[][][][][][][[I]]
Biologie,
oder
Philosophie
der
lebenden Natur
für
Naturforscher und Aerzte.


Zweyter Band.

Göttingen,:
bey Johann Friedrich Röwer.
1803.

[[II]][[III]]

Inhaltsverzeichniſs.


  • Geschichte des physischen Lebens.
  • Zweytes Buch. Organisation der lebenden
    Natur. S. 3.
  • Erster Abschnitt. Allgemeine Bemerkungen
    über die Verbreitung der lebenden Körper.
    S. 6.
  • Zweyter Abschnitt. Verbreitung der ver-
    schiedenen Reiche, Classen, Familien, Ge-
    schlechter und Arten der lebenden Körper.
  • Erstes Kapitel. Vergleichung der Thiere, Zoo-
    phyten und Pflanzen in Betreff ihrer Verbreitung.
    S. 26.
  • Zweytes Kapitel. Pflanzen.
  • §. 1. Physische Verbreitung der Pflanzen. S. 31.
  • §. 2. Geographische Verbreitung der Pflanzen. S. 44.
  • Drittes Kapitel. Zoophyten. S. 137.
  • Viertes Kapitel. Thiere.
  • §. 1. Physische Verbreitung der Thiere. S. 157.
  • §. 2. Geographische Verbreitung der Thiere. S. 171.
  • Dritter Abschnitt. Verbreitung der leben-
    den Körper nach der Verschiedenheit der äus-
    sern Einflüsse.
  • Erstes Kapitel. Vorläufige Untersuchungen über
    die Entstehung und die Verwandlungen der leben-
    den Körper. S. 264.
  • Zweytes Kapitel. Aeussere Bedingungen des Le-
    bens. S. 407.
  • Zusätze und Verbesserungen. S. 501.

Ge-[[1]]

Geschichte
des
physischen Lebens.


Zweytes Buch.


II. Bd. A
[[2]][[3]]

Zweytes Buch.
Organisation der lebenden Natur.


Ist die ganze Sinnenwelt nur ein einziger Orga-
nismus, ist das Kleinste in ihr das, was es ist, nur
dadurch, daſs es mit dem gröſsten in Wechselwir-
kung steht, und hat auch das Gröſste sein Daseyn
nur durch das Kleinste, so ist es ein eitles Beginnen,
auch nur über ein Atom etwas bestimmen zu wol-
len, ohne auf das Universum Rücksicht zu nehmen.
Ehe wir daher in unsern Betrachtungen weiter ge-
hen, müssen wir zuvor ausmachen, welche Stelle
die lebende Natur im Organismus des Welltalls be-
hauptet.


Dieser Theil unserer Untersuchungen wird das-
selbe für die ganze lebende Welt, als einen einzi-
gen groſsen Organismus, seyn, was das vorige
Buch für die einzelnen Arten der lebenden Körper
war. Aber wie in der Organisation der letztern,
A 2so
[4] so ist auch in der gesammten lebenden Natur nichts
Dauerndes. Wir müssen daher eine gewisse Epoche
festsetzen, worauf sich unsere Nachforschungen
beziehen sollen. Hier wird die Gegenwart diese
Epoche seyn. Die Revolutionen, welche die le-
bende Natur erlitten hat, werden den Gegenstand
des folgenden Buchs ausmachen.


Auch dieser Bestimmung müssen wir indeſs noch
eine Einschränkung beyfügen. Was die lebende
Natur jetzt ist, wurde sie zum Theil durch die
Hand des Menschen. Diese säete, wo die Natur
nicht gepflanzt hatte, und bevölkerte, was leer und
öde gelassen war; diese brachte Grabesstille in Sam-
melplätze des Lebendigen, und wandelte Paradiese
in Wüsteneyen um; diese veränderte die ganze
Oberfläche, ja, die Eingeweide der Erde, und lieſs
wenige Spuren von dem übrig, was diese Welt
war, als das Wort der Allmacht: es werde Licht!
über sie ausgesprochen wurde. Alles aber, was
der Mensch der Natur aufdrang, kann hier kein
Gegenstand unserer Betrachtungen seyn. Es kann
uns wenig daran liegen, in welchen Welttheilen
seine verkrüppelten Hausthiere ihr armseliges Da-
seyn kümmerlich fortschleppen. Nur das ist für
uns von Wichtigkeit, welche Heimath diesen Thie-
ren von der Natur selber angewiesen wurde. Nur
in jenen Wäldern des innern Asien’s und Amerika’s,
die noch von keinem Beile entheiligt wurden, in
den
[5] den unbeschifften Ströhmen dieser Länder, in den
Afrikanischen Wüsten, in den Siberischen und
Tartarischen Steppen, auf den Gipfeln hoher Ber-
ge, nur da zeigt sich die Natur noch in ihrer ur-
sprünglichen, unentweihten Gestalt, und dort ist
es, wo wir den Stoff zu unsern Betrachtungen
werden aufsuchen müssen.


A 3Erster
[6]

Erster Abschnitt.
Allgemeine Bemerkungen über die
Verbreitung der lebenden Körper
.


Wir sahen im zweyten Capitel der Einleitung (a),
daſs dem Leben jedes einzelnen Körpers im Betreff
seiner Intension Gränzen gesetzt seyn müssen, weil
die Schrankenlosigkeit desselben unaufhörliche Re-
volutionen im allgemeinen Organismus verursachen
würde. Wir liessen aber die Frage unberührt, ob
auch das Leben der gesammten Natur intensive
Schranken habe? Es ist indeſs leicht zu erachten,
daſs die Beantwortung derselben, wenn auch nicht
geradezu verneinend, doch auch nicht ganz beja-
hend ausfallen könne, oder, mit andern Worten,
daſs wir das Leben des Ganzen zwar eben so we-
nig für absolut schrankenlos, als das des Einzel-
nen, aber doch für weit weniger begränzt, als das
des letztern annehmen müssen. Die Natur nehm-
lich ist in ewigen Verwandlungen begriffen. Der
Strohm der Zeiten führt immer neue Einwirkungen
der Aussenwelt herbey (b). Jeder Augenblick wür-
de
[7] de also, wie dem Individuum, so auch der ge-
sammten lebenden Natur den Untergang drohen,
sie würde ein ephemerisches Meteor seyn, wenn
ihr nicht ein hoher Grad von intensiver Schranken-
losigkeit zu Theil geworden wäre.


Dieser hohe Grad von Unbeschränktheit des
Lebens der ganzen Natur ist nun auch das Erste,
was sich uns aufdringt, wenn wir unsere Aufmerk-
samkeit auf die Verbreitung der lebenden Körper
wenden. Wir sehen dann, daſs alle Theile
der Erde Wohnplätze lebender Geschö-
pfe sind, daſs es nirgends eine leblose
ohne eine lebende Natur giebt
. Wir fin-
den dann Leben in der Erde, wie auf ihrer Ober-
fläche; in den Lüften, wie in den Gewässern; auf
den ewigen Eisfeldern der kalten Zonen, wie auf
den brennenden Sandwüsten zwischen den Wen-
dekreisen; auf den Spitzen der höchsten Alpen,
wie in den tiefsten Klüften der Erde. Selbst in
Schwefelpfuhlen, Salzseen und siedenden Quellen
treffen wir Spuhren des Lebendigen an.


Hier sind die Belege zu diesen Behauptungen!


Zu Spitzbergen, wo Martin noch in der Mitte
des Mai um Mitternacht das Thermometer auf
— 20° R. und die gröſste Sommerwärme nicht über
6° R. fand, wo das ganze Jahr hindurch bloſs die Ufer
von Eise frey werden, sahe jener Naturforscher
dennoch unzählige Haufen der Anas mollissima,
A 4die
[8] die ihre Eyer ausbrüteten, auf Hügeln gelagert.
Einige Erdschollen enthielten die Saxifraga oppo-
sitifolia, Saxifraga cespitosa, Cochlearia Groenlan-
dica und einzelne Grasstengel. Zwischen den Ber-
gen am Gestade wuchs Fucus vesiculosus, und am
Ufer war Ulva latissima häufig ausgeworfen (c).


Im äuſsersten Norden von Amerika fanden
Hearne und Mackenzie allenthalben noch Spuh-
ren von Menschen, allenthalben noch jagdbare
Thiere, und bis zum 69ten Grade der Breite noch
Wälder von Birken und Weiden.


Am entgegengesetzten Ende der Erde, 19Gra-
de weit vom Südpole, wo Cook auf seiner zweyten
Reise durch ein unabsehbares Eisfeld vom weitern
Vordringen abgehalten wurde, sahen die beyden
Forster doch noch Pinguine (d), und auf der In-
sel Südgeorgien, deren schwarze, schroffe Felsen
selbst mitten im Sommer nirgends, als etwa nur
auf Landspitzen, wo die Sonne noch einigerma-
ſsen wirken kann, vom Schnee entblöſst werden,
zwey Pflanzenarten, nehmlich das Hakenkraut
(Ancistrum decumbens Forst.) und eine Art des
Knaulgrases (Dactylis cespitosa L.) (e).


In
[9]

In der heissen Zone ist der Boden unter andern
nahe bey den Aegyptischen Pyramiden so dürre
und verbrannt, daſs man es für ein Wunder hal-
ten möchte, wenn hier ein Thier oder Gewächs
seine Nahrung fände. Dennoch sahe Hassel-
quist
(f) hier beydes. Von Pflanzen traf er die
Chondrilla iuncea; von Thieren eine kleine Eidech-
senart und Ameisenlöwen in unzählbarer Menge an.


Kein Gipfel eines Berges ist erstiegen, auf dem
man nicht Spuhren von Leben bemerkt hätte.
De Lüc erblickte 1560 Toisen über der Meeresflä-
che noch eine Tipula, und Saussüre auf dem Mont-
blanc 100 Fuſs unter dem Gipfel noch einen
Schmetterling, 1780 Toisen über der Fläche des
Meers die Silene acaulis, und bis zu den höchsten
Felsen hinan kleine Warzenmoose, unter andern
die Verrucaria sulphurea (g).


Der Boden des Meers ist nicht weniger reich,
ja vielleicht noch reicher an lebenden Körpern, als
die Oberfläche der Erde. In den Westindischen
Gewässern, wo das Wasser ausserordentlich klar,
und die Tiefe desselben nicht beträchtlich ist,
sieht der Seefahrer auf dem reinen weissen Sande
tau-
A 5
[10] tausenderley Gewürme, Seeigel, Seesterne, Schnek-
ken, Muscheln und bunte Fische; er schwebt über
ganzen Waldungen von herrlichen Seepflanzen,
von Gorgonien, Corallen, Alcyonien und mancher-
ley buschichten Schwammgewächsen hinweg, die
durch mannichfaltige Farben das Auge nicht min-
der ergötzen, und von den Wellen so sanft hin
und her bewegt werden, als eines der blumenreich-
sten Gefilde über der Erde (h).


Steigen wir hinab in das Innere der Erde, so
finden wir auch da allenthalben, wo das Gestein
eine Kluft oder Höhle bildet, eine unterirdische
Welt von lebenden Körpern. In einer von Pal-
las
(i) besuchten Höhle bey Barnukowa war der
schlammichte Grund am Eingange mit einem fa-
serichten Byssus überzogen. Aus den Spalten des
Schlamms wuchs überall ein besonderer langer
Schimmel hervor, und im Innersten der Höhle
war auf dem Reisig, welches das Wasser dahin ge-
schwemmt hatte, ein sehr groſses Gewächs dieser
Art (Mucor decumanus Pall.) zu bemerken. Die
Felsenwände der Höhle waren mit einem zarten,
wie Spinnengewebe aussehenden Byssus (B. eva-
nida, floccosa, nivea Dillen.) behängt, und die
schauer-
[11] schauerliche Stille des Orts wurde durch das Um-
herflattern einer Menge von Fledermäusen gestöhrt.


Selbst in verschlossenen Höhlen, die noch kei-
ne Verbindung mit der Oberfläche der Erde hatten,
ist die düstere Einöde durch Flechten und Schwäm-
me belebt. Als die Rosenmüllershöhle bey Mug-
gendorf aufgebrochen wurde, waren in dem ent-
ferntesten Ende derselben die Spiegelglatten Stalak-
titenwände mit dem Lichen Tophicola Humboldt.
berankt (k).


Auch mitten in Holz- und Steinmassen fand
man lebendige Amphibien, Mollusken, Insekten
und Würmer eingeschlossen. Meist waren es Krö-
ten, woran diese Beobachtung gemacht wurde.
Hubert(l) traf ein mittelmäſsig groſses, mageres
Thier der Art mitten in einem mannsdicken, völ-
lig gesunden und festen Ulmenbaume 4 Fuſs über
der Wurzel an.


Ein ähnlicher Fall, wo eine Kröte in einem,
wenigstens 80- bis 100jährigen Eichbaume ent-
deckt wurde, wird in der Hist. de l’Acad. des sc.
de Paris vom Jahre 1731 erzählt.


Gräberg fand eine lebendige Kröte in dich-
tem und festem Gesteine, als er in einer Grube zu
Goth-
[12] Gothland Steine brechen lieſs. Der Mund des
Thiers hatte keine Oeffnung, sondern war mit ei-
ner gelblichen Haut überzogen (m).


T. Whiston sahe eine lebendige Kröte, die
von einem Steinhauer in einem Marmorstücke na-
he bey Wishech auf der Insel Elp gefunden war.
Die Höhlung war etwas gröſser, als die Kröte,
und hatte fast die nehmliche Figur. Das Thier
war von dunkelgelber Farbe, und der Marmor,
worin es sich befand, fest, klar, und an allen
Seiten einige Zoll dick (n).


J. Malpas entdeckte ein lebendiges Thier der
Art in einem Quadersteine zu Groſs-Yarmouth.
Die Höhle, worin das Thier lag, war 6 Zoll von
der Ecke des Steins und inwendig ganz glatt. Im
Steine selber war keine Oeffnung zu bemerken (o).


Gerhard traf eine lebendige Kröte in einem
Steine zu Padenborn in der Grafschaft Mannsfeld
an. Die Wohnung des Thiers war auch hier nicht
viel gröſser, als das letztere, und inwendig ganz
glatt. Man bemühete sich vergeblich eine Oeff-
nung ausfindig zu machen, wodurch die Kröte in
den Stein gekommen wäre. Endlich entdeckte
man ein Loch auf der Oberfläche der Erde, das
sich
[13] sich 12 Klafter tief herunter erstreckte, jedoch 13
Zoll über der Höhlung, worin die Kröte lag, auf-
hörte (p).


Als man auf dem braunen Kohlenwerke bey
Langedogen im Saalkreise des Herzogthums Mag-
deburg abteuffen wollte, fand sich unter ⅝ Lach-
ter ganz dichter und fester Dammerde ein weisses,
ganz reines, geschmeidiges, mit Klüfften und Rit-
zen keinesweges durchsetztes, sondern ganz dich-
tes und einige Lachter mächtiges Thon- oder Let-
tenflötz, in welchem, bey fernerm Abteuffen, 16
Zoll tief eine lebendige Kröte zum Vorschein kam.
Sie saſs ganz zusammengezogen in einer cirkelrun-
den Höhlung, woran die obere Hälfte fehlte. Das
enge Lager erlaubte ihr nicht die Füſse auszustre-
cken, oder sich im geringsten zu bewegen. Als
sie mit dem Steine an das Tageslicht gebracht wur-
de, öffnete sie ihre Augen, welche sehr hell und
klar glänzten, und sprang aus ihrem Lager heraus.
Sie bezeigte sich unruhig, nachdem man sie in
dasselbe wieder eingeschlossen hatte, und lebte
darin nur noch 8 bis 9 Tage (q).


Nach Allen’s Erzählung fand man an dem
Flusse Onion, ohngefähr 3 Meilen von Barlington-
Bay,
[14] Bay, bey dem Graben eines Brunnens, Holz in der
Tiefe von 24 Fuſs, und neben diesem etwa 30 Frö-
sche, die wie versteinert aussahen, so daſs es
schwer hielt, sie von andern dabey liegenden klei-
nen Steinen zu unterscheiden. Sobald man sie aber
aus dem Brunnen herausgebracht, von der ankle-
benden Erde befreyet und der Luft ausgesetzt hat-
te, empfanden sie nach und nach die belebende
Kraft der Sonnenstrahlen, und hüpften so munter
hinweg, als hätten sie nie in ihrem unterirdischen
Kerker gelegen (r).


Antonio de Ulloa sahe in Madrit zwey Wür-
mer, welche von Spanischen Bildhauern mitten in
einem Marmorblock gefunden waren, und Misson
erwähnt in der Beschreibung seiner Reise nach Ita-
lien eines lebendigen Krebses, den man bey Tivoli
in einem Stücke Marmor angetroffen hatte (s).


Daſs auch Schwefelseen lebenden Körpern zum
Aufenthalte dienen, beweisen Beobachtungen von
Scheuchzer und Pallas. Jener sahe in Gewäs-
sern der Art lebende Larven einer Tipula. Dieser
fand in dem Schwefelsee Sernoje-osero den ganzen
Bo-
[15] Boden des Pfuhls mit einer Haut bedeckt, welche
eine gewisse Organisation hatte, und der er eine
vegetirende Beschaffenheit zuschreiben zu dürfen
glaubt (t). In einer andern Schwefelquelle am
Surgut hatte sich eine ganz eigene Materie, die zu
den Spongien zu gehören schien, um alles in dem
Wasser liegende Reisig erzeugt (u).


Eben dieser Naturforscher fand in den Salzseen
bey Saimka von Pflanzen die gemeine Salicornia,
Salsola altissima und Aster tripolium, so wie von
Thieren den Cancer pulex und Cancer salinus,
welche groſsen Schaaren von Bergenten (Anas Ta-
dorna) und einer Art weisser Möwen zur Nahrung
dienten (v). Ein anderer See bey Kisloi, welcher
salzig und schwefelhaltig zugleich ist, enthält eine
Ulvenart und Karauschen (w).


Forskål(x) traf auf seiner Arabischen Reise in
einer 49° R. warmen Quelle, Thunberg(y) in ei-
ner siedenden Quelle am Slangenkop, einem Ber-
ge am Cap, Barrow(z) in einem siedend heis-
sen
[16] sen Strohme bey Roode-Sand am Vorgebirge der
guten Hoffnung Conferven, und Vandelli(z*) in
einer Hitze von 49° R. seine Ulva labyrinthiformis
an.


Auf der Insel Amsterdam giebt es heisse Quel-
len, in deren Schlamm, welcher das Quecksilber
zum Siedepunkte treibt, Marchantien und Lycopo-
dien wachsen (a).


Der Turbo thermalis, ein Bewohner des Adria-
tischen Meers, findet sich auch in den warmen
Quellen von Abano, worin das Reaumürsche Ther-
mometer auf 40° steigt (b).


Nach Sonnerat’s Versicherung leben Fische
in den warmen Bädern auf Manilla bey einer Tem-
peratur von 140° Fahrenh., ja, nach der Aussage
eines dortigen Geistlichen, sogar bey einer Hitze
von 184° (c)


Nur die Crater feuerspeyender Berge, und ei-
nige Inseln, die in neuern Zeiten durch vulcani-
sche
[17] sche Ausbrüche hervorgebracht sind, setzen der
Ausbreitung des Lebens Schranken. Eine solche
Insel ist Neu-Camene im Archipelagus, die vom
Jahre 1707 bis 1711 bey verschiedenen Erdbeben
nach und nach in die Höhe stieg, und deren fla-
cherer Theil von schwarzen Basaltblöcken starrt,
auf welchen fast keine Spuhr von Vegetation zu
entdecken ist (d). Doch auch in diesen Einöden
arbeitet die Natur schon längst an der Erzeugung
des Lebendigen, und selbst den Schlünden der
feuerspeyenden Berge nähert sie ihre lebenden Pro-
dukte so sehr, als es die Beschränktheit des Lebens
nur immer zuläſst. Die Insel Hiera, oder Alt-Ca-
mene, welche ebenfalls durch einen vulcanischen
Ausbruch, aber ungleich früher, als jene, nehm-
lich kurz vor oder nach Christi Geburt, entstan-
den ist, ernährt schon seit langer Zeit Pflanzen in
einem Bette von verwittertem Bimsteine und vul-
canischer Asche (e), und selbst auf Neu-Camene
zeigt sich schon an einigen Stellen, die mit Asche
und verwitterten Steinen bedeckt sind, ein Anfang
von Vegetation (f). Die beyden Forster fanden auf
einen Vulcan der Insel Tanna, wo der Boden eine
Hitze von 210° Fahrenh. hatte, mancherley blü-
hende
II. Bd. B
[18] hende Gewächse (g), und der Graf de Mailli an
dem Crater des Vesuvs zwischen glühender Lava
eine Salamanderart (h).


Ueberhaupt arbeitet die Natur, wie an den
Schlünden der Vulcane, so auch allenthalben, wo
Menschenhände, oder physische Kräfte eine leblose
Wüste hervorgebracht haben, gleich wieder an der
Hervorbringung lebender Körper, sobald jene nur
aufhören, sich ihrem Wirken zu widersetzen.
Nackte Felsen, auf welchen kein Staubkörnchen
haftet, überziehen sich mit Flechten; unter den
Blättern der letztern sammelt sich Erde, woraus
Moose hervorsprossen; Vögel nisten auf diesen,
und düngen und vermehren mit ihrem Auswurfe
die angehäufte Erde; so wird aus dem nackten
Steine ein reitzender, mit Kräutern, Stauden und
Bäumen bedeckter Hügel.


Auf ähnliche Art wurde Aegypten aus einem
öden Meeresboden zu einem der fruchtbarsten Län-
der, indem ein kleines, zwey bis drey Fuſs langes
Rohr mit seinen vielen Schöſslingen, seinen schar-
fen Blättern, und seinen weit umher kriechenden,
unter einander verschlungenen Wurzeln der
Schlamm der See aufhielt (i).


Nach
[19]

Nach Morison’s Erzählung fand man acht Mo-
nate nach dem groſsen Brande in London von 1666
die Brandstelle in einer Weite von 200 Morgen mit
dem Erysimum latifolium maius glabrum Bauhini
so bedeckt, daſs England, wo doch diese Pflanze
nicht selten ist, Frankreich, Deutschland und Ita-
lien schwerlich eine gleiche Menge würden haben
aufbringen können.


Adanson(k) und Bonnet(l) beobachteten,
daſs ein ausgetrockneter Teich sich gleichsam von
selbst wieder mit Fischen besetzt, ohne daſs sich
der Ursprung dieser Thiere entdecken läſst. Jener
wurde bey einer Reise über die Holzinsel in den
vom Regenwasser entstandenen Seen einige Rothfe-
dern gewahr. Die Regenzeit war verflossen, die
Teiche vertrockneten, und die Fische kamen um.
Nichts desto weniger zeigten sich im folgenden
Jahre die nehmlichen Thiere wieder, obgleich jene
Wasserbehälter mit dem, 300 Toisen entfernten
Niger keine Gemeinschaft hatten, und diese Art
von Fischen in demselben auch gar nicht anzutref-
fen war.


Aber nicht bloſs jeder Theil der Er-
de, sondern auch jeder ihrer lebenden
Bewohner ist ein Wohnplatz des Le-

ben-
B 2
[20]bendigen. Die Pflanze dienet andern Pflanzen,
Phytozoen und Thieren, das Thier andern Thie-
ren, Polypen und Pflanzenthieren zur Wohnung.


Unter den Pflanzen giebt es verschiedene, die
man nirgends, als auf andern Pflanzen antrifft
(Schmarotzerpflanzen), z.E. die Tillandsien, mit
deren langen, herabhängenden Zweigen alle Bäume
in den Wäldern des wärmern Amerika bedeckt
sind (m), die Cuscuta, das Epidendrum, Viscum,
die meisten Arten des Loranthus, verschiedene Cac-
tus-Arten, Cytinus hypocystis u. s. w.


Von den Pflanzenthieren wohnt ein groſser
Theil der Schwämme, Flechten und Moose auf
Pflanzen. Dagegen werden alternde Phytozoen aus
der Familie der Tange wieder eben so von Sertula-
rien, Milleporen und andern Thierpflanzen be-
wohnt, wie alternde Baumstämme von Flechten
und Moosen (n).


Unter den Thieren sind es vorzüglich die In-
sekten, die sich auf Pflanzen aufhalten. Blos auf
der
[21] der Eiche kannte schon Rösel(o) 200 Insektenar-
ten, und Linné(p) auf der Weide 55, auf dem
Pflaumenbaume über 30, auf dem Grase 16, auf
der Pappel 22, auf der Linde 13, auf dem Birnbau-
me über 40, auf der Birke 19 und auf der Distel
8 Arten.


Das Thier ernährt andere Thiere sowohl auf
seiner Oberfläche, als in seinem Innern. Seine
Oberfläche wird von Onisken, Lernäen, Milben,
Fliegenlarven u. s. w., sein Inneres von Eingeweide-
würmern bewohnt. Unter jenen Insekten giebt es
einige, die, gleich den parasitischen Pflanzen, an
einem Flecke der Oberfläche des Thiers angeheftet,
daselbst eine Art von vegetirendem Leben führen,
und wieder andern Insekten zur Befestigung und
Nahrung dienen. De Geer fand auf einem Staphy-
linus eine Art von Milben (Acarus coleoptratorum ru-
fus, ano albicante. Linn. Faun. Suec. Ed. 2. n. 1983),
und auf einer Pflanze eine Art von Lepturen (Lep-
tura nigra, thorace elytrisque rufis. Linn. ibid.
n. 681. β.), wovon einige vermittelst eines langen
Fadens, der wie ein Stengel aus ihrem Hintertheile
hervorging, an dem Körper des Insekts und der
Pflanze befestigt waren, und andere auf eben die
Art wieder mit ihnen zusammenhingen. Der
Kör-
B 3
[22] Körper der äussersten Milbe oder Lepture war an
den Bauch der folgenden geheftet, dieser an den
der dritten, und so die ganze Reihe hindurch bis
an die letzte, die ihren Stengel in den Staphylin,
oder in das Gewächs gepflanzt hatte (q).


Eingeweidewürmer finden sich in Thieren von
jeder Art, von jedem Alter und in jedem ihrer Or-
gane, nur die Milz und einige Drüsen ausgenom-
men. Reaumur(r) und Pallas(s) entdeckten sie
in Insekten, und Forskål(t) in der Pterotrachea
aculeata. Swammerdamm(u) traf in den Uterus ei-
ner Schnecke Eingeweidewürmer, und in diesen
wieder kleinere von einer andern Art an. Bren-
del, Hartmann
und Roussens beobachteten schon
bey Früchten im Mutterleibe, Doläus, Wepfer,
Vallisnieri, Raulin, Blumenbach, Goeze
und
Bloch in jungen Thieren gleich, oder doch bald
nach der Geburt, Eingeweidewürmer (v). Sogar
in
[23] in dem Ey einer Henne ist ein solcher Wurm ge-
funden (w).


Auch Zoophyten bewohnen sowohl die Ober-
fläche, als das Innere der Thiere. Auf Wasser-
thieren, und vorzüglich auf Kiemenfüſslern, fin-
den sich oft Polypen in groſser Menge. Auf den
Larven einiger Cicaden-Gattungen trifft man fast
immer eine gewisse Art von Keulenschwämmen,
zuweilen in der Länge von 2 Zollen, an, und zwar
gewöhnlich auf dem obern Theile des Körpers je-
ner Thiere (x). Müller’s rother Keulenschwamm
(Clavaria militaris crocea) wächst beständig aus ei-
nem faulenden Insekt hervor (y). Zoophyten, die
sich
B 4
[24] sich im Innern der Thiere aufhalten, sind die
Infusionsthiere. Man findet diese unter gewissen
Umständen fast in allen thierischen Säften, vorzüg-
lich aber in dem reifen männlichen Saamen. In
dem letztern hat man sie bey allen, in dieser Hin-
sicht untersuchten Thieren entdeckt.


Das bisher Gesagte wird zum Beweise des ho-
hen Grades von intensiver Unbeschränktheit des
Lebens der gesammten Natur hinreichend seyn.
Was eine aufmerksame Betrachtung der Verbrei-
tung der lebenden Körper uns Weiteres an merk-
würdigen Resultaten liefert, läſst sich in den bey-
den folgenden Sätzen zusammenfassen:


Es giebt gewisse Gränzen der belebten Erde,
ausserhalb welcher die Natur nur einige Arten
von
(y)
[25] von lebenden Körpern hervorzubringen ver-
mag. Ausserhalb dieser Gränzen liegen z. B.
siedende Quellen und alle Erdstriche, in wel-
chen die mittlere Temperatur weniger, als 3°
R. beträgt, also die Gipfel hoher Gebirge und
die Polarländer. Alles, was innerhalb dieser
Gränzen liegt, enthält eine ähnliche lebende
Natur. Nirgends treffen wir hier nur einzelne
Classen von lebenden Körpern, nirgends Säug-
thiere ohne Vögel, diese ohne Amphibien u. s.
w. an.


Von jenen Gränzen an bis zu gewissen Mit-
telpunkten der belebten Erde zeigt sich eine
ähnliche Gradation vom Einfachern zum Man-
nichfaltigern in der Verbreitung, wie in der
Struktur der lebenden Organismen. Aber wie
bey dieser jene Stufenfolge nur von der Menge
der ungleichartigen Theile überhaupt gilt, so
ist dasselbe auch bey jener der Fall. Nur die
Menge der Geschlechter und Arten überhaupt
ist z. B. gröſser in den heissen Zonen, als in
den gemäſsigten, und gröſser in diesen, als in
den Polarländern. Hingegen bey einzelnen
Geschlechtern findet eine ganz entgegengesetz-
te, oder auch gar keine Gradation statt.


Der folgende Abschnitt wird den Beweis dieser
Sätze enthalten.


B 5Zwey-
[26]

Zweyter Abschnitt.
Verbreitung der verschiedenen Rei-
che, Classen, Familien, Geschlech-
ter und Arten der lebenden
Körper
.


Erstes Kapitel.
Vergleichung der Thiere, Zoophyten
und Pflanzen in Betreff ihrer Ver-
breitung
.

Schon aus dem, was im vorigen Abschnitte über
die Verbreitung der lebenden Natur überhaupt ge-
sagt ist, ergiebt sich, daſs die Zoophyten weiter
als die Thiere, und diese weiter als die Pflanzen
verbreitet sind.


Zoophyten leben an Orten und in Jahreszeiten,
wo die übrige Natur erstorben ist. Wir finden sie
auf den höchsten Gipfeln der schroffesten Felsen,
auf
[27] auf welchen kein Atom Erde haftet (z); in unter-
irdischen Klüfften, die nie durch [einen] Sonnenstrahl
erhellt wurden; an den äussersten Gränzen der
unwirthbaren Polarländer; unter dem Aequator;
in Schwefelpfuhlen und in siedenden Quellen.
Die Pilze entstehen im Herbste, wo das ganze
Pflanzenreich und ein Theil des Thierreichs in den
Scheintodt versinkt. Tange (z*), Flechten und
Moose tragen Früchte, wenn die ganze übrige Na-
tur von Kälte erstarrt ist. Infusionsthiere erzeugen
sich in allen Säften der Thiere, Zoophyten und
Pflanzen.


Fast eben so groſs ist auch die Biegsamkeit
der thierischen Organisation. Auf den höchsten
Felsenspitzen nisten Adler. Byssus radiciformis,
Byssus membranaceus, Boletus turritus, Boletus
fodinalis, Agaricus acephalus und andere, durch
von Humboldt beschriebene Pilzarten dienen ei-
genen Würmern und Insekten, besonders Derme-
stesarten zur Nahrung, und so ist in unterirdischen
Klüfften mit der Existenz einer verborgenen Welt von
Zoophyten zugleich die einer unterirdischen Thier-
welt
[28] welt verbunden (a). Kein Seefahrer ist den Polen
so nahe gekommen, daſs er nicht Pinguine, Me-
wen und andere Seevögel noch angetroffen hätte,
und keine Afrikanische Sandwüste ist so brennend,
daſs sie nicht von Insekten bewohnt würde. Daſs
sogar Schwefelseen und heisse Quellen nicht nur
Pflanzenthiere, sondern auch Fische und Insekten
beherbergen, ist schon im vorigen Abschnitte be-
merkt. Endlich sind es, nebst Zoophyten, auch
Thiere, welche das Innere alles Lebendigen bewoh-
nen, wie ebenfalls schon oben angeführt ist.


In engere Gränzen ist aber das Pflanzenreich
eingeschlossen. Die Südspitze von Amerika ist nur
noch dürftig mit krüpplichten Kräutern bekleidet.
Wallis(b) traf sogar eine Stelle auf der Küste des
Feuerlandes an, wo weder die schroffen, weit über
die Wolken emporragenden Felsen, noch die zwi-
schen diesen gelegenen Thäler auch nur einen einzi-
gen Grashalm ernährten.


— — — Non illic canna palustris,
Non steriles ulvae, non acuta cuspide iunci.


Und doch fanden die beyden Forster an dieser
Küste eine Menge Geyer, Adler und Habichte,
groſse, gesellig beysammen wohnende Heerden von
andern
[29] andern Vögeln, mehrere Robbenarten, womit die
Klippen am Strande bedeckt waren, kurz eine nicht
unbeträchtliche Menge von Arten und Individuen
des Thierreichs (c). Sandwichland, welches nur
um 4° südlicher liegt, ist vermuthlich ganz unfä-
hig, irgend einer Pflanze Nahrung zu verschaf-
fen (d), da doch Pinguine noch jenseits des südli-
chen Polarzirkels leben (e).


Keine Pflanze bewohnt das Meer, ausser den
Zosteren, die aber vielleicht zu den Phytozoen ge-
hören, und dem anomalischen Cynomorium. Nie
traf man Pflanzen in unterirdischen Höhlen, nie in
Schwefelseen und heissen Quellen an. Zwar
sollen nach der Versicherung des Plinius(f) und
Mappus(g) in einer Quelle von Abano, deren Hi-
tze 52½° R. beträgt, verschiedene Kräuter wachsen.
Aber Vallisnieri(h), der die Sache näher unter-
suchte, fand weder in dieser Quelle, noch an de-
ren Ufern eine Spuhr von Vegetabilien. Erst in ei-
ner gewissen Entfernung, wo das Wasser seine
Hitze schon gröſstentheils verlohren hatte, und wo
es
[30] es sich in einigen Teichen ansammelte, traf er ein
Paar Wasserpflanzen an. Doch ist soviel gewiſs,
daſs der aus heissen Ströhmen aufsteigende Dunst
mehrern Pflanzen nicht nur keinen Schaden thut,
sondern oft gar ihr Wachsthum befördert (i), und
daſs Quellen, worin das Thermometer nicht viel
über 30° R. steigt, die Vegetation nicht verhindern.
Einen Beweis des Letztern giebt ein Sumpf, in wel-
chen sich die warmen Quellen von Bagnières er-
gieſsen, dessen Temperatur, selbst mitten im Win-
ter, 31° beträgt, und welcher mit Pflanzen bedeckt
ist, die auch in der gewöhnlichen Temperatur
wachsen, und in ihrer Entwickelung blos von den
Jahreszeiten abhängen (k).


Zwey-
[31]
Zweytes Kapitel.
Pflanzen.

§. 1.
Physische Verbreitung der Pflanzen.

Indem wir ausgehen, um den Plan zu erforschen,
den die Natur bey der Vertheilung ihrer lebenden
Produkte beobachtete, ist das Erste, was sich un-
sern Blicken darbietet, ihre physische Verbrei-
tung. Wir finden andere Pflanzen auf dem Lande
und andere in den Gewässern, andere auf den Gip-
feln der Berge und andere in den Thälern, andere
in fliessendem Wasser und andere in Sümpfen,
noch andere in einem salzichten, kalkartigen, san-
dichten und thonartigen Boden. Der zweyte Gegen-
stand, der sich uns aufdringt, ist die geographi-
sche
Verbreitung der lebenden Körper. Jedes Land
hat seine eigene Flor, die zwar zum Theil durch
dessen physische Beschaffenheit, aber zum Theil
auch durch die Länge und Breite desselben, durch
die natürlichen Gränzen, wovon es eingeschlossen
ist, und durch die Revolutionen, die es erlitten
hat, bestimmt wird.


Nicht
[32]

Nicht immer steht die physische Verbreitung
mit der geographischen in Verhältniſs. Es giebt
Pflanzen, die sich in Rücksicht der erstern sehr
auszeichnen, aber auf weit kleinere Erdstriche ein-
geschränkt sind, als manche andere Gewächse, die
eine weit geringere physische Verbreitung haben.
Cocos-Palmen findet man häufig auf Corall-Felsen,
wo kaum Erdreich genug zu seyn scheinet, daſs
sie Wurzel darin schlagen können (l). Ihre Nüsse
können Monate lang im Meere herumtreiben und
behalten dennoch das Vermögen zu keimen. So-
bald sie nur das Land erreichen, kommen sie selbst
im Sande fort (m). La Billardiere(n) sahe auf
Tongatabu am Ufer des Meers eine Menge starker
Brodtbäume, deren Wurzeln hier und da in Brak-
wasser wie gebadet waren. Und doch sind diese
Pflanzen, der groſsen Biegsamkeit ihrer Organisa-
tion ohngeachtet, verhältniſsmäſsig nur auf einen
kleinen Theil der Erde eingeschränkt! Die Cocos-
palme, die sich, nach den angeführten Thatsachen
zu urtheilen, über alle Länder der wärmern Clima-
te verbreitet haben müſste, findet sich in dem gan-
zen Neu-Holland nicht. Den Brodtbaum trifft man
zwar von Surratte bis zu den Marquisen-Inseln, im
stillen Weltmeere, fast auf jeder Küste und jeder
Insel
[33] Insel an. Aber alle Umstände lassen vermuthen,
daſs er ursprünglich nur in Ostindien zu Hause
gehört, und von da blos durch Menschenhände
weiter verpflanzt ist (o).


Weder die physische, noch die geographische
Verbreitung der Pflanzen steht mit den beständigern
Charakteren dieser Organismen in enger Verbin-
dung. Von der geographischen Verbreitung wird
die Richtigkeit dieses Satzes weiter unten erhellen.
Um uns von der Wahrheit desselben in Betreff der
physischen Verbreitung zu überzeugen, dürfen wir
nur einen Blick auf irgend ein artenreiches Ge-
schlecht, z. B. auf das der Ranunkeln, werfen. Wir
treffen in diesem einige Arten an, die blos in der
Alpenregion wachsen, z. B. den Ranunculus pyre-
naeus, parnassifolius, Thora, glacialis, nivalis,
montanus u. s. w. Es giebt andere, die nur auf
den Wiesen der Ebenen gedeihen, wie der R. bul-
bosus, Philonotis, polyanthemos, acris u. s. w.
Noch andere trifft man blos an sumpfigten Oertern
an, so den R. flammula und lingua. Der R. flu-
viatilis kömmt blos in fliessendem Wasser fort, und
der R. salsuginosus wird nur in den Siberischen
Salzsteppen gefunden.


Doch nicht blos verschiedene Arten von einer-
ley Geschlechte, sondern auch eine und dieselbe
Pflan-
II. Bd. C
[34] Pflanze wächst nicht selten auf den verschiedensten
Standörtern ohne Abänderung in ihren specifiquen
Charakteren. Das Sisymbrium amphibium gedei-
het sowohl im Wasser, als auf dem Trocknen, und
auf diesem in dem verschiedensten Erdreiche, und
doch bleiben die charakteristischen Kennzeichen
desselben immer die nehmlichen. Haller’s Ver-
zeichniſs der Helvetischen Pflanzen (p) enthält
mehr als hundert Arten, die auf den Alpen und
zugleich in den umliegenden Thälern wachsen.
Nach Schöpf’s (q) Bemerkung sind die meisten
Amerikanischen Gewächse ganz oder doch ziemlich
gleichgültig in Ansehung ihres Standorts.


Hier bestätigt sich also der am Schlusse des vo-
rigen Abschnitts aufgestellte Satz, daſs die Natur
innerhalb gewisser Gränzen allenthalben so viele
lebende Körper aus jeder Familie und selbst aus
jedem Geschlechte, wie ihr nur immer möglich ist,
hervorzubringen sucht. Jene Gränzen sind bey
den Pflanzen in Ansehung ihrer physischen Ver-
breitung, wie aus den im vorigen Kapitel ange-
führten Erfahrungen erhellet, heisse Quellen,
Schwefelseen, Alpenregionen, die über der Schnee-
linie liegen, und durch vulcanische Ausbrüche her-
vor-
[35] vorgebrachte Ruinen, auf welchen nicht genug Er-
de zur Befestigung der Gewächse vorhanden ist.


Inzwischen, obgleich sich von keinem Pflan-
zengeschlechte behaupten läſst, daſs die charakte-
ristischen Merkmale desselben mit irgend einer
Art des Standorts in unzertrennlicher Verbindung
stehen, so ist es doch auch gewiſs, daſs einige Ge-
schlechter sich mehr zu dieser, andere mehr zu je-
ner physischen Verbreitung neigen. So neigen sich
die Monocotyledonen weit mehr zu wasserreichen
Standörtern, als die Dicotyledonen. Die ganze
Familie der Hydrochariden enthält blos Wasser-
pflanzen, und von den übrigen Pflanzen mit einem
einfachen Saamenblatte wächst der gröſste Theil an
sumpfigen Oertern. So bestehn viele Polygoneen
und die meisten Ballblüthen und Ficoideen aus
Salzpflanzen. Die Siberischen Salzsteppen sind
gröſstentheils, ja oft blos mit Gewächsen aus diesen
Familien, vorzüglich mit Arten der Geschlechter
Polycnemum, Camphorasma, Anabasis, Salsola,
Atriplex, Salicornia und Nitraria bedeckt. So fin-
den sich in der Familie der Salatpflanzen, Lysi-
machien, Euphrasien, Gentianen, Alpenrosen,
Heiden, Ranunkeln und steinbrechartigen Pflanzen
die meisten Alpengewächse.


Obgleich ferner die Charaktere der Familien
und Geschlechter in keiner unzertrennlichen Ver-
bindung mit der Beschaffenheit der äussern Ein-
C 2flüsse
[36] flüsse stehen, so werden doch die Varietäten und
oft auch die Arten durch die letztern bestimmt.
Die Wasserpflanzen haben gewisse specifique Cha-
raktere, die den Bewohnern des Landes fehlen; die
Alpengewächse zeichnen sich durch manche Eigen-
heiten vor den Pflanzen der Ebenen aus; und so-
wohl auf den Gebirgen, als in den Ebenen sind
die Vegetabilien verschieden, nach der Verschieden-
heit des Bodens.


Zwischen den Wasser- und Landpflan-
zen
findet ein merkwürdiger Unterschied in An-
sehung der Blätter statt. Jene haben feine, schma-
le, und blaſsgrüne, diese breite und dunklere Blät-
ter. Am auffallendsten ist diese Verschiedenheit
bey solchen Gewächsen, welche theils unter, theils
über dem Wasser wachsen, z. B. dem Sium lati-
folium. Bey dieser Pflanze sind diejenigen Blätter,
die sich in der Luft befinden, eyförmig und gefie-
dert, hingegen die Wurzelblätter, die unter dem
Wasser wachsen, äusserst zusammengesetzt, haar-
förmig, und weit länger, als die der Luft ausge-
setzten Stengelblätter. Säet man diese Pflanze in
einen feuchten, aber dem Ueberschwemmen nicht
ausgesetzten Boden, so zeigen sich die Wurzel-
blätter eben so, wie die Stengelblätter, nehmlich
blos gefiedert; eben dasselbe geschieht, wenn man
eine bereits gezogene Pflanze in die freye Luft setzt,
ehe ihre Blätter angefangen haben, sich zu entwik-
keln
[37] keln (r). Aehnliche Erscheinungen bemerkt man
auch bey der Hottonia palustris, dem Sisymbrium
amphibium, Ranunculus aquatilis und mehrern an-
dern Pflanzen.


Die Alpenpflanzen unterscheiden sich von
den Bewohnern der Thäle und Ebenen vorzüglich
in folgenden Punkten: Fast alle sind klein, und
entweder holzig und strauchartig, mit harten, an
der Erde fortkriechenden Zweigen, oder sehr saft-
reich. Groſs ist dagegen die Blume, oft gröſser,
als die ganze Pflanze. Alle blühen ausserhalb den
Alpen im Frühlinge, und ziehen sich hier nach
sumpfigten Oertern hin, wie sich bey der Zwerg-
birke (Betula nana) zeigt, die in Lappland auf den
Alpen, in Schweden und der Schweitz in Sümpfen
wächst (s). Alle werden sowohl von übermäſsiger
Hitze, als zu strenger Kälte getödtet (t). Blos sol-
che Pflanzen, die binnen sehr kurzer Zeit wachsen,
blühen und Früchte tragen, können auf Alpen aus-
dauern. Die Gipfel hoher Berge sind nehmlich bis
zum Sommer-Solstitium mit Schnee bedeckt. Um
diese Zeit wird die Luft sehr schnell erwärmt, so
daſs binnen acht Tagen alle Felder entblöſst sind.
Eben
C 3
[38] Eben so schnell geht dann auch die Vegetation vor
sich. Binnen acht Tagen sind alle Felder grün; in
den folgenden acht Tagen haben die Pflanzen ihre
gehörige Gröſse erreicht; in der nächsten Woche
blühen sie; binnen anderer acht Tage sind ihre
Früchte reif; und jetzt währt es kaum noch vier-
zehn Tage, daſs Nachtfröste und Schnee schon
wieder die Ankunft des Winters anzeigen. So folgt
hier, ohne Frühling, auf den Winter der Sommer,
und auf diesen binnen fünf bis sechs Wochen ohne
Herbst wieder der Winter (u).


Von der verschiedenen Mischung des Bodens
hängt zuerst das Gedeihen der Pflanzen überhaupt
ab. Unter den verschiedenen Urgebirgen sind
vorzüglich die Granitgebirge kahl und nackt, und
erlauben oft nur einigen Flechten und Moosen
kümmerlich in ihren Ritzen hervorzuwachsen. An
einigen Orten, z. B. auf den Granitfelsen des Altai-
schen Gebirges, findet man auch nicht einmal die-
se auf ihnen (v). Besser geht die Vegetation auf
den Gneusgebirgen von statten, noch besser auf
den Glimmerschiefergebirgen, und diese nebst den
Urthonschiefergebirgen sind fast immer mit frucht-
baren Wiesen, Aeckern und Wäldern bedeckt (w).
Vor-
[39] Vorzüglich aber gedeihen die meisten Gewächse auf
Kalkgebirgen. Selbst den Mangel der Wärme ver-
mag ein gewisser Grad von Kalkgehalt des Bodens
einigermaſsen zu ersetzen, wie die so hoch am kal-
ten Altaischen Gebirge gelegene Gegend von Tige-
räk beweiset, wo das Getreide, das auf den dorti-
gen hohen Kalkbergen gesäet wird, ungemein
schnell heranwächst, und alle wilde Pflanzen zu
einer Riesengröſse gelangen, z. B. Rittersporn,
Geisbart und Brennesseln zu einer Höhe von 12 Fuſs,
und der Stamm der Angelica zu einer baumartigen
Dicke (x).


Auch ein salziger Boden befördert das Wachs-
thum aller für ihn passender Pflanzen. Dies zeigt
sich vorzüglich in Egypten, wo nicht nur der Bo-
den, sondern auch die Athmosphäre so mit Salz-
theilen geschwängert ist, daſs die Steine allenthal-
halben von Natrum angefressen, und alle feuchte
Oerter voll langer, salpeterähnlicher Salzcrystalle
sind. Hier giebt diese Salzigkeit der Luft und des
Erdbodens, in Verbindung mit der Hitze, den
Pflanzen ein Leben und ein Wachsthum, wovon
der Bewohner des kalten Nordens keinen Begriff
hat. Allenthalben, wo die Gewächse nur Wasser
haben, geschieht ihre Entwickelung mit einer be-
wun-
C 4
[40] wunderungswürdigen Geschwindigkeit. Eine ge-
wisse Kürbisgattung, Kora in der dortigen Sprache
genannt, treibt binnen 24 Stunden beynahe 4 Zoll
lange Kürbisse (y).


Ferner äussert sich der Einfluſs des Bodens
auf die Vegetation an der Farbe der Pflanzen, und
besonders der Blumenblätter. Sumpfpflanzen ha-
ben gewöhnlich dunkelgrüne und glatte Stengel-
blätter, wie die ganze Familie der Hydrochariden
beweist. Zu Neu-Yersey in den vereinigten Staa-
ten von Nordamerika, wo der Boden aus einem an
der Oberfläche verwitterten rothen Thonschiefer
besteht, zeichnen sich alle Pflanzen durch ein leb-
hafteres Grün aus (z). Auf die Farbe der Blumen-
blätter scheint vorzüglich ein thonhaltiger Boden
einen merklichen Einfluſs zu haben. Bey Constan-
tinowo, wo das Erdreich viel weissen Thon ent-
hält, sahe Pallas viele Pflanzen des Epilobium
angustifolium und einige Stengel des Verbascum
Thapsus mit weissen Blumen blühen (a).


Fin nasser Boden bringt glatte und gefirniſste,
ein dürrer rauhe Stengel und Blätter hervor, wie
am Polygonum amphibium erhellet. Doch leidet
diese Regel Ausnahme. Auch bey den meisten,
den
[41] den Winden ausgesetzten Pflanzen sind die Blätter
mit einer zarten Wolle überzogen, welche da am
dichtesten ist, wo sie am stärksten von den Wind-
stöſsen getroffen werden (b).


Noch gröſser, als diese Veränderungen, sind
aber die, welche der ganze Habitus der Pflanzen
durch die Einwirkung des Bodens erleidet. Vor al-
len andern zeichnen sich in diesem Stücke die Salz-
pflanzen aus. Bey diesen sämmtlichen Gewächsen
bemerkt man in gewissen Theilen eine gröſsere
Näherung zum Minimum der vegetabilischen Orga-
nisation, als bey verwandten Arten, die in einem
andern Boden wachsen. Die meisten derselben ge-
hören zu den Dicotyledonen mit unvollständigen
Blumen, deren Staubfäden um den Griffel befestigt
sind, also zu einer Classe, die in geringer Entfer-
nung von den Monocotyledonen steht. Dabey ha-
ben die meisten. z. B. die Salzpflanzen aus den Ge-
schlechtern Polycnemum, Camphorasma, Salsola,
Reaumuria, zahlreiche, aber sehr kleine und
schmale Blätter, manche auch, z. B. Salicornia,
Anabasis, Calligonum, ganz blätterlose Stengel.
Von diesem mächtigen Einflusse, den ein salziger
Boden auf die Vegetation hat, rührt es her, daſs der
Reisende in den Tartarischen Steppen gleich eine
ganz andere Vegetation erblickt, wenn er aus san-
digen
C 5
[42] digen Flächen in salzige kömmt (c), und eben daher
rührt es auch, daſs in dem Boden von Egypten
blos einheimische Gewächse unverändert bleiben,
alle fremde aber sehr schnell ausarten (d).


Doch nicht blos die Farbe und äussere Gestalt,
auch die Textur und Mischung der Pflanzen wird
durch den Einfluſs des Bodens sehr verändert. Holz
von Pflanzen, die auf Kalkboden gewachsen sind,
ist immer fester, als Holz von Granitboden. Sehr
fest und hart ist deswegen alles Holz auf den Baha-
ma-Inseln, wo der Boden blos aus Muschelkalk
besteht, nur das von Rhizophora Mangle, Cono-
carpus erecta, und andern im Wasser und in Süm-
pfen wachsenden Bäumen ausgenommen (e). Und
noch härter ist alles Holz auf Neuholland, wo Van-
couver
(f) an der südwestlichen Küste die Koral-
lenbänke und Muscheln, denen der Kalkboden die-
ser Insel sein Entstehen verdankt, noch in ihrem
natürlichen Zustande antraf; so hart und schwer,
daſs
[43] daſs es im Wasser zu Boden sinkt (g). — Der
jüngere Saussüre erhielt bey einer chemischen Zer-
legung von Pinus Abies, Pinus Larix, Rhododen-
dron ferrugineum, Vaccinium Myrtillus und Juni-
perus communis, die von Granitlande genommen
waren, mehr Wasser, als von gleichen Pflanzen
aus Kalklande. Auch zeigte eine Untersuchung
der Asche in den Gewächsen aus Kalkboden einen
gröſsern Antheil Kalkerde, in denen aus Granitbo-
den eine gröſsere Menge Kieselerde. Zugleich ent-
hielten die letztern sehr viel mehr Kalkerde, als
der Granitboden ihnen gegeben haben konnte, die
erstern hingegen keine Kieselerde (h).


Abhängiger, als von den sämmtlichen, bisher
erwähnten Einflüssen, ist die physische Verbrei-
tung des ganzen Pflanzenreichs von der Einwir-
kung der cosmischen Kräfte. Dieser Gegenstand
ist indeſs zu genau mit der geographischen Verthei-
lung der Gewächse verbunden, als daſs sich beyde
von einander absondern liessen. Wir werden da-
her diese Materien jetzt ungetrennt untersuchen.
Doch schränken wir uns hier blos auf die Thatsa-
chen und die sich daraus ergebenden nächsten Fol-
gerun-
[44] gerungen ein, und versparen die allgemeinern Re-
sultate bis zum folgenden Abschnitte.


§. 2.
Geographische Verbreitung der Pflanzen (i).

Schon bey einem flüchtigen Blicke auf die geo-
graphische Verbreitung der Pflanzen finden wir,
daſs in derselben von den Polarkreisen an bis zum
Aequator eine Gradation vom Einfachern zum Man-
nichfaltigern statt findet. Spitzbergen enthält nur
17 (k), Grönland 24 (l), Kamschatka 150 (m), Is-
land 221 (n), Lappland 374 (o), Schweden 416 (p)
wahre Pflanzen, und so nimmt die Zahl der Ge-
wächse immer zu, bis zu den Ländern des heis-
sen
[45] sen Erdstrichs, unter welchen es mehrere giebt,
z. B. die südlichste Spitze von Afrika, die blos erst
an den Küsten untersucht sind, und doch schon
viele tausend Pflanzen geliefert haben.


Es bestätigt sich also bey dem Pflanzenreiche
unser obiger Satz, daſs in der Verbreitung der le-
benden Organismen eine ähnliche Gradation, wie
in der Struktur derselben herrscht. Aber wir ha-
ben auch schon erinnert, daſs so wie hier diese
Stufenfolge nur die Menge der ungleichartigen Or-
gane überhaupt betrifft, so dieselbe auch dort nur
in der Menge der Geschlechter und Arten über-
haupt statt findet, und daſs einzelne Geschlechter
entweder eine ganz entgegengesetzte, oder auch
gar keine Stufenfolge beobachten. Auch hiervon
giebt uns die Verbreitung der Pflanzen eine Menge
Beweise. Schon gleich die beyden gröſsern natür-
lichen Abtheilungen des Pflanzenreichs, die der
Monocotyledonen und die der Gewächse mit einem
doppelten Saamenblatte sind auf eine sehr verschie-
dene Weise verbreitet. Die Heimath der erstern
sind die heissen Zonen. Fast die Hälfte der Ge-
schlechter, die zu dieser Abtheilung des Pflanzen-
reichs gehören, sind blos auf die wärmern Erdstri-
che eingeschränkt. Von denen, die sich weiter er-
strecken, bewohnen doch nur wenige Arten die
kältern Gegenden.


Es
[46]

Es giebt ganze Familien der Monocotyledonen,
die nicht über die heissen Erdstriche hinausgehen.
Dahin gehören die Palmen, die Ananas-Familie,
die Musen und Cannen. Von den Palmen sind ei-
nige Arten des Geschlechts Chamaerops die einzi-
gen, die ausserhalb den Tropenländern ohngefähr
bis zum 35ten Grade nördlicher Breite fortkommen.
Dagegen gedeihen die Dattelpalmen (Phoenix dac-
tylifera) schon in dem warmen Creta, in den übri-
gen Inseln des Archipelagus, und im nördlichen
Theile von Marocko nicht mehr. Selbst in Egyp-
ten reift die Dattel selten, wenn der Baum zu sehr
den kühlen Seewinden ausgesetzt ist (q). Von den
Ananaspflanzen wächst zwar die Agave Americana
auch im südlichen Europa, aber erst seit 1561, um
welche Zeit sie durch Cortusus dahin verpflanzt ist.
Ihr eigentliches Vaterland ist das wärmere Amerika.
Alle übrige Gewächse aus den angeführten Fami-
lien sind blos in den heissen Ländern von Afrika,
Asien, Amerika und der Südsee einheimisch, und
selbst hier gedeihen sie in höher liegenden Gegen-
den langsam oder gar nicht. So ist es z. B. auf Su-
matra mit der Cocospalme. Je weiter man auf je-
ner Insel, die mitten im heissen Erdstriche liegt,
von der Küste nach dem höher liegenden Innern
des
[47] des Landes kömmt, desto langsamer ist der Wachs-
thum dieses Baums, wegen der abnehmenden Wär-
me, und er muſs hier beynahe seine völlige Gröſse
erreichen, ehe er trägt, da in den Ebenen ein Kna-
be die ersten Früchte brechen kann (r).


Doch, statt uns durch eine weitläuftige Auf-
zählung des Wohnorts von jeder einzelnen Pflan-
zenart den Raum zu beengen, laſst uns einen kür-
zern Weg einschlagen! Für jedes Pflanzenge-
schlecht giebt es eine gewisse Gegend, gleichsam
einen Mittelpunkt, wo die meisten Arten des-
selben concentrirt sind. Laſst uns also die sämmt-
lichen Geschlechter der Pflanzen unter zwey Ab-
theilungen bringen; in die eine diejenigen setzen,
deren Mittelpunkte zwischen dem 35ten Grade
nördlicher und südlicher Breite liegen, in die an-
dere diejenigen, wovon alle, oder wenigstens die
meisten Arten ausserhalb diesen Gränzen, weiter
nach den Polen hin, wachsen; und diese beyden
Abtheilungen dann mit einander vergleichen!


Monocotyledonen der wärmern Zonen (s).

I. Classe.

  • 1. Aroideen. Arum. Calla. Dracontium. Po-
    thos.

2.
[48]
  • 3. Binsengräser. Fuirena. Schoenus. Gahnia.
    Scirpus. Cyperus. Kyllingia. Mapania. Chrysi-
    trix.
  • 4. Gräser. Bobartia. Aristida. Paspalum. Pani-
    cum. Milium. Perotis. Saccharum. Holcus. An-
    dropogon. Chloris. Spinifex. Ischaemum. Zeugi-
    tes. Tripsacum. Cenchrus. Rottboellia. Melica.
    Dactylis. Cynosurus. Briza. Pappophorum. Bam-
    busa. Oryza. Ehrharta. Zizania. Luciola Juss.
    Nardus. Apluda. Zea. Pharus. Olyra. Coix. Ma-
    nisuris. Pomereullia. Miegia. Pariana. Nastus
    Juss.

II. Classe.

  • 1. Palmen. Calamus. Phoenix. Areca. Elate.
    Cocos. Bactris. Elais. Caryota. Nipa. Corypha.
    Thrinax. Licuala. Latania. Borassus. Chamae-
    rops. Mauritia.
  • 2. Spargelartige Pflanzen. Dracaena. Fla-
    gellaria. Asparagus. Medeola. Smilax. Dioscorea.
    Raiania.
  • 3. Graslilien. Eriocaulon. Restio. Xyris. Mna-
    sium. Syena. Pollia. Callisia. Commelina. Tra-
    descantia. Sagittaria. Damasonium. Nectris. Me-
    lanthium. Wurmbea.

4.

(s)


[49]
  • 4. Lilien. Gloriosa. Eucomis. [Yucca].
  • 5. Ananas-Familie. Burmannia. Tillandsia.
    Pitcairnia. L. Willd. Xerophyta. L. W. Bromelia.
    Agave.
  • 6. Asphodelen. Aletris. Veltheimia. L. Willd.
    Sanseviera L. W. Aloe. Anthericum. Drimia L.
    W. Lachenalia. Phormium. Massonia. Cyanella.
    Albuca. Ornithogalum. Eriospermum L. W.
  • 7. Narcissen. Millea L. Willd. Curculigo L.
    W. Gethyllis. Crinum. Agapanthus. Cyrthanthus
    L. W. Tulbagia. Haemanthus. Amaryllis. Pan-
    cratium. Strumaria L. W. Hypoxis. Pontederia.
    Phrynium L. W. Polianthes. Alstroemeria. Tacca.
  • 8. Iris-Familie. Galaxia. Sisyrinchium. Fer-
    raria. Aristea. Moraea. Ixia. Marica. Gladiolus.
    Antholyza. Witsenia. Xiphidium. Wachendorfia.
    Dilatris. Lanaria.

III. Classe.

  • 1. Musen. Musa. Heliconia. Strelitzia. Urania.
  • 2. Canuen. Renealmia. Canna. Globba. Myros-
    ma. Amomum. Hellenia L. Willd. Hornstedtia
    L. W. Costus. Alpinia. Maranta. Thalia. Curcu-
    ma. Kaempferia. Hedychium L. W.
  • 3. Orchideen. Limodorum. Disa. Arethusa. Epi-
    dendrum.
  • 4. Hydrochariden. Nelumbium. Trapa. Pi-
    stia.

II. Bd. DMono-
[50]
Monocotyledonen der kältern Zonen.

I. Classe.

  • 1. Aroideen. Ambrosinia. Houttuynia. Oron-
    tium.
  • 2. Rohrkolben. Typha. Sparganium.
  • 3. Binsengräser. Carex. Eriophorum.
  • 4. Gräser. Alopecurus. Crypsis. Phleum. Pha-
    laris. Leersia. Agrostis. Stipa. Lagurus. Müh-
    lenbergia. Aegilops. Aira. Lolium. Elymus. Hor-
    deum. Triticum. Secale. Bromus. Festuca. Poa.
    Uniola. Avena. Arundo. Lygeum. Cornucopiae.

II. Classe.

  • 2. Spargelartige Pflanzen. Enargea. Phi-
    lesia. Trillium. Paris. Convallaria. Ruscus. Tam-
    nus.
  • 3. Graslilien. Aphyllanthes. Juncus. Butomus.
    Alisma. Scheuchzeria. Triglochin. Helonias. Ve-
    ratrum. Colchicum.
  • 4. Lilien. Tulipa. Erythronium. Uvularia. Fri-
    tillaria. Lilium.
  • 6. Asphodelen. Asphodelus. Hyacinthus. Scil-
    la. Allium.
  • 7. Narcissen. Bulbocodium. Hemerocallis. Leu-
    coium. Galanthus.
  • 8. Iris-Familie. Iris. Tapeinia Juss. Crocus.

III.
[51]
III. Classe.

  • 3. Orchideen. Cypripedium.
  • 4. Hydrochariden. Vallisneria. Stratiotes. Hy-
    drocharis. Nymphaea. Proserpinaca.

Von einigen, in diesen Verzeichnissen nicht
angeführten Geschlechtern, wohin Acorus, Antho-
xanthum, Lappago, Orchis, Satyrium, Ophrys
und Serapias gehören, ist fast eine gleiche Zahl der
bekannten Arten in den kältern und wärmern Erd-
strichen einheimisch, oder sie sind in allen Zonen
verbreitet, wie bey der Zostera der Fall ist, oder
ihr Vaterland ist unbekannt, wie bey der Anthri-
stia.


Unter den Monocotyledonen sind also von mehr
als 160 Geschlechtern die meisten oder alle Arten in
den wärmern Climaten, und kaum von 70 in den
kältern Himmelsstrichen einheimisch. Dabey sind
jene erstern Geschlechter meist sehr reich an Arten.
Von Lachenalia und Ornithogalum wachsen mehr
als 20, von Schoenus über 30, von Anthericum
über 40, von Gladiolus und Ixia über 45, von Scir-
pus und Cyperus über 50, und von Panicum an
70 Arten in den wärmern Climaten. Hingegen sind
die meisten der letztern Geschlechter arm an Ar-
ten. Blos Carex, Juncus, Agrostis, und Festuca
machen hiervon eine Ausnahme. Paris, Galan-
thus, Aphyllanthes, Butomus, und Scheuchzeria
haben nur eine einzige Art.


D 2Um
[52]

Um sehr vieles geringer wird aber noch die
Zahl der Monocotyledonen, welche die kalten und
gemäſsigten Zonen bewohnen, gegen diejenigen
ausfallen, deren Heimath die wärmern Himmels-
striche sind, wenn diese Länder in botanischer Hin-
sicht eben so bekannt, als jene, seyn werden.
Nach der Versicherung von Ruiz und Pavon(t)
wachsen blos in den Gegenden von Tarma, Hua-
nuco und Xauxa über 1000 Orchideen, und nach
Forster’s Beobachtungen (u) sind eben diese
Pflanzen, und unter ihnen vorzüglich eine groſse
Menge aus dem Geschlechte Epidendrum, auch in
allen unbebauten Wäldern der Inseln des stillen
Meers sehr häufig.


So wie die Mannichfaltigkeit der Pflanzen
überhaupt, so wächst auch die der Monocotyledo-
nen stufenweise von den Polen nach dem Aequator.
Im äussersten Norden bis zum 60ten Grade der
Breite, wo auf einen acht- bis zehnmonatlichen
Winter, in welchem das ganze Pflanzenreich unter
tiefem Schnee begraben liegt, ohne Frühling plötz-
lich ein kurzer, aber heisser Sommer folgt, worin
das Fahrenheitsche Thermometer zuweilen auf
80°
[53] 80° steigt (v), und das Wachsthum der Pflanzen
so äusserst schnell von statten geht, daſs die Fel-
der schon in vollem Grün stehen, wenn der Schnee
kaum geschmolzen ist (w), in diesem Erdstriche
finden sich nur erst wenige Geschlechter aus den
Familien der Rohrkolben, Cyperoideen, Gräser,
spargelartigen Pflanzen, Graslilien, Narcissen und
Hydrochariden. Die einzigen sind: Typha, Spar-
ganium, Eriophorum, Phleum, Aira, Lolium,
Elymus, Convallaria, Paris, Trillium, Juncus,
Butomus, Alisma, Scheuchzeria, Triglochin, Helo-
nias, Galanthus, Nymphaea.


Vom 60ten bis zum 35ten Grade der Breite,
wo es an Stellen, die nahe an die See gränzen,
gewöhnlich schon thauet, wenn die Sonnenhöhe
40° beträgt, und selten anfängt zu frieren, bis die
Mittagshöhe der Sonne unter 40° ist (x), zeigen
sich immer mehr Geschlechter aus den angeführten
Familien, besonders Phalaris, Milium, Stipa, La-
gurus, Hordeum, Triticum, Secale, Bromus, Fe-
stuca, Colchicum, Bulbocodium, Hemerocallis,
Narcissus, Leucoium. Zugleich breitet sich die Fa-
milie
D 3
[54] milie der Lilien in dem südlichen Europa, den
nördlichen Küstenländern von Afrika, der Levante,
der Tartarey, Japan und Virginien aus. Hier, wo
in verschiedenen Gegenden das Clima dem der
wärmern Zonen schon sehr nahe kömmt, ist die
wahre Heimath der Geschlechter Tulipa, Erythro-
nium, Uvularia, Fritillaria, Lilium, und alle die-
se Pflanzen blühen hier in den milden und nassen
Wintermonaten vom October an bis zum März (y).
Aus den Familien der Asphodelen, irisartigen Pflan-
zen, und Orchideen erscheinen ebenfalls mancher-
ley Arten. Hingegen verliehren sich viele Mono-
cotyledonen, die im äussersten Norden auf den
Ebenen wachsen, entweder ganz, wie bey den Ge-
schlechtern Galanthus, Triglochin und Scheuchze-
ria der Fall ist, oder ziehen sich auf die Gebirge,
wie Nardus stricta, Scirpus caespitosus, mehrere
Carex-Arten, Aria flexuosa, Anthericum ossifra-
gum, Lilium Martagon und Juncus squarrosus, die
im nördlichen und mittlern Europa auf den Ebe-
nen, im südlichen auf den Gipfeln der Berge ge-
funden werden (z).


Zwischen dem 35ten und 90ten Grade der
Breite scheint eine neue Kraft alles zu beleben.
Es
[55] Es friert hier selten, oder nie, ausser in hohen
Gegenden. Der Unterschied zwischen den heisse-
sten und kältesten Monaten ist unbeträchtlich, und
zwar desto mehr, je näher man dem 20ten Grade
der Breite kömmt (a). Der Druck der Luft ver-
ändert sich das ganze Jahr hindurch äusserst we-
nig. Alle meteorologische Veränderungen gehen
mit weit gröſserer Regelmäſsigkeit, als in den ge-
mäſsigten Climaten, von statten. Das Jahr hat
nur zwey Witterungen, die regnichte und die
trockne. Jene fängt sich mit heftigen Stürmen und
Gewittern an, und während derselben dauert der
Regen ununterbrochen fort. In der Mitte derselben
verliehren die Bäume ihr Laub, aber es brechen
auch schon neue Blätter hervor, ehe die alten sämmt-
lich abgefallen sind. In der trocknen Jahreszeit fällt
oft kein Tropfen Regen. Die Mitte dieser Zeit ist
der Sommer der heissen Zonen, aber ein Sommer,
der dieselbe Wirkung hervorbringt, wie die streng-
ste Witternacht im Norden. Auf dem verbrannten
und zerrissenen Boden liegt das ganze Gewächs-
reich dann öde, und nur ein häufiger Thau, der
des Morgens und Abends fällt, verhindert das gänz-
liche Absterben desselben (b). Dieser Erdstrich
ist es, wo die Asphodelen, ananasartigen Pflanzen,
Palmen, Musen, und Cannen, die meisten Nar-
cissen
D 4
[56] cissen und Iris-Geschlechter, kurz die gröſsten
und prachtvollsten Arten und die reichhaltigsten
Geschlechter der Monocotyledonen ihren Wohnort
haben.


Eben diese Gradation findet auch bey einzelnen
Geschlechtern statt. So wachsen


von dem Geschlechte Scirpus 5 Arten in Island,
7 in Schweden, 16 in Deutschland, 27 in Indien;


von Schoenus 4 Arten in Schweden, 5 in Deutsch-
land, 11 in Westindien, 17 am Cap;


von Cyperus 3 Arten im nördlichen Europa,
15 im südlichen Europa, der benachbarten Küste
des nördlichen Afrika und der Levante, 32 in In-
dien;


von Dracaena 1 Art in Canada und den benach-
barten Ländern des äussersten Nordens von Ame-
rika, 3 in der gemäſsigten Zone, 9 in Ostindien,
am Cap, auf Isle de France und Bourbon;


von Anthericum 1 Art in Island, 4 in Schwe-
den, 5 in Deutschland, 41 am Cap.


Bey einigen Geschlechtern aber findet entweder
eine ganz entgegengesetzte, oder auch gar keine
Stufenfolge statt. Beyspiele von einer entgegenge-
setzten Gradation geben die beyden Geschlechter
Juncus und Allium. Von jenem sind 28 Arten im
nördlichen Europa und nur 4 am Cap, von diesem
über 50 Arten in Europa, aber nur eine einzige am
Cap einheimisch.


Gar
[57]

Gar keine Stufenfolge findet bey denen Ge-
schlechtern statt, die nur auf einzelne Länder be-
schränkt sind. In Betreff dieser gilt das Gesetz:
daſs jedes Land desto weniger eigen-
thümliche Arten und Geschlechter ent-
hält, je näher es dem Nordpole liegt,
und desto mehr, je mehr es sich von
Norden aus dem 35ten Grade südlicher
Breite nähert
.


In der nördlichen Erde, vom Polarkreise an
bis zum 50ten und selbst bis zum 35ten Grade der
Breite, giebt es wenige Geschlechter, die blos auf
die alte oder neue Welt eingeschränkt sind, aber
viele Arten, die sich in Europa, im nördlichen
Asien und Amerika zugleich finden. Zu diesen
gehören:


Carex panicea, Cynosurus erucaeformis, Jun-
cus filiformis, Erythronium dens canis, Allium ur-
sinum und Orchis bifolia, die über alle jene drey
Welttheile verbreitet sind;


Scirpus triqueter, Poa compressa, Avena spi-
cata, Arundo arenaria und Juncus effusus, die in
Europa und zugleich in Nordamerika wachsen;


Melica altissima, Lilium Camschatcense und
Nymphaea odorata, die in Nordamerika und im
nördlichen Asien gefunden werden;


D 5Poa
[58]

Poa eragrostis, Avena pubescens, Arundo Do-
nax, Convallaria bifolia, Juncus campestris, Alis-
ma Plantago, Alisma natans, Alisma Damasonium,
Sagittaria latifolia, Helonias borealis, Lilium, Mar-
tagon, Anthericum serotinum, Iris biflora, Iris
Xiphium, Iris spuria, Iris Sibirica und Orchis la-
tifolia, die das nördliche Asien mit Europa gemein
hat.


Aehnliche, doch nicht mehr so häufige Bey-
spiele von Gleichheit der Geschlechter und selbst
der Arten finden sich noch bis zum Aequator.
Hierher gehören:


Dracontium polyphyllum, das sich im heissen
Asien, auf den Societätsinseln, und in Surinam
findet;


Fuirena umbellata, die in Indien und in Suri-
nam zu Hause ist;


Cyperus minimus, der sich in Afrika und in
Jamaika findet;


Cyperus articulatus, der in Aegypten, Indien
und Jamaika wächst;


Cyperus polystachyos, aristatus, ligularis, und
glomeratus, die in Afrika und Indien wachsen;


Scirpus echinatus, Cyperus monastachyos,
Kyllingia monocephala, Kyllingia triceps, Carex
lithosperma, Olyra latifolia, die in beyden Indien
entdeckt sind;


Cyno-
[59]

Cynosurus aegyptius und Pistia Stratiotes, die
in Afrika, Asien und Amerika einheimisch sind;


Nelumbium speciosum, das in Persien, In-
dien und China gefunden wird, und von dem in
Carolina wachsenden Nelumbium luteum wenig
verschieden ist.


Aber schon in den wärmern Gegenden der
nördlichen Erdhälfte giebt es manche Arten und
ganze Geschlechter, die nur auf einzelne Länder
beschränkt sind, z. B. die Zizania aquatica, eine
Getreideart, die blos in Nordamerika vom 50ten
Grade N. Br. an bis Florida ohne Anbau fortkömmt,
und das Türkische Korn (Zea Mays), das ur-
sprünglich in eben diesem Welttheile vom 40ten
Grade der Breite an bis zur Linie wächst (c). Noch
gröſser wird die Zahl solcher Arten und Geschlech-
ter in der südlichen Erdhälfte, und desto gröſser,
je näher man dem 35° S. Br. kömmt. So wachsen


Curculigo, Curcuma, Kaempferia, Hornsted-
tia, Hellenia, Hedychium, Phrynium und die
meisten Arten des Amomum nur im heissen Asien;


[Yucca], Tillandsia, Bromelia, Pitcairnia, Aga-
ve, Millea, Alstroemeria, Xiphidium, Heliconia,
Renealmia. Myrosma, blos im wärmern und heis-
sen Amerika;


Ehr-
[60]

Ehrharta, Wurmbea, Veltheimia, Eucomis,
Drimia, Massonia, Cyanella, Albuca, Eriosper-
mum, Gethyllis, Agapanthus, Cyrthanthus, Tul-
bagia, Lanaria, Strumaria, Dilatris, Wachendor-
fia, Witsenia, Antholyza, Strelitzia blos am Cap;


Xerophyta und Urania blos in Madagascar;


der Seecocosbaum, eine Art des Borassus,
blos in der kleinen Palmeninsel, einer der Sechel-
len (d);


der Neuseeländische Flachs (Phormium tenax)
blos in Neuseeland und der benachbarten Norfolk-
insel.


Jenseits des 35ten Grades südlicher Breite fin-
den sich wieder Monocotyledonen, welche de-
nen der gemäſsigten und kalten Zone des Nor-
dens ähnlich, oder selbst gleich sind. So giebt
es von dem Geschlechte Aira, wovon alle übrige
bekannte Arten blos in Europa, der Levante, dem
nördlichen Afrika und China wachsen, eine Art
(A. antarctica) in Neuseeland, von Poa ebenfalls
eine Art (P. anceps) in eben dieser Insel, von Juncus
zwey Arten (J. grandiflorus und Magellanicus) im
Magellans- und Feuerlande. Die Typha latifolia
wächst in Europa, in Siberien, und zugleich in
Neuseeland (e).


Nach
[61]

Nach diesen Thatsachen zu urtheilen, fände
also in kalten, obgleich weit von einander entfern-
ten Ländern, eine gröſsere Aehnlichkeit der Mono-
cotyledonen, als in warmen Erdstrichen statt. In
der That bestätigt sich dieser Schluſs auch bey den
Alpenpflanzen. Auf den Bergen der Tropenländer
von Asien und Amerika wachsen ähnliche, oder
gar die nehmlichen Monocotyledonen, die in käl-
tern Ländern auf den Ebenen angetroffen werden.


Doch sind auch nicht alle Monocotyledonen,
die der Breite nach groſse Erdstriche einnehmen,
darum Alpenpflanzen. Die meisten, die in Län-
dern von verschiedener Temperatur wachsen, und
nach der Mittagslinie hin sich nicht auf die Gebir-
ge ziehen, sind aber Wasser- oder Sumpfpflanzen.
Zu diesen gehören diejenigen unter den oben er-
wähnten Pflanzen, welche nicht nur der Länge,
sondern auch der Breite nach weit verbreitet sind,
und ausserdem noch folgende:


Coix lacryma, in Süd-Europa, Aegypten und
Ostindien;


Panicum sanguinale im mittlern und südlichen
Europa, in Arabien, West- und Ostindien;


Acorus Calamus, in Europa, Japan (f), Flori-
da (g) und Indien;


Alisma
[62]

Alisma cordifolia, sowohl im nördlichen, als
südlichen Amerika;


Vallisnieria spiralis, vorzüglich im südlichen
Europa, nach Linné auch in Finmark und Hol-
land, nach Murray in Ostindien;


Trapa natans, erstreckt sich vom südlichen
Europa über Asien bis Malabar.


Auf eine ganz andere Art, als die Monocotyle-
donen, sind die Dicotyledonen auf der Erde ver-
theilt. Die Anzahl der letztern mehrt sich von den
Polen bis zum Aequator bey weitem nicht in dem
Verhältnisse, als die der erstern. Dies zeigt sich
schon bey einer Vergleichung der Pflanzen von
Spitzbergen, Kamschatka, Island, Lappland und
Schweden. Es giebt in







Das
[63]

Das Verhältniſs der Zahl der Monocotyledonen
zu der der Dicotyledonen ist also in


Auf der Osterinsel, die im 27° S. Br. folglich
dem Wendekreise so nahe liegt, daſs sie füglich
zu den Tropenländern gerechnet werden kann,
und deren unfruchtbarer, überall mit Steinen über-
säeter Boden nicht mehr als 20 Pflanzen hervor-
bringt, wachsen 9 Monocotyledonen (n), und hier
verhält sich also die Zahl dieser Gewächse zu der
der Dicotyledonen beynahe wie 1 zu 1.


Fast giebt es auch eben so viele Dicotyledonen
in denen Ländern, die zwischen den Polen und
dem 35ten Grade nördlicher und südlicher Breite
enthalten sind, als in denen, die zwischen diesen
Breiten im heissen Erdstriche liegen, wie die bey-
den folgenden Verzeichnisse beweisen werden:


Dicotyledonen der kältern Zonen.

IV. Classe.

  • 1. Aristolochien. Cytinus. Asarum.

V.
[64]
V. Classe.

  • 1. Oleaster-Familie. Quinchamala L. Willd.
    Osyris. Hippophae. Elaeagnus. Nyssa.
  • 2. Thymeläen. Dirca. Daphne. Stellera.
  • 5. Polygoneen. Polygonum. Rumex. Rheum.
    Calligonum. Königia.
  • 6. Ballblüthen. Polycnemum. Camphorosma.
    Anabasis. Salsola. Spinacia. Acnida. Beta. Che-
    nopodium. Atriplex. Axyris. Blitum. Ceratocar-
    pus. Salicornia. Coryspermum.

VI. Classe.

  • 1. Amaranthen. Herniaria. Iresine.
  • 2. Wegerich-Familie. Plantago. Littorella.
  • 3. Wunderblumen. Abronia Juss.
  • 4. Grasblumen. Statice.

VII. Classe.

  • 1. Zapfenbäume. Ephedra. Taxus. Juniperus.
    Cupressus. Thuya. Araucaria Juss. Pinus.
  • 2. Kätzchenbäume. Fothergilla. Ulmus. Salix.
    Populus. Betula. Carpinus. Fagus. Quercus. Co-
    rylus. Liquidambar. Platanus.
  • 3. Nesselartige Pflanzen. Hedycaria. Morus.
    Urtica. Parietaria. Humulus. Cannabis. Misan-
    dra Juss.
  • 4. Kürbispflanzen. Cucurbita. Elaterium. Me-
    lothria.

5.
[65]
  • 5. Euphorbien. Mercurialis. Euphorbia. An-
    drachne. Agyneia. Buxus. Dryandra.

VIII. Classe.

  • 1. Salatpflanzen. Lapsana. Prenanthes. Chon-
    drilla. Lactuca. Sonchus. Hieracium. Crepis.
    Hyoseris. Leontodon. Picris. Scorzonera. Trago-
    pogon. Geropogon. Hypochaeris. Seriola. An-
    dryala. Catananche. Cichorium. Scolymus.
  • 2. Schirmpflanzen. Kuhnia. Eupatorium. Fi-
    lago. Shawia. Erigeron. Aster. Solidago. Inula.
    Tussilago. Senecio. Cineraria. Bellium. Doroni-
    cum. Madia Juss. Chrysantemum. Matricaria.
    Bellis. Carpesium. Tanacetum. Artemisia. Micro-
    pus. Santolina. Anacyclus. Anthemis. Achillea.
    Buphtalmum. Sigesbeckia. Polymnia. Baltimora.
    Bidens. Coreopsis. Silphium. Chrysogonum. He-
    lianthus. Helenium. Rudbeckia. Ambrosia. Xan-
    thium.
  • 3. Distelpflanzen. Atractylis. Cnicus. Cartha-
    mus. Carlina. Arctium. Cynara. Onopordon.
    Carduus. Centaurea. Zoegea. Serratula. Nassau-
    via Juss. Gundelia. Echinops.
  • 4. Scabiosen. Morina. Dipsacus. Scabiosa.
    Knautia. Opercularia. Valeriana.

IX. Classe.

  • 1. Lysimachien. Centunculus. Anagallis. Ly-
    simachia. Coris. Aretia. Androsace. Primula.
    II. Bd. ECor-
    [66] Cortusa. Soldanella. Dodecatheon. Cyclamen. Glo-
    bularia. Tozzia. Samolus. Pinguicula.
  • 2. Euphrasien. Veronica. Sibthorpia. Euphra-
    sia. Bartsia. Pedicularis. Rhinanthus. Melampy-
    rum. Obolaria. Orobanche. Lathraea.
  • 4. Jasmineen. Syringa. Maytenus Juss. Pime-
    lea L. W. Phyllirea. Ligustrum. Fraxinus.
  • 6. Lippenpflanzen. Lycopus. Amethystea. Cu-
    nila. Ziziphora. Monarda. Rosmarinus. Salvia.
    Collinsonia. Aiuga. Teucrium. Satureia. Hysso-
    pus. Nepeta. Lavandula. Sideritis. Mentha. Gle-
    choma. Lamium. Galeopsis. Betonica. Stachys.
    Ballota. Marrubium. Leonurus. Phlomis. Moluc-
    cella. Clinopodium. Origanum. Thymus. Thym-
    bra. Melissa. Dracocephalum. Melittis. Tricho-
    stema. Prunella. Scutellaria. Prasium.
  • 7. Scrophularien. Scrophularia. Cymbaria. An-
    tirrhinum. Anarrhinum. Digitalis. Paederota.
    Wulfenia. Baea L. Willd. Mimulus. Polypre-
    mum. Schwalbea.
  • 8. Solaneen. Celsia. Verbascum. Hyosciamus.
    Atropa.
  • 9. Borragineen. Hydrophyllum. Ellisia. Di-
    chondra. Messerschmidia. Cerinthe. Lithosper-
    mum. Pulmonaria. Onosma. Symphytum. Ly-
    copsis. Myosotis. Anchusa. Borrago. Asperugo.
    Cynoglossum.
  • 10. Windenartige Gewächse. Retzia. Cuscu-
    ta. Diapensia.

11.
[67]
  • 11. Polemonien. Phlox. Polemonium.
  • 12. Bignonien. Chelone.
  • 13. Gentianen. Gentiana. Swertia. Chlora.
  • 14. Apocineen. Gelseminum Juss.

X. Classe.

  • 1. Guajakanen. Diospyros.
  • 2. Alpenrosen. Kalmia. Rhododendrum. Rho-
    dora. Azalea. Ledum. Itea.
  • 3. Heiden. Andromeda. Arbutus. Clethra. Pyro-
    la. Epigaea. Epacris. Gaultheria. Vaccinium.
    Hudsonia. Empetrum.
  • 4. Glockenblumen. Michauxia. Campanula.
    Phyteuma. Jasione.

XI. Classe.

  • 1. Labkräuter. Sherardia. Asperula. Galium.
    Crucianella. Rubia. Valantia. Houstonia. Mit-
    chella. Cephalanthus. Coprosma.
  • 2. Geiſsblattartige Pflanzen. Linnaea.
    Triosteum. Lonicera. Viscum. Viburnum. Hor-
    tensia Juss. Sambucus. Cornus. Hedera.

XII. Classe.

  • 1. Aralien. Panax.
  • 2. Doldenpflanzen. Aegopodium. Pimpinella.
    Carum. Apium. Anethum. Smyrnium. Pastina-
    ca. Thapsia. Seseli. Imperatoria. Chaerophyl-
    lum. Scandix. Coriandrum. Aethusa. Cicuta.
    Phellandrium. Oenanthe. Sison. Sium. Angelica.
    E 2Li-
    [68] Ligusticum. Laserpitium. Heracleum. Ferula.
    Peucedanum. Cachrys. Crithmum. Athamantha.
    Selinum. Bunium. Ammi. Daucus. Caucalis.
    Tordylium. Bupleurum. Astrantia. Sanicula. Echi-
    nophora. Eryngium. Azorella L. Willd. La-
    goecia.

XIII. Classe.

  • 1. Ranunkeln. Clematis. Thalictrum. Hydrastis.
    Anemone. Hamadryas Juss. Adonis. Ranunculus.
    Myosurus. Trollius. Helleborus. Isopyrum. Ni-
    gella. Garidella. Aquilegia. Delphinium. Aconi-
    tum. Caltha. Paeonia. Zantorhiza. Cimifuga.
    Actaea. Podophyllum.
  • 2. Mohnartige Pflanzen. Sanguinaria. Arge-
    mone. Papaver. Chelidonium. Hypecoum. Fuma-
    ria.
  • 3. Schootengewächse. Raphanus. Cordylocar-
    pus L. Willd. Sinapis. Brassica. Turritis. Ara-
    bis. Hesperis. Cheiranthus. Erysimum. Sisym-
    brium. Cardamine. Dentaria. Lunaria. Biscutel-
    la. Peltaria. Clypeola. Alyssum. Subularia. Dra-
    ba. Cochlearia. Iberis. Thlaspi. Lepidium. Vel-
    la. Myagrum. Bunias. Pugionium L. W. Cakile.
    Crambe. Isatis.
  • 4. Kapperpflanzen. Reseda. Parnassia.
  • 6. Ahorne. Aesculus. Acer.
  • 8. Johanniskräuter. Ascyrum. Hypericum.
  • 10. Orangenartige Pflanzen. Thea.

12.
[69]
  • 12. Weinstöcke. Vitis.
  • 13. Geranien. Geranium.
  • 14. Malven. Malope. Malva. Althaea. Lavatera.
    Napaea. Plagianthus.
  • 15. Magnolien. Wintera.
  • 18. Berberitzen. Berberis. Leontice. Epime-
    dium. Corynocarpus. Hamamelis. Othera.
  • 19. Linden. Stuartia. Tilia.
  • 20. Cisten. Cistus. Viola.
  • 21. Rautenartige Gewächse. Ruta. Peganum.
    Dictamnus.
  • 22. Nelkenartige Pflanzen. Ortegia. Poly-
    carpon. Donatia. Minuartia. Queria. Buffonia.
    Sagina. Alsine. Möhringia. Elatine. Spergula.
    Cerastium. Cherleria. Arenaria. Stellaria. Gypso-
    phila. Saponaria. Dianthus. Silene. Cucubalus.
    Lychnis. Agrostemma. Velezia. Drypis. Sabothra.
    Frankenia. Linum. Lechea.

XIV. Classe.

  • 1. Saftpflanzen. Rhodiola. Sedum. Sempervi-
    vum. Penthorum.
  • 2. Steinbrechartige Pflanzen. Heuchera.
    Saxifraga. Tiarella. Mitella. Adoxa. Chrysosple-
    nium. Hydrangea.
  • 3. Cacten. Ribes.
  • 4. Portulakartige Pflanzen. Montia. Ta-
    marix. Telephium. Scleranthus. Claytonia.

E 35.
[70]
  • 5. Ficoideen. Reaumuria. Nitraria.
  • 6. Nachtkerzen. Circaea. Epilobium. Oenothera.
    Gaura. Fuchsia.
  • 7. Myrten. Philadelphus.
  • 9. Salikarien. Lythrum. Isnardia. Glaux. Pe-
    plis.
  • 10. Rosen. Pyrus. Mespilus. Crataegus. Sorbus.
    Rosa. Poterium. Sanguisorba. Ancistrum. Agri-
    monia. Alchemilla. Sibbaldia. Tormentilla, Poten-
    tilla. Fragaria. Comarum. Geum. Dryas. Rubus.
    Spiraea. Prunus. Amygdalus.
  • 11. Hülsenpflanzen. Ceratonia. Cercis. Ana-
    gyris. Ulex. Genista. Spartium. Cytisus. Lupinus.
    Ononis. Anthyllis. Trifolium. Medicago. Trigo-
    nella. Lotus. Dorycnium L. Willd. Amorpha.
    Robinia. Astragalus. Biserrula. Phaca. Glyzirrhiza.
    Lathyrus. Pisum. Orobus. Vicia. Ervum. Cicer.
    Scorpiurus. Ornithopus. Hippocrepis. Coronilla.
  • 12. Terpentinpflanzen. Cneorum. Ptelea.
    Juglans.
  • 13. Kreutzdornartige Gewächse. Staphy-
    lea. Evonymus. Rhamnus. Hovenia. Carpode-
    tus. Bumalda. Aucuba.

Dicotyledonen der wärmern Zonen.

IV. Classe.

  • 1. Aristolochien. Aristolochia.

V.
[71]
V. Classe.

  • 1. Oleaster-Familie. Thesium. Fusanus. Co-
    nocarpus. Bucida. Terminalia. Chuncoa Pavon.
    Pamea Aubl. Tanibuca Aubl.
  • 2. Thymeläen. Lagetta Juss. Cansiera Juss.
    Struthiola. Lachnea. Dais. Gnidia. Quisqualis.
  • 3. Proteen. Protea. Banksia. Rupala. Brabeium.
    Embothrium.
  • 4. Lorbeern. Laurus. Myristica. Virola Aubl.
    Hernandia.
  • 5. Polygoneen. Coccoloba. Atraphaxis. Tripla-
    ris.
  • 6. Ballblüthen. Phytolacca. Rivinia. Salvado-
    ra. Bosea. Petiveria. Galenia. Basella. Crucita.

VI. Classe.

  • 1. Amaranthen. Amaranthus. Celosia. Achyran-
    thes. Gomphrena. Illecebrum.
  • 3. Wunderblumen. Oxybaphus L. Willd. Mi-
    rabilis. Boerhaavia. Pisonia. Bouginvillaea.
  • 4. Grasblumen. Plumbago.

VII. Classe.

  • 1. Zapfenbäume. Casuarina (o).
  • 2. Kätzchenbäume. Celtis. Myrica.
  • 3. Nesselartige Pflanzen. Ficus. Mithrida-
    tea L. Willd. Dorstenia. Perebea Aubl. Cecro-
    pia.
    E 4
    [72] pia. Artocarpus. Boehmeria. Forskolea. Theligo-
    nium. Gunnera. Piper. Lacistema. Gnetum. Thoa
    Aubl.
  • 4. Kürbispflanzen. Gronovia. Sicyos. Bryo-
    nia. Anguria. Momordica. Cucumis. Trichosan-
    thes. Ceratosanthes. Fevillea. Zanonia. Passiflora.
    Carica.
  • 5. Euphorbien. Argythamnia. Cicca. Phyllan-
    thus. Xylophylla. Kirganella Juss. Kigellaria. Clu-
    tia. Adelia. Mabea. Ricinus. Jatropha. Croton.
    Aleurites. Acalypha. Caturus. Exoecaria. Tragia.
    Stillingia. Sapium. Hippomane. Aegopricon. Se-
    chium. Hura. Omphalea. Plukenetia. Dalecham-
    pia.

VIII. Classe.

  • 2. Schirmpflanzen. Cacalia. Ageratum. Ele-
    phantopus. Chunquiraga Juss. Mutisia. Barnadesia.
    Xeranthemum. Gnaphalium. Leysera. Seriphium.
    Stoebe. Conyza. Baccharis. Chrysocoma. Perdi-
    cium. Othonna. Tagetes. Pectis. Arnica. Gorteria.
    Osteospermum. Calendula. Cotula. Adenostemma.
    Struchium Juss. Grangea Juss. Ethulia. Hippia.
    Tarchonanthus. Calea. Athanasia. Eriocephalus.
    Osmites. Encelia Juss. Sclerocarpus. Unxia. Mil-
    leria. Eclipta. Spilanthus. Verbesina. Zinnia. Bal-
    lieria Aubl. Melampodium. Wedelia. Oedera.
    Agriphyllum Juss. Arctotis. Tridax. Amellus. Par-
    disium Juss. Ceruana Juss. Iva. Clibadium. Par-
    thenium.

3.
[73]
  • 3. Distelpflanzen. Pacourina Aubl. Pteronia.
    Staehelina. Jungia. Corymbium. Sphaeranthus.
  • 4. Scabiosen. Allionia.

IX. Classe.

  • 1. Lysimachien. Hottonia. Sheffieldia. Conobea.
    Utricularia.
  • 2. Euphrasien. Polygala. Disandra. Piripea.
    Erinus. Manulea. Castilleia. Buchnera. Hyoban-
    che.
  • 3. Acanthen. Acanthus. Thunbergia. Barleria.
    Ruellia. Justicia.
  • 4. Jasmineen. Nyctanthes. Chionanthus. Olea.
    Jasminum.
  • 5. Müllenartige Pflanzen. Clerodendrum.
    Volkameria. Aegiphila. Vitex. Callicarpa. Mana-
    bea Aubl. Premna. Petitia. Cornutia. Gmelina.
    Tectona. Avicennia. Petraea. Citharexylum. Du-
    ranta. Lippia. Lantana. Spielmannia. Taligalea
    Aubl. Verbena. Mattuschkea. Eranthemum. Se-
    lago. Hebenstreitia.
  • 6. Lippenpflanzen. Bystropogon L. Willd.
    Plectranthus. Ocimum. Hyptis. Perilla.
  • 7. Scrophularien. Budleia. Scoparia. Russelia.
    Capraria. Stemodia. Halleria. Galvezia Juss.
    Achimenes. Matourea Aubl. Gerardia. Hemime-
    ris. Calceolaria. Columnea. Besleria. Cyrtandra.
    Gra-
    E 5
    [74] Gratiola. Torenia. Vandellia. Lindernia. Montira
    Aubl. Schwenkia. Browallia.
  • 8. Solaneen. Nicotiana. Datura. Triguera. Ja-
    borosa. Physalis. Witheringia. Aquartia. Sola-
    num. Capsicum. Lycium. Cestrum. Bontia.
    Brunsfelsia. Crescentia.
  • 9. Borragineen. Cordia. Ehretia. Menais. Var-
    ronia. Tournefortia. Coldenia. Heliotropium.
    Echium. Nolana. Siphonanthus. Falkia.
  • 10. Windenartige Gewächse. Maripa Aubl.
    Monroucoa Aubl. Retzia. Thouinia. Convolvu-
    lus. Ipomoea. Evolvulus. Nama. Hydrolea. Cres-
    sa. Reichelia. Loeselia.
  • 11. Polemonien. Cantua. Hoitzia.
  • 12. Bignonien. Sesamum. Incarvillea. Bigno-
    nia. Tourretia. Martynia. Gloxinia. Pedalium.
  • 13. Gentianen. Lita. Exacum. Lisianthus. Myr-
    mecia. Chironia. Ophiorrhiza. Nicandra.
  • 14. Apocineen. Vinca. Hostea. Ochrosia Juss.
    Tabernaemontana. Cameraria. Plumeria. Nerium.
    Echites. Ceropegia. Pergularia. Stapelia. Periplo-
    ca. Apocynum. Cynanchum. Asclepias. Willugh-
    beia. Allamanda. Melodinus. Gynopogon. Rau-
    wolfia. Ophioxylon. Cerbera. Carissa. Strychnos.
    Lasiostoma. Theophrasta. Anasser. Fagraea.
  • 15. Sapoten. Jacquinia. Mangilla Juss. Sidero-
    xylum. Siderodendrum. Bassia. Mimusops. Chry-
    so-
    [75] sophyllum. Achras. Myrsine. Inocarpus. Olax.
    Leea. Nephelium (p).

X. Classe.

  • 1. Guajakanen. Royena. Labatia. Styrax. Hale-
    sia. Alstonia. Symplocos. Ciponima Aubl. Para-
    lea Aubl. Hopea.
  • 2. Alpenrosen. Befaria.
  • 3. Heiden. Cyrilla. Blaeria. Erica. Styphelia.
    Brossaea. Argophyllum. Baeobothrys.
  • 4. Glockenblumen. Ceratostema Juss. Forge-
    sia Juss. Canarina. Trachelium. Roella. Gesneria.
    Scaevola. Lobelia.

XI. Classe.

  • 1. Labkräuter. Anthospermum. Knoxia. Sper-
    macoce. Diodia. Galopina. Richardia. Phyllis.
    Hedyotis. Oldenlandia. Carphalea L. Willd. Coc-
    cocypsilum. Wallenia. Gomozia Juss. Manettia.
    Bellardia. Petesia. Catesbaea L. W. Scolosanthus
    L. W. Bellonia. Virecta. Macrocnemum. Bertiera.
    Dentella. Mussaenda. Cinchona. Ucriana. Solena.
    Rondeletia. Gardenia. Portlandia. Hillia. Duroia.
    Chomella. Pavetta. Ixora. Coussarea Aubl. Cu-
    ninghamia. Aegiphila. Chimarrhis. Chiococca.
    Psychotria. Coffea. Paederia. Langeria. Erithalis.
    Psa-
    [76] Psathura Juss. Myonima L. W. Pyrostria L. W.
    Vangueria L. W. Matthiola. Guettarda. Isertia.
    Hamelia. Schwenkfeldia. Canephora L. W. Ce-
    phaelis. Morinda. Nanclea. Serissa. Pagamea Aubl.
    Paramea Aubl. Hydrophylax.
  • 2. Geiſsblattartige Pflanzen. Ovieda. Lo-
    ranthus, Rhizophora. Hortensia Juss.

XII. Classe.

  • 1. Aralien. Gastonia Juss. Aralia. Cussonia.
  • 2. Doldenpflanzen. Cuminum. Bubon. Co-
    nium. Hasselquistia. Artedia. Hermas. Arctopus.
    Exoacantha L. Willd. Hydrocotyle.

XIII. Classe.

  • 1. Ranunkeln. Atragene.
  • 2. Mohnartige Pflanzen. Bocconia.
  • 3. Schootengewächse. Heliophila. Ricotia.
    Anastatica.
  • 4. Kapperpflanzen. Cleome. Stroemia L.
    Willd. Stephania L. W. Capparis. Crataeva. Mo-
    risonia. Dario. Marcgravia. Ascium. Drosera. Al-
    drovanda.
  • 5. Sapinden. Cardiospermum. Paullinia. Sa-
    pindus. Koelreuteria L. W. Talisia Aubl. Schmie-
    delia. Ornitrophe. Dimocarpus L. W. Melicocca.
    Ponaea. Molinaea L. W. Cossignea L. W. Ephie-
    lis. Enourea Aubl. Cupania. Caryocar.
  • 6. Ahorne. Hippocratea. Thryallis.

7.
[77]
  • 7. Malpighien. Banisteria. Hiraea. Triopteris.
    Malpighia. Erythroxylon. Trigonia. Gaertnera.
  • 9. Guttäpflanzen. Clusia. Garcinia. Tovomi-
    ta Aubl. Quapoya Aubl. Grias. Mammea. Ster-
    beckia. Mesua. Rheedia. Calophyllum. Elaeocar-
    pus. Vatica. Alophyllus.
  • 10. Orangenartige Pflanzen. Ximenia. Hei-
    steria. Fissilia. Murraya. Bergera. Cookia. Citrus.
    Limonia. Ternstroemia. Camellia.
  • 11. Melien. Canella. Symphonia. Aitonia. Stri-
    gilia. Gilibertia. Turraea. Ozophyllum. Sandori-
    cum. Trichilia. Guarea. Ekebergia. Melia. Swie-
    tenia. Cedrela.
  • 12. Weinstöcke. Cissus.
  • 13. Geranien. Pelargonium L. W. Monsonia.
    Tropaeolum. Impatiens. Oxalis.
  • 14. Malven. Palava. Malachra. Pavonia. Urena.
    Sida. Lagunaea. Hibiscus. Achania. Gossypium.
    Serraea L. W. Cienfuegia L. W. Myrodia. Melo-
    chia. Ruizia. Gordonia. Hugonia. Bombax. Adan-
    sonia. Pentapetes. Pterospermum. Theobroma.
    Bubroma. Abroma. Dombeya L. W. Assonia L.
    W. Buttneria. Ayenia. Kleinhofia. Helicteres.
    Sterculia. Carolinea.
  • 15. Magnolien. Illicium. Michelia. Magnolia. Li-
    riodendron. Mayna Aubl. Dillenia. Curatella.
    Ochna. Gomphia. Quassia.
  • 16. Anonen. Anona. Unona. Uvaria. Xylopia.

17.
[78]
  • 17. Mondsaamen-Gewächse. Cissampelos.
    Menispermum.
  • 18. Berberitzen. Rinorea Aubl. Conoria Juss.
    Riana Aubl.
  • 19. Linden. Waltheria. Hermannia. Mahernia.
    Antichorus. Corchorus. Heliocarpus. Triumfet-
    ta. Sparmannia. Sloanea. Aubletia. Muntingia.
    Flacurtia Juss. Grewia. Microcos. Bixa. Laetia.
    Banara.
  • 20. Cisten. Salmasia.
  • 21. Rautenartige Pflanzen. Tribulus. Fago-
    nia. Zygophyllum. Guaiacum. Melianthus. Dios-
    ma. Aruba Aubl.
  • 22. Nelkenartige Pflanzen. Loefflingia. Ho-
    losteum. Mollugo. Pharnaceum. Bergia. Rotala.

XIV. Classe.

  • 1. Saftpflanzen. Tillaea. Crassula. Cotyledon.
    Septas.
  • 2. Steinbrechartige Pflanzen. Weinmannia.
    Cunonia.
  • 3. Cacten. Cactus.
  • 4. Portulakartige Pflanzen. Portulaca. Ta-
    linum. Turnera. Bacopa Aubl. Trianthema. Li-
    meum. Giesekia.
  • 5. Ficoideen. Sesuvium. Aizoon. Glinus. Me-
    sembryanthemum. Tetragonia.

6.
[79]
  • 5. Nachtkerzen. Visnea. Vahlia. Haloragis.
    Montinia. Serpicula. Ludwigia. Jussieua. Schous-
    boea L. W. Combretum. Guiera Juss. Petaloma.
    Ophira. Baeckaea. Memecylon. Jambolifera. Escal-
    lonia. Santalum. Mentzelia. Loasa.
  • 7. Myrten. Alangium. Dodecas. Melaleuca. Le-
    ptospermum. Fabricia L. W. Metrosideros L. W.
    Guapurium Juss. Psidium. Calyptranthes. Myr-
    tus. Eugenia. Decumaria. Punica. Sonneratia.
    Foetidia. Catinga Aubl. Eucalyptus L. W. Bar-
    ringtonia. Gustavia. Lecythis.
  • 8. Melastomen. Blakea. Melastoma. Tristem-
    ma. Topobea Aubl. Osbeckia. Rhexia. Meriania
    L. W.
  • 9. Salikarien. Lagerstroemia. Munchhausia. Gi-
    noria. Grislea. Lausonia. Crenaea. Cuphea. Am-
    mania.
  • 10. Rosen. Acaena. Neurada. Cliffortia. Suriana.
    Tetracera. Prockia. Hirtella. Licania Aubl.
    Grangeria. Chrysobalanus. Moquilea Aubl. Acia.
    Pterocarya. Plinia. Calycanthus. Ludia L. W.
    Blackwellia L. W. Homalium. Napimoga Aubl.
  • 11. Hülsenpflanzen. Mimosa. Gleditschia.
    Guilandina. Hyperanthera. Outea Aubl. Tama-
    rindus. Parkinsonia. Schotia. Cassia. Prosopis.
    Cadia. Haematoxylum. Panzera. Cubaea. Ade-
    nanthera. Caesalpinia. Dimorpha. Cynometra. Hy-
    menaea. Bauhinia. Swartzia. Sophora. Podaly-
    ria L. W. Pultenaea L. W. Müllera. Coublandia
    Aubl.
    [80]Aubl. Aspalathus. Sarcophyllus L. W. Borbonia.
    Achyronia L. W. Oedmannia L. W. Liparia. Le-
    beckia L. W. Crotalaria. Rafnia L. W. Arachis.
    Dalea L. W. Psoralea. Dolichos. Teramnus. Bos-
    siaea. Phaseolus. Erythrina. Butea. Rudolphia
    L. W. Wiborgia L. W. Clitoria. Glycine. Cyli-
    sta L. W. Abrus. Piscidia. Platylobium L. W.
    Colutea. Galepa. Indigofera. Stylosanthes. Hedy-
    sarum. Smithia. Aeschynomene. Diphisa. Dal-
    bergia. Amerimnon. Galedupa Juss. Andira Juss.
    Geoffrea. Deguelia Aubl. Nissolia. Dipterix.
    Acouroa Aubl. Pterocarpus. Crudia. Detarium
    Juss. Copaifera. Myroxylon. Securidaca. Brow-
    nea. Aruna.
  • 12. Terpentinpflanzen. Anacardium. Seme-
    carpus. Mangifera. Connarus. Rhus. Robergia.
    Rumphia. Comocladia. Canarium. Amyris. Scopo-
    lia. Schinus. Spathelia. Pistacia. Bursera. Tolui-
    fera. Joncquetia. Poupartia Juss. Spondias. Zwin-
    gera. Aylanthus Desf. Brucea L’Herit. Cnestis.
    Fagara. Zanthoxylum. Blackburnia. Dodonaea.
    Averrhoa.
  • 13. Kreutzdornartige Pflanzen. Philocar-
    pus L. W. Policardia Juss. Celastrus. Myginda.
    Glossopetalum. Rubentia Juss. Elaeodendrum.
    Cassine. Schrebera. Ilex. Prinos. Samara. Mayepea
    Aubl. Ziziphus. Colletia. Ceanothus. Phylica.
    Brunia. Staavia L. W. Gouania. Plectronia. Glos-
    soma.

Wir
[81]

Wir haben auch aus diesen Verzeichnissen,
wie aus denen der Monocotyledonen, einige Ge-
schlechter ausgelassen, wovon entweder fast gleich
viele Arten in den kältern und wärmern Climaten
einheimisch sind, wie Limosella, Menyanthes,
Phryma, Dodartia, Spigelia und Corrigiola, oder
die noch einer nähern Untersuchung bedürfen, ehe
sich ihnen ihre Stellen im natürlichen System an-
weisen lassen. Die Anzahl dieser ist indeſs nicht
so groſs, daſs sie eine bedeutende Aenderung in
dem Resultate, das wir aus jenen Verzeichnissen
ziehen werden, hervorbringen könnte.


Nach diesen Verzeichnissen wachsen also von
mehr als 540 Geschlechtern die meisten oder alle
Arten in den kalten und gemäſsigten Zonen. Die
wärmern Climate aber enthalten ohngefähr 820 sol-
che Geschlechter. Bey den Dicotyledonen ist folg-
lich das Verhältniſs der erstern zu den letztern,
wie 1 zu 1½, da es bey den Monocotyledonen fast
wie 1 zu 2½ war. Bey diesen waren auch die mei-
sten von denen Geschlechtern, die vorzüglich in
den wärmern Climaten einheimisch sind, sehr reich,
hingegen die meisten der übrigen arm an Arten.
Unter den Dicotyledonen der wärmern Länder fin-
den sich zwar auch mehrere sehr reichhaltige Ge-
schlechter. So giebt es in den wärmern Gegenden
von Asien, Afrika, Amerika und den Südseelän-
dern von Lobelia und Psychotria über 30, von Mi-
II. Bd. Fmosa
[82] mosa mehr als 40, von Bignonia, Stapelia und Hi-
biscus etwa 50, von Cassia und Crassula 60, von
Oxalis über 70, von Solanum, Mesembryanthe-
mum und Melastoma über 80, von Justicia, Con-
volvulus und Siola mehr als 90, von Erica und
Pelargonium mehr als 100 Arten. Aber es wach-
sen in den wärmern Zonen auch sehr viele Ge-
schlechter, die nicht mehr als eine einzige Art ent-
halten, und wovon gewiſs ein groſser Theil bey
näherer Untersuchung entweder als identisch mit
andern bekannten Pflanzenarten wird befunden,
oder wenigstens nicht mehr zu eigenen Geschlech-
tern wird gezählt werden. So ist es schon mit
vielen der von Aublet, Forskal und Andern auf-
gestellten Geschlechter gegangen, und das nehm-
liche Schicksal werden vermuthlich auch die mei-
sten der übrigen haben.


Unter den Dicotyledonen der gemäſsigten und
kalten Zonen hingegen giebt es viele Geschlechter,
welche nicht nur den eben erwähnten an Menge
der Arten nichts nachgeben, sondern jene sogar dar-
in übertreffen, und unter ihnen finden sich auch
bey weitem nicht so viele Geschlechter, die nur
eine einzige Art aufzuweisen haben, als unter je-
nen. Beyspiele von reichhaltigen Geschlechtern
der letztern geben z. B. Chenopodium, Salsola,
Plantago, Aster, Senecio, Scabiosa, Valeriana,
Pedicularis, Galium, Anemone, Cheiranthus, Alys-
sum,
[83] sum, Lepidium, Geranium, Viola, Arenaria, Se-
dum, Rosa, Rubus, Prunus, Lotus, Medicago,
wovon 25 bis 40 Arten im Norden wachsen; Eu-
phorbia, Veronica, Campanula, Sisymbrium, Ci-
stus, Saxifraga, wovon sich in eben diesen Gegen-
den über 50 Arten finden; Teucrium, Antirrhinum,
Ranunculus, Salvia, Trifolium, deren Arten sich
dort auf 60 bis 70 belaufen; und das Geschlecht
Astragalus, das sogar über 170 Arten enthält.


Obgleich also auch die Dicotyledonen keine
Ausnahme von dem Gesetze machen, daſs die Man-
nichfaltigkeit der Pflanzen von den Polarländern
bis zum Aequator zunimmt, so ist diese Zunahme
bey ihnen doch weit geringer, als bey den Mono-
cotyledonen. Die Mannichfaltigkeit der letztern
erreicht ihr Maximum erst in der Nähe des Aequa-
tors, die der erstern hingegen gelanget zu dieser
fast schon in der Nähe des 35ten Grades der Breite,
also auf der nördlichen Erdhälfte im südlichen Eu-
ropa, den nördlichen Küstenländern von Afrika,
der Levante, der Tartarey, Tibet, dem nördlichen
China, Japan, Virginien, Carolina, Florida, Loui-
siana und Californien; auf der südlichen Hemi-
sphäre in Chili, Paraguay und Neuseeland.


Bey der Vertheilung der einzelnen Familien,
Geschlechter und Arten der Dicotyledonen beobach-
tet die Natur die nehmlichen Gesetze, die wir bey
F 2den
[84] den Monocotyledonen gefunden haben. Auch von
jenen verbreitet sie, bey der graduellen Zunahme,
die in der Zahl der sämmtlichen Geschlechter und
Arten von den Polarkreisen an bis zum Aequator
statt findet, einige Geschlechter nach einer Grada-
tion, welche entweder mit jener in gar keiner Ver-
bindung steht, oder ihr grade entgegengesetzt ist,
und mischt gleiche Arten unter die verschiedensten
Floren. Auch von jenen giebt sie den verschiedenen
Ländern desto eigenthümlichere Floren, und den
Gewächsen derselben ein desto fremdartigeres An-
sehn, je näher diese Länder dem 35ten Grade südli-
cher Breite liegen; jenseits dieser Gränze, in den süd-
lichen Polarländern, bringet sie aber wieder ähn-
liche, oder gar gleiche Pflanzen, wie in der kalten
Zone des Nordens, hervor.


In Ansehung der Verbreitung einzelner Arten
treffen wir bey den Dicotyledonen eine gröſsere
Biegsamkeit der Organisation an, als bey den mei-
sten Monocotyledonen. Bey den letztern besitzen
fast bloſs Wasser- oder Sumpfpflanzen ein groſses
Verbreitungsvermögen. Bey jenen aber zeichnen
sich auch viele Wald- und Salzpflanzen und noch
verschiedene andere Gewächse durch einen hohen
Grad dieses Vermögens aus. Doch gehen die Was-
ser-, Sumpf-, Wald- und Salzpflanzen den übrigen
in der Stärke desselben vor. Diese sind zum Theil
sowohl der geographischen Länge, als der Breite
nach,
[85] nach, hingegen diejenigen, die andere Standörter
haben, meist nur der Länge nach weit verbreitet.
Indeſs giebt es auch bey den letztern Pflanzen Aus-
nahmen von dieser Regel in den Polarländern und
auf hohen Bergen. Die Polarländer der nördlichen
und südlichen Erdhälfte nehmlich haben, wie schon
vorhin bemerkt ist, eine sehr ähnliche Vegetation,
und die Berge zeigen dem Beobachter von ihrem
Fuſse an bis zum Gipfel die nehmliche Reihe und
Stufenfolge von Pflanzen, welche die Oberfläche
der Erde von dem Orte an, wo diese Gebirge lie-
gen, bis zu den Polarkreisen darbietet.


Die folgende Schilderung des Charakters der
verschiedenen Länder in Betreff ihrer Produkte aus
der Abtheilung der Dicotyledonen wird diese Sätze
näher erläutern und beweisen.


Legen wir den schon oben erwähnten Satz zum
Grunde, daſs es für jedes Pflanzengeschlecht einen
gewissen Mittelpunkt giebt, wo die meisten Arten
desselben ihren Wohnort haben, und setzen wir
diejenigen in einerley Classe, welche einen gemein-
schaftlichen Mittelpunkt der Art besitzen, so erge-
ben sich acht solche Classen, oder Hauptfloren
der Dicotyledonen, nehmlich die nordische, mor-
genländische, Virginische, Westindische, Ost-
indische, Afrikanische, Austrasische und Antark-
tische.


F 3Die
[86]

Die nordische Flor erstreckt sich über alle Län-
der des Nordens der alten und neuen Welt bis zum
50ten Grade der Breite. Ihr gehören vorzüglich


die Geschlechter Stellera und Pinus;


die meisten Kätzchenbäume;


viele Salat- und Distelpflanzen;


die Scabiosengeschlechter Scabiosa und Vale-
riana;


verschiedene Lysimachien, vorzüglich Andro-
sace, Primula, Corthusa, Soldanella und Samolus;


unter den Euphrasien die Geschlechter Veronica,
Bartsia und Pedicularis;


verschiedene Borragineen;


das Geschlecht Gentiana;


alle Alpenrosen, nur Befaria ausgenommen;


viele Heidengeschlechter, namentlich Andro-
meda, Arbutus, Clethra, Pyrola, Epigaea, Gaul-
theria, Vaccinium, Empetrum und Hudsonia;


aus der Familie der Glockenblumen Campanula
und Phyteuma;


das Geschlecht Galium;


von geiſsblattartigen Pflanzen Linnaea, Vibur-
num, Sambucus und Cornus;


der gröſste Theil der Ranunkeln;


von Mohnpflanzen Papaver, Chelidonium und
Fumaria;


das Geschlecht Viola;


mehrere nelkenartige Pflanzen;


die Geschlechter Rhodiola und Sedum;


alle
[87]

alle wahre steinbrechartige Pflanzen;


das Geschlecht Ribes;


die meisten rosenartigen Gewächse (q).


Fast alle diese, dem Norden eigene Pflanzen-
geschlechter geben in Ansehung ihrer Verbreitung
Beyspiele von einer Gradation, welche der des
ganzen Pflanzenreichs grade entgegengesetzt ist.
So enthält die nordische Flor von den Geschlechtern
Veronica und Gentiana an 50 Arten, hingegen die
morgenländische von der Veronica nur 4, und die
Virginische von der Gentiana nur 6 Gattungen. So
wachsen in Lappland nicht weniger als 24 Weiden-
arten, hingegen in Indien nur eine einzige, nehm-
lich Salix tetrasperma.


In
F 4
[88]

In allen Ländern des Nordens bis zum 50ten
Grade der Breite findet eine groſse Aehnlichkeit der
Vegetation statt. Es giebt in dieser Zone nur we-
nige Geschlechter, die blos auf Europa, Asien,
oder Amerika eingeschränkt sind; es giebt aber sehr
viele Arten, welche fast allenthalben im Norden
der drey groſsen Continente wachsen. Dahin ge-
hören von Bäumen und Sträuchern:


  • Taxus baccata.
  • Carpinus Betulus, Ostrya.
  • Arbutus uva ursi.
  • Cornus suecica, sanguinea, alba.
  • Crataegus, glandulosa, monogyna.
  • Mespilus cotoneaster.
  • Potentilla fruticosa.
  • Rubus chamaemorus, arcticus.
  • Spiraea salicifolia, chamaedrifolia, ulmifolia,
    crenata.

von Kräutern:


  • Atriplex laciniata.
  • Leontodon taraxacum.
  • Heracleum Panaces.
  • Samolus Valerandi.
  • Andromeda polifolia, calyculata.
  • Pyrola rotundifolia, umbellata.
  • Galium trifidum.
  • Draba verna, nemoralis.
  • Drosera rotundifolia.
  • Impatiens noli tangere.

Oxa-
[89]
  • Oxalis acetosella, corniculata, stricta.
  • Chrysosplenium oppositifolium.
  • Circaea lutetiana.
  • Isnardia palustris.
  • Sanguisorba Canadensis.
  • Potentilla rupestris, multifida, bifurca, su-
    pina, verna, nivea, grandiflora, subacau-
    lis, Norvegica, Pensylvanica.
  • Comarum palustre.
  • Dryas octopetala.
  • Pisum maritimum.

Ausser diesen, im Linneischen Pflanzenver-
zeichnisse angeführten Gewächsen fand Steller
da, wo er mit Behring an den Küsten des nord-
westlichen Amerika landete, folgende, auch in Eu-
ropa wachsende Dicotyledonen:


  • Plantago maior.
  • Artemisia vulgaris, absynthium.
  • Gnaphalium dioicum.
  • Erigeron acre.
  • Chrysanthemum leucanthemum.
  • Achillea millefolium.
  • Polemonium coeruleum.
  • Lonicera xylosteum.
  • Ribes alpinum, grossularia.
  • Vaccinium myrtillus, vitis Idaea.
  • Empetrum nigrum.
  • Rubus Idaeus.

F 5Fra-
[90]
  • Fragaria vesca.
  • Adoxa moschatellina (r).

Portlock fügt ihnen in einem der Beschrei-
bung seiner Reise angehängten Verzeichnisse noch
folgende, um den Cooksfluſs wachsende Arten bey:


  • Populus alba.
  • Myrica Gale.
  • Betula nana, alnus, alba.
  • Rumex Acetosa, acutus, aquaticus.
  • Polygonum Bistorta.
  • Ledum palustre.
  • Angelica sylvestris.
  • Aconitum Napellus.
  • Sisymbrium monense.
  • Sedum verticillatum.
  • Saxifraga granulata, nivalis.
  • Lupinus luteus.
  • Astragalus alopecuroides.

Unter mehrern Dicotyledonen, die das nörd-
liche Asien und Amerika gemeinschaftlich besitzen,
die aber in Europa fehlen, sind die wichtigsten:


  • Populus balsamifera (s).
  • Plantago Asiatica.
  • Chrysanthemum arcticüm.
  • Arnica maritima.

Sina-
[91]
  • Sinapis iuncea.
  • Panax quinquefolium.

Ein Blick auf diese Verzeichnisse lehrt, daſs
manche von jenen Pflanzen Sumpf- oder Wasser-
gewächse, einige auch Wald- und Salzpflanzen
sind, viele aber sich unter keine dieser Rubriken
bringen lassen. Es bestätigt sich also bey diesen
Pflanzen unsere obige Bemerkung, daſs die Dico-
tyledonen in Ansehung ihrer geographischen Ver-
breitung nicht so abhängig von ihren Standörtern
sind, als die Monocotyledonen.


Bey dieser groſsen Aehnlichkeit in den mei-
sten Geschlechtern und vielen Arten hat aber jedes
der nördlichen Polarländer doch auch manche ihm
eigene Gattungen, obgleich bey weitem nicht so
viele, als die mehr südlich gelegenen Erdstriche.
In Siberien erscheinet von dem östlichen Ufer des
Jenisey an alles in einer neuen Gestalt. Die Ber-
ge, welche nach Westen bis zum Uralischen Ge-
birge nur zerstreut liegen, hängen nun zusammen
und sind mit romantischen Thälern durchschnitten.
Viele Europäische Pflanzen verschwinden, und an-
dere, nur Asien eigene zeigen stufenweise eine
Veränderung in der Vegetation an (t). Kirschen,
und
[92] und überhaupt Früchte jeder Art, Johannisbeeren
ausgenommen, gedeihen hier nicht mehr. Die
Fichte (Pinus abies), die in Lappmark noch weit
über den nördlichen Polarkreis hinaus groſse Wäl-
der bildet, kömmt hier nicht höher als bis zum
58ten Grade der Breite fort. Eichen und Hasel-
nuſsstauden, diese, über ganz Ruſsland bis zur
östlichen Seite des Kama, und noch am westlichen
Rande des Uralischen Gebirges allgemeine Gewäch-
se, hören an dieser Bergkette ganz auf. Desto
häufiger aber sind hier die in Europa unbekannten
Pflanzen: Acer Tartaricum, Ulmus pumila, Pru-
nus Sibirica, Pyrus baccata, Robinia Caragana,
frutescens und pygmaea, und vorzüglich eine aus-
ser-
(t)
[93] serordentlich groſse Menge eigener Astragalus-Ar-
ten (u).


Weiter hin nach der östlichen Gränze von Nord-
asien, in Kamschatka, auf den Andreanofschen und
Fuchsinseln, und auf der östlichen Seite desjenigen
Zweiges vom Kinganischen Gebirge, welcher Davu-
rien und das Nertschinskische Gebiet vom Selengins-
kischen scheidet, finden sich wieder viele Europäische
Pflanzen, die man in Siberien um den Jenisey nicht
findet, z. B. in der letztern Gegend Eichen und
Haselnuſsstauden, und die meisten von diesen
Pflanzen trifft man auch auf der gegenüberliegen-
den Seite von Nordamerika an (v). Im Innern des
letztern Erdstrichs verschwinden aber auch viele
Europäische und Asiatische Gewächse, und es zei-
gen sich dagegen, wenn auch nicht viele neue Ge-
schlechter, doch manche eigene Arten. Besonders
zeichnet sich Canada durch viele ihm eigenthüm-
liche Kiefern-, Tannen-, Cedern- und Ahorngat-
tungen und durch den Ginseng (Panax quinquefo-
lium) aus, welcher zwar auch in Corea und im
ganzen Nordamerika, aber nirgends in so uner-
schöpf-
[94] schöpflicher Menge, als an den Ufern des Cooks-
flusses gefunden wird (w).


Auch mit den abnehmenden Graden zeigt sich
schon in diesen nördlichen Ländern einige Verschie-
denheit in den Arten der Gewächse, und auch hier
schon findet man die nehmliche Verschiedenheit auf
hohen Bergen wieder, so wie man sich den Gip-
feln derselben nähert. Auf den höhern Absätzen
der Kinnekulle, eines Berges in Westgothland,
wo der Schnee bis in den Mai und Juny bleibt, fin-
det man Kräuter, die in Schonen, Gothland und
Oeland wachsen, und auf der Spitze solche, die
zum Theil dem kalten Norrland gehören (x).


Vom 50ten bis zum 35ten Grade nördlicher
Breite mehrt sich die Anzahl der Dicotyledonen.
Viele von denen, die jenseits dem 50ten Grade
weiter nach Norden hin wohnen, sind auch hier
einheimisch. So wachsen z. B. in Syrien um Alep-
po (y):


  • Polygonum aviculare.
  • Plantago maior, media.

Eu-
[95]
  • Euphorbia peplus, helioscopia.
  • Urtica urens.
  • Filago germanica.
  • Centaurea cyanus.
  • Bellis perennis.
  • Cichorium Intybus.
  • Leontodon taraxacum.
  • Sonchus oleraceus.
  • Veronica triphyllos.
  • Lycopus. Europaeus.
  • Verbascum thapsus.
  • Solanum dulcamara.
  • Lithospermum arvense.
  • Asperugo procumbens.
  • Echium vulgare.
  • Anagallis arvensis.
  • Convolvulus arvensis.
  • Chironia centaureum.
  • Valeriana olitoria.
  • Galium verum, mollugo, aparine.
  • Lonicera periclymenum.
  • Bupleurum rotundifolium.
  • Ranunculus arvensis, bulbosus, ficaria.
  • Papaver rhoeas.
  • Draba verna.
  • Thlaspi bursa pastoris.
  • Sisymbrium Sophia.
  • Geranium dissectum, robertianum, cicutarium.
  • Oxalis corniculata.

Viola
[96]
  • Viola tricolor, odorata.
  • Alsine media.
  • Cerastium vulgatum.
  • Lythrum salicaria.
  • Rosa canina.
  • Potentilla reptans.

und noch verschiedene andere Pflanzen, die auch
im nördlichen Deutschland, in Dännemark, Schwe-
den und selbst in Lappland einheimisch sind. So
fand Schöpf(z) in Florida um St. Augustin an
sumpfichten Stellen und in Wäldern:


  • Utricularia subulata, gibba.
  • Hydrocotyle umbellata.
  • Drosera rotundifolia.
  • Rhexia Virginica.
  • Viola lanceolata, palmata, primulifolia.

und auf trocknem sandichtem Boden, unter dem
Schutze der Palmen, Oxalis stricta und Veronica
serpyllifolia: lauter Pflanzen, die nicht nur insge-
sammt auch in den kältern Gegenden von Nord-
amerika, sondern zum Theil auch im nördlichen
Europa und in Siberien zu Hause sind.


Statt mancher anderer Pflanzen der nordischen
Flor, die sich nicht so weit nach Süden erstrecken,
giebt
[97] giebt es, näher nach dem 35ten ° Breite hin, ihnen
sehr ähnliche Arten. So wachsen (a):


  • im nördlichen Europa.
  • Teucrium scordium.
  • Mentha aquatica.
  • Scutellaria gallericulata.
  • Antirrhinum Elatine.
  • Anchusa officinalis.
  • Cynoglossum officinale.
  • — — — omphalodes.
  • Doronicum pardalian-
    ches.
  • Lathyrus sylvestris.
  • Fumaria officinalis.
  • Polygonum hydropiper.
  • Urtica dioica.
  • Mercurialis annua.
  • Pinus sylvestris.

  • im südlichen Europa.
  • T. scordioides Schreb.
  • M. hirsuta.
  • S. minor.
  • A. spurium.
  • A. Italica.
  • C. pictum.
  • omphalodes Lusitani-
    cum Tourn.
  • D. plantagineum Tourn.
  • L. latifolius.
  • F. capreolata.
  • P. angustifolium.
  • U. caudata Vahl.
  • M. polygama.
  • P. maritima Gerard.

Aber neben diesen Gewächsen zeigen sich jetzt
eine groſse Menge neuer Geschlechter, und zugleich
erscheinet mit den verschiedenen Graden der Länge
eine weit gröſsere Verschiedenheit der Vegetation,
als in den nördlichern Gegenden. Eine eigene Flor
haben die Morgenländer, nebst dem südlichen Eu-
ropa,
II. Bd. G
[98] ropa, der nördlichen Küste von Afrika, der Tarta-
rey, dem südlichen Siberien, dem nördlichen Chi-
na, und Japan; eine eigene Flor findet sich in Vir-
ginien, Pensylvanien, Maryland, dem nördlichen
Carolina, und überhaupt in den mittlern Ländern
von Nordamerika.


Die erstere, die morgenländische Flor, zeich-
net sich besonders durch einen groſsen Reichthum
an Schirm-, Lippen-, Dolden- und Schootenpflan-
zen, an Cisten- und Geranienarten aus. Ausser-
dem ist hier vorzüglich das Vaterland


der Polygoneen Calligonum, Rheum, Rumex,
Polygonum;


der Ballblüthen Polycnemum, Camphorosma,
Anabasis, Salsola, Spinacia, Acnida, Beta, Che-
nopodium, Atriplex, Axyris, Ceratocarpus, Sali-
cornia, Coryspermum;


der Wegerich-Familie;


der meisten Zapfenbäume, Scabiosen, Lysi-
machien und Borragineen;


verschiedener Scrophularien;


der Labkräuter Asperula, Crucianella, Rubia,
Valantia;


der Kapperpflanzen Reseda, Parnassia, Aldro-
vanda;


der Malven Malope, Althaea, Lavatera;


verschiedener Rautenpflanzen;


der meisten nelkenartigen Gewächse;


meh-
[99]

mehrerer Saftpflanzen, vorzüglich aus dem Ge-
schlechte Sempervivum;


vieler Portulaceen;


der Salikarien Lythrum, Glaux, Peplis;


einer groſsen Menge Hülsenpflanzen, beson-
ders Genisten, Spartien, Cytisus-, Lotus- und
Aftragalus-Arten;


der kreutzdornartigen Gewächse Evonymus
und Rhamnus;


aus den übrigen Familien der Geschlechter
Daphne, Statice, Morus, Urtica, Euphorbia, Bu-
xus, Thea, Lonicera, Berberis, Leontice, Reau-
muria, Nitraria, Punica, Philadelphus, Cneorum.


Die morgenländische Flor läſst sich noch in
drey kleinere eintheilen: in die eigentliche Levan-
tische, die Tartarische und Japanische.


Die Levantische Flor im engern Sinne er-
streckt sich über das südliche Frankreich, Italien (b),
Portugal, Spanien (c), die nördliche Küste von
Afrika
G 2
[100] Afrika bis zum Atlas (d), wo groſse Waldstrecken
des Argan-Oehlbaums (Elaeodendrum Argan), der
blos zwischen den beyden Flüssen Tansif und Suz,
also zwischen 32° und 29° N. Br. wächst, eine na-
türliche Gränze derselben ausmachen (e), über die
Europäische Türkey, die Inseln des Archipela-
gus (f), die Krimm (g), klein Asien, den nördli-
chen Theil von Syrien und Persien (h).


Hier

(c)


[101]

Hier ist vorzüglich die Heimath der Schirm-,
Lippen-, Dolden- und Schootenpflanzen, der Ge-
ranien-, Cisten-, Genisten-, Spartien-, Cytisus-
und Lotus-Arten. Hier findet der Botaniker schon
in kleinen Bezirken eine weit gröſsere Mannichfal-
tigkeit von Gewächsen, als ihm weit gröſsere
Strecken des nördlichen Europa liefern können.
Im südlichen Spanien und Portugal sieht er in hö-
hern schattigen Gegenden eine Menge nordeuro-
päischer Pflanzen, auf Kalkhügeln eine Menge,
welche zur Flora von Nord-Afrika gehören, und
viele, welche durch das ganze südliche Europa
gemein sind, auf Heiden mancherley gröſsere Ci-
sten-Arten, und auf Sand- und Gypsebenen die
diesen Ländern eigenen Löfflingien, Querien und
Minuartien. In Armenien trifft er auf dem Berge
Ararat die Levantische und Nordische Flor mit allen
ihren Nüancen an. Auf der Spitze findet er Lapp-
ländische, etwas weiter herunter Schwedische,
noch tiefer herab Französische, auf den untern
Absätzen Italiänische, und am Fuſse Armenische
Gewächse (i). Wenige Länder in der Levante aber
bieten ihm eine gröſsere Anzahl interessanter Pflan-
zen dar, als Creta. Zu jeder Jahreszeit kann er
hier eine reichliche Ausbeute erwarten. Mitten im
Sommer, wenn die Pflanzen auf den Ebenen und an
der
G 3
[102] der Küste von der Hitze ausgedörret sind, ist der
Ida, Dictäus und Spechia mit Blumen aller Art
bedeckt. Verläſst der Botaniker diese hohen Ge-
genden im Herbste, so findet er Narcissen, mehrere
Schillen, einen Hemerocallis u. s. w. Bald darauf
sieht er den Alraun und die staudenartige Luzerne.
Im Januar, Februar und März sind alle Hügel mit
Ranunkeln, Anemonen und Lilien bedeckt, wel-
che bald von den Orchideen, Lippenpflanzen, Dol-
dengewächsen und Cisten verdrängt werden. Mit-
ten im Sommer zeigen sich einige länger blühende
Pflanzen, und eine Menge Sträucher, Saturey,
Thymian, Stachys, Lorbeern, Myrten u. s. w.
und gegen das Ende des Sommers manche Schirm-
pflanzen, unter andern die Atractylis gummi-
fera (k).


Die Tartarische Flor, welche über das süd-
liche Siberien (l), die Tartarey (m) und Tibet
geht, ist sehr reich an Salzpflanzen. Hier wachsen
die meisten Polygoneen und Ballblüthen, und vie-
le Arten des Geschlechts Statice.


Die
[103]

Die Japanische Flor, die in Japan und dem
nördlichen China einheimisch ist, enthält manche
eigenthümliche Geschlechter, worunter sich das
Geschlecht Thea auszeichnet, dessen kostbarste Ar-
ten in der Halbinsel Corea wachsen; ferner Othera,
Orixa, Skimmia, Aucuba, Chloranthus, Gonato-
carpus, Doraena, Weigelia, Bladhia, Hovenia,
Bumalda, Lindera, Nandina, Deutzia, Tomex,
Eurya, Apactis, Cleyera, Dryandra, nebst mehrern
eigenen Arten aus den Geschlechtern Elaeagnus, Ur-
tica, Ilex, Campanula, Celastrus, Vitis, Vibur-
num, Vaccinium, Acer, Laurus, Quercus, Prunus,
Ocymum, Hedysarum und Prenanthes. Der gröſs-
te Theil der übrigen Japanischen Flor besteht aus
einer Mischung von Europäischen, Amerikani-
schen und Ostindischen Pflanzen (n).


Zur zweyten Hauptflor des gemäſsigten Theils
der nördlichen Erdhälfte, der Virginischen,
die sich nach Norden bis zu den groſsen Canadi-
schen Seen, und nach Süden bis Süd-Carolina er-
streckt, gehören die meisten oder alle Arten der
Geschlechter: Nyssa, Dirca, Fothergilla, Liqui-
dambar, Quercus, Eupatorium, Solidago, Polym-
nia, Baltimora, Silphium, Chrysogonum, Helian-
thus, Helenium, Rudbeckia, Ambrosia, Obolaria,
Monarda, Collinsonia, Schwalbea, Polypremum,
Hy-
G 4
[104] Hydrophyllum, Ellisia, Phlox, Houstonia, Mit-
chella, Cephalanthus, Hydrastis, Podophyllum,
Sanguinaria, Vitis, Napaea, Stuartia, Sabothra,
Penthorum, Heuchera, Hydrangea, Amorpha,
Ptelea, Rhus, Juglans, Dionaea (o).


Vorzüglich ist Virginien nebst den angränzenden
Ländern das Vaterland der Eichen, deren es hier an
zwanzig eigene Arten giebt (o*). Aus ihnen, aus
mancherley eigenen Fichten-, Tannen-, Cypres-
sen-, Buchen-, Ahorn- und Wallnuſsarten, aus
dem Liriodendron tulipifera, Rhus vernix, Liqui-
dambar styraciflua, Platanus occidentalis, der
Aesculus Pavia, Aesculus arborea, Nyssa sylvatica,
Nyssa coccinea, und Myrica cerifera, womit sich
in Süd-Carolina und Florida noch mancherley Mag-
nolien, Annonen, Sapinden und Lorbeerarten ver-
binden (p), bestehen jene undurchdringliche Wäl-
der, die das ganze Nordamerika von Westen bis
Osten
[105] Osten und von Norden nach Süden, wie mit einem
Ocean von Bäumen, bedecken (q).


In Betreff des Geschlechts Penthorum müssen
wir bemerken, daſs dessen einzige bekannte Art
(P. sedoides) das einzige Gewächs aus der Fa-
milie der Saftpflanzen ist, welches in Nordamerika
wächst.


Die morgenländische und Virginische Flor sind
ungleich reicher an Pflanzen, als die nordische; ja,
sie gehören zu den reichhaltigsten unter allen.
Dennoch aber ist die Anzahl solcher Pflanzen, die
der Länge nach weit verbreitet sind, in ihnen weit
kleiner, als in der letztern. Doch gilt dieses nicht
so sehr von der morgenländischen, als von der Vir-
ginischen Flor. In Bootan traf Saunders (r) eine
Menge der Gewächse von England an. Im südli-
chen Siberien und in der Tartarey wachsen viele
Pflanzen, die sich auch in Ungarn, Oesterreich,
der Schweitz und Italien finden, z. B.


  • Loranthus Europaeus.
  • Lonicera Pyrenaica.
  • Laserpitium Dauricum.

Seli-
G 5
[106]
  • Selinum carvifolia.
  • Alyssum minimum.
  • Lepidium procumbens, crassifolium.
  • Crambe Tartarica.
  • Peganum Harmala.
  • Prunus chamaecerasus.
  • Rhus cotinus.

und eine Menge anderer. Dagegen haben die mor-
genländische und Virginische Flor verhältniſsmä-
ſsig wenige gemeinschaftliche Arten. Selten finden
sich an der Mittagsseite der groſsen Nordamerika-
nischen Seen und in den Wiesenflächen am Ohio
und Mississippi noch Pflanzen, die der alten Welt
nicht völlig fremd wären, als nur solche, welche
jene Gegenden mit Canada und den übrigen nörd-
lichern Ländern, und diese mit Kamschatka, Si-
berien und Europa gemein haben (s). Die einzi-
gen, mir bekannten Arten, die sich im mittlern
Theile von Nordamerika und zugleich in den [Mor-
genländern]
[finden], und welche nicht unter die
letztere Rubrik gehören, sind:


  • Atriplex halimus.
  • Amaranthus graecizans.
  • Euphorbia chamaesyce.
  • Thuia occidentalis.
  • Eupatorium coelestinum.
  • Xanthium Orientale.
  • Verbena nodiflora.

Cli-
[107]
  • Clinopodium vulgare.
  • Origanum vulgare.
  • Lindernia pyxidaria.
  • Sisymbrium nasturtium.
  • Berberis vulgaris.
  • Geranium maculatum.
  • Silene nocturna.
  • Prunus Lusitanica.
  • Rhus Vernix.
  • Ilex aquifolium.

Weiterhin nach dem Aequator erhält die Vege-
tation immer mehr Eigenthümliches. Ein Hauptcha-
rakter, wodurch sich die tropischen Gewächse über-
haupt, und besonders die Dicotyledonen der
heissen Erdstriche von denen der gemäſsigten und
kalten Zonen unterscheiden, ist ihre Neigung zur
Trennung der Geschlechter. Zwischen den Wen-
dekreisen wachsen nicht nur die meisten Pflanzen
aus den Familien der Nesseln, Kürbisse und Eu-
phorbien, sondern auch fast alle übrige zu den
Linneischen Classen der Monoecia, Dioecia und
Polygamia gehörige Pflanzen.


Ein anderer allgemeiner Charakter der Flor des
heissern Theils der Erde ist die geistigere Mischung
der dortigen Pflanzensäfte. Dort, wo die Sonnen-
strahlen senkrecht fallen, wo ein höherer und un-
unterbrochener Grad der Wärme die vegetabilische
Schöpfung durchdringt, prangen alle Pflanzen mit
einem
[108] einem brennenden Colorit; dort reifen unter Silber-
blüthen die Früchte der Hesperiden, dort die Man-
gos und Mangostanen, Durionen, Nankas, Jambo-
lans, Jambusen, Litschis, Rambuttans, Sapoten-,
Sapotillen- und Mammeifrüchte, Papayen, Guaya-
ven, Grenadillen, Tschirimoyas, kurz die meisten
und edelsten Früchte, wofür der Boden des kalten
Nordens, sich selber überlassen, nur eine geringe
Anzahl herber Beeren und Waldobstarten hervor-
bringt; dort flieſst Kampher und Benzoe statt ge-
meinen Gummi und Harzes aus den Spalten der
Bäume, oder ätherische Oele füllen die Rinden,
Blüthen und Früchte, bilden die kräftigsten Ge-
würze, und schwängern die Lüfte mit balsami-
schen Gerüchen; dort erzeugen sich in den euphor-
bienartigen Pflanzen jene fürchterliche vegetabilische
Gifte, wovon schon einzelne Tropfen in wenigen
Stunden dem Thiere Tod und Verwesung bringen.


Aber auch die Vegetation jedes einzelnen Lan-
des erhält zwischen den Wendezirkeln, und beson-
ders in der heissen Zone der südlichen Erdhälfte,
noch weit mehr Charakteristisches, als in den nörd-
lichen gemäſsigten Climaten. Hier lassen sich vier
Hauptfloren unterscheiden: die Afrikanische, Ost.
indische, Westindische und Austrasische.


Afrika, dessen nördliche Küsten ähnliche
Pflanzen wie das südliche Europa erzeugen, zeigt
eine neue, ganz eigenthümliche Flor auf der süd-
lichen
[109] lichen Seite des Atlas. Die Gewächse des Nordens,
die bergige und wasserreiche Gegenden lieben,
verschwinden hier, und die wenigen, die sich in
die dürren Wüsten dieses Welttheils verirrt haben,
sind kaum ihren Vorfahren noch ähnlich. Statt
ihrer erscheinen Pflanzen von schwammiger Tex-
tur, deren Parenchyma mit Säften überladen ist,
und deren Blätter die Stelle der Wurzeln vertreten
und aus dem nächtlichen Thau die Nahrung ziehen
müssen, die ihnen der verbrannte Boden nicht zu
geben vermag. Proteen, Schirmpflanzen, Gera-
nien, Linden, Saftpflanzen, und Ficoideen sind
hier die zahlreichsten Familien. Reich an Arten
sind hier die Geschlechter: Passerina, Struthiola,
Lachnea, Gnidia, Protea, Brabeium, Galenia,
Gunnera, Xeranthemum, Gnaphalium, Leysera,
Seriphium, Stoebe, Chrysocoma, Ithonna, Gor-
teria, Osteospermum, Hippia, Tarchonanthus,
Athanasia, Eriocephalus, Osmites, Oedera, Arcto-
tis, Manulea, Hyobanche, Spielmannia, Eranthe-
mum, Selago, Hebenstreitia, Buddleia, Halleria,
Falkia, Retzia, Royena, Blaeria, Erica, Lobelia,
Roella, Anthospermum, Hermas, Arctopus, He-
liophila, Aitonia, Ekebergia, Pelargonium, Mon-
sonia, Oxalis, Adansonia, Cienfuegia, Herman-
nia, Mahernia, Antichorus, Sparmannia, Diosma,
Pharnaceum, Crassula, Cotyledon, Septas, Limo-
nia, Limeum, Aizoon, Mesembryanthemum, Te-
tragonia, Vahlia, Gniera, Ophira, Neurada, Clif-
fortia,
[110] fortia, Schotia, Podalyria, Aspalathus, Sarcophyl-
lus, Borbonia, Oedmannia, Liparia, Lebeckia,
Rafnia, Psoralea, Wiborgia, Hallia, Detarium,
Podalyria, Rhus, Brucea, Cassine, Phylica, Bru-
nia, Staavia, Plectronia (t).


Diese vielen, blos auf Afrika beschränkten
Pflanzen zeigen sich aber erst stufenweise, indem
man von den nördlichen Theilen desselben zu den
südlichen fortgeht. Aegypten bringt noch erst
wenige Vegetabilien ohne Hülfe der Kunst hervor.
Der gröſste Theil des Gewächsreichs besteht in die-
sem Lande aus cultivirten Pflanzen. Man findet
hier eine oekonomische Flor, die zu den reichsten
unter der Sonne gehört (u).


Noch ärmer an Gewächsen ist die groſse Wüste
des nördlichen Afrika. Nur an einigen Orten ist
hier der Boden mit kurzem Gesträuche bewachsen;
an andern erblickt der hoffnungslose Wanderer
rund umher an dem weiten unbegränzten Horizont
nichts als Sand und Himmel, als eine heisse dürre
Leere, wo das Auge umsonst einen Ruhepunkt
sucht,
[111] sucht, und die bange Ahnung zu verschmachten die
Seele ergreift (v).


Erst näher nach den Quellen des Nils hin und
an den Ufern des Nigers und Senegals breitet die
Afrikanische Flor einen Theil ihrer vielen Schätze
aus. Doch auch hier zeigt sich nur erst ein Theil
derselben. Ihr gröſster Reichthum ist an ihrer
südlichen Spitze angehäuft. Man sieht dort im
Sommer nicht jene lachende Wiesen des Nordens,
zwischen deren jährlich von neuem aufschiessendem
Grase die Farben der Blumen sich so reitzend aus-
zeichnen. Dürre Heiden, sandige Ebenen, peren-
nirende und bleiche Gräser und trockne Büsche
sind die Gegenstände, die sich um diese Zeit dem
Auge darbieten. Aber grade diese traurige Wü-
sten, diese sogenannte Karrofelder, die in der
heissen Jahreszeit von keinem Regentropfen benetzt
werden, auf welchen dann von den brennenden
und durch die umliegenden nackten Felsen zurück-
geworfenen Sonnenstrahlen alles versengt, alles so
leer, wie auf einer Landstraſse gemacht ist, sind
im Winter mit den prachtvollsten und mannichfal-
tigsten Afrikanischen Blumen bestreut. Um diese
Zeit rollet täglich, ja fast stündlich der Donner,
und unaufhörlich giessen schwarze Gewitterwolken
den heftigsten Regen herab. Schnell belebt das ge-
tränkte Erdreich dann Saamen und Wurzeln, be-
son-
[112] sonders der Zaserblumen (Mesembryanthemum),
Dickblätter (Crassula), Cotyledonen, Stapelien
und der vielen übrigen fleischichten Afrikanischen
Gewächse, die sehr bald grünen, blühen und im
tiefsten Winter die Fluren mit der schönsten und
frischesten Sommertracht bekleiden (w).


Ohnweit der Küste des südöstlichen Afrika
liegt die groſse Insel Matlagascar, die noch zu we-
nig bekannt ist, als daſs sich über die Flor dersel-
ben etwas, ins Einzelne Gehendes bestimmen lies-
se, die aber gewiſs zu den pflanzenreichsten Län-
dern des Erdbodens gehört, dabey weit weniger
mit Afrika gemein hat, als sich bey der Nähe die-
ses Landes erwarten liesse, und uns ohne Zweifel
bey künftigen nähern Untersuchungen einen neuen
Beweis für den Satz geben wird, daſs die Fremd-
artigkeit der Flor eines Landes desto gröſser ist,
je näher dieses dem 35ten Grade südlicher Breite
liegt. Fast alle bekannte Gewächse jener Insel sind
eigene Arten, oder gar eigene Geschlechter. Mi-
thridatea, Thouinia, Omphalea, Canephora, und
Policardia Juss. haben blos hier ihren Wohnort.


Die Ostindische Flor erscheint auf der süd-
lichen Seite des groſsen Asiatischen Bergrückens,
und breitet sich von hier über das südliche China,
Tun-
[113] Tunquin, Cochinchina, Siam, Hindostan, Coro-
mandel, Malabar, das südöstliche Arabien, und
über den groſsen südlichen Archipelagus von Asien
aus. In diesen Ländern ist die Heimath der mei-
sten Amaranthen, Acanthen und orangenartigen
Gewächse, vieler Nessel-, Kürbis- und Guttäpflan-
zen. Aus der letztern Familie gehören zur Ostin-
dischen Flor besonders die Geschlechter Allophyl-
lus, Vatica, Calophyllum, Rheedia, Mesua, Gar-
cinia; aus den übrigen Ordnungen Terminalia,
Quisqualis, Myristica, Phyllanthus, Caturus,
Exoecaria, Nyctanthes, Jasminum, Clerodendrum,
Volkameria, Vitex, Callicarpa, Premna, Gmelina,
Tectona, Sesamum, Incarvillea, Pedalium, Fa-
graea, Strychnos, Ophioxylon, Ceropegia, Nephe-
lium, Leea, Olax, Inocarpus, Mimusops, Bassia,
Knoxia, Mussaenda, Cerissa, Hydrophylax,
Schmiedelia, Glabraria, Durio, Gaertnera, Sando-
ricum, Melia, Swietenia, Cissus, Impatiens, La-
gunaea, Hibiscus, Gossypium, Pentapetes, Pte-
rospermum, Abroma, Kleinhofia, Sterculia, Li-
riodendron, Dillenia, Michelia, Ochna, Uvaria,
Rotala, Giesekia, Sesuvium, Glinus, Santalum,
Jambolifera, Memecylon, Alangium, Sonneratia,
Barringtonia, Osbeckia, Lagerstroemia, Lausonia,
Mimosa, Guilandina, Hyperanthera, Prosopis,
Cassia, Adenanthera, Cynometra, Bauhinia, Bu-
tea, Cylista, Galega, Indigofera, Hedysarum,
Smithia, Aeschynomene, Dalbergia, Galedupa Juss.
II. Bd. HSeme-
[114] Semecarpus, Mangifera, Connarus, Rumphia, Ca-
narium, Scopolia, Pistacia, Averrhoa, Schrebera,
Ziziphus, Nepenthes (x).


Ostindien ist es vorzüglich, worauf jene Schil-
derung paſst, die wir oben von dem Reichthume
der heissen Länder an edeln Früchten, Gewürz-
und Gummipflanzen gemacht haben. Die Inseln
des Indischen Meers sind am Strande mit Cocos-
und Areca-Palmen, und die Berge, die sich hinter
den Ebenen der Küsten sanft erheben, mit un-
durchdringlichen Haynen von Fächerpalmen be-
deckt, in deren Schatten die Früchte der Garcinia
Mangostana, Eugenia Malaccensis, Eugenia Jam-
bos, Durio zibethinus, Cynometra cauliflora, Ter-
minalia Catappa, Averrhoa Bilimbi u. s. w. reifen,
Lau-
[115] Laurus Cinnamomum, Laurus Camphora, Styrax
Benzoin, Myristica, Piper, Caryophyllus u. s. w.
ihre ätherische Oele erzeugen, und die Athmo-
sphäre, selbst in beträchtlichen Weiten über das
Meer hinaus (y), mit ihren Wohlgerüchen anfül-
len. Dabey sind alle diese Gewürzpflanzen auf
sehr kleine Wohnplätze beschränkt. Java brachte
ursprünglich keine andere Specereyen hervor, als
Pfeffer. Der Nelkenbaum soll anfangs nur in einer
kleinen Insel, welche Machian oder Bachian heiſst,
und östlich von Java, 15 Meilen nordwärts von der
Linie liegt, so wie der Muskatennuſsbaum nur auf
Banda gefunden seyn (z). Beyde Gewächse wer-
den zwar auch auf Ceylon und in einigen andern
Ländern von Ostindien angetroffen; aber dieser soll
blos auf Banda, und jener nirgends als auf den Mo-
lucken Früchte tragen (z*). Sumatra enthält den
Cassien-, Benzoe- und ächten Kampherbaum, aber
keine Zimmtbäume. Die letztern wachsen auf Cey-
lon und in den Bergen von Cochinchina (z**).


Die
H 2
[116]

Die Ostindische Flor hat übrigens weit weniger
mit der nähern Afrikanischen, als mit der entfern-
tern Westindischen gemein, und diese Gleichheit
der erstern und der letztern erstreckt sich vorzüg-
lich auf Bäume und Sträucher, wie aus dem fol-
genden Verzeichnisse der gemeinschaftlichen Pflan-
zen beyder Indien erhellen wird:


  • Amaranthus polygonoides.
  • Acalypha Indica.
  • Tragia volubilis, mercurialis.
  • Plukenetia volubilis.
  • Elephantopus scaber.
  • Oldenlandia verticillata.
  • Psychotria herbacea.
  • Rhizophora Mangle.
  • Cleome heptaphylla, pentaphylla, triphylla,
    dodecandra.
  • Cardiospermum Haliaccabum.
  • Vitis Indica.
  • Sida rhombifolia, periplocifolia.
  • Hibiscus Sabdariffa, Manihot, Abelmoschus.
  • Melochia concatenata.
  • Bombax pentandrum.
  • Calophyllum Calaba.
  • Psidium pyriferum, pomiferum.
  • Anacardium occidentale.
  • Dodonaea viscosa.
  • Guilandina Bonduc, Bonduccella.
  • Caesalpinia Sappan, pulcherrima.

Bau-
[117]
  • Bauhinia scandens.
  • Dolichos pruriens, purpureus.
  • Erythrina corallodendrum.
  • Clitoria Ternatea.
  • Hedysarum viridiflorum, diphyllum, hama-
    tum.
  • Viele Mimosen-Arten.

Bey allem dem wird aber doch die Aehnlichkeit
der Ost- und Westindischen Flor von ihrer Unähn-
lichkeit weit übertroffen. Die letztere, die sich
über das ganze wärmere Amerika bis ohngefähr
zum 35° nördlicher und südlicher Breite erstreckt,
enthält


die meisten Pflanzen aus den Familien der Wun-
derblumen, Solaneen, Bignonien, Sapinden, Mal-
pighien, Linden und Melastomen;


die Oleasterpflanzen Conocarpus, Bucida, Chun-
coa, Pamea, Tanibuca;


viele Kürbispflanzen, besonders das Geschlecht
Passiflora, von dessen zahlreichen Arten nur die
einzige P. aurantia ausserhalb Amerika, in Neu-
Caledonien, wächst;


mehrere Euphorbien, vorzüglich Argythamnia,
Adelia, Jatropha, Stillingia, Hippomane, Hura,
Omphalea, Plukenetia;


viele müllenartige Pflanzen, Aegiphila, Peti-
tia, Cornutia, Petrea, Citharexylum, Duranta,
Lippia, Lantana, Verbena;


H 3einige
[118]

einige Scrophularien, Borragineen und Polemo-
nien, namentlich Browallia, Schwenkia, Vandel-
lia, Besleria, Columnea, Calceolaria, Russelia,
Cordia, Menais, Varronia, Nolana, Cantua,
Hoitzia;


viele Apocineen, unter andern Plumeria, Echi-
tes, Willughbeia, Allamanda, Rauwolfia, Theo-
phrastea;


die Sapoten Jacquinia, Mangilla, Chrysophyl-
lum, Achras;


der Guaiakanen Labatia, Halesia, Hopea,
Symplocos;


sehr viele Labkräuter;


die Kapperpflanzen Morisonia, Marcgravia,
Ascium, Stephania;


einige Guttäpflanzen, vorzüglich Sterbeckia,
Mammea, Grias;


die Melien Cedrela, Guarea, Strigilia, Sym-
phonia, Canella, viele Malven, besonders Malva,
Malachra, Achania, Gordonia, Bombax, Theobro-
ma, Bubroma, Dombeya, Büttneria, Corolinea,
Ayenia;


die Magnoliengeschlechter Magnolia, Curatella
und Quassia, mehrere Anonen und Nachtkerzen;


die Linden Lecythis, Gustavia, Decumaria,
Eugenia, Dodecas;


verschiedene Prockien- und Mandelbaumartige
Geschlechter aus der Rosenfamilie;


unter
[119]

unter den Hülsenpflanzen die | Geschlechter
Parkinsonia, Haematoxylum, Panzera, Cubaea,
Caesalpinia, Dimorpha, Hymenaea, Swartzia,
Müllera, Arachis, Dalea, Teramnus, Rudolphia,
Piscidia, Clitoria, Stylosanthes, Diphisa, Ame-
rimnon, Andira, Geoffrea, Nissolia, Dipterix,
Pterocarpus, Crudia, Copaifera, Myroxylon, Secu-
ridaca, Brownea, Aruna, nebst mehrern Arten der
Mimosa, Cassia und Bauhinia;


die Terpentinpflanzen Robergia, Comocladia,
Amyris, Schinus, Spathelia, Toluifera, Joncque-
tia, Zwingera, Zanthoxylum;


die kreutzdornartigen Gewächse Philocarpus,
Myginda, Glossopetalum, Prinos, Colletia, Glos-
soma, Gouania;


endlich noch aus den übrigen Familien die Ge-
schlechter Rupala, Coccoloba, Rivinia, Dorstenia,
Cecropia, Boehmeria, Cyrilla, Gesneria, Cerato-
stema, Michanxia, Loranthus, Rhizophora, Tro-
paeolum, Cissampelos, Cactus (a).


Wir
H 4
[120]

Wir dürfen die Westindische Flor nicht verlas-
sen, ohne der Cordilleras des südlichen Amerika
in botanischer Rücksicht erwähnt zu haben. Auf
diesen Gebirgen zeigt sich in dem Bezirke von we-
nigen Meilen der Uebergang der Vegetation von dem
heissen Clima zum gemäſsigten und kalten. Indeſs
fehlt es noch an einer Beschreibung dieses merk-
würdigen Uebergangs von einem kundigen Botani-
ker. Ulloa’s Schilderung (b) ist die einzige, die
wir aufweisen können.


Dieser zufolge unterscheidet sich die niedrige
Gegend in Peru von der hohen, diese von denjeni-
gen, die nahe an der Linie liegen, und die letztern
wieder von denen, die sich unter dem Wendekrei-
se befinden, so sehr, daſs die ganze Natur in ihnen
verändert zu seyn scheint. Die niedrige Gegend
von Peru bringt wegen des vielen Sandes und des
Man-
(a)
[121] Mangels an Wasser ohne Hülfe der Kunst wenig
hervor. Da, wo der Boden feucht ist, wachsen
Mais, Yucca’s, Musa sapientum und paradisiaca,
eine Art von Bataten, Camotes genannt, Psidium
pyriferum, Anona Cherimoia, Gleditschien, Sa-
pinden u. s. w. Auch gedeihen hier verschiedene
Fruchtbäume der morgenländischen Flor, als Po-
meranzen, Limonien, Aepfel, Feigen, Pflaumen-
und Oehlbäume. Aber nirgends sieht man Eichen,
Kork- und Kastanienbäume, und wenn es deren
einige giebt, so ist es nur in den südlichen, an
Chili gränzenden Gegenden, wo das Clima gemä-
ſsigter ist, und wo alle vier Jahreszeiten von ein-
ander unterschieden sind.


Doch findet bey dem niedrigen Lande ein Un-
terschied statt, nicht in Ansehung der Entfernung
vom Aequator, sondern in Betreff der Winde, wel-
che daselbst herrschen. In dem weiten Erdstriche
vom 26 oder 27ten bis zum 3½° südlicher Breite,
wo die Winde beständig aus Süden wehen, und es
an Regen fehlt, bringt der Boden blos die eben er-
wähnten Gewächse und ausserdem noch Weinstö-
cke hervor. Hingegen in dem ganzen Raume vom
3½° südlicher Breite bis zur Linie und von da bis
zum Wendekreise des Krebses, wo kein Mangel
an Regen ist, trifft man die üppigste Vegetation an.
Hier wachsen mancherley Palmen, verschiedene
Arten von Cedern, Caobos, Ceibas (Bombax),
H 5Ma-
[122] Marias, Evanos, Grenadillos, und viele andere
groſse, starke, dickbelaubte und durch eine unend-
liche Menge von Schlingstauden dicht unter einan-
der verflochtene Bäume.


Von dem niedrigen bis zum hohen Lande be-
merkt man eine, sich stufenweise zeigende Ver-
schiedenheit in den Produkten. In den tiefen Grün-
den, die durch häufigen Regen gewässert werden,
geht die Vegetation des Zuckerrohrs sehr wohl,
obgleich weniger geschwind, als in dem flachen
Lande, von statten. In den höher gelegenen Ge-
genden kommen alle Pflanzen des mittlern Europa
fort. Hier wachsen Weitzen, Gerste und andere
Kornarten. Bäume aber sind hier selten. Man fin-
det keine Fichten, Eichen, Kastanien- und Kork-
bäume. Nur in Chili sollen Fichten wachsen. In
allen übrigen Theilen der Cordilleras von der Linie
bis zum 23 oder 24ten Grade südlicher Breite trifft
man nirgends diese Bäume an. Doch sind die Wei-
den in diesen gemäſsigten Climaten sehr gemein,
und die Cedern kommen hier ebenfalls, obgleich
langsam, fort.


Die hohen kalten Gegenden bringen drey, ih-
nen eigene Gattungen von Bäumen hervor: die
Quinuales, Especias und Casis. Die Quinuales
haben eine mittelmäſsige Höhe und Stärke. Merk-
würdig ist ihre Rinde, wegen der zahlreichen Häu-
te,
[123] te, woraus sie besteht. Sie ist etwas über einen
Zoll dick, und aus einer sehr groſsen Menge von
Häuten zusammengesetzt, welche an einander kle-
ben, dennoch aber sich leicht absondern lassen,
und zarter als Papier sind. Die Casis, die noch
kleiner als jene sind, wachsen auf den höhern Ber-
gen, wo schon ein beträchtlicher Grad von Kälte
herrscht.


Als die siebente unter den Hauptfloren der Di-
cotyledonen haben wir die Austrasische ge-
nannt. Diese geht über die sämmtlichen, zwischen
den Wendekreisen gelegenen Südseeinseln, Neu-
Holland mit inbegriffen.


Nirgends bestätigt sich der Satz, daſs von den
nördlichen Polarländern an bis zur Gränze des ge-
mäſsigten Erdstrichs der südlichen Hemisphäre die
Vegetation ein immer fremdartigeres Ansehen er-
hält, als in diesen Ländern. Hier ist fast keine
Spuhr mehr von denen der gemäſsigten und kalten
Zone des Nordens eigenen Pflanzengeschlechtern.
Es giebt hier keine Polygoneen, Wegeriche, Di-
stelpflanzen, Scabiosen, Euphrasien, Polemonien,
Alpenrosen, Doldengewächse, Ranunkeln, Mohn-
pflanzen, Ahorne, Caryophylleen und steinbrech-
artige Pflanzen. Es finden sich hier nur ein Paar
Arten aus den Familien der Ballblüthen, Kätzchen-
und Zapfenbäume, Salatpflanzen, Lysimachien,
Schootengewächse und Rosen. Alles, was die Au-
stra-
[124] strasische Flor an Pflanzen aus diesen Ordnungen
aufzuweisen hat, besteht in folgenden wenigen
Arten:


  • Salsola Kali.
  • Celtis Orientalis.
  • Cupressus columnaris.
  • Casuarina equisetifolia, nodiflora.
  • Sonchus oleraceus.
  • Lysimachia decurrens.
  • Lepidium piscidium.
  • Suriana maritima.

Reich sind dagegen die tropischen Südseeinseln
an Proteen, Euphorbien, Nessel- und Schirmpflan-
zen, Apocineen, Labkräutern, Malven, Myrten
und Hülsenpflanzen. Am meisten zeichnet sich
Neu-Holland durch viele ihm eigene Geschlechter
und Arten aus. Hier ist das Vaterland der Ge-
schlechter Banksia, Embothrium, Melaleuca, Lep-
tospermum, Fabricia, Metrosideros, Eucalyptus,
Pultenaea, Styphelia, Platylobium L. W., Achyro-
nia L. W., Bossiaea L. W. (c). Auf den kleinern
unter jenen Inseln sind vorzüglich die Geschlech-
ter Ficus, Piper, Justicia, Convolvulus und Hi-
biscus reich an Arten (d).


Ame-
[125]

Amerika und Asien schliessen das Südmeer von
zwey Seiten ein. Je näher die Inseln dieses Oceans
dem einen oder andern jener Länder liegen, desto
mehr gleiche oder ähnliche Pflanzen haben sie mit
denselben gemein. Doch leidet diese Regel auch
manche Ausnahmen. So findet man die Gardenia
florida und Morus papyrifera, obgleich beydes Ost-
indische Pflanzen sind, nur auf den östlichern
Gruppen der freundschaftlichen und Societätsin-
seln. Dagegen sieht man auf den neuen Hebriden
und auf Neu-Caledonien, die von Amerika am
weitesten entfernt sind, einige Amerikanische Ge-
schlechter, namentlich die Passiflora aurantia, ei-
ne Ximenia und die Amerikanische Waltheria (e).
Neuholland hat wenig mit den benachbarten Mo-
lucken, aber manches mit dem südlichen Afrika,
und einiges sogar mit Peru gemein. Der Afrikani-
schen Flor ist die Neuholländische verwandt in An-
sehung mehrerer Arten der Protea (f) und einer
Gattung des Pelargonium, zweyer Geschlechter,
die zu den eigenthümlichen des südlichen Afrika
gehören; so wie der Neuholländischen die Afrika-
nische in einer Art des Geschlechts Metrosideros,
dessen Mittelpunkt Neuholland ist. Mit dem süd-
lichen
[126] lichen Amerika kömmt Neuholland in den Geschlech-
tern Embothrium und Lobelia (g), so wie an meh-
rern Arten des Leptospermum, der Eucalyptus re-
sinifera, einer Myrten- und Proteenart in der son-
derbaren blätterförmigen Struktur der Rinde über-
ein, welche Ulloa an den von ihm unter dem Na-
men der Quinuales erwähnten Bäumen in den hö-
hern Regionen der Cordilleras beobachtete (h).


Aus den angeführten Thatsachen erhellet, daſs
sich das Pflanzenreich in Ansehung seiner Verbrei-
tung mit einem Baume vergleichen läſst, dessen
Stamm aus den nördlichen Polarländern entspringet,
und dessen Zweige sich nach Süden hin über die
Erde ausbreiten, indem sie sich bis zu den Grän-
zen der südlichen wärmern Zone immer weiter von
einander entfernen. Bey ihrem ersten Entstehen
giebt es viele unter diesen Zweigen, wovon ein-
zelne Nebenäste sich zu dem Stamme zurückbiegen
und mit diesem anastomosiren. Wir fanden viele
Arten in der morgenländischen und Virginischen
Flor, die auch im äussersten Norden wachsen. In
den wärmern Zonen werden solche Arten immer
seltener. Doch fehlt es auch hier nicht ganz an
ihnen. Das folgende Verzeichniſs beweist, daſs es
man-
[127] manche Dicotyledonen giebt, die sich vom kalten
Norden bis zu den südlichen Theilen von Afrika,
Asien und Amerika, ja bis Neuholland und Neu-
seeland erstrecken.


Amaranthus tricolor wächst in Ruſsland und
Ostindien;


Amaranthus viridis in Europa und Brasilien;


Salicornia herbacea und Salsola Kali in Euro-
pa, Virginien und Neuholland (i);


Euphorbia Chamaesyce in Süd-Europa, Sibe-
rien und Westindien;


Sonchus oleraceus in Europa, den freund-
schaftlichen Inseln und Neuseeland;


Conyza saxatilis in Süd-Europa, Palästina und
am Cap;


Xanthium orientale in China, Japan, Canada,
Virginien und Ostindien;


Verbena nodiflora in Sicilien, bey Neapel, in
den Caraibischen Inseln, in Ostindien, und auf der
Insel Tanna;


Leonurus marrubiastrum in Böhmen, der Ukrai-
ne und Java;


Solanum nigrum in ganz Europa, Aegypten,
Guinea, Indien, Virginien, dem wärmern Ameri-
ka,
[128] ka, auf O-Taiti (k), der Osterinsel (l) und Neu-
seeland (m);


Rubia cordifolia in Majorca, Siberien, China,
Japan, und am Cap;


Aralia nudicaulis in Virginien; eine sehr ähn-
liche, vielleicht dieselbe Pflanze in Java;


Eryngium foetidum in Virginien, Jamaika,
Mexico, und Surinam;


Hydrocotyle Americana sowohl im nördlichen
und südlichen Amerika, als Ostindien;


Cardamine Africana in Arabien und auf der
Insel Bourbon;


Bunias Syriaca in Oesterreich, Ungarn, im
Bannat, in Siberien, Syrien und Sumatra;


Cakile maritima in Europa, Asien, Afrika und
Amerika;


Aldrovanda vesiculosa in Italien und Indien;


Pharnaceum Cerviana bey Rostock, in Ruſs-
land, Spanien, Guinea und Asien (m*);


Por-
[129]

Portulaca oleracea in Europa, Trinidad und In-
dien;


Corrigiola littoralis in Europa; eine sehr ähnli-
che Pflanze (C. Capensis) am Cap;


Tetragonia expansa in Japan und auf den Süd-
seeinseln bis Neuseeland;


Isnardia palustris in Ruſsland, Frankreich,
Virginien und Jamaika;


Tamarindus Indica in Aegypten, Arabien, In-
dien und Amerika;


Hyperanthera Moringa in Aegypten, Ceylon
und Amerika;


Cassia procumbens in Virginien und beyden
Indien;


Bauhinia variegata in Madera und Malabar;


Psoralea bituminosa im südlichen Europa und
am Cap;


Lathyrus odoratus in Sicilien; eine Varietät
desselben in Ceylon.


Hedysarum junceum in Siberien, der Tartarey
und Ostindien.


Sehr auffallend wird durch dieses Verzeichniſs
unsere obige Bemerkung bestätigt, daſs die Dicoty-
ledonen in Betracht ihrer geographischen Verbrei-
tung eine gröſsere Biegsamkeit der Organisation ha-
ben, als die Monocotyledonen, und daſs von die-
sen meist nur in Bächen und Sümpfen, von jenen
hingegen fast in jedem Boden, aber freylich in
II. Bd. Idem
[130] dem einen mehr, als in dem andern, gleiche Pflan-
zen unter sehr verschiedenen und entfernten Him-
melsstrichen gedeihen. Zugleich ergiebt sich aus
diesem Verzeichnisse noch eine andere Folgerung.
Wir finden in demselben nur fünf strauchartige Ge-
wächse, nehmlich Conyza saxatilis, Hyperanthera
Moringa, Tamarindus Indica, Bauhinia variegata
und Psoralea bituminosa. Von diesen erstreckt sich
auch keines bis zu den kalten Zonen, drey dersel-
ben sind blos auf die wärmern Erdstriche einge-
schränkt. Alle übrige Pflanzen jenes Verzeichnisses
sind krautartige Gewächse, und unter diesen giebt
es manche, die sich sowohl in den Tropenländern,
als in den kalten Zonen beyder Erdhälften finden.
Grade den entgegengesetzten Fall beobachten wir
aber bey denen Gewächsen, die blos der Länge nach
weit verbreitet sind. Ein Blick auf die obigen Ver-
zeichnisse von denjenigen Pflanzen, welche die
alte Welt unter gleichen Graden der Breite mit der
neuen gemein hat, lehrt, daſs mehr als die Hälfte
von diesen aus Sträuchern und Bäumen besteht.
Strauch- und baumartige Pflanzen erstrecken sich
also weiter der Länge, krautartige weiter der Brei-
te nach.


Ausserhalb der wärmern Zone giebt es in der
südlichen Erdhälfte nur noch fünf gröſsere Länder,
nehmlich das nördliche Chili, das nördliche Para-
guay, Magellansland, Feuerland und Neuseeland.
Die
[131] Die Flor des letztern hat vieles mit der Austrasi-
schen, die der erstern manches mit der Westindi-
schen gemein. Zugleich aber, und dieser Umstand
verdient die gröſste Aufmerksamkeit, nähern sich
auch diese Antarktische Floren wieder denen, wo-
von in der Austrasischen fast alle Spuhren ver-
schwunden waren, den Floren der gemäſsigten und
kalten Zone des Nordens. In Neuseeland zeigen
sich wieder die Geschlechter Plantago, Veronica,
Myosotis, Gentiana, Andromeda, Peucedanum,
Laserpitium, Ligusticum, Apium, Clematis, Le-
pidium, Sisymbrium, Linum (n), im nördlichen
Chili Salix, Scandix und Heracleum (o), im Feuer-
lande Fagus, Betula und Ribes (p). Ja, es finden
sich hier wieder mehrere Arten, die noch in keinen
andern Erdstrichen, als in der nördlichen Erde ge-
sehen sind. So bringt der Boden in Chili viele
Kräuter freywillig hervor, die man auch in Euro-
pa antrifft, z. B. Malven, Kleearten, Wegerichsar-
ten, Cichorien, Melisse, Münze (q), das Heracleum
tuberosum Mol. welches sich nur in der Wurzel
von dem Heracleum sphondylium unterscheidet,
und
I 2
[132] und die Chironia Chilensis Willd., die der Chiro-
nia Centaureum sehr ähnlich ist (r). So wachsen
im Feuerlande Pinguicula alpina, Ranunculus Lap-
ponicus, Galium Aparine, Statice Armeria, und
eine Veilchenart, die der Viola palustris sehr ähn-
lich ist; und in Neuseeland die Cotula coronopifo-
lia. Dabei hat das Feuerland mit Neuseeland das
Mniarum biflorum, welches jeder, der die Blume
nicht untersucht hat, für eine Art des im südlichen
Europa wachsenden Geschlechts Minuartia halten
wird, die Calendula pumila und Wintera aromati-
ca (s) gemein: Thatsachen, die um so merkwür-
diger sind, da die ganze bekannte Flor des Feuer-
landes sich kaum auf vierzig Arten beläuft (t).


Aber freylich erstreckt sich diese Aehnlichkeit
auch nicht so weit, daſs die Floren dieser Länder
nicht Vieles besitzen sollten, wodurch sie sich von
denen der gemäſsigten und kalten Länder des Nor-
dens unterschieden. Molina(u) versichert, in Chi-
li bei seinen, wie er selber hinzusetzt, sehr ein-
ge-
[133] geschränkten botanischen Spatziergängen schon auf
3000 Sommergewächse entdeekt zu haben, die er
in kein botanisches Register eingetragen fand.
Quinchamala, Araucaria, Panke Mol. (Gunnera
Juss.), Madia, Maytenus, Fuchsia, Gevuina Mol.,
Sassia M., Hippomanica M., Crinodendrum M.,
Aristotelea L’Herit., Temus M., Plegorrhiza M.,
Quillaria M. und eine Menge anderer ausgezeich-
neter und noch in keinen andern Gegenden beob-
achteter Pflanzen sind in diesem Lande einheimisch.


Im Magellans- und Feuerlande finden sich un-
ter andern: Baea, Donatia, Misandra, das schon
erwähnte Mniarum, und mehrere eigene Gattun-
gen, die sich auf eine höchst merkwürdige Art da-
durch auszeichnen, daſs sie ganz das Ansehn von
Moosen haben, auf nackten Felsen kleben, und
durch ihren ganzen Wuchs darauf abzuzwecken
scheinen, auf jenen kahlen Plätzen den Grund zur
Vegetation zu legen. So wie nehmlich diese Pflan-
zen aufwachsen, breiten sie sich sowohl oben in
Zweige, als unten in Wurzelfasern aus, die sehr
dicht an einander liegen. Die untersten Fasern,
Wurzeln, Stengel und Blätter verwesen, und wer-
den stets durch neue ersetzt, so daſs sich zuletzt
daraus ein kleiner Hügel bildet, der den Fels ein
Paar Fuſs hoch bedeckt, und oft über drey Fuſs
im Durchmesser hat. Diese Klumpen von Pflan-
zen sind inwendig immer etwas feucht, und be-
I 3för-
[134] fördern dadurch den Anwuchs der letztern nach
oben. Sie nehmen auch Saamen von andern Pflan-
zen auf, die darin wie in Moosen wachsen und
forttreiben. Die Hügel aber breiten sich stets wei-
ter aus, bis ganze Berge und Felsen mit dieser
Pflanze bekleidet, und mit einer kleinen Lage von
Erde bedeckt sind, wodurch ein Bett zur Aufnah-
me von gröſsern Gewächsen bereitet ist. Auf den
Falklandsinseln fand Penrose solche Hügel, die
von aussen ganz wie die Arbeit eines Maulwurfs
oder eines sonstigen unterirdischen Thiers aussahen,
deren innere, von einer sammtweichen, einen hal-
ben Zoll dicken Rinde umgebene Höhlung aber mit
einer unzähligen Menge von kleinen Stengeln ange-
füllt war, welche kleine, denen der Tanne ähnli-
che Blätter hatten, und einen harzigen Saft aus-
schwitzten (v).


In Neuseeland trafen Banks und Solander(v*)
unter 400 verschiedenen Pflanzen nicht mehr als
einige an, welche Europäischen Gewächsen gleich
waren, nehmlich Saudisteln, Garten-Nachtschat-
ten und ein oder zwey Gräser; ein Paar andere
Arten gehörten zu den Gattungen, die man fast
in allen Welttheilen antrifft; die übrigen aber wa-
ren ihnen nirgends vorgekommen, bis auf fünf
oder
[135] oder sechs Arten, die sie im Feuerlande gesehen
hatten. Von den beyden Forstern wurden hier
die Geschlechter Corynocarpus, Carpodetus, Di-
chondra, Coprosma, Schefflera, Melicope, Plagi-
anthus, Schawia, Hedycaria, Pennantia und Grise-
linia entdeckt (w).


Werfen wir jetzt noch einen Rückblick auf die
bisherigen Beschreibungen der verschiedenen Flo-
ren, so werden wir darin allenthalben, ausgenom-
men an den südlichen Gränzen des wärmern Theils
der Erde, Gründe für unsere obige Behauptung
finden, daſs die Natur innerhalb gewisser Gränzen
aller Orten ähnliche lebende Wesen hervorgebracht
hat. Jene Ausnahme beweiset nun zwar, daſs die-
se Aehnlichkeit allerdings beschränkt ist. Indeſs
dürfen wir auch nicht vergessen, daſs unsere Ein-
theilungen der Naturkörper nicht Werke der Natur
sind, dürfen nicht schliessen, daſs, wenn die süd-
liche Hemisphäre wenige oder gar keine Lippen-
und Doldenpflanzen enthält, die Natur das Modell,
wonach sie diese Gewächse der nördlichen Erdhälfte
bildete, dort gänzlich verworfen hat. Hätte un-
ser Plan verstattet, bey der Schilderung der Flo-
ren mehr ins Einzelne zu gehen, so würde dieser
und mancher andere Satz, den wir nur haben an-
deuten
I 4
[136] deuten können, weiter ausgeführt seyn. Aber wir
haben blos den Umriſs eines Gemähldes voll
scheinbarer Verwirrung und doch voll himmlischer
Harmonie entwerfen können, und müssen künfti-
gen Forschern die weitere Ausführung dieser Skiz-
zen überlassen.


Drit-
[137]
Drittes Kapitel.
Zoophyten.

Wir bemerkten im ersten Kapitel dieses Ab-
schnitts, daſs die Zoophyten unter allen lebenden
Körpern am weitesten auf der Erde verbreitet sind,
sowohl in physischer, als geographischer Hinsicht.
Wir müssen aber jetzt hinzusetzen, daſs dieses nur
von der ganzen Classe, nicht von den einzelnen
Familien und Geschlechtern und noch weniger von
den einzelnen Arten gilt. Die Gröſse, Farbe, Ge-
stalt, kurz die ganze Organisation dieser Körper
ist weit abhängiger von den Einwirkungen der Aus-
senwelt, als die der Pflanzen und Thiere. Kugel-
schwämme (Lycoperda), die zu einer und dersel-
ben Art gehören, variiren in ihrer Gröſse von ei-
nem Zoll, ja von einer Linie, bis zu mehrern El-
len (x). Wo findet sich ein ähnliches Beyspiel im
Thier- und Pflanzenreiche? Nach Gleditsch’s
Beobachtungen gehen sogar Blätterschwämme (Aga-
rici)
I 5
[138] rici) in Löcherschwämme (Boleti) und diese in Sta-
chelschwämme (Hydna) über. Eben so verschie-
dene Bildungen einer und derselben Art finden sich
bey den Tangen. Die unaufhörliche Bewegung
des Elements, worin diese Körper leben, modifi-
zirt ihre Form auf die mannichfaltigste Art. Nur
bey denen, die in den Tiefen des Meers wachsen,
wohin die Stürme nicht reichen, sehen wir einen
regelmäſsigen Bau. Alle an der Oberfläche befind-
liche hingegen sind so unbeständig in ihrer Gestalt,
daſs man selten mehrere Tange von Einer Art an-
trifft, die ganz mit einander übereinstimmen (y).
Nichts kömmt aber den Varietäten bey, die man
unter den Infusionsthieren antrifft. Hier ist nichts
Beständiges. Beynahe in jedem Aufgusse von ver-
weslichen Substanzen zeigen sich Formen, die sich
in andern nicht finden; ja, in einer und derselben
Infusion verwandeln sich fast mit jedem Tage die
Gestalten.


Vorzüglich aber giebt es zweyerley äussere Ein-
wirkungen, wofür alle Zoophyten einen hohen
Grad von Empfänglichkeit besitzen, nehmlich
Feuchtigkeit und Licht.


Neigung zu feuchten Standörtern ist ein allge-
meiner Charakter dieser Körper. Fast alle Thier-
pflan-
[139] pflanzen, Wasserfäden, Tange und Najaden sind
Bewohner des Wassers (y*). Die Schwämme,
Flechten, Lebermoose, Laubmoose und Farrnkräu-
ter vertrocknen, sobald es ihnen an Feuchtigkeit
fehlt, und vegetiren nur, wenn der Boden und
die Athmosphäre reich an Wasser sind. Am läng-
sten
[140] sten können indeſs noch Flechten und Farrnkräuter
der Feuchtigkeit entbehren.


Ein allgemeiner Charakter der Zoophyten ist
auch ihre Abneigung gegen ein zu heftiges Licht.
Die Thierpflanzen und diejenigen Phytozoen, die
im Meere oder im süſsen Wasser wohnen, suchen
sich durch Entfernung von der Oberfläche des Was-
sers, oder durch Näherung zu derselben immer in
einem gewissen mittlern Grade des Lichts zu erhal-
ten. Sie erheben sich am Morgen, kehren um Mit-
tag wieder zur Tiefe zurück, und erheben sich von
neuem, so wie die Sonne ihrem Untergange zueilt.
Manche Arten von Conferven, z. B. die Conferva
amphibia Auct. und Conferva frigida Roth. (z)
vegetiren blos im Herbste, Winter und Frühlinge,
und verschwinden im Sommer, wenn der Wasser-
behälter, worin sie sich aufhalten, nicht tief genug
ist, um sie vor der Einwirkung der senkrechten
Sonnenstrahlen zu schützen (z*). Die Moose und
Farrn-
[141] Farrnkräuter entziehen sich dem Einflusse der
Sonnenstrahlen dadurch, daſs sie meist die nördli-
che, höchstens die nordwestliche Seite von Bäu-
men, Felsen und Gebäuden zu Standörtern wählen.
Da, wo man sie an der Mittags- oder Morgenseite
findet, sind sie doch immer vor dem Sonnenscheine
durch etwas geschützt. Moose lieben deswegen
die subalpinischen Regionen, wo sie weniger der
un-
(z*)
[142] unmittelbaren Einwirkung des Lichts ausgesetzt
sind, vorzüglich beschattete Felsen und quellen-
reiche Hügel, weshalb der Harz eine so groſse
Menge derselben aufzuweisen hat. Auf den höch-
sten Bergen trifft man kaum ein halbes Dutzend der
gemeinsten Arten an, die überdies noch ein ver-
kümmertes Ansehn haben. Am längsten halten
noch Dicranum scoparium mit dem Hypnnm cu-
pressiforme, und nächst diesen Encalypta vulgaris,
Bryum lanceolatum, Grimmia apocarpa und Dicra-
num fragile aus. Die übrigen bleiben auf den un-
tern Absätzen zurück (a). Die Pilze und viele
Flechten lieben die Dunkelheit, oder gar die völli-
ge Finsterniſs. Wälder und unterirdische Höh-
len, die nie, oder doch nur durch ein schwaches,
zurückgeworfenes Licht erhellet werden, sind ihre
Heimath. Die erstern sieht man daher auf groſsen
Höhen fast gar nicht (a*).


Weniger empfindlich, als gegen das Licht,
sind die Zoophyten gegen Wärme, wie die im er-
sten Abschnitte angeführten Thatsachen beweisen.
Alle aber fliehen einen gewissen Grad der Kälte,
und dies ist ohne Zweifel mit eine Ursache, warum
so wenige von ihnen in der Alpenregion ausdauern
können. Vorzüglich ist den Farrnkräutern Kälte
nach-
[143] nachtheilig. Keines dieser Gewächse vegetirt im
Winter, hingegen die meisten nur bey einem ho-
hen und anhaltenden Grade von Wärme.


Ziemlich gleichgültig sind auch viele Pflanzen-
thiere gegen die Beschaffenheit des Standorts. Un-
ter den Farrnkräutern und Laubmoosen findet man
eine und dieselbe Art bald auf Bäumen, bald auf
Dammerde, bald auf Felsen und Steinen von ganz
verschiedener Mischung. Indeſs nimmt die Abhän-
gigkeit der Phytozoen von der Beschaffenheit des
Bodens zu, mit der abnehmenden Mannichfaltig-
keit ihrer Organe. Unter den Lebermoosen giebt
es daher schon manche, die nur gewissen Steinar-
ten eigen sind. Marchantien traf Link blos auf
Sandsteinen, und viele Jungermannien nur auf Gra-
nit an. Die meisten Lobarien wachsen auf Bäu-
men, viele aber auch auf Dammerde. Doch kom-
men manche der erstern, z. B. Lobaria terebrata,
physodes, saxatilis und caperata, auch auf Steinen
vor. Unter den Flechten von einfacherer Struktur
herrscht aber weit weniger Verschiedenheit in An-
sehung des Standorts. Die meisten Arten des Ge-
schlechts Peltigera lieben Sandsteingebirge, und
alle Umbilikarien Sandstein und Granitfelsen (b).
Noch abhängiger von der Beschaffenheit des Bo-
dens sind alle Pilze. Es ist schon im ersten Ab-
schnit-
[144] schnitte bemerkt, daſs es Arten giebt, die man nie
anders als auf faulenden Insekten findet. Fast jede
Pflanze und jeder Boden erzeugt auch eigene Pilze.
Endlich sind, nach Turner’s Beobachtung (b*),
verschiedene Fucus-Arten ebenfalls nicht ganz
gleichgültig gegen ihren Standort, vielmehr in An-
sehung desselben auf gewisse, oft sehr nahe lie-
gende Plätze so eingeschränkt, daſs man sie nur
da in groſser Menge antrifft. Die mineralogische
Beschaffenheit des Standorts scheint ihm nicht ohne
Einfluſs auf das Wachsthum der Arten zu seyn,
woraus denn, beyläufig gesagt, folgen würde, daſs
die sogenannte Wurzel bey den Tangen etwas mehr
als bloſses Befestigungsorgan wäre (c).


Der verschiedene Grad der bisher erwähnten
Einflüsse, und vorzüglich des Lichts und der
Feuchtigkeit, dessen die verschiedenen Familien,
Geschlechter und Arten der Zoophyten bedürfen,
bestimmt bey ihnen die geographische Verbreitung
mehr, als bey den Pflanzen und Thieren.


Alle Pflanzenthiere, die eines schwachen Lichts
und einer beträchtlichen Menge Feuchtigkeit zu ih-
rer Vegetation bedürfen, also vorzüglich die Pilze
und Moose, wohnen fast blos an den Gränzen der
kalten und gemäſsigten Zonen.


Reich
[145]

Reich an mannichfaltigen Pilzen ist das nörd-
liche Europa, Siberien (c*), das nördliche China (d)
und Virginien (e). Sehr reich sind eben diese Ge-
genden auch an Moosen, besonders an Laubmoo-
sen. Schweden allein enthält von den letztern
über 200 Arten (f). Selten sind dagegen diese
Pflanzenthiere schon im südlichen Europa. Den
Pilzen fehlen hier die beyden Hauptbedingun-
gen, die eine so groſse Mannichfaltigkeit der-
selben in den nördlichen Gegenden hervorbrin-
gen, faulendes Holz und feuchte Wälder. Moo-
se sind hier selten, weil hier feuchte, schatti-
ge und kühle Gegenden ungemein selten sind (g).
Es fehlen dort alle Arten des Phascum, so wie Gym-
nostomum ovatum, Tetraphis pellucida, Encalypta
vulgaris, Grimmia apocarpa, Ortotrichum anoma-
lum, Leskia polyantha, Hypnum triquetrum, ser-
pens, abietinum, crista castrensis, Webera pyri-
formis, Marchantia polymorpha (h). Nur auf ho-
hen
Bd. II. K
[146] hen Bergen findet man in diesen Gegenden einige
Laubmoose, Jungermannien und Arten des Antho-
ceros (i).


In den Tropenländern fehlen die Pilze und Moo-
se zwar nicht ganz. Das Lycoperdon pistillare L.
wurde von König in Ostindien, der Agaricus crini-
tus L. und Boletus sanguineus L. von Rolander in
Surinam gefunden. Ventenat hat eine Art des
Phallus von ganz eigener Struktur beschrieben, die
bey Surinam zur Regenzeit in erstaunlicher Menge
hervorschieſst (k). La Billardiere(l) traf auf
der Cocosinsel sehr zahlreiche Moose an, die in
dem dortigen feuchten Boden aufs üppigste vege-
tirten. Das Gymnostomum truncatum wächst auch
auf den Ruinen von Jerusalem, das Mnium caespi-
titium in Indien, und das Hypnum elegans in Pe-
ru (m). Aber alle Pflanzenverzeichnisse der wär-
mern Länder enthalten doch nur eine sehr geringe
Zahl dieser Phytozoen. Forskål fand in Aegypten
nur zwey Lycoperda und ein einziges Mnium (n), in
Arabien Eine Peziza, Ein Mnium und Ein Bryum (o).
Mehr Moose entdeckte Swartz auf Jamaika und
in
[147] in andern Gegenden von Westindien, und zwar ka-
men ihm, neben mehrern eigenen Arten, 16 Laub-
moose und 12 Lebermoose vor, die auch im nörd-
lichen Europa zu Hause sind. Aber er bemerkt
auch ausdrücklich, daſs diese Phytozoen dort an
den Berggipfeln, in der Wolkenregion, also aus-
serhalb dem wärmern Clima, wachsen (o*).


Die meisten Flechten bedürfen zu ihrem Fort-
kommen einer geringern Quantität von Feuchtig-
keit, und ertragen einen höhern Grad des Lichts,
als die meisten Pilze und Moose. Jene sind daher
nicht so sehr, als die letztern, auf die kalte und
gemäſsigte Zone eingeschränkt. Es giebt eine Men-
ge derselben im südlichen Europa (p). Im südli-
chen Afrika scheint ihre Vegetation nicht weniger
üppig, als die der Pflanzen, von statten zu gehen.
Der gröſste Theil der dortigen Wälder ist mit einer
Flechtenart durchwachsen, die beynahe alles Laub
bedeckt, und von den Aesten in Büscheln von ei-
nem bis drey Fuſs herabhängt (q). Indeſs leidet
es keinen Zweifel, daſs auch diese Familie reich-
haltiger an Arten in den kältern, als in den wär-
mern Zonen ist. Fast alle Flechtengattungen, die
wir bis jetzt kennen, sind in Dännemark, Schwe-
den,
K 2
[148] den, Deutschland und den übrigen nordischen Rei-
chen gefunden, und die Schuld liegt gewiſs nicht
an den Naturforschern allein, daſs unsere Verzeich-
nisse dieser Phytozoen nicht mehr Arten aus den
wärmern Ländern aufzuweisen haben.


Ueber die geographische Vertheilung der Con-
ferven und Tange läſst sich aus Mangel an hinrei-
chenden Untersuchungen nichts Gewisses bestim-
men. Ich habe ehemals die Vermuthung gehegt,
daſs sich die letztern Körper in Ansehung ihrer
Verbreitung eben so, wie die Moose, verhielten,
und meine Gründe waren:


  • 1) die groſse Menge von Arten, welche im nor-
    dischen Ocean um Island und in dem Meere
    um Kamschatka gefunden werden, und die
    sehr geringe, blos aus dem Fucus natans und
    der Ulva pavonia bestehende Anzahl von Tan-
    gen, welche Swartz(q*) in den Westindi-
    schen Meeren antraf;
  • 2) die ausserordentliche Gröſse verschiedener Ar-
    ten aus den Polarmeeren. Banks und Solan-
    der
    fanden eine Tangart (Fucus giganteus
    Banksii) an den Küsten des Feuerlandes, de-
    ren Stengel, ohne die 4 Fuſs langen Blätter,
    über 120 Fuſs lang waren (r). In der Nähe
    der
    [149] der Fuchsinseln wächst ein zähes Seegewächs,
    (vielleicht Fucus Filum) das oft über 30 Klaf-
    ter lang ist, und von den dortigen Insulanern
    beym Fischfange statt der Schnur gebraucht
    wird (s). Marchand traf in der Bucht von
    Tchinkitane (Dixon’s Norfolk-Bay) einen Fu-
    cus an, dessen Länge ohngefähr 370 Fuſs be-
    trug, ohne die Blätter mit zu rechnen, die
    den Gipfel desselben krönten, und von wel-
    chen die meisten 20 bis 30 Fuſs lang waren (t).
    Läſst diese ausserordentliche Gröſse, wozu,
    meines Wissens, keine Tangart in den Gewäs-
    sern der gemäſsigten und wärmern Zonen ge-
    langt, nicht vermuthen, daſs die Polarmeere
    das eigentliche Element dieser Körper sind,
    und daſs es also in diesen Gegenden auch mehr
    Arten derselben giebt, als in jenen Gewässern?

Ich theilte diese Vermuthung, ohne meine
Gründe beyzufügen, dem Herrn Professor Mer-
tens
mit, der mir Folgendes darüber zu schreiben
die Güte hatte: “Sie wünschen zu wissen, ob die
„Zahl der Arten bey den Tangen von den Polen
„nach dem Aequator zu abnehme? Soll dies so viel
„heissen, als daſs z. B. die Gattung Fucus mehr
„Ar-
K 3
[150] „Arten unter mehr polarischen Breiten zähle, so
„erinnere ich mich nicht, je etwas darüber gelesen
„zu haben, weiſs auch nicht, was zu dieser Be-
„hauptung berechtigen könne. Soll die Meinung
„aber seyn, daſs ein gröſserer Vorrath von See-
„gewächsen in den Polar-Meeren angetroffen
„würde, als unter dem Aequator, so möchte
„ich dies verneinen. Es ist Ihnen bekannt, daſs
„z. B. der Fucus natans L. (wahrscheinlich die-
„jenige Alge, die am zahlreichsten in der Welt
„vorhanden ist) sich nicht eher findet, als bis
„man in die westlichen Gegenden der Canarischen
„Inseln gekommen ist, wo er dann von 27 bis 30°
„N. Br. eine mehrere hundert Meilen groſse Strecke
„einnimmt. Osbeck, Kalm und andere Reisende
„behaupten, er fände sich in ungeheurer Menge
„bey Florida, und jene groſse Strecken im Atlanti-
„schen Meere wären von dort hergetrieben. Neh-
„men Sie ferner den Fucus pyriferus L. der sich
„in ungeheurer Menge im Aethiopischen Ocean,
„der ganzen Südsee und auch bey Sumatra befindet,
„wo er in einer Länge von mehrern 100 Fuſs aus
„dem Grunde des Meers heraufsteigt, und, wie
„Reisende versichern, eine Art von schwimmenden
„Inseln bildet. Aus der Mannichfaltigkeit der mir
„von Thunberg aus den Indischen Meeren mitge-
„theilten neuen Arten möchte ich eher auf eine grö-
„ſsere Menge der Arten unter dem Aequator oder
„in dessen Nähe, als bey den Polen schliessen.
„Wenn
[151] „Wenn sich die südlichen Europäer so eifrig mit
„der Algologie abgegeben hätten, als die nördli-
„chen, so würde wahrscheinlich die Disproportion
„in der Zahl zum Nachtheile der Nordländer aus-
„fallen.”


Von diesen Einwürfen trifft nun zwar der,
welcher von der groſsen Menge von Individuen
hergenommen ist, die in den Gewässern der wär-
mern Zonen gefunden werden, nicht meine Mei-
nung. Die zahlreichen Arten, die von Thun-
berg
in den Indischen Meeren gesammelt wurden,
stehen ihr aber freylich entgegen. Es würde sich
auch noch dies einwenden lassen, daſs es bekannt-
lich Meeresströhme gebe, z. B. den Golfstrohm von
Mexico, deren Wirkungen sich von den Wende-
zirkeln bis zu den Polarmeeren erstrecken, und
daſs es daher zweifelhaft bleibe, ob ein groſser
Theil der Tangarten, die man in den nördlichen
Meeren gefunden hat, angeschwemmte, oder ur-
sprüngliche sind, wenn nicht die geringe Anzahl
von Arten, welche Swartz in den Westindischen
Meeren antraf, mit diesem Einwurfe unvereinbar
wäre. Vielleicht aber könnte man dieses Argument
umkehren, und viele der von Thunberg in dem
Indischen Ocean entdeckten Arten für solche anse-
hen, die aus dem südlichen Polarmeere, oder aus
den nördlichen Gegenden des stillen Meers dorthin
geführt wären.


K 4Mit
[152]

Mit mehr Gewiſsheit können wir über die
geographische Verbreitung der Farrnkräuter urthei-
len. Das wahre Vaterland dieser Phytozoen sind
die wärmern Zonen. Alle Pflanzenverzeichnisse
der kalten und gemäſsigten Länder des Nordens
enthalten sehr wenige Farrnkräuter, und diese we-
nigen sind lauter kleine, unansehnliche Arten. Nur
die Lycopodien sind hier einigermaaſsen zahlreich.
Alle übrigen Geschlechter sind erst in den beyden
Indien reich an Arten, und erst hier finden sich
Gattungen aus jener Familie, die zu einer baumar-
tigen Gröſse gelangen, wie das Equisetum gigan-
teum L., Pteris grandifolia L., Polypodium exalta-
tum L. und Polypodium arboreum L. Zugleich ist
es merkwürdig, daſs sich der Reichthum der südli-
chen Erdhälfte an mannichfaltigen und groſsen
Farrnkräuter weiter nach Süden erstreckt, als der
der nördlichen nach Norden. In Deutschland, das
schon allenthalben so sehr durchsucht ist, sind
noch nicht mehr als 50 Farrnkräuter entdeckt (u).
Neuseeland hingegen, dessen Clima dem von
Deutschland ziemlich ähnlich zu seyn scheint, lie-
ferte den beyden Forstern während ihres dortigen
kurzen Aufenthalts und in den kleinen Bezirken, die
sie zu durchwandern Gelegenheit hatten, an 20 Ar-
ten (v) und unter diesen das Polypodium medulla-
re,
[153] lare, dessen Stamm eine Höhe von 80 Fuſs er-
reicht (w).


Uebrigens giebt es unter den Farrnkräutern man-
che, die sich durch eine sehr weite geographische
Verbreitung auszeichnen. Das Ophioglossum vul-
gatum L., welches fast allenthalben in Europa ein-
heimisch ist, findet sich nach Clayton auch in
Virginien, und nach Rumph sogar in Ostindien.
Die Pteris pedata L. wächst sowohl in Siberien,
als in Westindien. In beyden Ländern und zu-
gleich in Canada ist auch das Asplenium rizophyl-
lum L., in Groſsbrittanien und Westindien das
Asplenium marinum L., in Aegypten und Jamaika
das Polypodium pectinatum L., und in Frankreich,
Japan und Ostindien die Marsilea quadrifolia zu
Hause (x).


Wir haben im vorigen Buche zu den Pflanzen-
thieren auch die Najaden gezählt. Die meisten Ge-
schlechter dieser Familie bedürfen indeſs noch ei-
ner nähern Untersuchung, ehe sich ihnen ihre
Stelle im natürlichen System mit Sicherheit anwei-
sen läſst, und die Arten derselben sind zu wenig
zahlreich, um über ihre geographische Verbrei-
tung
K 5
[154] tung etwas Bedeutendes sagen zu können. Ehe
wir aber die Classe der Pflanzenthiere verlassen,
müssen wir vorher noch der nahen Verwandschaft
gedenken, welche zwischen den Pflanzen und den
Phytozoen häufig in den wärmern Climaten, aber
weit seltener in den gemäſsigten und kalten Zonen
statt findet. Dort wachsen die Zamien und Cycas-
arten, die gleich viel mit den Farrnkräutern und
den Palmen gemein haben, dort jene wunderbaren
Gewächse, die Hydnora Africana (Aphyteia L.), das
Cynomorium coccineum und die Balanophora fun-
gosa, die zwischen den Schwämmen und den Pflan-
zen in der Mitte stehen, und in keine Familie der
letztern passen. Hier hingegen findet sich selten
etwas Aehnliches; hier ist alles nach einem Model
gebildet, womit die Natur keine so ungleichartige
Formen verbindet.


Die Thierpflanzen verhalten sich in Ansehung
ihrer geographischen Verbreitung wie die Farrn-
kräuter. In den Gewässern des Nordens bis zum
60ten Grade der Breite finden sich wenige oder gar
keine Polypen des süſsen Wassers. Grönland ent-
hält, nach dem Verzeichnisse des Fabricius, von
diesen nicht eine einzige. Nur das Meer ist hier
mit diesen Zoophyten versehen, doch, aller Wahr-
scheinlichkeit nach, bey weitem nicht in dem Maa-
ſse, wie die Meere zwischen den Wendezirkeln.
Von ohngefähr drittehalb hundert, von Pallas(y)
be-
[155] beschriebenen Zoophyten aus den Familien der See-
federn, Corallen und Gorgonien wohnt fast der
dritte Theil in dem Indischen Ocean. Von den Gor-
gonien ‒ und Antipathes-Arten ist mehr als die
Hälfte in diesem Ocean einheimisch.


Die Zoophyten aus der Familie der Corallen
sind vorzüglich in der Südsee zwischen den Wen-
dezirkeln, den Individuen und vielleicht auch den
Arten und Geschlechtern nach, häufiger, als in ir-
gend einem andern Meere. Alles ist hier mit Inseln
und Riffen, welche diesen Thierpflanzen ihr Ent-
stehen verdanken, wie besäet, und jene Inseln sind
zum Theil noch so neu, daſs auf manchen, z. B.
an einigen Orten auf Neuholland (z) und auf der
Cocosinsel (a), die Gestalt der Corallen, selbst an
den der Witterung am meisten ausgesetzten Felsen
noch nicht die mindeste Veränderung erlitten hat.
Die meisten trifft man ostwärts von den Societäts-
inseln in einer Strecke von 10 bis 15 Graden an,
und in dieser Gegend machen sie einen groſsen Ar-
chipelagus aus, da sie westwärts von den Societäts-
inseln nur einzeln vorkommen (b).


Eben so reich sind die Meere zwischen den
Wendezirkeln ohne Zweifel auch an Zoophyten aus
den
[156] den Familien der Asterien und Actinien. Sparr-
mann
(c) sahe bey seiner Rückreise vom Cap nach
einem Sturme in einem kleinen Winkel des Meers,
nehmlich der Tafelbay, auf einmal mehr leuchten-
de Medusen, als Thiere auf dem festen Lande viel-
leicht überall vorhanden sind. Wie viel Neues
würde hier nicht ein Müller entdeckt haben, wenn
er diese Gewässer mit eben der Muſse, wie die von
Dännemark, hätte untersuchen können!


Dies Wenige ist es, was wir über die Verthei-
lung der Zoophyten sagen können. Es giebt keine
Classe von lebenden Körpern, deren Verbreitung
unabhängiger von den Einwirkungen der Aussen-
welt ist, und keine, welche in dieser Rücksicht
mehr die Aufmerksamkeit der Naturforscher ver-
dient, als diese. Vielleicht werden die Fragmente,
die wir geliefert haben, wenn auch keinen weitern
Werth, wenigstens den haben, die groſsen Lücken,
die sich in diesem Fache unsers Wissens noch fin-
den, bemerkbar gemacht zu haben, und eine Auf-
forderung zur Ausfüllung derselben gewesen zu
seyn.


Vier-
[157]
Viertes Kapitel.
Thiere.

§. 1.
Physische Verbreitung der Thiere.

Das nehmliche Gesetz, welches bey der phys [...]
schen Verbreitung der Pflanzen statt findet, gilt
auch bey den Thieren. Auch bey diesen stehn die
Charaktere der Classen, Familien, selbst der Ge-
schlechter, und oft sogar der Arten in keiner un-
zertrennlichen Verbindung mit der Beschaffenheit
des Aufenthalts. Eine gröſsere Tendenz zu diesem,
oder zu jenem Elemente ist das Einzige, worin sich
manche Familien, Geschlechter und Arten aus-
zeichnen.


Sehen wir zuerst auf die Säugthiere, so finden
wir in dieser Classe einige, die beständig auf dem
festen Lande leben, wohin die ganze Familie der
Affen, der Rinder und Pferde, in der Familie der
Hunde das Geschlecht der Beutelthiere (Didelphis),
Stinkthiere (Viverra), Katzen, Hunde, Wiesel
(Mustela), Dachse (Meles), Maulwürfe und Igel,
die Familie der Nagethiere (mit Ausnahme der Bi-
ber und einiger Mäusearten), der Fledermäuse, der
Faul-
[158] Faulthiere und Schweine, (ausgenommen das Schna-
belthier, das Nilpferd und den Tapir) gehört. Fer-
ner giebt es unter diesen Thieren einige, die nur
Gebirge bewohnen, wie der Steinbock (Capra Ibex)
und die Gemse (Antilope rupicapra); einige, wel-
che nie, oder nur auf kurze Zeit die Oberfläche der
Erde betreten, von welcher Art das Geschlecht der
Maulwürfe und der Erdmäuse (Spalax) ist; und
einige, die einen groſsen Theil ihres Lebens in den
Lüften zubringen, wie die Fledermäuse.


Wir finden andere Säugthiere, die sich immer,
oder wenigstens die meiste Zeit im Wasser aufhal-
ten, und zwar entweder in Flüssen, Seen und
Sümpfen, wie die Fluſsotter (Lutra vulgaris), ver-
schiedene Wasserspitzmäuse und das Schnabelthier;
oder im Meere, wie die ganze Familie der Wall-
fische und das Geschlecht der Robben; oder auch
im Meere und im süſsen Wasser zugleich, wie der
Seehund (Phoca vitulina), wovon es eine silberfar-
bene Varietät im süſsen Wasser der Siberischen Seen
Baikal und Oron giebt (d), die Meerotter (Lutra
marina), die sich oft mehrere Tage hindurch in
Teichen und kleinen Flüssen aufhält (e), und der
Hippopotamus, welcher zwar am häufigsten in
Flüs-
[159] Flüssen, aber zuweilen auch im Meere gesehen
wird (f).


Eben so mannichfaltig ist auch der Aufenthalt
der Vögel. Der Strauſs lebt auf dem festen Lande,
ohne sich über die Oberfläche desselben zu erhe-
ben; der Pequen, eine Eulenart in Chili, (Strix cu-
nicularia Mol.) bauet sehr tiefe unterirdische Gän-
ge zur Aufbewahrung seiner Eyer (g); die Familie
der Habichte hält sich meist in der Region der Al-
pen, die der Reiher in Sümpfen, und die der En-
ten im süſsen Wasser und im Meere auf. Die Pin-
guine (Aptenodyta) sind durch die Kürze ihrer Flü-
gel und durch ihre ganze übrige Struktur fast aus-
schlieſslich an das Wasser gebunden.


Eingeschränkter ist die physische Verbreitung
der Amphibien, Fische, Crustaceen und Mollusken.
Die meisten dieser Thiere bedürfen zu ihrer Exi-
stenz eines gewissen Grades von Feuchtigkeit, und
die, welche nicht ausschlieſslich im Meere oder im
süſsen Wasser wohnen, halten sich wenigstens an
dunkeln, feuchten Oertern auf. Nur sehr wenige
können in jener Region ausdauern, wozu sich die
Steinböcke, Gemsen und Adler erheben. Es giebt
keine Fische in den Bächen auf dem höchsten Al-
taischen
[160] taischen Gebirge (h), und keine in den Landseen
der kalten Gegenden des tropischen Amerika, die
über den bewohnten Landstrichen liegen (i), da
doch verschiedene Entenarten in Menge auf diesen
Seen leben (k).


Indeſs finden sich auch hiervon Ausnahmen.


Unter den Amphibien giebt es manche, vor-
züglich in der Familie der Eidechsen, welche an
sonnigen Oertern, oder auf Bäumen wohnen. Die
fliegende Eidechse (Draco) vermag sogar, vermit-
telst ihrer häutigen Flügel, sich eine kurze Zeit in
der Luft schwebend zu erhalten.


Eben so erheben sich die fliegenden Fische
(Exocoetus volitans, Gasterosteus volitans, Trigla
volitans), mit Hülfe ihrer langen Brustflossen, über
die Oberfläche des Wassers, und fliegen eine klei-
ne Strecke weit fort. Der Aal geht zuweilen ans
Land, auf Wiesen, in Kornfelder, und verkriecht
sich bey strengen Wintern wohl gar auf Heubö-
den (l). In Tranquebar giebt es eine Art von Barsch
(Perca scandens), die mit den ausgebreiteten Sta-
cheln ihrer Kiemendeckel und Flossen Stunden
lang auf Bäumen und auf dem trocknen Sande her-
um-
[161] umklettert (m). Ein ähnlicher, vielleicht eben der-
selbe Fisch, der sich zu Zeiten auf dem Trocknen
aufhält, und hurtig, wie ein Frosch, von einem
Steine zum andern hüpft, wurde auch von Banks
und Solander auf Neuholland gesehen (n).


Von den Crustaceen und Mollusken besteht zwar
der gröſste Theil aus Wasserthieren. Allein die
Geschlechter Cancer, Astacus, Limax und Helix
enthalten doch auch Arten, die auf der Erde oder
auf Bäumen leben, und unter den übrigen giebt
es manche, die eine ziemliche Zeit ausser dem Was-
ser zubringen können. Der Limulus gigas lebt
zuweilen mehrere Tage auf dem Trocknen (o).
Die Landkrabbe (Cancer ruricola L.) hält sich in
tiefen Löchern auf, die oft einige hundert Schritte
vom Wasser entfernt sind (p). Auf den Molucken
giebt es eine Art von Landkrebsen, welche Bäume
besteigen, und deren Früchte verzehren sollen (q).
Die Austern legen sich oft so hoch auf den Gesta-
den
Bd. II. L
[162] den an Steine, Baumwurzeln u. s. w., daſs sie bey
der Ebbe mehrere Stunden lang ganz trocken lie-
gen (r).


Ferner ist die Organisation der vier letztern
Thierclassen nicht so streng an die untern Regionen
der Athmosphäre gebunden, daſs nicht einzelne
Arten auf den Höhen der Alpen sollten leben kön-
nen. In der Gegend von Santa-Fee de Bogota,
der Hauptstadt von Neu-Granada, die wenigstens
1600 Toisen über der Meeresfläche liegt, findet sich
doch noch eine Gadus-Art, obgleich freylich nur
in sehr geringer Anzahl (s).


Auch wurden diese Thiere für manche Punkte,
worin ihr physisches Verbreitungs-Vermögen be-
schränkter ist, als das der Säugthiere und Vögel,
durch einen, in anderer Rücksicht höhern Grad je-
nes Vermögens wieder entschädigt. Sie leben in
verschlossenen Felsenklüften und in heissen Quel-
len, also an Oerter, wo kein Säugthier und kein
Vogel ausdauern kann (t).


Bey den Insekten und Würmern findet eine
sehr groſse Mannichfaltigkeit in Ansehung der phy-
sischen Verbreitung statt. Die Insekten bewohnen
vorzüglich das feste Land, die auf diesen sich auf-
hal-
[163] haltenden lebenden Körper, und das süſse Wasser.
Blos in dem Geschlechte der Onisken giebt es eini-
ge Meerthiere. Indeſs ist es noch zweifelhaft, ob
diese nicht zu den Crustaceen gerechnet werden
müssen. Der gröſste Theil der übrigen Insekten
hält sich auf Pflanzen auf. Es giebt sehr wenige
Gewächse, ausser dem Taxus und einigen andern
Nadelhölzern, die nicht irgend ein Insekt beherr-
bergten. Dagegen giebt es viele Pflanzenthiere,
worauf keine Insekten wohnen. Nie trifft man
Farrnkräuter, Laubmoose, Lebermoose und Flech-
ten an, die von Insekten angefressen wären. Ei-
ner kleinern Anzahl Insekten dient der thierische
Körper zum Aufenthalte. Unter denen, die den
vegetabilischen oder animalischen Körper nicht zum
beständigen Wohnplatze haben, schwärmen einige
frey in den Lüften umher; andere halten sich unter
der Erde auf, und zwar manche in weit gröſsern
Tiefen, als die übrigen unterirdischen Thiere (u);
noch andere sind Wasserthiere; und manche be-
wohnen mehrere Elemente zugleich, wie die Was-
serkäfer, die an warmen Sommerabenden weite und
hohe Züge unternehmen (v).


So
L 2
[164]

So wie die Insekten sich vorzüglich auf dem
festen Lande aufhalten, so ist der gröſste Theil
der Würmer im Meere einheimisch. Hier wohnen
alle Röhrenwürmer und Aphroditen. Von den
Naiden besteht ebenfalls ein groſser Theil aus Meer-
thieren. Mehrere von diesen aber halten sich im
süſsen Wasser, und einige auch unter der Erde
auf. Keine Wurmart lebt auf Pflanzen. Hingegen
ist die zahlreichste Familie derselben, die der Ein-
geweidewürmer, blos auf das Innere des thieri-
schen Körpers eingeschränkt. — Wir müssen uns
bey diesem letztern Satze etwas verweilen, da er
uns in der Folge sehr wichtig seyn wird.


Nie traf man einen Eingeweidewurm in oder
auf der Erde an. Der Erdregenwurm (Lumbricus
terrestris L.), den man ehedem mit dem Spuhlwur-
me (Ascaris lumbricoides) für einerley hielt, unter-
scheidet sich von diesem darin, daſs er nur Eine
runde Blase am Munde, einen nach unten flachern
Bauch, stärkere Ringe, harte Borsten, einen soge-
nannten Gürtel, und eine ganz andere Struktur
seiner innern Organe hat (w). Das Wasser beherr-
bergt ebenfalls keinen Wurm, der mit irgend einem
Einge-
[165] Eingeweidewurme übereinkäme. Müller, der den
gröſsten Theil seines Lebens mit Untersuchungen
der Wasserthiere zubrachte, traf nie einen Einge-
weidewurm im Wasser an. Linne’s (x) und Un-
zer
’s (y) Erzählungen von Bandwürmern, die in
einer Okerquelle gelebt haben sollten, sind von
Müller(z) und Pallas(a), so wie die Behaup-
tung von Beireis, der viele Jahre nach einander
Spuhlwürmer in einem Brunnen gefunden haben
wollte, durch Goeze(b) hinlänglich widerlegt.
Und wo könnten auch die Blasenwürmer, welche
Leske(c), Bloch(d) und Goeze(e) im Hirnmar-
ke drehender Schaafe, in der Substanz der Leber
und im Darmnetze dieser und anderer Thiere,
Werner(f) und Isenflamm(g) auch im Muskel-
flei-
L 3
[166] fleische menschlicher Leichen fanden, und in deren
Aussenblase man die Blutgefäſse der Leber, oder
des sonstigen Organs, worin jener Wurm seinen
Sitz hat, fortlaufen sieht (h), ausserhalb dem thie-
rischen Körper existiren.


Allein wird hierdurch unser obiger Satz, daſs
die Charaktere der Ordnungen und Geschlechter in
keiner nothwendigen Verbindung mit dem Medium
stehen, worin sich das Thier aufhält, nicht umge-
stoſsen? Eine genauere Untersuchung wird diesen
Einwurf bald heben. Es giebt nehmlich in der Or-
ganisation der Eingeweidewürmer durchaus keinen,
allen gemeinschaftlichen Charakter, wodurch sie
sich von den übrigen Würmern unterscheiden,
und blos ihre so ausgezeichnete Lebensweise hat
uns bewogen, sie im ersten Buche (i) in Einer Ord-
nung zu vereinigen, und nicht manche von ihnen
in die Familie der Naiden neben den Regenwürmern,
Sprützwürmern, Blutigeln und Planarien zu setzen.
Statt unsern obigen Satz zu widerlegen, dienen al-
so jene Würmer vielmehr zur Bestätigung dessel-
ben, und wir können also jetzt als allgemein gül-
tig annehmen, daſs es, wie bey den Pflanzen, so
auch bey den Thieren gewisse Charaktere in der
Struktur giebt, worin die Einwirkung äusserer Po-
tenzen
[167] tenzen keine, den Sinnen bemerkbare Veränderung
hervorbringt.


Aber wie bey den Pflanzen, so finden sich auch
bey den Thieren andere Charaktere in der Organi-
sation, die allerdings mit der physischen Verbrei-
tung in enger Verbindung stehen. Hierher ge-
höret:


  • 1) Die Farbe. Diese ändert sich mit dem
    Wohnorte, und zwar hängt sie bey den niedern
    Thierclassen sehr von dem Boden, worauf
    sich das Thier aufhält, bey den höhern Thier-
    classen hingegen mehr von cosmischen Einflüs-
    sen ab.

Das Weibchen der kurzköpfigen Eidechse
(Iguana helioscopa) hat immer dieselbe Grundfar-
be und das Ansehn, wie der Boden, auf welchem
es sich aufhält (k).


Die Farbe der Fische variirt eben so nach der
Verschiedenheit des Wassers, wie die Farbe der
vierfüſsigen Thiere nach dem verschiedenen Him-
melsstriche. Alle Fische, welche in stehenden,
oder sumpfigen und morastigen Wassern sich auf-
halten, nehmen eine bald stärkere, bald schwäche-
re, grüne oder schwarze Farbe an; hingegen erhal-
ten
L 4
[168] ten diejenigen, welche in flieſsenden Wassern le-
ben, oder in solchen, die einen sandichten, merge-
lichten, oder kieselichten Grund haben, hellere
Farben und am Bauche einen Silberglanz (l).


Der Tschabitscha, eine Lachsart, die jährlich
im Frühlinge aus dem Meere in den Fluſs Kam-
schatka aufsteiget, ist weiſs und ohne alle Flecken,
so lange sie sich in der See befindet; aber in dem
Flusse hat sie, schon 4 Werste von der Mündung
desselben, Vieles von ihrem Silberglanze verloh-
ren, und fleckichte Schuppen bekommen (m).


  • 2) Die äussern Bedeckungen. Alle Säug-
    thiere, die im Wasser, oder in kalten Gegen-
    genden leben, haben dichtere und dickere Haa-
    re, als die, welche sich auf dem Lande, oder
    in wärmern Climaten aufhalten.

Die Vögel der wärmern Erdstriche sind eben-
falls nur mäſsig befiedert. Alle fast nackte Vögel,
z. B. der Strauſs und der Casuar, wohnen in den
heissen Climaten. Hingegen alle Wasservögel, alle
Vögel der Polarländer, und alle, die sich hoch in
die Luft zu den kältern Regionen erheben, sind
sehr federreich. Bey den meisten von diesen sind
die Federn doppelt, oder es kommen aus Einer
Wur-
[169] Wurzel immer zwey, in einander liegende Federn
hervor. Die Pinguine (Aptenodyta), die fast be-
ständig im Wasser sind, haben kurze, länglichte,
sehr steife und schuppenartig über einander lie-
gende Federn (n).


Bey den Schaalthieren bewirkt die Verschieden-
heit des Wohnorts eine sehr groſse Verschiedenheit
in der Festigkeit der Gehäuse. Diejenigen Conchy-
lien, welche in der Tiefe des Meers leben, sind un-
gleich stärker, als die des süſsen Wassers, und
die des stillen Meers, des Indischen Oceans und
anderer groſser Meere weit fester, als solche, die
sich im mittelländischen und andern kleinern Mee-
ren aufhalten. Der Argonauta Argus des mittellän-
dischen Meers scheinet, dieser geringern Festigkeit
wegen, auf den ersten Anblick eine ganz andere
Art, als der des Indischen Oceans zu seyn (o).
Doch machen diejenigen Schaalthiere, welche zwar
das Weltmeer bewohnen, aber nicht die Oberflä-
che desselben verlassen, wie Helix Janthina und
violacea L., hiervon eine Ausnahme, und haben eben
so zarte Gehäuse, wie die des süſsen Wassers (p).


3)
L 5
[170]
  • 3) Die Form der äussern Gliedmaaſsen.
    Bey allen mit diesen Organen versehenen Thie-
    ren, deren Element das Wasser ist, und die
    sich schwimmend in demselben fortbewegen,
    sind jene Theile kürzer, als bey den Landthie-
    ren, und die Zehen durch Schwimmhäute ver-
    bunden. Indeſs gilt dies, wie gesagt, nur von
    den schwimmenden Thieren. Das Nilpferd,
    das zwar auch den gröſsten Theil seines Le-
    bens im Wasser zubringt, hat keine Schwimm-
    füſse, weil es selten oder gar nicht vom
    schwimmen Gebrauch macht.
  • 4) Das Verhältniſs der Theile, woraus
    die äussern Sinnesorgane, vorzüg-
    lich die des Gehörs und Gesichts,
    bestehen
    . Das äussere Ohr ist kürzer bey
    denjenigen Säugthieren, die sich im Wasser
    oder unter der Erde aufhalten, als bey denen,
    welche die Oberfläche des festen Landes be-
    wohnen. Sehr kurz ist es daher bey den
    sämmtlichen Thieren aus der Familie der Wall-
    fische, bey den Robben, den Ottern, den
    Maulwürfen und den Blindmäusen. Das Auge
    hat eine convexere Hornhaut bey den Vögeln
    aus der Familie der Habichte, als bey den Was-
    servögeln und den körnerfressenden Arten.
  • 5) Das Volumen der Leber. Wasserthiere
    haben immer eine gröſsere Leber, als andere
    Thiere
    [171] Thiere von einem ähnlichen Baue, die sich
    auf dem Lande aufhalten.
  • 6) Der ganze Habitus. Das merkwürdigste
    Beyspiel von dem groſsen Einflusse, den der
    Wohnort auf diesen hat, geben die Lachse, die
    zu gewissen Jahreszeiten aus dem Meere in die
    Flüsse und Landseen von Kamschatka aufstei-
    gen. Nach einem kurzen Aufenthalte im süſsen
    Wasser wird die Gestalt derselben, vorzüglich
    der Männchen, auf die sonderbarste Weise
    verändert. Die Zähne und Kinnladen errei-
    chen eine ausserordentliche Länge. Der Ober-
    kiefer, der anfänglich der kürzere war, wächst
    sehr bald über den untern hervor, und biegt
    sich hakenförmig herunter. Der Leib wird
    mager und das Fleisch schlecht. Bey einem
    derselben, dem Gorbuscha, entsteht überdies
    vor der ersten Rückenflosse ein ungeheurer
    Buckel (q).

§. 2.
Geographische Verbreitung der Pflanzen (r).

Bey der geographischen Verbreitung der Thiere
zeigt sich eine Erscheinung, die bey den Pflanzen
nicht
[172] nicht statt fand. Ein groſser Theil der Thiere
verändert mit den Jahreszeiten seinen Aufenthalt,
und lebt immer in einerley Temperatur, indem er
sich im Herbste aus kältern Gegenden nach wär-
mern begiebt. Dies thun viele Vögel und manche
Fische. Wir müssen die letztern von den übrigen
absondern, und jede dieser Abtheilungen zum Ge-
genstande einer eigenen Untersuchung machen.


Aber auch unter den wandernden Thieren giebt
es einen doppelten Unterschied. Einige stellen ihre
Züge blos des Bedürfnisses der Nahrung wegen an,
und wandern meist nur nach Osten oder Westen,
ohne
(r)
[173] ohne sich dem Aequator oder den Polen um ein
Bedeutendes zu nähern. Diese wird es unnöthig
seyn, von denen zu trennen, welche immer auf
demselben Boden verweilen. Nur die werden wir
von den letztern absondern müssen, welche, durch
das Bedürfniſs eines gleichen Grades der Tempera-
tur getrieben, jährlich von Norden nach Süden,
und von Mittag nach Mitternacht wandern, und
für die Heimath dieser Thiere werden wir diejeni-
gen Länder annehmen müssen, in welchen sie sich
den Winter hindurch aufhalten.


Soviel läſst sich mit Gewiſsheit von allen die-
sen Thieren behaupten, daſs bey ihnen, so wie
bey den Pflanzen mit einem einfachen Saamenblatte,
die Mannichfaltigkeit der Geschlechter und Arten
in einer Stufenfolge, die nur durch locale Umstän-
de zuweilen unterbrochen ist, von den Polarkreisen
bis zum Aequator zunimmt.


Schon eine Vergleichung der Faunen von Grön-
land und Schweden liefert einen Beweis dieses
Satzes. Es giebt



Fi-
[174]

Unter diesen Thieren sind alle wandernde Ar-
ten mit eingeschlossen, und auch mit Inbegriff von
diesen ist also Grönland weit ärmer, als das nur
um wenige Grade südlicher gelegene Schweden.
Blos bey den Mollusken und Würmern findet eine
Ausnahme statt, aber aus leicht zu erachtenden lo-
calen Ursachen. Schweden wird nehmlich von der
Ostsee begränzt, die ihres geringen Umfangs, ihrer
isolirten Lage und des wenigen, in ihr enthal-
tenen Salzes wegen nicht viele Meerthiere ernäh-
ren kann.


Noch deutlicher wird die Richtigkeit unsers
obigen Satzes erhellen, wenn wir die verschiede-
nen Zonen in Ansehung ihres Reichthums an Thie-
ren mit einander vergleichen.


Von Säugthieren enthalten die Länder des äus-
sersten Nordens bis zum Polarcirkel nur drey Ar-
ten: den Isatis (Canis lagopus), den Eisbären (Ur-
sus maritimus) und das Rennthier (Cervus ta-
randus).


Von
[175]

Von den Polarcirkeln an bis zum 35ten Grade
der Breite leben in der nördlichen und südlichen
Erdhälfte:


  • 1 Beutelthier, nehmlich Didelphis Virginia-
    na (u), das sich aber erst in neuern Zeiten dies-
    seits des Delaware in Neu-Jersey eingefunden
    hat, und auf der nördlichen Seite des Hudson-
    flusses nicht angetroffen wird (v), also kaum
    hierher gerechnet werden kann.
  • 3 Viverren: Viverra putorius, mephitis, ge-
    netta.
  • 7 Katzen: Felis uncia, concolor, Manul, Chaus,
    catus sylvestris, montana (w), lynx (und dessen
    Varietät der Rothluchs, F. lynx rufa).
  • 7 Hunde: Canis lupus, vulpes, lycaon, Cara-
    gan, Corsac, lagopus, Virginianus.
  • 11 Wiesel: Mustela martes, foina, zibellina,
    putorius, Sarmatica, Sibirica, erminea, vul-
    garis, Canadensis, Pennanti Erxl., Vison.
  • 3 Ottern: Lutra vulgaris Erxl., minor E., ma-
    rina E.

4
[176]
  • 4 Dachse: Meles (x) taxus (y), gulo, luscus,
    lotor (z).
  • 2 Bären: Ursus arctor, maritimus.
  • 3 Maulwürfe: Talpa Europaea, longicaudata,
    cristata (a).
  • 10 Spitzmäuse: Sorex araneus, leucodon
    Herm., tetragonurus Herm., constrictus Herm.,
    fodiens, moschatus, pusillus, minutus, minu-
    tissimus (b), aquaticus.
  • 3 Igel: Erinaceus Europaeus, auritus, inauris.
  • 1 Stachelschwein: Hystrix dorsata.
  • 3 Bieber: Castor fiber, zibethicus (c), Huido-
    brius.
  • 1 Savie: Savia Patagonum (d).

7
[177]
  • 7 Murmelthiere: Marmota (e) alpina (f),
    Bobac, citillus, empetra, monax, pruinosa,
    ecaudata (g).
  • 3 Maulwurfsmäuse: Spalax (h) typhlus,
    myospalax (h*), talpinus.
  • 13 Lemminge: Lemmus (i) Hudsonius, mi-
    gratorius (k), torquatus, lagurus, socialis, ar-
    valis, glareolus, oeconomus, gregalis, rutilus,
    alliarius, amphibius, saxatilis.
  • 6 Hamster: Cricetus (l) Germanicus (m), ac-
    cedula, arenarius, phaeus, Songarus, furun-
    culus.
  • 8 Mäuse: Mus Caraco, decumanus, rattus,
    sylvaticus, musculus, agrarius, minutus, so-
    ricinus.
  • 7 Winterschläfer: Glis vagus, betulinus (n),
    quer-
    II. Bd. M
    [178] quercinus (o), esculentus (p), avellanarius (q),
    longipes (r), tamaricinus (s).
  • 2 Springer: Jaculus Canadensis (t), Sibiri-
    cus (t*).
  • 8 Hasen: Lepus timidus, variabilis, America-
    nus, cuniculus, Tolai, alpinus, Ogotana, pu-
    sillus.
  • 8 Eichhörner: Sciurus vulgaris, Hudso-
    nius (u), cinereus, niger, striatus, Severnen-
    sis (v), volans, voluccella.
  • 9 Fledermäuse: Vespertilio auritus, murinus,
    noctula, serotinus, pipistrellus, barbastellus,
    ferrum equinum, Noveboracensis, lasiopterus.
  • 1 Schweinart: Sus scrofa,
  • 1 Moschusthier: Moschus moschiferus.
  • 7 Hirsche: Cervus Alces, tarandus, dama,
    elaphus, Virginianus, capreolus, pygargus.
  • 3 Ochsen: Bos taurus (nebst dessen Varietät
    dem Bison), moschatus, grunniens.

4
[179]
  • 4 Antilopen: Antilope rupicapra, gutturosa,
    subgutturosa, Saiga.
  • 4 Ziegen: Capra ibex, aegagrus, ammon,
    Puda.
  • 7 Camele: Camelus Glama, Vicunna, Paco,
    Araucanus, Bactrianus, equinus (w).
  • 1 Pferdeart: Equus hemionus.

Es giebt also 158 bekannte Säugthiere in den
gemäſsigten Zonen.


Die wärmern Climate vom 35ten Grade nördli-
cher bis zum 35ten Grade südlicher Breite enthalten
dagegen:


Die ganze Familie der Affen, über 70 Arten.


Das ganze Geschlecht der Beutelthiere, 11
bis 12 Arten.


  • 19 Viverren: Viverra nasua (nebst deren
    Abart, dem braunen Coati, V. narica), vulpe-
    cula, putorius (und dessen Varietät, der Cone-
    patl des Hernandez), mephitis, Mapurito, Ga-
    lera (x), vittata, caudivolvula, Tapoarua (y),
    Tapoatafa (z), Zeylanica, tetradactyla, Cafra,
    Ichneu-
    M 2
    [180] Ichneumon (und deren Varietät, der Mungo),
    hermaphrodita, fossa, zibetha, civetta, Ma-
    laccensis.
  • 17 Katzen: Felis leo, tigris, pardus, uncia,
    leopardus, jubata, onca, pardalis, cinerea (a),
    concolor, discolor, Capensis, tigrina, moscha-
    ta (b), Serval, Caracal, ocreata (c).
  • 8 Hunde: Canis hyaena, crocuta, Thous, Zer-
    da, vulpes, mesomelas, aureus, vulpes (und
    dessen Varietät, der Mexikanische Wolf).
  • 6 Wiesel: Mustela furo, Zorilla (d), Javanica
    Zimmerm., barbara, longidigitata (e), tigri-
    na (f).
  • 3 Ottern: Lutra vulgaris Erxl., Brasiliensis
    Zimmerm., minima Z. Die gemeine Otter
    setze ich auf Sparrmann’s Autorität hierher,
    nach dessen Berichte sich dieselbe, wiewohl
    selten, im südlichen Afrika findet (g).

3
[181]
  • 3 Dachse: Meles lotor, cancrivora (h), melli-
    vora (i).
  • 1 Bärenart: Ursus arctos.
  • 2 Maulwürfe: Talpa Europaea, gigantea (k).
  • 6 Spitzmäuse: Sorex aureus (l), murinus,
    Surinamensis, moschatus (m), Brasiliensis,
    rostratus (n).
  • 3 bis 4 Igel: Erinaceus inauris, setosus, ecau-
    datus, vielleicht auch Europaeus.
  • 4 Stachelschweine: Hystrix cristata, ma-
    croura, prehensilis, Mexicana (o).
  • 10 Savien: Savia Capybara, Cobaya, Aperea,
    Paca, Aguti, Acouchy, Surinamensis (p), mo-
    schata (q), Capensis, Syriaca (r)
  • 2 Murmelthiere: Marmota monax, citillus.

1
M 3
[182]
  • 1 Maulwurfsmaus: Spalax Capensis (s).
  • 6 Mäuse: Mus decumanus, rattus, musculus,
    striatus, barbarus, pumilio.
  • 1 Winterschläfer: Glis Chrysurus (t).
  • 6 Springer: Jaculus giganteus (u), Bruinii (v),
    murinus (w), maculatus (w*), Jerboa (x), Ca-
    pensis (y).
  • 4 Hasen: Lepus timidus, cuniculus, Brasilien-
    sis, Capensis.
  • 18 Eichhörner: Sciurus vulgaris, macrourus,
    maximus, Dschinschicus, Madegascariensis,
    bicolor, Indicus, Erythraeus, variegatus, fla-
    vus, aestuans, Mexicanus, palmarum, getu-
    lus, volans, sagitta, petaurista, Novae Hol-
    landiae (z).
  • 13 Fledermäuse: Vespertilio vampyrus, spas-
    ma, spectrum, perspicillatus, hastatus, sori-
    cinus, leporinus, hispidus, pictus, nigrita,
    molossus, cephalotes, lepturus.

Bey-
[183]
  • Beyde Arten des Geschlechts Galeopithecus,
    nehmlich G. rufus Cuv. und G. variegatus Cuv.
  • Die ganze Familie der Faulthiere, 17 bis 18
    Arten.
  • Die ganze Familie der Schweine, 9 Arten.
  • 3 Moschusthiere: Moschus Meminna, pyg-
    maeus, Americanus.
  • 7 Hirsche: Cervus elaphus, Axis, porcinus,
    Muntjak, capreolus, Mexicanus, Cariacou.
  • Die Giraffe.
  • 4 Ochsen: Bos taurus, buffelus, Cafer, Dan-
    te (a).
  • 26 Antilopen: Antilope Gnu, leucophaea,
    oryx, leucoryx, oreas, gazella, Ourebi (b),
    oreotragus (c), scripta, Grimmia, pygmaea,
    tragocamelus, picta, Dama, redunca, sylvati-
    ca, arundinacea (d), strepsiceros, cervicapra,
    dorcas, Kevella, pygarga, marsupialis (e),
    Corinna, bubalis, Lerwia.
  • 2 Ziegen: Capra ibex, aegagrus.
  • 2 Camele: Camelus Huanacus, dromedarius.
  • 3 Pferde: Equus onager, Zebra, Quagga. —
    Der
    M 4
    [184] Der wilde Esel wird zwar auch in den nörd-
    lich vom Aralsee gelegenen Steppen bis zum
    48ten Grade der Breite gefunden, aber nur
    während des Sommers. Im Herbste wandert
    er nach Süden, um in Persien und Indien ei-
    nen wärmern Aufenthalt zu suchen (f). Er
    gehört daher zu dieser, und nicht zur vorher-
    gehenden Abtheilung.

Die wärmern Climate enthalten also ohngefähr
270 Säugthiere, folglich beynahe noch einmal so
viel als die gemäſsigten Zonen, und unter diesen
sind noch nicht die vielen unbestimmten Thiere be-
griffen, die gröſstentheils den Tropenländern ange-
hören, und wodurch jene Zahl gewiſs noch um
den vierten Thei! vergröſsert werden würde. Zwar
sind dagegen in dem obigen Verzeichnisse den
Thieren der kalten und gemäſsigten Zonen die Rob-
ben und Cetaceen nicht beygezählt. Allein man-
sieht leicht, daſs die geringe Anzahl dieser Thiere
selbst dann, wenn auch alle den kalten Zonen an-
gehörten, keine bedeutende Aenderung in dem er-
wähnten Resultat hervorbringen würde.


In der That sind aber auch nur wenige der
letztern Thiere auf die kalten und gemäſsigten Zonen
eingeschränkt. Alle Delphine, Caschelotte (Physe-
ter), Wallfische und Narwale (Monodon) durch-
strei-
[185] streifen alle Meere, und sind also keiner Zone aus-
schlieſslich eigen, obgleich sie sich zu gewissen
Jahreszeiten in den Polarmeeren häufiger, als zwi-
schen den Wendezirkeln finden. Ja, von einigen
unter ihnen ist es gewiſs, daſs sie sich im Winter
nach den tropischen Meeren zurückziehen. Wenn
wir also unsere obige Regel, die Heimath der wan-
dernden Thiere nach ihrem Winteraufenthalte zu
bestimmen, bey ihnen anwenden wollten, so wür-
den wir sie als Bewohner der wärmern Zonen an-
sehen müssen.


Von Seekühen (Trichecus) giebt es vier bekann-
te Arten: das Wallroſs (T. Rosmarus), die Nordi-
sche Seekuh (T. borealis), den Manati (T. Mana-
tus) und den Dugung (T. Dugung). Die beyden
letztern werden zwischen den Wendezirkeln gefun-
den. Das Wallroſs und die Nordische Seekuh hal-
ten sich aber blos in den nördlichen Polarmeeren
auf, und gehen höchstens nur bis zum 44ten Gra-
de der Breite herunter.


Unter den Robben giebt es 5 Arten, die blos
erst in den nördlichen Polarmeeren gefunden sind,
nehmlich Phoca Groenlandica, hispida, barbata,
leporina (g) und fasciata (h); 2, die sich im mit-
tel-
M 5
[186] telländischen Meere aufhalten, nehmlich P. mona-
chus, und P. pusilla; 3, welche die südlichen Po-
larmeere bewohnen, nehmlich P. australis (i), au-
rita (k) und lupina Molin.; 4, die in der kalten
Zone, sowohl der südlichen, als der nördlichen
Hemisphäre einheimisch sind, nehmlich Phoca ur-
sina, jubata, cristata (womit P. leonina nach Fa-
bricius
(l) einerley ist) und vitulina.


Höchstens um 16 Arten wird also die Zahl der
Säugthiere, die den kalten und gemäſsigten Zonen
angehören, durch die Seekühe und Robben ver-
mehrt, ein Zuwachs, der in dem obigen Resultat
sehr wenig ändert.


Noch ungleich gröſser fällt aber der Unterschied
zwischen den kältern und wärmern Zonen aus,
wenn wir sie in Betreff ihres Reichthums an Am-
phibien mit einander vergleichen.


Der äusserste Norden enthält nur 5 Amphibien,
nehmlich die Lacerta viridis, Vipera Scytha, Rana es-
culenta, Rana temporaria und die gemeine Kröte. Die
erste ist das einzige Amphibium in Kamschatka (m),
so
[187] so wie die vierte in Grönland (n) und die Kröte in
Labrador (o). Die erwähnte Viper traf Pallas(p)
im nördlichen Siberien an. Die Rana esculenta fin-
det sich in Lappland (q).


Von hier bis zum 35ten Grade nördlicher Breite
fehlt die ganze Familie der Meerschildkröten (Che-
lonia). Nie verlassen diese Thiere aus eigenem An-
triebe die wärmern Zonen. Nur durch Stürme und
Ströhme werden zuweilen einzelne Individuen der
Chelonia Midas, Caretta und imbricata weit hinauf
in die nördlichen Gegenden verschlagen (r).


Es giebt ferner in jenen Erdstrichen keine Cro-
codile, Drachen, Chamäleone, Amphisbänen, Boen,
Angahen, Acrochorden und Cäcilien. Unter allen,
zu diesen Familien gehörigen Thieren ist keines,
das sich weiter nördlich, als bis zum 35ten Grade
der Breite findet, ausser dem Alligator, der bis
zum Cap Henry in Virginien geht (s).


Von Landschildkröten giebt es in den gemä-
ſsigten Zonen 8 Arten, nehmlich Testudo lutaria,
orbi-
[188] orbicularis, serpentina, Graeca, denticulata, geo-
metrica, clausa, Caspica. Alle diese Thiere finden
sich aber blos im südlichen Europa, in der Gegend
des schwarzen Meers und des Caspischen Sees, in
China und den vereinigten Staaten von Nordameri-
ka. Mehrere von ihnen halten sich zugleich zwi-
schen den Wendezirkeln auf. Hingegen trifft man
keine in Schweden, keine im nördlichen Ruſsland
und Siberien, keine in Canada an. Am weitesten ge-
gen Norden gehen noch Testudo lutaria, orbicularis
und geometrica. Die beyden erstern halten sich
hin und wieder in Schlesien und Preussen auf. Die
letztere wurde von dem jüngern Gmelin bey Pau-
lowsky am östlichen Ufer des Don gefunden (t).


Es giebt ferner in den gemäſsigten Erdstrichen:


  • 4 Leguane: Iguana bimaculata, calotes, mar-
    morata, helioscopa.
  • 2 Stellionen: Stellio cordylus, officinalis (u).
  • 1 Gecko: Gecko mauritanicus.
  • 2 Scincus-Arten: Scincus officinalis (v), au-
    ratus.

Alle diese Eidechsen verhalten sich aber in Anse-
hung ihres Aufenthalts ganz wie die Landschildkrö-
ten. Keine geht weiter hinauf, als bis zum 40ten
Grade der Breite, und die meisten gehören in den
gemä-
[189] gemäſsigten Climaten zu den seltenen, in den wär-
mern Ländern aber zu den gemeinen Thieren.


Die übrigen Amphibien der gemäſsigten Zonen
sind:


  • 4 Eidechsen: Lacerta agilis, viridis, velox,
    Tiliguerta.
  • 2 Chalciden: Chalcides seps, apoda Pall.
  • 1 Sirene: Siren anguina.
  • 5 Arten des Geschlechts Anguis: A. fragilis,
    Eryx, miliaris, ventralis, lumbricalis.
  • 1 Klapperschlange: Crotalus horridus.
  • 8 Vipern: Vipera Berus, Chersea, Aspis, Pre-
    ster, Melanis, Scytha, Ammodites, Leberis.
  • 17 Arten des Geschlechts Coluber: C. Natrix,
    Austriacus, Hydrus, scutatus, Dione, moni-
    lis, fasciatus, Sipedon, constrictor, Sirtalis,
    ovivorus; die beyden von Rasoumowsky(w)
    entdeckten Arten La Chatoyante und La Cou-
    leuvre verte et jaune; und die von La Ce-
    pede
    beschriebenen Arten La Couleuvre verte
    et jaune, Le Quatre-Raies, Le Serpent d’Escu-
    lape, La tachetée.
  • 6 Frösche: Rana temporaria, rubeta, bombi-
    na, esculenta, ocellata, Virginica.
  • 2 Laubfrösche: Hyla viridis, ranaeformis
    Laur.

8
[190]
  • 8 Kröten: Bufo cinereus, viridis, Schreberia-
    nus, fuscus, calamita, igneus, sitibundus, ri-
    dibundus.
  • 10 Salamander, worunter aber mehrere sind,
    die noch einer genauern Untersuchung bedür-
    fen, um für eigene Arten gelten zu können,
    nehmlich die Schneiderschen Gattungen: S.
    terrestris, cristata, taeniata, palustris, pruina-
    ta, alpestris, carnifex, palmata; die Thun-
    berg
    sche Salamandra Japonica, und die von
    La Cepede unter dem Namen La trois doigts
    beschriebene Art.

Die ganze Classe der Amphibien enthält also
in den gemäſsigten Climaten noch keine 90 Arten,
mithin kaum so viel als das einzige Geschlecht Co-
luber in den Tropenländern.


In der Geschichte der übrigen Thierclassen sind
noch zu viele Lücken, als daſs sich bey diesen das
Verhältniſs der verschiedenen Zonen, in Ansehung
ihres Reichthums an Gattungen, auf eben die Art,
wie bey den Säugthieren und Vögeln schätzen lies-
se. Doch können wir jenes Verhältniſs bey den
Vögeln und Fischen einigermaaſsen aus der Menge
derer ableiten, die jährlich im Herbste die kältern
Zonen verlassen, und sich des Winters in wärmern
Gegenden aufhalten. Wir haben nehmlich die Re-
gel festgesetzt, die Heimath wandernder Thiere
von ihrem Winteraufenthalte herzunehmen. Hier-
nach
[191] nach fallen die wärmern Zonen noch weit reicher,
und die kältern Länder fast noch ärmer an Vögeln
und Fischen, als an Säugthieren und Amphibien,
aus.


Es giebt kein ganzes Vögel-Geschlecht, wovon
sich mit Gewiſsheit behaupten liesse, daſs es die
gemäſsigten und kalten Climate zum beständigen
Aufenthalte hätte; es giebt aber sehr viele, die nie,
oder nur selten, die heissen Zonen verlaſsen. Zu
diesen letztern gehören: Struthio, Casuarius, Pe-
nelope, Numida, Crax, Phasianus, Pipra, Todus,
Bucco, Trogon, Paradisea, Crotophaga, Bupha-
ga, Buceros, Ramphastos, Psophia, Parra, Can-
croma, Mycteria, Palamedea, Phoenicopterus,
Rynchops, Platalea, Plotus. Der einzige Vogel
aus diesen Geschlechtern, der sich im Zustande
der Wildheit ausserhalb den wärmern Zonen auf-
hält, ist der Amerikanische Casuar (Casuarius Rhea),
den Wallis in Patagonien und an der Magellanischen
Meerenge antraf (x).


Es giebt andere, sehr zahlreiche Vögel-Ge-
schlechter, wovon nur wenige Arten im Frühlinge
über den 35ten Grad der Breite hinauf nach Norden
oder Süden wandern, alle übrige aber sich in den
heissen Erdstrichen aufhalten. Solche Geschlech-
ter sind die der Colibri und Papageyen. Von den
er-
[192] erstern bewohnen nur zwey Arten die gemäſsigte
und kalte Zone des Nordens, nehmlich der Kragen-
Colibri (y) und der gemeine Colibri (Trochilus Co-
lubris L.). Jener findet sich des Sommers in Not-
kasund, dieser in Canada. Von dem letztern aber
ist es bekannt, daſs er gegen den Winter nicht nur
aus Canada, sondern selbst aus dem warmen Caro-
lina nach dem mittlern Amerika zurückkehrt. Von
den Papageyen halten sich höchstens sieben Arten
in den gemäſsigten Erdstrichen auf, nehmlich Psit-
tacus pertinax, P. Carolinensis, zwey Arten, die
von den Spaniern unter dem 41° der Breite beob-
achtet wurden, und noch zwey, welche Forster
an der Dusky-Bay in Neuseeland unter der Polhö-
he von 46° antraf. Blos die beyden ersten Arten
sind aber näher bekannt, und von diesen weiſs man,
daſs zwar der Illinesische Papagey (P. pertinax)
das ganze Jahr hindurch am See Michigan wohnt,
daſs aber der Carolinische Papagey nur während
des Sommers in Virginien verweilt, und gegen den
Winter nach dem wärmern Carolina zieht (z).


Hieraus erhellet schon so viel, daſs wenigstens
die Hälfte der bekannten Vögel-Geschlechter Be-
wohner der heissen Zonen sind. Untersuchen wir
die übrigen, so finden wir unter diesen zwar viele,
die
[193] die sich während des Sommers im äussersten Nor-
den aufhalten, aber sehr wenige, welche dort einen
bleibenden Wohnsitz haben. Alle Vögel aus der
Familie der Reiher verlassen im Herbste die nördli-
chen Gegenden. Man sieht keine derselben in
Schweden vor Anfange des Frühlings (a). In den
Familien der Hühner, Sperlinge, Spechte, Krähen,
Habichte und Enten giebt es nur einige wenige Ar-
ten, die in der arktischen Zone überwintern. Von
den wenigen hühnerartigen Vögeln, welche in der
kalten Zone gefunden werden, gehören zu diesen
bleibenden Bewohnern blos einige Waldhühner (Te-
trao) (b).


Von jenen Vögeln, welche im Herbste die arkti-
sche Zone verlassen, bleiben zwar einige den Win-
ter hindurch in den wärmern Ländern des gemäſsig-
ten Erdstrichs. Aber die Zahl dieser Arten ist ge-
wiſs geringer, als die Menge derer, die noch wei-
ter herunter zum Wendezirkel gehen. Einen Be-
weis giebt die in der Nachbarschaft des Caspischen
Meers gelegene Gegend von Astrachan. Ungeheure
Schaaren von Land- und Wasservögeln kommen
alle Jahre im Frühlinge hier angezogen, und keh-
ren im Herbste durch diese Gegend nach Süden zu-
rück. Nur in gelinden Wintern bleiben hier einige
derselben, nehmlich die verschiedenen Arten von
Mei-
Bd. II. N
[194] Meisen, die gemeine Feldlerche, die schwarze Ler-
che (Alauda nigra), der Schneeammer (Emberiza
nivalis), der gemeine Aemmerling (Emberiza citri-
nella), der Stieglitz, Zeisig und Ortolan (Emberi-
za hortulana), die Kornkrähe (Corvus frugilegus),
die Dohle (Corvus monedula), manche Raubvö-
gel, verschiedene Taucher-Arten (Mergus), und
die wilde Ente (Anas Boschas). Weiter nach Sü-
den aber ziehen im Herbste: viele Waldhühner
(Tetrao), die Turteltaube, der Steinquäker (Mota-
cilla Oenanthe), die Rohrdrossel (Turdus arundi-
naceus), der Rohrammer (Emberiza Schoeniclus),
die Nachtigal, die Schwalbe, die Nachtschwalbe,
der Bienenvogel (Merops apiaster), der Häher (Cor-
vus glandarius), der Wiedehopf, der graue Neun-
tödter (Lanius excubitor), verschiedene Reiherar-
ten, namentlich Ardea ciconia, A. virgo, A. gigan-
tea und A. grus, der Kiebitz, der kleine Strandläu-
fer (Charadrius hiaticula), die groſse Schnepfe
(Scolopax limosa), die Strandschnepfe (Scolopax
totanus), verschiedene Wasserhühner (Fulicae),
die Avocette (Recurvirostra Avocetta), die Colym-
bus-Arten, die Kropfgans (Pelecanus onocrotalus),
der Seerabe (Pelecanus carbo), der Schwan, die
Gans und mehrere andere Entenarten (c).


Manche dieser letztern Vögel überwintern ver-
muthlich in Persien an den südlichen Küsten des
Caspi-
[195] Capischen Meers. Daſs aber viele von ihnen noch
weiter gegen Süden ziehen, wird durch Hassel-
quist
’s Beobachtungen, und durch die Analogie
anderer Länder, die mit jenen Küsten ohngefähr
unter einem gleichen Grade der Breite liegen, z. B.
Carolina’s und Florida’s, wahrscheinlich. Nach
Hasselquist(d) überwintern in Egypten, also in
der Nähe des Wendekreises, die Dohle, der gemei-
ne Staar (Sturnus vulgaris), der Ortolan, die Wach-
tel, der Regenpfeifer (Charadrius pluvialis), der
Kiebitz, die Kropfgans (Pelecanus onocrotalus), die
wilde Ente (Anas Boschas) und Anas Penelope.
Von den Zugvögeln, welche zu Anfange des Win-
ters die nördlichen und mittlern Provinzen von
Nordamerika verlassen, bleiben nur einige in Ca-
rolina und Florida, andere aber begeben sich noch
weiter nach Süden (e). Es giebt sogar einige, die
im Frühjahre von Süden her in Florida und Caro-
lina ankommen, hier brüten und bey herannahen-
dem Winter wieder nach Süden ziehen, aber nie
Pensylvanien oder die nördlichen Staaten erreichen.
Dahin gehören z. B. Emberiza ciris, Caprimulgus
Carolinensis, Ardea caerulea, Ardea violacea, Tan-
talus
N 2
[196] talus loculator, Phaeton aethereus, Pelecanus aqui-
lus und Pelecanus Sula (f).


Von denjenigen Arten, die sich den Sommer
hindurch als Zugvögel in den kalten und gemäſsig-
ten Zonen aufhalten, scheinen manche Individuen
den Trieb des Auswanderns gar nicht zu empfin-
den, sondern die wärmern Climate zum beständi-
gen Aufenthalte zu haben. Der jüngere Gmelin
traf um Enzelli in Persien die meisten kleinern Eu-
ropäischen Vögel an. Aber sehr wenige darunter
waren Zugvögel. Er bemerkte sie fast insgesammt
zu allen Jahreszeiten in gleich groſser Menge. Nur
sahe er sie des Sommers in den Gebirgen häufiger,
als in den Ebenen (g). Ist diese Beobachtung nicht
ein überzeugender Beweis, daſs jene Vögel nicht
Europa, sondern das wärmere Persien zur wahren
Heimath haben?


Auf ähnliche Art, wie mit den Vögeln, ver-
hält es sich ohne Zweifel auch mit den Fischen,
besonders den Fluſsfischen. Die kalte Zone des
Nordens ist noch ärmer an solchen Fischen, welche
die süſsen Gewässer derselben zum beständigen
Wohnsitze haben, als an bleibenden Vögeln. In
den Flüssen und Landseen von Kamschatka und
dem nordwestlichen Amerika giebt es gar keine Fi-
sche,
[197] sche, als diejenigen, die im Frühlinge aus dem
Meere in dieselben aufsteigen (h). Grönland hat
nur vier Fluſsfische (i). Sehr arm, sowohl an Fi-
schen des süſsen Wassers, als an Seefischen ist
auch die Hudsonsbay (k).


Es giebt auch unter den Fischen, wie unter
den Vögeln, manche Geschlechter, wovon keine
Art, die das süſse Wasser bewohnt, ausserhalb
den wärmern Zonen gefunden wird, und nur we-
nige, den kältern und wärmern Climaten gemein-
schaftliche Geschlechter, wovon die Flüsse und
Landseen der letztern nicht mehr Arten, als die der
erstern enthielten. Alle Fische des süſsen Wassers
aus den Geschlechtern Gymnotus, Trichiurus, Ophi-
dium, Coryphaena, Gobius, Scorpaena, Zeus,
Stromateus, Chaetodon, Amia, Teuthis, Lorica-
ria, Fistularia, Elops, Argentina, Atherina, Poly-
nemus, Mormyrus, Ostracion, Tetrodon, Diodon,
Pegasus, Centriscus, Balistes halten sich blos in-
nerhalb der Wendezirkel, oder wenigstens in der
Nähe derselben, keiner von ihnen aber in den Flüs-
sen und Landseen des Nordens auf. Die letztern
wer-
N 3
[198] werden von Arten aus den Geschlechtern Muraena,
Cottus, Perca, Gasterosteus, Cobitis, Silurus, Sal-
mo, Esox, Cyprinus, Acipenser und Petromyzon
bewohnt. Alle diese Geschlechter, nur die Lachse
(Salmo) und Störe (Acipenser) ausgenommen, sind
aber wahrscheinlich, wo nicht reicher, doch eben
so reich an Arten innerhalb, als ausserhalb der
Wendezirkel, und von den beyden eben erwähnten
Geschlechtern bestehen entweder alle, oder doch
die meisten Gattungen aus Zugfischen. Die sämmt-
lichen Störarten verlassen im Herbste die Flüsse,
und nehmen ihren Winteraufenthalt im Meere. Un-
ter den Lachsarten giebt es zwar einige, die im
süſsen Wasser überwintern. Aber diese Gattungen
finden sich nur im mittlern und südlichen Europa,
und in denen Gegenden von Asien und Nordame-
rika, wo der Winter gemäſsigt ist. In Kamschat-
ka und dem nordwestlichen Amerika, wo die mei-
sten Lachsarten zu Hause sind, halten sie sich, wie
schon bemerkt ist, nur während des Sommers in
den Flüssen und Landseen auf.


Bey den sämmtlichen vier höhern Thierclassen
ist also das Uebergewicht in Ansehung des Reich-
thums an Geschlechtern und Arten auf Seiten der
wärmern Zonen. Wir würden ein sehr weitläufti-
ges, und doch nur höchst unvollständiges Werk
liefern, wenn wir dieses Uebergewicht auch bey
jeder der niedern Thierclassen umständlich bewei-
sen
[199] sen wollten. Wir erinnern in Betreff der letztern
nur soviel, daſs die kalten und selbst die gemäſsig-
ten Zonen auch von Mollusken, Crustaceen, In-
sekten und Würmern nichts enthalten, wovon die
Länder und Gewässer der wärmern Erdgürtel nicht
etwas Aehnliches besäſsen, daſs aber diese Vieles
aus jenen Thierclassen haben, wozu die erstern
wenig oder nichts Analoges aufweisen können.
Es giebt im ganzen mittlern und nördlichen Euro-
pa, im ganzen Siberien und nördlichen Amerika
kein Insekt, worauf die Charaktere der Geschlech-
ter Scorpio, Mantis, Pneumora Thunb. oder Ful-
gora paſsten, und es ist unwahrscheinlich, daſs
sich in jenen Gegenden, wovon die meisten schon
so oft durchsucht sind, ein solches finden wird.
Es ist hingegen sehr zu vermuthen, daſs in den
weiten, noch von keinem Naturforscher betretenen
Strecken des Innern von Afrika, des südlichen
Asiens, des mittlern Amerika und des fünften
Welttheils nicht nur eine noch weit gröſsere Menge
von Mollusken, Crustaceen, Insekten und Würmer
leben, welche denen der nördlichen Erdstriche ähn-
lich sind, als unsere jetzige Verzeichnisse der Na-
turkörper schon enthalten, sondern daſs auch die
Anzahl derer Geschlechter, wovon sich keine Ar-
ten ausserhalb den wärmern Zonen aufhalten, in
künftigen Zeiten noch um ein Beträchtliches wird
vermehrt werden.


N 4Es
[200]

Es wird dies um so wahrscheinlicher, wenn
man die ungeheure Menge von Insekten erwägt,
womit nach dem Zeugnisse aller Reisenden die
heissen Gegenden bedeckt sind. An den Ufern des
Senegal verdunkeln die Heerzüge der Heuschrecken
und Mücken oft die Sonne; die Marigoins und
Stechfliegen liegen auf der nackten Haut der Neger
oft in mehrern Schichten über einander; selbst der
sonst unfruchtbare Sand wimmelt von einer Art
kleiner Flöhe, und die Ameisen Vagvague verzeh-
ren in wenigen Tagen ein neues Haus (l). Bey
Thirsty-Sound in Neuholland fanden Banks und
Solander eine so unglaubliche Menge von Schmet-
terlingen, daſs in einem kleinen Bezirke von drey
bis vier Morgen Landes auf allen Seiten wohl Mil-
lionen derselben in der Luft herumflatterten, und
ausserdem fast alle Aeste und Zweige der Bäume
davon voll waren (m).


Locale Umstände bringen aber freylich oft Aus-
nahmen von diesem Gesetze der zunehmenden Men-
ge der Arten mit zunehmender Entfernung von den
Polen, und zwar am häufigsten bey den Seepro-
dukten hervor. Wir haben schon im Anfange die-
ses Capitels ein Beyspiel der Art bey der Verglei-
chung der Mollusken und Würmer von Grönland
und Schweden gefunden. Ein anderes giebt der
Caspi-
[201] Caspische See. Dieser ist ebenfalls äusserst arm an
Mollusken und Würmern. Gmelin konnte in dem-
selben nicht mehr als acht der gemeinsten Conchy-
lien entdecken (n). Die Ursachen dieser Armuth
sind aber ohne Zweifel keine andere, als die isolirte
Lage jenes Meers, der geringe Salzgehalt dessel-
ben, und die Menge des darin enthaltenen Berg-
öls (o).


Ausser der gröſsern Mannichfaltigkeit haben
die Thiere der wärmern Zonen auch in Ansehung
der Struktur und der Farbe vor denen der kältern
Länder manches voraus. Erstens nehmlich sind
bey den meisten Thieren der Tropenländer die cha-
rakteristischen Kennzeichen der Arten weit deutli-
cher, als bey den mehresten Thieren der kältern
Climate, ausgedrückt. Einen Beweis geben die
Fledermäuse. Alle Europäische Gattungen dieses
Geschlechts, nur Vespertilio ferrum equinum aus-
genommen, haben vier obere und sechs untere
Schneidezähne, und zugleich sind alle diese Arten
geschwänzt. Hingegen herrscht unter den Fleder-
mäusen der heissen Zonen, sowohl in Amerika,
als in der alten Welt, weit mehr Verschiedenheit
in Ansehung der Zahl der Schneidezähne, und
der Gegenwart, oder des Mangels des Schwanzes.


Fer-
N 5
[202]

Ferner finden wir bey den Thieren eine Be-
merkung bestätigt, die wir auch bey den Pflanzen
und Phytozoen gemacht haben, daſs nehmlich sehr
häufig in den wärmern Climaten, hingegen selten
oder gar nicht in den kältern Zonen ungleichartige
Formen mit einander verbunden sind. Das Gnu-
thier (Antilope Gnu), welches eben so viele Aehn-
lichkeit mit dem Pferde, dem Ochsen und dem
Hirsche, als mit den Antilopen hat, die ganze Fa-
milie der Faulthiere, deren sämmtliche Arten fast
eben so viel mit Thieren aus andern Familien, ja
sogar aus andern Classen, als mit einander gemein
haben, das Känguru (Jaculus giganteus), Potoru
(Jaculus murinus) und mehrere andere Neuhollän-
dische Säugthiere, die zwischen den Springhasen,
Beutelthieren und Makis in der Mitte stehen, und
alle ähnliche bizarre Formen sind blos in den wär-
mern Zonen einheimisch. Nirgends trifft man Bey-
spiele der Art in den kältern Climaten, ausser bey
den Meerthieren, an.


Endlich nimmt auch die Mannichfaltigkeit und
Lebhaftigkeit der Farben bey den Thieren, wie bey
den Pflanzen, zu, mit abnehmender Entfernung
vom Aequator. Die Panther, Leoparde, Zebra,
verschiedene Viverren und überhaupt alle buntfär-
bige Thiere wohnen in den heissen Gegenden, und
dort prangen auch die meisten Vögel mit den grell-
sten und lebhaftesten Farben, statt daſs in den ge-
mäſsig-
[203] mäſsigten und kalten Ländern die Farben schwä-
cher und weniger abstechend sind. Von mehr als
dreyhundert Vögeln, die sich in den temperirten
Zonen finden, sind die Gold-Drossel (Oriolus gal-
bula), der Eisvogel (Alcedo Ispida) und der Stieg-
litz (Fringilla carduelis) fast die einzigen, die we-
gen der Mannichfaltigkeit ihrer Farben in Betracht
kommen können. Die prachtvollsten Fische sind
ebenfalls den Gewässern zwischen den Wendezir-
keln eigen. Das brennendste Roth, das reinste
Blau, Grün und Gelb sind eben so gemein unter
ihnen, als solche hohe Farben unter den Euro-
päischen Fischen selten sind (p).


Das Resultat unserer bisherigen Untersuchun-
gen ist, daſs sich die Thiere in Ansehung ihrer Ver-
breitung ganz wie die Pflanzen mit einem einfachen
Saamenblatte verhalten. Wir fanden bey den letz-
tern eine Stufenfolge in der Mannichfaltigkeit der
Geschlechter und Arten, die von den Polarzirkeln
bis zum Aequator in zunehmender Richtung fort-
ging, und eine gleiche Gradation haben wir auch
bey den Thieren bemerkt. Wir haben aber auch
einzelne Geschlechter bey den Monocotyledonen an-
getroffen, deren Arten in entgegengesetzter Rich-
tung vom Aequator bis zur gemäſsigten, oder gar
bis zur kalten Zone an Mannichfaltigkeit zunahmen.
Aehnliche Geschlechter giebt es nun auch unter den
Thie-
[204] Thieren. Merkwürdig aber ist es, daſs sie sich
nur bey den Säugthieren, nicht bey den Amphibien
finden. Das Geschlecht der Salamander ist das ein-
zige aus der Classe der letztern, dessen Arten in
der nördlichen gemäſsigten Zone zahlreicher, als
in den wärmern Ländern zu seyn scheinen. Allein
dieser Schein rührt vielleicht nur von Mangel an
hinreichenden Untersuchungen her. Manche Ver-
schiedenheiten der Salamander, die für Charaktere
eigener Arten gelten, sind vielleicht nur Verschie-
denheiten des Alters, oder des männlichen und
weiblichen Geschlechts. Hingegen wenn die Rob-
ben (Phoca) in den Polarmeeren, und die Ge-
schlechter der Wiesel, Dachse, Spitzmäuse, Bie-
ber, Lemminge, Hamster und Winterschläfer in
den nördlichen gemäſsigten Climaten mehr Gattun-
gen, als näher nach dem Aequator hin enthalten,
wie aus den obigen Verzeichnissen des Reichthums
der kältern und wärmern Zonen an Säugthieren er-
hellet, so läſst sich diese Art der Vertheilung nicht
aus einer ähnlichen Ursache, wie bey den Salaman-
dern, ableiten.


Wir haben die Pflanzen in Ansehung ihrer
Verbreitung mit einem Baume verglichen, der aus
den nördlichen Polarländern entspringet, und des-
sen Zweige sich von dort aus über die Erde ausbrei-
ten, indem sie sich immer weiter von einander
entfernen. Eben dieses Bild paſst auch auf einen
gro-
[205] groſsen Theil des Thierreichs. In den nördlichen
Polarländern findet fast eine völlige Gleichheit zwi-
schen den Thieren von Europa, Asien und Ame-
rika statt. Allein diese Uebereinstimmung ver-
schwindet sehr bald, und es bleibt nur noch eine
bloſse Aehnlichkeit übrig. Auch diese vermindert
sich, je näher man dem Aequator kömmt, und jen-
seits dieser Gränze, in der südlichen Erdhälfte,
sind nur noch geringe Spuhren derselben übrig.


Ueberhaupt herrscht eine bewunderungswürdi-
ge Harmonie in der Verbreitung der Vegetabilien,
und vieler Familien der Thiere. Alle Säugthiere
des festen Landes, alle Landvögel, die meisten Am-
phibien, Fluſsfische und Insekten richten sich in
ihrer Verbreitung fast ganz nach den Pflanzen. In
geringerer Verbindung mit den letztern stehen aber
die Meerthiere. Bey diesen zeigen sich daher auch
viele Ausnahmen von dem Gesetze, nach welchem
jene obige Thierordnungen vertheilt sind.


Wir werden die Bestätigung dieser Sätze in
dem folgenden Gemählde der verschiedenen Fau-
nen finden.


Der ganze Reichthum, den der äusserste Nor-
den bis zum Polarzirkel an Säugthieren des festen
Landes aufzuweisen hat, besteht, wie schon oben
erwähnt ist, aus dem Isatis, dem Eisbären und
dem Rennthiere. Alle diese drey Thiere halten sich
sowohl in Europa und Asien, als in Amerika auf.


Es
[206]

Es leben ferner noch unter dem Polarcirkel in
der alten und zugleich in der neuen Welt, von
Säugthieren:


  • Felis lynx.
  • Canis lupus, lagopus, vulpes, vielleicht auch
    lycaon.
  • Mustela martes, erminea, zibellina (q), vul-
    garis (r).
  • Lutra vulgaris, minor.
  • Meles taxus, gulo.
  • Ursus arctos. Diesen dürfen wir indeſs nur als
    zweifelhaft hierher setzen. Pallas, wel-
    cher verschiedene Amerikanische Bären zu
    beobachten Gelegenheit hatte, fand zwischen
    ihnen und denen der alten Welt so beträcht-
    liche Verschiedenheiten, daſs er sie für mehr
    als bloſse Abarten der letztern halten zu müs-
    sen glaubt (s).
  • Sorex araneus, constrictus (t).
  • Castor fiber.
  • Marmota citillus.
  • Lemmus arvalis, migratorius, amphibius, viel-
    leicht auch lagurus (u).

Mus
[207]
  • Mus sylvaticus (v), Caraco (?) (w).
  • Lepus timidus.
  • Sciurus vulgaris, niger, volans, striatus.
  • Cervus alces, tarandus, elaphus, capreolus.
  • Bos taurus.
  • Capra Ammon. Das Daseyn dieses Thiers in
    Nordamerika, das schon Steller, Pal-
    las
    (x) und Zimmermann(y) aus ältern
    Nachrichten vermutheten, wird auch durch
    das neuere Zeugniſs von Meares und Dou-
    glas
    (z) wahrscheinlich gemacht.

sehr viele Vögel, z. B.


  • Certhia familiaris.
  • Sitta Europaea.
  • Corvus pica, corone, corax.
  • Strix bubo, otus, crachyatos, nyctea, fune-
    rea, flammea.
  • Vultur aura.
  • Falco fulvus, palumbarius, pygargus.
  • Rallus Virginianus.
  • Fulica atra, chloropus.
  • Haematopus ostralegus.
  • Charadrius apricarius, pluvialis, hiaticula.

Trin-
[208]
  • Tringa lobata, fulicaria, interpres, striata,
    ocrophus, alpina, Islandica, squatarola, Gam-
    betta.
  • Scolopax gallinula. U. s. w.

von Amphibien, Fluſsfischen, Crustaceen und
Insekten:


  • Rana temporaria, esculenta.
  • Gadus lota (a).
  • Perca fluviatilis.
  • Gasterosteus aculeatus.
  • Salmo salar, alpinus, lavaretus (b).
  • Acipenser stellatus (c).
  • Astacus fluviatilis Fabr. (d).
  • Sphinx lineata Fabr. (e).

Neben diesen, im ganzen Norden der alten und
neuen Welt verbreiteten Thieren zeigen sich aber
vom 62ten bis zum 35ten Grade der Breite so viele
andere, nur auf gewisse Bezirke eingeschränkte
Arten, daſs die Unähnlichkeit der Faunen von Eu-
ropa, dem nördlichen Asien und Nordamerika schon
auf der südlichen Seite des nördlichen Polarzirkels
fast eben so groſs, als die Aehnlichkeit derselben
ausfällt. Doch giebt es im nördlichen und mittlern
Eu-
[209] Europa nur erst wenige Säugthiere, die sich nicht
auch in Asien und Amerika finden. Mit Asien ha-
ben jene Theile von Europa folgende Arten gemein:


  • Mustela foina, putorius, vulgaris, Sarmatica.
  • Sorex araneus, fodiens, moschatus.
  • Erinaceus Europaeus.
  • Cricetus Germanicus.
  • Glis esculentus.
  • Spalax typhlus.
  • Lemmus glareolus.
  • Mus decumanus.
  • Lepus cuniculus, variabilis.
  • Vespertilio pipistrellus.
  • Cervus dama.
  • Antilope Saiga.

Aber manche dieser Thiere gehen nicht weiter,
als bis zur westlichen Seite des Ural und des Jeni-
sey. An dieser Gränze, wo die Europäische und
Siberische Flor sich scheiden, verschwinden auch
die Krebsottern (Lutra minor), die Hausratten,
die Karpen, Brassen, Forellen und die Krebse.
Diese Thiere erscheinen aber wieder, gleich den
Eichen und Haselnuſsstauden, auf der östlichen
Seite des Zweiges vom Gebirge Kingan, welcher
Daurien und das Nertschinskische Gebiet vom Se-
lenginskischen scheidet, in den durch den Amur
Bd. II. Ogegen
[210] gegen den östlichen Ocean flieſsenden Gewäs-
sern (f).


Alle Europäische Fledermäuse, ausgenommen
Vespertilio pipistrellus, also V. auritus, murinus,
noctula, serotinus, barbastellus und ferrum equi-
num, so wie verschiedene Europäische Spitzmäu-
se, namentlich Sorex leucodon, constrictus und te-
tragonurus, sind wahrscheinlich dem nördlichen
Asien fremd.


Das Haselhuhn (Tetrao Bonasia) und der ge-
meine Staar (Sturnus vulgaris), die im ganzen
nördlichen Europa so häufig sind, werden jenseits
des Jenisey sehr selten. Vögelarten, die sich an
dieser Gränze ganz verliehren, sind unter andern:


  • Loxia Chloris.
  • Emberiza miliaria, citrinella.
  • Motacilla curruca.
  • Falco aeruginosus.
  • Lanius excubitor, collurio.
  • Coracias garrula.
  • Picus viridis.
  • Scolopax Lapponica.
  • Tringa Vanellus.

Der Grünfink (Loxia Chloris) zeigt sich aber
wieder in Kamschatka, und der Neuntödter (La-
nius
[211] nius collurio) an der Behringsstraſse, also in der-
selben Gegend, wo auch viele Europäische Pflan-
zen, die sich nirgends in Siberien finden, wieder
zum Vorscheine kommen.


In Siberien sieht man auch keine Tauben, bis
man jenseits des Baikals kömmt, wo eine kleine
Abart auf den Felsen nistet.


Endlich ist, ausser den schon erwähnten Fi-
schen, auch der Aal weder in der Wolga, noch in
allen von deren Ursprung an in dieselbe fallenden
Flüssen und Bächen, oder benachbarten Landseen
anzutreffen, und fehlt weiterhin durch ganz Sibe-
rien (g).


Statt jener sich verliehrenden Thiere erschei-
nen im nördlichen Asien: der Dsiggetai (Equus he-
mionus), der wilde Esel (Equus onager), der grun-
zende Ochs (bos grunniens), die Kropfgazelle (An-
tilope gutturosa), das ungeschwänzte Reh (Cervus
pygargus), das Moschusthier (Moschus moschife-
rus), der Baktrianische Camel, der Caragan (Canis
caragan), der Corsak (Canis corsac), die Unze (Fe-
lis Uncia), der Manul (Felis Manul), der Koulon
(Mustela Sibirica), die ungeschwänzte und die ge-
schwänzte Siberische Spitzmaus (Sorex minutus,
minu-
O 2
[212] minutissimus), der langöhrichte Igel (Erinaceus au-
ritus), vorzüglich aber eine groſse Menge Nage-
thiere, namentlich


  • Lepus alpinus, pusillus, Ogotona, Tolai.
  • Jaculus Sibiricus.
  • Glis tamaricinus.
  • Mus betulinus.
  • Lemmus saxatilis, alliarius, rutilus, gregalis,
    oeconomus, socialis, torquatus.
  • Cricetus accedula, arenaceus, phaeus, Songa-
    rus, furunculus.
  • Spalax typhlus, myospalax.

Alle diese Thiere haben Siberien, die Tarta-
rey, die nördlichen Gegenden am Caspischen Mee-
re, Tibet und das nordwestliche China, also die-
selben Länder, worüber sich die Tartarische Flor
erstreckt, zum Wohnplatze. Aber nicht alle gehen
über alle Theile derselben. Besonders giebt es un-
ter den angeführten Nagethieren manche, die nur
auf kleine Bezirke eingeschränkt sind, z. B. Crice-
tus Songarus und furunculus, die sich blos in der
Baraba aufhalten, und zwar jener am Irtis, dieser
gegen den Ob zu.


Ferner erscheinen im nördlichen Asien man-
cherley neue Vögel, besonders aus der Familie der
Enten und Reiher, z. B. Ardea gigantea, Ardea
purpurea, Anas ruficollis, Anas formosa; weiter
nach
[213] nach Osten in Kamschatka und auf der Beringsinsel
Anas violacea, Anas Urile, Anas Beringii; und
weiter nach Süden in Tibet der Pavo Tibetanus,
und in Japan der Pavo muticus.


Die Classe der Amphibien enthält hier eben-
falls manche Eidechsen, Schlangen und Frösche,
die sich nirgends in Europa aufhalten. Am See
Inderskoi findet sich Lacerta velox; in der Steppe
Naryn und an den Flüssen Sarpa, Kuma, Terek
Chalcides apoda; im südlichen Siberien Iguana he-
lioscopa; am Caspischen Meere Anguis miliaris,
Coluber Hydrus, Bufo sitibundus und Bufo ri-
dibundus; am Caspischen Meere und am Ir-
tisch Coluber Dione; am Jaik Coluber scutatus;
an der Wolga und Samara Vipera Melanis; und
in den Wäldern der Siberischen Gebirge Vipera
Scytha.


Endlich von Fluſsfischen giebt es in diesen Ge-
genden sehr viele eigene Arten aus den Geschlech-
tern Salmo, Cyprinus und Acipenser. Die Hei-
math des letztern Geschlechts ist vorzüglich das
Caspische Meer mit den sich darin ergieſsenden
Flüssen. Nirgends giebt es so viele Störarten, als
in diesen Gewässern. Sie ziehen in ungeheuren
Schaaren mehrere Wochen hindurch aus jenem See
in die Wolga, sobald diese gegen Ende des Fe-
bruars, oder im Anfange des Märzes vom Eise frey
O 3zu
[214] zu werden anfängt, und kehren im Herbste wie-
der zum Caspischen Meere zurück (h).


So wie die Flor des südlichen Europa, der Le-
vante und der nördlichen Küste von Afrika sich in
vielen Stücken von der nordeuropäischen, der Tarta-
rischen und der eigentlichen Afrikanischen unter-
scheidet, so hat auch die Fauna dieser Länder
manches Eigene. Hier findet sich der Steinbock
(Capra ibex), die Bezoar-Ziege (Capra aegagrus),
die Gemse (Antilope rupicapra), die Genette (Vi-
verra Genetta), das Frett (Mustela Furo), das Eich-
horn mit vier Streifen (Sciurus Getulus), die groſse
Haselmaus (Glis quercinus), die kleine Haselmaus
(Glis avellanarius), die gestrichelte Maus (Mus
barbarus), die Rüsselmaus (Mus soricinus), und
das Stachelschwein (Hystrix cristata).


Aber noch weit mehr Eigenthümliches, als in
den bisher erwähnten Ländern, zeigt sich in den
gemäſsigten, ja schon in den kalten Gegenden von
Nordamerika. Schon unter dem 61ten Grade nörd-
licher Breite, an der Hudsonsbay, zwischen dem
Seekälber- und Churchill-Flusse, lebt ein groſses
Thier, das der alten Welt fremd ist, nehmlich der
Muskus-Ochse (Bos moschatus). Theils in eben
dieser Gegend, theils in den vereinigten Staaten,
Louisiana und dem nordwestlichen Amerika woh-
nen auch:


Di-
[215]
  • Didelphis Virginiana.
  • Viverra mephitis.
  • Felis concolor.
  • Canis Virginianus.
  • Mustela Canadensis, Pennanti, Vison.
  • Lutra marina (i).
  • Meles luscus, lotor.
  • Talpa longicaudata, cristata.
  • Sorex aquaticus.
  • Hystrix dorsata.
  • Castor zibethicus.
  • Marmota empetra, monax, pruinosa, ecaudata.
  • Lemmus Hudsonius.
  • Jaculus Canadensis.
  • Lepus Americanus.
  • Sciurus Hudsonius, cinereus, voluccella.
  • Vespertilio Noveboracensis.
  • Cervus Virginianus.

Hier ist auch das Vaterland des Puters, der
erst seit der Entdeckung von Amerika in der alten
Welt einheimisch geworden ist.


Hier
O 4
[216]

Hier zeigen sich ferner viele, der alten Welt
unbekannte Amphibien, z. B.


  • Testudo denticulata.
  • Anguis ventralis.
  • Crotalus horridus.
  • Vipera Leberis.
  • Coluber fasciatus, Sipedon, constrictor, Sirta-
    lis, ovivorus.
  • Rana maxima, ocellata, Virginica.

Gehen wir in der alten und neuen Welt unter
dem 35° N. Br. noch weiter zum Aequator, so ver-
liehrt sich die Gleichheit, wie der Pflanzen, so
auch der Thiere immer mehr, und es tritt endlich
in der südlichen Erdhälfte fast eine völlige Ver-
schiedenheit der Arten, und selbst der Geschlech-
ter ein.


Amerika’s groſser Reichthum an eigenthümli-
chen Thieren fängt sich schon mit Mexico an.
Doch sind es diesseits des Aequators nur erst ei-
gene Arten, welche die neue Welt aufzuweisen
hat. Aber Brasilien, Gujana, Peru, Chili und Pa-
raguay enthalten auch ganze Geschlechter, wo-
von sich entweder gar keine, oder doch nur sehr
wenige Gattungen in den übrigen Welttheilen auf-
halten, und diese Geschlechter finden sich nicht
blos unter den Säugthieren, sondern auch, und
zwar in noch gröſserer Menge, da, wo man sie
am wenigsten erwarten sollte, unter den Vögeln.


Ge-
[217]

Geschlechter, wovon keine Art ausserhalb
Amerika, vorzüglich dem südlichen, einheimisch
ist, sind unter den Säugthieren: Cercopithecus, Da-
sypus und Tapir; unter den Vögeln: Crax, Ram-
phastos, Crotophaga, Cancroma, Palamedea, Pso-
phia und Rynchops.


Geschlechter, wovon nur wenige Arten ausser-
halb Amerika wohnen, sind unter den Säugthieren:
Savia, Myrmecophaga und Bradypus; unter den
Vögeln: Penelope, Trochilus und Pipra. Von
manchen, in Afrika oder Asien einheimischen Thie-
ren, die man in diese Geschlechter versetzt hat,
ist es indeſs sehr zweifelhaft, ob sie wirklich da-
hin gehören, und von den übrigen, nicht Ameri-
kanischen Arten ist es ungewiſs, entweder ob ihr
Geburtsort richtig angegeben ist, oder, wenn dies
auch der Fall seyn sollte, ob sie nicht aus der
neuen Welt in die alte versetzt sind, oder endlich
ob sie wirklich die Thiere sind, wofür man sie aus-
gegeben hat.


Aus dem Geschlechte der Savien giebt es drey
Arten, die in Afrika einheimisch sind, oder seyn
sollen, nehmlich Savia Aguti, S. Syriaca und S.
Capensis. Die Agutis werden, nach der Versiche-
rung von Robert Norris, nicht nur in Gujana,
Brasilien und auf den Antillen, sondern auch häu-
O 5fig
[218] fig an der Goldküste in Afrika gefunden (k). Aber
können nicht diese Thiere, gleich manchen andern,
aus Amerika in die alte Welt versetzt seyn? Die
Syrische Savie und der Klipdas finden sich freylich
blos in Afrika, und nicht in Amerika. Allein bey-
de haben so viele Eigenthümlichkeiten, daſs wir
sie nur der Aehnlichkeit wegen, die ihr ganzer Ha-
bitus mit dem der Amerikanischen Savien hat,
diesen beygesellt, und nicht mit Herrmann zu ei-
nem eigenen Geschlechte (Hyrax) gemacht haben.
Sie besitzen in der untern Kinnlade vier Schneide-
zähne, da sich bey den übrigen Savien deren nur
zwey finden; die Bildung der Zehen überhaupt,
und besonders des Nagels der dritten Zehe an den
Hinterfüſsen, ist bey ihnen ganz ausgezeichnet;
und die innere Struktur des Klipdas hat viele Ei-
genthümlichkeiten, wovon bey der Savia Cobaya,
Capybara, Aguti und Paca nichts Aehnliches vor-
handen ist (l).


Von Ameisenfressern giebt es fünf bekannte Ar-
ten: Myrmecophaga didactyla, jubata, Taman-
dua (m), Capensis und aculeata (n). Die drey er-
stern
[219] stern sind in Südamerika, die vierte in Afrika, und
die fünfte in Neuholland zu Hause. Aber die bey-
den letztern unterscheiden sich eben so sehr von
den drey erstern, wie der Klipdas von den übrigen
Savien, und der Afrikanische Ameisenfresser ist
daher auch schon von Geoffroy zu einem beson-
dern Geschlechte (Orycteropus) gemacht.


Den beyden Amerikanischen Faulthier - Arten
(Bradypus didactylus und B. tridactylus) ist von
Pennant(o) ein Ostindisches Thier, unter dem
Namen des bärenartigen Faulthiers (B. ur-
siformis), beygesellt, das mit jenen, wie Pennant
selber gesteht, nichts als den Mangel der Vorder-
zähne gemein hat, hingegen in seinem übrigen Bau
und seiner Lebensweise von dieser ganz verschie-
den ist.


Zu den Penelopen rechnet man eine Art, die
in Ostindien wohnt, die Penelope Satyra. Aber
diese unterscheidet sich von den übrigen Gattun-
gen dieses Geschlechts so auffallend durch zwey
hornartige Auswüchse an der Stirne, daſs sie mit
gröſserm Rechte, als der Puter, von jenen Vögeln
getrennt werden könnte.


So findet auch eine beträchtliche Verschieden-
heit zwischen den Arten des Bucco in der alten
und neuen Welt statt. Alle Amerikanische Gat-
tungen zeichnen sich durch einen weit gröſsern
und
[220] und mehr länglichten Schnabel vor den Asiatischen
und Afrikanischen Vögeln dieses Geschlechts aus,
und verdienen daher mit einem eigenen Namen be-
legt zu werden. Eine ähnliche Bemerkung läſst
sich ferner bey mehrern Amerikanischen Arten des
Oriolus und der Parra machen.


Daſs es Colibri-Arten ausserhalb Amerika giebt,
sucht man durch die Versicherung des Ten-Rhy-
ne
(p), nach welcher sich diese Thiere auch am
Cap finden, zu beweisen. Allein welches Gewicht
kann das Zeugniſs eines Mannes haben, der kein
Naturforscher war, und der vielleicht eine Certhia
für einen Colibri angesehen hat?


Doch wenn es auch zweifelhaft bleiben sollte,
ob es ganze Geschlechter von Säugthieren und
Vögeln giebt, die blos auf die neue Welt einge-
schränkt sind, so läſst sich wenigstens soviel mit
einem hohen Grade von Wahrscheinlichkeit be-
haupten, daſs das südliche Amerika keine Art von
Säugthieren mit der alten Welt gemein hat,
ausser der Savia Aguti und denjenigen Gattungen,
die sich vom nördlichen Amerika aus in die südli-
chen Länder dieses Welttheils verbreitet haben.
Die einzigen Zweifel, die hierüber noch obwalteten,
seitdem Buffon diesen Satz zuerst aufstellte (q),
betrafen die Didelphis marsupialis und Orientalis.
Zim-
[221]Zimmermann hat aber gezeigt, daſs die erstere nur
in der neuen Welt, und die letztere blos in Ostin-
dien gefunden wird (r).


Wahrscheinlich ist es auch, daſs sich bey einer
genauern Untersuchung weit weniger, der alten
und neuen Welt zugleich angehörige Amphibien
finden werden, wie man bisher geglaubt hat. La
Cepede
und mehrere andere Amphibiologen geben
eine sehr groſse Menge solcher Arten an. Allein
nur bey denjenigen Gattungen, die im Meere le-
ben, kann man sich einigermaaſsen auf diese An-
gaben verlassen. Bey den übrigen ist es immer
zu vermuthen, daſs ähnliche Thiere von oberflä-
chigen Beobachtern für einerley ausgegeben sind.


Als einen Beweis unserer Behauptung können
wir den Alligator, und den eſsbaren Leguan von
Amerika anführen.


Der Amerikanische Alligator wird von Ban-
kroft
und La Cepede für eine bloſse Varietät des
Nilcrocodils angenommen. Aber bey einer genau-
ern Vergleichung beyder Thiere zeigen sich sowohl
in der äussern Form, als im innern Baue sehr gro-
ſse Verschiedenheiten. Der Amerikanische Alliga-
tor hat eine stumpfe Schnauze, auf jeder Seite des
Oberkiefers ein Loch, worin der vierte Zahn der
untern Kinnlade verborgen liegt, und Hinterfüſse,
deren
[222] deren Zehen nur zur Hälfte durch Schwimmhäute
verbunden (semipalmata) sind. Bey dem Nilcro-
codil hingegen findet man eine länglichte Schnauze,
einen Einschnitt an beyden Serten des Oberkiefers
zur Durchlassung des vierten Zahns der untern
Kinnlade, und Hinterfüſse, deren Zehen ganz mit
Schwimmhäuten versehen sind (s). Auch traf Plu-
mier
bey dem Amerikanischen Alligator eine Luft-
röhre, die mehrere Biegungen machte, ehe sie in
die Lungen überging (t), und einen doppelten Ma-
gen an (u). Von dem Nilcrocodil hingegen erwäh-
nen
[223] nen Vesling(v) und Hasselquist(w) keiner ähn-
lichen Struktur.


So unterscheidet sich vielleicht auch der Ame-
rikanische eſsbare Leguan von dem Ostindischen.
Der letztere ist die Lacerta Iguana des Linné.
Mehrere Reisende, und unter ihnen selbst gute
Naturforscher, z. B. Schöpf(x) belegen mit eben
diesem Namen einen Leguan, der sich in Westin-
dien aufhält, und scheinen über die Identität die-
ser und der Ostindischen Art gar kein Bedenken
zu tragen. Märter aber, welcher die nehmliche
Eidechse beobachtete, deren Schöpf unter dem
Namen der Lacerta Iguana L. erwähnt, ist unge-
wiſs, ob es wirklich diese, oder nicht die Iguana
cauda subulata, tereti, longa, crista nulla, capite
postice aculeato Gronov. Zooph. n. 54. (Lacerta
Agama L.) ist (y). Hier haben wir also einen Be-
weis, daſs man sich nicht einmal auf das Zeug-
niſs von Naturforschern über die Gleichheit von
Thieren der alten und neuen Welt verlassen darf.
Welches Gewicht können daher die Aussagen von
Leuten haben, die oft nicht die ersten Gründe
der Naturgeschichte kannten? Und diese sind
doch
[224] doch häufig die vornehmsten, oder gar die einzi-
gen Beweise für eine solche Identität.


Folgendes Verzeichniſs enthält die sämmtli-
chen, näher bekannten Säugthiere und die merk-
würdigsten Vögel, die im mittlern und südlichen
Amerika einheimisch sind, und welche nie, oder
doch nur selten weiter nach Norden, als höchstens
bis zum 35ten Grade der Breite gehen.


Von Säugthieren gehören hierher:


  • Alle Meerkatzen (Cercopithecus).
  • Didelphis marsupialis (und deren Varietät D.
    cancrivora), Opossum (z), Philander, mu-
    rina, dorsigera (nebst deren Abart D. Cayo-
    pollin), brachyura, Meminna (z*).
  • Viverra nasua, narica, Conepatl, putorius,
    Mapurito, vittata, caudivolvula.
  • Felis discolor, Onca, pardalis, tigrina.
  • Canis mexicanus, Thous.
  • Mustela barbara.
  • Lutra Brasiliensis, minima.
  • Meles cancrivora.
  • Sorex Surinamensis, Brasiliensis.
  • Erinaceus inauris.
  • Hystrix prehensilis, Mexicana.
  • Castor Huidobrius.

Savia
[225]
  • Savia Capybara, Cobaya, Aperea, Paca, Agu-
    ti, Acouchi, Surinamensis, moschata, Pa-
    tagonum.
  • Glis Chrysurus.
  • Lepus Brasiliensis.
  • Sciurus Mexicanus, variegatus, aestuans.
  • Vespertilio spectrum, perspicillatus, hastatus,
    soricinus, leporinus, lepturus, molossus.
  • Bradypus tridactylus, didactylus.
  • Alle Armadille (Dasypus).
  • Myrmecophaga didactyla, jubata, Tamandua.
  • Tapir suillus.
  • Sus Tajassu.
  • Moschus Americanus.
  • Cervus Mexicanus, Cariacou.
  • Capra Puda.
  • Camelus Glama, Pacos, Vicunna, Araucanus,
    Huanucus, equinus.

Die merkwürdigsten, dem mittlern und süd-
lichen Amerika eigenen Vögel sind:


  • Casuarius Rhea.
  • Penelope cristata, Pipile, Cumanensis, Ma-
    rail, vociferans.
  • Alle Arten des Geschlechts Crax.
  • Phasianus Motmot, Parraka, Mexicanus, cri-
    status.
  • Die meisten Manakin’s (Pipra) und eine gro-
    ſse Menge Arten aus den übrigen Geschlech-
    Bd. II. Ptern
    [226] tern der Sperlingfamilie, die sich zum Theil
    durch ihre melodische Stimme, durch ihre
    Farben, durch den sonderbaren Bau ihrer
    Nester, oder durch ihre Lebensweise aus-
    zeichnen, z. B. Turdus Orpheus, cirrhatus,
    tintinnabulatus, tinniens; Ampelis coccinea;
    Loxia minuta; Tanagra Jacapa; Fringilla
    lepida u. s. w.
  • Das ganze zahlreiche Geschlecht der Colibri,
    und unter den übrigen Spechten vorzüglich
    viele Todus-Arten.
  • Aus der Familien der Krähen sehr viele Papa-
    geyen, die meisten Trogon- und Bucco-Ar-
    ten, alle, unter dem Namen Xanthornus von
    Pallas(a) vereinigte Gattungen des Linnei-
    schen Geschlechts Oriolus, alle Tukane
    (Ramphastos) und Ani (Crotophaga).
  • Von den Vögeln aus der Ordnung der Habichte
    unter andern der Condor (Vultur Gryphus),
    der Geyerkönig (Vultur Papa) und die Har-
    pye (Falco Harpyia), aber sehr wenige Eulen.
  • Die Geschlechter Palamedea, Cancroma, Pso-
    phia, und alle zu Büffon’s Geschlechte Ja-
    cana gehörige Arten der Parra (a*); aus den
    übrigen Geschlechtern dieser Ordnung unter
    an-
    [227] andern: Mycteria recurvirostra (b), Mycte-
    ria Nandapoa (b*), Platalea Aiaia, Platalea
    pygmaea, Ardea Helias, Ardea Hoactili, Ar-
    dea Maguari, Ardea scolopacea, Tantalus
    loculator.
  • In der Familie der Enten die beyden Geschlech-
    ter Rinchops und Plotus, aber wenige Ar-
    ten aus den übrigen Geschlechtern.

Vorzüglich ist es Terra Firma, Brasilien und
Paraguay, wo die meisten dieser vielen Amerika-
nischen Vögel ihren Wohnort haben, und eben die-
se Länder sind es auch, in deren unermeſslichen,
jedem Sonnenstrahle unzugänglichen, und mit
Feuchtigkeit überladenen Wäldern sich ausseror-
dentlich viele, sowohl Arten, als Individuen von
Amphibien aufhalten. Bankroft versichert, er
kenne in Gujana über sechszig Schlangenarten (c),
und nach Ulloa’s Erzählung sind die Gassen in
Portobello nach einem Regen mit sechs Zoll langen
Kröten wie gepflastert (c*). Alle Klapperschlangen
(Crotalus) und die meisten Arten der Geschlechter
Coluber, Boa, Rana, Hyla und Bufo sind in jenen
Ländern zu Hause, und nirgends giebt es so gro-
ſse
P 2
[228] ſse Thiere und so eigene Formen in der Familie
der Frösche, als hier, wie Rana paradoxa, Bufo
Pipa und Bufo cornutus Laur. beweisen. Nimmt
man den Nil- und Ganges-Crocodil aus, so sind
auch die gröſsten der übrigen Thiere aus der Ei-
dechsenfamilie, nehmlich Crocodilus Alligator,
Gecko Caudiverbera, Lacerta Dracaena und Lacer-
ta monitor in Süd-Amerika einheimisch.


Bey den Fluſsfischen zeigt sich in Amerika
ein Phänomen, wovon wir oben etwas Aehnliches
in Siberien bemerkt haben, und welches auf ein
eigenes, bey der Verbreitung dieser Thiere statt fin-
dendes Gesetz hindeutet. So wie nehmlich im
nördlichen Asien die nach Norden fliessenden Ströh-
me ganz andere Fische enthalten, als diejenigen,
die sich durch den Amur in den östlichen Ocean
ergiessen, so haben auch alle an der Westseite der
Nordamerikanischen Gebirge entspringende und
durch den Mississippi mit dem Meerbusen von Me-
xico zusammenhängende Flüsse nur einige wenige
Fischarten mit denjenigen Ströhmen gemein, wel-
che von der Ostseite jener Berge in den Ocean
fliessen. Die streichenden Fische, besonders Clu-
pea Alosa, die fast in allen Flüssen der östlichen
Küste im April und Mai tief ins Land gehen, und
mehrere andere Arten, werden im Alleghenny und
Monanghala gänzlich vermiſst (d). Es scheint al-
so,
[229] so, daſs die Arten der Fische in einem Flusse nicht
durch die Lage der Quelle, sondern durch die La-
ge der Mündung desselben bestimmt werden. Ue-
brigens ist das wärmere Amerika, besonders das
südliche, nicht weniger reich an mannichfaltigen
und merkwürdigen Fischen, als an andern Thie-
ren. Der Amazonenfluſs wimmelt so sehr von ih-
nen, daſs man sie mit den Händen greifen kann (d*).
Vor allen übrigen sind die Geschlechter Gymnotus
und Silurus hier reich an Gattungen. Doch finden
sich die vielen Amerikanischen Welse blos in den
Flüssen des festen Landes von Amerika, vorzüg-
lich von Brasilien. Es giebt keinen derselben in
Jamaika und auf den Antillischen Inseln (e).


Was die Geschlechter Cercopithecus, Dasypus,
Crax, Ramphastos u. s. w. für Amerika sind, ist
eine Menge anderer für die Tropenländer der alten
Welt. Alle Affen (Simia), Paviane (Papio), Makis
(Lemur), Gürtelthiere (Manis), Antilopen, Pferde,
Elephanten- und Rhinozeros-Arten, das Nilpferd
(Hippopotamus), die Giraffe, und alle Arten der
Vögelgeschlechter Struthio, Pavo, Numida, Para-
disea, Buceros und Buphaga finden sich bios in
Afrika und im wärmern Asien.


Bey
P 3
[230]

Bey der gegenseitigen Lage von Afrika und
Asien ist es fast unmöglich, daſs diese Welttheile
nicht einige Thiere mit einander gemein haben soll-
ten. Indeſs ist die Zahl solcher Arten weit gerin-
ger, als sich erwarten liesse, und dagegen die
Menge derer Thiere, die sich blos in Afrika, oder
blos in Asien finden, so groſs, daſs unser Satz von
der Zunahme in der Verschiedenheit der Faunen
mit zunehmender Entfernung von dem Nordpole
durch diese Welttheile eben so sehr, als durch
Amerika, bestätigt wird.


Setzt man die Hausthiere bey Seite, so sind
es folgende Thiere, die sich sowohl in Afrika, als
in Asien finden:


  • Simia Sylvanus, Inuus, Maura.
  • Canis lupus, aureus, vulpes, hyaena.
  • Felis leo, Uncia, jubata, Caracal, leopardus.
  • Viverra Fossa.
  • Ursus arctos.
  • Lepus cuniculus, Europaeus.
  • Sciurus palmarum.
  • Jaculus Jerboa.
  • Hystrix cristata.
  • Vespertilio Vampyrus.
  • Bos Buffelus.
  • Cervus elaphus.
  • Antilope Oryx, Gazella, cervicapra, Dorcas.
  • Struthio camelus.

Aber
[231]

Aber von mehrern dieser Thiere ist es noch
gar nicht ausgemacht, ob sie auch in Afrika und
Asien zugleich einheimisch sind. Daſs sich z. B.
der Mohraffe (S. Maura) nicht nur in Guinea, son-
dern auch in Ceylon aufhalte, beruhet blos auf dem
Zeugnisse des Seba(f), welches bekanntlich in die-
sen Sachen von geringem Gewichte ist. Von den
meisten der übrigen hat man keine zuverlässige
Beweise, daſs sie sich in Afrika oder Asien auch
auf der Südseite des Aequators befinden. Hinge-
gen ist es gewiſs, daſs der gröſste Theil von ihnen
diesseits des 3oten Grades nördlicher Breite lebt.
Es ist also sehr wohl möglich, daſs alle Thiere,
die jene Welttheile mit einander gemein haben,
nicht zu den ursprünglichen Bewohnern von Afri-
ka, oder Asien gehören, sondern sich entweder
von Norden aus über beyde Welttheile, oder von
dem einen über den andern durch Syrien verbreitet
haben. Das Letztere ist vermuthlich der Fall mit
dem Löwen, der Hyäne, dem Gold wolf und dem
Strauſs gewesen, welche ganz Afrika von der Bar-
barey an bis zum Cap, aber von Asien blos die an
Afrika gränzenden Länder bewohnen.


Diese Vermuthung erhält einen noch höhern
Grad von Wahrscheinlichkeit, wenn wir einen
Blick auf die groſse Menge von Arten werfen, die
jedem
P 4
[232] jedem der beyden erwähnten Welttheile auschlieſs-
lich zugehören.


Säugthiere, die sich blos in Afrika und vor-
züglich im südlichen aufhalten, sind:


  • Simia Troglodytes, Cynomolgus, Diana, Mo-
    na, Sabaea, Patas, Cephus, nictitans, Pe-
    taurista, polykomos, aethiops, Roloway.
  • Papio Sphinx, Maimon, sylvaticus (g), cri-
    status (h), aethiops Zimmerm., Hamadryas.
  • Lemur Galago, minutus Cuv.
  • Viverra Civetta, hermaphrodita, Ichneumon,
    Cafra, tetradactyla.
  • Felis pardus, Capensis, cinerea, ocreata.
  • Canis crocuta, mesomelas, Zerda.
  • Mustela Zorilla (i).
  • Meles Mellivora.
  • Talpa aurea, gigantea.
  • Sorex rostratus.
  • Erinaceus setosus, ecaudatus.
  • Savia Capensis, Syriaca.
  • Spalax Capensis.
  • Mus pumilio.
  • Jaculus Capensis.
  • Lepus Capensis.
  • Vespertilio hispidus, Nigrita.

Myr-
[233]
  • Myrmecophaga Afra.
  • Hippopotamus amphibius.
  • Rhinoceros bicornis.
  • Elephas maximus Capensis.
  • Moschus Guinensis.
  • Giraffa Camelopardalis.
  • Bos Caffer, Dante.
  • Antilope Gnu, leucophaea, Oreas, Ourebi,
    Oreotragus, scripta, Grimmia, pygmaea,
    Dama, redunca, sylvatica, arundinacea,
    strepsiceros, Kevella, pygarga, marsupialis,
    Corinna, Bubalis, Lerwia.
  • Equus Zebra, Quagga.

Zu den merkwürdigern Vögeln, die blos in
Afrika einheimisch sind, gehören:


  • Otis Afra.
  • Numida Meleagris, mitrata.
  • Pipra Capensis.
  • Cuculus indicator.
  • Buphaga Africana.
  • Buceros Abyssinicus, Africanus, nasutus.
  • Mycteria Senegalensis (k).
  • Scopus Umbretta Briss.
  • Bucco parvus.
  • Todus cristatus.

Ardea
P 5
[234]
  • Ardea pavonina, carunculata.
  • Parra Africana.

Fast alle diese Thiere zeigen sich erst in Abys-
sinien, Guinea, kurz in der Nähe des Aequators,
und von hier nimmt die Anzahl derselben immer
mehr zu bis zum Lande der Caffern und Hotten-
totten, wo die Elephanten in Heerden von mehrern
Hunderten und die Antilopen in Haufen von vielen
Tausenden wandern. Die Säugthiere und Vögel
verhalten sich also auch in Afrika ganz wie die dor-
tige Flor, die ebenfalls ihre sämmtlichen Reichthü-
mer erst in der südlichen Hälfte dieses Welttheils
ausbreitet.


Die Amphibien lieben einen dunkeln, feuchten
und warmen Aufenthalt. Afrika bietet ihnen blos
Wärme, aber nur in wenigen Gegenden Feuchtig-
keit und Schatten an. Es ist also nicht zu verwun-
dern, daſs sich hier nicht so viele Thiere aus die-
ser Classe, als in Amerika finden. Inzwischen sind
selbst die dürresten Sandwüsten jenes Welttheils
nicht leer an Eidechsen und Schlangen. Es finden
sich hier:


  • Stellio cordylus, azureus, officinalis.
  • Gecko mauritanicus.
  • Chamaeleo Africanus.
  • Scincus Algirus, officinalis (l).
  • Anguis colubrina, jaculus, cerastes.

Vi-
[235]
  • Vipera Cleopatrae (m), cerastes.
  • Coluber Situla, Tyria, Argus, Petola, dome-
    sticus, Haie, Maurus, Sibon, jugularis.

In Aegypten wohnt der bekannte Nilcrocodil,
und eine andere, noch wenig bekannte Art, der
schwarze Crocodil, hält sich am Senegal auf (n).


Ganz anders, als die Säugthiere und Vögel,
sind die Fluſsfische in Afrika verbreitet. Die Ströh-
me der nördlichen Hälfte dieses Welttheils enthal-
ten eine nicht geringe Anzahl derselben, und unter
diesen manche eigene und merkwürdige Gattungen,
z. B. den Zitterwels (Silurus electricus), und alle
bekannte Mormyrus-Arten. Aber im südlichen
Afrika findet das räthselhafte Phänomen statt, daſs
die dortigen Flüsse theils gar keine Fische, theils
nur einige wenige Capsche Karpen (Cyprinus gono-
rynchus) enthalten, die kaum die Gröſse eines ge-
wöhnlichen Herings erreichen (o).


In Asien finden sich auf der südlichen Seite
des groſsen Bergrückens, welcher Hindostan von
Tibet scheidet, folgende, diesem Welttheile eigene
Säugthiere:


  • Symia Satyrus, Lar, Moloch (p), Goloch (q),
    veter, Silenus, Cephalopterus Zimmerm.,

Fau-
[236]
  • Faunus, Talapoin, Aygula, Sinica, Ne-
    maea, Mulatta, rostrata (r).
  • Papio Mormon, Nemestrina.
  • Lemur Lori, tardigradus, tarsius Pall. (s).
  • Didelphis Orientalis.
  • Viverra Zibetha, Mungo, Zeylanica.
  • Felis tigris, Serval.
  • Mustela Javanica, longidigitata, tigrina.
  • Sorex murinus, moschatus.
  • Hystrix macroura.
  • Mus striatus.
  • Jaculus Bruinii.
  • Sciurus macrourus, maximus, Dschinschicus,
    Indicus, Erythraeus, bicolor, flavus, sagit-
    ta, petaurista.
  • Vespertilio spasma, pictus, cephalotes.
  • Galeopithecus rufus, variegatus.
  • Alle Schuppenthiere (Manis).
  • Bradypus ursiformis.
  • Elephas maximus Indicus.
  • Sus Babirussa.
  • Moschus Meminna.
  • Cervus Axis, porcinus, Muntjak.
  • Antilope leucoryx, tragocamelus, albipes.

Unter den Vögeln, die zur Ostindischen Fauna
gehören, sind einige der merkwürdigsten:


Ca-
[237]
  • Casuarius Asiaticus.
  • Pavo cristatus, bicalcaratus.
  • Penelope Satyra.
  • Phasianus gallus, Argus, pictus, nyctheme-
    rus, superbus.
  • Pipra minuta, Papuensis.
  • Eine groſse Menge Papageyen.
  • Die meisten Arten des Buceros.
  • Alle Paradiesvögel.
  • Trogon maculatus, fasciatus.
  • Bucco melanoleucos, Philippinensis, grandis,
    viridis, rubricapillus, Zeylanicus.
  • Todus varius.
  • Parra Sinensis, Luzoniensis.

Vergleicht man dieses Verzeichniſs mit denen
der Säugthiere und Vögel des mittlern und südli-
chen Afrika’s und Amerika’s, so wird man finden,
daſs auch die Fauna der südlichern Theile von
Ostindien, gleich der Flor derselben, der Ameri-
kanischen eben so ähnlich, wo nicht ähnlicher, als
der Afrikanischen, ist. Unter den eigenthümlichen
Afrikanischen Thiergeschlechtern sind es die Anti-
lopen, Rhinozeros und Elephanten, wovon sich
auch Arten in Ostindien finden, und von diesen
bewohnen die Antilopen blos das feste Land des
wärmern Asiens, nicht aber die Inseln des Indi-
schen Oceans. Wilde Elephanten finden sich zwar
auf Ceylon, den Sundischen und Philippinischen
In-
[238] Inseln. Ohne Zweifel aber stammen sie von
zahmen Thieren ab, die aus Indien herüberge-
bracht sind (t). Auf den letztern findet man da-
gegen viele Arten der dem südlichen Amerika vor-
zuglich eigenen Geschlechter Didelphis und Bucco,
da doch Afrika von Beutelthieren gar keine und
aus dem letztern Geschlechte nur eine einzige Art
enthält.


Die Fremdartigkeit der angeführten Thiere
von Ostindien nimmt auch in diesem Welttheile,
wie in Amerika und Afrika zu, je weiter man nach
Süden kömmt. Lemur Lori, Lemur tarsius, die
beyden angeführten Arten von Beutelthieren und
Springern, beyde Gattungen des Galeopithecus,
alle Paradiesvögel und die meisten Ostindischen Pa-
pageyen zeigen sich erst auf Ceylon, den Sundi-
schen Inseln, den Philippinen, Molucken und Ca-
rolinen. Hingegen verliehren sich auf diesen In-
seln die Raubthiere. Man trifft keine derselben
auf Mindanao, Gilolo, Mandiolo, Bachian, Neu-
Guinea und auf allen Papus-Inscln an (u). Viele
der erstern Thiere haben auch in diesen Gegenden,
gleich dem Nelken- und Muskatenbaum, einen
sehr beschränkten Wohnort. Verschiedene Papa-
geyen finden sich blos auf der einen oder andern
klei-
[239] kleinen Insel des Archipelagus um Luçon, und nie
auf den übrigen, noch so nahe liegenden Inseln (v).
Das ganze zahlreiche Geschlecht der Paradiesvögel
scheint blos auf Neu-Guinea zu Hause zu seyn,
und von hier nach den Molucken und andern be-
nachbarten Inseln zu streifen (w).


Von den Ostindischen Vögeln verdient übrigens
dies noch bemerkt zu werden, daſs manche dersel-
ben, z. B. die Paradiesvögel, der Ternatische Eis-
vogel (Alcedo Dea), eine Art Papuischer Papageyen
u. s. w. zwey sehr lange und steife, am Hintern
sitzende und an den Enden gefiederte Kiele mit
einander gemein haben (x).


In Ansehung der Amphibien steht Ostindien
dem wärmern Amerika an Menge der Arten we-
nig, oder gar nicht nach. Man findet dort eine
nicht geringere Mannichfaltigkeit unter den Schlan-
gen, als in dem letztern Welttheile. Von Legua-
nen giebt es daselbst mehr Arten, als in allen übri-
gen Ländern, und von den Crocodilen ist es zu
vermuthen, daſs die wärmern Theile von Asien
noch manche unbekannte Gattungen enthalten.
Diese letztern Thiere finden sich nach Norden auf
dem festen Lande dieses Welttheils bis zum 2oten
Grade der Breite, nach Osten auf Mindanao (y),
nach
[240] nach Süden auf Sumatra (z), Borneo (a) und der
Cocosinsel (b), nach Westen auf den Seychellen (c),
und ohne Zweifel auf noch mehrern andern Inseln
des Indischen Oceans. Es ist unwahrscheinlich,
daſs alle diese Länder nur von einer einzigen Cro-
codilart bewohnt werden sollten; hingegen ist es
gewiſs, daſs sich in Siam eine Gattung aufhält, die
von dem bekannten Ganges-Crocodil sehr verschie-
den ist, wie die von den Missionarien gelieferte
Beschreibung jener Art beweist (d).


In Betreff der Ostindischen Fluſsfische ist es
merkwürdig, daſs sich darunter sehr wenige Welse
(Silurus) befinden, da doch diese Fische im südli-
chen Amerika so sehr häufig sind (e).


Noch gröſser, als auf den südlichen Asiatischen
Insein, ist die Fremdartigkeit der Säugthiere in
Neuholland und Madagascar.


Neuholland’s Säugthiere zeichnen sich sehr
auffallend darin aus, daſs alle, die wir näher ken-
nen, mit mehrern Thieren von ganz verschiedener
Struk-
[241] Struktur, besonders mit den Maki’s, Beutelthieren
und Springhasen der übrigen Länder, gleich viel
gemein haben, und daher in keine der übrigen
Säugthier-Familien recht passen. Das Känguru
(Jaculus giganteus), Potoru (Jaculus murinus) und
gefleckte Känguru (Jaculus maculatus); das fuchs-
artige Beutelthier (f), das Hepunaru (g), das klei-
ne (h), das eichhornartige (i), und das langschwän-
zige (k) fliegende Beutelthier; endlich die beyden
schon oben erwähnten Wieselarten, das Tapoaru
und Tapoa-Tafa, machen in Ansehung der Zähne
unter sich ein neues Thiergeschlecht aus, in Be-
treff des Beutels und der Füſse schliessen sie sich
an die Beutelthiere an; durch die Länge der Hin-
terfüſse, so wie durch die Kürze der vordern Glied-
maaſsen, sind sie den Springhasen ähnlich; die
Nägel aber und der Bau der Zehen verbinden sie
einigermaaſsen mit den Maki’s (l). Durch ein an-
deres Neuholländisches Thier, den stachlichten
Ameisenfresser, nähert sich die Familie der Faul-
thiere den Stachelschweinen und Igeln. Die auf-
fallendste Vereinigung ungleichartiger Formen aber
zeigt
Bd. II. Q
[242] zeigt sich an dem Schnabelthiere (Ornithorynchus
paradoxus), in welchem nicht nur der Schnabel der
Enten, sondern sogar die innere Struktur der Am-
phibien mit der äussern Gestalt der Säugthiere ver-
einigt ist (m).


Hier finden wir also einen neuen Beweis un-
sers im ersten Abschnitte dieses Buchs (S. 24. 25)
aufgestellten Satzes, daſs die Natur innerhalb gewis-
ser Gränzen aller Orten ähnliche lebende Wesen her-
vorgebracht hat. Wir sehen zugleich, daſs jene Bild-
nerin da, wo sie nicht im Stande ist, den Charak-
ter jeder Familie, oder jedes Geschlechts in einer
eigenen Gattung auszudrücken, die Charaktere
mehrerer Familien oder Geschlechter in einer ein-
zigen Art vereinigt, und so diesem Gesetze der
Aehnlichkeit dennoch treu zu bleiben sucht.


Einen nicht so fremdartigen Bau, als die Säug-
thiere, haben die Vögel und Amphibien in Neu-
holland. In Ansehung der Vögel zeichnet sich aber
dieses Land auf eine andere merkwürdige Art aus.
Es ist nicht das nahe Ostindien, sondern das ent-
fernte, aber mit Neuholland unter gleichen Graden
der Breite liegende Chili, womit diese Insel in Be-
treff dieser Thiere manches gemein hat. Man fin-
det hier nicht den Asiatischen Casuar, wohl aber
eine
[243] eine andere Art (n), die entweder mit dem Ameri-
kanischen Vogel dieses Geschlechts (Casuarius Rhea)
einerley, oder doch nur in minder wichtigen Punk-
ten von diesem verschieden ist. Man trifft hier
keine Art des Buceros an, die doch in Ostindien
so häufig sind; hingegen wohnt hier eine Art der
Mycteria (o), deren übrige Gattungen in Südame-
rika und am Senegal zu Hause sind. Es giebt hier
endlich eine schwarze Schwanenart (p), welche
der Chilesischen, von Molina(q) beschriebenen
Anas melancoripha ähnlich zu seyn scheint.


In Madagascar war die Form der Maki’s das
Model, wonach alle dortige Säugthiere gebildet
wurden. Unter den bekanntern, dieser Insel eige-
nen Säugthieren ist die Viverra Galera die einzige,
woran jene Form vermiſst wird. Das Eichhorn
von Madagascar (Sciurus Madegascariensis) hat
eben so viel mit den Maki’s, als mit den Eichhör-
nern gemein. Alle übrige, näher bekannte und
blos auf dieses Land eingeschränkte Säugthiere
sind
Q 2
[244] sind wahre Maki’s. Hier wohnen Lemur Macaco.
Mongoz, Catta, Indri, laniger und murinus.


Neuholland ist die einzige unter den Südsee-
inseln, welche eigene Säugthiere besitzt. Die übri-
gen haben nicht mehr als fünferley Arten, nehm-
lich das Schwein, den Hund, die gemeine Ratte,
den Vampyr, und eine andere sehr kleine Art von
Fledermäusen. Aber auch diese wenige Arten fin-
den sich nicht einmal auf allen jenen Inseln. Der
Vampyr wird blos auf den westlichen Inseln des
stillen Meers angetroffen. Auf Tanna giebt es aus-
ser ihm noch die erwähnten kleinen Fledermäuse
in unzählbarer Menge. Das Schwein und der Hund
finden sich zugleich blos auf den Societätsinseln.
Neuseeland, nebst den übrigen niedrigern Eilan-
den, enthält blos Hunde. Die Marquesen, freund-
schaftlichen Inseln und neuen Hebriden haben nur
Schweine. Die Osterinsel und Neucaledonien be-
sitzen keine von beyden Thierarten (r).


Eben so arm sind diese Gegenden an Amphi-
bien. Nur sechs Arten wurden auf Cook’s zwey-
ter Reise in der Südsee zwischen den Wendezirkeln
beobachtet; nehmlich Testudo imbricata, Testudo
Midas, Gecko virosus, Lacerta agilis, Coluber la-
ticaudatus und Anguis platura; und von diesen le-
ben nur die beyden Eidechsenarten auf dem Lande,
die übrigen hingegen im Meere (s).


De-
[245]

Desto reichhaltiger aber ist hier die Classe der
Vögel. Auf Neuseeland fanden die beyden For-
ster
38, auf den Inseln des stillen Meers 48, auf
dem Ocean, auf den südamerikanischen Felsen,
und auf den noch südlichern Küsten 28, also im
Ganzen 114 neue Arten, von welchen die Hälfte
Wasservögel waren. Von bekannten Arten trafen
sie ohngefähr 30 an, von welchen auch über 20
aus Wasservögeln bestanden. Die meisten von
jenen neuen Arten gehörten unter die ohnehin
schon sehr reichen Geschlechter Anas, Pelecanus
und Procellaria, mehrere aber auch zu einem eige-
nen Geschlechte, das sich mehr als irgend ein an-
deres durch die flossenartige Struktur seiner Flügel
und die schuppenartige Beschaffenheit seiner Federn
an die Fische anschlieſst, nehmlich dem der Pin-
guine (Aptenodyta) (t), und eine, die sich auf
mehrere Südseeinseln, vorzüglich auf Neuseeland
aufhält, zu einem eigenen Geschlechte der Reiher-
familie (Vaginalis).


Diese Armuth an Säugthieren und Amphibien,
und dieser Reichthum an Vögeln ist indeſs nicht
blos den Südseeinseln, sondern überhaupt allen
kleinern und von dem festen Lande entfernten Ei-
landen eigen. So giebt es z. B. auch auf Madera
von Wildpret weiter nichts, als das Kaninchen,
und
Q 3
[246] und von Amphibien nur Eidechsen, aber keine
Schlangen; hingegen von Vögeln finden sich hier
Falco Nisus, Corvus corone, Corvus pica, Alauda
arvensis, Alauda arborea, Sturnus vulgaris, Em-
beriza citrinella, Motacilla flava, Motacilla rube-
cula, Hirundo rustica, Hirundo apus, Tetrao ru-
fus, Loxia Astrild, Fringilla domestica, Fringil-
la montana, Fringilla coelebs, Fring. carduelis,
Fring. butyracea, Fring. canaria, und ohne Zwei-
fel noch mehrere andere Arten (u).


Wir haben oben bemerkt, daſs ein Charakter
des Thierreichs, und besonders der Säugthiere der
wärmern Zonen in häufigen Verbindungen ungleich-
artiger Formen besteht. Aus dem bisher Gesagten
erhellet, daſs dieser Charakter vorzüglich von den
Säugthieren der südlichen Länder des wärmern
Theils der Erde gilt.


Ausser dieser Verschiedenheit der Thiere des
Südens und Nordens giebt es noch eine zweyte,
welche ihre Erstreckung der geographischen Breite
nach betrifft. Viele Thiere des Nordens nehmlich,
welche groſse Erdstriche der Länge nach einneh-
men, sind auch von Norden nach Süden weit ver-
breitet. Hingegen die Thiere der südlichen Erd-
hälfte sind immer der Breite nach nur auf enge
Zonen eingeschränkt, wenn sie sich auch über sehr
entfernte Länder der Länge nach erstrecken.


Gehen
[247]

Gehen wir das obige Verzeichniſs derer Thiere
durch, welche die nördliche alte Welt mit Nord-
amerika gemein hat, so finden sich unter den dort
erwähnten Säugthieren siebenzehn Arten, welche
nur auf wenige Grade der Breite eingeschränkt sind,
nehmlich der Isatis (Canis lagopus), das gemeine
Wiesel, der Zobel, Eisbär, Dachs, Vielfraſs, die
kleinere Fischotter, die gemeine Spitzmaus, die
Spitzmaus mit verkehrtem Schwanze, (Sorex con-
strictus), der Bieber, der Lemming, die Feldmaus,
(Lemmus arvalis), die Waldmaus, das gestreifte
Eichhorn, das Rennthier, Elendthier, und wilde
Schaaf (Capra Ammon). Die übrigen vierzehn
Arten erstrecken sich bis zum Aequator, bis zum
Wendekreise des Steinbocks, ja bis zu den südli-
chen Polarländern.


Der Luchs fängt ohngefähr mit dem 64° N.
Br. an, und geht in Amerika bis Carolina und
Mexico.


Der Wolf geht nach Norden bis zum Polar-
zirkel; nach Süden in Asien bis China, Persien,
und vielleicht noch weiter; in Afrika bis zum Cap;
in Amerika bis Mexico.


Der Fuchs findet sich häufig in Island, Nor-
wegen, Lappland, Jeniseisk, Tobolsk und Kam-
schatka, geht in Asien bis Bengalen und bis zur
Küste von Coromandel; in Afrika bis zur Goldküste
und Aethiopien; in Amerika bis Peru, und, wenn
Q 4jenes
[248] jenes fuchsähnliche Thier, das Bougainville(v)
und Bybon(w) auf den Falklandsinseln sahen,
und welches Molina(x) unter dem Namen des Cul-
peu (Canis Culpaeus) beschreibt, eine bloſse Ab-
art des Fuchses ist, wie es wirklich der Fall zu
seyn scheint, bis zum Magellanslande.


Fast einerley Länder mit dem Fuchse bewohnt
auch der Bär. Dieser ist nach Norden bis zum
66ten Grade der Breite, nach Süden bis Siam, Java
und Ceylon, in Amerika wenigstens bis zum Ama-
zonenflusse, wo nicht bis zum Magellanslande,
verbreitet.


Den Marder trifft man in Canada, Siberien,
Norwegen, Schweden, und von da in Asien bis
Persien, Tibet, Tunquin, und selbst bis zu den
Maldiven an.


Der Hermelin lebt in allen kalten Ländern des
Nordens, und zugleich auf den Molucken.


Die gemeine Otter fängt in Europa mit Lapp-
land, in Asien mit Beresof, in Amerika mit Cana-
da an, geht in Asien bis Siam, und in Afrika,
nach Sparrmann’s oben erwähntem Zeugnisse, bis
zum Cap.


Der
[249]

Der Aufenthalt des Hasen erstreckt sich von
Lappland, Siberien, Grönland und der Hudsons-
bay bis zum Senegal, Bengalen und Ceylon.


Das gemeine Eichhorn wohnt sowohl unter
dem nördlichen Polarzirkel, als im heissen Asien
und Amerika bis Siam, Guiana und Peru.


Das fliegende Eichhorn hält sich in Lappland,
im nördlichen Asien bis zu den Gränzen der dorti-
gen Waldungen, in Canada, und nach Süden in
der neuen Welt bis Carolina und Mexico auf.


Der Hirsch geht nach Norden bis zum 64° der
Breite, nach Süden in Asien bis Siam, Tunquin,
Java und Sumatra, in Afrika bis Abyssinien und
Guinea, in Amerika bis Peru und Brasilien.


Das Reh ist nach Norden in Europa bis Nor-
wegen, in Siberien bis Kuſsnez und Jekuz, nach
Süden in Asien bis Indien, Java und Ceylon ver-
breitet.


Der wilde Ochse findet sich in ganz Europa
und Siberien bis zum 64, in Nordamerika bis zum
51 oder 52ten Grade nördlicher Breite. Nach Süden
erstreckt sich sein Aufenthalt in Afrika bis zum Cap
und bis Madagascar, in Asien bis Indien, den Sun-
daischen Inseln und den Philippinen. Indeſs ist es
unmöglich, zu bestimmen, welche von diesen Län-
dern durch Hülfe des Menschen mit ihm besetzt
sind.


Q 5Noch
[250]

Noch weiter als diese Säugthiere sind manche
Vögel, die das nördliche Amerika mit Nordasien
und dem nördlichen Europa gemein hat, ver-
breitet.


Die Meerelster (Haematopus ostralegus) be-
wohnt Schweden, Lappland, Ruſsland, Siberien,
Kamschatka, ganz Nordamerika von Neuyork bis
zu den Bahamainseln, Curaçao in Westindien, die
Falklandsinseln (y), und die Westküste von Neu-
holland.


Der Goldregenpfeifer (Charadrius pluvialis) fin-
det sich in allen Gegenden des Nordens von Eu-
ropa, Asien, und Amerika, und geht südlich bis
Carolina und bis zu den Sandwichinseln.


Der Aasgeyer (Vultur aura) hält sich allenthal-
ben im südlichen sowohl, als nördlichen Amerika
von Neuschottland bis zum Feuerlande auf. In Eu-
ropa geht er bis zum 52°, in Asien bis zum 55°
N. Br.


Wenig Vögel sind aber in so vielen Ländern
anzutreffen, als die Schnepfen. Man findet sie
fast überall in Europa, Asien, Afrika und Ame-
rika (z).


Die weite Verbreitung mancher Amphibien von
Norden nach Süden erhellet vorzüglich bey der
Rana
[251] Rana temporaria und Rana esculenta. Die erstere
geht nördlich bis Grönland (a), die letztere bis
Schweden (b). Zugleich finden sich beyde, nach
Molina’s Zeugnisse (c), in Chili.


Eben so auffallende Beyspiele von weiter Ver-
breitung findet man auch bey manchen Thieren
des Nordens, welche der geographischen Länge
nach groſse Strecken in der alten Welt einnehmen,
ohne aber der neuen Welt ursprünglich anzugehö-
ren. Hierher gehören vorzüglich die Ratzen. Fast
in allen Südseeinseln sind diese gefunden, und es
ist unwahrscheinlich, daſs sie durch Menschen da-
hin gebracht seyn sollten. Watt(d) traf sie auf
Macauley’s Eilande, einer unbewohnten und un-
fruchtbaren Insel im Südmeere an. Die beyden
Forster(e) fanden sie auf Neuseeland, und ur-
theilten aus der Menge derselben, daſs sie nicht
von Europäischen Schiffen herstammen könnten.


Sehr schmal sind dagegen die Zonen, wel-
che die Thiere der südlichen Erdhälfte, und selbst
solche von diesen, die fast alle Grade der Länge
bewohnen, der Breite nach einnehmen. Am deut-
lich-
[252] lichsten zeigt sich dies bey dem Vampyr. Dieser
findet sich am Senegal, auf Guinea, in Sofala,
Mombosa, Monomotapa, auf den Inseln Mada-
gascar, Bourbon, Frankreich und Rodriguez, in
Guzurate, auf der Küste Coromandel und Malabar,
in Siam, auf Sumatra, Java, den Maldiven, Phi-
lippinen, Molucken, Neu-Guinea, Neuholland
und auf den westlichern Inseln des stillen Meers.
Der kälteste, nach Norden gelegene Erdstrich,
worin er noch fortkömmt, ist die chinesische Pro-
vinz Chensi. In der südlichen Erdhälfte trifft man
ihn schon am Cap nicht mehr an. Sein Aufenthalt
erstreckt sich also in der nördlichen Hemisphäre
höchstens bis zum Wendekreise des Krebses, und
in der südlichen kaum bis zum Wendekreise des
Steinbocks.


Einen andern Beweis giebt der Amerikanische
Casuar (Casuarius Rhea). Dieser hält sich, wie
wir oben gesehen haben, sowohl in Neuholland,
als im südlichen Amerika auf. Er ist also der geo-
graphischen Länge nach über Länder von beträcht-
licher Entfernung verbreitet. Ziemlich groſs ist
auch die Zone, die er der Breite nach einnimmt.
Dennoch überschreitet er nicht den Aequator. In
Amerika geht er südlich bis zur Magellanischen
Meerenge, nördlich aber höchstens bis zum Amazo-
nenflusse, also noch lange nicht bis zur nördlichen
Erdhälfte.


Es
[253]

Es würde uns jetzt noch übrig seyn, auch von
der geographischen Verbreitung derer Thiere, die
sich allein oder doch vorzüglich im Meere aufhal-
ten, ein Gemählde zu entwerfen. Allein die Ar-
muth an Erfahrungen, die in diesem Theile der
Naturgeschichte herrscht, erlaubt uns nur, einige
allgemeine Bemerkungen zu machen.


Schon aus der Verschiedenheit, die in der Le-
bensweise zwischen den Bewohnern des Meers und
des Landes statt findet, läſst sich schliessen, daſs
die Verbreitung der erstern ganz andere Gesetze
haben werde, als die der letztern. Jene halten sich
in einem Elemente auf, das ihnen mit geringer An-
strengung sich zu bewegen erlaubt, ihren Zügen
nicht so viele Hindernisse entgegensetzt, wie
die Landthiere auf ihren Wanderungen antreffen,
ihnen ihre Nahrung meist ungesucht darbietet,
und weit geringern Veränderungen der Temperatur,
als die Luft, unterworfen ist. Das Pflanzenreich,
mit dessen Verbreitung die der Landthiere sehr eng
verbunden ist, hat keinen Einfluſs auf ihre Wohn-
örter; es sind die Zoophyten des Meers, mithin
Organismen, die auf eine ganz andere Art als die
Pflanzen vertheilt sind, wovon ihr Aufenthalt
abhängt.


Von jener Verschiedenheit des Elements rührt
es her, daſs die Mannichfaltigkeit der Faunen weit
geringer im Meere, als auf dem Lande ist. Hier
ändert
[254] ändert sich die Gestalt des Thierreichs oft schon in-
nerhalb weniger Grade der Länge oder Breite; dort
hingegen muſs der Naturforscher die verschieden-
sten Climate besuchen, oder ganze Continente um-
schiffen, ehe er eine beträchtliche Abwechselung
in den Faunen antrifft.


In der kalten und gemäſsigten Zone des Nor-
dens, welche vier bis fünf verschiedene Faunen
von Landthieren enthält, finden sich nur zwey Re-
gionen, die eine bedeutende Verschiedenheit in Be-
treff der Meerthiere zeigen. Die eine begreift den
Theil des Weltmeers, der von Europa und der
neuen Welt begränzt ist; die andere den, welcher
zwischen dem nordöstlichen Asien und dem nord-
westlichen Amerika liegt. In jener Region wohnt
z. B. die Grönländische Robbe (Phoca Groenlandi-
ca), die rauhe Robbe (Phoca hispida), die Alca alce,
die meisten Arten des Gadus und der Clupea; in
dieser ist der Aufenthalt der Nordischen Seekuh
(Trichecus borealis), des Seebären (Phoca ursina),
der Alca cristatella, tetracula, psittacula, cirrhata,
antiqua, pygmaea, und während des Winters der
vielen eigenen Lachsarten, die im Sommer die Flüs-
se und Landseen von Kamschatka besuchen.


Gröſser als die Verschiedenheit ist aber die
Gleichheit der Faunen dieser beyden Regionen in
Betreff der Säugthiere und Vögel. Beyde werden
von dem Wallroſs (Trichecus rosmarus), der ge-
mei-
[255] meinen Robbe (Phoca vitulina), der Klappmütze
(Phoca cristata) und der groſsen Robbe (Phoca bar-
bata) bewohnt; beyde haben die meisten, der kal-
ten Zone des Nordens zugehörigen Seevögel, unter
andern Alca arctica, Alca impennis, Alca Torda.
Procellaria pelagica, Colymbus Grylle, Colymbus
Troile, Colymbus arcticus und Larus tridactylus
mit einander gemein. Nicht so groſs ist vielleicht
die Anzahl der Fische, die sich in den nördlichen
Meeren auf beyden Seiten der alten und neuen
Welt finden. Doch fehlt es in Ansehung dieses
Punkts noch an hinreichenden Beobachtungen.


Gering ist auch die Verschiedenheit der See-
thiere unter den verschiedenen Graden der Breite
in der kalten und gemäſsigten Zone des Nordens.
Erst in der Nähe des Wendezirkels ändern sich die
Bewohner des Oceans. Wir haben schon oben die
Geschlechter der Seethiere genannt, die sich blos
in den Meeren der heissen Zonen aufhalten. Die
nördliche kalte Zone hat keine solche Geschlech-
ter
aufzuweisen, wohl aber giebt es manche Ar-
ten
, welche nur in den höhern nördlichen Breiten
gefunden werden, und sich nach dem Wendezir-
kel des Krebses hin verliehren. Zu diesen gehören
die meisten Robben, Mewen (Larus), Taucher-
gänse (Mergus) und Alken, der Schellfisch (Gadus
Aeglefinus), Dorsch (Gadus Callarias), Stockfisch
(Gadus Morrhua), Hering (Clupea Harengus) und
mehrere andere Fische.


Zwi-
[256]

Zwischen den Wendekreisen giebt es drey Re-
gionen des Weltmeers, die sich in Ansehung ihrer
Bewohner von einander unterscheiden. Die eine
begreift die Meere zwischen Afrika und Amerika;
die zweyte den Indischen Ocean und die übrigen
kleinern Meere, die zwischen Afrika, Asien und
Neuholland liegen; und die dritte den zwischen den
Wendezirkeln enthaltenen Theil des stillen Meers.


Die erste und dritte dieser Regionen, die auf
der einen Seite durch die alte, auf der andern
durch die neue Welt gänzlich von einander geschie-
den sind, enthalten sehr verschiedene Faunen.
Dies beweiset der Manati (Trichecus Manatus),
der den Atlantischen Ocean, nicht aber das stille
Meer bewohnt. Dies erhellet ferner bey einer
Vergleichung der von Kämpfer, Houttuyn und
Bloch beschriebenen Japanischen Fische mit denen
von Marcgraf, Browne, Rochefort, Catesby
und Andern gelieferten Beschreibungen der an der
Ostküste des wärmern Amerika sich aufhaltenden
Thiere dieser Classe, worunter fast gar keine ge-
meinschaftliche Arten befindlich sind. Und dies
beweisen auch die Beobachtungen der beyden For-
ster
, die unter 114 von ihnen im Südmeere zu-
sammengebrachten Fischarten nur ohngefähr 40
Linneische Gattungen antrafen (f).


Dage-
[257]

Dagegen scheint die Fauna des Indischen Oce-
ans fast eben so viel mit der des Atlantischen und
stillen Meers gemein zu haben, als sie Eigenes
aufzuweisen hat. Es giebt in dieser Region eine
eigene Wallroſsart, nehmlich den Dugong. Mit
ihm aber findet sich hier auch bis Neuholland und
bis zu den Philippinen der eben erwähnte Manati.
Es giebt hier eine beträchtliche Menge eigener Fisch-
arten, besonders aus den Geschlechtern Calliony-
mus, Coryphaena, Zeus, Chaetodon, Sparus, Te-
trodon und Ostracion. Aber unter eben diesen
und andern Geschlechtern giebt es auch viele Gat-
tungen, die der Indische Ocean theils mit dem
Atlantischen, theils mit dem stillen Meere gemein
hat. So führt z. B. White(g) unter den Seefi-
schen der Westküste von Neuholland, wo doch die
Landthiere fast insgesammt von eigener Art sind,
neben einigen wenigen neuen Arten drey Fische
an, die sich auch auf der nördlichen Seite des Ae-
quators aufhalten, nehmlich den Syngnathus Hip-
pocampus, einen Bewohner des mittelländischen
Meers, die Atherina Brownii, die sich um Ja-
maika findet, und die Fistularia tabacaria, die um
Japan einheimisch ist.


In der südlichen Erdhälfte giebt es ausserhalb
der wärmern Zone keine Länder mehr, die sich der
Brei-
Bd. II. R
[258] Breite nach weit genug erstrecken, um der Ver-
breitung der Seethiere Schranken zu setzen. Hier
finden daher keine bedeutende Verschiedenheiten
unter den verschiedenen Graden der Länge in An-
sehung der Faunen des Meers weiter statt. Die
Bewohner dieser antarktischen Region lassen sich
unter drey Abtheilungen bringen. Sie bestehen
theils aus solchen, welche alle Theile des Welt-
meers bewohnen; theils aus solchen, welche die
kalte Zone des Südens mit der des Nordens gemein
hat, die sich aber nicht zwischen den Wendekrei-
sen aufhalten; und theils aus solchen, die blos den
südlichen Polarmeeren angehören.


Zur ersten dieser Abtheilungen gehören vor-
züglich die Wallfische. Es ist bekannt, daſs Ba-
laena Mysticetus, Boops und Physalus, Delphinus
Phocaena, Delphis und Orca vom Nordpole bis
zum Südpole gehen. Die beyden letztern sieht
man unter allen Graden der Breite in gleicher Men-
ge (h). Molina aber versichert, hinlängliche Be-
weise zu haben, daſs sich ausser jenen auch alle
übrige Wallfischarten in der Südsee finden, die man
in der Nordsee antrifft (i). Zu eben dieser Abthei-
lung gehören ferner: Phoca vitulina, ursina und
jubata, so wie unter den Seevögeln: Procellaria
pelagica, glacialis, aequinoctialis und Puffinus.
Vor-
[259] Vorzüglich ist aber die Classe der Fische reich an
solchen Arten, die beyde Hemisphären vom Aequa-
tor bis zu den Polarkreisen bewohnen. Es gehören
zu diesen unter andern:


  • Muraena conger.
  • Sparus pagrus (k), aurata.
  • Scomber Pelamys, Thynnus, scomber.
  • Gadus Morrhua.
  • Salmo eperlano-marinus (l).
  • Clupea Alosa, Encrasicolus, sprattus.
  • Mullus barbatus.
  • Pleuronectes solea, rhombus.
  • Lophius piscatorius.
  • Squalus Carcharias, Pristis, canicula, Acan-
    thias (m).

Von manchen dieser Arten ist es indeſs zwei-
felhaft, ob sie in der wärmern Zone eine bleibende
Stäte haben, und nicht zu denjenigen Thieren, die
sich in den Polarmeeren beyder Erdhälften, aber
nicht zwischen den Wendezirkeln aufhalten, also
zur zweyten der obigen Abtheilungen gehören.
Daſs
R 2
[260] Daſs es wirklich Thiere der Art giebt, beweiset
der Albatros (Diomedea exulans). Es ist bekannt,
daſs sich dieser Vogel in groſser Menge auf den
Meeren der südlichen Eiszone findet, aber desto
seltener wird, je näher man dem 35ten Grade süd-
licher Breite kömmt, und sich diesseits des Vorge-
birges der guten Hoffnung ganz verliehrt. Nun
aber kömmt derselbe Vogel, nach Steller’s Beob-
achtung, jährlich am Ende des Juny bey Kamschat-
ka und den Kurilischen Inseln von Süden oder
Süd-Westen ganz abgemagert an, und kehrt, ohne
hier Nester zu bauen und zu brüten, am Ende des
July oder vor der Mitte des August wieder nach
Süden zurück. Es läſst sich also nicht zweifeln,
daſs der Albatros jährlich von den südlichen Polar-
meeren zu den nördlichen, und von diesen wieder
nach jenen wandert (n). Ist dies aber gewiſs, so
ist
[261] ist es auch nicht ganz unwahrscheinlich, daſs noch
mehrere andere Thiere, z. B. der Stockfisch, der
im October, November und December an den Kü-
sten von Juan Fernandez und Valparaiso in eben
so groſser Menge, wie an den Bänken von Terre
Neuve erscheint (o), und die groſse nördliche Me-
we (Larus catarractes), die in höhern Breiten so-
wohl gegen den Süd- als Nordpol häufig angetrof-
fen wird (p), ebenfalls jährlich eine solche Wande-
rung antreten.


Zur

(n)


R 3
[262]

Zur dritten Abtheilung der Meerthiere des käl-
tern südlichen Erdgürtels haben wir diejenigen ge-
rechnet, welche dieser Region ausschlieſslich zu-
gehören. Unter diesen befindet sich nur ein einziges
eigenes Geschlecht, nehmlich das der Pinguine
(Aptenodyta), wofür aber die nördliche Polarzone
ein Analogon an den Alken besitzt, und welches
auch nicht blos auf die südlichen Eismeere einge-
schränkt ist, sondern alle Meere der südlichen Erd-
hälfte vom Polarzirkel an bis zum Aequator be-
wohnt (q). Alle übrige Thiere dieser Abtheilung
machen blos eigene Arten aus, und gehören vor-
züglich zu den auch im nördlichen Ocean anzu-
treffenden Geschlechtern Phoca, Procellaria, Dio-
medea und Pelecanus. So wenig die Verbreitung
der Meerthiere in anderer Rücksicht der des Pflan-
zenreichs ähnlich ist, so kömmt also jene doch dar-
in mit dieser überein, daſs die Fauna der Meere
des kältern südlichen Erdgürtels, eben so wie die
Flor der dortigen Länder, wenig Eigenes, aber
sehr vieles mit der der nördlichen Polarzone ge-
mein hat.


Alles bisher Gesagte gilt aber blos von den hö-
hern, mit Wirbelbeinen versehenen Thierclassen.
Bey der Verbreitung der Mollusken und Würmer
des salzigen Wassers scheinen wieder neue Gesetze
ein-
[263] einzutreten. Einen Grund für diese Vermuthung
liefert der zwischen den Wendezirkeln enthaltene
Theil des stillen Meers. Hier, wo es so manche
eigene Arten von Seevögeln und Seefischen giebt,
sind die Muscheln und Schnecken lange nicht so
mannichfaltig, als sich von einem so beträchtlichen
Ocean erwarten liesse. Auf dem Rief, welches
die meisten Inseln dieses Meers umschlieſst, finden
sich nur die gemeinsten Arten des Linneischen Sy-
stems, Porcellaneen, Bischofskronen, gewöhnliche
Kinkhörner, Stachelschnecken, Mondschnecken
und Neriten (r). Aber wer mag es bey dem gerin-
gen Vorrathe von brauchbaren Materialien, welche
die Geschichte der Mollusken und Würmer enthält,
wagen, allgemeine Gesetze für die Verbreitung die-
ser Thiere aufzustellen?


R 4Drit-
[264]

Dritter Abschnitt.
Verbreitung der lebenden Körper
nach der Verschiedenheit der äus-
sern Einflüsse.


Erstes Kapitel.
Vorläufige Untersuchungen über die Ent-
stehung und die Verwandlungen der
lebenden Körper
.

§. 1.

Jede Untersuchung über den Einfluſs der gesamm-
ten Natur auf die lebende Welt muſs von dem
Grundsatze ausgehen, daſs alle lebende Gestalten
Produkte physischer, noch in jetzigen Zeiten statt-
findender, und nur dem Grade, oder der Richtung
nach veränderter Einflüsse sind. Ob eine solche
Voraussetzung von sonstigen Gründen unterstützt
wird? Diese Frage könnten wir allenfalls ganz un-
beantwortet lassen. Es könnte uns hier genug seyn,
zu wissen, daſs die entgegengesetzte Hypothese
allen
[265] allen Untersuchungen, womit wir uns jetzt be-
schäftigen werden, das Thor versperren, und zu
den dürftigsten Resultaten führen würde.


Die obige Frage ist indeſs nicht nur wichtig
für unsere jetzige Untersuchungen; sie ist es auch
für die ganze Biologie. Mit ihrer Beantwortung ist
zugleich das Grundproblem dieser Wissenschaft
aufgelöset. Nicht blos zum Behufe der Nachfor-
schungen, denen dieser Abschnitt gewidmet ist,
sondern um uns überhaupt bey unsern fernern Be-
trachtungen einen festen Standpunkt zu verschaf-
fen, werden wir daher zuvörderst jene Frage er-
örtern.


Wir haben im dritten und vierten Kapitel der
Einleitung gesehen, daſs die Biologie begründet ist,
sobald die Erfahrung für eine der drey folgenden
Fragen entscheidet: Ist Lebenskraft nur da, wo le-
bensfähige Materie ist? Oder ist diese ein Produkt
von jener? Oder sind beyde wechselseitig durch
einander? Findet das Ersie statt, so vermag die
Kunst, oder der Zufall aus Stoffen der todten Natur
lebensfähige Materie, und also auch lebende Orga-
nismen hervorzubringen. Ist hingegen lebensfähi-
ge Materie ein Produkt der Lebenskraft, so ge-
schieht alle Bildung lebender Körper nur auf dem
Wege der Fortpflanzung. Sind endlich Lebens-
kraft und lebensfähige Materie wechselseitig durch
einander, so verdankt zwar jeder lebende Körper,
R 5wie
[266] wie bey der vorigen Hypothese, andern, die vor
ihm waren, sein Entstehen. Allein bey jener Vor-
aussetzung vermag derselbe nur Individuen von
der nehmlichen Art, wozu er selber gehört, zu er-
zeugen, und diese Erzeugung geschieht immer
nur in der Periode der vita maxima; der Tod ist
hier wirklicher Uebergang von der vita minima zur
leblosen Natur. Hingegen bey der letztern Voraus-
setzung erzeugt zwar auch der lebende Organis-
mus zur Zeit der vita maxima andere ihm ähnliche
Individuen; aber der Tod ist hier Uebergang von
der vita maxima nicht zur leblosen Natur, sondern
zu andern Formen des Lebens.


Die Fragen, die wir jetzt untersuchen werden,
sind also diese: Vermag die Kunst, oder der Zu-
fall aus Stoffen der todten Natur lebende Organis-
men hervorzubringen? Oder, wenn dies nicht ist,
geht jedes lebende Individuum nach dem Tode in
andere Formen des Lebens über? Unser Gang
bey dieser wichtigen Untersuchung kann nicht vor-
sichtig genug seyn, und es ist daher nothwendig,
alle bedeutende Erfahrungen, die hierbey in An-
schlag kommen können, der strengsten Prüfung
zu unterwerfen, ehe wir ein entscheidendes Urtheil
zu fällen wagen.


Was die erste jener Fragen betrifft, so giebt
es keine Erfahrung, die für eine Entstehung leben-
der Körper aus Stoffen der leblosen Natur spräche,
hin-
[267] hingegen viele, worauf sich eine affirmative Beant-
wortung der zweyten Frage bauen läſst, und zu
diesen gehört zuerst die Entstehung der Zoophy-
ten, und vorzüglich der Infusionsthiere.


Sind Lebenskraft und lebensfähige Materie
wechselseitig durch einander, und ist der Tod Ue-
bergang gewisser Formen des Lebens zu andern,
so muſs jedes Atom der Materie des lebenden Kör-
pers nach der Trennung vom Ganzen noch Leben
äussern, und jene Materie muſs durch die Auflö-
sung in ihre Grundtheile, welche bey der Fäulniſs
nach dem Tode statt findet, in kleinere lebende Or-
ganismen verwandelt werden. Da ferner nach dem
dritten Kapitel des vorigen Abschnitts die Organisa-
tion der Zoophyten weit abhängiger von den Ein-
wirkungen der Aussenwelt ist, als die der Thiere
und Pflanzen, so müssen auf dem Wege der Er-
zeugung aus formloser lebender Materie, am
leichtesten und am häufigsten Zoophyten gebildet
werden. Mit diesen Folgerungen nun stimmen
Needham’s, Wrisberg’s, Müller’s und Ingen-
houss
’s Beobachtungen über die Entstehung der
Infusionsthiere und der Priestleyschen grünen
Materie völlig überein.


§. 2.

Needham(s) beobachtete in Aufgüssen von
Mandeln und andern vegetabilischen Substanzen
erst
[268] erst eine Absonderung einzelner Theile der letz-
tern, und eine Ausdünstung ihrer feinsten Parti-
keln. Nach acht Tagen äusserte sich in einigen
jener Theile eine geringe Bewegung. Es sonderte
sich ein Theilchen von andern Partikeln ab, und
bewegte sich durch einen Raum von 8 bis 10 seiner
Durchmesser, oder in einem kleinen Kreise herum,
indem die Theile, wovon es sich abgesondert hat-
te, unbeweglich blieben. Nach einiger Zeit wurde
diese Bewegung schwächer, und endlich hörte sie
ganz auf. Zeichen von Willkühr waren an dersel-
ben nicht zu bemerken.


Thiere, deren Eyer in die Aufgüsse gekommen
wären, konnten diese Theilchen nicht seyn, denn
die Flaschen mit den Infusionen waren wohl ver-
stopft worden (t). Zudem hatte Needham, um
sich zu versichern, daſs keine Insekten ihre Eyer
in die Aufgüsse hatten legen können, kochende
Schöpsenfleischbrühe in einer wohl verstopften
Flasche aufbewahrt, und doch nach einiger Zeit
lebende Wesen von verschiedener Gröſse darin
wahrgenommen (u). Needham glaubte daher aus
seinen Versuchen schliessen zu müssen, daſs diese
Wesen von einem fruchtbaren, in den Aufgüssen
befindlichen Princip herrührten. In der That wür-
de es auch unbegreiflich seyn, daſs unter einer sol-
chen Menge von Beobachtern, die sich mit Unter-
su-
[269] suchungen der microscopischen Thiere abgegeben
haben, nicht ein einziger so glücklich gewesen
seyn sollte, das Insekt zu sehen, woraus jene her-
vorkommen sollen, oder diese Thiere in ihrer Ver-
wandlung zu überraschen.


In einer Infusion von Weitzenkörnern zeigten
sich folgende Veränderungen. Erst wurden diese
Körner weicher, sie verwandelten sich in eine Art
von Gallerte, und unter dem Vergröſserungsglase
zeigte sich darin eine unzählige Menge von Fasern.
Diese Fasern verwandelten sich in wahre belebte
Thierpflanzen. Nachher gingen Theile aus ihnen
hervor, die eine fortschreitende Bewegung äusser-
ten, und deren Gestalt sehr verschieden war. Ei-
nige Tage darauf verlohren diese Theile ihre Bewe-
gung. Dann vereinigten sie sich in eine Masse,
aus welcher neue Thierpflanzen hervorkamen.
Aus den letztern entstanden wieder Kügelchen, und
so dauerte dieser Wechsel immer fort, bis sich mit
dem Vergröſserungsglase nicht mehr entdecken
lieſs, was in dem Aufgusse vorging (w).


Ferner schnitt Needham die feinen Fäden,
welche aus keimenden Saamenkörnern entstehen,
von diesen ab, und legte sie in ein Uhrglas mit
Wasser. Hier vegetirten dieselben fort, obgleich
sie von den Saamenkörnern getrennt waren. An
ihrem einen Ende sahe Needham einen durchsich-
tigen
[270] tigen Kopf, und um diesen saſsen Infusionsthiere,
jedoch ohne Leben. Nach einiger Zeit aber wur-
den die letztern lebendig, bewegten sich, und ver-
liessen ihren vorigen Platz (x).


Needham hält es hiernach für wahrscheinlich,
daſs die Infusionsthiere unter allen lebenden Wesen
eine besondere Classe ausmachen, deren eigenthüm-
licher Charakter dieser ist, daſs sie weder auf eben
dem Wege, wie die übrigen lebenden Körper, er-
zeugt werden, noch sich durch eben die Mittel er-
halten und vermehren. Diese ihre Art sich zu ver-
mehren besteht seiner Meinung nach darin, daſs
sich eine Gattung mit derjenigen, welche unmittel-
bar ihr vorangeht, vereinigt. Er muthmaſst so-
gar, daſs unter gewissen günstigen Umständen,
die vielleicht selten statt finden, eine groſse Menge
dieser kleinen Thiere sich reproduciren könne,
nachdem die ganze Art derselben durch einen aus-
serordentlichen Zufall an irgend einem Orte gänz-
lich untergegangen ist. Er schlieſst dies aus der
Erzeugung der Kleisterälchen, welche lebendige
Junge gebähren, und also vollkommen im Stande
sind, sich so lange auf die gewöhnliche Weise
fortzupflanzen, als sie eine Materie finden, die zu
ihrem Unterhalte geschickt ist. Nichts desto weni-
ger glaubt er aus seinen Beobachtungen schliessen
zu können, daſs ihr Ursprung demjenigen anderer
micro-
[271] microscopischen Thiere ähnlich sey, obgleich sie
freylich durch eine weit gröſsere Menge von Ver-
wandlungen, als die letztern, hindurchgehen müs-
sen, und, ehe sie sich als vollkommne Aelchen
zeigen, in einem ganz andern Zustande leben (y).


So weit Needham. Nach Wrisberg’s (z) Be-
obachtungen gehören zur Erzeugung der Infusions-
thiere: Wasser, Luft, eine mäſsige Wär-
me
, und eine dem Wasser beygemischte vegeta-
bilische
oder animalische Substanz.


Liesse sich durchaus reines Wasser bereiten
und eben so rein erhalten, so würden wahrschein-
lich keine Infusionsthiere darin entstehen (a).


Daſs athmosphärische Luft zur Erzeugung der
Infusionsthiere nothwendig ist, bewies eine Infu-
sion von Fliegenlarven, und eine andere von einer
Trichuride. In beyden entstanden keine Infusions-
thiere, so lange die Luft keinen Zutritt zu den Auf-
güssen hatte; hingegen zeigten sich dieselben so-
gleich, als die Luft hinzugelassen wurde (b). Eben
so entstanden selbst nach 18 Tagen noch keine In-
fusionsthiere in Regenwasser, welches eine Linie
hoch mit Olivenöl bedeckt war. In ähnlichem
Was-
[272] Wasser aber, worauf Mandelöl nur tropfenweise
schwamm, fanden sich diese Thiere, wie gewöhn-
lich, nach einigen Tagen ein (c).


Alle dem Wasser beygemischte vegetabilische
oder animalische Substanzen sind zur Erzeugung
der Infusionsthiere geschickt, wenn sie nur keine
Säure, keine Schärfe, und überhaupt nichts ent-
halten, wodurch die Fäulniſs verhindert wird (d).


Die erste Veränderung in den Aufgüssen ist
die Entwickelung von Luftblasen, die gewöhnlich
nach 16, 20 bis 24 Stunden erfolgt. Fehlen diese,
so kommen gar keine, oder doch nur sehr wenige
Thiere zum Vorscheine (e).


Kurz nach der Entwickelung der Luftblasen,
oder auch zugleich mit dieser, findet man in allen
Infusionen eine Menge sehr kleiner runder Körper-
chen, welche bald zerstreut liegen, bald eine Art
von Membran ausmachen, und aus der Auflösung
der in dem Aufgusse befindlichen animalischen,
oder vegetabilischen Substanzen entstehen (f). Alle
Theile der Thiere und Pflanzen sind aus diesen
Molekülen zusammengesetzt. Man findet sie unter
dem Microscop selbst in den kleinsten Fibern des
Apium palustre (g). Sie haben einerley Struktur
mit
[273] mit den Infusionsthieren, und unterscheiden sich
von diesen durch nichts, als durch den Mangel an
Bewegung (h). Sie gehen immer dem Entstehen
der letztern vorher, und da, wo man sie nicht fin-
det, fehlen auch diese (i). Einigemale sahe Wris-
berg
sogar einen Haufen solcher todter Molekülen
in seinen kleinsten Theilen lebendig werden (k).
Wahrscheinlich entstehen also aus ihnen die Infu-
sionsthiere (l).


Der Uebergang jener Molekülen zu Infusions-
thieren ist folgender. Zuerst bemerkt man an ih-
nen eine so äusserst leise Bewegung, daſs man sie
kaum für eine Bewegung halten solite (m). Sobald
aber eine solche Moleküle einmal in Bewegung ge-
setzt ist, verbindet sie sich mit einer andern zu
einem gröſsern und zusammengesetztern Thie-
re (n). In Einem Falle schmolz ein sich schon be-
wegendes Thier mit einer noch unbeweglichen Mo-
lekule zusammen (o). Zuweilen machte eine Men-
ge von Thieren lebende Häute und sich bewegende
Berge aus (p). Oft trennten sich einzelne Molekü-
len
Bd. II. S
[274] len von einem solchen Haufen, und bewegten sich
abgesondert von den übrigen (q).


Ausser diesen, aus einfachen Bläschen beste-
henden Thieren fand Wrisberg in den meisten
Aufgüssen noch eine Menge gröſserer, polypenähn-
licher Körper, welche mit jenen in ihrer Entste-
hung eine auffallende Aehnlichkeit hatten (r). So
beobachtete er in einer Infusion von einem Blutigel
unter mehrern kleinern Thieren auch zwey grö-
ſsere, welche mit einem Stiel versehen waren, ver-
mittelst dessen sie lange ohne eine merkliche Bewe-
gung an dem Schimmel hingen, der sich in dem
Aufgusse erzeugt hatte. Nach und nach aber entstand
in ihnen eine wellenförmige Bewegung; diese ging
in eine oscillirende, pendelförmige über; der Stiel
riſs; die Thiere machten einige Minuten hindurch
eine sehr schnelle drehende Bewegung, und end-
lich zersprangen beyde in kleinere Körperchen, de-
ren Bewegung allmählig schwächer, und zuletzt
ganz unmerklich wurde (s).


Merkwürdig, und eine wichtige Bestätigung
der Schlüsse, die Needham aus seinen Beobachtun-
gen zog, ist es, daſs die kleinern Thiere immer
früher, als die gröſsern, entstanden. In einem
Aufgusse von frischem Fleische zeigten sich am 2ten
Tage
[275] Tage um 2½ Uhr Nachmittags Luftblasen, und die
oben erwähnten Molekülen (t). Dann erfolgte an
demselben Tage um 11 Uhr Abends eine innere Be-
wegung in dem Aufgusse (u). Am 3ten Tage fan-
den sich Infusionsthiere, worunter aber nur wenige
gröſsere waren (v). Nach 3 Wochen war die Men-
ge der gröſsern Thiere schon eben so groſs, als
die der kleinern (w), und nach 4 Wochen fanden
sich meist nur wieder die gewöhnlichen kleinern
Thiere (x).


Dieselbe Stufenfolge fand in Aufgüssen von
Fliegenlarven (y), und von verschiedenen Saa-
men (z), am auffallendsten aber in einer Infusion
des Apium palustre (a) statt. In dieser erschienen
erst die gewöhnlichen Molekülen und Luftbla-
sen (b). Dann folgten Thiere von einfacher Struk-
tur (c). Hierauf zeigten sich ausser diesen auch
noch fischähnliche Thiere, andere ovale mit einem
zan-
S 2
[276] zangenförmigen Organ, und glockenförmige Poly-
pen (d). Die Zahl der fischähnlichen Thiere und
Polypen verminderte sich wieder, und mit ihr die
der kleinern Infusionsthiere (e). Nachdem aber die
erstern ganz verschwunden waren, zeigten sich
die letztern wieder in groſser Menge (f). So ging
dieses abwechselnde Verschwinden und Erscheinen
verschiedener Arten von Thieren bis zu Ende der
Beobachtung fort. — Die nehmlichen Phänomene
zeigten sich auch in einer andern Infusion des
Apium palustre (g).


Endlich beobachtete Wrisbero auch bey den
gröſsern Thieren nicht nur ein ähnliches Zusam-
menschmelzen zweyer zu einem einzigen, wie bey
den kleinern, sondern in einer Infusion von einer
Trichuride sahe er auch zwey Polypen, welche zu-
sammengewachsen waren, während jener Wurm in
dem Aufgusse lag, sich wieder trennen, nachdem
der Wurm herausgenommen war (h).


Alle diese Phänomene sprachen so auffallend
für das Needhamsche System, und lassen sich so
schwer erklären, wenn man keine andere Erzeu-
gung als auf dem Wege der Fortpflanzung an-
nimmt,
[277] nimmt, daſs es unmöglich ist, jenem System sei-
nen Beyfall zu versagen, sobald die angeführten
Erfahrungen richtig sind.


Aber auch Müller’s (i) Beobachtungen stim-
men ganz mit denen von Needham und Wrisberg
überein, ausgenommen, daſs er niemals ein sol-
ches Zusammenschmelzen zweyer Infusionsthiere
zu einem einzigen bemerkte, wie der letztere be-
schreibt (k). Löste er aber thierische oder vegeta-
bilische Substanzen durch Maceration zu einem
Häutchen auf, so beobachtete er dasselbe, was
Needham und Wriseerg sahen. Von dem Häut-
chen trennten sich runde Blasen, oder sehr kleine
Punkte, entweder nach einander, oder zugleich;
diese geriethen in eine zitternde Bewegung; ihre
Bewegung nahm immer mehr zu, und endlich zeig-
ten sie sich als ordentliche Infusionsthiere (l). Mül-
ler
schlieſst hieraus mit den beyden erwähnten
Naturforschern, daſs alle thierische und vegetabi-
lische Substanzen durch ihre Decomposition zu
Häutchen aufgelöset werden, die sich in Bläschen,
und aus diesen in Infusionsthiere verwandeln.
Mit den letztern, die man nicht, wie die meisten
Beobachter thun, mit den übrigen microscopischen
Thieren verwechseln darf, sind seiner Meinung
nach
S 3
[278] nach alle Flüssigkeiten angefüllt, und aus ihnen
entstehen alle vegetabilische und animalische For-
men (m).


Wir hätten hiermit also eine beträchtliche Rei-
he von Erfahrungen für eine Meinung, mit deren
Begründung die ganze Biologie begründet ist. In-
deſs ist es bey keinem Gegenstande in der Natur-
lehre so leicht, zu sehen, was man sehen will, als
bey den Infusionsthieren, und hier ist es daher
doppelt nothwendig, alle Einwürfe und Gegener-
fahrungen, die gegen die obigen Beobachtungen
gemacht sind, oder gemacht werden können, auf-
zusuchen, und gegen dieselben abzuwägen, ehe
wir auf den Folgerungen, die sich aus jenen Beob-
achtungen ziehen lassen, weiter bauen.


Fast zu eben der Zeit, als Wrisberg seine den
Needhamschen Erfahrungen zur Bestätigung die-
nenden Beobachtungen bekannt machte, erschie-
nen Spallanzani’s scharfsinnige und zahlreiche
Versuche, welche den Needhamschen weniger gün-
stig waren, oder doch als solche von ihrem Urhe-
ber und dessen Zeitgenossen angesehen wurden.


Zu-
[279]

Zuförderst fand Spallanzani, daſs die Struk-
tur der Infusionsthiere verschieden ist nach der
Verschiedenheit der Infusionen (o).


Versuche mit den Saamen von Wassermelonen,
Kürbissen, Hanf und Hirsen beweisen ferner, daſs
die Thiere sich nicht zu allen Zeiten zeigen, son-
dern daſs die Natur gewisse Gesetze beobachtet,
nach welchen sie, wenn der Saame aufängt zu
keimen, hervorkommen, so wie dieser wächst,
sich vermehren, und, wenn er abnimmt oder ver-
dirbt, sich gleichfalls vermindern und sterben (p).
Das Regiment der kleinen Thiere wechselt ab; auf
eine kleinere Gattung folgt eine gröſsere, auf diese
wieder eine kleinere; die eine entsteht, wenn die
andere untergeht; dieses währt eine gewisse Zeit
fort, bis sie sich ganz verliehren, und dem Beob-
achter das Vergnügen der Abwechselung rauben.


Um mit Gewiſsheit zu erfahren, ob zwischen
der Vegetation des Saamens und der Erzeugung der
Infusionsthiere eine Verbindung statt finde, machte
Sp. Infusionen von zerriebenem und von unbeschä-
digtem Saamen. In beyden Arten von Aufgüssen
zeigten sich Infusionsthiere, jedoch mit folgendem
Unterschiede. Die in den Aufgüssen von unbe-
schädigtem Saamen waren gröſser, als die in den
Infu-
S 4
[280] Infusionen von zerquetschtem Saamen. In dem
letztern verlohren sie sich bald, hingegen in dem
erstern blieben sie noch eine Zeitlang, wenn auch
der Saame schon getrieben und Blätter bekommen
hatte. Zuweilen geschahe es, daſs der Saame so
lange er keimte eine Menge Thierchen hervorbrach-
te, daſs aber dieses aufhörte, sobald er zerdrückt
wurde (q).


In Korn-Mehl erzeugten sich eben so wohl
Thiere, als in dem Saamen, der blos zerdrückt
war (r). Wurde aber die Stärke des Mehls (amy-
lum) von dem Kleister (gluten) abgesondert, und
von jedem dieser Theile besonders ein Aufguſs ge-
macht, so erschienen in der Infusion mit der Stärke
wenige oder gar keine Thiere, hingegen in der
kleisterartigen ein solches Heer, daſs die Flüssig-
keit durchaus belebt schien (s).


Anders wie mit dem Kornmehle verhielt es
sich mit Gersten, Türkischem Korne, Bohnen,
Wolfsbohnen, Reiſs und Leinsaamenmehl. In
Aufgüssen von diesen Substanzen zeigte sich nie ein
lebendes Wesen (t).


Lieſs Sp. den Saamen, ehe er einen Aufguſs
davon machte, erst in der Erde etwas keimen, so
zeig-
[281] zeigten sich die Infusionsthiere weit geschwinder,
als wenn er unvorbereiteten Saamen zu der Infusion
nahm (u).


Wurde die Vegetation des in dem Aufgusse
befindlichen Saamens durch Kälte zurückgehalten,
so entstanden bey weitem nicht so viele Thiere,
und diese erreichten nicht die Gröſse, als wenn das
Keimen durch Wärme beschleunigt wurde (v).


So weit stimmen Spallanzani’s Beobachtun-
gen noch ganz mit den Needhamschen überein.
Inzwischen glaubt jener, diese Erfahrungen mit
der Meinung vom Entstehen der Infusionsthiere
aus Eyern doch vereinigen zu können. “Kann
„nicht”, frägt er, “die gemäſsigte Wärme, welche
„die Körner in der Infusion zum Keimen bringt,
„auch auf die darin befindlichen Eyer wirken und
„dieselben ausbrüten, diese Eyer mögen nun durch
„die Luft herbeygeführt seyn, oder sich zuvor im
„Wasser, oder im Gefäſse befunden haben, oder
„von den Weibchen auf die Saamen, ehe sie ins
„Wasser geschüttet worden, gelegt seyn? Es hält
„nicht schwer”, fährt er fort, “zu erklären, warum
„sich gleich, oder wenigstens bald Würmer zeigen,
„wenn man den Saft aus dem aufgequollenen Saa-
„men drückt, oder den bereits aufgekeimten Saa-
„men
S 5
[282] „men in die Infusion bringt. Man nehme an, daſs
„die Eyer mit dem Safte der kleinen Canäle ver-
„mischt sind, so sieht man leicht, daſs die Wür-
„mer durch die Wärme geschwind zum Auskrie-
„chen gebracht werden können; welches denn die
„Ursache ist, warum man sie in dem ausgepreſsten
„Safte oder in der Infusion so bald wahrnimmt.
„Daſs aber der in Mehl verwandelte Saamen keine
„Infusionsthiere giebt, rührt vermuthlich daher:
„die Materie wird untüchtig, etwas zum Ausbrüten
„der Eyer beyzutragen, entweder weil die nöthige
„Wärme dadurch verhindert wird, oder weil die
„zur Ernährung der Eyer dienenden Säfte ver-
„derben” (w).


Man sieht, daſs dieser Versuch, die Erzeugung
der Infusionsthiere aus Eyern mit den obigen That-
sachen in Uebereinstimmung zu bringen, gröſs-
tentheils auf der Voraussetzung beruht, daſs jene
Eyer schon vor ihrer Entwickelung in den vegeta-
bilischen Substanzen des Aufgusses enthalten sind.
Aber Spallanzani vergiſst, daſs seine eigenen,
weiter unten vorkommenden Versuche das Gegen-
theil lehren, indem gekochte vegetabilische und ani-
malische Substanzen eben so tauglich, als unge-
kochte, zur Erzeugung der Infusionsthiere sind.
Jene Eyer können folglich blos entweder in dem
Wasser, oder in der Luft befindlich seyn. Allein
woher
[283] woher nun die Erklärung des Umstandes, daſs die
Struktur dieser Thiere verschieden nach der Ver-
schiedenheit der Infusionen, und anders ist in ei-
nem Aufgusse von Kürbissaamen, anders in einer
Infusion von Chamillensaamen, anders in einer In-
fusion von Saueramphersaamen, noch anders in
einem Aufgusse von Korn, und wieder anders in
einer Infusion von Spelz (x)? Woher die Erklä-
rung des abwechselnden und regelmäſsigen Ver-
schwindens und Erscheinens nicht nur verschiede-
ner Individuen, sondern auch verschiedener Ar-
ten von Thieren in einerley Aufgusse?


Spallanzani geht hierauf zur Prüfung der
Beobachtungen über, womit Needham seine Mei-
nung zu beweisen sucht. Unter diesen kömmt,
wie wir gesehen haben, folgender vor. Die feinen
Fäden, welche aus keimenden Saamenkörnern ent-
stehen, vegetirten im Wasser fort, obgleich sie von
diesen getrennt waren, und trieben an ihrem einen
Ende einen durchsichtigen Kopf, um welchen In-
fusionsthiere, wie kleine Saamenkörner saſsen, die
anfangs ohne Leben waren, nach einiger Zeit aber
sich zu bewegen anfingen, und ihren vorigen Platz
verliessen. Spallanzani wiederhohlte diesen Ver-
such, und fand ihn völlig bestätigt (y). Gegen die
Schlüsse, welche Needham daraus zieht, wendet
er aber ein, daſs ein groſser Unterschied zwischen
der
[284] der Organisation erwähnter kleiner Körper, die sich
in Infusionsthiere verwandeln, und der Bestand-
theile der Wurzeln sey, indem diese aus einem Ge-
webe von Fasern bestehen, an jenen hingegen
nichts Fasern Aehnliches zu bemerken ist. Ferner
hält er den Schluſs für unrichtig: weil sich die In-
fusionsthiere bey ihrer Geburt zwischen vegetabili-
schen Theilen befinden, so entstehen sie wirklich
aus diesen. Daſs man aber die Eyer jener Thiere
nicht gleich von Anfange an gewahr wird, kann,
seiner Meinung nach, daher rühren, weil sie zu
klein und zu durchsichtig sind (z).


Diese Einwürfe treffen nun allerdings die zu-
letzt erwähnte Needhamsche Beobachtung, aber
sie treffen nicht die Wrisbergschen und Müller-
schen, nach welchen die vegetabilischen und ani-
malischen Substanzen in runde Bläschen aufgelöst
werden, aus denen die Infusionsthiere entstehen.
Ja, Wrisberg fand diese Bläschen in allen Theilen
von Thieren und Pflanzen schon vor ihrer Auflö-
sung. Und gesetzt, bey dieser Beobachtung hätte
auch eine optische Täuschung statt gefunden, so
liegt doch nichts Unwahrscheinliches in der Voraus-
setzung, daſs durch eben die Gährung, welche
zur Erzeugung der Infusionsthiere nothwendig ist,
zugleich die Fibern, die man in vegetabilischen und
animalischen Theilen findet, in runde Molekülen
verwandelt werden.


Eine
[285]

Eine andere Beobachtung, welche Needham
für seine Meinung anführt, ist die, daſs sich ein-
zelne Atomen in den Aufgüssen von den übrigen
Partikeln, welche unbeweglich blieben, absonder-
ten, eine Strecke fortrückten, und dann wieder
liegen blieben. Diese Bewegung kann man, nach
Needham’s Meinung, nicht willkührlich nennen,
weil die Atomen den ihnen im Wege liegenden Hin-
dernissen nicht ausweichen, und man keine andere
Spuhren von Spontaneität daran wahrnimmt. Eben
so wenig, glaubt er, kann man sie der Gährung,
oder der Ausdünstung des Aufgusses zuschrei-
ben, weil man zuweilen gröſsere Atomen sich be-
wegen, und von kleinern, die unterdeſs ruhig
bleiben, absondern sieht. Jene Bewegung muſs
also von einem innern Princip herrühren, und die-
ses Princip vermag folglich den vegetirenden Saa-
men in Thiere zu verwandeln. Aber diese Thiere
verwandeln sich auch wieder in Pflanzen; aus den
letztern entsteht von neuem eine schlechtere Gat-
tung von Thieren; diese gehen wieder in Pflanzen
über, u. s. w. — Was den ersten Punkt betrifft,
so fand zwar auch Spallanzani ausser den eigent-
lichen Infusionsthieren zuweilen noch andere kleine
sich bewegende Körper in den Aufgüssen. Bey nä-
herer Untersuchung zeigte sich indeſs, daſs in die-
sen Partikeln einige der gewöhnlichen Infusions-
thiere verborgen waren, welche durch ihre Bewe-
gung das Fortrücken jener Partikeln verursach-
ten
[286] ten (a). Von einer solchen Verwandlung der Infu-
sionsthiere in Pflanzen, wie Needham gesehen ha-
ben wollte, fand aber Spallanzani nie etwas auch
nur Aehnliches, obgleich er eine Menge Versuche
in dieser Absicht anstellte (b). Das einzige Merk-
würdige in einigen Gläsern war, daſs sich nach
dem Absterben der einen Gattung von Thieren eine
andere unendlich kleinere zeigte, die ohngefähr 14
Tage lebte (c).


Wägt man auch diese Beobachtungen von
Needham und Spallanzani gegen einander ab,
und vergleicht sie mit den Wrisbergschen und
Müllerschen, so ergiebt sich Folgendes. Die er-
ste Beobachtung von Needham läſst sich freylich
mit Spallanzani aus Infusionsthieren erklären,
welche in den fortrückenden Atomen enthalten wa-
ren. Aber wenn Wrisberg und Müller todte Par-
tikeln von animalischen und vegetabilischen Sub-
stanzen in eine zitternde Bewegung gerathen, sich
von den letztern losreissen, willkührliche Bewegun-
gen äussern, und sich mit andern ähnlichen, so-
wohl lebenden, als todten Molekülen zu gröſsern
Thieren vereinigen sahen, so müſste hier auf diese
Thiere eine kleinere, und nicht, wie würklich ge-
schahe, eine gröſsere Gattung gefolgt seyn, wenn
auch
[287] auch hier die Bewegung jener Partikeln durch klei-
ne in denselben enthaltene Infusionsthiere verur-
sacht wäre. Die zweyte Beobachtung von Need-
ham
beweist, wie jeder positive Versuch, immer
mehr als Spallanzani’s negative Erfahrungen. In-
zwischen liesse sich allerdings auf diese einzelne
Beobachtung, wobey so leicht Täuschung möglich
war, nicht viel bauen, wenn sie nicht sowohl Wris-
berg
’s, als Spallanzani’s eigene Beobachtungen
über das abwechselnde Entstehen und Verschwin-
den verschiedener Arten von Thieren, eine Erschei-
nung, welche mit der Entstehung der Infusions-
thiere aus Eyern weit unvereinbarer ist, wie Spal-
lanzani
geglaubt zu haben scheint, und Wris-
berg
’s Erfahrungen über die nahe Verwandschaft
der Erzeugung des Schimmels mit der der Infu-
sionsthiere, worauf wir unten zurückkommen wer-
den, auf ihrer Seite hätte.


Needham kochte ein Stück Fleisch, preſste
den Saft heraus, und fand, nachdem er einen Auf-
guſs davon gemacht hatte, am folgenden Tage eine
Menge Infusionsthiere darin. Er glaubt, man kön-
ne nicht annehmen, daſs diese aus Eyern entstan-
den seyen, welche schon vorher in der Infusion
vorhanden gewesen wären, weil das Feuer diesel-
ben zum Auskriechen untüchtig gemacht haben
würde. Da nun gleichwohl bey diesem Versuche
Thiere entstanden, so folgert er, daſs dieselben
nicht
[288] nicht auf dem Wege der Fortpflanzung erzeugt
worden. Spallanzani wiederhohlte diesen Ver-
such mit einer Menge sowohl animalischer, als
vegetabilischer Substanzen. Das Resultat war, daſs
die Gewalt des Feuers zwar sehr viele Infusionen
untüchtig macht, Thiere hervorzubringen, aber
auch eben so vielen dieses Vermögen nicht benimmt,
und daſs dieses Vermögen bleibt, man mag die In-
fusion wenige Stunden erwärmen, oder so heftig
kochen lassen, daſs alles darin zu einem Teige
wird. Es ist ferner einerley, ob man die gekoch-
ten Materien in demselben Wasser, worin sie ge-
kocht sind, kalt werden läſst, oder in frisches Was-
ser legt; in beyden Fällen bringen sie Thiere her-
vor, doch mit dem Unterschiede, daſs die Thiere
der gekochten Aufgüsse von denen der ungekochten
an Gestalt und Gröſse verschieden sind (d).


Ohngeachtet also Needham’s Erfahrung ihre
Richtigkeit hat, so läſst sich diese, nach Spallan-
zani
’s Meinung, mit der Hypothese von der Erzeu-
gung der Infusionsthiere aus Eyern doch vereinigen,
wenn man annimmt, daſs die Eyer aus der Luft in
die Aufgüsse kommen. Zwar machte auch hierüber
schon Needham eine Erfahrung, welche dieser Vor-
aussetzung nicht günstig zu seyn scheint. Er ver-
schloſs ein Glas mit einem Aufgusse von Kalbfleisch
durch
[289] durch einen Korkstöpsel, und erhitzte dasselbe über
Kohlen; dennoch erzeugten sich in demselben In-
fusionsthiere. Um diesen Punkt auszumachen,
stellte Spallanzani viele Versuche an, wovon die
Resultate folgende waren.


Im luftleeren Raume entstanden keine Thie-
re (e); hingegen in einer blos verdünnten Luft er-
zeugten sie sich eben so wohl, als in der gemei-
nen (f).


Siegelte Spallanzani die Gläser, worin sich
die Infusionen befanden, hermetisch zu, so er-
zeugten sich keine Thiere, wenn die Gläser nur
klein waren; in groſsen aber, die mehr Luft
faſsten, stellten sich die Thiere in ziemlicher Menge
ein (g).


Wurden Flaschen, die vorher erhitzt waren,
um die an den Wänden etwa klebenden Eyer zu
tödten, mit gekochten Aufgüssen gefüllt, und,
nachdem sie kalt geworden und frische Luft her-
eingedrungen war, hermetisch versiegelt, so waren
in einigen Flaschen nach vier Tagen noch keine
Thiere entstanden; hingegen in vielen fanden sich
dieselben, obgleich nicht in groſser Anzahl (h).


End-
Bd. II. T
[290]

Endlich versiegelte Spallanzani 19 verschiede-
ne, mit Infusionen gefüllte Flaschen hermetisch,
und lieſs sie eine Stunde lang in einem Gefäſse mit
Wasser kochen. Als er nun zur gehörigen Zeit
die Flaschen untersuchte, zeigte sich kein Merk-
mal einer freywilligen Bewegung. Viele nachfol-
gende Versuche liefen eben so ab. Bekamen aber
die Flaschen nach dem Kochen Risse, wodurch die
Luft eindringen konnte, so geschahe es zuweilen,
daſs sich noch Thiere in dem Aufgusse einfan-
den (i).


Hier hätten wir also eine Beobachtung, die auf
den ersten Anblick mit der Needhamschen Meinung
unvereinbar, und von Spallanzani selber für ein
experimentum crucis gehalten zu seyn scheint. Al-
le übrige Versuche dieses Naturforschers beweisen,
wie wir gesehen haben, theils nicht gegen jene
Meinung, theils gereichen sie derselben sogar zur
Bestätigung. Allein auch diese Beobachtung ver-
liehrt bey genauerer Untersuchung alle Beweiskraft.
Spallanzani’s eigene Versuche zeigen, daſs eine
nothwendige Bedingung zur Entstehung der Infu-
sionsthiere eine gewisse Quantität athmosphärischer
Luft ist. Nun aber ist bey dem letzten Versuche
nicht angeführt, wie groſs die gebrauchten Flaschen
waren, und es bleibt also zweifelhaft, ob nicht
vielmehr eine zu geringe Menge von Luft, als das
Kochen,
[291] Kochen, an der Nichterzeugung der Infusionsthie-
re Schuld war. Ein anderer, noch wichtigerer und
von Spallanzani übersehener Umstand ist die Zer-
setzung der Luft in den hermetisch versiegelten
Flaschen, welche das Kochen nothwendig nach sich
ziehen muſste. Die Analogie der übrigen lebenden
Organismen macht es wahrscheinlich, daſs auch
zur Erzeugung der Infusionsthiere nicht nur Luft
überhaupt, sondern auch eine Luft von bestimm-
ter Qualität gehört. Verlohr nun die Luft in den
Flaschen nicht vielleicht diese Qualität durch das
Kochen? Ich glaube, daſs sich die Frage ohne Be-
denken mit ja! beantworten läſst. Denn daſs jene
zur Erzeugung der Infusionsthiere erforderliche
Luft respirable ist, beweisen die obigen Versuche
von Spallanzani, und daſs die in den Flaschen
verschlossene athmosphärische Luft durch das Ko-
chen mit den Aufgüssen eine andere Mischung be-
kommen muſste, lehren die Phänomene bey der
Destillation thierischer und vegetabilischer Substan-
zen. So bleibt folglich Needham’s System auch
von dieser Seite unerschüttert; ja, es bekömmt
noch eine neue Stütze durch die Spallanzanische
Beobachtung, daſs sich in ungekochten Aufgüssen
Thiere von anderer Art, als in gekochten erzeugen.
Man suche die Eyer der Infusionsthiere in den in-
fundirten Substanzen, im Wasser, oder in der Luft,
so bleibt diese Beobachtung gleich unerklärbar.
Aber sie wird erklärbar, sobald man mit Needham
T 2die
[292] die Erzeugung jener Thiere von einem vegetativen
Princip, oder was für einen Namen man der Sache
sonst geben will, ableitet, dessen Produkte ver-
schieden sind, nach der Verschiedenheit der äus-
sern Einflüsse.


Nach Spallanzani suchte endlich noch The-
rechowsky
(k) die Erzeugung der Infusionsthiere
aus Eyern durch Versuche darzuthun.


Dieser Beobachter erhielt aus den Aufgüssen
einer Menge pflanzenartiger und thierischer Sub-
stanzen einerley Gattung von Thieren, wenn er ei-
nerley Wasser dazu gebrauchte, verschiedene, wenn
er sich verschiedenen Wassers bediente (l).


So oft er ein Gefäſs mit einem Aufgusse von
thierischen oder vegetabilischen Substanzen entwe-
der hermetisch versiegelte, oder mit dem Halse
umgekehrt über Quecksilber stürzte, konnte er nie
ein lebendes Wesen darin entdecken (m).


In reinem frischen Wasser, das in kupfernen
Gefäſsen aus einem steinernen Brunnen geschöpft
war, fand er zwar anfangs keine Thiere. Als er
sich jedoch keine Mühe verdrieſsen lieſs, und zu
wie-
[293] wiederhohlten malen durch verschiedene Linsen
und bey verschiedenem Lichte andere Tropfen be-
obachtete, so wurde er endlich einige wenige Thie-
re gewahr (n).


In Wasser, welches mit keiner vegetabilischen
oder thierischen Materie vermischt war, kamen
nach einigen Tagen in einer mäſsigen Wärme, so
wie das Wasser ausdünstete, mehrere Thiere zum
Vorscheine, obgleich noch keine Spuhr von Fäul-
niſs in demselben zu entdecken war (o).


Eiswasser, gekochtes und frisches Wasser wur-
den in verschiedenen reinen Gläsern offen hinge-
stellt. Nach einigen Tagen zeigten sich blos in
dem frischen Wasser Infusionsthiere, in den bey-
den andern Gläsern aber keine (p).


Wurde zu dem gekochten Wasser und dem Eis-
wasser frisches ungekochtes Wasser gegossen, so
zeigten sich nach einigen Tagen in beyden einige
wenige Thiere (q).


Von Aufgüssen sowohl vegetabilischer, als ani-
malischer Substanzen mit Eiswasser, abgesottenem
und frischem Wasser, brachten blos die mit fri-
schem Wasser bereiteten Infusionsthiere hervor; in
den
T 3
[294] den beyden übrigen erzeugte sich weiter nichts, als
Häutchen und Fasern (r).


Wurde den letztern Aufgüssen frisches Was-
ser beygemischt, so kamen auch in diesen Infu-
sionsthiere zum Vorscheine (s).


Wurden die Infusionsthiere in einem Aufgusse
durch Hitze oder Frost getödtet, so erzeugten sich
nachher keine neue Thiere in demselben, wenn die
Flüssigkeit auch noch so lange aufbewahrt wur-
de (t).


Gekochte Blätter oder gekochtes Fleisch gaben
mit frischem Wasser Infusionsthiere, hingegen kei-
ne mit gekochtem (u).


Endlich füllte Therechowsky zwey Gläser
mit einem heiſs bereiteten, aber wieder kalt gewor-
denen Aufgusse, und lieſs in das eine einen Trop-
fen von einer andern Infusion fallen, der mit Thie-
ren angefüllt war. Je länger er dieses aufhob, de-
sto mehr Thiere erschienen darin, welche auch
denen in dem zugemischten Tropfen befindlichen
vollkommen ähnlich waren. In dem andern Auf-
gusse bemühete er sich umsonst, Infusionsthiere
zu entdecken (v).


The-
[295]

Therechowsky schlieſst aus diesen Beobach-
tungen, daſs die Infusionsthiere nicht aus den in-
fundirten Substanzen, sondern aus Eltern oder Ey-
ern entstehen, die in dem aufgegossenen Wasser
verborgen liegen (w).


Man kann diese Erfahrungen in zwey Classen
eintheilen: in solche, welche den Beobachtungen
von Needham, Wrisberg und Spallanzani nicht
entgegen sind, und in solche, welche mit den letz-
tern in Widerspruche stehen. Zu jenen gehört die
Beobachtung, daſs Infusionen, die mit verschiede-
nem Wasser bereitet sind, verschiedene Thiere ge-
ben, und diese läſst sich eben so gut mit der Need-
ham
schen, als der Therechowskyschen Meinung
von der Entstehung der Infusionsthiere vereinigen,
indem jener zufolge nach der Verschiedenheit der
äussern Einflüsse und also auch nach der verschie-
denen Mischung des aufgegossenen Wassers die
Produkte des erzeugenden Princips verschieden
seyn müssen. Wenn aber Therechowsky behaup-
tet, daſs verschiedene Substanzen, die mit einerley
Wasser infundirt sind, einerley Infusionsthiere her-
vorbringen, so sprechen dagegen so viele meiner
eigenen Beobachtungen, daſs mir die Treue und
Genauigkeit dieses Schriftstellers sehr verdächtig
wird. Man darf nur Kressensaamen und Roggen-
körner mit einerley Wasser infundiren, um sich
vom
T 4
[296] vom Gegentheile zu überzeugen. Wenn ferner Th.
beobachtet haben will, daſs sich in Aufgüssen mit
gekochtem Wasser keine Infusionsthiere erzeugen,
so verliehrt diese Behauptung schon durch den Wi-
derspruch, worin sie mit den Versuchen von Need-
ham, Wrisberg
und Spallanzani steht, viel von
ihrem Gewichte. Spallanzani’s Versuche enthal-
ten indeſs den Schlüssel zu diesem Widerspruche.
Wir haben nehmlich gesehen, daſs sich bey diesen
Versuchen in manchen Infusionen mit gekochtem
Wasser keine Infusionsthiere erzeugten, obgleich
sie in eben so vielen andern zum Vorscheine kamen.
Ohnstreitig müssen also ausser dem Kochen noch
andere Umstände hinzukommen, wenn das aufge-
gossene Wasser seine Tauglichkeit zur Hervorbrin-
gung der Infusionsthiere verliehren soll, und diese
Umstände fanden vielleicht bey den Therechowsky-
schen Versuchen statt. Gesetzt aber auch, es hätte
seine Richtigkeit, daſs in Aufgüssen mit gekochtem
Wasser niemals Infusionsthiere entstehen, so be-
wiese dieser Satz doch wieder eben so viel für,
als gegen Needham. Denn daſs die durch das Ko-
chen bewirkte Mischungsveränderung des Wassers
nicht ohne Einfluſs auf das erzeugende Princip blei-
ben kann, läſst sich schon zum voraus vermuthen,
und daſs sie wirklich einen Einfluſs auf dieses Prin-
cip hat, erhellet aus Spallanzani’s Beobachtung
von der Verschiedenheit der Thiere in gekochten
und ungekochten Infusionen.


§. 3.
[297]
§. 3.

Alles spricht also bis jetzt noch für und nichts
gegen eine Meinung, mit deren Begründung die
ganze Biologie begründet ist. Es giebt aber noch
einen andern Weg, worauf sich jene Meinung prü-
fen läſst, und auch diesen laſst uns erst versuchen,
ehe wir ihr beytreten. Ist es ein gewisses, mit
jeder lebenden Materie unzertrennlich verbundenes,
und nach der Verschiedenheit der äussern Einflüs-
se nur unter verschiedenen Gestalten sich äussern-
des Princip, dem die Infusionsthiere ihr Entstehen
verdanken, so wird ohne Zweifel das Licht, das
sich auf die ganze übrige lebende Natur so wirksam
zeiget, auch auf die Erzeugung dieser Thiere einen
wichtigen Einfluſs haben. Welche Erscheinungen
erfolgen also in Aufgüssen, die dem Lichte ausge-
setzt sind? Sind die Thiere in diesen ganz ver-
schieden von denen, welche bey der Abwesenheit
des Lichts entstehen, so bleibt nichts übrig, als
entweder der Needhamschen Meinung beyzutreten,
oder in den Lichtstrahlen Infusionsthiere und deren
Eyer zu suchen.


Jene Verschiedenheit zeigt uns nun wirklich
die Erfahrung an den unter dem Namen der
Priestleyschen grünen Materie bekann-
ten Infusionsthieren, Organismen, die sich von al-
len übrigen Thieren der Art durch ihre grüne
Farbe, durch ihr Vermögen, unter allen Um-
T 5stän-
[298] ständen, und selbst noch eine Zeitlang nach dem
Tode, Sauerstoffgas auszuathmen, vorzüglich aber
darin unterscheiden, daſs sie blos in Aufgüssen,
die der Einwirkung des Lichts ausgesetzt sind,
sich erzeugen.


Priestley entdeckte diese Materie und ihr Ver-
mögen, Sauerstoffgas auszuathmen, bey seinen
Versuchen über die Respiration der Pflanzen (x).
Er fand, daſs sie sich am leichtesten in Brunnen-
wasser, und in Wasser, welches mit fixer Luft im-
prägnirt ist, erzeugt (y), daſs Licht zur Hervor-
bringung derselben ein nothwendiges Erforderniſs
ist (z), und daſs ihre erste grüne Farbe mit der
Zeit in eine Pomeranzenfarbe übergeht (a). Weil
sie aber auch in verschlossenen Gefäſsen entstand,
und weil sie ihm unter dem Vergröſserungsglase
gröſstentheils als ein dichtes erdartiges Wesen er-
schien, so glaubte er, daſs sie weder animalischer,
noch vegetabilischer Natur, sondern ein Wesen von
eigener Art sey (b). Aus spätern Erfahrungen zog
er den Schluſs, daſs Wasser in den zur Erzeugung
der grünen Materie tauglichen Zustand versetzt,
durch denselben Proceſs auch das Vermögen erhal-
te,
[299] te, Sauerstoffgas hervorzubringen, und daſs daher
dieses Gas jenem Proceſs und nicht der grünen Ma-
terie seinen Ursprung verdanke (c). Er lieſs daher
diese Substanz wieder ganz ausser Acht, bis Ingen-
houss
(d) bewies, daſs das Sauerstoffgas, welches
Wasser giebt, worin sich grüne Materie abgesetzt
hat, blos durch die letztere erzeugt werde.


Priestley nahm hierauf diese Substanz für
eine Confervenart an, und setzte seine vorigen Ver-
suche mit derselben wieder fort (e).


Er fand seine ehemahlige Beobachtung, daſs
jene Materie blos unter Mitwirkung des Sonnen-
lichts hervorgebracht wird, bestätigt (f).


Ferner bemerkte er, daſs Brunnenwasser der
Erzeugung dieser Substanz günstiger, als destillir-
tes und Regenwasser ist (g).


Sie entstand auch in Wasser, welches mit Kü-
chensalz und Salpeter geschwängert war, und zwar
hatte die in dem erstern erzeugte nicht nur eine re-
gelmäſsigere Bildung als die, welche in gemeinem
Was-
[300] Wasser entstanden war, sondern hauchte auch mehr
Sauerstoffgas, als diese, aus (h).


In Wasser, welches mit fixer Luft ge-
schwängert war, bildete sie sich erst, nachdem die-
ses Gas wahrscheinlich schon entwichen war (i).


Unter den vegetabilischen Substanzen, welche
Priestley anwandte, nehmlich Kohl, Salat, Spring-
kraut, Gurken, weisse Lilien, Erdbeeren, Rüben,
und Zwiebeln, waren die Erdbeeren der Erzeugung
der grünen Materie am günstigsten (k), die Zwie-
beln am ungünstigsten (l).


Eine ähnliche Verschiedenheit fand in dieser
Hinsicht unter animalischen Substanzen statt (m).
Am besten ging die Erzeugung der grünen Mate-
rie von statten, als Priestley eine todte Maus in
Wasser der Sonne aussetzte (n). Auch das Gehirn,
die Lungen und die Leber von Schaafen wurden
sehr bald mit grüner Materie bedeckt, welche ei-
ne beträchtliche Menge Sauerstoffgas lieferte (o).
Schaafgalle mit der Gallenblase nahm ebenfalls bin-
nen wenigen Tagen eine grüne Farbe an, und er-
zeug-
[301] zeugte Sauerstoffgas, welches aber bald völlig wie-
der verschluckt wurde (p). Schaafblut und Schöp-
sentalg hingegen gaben gar keine grüne Materie (q).


Von Fischen, welche unter Wasser dem Son-
nenlichte ausgesetzt wurden, trennte sich sehr bald
eine dünne häutige Substanz, dann sonderte sich
eine rothe Materie ab, welche sich in der ganzen
Masse des Wassers ausbreitete, und diese verwan-
delte sich endlich in grüne Materie (r).


Bey einem ähnlichen Versuche mit einer gebra-
tenen Flechse aus dem Halse eines Kalbes zeigte
sich, daſs überhaupt alles Wasser, ehe es grün
wurde, eine röthliche Farbe bekam, wenn auch
kein Blut oder andere rothe Theile sich innerhalb
oder ausserhalb dem der Untersuchung ausgesetzten
Körper befanden (s).


So viel Merkwürdiges uns diese Priestley-
schen Beobachtungen von der grünen Materie auch
schon lehren, so wenig ist dies doch mit dem zu
vergleichen, was in der Folge Ingenhouss(t) an
derselben entdeckte. Nachdem dieser sich drey
Jahre hindurch bemühet hatte, die Natur jener Sub-
stanz
[302] stanz zu bestimmen, wurde er überzeugt, daſs
Priestley sie erst untersucht habe, nachdem sie
schon ein hohes Alter erreicht hatte, und daſs sie,
vom Anfange ihres Entstehens an beobachtet, das
auffallendste Beyspiel eines allmähligen Uebergangs
vom Thierreiche zum Pflanzenreiche, und von die-
sem wieder zum Thierreiche gebe (u). Eine so
höchst merkwürdige Entdeckung würde, wenn sie
sich bestätigen sollte, keinen Zweifel an der Rich-
tigkeit der Needhamschen Beobachtung übrig las-
sen, und sie verdient daher vor allen andern eine
umständliche Darstellung.


Setzt man Brunnenwasser in offenen, oder ver-
schlossenen, aber durchsichtigen Gefäſsen der Son-
ne aus, so steigen einige Tage nach dieser Aus-
setzung von dem Boden, oder den Wänden des Ge-
fäſses Luftblasen aus, und zugleich bildet sich eine
grünliche Kruste darin (v). Diese, unter dem Ver-
gröſserungsglase betrachtet, erscheint als ein Hau-
fen grünlicher, gröſstentheils runder, oder eyför-
miger, sehr kleiner, mit einer durchsichtigen und
schleimigen Kruste umgebener Partikeln, wovon
einige sich frey bewegen, andere aber, die jedoch
jenen vollkommen ähnlich sind, an den Wänden
des Gefäſses unbeweglich festsitzen (w). Zu eini-
gen Zeiten ist jene Bewegung deutlicher, als zu
an-
[303] andern. Oft liegen die Thierchen wie betäubt,
nehmen aber nachher ihre vorige Thätigkeit wie-
der an (x).


Die Körperchen vermehren sich beständig, und
mit ihnen die Kruste (y). Nach etlichen Wochen
bekömmt die letztere eine gewisse Dicke und Con-
sistenz. Untersucht man sie in diesem Zustande,
so zeigt sie sich grade so, wie sie von Priestley
beschrieben ist. Sie scheint dann wirklich ein
schleimiger Bodensatz des Wassers zu seyn, der
an der Sonne grün geworden ist; man sieht an ihr
keine Organisation. Die grünen Partikeln, die zur
Zeit ihrer Entstehung deutlich sichtbar waren, sind
jetzt so auf einander gehäuft, und vielleicht in ih-
rer Organisation so verändert, daſs auch der auf-
merksamste Beobachter, wenn er nicht ihre ganze
Verwandlung Schritt vor Schritt verfolgte, sehr
schwer die Spuhren ihrer ersten Gestalt ent-
deckt (z).


Einige Wochen später, wenn die Kruste noch
mehr Consistenz erlangt hat, scheint sie eine ver-
wirrte Masse, ein erhärteter grüner Schleim gewor-
den zu seyn. Reisset man diese Masse aus einan-
der, und beobachtet man die Ränder derselben mit
einem guten Microscop, so erblickt man noch die
ur-
[304] ursprünglichen grünen Körperchen, aber entstellt,
von einer schleimigen Materie umhüllet, und
durchflochten mit durchsichtigen Fäserchen, die
kleinen farbenlosen Glasröhren ähnlich sehen, und
unregelmäſsige, jedoch augenscheinliche Bewegun-
gen äussern. Sie nähern sich einander, kehren
wieder in ihre vorige Lage zurück, verwickeln sich
oft unter einander, und machen sich wieder los.
Trifft man die Zeit, wo diese Bewegungen in ihrer
gröſsten Stärke vor sich geben, so sollte man die
Fasern für aalförmige Thiere halten (a). Wirklich
sind sie auch den Essig-Aelchen einigermaaſsen ähn-
lich. Oft bemerkt man an ihnen sogar peristalti-
sche Bewegungen (b).


Die weisse Farbe und Bewegung dieser Fäden
dauert nur eine gewisse Zeit. Nach etlichen Mo-
naten wird die grüne Kruste fester, uneben, und
erhebt sich hier und da in unregelmäſsige Hügel-
chen. Die Fasern nehmen sich jetzt deutlicher aus;
sie sind grün, und ohne Ordnung zerstreut, be-
sonders an den erhabensten Theilen der vorsprin-
genden Kruste; sie übersteigen aber die Oberfläche
der Kruste nicht, welche immer glatt, und dem
Gefühle nach ziemlich hart bleibt. In dieser Kru-
ste findet man kaum noch erkennbare Ueberbleibsel
der ursprünglichen Thierchen (c).


Ue-
[305]

Ueberläſst man noch ferner die Kruste sich sel-
ber, indem man von Zeit zu Zeit, aber selten,
das Wasser erneuert, so nehmen die Unebenheiten
der grünen Kruste immer mehr zu, und erheben
sich in Pyramiden. Sobald diese Pyramiden sich
bilden, richten sich die grünen Fasern, die sich
unregelmäſsig durch die Unebenheiten der grünen
Kruste schlängelten, auf, entwickeln sich, und fü-
gen sich nach der Länge der pyramidenförmigen
Körper. Besonders kenntlich werden sie gegen den
obern Theil der letztern. Das Uebrige der Pyrami-
den ist eine durchsichtige, gallertartige Materie,
die Consistenz genug hat, um ihre Gestalt, wenig-
stens so lange sie unter Wasser steht, aufrecht zu
erhalten. Wenn dieselben unter die Gewächse
(Pflanzenthiere) gehören, so ist es unter die Tre-
mellen (d).


Hänfiger und geschwinder als in bloſsem Brun-
nenwasser entsteht die grüne Materie, wenn man
thierische oder vegetabilische Substanzen jenem bey-
mischt (e). Hingegen in gekochtem und destillir-
tem Wasser, welches in einem Gefäſse über Queck-
silber stand, erzeugte sich nichts von jener Mate-
rie, ohngeachtet das Gefäſs über anderthalb Jahre
der Sonne ausgesetzt war (f). Als aber Ingen-
houss
Bd. II. U
[306]houss frisches und noch zuckendes, oder gekoch-
tes Fleisch mit einsperrte, so bildete sich grüne
Materie, doch nur langsam und nicht sehr häu-
fig (g). Nur sehr langsam und unvollkommen ging
auch die Erzeugung dieser Materie in gekochtem
und destillirtem Wasser vor sich, welches in offe-
nen Gefäſsen, aber ohne Beymischung einer ver-
weslichen Substanz, der Sonne ausgesetzt war (h).
Unter verschiedenen thierischen Substanzen lieferte
Ochsengalle, und unter vegetabilischen Indigo die
gröſste Menge dieses Grüns (i).


Ausser daſs sich die grüne Materie in Wasser,
welches mit thierischen oder vegetabilischen Sub-
stanzen vermischt ist, viel schleuniger und häufi-
ger, als in unvermischtem, erzeugt, gehen auch
die Verwandlungen derselben in jenem weit rascher,
als in diesem vor sich. Ferner sind die Thiere,
woraus die grüne Materie besteht, verschieden
nach der Verschiedenheit der angewandten verwes-
lichen Substanz (k). Doch erhält man nicht immer
vermittelst derselben verweslichen Substanz diesel-
be Art von Thieren (l). Die gröſste Art fand In-
genhouss
in einem mit Kuh- und Taubenmist ver-
misch-
[307] mischten Wasser, und in dem Abgusse der Fleisch-
bänke, der im Sommer grün geworden war. Diese
Thiere waren länglich, hinten und vorne zuge-
spitzt, und von einem schönen dunkeln Grün. Un-
ter dem Vergröſserungsglase erschienen sie als wah-
re Fische, sowohl in ihrer Gestalt, als in ihrer Art
zu schwimmen. In diesem Zustande blieben sie
nur wenige Tage. Sie wurden alle rund, fuhren
aber noch einige Zeit fort, das Wasser mit der
nehmlichen Geschwindigkeit zu durchlaufen. Al-
lein bald hörte ihre Bewegung auf; sie hängten sich
an einander, und bildeten eine grüne Kruste (m).
Diese Verwandlung ging oft sehr schnell vor sich.
Das Thier setzte sich senkrecht auf, hielt sich mit
dem einen Ende seines Körpers unbeweglich an,
indem es sein oberes Ende zirkelförmig bewegte,
und nach einigen solchen zirkelförmigen Bewegun-
gen, wobey sich das Thier bald verlängerte, bald
verkürzte, machte es sich wieder unter der Gestalt
einer Kugel los (n). Uebrigens erleiden diese durch
verwesliche Substanzen hervorgebrachten Thiere,
wenn sie sich einmal in der schleimigen Kruste fest-
gesetzt haben, die nehmlichen Verwandlungen wie
die, welche in unvermischtem Wasser entstehen.
Nur bildet sich die Kruste bey jenen schneller, und
die
U 2
[308] die sich bewegenden Fasern lassen sich hier ver-
hältniſsmäſsig eher bemerken (o).


Einige male beobachtete Ingenhouss, daſs die
grüne Materie, nachdem sie ein ganzes Jahr hin-
durch in einem offenen Becken gestanden, und die
Gestalt einer Tremelle angenommen hatte, sich auf-
lösete, verfaulte, und das Wasser, welches bis
dahin klar geblieben war, trübe und grün machte.
Bey näherer Untersuchung zeigte sich, daſs diese
Farbe von einer ausserordentlich groſsen Menge
der nehmlichen kleinen Thiere herrührte, welche
im verwichenen Jahre das ursprüngliche Grün ge-
bildet hatten. Die neuen Thiere verhielten sich
auch ganz, wie die vorigen. Sie fielen allmählig
zu Boden, und bildeten eine neue grüne und schlei-
mige Kruste, genau wie die erstere (p). Die nehm-
liche Erscheinung brachte Ingenhouss nach Wohl-
gefallen hervor, indem er die gekörnte grüne Mate-
rie trocknete, zu einem feinen Pulver zerrieb, und
in einer Glaskugel voll Wasser der Sonne aussetz-
te, ohne eine andere Substanz beyzufügen. Wenn
übrigens die gekörnte grüne Materie nicht getrock-
net wird, sondern beständig mit Wasser bedeckt
bleibt, und keiner zu anhaltenden Sonnenhitze lan-
ge ausgesetzt ist, so erhält sie sich mehrere Jahre
hindurch ganz unverändert (q).


So-
[309]

So weit die Priestleyschen und Ingenhouss-
schen Beobachtungen über die grüne Materie. Die
Beweiskraft derselben, und besonders der letztern,
für die Meinung, daſs es eine gewisse Kraft giebt,
welche ohne präexistirenden Saamen, blos aus ver-
weslichen Substanzen lebende Organismen hervor-
zubringen vermag, ist so einleuchtend, daſs sie
kaum eines Commentars bedürfen. Denn wo ist
bey jenen Thieren, denen die grüne Materie ihren
Ursprung verdankt, auch nur ein Verdacht von Er-
zeugung aus Eyern? Wie auffallend deutet dage-
gen jene Absonderung häutiger Substanzen von den
thierischen Stoffen der Aufgüsse, und jene rothe
Farbe des Wassers, die auch dann, wenn keine
rothe Theile in der Infusion vorher befindlich ge-
wesen sind, dem Entstehen der grünen Thiere vor-
her geht, auf eine Erzeugung der letztern durch
gewisse chemische Processe hin? Und wie über-
einstimmend ist diese Beobachtung mit denen von
Needham, Wrisberg und Müller über die Auf-
lösung der thierischen und vegetabilischen Stoffe in
Molekülen, und den Uebergang dieser Partikeln
in Infusionsthiere? Läſst sich endlich nach Ingen-
houss
’s Erfahrungen über die Verwandlung der
anfangs animalischen Natur der grünen Materie in
eine vegetabilische an der Richtigkeit der Need-
ham
schen Beobachtungen von dem Uebergange thie-
rischer Organismen in Pflanzen mit Grunde noch
zweifeln?


U 3§. 4.
[310]
§. 4.

Doch die Gründe für Needham’s Meinung sind
noch bey weitem nicht alle erschöpft. Auch die
Saamenthiere geben einen neuen Beweis dafür.
Needham und Buffon(r) sahen in dem Zeugungs-
stoff verschiedener Thiere lange Fasern, die sich
zu beyden Seiten in Zweige vertheilten. Diese Fa-
sern öffneten sich, und zergingen in lebende Kü-
gelchen, die einen Schwanz hinter sich herschlepp-
ten. Der letztere löste sich nach einiger Zeit von
ihnen ab; dann verlohren sie ihre Bewegung; sie
fielen zu Boden, und lösten sich wieder in Fäser-
chen auf, aus denen von neuem eine kleinere Art
von Thieren entstand.


Wrisberg(s) fand, daſs die Thiere in fri-
schem, unverdünntem Saamen mit ihren Schwän-
zen an den von Needham und Buffon beschriebe-
nen Fäserchen hingen; in verdünntem Saamen aber
fand er sie von diesen getrennt. Uebrigens sahe
er eben so, wie diese Beobachter, in einem Auf-
gusse von männlichem Saamen nach dem Tode der
eigentlichen Saamenthiere ein dünnes Häutchen
entstehen, und die letztern sich in Thiere von einer
andern Gattung verwandeln (t).


Die
[311]

Die Bewohner des männlichen Saamens gehö-
ren also in dieselbe Classe, wohin alle übrige In-
fusionsthiere zu rechnen sind, und das nehmliche
Princip, das in Aufgüssen anderer vegetabilischer
und animalischer Substanzen thätig ist, wirkt auch
in jener Flüssigkeit.


§. 5.

Bey den bisher angeführten Beobachtungen
zeigte sich jenes Princip meist nur noch unter ani-
malischen Formen, (das Wort animalisch nach
dem Sprachgebrauche des gemeinen Lebens als
gleichbedeutend mit beseelt genommen). Allein
wenn die lebende Materie jeder Form des Lebens
fähig ist, so muſs sie an sich gestaltlos seyn, und
ihre bestimmten Formen nur durch äussere Ein-
flüsse erhalten, und auch nur durch diese darin er-
halten werden. In eben den Aufgüssen, worin sie
uns bisher unter der Gestalt von Thieren erschien,
muſs sie also bey veränderten Umständen auch ve-
getabilische Organismen hervorbringen können.


Eine Bestätigung dieses Schlusses finden wir
schon in den Needhamschen und Ingenhoussschen
Versuchen. Aber auch die Erzeugung des Schim-
mels stimmet ganz damit überein. Fast in allen
den Aufgüssen, woran Wrisberg seine angeführ-
ten Beobachtungen über die Infusionsthiere machte,
sahe er auch, nachdem die Fäulniſs ihren Anfang
genommen hatte, verschiedene Arten von Schim-
U 4mel
[312] mel hervorkommen, die in eben dem Verhältnisse,
wie die Infusionsthiere und Polypen, zunahmen,
und mit diesen wieder verschwanden, und deren
Stiele aus ähnlichen Molekülen, wie die Schwän-
ze der Polypen, zusammengesetzt waren. Wris-
berg
schlieſst hieraus: Illum motum illamque agi-
tationem, cui animalia infusoria obediunt, eundem
in vegetandis mucoribus exserere effectum, atque
in mucoribus et polyporum pedunculis moleculas
iisdem legibus longitudinaliter congeri, quibus sub
alia figura in animalibus conglutinantur infuso-
riis (u).


Noch analoger aber erscheint die Erzeugung
der Infusionsthiere und des Schimmels in Monti’s
Beobachtungen (v).


Monti fand auf animalischen und vegetabili-
schen Substanzen, welche sich in verschlossenen
Röhren befanden, einen so häufigen und langen
Schimmel, daſs die Röhren ganz damit angefüllt
waren. Setzte er aber eben diese Substanzen der
freyen Luft aus, so entstand zwar auch dann auf
ihnen Schimmel, doch ein weit kürzerer und min-
der dauerhafter (w).


Zur
[313]

Zur Sommerszeit kömmt der Schimmel am
reichlichsten und geschwindesten hervor; langsa-
mer wächst er in den Herbstmonaten; am lang-
samsten, oder gar nicht entsteht er in den Winter-
monaten und zu Anfange des Frühlings (x).


Auf faulenden Substanzen, die sich unter dem
Recipienten der Luftpumpe befanden, erzeugte sich
eben so wohl Schimmel, als auf solchen, welche
ausserhalb dem Recipienten standen, wenn etwas
Luft wieder in den Recipienten getreten war; hin-
gegen war auf jenen kein Schimmel zu finden,
wenn der Cylinder keine Luft eingelassen hatte (y).


In Gefäſsen, die mit Wachse, Rindsblasen,
Korkstöpseln, Pergament, Papier, leinenen, baum-
wollenen und andern Zeugen verschlossen waren,
erzeugte sich eben so wohl Schimmel, als in offe-
nen Gefäſsen, wenn jene eine hinlängliche Menge
Luft enthielten; es entstand aber keiner in kleinen
Gefäſsen, welche nur wenig Luft faſsten (z).


Um zu erfahren, ob das Feuer die Erzeugung
des Schimmels auf solchen Körpern, worauf er
sonst leicht entsteht, hindern könne, goſs Monti
auf dergleichen Substanzen, ehe er die Gläser, wor-
in sie sich befanden, zuband, sehr heisses Wasser.
Nach
U 5
[314] Nach einigen Tagen waren aber diese Gefäſse eben
so voll von Schimmel, als diejenigen, worin kein
heisses Wasser gekommen war (a).


Monti änderte hierauf diesen Versuch auf fol-
gende Art ab. Er schüttete in gläserne Gefäſse
Stücke von Früchten, lieſs jene eine Viertelstunde
in siedendem Wasser stehen, und verschloſs sie in
demselben Augenblicke, als er sie aus dem Was-
ser zog, mit einem heiſs gemachten Deckel. Alle
diese Gefäſse wurden nun gut verbunden, und an
dem gewöhnlichen Orte acht Tage lang aufgehoben.
Nach Verlauf dieser Zeit fand sich in denjenigen,
welche mit Lappen von dünnem Zeuge zugebunden
waren, Schimmel, hingegen keiner in denen, wel-
che mit dickern Lappen, oder mit Pergament, Fell
u. dgl. verschlossen waren. Die in den letztern
Gläsern befindlichen Substanzen hatten eine weisse
und runzlichte Oberfläche bekommen (b).


Dieselben Resultate erhielt Monti bey der
Wiederhohlung dieses Versuchs, wenn nur die da-
bey gebrauchten Substanzen die Hitze des sieden-
den Wassers ausgestanden hatten, und gleich beym
Herausziehen aus dem Wasser mit einem heissen
Deckel verschlossen wurden. Wenn aber dieses
Verschliessen langsamer geschahe, und in die Ge-
fäſse vorher kalte Luft hereintrat, so fand sich in
de-
[315] denen, die mit dicken Zeugen verbunden waren,
eben so wohl Schimmel als in denen, welche Mon-
ti
mit dünnen Lappen verschlossen hatte (c).


Eben so erzeugte sich auch Schimmel in den-
jenigen Gefäſsen, welche in dem siedenden Wasser
gelegen hatten, und im Moment des Herausneh-
mens verschlossen waren, wenn dieselben nachher
auch nur auf einen Augenblick wieder geöffnet
wurden (d).


Monti zog hieraus den Schluſs, daſs das Nicht-
aufkommen des Schimmels in den erhitzten und
genau verschlossenen Gefäſsen von der durch die
Hitze bewirkten Verdünnung der Luft herrühre.
Er glaubte, diese Verdünnung der Luft zu verhin-
dern, wenn er die Gefäſse, nachdem sie eine Vier-
telstunde in siedendem Wasser gelegen hatten, so
lange darin lieſs, bis alles kalt geworden wäre.
Dies geschahe, und, als die Gefäſse aus dem Was-
ser herausgenommen waren, lieſs Monti dieselben
mit schon zubereiteten und am Feuer gedörrten
Deckeln so genau wie möglich verschliessen, und
an den gewöhnlichen Ort hinsetzen. Nun erzeugte
sich wirklich auch in allen eben so gut Schimmel,
wie in denjenigen, welche nie in die Hitze des sie-
denden Wassers waren gebracht worden (e).


End-
[316]

Endlich setzte Monti verschlossene Gefäſse mit
leicht schimmelnden Substanzen in Sand-, Wasser-
oder Aschenbäder, und erhielt sie eine halbe Stun-
de in sehr starkem Feuer. Nach Verlauf der ge-
wöhnlichen Zeit waren alle die, die er mit dichten
Deckeln verschlossen hatte, ohne Schimmel, ein
einziges ausgenommen, das in dem Frauenbade mit
Sand oder Asche nicht ganz hatte bedeckt werden
können. Hingegen hatte sich in allen den Gefäſsen,
die mit dünnem Zeuge zugebunden waren, Schim-
mel erzeugt (f).


Die Uebereinstimmung zwischen diesen Beob-
achtungen und den Resultaten der Spallanzani-
schen Versuche über die Erzeugung der Infusions-
thiere leuchtet jedem ohne unser Erinnern ein. Zu-
gleich aber geben diese Montischen Erfahrungen,
und vorzüglich die Beobachtung, daſs etwas kalte,
bey einem langsamen Verschliessen der Gläser in
dieselben eindringende Luft sogleich Schimmel her-
vorbrachte, einen neuen Beweis, daſs es nicht in
der Luft schwimmende Eyer und Saamenkörner
seyn können, woraus die in vegetabilischen und
animalischen Aufgüssen befindlichen Organismen
ihren Ursprung nehmen. In jedem Cubikzoll ath-
mosphärischer Luft müſste man Schimmelsaamen
annehmen, um diese Voraussetzung mit jener Beob-
achtung in Uebereinstimmung zu bringen. Auch
hierdurch wird also die Wahrheit dessen bestätigt,
was
[317] was wir schon bey den Erfahrungen von Spallan-
zani
bemerkt haben, daſs die Nichterzeugung von
Zoophyten in verschlossenen und nach der Ver-
schliessung erhitzten Gefäſsen, blos von der durch
die Hitze bewirkten Zersetzung der Luft in den
Gläsern herrührt.


Ausser diesen Beobachtungen von Wrisberg
und Monti giebt es bey der Bildung des Schimmels
noch andere Phänomene, welche, gleich mehrern
bey der Entstehung der Infusionsthiere statt finden-
den Erscheinungen, auf einen dabey vorgehenden
chemischen Proceſs hindeuten.


So wie dem Entstehen der Infusionsthiere und
der Priestleyschen grünen Materie eine Absonde-
rung membranöser Substanzen von den animali-
schen und vegetabilischen Substanzen der Aufgüsse
vorhergeht, so verwandeln sich auch im Wasser
aufgelöste Pflanzenschleime, ehe sie schimmeln,
in eine Haut, und zwar in eine Haut, die nicht
mehr im Wasser auflösbar ist (g).


Vauquelin erhielt aus der Leber des Rochen,
nachdem er sie mit einem zinnernen Löffel in einem
irdenen Gefäſse zerdrückt und erhitzt hatte, ein
gelbes Oel, worauf er zwölf Stunden nach der Ex-
traktion blies. Bey der Fortsetzung dieses Blasens
entstand eine weisse undurchsichtige Haut, die sich
in
[318] in kleine Blättchen theilte und mit dem Oel ver-
mischte. Diese Haut und die weissen undurchsich-
tigen Körperchen, die sich am Grunde des Oels sam-
melten, waren, nach Vauquelin’s Meinung, Was-
ser, das sich durch die Exspiration erzeugt hatte.
Jedes Wasserkügelchen wurde, obgleich es durch
das darüber stehende Oel vor der Luft geschützt war,
mit der Byssus septica L. überzogen. “Wie kömmt
„hier aber”, frägt Vauquelin, “der Saame dieser
„Pflanze in die erwähnte Flüssigkeit? Kömmt er
„aus der Brust, aus der ausgeathmeten Luft, oder
„aus dem Oel? Aus der athmosphärischen Luft
„kann er nicht herrühren, da diese erst nach der
„Exspiration und zwar durch eine enge Glasröhre
„zugesetzt wurde” (h). Ich dächte aber, aus dem
Oel könnte er noch viel weniger gekommen seyn.


Als im Jahre 1800 die Höhle bey Glücksbrunn
oft erleuchtet wurde, wozu man Unschlitt-Lichter
gebrauchte, die man blos durch Thon an die Seiten-
wände der Höhle befestigte, fand Köcher vierzehn
Tage nach einer solchen Erleuchtung alles abgeflos-
sene Talg in einen weissen Schimmel verwandelt,
der beym Angreifen äusserst locker war, und beym
Zerreiben nicht das mindeste Fettige zeigte (i).


§. 6.
[319]
§. 6.

Bisher habe ich über die Entstehung der Infu-
sionsthiere, der grünen Materie und des Schim-
mels blos die Versuche Anderer angeführt. Ich bin
auch immer der Meinung gewesen, daſs jeder, der
eine neue Idee vorträgt, diese Methode so viel wie
möglich befolgen sollte. Jetzt wird es mir aber er-
laubt seyn, mich auch auf meine eigenen Versuche
zu berufen. Mehrere von diesen stellte ich in der
Absicht an, um den Einfluſs des Galvanismus auf
die Erzeugung der erwähnten Organismen zu er-
forschen. Die Folgerungen, die sich in dieser Hin-
sicht aus denselben ziehen lassen, habe ich an ei-
nem andern Orte entwickelt. Hier werde ich nur
auf diejenigen aufmerksam machen, welche die
Entstehung jener Körper aus formloser Materie
betreffen.


Erster Versuch. Am Ende des Aprils mach-
te ich einen Aufguſs von zerschnittenen Wurzeln
und andern vegetabilischen Substanzen mit funf
bis sechs Pfund Fluſswasser in einem Gefaſse von
weissem Glase, setzte in das Wasser mehrere Pflan-
ze der Lemna trisulca und der Hottonia palustris,
und brachte das Gefäſs auf ein helles Zimmer. Die
Pflanzen vegetirten in dem Aufgusse bis zum Win-
ter sehr lebhaft; das Wasser blieb diese ganze Zeit
hindurch so klar und geruchlos, als wenn es erst
eben aus dem Brunnen geschöpft gewesen wäre;
es
[320] es war voll von Wasserflöhen, Naiden und Wasser-
schnecken; aber von Infusionsthieren, grüner Ma-
terie und Schimmel zeigte sich nie eine Spuhr in
demselben.


Eben diese Beobachtung habe ich in der Folge
auch noch an andern Aufgüssen gemacht, worin
sich vegetirende Wasserpflanzen befanden. Erst
dann kamen in denselben Infusionsthiere oder
grüne Materie zum Vorscheine, wenn das Wachs-
thum der Pflanzen abzunehmen anfing.


Aber wie wird nun die Entstehung der Infu-
sionsthiere durch lebende Pflanzen unterdrückt?
Werden etwa die Eyer derselben von diesen einge-
sogen? Aber warum geschieht dies denn nicht
auch mit den Eyern der Wasserflöhe?


Zweyter Versuch. Im Anfange des Aprils
bereitete ich mehrere Aufgüsse von den Blättern
der Wasserlilie (Iris pseudacorus L.) mit Brunnen-
wasser in Gefäſsen von dunkelgrünem Glase, be-
deckte diese mit Papier, und setzte sie vor das Fen-
ster meines Wohnzimmers, wo gewöhnlich eine
Temperatur von 14 bis 16° R. herrschte, und wel-
ches durch ein gegenüberstehendes Haus vor der
Sonne geschützt war. Am 12ten Tage zeigten sich
Infusionsthiere in den Aufgüssen, und an diesen
machte ich folgende Beobachtungen, die mir, gleich
den Phänomenen des vorigen Versuchs, mit der
Hypo-
[321] Hypothese von dem Entstehen dieser Thiere aus
Eyern unvereinbar zu seyn scheinen:


1) Von den vegetabilischen Substanzen der Auf-
güsse lösten sich zarte Flocken ab, die unter
dem Vergröſserungsglase als Aggregate sehr
kleiner Molekülen erschienen. Nur an diesen
Flocken fanden sich Infusionsthiere, und zwar
desto mehr, je deutlicher jene Molekülen wa-
ren. Brachte ich hingegen ein noch unaufge-
löstes Stück der Irisblätter, oder einen Tropfen,
worin keine Flocken waren, unter das Micro-
scop, so zeigten sich wenige oder gar keine
Thiere.


2) Aber auch in Tropfen mit flockichter Materie
war am 12ten und 13ten Tage anfangs keine,
oder doch wenig Bewegung zu spühren. Nur
allmählig kamen die Thiere zum Vorscheine,
und so wie sich dieselben mehrten, sahe ich
auch einen Theil jener Materie immer beweg-
licher werden, und zuletzt sich in einen Hau-
fen von Thieren verwandeln, der sich von der
übrigen Materie trennte, und abgesondert von
derselben bewegte. Späterhin, als die Fäul-
niſs in den Aufgüssen schon weitere Fortschrit-
te gemacht hatte, fand dieses allmählige Er-
scheinen der Thiere zwar noch statt, doch mit
dem Unterschiede, daſs jeder unter das Ver-
gröſserungsglas gebrachte Tropfen mit flockich-
Bd. II. Xter
[322] ter Materie schon gleich im Anfange der Beob-
achtung eine beträchtliche Menge Infusionsthie-
re enthielt, und daſs diese Anzahl nur mit der
Zeit zunahm. Auch fanden sich jetzt selbst in
manchen, die keine Flocken enthielten, ziem-
lich viele Infusionsthiere.


3) Am 13ten Tage sahe ich in mehrern Tropfen
einzelne Molekülen der flockichten Materie in
eine langsame Bewegung gerathen, welche all-
mählig stärker wurde, und zuletzt in eine will-
kührliche überging. Ob diese Molekülen aber
sich schon vorher bewegt hatten, und nur ru-
heten, während ich sie für todt hielt, hier-
über kann ich nichts bestimmen. Inzwischen
bin ich gewiſs, daſs sie nicht, wie Spallan-
zani
gegen Needham behauptete, Fett- oder
Oelklümpchen waren, worin sich kleinere In-
fusionsthiere befanden, indem die Struktur
derselben mit der einer Art von Infusionsthie-
ren, die einen ovalen Körper mit einem haken-
förmig gekrümmten Vordertheile hatte (Kol-
poda Mülleri), und welche damals in den
Aufgüssen sehr häufig war, ganz übereinkam.


4) An eben diesem Tage beobachtete ich ein an-
deres ähnliches, aber noch auffallenderes Phä-
nomen, wie Needham beschreibt. In der Nä-
he eines Stücks der flockichten Materie lag ein
kugelrunder undurchsichtiger Körper, der kei-
ne
[323] ne Aehnlichkeit mit irgend einem der in dem
Aufgusse befindlichen Infusionsthiere hatte, lan-
ge ohne alle Bewegung. Allmählig aber gerieth
er in eine fortschreitende Bewegung, und
rückte auf die flockichte Materie zu. So wie
er sich dieser näherte, wurde seine Bewegung
schneller, und als er fast in unmittelbarer Be-
rührung mit ihr war, äusserte er auf einmal
Bewegungen, die mit eben dem Rechte, wie
die Bewegungen der übrigen Infusionsthiere,
den Namen der willkührlichen verdienen. Bald
eilte er zu dieser, bald zu jener Stelle der flok-
kichten Materie. Doch dauerte diese Bewe-
gung nur eine kurze Zeit. In einiger Entfer-
nung von diesen Flocken blieb er auf einmal
liegen, und äusserte weiter keine Bewegungen.


5) Am 16ten Tage fand ich in einem Tropfen mit
flockichter Materie ausser mehrern andern Ar-
ten von Infusionsthieren auch verschiedene,
welche aus zwey zusammenhängenden Kugeln
bestanden, gleich einer an einem elektrisirten
Körper tanzenden Flaumfeder bald hierhin, bald
dort hin flogen, dann wieder eine Zeitlang in
Ruhe blieben, nun eine Strecke forttrieben,
und hierauf ihr Spiel von neuem anfingen.
Die beyden Kugeln, woraus diese Körper be-
standen, entfernten sich bald so weit von ein-
ander, daſs sie wie getrennt aussahen, bald
X 2nä-
[324] näherten sie sich so, daſs sie nur eine einzige
Kugel auszumachen schienen. Nachdem diese
Bewegung etwa eine Viertelstunde gedauert
hatte, sonderten sich beyde Kugeln ganz von
einander ab, und jedes zeigte sich nun als ein
eigenes Infusionsthier.


6) Endlich fand auch in diesen Aufgüssen diesel-
be Succession in der Art der Thiere statt, wel-
che Needham und Wrisberg in den ihrigen
beobachteten. Vom 12ten bis zum 23ten Tage
waren die Infusionen voll von durchsichtigen,
ovalen, mit schwarzen Punkten besetzten Thie-
ren, deren Vorder-Ende hakenförmig gekrümmt
war (Kolpoda Müll.). Ausserdem befanden
sich um diese Zeit in den Aufgüssen fischähn-
liche Thiere mit einem dicken runden Vorder-
theile und spitzen Schwanze (Paramaecia Mül-
leri
). Selten aber fand ich unter diesen letz-
tern Thieren eines, das sich in der Flüssigkeit
frey herumbewegte. Fast alle hingen mit ih-
rem spitzen Schwanze an der flockichten Ma-
terie, und äusserten nur dann und wann eine
langsame pendelähnliche Bewegung. Die übri-
ge Zeit hindurch hätte man sie für völlig tod
halten sollen.


Ganz anders aber verhielt es sich mit diesen
beyden Arten von Thieren nach dem 23ten Tage.
Die kleinen ovalen Thiere mit gekrümmtem Vor-
der-
[325] dertheile verlohren sich jetzt ganz. Die Paramäcien
hingegen, die sich bis zum Ende der dritten Woche
in so geringer Menge zeigten, und damals immer
an der flockichten Materie hingen, wo sie blos eine
pendelartige Bewegung äusserten, fanden sich jetzt
in unzählbarer Menge ein, und bewegten sich mit
ausserordentlicher Geschwindigkeit. Nach der drit-
ten Woche erschienen auch einige Vorticellen, die
sich aber bald wieder verlohren. Das Regiment
der Paramäcien dauerte übrigens nur eine kurze
Zeit. Schon am 34ten Tage konnte ich nicht ein
einziges mehr entdecken.


Noch muſs ich bemerken, daſs sich in diesen
Aufgüssen nicht die mindeste Spuhr von Schimmel
zeigte, obgleich ich mehrere derselben bis in den
August aufbewahrte.


Dritter Versuch. Ich wiederhohlte den
vorigen Versuch in der Mitte des Sommers mit den
Blättern und Wurzeln des Calmus (Acorus calamus
L.) und des Butomus umbellatus. In diesen Infu-
sionen zeigte sich eine ähnliche Succession verschie-
dener Arten von Infusionsthieren, wie in den vo-
rigen Aufgüssen, und, wie beym vorigen Versuche,
so entstand auch hier nicht der mindeste Schimmel.


Vierter Versuch. Mit demselben Brunnen-
wasser, womit die Aufgüsse in den beyden vorigen
Versuchen gemacht waren, infundirte ich im Au-
X 3gust
[326] gust in fayencenen Tellern zerschnittene Aepfel,
Carotten und rothe Rüben, und setzte diese In-
fusionen an denselben Ort, wo sich die vorigen
Aufgüsse befanden.


Nach einigen Tagen erzeugten sich auf diesen
Infusionen gallertartige Membranen, und gegen
den 14ten Tag fand ich diese Häute mit graugrünem
(Mucor glaucus L.) und gemeinem Schimmel (Mu-
cor mucedo) bedeckt, der sich auf den Infusionen
von Aepfeln bis in die sechste, auf denen von Ca-
rotten und rothen Rüben aber nur bis in die vierte
Woche hielt. In keinem der Aufgüsse waren wäh-
rend dieser Zeit Infusionsthiere zu finden.


Aus den drey letztern Versuchen folgt, daſs
unter gleichen Umständen einige Aufgüsse blos In-
fusionsthiere, andere blos Schimmel hervorbringen,
und daſs die Ursache dieser Verschiedenheit nicht
an dem Wasser, sondern an den infundirten Sub-
stanzen liegt. Es folgt zweytens daraus, daſs bey
der Entstehung der Infusionsthiere andere chemi-
sche Processe als bey der des Schimmels statt fin-
den; bey der erstern nehmlich werden die infun-
dirten Substanzen in eine flockenartige, bey der
letztern in eine gelatinöse Materie aufgelöst. Sind
nun jene Processe blos coexistirende Phänomene mit
der Erzeugung der Infusionsthiere und des Schim-
mels, oder sind sie Ursachen dieser Erzeugung?
Daſs sie von der Entstehung der Infusionsthiere
Ursa-
[327] Ursachen und nicht Coeffekte sind, machen die
beym ersten und zweyten Versuche angeführten
Beobachtungen sehr wahrscheinlich. Da nun nach
dem vorigen Versuche die Phänomene, die der
Bildung des Schimmels vorhergehen, denen, wel-
che sich vor der Erscheinung der Infusionsthiere
zeigen, ähnlich sind, so berechtigt uns diese Ana-
logie zu dem Schlusse, daſs auch von der Entste-
hung des Schimmels die erwähnten chemischen Pro-
cesse Ursachen und nicht Mitwirkungen sind. Die
Richtigkeit dieses Schlusses wird, glaube ich, durch
folgende Beobachtung ausser Zweifel gesetzt.


Fünfter Versuch. Auf den Alpen findet
sich ein rother Schnee, der nach Ramond’s Unter-
suchungen (i*) eine vegetabilische Substanz, ver-
muthlich eine Byssus-Art, ist. Gesetzt nun es lies-
se sich durch Zumischung gewisser chemischer
Agentien zu solchen Aufgüssen, auf welchen sich
sonst nur gewöhnlicher Schimmel erzeugt, eine
ähnliche-Byssus Art hervorbringen, würde auch
da noch an eine Entstehung derselben aus präexi-
stirendem Saamen zu denken seyn? Eine solche
künstliche Erzeugung jener Substanz habe ich aber
wirklich entdeckt. Ich hatte im August in drey
fayencenen Tellern Aufgüsse von zerschnittenen
Ca-
X 4
[328] Carotten mit frisch bereitetem Kalkwasser gemacht,
die eine dieser Infusionen mit Zink und Silber,
die zweyte mit Zink und Eisen, die dritte mit Zink
und Kupfer armirt, und dieselben an einen mäſsig
hellen Ort hingestellt. Den Zweck, den ich bey
diesem Versuche eigentlich beabsichtigte, habe ich
an einem andern Orte angezeigt. Hier bemerke ich
nur Folgendes. Vier Tage nachher, nachdem ich
die Armaturen aus den Gefäſsen wieder herausge-
nommen hatte, und schon im Begriffe war, die
Aufgüsse wieder wegzugiessen, fand ich auf allen
dreyen eine Menge blaugrünen Schimmels, zugleich
aber auch runde, 1 bis 3 Linien im Durchmesser
haltende Flecken von der schönsten Carminfarbe.
Ich brachte diese Substanz unter das Microscop,
und fand in ihr eine fadenartige, der der Byssus
ähnliche Struktur. Ihr schönes Roth aber dauerte
kaum zwey Tage, und verwandelte sich in ein
schmutziges Braun. Sowohl von jenem Schimmel,
als von dieser rothen Substanz zeigte sich übrigens
mehr auf der ersten, als auf der zweyten, und auf
dieser mehr, als auf der dritten Infusion. Beyde
aber entstanden auch auf der ersten später, als auf
der zweyten und dritten. Infusionsthiere waren in
keinem der Aufgüsse zu entdecken.


Nach diesen Versuchen waren es also gewiſs
nicht präexistirende Eyer oder Saamenkörner, wor-
aus die Infusionsthiere und der Schimmel in den
Auf-
[329] Aufgüssen von Wasserschwerdtel und Calmus,
Aepfeln, Carotten und rothen Rüben hervorkamen,
sondern die chemischen Processe, welche bey der
Auflösung dieser Vegetabilien statt fanden, waren
es, wodurch jene Organismen gebildet wurden,
und in den Aufgüssen von Wasserschwerdtel u. s.
w. entstanden deswegen blos Infusionsthiere, so
wie in den Infusionen von Aepfeln u. s. w. blos
Schimmel und Byssus, weil in jenen andere che-
mische Processe, als in diesen vorgingen. Nun ent-
halten der Wasserschwerdtel und der Calmus ein
aromatisches Princip, Aepfel, Carotten und rothe
Rüben aber Bestandtheile, welche der Wein- und
Essiggährung fähig sind. Sollten also vielleicht
vegetabilische Substanzen, die ein aromatisches
Princip enthalten, vorzüglich oder allein Infusions-
thiere, diejenigen aber, welche der Wein- und
Essiggährung fähig sind, vorzüglich Schimmel
hervorbringen? Die Bestätigung dieser Vermu-
thung würde unserer Meinung von der Entste-
hung des Schimmels und der Infusionsthiere
aus formloser Materie ein neues Gewicht geben.
Daſs nun aber die Erfahrung wirklich mit die-
ser Vermuthung übereinstimmet, beweisen fol-
gende Gründe:


1) Eine bekannte Erfahrung ist es, daſs alle
Substanzen, welche in Wein- und Essiggäh-
rung übergehen, Schimmel hervorbringen.


X 52)
[330]

2) Was geschieht bey der Weingährung? Die
schleimicht-zuckerartige Materie des Pflanzen-
reichs, welche allein derselben fähig ist, ver-
liehrt einen Theil ihres Sauer- und Kohlenstoffs
als kohlensaures Gas, und das Verhältniſs des
Wasserstoffs zu diesen beyden Bestandtheilen
wird hierdurch vergröſsert. Läſst sich nun
eben diese Veränderung dadurch hervorbringen,
daſs man, statt den vegetabilischen Substanzen
Oxygene und Kohlenstoff zu entziehen, diesel-
ben mit Wasserstoff schwängert, indem man
sie unter einer Glocke voll Wasserstoffgas ver-
schlieſst, und bildet sich auch hierbey Schim-
mel, so kann unmöglich diese Substanz aus
präexistirenden Saamenkörnern entstehen. In
wie fern diese Vermuthung mit der Erfahrung
übereinstimmet, erhellet aus folgendem Ver-
suche.


Sechster Versuch. Um den Einfluſs des
Wasserstoffgas auf das Keimen der Saamenkörner
zu erforschen, füllte ich im October zwey cylin-
drische, einen halben Fuſs im Durchmesser halten-
de und einen Fuſs hohe Gläser mit jener Luftart,
welche durch die Zersetzung von Wasserdämpfen
beym Durchgange durch einen glühenden Flinten-
lauf bereitet war, und brachte unter dieselben auf
das Sperrwasser Stücke Flanell, die mit Kressen-
körnern besäet waren. Der Erfolg war, daſs kei-
nes
[331] nes von diesen Körnern keimte, sondern daſs alle
aufquollen, welk, schleimicht, und endlich mit
einem sehr kurzhaarichten Schimmel überzogen
wurden. Auch gingen diese Veränderungen, das
Schimmeln ausgenommen, nicht nur mit denen
vor, welche auf dem Flanell lagen, und mit dem
Wasserstoffgas in unmittelbarer Berührung standen,
sondern auch mit denjenigen, welche von dem Fla-
nell herabgefallen und in dem Sperrwasser zu Bo-
den gesunken waren. Das Sperrwasser stieg wäh-
rend der 14 Tage, welche dieser Versuch dauerte,
in der einen Glocke über 2 Zoll, in der andern et-
was über 1 Zoll, und in beyden Gefäſsen war also
eine beträchtliche Menge Wasserstoffgas absorbirt
worden.


Dieser Beobachtung widersprechen zwar Ver-
suche von Sennebier(k), nach welchen in reinem
Wasser- und Stickstoffgas kein Schimmel entstehen
soll. Allein das Wasserstoffgas, dessen sich Senne-
bier
bediente, war vielleicht durch die Zersetzung
des Wassers vermittelst Eisenfeile und Vitriolsäure
bereitet, und daſs auf diesem Wege eine Luftart
erhalten wird, die nichts weniger als rein ist, be-
weiset der Geruch derselben. Da nun überdies sich
der Schimmel vorzüglich an dumpfen, feuchten
und dunkeln, also solchen Orten erzeugt, wo ohne
Zwei-
[332] Zweifel eine häufige Zersetzung des Wassers und
Entwickelung von Wasserstoffgas vorgeht, so glau-
be ich berechtigt zu seyn, meine Beobachtung für
die richtigere zu halten.


Bis hieher harmonirt also unsere Theorie ganz
mit der Erfahrung. Daſs nun 3) auch Aufgüsse,
welche ein aromatisches Princip enthalten, der Er-
zeugung der Infusionsthiere günstig, der des
Schimmels aber ungünstig sind, beweisen die bey-
den nachstehenden Versuche.


Siebenter Versuch. Im April machte ich
zwey Aufgüsse in porcellanenen Tassen, die eine
Nro. 1 von Erbsen und Brunnenwasser, die zweyte
Nro. 2 von einer eben so groſse Menge Erbsen und
Brunnenwasser, wozu ich aber noch einen halben
Scrupel Kirschlorbeerwasser mischte. Beyde Infu-
sionen wurden mit Papier bedeckt, und an einen
mäſsig warmen Ort hingestellt.


An den beyden folgenden Tagen waren beyde
Aufgüsse mit Luftblasen bedeckt. Die meisten fan-
den sich auf Nro. 1, weniger auf Nro. 2.


Am 5ten Tage hatte sich auf Nro. 1 sowohl,
als auf Nro. 2 eine durchsichtige gelatinöse Haut
gebildet. Die Erbsen in Nro. 1 waren sehr aufge-
schwollen, die in Nro. 2 waren noch unverändert.


Am 11ten Tage hatte sich die gelatinöse Sub-
stanz auf Nro. 1 in eine aus runden Molekülen be-
ste-
[333] stehende Haut verwandelt, und jetzt zeigte sich in
dieser Infusion auch eine Menge sehr kleiner Infu-
sionsthiere, theils als schwarze Punkte, theils als
durchsichtige Bläschen. In der gelatinösen Substanz
von Nro. 2 hingegen zeigten sich noch wenige Mo-
lekülen, und zugleich fanden sich in diesem Auf-
gusse nur erst wenige, sich willkührlich bewegen-
de Bläschen.


Am 17ten Tage entdeckte ich in den beyden
Aufgüssen Folgendes: Nro. 1 roch sehr faulicht; in
Nro. 2 hingegen war noch kein Geruch zu bemer-
ken. Die in Nro. 1 befindlichen Erbsen waren stark
aufgequollen, aber nur eine einzige von allen hatte
gekeimt; die in Nro. 2 hingegen waren wenig auf-
gequollen, hatten aber meist alle gekeimt. In Nro.
1 zeigten sich ovale Infusionsthiere mit einem brei-
ten Hintertheile und schmalen Vordertheile, die sich
nur langsam bewegten, und zwar zeigten sie sich
nur in Tropfen, die aus der Nähe der Saamenkör-
ner und nicht von andern Stellen der Infusion ge-
nommen waren, und auch dort nur in geringer
Anzahl. Eine weit gröſsere Menge von Infusions-
thieren fanden sich in Nro. 2, und zugleich unter-
schieden sich diese von denen in Nro. 1 dadurch,
daſs sie schmäler, vorne und hinten von gleicher
Breite, durchsichtiger, weit schneller in ihren Be-
wegungen, und fast allenthalben in dem Aufgusse
gleichförmig verbreitet waren.


Die
[334]

Die schnellere Bewegung der Thiere in Nro. 2
beobachtete ich auch am 23ten Tage. Doch fand an
verschiedenen Stellen von einerley Tropfen aus die-
sem Aufgusse ein Unterschied in der Schnelligkeit
dieser Bewegung statt. Einige Haufen von Thie-
ren flogen mit einer solchen Geschwindigkeit unter
einander herum, daſs ich sie nicht mit den Augen
verfolgen konnte; andere hingegen bewegten sich
langsamer, obgleich immer noch geschwinder, als
die Thiere in Nro. 1. Uebrigens hatte die Menge
der Thiere in beyden Infusionen seit dem 17ten Ta-
ge beträchtlich zugenommen.


Am 29ten Tage fand ich Nro. 1 bis auf wenige
Drachmen verdünstet. Von Nro. 2 war nicht so
viel verflogen, und auf dieser Iufusion hatte sich
hin und wieder Schimmel erzeugt. Unter dem Ver-
gröſserungsglase zeigte sich in beyden Aufgüssen
eine groſse Menge von Infusionsthieren, doch eine
gröſsere in Nro. 2, als in Nro. 1. In dieser schwam-
men sie zerstreut; in jener hatten sie sich gröſsten-
theils zu lebenden Massen vereinigt. Ferner war
in Nro. 2 die Bewegung derselben, wie bey den
vorigen Beobachtungen, schneller. als in Nro. 1.
Endlich fand ich die Thiere in Nro. 1 gröſser, als
die in Nro. 2. Ich goſs zu beyden Infusionen wie-
der frisches Brunnenwasser.


Am 43ten Tage war an Nro. 1 wenig Geruch
zu bemerken. Auf der Oberfläche dieses Aufgusses
hat-
[335] hatte sich viel bläulichter Schimmel gebildet. Meh-
rere unter das Vergröſserungsglas gebrachte Tropfen
enthielten eine so ausserordentlich groſse Menge
von Infusionsthieren, daſs das ganze Feld des Mi-
croscops damit bedeckt war. Die Bewegung der-
selben war aber sehr langsam. Unter einer stark
vergröſsernden Linse zeigten sie sich als lange,
gerade, schmale, hinten stumpfe, vorne etwas spitze
Thiere, ohne jene dendritische Figuren, die man
im Innern der meisten Infusionsthiere sieht. Das
Gegentheil von diesem Allen fand in Nro. 2 statt.
Der Geruch dieses Aufgusses war äusserst pene-
trant, die Menge des Schimmels, der sich darauf
erzeugt hatte, aber geringer, als die des Schim-
mels auf Nro. 1. In allen Tropfen aus Nro. 2, die
ich unter das Vergröſserungsglas brachte, fand ich
weit weniger Thiere, als in denen aus Nro. 1, zu-
gleich aber bewegten sich die in jenem auch ganz
auffallend schneller, als die in dem letztern. Fer-
ner unterschieden sich die Thiere in Nro. 2 von
denen in Nro. 1 sehr deutlich durch ihre Struk-
tur. Statt des langen und geraden Körpers der letz-
tern hatten jene einen dicken, krummen, hinten
sowohl, als vorne rundlichten, vorne auf der einen
Seite eingeschnittenen, und in ihrem Innern mit
sehr dunkeln Blumenfeldern gezeichneten Körper.
Uebrigens waren die Thiere in Nro. 1 sowohl, als
in Nro. 2 fast noch von derselben Gröſse, wie am
17ten Tage. Nur in Nro. 2 fand ich eines, wel-
ches
[336] ches fast noch einmal so groſs als die übrigen war,
sich aber unter der in dem Tropfen schwimmenden
gelatinösen Materie meiner Beobachtung gleich wie-
der entzog. Ein merkwürdiges Phänomen in Nro. 2
war endlich noch dies, daſs sich mehrere Thiere
zu einem Klumpen verbunden hatten, der sich be-
ständig um seine Axe drehete, und ein eigenes grö-
ſseres Thier auszumachen schien, welches einige
Aehnlichkeit mit den von Wrisberg(l) beschrie-
benen und abgebildeten blumenförmigen Thieren
hatte.


Ich habe diesen Versuch, so wie den vorher-
gehenden, ohne alle Erwartung des Erfolgs ange-
stellt, den derselbe wirklich hatte, und dieser Um-
stand sichert mich gegen den Verdacht einer dabey
statt gefundenen Täuschung. Haben die Beobach-
tungen, die er mir lieferte, aber ihre Richtigkeit,
so ist es gewiſs mehr als wahrscheinlich, daſs in
den narcotischen, und also auch in den von ihnen
ohne Zweifel nur dem Grade nach verschiedenen
aromatischen Substanzen eine Kraft liegt, welche
die Erzeugung thierischer Organismen aus formlo-
ser Materie befördert, der Entstehung vegetabili-
scher Organismen auf diesem Wege aber hinderlich
ist. Diesen Schluſs rechtfertigt die spätere Erzeu-
gung der gelatinösen Haut, welche, wie wir oben
gesehen haben, ein Vorbote der Entstehung des
Schim-
[337] Schimmels ist, auf Nro. 2, als auf Nro. 1; die
schnellere Vermehrung der Thiere in der erstern
Infusion; die ungleich lebhaftere Bewegung dersel-
ben; die Vereinigung derselben zu lebenden Mas-
sen, die ich nie in Nro. 1 beobachtete; und die
geringe Menge Schimmel, welche auf Nro. 2 ent-
stand. Die schnellere Vegetation der Erbsen in
Nro. 2 beweiset aber auch, daſs nur die Erzeugung
vegetabilischer Organismen aus formloser Materie,
nicht aber die aus präexistirendem Saamen durch
das Kirschlorbeerwasser zurückgehalten wird, und
auch dieser Umstand giebt einen Beweis für die
Bildung des Schimmels durch gewisse chemische
Processe.


Noch auffallender, als in diesem Versuche zeig-
te sich übrigens der nachtheilige Einfluſs des Kirsch-
lorbeerwassers auf die Entstehung des Schimmels
in dem folgenden:


Achter Versuch. Zu derselben Zeit, als
ich den vierten Versuch anstellte, infundirte ich in
zwey fayencenen Tellern Nro. 1 und 2 eine gleiche
Menge roher Aepfelscheiben von einerley Apfel mit
Brunnenwasser, tröpfelte in Nro. 1 zwey Drachmen
Kirschlorbeerwasser, und setzte beyde Gefäſse an
einerley Orte dem Tageslichte aus.


Am 15ten Tage waren beyde Gefäſse fast ganz
mit graugrünem (Mucor glaucus L.) und gemeinem
Bd. II. YSchim-
[338] Schimmel (Mucor mucedo L.) bedeckt. Auf Nro. 2
aber hatte sich weit mehr erzeugt, als auf Nro. 1.
Auf jener Infusion schwamm eine dicke ganz mit
Schimmel bewachsene Haut. In dieser hingegen
war blos die Oberfläche der Aepfelscheiben mit
Schimmel bezogen.


Am 29ten Tage fing der Schimmel auf Nro. 1
wieder an zu verschwinden. An dem in Nro. 2
hingegen war noch keine Abnahme zu bemerken.


Am Ende der 6ten Woche war in beyden Ge-
fäſsen der Schimmel gänzlich verzehrt.


Infusionsthiere habe ich während dieser Zeit in
Nro. 1 so wenig, als in Nro. 2 entdecken können.


So weit meine Erfahrungen über die Erzeu-
gung der Infusionsthiere und des Schimmels. Von
denjenigen meiner Beobachtungen, welche die Ent-
stehung der Priestleyschen grünen Materie betref-
fen, werde ich zuerst einen Versuch anführen,
woraus erhellet, daſs diese Substanz ohne präexi-
stirende Keime gebildet wird, und daſs sie im An-
fange ihres Entstehens thierischer Natur ist.


Neunter Versuch. Einen der Aufgüsse von
Irisblättern, die zum zweyten Versuche gedient
hatten, theilte ich am 27ten Tage, nachdem ich
frisches Brunnenwasser hinzugegossen hatte, in
zwey Hälften, goſs die eine Hälfte A in ein enges
und langes Gefäſs von weissem Glase, verband die-
ses
[339] ses mit Leinewand, und setzte dasselbe ins Freye
den Sonnenstrahlen aus. Die andere Hälfte B blieb
in dem vorigen Gefäſse, und an ihrer bisherigen
Stelle.


Die letztere Hälfte wurde von Tage zu Tage
immer trüber und stinkender, und auf ihr erzeug-
ten sich dünne, weisse Membranen ohne allen
Schimmel. — Nach 8 Tagen war der Geruch der
selben äusserst widrig. Bey der Besichtigung meh-
rerer, aus verschiedenen Stellen der Infusion ge-
nommenen Tropfen fanden sich nur noch wenige,
meist kugelrunde Thiere (Volvox globator), wovon
sich einige um ihre Axe dreheten, andere unbeweg-
lich lagen, andere während des Schwimmens eine
zitternde Bewegung äusserten, und noch andere,
die sich in der Nähe von flockichter Materie befan-
den, von dieser bald angezogen, bald zurückge-
stoſsen wurden. — Eben so verhielt sich diese In-
fusion noch nach vier Wochen, nur fand ich da-
mals in einer Menge Tropfen, die ich unter das
Vergröſserungsglas brachte, nicht mehr als drey
lebende Wesen. — Am Ende des dritten Monats
war der Aufguſs völlig geruchlos geworden. Aber
auch keine Spuhr von Leben war in demselben
mehr zu entdecken.


Ganz anders verhielt sich die Infusion A. Die-
se wurde von Tage zu Tage klárer und durchsich-
tiger. — Vom 8ten Tage an stiegen aus ihr Luft-
Y 2bla-
[340] blasen auf, und nach 3 Wochen hatte sie eine schö-
ne hellgrüne Farbe bekommen, war voll zarter
grüner Flocken, klar und ganz geruchlos. — Am
Ende der 5ten Woche verlohr sie ihre grüne Farbe,
und in eben dem Verhältnisse, wie diese ver-
schwand, sammelte sich auf dem Boden des Glases
eine dunkelgrüne Materie. Von den in der Infu-
sion schwimmenden Blättern war jetzt nur noch ein
weisses durchsichtiges Gerippe übrig. — Nach
7 Wochen lag auf dem Boden des Glases eine ge-
ringe Menge einer dunkelgrünen Materie, und über
derselben eine Schichte von einer ähnlichen Sub-
stanz, deren Farbe aber weit heller war, und ins
Gelbe fiel. Klümpchen einer der letztern ähnlichen
Materie hingen auch an den Wänden des Glases
und an den in der Infusion schwimmenden Blätter-
skeletten. Nie aber saſsen diese an der dem Son-
nenlichte zugekehrten Wand des Glases, sondern
beständig an der entgegengesetzten Seite. Ich gab
verschiedentlich dem Glase eine andere Stellung,
um zu sehen, ob dieser Umstand nicht zufällig
wäre; aber immer fand ich, daſs sich nach einiger
Zeit die grüne Materie von der erstern Seite wieder
nach der letztern hinbegeben hatte. Ich goſs hier-
auf die Infusion in ein flaches fayencenes Gefäſs,
und setzte dieses an einen hellen, aber dem unmit-
telbaren Zutritte der Sonnenstrahlen unzugänglichen
Ort. Hier pflanzte sich die grüne Materie ungleich
schneller, als in ihrem vorigen Standorte fort, und
zu-
[341] zugleich wurde die Farbe derselben weit dunkeler.
Unter dem Vergröſserungsglase zeigten sich nach
acht Wochen in ihr sehr kleine grüne und runde
Körper.


In der einen Hälfte von einer und derselben
Infusion wurde hier also durch den bloſsen Einfluſs
des Lichts Leben und Thätigkeit hervorgebracht,
indem sich in der andern Hälfte die lebenden Wesen
immer mehr verlohren. Von denjenigen lebenden
Körpern, die sich während der Einwirkung des
Sonnenlichts in der erstern Hälfte erzeugten, war
vorher keine Spuhr zu bemerken. Von dieser Er-
zeugung entwickelten sich aus dem Aufgusse viele
Luftblasen, und derselbe verlohr seine trübe Farbe
und seinen faulichten Geruch. So wie sich die
grüne Materie in demselben vermehrte, nahm die
grüne Farbe der infundirten Blätter in gleichem
Verhältnisse ab. Alle diese Erscheinungen deuten
so offenbar auf einen chemischen Proceſs hin, wo-
durch die grüne Materie hervorgebracht wird, daſs
sich unmöglich an eine Erzeugung derselben aus
Saamen denken läſst.


Aber woher die bey diesem Versuche beobach-
tete Bewegung der grünen Materie von der einen
Seite des Glases zu der entgegengesetzten minder
erleuchteten? Diese wäre unmöglich, wenn die
grüne Materie eine blos vegetabilische Substanz
wäre, und wir können also zweytens aus dem neun-
Y 3ten
[342] ten Versuche schliessen, daſs jene Substanz im An-
fange ihres Entstehens thierischer Natur ist.


Eine dritte Folgerung aus diesem Versuche ist,
daſs der unmittelbare Zutritt des Sonnenlichts die
Erzeugung und Fortpflanzung der grünen Materie
mehr hindert, als befördert. So lange die Infusion
A jenem ausgesetzt war, erzeugte sich in ihr nur
eine geringe Quantität dieser Materie; die Vermeh-
rung der letztern ging langsam von statten, und
ihre Farbe blieb bleich und gelb. Hingegen pflanz-
te sich diese Materie sehr schnell fort, und ihre
Farbe wurde gleich dunkeler, sobald der Aufguſs
an einen nur mäſsig erleuchteten Ort kam.


Zehnter Versuch. Eine Bestätigung der
letztern Folgerung, und zugleich der Priestley-
schen Beobachtung von der Entstehung einer ro-
then Farbe in Aufgüssen, in denen sich grüne Ma-
terie bilden will, erhielt ich auch von einer Infu-
sion von Roggenkörnern, die ich im Anfange des
Juny in einem groſsen Gefäſse von weissem Gla-
se mit einem Pfund Brunnenwasser gemacht, und
ins Freye an einen Ort, der den gröſsten Theil des
Tages hindurch von der Sonne beschienen wurde,
hingestellt hatte. Erst im Anfange des July be-
merkte ich in diesem Gefäſse einen Ansatz von grü-
ner Materie, da doch andere Aufgüsse von Roggen-
körnern, die ich blos dem Tageslichte ausgesetzt
hat-
[343] hatte, um diese Zeit mit grüner Materie schon
ganz bedeckt waren.


Am 27ten July trat eine Wärme ein, wobey das
Reaumursche Thermometer im Schatten auf 20°
stieg. Schon am 29ten war die grüne Materie in dem
obigen Gefäſse gröſstentheils aufgelöst, und hauchte
einen widrigen Geruch aus, da doch andere Ge-
fäſse mit jener Substanz, die blos dem Tageslichte
ausgesetzt waren, von der Wärme nichts gelitten
hatten.


Der Entstehung der grünen Materie in dieser
Infusion gingen folgende Erscheinungen vorher.
Erst wurde der Aufguſs nach der Sonnenseite hin mit
vielen Luftblasen bedeckt; etwa 14 Tage nachher
erzeugte sich auf der Oberfläche desselben eine ge-
latinöse Membran; so wie diese sich bildete, wurde
das Wasser trübe, und zuletzt braunroth; und jetzt
fing die grüne Materie an, sich an den Wänden des
Glases zu bilden.


Eben diese Entstehung einer rothen Farbe vor
der Bildung der grünen Materie beobachtete ich
auch in andern Aufgüssen von Roggenkörnern, die
nicht unmittelbar den Sonnenstrahlen, sondern blos
dem Tageslichte ausgesetzt waren. Doch erstreck-
te sich die rothe Farbe in diesen Infusionen nicht
auf die ganze Flüssigkeit, sondern blos auf die in-
fundirten Saamenkörner. In eben diesen Aufgüssen
entdeckte ich ausserdem die von Ingenhouss be-
Y 4schrie-
[344] schriebenen Infusionsthiere, durch deren Zusam-
menhäufung die grüne Materie gebildet wird. Ich
sahe dieselben aus Infusionsthieren von einer an-
dern Art entstehen, sich eine Zeitlang in dem Auf-
gusse herumbewegen, hierauf sich mit andern ähn-
lichen Thieren vereinigen, bey dieser Vereinigung
ihre Bewegung verliehren, und durch ihre Zusam-
menhäufung die erwähnte Materie bilden. Ich sahe
endlich in einigen von jenen Aufgüssen vor der Er-
scheinung der grünen Materie erst gelatinöse Mem-
branen und Schimmel entstehen, und diese wieder
verzehrt werden, so bald sich jene Materie zu er-
zeugen anfing. Das Nähere von diesen Beobach-
tungen findet man in den beyden nachstehenden
Versuchen.


Eilfter Versuch. Ich machte gegen das
Ende des Aprils in fayencenen Untertassen Infu-
sionen von Roggenkörnern mit Brunnenwasser,
und setzte dieselben vor ein mäſsig erleuchtetes,
gegen Westen gelegenes Fenster. Es erzeugten sich
auf ihnen nach 8 Tagen dünne Membranen ohne
allen Schimmel, und darauf viele Luftblasen. Nach
14 Tagen zeigten sich in ihnen Infusionsthiere,
welche die Gestalt eines Kahns mit einem krummen,
vorwärts gebogenen Schnabel hatten. Die Roggen-
körner hatten unterdeſs gekeimet, und vegetirten so
gut, wie es in bloſsem Wasser möglich war.


Nach
[345]

Nach 4 Wochen waren die erwähnten Membra-
nen verschwunden, und die Wände der Gefäſse
mit grünen Krusten bekleidet. Diese Krusten brei-
teten sich erst blos an den innern Flächen der Ge-
fäſse aus, späterhin aber erzeugte sich auch grüne
Materie an den in den Aufgüssen schwimmenden
Roggenkörnern und Roggenpflanzen. Hier bildete
sie sich indeſs nicht in der Gestalt einer Kruste,
sondern eines mit Confervenähnlichen Fasern durch-
webten Schleims. So oft ich frisches Wasser hin-
zugoſs, nahm die Menge dieser Substanz, und zu-
gleich die der Luftblasen auf der Oberfläche des
Wassers merklich zu. Mit dem Wachsthum der
grünen Materie verlohren die in den Aufgüssen lie-
genden Blätter, wie im neunten Versuche, ihre
grüne Farbe, die Roggenkörner aber wurden erst
weiſs und dann roth.


So wie sich die grüne Materie in diesen Auf-
güssen von der 4ten Woche an bildete, verschwan-
den die kahnförmigen Thiere mit krummen Schna-
beln, und statt derselben erschienen unzählige sehr
kleine, völlig runde, sich langsam bewegende Punk-
te. Die Bewegung der letztern fand aber nicht im-
mer statt, sondern oft lagen diese Thiere wie be-
täubt. Auch machten die sich bewegenden Körper
immer nur die kleinere Anzahl aus. Neben ihnen
traf ich immer eine groſse Menge Molekülen an,
die ihnen vollkommen ähnlich waren, aber unbe-
Y 5weg-
[346] weglich lagen. Vorzüglich häufig waren die letz-
tern in der Nähe der grünen Materie, die sich an
den Wänden in der Gestalt einer Kruste festgesetzt
hatte. Die sich bewegenden Körper hingegen wa-
ren häufiger in der schleimartigen Materie, welche
auf der Oberfläche des Wassers schwamm.


Zwölfter Versuch. Am 1ten Juny machte
ich vier Infusionen von Roggenkörnern mit Brun-
nenwasser (A, B und a, b), legte in jede der bey-
den erstern A und B eine Eisenstange, so daſs
das obere Ende dieses Metalls ausserhalb dem Was-
ser auf dem Rande des Gefäſses ruhete, und setzte
die vier Aufgüsse in ein helles Zimmer, das, wie
ich aus andern Erfahrungen wuſste, der Erzeugung
des Schimmels günstig war.


Nach 8 Tagen erzeugten sich auf a und b, und
nach 14 Tagen auch auf A und B farbige Häute
und viele Luftblasen. Jene wurden immer dicker
und fester. Diese aber verlohren sich gegen den
26ten Tag wieder, und um diese Zeit entstanden auf
den Membranen in beyden Gefäſsen warzenartige
Gewächse, welche anfangs schneeweiſs waren,
nachher aber graugrün wurden.


Von jenen warzenartigen Gewächsen kamen
auch noch gegen das Ende der 5ten Woche immer
neue hervor. Ausserdem zeigte sich hin und wie-
der auf den Membranen gemeiner Schimmel (Mu-
cor
[347] cor mucedo L.), und zwar auf A und B mehr, als
auf a und b.


Nach der 5ten Woche fingen von den Roggen-
pflanzen, welche gröſstentheils 4 bis 5 Zoll lang
geworden waren, mehrere an, ihre grüne Farbe
zu verliehren, und jetzt fand sich auch in allen
vier Gefäſsen grüne Materie, aber mit folgenden
merkwürdigen Unterschieden:


1) Die beyden Infusionen A und B waren mit
einer dicken und spröden Kruste bedeckt, die
an einigen Stellen und vorzüglich an den Rän-
dern bräunlich - grün, an den meisten Stellen
aber von aufgelöstem Eisen ganz schwarz aus-
sahe, und unter welcher sich keine Luftblasen
fanden. Brachte ich kleine Stücken jener Haut
mit einem Wassertropfen unter das Vergröſse-
rungsglas, so erschienen diejenigen, die noch
keine grüne Farbe angenommen hatten, als eine
aus Myriaden von Thieren, die mit äusserster
Schnelligkeit durch einander liefen, bestehende
Masse. Diese Thiere waren aber ganz diesel-
ben, die man in allen Infusionen von Roggen-
körnern, in welchen sich noch keine grüne
Farbe erzeugt hat, antrifft (Müllers Kolpoda
cucullus). Diejenigen Theile jener Membra-
nen, welche grün geworden waren, enthielten
die nehmlichen Thiere in eben so groſser Men-
ge. Ueberdies aber zeigten sich auch in der
Nähe
[348] Nähe von diesen runde undurchsichtige Pünkt-
chen, welche ungleich kleiner, als die erwähn-
ten Thiere waren, sich nicht so schnell als
diese bewegten, und ganz mit denen überein-
kamen, die sich in und neben der grünen Ma-
terie beym vorigen Versuche fanden.


2) Ganz andere Erscheinungen zeigten sich in
den Aufgüssen a und b. Die Membranen, wo-
mit diese sonst bedeckt waren, hatten sich
meist verlohren, und der gröſste Theil dersel-
ben war in Priestleysche Materie von einem
schönen hellen Grün verwandelt. Diese Sub-
stanz war mit vielen Luftblasen bedeckt. Nir-
gends bildete sie an den Wänden der Gefäſse
Krusten. Stückchen derselben mit einem Was-
sertropfen unter das Vergröſserungsglas ge-
bracht, enthielten nur einige wenige von den
kahnförmigen Thieren, die sich in A und B
fanden. Auch wichen die in a und b von de-
nen in A und B darin ab, daſs jene mehr ku-
gelförmig waren, da diese eine eyförmige Ge-
stalt hatten, und daſs die meisten der erstern
nicht, wie die letztern, hin und her schwam-
men, sondern sich mit dem einen Ende ihres
Körpers am Glase festhielten, und mit dem
andern zirkelförmig herumbewegten. So ge-
ring die Anzahl dieser kahnförmigen Thiere
in a und b war, so groſs fand ich dagegen in
ihnen
[349] ihnen die der kleinen runden Partikeln, wor-
aus die grüne Materie besteht, und zwar lagen
diese hier ohne alle Bewegung, da sie sich in
A und B ziemlich lebhaft bewegten.


Uebrigens bekamen die infundirten Roggenkör-
ner in diesen vier Aufgüssen, so wie bey den vo-
rigen Versuchen, gegen die Zeit des Entstehens der
grünen Materie eine röthliche Farbe. Auch fand
ich, daſs sich diese Materie schneller an einem hel-
len Tage und wenn ich frisches Brunnenwasser
hinzugegossen hatte, als zu andern Zeiten, fort-
pflanzte.


Eines der merkwürdigsten Resultate der bishe-
rigen und vorzüglich der beyden letztern Versuche,
ist die Erfahrung, daſs die membranösen Substan-
zen, die sich im Anfange auf den Infusionen er-
zeugten, in eben dem Maaſse wieder verzehrt wur-
den, wie sich grüne Materie bildete, und zwar
immer neben oder über dieser verzehrt wurde. Es
schien mir nothwendig zu seyn, diese Beobach-
tung auch an Aufgüssen von andern Substanzen
zu prüfen.


Dreyzehnter Versuch. Ich infundirte zu
dem Ende in der Mitte des July zerschnittene Carot-
ten mit Brunnenwasser, und setzte diese Aufgüsse
an denselben Ort, wo die zu dem vorhergehenden
Versuche dienenden Gefäſse standen.


Gegen
[350]

Gegen den 8ten Tag entstanden auf diesen In-
fusionen gallertartige Membranen, und nach 14
Tagen zeigte sich eine Menge graugrünen Schim-
mels (Mucor glaucus L.).


Am 25ten Tage hatten sich in den Aufgüssen
grüne Punkte gebildet, in deren Nähe die erwähn-
ten gelatinösen Häute, wie bey den vorigen Versu-
chen, völlig verschwunden waren.


Den bisherigen Erfahrungen über die Erzeu-
gung und Fortpflanzung der grünen Materie füge
ich endlich noch eine Beobachtung bey, welche die
Entstehung dieser Substanz aus Infusionsthieren
und ihre Verwandelungen betrifft. In den vorigen
Versuchen bildete sich dieselbe immer in der Ge-
stalt von Krusten oder schleimichten Concrementen,
und wir schlossen nur auf die Entstehung derselben
aus der Zusammenhäufung von Infusionsthieren,
weil sich diese Thiere nie anders, als zugleich mit
jener Substanz zeigten, weil sie sich in der Nähe
derselben am häufigsten fanden, und weil sie hier
aller Bewegung beraubt waren. In dem folgenden
Versuche wird man aber einen Fall antreffen, wo
sich die grüne Materie in Gestalt eines Pulvers bil-
dete, und wo es mir durch Verdünnung und Zer-
theilung dieses Pulvers gelang, die ursprünglichen
Infusionsthiere aus demselben wieder herzustellen.
Man wird überdies bey diesem Versuche die Beob-
achtung von Ingenhouss bestätigt finden, daſs sich
die
[351] die grüne Materie unter gewissen günstigen Um-
ständen in fasernähnliche Körper verwandelt, wel-
che, gleich den ursprünglichen runden Infusions-
thieren, eine Zeitlang willkührliche Bewegungen
äussern.


Vierzehnter Versuch. Am 4ten Mai warf
ich in ein Gefäſs mit Wasser, worin Kressensaamen
14 Tage an der Sonne gestanden hatte, und worin
sich eine braune Wolke erzeugt hatte, eine Hand-
voll Blätter von verschiedenen Pflanzen, nebst
Stücken von den Gedärmen eines Schellfisches, und
setzte dasselbe dem Lichte aus.


In den ersten Tagen verbreitete die Infusion
einen äusserst faulichten Geruch. Am 20ten Tage
aber hatte sich dieser ganz verlohren, und es war
blos noch ein starker Kressengeruch übrig. Die
Farbe des Aufgusses war jetzt blau - grün, die des
Fleisches, welches darin lag, ganz weiſs ge-
worden.


Am 28ten Tage hatte die Infusion eine braune
Farbe angenommen.


Am 43ten Tage dauerte diese braune Farbe fort,
aber auf dem Boden des Glases hatte sich eine dicke
Schichte Priestleyscher Materie von sehr dun-
kelm Grün erzeugt. Um diese in Zukunft besser
beobachten zu können, goſs ich die Infusion in ein
flaches fayencenes Geschirr.


Hier
[352]

Hier setzte sich die grüne Materie nicht, wie
in den vorigen Versuchen, an den Wänden des
Gefäſses fest, sondern häufte sich auf dem Boden
desselben in der Gestalt eines dunkelgrünen Pul-
vers an. Ich brachte in den ersten Tagen des July
dieses Pulver unter das Vergröſserungsglas. Da,
wo dasselbe dicht auf einander lag, konnte ich
nichts daran unterscheiden. Aber nach den Rändern
hin, wo es durchsichtiger war, erschien es wie
eine Menge kleiner, runder, dunkelgrüner Mole-
külen, die sich langsam unter einander herumbe-
wegten, und durch irgend eine Kraft verhindert
zu werden schienen, sich von dem übrigen Haufen
zu trennen. Vermengte ich dieses Pulver vermit-
telst einer Nadel mit dem Wassertropfen, worin es
lag, so sahe ich deutlich, daſs es auch da, wo
vorher wegen der Undurchsichtigkeit desselben
nichts daran zu erkennen gewesen war, blos aus
jenen Thieren bestand.


Ich vermischte hierauf diesen Aufguſs mit dem,
welcher zum zweyten Versuche gedient hatte, und
lieſs ihn an seiner bisherigen Stelle stehen.


Im Anfange des Septembers hatten sich schlei-
michte Häute in demselben gebildet, und in diesen
fand ich theils noch die ursprünglichen runden
Thiere, theils zarte fasernähnliche Körper in aus-
serordentlicher Menge. Beyde bewegten sich unter
ein-
[353] einander sehr lebhaft, die erstern aber doch weit
schneller, als die letztern.


Gegen das Ende des Septembers dauerte die
Bewegung der runden Thiere noch fort; die fasern-
ähnlichen hingegen erschienen ohne alle Bewegung.


§. 7.

Alles überzeugt uns also, daſs lebensfähige
Materie und Lebenskraft unzertrennlich mit einan-
der verbunden sind, daſs die lebende Materie an
sich gestaltlos ist, und daſs ihr nur durch äussere
Einflüsse eine bestimmte Form ertheilt wird. Nach
der Verschiedenheit jener Einflüsse ist diese Form
entweder eine animalische oder vegetabilische. Die
ersten Rudimente der erstern sind die Infusions-
thiere, die der letztern die Byssus und der Schim-
mel, und von diesen Rudimenten aus erhebt sich
die lebende Natur durch unzählige Mittelstufen
auf der einen Seite bis zum Menschen, und auf
der andern bis zur Musa, der Ceder und Adan-
sonie.


Jene Rudimente bedürfen, wie wir gesehen ha-
ben, zu ihrem Entstehen keiner andern Einflüsse
als derer der leblosen Natur; in diese höhern For-
men hingegen ergieſst sich die lebende Materie in
jetzigen Zeiten nur unter der Mitwirkung lebender
Organismen. Wie aber verhält es sich mit den
Mittelstufen? Werden die den Infusionsthieren
Bd. II. Zver-
[354] verwandten Würmer, und die an den Schimmel
so nahe gränzenden Tremellen, Schwämme, Flech-
ten u. s. w. immer nur durch andere ihnen ähnliche
Organismen erzeugt, oder entstehen nicht auch
diese blos unter der Einwirkung von Kräften der
leblosen Natur aus formloser lebender Materie?
Wir glauben mehrere Gründe zu haben, die letz-
tere Frage zu bejahen. Ehe wir unsere Beweise
dafür aber beybringen, müssen wir vorher bemer-
ken, daſs es unrichtig sey zu schliessen: dieser oder
jener lebende Körper bringt Saamen, Eyer oder
lebende Junge hervor; folglich muſs er selber auf
die nehmliche Art erzeugt seyn. Weder Gründe
der Theorie noch der Erfahrung rechtfertigen die-
sen Schluſs, und doch drehen sich um ihn fast alle
Einwürfe, welche gegen die Entstehung von Thie-
ren und Pflanzen ohne Mitwirkung ähnlicher Orga-
nismen vorgebracht sind.


Um bey den Pflanzenthieren mit unsern Be-
weisen anzufangen, so gränzen alle Tremellen,
Conferven, Schwämme und Flechten so nahe an
den Schimmel, daſs schon diese Verwandschaft uns
einigermaaſsen berechtigt, auch bey ihnen eine Er-
zeugung aus aufgelösten animalischen und vegeta-
bilischen Substanzen anzunehmen. Aber es giebt
auch bey jenen Organismen Phänomene, die sich
mit der Entstehung derselben aus Saamen durch-
aus nicht vereinigen lassen.


Gle-
[355]

Gleditsch(m) füllte zehn reine und vorher
auf einem Ofen erhitzte Gefäſse mit frischen und
reifen Melonenstücken, bedeckte die Töpfe mit
Mousselin, und setzte einige derselben an hohe und
trockne, andere an niedrige und feuchte Oerter
seines Gartens, Stalls, Hauses und Kellers. In den
meisten erzeugten sich zugleich Schimmel, Byssus
und Tremellen. In den erstern Gefäſsen aber über-
trafen die Tremellen und Byssus an Menge den
Schimmel; in den letztern hingegen war es umge-
kehrt. Gleditsch leitet diesen Unterschied von
der verschiedenen specifiquen Schwere der Saamen
jener Gewächse her. Dieser Meinung zufolge müſs-
te also die untere Schichte der Athmosphäre mit
Schimmelsaamen, und die höhere mit Saamen von
Byssus und Tremellen durch und durch angefüllt
seyn, und diese Myriaden von Saamen müſsten oft
Jahre lang herumirren, bis ihnen der Zufall oder
ein Physiker einige Melonenstücke u. d. gl. zu ih-
rer Entwickelung verschaffte, und neben ihnen
müſsten noch Myriaden von andern Pflanzensaa-
men, und Myriaden von Eyern der Infusionsthiere
in der Luft Platz haben, und diese Saamen und
Eyer müſsten von den gröſsern Thieren und Pflan-
zen unaufhörlich eingeathmet und unverändert wie-
der ausgeathmet werden! Wen schwindelt nicht
bey solchen Ungereimtheiten?


Wris-
Z 2
[356]

Wrisberg(n) fand an sehr dunkeln und feuch-
ten Orten Steine, die mit Byssus, Schwämmen
und verschiedenen kleinen Moosarten bewachsen
waren, nach einem drey - bis viermaligen Abreiben
und Poliren bald wieder mit Gewächsen von dem-
selben Geschlechte, aber von einer andern Art be-
deckt. Man kömmt auf die vorigen Ungereimthei-
ten zurück, wenn man zur Erklärung dieser Beob-
achtung wieder herbeygeflogenen Saamen annimmt.
Man setze dagegen, daſs die Luft an jenen Orten
mit Molekülen vermoderter animalischer und vege-
tabilischer Substanzen geschwängert war, daſs sich
diese Partikeln an den erwähnten Steinen absetzten,
und zu Schwämmen, Moosen u. s. w. vereinigten:
was läſst sich gegen diese Erklärung einwenden?


Wir haben im ersten Abschnitte dieses Buchs
gesehen, daſs allenthalben, wo im Innern der Erde
das Gestein eine Kluft oder Höhle bildet, sich
gleich die ersten Keime der Vegetation zeigen.
Woher nun die unterirdische Pflanzenwelt? Ihre
Stammeltern, wird man sagen, befanden sich in
jenen Höhlen schon vor deren Verschliessung. Al-
lein mit dieser Verschliessung muſste eine ganz an-
dere Temperatur und Mischung der darin enthal-
tenen Luft eintreten, als vorher statt fand. War
also der Grad von Wärme, und die Gattung von
Luft, welche sich in jenen Klüften vor dieser Re-
volu-
[357] volution fanden, der Lebensweise der darin befind-
lichen Pflanzenthiere angemessen, so muſste ihre
Fortdauer durch die Verschliessung jener Höhlen
unmöglich gemacht werden. Ist umgekehrt nur
die Athmosphäre verschlossener Klüfte für sie taug-
lich, so können sie vorher nicht an Orten, die mit
der auf der Oberfläche der Erde ruhenden Luft in
Verbindung standen, existirt haben. Ueberdies fin-
det man jene Thierpflanzen nur in verschlos-
senen
Höhlen. Begreiflich wird hingegen die Ent-
stehung dieser unterirdischen Gewächse, sobald
man annimmt, daſs sie aus dem Moder anderer
Thiere und Pflanzen, die in jenen Höhlen ihr Grab
fanden, gebildet wurden.


Eine noch wichtigere Bestätigung unserer Mei-
nung fand De Reynier(o) in den Bleybergwerken
von Ste. Marie. Alles alte zu Stützen gebrauchte
Holz war hier mit dem Lichen radiciformis bedeckt,
und jeder Uebergang von der ersten rohen Zusam-
menhäufung bis zur feinsten Organisation lieſs sich
genau daran bemerken. De Reynier verfolgte den
Gang der Natur aufs sorgfältigste. Zuerst erzeugte
sich auf der Fläche des Holzes ein Tropfen etwas
schleimichten Wassers; dieser wurde nach und
nach merklich trüber; er verhärtete auf dem Grun-
de
Z 3
[358] de und dehnte sich in die Länge aus; am obern
Ende blieb er zwar noch immer durchsichtig, doch
wurde er in eben dem Maaſse dunkler, als er der
Pflanzengestalt näher kam. Als die Flechte etliche
Zolle lang war, verschwand der Wassertropfen,
und die Pflanze nährte sich nun durch ihre äus-
sern Organe. “Ausgemacht ist es”, fährt De Rey-
nier
nach dieser Erzählung fort, “daſs sich diese
„Pflanze in der ersten Zeit ihrer Entstehung nicht
„durch Intussusception nähret. Sie hat gleich von
„Anfange die Stärke, die sie auch in der Folge bey-
„behält, und ihre äussere Fläche, auf welcher die
„von dem Wasser herbeygeführten Bestandthei-
„le sich vereinigen, zeigt ihre Bildung deutlich
„genug.”


Eine ganz ähnliche Beobachtung machte ich
an der einen (Nro. 1) von den beyden Erbsen - Infu-
sionen, welche zu dem oben erzählten siebenten
Versuche über den Einfluſs des Kirschlorbeerwas-
sers auf die Erzeugung der Infusionsthiere und des
Schimmels dienten. Nachdem dieser Aufguſs 48
Tage gestanden hatte, fand ich auf dem Schimmel,
womit derselbe bedeckt war, eine Menge kugelrun-
der Tropfen von der Gröſse eines Stecknadelknopfs
bis zu der einer Erbse, die so klar und durchsich-
tig wie Crystall waren. Nach 4 Tagen wurden die-
se Tropfen an den Rändern schmutzig weiſs. Ihr
oberster Theil aber blieb noch klar und hell. Nach
14
[359] 14 Tagen gingen die kleinern unter ihnen in graue
Körper über, welche das Ansehn von kleinen Ku-
gelschwämmen hatten. Die gröſsern wurden von
den Rändern an nach dem Gipfel hin immer un-
durchsichtiger, und ich würde vermuthlich auch
bey diesen die nehmliche Verwandlung, wie bey
den kleinern, beobachtet haben, wenn sie nicht
durch eine zufällige Erschütterung des Gefäſses wä-
ren zerstöhrt worden.


Nicht minder unvereinbar mit der Hypothese
von der Entstehung aller Gewächse aus Saamen
ist die künstliche Erzeugung der Schwämme aus
zusammengehäuftem Pferdemiste (p). Man sagt,
der Saamen dieser Körper werde von den Pferden
mit den Nahrungsmitteln verschlungen, gehe den-
selben unverändert wieder ab, und veranlasse so
die häufige Erzeugung der Schwämme in den Ex-
krementen dieser Thiere. Hiergegen würde auch
nichts einzuwenden seyn, wenn nur, wie jener
Voraussetzung gemäſs der Fall seyn müſste, zu-
weilen
, und nicht, wie die Erfahrung lehrt, in
jedem gehörig eingerichteten Beete von solchem
Miste sich Schwämme in zahlloser Menge erzeug-
ten. Jeder Grashalm müſste mit dem Saamen die-
ser Körper angefüllt oder bedeckt seyn, wenn jene
Erklä-
Z 4
[360] Erklärung richtig wäre. Allein man betrachte auch
die bey der künstlichen Erzeugung der Schwämme
statt findenden Phänomene, und man wird schwer-
lich den Muth haben, diese Entstehung noch fer-
ner von Saamen abzuleiten. Zuerst erzeugt sich auf
dem Pferdemiste eine weisse haarichte Substanz,
die das Ansehn von Schimmel und den Geruch von
Schwämmen hat. Das obere Ende der Haare, wor-
aus jene Substanz besteht, ist rund; hieraus wird
ein Knöpfchen, und dieses verwandelt sich in einen
Champignon (q). Hier ist also eine ganz ähnliche
Erscheinung, wie in animalischen und vegetabili-
schen Aufgüssen, wo Eine Art von Infusionsthieren
in eine andere übergeht, aber nichts, was dem
Keimen der Saamenkörner auch nur analog wäre.


Eine ähnliche schimmelartige und nach Schwäm-
men riechende Substanz, wie jene ist, die sich auf
dem Pferdemiste erzeugt, sahe Monti(r) auch
häufig an halbfaulen Wurzeln eingegangener Bäu-
me, und in dem faulen Unrathe aufgerührter Mist-
haufen.


Eben dieser Naturforscher traf an einigen auf
Bäumen wachsenden Schwämmen eben die Verbin-
dung und dasselbe Geflechte von faserichten Bün-
deln an, welches in den Bäumen selbst war, aus
deren
[361] deren schadhaften Theilen diese Schwämme her-
vorkamen (s).


Die Chinesen verschaffen sich nach Gefallen
eſsbare Schwämme, indem sie faules Holz in eine
Grube an einem gegen Mittag gelegenen und schat-
tigen Ort werfen, dasselbe mit Blättern von dem
nehmlichen Baume bedecken, und es oft mit Was-
ser, worin Salpeter aufgelöset ist, begieſsen. Auf
diese Art sollen nicht nur Hölzer von verschiedenen
Bäumen, sondern auch solche, die von verschie-
denen Theilen eines und desselben Baumes genom-
men sind, verschiedene Arten von Schwämmen
geben (t).


Nach Ruel’s Versicherung schiessen fast au-
genblicklich Schwämme auf, wenn man den Stamm
eines weissen Pappelbaums an der Wurzel entblöſst,
und mit verdünntem Sauerteige anfeuchtet. Auch
bringen, seiner Erzählung zufolge, die Hügel al-
lerley Schwämme hervor, wenn man bey regnich-
tem Wetter die Stoppeln abbrennet (u).


Die Erscheinung der Lohblumen, einer Art
von Schwämmen, die sich auf der Gerberlohe er-
zeugt, kündigt im Sommer anderes Wetter an (v).


Auf
Z 5
[362]

Auf den Larven einiger Cikaden - Gattungen
findet man, wie schon oben (w) angeführt ist, fast
immer eine gewisse Art von Keulenschwämmen.


Mery und Lemery fanden auf Schienen von
Aepfelbaumholz und auf Binden, womit im Hotel-
Dieu zu Paris Beinbrüche verbunden waren, klei-
ne platte und weiſsliche Schwämme, am häufigsten
auf denen, die bey Kranken gebraucht waren,
welche auf der Seite im Saale der chirurgischen
Patienten, wo der Wasserbehälter ist, gelegen
hatten.


Volkmar sahe nach einem Gewitterregen auf
einer Wiese zwey sogenannte Hexenringe (x), die
vor dem Gewitter nicht da gewesen waren, nahe
neben einander. Ganz regelmäſsig in dem Mittel-
punkte eines jeden stand ein Schwamm (in dem
Centrum des einen ein Agaricus campestris, in dem
des andern ein Lycoperdon Bovista), und eben so
regelmäſsig fanden sich in der Peripherie eines je-
den Kreises mehrere Pilze von derselben Art, als
der im Mittelpunkte (y).


Ver-
[363]

Vereinige diese Beobachtungen mit der Hypo-
these von der Erzeugung aller Schwämme aus Saa-
men, wer da kann! Ich sehe keine Möglichkeit
dazu.


§. 8.

Auch bey den eigentlichen Pflanzen fehlt es
nicht an ähnlichen Beobachtungen. Hierher gehört
Morison’s oben (z) erwähnte Erzählung von einer
ungeheuren Menge des Erysimum latifolium majus
glabrum Bauhini, welches acht Monate nach dem
groſsen Brande in London von 1666 auf der Brand-
stelle hervorwuchs.


Wenn man in der Provence und in Languedoc
den dürren Boden ausgebrannt hat, so wächst auf
demselben das Jahr nachher eine groſse Menge
schwarzen Mohns hervor, der in den folgenden
Jahren nicht wieder erscheint (a).


Einen Boden, der viele hundert Jahre hindurch
trocken gelegen hatte, der aber nachher eine Zeit-
lang mit faulendem Wasser bedeckt gewesen war,
sahe Tournefort(b) viele Pflanzen hervorbrin-
gen, die nur in Morästen wachsen, obgleich jener
Platz von Sümpfen so weit entfernt war, daſs der
Wind
[364] Wind den Saamen von diesen Pflanzen nicht konnte
hingeführt haben.


Man nehme den Wind oder Insekten für die
Verbreiter der Pflanzensaamen an, man wird auf
jeden Fall Schwürigkeiten über Schwürigkeiten fin-
den, wenn man die Entstehung der Gewächse bey
diesen Beobachtungen aus Saamen erklären will.


Noch schwüriger in dieser Hinsicht ist eine
Erfahrung, welche Henkel, einer der scharfsin-
nigsten unter den ältern Vertheidigern der gene-
ratio aequìvoca, machte. Dieser grub im Frühjah-
re Erde aus einer Tiefe von 2 Fuſs, setzte sie in
einem Topfe an den höchsten Ort des Hauses un-
ter freyem Himmel, und verwahrte den letztern
so, daſs niemand hinzu kommen konnte. Nach
zwey bis drittehalb Monaten waren junge Pflanzen
aufgegangen, die sich von Ausläufern aus alten
Wurzeln sehr deutlich unterschieden, und in der
Folge als Gras und Eyternesseln (Urtica urens L.)
zeigten. Diese Gewächse nun konnten nicht von
einem aus der Luft herbeygeführten Saamen her-
rühren, weil es nicht im Herbste, wo die Saamen-
schooten reifen, bersten, ausfallen und sich zer-
streuen, sondern im Frühlinge war. Eben so we-
nig konnte der Saame in der Erde gelegen haben,
denn diese war zuverlässig wenigstens seit 30 Jah-
ren nicht umgegraben worden. Und wäre auch vor
dieser Zeit Saamen mit der Erde vermengt und ver-
schüt-
[365] schüttet worden, so hätten doch so alte Körner
nicht treiben können, weil aller Gärtner Erfahrung
nach ein sechsjähriger Saamen selten mehr taug-
lich, und nach Morison’s Beobachtung ein zehn-
jähriger zum Keimen schlechterdings verdorben
ist (c).


Vielleicht gehört hierher auch noch folgende,
in der Hist. de l’Acad. Roy. des sc. de Paris (T. 1.
p. 183) erzählte Beobachtung von Huygens: Ce fut
en cette mème année 1675 que Mr. Hughuens
(Huygens) rompit en présence de l’Assemblée une
bouteille de verre double, où il avait mis de la
terre en 1672, et qu’il avait ensuite bien bouchee.
Il se trouva que cette terre avait produit quantité
d’herbe qui remplissait presque toute la bouteille,
et cela sans avoir reçu de nouvel air de dehors.
Indeſs ist diese Beobachtung, wie man sieht, zu
unvollständig erzählt, als daſs sich mit Sicherheit
Resultate daraus ziehen liessen.


§. 9.

Wir wenden uns jetzt zum Thierreiche, und
zwar zuerst zur Entstehung der Eingeweidewür-
mer. Lassen die bisher angeführten Gründe noch
einen Zweifel an der Erzeugung lebender Organis-
men ohne Zuthun ähnlicher Körper übrig, so wird
die-
[366] dieser durch die folgenden Erfahrungen gewiſs weg-
geräumt werden.


Erzeugen sich die Eingeweidewürmer in den
Thieren unmittelbar aus den thierischen Säften?
Oder gelangen sie in den animalischen Körper von
aussen? Wenn irgend eine Frage in der Biologie
als ausgemacht betrachtet werden kann, so sind es
gewiſs diese. Die Beobachtungen eines Pallas,
Müller, Werner, Bloch, Goeze
und Rudolphi
liefern so viele Gründe für die negative Beantwortung
der letztern Frage, und für die affirmative der er-
stern, wie wenig andere biologische Meinungen
aufzuweisen haben.


Falsch ist es diesen Beobachtungen zufolge,
daſs die eigentlichen Eingeweidewürmer von aussen
in den thierischen Körper kommen. Ja, sie können
auch nicht auf diesem Wege dahin gelangen. Kä-
men sie in ihn von aussen, so müſsten sie auch
ausserhalb demselben in der Luft, in der Erde, im
Wasser, oder in andern Thieren leben. Daſs aber
an keinem der drey erstern Orte Eingeweidewürmer
weder jemals gefunden sind, noch gefunden wer-
den können, ist schon im letzten Kapitel des vori-
gen Abschnitts gezeigt.


Nur von andern Thieren könnte also ein Thier
seine Eingeweidewürmer bekommen, wenn es die-
selben von aussen erhielte, und dies wäre auf einem
doppelten Wege möglich: entweder durch Speise
und
[367] und Trank, oder im Mutterleibe durch den Stoff,
den die Frucht von der Mutter, oder vom Vater
empfängt.


Die Möglichkeit der Mittheilung von Eingewei-
dewürmern durch Speise und Trank läſst sich nun
zwar nach Abilgaard’s Versuchen nicht leugnen.
Dieser warf nehmlich zwey zahmen Enten Stich-
linge vor, und fand nach einiger Zeit, daſs die
Bandwürmer dieser Fische bey den Enten sehr gut
fortgekommen waren (d). Allein mehrere Gründe
beweisen, daſs dieser Fall unter die sehr seltenen
gehört. Bloch(e) und Goeze(f) fanden in Rei-
hern, wilden Enten, Störchen und andern fisch-
fressenden Vögeln keine andere, als die gewöhn-
lichen Vogelbandwürmer, in Fischottern blos ähn-
liche Tänien, wie sie andere Säugthiere haben,
und in den Raubthieren, welche doch alle Arten
von Fischen, deren sie sich bemächtigen können,
verzehren, nur die denselben eigenen Wurmarten.
Ueberhaupt, wenn die Mittheilung der Eingewei-
dewürmer durch Speise und Trank geschähe, wo-
her kämen dann Würmer in Thieren, die sich blos
von Vegetabilien nähren? Wie liesse es sich dann
erklären, daſs solche Thiere einerley Würmer ha-
ben, die nicht von einander, oder gar nicht von
ani-
[368] animalischen Substanzen leben? Warum hätten
Thierarten, die sich in einerley Gegend aufhalten
und einerley Nahrung genieſsen, verschiedene
Würmer (g)? Warum fänden sich beym Menschen
nur Askariden, Haarköpfe, etwa dreyerley Arten
von Bandwürmern, und höchstens Blasenwürmer,
hingegen bey den Thieren weit mehr Geschlechter
und Arten von Eingeweidewürmern, da diese doch
in Vergleichung mit dem Menschen so einfach le-
ben (h)? Endlich, wie ist Mittheilung der Bla-
senbandwürmer, die mitten im Hirnmarke drehen-
der Schaafe, und sonst nirgends, ihren Sitz haben,
durch Speise möglich?


Der einzige Weg, worauf Eingeweidewürmer
in den gewöhnlichern Fällen durch Mittheilung in
den thierischen Körper gelangen, kann also, wenn
es einen solchen giebt, nur der seyn, daſs sie aus
dem Körper des Vaters, oder der Mutter in den der
Frucht übergehen. Ein solcher Uebergang wäre
aber nur mit den Eyern jener Würmer möglich,
und diese müſsten sich schon vor der Empfängniſs
im männlichen oder weiblichen Zeugungsstoff be-
finden, indem nach der Bildung des Embryo keine
Gemeinschaft zwischen den Gefäſsen der Mutter
und der Frucht weiter statt findet. Aber durch den
männlichen Saamen können die Eyer nicht in den
Foetus
[369] Foetus kommen, indem jener, wie wir in der Fol-
ge sehen werden, bey der Befruchtung nicht zu
dem weiblichen Zeugungsstoff gelanget. Dieser
weibliche Saame müſste also ein Magazin von Ey-
ern seyn, und zwar nicht blos von Eyern Einer,
sondern aller der Arten von Eingeweidewürmern,
welche die Thierart, wozu die Mutter gehört, in
sich beherrbergt. Denn fehlte nur eine einzige
Art darunter, so würde nicht nur der Foetus, son-
dern auch dessen ganze Nachkommenschaft auf
immer von dieser Art befreyet seyn.


Hier ist also schon Eine Ungereimtheit, worauf
die obige Voraussetzung führt. Eine noch gröſsere
entsteht, wenn man überlegt, welchen Weg jene
Eyer zurückzulegen haben, und wie vielen Zu-
fällen sie ausgesetzt sind, ehe sie zu den Eyer-
stöcken gelangen können. Sie müssen erst von den
lymphatischen Gefäſsen, oder von den Milchgefä-
ſsen eingesogen, von hier in den Brustgang, dann
in die Schlüsselbeinvene, in den Hohlvenensack,
und nun zum Herzen geführt werden. Dieses muſs
sie weiter in die Aorta treiben, und dann müssen
die Saamenarterien eine eigene Anziehung auf sie
äussern, weil sie sonst eben so gut den Weg zum Ge-
hirne und zu jedem andern Eingeweide, als zu den
Ovarien nehmen könnten. Auf diesem langen We-
ge müssen sie die heftigste Friktion erleiden, ohne
davon beschädigt zu werden. Sie müssen endlich,
Bd. II. Aawenn
[370] wenn sie nach so vielen Zufällen den Ort ihrer Be-
stimmung erreicht haben, entweder Jahre lang in
den weiblichen Zeugungsorganen liegen können,
ohne die Fähigkeit zur Entwickelung zu verlieh-
ren, oder sie müssen, so wie sie in den Eyer-
stöcken abgesetzt sind, gleich wieder eingesogen
werden, und neuen Platz machen. Doch schon
genug der Absurditäten! Und gesetzt diese Unge-
reimtheiten liessen sich reimen, wie kämen die Fa-
denrundwürmer, die Pfriemenschwänze und so
viele andere Würmer, die sich nicht durch Eyer,
sondern durch lebendige Junge fortpflanzen, in den
Körper des Embryo?


Es vereinigt sich also Alles, um uns zu über-
zeugen, daſs die ersten Eingeweidewürmer, die
sich im thierischen Körper erzeugen, nicht von
ähnlichen Organismen herstammen, sondern aus
den Säften jenes Körpers ohne Voreltern gebildet
werden. Und hiermit sehen wir einen Weg zur
Erklärung von hundert Thatsachen bey der Ent-
stehung jener Würmer, die bey den übrigen Hypo-
thesen immer unerklärt bleiben müssen. “Wie,”
frägt z. B. Goeze(i), “mag die Entstehungsart des
„kugelförmigen Bandwurms mit der Decke beschaf-
„fen seyn? Spuhren von Eyern habe ich in kei-
„nem einzigen entdecken können. Gewiſs ist es,
„daſs die Entstehungsart des Wurms vom Kleinen,
„und
[371] „und zwar mit der Blase anfängt, und sich mit dem
„gerunzelten Köpfchen endigt. Ist sein erster Ur-
„sprung aus einem Ey, wie kömmt dieses an die
„verschiedensten Oerter der innersten Theile thie-
„rischer Körper, als an das Darmfell, in die Sub-
„stanz der Leber u. s. w. und zwar allemal inner-
„halb der Häute dieser Theile, damit sich die Haut
„bey dem allmähligen Wachsthume des Wurms he-
„ben und seine Wohnung werden kann.” Aehnli-
che Fragen, worauf nur bey unserer Hypothese
eine Antwort möglich ist, lassen sich hier noch in
Menge aufwerfen.


Endlich noch Eine Frage. Wir sehen in Auf-
güssen von animalischen und vegetabilischen Sub-
stanzen die Molekulen, worin jene Substanzen auf-
gelöset werden, sich in lebende Körper verwan-
deln, und diese sich zu gröſsern Organismen verei-
nigen. Sollte nicht auch die Bildung der Eingewei-
dewürmer auf eine ähnliche Art geschehen? Diese
Vermuthung würde schon durch die Verwandschaft
mancher Eingeweidewürmer mit den gröſsern In-
fusionsthieren einige Wahrscheinlichkeit erhalten.
Die Ovarien der elliptischen Kettenbandwürmer
sehen wie Kugelthiere (Volvox globator) aus (k).
Wer Infusionsthiere beobachtet hat, wird gewiſs
mit uns eine auffallende Aehnlichkeit zwischen den
dun-
Aa 2
[372] dunkeln Feldern, die man im Innern dieser Thiere
sieht, und den blumichten Eyerschläuchen vieler
Eingeweidewürmer, z. B. der fasciola hepatica (l)
finden. Fischer(m) sahe eine ähnliche Verwand-
lung mit seiner Cystidicola farionis vorgehen, wie
bey den Infusionsthieren statt findet, woraus die
Priestleysche grüne Materie entsteht.


Noch mehr aber würde unsere Vermuthung an
Wahrscheinlichkeit gewinnen, wenn die Theile,
worin sich vorzüglich Eingeweidewürmer erzeu-
gen, auch vorzüglich reich an Infusionsthieren ei-
gener Art wären. Und so verhält es sich wirklich.
Es giebt wenig Thiere, die in ihren Gedärmen
so viele Arten von Eingeweidewürmern beherrber-
gen, als die Frösche. Bey eben diesen Amphibien
fanden aber Bloch(n) und Goeze(o) auch den
Darmschleim nicht nur voll von Infusionsthieren
überhaupt, sondern auch von Infusionsthieren ei-
gener Art. Es ist freylich wahr. Goeze(p) fand
dagegen nie dergleichen Thiere in dem Darmschlei-
me irgend eines andern Thiers. Allein bey günsti-
gern Umständen würde er sie ohne Zweifel auch
hier
[373] hier angetroffen haben. Leuwenhoek beobachtete
in seinen eigenen Exkrementen Infusionsthiere,
aber nur wenn er mit dem Durchfalle behaftet war;
eben dieser Beobachter und Hollmann(q) sahen,
was man auch nicht zu allen Zeiten sieht, micro-
scopische Thiere im Blute; und Buffon(r) traf
im männlichen Zeugungsstoff nicht immer Saamen-
thiere an. So ist auch die Entstehung der Einge-
weidewürmer an gewisse günstige Umstände gebun-
den, und so stimmet hier auch von dieser Seite
alles vollkommen überein.


§. 10.

Aber nicht nur die Eingeweidewürmer, son-
dern auch die höhern Thierclassen liefern uns Be-
weise für unsere Meinung, jedoch freylich nicht
ganz so bündige, wie jene. Eben die verschlos-
senen Klüfte im Innern der Erde, worin von Hum-
boldt
eigene Flechtenarten beobachtete, fand der-
selbe auch von verschiedenen Wurm- und Insekten-
Familien bewohnt (s). Die nehmlichen Schwü-
rigkeiten, die uns aufstoſsen, wenn wir die erste
Entstehung jener Phytozoen von Saamen ableiten
wollen, zeigen sich auch bey diesen Thieren, und
so wie dort, so verschafft uns auch hier unsere
Theorie eine leichtere Erklärung.


Und
Aa 3
[374]

Und sollten sich nicht auf eben die Art auch
die Erfahrungen erklären lassen, wo man Amphi-
bien, besonders Kröten, in Bäumen, Marmor-
blöcken u. s. w. eingeschlossen fand (t)? Daſs die-
se Thiere mit den Bäumen oder Steinen, worin
sie gefunden wurden, ein gleiches Alter sollten ge-
habt haben, ist unmöglich. Unter vielen hundert
Fröschen, die ich zu Galvanischen Versuchen auf-
bewahrt habe, lebte keiner in bloſsem Wasser län-
ger als einige Monate. Klapperschlangen hat man
sechs bis sieben Monate ohne Nahrung erhalten (u).
Aber diese Thiere hatten doch Wasser und respi-
rable Luft. Und was sind einige Monate gegen
die Zeit, die zur Bildung dicker Holz- und Stein-
massen erforderlich ist? Daſs ein fruchtbares Ey
in eine Oeffnung des Bodens oder Steins gefallen,
und nach der Verschliessung dieser Oeffnung ausge-
brütet seyn sollte, wie Le Cat(v) und Ger-
hard
(w) annehmen, ist eben so unmöglich, da
kein Wachsthum ohne Nahrung statt findet. Aus-
ser diesen beyden Erklärungsarten sehe ich aber
keine andere Möglichkeit, von den obigen Erfah-
rungen einen Grund anzugeben, als daſs man an-
nimmt,
[375] nimmt, bey der Bildung der Steine oder Bäume
wurden faulende animalische oder vegetabilische
Substanzen im Innern derselben mit verschlossen,
deren Bestandtheile sich wieder zu animalischen
oder vegetabilischen Formen vereinigten, und nach
mannichfaltigen Verwandlungen endlich eine Krö-
te, oder einen Frosch bildeten. Wären die Steine
oder Bäume zu einer andern Zeit gespalten worden,
so würde vielleicht ein anderes Thier darin gefun-
den seyn. Ich sehe freylich auch bey dieser Erklä-
rung Schwürigkeiten; aber ich finde auf diesem
Wege doch wenigstens einen möglichen Grund, hin-
gegen gar keinen auf jedem andern Wege.


Von neuern Erfahrungen, die sich schwerlich
mit der Meinung von dem Ursprunge aller leben-
den Körper aus präexistirenden Keimen vereinigen
lassen, ist eine der merkwürdigsten die oben (x)
erwähnte Adansonsche Beobachtung, daſs sich
ausgetrocknete Teiche in Afrika gleichsam von selbst
wieder mit Fischen besetzten. “Diese Begeben-
„heit,” setzt Adanson seiner Erzählung hinzu, “ist
„um so merkwürdiger, weil man nicht begreifen
„kann, durch welchen Weg jene Fische dahin ge-
„kommen seyn können. Denn obgleich die Behäl-
„ter ziemlich tief sind, so haben sie doch gar keine
„Gemeinschaft mit dem Wasser des Niger, von
„wel-
Aa 4
[376] „welchem sie ohngefähr 300 Toisen entfernt sind,
„und überdies ist diese Gattung von Fischen in
„dem Flusse nicht anzutreffen, so daſs man auch
„nicht vermuthen kann, es möchten etwa Wasser-
„vögel die Eyer aus demselben dorthin gebracht ha-
„ben. Wollte man sagen, sie legten alle Jahre ihre
„Eyer auf den Boden der Behälter, wo sich diesel-
„ben während der neunmonatlichen Dürre frisch
„erhielten, bis sich der Regen wieder einstellte, so
„würde dennoch eben die Schwürigkeit wegen des
„Ursprungs der ersten übrig bleiben. Eben so un-
„gereimt würde es seyn, sich vorzustellen, ihr
„Saame wäre an andern Orten mit den Dünsten in
„die Höhe gestiegen, und hätte sich nachher beym
„Herunterfallen in verschiedene Behälter zerstreut.”


Für die Richtigkeit dieser Schlüsse, welche
Adanson aus seiner Beobachtung zieht, sprechen
auch noch Spallanzani’s Erfahrungen. Bonnet
nehmlich, welcher ebenfalls diese Reproduktion
der Fische in ausgetrockneten und wieder angefüll-
ten Teichen bemerkt hatte, vermuthete, daſs die-
selben aus befruchteten Eyern gekommen wären,
die sich in dem trocknen Schlamme unbeschädigt
erhalten hätten, und forderte Spallanzani auf,
diese Vermuthung durch Versuche zu prüfen. Der
Italiänische Naturforscher gewährte ihm diesen
Wunsch, allein ohne Erfolg. Aus drey Arten von
Eyern, die er aus einem Flusse genommen, drey
Mo-
[377] Monate im Trocknen aufbewahrt, und darauf ins
Wasser gelegt hatte, kam kein Fisch zum Vor-
scheine (y).


§. 11.

Bey einem Rückblicke auf die bisher angeführ-
ten Erfahrungen sieht man bald, daſs die Beweise
für die Entstehung lebender Körper aus formloser
Materie desto seltener werden, je höher wir im
System der Natur zu den zusammengesetztern Or-
ganismen heraufsteigen. Die meisten derselben fan-
den wir bey den Zoophyten, weniger schon bey
den Pflanzen, und gar keine bey den höhern Thier,
classen. Dies liesse sich auch schon zum voraus
erwarten. Es war zu vermuthen, daſs der zusam-
mengesetztere Organismus zu dem Grade von Aus-
bildung, den er besitzt, nur stufenweise veredelt
werde, und daſs also jene Entstehungsart bey ihm
eine weit längere Zeit, als bey dem einfachern Or-
ganismus erfordere. Wir dürften daher, gestützt
auf die Analogie der Zoophyten, Pflanzen und nie-
dern Thierclassen, annehmen, daſs auch die Ur-
formen der Säugthiere und Vögel einst auf dieselbe
Weise erzeugt wurden, worauf in jetzigen Zeiten
meist nur noch Zoophyten gebildet werden, wenn
gleich ausser jener Analogie keine weitere Beweise
für
Aa 5
[378] für diese Meinung vorhanden wären. Indeſs giebt
es allerdings solche Gründe. Wir werden diese im
folgenden Buche aufstellen. Wir werden dort se-
hen, daſs der Weg, worauf die ganze lebende Na-
tur gebildet wurde, derselbe war, auf welchem
jetzt noch die plastischen Kräfte bey der Erzeugung
aus formloser Materie wirken. Wir werden finden,
daſs so wie heut zu Tage aller ungebildete Stoff sich
zuerst zu Zoophyten organisirt, so auch die ersten
Rudimente der ganzen lebenden Natur aus Zoophy-
ten bestanden. Hier bemerken wir nur noch, daſs
man nicht einwenden kann, eine solche Erzeugung
von Thieren der höhern Classen müsse jetzt noch
beobachtet werden, wenn unsere Meinung gegrün-
det wäre. Denn was geschahe, als die lebende
Natur noch im Werden begriffen war, kann nicht
mehr geschehen, seitdem sie völlig organisirt ist.


Wir dürfen also nicht mehr zweifeln, daſs eben
jenes thätige Princip, welches in Aufgüssen von
verweslichen Substanzen eine microscopische Thier-
und Pflanzenwelt bildet, nicht auch gröſsere und
mehr zusammengesetzte Organismen sollte hervor-
bringen können. Indeſs würde an der Vollständig-
keit unsers Beweises noch etwas fehlen, wenn wir
nicht auch von jener Umwandlung thierischer For-
men in vegetabilische, und der letztern in anima-
lische, die Needham in seinen Infusionen beobach-
tete, und wovon wir schon oben eine Bestätigung
bey
[379] bey den Phänomenen der Priestleyschen grünen
Materie gefunden haben, etwas Aehnliches bey
gröſsern Organismen aufzuweisen hätten.


Es läſst sich schon zum voraus erwarten, daſs
sich wirklich solche analoge Erfahrungen finden
werden. Im dritten Kapitel des vorigen Abschnitts
führten uns nehmlich unsere Untersuchungen über
die Verbreitung der Zoophyten auf den Satz, daſs
diese abhängiger von den Einwirkungen der Aus-
senwelt sind, als die Pflanzen und Thiere. Da
wir nun schon bey den Amphibien so auffallende
Verwandlungen einer Thierform in eine andere,
und noch auffallendere bey den Insekten antref-
fen (z), sollten denn nicht die Zoophyten noch weit
gröſsere Metamorphosen erleiden?


Zu den Erfahrungen, wodurch diese Vermu-
thung bestätigt wird, gehören zuvörderst Lichten-
stein
’s Beobachtungen über die Verwandlung der
Federbuschpolypen in Alcyonien, und dieser in
Spongien. Nach den Untersuchungen jenes Natur-
forschers sind die bekannten Körper auf dem Boden
der Spongien des süſsen Wassers die Eyer der Fe-
derbuschpolypen. Läſst man diese vorsichtig aus-
kriechen, so kömmt die Tubularia Sultana heraus;
diese wird zur Tubularia campanulata, reptans und
repens, indem sie älter wird und sich rankenweise
vervielfältigt. Eine üppige Fruchtbarkeit bildet
dar-
[380] daraus ferner die gallertartigen Klumpen, welche
man Alcyonien des süſsen Wassers nennen könnte.
Sterben die Thierpflanzen, welche sich zu derglei-
chen Klumpen vereinigt haben, so entsteht nach
Maaſsgabe der Umstände Spongia fluviatilis oder
palustris daraus. Sind die weichen Theile der Tu-
bularien ganz verfault, so bleibt Spongia friabilis
zurück, auf deren Grunde wieder Eyer gefunden
werden. Derselbe Kreislauf bildet in der See aus
der Tubularia ramosa das Alcyonium digitatum,
und daraus die Spongia officinalis (a).


Mit Recht nennet Lichtenstein diese Entdek-
kung, reich an Folgerungen für alle Zoophyten
überhaupt. Schon längst hätten uns auch mehrere
Umstände auf dieselbe führen müssen, wenn nicht
die uns am nächsten liegenden Wahrheiten gewöhn-
lich die wären, die wir am spätesten finden. So
bemerkten schon Aristoteles, Plinius und Ae-
lian
an den Spongien eine Art von willkührlicher
Bewegung, und unter den Neuern bestätigten diese
Beobachtung Redi(b), Imperato(c), Gesner(d),
Marsigli(e) und Ellis(f). Dagegen nahmen
Ron-
[381]Rondelet, Pallas(g), Spallanzani(h) und
Blumenbach(i) nie eine Spuhr von Bewegung an
jenen Körpern wahr. Hätten diese entgegengesetz-
ten Beobachtungen uns nicht schon längst auf die
Vermuthung bringen sollen, daſs die Spongien eine
doppelte Existenz haben?


Jetzt, da dieser Satz nicht mehr bloſse Vermu-
thung ist, wird es erlaubt seyn, auf ihm weiter zu
bauen. Gesetzt also es gäbe Organismen, bey de-
nen wir eben so, wie bey den Spongien, bald Aeus-
serungen von Spontaneität bemerkten, bald nicht
wahrnähmen, dürften wir jetzt nicht schliessen,
daſs auch diese Körper von der vegetabilischen Form
zur animalischen, oder von dieser zu jener über-
gehen? Solche Organismen sind aber die Confer-
ven und Tremellen. Die meisten der erstern äus-
sern nach den Beobachtungen von Girod-Chan-
tran
(k) willkührliche Bewegungen. Das Nehm-
liche nahmen Adanson(l), Corti(m) und Fonta-
na
[382]na(n) an der von Dillen(o) unter dem Namen
Conferva gelatinosa, omnium tenerrima
et minima, aquarum limo innascens
, be-
schriebenen Tremellenart, O. F. Müller(p) an
einer ungefiederten Art von Conferven, und Sche-
rer
(q) an einer Tremellenart wahr, die sich in
den warmen Karlsbader und Töplitzer Wassern
findet. Dagegen erwähnt Blumenbach(r) in Be-
treff der Conferva fontinalis L. und Springsfeld(s)
in Ansehung der in den Karlsbader und Töplitzer
Wassern befindlichen Tremellen nichts von thieri-
schen Bewegungen. Ja auch Scherer(t) bemerk[t]e
solche Bewegungen an diesen Tremellen nie, so
lange sie sich an ihrem Geburtsorte in der Karlsba-
der Quelle befanden, sondern immer erst am drit-
ten Tage, nachdem er sie in ein Glas mit Wasser
gebracht hatte, und Müller(u) beobachtete eine
Menge Conferven vergeblich, ehe er die erwähnte
Art, welche Bewegungen äusserte, entdeckte.


Es
[383]

Es ist freylich wahr, der verschiedene Grad des
Lichts und der Wärme muſs hierbey mit in An-
schlag gebracht werden, und die Schererschen
Beobachtungen lassen sich blos hieraus hinreichend
erklären (v). Allein wenn die Analogie der Spon-
gien und der zuletzt erwähnten Pflanzenthiere noch
durch andere Umstände vermehrt wird, so glauben
wir doch Grund zu haben, die entgegengesetzten
Resultate der angeführten Beobachtungen nicht von
dieser Ursache allein abzuleiten. Ein solcher Um-
stand ist aber folgender. Zu eben der Zeit, als
Scherer an den Tremellen der Karlsbader und
Töplitzer Quellen Bewegungen wahrnahm, beob-
achtete er in dem Wasser auch verschiedene Infu-
sionsthiere. Diese dauerten fort, so lange sich die
Tremellen erhielten. So wie die letztern aber in
Verwesung übergingen, wurden sie seltener, und
statt ihrer fanden sich andere Arten von Infusions-
thieren ein (w). Es zeigt sich hier also eine ähn-
liche Succession der Erscheinungen, wie bey dem
Uebergange der Federbuschpolypen in Alcyonien,
und dieser in Spongien statt findet. Ueberdies be-
obachtete aber Scherer auch einerley Verhalten
der erwähnten Tremellen und Infusionsthiere ge-
gen chemische Mittel. Verschiedene Säuren, Alka-
lien und Mittelsalze brachten convulsivische Bewe-
gungen in jenen Tremellen hervor, und tödteten
die-
[384] dieselben, am schnellsten Scheidewasser, langsa-
mer eine Auflösung von Zucker. Mit kohlensau-
rem Gas geschwängertes Wasser bewirkte in ihnen
einen Zustand von Erstarrung, ohne sie zu tödten.
Den nehmlichen Einfluſs äusserten diese Mittel auf
die Infusionsthiere (x).


Inzwischen diese unsere Meinung würde doch
blos auf den Namen einer Vermuthung Anspruch
machen dürfen, wenn sie nicht noch andere Beob-
achtungen auf ihrer Seite hätte. Zu diesen gehö-
ren zuerst Girod-Chantran’s Erfahrungen, nach
welchen die Tremellen, Conferven und Byssus-
Arten wahre Polypengebäude sind, die aus der
Vereinigung von Infusionsthieren entstehen, und
nach ihrer Zerstöhrung auch wieder in Infusions-
thiere zerlegt werden.


An der Byssus velutina L. fand dieser Beob-
achter drey verschiedene Arten von Existenz. Der
eine Theil bestand aus Röhren, die unter einander
verschlungen waren, und kleine, undurchsichtige,
grüne, fast gleich groſse, zusammengehäufte Kör-
per enthielten. An dem zweyten fanden sich ähn-
liche Röhren, die aber aus dem einen ihrer Enden
diese Körper ausfliessen liessen. An dem dritten
Theile endlich waren die Röhren leer, niederge-
senkt, und mehr oder weniger verunstaltet. Die-
se verschiedenen Theile lagen auf einander, und
schie-
[385] schienen eben so viele verschiedene Schichten aus-
zumachen (y). Bey einer andern noch unbeschrie-
benen Byssus-Art erkannte er nicht nur jene Kör-
per als wirkliche Thiere, sondern vor seinen Augen
fügten sich dieselben auch zusammen, und bildeten
strahlenförmige Bündel, indem sie sich an einem
Punkte festsetzten (z).


In der Conferva bullosa L. fand er theils ge-
gliederte, theils einfache Röhren, woran kleine
Körper hingen, welche aus ihnen hervorgekommen
zu seyn schienen (a). Die Conferva canalicularis
L. entsteht aus kleinen, ins Graue fallenden Kör-
pern, die eine geringe Bewegung äussern, wodurch
sie sich mit einander verbinden. Einige Zeit nach-
her bilden sie Röhren, welche in eben dem Ver-
hältnisse länger werden, wie jene Körper heran-
wachsen. Man sieht sie dann sehr deutlich in den
Zwischenräumen der Scheidewände jener Röhren
mit einer schwarzgrünen Farbe. Endlich tritt eine
Epoche ein, wo die Körper einer nach dem andern
aus den Röhren ausfliessen, und worauf die De-
composition der letztern folgt (b). Aehnliche Beob-
achtungen machte Girod-Chantran an der Con-
fer-
Bd. II.Bb
[386] ferva rivularis L., Conf. fontana Dillen. und an-
dern Arten des Wasserfadens (c).


Die Tremella verrucosa L. im Wasser beobach-
tet, zeigte nach einigen Tagen in der Membran,
worin sie eingewickelt ist, einen Riſs, aus wel-
chem eine gelatinöse Substanz hervordrang. An-
fangs lieſs sich in dieser unter dem Microscop
nichts, als krumme, unordentlich unter einander
liegende Linien bemerken. Drey Tage nachher
aber sahe man deutlich in ihr Körperchen, die sich
sehr schnell bewegten. Am folgenden Tage war
diese Bewegung schwächer, und vielleicht würden
jene Körper eine neue Tremelle gebildet haben,
wenn die Quantität des Wassers, worin die ge-
latinöse Substanz lag, nicht zu gering gewesen
wäre (d).


Diese Beobachtungen sind die Früchte fünfjäh-
riger Untersuchungen. Es würde also hart seyn,
sie geradezu für Täuschung zu erklären. Aber mit
ihnen harmoniren auch so auffallend die Erfahrun-
gen eines ältern Beobachters, daſs sich die Richtig-
keit derselben nicht bezweifeln läſst. Der letztere
ist Ingenhouss. Schon die oben erzählten Erfah-
rungen desselben über die Verwandlungen der
Priestleyschen Materie gereichen den Beobachtun-
gen
[387] gen von Girod-Chantran zur Bestätigung. Aber
noch mehr stimmen mit diesen folgende überein.


In den Fäden des Fluſswasserfadens (Conferva
rivularis L.) fand Ingenhouss unter dem Vergrö-
ſserungsglase sehr durchsichtige, farbenlose Röhren
mit einer ausserordentlich groſsen Menge kleiner,
runder, in einer schleimigen, mehr oder weniger
grünen Materie verwickelten Körperchen, von der-
selben Gestalt und Gröſse, welche die kleinern
Thiere haben, woraus die Priestleysche Materie
entsteht. Schnitt er die Fäden der Conferve in sehr
kleine Stücke, und brachte sie unter den Brenn-
punkt eines Microscops, so sahe er oft aus den ab-
geschnittenen Enden dieser Röhren alle die kleinen
Körper, von ihrem Schleime noch umhüllet, her-
ausflieſsen. Anfangs lagen sie ohne alle Bewegung.
Von Tage zu Tage aber fingen immer mehrere an,
sich zu bewegen, und nach sechs oder sieben Ta-
gen waren sie gemeiniglich alle lebendig, aus-
genommen diejenigen, welche in der schleimigen
Substanz saſsen (e).


Ferner beobachtete Ingenhouss, daſs ein und
dasselbe Wasser in drey verschiedenen Behältern drey
verschiedene Wesen hervorbrachte. In einer Glas-
glocke, worin das Wasser keine Bewegung hatte,
er-
Bb 2
[388] erzeugte sich ein Schwarm grüner Thierchen; hier-
auf entstand eine grüne Kruste; in dieser wuchsen
nach einer gewissen Zeit bewegliche Fasern, und
endlich ging alles in eine Tremelle über (f). In
groſsen steinernen Wasserbehältern, worin das Was-
ser beständig mehr oder weniger in Bewegung war,
kamen dieselben Thierchen hervor. Aber statt die
Wände des Bassins mit einer gleichförmigen Kruste
zu überziehen, bildeten sie hier auf dem Boden
desselben gekörnte Massen, und neben diesen er-
zeugten sich zugleich Conferven (g). In groſsen
hölzernen Wasserbehältern, wo das Wasser zwar
ruhiger war, als in groſsen ausgemauerten Behäl-
tern, aber unruhiger, als in Glasglocken, entstan-
den die nehmlichen Thierchen und dieselbe klebrige
Materie; allein jene bildeten eine grüne schleimige
Kruste, die heller war, als in den Glocken, und
gemeiniglich kam darin keine Tremelle, und wenig
oder gar keine gekörnte Materie hervor, sondern
die grüne Materie verwandelte sich bald fast gänz-
lich in eine Conferve (h).


Unter gewissen Umständen gingen zuweilen
auch die Fasern gewisser Pflanzen, Früchte und
Wurzeln unmittelbar in eine Art von Conferven
über. In einem Aufgusse von Kartoffeln bekam
der Theil des Parenchyma dieser Früchte, der das
mei-
[389] meiste Sonnenlicht erhielt, eine grüne Farbe, die
bis auf eine gewisse Tiefe in die Substanz des Erd-
apfels eindrang. Untersuchte Ingenhouss diese Ma-
terie unter dem Microscop, so fand er, daſs sie
gröſstentheils eine Fortsetzung derjenigen Fasern
war, woraus das Parenchyma der Kartoffeln be-
stand, und sonderte er sie der Länge nach ab, so
erschien das eine Ende derselben grün, indem das
andere noch weisse, oder grauliche, sich in das
Parenchyma verlohr (i).


Als Ingenhouss auf einmal sechs und dreyſsig
Gläser voll Brunnenwasser im Glashause der Sonne
aussetzte, so war eines unter den offenen, auf des-
sen Boden kleine, höchst zarte, Corallenschnüren
ähnliche Fäden hervorkamen, welche aus densel-
ben runden Körperchen bestanden, woraus die
Priestleysche Materie entsteht. Diese Fäden er-
reichten indeſs nicht die Gröſse eines halben Zolls.
Sie sanken bald zusammen, und nach einigen Mo-
naten fand sich der Boden des Glases mit einer Tre-
melle bedeckt (k).


Eine ähnliche Erscheinung beobachtete Ingen-
houss
in gläsernen Kugeln voll Brunnenwasser, die
er mit der Tremelle Nostoch an die Sonne gesetzt
hatte. Nach ohngefähr vierzehn Tagen zeigte sich in
eini-
Bb 3
[390] einigen derselben hier und da ein grüner, an den
Wänden sitzender Punkt, von welchem grüne Fä-
den, in der Gestalt eines Pinsels, ausgingen, die
mit den Fäden des jugendlichen Fluſswasserfadens
völlig übereinkamen. Sie wurden aber nicht groſs,
sondern gingen nach fünf bis sechs Wochen in Häu-
te über, die sich von den Membranen der Tremelle
Nostoch in keinem Stücke unterschieden (l).


Das Fleisch dieser Tremelle Nostoch fand In-
genhouss
aus einem zwischen zwey sehr dünnen
Membranen, welche die beyden Oberflächen eines
Blatts ausmachen, gedrängten Gewebe knotiger Fä-
den zusammengesetzt, die aus kleinen, runden,
sehr regelmäſsig unter einander geordneten Körpern
bestanden. Diese, wie Corallenschnüre aussehende
Fäden glichen vollkommen den Fäden jener oben
erwähnten Conferve, die in einem der sechs und
dreyſsig Gläser hervorkam. Reinigte Ingenhouss
die Tremelle von allen fremdartigen Körpern, und
legte sie dann in destillirtes Wasser, so fand er
nach einigen Tagen das ganze Wasser mit kleinen
runden Körperchen angefüllt, die mit denjenigen,
welche der Fluſswasserfaden giebt, ganz überein-
kamen (m).


Hält
[391]

Hält man auch diese Erfahrungen von Ingen-
houss
zur Bestätigung derer von Girod-Chantran
noch nicht für hinreichend, so lassen sich noch frü-
here Beobachtungen anführen, wobey nicht der
mindeste Verdacht einer vorgefaſsten Meinung statt
findet. Diese machte J. C. Wilke an einer Confer-
venart, die sich in Trinkgläsern erzeugt, und er-
zählt sie in den Abhandlungen der Schwedischen
Akademie für das Jahr 1764 (n). Nachdem er hier
die Gestalt jenes Wasserfadens beschrieben hat,
fährt er fort: “Wie es mit der Befruchtung zuge-
„he, habe ich zwar bey einem so kleinen Gewächse
„nicht entdecken können, aber doch ist es glauh-
„lich, daſs es sich auf irgend eine Art durch Wur-
„zeln oder Saamen fortpflanzt. Wenn es anfängt,
„sich im Glase zu zeigen, so ereignet es sich meist,
„daſs ein gröſserer Busch erst an einer Stelle auf-
„wächst, von dem sich nach und nach immer klei-
„nere und kleinere ausbreiten, aber es läuft nicht um
„den ganzen Rand herum gleich hinauf. Wenn das
„Glas mit destillirtem Wasser wohl ausgespühlt wird,
„das man nachgehends weggieſst, und in anderem
„destillirtem Wasser mit seinem Moose zertheilt,
„so sieht man zwar darin viele kleine runde Kör-
„per, an denen man weder Leben noch Bewegung
„wahrnimmt; aber diese können vom Bodensatze
„herrühren. Gleichwohl verdienet bemerkt zu wer-
„den,
Bb 4
[392] „den, daſs, wenn dieses Gewächs, nachdem es mit
„destillirtem Wasser ist ausgespühlt worden, und
„in diesem Wasser in einer kleinen Flasche zum
„Verfaulen hingesetzt wird, sich innerhalb acht
„Tagen darin eine Menge kleiner laufender Kugeln
„zeigen, die Leben und eigene Bewegung haben.
„Sie sind eben so groſs, als die vorerwähnten Ku-
„geln, und nicht gröſser, als daſs sie wohl in den
„Höhlungen des Gewächses Platz hätten. Sie ster-
„ben auch weg, wenn das Gewächs zerfällt und
„aufgelöset wird.”


Noch mehr! Die eigentlichen Tremellen (Tre-
mella Roth.) enthalten bekanntlich in einer haut-
artigen Blase eine wäſsrige Feuchtigkeit, die sich
mit zunehmendem Alter in eine gallertartige Masse
verwandelt, worin sich durch die durchsichtige
Haut unter dem Vergröſserungsglase einzelne zer-
streute Körner wahrnehmen lassen (o). Diese Kör-
ner nun sind in der Tremella pruniformis R. nach
Schrank’s(p) Beobachtungen, wahre Vorticellen,
und vermehren sich auch als solche durch Thei-
lung. Aber zugleich müssen sie als die Fruchtkör-
ner der erwähnten Tremelle angesehen werden:
denn sie erzeugen sich erst mit zunehmendem Al-
ter der letztern in deren Substanz, und sobald sie
von
[393] von dieser getrennt sind, bringen sie wieder eine
Tremelle hervor. “Deutlich,” sagt Schrank(q),
„entstand an den kleinen Stellen des Uhrglases, wo
„sich solche Gruppen festgesetzt hatten, eine klei-
„ne Ulva (Tremella) pruniformis von der Gröſse
„eines Stecknadelknopfs, und die Wände des gro-
„ſsen Glases, worin ich eine Anzahl dieser angebli-
„chen Pflanzen aufbewahrt hatte, waren am fol-
„genden Morgen ganz mit solchen anfänglichen Ul-
„ven tapezirt.”


Alle Beobachtungen über die Lebensweise der
Conferven und Tremellen deuten also darauf hin,
daſs bey diesen Pflanzenthieren eine ähnliche Ver-
wandlung, wie bey den Thierpflanzen, statt findet,
und daſs die Tremelle eben das für den Wasserfa-
den ist, was das Alcyonium, nach Lichtenstein’s
Erfahrungen, für die Tubularie. So wie die Tu-
bularie ihre thierische Natur weit lebhafter äussert,
als das Alcyonium, und dieses mit zunehmendem
Alter sich immer mehr der vegetabilischen Existenz
nähert, so ist es nach jenen Beobachtungen wahr-
scheinlich auch der Fall bey den Conferven und
Tremellen. So lange die Fäden der erstern von
einander abgesondert leben, äussern sie unter ge-
wissen, durch künftige Untersuchungen näher zu
bestimmenden Umständen thierische Bewegungen.
Mit
Bb 5
[394] Mit der Vereinigung dieser Fäden zu einem, unter
der Gestalt einer Tremelle sich zeigenden Ganzen
werden diese Bewegungen immer schwächer, und
endlich hören sie ganz auf. Ferner pflanzen sich
die Phytozoen aus der Familie der Wasserfäden,
gleich den Thierpflanzen und Vegetabilien, sowohl
durch Knospen, als durch Fruchtkeime fort. Ihre
Fruchtkeime aber haben das Eigene, daſs sie bis
zu ihrer Entwickelung wahre Infusionsthiere sind,
als solche locomotive Bewegungen äussern, und
sich als solche durch Theilung vermehren.


Alle übrige Pflanzenthiere, und besonders die
Pilze, sind auf der einen Seite mit den Conferven
und Tremellen, auf der andern mit den Thierpflan-
zen so nahe verwandt, daſs sich jedem die Frage
aufdrängen muſs, ob unsere Meinung von der Ent-
stehung und Verwandlung der Wasserfäden sich
nicht auch auf die erstern sollte ausdehnen lassen?
Bey manchen jener Organismen fehlt es uns noch
an Beobachtungen, um hierüber entscheiden zu
können. Bey einigen aber finden sich Erscheinun-
gen, welche diese Vermuthung allerdings sehr
wahrscheinlich machen. Wir erinnern hier an die
Erfahrungen von Münchhausen(r) und G. Wil-
ke
[395]ke(s), die gewiſs mehr Aufmerksamkeit verdienen,
als man ihnen bisher geschenkt hat. Nach Münch-
hausen’s
Beobachtungen streuen die Schwämme,
wenn sie alt werden, besonders die Kugelschwäm-
me und der Schimmel, einen schwärzlichen Staub
aus. Betrachtet man diesen unter guten Vergröſse-
rungsgläsern, so findet man halbdurchsichtige, in-
wendig mit schwarzen Pünktchen angefüllte und
der Substanz eines Polypen nicht ganz unähnliche
Kügelchen. Wenn man jenen Staub in Wasser
legt, und in einer mäſsigen Wärme aufbewahrt, so
schwellen die Kügelchen allmählig an, und ver-
wandeln sich in eyrunde, bewegliche, Thieren
ähnliche Körper. Diese Thiere laufen im Wasser
herum, und giebt man weiter auf sie Acht, so
wird man am folgenden Tage wahrnehmen, daſs
sich Klumpen von einem härtern Gespinnste zu-
sammensetzen, aus welchem weiter Schimmel und
Kugelschwämme entstehen.


Die Beobachtungen von Wilke stimmen hier-
mit in der Hauptsache überein. Linné(t), Wei-
se
(u), und Scopoli traten den von Münchhausen
und Wilke aus den obigen Beobachtungen gezo-
genen Folgerungen bey, ohne jedoch die Richtig-
keit jener Erfahrungen durch neue Versuche zu prü-
fen.
[396] fen. Schrank(v), welcher diese Prüfung unter-
nahm, erhielt Resultate, die mit den Münchhau-
sischen nicht übereinkamen, und er glaubt daher
die letztern für unrichtig erklären zu müssen.
Wer sieht aber nicht das Voreilige dieser Behaup-
tung? So wie die Saamen der Conferven und Tre-
mellen nicht unter allen Umständen ihre thierische
Natur äussern, so kann dies ja auch mit den Saa-
men der Pilze der Fall seyn. Nur so viel läſst
sich aus den Versuchen von Schrank schliessen,
daſs die von Münchhausen beobachteten Erschei-
nungen nicht immer erfolgen, und dies liesse sich
auch erwarten. Hätte Schrank seine Versuche
mehr vervielfältigt, so würde er ohne Zweifel
nicht nur ähnliche, sondern vielleicht noch auffal-
lendere Beobachtungen, wie Münchhausen, ge-
macht haben. Ich berufe mich wegen dieser Be-
hauptung auf O. F. Müller’s Erfahrungen.


Müller fand die Keule seines rothen Keulen-
schwamms mit Wärzchen besetzt, die eine kleine
Zelle mit einem kugelförmigen Körper enthielten,
dessen spitzes Ende die auswendig sichtbare Warze
bildete. Diese kleinen weissen Körperchen sahe er,
sich aus den Zellen losmachen, indem sie sich hin
und her krümmten, aus denselben herausfahren,
1 bis 1½ Zoll von der Keule entfernen, sich im
Frey-
[397] Freyen schlangenweise bewegen, und zum Theil
auf den Schwamm zurückfallen. Fing er diese
schlangenförmigen Fasern auf einer Glasscheibe auf,
so erschienen sie anfangs als steife Stäbe, bald
nachher aber bildeten sie ein Gespinnst, welches
unter dem Suchglase der feinsten Baumwolle nicht
unähnlich sahe, und von langen, unterbrochenen,
soliden, an einigen Stellen etwas gerunzelten Fä-
den, die sich in allen möglichen Richtungen durch-
kreutzten, gebildet wurde. Müller glaubte, daſs
eine Menge Fasern, wenn sie sich in verschiedenen
Punkten berührten, vielleicht einen langen Faden
auszumachen fähig wären, und daſs ihre Vereini-
gungspunkte, wegen der Feinheit der Theile, un-
sichtbar blieben. Aber das Vergröſserungsglas wi-
derlegte diese Vermuthung, und zeigte, so unbe-
greiflich es auch scheinet, daſs aus kurzen Fasern
lange, in einander verwickelte, und selten unter-
brochene Fäden entstanden wären (w).


Eine ähnliche Erscheinung beobachtete Müller
an seinem spatelförmigen und schlangenförmigen
Keulenschwamme. Aus der Keule des erstern
staubten kleine weiſsliche Punkte schaarenweise her-
vor, die unter dem Vergröſserungsglase wie die
aufgefangenen Fasern des rothen Keulenschwamms
aussahen (x). Aus der Oberfläche des schlangen-
för-
[398] förmigen Keulenschwamms stiegen eine Menge
glänzender Funken auf, die sich in der Luft hin
und her wälzten, sich schaarenweise zerstreuten,
und endlich gröſstentheils auf den Schwamm zu-
rückfielen. Bey ihrer Ausfahrt erschienen sie als
unebene Punkte oder spielende Sonnenstäubchen.
Wenn sie auf den Schwamm zurückgefallen waren,
glichen sie den feinsten Schneetheilchen, und wur-
den bald unmerklich. Auf einem Glase aufgefan-
gen, und unter einem Suchglase betrachtet, er-
schienen sie glänzend und länglicht, verwandelten
sich aber nicht in ein Gespinst, sondern blieben un-
verändert (y).


§. 12.

Die Theorie, die wir in den vorigen §phen dar-
gethan zu haben glauben, war in dem Alterthume
allgemein herrschend. Indeſs stützte sie sich bey
diesem auf so oberflächigen Beobachtungen, daſs
es einem Redi und Vallisnieri nicht schwer fal-
len konnte, die Unrichtigkeit der letztern zu be-
weisen. Statt aber der sogenannten freywilli-
gen Erzeugung
(generatio aequivoca) engere
Gränzen zu setzen, läugneten diese Naturforscher
sie ganz, und zogen Schlüsse aus ihren Beobach-
tungen, die nicht minder voreilig, als die der Alten,
waren. Buffon und Needham haben das Ver-
dienst, die Bohauptungen des Redi und Vallis-
nieri
[399]nieri wieder eingeschränkt, und der Wahrheit den
Sieg vorbereitet zu haben. Keiner von ihnen sahe
aber den Reichthum ihrer Lehre an den wichtig-
sten Folgerungen für die ganze Biologie gehörig
ein. Beyde, doch Buffon mehr als Needham,
baueten auf ihr neben manchen richtigen Sätzen
auch viele andere, die mit ausgemachten Wahrhei-
ten in Widerspruch standen, und nicht dazu ge-
eignet waren, ihren Systemen allgemeinen Beyfall
zu verschaffen.


Nach Buffon(z) giebt es in der Natur eine
dem Thier- und Pflanzenreiche gemeinschaftliche,
stets wirksame, unveränderliche, und unzerstör-
bare Materie, die allem, was lebt und wächst,
zur Nahrung und Entwickelung dienet.


Wie wir Formen machen können, wodurch
das Aeussere der Körper eine beliebige Gestalt er-
hält, so hat die Natur innerliche Formen, ver-
mittelst welcher sie nicht nur die äusserliche Ge-
stalt, sondern auch die innerliche Beschaffenheit
der Körper zu bilden vermögend ist.


Jedes Thier und jeder seiner Theile ist eine sol-
che innerliche Form, in welcher jene Materie, die
ihm zum Wachsthume dienet, verähnlicht wird.
Die Gestalt dieser innerlichen Form ist unveränder-
lich, die Masse und Gröſse derselben aber nimmt
in
[400] in gehörigem Ebenmaaſse zu, und diese Zunahme
macht das Wachsthum aus, welches dadurch ge-
schieht, daſs die Form von der erwähnten Materie
innigst durchdrungen wird.


Findet kein Wachsthum weiter statt, so wird
der Ueberfluſs der nährenden und hervorbringen-
den, überall verbreiteten Materie, nachdem sie
durch die innerliche Form gegangen ist, in ein
oder mehrere Behältnisse unter der Gestalt einer
Flüssigkeit gesandt, die alle dem Thiere ähnliche
Theilchen, und folglich alles, was zur Hervorbrin-
gung seines Gleichen erforderlich ist, enthält.


Diese Flüssigkeit ist der Saamen, der also in
beyden Geschlechtern eine Art von Exirakt aus al-
len Theilen des Körpers ausmacht. Bey der Blatt-
laus, der Zwiebel, und andern lebenden Körpern,
welche ohne Zuthun eines männlichen Individuum
erzeugt werden, verbinden sich die organischen
Theilchen, woraus diese Flüssigkeit besteht, in je-
dem einzelnen Geschöpfe zu Körpern, die dem gro-
ſsen ähnlich sind. Bey denen aber, zu deren Er-
zeugung die Vereinigung zweyer Geschlechter er-
forderlich ist, müssen sich die Saamenfeuchtigkei-
ten beyder Geschlechter vermischen, wenn die in
ihnen enthaltenen organischen Theilchen ein neues
Individuum bilden sollen.


So lange diese Vermischung nicht vor sich ge-
gangen ist, bringen jene Flüssigkeiten Wesen her-
vor,
[401] vor, die von den Thieren und Pflanzen verschie-
den, und unter dem Namen der Saamenthiere be-
kannt sind.


Durch die Vermischung beyder Flüssigkeiten
wird die Wirksamkeit der organischen Theilchen
in der einen durch die entgegengesetzte Wirkung
der Theilchen in der andern gleichsam gehemmet,
so daſs jedes dieser Theilchen sich zu bewegen
aufhöret, und an dem ihm zukommenden Orte
bleibt.


Die Bewegung und Wirkung der lebenden
Theilchen wird aber auch durch leblose Materien,
besonders durch ölichte und salzichte, aufgehal-
ten. Von diesen befreyet, nehmen sie ihre Wirk-
samkeit wieder an, und bilden verschiedene Arten
von Pflanzen und sich fortbewegende lebende Ge-
schöpfe.


Needham(a) nahm ebenfalls eine der ganzen
lebenden Natur gemeinschaftliche Materie an, die
zur Hervorbringung von Pflanzen und Thieren
gleich tauglich ist.


Sie bildet Thiere, wenn sie sich im Zustande
der Exaltation befindet, Pflanzen, wenn ihre Thä-
tigkeit herabgestimmet ist.


In
Bd. II.Cc
[402]

In jedem Punkte derselben befindet sich eine
expansive, absolut elastische Kraft, die aber durch
eine gegenwirkende beschränkt wird.


Aus dem verschiedenen Verhältnisse dieser bey-
den Kräfte entstehen alle lebende Wesen. Wo jene
erhöhet wird, bildet sich ein Thier; wo jene de-
primirt wird, entsteht eine Pflanze.


In jedem thierischen Körper wird mit zuneh-
mendem Alter die expansive Kraft vermindert, und
die gegenwirkende vermehrt.


Diese gegenwirkende Kraft liegt vorzüglich in
den Salzen. Von ihnen werden daher die micro-
scopischen Thiere getödtet, und erst nach ihrer
Verdünstung äussert sich in vegetabilischen und ani-
malischen Aufgüssen Leben.


Die Verschiedenheit der Saamenfeuchtigkeit
bey den verschiedenen Organismen rührt von dem
verschiedenen Verhältnisse der ihnen beywohnen-
den expansiven und gegenwirkenden Kraft her.
Im Saamen der Thiere befindet sich die erstere im
höchsten Grade der Exaltation.


Man sieht, wie in diesen beyden Systemen hel-
le und schöne Ideen mit dunkeln und verworrenen
vermischt sind. Sondern wir die letztern und alles
noch Unerwiesene von jenen ab, so bleiben zwey
Sätze übrig, die wir nach so vielen, für dieselben
sprechenden Thatsachen als ausgemacht anzuneh-
men,
[403] men, und unsern künftigen Untersuchungen zum
Grunde zu legen berechtigt sind. Der erste ist:


Daſs in der ganzen Natur eine stets
wirksame, absolut indecomponible
und unzerstörbare Materie vorhan-
den ist, wodurch alles Lebende von
der Byssus bis zur Palme, und von
dem Punktähnlichen Infusionsthiere
bis zu den Meerungeheuern Leben
besitzt, und welche, obgleich un-
veränderlich ihrem Wesen, doch ver-
änderlich ihrer Gestalt nach, unauf-
hörlich ihre Formen wechselt.


Der zweyte Satz ist:


Daſs diese Materie an sich formlos
und jeder Form des Lebens fähig ist,
daſs sie nur durch den Einfluſs äus-
serer Ursachen eine bestimmte Ge-
stalt erhält, nur bey der fortdauern-
den Einwirkung jener Ursachen in
dieser verharret, und eine andere
Form annimmt, so bald andere Kräf-
te auf sie wirken.


Nec perit in tanto, mihi credite, mundo,
Sed variat faciemque novat, nascique vocatur,
Incipere esse aliud, quam quod fuit ante, morique
Desinere illud idem.


Cc 2Mit
[404]

Mit diesen Sätzen ist uns jetzt das Ziel gege-
ben, worauf unsere künftigen Untersuchungen ge-
richtet seyn müssen. Das Wesen jener Materie
wird uns ewig unbekannt bleiben, und kann kein
Gegenstand unserer Nachforschungen seyn. Nur
auf die Formen, deren dieselbe fähig ist, und auf
die Ursachen, wodurch ihr diese Formen ertheilt
werden, können unsere Untersuchungen abzwek-
ken. Wir werden hierbey jene Materie mit dem
Namen des Lebensprincips, Lebensstoffs
oder der Lebensmaterie, und diese Ursachen
mit dem der formenden, oder plastischen
Potenzen
bezeichnen.


Könnten wir jenen Lebensstoff in seinem form-
losen Zustande darstellen, und nach Gefallen mit
ihm experimentiren, so dürften wir die Natur nur
geradezu befragen, um die Data, die uns zur Be-
gründung unserer Wissenschaft nöthig sind, zu
erhalten. Allein die chemische Analyse der leben-
den Organismen liefert uns vier Stoffe, die ein
gemeinschaftliches Eigenthum der Thiere, Zoophy-
ten und Pflanzen sind, den Sauerstoff, Wasserstoff,
Stickstoff und Kohlenstoff. Von diesen sind die
beyden letztern wahrscheinlich noch einer weitern
Zerlegung fähig. Ist also der Sauerstoff oder Was-
serstoff unser Lebensstoff, oder entzieht sich dieser
ganz unserer Wahrnehmung? Man sieht leicht,
daſs sich hierüber noch nichts entscheiden läſst.
Aber
[405] Aber wenn auch unser Lebensprincip einerley mit
dem Oxygene oder Hydrogene wäre, so existirt
doch keines von diesen anders, als in Verbindung
mit andern Stoffen, und auch bey jener Identität
würde sich also die Lebensmaterie in keinem ganz
reinen Zustande darstellen lassen. Die Hoffnung,
geradezu die Natur befragen zu können, müssen
wir daher aufgeben, und uns begnügen, sie nur
zu belauschen. Wir werden im folgenden Kapitel
einen Versuch machen, auf diese Art ihre Geheim-
nisse zu erforschen. Wir werden uns bemühen,
vermittelst der Thatsachen, die in den beyden vori-
gen Abschnitten enthalten sind, die formenden
Potenzen des Lebensstoffs und deren Wirkungsart
zu entdecken. Ehe wir aber zu diesen Untersu-
chungen übergehen, müssen wir vorher noch eine
Erinnerung in Betreff unserer eben geäusserten
Vermuthung von der Identität des Lebensstoffs
mit dem Oxygene oder Hydrogene beyfügen.


Man wird eine Inconsequenz darin zu finden
glauben, daſs wir diese Identität auch nur für mög-
lich halten, da jene Materien, den gewöhnlichen
Begriffen gemäſs, Stoffe der leblosen Natur sind,
unser Lebensprincip aber ein ausschlieſsliches Ei-
genthum der lebenden Körper seyn soll. Allein
dieser Schein von Inconsequenz wird verschwin-
den, wenn man sich unserer Bemerkungen über
die
Cc 3
[406] die Gränzen der lebenden Natur (b) erinnert. An-
genommen der Sanerstoff oder Wasserstoff wäre ei-
nerley mit unserm Lebensprincip, so finden wir
jene Stoffe zwar als Wasser in einem Zustande,
den wir für leblos halten. Aber wer hat diese Leb-
losigkeit bewiesen? Und gesetzt, man bewiese
sie, nehmen wir denn nicht eine Latenz der Wär-
me an, und könnte es nicht auch für unsern Le-
bensstoff einen solchen Zustand geben? Dies sey
inzwischen nur beyläufig gesagt, um Miſsverständ-
nisse zu verhindern.


Zwey-
[407]
Zweytes Kapitel.
Aeussere Bedingungen des Lebens.

§. 1.

Ueber die Verbreitung der lebenden Körper nach
der Verschiedenheit der äussern Einflüsse philoso-
phiren, heiſst, die äussern Bedingungen des Lebens
aufsuchen. Diese Bedingungen lassen sich in for-
melle
und materielle eintheilen. Die erstern
sind dieselben, die wir im vorigen Kapitel for-
mende Potenzen des Lebensstoffs
ge-
nannt haben, und unter ihnen ist die erste und vor-
nehmste Wärme. Die Mannichfaltigkeit, Zahl
und Gröſse der lebenden Individuen steht, bey übri-
gens gleichen Umständen, in geradem Verhältnisse
mit dem Grade der Wärme.


Die zunehmende Mannichfaltigkeit der leben-
den Individuen bey der Zunahme der Wärme folgt
aus dem im vorigen Abschnitte bewiesenen Satze,
daſs jene im Allgemeinen mit der Entfernung von
den Polen in geradem Verhältnisse steht. Sie bestä-
tigt sich auch bey der Vegetation der Alpen. Auf
Gebirgen wird die Zahl der Gewächse mit zuneh-
mender Höhe immer geringer; sie verliehrt sich
Cc 4fast
[408] fast ganz auf den Gipfeln derselben, wo man nur
hin und wieder noch eine einsame Zwergbirke oder
Saxifraga erblickt.


Aber nicht blos die Mannichfaltigkeit, sondern
auch die Menge der Individuen wächst mit zuneh-
mender Wärme. Wir wollen nur einige, von Con-
damine
im heissen Amerika, und von Sparrmann
und Barrow im südlichen Afrika gemachte Beob-
achtungen zum Beweise dieses Satzes anführen.
Der mittlere Theil der neuen Welt ist reicher an
Pflanzen, als irgend eine andere Gegend des Erdbo-
dens. “Wenn man von den Anden herabkömmt,”
sagt Condamine(c), “hat man eine weite und ein-
„förmige Aussicht auf Wasser und Grün, und
„sonst nichts. Man tritt auf die Erde, ohne sie
„zu berühren, weil sie von üppig wachsenden
„Pflanzen, Unkraut, Stauden und Gesträuchen so
„ganz bedeckt ist, daſs es viel Mühe und Arbeit
„kosten würde, sie auch nur einen Fuſs breit da-
„von zu säubern.” Im südlichen Afrika weidet
der Springbock, eine Antilopenart, immer in gro-
ſsen Heerden, die sich nach der Aussage der Land-
leute zu weilen auf 10000 Stück belaufen sollen (d).
Sparrmannen begegnete ein Haufen von ohngefähr
tausend Büffeln (e). Ein Colonist versicherte, daſs
er
[409] er Heerden von vier- bis fünfhundert Elephanten
hätte laufen sehen (f). Sparrmann nennet sogar
Heerden von Tausenden dieser Thiere (g). Bar-
row
sahe ein Feld in der Nähe eines Sumpfes,
worauf sich eine so ungeheure Menge ägyptischer
Gänse, Berggänse, Schnepfen und Enten gelagert
hatte, daſs es im buchstäblichen Sinne ganz damit
bedeckt war (h). Bey dem Seekuhflusse war die
ganze Gegend, 10 englische Meilen weit auf jeder
Seite dieses Flusses und 80 bis 90 Meilen in der
Länge, also in einer Strecke von 16 bis 1800 Qua-
dratmeilen, durchaus von Heuschrecken bedeckt,
die jeden Grashalm verzehrt hatten. Das Wasser
im Flusse war kaum zu sehen, so viel todte Lar-
ven schwammen darin, welche bey dem Versuche,
an das Schilf zu gelangen, ertrunken waren (i).
Wo ist in der gemäſsigten Zone ein Land, das einen
solchen Reichthum an Pflanzen und Thieren auf-
zuweisen hat?


Die heisse Zone endlich ist es auch, wo alles
lebt, was das feste Land Groſses und Gigantisches
an lebenden Körpern enthält. Hier wohnen die
colossalischen Elephanten, Nashörner und Nilpfer-
de; hier der Riese unter den Vögeln, der Strauſs;
hier
Cc 5
[410] hier ungeheure Schlangen und Eidechsen; hier das
Bambusrohr, das eine Länge von mehr als 30 Fuſs
erreicht (k), die Aloe dichotoma, wovon Patter-
son
(l) Individuen sahe, die im äussersten Umfan-
ge der Zweige 400 Fuſs hielten, die Säulencypresse
(Cupressus columnaris Forst.), die bis 140 Fuſs
in der Länge und bis 30 Fuſs im Durchmesser
heranwächst (m), und der Baobab (Adansonia di-
gitata), der oft eine Krone von 160 und einen
Stamm von 25 Fuſs im Durchmesser hat (n).


Alles wird dagegen zwergartiger und krüpplich-
ter mit abnehmender Wärme. Dies zeigt sich
schon bey einer Vergleichung der Thiere Asiens
und Afrika’s mit ähnlichen, die unter gleichen Gra-
den der Breite in dem kältern Amerika wohnen,
z. B. des Löwen, Tiegers, Bären und Wolses der
alten und neuen Welt (o), des Elephanten und Nil-
pferdes mit dem Tapir, des Llama und Guanuco
mit
[411] mit dem Dromedar und Camel, des Strauſses mit
dem Amerikanischen Casuar, des Alligator der
neuen Welt mit dem Nilcrocodil.


Noch auffallender ist dieser Unterschied in der
Gröſse, wenn man Thiere der kalten und gemä-
ſsigten Zonen gegen ähnliche Geschöpfe der Tro-
penländer hält. Welch ein Abstand zwischen dem
von Allamand beschriebenen Maulwurfe (Talpa
gigantea), der sich am Cap aufhält, und dem Eu-
ropäischen! Ja, auch bey ganzen Familien findet
dieser Unterschied statt. Die Familie der Nage-
thiere enthält die Zwerge, die der Schweine die
Riesen unter den Säugthieren. Die Heimath der
erstern ist daher Siberien, die Tartarey, Canada
und Virginien, die der letztern das heisse Asien,
Afrika und Amerika.


Eben so ist es bey den Pflanzen. Von Gna-
phalium, Chrysocoma, Aster, Inula, Senccio, Ar-
temisia und mehrern andern Geschlechtern, die in
den heissen Zonen strauchartige Gattungen haben,
sind alle Arten, die in den kältern Climaten wach-
sen, blos Kräuter. Auf den Shettländischen In-
seln sind die Haselstaude, die Buschweide, die
netzförmige, kriechende und gemeine Weide die
einzigen Sträucher, und auch diese stehen nur sehr
sparsam (p). In Grönland fand Cranz(q) von
baum-
[412] baumartigen Pflanzen nur den Wacholder, die
Birke und einige Weiden, wovon jedoch keine
über 10 Fuſs hoch war. Im nördlichen Asien giebt
es uber den 68ten Grad der Breite hinaus keine
Wälder mehr, und unter dem 70ten wächst kaum
noch ein Gesträuch (r). Auf Spitzbergen ist die
Zwergweide (Salix herbacea) das einzige baumar-
tige Gewächs, und diese wird selten über zwey
Zoll hoch (s).


Am auffallendsten aber ist bey den Vegetabi-
lien das Verhältniſs, worin die Gröſse mit der Wär-
me steht, auf Gebirgen. Hier mindert sich mit
zunehmender Höhe nicht nur die Zahl und Man-
nichfaltigkeit, sondern auch die Gröſse der Indivi-
duen. Um Santa-Fee de Bogota, der Hauptstadt
von Neu-Granada, welche wenigstens 1600 Fuſs
über der Meeresfläche unter 4° nördlicher Breite
liegt, befindet sich das ganze Pflanzenreich in einer
Art von Erstarrung. Auf den über der Stadt her-
vorragenden steilen Bergen wächst nichts, als Hei-
dekraut, Farrnkraut und einige andere wilde Pflan-
zen. Man trifft keinen Baum an, der nur mit un-
sern Büschen könnte verglichen werden; blos in
Schlünden, die vor der kalten Luft geschützt sind,
giebt es einige, wovon aber doch die gröſsten un-
sern Pflaumenbäumen noch nicht gleich kommen.
Die-
[413] Diese Vegetation wird immer schwächer, je näher
man den Gipfeln der Berge kömmt, und verschwin-
det am Ende fast gänzlich (t).


Auf den Pyrenäen zeigt sich folgende Grada-
tion in dem Wachsthume der Kräuter, Stauden und
Bäume. Gleich unter der Region des ewigen Eises
machen die Daphne Cneorum, die Gentiana nivalis
und jene übrigen krautartigen Gewächse, die keine
Behandlung zähmen, keine Wartung anderswo ein-
heimisch machen kann, den Vortrab der Vegetation
aus. Nach diesen Kräutern zeigen sich die Gesträu-
che. An ihrer Spitze steht der Rhododendron,
drey - bis viertehalb hundert Toisen unter der
Schneeregion, und neun hundert Toisen über der
Meeresfläche. Ihnen folgen bald die Bäume, und
zwar zuerst der Taxus und die Cembro-Fichte,
Dann zeigt sich das ganze Geschlecht der harzigen
Bäume. Die wilde Fichte verbindet sich mit der
Tanne. Beyde von erstaunlicher Höhe, in Reihen
geschlossen, die sich gegenseitig befestigen, beyde
fast ganz von Aesten entblöſst, und mit einer dün-
nen Erdschichte zufrieden, klammern sich an die
nackten Felsen an und kleben an deren Oberfläche.
Diese beschliessen die Vegetation der Pyrenäen,
und verliehren sich, indem sie immer seltener wer-
den, unter den Pflanzen der Ebenen (u).


Von
[414]

Von den bisherigen Sätzen giebt es nun frey-
lich Ausnahmen. Aber alle diese sind nur schein-
bar. Immer finden Umstände dabey statt, wodurch
das obige Gesetz nicht einmal eingeschränkt, ge-
schweige denn widerlegt wird.


Eine solche scheinbare Ausnahme macht das
Meer. Die Gewässer der Eiszone sind eben so
reich, wo nicht reicher an Thieren, als das feste
Land zwischen den Wendezirkeln. In Kamschatka
ziehen zu gewissen Jahreszeiten so groſse Heere
von Fischen aus dem Meere in die Flüsse, daſs
diese oft dadurch zugedämmt, und aus ihren Ufern
getrieben werden. Die groſse Menge, welche nach
dem Fallen des Wassers auf dem Lande zurück-
bleibt, verursacht einen Gestank, der eine Pest
nach sich ziehen könnte, wenn nicht Bären und
Fuchse die Menge der faulenden Körper verminder-
ten, und heftige Winde die Luft wieder reinig-
ten (v). In dem Eismeere finden sich animalische
Formen, wogegen die gröſsten Landthiere nur als
Zwerge erscheinen, wie die Wallfische beweisen,
und vegetabilische Gebilde, wogegen die höchsten
Bäume nur Sträucher sind, wie an dem Fucus gi-
ganteus erhellet (w).


Aber 1) der groſse Reichthum, den die Eiszone
in gewissen Jahreszeiten an Thieren aufzuweisen
hat,
[415] hat, besteht gröſstentheils in wandernden Thieren,
welche dort nur den kurzen Sommer hindurch ver-
weilen, im Winter aber wärmere Gegenden auf-
suchen. In Kamschatka, und vermuthlich auch im
nordwestlichen Amerika haben weder die Landseen,
noch die Flüsse andere Fische, als diejenigen, die
aus dem Meere in dieselben aufsteigen, und von
diesen kommen alle im Winter um, welche nicht
bey Zeiten ins Meer zurückkehren (x). Das Meer-
ungeheuer der Eiszone, der Wallfisch, zieht sich
ebenfalls gegen die Ankunft des Winters in wärmere
Gegenden zurück. Villefort fand diese Thiere
im Juny bey der Insel Mascarin unter 1° 12′ süd-
licher Breite (y), und, nach Barrow’s Berichte,
sind sie in allen Bayen von Afrika den Winter hin-
durch sehr zahlreich (z). Zwar setzt der Letztere
hinzu, daſs sie kleiner sind und nicht den Werth
haben, als die der kältern Meere. Aber dies rührt
vielleicht nur daher, weil sie im Sommer durch die
Begattung ausgemergelt sind, und an den Afrikani-
schen Küsten nicht die ihnen angemessene Nah-
rung finden.


2)
[416]

2) Im Meere, so wie im Innern der Erde, fin-
den weit weniger Veränderungen der Temperatur,
als auf der Oberfläche der Erde, und in einer ge-
wissen Tiefe wahrscheinlich gar keine Abwechse-
lungen der Wärme statt. Aus Kalm’s (a), Wil-
ke
’s (b) und Forster’s (c) Versuchen über diesen
Gegenstand ergiebt sich, daſs das obere Wasser
an niedrigen Ufern, sowohl in Flüssen, als im
Weltmeere, mehr Wärme, als die Luft, und tiefe-
res beynahe eben so viel erlangen kann, daſs aber
diese Wärme nicht tiefer als 5 Faden dringt, und
mit zunehmender Tiefe immer mehr abnimmt, bis
man eine beständige Temperatur antrifft, die von
den Jahreszeiten nicht geändert wird. Nach Hun-
ter
’s, in tiefen Brunnen auf Jamaika angestellten,
Versuchen ist diese beständige Wärme des Innern
der Erde, oder des Wassers an jedem Orte einerley
mit der an der Oberfläche desselben statt findenden
mittlern Temperatur (d). Und hiermit stimmen
auch sowohl Wilke’s Versuche, als die in den Kel-
lern der National-Sternwarte zu Paris gemachten
Beobachtungen überein. Jener nehmlich fand die
beständige Temperatur im Landscroner Hafen 8
bis 9° nach Celsius, also 6,4 bis 7,2° nach Reau-
mur
[417]mur(e), und fast die nehmliche Zahl erhält man
auch für die mittlere Temperatur des, um keine
bedeutende Entfernung von Landskrona entlegenen
Lund aus ein und zwanzigjährigen, an diesem Or-
te von Schenmark und Nenzelius angestellten Be-
obachtungen (f). In den Gewölben der National-
Sternwarte zu Paris beträgt die beständige Tempe-
ratur 9,6° R. (g), und auf der Oberfläche von Paris
die mittlere Wärme, nach Wargentin(h), 10,7°
Celsius = 8,5° Reaum. also auch fast dieselbe
Zahl.


Hat dies nun seine Richtigkeit, so folgt, daſs
wir nur Thiere und Pflanzen des Landes mit ähn-
lichen Geschöpfen des Landes, Wasserthiere und
Wasserpflanzen nur mit Wasserthieren und Was-
serpflanzen, und verschiedene Länder nur nach de-
nen Thieren, die darin überwintern, vergleichen
dürfen, wenn wir über die Wirkungen der Wärme
richtig urtheilen wollen.


3) Die Bewohner des Meers sind aber noch
einem andern Einflusse ausgesetzt, den die Thiere
und Gewächse des Landes entweder gar nicht, oder
doch
Bd. II.Dd
[418] doch nicht in dem Maaſse empfinden, und der ge-
wiſs von der gröſsten Wichtigkeit in der Oekono-
mie der erstern ist. Wir wissen aus dem zweyten
Kapitel des vorigen Abschnitts, wie sehr ein salzi-
ger Boden und ein Salzgehalt der Athmosphäre die
Wirkungen der Wärme bey dem Wachsthume ge-
wisser Pflanzen unterstützt, und wie üppig die Ve-
getation in mehrern Gegenden von Afrika, dieser
beyden verbundenen Ursachen wegen, vor sich
geht. Wir dürfen uns also nicht darüber wundern,
daſs das Meer, worin der eine dieser Einflüsse in
einem weit höhern, der andere in einem zwar nicht
so hohen, aber auch nicht so veränderlichen Gra-
de, als auf den Afrikanischen Ebenen statt findet,
Pflanzenthiere aufzuweisen hat, wogegen die höch-
sten Bäume dieser Gegenden nur Sträucher sind.


Die Analogie läſst uns vermuthen, daſs eine
Ursache, die sich auf die Vegetation so wirksam
zeigt, auch auf den thierischen Organismus einen
wichtigen Einfluſs haben muſs, und diese Vermu-
thung wird dadurch unterstützt, daſs es Thatsa-
chen giebt, die sich aus keiner andern Voraus-
setzung, als aus dieser, erklären lassen. Wir ha-
ben schon im vierten Kapitel des vorigen Abschnitts
bemerkt, daſs alle Schaalthiere, die sich in Flüs-
sen, Landseen und kleinern Meeren, z. B. im
Adriatischen Meere, aufhalten, weit zartere Ge-
häuse haben, als diejenigen, die den Ocean bewoh-
nen.
[419] nen. Wir können jetzt noch hinzufügen, daſs
auch alle Thierpflanzen (i) und Pflanzenthiere (k)
in jenen nie die Gröſse, als in den letztern, errei-
chen. Man hat diese Thatsachen daraus erklären
wollen, daſs in der Tiefe des Oceans, wohin die
Gewalt der Stürme nicht reicht, jene Körper in
ihrem Wachsthume nicht so oft gestöhrt würden,
als auf dem seichtern Grunde kleinerer Meere. Al-
lein fände diese Ursache statt, so würden Flüsse,
Landseen und Buchten die gröſsten Zoophyten ent-
halten müssen, weil in diesen das Wasser auch bey
den heftigsten Stürmen schon in einer geringen Tie-
fe weit weniger in Bewegung ist, als das Welt-
meer bey geringern Bewegungen der Luft in einer
weit gröſsern Tiefe. Andere sind bey der Erklä-
rung jener Thatsachen den entgegengesetzten Weg
gegangen, und haben die heftigere Bewegung des
Wassers im Ocean für die Ursache des üppigern
Wachsthums der Bewohner desselben angenommen.
Aber welche Körper leiden mehr von der Bewegung
des Meers, als diejenigen Conchylien, die sich blos
auf der Oberfläche desselben aufhalten, und doch
haben diese äusserst dünne und zerbrechliche Schaa-
len (l). Eine weit befriedigernde Erklärung giebt
uns
Dd 2
[420] uns die Voraussetzung, daſs der Salzgehalt des
Wassers das Wachsthum der Bewohner dieses Ele-
ments befördert. Hieraus begreift man die groſse
Verschiedenheit zwischen den Thieren und Zoophy-
ten des süſsen und salzigen Wassers. Hieraus läſst
sich abnehmen, warum sich an der Oberfläche des
Meers so zarte, hingegen in den Tiefen desselben
so feste Conchylien erzeugen: denn allen Erfahrun-
gen zufolge ist das Seewasser in der Tiefe weit sal-
ziger, als an der Oberfläche (m). Hieraus endlich
ergiebt sich, warum kleinere Meere keine so groſse
Zoophyten und keine Schaalthiere mit so festen Ge-
häusen, als sich im Weltmeere finden, enthalten.
Es läſst sich nehmlich schon zum voraus vermu-
then, und die Ostsee giebt einen Beweis dafür,
daſs die Flüsse, die sich in den engen Bezirk der
erstern ergieſsen, den Salzgehalt derselben vermin-
dern müssen, daſs aber diese Ursache auf die gro-
ſse Wassermasse des Oceans keinen Einfluſs haben
kann.


Wird also das Wachsthum des thierischen Or-
ganismus von der Einwirkung der Salze modifizirt,
so folgt, daſs wir auch Meerthiere mit Meerthieren
in Betreff der Abhängigkeit ihrer Gröſse von der
Wärme nicht anders vergleichen dürfen, als wenn
vorher dargethan ist, daſs der Salzgehalt der Ge-
wäs-
[421] wässer, worin sie sich befinden, nicht zu sehr ver-
schieden ist. Dieser Gehalt nun scheint in den grö-
ſsern Meeren der wärmern und gemäſsigten Zonen
allenthalben derselbe zu seyn (n), und in diesen
Gegenden sehen wir auch die Meerthiere an Man-
nichfaltigkeit und Gröſse mit abnehmender Entfer-
nung vom Aequator zunehmen. Von der Mannich-
faltigkeit derselben ist dieser Satz schon im vierten
Kapitel des vorigen Abschnitts dargethan. Die
steigende Gröſse derselben erhellet aus folgenden
Thatsachen. Die Meere zwischen den Wendezir-
keln enthalten die gröſsten Schildkröten, Mollusken
und Crustaceen. Der gemeine Octopus wächst in
Ostindien und im Mexicanischen Meerbusen zu ei-
ner so ungeheuren Gröſse heran, daſs man abge-
rissene einzelne Arme von ihm angetroffen hat, die
bis 30 Fuſs lang waren (o). An den Küsten von
Sumatra, Neu Guinea und mehrern andern Inseln
des Indischen Oceans giebt es eine Muschel (die
Kihmo-Muschel), wovon oft der Rogen allein sechs
Pfund, das ganze Thier, wenn es aus der Schaale
genommen ist, zwanzig bis dreyſsig Pfund, und
die Schaale über drittehalb hundert Pfund wiegt (p).
Die
Dd 3
[422] Die Meere der heissen Zonen sind auch der Auf-
enthalt des gröſsten unter den Crustaceen und In-
sekten, des Limulus gigas. Blos in den Sommermo-
naten findet man diesen auch in andern, ausserhalb
den Wendezirkeln gelegenen Meeren (q).


Allein diese Gradation erstreckt sich nicht wei-
ter, als vom Aequator bis zu den Polarzirkeln.
Hier erscheinen zwey Geschlechter, die in einer
ganz entgegengesetzten Richtung an Mannichfaltig-
keit und Gröſse zunehmen, nehmlich die der Rob-
ben und Seekühe. Das Wallroſs (Trichecus ros-
marus), die nordische Seekuh (Trichecus borealis),
der Seebär (Phoca ursina), der glatte und der zot-
tige Seelöwe (Phoca leonina et jubata), und mit
ihnen noch mehrere andere Robbenarten sind be-
ständige Bewohner der nördlichen und südlichen
Polarmeere, und zugleich sind diese Arten zahlrei-
cher und gröſser als diejenigen, die man in den
Meeren der gemäſsigten und wärmern Zonen an-
trifft. Wäre es nun ausgemacht, daſs die Salzig-
keit des Meers innerhalb der Polarzirkel zunähme,
so würde auch hier die Erfahrung mit unserer
Theorie übereinstimmen. Zu vermuthen ist es,
daſs diese Zunahme wirklich statt findet, indem die
in den Polarmeeren unaufhörlich vorgehende Bil-
dung ungeheurer Eismassen, wobey das gefrieren-
de
[423] de Wasser seine Salzigkeit verliehrt (r), den Salz-
gehalt des ungefrornen Residuum nothwendig ver-
mehren muſs. Und mit dieser Vermuthung stim-
men auch ganz die Versuche überein, welche
Pages(r*) auf seinen Reisen nach den nördlichen
und südlichen Polarmeeren über den Salzgehalt des
Oceans anstellte, wie die folgende von ihm ent-
lehnte Tabelle beweist:


Hundert Pfund Seewasser enthielten:


Eine
Dd 4
[424]

Eine andere Ausnahme von dem Gesetze der
zunehmenden Gröſse der Individnen mit zuneh-
mender Wärme macht die Vegetation mancher Kü-
sten des heissen Erdstrichs, z. B. des Vorgebirges
der guten Hoffnung. Hier erscheinen die Pflanzen
in Ansehung ihrer Gröſse fast wie Alpenpflanzen.
Sie wachsen höchstens nur zu Sträuchern, nicht
zu Bäumen heran (s). Unter den Gewächsen, die
hier Sparrmann(t) um die falsche Bay antraf, war
die Capsche Cunonie (Cunonia Capensis) der gröſs-
te Baum, obgleich ihre Höhe nicht mehr als zwey
höchstens drey Mannslängen betrug.


Auch diese Ausnahme ist indeſs nur scheinbar.
Die Küsten am Cap werden beständig von heftigen
und kalten Südost-Winden heimgesucht (u). Un-
ter allen Ursachen, welche Ausnahmen von dem
Gesetze der steigenden Wärme mit abnehmender
Entfernung vom Aequator hervorbringen, sind aber,
nächst der Höhe über der Meeresfläche, keine
wirksamer, als herrschende Winde. So ist der
Winter an den Küstenländern des nördlichen Ame-
rika, die verschiedene Monate hindurch sehr von
Nordwest-Winden leiden, ungleich strenger als im
Innern des Landes, wo diese Winde weit gelinder
wehen (v). So bringen die regelmäſsigen Winde,
die
[425] die in den hohen Gegenden von Südamerika herr-
schen, in diesen Winter hervor, wenn in den Thä-
lern Sommer ist, und umgekehrt (w). So ist es
auf Coromandel Sommer vom März bis zum Octo-
ber mit einem beständigen Südwest-Winde, und
das übrige Jahr hindurch Winter mit Sudostwinde;
gerade umgekehrt aber ist es an der andern Seite
des Gatischen Gebirges, oder in Malabar (w*).
Eben so verhält es sich endlich auch auf der öst-
lichen und westlichen Seite des Gebirges Cauraga-
hing in Ceylon; auf jener ist es Winter, auf dieser
Sommer mit Ostwinde, und umgekehrt mit West-
winde (x).


Was Wunder also, daſs da, wo die Winde
nicht kalt genug sind, um eine solche gänzliche
Umwandlung des Clima hervorzubringen, sie we-
nigstens das Wachsthum der Pflanzen zu beschrän-
ken vermögen? Daſs blos hierin die Ursache der
erwähnten Erscheinungen liegt, sieht man auf Isle
de France, wo die Bäume nie wieder ausschlagen,
wenn sie nicht, entweder durch andere Bäume,
oder vermittelst steinerner Einfassungen, gegen die
See-
Dd 5
[426] Seewinde geschützt werden (y). Man sieht dies
ferner auf der Osterinsel an dem Papiermaulbeer-
baume (Morus papyrifera), der dort ebenfalls durch
Mauern vor den Winden gesichert werden muſs,
wenn er gedeihen soll, und niemals höher wird,
als die Mauer, die ihm zur Schutzwehr dienet (z).
Es erhellet dies endlich daraus, weil am Cap die-
jenigen Gewächse, oder diejenigen Theile dersel-
ben, worauf die Winde nicht wirken können, die-
selbe Gröſse wie in den übrigen Tropenländern er-
reichen. Stämme, die nicht über einen Zoll dick
sind, haben hier armsdicke, ja oft noch stärkere
Wurzeln (a); und tiefer im Innern des Landes,
wohin die Stürme, die am Tafelberge wüthen,
nicht gelangen, wächst der Taxus elongatus (Ilex
crocata Thunb.) zu einer Höhe von 30 bis 40 Fuſs
bis zum ersten Aste, bey einem Durchmesser von
10 Fuſs, empor (b).


Eben diese Ursache bringt übrigens nicht blos
in den heissen, sondern auch in den gemäſsigten
und kalten Zonen die nehmliche Wirkung hervor.
An den Ufern des Sees Superior in Canada, dessen
Wasser in der Mitte des Sommers eine Klafter tief
unter der Oberfläche einen dem Gefrierpunkte na-
hen
[427] hen Grad der Kälte hat, kühlen die Stürme, die
vorzüglich von Nordwesten her die furchtbarsten
Wellen erregen, die Luft, zumal an der Südseite
des Sees, nachdem sie über seine ungeheure Was-
serfläche hingestrichen sind, in dem Grade, daſs
daselbst gewisse Pflanzenarten nicht fortkommen,
und besonders der sogenannte wilde Reis (Zizania
aquatica) keinen Saamen trägt, da doch eben diese
Pflanze oberhalb des Winnipeg, beynahe 5 Grad
weiter gegen Norden, häufig wächst und reifen
Saamen bringt (c). An der Küste des Norton-Sund
im nordwestlichen Amerika zwischen 63° 33′ und
64° 21′ Br. sind die Bäume, als Birken, Erlen,
Weiden und Fichten, sehr klein, und von den letz-
tern hat keine über sechs bis acht Zoll im Durch-
messer. Aber so wohl die Höhe, als die Dicke
derselben nimmt zu, je weiter man vom Meere ins
Innere des Landes geht (d).


Endlich zeigen sich scheinbare Ausnahmen von
dem obigen Gesetze, wo es an den materiellen Be-
dingungen des Lebens und besonders an Wasser
fehlt. Dieser Mangel aber findet sehr häufig in den
heissen Erdstrichen, und sehr selten in den käl-
tern Zonen statt. Kein Wunder also, wenn die
wasser- und grasreichen Ebenen des Nordens grö-
ſsere
[428] ſsere Rinder und Pferde ernähren, als die dürren
Afrikanischen Sandebenen, wo sich die Ochsen an
den Salzpflanzen, die Pferde an den stachlichten
Aesten der Mimosen zu sättigen, und beyde als Ge-
genmittel gegen die sauern und scharfen Säfte die-
ser Pflanzen Lumpen, Felle, trocknes Leder, Kno-
chen, Kieselsteine, Sand und ihren eigenen Mist
zu verschlingen gezwungen sind (e). Kein Wun-
der, wenn der Reisende bey seinen Wanderungen
durch jene brennenden, jedes Wassertropfens be-
raubten Wüsten oft in mehrern Tagen nicht ein
einziges baumartiges Gewächs sieht, hingegen in
dem kalten, aber wasserreichen Canada, in Norwe-
gen, und an den Ufern des Jenisey und Ob in Sibe-
rien Fichten und Tannen von einer Höhe erblickt,
welche der, wozu manche Bäume der Tropenlän-
der gelangen, wenig nachgiebt (f).


Daſs indeſs auch in den kalten Zonen nicht
weniger, als in den heissen Climaten, das Empor-
streben der Vegetation durch Mangel an Wasser
gehemmt wird, beweiset die Insel Long-Island bey
Neu-York, die sich 130 Englische Meilen weit in
die Länge und 15 Meilen weit in die Breite er-
streckt.
[429] streckt. In dem südlichen Theile dieses Eilands,
der eine ganz flache Ebene ausmacht, bringt der
Boden weder Bäume noch Sträucher hervor, aus-
genommen ein grobes Gras und ein Gesträuch, das
selten über vier bis fünf Fuſs hoch wird; und auch
das wächst nur in einer besondern Gegend der Ebe-
ne. Der Erdboden ist schwarz, mit einer Art Moos
bedeckt, und unter der lockern Erde liegt eine
Sandschichte. Der Sand saugt natürlich den stärk-
sten Regen ein, und verhindert, daſs kein Wasser
auf dem Lande stehen bleibt. Ausserdem giebt es
auf der ganzen Fläche keine Quelle und kein flie-
ſsendes Wasser (g).


Von diesem Mangel an den materiellen Bedin-
gungen des Lebens rührt es auch her, daſs alle
vulcanische Inseln eine scheinbare Ausnahme von
dem Gesetze der Zunahme in der Mannichfaltig-
keit der Geschlechter und Arten mit abnehmender
Entfernung vom Aequator machen, und zwar eine
desto gröſsere, je spätern Ursprungs dieselben sind.
So besteht die ganze Flor der Insel Ascension, die
blos durch eine vulcanische Eruption hervorge-
bracht ist, nur aus 7 Arten (h), da doch das kalte
Spitzbergen deren 17 enthält. So fand man bey
der
[430] der Entdeckung von Isle de France und Bourbon,
zweyer Inseln, deren ganzer Boden ebenfalls durch
das Feuer ging, daselbst weder Säugthiere noch
Amphibien, und sogar keine andere Vögel, als
Seevögel (i).


§. 2.

Ausser diesen theils nur scheinbaren, theils
von dem Mangel an den formellen Bedingungen
des Lebens herrührenden Anomalien giebt es aber
noch andere Thatsachen, die sich nicht ohne Hülfe
einer zweyten, der Wärme entgegengesetzten for-
mellen Bedingung des Lebens erklären lassen. Wir
haben gesehen, daſs die Monocotyledonen erst in
den heissen, die Dicotyledonen aber schon in den
gemäſsigten Zonen das Maximum in der Mannich-
faltigkeit ihrer Geschlechter und Arten erreichen.
Wir wissen ferner, daſs ein gemeinschaftlicher
Charakter aller Dicotyledonen der heissen Climate
ihre Neigung zur Trennung der Geschlechter ist (k).
Nun stehen im Gewächsreiche überhaupt die Mo-
nocotyledonen, und unter diesen diejenigen, deren
Geschlechter getrennt sind, dem Minimum der ve-
getabilischen Organisation, und also der animali-
schen
[431] schen Bildung näher, als die übrigen (l). Hieraus
folgt, daſs zwischen den Wendezirkeln eine Ursa-
che statt findet, welche die Erzeugung animalischer
Formen befördert, in den gemäſsigten Zonen aber
eine gegenwirkende, die Entstehung vegetabilischer
Gebilde begünstigende Kraft das Uebergewicht hat,
und dieser Schluſs wird auch dadurch bestätigt,
daſs die Mannichfaltigkeit der Landthiere, gleich
der der Monocotyledonen, ebenfalls erst in den
heissen Zonen ihr Maximum erreicht. Welches
sind nun jene entgegengesetzte Kräfte?


Diese Frage würde beantwortet seyn, wenn
sich darthun liesse, daſs Wärme ohne Licht
die Entstehung animalischer, hingegen
Licht die Bildung vegetabilischer For-
men befördert
. Der weniger erleuchtete, ob-
gleich wärmere Ort müſste dann reicher an
Monocotyledonen, aber verhältniſsmäſsig ärmer
an Dicotyledonen seyn, als der mehr erleuchtete,
obgleich kältere. Diese Bedingungen nun finden
in den heissen und gemäſsigten Zonen wirklich
statt. In den erstern erhalten die Vegetabilien bey
ihrer Entwickelung im Ganzen weniger Licht, als
in den letztern, weil in jenen die Luft überhaupt
weniger rein (m), und während der Regenzeit,
also
[432] also in denen Monaten, wo die Vegetation dort vor-
züglich, oder gar allein vor sich geht, bey einer
schwülen Hitze fast beständig mit schwarzen Wol-
ken bedeckt ist, und die Sonne täglich nur zwölf
Stunden über dem Horizont verweilt, in diesen aber
zur Zeit des Wachsthums der Pflanzen der Him-
mel selten umwölkt, der Tag weit länger und
die Wärme gemäſsigter ist, als in den heissen
Climaten.


Aber die obige Voraussetzung hat auch noch so
viele sonstige Gründe auf ihrer Seite, daſs sich ihre
Wahrheit nicht bezweifeln läſst. Wir sehen die
Pflanze von ihrer Geburt bis zum Tode ihre Ar-
me der Sonne entgegenstrecken, und vom Morgen
bis zum Abend mit ihren Blättern und Blüthen dem
Lau-
(m)
[433] Laufe dieses Gestirns folgen, hingegen das Thier
den Glanz der Sonne fliehen, und sich vor ihm in
der Tiefe der Gewässer, in Höhlen und im Dickicht
der Wälder verbergen. Wir beobachten allenthal-
ben, wo die Stärke des Lichts geschwächt, oder
die Dauer desselben vermindert ist, die Wärme
aber sich unverändert auf einem gewissen mittlern
Grade erhält, eine Tendenz zur Bildung animali-
scher Formen. Alles, was sich im Schooſse der
Erde ohne Mitwirkung des Lichts erzeugt, besteht
entweder aus wirklichen Thieren, oder aus Pilzen
und Flechten, also aus Mittelkörpern zwischen der
animalischen und vegetabilischen Organisation.
Zoophyten und Thiere sind fast die einzigen Kör-
per, die den Boden der Gewässer beleben. Nur
sehr wenige wahre Pflanzen wach[se]n in Flüssen
und tiefern Landseen und fast keine im Meere,
und alle diese Gewächse tragen, so lange sie un-
ter dem Wasser vegetiren, an ihren schmalen,
zerschnittenen Blättern und an ihrer bleichen Far-
be das Gepräge des Minimum der vegetabilischen
Organisation, und verliehren dieses erst, wenn sie
über die Fläche des Wassers sich erhoben haben
und den ungeschwächten Einfluſs der Sonnenstrah-
len genieſsen können.


Auch die geographische Vertheilung der Zoo-
phyten beweiset unsern Satz. Bey diesen findet
von den Polarkreisen an bis zum Aequator eine stu-
Bd. II.Eefen-
[434] fenweise zunehmende Näherung im Wasser von
der vegetabilischen zur animalischen Organisation,
hingegen auf dem Lande von der letztern zur
etstern statt. Im Norden erzeugen sich auf
dem dunkeln Boden des Meers und in der mäſsi-
gen, aber gleichförmigen Wärme desselben man-
nichfaltige Arten von Wasserfäden und Tangen,
und auf dem Lande, erwärmt durch den Schnee
und geschützt durch ihn vor dem Lichte, Flech-
ten, Lebermoose und Laubmoose. Daher in die-
sen Gegenden die groſse Zahl und Mannichfaltig-
keit dieser Pflanzenthiere bey einer geringen Men-
ge und Verschiedenheit der Thierpflanzen. Aber
näher nach der Linie hin, wo im Wasser bey glei-
chen Tiefen der Grad der Wärme in einem weit
gröſsern Verhältnisse, als der des Lichts zunimmt,
organisirt sich das, was im Norden zu Tangen und
Conferven wurde, zu Corallen, Gorgonien, Seefe-
dern und Actinien. Auf dem Lande hingegen, wo
kein Schnee die Pflanzenthiere dem Einflusse der
Sonnenstrahlen entzieht, gedeihen Moose und
Flechten nur noch im tiefsten Dunkel der Wälder
und während der Regenzeit. Die Familie der Farrn-
kräuter, also eine Ordnung, die eines höhern Grads
der Wärme bedarf, und dabey weniger empfind-
lich gegen den Einfluſs des Lichts ist, als alle übri-
ge Pflanzenthiere, ist die einzige aus dieser Classe,
die in den heissen Climaten einen groſsen Reich.
thum an mannichfaltigen Geschlechtern und Arten
auf-
[435] aufzuweisen hat. Aber diese steht auch der vege-
tabilischen Bildung näher, als irgend eine andere
Familie der Phytozoen.


§. 3.

Wir haben also zwey formelle Bedingungen
des Lebens gefunden, die einander in den mannich-
faltigsten Verhältnissen auf der Erde entgegenge-
setzt sind. Entspricht jedem dieser verschiedenen
Verhältnisse bey gleichen materiellen Bedingungen
ein eigenes lebendes Gebilde, was bedarf es denn
weiter noch, als blos dieser materiellen Bedingungen,
um alle ursprüngliche Mannichfaltigkeit der leben-
den Natur zu erklären? Wir sagen, ursprüng-
liche
: denn mit dem Entstehen der ersten leben-
den Körper muſsten auch neue formelle Bedingun-
gen des Lebens eintreten, wodurch die Organi-
sation der folgenden Generationen abgeändert
wurde.


Vergleichen wir Länder, die sich unter glei-
chen Breiten, obgleich noch so verschiedenen Gra-
den der Länge befinden, und wo keine locale Ursa-
chen den Grad der Wärme und des Lichts abän-
dern, so finden wir in der That auch viele Gründe
für diese Vermuthung. So liegen z. B. Philadelphia
und Peking unter einer gleichen Breite und an den-
selben Seiten von Amerika und Asien, nehmlich
den östlichen. An beyden Orten sind die Winter
Ee 2kalt,
[436] kalt, die Sommer aber sehr warm. In beyden
bringen die nehmlichen Winde dieselben Wirkun-
gen hervor; in beyden sind die Nordwestwinde
kalt und durchdringend, die Südweste warm und
trocken, die Nordoste kalt und feucht, die Süd-
oste feucht und warm. In beyden Gegenden herr-
schen die Südweste im Sommer und die Nordweste
im Winter. Diese Aehnlichkeit des Clima bringt
auch in beyden ähnliche Pflanzen hervor. Taback,
Phytollacca, der Persimon, der Maulbeerbaum und
verschiedene andere Gewächse sind einheimisch
sowohl um Peking, als um Philadelphia. Gin-
seng wird westlich von Peking gesammelt, und
diese Pflanze wächst sonst nirgends, als unter
ähnlichen Graden der Breite in Amerika (n).


Aehnliche Resultate liefert eine Vergleichung
der nordwestlichen Küste von Europa und Ame-
rika.


Ein gleiches Clima erzeugt also gleiche Pflan-
zen. — Aber wie läſst es sich erklären, daſs die
Theestaude und mit ihr manche andere, in China
einheimische Gewächse sich nicht auch unter den-
selben Graden der Breite im nordöstlichen Ame-
rika finden?


Schon allein dieses Factum beweist, daſs Wär-
me und Licht nicht die einzigen formellen Bedin-
gun-
[437] gungen des Lebens seyn können. Aehnlicher That-
sachen aber giebt es noch eine Menge. Eines der
vornehmsten ist die gänzliche Verschiedenheit der
Thiere und Pflanzen der südlichen Erdhälfte bis
zum 35ten Grade der Breite, vorzüglich Neuhol-
lands, von denen der nördlichen Hemisphäre.


Welche Kraft ist es, die hier bey einem gleichen
Grade der Wärme und des Lichts eine so gänzliche
Verschiedenheit der lebenden Gestalten hervorge-
bracht hat? Ist es der Boden? Aber dieser besteht
auf Neu-Holland (o) und den übrigen flachen In-
seln des zwischen den Wendezirkeln gelegenen
Theils der Südsee (p) aus verwitterten Muscheln
und Corallen, und aus denselben Materien besteht
er auch auf den Westindischen Inseln (q), deren
Produkte doch mit denen der Südsee-Inseln sehr
wenig Aehnlichkeit haben.


Ist
Ee 3
[438]

Ist es die Mischung der Athmosphäre? Aber
die gröſsten Veränderungen, die man in dieser be-
obachtet hat, betragen nach von Humboldt(r)
0,290 bis 0,236, und nach Berthollet(s) noch
weniger an Sauerstoffgas, und dem erstern zufol-
ge (t) 0,005 bis 0,015 an kohlensaurem Gas, ein
Unterschied, der viel zu gering ist, als daſs sich
von ihm bedeutende und bleibende Wirkungen auf
die lebende Natur erwarten liessen. Zudem be-
rechtigt uns weder Theorie, noch Erfahrung zu
der Voraussetzung, daſs die Mischung der Athmo-
sphäre in der südlichen Erdhälfte anders ist, als in
der nördlichen.


Auch bemerken wir da, wo locale Ursachen
eine veränderte Mischung der Athmosphäre vermu-
then lassen, keinen formellen, sondern blos einen
materiellen Einfluſs auf die lebende Natur. Wir
finden, daſs in solchen Gegenden entweder die Ve-
getation üppig von statten geht, indem die Thiere
kein Gedeihen haben, oder daſs umgekehrt die
letztern sich dort in ihrem Elemente fühlen, indem
die Pflanzen keine Nahrung finden. Jenes ist z. B.
der Fall in Sennaar, wo vielleicht der fette Boden
dem Luftkreise sehr vielen Sauerstoff entzieht, und
dage-
[439] dagegen eine ungewöhnlich groſse Menge Kohlen-
stoff entbindet. Nichts ist gewisser, sagt Bruce,
als daſs nie ein Weibchen je in der Stadt, oder et-
liche Meilen in der Runde umher Junge gebracht
hat. Dieser nachtheilige Einfluſs höret auf, sobald
man das Vieh aus der Gegend von Sennaar in eine
Sandgegend bringet. Aira, welches drey bis vier
Meilen von dieser Stadt liegt, kein Wasser ausser
dem Nil in der Nähe hat, und mit weissem un-
fruchtbarem Sande umgeben ist, bekömmt allen Ar-
ten von Vieh vortrefflich. So ungünstig aber Sen-
naar den Thieren ist, so liefert der dortige Boden
doch einen Ueberfluſs an vegetabilischen Nahrungs-
mitteln für Menschen und Vieh. Man versicherte
Bruce’n, daſs er 300fältig tragen sollte, welches
ihm indeſs übertrieben zu seyn schien (u). Eben
diese Armuth an Thieren und dieser Reichthum
an Pflanzen zeigt sich in Bootan. “Ich erinnere
„mich,” sagt Turner, “auf meiner ganzen Reise
„durch dieses Land kein wildes Thier, Makis aus-
„genommen, gefunden zu haben, und von Wild-
„prett sahe ich blos bey Chuka einige Phasanen.”
Dafür ist aber Bootan allenthalben mit ewigem
Grün bedeckt, und reich an Wäldern der gröſsten
und höchsten Bäume. Ganz das Gegentheil findet
in dem benachbarten Tibet statt. Die Mannichfal-
tig-
Ee 4
[440] tigkeit von Vögeln, Wildprett, Raubthieren und
Vieh ist hier ausserordentlich groſs. Aber schon
gleich beym ersten Anblicke fällt es dem Reisenden
als ein Land auf, daſs in Ansehung des Pflanzen-
reichs unter die von der Natur am wenigsten be-
günstigten gehört, und keiner Cultur fähig zu seyn
scheint. Es zeigt nur niedrige felsige Anhöhen oh-
ne irgend eine sichtliche Vegetation, oder ausge-
dehnte dürre Ebenen, die den traurigsten und
widrigsten Anblick gewähren (v).


Es giebt nur noch ein einziges Agens, das sich
mit Wahrscheinlichkeit für den Grund der erwähn-
ten Verschiedenheit zwischen den lebenden Produk-
ten beyder Erdhälften annehmen läſst. Wir müs-
sen indeſs, ehe wir uns deutlicher erklären können,
einige physikalische Sätze vorausschicken.


1) Alle oxydationsfähige Körper stehen in einer
Wechselwirkung, die sich durch Abänderun-
gen in den physischen und chemischen Qua-
litäten derselben, vorzüglich durch Modifica-
tionen ihrer chemischen Affinitäten, Freywer-
den von negativer und positiver Elektricität,
und Entstehung von Polarität zu erkennen
giebt. Am auffallendsten äussert sich diese
Wechselwirkung, die wir der Kürze halber
mit
[441] mit dem Namen der Galvanischen Aktion
oder des Galvanismus bezeichnen wollen,
in der Voltaischen Säule.


2) Eine Bedingung dieser Wechselwirkung ist
Ungleichartigkeit der oxydationsfähigen Kör-
per in Betreff ihrer physischen und chemischen
Qualitäten.


3) Diese Wechselwirkung ist am gröſsten bey
den Metallen, und bey diesen desto gröſser, je
verschiedener die Metalle in ihren physischen
und chemischen Qualitäten sind, daher über-
haupt am gröſsten zwischen edlen und unedlen
Metallen.


4) Sie wird erhöhet durch Erhöhung und ver-
mindert durch Verminderung der Temperatur.


5) Alles Flüssige, also Gestaltlose, aber der Ge-
staltung Fähige, was in die Sphäre dieser
Wechselwirkung kömmt, wird durch dieselbe
bey seiner Gestaltung modificirt, wie die Den-
driten in Metallauflösungen, welche dem
Einflusse der Voltaischen Säule ausgesetzt sind,
beweisen.


6) Alle lebende Körper besitzen einen hohen
Grad von Empfänglichkeit für die Einwirkung
des, bey jener Wechselwirkung thätigen Agens.
Von dem thierischen Körper bedarf dieser Satz
keines Beweises. Daſs er auch von den Vege-
tabilien und Zoophyten gilt, habe ich in
Ee 5Pfaff’s
[442]Pfaff’s und Scheel’s Nordischem Archiv für
Natur- und Arzneywissenschaft. B. 1. St. 2.
S. 240 und Gilbert’s Annalen der Physik.
R. VII. S. 281 durch zahlreiche Versuche er-
wiesen, denen ich noch den folgenden bey-
füge.


Im August 1801 setzte ich eine ohngefähr 8
Zoll hohe Pflanze des Lamium album, die in ei-
nem Topfe zufällig aufgewachsen war und noch
nicht geblühet hatte, dem Einflusse einer Voltai-
schen Säule von 50 Paaren Kupfer- und Zinkplat-
ten auf die Art aus, daſs der Zinkpol mit dem
untern und der Kupferpol mit dem mittlern Thei-
le des Stammes durch Stanniolstreifen in Verbin-
dung stand. Die Scheiben von Leinewand, wo-
durch die Plattenpaare getrennt waren, hatten in
einer Salmiakauflösung gelegen, und wurden um
den dritten Tag von neuem angefeuchtet. Die
Wirkungen der Säule auf das Gefühl waren von
geringer Stärke. Die Pflanze blieb in der Kette
neun Tage hindurch. Während der ersten drey
Tage zeigten sich keine Veränderungen. Am vier-
ten Tage aber bekamen die Spitzen der ältern
Blätter dunkelschwarze Flecken. Diese breiteten
sich in der Folge immer weiter aus, nahmen zu-
letzt das ganze Blatt ein, und zogen das Abfal-
len desselben nach sich. Eben diese Veränderung
zeigte sich auch an den Zweigen und am Stam-
me,
[443] me, besonders an dem Theile des letztern, wel-
cher zwischen den beyden Stanniolstreifen enthal-
ten war.


Nach den obigen Voraussetzungen würde es
keinen Zweifel leiden, daſs eine ähnliche Wech-
selwirkung, wie in der Voltaischen Säule vor-
geht, auch zwischen den Himmelskörpern, und
namentlich zwischen der Erde, dem Monde und
der Sonne statt fände, wenn sich darthun liesse,
1) daſs diese Körper zu den oxydationsfähigen
gehören, 2) daſs sie in ihren physischen und
chemischen Qualitäten verschieden sind, und 3)
daſs die erwähnte Wechselwirkung nicht blos auf
die unmittelbare Berührung der Körper einge-
schränkt ist, sondern schon in der Ferne entsteht.


Was den ersten dieser Sätze betrifft, so be-
darf derselbe von der Erde keines Beweises. Daſs
er aber auch von dem Monde gilt, erhellet aus
den Vulcanen desselben, die ohne Feuer, und also
auch ohne Oxydationen und Desoxydationen gar
nicht vorhanden seyn könnten. Die Sonne ist
vermöge ihres Lichtes ein sehr wirksames Agens
bey der Galvanischen Wechselwirkung. Legt man
zwey verschiedene, an dem einen Ende mit ein-
ander verbundene Metallstangen, z. B. Zink und
Silber, mit ihren freyen Enden in einen Aufguſs
von vegetabilischen Substanzen, so erzeugen sich
an diesen auf der Oberfläche des Wassers strah-
len-
[444] lenförmige Figuren, und zwar die gröſsten und
meisten Strahlen an demjenigen Metalle, welches
dem Sauerstoff am nächsten verwandt ist, kleinere
und weniger zahlreiche, oder auch gar keine an
dem andern. Beyde Metalle haben die längsten
und meisten Strahlen auf der dem andern zuge-
kehrten Seite, doch nur wenn das Licht keinen
Einfluſs auf sie hat. Wirkt aber dieses auf sie ein,
so ziehen sich die Strahlen eben so nach demselben
hin, wie von dem Zink nach dem Silber, und von
dem letztern nach dem erstern; und wenn in einer
Kette von zwey Metallen das eine derselben nach
der dunkeln Seite des Zimmers hin gekehrt ist, so
drehen sich diejenigen Strahlen, welche auf dieser
Seite entstehen, in einer krummen Linie nach dem
Lichte hin, da sie sonst immer gerade Linien bil-
den (w).


Von dieser Seite ist also eine Galvanische Ak-
tion zwischen der Erde, dem Monde und der Son-
ne gewiſs möglich. Ob nun zweytens auch in den
physischen und chemischen Qualitäten dieser Him-
melskörper die zu einer solchen Wechselwirkung
erforderliche Verschiedenheit statt findet? Diese
Frage wird sich beantworten lassen, wenn man er-
wägt, daſs jene Qualitäten mit der Dichtigkeit in
enger Verbindung stehen, und daſs diese bey den
erwähnten Körpern sehr verschieden ist. Setzt man
die
[445] die Dichtigkeit der Erde ‗ 1, so ist die des Mon-
des ‗ 0,74, und die der Sonne ‗ 0,25 (x). Die
Dichtigkeit der Erde verhält sich aber nach Caven-
dish
’s Versuchen zur Dichtigkeit des Wassers, wie
5,48 zu 1 (y). Wird also die Dichtigkeit des Was-
sers zur Einheit angenommen, so ist die des Mon-
des ‗ 4,05 und die der Sonne ‗ 1,37. Vergleicht
man hiermit Muschenbroek’s Tafeln über das spe-
cifische Gewicht der Körper (z), so ergiebt sich,
daſs die Dichtigkeit der Erde zwischen der des ge-
brannten Kupfers (‗ 5,45) und der der Goldglätte
(‗ 6,00) in der Mitte steht, der Mond sich in An-
sehung seiner Dichtigkeit dem Spieſsglanze (‗ 4,00
oder 4,70) nähert, und die Sonne in dieser Quali-
tät der Salpetersäure (‗ 1,31) unter den flüssigen,
und dem Salmiak (‗ 1,45) unter den festen Kör-
pern am nächsten kömmt. Hierbey ist nun zwar
zu bemerken, daſs in Cavendish’s Versuchen das
specifische Gewicht des destillirten Wassers nach
Kirwan’s Abwägung, wonach 1 Kubikzoll ‗ 25,35
Gran ist, hingegen in Muschenbroek’s Tafeln das
specifische Gewicht des Regenwassers zur Einheit
angenommen ist. Inzwischen geht doch so viel
aus diesen Untersuchungen hervor, daſs die Dich-
tigkeiten der Erde, des Mondes und der Sonne de-
nen dreyer Körper ohngefähr gleich sind, woraus
sich
[446] sich eine sehr wirksame Galvanische Kette con-
struiren läſst.


Es ist also drittens noch auszumachen, ob eine
Galvanische Aktion auch zwischen Körpern mög-
lich ist, die nicht in unmittelbarer Berührung mit
einander stehen. Aber was könnte uns hindern,
jene Wirkung in die Ferne, die jeder Körper, und
also auch jedes Metall, vermöge seiner attraktiven
oder repulsiven Grundkraft äussern muſs, beym
Galvanismus für unwirksam zu halten? Zwar
glaubt von Humboldt(a) auf diese Unwirksam-
keit aus seinen Versuchen schliessen zu müssen.
“Ueberaus merkwürdig und charakteristisch,” sagt
er, “für die Natur der belebten Nerv- und Mus-
„kelfaser ist es, daſs alle Wirkungen aus der Ent-
„fernung beym Galvanischen Versuche nur unter
„den thierischen Organen selbst, und nie, nie un-
„ter zwey Metallen oder andern unbelebten Ket-
„tengliedern eintreten.” Allein die Versuche, wor-
auf sich von Humboldt wegen dieser Behauptung
beruft, zeigen blos, daſs jeder Zwischenraum zwi-
schen den unbelebten Kettengliedern die Entste-
hung sichtbarer Bewegungen der Muskelfasern ver-
hindert, nicht aber, daſs in unterbrochenen Ket-
ten gar keine Aktion statt findet. Die letztere kann
zu schwach seyn, um wirkliche Zusammenziehun-
gen
[447] gen hervorzubringen, aber hinreichend, um bey
fortdauernder Einwirkung auf thierische Organe
deren Empfänglichkeit für Reitze zu verändern.
Ich habe indeſs im April 1799 eine Beobachtung
gemacht, wodurch es wahrscheinlich wird, daſs
bey einem hohen Grade dieser Empfänglichkeit
auch eine zur Erregung von Muskelbewegungen
hinreichende Wirkung aus der Ferne zwischen den
metallischen Armaturen statt finden kann. Ich
brachte in dem einen Hinterschenkel eines sehr
reitzbaren Frosches, dessen Extremitäten fast noch
zehn Minuten nach der Trennung vom Körper
sich von selber zu bewegen fortfuhren, heftige
Contraktionen hervor, indem ich den ischiadi-
schen Nerven blos an einem einzigen Punkte mit
einer Silberstange berührte. Diese Zuckungen
wurden noch ungleich heftiger, als ich in dem
Zeitpunkte, wo das Silber den Nerven berührte,
zugleich eine Zinkstange, die mit dem Silber in
gar keiner leitenden Verbindung stand, mit den
Schenkelmuskeln in Berührung brachte. So be-
merkte auch Robinson(b) schon Blitze vor den
Augen, ehe noch die Zink- und Silberdräthe, wo-
mit er die innern Flächen der Wangen armirt hat-
te, mit einander in Berührung kamen.


Aus-
[448]

Ausser diesen Gründen sprechen endlich noch
alle meteorologische Veränderungen für einen cos-
mischen Galvanismus. Wo ist ein Princip, aus-
ser diesem, das alle, zur Erklärung jener Phäno-
mene erforderliche Eigenschaften in sich vereinigte?
Weder die Anziehung der Himmelskörper, noch
das Sonnenlicht kann dieses Princip seyn. Es ist
eine von Muschenbroek(c) zu Leiden, Rosen-
thal
(d) zu Nordhausen, Planer(e) in Erfurt,
Toaldo(f) in Venedig, Duc-Lachapelle(g) zu
Montauban in Frankreich, Balfour und Farga-
hoor
(h) in Bengalen, Don Alzate y Ramirez(i)
in Mexico, Godin(k) in Peru, von Humboldt(l)
in Cumana, Cassan(m) zu St. Lucie unter 14°
N. Br.
[449] N. Br. und De Lamanon(n) zwischen 11° 2′ N. Br.
und 1° 17′ S. Br. gemachte Beobachtung, daſs der
Druck der Luft des Morgens steigt, um Mittag
abnimmt, des Abends von neuem wächst, und
um Mitternacht wieder fällt. Liesse sich eine Ver-
änderung der Athmosphäre aus den zuletzt er-
wähnten Kräften befriedigend erklären, so würde
es am ersten diese athmosphärische Ebbe und
Fluth seyn, deren Perioden sogar, nach Cassan’s
Beobachtungen, mit denen des Fallens und Stei-
gens des Meers harmoniren. Aber weder die blo-
ſse Anziehung der Himmelskörper, worin die
letztere Erscheinung ihren Grund hat, noch die
erwärmende Kraft der Sonnenstrahlen ist zur Er-
klärung des erstern Phänomens hinreichend: jene
nicht, weil nach La Place’s Berechnung (o) die
vereinigte Wirkung der Sonne und des Mondes,
wenn sie in ihrer mittlern Entfernung und in
Conjunction oder in Opposition sind, nur eine
Veränderung von 0,28 Pariser Linien im Barome-
terstande bewirken kann, da dieselbe doch bey
der athmosphärischen Ebbe und Fluth nach De
Lamanon
im Mittel 1,2 Englische Linien, und
nach von Humboldt 1,7 Pariser Linien beträgt;
diese nicht, weil ihre Wirkungen durch zu viele
Ursachen abgeändert werden, als daſs dieselben
einen
Bd. II.Ff
[450] einen regelmäſsigen Gang beobachten könnten.
Hierzu kömmt noch, daſs mit jenem periodischen
Steigen und Fallen des Barometers auch eine Ebbe
und Fluth der athmosphärischen Elektricität, also
eine Beschaffenheit des Luftkreises verbunden
ist, die sich schwerlich aus den beyden letztern
Ursachen erklären läſst. Gleich jener steigt diese,
nach Saussure’s Beobachtungen, bey heiterm und
stillem Wetter des Morgens, und erreicht ihr Ma-
ximum einige Stunden nach Sonnenaufgange, fällt
hierauf wieder, wächst aber von neuem des
Abends, und ist am stärksten einige Stunden nach
Sonnenuntergange, fällt dann von neuem, bis sie
gegen Morgen zu ihrem Maximum zurückkehrt (p).
In dem Galvanismus aber finden sich alle zum
Grundprincip der meteorologischen Veränderungen
erforderliche Eigenschaften. Die Wirkungen eines
solchen Princips müssen Oxydationen und Desoxy-
dationen ohne vorhergegangene Erhöhung der
Temperatur, Verwandlung von Luft in Wasser
und von Wasser in Luft, Veränderung der Mi-
schung des Luftkreises, Vermehrung oder Vermin-
derung der Elasticität desselben, Bindung oder Ent-
bindung von Wärme, und Erregung von Elektrici-
tät seyn, und eben diese Wirkungen sind die des
Galvanismus.


Hat
[451]

Hat aber dies seine Richtigkeit, so ist es auch
wahrscheinlich, daſs jener cosmische Galvanismus
anders seyn wird in der südlichen Hemisphäre und
anders in der nördlichen, wenn der Bau der erstern
von der Struktur der letztern verschieden ist. Die-
se Verschiedenheit nun fällt in die Augen. Die
Oberfläche der nördlichen Erdhälfte besteht gröſs-
tentheils aus festem Lande, die der südlichen aus
Meerwasser. Zugleich zeigt sich in der wärmern
Zone der südlichen Hemisphäre ein weit gröſserer
Reichthum an edlen Metallen, als in allen übrigen
Erdstrichen. Gold und Silber finden sich nirgends
in der Menge, als in den heissen Gegenden des
Südens von Amerika, Asien und Afrika. Hinge-
gen in der nördlichen Erdhälfte sind Eisen und
Kupfer die häufigern Metalle.


Sollte nun eine Kraft, die sich im Kleinen auf
den lebenden Körper so wirksam zeigt, nicht auch
auf die ganze lebende Natur den mächtigsten Ein-
fluſs haben? Und sollte die verschiedene Modifi-
kation dieses Agens in den beyden Erdhälften nicht
die Ursache der Verschiedenheit seyn, die in den
lebenden Produkten beyder Hemisphären statt
findet?


Diese Hypothese würde noch mehr gewinnen,
wenn sie uns auch die Frage beantwortete: War-
um diese Verschiedenheit vorzüglich zwischen den
Thieren und Pflanzen der wärmern Zonen beyder
Ff 2Erd-
[452] Erdhälften, weniger aber zwischen denen der käl-
tern Climate des Südens und Nordens vorhanden
ist? Laſst uns sehen, ob sich diese Thatsache
aus unserer Hypothese erklären läſst!


Da eine Bedingung der Galvanischen Aktion
ein gewisser Grad von Wärme ist, so muſs dieje-
nige Wechselwirkung, welche zwischen der Erde
und den Himmelskörpern vorgeht, auf jener ab-
nehmen mit zunehmender Entfernung vom Aequa-
tor. Sie kann daher in den Polarländern keinen
so groſsen Einfluſs auf die lebenden Körper haben,
und bey einem gleichen Grade des Lichts und der
Wärme muſs also in diesen Gegenden eine gröſsere
Aehnlichkeit der Thiere und Pflanzen statt finden,
als in den wärmern Zonen. Hierzu kömmt noch,
daſs die Verschiedenheit, welche in der Vertheilung
der Metalle auf beyden Erdhälften statt findet,
sich aller Wahrscheinlichkeit nach nicht bis zur
kältern Zone des Südens erstreckt. Im Magellans-
lande, Feuerlande und in Neuseeland ist noch kei-
ne Spuhr von edlen Metallen entdeckt, wohl aber
fanden Banks und Solander in der Mercurius-Bay
auf Neuseeland eine groſse Menge Eisensand, der
von den Bächen aus dem Lande herabgeschwemmt
war, und einen sichern Beweis giebt, daſs hier
Eisenerze vorhanden seyn müssen (q).


§. 4.
[453]
§. 4.

Aus den bisherigen Voraussetzungen ist nun
die ursprüngliche Verschiedenheit in den le-
benden Produkten der Erde erklärt. Mit dem Ent-
stehen dieser Produkte aber wurden neue Kräfte
geweckt, welche auf die Bildung der folgenden
Generationen Einfluſs hatten. Zu diesen gehört
vorzüglich die dynamische Einwirkung,
welche jeder lebende Organismus auf
die übrige Natur äussert
.


Es würde inconsequent seyn, alle übrige Kör-
per, welche die im vorigen § angezeigten Eigen-
schaften haben, für vermögend, den lebenden Or-
ganismus aber für unfähig zu einer solchen dyna-
mischen Einwirkung zu halten. Wir haben um
desto mehr Grund, bey ihm ebenfalls dieses Ver-
mögen anzunehmen, da seine Organe nicht min-
der tauglich zur Construktion Galvanischer Ket-
ten und Voltaischer Säulen, als alle andere oxy-
dable Körper sind. Auch treffen wir eine Menge
Erscheinungen an, die nur in einer solchen Ein-
wirkung lebender Körper auf andere einen be-
friedigenden Grund finden. Wer erklärt ohne
sie die Phänomene von Geselligkeit und Ungesel-
ligkeit, Sympathie und Antipathie, deren es bey
den Pflanzen wie bey den Thieren giebt? Wer
sagt uns, ohne Hülfe jener Voraussetzung, war-
um z. B. Erica vulgaris, Polygonum aviculare,
Ff 3Poa
[454] Poa annua und Fucus vesiculosus immer in gro-
ſsen Haufen, hingegen Gentiana ciliata, Daphne
mezereum, Colchicum autumnale und Fucus sac-
charinus nie anders, als einzeln, leben (r); war-
um Agrostemma Githago, Ervum hirsutum, Ra-
nunculus arvensis, Lithospermum arvense und
viele andere Pflanzen nur zwischen dem Korn
gedeihen; warum der Hafer von Serratula arven-
sis, der Lein von Euphorbia peplus und Scabiosa
arvensis, der Weitzen von Erigeron acre, und
der Buchweitzen von Spergula arvensis leidet (s);
warum, einem allgemeinen Glauben der Landleute
zufolge, die Nachbarschaft der Berberis vulgaris
Miſswachs des Getreides hervorbringt; warum alle
Arten von Eichen dem Aufkommen des Grases und
anderer Pflanzen um sich her hinderlich sind (t);
warum die Dattelpalme und der Cocosnuſsbaum
nie in einerley Boden wachsen, und auf der
ganzen Insel Sumatra sich keine Dattelpalmen
finden, obgleich der Cocosnuſsbaum und andere
Palmenarten daselbst in Menge angetroffen wer-
den (u)?


Zwar
[455]

Zwar hat Brugmanns(v) diese Erscheinungen
aus einer andern Ursache herzuleiten versucht.
Seiner Voraussetzung nach leeren die Pflanzen aus
den äussersten Enden ihrer Wurzeln Säfte aus,
welche den benachbarten Gewächsen und ihnen
selbst theils schädlich, theils nützlich sind. Allein
wäre diese Erklärung allgemein gültig, so könnte
die Antipathie zweyer Pflanzen nur da statt finden,
wo ihre Wurzeln mit einander in Berührung kä-
men, und könnte nicht, wie doch wirklich der
Fall ist, sich auf weitere Entfernungen erstrecken.
Auch müſste bey jener Voraussetzung der schäd-
liche Einfluſs, den manche Pflanzen auf andere
äussern, dem Boden mitgetheilt werden, und also
noch fortdauern, wenn jene schon ausgerottet wä-
ren, welches doch keinesweges der Fall ist. Ein
Feld trägt keine andere Pflanzen, so lange Hanf
darauf wächst; es bedeckt sich aber gleich wie-
der mit andern Kräutern, sobald dieser wegge-
räumt ist. Endlich wird die Brugmannsche Er-
klärung von keinen Beweisen unterstützt; hinge-
gen hat die unsrige eine wichtige Analogie für
sich. Man setze ein Gefäſs mit Quecksilber in die
Nähe einer Pflanze. und diese wird in kurzer
Zeit gänzlich absterben, selbst wenn das Metall
von ihr einen halben Fuſs und noch weiter ent-
fernt
Ff 4
[456] fernt ist (w). Hier ist ein Phänomen, das mit
jener Antipathie der Pflanzen völlig übereinkömmt,
und sich aus keiner andern Ursache, als aus ei-
ner dynamischen Einwirkung des Quecksilbers
auf den vegetabilischen Organismus begreiflich
machen läſst (x).


§. 5.

Dies sind die allgemeinern unter den formel-
len Bedingungen des Lebens. Die materiellen Be-
dingungen desselben lassen sich, gleich jenen, in
ursprüngliche und secundäre unterscheiden.
Die Pflanzen und Thiere nehmlich geben der Er-
de, dem Wasser und der Luft nicht blos zurück,
was sie von diesen empfangen haben, sondern
bilden neue Mischungen, und beleben den Schooſs,
der sie erzeugte, gebahr und ernährte, mit neuen
Kräften bey ihrer Verwesung. So wurden mit
dem Entstehen der Urformen des Thier- und Pflan-
zenreichs nicht nur die ursprünglichen formellen,
sondern auch die primären materiellen Bedingun-
gen des Lebens abgeändert. Hier müssen wir es
aber dahin gestellt seyn lassen, welche dieser ma-
teriellen Bedingungen zu den ursprünglichen, und
welche zu den secundären gehören, und uns be-
gnü-
[457] gnügen, den Grad ihrer Wichtigkeit für die le-
bende Natur zu schätzen, und ihre Wirkungsart
zu entdecken.


In Beziehung auf den erstern Punkt bemer-
ken wir, daſs Wasser und athmosphäri-
sche Luft die wichtigsten und allge-
meinsten unter den materiellen Bedin-
gungen des Lebens sind, daſs aber die
Nothwendigkeit des erstern desto mehr
abnimmt, und die der letztern desto
mehr steigt, je mehr Mannichfaltigkeit
in der Organisation eines lebenden Kör-
pers herrscht
.


Die Wichtigkeit des Wassers als materieller
Bedingung der lebenden Welt erhellet schon aus
mehrern, im Vorhergehenden angeführten That-
sachen. Im Allgemeinen besitzt von zwey gleich
warmen Ländern das wasserreichere auch die mei-
sten Individuen von lebenden Körpern. Welches
Land hat einen gröſsern Ueberfluſs an Wasser, als
das mittlere Amerika, wo der Maragnon, der Oro-
noko, der Plata, der Mississippi und der Lorenz-
fluſs in Canälen, die schon lange vorher, ehe sie
sich mit dem Meere vermischen, mehr Armen der
See, als Ströhmen süſsen Wassers gleichen, dem
Ocean zueilen, ihr Bett, das noch von keinen
Dämmen beschränkt ist, unaufhörlich verändern,
und bey jedem Anwachse die umliegenden Ebenen
Ff 5über-
[458] überschwemmen? Aber wo ist auch die Vegeta-
tion üppiger, wo wimmelt der Boden von einer
solchen Menge Würmer, Insekten, Schlangen,
Frösche und Eidechsen, als an den Ufern dieser
Flüsse? Hingegen welche Gegenden sind ärmer
an Wasser, als die Lybische Wüste? Und wo
fehlt es der Natur so sehr an Kraft, um die Indi-
viduen ihrer lebenden Produkte zu vervielfältigen,
als in dieser Einöde?


Wir müssen indeſs bey dieser Vergleichung die
Menge der Individuen von der der Arten und Ge-
schlechter wohl unterscheiden. Nur die erstere
hängt von den materiellen, die letztere aber auch
von den formellen Bedingungen des Lebens ab.
Jene kann sehr beträchtlich seyn, indem diese nur
gering ist, und umgekehrt. So enthält die südli-
che Spitze von Afrika nicht viele Individuen von
Pflanzen. Wie groſs aber die Zahl der Gattungen
und Geschlechter hier ist, weiſs man aus dem vo-
rigen Abschnitte.


Aber nicht alle Classen und Familien der leben-
den Körper bedürfen des Wassers in gleichem
Grade. Die feuchten Gegenden des heissen Ame-
rika, die so voll von Thieren der niedern Classen
sind, enthalten weit weniger einzelne Säugthiere,
als diejenigen Theile von Afrika und Asien, die
mit ihnen unter gleichen Graden der Breite liegen.
Hingegen giebt es nirgends so viele Individuen
von
[459] von Säugthieren, als in dem dürren Afrika. Es
folgt also, daſs die Säugthiere weniger, als die
niedern Thierclassen des Wassers bedürfen. Die
physische Verbreitung der lebenden Organismen
lehrt aber auch, daſs überhaupt dieses Bedürfniſs
mit abnehmender Mannichfaltigkeit der Organe
zunimmt. Keine unter allen lebenden Körpern
sind mehr an feuchte Standörter gebunden, als die
einfachsten unter allen, die Zoophyten. Und auch
unter diesen steigt jenes Bedürfniſs mit der Ein-
fachheit ihrer Organisation. Von den Pflanzen-
thieren sind die Farrnkräuter am wenigsten, mehr
die Moose, am meisten die Schwämme und Tan-
ge abhängig vom Wasser. Die Classe der Thier-
pflanzen enthält lauter Bewohner dieses Elements.
Gehen wir von den Phytozoen zu den Pflanzen
über, so treffen wir auf der Gränze beyder Reiche
eine ganze Familie an, die blos in Seen und Mo-
rästen lebt, nehmlich die der Najaden. Ihnen fol-
gen in Ansehung der Mannichfaltigkeit der Organe
die Monocotyledonen, und diese können auch
schon mehr der Feuchtigkeit entbehren, als die
Najaden, aber doch weniger als diejenigen, die auf
der höchsten Stufe der vegetabilischen Organisation
stehen, als die Dicotyledonen. Eben diese Grada-
tion zeigt sich, wenn wir uns von den Thierpflan-
zen zu den Thieren wenden. Unter den Wür-
mern halten sich die meisten entweder im Wasser,
oder in den thierischen Säften auf. Ein kleinerer
Theil
[460] Theil bewohnt das Innere der Erde, also doch
auch ein feuchtes Medium. Weniger abhängig vom
Wasser sind die Insekten. Aber von den Mollus-
ken und Crustaceen zu den Fischen, von diesen
zu den Amphibien, und von den letztern zu den
Vögeln und Säugthieren mindert sich diese Abhän-
gigkeit in einer Stufenfolge, die nur bey einzelnen
Arten unterbrochen ist.


Bey keiner Art von lebenden Körpern geht
aber die Unabhängigkeit vom Wasser bis zur völ-
ligen Entbehrlichkeit desselben. Wenn die Agave,
Aloe, Cacalie, der Cactus, und ein gewisser Baum
auf der Insel Bourbon (Bois de Nattes) in den
trockensten Felsenritzen leben, ohne oft mehrere
Monate hindurch von einem Tropfen Regen be-
feuchtet zu werden, wenn das Epidendrum flos
aeris, eine in Indien jenseits des Ganges einhei-
mische Schmarotzerpflanze, im Zimmer an der
Decke aufgehangen, vegetirt und viele Jahre hin-
durch blüht, so sind diese Ausnahmen von dem
Gesetze der Nothwendigkeit des Wassers, als ma-
terieller Bedingung alles Lebens, nur scheinbar,
und es ist zu weit gegangen, mit Ingenhouss(y)
hieraus auf die völlige Entbehrlichkeit des Was-
sers zur Erhaltung jener Pflanzen zu schliessen.
“Der Nachtthau,” sagt dieser Schriftsteller, “kann
„sol-
[461] „solchen Gewächsen nicht die hinlängliche Nah-
„rung verschaffen, da alle übrige Pflanzen sonst
„auch damit erhalten werden müſsten.” Dieser
Schluſs aber ist, wie schon von Humboldt(z)
bemerkt hat, unrichtig. Nur so viel läſst sich
aus den angeführten Erfahrungen folgern, entwe-
der daſs die erstern Gewächse weniger Feuchtig-
keit als die letztern bedürfen, oder daſs jene
mehr Organe haben, um das nöthige Wasser aus
der Athmosphäre schöpfen zu können. “Um aber
„gewiſs zu seyn,” fährt Ingenhouss fort, “daſs
„diese Gewächse nicht vom Thau genähret werden,
„dürfen wir nur bedenken, daſs einige Pflanzen
„dieser Gattung in Gewächshäusern entweder in
„Töpfen leben, oder so, daſs man sie am obern
„Theile aufhängt.” Aber auch dieser Grund ist
nicht haltbar. Die wäſsrige Ausdünstung der um-
herstehenden Pflanzen und die dampfende Garten-
erde ersetzen in Treibhäusern das mangelnde Ver-
kehr mit der Wolkenregion, wie auch schon von
Humboldt
erinnert hat.


Entscheidende Beweise für die Nothwendig-
keit des Wassers, als materieller Bedingung des
vegetabilischen Lebens, sind folgende:


1) Mauerpfeffer (Sedum acre) und Hauslauch
(Sempervivum tectorum), zwey Pflanzenarten,
die
[462] die mit den Agaven und ähnlichen fleischigen
Gewächsen der Tropenländer in ihrer Lebens-
weise übereinkommen, in gereinigte Kiesel-
erde unter Glasglocken gepflanzt, sterben sehr
bald ab, wenn man der Luft dieser Glok-
ken durch ätzende Kalkerde alle Feuchtigkeit
entzieht; hingegen vegetiren sie fort, wenn
ihre Wurzeln während dieses Versuchs mit
Wasser benetzt werden (a).


2) Drey Pflanzen von Sedum acre, die 69¾ Gran
wogen, ins Fenster gestellt, waren nach 19
Tagen um 27¾ Gran, und eine Sprosse von
Sempervivum tectorum, deren Gewicht 251
Gran betrug, und welche ebenfalls am Fenster
stand, nach fünf Wochen um 116 Gran leich-
ter geworden, obgleich die erstern während
dieser Zeit Wurzelfasern getrieben hatten (b).


Aus diesen Versuchen erhellet, daſs die er-
wähnten Saftpflanzen zwar weniger Wasser zu ih-
rer Erhaltung als alle andere Pflanzen bedürfen,
und daſs hierzu die bloſse Feuchtigkeit der Ath-
mosphäre hinlänglich ist, daſs aber dieses Wasser
zur Vergröſserung ihres Volumens nicht zureicht,
und gänzliche Entziehung desselben eben so wohl
bey
[463] bey ihnen, als bey allen andern Gewächsen, den
Tod nach sich zieht.


Nicht ganz unwahrscheinlich ist übrigens von
Humboldt
’s Vermuthung (c), daſs zu gewissen
Zeiten, wo auch der Nachtthau fehlt, den fleischi-
gen Blättern der Aloe, des Mesembryanthemum
oder Sedum der Nahrungssaft, der in die Höhlen
ihres Zellgewebes deponirt ist, zur Erhaltung die-
ne. Beym Sedum acre enthalten nach Gough(d) die
mit Saft angefüllten Kapseln den Vorrath, womit
sie sich in trocknen Jahreszeiten erhalten.


§. 6.

Eine eben so nothwendige materielle Bedin-
gung alles Lebens, als das Wasser, ist auch die
athmosphärische Luft. Aber das Bedürfniſs dieses
letztern Elements steigt und fällt bey den verschie-
denen Classen von lebenden Körpern in einem
Verhältnisse, welches dem, worin das Bedürfniſs
des Wassers bey ihnen zu- und abnimmt, gerade
entgegengesetzt ist. Die höhern Classen von Thie-
ren und Pflanzen, die am unabhängigsten vom
Wasser sind, können am wenigsten der athmosphä-
rischen Luft entbehren. Umgekehrt aber verhält es
sich bey den niedern Classen und bey den Zoo-
phyten.


Die
[464]

Die Unentbehrlichkeit der athmosphärischen
Luft zur Erhaltung der Säugthiere und Vögel ist
so bekannt, daſs es kaum nöthig seyn wird, Er-
fahrungen zum Beweise derselben anzuführen.
Wir wollen indeſs kurz die Resultate der Versuche
mittheilen, welche von mehrern Französischen
Naturforschern über den Einfluſs der verschiede-
nen Gasarten auf Kaninchen und Meerschweine
(Savia Cobaya) angestellt sind. Unter einer Glocke
mit Sauerstoffgas, welches aus oxygenirt-salzsau-
rem Kali gezogen war, erstickte eines dieser Thie-
re nach 1 Stunde 40 bis 45 Minuten; unter einem
Cylinder voll athmosphärischer Luft nach 24 Minu-
ten; in Wasserstoffgas, welches aus Eisenfeile mit
Schwefelsäure entbunden war, nach 10 Minuten;
in Stickstoffgas binnen 5½ Minuten; in dem durch
Destillation aus Eichenholz entwickelten kohlenhal-
tigen Wasserstoffgas in 2 Minuten; in geschwefel-
tem Wasserstoffgas binnen einer halben Minute;
in dem aus Kreide durch Schwefelsäure gezogenen
kohlensauren Gas nach 2 Minuten; in Ammoniak-
gas in weniger als einer Minute; in oxygenirt-
salzsaurem Gas nach 2½ Minuten; in schweflicht-
saurem Gas nach 1½ Minuten; endlich unter Was-
ser nach 3 Minuten (e).


Diese Thatsachen enthalten den Grund der
Armuth des heissen Amerika und des Reichthums
der
[465] der Afrikanischen Sandwüsten an Individuen von
Säugthieren. Es ist nehmlich bekannt, daſs alle
Dammerde, und vorzüglich fette Dammerde, der
Athmosphäre den Sauerstoff entzieht, und kohlen-
saures Gas aushaucht. Bekannt ist es auch, daſs
sich aus Sümpfen kohlenhaltiges Wasserstoffgas
entwickelt. Man weiſs endlich, daſs die Entbin-
dung dieser Gasarten desto schneller und stärker
von statten geht, je höher die Temperatur und je
niedriger der Grad des Lichts ist. Diese Bedingun-
gen der Erzeugung zweyer, dem Leben der Säug-
thiere äusserst nachtheiligen Gasarten finden nun
in einem hohen Grade in den heissen Ländern der
neuen Welt statt. Der dortige Boden, dessen Pro-
dukte seit Jahrtausenden unbenutzt vermoderten,
besitzt eine gröſsere Fettigkeit, als man in irgend
einer andern Gegend antrifft (f); die dichten Wäl-
der verwehren der leuchtenden Kraft der Sonnen-
strahlen den Zugang zu dem sumpfigen Erdreich,
und lassen nur die wärmende Kraft derselben zu-
dringen. Hier muſs also die Reinheit der Athmo-
sphäre in einem Grade getrübt werden, welcher
der Fortdauer und Vermehrung der Säugthiere äus-
serst hinderlich ist.


Wegen der Schwere der beyden erwähnten Gas-
arten, welche denselben nicht erlaubt, sich mit den
hö-
Bd. II.Gg
[466] höhern Regionen der Athmosphäre zu vermischen,
kann aber dieses Hinderniſs nur an der Oberfläche
der Erde statt finden, und weder diejenigen Säug-
thiere, die sich vermittelst flügelartiger Organe zu
den obern Luftschichten erheben, noch die Vögel
treffen. Diese Thiere sind daher im heissen Ame-
rika nichts weniger als arm an Individuen. Nach
der Versicherung von Ulloa und Herrera(g) ma-
chen die groſsen Schaaren von Fledermäusen, die
sich um Carthagena aufhalten, eine dortige Land-
plage aus, und einer Stelle in der Geschichte von
Paraguay zufolge (h), wurden die Mopsikaer, eine
ansehnliche, ohnweit dieser Provinz wohnende
Nation blos von einer ungeheuren Menge den
Sperlingen ähnlicher Vögel aus ihrem Lande ver-
trieben.


Afrika enthält nur wenig Gegenden, wo jene
Bedingungen, die im heissen Amerika der Entbin-
dung irrespirabler Gasarten günstig sind, statt fin-
den. Auf den weiten, nur sparsam mit Bäumen
bedeckten Sandebenen jenes Welttheils hat die Circu-
lation der Luft keine Hindernisse, und das Wenige,
was sich von schädlichen Gasarten sammeln kann,
wird bald wieder von dem Harmattan, einem bren-
nenden Winde, der zu bestimmten Zeiten aus dem
innern Afrika gegen das Atlantische Meer we-
het
[467] het (i), zerstreuet. Daher das Gedeihen und die
ausserordentliche Vermehrung der Afrikanischen
Säugthiere.


Man darf übrigens nicht ausser Acht lassen,
daſs unsere obigen Bemerkungen über die Armuth
des mittlern Amerika an Säugthieren blos von de-
nen Theilen desselben gelten, die in den heissen
Zonen liegen, nicht aber auf diejenigen anwend-
bar sind, die ein gemäſsigteres Clima haben. In
diesen herrscht ein ähnlicher Reichthum an Säug-
thieren, wie in Afrika. Auf der südlichen Seite
des Plataflusses und in Chili haben sich die Rin-
der, Pferde und Hunde, die von den Spaniern
dorthin versetzt sind, zu einer so ungeheuren An-
zahl vermehrt, und sich so weit ausgebreitet, daſs
sie in Heerden von Tausenden wild herumstreifen,
und daſs die Ochsen jährlich blos der Felle wegen
gejaget und in groſser Menge getödtet werden (k).
Aber in diesen Gegenden finden auch jene Umstände
nicht statt, welche der Vermehrung der Säugthiere
in den heissen Ländern der neuen Welt so hinder-
lich sind. Es giebt hier keine groſse Waldungen
und
Gg 2
[468] und Moräste. Die Wälder, womit das mittlere
Amerika bedeckt ist, erstrecken sich nur bis zur
nördlichen Seite des Plataflusses. Hingegen auf
der Südseite desselben, an der ganzen östlichen
Küste von Patagonien bis zur Magellanischen
Meerenge, wächst kein anderes Holz, als etwas
schlechtes Gesträuch (l). Dabey hat dieses Land
einen leichten, trocknen und sandichten Boden,
groſsen Mangel an Wasser, aber einen Ueberfluſs
an langem und dickem Grase, welches in Rasen
wächst, die zwischen groſsen unfruchtbaren Strek-
ken Sandes zerstreut liegen (m). Alle Umstände
sind hier also von der Art, daſs sich die groſse
Fruchtbarkeit der dortigen Säugthiere leicht erklä-
ren läſst.


Eben jene dunkeln und feuchten Wälder, und
jene stinkenden Sümpfe, deren Athmosphäre ein
Gift für die Säugthiere und Vögel ist, sind das
Element der Amphibien. Diese Thiere leben fer-
ner in verschlossenen, unterirdischen Klüften, wo
eine höchst unreine Luft herrschen muſs, und kei-
ne Erneuerung derselben möglich ist (n). Wir
können schon hieraus schliessen, daſs bey ihnen
das Bedürfniſs der reinen athmosphärischen Luft
weit geringer, als bey den höhern Thierclassen,
seyn
[469] seyn muſs, und Versuche bestätigen auch diese
Folgerung. Frösche leben acht Stunden und noch
länger unter Wasser, da Säugthiere und Vögel in
diesem Elemente kaum eben so viele Minuten aus-
dauern können. Die geringe Menge der dem Was-
ser beygemischten athmosphärischen Luft ist wäh-
rend jener Zeit zur Erhaltung des Lebens solcher
Thiere hinreichend, wie daraus erhellet, daſs sie
schon binnen einer Stunde umkommen, wenn die
Erneuerung dieser Luft verhindert wird, indem
man sie in einem Gefäſse unter Wasser bringt,
und der Athmosphäre den Zugang zu dem letztern
durch Verschliessung des Gefäſses, oder durch Be-
gieſsen des Wassers mit Oel benimmt, und daſs
noch früher, nehmlich binnen einer Viertelstunde
der Tod eintritt, wenn man bey dem letztern Ver-
suche vorher die Luft durch Auskochen, oder da-
durch, daſs man erst andere Frösche darin ersticken
läſst, absondert (o).


Daſs auch für die Fische eine bestimmte Men-
ge, dem Wasser beygemischter athmosphärischer
Luft ein nothwendiges Bedürfniſs ist, beweisen
Duverney’s (p), Priestley’s (q), und Corrado-
ri’s
Gg 3
[470]ri’s (r) Versuche. Duverney fand, daſs Fische
in so fern im luftleeren Raume sterben, in wie
fern dem Wasser die Luft entzogen wird; daſs fer-
ner diese Thiere in Wasser umkommen, welches
durch Kochen seiner Luft beraubt ist; endlich daſs
sie auch dann zu leben aufhören, wenn das Was-
ser, worin sie sich befinden, nicht erneuert, oder
das Gefäſs, welches zu ihrer Aufbewahrung dienet,
verschlossen wird. Priestley beobachtete, daſs
Fische, die in abgesottenes Regenwasser gesetzt
worden waren, binnen vier Stunden umkamen,
und daſs andere Thiere dieser Art, die er in Was-
ser gebracht hatte, welches mit Stickgas, Wasser-
stoffgas, kohlensaurem oder nitrösem Gas ge-
schwängert war, ebenfalls ihr Leben einbüſsten.
Nach Corradori’s Versuchen sterben Fische in
einem mit Wasser angefüllten und mit Oel ge-
sperrten Gefäſse binnen einem Tage, andere aber,
die nach dem Tode von jenen in dasselbe Wasser
gesetzt werden, in noch weit kürzerer Zeit. Es
ist also gewiſs, daſs die Fische eben so wenig,
als die höhern Thierclassen der athmosphärischen
Luft ganz entbehren können. Da aber jene Thiere
nicht eher, als nach vier Stunden in ausgekochtem,
und erst binnen einem Tage in ungesottenem Was-
ser, Frösche hingegen im erstern Falle schon bin-
nen höchstens 20 Minuten, und im letzern binnen
einer Stunde umkommen, so erhellet zugleich,
daſs
[471] daſs die Abhängigkeit von dieser materiellen Be-
dingung des Lebens bey den erstern noch um einen
Grad geringer, als bey den Amphibien ist: eine
Folgerung, die auch dadurch bestätigt wird, daſs
man Fische in warmen Quellen und in Schwefel-
pfuhlen (s), also in Wassern, die theils sehr arm
an athmosphärischer Luft, theils mit schwefelhal-
tigem Wasserstoffgas geschwängert seyn müssen,
angetroffen hat.


Bey den niedern Thierclassen und den Zoophy-
ten finden wir Erscheinungen, die uns berechtigen
würden, auf eine völlige Abwesenheit des Bedürf-
nisses der athmosphärischen Luft bey diesen Thie-
ren zu schliessen, wenn nicht andere Erfahrungen
einer solchen Folgerung entgegenständen. Mollus-
ken leben mehrere Stunden, ja vielleicht ganze
Tage unter dem Recipienten der Luftpumpe, so-
wohl in, als ausser dem Wasser, wenn auch die
Luft noch so sehr verdünnet ist (t). Unter den
Insekten werden ebenfalls nur wenige durch den
luftleeren Raum getödtet (u). Spanische Fliegen,
die Lyonnet unter ein Glas setzte, worunter
Schwefel auf rothglühendem Kupfer brannte, hiel-
ten es länger als eine halbe Stunde in dieser
Ath-
Gg 4
[472] Athmosphäre aus, ohne irgend ein Zeichen von
Uebelbefinden zu äussern, obgleich der Schwefel-
dampf so dick war, daſs er das Glas fast undurch-
sichtig machte (v). Alle Eingeweidewürmer, und
vorzüglich diejenigen, die im Parenchyma verschie-
dener Organe, und in Blasen, welche mit Lymphe
angefüllt sind, leben, befinden sich in einem Me-
dium, wovon es schwer zu begreifen ist, wie in
demselben auch eine noch so geringe Quantität
athmosphärischer Luft enthalten seyn kann. Eben
dies gilt von den Saamenthieren. Von dem Schim-
mel haben wir schon im 6ten § des vorigen Kapi-
tels gesehen, daſs er sich in reinem Wasserstoffgas
erzeugt.


Aber dieser Erfahrungen ohngeachtet ist es doch
gewiſs, daſs die niedern Thierclassen und Zoophy-
ten der athmosphärischen Luft nicht ganz entbeh-
ren können, obgleich sie nur einer sehr geringen
Quantität derselben zu ihrer Fortdauer bedürfen.
Es ist eine, zuerst von Malpighi(w) am Seiden-
wurme gemachte, und nachher von Martinet(x)
an andern Insekten bestätigte Beobachtung, daſs
Verschliessung der Luftlöcher (stigmata) dieser
Thiere mit Oel binnen kurzer Zeit den Tod der-
selben nach sich zieht. Ferner ist es eine bekannte
That-
[473] Thatsache, daſs diejenigen Wasserinsekten, bey
welchen die Oeffnungen der Tracheen am Hinter-
theile liegen, von Zeit zu Zeit an die Oberfläche
des Wassers kommen, um durch diese Oeffnun-
gen Luft zu schöpfen, und daſs sie sterben, wenn
sie gezwungen werden, auf dem Boden des Was-
sers zu bleiben. Endlich hat Vauquelin(y)
durch Versuche dargethan, daſs die Mollusken
und Insekten eben so wohl, als die höhern Thier-
classen, aber freylich weit langsamer und in weit
geringerm Maaſse, das Volumen einer Quantität
athmosphärischer Luft, worin sie eingeschlossen
sind, vermindern. Aehnliche Erfahrungen, wor-
aus die Nothwendigkeit dieser Luft zur Entste-
hung der Zoophyten erhellet, haben wir schon
im vorigen Kapitel angeführt. Wir haben dort
bemerkt, daſs sich nach Wrisberg’s Beobachtun-
gen keine Infusionsthiere in Aufgüssen von verwes-
lichen Substanzen zeigen, so lange die Luft keinen
Zugang zu den Infusionen hat, daſs jene aber so
gleich entstehen, wenn die Luft hinzugelassen
wird, und daſs bey Monti’s Versuchen auf faulen-
den Substanzen unter dem Recipienten der Luft-
pumpe sich nur dann Schimmel bildete, wenn nach
dem Auspumpen etwas Luft in den Cylinder wie-
der eingedrungen war, nicht aber, wenn dieser
kei-
Gg 5
[474] keine Luft eingelassen hatte. Hiermit läſst sich
auch das Resultat meines vorhin erwähnten Ver-
suchs, wo sich die letztere Substanz auf Saamen-
körnern erzeugte, die sich unter einer mit Was-
serstoffgas gefüllten Glocke befanden, sehr wohl
vereinigen, indem der Cylinder mit ungekochtem
Brunnenwasser, also mit einer Flüssigkeit, welche
immer eine beträchtliche Menge athmosphärischer
Luft enthält, gesperrt war.


Von den Säugthieren an bis zu den einfachsten
Zoophyten spricht also alles für die Nothwendig-
keit der athmosphärischen Luft als materieller Be-
dingung des Lebens; aber alles beweist auch, daſs
die Abhängigkeit von ihr mit zunehmender Ein-
fachheit in der Organisation immer geringer wird.
Es ist uns jetzt noch übrig, dieses Gesetz auch bey
den Pflanzen zu prüfen. Gilt dasselbe auch von
diesen Organismen, so läſst sich vermuthen, daſs
jene Abhängigkeit bey ihnen wieder zunehmen,
jedoch nicht zu der Höhe, worauf sie bey den
obern Thierclassen steht, gelangen werde.


Dies ist wirklich auch das Resultat, das sich
aus den vielen Versuchen ergiebt, welche über den
Einfluſs der athmosphärischen Luft und der übri-
gen Gasarten auf das vegetabilische Leben ange-
stellt sind. Es ist erstens gewiſs, daſs manche
Pflanzen eine beträchtliche Menge athmosphärischer
Luft zu ihrem Unterhalte verbrauchen. Hales
küt-
[475] küttete einen Ast eines Apfelbaums in das eine
Ende einer gläsernen Röhre, und setzte das an-
dere Ende in ein Gefäſs mit Wasser; nach drey
Stunden war das Wasser viele Zolle hoch in die
Röhre hinaufgestiegen (z).


Es ist aber zweytens auch gewiſs, daſs die Ve-
getation bey einer sehr geringen Quantität athmo-
sphärischer Luft fortdauern kann, wenn nur die
andere materielle Bedingung des Lebens, Wasser,
in hinreichendem Maaſse vorhanden ist. Dies er-
hellet sowchl aus Priestley’s Versuchen, nach
welchen Gewächse im luftverdünnten Raume eine
lange Zeit sehr wohl fortkommen (a), als aus der
beträchtlichen Höhe, zu welcher sich die Pflanzen
auf Gebirgen erheben. Auf den Alpen der Schweitz
und den Pyrenäen endigt sich die Vegetation mit
1100 Toisen über der Meeresfläche, auf den Andes,
wo die Schneelinie höher liegt, erst mit 2300 Toi-
sen, einer Höhe, wo es noch Heidekraut giebt (b).


Gewiſs ist es endlich, daſs die Pflanzen eine
beträchtliche Zeit und weit länger, als die Thiere
der höhern Classen, in Stickgas, kohlensaurem
Gas und Wasserstoffgas ausdauern, ja, ihr Wachs-
thum fortsetzen können, wenn diese Gasarten nur
mit
[476] mit einer geringen Quantität athmosphärischer Luft
vermischt sind.


Am wenigsten nachtheilig ist dem vegetabili-
schen Organismus das Stickgas. Auf Flanell ge-
säeter Kressensaamen keimet, nach Achard’s Ver-
suchen, in diesem Gas bey einer Temperatur von
16 bis 20° R. eben so gut, als in athmosphärischer
Luft (c). Ein ähnliches Resultat gaben Ingen-
houss
’s Versuche (d).


Nachtheiliger wirkt das reine Sauerstoffgas.
Von zwey Münzpflanzen, wovon die eine in ath-
mosphärischer Luft, die andere in Sauerstoffgas
stand, war die letztere nach einem Monat ganz
eingegangen und schwarz geworden, die erstere
aber nur an ihrem untern Theile abgestorben (e).
Von drey andern Münzpflanzen, wovon die eine
in gemeiner Luft, die zweyte in Stickgas und die
dritte in Sauerstoffgas stand, kam die zweyte bes-
ser als die erste fort; die dritte aber wurde kränk-
lich und verdarb das Sauerstoffgas (f). Von sechs
Stök-
[477] Stöcken der Münzpflanze, wovon drey in athmo-
sphärischer Luft, und drey in Sauerstoffgas stan-
den, waren die erstern nach einigen Tagen weit
besser, als die letztern, fortgekommen (g).


In den Resultaten der Versuche, die bisher
über den Einfluſs des kohlensauren Gas auf das
vegetabilische Leben angestellt sind, herrscht eine
sehr groſse Verschiedenheit. Bey dem ersten Ver-
suche, den Priestley in Beziehung auf dissen
Gegenstand machte, starb ein Stengel der Wasser-
münze in dem aus gährendem Biere gezogenen
kohlensauren Gas völlig ab (h). Percival und
Bew aber, welche diesen Versuch mit Luft wie-
derhohlten, die aus Kreide und Vitriolöhl, entbun-
den war, erhielten ganz entgegengesetzte Resultate.
Tulpen, Safranblüthen, Jonquillen, Leberblumen,
Tuberosen, Levcojen und mehrere andere Pflan-
zen kamen theils eben so gut, theils noch besser
in kohlensaurem Gas, und in Wasser, welches
mit diesem geschwängert war, als in der athmo-
sphärischen Luft und in reinem Wasser fort (i).
Diese letztern Beobachtungen wurden auch durch
Henry bestätigt, nach dessen Versuchen sich Wein-
trauben, Erdbeeren und Kirschen länger in koh-
len-
[478] lensaurem Gas, als in der athmosphärischen Luft
halten, und Erdbeeren- und Münzpflanzen in der
erstern besser, als in der letztern fortkommen (k).


Priestley wiederhohlte hierauf seine Versuche
im Jahre 1776, und dann wieder im Jahre 1777.
Die erstern gaben folgende Resultate: Münzpflan-
zen wurden sehr bald schwarz, wenn sie in koh-
lensaurem Gas gestanden hatten, und selbst dann,
wenn dieses mit ⅞ athmosphärischer Luft vermischt
war (l). Doch erfolgte das Absterben desto schnel-
ler, je reiner jenes Gas war (m). In Wasser, wel-
ches mit fixer Luft geschwängert war, kamen
Münzpflanzen ohne Wurzeln besser fort, als in
reinem Wasser, hingegen dieselben Pflanzen mit
Wurzeln schlechter, als in dem letztern (n). —
Bey den folgenden Versuchen vom Jahre 1777 be-
kam eine Münzpflanze in einer Mischung aus ⅓ fixer
und ⅔ athmosphärischer Luft schwarze Flecken (o).
Münzpflanzen, welche mit ihren Wurzeln in Was-
ser standen, das mit kohlensaurem Gas imprägnirt
war, gediehen anfangs in diesem besser, als in rei-
nem Wasser, starben aber bald darauf völlig ab (p).
Bey
[479] Bey einer Wiederhohlung dieses Versuchs war der
Erfolg derselbe, ausser daſs die Pflanzen in dem
imprägnirten Wasser diesmal im Anfange nicht bes-
ser, als in reinem Wasser fortkamen (q).


Mit diesen Beobachtungen von Priestley stim-
men nun zwar die Resultate der Versuche von Ha-
les
(r), Ingenhouss(s), von Humboldt(t) und
Achard(u) überein. Auch hat Priestley gegen
Percival’s Versuche Einwürfe gemacht, die aller-
dings von einigem Gewichte sind. Er erinnert, daſs
dieser zwey Umstände übersehen hätte, welche nicht
dürften ausser Acht gelassen werden: der eine be-
stände darin, daſs Pflanzen in verschlossenen Ge-
fäſsen, in denen sie nicht viel ausdünsten können,
sich ohne Wasser länger, als bey gleichen äuſsern
Verhältnissen in der freyen Luft erhielten. Perci-
val
hätte also, um reine Resultate zu bekommen,
die Pflanzen, die er zur Vergleichung mit denen
gebrauchte, welche in verschlossenen Gefäſsen voll
fixer Luft standen, nicht, wie er gethan hatte, an
der freyen Luft liegen lassen, sondern ebenfalls
verschliessen müssen. Ein zweyter Umstand wäre
der, daſs bey der Bereitungsart des kohlensauren
Gas,
[480] Gas, dessen sich Percival bediente, das letztere
mit einer beträchtlichen Menge gemeiner Luft hät-
te vermischt seyn müssen (v). Inzwischen, wenn
auch dieser letztere Umstand wirklich statt gefun-
den hat, so weichen doch die Resultate der Per-
cival
schen Versuche von den Priestleyschen Be-
obachtungen zu sehr ab, als daſs diese Abweichun-
gen nicht einen wichtigern Grund haben sollten.
Ohne Zweifel ist dieser die, von keinem jener Na-
turforscher beachtete Verschiedenheit in der Stär-
ke des Lichts, dem die Pflanzen bey den erwähn-
ten Versuchen ausgesetzt waren. Ueberhaupt aber
geht aus diesen entgegengesetzten Erfahrungen der
Schluſs hervor, daſs das kohlensaure Gas, welches
für jeden Körper, der auf den höhern Stufen der
animalischen Organisation steht, schon in gerin-
gem Maaſse ein absolutes Gift ist, auf den vegeta-
bilischen Organismus nur unter gewissen Umstän-
den als tödlich wirkt, und daſs also auch hierdurch
die geringere Abhängigkeit des letztern von der Be-
schaffenheit der ihn umgebenden Athmosphäre be-
stätigt wird.


Daſs reines Wasserstoffgas zur Unterhaltung
des vegetabilischen Lebens ganz untauglich ist, be-
weisen sowohl Achard’s(w) und Ingenhouss’s (x)
Beob-
[481] Beobachtungen, als mein oben erwähnter Versuch,
in welchem Kressensaamen unter einer Glocke mit
jener Gasart, statt zu keimen, mit Schimmel über-
zogen wurde. Indeſs giebt es auch hier entgegen-
gesetzte Erfahrungen, die es wahrscheinlich ma-
chen, daſs die nachtheiligen Wirkungen des Was-
serstoffgas durch einen Zusatz von athmosphäri-
scher Luft gemindert werden. Ingenhouss sahe
in seinen frühern Versuchen den Saamen der Kres-
se eben so gut in einer Bouteille mit Wasserstoff-
gas, als an der freyen Luft bis zu einer gewissen
Höhe wachsen (y), und von Humboldt, welcher
keimende Zwiebeln des Crocus sativus in eine Frei-
bergsche Grube brachte, wo die Luft durch Was-
serstoffgas so sehr verunreinigt war, daſs sie das
Licht auslöschte und die Lungen angriff, fand nach
17 Tagen die Blätter dieser Pflanzen grün, ihre
Geschlechtstheile gelb, mit Pistill und Staubfäden
versehen (z). Bey einem andern Versuche des
letztern kamen Sprossen von Phaseolus vulgaris
sehr gut in einer Luftart fort, die aus ⅕ Lebensluft
und ⅘ Wasserstoffgas bestand (a).


Eine der nachtheiligsten Gasarten für den
Pflanzenkörper ist aber die Salpeterluft. Kressen-
saa-
Bd. II.Hh
[482] saamen, den Achard dem Einflusse des kohlen-
sauren Gas und des Wasserstoffgas aussetzte, keim-
te zwar nicht, so lange er sich in diesen Luftarten
befand. Als er aber nach acht Tagen herausge-
nommen und der athmosphärischen Luft ausgesetzt
wurde, kam er sehr gut fort. Hingegen in der ni-
trösen Luft wurde der Saamen sehr bald braun,
darauf schwarz, und verlohr gänzlich das Vermö-
gen zu keimen (b).


§. 7.

Dies sind die Verhältnisse, in welchen die le-
bende Natur gegen Wasser und Luft, als mate-
rielle Bedingungen des Lebens, steht. Es frägt
sich jetzt: ob diese Bedingungen die einzigen jener
Art, oder ausser ihnen noch andere vorhanden
sind? Die Beantwortung dieser Frage ist nicht so
leicht, wie es auf den ersten Blick scheinet. Wir
sehen zwar, daſs alle Thiere noch anderer Stoffe
zu ihrer Erhaltung bedürfen, und daſs zum Gedei-
hen der meisten Pflanzen eine bestimmte Mischung
des Bodens erforderlich ist. Allein jene Stoffe und
diese Mischung könnten blos einen formellen Ein-
fluſs auf das animalische und vegetabilische Leben
äussern, und als solche zu den nothwendigen Be-
dingungen des letztern gehören, ohne aber in ma-
terieller Hinsicht den Thieren und Pflanzen unent-
behrlich zu seyn. Diese Vermuthung würde auch
ei-
[483] einen hohen Grad von Wahrscheinlichkeit erhalten,
wenn sich beweisen liesse, daſs Wasser und ath-
mosphärische Luft zur Erhaltung des Lebens über-
haupt und zur Bildung derer Grundstoffe, die sich
in der Materie der lebenden Körper finden, hin-
reichen; daſs es lebende Organismen giebt, die
jene übrigen materiellen Stoffe gar nicht in ihre
Substanz aufnehmen, so nothwendig ihnen diesel-
ben auch zu ihrer Fortdauer sind; endlich daſs der
formelle Einfluſs jener Stoffe ungleich wichtiger
ist, als ihr materieller Beytrag zur Vegetation
seyn kann.


Sehr wichtige Erfahrungen sprechen für diese
Sätze. Es ist erstens keinen Zweifeln unterworfen,
daſs der vegetabilische Organismus sich blos mit
Wasser und athmosphärischer Luft ernähren kann,
und daſs sich blos hieraus alle die Stoffe, die man
bey der chemischen Analyse desselben erhält, in
ihm erzeugen. Hofmann setzte Zweige der Men-
tha crispa in destillirtes Wasser, und fand, daſs so-
wohl ihr Gewicht, als die Menge ihres Kohlenstoffs
darin zunahm (c). De la Metherie zog aus der
Asche verbrannter Saamen vermittelst eines Magnets
das Eisen heraus. Einen andern Theil derselben
lieſs er in Wasser aufkeimen, und erhielt aus der
Asche dieser Pflanzen mehr metallische Theile und
Er-
Hh 2
[484] Erden, als vorher aus den Saamenkörnern (d).
Schrader säete Roggen, Gerste und Hafer in subli-
mirten Schwefel auf Glas- und Porcellangefäſsen,
verwahrte diese in Glaskasten vor Staube, und be-
goſs den Schwefel mit destillirtem Wasser. Die
Körner brachten 40 Halme hervor, welche zum
Theil Aehren angesetzt hatten, getrocknet fünf
mal mehr als die ausgesäeten Körner wogen, und
nicht nur eben so viel, sondern auch dieselben Er-
den, als Kornhalme, die in der Erde gewachsen
waren, nehmlich Kieselerde, Kalkerde, Bittererde
und Braunstein, enthielten (e).


Auf ähnliche Resultate führen Vauquelin’s
Versuche über die Bildung der Kalkerde und
des Kohlenstoffs in den Exkrementen und Ey-
erschaalen der Hühner. Dieser sperrte eine legende
Henne an einem Orte ein, wo sie nichts als Hafer
fressen konnte, dessen Gewicht Vauquelin genau
kannte. Sie fraſs in 10 Tagen 483838 Grammen,
und legte 4 Eyer. Ihr Mist wurde sorgfältig, so
wie sie denselben von sich gab, gesammelt. Jene
Quantität Hafer enthielt 5944 Grammen phosphor-
saurer Kalkerde, und 9341 Grammen Kieselerde.
In dem Hühnermiste hingegen fanden sich bey der
Zer-
[485] Zerlegung 2547, und in den Schaalen der erwähn-
ten 4 Eyer 19743, also überhaupt 22290 Grammen,
oder 5 Drachmen 6 Gran kohlensaurer Kalkerde.
Die Exkremente gaben überdies 11944 Grammen
phosphorsaurer Kalkerde, aber nur 8067 Grammen
reiner Kieselerde, folglich 1274 Grammen weniger,
als in den genossenen Haferkörnern enthalten war.
Es muſs also eine beträchtliche Menge Kalkerde,
in dem Zustande eines kohlensauren sowohl, als
phosphorsauren Salzes in den Organen der Henne
sich gebildet haben, und eine gewisse Quantität
Kieselerde verschwunden seyn (f).


Es ist zweytens sehr wahrscheinlich, daſs die
Pflanzen gar keine Erde in ihre Substanz aufneh-
men. Boyle pflanzte im Mai einen Melonenkern
in einem Topfe mit wohl ausgetrockneter Erde,
lieſs das Kraut nebst der Frucht im October wie-
der herausnehmen, und die Erde nach zweymali-
gem Austrocknen abwägen, wobey sich kein Ver-
lust an Gewichte fand (g). Helmont pflanzte ei-
nen fünf Pfund schweren Weidenast in ein irdenes
Gefäſs mit 200 Pfund in einem Backofen getrock-
neter Gartenerde, bedeckte den Topf mit durch-
löchertem Eisenbleche, und begoſs die Erde bald
mit destillirtem, bald mit Regenwasser. Nach fünf
Jah-
Hh 3
[486] Jahren hatte der Baum, ohne die vielen während
der Zeit abgefallenen Blätter zu rechnen, 164 Pfund
und 3 Unzen an Gewichte zugenommen, und die
Erde, welche vor dem Abwägen im Backofen wie-
der getrocknet wurde, nur 2 Unzen verlohren (h).
Auf den Versuch von Boyle läſst sich zwar nicht
viel bauen, da er ihn nicht selber machte, sondern
durch seinen Gärtner anstellen lieſs. Die Beobach-
tung des Helmont bleibt aber immer ein wichtiger
Beweis gegen die Aufnahme der Erde in die Sub-
stanz der Pflanzen.


So wenig aber alle übrige ponderable Stoffe,
ausser dem Wasser und der athmosphärischen Luft,
als nothwendige materielle Bedingungen des Lebens
betrachtet werden können, so wichtig ist drittens
ihr formeller Einfluſs auf die ganze lebende Natur.
Jene Stoffe wirken insgesammt analog
entweder dem Lichte, oder der Wärme,
und ausserdem äussert jeder derselben
noch eine specifique Nebenwirkung,
vermöge welcher einzelne Theile des le-
benden Organismus bey ihrer Bildung
eine eigene Richtung erhalten.


Daſs es ponderable Stoffe giebt, die eine ähn-
liche Wirkung auf den Lebensstoff äussern, wie
die Wärme, beweisen vorzüglich die Salze. Sehet
die Myriaden von Thieren und Zoophyten, mit
denen
[487] denen das Meer bevölkert ist, und deren üppiges
Gedeihen, ein Gedeihen, das gerade am stärksten
ist in den Gewässern der Polarzone, also da, wo
es am meisten an dem vornehmsten der formenden
Potenzen des Lebensstoffs, an Wärme fehlt, wo
aber vielleicht deren Mangel durch den gröſsern
Salzgehalt der dortigen Meere ersetzt wird! Spricht
diese Fruchtbarkeit und dieses Wachsthum nicht
laut für jene Aehnlichkeit? Sehet die Pflanzen,
womit der Meerestrand und Salzfelder bedeckt sind!
Nähern sich nicht alle diese Gewächse mehr als
die, welche in den Geschlechtscharakteren mit ih-
nen übereinkommen, aber in einem andern Boden
wachsen, dem Minimum der vegetabilischen Orga-
nisation, also der animalischen Bildung (i), und
deutet nicht auch diese Näherung auf eine ähnliche
Wirkungsart der Wärme und eines salzigen Erd-
reichs hin?


Daſs es ferner ponderable Stoffe giebt, die
auch dem Lichte analog wirken, erhellet aus den
Veränderungen, welche der vegetabilische Orga-
nismus von der Einwirkung des Wasserstoffs, und
der thierische Körper von dem Einflusse der Nah-
rungsmittel erleidet. Es ist ein ausgemachter Er-
fahrungssatz, daſs bey allen lebenden Körpern die
Intensität der Farben durch den Einfluſs des Lichts
erhö-
Hh 4
[488] erhöhet wird. Wir haben im vorigen Abschnitte
gesehen, daſs diese zunimmt mit zunehmender und
abnimmt mit abnehmender Entfernung vom Ae-
quator, also mit der Stärke des Lichts in geradem
Verhältnisse steht. Wir können jetzt noch hinzu-
setzen, daſs oft schon mit einem geringen Unter-
schiede in der geographischen Breite zweyer Oerter
ein Unterschied in dem Colorit der dortigen Thiere
und Pflanzen verbunden ist. So zeichnen sich
zwar in Neuseeland verschiedene Vögel durch ihre
schönen Farben aus, allein auf der etwas nördlicher
gelegenen Norfolkinsel, wo die nehmlichen Arten
von Thieren und Pflanzen vorkommen, haben die-
selben Vögel noch ein weit lebhafteres und brennen-
deres Colorit (k). Dies ist schon Ein Grund für
den obigen Satz. Ein zweyter ist die Verminde-
rung der Stärke des Colorits, welche die meisten
Thiere der kalten Zonen im Winter, also bey ver-
minderter Einwirkung des Sonnenlichts, erleiden,
und zwar in einem desto höhern Grade erleiden,
je näher ihr Wohnort den Polen ist. So verwech-
selt der Corsak im Winter an den meisten Theilen
seines Leibes die gelbe Farbe der Haare mit der
grauen, und diese Veränderung geschieht desto
stärker, je weiter er sich nach Norden aufhält;
hingegen ist sie sehr gering in den südlichern Ge-
gen-
[489] genden (l). Ein dritter Beweis jenes Satzes ist die
von Dorthes bemerkte Thatsache, daſs die Rau-
pen, die sich in der Erde und im Holze aufhal-
ten, so wie diejenigen Vögel und Schmetterlinge,
die nur zur Nachtzeit ausfliegen, lange nicht die
lebhaften Farben haben, womit die Tagvögel ge-
ziert sind. Endlich spricht auch dies für den Ein-
fluſs des Lichts auf das Colorit der lebenden Orga-
nismen, daſs gewöhnlich bey den Thieren und
Pflanzen die dem Lichte mehr ausgesetzten Theile
ihrer Oberfläche auch die dunkler gefärbten, die-
jenigen aber, worauf die Lichtstrahlen weniger Ein-
fluſs haben, von blasserer Farbe sind, wie man vor-
züglich bey den Schollen (Pleuronectes) sieht, bey
welchen die zur obern Fläche gewordene Seiten-
fläche auch ein weit dunkleres Colorit zeigt (m).


Es läſst sich gegen diese Gründe nicht einwen-
den, daſs es nicht die leuchtende, sondern die
wärmende Kraft der Sonnenstrahlen sey, welche
das Dunklerwerden der Farben verursacht. Eine
einfache Erfahrung beweiset das Gegentheil. Jede,
im Dunkeln aufwachsende Pflanze verliehrt ihr Co-
lorit und bekömmt eine bleichgelbe Farbe, wenn
sie auch einer noch so hohen Temperatur ausge-
setzt ist; sie erhält aber ihr Grün schon bey dem
Lich-
Hh 5
[490] Lichte einer Lampe wieder (n). Wohl aber lassen
sich Thatsachen anführen, welche beweisen, daſs
es nicht das Licht allein ist, welches die Farben der
lebenden Körper erhöhet, sondern daſs es auch
ponderable Stoffe giebt, welche dieselbe Wirkung
hervorbringen. Von Humboldt(o) und Ingen-
houss
(p) entdeckten, daſs Pflanzen eine dunkel-
grüne Farbe selbst in der tiefsten Finsterniſs an-
nehmen, wenn die Athmosphäre, worin sie sich
befinden, mit einer mäſsigen Quantität Wasserstoff
vermischt ist. Eben diese Gasart ist es vielleicht
auch, welche macht, daſs Bäume, die an schatti-
gen, feuchten und dumpfigen Orten stehen, oft
das dunkelste Laub haben. Ausserdem läſst die
Analogie der Amphibien und Fische, deren Grund-
farbe oft von der Farbe des Bodens abhängt, wie
im vierten Kapitel des vorigen Abschnitts bemerkt
ist, vermuthen, daſs auch der Boden auf das Co-
lorit der Pflanzen Einfluſs hat.


In
[491]

In Betreff der Säugthiere und Vögel ist es sehr
wahrscheinlich, daſs die Veränderung der Farbe,
welche viele von denen, die den Norden bewohnen,
im Winter erleiden, nicht bey allen von dem ver-
minderten Einflusse des Lichts, sondern bey man-
chen auch von Mangel an Nahrung herrührt. Man
weiſs sicher, sagt der jüngere Gmelin(q), daſs
Thiere, welche hungern müssen, das beste Pelz-
werk geben. Die Siberischen Tartaren nehmen
die Füchse aus ihren Gruben, entziehen ihnen die
Nahrung, und ihr Fell verbessert sich. So lange
der Wolf genug zu fressen hat, werden seine Haa-
re weder schön, noch weiſs. Einige gefräſsige
Raubvögel bekommen dichte und weisse Federn,
wenn ihnen im Winter kleine Vögel fehlen; hinge-
gen der Adler und der Uhu verändern ihre Farbe
niemals, weil sie sich vom Raube vierfüſsiger
Thiere nähren deren sie im Winter so gut, als im
Sommer, habhaft werden können. Oeffnet man
im Winter diejenigen Thiere, deren Haare oder
Federn in dieser Jahreszeit vollkommner werden,
so findet man, daſs sie mager und mit vieler Feuch-
tigkeit angefüllt sind. Säugthiere und Vögel, die
immer zu fressen haben, verändern ihre Farbe nie-
mals. Deswegen hat man unter einem gemäſsigten
oder warmen Himmelsstriche keine Beyspiele von
solchen Wintertrachten, wie man im Norden sieht:
denn dort kann es niemals an Nahrung fehlen.
Des-
[492] Deswegen ist die Veränderung der Haare in den
nördlichen Gegenden nicht beständig, und einige
Vögel, die sich sonst nicht umzukleiden pflegen,
thun es doch zuweilen, wenn es ihnen an Fut-
ter gebricht.


Der erste Theil unsers obigen Satzes von der
Wirkungsart der erwähnten ponderablen Stoffe ist
also dargethan, und hiermit ist zugleich eine That-
sache erklärt, wovon sich ohne diesen Satz kein
Grund würde angeben lassen, nehmlich daſs die
lebende Natur in den verschiedensten Climaten von
gewissen Seiten eine unverkennbare Aehnlichkeit
behauptet. Erinnert man sich jetzt dessen, was
wir im vorigen Abschnitte über den Einfluſs gesagt
haben, welchen der Boden und das Medium, worin
sich Thiere und Pflanzen aufhalten, auf die ganze
Organisation haben. so wird man dort auch die
Belege zu dem zweyten Theile jenes Satzes antref-
fen, worin behauptet ist, daſs jede dieser Poten-
zen nicht nur der Wärme oder dem Lichte analog
wirkt, sondern zugleich noch eine eigene Neben-
wirkung auf die Bildung einzelner Organe äussert.
Vorzüglich merkwürdig ist in dieser Hinsicht die
im vierten Kapitel des zweyten Abschnitts erwähn-
te Veränderung, welche die Gestalt der Lachse,
die im Sommer aus dem Meere in die Flüsse und
Landseen von Kamschatka aufsteigen, von dem
aufgehobenen Einflusse des Salzwassers erleidet.


In-
[493]

Indeſs können auch jene eigenen Nebenwirkun-
gen, welche ponderable Stoffe auf die Bildung ein-
zelner Theile des lebenden Organismus äussern,
aus sehr verschiedenen Ursachen entstehen. So ist
es z. B. gewiſs, daſs die Stacheln und Dornen vie-
ler Pflanzen oft Produkte des Erdreichs sind. Du-
fay
pflanzte zwey Rosenstöcke, den einen in einen
vortrefflichen, mit Nahrungssäften reichlich verse-
henen Boden, den andern in Sand. Beyde wuch-
sen ganz gleichförmig; aber der erstere war dicht
mit starken und spitzen Dornen besetzt, indem
man den andern, dessen Stacheln ganz biegsam und
in geringer Anzahl vorhanden waren, angreifen
konnte, ohne sich im geringsten zu verletzen (r).
Nach dieser Erfahrung würde es blos ein fruchtba-
rer Boden seyn, wodurch die Stacheln der Pflanzen
gebildet werden. Allein wenn man die Genista
anglica, die Ononis spinosa und andere dornichte
Gewächse auch in den dürresten Sandfeldern sieht,
wenn man erwägt, daſs in Persien, also in einem
groſsen Erdstriche, wo doch beträchtliche Verschie-
denheiten des Bodens statt finden müssen, die mei-
sten Stauden, und sogar solche, die in andern
Ländern keine Dornen haben, mit diesen besetzt
sind, so wird es wahrscheinlich, daſs jene Erschei-
nung noch durch andere Ursachen, als durch den
Boden, hervorgebracht werden kann. Zu vermu-
then
[494] then ist es, daſs in Persien gewisse Winde diese
Ursache sind, indem auch der wollichte Ueberzug
mancher Pflanzen sowohl von einem nassen Boden,
als von dem Einflusse der Winde entsteht (s), und
in jenem Lande alle Kräuter eben so mit Haaren
oder Wolle, wie die Bäume und Sträucher mit Sta-
cheln besetzt sind (t).


Jetzt aber stoſsen wir auf eine ähnliche Schwü-
rigkeit, wie im 11ten § des vorigen Kapitels. Man
wird
[495] wird fragen: Ob der Boden, ob andere ponderable
Stoffe mehr als bloſse Abarten hervorzubringen
vermögen? Ob die specifiquen Charaktere der Gat-
tungen nicht mit der physischen Verbreitung der-
selben in engerer Verbindung stehen müſsten, als
in der That der Fall ist, wenn sie Produkte jener
Stoffe wären? Durch den im 4ten § des gegen-
wärtigen Kapitels bewiesenen Satz, daſs zwischen
allen lebenden Körpern eine dynamische Wechsel-
wirkung statt findet, sind wir indeſs in den Stand
gesetzt, diesen Einwurf befriedigend zu beantwor-
ten. Hat jener Satz seine Richtigkeit, so folgt,
daſs jene Körper vermöge dieser Wechselwirkung
einen einzigen dynamischen Organismus ausma-
chen; es folgt zweytens, daſs mit der vollendeten
Organisation der ganzen lebenden Natur auch die
Organisation jedes lebenden Individuum’s bestimmt
ist; es folgt ferner, daſs in der letztern keine wesent-
liche Abweichung von der ursprünglichen Norm ein-
treten kann, so lange die erstere unverändert bleibt.
Es folgt aber auch, daſs damals, als die Organisa-
tion des Ganzen noch im Werden begriffen war,
die des Einzelnen ganz abhängig von Einflüssen
gewesen seyn kann, welche jetzt nur noch bloſse
Varietäten, nicht mehr Gattungen, hervorzubrin-
gen vermögen. Es folgt endlich, daſs die Gewalt
solcher Einflüsse über einen lebenden Körper desto
geringer seyn muſs, je gröſser, und desto gröſser,
je geringer die Zahl seiner Berührungspunkte mit
der
[496] der Aussenwelt ist. Diese Zahl steigt aber mit der
Mannichfaltigkeit der Organe, und nimmt ab mit
zunehmender Einfachheit und Gleichartigkeit der
letztern. Jene Gewalt muſs also geringer seyn bey
den höhern Thierclassen, als bey den niedern;
gröſser bey den Pflanzen; und am gröſsten bey
den Zoophyten.


Vergleichen wir mit dieser letztern Folgerung
die Erfahrung, so stimmet sie auch ganz damit
überein. Einen Beweis, wie schwer die Ausartung
bey dem Menschen von statten geht, geben die Ju-
den. Schon seit so vielen Jahrhunderten aus Palä-
stina verbannt, und in alle Weltgegenden zerstreut.
behauptet dieses Volk, selbst unter den verschie-
densten Zonen, noch immer seine eigenthümliche
Bildung.


Ein höherer Grad von Degeneration findet bey
manchen der übrigen Säugthiere statt. Auf der In-
sel St. Barthelemi bekamen die Schaafe nach drey
oder vier Fortpflanzungen statt der Wolle gerade
steife Haare (u). Das zahme Hausschwein, das
ohne Zweifel von dem wilden Eber abstammet, ar-
tet hin und wieder in Raçen aus, die an Sonder-
barkeit alles weit übertreffen, was man an körper-
licher Verschiedenheit unter den Menschen bemerkt.
Schweine mit ungespaltenen Klauen kannten schon
die
[497] die Alten, und in Hungarn, Schweden und andern
Ländern finden sich ganze Heerden davon. Die
Europäischen Schweine, die im Jahre 1509 von den
Spaniern nach der Westindischen Insel Cubagna
gebracht wurden, degenerirten dort in eine Varie-
tät mit Klauen, die auf eine halbe Elle lang
waren (v).


Einen noch gröſsern und schnellern Einfluſs
haben die Ursachen der Degeneration auf die Far-
ben der Vögel. Das Männchen der Loxia Oryx
zeichnet sich in Südafrika während der Frühlings-
und Sommermonate durch sein glänzendes, am
Halse, an der Brust, dem Rücken, dem obern und
untern Theile des Steiſses hochrothes, an der Keh-
le und dem Unterleibe schwarzes Gefieder aus. Im
Herbste und Winter verliehrt es diesen Schmuck,
und nimmt die graulich-braune Farbe des Weib-
chens an (w). Es giebt bey den Säugthieren der
wärmern Climate kein ähnliches Beyspiel von einer
so schnellen und so totalen Umwandlung der Far-
be; und auch in den kalten Zonen sind die Farben-
veränderungen der meisten Säugthiere geringer,
als die der Vögel.


Aber
Bd. II.Ii
[498]

Aber bey diesen Thierclassen sind es doch
blos die Klauen, Haare, Federn und andere min-
der wichtige Organe, worin äussere Einflüsse
schnelle und groſse Veränderungen hervorbringen.
Hingegen bey den Fischen erleidet fast die ganze
Organisation binnen sehr kurzer Zeit eine Umwand-
lung, wenn die Beschaffenheit des Elements, wor-
in sie sich aufhalten, verändert wird, wie aus dem
schon oft erwähnten Beyspiele der Zugfische in
Kamschatka erhellet.


Sehr leicht und sehr schnell degeneriren auch
die Pflanzen. Sträucher arten in Bäume, und Bäu-
me in Sträucher aus. Fremde, und sogar einhei-
mische Gewächse verwandeln sich in unsern Gär-
ten oft so, daſs auch ein geübter Botaniker kaum
mehr im Stande ist, ihren ursprünglichen Charak-
ter zu erkennen.


Wie wenig Selbstständigkeit endlich die Orga-
nisation der Zoophyten hat, ist schon aus dem
dritten Kapitel des vorigen Abschnitts bekannt.
Hier aber ist auch die Zahl der Berührungspunk-
te mit der Aussenwelt und die Verkettung
mit dem Organismus, den die lebende Natur
vermöge jener dynamischen Wechselwirkung bil-
det, welche unter ihren Individuen statt findet,
weit geringer, als bey den übrigen lebenden Kör-
pern. Nur bey den Zoophyten sehen wir daher
noch beständig das Phänomen der Erzeugung aus
form-
[499] formloser Materie vor sich gehen, da hingegen
diese Erscheinung bey den Thieren der höhern
Classen gar nicht mehr, und bey denen, deren
Organisation von einfacherer Art ist, nur in ver-
schlossenen Höhlen und an andern isolirten Orten
noch statt findet.


§. 8.

Jede Form des Lebens kann durch physische
Kräfte auf eine doppelte Art hervorgebracht seyn:
entweder durch Entstehung aus formloser Mate-
rie, oder durch Abänderung der Form bey fort-
dauernder Gestaltung. Im letztern Falle kann die
Ursache dieser Abänderung entweder in der Ein-
wirkung eines ungleichartigen männlichen Zeu-
gungsstoffs auf den weiblichen Keim, oder in
dem erst nach der Erzeugung statt findenden
Einflusse anderer Potenzen liegen. Durch jene
Ursache werden Bastarde, durch diese Abar-
ten
gebildet. Ohne Zweifel werden sich dem
Leser bey unsern bisherigen Betrachtungen schon
längst die Fragen aufgedrängt haben: auf wel-
chem dieser Wege die lebende Natur ihre jetzige
Gestalt erhalten hat? Ob alle verschiedene Gat-
tungen der lebenden Körper aus formloser Ma-
terie hervorgingen, oder ob nur gewisse Urfor-
men
(protoplasta) auf diese Art hervorgebracht,
und die übrigen durch Ausartung oder durch
Bastarderzeugung von jenen entsprungen sind?
Ii 2Die-
[500] Diese Fragen lassen sich theils gar nicht, theils
hier noch nicht beantworten. Man sieht aber
leicht ein, daſs es keine Aenderung in den Re-
sultaten unserer bisherigen Untersuchungen macht,
ob alle, oder nur gewisse Gattungen aus Urformen,
und im letztern Falle die übrigen durch Ausar-
tung von diesen entstanden sind. Nur dann wür-
den jene Resultate einige Einschränkung erleiden,
wenn die Bastarderzeugung einen wichtigen An-
theil an der Bildung der jetzigen lebenden Natur
gehabt hätte. Allein daſs dieser Antheil, wenn
er wirklich statt gefunden hat, nur sehr gering
gewesen seyn kann, werden wir im vierten Bu-
che beweisen.


Zu-
[501]

Zusätze und Verbesserungen.


S. 93. Z. 11-13.


Von der Aehnlichkeit, die zwischen den nordwestli-
chen Küstenländern der alten und neuen Welt in Anse-
hung des Pflanzenreichs statt findet, geben auch die Beob-
achtungen, die La Perouse und dessen Begleiter beym
Port des Français unter 58° 39′ N. Br. und 139° 50′ west-
licher Länge von Paris machten, einen Beweis. Man
fand hier, sagt La Perouse, beynahe alle die Pflanzen,
welche in Frankreich auf Wiesen und Bergen wachsen.
An einer andern Stelle bemerkt er, daſs alle dortige Er-
zeugnisse des Pflanzenreichs auch in Europa einheimisch
sind, und daſs De la Martiniere auf seinen dasigen
Streifereien nicht mehr als drey Pflanzen gefunden habe,
die er für neu gehalten hätte. (La Perouse’s Entdek-
kungsreise. B. 1. S. 321, im Mag. von Reisebeschr. B.
XVI.)


S. 101. Z. 16-22.


Eine ähnliche Stufenfolge in der Vegetation, wie
Tournefort auf dem Berge Ararat beobachtete, traf der
jüngere Gmelin auch auf den Gilanischen Schneegebirgen
an. (S. G. Gmelin’s Reise durch Ruſsland. Th. 3. S.
362. 429.)


S. 142. Z. 12 ff.


Mehrere Flechten und Pilze, namentlich Lichen ver-
ticillatus, L. aidelus, L. radiciformis, L. pinnatus, die
meisten Byssi, Verrucaria rubra, Agaricus acheruntius,
A. acephalus, Boletus botryoides, Octospora cryptophila,
vergehen binnen wenigen Sekunden, wenn sie aus ihren
Ii 3unter-
[502] unterirdischen Wohnörtern beym Sonnenscheine an die
athmosphärische Luft gebracht werden. (Von Humboldt’s
Aphorismen aus der chem. Physiol. der Pflanzen. S. 80.)


S. 148. Z. 13 ff.


Auch in Hudsonsmeerbusen zu Cap Fry unter 64° 32′
N. Br. giebt es sehr groſse Taugarten. “Das Meergras,”
sagt Ellis, (Reise nach Hudsonsmeerbusen. S. 266.)
“wächst hier ungemein stark, und einiges wird 30 Fuſs
„lang, welches ich deswegen anführe, weil es mir zum
„wenigsten was Ausserordentliches zu seyn scheinet, in-
„dem hier wegen der rauhen Witterung nur wenige
„Gewächse auf dem Lande sind.” — Nirgends aber findet
sich so viel Tang als in der Bay Castries an der Tartari-
schen Küste unter 51° 29′ N. Br. und 139° 4′ östlicher
Länge von Paris. “Es ist kein Meer,” sagt La Perouse,
(Entdeckungsreise. B. 2. S. 73) “fruchtbarer an Seetang
„verschiedener Art als dieses, und der Pflanzenwuchs un-
„serer schönsten Wiesen ist weder so grün, noch so dicht
„bewachsen. Eine groſse Vertiefung, auf deren Ufer ein
„Tartarisches Dorf lag, und die wir zuerst für tief genug
„hielten, unsere Schiffe aufzunehmen, weil die See hoch
„genug ging, als wir in der Bay ankerten, war zwey
„Stunden nichts mehr für uns als eine groſse Wiese von
„Seegras.”


S. 213. Z. 5 von unten.


Nach den Worten: Nirgends giebt es so viele
Störarten, als in diesen Gewässern,
setze
man hinzu: und in den groſsen Nordamerikani-
schen Landseen
.


S. 221 ff.


Was ich hier über die Verschiedenheit des Amerika-
nischen Alligator von dem Nilcrocodil gesagt habe, lei-
det, neuern Untersuchungen von Geoffroy zufolge (An-
nales du Muséum d’Hist. nat. T. II. p. 37. 53), einige Abän-
derun-
[503] derungen. Soviel bleibt gewiſs, daſs diejenige Crocodil-
art, die man bisher mit dem Namen des Alligator (Lacer-
ta alligator L.) belegte, dem Aenssern nach von dem
Nilcrocodil in den von Cuvier angegebenen Merkmalen
verschieden ist. Hingegen sind der doppelte Magen und
die gebogene Luftröhre, die ich für eigenthümliche Charak-
tere der innern Struktur des erstern hielt, auch bey dem
letztern vorhanden *), und gehören vielleicht zu den gene-
rischen Kennzeichen der Crocodile. Gewiſs ist es aber
auch, daſs es in Amerika ausser dem bekannten Alligator
noch eine andere Crocodilart giebt, worauf alle die Cha-
raktere passen, in welchen sich der Nilcrocodil von dem
Alligator unterscheidet. Doch weichet diese neue Art von
dem Nilcrocodil wieder in andern Stücken ab, so daſs un-
ser Satz von der Verschiedenheit der Amerikanischen
Crocodile und derer der alten Welt dennoch unan-
gefochten bleibt. Jene neue Art nehmlich hat überhaupt
einen längern und schmalern Körper, und besonders län-
gere und schmalere Kinnladen, als der Nilcrocodil. Der
Schwanz besteht bey jener aus 20, bey diesem nur aus 17
Reifen. Die beyden ersten Zähne des Unterkiefers sind
weit länger, hingegen der vierte Zahn auf jeder Seite der
nehmlichen Kinnlade weit kleiner bey der erstern, als bey
dem letztern. Bey der neuen Amerikanischen Art sind
die
Ii 4
[504] die Rückenschilder weniger zahlreich und ungleicher ver-
theilt: nur die der äussern Reihen haben hervorspringende
Gräten; an den mittlern Schildern fehlen diese fast ganz:
bey dem Nilcrocodil aber haben alle Schilder mit ihren
Gräten einerley Form, einerley Hervorragungen und ei-
nerley gegenseitige Lage. Endlich sind alle Schuppen,
und selbst die der äussern Gliedmaaſsen, bey der Amerika-
nischen Art viereckig, bey dem Nilcrocodil hingegen rund
oder sechseckig.


S. 245. Z. 21 ff.


So fand man auch bey der Entdeckung von Amerika
auf den Westindischen Inseln nur vier Arten von Säug-
thieren, wovon das gröſste (vermuthlich die Marmota
monax) nicht gröſser als ein Kaninchen war, nebst
einer Art kleiner stummer Hunde. (Robertson’s Gesch.
von Amerika. B. 1. S. 381.)


S. 255. Z. 2 von unten.


Der Hering gehöret nicht zu diesen Thieren. Nach
Isert (Reise nach Guinea. S. 206) ist er der häufigste
Fisch an der Küste von Guinea. Er gehöret dagegen zu
denen Thieren, die sich auf beyden Seiten der alten und
neuen Welt finden, indem er, dem Ysbrand (Reise nach
China. S. 31) und Kraschenninikow zufolge, in ver-
schiedenen Gegenden von Kamschatka häufig vorhan-
den ist.


S. 261.


Daſs manche Fische so weite Züge, wie hier voraus-
gesetzt ist, auszuführen im Stande ist, beweisen Perouse’s
Beobachtungen. Bey seiner Abreise von den Sandwichin-
seln sagt dieser: “Die Fische, welche uns von der Oster-
„insel bis in die Nähe unsers Ankerplatzes nachgeschwom-
„men waren, verlohren sich nun. Sonderbar genug war
„es, daſs immer derselbe Zug Fische unsere beyden Fre-
„gatten wenigstens funfzehnhundert Meilen weit beglei-
„tete. Mehrere Boniten, auf deren Rücken wir noch die
Wun-
[505] „Wunden, welche ihnen unsere dreyzackichten Wurf-
„spiesse verursacht hatten, sehr deutlich wahrnahmen,
„waren so kennbar, daſs wir sie von andern ihrer Art sehr
„genau unterscheiden konnten. Täglich sahen wir die
„nehmlichen Fische rings um uns her, die wir bereits am
„vorhergehenden Tage bemerkt hatten. Ich glanbe ganz
„gewiſs, wenn wir uns nicht bey den Sandwichinseln
„aufgehalten hätten, würden sie uns noch zwey-bis drey-
„hundert Meilen weit nachgezogen seyn, bis sie endlich
„in solche Gewässer gekommen wären, worin sie, ihrer
„Natur nach, nicht länger Nahrung gefunden hätten.”
(La Perouse’s Entdeckungsreise. B. 1. S. 254.) — Von
manchen Vögeln, und besonders allen Seevögeln, ist es
übrigens bekannt, daſs sie sich oft ausserordentlich weit von
den Küsten entfernen. Wenn man nach den Westindischen
Inseln segelt, sieht man oft Vögel 200 Seemeilen weit vom
Lande (Sloane Hist. of Jamaika. Vol. 1. p. 30.). Catesby
sahe eine Eule zur See, als das Schiff 600 Seemeilen weit
vom Lande entfernt war (Nat. Hist. of Carolina. praef.
p. 7. Hist. nat. de Buffon. T. XVI. p. 32.).


S. 381. 382,


Im Juny und July 1803 habe ich selber Gelegenheit
gehabt, die hier erwähnte, sich willkührlich bewegende
Conferve (Conferva limosa Roth.) häufig zu beobachten.
Ich fand sie in einem doppelten Zustande: in dem einen
bestand sie aus sehr zarten, farbenlosen, divergirenden
Fäden, die mit dem einen Ende in Schlamm oder grüner
Materie saſsen; in dem andern Zustande waren die Fäden
weit länger, stärker und gedrängter, hatten eine schöne
blaugrüne Farbe, und bildeten eine Art von Rasen. Jener
Zustand ist der, worin ich diese Conferve in den Gräben
antraf. Aus ihm ging sie in den letztern über, wenn ich
sie in reinem Wasser dem Tageslichte aussetzte.


In dem erstern Zustande war die häufigste Bewegung
jener Conferve die pendelförmige. Ihre einzelnen Fäden
beug-
[506] beugten sich mit den freyen Enden stoſsweise von der Rech-
ten zur Linken und von der Linken zur Rechten. Doch
krümmten sie sich auch nach jeder andern Richtung. Oft
drehten sie sich so, daſs ihr freyes Ende einen Cirkel, und
ihr Ganzes einen Kegel beschrieb; oft erschienen sie in
schlangenförmiger Gestalt; oft näherte sich ihr bewegli-
ches Ende dem unbeweglichen so, daſs sie das Ansehn von
biegsamen Stäben erhielten, deren Enden gegen einander
gebogen sind. Bey der pendelförmigen Bewegung machte
gewöhnlich das freye Ende eine hakenförmige Krümmung.
Zugleich fand hierbey eine fortschreitende Bewegung statt,
vermöge welcher das eine Ende, womit der Faden am
Schlamme saſs, entweder in diesen tiefer eindrang, oder sich
aus demselben herausbegab, und die man bey einer flüch-
tigen Beobachtung leicht für eine Verkürzung, oder für
ein Wachsthum der Conferve ansieht. Zuweilen sahe ich
einen Faden, der bisher unbeweglich gelegen hatte, seine
Bewegungen auf einmal stoſsweise anfangen, Die Tempe-
ratur und das Verdünsten des Wassers schien auf die
Schnelligkeit und Stärke der Bewegungen Einfluſs zu ha-
ben. Ich beobachtete nehmlich, daſs ein Haufen von Fä-
den, den ich lange vor einem offenen Fenster betrachtet
hatte, ohne heftige Bewegungen darin wahrzunehmen,
sich stärker zu krümmen anfing, als die Thüre des Zim-
mers geöffnet wurde, und davon ein Luftzug entstand, der
das Vergröſserungsglas traf.


In dem letztern Zustande, worin die Fäden der Con-
ferve eine blaugrüne Farbe haben, gingen ihre Bewegun-
gen nicht so lebhaft, wie in dem erstern, vor sich. Als
ich in einem Wassertropfen, der einen Haufen jener Fä-
den enthielt, etwas weissen Zucker auflöste, rollten sich
diese auf, wurden steif und unbeweglich, und bekamen
ein gegliedertes Ansehn.


S. 384.


Umständlicher sind Girod-Chantran’s Beobachtun-
gen
[507] gen in folgendem Werke erzählt, das aber erst während
dem Abdrucke des gegenwärtigen Bandes herausgekommen
ist, und daher hier noch nicht benutzt werden konnte: Re-
cherches chimiques et microscopiques sur les Conferves,
Bysses, Tremelles etc. par Girod-Chantran. Paris. An X. 4.


S. 394. Z. 4 ff.


Das gegenwärtige Kapitel über die Entstehung und die
Verwandlungen der lebenden Körper wurde schon vor
viertehalb Jahren ausgearbeitet. Seit dieser Zeit verhin-
derten mich andere Beschäftigungen über jene Gegenstände
weitere eigene Beobachtungen anzustellen. Nur die Resul-
tate neuerer Lektüre und fernern Nachdenkens habe ich
späterhin nachtragen können. Erst im Frühlinge und
Sommer des jetzigen Jahrs 1803, nachdem das Manuscript
jenes Kapitels schon zum Drucke abgesandt war, ist es
mir möglich gewesen, den Faden meiner ehemahligen
Untersuchungen über die Entstehung der Conferven und
Tremellen wieder anzuknüpfen. Die Resultate dieser neu-
ern Beobachtungen gehören indeſs mehr für den folgenden,
als für den gegenwärtigen Band. Nur dies muſs ich hier
erinnern, daſs mir jetzt die Benennung von Fruchtkei-
men
, die ich in der 7 und 8 Zeile der 394 Seite für die
sich willkührlich bewegenden Körner gewählt habe, die
man im Innern einer jeden Conferve und Tremelle vom
Anfange ihres Entstehens an wahrnimmt, unpassend zu
seyn scheinet. Die eigentlichen Fruchtkeime zeigen sich
bey den Conferven nur in einer gewissen Periode ihres Le-
bens, und zwar bey vielen Arten (z. B. der Conferva seti-
formis, spiralis, scalaris Roth. u. a. m.) erst dann, wenn
sich mehrere Individuen durch Röhren, die an den Seiten
derselben hervorwachsen, unter einander verbunden haben.
Nach dieser Verbindung sieht man die vorhin erwähnten
kleinern Körner, welche an den innern Wänden eigener
Schläuche in Spirallinien, sternförmigen oder andern regel-
mäſsigen Figuren befestigt sind, aus der einen Conferve in
die
[508] die andere übergehen, und in der letztern sich zu sphäri-
schen oder ovalen Beeren vereinigen, die mit der Conferve
fast von gleichem Durchmesser sind, und nach deren Bil-
dung blos die äussere, farbenlose Hülle der letztern übrig
bleibt. Diese Beeren, mit deren Entstehung das Wachs-
thum der Conferven beendigt ist, müssen ohne Zweifel für
die wahren Fruchtkeime der Wasserfäden angesehen wer-
den. Aber nicht von ihnen, sondern von den ursprüngli-
chen grünen Körnern, die schon bey dem Entstehen der
Conferven in denselben vorhanden sind, gelten die Sätze
dieses Kapitels. Nur die letztern verhalten sich unter ge-
wissen Umständen als Infusionsthiere, und sind dabey im
Stande, die Conferve, in deren Innerm sie sich befanden,
auf eine, mir noch unbekannte Art zu reproduciren.

Appendix A Druckfehler.


  • S. 41. Z. 19. St. Camphorasma l. m. Camphorosma.
  • S. 82. Z. 5. St. Siola l. m. Sida.
  • S. 94. Z. 3. Nach abnehmenden Graden setze man hinzu: der
    Breite
    .
  • S. 97. Z. 1. Nach 35ten° setze man hinzu: der.
  • S. 118. Z. 11. St. der Guaiakanen l. m. die Guaiakanen.
  • S. 119. Z. 19. St. Michanxia l. m. Michauxia.
  • S. 123. Z. 18. Nach erhält setze man hinzu: so sehr.
  • S. 156. Z. 13. St. unabhängiger l. m. abhängiger.
  • S. 171. In der Ueberschrift des 2ten § lese man Thiere statt Pflan-
    zen
    .
  • S. 176. Z. 3. St. arctor l. m. arctos.
  • S. 341. Z. 12. St. Von l. m. Vor.
  • S. 382. Z. 5. St. ungefiederten l. m. ungegliederten.

[][][]
Notes
(a)
S. 68.
(b)
Biol. B. 1. S. 50.
(c)
Abh. der Schwed. Akad. 1758. B. XX. S. 292.
(d)
Forster’s Reise um die Welt. B. 1. S. 410.
(e)
Forster’s Bemerkungen auf einer Reise um die
Welt. S. 146.
(f)
Reise nach Palästina. S. 87. 110.
(g)
Voigt’s Magazin f. d. Neueste aus der Physik. etc.
B. V. St. 1. S. 39.
(h)
Schöpf’s Reisen durch die vereinigten Nordamer.
Staaten. Th. 2. S. 450.
(i)
Reise durch verschiedene Provinzen des Russischen
Reichs. Th. 1. S. 57.
(k)
Von Humboldt über die unterirdischen Gasarten.
S. 36.
(l)
Hist. de l’Acad. des sc. de Paris. 1719.
(m)
Abh. der Schwed. Akad. 1741. S. 285.
(n)
Hamburg. Mag. B. XVII. St. 5. S. 552.
(o)
Ebendas. S. 554.
(p)
Nouveaux Mém. de l’Acad. des sc. de Prusse. 1782.
p. 13.
(q)
Grillo in Voigt’s Mag. für den neuesten Zustand
der Naturkunde. B. 1. St. 4. S. 35.
(r)
Natural et political history of the state of Vermont.
London. 1798.
(s)
Mehrere andere Citate von ältern Beobachtungen der
Art finden sich in Haller’s Elem. Phys. T. III. L.
VIII. S. 4. §. 3. p. 319. Voigt’s Mag. für das Neueste
aus der Physik etc. B. XI. St. 1. S. 133.
(t)
Pallas Reise durch verschiedene Provinzen des
Russischen Reichs. Th. 1. S. 104.
(u)
Ebendas. S. 109.
(v)
Ebendas. Th. 2. S. 288.
(w)
Ebend. S. 290.
(x)
Flora Aegypt. Arab. p. 189.
(y)
Neue Abh. der Schwed. Akad. 1781. B. 2. S. 81.
(z)
Reisen in das Innere von Südafrika. S. 93.
(z*)
Them. 120. T. 2.
(a)
Staunton’s Beschreibung der Gesandschaftsreise
des Grafen Macartney nach China — Voigt’s Mag.
für den neuesten Zustand der Naturkunde. B. 1. St. 2.
S. 22.
(b)
Olivi Zool. Adriat. P. 1. p. 172.
(c)
M. s. auch Bruce’s Reisen zur Entdeckung der
Quellen des Nil’s. Uebers. von Volkmann. B. 1. S. 32.
(d)
Olivier’s Reisen durch das Türkische Reich, Egyp-
ten u. Persien. Uebers. von Sprengel. Th. 1. S. 482.
(e)
Olivier a. a. O. S. 489.
(f)
Ebendas. S. 482.
(g)
Forster’s Reise um die Welt. Th. 2. S. 235. 259.
(h)
La trois doigts. La Cepede Hist. nat. des quadr.
ovip. T. 1. p. 496.
(i)
Hasselquist’s Reise nach Palästina. S. 1. p. 117.
(k)
Reise nach Senegal. Uebers. von Schreber. S. 182.
(l)
Traité des corps organisés. T. III. p. 345.
(m)
Ulloa physik. u. histor. Nachrichten von Amerika.
Uebers. von Dieze T. 1. S. 113. Bartram’s Reisen in
Nordamerika, im Mag. von Reisebeschreib. B. X. S.
89. Schöpf’s Reisen durch Nordamer. Th. 2. S. 165.
(n)
Mertens in Schrader’s Journal für die Bot. 1800.
B. 1. S. 192.
(o)
Insekten-Belust. B. 1. S. 270.
(p)
Pand. Ins. in Amoen. Acad. Vol. V. p. 230.
(q)
Abhandl. der Schwed. Akad. B. XXX. S. 191.
(r)
Mém. pour servir à l’Hist. des ins. T. VI. P. 1. mém.
1. p. 27, 28.
(s)
Reise durch verschiedene Prov. des Russischen Reichs.
Th. 1. S. 226.
(t)
Descript. animal. p. 118. Icones rer. nat. T. 34. f. c.
(u)
Bibel der Nat. S. 75.
(v)
M. s. die Citate in Bloch’s Abh. über die Erzeu-
gung der Eingeweidewürmer. S. 32. 38, und Goeze’s
N. G. der Eingeweidewürmer. S. 55. 65.
(w)
Voigt’s Mag. f. d. Neueste aus der Physik. B. IV.
St. 1. S. 188.
(x)
Wattson und Hill, Phil. Trans. Vol. LIII. p. 271.
Fougeroux, Mém. de l’Acad. des sc. de Paris. 1769.
p. 467.
(y)
O. F. Müller in Nov. Act. Acad. N. C. T. IV. p.
215. Beschäftigungen der Berlin. Gesellsch. naturf.
Freunde. B. 1. S. 156. — “Schrank beschreibt in seiner
„Baierschen Flor eine Conferva piscium, die er an
„verschiedenen Theilen des Leibes, vorzüglich aber
„an den Kiemendeckeln, der Orfe beobachtet hatte.
Bloch bemerkte dieselbe an dem Rücken des Karpfen
„(Nat. Gesch. der Fische Deutschlands. Th. 1. S. 109).
„Die Schaalthiere sowohl des Meers, als des süſsen
„Wassers, dienen ebenfalls verschiedenen Phytozoen
„zum
(y)
„zum Befestigungspunkte, und diese erhalten dadurch
„eine Locomotivität, die sie sonst nicht hätten! Soll-
„te dies nicht mehr als zufällig seyn? Auf einer
„schwarzen Schnecke befindet sich in unsern ge-
„wöhnlichen Wiesengräben ganz ausschlieſslich eine
„Varietät des Batrachospermum moniliforme R., auf
„einer andern die Rivularia confervoides R. die ich in
„meinen Algis aquat. auch auf derselben abgebildet
„habe. Eine andere, noch unbeschriebene Con-
„ferve entdeckte ich vor zwey Jahren auf Schnek-
„ken irgendwo im Braunschweigschen, und im vori-
„gen Herbste auch in den Gräben längs dem Schwach-
„hauser Wege bey Bremen”. Anmerkung des Herrn
Professor Mertens.
(z)
Z. E. Webera pyriformis, alle Arten der Grimmia.
und das Hypnum saxatile (Bridel muscol. recent,
T. 1. p. 64.).
(z*)
Turner Calendar. plant. marin. im V. Bande der
Trans. of the Linnean Society.
(a)
Von Humboldt über die unterirdischen Gasarten.
S. 36.
(b)
Hawkesworth’s Geschichte der Seereisen. Th. 1.
S. 172.
(c)
Forster’s Bemerk. auf einer Reise um die Welt.
S. 164.
(d)
Forster ebendas. S. 146.
(e)
Forster’s Reise. Th. 1. S. 410.
(f)
Hist. nat. L. II. c. 103. L. XXXI. c. 6.
(g)
De potu calido. p. 27.
(h)
Opere fisico-mediche. T. II. p. 433.
(i)
La Billardiere’s Reise nach dem Südmeere. Th. 1.
S. 259.
(k)
Ramond in Pfaff’s u. Friedländer’s Annalen für
die allgem. N. G. etc. 1802. H. 3. S. 210.
(l)
Forster’s Reise. Th. 2. S. 19.
(m)
Forster im Mag. von Reisebeschreibungen. B. VI.
S. 410.
(n)
Reise. Th. 2. S. 70.
(o)
G. Forster’s kleine Schriften. Th. 1. S. 399. ff.
(p)
Histor. stirp. Helvet. — Enumer. method. stirp. Helv.
indigen.
(q)
Reisen durch die vereinigt. Nordamer. Staaten. Th.
1. S. 132.
(r)
Dorthes in Voigt’s Mag. f. d. Neueste aus der Phy-
sik etc. B. VI. St. 1. S. 72.
(s)
Linnei amoen. acad. Vol. 1. p. 11.
(t)
Ibid. Vol. IV. p. 423.
(u)
Ibid. p. 419. Linnei Fl. Lappon. Prolegom. §. 16.
(v)
Patrin in den Neuen Nordischen Beyträgen. B. 4.
S. 183.
(w)
Steffens Beyträge zur innern Nat. Gesch. der Erde.
B. 1. S. 84.
(x)
Pallas Reise durch verschiedene Provinzen des
Russischen Reichs. Th. 2. S. 578. Patrin a. a. O. B. 2.
S. 370.
(y)
Volney’s Reisen nach Syrien u. Egypten.
(z)
Schöpf’s Reisen. Th. 1. S. 17. 18.
(a)
Pallas a. a. O. Th. 1. S. 25.
(b)
La Billardiere’s Reise. Th. 1. S. 70.
(c)
Pallas Bemerkungen auf einer Reise durch die
südl. Statthalterschaften des Russischen Reichs. Th. 1.
S. 110.
(d)
Volnfy’s Reise.
(e)
Märter in den physik. Arbeiten der einträchtigen
Freunde zu Wien. J. 1. Q. 1. S. 61. 68. Schöff’s Rei-
se. Th. 2. S. 417. 485.
(f)
Entdeckungsreise in den nördl. Gewässern der Süd-
see. Uebers. von Sprengel. S. 14.
(g)
Hunter’s Reise nach Neu-Süd-Wallis. S. 39. im
Magazin von Reisebeschreibungen. B. XI.
(h)
Bulletin de la Soc. philomathique. An VIII. p.
124.
(i)
Benutzte Hauptquellen sind:
Houttuyn’s vollständiges Pflanzensystem des Ritters
C. von Linné.
C. a Linné Species plantarum. Curante C. C. Willde-
now
. Da wo keine Quellen in diesem § angegeben
sind, wird der Leser das Nähere in jenen beiden
Werken finden.
(k)
Pennant’s Thiergeschichte der nördl. Polarländer.
Th. 1. S. 111.
(l)
Cranz Historie von Grönland.
(m)
Pennant a. a. O. S. 145.
(n)
Zoega Fl. Island. in Olaffen’s u. Povelsen’s Reise
nach Island. Th. 2.
(o)
Linnei Fl. Lappon.
(p)
Linnei Fl. Suecica. Ed. 2.
(q)
Olivier’s Reise durch das Persische Reich, Egyp-
ten u. Persien. Uebers. von Sprengel. Th. 1. S.
439. — Schousboe’s Bemerkungen über das Gewächs-
reich um Marocko. Th. 1. S. XIII.
(r)
Marsden’s Beschreibung von Sumatra. S. 104.
(s)
Der Leser wird bemerken, daſs in diesem und den
fol-
(s)
folgenden Verzeichnissen unter den generischen [Na-
men]
immer die Schreberschen (M. s. dessen Ausgabe
der Linneischen Gen. pl.), und unter den Benennun-
gen der Arten die Linneischen zu verstehen sind,
wenn nicht das Gegentheil ausdrücklich erinnert ist.
(t)
Syst. vegetab. florae Peruvianae, Schrader’s Jour-
nal für die Botanik. 1799. St. 4. S. 447.
(u)
Bemerkungen auf einer Reise um die Welt. S. 159.
(v)
Kirwan’s Angabe der Temperatur von den ver-
schiedenen Breiten u. s. w. Uebers. von Crell.
(w)
Anburey’s Reisen im innern Amerika. S. 75, im
Mag. von Reisebeschreibungen. B. VI.
(x)
Kirwan a. a. O.
(y)
Schousboe’s Beobachtungen über das Gewächsreich
um Marocko. Th. 1. S. IX. 139 ff.
(z)
Link’s geolog. u. mineralog. Bemerkungen auf einer
Reise durch das südwest. Europa. S. 208 ff.
(a)
Kirwan a. a. O.
(b)
Hasselquist’s Reise nach Palästina. S. 260 ff.
(c)
J. Acostae hist. nat. et mor. Indiae. L. IV. c. 16.
(d)
Rochon’s Reise nach Madagascar. S. 143, im Mag.
von Reisebeschr. B. VIII.
(e)
G. Forster flor. ins. austral. sp. 336.
(f)
Thunberg fl. Japonica.
(g)
Schöpe’s Reisen durch die vereinigten Nordamer.
Staaten. Th. 2. S. 381.
(h)
Die beyden einzigen Monocotyledonen sind hier
Juncus campestris und Agrostis algida. Pennant’s
Thiergeschichte der nördl. Polarländer. Th. 1. S. 111.
(i)
Pennant ebendas. S. 145.
(k)
Zoega fl. Island. in Olaffen’s u. Povelsen’s Reise
nach Island.
(l)
Linnei fl. Lappon.
(m)
Linnei fl. Suecica. Ed. 2.
(n)
Forster’s Bemerkungen auf einer Reise um die
Welt. S. 151.
(o)
Gehört wahrscheinlich nicht zu dieser Familie.
(p)
Gehört zu dieser Familie, und nicht zu den Schirm-
pflanzen, wohin es von Jussieu gerechnet wird. M.
s. La Billardifre’s Reise nach dem Südmeere. Th.
1. S. 280.
(q)
M. vergl. C. Linnaei flora Lapponica.
Eiusd. fl. Suecica. Ed. 2.
J. E. Gunneri fl. Norvegica.
A. J. Retzii florae Scandiuaviae prodromus. Ed. 2.
G. C. Oeder fl. Danica.
J. Lichtfoot fl. Scotica.
J. E. Smith fl. Anglica.
G. W. Roth Tentamen fl. Germanicae.
A. ab Haller Historia stirpium indigenarum Helvetiae.
R. Townson Travels in Hungary. Im Anhange.
P. S. Pallas fl. Rossica.
Ebendesselben Reise durch verschiedene Provinzen des
Russischen Reichs.
J. G. Gmelin fl. Sibirica.
J. R. Forster fl. Americae septemtrionalis.
(r)
Pennant’s Thiergesch. der nördl. Polarl. Th. 1. S.
184.
(s)
Pennant a. a. O. S. 135.
(t)
Non ego Asiam ingredi mihi visus sum, antequam
Jeniseam fluvium attingerem. Animalia in eam us-
que regionem vix ulla vidi, quae non etiam aleret
Eu-
(t)
Europa, saltem quae in campis vastis Wolgae fluvii
inferioris tractus non occurrerent; vix alia vegetabilia,
et terrarum lapidumque genus vix aliud. Facies tota
terrae in eam usque regionem mihi Europaea visa est.
Sed ab Jenisea fluvio tam orientem quam meridiem et
septemtrionem versus alia plane terrae facies et nescio
quis novus vigor constitit. Juga montium aut colles
passim tantum adparebant, hic vero tota quanta regio
montosa erat, vallium et camporum interiacentium
amoenitate nulli facile secunda. Animalia nusquam
adhuc visa in conspectum veniebant, ut moschife-
rum animal et Musimon veterum, plantae quaedam
Europae admodum familiares hic deficiebant, et no-
vae in Europa nusquam visae comparebant. Gmelin
Flor. Sibir. T. 1. Praef. p. XLIII.
(u)
Pennant a. a. O. S. 136. 37. Neue Nordische Bey-
träge. B. 2. S. 170. 171. 180.
(v)
Pennant a. a. O. S. 145. Neue Nordische Beyträge.
B. 1. S. 305. B. 2. S. 171.
(w)
G. Forster’s kleine Schriften. Th. 3. S. 108. Th. 2.
S. 220.
(x)
Bierkander in den Abh. der Schwed. Akad. 1776.
B. 28. S. 83. 84.
(y)
Nach Russel’s Verzeichnisse in dessen Beschreibung
der Thiere u. Pflanzen um Aleppo. 2te Ausgabe, Ue-
bers. von Gmelin.
(z)
Reise durch die vereinigten nordamer. Staaten. Th.
2. S. 380. 381.
(a)
Nach Link’s Verzeichnisse in dessen geolog. und
mineralog. Bemerk. auf einer Reise durch das südwestl.
Europa. S. 200 ff.
(b)
Villars Histoire des plantes de Dauphiné.
A. Gouan fl. Monspeliaca.
L. C. Gerard fl. Galloprovinciae.
P. Forskål f. Estaciensis, in eiusd. fl. Aegypt.-Arab. p. 1.
Giraud-Soulavie Hist. nat. de la France meridio-
nale.
C. Allionii fl. Pedemontana.
(c)
P. Löfling’s Reisebeschreibung nach den Spanischen
Ländern in Europa u. Amerika. Uebers. v. A. B. Kölpin.
Sy-
(d)
Poiret’s Reise in die Barbarey.
R. Desfontaines fl. Atlantica, sive Hist. plantarum,
quae in Atlante, agro Tunetano et Algeriensi crescunt.
P. K. A. Schousboe’s Beobachtungen über das Ge-
wächsreich in Marocko. Herausgegeben von C. G.
Rafn.
(e)
Schousboe a. a. O. Th. 1. S. 97.
(f)
P. Forskal fl. Melitensis in eiusd. fl. Aegypt. Arab.
p. XIII.
Eiusd. fl. Constantinopolitana littoralis ad Dardanel-
los, et insularum Tenedos, Imros, Rhodi. L. c.
p. XV.
(g)
P. S. Pallas physikalisch-topographisches Gemähl-
de von Tau [...]ien.
(h)
Tableau des provinces situées sur la còte occidentale
de la mer Caspienne. Petersbourg. 1798. Im Anhange.
A. Russel’s Beschreibung der Thiere u. Gewächse um
Aleppo.
La Billardiere Icones plantarum Syriae rariorum.
(c)
Synopsis stirpium indigenarum Arragoniae. Marsiliae.
1779.
Link a. a. O.
(i)
Tournefort Voyage au Levant.
(k)
Olivier’s Reisen durch das Türkische Reich etc.
Th. 1. S. 571.
(l)
J. G. Gmelin fl. Sibirica.
(m)
R. Saunders Account of the vegetable and mine-
ral productions of Bootan and Tibet. (Phil. Trans.
Y. 1789. p. 79. Uebers. im Mag. von Reisebeschr. B. 1.)
(n)
C. P. Thunberg fl. Japonica.
(o)
H. E. Mühlenberg Index florae Lancastriensis
(Trans. of the American Soc. Vol. 3. p. 157. Vol. 4.
p. 235.)
I. F. Gronovii fl. Virginica.
Th. Walter fl. Caroliniana.
(o*)
A. Michaux Hist. des chênes de l’Amerique.
(p)
Bartram’s Reisen in Nordamerika, im Mag. von
Reisebeschreibungen. B. X.
(q)
Meares und Douglas Reisen an die Nordwestküste
von Nordamerika, in Forster’s Geschichte der Reisen.
Th. 2. S. 200. Schöpf’s Reise in die vereinigten nord-
amer. Staaten. Th. I. S. 297.
(r)
A. a. O.
(s)
G. Forster’s kl. Schriften. Th. 3. S. 102. ff.
(t)
J. Burmanni rariorum Africanarum plant. decas I-X.
P. Forskål fl. Aegyptiaco-Arabica.
J. Bergii descript. plantar. ex Capite bonae spei.
Prodromus plantarum Capensium, quas in promon-
torio bonae spei annis 1772-1775 collegit P. Thunbero.
(u)
Hasselquist’s Reise nach Palästina. S. 230. Fors-
kål
l. c. p. XLVII.
(v)
M. Park Reisen im Innern von Afrika, S. 138.
(w)
Sparmann’s Reise nach dem Vorgebirge der guten
Hoffnung. S. 11. 230.
(x)
G. E. Rumphii Herbarium Amboinense.
C. Linnaei fl. Zeylanica.
J. Burmanni thesaurus Zeylanicus.
H. v. Rheede hortus Malabaricus.
N. L. Burmanni fl. Indica.
C. F. Rottböl Beskrivelse over nogle planten fra de
Malabariske Kyster (Skr. det Kiobenhavenske Selsk.
nye Saml. D. 2. S. 525.
Th. Hardwicke Enumeration of plants noticed in
his tour between Hurdwar and Sirinagur. (Asiatick
Researches. Vol. VI. p. 348.)
Plants of the Coast of Coromandel by Th. Roxburgh
and J. Banks.
J. de Loureiro fl. Cochinchinensis. Ed. Willdenow.
(y)
Hawkesworth’s Geschichte der Seereisen. B. 3. S.
260. Meares und Douglas Reise. S. 77, in Forster’s
Geschichte der Reisen. Th. 1.
(z)
Hawkesworth a. a. O. S. 353. 354.
(z*)
Garcias ab Horto Hist. arom. Ed. IV. L. 1. p. 80. 81.
(z**)
Garcias ab Horto l. c. p. 61. Forster’s u. Spren-
gel
’s Beyträge zur Länder- u. Völkerkunde. Th. 1.
S. 18 ff.
(a)
C. Plumier genera plant. Americ.
Eiusd. species pl. Americ.
Eiusd. plantae Americ.
N. J. Jacquin selectarum strpium Americ. historia.
M. Vahl eclogae Americanae.
O. Swartz Flora Indiae occidentalis.
B. A. Euphrasen’s Reise nach der Insel St. Barthele-
mi. Uebers. von Blumhof.
P.
(b)
In dessen Physikal. und historischen Nachrichten
von Amerika. Uebers. von Dieze. Th. 1. S. 94 ff.
(a)
F. Aublet histoire des plantes de la Gujane Fran-
çoise.
L. Feuillée Journal des observations physiques etc.
faites sur les côtes occidentales de l’Amerique meri-
dionale.
Florae Peruvianae et Chilensis prodromus. A. A. Hip-
polyto Ruiz
et Josepho Pavon.
Systema vegetabilium florae Peruvianae et Chilensis.
A. A. H. Ruiz et J. Pavon.
(c)
J. E. Smith Specimen of Botany of New-Holland.
(d)
G. Forster florulae insularum australium prodro-
mus.
(e)
J. R. Forster’s Bemerkungen auf einer Reise um
die Welt. S. 152.
(f)
La Billardiere’s Reise nach dem Südmeere. Th. 1.
S. 325.
(g)
La Billardiere a. a. O. Th. 1. S. 314.
(h)
Mit Unrecht glaubt also La Billardiere (a. a. O.
Th. 2. S. 4. 5), daſs sich diese Struktur der Rinde nur
in Neuholland finde.
(i)
La Billardiere a. a. O. Th. 1. S. 117.
(k)
Forster’s Reise um die Welt. B. 1. S. 199.
(l)
Forster’s Bemerk. auf einer Reise u. s. w. S. 150. G.
Forster flor. ins. austral. prodr. sp. 106.
(m)
Banks u. Solander in Hawkesworth’s Gesch. der
Seereisen. B. 3. S. 32.
(m*)
“Ich besitze dieses Gewächs auch von Demerary.
„Das sonst so kleine Pflänzchen ist in meinen Exem-
„plaren über anderthalb Fuſs hoch.” Anmerkung des
Herrn Professor Mertens.
(n)
G. Forster flor. ins. austr. prodr.
(o)
Molina’s Nat. Gesch. von Chili. S. 103. 115. 144. 145.
157.
(p)
Banks u. Solander beym Hawkesworth. B. 2.
S. 43. 60.
(q)
Molina a. a. O. S. 101.
(r)
Molina a. a. O. S. 124.
(s)
Vancouver’s Entdeckungsreise. Uebers. von Spren-
gel
. S. 17. — Sollte aber auch die Wintera axillaris
mit der W. aromatica von V. verwechselt seyn?
(t)
J. R. Forster’s Bemerkungen auf einer Reise etc.
S. 154. G. Forster fasciculus plant. Magellan. in
Commentat. soc. Reg. sc. Gotting. Vol. IX. p. 17.
(u)
A. a. O. S. 102.
(v)
Forster’s u. Sprengel’s Beyträge zur Völker- und
Länderkunde. Th. 1. S. 161. 162.
(v*)
Hawkesworth a. a. O. B. 3. S. 32. 33.
(w)
G. Forster fl. ins. austr. prodr.
(x)
Ammann in den Comm. Acad. Petropol. T. XI.
p. 314. Beroius in den Abh. der Schwed. Akad. 1762.
B. 24. S. 334.
(y)
Mertens in Schrader’s Journal f. d. Botanik.
1800. B. 1. S. 179.
(y*)
“Doch leidet dieser Satz einige Einschränkung.
„Die Conferva muralis Dillwyn wächst hier auf den
„Wällen an Bäumen und Planken, etwa zwey Fuſs
„hoch von der Erde, aber immer genau nach der dem
„Norden zugekehrten Seite, niemals an einer andern.
„Conferva frigida, C. arenaria Roth. und eine Abart
„des Ceramium caespitosum (oder die Conferva am-
„phibia der meisten Autoren) wachsen nicht nur an
„feuchten, sondern auch oft an sehr trocknen Stellen,
„ja Conferva ericetorum R. auf den dürresten Heiden.
„Byssus Jolithus, dem Roth unter dem Namen Con-
„ferva suaveolens eine andere Stelle im System ange-
„wiesen hat, wächst nebst mehrern ehemaligen Bys-
„sus-Arten auf Felsen. Der Hofapotheker Martius
„hat, laut Espers Zeugniſs (Icones fucorum. p. 124),
„eine Tangart im Bayreuthischen auf dem Lande ent-
„deckt. Fucus Palmetta soll auch in den Nordischen
„Wäldern wohnen, so wie sich die Corallina officina-
„lis terrestris Pallas. in Pommern unter dem Heide-
„gesträuch finden soll. Daſs dieses letztere Seeprodukt
„aber nichts weiter beweist, als daſs hier ehemals
„Meeresboden war, brauche ich kaum zu erinnern,
„obschon es merkwürdig ist, daſs es sich so lange da-
„selbst (durch Fortpflanzung?) hat erhalten können.”
Anmerkung des Herrn Prof. Mertens.
(z)
Dillwyn Synopsis of the British Confervae. Tab. 16.
(z*)
“Merkwürdig ist es auch, daſs die Farbe der Was-
„ser-Algen oft grade die entgegengesetzte Verände-
„rung, wie die der Pflanzen, erleidet. Bekanntlich
„gerathen Pflanzen, denen man in Kellern oder dun-
„keln Orten das Licht entzieht, in den Zustand, wel-
„chen man die Bleichsucht (etiolement) derselben nen-
„net. Bey den Algen ist oft die Beraubung des Lichts
„die Veranlassung, daſs ihre Farbe sich erhöht. Ich
finde
(z*)
„finde, daſs die Conferva distorta Fl. Dan. (Ceramium
„vagum R.), je länger sie im Herbario liegt, eine
„desto glänzendere Grünspan-Farbe erhält, so wie
„auch die von mir an den Mühlenrädern in der We-
„ser entdeckte Conferva castanea sich mit schönerm
„Purpur färbt, je länger man sie in seiner Sammlung
„verwahrt. Andere See-Algen wechseln die Farbe,
„so daſs sie sich verschönern, je näher sie an die Ober-
„fläche des Meers gebracht und den Sonnenstrahlen aus-
„gesetzt werden. Vornehmlich ist das schöne Rosen-
„roth einiger Arten äusserst flüchtig. So lange Batra-
„chospermum moniliforme vagum R. auf dem Meeres-
„boden wächst, hat es eine schmutzig gelbe Farbe,
„wenn es gleich nur von etwa 8-10 Zoll Wasser be-
„deckt ist. Kaum hat es sich ein Paar Stunden auf
„die Oberfläche erhoben, so nimmt es eine schöne
„blaugrüne Farbe an.” Anmerkung des Herrn Prof.
Mertens. — Ich kann zu diesen Beobachtungen
noch hinzusetzen, daſs ich ein Exemplar des Potamo-
geton fluitans besitze, an dessen obern Blättern die
natürliche braungrüne Farbe nach dem Trocknen in
Roth übergegangen ist.
(a)
Flörke in Schrader’s Journal f. d. Botanik. 1800.
B. 2. S. 161.
(a*)
Flörke a. a. O.
(b)
Link in Usteri’s Annalen der Botanik. St. 14. S.
2 ff.
(b*)
Synopsis of the British Fuc. p. XXIII.
(c)
Nach einer, mir von Herrn Prof. Mertens mitge-
theilten Vermuthung.
(c*)
Pallas Reisen durch versch. Prov. des Russischen
Reichs. Th. 1. S. 44. 60.
(d)
Neue Nordische Beyträge. B. V. S. 105.
(e)
Schöpf’s Reisen durch die vereinigt. nordam. Staa-
ten. Th. 1. S. 419.
(f)
O. Swartz disp. syst. muscorum frondosorum Sue-
ciae.
(g)
Link’s geolog. u. mineralog. Bemerkungen auf einer
Reise etc. S. 199.
(h)
Ebendas. S. 230.
(i)
Link a. a. O. S. 214.
(k)
Mém. de l’Institut nat. Sciences math. et physiques.
T. 1. p. 503.
(l)
Reise um die Welt. Th. 1. S. 192.
(m)
Bridel muscologia recentiorum. T. 1. p. 60. 61.
(n)
Flora Aegypt. Arab. p. LXXVIII.
(o)
Ibid. p. CXXV sq.
(o*)
O. Swartz obs. bot. p. 407. 408.
(p)
Link a. a. O. S. 199.
(q)
Barrow’s Reisen in das Innere von Süd-Afrika,
S. 166.
(q*)
Obs. bot. p. 408.
(r)
Hawkesworth Gesch. der Seereisen. B. 2. S. 42.
(s)
Neue Nordische Beyträge B. 1. S. 307.
(t)
Marchand’s Reise um die Welt. Leipzig. 1801.
B. 1. Kap. 4. S. 230.
(u)
Nach Hoffmann’s botanischem Taschenbuche f. d.
J. 1795.
(v)
G. Forster fl. ins. austr. prodr. p. 78 sq. 93.
(w)
G. Forster plant. esculentae insul. oceani austr.
p. 48.
(x)
Houttuyn’s Linneisches Pflanzensystem. Th. XIII.
B. 1.
(y)
Elenchus zoophytorum.
(z)
M. s. oben. Abschn. 2. Kap. 2. §. 1 dieses Buchs.
(a)
La Billardiere’s Reise nach dem Südmeere. Th. 1.
S. 188.
(b)
Forster’s Reise um die Welt.
(c)
Reise nach dem Vorgebirge der guten Hoffnung S. 6.
(d)
Steller’s Beschr. von Kamschatka. S. 108.
(e)
Steller in den neuen nordischen Beyträgen. B. 2.
S. 186.
(f)
Sparrmann’s Reise nach dem Vorgeb. der guten
Hoffn. S. 566.
(g)
Molina’s Nat. Gesch. von Chili. S. 233.
(h)
Neue Nordische Beyträge. B. VI. S. 83.
(i)
Ulloa Nachrichten von Amerika. Th. 1. S. 162.
(k)
Ulloa a. a. O. S. 147.
(l)
Blumenbachs Handbuch der Nat. Gesch.
(m)
Daldorf in den Trans. of the Linnean Soc. T. III.
p. 62.
(n)
Hawkesworth’s Gesch. der Seereisen. B. 3. S. 122.
(o)
Schöpf’s Reise durch die vereinigten nordamer.
Staaten. Th. 1. S. 9.
(p)
Ebendas. Th. 2. S. 463.
(q)
Forrest’s Reise nach Neu-Guinea. S. 98, in der
Neuen Sammlung von Reisebeschr. Th. 3.
(r)
Schöpf a. a. O. Th. 1. S. 6.
(s)
Le Blond in Voigt’s Mag. f. d. Neueste aus der
Physik etc. B. 5. St. 4. S. 33, 34.
(t)
M. s. oben. S. 10 ff.
(u)
Die Cicada septemdecim soll in Amerika bis auf 30
Fuſs tief in der Erde gefunden seyn. Schöpf’s Reise.
Th. 1. S. 321.
(v)
Schmid in Illicer’s Mag. für die Insektenkunde.
B. 1. S. 218. 219.
(w)
Wichmann’s kleine med. Schriften. Müller im
Naturforscher. St. 12. S. 180. Bloch von der Erzeu-
gung der Eingeweidewürmer. S. 29. Goeze Versuch
einer N. G. der Eingeweidew. S. 10. Murray opu-
scul. Vol. 2. p. 15 sq. 403 sq.
(x)
Amoen. acad. Vol. 2. p. 93.
(y)
Hamburg. Mag. B. VIII. St. 3. S. 313.
(z)
Hist. vermium. Vol. 2. p. 62. Der Naturforscher. St.
12. S. 181.
(a)
De infestis viventibus intra viventia. p. 57. Elench.
zooph. p. 407.
(b)
A. a. O. S. 15 ff.
(c)
Vom Drehen der Schaafe.
(d)
A. a. O. S. 23 ff.
(e)
A. a. O. S. 194 ff.
(f)
Vermium intestin. etc: brevis expositio.
(g)
Isenflamm’s u. Rosenmüller’s Beiträge für die
Zergliederungskunst. B. 1. St. 3. S. 373.
(h)
Goeze a. a. O. S. 50.
(i)
S. 387.
(k)
Pallas Bemerkungen auf einer Reise in die südli-
chen Statthalterschaften des Russischen Reichs. Th. 1.
S. 134.
(l)
Bloch in den Schriften der Berlinischen Gesellsch.
naturf. Freunde. B. 1. S. 256 ff.
(m)
Steller’s Beschreibung von Kamschatka. S. 154.
(n)
Buffon Hist. nat. des oiseaux. T. 1. p. 43. 44. For-
ster
’s Bemerkungen auf einer Reise um die Welt.
S. 175. 176.
(o)
Poli Test. utriusque Siciliae. Vol. 1. Introd. p. 2.
(p)
Hawkesworth’s Gesch. der Seereisen. B. 2. S. 13.
(q)
Steller’s Beschr. von Kamschatka. S. 143. 164.
(r)
Benutzte Hauptquellen sind:
E. A. W. Zimmermann’s geographische Geschichte des
Men-
(r)
Menschen und der allgemein verbreiteten vierfüſsi-
gen Thiere.
Th. Pennant’s Thiergeschichte der nördlichen Polar-
länder. Uebers. von Zimmermann.
Ebendesselben allgemeine Uebersicht der vierfüſsigen
Thiere. Uebers. von Bechstein.
Histoire naturelle générale et particuliere.
Latham’s allgemeine Uebersicht der Vögel. Uebers.
von Bechstein.
Histoire naturelle des quadrupèdes ovipares et des ser-
pens, par de la Ceplde.
M. E. Bloch’s ökonomische Nat. Gesch. der Fische
Deutschland’s.
Ebendesselben Nat. Gesch. der ausländischen Fische.
In den Thier-Verzeichnissen dieses §. sind unter den
Benennungen der Arten die der Gmelinschen Aus-
gabe des Linneischen Natur-Systems zu verstehen,
wenn nicht ein anderer Schriftsteller angeführt ist.
(s)
Nach Fabricius (Fauna Groenl.).
(t) Nach Linné (Fauna Suec. Ed. 2).
(u)
Pennant’s allgem. Uebersicht. B. 2. n. 217, wo
aber dieses Thier mit der davon ganz verschiedenen
Didelphis marsupialis zusammengeschmolzen ist.
(v)
Schöpf’s Reisen durch die vereinigten nordamer.
Staaten. Th. 1. S. 15.
(w)
Die Pardelkatze. Pennant a. a. O. B. 1. n.
310.
(x)
Ursus L.
(y)
Meles L.
(z)
Beyläufig bemerke ich, daſs mir dieses Thier, wo.
von ich mehrere lebendige Exemplare zu beobachten
Gelegenheit gehabt habe, in seinem Habitus und sei-
nen Manieren eben so viel mit den Makis, besonders
mit Lemur Catta, als mit den Dachsen, gemein zu
haben scheint. Vielleicht gehört es mit der Viverra
caudivolvula, dem Neuholländischen Tapoaru, Ta-
poatafa, und einigen andern Thieren dieses Landes zu
einem eigenen Geschlechte, das zwischen den Makis,
Dachsen und Viverren in der Mitte steht.
(a)
Sorex cristatus L.
(b)
Sorex exilis Gmel.
(c)
Mus zibethicus Gm.
(d)
Pennant a. a. O. B. 2. n. 291.
(e)
Arctomys Gm.
(f)
Marmota Gm.
(g)
Pennant a. a. O. B. 2. n. 328.
(h)
Mus L.
(h*)
Aspalax Gm.
(i)
Mus L.
(k)
Lemmus L.
(l)
Mus L.
(m)
Cricetus L.
(n)
Mus vagus, betulinus Gm.
(o)
Myoxus Nitela Gm.
(p)
Myoxus glis Gm.
(q)
Myoxus muscardinus Gm.
(r)
Dipus meridianus Gm.
(s)
Dipus tamaricinus Gm.
(t)
Pennant a. a. O. B. 2. n. 369.
(t*)
Dipus Jaculus Gm.
(u)
Das Labradorische Eichhorn. Pennant
a. a. O. B. 2. n. 341.
(v)
Das fliegende Eichhorn aus Hudsonsbay.
Ebendas. n. 350.
(w)
Equus bisulcus Gmel.
(x)
Mustela Galera Gmel.
(y)
Der Neuholländische Waschbär. Pen-
nant
a. a. O. B. 2. n. 214.
(z)
Pennant a. a. O. n. 271 — Der gefleckte Tafa (Pen-
nant
ebend. n. 272) scheint hiervon eine bloſse Abart
zu seyn.
(a)
Pennant a. a. O. B. 1. 11. 188.
(b)
Viverra tigrina Gm.
(c)
Der Lybische Luchs. Pennant a. a. O. B. 1.
n. 207. S. 316. 317.
(d)
Viverra Zorilla Aut.
(e)
Das dünnzehige Wiesel. Pennant a. a. O.
B. 2. n. 280. b.
(f)
Das hermelinartige gefleckte Wiesel.
Pennant a. a. O. n. 280. c.
(g)
Sparrmann’s Reise. S. 274.
(h)
Buffon Suppl. T. XI. p. 14. Pl. 1.
(i)
Viverra mellivora Gm. Viverra Capeusis scheint mit
diesem Thiere einerley zu seyn. Vergl. Sparrmann’s
Reise. S. 481.
(k)
Mus maritimus Gm.
(l)
Talpa Asiatica L. Vergl. Sparrmann’s Reise. S. 497.
(m)
Pennant a. a. O. B. 2. n. 424.
(n)
Die Elephanten-Spitzmaus. Pennant a.
a. O. n. 430.
(o)
Pennant B. 2. n. 318.
(p)
Pennant ebendas. n. 296.
(q)
Ebendas. n. 298.
(r)
Hyrax Syriacus Gm.
(s)
Mus Capensis Gm.
(t)
Myoxus Chrysurus Zimmerm.
(u)
Didelphis gigantea Gmel.
(v)
Didelphis Brunii Gm.
(w)
Der kleine Känguruh.Pennant a. a. O.
B. 2. n. 230.
(w*)
Pennant ebendas. n. 231.
(x)
Dipus Sagitta Gm.
(y)
Dipus Cafer Gm.
(z)
Pennant a. a. O. B. 2. n. 352.
(a)
Der Zwergochs.Pennant a. a. O. B. 1. n. 12.
(b)
Ebendas. n. 26.
(c)
Ebendas. n. 27.
(d)
Le Ritbock. Buffon Suppl. T. V. p. 34. Pl. XIII.
(e)
Antilope EuchoreForst. Buffon Suppl. T.
IV. p. 142. Pl. LX.
(f)
Neue Nordische Beyträge. B. 1. S. 25.
(g)
Die hasenhaarige Robbe.Pennant a. a. O.
B. 2. n. 477.
(h)
Die bandirte Robbe. Ebendas. n. 476.
(i)
Die Robbe von den Falklandsinseln.
Ebend. n. 474.
(k)
Die geöhrte Robbe. Ebend. n. 481.
(l)
Schriften der nat. Ges. zu Kopenhagen. B. I. 2. S. 111.
(m)
Cook’s dritte Entdeckungsreise. Uebers. von G.
Forster.
(n)
Fabricii Fauna Groenl. p. 124.
(o)
R. Curtis in Forster’s u. Sprengel’s Beyträgen
für Länder- und Völkerkunde. Th. 2. S. 95.
(p)
Reisen durch versch. Prov. des Russischen Reichs,
Th. 2. S. 717.
(q)
Hoeoström’s Beschr. des Schwed. Lapplands.
(r)
Schöpf’s Reisen. Th. 2. S. 440.
(s)
Ebendas. S. 197.
(t)
S. G. Gmelin’s Reise durch Ruſsl. Th. 1. S. 125.
(u)
Lacerta stellio L.
(v)
Lacerta scincus L.
(w)
Hist. nat. du Jorat. Vol. 1.
(x)
Hawkesworth’s Gesch. der Seereisen. Th. 1. S. 147.
154, 168.
(y)
Pennant’s Thiergesch. der nördl. Polarländer. Th.
2. S. 272.
(z)
Pennant a. a. O. S. 231 ff.
(a)
Linnei amoen. acad. Vol. IV. p. 588.
(b)
Ibid. p. 580. §. VI.
(c)
Neue Nordische Beyträge. B. 3. S. 8 ff.
(d)
Reise nach Palästina.
(e)
Schöpf’s Reise. Th. 2. S. 163. Bartram’s Reisen in
Nordamerika. S. 279 ff. im Magazin von Reisebeschr.
B.X.
(f)
Bartram a. a. O.
(g)
S. G. Gmelin’s Reise durch Ruſsl. Th. 3. S. 97.
(h)
Steller’s Beschr. von Kamschatka. S. 40. 141. Port-
lock
’s Reise an die Nordwestküste von Amerika, in
G. Forster’s Gesch. der Reisen u. s. w. B. 3. S. 126.
(i)
Fabricii Fauna Groenl.
(k)
Pennant’s Thiergesch. der nördl. Polarl. Th. 1. S.
238 ff.
(l)
Adanson’s Reise nach Senegal.
(m)
Hawkesworth’s Gesch. der Seereisen. B. 3. S. 121.
(n)
S. G. Gmelin’s Reise durch Ruſsl. Th. 3. S. 247. 248.
(o)
Ebendas. S. 257 ff.
(p)
Schöpf’s Reise. Th. 2. S. 135.
(q)
Pallas spicil. zool. f. XIV. p. 57.
(r)
Forster’s u. Sprengel’s Beyträge zur Länder- u.
Völkerkunde. Th. 3. S. 187.
(s)
Pallas l. c. p. 5. 6.
(t)
Forster a. a. O. S. 195.
(u)
Forster ebendas. S. 194.
(v)
Forster ebendas. S. 195.
(w)
Pennant’s allg. Uebers. B. 2. n. 378.
(x)
Spicil. zool. f. XI. p. 10.
(y)
Geogr. Gesch. des Menschen etc. B. 1. S. 173. B. 2.
S. 94.
(z)
G. Forster’s Gesch. der Reisen etc. Th. 1. S. 205.
(a)
Forster’s u. Sprengel’s Beyträge. Th. 3. S. 264.
(b)
Ebendas. S. 266.
(c)
Ebendas. S. 259.
(d)
Ebendas. S. 272.
(e)
Neue Nordische Beyträge. B. 1. S. 159.
(f)
Neue Nord. Beyträge. B. 2. S. 171. Pallas spicil.
zool. f. IX. p. 81. f. XIV. p. 44.
(g)
Pallas Reise durch versch. Prov. des Russischen
Reichs. Th. 1. S. 134.
(h)
S. G. Gmelin’s Reise durch Ruſsl. Th. 2. S. 200.
(i)
Ist ursprünglich nicht in Asien zu Hause, wie in
einigen Schriften, dem ausdrücklichen Zeugnisse von
Steller (Beschreibung sonderbarer Meerthiere. S.
191.) entgegen, gesagt wird, sondern wohnt an der
Küste des nordwestlichen Amerika zwischen 30° und
60° N. Br. Meares u. Douclas Reisen. S. 207, in
Forster’s Gesch. der Reisen. Th. 2.
(k)
R. Norris Reise nach Dahomey, im Mag. von
Reisebeschr. B. V. S. 401.
(l)
M. s. Biol. B. 1. S. 211.
(m)
M. tetradactyla L. — Buffon’s Tamandua ist ein
künstliches Thier gewesen. M. s. Bulletin de la Soc.
philom. n. 42.
(n)
Pennant’s allgem. Uebers. B. 2. n. 467. a.
(o)
A. a. O. n. 452.
(p)
Schediasma de promontor. bonae spei.
(q)
Hist. nat. T. XIV. p. 311.
(r)
Geogr. Gesch. des Menschen. Th. 1. S. 303 ff.
(s)
Nach Cuvier’s Beobachtungen (in Wiedemann’s
Archiv für Zool. u. Zoot. B. 2. St. 2. S. 162), die ich
bey mehrern, auf dem hiesigen Museum befindlichen
Exemplaren des Aegyptischen und Amerikanischen
Crocodils völlig bestätigt gefunden habe.
(t)
La trachée-artere, après qu’elle est descendue un peu
obliquement sur la tête du foie à côté gauche, remonte
ensuite vers le côté droit et vers le milien du sternum,
ensuite redescendant elle se divise en deux branches
qui entrent chacune daus son lobe du poumon. Plu-
mier
in Schneideri Hist. amph. fasc. 2. p. 99.
(u)
A l’endroit du pilore il y avait une valvule faite en
façon d’un anneau capable de recevoir facilement le
doigt: après cette valvule on voyoit comme un se-
cond ventricule fort petit et après cette oavité il y avait
une autre valvule annulaire, semblable à un secoud
pilore, un peu plus létroit que le premier. Plumier
l. c. p. 109.
(v)
Obs. anat. c. 5.
(w)
Reise nach Palästina. S. 344.
(x)
Reise durch die vereinigt. nordam. Staaten. Th. 2.
(y)
Physikal. Arbeiten der einträcht. Freunde in Wien.
J. 2. Q. 1. S. 82.
(z)
Le Sarigue Buff.
(z*)
Lutra Memina Bodd.
(a)
Pallas spic. zool. f. VI. p. 1. sq.
(a*)
Buffon Hist. nat. des ois. T. VIII. p. 185.
(b)
Buffon ebendas. Le Jabiru. T.VII. p. 280.
(b*)
Ebend. Le Nandapoa. T. VII. p. 285.
(c)
Bankroft’s Gujana.
(c*)
Allg. Hist. der Reisen. B. IX. S. 80.
(d)
Schöpf’s Reisen. Th. 1. S. 381.
(d*)
Acugna in Robertson’s Gesch. von Amerika. B. 1.
S. 549.
(e)
Bloch’s ausl. Fische. Th. 8. S. 17.
(f)
Thesaur. T. 1. p. 77.
(g)
Pennant’s allgem. Uebers. B. 1. n. 95.
(h)
Ebendas. n. 101.
(i)
Pallas spic. zool. f. XIV. p. 79.
(k)
Shaw, Trans. of the Linnean Society.
(l)
Lacerta Scincus L.
(m)
Coluber Vipera L.
(n)
Adanson’s Reise nach Senegal.
(o)
Sparrmann’s Reise. S. 565..
(p)
Phil. Trans. Vol. LXVIII. p. 170.
(q)
Ibid. Vol. LIX. p. 72.
(r)
Le Guenon à long nez. Hist. nat. Suppl. T.
VII. p. 53. Pl. XI. XII.
(s)
Didelphis macrotarsus Gmel.
(t)
Vergl. Forrest’s Reise nach Neu-Guinea. S. 304,
in der Neuen Samml. von Reisebeschr. Th. 3.
(u)
Pennant’s allgem. Uebers. B. 1. S. 113.
(v)
Sonnerat’s Reise nach Neu-Guinea. S. 28.
(w)
Forrest a. a. O. S. 149.
(x)
Forrest ebendas. S. 151.
(y)
Forrest ebendas. S. 188.
(z)
Marsden’s Beschr. von Sumatra. S. 136.
(a)
Forrest a. a. O. S. 330.
(b)
La Billardiere’s Reise nach dem Südmeere. Th. 1.
S. 190.
(c)
Rochon’s Reise nach Madagasear. S. 125. 163, im
Mag. von Reisebeschr. B. 8.
(d)
Cf. Schneider Hist. amph. fasc. 2. p. 157.
(e)
Bloch’s ausl. Fische. Th. 8. S. 17.
(f)
Pennant’s allgem. Uebers. B. 2. n. 224.
(g)
Ebendas. n. 228. a.
(h)
Ebend. n. 228. b.
(i)
Ebend. n. 228. c.
(k)
Ebend. n. 228. d.
(l)
Forster im Mag. von Reisebeschr. B. V. S. 123.
(m)
Blumenbach in Voigt’s Mag. für den neuesten
Zustand der Naturkunde.
(n)
White’s Reise nach Neu-Süd-Wallis. S. 124, im
Mag. von Reisebeschr. B. 5.
(o)
Mycteria australis, alba, capite colloque viri-
di-nigris; tectricibus, pennis scapularibus caudaque
nigris; rostro nigro; pedibus rubris.
(p)
La Biliardiere’s Reise. Th. 1. S. 108.
(q)
Nat. Gesch. von Chili. S. 207.
(r)
Forster’s Bemerkungen auf einer Reise etc. S. 166.
(s)
Ebendas. S. 172.
(t)
Forster Bemerkungen etc. S. 171.
(u)
Forster’s Reise um die Welt. B. 1. S. 21. 22.
(v)
Voyage autour du Monde p. 64.
(w)
Hawkesworth’s Gesch. der Seereisen. B. 1.
(x)
Nat. Gesch. von Chili. S. 259.
(y)
Forster’s u. Sprengel’s Beyträge. Th. 1. S. 178.
(z)
Hawkesworth’s Gesch. der Seereisen. B. 3. S. 351.
(a)
Fabricii Fauna Groenl.
(b)
Linnei Fauna Suec. Ed. 2. p. 101.
(c)
A. a. O. S. 190.
(d)
Rückreise von Neu-Süd-Wallis. S. 159, im Mag.
von Reisebeschr. B. 1.
(e)
Reise um die Welt. B. 1. S. 152.
(f)
Forster’s Bemerkungen. S. 172. 173.
(g)
Reise nach Neu-Süd-Wallis. S. 130 ff. im Mag.
von Reisebeschr. B. V.
(h)
Forster a. a. O. S. 169.
(i)
Molina a. a. O. S. 202.
(k)
Forster’s Reise um die Welt. Th. 2. S. 353.
(l)
Narborough in Pennant’s Britt. Zool. T. 2. p. 314.
(m)
Die meisten dieser Fische werden von Frezier
(Voy. T. 1. p. 212), Anson (Voy. L. II. c. 1) und Mo-
lina
(A. a. O. S. 193) als Bewohner des Chilesischen
Meers. angegeben.
(n)
Diomedea, quam Stellerus ipse, et ex eo Krasche-
ninikosius Laros maximos (Tschaiki) appellat, circa
finem Junii mensis adveniunt immensis et millenariis
fere catervis, certique nuntii sunt instantis adventus
piscium. Circa finem Julii et ante medium Augusti
abeunt rursum. Numquam autem ad oram Kamschat-
kae orientalem adscendunt, ubi vix rarissime et ve-
lut hospites visuntur; contra in Sinu Peschinensi, et
universo mari Kamschatico interiore, inque archipe-
lago Kurilico abundant. Ad insulam Beringii quoque
copiose venerunt, tempore, quo Stellerus abitum inde
parabat. Quum in has regiones advolant, macilentis-
simae
(o)
Molina a. a. O. S. 195.
(p)
Forster’s Reise um die Welt. Th. 1. S. 83.
(n)
simae deprehenduntur. Ab austro vero advolare inde
apparet, quod in extremo peninsulae promontorio
primae conspici soleant. Imo saepe e regione S. W.
advolantes et abitus tempore eodem remeantes observa-
tae sunt catervae. — Jure miratus est Stellerus, Dio-
medeas circa Kamschatkam nequaquam nidificare, aut
proli operam dare, quum tamen eo ipso tempore ad-
sint, quo omne ibi avium genus progignere solet.
Verum hacc ipsa res argumento est, avem hanc esse
alterius hemisphaerii, quae hyemem poli australis fu-
giens ad extremum huncce Oceaui pacifici angulum
usque migrat, et diverso prolificationis termino ad-
sueta est, in illud tempus verosimillime collocando,
ubi apud nos hyems et aestas est, in hemisphaerio
australi. Neque puto incredibilis est, in quamvis
ignota causa, talis et tanta migratio in ave marina,
quae ubique victum, ubique requieti locum in Oceano
reperire poterit. Pallas misc. zool. f. V. p. 29 sq.
(q)
Forster in Commentat. soc. Reg. sc. Gotting. phys.
T. III. p. 123.
(r)
Forster’s Bemerkungen S. 174.
(s)
Nouvelles observations microscop. etc. p. 191.
(t)
Ebendas. p. 192.
(u)
p. 199.
(w)
p. 219.
(x)
p. 219.
(y)
p. 290.
(z)
Wrisbero observ. de animalculis infusoriis satura.
p. 82.
(a)
Ebend. p. 83.
(b)
p. 83, Obs. XI. p. 86, not. n. p. 91.
(c)
p. 90.
(d)
p. 89.
(e)
p. 85. 87.
(f)
p. 88.
(g)
p. 89. (Sium Apium Roth.?)
(h)
p. 45.
(i)
p. 39.
(k)
p. 25, not. q. p. 74.
(l)
p. 75.
(m)
p. 16, 73.
(n)
p. 73, 50.
(o)
p. 74.
(p)
p. 20, d. 10. p. 24, 25, 44.
(q)
p. 25.
(r)
p. 95.
(s)
p. 4.
(t)
p. 21, obs. VII, d. 14, h. 2½.
(u)
Ibid. h. 11 vesp.
(v)
d. 15, p. 23.
(w)
p. 23, d. 9 Sept.
(x)
p. 26, d. 16.
(y)
p. 31, obs. X.
(z)
p. 54, obs. XV. p. 57, obs. XVI.
(a)
p. 61, obs. XVII.
(b)
p. 61, d. 19.
(c)
d. 23.
(d)
d. 31, p. 63 sq.
(e)
p. 66, d. 2 Sept.
(f)
p. 66, d. 10.
(g)
Obs. XVIII, p. 71 sq.
(h)
p. 80.
(i)
Vermium etc. hist. Vol. 1. P. 1. p. 1 sqq.
(k)
Ebend. p. 11. not. **).
(l)
p. 20.
(m)
p. 21 sqq. — O. F. Müller’s Pile ‒ Larven
(Kopenhagen. 1772). S. 73 ff., oder die Uebersetzung:
die Gabelschwanzraupe (Leipzig. 1773).
(n)
Physikalische und mathematische Abhandlungen. 3te
Abhandl.
(o)
Ebendas. S. 128 ff.
(p)
S. 151,
(q)
S. 155.
(r)
Ebendas.
(s)
S. 157.
(t)
Ebendas.
(u)
Ebendas.
(v)
S. 159.
(w)
S. 161.
(x)
S. 128 ff.
(y)
S. 163 ff.
(z)
S. 170 ff.
(a)
S. 177.
(b)
S. 179 ff.
(c)
S. 182.
(d)
S. 186 ff.
(e)
S. 200.
(f)
S. 202.
(g)
S. 201.
(h)
S. 203.
(i)
S. 203.
(k)
Diss. de Chao infusorio Linnaei. Uebersetzt in den
(Leipziger) Sammlungen zur Physik u. Naturgeschich-
te. B. 2. St. 2. S. 1 ff.
(l)
Leipziger Sammlungen a. a. O. S. 167.
(m)
Ebendas. S. 169.
(n)
S. 170.
(o)
S. 171.
(p)
Ebendas.
(q)
Ebendas.
(r)
S. 171.
(s)
S. 172.
(t)
S. 173.
(u)
Ebend.
(v)
Ebend.
(w)
S. 166.
(x)
Priestley Versuche und Beobachtungen über ver-
schiedene Theile der Naturlehre. Th. 1. S. 259.
(y)
Ebendas. S. 261.
(z)
S. 262.
(a)
S. 263.
(b)
S. 262.
(c)
S. 264.
(d)
Versuche mit Pflanzen. Uebersetzt von J. A. Sche-
rer
. Th. 1.
(e)
Priestley a. a. O. Th. 2. S. 15 ff. u. S. 28 ff.
(f)
Ebendas. S. 16 ff.
(g)
S. 31.
(h)
S. 33.
(i)
S. 34.
(k)
S. 42.
(l)
S. 44.
(m)
S. 45.
(n)
S. 49.
(o)
S. 51.
(p)
S. 52.
(q)
S. 51.
(r)
S. 45.
(s)
S. 48.
(t)
Vermischte Schriften physisch-medicinischen Inhalts.
B. 2. No. 3.
(u)
Ebendas. S. 131 ff.
(v)
S. 145.
(w)
S. 146.
(x)
S. 157.
(y)
S. 147.
(z)
S. 149-151.
(a)
S. 152.
(b)
S. 153, 154.
(c)
S. 155.
(d)
S. 155, 156.
(e)
S. 161.
(f)
S. 162, 173.
(g)
S. 173, 177.
(h)
S. 162.
(i)
Ebendas.
(k)
S. 163.
(l)
Ebendas.
(m)
S. 164.
(n)
S. 165.
(o)
S. 167.
(p)
S. 207.
(q)
S. 208.
(r)
Hist. nat. T. 2. p. 168 sq.
(s)
Observ. de animalc. infus. p. 95 sq.
(t)
Ibid. obs. IX. p. 30.
(u)
Wrisberg a. a. O. S. 92 ff.
(v)
Commentar. Acad. sc. Bonon. T. III. p. 145. Ueber-
setzt im Hamburg. Mag. B. XIX. J. 1757. S. 563 ff.
(w)
Comm. Bonon. l. c. p. 149.
(x)
Ibid. p. 151.
(y)
p. 151, 152.
(z)
p. 152.
(a)
p. 153.
(b)
Ibid.
(c)
p. 154.
(d)
Ibid.
(e)
Ibid.
(f)
p. 154, 155.
(g)
Grens Grundriſs der Chemie. Th. 2. S. 112. §. 1093.
(h)
Annales de Chimie. T. X. p. 193.
(i)
Von Hoff’s Magazin für die gesammte Mineralogie.
B. 1. H. 3. S. 434.
(i*)
Scherer’s allgem. Journal der Chemie. B. IV. H. 24.
S. 670.
(k)
Usteri’s neue Annalen der Botanik. St. 15. 1797.
S. 30.
(l)
Obs. de animalc. inf. f. 5.
(m)
Mém. de l’ Acad. des sc. à Berlin. 1749. p. 26.
(n)
Obs. de anim. inf. p. 101 sq.
(o)
Voigt’s Mag. f. d. Neueste aus der Physik etc. B.
VII. St. 1. S. 49.
(p)
Tournefort in den Mém. de l’Acad. des sc. à Pa-
ris. 1707. p. 58.
(q)
Tournefort ebendas.
(r)
Commentar. Acad. sc. Bonon. T. III. p. 156. Altes
Hamburg. Mag. B. XIX. S. 583.
(s)
Ebendas.
(t)
Cibot in den Act. Acad. sc. Petropol. 1777. P. 1. Hi-
stoire. p. 83.
(u)
Tournefort a. a. O.
(v)
Marchant in den Mém de l’Ac. des sc. à Paris 1727.
(w)
S. 23.
(x)
Kreise auf Wiesen, die ein vorzüglich grünes und
frisches Ansehn haben, und wahrscheinlich durch
das Einschlagen eines Blitzes verursacht werden.
(y)
Roose Grundzüge der Lehre von der Lebenskraft.
2te Aufl. S. 60.
(z)
S. 19.
(a)
Tournefort in der Hist. de l’Ac. des sc. à Paris
avant 1699. T. X. p. 69.
(b)
A. a. O.
(c)
Henkel’s Flora saturnizans. Leipzig. 1722. S. 61 ff.
(d)
Schriften der naturf. Gesellsch. zu Kopenhagen. B. 1.
Abth. 1. S. 49.
(e)
Von der Erzeugung der Eingeweidew. S. 43.
(f)
Vers. einer N. G. der Eingeweidew. th. Körper. S. 25.
(g)
Vergl. Bloch a. a. O. S. 45.
(h)
Vergl. Goeze a. a. O. S. 52.
(i)
A. a. O. S. 207.
(k)
Goeze a. a. O. S. 321.
(l)
Bloch a. a. O. T. 1. f. 4.
(m)
In Reil’s Archiv f. d. Physiol. B. 3. H. 1. S. 98,
und in dessen Zusätzen zu Ingenhouss über die Er-
nährung der Pflanzen. S. 171.
(n)
A. a. O. S. 36.
(o)
A. a. O. S. 429 ff.
(p)
A. a. O. S. 433.
(q)
Introd. in philos. phys. §. 438. not. b.
(r)
Hist. nat. T. II. p. 190.
(s)
M. s. oben. S. 11.
(t)
M. s. oben. S. 11 ff.
(u)
Michaelis im Götting. Mag. von Lichtenberg u.
Forster. J. IV. St. 1. S. 94.
(v)
Melanges d’Hist. nat. Vol. IV. p. 615. Bremisches
Mag. B. 1. S. 596.
(w)
Mémoires de l’Acad. des sc. de Berlin. 1782. p. 13.
(x)
M. s. oben S. 19.
(y)
Spallanzani’s Versuche über die Erzeugung der
Thiere u. Pflanzen. Abth. 1. S. 54. §. 75.
(z)
Biol. B. 1. S. 260. 372 ff.
(a)
Voict’s Mag. f. d. Neueste aus der Physik. B. XI.
St. 2. S. 17.
(b)
Opuscul. P. 1. p. 168.
(c)
Hist. naturale. p. 625.
(d)
De aquatil. L. IV. Cap. de spongiis.
(e)
Hist. phys. de la mer. p. 53.
(f)
Philos. Transact. Vol. LV. n. 31.
(g)
Reise durch versch. Prov. des Russischen Reichs.
Th. 1. S. 14.
(h)
Voigt’s Mag. f. d. Neueste aus der Physik. B. V.
St. 2. S. 60. 61.
(i)
Handbuch der Nat. Gesch. 3te Ausg. S. 509. 510.
(k)
Bulletin des sc. par la Soc. philomath. 1797. n. 6.
p. 43.
(l)
Mém. de l’ Acad. des sc. de Paris. 1767. p. 568.
(m)
Osservazioni microscopiche sulla tremella etc.
(n)
Saggio sopra il falso ergot e tremella. Firenz. 1775.
Rozier Journ. de phys. T. VII. Fevr. 1776. p. 47.
(o)
Hist. musc. p. 15.
(p)
Schriften der Berlin. Gesellsch. naturf. Freunde. B. 4.
S. 172 ff.
(q)
Ueber das pflanzenähnliche Wesen u. s. w. S. 6 ff.
(r)
Götting. Mag. von Lichtenberg u. Forster. 1781.
St. 1. S. 80 ff.
(s)
Hist. de l’Acad. des sc. de Berlin. 1752. p. 102.
(t)
A. a. O. S. 7.
(u)
A. a. O. S. 171.
(v)
Scherer a. a. O.
(w)
Ebendas. S. 18 ff.
(x)
Ebendas. S. 8 ff. u. S. 20.
(y)
Girod-Chantran a. a. O. 1797. n. 6. p. 42.
(z)
Ebendas. n. 9. p. 66.
(a)
Ebend. n. 6. p. 43.
(b)
Ebendas. An 7. n. 27. p. 17.
(c)
Ebend. n. 27. p. 17. n. 6. p. 43.
(d)
Ebend. n. 6. p. 43.
(e)
Ingenhouss verm. Schriften. B. 2. S. 218. 219. Eben-
desselben Vers. mit Pflanzen. B. 3. S. 33 ff.
(f)
Verm. Schriften. B. 2. S. 223.
(g)
Ebendas. S. 224. 183 ff.
(h)
Ebend. S. 224.
(i)
Vers. mit Pflanzen. B. 3. S. 39.
(k)
Verm. Schriften. B. 2. S. 226. 227.
(l)
Ebendas. S. 227. 228. Vers. mit Pflanzen. B. 3. S.
32.
(m)
Verm. Schriften. B. z. S. 232. Vers. mit Pfl. B. 3.
S. 28 ff.
(n)
B. 26. S. 273 der Deutschen Uebers.
(o)
Roth’s Bemerkungen über das Studium der cryptog.
Wassergewächse. S. 61.
(p)
Briefe, naturh. physik. u. oekonom. Inhalts an Nau.
S. 93.
(q)
A. a. O. S. 100.
(r)
Der Hausvater. Th. 1. St. 2. §. 12. Th. 2. St. 2. §.
757 ff. Th. 3. Anh. No. 1. J. A. H. Reimarus in H. S.
Reimarus angefangenen Betrachtungen über die be-
sondern Arten der th. Kunsttriebe. S. 179 ff.
(s)
Journal encyclopédique. 1767.
(t)
De mundo invisibili, in Amoen. acad. Vol. VII.
(u)
Plant. cryptog.
(v)
Römer’s u. Usteri’s Mag. f. d. Botanik. St. 12. No.
3 §. 1.
(w)
Beschäftig. der Berl. Gesellsch. naturf. Freunde.
B. 1. S. 159.
(x)
Ebendas. S. 164. Flor. Dan. Tab. 658.
(y)
Beschäftig. der Berlin. Gesell. a. a. O.
(z)
Hist. nat. T. II.
(a)
Nouvelles observ, microscopiques.
(b)
Biol. Bd. 1. S. 106. 155 ff.
(c)
Relation abregée d’ un Voyage etc. p. 48.
(d)
Barrow’s Reise im südlichen Afrika. S. 100.
(e)
Sparrmann’s Reise nach dem Vorgeb. der guten
Hoffn. S. 590.
(f)
Barrow a. a. O. S. 175.
(g)
Sparrmann a. a. O. S. 303.
(h)
Barrow a. a. O. S. 133.
(i)
Barrow. S. 251.
(k)
Rheede Hort. Malab. T. 1. p. 26.
(l)
Reisen in das Land der Hottentotten. Uebers. von
Forster. S. 55.
(m)
King’s Nachrichten von der Norfolkinsel. S. 286,
im Mag. von Reisebeschr. B. XI. Hunter’s Reise
[nach] Neu-Süd-Wallis, ebend. S. 125.
(n)
Adanson’s Reise nach Senegal. Forster’s u. Spren-
gel
’s Beyträge zur Länder- u. Völkerkunde. Th. 1.
S. 64.
(o)
Carver’s Reisen durch Nord-Amerika. Hamburg.
1780. S. 360-362. Dobrizhoffer’s Gesch. der Abipo-
ner. Th. 1. S. 332.
(p)
Pennant’s Thiergesch. der nördl. Polarländer. Th.
1. S. 38.
(q)
Historie von Grönland.
(r)
Pennant a. a. O. S. 125.
(s)
Martens Spitzbergen. S. 65. Phips Reise nach
dem Nordpol.
(t)
Le Blond im Journal de phys. Mai. 1786. Voigt’s
Mag. f. d. Neueste aus der Physik. B. 5. St. 4. S. 37.
(u)
Ramond’s Reise nach den Pyrenäen. B. 2. S. 58 ff.
(v)
Steller’s Beschr. von Kamschatka. S. 40. 141.
(w)
M. s. das 3te Kap. des 2ten Absch. dieses Buchs.
(x)
Steller a. a. O. S. 142. Portlock’s Reise an die
Nordwest-Küste von Amerika. S. 126, in Forster’s
Geschichte der Reisen etc. B. 3.
(y)
De Brosse’s Gesch. der Schiffarthen nach den Süd-
ländern. Uebers. von Adeluno. S. 366.
(z)
Barrow a. a. O. S. 43.
(a)
Abh. der Schwed. Akad. 1771. B. 33. S. 57.
(b)
Ebendas. S. 64.
(c)
Bemerkungen auf einen Reise um die Welt. S. 50.
(d)
Phil. Transact. Vol. I. P. I. Voigt’s Mag. für das
Neueste aus der Physik. B. VI. St. 2. S. 14.
(e)
Wilke a. a. O.
(f)
Abhandl. der Schwed. Akad. 1775. B. 37. S. 161.
(g)
Von Humboldt über die unterirdischen Gasarten,
S. 82.
(h)
Abh. der Schwed. Akad. 1758. B. 20. S. 3 ff.
(i)
Olivi Zool. Adriatica. p. 218.
(k)
Mertens in Schrader’s Journal f. d. Botanik.
1800. B. 1. S. 198.
(l)
M. s. oben Abschn. 2. Kap. 4. §. 1.
(m)
Bergmann’s physikalische Erdbesehreibung. 3te
Aufl. B. 1. S. 363.
(n)
La Billardiere’s Reise nach dem Südmeere. Th. 1.
S. 54.
(o)
Blumeneach’s Handb. der Nat. Gesch. 3teAusg. S. 474.
(p)
Marsden’s Beschr. von Sumatra. S. 24. Forrest’s.
Reise nach Neu-Guinea. S. 62, in der Neuen Samml.
von Reisebeschr. Th. 3.
(q)
Schöpf’s Reise durch die vereinigten Nordamer.
Staaten. Th. 1. S. 8.
(r)
Forster’s Bemerkungen auf einer Reise um die
Welt. S. 59.
(r*)
Reisen um die Welt. S. 711.
(s)
Hawkesworth’s Gesch. der Seereisen. B. 3. S. 399.
(t)
Reise nach dem Vorgeb. der guten Hoffn. S. 27.
(u)
Sparrmann a. a. O. S. 20. 21.
(v)
Carver’s Reisen durch Nordamerika. S. 57.
(w)
Ulloa Nachrichten von Amerika. Th. 1. S. 78.
(w*)
Sonnerat’s Reisen nach Indien u. China. B. 1.
S. 29. Le Gentil’s Reisen in den Indischen Meeren.
S. 190.
(x)
R. Knox Voyage de l’Isle de Ceylan. T. 1. p. 9.
(y)
La Perouse’ns Entdeckungsreise. B. 1. S. 198, im
Magazin von Reisebeschr. B. XVI.
(z)
Ebendas. S. 207.
(a)
Hawkesworth’s Gesch. der Seereisen. B. 3. S. 399.
(b)
Barrow’s Reisen im südl. Afrika. S. 108.
(c)
G. Forster’s kleine Schriften. Th. 3. S. 64. 86.
(d)
Pennant’s Thiergesch. der nördl. Polarl. Th. 1.
S. 195.
(e)
Barrow a. a. O. S. 98.
(f)
Die Schottische Kiefer (Pinus rubra) erreicht in
Norwegen eine Höhe von 160 Fuſs (Pennant a. a. O.
S. 87). In Notka-Sund giebt es Fichten, die 120
Fuſs hoch sind, und 7 Fuſs im Durchmesser haben.
(Pennant ebendas. S. 179).
(g)
Anburey’s Reisen im innern Amerika. S. 367, im
Mag. von Reisebeschreibungen. B. VI.
(h)
Osbeck’s Reise nach China. Th. 2. S. 98. For-
ster
’s Reise um die Welt, B. 2. S. 575. 576.
(i)
Buffon Hist. nat. Suppl. T. VI. p. 147. 148. Nach
Sonnerat (Reise nach Indien u. China. B. 2. S. 69)
erhielt Isle de France auch die meisten Pflanzen aus
Indien, China, vom Cap und aus Europa.
(k)
M. s. oben Abschn. 2. Kap. 2. §. 2.
(l)
Vergl. Biolog. B. 1. S. 426 ff.
(m)
“Gleich den ersten Tag nach unserer Abreise von
„Teneriffa verlohr der Himmel jenes herrliche Ansehn,
„wel-
(m)
„welches man nur in einem gemäſsigten Clima wahr-
„zunehmen pflegt. Statt dessen war er immer mit
„einer matten Blässe überzogen, die weder ganz Ne-
„bel noch Gewölk zu seyn schien, und den Hori-
„zont so sehr verengte, daſs er keine drey Stunden im
„Umkreise hatte.” La Perouse’ns Entdeckungsreise.
B. 1. S. 125, im Mag. von Reisebeschr. B. XVI. “Vom
„25ten October an hatten wir (auf der Farth von Tri-
„nidad nach Süden) immer schlechtes Wetter, bis wir
„endlich die Insel St. Catherine erreichten. Tag für
„Tag sahen wir uns in dicke Nebel gehüllt, derglei-
„chen man nicht einmal mitten im Winter auf der
„Küste von Bretagne wahrnimmt.” La Perouse eben-
das. S. 136.
(n)
Transact. of the American philos. Society. Vol. 1.
(o)
M. s. oben S. 42.
(p)
Forster’s Reise um die Welt. Th. 2. S. 34. La
Billardiere
’s Reise nach dem Südmeere. Th. 1.
S. 188.
(q)
Von den Bahamischen Inseln s. m. Schöpe’s Rei-
sen durch die vereinigten nordamer. Staaten. Th. 2.
S. 417; von Curaçao, Voyage d’un Suisse dans diffe-
rentes Colonies de l’Amerique; von den Bergen an
der Küste auf St. Christoph, Isert’s Reise nach Gui-
nea und den Caraibischen Inseln.
(r)
Von Humboldt’s Vers. über die chem. Zerlegung
des Luftkreises. S. 167.
(s)
Scherer’s allg. Journal der Chemie. B. IV. S. 596 ff.
(t)
Von Humboldt a. a. O. S. 104.
(u)
Bruce’s Reisen zur Entdeckung der Quellen des
Nils. Uebers. von Volkmann. B. 4. S. 474.
(v)
Turner’s Gesandschaftsreise an den Hof des Teshoo
Lama. Hamburg. 1801. S. 96.
(w)
Gilbert’s Annalen der Physik. B. VII. S. 281 ff.
(x)
La Lande Astron. T. II. p. 120.
(y)
Gilbert’s Annalen. B. VI. S. 396.
(z)
Introd. ad Philos. nat.
(a)
Vers. über die gereizte Muskel- und Nervenfaser.
Th. 1. S. 231. 247. Th. 2. S. 447.
(b)
Experim. and observat. relative to the Influence la-
tely discovered by Mr. Galvani etc. by R. Fowler.
p. 180.
(c)
Introd. ad Phil. nat. §. 2070.
(d)
Versuch, wie meteorolog. Beobacht. zur schickli-
chen Zeit zu machen u. s. w. S. 14, in den Act. Acad.
Moguntin. ad annos 1780 et 1781.
(e)
Beobacht. der Witterung u. s. w. in Erfurt vom
J. 1781. S. 8 in den Act. Ac. Mogunt. ad. ann. 1780 et
1781. Ejusd. observ. oscillat. mercurii in Tubo Tori-
celliano. Erford. 1783. p. 40.
(f)
Saggio meteorologico. Padova. 1781.
(g)
Gilbert’s Annalen der Physik. B. II. S. 361.
(h)
Asiatic Researches. Vol. IV.
(i)
Traité de Meteorologie par M. Cotte. p. 336.
(k)
Boucuer figure de la Terre. p. 49.
(l)
Gilbert’s Annalen. B. VI. S. 188.
(m)
Gren’s Journal der Physik. B. III. S. 109.
(n)
Gilbert’s Annalen. B. VI. S. 195.
(o)
Méchanique céleste.
(p)
Lichtenberg’s Mag. f. d. Neueste aus der Physik.
B. 3. St. 2.
(q)
Hawkesworth’s Gesch. der Seereisen. B. 2. S. 344.
(r)
Von Humboldt’s Aphorismen aus der chem. Phy-
siol. u. s. w. S. 117.
(s)
Ebendas. S. 116.
(t)
Schöpf’s Reise Th. 2. S. 297.
(u)
Marsden’s Beschreibung von Sumatra. S. 105.
(v)
Diss. de lolio eiusdemque varia specie, noxa et usu.
1785.
(w)
Scherer’s Journal der Chemie. B. 1. S. 667 ff.
Pfaff’s und Scheel’s Nordisches Archiv. B. 1. St. 2.
S. 268 ff.
(x)
Pfaff’s u. Scheel’s Archiv. B. 1. St. 2. S. 283 ff.
(y)
Ueber Ernährung der Pflanzen und Fruchtbarkeit
des Bodens. Uebers. von Fischer. S. 49 ff.
(z)
In seinen Zusätzen zu der angeführten Schrift von
Inoenhouss. S. 17 ff.
(a)
Von Humboldt a. a. O. S. 22.
(b)
Gouoh in Scherer’s Journal der Chemie. B. 3. S.
525 ff.
(c)
A. a. O. S. 26.
(d)
A. a. O. S. 256.
(e)
Ritter’s Beyträge zur nähern Kenntniſs des Galva-
nismus. B. 1. St. 1. S. 73 ff.
(f)
Robertson’s Gesch. von Amerika. Uebers. von
Schiller. B. 1. S. 302. 533.
(g)
Beym Robertson a. a. O. S. 299.
(h)
Hist. de Paraguay. T. II. p. 273.
(i)
Dobson, Phil. Trans. Vol. LXXI. Lichtenberg’s
Mag. für das Neueste aus der Physik etc. B. 1. St. 4.
S. 41.
(k)
Anson’s Reise in De Brosse’s Gesch. der Schiffar-
then nach den Südländern. S. 480 ff. Molina’s Nat.
Gesch. von Chili. S. 284.
(l)
Anson a. a. O. S. 480. §. 3.
(m)
Anson ebendas. S. 483. §. 6. S. 481. §. 3.
(n)
M. s. oben S. 11. ff.
(o)
Hist. nat. de Buffon. Suppl. Corradori in Sche-
rer
’s Journal der Chemie. B. 2. S. 676 ff.
(p)
Mém. de l’Acad. des sc. de Paris. 1701. p. 224.
(q)
Versuche u. Beobacht. über verschiedene Gattungen
der Luft. Th. 3.
(r)
A. a. O. S. 669 ff.
(s)
M. s. oben S. 15. 16.
(t)
Poli Test. utriusque Siciliae. Vol. I. Introd. p. 55.
(u)
J. F. Martinet de respiratione insectorum. L. B.
1753.
(v)
Lesser Theol. des Ins. P. I. p. 124.
(w)
Diss. epist. de bombyce.
(x)
A. a. O.
(y)
Annales de Chimie, T. XII. p. 273. Gren’s Journal
der Physik. B. VII. S. 453.
(z)
Hales Statik der Gewächse. S. 90. Vergl. S. 57. 184.
(a)
Priestley’s Vers. u. Beob. über versch. Theile der
Naturl. Th. 1. S. 292.
(b)
Ramond’s Reise nach den Pyrenäen. Th. 2. S. 56.
(c)
Lichtenberg’s Mag. f. d. Neueste aus der Physik.
B. 2. St. 1. S. 52.
(d)
Journal de phys. Fevr. 1786. Voigt’s Mag. f. d.
Neueste aus der Physik. B. 5. St. 2. S. 34.
(e)
Priestley’s Vers. u. Beob. über versch. Gattungen
der Luft. Th. 3. S. 312.
(f)
Priestley’s Vers. u. Beob. über versch. Theile der
Naturl. Th. 1. S. 251.
(g)
Priestley a. a. O. S. 252.
(h)
Priestley’s Vers. u. Beob. über verschiedene Gat-
tungen der Luft. Th. 1. S. 34.
(i)
Sammlungen zur Physik u. Nat. Gesch. B. 1. Leipzig.
1779. S. 105.
(k)
Priestley a. a. O. Th. 3. Anh. S. 6.
(l)
Ebendas. S. 289 ff.
(m)
Ebendas. S. 294.
(n)
Ebendas. S. 299 ff.
(o)
Priesteey’s Vers. u. Beob. über versch. Theile der
Naturl. Th. 1. S. 253.
(p)
Ebend. S. 254.
(q)
Ebend. S. 255.
(r)
Statik der Gewächse. S. 185.
(s)
Vers. mit Pflanzen. Uebers. von Scherer. B. 2.
S. LXI. 11. 12. 133.
(t)
Aphorismen aus der chem. Phys. der Pflanzen. S. 93 ff.
(u)
Lichtenberg’s Magazin. B. 2. St. 1. S. 53.
(v)
Priestley’s Vers. u. Beob. über versch. Gattungen
der Luft. Th. 3. S. 291.
(w)
Lichtenberg’s Magazin. B. 2. St. 1. S. 53.
(x)
Journ. de phys. Fevr. 1786. Voigt’s Magazin. B. 5.
St. 2. S. 34.
(y)
Vers. mit Pflanzen. B. 1. S. 93.
(z)
Von Humboldt’s Aphorismen. S. 125.
(a)
Von Humboldt über die gereizte Muskel- und
Nervenfaser. B. 2. S. 338.
(b)
Achard a. a. O. S. 52.
(c)
Gren’s Journal der Physik. B. 3. 1791. S. 10.
(d)
Journal de physique. Nov. 1783.
(e)
Schrader’s u. Neumann’s Preisschriften über die
eigentliche Beschaffenheit u. Erzeugung der erdigen
Bestandtheile in den verschiedenen inländischen Ge-
treidearten. S. 26 ff.
(f)
Scherer’s Journal der Chemie. B. 3. S. 199.
(g)
Boyle Chym. scept. p. 95.
(h)
Helmontii complex. et mist. elem. P. 36. p. 48.
(i)
M. s. oben S. 41.
(k)
Forster’s Bemerkungen auf einer Reise um die
Welt. S. 175.
(l)
Neue Nordische Beyträge. B. 1. S. 33.
(m)
Salzburger med. chir. Ztg. 1801. B. 4. S. 7.
(n)
Sennebier über den Einfluſs des Sonnenlichts auf
alle drey Reiche der Natur. Th. 2. Abth. 3. Tessier,
Mém. de l’Acad. des sc. de Paris. 1783. p. 133. Von
Humboldt
’s Aphorismen. S. 120. Vassalli in Crell’s
chem. Annalen. 1793. St. 11. S. 517.
(o)
Aphorismen. S. 125 ff. Usteri’s Annalen der Bota-
nik. St. 3. S. 237. Journal de phys. T. 40. p. 154.
Crell’s chem. Annalen 1792. B. 1. S. 72. 254. Gren’s
Journal der Physik. B. 5. S. 196.
(p)
Journal de phys. Fevr. 1786. Voigt’s Mag. B. 5.
St. 2. S. 34 ff.
(q)
Reise durch Ruſsland. Th. 1. S. 38 ff.
(r)
Lichtenberg’s Mag. f. d. Neueste aus der Physik.
B. 4. St. 2. S. 62.
(s)
M. s. oben S. 40. 41.
(t)
Nichts ist hier (in Persien) häufiger, sagt der jün-
gere Gmelin (Reise durch Ruſsl. Th. 3. S. 348), als
die Ceratonia, welche in den Apotheken unter dem
Namen der Siliqua dulcis bekannt ist. Hier sind die
Mespeln, die Birnart Asgill, der stachlichte Pflau-
menbaum, die Calassa, und der Granatbaum mit ih-
ren Stacheln beschwerlich. Hier sieht man Bäume
mit diesen Waffen versehen, die sonst keine haben,
z. B. Cornus sanguinea, vieler anderer Beyspiele nicht
zu erwähnen. Diese Bäume werden von einem stach-
lichten Stauden-Rubus, der China-Wurzel und an-
dern Pflanzen der Art umschlungen. Auf der Erde
kriechen wollichte Kleearten mit haarichten Kelchen.
An andern Stellen sieht man viele Kräuter aus der Fa-
milie der rauchblättrigen und sternförmigen des Tour-
nefort
. Dort erscheinen Lychnisarten mit ihrem
Pelz, da eine groſse Anzahl vom Hahnenfuſs ‒ Ge-
schlechte, und da eine eben so beträchtliche von Wik-
ken ‒ und Schootenpflanzen; fast alles hat einen haa-
richten oder wollichten Ueberzug.
(u)
Fahlberg in den Neuen Abh. der Schwed. Akad.
B. VII. I. 1786. S. 223.
(v)
Blumenbach in Voigt’s Mag. f. d. Neueste aus
der Physik. B. VI. St. 1. S. 7. Hacquet ebend. B. VI.
St. 4. S. 28 ff.
(w)
Barrow’s Reisen in das Innere von Südafrika.
S. 300.
*)
L’estomac, sagt Geoffroy (A. a. O. S. 44) von dem Magen des
Nilcrocodil, étoit surmonté d’une poche, laquelle se tronvoit ter-
minée par le pylore. Von der Luftröhre sagt er (S. 46): Un peu
avant de se diviser en deux branches, elle se replie et se contourne
du côté gauche, ainsi qu’on le remarque dans plusieurs oiseaux.
Diese Beschreibungen unterscheiden sich von denen, die ich oben
(S. 222) aus Plumier’s nachgelassenem Manuscript angeführt habe,
blos darin, daſs sich, nach Plumier, die Luftröhre des Alligator
rechts, hingegen, nach Geoffroy, die des Nilcrocodil links
bieget. Allein da Plumier nicht bestimmet, was er unter rechts
und links verstanden haben will, so läſst sich hieraus keine Ver-
schiedenheit folgern.

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TextGrid Repository (2025). Treviranus, Gottfried Reinhold. Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Corpus of Literary Modernity (Kolimo+). https://hdl.handle.net/21.11113/4bp9v.0