt eine ſtarke Duͤngung 97
  • Tobacks-Spinnerey unterbleibet 7
  • Trifolium majus207
  • Triticum æſtivum118. 120. hybernum114. indicum135
  • Türckiſcher Kleeber Klee 196
  • Türckiſch Korn, Tuͤrckiſcher Weitzen 135
  • Verbeſſerung der Erfurtiſchen Felder 11
  • Vergleichung derer 24 Fuder Miſt gegen die Duͤn-
    gung der Korn-Aecker 80
  • Verſuche mit der achtzehnjaͤhrigen Beſtellung wie ſolche an-
    zufangen 66. will niemand anſtellen 14
  • Vicia ſativa155
  • Umpflügen warum es zeitig geſchehen ſoll 43
  • Urtheile von der achtzehnjaͤhrigen Beſtellung, wer-
    den ungleich ſeyn 25
  • Wayſen-Kinder ſind zum Jaͤten zu gebrauchen 69
  • Waltzen132. 141
  • Weiden koſten viel Geld 22
  • Weixel Kirſchen werden angelegt 26
  • Wetterleuchten ſoll den Erbs-Bluͤten ſchaͤdlich ſeyn 150

Wicke
[[236]]Regiſter.
  • Wicke155. Wicken-Stroh duͤnget nicht 160
  • Wieſen, wie ſolche zu reinigen 220
  • Wild thut den Korn-Fruͤchten Schaden 110
  • Winter-Gerſte 129. Rocken wird aus Verſehen an ſtatt
    des Sommer-Rockens geſaͤet 127. Weitzen, wie er zu
    beſtellen 114
  • Würmer freſſen den Keim nicht aus den Korn-Fruͤchten,
    Futter- und Garten-Bohnen 105. wie ſie in die Erbs-
    Schoten kommen 149
  • Wurzeln der Gewaͤchſe koͤnnen in lockerm Grunde beſſere
    Nahrung ſinden 38. zehren den Acker gemaltig aus
    45
  • Zieſer-Erbſe 161
  • Zubereitung der Aecker zum Korn-Fruͤchten 83
  • Zweifel wegen achtzehnjaͤhriger Cultur werden benommen
    48. werden beantwortet 59. ſeqq.


Appendix B Druckfehler.


Jm 4ten Theile p. 150. lin. 2. an ſtatt 21 ließ 2 Schuh
hoch



[[237]]
[figure]
[[238]]
[figure]
[[239]]
[figure]
[[240]]
Notes
*)
Hierbey wird mancher denken, wie es denn moͤglich,
die Wurzeln zur Winterszeit, wenn alles zugefroren,
aus der Erden zu holen? Hierauf dienet zur Antwort:
daß die Paſtinat- Wurzeln mit denen Wurzel-Speiſ-
ſen, zu ſolcher Zeit, wenn es gleich einen halben Schuh
tief in die Erde gefroren hat, am beſten heraus zu he-
ben ſind; denn dieſe erfrieren niemahlen, ſiehe hier-
von im 3ten Theil pag. 144.
*
Soͤmmern heiſſet einen Acker in dem Brach-Felde,
welches ordentlich ohnbeſtelt liegen bleibet, mit ei-
ner Frucht beſtellen, welche in demſelben Sommer
oder im Herbſte reif wird.
*
Auf auswaͤrtiger vornehmen Goͤnner und
Freunde ſchriftliche Erinnerung habe dieſen
halben Schuh beyſetzen muͤſſen.

Dieses Werk ist gemeinfrei.


Rechtsinhaber*in
Kolimo+

Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2025). Collection 3. Land- und Garten-Schatzes Fünfter Theil. Land- und Garten-Schatzes Fünfter Theil. Corpus of Literary Modernity (Kolimo+). Kolimo+. https://hdl.handle.net/21.11113/4bpbq.0