[][][][][][][]
Verſuch
einer pragmatiſchen Geſchichte
der
Oekonomie-Polizey-
und

Cameralwiſſenſchaften
ſeit dem
ſechzehnten Jahrhunderte bis zu
unſern Zeiten.

Deutſchland.

Zweyter Theil. Erſte Abtheilung.


Leipzig,:
bey Weidmanns Erben und Reich.1782.

[][]

Vorerinnerung.


Wegen unvermutheter Staͤrke des
zweyten Bandes bin ich genoͤthigt
worden, denſelben in zwey Abtheilungen
zu liefern; die zweyte Abtheilung wird die
neue Cameral- und Policeygeſchichte vom
ſechzehnten Jahrhunderte bis auf unſere
Zeiten enthalten, und kuͤnftig folgen.


Inhalt.
[]

Inhalt.


  • Geſchichte des Gartenbaues ſeit dem ſechzehnten
    Jahrhunderte. S. 1-147
  • Geſchichte der Weinkultur. S. 148-226
  • Geſchichte des Hopfenbaues. S. 227-248
  • Geſchichte der Holzkultur. S. 249-390
  • Geſchichte der Jagd. S. 391-484
  • Geſchichte der Vogeljagd. S. 485-511
  • Geſchichte der Fiſcherey. S. 512-568
  • Geſchichte der Perlenfiſcherey. S. 569-588
  • Geſchichte der Goldfiſcherey. S. 589-602
  • Geſchichte des Floßweſens. S. 603-634
  • Geſchichte des Straßenbaues. S. 635-656
  • Geſchichte des Bergbaues. S. 657-864
[[1]]

Geſchichte
des Gartenbaues

und der Gartenkunſt

in den neuern Zeiten,
beſonders ſeit dem ſechzehnten Jahrhunderte bis
auf unſere Zeiten.


Der Gartenbau, den man theils als den
oͤkonomiſchen, theils als den kuͤnſtli-
chen betrachtet, und jenen, den eigentlichen
Gartenbau, dieſes aber Gartenkunſt nennet,
muß auch in dieſer Geſchichte aus beyden Ge-
ſichtspunkten angeſehen werden. Der oͤko-
nomiſche, der ſich bloß mit Erzeugung gewiſ-
ſer Pflanzen und Fruͤchte beſchaͤftigt, welche
auf einem gewiſſen Bezirk, welcher Garten-
recht hat, d. i. vorzuͤglich von Trift und Hut
frey, und meiſt umzaͤunt iſt, erbauet werden,
war, im Ganzen genommen, aͤlter als der
kuͤnſtliche, der ſich vorzuͤglich die Anlage und
den Geſchmack in demſelben zum Gegenſtande
waͤhlt. Auch gediehe der Gartenbau in Ober-
deutſchland eher zu einiger Vollkommenheit,
als in dem Niedern. Die Lage und Nachbar-
II.Theil. Aſchaft
[2] ſchaft von Italien und Frankreich, der große
Handel der verbundenen deutſchen Staͤdte, der
dadurch fruͤher entſtandene Flor dieſer Laͤnder,
ſind unſtreitig die Urſache davon. Nicht we-
nig trugen auch die Geiſtlichen zu Befoͤrderung
des Gartenbaues in Deutſchland uͤberhaupt
bey, da ſie bey der Ruhe in ihren Kloͤſtern
ſich haͤufig mit dem Gartenbaue ſelbſt beſchaͤf-
tigten, zumal da ſie doch einige naͤhere Kennt-
niß von Chemie, Naturlehre und Naturge-
ſchichte hatten, als andere, auch durch ihre
wechſelſeitige Reiſen und Briefwechſel viele
Einſichten in den Zuſtand des Gartenbaues
der ſchon cultivirten Laͤnder erhielten; auch
trieb ſie die Sorge fuͤr eine mit ſchmackhaften
Geruͤchten wohlbeſetzte Tafel an, ſelbſt mit dem
Clima zu kaͤmpfen, und die Gartenfruͤchte
fremder Gegenden nach und nach an den deut-
ſchen Himmelsſtrich zu gewoͤhnen, dem man
gewoͤhnlich ſeine Eicheln vorwarf; ob man
gleich die alte Rauheit in dieſen Stuͤcken ohne
Grund den mitlern Zeiten andichtet. Man ſuch-
te dadurch, daß man einheimiſchen Saamen
von ihnen bekam, ſie ſelbſt einheimiſch zu ma-
chen, weil dieſer alsdann unter dem Himmel,
unter dem er reifte, auch gluͤcklicher waͤchſt.


Die Reichthuͤmer der Kloͤſter gaben ihren
Bemuͤhungen die groͤßte Wirkſamkeit, da ſie
nichts zu ſparen Urſache hatten, und eben
ſo wenig durch einen oder den andern mis-
lunge-
[3] lungenen Verſuch niedergeſchlagen und abge-
ſchreckt werden konnten.


Dieſes letztere gilt nicht nur von Ober-
deutſchland, ſondern auch von dem Niedern;
und obgleich in jenem der Gartenbau aus den
obigen Gruͤnden fruͤher zu einiger Vollkom-
menheit kam, ſo finden ſich doch auch im Nie-
dern ſchon im 16ten Jahrhunderte Spuren
von der eifrigen Sorge fuͤr denſelben. Es ge-
hoͤrte nach den Sitten der damligen Zeiten gleich-
ſam zu der Ehre eines jeden deutſchen Hofes,
einen ſogenannten Hof- und Schloßgarten
zu haben, welches die reichern und vorneh-
mern Unterthanen nachahmten.


Der deutſche Gartengeſchmack uͤberhaupt
aber in dieſen Zeiten, zeichnete ſich von andern
dadurch aus, daß er ſich mehr mit dem oͤkono-
miſchen Gartenbaue beſchaͤftigte, als mit dem
eigentlichen kuͤnſtlichen, zumal da ſelbſt der
oͤkonomiſche noch ſehr muͤhſam war, und
ſehr an den kuͤnſtlichen graͤnzte, da man
ſo viele Vortheile noch nicht kannte, und,
von Vorurtheilen geleitet, ſich viele vergebli-
che Muͤhe machte; zuweilen aber auch wirk-
lich ſich dazu genoͤthiget ſahe, weil die Fruͤch-
te oder Pflanzen noch nicht ſo an das Clima
gewoͤhnt waren, als ſie es durch den anhalten-
den Bau vieler Jahre wurden; und ſelbſt
durch die damit viele Jahre fortgeſetzte Cul-
tur das Clima in vielen Gegenden noch nicht
ſo gemildert war. Daß der oͤkonomiſche und
A 2kuͤnſt-
[4] kuͤnſtliche Gartenbau damals ſchon genau mit
einander verbunden, und faſt eins geweſen,
erhellet unter andern auch aus dem Beyſpiele
des großen Churfuͤrſten Auguſt von Sachſen,
von welchen die geheimere Geſchichte erzaͤhlt,
daß er beſtaͤndig ein Saͤckchen mit Obſtkernen
bey ſich gefuͤhrt, und auf ſeinen Reiſen in
ſeinen Aemtern und Kammerguͤtern ſie hin
und wieder geſteckt, und ſodann verſetzen laſ-
ſen a). So weiſt er auch in einer Pachtver-
ſchreibung auf Wiederkauf dem Pachter,
gleich einem Lehrer der Oekonomie, ſeine Pflich-
ten in den Baumgaͤrten an. Er ſolle, ſagt
er daſelbſt, die Obſtbaͤume ſchneittelnn,
ſchabenn, raupen, thuͤngem, einige Staͤm-
me pflanzen
b). Eben ſo ſorgte ſeine Ge-
mahlin, die beruͤhmte Churfuͤrſtin, Anna,
welche die vaterlaͤndiſche Geſchichte unter den
ehrenvollen Namen der Mutter Anna kennt,
fuͤr dieſes Geſchaͤft, und legte Gaͤrten an auf
dem Kammergute bey Lichtenburg, und ihrem
Vorwerke Oſtra bey Dresden, welches die
heutige Friedrichsſtadt iſt. In dem Bran-
denburgiſchen ſahe der Churfuͤrſt Johann
Georg, bey Anlegung ſeines Gartens, vor-
nehmlich auf die oͤkonomiſche Nutzbarkeit fuͤr
ſeine Kuͤche. Denn ſo giebt er dem Gaͤrtner,
Deſide-
[5] Deſiderius Corbianus, der ihn 1573 anleg-
te, folgende Verordnung: „Inſonderheit
Vns allhier hinter unſerm Schloß im
Thiergarten einen newen Luſtgarten, dar-
aus wir allerley Vnſer Kuͤchennothdurft
haben moͤgen, mit allen muͤglichen
Vnndt beſondern Fleiß zu erbauen und
zuzurichten
.“ Es wurde dieſer Garten 1645
von Hanf erneuert, und 1652 von Mein-
hardt vergroͤßert. Außer dieſem aber war ein
zweyter Hauptcharakter des Deutſchen, vor-
zuͤglich des kuͤnſtlichen Gartenbaues die ſteife
Mathematik, welches ſowohl aus den aͤltern
deutſchen Schriftſtellern von dem Gartenbau,
als auch aus einigen Gartenbeſchreibungen der
damaligen Zeiten, ſo wie aus den Anordnun-
gen und Anſtalten der deutſchen Fuͤrſten bey
ihren Luſtgaͤrten, erhellet.


Die mathematiſchen Figuren in den aͤltern
oder nach altem Geſchmacke angelegten Gaͤrten
der Deutſchen ſind die beſten Beweiſe zu dem
Satze: daß ſteife mathematiſche Abmeſſungen
ein Kennzeichen des alten deutſchen Gartenge-
ſchmacks ſind. Es hat ſich derſelbe noch in
dem deutſchen Parterre oder Luſtſtuͤcken erhal-
ten, welche mit Buxus eingefaßt ſind, und
aus allerley mathematiſchen Figuren und pa-
rallelen Gaͤngen beſtehen, welche mit Blumen
beſetzt ſind.


Man ahmte dieſelben auch in auswaͤrti-
gen Laͤndern nach, und in den [italiaͤniſchen]
A 3Gaͤr-
[6] Gaͤrten und zu Trianon bey Verſailles waren
noch zu Anfange des jetzigen Jahrhunderts
vorzuͤgliche Beyſpiele davon c). Man haͤtte
glauben ſollen, daß die Waͤlder, die Deutſch-
land erfuͤlleten, den Einwohnern hohe ſchauer-
volle Ideen haͤtten beybringen ſollen, welche ſie
in ihre Gaͤrten als Nachahmungen der Na-
tion verpflanzen wuͤrden. Allein faſt ſollte
man glauben, daß eben dieſes die Urſache waͤ-
re, warum ſie dergleichen Ideen nicht in ihre
Gaͤrten aufnahmen, um ſich von den Schrecken
der Waͤlder in ihren Gaͤrten zu entfernen.
Vielleicht trug auch die Polizey, welche die
Waͤlder haͤufig ausrottete, um mehreres Land
urbar zu machen, etwas dazu bey. Und end-
lich war das Clima vielleicht keine geringe Ur-
ſache hiervon. Der deutſche Himmel war
rauher, weil noch viele Laͤnder nicht ſo be-
bauet, viele Suͤmpfe und Moraͤſte noch nicht
ausgetrocknet, und noch ſo viele Waldungen
waren; alles Urſachen eines kaͤltern Clima’s.
Man ſuchte alſo in den deutſchen Gaͤrten der
Wirkung der wohlthaͤtigen Sonne ihren freyen
Lauf zu laſſen, und entfernte den vielen Schat-
ten aus denſelbigen.


Uebrigens war der Gartenbau im 16ten
Jahrhunderte in Deutſchland ſchon ſehr
geehrt; die Baumbelzer wurden unter die
freyen
[7] freyen Kuͤnſtler gerechnet, wenigſtens findet
ſich in dem augsſpurgiſchen Buͤrgerbuche in
dem Jahr 1514, daß der Baumbelzer als
freyer Kuͤnſtler gedacht wird d). Es laͤßt
ſich zugleich daraus ſchließen, daß das Baum-
belzen oder Impfen damals keine ſo allge-
meine und allen Gaͤrtnern bekannte Kunſt ge-
weſen, wie ſie es heut zu Tage iſt, da ſich be-
ſondre Perſonen damit beſchaͤftigten. Die
Regierungen ſorgten in dieſen Zeiten fuͤr den
Gartenbau meiſt in den Forſtordnungen, und
erwaͤhnten auch beſonders das Belzen, wel-
ches ebenfalls beweiſt, daß dieſe Kunſt da-
mals nicht ſo lange erſt bekannt geweſen ſeyn
muß, weil man es in dieſen Geſetzen ſo anem-
pfiehlt. Eine alte fuͤrſtliche beyeriſche Forſt-
ordnung des 16ten Jahrhunderts gedenkt
des Belzens der wilden Aepfel und Birnen,
und ſorgt fuͤr den Gartenbau im 22ſten Capi-
tel. Auch in andern dergleichen Geſetzen, wel-
che Fritſch e) geſammelt, findet ſich dieſe Be-
A 4merkung
[8] merkung beſtaͤtiget. Die fuͤrſtlich mecklen-
burgiſche Landesordnung vom Jahr 1562 f),
befiehlt unter andern, Obſt- und andere
Fruchtbaͤume anzupflanzen, und legt den
Aemtern auf, jaͤhrliche Berichte einzuſen-
den, wie viel dergleichen gepflanzet wor-
den. In der braunſchweigiſchen Forſt- und
Holzordnung von 1591 g) wird auch fuͤr
die Fruchtbaͤume, und namentlich fuͤr Aepfel,
Birnen, Quitten, Eils- und Trieſelbirnen,
geſorget, ein Beweis, daß dieſe Fruͤchte ſchon
damals in Deutſchland bekannt waren. So
brachte man im 16ten Jahrhunderte noch den
Maulbeerbaum nach Deutſchland, weil man da
die erſten Verſuche mit der Seidenzucht anfieng.


Das itzt eben bemerkte Obſt war mehr
wild als zahm, allein, man zog auch damals
ſchon viel zahmes durch Propfen, Aeugeln
und andere Arten h). Man kannte damals
verſchiedene Arten Aepfel, z. B. Borsdorfer,
Scheibenaͤpfel, Suͤßaͤpfel, Amarellen. Als
Birnen kannte man die Waldbirnen, Honig-
birnen, Speckbirnen, Winterbirnen, Mus-
katellerbirnen; rothe Erdbeeren (fraga),
ſchwarze Heidelbeeren (vaccinia), Johannis-
beeren, Pfirſchen, wiewohl man bemerkt, daß
damals
[9] damals die Erndte der meiſten Fruͤchte erſt im
September faͤllt, da jetzt manche weit zeitiger
reifen, z. B. die Pfirſchen. Von Kirſchen
kannte man damals ſchon die ſuͤßen Schwarz-
kirſchen, ſchwarzen Vogelkirſchen, Ceraſa ac-
cia,
oder acciana, die kleine ſuͤße rothe Vo-
gelkirſche, Caeliciana, ingleichen große weiſ-
ſe Kirſchen, oder Ungariſche Weixen, Ceraſa
Pontica,
oder Cerna, oder Damaſcena, die
man aus Ungarn nach Deutſchland brachte.


Unſtreitig wurden durch das Verhaͤltniß,
in welches Ungarn durch das oͤſtreichiſche Haus
mit Deutſchland kam, auch verſchiedene Fruͤch-
te, und vornehmlich auch der Weinſtock, haͤufi-
ger in Deutſchland von dort aus ausgebreitet.
Die dicken ſauren ſchwarzen Kirſchen (Ceraſa
maxime pontica),
welche man auch Marcel-
len nannte, die ſauren Kirſchen, Ceraſa Ma-
cedonica, Meraſia
oder Meraſiana. Auch
kannten ſie ſchon verſchiedene Arten Pflaumen,
z. B. die Spillinge, die Marunken, die ge-
woͤhnlichen Pflaumen, und auch eine Art
Ungariſcher. So kannte man auch nach Co-
lers Calendarioi) Preuſelbeeren, Kreuſel-
beeren oder Groſſelbeeren, die um Laurentii
reiften, Hindbeeren und Kratzbeeren, (mora
rubi)
Brombeeren (mora rubi Idaei), Flie-
derbeeren, Wacholder, waͤlſche Nuͤſſe, Haſel-
A 5nuͤſſe.
[10] nuͤſſe l). Man fuͤhrte auch auswaͤrtige Fruͤch-
te ein: ſo brachte Cluſius 1550 den Roß-
Caſtinienbaum aus dem noͤrdlichen Aſien nach
Deutſchland. Auch ſcheint man Verſuche mit
Granataͤpfeln gemacht zu haben; denn Coler
ſagt, man ſoll ſie im April verpflanzen, weil
ſie fort mehr unſers rauhen deutſchen Him-
mels gewohnen, und raͤth an, nach dem Pal-
ladius, ſie auf Pfirſchen zu pfropfen k).


Was den Zuſtand des damaligen Kuͤchen-
und Blumengartens betrifft, ſo erhellet aus
des Colers Calendario, welches gegen Ende
des ſechzehnten Jahrhunderts erſchien, ſo
wie aus einigen andern gleichzeitigen Nach-
richten folgendes. Die Kunſt ordentliche Miſt-
beete zu halten, um etwas zeitiger, als es ge-
woͤhnlich und der Natur nach erſcheint, her-
vorzubringen, ſcheint dieſen Zeiten nicht be-
kannt zu ſeyn. Sie ſaͤten den Kohlſaamen
im Februar, dazu das Land vor dem Winter
gegraben und gleichgemacht war, wenn auch
gleich Schnee lag, und ſtreuten Huͤnermiſt
uͤber den Saamen her, welcher ihn vor den
Erdfloͤhen zugleich ſchuͤtzte. Sie thaten dieſes
den naͤchſten Tag vor Faſtnachten. Einige
miſchten Saamen mit Erde, und warfen dieſe
Miſchung in die Stube unter die Bank, da
die
[11] die Pflanzen aufgiengen, welche ſie alsdann
heraus ins freye verpflanzten. So kannten
ſie auch die rothen Ruͤben, Kreſſe, naſturtium
aquaticum
ſowohl, als naſturtium hortenſe.
Die Pomeranzen wurden als eine auswaͤr-
tige Frucht von der Leipziger Oſtermeſſe aus,
in Deutſchland vertheilt und verfuͤhrt. Denn
Coler ſagt: „nun bringen die Kaufleute vom
Leipziger Markt ſaure und ſuͤße Pomeran-
zen m), das Hundert um einen Thaler, eine
einzliche um einen Schilling.“ Man bauete
Melonen, und ſcheint ſie nicht in Miſtbeeten
gezogen zu haben, denn Coler ſagt: „den Me-
lonenſaamen ſetzt man etwa 14 Tage vor Oſtern,
wenn man merkt, daß [es] nicht mehr friert,
denn er erfriert ſonſt leicht; waͤre das im Miſt-
beete moͤglich? Man zog Gurken, Kuͤrbiſſe,
Erdaͤpfel, Peterſilge, Mohrruͤben, Erbſen,
weißen Kohl, welchen man in der Marterwo-
che ſaͤete, und auf St. Urban verpflanzte;
und zwar in einen zweymal gepfluͤgten Acker,
und nach 3 Wochen behaueten ſie dieſelben;
man bauete Knoblauch, Taback, Kopf- und
Blumenkohl, welches alles aus Colers Ca-
lendario erhellet.


Der Blumengarten der damaligen Zeiten
beſtand aus Violen, wovon man drey Arten
kannte, die blaue Viole, die weiße und die
gelbe Viole, Anemonnenroͤßlein, Hiacinthen,
die
[12] die letzten beyden erwaͤhnt Coler im Calenda-
rio n) im Maͤrz unter den Kraͤutern, ſo man
im Maͤrz ſammeln ſolle, Roſen, ſowohl die
wilden Feld- als die Gartenroſen o). Man
bauete ferner Skabioſen, Rosmarin, Sal-
bey, Lilien, Nelken, Lavendel, Thymian,
Paͤonien, Kreſſe, Mohn, Tulipanen, Lack.


Vorzuͤglich bluͤhete der Gartenbau, ſowohl
der oͤkonomiſche als kuͤnſtliche, in den groſ-
ſen deutſchen Handlungsſtaͤdten; wozu die
Reichthuͤmer, die der Handel ihnen zufuͤhrte,
und die durch eben denſelben erhaltene Kennt-
niſſe von den auswaͤrtigen Gaͤrten das meiſte
beytrugen. Augſpurg, Nuͤrnberg und an-
dere anſehnliche Staͤdte Deutſchlands hatten
vorzuͤgliche aufzuweiſen. Einer der erſtern
deutſchen Gaͤrten war damals der Ambro-
ſius Hochſtetteriſche Garten zu Augſpurg. Er
war es wegen Pflanzen, Baͤumen, Luſtge-
baͤuden, Teichen und Baͤdern, beſonders we-
gen des Waſſerwerks, welches das Waſſer
durch 200 Roͤhren trieb. Bey einem Luſt-
hauſe, welches mitten aus einem Teiche her-
vor ragte, ſtund eine Nymphe, welche diejeni-
gen beſpritzte, die uͤber die Bruͤcke giengen.
In dem Luſthauſe ſtand ein marmorner Tiſch
mit Baͤnken; wenn man einen der daran
hangenden Ringe zog, ſo entſtund auf dem
Tiſche
[13] Tiſche ſelbſt ein Bach, welcher alles, was
darauf lag, hinwegſchwemmete p). Die Fug-
geriſchen Gaͤrten muͤſſen dieſe noch weit uͤber-
troffen haben. Sie hatten die vortrefflich-
ſten fremden Gewaͤchſe und Luſthaͤuſer, ſie
waren mit Bildſaͤulen von Goͤttern aus Erz
geziert, und Beatus Rhenanus, ziehet ſie
ſelbſt den Gaͤrten des Koͤnigs in Frankreich zu
Tour und Blois vor q).


Außer denen, die jetzt den Kapuzinern
und dem katholiſchen Armenhaus gehoͤren, die
eigentlich Rhenanus meynt, waren der jetzige
ſo genannte große Baugarten und das jetzige
Zucht- und Arbeitshaus ſehr beruͤhmt.


Jacob Herbrot, der einigemal Buͤrger-
meiſter aus der Zunft der Kuͤrsner war, hat-
te einen Garten angelegt, der wenige ſeines
Gleichen in Deutſchland, ſelbſt unter den
Fuͤrſtlichen, gehabt haben ſoll; allein Carl V,
bey dem er wegen ſeiner zu großen Anhaͤng-
lichkeit an die zuͤnftige Verfaſſung in Ungna-
de fiel, gab dieſen vorzuͤglichen Garten im
Jahre 1532 der Zerſtoͤrung und Pluͤnderung
Preis. Er war ſo beruͤhmt, daß ſeine Zer-
ſtoͤrung durch Elegien betrauert worden, der-
gleichen man eine nach dem Zeichniß des Hrn.
von
[14] von Stetten in einigen Chroniken findet r).
Heinrich Herwarts Garten iſt deswegen merk-
wuͤrdig, weil in demſelben die erſten Tulipa-
nen gepflanzet, und von hieraus in Deutſch-
land verbreitet wurden, wozu er die Zwibeln
1557 aus Conſtantinopel erhielt s). Eben
ſo hatte in dieſen Zeiten Andreas Speler einen
vortrefflichen Garten. Er zog darinnen die
ſchoͤnſten Blumen und Kraͤuter, und ließ die
ſeltenſten abmalen, welche Sammlung noch
vor einigen Jahren unter den Seltenhei-
ten des Hrn. v. Hartenſtein war.


Wir finden in dieſen Gaͤrten nicht bloß
die Baͤume, Kuͤchenkraͤuter und Blumenzucht,
ſondern auch Statuͤen, welches ein Beweis
iſt, daß der italieniſche Geſchmack ſich zuerſt
in die deutſchen Gaͤrten eingefunden. Der
indianiſche Handel, der in den Haͤnden der
maͤchtigen italieniſchen Staaten in den vori-
gen Zeiten war, verband ſie zu ſehr mit
Deutſchland, welches durch ſeine nicht weni-
gen maͤchtigen Handelsſtaͤdte den Norden
und Britannien verſorgte. Was Wunder,
wenn die italieniſchen Gaͤrten das Muſter fuͤr
die Deutſchen wurden, die durch die Handlung
mit ihnen damals und in den aͤltern Zeiten
am meiſten in Verbindung ſtanden, obgleich
ihr
[15] ihr Ruhm in den Wiſſenſchaften, ſo wie in al-
lem, damals glaͤnzend war. Außerdem finden
wir auch in dem Deutſchen Gartengeſchmacke
der damaligen Zeiten den Hang der Deut-
ſchen zur Mechanik, da, wie bekannt iſt, die
Deutſchen unſtreitig in der Mechanik und me-
chaniſchen Kuͤnſten am ſtaͤrkſten ſind; wir ſe-
hen dieſes aus verſchiedenen kuͤnſtlichen Figu-
ren, die mit Waſſerwerken vereiniget waren,
und vielleicht iſt dieſer Geſchmack in Gaͤrten
von den Deutſchen erſt zu den Auslaͤndern ge-
kommen. Im 16ten Jahrhunderte ſcheint
auch der Geſchmack an Blumen in den Gaͤr-
ten, wo nicht erſt entſtanden, doch vorzuͤglich
zugenommen und ſich ausgebildet zu haben.
Daher finden wir, daß um dieſe Zeiten
viele fremde Blumen nach Deutſchland ge-
bracht und einheimiſch gemacht worden. Die
erſten Traubenhyacinthen kamen 1554, die
erſten Tulipanen 1557 aus Conſtantinopel,
die Kaiſerkronen 1570, die Sternhyacinthen
1590 aus Conſtantinopel in unſere Gegen-
den. Carl V. brachte die Winterroſe oder
Sammtroſe auf ſeiner verungluͤckten Flotte
aus den Gaͤrten von Tunis nach Deutſchland,
und ſie ſoll daher noch den Namen Flos Afri-
canus
haben.


Auch ſchon in dieſem Jahrhunderte hat-
te der Gartenbau in Deutſchland Schriftſtel-
ler, ob ſie gleich meiſtens, wie die Oekonomen
dermaliger Zeiten, uͤberhaupt nur aus den Al-
ten
[16] ten ſchoͤpften, oder auch bloße Ueberſetzungen
waren. Eines der aͤlteſten iſt unſtreitig das
Werk, welches zu Strasburg und Augſpurg
im J. 1530 erſchien, unter der Inſchrift:
Luſtgarten und Pflanzungen mit wundſamer
Zyrd artlicher und ſeltſamer Verimpfung al-
lerhand Baͤum, Kraͤuter, Blumen und Fruͤch-
ten, wilder und heimiſcher, kuͤnſtlich und luſtig
zuzurichten. Was ſich ein Hausvater mit ſeiner
Arbeit das Jahr uͤber alle Monat inſonderheit
halten ſoll. In 4to zu Strasburg, bey Chriſtian
Egenolph, in Brachmonat Strasburg 1530.
Welches Werk alsdann auch in Augſpurg
Heinrich Stayner den 5ten November 1530
aus der Preſſe gebracht, und H. von Stetten
in ſeine Kunſt-Gewerb- und Handwerksgeſchich-
te der Reichsſtadt Augſpurg muthmaßet S.
125, daß vielleicht einer der damals ſo erfahr-
nen Gaͤrtner der vortrefflichen Fuggeriſchen
Gaͤrten der Verfaſſer deſſelben ſey. Colerus
in ſeiner Oeconomia rurali et domeſtica ver-
weiſt, im 6ten B. im 1 Cap. noch auf Bene-
diktum Curtium, Symphorianum, Gilber-
tum Cognatum Nazarenum, Laurenbergium
de Horticultura, und auf viele andere
Schriftſteller vom Gartenbau mehr, welche
er aber nicht nennt.


Im Jahr 1531 erſchien eine Ueberſetzung
des Petrus de Creſcentiis, welche ſchon oben
in der Geſchichte des Ackerbaues angefuͤhrt
worden, oder vielmehr war es nur ein neuer
Abdruck
[17] Abdruck einer ſchon gedruckten Ueberſetzung.
Um dieſe Zeit wurden noch mehrere Werke uͤber
den Gartenbau von einem Moller, Marius,
Seydeler, Voigt, Domuͤtzer, Coler und an-
dern geſchrieben t).


Coler,II.Theil. B
[18]

Coler, der groͤßte deutſche Oekonom ſei-
ner Zeiten, behandelt auch den Gartenbau ſo-
wohl in ſeinem Calendario, als in ſeinem Haus-
haltungsbuche. Er zeigt darinnen, ſo viel
man
t)
[19] man zu ſeinen Zeiten von dem oͤkonomiſchen
Gartenbaue, ſowohl Baum- als Kuͤchengar-
ten, kannte, und beſonders in dem Calendario,
was um jede Zeit im Garten zu verrichten ſey.
In dem Haushaltungsbuche handelt er von
dem Gartenbaue, vorzuͤglich im erſten Theile
in 6ten Buche, von S. 154-253 in 98 Ka-
piteln. Im 1. und 2. Cap. von Gaͤrten
uͤberhaupt, im 3-35. von Obſtgaͤrten. Cap.
36 bis 39 von Kuͤchengaͤrten. Cap. 40 bis
54 von Gewuͤrz und wohlriechenden Kraͤutern,
Rosmarin, Salbey, Spic, Yſop, Lilien,
Raute, Nelken, Violen, Majoran, Laven-
del, Thymian, Meliſſe, Kuͤmmel, Karten,
Chamillen und Poley. Cap. 55-98 von
Kreſſe, weißem Kopfkohl, Lauch, Zipollen,
Knoblauch, Carotten, Ruͤben, rothen Ruͤ-
ben, Radies, Rettig, maͤrkſchen Ruͤben,
Marrettig, Fenchel, Senf, Krauſemuͤnze,
Melde, Schelkraut, Alantwurzel, Paͤonien,
Mohn, Erdbeeren, Peterſilie, Kuͤrbis, Me-
lonen, Gurken, [Safran], Calmus, Anis,
Hopfen, Waid, Tabak, Majoran, Spar-
gel, Salat, Winterendivien, Blumenkohl
und Wirſing. Allein die Kenntniſſe ſeiner Zei-
ten in dieſem Fache ſind in den neuern Zeiten
um vieles vermehrt und verbeſſert worden, da-
her er heutzutage hierinnen nicht mehr ſo
brauchbar iſt, als er damals war. Ich habe
den Inhalt dieſes Buchs, inſofern es den
Gartenbau angehet, etwas ausfuͤhrlich ange-
B 2geben,
[20] geben, weil dieſes zugleich Begriffe von dem
Zuſtande des Gartenbaues in den damaligen
Zeiten giebt. Coler ſelbſt war ein Schleſier,
und kannte, als ein ſolcher, die in ſeinem Va-
terlande gewoͤhnliche Wirthſchaft. Er hatte
ſodann die Brandenburgiſche und Mecklenbur-
giſche Wirthſchaft kennen lernen, und ſich
noch auf Reiſen mit den Wirthſchaftsarten
und dem Gartenweſen bekannt gemacht.


Im ſiebenzehnten Jahrhunderte.


Im Ganzen genommen, hatte der Garten-
bau im ſiebenzehnten Jahrhunderte vieles mit
dem im ſechzehnten gemein. Wir erſehen
dieſes, wenigſtens zu Anfange deſſelben, in
dem Gartengeſchmacke, in den Baum Kuͤ-
chen- und andern Gaͤrten, aus den Schrift-
ſtellern dieſer Zeiten, da der claßiſche Autor
fuͤr den groͤßten Theil dieſes Jahrhunderts
noch immer Coler iſt. Der Gartenbau war
damals noch voller Vorurtheile, welches ſich
unter andern auch aus den kuͤnſtlichen und
aberglaͤubiſchen Regeln, die ſich ſelbſt oft bey
dem Coler finden, ergiebt. Man band ſich
in dem Pflanzen und Verſetzen der Baͤume
an gewiſſe Tage. So verſetzte man, nach Co-
lern, in Meiſſen den Abend vor Allerheiligen,
und ein bis vier Tage vor dem Neumond u),
andere
[21] andere hielten viel auf den Hieronymus-, an-
dere auf den Lambertstag. In dem Maͤrki-
ſchen verſetzte man bald nach Michaelis, ſo-
bald das Laub abgefallen. Man kannte das
Enken und Pfropfen, und brach die Propfrei-
ſer im Maͤrz oder Februar. Man waͤhlte die
Propfreiſer von Baͤumen, die viel Frucht tra-
gen, meiſt jaͤhrigen Schoͤßlingen; man nahm
ſie von den oberſten Spitzen der Baͤume oder
den mittelſten, weil dieſe von der Sonne gleich-
ſam recht durchkocht waͤren. Man machte
ſchon damals viele Verſuche in dieſen Gewer-
ben. Petrus Laurenberg verſuchte es z. B.
im Wintermonat zu pfropfen, ſchon zu Ende
des Hornungs, und klagt nicht uͤber Nach-
theil, ſondern er thut es, wie Coler aus ihm
ſelbſt anfuͤhrt, mit gluͤcklichem Erfolg, ob ihm
ſchon der Letten unter der Hand gefroren.
Allein die Verſuche, die er im Wintermonat
machte, verungluͤckten v). Sie pfropften
uͤberhaupt, ehe die Baͤume Knoten gewonnen,
waͤhlten die Pfropfreiſer, die gegen Sonnen-
aufgang geſtanden, ließen ſie einen oder zwey
Tage nach dem Abſchneiden in der Luft liegen,
damit ſie nicht mit zu vielem Safte auf die
Baͤume kaͤmen. Man kannte, nach dem Zeich-
B 3niß
[22] niß des Laurenbergs w) und Colers x), an 14
Arten Pflanzen zu erziehen. Sie wachſen
entweder von ſich ſelbſt, oder kommen von
Thraͤnen der Pflanzen, welches aber nicht viel
geſchiehet; in beyden ſcheint vielmehr ein
durch Zufall ausgeſtreuter Saame die Urſache.
Sie kannten ferner das Pflanzenziehen aus
Blumen und Blaͤttern, aus Saamen, aus
den jungen Schoͤſſen der Wurzeln, ſonderlich
bey Kirſchen, Pflaumen und Roſen, aus den
Stuͤcken von Wurzeln, wie z. B. bey Hopfen,
Suͤßholz, Saurach, Alant, Merrettig,
Schwertel, Calmus; aus abgeriſſenen Zwei-
gen, als bey den Weyden, Oelbaͤumen, Fei-
gen, Erlen, Maulbeeren. Man pflanzte
fort durch Einſenken, Anhenken, durch gebohr-
te Loͤcher in einen Weidenſtamm, durch Im-
pfen oder Pfropfen, durch Aeugeln, durch Pfro-
pfen zwiſchen Rinde und Stamm, und durch
Ablaktation. Sie beobachteten hierbey aller-
hand Kuͤnſteleyen, z. B. ſie erwarteten ſehr
wohlſchmeckendes Obſt, wenn man bey dem
Pfropfen etwas gekaueten Zimmet oder Wuͤr-
ze in die Ritze ſteckte, zwiſchen die zwey ein-
geſteckten Reiſer. So glaubten ſie es auch
durch ein wenig hineingethanes Blut ſchoͤn-
roth faͤrben zu koͤnnen. Sie kannten Mittel,
alten und verdorreten Baͤumen, an denen die
Herz-
[23] Herzwurzel verfault, zu helfen, dadurch, daß
ſie die Wurzeln raͤumten. Um dieſem Ver-
dorren zuvor zu kommen, bohrten ſie, wenn
ſie Abnahme ſeiner Kraͤfte merkten, unter dem
Orte, wo er gepfropft iſt, ein Loch hinein, bis
auf die Mitte oder bis auf den Kern; ſie tha-
ten dieſes um Martini, und ließen dieſes 6
Wochen auf, um dem Baume friſche Luft zu
geben; ſie verſtopften es alsdenn mit einem
Hagedornpflock, und glaubten dadurch den
Baum zu verjuͤngen; ſie legten vor der Ver-
ſtopfung noch in das Loch Zimmet, Naͤgelein,
mit halb Zucker vermiſcht, um den Geſchmack
der Fruͤchte zu beſſern y). Der Verſuch mit
der Luftverbeſſerung verdiente Aufmerkſamkeit,
mehr als andere Kuͤnſteleyen, die vielleicht
meiſt auf Vorurtheile und Aberglauben ſich
gruͤndeten. Sie behaupteten, daß man Aepfel,
auf Erlen, Ebreſchen und Kirſchſtaͤmme ge-
pfropft, roth faͤrben koͤnne. Sie pfropften auch
Aepfel auf Weyden und Pappeln. Unter den
Fruͤchten, die ſie kannten und baueten, werden
erwaͤhnt, Aepfel, Birnen, Quitten, Pflau-
men, Kirſchen, Pferſigen, Nuͤſſe, Cornel-
kirſchen, Mandeln, Caſtanien, Wein, Maul-
beeren, Miſpeln, Hanbuten und Schleen.
Die Maulbeerbaͤume ſcheint man damals am
meiſten durch Pfropfen fortgepflanzet zu ha-
ben, z. B. auf Ulmen, auf Pflaumen- und
B 4andere
[24] andere Baͤume, ſo, daß man damals ſchon
den Grundſatz kannte, auswaͤrtige Fruͤchte
durch Pfropfen auf erwachſene Staͤmme ein-
heimiſch zu machen.


Man kannte von den einzelnen Fruͤchten
ſchon mancherley Arten, den Scheibapfel, Ho-
nig- oder Suͤßapfel, Amarellen, die man in
der Mark Miswachs nennt, Borsdorfer z).
Von Birnen kannte man Honigbirnen, Speck-
birnen, Waldbirnen, Winterbirnen, Mus-
katellerbirnen, Parisbirnen, Pfalzgraverbir-
nen, Haberbirnen, Zappenbirnen. Die Pfir-
ſchen wurden ſonderlich auch in Boͤheim er-
bauet, wo man eine beſondere Kunſt hatte,
ſie aufzubewahren: man ſteckte ſie breit ge-
ſchnitten an hoͤlzerne Spieße, und ließ ſie an
der Sonne oder Ofen austreugen. Man
kannte verſchiedene Arten von Pflaumen, die
Marunken wurden vornehmlich in Schleſien
gezogen; ſo nannte man die großen gelben, die
wie Spillinge ausſehenden Pflaumen. Man
hatte ferner Roßpflaumen, pruna aſinina, pruna
Iberica, pruna cerea
oder Spillinge. Man baue-
te ſie haͤufig im Brandenburgiſchen, wo ſie auch
Marunken hießen. Ungariſche Pflaumen Dama-
ſcena
oder Zwetſchken, die man aber in Deutſch-
land nach Colers Zeichniß nicht bauete a). Eben
ſo
[25] ſo hatte man vielerley Kirſchen, Ceraſa
Aproniana,
rothe und weiße, Macedonia ſ.
Meraſia,
die ſauren, Aetia oder Aetiana, die
ſchwarzen ſuͤßen auch Vogelkirſchen genannt,
weil ſie ſo ſehr darnach gehen; Caeciliana,
auf der einen Seite roth und auf der andern
weiß, oder rothe Vogelkirſchen. Aus Un-
gern brachte man die Duratina Ceraſa, von
Durach, wovon ſie den Namen haben; man
pfropfte ſie auf unſere Kirſchbaͤume, und
ruͤhmte ihre Ergiebigkeit. Es waren große
weiße Kirſchen. In dem Meißniſchen und im
Voigtlande zog man viele Kirſchen, davon
man die großen, welche ſchwarz werden, Ama-
rellen hieß. Man zog auch Mandeln in den
Weinbergen, ingleichen Caſtanien, und in
dem Elſaß waren ganze Caſtanienwaͤlder. Man
kannte ferner Amarellen, Kriechen, welſche
Nuͤſſe, Haſelnuͤſſe, Johannisbeeren.


Die Obſtcultur bluͤhete damals ſonderlich
im Meißniſchen und Voigtlaͤndiſchen, in Boͤ-
heim, Schleſien und der Mark. Coler be-
merkt, daß zu ſeinen Zeiten die Deutſchen al-
lerhand auslaͤndiſche Baͤume anzubauen, ſo
wie auch Kraͤuter, Fruͤchte, Wurzeln und
Blumen der Auslaͤnder mehr anzupflanzen
geſucht, bemerkt aber, daß es nicht arten
wollte. Er nennt vornehmlich den Feigen-
baum b). Indeſſen wuͤnſcht er doch, daß
B 5die
[26] die Polizey die Baumzucht aufmuntern moͤge.
Er redet ſonderlich von der Mark c): wenn
ich, ſagt er, Obrigkeit waͤre, ſo wollte ich den
Bauern mit Ernſt auflegen, daß ein jeder
das Jahr wenigſtens 6 bis 8 Staͤmme ſetzen
und pfropfen, und allerley Obſt in Gaͤrten
zeugen muͤßte.


Die Blumengaͤrten ſcheinen zu Anfange
des ſiebenzehnten Jahrhunderts noch nicht ſo
in Achtung geweſen zu ſeyn, als in der Fol-
ge. Coler und ſeine Zeitgenoſſen erwaͤhnen
nur Roſen, dazu man wegen des oͤkonomi-
ſchen Nutzens, um Roſenwaſſer davon
zu machen, beſondere Plaͤtze im Garten be-
ſtimmte. Sie reden von vielen Kuͤnſteleyen
mit den Roſen, die ich hier nur anfuͤhren will,
um von den damaligen Grundſaͤtzen im kuͤnſtli-
chen Gartenbau etwas zu bemerken. So be-
haupten ſie, um fuͤnferley Roſen auf einem
Stocke zu haben, ſolle man um die Zeit, wenn
die Knoͤtchen herausgewachſen, mit einer Aahl
unter ſich in den Stamm unter den Knoͤpfen
bis an den Kern bohren, und geſottene Pra-
ſillen mit einer Feder hinein ſenken; in einen
andern Stamm ſolle man gelbe Farbe, in ei-
nen dritten gruͤne, in einen andern ſchwarze,
und in einen andern blaue Farbe thun. Um
gruͤne Roſen zu erzeugen, ſolle man die Roſen
auf einen huͤlſenen Strauch pfropfen, indem
man
[27] man vorher eine ſolche Staude, die Sommer-
und Wintergruͤn iſt, gruͤne Beeren traͤgt und
ein ſtechliches Laub hat, aushauet, ſie in den
Garten ſetzt, und ſodann mit Bohren Loͤcher
macht, worein die Reiſer nach abgeſchabter
Oberrinde geſteckt werden d). Außer den Ro-
ſen kannte man Nelken, Violen, Lilien,
Mayenbluͤmchen, Je laͤnger je lieber, Tauſend-
ſchoͤn, gelbe und weiße Maͤrzbluͤmchen. Bluͤm-
chen der Liebe, Amaranth, Ringelblumen,
Vergißmeinnicht, Damaſchblumen, Camil-
len, Tag und Nacht, Peonien, Salbey und
Spica, Lilien, Yſop, Majoran, Lavendel,
Thymian, Karten, Meliſſe, und viele ſchon
oben im ſechzehnten Jahrhunderte angefuͤhrte
Blumen.


In dem Kuͤchen- und Kohlgarten bauete
man Kuͤmmel, Poley, Kreſſe, Kohl und
Kraut, Lauch, Mohrruͤben, Zwiebeln, weiße
Ruͤben, rothe Ruͤben, Rettig, Steckruͤben,
Erdaͤpfel, Merrettig, Fenchel, Senf, Muͤnße,
Melde, Schelkraut, Peterſilien, Kuͤrbiſſe,
Pluͤtzen oder Melonen und Gurken. Bey
dem Baue dieſer Fruͤchte fanden ſich Spuren
von Miſtbeeten. Sie machten ein Gehaͤus
und eine dieſem gleichgeſtellete Grube eine hal-
be Elle tief und anderthalb Viertelelle breit,
ſcharreten Miſt darein, und thaten oben daruͤber
die ausgegrabene Erde, ſteckten nun die ein oder
drey
[28] drey Tage in Milch eingeweichten Kerne mit
den Spitzen unterwaͤrts hinein. Man ſahe
darauf, daß, wenn ſie herauswachſen, das
Gehaͤus daruͤber ſie wachſen ſollen, wohl ver-
wahret ſey, denn es bekam ſchwer zu tragen.
Man ſetzte einen Scherben mit Waſſer bey,
und legte die Baͤnder, womit die Ranken an-
gebunden ſind, hinein, ihnen immer Feuchtigkeit
zuzufuͤhren. Faſt eben ſo baute man die Melo-
nen, welche ſchon im 15ten Jahrhunderte in
Deutſchland bekannt waren, da Friedericus
Auſtriacus
1493 des K. Maximilian I. Va-
ter, an dem Genuß von 8 Melonen, die er
auf einmal gegeſſen und worauf er Waſſer ge-
trunken, geſtorben, indem ſie ihm den Durch-
lauf verurſachten. Die Gurken bauete man
ſchon in freyen Lande, kannte auch ſchon das
Einlegen derſelben, ſowohl nach eigener deut-
ſcher als nach franzoͤſiſcher Art; welches bey-
des Coler beſchrieben hat e). Man bauete
Saffran, Anis und andere Kuͤchenpflanzen,
die wir oben im ſechzehnten Jahrhunderte
ſchon geſehen haben. Auch in dieſem Jahr-
hunderte blieben die Forſt- und Holzordnun-
gen immer noch die Hauptgeſetze fuͤr die Baum-
cultur, und in dieſer Ruͤckſicht auch fuͤr den
Gartenbau. Dieſes beſtaͤtigt die wuͤrtenber-
giſche Forſt- und Jagdordnung vom J. 1614,
welche in einem beſondern Artikel von wilden
Obſt-
[29] Obſtbaͤumen handelt; und ob gleich hier nur
von den wilden die Rede iſt, ſo werden ſie
doch zum Behuf der Baumgaͤrten und des
Pfropfens geſchonet f). So findet ſich in der
fuͤrſtl. waymariſchen Forſtordnung vom Jahr
1646 eine Verordnung, daß die Obſt- und
fruchttragenden Baͤume von den Koͤhlern ver-
ſchont bleiben ſollen.


In Sachſen nahm ſich die Polizey der
Baumgaͤrten vorzuͤglich an, indem Johann
Georg l. die Baͤume durch nachdruͤckliche Stra-
fen vor Verletzungen ſchuͤtzte, ob gleich nicht
zu laͤugnen iſt, daß bey dem Abhauen der
Hand, welches die Strafe war, die Menſch-
lichkeit bebte. Fuͤr die heßiſchen Lande iſt in
dieſer Geſchichte wichtig eine Verordnung des
Landgraf Ludwigs vom J. 1665 g). Vermoͤ-
ge derſelben mußten die Beamten und Aelte-
ſten des Orts einem jeglichen Unterthan,
nachdem er Platz oder Gaͤrten Obſtbaͤume zu
pflanzen hat, eine gewiſſe Anzahl beſtimmen,
und ihnen bey Strafe auferlegen, daß ſie die-
ſelben noch in dem naͤmlichen Fruͤhlinge mit
kuͤnftigem Herbſt auf ihre Guͤter ſetzen und
pfro-
[30] pfropfen. Sie mußten auch fleißig anordnen,
wie ſolche gepflanzte und gepfropfte Baͤume
entweder durch Verzaͤunung der Gaͤrten und
Verbindung der jungen Baͤume, ſelbſt mit
Dornen, und ſonſt, ſonderlich auch im Win-
ter vor Kaͤlte, und ſonſt vor dem Verderben
von Schaafen, Ziegen und anderm Viehe, ge-
ſchuͤtzet und erhalten werden. Es wurden die
Centgrafen, Schultheiſſen, Unterſchultheiſ-
ſen, Stadt- und Gerichtsſchreiber angewie-
ſen, ein Verzeichniß, was jeder an Obſtbaͤu-
men pflanzen wolle und werde, von dem 10ten
Februar an gerechnet, ohne Entgeld fertigen
und ſelbiges an die Amtleute, Berechnete und
andere Oberbeamte in den Aemtern einliefern,
dieſe mußten ſie im Maͤrz an die fuͤrſtl. Can-
zeley einſchicken h). Die verwuͤſtenden Reli-
gionskriege zerſtoͤrten auch an vielen Orten die
Gaͤrten. So waren ſie die Urſache des Ver-
falls der beruͤhmten Fuggeriſchen. Man muß-
te alſo von Seiten der Polizey ihnen hier und
da aufzuhelfen ſuchen. Es erſchien daher in
Sachſen 1659 eine Reſolution, wie es mit
den wuͤſten Gaͤrten, deren Aufbauung und
darauf haftenden Schulden zu halten. In
dem Zelliſchen ſuchte man dem Kuͤchengarten-
bau vornehmlich aufzuhelfen. Es that dieſes
ſonderlich der Herzog zu Zelle, Georg Wil-
helm,
[31] helm, der ſich um die Polizey ſeines Landes
uͤberhaupt verdient machte, vornehmlich aber
auch um den Gartenbau. Er verordnete da-
her, daß derjenige, ſo die erſten zwoͤlf Koͤpfe
Weißkohls oder Kappiskraut zu Markte brin-
gen wuͤrde, einen Thaler, eben ſo fuͤr den
erſten Korb gruͤne Erbſen einen Thaler, fuͤr
die erſten vier und zwanzig Stuͤck Artiſchocken
einen Thaler, und fuͤr die erſten ſechs Bund
gruͤnen Spargel ebenfalls einen Thaler von
der Cammer zu ſeiner Verehrung erhalten ſoll-
te i). Wir finden alſo in dem Braunſchweigi-
ſchen zelliſchen Antheils die erſte Einfuͤhrung
dieſer Gewaͤchſe und die Aufmunterungen der
Polizey zu der Cultur derſelben. In dem
Brandenburgiſchen kam ſonderlich unter dem
Churfuͤrſt Wilhelm der Gartenbau in Auf-
nahme. Er befoͤrderte die Baumzucht, die
Anlegung der Gaͤrten und den Bau der Kuͤ-
chengaͤrten: dieſes fieng ſonderlich von dem
Jahre 1679 an. Er verwandelte den ehema-
ligen Churfuͤrſtlichen Hopfengarten, welches
ein Grundſtuͤck war, das an dem ſogenann-
ten Hopfenbruche, eine Viertelmeile von
Berlin, in dem ſogenannten Teltowiſchen
Kreiſe lag, in welchem der Hopfen fuͤr die
damalige churfuͤrſtliche große Brauerey er-
bauet wurde, und welcher einen beſondern
Ho-
[32] Hopfengaͤrtner hatte, in einen ordentlichen
Garten. Der Anbau der Kuͤchen- und
Gartengewaͤchſe war ſowohl in den berlini-
ſchen Gegenden als in der uͤbrigen Mark,
wegen vorhergegangener Verwuͤſtung im drey-
ßigjaͤhrigen Kriege, in großen Verfall gekom-
men, daß an den meiſten Baumfruͤchten,
Kohl und Gemuͤſe faſt gaͤnzlicher Mangel
war. Ein Beweis, theils, daß dieſes Nah-
rungsgeſchaͤffte in den aͤltern Zeiten in dieſen
Gegenden gebluͤhet, theils aber auch, daß der
dreyßigjaͤhrige Krieg den nachtheiligſten Ein-
fluß auf dieß Geſchaͤffte in Deutſchland in
vielen Laͤndern gehabt.


Selbſt wenn der Churfuͤrſt auf ſeine Ta-
fel dergleichen Fruͤchte, Blumenkohl, Sellerie,
oder andere, noͤthig hatte, mußten ſie mit der
Poſt von Hamburg, Braunſchweig, Erfurt
und Leipzig verſchrieben werden. Der Chur-
fuͤrſt, welcher in ſeinen vormaligen Feldzuͤgen
und auf den dabey gethanen Reiſen dieß- und jen-
ſeits des Rheinſtroms im Cleviſchen, in Holland
und den Niederlanden, in dieſen Umſtaͤnden weit
beſſere Baum- und Kuͤchengaͤrtnerey zu ſehen,
auch beſſere Fruͤchte zu genießen gewohnt war,
war bedacht dergleichen in ſeinen Landen ſelbſt
einzufuͤhren. Er war in dieſer Zeit ein großer
Kenner und Liebhaber von Gaͤrten geworden,
und legte ſogar ſelbſt Hand an; durch dieſes
große Beyſpiel wurden viele von ſeinen hohen
Bedienten nebſt dem Landadel aufgemuntert,
der-
[33] dergleichen auf ihren Landguͤtern einzufuͤhren,
wovon die Folgen in einigen koͤniglichen Pro-
vinzen noch vorhanden ſind. Der eingegange-
ne Hopfengarten, welcher ein laͤnglich ſchma-
les Viereck vorſtellt, und nach hieſigem Feld-
maaße etwa eine Hufe Landes weniger zwey klei-
ne Morgen, enthaͤlt, ſchien dem Churfuͤrſten,
zu den erſten Verſuchen, und zugleich zu einer
kleinen Retirade, am bequemſten zu ſeyn. Er
verſchrieb ſich, zu deſſen Anlage, aus dem
Holſteiniſchen einen wegen Geſchicklichkeit und
Erfahrung in beſonderm Rufe ſtehenden Kuͤ-
chengaͤrtner, Michelmann, durch welchen er
ſich den Platz zu ſeinem beſondern Obſt- und
Kuͤchengarten einrichten ließ. Der Churfuͤrſt
ſelbſt pflanzte, pfropfte, ſaͤete und erzog Fruͤch-
te und Gewaͤchſe mit eigener Hand, uͤber de-
ren Verzeichniß, Einſammlung und Ordnung
er in allem genau halten ließ, ſo wie uͤber die
Ablieferung derſelben in die Kuͤche und auf die
Tafel ſelbſt. Zu mehrerer Befoͤrderung die-
ſes Werkes, legte er dem Garten von den be-
nachbarten Doͤrfern ſo viele Hofdienſte zu, als
noͤthig waren. Er kaufte zwey auf der berlini-
ſchen Stadtflur gelegene Wieſen dazu, und legte
aus dem churfuͤrſtlichen Stalle einen beſtaͤndi-
gen Knecht nebſt zwey Pferden dahin, welche
aus dem Stalle unterhalten werden mußten.
Aus Italien, Frankreich, England und Hol-
land ließ er alle zu ſeiner Zeit beſonders be-
kannte Saamen, Gewaͤchſe und Baumarten
II.Theil. Cbrin-
[34] bringen. Seine auswaͤrtig reſidirenden Mi-
niſter und Reſidenten konnten ſich nicht belieb-
ter machen, als durch Ueberſendung von vor-
beſagten Gewaͤchſen.


Wegen des zu der Zeit noch ſe[h]r naſſen
und torfigen Grundes im Garten, ließ er den-
ſelben, ſowohl auf beyden Seiten, als hin-
terwaͤrts, mit langen und tiefen Graͤben ver-
ſehen, die er mit Fiſchen beſetzen ließ. Etli-
che von Adel beeiferten ſich damals ſtark um
die Wette, ihre Kuͤchen- und Obſtgaͤrten nach
dem Exempel des Churfuͤrſten durch Einfuͤh-
rung neuer brauchbarer Frucht- und Gewaͤchs-
arten immer nutzbarer zu machen, und die
Arten unter die Unterthanen zu verbreiten.


Der Kuͤchengartenbau bluͤhete in den da-
maligen Zeiten vornehmlich auch ſchon in dem
Saͤchſiſchen um Erfurt und Leipzig, wo die
bekannten Kohlgaͤrten ſchon ſeit langen Zeiten
die Kuͤchen der Stadt und der Gegend umher
verſorgen. So war er auch in den Gegenden
von Braunſchweig und im Holſteiniſchen da-
mals im Gange, wie aus dem vorigen erhel-
let, da aus dem Holſteiniſchen beruͤhmte
Kuͤchengaͤrtner in das Brandenburgiſche ver-
ſchrieben wurden.


In dem letzten Theile des ſiebenzehnten
Jahrhunderts machte man große Fortſchritte
in dem kuͤnſtlichen Kuͤchengewaͤchsbaue, ſon-
derlich durch Miſtbeete. Es erhellet dieſes aus
den Zuſaͤtzen oder Additionalen, welche ſich
in
[35] in der Ausgabe des coleriſchen Hausbuchs vom
Jahre 1680 finden k). Man kannte ſchon
den Namen Miſtbeete, nennte ſie aber auch
Gutſchen. Man richtete ſie zum Saͤen ein, um
fruͤhzeitige Blumen und andere Gewaͤchſe zu
haben. Die Zubereitung war alſo: Man
grub ein Loch einen halben Mann tief und 5
Schuh weit, die Laͤnge war willkuͤhrlich; man
fuͤllte dieſes mit Pferdemiſt aus, trat ihn mit
den Fuͤßen feſt, und begoß ihn, damit er ein
wenig naß und dadurch bald warm wurde.
Man nahm nun ein gut Theil fette Erde, ei-
nen Theil Sand, aber keinen Waſſerſand,
und that hierunter etwas Taubenmiſt, und
ſchuͤttete dieſe Miſchung eines halben Schuhes
hoch auf den Miſt. Man begoß es Abends
und Morgens ein wenig, damit die jungen
Pflanzen nicht verbrennten. Bey ſehr kaltem
Wetter deckten ſie dieſelben mit Holzdecken und
langem Pferdemiſt zu, oͤffneten ſie bey Son-
nenſchein und bedeckten ſie des Abends wieder.
In dieſen zogen ſie Melonen, um ſie zeitig zu
Johannis zu haben, ſie legten ſie darinnen 4
Schuh weit von einander, und verneuerten,
wenn der alte erkaltet war, den Miſt, indem
ſie ihn von den Seiten hinein unter die Wurzeln
brachten.


C 2Durch
[36]

Durch dieſe Miſtbeete wußten ſie in 8 Ta-
gen im Winter Spargel zu ziehen, indem ſie
ein Beet von warmen langen Pferdemiſt 4
Schuh hoch und 4 Schuh breit machten, den
Miſt feſt eintraten und begoſſen, damit er ge-
ſchwind warm wurde. Hierauf nahmen ſie
Spargelſtoͤcke den ſie aus der Erde ausgra-
ben ließen, (ein Beweis, daß man damals
auch den Spargel ſchon im freyen Lande ge-
bauet,) ließen an der Spargelwurzel eines
Schuhes hoch und breit Erde, ſetzten dieſen
Spargelſtock ſammt der Wurzel in ein kupfer-
nes Geſchirr mit leichter Erde ſo tief ein,
als er vorher im Garten geſtanden. Das
Geſchirr ſelbſt mußte einen Schuh tief und
zwey Schuh weit ſeyn, auch unten am Bo-
den viele kleine Loͤcher haben, damit die Waͤr-
me eindringen koͤnnte. Man ſetzte hierauf
das Geſchirr mit dem Spargel in das Miſt-
beet ſo tief, als das Geſchirr ſelbſt war; mach-
te uͤber daſſelbige Boͤden, ſpannte ein altes
Tuch daruͤber, und auf das Tuch eines Kniees
hoch warmen Pferdemiſt; ſobald er irgendwo
erkaltete, that man friſchen dahin, und er-
hielt ſo ſeinen Entzweck.


So kannte man auch die Kunſt, Stau-
den- und Endivienſallat uͤber Winter, durch
Einſchlagen in Sand, im Keller zu erhalten.
Man kannte damals auch ſchon einige chemi [...]che
Blumenkuͤnſte, außer den angefuͤhrten aber-
glaͤubiſchen; die erſtern aber verdienen bemerkt
zu
[37] zu werden. So kannte man ſchon das Faͤrben der
Blumen durch Schwefeln, wie auch ihnen den
durch den Schwefel entzogenen Geruch wieder
zu geben. Bey den Nelken verfuhr man z. B. al-
ſo: Man ließ Schwefel zergehen, und zog ein
grobes leinenes Weißtuch eines Fingers breit
durch dieſen Schwefel; dieſes wurde wie ein
Einſchlag trocken; man zuͤndete dieſes an, hielt
die Nelken uͤber den Rauch, und fuhr mit
denſelbigen hin und her, wodurch ſie weiß und
geſprengt wurden. Man nahm hierauf Anis,
und ein oder zwey ganze Wuͤrznaͤgelein, zuͤn-
dete ſie an und hielt die Nelken daruͤber, wo-
durch ſie den guten Geruch, welchen ihnen der
Schwefel benommen, wieder bekamen. Eben
ſo verfuhren ſie mit den Roſen.


Der Gartengeſchmack ſelbſt, in Anſehung
der Anlage, war in dem erſten Theile dieſes
Jahrhunderts aus dem ſechzehnten noch mit
heruͤber gekommen. Er war theils urſpruͤng-
lich deutſch, welches vornehmlich von dem
niedern Deutſchland gilt, zum Theil auch mit
niederlaͤndiſch; in dem obern Deutſchland
aber war auch viel italiaͤniſcher mit einge-
miſcht. Von dem eigentlichen deutſchen da-
maligen Gartengeſchmacke werden wir unter-
richtet in Colers Hausbuche l), welches
verbeſſert im J. 1680 erſchien. Man hatte
Baum- und Kuͤchen-, aber auch Luſtgaͤrten.
C 3Nach
[38] Nach der Coleriſchen Methode wurde der Gar-
ten in vier Theile getheilet. Der eine Theil
machte den Baumgarten aus, und enthielt
die fruchtbaren Baͤume, jede Art in einer Ord-
nung beyſammen. Der andre war der Blu-
mengarten, darinnen er Nelken, Violen,
Lilien, Mayblumen, Je laͤnger je lieber, Tau-
ſendſchoͤn, gelbe und weiße Maͤrzbluͤmlein,
Blumen der Liebe, Amaranth, Ringelblu-
men, Camillen, Tag und Nacht, u. d. gl.
zog. Der dritte Theil enthielt den Gewuͤrz-
und Kraͤutergarten, darinnen er Rosmarin,
Lavendel, Spica, Borragen, Beyfuß, Wer-
muth, Salbey, Till, Raute, Ochſenzun-
gen, Wegwart, Meliſſen, Mangolt, Juden-
kirſchen, Odermennig, Angelica, Bethoni-
ca, Cypreſſen, St. Johanniskraut, Scabio-
ſa, Scordium, Muͤnze, Benediktenwurzel,
Alantwurzel, Oſterlucia, Polay, Majoran,
Iſop, Quendel, Eyſerich, Sauerampfer,
Wegerich, Pappeln, Wohlgemuth bauete.
Der vierte Theil enthielt den Kuͤchengarten,
darinnen er alle Kuͤchenſpeiſen bauete, als z.
B. Kreſſe, Sallat, Kohl, Ruͤben, Mohr-
ruͤben, rothe Ruͤben, Mohn, Knoblauch, Zi-
bollen oder Zwiebeln, Lauch, Erdaͤpfel, Me-
lonen, Kuͤrbis, Mayer, Teſchelkraut, Feld-
knoblauch, Wurmſaamenkraut, Spinat, ro-
the Erdbeeren, Johannisbeeren, Preuſel-
beeren, Himbeeren, Kratzbeeren, Heidelbee-
beeren, Kreuzbeeren, Anis, Rettig, Steck-
ruͤben,
[39] ruͤben, Melden, Spargen, Senf, Peter-
ſilgen, Fenchel, Kuͤmmel, Alantwurzel.
Daſelbſt wird auch geſagt, daß damals Gaͤr-
ten geweſen, die aus zwey Theilen beſtanden,
wo in dem einen Baͤume, in dem andern
Weinſtoͤcke geweſen; auch wird daſelbſt anderer
gedacht, die aus drey Theilen, naͤmlich aus
Baͤumen, Getreideaͤckern und Wieſen beſtan-
den; doch dieſe letztern ſcheinen kaum einiger-
maßen den Namen der Gaͤrten zu verdienen.
Aber es werden daſelbſt auch eigentliche Luſt-
gaͤrten erwaͤhnt. Sie waren uͤberall in beſon-
dere Gaͤnge abgetheilt, welche mit rothen und
braunen, oder mit andern Farben beſtriche-
nen Latten verziert waren; zu beyden Seiten
waren Weinſtoͤcke, welche die Gaͤnge mit gruͤ-
nen Lauben ausſchmuͤckten. Neben den Gaͤn-
gen, und außerhalb denſelben, waren die Bee-
te mit Bretern jedes von einander unterſchie-
den, und in verſchiedene Formen und Ordnung
gebracht m). An den Enden und in den
Ecken der Gaͤnge waren die beſten und aus-
erleſenſten Obſtbaͤume, mitten innen waren Luſt-
und Sommerhaͤuſer. Man legte auch Fiſche-
reyen, Vogelfaͤnge und Oerter fuͤr allerhand
Leibesuͤbungen in denſelbigen an. Unſere ſpren-
gende Gießkanne ſcheint damals noch nicht be-
C 4kannt
[40] kannt geweſen zu ſeyn, denn es wird in dem
Hausbuche geſagt: Man ſolle bey Anlage ei-
nes Gartens, der nicht am Waſſer liegt, auf
einen wohlverzierten Brunnen ſehen, damit
man ſeine Kraͤuter, Blumen und Baͤume im
Nothfall durch einen Durchſchlag begießen
und beſprengen koͤnne n).


Unter die in der Gartenkunſt merkwuͤrdigen
Perſonen gehoͤren nicht nur die Schriftſteller,
ſondern auch geſchickte und große Gaͤrtner,
welche durch Erfindungen oder gluͤckliche An-
lagen die Gartenkunſt bereichert haben. Schon
die von Fugger erhoben ihre Gaͤrten durch der-
gleichen geſchickte Meiſter. So lebte auch zu
Augſpurg, gegen Ende des ſiebenzehnten Jahr-
hundertes, Johann Friedrich Heinrich aus
Stuttgard gebuͤrtig, deſſen vornehmſte Wiſ-
ſenſchaft Blumen und Orangerie waren.
Durch den Handel der Deutſchen, der noch
im 16ten Jahrhunderte ſehr anſehnlich war,
kam der Geſchmack an der Orangerie vorzuͤg-
lich nach Deutſchland, ſo wie vielleicht uͤber-
haupt die ſpaniſche Regierung auch hier in das
Gartenweſen einen wichtigern Einfluß gehabt,
als man gemeiniglich glaubt; uͤberhaupt iſt
ihr Einfluß in die deutſchen Sitten, Mode,
Denkungsart und Charakter groͤßer geweſen,
als es vielen ſcheint, und nicht genug bemerkt
ward, weil ſie mit Carl V. bald wieder auf-
hoͤrte,
[41] hoͤrte, und wenigſtens in der Ferdinandiſchen
Linie nicht ſo wirkſam auf Deutſchland war.
Der Gaͤrtner Heinrich war einer der erſten,
welcher aus Blaͤttern ganze Baͤume zog, und
ob es gleich anfangs meiſt bloß eine Entdeckung
des Zufalls war, und er nur von ohngefaͤhr
darauf kam, ſo dachte er doch weiter daruͤber
nach, und zog viele Staͤmme auf dieſe Art o).
Nach ihm war Johann David Kornmann be-
ruͤhmt, der zu Noͤrdlingen 1686 geboren war,
und 1746 ſtarb.


Um dieſe Zeit, naͤmlich gegen Ende des
ſiebenzehnten Jahrhundertes, machte in dem
deutſchen Geſchmack die uͤbertriebne Liebhabe-
rey an gewiſſen Blumen einen großen Theil
aus. Ein gewiſſer Kammerlander, der St.
Martins Stiftung zu Augſpurg Verwalter,
zog zuerſt den Goldlack oder die gefuͤllten gel-
ben Lavkoien, und machte ſie daſelbſt bekannt,
daher ſie auch daſelbſt noch von ihm den Na-
men haben p). Unter den Gaͤrten des 17ten
Jahrhunderts iſt der Hohleiſiſche zu Augſpurg
als einer der ſchoͤnſten bekannt. Auch iſt Lan-
gemantel von Weſtheim bekannt durch ſeinen
an Blumen vorzuͤglichen Garten, beſonders
aber auch weil er viel Verdienſte hat um
die Kunſt, den Gewaͤchſen und Fruͤchten fruͤh-
C 5zeitige
[42] zeitige Reife zu geben. Eine Kunſt, die uͤber-
haupt erſt im dieſem Jahrhunderte mehr in
Gang gekommen zu ſeyn ſcheint, da ſie vor-
her der Aberglaube, der einſt den Albertus
M[a]gnus wegen ſeines Gartens im Winter
verfolgte, zu ſehr druͤckte und zuruͤck hielt.


Die uͤbertriebene Liebhaberey an Blumen,
und an dem gekuͤnſtelten und ſpielenden Ge-
ſchmack in den Gaͤrten, war ſonderlich durch
die Hollaͤnder nach Deutſchland gekommen.
Durch ſie kamen in die deutſchen Gaͤrten die
Pfauen von Taxus und andere Thiergeſtalten,
ſo wie der chineſiſche Putz von Porzelan, Grot-
ten und aͤhnlichen Verzierungen. Und da die
Natur bey ihnen verſchwenderiſch mit Waſſer
war, ſo ahmten ſie dieſelbe auch in ihren Gaͤr-
ten nach; dadurch auch die haͤufigen Teiche in
die deutſchen Gaͤrten kamen.


Was die Literargeſchichte der Gartenkunſt
im 17ten Jahrhunderte betrifft, ſo hatten die
Deutſchen bis in die Mitte dieſes Jahrhun-
dertes kein eigentliches Originalwerk uͤber den
Gartenbau. Denn, was ſie hatten, war ent-
weder bloße Ueberſetzung der griechiſchen und
roͤmiſchen Schriftſteller und des Creſcen-
tius, oder es waren bloß Auszuͤge aus jenen;
das Wichtigſte war noch Coler in ſeinem Ca-
lendario und in dem Hausbuche. Noch er-
ſchien in dem Jahre 1634 P. Laurenbergii
horticultura, Francof. ad Moen. 4to,
und eben
deſſelben apparatus plantarius, 1654 4. Auch
behalfen
[43] behalfen ſie ſich mit Ueberſetzungen der Werke
anderer Nationen. Kaum war der in Frank-
reich 1651 zuerſt erſchienene Jardinier Fran-
çois
in Deutſchland bekannt, ſo wurde der-
ſelbe auch uͤberſetzt, und war damals das all-
gemeine Handbuch der Gartenfreunde in
Deutſchland; die Ueberſetzung erſchien zuerſt
1665, nachdem in Paris ſchon die 8te Aufla-
ge von dieſem beruͤhmten Werke gemacht war;
da aber dieſelbe nach einer der erſtern Auflagen
gemacht iſt, ſo iſt ſie nicht ſo vollſtaͤndig, als ſie
ſeyn wuͤrde, wenn ſie nach der achten verferti-
get waͤre.


Und ungeachtet hierdurch ſowohl die Ar-
beit ſelbſt viel verloren, als auch die Ueber-
ſetzung ſchlecht iſt, ſo erhielt ſie doch damals
viele Auflagen, welches ein Beweis fuͤr die
Liebhaberey der damaligen Zeiten von dem
Gartenweſen iſt. Der Ueberſetzer ſcheint die
Pflanzen weder dem Namen noch der Beſchaf-
fenheit nach gekannt zu haben. Es wurde
noch in dieſem Jahrhunderte mit andern den
Gartenbau betreffenden Schriften uͤberſetzt q).


Des
[44]

Des Hollaͤnders Peter von Aengeln voll-
ſtaͤndiger Gaͤrtner ward 1667 in 4to von
Graͤflin-
q)
[45] Graͤflinger uͤberſetzt; und es erſchienen davon
in dem naͤmlichen Jahrhunderte 5 Auflagen,
ob es gleich nur eine magere Anweiſung iſt,
was der Gaͤrtner in jedem Monate zu be-
ſorgen hat.


In

q)


[46]

In dem 17ten Jahrhunderte iſt als ein
deutſcher Originalſchriftſteller merkwuͤrdig, der
Churbrandenburgiſche Hofmedikus D. Els-
holz zu Berlin, deſſen Verdienſte um alle
Theile des Gartenbaues ſo vorzuͤglich und un-
laͤugbar ſind. Er ließ nicht nur den Rha-
gorius, den damals beruͤhmteſten Schriftſteller
der Schweitzer uͤber dieſen Gegenſtand, und
den unbekannten Verfaſſer des Jardinier Fran-
çois
hinter ſich; ſondern uͤbertraf ſie auch weit
an Vollſtaͤndigkeit, und hat noch das beſon-
dere Verdienſt, daß er der erſte iſt, welcher
die Gartenpflanzen botaniſch beſtimmt. Den-
noch haͤngt er bey aller Gruͤndlichkeit und aus-
gebreiteten Kenntniſſen noch zu ſehr an dem
Aberglauben ſeiner Zeit; daher gruͤndet er ſich
ſo
q)
[47] ſo ſehr auf die Grundſaͤtze, daß man bey dem
Saͤen und Pflanzen den Mondwandel zu beob-
achten habe. Außer dem iſt auch Leichtglaube
ſein Fehler; er nimmt oft Geheimniſſe der
Gaͤrtnerey an, die der Vernunft, Phyſik und
Erfahrung widerſprechen. Dennoch ſcheint
er oft nicht wirklich daran geglaubt zu haben,
und iſt, wenn man dieſes abrechnet, der Va-
ter der deutſchen Schriftſteller des Gartenwe-
ſens.


Sein beſonderer Vorzug iſt die genaue bo-
taniſche Beſtimmung aller Pflanzen, welches
die Gartenſchriftſteller aller Nationen vor ihm
nicht geachtet zu haben ſcheinen. Miller war
nach ihm bey den Englaͤndern der erſte, der
in ſeinem Gaͤrtnerlexikon dieſes einfuͤhrte.
Deutſchland hat alſo durch D. Elsholz die Eh-
re, daß er unter allen Nationen zuerſt mit der
Vollſtaͤndigkeit botaniſche Genauigkeit ver-
band, und faſt hundert Jahre eher in Anſe-
hung der Gartenpflanzen in Deutſchland das
geleiſtet worden, was Miller faſt hundert
Jahre nachher erſt in England that.


Er giebt an 1180 Arten Pflanzen an,
welche er beſtimmt, und die nach dem Caſp.
Bauhin, nach welchem damals alle Pflanzen
mit den Namen benennt wurden, die er ihnen
in ſeiner Pinax gegeben, beſondere Species
ſind; unter dieſer Anzahl ſind noch nicht ein-
mal die Varietaͤten derſelben mit gerechnet:
der H. von Rohr in ſeiner Bibliothek erwaͤhnt
S. 366
[48] S. 366 auch eine Floram Marchicam von ihm:
Er benannte jede Pflanze zuerſt nach dem
Bauhin, und fuͤhrte die ihnen von andern Bo-
tanikern gegebenen Namen an. Er ſchraͤnkt
ſich vorzuͤglich auf die Mark Brandenburg
ein r), und giebt alle daſelbſt vorhandene, ſo-
wohl fremde als einheimiſche Baͤume, Blu-
men, Kuͤchengewaͤchſe, Arzeneykraͤuter und
alle uͤbrige wildwachſende Pflanzen an. Er
hat zu mehrerer Einſicht vor den beyden erſten
Aufla-
[49] Auflagen einen Plan, wornach er arbeitet
und ſie ordnet, angefuͤhrt.


Er handelt in den 6 Buͤchern, woraus
ſein Werk beſtehet, im erſten Buche von eini-
gen allgemeinen Dingen; im zweyten von den
Blumen; im dritten von dem Kuͤchengarten;
im vierten von den Baͤumen und Stauden;
im fuͤnften vorzuͤglich vom Weinbau; und im
ſechſten von den wilden officinellen Pflanzen
und einigen andern Materien. Ich uͤbergehe
die Blumen, da ich ſchon in dem vorigen vie-
les daruͤber geſagt, und man ſich einen Begriff
von dem Blumengartenweſen machen kann.
Ich will, um von dem Kuͤchengartenbau der
damaligen Zeiten eine Idee zu machen, die
vorzuͤglichſten Pflanzen, die man damals er-
bauet, aus ihm anfuͤhren. Er hat demſelben
im dritten Buche vier Capitel angewieſen; im
erſten lehrt er die Anlage eines Kuͤchengartens,
im zweyten von 19 Arten Kuͤchenwurzeln, im
dritten von 29 Arten Kuͤchenkraͤutern, und
im vierten von 13 Arten Kuͤchenfruͤchten. Un-
ter den Kuͤchenwurzeln wurden damals in
Deutſch-
r)
II.Theil. D
[50] Deutſchland, und vorzuͤglich in der Mark
Brandenburg, erbauet: Paſtinaken, gelbe
Wurzeln und fruͤhe Carotten, rothe Ruͤben,
Ruͤben und maͤrkiſche Ruͤben, Zuckerwurzeln,
Ruͤbenkoͤrbel, Ruͤberapunzel, Cichorienwur-
zel, Rettig, Radies, Merrettig, Hafer und
Scorzonerwurzel, Zipollen, Winterzwiebeln,
Schalotten, Porre, Schnitt- und Johannis-
lauch, Knoblauch und Rocambole, Erdaͤpfel,
Cartoffeln.


2) Kuͤchenkraͤuter: Sauerampfer, Sauer-
klee, Winterendivien, Salat und Sommer-
endivien, Rapunzel, Portulac, Grevinne,
Spargel, Hopfenſpargel, Kreſſe, Winter-
kreſſe, Rokette, Peterſilie, macedoniſche Pe-
terſilie, Sellerie, Koͤrbel, ſpaniſcher Koͤrbel,
Pimpinelle, gemeiner und italieniſcher Fen-
chel, Dill, Baſilike, Dragon, Saturey,
breit Pfefferkraut, Spinad, brauner Kohl,
weißer Kohl, Wirſing, Savoyekohl, rother
Kopfkohl, Kohlrabi uͤber der Erde, Blumen-
kohl, Winterkohl, Bete, Schweizerbete,
Melde, Cardonen.


3) Kuͤchenfruͤchte: Melonen, Gurken,
Kuͤrbis, Citrullen, Bohnen, Vitsbohnen,
Erbſen, Linſen, Erdbeeren, Artiſchocken,
tuͤrkſcher Waizen, Senf und Champignons.
Im 6ten Buche, Cap. 2, welches von Arz-
neykraͤutern handelt, welche im Garten gezo-
gen werden muͤſſen, wird außerdem eine An-
leitung gegeben zu Eberraute, Cypreſſenkraut,
Garten-
[51] Gartenwermuth, Angelike, Anis, Waſſer-
eppich, Borrago, Ochſenzunge, Kichern,
Loͤffelkraut, Coriander, Kuͤmmel, Schar-
ley, Yſop, Lavendel, Spic, Liebſtoͤckel, Ma-
joran, Wintermajoran, Meliſſe, Krauſe-
muͤnze, Schwarzkuͤmmel, Baſilike, Mohn,
Poley, Raute, Thymian u. d. gl.


So brauchbar und vorzuͤglich aber auch
dieſes Werk fuͤr die damaligen Zeiten war, ſo
ſcheint es doch nicht ſo gemeinnuͤtzig geworden
zu ſeyn, entweder weil die botaniſchen Kennt-
niſſe zu wenig Liebhaber unter den Garten-
freunden fanden, oder weil das Buch zu koſt-
bar und die Liebhaberey in dem Gartenſtudium
noch nicht ſo groß war, da man das Garten-
weſen mehr den gelernten Gaͤrtnern uͤberließ.


Es erſchienen in den damaligen Zeiten
noch viele andere Schriften uͤber den Garten-
bau, aber meiſt von geringem Werthe. Peter
Gabriel, ein Kunſtgaͤrtner aus Burgund in
Frankreich, der aber Oberaufſeher der fuͤrſtli-
chen Luſtgaͤrten zu Stuttgart war, ſchrieb ei-
nen kleinen Tractat vom Gartenbaue s).


D 2Johann
[52]

Johann Chriſt. Hiebner t), Joh. Ge.
Muͤller u), Pfarrer zu Stetten im Remsthal,
Georg
s)
[53] Georg Holyk x), Lucian Montif y), Baum-
gaͤrtner z), Schiele a), Boͤkler b), Hohberg c).


D 3Um

u)


[54]

Um eben dieſe Zeiten erſchien der Parnaſ-
ſus Hortenſis,
oder vollkommene Gartenſchu-
le aus Selbſterfahrenheit; wenigſtens iſt die-
ſes die Vermuthung des Hrn. Luͤders, wenn
nicht die Ausgabe von 1714, die Hr. v. Rohr
anfuͤhrt, die erſte iſt. Sie wurde in der Fol-
ge zu Magdeburg 1719 und 1724, und end-
lich 1747 wieder aufgelegt, und erſchien ſo-
gar 1778 unter dem ganz fremden Titel: Mar-
quard Adelkofers gruͤndliche Gartenſchule,
welche in drey Theilen lehret, wie man einen
Blumen-, Kuͤchen- und Baumgarten nuͤtzlich
anlegen und pflegen ſoll, Augſpurg 1778. 8.
Der neue vermehrte curieuſe und kluge Gaͤrt-
ner, zum andern Druck befoͤrdert durch J.
F. H. Leipzig ohne Jahrzahl, 8. wurde auch,
ob es ſchon unbrauchbar iſt, 1692. 8. zu Zel-
le gedruckt. Monatliche Pflanzenluſt, beſte-
hend in Baumgaͤrten, Krautgaͤrten, Feldruͤ-
ben und andern Hausarbeiten uͤber die 12 Mo-
nate des Jahres, Schaafhauſen 1679. 12.
Erneuertes Garten- Baum- und Pelzbuͤchlein,
Nuͤrnberg 1645. 8. Propf- Pflanz- und Gar-
tenbuch, Halberſtadt 1698 8. Die meiſten
dieſer Schriftſteller ſind voller Aberglauben
und Leichtglaͤubigkeit, ein Fehler, welcher ſie
und ihre Zeiten entehrt, und bey dem Guten,
das ſie noch haben, immer ein großer Schand-
fleck
c)
[55] fleck iſt. Die beyden wichtigſten Schriftſteller
gegen Ende des 17ten Jahrhunderts ſind noch
folgende: zwar gehoͤrt der erſte eigentlich Frank-
reich, da er aber doch mitten in Deutſchland
beſtaͤndig lebte und ſchrieb, ſo will ich ihn hier
mit erwaͤhnen, und in der franzoͤſiſchen Gar-
tengeſchichte mich nur hierauf beziehen. Es
iſt René Dahuron, ein Schuͤler des beruͤhm-
ten de la Quintinye, unter welchem er 5 Jahr
als Gaͤrtner gearbeitet. Er kam nach Deutſch-
land, und trat zuerſt in die Dienſte des Staats-
miniſters Grafen von Plate zu Linden vor
Hannover. Er eignete demſelben ſeine Schrift
Traité de la taille des arbres etc. à Celle
1692 zu. Um das Jahr 1692 wurde er fuͤrſt-
licher Hofgaͤrtner zu Zelle, und endlich koͤnig-
lich Preußiſcher zu Berlin. Er ſchrieb ſein
Werk franzoͤſiſch, welches aber verſchiedene
Ueberſetzungen und Auflagen, ſelbſt in dem
18ten Jahrhunderte, erhielt d). Allein Aber-
glaube und Leichtglaube iſt auch ſein Fehler.
D 4Der
[56] Der zweyte iſt Heinrich Heſſe e), der bey ver-
ſchiedenen deutſchen Fuͤrſten, und zuletzt im J.
1690
d)
[57] 1690 Churfuͤrſtlich Maynziſcher Gartenvor-
ſteher war. Wir haben unter ſeinem Namen
zwey Schriften zum Gartenbaue, ob er gleich
keine ſelbſt herausgegeben, naͤmlich die neue
Gartenluſt und den deutſchen Gaͤrtner.


Durch dieſe Schriftſteller wurde der deut-
ſche Gartenbau in allen ſeinen Arten zwar ei-
nigermaßen verbeſſert, vorzuͤglich was die
Cultur der Pflanzen und Fruͤchte ſelbſt betrifft.
Aber der gute Geſchmack in der Gartenkunſt
gewann wenig oder nichts. Man verunſtalte-
D 5te
e)
[58] te die Gaͤrten durch Kuͤnſteleyen, wodurch man
ſie zu verſchoͤnern ſuchte. Herr Hirſchfeld
ſucht den Grund davon vornehmlich in dem
Wahn, daß der naͤchſte Platz um eine Woh-
nung mit ihr eine Aehnlichkeit haben, und
die ganze Einrichtung und Anlage eines Gar-
tens nach einer genauen Symmetrie abgemeſ-
ſen ſeyn muͤſſe. Es ſcheint, als habe man
ſich gefuͤrchtet, einen Sprung von einem zum
andern zu thun, und gleichſam den naͤchſten
Platz bey der Wohnung zum Uebergang zu
machen geſucht, wodurch die Wohnung mit
der gruͤnenden Natur mehr verbunden wuͤrde.


Herr

e)


[59]

Herr Hirſchfeld ſchildert den Ge-
ſchmack der aͤltern Zeiten und vorzuͤglich des
ſiebenzehnten Jahrhunderts in den Anmerkun-
gen uͤber die Landhaͤuſer und Gartenkunſt al-
ſo: „Ein regelmaͤßiges Viereck, eine ganze
gerade Ebene, oft durch muͤhſame Wegſchaf-
fung der natuͤrlichen Erhoͤhungen erzwungen,
ein breiter Hauptweg in der Mitte, zu den Sei-
ten eine gerade Hecke oder Allee, zuweilen in
poßierliche Figuren geſchoren, an allen vier
Ecken ein rothangeſtrichenes Luſthaͤuschen,
Fluren mit bunten Steinchen und Glas belegt,
dann ein mit Buchsbaum oder mit Porcellain-
ſtuͤcken gezogenes Wappen des hochadlichen
Beſitzers, uͤberall eine ganze Voͤlkerſchaft von
Puppen, vom blitzſchleudernden Zevs bis
auf den bockfuͤßigen Satyr; dieß war ohn-
gefaͤhr der niedliche Geſchmack in einer langen
Reihe der neuern Zeiten, der die Natur gera-
de da verdrang, wo ſie vorzuͤglich ihren rei-
zenden Wohnſitz haben ſollte, und der durch
die unertraͤglichſte Art von Gleichheit, Regel-
maͤßigkeit und alberner Kuͤnſteley ermuͤdete.
Die meiſten Gaͤrten konnten nicht leicht eine
Ueberſchrift am Eingange finden, die fuͤr ih-
ren Charakter treffender geweſen waͤre, als
dieſe:


Der

[60]
Der Garten iſt ſehr ſchoͤn geſchmuͤckt!

Hier Statuen und dort Caſcaden;

Die ganze Goͤtterzunft, hier Faunen, dort

Najaden,

Und ſchoͤne Nymphen, die ſich baden:

Und Sand, vom Ganges hergeſchickt,

Und Muſchelwerk und guͤldne Vaſen,

Und Porcelan auf ausgeſchnittnen Raſen,

Und buntes Gitterwerk, und — eines ſuch

ich nur —

Iſts moͤglich, daß was fehlt? Nichts wei-

ter — die Natur!

Weiße.

Der groͤßte Misbrauch, den man von der
Kunſt gemacht, war gewiß der, da ſie Gegen-
ſtaͤnde der Natur unter gewiſſe Regeln zwin-
gen wollte, die ſich am wenigſten auf ſie an-
wenden laſſen.“ Es iſt nicht zu laͤngnen, daß
man vielleicht bey der Beurtheilung des aͤltern
Gartengeſchmacks oft zu ſtreng iſt, und gewiſ-
ſe Grundſaͤtze davon verwirft, die, genau
unterſucht, nicht ganz verwerflich ſind; daß
man in unſern Zeiten, aus Vorurtheil fuͤr die
Neuern, oft die rohe Natur zu ſehr auf Koſten
der ſchoͤnen aufſuchet, ein Fehler, der in un-
ſerm Zeitalter ziemlich allgemein wird, und
den ſchoͤnen Kuͤnſten Gefahr drohet. Ich
werde unten, bey dem neuern Gartenſyſteme,
mich hieruͤber weiter erklaͤren.


Ich habe oben bemerkt, daß im ſechzehn-
den Jahrhunderte vorzuͤglich der italieniſche
Garten
[61] Garten fuͤr Deutſchland die Regel war; ich
habe oben die Gruͤnde aufgeſucht, wozu ich
hier noch beyfuͤge, daß wir viele Gartenfruͤch-
te und Blumen aller Art zunaͤchſt aus Ita-
lien erhielten: war es alſo ein Wunder, wenn
man die Cultur derſelben, und auch oft die
Anlage und den Geſchmack in Anſehung der
Gaͤrten, zugleich mit ihnen annahm?


Ihm geſellte ſich der Niederlaͤndiſche zu,
vorzuͤglich zu Ausgang des ſechzehnten und zu
Anfang des ſiebenzehenten Jahrhundertes.
Und da in der Mitte des letztern das Anſehen
des franzoͤſiſchen Hofs und Geſchmacks, durch
die Pracht und die Thaten Ludwigs des vier-
zehnten, ſo ſehr ſtieg, ſo hatte dieſes auch Einfluß
auf den Gartenbau in Deutſchland. Quinti-
nie und Le Notre ſchufen den franzoͤſiſchen
Garten, und Deutſchland ehrte dieſe beyden
Schoͤpfer gehorſam in ihren Werken. Die
Gaͤrten von Verſailles wurden das Muſter
aller Prachtgaͤrten der deutſchen Fuͤrſten und
Privatperſonen. Le Notre misbrauchte die
Baukunſt in dem Gartenbaue; durch ihn kam
ſo viel Regelmaͤßigkeit, die endlich durch das
Einfoͤrmige ekelhaft ward, hinein. Er kam
auch nach Italien, wo die Baukunſt endlich
faſt gar die Natur aus den Gaͤrten verdraͤng-
te, welches der Deutſche auch ziemlich ge-
nau befolgte. Er verließ ſogar ſein altes Ei-
genthum und verwies die Kuͤchengewaͤchſe aus
ſeinen Prachtgaͤrten. Erſt ein Auslaͤnder,
Quin-
[62] Quintinie, mußte ihn auf dieſe nutzbare Schoͤn-
heit wieder aufmerkſam machen, indem er in den
Gaͤrten ſeines Koͤnigs dieſe Gewaͤchſe hinter
die Rabatte ſtellte, von welcher Zeit an auch
der Deutſche ſie wieder in ſeine Luſtgaͤrten
nahm. So war nun der deutſche Garten aus
den Gaͤrten vieler Nationen zuſammengeſetzt.
Von den Italienern und Franzoſen hatte er
das Architektoniſche in den Verzierungen, die
ungeheuren gruͤnen Waͤnde und Gaͤnge, die
dem Auge oft die ſchoͤnſten Ausſichten entzie-
hen, die architektoniſche Regelmaͤßigkeit, die
einfoͤrmigen Alleen, die Gaͤnge nach geometri-
ſchen Zeichnungen, die Labyrinthe, Cabinette,
die ſymmetriſchen Blumenbeete. Daher
ſpitzten ſich ſo viele Taxuspyramiden und Saͤu-
len, die nicht nur durch ihre Wurzeln den um-
ſtehenden Gewaͤchſen und Baͤumen ſchaden,
indem ſie das Land ausſaugen und ihnen die
Nahrung entziehen, ſondern ſogar, wie man
neuerlich in Frankreich bemerkt hat, durch ih-
ren Schatten oder vielmehr Ausduͤnſtung
ſchaden. Die Hollaͤnder gaben uns den ſchim-
mernden Putz und chineſiſche Taͤndeleyen, die
ſpieleriſchen Zierarten der Conchylien und
Grottenwerke, die bunten Statuͤen, die unna-
tuͤrlichen Bildwerke von immergruͤnenden
Baͤumen, wobey ſie zugleich meiſt ihre Gaͤr-
ten uͤberladen; vorzuͤglich aber auch die ver-
ſchwendende Pracht mit Blumen des entfern-
teſten Himmels und fremder Welten. Son-
derlich
[63] derlich breitete ſich die Tulipomanie, die in
Holland den Liebhaber zu der Rabatte hin-
beugte, und in den Jahren 1634 bis 37 in
Holland am ſtaͤrkſten war, auch bey uns aus.
Eben ſo verſchwenderiſch wurde man in Hya-
cinthen, Nelken und Aurikelfluren.


Es finden ſich in dieſem Jahrhunderte ver-
ſchiedene Gaͤrten von Ruhm. Um das J.
1626 gehoͤrte zu Augſpurg der Johann Caſpar
Remboldiſche Garten unter die ſchoͤnſten; ſo
war auch der Weiſiſche und Huberiſche in An-
ſehen, nicht weniger der Stapeliſche, der ſon-
derlich fuͤr die Pflanzenkunde mit beſtimmt
war, und vielleicht einer der aͤltern botaniſchen
Gaͤrten in Deutſchland iſt, ob ſchon nicht ſo
alt als der, welchen Churfuͤrſt Auguſt 1580
zu Leipzig anlegte. Der Bertermanniſche war
fuͤr Augſpurg eine beſondere Zierde durch ſeine
Gartenhaͤuſer, Waſſerwerke, Gallerien, Bild-
ſaͤulen, Grotten, Blumen und Malereyen.
Man ſchaͤtzte, als er in der franzoͤſiſchbayeri-
ſchen Belagerung verwuͤſtet wurde, den Scha-
den auf 50000 Gulden g). Ferner war nach
dem coleriſchen Hausbuche vom J. 1680, 1
Theil im 6ten Buche p. 143, zu Leipzig beruͤhmt
der Hans Rolliſche Garten, welchen Vale-
rius Cordius angelegt hatte; eben ſo der Jo-
hann
[64] hann Kreichiſche zu Torgau, von Chriſtoph
Leutſchern angelegt.


Im achtzehnten Jahrhunderte.


Dieſes war der Zuſtand der deutſchen Gaͤr-
ten bis in das achtzehnte Jahrhundert, wo
in England der große Gartenverbeſſerer Kent
auftrat, die ſklaviſche Regelmaͤßigkeit und Ein-
foͤrmigkeit verließ, und der Gartenkunſt ihre
wahre Schoͤnheit gab. Er wendete die Grund-
ſaͤtze der uͤbrigen ſchoͤnen Kuͤnſte auch auf die
Gartenkunſt an, und erhob ſie dadurch zu ih-
rer Wuͤrde, indem er ihr das Unſchickliche,
Einfoͤrmige und Gezierte nahm, und ihre Re-
geln nach einem ſichern Gefuͤhl des Schoͤnen
und einer geſunden Urtheilskraft feſtſetzte.
Doch das ausfuͤhrliche Syſtem des Kents, und
die Veranlaſſung dazu, gehoͤrt in die oͤkonomiſche
Geſchichte Britanniens, wo ich daſſelbe zeigen
werde. In der deutſchen Gartengeſchichte
duͤrfen wir nur unterſuchen, in wie weit
Deutſchland von demſelben Gebrauch gemacht
habe. Deutſchland hatte bisher Frankreich
zu ſklaviſch verehrt, ſahe aber die geheime Tuͤcke
deſſelben aus trauriger Erfahrung immer mehr
ein; es kam durch das braunſchweigiſche Haus
mit England in naͤhere Verbindung. Vor-
zuͤglich aber die naͤhere Verwandſchaft des
Charakters des Deutſchen und Englaͤnders, als
die zwiſchen dem erſtern und dem Franzoſen,
machte es, daß Deutſchland Galliens Gaͤr-
ten nicht mehr ſo ehrte, ſondern der brittiſchen
Er-
[65] Erfindung mehr Beyfall gab. Und wenn
dieſer nicht ſo allgemein in Ausuͤbung kam, ſo
iſt keine andere Urſache, als daß der Reich-
thum in Deutſchland mehr vertheilt, und nicht
ſo an einem Orte und in deſſen Haͤuſern ge-
haͤuft iſt. Daher haben bis jetzt groͤßtentheils
nur fuͤrſtliche und graͤfliche Perſonen nach die-
ſem engliſchen Geſchmacke Gaͤrten errichtet.
Indeſſen fehlt es doch auch nicht an Privat-
maͤnnern, welche davon Gebrauch machten,
und ihn, wo nicht ganz in neuen Anlagen und
ins Große ausfuͤhrten, doch dazu benutzten,
daß ſie aus ihren Gaͤrten die vielen Kuͤnſte-
leyen verdraͤngten, und die ſchoͤne Natur in
ihre verlornen Rechte ſetzten. Der Haupt-
charakter der brittiſchen Gaͤrten, oder der ſo-
genannten Parks, iſt das Natuͤrliche und das
Große. Sie ſind gleichſam Landſchaftsge-
maͤlde im heroiſchen Stil. Eine Zuſammen-
ſetzung von Gegenſtaͤnden, worinnen von der
Natur und Kunſt alles entlehnt iſt, was ſie
Großes haben: Berge, Felſen, hohe Wal-
dungen, Waſſerfaͤlle, Fluͤſſe, kuͤhne Gebaͤu-
de oder Ueberreſte davon, Grabmaͤler, Py-
ramiden, Tempel. Doch huͤte man ſich, einen
Park und einen Garten fuͤr eins zu halten,
da ſie ſich durch ihre Groͤße und verſchiedene
daraus entſtehende Verhaͤltniſſe merklich un-
terſcheiden. Park iſt ein groͤßeres Landſchafts-
gemaͤlde, Garten ein kleineres; oft waͤhlt man
bey dem Garten nur gewiſſe einzelne Theile
II.Theil. Eder
[66] der Landſchaft, die man zu einem Ganzen von
beſonderer Art vereiniget, und woraus durch
den beſondern Endzweck eines jeden die verſchie-
denen Arten von Gaͤrten entſtehen. Beyde
koͤnnen zwar leicht nach einerley Grundſaͤtzen
beurtheilet werden; nur muß man die Unter-
ſchiede nicht vergeſſen, die eben aus dem Ver-
haͤltniß der verſchiedenen Groͤße entſtehen, und
daraus einzuſehen iſt, was ſich von den Grund-
ſaͤtzen fuͤr das groͤßere Landſchaftsgemaͤlde,
oder den Park, auf das kleinere, oder den
eigentlichen Garten, und mit welcher Ein-
ſchraͤnkung es ſich anwenden laſſe.


Der Herr von Muͤnchhauſen war einer der
erſten [Deutſchen], die den Gartengeſchmack
und die eigentliche Gartenkunſt auf gute Re-
geln feſtſetzten. Er gruͤndet ſein Syſtem vor-
zuͤglich auf den Nutzen, Zierlichkeit und auch
auf die Vorſicht fuͤr die Zukunft. Er wider-
ſetzt ſich dem alten Geſchmacke, wo man den
Garten in ein regelmaͤßiges Viereck zu brin-
gen ſuchte, in der Mitte einen breiten Haupt-
gang anlegte, den ganzen Platz wagerecht
ebnete, oder, wenn der Garten an Bergen lag,
Abſaͤtze, Teraſſen und Stufen anlegte, und
ſich bemuͤhete, den ganzen Garten in eine ſym-
metriſche Figur zu bringen. Aber nicht weni-
ger billigt er auch ganz den neuern der Englaͤn-
der, welche ihn auf folgende Grundſaͤtze bauen:
Die Natur wende die Symmetrie in großen
Stuͤcken nicht an; eine unordentliche Einrich-
tung
[67] tung beluſtige uns im Felde mehr, als ein in
lauter Vierecke durchaus getheilter Acker. Es
iſt angenehmer, bald an eine Anhoͤhe, bald in
eine Tiefe, bald auf eine lichte Flaͤche, bald in
einen dunkeln Wald zu kommen, und ſich in
ſchlangenweiſen Linien herauszuwinden, als
viele geradlaufende und ſich regelmaͤßig kreu-
zende Gaͤnge vor ſich ſehen, welche mit kuͤnſt-
lich beſchornen Hecken und Baͤumen beſetzt waͤ-
ren, die die Ausſicht von beyden Seiten ein-
ſchraͤnkten. Er zeigt, wie auch ſie dabey oft
ins Gekuͤnſtelte und Uebertriebene fallen; ſie be-
ſcheeren ihre großen Raſenplaͤtze, und verwer-
fen doch die beſchornen Hecken, fuͤhren mit
ungeheuern Koſten alle Tempel der Gottheiten
des Alterthums auf, ziehen kuͤnſtliche Schlan-
gengraͤben, um Waſſer hineinzuleiten, dem die
Natur einen geraden Lauf anwies, um Bruͤcken
anzubringen, wo ſie nicht noͤthig waren, ver-
weiſen alle Alleen, u. ſ. w. Und nachdem er
die Fehler von beyden gezeigt hat, ſo giebt er
in ein und zwanzig Regeln einige Anleitung
zur Anlage eines Gartens. Er verwirft zu-
foͤrderſt die Regelmaͤßigkeit, er ſiehet auf die
Nutzbarkeit bey der Anlage; daher er den Kuͤ-
chengarten ſehr ſchaͤtzt; er empfiehlt, die ganze
umliegende Gegend in Anſehung der Ausſicht
klug zu nuͤtzen, legt den Garten, ſo viel moͤg-
lich, an Anhoͤhen, und ſiehet darauf, daß er
ſelbſt einige Anhoͤhen erhalte; empfiehlt das
Waſſer in dem Garten, heißt die Spaziergaͤn-
E 2ge
[68] ge dem Waſſer folgen, nicht aber dieſes den
erſtern, ſchont die vorhandenen großen Baͤu-
me, ſiehet auf ſchattigte Spaziergaͤnge, ſowohl
in dem Garten als auch außerhalb demſelben
ins Wilde und Freye; verwirft die zu breiten
Gaͤnge, aber auch die zu ſchmalen, und giebt
8 Fuß fuͤr die kleinſte Breite und 20 fuͤr die
groͤßte an. Er misbilliget die Ueberhaͤufung
und Ueberladung des Platzes mit zu viel Ge-
genſtaͤnden. Bey den Baumpflanzungen ſetzt
er Regeln, die aus dem Wachsthum der Baͤu-
me genommen ſind, pflanzt die am hoͤchſten
wachſenden in die Mitte oder gegen Norden,
von der Sonne ab, die niedrigſten an den Seiten
herum, und vornehmlich an der Suͤdſeite;
er empfiehlt die Mannichfaltigkeit und Ab-
wechſelung mit fremden Stauden, die bey uns
in freyer Luft dauern; verwirft den zu ſtarken
Hang zu allzugroßen Orangerien, und zu
Abaͤnderungen von Pflanzen; heißt den Plan
ins Große entwerfen, aber dabey alle kleine
vorkommende Umſtaͤnde zu Rathe ziehen,
und vornehmlich uͤber den auslaͤndiſchen Pflan-
zungen nicht die einheimiſchen, noch uͤber
den wilden die nutzbaren vergeſſen.


Die Regeln des Hausvaters ſind kuͤrzlich
folgende:


1. Binde dich an keine Regelmaͤßigkeit.


  • Es gruͤndet ſich dieſe auf die Empfindung, da wir
    einen ins Wilde angelegten Garten lieber ſehen,
    als
    [69] als einen mit regelmaͤßigen Quadraten und ge-
    radelaufenden Gaͤngen.

2. Mache einen Ueberſchlag, wie viel
Raum zu Anziehung derer, in der Haushal-
tung noͤthigen Kuͤchengewaͤchſe beyzubehalten
noͤthig iſt.


3. Pruͤfe wohl, was vor natuͤrliche Vor-
zuͤge dein zum Garten beſtimmter Platz hat.


  • Denn die groͤßte Kunſt iſt, angenehme Plaͤtze
    noch mehr auszuzieren, die haͤßlichen zu ver-
    bergen, und jeden Ort nach der Beſtimmung
    der Natur anzuwenden.

4. Unterſuche die ganze umliegende Ge-
gend, wie du dir dieſelbe zu Nutze machen
kannſt.


  • Man huͤte ſich daher, keine Gegend zu ver-
    bauen, die eine ſchoͤne Ausſicht giebt. Man
    ordnet Gebaͤude und Luſtwaͤlder in Gegenden,
    die man dem Geſichte entziehen will.

5. Suche den Garten ſo anzulegen, daß
er Anhoͤhen enthaͤlt.


  • Denn hierdurch erhaͤlt er mehr Abwechſelung.

6. Erforſche den Erdboden zuvor durch-
aus.


7. Suche alles zu habende Waſſer zu
ſammlen und recht anzuwenden.


8. Die am Waſſer hergehenden Spazier-
gaͤnge muͤſſen dem Waſſer folgen.


9. Haue ohne große Noth keinen vorhan-
denen Baum weg.


E 310.

[70]

10. Bemuͤhe dich, ſchattigte Spaziergaͤn-
ge anzulegen.


11. Suche auch außerhalb des Gartens
ins Wilde Spaziergaͤnge anzubringen.


12. Mache die Gaͤnge nicht zu breit noch
zu ſchmal.


13. Ueberhaͤufe und uͤberlade deinen Platz
nicht mit gar zu vielen Veraͤnderungen.


14. In Pflanzungen ordne deine Baͤume
ſo, daß die am hoͤchſten wachſenden in der Mit-
te oder gegen Norden von der Sonne ab, die
niedrigſten aber an den Seiten herum, und
vornehmlich an der Suͤdſeite zu ſtehen kom-
men.


15. Auslaͤndiſche fremde Stauden, wel-
che jedoch bey uns in freyer Luft fortkommen,
koͤnnen, wo ſie zu haben ſind, der Mannich-
faltigkeit und Abwechſelung wegen, in Pflan-
zungen zwiſchen durch geſetzt werden. Große
Pflanzungen aber davon allein anzulegen, iſt
nicht rathſam.


16. Zarte fremde Pflanzen gehoͤren nur
fuͤr einen Herrn, der ſelbſt ein Kenner davon
iſt, und ſich ihrer Wartung mit annimmt.


17. Eine große Orangerie iſt dem uͤbrigen
Garten nachtheilig.


18. Man verfalle nicht auf den Einfall,
daß man einen Vorzug in Beſitzung einer
Menge von Abaͤnderungen und beſondern Ar-
ten von Pflanzen ſuche.


19.
[71]

19. Mache, ehe du etwas anlegeſt, deinen
Plan erſt ins Große; ziehe aber alle kleine
vorkommende Umſtaͤnde zu Rathe.


20. Suche, ſo viel moͤglich, das Ende des
Gartens zu verbergen.


21. Ziehe zwar Werksverſtaͤndige zu Ra-
the, bemuͤhe dich aber, die Einrichtung eines
neu anzulegenden Gartens ſelber anzuordnen
und anzugeben.


Zugleich thaten Deutſchlands Dichter und
Weiſen einige Schritte, die erſtern durch ſchoͤ-
ne Schilderungen von Gaͤrten. Vorzuͤglich
gab Geßner, wie Hr. Hirſchfeld bemerkt, einen
lehrreichen Wink, ich fuͤge noch hinzu den
Dichter der Noachide, einige Gemaͤlde des Saͤn-
gers des Meßias, den Herrn Kreisſteuerein-
nehmer Weiſen in verſchiedenen Stellen,
Zachariaͤ in einigen Malereyen in ſeinen Ta-
geszeiten. Geßner zeichnet uns einen Gar-
ten, da ſein Jaͤger Aeſchines dankbar den jun-
gen Hirten Menalk in die Stadt zu kommen
bittet, und ihm unter andern die Gaͤrten em-
pfiehlt: Dort hat man auch, ſagt er, Baͤu-
me und Blumen, dort hat ſie die Kunſt in
gerade Gaͤnge gepflanzt, und in ſchoͤn geord-
neten Beeten geſammelt. Dort hat man
Quellen; Maͤnner und Nymphen von Mar-
mor gießen ſie in große ma[r]morne Becken.“


Allein Menalk, ein Freund der Natur,
antwortet:
E 4„Schoͤ-
[72]„Schoͤner iſt der ungekuͤnſtelte ſchattige
Hain mit ſeinen gekruͤmmten Gaͤngen, ſchoͤ-
ner ſind die Wieſen mit tauſendfaͤltigen
Blumen geſchmuͤckt; ich hab’ auch Blumen
um die Huͤtte gepflanzt, Majoran, Lilien,
Roſen; und, o wie ſchoͤn ſind die Quellen,
wenn ſie aus Klippen ſprudeln, oder aus
dem Gebuͤſche von Huͤgeln fallen, und dann
durch blumige Wieſen ſich ſchlaͤngeln!“ —


Nicht weniger getreu der Natur ſchildert
der Dichter den laͤndlichen Garten, der mit
zu dem Plane von Gluͤckſeligkeit gehoͤrte, die
ſeine Muſe wuͤnſchte.


„Hinten am Hauſe ſey mein geraͤumiger
Garten, wo einfaͤltige Kunſt den angeneh-
men Phantaſien der Natur mit gehorſa-
mer Huͤlfe beyſteht, nicht aufruͤhriſch ſie
zum dienſtbaren Stoff ſich macht, in gro-
teſke Bilder ſie zu ſchaffen. Waͤnde von
Nußſtrauch umzaͤunen ihn, und in jeder
Ecke ſteht eine gruͤne Huͤtte von wilden Ro-
ſen; dahin wuͤrd’ ich oft den Strahlen
der Sonne entweichen, oder ſehen, wie der
braue Gaͤrtner die Beete umgraͤbt, um
ſchmackhafte Gartengewaͤchſe zu ſaͤen, oder
ich haͤlf ihm die flatternden Gewaͤchſe an
Staͤben aufbinden, oder der Roſenſtauden
warten, und der zerſtreuten Nelken und
Lilien. Außen am Garten muͤßt ein klarer
Bach meine grasreiche Wieſe durchſchlaͤn-
geln; er ſchlaͤngelte ſich dann durch den

ſchatti-
[73]ſchattigen Hain fruchtbarer Baͤume von
jungen zarten Staͤmmen durchmiſchet. Ich
wuͤrde ihn in der Mitte zu einem kleinen
Teich ſich ſammeln laſſen, und in des Tei-
ches Mitte baute ich eine Laube auf eine klei-
ne aufgeworfne Inſel. Zoͤge ſich dann
noch ein kleiner Rebberg an der Seite in
die offne Gegend hinaus, und ein kleines
Feld mit winkenden Aehren, waͤre der reich-
ſte Koͤnig dann gegen mich beneidenswerth?
— — — Was entzuͤckt mehr, als die
ſchoͤne Natur, wenn ſie in harmoniſcher
Unordnung ihre unendlich mannichfaltigen
Schoͤnheiten umwindet? Zu kuͤhner Menſch,
was unterwindeſt du dich, die Natur durch
weit her nachahmende Kuͤnſte zu ſchmuͤcken?
Baue Labyrinthe von gruͤnen Waͤnden, und
laß den geſpitzten Taxus in abgemeſſener
Weite emporſtehen; die Gaͤnge ſeyn reiner
Sand, daß kein Geſtraͤuch den wandelnden
Fußtritt verwirre. Mir gefaͤllt die laͤnd-
liche Wieſe und der verwilderte Hayn; ih-
re Mannichfaltigkeit und Verwirrung hat
die Natur nach geheimern Regeln der Har-
monie und der Schoͤnheit geordnet, die
unſre Seele voll ſanften Entzuͤckens em-
pfindet.“


Die Schilderungen der uͤbrigen Dichter
anzufuͤhren, waͤre hier zu weitlaͤuftig. Sulzer
nahm die Gartenkunſt zuerſt unter die ſchoͤ-
nen Kuͤnſte auf, da ſie vorher, wie ich oben
E 5an-
[74] angemerkt, laͤngſt unter den freyen Kuͤnſten
war.


Auf dieſe folgte Herr Hirſchfeld zuerſt
in ſeinem kleinern Werke, in den Anmerkun-
gen uͤber die Landhaͤuſer und die Gartenkunſt,
und auch in ſeiner Theorie der Gartenkunſt.


Er befiehlt dieſer Kunſt, den Grundſaͤtzen
des Natuͤrlichen, des Schicklichen, des Man-
nichfaltigen und des Lieblichen zu folgen, und
alles, was dieſen zuwider iſt, aus ihren
Werken zu entfernen. Die Gartenkunſt, eine
Nachahmerinn der Natur, muͤſſe dieſe in ei-
ner abgeſonderten Gegend im Kleinen verſchoͤ-
nert nachbilden; er heißt alſo den Gartenkuͤnſt-
ler die mannichfaltigen Gegenſtaͤnde, Bildun-
gen und Farben der Natur bemerken, der Na-
tur in ihren feyerlichſten und lieblichſten Ge-
ſtalten nachſpuͤren, in der Wahl der Theile,
in ihrer Anordnung, in der Vertheilung des
Lichts und Schattens, in der Miſchung und
Brechung der Farben lauſchen. Der Gar-
ten muͤſſe nicht nur eben den ſtarken und dauer-
haften Eindruck angenehmer Empfindungen
nach ihren mannichfaltigen Modifikationen
auf das Gemuͤth machen, welchen die Natur
durch den Anblick einer reizenden Landſchaft
macht, er muͤſſe auch, ſo viel moͤglich, die Em-
pfindungen hoͤher treiben, vorzuͤglich auf das
Eigenthuͤmliche des Orts ſehen. Der Eindruck
des Angenehmen muͤſſe die Haptempfindung
ſeyn, obgleich andere nicht ausgeſchloſſen ſind,
damit nicht Ueberdruß aus der Einfoͤrmigkeit
entſtehe.
[75] entſtehe. Indeß nimmt er die Erregung an-
nehmer Empfindungen als die eigentliche Be-
ſtimmung der Gartenkunſt an, und erlaubt
ihr die Empfindungen zuzugeſellen, welche ein-
ſiedleriſche, melancholiſche, finſtere Gegenden
erwecken; entfernt aber alles, was Furcht,
Schrecken oder Grauſen erregt. Nur fuͤr
große Gaͤrten beſtimmt er die Gegenſtaͤnde der
Bewunderung und des Erſtaunens, jedoch
mit kluger Wahl und ſparſam; fordert bey
allen Scenen eine ſolche Anordnung, daß ſie
die Bewegungen, die ſich der Hauptempfin-
dung zugeſellen, allmaͤlig und im Fortgan-
ge, nicht aber ploͤtzlich und auf einmal, erre-
gen. Zur Erhaltung der Empfindung des
Angenehmen fordert er Freyheit, Mannich-
faltigkeit und Lieblichkeit; daher unterſagt er
alle Verſperrung des Gartenplatzes, und ver-
langt offene erfreuende Ausſichten in die Land-
ſchaft umher, ſonderlich gegen Morgen und
Abend, um die mannichfaltige Pracht der auf-
und untergehenden Sonne nicht zu verlieren.
Er ſucht die Graͤnzen des Gartens zu verſtecken,
gebietet der Kunſt, allmaͤlig zuruͤck zu weichen,
und dem Garten, ins freye Feld, Wieſe und
ein Gehoͤlze zu verwildern, wodurch er nicht nur
ein mehr natuͤrliches, ſondern auch ein großes
Anſehen gewinnt. Er misbilliget die Genauig-
keit und Regelmaͤßigkeit, und will ſie nicht
einmal in kleinen Gaͤrten, wo ſie Home er-
laubt,
[76] laubt i), zulaſſen, und er giebt dieſes als ei-
nen Hauptunterſchied der Gartenkunſt von der
Baukunſt an, daß jene Freyheit, und dieſe
Symmetrie fordere, weil jene eine Nachah-
merinn der Natur ſey. Er ſiehet es als eine
der groͤßten Vollkommenheiten der Garten-
kunſt an, je mehr ſie den Plan und die Anord-
nung zu verbergen wiſſe. Nach ihm iſt Man-
nichfaltigkeit eine Hauptregel fuͤr die Garten-
kunſt, zumal da zum Theil aus ihr die Lieb-
lichkeit entſpringe; daher misbilligt er, den
Garten in einer weiten Ebene anzulegen. Er
verlangt Anhoͤhen, Abſaͤtze, Vertiefungen,
welche die Gegenſtaͤnde von verſchiedenen Ge-
ſichtspunkten zeigen. Er fordert angenehme
Schattirung, nicht zu viel Schatten, und
eben ſo wenig zu viel Baͤume mit dunklem Lau-
be nahe bey einander, weil ſie ein trauriges
Anſehen geben. Er wuͤnſcht ein fließendes
Waſſer. Er verlangt, daß die Anordnung
der einzelnen Theile ein natuͤrliches Ganzes
ausmache, und der Garten dadurch ein Werk
der Kunſt von einem beſtimmten Eindruck wer-
de. Er verlangt daher, daß der Eingang frey
und anmuthig ſey, daß die Parthien, die am
meiſten den Wirkungen des Ganzen eine be-
ſtimmte Richtung geben, frey ſeyn, und ins
Auge fallen; daher verwirft er die Verber-
gung reicher Blumenfluren hinter Hecken und
Straͤu-
[77] Straͤuchern; daß man viel auf einmal, aber
nicht alles, uͤberſehe. Er verwirft gerade Gaͤn-
ge nicht ganz, nur verlangt er Abwechſelun-
gen in der Ausſicht. Er beſtimmt die Lauben
fuͤr die Kuͤhlung, Ruhe, und den erquicken-
den Genuß ſchoͤner Ausſichten; zu den Hecken
fordert et friſches und lebhaftes Gruͤn, nur
wuͤnſcht er ſie nicht ſo ſehr kuͤnſtlich verſchnit-
ten, viel weniger in barbariſche Figuren ver-
unſtaltet, und eben ſo wenig zu hohe Hecken,
weil ſie die Ausſicht hindern und traurig ma-
chen. Er verwirft den Ueberfluß, den Pomp
in Verzierungen und die Ueberladung. Er
nimmt zur Grundregel fuͤr die Verzierungen
an, daß ſie dem weſentlichen Charakter der
Gaͤrten gemaͤß ſind, von eben der Sittſamkeit
und der edlen Symplicitaͤt, die dem Haupt-
werke eigen iſt, und dabey faͤhig ſeyn muͤſſen,
die Wirkung des Ganzen durch anmuthige
Nebenideen zu erhoͤhen, nicht aber den Ein-
druck zu verwirren, wenn ſie widerſprechend
und zu haͤufig ſind.


Hieraus beurtheilt er den Werth der Grot-
ten, Gitterwerke, Statuͤen. Daher verwirft
er Triumphbogen, Obeliſken, Vaſen, Urnen,
weil ſie nicht mit der Beſtimmung und der ed-
len Symplicitaͤt des Gartens uͤbereinſtimmen.
Große Gebaͤude erlaubt er nur in großen weit-
ausgedehnten Gaͤrten; jedoch mit Ruͤckſicht
auf die Landesſitten, damit nicht auslaͤndiſche
Bauarten darinnen erſcheinen. Bey den
Waſſer-
[78] Waſſerverzierungen findet er Waſſerfaͤlle beſ-
ſer, als ſteigende Waſſerſaͤulen; wenn ſie
aber ja den Wechſel mehren ſollen, ſo muͤſſe
nur die Natur und die Vernunft dabey nicht
vergeſſen werden. Er erlaubt die Labyrinthe
und Irrgaͤrten, auch Bruͤcken, vornehmlich
in groͤßern Gaͤrten zur Verbindung gewiſſer
Theile. Dieſes iſt in Kurzem das Syſtem
des Hrn. Hirſchfeld, das er theils aus fremden,
theils eigenen Grundſaͤtzen zuſammenwebte,
und das man eine Metaphyſik der Gartenkunſt
nennen koͤnnte.


Man bemuͤhet ſich nun auch in deutſchen
Gaͤrten die aͤngſtlich ſtudierte Genauigkeit, die
aus Mangel der Freyheit und Mannichfaltig-
keit entſtehende Ermuͤdung zu vermeiden.
Man ſucht durch unverſchloſſene und ſchoͤne
Ausſichten Abwechſelung der Auftritte und
Theile, und eine gewiſſe nicht ganz zuͤgelloſe
Wildniß, und uͤberhaupt durch das, durch
die beſcheidene Kunſt verſchoͤnerte Natuͤrliche,
den aͤchten Geſchmack in die deutſchen Gaͤrten
einzufuͤhren. Daher haben wir jetzt in
Deutſchland faſt drey Arten Gaͤrten zu un-
terſcheiden. Einige haben wirkliche Parks an-
gelegt; andere haben in ihren entweder eige-
nen oder nur aus verſchiedenen Originalen zu-
ſammengeſetzten Plan engliſche Gartengrund-
ſaͤtze eingewebt, und nach dieſen ihre Gaͤrten
angelegt, erweitert oder umgeſchaffen; noch an-
dere haben einen ganz eigenen deutſchen Origi-
nal-
[79] nalgarten erwaͤhlt. Die Beyſpiele, die ich an-
fuͤhre, werden die Erlaͤuterungen zu den drey
Arten von Gaͤrten im allgemeinen Verſtande
ſeyn. Der eigentlichen Parks ſind wenig;
der zu Woͤrlitz, der ſein Daſeyn einem ge-
ſchmackvollen und in vieler andern Ruͤckſicht
verehrungswuͤrdigen Fuͤrſten verdankt, iſt un-
ſtreitig einer der erſten, und vielleicht bis jetzt
der einzige in ſeiner Art. Es waͤre zu wuͤn-
ſchen, daß dieſes vortreffliche Werk durch ei-
ne Beſchreibung bekannter und gemeinnuͤtzi-
ger wuͤrde.


Ich will hier nur eine kleine Nachricht ei-
nes Reiſenden beyfuͤgen, welche doch einige
Idee von dem Ganzen giebt. Der Schloß-
garten iſt voͤllig nach engliſchem Geſchmack auf
Inſeln, welche Arme der Elbe machen, ange-
legt. Man faͤhrt ſich von einer Inſel zur an-
dern auf kleinen Faͤhren heruͤber, welche durch
eine Walze, an der ein Strick herumlaͤuft, wel-
cher an beyden Seiten des Ufers befeſtigt iſt,
regiert werden. Vorne an der linken Seite
dieſes Gartens iſt eine Faſanerie angelegt, in
welcher Gold- und Silberfaſanen gezogen wer-
den, welche der Fuͤrſt aus England bekom-
men. Die Anlagen verſchiedener Spazier-
gaͤnge ſtellen in der anmuthigſten Abwechſe-
lung uͤberraſchende Schoͤnheiten dar. Der
Grottengang, der unterirdiſche Gang und die
gothiſche Kirche, welche zugleich eine Meierey
und die Wohnung des Gaͤrtners iſt, gehoͤren
hierher.
[80] hierher. Auch ſelbſt die in dieſer Gegend ſte-
henden Heuſenken geben einen guten Anblick,
und dienen zugleich, wenn das Futter fuͤr das
Vieh rar wird, daß es nicht Mangel daran
leide. Es wird alsdenn taͤglich rundherum
ſo viel von dieſem Haufen abgeſchnitten, als
noͤthig iſt. Dieſe Einrichtung iſt nach Art
der engliſchen Landwirthſchaft geordnet.


Das Nymphaͤum, welches jenſeits des
Waſſers dem Schloſſe gegen uͤber liegt, ver-
dient vorzuͤglich bemerkt zu werden. Es ſteht
in ſelbigem die Statuͤe einer Venus. An
den Seiten dieſes Gebaͤudes ragen Feldſtuͤcke
und Tangerbuͤſche hervor, welches einen leb-
haften Contraft verurſacht. Von hier ge-
langt man durch ſchlaͤngelnde Gaͤnge auf eine
Anhoͤhe, unter welcher das Nymphaͤum herein
gebaut iſt. Dieſes iſt eine wahre romantiſche
Gegend, wie ſie irgend ein Dichter ſchaffen
konnte. An dem einen aͤußern Theil des Gar-
tens ſteht ein kleiner runder Tempel, deſſen
Ausſicht ebenfalls ſehr anmuthig iſt; ſonſt
hat in ſelbigem eine Venus geſtanden, welche
aber der Sturm vom Jahre 1777 umſtuͤrzte.


Die Inſel, welche an der noͤrdlichen Sei-
te des Gartens liegt, ziert eine Urne mit Pap-
peln umpflanzt, welche dem Andenken des
großen Schweizers J. J. Rouſſeau gewidmet
iſt; an dem Poſtamente derſelben lieſt man
folgende Inſchrift:


Dem
[81]

Dem Andenken
J. J. Rouſſeau
Buͤrgers zu Genf,
der

die Witzlinge zum geſunden Verſtande,
die Wolluͤſtigen zum wahren Genuß,
die irrende Kunſt zur Einfalt der Natur,
die Zweifler zum Troſt der Offenbarung,
mit maͤnnlicher Beredſamkeit zuruͤckwies.
Er ſtarb
den 2ten Julii 1778.


Eine halbe Stunde von Woͤrlitz liegt der
Dreheberg, wo das Mauſolaͤum des Fuͤrſten
und der Fuͤrſtinn angelegt iſt, wo jaͤhrlich am
24 September, dem Geburtstage der Fuͤrſtinn,
das ſogenannte Hutrennen, welches nach Art
des Roſenfeſts zu Salency eingerichtet zu ſeyn
ſcheint, gehalten wird k).


Es gehoͤrt ferner hierher der Park Heeſchen-
berg im Holſteiniſchen, welchen H. Hirſchfeld l)
in der Theorie der Gartenkunſt beſchrieben.
Er iſt an dem Heeſchenberge auf dem adlichen
Gute Schirenſee angelegt; die Hauptidee iſt
Ruhe und laͤndliche Erfriſchung.


Ein aͤhnlicher Luſtort iſt Sielbeck, unweit
Eutin im Herzogthum Holſtein, welchen im
J. 1776 der Hr. Willgaard anlegte, den auch
Herr
II.Theil. F
[82] Herr Hirſchfeld beſchrieben m); der Hauptcha-
rakter deſſelben iſt Anmuth.


Aſchberg iſt einer der anmuthigſten Plaͤtze
in Holſtein, der mehr der Natur und dem
Ploͤnerſee, als der Kunſt, ſeine Schoͤnheit zu
danken hat. Er iſt ebenfalls in der Theorie
dem Auslaͤnder durch eine Beſchreibung be-
kannt gemacht n).


Es gehoͤren unter die hier zu bemerkenden
Gegenden auch die beruͤhmte Eremitage zu
Sanspareil, in dem Badenſchen, eine Ge-
gend, die wegen der hohen Schoͤnheiten, wel-
che die Natur daſelbſt ausſtreute, faſt die ein-
zige in ihrer Art iſt, und wovon Thomas
Koͤppel den Proſpect geſtochen o).


Wollte man die kuͤnſtlichen Luſtwaͤlder,
die ſich in verſchiedenen Gegenden Deutſch-
lands, z. B. zu Wien, Berlin und Leip-
zig, und die anſehnlichen Pflanzungen nord-
amerikaniſcher Baͤume und Gewaͤchſe, der-
gleichen zu Harpke ſind, mit den Parks
vergleichen; ſo wuͤrde Deutſchland vielleicht
mehrere aufzuweiſen haben. Die kleinen Luſt-
waͤlder von dieſer Art koͤnnen wir hierzu nicht
rechnen, ob es gleich immer ruͤhmlich iſt, wenn
vermoͤgende Beſitzer hierdurch ihre Gaͤrten
ver-
[83] verſchoͤnern, und die Mannichfaltigkeit der Na-
tur bekannter machen.


Fuͤr die Schoͤnheit des Roſenthals bey
Leipzig kann man das Zeugniß vieler rei-
ſenden Auslaͤnder anfuͤhren. Britten, Fran-
zoſen und Italiener beſtaͤtigen ſie. Daher ſagt
Hr. Prof. Clodius im zweyten Theile ſeiner
Schriften: „Der einzige Roſenthal, mit aller
Einfalt der Natur, uͤbertrifft, nach dem Ge-
ſtaͤndniſſe eingeborner Italiener und Englaͤn-
der, (irre ich nicht, ſo war ſelbſt Niebuhr,
der Betrachter des Sinai, und der brittiſche
gefuͤhlvolle Maler des Aetna dieſer Meynung,)
die Parks, darauf ſo viele Nationen ſtolz
ſind, und die Milton, Pope und Addiſon
ſchilderten.“ Das groͤßte Verdienſt hat um
daſſelbe die Natur, aber ſie iſt auch hier wild-
groß, und wer wagt es, ſie durch die Kunſt
in dieſer Groͤße zu erreichen? Verſchlungene
Gaͤnge uͤberraſchen mit neuen Anblicken und
Ausſichten; ehrwuͤrdige Eichen, uͤber welche
Jahrhunderte hinſtuͤrmten, woͤlben ſich uͤber
ihnen. Bald oͤffnet ſich die Ausſicht zum wil-
den Huͤgel, bald zur gruͤnenden Wieſe, bald
zur ſtillen Pleiſſe, die zwiſchen buſchichten Ufern
ſchleicht, bald erſcheint ein kleines Sanscou-
ci p); Ausſicht wechſelt mit Ausſicht, und
fuͤhrt den Blick zu einer großen Rundung
F 2von
[84] von Wieſen. Von hieraus iſt der Proſpect
am ſchoͤnſten. Von allen Seiten fuͤhren Al-
leen zu demſelben, deren Baͤume ſich mit den
hohen Wipfeln in der Luft verbreiten, und
daͤmmernde Schatten in ihren Reihen ſam-
meln. Zwiſchen ihnen ſind offene Plaͤtze, ein-
zelne Baͤume, Gruppen und Haufen, hinter
welchen mit ſtolzen Thuͤrmen Leipzig empor
ſteigt.


Der engliſchen deutſchen Gaͤrten ſind
mehrere; es gehoͤrt hierher der zu Marien-
werther und zu Schwetzingen, und die zu
Gotha, zu Carlsruhe, zu Diſkau bey Hal-
le. Andere, die man Nationalgaͤrten, aber
nach den neuen Grundſaͤtzen, nennen koͤnnte,
ſind mehrere. Wie viele ſind nicht in Sach-
ſen, theils zu Dresden und Leipzig, theils
auch auf den Landſitzen des ſaͤchſiſchen Adels,
zu Lichtewalde, Oderwitſch u. ſ. w.


Es gehoͤren hierher ferner einige Gaͤrten
um Darmſtadt, welche Herr Hirſchfeld in
ſeinem angefuͤhrten Werke beſchreibt q). Er
bemerkt daſelbſt der neu angelegten Gaͤrten
des Praͤſidenten Freyherrn von Moſer, des H.
Oberjaͤgermeiſters B. von Riedeſel; den in
Darmſtadt ſelbſt zu einem Garten in naivem
Geſchmack umgeſchaffenen Kuͤchengarten, in
der Nachbarſchafft des Grabes jener from-
men Landgraͤfinn. Man ſtoͤßt daſelbſt bald auf
ge-
[85] geſchmuͤckte Raſenſtuͤcke, bald auf freyere Wie-
ſen, auf Plaͤtze mit allerley Raſen beſetzt, auf
Gruppen von Linden und Weiden, auch Al-
leen. Der Botaniker findet hier Ueberfluß,
indem weit uͤber dreyhundert Arten der ſelten-
ſten nordamerikaniſchen Straͤucher und Ge-
waͤchſe hier gezogen, und durch den Handel
vertrieben werden r).


Verſchiedene ſind auch in dem Branden-
burgiſchen angelegt. Es verdient hier eine
Erwaͤhnung der Garten Monchoix, der dem
Grafen von Kolofkin gehoͤrt, welcher in ganz
neuem und eigenem Geſchmack iſt, und den
uns Herr Bernoulli in ſeinen Reiſen be-
ſchreibt.


Hinter dem Hauſe, welches gegen den
Garten einen ſtarken Vorſprung mit 5 Glas-
thuͤren und einen Auftritt (Perron) hat, er-
ſtreckt ſich auf 300 Schritte ein Raſenplatz,
der im Anfange eine Breite von 80 Schritten
hat, aber etwas ſpitzig und unregelmaͤßig zu-
laͤuft, und fuͤr das Auge, vermittelſt einer
breiten Allee, durch den hinter dem Garten an
einer Anhoͤhe liegenden Tannen- und Birken-
wald fortgeſetzt wird. Auf beyden Seiten
dieſes Raſenplatzes laufen eine Menge ſchma-
le, ſchatticht bedeckte krumme Gaͤnge von Ha-
ſelſtauden und Birkenbaͤumchen, welche vor
F 3dem
[86] dem in dieſer Gegend haͤufig herrſchenden Win-
de und vor der Sonne ſichern, und den an-
muthigſten Spaziergang abgeben; es ſind der-
gleichen auch ſonſt noch hin und wieder in dem
Garten. Man ſiehet alſo von der Mitte des
Hauſes keine Hauptallee in demſelben; indeſ-
ſen hat er gleichwohl 4 große Lindenalleen,
und zwar alle vier auf der linken Seite des Ra-
ſenplatzes. In den Zwiſchenraͤumen dieſer
Alleen herrſcht eine ohnmoͤglich zu beſchreibende
angenehme Abwechſelung. Sie beſtehen zum
Theil aus Kohl- und Baumgaͤrten, und zu den
bloß fuͤr die Anmuth dienenden Theilen rechne ich
ein kleines Holz, zwar nur von Tannenbaͤum-
chen, darinn aber artige mit Baͤnken beſetzte
Gaͤnge durchgehauen ſind. Ein noch ange-
nehmerer Theil des Gartens liegt zur Linken
der laͤngſten Hauptallee, an einem Abhange
gegen dem See zu, und enthaͤlt viele Bosquete,
Buchenhecken, kleine ſchmale geſchlaͤngelte Al-
leen, ein paar Blumenparterre, Raſenbaͤnke
u. ſ. w., und endigt ſich an einem ſchmalen
Wege, der vom Anfange des Gartens bis
ans Ende laͤngs dem See geht.


Eben ſo merkwuͤrdig iſt der Garten des
Grafen von Bork zu Stargard. Zuerſt iſt
ein Parterre von mittelmaͤßiger Groͤße, in
Form einer Rennbahn der Alten, mit einem
leichten und doch hohen Bogengange von Ta-
rusbaͤumen, und jenſeits des Raums fuͤr die
Spa-
[87] Spaziergaͤnger mit hohen und dichten Baͤu-
men und Buͤſchen umgeben. Von der Spitze
dieſes Amphitheaters geht eine ſchmale gerade
Allee aus, die ſich an einem gruͤnen Sallon
endiget, in welchem zum Geſichtspuncte der
Allee ein Grabmal ſtehet. Auf beyden Sei-
ten des Parterre und der gedachten Allee ſind
ſchoͤne Parthien, breite und ſchmale bedeckte
und unbedeckte Alleen, Boſquete, kleine gruͤ-
ne Saͤulen, Tempel, Raſenplaͤtze, Kuͤchen-
gaͤrten. Die erſtgedachte Allee geht hinter dem
Denkmal noch etwa 100 Schritte gerade aus.
Allein auf beyden Seiten iſt eine Menge krumm-
laufende Gaͤnge, die mit Teichen, Eremi-
tagen, Inſeln und ſchoͤnen Ausſichten nach
dem Felde zu abwechſeln. Durch dieſe Wild-
niß durchgeleitet, iſt man unverſehens auf ei-
ner mit einem kleinen Bach umſchloſſenen In-
ſel, wo man eine ſtille Ausſicht nach den mit
Waldungen und einigen Haͤuſern gekroͤnten
Feldern hat. Sie heißt die Profeſſorinſel,
weil ſie Sulzer anlegte. Ich habe dieſe Gaͤr-
ten nicht ohne Urſache gewaͤhlt, weil ſie ſich
den Regeln des guten und gelaͤuterten Garten-
geſchmacks nahen, ohne auf die ausſchweifeu-
den Neuerungen der Englaͤnder zu verfallen;
und vornehmlich, weil ſie die Schoͤnheiten des
Kohl- und Kuͤchengartens zur Verſchoͤnerung
des Gartens uͤberhaupt, und zur Erregung
der Mannichfaltigkeit anwenden.


F 4Uebri-
[88]

Uebrigens iſt die Gartenkunſt ſelbſt in
Deutſchland noch in den Haͤnden der Mathe-
matiker, und der gelernten ſogenannten Kunſt-
gaͤrtner, welche man von den empiriſchen
Gaͤrtnern, die bloß mit dem Oekonomiſchen
des Gartenbaues ſich beſchaͤftigen, unterſchei-
det. Man hat, ſo viel ich weiß, noch keine
beſondere Unterrichtsanſtalten fuͤr die Garten-
kunſt beſtimmt. Sie wird in den großen
fuͤrſtlichen und graͤflichen Gaͤrten erlernt, und
von den Gaͤrtnern und Geſellen ausgeuͤbt, wel-
che letztern auch reiſen. Nur die in ſolchen
Gaͤrten unterrichteten werden ſo viel ich weiß,
als wirkliche Kunſtgaͤrtner anerkannt. Eine
vorzuͤgliche Schule von Gartenkuͤnſtlern iſt
Berlin, Dresden, Wien und einige andere
deutſche Reſidenzſtaͤdte. In dem Wuͤrten-
bergiſchen war die jetzige Militaͤrakademie zu
Stuttgard, ihrer erſten Anlage nach, zu einer
Pflanzſchule fuͤr Kunſtgaͤrtner beſtimmt s);
dieſes war alſo die einzige, wenigſtens mir
bis jetzt bekannt gewordene, aber doch nicht
zur Ausfuͤhrung gekommene Anſtalt fuͤr die
Gartenkunſt. Nur das verdient noch als ei-
ne Anſtalt fuͤr den Gartenbau bemerkt zu wer-
den, daß die Landwirthſchaftsgeſellſchaft zu
Hannover ſich ſonderlich mit dem Gartenbau,
deſſen Erweiterung und Befoͤrderung beſchaͤf-
tiget.


Von
[89]

Von den botaniſchen Gaͤrten habe ich hier
und da ſchon verſchiedenes erwaͤhnt, und oben
den vielleicht in Deutſchland aͤlteſten, den der
große Churfuͤrſt Auguſt zu Leipzig anlegte,
angefuͤhrt. Noch muß ich der oͤkonomiſchen
Gaͤrten gedenken, wie ſie vornehmlich Herr
D. Schreber vorſchlug. Als eine Beſtim-
mung des Endzwecks eines ſolchen Gartens
und Regeln fuͤr ſeine Anlage, laͤßt ſich folgen-
des anſehen. Er ſey einfach, nicht ſo durch
Kunſt zuſammengeſetzt, welches Arbeit und
Zeit, die auf die oͤkonomiſchen Verſuche ge-
wendet werden koͤnnen, wegnimmt. Er ſey
nicht mit Hecken uͤberladen, zumal von Buxus
oder auch Taxus, weil dieſe das Land auszeh-
ren und hier unzweckmaͤßig ſind; alles muß hier
lehrreich und nutzbar zu ſeiner Erhaltung ſeyn.
Man faſſe daher die Quartiere mit oͤkonomi-
ſchen Kraͤutern ein, z. E. mit Luzern, Es-
parcette, Raigras mit Waid, Thimian. Um
Platz zu gewinnen, mache man die Quartiere
ins Viereck, nicht in Triangel. Man ſuche
darinnen allerhand auslaͤndiſche Baͤume und
Straͤucher einheimiſch zu machen; den Ge-
waͤchſen, die Schatten lieben, gebe man denſel-
bigen durch Baͤume oder auch Obſthecken.
Man muß darinnen allerley Arten Erdreichs
haben, weil man ſo vielerley Fruͤchte und
Pflanzen bauen muß. Doch kann man nach
Hauptquartieren ihn abtheilen und bauen, z. B.
in dem einen nur Getreide, im andern Fut-
F 5ter-
[90] terkraͤuter, im dritten Faͤrbekraͤuter, im vier-
ten fremde Geſtraͤuche und Holzarten. Grot-
ten und andre Gartenverzierungen koͤnnen
die Mooſe enthalten, und ſo uͤberall Unter-
richt, Nutzbarkeit und Kunſt verbunden ſeyn.
Der Endzweck eines ſolchen Gartens iſt, durch
oͤkonomiſche Verſuche die Grundſaͤtze der
Oekonomie zu erlaͤutern oder zu beſtaͤtigen;
fremde Pflanzen zu erziehen und einheimiſch
zu machen; und dem, der Unterricht verlangt,
hier gleich den ganzen Pflanzenbau nach oͤko-
nomiſchen und richtigen Grundſaͤtzen ausuͤbend
zu zeigen.


Wir haben dergleichen, ſo viel ich jetzt
weiß, zu Goͤttingen bey der Univerſitaͤt, in
Breslau bey der patriotiſchen Geſellſchaft der
Staͤnde, zu Lautern oder vielmehr dem zu
Verſuchen beſtimmten und dazu gehoͤrigen
Gute, und zu Wien, da er ſeit einigen Jahren
bey der kaiſerl. koͤnigl. Thereſianiſchen Akade-
mie angelegt worden. Er iſt in verſchiedene
Plaͤtze nach einer ſyſtematiſchen Ordnung ver-
theilt. Auf dem erſten Platze werden die verſchie-
denen Gattungen des Duͤngers, wie auch die
fruchtbaren oder unfruchtbaren Erdarten der
Jugend gezeigt. Unter den unfruchtbaren Arten
des Erdbodens ſtehen in ihrer Ordnung die Ar-
ten des Sandes, des Grieſes, des Thons, des
Maͤrgels, der Kreide, des Schuttes und des
Felſen. Dieſe, obſchon in Anſehung der menſch-
lichen Nahrung unfruchtbaren Erdarten er-
naͤhren
[91] naͤhren doch eine nicht geringe Anzahl verſchie-
dener Gewaͤchſe, welche auch, hieher verſetzt,
ſehr wohl fortkommen. Der zweyte Platz
iſt wieder in zwey andere abgetheilt. Der ei-
ne enthaͤlt alle Ackerfruͤchte, als: die verſchie-
denen Gattungen des Weizens, des Korns,
des Habers; kurz, alles, was einen mit dem
Pfluge zu bearbeitenden Boden erfordert. In
dem zweyten ſtehen alle bekannte Gartenpflan-
zen, die der Menſch zu ſeiner Nahrung an-
wendet. Auf dem dritten Platze, ſtehen alle
Feld-, Wieſen- und Waſſerpflanzen, zum
Futter und zur Arzeney fuͤr das Vieh. Auf
dem vierten Platze, die Pflanzen, welche zur
Faͤrberey angewendet werden. Die Blumen,
zur Zierde der Gaͤrten. Kleinſtaͤmmige und
hochſtaͤmmige Obſtbaͤume aller Arten. Pfropf-
und Oculierſchule. Weingarten. Hopfen-
garten. Wilde und zahme Baͤume, welche zum
Brennholze, zum Gebrauche des Schreiners,
des Drechslers, des Zimmermanns und an-
derer Handwerke beſtimmt ſind.


Die Abhandlungen, welche bey jedem Platze
inſonderheit vorgenommen werden, ſind fol-
gende. Der erſte Platz enthaͤlt die Pflanzen,
aus denen man mit der Zeit eine ganz gute und
fruchtbare Erde, oder wenigſtens eine Verbeſ-
ſerung derſelben zu hoffen hat. Die auf einer
Tafel befindliche Inſchrift: Generant et foe-
cundant,
zeiget an, was dieſe Pflanzen ver-
moͤgen.
[92] moͤgen. Die Unterweiſungen, welche hier
vorgenommen werden, handeln: 1) von ver-
ſchiedenen Miſchungen einer Erdart mit der
andern, um die Fruchtbarkeit zu vermehren;
2) von der Beſchaffenheit, Wirkung und
Verſchiedenheit des Duͤngers; 3) von den
oͤftern Beſtellungen des Feldes durch den
Pflug, anſtatt des Duͤngers; 4) von Ver-
gleichung der Wirkungen des Duͤngers mit
den Wirkungen des Pfluges; 5) von der Art
und Weiſe, durch verſchiedene Pflanzen zu
duͤngen, oder, vermittelſt der Abwechſelung
der Faͤulniß und des Wachsthums der naͤmli-
chen Gattung von Pflanzen, einen oͤden und
unfruchtbaren Boden, wenigſtens nach Ver-
lauf einiger Jahre, mit guter Erde zu belegen;
6) von dem Gebrauche eines unfruchtbaren
Erdbodens vermittelſt derer Pflanzen, die noch
auf demſelben fortkommen, und mit welchem
Vortheile dieſelben in der Viehzucht, oder zur
Faͤrberey, oder ſonſt angewendet werden koͤn-
nen. Der zweyte Platz, welcher die Pflan-
zen, die den Menſchen naͤhren und kleiden,
enthaͤlt, hat zur Inſchrift: Nutriunt et te-
gunt hominem.
Der dritte Platz, welcher
mit Kraͤutern und Pflanzen, die eigentlich
zur Wirthſchaft gehoͤren, beſtellt iſt, hat die
Inſchrift: Alunt er ſanant pecora. Der
mit Faͤrbekraͤutern bewachſene vierte Platz:
Tingunt textilia. Der mit wilden und ein-
heimi-
[93] heimiſchen Baͤumen beſetzte: Torno, Dola-
brae, Aſciae, Foco
t).


Was den eigentlichen oder oͤkonomiſchen
Gartenbau betrifft, der ſich nicht mit dem Ge-
ſchmack in der Anlage, ſondern mit Erzie-
lung der Pflanzen, Gewaͤchſe, Blumen,
Fruͤchte und Kuͤchenkraͤuter beſchaͤftiget, ſo
haͤtte man es in Deutſchland eher zu einer
weit groͤßern Vollkommenheit bringen koͤnnen,
wenn man auf die Schriften eines Quintinie
und Bradley aufmerkſamer geweſen, und die-
ſelben eher als andere Werke der Auslaͤnder
uͤberſetzt und ſtudirt haͤtte. Der Erſtere, ein
Franzos, ſteuerte ſonderlich dem Aberglauben,
und Bradley brachte mehr Grundſaͤtze, die
auf ſorgfaͤltiger Beobachtung, zuverlaͤßiger
Erfahrung, und phyſichen Gruͤnden beruhe-
ten, in den Gartenbau. Allein die Schriften
beyder Maͤnner ſind, ſo viel ich weiß, nie ins
Deutſche uͤberſetzt worden, obgleich der erſtere
ſchon im vorigen Jahrhunderte zu Ende, der
letztere aber zu Anfange des itzigen ſchrieb.
Vieles trugen auch zur Verbeſſerung des Gar-
tenbaues bey, die ausgebreitetern Kenntniſ-
ſe der Botanik, und das Licht, welches Hales
in ſeiner Statik der Gewaͤchſe uͤber denſel-
ben verbreitete, indem ihn doch die Kenner
laſen,
[94] laſen, und endlich auch der Kanzler Wolf zu
Halle uͤberſetzte. Man lernte die Natur und
das Wachsthum der Gewaͤchſe naͤher kennen.
Auch die Niederlaͤnder haͤtten uns lehrreich
werden koͤnnen, wenn nicht gewiſſe Vorurthei-
le von Clima und deſſen zu maͤchtigem Ein-
fluſſe hierinnen hinderlich geweſen. Man rech-
nete zu viel auf den Boden und den Himmels-
ſtrich, und vergaß, daß die Cultur oft beyde
beſiege. Eine große Hinderniß war auch, daß
man das zwiefache Pflanzengeſchlecht des Lin-
nees noch nicht kannte, und, ſelbſt da er es be-
kannt machte, die mehreſten es als eine uner-
wieſene Hypotheſe anſahen, und den Einfluß
des Geſchlechts der Pflanzen auf die Ausar-
tung derſelben faſt von keinem angenommen
wurde, als von ſeinen Schuͤlern, oder von
denen, die genau mit ſeinem Syſtem bekannt
waren. Selbſt Reichart u) war noch ein großer
Gegner deſſelben, und hat es daher auch in
ſeinen Schriften nicht gebraucht, und daher
beruhet ſeine Anweiſung zur Erziehung der
Saͤmereyen nicht auf richtigen Grundſaͤtzen,
die auf das zwiefache Geſchlecht der Pflanzen
gebauet waͤren. Noch im Jahre 1774 ſchrieb
er in dem Anhange zum ſechſten Theile ſeines
Land- und Gartenſchatzes v) eine foͤrmliche Wi-
der-
[95] derlegung deſſelben, worinnen er aber den
Staub, der auf den Blaͤttern gewiſſer Blumen,
z. B. der Aurikel, oder auf einigen Fruͤchten,
z. B. den Pflaumen, liegt, mit jenem befruch-
tenden Bluͤthenſtaub verwechſelt. Aus Man-
gel dieſer Kenntniſſe, die ſo viel auf den
Pflanzenbau ſelbſt wirken, nahm man viele
irrige Grundſaͤtze an; ſo gab man damals drey
Urſachen von der Ausartung der Pflanzen an,
da doch unſere Zeiten nunmehr die wahren ge-
nauer gezeigt haben. Man leitete die Aus-
artung theils daher, wenn keine aͤchten Pflan-
zen zur Saamenerziehung genommen worden,
welches auch allerdings gegruͤndet, allein im-
mer noch nicht die Haupturſache iſt. Außer
dieſer hatte man noch zwey andere, die durch
Erfahrungen und Theorie als ungegruͤndete
erwieſen ſind, naͤmlich das Clima und den
Grund und Boden. Denn die beyden letztern
koͤnnen unmoͤglich die Natur der Pflanzen aͤn-
dern, ob ſie ſchon verurſachen koͤnnen, daß
die Pflanzen in ihrer Art kleiner oder groͤßer
und im Geſchmacke angenehmer oder unange-
nehmer, und ſie ſelbſt von laͤngerer oder kuͤr-
zerer Dauer ſind.


Des Ritters Linné in einer fuͤr die Gaͤrt-
ner fremden Sprache, ich meyne, der lateini-
ſchen, geſchriebenes Syſtem, die darinnen ent-
halte-
v)
[96] haltene Theorie von dem zwiefachen Geſchlecht
der Pflanzen, und der Einfluß derſelben auf
den Pflanzenbau ſelbſt, wuͤrde vielleicht im
Gartenbaue ſelbſt noch ſehr unbekannt ſeyn,
wenn nicht die Botaniker durch Schriften in
deutſcher Sprache es gemeinnuͤtziger gemacht
haͤtten. Beſonders bemuͤhete ſich Hr. D. Koͤl-
reuter zu Karlsruhe in ſeinen Nachrichten von
einigen das Geſchlecht der Pflanzen betreffen-
den Verſuchen und Beobachtungen x), den Ein-
fluß dieſer Theorie auf den Gartenbau naͤ-
her zu zeigen, und den Gartenbauern vorzule-
gen. Seitdem iſt das, was vorher oft nur
Geheimniß eines einzelnen Mannes war, faſt
allgemein, und man befolgt in der Erziehung
der Saͤmerey nun richtigere Grundſaͤtze.


Indeſſen, obgleich Reichart hierinnen noch
fehlte, ſo macht er doch eine eben ſo wichtige
Epoche in dem Gartenbaue, als in dem eigent-
lichen Feldbaue. Er machte den beſten Ge-
brauch von des Englaͤnder Millers Vorſchrif-
ten, bauete ſein Syſtem auf Grundſaͤtze
weit richtigere Erfahrungen, und verließ
den Aberglauben, oder fuͤhrte in dieſem letzten
Punkte vielmehr nur das weiter fort, was der
H. v. Rohr angefangen. Er bauete auch zu-
erſt, ſo viel mir bekannt iſt, den Brocoli oder
Spargelkohl in den Gegenden von Erfurt.
Man fieng an, die Alten auch in dieſer Art zu
benu-
[97] benutzen, und fand ein und das andere fuͤr
unſere Zeiten Lehrreiche in ihren Schriften.
Vorzuͤglich erhielten die Arten zu pfropfen ei-
nige Bereicherungen. Der Herr von Muͤnch-
hauſen berichtigte und beſtaͤtigte viele Garten-
grundſaͤtze in ſeinem Hausvater, und machte
ſich um die Orangerie beſonders verdient, nicht
weniger aber um die Anlegung der Gaͤrten,
wozu er im 1ſten Theile des angefuͤhrten Bu-
ches, in deſſen zweytem Stuͤcke, vorzuͤg-
liche Regeln ertheilet, die aus der Natur
und dem Weſen der Gaͤrten, und aus den
Gruͤnden eines vernuͤnftigen Baues der Erde
und der Oekonomie genommen ſind Grotian
arbeitete vorzuͤglich fuͤr die Blumencultur, be-
beſonders aber fuͤr einzelne Arten derſelben, wor-
unter ich nur die Levcojen nennen will. Nicht
weniger hat er um die Winterflor der Blu-
men wahre und eigentliche Verdienſte.


Rammelt war einer der erſten Gaͤrtner,
die aufmerkſamer auf das zwiefache Geſchlecht
der Pflanzen in der Gaͤrtnerey waren, und die
Beziehung der Saamen auf dieſe Theorie, und
alſo auf richtige Grundſaͤtze gruͤndeten, wel-
chem auch Krauſe und einige andere gluͤcklich
folgten.


Die haͤufigen Orangerien, die man bisher
bis zur Ausſchweifung auch in Deutſchland
liebte, fiengen nunmehr an verdraͤngt zu wer-
den, da der Hang zu nordamerikaniſchen
Pflanzungen an die Stelle des erſtern trat.
II.Theil. GEine
[98] Eine der beruͤhmteſten Orangerien iſt die auf den
Guͤtern des H. v. Muͤnchhauſen, der daher
auch in ſeinem Hausvater y) der wichtigſte
Lehrer uͤber dieſe Art der Cultur iſt. Er be-
ſaß einen Garten, worinnen man ſeit dem An-
fange dieſes Jahrhunderts reiche Sammlun-
gen der Agrumen, worunter man nach der
Eintheilung der Alten die Orangen, Limonen
und Citronaten rechnete, die der Ritter Linné
unter einen Geſchlechtsnahmen Citrus verei-
niget begriff, zu machen angefangen, und
welcher ſchon im Jahr 1714 aus 49 Arten
Orangen, 133 Limonen und 38 Citronaten
beſtand. Nicht weniger ſind beruͤhmt die Oran-
gerien zu Dresden, Weimar, Berlin, ꝛc.


Eben ſo nahm der verſchwenderiſche Auf-
wand in Blumen ab, den das ſiebenzehnte
Jahrhundert, und der Anfang des itzigen noch
ſehr liebte. Man fieng an, mehr die wahre
Beſtimmung der Blumen aufzuſuchen, da ſie
naͤmlich den Plaͤtzen das Oede benehmen, rings
um ſich her durch Schoͤnheit, Abwechſelung
und Mannichfaltigkeit der Farben, die der ei-
ferſuͤchtigen Kunſt unerreichbar ſind, bezaubern,
und viele durch Anmuth des Geruchs begeiſtern.
Man fieng an, ihre Pflanzungen zu ſchoͤnen
Malereyen durch die Stellung der Farben
nach gewiſſen Uebergaͤngen zu benutzen, und
die ſymmetriſchen und mannichfaltig gezirkelten
Bee-
[99] Beete, worinnen man ſie einſchraͤnkte, zu
verwerfen. Herr Hirſchfeld giebt hierinnen
den Gartengemaͤlden mit Blumen vorzuͤg-
liche Regeln. Man merke vornehmlich, ſagt
er im zweyten Theile ſeiner Theorie z), auf die
Gewaͤchſe, die gleichzeitig hervorkommen, und
wenn man fruͤhere oder ſpaͤtre mit ihnen ver-
bindet, ſo uͤberlege man vorher, welche Wir-
kung der Unterſchied der Staudenſtaͤmme oder
erſten emporkeimenden oder ausſchlagenden
Blaͤtter, Knoſpen und Bluͤten, mit den in
voller Flor ſtehenden hervorbringen. Was ran-
kig waͤchſt, unbedeutende Farben hat, rauch
und duͤrftig an Blaͤttern iſt, ſchickt ſich nicht
wohl zur Blumenmalerey. Die feinſten und
lieblichſten Farben muͤſſen dem Auge am naͤ-
heſten ſeyn, die ſtaͤrkern und leuchtenden mehr
in der Ferne. Man ſteige vom Weißen zum
Strohgelben, vom Fleiſchfarbigen zum Ro-
ſenrothen, vom Violetten zum dunkeln Blau,
vom Goldgelben zum Purpurrothen, ſo wie
man von ganz niedrigen Stauden, von Stu-
fe zu Stufe, bis zu den hoͤchſten ſteigt. Das
Graue, Braune oder Gruͤne der Staͤmme, die
Verſchiedenheit der Gruͤne der Blaͤtter, die
Formen und Lagen, ſowohl von dieſen als
von den Blumen ſelbſt, alles dieſes muß in
Betrachtung gezogen werden. Die Ueber-
gaͤnge gefallen, wenn ſie nicht ploͤtzlich, ſon-
G 2dern
[100] dern ſanft und fortſchreitend ſind; die lichtern
Farben muͤſſen ſich mit den dunkeln freund-
ſchaftlich zuſammengeſellen. Ich fuͤge noch
hinzu, daß man auf den verſchiedenen Charak-
ter der Blumenmalerey im Garten ſehen
kann: bald kann die Scene melancholiſch,
bald froͤhlich und heiter, bald gleichguͤltig ſeyn.
Bey allen dieſen werden ſich die Farben anders
zeigen muͤſſen: bald kann eine einzelne Blu-
me, ſich durch ihre Pracht und Wuchs aus-
zeichnend, unſere Aufmerkſamkeit feſſeln,
bald Gruppe und Haufen uns vergnuͤgen. Um
alſo den Zuſtand der heutigen Gaͤrten zu
uͤberſehen, ſo verdient hier vornehmlich folgen-
des bemerkt zu werden. Wir bauen darinnen
Kohlgewaͤchſe (olera), deren Blaͤtter und zar-
te Stengel zur Speiſe dienen, und vornehm-
lich in dieſer Abſicht gebauet werden, Wur-
zelgewaͤchſe (radices), deren Wurzeln eßbar
ſind, Zwiebelgewaͤchſe (bulboſae), welche eß-
bare Zwiebeln haben. Sallatgewaͤchſe (ace-
taria),
deren Blaͤtter haͤufig ungekocht gegeſſen
werden. Huͤlſenfruͤchte (Legumina) welche
eßbare Saamen in Huͤlſentragen, Aepfelkraͤu-
ter (Cucurbitaceae), die eßbare Aepfel haben;
Spargelkraͤuter (turiones), deren zuerſt her-
vorkeimende Wurzelſproſſen genoſſen werden;
Blumenfruͤchte, deren Blumenboden (rece-
ptacula)
eßbar ſind, Beerenfruͤchte (bacci-
ferae),
welche der Beeren wegen gezogen wer-
den, Gewuͤrzpflanzen, die zur Wuͤrzung der
Spei-
[101] Speiſen dienen. Wir befriedigen oder zieren
unſere Garten mit Hecken, und bedienen uns
zu jenem des Weißdorns (Crataegus oxiacan-
tha),
des Hollunders (Sambucus nigra), der
Birke (Betula Alba), der Weiden und Schwarz-
dorn, wiewohl die zwey letztern Arten nicht
viel nutzen. Zu den Hecken zum Vergnuͤgen
bedienen wir uns der Hainbuche (Carpinus
betulus),
Reinweide (Liguſtrum vulgare), Wil-
der-Jasmin (Philadelphus coronarius), Spin-
delbaum (Euonymus Europaeus), Zaunkirſchen
(Lonicera Xyloſteum), Bux (Buxus). Zuwei-
len haben wir auch Fruchthecken von Haſeln,
Stachelbeeren, Sauerdorn, Johannisbeeren
und Himbeeren. Wir bereiten die Gartenplaͤtze
mit Rigolen zu. Wir haben verſchiedene Ar-
ten von Treibkaſten und Miſtbeeten, freye
oder eingefaßte, offene oder verſchloſſene,
dem Boden gleiche oder eingeſenkte oder uͤber
den Boden erhobene kalt ſo genannte Blinde,
da man nahe um ein ſolches Beet eine Grube
mit hitzigem Miſte anfuͤllet. Bey den einge-
faßten hat man auch in den Seitenwaͤnden
einen Schieber angebracht, um bey truͤben
und kalten Tagen, da man die Fenſter nicht
oͤffnen kann, die Luft darinnen zu verbeſſern,
ohne daß die ſcharfe aͤußere Luft die Pflanzen
trifft. Außer dem hat man die Decken der
Miſtbeete entweder von Glas oder von Pa-
pier; zuweilen ſind die letztern auch ſo, daß
G 3man
[102] man ſie nach dem Wachsthum der Pflanzen
hoͤher ſchieben kann.


Wir haben mehrere Arten von Kuͤchenge-
waͤchſen, als man im vorigen Jahrhunderte
hatte. Auch die Abarten ſind mannichfaltiger,
welche noch nicht alle genau genug beſtimmt
ſind, ob ſchon Spielmann mit den um
Straßburg erbaueten einen Verſuch ge-
macht a). Die meiſten haben wir aus Italien,
den Niederlanden und England erhalten; da-
her auch oft ihre Benennungen aus den Spra-
chen dieſer Lande ſind, ſo ſehr ſie auch das ge-
meine Leben zuweilen verunſtaltet hat. Wir
bauen gemeinen weißen Kopfkohl oder weißes
Kraut 1). Windelſtaͤdter Kopfkohl, oder Spitz-
fruchtkraut 2), rothen Kopfkohl 3), Savoyer-
kohl oder Werſing 4), gruͤnen Werſing oder
Herzkohl 5), Braunkohl der auch Kraus-Feder-
und Pluͤmage Kohl heißt 6). Bardowicker-
kohl,
[103] kohl 7), oder niedriger brauner Kohl, hoher
Pomeriſcherkohl 8), Schnittkohl 9), Blumen-
oder Kaͤſekohl 10), Broccoli oder Spargelkohl 11),
Kohlrabi oder Kohlruͤben uͤber der Erde 12),
und Kohlrabi oder Kohlruͤben unter der Er-
de 13), Spinat 14), Gruͤnkraut, ſpaniſches
Kraut, engliſcher Spinat, Melde und Winter-
kreſſe, Moͤhren oder Carotten 15), und von
dieſen verſchiedene Arten, als die gemeinen gel-
ben Wurzeln, weiße Moͤhren, goldgelbe
Moͤhren, rothe Moͤhren, verſchiedene Arten
von Ruͤben 16), als die Mayruͤbe, die gruͤn-
koͤpfige, die rothkoͤpfige Ruͤbe, die Guckelruͤ-
be, die gelben Ruͤben, die Steckruͤbe, Maͤr-
kiſche, Teltover, Leiniſche und viele andere
Ruͤben, verſchiedene Arten Paſtinaken 1), Zu-
ckerwurzeln 2), Peterſilien 3), Cellerie 4), Kuͤm-
mel 5), Rubrapunzel 6), Skorzonerwurzeln 7),
verſchiedene Arten Mangold oder Bete 8),
G 4Ret-
6)
[104] Rettiche 9) und Radieſe, Meerrettig 10), Tar-
tuͤffeln 11), welche 1710 durch Antoine Sei-
gnoret,
einen Coloniſten, ins Wuͤrtenbergiſche,
und im J. 1717 durch den Generallieutenant
von Miltkau aus Brabant nach Sachſen ge-
bracht wurden, Erdaͤpfel 12), verſchiedene Zwie-
belgewaͤchſe 13), Sallate 14), Repunzel 15), Ci-
chorien 16), und Endivien, Phaſeolen 17),
Bohnen 18), Erbſen 19), Linſen 20), Kuͤrbiſe 21),
Gurken 22), Melonen 23), Spargel 24), Arti-
ſchocken 25), Cordonnum 26), Erdbeeren 27),
auf etliche dreyßig Arten Gewuͤrzpflanzen, als
Mairan 1), Koͤrbel 2), Bohnenkeller 3), Dill 4),
Anis,
8)
[105] Anis 5), Senf 6), Coriander 7), Schwarz-
kuͤmmel 8), Baſilien 9), oder Baſilikum, Tuͤr-
kiſche Meliſſe 10), Loͤffelkraut 11), Borrago 12),
Portulak 13), Fenchel 14), Kuͤmmel 15), Pfef-
ferkraut 16), Thymian 17), Dragun 18), Bey-
fuß 19), Sauerampfer 20), Tripmadam 21), Me-
liſſe 22), Iſop 23), Krauſemuͤnze 24), Poley 25),
Wermuth 26), Reinfarn 27), Meerfenchel 28),
Bibernelle 29), Salbey 30), Rauthe 31), Stab-
wurz 32), Lavendel 33) Roßmarin 34). Man-
che hiervon bauet man auch noch in Feldern,
die von Trift frey ſind, z. B bey Leipzig Halle,
Erfurt. Und wenn wuͤrde ich das Verzeich-
niß der Blumen endigen koͤnnen, die wir in
unſern Gaͤrten bauen? Ich will nur die vor-
zuͤglichſten erwaͤhnen. Es gehoͤren hierher vie-
G 5le
[106] le Arten von Iris als die Spaniſche, Engliſche,
Perſiſche, die Pflaumen- und die edle Iris, in-
gleichen die Witwe im Trauerflor, verſchiedene
Arten von Roſen, von Violen, viele Arten
Levkojen, verſchiedene Arten Lack, verſchiede-
ne Malven, Aſter, Loͤwenmaul, Balſami-
nen, Napellis, Glockenblumen, verſchiedene
Amarante, Calendula, Digitalen, Monar-
den, buntes Gras, verſchiedene Geranien;
Aurikeln, Primeln, Tulipanen, Tuberoſen,
Lilien, viele Nelken, die brennende Liebe, oder
Jeruſalemsblumen, Paͤonien, verſchiedene
Crocus, Anemonen, Hyazinthen, Narciſſen,
Jonquillen, Kaiſerkronen, Leberblumen,
Schoͤn bey Nacht, flos Afrikanus, Aller-
mansharniſch, das Drachenauge, Loͤwen-
ſchwanz, der Fingerhut, Koͤnigskerzen, Glo-
ckenblumen, Climatus, verſchiedene Winden,
darunter auch die Indianiſche Winde Quam-
megluck, Spaniſche Kreſſe, das niedrige non
Convolvulus, die wohlriechenden Wicken, Geni-
ſten, Rudbeckia, Jacobaͤen, Scabioſe, Zinnien.


Was den Baumgarten betrifft, ſo hat
man vornehmlich zur Unterhaltung deſſelben
Saamenſchulen, wo die jungen Baͤume aus
Saamen gezogen werden, Pfropfſchulen, wo
ſie gepfropft werden, und Baumſchulen, wo
ſie bis zum Verſetzen in Obſtgarten ſtehen blei-
ben. Das Pfropfen, Impfen, Pelzen, oder
Zweigen, welches einerley bezeichnet, ſo
wie das Aeugeln oder Okuliren, hat in den
neu-
[107] neuern Zeiten Bereicherungen erhalten. Von
dem Pfropfen kennen unſere Gartenverſtaͤndi-
ge in Deutſchland vornehmlich ſechs Arten.
Das Pfropfen in den Spalt, welches in Dcut-
ſchland die gewoͤhnlichſte Art iſt, im May
oder April geſchiehet, ehe die Knoſpen aus-
ſchlagen; ferner das Pfropfen zwiſchen die
Rinde, das Kronpfropfen, wenn man etliche
Reiſer im Umkreiſe zwiſchen die Rinde ſetzt;
das Pfropfen in den Kerb, das Pfropfen in
den Sattel, das Pfropfen mit dem Zuͤnglein
und das durch Anplacken. Hingegen widerleg-
te man in den neuern Zeiten durch Verſuche
das Vorurtheil, daß man durch das Pfro-
pfen von einerley Obſtart zu wiederholten ma-
len groͤßeres und ſchoͤneres Obſt erhalte b).
Auch mit dem Abſaͤugen oder Ablaktiren, wel-
ches dadurch geſchichet, daß man den jungen
Zweig eines zahmen Baumes, ohne beyde zu
trennen, mit einem wilden Stamme ſo lan-
ge verbindet, bis beyde zuſammen gewachſen,
machte man verſchiedene Verſuche. Man ver-
ſuchte es z. B. in den Spalt, in den Kerb,
und noch auf verſchiedene andere Arten, wel-
che aber in die Gartenbuͤcher gehoͤren. So
pfleget man auch die Baͤume durch Abſenken
und durch Steckreiſer zu vermehren. Die
Baͤume ziehet man entweder zu Zwerg- od [...]r
Gelaͤnder- oder zu Buſchbaͤumen. Man bau-
et
[108] et viel Arten Obſt, mit ſeinen Abarten, welche
ſonderlich die Franzoſen ſehr vermehret haben,
daher die Franzoͤſiſchen Namen derſelben kom-
men c), die in Deutſchen durch die Sprache
des gemeinen Lebens, in halb und ganz unver-
ſtaͤndliche Woͤrter umgeſchaffen ſind. So
bauen wir viele Abarten von Birnen, und von
Aepfeln, welche theils durch Pfropfen und Aeu-
geln, vornehmlich aber dadurch entſtanden,
daß man die jungen aus dem Saamen aufge-
gangenen Baͤume erſt tragen ließ, ehe man
ſie
[109] ſie pfropfte oder aͤugelte d). Wir haben
in unſern Gaͤrten Quitten e), viele Abarten
von Kirſchen f), Pflaumen g); Kornelkirſchen,
Apri-
[110] Aprikoſen und Pfirſchen, Wallnuͤſſe, Haſel-
nuͤſſe, Caſtanien, Miſpeln, zuweilen auch
Weinſtoͤcke und Maulbeeren. Unter den Bee-
ren-Baͤumen und Buͤſchen ziehen wir vor-
nehmlich Johannisbeeren, Gichtbeeren, Sta-
chelbeeren, Himbeeren und Berberitzen.


Uebrigens nahmen ſich auch die Regierun-
gen des Kuͤchengartens und des Gartenbaues
an, vornehmlich aber bemuͤheten ſie ſich, den
Land-
f)
g)
[111] Landmann in der Kunſt zu oculiren, zu pfro-
pfen und zu verſetzen zu unterrichten. Und
es kam daher in Vorſchlag, in den Doͤrfern
Gemeindegaͤrtner anzuſtellen, oder doch Pflan-
zer herumzuſchicken. Die Gemeindegaͤrtner
ſchlug vornehmlich vor der Herr von Wich-
mannshauſen h). In einigen Laͤndern Deutſch-
lands wurde der Vorſchlag ausgefuͤhrt. Man
hat daſelbſt dergleichen Dorfgaͤrtner angeſtellet,
wegen der Pflanzung guter Obſtbaͤume, ſo-
wohl in den Gaͤrten als an den Wegen und
Landſtraßen, welche gegen eine Kleinigkeit fuͤr
jeden Stamm, welcher fortkoͤmmt und beklei-
bet, ſolchen der Dorfſchaft uͤberlaſſen, auch
in ſaͤmmtlichen Bauerngaͤrten die vorhande-
nen wilden Staͤmme mit den beſten Sorten
von Obſt pfropfen und oculiren, und, wie ein
Baum zu verſetzen und zu verſchneiden, die noͤ-
thige Anweiſung geben muͤſſen. Und wenn
in dem Dorfe keiner zu finden, der die noͤthige
Erfahrung hierinnen haͤtte, ſo ſollen die Be-
amten dafuͤr ſorgen, daß wenigſtens ein bis
zwey gute verſtaͤndige Leute in jedem Dorfe,
welche zum Gartenbau Luſt haben, darinnen
unterrichtet werden, welche ſodann dieſes den
uͤbri-
[112] uͤbrigen zeigen und ihnen darinnen behuͤlflich
ſeyn muͤſſen. Dieſe Einrichtungen ſind theils
in den pommeriſchen i), theils in den eigent-
lich preußiſchen Landen k). In andern Laͤn-
dern mußten zum Baumpflanzen beſtellte Per-
ſonen die jungen Schulburſche darinnen un-
terrichten l). In dem Hannoͤveriſchen ver-
ſchrieb die Landesregierung zu Hannover in
verſchiedenen Jahren anſehnliche Summen
von allen Arten von Saamen zu Kuͤchengewaͤch-
ſen von Erfurt nach Goͤttingen, und vertheil-
te ihn unter die daſigen Einwohner, welche
eigenthuͤmliche oder gemiethete Gaͤrten beſaßen,
und ſich vierzehn Tage vorher bey dem Poli-
zeyamt darum meldeten, und ſowohl ihren
Namen und was fuͤr einen Garten ſie beſaßen,
als
[113] als auch was fuͤr Arten des Saamens ſie vor-
zuͤglich wuͤnſchten, aufſchreiben ließen m).


Wir kommen nun zu den Schriftſtellern
des achtzehnten Jahrhunderts, welches ſo
reichhaltig an ſelbigen iſt. Alle Arten des
Gartenbaues erhielten in dieſem vorzuͤgliche
Maͤnner, die ihn durch Schriften lehrten, die
gruͤndlichern Kenntniſſe aus reiteten, durch
botaniſche Bemerkungen und Grundſaͤtze ver-
beſſerten, bereicherten und ſelbſt den Geſchmack
in der Anlage eines Gartens zu beſſern und zu
verfeinern ſuchten. Hierdurch kam es dahin,
daß die Gartenkenntniſſe nicht mehr bloß ein
geheimes Eigenthum der Kunſtgaͤrtner ſind.
Die Werke dieſes Jahrhundertes waren an-
fangs meiſt nur Ueberſetzungen. Vielleicht
machten die großen Schritte, die die Auslaͤn-
der hierinnen thaten, die Deutſchen zu auf-
merkſam auf ſich, daß ſie eher an jener ihre
Werke dachten, als ſich zu eigenem Nachden-
ken dadurch ermuntern ließen, zumal da die-
ſes Geſchaͤft in Deutſchland noch zu ſehr in
den Haͤnden oft bloß mechaniſcher hand-
werksmaͤßiger Leute war. Eine der erſten
Ueberſetzungen in dieſen Jahrhunderte iſt Le
Jardinier ſolitaire
n) eines Cartheuſers, Franz
Gentil,
II.Theil. Hche
[114] Gentil, welches Werk voller gruͤndlicher Bemer-
kungen iſt, und ſchon durch den Ruhm der Gaͤr-
ten und Pflanzſchulen der Cartheuſer bey Paris
empfohlen wird. Es hat uͤber den Gartenbau,
vorzuͤglich die Baumcultur, viel Licht verbrei-
tet; allein in Anſehung des Kuͤchengartens
war es anfangs nicht ſo vorzuͤglich. Es ent-
hielt daruͤber nur vier Capitel am Ende des
erſten Theils, welche ſich aber nachher durch Zu-
ſaͤtze zu zehn Capiteln vermehret haben, darinnen
ein nicht zu verwerfender Unterricht auch fuͤr
den Kuͤchengaͤrtner iſt o).


Der

n)


[115]

Der bekannte oͤkonomiſche Schriftſteller,
Julius Bernhard von Rohr, in ſeinem
vollſtaͤndigen oberſaͤchſiſchen Hauswirthſchafts-
buche, welches zu Leipzig 1722 in 3 B. in
4to erſchien, handelt in der vierten Abtheilung
von S. 473 bis 631 von der Gaͤrtnerey.
Er ſelbſt raͤumt in der Vorrede ein, daß es
groͤßtentheils aus der Theorie et Pratique du
Jardinage,
und aus Elsholzens Gartenbuche
genommen ſey; indeß iſt es doch ein Verdienſt
von ihm, daß er einer der erſten in Deutſch-
land in dieſer Art war, die dem Aberglauben
zu ſteuren und den Einfluß des Mondes auf
den Pflanzenbau zu verdraͤngen ſuchten. Da
die Saͤmerey auch einen Theil der Gartenkunſt
ausmacht, ſo gehoͤrt hierher auch Benjamin
Townſend
vollkommner Saamenhaͤndler,
oder die beſte und leichteſte Methode jede Art
von Saamen, ſo zu einem Kuͤchen- und Blu-
mengarten gehoͤret, aufzuziehen und zu ver-
pflegen, 1727. eine zweyte neuvermehrte er-
folgte 1768. Es iſt aber mehrentheils bloß
ein Catalogus von Saamen, mit welchen man
damals in England gehandelt, der jetzt nicht
mehr brauchbar iſt.


Als urſpruͤnglich deutſche beſondere Werke
uͤber den Gartenbau erſchienen: Ludwig
Philipp Krauſens
kluger und ſorgfaͤltiger
H 2Gaͤrt-
o)
[116] Gaͤrtner, oder Handbuch fuͤr die Liebhaber ei-
nes wohleingerichteten Luſt-, Kuͤchen- und
Baumgartens, Langenſalz 1738. 8. p), welches,
ungeachtet es nicht zu den beſten Buͤchern ge-
hoͤrt, doch vier Auflagen erhielt, und das
Urtheil des Hrn. v. Muͤnchhauſen, dem doch
die dritte Auflage zugeeignet worden, verdie-
net, der ſich wundert, daß es ſo vielen Ab-
gang finde q). Bald nach ihm folgte des Hrn.
Arnold Friederich von Hartenfels neuerer
Gartenſaal, oder vollſtaͤndige Beſchreibung
aller einheimiſchen und auslaͤndiſchen Stau-
den-, Knollen-, Zwiebel- und Blumengewaͤch-
ſe, nebſt gruͤndlicher Anweiſung, einen Arze-
ney-, Obſt- und Kuͤchengarten anzulegen. Die
erſte Ausgabe erſchien 1740, betraͤchtlich ver-
mehrt und verbeſſert aber zu Frankf. 1753.
8. 2 Theile. Reichart im Land- und Garten-
ſchatze (Th. 3. S. 108.) giebt als den Ver-
faſſer einen gewiſſen Arnold Friederich Reiſen-
berg an. Er hat auch die Botanik in dem
Gartenbaue mehr angewendet, und die Pflan-
zen botaniſch beſtimmt; nur iſt nicht allezeit
das
[117] das Syſtem genannt, dem er folgte. Der
Gartenbau, im Ganzen genommen, iſt unvoll-
ſtaͤndig behandelt, zuweilen gar die Wahrheit
der Sache vernachlaͤßiget, und meiſt aus an-
dern genommen. In dem J. 1751 trat der
große Gartenbauverbeſſerer Reichart auf,
und ſchrieb ſeine Abhandlung von allerhand
Saamenwerk. Aufgemuntert durch den ver-
dienten Beyfall, legte er der Welt ſeine Erfah-
rungen in dem ganzen Frucht- und Pflanzen-
baue, in ſeinem Land- und Gartenſchatze, vor
Augen, welchen er 1755 mit dem 6ten Theile
beſchloß. Ich werde in der Beurtheilung die-
ſes Werks dem Hrn. Luͤder, einem in dieſer Art
bekannten Gelehrten und Kenner, vorzuͤglich
folgen, weil es ganz den Werth deſſelben be-
ſtimmt, und die Maͤngel genau angiebt, die
ſelbſt bey dieſem großen Gartenbauſchriftſtel-
ler nicht ohne Grund bemerkt werden. Er
gab ſchon 1734 ein lebendiges Kraͤuterbuch
heraus, welches aber ſelten und theuer iſt: es
ſind darinnen die Figuren der Blumen abge-
druckt und nach dem Leben ausgemalt. Er
hat darinnen ſchon verſchiedene gute Regeln
und Erfahrungen von einzelnen Kuͤchengewaͤch-
ſen angegeben.


Von dem Gartenbaue handelt ſonderlich
der erſte Theil, wo die Abhandlung von dem
Saamenwerke iſt; der zweyte handelt von der
Baumzucht; der dritte und vierte von den zur
H 3Speiſe
[118] Speiſe dienlichen, wie auch von Specerey-
und Arzeneygewaͤchſen. Der ſechſte beſchaͤftiget
ſich vornehmlich mit den Blumen, obgleich
auch der Hopfenbau darinnen behandelt wird.
Denn der fuͤnfte beſchaͤftiget ſich vorzuͤglich
mit ſeinem Ackerſyſteme, naͤmlich der vieljaͤh-
rigen Nutzung der Aecker ohne Brache und
wiederholte Duͤngung. Sein Buch iſt ziem-
lich allgemein brauchbar, weil die Pflanzen
botaniſch beſtimmt, und die vornehmſten
deutſchen Benennungen derſelben angegeben
find. Seine Anweiſungen zum Bau der
Pflanzen und die Saamenerziehung iſt voll-
ſtaͤndig. Er iſt vorzuͤglich in dem Gartenbaue
Millern in ſeinem Gartenlexicon gefolget,
und hat alles auf richtige Grundſaͤtze und ge-
naue Erfahrungen gebauet; und Hr. Luͤder
ziehet ihn ſelbſt in dem Unterricht fuͤr Anfaͤn-
ger in der Gartenkunſt Millern und dem de
Combe vor. „Inzwiſchen, ſagt Hr. Luͤder r),
haben die Reichartiſchen Schriften, bey aller
Guͤte und Vollkommenheit, doch auch einen
ſehr wichtigen Fehler, den er in der Mitte un-
ſers Jahrhunderts nicht vermeiden konnte:
naͤmlich den Fehler, daß die Anweiſung zur
Erziehung der Saͤmereyen nicht auf richtige
Grundſaͤtze, naͤmlich nicht auf das zweyfache
Geſchlecht der Pflanzen, gebauet iſt.


In
[119]

In den Jahren, da er ſchrieb, ward die Be-
hauptung des zweyfachen Pflanzengeſchlechts
von den mehreſten noch fuͤr eine unerwieſene
Hypotheſe gehalten, und der Einfluß des Ge-
ſchlechts der Pflanzen auf die Ausartung der-
ſelben noch von keinem geglaubt, welcher
nicht mit des Ritters Linne’ Syſtem genau
bekannt war. Herr Luͤder rechnet es ihm als
einen zweyten Fehler an, daß er die wahre
Urſache des Verderbens der Pflanzen vom Fro-
ſte, naͤmlich den auf gefrorne Pflanzen fal-
lenden Morgenſonnenſchein, nicht angebe, wo-
durch die Grundſaͤtze, nach welchen man dem
Verderben der Pflanzen im Winter mit Zuver-
laͤßigkeit vorbeugen koͤnne, unbekannt bleiben.
Endlich haͤlt er auch, wider die neuern Erfah-
rungen, den Winterſallat fuͤr eine beſondre Art,
da doch aller Sallat zum Winterſallat taug-
lich iſt, obgleich eine Art vor der andern mehr
und beſſer dauert s).


Um eben die Zeit ſchrieb Johann Chri-
ſtoph Riedel ſein verbeſſertes und vermehrtes
Gartenlexicon, nebſt einem nuͤtzlichen Garten-
kalender 1751, welches hernach 1769 auf
994 Seiten in gr. 8. erſchien. Er benutzte
H 4des
[120] des engliſchen großen Gaͤrtners Millers Gar-
tenlexicon, nach der Huthiſchen Ueberſetzung,
doch nicht allezeit mit der beſten Auswahl der
Sachen. Mehr dem Namen als den Ver-
dienſten nach, gehoͤrt hierher auch das neue
engliſche Gartenbuch, zum Gebrauch deutſcher
Landwirthe und Gartenliebhaber eingerichtet,
Leipzig 1753. 8., welches aus Townſond
Saamenhaͤndler und einigen Gartenbuͤchern
zuſammengetragen iſt. Des Philipp Millers,
Gaͤrtners der londonſchen Apothekergeſellſchaft
zu Chelſaa bey London, Gaͤrtnerkalender, er-
ſchien nach der achten engliſchen Ausgabe 1750,
in einer deutſchen Ueberſetzung von L. W. B.
zu Goͤttingen, und eine andre Ueberſetzung deſ-
ſelben findet ſich im 3ten Theil der Huthiſchen
Ueberſetzung des Gaͤrtnerlexicons. Hr. Luͤder
misbilliget beyde Ueberſetzungen, weil ſie oft
den Sinn nicht treffen, und falſche deutſche
Namen den Pflanzen geben. Auch ſein Gar-
tenlexicon erſchien in einer deutſchen Ueberſe-
tzung nach der fuͤnften engliſchen Ausgabe
1750, unter dem Titel: das engliſche Gar-
tenbuch; oder Philipp Millers Gaͤrtnerlexicon,
in ſich haltend die Art und Weiſe, wie ſowohl
der Kuͤchen-, Frucht-, Blumen- und Kraͤu-
tergarten, als auch Luſtwaͤlder, Glashaͤuſer
und Winterungen, nebſt dem Weingarten,
nach den Regeln der erfahrenſten Gaͤrtner
jetziger Zeit zu bauen und zu verbeſſern ſeyn:
dazu koͤmmt noch die Hiſtorie der Pflanzen,
der
[121] der Charakter und engliſche Name jedes Ge-
ſchlechts, die deutſchen und lateiniſchen Na-
men aller beſondern Sorten, wie auch eine
Erklaͤrung der in der Botanik und Garten-
kunſt gebraͤuchlichen Kunſtwoͤrter, nebſt einer
den Lehren der beſten Naturkuͤndiger gemaͤß
verfaſſeten und Gaͤrtnern dienlichen Nach-
richt, von der Beſchaffenheit und dem Nutzen
des Barometers, Thermometers und Hygro-
meters, wie auch von dem Urſprung, den
Urſachen, und der Natur der Meteoren, und
dem beſondern Einfluſſe, den die Luft, die
Erde, das Feuer und Waſſer in das Wachs-
thum der Pflanzen haben. Mit Kupfertafeln,
nach der 5ten Ausgabe aus dem Engliſchen
uͤberſetzt, von D. Georg Leonhart Huth, der
Republik Nuͤrnberg ordentlichem Phyſiko. Th.
1. Nuͤrnb. 1750. 6 Alph. Th. 2. Nuͤrnberg,
1751. 7 Alphab, in Folio.


Endlich kam auch die 8te Auflage, wo
Miller die Linneiſche Methode, die er ſchon in
der 7ten angefuͤhrt, ſo viel er fuͤr gut fand,
auch befolgte, in folgender Ueberſetzung her-
aus: Philipp Millers allgemeines Gaͤrtnerlexi-
con, d. i. ausfuͤhrliche Beſchreibung der Ge-
ſchlechte und Gattungen aller und jeder Pflan-
zen, nach dem neueſten Lehrgebaͤude des Ritter
Linne’s eingerichtet, worinnen zugleich eine Er-
klaͤrung aller botaniſchen Kunſtwoͤrter und ei-
ne Anweiſung, zum Garten-, Acker-, Wein-
H 5und
[122] und Holzbau enthalten iſt, mit Kupfern:
nach der 8ten Ausgabe uͤberſetzt. Nuͤrnberg
1769-76. Th. I. 5 Alph. 6 B. Th. II. 4
Alph. 21 B. Th. III. 5 Alph. Th. IV. 5
Alph. 15 B. in groß 4. Auch das vorzuͤgli-
che Werk des de Combe, das inſonderheit den
Kuͤchengarten angehet, erſchien 1756 durch
den Herrn D. Zeiher in einer deutſchen Ueber-
ſetzung unter dem Titel: Vollſtaͤndiger Unter-
richt von Kuͤchengewaͤchſen, oder ausfuͤhrliche
Beſchreibung aller Kuͤchengewaͤchſe, der Be-
ſchaffenheit des Erdbodens, der ihnen dienli-
chen Lage und Himmelsſtriche, der fuͤr dieſel-
ben erforderlichen Wartung, ferner ihrer Nutz-
barkeit fuͤr das menſchliche Leben, ihrer Tu-
genden zur Erhaltung der Geſundheit, wie
auch der verſchiedenen Mittel ſie zu vermehren,
der Zeit den Saamen einzuſammeln, ihrer
Dauer, u. ſ. w. ingleichen der Art und Wei-
ſe die Miſtbeete anzurichten, zu jeder Jahres-
zeit Schwaͤmme zu ziehen ꝛc., in zwey Theilen,
aus dem Franzoͤſiſchen uͤberſetzt von D. Joh-
Ernſt Zeiher, Leipzig 1756. 774 S. 8. Al-
lein die Benennungen der Pflanzen ſind nicht
allezeit gut uͤberſetzt; und ſie hat mit dem Ori-
ginal den Fehler, daß die Pflanzen nicht bo-
taniſch benennet, und die Erziehung des Saa-
mens nicht auf das zweyfache Geſchlecht der
Pflanzen gegruͤndet iſt. Im J. 1761 und
1762 erſchien Johann Jacob Hartmanns
neu. Gartenerforſchung in 4 Theilen, zu Er-
furt
[123] furt in 8. Er hat den Aberglauben an den
Mondwandel noch beybehalten, und bauet
hierauf oft viele falſche Grundſaͤtze.


Der herzoglich ſaͤchſiſche Sekretair zu
Nordhauſen, Johann Auguſt Grotjan, gab
1751 in ſeinen phyſikaliſchen Winterbeluſti-
gungen ſchon Unterricht in dem Baue ver-
ſchiedener Gartengewaͤchſe, ſonderlich um ſie
fruͤh zu erziehen; ſein groͤßeres Werk aber,
naͤmlich ſein Calendarium perpetuum, oder
immerwaͤhrender Gartenkalender, zum nuͤtzli-
chen Gebrauch bey dem Ackerbau, wie auch
bey Blumen, Orangerie, Kuͤchen- und Baum-
gaͤrten, Theil 1—6, erſchien zu Gotha 1765
bis 1772. 4 Alph. 9 B. gr. 8. Es iſt meiſt
aus Reicharts und Muͤllers Schriften, nicht
in der beſten Schreibart, geſammelt. Indeſ-
ſen hat er ſonderlich um die Winterflor der
Blumen viele Verdienſte. Walters voll-
ſtaͤndige praktiſche Gartenkunſt, oder von An-
legung und Unterhaltung der Luſt-, Kuͤchen-
und Baumgaͤrten, wovon wir drey Theile
erhalten haben, iſt nicht ſo aͤußerſt wichtig,
als man es erwarten ſollte.


In dem verſtorbenen Rammelt erhielt
Deutſchland einen Gartenſchriftſteller in ei-
nem gelernten Gaͤrtner. Er war zu Beuchlitz
Kunſtgaͤrtner, und gab zu Halle 1768 ſeine
vermiſchten oͤkonomiſchen Abhandlungen zum
Beſten der Landwirthſchaft und Gaͤrt[n]erey auf
24
[124] 24 Bogen in 8. heraus. Durch den Bey-
fall, welchen jene erhielten, aufgemuntert,
erſchienen eben daſelbſt ſeine gemeinnuͤtzigen
Abhandlungen zum Beſten der Gaͤrtnerey und
Landwirthſchaft, zweyter Theil, welcher die
Knollen- und Zwiebel- und zaſerichten Gewaͤch-
ſe, naͤmlich die Blumen, enthaͤlt, zu Halle
1771. 22 Bogen 8. und endlich folgte der
dritte Theil unter dem Titel: Unterricht von
Kuͤchen- und Baumfruͤchten, 3ter Theil Hal-
le 1774. 21 B. in 8. Er hat die Pflanzen
deutſch und nach dem Linne’ benannt. Er iſt
mit der Phyſik bekannt, und iſt der erſte bloße
Gaͤrtner, der ſich die Botanik zu ſeiner Kunſt
zum Beſten derſelben bedient. Seinem Bey-
ſpiele folgte Chriſtian Ludwig Krauſe, in ſei-
nem funfzigjaͤhrigen erfahrungsmaͤßigen Un-
terricht von der Gaͤrtneren, welcher 1773 zu
Berlin und Leipzig in 2 Alph. 4 B. in gr. 8.
erſchien. Auch er beſtimmt nach dem Linne’,
und iſt mehr fuͤr wirklich ausuͤbende und
Kunſtgaͤrtner geſchrieben, als zur Erlernung
des Gartenbaues.


Der fuͤr die ganze Oekonomie ſo wichtige
Hausvater des Herrn von Muͤnchhauſen, der
ſich in dem J. 1764 anfieng, und 1773 en-
digte, iſt auch in dem Gartenbaue kein unbe-
deutender Schriftſteller. Gleich in dem erſten
Theile deſſelben ſind von der 202-bis 230ſten
Seite wichtige Regeln, die man bey Anlegung
eines Gartens zu beobachten hat. Im dritten
Theile
[125] Theile behandelt er einige fuͤr den Kuͤchengar-
ten wichtige Gegenſtaͤnde, ingleichen was bey
den Angurien, Kirbſen, Kartoffeln, Erd-
aͤpfeln, Erdnuͤſſen und Erdkaſtanien zu beob-
achten, und der 5te Theil enthaͤlt in einem An-
hange einen vollſtaͤndigen Kalender fuͤr alles,
was bey Pflanzungen, Wildniſſen, Obſtbaͤu-
men, Spalieren, Orangerien, Gewaͤchshaͤu-
ſern und Fenſtern, von Monat zu Monat zu
beobachten iſt. Joh. Caſpar Bechſtedts nie-
derlaͤndiſches Land- und Gartenbuch, welches
zu Flensburg 1772 und 1773 in 3 Theilen er-
ſchien, iſt meiſt aus dem Muͤlleriſchen Garten-
lexicon genommen.


Im J. 1773 trat der erfahrene Kunſt-
und Luſtgaͤrtner zu Berlin, Chriſtian Ludwig
Krauſe, auf, und ſchrieb ſeinen funfzigjaͤhri-
gen erfahrungsmaͤßigen Unterricht von der
Gaͤrtnerey, Berlin und Leipzig 1773. 2 Alph.
4 B. in gr. 8. Sein Buch ſetzt ſchon Kennt-
niſſe voraus, und iſt deswegen mehr fuͤr Ken-
ner und Gaͤrtner, als zum Unterricht in den
Anfangsgruͤnden der Gartenkunſt, geſchrieben.
Er beſtimmt die Pflanzen gruͤndlich und ordent-
lich nach dem Linne’, und gruͤndet auch die Er-
ziehung der Saamen auf daſſelbe Syſtem. Nur
benutzt er nicht immer die neuern Entdeckungen
genugſam. Fuͤr die Baumgaͤrten erhielten
wir die Pomologie, oder Fruchtlehre, alles in
freyer Luft wachſendes Obſtes ꝛc. von F. Z.
Salzmann 1774. Der Verfaſſer iſt ſelbſt
ein
[126] ein Gaͤrtner, die Ordnung iſt gut, und die
Fruchtarten ſind genau bemerkt. Eben ſo
richtig ſind die Anmerkungen uͤber die Cultur.
Viele wichtige Abhandlungen zu dem Garten-
baue enthalten auch die verſchiedenen Samm-
lungen, welche die deutſchen Oekonomiegelehrten
heraus gaben: dergleichen ſind die oͤkonomiſchen
Nachrichten, die Leipziger Sammlungen, die
oͤkonomiſche Encyclopaͤdie des Hrn. D. Kruͤ-
nitz, ſowohl unter dem Wort Gartenbau
uͤberhaupt, als auch unter vielen einzelnen
Titeln, die Sammlungen des Herrn D.
Schrebers, die Hannoͤveriſchen Sammlungen,
Beytraͤge und das Magazin, die Berliner
Beytraͤge zur Landwirthſchaft, die Leipziger
Intelligenzblaͤtter, das Wittenberger Wochen-
blatt und andere aͤhnliche Sammlungen.


Der wuͤrdige Hr. Franz Hermann Hein-
rich Luͤder, zu Dannenberg, nahm ſich vor-
zuͤglich des Kuͤchengartens an, und behandelte
ihn gruͤndlich und ausfuͤhrlich in ſeinen Brie-
fen uͤber die Beſtellung eines Kuͤchengartens,
in 3 Theilen, wovon nun, ſeit 1766, 3 Auf-
lagen erſchienen ſind. Er hat darinnen theils die
Erfahrungen derer, die vor ihm hierinnen ar-
beiteten, benutzt, theils auch eigene angege-
ben; im dritten Theile liefert er vorzuͤglich einen
brauchbaren Kuͤchengartenkalender, wo er alles
zuſammen vortraͤgt, z. B. die Zeit, die Beſtel-
lung, die Beſchaffenheit des Erdreichs, die
Weite,
[127] Weite, Tiefe, Wartung und Nutzung einer
Ausſaat und Pflanzung, und die Erziehung
der Saͤmereyen. So enthaͤlt auch dieſer drit-
te Theil Materialien zur Geſchichte des Kuͤchen-
gartens, worinnen der Verfaſſer mit vielem
Fleiß geſammelt hat, was bis auf ſeine Zei-
ten davon bekannt war.


Weiter hat er auch geliefert: eine vollſtaͤn-
dige Anleitung zur Wartung aller in Europa
erwachſenden Kuͤchen- und Fruchtgaͤrten, Ge-
waͤchſe und Fruͤchte, aus dem Engliſchen,
1ter Theil, welcher die Kuͤchengartengewaͤchſe
enthaͤlt; der zweyte wird die Kuͤchen- und
Fruchtgartenfruͤchte enthalten. Beyde ſind
nach ſeinem eigenen Geſtaͤndniß woͤrtlich aus
Millers ſaͤmmtlichen Werken, und zwar aus
der letzten vor des Verfaſſers Tode in London
gedruckten Ausgabe uͤberſetzt. Er liefert darin-
nen alle im Miller vorkommende Kenntniß
von Kuͤchen- und Obſtgaͤrten; die nach Muͤl-
lers Zeiten gemachten Entdeckungen verſpricht
er in einem Nachtrage, ſo wie er auch den
Blumengarten auf eine aͤhnliche Weiſe behan-
deln wird. Im J. 1778 haben wir den neue-
ſten Blumenfreund, eine praktiſche, phyſikali-
ſche, botaniſche Gartenſchrift, von Chriſtian
Gottlob Winklern erhalten. Er ſchraͤnkt ſich
bloß auf den Blumenbau ein, und ſagt auch
hierinnen keine Neuigkeiten.


Unter dem Namen Adelkofer erſchien zu
Augſpurg 1778 die gruͤndliche Gartenſchule,
welches
[128] welches aber nichts weiter iſt, als der Abdruck
des oben angefuͤhrten Buchs Parnaſſus horten-
ſis,
und von Johann Seither 1779 ein Un-
terricht zur Gaͤrtnerey.


Mit der Baumcultur beſchaͤftigt ſich vor-
nehmlich die Pomologia, d. i. Beſchreibungen
und Abbildungen der beſten Sorten der
Aepfel und Birnen, ins Deutſche uͤberſetzt v.
G. L. Huth, Nuͤrnberg 1760. Fol., wie auch
ein anderes hierher gehoͤriges Werk das den
Titel fuͤhrt: Pomologia, d. i. Beſchreibung
und Abbildung der beſten Arten von Aepfeln,
Birnen, Kirſchen ꝛc. und einigen Pflaumen,
beſchrieben, und mit Farben abgebildet, oder
die von Knoop herausgegebene Pomologia,
2ter Theil, iſt aber nicht von Knoop, ſondern
von Herrn Conſiſtorialrath Zink in Sachſen-
Meinungen.


Der deutſche Baumgaͤrtner nach den
Grundlehrſaͤtzen der beruͤhmteſten Maͤnner in
der Gaͤrknerey, Schleußingen 1764. deſſen
Verfaſſer Hr. Daulin zu Schleußingen iſt.


Da die Auslaͤnder in dieſem Jahrhunderte
vorzuͤgliche Werke uͤber den Gartenbau erhiel-
ten, ſo ſuchte man einige derſelben auch in
Deutſchland durch Ueberſetzungen zu benutzen.
Es gehoͤrt hierher die theoretiſche und prakti-
ſche Abhandlung vom Gartenbaue, nach
den Grundſaͤtzen der Naturlehre, und des
Pflan-
[129] Pflanzenreichs erwieſen, aus dem Franzoͤſi-
ſchen des Herrn Abbe’ Ruͤdiger Schabol uͤber-
ſetzt, Theil 1, 2, 3. Frankf. 1774. 4 Alph.
8. Es wird darinnen ſonderlich die Gaͤrtne-
rey in dem wegen derſelben beruͤhmten Dorfe
Montreuil gelehrt. Eine deutſche Ueberſetzung
von Dicks New Gardeners Dictionary haben
wir von dem Hrn. D. Zeiher unter den Titel:
Joh. Dicks vollſtaͤndige Gartenkunſt, worinnen
die bewaͤhrteſten Methoden aller Arten von
Baͤumen, Gewaͤchſen und Blumen, nach al-
phabetiſcher Ordnung beſchrieben, zu ziehen,
und nebſt ausfuͤhrlichen Regeln uͤber die Gar-
tenarbeiten uͤberhaupt enthalten ſind, nach dem
Engliſchen herausgegeben von D. Joh. Ernſt
Zeiher, 2 Theile, Leipzig 1774. 4 Alph. gr. 8.
Er hat meiſt, wie er auch ſelbſt geſtehet, den
Miller benutzt. Auch davon, was Tho. Mawe
und lohn Abercrombie in England zum Gar-
tenbaue lieferte, haben wir in Deutſchland
durch Ueberſetzungen naͤher kennen lernen, un-
ter dem Titeln: Thomas Mawe’s allgemeiner
Gaͤrtner, aus dem Engliſchen. Eben ſo er-
ſcheinet die Arbeit des Abercrombie zu Luͤbeck,
unter dem Titel: Vollſtaͤndige Anleitung zur
Erziehung und Wartung aller in Deutſch-
land in freyer Luft zu ziehenden Obſt- Frucht-
baͤume und Straͤucher, aus dem Engliſchen.


Eben ſo haben wir die Arbeiten dieſer bey-
den Englaͤnder unter dem Titel: Praktiſche
II.Theil. JAn-
[130] Anweiſung zur Gartenkunſt fuͤr alle Monate
von Mawe, Abercrombie und andern erfahr-
nen Gaͤrtnern, nach der ſiebenten engliſchen
Ausgabe.


Ueber den Blumengarten ſind eins der vor-
zuͤglichſten Werke des Hrn. F. H. H. Luͤder
Briefe uͤber die Anlegung und Wartung eines
Blumengartens, welche zu Hannover 1777
in 8. erſchienen.


Dieſes ſind die vorzuͤglichſten Schriften
uͤber den Gartenbau ſelbſt, in ſo fern er die
Erziehung der Gewaͤchſe betrifft; Herr von
Muͤnchhauſen, in ſeinem Hausvater im zwey-
ten Theile, giebt an die zweyhundert an. Al-
lein uͤber die eigentliche Gartenkunſt, oder uͤber
den Geſchmack in Anlegung der Gaͤrten, ha-
ben wir nur wenige, die ſich eigentlich und
nach guten Grundſaͤtzen damit beſchaͤftigen.
Die aͤltern richteten ſich immer nach dem Ge-
ſchmacke ihrer Zeiten und der Auslaͤnder, de-
ren Beyſpiel ſie nachahmten. Schon im
ſechzehnten Jahrhunderte verſuchten es ver-
ſchiedene Deutſche, Regeln fuͤr die eigentliche
Gartenkunſt zu geben. Der Verfaſſer des
Buchs: Garten und Pflanzungen mit wunder-
ſamer Zier, und Peſchel in ſeiner Gartenord-
nung aus den Gruͤnden der Geometrie, gehoͤ-
ren unſtreitig unter dieſe Claſſe von Garten-
ſchriften. In dem 17ten folgte man den
franzoͤſiſchen Gartenbuͤchern, welche neben dem
oͤkono-
[131] oͤkonomiſchen Gartenbau auch die Garten-
kunſt, obſchon nach dem damaligen Geſchma-
cke, behandelten. Jedoch finden ſich in Deutſch-
land auch verſchiedene, die nach franzoͤſiſchen
Grundſaͤtzen, die die Baukunſt in den Gaͤrten
ſo ſehr misbrauchten, auch architektoniſche
Zeichnungen fuͤr die Gaͤrten lieferten. Es
gehoͤren hierunter Sturm, Fuͤlcken, Danrei-
ter, welcher des Alexander Blonds Garten-
akademie uͤberſetzte, wie auch der Ueberſetzer
des franzoͤſiſchen Werks des Blondels. Erſt
in unſerm Jahrhunderte erhielt Deutſchland
wieder Schriftſteller dieſer Art. Einer der
erſten ſcheint der H. von Muͤnchhauſen zu ſeyn,
der in ſeinem Hausvater im erſten Theile An-
leitung zur Anlegung eines Gartens, mit Ruͤck-
ſicht auf Geſchmack, Oekonomie, Botanik
und Naturlehre, giebt. Vorzuͤglich aber mach-
te ſich Herr Hirſchfeld hierinnen verdient,
indem er in ſeinem kleinen Werke: Anmer-
kungen uͤber die Landhaͤuſer und die Gar-
tenkunſt, welche 1773 zu Leipzig erſchienen,
vornehmlich aber in ſeinem groͤßern, welches
den Titel, Theorie der Gartenkunſt, fuͤhrt,
und wovon wir nun drey Theile beſitzen, die
aͤchten Grundſaͤtze der Gartenkunſt, nach dem
Vorgange der Englaͤnder, mit Ruͤckſicht auf
deutſche Natur, Volkscharakter, Clima und
die beſſern Grundſaͤtze derſelben zu finden und
auszubreiten, ſich bemuͤhete.


J 2Da
[132]

Da dieſes eine Nationalſchrift uͤber die
Gartenkunſt iſt, ſo will ich dieſelbe hier etwas
ausfuͤhrlich durchgehen. Herr Hirſchfeld ma-
chet zuerſt einige allgemeine Bemerkungen.
Er oͤffnet Ausſichten in die Gaͤrten der Alten
und Neuen, unterſucht den alten und neuen
Gartengeſchmack, betrachtet die Gartenkunſt
als ſchoͤne Kunſt, und handelt zuletzt von der
Beſtimmung und Wuͤrde der Gaͤrten. Er
unterſucht hierinnen vornehmlich den Urſprung
der Gaͤrten, und nimmt den Grundſatz an,
daß der Geſchmack an den Gaͤrten ſich deſto
mehr ausgebreitet, je mehr ſich die heroiſchen
Zeiten verloren. Koͤnnte man nicht noch hinzu-
ſetzen: und je mehr der Reichthum der Nation
wuchs, und mit ihm der Luxus ſich nahete,
weil unter allen ſchoͤnen Kuͤnſten unſtreitig
die Gartenkunſt den groͤßten Reichthum for-
dert, da die Anlagen und Ausfuͤhrungen der
Gaͤrten die groͤßten Summen verlangen? Hr.
Hirſchfeld ſucht zugleich zu eroͤrtern, warum ſie
unter den ſchoͤnen Kuͤnſten am ſpaͤteſten ent-
ſtanden? „Es fehlten, ſagt er t), der Gar-
tenkunſt die maͤchtigen Triebfedern, die fuͤr
einige andere ſchoͤne Kuͤnſte ſo wirkſam wa-
ren. Dieſe erhoben ſich mit den großen republi-
caniſchen Beſtrebungen des Geiſtes, mit dem
Kampf nach Freyheit, nach Herrſchaft, nach
Ruhm
[133] Ruhm und Unſterblichkeit, mit den ſichern ſo-
gleich gegenwaͤrtigen Belohnungen des Vater-
landes: ſo ſtieg vornehmlich die Beredſamkeit,
Poeſie, Bildhauerkunſt. Die Anlage der Gaͤr-
ten aber erforderte eine Denkungsart, die der
heroiſchen entgegen war, die Ruhe der Lei-
denſchaften, die Liebe der Stille und des laͤnd-
lichen Vergnuͤgens“. Es iſt nicht zu laͤugnen,
daß hierinnen etwas liege; allein ich glaube,
daß eine Haupturſache auch darinnen zu ſu-
chen ſey: weil die Gartenkunſt die Vollkom-
menheit der andern, vornehmlich bildenden
Kuͤnſte verausſetzt. Kommt großer Reich-
thum der Nation, ruhiger ſanfter Charakter,
Vollkommenheit der uͤbrigen ſchoͤnen und bil-
denden Kuͤnſte zuſammen, ſo iſt dieſes unſtrei-
tig die Epoche des Entſtehens einer guten Gar-
tenkunſt. Aber dann neigt ſich auch meiſt die
Nation ihrem Falle. Die ganze Geſchichte
beſtaͤtiget es, daß die Gartenkunſt immer als-
dann bey einer Nation bluͤhete, wenn ſie an-
fieng zu verſchwenden, wenn ſie ihrem Falle
nahe war u). Ich verbitte es ſehr, hieraus zu
folgern, als ob ich den Aufwand auf Gaͤrten
zur Verſchwendung rechnete. Wer ſo ſchlieſ-
ſen wollte, wuͤrde den Geſchmack der Nation,
der eine Zeit lang dauert und modiſch iſt, und
fuͤr ſo viele Zwang wird, mit dem Vergnuͤ-
J 3gen
[134] gen verwirren, das dieſer oder jener reiche Pri-
vatmann an einem mit Geſchmack angelegten
Garten findet, den er zwar oft theuer erkauft,
aber dabey nicht vergißt, ſein Vermoͤgen zu
uͤberrechnen. Man verweiſe mich hier nicht auf
England. Es beſtaͤtigt vielmehr meinen Satz;
nur ſein Handel und Seemacht haͤlt die Fol-
gen ſeiner Verſchwendung auf, daß ſie noch
nicht zu ſeinem Faͤlle wirken kann.


Herr Hirſchfeld gehet hierauf zu den Gaͤr-
ten der Babylonier, beſonders den ſchweben-
den, uͤber, macht uns mit den Gaͤrten der Per-
ſer, der Griechen, und den Villen und Gaͤrten
der Roͤmer bekannt. Unter den roͤmiſchen
Gaͤrten, wenn ich nicht irre, uͤberſahe Herr
Hirſchfeld den beruͤhmten Garten des Seneka,
den man auf eine Million am Werthe ſchaͤtzte,
und der vielleicht keine geringe Urſache war,
warum Nero ihm im Bade die Adern oͤffnen,
und ſeinen Lehrer verbluten ließ. Er ſucht
hierauf die Gartenkunſt in den mittlern Zeiten,
wo er ſie aber ganz vermißt. Und einiger-
maßen muͤſſen wir ihm Beyfall geben. Ob
man aber nicht in den Klagen uͤber die Bar-
barey der mittlern Zeiten zuweilen zu weit ge-
het, verdient eine tiefere Unterſuchung, als
es hier moͤglich iſt. Sollte nicht die große
Handelsepoche der Slaven und Deutſchen
hier einige Ausnahmen machen? Albertus
Ma-
[135] Magnus x) haͤtte hier nicht ganz uͤbergangen
werden ſollen, der wegen ſeines Gartens im
Winter, und wegen einiger andern Erfindungen,
zu einem Hexenmeiſter im dreyzehnten Jahr-
hunderte gemacht wurde. Petrus von Cre-
ſcentiis, Franz Petrarcha, und Afrikus Cle-
mens, gehoͤren auch hierher.


Er gehet hierauf zu den Gaͤrten Italiens
in den neuern Zeiten, beruͤhrt die Gaͤrten der
Schweizer, und betrachtet den franzoͤſiſchen Ge-
ſchmack, den Le Notre einfuͤhrte, und Italien
und andern Laͤndern mittheilte; der aber in
den neueſten Zeiten bey der Ausbreitung des
guten Gartengeſchmacks von England aus,
verlor. De la Quintinie verdiente hier auch
erwaͤhnt zu werden, da er der Erſte geweſen
zu ſeyn ſcheint, der in den franzoͤſiſchen, ja
ſelbſt koͤnigl. Gaͤrten, die Kohl- und Kuͤchen-
kraͤuter hinter die Rabbatten pflanzte, und da-
durch etwas Neues in den Gaͤrten einfuͤhrte.
Er fuͤgt die Beſchreibung des Gartens des
Hrn. Watelet bey. Herr Hirſchfeld beſucht
hierauf die ſpaniſchen Gaͤrten des Eſcurials,
und bey Aranjuez, die Gaͤrten der Nieder-
laͤnder und Englaͤnder; beſchreibt den Park zu
Wentworth Duncombepark, den zu Hagley;
und kommt endlich zu den Gaͤrten der Deut-
ſchen, wo er die Gegend um Aſchberg in Hol-
J 4ſtein
[136] ſtein beſchreibt. Er kommt hierauf zu den
Gaͤrten von China, wo er Chambres Beſchrei-
bungen folgt, aber doch einige Gruͤnde gegen
die Wirklichkeit der chineſiſchen Gaͤrten vor-
bringt, welche er ſonderlich von dem Still-
ſchweigen anderer Reiſenden nimmt. Er geht
hierauf zu verſchiedenen Gaͤrten und Luſtplaͤtzen
in andern Weltgegenden. Er unterſucht hier-
auf im zweyten Abſchnitte den alten und neuen
Geſchmack in den Gaͤrten, geht zur Entſte-
hung des neuen uͤber, wozu Bako und Addiſon
durch maͤnnliche Beurtheilungen, Pope durch
Spott, Milton durch die Malerey in ſeinen
verlornen Paradies den Weg bahnten, und
den endlich der muthige Kent mit großem Ge-
nie betrat, und Home und Whately der Gar-
tenkunſt ſcharfſinnige Unterſuchungen widme-
ten. Unter den Franzoſen erhob ſich zuerſt
der Buͤrger von Genf gegen den falſchen Ge-
ſchmack in dem Baumgarten ſeiner Julie y).
Ihm folgte Watelet und einige andre Schrift-
ſteller. Unter den deutſchen Verbeſſerern zeich-
net er einen Geßner und Sulzer aus, wozu
ich oben noch einen und den andern verdienten
Mann geſetzt habe. Er handelt im dritten
Abſchnitte von der Gartenkunſt als ſchoͤnen
Kunſt, im vierten von der Beſtimmung und
Wuͤrde der Gaͤrten. Er geht hierauf ſelbſt
zur
[137] zur Theorie uͤber, und betrachtet zuerſt die Ge-
genſtaͤnde der ſchoͤnen laͤndlichen Natur uͤber-
haupt. Er handelt von Mannichfaltigkeit
und Groͤße, und von Schoͤnheit; bey dieſer
betrachtet er Farbe und Bewegung; von der
Anmuth und Lieblichkeit, von der Neuheit
und dem Unerwarteten, vom Contraſt; von
den verſchiedenen Charakteren der Landſchaft
und ihrer Wirkung. Hier betrachtet er die
einzelnen Theile einer Gegend, die Ebenen,
Anhoͤhen, Vertiefungen, Felſen, Huͤgel, Ge-
birge, Gehoͤlze, Waſſer, Wieſen, Ausſich-
ten, Zufaͤlligkeiten; und handelt von der Cha-
rakteriſtik verſchiedener Gegenden. Im zwey-
ten Bande handelt er von dem Platz zu einem
Garten, von Baͤumen, Blumen, Raſen,
Waſſer, fuͤgt Beſchreibungen von verſchiede-
nen Gaͤrten in England und Deutſchland bey,
unterſucht die Baͤume nach der Wirkung in den
Garten, da naͤmlich einige durch Schoͤnheit
ihrer Geſtalt und des Stammes, andere durch
aufſtehende oder haͤngende Zweige, durch die
Blaͤtter ſowohl in Anſehung der Farbe, als
der Dauer im Winter, andere durch die Bluͤ-
te vergnuͤgen. Er handelt ferner von Straͤu-
chern, Baumgruppen und Haufen von Hai-
nen, Waͤldern u. ſ. w. Nachdem er die Sce-
nen von Baͤumen uͤberhaupt, die die Natur
darbietet, unterſucht hat, ſo betrachtet er die
eigentlich kuͤnſtlichen Scenen, z. E. die Auf-
ſtellung einzelner Baͤume und Hecken, Alleen,
J 5Lauben,
[138] Lauben, Labyrinthe und Orangerien. Er
handelt von den Blumen, von Raſen, wobey
er bemerkt, daß nicht die Englaͤnder die Er-
finder der Raſen ſind, ſondern daß ſie ſchon
vorher in den Gaͤrten geweſen, aber nur erſt
in den neuen brittiſchen Parks unter der Be-
guͤnſtigung eines feuchten Clima’s, eine ſchoͤ-
nere Ausbildung gewonnen.


Er handelt hierauf vom Waſſer, von der Be-
nutzung des Meeres und der Landſeen; handelt
von dem See zu Keswick, wie er auch den Gen-
ferſee beſchreibt; von Teichen, Waſſerſtuͤcken,
Stroͤmen, Fluͤſſen, Baͤchen, Waſſerguͤſſen,
Waſſerfall, Waſſerſturz; ſodann vermiſchte
Anmerkungen uͤber das Waſſer, worinnen er
ſonderlich von ſpringenden Waſſern handelt.
Er zeigt, wie ſie nicht der Natur entgegen
ſind, da ſich wirklich natuͤrliche Fontainen in
Ißland finden, vornehmlich viele kochende
und warme Quellen, welche fußdicke Saͤulen
weit uͤber hundert Fuß in die Hoͤhe treiben z).
Er geht hierauf zu den Wegen und Gaͤngen,
uͤber deren Werth in den Gaͤrten er auch aus
ihrer Beſtimmung entſcheidet.


Im dritten Theile handelt er ſonderlich
von der Gartenarchitektur, welches um deſto
wichti-
[139] wichtiger iſt, da noch in keinem Theile der Bau-
kunſt groͤßere Duͤrftigkeit herrſchet, als eben
in dieſem. Er verwirft die gekuͤnſtelten Ge-
baͤude von Gitterwerk, welche die Franzoſen
einfuͤhrten. Alles, was die Gartenbaukunſt
bisher geliefert, waren nur Luſtſchloͤſſer und
Luſthaͤuſer; von den uͤbrigen Gartengebaͤuden
findet man bey den beruͤhmteſten Architektur-
lehrern wenig oder nichts. In Dresden bluͤ-
hete dieſe Art der Architektur zuerſt auf in
dem Herrn Schuricht; ein Ruhm fuͤr Sach-
ſen! und dieſe Schule der Kuͤnſte gab ihr die
Reinigkeit, Leichtigkeit, Einfalt und Anmuth,
die dieſe Art von Architektur ſo ſehr fordert.
Es gehoͤren hierher Luſtſchloͤſſer und Landhaͤu-
ſer, wovon er im erſten Abſchnitte handelt,
die kleinen Gartengebaͤude, worunter er Spei-
ſe- und Tanzſaͤle, Schlafkabinette, Baͤder,
Jagdhaͤuſer, Denkgebaͤude oder Gebaͤude zu
Denkmaͤlern, welche in der Baukunſt eben
das ſind, was in der Bildhauerkunſt die Sta-
tuͤen. Es gehoͤren hierunter ſonderlich
Tempel und Mauſolaͤen, womit ſich der
ganze Abſchnitt beſchaͤftiget. Sodann gehet
er im dritten Abſchnitte zu den eigentlichen
Tempeln, von dieſen zu den Grotten,
Einſiedeleyen, Capellen, Ruinen uͤber. Im
vierten handelt er von Ruheſitzen, Baͤnken
und Thoren. Im fuͤnften von Statuͤen,
Monumenten und Inſchriften, wo die Denk-
maͤler eines Gellerts, Hallers, Hagedorns,
Kleiſts
[140] Kleiſts und Geßners, wovon einige Ideale
ſind, aufgefuͤhrt ſind. Der Anhang enthaͤlt
neun Beſchreibungen von Gaͤrten, naͤmlich
des von Friedensburg, Jaͤgerpreis, Marien-
luſt, Sophienluſt, Friedrichsberg, die Be-
ſchreibungen einiger Landſitze in Seeland, von
Schwanenſee, Breſe und des fuͤrſtlichen
Gartens von Zelle.


Außer dieſen einheimiſchen gehoͤren auch
die Ueberſetzungen verſchiedener engliſcher
Schriften hierher. Home in ſeiner Critik lie-
fert ſcharfſinnige und durchdachte Grundſaͤtze
uͤber die Gartenkunſt. Die Betrachtungen
uͤber das heutige Gartenweſen ſind reich an
vorzuͤglichen Bemerkungen dieſer Art. Die
Abhandlung Chambers uͤber die orientaliſchen
Gaͤrten und der engliſche Garten des Mah-
ſon bemuͤhen ſich mehr Licht uͤber dieſe Gegen-
ſtaͤnde zu verbreiten.


Ich weiß nicht, ob Voch in ſeinen Gruͤn-
den zu Gartenriſſen die Beobachtungen dieſer
Maͤnner benutzt hat.


Ich kann nicht umhin, hier ſelbſt einige
Gedanken uͤber unſer Gartenweſen zu aͤußern.
Es war ſehr billig, und macht unſren Zeiten
Ehre, daß ſie ſich bemuͤheten, die Kunſt
und die Natur in ihre verlornen Rechte wie-
der einzuſetzen. Allein, ob die Reformatoren
allezeit genugſame Klugheit anwenden, ob ſie
allezeit
[141] allezeit die Vorurtheile, wie ſie doch ſollen,
vermeiden, und ob ſie die ſo weiſe Mittel-
ſtraße betreten, ohne auf dieſen oder jenen Ab-
weg zu gerathen, iſt eine Frage, die meiſt nicht
anders als zum Nachtheil jener entſchieden
werden kann. Allerdings hatte die aͤltere
Gartenkunſt viel Zwang, und beraubte die
Natur vieler Schoͤnheiten. Aber gewiſſe ein-
zelne Theile dieſer alten Kunſt laſſen ſich,
daͤchte ich, vollkommen rechtfertigen. Herr
Hirſchfeld hat ſchon den Statuͤen das Wort
geſprochen, aus Gruͤnden, die unverwerflich
ſind, weil ſie, wenn ſie mit Einſicht gewaͤhlt
und geſtellt ſind, dem Auge und der Einbil-
dungskraft manche angenehme Unterhaltung
mehr geben, manche ſuͤße Empfindung mehr
erwecken, etwas Geſellſchaftliches haben, und
uͤberhaupt die Anmuth eines Platzes auch fuͤr
Zuſchauer von geringerm Geſchmack erhoͤhen
koͤnnen. Nur muͤſſen ſie nicht an einander
gedraͤngt ſtehen, daß man ſich aus dem Gar-
ten in eine Gallerie verſetzt glaubt, und eben
ſo wenig wider den Charakter der Scene ſeyn,
wenn ſie gar keine Verwandtſchaft mit den
Ideen oder Empfindungen haben, die der Ort,
wo ſie ſtehen, erwecken ſoll. Der Herr Hirſch-
feld ſcheint noch den Grund vergeſſen zu ha-
ben, daß wir ja auch haͤufig Perſonen in einer
Landſchaft finden, und alſo die Statuͤen die
Stelle dieſer vertreten, und den Garten gleich-
ſam zu einer bevoͤlkerten Landſchaft machen
koͤnn-
[142] koͤnnten; nur muͤſſen ſie alsdenn nicht ſo entfernt
von unſren Sitten und Religion ſeyn. Wir
ſind nach unſerer Religion nicht gewohnt, Goͤt-
ter auf Erden zu ſehen; koͤnnten nicht Grup-
pen laͤndlicher Scenen, Schnitter, Maͤher,
Thiere, zuweilen in unſern Gaͤrten an ſchick-
lichen Plaͤtzen ſtehen, die letztern z. B. auf
gruͤnen Raſenplaͤtzen? Ein neuer Vortheil
der Statuͤen in Gaͤrten iſt auch die Befoͤrde-
rung der Kunſt. Zwar wird man ſagen, ſind
nicht dazu die Gallerien? kann man dazu nicht
andere Plaͤtze waͤhlen? Allein nur wenig Pri-
vatmaͤnner ſind vermoͤgend, Gallerien anzule-
gen, aber einzelne Statuͤen fuͤr einen Garten
beſtimmen, dieſes koͤnnen weit mehrere; und
iſt es nicht vortheilhaft, wenn, ohne Beleidi-
gung der Gartenkunſt, auch hier der gute Ge-
ſchmack auf eine angenehme Art befoͤrdert wer-
den kann?


Ein zweyter Punkt, von dem ich mich nicht
entſinne, daß ihn ein Schriftſteller naͤher un-
terſucht, um ihn mit Gruͤnden, die vor dem
Richterſtuhl der Natur und des Geſchmacks
guͤltig ſcheinen, zu vertheidigen, ſind die Ver-
zierungen mit bunten Glaskugeln, oder Stuͤ-
cken, ingleichen mit Mineralien und Conchi-
lien. Unſtreitig iſt der Thau, der auf einer
Gegend wiederſchimmert, einer der glaͤnzendſten
Anblicke in der Natur. Wenn wir nun die-
ſen bunten Putz als das Mittel anſehen, wel-
ches uns die praͤchtige Scene der bethaueten
Gefilde
[143] Gefilde verlaͤngert, da ſie in der Natur mit
dem Morgen entflieht; ſo kann uns dieſe
Verzierung auch das aͤhnliche Schauſpiel vor-
ſtellen, das uns die Sonne, die nach dem
warmen Fruͤhlingsregen in den Tropfen wie-
derſpielt, verſchaffet. Sollten Mineralien
und Conchilien, wenn ſie bey kuͤnſtlichen Ber-
gen oder Anhoͤhen ſchichtweiſe oder einzeln
angebracht waͤren, ohne den guten Ge-
ſchmack durch Kuͤnſteleyen zu beleidigen, nicht
zu Verſchoͤnerungen unſrer Gaͤrten gebraucht
werden koͤnnen, da wir dergleichen Scenen in
der Natur und in der Landſchaft nicht ohne
Vergnuͤgen erblicken? Man geht zu weit, wenn
man alle Regelmaͤßigkeit aus den Gaͤrten ver-
draͤngt, und ſie ohne Unterſchied verwirft.
Eine Regelmaͤßigkeit, die nicht zur Einfoͤr-
migkeit wird, vergnuͤgt uns: einfoͤrmig und
ekelhaft aber wird ſie, wenn ſie zu aͤngſtlich
iſt, und wenn ſie weit wirkſamerer Endzwecke
und wahrer Schoͤnheiten uns beraubt: hierin-
nen liegt das Ermattende der ſo haͤufigen gruͤ-
nen Waͤnde.


Man verwirre nicht zu ſehr Garten und
Landſchaft. Der Grundſatz: Ein Garten muß
eine Landſchaft ſeyn, iſt nicht ganz richtig,
ſondern ein Garten iſt ein von einer Landſchaft
der Natur unterſchiednes Werk, das durch
die Kunſt geordnet und zuſammengeſetzt iſt,
und wozu man aus der ganzen gruͤnenden Na-
tur, und alſo auch aus der Landſchaft die ein-
zelnen
[144] zelnen Schoͤnheiten entlehnt, und zu einem ſchoͤ-
nen Ganzen verbindet. Man ſiehet hieraus, daß
die unregelmaͤßige Wildheit der Natur in einer
Landſchaft zum Garten nicht noͤthig iſt, ſon-
dern dieſes wuͤrde gegen das Weſen des Gar-
tens ſeyn, der ein ſchoͤnes Ganzes ſeyn ſoll.
Hieraus fließt, daß diejenigen ſehr irren, die Obſt-
und Fruchtbaͤume aus dem Garten verdraͤn-
gen. Sie empfehlen ſich durch Anmuth und
Nutzen; denn was iſt ſchoͤner, als der mit Bluͤ-
ten uͤberſchneyete und Balſam verhauchende
Obſtgarten im Fruͤhlinge, was anmuthiger
und nuͤtzlicher, als die im Sommer unter dem
Laube ſchwellende Kirſche, oder im Herbſt die
belaſteten Aeſte mit dem Gold der Birnen, oder
dem Incarnat der Aepfel? Und warum entfernt
die neuere Gartenkunſt die mannichfaltige
Schoͤnheit des Kuͤchengartens aus ihrem Ge-
biete? Sollte der Deutſche dieſes nicht als ein
Nationalkennzeichen in ſeine Gaͤrten aufneh-
men, da von ſeinen Graͤnzen aus ſich dieſe Art
von Fruchtbaue zu andern verbreitete, wie uns
die oͤkonomiſche Geſchichte der heutigen Nie-
derlande und Britanniens lehren wird?


So ſollte man auch in den Gaͤrten mehr
fuͤr verſchiedene Aufenthaltsorte nach den ver-
ſchiedenen Jahres- und Tageszeiten beſorgt
ſeyn. Oft wird es verſehen, daß man zu viel
Schatten anbringt, und vergißt, daß Deutſch-
land ſich dem Norden naͤhere, und daß man
bey italieniſchen und franzoͤſiſchen Gaͤrten, von
denen
[145] denen wir haͤufig die Regeln nahmen, an das
Clima denken muͤſſe, welche mehr Schatten
verlangen, als in unſern Deutſchen erlaubt
iſt. Bald vergißt man ganz, daß Deutſch-
land zu den noͤrdlichen Laͤndern gehoͤre, und
ſorgt fuͤr den Schatten zu wenig. Man ſorgt
gemeiniglich nicht genug fuͤr Gartenplaͤtze, die
auch im Winter gruͤnen. Da uns Nordame-
rika ſo reichlich mit dergleichen Baͤumen ver-
ſorgt, und das ganze Geſchlecht der Nadelhoͤl-
zer, nur eines oder das andere ausgenommen,
in der Natur uns dazu vor Augen ſtehet,
warum machen wir nicht mehr Gebrauch
davon?


Noch muß ich etwas fuͤr die geſchornen
Raſenplaͤtze erinnern. Die Englaͤnder ver-
ſchwenden ungeheure Muͤhe und zuweilen eben
ſo große Koſten in denſelben, und Herr von
Muͤnchhauſen wirft es ihnen in ſeinem Haus-
vater vor. Daß ſie dem Auge ſehr angenehm
ſind, zu laͤugnen, hieße aus Vorurtheil der Em-
pfindung widerſprechen; unſer Blick ſchlupft
lieber uͤber eine glatte und ebene Flaͤche, als
uͤber eine rauhe, hin. Allein es findet ſich auch
noch ein anderer Grund in der Natur, wo-
durch ſie uns gleichſam dieſe Raſen als eine
Schoͤnheit empfiehlt. Eine Wieſe oder Flur,
die ſich fuͤr uns unabſehbar verliert, gewaͤhrt
durch die glatte Oberflaͤche und Ebene, mit
der ſie ſich von der Ferne unſern Augen naͤhert,
viel mehr Anmuth, als in der Naͤhe, wo wir
II.Theil. Kdie
[146] die einzelnen Graͤſer bald hoch, bald niedrig und
ungleich ſehen. Der geſchorne Raſen gewaͤhrt
uns das in der Naͤhe, was uns die Wieſe durch
ihre Entfernung ſchenkt, zumal da wir in den
kleinern Gaͤrten dieſe Schoͤnheit der Natur im
Großen nicht nachahmen koͤnnen, wie etwa
in groͤßern Parks, wo ſich auch Wieſen anle-
gen laſſen, welche durch ihre unabſehbare Ent-
fernung, und die gleiche gruͤne Oberflaͤche ver-
gnuͤgen. Eben dieſes ließe ſich fuͤr den maͤßi-
gen Gebrauch der Hecken und gruͤnen Waͤnde,
und zum Theil auch verſchnittenen Baͤume ſagen.
Sie gewaͤhren uns das in der Naͤhe, was von
Ferne her uns am Horizonte der Wald wird.
Dieſer erſcheint uns als eine gruͤne in einer
glatten Ober- und Seitenflaͤche fortlaufende
Wand oder Begrenzung; und ſo ahmt der
kleinere Garten dieſer Schoͤnheit der Landſchaft
durch die Kunſt und durch das Schneiden der
Baͤume, Hecken und Waͤnde nach. Ich erin-
nere dieſes bloß von dem maͤßigen Gebrauch,
und rede dadurch dem Misbrauche nicht das
Wort, ſpreche nicht dem Baume in ſeiner na-
tuͤrlichen Geſtalt ſeine Schoͤnheit ab, in der
er ſich wild erhebt, ſondern ich rede nur von
dem Falle, wenn auf kleinern Plaͤtzen jene
Schoͤnheiten großer Landſchaften nachgeahmt
werden ſollen, daher auch dergleichen Kunſt-
ſtuͤcke ſich mehr in kleinere, als in groͤßere
Gaͤrten ſchicken; und in den letztern wenig-
ſtens nicht leicht anders, als einzelne klei-
nere
[147] nere Parthien erſcheinen duͤrfen. Daher kein
großer Garten ganz in dieſem Geſchmacke an-
gelegt werden darf, weil man da wegen der
Groͤße des Platzes die Natur in ihren Schoͤn-
heiten im Großen nachahmen kann, ohne daß
der kleinere Platz gewiſſe Kunſtſtuͤcke zu Huͤlfe
zu rufen noͤthig hat, um jene Schoͤnheiten doch
einigermaßen nachzuahmen und anzubringen.


Geſchichte
[148]

Geſchichte
der Weinkultur

vom

ſechzehnten Jahrhunderte bis auf unſere Zeiten.


Der Urſprung des deutſchen Weinbaues
faͤllt in die aͤltere und mittlere Geſchich-
te, in die Zeiten des Probus, und des fuͤnf-
ten und zwoͤlften Jahrhundertes; hier ſchraͤn-
ke ich mich nur auf die neuern Zeiten, vor-
nehmlich ſeit dem ſechzehnten Jahrhunderte,
ein, weil der deutſche Weinbau um dieſe
Zeiten ſich in einigen und andern Weingegen-
den vorzuͤglich ausbreitete, ob ihn gleich noch
damals haͤufig das Clima ſehr verfolgte. Der
deutſche Weinbau iſt vorzuͤglich die Beſchaͤfti-
gung der Gegenden am Rhein, Necker, in
Franken, und in Meißen und Thuͤringen a),
in Boͤheim b), Maͤhren, Oeſterreich c). Von
dem Weinbau im Wuͤrtenbergiſchen, wie er im
15ten
[149] 15ten und 16ten Jahrhunderte geweſen, kann
uns eine Weinberechnung, ſo wie uͤberhaupt
die vorzuͤglichen Nachrichten, in dem ſchwaͤbi-
ſchen Magazin einige Begriffe geben. Man
ließ ſchon damals ihn nicht wild auf die Erde
hinwachſen, noch an Baͤumen auflaufen, wie
die Alten haͤufig thaten, und es noch in eini-
gen aſiatiſchen Gegenden geſchiehet, ſondern
man baute ihn an Pfaͤhlen; man hackete,
um dadurch die Erde immer locker zu erhal-
ten, und kannte alſo ſchon damals die Vor-
theile des fleißigen Behackens; man ſchnitt
und felgete.


Der Tagelohn fuͤr die Weingaͤrtner war
damals folgender: von Petri bis Galli wur-
de fuͤr jeden Tag zu ſchneiden gegeben 12
Pfennige, zu hacken 16 Pfennige, zu pfaͤh-
len 16 Pfennige, zu binden 12 Pfennige,
zu brechen 12 Pfennige, zu felgen, und was
man mit der Haue ſchafft, 16 Pfennige, zu
heften 12 Pfennige, und mit allem Hand-
werk 12 Pfennige, nach Galli bis St. Petri
taͤglich 12 Pfennige, man ſchaffe mit der
Haue oder ſonſten, was man wolle. Ueber-
haupt muß in dem 15ten und 16ten Jahr-
hunderte in dieſen Gegenden der Weinbau ein-
traͤglich geworden ſeyn, weil wir finden, daß
um dieſe Zeit viele Getreideaͤcker in Weinland
verwandelt worden; und weil die meiſten Ab-
gaben in den aͤltern Zeiten an Fruͤchten gelie-
fert wurden, ſo blieben die Lieferungen von
K 3Fruͤch-
[150] Fruͤchten, und vornehmlich von Getreide, im-
mer noch auch nach der Verwandlung derſel-
ben im Weinlande. Daher von vielen Wein-
gaͤrten, die vorher Getreideland waren, der
Hafer- und Fruchtguͤlden gewoͤhnlich war, und
noch iſt. Eben ſo wurden viele Bruͤche und
unbebaute Gegenden zu Weingaͤrten angelegt,
welche daher den Namen Neubruch, auch
Reuttig, welches wahrſcheinlich von Reuten
oder rotten herkommt, fuͤhrten. Es finden
ſich auch in einigen Forſtordnungen Spuren
von der damaligen Zunahme des Weinbaues.
So wird in der hohenlohiſchen Forſt- und Holz-
ordnung d) vom J. 1579 von Weinhuͤtern ge-
redet, welches ein Beweis von dem Alterthum
des Weinbaues in Franken iſt. Eben ſo in
einer Wuͤrtenbergiſchen, welche franzoͤſiſch ab-
gefaßt iſt e). Aus der Menge der Weingaͤrten,
die ſich z. E. ſchon Ausgangs des 15ten und
im 16ten Jahrhunderte im Wuͤrtenbergiſchen
finden, kann man leicht auf die Weinkultur
uͤberhaupt ſchließen. So werden in den Stut-
garter oͤffentlichen Buͤchern und Urkunden als
Wein-
[151] Weinberge genannt: Atzenberg 1451. Al-
tenberg 1472. Haldhaſenbronn 1488.
Scheyhelberg 1472. Schwerenberg in eben
dem Jahre, Sonnenberg 1488 und 1472.
Trautberg 1472. Vorderberg, daraus hat
1442 das Kloſter Borch 20 Morgen; Vim-
berg 1488. Afterhalden ob dem Wege und
im Velman 1451. Afterhalden im Schilf
1472. in eben dem Jahre Kirchherr, Bad-
horn und Seidenberg; Bleißklingen
1451. Bragkh Bimden 1491. Kraftsbuͤ-
chel 1488. Eckhſtaig 1472. Non oder
Lonfalkhard 1451. Felbhemern 1472.
Fangelſpach 1451. Sattelklingen Feyera-
bend 1451. Ferherberg 1472. Furt 1472.
ingleichen Vorſt Hauſteig in Schleyenhauſen,
ingleichen Weingarten zu Immenhorn 1472.
Keißhemm 1451 und 1459. Thuͤrlin 1491.


In dem 16ten Jahrhunderke kommen au-
ßer dieſen erwaͤhnten vor, Muͤhlberg 1508,
welches 1549 ſchon 11 Morgen hatte. Ih-
lenberg 1542 von 12 Morgen. Sonnen-
berg 1527. Winterhalten 1510 und 1530.
Burkhenwald 1596. Leimgruben 1517.
Rappentanz 1503. Wintehalten 1503.
Schoner 1510. Sieh dich fuͤr 1563. Von
dem Weinbau in dem Hohenlohiſchen zeigt
die Stelle in der oben angefuͤhrten hohenlohi-
ſchen Forſtordnung. In den fraͤnkiſchen Ge-
genden war er auch damals ſchon anſehnlich.
K 4In
[152] In den ſaͤchſiſchen, und vornehmlich den meiß-
niſchen und naumburgiſchen Gegenden, legten
theils Biſchoͤfe, theils Kloſtervoigte, theils
auch weltliche Herren dergleichen an, und der
Weinbau in den meißniſchen und thuͤringi-
ſchen Gegenden bluͤhet ſchon ſeit 5 bis 6 Jahr-
hunderten. Im 15, 16 und 17ten Jahr-
hundert aber gediehe er zu einer ausgebreite-
tern Vollkommenheit, und weiterem Umfan-
ge. So wurden im 16ten und 17ten Jahr-
hunderte ganze Gegenden, z. B. die Rauſchel-
oder Gorenberge im Amte Schweinitz, von
lauter Rheiniſchen, die Coſſabauder Berge
aber an der Elbe zwiſchen Meißen und Dres-
den von lauter Wuͤrtenbergiſchen Rebſtoͤcken
angelegt, auch jede Sorte nach ihrer Landes-
art fortgebaut, und zu dieſem Behuf gelernte
Rebleute oder Winzer aus dieſen Gegenden
nach Sachſen gezogen. Um den Meißniſchen
machte ſich beſonders in den alten Zeiten Bi-
ſchof Conrad, ein geborner Franke, verdient;
nach ihm aber das Geſchlecht derer von Mil-
titz, die dieſe Wuͤrde auch fuͤhrten. Seit dem
Jahre 1373 ſind die meiſten Weine im Ober-
theil des Landes Meißen gepflanzet worden.
In dieſem Jahre wurde ein Graf von Kirch-
berg Biſchof zu Meißen, welcher die Wein-
berge zu Cotzenbrode und Mogeln angelegt,
ferner zu Oberwarte, Goßlitz, Liebethal und
Nuſſen e). Churfuͤrſt Auguſt, deſſen Kennt-
niſſe
[153] niſſe in der Oekonomie uͤberhaupt ſo groß wa-
ren, zeigte ſich auch hier als einen großen
Wirth. Er ſuchte vornehmlich den Weinbau
in Sachſen durch Abſatz des einheimiſchen
Weines, und durch Abhaltung des auswaͤrti-
gen zu befoͤrdern. Man zaͤhlte zu ſeiner Zeit,
ohne die kleinen Hauskellereyen, bey den
Schloͤſſern Annaburg und Lichtenburg, zu
Merſeburg und zu Zeitz, drey Hauptkellereyen,
zu Leipzig, Torgau und Dresden.


Zur Anfuͤllung der Schloß- und Zeug-
hauskellerey zu Dresden, welche beyde in der
Tiefe und in dem Umfange wenig ihres glei-
chen haben, wurden anfangs alle gute Moſte
und gute junge Weine aus den Wittenberger,
Boͤlziger, Torgauer, Schweinitzer oder Goren-
berger, Liebenwerder, Muͤhlberger, Meißner
und Dresdner Weinbergen, zu Waſſer und zu
Lande angefahren. Die torgauer Kellerey war
das Niederlager dazu; zur leipziger Kellerey
aber wurden die Moſte und jungen Weine
aus dem Eckartsberger-, Weiſſenſeer-, Pfoͤrt-
ner-, Kloſter St. Georgen-, Sachſenbur-
ger-, Zeitzer-, Freyburger-, Weiſſenfelſer-,
Merſeburger-, Skeuditzer und Grimaiſchen
Weinbergen geliefert. Jeder Kellerey hatte
dieſer große Churfuͤrſt gewiſſe Waldungen an-
gewieſen, woraus das Faß- und Stoffholz,
Reifſtaͤbe, ſowohl als den Eiſenhammer,
woraus das Eiſen zum Kufenreifen genom-
men werden ſollte. So wurde zu der leipziger
K 5Kel-
[154] Kellerey das Holz aus den zwenkaer und grim-
mer Waldungen, das zur Dresdner aus
der pirnaer Waldung, das fuͤr dieſe Kellerey
aber an Eichenholze, gleichwie das zur torgauer
Kellerey aus den Chommeriſchen und Annabur-
ger Heyden, die Reifſtaͤbe aber vor die tor-
gauer und leipziger Kellerey aus der Mutſch-
ner, und die vor die dresdner Kellereyen, aus
der Altenberger Waldung genommen. Das
Stabeiſen aber zu den Faß- und Kufenreifen
mußte aus den damaligen bekannten pirnai-
ſchen Eiſenhaͤmmern, welche wegen ihres zaͤ-
hen Eiſens beruͤhmt waren, geliefert werden.
Die leipziger Kellerey gieng bis 1579 der tor-
gauer noch weit vor, und aus dieſer wurden
viele churfuͤrſtliche Weine in die thuͤringiſchen
Staͤdte, ins Erzgebirge, ins Voigtland und
nach Leipzig, ſo wie aus der torgauer und
dresdner, an die Stadtraͤthe im meißniſchen
und gebirgiſchen Kreiſe, nach Hamburg und
ins Brandenburgiſche verkauft. Nachdem
aber um dieſe Zeit ganze Laͤger von Rhein- und
Frankenweinen zu Leipzig angelegt wurden, und
dieſe auch nicht hoch im Preiſe waren, ſo fiel
der Vertrieb der churfuͤrſtlichen Kellereyen.
Dahero mit 1580 ein Erinnerungsgenerale
an alle Raͤthe in Staͤdten ergieng, die Weine
zum Schank bey ihren Stadtkellern aus den
churfuͤrſtlichen Kellereyen zu nehmen, und ſich
dieſerhalb bey dem churfuͤrſtlichen Hausmar-
ſchall zu melden. Im J. 1563 war ſchon
ein
[155] ein Generale ergangen, vermoͤge deſſen die
Raͤthe in Staͤdten nicht allein einen billigen
Einkauf genoſſen, ſondern auch von der Trank-
ſteuer davon frey waren, obgleich ſolche ſchon
in dem Weinkaufe mit lag.


Schon ſeit 1579 hatte man die Leipziger
auf der Pleiſſenburg liegenden Weinvorraͤthe
nach der Torgauer faſt 3 Etagen tiefen Kelle-
rey geſchafft, und 1581 erhielt der Kellermei-
ſter zu Leipzig Befehl, den Reſt dieſer Vorraͤ-
the bis auf den guten Jahrwuchs von 1581
zu verkaufen. Wegen der ſchweren Wein-
bergskoſten und der Entlegenheit von der El-
be, und weil die Rhein- und Frankenweine
den Landwein aus den dortigen Gegenden zu
verdraͤngen anfiengen, kam ſchon 1580 in
Vorſchlag, die churfuͤrſtlichen thuͤringiſchen
Weinberge zu veraͤußern, da ſie ſchon 1563
geſchaͤtzt worden waren. Allein man that ſie
nachher einzeln aus, theils gegen die Haͤlfte,
theils gegen ein Drittheil des Zuwachſes fuͤr
die churfuͤrſtliche Kellerey. Dieſer Anſchlag
der beyden damaligen Rentmeiſter Lauterbach
und Michaelis war um deſto vortheilhaf-
ter, da dieſe Weinberge zu weit von den Haupt-
kellereyen an der Elbe entfernt, theils nicht in
der beſten Pflege lagen, ſelten viel taugten und
doch viel Unkoſten erforderten.


Der in Gohrenbergen, zwiſchen Schwei-
nitz und Jeſſen, eroauete Wein iſt lauter rhei-
niſches
[156] niſches Gehege, und wird neben dem in der
Hof Loͤßnitz fuͤr den vorzuͤglichſten an Guͤte,
Dauer und Geſchmack unter den churfuͤrſt-
lichen Bergen gehalten; nach ihnen folgen die
Coſſabauder, Siptitzer, Zadler und Belgeri-
ſchen Berge, und endlich die Wittenberger und
Senftenberger. Der Berg Roͤglitz bey Mer-
ſeburg, deſſen Anlage in das 16te Jahrhun-
dert faͤllt, iſt wegen ſeiner mediciniſchen Wir-
kung bekannt. Er ſoll haͤufig mit ungariſchen
Fruͤchten beflanzt ſeyn, und iſt zuweilen ſehr
ergiebig. Sein Inhalt iſt 23 und ein halber
Acker, welche in den ſchlechteſten Jahren we-
nigſtens 100 Eymer Moſt geben, in guten
hingegen 300, in dem Jahre 1775 gar 500
gaben.


Die ſaͤchſiſchen Weine wurden im 16ten
Jahrhunderte haͤufig nach Magdeburg und
Hamburg verfuͤhrt, und an dem letztern Orte
durch die Kunſt haͤufig in auslaͤndiſche ſuͤße
verwandelt. Chriſtian 1. machte ſich ſonder-
lich durch ſeine Weinbergsordnung vom J.
1588 um den ſaͤchſiſchen Weinbau verdient.
Er ſucht darinnen allen Unordnungen in den
Weinbergen zu ſteuern, und giebt den Amtleu-
ten, Paͤchtern, Voigten, die gemeſſenſten
Vorſchriften. Er benennt die Arbeiten in
den Weinbergen genau, und ſetzt ſie auf 24,
und man ſiehet daraus das damalige Syſtem
des Weinbaues. Als Arbeiten werden folgen-
de angegeben: Aufziehen, Raͤumen, Schnei-
den,
[157] den, Rebenleſen, Pfaͤhle ſchaͤrfen, Pfaͤhle
ſtecken, Boͤgen, Saͤnken, Krauten zum er-
ſtenmal, die erſte Hacke, Brechen, die erſte
Hefte, Krauten zum andernmal, die andere Ha-
cke, die andere Hefte, die dritte Kraute, die
Beerhacke, das Verhauen, Beerhuͤtte, die
Weinleſe, Pfahlziehen, Duͤngen, Decken,
Steine ableſen, doch nicht alle Jahre. Er
ward darinnen gleichſam ein Lehrer des Wein-
baues, gab aber auch zugleich ein Beyſpiel,
daß es zur Vorſorge der Polizey gehoͤre,
auch fuͤr dieſes Nahrungsſchaͤfte wenigſtens
in ſo fern zu ſorgen, in ſo fern ſie das Ge-
traͤnke der Unterthanen nicht außer Acht laſſen,
noch der Verſchwendung mit auswaͤrtigen
Dingen nachſehen darf.


Das Syſtem des Weinbaues hatte da-
mals noch nicht die Vollkommenheit, welche
es in unſern Zeiten, vornehmlich durch das Le-
ſen und Nachforſchen in den alten roͤmiſchen
Lehrern der Oekonomie, wie auch durch die
ausgebreitetern Kenntniſſe in der Oekonomie,
Naturlehre und Naturgeſchichte, erlangt hat.
Zwar hatten ſich viele gute Grundſaͤtze der Roͤ-
mer, die die Lehrer der Deutſchen im Wein-
baue gleich anfangs geweſen waren, an eini-
gen Orten und Gegenden des Rheins erhalten,
allein dieſe waren nicht zureichend, um das
Syſtem des Weinbaues fuͤr vollkommen zu
halten. Der Aberglaube hatte noch zu viel
Macht uͤber den Weingarten, und Vorurthei-
le
[158] le hinderten noch zu ſehr die weitern Fortſchrit-
te. In der Art den Weinſtock fortzupflan-
zen, kannte man meiſt nur das Saͤnken, da
man die Reben des alten Stockes in die Erde
bringt, und bis ſie ſich bewurzelt, an dem al-
ten Stocke laͤßt; oder auch die ſchon abgeloͤs-
te Rebe in die Erde ſetzt. Sie kannten die
verſchiedenen Arten zu pfropfen nicht, nicht
die Erfindungen eines Knechts und Gauppens,
Weinberge mit Wuͤrzlingen und Schnittlin-
gen anzulegen; wie ſie uͤberhaupt vieler Vor-
theile entbehrten, die die neuern Zeiten
haben.


Uebrigens ſcheint es, daß man im ſech-
zehenten Jahrhunderte noch viel mit dem Cli-
ma zu kaͤmpfen hatte; wenigſtens erhellet die-
ſes aus den Ertragsberechnungen der Wein-
berge bey Stutgart, welche ſich in dem ſchwaͤ-
biſchen Magazin befinden, da in den mei-
ſten Jahren ſehr viel, zuweilen alles erfror,
oder doch von Reifen litte; beſonders ſchade-
te die damalige Gewohnheit, die Stoͤcke haͤu-
fig unbezogen zu laſſen, daher faſt meiſtens
dieſe ganz erfroren, oder doch ſehr viel litten;
eben ſo erfror auch das niedere Feld haͤufiger,
als das hohe. Nur die Jahre 1519, 1540,
1543, 1551, 1583 und 1599 gaben vor-
zuͤglich gute Weine; bloß reiche Herbſte waren
in den Jahren 1503, 1504, 1521, 1528,
1531, 1538, 1539, 1552, 1584, 1598.
Gute Weine, aber doch nicht reichlich, gaben
die
[159] die Jahre 1516, 1525, 1535, 1536, 1566,
1571, 1580, 1590 und 1596, die uͤbrigen
Jahre waren fuͤr den Weinbau ungluͤcklich.


In dem Brandenburgiſchen finden ſich im
ſechzehnten Jahrhunderte viele Spuren von
einem anſehnlichen Weinbau, und die vorzuͤ-
glichſten Nachrichten giebt die Weinmeiſter-
ordnung des Markgrafen und Churfuͤrſten Jo-
hann Georgens, welche er von ſeinem Hofla-
ger aus zu Coͤlln an der Spre, am Tage Mi-
chaelis, im J. 1578 ergehen ließ f). Er klagt
darinnen zufoͤrderſt uͤber die Nachlaͤßigkeit in
der Cultur ſeiner Weinberge, ſetzt feſt, daß
die Weinmeiſter allezeit zu Michaelis nach der
Weinleſe angenommen werden, und daß ſie
die Pfaͤhle ſorgfaͤltig ausziehen ſollten, und
verordnet, daß vor Winters, wo moͤglich, ge-
ſenket werde, oder im Entſtehungsfall im
folgenden Fruͤhlinge im May, daß ſie die
Senkgruben fuͤnfviertel Ellen tief, und jeden
Stock drey Schuh weit von einander legen,
wo ſie auf den Columella im dritten Cap. des
fuͤnften Buchs verwieſen werden, woraus
man erſiehet, daß man ſchon damals die Al-
ten ſich als Lehrer im Weinbaue, wie ſie es
auch verdienen, vorgeſtellet. Die Duͤngung
der Senkgruben ſoll vor Winters geſchehen,
ſo viel moͤglich iſt, und die Amtleute werden
ange-
[160] angehalten, die Duͤngung zu liefern. Der
Weinſchnitt wird ihnen genau vorgeſchrieben:
ſie ſollen kurz nach Lichtmeß anfangen, und
wenn der Stock in gutem Acker ſtehet und
ſtark iſt, zwey Bogen, drey oder vier Kno-
ten, iſt er aber nicht ſtark und im ſandigen
Acker, einen Bogen, zwey oder drey Knoten
ausſchneiden. Aus dem ſechſten Artikel erſie-
het man, daß man vornehmlich groß-Fraͤnki-
ſchen, Traminer, Elbinger Klebroth gebauet,
welche, wie es daſelbſt heißt, dieſer Ort Lan-
des am beſten reif werden; ſie werden ange-
wieſen, immer dergleichen Fexer von den be-
ſten Stoͤcken in Vorrath zu haben, und ohne
Vorwiſſen des Amtmanns nicht dergleichen
an Jemand abzulaſſen. Um Faſtnachten muß-
ten ſie die Berge von den Waſſerwurzeln raͤu-
men, und den Miſt um die Stoͤcke luͤften,
darnach die Pfaͤhle ſtecken, anbinden, die er-
ſte Hacke geben, und nach Pfingſten die erſte
Hefte; ſodann ausbrechen, zum zweytenmal
hacken, nochmals ausbrechen, die dritte Ha-
cke geben; ſo werden auch die uͤbrigen Geſchaͤf-
te ſorgfaͤltig angegeben, und dabey immer mit
auf den Columella und Palladius verwieſen.
Coler erwaͤhnt noch vieler andern Weinarten
der damaligen Zeiten: ſo nennt er den Croß-
ner und Gubenſchen Wein, den Fuͤrſtenber-
giſchen, welchen die Kaiſer ſelbſt in Diplo-
men geruͤhmt, Brandenburgiſchen, ſonder-
lich zu Wuſterhauſen auf den Guͤtern des Hrn.
von
[161] von Schenk und Biberſtein g) den Bareuthi-
ſchen, der oft dem Rheinwein gleich geſchaͤtzt
wurde; unter den Rheinweinen ruͤhmt er vor-
nehmlich den Bacharacher und Coͤlniſchen. Er
nennt ferner als Weine, die in Brandenburgi-
ſchen gebauet worden, Wiener, den er als einen
ſehr guten Wein ruͤhmt, welcher alle andere Ar-
ken lieblich mache; den Traminer (vitis Ami-
naea),
den man in der Mark hoch hielt, der aber
wegen der Suͤßigkeit nicht lange dauerte;
Muſkateller (vitis Appiana). Veltliner (vi-
tis Rhertica)
Gaͤnßfus; Klebroth, Kurzroth,
Blanker, Heuniſcher oder Hunniſcher aus
Ungarn, Hartroth, Elbinger (vitis Albo-
lia),
Groß- und Kleinfraͤnkiſcher. Man
pflanzte den Weinſtock fort durch Senker und
Fexer, oft legte man beyde zu gleich an; man
ſenkte theils im Fruͤhjahr, theils im Herbſt.
Viele zogen das letztere dem erſtern vor, weil
er den Winter uͤber ſich beſſer bewurzeln, und
mehr Feuchtigkeiten des Winters genießen
kann. Man deckte theils die Stoͤcke im Win-
ter, indem man ſie unter die Erde grub,
theils ließ man ſie frey ſtehen, und glaubte ſie
durch das Decken zu verwoͤhnen. Man war
im Schnitte ſehr behutſam, ſahe ſonderlich
auf die Augen, aber auch, daß er nicht durch
zu
II.Theil. L
[162] zu viel ſtehen gebliebene ſich uͤbertrage; man
ſchnitt zuerſt auf den Hoͤhen, ſodann auf
den niedrigen Orten. Man hackte ihn dreymal,
heftete und brach ihn verſchiedenemal aus.
Auch das Pfropfen des Weinſtocks ſcheint
man ſchon damals aus den Alten zu kennen.
Das Pfropfen geſchahe kurz vor oder nach
Oſtern; man verbeſſerte dadurch die ſchlechten
Stoͤcke, und ſchnitt dieſe vorher beym Schnei-
den des Berges nicht. Sie kannten verſchie-
dene Mittel den Moſt zu erhalten. So iſt
auch Coler in ſeinem Hausbuche ſehr reich an
Weinkuͤnſten, und kuͤnſtlichen Weinen; dahin
gehoͤrt der Alantwein, Salbeywein, Beyfuß-
Kirſch- Schleen- Borragen- Iſoppen- Ju-
denkirſchenwein. Was die Weinkuͤnſte be-
trifft, ſo wußte man ſchon die meiſten aus
den Alten: z. B. die Weintrauben lange friſch
aufzubehalten, nahm man friſchen Leim,
darinnen kein Sand war, ruͤhrte ihn in rei-
nes Waſſer, tauchte die Trauben hinein, ſobald
ſie vom Stocke geſchnitten waren, trocknete
ſie auf Bretern an der Sonne, legte ſie ſo-
dann in ein Faß aus einander, machte es
feſt zu, und ſetzte ſie in den Keller h). Sie
ſchnitten die Reben mit den Trauben ab, und
beſtrichen die Enden mit Wachs, damit ſie
den Saft behielten, und hiengen ſie in Kam-
mern ohnweit der Stube; ſo kannten ſie
auch
[163] auch aus dem Palladius noch andere Wein-
kuͤnſte.


In dem Rheingaue i) faͤllt in dieſe Zei-
ten die Einfuͤhrung der Kleinberger Trauben:
man fuͤhrte ſie vornehmlich deswegen ein, da-
mit man den hitzigen Kieß und Leimboden nu-
tzen konnte, wo die Rißlinge nicht gut fort-
zubringen waren. Die Rißlinge alſo, mit
Kleinberger Trauben vermiſcht, waren ſchon
damals in dem Rheingau die allgemeinen
Trauben, wie ſie heut zu tage noch ſind.


Um Augsburg herum pflanzten die Fug-
ger im 16ten Jahrhundert viele Weine an.
Aber auch ſchon in den damaligen Zeiten fin-
den ſich haͤufige Spuren von Weinverfaͤl-
ſchung, daß ſchon 1497 ſich Kaiſerliche Ver-
ordnungen und Reichsabſchiede finden, die
die ſchaͤrfſte Strafe auf Weinverfaͤlſchungen
ſetzen, und die Zufaͤlle, die von dergleichen
Verfaͤlſchungen ſchon damals entſtanden und
bemerkt werden, und welche denen, ſo von
mit Bley verfaͤlſchten Weinen entſtehen, ſind
die deutlichſten Beweiſe, daß man ſchon da-
mals dieſe ſchaͤdliche Kunſt verſtanden.


Was die Schriftſteller uͤber den Weinbau
in dieſem Jahrhunderte betrifft, ſo finden
ſich zwar nicht ſo haͤufig ſolche, die ihn beſon-
ders behandelt haͤtten, allein faſt alle oben an-
L 2gefuͤhr-
[164] gefuͤhrten Schriftſteller uͤber die Oekonomie
uͤberhaupt gehoͤren auch hierher; einige unter
ihnen behandeln ihn ausfuͤhrlicher. Moller
in ſeinem Sommerfeldbau handelt von den
Arten Wein zu zeugen und fortzulegen; die Gar-
ten- und Pflanzbuͤcher aus dieſem Jahrhundert
haben auch den Weinbau nicht vergeſſen.
Coler behandelt ihn in ſeinen Schriften aus-
fuͤhrlich. Sein k)Calendarium perpetuum
iſt auch fuͤr Weinherren eingerichtet. Die
Oeconomia ruralis et domeſtica behandelt
auch den Weinbau. Raſch ſchrieb ſein Wein-
buch von Bau und Pflegung des Weins, wel-
ches 1581 zu Muͤnchen erſchien, und 1585
kam der Bericht vom Weinbau heraus. Wi-
li Gratarolus gab ſein Werk uͤber den
Wein und alle Getraͤnke zu Strasburg 1565
heraus l).


Im ſiebenzehnten Jahrhunderte.


Im 17ten Jahrhunderte findet ſich keine
Hauptveraͤnderung in den Schickfalen des
Weinbaues. Er erweiterte ſich in den Landen,
wo er ſchon betrieben und eingefuͤhrt war.
In dem Wuͤrtenbergiſchen breitete er ſich vor-
zuͤg-
[165] zuͤglich aus, daß der Herzog Johann Friedrich
in der Forſtordnung v. Jahr 1614 einige Ver-
ordnungen machte, daß nicht durch den Ver-
brauch zu Pfaͤhlen und Gefaͤßen fuͤr den Wein
die Waͤlder verwuͤſtet wuͤrden; dieweil, ſagt
er, der Weinwachs allenthalben zunimmt, und
die Waͤlder mit Taubenholz verwuͤſtet werden,
ſo ſollen die Eichen geſchont und nicht zu Tau-
ben gebraucht werden. Man ſuchte ſonder-
lich fremde Weine nach Deutſchland zu ver-
pflanzen; ſo wurde der ſo genannte Rulander,
(der ſchiele Auvernas Gris commun, vinum
bonum,
Villiboner Stock) aus Champagne
nach Speyer verpflanzet. Es hielt ſich damals
das Cammergericht daſelbſt auf, und einer
der Beyſitzer pflanzte dergleichen Stoͤcke in ſei-
nem Garten, welchen bey der Franzoͤſiſchen
Verwuͤſtung von Speyer ein Kaufmann
Rulaͤnder kaufte, und auf der Brandſtaͤtte
dieſen Stock unbeſchaͤdigt fand, und ihn pflanz-
te. Von dieſem Stocke ſtammen alle Rulaͤn-
der am Rhein und im Wuͤrtenbergiſchen ab.
Der Wuͤrtembergiſche Weinbau ſtieg in dem
17ten Jahrhunderte vorzuͤglich durch den
Weinhandel nach Bayern, wohin der Necker-
wein haͤufig verfuͤhrt wurde, wofuͤr man
vermoͤge der Vertraͤge zwiſchen beyden Hoͤfen
Salz eintauſchte; dieſer Handel bluͤhete bis
zu Anfange des 18ten Jahrhunderts. Nach-
dem aber Bayern eine Zeitlang in Oeſterreichi-
ſche Haͤnde fiel, machte man von Seiten der
L 3letztern
[166] letztern die Einrichtungen alſo, daß Bayern
aus den Oeſterreichiſchen Landen, aus Tirol
und Franken damit verſorgt wurde. Die
Einfuhre des Fraͤnkiſchen Weines nach Bay-
ern befoͤrderte inſonderheit der Kaiſerliche
Verweſer Graf von Loͤwenſtein, weil ſeinen
in Franken gelegenen Guͤtern hierdurch viele
Vortheile zuwuchſen. Bey Wiedereinſetzung
des Churfuͤrſten von Bayern erneuerte man
den alten Handel nicht durch Vertraͤge m).
In dieſem oder zu Ausgang des 16ten Jahrhun-
derts wurde der ſo genannte Kapwein, welcher
in der Gegend des Cap de bonne Eſperance
waͤchſet, von dem Rhein aus dahin verpflan-
zet, wie der Verfaſſer der Abhandlung vom
gruͤndlich beſſern und eintraͤglichen Weinberg-
baue bemerkt hat. In dem Saͤchſiſchen ſetzte
man die Anlegung der Weinberge im Amte
Schweinitz mit Rheiniſchen, und auf den Coſ-
ſabauder Bergen zwiſchen Meißen und Dres-
den mit Wuͤrtenbergiſchen fort. In der Ge-
gend von Augsburg machte ſonderlich Leon-
hard Weiß einen Verſuch, den im Zwinger beym
Oblaterthor durch die Fugger gepflanzten Wein
zu preſſen, und legte deshalb eine eigene Kel-
ter an, woraus man ſiehet, daß der Verſuch
ins Große gegangen. Ein Gleiches that in der
Folge der Kunſtverleger, Chriſtian Leopold.
Man bauete in dieſem Jahrhunderte in
dem
[167] dem Rheingau vornehmlich den kleinen Rieß-
linger und Kleinberger, welcher zu Ende des
16ten daſelbſt eingefuͤhrt wurde. Am beruͤhm-
teſten waren die Bacharacher Weine, da die
Berge daſelbſt noch nicht mit ſo vielen ſchlech-
tern Arten beſetzt warn, als es in der Folge
geſchahe. Auch finden ſich in dieſem Jahrhun-
dert einige Spuren von der Vorſorge der Po-
lizey fuͤr den Wein. So finden wir des Chur-
fuͤrſt Sigismund zu Brandenburg verneuerte
und beſtaͤtigte Weinmeiſter-Ordnung, v. J.
1604 und 1607.


In dem Heſſiſchen ſuchte ſonderlich Land-
graf Ludwig 1665 den Weinbau zu befoͤrdern.
Er ließ deshalb eine Verordnung ergehen, die
den Anbau der Wein- und Obſtgaͤrten betraf.
Es wird darinnen ſonderlich die Wiederaufbau-
ung der verwuͤſteten Steinberge und Anle-
gung neuer, wie auch ein Verzeichniß derſel-
ben einzuliefern, anbefohlen, ingleichen, daß je-
der angebe, was er zu roden und anzulegen fuͤr
Mittel und Gelegenheit hat; die Beamten
mußten anbefehlen, was jeder anbauen ſollte,
ſie mußten ſelbſt die Orte und Gelegenheit be-
ſehen. Es erhellet uͤbrigens aus dieſer Ver-
ordnung, daß ſchon in aͤltern Zeiten der Wein-
bau im Heſſiſchen gebluͤhet, weil darinnen im-
mer von zerſtoͤrten und wieder aufzubauenden
Weingaͤrten und Bergen die Rede iſt. Die
Verordnung heiſt alſo.


L 4Nach-
[168]

Nachdem von Gottes Gnaden Wir Lu-
dewig, Landgraf zu Heſſen, kurz nach unſerer
angetretenen Fuͤrſtlichen Regierung, weniger
nicht, als vorhero vor unſerm in Gott ru-
henden Hochſeeligen Herrn Vater beſchehen,
wegen der Wiederanbauung der Weingaͤrten
und Pflanzung fruchtbarer Obſtbaͤume gewiſ-
ſe Verordnung gethan nachgehends aber be-
funden, daß derſelben nicht allerdings in allen
und dergeſtalt, wie es billig haͤtte ſeyn ſollen
nachgeſetzt worden, und uns dann gleichwohl
aus Landes-Fuͤrſtlicher treuer Wohlmeynung
und Sorgfalt fuͤr unſer Fuͤrſtenthum und Lan-
de, und derſelben Einwohner, Unterthanen
und Angehoͤrige, und fuͤr das gemeine Beſte,
nochmals nicht wenig anlieget, daß der vorge-
ſteckte gemeinnuͤtzige Zweck erreicht werde: So
wiederholen wir vorbeſagte Unſers Hochſeeli-
ligen Herrn Vaters, und Unſere derenthalben
gethane Verordnung hiermit in gnaͤdigſtem
Ernſt, und befehlen allen Unſers Fuͤrſten-
thums und darzu gehoͤrigen Graf- und Herr-
ſchaften und Lande Eingeſeſſenen und Einwoh-
nern, und wollen, daß naͤmlich 1) In jed-
weder Stadt, Flecken und Dorfſchaften, wo
entweder vor Alters, oder vor denen verfloſſe-
nen Kriegszeiten Weinberge oder Weingaͤrten
geweſen ſeynd, Unſere Ober- und Unterbe-
amten alle Unſere Unterthanen auf einen
gewiſſen Tag unverlaͤngt zuſammen fordern,
die-
[169] dieſes unſer Patent Ihnen oͤffentlich vorleſen,
und den Inhalt ſchaͤrfen, von Ihnen richti-
ge Specificationes und Verzeichniſſe, was
ein jeder nach dem Friedensſchluß vor wuͤſtge-
legene Weinberge gerodet und wieder angebau-
et habe, ſich zuſtellen laſſen, und Uns dieſel-
be einſchicken ſollen. 2) Ingleichen ſollen auf
ſolche Zeit, Unſere Beamten, mit Zuthun
der Aelteſten jedes Orts, recognoſciren und er-
kennen, was ein jeder ferner dieſen Fruͤhling
noch an Weinbergen zu roden und zu bauen,
vor Mittel und Gelegenheit habe. 3) Und
dann ſollen ſie einem jeden, was er ihres Da-
fuͤrhaltens, dieſen Fruͤhling noch, und dann
kuͤnftig ferner nach und nach roden und an-
bauen kann, eigentlich determiniren, bena-
men und anweiſen, ſo dann demſelben die
Rodung und Anbauung bey einer gewiſſen
Straf befehlen. 4) Damit nun ſolches deſto
gewiſſer effectuiret werde, ſo ſollen unſere Be-
amten neben den Aelteſten und Weingarts-
bauverſtaͤndigen jedes Orts ſich ſelbſten in
das Feld, an diejenigen beſten Oerter, da
mehr Weinberge angebauet werden koͤnnen,
verfuͤgen, und einem jeden ſo viel, was er bau-
en kann und ſolle, vermittelſt gewiſſer Mahl-
zeichen aſſigniren und ausſtecken. 5) Sollen
auch Unſere Beamten auf eben ſolchen Tag,
des hiebevor anbefohlenen Obſtbaͤume-Pflan-
zens halber ſich erkundigen, wie Unſern und
Hochſelig ermeldtes Unſers Herrn Vattern
L 5hiebe-
[170] hiebevorigen Reſcripten nachgelebt worden
ſeye, und zu ſolchem Ende ihnen ſchriftliche
Specificationes zuſtellen laſſen, was ſie Unſe-
re Unterthanen vor Obſtbaͤume, vermoͤg jetzt
angeregter Verordnung, ſeit dem Friedenſchluß
gepflanzt haben. 6) Ingleichen follen Unſere
Beamten, und die Aelteſten jedes Orts, ei-
nen jeglichen unſerer Unterthanen und Ange-
hoͤrigen, nachdem er Platz, oder Gaͤrten,
oder Obſtbaͤume zu pflanzen hat, eine gewiſſe
Anzahl beſtimmen ꝛc. 8) Sollten auch zwi-
ſchen andern Weinbergen und Weingaͤrten
wuͤſte und andere Plaͤtze und Jerden liegen,
ſo entweder Weinberge geweſen ſind, oder ſich
doch dazu ſchicken, die Beſitzer aber zu dero-
ſelben Rodung und Anbauung etwa keine Mit-
tel oder Gelegenheit haben; andere aber die-
ſelben anbauen koͤnnen und wollten, ſo ſollen
unſere Beamten dieſelbigen dahin anweiſen,
daß ſie gegen billigmaͤßige genugſame Erſe-
tzung, wie unpartheiiſche Leute, und die Beam-
ten ſammt dem Stadtrath, oder dem ganzen
Gericht ſolches Orts auf ihre geleiſtete Pflich-
ten es erkennen, dieſe Plaͤtze andern, ſo ſol-
che wirklich roden und anbauen wollen, uͤber-
laſſen. Falls aber einige waͤren, ſo ihre miß-
liegende Stuͤcke ſelbſt nicht roden noch anbau-
en koͤnnten oder wollten, und doch auch andern,
welche roden und anbauen wollten, dieſelbigen
gegen gebuͤhrliche leidliche Zahlung zukommen
zu laſſen nicht begehrten, ſo ſolle denſelben
noch
[171] noch ein kurzer Termin ſich hieruͤber zu beden-
ken gegeben, wenn ſie aber auf ihren ſothanen
Sinn beharren, nach Verfließung des Ter-
mins, das Stuͤck wie jetzt gedacht geſchaͤtzt,
und einem andern, der bauen will, zugewieſen
werden.


In dem ſiebenzehnten Jahrhunderte er-
ſchienen nicht wenige Schriften uͤber den
Weinbau n). Es kommen in dieſem Jahrhun-
derte unter den Schriftſtellern folgende Na-
men
[172] men vor, Hellbach, Heynemann, Portz,
Strauch, Turnebus, Straus, Hauptmann,
Knohl, Sachß und einige ungenannte. Ei-
nige davon gehen auf den oͤkonomiſchen Bau
des Weins, andere auf die Bereitung deſſel-
ben, und einige auf die Rechtsgrundſaͤtze bey
dem Weinbaue.


Eben ſo gehoͤren hierher auch alle Schrift-
ſteller dieſes Jahrhunderts uͤber die Oekono-
mie uͤberhaupt, welche auch den Weinbau mit
behandein.


Im achtzehnten Jahrhunderte.


In dem 18ten Jahrhunderte beſchaͤftigten
ſich die Regierungen, die Gelehrten und die In-
duſtrie mit dem Weinbaue nicht weniger, als bis-
her geſchehen war. Die Gelehrten bemuͤhten ſich
vornehmlich, ihn durch neue Entdeckungen zu
bereichern. Da aber der Weinſtock nicht wohl
uͤber dem 50ſten Grad in Polhoͤhe, und nicht
auf jedem Boden fortkommt, ſo konnten auch
nicht alle Lande dieſes Geſchaͤft betreiben, ſo
ſehr auch ſonſt die Regierungen alles einheimiſch
zu
n)
[173] zu machen ſuchten. In denjenigen deutſchen
Weinlanden, vorzuͤglich im Elſas und am
Rhein, wo ſich noch hier und da die alte Roͤmi-
ſche Behandlung erhalten hatte, welche un-
ſtreitig daher kam, weil die Roͤmer die erſten
Lehrer der Deutſchen in dem Weinbaue waren,
da ſie den Weinſtock ins Elſaßiſche und in
das am Rhein gelegene Deutſchland brachten,
wurden jetzt die alten Schriftſteller uͤber den
Weinbau mehr geſchaͤtzt, und die Art ihrer Cul-
tur mehr unterſucht, angewendet, und von
einem gluͤcklichen Erfolge begleitet. Sonder-
lich machte ſich dieſes H. Sprenger in ſeiner
Praxis des Weinbaues zu ſeinem Geſchaͤfte,
daher er oft ganze Stellen aus dem Columel-
la uͤberſetzt, das Wichtigſte von ihren Regeln
S. 147 anfuͤhrt, und in ſein Syſtem ver-
webt, welches er aus den Schriften des H.
Gaupps und Knechts zuſammenſetzte. Herr
Gaupp, in ſeiner beſchriebenen Praxis der obe-
ren Markgrafſchaft Baden, beſtaͤtigt vorzuͤg-
lich, wie gangbar noch die Grundſaͤtze der Roͤ-
mer daſelbſt ſind; auch ſie zogen weder Koͤpfe
noch ſtuͤrzten Setzreben. Dieſes bemerkte
H. Sprenger, und ſuchte durch Vergleichung
des heutigen und roͤmiſchen Weinbaues den
erſtern zu verbeſſern. Da die Bemuͤhungen
der Gelehrten und Oekonomen in dieſem Jahr-
hunderte das Auszeichnende fuͤr die Geſchichte
des Weinbaues ſind, ſo werden uns dieſe auch
vorzuͤglich beſchaͤftigen. Ich fuͤhre hier zu-
erſt
[174] erſt die Verſuche an, die man in der Anle-
gung und Hervorbringung der Stoͤcke mach-
te. Man kann ſie aus den Saamen ziehen,
wo ſie aber wild werden, und wenig oder kei-
ne Frucht tragen; ſo war einer dergleichen
im Wuͤrtenbergiſchen aus einem holen Baume
hervorgewachſen, welches in den Waͤldern
von Canada und Louiſiane haͤufig ſeyn ſoll:
auf dieſe Art kann man die Sorten vermeh-
ren; Natur und Kunſt kann dieſes bewirken.
Nach den Verſuchen des H. Kolreuters erzie-
het die Kunſt Baſtarte, und alſo neue Sorten,
die in Anſehung der Groͤße und Probe das
Mittel zwiſchen den zwey aͤlterlichen Pflanzen
ſind, wenn man von zwey Pflanzen, die von
einerley oder doch ſehr aͤhnlichen Arten ſind,
z. B. von Weinſtoͤcken verſchiedener Sorten,
die zugleich bluͤhen, ehe noch die Blumen ſich
oͤffnen, und die Staubfaͤden den Saamen-
ſtaub voͤllig ausfließen laſſen, (denn etwas
vom eigenen Saamenſtaub der Pflanze gehoͤrt
zur Befruchtung) in den Blumen der einen
alle Staubbeutel oder Koͤlblein abſchneidet,
und auf die Narbe in dieſen Blumen den aus-
fließenden Saamenſtaub der andern mit ei-
nem Pinſel in genugſamer Menge ſo auftraͤgt,
daß er ſich mit der von der Narbe ausſchwitzen-
den Feuchtigkeit vermiſcht. Saͤet man die
hiervon entſtehenden reifen Kerne, ſo entſte-
het eine Baſtartpflanze. Dieſes ſchlug H.
Sprenger vor, um die Weinarten zu meh-
ren.
[175] ren. Eben dieſes verrichtet oft die Natur,
wenn mehrere zu gleicher Zeit bluͤhende Sor-
ren nahe beyſammen oder unter einanter ſte-
hen, und Wind oder Inſekten den Saamen-
ſtaub von einer auf die Narbe der andern tra-
gen. Eben ſo ſchlug er vor, Weinſtoͤcke aus
Blaͤttern zu ziehen o). Man nimmt, ſagt er,
ein geſundes Blatt mit ſeinem Stiele behut-
ſam, dort, wo der Stiel am Zweige ſteht, ab-
gebrochen, und ſetzt Blatt und Stiel in ein
Gefaͤß, das mit guter durchgeſiebter Erde an-
gefuͤllet iſt, ſo ein, daß zwey Drittel des Blatts
in der Erde ſtehen, und nur das eine Drittel
zu ſehen iſt; die Erde wird feſt angedruͤckt. Man
kann noch mehrere ſolche Blaͤtter inwendig
rings herum am Rande des Gefaͤßes ſetzen.
Damit ſie nicht zu naß ſtehen, und doch Feuch-
tigkeit haben, ſetzt man in das Gefaͤß oben
auf die Erde ein Gefaͤß mit Waſſer, aus
welchem ein ſpitziger Fleck wollenes Tuch auf die
Erde haͤngt, welches Feuchtigkeiten in die
Erde fuͤhret. Der erſte Tropfen muß von der
Erde verſchluckt ſeyn, ehe der zweyte faͤllt,
und wo die hinfallenden Tropfen Vertiefun-
gen machen, muß man immer neue Erde hin-
thun. Das Gefaͤß darf weder in ſtarker Son-
ne noch heftigem Winde, aber doch an freyer
Luft ſtehen, damit das Blatt nicht verfault.
Man
[176] Man kann den Stiel des Blattes unten vor
dem Einſetzen in zerlaſſenes Pech eintauchen,
oder mit ſpaniſchem Wachs oder einem guten
Baumwachs vor dem Eindringen der Naͤſſe
verwahren, oder, welches beſſer iſt, den Stiel
vom Blatt abſchneiden, und entweder ein
Drittel des Blattes unten alſo verwahren, oder
dieß Verwahren unterlaſſen. Man kann das
Auge unten am Blatte unverletzt mit nehmen,
und mit einſetzen oder das Blatt ohne Ange
nehmen: Julius, Auguſt und November
ſollen hierzu am beſten ſeyn. Im folgenden
Sommer waͤchſt ein Reiß hervor, welches,
wenn ein Auge bey dem Blatte war, zahm,
im Gegentheil wild iſt. Hat man ein Blatt
mit dem Auge geſetzt, ſo waͤchſt das Reiß aus
dem Auge; hat das Blatt aber kein Auge,
ſo verwandelt ſich entweder das Blatt in ein
Reiß, oder das Blatt verdirbt, und das
Reiß waͤchſt unten aus der Erde auf. Setzt
man das Blatt mit dem Auge, ſo nimmt man
das Auge unverletzt, und folglich ein Stuͤck
Holz unter dem Auge mit, und beſprengt das
eingeſetzte Blatt oͤfters mit Waſſer.


Man machte Verſuche mit dem Okuliren
der Weinſtoͤcke auf doppelte Art; ſo geſchahe
es zu Muͤhlhauſen am Necker, da man naͤmlich
das Auge mit einen Stuͤck der Rinde zwiſchen
Rinde und Holz der andern Pflanze, durch ei-
nen ihr gemachten Einſchnitt, hinein ſchob.
Die andere Art aber blieb nur ein Vorſchlag,
wel-
[177] welches die Emplaſtratio der Alten iſt, und ſo
geſchahe, daß man das Auge mit einem Stuͤck
Rinde abloͤſt, und ſodann von der andern
Pflanze ein eben ſo großes Stuͤck wegnimmt,
jenes dafuͤr hin ſetzt, und es uͤber und unter
dem Auge feſt bindet, doch daß das Auge frey
bleibt.


Man verſuchte die Fortpflanzung des
Weinſtocks mit Pfropfen in den Spalt, mit
dem Bohrer, und endlich mit einer Art zu
copuliren. Das Pfropfen in den Spalt wur-
de ſeit einigen Jahren in Sulzfeld mit gluͤck-
lichem Erfolg alſo ausgeuͤbt. Man nahm das
Pfropfreiß von jungen geſunden tragbaren
Stoͤcken, und zwar von einer abgeſchnittenen
Ruthe unter dem dickſten Theil, ſo viel, als
die Laͤnge vom Ende des Mittelfingers bis
zum Ellenbogen betraͤgt, woran die Augen
recht gut und vollkommen, und das Holz voͤllig
geſund, nicht vom Winterfroſt verletzt, und
ſaftig war. Man ſchnitt von einer Rebe
nicht mehr, als ein oder zwey Pfropfreißer,
weil alle Augen uͤber den ſechs bis ſieben unter-
ſten an der Rebe nur Blaͤtter gaben, ſo wie
das Unterſte an der Rebe, das am alten Hol-
ze zunaͤchſt ſtehet, und deswegen nicht zu den
Augen gezaͤhlt wird.


Man nahm nie friſche abgeſchnittene Rei-
ßer zum Pfropfen, ſondern behielt ſie erſt eine
Zeit lang an einem kuͤhlen Orte auf, und that
zwey Tage vor dem Pfropfen die Reißer mit
II.Theil. Mihren
[178] ihren unterſten Enden ins Waſſer. Das
Pfropfen ſelbſt geſchahe im Fruͤhlinge, ehe noch
der Saft in ſtarker Bewegung iſt, oder wenn
die Rinde losgehet, ſonſt erſaͤuft der allzuſehr
ſich bewegende Saft das Reiß. Man that
es am gluͤcklichſten zehn bis zwoͤlf Tage vor
dem Triebe des Safts. Kurz vor dem Pfro-
pfen ſchnitt man die Reißer zu, und je kuͤrzer
es vorher geſchahe, deſto beſſer gediehen ſie,
am beſten die, die vor dem wirklichen Aufſe-
tzen zugeſchnitten wurden. Man ſchnitt es,
wie andere Pfropfreiſer, die in den Spalt kom-
men ſollen, zu, naͤmlich keilfoͤrmig, auf der
einen Seite zwey Zoll weit herab, daß das
Mark herausſiehet, aber unverletzt bleibt, und
auf der andern Seite die Rinde iſt. Der
Schnitt wurde ſo glatt und eben, als moͤglich,
gemacht. Die Alten pfropften ſo lange, als die
Reißer, ohne zu treiben, ſich aufhalten ließen,
vom erſten November bis zum erſten Junii.


Man grub den Stock, den man pfropfte,
aus, und raͤumte ihn, ſchnitt die Thau- und
Waſſerwurzeln ab, ſaͤgte oder ſchnitt von dem
Kopfe an der Stange oder dem Wurzelſtam-
me, wo er recht rund iſt, ab, und machte es
oben glatt und eben; ſpaltete hierauf, jedoch
ohne Verletzung des Marks, mit einer Hape
oben in der Mitte dieſer Stange, zwey Zoll
tief hinab, bis an den naͤchſten Knoten, ſteck-
te das Reiß in den Spalt, ſo weit der Schnitt
des Reißes gehet, hinein, ſo, daß Rinde und
Mark
[179] Mark genau auf einander paßten. Man ver-
ſuchte es mit zwey Reißern in einen Spalt;
aber weiter darf man nicht gehen. Man uͤber-
ſtrich hierauf den Spalt mit dem gewoͤhnli-
chen Pfropfwachs oder Leimen, worunter Let-
ten oder Unrat von Kuͤhen iſt, und band es
zu. Man gab dem Reiße einigen Schatten.
Nach dem Verbinden deckte man die Stange
wieder mit wilder Erde oder beſſer, fettem und
feuchtem Sande, einen guten halben Schuh,
zu, und ſchnitt das Reiß ab, bis auf zwey
oder drey Augen. Damit der uͤberfluͤßige
Saft ihm nicht nachtheilig ſey, machte man
mit der Spitze der Hape unter dem Verbande
zu beyden Seiten eine leichte Verwundung,
und beſprengte in warmen Tagen des Abends
das Verband mit ein wenig Waſſer. So
bald es trieb, wurde das Band etwas locker
gemacht, und, nachdem es etwas gewachſen,
behutſam an einen Pfahl gebunden. Hierbey
iſt noch zu merken, daß, wenn es einen Schuh
hoch gewachſen, man es oft ausbreche, und
ohne Schaden des Reißes die uͤbrigen Schoͤſſe
des Stocks abſchneide. Im Ende des Julii
felgt man wieder leicht, und ſo auch zu Ende
des Septembers bricht man wieder aus, ſchnei-
det die Wurzelſchoͤſſe ab, raͤumt im Herbſte,
laͤßt dem Reiß ein bis zwey Ruthen ſtehen,
und macht das Band uͤber dem Spalt voͤllig
los.


M 2Im
[180]

Im folgenden Jahre behandelt man es
wie andere Stoͤcke, geht aber im Beſchneiden
und ſonſt ſehr behutſam mit dem Reiß um.


Im Maͤrz ſchneidet man die getriebenen Ru-
then bis zwey oder drey Augen. Erſt im drit-
ten Jahre zieht man großes und dickes Tragholz,
und ſchneidet uͤberhaupt ſo lange nicht viel
Holz hin, bis die Stange oben beym Reiß
uͤberwachſen iſt, und eine voͤllige Narbe hat.


Man verſuchte es auf verſchiedene Weiſe
mit dieſer Art zu pfropfen. 1) Die erwaͤhnte
Art, da man den Wurzelſtamm unter der Er-
de eben ſo tief oder weiter oben abſchneidet;
2) oder man laͤßt ihn hoͤher und dem Boden
gleich abſchneiden, da man nach dem Pfropfen
die Erde an das Reiß hinhaͤuft. 3) Oder
man ſchneidet die Schenkel, da, wo ſie keine
Knoten haben, ab, und pfropft ſie, welches
aber nicht allezeit geraͤth; oder 4) man pfropft
nicht ins harte, ſondern ins jaͤhrige Holz,
weil bey den drey erſten Arten der Saft leicht
die Reißer erſtickt. Man graͤbt bey dieſer Art
eine weite und tiefe Grube, breitet ſeine Aeſte
oder Ruthen mit den Spitzen von einander,
biegt ſie uͤber der Kruͤmme vier Finger auf-
waͤrts, ſchneidet ſie in der Erde einen Schuh
tief glatt ab, und ſpaltet ſie drey Queerfinger
tief, ſteckt alsdann in den Spalt nur ein Reiß,
das eben ſo dick als die Ruthe iſt, ſo ein, daß
ſeine Rinde mit der Rinde der abgeſchnittenen
Ruthe zuſammen paſſe; ſodann verbindet man
es
[181] es gehoͤrig, und uͤberſchuͤttet es mit Erde, ſo
daß zwey Augen aus der Erde heraus ſtehen.
Am ſicherſten iſt es, den ganzen Stock ſo in
die Erde hinab zu legen, daß die ganze Stan-
ge, deren Herzwurzel ſtehen bleibt, mit allen
Schenkeln und Ruthen unten in der Grube
auf den Boden zu liegen kommt.


Zu Sulzfeld verſuchte man es auch, und
ließ den Stock ſtehen, um uͤber den Schen-
keln das alte zweyjaͤhrige oder einjaͤhrige Holz
zu propfen. Eben ſo machte man daſelbſt
einige gluͤckliche Verſuche p) mit Pfro-
pfen durch den Bohrer nach Art der Roͤmer,
welches ſie von den Spaniern erlernt hatten,
und fuͤr zuverlaͤßiger hielten. Man waͤhlt
dazu einen Bohrer, dergleichen die Hohlboh-
rer der Dreher oder die Winkelbohrer ſind,
den man mit einem Hefte, der einer Handhabe
gleicht, an die Bruſt ſetzt, welcher an einigen
Orten Weinborecke heißt. Man bohrt mit
dieſem Bohrer ein Loch durch die Stange oder
Aſt eines jungen und ſtarken Weinſtocks durch,
ſaͤubert das gebohrte Loch, und zieht vom naͤch-
ſten fruchtbaren Stocke eine gute Rebe durch
das Loch hindurch. So weit ſie im Loche iſt,
entbloͤßt man ſie durch etwas Abſchaben von
der Rinde; indeſſen bleibt die Rebe an ihrem
Mutterſtocke; ſie wird, wo ſie durchgezogen
M 3iſt,
[182] iſt, mit Pfropfwachs oder Leimen beſtrichen
und feſt gebunden. Im zweyten folgenden
Fruͤhling, oder naͤchſten Jahren, iſt ſie ange-
wachſen, und wird von ihrem Mutterſtocke
abgeloͤſt und der Stock, in den ſie gepfropft
worden, uͤber ihr abgeſchnitten. Will man
aber ein ſchon abgeſchnittenes Reiß pfropfen,
ſo bohrt man den Stock nicht ganz durch, ſon-
dern nur bis ans Mark, ſchabt die Rinde
vom Reiß ſo weit ab, als das Reiß hinein
kommt, ſteckt es in dieſes Loch, beſtreicht und
verbindet es, und ſchneidet den Stock uͤber
dem Reiß ab; in beyden Faͤllen laͤßt man der
durchgehenden Ruthe oder Reiße nur zwey Au-
gen, und waͤhlt dazu gern zwey- bis dreyjaͤh-
riges Holz. Auch in Frankreich iſt dieſe Art
zu pfropfen jetzt gewoͤhnlich wiewohl man doch
dort das Pfropfen in den Spalt der Wurzel
vorzieht.


Die dritte Art zu pfropfen iſt das Ocu-
liren, welches Hr. Henne in der Abhandlung
von der Obſtbaumſchule beſchrieben hat q).
Man ſchneidet die Stange, Schenkel oder
Ruthe ſchief, ſo, wie man es beym Be-
ſchneiden der Ruthen macht; nimmt ſodann
ein eben ſo dickes Holz von einem andern Sto-
cke, und ſchneidet es eben ſo, daß es auf den
erſten ſchiefen Schnitt paßt. Dieſe Art zu
pfro-
[183] pfropfen iſt am leichteſten bey jungem Holze,
und am beſten in Rebſchulen zu gebrauchen.
Auch hier darf das Reiß nur zwey Augen ha-
ben. Das Pfropfen des Weins uͤberhaupt,
das ſchon vor 2000 Jahren die Roͤmer kann-
ken, und welches ſich in einigen Orten von die-
ſer Zeit her ſcheint erhalten zu haben, iſt erſt
in unſern Zeiten allgemein wieder angewendet
worden. Es iſt in Frankreich, in Burgund
und Champagne, nach dem Bericht des Hrn.
von Haller, in der Schweiz, und nach Hrn.
Hiltebrand in Italien, Ungarn und einigen
Orten Oeſtreichs gewoͤhnlich. So iſt zu Ens-
feld nahe bey Wien, ein ganzer alſo behandel-
ter Weingarten. Einer der groͤßten Vorthei-
le dabey iſt, daß man im dritten Jahre ſchon
Fruͤchte, und im vierten den Stock voll Trau-
ben hat. Man kann hierdurch ſchlechte un-
fruchtbare Stoͤcke verbeſſern, nach Gefallen
in ſeinen Weinberg verſchiedene Sorten brin-
gen, in einem Beete einerley Arten pflanzen,
ohne die alten Stoͤcke auszuhauen, und von
einem einzigen Stocke viele dieſer Art bekom-
men, und in kurzer Zeit anſehnliche Weinber-
ge erhalten. So erzaͤhlt Columella, daß er
von einem einzigen Weinſtock ſeines Freundes
des Publius Silvinus, der vitis praecox oder
Morillon noir war, zwey roͤmiſche Juchart
auf deren jedes man 3000 bis 4000 Stoͤcke
rechnete, in zwey Jahren gepfropft. Die
Waldenſer verſuchten das Pfropfen der Wein-
M 4ſtoͤcke
[184] ſtoͤcke in der Stange oder Wurzelſtamm, einen
halben Schuh tief unter die Erde, vorzuͤglich,
da ſie es in der Gegend von Neuſchatel geſe-
hen. Allein, da einige unvorſichtige Arbeiter
im Hacken ſtarke Erdſchollen losbrachen, die
an das Pfropfreiß ſo hin fielen, daß es ſich
verruͤckte und abſtieß, ſo hatte dieſe Nach-
laͤßigkeit bald das Pfropfen der Weinſtoͤcke ganz
verdrungen. Wichtiger ſind die Verſuche in
dem ehemaligen Buͤlfingeriſchen Weinberge
zu Kantſtadt im Wuͤrtenbergiſchen, wo man
vielerley Weine, ſogar aus andern Weltthei-
len, durch Pfropfen fortbrachte r). Buͤlfinger,
ein bekannter deutſcher Weltweiſer, legte
denſelben vorzuͤglich an, und unternahm dieſe
Verſuche, um die Lehre von der Macht des
Clima zu erforſchen, und die Vorurtheile fuͤr
daſſelbe einzuſchraͤnken, die ſeit den Zeiten des
Monteſquieux ſich ſo ſehr ausgebreitet hatten,
und faſt keine Grenze mehr kannten. Unwiſ-
ſenheit und Traͤgheit ſchuͤtzten ſich meiſt mit dem
Clima, und hinderten die gluͤcklichen Veraͤnder-
ungen und Verbeſſerungen zum Wohl der aͤnder.
Außerdem ſuchte er dadurch auch die Kenntniſſe
der Naturgeſchichte zu erweitern. Ich erwaͤhne
nicht die laͤngſt bekannte Art abzulegen, da man
entweder die Rebe in die Erde bringt und am
Stocke laͤßt, bis ſie ſich bewurzelt hat, und
ſo-
[185] ſodann abloͤſt, oder ſie gleich anfangs abge-
loͤſt in die Erde ſetzt. Bey der erſten Art
braucht man an vielen Orten das ſogenannte
Durchziehen der einzulegenden Rebe durch ei-
nen Korb oder irdenes Geſchirr, welches auch
ſchon die Roͤmer kannten, und wodurch man
in Frankreich noch jetzt ganze Berge beſetzt,
weil man hierbey nicht Gefahr laͤuft, daß der
Stock nicht anwachſe. Man koͤnnte hierin-
nen einen andern vorzuͤglichen Gebrauch der
Roͤmer nachahmen, welche auf dieſe Art auch
fruchtbare Reben ihrer Stoͤcke einlegten, wenn
ſie dieſelben auch nicht als junge Stoͤcke be-
nutzten, ſondern als eine Ruthe, die Trauben
getragen hatte, beym kuͤnftigen Beſchneiden
voͤllig wegſchnitten und wegwarfen. Sie hat-
ten dabey zweyerley Abſichten, einmal die
Trauben vollkommen zu machen, wenn dieſe
Rebe nicht nur von ihrer Mutterwurzel, ſon-
dern auch aus der Erde zugleich Saft bekaͤme,
und alſo doppelte Nahrung empfienge. So-
dann machte die in die Erde herabgebogene
Ruthe nahe beym Stock einen Bogen, aus
welchem nahe am Stock junges Holz waͤchſt,
und man bekommt allen Vortheil, den ſonſt
die Bogen gewaͤhren.


Herr Gaupp, in ſeinem verbeſſerten Wein-
baue s), dachte ſchon darauf, alte Weinberge
M 5zu
[186] zu verjuͤngen und die leeren Plaͤtze in denſelben
mit Stoͤcken zu beſetzen. Er fand hiezu als das
beſte Mittel das ſogenannte Einlegen des Stocks
in die Erde. Man graͤbt den Stock bis auf
die unterſte in die Tiefe hinabgehende Stech-
oder Herzwurzel auf, und verſenkt ihn ſo tief,
daß von deſſen Reben nur ein bis drey Frucht-
augen oben heraus ſtehen.


Man kann in den Spalt pfropfen, in das
alte und junge Holz des Stocks; am beſten fand
man es, wenn der gepfropfte Theil ſogleich un-
ter die Erde kommt. Einige Waldenſer im
Wuͤrtenbergiſchen brachten von Neuſchatell
aus das Pfropfen der Weinſtoͤcke in die Stan-
ge, den Fuß- und Wurzelſtamm einen halben
Schuh tief unter die Erde nach Wuͤrtenberg;
ſie verſuchten es mit Gluͤck, und erhielten
Nachfolger. Allein man ſetzte es nicht fort,
weil beym Hacken einige unvorſichtige Arbei-
ter ſtarke Erdſchollen losbrachen, und, indem
ſie an das Pfropfreiß anfielen, daſſelbige ver-
ruͤckten und abſtießen, daß die Arbeit vergeb-
lich war.


In allzuhartem und ſteinigtem Boden iſt
das Verjuͤngen ſchwer, und eben ſo, wenn die
Stoͤcke zu enge beyſammen ſtehen. Man muß
vorzuͤglich verhuͤten, daß der alte Stock beym
Aufgraben und Niederlegen an ſeiner Haupt-
wurzel nicht beſchaͤdiget, noch von ihr abge-
riſſen wird, daß keine Ruthe, die man auf
dem Grunde des Grabens fort-, und an der
Wand
[187] Wand des Grabens fenkrecht hinauf zieht, ab-
geriſſen oder an ihren Augen verletzt wird,
daß das oben von den Ruthen hervorragende
Holz zwey bis drey Fruchtaugen habe, ge-
ſund und zeitig ſey, daß die Ruthe, die man
uͤber dieſen Augen abſchneidet, ſich nicht zu
ſehr verweine, und daß man dieſes Geſchaͤfte
zu einer Zeit vornehme, an welcher die Augen
noch nicht treiben, und die Winterfeuchtigkeit
nicht der Erde, worinnen der Stock liegt, ent-
zogen wird. Man ſchneidet dem Stocke we-
der altes noch junges Holz ab, weil alles
Wurzel ſchlaͤgt; alles Holz kommt daher auf
den Boden der Grube bis auf die Ruthen, die
man an den Waͤnden der Grube als neue Stoͤ-
cke heraufzieht.


Herr Gaupp legte zuerſt einen Weinberg mit
glten Stoͤcken an, und beſchreibt dieſe Metho-
de ausfuͤhrlich in ſeinem verbeſſerten Wein-
baue. Man erwaͤhlt dazu Weinſtoͤcke, die ein
bis zwey Ruthen haben, und wenigſtens drey
Schuh lang ſind; noch beſſer iſt es, wenn ſie
laͤnger ſind. Das Holz und die Augen muͤſ-
ſen uͤbrigens im Winter und Fruͤhlinge nicht
leiben. Die Wartung eines ſolchen Weinbergs
hat Hr. Sprenger beſchrieben t).


Man laͤßt im erſten Jahre vom Fruͤh-
linge, da die Stoͤcke geſetzt ſind, bis zum
zwey-
[188] zweyten Fruͤhlinge aus den zwey Augen, die vom
Stocke aus uͤber den Boden hervorſtehen, die
zwey Schoͤſſe zu Ruthen ununterbrochen fort-
wachſen, heftet ſie fleißig an den Pfahl bricht
die Oberzaͤhne aus, und verhauet dieſe Ruthen
zu der ſonſt gewoͤhnlichen Zeit. Man halte
den Boden von Unkraut rein, und die Erde
oben locker durch zwey- bis dreymaliges Felgen.
Das Abwerfen und Kopfziehen bleibt im er-
ſten Jahre. Herr Gaupp machte einen Ver-
ſuch, ſeinen ganzen Weinberg vor Weihnach-
ten zu ſchneiden, nur ſetzt er voraus, daß das
Holz zeitig und die Witterung es zulaͤßt, weil
bey ſeiner Bauart die Stoͤcke dem Erfrieren
nicht ſo unterworfen ſind, wie bey den ge-
woͤhnlichen. Sonſt aber ſchneidet man ſie im
zweyten Fruͤhlinge. Eben derſelbe machte
gluͤckliche Verſuche, die Vortheile der Boͤgen
ohne wirkliche Boͤgen u) zu erreichen. Er
zog die zu Boͤgen beſtimmten Ruthen auf ho-
rizontal liegende Staͤnglein, die ein und ein
halb bis zwey Schuh uͤber den Boden erhoͤhet
waren, hin, und band ſie der Laͤnge nach auf
dieſe Staͤnglein. Kein Beziehen und Auf-
ziehen hat er nicht, weil die Stoͤcke vor dem
Froſte mehr als andere verwahrt ſind, indem
ſie keine Koͤpfe haben, und die Wurzeln zwey
Schuh tief im Boden liegen.


Herr
[189]

Herr D. Knecht x) zu Rotenburg am
Necker, erfand die Art, einen Weinberg von
Schnittlingen oder ungeſtuͤrzten Reben ſo an-
zulegen und zu warten daß er im zweyten Jah-
re ſchon einige Trauben, und im dritten ſchon
einen ergiebigen Herbſt geben kann. Er lockert
tief auf, und ziehet Schnittlinge, d. i. Re-
ben, den Wuͤrzlingen vor; die Ruthen muͤſſen
ſtark und recht reif ſeyn. Es muß ein Zoll vom
alten Holze mit den Ruthen abgeſchnitten wer-
den, und man ſchneidet ſie ſodann unten glatt;
ſie werden bis zur Setzzeit in den Boden ge-
bracht und eingeſchlagen. Zur Setzzeit, die im
Maͤrz faͤllt, ſchneidet man aus jeder Ruthe
nur eine Setzrebe 16—18 und 20 Zoll lang,
von ihrem unterſten dickſten Theile an mit dem
alten Holze, und reinigt ſie von allem Unrath.
Nun werden achtzehn bis zwanzig Zoll tiefe
Loͤcher dreyßig Fuß weit von einander ge-
macht; dieſe macht ein Mann, dem ein an-
derer folgt, und in jeden einen Schnittling ſenk-
recht hinein ſteckt, und ſodann dieſes Loch mit
Boden ausfuͤllt. Der Boden muß uͤberall
ſattſam anliegen, und das oberſte Auge muß
er ganz mit Erde bedecken, daß es vor Sonne
und Wind beſchirmt iſt, daß nur das einzige
Auge vom Schoß treibt, die uͤbrigen aber Wur-
zel faſſen, und jenes Schoß recht ſtark und
kraͤftig werde. Außer den Schnittlingen wird
nichts
[190] nichts im Weinberge gepflanzet, das Schat-
ten machen koͤnnte. Im folgenden Fruͤhlin-
ge laͤßt man ihm nur ein einziges Schoß ſte-
hen, und bricht die uͤbrigen alle weg. Dieß
Schoß heftet man fleißig an ſeinen Pfahl,
bricht aller drey Wochen die Oberzaͤhne, ſo-
bald ſie ſich zeigen, aus, und haͤlt durch oͤfte-
res Felgen den Boden von Unkraut rein, vom
Fruͤhling an bis zum Herbſt. Hr. D. Knecht
zieht das Beſchneiden im Herbſt, aber noch zeit-
lich, vor dem Zugefrieren, daß der Schnitt
noch vor dem Winter heil wird, als ſehr ſtaͤr-
kend fuͤr die Wurzeln, dem Beſchneiden im Fruͤh-
linge vor; weil, nach ſeiner Angabe, oben an
dieſen Ruthen noch nicht ganz reife zarte wei-
che Theile waren, die im Winter gar leicht
verduͤrben, und das uͤbrige Holz, und ſogar
die Wurzel, ſchwaͤcheten.


Herr D. Brotbeck im Speyeriſchen
machte gluͤckliche Verſuche, die beym Schnei-
den abfallenden Boͤgen, mit oder ohne junges
Holz, eben ſo, wie Setzreben, zu ſetzen, und
Weinſtoͤcke davon zu erziehen, und legte ganze
Weinberge mit gutem Erfolge davon an. Hr.
Kirchenrath Sander in dem Badenſchen
pflanzte Weinberge durch Wuͤrzlinge mit Gluͤck.
Er ſetzt die Reben in eine Rebſchule, welche
ein Krautgartenland ſeyn kann, darinnen ſie
nahe beyſammen ſtehen koͤnnen. Nach ſeinen
Erfahrungen ſind die Zweylaͤuber die dien-
lichſten zur Anlegung eines Weinbergs. Wenn
man
[191] man ſie aus jenem Rebland im Weinberg in
Graͤben verpflanzt, welche man nach und nach
in dieſem Jahre wieder oben zubauet und ge-
hoͤrig behandelt, ſo tragen ſie im zweyten Jah-
re ſchon reichlich, und im dritten vollſtaͤndig.
Er legte im Jahre 1777 ein Stuͤck Weinberg
von ſolchen Wuͤrzlingen an, und im Jahre
1778 waren ſchon uͤber 1000 Stoͤcke uͤber die
Pfaͤhle hinaus, und gaben einen ſehr guten
Herbſt.


In dem Oeſtereichiſchen hat man eine Art
Ableger, welche man Boͤgen nennt, und wo-
durch man viele von einer Sorte auf einmal
erhaͤlt. Man erwaͤhlt dazu junge biegſame
Stoͤcke, giebt ihnen eine gute Erde, daß ſie
ſtark treiben, und ſchneidet ſie auf drey bis
vier Ruthen. Nach dem Herbſte werden ſie
ſo weit, als ſie geſundes Holz haben, in zoll-
tiefe Gruben nach der Laͤnge gelegt, mit Ha-
ken befeſtigt, und wider den Froſt mit Laub
bedeckt. Im Fruͤhlinge, wenn die Augen ei-
nen Finger lang getrieben, deckt man ſie mit
Erde, und begießt ſie, bey anhaltender trockner
Witterung, des Abends ein wenig; im fol-
genden Herbſt, oder zweyten Fruͤhlinge, kann
man ſie mit ihren Wurzeln herausnehmen,
nachdem die zwiſchen jeden Zweig getriebenen
Schoſſen abgeſchnitten worden.


Man erweiterte den Weinbau durch Ein-
fuͤhrung ſowohl fremder als auch einheimi-
ſcher
[192] ſcher Weine aus einen Lande ins andere. So
bauete man den Umſtaͤtter, Traminer, als
vorzuͤgliche Weine, neuerlich in dem Schwaͤ-
biſchen. Den Silvaner brachte man aus dem
Oeſtreichiſchen in das Schwaͤbiſche und Fraͤn-
kiſche. Der Rulander wurde von Speyer aus
an den Rhein hin, und ins Wuͤrtenbergiſche
verpflanzt. Der Gutedel kam aus Ungarn und
Oeſtreich ins Schwaͤbiſche, und wurde daher
daſelbſt Muskateller genannt, weil man in
Ungarn und Oeſtreich die Gutedelſorten Mus-
kateller, die Muskateller aber Weihrauch
nennt. Der Peterſilienwein kam aus Oeſtreich
ins Wuͤrtenbergiſche. Viele kamen aus Val-
telin, und ſind daher daſelbſt unter dem allge-
meinen Namen Valteliner bekannt. In Herbſte
1778 machte man ſonderlich einen wichtigen
Verſuch in Schwaben und im Badenſchen mit
einer Art Wein aus dem Oberelſaß, wovon
die Schnittlinge zu Reichenweiher ſehr theuer
verkauft werden, weil ſie bald große und wein-
reiche weiße Trauben tragen, und in jedem
Boden gedeihen. Der Markgraf zu Baden
legte einen Morgen von dergleichen an, und
an einem andern Orte ſetzte man neunzig
Schnittlinge; im zweyten Jahre trugen die
Bodenhoͤlzer ſchon Trauben. Als im Jahre
1777, wegen der uͤbeln Witterung, die andern
Trauben abfielen, und ein vier Tage vor der
Weinleſe einfallender Froſt ein Drittheil Trau-
ben verderbte, ſo litten doch dieſe Trauben
nichts.
[193] nichts. Der Markgraf befahl daher im J.
1778, im Fruͤhlinge die Ortlinger oder Ort-
lieber Stoͤcke anzupflanzen, um dadurch in
den badenſchen Landen dieſe vorzuͤgliche Wein-
art gemein zu machen y).


Im Elſaß, und vornehmlich in der Ge-
gend um Landau, iſt es außerordentlich durch
Wein angebauet. Man pflegt daher zu Lan-
dau zu ſagen, daß bis dreyhundert Doͤrfer
auf den Wochenmarkt kommen, und bey Son-
nenſchein wieder zu Hauſe ſeyn. Die Doͤrfer am
Gebirge von Hambach nach Landau, rechts
und links, haben nichts als Weinberge, ſind
auf einmal reich, und dann wieder mehrere
Jahre arm. Der ehemals beruͤhmte Gaͤnſe-
fuͤßer iſt vom Rulaͤnder und Rießling verdrun-
gen worden. Jener wird erſt ſeit Anfang
dieſes Jahrhunderts hauptſaͤchlich gepflanzt.
Er hat ſeinen Namen von einem Kaufmann
Ruland in Speyer, der den Stock zwiſchen
den Truͤmmern eines zerſtoͤrten Hauſes, die
Trauben davon wohlſchmeckend, und dieſe Re-
be fruchtbar fand. Er legte ſich nach und nach
einen ganzen Garten davon an, und von ihm
kamen alle Rulaͤnder im ganzen Speyergau
her. So hat alſo in dieſem Jahrhunderte
Speyer zwey nuͤtzliche Pflanzen gleichſam wie-
der hervorgefunden, und den Bau derſelben
in
II.Theil. N
[194] in Aufnahme gebracht, den Krapp und die
Rulaͤnder Rebe z).


Man bemuͤhete ſich die Keltern zu beſſern,
und fuͤhrte an einigen Orten die champagner
Kaſtenpreſſe ein; die erſte von dieſer Art ſtell-
te Hr. D. Brotbeck zu Unteroͤwisheim an; zu
Steinhaim an der Murr, zu Schorndorf und
Sulzbach, folgte man hierinnen nach.


Auch die Polizey nahm ſich des Wein-
baues an. Man unterſagte die ſchlechteſten
Sorten: ſo iſt im Wuͤrtenbergiſchen der Elen-
der oder Putzſcheeren unterſagt a), um die
ſchlechten Weinarten an der Ausbreitung zu
hindern. Eben ſo ſind daſelbſt die erfahren-
ſten Weingaͤrtner des Orts obrigkeitlich
zu Weinsbergsſteußlern beſtellt, welche nach
dem Hacken die Weinberge viſitiren, und wenn
ſie aus dem um den Stock herum noch ſtehen-
den Graſe merken, daß um den Stock herum
nicht gegraben, und alſo auch nicht geraͤumet
worden, ſo graben ſie auf, ſchneiden die todten
Wurzeln weg, und ſtrafen fuͤr jeden Stock
den Beſitzer um funfzehn Kreuzer b).


Durch dieſe Bemuͤhungen iſt es in verſchie-
denen deutſchen Landen zu einem anſehnlichen
Weinbau gediehen. So bauet man im bb) Wuͤr-
ten-
[195] tenbergiſchen, zum Theil auch in Franken, in
der Pfalz und am Rhein, folgende Weine:


1) Burgunder, den man den großbeerich-
ten Claͤvner heißt.


2) Der Bourgignon noir, der auch For-
mentin noir, Derce noir, Treſſeau
genannt
wird. Er hat runde dreyſpitzige Blaͤtter mit
ſchwarzen Zaͤhnen, unten blaßgruͤn, bringt
viele großaͤſtige engbeerige Trauben, die Bee-
ren, welche laͤnglichrund und ſchwarzblau ſind,
reifen zu Ende Septembers, iſt fruͤhzeitig.


3) Morillon noir, ſ. vitis praecox Co-
lumellae, Pineau, Auvernas noir,
Moͤr-
lein am Rhein, traͤgt maͤßig große ſchwar-
ze Trauben, hat bey dem Anſchnitt ein roͤthe-
res Holz, als anderer Wein. Er iſt ſehr ſuͤß:
je dichter die Augen bey einander ſtehen, deſto
beſſer iſt es; er thut in allen Boͤden gut. Er
taugt mit N. 2. in vermiſchten ſtarken Boͤden.
Er reift zu Ende des Septembers.


4) Meunier, Munier, Taçonne, Muͤller-
rebe, Muͤllerweib: ſeine Blaͤtter ſind im Fruͤh-
jahre weiß bepudert, die Trauben ſind ſchwarz,
iſt, mit N. 3 vermiſcht, gut im leichten fetten
Sandboden. Von dieſen vier Sorten wird
der Burgunder gemacht.


2) Claͤvner kamen durch Chiavenna oder
Claͤven zuerſt zu uns, und haben eben daher
ihren Namen. Franz. Auvernas rouge,
Noirien, Gros noir, Talvagnue rouge,

N 2vin
[196]vin noir de Toulon, Pinaut in Burgund, Ge-
netin de St. Menin. Noirien
hat ganz runde
dreytheilige Blaͤtter mit ganz ſpitzigen Zaͤhnen,
die immer etwas roͤthlich ſcheinen unten blaß-
gruͤn, mit wenig Wolle, die Traube iſt klein
engbeerig und ſchwarz. Er iſt hart, und dauert
im Winter. Der vortreffliche rothe Wein zu
Muͤhlhauſen am Necker, der Kreuzacher in
der obern Markgrafſchaft Baden, wird aus
ſolchen Trauben gemacht, wie auch der Cham-
pagner aus dieſem und Rulaͤnder. Er taugt
beſſer in niedriges als hohes Feld, mehr in
ſchwere als leichte und hitzige Boͤden, reift im
September.


3) Elben, Allemand, Elbling, Elbiſche.
Es giebt derſelben viererley. 1) Weißelben,
in Champagne Facun, in Oeſterreich, Mehl-
weiß, hat runde Blaͤtter, ohne oder mit zwey
bis vier Einſchnitten langen Zaͤhnen, unten
blaßgruͤn mit wenig Wolle; die Trauben ſind
engbeerig, die Beeren groß, rund und weiß.
Er bekommt Boͤgen, reift im September.
2) Rothelben, in Tyrol Trollinger, wird
dem vorigen vorgezogen, hat mit ihnen einer-
ley Blaͤtter; die Beeren ſind roth, und giebt
beſſern Wein. 3) Der Schwarzelbene iſt ein
ſpaniſcher Stock; die Beeren ſind ſchwarzblau,
er reift im October, und bekommt Boͤgen.
4) Gelbelben, Lauſaner, hat meiſt ganze
Blaͤtter, reift im September; die Trauben
ſind
[197] ſind aͤſtig, engbeerig, die Beeren klein, rund,
gelb, und bekommt Boͤgen.


4) Elender oder Putzſcheeren, iſt eine ſehr
ſchlechte Sorte, und daher im Wuͤrtenbergiſchen
durch Verordnung verboten; er hat runde weiß-
liche Blaͤtter mit wenig Einſchnitten, und unten
viel Wolle; die Traube iſt groß, lang, eng-
beerig, die Beeren groß, rund und weiß, leiden
im Bluͤhen nicht leicht von der Witterung,
reifen im September. Er macht viel Holz,
aber nur waͤßrigen Saft.


5) Faͤrber, (Auvernas, Teint, Tentu-
rier,
) hat fuͤnftheilige Blaͤtter, auch ganz,
mit kurzen ſtumpfen Zaͤhnen, unten wollicht,
und werden ganz roth. Die Traube iſt groß
und engbeericht, die Beere rund, ſchwarz-
blau, haben auch im Fleiſch rothen Saft,
werden im October reif, geben bey uns einen
ſauren Wein, und werden nur zum Faͤrben
der Weine gebraucht, aber die Farbe haͤlt nicht
mehr als ein Jahr, daher man ſie nicht liebt.
Er bekommt Zapfen oder Boͤgen.


6) Fuͤrterer, (Furterling,) hat fuͤnf-
theilige, etwas runde, oben blaßgruͤne, unten
weißlicht und wollichte Blaͤtter; nicht große,
ſehr engbeerichte Trauben, deren Beeren mit-
telmaͤßig groß, rund, weißlicht und ſuͤß ſind.
Im Bluͤhen haͤlt er faſt alle Witterung aus,
traͤgt viel Trauben, die ziemlich gut ſind, und
im September reifen, aber gegen den Herbſt
oft abfallen.


N 37) Von
[198]

7) Von Gutedel, franz. Chaſſelas, notre
Dame, Muſcadin,
in Franken Junker, in
Oeſtreich Muskateller: und weil er zuerſt aus
Oeſtreich an den Necker kam, ſo heißt da-
her auch da der Gutedel oft Muskateller. Es
giebt den weißen, rothen, ſchwarzen, gruͤnen;
die gewoͤhnlichſten ſind die drey erſten Sorten.


1. Weißer oder gelber Gutedel, hat laͤn-
gliche Blaͤtter, mit tiefen Kerben, zackiger,
als die gruͤne in der Farbe gelblich, meiſt
glatt, ohne Wolle; die Traube iſt groß, weit-
beerig, die Beeren groß, rund, weißgelb, reifen
oft im September. Er traͤgt viel ſuͤße Trau-
ben, kann in allen Feldern gepflanzt werden.


2. Des gruͤnen Blaͤtter ſind in fuͤnf Thei-
le getheilt, unten blaßgruͤn mit langen Staͤ-
ben; die Tranbe iſt lang und engbeerichter, als
des weißen, die Beeren ſind groß, rund, weiß-
gruͤn, reifen im September.


3. Schwarzer Gutedel, hat Beeren wie
der weiße; die Traube iſt groͤßer, als des
weißen ſeine, reift ſpaͤter, traͤgt ſtarke Trau-
ben.


4. Der rothe Gutedel gleicht dem gruͤnen
in allem; man findet die Trauben etwas weit-
beerichter, und die Beere kleiner und roth.


5. Der rothe ſpaniſche Gutedel (in Oe-
denburg rother ſpaniſcher Muskateller) traͤgt
viel Trauben und guten Wein; die Blaͤtter
ſind uͤber die Haͤlfte in 5 Theile getheilt, unten
blaß-
[199] blaßgruͤn; die Traube iſt groß, hat Achſeln,
iſt engbeericht, und braucht viel Sonne; die
Beeren ſind hellroth, groß und rund. Er reift
im October, und bekommt nur Zapfen.


8) Haͤngling; man hat den rothen und weiſ-
ſen. Der rothe hat runde Blaͤtter, mit we-
nig und nicht gar tiefem Einſchnitt, blaß-
gruͤn, unten mit Wolle. Die Traube iſt maͤ-
ßig und engbeericht, die Beeren laͤnglich, roth-
blau.


9) Hauſen ſind eine Art wie Valteliner,
haben ein wenig laͤnglichte Blaͤtter mit vielen
Spitzen und Einſchnitten, immer etwas roͤth-
lich, unten mit vieler Wolle uͤberzogen. Die
Traube iſt groß und engbeericht, die Beeren
laͤnglicht, mittelmaͤßig, weißroth; vertraͤgt
im Bluͤhen Naͤſſe, und bekommt kurze Boͤgen.


10) Heunſchen (Heuniſche) giebt es gel-
be und rothe.


11) Hudler, (Lugiana nera) hat fuͤnf-
theilige Blaͤtter mit langen Kerben, und hell-
gruͤnen Nerven, unten blaßgruͤn, die Traube
iſt groß und weitbeericht, die Beere rund und
ſchwarzblau. Nur dieſe wird in Deutſchland
gebauet; der weiße (Lugiana bianca,) iſt bey
uns nicht uͤblich, die Blaͤtter ſind fuͤnf- und
dreytheilig, mit rothen Nerven, unten blaß-
gruͤn. Die Traube iſt groß, laͤnglicht, eng-
beericht, die Beeren rund, groß, weißlichgelb,
die Haut gelb, bekommt Boͤgen.


N 412)
[200]

12) Lindauer, der weiße, hat laͤngliche,
nicht gar zu große, mit vielen Einſchnitten und
Zacken verſehene Blaͤtter, die rothbraun ſind
und lange Staͤbe haben, wie Gutedel; die
Traube iſt maͤßig groß, die Beeren rund und
weißgruͤn. Der rothe kommt mit dem weißen,
die Farbe ausgenommen, in allem uͤberein.


13) Muskateller, Weihrauch, italieniſcher
Moſcatella, franz. Muſcadet, Muſcat, Fron-
tignac,
Schmeckende in Oeſtreich. Man hat
deren in Deutſchland drey Sorten, eigentlich
ſind ihrer vier, die weiße, rothe, ſchwarze
und blaue.


1. Der weiße hat dreytheilige Blaͤtter
mit langen Zaͤhnen, unten blaßgruͤn; die
Traube iſt groß, rund und gruͤnlicht, mit
blauen Flecken, wenn ſie im September ganz
reif iſt, liebt Boͤgen; das Fleiſch der Traube
iſt ſehr feſt, laͤßt ſchwer den Saft, der Stock
hat ein hartes Laub, daher es die Kaͤfer nicht
angreifen. Der Wein davon iſt nicht haltbar.
Es giebt auch noch weißen Muskateller, der
kleine gelbe breitgedruͤckte Beeren hat.


2. Der rothe Muskateller hat Beeren wie
der erſtere, die Traube iſt groß und engbee-
richt; die Beeren ſind groß, rund, mehr roth
als ſchwarz, und reifen im October: er be-
kommt Boͤgen oder Zapfen. Man verwech-
ſelt oft damit den ſpaniſchen Gutedel, der kei-
nen Muskatellergeſchmack hat.


3. Der
[201]

3. Der ſchwarze Muskateller hat dreythei-
lige Blaͤtter, mit keinen tiefen Kerben, oben
und unten hellgruͤn mit rothem Stiele; die
Traube iſt kleiner als bey den beyden erſtern,
aber engbeerichter, die Beeren ſind klein. Man
ſchneidet Boͤgen.


4. Der blaue iſt nicht ſo dunkelblau, als
der ſchwarze, hat aber groͤßere ſchwarzblaue
Beeren, die mehr Muskatellergeſchmack ha-
ben. Die Trauben ſind groͤßer, engbeericht,
reifen im September. Man nennet oft ge-
wiſſe Stoͤcke, z. B. einen Gutedel, Muska-
teller, die gar nicht den Geſchmack haben,
weil ſie in Ungarn und in dem Oeſtreichiſchen
ſo heißen, und aus dieſem Lande in die Gegen-
den am Neckar und Rhein kamen.


14) Peterſilienwein, in Oeſtreich waͤlſche
mit Peterſilienblaͤttern, ſpaniſcher Sitrudad,
waͤchſt in Canada wild; die Blaͤtter ſind in
fuͤnf Theile getheilt, bis an den Stiel, unten
blaßgruͤn, und die Kerben federartig, die
Traube iſt großartig, weitbeerig, reifen im
September.


15) Kleiner Rißling, hat fuͤnftheilige
Blaͤtter, die Traube iſt maͤßig groß, die Bee-
ren rund, ſuͤß, geiſtig und gewuͤrzhaft, bey
der Zeitigung gruͤnlich gelb; vertraͤgt im Bluͤ-
hen alle Witterung, und giebt ſtarken und gu-
ten, und vornehmlich den edlen Rheinwein.
Es giebt auch eine andere Sorte der groͤßern
N 5Riß-
[202] Rißlinge, der aber leicht ausartet und ſelten
fruchtbar iſt; daher man ihn auch ſelbſt am
Rhein gar nicht viel bauet.


16) Roͤmer iſt eine Art von Waͤlſchen, iſt
ſchon ſeit aͤltern Zeiten in Deutſchland gebauet
worden. Er hat etwas laͤnglicht glatte Blaͤt-
ter mit tiefen Kerben, oben blaßgruͤn und un-
ten ein wenig Wolle. Die Traube iſt groß-
aͤſtig, zottlicht; die Beeren maͤßig rothſchwarz,
reifen im September, und ſind ziemlich ſauer;
die Stoͤcke tragen nicht viel Trauben, die noch
dazu ſauer ſind.


17) Nahe mit dem Claͤvner verwandt,
iſt der Rulaͤnder, (der ſchiele Auvernas, Gris
commun, Vinum bonum,
Villibonerſtock,)
nur daß er in der leberfarbenen Farbe der Bee-
re vom Claͤvner unterſchieden iſt, ſeine Blaͤt-
ter nicht ſo roth werden, lieber vor dem Herb-
ſte abfallen, die Beeren klein, ein wenig laͤng-
licht und leberfarben oder grau ſind, und im
September reifen. Er traͤgt viele ſuͤße Trau-
ben, bekommt Bogen, vertraͤgt im Bluͤhen
faſt alle Witterung, und giebt einen vortreff-
lichen Wein in der Vermiſchung mit Claͤvner
und Burgunder; ſie werden im mittlern oder
ſchweren und niedern Boden gepflanzt. Er
iſt, wie ich oben bemerkt habe, erſt ſeit dem
17ten Jahrhunderte in Deutſchland in der Ge-
gend um Speyer angepflanzet worden, und
verbreitete ſich von da aus am Rhein und in
Wuͤrtenberg.


18)
[203]

18) Der Silvaner, (Salviner, Zier-
fahnler, in Franken Oeſtreicher,) hat die
gruͤnſten Blaͤtter, ohne tiefe Kerben; die Trau-
be iſt maͤßig groß, kurz, dick, engbeericht,
die Beeren ſind maͤßig, rund und gruͤn, und,
wenn ſie recht zeitig ſind, auch braͤunlich; er
traͤgt reife und ſchmackhafte Trauben, giebt
aber keinen geiſtigen noch dauerhaften, ſondern
fetten und ſchweren Wein. Er bekommt kur-
ze Boͤgen, traͤgt aber auch an Zapfen. Er
vertraͤgt im Bluͤhen alle Witterung, und wird
im September reif. Von ihm iſt der blaue
Silvaner unterſchieden, welcher runde runz-
lichte, auf beyden Seiten gruͤne mit ſtumpfen
Kerben verſehene Blaͤtter, kleine engbeerichte
Trauben mit runden und ſchwarzblauen Bee-
ren hat, die im October reifen. Er traͤgt eher
in Ebenen, als Bergen.


19) Traminer, von Tramin aus Tyrol,
am Rhein, Dreymaͤnner, Dreypfennigholz,
iſt entweder die rothe oder weiße. Der rothe
Fleiſchwein, Formentin rouge, Gros rouge,
fraͤnkſche Traube, hat ein rundes Laub mit
wenig Einſchnitten, nicht groß, weißgruͤn,
unten mit Wolle; die Traube iſt klein und
engbeericht; die Beeren ſind klein, laͤnglicht,
hellroth, und reifen im September; ſie ſind
ſuͤß, und geben vortrefflichen Wein. Der
Stock hat meiſtens ſchwaches Holz, und traͤgt
wenig Trauben; ſie leiden bey naſſem Wetter
im Bluͤhen, und werden duͤnn. Er ertraͤgt
Boͤgen,
[204] Boͤgen, wenn er ſtarkes Holz hat, ſonſt be-
kommt er Zapfen. Er iſt von dem großen
weißen nur in der Farbe der Beeren unterſchie-
den, und eben ſo vom Rulaͤnder und Claͤvner;
denn Groͤße und Geſtalt der Trauben iſt einer-
ley, und der Geſchmack faſt derſelbe. Der
weiße wird in den großen und kleinen einge-
theilet. Der große weiße Formentin blanc
hat runde Blaͤtter mit breiten kurzen Zaͤhnen,
unten wolligt, die Traube iſt aͤſtig und engbee-
richt; die Beeren groß, rund und weiß, rei-
fen im September. Man ſchneidet Boͤgen.
Der vortreffliche Wein zu Roth bey Edigho-
fen, wird aus Traminern gemacht.


20) Ungerlein (Ungar) ſind dem wei-
ßen Gutedel gleich, und faſt noch beſſer, mit
einer ſchoͤnen hellen Traube; die Beeren ſind
von gutem Geſchmack, nur etwas dickhaͤutig.
Man nennt ſie auch die kleine Gutedel.


21) Valteliner, (Feldleiner, Veltleiner,
Raifler,) ſo heißen im ſchwaͤbiſchen alle Sor-
ten von Trauben, die aus Valtelin dahin ge-
bracht wurden. Die gemeinſte Sorte iſt die-
jenige, die in Oedenburg Rothraifler, ſonſt
Fleiſchtraube genannt. Er hat runde fuͤnf-
theiliche weißliche Blaͤtter, mit ungleichen Ker-
ben, zum Theil tief gezahnt, unten blaßgruͤn,
mit vieler Wolle. Die Traube iſt lang, eng-
beericht, die Beeren klein, laͤnglicht, rund,
roͤthlich oder rothblau; ſie reifen im October.
Er
[205] Er taugt am beſten in fruͤhe Felder, und be-
kommt Zapfen. Außer dieſem giebt es noch
eine weiße Sorte (weiße Raifler) und zwey
ſchwarze Sorten im Bilfingeriſchen Wein-
berge.


22) Waͤlſche, (d. i. Italieniſche, an ei-
nigen Orten Trollinger, Hamelloden, Kreu-
zertrauben, Mohrendutten, ſind Trauben mit
großen Beeren. Man bauet ſonderlich drey
Sorten, Schwarzwaͤlſche, Rothwaͤlſche und
Wullewaͤlſche: die erſte Sorte iſt die vorzuͤg-
lichſte. Die ſchwarzwaͤlſche hat große runde
Blaͤtter, mit nicht ſehr tiefem Einſchnitt, oben
etwas gelb, unten blaßgruͤn und wenig Wol-
le; die Traube iſt aͤſtig, groß, engbeericht, die
Beeren groß, rund, und, wenn ſie recht reifen,
ſchwarz. Er bluͤhet bey aller Witterung gut,
und bekommt Boͤgen. Man erhalte die alten
Schenkel, weil ſelten einige nachwachſen. Er
liebt ſonnenreiche Berge, und merglichten Bo-
den. Vom rothwaͤlſchen giebt es drey Arten,
1) die Zottel- oder Blauwaͤlſche, welche auch
Urban heißen, ſie haben etwas laͤngliche Blaͤt-
ter, mit tiefen Einſchnitten, oben braun,
gruͤn, und unten weit, etwas Wolle. Die
Traube iſt groß, aͤſtig, zottelicht; die Bee-
ren groß, laͤnglicht und ſchwarzblau, ſie rei-
fen im September. hat er nicht ſtarkes Holz,
ſo treibt er nicht viel Trauben, giebt aber ſuͤ-
ßen und den roͤtheſten Wein. Weil die Trau-
ben meiſt in den aͤußerſten Augen, ſelten aber
in
[206] in den hinterſten oder Scheeraugen getrieben
werden, ſo bekommt er faſt die groͤßten Boͤ-
gen. 2) Gaͤnſefuͤßler, hat etwas laͤnglichte
Blaͤtter mit tiefen Einſchnitten, oben gelbgruͤn
und unten mit wenig Wolle. Die Traube iſt
groß, lang, aͤſtig, zottelicht, die Beeren
groß und ſchwarz, und reifen im September.
Er traͤgt viele Trauben, und bekommt kurze
Boͤgen. 3) Wullewaͤlſche, (Garganega,)
haben rund zugeſpitzte Blaͤtter mit kurzen un-
gleichen Kerben, unten blaßgruͤn. Die Trau-
be iſt lang und weitbeericht, die Beeren rund
und ſchwarz, und reifen im October. Man
ſchneidet Boͤgen. Man erzog in den herzogli-
chen wuͤrtenbergiſchen Weinbergen viele Arten
von Wein, und verpflanzte ſie in den ganz
neuern Zeiten, vornehmlich nach dem Jahre
1778, in die umliegenden Gegenden von Stutt-
gart und Canſtadt. Es hatte den gluͤcklichen
Erfolg, daß dieſe nun auch allgemein ſind, da
ſie es vielleicht nicht geworden waͤren, wenn
nicht der Hof mit ſeinem Beyſpiele vorgegan-
gen waͤre. Sie ſind in der vollſtaͤndigen
Abhandlung des Weinbaues, im erſten Theil
auf der 290ſten Seite, beſchrieben. Es ſind
folgende:


1) Bourgignon blanc, oder weißer Bur-
gunder: die Traube iſt engbeericht, die Beeren
weiß. Er bekommt Boͤgen, und dauert in
der Kaͤlte.


2) Gruͤ-
[207]

2) Gruͤner Gutedel: er treibt ſtarkes Holz,
traͤgt viele Trauben; die Beeren ſind groß, er
bekommt Boͤgen.


3) Schwarzer Gutedel, hat große Beeren,
groͤßere und ſtaͤrkere Trauben, als anderer.


4) Blaue Cibebe, aus Oedenburg in Ober-
ungarn, hat lange engbeerichte Trauben; die
Beeren ſind laͤnglicht und viele ſchwarzblau.
Man kann Boͤgen und Zapfen ſchneiden.


5) Weiße Cibebe, heißt auch die Spani-
ſche, oder aus Oedenburg, oder Malvaſier,
bekommt Boͤgen, und iſt im Anfange des Se-
ptembers reif; die Traube iſt lang, aͤſtig und
engbeericht.


6) Aſch- und Lederfarbe, tuͤrkiſche Cibe-
be, vertraͤgt Boͤgen; die Traube iſt einen Schuh
lang, engbeericht, die Beeren rund und flei-
ſchicht, ſie reifen zu Ende des Septembers, und
halten alle Witterung aus.


7) Die weiße tuͤrkiſche Cibebe vertraͤgt
kurze Boͤgen, die Trauben ſind großaͤſtig, die
Beeren groß, einfoͤrmig und fleiſchicht, ſie
reifen zu Ende des Septembers, und werden
gelblich.


8) Weiße Gaißdutten haben lange weit-
beerichte Trauben, ſie reifen im October, die
Beeren ſind groß, oval und weiß; man kann
Zapfen oder Boͤgen ſchneiden.


9) Roth-
[208]

9) Rothgaißler hat lange engbeerichte
Trauben, die Beeren ſind lang und roth, und
reifen im October. Er ſcheuet keine Witte-
rung.


10) Weißer Gaißler mit runden Beeren,
hat lange Trauben, die weißen runden Bee-
ren reifen im September. Er bekommt Boͤ-
gen, und traͤgt viel Trauben. Der weiße
Gaißler mit laͤnglichtweißen Beeren, haͤlt ſich
nicht ſo gut im Bluͤhen, ſondern liebt warme
Witterung zum Bluͤhen.


11) Rothe Hamburger, die wahrſchein-
lich mit den rothen Heymiſchen einerley; ſie
reifen zu Ende des Septembers, und tragen
viele und große Trauben mit großen roͤthlichen
Beeren.


12) Haſchet Lobolin, aus Tockey: die
Traube iſt bis ſechzehn Zoll lang, und weitbee-
richt, die Beeren ſind rund, klein, weißlicht,
gelb, und reifen im October; man ſchneidet
Zapfen.


13) Gruͤner Lagler aus Oedenburg: die
Traube iſt engbeericht, die Beeren laͤnglicht
und weiß, und reifen im October; man ſchnei-
det Zapfen oder Boͤgen.


14) Lombarder aus Oedenburg, bringt
viele, lange und engbeerichte Trauben; die Bee-
ren ſind weiß und rund, ſie reifen im Octo-
ber; er bekommt Zapfen.


15) Mal-
[209]

15) Malvaſia mit langen Beeren, die
Traube iſt großaͤſtig und weitbeericht, die
Beeren laͤnglicht und gelb, ſie reift im Sep-
tember und bekoͤmmt Boͤgen.


16) Gruͤner Muſkateller bekoͤmmt Boͤgen,
die Traube iſt aͤſtig, engbeericht und ziemlich
groß, ſie reift im September, die Beeren
ſind laͤnglichrund und gruͤnlicht.


17) Oetlinger aus dem obern Elſas, er
heißt auch gelber Mosler, er treibt bald Trau-
ben, die Trauben ſind groß, engbeericht, haben
weiße große ſaftreiche Beeren. Er kam von
den Rheingegenden in das Schwaͤbiſche, und
fuͤhrt auch von dem Oekonomen, von dem er
daher kam, den Namen Ortlieber.


Das neuere allgemeine Syſtem des Deut-
ſchen Weinbaues beruhet alſo auf folgenden
Grundſaͤtzen, die ſich zwar nach den ver-
ſchiedenen Weinlaͤndern unter gewiſſe unterge-
ordnete Syſteme bringen laſſen, allein auch
in einem einzigen verbunden werden koͤnnen, wo-
bey die Abweichungen der einzelnen Gegenden
leicht zu bemerken ſind.


Man bereitet zuerſt den Boden durch Um-
reuten eines halben Mannes tief, entweder das
ganze Land oder nur gewiſſe Reutgruben oder
auch nur Gruben. Sodann folgt das Zeilen
oder das Bezeichnen der Reihen und Stellen,
worein die Weinſtoͤcke kommen ſollen. Die
Anſchaffung, Erzeugung und Fortpflanzung
der Stoͤcke geſchiehet entweder durch Saamen
II.Theil. Ooder
[210] oder durch Theile der alten Weinſtoͤcke, welche
man entweder auf eine andere gewurzelte
Pflanze bringt, und mit ihr genau vereiniget,
oder in die Erde ſetzt, und ſie Wurzel ſchla-
gen laͤßt, wobey man die Theile entweder vor
dem Einſetzen abloͤſet, oder erſt nachdem ſie
gewurzelt haben, welcher Unterſchied auch bey
dem vorigen Statt hat. Durch einige dieſer
Mittel vermehrt man die Stoͤcke, durch an-
dere verbeſſert man ſie nur. Man ziehet Stoͤ-
cke aus Blaͤttern, Augen und Zweigen oder
Reben, welche man durch Pfropfen und Oku-
liren entweder einem andern Stock einſetzet,
oder in die Erde bringt. Geſchiehet die Fort-
pflanzung durch abgeſchnittne Reben, ſo wird
dieſe in einigen Orten erſt geſtuͤrzt, in andern
nicht c).


Sie werden ſodann in die Rebſchule oder
Rebland geſetzt, um daſelbſt zu wurzeln und
aus denſelben in die Weinberge verpflanzt
zu werden. Sie heißen alsdann Wurzlinge,
wiewohl ihrer dreyerley Arten ſind, naͤmlich
1) ſolche in Rebſchulen gezogene, 2) Hackſtoͤ-
cke, die man in alten Weinbergen durch das
Ablegen erhaͤlt, und endlich 3) die Scheid-
ſtoͤcke aus jungen Weinbergen. Nach dem
Setzen folgt das Beſchneiden, Hacken, ſodann
das Pfaͤhlen, Anbinden, Verbrechen, Aus-
brechen,
[211] brechen, Verhauen. Das Verbrechen betrifft
die Schoſſe, die kuͤnftig nicht tragen; das Aus-
brechen geht auf die Oberzaͤhne im guten Hol-
ze; das Verhauen betrifft die Abgipfelung des
guten Holzes mit der Hacke. Hierauf erfolgt
den Sommer uͤber das Falgen zwey bis drey-
mal. Im Herbſte erfolgt das Pfahlauszie-
hen, und das Decken der Weinſtoͤcke, welches
in verſchiedenen Gegenden auf unterſchiedene
Art geſchiehet, da man in einigen Gegenden
die Ruthen bloß niederbeugt, und in Graben
legt, an andern mit Erbſen- oder Wickenſtroh
uͤberzieht, oder gar die Stoͤcke mir Erde be-
deckt. Im Oeſterreichiſchen haͤlt man die Stoͤ-
cke bloß niedrig wegen des Winterfroſtes, zu-
mal wenn der Weinberg eben und niedrig iſt.
Im Oberamte Neuenburg, zu Grafenhauſen,
und an einigen andern Orten, beziehet man
die Stoͤcke wenig oder ſelten, man laͤßt die
Pfaͤhle im Boden, trennt ſie nicht auf, ſon-
dern ziehet die Strohbande noch feſter an, da ſie
vom Winterfroſt weit weniger leiden, auch
die Ruthen nicht wieder duͤrre werden ſol-
len. Herr Gaupp hat eine durch ſeine eigene
Erfahrung beſtaͤtigte Theorie in Vorſchlag
gebracht, wodurch der Weinſtock gegen die
Kaͤlte, ohne das beſchwerliche Beziehen, geſi-
chert werden koͤnne. Er ſchlaͤgt vor, ein tiefe-
res, naͤmlich zwey Schuh tiefes Setzen der
Weinſtoͤcke, die Vermeidung der Koͤpfe, das
behutſame Abnehmen aller Blaͤtter gleich
O 2nach
[212] nach der Weinleſe, ehe ſie ſelbſt abfallen, damit
die Blaͤtter keine weitere Feuchtigkeiten aus
der Luft einſaugen, und eine ſolche Art des
Weinbaues, wobey das Holz recht reif vor
Winters werden kann. Seine dieſes beſtaͤtigen-
den Erfahrungen erſtreckten ſich nach dem Zeug-
niß des Herrn Sprengers im J. 1778 ſchon
auf 8 Jahr d).


Auch in der Geſchichte des Saͤchſiſchen
Weinbaues findet ſich in dieſem Jahrhunderte
verſchiedenes merkwuͤrdige. Nach einem Spe-
cialreſcript des Koͤnigs Auguſt II. vom 24 May
1702 ſollten ordentliche Weinfaktoreyen im
Lande errichtet werden, welches aber durch
den Schwediſchen Krieg verhindert wurde.
Im Jahre 1721 ſuchte der damalige Cammer-
praͤſident Loͤwenthal dem Saͤchſiſchen Wein-
handel nach Hamburg eine gluͤckliche Leitung
zu geben, und es ward deswegen ein Weinhand-
lungskontrakt mit einigen Hamburgiſchen
Kaufleuten verabredet; allein er wurde unter-
brochen, da dieſer Herr ſeine Stelle niederlegte.
In den neuern Zeiten iſt ein Oberlandweinmei-
ſter uͤber die Saͤchſiſchen Weingebirge und
Kellereyen geſetzet, und es werden auf dem
Hof Loßnitz und andern Churfuͤrſtlichen Berg-
verwaltereyen Winzerſchulen erwachſen, wor-
innen gute Winzer gezogen werden.


Man
[213]

Man bauet uͤbrigens in Sachſen itzt fol-
gende Weinſorten.


  • 1) Das weiß und roth Blanke.
  • 2) Das kleine Braune.
  • 3) Das Gutedle.
  • 4) Schoͤnfeyler.
  • 5) Das ungariſch Blanke.
  • 6) Das Gruͤnfraͤnkiſche.
  • 7) Das Lampiſche iſt ein Franzſtock.
  • 8) Elbinger oder Elbrich.
  • 9) Das Heyniſche.
  • 10) Malvaſier.
  • 11) Weißer Muſkateller.
  • 12) Weißtraminer oder Gaͤnſefuß.
  • 13) Das Roͤßlerholz.
  • 14) Schwarz Muſkateller.
  • 15) Grasbraun oder Veltliner.
  • 16) Schwarzwaͤlſcher.
  • 17) Zeitlichblaues.
  • 18) Rother Traminer.
  • 19) Huͤngerling.
  • 20) Das Großblaue.

Der Badeniſche Oekonomierath, Herr
Bernhard, ſuchte auch ein beſonderes Syſtem
in Anſehung des Weinbaues aufzubringen,
und einen Landſtrich auf mehrere Art, naͤmlich
durch die Verbindung des Wein-Ackers- und
Wieſenbaues e), auf einmal zu nutzen. Ein
O 3Aehn-
[214] Aehnliches ſuchte dr Graf Grubbiſicho zu
Tuſeppi in Dalmatien einzufuͤhren, der zwi-
ſchen den Weinreihen Kornaͤrndten ſaͤete f).
Er gruͤndet es auf die Erfahrung, daß man
bemerke, wie in Kuͤchengaͤrten, wo Nebengelaͤn-
der oder ſogenannte Kammertſen ſtehen, die
Reben ſich viel hoͤher und mehr ins Holz, Laub
und Trauben getrieben, wenn ſie der Froſt nicht
daran hindert, als in den Weinbergen ſelbſt,
ob man gleich die Kuͤchengewaͤchſe bis hart an
die Weinſtoͤcke an pflanzet, die dem ungeach-
tet eben ſo gut wachſen als anderwaͤrts, wenn
nur der Boden in der Tiefe gut und zulaͤng-
lich geduͤngt iſt. Die Nebenwurzeln, die ſich
mehr als alle andere ausbreiten, durchlaufen
oft die Unterflaͤche des halben Gartens, und das
Wachsthum dieſer Rieben, ſagt er, ſey darinnen
ſo ſtark, weil ſie von dem oͤftern Ruͤhren und
Duͤngen der Oberflaͤche darinnen befoͤrdert wer-
den, und uͤberfluͤßige Nahrung dadurch erhal-
ten. Ferner gruͤndet er daſſelbe auf das Ver-
fahren des Gaͤrtners, welcher ſeine Gewaͤchſe
meiſt vermiſcht ſetzt, ſo daß einige hoch uͤber
die andern hervorwachſen, wenn andere nie-
drig bleiben, oder einige aus der Tiefe ihre
Nahrung holen, indem andere ſich von der
Oberflaͤche naͤhren; hierdurch nuͤtzt er den Bo-
den unten und oben, und wenn er mit Duͤn-
gen und Graben ihm zu Statten kommt, ſo
bringt
[215] bringt er dadurch das Land zum hoͤchſten Er-
trag. Auf dieſe beyde Erfahrungen gruͤndet
er den Hauptſatz ſeines Syſtems, den Acker
ſo zu benutzen, daß er nicht nur ſeine Ober-
flaͤche, ſondern auch zugleich den tiefen Grund
zu verſchiedenen Pflanzen anwende, und Ge-
legenheit habe, ihn zulaͤnglich zu duͤngen,
und hierdurch gleichſam deſſen Grundflaͤche
verdopple. Er verbreitet vorzuͤglich den Wie-
ſen- und Weinbau, und verwirft unter den
Wieſengewaͤchſen bey dieſem Syſtem nur die,
welche tiefe Wurzeln treiben, dergleichen Eſ-
per und Luzerne ſind, weil die Reben an ſich
ſchon ihre Wurzeln weit und tief verbreiten:
auch muͤſſen die, zwiſchen dem Weine wachſen-
den Gewaͤchſe nicht zu hoch gehen, noch ſo viel
Schatten geben, wie die Bohnen und Waͤlſch-
korn. Die unſchaͤdlichſten Futterpflanzen
ſind in dieſem Syſteme neben den niedern Kuͤ-
chengewaͤchſen die Deck- und Burgunder Ruͤ-
ben, auch gemeine Ruͤben, Bodenkohlraben
und die Grundbirnen, doch ſo, daß noch ein bis
zwey Fuß leerer Raum fuͤr den Weinſtock uͤbrig
bleibe, wo man in der Ebene mit dem leich-
ten Pfluge, und am Berge mit der Hacke
wohl zukommen kann.


Das Rebwerk muß dabey an Gelenke
gebunden werden, daß es nur gleichſam eine
Wand ausmacht. Man kann zu dem Ende
eichene Zaͤune ſtecken, von Ruthe zu Ruthe
O 4in
[216] in den Boden graben, und ſie mit zwey Loͤ-
chern uͤber einander durchſchneiden, in welche
Latten oder duͤnne Stangen geſteckt werden,
daß das alte Rebholz an die untern Stan-
gen, die jungen Reißer aber an die obern ge-
bunden werden. Wo hoch gebauet wuͤrde,
muͤßte man drey Stangen haben. Hierbey
waͤren ſodann die Pfaͤhle erſparet, weil ſie viel
Holz erfordern, die Stangen koͤnnten leichter
im Trocknen erhalten werden, und alſo weit
laͤnger dauern, als ein Pfahl, der allemal in
der Erde kuͤrzer wird. Sonne und Luft haͤt-
ten einen freyern Zugang, die Arbeit am Reb-
werke waͤre viel leichter, weniger wuͤrde ver-
derben und der Wein beſſer. In den Reihen
koͤnnen die Stoͤcke enger ſtehen als ſonſt, weil
die Wurzeln den ganzen Zwiſchenraum unten
durchlaufen koͤnnen, folglich braͤchte man eben
ſo viel Weinſtoͤcke hinein als ſonſt, und wenn
ihrer auch weniger waͤren, ſo wuͤrden ſie bey ei-
nem beſſern Baue doch ſo viel, wo nicht mehr
Wein geben. Der Weinbau an ſich iſt das
beſchwerlichſte Geſchaͤfte der Landwirthſchaft.
Denn wenn man gut duͤnget und den Boden
auflockert, ſo waͤchſt das Unkraut deſto ſtaͤr-
ker. Dieſes koͤnnte man durch den Bau der
Futterkraͤuter unter dem Weine vermeiden. Er
rechnet dabey auf das Futter, wenigſtens fuͤr
eine Kuh, und daß man den Morgen alle zwey
Jahr uͤber duͤngen konnte.


Er
[217]

Er ſetzt dabey folgende Regeln feſt:
wenn man die Reihen anlegt, welches auch
von alten Stoͤcken geſchehen kann, die man
1 bis 2 Schuh in die Erde vergraͤbt, und
die Ruthen in der gezogenen Linie hervorkom-
men laͤßt, ſo lege man die neuen Stoͤcke oder
Schnittlinge ſo ein, daß ſie erſtlich mit dem
Fuße etwas tiefer zu liegen kommen, darnach
dieſelben wechſelsweiſe gegen das leere Beet
ausſtrecken, damit die Stoͤcke deſto enger, die
Wurzeln aber ſich deſto weiter unter ſich aus-
breiten koͤnnen. Die Reihen muͤſſen auf der
Ebene gegen die auffallenden Sonnenſtralen,
an Bergen aber nicht gerade herab, ſondern
ſchief oder gar in die Queere gezogen werden,
damit das Waſſer die Erde nicht ſo leicht
wegfloͤßen kann. Man ſetze von neuem im-
mer einen Stock, der ſein Laub gern und bald
fallen laͤßt, zu einem, der es lange behaͤlt, da-
mit des erſtern Trauben unter dem andern doch
noch bedeckt werden koͤnnen. Ein wichtiger
Einwurf gegen dieſes Syſtem iſt es, daß Vieh-
duͤngung die Guͤte des Weines meiſt mindert,
und man in den beſten Weingegenden durch
Beymiſchung guter Erdarten bloß dem Lande
zu Statten koͤmmt und es beſſert; wie in vielen
Gegenden des Rheines, und im Wuͤrzburgi-
ſchen auf den vortrefflichen Steinweingebir-
gen uͤblich iſt. Zwar duͤnget man auch haͤu-
fig mit Dung die Weinberge, vornehmlich
in Sachſen, allein viele Oekonomen und Ge-
O 5lehrte
[218] lehrte haben auch behauptet, daß der Wein
an Guͤte ſehr viel gewinnen wuͤrde, wenn man
ſtatt des Dungs bloß ſich der Erdmiſchungen
bediente. Namentlich behauptet dieſes von
den Saͤchſiſchen Weinen der Verfaſſer der oͤko-
nomiſchen Abhandlung vom gruͤndlichen, beſſern
und eintraͤglichen Weinbergbau. Der Saͤch-
ſiſche Wein, ſagt er, koͤnnte gebeſſert werden,
wenn man nicht mit grobem rohem Miſte duͤng-
te, wodurch er einen uͤbeln Geſchmack und
Schwere erhaͤlt, und durch das viele Schwefeln,
welches ihm nachtheilig iſt.


In der Pfalz nahm ſich die Regierung
in den neuern Zeiten nicht weniger des Wein-
baues an, und ließ die Gegenden unterſuchen,
die ſich fuͤr jede Art am beſten ſchickten, um
dadurch den ohnehin ſchon bluͤhenden Weinbau
noch mehr zu erheben. Man bauet daſelbſt
den Wein theils auf Bergen, theils auf Ebe-
nen; haͤufig ſind die Wege und Straßen mit
Wein beſetzt, welche den Reiſenden Schat-
ten und eine angenehme Erfriſchung geben.


Im Oeſterreichiſchen, wo der Weinbau
ſchon ſeit vielen Jahrhunderten bluͤhete, ließ
ſich die Regierung die Verbeſſerung deſſelben
angelegen ſeyn. Sie veranlaßte den Pf. Hil-
tenbrand, eine dem Mayeriſchen Feldbau-Ca-
techismus aͤhnliche Arbeit fuͤr den Weinbau
zu uͤbernehmen; daher er zu dieſem Behufe 7
Jahre lang Erfahrungen ſammelte, auch die
Hand-
[219] Handſchrift den erfahrenſten Maͤnnern zur
Beurtheilung und Verbeſſerung uͤberließ.
Die Niederoͤſterreichiſche Geſellſchaft ermun-
terte denſelben, eine Abhandelung uͤber die
Weintrauben damit zu verbinden g). Der
verdienſtvolle Praͤlat zu Sagan, der Herr von
Felbiger, machte aus demſelben einen Auszug
fuͤr die Normalſchule. Nach der Angabe
des Herrn Hiltenbrands bauet man in dem Oe-
ſterreichiſchen folgende Weine: 1) Braunen,
2) Geißdutten, 3) Grobe, 4) Baͤgler oder
Zapfner, 5) Mehlweiß, 6) Muskateller,
7) Schmeckende, 8) Schwarze und Blaue,
9) Silberweiße, 10) Waͤlſche, 11) Zier-
faͤhnler.


Der Rheingauer Weinbau, deſſen Urſprung
in das neunte Jahrhundert faͤllt, der ſich in
den aͤltern Zeiten auf die kleinen Rießlinge ein-
ſchraͤnkte, ſeit zwey Jahrhunderten aber ſich
ſehr mit dem Kleinberger beſchaͤftigte, wurde
in der Mitte dieſer Jahrhunderte durch den
rothen Burgunder vermehrt, der mit ſo vie-
lem Gluͤck zu Aßmannshauſen gebauet wird;
mit wenigerm zu Lorch. Ueberhaupt ſind alle
Weine, die von Schierſtein an durchs ganze
Land bis Lorch wachſen, unter dem Namen
Rheingauer Weine bekannt. Die beruͤhmte-
ſten
[220] ſten Gegenden hierunter ſind nach dem Verfaſ-
ſer des Rheingauer Weinbaues S. 51.


  • 1) Zu Aßmannshauſen und Ruͤdesheim
    der dortige Hauptberg ſammt dem ſo genann-
    ten Rothlaͤnder und Hinterhaͤuſer.
  • 2) Geiſſenheim der Rothenberg und Cap-
    pelgarten.
  • 3) Auf dem Johannisberge der Fuldaiſche
    Schloßberg.
  • 4) Zu Huttenheim der Markenbrunn.
  • 5) Beym Kloſter Erbach der Steinberg.
  • 6) Zu Kitterich der Graͤfenberg.
  • 7) Zu Rauhenthal.
  • 8) Der Flecken Asmannshauſen ſelbſt,
    welcher wegen des ſeit 20 Jahren eingefuͤhr-
    ten rothen Weinwuchſes beruͤhmt iſt.

Der Rheingau ſelbſt wird in die obere
und untere Markung oder den Wald- und
Rheinflecken unterſchieden: jene hat meiſt in
hitzigen Jahren wegen ſchweren und ſteifen
Grundes, dieſen in maͤßig hitzigen Jahren in
Anſehung der Menge und Guͤte den Vorzug.
Die uͤbrigen Rheinweine werden theils dieſſeits
theils jenſeits des Rheins gezogen. Zu den
jenſeitigen gehoͤren das ganze Rheingau und
die Maynziſche Vorſtadt, Koſſel, Koſtheim,
Hochheim und Wickart. Zu den dieſſeitigen
die Gegend von Oppenheim bis Maynz, wo
ſon-
[221] ſonderlich Keſterich beruͤhmt iſt, durch die Ge-
gend der Stadt Bacherach, welche, ehe ſo viel
ſchlechte Trauben dahin verpflanzt wurden,
den beruͤhmteſten Rheinwein gab. Auch ſind
Laubenheim, Biſchheim, Bodenheim, Nier-
ſtein und Harſchheim bekannt.


In dem Brandenburgiſchen legte der glor-
wuͤrdige Vater des jetzt regierenden Koͤnigs ei-
nen Weinberg von Burgundiſchen Faͤchſern
bey Potsdam an, welches auch in ſo weit
gluͤckte, daß man ihn auf die koͤnigliche Tafel
brachte. In dem Boͤhmiſchen machte man
neuerlich auch Verſuche mit dem rothen Bur-
gunder, welche nach den Berichten gluͤcklich
ausgefallen ſind.


Sehr wichtig ſind die Bemuͤhungen der
Schriftſteller dieſes Jahrhunderts. Außer
den allgemeinern Schiftſtellern uͤber die Oeko-
nomie, welche dieſen Punkt als einen der wich-
tigſten in der Landwirthſchaft behandelten, ha-
ben die HH. von Rohr h), Gaupp, Knecht,
Sprenger i), um dieſes Geſchaͤft große Ver-
dienſte, vornehmlich die drey letztern. Herr
Haupt-
[222] Hauptmann Gaupp bearbeitete ſonderlich
den Weinbau der obern Marggrafſchaft
Baden k), wo ſich noch viel aͤhnliches mit dem
Weinbaue der Roͤmer findet, die darinnen die
Lehrer der Deutſchen waren. Herr D. Knecht
lehrte vornehmlich die Anlegung der Wein-
berge mit Schnittlingen und unbewurzelten
Reben.


Herr Prof. Sprenger gab 1766 und 67
die vollſtaͤndige Abhandlung des geſammten
Weinbaues heraus, worauf 1775 ſeine An-
leitung zu Verbeſſerung der Weine erfolgte,
und im Jahre 1778 die Praxis des Wein-
baues l), wozu er vornehmlich durch die Werke
des Herrn Gaupps m) und Knechts n) veranlaſ-
ſet wurde, welche er vorher zum Druck befoͤrdert
hatte. Weil naͤmlich dieſe beyden Schriften
die Kenntniſſe des gewoͤhnlichen Weinbaues
vorausſetzten, ſo entſchloß ſich Herr Spren-
ger,
[223] ger, den in Schwaben uͤblichen Weinbau und
die dabey vorkommenden Arbeiten, Werkzeuge
und Handgriffe zu beſchreiben, zugleich aber
auch eine allgemeine zulaͤngliche Anweiſung zu
geben. Er bringt vornehmlich die neueſten
Verbeſſerungen bey, und ſucht die Grundſaͤ-
tze der Roͤmer auf unſern Weinbau zum Vor-
theil und Verbeſſerung deſſelben anzuwenden;
daher er oft dieſelben aus dem Columella
ausfuͤhrlich entlehnt. Auch Herr Spittler
beſchaͤftigte ſich mit dem Weinbaue. Wir er-
hielten von dem Provincial-Weinbau die nuͤtz-
lichſten Nachrichten. Herr von Vorſter beſchrieb
den Rheingauer in Frage und Antwort o).
Herr Pf. Hiltenbrand den Oeſterreichiſchen,
worinnen er ſich nach dem Mayeriſchen Acker-
baucatechismus richtete p). Im Jahr 1765
erhielten wir eine Beſchreibung des Saͤchſi-
ſchen q), und 1771 eine andere von Herrn Oſ-
ſenfelder. Man benutzte die Schriften der
Aus-
[224] Auslaͤnder durch Ueberſetzung. So uͤberſetzte
man die Schrift des Bidet r) ſchon im Jahr
1754, im J. 1773 die Abhandlung des Ro-
zier s). Einige beſchaͤftigten ſich mit den Mit-
teln, den Weinbau vor Nachtheilen zu huͤten,
worunter außer dem Herrn Gaupp in der ſchon
angefuͤhrten Schrift auch noch die Abhand-
lung von Vertilgung des Rebenſtichers ge-
hoͤrt, welche Herr Prof. Beckmann in der
Phyſikaliſchen Oekonomiſchen t) Bibliothek
II. S. 308, 336. III. S. 584. angiebt.


Die Polizey ſorgte auch fuͤr die Geſund-
heit und Reinigkeit der Weine, gab Geſetze
gegen die Verfaͤiſchung, und nahm ſcharfe
Unterſuchungen und Beſtrafungen vor. Schon
lange war an vielen Orten dieſe Verfaͤlſchung
mit Lebensſtrafe beſtraft; und zu Ende des
vorigen Jahrhunderts wurde die Lebensſtrafe
auf dergleichen Verfaͤlſchungen erneuert. D.
Zeller, ein ehemaliger Wuͤrtenbergiſcher Leibme-
dicus
[225] dicus, war in den neuern Zeiten einer der
erſten, der die Weinprobe in einer eigenen Ab-
handlung oͤffentlich bekannt machte, weil zu
eben dieſer Zeit die Weinverfaͤlſchung ſehr allge-
mein war, und noch immer iſt ſie eine der beſten,
welche auch Gaubius neuerlich in den Schrif-
ten der Harlemer Societaͤt den Hollaͤndern als
das ſicherſte Mittel, mit Bley verfaͤlſchte Weine
und Butter zu erkennen, angerathen, welches
folgendes iſt: Man nimmt zwey Loth Auripig-
ment und vier Loth ungeloͤſchten Kalch, jedes
wird beſonders zu Pulver geſtoßen, ſodann
unter einander gemiſcht, in ein Glas gethan,
und vier und zwanzig Loth Waſſer darauf ge-
goſſen, das Glas mit einer naſſen Blaſe zu-
gebunden, und vier und zwanzig Stunden
an einen warmen Ort geſtellt, und von Zeit
zu Zeit umgeſchuͤttelt. Nach vier und zwan-
zig Stunden laͤßt man es kalt werden und ſich
ſetzen, ſodann gießt man das klare daruͤber-
ſtehende Fluͤßige ab, und hebt es wohlver-
wahrt zum Gebrauche auf. Im Jahre 1750
wurde die Weinprobe durch herrſchaftliche Ver-
ordnungen gemein gemacht, und ſeitdem bemuͤ-
heten ſich die Gelehrten ſonderlich aus theore-
tiſchen Gruͤnden, Mittel zur Entdeckung der
Verfaͤlſchung ausfindig zu machen. So ſchlu-
gen D. Goͤckel und Reiſel den Vitriolgeiſt, an-
dere einen recht reinen Salzgeiſt vor, welches
letztere noch vor wenig Jahren in Holland
II.Theil. Pſehr
[226] ſehr angeprieſen wurde. Auch noch viele andere
Gelehrten, vornehmlich die Hrn. Cartheuſer
und Delius, beſchaͤftigten ſich damit. Man
ſtellte Berechnung an uͤber den Weinbau, und
unterſuchte ſeinen Einfluß in die Bevoͤlkerung
und des Verhaͤltniß deſſelben zum Ackerbau.
Man fand hier, daß in Sachſen der Wein-
bau eintraͤglicher ſey, als der Kornbau, jedoch
nicht in dem Verhaͤltniß, wie er es in Frank-
reich iſt u).


Geſchichte
[227]

Geſchichte
des Hopfenbaues

in den neuern Zeiten, beſonders ſeit dem ſech-
zehnten Jahrhunderte.


Der Hopfen war von den aͤlteſten Zeiten
her fuͤr Deutſchland wichtig, weil das
Bier ein Nationalgetraͤnke war. Man baue-
te ihn im ſechzehnten Jahrhunderte noch ſeit
den mittlern Zeiten her, in der Mark, in Pom-
mern, im Mecklenburgiſchen, in dem Wendi-
ſchen, in Meißen und Boͤheim. In der al-
ten Mark bluͤhere er vorzuͤglich um die Stadt
Gardelegen im ſalzwedeliſchen Kreiſe, und in
Pommern in der Gegend von Poͤlitz x). Aus
der Mark hatte er ſich nach Pommern verbrei-
tet, ſo wie aus Boͤheim nach Meißen und
Churſachſen, wovon ſich in der Forſt- und
Holzordnung des großen Churfuͤrſten Auguſts
Spuren finden. Auch bauete man denſelben
in dem ſaͤchſiſchen Erzgebirge, in Meißen,
vorzuͤglich in der Gegend um Erbersdorf, oder
Ehrenfriedersdorf; er litte daſelbſt ſonder-
P 2lich
[228] lich von dem Spießglas und deſſen Dam-
pfe y).


In der Mark Brandenburg finden ſich in
dem 16ten und 17ten Jahrhunderte haͤufige
Spuren, daß es ein ſehr ausgebreitetes und
wichtiges Geſchaͤft war, daß ſelbſt die Regie-
rung große Sorgfalt fuͤr daſſelbe trug: daher
ſich in dieſen Zeiten ſchon haͤufige Geſetze, in
Anſehung deſſelben, ſo wie auch des Bieres,
finden. Die Regierung in der Mark bemuͤhe-
te ſich ſonderlich, die Hopfenausfuhre zum Be-
ſten des Landes zu leiten, ihn bald fuͤr das
Land ſelbſt zu behalten, bald durch die Aus-
fuhre deſſelben das Geld anderer Laͤnder zu
gewinnen. Schon 1564 finden ſich Nach-
richten hiervon. Im Jahre 1585 erſchien
ein Edict gegen die Hopfenausfuhre, 1586 wur-
de der Stadt Gardelegen, wo der Hopfenbau
von Alters her bluͤhete, die beſondere Frey-
heit ertheilt ihren Hopfen auszufuͤhren. In
den Jahren 1564 und 1568 wurde der Ho-
pfen in der Mark mit 12 Thlr., und 1589 der
großen Duͤrre wegen mit 18 Thlr. bezahlt z).


Im Jahre 1589 wurde das Verbot der
Ausfuhre erneuert. In dem Pommeriſchen,
hatte er, wie oben bemerkt worden, in der Ge-
gend
[229] gend von Poͤlitz ſchon ſeit dem 13ten Jahr-
hunderte gebluͤhet, und wuchs daſelbſt ſchon
wild; die Buͤrger dieſes Orts erwieſen ſich
ſo unermuͤdet in dieſem Baue, daß jedem Buͤr-
gerhauſe ein Platz von einer gewiſſen Anzahl
Ruthen zugetheilt wurde, um Hopfen zu
bauen, und einen Hopfengarten anzulegen: die-
ſer Platz iſt ſeit dieſer Zeit ein unzertrennliches
Pertinenzſtuͤck des Hauſes. Poͤlitz hatte durch
den großen Abſatz die groͤßte Ermunterung zu
dieſer Art von Cultur, da in den aͤltern,
und zum Theil noch den damaligen Zeiten faſt
ganz Pommern ſein Bier mit Poͤlitzer Hopfen
wuͤrzte a).


In den bayeriſchen Landen war der Ho-
pfenbau in dieſen Zeiten nicht weniger wichtig,
wie ſich aus der Forſtordnung des Fuͤrſten-
thums Ober- und Niederbayern, vom Jahre
1568 b), im 30ſten Artikel ergiebt, wo we-
gen der Hopfenſtangen verordnet wird, daß
dadurch nicht die Waͤlder zu ſehr verwuͤſtet
werden ſollen, welches anzeigt, daß der Ho-
P 3pfen-
[230] pfenbau in dieſen Landen anſehnlich geweſen
ſeyn muß, weil man dergleichen Verordnun-
gen fuͤr noͤthig hielt. Nach Sachſen ſcheint
er aus den Niederlanden durch die Colonie,
welche ſich bey Kemberg anbauete, und von
Boͤheim zuerſt gekommen zu ſeyn, von da aus
er ſich weiter verbreitete. In den braun-
ſchweigiſchen Landen finde ich in dem 16ten
Jahrhunderte noch keine Spur vom Hopfen-
bau; auch in der Forſtordnung wird der Ho-
pfenſtangen nicht gedacht, daß dieſe Art der
Cultur alſo wahrſcheinlich ſpaͤter dahin ge-
kommen, und, wie es wahrſcheinlich iſt, erſt
im 17ten Jahrhunderte.


Es erhellet aus der Vorſorge der Polizey und
der Regierung fuͤr dieſes Nahrungsgeſchaͤft,
daß es damals ſchon auch in Sachſen anſehn-
lich geweſen; denn ſo findet man verſchiedene
churſaͤchſiſche Generalien von den Jahren
1564, 1567, 1577 und 1581, welche den
Hopfenbau des Landes, deſſen verbotene Aus-
fuhre und Abnahme von den churfuͤrſtlichen
Vorwerken betreffen. Auch aus der Forſt-
ordnung des glorwuͤrdigen Churfuͤrſt Auguſts,
der fuͤr ſo viele folgende das Muſter wurde,
ergiebt ſich, daß der Hopfenbau in Sachſen
ſtark geweſen, weil er darinnen beſorgt iſt, daß
durch Ausfuͤhrung der Hopfenſtangen die Waͤl-
der nicht ſo verwuͤſtet werden moͤchten.


Von Schriften uͤber den Hopfenbau ha-
be ich, einige allgemeine Werke uͤber die Oeko-
nomie,
[231] nomie, und die, die vom Bierbrauen geſchrie-
ben, ausgenommen, welche auch dieſen mit be-
ruͤhren, nichts gefunden. Die allgemeinen
Schriftſteller ſind ſchon in dem vorigen ange-
fuͤhrt worden. Unter die letztern gehoͤren Ga-
zius, Meibom und von Hagck c).


Die Methoden, nach welchen man den
Hopfen bauete, waren verſchieden. Man
hatte die Wendiſche, die Maͤrkiſche und Pom-
meriſche, und die Meißniſche. Die Wenden
hatten ſonderlich eine vortheilhafte und beque-
me Art, den Hopfen leicht fortzupflanzen, in-
dem ſie die Keime, die die Stoͤcke von ſich
treiben, abſchnitten, und die Erde dabey auf-
haͤuften. Coler in ſeinem Hausbuche be-
ſchreibt vornehmlich die meißniſche Art aus-
fuͤhrlich, und ſcheint ſie zum Grunde zu legen.
Ueberhaupt ſtand damals die meißniſche Wirth-
ſchaftsart in Anſehen. Man verfuhr daſelbſt
mit dem Hopfen alſo d): Man machte eine und
eine halbe bis zwey Ellen weit von einander
keilfoͤrmige Gruben, beſchuͤttete ſie mit fetter
lockerer Erde oder Miſt, ſetzte in jede derſelben
fuͤnf, ſieben, bis neun Wuͤrzlinge, ſo, daß
die Keime oder Schoͤßlinge uͤber ſich zu ſtehen
P 4ka-
[232] kamen; man ſchuͤttete darauf lockere mit
Miſt oder kleiner Schutterde vermengte Er-
de, ſo, daß man von dem Keime nichts ſah,
und ſteckte einen Stock dazu. Man nahm
deswegen ſo viele Keime zuſammen, damit,
wenn einer oder der andere nicht kam, doch
die uͤbrigen trieben. In dem Mecklenburgi-
ſchen geſchahe dieſes Legen in der Marterwo-
che e).


Das erſte Jahr wuchs er ſo eine Elle
oder auch wohl Mannes hoch, trug aber ge-
woͤhnlich erſt im zweyten, wenn er nicht recht
zeitig gelegt war. Das andere Jahr ſchnitt
man einen jeden Stock ringsumher ab, ehe er
noch auskeimte, damit er nicht ferner in die
Wurzeln, ſondern uͤber ſich triebe. Man
ließ den Zirkel und die Stengel deſto groͤßer,
je groͤßer man die Stoͤcke wuͤnſchte, und that
Miſt hinein, den man nach den Stoͤcken zu-
zog.


Nach dieſer Reinigung der Stoͤcke von
den Wurzeln, ſtaͤngelte man, damit ſich die
Ranken nicht unter einander verwirreten. Man
gaͤtete ihn im erſten Jahre, und heftete ihn,
wenn er zur Haͤlfte der Stange geſchoſſet war.
Zu Jacobi bluͤhete er, und wurde um Aegi-
dii reif; die Reife erkannte man am Geruche,
man pfluͤckte ihn auf der Tenne ab, trocknete
ihn auf einem luftigen Boden, ſchuͤttete denſel-
bigen
[233] bigen ſodann auf einen Haufen, den man mit
Plaͤnen und Tuͤchern belaſtete, damit er ſich
nicht verroͤche. So zog man von einem Sto-
cke, wenn er gediehe, wohl einen halben Schef-
fel. Der Preis des Hopfens war zu 1 Thaler,
ein bis zwey Guͤlden. Hievon wich die maͤrki-
ſche Bauart etwas ab. Im abnehmenden
Mond oder im letzten Viertel des Monat Maͤrz
hackte, beſchnitt, bemollete und bewarf man
den Hopfen; acht oder vierzehn Tage nach
Oſtern ſetzte man die Stangen; nach Pfing-
ſten oder Johannis, oder ſo oft es noͤthig iſt,
hackte man den Hopfengarten um, blattete
die obern Blaͤtter ab, und band ihn an Stan-
gen; zu Aegidii, oder vierzehn Tage vor Mi-
chaelis, nahm man ihn ab. Auf den Herbſt
umhackte man die Stoͤcke wieder, deckte ſie
mit Erde, und ließ ſie alſo bis wieder zur
Faſten liegen f). Man duͤngte uͤber das an-
dere oder dritte Jahr, jedoch ſo, daß man den
Schweinemiſt, womit es geſchahe, um die
Gruben herum legte, welches zugleich ein Be-
weis von der um dieſe Zeiten in der Mark
bluͤhenden Schweinezucht iſt. Am liebſten
that man es im Herbſt beym Niederlegen der
Stoͤcke. Dieſe Art zu duͤngen hat den Vor-
zug vor dem Ueberduͤngen des ganzen Hopfen-
gartens, wobey ſo viel Unkraut waͤchſt. Co-
ler giebt in dem angefuͤhrten Hausbuche noch
P 5eine
[234] eine dritte Art an, da man in eine fuͤnf Vier-
tel weite Grube, die von der andern vier El-
len weit entfernt, ein halb Knie tief, und mit
Miſt wohl geduͤngt iſt, Hopfenwurzeln oder
Feſer legt, ſo, daß ſie weder zu tief noch zu
ſeichte liegen; wenn ſie eine Elle hoch getrie-
ben, ſolle man ſtaͤngeln, fleißig behacken und
anheften. Man kannte uͤbrigens damals drey
Arten Hopfen, den ſogenannten Oſthopfen,
der fruͤh in Oſt reif wird, den Herbſthopfen,
und den ſpaͤten oder wilden Hopfen. Von
dem zahmen oder Gartenhopfen hatten ſie zwey-
erley Arten, fruͤhen und ſpaͤten Hopfen: den
Fruͤhhopfen nennte man Augſthopfen, weil er
vierzehn Tage eher reifte, als der andere.
Man kannte aber auch einen ſpaͤten von haͤrte-
rer Art, der kleinere Haͤupter hatte, und im
September reifte.


Im ſiebenzehnten Jahrhunderte.


Im ſiebenzehnten Jahrhunderte litte auch
dieſes Geſchaͤft in den Gegenden der Mark,
Pommern und andern Provinzen Deutſchlan-
des. Dennoch aber finden wir, daß es ſich
in beyden auch wiederum ausbreitete. Der
zu Poͤlitz ſo beruͤhmte Hopfenbau verlor indeſ-
ſen dabey, je mehr die uͤbrigen Landſtaͤdte an-
fiengen, ſich damit zu beſchaͤftigen. Man
kann es in der Oekonomiegeſchichte uͤberhaupt
bemerken, daß Unruhen und Kriege oft die
Ver-
[235] Veranlaſſung geben, daß Geſchaͤfte, die ſich
bloß an einen Ort zuſammenzogen, und die-
ſen auf Koſten der andern bereicherten, ſich da-
durch zerſtreuet und ausgebreitet haben, und
allgemein geworden. Ein aͤhnliches Beyſpiel
haben wir oben in der Geſchichte des Acker-
baues bey der Waidkultur um Erfurt.


So bluͤhete der Hopfenbau auch im 17ten
Jahrhunderte in dem Schwarzburgiſchen. Es
erhellet dieſes aus der graͤflich ſchwarzburgi-
ſchen Forſtordnung vom Jahre 1626, wo im
24ſten Artikel vieles verordnet wird, damit
nicht durch Hopfenſtangen die Waͤlder verwuͤ-
ſtet werden g). Er ſcheint ſich aber um dieſe
Zeit in dem Braunſchweigiſchen und Saͤchſi-
ſchen mehr ausgebreitet zu haben. In der
hennebergiſchen Forſt- und Jagdordnung vom
J. 1615 h) werden die Hopfenſtangen er-
waͤhnt, ein Beweis, daß der Hopfenbau da-
ſelbſt geweſen. In der Weimariſchen vom
J. 1646 i), wird befohlen, die jungen Schlaͤ-
ge in Acht zu nehmen, damit weder Zaungaͤr-
ten, Hopfen- oder Buͤhnſtangen daraus ge-
hauen
[236] hauen werden: ſo thut auch der Gothaiſchs
derſelben Erwaͤhnung k). In einem churſaͤch-
ſiſchen Mandate vom J. 1694 wurden unter
die Amtsappertinenzen auch Hopfenberge ge-
zaͤhlt. In dem Brandenburgiſchen findet
man auch in dieſem Jahrhunderte die Auf-
merkſamkeit fuͤr dieſes Geſchaͤft. So erſchien
1602 ein Reſcript, wegen verbotener Aus-
fuhre des Hopfens, im Jahre 1621 ein Pa-
tent, wider die Ausfuhre deſſelben, im Jahre
1628 und 1659 ein Edict, 1669 ein Patent,
ingleichen im Jahre 1677. Im J. 1687
ein Patent, wegen des buckowiſchen Hopfens,
welches beweiſt, daß der Hopfenbau ſich in
der Mark an verſchiedenen Orten ausgebreitet,
da dieſes Buckow in dem Lebuſiſchen Kreiſe
liegt. In dieſem Jahrhunderte bluͤhete in-
deſſen der Hopfenbau und Hopfenhandel in der
Altmark, in der Gegend um Gardelegen ſehr.
Die Altmark fuͤhrte, nach Nachrichten aus den
Jahrbuͤchern, vornehmlich in dem Jahre 1633
etliche tauſend Wiſpel Hopfen nach Daͤnne-
mark, Holſtein, Franken, Meißen, Thuͤ-
ringen, und verſorgte dabey ſich und die an-
liegenden Kreiſe. Wegen des ſtarken Hopfen-
baues und Handels war daher auch die Stadt
Gardelegen vor alten Zeiten her mit beſondern
Ge-
[237] Gerechtſamen, auch wegen der Ausfuhre ver-
ſehen, wenn dieſe anderswo in der Mark gar
nicht geſtattet wurde. Man hat von dieſem
Umſtande Nachrichten von den Jahren 1564,
1586, 1589 und 1653. In dieſen und
den alten Zeiten wurde auch in der Uckermark
wahrſcheinlich viel Hopfen erbauet, weil ſich
Nachrichten finden, daß an einem einzigen
Orte, naͤmlich zu Bieſenbrow, bey dreyhun-
dert Hopfenhacker gewohnt. In dem Jahre
1653 wurde in der Mark der Scheffel Hopfen
mit 24 Thlr. bezahlt. Um dieſe Zeit fieng auch
fuͤr Mecklenburg der Hopfenbau an wichtig
zu werden. Es ſetzte vielen Hopfen in der an-
graͤnzenden alten Mark ab, und weil man in
der letztern bey dem einheimiſchen Hopfen viel-
leicht zu wenig Vortheil fand, indem die ſtar-
ke Einfuhre des Hopfens aus den angraͤnzen-
den Mecklenburgiſchen Landen eine lange Zeit
um niedrige Preiſe geſchahe, ſo unterließ man
den Hopfenbau, bis man wegen des in jenen
Landen oͤfters erfolgten Mißwachſes das Ho-
pfenpflanzen auf hoͤchſten Befehl wieder ange-
fangen l).


In der Chur- und Mittelmark bluͤhete er
ſonderlich um Buckow im Lebuſiſchen Kreiſe,
welches wegen des Hopfenbaues und der Guͤte
des Hopfens vor andern große Vorzuͤge hat.
Der Hopfen daſelbſt iſt von wirklich boͤhmi-
ſchem
[238] ſchem Gewaͤchs, und wurde auch nach boͤhmi-
ſcher Art bearbeitet, wie es auch noch geſchie-
het, und bey der Brauerey dieß und jenſeits
der Oder nach dem Boͤhmiſchen fuͤr den be-
ſten gehalten m).


Als Schriftſteller uͤber dieſen Gegenſtand,
finden ſich außer den allgemeinen Oekonomen
keine andern, als die uͤber das Bier ſchrei-
ben, Knauſt und Stengel n).


Im achtzehnten Jahrhunderte.


In dem jetzigen Jahrhunderte wurde es,
wie alle andere oͤkonomiſche Geſchaͤfte, mit
noch mehr Eifer, ſowohl von Seiten der Re-
gierung als der oͤkonomiſchen Geſellſchaften
und der Gelehrten, betrieben. Im Branden-
burgiſchen wurden in der Priegnitz, wo vor-
her der Hopfen nur an einzelnen Orten gebauet
wurde, mehrere Anſtalten dazu gemacht, vor-
nehmlich in der Gegend von Lenzen zu Lanz.
Eben ſo veranlaßten hoͤhere Befehle die erneu-
erte und verſtaͤrkte Betreibung deſſelben in
der Uckermark, da die, wegen oͤfters erfolg-
ten Mißwachſes zu ſparſame Einfuhr aus dem
Mecklenburgiſchen es veranlaßten. Er hat
ſo zugenommen, daß man an einigen Orten
angefangen, den Hopfen auszureißen, und
das
[239] das Land zu andern Gartenfruͤchten anzu-
bauen, weil die umliegende Gegend uͤberfluͤßig
damit verſehen iſt, und alſo nach Abzug der
Arbeitskoſten zu wenig dabey gewonnen wer-
den konnte. Der buckowiſche Hopfen wurde,
ſeiner Guͤte wegen, an viele andere Orte ver-
pflanzet, und dieſe Anlagen haben nach dem
Zeugniſſe des Hrn. Gleditſch noch bis jetzt ge-
gen die uͤbrigen Hopfenarten ihre Vorzuͤge.


Bey Frankfurt, Writzen und zu Bernau
wird gleichfalls eine ſehr gute Art Hopfen er-
bauet, und es giebt noch mehrere Orte in der
Gegend von Berlin und Potsdam, wo die
neuen Anſtalten wohl von Statten gegangen
ſind. Dem buckower Hopfen kommt derjeni-
ge an Guͤte ſehr nahe, der in der Neumark,
beſonders aber an unterſchiedlichen Orten im
koͤnigsbergiſchen Kreiſe erbauet wird, welche
damit faſt ihre einzige Nahrung treiben. Die
harten Winter in den Jahren 1709, und
vornehmlich 1740, verdarben einigemal in
verſchiedenen Gegenden die Pflanzen ganz.
Hierzu kam noch, daß einige Veraͤnderungen
zufaͤlliger Weiſe die ehedem uͤberfluͤßige Fuͤt-
terung und Duͤngung minderten, daß der An-
bau des Hopfens daruͤber Nachtheil litte, und
die Einfuhre des boͤhmiſchen und andern frem-
den Hopfens eine Zeit lang verſtattet werden
mußte. Allein man machte, zu Herſtellung
dieſes in Verfall gerathenen landwirthſchaft-
lichen
[240] lichen Geſchaͤfts, neue Anſtalten, und die auf
den Feldmarken hin und wieder einzeln gelege-
nen kleinen Bruͤche, nebſt denen, die die Doͤr-
fer und Triften umgeben, wurden erhoͤhet,
mit tiefen Graben durchzogen, und dazu an-
gewendet.


Durch dieſe tiefe Graben, Canaͤle und
Furchen, welche beſtaͤndig offen gehalten wer-
den muͤſſen, wurden die Moraͤſte abgezogen,
daß ſich das Land ſetzte; man milderte das
uͤberfluͤßige naßkalte wilde Weſen durch eine
dazu geſchickte Menge von Duͤnger, und er-
ſetzte dagegen den fetten nahrhaften Antheil
hinreichend. Dieſes geſchahe ſonderlich in ei-
nigen Kreiſen der Neumark, wo man derglei-
chen Anſtalten mit Bruͤchen zum Hopfenbau
machte, welche dazu in der Folge ſehr vortheil-
haft befunden worden. In der Mittelmark
bauet man an vielen Orten ihn an dem Abhan-
ge fruchtbarer Huͤgel und Berge, an einigen
Orten an dem untern Theile der Weinberge.
Der Hopfenbau zu Gartelegen iſt noch immer
anſehnlich, und es verfuͤhrt ſeinen Hopfen noch
jetzt bis nach Daͤnnemark. Die Preiſe des
Hopfens dieſer Gegend ſind verſchieden, ſo,
wie ſeine Guͤte ſelbſt es iſt: der Burgſtalliſche
zeichnet ſich in beyden aus.


Der Hopfenbau in Poͤlitz iſt auch noch an-
ſehnlich, ob er ſchon nicht mehr in ſeinem al-
ten Flor iſt, da er durch die ausgebreitetere
Cultur
[241] Cultur einen großen Theil ſeines Abſatzes ver-
lor, die Hopfenſtangen mehr als doppelt ſo
hoch im Preiſe geſtiegen, und der Gewinnſt
von Hopfenholz und Hopfenſpargel gering iſt.
Den meiſten Abſatz macht es zu Stettin und
Stralſund.


In Churſachſen wendete man auch alle
Aufmerkſamkeit auf dieſes Geſchaͤft, welches
ſonderlich im Churkreiſe und in der Gegend
um Pirna bluͤhet. Die oͤkonomiſche Geſellſchaft
zu Leipzig ſetzte Preiſe auf denſelben, und es
machten ſich ſonderlich einige Landgeiſtliche
um die Beantwortung verdient; ſo wie der
Hr. Graf von Solms um die ganze Theorie
dieſer Cultur. Auch die thuͤringiſche Land-
wirthſchaftsgeſellſchaft waͤhlte den Hopfenbau
zu einem Gegenſtand ihrer Vorſorge o).


In dem Mecklenburgiſchen nahm der Ho-
pfenbau zu, durch den Abſatz, welchen man
in der benachbarten Uckermark machte; litte
aber auch wieder, theils durch oͤftern Miß-
wachs, theils, daß dadurch die Uckermark
veranlaßt wurde, den einheimiſchen ſelbſt
ernſthafter zu betreiben. In den braunſchwei-
giſchen Landen iſt er anſehnlich, und wir wer-
den unten naͤhere Nachricht von der Art, ihn
daſelbſt zu behandeln, geben.


In
II.Theil. Q
[242]

In Bayern wird er noch ſtark betrieben,
und Boͤheim gewinnt immer noch viel Geld
durch den Abſatz ſeines Hopfens in auswaͤrti-
gen, ſonderlich den ſaͤchſiſchen Landen. In
der Pfalz hat neuerlich der verſtorbene Gugen-
nius auch den Hopfenbau einzufuͤhren ſich be-
muͤhet, daß alſo Deutſchland, außer dem in
Boͤheim, den Maͤrkiſchen, Magdeburgiſchen,
Pommeriſchen, Bayeriſchen, Mecklenburgi-
ſchen, Saͤchſiſchen, Braunſchweigiſchen, Pfaͤl-
ziſchen, als einheimiſche Hopfenarten aufwei-
ſen kann.


Man hat in der Hopfenkultur verſchiede-
ne Behandlungsarten, allein, ſie laſſen ſich
auf einige allgemeine Syſteme bringen, wovon
wir ſonderlich zwey auszeichnen wollen: naͤm-
lich das maͤrkiſche, nach welchem meiſt auch
der pommeriſche gebauet wird, das boͤhmi-
ſche, welches auch fuͤr den buckowiſchen und
ſaͤchſiſchen Hopfenbau die Regel iſt, und das
braunſchweigiſche.


Das erſtere hat vornehmlich Herr Hofr.
Gleditſch beſchrieben p). Man waͤhlt dazu
einen guten fetten lockern Wieſengrund, der
noch wenige oder keine Fruͤchte getragen; in
der Neumark hat man ſogar Bruͤche dazu an-
gewendet, doch unter den oben angefuͤhrten
Vorſichtsregeln.


Man
[243]

Man bauet ihn aber auch an fruchtbaren
Huͤgeln und an den untern Theilen der Wein-
berge. Zur Duͤngung waͤhlt man einen fetten,
kuͤhlen und wohlgefaͤulten Miſt, der wenigſtens
jaͤhrig ſeyn muß; auch miſcht man den im
Winter recht durchfrornen Schlamm, nach-
dem er ausgewittert und ausgearbeitet wor-
den, darunter. Man macht die Gruben vier
bis fuͤnf Fuß weit aus einander, einen Fuß tief,
und fuͤnf viertel Elle breit; fuͤllet dieſe mit
geiler oder Schlammerde, und pflanzet
darinnen die Faͤchſer. Man theilt den Hopfen
in Fruͤh- oder Auguſthopfen, oder den groͤſ-
ſern, und in den kleinern, oder ſpaͤten Hopfen:
der erſtere wird in den Fruͤhlingsmonaten,
der letztere im Herbſt gepflanzt, und die Erde
wird an demſelben zu einem kleinen Huͤgel an-
gehaͤuft.


Zu Anfange des Brachmonats durchzie-
het man das Land zwiſchen den Hopfengruben
im erſten Jahre, bey guter Witterung, mit ei-
ner ſcharfen eiſernen Hacke behutſam, damit
man weder die Wurzeln noch den Keim verletzt.
Hierauf ſetzt man drey ſchwache, fuͤnf bis ſie-
ben Fuß lange Stangen in jede Grube fuͤr
den Keim, haͤlt das Land ſehr rein von Un-
kraut; drey bis vier der ſtaͤrkſten Reben wer-
den nur angebunden, die uͤbrigen abgepfluͤckt.
Man faͤhrt mit dieſer Arbeit in Zeit von acht
Tagen fort, bis zum dritten oder vierten ma-
Q 2le,
[244] le, da die Ranken etwa die Laͤnge der Stan-
ge erreicht haben.


Im Maͤrz und April des andern Jahres,
wird der Hopfen mit eiſernen Harken ganz ge-
linde umgeharkt, und bis zu den Hauptwur-
zeln entbloͤßt, um das abgeſtorbene Holz abzu-
ſchneiden, worauf die Erde mit friſchem ver-
faulten Duͤnger wieder wohlgemengt und ange-
haͤufelt wird; das Land zwiſchen den Hopfen-
gruben, welche man Baͤnke nennt, wird von
Unkraut gereinigt und durchharkt; und dann
wird vor und nach Johannis das Land nur
zuweilen umgeharkt. Bey dem Beſchneiden
des Hopfens, im andern und folgenden Jah-
ren, wird er von unnuͤtzen Wurzeln, Wild-
lingen, Neben- und Waſſerranken gereinigt,
welche den ſtaͤrkern fruchttragenden die Nah-
rung entziehen. Wenn die Reben angeleitet
werden, ſo richtet man ihre Spitzen allezeit
nach der Sonne, nach der rechten Hand, weil
ſich der Hopfen ſo windet; denn man muß
dieſe Bewegung ſolcher ſteigenden Gewaͤchſe
gegen die Sonne, oder von derſelben abwaͤrts,
bey ihrem Anbaue wohl bemerken. Nach dem
Pfluͤcken trocknet man den Hopfen auf einem
luftigen Boden, wo man ihn eine Hand hoch
locker ausbreitet. Bey Poͤlitz bauet man meiſt
Fruͤh- und Spaͤthopfen in einem Garten zu-
ſammen, weil der Auguſthopfen beſſer, als
der Herbſthopfen, zutraͤgt. Man pflanzt auf
die Stuͤhle Kohl, und auf die Baͤnke oder
Gaͤnge
[245] Gaͤnge pflanzt man Bohnen, um ſie rein zu
halten.


In dem Braunſchweigiſchen befolgt man
folgende Bauart: Man legt den Hopfengar-
ten an abſchuͤßigen Orten nach Nordweſt, Suͤd-
oſt oder Suͤden an, und umgiebt das ganze
Hopfenland mit Graͤben, bearbeitet das Ho-
pfenland ſo locker und muͤrbe, als moͤglich iſt,
und haͤlt es von allem Unkraut rein. Man
macht die Gruben neun Zoll tief, und drey-
viertel Zoll breit. Man hat dreyerley Arten,
den Hopfen zu bauen; man bauet ihn entwe-
der ſtaͤudig, welches Staudenhopfen heißt,
oder an Stuͤhlen, welches Stuhlhopfen heißt,
oder nach dem Vorſchlag des ſchwediſchen Oe-
konomen Striedberg, welcher Hopfenbeete an-
rieth, welche außerordentliche Sorgfalt, in
Anſehung der Reinigung von Unkraut, erfor-
dern. Der Stuhlhopfen iſt im Braunſchwei-
giſchen am gewoͤhnlichſten. Man hat vor-
nehmlich Hopfenſchulen, die auswaͤrts nicht
ſo bekannt, aber ſehr nuͤtzlich ſind, worinnen
man die Wurzeln, die man vor dem Jahre
nicht in die Hopfgaͤrten verpflanzt, verſetzet.
Man gerieth darauf durch einen Zufall. Ein
Stuͤck Landes, davon ein Theil vor zwey, das
andere aber vor einem Jahre zum Hopfengarten
war angewendet worden, wurde unvermuthet
zu einem andern Gebrauch angeſchlagen; es
mußten daher die Wurzeln aufgenommen wer-
den, deren einige ſich ſo verbreitet hatten, daß
Q 3ſie
[246] ſie in Betracht ihrer Schoͤſſe kleinen Baͤumen
glichen. Man putzte und zerſchnitt ſie mit
Sorgfalt, und ſetzte von dem jaͤhrigen Orte
viere, von den aͤltern aber, die ſtark und kraͤf-
tig waren, nur zwey bis drey von jedem. Noch
denſelbigen Sommer trugen dieſe Wurzeln
ſo, als ob ſie ſchon zwey bis drey Jahre da
geſtanden. Dieſe gluͤckliche zufaͤllige Erfah-
rung veranla [...] [...]ld wichtige Verſuche. Man
richtete ein nach Art der Hopfenſtuͤhle zuberei-
tetes Beet an, jedoch mit dem Unterſchied,
daß man, ſtatt des Erdkegels in dem Stuhle,
von der beſten und gereinigten Erde, von einem
Ende der Beetgrube bis zum andern, recht in der
Mitte einen Ruͤcken machte, beyde Sorten mit
friſchem Kuhduͤnger fuͤllte, denſelben feſt trat,
und mit der uͤbrigen guten Erde bedeckte. Es
wurden alsdenn alle bey den jaͤhrlichen Pflan-
zen uͤbrig bleibende Wurzeln auf gewoͤhnliche
Weiſe hinein geſetzt, welche ſehr gut fortka-
men und viele Vortheile gewaͤhrten. Denn
man konnte, da die Wurzeln bereits ſo ſtark
geworden, daß ſie, wegen einfallender Naͤſſe,
Duͤrre oder Froſt, weniger Gefahr liefen, die
Zahl derſelben fuͤr jeden Stuhl mit Zuverlaͤßig-
keit beſtimmen: ein kleiner Wurzelvorrath war
dadurch zu Bepflanzung eines viel groͤßern
Stuͤck Landes zureichend, und dieſes bezahlte
noch in demſelben Jahre die Muͤhe reichlich.
Man entgehet dabey auch allem Schaden, den
die Witterung den zu zarten Wurzeln, oder
die
[247] die Nachlaͤßigkeit der Arbeiter anrichten kann,
daß die Stuͤhle ganz und gar, oder zum Theil
ausgehen.


Nach dem Pflanzen folgt das erſte Haͤu-
fen, ſodann das Staͤngeln, das Aufreißen
oder Aufgraben der Gangerde, d. i. die Erde
zwiſchen den Stuͤhlen, ſodann die Saͤuberung
der Stuͤhle, hierauf das eigentliche Haͤufen
um Johannis, das Reinigen der Gaͤnge von
Unkraut.


Was endlich die Schriftſteller uͤber den
Hopfenbau anlangt, ſo erhielt er hier vornehm-
lich eigene. Als den Aelteſten kenne ich Ehin-
ger
q), der uͤber den Hopfen ſchrieb. Im
Jahre 1759 erſchien zu Nuͤrnberg eine wirth-
ſchaftliche rechtliche Abhandlung vom Hopfen,
nebſt einer Ueberſetzung des R. Bradley’s
Reichthum eines Hopfengartens in 4; der
Verfaſſer iſt T. U. C. Treſenreuter. Reichart
behandelte denſelben in ſeinem Land- und Gar-
tenſchatz VI. I. Herr Hofr. Gleditſch, in ſei-
nen vermiſchten phyſikaliſchen oͤkonomiſchen
Abhandlungen, im zweyten Theil S. 350 bis
375, zeiget den Hopfenbau in der Mark, und
ſucht ihn durch Anmerkungen zu verbeſſern
und zu berichtigen.


Q 4So
[248]

So finden ſich auch Aufſaͤtze daruͤber, in
den oͤkonomiſch phyſikaliſchen Abhandlungen
I. S. 513, in den oͤkonomiſchen Nachrichten
VI. S. 393 und VII. S. 173. 687. in den
neuen oͤkonomiſchen Nachrichten I. S. 339.
In den Schreberiſchen neuen Cameralſchrif-
ten II. S. 425 findet ſich eine Abhandlung
von Anlegung der Stuhlhopfgaͤrten nach
braunſchweigiſcher Art. und S. 440 an dem
naͤmlichen Orte wird die Wartung deſſelben
in dem andern, dritten und folgenden Jahren
beſchrieben; im III. Theile S. 1 iſt eine Nach-
richt vom Hopfenbau in Poͤlitz von Georgi.
Der Herr von Juſti in ſeinen oͤkonomiſchen
Schriften, I. S. 160, beſchaͤftiget ſich auch
damit; und die Schriften der Leipziger So-
cietaͤt, II. S. 144, enthalten die Preisabhand-
lung.


Geſchichte
[249]

Geſchichte
der Holzkultur

in den neuern Zeiten
.


Die aͤlteſten Schriftſteller, und vorzuͤglich
die Roͤmer und Griechen, welche uns
von Deutſchland einige Nachrichten geben, be-
ſchreiben es uns beynahe ganz als eine Wal-
dung. Hierdurch wurde das Clima rauh, in-
dem dieſe ungeheuren Waͤlder die Wirkung
der Sonne hinderten, und trugen nicht wenig
zu einem faſt beſtaͤndigen Winter bey, welchen
die Suͤmpfe und Moraͤſte durch ihre Ausduͤn-
ſtung befoͤrderten. Die Religion der heydni-
ſchen Deutſchen hatte keinen geringen Antheil
an der Erhaltung der Waͤlder. Sie liebte
die Hayne und Waͤlder, und ſchuͤtzte ſie durch
Gottheiten, vorzuͤglich aber die Eichen. Das
Chriſtenthum hingegen zerſtoͤrte dieſelben,
und trug damals dadurch nicht wenig zur Cul-
tur Germaniens bey, da der Waͤlder damals
wirklich zum Nachtheil der Bevoͤlkerung und
anderer Nahrungsgeſchaͤfte zu viel waren, und
zu ſehr von dem Heydenthum beguͤnſtiget wur-
den. Die chriſtliche Religion verfolgte die
Goͤtzen in den Waͤldern, und rottete ihre Hay-
ne aus. Die Kloͤſter und Fuͤrſten, welche
von der Landeskultur mehrere Vortheile ſahen
Q 5und
[250] und erwarteten, gaben ganze Landſtriche von
Waldungen unentgeldlich aus, um ſie in Acker
und Wieſe zu verwandeln. Die Privatperſo-
nen konnten ſelten wegen der forſtlichen Herr-
lichkeit der Fuͤrſten nach Gefallen uͤber ihre Waͤl-
der verordnen, kaum wenn ſie ganz außer aller
Verbindung mit den fuͤrſtlichen, und ganz
abgeſondert lagen, und dennoch ſchuͤtzte ſie
haͤufig der große Hang der Deutſchen zur Jagd.
Die haͤufigen Kriege und Unruhen in Deutſch-
land verwuͤſteten die Waͤlder zum groͤßten
Nachtheil der Laͤnder, ſo, daß man nun im
ſechzehnten Jahrhunderte darauf bedacht zu
ſeyn anfieng, ſie zu kultiviren, und nach ver-
nuͤnftigen Regeln zu behandeln. Und man
hatte nun wenigſtens in den Landen, die ſchon
einige ſtaͤrkere Kultur und Bevoͤlkerung hatten,
nicht mehr noͤthig, dieſelben zu mindern. Zwar
gab der große Churfuͤrſt von Sachſen Auguſt
I. noch haͤufig Landſtriche aus, wo nichts als
die Spuren von Verwuͤſtungen und Wildniſ-
ſen waren, und er redet daher in ſeinen Ge-
ſetzen ſo viel von Guͤtern aus rauher Wurzel,
welche nichts anders als ſolche Guͤter ſind,
die den Inhabern oder Beſitzern unter der
Bedingung eingeraͤumt wurden, die einzelnen
wilden Staͤmme und Wurzeln, und die Ver-
wilderung auszurotten und zu urbarem Lande
zu machen. Allein, daß er ordentliche Waͤl-
der und Holzungen durch dieſes Mittel ver-
tilget, iſt nicht zu erweiſen; laͤßt ſich auch von
einem
[251] einem ſo großen Wirth, wie dieſer weiſe Chur-
fuͤrſt war, welcher ſich in ſo vielen Geſetzen,
die wir bald naͤher kennen werden, der Holzun-
gen ſo ſehr annahm, nicht erwarten, da ſchon zu
ſeinen Zeiten ein weiſer Gebrauch und eine Auf-
ſicht der Polizey uͤber die Holzungen noͤthig zu
werden anfieng. Er ſahe, wie nothwendig der
Ueberfluß an Holze fuͤr viele Gewerbe und Fa-
briken, fuͤr die Wirthſchaft uͤberhaupt, und
fuͤr das ganze gemeine Leben ſey, daß es ein
Beduͤrfniß waͤre, welches ſo wohlfeil als moͤg-
lich ſeyn muͤſſe, wegen des Einfluſſes, den
daſſelbe in die Waarenpreiſe hat. Nicht
weniger ſahe er uͤbrigens ein, wie nachtheilig
oft die Ausrottung der Waͤlder, ſo bald ſie
unuͤberlegt geſchiehet, fuͤr ganze Gegenden
werden kann, nicht etwa bloß durch Holzman-
gel, ſondern auch, indem ſie uͤber große Land-
ſtriche Unfruchtbarkeit verbreiten kann. Wie
oft ſchuͤtzt ein Wald die Nahrung einer Ge-
gend! er deckt ihre Aecker vor den verheeren-
den Nordwinden, befruchtet oft den Ruͤcken
eines Berges durch ſeinen Schutz und das
abfallende Laub und Holz, der ſonſt ein ganz
unfruchtbarer Sandhuͤgel ſeyn wuͤrde, und
deſſen Kultur nun, da der Wald vertilget iſt, un-
moͤglich wird.


So ſchreibt man in einigen Gegenden Ita-
liens die Unfruchtbarkeit nicht ohne Grund der
Ausrottung der Waͤlder auf den nahen Ge-
birgen zu, da man weiß, daß dieſelben, da
die
[252] die Waͤlder noch ſtanden, Fruͤchte brachten,
und als fruchtbare Laͤnder bekannt waren.


Es finden ſich in dem funfzehnten Jahr-
hunderte zwar Forſtgeſetze der Kaiſer, aber
wenige oder keine von den Reichsfuͤrſten: was
ſich ja noch findet, iſt etwas in den Landes-
und Polizeyordnungen. Ich will unter den
kaiſerlichen Verordnungen nur die, die uns
hier am naͤchſten angehet, anfuͤhren: es iſt
die Beſtaͤtigung des Forſterbuchs Buͤdinger
Waldes, von dem Jahre 1425, welche uns
Hr. von Ludolf aufbehalten hat a). Allein
es finden ſich keine oͤkonomiſchen Regeln darin-
nen, ſondern es werden nur die Rechte der
Forſtbedienten, und die Strafen wegen der
Forſtfrevel beſtimmt. Außerdem wird als das
geforſtete Holz in dem buͤdinger Walde ange-
geben: Eichen, Buchen, Arnholz, Eſchen-
holz, Arnsbaum, Aepfel-Puͤkbaum, Nuß-
baum, Haſelbaum, Errlenholz. Ueber die
Reichswaͤlder waren in dieſen Zeiten geſetzt,
Reichsvoigte, Forſtmeiſter und Forſthuͤfner;
dieſe hatten unter ſich Foͤrſter und Wildbahns-
bereuter. Doch dieſes weitlaͤuftiger auszufuͤh-
ren, gehoͤrt fuͤr die mittlere Forſtgeſchichte,
die ich fuͤr die Zukunft mir in der Oekonomie-
geſchichte der mittlern Zeiten vorbehalte, zu-
mal da gegen Ende des funfzehnten Jahrhun-
derts
[253] derts vollends alle Reichsforſte in den Haͤnden
der Reichsſtaͤnde waren.


Schon 1556 war ein Generale in Sach-
ſen ergangen, daß keine Raͤume in den Waͤl-
dern mehr ausgethan, ſondern dieſe alle zum
Holzanfluge gebraucht werden ſollten.


Der große Churfuͤrſt Auguſt ſorgte in ſei-
nen Geſetzen fuͤr das Holz und deſſen Kultur.
Er ließ nun im Jahr 1560 eine Forſt- und
Holzordnung ausgehen. Er verordnete darin-
nen, daß jaͤhrlich zwey Forſtereyen gehalten,
und das Holz auf der Stelle, und nicht auf der
Stube, verkauft werden ſollte, um dadurch vie-
len Unterſchleifen vorzubeugen, und den Holz-
abſatz mehr uͤberſehen zu koͤnnen. Damit das
lange Liegen des gefaͤlleten Holzes den jungen
Anflug nicht hindere, befahl er, daß das ge-
hauene Holz binnen vierzehn Tagen aus dem
Gehaue gebracht werde; man ſolle das uͤber-
ſtaͤndige vor dem jungen ſchlagen, das harte
von dem weichen ſondern. Um die Waͤlder
nicht zu entbloͤßen, ſondern neue Baͤume zu
erhalten, die theils Saamen verſtreuen, theils
durch ihren Schatten den jungen Anflug fuͤr
die zu heiße Sonne ſchuͤtzen, verordnete er,
auf einem Platze von dreyßig Ellen breit,
und fuͤnf und ſiebenzig lang, zehn Staͤmme gu-
te friſche Saamen- und Schierbaͤume ſtehen zu
laſſen, zwiſchen den Forſtereyen kein Holz,
außer Windbruͤchen zu verkaufen, wodurch er
den Unterſchleif hemmete, und das Cameral-
intereſſe
[254] intereſſe befoͤrderte; den Aeſcherern unterſagte
er zur Schonung der Waͤlder, kein gruͤnes
Holz zu aͤſchern, und wegen der Feuersgefahr
ſollten ſie fuͤr allen Brandſchaden ſtehen. Nur
faules Holz erlaubte er zu verkohlen. Er befahl,
die Gehaue ſechs Jahre zu ſchonen, und geſtat-
tete nur die Betreibung der Waͤlder mit Rind-
vieh, nicht aber mit Ziegen und Boͤcken, da
die letztern den Baͤumen ſo nachtheilig ſind.
Er verordnete, bey den Bauen das Holz zu ſpa-
ren zu ſuchen. An Bauholz ſollten nur eine
gewiſſe Anzahl Staͤmme verkauft werden, und
die Unterthanen mit Mauer bauen, eine An-
ſtalt, welche ſo wohl zur Schonung der Waͤl-
der und des Holzes, als auch in Anſehung der
ganzen Polizeyverfaſſung heilſam iſt. Er befahl
Weiden, Pappeln und wilde Obſtbaͤume zu
pflanzen, Birken-, Tannen- und Fichtenſaa-
men zu ſaͤen; in den Pechwaͤldern keinen
Stamm von neuen zu zerbrechen oder zu zer-
reißen, zwiſchen Pfingſten und Michael keine
Stoͤcke zu verbrennen. Wir ſehen aus dieſem
Verzeichniſſe einiger Forſtgeſetze, wie ſorgfaͤl-
tig er in der Holzkultur geweſen; und ob-
gleich dieſes urſpruͤnglich die Cammerfoͤrſte
und Waldungen angieng, ſo waren ſie doch
auch fuͤr die, welche in dieſen Nahrungs-
geſchaͤft und durch ihre Holzungen mit den
fuͤrſtlichen in Verbindung ſtanden, Regeln
des Verhaltens, und koͤnnten auch fuͤr jeden
andern lehrreiche Vorſchriften werden. Es
erfolg-
[255] erfolgten auch unter ſeiner Regierung noch
mehrere Geſetze fuͤr dieſen Gegenſtand: ſo fin-
den wir im Jahre 1565 Hauptreſolutionen in
Holz- und Forſtſachen, im Jahre 1575 Reſo-
lutionen in Holz- und Forſt-, auch Hammer-
werksſachen. Er wies in dem naͤmlichen Jah-
re 1575 in einer Generalbeſtallung den Forſt-
bedienten ihre Pflichten an. So finden wir
dieſen großen Churfuͤrſten auch in den ſeinen
Paͤchtern vorgeſchriebenen Contrakten immer
als einen großen Wirth, ſowohl uͤberhaupt,
als auch insbeſondere, in Anſehung des Holz-
weſens; ſo legte er dem Rathe zu Weißenſee,
der von ihm den Compturhof daſelbſt auf Wie-
derruf pachtete, und wovon die Urkunde ſich in
D. Schrebers Abhandlung von Cammerguͤ-
tern S. 160 findet, auf: die zugehoͤrenden
Gehoͤlze ſollen ſie ordentlich in gleiche Gehaue
theilen, und ſich aus dem alten Gehoͤlze zum
Feuerwerke ſolches Hoffes beholzen. — Und
ob hieruͤber in dem ordentlichen Gehaue etwas
an uͤberſtaͤndigem Gehoͤlze vorhanden, das
ſollen ſie verkaufen und zu ihrem Beſten ge-
brauchen, doch in alle Wege richtige und or-
dentliche Gehaue halten, das eine Jahr ſo viel
zu bloͤßen, als das andere.


Im Jahre 1585 verglich ſich dieſer glor-
wuͤrdige Churfuͤrſt mit dem Grafen zu Mans-
ſeld, zum Beſten deroſelben Unterthanen,
Haͤndlern und Gewerken, uͤber eine beſtaͤndi-
ge Holzordnung, durch gewiſſe dazu beſtellte
Com-
[256] Commiſſarien, welche in dem Jahre 1585 ge-
nehmiget und beſtaͤtiget wurde b). So finden
ſich auch beſondere Holzordnungen fuͤr den thuͤ-
ringer Wald.


Friedrich Wilhelm, jener ruhmwuͤrdige
Adminiſtrator der ſaͤchſiſchen Lande, ſchrieb
dem Verkaufe der Anweiſung und Nutzung
des Holzes Geſetze vor in dem Patente vom
J. 1598, wie es bey Fruͤhlings- und Herbſt-
forſtereyen mit Verkauf, Anweiſung des Hol-
zes und Holznutzung zu halten; eben ſo erſchie-
nen das Jahr vorher 1597 Reſolutions-
punkte, wegen Abſtellung der in Forſt- und
Holzſachen eingeriſſenen Mißbraͤuche c).


In vielen andern deutſchen Landen hatte
man fuͤr die Waldungen, wegen ihrer Ver-
haͤltniſſe und Verbindung mit der Jagd, als
einem vorzuͤglichen Vergnuͤgen der Hoͤfe, und
als eine Quelle von Einkuͤnften fuͤr die fuͤrſt-
liche Cammer, faſt mehr Aufmerkſamkeit, als
fuͤr andere Nahrungsgeſchaͤfte. Im ſechzehn-
ten Jahrhunderte finden ſich verſchiedene Spu-
ren, daß man ſchon damals in Deutſchland
ſehr fuͤr den Holzmangel befuͤrchtet. Wahr-
ſcheinlich veranlaßte die Verwuͤſtung der Waͤl-
der durch die haͤufigen Kriege dieſe Furcht;
und
[257] und es kamen einige hierher gehoͤrige Punkte
ſelbſt vor den Reichstag, welcher anfieng, die
Holzſparkunſt und die Bemuͤhungen der Er-
finder hierinnen zu beguͤnſtigen. So ertheil-
te derſelbe im J. 1557 Friedrich Froͤhmern
von Strasburg, Ulrich Rundmann und Con-
rad Zwickmanns Kindern und Erben, auf
Anſuchen derſelben beym Kaiſer und den
Reichsſtaͤnden, wegen der von ihrer neuer-
fundenen Holzſparkunſt, ein Privilegium.
Wehner d) fuͤhrt daſſelbe an, wie auch, daß Je-
remias Nennern von Augſpurg ein Privile-
gium und Wappen dieſer Erfindungen halber
ſey ertheilt worden. Linneus merkt in ſeinem
Staatsrechte an e), daß Luther und Melanch-
thon bereits geſagt hatte: es werde noch vor
dem juͤngſten Tage an guten Freunden, tuͤchti-
ger Muͤnze und wildem Holze großer Mangel
werden, welches ebenfalls beweiſt, daß man
ſchon damals Holzmangel befuͤrchtet habe.
So kannte man damals auch ſchon die Loh-
kuchen der Lohrothgerber, welche ſie trockneten
und brandten f).


Was die uͤbrigen deutſchen Lande betrifft, ſo
ließen ſich die brandenburgiſchen Regenten die-
ſes
II.Theil. R
[258] ſes Geſchaͤft im 16ten Jahrhunderte ſehr an-
gelegen ſeyn, und wir finden ſchon im Jahre
1531 eine markgraͤflich brandenburgiſche Wald-
ordnung im Fuͤrſtenthum unterhalb Gebir-
ges; im Jahre 1547 eine Holzordnung des
Churfuͤrſten Joachims g), und eine andere
vom Jahre 1556, daß es alſo ſcheinen koͤnn-
te, als ob der glorwuͤrdige Churfuͤrſt Auguſt
von Sachſen nicht der erſte ſey, der ſich die-
ſes Geſchaͤfts vorzuͤglich und auf eine ſo weiſe
Art angenommen habe. Allein, wenn man
dieſe Verordnungen naͤher betrachtet, ſo ſind
ſie ſehr allgemein, und tragen die fuͤrchterli-
chen Kennzeichen der damaligen Wildheit und
Unruhen der Zeiten an ſich. Sie gehen meh-
rentheils wider das Anſtecken der Waͤlder, ge-
gen andere den Brand in Forſten veranlaſſen-
de Handlungen, gegen das Abbrennen der Hei-
de, Ausrotten der Hoͤlzer zu Aeckern, gegen
die Beſchaͤdigung derſelben durch Vieh, ge-
gen eine oder die andere ſchaͤdliche Gewohnheit
und Aberglauben auf die Beſtimmung des
Holzreißens und auf die Jagd, die man da-
mals faſt uͤberall auf Koſten der Unterthanen
zu ſehr beguͤnſtigte. Allein, eine ſo ausfuͤhr-
liche, und mit ſo tiefen Einſichten in die Oeko-
nomie verfaßte und genaue Verordnung, als
die Auguſteiſche, findet ſich vor den Zeiten Chur-
fuͤrſt Auguſts, in Deutſchland nicht. Man
ver-
[259] vergleiche die Brandenburgiſchen mit der Au-
guſteiſchen, und man wird immer nur Verord-
nungen gegen ſehr grobe und boshafte Ver-
wuͤſtungen finden, aber nicht gegen die, wel-
che durch unkluͤgliches Verfahren bey dem Aus-
holzen und Schlagen des Holzes vorfallen,
nichts von den naͤhern Regeln der Oekonomie
zur Erhaltung der Hoͤlzer, zu Anbauung und
Befoͤrderung des Wachsthums u. ſ. w. fin-
den, nichts von den genauern und beſtimmten
Pflichten der Forſtbedienten, welches Alles
die Auguſteiſche zu einem nachahmungswuͤrdi-
gen Muſter macht.


Im Gegentheil ſiehet man eine große Ver-
aͤnderung in den nach 1560 erſchienenen Forſt-
ordnungen, welche auch in andern Landen
weit ausfuͤhrlicher, beſtimmter und genauer,
und mehr nach den Grundſaͤtzen einer guten
Oekonomie eingerichtet ſind. Zwar zeigt es
ſich in dem Brandenburgiſchen vom J. 1563
noch nicht ſo; allein, in der vom Jahre 1566
wird es ſehr merklich, daß die Auguſteiſche das
Muſter war, nach welcher man arbeitete. Es
gilt dieſes faſt von den meiſten deutſchen Ver-
ordnungen in dieſen Geſchaͤften, da ich viele
derſelben durchſehen und verglichen habe. Im
Jahre 1590 und 1593 erſchienen in dem
Brandenburgiſchen nochmals Verordnungen,
die das Forſtweſen angiengen.


Die braunſchweigiſchen Lande zeichnen ſich
in dieſem Jahrhunderte hierinnen nicht weni-
R 2ger
[260] ger aus. Man findet eine Forſt- und Holz-
ordnung vom Jahre 1547, von Herzog Hein-
rich dem Juͤngern zu Braunſchweig h); und
eine andere vom Jahre 1559, welche aber
mehr auf die Jagd als auf das eigentliche Holz-
weſen gehet. Sie betraf vornehmlich die braun-
ſchweigiſchen Lande wolfenbuͤtteliſchen An-
theils i).


Eine fuͤrſtlich braunſchweigiſche luͤnebur-
giſche, die ſich bey dem Fritſch k), unter der In-
ſchrift: fuͤrſtlich braunſchweigiſche luͤneburgi-
ſche Forſtordnung befindet, ſcheint von dem
Herzog Julius zu ſeyn, da in der Forſt- und
Holzordnung der braunſchweigiſchen Lande
vom Jahre 1590 l) von demſelben eine er-
waͤhnt wird. Sie gehet auf die Befoͤrderung
der Holzkultur, beſonders zum Behuf des
Bergbaues. Sie beſchaͤftigt ſich mit der or-
dentlichen Abtheilung und Anweiſung der
Kohl- und andern Heyen, zum Behuf der
Bergwerke und gemeinen Nutzung, mit dem
Forſtamte, und was dazu gehoͤrt, mit dem
nuͤtzlichen Betrieb der Gehaue, und wie ſie in
gutem Stande zu erhalten; ſie handelt von
Be-
[261] Beſtellung der Fuhre und des Fuhrlohns, von
den Saͤgemuͤhlen, Holzhoͤfen und Holzkauf,
und beſtimmt in allen dieſen Dingen die Prei-
ſe und das Lohn, ſorgt fuͤr die leichteſte Ver-
theilung an die Bergwerke durch Holzfloͤßen,
beſchaͤftigt ſich mit Anweiſung des Holzes zu
Baumaterialien, und beſtimmt das Amt der
Forſt- und Floßbedienten. In der vom J.
1590 oben ſchon angefuͤhrten braunſchweigi-
ſchen Forſt- und Holzordnung, welche von
Herzog Heinrich Julius iſt, ſiehet man gleich-
falls auf die Befoͤrderung und den Wohlſtand
der Holzkultur, vornehmlich aber auf die beſte
Benutzung der Hoͤlzer, fuͤr die Berg- und
Salzwerke, fuͤr das Cammergut und den ge-
meinen Gebrauch. Man verordnete darinnen
die heilſamſten Wirthſchaftsgrundſaͤtze. So
wird darinnen befohlen, daß das Stangen-
holz an der Erde und der Wurzel abgehauen,
und nicht Ellen hoch die Stuͤcken ſtehen blei-
ben, welche ſodann ungenutzt verfaulen, daß
die großen vertragenen Baͤume verkohlet wer-
den ſollen, daß man Tannenholz nicht mit der
Art, ſondern mit Saͤgen ſchneiden ſolle,
weil im erſtern Falle ſo viel verloren gehe,
daß man abgetriebene Plaͤtze drey bis ſechs
Jahre hegen ſolle u. ſ. w. Man ſorgte darin-
nen nicht bloß fuͤr die landesfuͤrſtlichen, ſon-
dern auch fuͤr die Forſte der Unterthanen m).


R 3In
[262]

In dem Hohenlohiſchen erſchien in dem
Jahre 1551 eine Forſtordnung, welche in der
bey dem Fritſch vom Jahre 1579 befindlichen
hohenlohiſchen Forſtordnung erwaͤhnt wird n).
Dieſe letztere iſt fuͤr das deutſche Staats- und
Lehnrecht merkwuͤrdig, weil ſie von Damen,
als Regentinnen und Vormuͤnderinnen, aus-
geſtellt iſt. Sie iſt ſehr vollſtaͤndig und aus-
fuͤhrlich. Sie beſtimmt die Pflichten der
Forſtbedienten und worauf ſie Achtung zu ge-
ben haben, und verweiſt ſie auf die Lagerbuͤ-
cher der Grafſchaft. Sie ſcheint Beſchreibun-
gen der Forſte von ihnen zu fordern, da ſie ver-
ordnet, dieſelben nach den Lagerbuͤchern einzu-
richten, daß die Marken und Grenzzeichen al-
ler zehen Jahre beſehen und berichtiget werden
ſollen. Da es zugleich eine Wild- und Jagd-
ordnung iſt, ſo findet man die Verordnungen
wegen des Wilds und des Jagens darinnen,
ingleichen, wegen der Forellen- und Krebs-
baͤche. Was aber das Holzweſen betrifft, ſo
gehet es ſonderlich mit dem vierzehnten Capi-
tel an. Sie beſchaͤftigt ſich mit dem wilden
Obſte, ſucht den Hoͤlzern die Trieb- und Hut-
gerechtigkeit ſo unſchaͤdlich als moͤglich zu ma-
chen. Sie verordnet vornehmlich die Eichen
zu ſchonen, macht Einrichtungen in dem Rech-
nungsweſen uͤber die Holzwirthſchaft, ſie ſetzt
Verordnungen feſt, wegen Afterſchlagen,
Wind-
[263] Windfaͤllen, Schneebruͤchen, wegen des Nutz-
holzes, wegen des Faͤllens und Hauens, wegen
Hegung des Eichenholzes; ingleichen wegen
Wiederanpflanzung und Aufziehung des Hol-
zes, daß der junge Anflug geheget und leere
Plaͤtze mit Eicheln und Buchnuͤſſen beſaͤet wer-
den, daß Niemand dahin treibe, bis ſie dem
Viehe entwachſen und es daſſelbe nicht errei-
chen koͤnne. Man empfiehlt darinnen, zu dem
Saͤen die im Herbſt abgefallenen Eicheln, aber
nicht abgebrochene, zu nehmen, und ſie ein oder
zwey Schuh weit, und eines guten Fingers
tief in die Erde zu legen. Sie ſetzte dem Aus-
reuten Grenzen, weil man ſchon damals auch
in dieſen Landen, wie man aus dem 25ſten
Titel derſelben erſiehet, Holzmangel ſpuͤrte,
und verordnete, daß es nicht anders als nach
vorgegangener Supplication geſchehe. Sie
verordnete wegen Hegung der jungen Schlaͤge,
wegen Haltung der Ziegen oder Gaͤnſe, die
dem Holze ſo nachtheilig ſind, wegen des Aus-
leihens auf Holz, wegen der Nutzungen der
Hoͤlzer, wegen des Baſtmachens, Baum- und
Rindeſchaͤlens, auch Hirtenfeuers, wegen des
Kohlenbrennens der Reifſtangen, Wagner,
Schuͤßler, wegen Holzleſens, Holzſtrafen.


Sie verordnet: daß die Hoͤlzer und Wild-
bahnen nicht ſo verwuͤſtet werden ſollen, daß
die Amtleute, Vorſteher und Heydereuter, die
Bauern anhalten zur Holzerſparung, Stuben
und Dornitzen zu bauen, den Winter darin-
R 4nen
[264] nen zu ſitzen, um das Holz, welches ſie ſonſt den
ganzen Tag uͤber auf dem Heerde verbrennen,
zu erſparen, auch ſonſt ihre Aecker mit uͤber-
ſchwenglichen großen Zaͤunen zu befrieden,
gaͤnzlich abſtellen; und dagegen ein jeder in
ſeinem Jahre um ſeine Felder und Aecker Feld-
ſteine ſetzen, oder hohe Graben aufwerfen,
und allenthalben nach Gelegenheit Weiden,
Maſt-, Obſt- und andere fruchtbare und nuͤtzli-
che Baͤume ſetzen und pflanzen, und wenn die
Bauern jaͤhrlich die Paͤchte verreichen, wollen
wir, daß ein jeder, inſonderheit den Amt-
oder Edelleuten Bericht thue, wie viel Baͤu-
me und Weiden er das Jahr gepflanzt, und
da etliche in dem nachlaͤßig und unfleißig be-
funden wuͤrden, ſollen ſie nach billiger Er-
maͤßigung geſtraft werden o).


Die fuͤrſtlich mecklenburgiſche Landesord-
nung vom Jahre 1562 p) handelt im 26ſten
Artikel von dem Holz- und Forſtweſen. Im
Jahre 1565 gab Friedrich III, Churfuͤrſt von
der Pfalz, eine Waldordnung heraus, welche
im Jahre 1594 von neuem bekannt gemacht
wurde, unter dem Titel: Waldordnung der
obern churfuͤrſtlichen Pfalz in Bayern q).
Es erſchien in Bayern eine fuͤrſtliche bayeriſche
Jagd- und Forſtordnung, welche Fritſch im
dritten
[265] dritten Theile ſeines oft angefuͤhrten Buchs
erwaͤhnt, aber ohne das Jahr anzugeben r).
Wahrſcheinlich aber iſt es die naͤmliche, welche
Herr von Selchov unter dem Jahre 1568 be-
merkt s). Sie beſtehet aus zwey und achzig
Artikeln, und iſt ein deutlicher Beweis von
den damaligen oͤkonomiſchen Kenntniſſen, von
der Holzwirthſchaft in Bayern. Die Jagd-
ordnung beſtehet aus ſechs und zwanzig Capi-
teln. Was die Forſt- und Holzordnung be-
trifft, ſo verordnet ſie, wegen der Pflicht der
Foͤrſter, wohin ſie zu liefern haben, wegen der
Windwuͤrfe, wegen Vermarkung der Waͤl-
der und Gehoͤlze. Sie beſtellt die Jagdper-
ſonen zur Aufſicht, unterſagt die Markbaͤume
nieder zu hauen, und ſtrafet bey einer Mark t)
und fuͤnf Pfund Pfennige der muͤnchner Waͤh-
rung, welche die an jedem Orte befindlichen
Niedergerichte zu erheben haben, ein Beweis,
daß damals die Cammer noch keine beſondere
Gerichtsbarkeit zu haben ſcheint u). Sie un-
terſagt das Eichelſchlagen, oder, wie ſie es
nennt, das Eichelpoſſen; ingleichen, daß die
Reichen bey dem Eintreiben in die Eichelmaſt,
welches daſelbſt das Laufen an der Techel ge-
nannt wird, nicht durch die Menge der Schwei-
R 5ne
[266] ne die Armen verdraͤngen, und nicht mehr an-
ſchlagen ſollen, als von Alters Herkommens
iſt, welches beweiſt, daß ſchon damals fuͤr
die bayeriſche Cammer die Eichelmaſt in den
Forſten ſehr eintraͤglich geweſen ſeyn muß; ſie
befiehlt das Ringeln der Schweine, das, ſo-
bald der Froſt aufgeht, geſchehen ſolle. In-
deſſen bediente ſich die Forſtpolizey damals der
ungeringelten Schweine gegen die Erdwuͤr-
me oder Engering. Sie verordnet, daß bey
jedem Dorfe ein Hirte fuͤr die Schweineheerde
zu halten, um das Wuͤhlen und das Hin- und
Herſtreuten, Laufen und Huͤten dieſer Thiere,
zu vermeiden. Ueberhaupt iſt der neunte bis
zwoͤlfte Artikel ein Beweis, wie anſehnlich
damals die Schweinezucht im Bayeriſchen ge-
weſen. Sie verbietet das Laubraͤumen und
Rechen. Man theilte den Wald in ordentli-
che Schlaͤge x), verordnete, daß aller funfzig
Schritte ein Satzreiß oder Mutterbaum ſte-
hen bleibe, und bey dem Faͤllen die Ordnung
gehalten werde, daß man hinter jedem Schla-
ge, gegen Niedergang der Sonne, Holz ſtehen
laſſe y), damit dieſes den Wind, ſo meiſt vom
Niedergange kommt, aufhalte, und derſelbe
den Saamenbaͤumen nicht ſo viel ſchade. Man
ſchraͤnkt das Daͤchſenhauen ein, welches, wie
aus
[267] aus dem Zuſammenhang erhellet, kleine Rei-
ſer ſind, welche man theils zum Einſtreuen,
theils des Laubes wegen zum Viehfutter ge-
brauchte, vornehmlich von den Landleuten im
Gebirge, die wenig Geſtroͤhde und viel Vieh
hatten, womit ſie ſich meiſtens ernaͤhrten; ein
neuer Beweis, wie ſehr im ſechzehnten Jahr-
hunderte im Bayeriſchen die Viehzucht gebluͤ-
het. Dieſe Forſtordnung unterſagt die frucht-
baren Baͤume abzuhauen, und ſo man die wil-
den Aepfel und Birnen zu Belzſtoͤcken nicht
entbehren koͤnnte, ſo ſollen ſie nie ohne Vor-
wiſſen der Grundherrſchaft auf fremden oder
gemeinen Gruͤnden nicht ausgegraben werden.
Von den niedergehauenen Baͤumen ſollen die
Stoͤcke nicht uͤber einen Schuh hoch uͤber die
Erde gelaſſen werden. Das junge Holz ſoll
neben dem alten nicht ohne Unterſchied umge-
hauen werden, das Abziehen und Schaͤlen der
Rinden von ſtehenden Baͤumen verboten ſeyn,
außer bey den zufallenden Baͤumen, wo es
den Handwerkern, die dieſe Rinde brauchen,
erlaubt iſt. Das Holz ſoll zu rechter Zeit ge-
ſchlagen, die Aeſte, Stauden und Gipfelholz
von dem Stamme verfuͤhrt werden. Sie ſetzt
dem Ausrotten der Hoͤlzer, dem Betreiben der-
ſelben mit Schaafen, Grenzen, ſie verweiſt
die Ziegen aus denſelben; ſie ſchraͤnkt das Pech-
ſieden die Ziegelſtaͤtte oder Kalkoͤfen ein, und
geſtattet ſie nicht ohne beſondere Erlaubniß der
Regierungen aufzurichten, und ſchafft die Zim-
mer
[268] mer ab, die die Altvaͤter bey den Bauern ſich
ausdingen.


Sie machte Verordnungen wegen des Zaun-
ſpalts und des Holzes, das man zur Unterhal-
tung der Landesſtraßen und Wege brauchen
ſollte, welches zugleich die Vorſorge der da-
maligen Zeiten fuͤr die Straßen und Wege be-
zeugt. Die Nahrungshaͤuſer, die ſich arme
Leute von Holz erbauten, werden von nun an
unterſagt, aber die alten ſtehen gelaſſen, damit
nicht dadurch aus Mangel des Unterkommens
liederliches Geſindel entſtuͤnde. Sie ſchraͤnkt
den Mißbrauch der Floͤßen von Seiten der
Bauern und Haͤusler ein, welche auf dem
Lech, Yſer, in der Riß, der Jachna, Loy-
ſach z), viel Holz verfloͤßten und daruͤber das
Holz verwuͤſteten und ihre Wirthſchaft vernach-
laͤßigten a). Sie weiſt nur die Windwuͤrfe
zum Verkohlen an, damit das gute geſunde
Holz geſchont wuͤrde; verordnet in Anſehung
der Schmiede, Drechsler und anderer in Holz
arbeitender Handwerker; auch, daß nicht ſo
viel junges geſundes Holz durch Leiterbaͤume,
Rechen- und Hopfenſtangen verwuͤſtet werde,
vornehmlich, weil ſie zum Nachtheil der Wal-
dungen zu haͤufig geſchlagen, und ſowohl zum
Schaden dieſer, als auch des Landes, und
beſonders der Salzladen des Fuͤrſtenthums,
in-
[269] ingleichen nicht ſo viel Reifen aus dem Lande
gefuͤhrt werden, ſie ſetzt feſt, daß dieſes nicht ohne
Erlaubniß der fuͤrſtlichen Foͤrſterknechte und
Holzhayen geſchehe, und daß ſonderlich hierinnen
die Ahorn, Ilmen und Eſchen geſchont werden
ſollen; ſie ſchraͤnkt die Gehege und Zaͤune ein,
verbietet das Holzſimmern. Sie macht Ver-
ordnungen wegen das Floßweſens, wegen des
Holzſchlagens, und ſucht allen Nachtheil fuͤr
die Waͤlder und Forſte abzuſtellen.


Die anhaͤltiſche Landesordnung vom Jah-
re 1572 verordnete im 26ſten Titel hieruͤber,
welches ſich auch bey dem Fritſch befindet. Sie
unterſagt vornehmlich, und bey zehn Thalern
Strafe, das Faͤllen der Maſtbaͤume, d. i.
Baͤume zur Maſtung des Viehes. Es heißt
ausdruͤcklich b): Es ſoll ſich auch Niemand
unterſtehen, Maſtbaͤume abzuhauen, bey Poͤn
von zehn Thalern, von jedem Maſtbaume, der
gehauen wird, uns zur Strafe zu erlegen.
Denn hierdurch wuͤrde letzlichen die Maſtung
in Geringerung und Abfall kommen, und
wuͤrde auch unſeren Unterthanen deren merk-
lich uͤberhabende und wohlhergebrachte Gerech-
tigkeit der Maſtung verletzt. Da aber Je-
mandes zu Beſſerung der Bahn etzliche benoͤ-
thigt ſeyn wuͤrde, ſoll ſolches mit unſerm Vor-
wiſſen vorgenommen werden.


In
[270]

In dem Wuͤrtenbergiſchen erſchien im J.
1595 eine Forſtordnung in franzoͤſiſcher Spra-
che, welche Fritſch gleichfalls hat c). Eine
Urkunde, die in vielen Stuͤcken Aufmerſam-
keit verdient, theils weil ſie ziemlich genau
und ausfuͤhrlich iſt; theils aber auch, weil ſie
vielleicht eine der aͤlteſten oͤffentlichen Schriften
iſt, die in franzoͤſiſcher Sprache in Deutſch-
land aufgeſetzt worden, auch wegen der Titu-
latur einige Bemerkungen verdient. Und
endlich die oberlauſitzer Landesordnung vom
Jahre 1597. Zuletzt kann man auch hierher
eine Verordnung der hennebergiſchen Regie-
rung vom Jahre 1595 rechnen, welche die Ver-
minderung der vielen und uͤberfluͤßigen Zaͤune
zur Schonung des Holzes befiehlt. Es wird dar-
innen verordnet, daß die Frauenwaͤlder, Flur-
markung, um und um mit einem Zaune umge-
ben; die vielen einzelnen Zaͤune um die Guͤter
hingegen abgeſchafft werden ſollen d). So
erſchien
[271] erſchien auch 1599 eine Graͤflich Schwarzbur-
giſch Rudelſtaͤdtiſche e). Auch findet ſich noch
eine alte erzbiſchoͤfliche magdeburgiſche Holzord-
nung von Chriſtian Wilhelm dem Erzbiſchof,
bey dem Stiſſer angefuͤhrt f); in derſelbigen
wird verordnet, daß kein junger Baumbuſch
noch einiges Reißholz, ſo nicht mit dem Pflu-
ge umgeriſſen werden kann, bey zehen Reichs-
thalern Strafe ſoll abgehauen werden.


Bisher haben wir die Bemuͤhungen der
Regierung und der Polizey um das Forſt-
und Holzweſen geſehen. Allein auch die Ge-
lehrten und die Oekonomen verbreiteten ſich
uͤber dieſe Theile der Oekonomie, und ſuchten
ſie theils durch Schriften zu bereichern und
aufzuklaͤren, theils auch durch Anpflanzungen
und Einfuͤhrung neuer Gegenſtaͤnde.


Deutſchland kannte, wie aus dem Vori-
gen erhellet, meiſt nur Eichen, Buchen, Ahorn,
Errlen, Linden g), Birken, Weiden, viele
wilde Obſtbaͤume und Geſtraͤuche; allein man
fuͤhrte auch noch neue ein. So brachte z. B.
Cluſius im Jahre 1550 die Roßkaſtanien aus
dem
[272] dem noͤrdlichen Aſien nach Deutſchland, da
ſie Frankreich erſt im Jahre 1615 durch Ba-
chelier
erhielt.


Unter die damals bekannten und haͤufig
angebaueten Holzarten, gehoͤrt das Kienholz,
welches man aus Saamen zog, den man aus
den Kienaͤpfeln droſch; es wurde ſonderlich
in der Mark und im Mecklenburgiſchen auf
duͤrrem ſandigem Boden erbauet. Tannen
wurden ſonderlich im Meißniſchen und im
Voigtlande gezogen, auf bergichtem und ſtar-
kem Boden. Man wendete weiter keine große
Wartung auf ſie, ſondern ließ den Saamen
in den Tannenzapfen von ſich ſelbſt ausfallen,
und ſie alſo ſich ſelbſt ſaͤen und fortpflanzen. Man
hielt viel auf die Birken, wegen ihres Safts,
den man als eine Art Schminke brauchte, zur
Verſchoͤnerung des Geſichts und zur Reinigung
von allerhand Flecken, daher die Landleute ſie
haͤufig im Maͤrz anbohrten, um ihn aufzu-
fangen. Die Fichten werden ſtark gebauet,
haͤufig auch aus dem Saamen der Zapfen,
man ſammelte von ihnen das Harz als einen
Balſam, deſſen ſich die Wundaͤrzte bedienten;
noch mehr aber benutzte man ſie zum Pech.
Dergleichen Pechſiedereyen waren zu und um
Auerbach, zu Großbitz, Falkenſtein im Amte
Schwarzberg, Gruͤnenhayn, Schneeberg,
Marienberg, Tannenberg, auf dem Geier,
Adorf, Schleiz, Greiz, im Jochimsthal. Es
wurde nach Colern ſehr ſtarker Handel damit
im
[273] im Niederlande, zu Zwickau und da umher
getrieben, wo die Niederlande es gegen Rocken,
Gerſte, Erbſen, umtauſchten. Zur Fort-
pflanzung der Tannen, Fichten und Birken,
ließ man bey dem Holzfaͤllen Saamenbaͤume
ſtehen. Um Poͤtzkaw hatte man ganze Waͤl-
der von rothem Eibenholz. Man hatte Ei-
chen-, Tannen-, Caſtanien-, Pappelwaͤlder.
Man bauete das Hagebutzenholz, Hanbuchen,
Errlen, Linden, Ahorn, Eſchen, Buxbaum,
deſſen Geruch und Saamen man vor ſchaͤdlich
erkannte, Weiden.


In den damaligen Zeiten ſcheint ſonderlich
die luͤneburgiſche und mecklenburgiſche Holz-
kultur in Anſehen geſtanden zu haben; wie aus
dem Coler erhellet. Man verfuhr dabey alſo
bey Anlegung einer Holzung: Man ſaͤete die
Eicheln um den Tag Gallus auf das geduͤng-
te und gepfluͤgte Land mit Korne, machte das
Korn zur Erndtenzeit etwas hoch uͤber den jun-
gen Schoͤßlingen der Eicheln ab, und ließ nun
dieſe aufwachſen, und ſchuͤtzte ſie vor Vieh und
Wildpret auf zehn Jahre durch einen Zaun.
Man verpflanzte ſie hierauf im Maͤrz, und
ſtutzte ſie bis ungefaͤhr ſechs Schuh lang uͤber
der Erde. Man ſchonte bey dem Ausziehen
ſonderlich die Stammwurzeln; das Ausziehen
geſchahe im Maͤrz, das Verpflanzen im alten
Mond. Eben ſo mit dem Buchen im Maͤrz,
welche man zwey Fuß tief in die Erde pflanz-
te und oben etwas abhauete; die Birken pflanz-
II.Theil. Ste
[274] te man im alten Heumond, oder im Michaelis-
mond, die Tannen im Maͤrz, die aufgegange-
nen Eichreißer ſchnitt man unten aus, um
den Wuchs in die Hoͤhe zu befoͤrdern. Um
dieſe Zeit geſchahen in dem Mecklenburgiſchen
ſonderlich viel Kien- oder Kiefernanpflanzun-
gen; den Anfang dazu machte die Herzoginn
Sophia, eine geborne Koͤniginn von Daͤnne-
mark, die zu Guͤſtrow begraben liegt h). Man
verfuhr daſelbſt alſo: Man trocknete die Kien-
aͤpfel auf Horden, und ſchlug ſodann den Saa-
men heraus. Sie ließen die Aecker dazu mit
weiten Furchen pfluͤgen, miſchten den Saamen
mit Sand und ſtreuten ihn ſo duͤnne aus; ſie
[r]geten ihn unter, wenn kein Heidekraut da war,
im Gegentheil pfluͤgten ſie ihn unter; um ſei-
nen Wachsthum in die Hoͤhe zu befoͤrdern,
ſchnitten ſie ihm unten die Zweige aus. Im
Braunſchweigiſchen faͤllete man das Eichen-
und Errlenholz zum Bauen gegen Ende des
Michaelismonats; Buchen und Fichten zu
Anfange daſſelben; vom Brachmonat bis zum
Herbſt faͤllete man nicht.


Man hatte zur Beſorgung der Polizey und
Gerichtsbarkeit in Forſtſachen die Forſtge-
richte. Dergleichen beruͤhmte Gerichte waren
noch aus den mittlern Zeiten viele. Eines
der beruͤhmt[e]ſten war das Forſtgericht zu
Nuͤrn-
[275] Nuͤrnberg i). Es erſtreckte ſich vornehmlich
uͤber den Sebaldiwald. Es hatte zu Bey-
ſitzern die ſechs vorderſten Rathsherren nach
den Siebnern, als Waldherren, dann zwoͤlf
Schoͤppen und zwey Conſulenten. Ein an-
deres bekanntes Forſtgericht war das zu Lan-
gen, unweit Frankfurt, welches Ludwig der
Beyer uͤber den drey Eicherwald verordnete.
Es wurde im May von dem Fauth von Muͤn-
zenberg, dem Schultheiß von Frankfurt und
einem Forſtmeiſter gehalten: der letztere muß-
te es vierzehn Tage vorher ankuͤndigen. Man
nennte dergleichen Gerichte Maygericht, weil
ſie im May gehalten wurden, Foͤrſtergedinge,
Maͤrkergedinge, Erbarengerichte, Holzgeding,
Forſtamt. So kommt ferner vor, das Holz-
gericht zu Osnabruͤck, welches ſeine beſondere
Ordnung hatte, und noch 1582 wurde es ge-
halten, wovon ſich eine Beſchreibung bey dem
Stiſſer findet k). So wurde 1574 zu Glaͤne
auch ein Holzgericht in der Kirche auf dem
S 2Chor
[276] Chor gehalten, weil der Regen es an der ge-
woͤhnlichen Staͤdte nicht halten ließ l).


Ein anderes bekanntes Holzgericht war das
Maͤrkergeding zu Oberurſel im Heßiſchen m),
und noch ein anderes iſt das Seulberger und
Erlebacher, das 1493 gehalten wurde n).


Ueberhaupt waren die Holzgerichte im ſech-
zehnten Jahrhunderte in dem Niederſaͤchſiſchen
ſehr gewoͤhnlich. Sie beſtanden vornehmlich
aus dem Holzgrafen oder Oberſterbexe, Un-
terholzgrafen, Malleuten und Markgenoſ-
ſen o). Die muͤnſteriſche Landesgerichtsord-
nung vom Jahre 1571 p) giebt einige naͤhe-
re Nachricht von der Verfaſſung dieſer Holz-
gerichte. Es wird daſelbſt verordnet, daß
jaͤhrlich einmal Holzgericht gehalten und es
von den Kanzeln verkuͤndiget werden ſolle.
Es beſtellet den Landesfoͤrſter zum oberſten
Erbexen in den Marken, es ordnet und ſetzt
die Strafen auf Schreckenberger, und befiehlt
das Pflanzen und Beſaͤen der Holzmarken,
welches letztere beweiſet, daß dieſe Holzgerich-
te auch Polizeyabſichten gehabt haben. Sie
handelt im 5ten Artikel von Nothholzungen
und Holzgerichten, vor denen die Erbexen und
Mark-
[277] Markgenoſſen einer gegen den andern in Mark-
ſachen zu klagen und zu handeln hat. Im
6ten Artikel zeigt dieſe Ordnung die Perſonen
an, die die Holzgerichte ausmachen, wie auch
die Gegenſtaͤnde deſſelben.


Vor das Holzgericht, heißt es, gehoͤren
Hudedrift, Plaggenmat, Hauwen, Graben,
Czeunen, Wrechten, Pflanzen, Sachen der
Zuſchlaͤge. Aufrichtung nennwar Kotten,
ſo im gemeinen Marken und zwiſchen oder
von Perſonen geſchehen, die in geruͤrten Mar-
ken gehoͤren und darinnen berechtigt ſeyn; ſo
fern doch in obberuͤhrten Faͤllen allein von we-
gen des Beſitzes gehandelt wird, und ſoll kei-
ne Appellation desfalls geſtattet noch ange-
nommen werden. Wenn aber des Petitorii d.
i. Eigenthuͤmblichen Gerechtigkeit und Proprie-
taͤt halben — die Klagen fuͤrgenommen, ſol-
len ſolche Sachen vor dem Richter gehandelt
werden, darunter ſie nach unſer aufgerichteter
Hof- und dieſer Lande Gerichtsordnung gehoͤ-
rig. Im Fall auch in den Marken einige
Malefiz begangen, als Diebſtahl, Gewalt,
Verſpruch, Todtſchlag u. d. g. ſo ohn allen
Mittel der hohen Obrigkeit zu ſtrafen zu-
kommt, daſſelbig ſoll auch nit vor das Holz-
gericht, ſondern an andern gebuͤrenden Ort
ausgefuͤhret werden. Im ſiebenden, achten
und neunten Artikel ſind die Eidesformeln
des ſubſtituirten Holzrichters, Holzgerichts-
ſchreibers und Holzgerichtsfrohns enthalten.


S 3Uebri-
[278]

Uebrigens aber finden ſich im ſechzehnten
Jahrhunderte wenig und faſt kein Schriftſtel-
ler, der ſich beſonders mit dem Forſtweſen in
Deutſchland beſchaͤftiget haͤtte. Die Urſache
liegt unſtreitig darinnen, weil die damaligen
oͤkonomiſchen Schriftſteller meiſt nur die alten
Oekonomen, ich meyne die Griechen und Roͤ-
mer, benutzten und auszogen, fuͤr welche die
wilde Holzkultur, da ſie in ſo warmen Laͤn-
dern lebten, nicht ſo ſehr angelegen war, da-
her ſie ſelbige auch nicht ſo umſtaͤndlich behan-
delten, außer, in ſo ferne ſie etwa wilde Baͤu-
me zu ihren Schattengaͤngen oder Thiergaͤr-
ten, oder fuͤr ihre Weinberge zogen; denn es
iſt bekannt, daß die Roͤmer ſonderlich Ulmen
pflanzten, um die Weinſtoͤcke an denſelben in
die Hoͤhe zu leiten, und deswegen ordentliche
Baumſchulen und Pflanzgaͤrten von derglei-
chen wilden Baͤumen hatten. Eine andere
Urſache des Mangels der Schriftſteller in der
wilden Holzkultur in dieſen Zeiten, iſt wahr-
ſcheinlich die, daß man dieſelbe nicht genug
achtete, bis die Polizey ſich ihrer nachdruͤckli-
cher und ernſtlicher annahm; und endlich, daß
man das Forſtweſen zu ſehr mit Jagd ver-
band, ſo, daß die letztere das Hauptgeſchaͤft
zu ſeyn ſcheint, daher wir viele Schriften uͤber
die Jagd finden, die auch zugleich das Forſt-
weſen mit behandeln, aber nicht als das Haupt-
geſchaͤft. Alle dieſe alſo gehoͤren vorzuͤglich
auch hierher. Ich rechne hierher die Schrif-
ten
[279] ten eines Spangenberg, Agrikola, den Ver-
faſſer des neuen Jagd- und Weidwerksbuchs,
Noe Meurer, den Ueberſetzer des Fouillons,
die Schriften eines Godelmann, Halbritter,
Harprechts, Caſpar von Stein, von Reichen-
ſtein, Johann Arenhorſt, Nicolaus Reußner,
die ſich mit dem Forſt- und Jagdweſen, und
den Rechten dieſer Gegenſtaͤnde beſchaͤftigten.
Wollte man hierzu noch die Schriften, die
den Bau der Fruchtbaͤume behandeln, aus
dem Gartenbaue heruͤber nehmen, ſo wuͤrde
ihre Anzahl noch groͤßer q).


Man kann hierher auch die verſchiedenen
Forſtordnungen des ſechzehnten Jahrhunder-
tes rechnen, worunter ſich die Auguſteiſche in
Sachſen, die ich oben angefuͤhrt habe, aus-
zeichnete; welche, ſo wie die nach dieſem Mu-
ſter verfertigten, den lehrreichſten Unterricht
ertheilen. Endlich haben auch die Schrift-
ſteller, die die Oekonomie in den damaligen
S 4Zei-
[280] Zeiten uͤberhaupt behandeln, hier einen Platz,
da ſie die wilde Holzkultur auch nicht vergeſſen.
In der Schrift, welche der churfuͤrſtliche Cam-
merpraͤſident Abraham von Tumshirn, auf
Befehl des Churfuͤrſten Auguſts, uͤber die Oeko-
nomie verfertigte, iſt das Holzweſen nicht ganz
uͤbergangen; und es laͤßt ſich vermuthen, daß
in dem Aufſatz, den dieſer ruhmwuͤrdige Chur-
fuͤrſt ſelbſt uͤber die Oekonomie machte, und
welchen D. Schreber in ſeiner Abhandlung
von Cammerguͤtern r) noch als Handſchrift
kennt, die Holzkultur nicht fehlen wird, da
in der Auguſteiſchen Forſtordnung ſo viel vor-
zuͤgliche Einſichten in dieſes Nahrungsgeſchaͤf-
te geaͤußert ſind.


Die Botanik, welche im ſechzehnten Jahr-
hunderte in Deutſchland, und faſt in ganz
Europa, vorzuͤglich durch den Profeſſor der
Anatomie in Tuͤbingen, den beruͤhmten Fuchs,
welcher 1565 ſtarb, wieder aufkam, und von
dem glorwuͤrdigen Churfuͤrſten Auguſt in Sach-
ſen, ſo ſehr beguͤnſtiget wurde, daß er eine
Profeſſur und einen botaniſchen Garten fuͤr
dieſelbe zu Leipzig errichtete, trug nicht wenig
zur Befoͤrderung der wilden Holzkultur bey,
da man dadurch das ganze Weſen, den Bau
und die Beſchaffenheit der Baͤume naͤher
kennen lernte. Auf ihn folgte Rivinus, die
Pflanzen in ein Syſtem zu ordnen. Die Be-
muͤhun-
[281] muͤhungen des beruͤhmten Conrad Geßners,
des Plinius der neuern Zeiten, gehoͤren nicht
weniger hierher, als Mittel, die die Kennt-
niß der Hoͤlzer und der darauf ſich gruͤndenden
Kultur ausbreiteten.


So finden ſich auch in den damaligen Zei-
ten noch andere botaniſche Schriften, wodurch
ſich die Deutſchen um die Pflanzenkenntniß,
und alſo auch um die Holzkultur verdient mach-
ten. Es gehoͤren hierher, ein Bapt. Ficra,
Figulus, Gallus, Alberti, Camerarius s).


Im ſiebenzehnten Jahrhunderte.


Man unterließ auch im ſiebenzehnten Jahr-
hunderte nicht die fuͤr dieſes Geſchaͤft noͤthi-
ge Aufmerkſamkeit. In der Churpfalz er-
ſchien gleich im Jahre 1600 die Waldordnung
Churfuͤrſt Friedrichs, darinnen vornehmlich
auch ſcharf unterſagt wurde, kein Holz ohne
Anweiſung bey funfzig Gulden Strafe zu faͤl-
len. In dem Marburgiſchen erſchien 1602
eine Holzordnung, wo faſt auf alle Waldver-
brechen eine ſehr ſchickliche und angemeſſene
S 5Stra-
[282] Strafe befindlich iſt. In Sachſen ſchuͤtzte
der Churfuͤrſt Johann George die Baͤume,
fuͤr den Beſchaͤdigungen durch die nachdruͤck-
lichſten Strafen, wozu ihm Bosheit und
Muthwille, die ſich gegen die Geſetze empoͤr-
ten, noͤthigten. Es geſchahe dieſes in ſeinem
Ausſchreiben vom Jahre 1611 t), daß weder
Menſchen noch Vieh allerhand Arten Holz-
wachſes mit Beſchaͤlen und dergleichen, auch
nicht durch Fiſchen mit dem Kratzhamen
den verwurzelten Ufern und Wieſen Schaden
thun, viel weniger gruͤn oder duͤrres Holz
entwendet und verheelet werden ſollte. Der-
jenige, der einen Baum beſchaͤdigte, verlor
die Hand. Aber warum gleich ein fuͤr den
arbeitſamen Buͤrger ſo noͤthiges Glied? Mach-
te dieſe Strafe nicht den Menſchen fuͤr den
Staat unbrauchbar? Wurde er dadurch nicht
eine Laſt fuͤr denſelben, und, wenn er vorher
von ſeiner Haͤnde Arbeit lebte, nun ein Bett-
ler oder Raͤuber? Auf dieſes erfolgte 1719
bald ein anderes Mandat, wegen Schonung
des jungen Holzes, daß dem jungen Holze kein
Schade zugefuͤgt werde u). Churfuͤrſt Johann
Georg II ließ im Jahre 1665 am 16 Octo-
ber eine Hauptreſolution in Holz- und Forſtſa-
chen ergehen v); 1674 wurde in einer Reſolu-
tion
[283] tion der Schade zu verhindern geſucht, den
die Seifenwerke den Gehoͤlzen bringen koͤnne,
und 1675 erfolgte eine andere in Holz-, Forſt-,
auch Hammerwerksſachen des erzgebirgiſchen
Kreiſes w), und von dem durchlauchtigſten Koͤ-
nig Auguſt I, glorwuͤrdigen Andenkens, haben
wir eine aͤhnliche vom Jahre 1697, wegen
Abſtellung derer bey Forſt- und Holzſachen in
dem erz- und obergebuͤrgiſchen Kreiſe eingeriſſe-
nen Mißbraͤuche, und eine vom Jahre 1713,
welches aber in das folgende Jahrhundert ge-
hoͤrt.


In dem Brandenburgiſchen unterließ man
die Aufmerkſamkeit auf dieſes Geſchaͤft auch
in dieſem Jahrhunderte nicht. Daher erſchien
im Jahre 1602 ein Ausſchreiben, Erklaͤrung
und Verordnung die Holzſachen betreffend,
von dem Churfuͤrſten Johann Friedrich zu
Brandenburg 1622 eine brandenburgiſche
Forſtordnung; ein Edikt wider die Verwuͤ-
ſtung der Hoͤlzer im Jahre 1674, und ein
aͤhnliches vom Jahre 1675, daß kein Holz
aus der Heide ohne Churfuͤrſtlichen Conſens zu
verkaufen, und im J. 1685 eine Verordnung,
daß keine Ziegen in die Waͤlder und Heiden
kommen ſollen. Eine der vorzuͤglichſten Verord-
nungen hieruͤber, findet ſich in der brandenburgi-
ſchen Polizeyordnung vom J. 1688, im 29ſten
Cap.
[284] Cap. und in vielen nachher ergangenen Edik-
ten, welche ſich in des geh. Kriegsraths My-
lius Corpore Conſtitutionum Magdeburgica-
rum
befinden. Man bewies hierdurch in dem
Brandenburgiſchen, daß die oͤkonomiſchen Ge-
ſchaͤfte ohne Widerſpruch zur Polizey gehoͤren.


Alle dieſe angefuͤhrten Geſetze gehen beſon-
ders auf die Erſparniß und Erſetzung des Ab-
ganges des Holzes; ſie unterſagen, Ziegen in
die Gehoͤlze zu treiben, keine Baͤume mit Be-
hauen, Rindeabſchaͤlen oder ſonſt zu beſchaͤ-
digen, noch zur Probe einzuhauen und die ge-
ſundeſten daraus zu waͤhlen, kein Feuer in
den Gehoͤlzen anzulegen, kein Heydekraut und
Geſtraͤuch bey ſelbigen zu verbrennen; ſie un-
terſagen den Fuhrleuten, neue Wege in den
Gehoͤlzen zu machen, wodurch das junge Holz
ſehr verderbt wird, und befehlen, an den Or-
ten, wo das Holz abgehauen, eine gewiſſe
Anzahl Laasreißer zu ſetzen.


Im Wuͤrtenbergiſchen gab der Herzog im
Jahre 1614 eine Holz- und Forſtordnung,
welche in der Aufſchrift eine erneuerte heißt,
und alſo aͤltere vorausſetzt, dergleichen wir auch
ſchon haben kennen lernen x). Der damali-
ge
[285] ge Herzog Johann Friedrich beruft ſich auch
außerdem darinnen auf die Verordnung ſeiner
Vorfahren im Forſt- und Holzweſen.


Sie iſt ſehr ausfuͤhrlich, und beſtehet aus
drey Hauptabtheilungen, davon die eine die
Pflichten der Forſt- und Jagdbedienten, die
andere die eigentliche Forſt- und Holzord-
nung, und die dritte das Jagdweſen ent-
haͤlt y).


Was die eigentliche Cameralforſtwirth-
ſchaft betrifft, ſo beſtand ſie in dem Wuͤrten-
bergiſchen damals vornehmlich in folgendem:
Die Oberaufſicht hatten die Waldvoͤgte und
Forſtmeiſter, welches anerley Perſonen zu
ſeyn ſcheinen, da in der Folge auch Wald-
und Forſtknechte mit einander verbunden wer-
den z). Es wurde ihnen anbefohlen, die
Forſtordnung fleißig zu leſen, und nicht ohne
fuͤrſtliche oder deſſen Raͤthe Erlaubniß aus
dem Forſte und Lande zu gehen. Jeder Forſt-
knecht hatte einen Theil des Forſts zu ſeiner
Aufſicht; die Forſtknechte mußten ſelbſt in
Perſon die Forſte bereiten. Die erſtern wur-
den in ihrem Eyde unter andern angehalten,
die Lagerbuͤcher, Rodel, Regiſter, Aus-
ſchreiben, Befehle, und was zum Amte ge-
hoͤrt, in guter Ordnung zu laſſen. Von den
Sal-
[286] Sal- und Lagerbuͤchern mußte jeder Wald-
voigt und Forſtmeiſter Copien haben, und
die Lagerbuͤcher mußten ganz rein bleiben, und
durfte nichts dazu geſchrieben oder ausgeſtri-
chen werden, wodurch man wahrſcheinlich die
Richtigkeit und Aechtheit zu bewirken ſuchte.
In dieſem Salbuche mußte von jedem ſeine
Forſt- und Waldvoigteyverwaltung ordent-
lich und unterſchiedlich, von Hute zu Huten,
von Markſtein zu Markſtein, von Lochbaum
zu Lochbaum, mit allen Gewerken und Gren-
zen beſchrieben ſeyn, was die Cammer fuͤr
Herrlichkeit, Dienſtbarkeit und Gerechtigkeit
aller Enden habe, daß jeder gruͤndliche Be-
richte davon geben konnte. Es mußten die
Waldvoͤgte und Forſtmeiſter, alles, ſo in den
Forſt gehoͤrig, es mochte Geld, Frucht, Forſt-
hennen, Beynutzung oder anders an Stetem
und Unſtetem ſeyn, nichts ausgenommen, rich-
tig einnehmen und verrechnen, alle Dinge
vollkommen in Einnahmen und Ausgaben
bringen, welches nach einer Forſtrechenord-
nung geſchahe; wenn einem davon nichts ab-
gieng, ſo wurde es wider zu ſeiner Ausgabe
geſchrieben, damit ſo das Salbuch bey ſeinen
Kraͤften bleibe. Befand ſich aber eine Min-
derung der forſtlichen Obrigkeit, die nicht in
den Salbuͤchern begriffen waren, mußten ſie
daruͤber einen Bericht [machen], und ſelbigen
zu Ende des Lagerbuchs anhaͤngen. Die Forſt-
bedienten mußten auf die in den Forſten lie-
genden
[287] genden Aecker, Wieſen, Glashuͤtten oder an-
dere Guͤter, ſie mochten nun bloß Zinſen oder
fuͤrſtliche Guͤter ſeyn, Acht haben. Sie
dringet auf Berichtigung und Genauigkeit
in den Grenzen, durch Verſteinung, Wald-
und Lochbaͤume. Die Weiden in den
Waͤldern mußten den Unterthanen vorzugs-
weiſe vor Auslaͤndern uͤberlaſſen werden.
Es wurden alle Dienſtbarkeiten der Gemein-
den, in den fuͤrſtlichen Waͤldern unentgeld-
lich Holz zu faͤllen, die nicht zur Zeit der Forſt-
ordnung liquid waren aufgehoben. Das
Bauholz durfte von den Bauenden nicht an-
ders als mit Vorbewußt der fuͤrſtlichen Forſt-
meiſter gefaͤllet werden: hatte aber die Gemein-
de, zu der ſie gehoͤrten, ſelbſt Holz, ſo muß-
te es mit Vorwiſſen der Obrigkeit geſchehen.
Es wurde zur Schonung des eichenen Bauhol-
zes wahrſcheinlich darauf gedrungen, daß mit
Steinen, ſo viel moͤglich, gebauet werde; was
aber von Holzwerk ſeyn mußte, in dem Trock-
nen, oder in dem Wetter, dazu wurde vor-
nehmlich das taͤnnene angeprieſen. Es wur-
de unterſagt, die Zehrungen und Arbeiten
mit Holz zu vergelten. Alle Beynutzung
mußte verrechnet werden; daher ſie ſich die
Windfaͤlle, Afterſchlaͤge, Reißig und andere
Abgaͤnge nicht zueignen, noch an andere ver-
ſchenken, noch Holzverkauf ausuͤben durften.
Mit dieſen allgemeinen Anordnungen beſchaͤf-
tiget ſich der erſte Theil der Forſtordnung.
Der
[288] Der zweyte Theil geht vornehmlich das Oeko-
nomiſche an, verbunden mit dem Cameral-
und Finanzintereſſe. Bey dem Bauholzver-
kauf ſoll der Forſtmeiſter ſelbſt zugegen ſeyn,
und es durfte nie ohne Vorbewußt der Rent-
cammer gefaͤllet werden; dieſe mußte zugleich
mit dabey darauf ſehen, ob und was fuͤr Ge-
rechtigkeiten an Weinzehenden, Landgebirge
und Theilweingart oder Kelterwein, etwa die
Cammer aus den Gegenden und Orten, wohin
das Bauholz kommt, ziehe.


Sie beſchreibt die Faͤllzeit vor, daß alles
Bauholz zwey oder drey Tage bey trocknen
Wetter vor und nach dem neuen, bey kleinem
Mond gehauen werde, worinnen man zwar
noch den Aberglauben ſiehet; doch das ver-
dient bemerkt zu werden, daß man eine Zeit
zum Faͤllen beſtimmte: naͤmlich das eichene von
St. Gall bis auf den Maͤrz, das taͤnnene,
ſo lange der Saft nicht darinnen geſchoſſen,
oder der mehrere Theil wieder darinnen erſtor-
ben iſt. Alles mußte bey trocknem Wetter ge-
ſchehen, weil ſonſt, wenn es bey regnichtem
geſchiehet oder der Stamm noch naß iſt, es
ſo bald wurmſtichicht wird. Eben ſo ließ
man weder Eichen noch Tannen, oder anderes
Holz, gefroren faͤllen, weil es ſich im Faͤllen,
wie der Ausdruck daſelbſt heißt, erkrache.
Wenn Bauholz aus Noth im Safte
gefaͤllet wurde, ſo mußte es bey trocknem
Wetter geſchehen, aber die Wipfel durfte man
nicht
[289] nicht abdrohmen a), ſondern ein bis vier Tage
liegen laſſen, bis das Laub daran anfaͤngt zu
dorren, der Saft vom Stamme hinter ſich
laͤuft, und der Stamm vom Safte trocken
wird, dann ſoll es abdrompt und verzimmert
werden. Wer ſich darwider vergieng, mußte
drey Pfund fuͤnf Schillinge Strafe geben.
Das Faͤllen der Staͤmme an Rainen mußte
von unten an, nicht aber von oben herunter
geſchehen, damit das Faͤllen von oben herab
am wenigſten Schaden thue; und wer es un-
terließ, verfiel in eine Strafe von drey Pfund
fuͤnf Schillingen.


Wegen des Brennholzes und deſſen
Verkaufs, mußte jeder Waldvogt oder Forſt-
meiſter einen Tag beſtimmen, an welchem der
Waldvogt oder Forſtmeiſter mit ſeinen Knech-
ten zuſammen kam, und einen Ueberſchlag
und Verzeichniß machte, wie viel Morgen
das Holz, ſo zu verkaufen, und wie viel jaͤh-
rig, in welcher Hut oder Gehoͤlz es gelegen
ſey, ob, und wie viel in jeder Hut zu verkau-
fen; ſodann erfolgte aus der Rentkammer zu
Michaelis Befehl zum Holzſchlagen, worauf
es durch verpflichtete Meſſer gemeſſen ward.
Es ſoll auch keiner ſich einer Gerechtigkeit an-
maßen, als Schneebruͤche, Windfaͤlle, After-
ſchlaͤge.
II.Theil. T
[290] ſchlaͤge. Das Winterhauen des Brennholzes
mußte geſchehen von Michaelis bis Galli, und
noch den Winter durch bey Froͤſten abgefuͤhret
werden. Das im Maͤrz und April gehaue-
ne ſoll erſt zu Georgi oder Jacobi abgefuͤhret
werden. Auch wurde es unterſagt, neue Holz-
wege zu machen. Das Holzmaaß wurde alſo
beſtimmt, daß jedes Scheit vier Werkſchuhe,
eine Klafter aber ſechs Werkſchuhe bey zehn
Schillinge Heller von jeder Klafter halten ſoll-
te. Kein Brennholz, ſo in die Staͤdte zum
feilen Verkauf gefuͤhrt wurde, durfte unge-
meſſen verkauft werden. Man ſahe vornehm-
lich auf die Schonung des Eichenholzes. Es
durfte daher bey zunehmendem Weinwachs,
da durch das Taubenhauen viel Holz verwuͤ-
ſtet wurde, kein Eichenholz dazu genommen
werden, und dergleichen Kaͤufer ſollten an ſol-
che Orte gewieſen werden, wo man ſonſt kei-
nen Nutzen von dem Holze machen kann.
Man machte vornehmlich Anſtalt zur Ver-
mehrung der Eichen; daher mußten die Wald-
voͤgte und Forſtmeiſter darauf ſehen daß, wo
bey den Staͤdten und Doͤrfern weite Plaͤtze
und Allmanden waren, darauf ehedem Holz
geſtanden, ſolche mit jungen, an unſchaͤdli-
chen Orten ausgegrabenen jungen Eichſtaͤm-
men, im Beyſeyn der Waldvoͤgte, Forſtmei-
ſter oder Knechte, auf einen gewiſſen Tag an
etlichen Plaͤtzen beſetzt, mit Dornen verbun-
den und aufgehauen wurden. Eben ſo wur-
den
[291] den zu Schonung der Eichen die eichenen Floß-
wid unterſagt, und wo ja dergleichen unum-
gaͤnglich noͤthig waren, mußten ſie mit Er-
laubniß der Waldvoͤgte oder des Forſtmeiſters
an unterſchiedlichen Orten gehauen werden.
So ergehen auch darinnen beſondere Verord-
nungen wegen des Tannenholzes; das zu dick
ſtehende mußte, vermoͤge dieſes Geſetzes, ausge-
hauen werden; das auf den Ebenen oder an-
dern bequem gelegenen Orten ſollte nicht zu
Pfaͤhlen oder Tauben gebraucht werden, ſon-
dern nur das in entfernten Orten, das ſonſt
nicht genutzt werden konnte. Eben ſo ſollen ſie
nicht anders als im Nothfall zu Floßwid ge-
braucht werden duͤrfen b). Das Harzen wurde
in den Tannenwaͤldern ganz unterſagt; es durfte
nur in den ſchon angebrochenen geſchehen, aber
weiter kein neuer angebrochen werden. Im
Jahre durfte nur zweymal geharzet werden,
einmal von Pfingſten bis Ulrici, und ſodann
von Jacobi bis Bartholomei. Die Strafe
auf den Unterlaſſungsfall, waren zehen Pfund
Heller. In Anſehung des Floͤßens wurden
die Unterthanen eingeſchraͤnkt, daß ſie aus
ihren eigenen Waͤldern nicht mehr verfloͤßen
durften, als auf Beſichtigung der Forſtbe-
dienten des Orts erlaubt worden. Auch durf-
te er an keinen Auslaͤnder einiges Holz aus
ſeinen eigenen Waͤldern zum Verfloͤßen ver-
T 2kaufen,
[292] kaufen, welches bey dreyen Pfund Heller wuͤr-
tenbergiſcher Muͤnze verboten war. Aus den
herzoglichen Waͤldern durfte kein Baum ver-
floͤßt werden, er war denn abgezaͤhlt und be-
zeichnet; die Waͤlder, die an floͤßigen Waſſern
gelegen waren mußten auf kuͤnftige Nothfaͤl-
le verſchont werden. Das Pfahlholz durfte
nur in den unbequemſten und entlegenſten
Waͤldern gefaͤllet werden, und jeder Pfahl
mußte ſieben Werkſchuh in der Laͤnge halten,
und unten an der Spitze wenigſtens eines Zol-
les dick ſeyn; anders durfte es bey Strafe
von zehen Pfund Heller und Verluſt der Pfaͤh-
le, nicht verkauft werden. Unter dem Bu-
chenholz begriff man alles Laubholz, Birken,
Eſchen, Hagenbuchen und Errlen. Das
Eſchen- und Birkenholz durfte von nun an
zu nichts anders, als zu Reifen, gehauen wer-
den; die zu dicken Waͤlder befiehlt ſie auszu-
lichten. Sie unterſagt, die Wipfel an den
Birken nicht abzuhauen. Wenn Schlag,
Laub- oder Tannenholz verkauft wurde, muß-
ten die Eichen ausgenommen werden, welche
zu Bauholz tauglich waren und kernhaften
Boden hatten. Die Kohlen durften nur in
den entlegnen Klingen und Bergwaͤldern ab-
brannt werden. Die Unterthanen durften an
niemanden Holz zu verkohlen ablaſſen, als an
ſolche, welche die Kohlen an Unterthanen ver-
kauften. Zum Wiedſchneiden durfte nur Saͤlen-
Haſeln- und Garweidenholz gebraucht werden.
Das
[293] Das Mayenhauen und Spießruthenſchneiden,
wurde bey Strafe von drey Pfund und fuͤnf
Schilling Heller in den Birkenwaͤldern ganz un-
terſagt. Was die Spießruthen fuͤr den her-
zoglichen Stall betraf, ſo mußte der Stall-
meiſter anzeigen, wie viel er brauche, und
dann wurde beſtimmt, an welchem unſchaͤdli-
chen Orte dieſe geſchnitten werden ſollten.


Man findet uͤberhaupt in dieſer Forſtord-
nung ſehr viel Polizey- und Cameralanſtalten.
So ſorgte ſie auch fuͤr gute Bauraitel, und
verordnete deshalb, daß die geradeſten und
ſtaͤrkſten ausgeſucht werden, daß auf jeden
Morgen wenigſtens ſechzehn Staͤmme dazu
ſtehen, und, wenn einer gehauen wird, ſogleich
fuͤr einen andern geſorgt werde. Sie em-
pfiehlt die Benutzung der Windfaͤlle und
Schneebruͤche und Afterſchlags; ſie dringt
nachdruͤcklich auf die Hegung junger Gehau[e],
und daß die Wildhegen von lebendigen,
nicht aber todten Zaͤunen ſeyn ſollen c). Sie
giebt allgemeine Regeln zum Aufbringen und
Pflanzen der Waͤlder, daß z. E. die Sturzeln
nicht ſo ſtehen bleiben und verfaulen, daß
nach Gehauen und zu beſtimmten Zeiten ge-
ſchlagen werde, daß die Waͤlder nicht ausge-
rottet und die Guͤter nicht mit lebendigen
Baͤumen aus den Waͤldern umzaͤunet werden.
T 3Es
[294] Es wurde das Baſtmachen und Zarchen, wie
auch das Weidaſchenbrennen unterſagt, wie
auch, daß nicht weiter die Waͤlder zu Aeckern,
Wieſen, Weingaͤrten oder Weidgaͤngen um-
geſchaffen werden ſollten. Und da die Glas-
huͤtten außerordentliches Holz verzehren, ſo
mußten die Forſtbedienten darauf ſehen, wo-
her das Holz am unſchaͤdlichſten fuͤr die Wal-
dungen dazu genommen werden koͤnnte; dieſes
mußte den Ober- und Rentcammerraͤthen
angezeigt werden. Auch durfte ohne Erlaub-
niß des Hofs keine neue Glashuͤtte, bey Stra-
fe von funfzig Pfund Heller angelegt werden,
wo alsdenn dennoch die Huͤtte eingehen muß-
te. So wurde auch unterſagt, ohne Vor-
wiſſen der Cammer neue Saͤgemuͤhlen anzu-
legen.


Es erfolgte 1615 eine hennebergiſche Forſt-
und Jagdordnung, welche der Churfuͤrſt von
Sachſen, Johann Georg, fuͤr dieſe Lande be-
ſonders ergehen ließ d). Es war unter den
Grafen von Henneberg die Cameralwirthſchaft
nicht zum beſten verwaltet worden e), obgleich
unter der ſaͤchſiſchen Regierung verſchiedene
Mandate erfolgt waren; dieſe wurden in dieſer
Wald-, Forſt- und Holzordnung erneuert. Es
wurde verordnet, die jungen Gehaue zu ſcho-
nen; das plaͤtzige Hauen einzuſtellen, und die
Ge-
[295] Gehaue alſo einzurichten und anzuſtellen, daß
es dem Wildſtande nicht nachtheilig ſey. Es
ward darinnen beſtimmt, wie viel Handwerker
an Schmieden, Schloſſern, Tiſchern oder
Schreinern, Buͤttnern, Wagnern, Drechs-
lern, aus den Amtswaͤldern und Gehoͤlzern
verſehen werden ſollten. Die Forſtereyen wa-
ren alſo angelegt, daß in den Aemtern, wel-
che nahe an Waͤldern liegen, jaͤhrlich zwey ge-
halten wurden, eine im Fruͤhlinge, die ande-
re im Herbſt; in den andern Aemtern aber
nur eine im Herbſt. Hier kam vornehmlich
dreyerley vor: 1) der Schreibetag, 2) die An-
weiſung, 3) die Abzaͤhlung. Sie ſiehet ſon-
derlich auf die Erhaltung geſunder fruchtbarer
Baͤume, und der Hegereißer auf den jungen
Schlaͤgen, ſo daß auf [...]nem Acker ungefaͤhr
ſechzehn Baͤume oder Stangen ſtehen bleiben,
daß ſonderlich das Eichenholz ſollte ſtehen blei-
ben, daß vornehmlich das im Wipfel trockne
und duͤrre und am Stamme hohlwerdende ge-
ſchlagen und gefaͤllet werde; wo viel junger
Nachwuchs an Fichten- und Tannenwaͤldern,
und alſo die Hegeſtaͤmme uͤberfluͤßig werden,
wurde verordnet, dem erſtern durch Weghau-
ung der großen Staͤmme Luft zu machen.
Bauholz durfte nicht eher geſchrieben und an
die Unterthanen abgeliefert werden, der Forſt-
meiſter habe denn Erkundigung bey des Orts
Beamten eingezogen, ob der, ſo bauen will,
deſſelben benoͤthigt ſey. Man traf dieſe An-
T 4ſtalten
[296] ſtalten zur Schonung der hohen Bauholzſtaͤm-
me. Jedoch waren die Nothfaͤlle ausgenom-
men, nur mußten die Forſtmeiſter ſolches in
Regiſter und Rechnung bringen. Das Bauen
mit Steinen, wie auch die Aufhebung der
Schindeldaͤcher, wurde anbefohlen; zu den
Weinpfaͤhlen wurden die Taͤnnen- und Fich-
tenaͤſte angewieſen, ohne die Staͤmme zu faͤl-
len; die Forſtbedienten mußten auf die
Schneid- und Bretmuͤhlen, wie auch auf die
Eiſenhaͤmmer Acht haben, daß ſie nicht zu
viel Holz verwuͤſteten; den Koͤhlern wurde
ſonderlich der Unterwuchs angewieſen. Das
Ausrotten neuer Aecker und Wieſen wurde
ganz unterſagt. Was vor Zeiten ausgerottet,
aber wieder angeflogen, wurde, jedoch mit
Erlaſſung der Zinſen an die Unterthanen, wie-
der zu den Waͤldern geſchlagen. Da viele Ge-
meindeholzungen vertheilt waren, ſo durſte
doch nicht jeder nach Gefallen ſeinen Theil
holzen, ſondern ſie mußten nach Gehauen
holzen, und jeder alsdenn ſeinen Antheil da-
von nehmen. Das Holz auf den Amtswie-
ſen wurde auch fuͤr das Forſtweſen gezogen.
Man ſchonte auch die Errlen, zu Erhaltung
der Barchentfaͤrberey, welches beweiſt, daß
damals ſchon dieſe Manufaktur daſelbſt gebluͤ-
het f).


Man
[297]

Man wies die Unterthanen bey dem Holz-
ſchlagen vornehmlich an die alten Stoͤcke, ver-
bot den Holzleſern das Abbrechen von friſchen
Staͤmmen, und erlaubte ihnen nur das alte
abgefallene an gewiſſen Tagen zu ſammeln.
Man unterſagte den Fuhrleuten die Schlepp-
reißer, wie auch den Gebrauch der jungen
Tannen-, Fichten-, Kiefern- und Wachhol-
derſtauden, zum Zeichen des Wein- und Bier-
ſchanks. Die Schlaghoͤlzer wurden zwar
nach Aeckern verkauft, aber, das junge zu Bau-
holz tuͤchtige Gewaͤchsſtchen zu laſſen, geboten.
Man rechnete den Acker zu hundert und ſechzig
Ruthen, jede zu ſechs Ellen. Die an Floͤß-
waſſern gelegene Schlaghoͤlzer mußten ver-
ſchont werden. Man aͤnderte die Verfaſſung
mit den Zieglern, welche bisher nicht den vol-
len Preis fuͤr das Holz bezahlten, dagegen
aber auch die Ziegel fuͤr Amtsgebaͤude wohlfei-
ler lieferten, und jeder Theil von beyden muß-
te nun die volle Zahlung leiſten, den Ziegler
bey Gaͤtlitz im Amte Schleuſingen ausgenom-
men, wo es bey der alten Verfaſſung blieb g).


Es wurden lebendige ſtatt der todten Zaͤu-
ne anbefohlen. Bald nach geſchehener An-
weiſung mußte das Holz gefaͤllet und laͤngſtens
vor Johannis abgefuͤhret werden; die Forſt-
meiſter und Foͤrſter waren an das Anweisgeld
zu ihrer Beſoldung verwieſen. In Anſehung
T 5der
[298] der Eichelmaſt waren die Beamten an den
Forſtmeiſter gewieſen. Ziegen durften nur
die halten, welche keine Kuͤhe halten konnten.
Man findet hierinnen uͤbrigens immer die
Spuren der ſaͤchſiſchen Auguſteiſchen, welche,
wie uͤberhaupt fuͤr die Cammern der benach-
barten Laͤnder umher, ſo auch vorzuͤglich fuͤr
die fuͤrſtlich ſaͤchſiſchen Cammern, die Regel
und Richtſchnur war. Die Gelder vom Hol-
ze mußten die Amtsverwalter und Voͤgte ein-
nehmen, und mit ihren Vorſtandsbuͤrgen da-
fuͤr haften; die Forſtmeiſter mußten in allen
Aemtern Gegenrechnungen halten und dieſe,
unterſchrieben und geſiegelt, den Forſtrechnun-
gen beyfuͤgen.


In dem Heßiſchen wurde im J. 1624 h)
fuͤr die Waͤlder geſorgt, worinnen auch zu-
gleich auf die Jagd Ruͤckſicht genommen wird.
Es war ſchon in der heßiſchen Landesordnung
vom Jahre 1613 deswegen verſchiedenes be-
ſtimmt worden, unter dem Landgrafen Mo-
riz i), welches aber, ſo wie auch die erſtere be-
nannte Verordnung, mehr die Jagd angieng,
wie auch die von 1665, welche vornehmlich
nur uͤber die Waldungen zum Behuf des Wild-
ſtandes, und ſolchen allein in dieſelben von
den Feldern der Unterthanen, fuͤr welche er
ſchaͤdlich wurde, wegzuziehen. Im J. 1626
findet
[299] findet ſich eine ſchwarzburgiſche k) Forſtord-
nung, welche vorzuͤglich und ausfuͤhrlich iſt;
ſie beſtehet aus neun und dreyßig Artikeln.
Es wird darinnen verordnet, uͤber die Wald-
zechen zu halten, ſie alle Jahre zu veraͤndern,
und daß ſie von den Forſtmeiſtern aufgeſchla-
gen werden ſollen. Unter Waldzechen wer-
den wahrſcheinlich die Gehaue, die alle Jahre
abgezeichnet wurden, verſtanden. Zu Mit-
faſten, Pfingſten und Bartholomaͤi, wurden
Waldgerichte gehalten. Das Hauen mußte
ſo viel moͤglich im Fruͤhlinge im zunehmenden
Maͤrz ſchon geſchehen, damit die Stoͤcke leich-
ter wieder ausſchlugen; die Schindelmacher
durften nicht mehr Hundertweiſe um Zins,
ſondern Baumweiſe arbeiten; die Meulerkoͤh-
ler mußten die Baͤume, ſo einer Maaßkanne
dick ſind, ſtehen laſſen, wie uͤberhaupt die
Koͤhler und Aſchenbrenner ſehr eingeſchraͤnkt
wurden. Es wurde den Forſtbedienten ver-
ordnet, die Rechnungen von den verſchiedenen
Bergen und Holzungen, woruͤber ſie geſetzt
waren, verſchieden zu fuͤhren. Die alten wan-
delbaren krummen und duͤrren Baͤume wur-
den zuerſt gehauen; man hieb das zu dicht ſte-
hende junge Holz aus, um nicht ſeinen Wachs-
thum zu hindern; man ſahe auf Saamen und
Standbaͤume, allein die Wegſchaffung der
Sturze uͤberſahe man doch als eine fuͤr die
Forſt-
[300] Forſtwirthſchaft nachtheilige Sache; obgleich
damals die muͤhſame und koſtbare Wegſchaf-
fung derſelben, und die noch mangelnden Werk-
zeuge die beſte Entſchuldigung ſind. Man
verordnete l) vornehmlich die Gehoͤlze am thuͤ-
ringer Walde zu hauen, weil dieſe am reifſten
waren, und dagegen die uͤbrigen zu ſchonen.
Es waren unter dieſen folgende Waͤlder, durch
deren Benennung wir die vielen Waldungen
im Schwarzburgiſchen, die ſchon damals wa-
ren, kennen lernen. In dem graͤflichen Thier-
garten wuchſen Buchen und Linden; ferner
gehoͤrte dazu das Tannicht ſammt den Quit-
telsberge, der Beilſtein Wildeholz, die Schott-
leite, der Rotheſtein und der Steinberg.
Aus dem Cellerwalde, Pohr und Tell, durf-
te kein Holz genommen werden, außer Wind-
bruͤche und duͤrres. Die Gehaue des harten
Holzes wurden ſechs Jahre vor Viehtrift ver-
ſchonet, und die vom weichen Holze zehn
Jahre.


In dem Jahre 1619 und 1638 wurde
ſonderlich im Reußiſchen das Forſtweſen voll-
kommen und gut eingerichtet; die erſtere Wald-
ordnung, wie in der letztern erwaͤhnt m). Sie
beſtehet aus zwey und zwanzig Artikeln, und
iſt ſehr ausfuͤhrlich und gruͤndlich. Sie be-
ſtimmt puͤnktlich die Pflichten eines jeden bey
dem
[301] dem Forſtweſen angeſtellten Bedienten; und
jaͤhrlich zwey Anweiſetage, ſo wie ſie Remi-
niſcere und Bartholomaͤi als Zahltage feſt-
ſetzt; ſie unterſagt den Verkauf des Holzes
nach Lachtern, und nimmt nur hiervon die
geiſtlichen und weltlichen Bedienten, und den
Hammermeiſter in Lobenſtein aus; beſtimmt
genau die Anweis- und Schreibegebuͤhren,
verordnet die richtige Haltung der Wald- und
Forſtregiſter, und befiehlt, jaͤhrlich beym
Schluß dabey anzumerken, was der Hof da-
von gezogen. Und da mit den Gnadenhoͤl-
zern ſo viel Unterſchleif getrieben worden, ſo
verordnet ſie die unverzuͤgliche Einſendung ei-
nes Verzeichniſſes der Gnadenhoͤlzer. Bey
dem Anweiſen ſetzt ſie die Hauptregel feſt daß
es alſo geſchehe, daß es den Gehegen, Gehoͤl-
zen und Wildbahnen am wenigſten ſchaͤdlich
ſey. Die Dickige wurden durch Hauung von
Hopfen-, Schlag-, Schrenk- und Lattenſtan-
gen lichter gemacht. Außer den Holzmarken
durfte, um die Betruͤgereyen zu verhuͤten,
ohne Vorwiſſen nichts verkauft werden. Sie
verlangt, daß nach dem Anweiſen das Holz
auf das ſchleunigſte gefaͤllet und die Waͤlder
bald geraͤumet werden. Die Holzhauer wur-
den angehalten, ſich zu bemuͤhen, das Holz
auf die Bloͤßen, und nicht in die Dickige, zu
faͤllen.


Man unterſagte, ſo viel moͤglich, die Holz-
reſten in den Aemtern, daß naͤmlich die Zah-
lung
[302] lung fuͤr das verkaufte Holz nicht ruͤckſtaͤndig
blieb; ſie hebt den Nachtheil auf, der bisher
bey dem Frohnholze vorgefallen; thut dem
ungerechten Holzhauen Einhalt, ſchraͤnkt ſon-
derlich die Freyheit der Bergleute in Anſehung
des Holzhauens ein; ſie ſucht die Kohlen der
Hammermeiſter und Schmiede ſo viel moͤglich
unſchaͤdlich zu machen, ſo wurde auch das
Pechſcharren, Rindeſchaͤlen, Baumſchnei-
deln eingeſchraͤnkt, das Ausrotten oder Neu-
reuten, ohne ausdruͤckliche Erlaubniß des
Hofs unterſagt. Die Hut, Trift und Graͤ-
ſereyen in den Waͤldern, wurden, ſo viel moͤ-
glich, unſchaͤdlich gemacht, die Grenzen zu
berichtigen und in die Amtsbuͤcher genau einzu-
tragen befohlen. Die Forſtbedienten mußten ſich
woͤchentlich einmal bey dem Forſtmeiſter, oder,
wenn dieſer nicht von dem Orte war, bey dem
Beamten des Orts verſammeln und Bericht
von den Fehlern, Maͤngeln und Gebrechen
abſtatten n).


Im Jahre 1692 erfolgte auch eine Graͤflich
Stolbergiſche, aus welcher man erſiehet, daß
auch ſchon in den aͤltern Zeiten in dieſen Lan-
den dergleichen ergangen, indem ſich gleich der
Eingang der Verordnung darauf beziehet.
Sie ſetzt nur einen Schreibetag auf Bartho-
lomaͤi an, und erlaubt kein Holz zu hauen
oder
[303] oder anzuweiſen, ohne Vorwiſſen der Regie-
rung ſelbſt. Sie ſichert ſonderlich vor dem
Hauen die geraden Baͤume, die zum Bauen die-
nen, ingleichen wilde Obſtbaͤume und junge
Staͤmme; alle Eichen, Aemtſchen, Elsbeer-
reißer, Eſchen, Startten, Ohrenbaͤume und
junge Laasreißer; und befiehlt, daß von Ei-
chen, Buchen, Birken, Linden und Eſpen,
wenigſtens auf jedem Acker zwanzig geheget
werden mußten; ſie verordnet wegen des Reiß-
holzes, welches ſie den Unterthanen auf ge-
ſchehenes Anſuchen Preis giebt; verordnet
wegen der Windfaͤlle und Afterſchlaͤge; ſetzt
Regeln fuͤr das Hauen feſt; ſie handelt vom
Abfuͤhren des Holzes, Holztaxen, Holzdiebe-
reyen; ſie ſchuͤtzt die Hayne oder jungen Ge-
haue fuͤnf Jahr vor der Viehtrift o).


Wichtig iſt in dieſen Zeiten eine Saͤchſiſche
Gothaiſche vom Jahre 1644, welche ſehr nach
der alten Auguſteiſchen in Churſachſen einge-
richtet iſt p). Sie iſt ſehr ausfuͤhrlich, und
ſcheint die Regel fuͤr die Weimariſche vom Jah-
re 1646 geweſen zu ſeyn.


Die Forſtwirthſchaft iſt in dieſer Forſt-
ordnung ſehr wohl eingerichtet. Es werden
darinnen alle Anſtalten zur Berichtigung und
Haltung der Grenzen gemacht. Durch Maal-
baͤume, durch Verſteinungen, welches in die
Amts-
[304] Amtsbuͤcher eingetragen wurde. Die Forſt-
bedienten werden angewieſen auf die Veraͤn-
derungen, welche die Fluͤſſe und Gewaͤſſer, die
daran graͤnzen machen, Acht zu haben, bey Zei-
ten vorzubauen, und das Waſſer in ſeine alten
Grenzen zu treiben. Zwiſchen Faſtnachten
und Johannes Baptiſta, ſollen die Grenzen
bezogen werden; die Grenznachbarn ſollen die
umgefallenen Grenz- und Maalbaͤume bey den
Beamten anzeigen; es wurden [...]ogar auf das
Umhauen der Grenz- und Maalbaͤume nach
den Umſtaͤnden Lebensſtrafen geſetzt q).


Es wurde feſtgeſetzt, daß die Holzordnung
jedem neuen Forſtknechte vorgeleſen und ihm
die Grenzen ſeines Reviers ordentlich bezeich-
net werden ſollten. Die Oberforſtmeiſter,
Forſtſchreiber und Oberknechte, mußten jeder
an ſeinem Orte jaͤhrlich zwey Schreibetage
halten r). Dieſe Schreibetage mußten acht
Tage vorher von dem Rathhauſe oder der Ge-
meinde angekuͤndiget werden: wer ſich hier
nicht meldete, bekam nachher nichts mehr ge-
ſchrieben, oder, welches einerley iſt, bekam nach-
her fuͤr dieſes mal kein Holz. Auf den Schrei-
betag folgte der Anweiſungstag, wobey die
Oberforſtmeiſter, Forſtſchreiber und Ober-
knechte ſelbſt zugegen ſeyn mußten: ohne deren
Beyſeyn durfte nichts gezeichnet, auch es nicht
von
[305] von dem Foͤrſter allein verrichtet werden. Die
Holzkaͤufe mußten im Beyſeyn des Jaͤgermei-
ſters, Forſtſchreibers und Oberknechts, d. i.
Oberfoͤrſters, geſchloſſen werden. In den
Rechnungen mußten zur Vermeidung der Un-
ordnung die Capitel ein Jahr wie das andere
gefuͤhrt werden. Es mußte nach Gehauen
geſchlagen werden, daher die unordentlichen
plaͤtzigen Haue verboten wurden, und die
Forſtbedienten dahin angewieſen waren, die
Gehege alſo anzuſtellen, daß es der Wildbahn
und maͤnniglich angebrachter Hut und Trift,
ſo viel moͤglich, unſchaͤdlich ſey. Hiervon wa-
ren ausgenommen gewiſſe Nothfaͤlle, wenn
durch Feuersbrunſt oder Waſſerſchaͤden Muͤhl-
wehre und Bruͤcken weggeriſſen worden, oder
in Berg-, Muͤhl- und Hammerwerken neuer
Wellen noͤthig; dann durfte aber nicht anders
als auf fuͤrſtliche Unterſchrift auf eine von dem
Forſtſchreiber geſchriebene und vom Forſtmei-
ſter unterſchriebene Anweiſung, das Holz ge-
faͤllet und verabfolget werden. Ueber dem
Holzverkauf mußten richtige Rechnungen mit
hinlaͤnglichen Belegen gefuͤhrt werden, darin-
nen das verkaufte oder auf fuͤrſtlichen Befehl
aus Gnaden, oder ſtatt Geldes gegebene Holz
von einander unterſchieden waren; die Amts-
unterthanen eines jeden Amts giengen den
Auswaͤrtigen vor, damit nicht etwa derglei-
chen Leute, wenn ſie eigene Holzungen haben,
dieſe ſchonen und bis auf Theurung aufhe-
II.Theil. Uben.
[306] ben. Es wird unterſagt, die Reifſtaͤbe aus
dem Ackerholze zu verkaufen: hingegen ſollen
die Leute, welche Schlagholz kaufen, die Reif-
ſtaͤbe ferner verlaſſen; das Klafterholz durfte
nicht nach Karnen, ſondern nach Schocken,
verkauft werden. Die Windbruͤche wurden
den Koͤhlern, die Afterſchlaͤge dem gemeinen
Brennholze angewieſen. Vor den Koͤhlern
her mußte alles Nutzholz herausgehauen, die
Ooſt- und Fruchtbaͤume aber, als Eichen,
Aepfel, Birnen, Kirſchen, Elsbeeren, ver-
ſchonet werden. Die Holzhauer wurden or-
dentlich in Pflicht genommen, das Klafter-
holz in richtiger Laͤnge zu hauen. Das Rei-
ßig, Zaͤhl, Abgang, Schleufreißer, Wind-
faͤlle ꝛc., mußten dem Fuͤrſten berechnet wer-
den. Es wird darinnen die Laͤnge der Schei-
te auf zwey Ellen und die Klafter auf drey El-
len hoch und weit beſtimmt; auf einen Acker
rechnete man hundert und ſechzig Ruthen, je-
de zu acht weimariſchen Ellen oder ſechzehn
Werkſchuh. Es werden in Anſehung des
Schlagens und des Abzaͤhlens, die beſten Ord-
nungsregeln getroffen. Es wird darinnen
verordnet, die Schlag- oder andern Hoͤlzer,
welche am Waſſer gelegen ſind, und etwa kuͤnf-
tig zur Floͤße zu gebrauchen, zu ſchonen, und
ſie bis zur rechten Zeit wachſen zu laſſen.
Die Forſtbedienten mußten dafuͤr ſorgen, daß
nach der Anweiſung und Schlagung der Wald
bald geraͤumt werde. Es wurde in den jun-
gen
[307] gen Gehauen unter acht Jahren, ehe ſie wie-
der in die Hoͤhe wachſen, mit Sicheln zu gra-
ſen verboten. Ingleichen wurde geboten,
daß das Rindvieh nicht unter neun, und die
Schaafe nicht unter ſieben Jahren in die jun-
gen Gehaue ſollten getrieben werden; wo aber
das junge Gehoͤlze langſam nachwaͤchſt, da
mußte es noch laͤnger verſchonet werden. Da-
mit aber die an den Hoͤlzern gelegenen Unter-
thanen, welche weiter keine Weide hatten, in
Anſehung der Viehzucht, nicht Schaden lit-
ten, ſo mußten, zumal wenn ſie von Alters
her das Triftrecht hatten, die Jaͤger beſonde-
re Orte anweiſen, wovon aber allezeit der
Jaͤgermeiſter wiſſen mußte. Es durften von
den untern Forſtbedienten keine neuen Ro-
dungen verſtattet werden, die alten, wenn ſie
noch nicht verzinſet waren, mußten ſie zins-
bar machen, und dieſes dem Amte zur Nach-
richt anzeigen. Es wird verordnet, die ge-
ſunden fruchtbaren Baͤume auf den jungen
Schlaͤgen zu ſchonen, und auf jedem Acker
zwey und dreyßig Hegereißer von Eichen und
Buchen, worunter aber ſonderlich das Eichen-
holz, ſo viel zum geraden Fortwachs tuͤchtig,
ſtehen bleiben; was oben in Gipfeln duͤrre
war oder am Stamme hol wurde, mußte
ausgehauen; das davon noch tuͤchtige zu
Handwerksholz ausgehauen, das uͤbrige zu
Brennholz geſchlagen werden. Die Forſtbe-
dienten ſollen ſolche Hegereißer ausſchuͤren, die
U 2ſo
[308] ſo ſtark ſind, daß ſie vom Schnee und Duft
nicht niedergedruͤckt werden. Auch wurde un-
terſagt, aus jungen Schlaͤgen Zaun-, Hopfen-
oder Buͤhnſtangen zu hauen s).


Die Bauern und Gemeinden, welche ihre
Hoͤlzer in der Wildbahn gelegen haben, wur-
den in Anſehung des Mißbrauchs ſehr einge-
ſchraͤnkt. Sie durften nur, was ſie zu ihren
Gebaͤuden und Feuersnothdurft brauchten,
zum Verkauf aber nichts ohne Vor-
wiſſen der Forſtbedienten ſchlagen. Diejeni-
gen, welche Schlagholz haben, ſollen daſſelbe
in Schlaͤge eintheilen koͤnnen. Es wird ver-
ordnet, daß die Amtsunterthanen- und Ge-
meindehoͤlzer in guter Hegung gehalten, nicht
verhauen, noch mit Grund und Boden unter
die Einzelnen der Gemeinde vertheilet werden.
Die Gemeinde, welche Gehoͤlze unter den
fuͤrſtlichen liegen hatte, mußte ſich aus ih-
ren Mitteln einen Foͤrſter beſtellen, welcher
dem Oberforſtmeiſter vorgeſtellet und von ihm
verpflichtet wurde; die Geiſtlichen wurden in
Anſehung der Pfarrhoͤlzer und des Mißbrauchs
derſelben eingeſchraͤnkt. Bey Schlaghoͤlzern,
welche an Feldern und Guͤtern gelegen waren,
ſoll allezeit die Prone am Felde zur Sicherung
der Grenzen ſtehen bleiben t).


Wegen
[309]

Wegen der Hut und Trift in den Hoͤlzern
wurde verordnet, daß die, die dieſelbe aus-
uͤben wollten, jaͤhrlich bey dem Jaͤger- und
Oberforſtmeiſter, und nicht bey den Knechten,
anſuchen, daß, ſtatt der Hegung der Schlaͤ-
ge, von den Hege- und Forſtmeiſtern andre
Triftplaͤtze angewieſen werden mußten. Das
Halten der Ziegen wurde bey den Unterthanen
in den Waldaͤmtern unterſagt, und nur den
Armen, die keine Kuh halten koͤnnen, eine
Ziege, keinem aber uͤber zwey, erlaubt. Ehe
das Graſen in den jungen Schlaͤgen nach acht
Jahren erlaubt wird, ſoll der Forſtmeiſter die-
ſelben erſt in Augenſchein nehmen. Da die
Hoͤlzer auch durch Verkohlung u) genutzt wer-
den, dieſe aber leicht Schaden fuͤr das Forſt-
weſen haben kann, ſo wurde auch deswegen
vieles verordnet; die Jaͤger und Oberforſtmei-
ſter wurden beordert, die Koͤhler zur Achtſam-
keit auf das Feuer anzuhalten; den Koͤhlern
nicht die willkuͤhrliche Wahl des Holzes zu
uͤberlaſſen, ſondern ſie an die Afterſchlaͤge, an
die alten, gefallenen, ungeſunden, wandelba-
ren, krummen, kurzen und ſtruppigen, knorrigen
Baͤume, Windfaͤlle, und was auf dem Stam-
me ausgetrocknet und nicht mehr fortwachſen
kann, anzuweiſen. Was an altem uͤberſtaͤndi-
gen Holz, Haſeln, Birken und anderm Schlag-
holz vorhanden, da mußten die Gruben- oder
U 3Liecht-
[310] Liechtkoͤhler, den Meulerkoͤhlern nachfolgen,
und ſie neben einander eingelegt werden, da-
mit das Holz und die Aeſte, ſo die letztern lie-
gen laſſen, mit genutzt werden v).


Den Fuhrleuten wurde unterſagt, im
Holze neue Wege zu machen, oder allerhand
Nutzholz zu ihrem Gebrauch heimlich mit zu
nehmen. Es ſoll kein Holz ohne fuͤrſtliche
Verguͤnſtigung ausgerottet werden. Auch in
den getheilten Gemeinhoͤlzern ſoll doch nicht
jeder nach ſeiner Willkuͤhr ſchlagen, ſondern
nach Gehauen. Es wurde das Schaͤlen der
Staͤmme unterſagt, und eben ſo das Laub-
ſtreifen, Mayenhauen, Baſtmachen, Abſchaͤ-
len der Baͤume ohne beſondere Bewilligung:
auch das heimliche Ausgraben der Obſtſtaͤm-
me wurde unterſagt; die Beamten, Forſtbe-
diente und Gerichtsherren mußten darauf ſe-
hen, daß keiner mit Baſt, baſternen Stricken,
Lohe, Mayen, Beſen u. d. g. in Staͤdten und
Doͤrfern paßirt werde, ſolches zu verkaufen,
er habe denn einen richtigen Schein, aus wel-
chem Forſte, oder wo er es ſonſt her habe;
das Heydebrennen durfte nicht ohne Vorwiſ-
ſen geſchehen. Den Amts- und Forſtdienern
wurde es unterſagt, mit Holz, Kohlen oder
was dem ſonſt anhieng, zu handeln, noch je-
mand anders fuͤr ſich handeln zu laſſen w).


Zuletzt
[311]

Zuletzt wird wegen der Waldgerichte ver-
ordnet, die Pfaͤndung ſoll ſo wohl bey Ver-
gehungen auf friſcher That, als wenn es nach-
her heraus koͤmmt, geſchehen; die Pfandre-
giſter mußten vierzehn Tage vor der Waldmieth
von den Oberforſtmeiſtern und Oberknechten
an die Rentherey doppelt geliefert werden, wo
auf jedes Verbrechen eine ſchickliche Strafe ge-
ſetzt werden ſoll. In jedem Waldgerichte
wurden die Dorfſchaften, welche Gerechtig-
keiten in unſern Waldungen haben, bey ihrer
Unterthanenpflicht angehalten, anzugeben,
ob ihnen jemand bekannt ſey, der den Waͤl-
dern Schaden zugefuͤgt, nicht gepfaͤndet, oder
in den Pfandregiſter nicht aufgezeichnet ſey.
Es durfte außer den zwey Leſetagen in dem
Holze nicht geleſen werden; alle diejenigen, ſo
Gerechtigkeiten in den fuͤrſtlichen Waldungen
hatten, mußten bey entſtandener Feuersnoth
den Forſtbedienten, welche ſie anriefen, die
Folge leiſten, auch, wenn ſie dergleichen Un-
gluͤck zuerſt bemerkten, es ſogleich anzeigen.


Vom Jahre 1642 findet ſich eine magde-
burgiſche Verordnung wegen des Abbrennens
der Heyde, des Graſes und des Anſteckens der
Waͤlder, durch Hirten und Schaͤfer; 1649
eine andere von dem Adminiſtrator Auguſtus,
wie auch 1650 eine, wegen Haltung der Zie-
gen und des Schadens, den ſie an den Gehoͤl-
zen thun, woraus wir ſehen, wie weit auch
damals die Forſtoͤkonomie ſchon gegangen.


U 4In
[312]

In dem Braunſchweigiſchen findet ſich ei-
ne braunſchweigiſche luͤneburgiſche Maſtord-
nung von dem Jahre 1644, und in dem Jah-
re 1665 eine Forſtordnung. In dem naͤm-
lichen Jahre erſchien eine wichtige Verord-
nung des Landgrafen Ludwigs von Heſſen x),
welche den Anbau des Holzes, des Weins und
der Obſtgaͤrten betraf. Eine blankenburgiſche
Maſtordnung findet ſich von dem J. 1689.
Eine magdeburgiſche Forſt- und Jagdordnung
erfolgte 1687, ingleichen 1689 eine Conſti-
tution wegen der Maſtung vom Biſchof zu
Osnabruͤck, Auguſt y), welche zu Hannover
ausgeſtellt iſt.


Wie ſorgfaͤltig man uͤberhaupt in dem
Gothaiſchen, theils fuͤr das Intereſſe der
Cammer, theils fuͤr das Beſte der Untertha-
nen geweſen, kann man aus dem Fuͤrſtenſtaa-
te des wuͤrdigen und beruͤhmten von Secken-
dorfs ſehen z), zumal da bekannt iſt, daß je-
ner weiſe Fuͤrſt, Herzog Ernſt der Fromme,
groͤßtentheils den Grund zu dieſer Schrift ge-
legt, und in ſeinen Landen dieſe Anſtalten an-
geordnet und in Ausuͤbung gebracht. Er un-
ter-
[313] terwirft in derſelben die Grenzen der Holzun-
gen einer beſondern Aufſicht, er empfiehlt ei-
ne genaue Kenntniß derſelben, und daruͤber
zu haltende Buͤcher und Riſſe, er verlangt ei-
ne vorzuͤgliche Aufmerkſamkeit auf allerhand
Holz verwuͤſtende Nutzungen.


Auch in dem ſiebenzehnten Jahrhunderte
finden ſich Spuren von dergleichen Holzgerich-
ten. In der osnabruͤckiſchen landesfuͤrſtli-
chen Markordnung vom Jahre 1670, iſt ein
beſonderer Titel: was fuͤr Sachen zur Holz-
bank gehoͤren; und es heißt daſelbſt: Zur
Holzbank gehoͤret alles, was in der Mark ge-
mein und keinem privative zuſtaͤndig, auch
nicht binnen Haͤgen, Zaͤunen und zugemachten
Vrechten belegen iſt. So gebietet und verbie-
tet der Holzgraͤfe zu Berge und zu Bruche,
uͤber Hede, Heide, Weide, uͤber die Gebuͤſche,
Hoͤlzer, Waͤlder, uͤber Plaggen, Heide und
Torfſtechen, Erdeſchaben, Graben graben,
Waſſer ſtaunen, Flachsrothen machen, uͤber
Stein- und Mergelgruben, Zimmer in der
Mark, uͤber große und kleine Viehtrift, Ei-
chel- und Buchmaſt, Anzuͤndung der Hirten-
feuer, uͤber Baſt- und Lohſchalen, uͤber Acker-
pfannung, Zuſchlaͤge und Zaunrichtung, uͤber
Hagrecht und Orthland, uͤber Beſaͤmung
und Zubereitung der Eichelkaͤmpfe, uͤber die
gemeine Mark, Bepottung, uͤber Winnung
der jaͤhrlichen Holzweide, uͤber die in Friede
U 5ge-
[314] geſetzte Oerter, uͤber die Schuͤttung, uͤber die
Auspfaͤndung, uͤber die Streitmark. Sum-
ma, uͤber alles, was der Mark nuͤtzlich und
ſchaͤdlich iſt.


Im ſiebenzehnten Jahrhundert hat dieſes
Nahrungsgeſchaͤft auch einige Schriftſteller.
Coler, der auch noch jetzt ſich um die Oekono-
mie verdient machte, Seckendorf, Fritſch a),
der ſo viel wichtige Forſtordnungen ſammelte,
Elsholz b) und einige andere gehoͤren hierher.


Im achtzehnten Jahrhunderte.


Im achtzehnten Jahrhunderte arbeitete
man mit dem groͤßten Ernſte fuͤr dieſes Geſchaͤf-
te. Der durchlauchtigſte Koͤnig Auguſt I.
ließ im Jahre 1713 eine Reſolution in Holz-
und Forſtſachen, den erzgebirgiſchen Kreis be-
treffend, ergehen.


Im Jahre 1715 wurde das Hauen der
Mayen, wie auch die Setzung derſelben in
Kirchen und Haͤuſern unterſagt, wodurch man
auch die Waͤlder zu ſchonen ſuchte; wie man
ſich uͤberhaupt ſchon laͤngſt bemuͤhet, derglei-
chen den Holzungen nachtheilige Gewohnhei-
ten abzuſchaffen.


Man
[315]

Man verordnete im J. 1726 die Pflan-
zung, Pfropfung und Cultivirung fruchtba-
rer und anderer Baͤume, und unterſtuͤtzte die-
ſelben, ſo viel es der Polizey moͤglich war.
Es wurde darinnen den Forſtbedienten aufer-
legt, die entbloͤßten Plaͤtze in den Waldungen
auf das ſchleunigſte und vollſtaͤndigſte in An-
flug zu bringen zu ſuchen, und Specificatio-
nen der Bloͤße und der Beſchaffenheit der-
ſelbigen einzuſenden, und den dem jungen An-
fluge geſchehenen Schaden bey Verluſt eines
Quartals Beſoldung zu ahnden; die Oberforſt-
meiſter ſollten von den getroffenen Anſtalten
jaͤhrlich Bericht erſtatten. Es gebietet das
junge angeſaͤete Holz voller acht Jahre zu
ſchonen. Man legte zugleich in der auf die
Beſchaͤdigung geſetzten Strafe ein vorzuͤgli-
ches Beyſpiel der geſetzgebenden Klugheit in
Sachſen ab, daß man die Strafe ſelbſt fuͤr
die Holzkultur vortheilhaft einrichtete, indem
ſie darinnen beſtand, daß die Beſchaͤdiger
durch vierzehntaͤgiges oder vierwoͤchentliches
Stockraͤumen buͤßen mußten; hierdurch wurde
das Aufgehen und der Wachsthum des jun-
gen Anflugs oder der Saat nicht wenig be-
foͤrdert. Man befahl das Zuruͤckgebliebene
nachzuſaͤen, die zu dichte Saat zu lichten,
die neuangepflanzten Plaͤtze mit tiefen Graben
zu verwahren, und bewies in allen dieſen Ver-
ordnungen, wie die Polizey die Regeln der
Oeko-
[316] Oekonomie fuͤr den Staat im Allgemeinen be-
nutze und brauchbar mache.


Nach demſelben ſoll jeder Huͤfner jaͤhrlich
vier, jeder Halbhuͤfner zwey, und jeder Gaͤrtner
und Haͤusler, einen Obſt- oder andern Baum
pflanzen. Uebrigens ſoll jeder Huͤfner oder
Bauer vier Weiden oder Pappeln, ein Halb-
huͤfner zwey bis drey, ein Coſſaͤte oder Halb-
huͤfner einen bis zwey an ſeinen Gartenzaun
oder ſonſt angewieſenen Ort ſetzen. Neue
Wirthe ſollen im erſten und andern Jahre,
wenn es ein Gut von ohngefaͤhr fuͤnf und zwan-
zig Scheffel Ausſaat iſt, acht, und, wenn es
bis uͤber funfzig Scheffel, ſechzehn Stuͤck
Baͤume pflanzen. Heyrathende Bauern vor
oder im erſten Jahre der Ehe, ſechs Stuͤck.
Auch ſollen jaͤhrlich Tabellen uͤber die Befol-
gung eingeſendet werden.


Man unterſagte 1728 die Viehhuͤtungen
in den churfuͤrſtlichen Amtsgehoͤlzern; machte
1729 Verordnungen in einem Generale, we-
gen Haltung der jaͤhrlichen Forſtereyen; be-
ſtimmte in einem Mandat von 1731, wie es mit
der Holzung im hohen, mittlern und niedern
Taͤnnicht zu halten, und daß niemand ohne der
Hegereuter Anweiſung junges Holz zu faͤllen
oder zu holen, ſich unterſtehen ſolle. Es ergieng
auch noch 1731 ein Generalbefehl, wegen Con-
ſervation der Satz-, Kopf- und Buſchweiden an
den Elbufern. Man befahl in einen aͤhnlichen
vom
[317] vom Jahre 1732 die Schonung der Holzun-
gen und Waldungen. Es ergieng 1733 eine
Generalverordnung, wegen Anſchaffung der
Forſteiſen; 1737 wurde unterſagt, ſich an
den nach Großenſalza verdungenen Salzſiede-
hoͤlzern zu vergreifen; 1738 wurde durch einen
Generalbefehl verordnet, daß keine Ueberlaſ-
ſung der Waldreißer an Forſtbediente oder an-
dere Unterthanen Statt finden ſolle; 1748 er-
ſchien ein Generalbefehl, daß die Grenzen und
Reinungen der Waͤlder jaͤhrlich einmal bezo-
gen, und allen Grenzunrichtigkeiten bey Zei-
ten vorgebeuget werden ſolle. Man ſchuͤtzte
die an den Ufern der Kunſtgraben und Berg-
werksteiche ſtehenden Schlaghoͤlzer durch ein
Mandat vom Jahre 1754.


Die Vorſorge fuͤr das Holzweſen war um
dieſe Zeit deſto noͤthiger, und wir finden ſie
daher auch ſehr thaͤtig, da viele Fabriken und
Gewerbe, welche dem Wohlſtand des Landes
befoͤrderten, ungeheure Mengen Holz verlang-
ten. Um deſto mehr dachte man auf die Holz-
erſparniß, und ſuchte dem von ferne drohen-
den Holzmangel vorzubeugen. Das oben an-
gefuͤhrte Mandat von 1726 wurde 1753 auch
fuͤr die Niederlauſitz publiciret. Man ſchraͤnk-
te im J. 1755 die Mißbraͤuche in dem Holz-
weſen ein, und ſuchte ſie abzuſtellen. Es
ergieng deshalb ein zu Einſchraͤnkung und Ab-
ſtellung der Mißbraͤuche im Holzweſen, wie
auch
[318] auch ein anderes wegen der zu Vermeidung al-
les Mißbrauchs des Forſtweſens zu treffenden
Einrichtungen; ſo ergieng auch ein Generale
wegen Haltung der jaͤhrlichen Forſtereyen in
dem naͤmlichen Jahre, und noch ein anderes,
wegen der Einrichtungen in den Forſtrechnun-
gen. Die Kriege, welche die deutſchen Staa-
ten und vorzuͤglich die ſaͤchſiſchen verheereten,
hatten dieſem fuͤrchterlichen Uebel den Weg
noch mehr gebahnt, aber um deſto eifriger
war nun die Regierung. Man unterſagte
in Sachſen die Holzausfuhre an Auswaͤrtige
im Jahre 1763, welches 1769 durch ein Ge-
nerale wieder aufgehoben wurde, weil man
nach genauerer Unterſuchung wahrſcheinlich
fuͤr die Nahrung gewiſſer Gegenden beſorgt
war. Man ſuchte die abgetriebenen Waldun-
gen wieder aufzubringen; und es ergieng des-
halb 1763 ein Generale, die Aufbringung der
abgetriebenen Waldungen und ſonſt betref-
fend. Man verordnete durch ein Generale
von 1763 das Sammeln, Ausbringen und
Aufheben des Holzſaamens, ermunterte in
Sachſen 1764 durch Praͤmien zur Samm-
lung des Holzſammens im Herbſte, zur Aus-
ſaͤung des Holzes und Anlegung lebendiger
Hecken, ſtatt todter Zaͤune. In dem Jahre
1767 wurde verordnet, um gewiſſen Unter-
ſchleifen vorzubeugen, daß die Forſtrechnungen
den Acciseinnehmern auf Verlangen an Amts-
ſtelle ſollte vorgelegt werden. Die Oberlauſitz
erhielt
[319] erhielt im Jahre 1767 das vermittelſt des
Oberamtes bekanntgemachte gnaͤdigſt beſtaͤtig-
te Forſt- und Holzpatent, wegen Cultivirung,
Pflanzung und Pfropfung fruchtbarer und
anderer Baͤume, welches unter andern auch
ſieben Capitel von dem rechten Gebrauche und
wirthſchaftlicher Nutzung der Waͤlder enthaͤlt.
Es faßten naͤmlich die Staͤnde des Mark-
grafthums Oberlauſitz nach einer, nach dem
Kriege bey dem willkuͤhrlichen Landtage 1765,
zwiſchen Land- und Staͤdten gemeinſchaftlich
gepflogenen Berathſchlagung einen Entwurf
ab, zu einem Forſt- und Holzpatent, mit
Ruͤckſicht auf das ehedem im Jahre 1726,
wegen Pflanzung, Pfropfung auch Cultivi-
rung fruchtbarer und anderer Baͤume; und
auf das im Jahre 1763, den 4ten Julii in
den ganzen ſaͤchſiſchen Landen ergangene Gene-
rale, welche auch im Jahre 1767 gnaͤdigſt be-
ſtaͤtigt wurde.


Man ſendete Planteurs in dem Lande um-
her, welche die Landleute in dem geſchickten
Pflanzen der Baͤume unterrichten und ſelbſt
viele pflanzen mußten, und die Berichte der-
ſelben zeugen von den zahlreichen Mengen von
von Baͤumen, welche ſie in den Kreiſen und
Aemtern der ſaͤchſiſchen Lande gepflanzet, wel-
chen gluͤcklichen Erfolg die landesfuͤrſtliche
Sorgfalt gehabt. So wurden im Jahre 1763
in Amte Plauen 832 Baͤume gepflanzet. Un-
ter der Aufſicht des Planteurs Kuͤhnlein
ſind
[320] ſind im Kreisamte Wittenberg gepflanzet, außer
92 Maulbeerbaͤumen, 7977 Obſtbaͤume und
Weiden, und 338 gepfropfte, welches zuſammen
36295 St. macht. Im Churkreiſe wurden ge-
ſetzt 2402 Obſt- und andre Baͤume. Ueber-
haupt wurden bis 1768. 27868 Weiden geſetzt.
Hieruͤber wurden in beſagtem Jahre noch aus-
geſaͤet: vier dreßdner Metzen Fichtenſaamen
von der Gemeinde Danna, drey Scheffel von
der Gemeinde Blohnsdorf, zehn Scheffel zu
Eckmannsdorf, ein Scheffel zu Bergwitz; wie
ſolches aus dem Zeuniß des Herrn Kreisamt-
manns Haaſe, in dem Leipziger Intelligenz-
blatt vom Jahre 1764. S. 362 und 363,
erhellet. Im Amte Plauen haben die Unter-
thanen im Jahre 1764. 850 Baͤume gepflan-
zet. Im Amte Zwickau und Werthau in eben
dem Jahre 15386 Baͤume. Nordhauſen er-
hielt im Jahre 1765, 4856 Pappeln, 855
Weiden, 3710 weiße hollaͤndiſche Pappeln.
Im Amte Borna wurden in den Jahren 1764
und 65 gepflanzet und gepfropft auf 6028
Im Amte Weißenfels vom Herbſt 1764 bis
1765, zuſammen 36842. Im Amte Duͤ-
ben im Jahre 1766, 8152 Stuͤck. In den
Aemtern Zwickau und Werthau, in dem J.
1765 und 66, 12506 St. In Volkſtedt
im Jahre 1765, 2741 St. Im Amte Bel-
zig und Rabenſtein 1765 und 66, 9422 St.
Zu Beuchlitz im Merſeburgiſchen im Jahre
1766, 900 Weiden und Pappeln, ohne die
Frucht-
[321] Fruchtbaͤume, die ich im Gartenbaue erwaͤh-
nen werde. Der Hr. von Meuſebach zu Vock-
ſtaͤdt ſetzte uͤberhaupt 5566 wilde Staͤmme.
In 41 Ortſchaften wurden vom Herbſt 1765
bis Lenz 1766, 9422 Stuͤck Baͤume ange-
pflanzet. Der Planteur Kaͤhnlein wollte
auch verſchiedene Eichelkamps anlegen, allein
die Bauern der Gegenden im Churkreiſe wi-
derſetzten ſich. Herr Beckmann, Forſtinſpector,
ſaͤete in einer Privatwaldung bey Poͤnig, 2
Scheffel c) 2 Sipmaaß, ein und ein halb
Maaß Laubholz, 2 Scheffel 3 und ein halb
Sipmaaß Tangelholz, zuſammen 5 Scheffel
1 und ein halb Sipmaaß, ein und ein halb
Maaß. Er pflanzte 632 Schock 34 Stuͤck
Laubholz, 927 Schock Tangelholz, zuſam-
men 1559 Schock 34 Stuͤck. Die oͤkono-
miſche Societaͤt zu Leipzig machte dieſes ruhm-
wuͤrdige Beyſpiel zur Nachahmung in dem
Leipziger Intelligenzblatte vom Jahre 1768
S. 377 bekannt.


In dem Brandenburgiſchen ſetzte man in
dieſem Jahrhunderte die Aufmerkſamkeit auf
dieſes Geſchaͤft mit dem Eifer fort, wie man
es in dem ſiebenzehnten gethan. Es finden
ſich daher Verordnungen von den Jahren
1709,
II.Theil. X
[322] 1709, 1710, 1711, 1716, 1718, 1719,
1722, 1725, ingleichen das Edikt wegen
Pflanzung der Weiden und Obſtbaͤume, von
dem Jahren 1729 und 1743, welche das
Forſtweſen angehen und bey dem Mylius be-
findlich ſind.


Vornehmlich verdient die Verordnung
vom Jahre 1719 bemerkt zu werden, weil ſie
zugleich eine ausfuͤhrliche Unterweiſung enthaͤlt,
wie bey der Forſtoͤkonomie am beſten zu ver-
fahren ſey. Der jetzt herrſchende große Frie-
drich, deſſen Aufmerkſamkeit nichts entgehet,
was den Flor ſeiner Laͤnder betrifft, ſuchte
nicht weniger die Kenntniſſe des Forſtweſens
in ſeinem Lande und die Cultur des Holzes zu
erweitern und zu verbeſſern. Er ließ viele
wuͤſte Plaͤtze anſaͤen, mit wilden Hoͤlzern be-
pflanzen, und ſchickte verſchiedene Herren aus
ſeiner Cammer nach Wernigerode, um bey
dem beruͤhmten und großen Forſtverſtaͤndigen,
dem verſtorbenen Hrn. von Zanthier, die Forſt-
wiſſenſchaft zu hoͤren, und daſelbſt unter ſei-
ner Aufſicht praktiſch zu treiben. Er verord-
nete, daß Herr Hofr. Gleditſch Vorleſungen
uͤber das Forſtweſen halten mußte, woraus
vorzuͤglich ſein Werk uͤber die Forſtwiſſenſchaft
entſtand. Es finden ſich von dieſen ſorgfaͤlti-
gen Anſtalten und Verordnungen die gluͤcklich-
ſten Folgen. Die Gegenden der Mark und
in Pommern, welche haͤufig bloß unfruchtba-
rer Sand waren, ſind jetzt mit Waͤldern an-
geſaͤet:
[323] geſaͤet: ſo ſind bey Guſſov und Platikov uͤber
20000 Eichen in einen bis dahin oͤden Boden
gepflanzt worden, und noch jetzt werden da-
ſelbſt jaͤhrlich 1200 Stuͤck Weiden geſetzt.
Man fuͤhrte in dem Brandenburgiſchen die
Feuerbahnen ein, welches Wege ſind, die man
vornehmlich in Nadelhoͤlzern, die mit Heide
bewachſen, in einer Breite von zwanzig bis
dreyßig Schuh durch Abplaggen der Heide zu
dem Endzwecke macht, daß man dem Feuer
Grenzen ſetzen und uͤberall Leute zum Loͤſchen
ſtellen koͤnne.


Es ergieng 1763 ein koͤniglich preußiſches
Cirkulare an alle Landraͤthe, wegen Mehrung
des Holzes d), und ein aͤhnliches in dem naͤm-
lichen Jahre an ſaͤmmtliche Forſtbedienten,
wegen einer jaͤhrlich einzureichenden Tabelle die
Verbeſſerungen der Forſte betreffend e); in-
gleichen in eben dem Jahre an ſaͤmmtliche koͤ-
nigliche und preußiſche Aemter, und auch an
das Stiftsamts Liegnitz, wegen Anweiſung
zum Holzſaͤen und Pflanzen f). Auch ergieng
1763 ein Cirkulare an ſaͤmmtliche Landraͤthe,
X 2wegen
[324] wegen Menagierung des Holzes g). Auch
gehoͤrt hierher ein koͤniglich preußiſches Cirku-
lare an ſaͤmmtliche Landraͤthe vom Jahre 1764
vom 23 Januar, wegen Beſetzung der Doͤr-
fer und Straßen mit Alleen, und ein anderes
vom 8ten Januar, wegen Anlegung der Al-
leen und Plantagen auf den Landſtraßen h).


In vielen andern deutſchen Landen ahmte
man dieſe vorzuͤglichen Beyſpiele nach, z. B. in
dem Badenſchen, Pfaͤlziſchen und vorzuͤglich
Zweybruͤckiſchen. In dem Heßiſchen, darm-
ſtaͤdtiſchen Antheils, erſchien 1724 eine Forſt-
Wald- und Weidewerksordnung. Es befahl
die Regierung in dem heßiſchen Lande die Be-
pflanzung der Straßen mit wilden und
Fruchtbaͤumen. Im Heßiſchen ſind vom J.
1764 bis 1773, 3588 Acker von 150 Qua-
dratruthen mit 385276 Stuͤck Eichen, und
631184 Stuͤck andre Baͤume gepflanzt wor-
den; desgleichen ſind 1764 bis 1778 an Ler-
chenbaͤumen, Weymuthskiefern, Eichen,
Eſchen, Ulmen, Ahorn, um Caſſel herum
1044856 Stuͤck in Alleen und ſonſt verpflan-
zet worden. Im Jahre 1778 ſind 968
Pfund Fichtenſaamen, 1074 desgleichen Kie-
fern, 4 Pfund Lerchen, 1 Pfund Pinaſter,
ein
[325] ein und ein halb Pfund Weymuthskiefern und
fuͤnf Metzen Ahorn; im Jahre 1779 aber
2374 Pfund Fichten, 1994 Kiefern, drey
und drey Viertel Pfund Lerchen, und zwey
und ein halb Pfund Weymuthskiefern ausge-
ſaͤet worden. Alle dieſe fuͤr die Nachkommen-
ſchaft ſo nuͤtzlichen Arbeiten wurden von dem
Oberfoͤrſter Reichmeyer, und unter deſſen Auf-
ſicht, beſorgt i).


In dem lindauiſchen Gebiet erſchien 1749
eine Forſt- und Waldordnung: eine trieriſche
Wald- Forſt- Jagd-Weidewerksordnung er-
ſchien 1720. Die braunſchweigiſche wolfen-
buͤtteliſche Forſtordnungen hiervon findet
man in einer Sammlung, welche Stiſſer und
Sluͤter veranſtalteten k).


Man machte ſonderlich im Badenſchen und
Zweybruͤckiſchen Verſuche, mit ſchnellwachſen-
den nordamerikaniſchen und andern Baͤumen.
Von den letztern giebt der Herr Schimper,
und von den erſtern der Herr Reinhard in
den Leipziger Intelligenzblaͤttern verſchiedene
Nachrichten, ſo wie auch der Verfaſſer des
Aufſatzes uͤber die Wirthſchaftsverfaſſung im
Reiche.


X 3Man
[326]

Man ſuchte im Zweybruͤckiſchen dem Holz-
mangel vorzubeugen und abzuhelfen, indem
die Regierung das Torfaufſuchen befahl. Der
Fuͤrſt verſchrieb Torfſtecher aus den Nieder-
landen, und die Feurung mit Steinkohlen
wurde mehr eingefuͤhrt, ſowohl bey dem Kalch-
brennen zum Bau, als auch bey andern Ge-
ſchaͤften; man verſuchte auch bey dem Ziegel-
brennen ſie anzuwenden. Man legte in allen
Forſten Eichelkaͤmpe an, pflanzte haͤufig auch
Ruͤſtern- und Lerchenbaͤume; auch verſchrieb
der Fuͤrſt etliche hundert Stuͤck italieniſcher
Pappeln, die beſonders durch ihren ſchnellen
Wuchs ſich empfahlen, und ſeit 1745 in Frank-
reich vorzuͤglich gebauet werden; ein gleiches
geſchahe mit der Acacia (Intelligenzbl. 1764
S. 101.)


Die weſtphaͤliſchen Waldorodnungen, chur-
koͤlniſchen Antheils, erſchienen 1723 in einer
Sammlung unter der Aufſchrift: Churcoͤlni-
ſchen Herzogthums Weſtphalen verbeſſerte Po-
lizeyordnung. Im Jahre 1720 findet ſich
eine trieriſche Wald- und Forſtordnung, eine
wolfenbuͤtteliſche im Jahre 1729. In vie-
len Waldungen des Herzogthums Luͤneburg
wurden auf Anrathen des Herrn Amtsſchrei-
bers Jacobi zu Harburg, Feuerbahnen nach
dem Beyſpiel in der Mark Brandenburg an-
gebracht.


Die oͤſterreichiſchen Verordnungen dieſer
Art finden ſich in dem Codice Auſtriaco,
und
[327] und in der Sammlung oͤſterreichiſcher Geſetze
und Ordnungen, ſo viel deren uͤber die im ge-
dachten Codice eingedruckten, bis auf das J.
1720 weiter aufzubringen, welche 1749 zu
Leipzig erſchienen iſt. Der Verfaſſer derſel-
ben, Herrnlebens, hat ſie im zweyten Theile bis
auf Carl VI. fortgeſetzt. Im Jahre 1726
ergieng im Blankenburgiſchen ein erneuertes
Forſtreglement, und 1730 erſchien ein fuͤrſtli-
ches blankenburgiſches Direktorium, wie die
Forſtvrochen zu beſtrafen. Im J. 1732 erſchien
der Herzogthuͤmer Bremen und Verden Po-
lizey-, Teich-, Holz- und Jagdordnung, nebſt
einem zweyfachen Anhange, wozu noch 1749
ein neuer kam. Im Jahre 1760 erhielt das
Herzogthum Schleſien und die Grafſchaft
Glaz eine Holz-, Maſt und Jagdordnung.


Dieſes thaten die Regierungen; aber was
thaten die Gelehrten und Oekonomen?


Gleditſch reiſte in Deutſchland auf bota-
niſche Unterſuchungen umher, vorzuͤglich auch
um die wilden Holzarten aufzuſuchen, und
wir danken ſeinem Fleiße das wichtige Werk
fuͤr die Forſtwiſſenſchaft. Um die botaniſchen
Kenntniſſe des Holzbaues auszubreiten, legte
man Sammlungen von natuͤrlichen und abge-
druckten Blaͤttern der Baͤume, wie auch von
ſkeletirten an. Man machte Holzſammlungen,
worunter z. E. die der oͤkonomiſchen Geſell-
X 4ſchaft
[328] ſchaft zu Leipzig gehoͤrige l), und die des Hrn.
Rektor Clodius, die jetzt in den Haͤnden ſei-
nes wuͤrdigen Herrn Sohns, des Herren Prof.
Clodius, iſt, vorzuͤglich ſind m). Sie ent-
haͤlt
[329] haͤlt uͤber 500 Stuͤck der ſchoͤnſten Hoͤlzer;
denn ſie iſt nach der Zeit des Catalogus noch
X 5ver-
m)
[330] vermehrt worden. Sie iſt in aller Ruͤckſicht
eine der ſchoͤnſten und auserleſenſten Samm-
lungen dieſer Art, ſo wohl fuͤr die Naturge-
ſchichtsforſcher und Liebhaber, als fuͤr den
Oekonomen. Auch kenne ich noch ein und das
andere Privatholzkabinett zu Leipzig, welches
aber nur kleine Sammlungen ſind.


Vorzuͤglich aber zeichnet ſich auch in den
Schriftſtellern das achtzehnte Jahrhundert
aus, welches die Oekonomie uͤberhaupt ſo ſehr
beguͤnſtigte. Stiſſer lieferte eine Forſt- und
Jagdgeſchichte. Es erſchienen die Schriften
eines Doͤbels, Martini, Boſens, Carlowitz,
von Rohr Cramers, von Broke, Kretſchmar,
Moſers, Otto, Stahl, von Zanthier, Gle-
ditſch, Weiß, Jacobi, Rammelts, von Dieß-
kau und anderer. Wir erhielten Forſtmaga-
zine,
m)
[331] zine, Forſtkalender, und zu Osnabruͤck einen
Forſtcatechismus n). Man wendete die Ma-
the-
[332] thematik auf die Forſtwiſſenſchaft mehr an,
worinnen ſich Buͤchting, Vierenklee und Oet-
tel
n)
[333] tel zeigten. Kretſchmar ſuchte vorzuͤglich durch
ſein neues Oekonomieſyſtem auch ein neues
Syſtem
n)
[334] Syſtem in der wilden Baumzucht einzufuͤh-
ren, und machte daſſelbe in der neuerfunde-
nen Holzanlage als eine Frucht des Ackerbau-
raͤthſels im Jahre 1748 bekannt. Er ſuchte
durch ſeine Methode einen Wald oder Buſch,
von Ober- und Unterholz, von der beſten Art
des italieniſchen Holzes, in Zeit von 25 Jah-
ren aus Saamen eben ſo geſchwind, als ſonſt
in 100 Jahren durch den gemeinen Anflug,
und zwar nicht allein ganz ohne Verluſt des
Getreides, ſondern auch noch dazu mit Ver-
mehrung deſſelben, und durch dieſes hinwie-
derum zu mehrerm und beſſerm Wachsthum des
jungen Holzes, alſo anzulegen, daß ſich der
Acker nebſt der Anlage in ſechs Jahren nicht
allein reichlich wieder bezahle, ſondern auch
von ſolcher Zeit an wohl viermal ſo hoch, als
Getreide, benutzen laſſe. Sein Syſtem be-
ruhete ſonderlich auf folgendem Verfahren.
Er richtet den Acker nach dem Ackerbauraͤthſel
zu, theilt ihn in verſchiedene Breiten, deren
jede
n)
[335] jede 45 Fuß enthaͤlt, nimmt hiervon 3 Fuß
zu einer Rabatte, worauf die Baͤume zu ſte-
hen kommen, und 2 Fuß zu den Wegen und
Furchen zu beyden Seiten, mithin in allem
5 Fuß, d. i. der neunte Theil dieſer Breiten,
abgehen, daß alſo jeder Ruͤcken 40 Fuß breit
bleibt, und darneben allerhand Kohlkraͤuter
erzeuget, und dadurch das Erdreich ſowohl lo-
cker, als auch im Duͤngen zu mehrerm Wachs-
thume der Baͤume erhalten wird. Auf die
Rabatte pflanzet er 7 Reihen, auf jede 14
Stuͤck Standbaͤume, 3 Ruthen weit aus ein-
ander. Er ſaͤet zwiſchen den Standbaͤumen
Saamen. Sein Syſtem uͤberhaupt ſucht
den Holzbau mit dem Getreidebau zu verbin-
den. Er wendet ſeinen Vorſchlag vorzuͤglich
auf Maulbeerplantagen an, welche ſeit dieſen
Zeiten in Deutſchland immer mehr angelegt
wurden.


Es verdient in der Geſchichte der Befoͤr-
derung der Holzkultur in Deutſchland ein Na-
me bekannter zu ſeyn, als er gewoͤhnlich iſt,
ich meyne den Hrn. Oberjaͤgermeiſter von Lan-
gen, welcher als ein alter erfahrner Forſtmann
zu den meiſten neuen Forſtverbeſſerungen, ſon-
derlich im Saͤen und Pflanzen, die Bahn brach.
Allein Deutſchland verlor ihn 1764, da er in
koͤniglich daͤniſche Dienſte gieng, wo er die
Waldungen auch in Ordnung und in Gehaue
brachte, und ſein Verdienſt um ganze Laͤnder
verdoppelte.


Eben
[336]

Eben ſo ſehr verdient auch die Erfindung
des Hrn. von Lasberg zu ſchleuniger leichter und
bequemer Auszaͤhlung der Waͤlder, wie viel ſie
von jeder Art Baͤume enthielten, Erwaͤhnung,
denn es iſt ſowohl fuͤr den Holzbau ſelbſt wich-
tig, um den zu befuͤrchtenden Mangel an die-
ſer oder jener Art Baͤume bald zu finden, als
auch fuͤr die Cammern, um leicht den Beſtand
und die Zahl der Waldbaͤume zu wiſſen. Er
nimmt eine Anzahl Jaͤger, giebt jedem eine
beſtimmte Quantitaͤt ſpitzige Hoͤlzer von ver-
ſchiedener Art, davon jede eine Art von Baͤu-
men bedeutet; dieſe ſtecken die Jaͤger, die ſich
nun in dem Walde umher vertheilen, in die
mit jedem zu bezeichnenden Baͤume; er ziehet
nach geendigtem Geſchaͤfte die fehlenden von
den noch da ſeyenden ab, und ſo iſt die Zahl,
die man zu wiſſen verlangt, da.


Man ſtellte Verſuche an, und machte Be-
rechnungen uͤber das Alter, Wachsthum, Laͤn-
ge, Dicke und Dauer der Baͤume, und zog
aus der Vergleichung derſelben unter einander
Regeln und Grundſaͤtze fuͤr die Holzkultur,
Oekonomie und Cameralwiſſenſchaft. Ver-
ſchiedenes hierzu findet ſich in den Leipziger
Intelligenzblaͤttern o), und den Sammlungen
des Hrn. von Zanthier, die 1778 erſchienen.


Man
[337]

Man fieng haͤufig an, Waͤlder anzuſaͤen,
Holzſaamen zu ſammlen; und je muͤhſamer das
Letztere, ſonderlich bey den Nadelhoͤlzern, iſt,
deſto mehr dachte man auf die Erleichterung
deſſelben, und machte allerhand hierzu dienli-
che Erfindungen. So ſchlug man hierzu vor
das Umſpannen mit Leinewand, noch andere
gaben allerhand hoͤlzerne Geruͤſte an, wodurch
man das Verwehen, ſonderlich des gefluͤgelten
Saamens, verhindern wollte. Der einſichts-
volle von Zanthier zeigte, daß das meiſte dar-
auf ankaͤme, daß man die Zeit der Reife zu
treffen ſuche, und da denſelbigen bey ſtillem
Wetter ſammle.


Man legte Saamen, Pflanzen und
Pflanzgaͤrten von wilden Holzarten an; vor-
zuͤglich richtete man zur Vermehrung der Eich-
waͤlder und zu ihrer Erſetzung viel Eichelkamps.
Der Herr von Wichmannshauſen in ſeinen
1763 erſchienenen oͤkonomiſchen Erfahrungen,
im erſten Stuͤck, und der Herr von Zanthier,
ingleichen Herr Jacobi zeichnen ſich in der Ei-
chenkultur vorzuͤglich aus. Da die wichti-
gern Verſuche in jedem Nahrungsgeſchaͤfte ei-
nen nicht unbetraͤchtlichen Theil einer prag-
matiſchen Geſchichte deſſelben ausmachen, ſo
will ich dieſelben auch hier anfuͤhren. Der
Wichmannshauſiſche Verſuch, welcher auf die
beſte Anlegung der Eichwaͤlder abzielte, geſcha-
he zu Theiſſa. Gedachter Oekonom verſchrieb
II.Theil. Yjunge
[338] junge Eichenſtaͤmme, und ließ ſolche an ver-
ſchiedenen Orten einzeln ausſetzen, um dadurch
von dem verſchiedenen Wachsthum und Fort-
kommen in verſchiedenen Erdarten verſichert
zu werden. Die hierdurch ausfuͤndig gemach-
ten beſſern Erdſtriche ließ er tief ausgraben,
von Wurzeln und Holzſtoͤcken reinigen und
umzaͤunen, um ſie vor dem Wilde zu ſchuͤtzen;
im Herbſt um Martini ſteckte er recht reife
und vollkommen ausgewachſene Eicheln der
beſten Art reihenweiſe nach der Schnur, je-
de eine halbe Elle weit von einander und drey
Zoll tief. Es gieng zugleich Kiefern und Fichten-
holz mit auf, welches die Eichen zu einem deſto
geraderen Wuchſe noͤthigte, und hinderte das
zu große Treiben derſelben in die Zweige und
Aeſte; auch glaubte er, daß das Tangelholz
wegen ſeines harzigen Saftes ganz andere Nah-
rung aus der Erde zoͤge, als die Eichen, und
alſo um deſto beſſer ſich mit denſelben vertruͤ-
ge. Seine ſechsjaͤhrigen hatten ſchon eine
Hoͤhe von vier Ellen. Die Eichen wuchſen
auf der Seite, wo das Nadel- und Kienholz
am dichteſten ſtand, weit mehr hervor, als
wo es damit weniger vermenget war. Er
zog aus dieſem Verſuche den Grundſatz zu
neuangelegten Eichgaͤrten, die kein beſtande-
nes und ſaamentragendes Nadelholz um ſich
haben, wenn die gelegten Eicheln ein Jahr
lang gut aufgegangen ſind und getrieben ha-
ben, einigen Schwarzholzſaamen einzuſtreuen,
zu-
[339] zugleich aber auch darauf zu ſehen, daß daſſel-
be nicht die jungen Eichen durch zu dicken
Wuchs und zu vielen Schatten uͤberwaͤltige.
Aus dieſen Eichgaͤrten verſetzt er die etwas er-
wachſenen Eichbaͤume im ſechſten oder ſieben-
ten Jahre, alſo, daß ein Baum von dem an-
dern nach allen Seiten acht Ellen weit abſtehet,
laͤßt die Gruben dazu um Johannis auswer-
fen, und verrichtet das Verſetzen im Herbſt.
Er umgiebt einen jeden mit drey ſtarken
Pfaͤhlen, und flicht Dornen zwiſchen dieſel-
ben. Herr Jacobi bearbeitete die Eichenkul-
tur unter andern auch mit vielem Fleiße, und
erhielt den Preis bey der Aufgabe uͤber das
Saͤen der Eichbaͤume im Jahre 1759 von
der Akademie zu Bourdeaux. Sehr wichtig
ſind auch die Verſuche und die darauf gebaue-
te Theorie des Herrn von Zanthier in dem Wer-
nigerodiſchen, welche er ſowohl mit Eichen
als dem Lerchen- oder Leerbaume machte.
Die Lerche, oder, wie es eigentlich heißen ſoll-
te, der Leerbaum, hat den letztern Namen (denn
dieſes iſt der wahre, da jener ein verdorbener
iſt,) von ihrer auszeichenden Eigenſchaft, daß
ſie, anſtatt daß andere Nadelhoͤlzer die Na-
deln im Winter behalten, dieſelbigen verliert
und leer davon iſt. Lange ſchon war ſie in
der Schweiz bekannt, und die Oekonomen der
Roͤmer ruͤhmen ſie. Sie kam aus der Schweiz
und einigen andern gebirgigen Gegenden nach
Deutſchland, und fand Goͤnner und Gegner.


Y 2Die
[340]

Die Letztern beſchuldigten ſie hauptſaͤch-
lich, daß ſie nicht zu Gebaͤuden brauchbar ſey,
indem ſie ſich werſe. Vitruv, der ſie ſehr
ruͤhmt, erwaͤhnt von dieſem Fehler nichts,
und einige Neuere haben ſie dagegen verthei-
diget, worunter der Herr von Zanthier der
Vorzuͤglichſte iſt. Allein, wenn auch dieſes
ihr Fehler waͤre, wie er es doch nicht iſt, iſt
es nicht ſchon Vortheil genug, daß ihr Holz
vorzuͤglich iſt, und daß ſie ſehr ſchnell waͤchſt?
Doch die Zanthieriſchen Verſuche und Erfah-
rungen haben ſie hinlaͤnglich vertheidiget. Er
giebt im 53ſten Stuͤck des Leipziger Intelli-
genzblatts vom Jahre 1775 ſelbſt Nachricht
davon. Nach ſeinen Beobachtungen waͤchſt
die Lerche bis zum dreyßigſten, vierzigſten
und funfzigſten Jahre ſchnell, ſodann aber
langſamer, die Ringe werden enger, das Holz
feſter und gedrungener, und ein Baum von
hundert Jahren haͤlt 24 Zoll im Durchſchnit-
te. Je aͤlter der Baum, deſto dauerhafter
iſt ſein Holz, ſo lange er geſund bleibt. Iſt
er 150 Jahr alt, ſo kann man ihn zu allen
Waſſer- und Landbauen brauchen, und ihn
der Eiche weit vorziehen. Er fand die Bal-
ken und Schwellen von dergleichen Holze nach
150 Jahren noch ſehr gut; und die Saͤulen
eines Thurms, die von dergleichen Holze waren,
nach 200 Jahren noch unſchaͤdlich. Das
Holz iſt an Farbe etwas roͤthlich, und das
roͤthlichſte iſt das beſte. Es liebt vorzuͤglich
bergichte
[341] bergichte Gegenden, wo ſich Schieferſteine fin-
den, und deren Boden etwas roͤthlich und let-
tig iſt. In der Jugend, und wenn ſie ein-
zeln ſtehet, waͤchſt die Lerche krumm und oben
in die Spitze; wenn aber der Stamm ſtark
wird, ſo wird er gerade und ſehr lang, wenn
er geſchloſſen ſtehet. Er macht durch dieſe
Art Baͤume die wernigerodiſchen Forſte ſehr
eintraͤglich, weil ſie hier bis jetzo am ſtaͤrkſten
gebauet werden.


Seine Verſuche und Theorie in dem Baue
der Eichen ſind nicht weniger lehrreich, wie
uͤberhaupt ſeine Forſtanſtalten; um deſto wich-
tiger werden ſie fuͤr die Oekonomiegeſchichte.
Sie beſtehen vorzuͤglich in folgendem, und ge-
hen meiſt ins Große. Die graͤflich wernige-
rodiſchen Forſten ſind nach Morgen oder
Ackern, zu 120 Quadratruthen ſechzehnſchu-
higen Maaßes, vermeſſen, alle Reviere durch
Hauptlinien, und von dieſen wieder ausge-
hende Abtheilungslinien in regelmaͤßige Ver-
haue nach ihrer Laͤnge zu 30, 40 und 60, im
harten oder Laubholz, in 80, 100 bis 120
jaͤhrige, im ſchwarzen oder Nadelholze, einge-
theilet. Die Eintheilungslinien ſind jedesmal
an der Hauptlinie mit einem eichenen Pfahle
bezeichnet, an welchem die Nummer des Ge-
haues befindlich iſt; die Hauptlinien aber mit
allerhand Arten theils tragender Frucht-,
theils von dem andern Holze ſich unterſcheiden-
Y 3der
[342] der wilder Baͤume bepflanzet, damit ſie ſolche
bey jedesmaliger Abholzung unterſcheiden.


In dem ſtapelburgiſchen Holzrevier wurde
in den Jahren 1765, 66 ꝛc., das meiſte mit
Saͤen und Pflanzen unternommen. Ich will
hier die Erzaͤhlung eines Reiſenden anfuͤhren,
welche ſich in dem leipziger Intelligenzblatte,
vom Jahre 1768 S. 76, 90 ꝛc. findet. Man
wird aus derſelbigen den beſten Begriff von
dem Syſtem des Herrn von Zanthier erhalten,
welches auch die Abſicht iſt, warum ich ſelbi-
ge hier einruͤcke. Er ſagt daſelbſt: „Wenn ich
zum voraus ſetze, daß ſaͤmmtliche graͤflich wer-
nigerodiſche Waldungen noch nach Morgen-
oder Ackerzahl zu 120 Quadratruthen, ſech-
zehnſchuhigten Maaßes, vermeſſen, und alle
Reviere durch Hauptlinien, und von dieſen
wieder ausgehende Abtheilungslinien in regel-
maͤßige Verhaue nach ihrer Laͤnge zu 30, 40
und 60 im harten oder Laubholze, in 80, 100
bis 120 jaͤhrige im ſchwarzen oder Nadelholze
eingetheilet ſind; wenn ich ferner bemerkt ha-
be, daß dieſe Eintheilungslinien jedesmal an
der Hauptlinie mit einem eichenen Pfahle be-
zeichnet worden, an welchem die Nummer des
Gehaues befindlich, die Hauptlinien aber mit
allerhand Arten, theils tragender Frucht-,
theils von dem andern Holze ſich unterſchei-
dender wilder Baͤume, bepflanzt ſind, damit
ſich ſolche bey jedesmaliger Abholzung unter-
ſcheiden;
[343] ſcheiden; ſo muß ich geſtehen, daß dieſe Ver-
anſtaltungen allbereits vielen Ruhm verdienen.


Es wurde mir ſonderlich das ſtapelburgi-
ſche Forſtrevier gezeiget, ſo aus 2200 Mor-
gen beſtehet, weil auf dieſem jetzo das meiſte mit
Saͤen und Pflanzen unternommen wird. Der
Koͤnig von Preußen ſchickte vier Herren von
einigen Kriegs- und Domaͤnencammern da-
hin, ſich die Forſteinrichtungen theoretiſch und
praktiſch bekannt zu machen, und daruͤber ein
Collegium bey Herrn von Zanthier zuhoͤren.


Hier beſahen wir vornehmlich vier nach und
nach angelegte Eichelgaͤrten, wovon der eine
bereits mehrentheils ausgepflanzt war, nun-
mehro aber wiederum mit Eicheln und andern
guten Arten von Laubhoͤlzern beſaͤet werden
ſollte. Der erſte Eichelgarten, ohnweit dem
Eckerkruge, beſtund aus ohngefaͤhr 24 Ackern
zu 120 Ruthen. Hiervon war der vierte
Theil mit jungen Eichen beſtanden, welche
vor zehn Jahren geſaͤet waren, und wovon
die meiſten zwey und drey Zoll im Diameter,
und zwoͤlf bis ſechzehn Fuß in der Laͤnge hat-
ten. Hieraus ſollte nunmehr der Anfang zum
Fortpflanzen gemacht werden, da denn immer
die ſtaͤrkſten heraus genommen, die kleineren
aber wiederum an einem Ende des Gartens li-
nienweiſe eingepflanzt, und bis zu ihrer er-
langten Staͤrke und Groͤße daſelbſt aufbehal-
ten werden ſollten, weil man allda keine Eichen
Y 4unter
[344] unter zwey Zoll im Diameter mit Nutzen
verpflanzen will, indem diejenigen, welche drey
Zoll und druͤber haben, und eine Hoͤhe von
achtzehn bis zwanzig Fuß, die vorzuͤglichſten
zur Verpflanzung ſind. Ehe man die Eicheln
legt, werden Linien vier Fuß breit, und zwey
Fuß tief rejolt, und kommen auf eine ſo re-
jolte drey Reihen Eicheln, welche acht bis
zwoͤlf Zoll weit von einander, und wegen des
ſehr bindenden mergelartigen Bodens, der da-
ſelbſt faſt durchgaͤngig iſt, nur anderthalben
Zoll tief in die Erde geſtecket werden. Sind
die Eicheln geſtecket, ſo wird Korn oder Ha-
fer uͤber ſolche weggeſaͤet, darunter die jungen
Eichen das erſte Jahr des Schattens genieſ-
ſen, da ſodann dieſes Getreide behutſam und
hoch abgeſchnitten wird, die Stoppeln aber
den jungen Pflanzen zum Schutz wider die
Kaͤlte dienen, und endlich doch auch, wenn
ſie in die Faͤulniß uͤbergehen, einige Nahrung
mittheilen. Zwiſchen zwey ſolchen rejolten
Linien wird Platz von acht Fuß breit leer ge-
laſſen, um darauf zu den Eichen kommen zu
koͤnnen, damit aber dieſer leere Platz nicht
ganz unnuͤtze ſeyn moͤge, ſo wird darauf Heu
zur Fuͤtterung des Wildprets gewonnen. Nur
drey Linien werden in einem Garten jedes
Jahr rejolt, und es koſten dieſe drey Linien
am Eckerkruge vierzig Thaler bloß zu rejo-
len. In dieſem Garten war ferner zu finden:
Ein Viertel bereits rejolter Linien, ſo mit gu-
ten
[345] ten Kaſtanien, Welſchennuͤſſen und allerley
Arten guter und wilder Baͤume beſaͤet und
bepflanzet war. Und da man in dortiger Ge-
gend ein beſonderes Augenmerk auf die ſchnell-
wachſenden Holzarten richtet, ſo ſind die gu-
ten Kaſtanien mit den Welſchennußbaͤumen
zum Anbau der Waͤlder verſehen worden, in-
dem ſolche ein nutzbares und vorzuͤglich theu-
res Holz geben, auch viele andere Arten an
Wachsthum uͤbertreffen. Es ſtunden daher
in dieſem Garten allein mehr denn zehntau-
ſend gute Kaſtanien, welche ſtufenweiſe von
ein bis zu fuͤnf Fuß hoch, und zwey bis vier
Jahr alt waren. Welſchenuß-, Aepfel-,
Birn-, Kirſch- und Pflaumbaͤume, um ſol-
che theils in die Gaͤrten, theils auf die Haupt-
linien zu verpflanzen, waren in großer Men-
ge vorhanden, und viele davon gepfropft oder
inoculirt. Aeſchen, Ahorn, Ruͤſtern, Lin-
den, Roth- und Weißbuchen, Arichsbeeren,
ꝛc. wurden allhier zur weitern Verpflanzung
herangezogen. Desgleichen beſahen wir auch
eben daſelbſt einen kleinen Strich, ſo in die-
ſem Jahre mit Acacien- und Sennetbaͤumen
beſaͤet worden, von welchen die Pflaͤnzchen
auf ſechs Zoll hoch gewachſen waren. Der
Saame war aus Norwegen gekommen; und
man kann daraus abnehmen, daß dieſe Art
Holz in kalten Gegenden gut fortkoͤmmt. Fer-
ner zeigte man mir, wie man von den Stoͤ-
cken der alten Ahornbaͤume, wenn ſolche wie-
Y 5der
[346] der ausgeſchlagen, Abſenker mache, da denn
ein Stock wohl zwanzig bis dreyßig Abſenker
in zwey bis drey Jahren hergiebt, dadurch
denn alle ausſchlagende Lohden wieder zu neuen
Baͤumen gemacht werden koͤnnen, welches ſehr
vielen Vortheil bringet. Die Haͤlfte von die-
ſem Garten war annoch zu kuͤnftiger Vorbe-
reitung aufbehalten, und es wird daſelbſt, eben
auf die Art, wie zwiſchen den Linien, Heu ge-
macht. Der Garten ſelbſt war mit einem
Spriegelzaune von fichtenen Aeſten umgeben.
Der Herr Oberforſtmeiſter von Zanthier ver-
ſicherte mich, daß ſolcher, wenn er voͤllig zu
Stande waͤre, gewiß achthundert Thaler ko-
ſten wuͤrde. Es koͤnnte aber auch alsdenn ſo
viel daraus genommen werden, als man zu
drey bis vier Revieren braucht, und ſie wuͤr-
de die Haupt-wilde Baumſchule, woraus junge
Pflanzen von verſchiedenen Arten genommen
werden koͤnnten. Wenn nun in jedem Forſt
ein dergleichen Garten angelegt, und darinnen
alles in Acht genommen wird, ſo koͤnnen alle
Reviere davon profitiren. Ueberdieß denkt
man auch mit der Zeit auf den ledig gebliebe-
nen Plaͤtzen allerhand gepfropftes Obſt zu
pflanzen, aus welchem, und dem Heu, die
Intereſſen des Capitals jaͤhrlich mit der Zeit
gar fuͤglich zu erwarten ſind.


Von dieſem Garten aus, beſahen wir ein
Stuͤck Tannenrevier, von funfzig- bis ſechzig-
jaͤhrigem
[347] jaͤhrigem Alter, welches dem aͤußerlichen An-
ſehen nach ſehr wachshaft und ſchoͤn ausſahe,
innerlich aber waren faſt alle Staͤmme roth-
faul, welches von dem mergelhaften Boden
herruͤhrt, auf welchem das Nadelholz nicht
geſund waͤchſt, ſo gut ein ſolcher auch fuͤr
Laubholz iſt. Daher war ſolches der Axt
uͤbergeben, und es wurde darinnen durch drey
Holzhauer und zwey Bauholzhauer fleißig ge-
wirthſchaftet. Jeder Stamm ward ſtehend
ausgerottet, und man warf in unſerm Da-
ſeyn eine Rothtanne von eilf Zoll im Diame-
ter in acht Minuten uͤbern Haufen. Die in
der Erde gebliebenen Wurzeln wurden ſodann
gleich, auch in wenigen Minuten, herausge-
than; der Stock eine Elle lang uͤber den Wur-
zeln abgeſchnitten, geſpaltet und in die Stock-
malter eingelegt. Sobald die Holzhauer ei-
nen Baum umgerottet, ſo kommen die Bau-
holzhauer und beſehen ihn. Iſt er friſch, ſo
wird entweder unten ein vierzehnfuͤßiger, oder
ein zwanzig- oder vier und zwanzigfuͤßiger Bret-
klotz abgeſchnitten, und es werden dazu alle
Staͤmme bis zwoͤlf Zoll im Diameter genu-
tzet. Das uͤbrige giebt entweder Bauholz,
oder wenn es aͤſtig oder faul iſt, Malterholz.
Auf ſolchen Fuß wird alles, was Bau- oder
Nutzholz giebt, ausgeſondert; das Bauholz
ſogleich beſchlagen, das Blockholz geſchaͤlet,
die Stoͤcke ausgerottet, das Reißig auf Scho-
cke gebunden, und alſo der Schlag voͤllig ge-
reinigt.
[348] reinigt. Das Bau- und Blockholz wird
entweder gleich im Schlage verkauft, oder er-
ſteres in die Magazine, und letzteres an die
graͤflichen fuͤnf Schneidemuͤhlen eingeruͤckt.
Dieſer Rothtannengehau wird nunmehr, aus
obenberuͤhrten Urſachen, mit hartem Holzſaa-
men beſaͤet, und da der Boden durch die Um-
rottung der Baͤume und gaͤnzliche Reinigung
des Gehaues voͤllig wund gemacht worden,
ſo erfordert deſſen Beſaͤung weiter keine Ko-
ſten, als was die Sammlung des darauf zu
ſaͤenden Holzſaamens belangt, weil ſolcher nur
darauf eingeſtreut werden darf. Hier konnte
man ganz deutlich ſehen, daß ein Acker zu
dreyhundert Quadratruthen im Schwarzholze,
bey dortigen guten Bau- und Malterholz-
preiſen, auf dreyzehn bis vierzehnhundert
Thaler gebracht werden koͤnne, weil das Nutz-
holz und die Stoͤcke das meiſte betragen, auch
die geringſte Sorte von Stangen zu drey bis
vier Zoll im unterſten Diameter zehn Ellen
lang, als ſogenannte Lattenknuͤppel, jedes
Schock um ſechs Thaler, verkauft werden kann,
da es im Malterholze kaum auf zwey Thaler
zu bringen iſt. Dergleichen Lattenknuͤppel
laͤßt der Hr. von Zanthier auch aus den jungen
zwanzig- bis dreyßigjaͤhrigen Tannendickich-
ten in Menge aushauen, und ſtatuirt dabey
eine unumgaͤnglich noͤthige Durchhauung oder
ſogenannte Auspluͤnderung zum beſſern Wachs-
thum des Holzes. Dieſe Aushauung oder
Aus-
[349] Auspluͤnderung geſchiehet aber nur von ſolchen
Lattenknuͤppeln, welche bereits trocken, oder
an deren Nadeln man ſieht, daß ſie in weni-
gen Jahren trocken werden wuͤrden. Denn
wenn das Nadelholz ein zwanzig- bis dreyßig-
jaͤhriges Alter erreicht; ſo pflegt es ſich ordi-
nair zu reinigen, d. i. ſeine uͤberfluͤßige Aeſte
werden trocken, und wo es zu dick iſt, gehet
das uͤberfluͤßige aus, und das, welches die
Oberhand behalten, gehet nur fort. Daher
iſt alsdenn noͤthig, daß ein Forſtbedienter wohl
Acht hat, wenn dergleichen Veraͤnderungen
vorgehen, daß er ſich mit dem Aushauen nicht
ſaͤume. Man erhaͤlt dadurch einen großen
Nutzen, weil das Holz nicht nur ſehr gut zu
Latten verkauft werden kann, welches ſonſt
ohne allen Vortheil verfaulen wuͤrde, ſondern
auch uͤberdieß, wenn ſolches nicht geſchiehet,
befuͤrchtet werden muß, daß den Waͤldern
großer Schade durch Krankheiten zugezogen
werden koͤnnte, als den Krebs oder den flie-
genden Wurm, welcher ſich lediglich, beſon-
ders bey den Rothtannen, von den ausge-
gangenen trocknen generirt, und zwar aus ih-
rer Vorke. Vor kurzem hat man auch da-
ſelbſt angefangen, dergleichen Lattelknuͤppel
mit Handſaͤgen zu ſchneiden, welches man
ſehr vortheilhaft befunden, weil man eines
Theils alsdenn ungleich mehr erhaͤlt, indem
bey den ſonſt geſpaltnen viele verungluͤcken,
auch ſolche ſtaͤrker ſeyn muͤſſen; andern Theils
aber,
[350] aber, weil die Latten bey den Saͤgen gleicher
werden, und daher beſſer auf den Daͤchern
liegen. Man hat es auch ſo weit gebracht,
daß das Saͤgen fuͤr ſelbigen Preis, wie das
ſonſtige Spalten, geſchieht.


Von hieraus, beſuchten wir noch zwey
Eichelgaͤrten von fuͤnf bis zehn Aeckern, und
drey ſehr große Eichenplantagen, ſo ſeit zehn
Jahren her gepflanzet waren. Jede Eiche
ſtund eine Ruthe weit von der andern, dazwi-
ſchen aber waren allemal zwey Birken, und
zwiſchen zwey Linien Eichen noch beſonders
eine Linie Birken, zwey Ellen weit von einan-
der gepflanzt, welche theils ganz, wie ſie ge-
wachſen, theils aber drey Zoll uͤber der Erde
abgeſchnitten waren. Dieſe Birken werden
ſodann nach vierundzwanzig bis dreyßig Jah-
ren als Unterholz behandelt, da inzwiſchen die
Eichen von den Birken in die Hoͤhe getrieben
werden, und mit der Zeit das ſchoͤnſte Nutz-
und Bauholz geben koͤnnen. Hier ließ der
Herr Oberforſtmeiſter durch den Planteur
Voigtlaͤnder, in meinem Beyſeyn, zwey Eichen
von zwey Zoll im Diameter, und funfzehn
bis ſechzehn Fuß in der Laͤnge, aus einem Ei-
chelgarten holen, und ſolche auf hollaͤndiſche
Art mit einem hohen Huͤgel bis drey Fuß im
Durchſchnitte verpflanzen. Der Herr Ober-
forſtmeiſter haͤlt dieſe Art, die Eichen zu ver-
pflanzen, fuͤr die beſte, und zwar aus folgen-
den Gruͤnden.


1) Waͤre
[351]

1) Waͤre bekannt, daß alle Baͤume zwey-
erley Arten Wurzeln haͤtten, welche man zum
natuͤrlichſten mit den Namen der Befeſtigungs-
wurzeln und Nahrungswurzeln belegen koͤnn-
te. Einer vor dem andern gienge aber be-
fonders


2) mit ſeinen Befeſtigungswurzeln tief
in die Erde, worunter hauptſaͤchlich die Eiche
zu rechnen, welche auch eine ſtarke Pfahlwur-
zel formire. Daher ſie nothwendig zu ihrem
Fortkommen auch unter ſich einen lockern Bo-
den haben muͤſſe. Einen ſolchen bekaͤme nun
ſelbige


3) bey dieſer Art Pflanzung, weil das
zuvor gerodete Loch, welches zwey Fuß tief,
erſtlich wieder mit der Erde gefuͤllet wuͤrde.
Der darum geworfene Huͤgel haͤtte aber den
Vortheil, daß


4) ſich die Nahrungswurzeln in ſolchem
ausbreiten koͤnnten, und da er in einigen Jah-
ren ſich ſo ſenket, daß er mit dem Raſen gleich-
koͤmmt, ſo bekaͤmen ſie ihre Lage, die ſie ha-
ben muͤßten, und giengen alsdenn unter ſelbi-
gem fort; da im Gegentheil, wenn ſie tief in
ein Loch gepflanzt wuͤrden, dieſe gegen die Na-
tur zu liegen kaͤmen, und der Stamm ſolche
erſt wieder hervorbringen muͤßte, wenn er fort-
kommen ſollte.


5) Haͤtte endlich der Huͤgel noch dieſen
Vortheil, daß er die erſten Jahre die noͤthige
Feuch-
[352] Feuchtigkeit an ſich zoͤge, und zugleich den
Stamm befeſtigte, ſobald er gepflanzt wuͤrde,
welches ſonſt durch eine Stange oder Pfahl
geſchehen muͤßte, dieſes aber Holz und andere
Koſten erfordere, auch uͤberdieß die gepflanz-
ten Eichen ſich oft an ſolchem Pfahl oder
Stange rieben, die Borke beſchaͤdigten, und
große Urſache zum Ausgehen geben koͤnnten.


Von hier kamen wir auf einen ſehr ver-
raſeten Gehau, auf welchem das vorige Jahr
das daſelbſt geſtandene, und mehrentheils un-
geſund geweſene Schwarzholz weggeſchlagen
worden. Ein Theil von dieſem Gehau war
bereits voriges Jahr nach Linien mit Birken
beſaͤet worden. Hier arbeitete der Planteur
mit ſechs Tageloͤhnern, und es wurde dieſe
Beſaͤung folgenderſtalt bewerkſtelligt: der
Planteur, der auf Anordnung des Herrn
Oberforſtmeiſters, und unter der Aufſicht des
Forſtbereuters, das ganze Werk dirigirt, zieht
mit einer langen Leine eine Linie, darauf denn
die ſechs Arbeiter nach der Schnur den Raſen
zwey Fuß breit voͤllig weghacken, denſelben
von der Leine ab- und in die Mitte ziehen, ſo-
dann aber die Leine auf die andere Seite neh-
men, und wie mit der erſten Linie verfahren;
daß alſo vier Fuß vom Boden umgehackt,
und drey Fuß voͤllig vom Raſen entbloͤßt wer-
den. Der vierte Fuß aber wird zu Aufbehaltung
des Raſens in der Mitte gelaſſen, und kann
ſodann
[353] ſodann auf jeder Seite anderthalb Fuß mit
Birken-, Aeſchen-, Ahorn- und andern Saa-
men, ſo dicke als moͤglich, beſaͤet werden.
Zwiſchen zwey dergleichen umgehackten Linien
werden acht Fuß breite Gaͤnge ohnbearbeitet
gelaſſen, auf welchen eine Ruthe weit von ein-
ander ein Pfahl eingeſchlagen wird, bey wel-
chen der Planteur vor Sommerszeit, wenn er
ſonſt nichts zu thun hat, ein Loch vier Fuß
weit, und zivey Fuß tief, machet, um ſodann
in ſolche Eichen-, Aeſchen-, oder Ahorn-
ſtaͤmme einzupflanzen, welches bis ins zehn-
te Jahr noch geſchehen kann.


Von hier aus giengen wir weiter durch al-
le Gehaue, und beſahen alle Abtheilungen
auf dem ſtapclburgiſchen Revier, wo alles ſo
ſchoͤn, ſo fleißig angebauet war, und in ſo
vortrefflichem Wachsthum ſtand, daß es nicht
anders als mit Vergnuͤgen geſehen werden
konnte. Hier giebt es ganze Berge, welche
vor dreyßig Jahren von allem Holze ganz ent-
bloͤßt geweſen ſind, durch die Beſaͤ- und Be-
pflanzung aber jetzt die ſchoͤnſten harten
Hoͤlzer zeigten. Alles geſaͤete und angepflanz-
te Holz, welches nie anders als linienweiſe
geſchiehet, nimmt ſich beſonders aus, und da
man jedem Stamme nach ſeiner Art, bey der
Verpflanzung, zu einem guten Wachsthume
einen gewiſſen Flaͤcheninnhalt des Bodens an-
weiſet, ſo iſt der Boden nach dieſer Einrich-
tung ſogleich gehoͤrig beſtanden. Es braucht
II.Theil. Zauch
[354] auch dieſes Holz keiner weitern Reinigung, und
kann kein Stamm den andern verdraͤngen;
ſondern jeder Stamm waͤchſt mit ſeinem Nach-
bar munter und ungeſtoͤrt fort, bis ihn die
Axt des Lebens beraubt, da ſich ſodann ſein
Stock wieder durch neue Lohden vervielfaͤlti-
get, und den Boden immer dichter und ſchoͤ-
ner beſetzt. Noch weiter habe ich im harten
Holze angemerkt, daß auf einen Acker zu 120
Quadratruthen 16 Laaßreißer, 12 Ober-
ſtaͤnder, und 6 Baͤume gelaſſen wurden, da-
mit ſodann, bey jeder dreyßig-, vierzig- oder
ſechzigjaͤhrigen Hauung, jedesmal die ſechs
ſtaͤrkſten Baͤume weggeſchlagen werden koͤn-
nen, da unter dieſer Zeit die Oberſtaͤnder zum
Theil zu Baͤumen, die Laaßreißer aber zu
Oberſtaͤndern werden koͤnnen; welches um ſo
viel mehr zu vermuthen, weil ſie noch eine
Hauung uͤberſtehen, und alſo noch hiernaͤchſt
achtzig bis hundert und zwanzig Jahre zu
wachſen haben, die Laaßreißer aber hundert
und zwanzig, bis hundert und achtzig Jahre
zu ſtehen bekommen. Da nun aus ſechs Ober-
ſtaͤndern wenigſtens dreyßig Maltern Holz
erfolgen koͤnnen, ſo kann man aus der jaͤhri-
gen abzuſchlagenden Morgenzahl im Ober-
und Unterholze, ſein gewiſſes Facit beſtimmen.
Iſt das harte Holz dreyßig oder vierzig Jahre
alt, und der Gehau nimmt ſeinen Anfang, ſo
wird alles darinnen befindliche Birken- und
Buchen- ꝛc. Schirrholz vorher durch dazu
ge-
[355] geſchickte, verſtaͤndige Nutzholzhauer ausge-
hauen, und mithin alles, was Rademacher,
Tiſchler und andere in Holz arbeitende brau-
chen koͤnnen, ſorgfaͤltig ausgeſucht, ſo viel
moͤglich zu rechte gearbeitet, und ſodann im
hohen Werthe verkauft. Hierdurch wird je-
des Malter, das ſonſt nur mit einem Thaler
acht Groſchen bezahlt wurde, auf ſechs Thaler
und druͤber gebracht, woraus alſo der vorzuͤg-
lichſte Nutzen dieſer Einrichtung zu erſehen
iſt. Jedes Revier iſt nach ſeiner Groͤße oder
Lage in zwey oder drey Haupttheile abgetheilt,
und es befinden ſich auch groͤßtentheils dabey
dreyerley Gehaue, damit das weite und nahe
Holz zugleich conſumirt werde. Dem unbe-
ſchadet aber, gehen alle Gehaue in ihrer Linie
fort. Die Eintheilung auf ſolche Art iſt be-
ſonders deshalb noͤthig, weil an den Vorder-
bergen der Anwachs des harten Holzes, in
dreyßig Jahren ſo gut, als an den Hinterber-
gen in vierzig, und der Birken in ſechzig Jah-
ren erfolget, weil dieſe letztern wegen der har-
ten Kaͤlte und des Schnees einen ganz andern
Wachsthum geben. Inzwiſchen wird doch
der Brokelsberg, welcher in vorigen Zeiten
vom Wachsthum ganz entbloͤßt geweſen, von
Jahre zu Jahren von unten hinauf mit Roth-
tannenſaamen beſſer und beſſer angebauet,
welches gut von Statten gehet. Die Pflan-
zung der Rothtannen, ſo in unſern Gegenden
ganz unbekannt geweſen, wird im Wernigeroͤ-
Z 2diſchen
[356] diſchen mit vielem Nutzen betrieben, welches
ich auch im Braunſchweigiſchen bey Haſelfel-
de, und im Hannoͤveriſchen bey Elbingerode
geſehen, wo junge Tannen von einem Fuß
hoch, zwey Ellen weit von einander, mit we-
nigen Koſten verpflanzt werden, welche allent-
halben den ſchoͤnſten Wachsthum zeigen. Die
dem Lande entlegenen und mit Schwarzholz
beſtandenen Berge, werden unter die Abthei-
lungen nicht mit gezaͤhlet, ſondern es werden
in ſolchen Revieren nur die Brettbaͤume ein-
zeln herausgehauen, die Brettkloͤtze davon an
die fuͤnf herrſchaftlichen Brettmuͤhlen gebracht,
und davon Bretter auf herrſchaftliche Rech-
nung geſchnitten, der Abraum aber wird ver-
kohlt, und zu den ilſenburgiſchen, herrſchaft-
lichen hohen Oefen verbraucht, welches Huͤt-
tenwerk aber ſein Holz bezahlen muß, und es
wird ihm die Taxe nach der Lage geſetzt. Die
uͤbrigen Baͤume bleiben ſtehen, bis ſie zu der-
gleichen Brettbaͤumen angewachſen ſind. Hier
wird alſo wieder anders, als bey der vorheri-
gen ordentlichen Eintheilung verfahren, ſo,
daß man ſich alſo nach der Lage der Gegend
richtet. Beſonders aber wird nicht anders
gehauen, als von Morgen gegen Abend, und
zwar deswegen, damit die Windſtuͤrme dem
ſtehenden keinen Schaden verurſachen, ſich
auch die Plaͤtze von ſelbſt zum Theil wieder be-
ſaamen. Wenn dieſes nicht geſchieht, ſo be-
kommt man alsdenn gewiß Windbruͤche, und
nichts
[357] nichts wird von Natur beſaamet, weil der
Nadelholzſaamen nur alsdenn ausfliegt, wenn
Abend- oder Mittagswind wehet, bey beyden
andern Winden aber ſich wieder zuſchließt,
und daher, wenn dieß mit dem Anhauen nicht
beobachtet wird, alsdenn in die ſtehenden Oer-
ter, und nicht auf die abgehauenen Haͤue
fliegt. Die herrſchaftlichen Brettmuͤhlen,
welche in einem Gatter zwey Saͤgen haben,
koͤnnen jede bey vollem Waſſer in vierundzwan-
zig Stunden zwanzig Brettkloͤtzer von vierzehn
bis zwanzig Fuß an der Laͤnge, jedes Brett ei-
nen bis einen und einen halben Zoll ſtark, und
zwoͤlf bis vierzehn Zoll breit, abſchneiden, und
es iſt deren vortheilhafte Einrichtung gewiß
lobenswerth. Ueberhaupt zu ſagen, ſo ſind
die dortigen Anſtalten durchgaͤngig unverbeſ-
ſerlich. Es werden ſolche aber auch hoͤhern
Orts durchaus auf das beſte unterſtuͤtzt, und
keine Koſten zu Wiederaufbringung und Ver-
beſſerung der Waͤlder geſpart; wie denn je-
der Foͤrſter, oder Forſtbereuter, alle Monate
das auf die Holzkultur verwendete Geld in
Rechnung bringt, ſolches von der Einnahme
der Holzgelder abziehet, dem Herrn Oberforſt-
meiſter autoriſiren laͤßt, dieſer aber es ſogleich
der Cammer einhaͤndigt. Weil nun auch die-
ſe letztere beſonders darauf ſiehet, welcher von
ihren Forſtbedienten ſich um das herrſchaftli-
che Intereſſe vorzuͤglich bewirbt, ſo unterlaͤßt
dieſelbe auch nicht, bey vorkommender Gele-
Z 3genheit
[358] genheit ſolches der gnaͤdigen Herrſchaft anzu-
ruͤhmen, welche alsdenn wahren Fleiß und
Attention auf das gnaͤdigſte belohnen. In
dieſer Gegend findet man faſt alle Arten von
Laubholze. Von Schwarz- oder Nadelholze
aber behaͤlt die Rothtanne durchgaͤngig, die
Kiefer aber und der Lerchenbaum, den Vor-
zug. Dargegen thut die Weißtanne in der
ganzen Gegend nicht gut. Von Lerchenbaͤu-
men findet man ſehr viele angeſaͤete ganze Ge-
genden und Berge, worunter einige von zwoͤlf
bis funfzehn Zoll im Diameter befindlich, ob
ſolche ſchon kaum ein funfzehn- bis zwanzig-
jaͤhriges Alter zeigen. Der Saame von die-
ſer Art war dieſes Jahr voͤllig mißrathen,
und daher bereits auswaͤrts verſchrieben wor-
den. An dem Schloßberge bey Wernigerode,
findet ſich eine Plantage von den meiſten ame-
rikaniſchen Gewaͤchſen. Es behalten aber
doch die Deutſchen, und beſonders die guten
Kaſtanien- und Nußbaͤume allda den Vor-
zug, und ſind ſeit funfzehn Jahren bereits
von ſolcher Staͤrke, daß davon voriges Jahr
anderthalber Scheffel Kaſtanien erbauet, und
dieſelben wieder geſaͤet worden, welche auch
gut aufgegangen ſind. Da ſolche aber dieß
Jahr mißrathen, ſo waren bereits zwey Cent-
ner von der Bergſtraße zur Saͤung verſchrie-
ben. Der Planteur Voigtlaͤnder bekommt
taͤglich, wenn er arbeitet, ſechs Groſchen, je-
der Mitarbeiter aber vier Groſchen ſechs Pfen-
nige.
[359] nige. Die Loͤcher, worein Eichen, Ruͤſtern,
Aeſchen oder Ahorn verpflanzet werden, ſind
an den Planteur verdinget, und wird fuͤr ei-
nes zwey Ellen weit, eine Elle tief, acht
Pfennige bezahlt. Werden aber die Eichen
verpflanzet, ſo bekoͤmmt der Planteur und
die Leute das oberwaͤhnte Tagelohn. Es koͤn-
nen aber drey Leute in einem Tage, ob ſchon
die Loͤcher gemacht ſind, nicht uͤber ſechsund-
dreyßig bis vierzig Stuͤck Eichen ausheben,
und wieder einpflanzen; dagegen kann ein ein-
ziger Mann in einem Tage gar fuͤglich zwey
Schock junge Birken verpflanzen, zu welchen
ſowohl, als zu den jungen Rothtannen, Loͤcher
von acht Zoll ins Quadrat noͤthig ſind.“


Der verdienſtvolle von Zanthier eroͤffnete
zu Ilſenburg eine Forſtakademie, und er er-
hielt von verſchiedenen Orten her Perſonen,
welche er theoretiſch und praktiſch unterweiſen
mußte. Bey den oͤkonomiſchen Inſtituten
und Fakultaͤten nahm man auch auf die Holz-
wirthſchaft Ruͤckſicht. Man errichtete im
Oeſtreichiſchen und in Boͤheim, nach dem Be-
richt des Herrn von Zanthier, gewiſſe Exami-
natorien, die alle Ausgelernte, wenn ſie ſich
auch nur um geringere Bedienungen bewerben,
pruͤfen muͤſſen. In Halle trug D. Schreber
bey ſeinem Aufenthalt daſelbſt, dieſelbige uͤber
das Werk des Herrn von Moſer: Grundſaͤtze
der Forſtoͤkonomie vor, und noch neuerlich
Z 4wurden
[360] wurden zu Leipzig uͤber die oͤkonomiſche Forſt-
botanik beſondere Vorleſungen von Herrn D.
Ludwig gehalten.


Ein Hauptverdienſt bey Verbeſſerungen
des Holzbaues, und der Vermehrung deſſelben,
beſtehet darinnen, daß man, wo der Holz-
mangel drohet, auf ſolche Hoͤlzer ſehe, welche
ſchnell eine vorzuͤgliche Hoͤhe erreichen. Man
ſuchte dieſes durch verſchiedene Verſuche, die
man hier und da anſtellte, naͤher zu beſtim-
men. Man machte unter andern zu Leipzig
einen Verſuch mit Pfropfung der italieniſchen
Pappeln, welche ſich durch ihren ſchnellen
Wuchs auszeichnen, und deswegen in Frank-
reich ſehr angepflanzt werden, und es erſchien
deshalb im J. 1764 in deutſcher Ueberſetzung
die Kunſt, italieniſche Pappeln aufzuziehen,
mit Anmerkungen uͤber die Wahl und Einrich-
tung der Baumſchulen von Herrn de St. Mau-
rice.
Man pfropfte zu Leipzig dergleichen ita-
lieniſche Pappelreißer auf einheimiſche ſchwar-
ze Pappeln, theils in die Schale, theils in
den Spalt; ſie treiben ſehr lange Schoſſen.
Man machte den naͤmlichen Verſuch auch in
der Schweiz. Man bauete viele andere frem-
de Holzarten an, und ſahe vorzuͤglich auf die
von ſchnellem Wuchs, welche meiſt nordame-
rikaniſche ſind.


Die Herren Grafen von Stollberg berei-
cherten dadurch ihre Forſte, und machten die-
ſelben
[361] ſelben der Cammer deſto eintraͤglicher, je eifri-
ger der verdienſtvolle Herr von Zanthier dieſes
Geſchaͤft betrieb, und auf eine ſo vorzuͤgliche
Hoͤhe brachte, daß ihn große Fuͤrſten als den
groͤßten Lehrer in der Forſtwiſſenſchaft anſa-
hen, und ſich um ſeinen Unterricht fuͤr ihre
Cammern und Laͤnder bewarben. Er brachte
ſonderlich die Lerchenbaumzucht zu einer an-
ſehnlichen Staͤrke und Vollkommenheit.


In dem Baue der nordamerikaniſchen Ge-
waͤchſe zeichnen ſich ſonderlich die Bemuͤhun-
gen des vortrefflichen und weiſen Regenten
der deſſauiſchen Lande, welcher bey ſeinem ge-
ſchmackvollen Woͤrlitz die nutzbarſten Baͤume
fremder Himmelsgegenden ſammelte; und man
hat dadurch verſchiedene Jahre der Cammer
eintraͤgliche Einkuͤnfte verſchafft, indem die
Liebhaber dieſer Baumarten ſie nur in den we-
nigen deutſchen Plantagen finden konnten.
Eben ſo zeichnete ſich hierinnen auch die Fa-
milie derer von Veltheim auf Harpke aus, de-
ren Plantagen uns der Direktor derſelben,
Herr duͤ Roi, ſo nutzbar beſchrieben hat.


Aber nicht allein durch wirkliche Anpflan-
zung und Vermehrung der wilden Baumzucht,
nicht bloß durch beſſere Bewirthſchaftung der
Hoͤlzer und Waldungen, ſondern auch durch
verſchiedene Holzſparkuͤnſte ſuchte man die Hol-
zungen zu ſchonen, die Wirthſchaft darinnen
zu beſſern, und dadurch den jungen Nach-
wuchs und Anpflanzungen zu ſchuͤtzen.


Z 5Es
[362]

Es gehoͤren hierher vorzuͤglich die Erfin-
dungen holzſparender Oefen; die naͤhere Unter-
ſuchung der Theorie der Oefen, um die Wir-
kung des Feuers beſſer zu leiten und zu be-
nutzen, die Aufſuchung des Torfs und der
Steinkohlen, und einige andere Verſuche,
um den Holzverbrauch bey gewiſſen Fabriken
und Manufakturen, welche ſehr viel verwuͤ-
ſten oder ihnen ſonſt vielen Schaden zufuͤgen,
indem ſie nur die Rinden der Baͤume fordern,
worunter die Lohgerber vorzuͤglich gehoͤren, zu
mindern; die Kohlenbrenner, die Harzreißer,
Laubſtreifer, Pech- und Theerſieder, wurden
durch die neuern Forſtordnungen noch mehr ein-
geſchraͤnkt, ob es gleich ſchon auch die aͤlteren
thaten. Ich erwarte hier nicht, daß man mir
einen Grundſatz entgegen ſetze, daß durch den
vermehrten Verbrauch auch die Cultur vermeh-
ret werde, indem der Werth des Holzes ſteige,
welches zu mehrerm Anbau antreibe, wozu
noch der drohende Mangel reize. Immer
wird der zu langſame Nachwuchs und Erſatz
des Verbrauchs hier jener Regel Einſchraͤn-
kungen geben, welche bey andern oͤkonomiſchen
Geſchaͤften unnoͤthig ſind.


Doch ich verirre mich zu weit von der Ge-
ſchichte, und kehre daher zu der Erzaͤhlung der
Verſuche der Holzſparkuͤnſte und den dazu ge-
hoͤrigen Schriften zuruͤck. Ich habe ſchon
oben eine dergleichen Erfindung aus dem ſech-
zehnten Jahrhunderte erwaͤhnet, da die Ge-
bruͤder
[363] bruͤder Ulrich und Conrad Zwickmann um das
Jahr 1557 auf dem Reichstage zu Regen-
ſpurg bey Kaiſer und Reich gebeten, daß ih-
nen, wegen der durch ſie neuerfundenen Holz-
ſparkunſt ein Privilegium ertheilt werden
moͤchte. So erhielt auch Jeremias Nenner
ein aͤhnliches Privilegium und Wappen, we-
gen der Holzſparkuͤnſte. Beyde Beyſpiele
fuͤhrt Wehner in ſeinem Theſ. practico unter
dem Worte, Holzſparkunſt, an p). Allein
man
[364] man weiß nicht, worinnen dieſelben eigentlich
beſtanden. Im ſiebenzehnten Jahrhunderte
gab
p)
[365] gab ein Maler und Einwohner zu Frankfurt,
Franz Keßler, 1618 eine dergleichen Erfin-
dung heraus, woraus nachgehends Andreas
Boͤckler, Architekt und Ingenieur zu Frank-
furt, das Beſte zog, und ſolches in ſeiner Fur-
nologie und haushaͤltiſchen Ofenkuͤnſten im
Jahre 1666 heraus gab; wie denn auch die
Erfinder folgender Holzmenagen dieſes Buchs
ſich ſehr bedient haben.


In Sachſen erſchien eine Diſpoſition Joh.
Georg des III, wegen der hohen Oefen vom
3ten Maͤrz 1687, woraus man die ruͤhmliche
Vorſorge der ſaͤchſiſchen Polizey auch hierin-
nen ſieht.


In den neueren Zeiten haben ſich viele an-
gelegen ſeyn laſſen, daß der taͤglich zunehmenden
Abnahme des Holzes, und deſſen Verſchwen-
dung durch die gewoͤhnlichen Stubenoͤfen ſo-
wohl, als Salzſiedereyen, Brauerey und
andern wirthſchaftlichen Gebrauch, moͤchte
abgeholfen werden. Daher lud gegen En-
de des vorigen Jahrhunderts ein Architekt
zu Hamburg, Geerit Rooſen, zuerſt die
Toͤpfermeiſter daſelbſt, durch ein Memorial
ein, um denſelben einige Punkte zur Ver-
beſſerung der gewoͤhnlichen Oefen vorzulegen.
Allein
p)
[366] Allein da keiner erſchien, ſo ſchrieb er ſein
Werk unter dem Titel: Nutzbarer und gruͤnd-
licher Unterricht von dem jetzt gewoͤhnlichen
Brauch und Art der unrathſamen Kacheloͤfen,
darinnen angewieſen werden die großen Feh-
ler, warum dieſelben keine genugſame Waͤr-
me von ſich geben, und wie ſolchen zu helfen
ſtehe: ſammt deutlicher Vorſtellung einer
neuen Invention und Form, vortheilhafter
Kachelofen, welche mit wenigem Holze mehr
Waͤrme geben, als die bisher gebraͤuchlichen,
Hamb. 1695. Es wurden demſelben ver-
ſchiedene Einwuͤrfe gemacht, und daher ver-
theidigte er ſich 1697. Hierauf nahm ſich der
große Baumeiſter, Joh. Leonhard Sturm, der
Holzſparkunſt an, und fuͤhrte in ſeiner Schrift
von dem rechten Gebrauch der goldmanniſchen
Anweiſung zur Baukunſt verſchiedene Arten
von beraͤthlichen Stubenoͤfen an. Georg Lin-
denberger, ein Hoftoͤpfer zu Erlangen, erfand
eine andere Art holzſparender Oefen, und er-
hielt 1714 ein Privilegium, ſolche in den koͤ-
niglich preußiſchen Landen anzuordnen. Im
Jahre 1715 machte der Cammerrath Horſt die
franzoͤſiſche Schrift: La Méchanique du Feu
durch eine deutſche Ueberſetzung zu dieſem Ent-
zwecke gemeinnuͤtzig. Er ſelbſt gab eine Ver-
beſſerung der Erfindung des Gottfried Parcus
an, welche auch in den preußiſchen Landen ein
Privilegium wegen der Einfuͤhrung erhielt.
Dieſer Gottfried Parcus gab 1719 ſelbſt einen
Auf-
[367] Aufſatz zu Erfurt in 8ctav heraus, unter der
Aufſchrift: Pyrotechnia Oeconomica optima
et vtiliſſima,
d. i. die allerbeſte und nuͤtzlichſte
Feuerkunſt ꝛc. allen Hauswirthen zu noͤthiger
Betrachtung offerirt von Gottfried Parcus.


Er erſtreckt ſich auf die Holzmenage bey
allen Feuerungen, als bey Salz- und Sal-
peterſiedereyen, bey Brauen, Faͤrben u. d. g.
Dieſe Erfindung ſchien Buchnern zu koſtbar,
und er gab daher einen weit wohlfeilern in dem
IX Verſuch der Natur-Medicin- und Litteratur-
geſchichte an. 1721 kuͤndigte Georg Andr.
Koch eine neue Art Schmelzoͤfen an, und 1724
erſchien eine neuerfundene Angabe zur Civil-
baukunſt, den Ofenheerd und Camin beyſam-
men zu haben, wodurch die Haͤlfte des Holzes
zu erſparen. Der beruͤhmte Prof. Lehmann
zu Leipzig gab 1719 drey verſchiedene Schrif-
ten deshalb heraus q). Er richtete ſein Ab-
ſehen
[368] ſehen vorzuͤglich auf die Salzſiedereyen und
andere holzverzehrende Geſchaͤfte, und bemuͤ-
hete ſich dadurch arme Salzquellen zu belegen,
die ſonſt aus Holzmangel und Theurung lie-
gen blieben; und 1754 gab er ſeine Univer-
ſalholzſparkunſt heraus: und noch 1767 er-
ſchien zu Frankfurt und Leipzig eine Abhand-
lung von der Holzſparkunſt, von Joh. W.,
welches Herr Wiegand iſt. Es erſchienen noch
verſchiedene Schriften uͤber die Oefen, z. E.
entdeckte nuͤtzliche Oefen, welche die Zimmer
warm machen, ehe der Ofen ſelbſt warm iſt,
1752. Gruͤndliche und zuverlaͤßige Nach-
richt von vortheilhafter Anrichtung der Stu-
benoͤfen allerley Arten 1746. Das wichtig-
ſte aber iſt Leutmanns Vulcanus famulans. In
den neueſten Zeiten finden ſich verſchiedene hie-
her gehoͤrige Entdeckungen in dem Leipziger In-
telligenzblatt von 1765, S. 127, 133, 141,
151; des Herrn D. Baumers Ofen erhielt
vor allen den Preis (ſ. Intellig. 1765 S.
253). Man ſuchte Verbeſſerungen bey Obſt-
und Malzdarren zu dieſem Endzwecke anzu-
bringen, (ſ. Intellig. von 1763 N. 29.) bey
den Brauoͤfen, wovon ſich in ebendemſelben
von
q)
[369] von 1766, S. 402 eine Nachricht findet.
Schon im Jahre 1711 machte Andreas Gaͤrt-
ner in Dresden Verſuche mit einer neuen
Kunſt Bier zu brauen, wodurch viel Holz er-
ſparet werden ſollte. Nach ihm erfand Hein-
rich Heckelius eine Art Brauoͤfen, wobey die
Haͤlfte des Holzes erſparet wurde, und mach-
te die Probe an verſchiedenen Orten in Schle-
ſien, davon den zweyten Verſuch die Natur-,
Medicin- und Litteraturgeſchichte erwaͤhnt.
Ein Mathematiker, Joh. Wenzel Koſchuben,
aͤnderte viel an demſelben und erfand eine neue
Art, welche in dem fuͤnften Verſuche der ge-
dachten Geſchichte S. 1549 beſchrieben iſt,
und der achte Verſuch giebt Nachricht von ei-
ner Holzſparkunſt an den Brauoͤfen, welche
der Graf zu Solms-Wildenfels, Heinrich
Wilhelm, ſo wohl in ſeinem Gebiete nuͤtzlich
gebraucht, als auch im Gothaiſchen, Braun-
ſchweigiſchen und in andern Landen eingefuͤhrt
worden.


Unter die Mittel, die man anwendete, dem
Holzmangel vorzubeugen und abzuwenden, ge-
hoͤret auch das Aufſuchen des Torfs und der
Steinkohlen. In vielen Gegenden hatte ſchon
laͤngſt die Noth beyden einen großen Werth
gegeben, allein in andern waren ſie bisher nicht
ſo geachtet worden. Der Herr von Carlowitz,
in ſeiner Anweiſung zur wilden Baumzucht,
verſichert, daß erſt im Jahre 1720 in Sach-
ſen der Torf bekannt geworden, da man vor-
II.Theil. A aher
[370] her gar nichts davon gewußt habe. Er ent-
deckte ſolchen, und hoffte, dadurch die Werke
in Gang zu bringen, welche aus Holzmangel
ſchon damals liegen blieben, und daß dadurch
die Forſte wieder empor kommen koͤnnten. Er
ſelbſt wendete allen Fleiß an, Verbeſſerungen
bey den Torfbruͤchen einzufuͤhren, und dieſel-
ben regelmaͤßiger zu betreiben. Er machte
Verſuche, ihn bey den Bergwerken zu gebrau-
chen, und ihn zu dem Ende zu verkohlen.
Allein mit ſeinem Tode unterblieben auch die
weitern Unterſuchungen in beyden; indeſſen
hatte er doch hinlaͤnglich gezeigt, daß der Torf
zur Feuerung und Verkohlung genutzt werden
kann. Dieſe Vorſchlaͤge blieben liegen, bis
im Jahre 1735 der beruͤhmte Forſtmann,
Herr von Lange, in dem Blankenburgi-
ſchen die Sache wieder anfieng, und den Re-
geln des Herrn von Carlowitz folgte.


Herr von Carlowitz fand in dem Saͤchſi-
ſchen viele Arten vom Torfe, und behauptete,
der meiſte beſtehe aus einer faſerigen fettigen
Materie. Man fand aber auch im den Meiß-
niſchen, außer dieſem faſerigen, derben und
compakten Torf.


In dem Erzgebirge zeigen ſich auf den
hoͤchſten Bergen Bruͤche, worauf an 10 El-
len hoch Torf ſtehet. Er bemerkte auch, daß
an dergleichen Orten wenig Raſen und Holz
waͤchſt. Die Grundſaͤtze, die er bey der Torf-
be-
[371] behandlung angab, waren folgende: daß der
in der obern Flaͤche 2 und mehr Fuß liegen-
de bloß zur Feurung, aber nicht zur Verkoh-
lung diene, hingegen der darauf folgende zu
der letztern Abſicht tauglich ſey. Er leitete
das Entſtehen des Torfes von einem Schlam-
me ab, der ſich uͤber dem Sande anlege, weil
ſich unter dem Torfe gewoͤhnlich Sand finde.
Bey Anlegung der Torfbruͤche rieth er an,
daß man zuerſt eine gerade Wand zu bekom-
men ſuche, und den Torf nicht ganz von der
Flaͤche wegſteche, ſondern etwas uͤber dem
Sande ſtehen laſſe, damit derſelbe wieder nach-
wachſe. Nur bemerkt man, daß er in der Art
des Stechens und Trocknens, wie auch in der
Erhaltung des Torfs, viele Fehler begangen,
wodurch die Sache koſtbar gemacht wurde;
nicht weniger in der Art, wie er den Torf in
Meilern verkohlen laſſen. Und dieſes war
auch vermuthlich die Urſache, daß ſo viele
Werke liegen blieben. Der Herr von Lange
fieng, wie oben bemerkt worden, ſeine Ver-
ſuche 1735 in dem Blankenburgiſchen an. Er
ließ verſchiedene Arten Torf ſtechen, unter an-
dern auch auf hohen Bergen; weil aber auf
den letztern die Witterung gewoͤhnlich feucht
iſt, ſo erfand er, zur Erhaltung des Torfs,
Trockenhaͤuſer. Er gieng hierauf in daͤniſche
Dienſte, wo er die Unterſuchungen in Norwe-
gen weiter fortſetzte. Als er 1744 wieder
nach Deutſchland kam, wurde ein Verſuch in
A a 2dem
[372] dem Wernigerodiſchen gemacht, wo man auf
dem bekannten Brocken ſehr viel Torf fand.
Man machte Anſtalt zum Stechen und Trock-
nen, wovon noch die ſtehenden Torfhaufen
Zeichniſſe ſind. Man machte in der Folge
Anſtalt zum Verkohlen, und es iſt nicht zu
laͤugnen, daß man es in der Anlage ohne Feh-
ler, ſo weit als moͤglich geweſen, gebracht.
Nachher ſtellte der Herr von Zanthier verſchie-
dene Unterſuchungen daruͤber an, welche er
in ſeinen Sammlungen vermiſchter Abhand-
lungen uͤber das theoretiſche und praktiſche
Forſtweſen ſelbſt anfuͤhrt, wo er uͤberhaupt
das von mir bisher kurz angegebene weiter aus-
gefuͤhret hat.


Er handelt daſelbſt im zweyten Theile im
zehnten Capitel von der Entſtehung des Torfs.
Er nimmt in ſeinem Syſtem vom Torfe an,
daß zu Veraͤnderung in Torf, oder zu dem Ent-
ſtehen deſſelben, ein beſonderes mineraliſches
Waſſer gehoͤre, und bemuͤhet ſich aus Erfah-
rungen zu zeigen, daß die Bruͤche ihr brenn-
bares Weſen aus der mit ihr verbundenen
Feuchtigkeit erhalten, und daß dieſe minera-
liſche Feuchtigkeit die Urſache ſey, welche das
Kraut und Holz auf ſolchen Bruͤchen an ih-
rem Wachsthum hindere. Ferner macht er
ſehr wahrſcheinlich, daß der Torf, obgleich
ſehr langſam, wachſe, und bemerkt, daß die
Torfmaterie das damit uͤberzogene Holz vor
der Faͤulniß ſchuͤtze, indem man darinnen gan-
ze
[373] ze Laͤger von Holz antrifft, an denen noch die
Borke ſitzt, ſo, daß man unterſcheiden kann,
welche Art von Holz es ſey. Er ſetzte die ver-
ſchiedenen Torfarten aus einander, und fand
ſonderlich 6 Arten:


  • 1) ganz loſen und haarigten,
  • 2) compakten und roͤthlichen,
  • 3) mit Holz und Wurzeln gemiſchten,
  • 4) ſchwarzen mit erdigten Theilen,
  • 5) kupferſchuͤßigen,
  • 6) eiſenartigen.

Er iſt in Deutſchland ſehr haͤufig. Man findet
ihn in einigen oͤſtreichiſchen Landen, im Bran-
denburgiſchen, Weſtphaͤliſchen, Pommeriſchen,
Braunſchweigiſchen, in Sachſen; nur wird
er an einem Orte mehr, als an dem andern,
geſchaͤtzt und aufgeſucht, nachdem der Holz-
mangel merklicher oder weniger empfindlich
und furchtbar iſt, oder nachdem man bey Fa-
briken mehr verbraucht.


Seit dem man den Torf mehr ſchaͤtzte und
aufſuchte, beſchaͤftigten ſich auch die Gelehr-
ten und Naturforſcher mehr damit. In den
aͤltern Zeiten thun zwar zuweilen die Minera-
logen deſſelben Erwaͤhnung, und in der Fol-
ge die Oekonomen: allein ſein brennbares We-
ſen und die Art, ihn zu dieſem Gebrauch zuzu-
bereiten, iſt ein Verdienſt der Zeiten, die die-
ſe Eigenſchaft mehr zu ſchaͤtzen wußten, und
alſo vorzuͤglich unſeres Jahrhunderts. Noch
in der erſtern Haͤlfte deſſelben finden ſich daher
A a 3ver-
[374] verſchiedene Schriften daruͤber, mehrere aber
in den neuern Zeiten. Einer der aͤlteſten
Schriftſteller hieruͤber iſt Degner, in ſeinen
phyſikaliſchen und chemiſchen Eroͤrterungen
vom Torf und brennenden Weſen, Frankfurt
1731. Schoff de turfis, Fabricius in ſeiner
Pyrotheologia, die zu Hamburg 1732 er-
ſchien. Wichtiger ſind von Carlowitz in ſei-
ner Siluaecultura oeconomica im 12ten Ca-
pitel des zweyten Theils, eine Abhandlung in
den dresdner gelehrten Anzeigen, und Muͤllers
Beſchaffenheit des Torfs zum Brennen, ſo
bey dem Holzmangel gut befunden worden,
1754.


In der Verkohlung der Hoͤlzer, oder viel-
mehr der rechten Art dabey zu handeln und zu
verfahren, glaubte man ein neues Mittel ent-
deckt zu haben, dem Holzmangel vorzubeugen
und die Waͤlder zu ſchonen. Sie gehoͤrt hie-
her in ſo fern, in ſo weit durch gewiſſe Grund-
ſaͤtze beſtimmt wird, wie man aus einer ge-
wiſſen Holzmenge eine groͤßere Anzahl Kohlen
durch gewiſſe Vortheile bringen kann, als
nach andern eben dieſe Holzmenge giebt. Man
verbeſſerte ſeit einem halben Jahrhunderte zwar
vieles in dem Forſt- und Huͤttenweſen, dachte
aber immer nicht an das Verkohlen, außer in den
Harzwaͤldern, welche zuerſt bewieſen, wie viel
mehr Kohlen aus einer beſtimmten Anzahl Holz
und von beſſerer Guͤte erfolgen koͤnne. Vor-
zuͤglich ſind hierinnen die Bemuͤhungen des H.
Chri-
[375] Chriſtian Boͤſen, obgleich noch die Mei-
lerverkohlung verſchiedener Verbeſſerungen faͤ-
hig iſt, da noch immer viel Holz dabey verlo-
ren gehet, wovon eine vorzuͤgliche Urſache iſt,
daß die Meilerverkohlung in freyer Luft ge-
ſchiehet. Man hat verſchiedene Verſuche hier-
uͤber angeſtellet. Vorher war dieſes Geſchaͤf-
te bloß in den Haͤnden erfahrner Koͤhlermei-
ſter, die oft gluͤcklich arbeiteten, ohne die Gruͤn-
de und Urſachen zu wiſſen, daher die geringſte
Veraͤnderung am Holze, Boden, Decke oder
Witterung, Ausnahmen machte. Um alſo
auf die richtigen Grundſaͤtze zu kommen, un-
terſuchte man die ganze Arbeit vom Anfange
an, und bemuͤhete ſich Regeln feſtzuſetzen, wie
man ſich etwa bey nicht vermutheten Hinde-
rungen zu verhalten habe. Die Schriftſteller
uͤber dieſen Gegenſtand, welche dieſe Vorſicht
nicht brauchten, und keine Ruͤckſicht auf ſolche
Verſuche nahmen, ſind daher bey weitem nicht
hinlaͤnglich in dieſem Geſchaͤfte. Einer der
vorzuͤglichſten iſt noch der Herr Cammerrath
Cramer, der im 12ten Capitel ſeiner Anlei-
tung zum Forſtweſen von dem Verkohlen han-
delt.


Der Herr von Zanthier hat hieruͤber auch
verſchiedene Unterſuchungen angeſtellet. Ei-
ner ſeiner Hauptvorſchlaͤge iſt, daß die Ver-
kohlung in verſchloſſenen Maſchinen geſchehe,
und nicht im Freyen, wie gewoͤhnlich, wobey
theils viel Holz erſpart werden koͤnnte, theils
A a 4aber
[376] aber auch die Kohlen von weit beſſerer Guͤte
ſeyn wuͤrden; er glaubt viele Hinderniſſe bey
der Verkohlung im Freyen zu heben, wenn
die Meiler von oben angeſteckt wuͤrden, da es
bisher meiſt von unten geſchiehet.


Was die Steinkohlen betrifft, ſo wurden
dieſe noch in den neuern Zeiten mehr aufge-
ſucht, als vorher geſchehen war. Man be-
muͤhete ſich dieſelben nicht allein zum Holzer-
ſatz zu benutzen, ſondern ſogar zu andern
Kunſt- und Handwerksgeſchaͤften brauchbar
zu machen. So dachte man vorzuͤglich dar-
auf, ſie zu dem Bergbau anzuwenden, und
dieſelben abzuſchwefeln oder das acidum zu
benehmen, welches noch, ſo viel ich weiß,
nicht ganz aufgeklaͤrt iſt. Ich kann nicht um-
hin, hier eines Geheimniſſes zu erwaͤhnen,
das der Herr Baron von Pfeifer beſitzt, und
worauf er durch Veranlaſſung des D. Schre-
bers in ſeinen Sammlungen, wie er demſelben in
Privatnachrichten zugeſtanden, gekommen iſt.
Er weiß naͤmlich die Steinkohlen zum Bergwe-
ſen brauchbar zu machen, wozu ſie bisher wegen
des acidi nicht angiengen. Er erbot ſich zur
Entdeckung des Geheimniſſes gegen 4000
Thaler; ich weiß nicht, ob jemand es angenom-
men, oder ob man es ſchon auf andere Art be-
werkſtelliget hat. Die Gelehrten vergaßen
auch dieſen Theil der Oekonomie nicht. Sie
ſtellten Unterſuchungen daruͤber an, und mach-
ten
[377] ten dieſelben durch Schriften gemeinnuͤtzig;
die Minerologen, Oekonomen und Rechtsge-
lehrten beſchaͤftigten ſich mit ihnen. Wir er-
hielten des Encelii libr. Lythantracides. Bun-
tingii Silua Subterranea.
Fabricius Pyro-
theologie, Hamburg 1732. Kruͤger von Stein-
kohlen 1742 zu Hamburg, die otia metallica
im erſten Theile. Leutmann Vulcanus famu-
lans.
Hannoͤveriſches Magazin von 1773.
S. 1343. Schauplatz der Kuͤnſte im 10ten
Theile. Hofr. Medikus vom Bau auf Stein-
kohlen, Manheim 1768. Wir haben in
Deutſchland in vielen Gegenden dergleichen,
in Sachſen, im Brandenburgiſchen, Braun-
ſchweigiſchen, Heßiſchen: vorzuͤglich beruͤhmt
aber ſind die im Naſſauſaarbruͤckiſchen, wo
man nicht einmal noͤthig hat, ſie erſt mit dem
Erdbohrer aufzuſuchen, ſondern die Kohlblu-
men brechen ſelbſt zu Tage aus. Wo die be-
ſten ſind, findet man weder den rothen Sand-
noch Kalchſtein, noch weißen oder ſchwarzen
Letten, auch keinen Baſalt, wie in der Naͤhe
der Heßiſchen auf dem Habichtswalde und
Weißner, wiewohl dieſes mehr Holz- und
Thaukohlen ſind, wie die bey Wettin. Man
findet daſelbſt auch Steinkohlenfloͤtze unmittel-
bar mit Alaunſchiefer zuſammenbrechend, wie
doch Herr Triewald im erſten Bande der ſchwe-
diſchen Akademie laͤugnet, daß man derglei-
chen bey einander finde. Die ſaarbruͤckiſchen
Steinkohlenfloͤtze ſind ſo maͤchtig, daß man
A a 5ſie
[378] ſie nicht bloß nach Zollen, wie in Sachſen und
Weſtphalen, ſondern nach Schuhen rechnen
kann. Schon die Steinkohlenfloͤtze von 10,
12 bis 14 Zoll, werden gewoͤhnlich als die
vorzuͤglichſten in Deutſchland angenommen.
Es finden ſich dergleichen in dem Fuͤrſtenthum
Minden und der Grafſchaft Schaumburg, wie
auch bey Wettin, welches aber eigentlich Thau-
kohlen zu ſeyn ſcheinen.


Allein es iſt ſehr zu verwundern, warum
auch ſelbſt Herr Ferber in ſeinen mineralogi-
ſchen Reiſen, ſo wie alle, ſo viel bekannt iſt,
uͤbrige Mineralogen, die Steinkohlenfloͤtze von
14 Fuß oder die 168zolligen zu Dutweiler in
Naſſauſaarbruͤcken vergeſſen, wovon neuer-
lich der Herr Habel in dem Briefwechſel des
Herrn Prof. Schloͤtzer ſo merkwuͤrdige Nach-
richten gegeben r). In dem Saͤchſiſchen er-
giengen, von Seiten der Regierung, oͤffentli-
che Verordnungen; ſo erſchien 1743 vom
19 Auguſt ein churſaͤchſiſches Mandat, wegen
Entdeckung der im Lande befindlichen Stein-
kohlenbruͤche.


Unter die Bemuͤhungen, dem Holzmangel
in neuern Zeiten auszuweichen und vorzubeu-
gen, gehoͤren auch die Verſuche, ſtatt der Rin-
den von Eichen und einigen andern Baͤumen,
bey dem Garmachen, andere Dinge zu gebrau-
chen,
[379] chen, und von jenen dadurch ſehr viele zu ſcho-
nen und zu erhalten.


Man ſuchte nach dem Vorgange der Eng-
laͤnder andere Materialien aus dem Pflanzen-
reiche auf. Es geſchahe dergleichen mit Hey-
dekraut, nach der Angabe des Herrn Geßners,
im Wuͤrtenbergiſchen. Es fiel naͤmlich Herr
Albrecht Geßner, erſter Leibmedikus des Her-
zogs von Wuͤrtenberg, darauf, das Leder mit
Heydekraut, ſtatt des Staubes von der Rin-
de junger Eichen, gar zu machen. Er ließ es
erſt trocknen und alsdann zu Pulver machen.
Er ſchickte ein Stuͤck auf dieſe Art gar ge-
machtes Leder an die goͤttingiſche Societaͤt
ein s). Neuerlich haben zwey Englaͤnder eine
Art Garbe mit dem Heydekraute verſucht, wo-
von das Intelligenzblatt an dem angefuͤhrten
Orte auch Nachricht giebt. Die deutſche Er-
findung hat die Unbequemlichkeit, daß die
Operation laͤnger dauert.


Man entdeckte in England, wo der Holz-
mangel dieſe Erfindung nothwendig machte,
auch vor einiger Zeit, daß eine Art mit Saͤ-
geſpaͤnen alle andere Lohe uͤbertreffe, und ver-
ſuchte es in Deutſchland, vornehmlich zu Ber-
lin, nicht ohne Gluͤck, wo Langſtraß, ein
Gerber, es unternahm, und den Erfolg im
27ſten
[380] 27ſten Stuͤcke der Berliner Anzeigen bekannt
machte t). So beſitzt auch der Herr Baron
von Pfeifer ein Geheimniß, durch einen Zu-
ſatz die Steinkohlen ſtatt der Lohe zum Ger-
ben zu gebrauchen. Vornehmlich verdient
hierinnen die Sorgfalt des Hrn. Gledirſch zu
Berlin geruͤhmt zu werden. Er ſammelte
bloß in der Mark auf 52 Pflanzen, die zum
Gerben brauchbar ſind, und ſtellte Verſuche
damit an, welche er ausfuͤhrlich beſchreibt u).


Beyla-
[381]

Beylagen.


Beſchreibung des Holzgerichts zu Osnabruͤck.


Anno 1582. am 5ten Septembris durch
Jobſten von Keesbrok, Droſten, Hen-
richen von Rehe Rentmeiſtern in Iburg ein
gemein Holz-Gerichte zu Dißen gehalten,
Beyſeyns der Erb-Exen Jobſten von Grolle,
Jobſten von Eßen Luͤbberten Benen Rent-
meiſtern zum Polſterkamp und Johannes zur
Muͤllen vogten zu vers moldt.


Die Malleut ſind erklehrt das Holzungh
zu rechter Zeit abgekuͤndiget, auch einem jeden
angemeldet, ſich mit ſeinem Guth-Herrn da-
gegen gefaſt zu machen.


Uff gefragtes Urtheil erkant, wie unge-
horſam neben ſeinem Guth-Herrn auspleibt,
ſey ſchuldig nach Holzungs-Rechte darvor
hoher Uberichkeit Abdracht zu machen.


Die Malleute und Markgenoßen erkhen-
nen fuͤr einen Holzgraven und Oberſten Erb-
Exen dem Land-Fuͤrſten und an ſtat Ihre F.
G. Beamten.


Was fuͤr Gerechtigkeit dem Holzgraven
und Oberſten Erb-Exen in der Marke gehoͤ-
rig gefraget durch Johann Sack und gemeine
Markgenoßen erkandt, daß dem Holzgraven
dem Oberſten Stoel mit einem Kuͤßen, einen
Becker
[382] Becker mit Wein, einen Roden zu Verthei-
digung der Mark, und einem Buͤtel darin die
Bruͤche verwardt und ſo viel Schweine, als
durch ein Gingel Pfordt von Uff- bis zum
Niedergank der Sunnen koͤnnen getrieben
werden.


Fuͤr einen Holz-Richter den Meyer zu
Duͤßen erkandt, und ſo vele Schweine als er
ehe zu Megdagh am Troge gehabt neben noch
12 Schweinen, uͤbrichens muege er in die
Marke treiben, dagegen ehr verpflichtet zu
Behueff der gemeiner Mark genoßen eine Bul-
len und Stier zu halten.


Denen Malleuthen das Fall-Holz an
Windt-Bruchen, Sechs Schweine Maſt,
und jeden einen großen, wann ehr ſie in den
Berg ghaen.


Uff gefraget Urtheill erkhandt, wann ehr
die Beegdeten Malleuthe und nith nach Ge-
buͤhr anbringen wuͤrden, ſollen dafuͤr wie auch
fuͤr deme Meynaydt in gebuͤhrende Straffe
genhommen werden.


Er fraget was man den Gut-Herrn in der
Marke geſtendich und erkhendt ſo viel Fulle
wahr (das iſt ein volles Erbe) in der Marke
12 Fuhder, die halbe wahr h. e. (Halb Er-
be) 6. ſolches ſich von dem Vogt und Mal-
lcuthen weiſen zu laſſen, dah dem Hauſe Pal-
ſterkamp des Hauſes Fuͤhrung und [ſanften],
wie anderen Markgenoßen mit ezlichen Boer-
hoͤlz,
[383] hoͤlz, Palſter-Kamp, Elſern, und Toten-
hueſen, jeder wanncher vulle Maſt ſo viele
Schweine zu betreiben, als ein Rattheſter zu
Midden Sommer lobes hat den Erp-Exen
und Fuller whar wan Maſt 12 der halben
whar 6 Schweine:


So jemanz der Dißener Mark berechtigt
und außerhalb derſelben geſeßen und uff be-
ſchehene citation nicht erſcheinen were; ſein
die Beambten gerechtigt, die Ungehorſamen
der Marke Gerechtigkeit zu entſezen erkhandt.


So auch jemand außer Marken ſich unge-
buͤhrlicher Weiſe mit Holzhauere Plaggen matt
oder ſunſten herein drengen wuͤrde, ſoll dafuͤr
ſo offt das Ratth in der Marken umgehe ſo
mennige 5 ß. davor zu erleggen ſchuldigh ſeye.


So ezlich Holz am Ellern oder Branken
in der Marke gehouwen oder abgeſtauet und
deßen die Malleuthe nith in eigentliche Erfah-
rung bringen konten, ſollen die neggeſten
Nachbare uff Erfragung ſolches bey Irer
wißenſchafft eydlich bekyennen oder aber in deſ-
ſen verſchwiegung ſelbſt dafuͤr buͤßen.


Da auch Jemandt der Marke eingeſeßen,
und außerhalb derſelben klagen wuͤrde, ſoll
dafuͤr dem Holz-Gerichte zu hafften ſchuldig
ſeyn.


Holz-Gericht zu Glaͤne.


Anno 1574. den 4ten Novembris, iſt zu
Glaͤne Holtung gehalten worden, in der Kir-
chen
[384] chen uff dem Koer, nachdem es geregenet, und
uff der gewoͤhnlichen Holtungs-Stede nicht
gehalten koͤnnen werden; vormittags um XI.
Uhren, byſints der Ehrwuͤrdigen, Edelen,
Ehrenbaren Herrn Clares der Baer, Bene-
dicten Korff, Doem Herrn; Hanß Wilten
Rat Herrn zu Oßnabruͤck und jezo verordnete
Befelhaber dero Haͤuſer undt Empter Iburg
Groemberg, und von wegen Eines Ehrwuͤrdi-
gen Thumb Capituls, die auch Ehrwuͤrdigen
und Edel-Veſten Herrn, Frederich Simiſingk
Thumb Scholaſterne, Herrn Sander Mo-
rienn Doem Herrn ꝛc. von wegen der Ritter-
ſchafft die Edlen, Ern-Veſten und Erbarn
Caſpar Rhele, Herrn bord Pladdieſe und
Gerdt Lebnir Arnhorſt, und von der Stadt
Oßnabruͤgk die Ernveſten und Ernharn vor-
ſichtigliche Herrn Rodolff Hammaker Buͤrgern
und Engelbordt von Glaͤne Raths-Herr ꝛc.


Der Gograve fraeget Rechtens-Ordels
nach denen das Holdungh jezo Unweders hal-
ben uff der gewoͤhnlichen Holzungs-Stede
nicht kan gehalten, obdann jezo in dieſem ge-
ſpannen Holtinge um der Kirchen nach Hol-
tunges Rechte nicht Macht hab vorch zu fah-
ren. Daßelb Ewerdt Lichtharte alſo midt
Hulff des Koers im Rechten zu gewißen ꝛc. ꝛc.


Holz-Gerichts-Ordnung zu Schledenhauſen.


Anno 1576 am 24. Martii Holtingh zu
Schledenhauſen in der Wolt und Nodberger
Marke
[385] Marke gehalten worden, durch den Droſten
Gerdt Ledebnir byſints des Dom-Kloſters
und Herberten die Baͤeren Domher zu Oßna-
bruͤgk und ezlichen abgeordent von der Schu-
lenborgh undt von Stockum wegen der von
Langen und Mehrern erſtlich in der Wolt
Marke.


Herman Nutbeke laͤſt den gemeinen Man-
nen fragen, ob oich uff heute dato dis Hol-
tingh Zeit genug zuvor abgekuͤndiget, und ob
dich ein Ider ſeinen Gut Herren hier zujegen
hab.


Daßelbe bekennen die gemeine Malleude
und Manne allſo geſchen zu ſeyn und hab ſul-
che auch ein Ider ſeinem Geid-Herren ange-
meldet;


Fraget Nutbeken Rechtens Ordels ob nun
Imand ungehorſam ausblene auch ſeinem
Gudt-Herrn alſo nicht zu jegen haͤtte, ob der-
ſelbe nicht ſy ſchuldigh nach Holtinges Rechte
dem Herrn abzutragen.


Darauf ſein de ausgeblenen dich ſo Iren
Gudte-Herren hier nicht zu jegen haben in der
Haltungs Broecke declarert.


Weiter wird gefraget ein Ordel zu rechte,
ob die Boeide de Malleude och was verſchwei-
gen und nicht recht vor dieſer Holtungs Bank
vorbringen werden. ob dieſelben nicht ſein
ſchuldig davor inn Gnad nach Holtinges Rech-
te abzudragen, und vor den Meneyd wegen
der hohen Oberkeit zu ſtraffen.


II.Theil. B bDaruff
[386]

Daruff bringen die Menne in ſo ſie je-
mand indemvorſege ſey Holtungs Rechte vor
erſten und darnach von hoher Oberkeit des
Meineidts zu ſtraffene.


Noch fraget Nutbeke ein Ordel nachdeme
Unſer gnaͤdiger Fuͤrſt und Herr ein Oberſter
Holz-Grave dieſer Mark was Irer F. G. we-
gen derſelben Holdt Graeffſchafft und Land-
Fuͤrſtlicher Obrigkeit vor Gerechtigkeit, ahm
Holz Hor Schweine Drifft und ſuͤnſten in der
Woltmarke berechtiget zu ſein bekennen.


Daruff bringen die gemeinen Maune in
daß ſie Ire H. G. zu erkennen in der Wolt
Marke nothduͤrftig Holz zum Zimmer zur
neuen Mollen, jedoch ein oder zwey Eiken
Bohme nach Gelegenheit und wann fulle Maſt
iſt 30. Schweine ein Beer allezeit nach Gele-
genheit der Maſt.


Noch wird gefraget, wenn ſie vor einen
Holdrichter dißer Woldtmarke erkennen, und
was derſelb vor andern in der Mark berech-
tigt.


Daruff erkennen ſey, daß ſie den Meyer
zu Schlehuſen vor einen Erff Holrichter und
wegen des halten Gerichten vor einen dobbel-
ten Markgenoßen in der Mark.


Fraget nochmahls ein Ordel zu Rechte,
ob die geſchworne Malleude einen Markgenoſ-
ſen in die Wroege brechten und derſelbe ſotha-
nes vernehmen werde, ob dan den beeideten
Mal-
[387] Malleuden nicht mehr als einen andern Glau-
ben zu zuſtellen ſey.


Daßelb bringen ſy alſo recht zu ſeyn in.


Wird noch gefraget, wie weit ein Erff-
mann in der Woltmarke von ſeinen Erffkun-
des Elaggen, Mat vordedingen, und wo weit
ein Ider ſeinen Ekern ſchlagh in der Marke
und wo wydt ein Ider ſeinen Holz How von
ſeinen Erffthum in der Marke vorbedingen
kan.


Erſtlich das Plagen maken erkennen ſey
dat ein Ihder Erffman von ſeinen Erfftume
die Plaggen vordedingen kan, ſo weit als
wenn er den Linkern in der Marke und den
vorderen Vord in den Tune hat und mit einen
Haer Hanner mit der rechteren Handt under
den linkeren Voeth werpen kan vordedingen
kan. Belangend des Ekeremſchlagens und
Holthauwens wenn er ſeinen rechten Voeth in
den Thun ſchragen oder grauen geſetzet, ſo
weit er dan in der Marke mit einer elle ma-
then Barten rechnen kan, ſo weit kan er es
vordedigen.


Fraget nochmahls rechtens Ordels, ob et-
wan von den Malleuden ungewieſet Holtz in
der Marke befunden worden, ſich niemandt
unter mathen worde, wenn daßelb ſich gebee-
ret zu under mathen und wen ſunſten das Fal
Holtz außerhalb Windbroke zukhomme.


B b 2Daßel-
[388]

Daßelbe weiſen die gemeine Menne alle
dem Meyer zu Schledehuſen zu.


Nachricht von alten Holz-Gerichten in
Muͤnſteriſchen Landen, aus der Muͤnſteriſchen
Land-Gerichts-Ordnung Part. III. Tit. IV.
V. VI. VII. VIII. IX.


Die gemeinen Holzgerichten oder Holzun-
gen ſollen in unſerm Stifft Muͤnſter, zu
mehrer aufachtung und erhaltung der Gehoͤl-
ze, auch der Marken gerechtigkeit, Einmahl
im Jar, auff Tag und Zeit, deren ſich Holz-
richter und Erbexen zu vergleichen, gehalten
werden, auf welche Zeit ſollen die, ſo wider
ordnung und verkorung der Marken gehan-
delt, geſtrafft, auch zu mehrerer erhaltung
der Marken (da es der Holzrichter und Erbexen
fuͤr dienlich anſehen moͤchten:) ferner Ord-
nung gebuͤhrender weiß gemacht und aufge-
richt werden, und im fall etwas neuwes geord-
net, daßelb ſoll alle Jahr auf dem gemeinen
Holzungstag, damit ſich der unwißenheit nie-
mand zu entſchuldigen, oͤffentlich abgeleſen,
und aber von obgemeldten ſtrafen verkoͤrun-
gen kein Appellation geſtattet, oder auch an-
genommen werden.


Und dieweil biß daher auf den gemeinen
Holzungen, allerhandt unnottuͤrfftige unko-
ſten mit Gelaͤgen und dergleichen verthan und
aufgangen, und ſolchs von denen verfellen und
Bruchten genommen und an ſtatt deßen, Holz
aus
[389] aus den Marken gehawen und verkaufft wor-
den, ſo ſollen ſolche unnoͤttige Unkoſten hin-
fuͤrter verbleiben, und hiemit abgeſchaffet ſeyn,
und der theil, ſo denen Erbexen und Mark-
genoßen von den Bruchten zukompt, zu Pflan-
zung und Erbauung der Marken und andern
nothwendigen außgaben behalten und ange-
wendet werden.


Und damit das ſchaͤdliche verwuͤſten und
holzhauwen in den Marken, deſto mehr ver-
bleibe, ſo ſezen, ordnen und woͤllen wir, als
der Landfuͤrſt und Obriſter Erbex, in denen
Maͤrken darinn wir berechtigt und der Obri-
ſten Erbex ſeyn, in den andern aber aus Land-
fuͤrſtl. Obrigkeit, doch des orts den Erbexen
und Markgenoßen ihren altherbrachten
Brauch und Gerechtigkeiten unabbruͤchig, da
jemand wieder verkoͤrung gehauwen, daß er
nit allein nach Marken gerechtigkeit in einen
geltpeen geſtrafft, ſondern auch des Holzes,
ſo er alſo mit unfuͤgen gehauwen, unfehig,
und den erſten anbringer, ſo fern es nit uͤber
ein Schreckenburger werdt, zugewendt wer-
den ſoll, da es aber mehr als ein Schreken-
burger werdt, ſo ſoll den Anbringer an ſtat
des Holzes ein Schrekenburger gegeben
werden.


Weren aber mehr als ein oder zwey Stuͤk
gehauwen, ſo ſoll das uͤbrig zu der Marke beſt,
pflanzung, unterhaltung und aufruͤgtung der
Jungen Telgen verwendet werden, und keines-
B b 3weges
[390] weges bey dem theter verbleiben, und im er-
ſten auch dieſem fall, ſoll der Holzrichter auf
beſchehen anbringen ſchuldig ſeyn, das geha-
wen Holz zu verhuͤtung gefehrlicher alienation
oder verbringung beßelben, bey dem theter bis
zum gemeinen Holzung zu bekuͤmmern, und
auf naͤchſten gemeinen Holzingen, was recht
daruͤber verhengen und ergehen zu laßen, We-
re aber angericht holz fuͤr das anbringen ſchon
verendert, ſo ſoll der rechter werdt dafuͤr jeder-
zeit nehmen obgedachter ſtraff durch den theter
erſtattet, und wie fuͤrgeruͤhet angelegt werden.


Und damit die Marken deſto mehr bepflan-
zet und gebeſſert werden moͤgen; So ſoll in
einer jeden Marken ein Ort oder zwo nach Ge-
legenheit abgeſchlagen, darin Eicheln geſehet,
und alle Jahr daraus die Telgen in die Mar-
ken verſezt werden.


Geſchichte
[391]

Geſchichte
der Jagd in Deutſchland

ſeit dem ſechzehnten Jahrhunderte a).


Noch aus den aͤltern Zeiten her war die
Jagd dem Deutſchen gleichſam ein Na-
tionalgeſchaͤft, und jetzt vornehmlich ein Ver-
gnuͤgen der Hoͤfe und der Vornehmern; da
die uͤbrigen Staͤnde ſich mehr mit den Wiſ-
ſenſchaften oder den Nahrungsgeſchaͤften und
der Handlung beſchaͤftigten. Die vielen Jagd-
ordnungen der damaligen Zeiten koͤnnen uns
den beſten Beweis davon geben, ſo wie ſie fuͤr
B b 4uns
[392] uns die beſten Quellen von dem Zuſtande der
Jagd und den Schickſalen derſelben ſind. Ich
uͤbergehe hier den Streit und die Unterſuchung
uͤber die Regalitaͤt der Jagden. In dem 14
und 15 Jahrhunderte findet man noch viele
Verordnungen der deutſchen Koͤnige und Kai-
ſer, die dieſe Gegenſtaͤnde betreffen. So ge-
hoͤrt hierher das Weißthum b) Ludwigs des
Beyern, uͤber den Dreyeicherwildbahn; doch
dieſes iſt mehr fuͤr die mittlere Geſchichte der
Jagd.


Eben dahin gehoͤren auch die Unterſuchun-
gen uͤber die Reichsjaͤgermeiſteraͤmter, worun-
ter dem durchlauchtigſten Churhauſe Sachſen
das oberſte Reichsjaͤgermeiſteramt zuſtehet;
denn obgleich ſich in dem mittlern deutſchen
Staatsrechte mehrere Reichsjaͤgermeiſter fin-
den, ſo ſcheint doch damals der Markgraf zu
Meiſſen auf dem Hoflager zu Metz 135, wo
er es ausuͤbte, in dem Grafen von Schwarz-
burg
[393] burg ſeinen Erbbeamten gehabt zu haben, wel-
ches der deutlichſte Beweis iſt, daß es ein Erz-
amt oder hohes Reichsamt war. Man wen-
de nicht ein, daß ſich Sachſen nicht davon ge-
ſchrieben. Es unterblieb unſtreitig deswegen,
weil es ſchon ein weit hoͤheres in ſeinem Titel
hatte. Auch ſcheint man nur die Aemter in
Titeln von je her genannt zu haben, wegen
deren man Lehn hatte, welches wegen der
Lehnsverfaſſung und Behauptung ſeiner Rech-
te auf die Lehne geſchahe. Auch ſcheint man
die Regel bey den Titulaturen befolgt zu ha-
ben, daß, wenn man mehrere Titel wegen ei-
nes Amts oder Landes hatte, man nur den
hoͤchſten nannte. Doch wir nahen uns mehr
unſerm Zwecke, indem wir ſeit dem ſechzehn-
ten Jahrhunderte die Geſchichte der Jagd
aufſuchen. Die Reichsſtaͤndte ſcheinen in
dieſem Regale, wo es als Regal behandelt
wird, ſonderlich ſeit dieſen Zeiten auch meh-
rere Geſetze ertheilet und mehr Einrichtun-
gen gemacht zu haben, ſeitdem ihnen Carl
V. durch ſeine Capitulation ihre Regalien und
Hoheitsrechte nachdruͤcklich beſtaͤtigte. Ob
aber gleich in vielen Landen die Jagd ſchon da-
mals ein Regal war, ſo finden ſich doch noch
freye Jagden in dieſen und folgenden Zeiten.
Am beruͤhmteſten iſt die ſogenannte freye
Puͤrſch in Schwaben. Ihr Urſprung ver-
liert ſich in der Geſchichte der mittlern Zeiten;
vielleicht erreicht er gar die alte deutſche Jagd-
B b 5freyheit.
[394] freyheit. Kaiſer Maximilian I beſtaͤtigte
dieſe freye Puͤrſch im J. 1516. Die Puͤrſch-
verwandten machen ein eignes Collegium, wel-
ches das freye Puͤrſchcollegium heißt; ſie hal-
ten ihre beſondern Zuſammenkuͤnfte, haben
eigene Geſetze oder Puͤrſchordnungen, Matri-
kel und beſondere Bediente, einen Puͤrſchobri-
ſten, Puͤrſchausſchuß und Puͤrſchadvokaten c).
Sie erſtreckt ſich nicht durch ganz Schwaben,
ſondern nur auf gewiſſe Orte. So genoſſen
in dem Wuͤrtenbergiſchen die Staͤdte
und Aemter Bahlingen, Roſenfeld, Ebun-
gen, St. Georgen wegen Rothenzimmern,
Dornhaan und Alpirſpach d), einer freyen,
jedoch nur Gnadenjagd, und der obere und
untere freye Puͤrſchbezirk zwiſchen der Riß,
Donau und Blau, welches die eigentliche ſo-
genannte ſchwaͤbiſche freye Puͤrſch iſt. Eben
ſo
[395] ſo iſt ein dergleichen Diſtrikt im Hohenzolleri-
ſchen; auch hat dergleichen Recht die Reichs-
ſtadt Rothweyl. Die Stadt erkennet es als
ein Reichslehn an, und gruͤndet ihre freye
Puͤrſch auf dem Schwarzwalde auf ein Pri-
vilegium K. Friedrichs III, vom Jahre 1474 e).
Die Stadt Weyl gruͤndet ihre freye Puͤrſch
innerhalb eines gewiſſen Diſtrikts auf Kai-
ſerliche Urkunden und Vertraͤge von 1376,
Gemuͤnden auf eine von 1434, Aelen auf
eine von 1475, Leutkirch, und endlich Donau-
werth die ſich auf einen Vertrag von 1544
gruͤndet.


Weniger bekannt iſt die freye Puͤrſch zu
Memmingen f) in Oberſchwaben, beſonders
auf dem ſogenannten Boſſerhard, welchen
Maximilian I. in einer Urkunde vom Jahre
1502 g), unſers und des Reichs Wald, genannt
Boſſerhard, bisher einen freyen und gemeinen
Puͤrſch nennt. Das Direktorium fuͤhrte der
Rath und die Stadt Memmingen; ſie wider-
ſetzte
[396] ſetzte ſich dem Herzog Georg von Bayern, der
im ſechzehnten Jahrhunderte zu Anfange dieſe
freye Puͤrſch und den Forſt ſich zueignen woll-
te, und ſoll daher das Direktorium erhalten
haben. Daher werden auch ſchon 1501,
1502, 1509 und 1511 Zuſammenkuͤnfte
der freyen Puͤrſchverwandten in ſelbiger Stadt
gehalten. Bey dieſer freyen Puͤrſch kommen
auch ſchon in dieſen Zeiten gleich zu Anfange
des ſechzehnten Jahrhunderts Jagdgeſetze vor.
So wurde 1500 wegen Mißbrauch des Ja-
gens auf dem Boſſerhard und Verderbung des
Wildprets ein Schluß verfaſſet; ſo wurde da-
mals auch wegen der Hegezeit und der Art
und Weiſe, wie man ſich deſſen bedienen ſolle,
Verabredung getroffen. Und da dieſes nicht
beobachtet wurde, ſo faßten die freyen Puͤrſch-
verwandten auf Veranlaſſung eines Ausſchrei-
bens Kaiſer Maximilians I, von 1502, zu
Steurung dieſer Mißbraͤuche einen anderwei-
tigen Schluß, den auch Maximilian nochmals
beſtaͤtigte, worinnen ſonderlich heilſame Ver-
ordnungen wegen Schonung des Wildes und
des fernern Gebrauchs des Jagens und Schieſ-
ſens geſchahe; noch genauer wurde es in dem
Vertrage von 1509 beſtimmt. Allein ſo ſehr
ſich auch die freye Jagd der natuͤrlichen Frey-
heit nahet, ſo ſehr ſie auch mit der alten deut-
ſchen Verfaſſung uͤbereinſtimmt, ſo ſchickt ſie
ſich doch nicht fuͤr ein Volk, deſſen Gluͤckſe-
ligkeit durch Induſtrie befoͤrdert werden ſoll.
Sie
[397] Sie ladet zum Muͤßigange ein, verwuͤſtet die
Wildbahn, und ſtiftet außerdem viel Unheil,
welches ſchon 1588 der Herzog Ludwig von
Wuͤrtemberg in ſeiner Conſtitution einſahe h).
Außerdem aber ladet die Jagdliebhaberey eine
Nation leicht zu Rebellionen ein, und hindert
den Patriotismus, weil es den Familiengeiſt
ſchwaͤcht. Man ſehe den Zuſtand der Gegen-
den, wo die freye Jagd iſt; und man wird
bald finden, wie noͤthig die Einſchraͤnkungen
ſind. Auch ſchon der Reichsabſchied zu Aug-
ſpurg von 1530 verbietet im 38ſten §., daß
ſich Niemand auf des andern Grund und Bo-
den mit geladenem Gewehr betreten laſſen ſolle.
Jedoch wir eilen zu den Landen zuruͤck, wo die
Jagd Regal iſt, und zu den Jagdgeſetzen der-
ſelben. Dieſe Jagdordnungen erſtrecken ſich
theils auf die Arten des Wildes, die geſchoſſen
werden ſollten; auf die Zeit, wenn es erlaubt
ſeyn ſollte oder nicht; auf die Arten des Ge-
wehrs; auf die Staͤnde und Perſonen, de-
nen es erlaubt war, auf die Pflichten der Jagd-
bedienten und die Beſtimmung ihrer Aemter;
auf verſchiedene Arten der Jagden und die
Grenzen einer jeden; auf die Jagdfrevel und
die Strafen, ſo darauf geſetzt ſind; auf die oͤko-
nomi-
[398] nomiſchen Grundſaͤtze der Jagd; auf das In-
tereſſe der Cammer bey derſelben; auf die Ver-
bindung, in welcher die Jagd mit dem Forſt-
weſen ſtand, und was die Forſtbedienten zum
Vortheil der Jagd zu beſorgen, oder zum
Nachtheil derſelben zu unterlaſſen hatten.


Das Wild, das man in dieſen Zeiten in
Deutſchland kannte, waren Haſen, Fuͤchſe,
Dachſe, Woͤlfe, Kaninchen, Biber und
Fiſchotter, Luchſe, wilde Katzen, Rehe, Hir-
ſche, Baͤren, wilde Schweine, Gemſen.
Sie kannten die Kunſt, Jagdhunde abzurich-
ten, ſehr gut. Die Haſen fieng und jagte
man mit Habichten, mit Winden, d. i. Wind-
hunden, mit Netzen, Schleifen, Fallen,
Bretern oder Hurden; das Letztere war ſon-
derlich im Voigtlande gewoͤhnlich. Die Fuͤch-
ſe wurden mit Hunden gehetzt, in Netze ge-
trieben, mit Schleifen, mit Fuchsarmbruͤ-
ſten, die von ſelbſt losſchießen, wenn er an
dem daran befeſtigten todten Huhn naget, in
Gruben, und mit Fußeiſen. Die Wolfsjagd
war damals ſtark, und man hatte beſondere
Arten derſelben. Man ſchoß ſie oder fieng ſie
in Wolfsgruben. Man richtete Wolfsgaͤrten
an in den Waͤldern; man umgab ſie mit
Stecken, und machte in die vier Enden der-
ſelben Wolfsgruben. In dem Zaune waren
Thore angebracht von Leinwand, worauf ein
Hund und ein Jaͤger, der mit einer großen
Keule
[399] Keule einen Wolf erſchlaͤgt. In dieſe Wolfs-
gaͤrten wurden todte Aeſer geworfen, wenn
nun die Woͤlfe in dieſe ſprangen, ſo wurden
ſie darinnen herum gejagt, und konnten nicht
wieder heraus, weil ſie ſich vor dem Gemaͤlde
an dem Thore entſetzten, und ſprangen ſo in
die Gruben. Einen dergleichen Wolfsgarten
hatten die Herrn Reußen im Vogtlande, wie
auch die Harzgrafen. Man fieng ſie auch in
Stricken und Schleifen, und durch ſelbſt-
ſchießende Armbruͤſte, welche den Wolf er-
ſchoſſen, ſo bald er die daran befeſtigte Spei-
ſe anruͤhrte. Man hielt Jagd auf ſie, theils
wegen des Schadens, den ſie thun, theils auch
wegen der Haͤute, die man mit 7 Thalern be-
zahlte. Die Parforcejagden ſcheinen erſt vor-
zuͤglich im 17ten Jahrhunderte mehr aufge-
kommen zu ſeyn, ob es gleich auch ſchon im
16ten nicht unbekannt war. Sie fuͤhrten
dem großen Wildpret, z. B. den Hirſchen, Heu
in die Waͤlder zum Winterfutter, wie auch
Steinſalz, das ſie als Arzeney lecken konnten,
und welches die Salzlecke hieß und noch
heißt.


In das ſechzehnte Jahrhundert faͤllt die
Entſtehung des Unterſchieds zwiſchen hoher
und niederer Jagd, und in Sachſen iſt nach
und nach auch eine Mitteljagd aufgekommen,
welche ſich außer Sachſen ſchwerlich finden
wird. Ich uͤbergehe hier die Meynungen de-
rer, die dieſen Unterſchied weit hoͤher hinaus
ſetzen.
[400] ſetzen i). Die Meynung, daß dieſer Unter-
ſchied erſt im 16ten Jahrhunderte aufgekom-
men, brachte vornehmlich Heigius auf k), und
die Rechtsſpruͤche vieler Akademien ſtimmen
mit dieſer Chronologie uͤberein. Auch finden
wir in keiner Verordnung im Forſt- und Jagd-
weſen vor dieſer Zeit etwas von dieſem Un-
terſchiede. Dieſe Eintheilung kommt unter
verſchiedenen Namen vor: bald heißen ſie die
hohen und niedern Jagden, bald Groß- und
Kleinwild, Hoch- und Niederwildpret, Hohes-
und Niederesweidewerk, hohe Wildjagd, hohe
Wildfuhr, hohe auch Fuchs- und Haſenjagd,
hohe
[401] hohe Wildbahn, hohes Wildpret; und die
niedere kommt in bayeriſchen und oͤſterreichi-
ſchen Jagdordnungen dieſer Zeiten vor, unter
dem Namen des Reißgejaͤgd- und kleinen Wei-
dewerks. So unbeſtimmt in den einzelnen
Laͤndern dieſe Benennungen ſind, ſo unbe-
ſtimmt iſt in vielen auch, was man zu dieſer
oder jener Art von Jagd rechnete. In vielen
Landen, ja man kann faſt ſagen in allen, Sach-
ſen ausgenommen, kannte man nur die hohe
und niedere Jagd. Allein in Sachſen hat
man auch ſchon in dieſen Zeiten eine Mittel-
jagd. Man kann den Urſprung dieſer Abthei-
lung nicht ſo genau beſtimmen, ſo viel aber
erhellet doch aus den Geſetzen, daß man ſchon
1530 davon wußte, und daß wahrſcheinlich
in dieſem Jahre der Anfang damit geſchahe.
Den Beweis dazu giebt die churſaͤchſiſche Lan-
desordnung vom Jahre 1531 l). Die Ver-
anlaſſung dazu war vielleicht, weil die Gren-
zen der hohen und niedern Jagd damals nicht
beſtimmt genug waren, und ſich daher viele
oft mehr anmaßten, als unter die niedere
Jagd gehoͤrte; vielleicht aber iſt auch das Ca-
meralintreſſe, das man dadurch zu vermehren
ſuchte, die wahre Urſache geweſen.


Nach
II.Theil. C c
[402]

Nach dieſen allgemeinen Bemerkungen
uͤber die Jagd und die Geſchichte derſelben,
wollen wir nun auf die Geſchichte der Jagd in
den einzelnen deutſchen Landen gehen. In
dem Braunſchweigiſchen finden ſich in der Mit-
te des ſechzehnten Jahrhunderts viele Jagd-
verordnungen. Nicht bloß in der Holz- und
Forſtordnung vom Jahre 1547 wird mit
auf die Jagd Ruͤckſicht genommen, in ſo fern
das Forſtweſen mit ihr in Verbindung ſtehet,
ſondern es erſchienen auch ſehr viele beſondere
Jagdedikte. Im Jahre 1559 ließ Herzog
Heinrich der juͤngere zu Braunſchweig und Luͤ-
neburg, ein offenes Edikt der Jagd und des
Weidewerks halber ergehen, worinnen er
hauptſaͤchlich das unrechtmaͤßige Wildfangen
unterſagt. Es gieng dieſes hauptſaͤchlich den
wolfenbuͤtteliſchen Antheil an, wie aus der Un-
terſchrift erhellet.


Im Jahre 1564 ergieng eine beſondere
Verordnung wegen Knittelung der Hunde m),
unter dem Namen eines Gemeinausſchreibens;
im Jahre 1565 erfolgte ein erweitertes Aus-
ſchreiben vom 20 Julii, wegen des Jagens
und Kuren; und endlich 1567 ein drittmali-
ger ausgegangener Befehlig an alle Amtleute
des Haſenfahens und andern Wildprets hal-
ben n). In der Holz- und Forſtordnung vom
Jahre
[403] Jahre 1591 weiſt Herzog Heinrich Julius
unter andern auch die Foͤrſter an, auf die fuͤrſt-
lichen Wildfuhren, (d. i. Orte, wo ſich das
Wild aufhaͤlt) auch Jagden gute fleißige Acht
zu haben, daß die Verbrecher in dieſem Punk-
te beſtraft werden. Man ermunterte von Sei-
ten der Regierung zum Wegfahen der Raub-
thiere, ſuchte aber doch dabey das Cameralin-
tereſſe ſo viel, als es moͤglich war. Man be-
fahl daher, daß nur die Forſtbedienten das
ſchadhafte Wild ſchießen ſollten, worunter
man Woͤlfe, Luͤchſe, Fuͤchſe, Haſenfreſſer
und Geyer rechnete. Sie mußten von Woͤl-
fen und Luͤchſen die Zaͤhne, Leber, Gurgel,
Balch und Klauen liefern: fuͤr einen taugli-
chen Luchs war 1 Thaler, fuͤr einen tauglichen
Fuchs 12 Groſchen, und fuͤr einen ſchadhaf-
ten Vogel 3 Groſchen, ausgeſetzt o). End-
lich erſchien auch noch ein Edikt gegen die Wild-
ſchuͤtzen und Fiſchdiebe im Jahre 1598.


In dem Wuͤrtenbergiſchen findet man um
die damaligen Zeiten auch eine außerordentliche
Vorſorge fuͤr die Jagd. Es erhellet aber auch
aus den Verordnungen, daß die Jagd ſehr
muͤſſe beunruhiget worden ſeyn. In dem
Herzogthum Wuͤrtenberg gehoͤrt die Wildbahn
um ſo gewiſſer zu den Regalen, als dieſelbe
ſchon in den Inſtrumento erectionis Ducatus
vom Jahre 1495, und auch in neuern Urkun-
C c 2den
[404] den fuͤr ein landesherrliches Regale und Recht
erkannt worden iſt. Die Jagdgeſetze in dem
Herzogthum Wuͤrtenberg ſind außerordent-
lich hart. Anfangs wurden die Wildverbre-
chen nur mit Geld gebuͤßt. Allein Herzog
Ulrich machte 1517 ein Geſetz, vermoͤge deſſen
einem jeden Wilderer die Augen ausgeſtochen
werden ſollten p). Man giebt zur Urſache der
Haͤrte dieſes Geſetzes in der Geſchichte an, weil
die Zahl der Wilderer ſich damals ſo ſehr ver-
mehrt habe, daß der Herzog ſeines eignen Le-
bens nicht mehr ſicher geweſen.


Herzog Ulrich ließ viele Mandate und Be-
fehle wegen des Wildpretſchießens, Jagens,
Faͤllens in den Waͤldern und Hoͤlzern, erge-
hen. Es gedenkt derſelben die erſte Verglei-
chung der Wildpretſchuͤtzen halber vom Jahre
1551, zwiſchen Herzog Chriſtoph und ſeinen
Staͤnden q), und das Mandat der Buͤchſen
halber, welches in dem naͤmlichen Jahre von
Herzog Ludwig erſchien, erwaͤhnt ſonderlich ei-
nen Befehl des Herzog Ulrichs vom Jahre
1543 r), und beruft ſich auf ein Verbot,
welches 1530 auf dem Reichstag vom Kaiſer
ſammt
[405] ſammt den Churfuͤrſten, Fuͤrſten und uͤbrigen
Staͤnden geſchahe. Alle dieſe Verordnungen
wurden damals auf den Landtagen gemacht,
wie auch ein fuͤrſtliches Generalausſchreiben
von eben dem Jahre und Tage in der Forſt-
ordnung S. 110. Auch die Landesordnung
von 1552, S. 35 bis 37, verordnet hierin-
nen. Eine andere Vergleichung wegen der
Wildpretsſchuͤtzen erſchien 1554 von Herzog
Chriſtoph, worauf 1565 eine dritte folgte.
Durch dieſe Vergleiche vornehmlich, und zu-
erſt durch den von 1551, wurde die Strafe
um ein ziemliches gemildert, weil bey der vor-
maligen Schaͤrfe, womit man die Verbre-
cher behandelt hatte, nicht geringer Widerwil-
le der Unterthanen gegen die Obrigkeit erwach-
ſen war. Allein man wurde genoͤthigt, auf
dem Landtage 1565 die Strafe wieder zu er-
hoͤhen s), weil die Wilderey wieder allzuſehr
eingeriſſen war. Die wuͤrtenbergiſchen Ge-
ſchichtsſchreiber und unter andern auch Herr
Weiſſer bemerkt, daß unter der Regierung
Herzog Chriſtophs nur von 1550 bis 1565
mehr als tauſend Wilderer mit Urtheil und
Recht beſtraft worden ſind t). In den bey-
den Conſtitutionen von 1551 und 1554 war
C c 3vor-
[406] vornehmlich der Fehler, daß ſie nicht Ruͤckſicht
nahmen bey der Strafe, ob ein Wilderer viel
Stuͤcke Wild oder wenig erlegt hatte? Daher
wurde oft der, der der Wildfuhr nur einen
kleinen Schaden zugefuͤgt, ſo hart beſtraft,
als der ſchon viele Stuͤcke erlegt hatte. Her-
zog Ludwig ließ daher 1587, mit Zuziehung der
Rechtslehrer in Tuͤbingen und einiger Raͤthe,
dieſe Ordnung begreifen, oder zuſammenfaſſen.
Sie wurde dem landſchaftlichen Ausſchuß vor-
gelegt, welcher es aber fuͤr zu wichtig hielt,
ein Gutachten von ſich zu geben, und deswe-
gen einen Landtag anzuſtellen bat. Allein
dieſes ſchien dem Herzoge zu weitlaͤuftig und
unnoͤthig, und ſo ließ daher Herzog Ludwig
1588 dieſe Ordnung drucken und bekannt
machen u). Sie erſchien 1588 x) unter dem
Herzog Ludwig unter folgenden Titel: die
neue Conſtitution und Ordnung, welcher Ge-
ſtalt in Wuͤrtenberg die Wildpretsſchuͤtzen
fernerhin nach eines jeden Verwuͤrken und
Verbrechen geſtraft werden ſollen. Es war
dieſe durch die Unzulaͤnglichkeit und unterblie-
bene Wirkung der erſtern veranlaſſet worden;
der Herzog nahm deswegen die Landhofmei-
ſter,
[407] ſter, (welche eine Art von oberſten Polizey-
oder doch Cammerbedienten geweſen zu ſeyn
ſcheinen, und in dieſer neuen Conſtitution er-
waͤhnt werden y), Canzler und Raͤthe, auch
etliche aus der Juriſtenfacultaͤt zu Rathe, die
ſowohl dieſe Vergehungen und ihre Straf-
barkeit unterſuchen, als auch die erwaͤhnten
aͤltern drey Vergleichungen erlaͤutern, und ver-
ſchiedene neue Conſtitutionen der peinlichen
Halsgerichtsordnung und den Zeitumſtaͤnden
gemaͤß, fertigen mußten, welche ſodann in
dieſer Hauptverordnung oder neuen Conſtitu-
tion im J. 1588 zuſammen getragen und be-
kannt gemacht wurden.


Es finden ſich in dieſen Jagdgeſetzen viele
angemeſſene Strafen. Die Aufſicht uͤber die
Beobachtung dieſer Geſetze hatten die Wald-
voͤgte, Forſtmeiſter und Knechte, oder die ſo-
genannten Forſtknechte. Es wurde ihnen zur
Aufmunterung von jeder Strafe, die nicht
uͤber 3 Pfund Pfennige 5 Schillinge betraͤgt,
C c 4der
[408] der dritte Pfennig zum Ruͤggeld uͤberlaſſen.
Jedoch mußte alles in Einnahme gebracht, und
hernach der Abgang des dritten Pfennigs in
die Ausgaberechnung des Jahres geſchrieben
werden. Endlich gehoͤrt noch in dieſes Jahr-
hundert eine franzoͤſiſche Jagdordnung fuͤr
das Herzogthum Wuͤrtenberg, von Herzog
Friedrich, von dem Jahre 1595 z), welche
den zweyten Theil der in dem naͤmlichen Jah-
re in franzoͤſiſcher Sprache erſchienenen Forſt-
ordnung ausmacht.


In dem Mecklenburgiſchen finden wir in
dieſen Zeiten ſehr gute Verordnungen und
Verhaltungsregeln in der Landesordnung,
vom Jahre 1562 a).


Es wurde unterſagt, alles Wild, von Faſt-
nacht bis auf Jacobi zu hegen, fangen oder
ſchlagen, und die Haſen durften in der Gruſſe
nicht geſchoſſen werden. Es wurde das Ku-
ren, Lappen und Lauſchen verboten, wodurch
das Wild verderbt und veroͤdet wird. Es
wur-
[409] wurde dieſes bey dem erſtenmal mit 20 Gul-
den beſtraft, welche zur Haͤlfte dem Richter,
zur Haͤlfte aber dem klagenden Theile zufielen.
Es iſt dieſes mehr als eine bloße Polizeyver-
ordnung, mehr als eine Cameralverordnung
anzuſehen, da dieſe Geſetze wegen der haͤufi-
gen Klagen, (wie es darinnen ſelbſt heißt,)
welche die von Adel gegen einander fuͤhrten,
gemacht worden. Eben ſo wurde das heimli-
che Schießen unterſagt, und die Buͤchſen von
dergleichen Schuͤtzen fielen den Edelleuten,
Amtleuten, Landreitern zu: das Hagelgeſchoß
wurde ganz und gar unterſagt, wodurch ver-
muthlich die Schuͤſſe mit gehacktem Bley oder
auch Schrot zu verſtehen ſind.


Wir nahen uns den churfuͤrſtlichen und
herzoglichen ſaͤchſiſchen Jagdanſtalten. Man
ſcheint in dieſen Zeiten ſie zwar daſelbſt nicht
vernachlaͤßiget, aber auch nicht ſo aͤngſtlich be-
trieben zu haben, als in andern Landen. Was
ſich ja findet, iſt in den Landes- und Polizey-
ordnungen, wo dieſer Gegenſtand mit beruͤhrt
wird. So beruft ſich die Conſtitution vom
Jahre 1572 auf die Verordnungen der Lan-
desordnung, von Spießung des Wildprets,
auch andern unvorſehnlichen ohne boͤſen Fuͤr-
ſatz geſchehenen Beſchaͤdigungen b). In den
Landesordnungen von 1543, wird verſchiede-
nes uͤber das Jagen verordnet. Die Jagd
C c 5wird
[410] wird von Faſtnacht bis Bartholomaͤi fuͤr ge-
ſchloſſen erkaͤrt, und vor Simon und Judaͤ
darf keiner in des andern Weinberg Weide-
werk treiben, noch das Wild dahin verfolgen.
Zugleich beruft ſich Churfuͤrſt Moriz auf ein
anderes Ausſchreiben, das hierdurch verneuert
wurde c). Auch Churfuͤrſt Auguſt verordne-
te in dem Ausſchreiben vom Jahre 1555 ver-
ſchiedenes wegen der Jagd. Der große Chur-
fuͤrſt Auguſt ſchien die Wohlfahrt ſeiner Cam-
mer auf andere Gruͤnde, als bloß auf die, die
ſeinen Unterthanen druͤckend werden konnten,
zu bauen. Indeſſen vernachlaͤßigte er doch
dieſes Geſchaͤfte nicht: wir finden davon Spu-
ren, theils in ſeiner Forſtordnung, theils
aber auch in andern gegen die Wilddiebe er-
gangenen Befehlen.


Von oͤkonomiſchen Einrichtungen zur
Beſſerung und Vermehrung des Wildſtandes
findet ſich indeſſen wenig. Das meiſte gieng
auf die Jagdverbrechen. Es gehoͤrt hierher
die Conſtitution vom Jahre 1572, uͤber wel-
che ſich die Abgeordnete zu Meiſſen verglichen,
und wornach den Schoͤppenſtuͤhlen zu ſprechen
auferlegt wurde d). Es verdient hier unter
andern
[411] andern auch die Strafe ad metalla und alſo
in die Bergwerke bemerkt zu werden.


In den Jahren 1573 und 1575 ſorgte
man ſonderlich fuͤr das Federwild; 1584 er-
folgte ein geſchaͤrfteres Mandat wider die
Wildpretsbeſchaͤdiger, wo ihnen der Galgen
zuerkannt wurde, welches auch 1587 von
Chriſtian I. wiederholt ward; ohne Zweifel
eine Strafe, bey der man den Grundſatz vom
Verhaͤltniß zwiſchen Verbrechen und Strafen
vergaß, und der ein Beweis von der damals
in Sachſen zunehmenden Jagdluſt war. Eben
ſo gehoͤrte hieher eine Conſtitution vom Jahre
1584 die anbefohlne Laͤhmung der Buͤrger-
und Bauerhunde vom Jahre 1588, damit ſie
dem Wilde nicht ſchaden.


Endlich erſchien noch 1599 eine Verord-
nung gegen die Wilddiebe, unter Chriſtian II.


In den herzoglich ſaͤchſiſchen Landen waren
ebenfalls in den aͤlteſten Zeiten die Landes- und
Polizeyordnungen die Geſetze fuͤr das Forſt-
weſen. So wurde in der herzoglichen Lan-
desordnung vom Jahre 1587 im 34ſten Titel
uͤber die Jagd- und Weidewerksſachen ver-
ordnet.


In dem Oeſterreichiſchen, in den Landen
ob der Ens, wurden verſchiedene Verordnun-
gen gemacht. Schon in dem Jahre 1566 er-
ſchienen in dem Oeſterreichiſchen Generalien we-
gen
[412] gen der Jagd, welche in den Ordnungen vom
Jahre 1581 erwaͤhnt werden e). Im Jahre
1568 wurde des Reißgejaͤgts, d. i. der klei-
nern oder niedern Jagd halber, da ſich des-
wegen verſchiedene Irrungen zutrugen, unter
den drey Staͤnden der Lande, dem Praͤlaten-,
Herren- und Ritterſtand verſchiedenes vergli-
chen, und von Rudolph II. beſtaͤtiget, welches
im Jahre 1581 geſchah. Es wird darinnen
uͤber die Jagdzeit verordnet; die Fuͤchſe wer-
den vor Michael zu jagen unterſagt, wobey
man vermuthlich auf die Guͤte der Pelze ſahe.
Es wird darinnen die hohe und niedere Jagd
unterſchieden: die erſtere heißt Wildbahn, die
letztere das Reißgejaͤgt. Zu der erſtern rech-
nete man Hirſche, Wild, Baͤre und Schwei-
ne f).


Zu Verhuͤtung der Veraboͤdung alles Wild-
prets, wird alles Abſchrecken, Wahnſoͤſſen,
Selbſtgeſchoß, Faͤlbaum, Zain, Schnier,
Gaͤttern, Gugeln, Wißbaum und andere
ungebuͤhrliche Weidmanſchaft unterſagt, und
nur
[413] nur gegen die wilden ſchadhaften Thiere, wor-
unter ſonderlich Woͤlfe, Baͤren, Luͤchſe und
Loͤwen genannt werden, erlaubt g).


In den bayeriſchen Landen ſcheinen die
aͤlteſten Jagdgeſetze in den Landesfreyheiten zu
ſeyn; wenigſtens beruft ſich immer die fuͤrſt-
lich bayeriſche Jagdordnung, die ſich bey dem
Fritſch befindet, auf dieſelbe. Die Rentmei-
ſter hatten die Aufſicht uͤber die Ueberhaͤufung
des Wildprets, und mußten in den vier Regi-
menten, ſo ſcheint der Diſtrikt zu heißen, in
welche die Cammerguͤter oder wohl gar das
Land zum Behuf der Polizey und Cammer
vertheilt war, herumreiten und Erkundigung
einziehen, ob das Wild den Unterthanen zur
Beſchwerde gereiche, und uͤbermengt ſey. Es
wurde hierauf durch beſondere Inſtruktionen
der Sache abgeholfen, welches durch den Cam-
merpraͤſidenten und uͤberhaupt durch die Cam-
mer gieng, fuͤr welche die Jagdſachen gehoͤr-
ten h).


Man hatte im Bayeriſchen auch ſchon be-
ſtimmte Zeiten fuͤr die offene und geſchloſſene
Jagd; in dieſer Jagdordnung aber werden,
wegen des erneuerten Kalenders auch neue Ta-
ge
[414] ge beſtimmt i). Es wird erlaubt, den Hirſch
vom 1 Julius bis zum 8ten September, das
Wild von Michaelis bis Weihnachten, das
Schwarzwild von Galli bis Weihnachten zu fa-
hen: die an den Grenzen waren daran nicht
gebunden; wie auch die auf den Hochgebirgen,
wo die Jagd ſpaͤter aufgehet und ſpaͤter auf-
hoͤrt. Es wurde ein beſonderes Maaß fuͤr
die Spiegel oder Loͤcher der Netze beſtimmt.
Der Rehfang war verboten von Oſtern bis
auf Johannis. Die Cameraiwirthſchaft in
Jagdſachen ſcheint uͤberhaupt ſehr regelmaͤßig
in dem Bayeriſchen geweſen zu ſeyn. Es muß-
ten ordentliche Verzeichniſſe von den verliehe-
[n]en Jagden in die Cammer eingereichet, und
da in ordentliche Buͤcher eingetragen wer-
den k). Zur Verwaltung der Jagd waren
ver-
[415] verordnet, Forſt- und Jaͤgermeiſter, Foͤrſter
und Ueberreiter, auch Forſtknechte. Das
Fuchsgejaͤgt hatte wegen der Guͤte der Pelze,
ſeine beſtimmte Zeit, von Michael bis auf Licht-
meß, wo es erlaubt war; auf die Vergehun-
gen in Anſehung dieſes Punkts war ein drey-
jaͤhriges Verbot des Fuchsjagens geſetzt. Das
Haſenjagen mit Netzen, war vom 25 Julii
bis 24 Februar erlaubt. Man hatte ſehr vie-
le Arten von Jagden, außer jenen allgemeinen
Abtheilungen. Einigen war nur die Fuchs-
jagd erlaubt, andern die Dachsjagd, welche
letztere allen vor St. Laurentius bis zu St.
Thomas verſtattet war l).


Zur Sicherung gegen das Wild, werden
den Landleuten Hecken und Graͤben verſtattet.
Die Jagd ſelbſt geſchahe mit Hetzen, Beißen,
Schießen, ordentlichem Jagen, Graben, Fan-
gen.


In dem Marggrafthume Oberlauſitz war
zwar 1582 eine Landesordnung verabredet,
und von Rudolph II. beſtaͤtigt worden; aber
in dieſer ſcheint, wegen der Jagd noch wenig
oder nichts beſtimmt zu ſeyn. Allein 1597
wurde dieſelbe erweitert, und namentlich auch
auf Weidewerk und Fiſcherey ausgedehnt.
Die Verordnungen, die darinnen die Jagd be-
treffen,
k)
[416] treffen, gehen meiſt nur auf das unbefugte
Schießen.


In dem Anhaltiſchen handelt der 26ſte
Artikel der Landesordnung vom J. 1572, von
der Jagd. Doch beſchaͤftiget m) er ſich mehr
mit dem Federwilde. In dem Schwarzburgi-
ſchen findet ſich ſchon im J. 1583 eine Jagd-
ordnung, wenigſtens fuͤhrt die revidirte Jagd-
ordnung vom J. 1673 ſie an n).


Noch findet ſich eine Hohenloiſche im J.
1579, worinnen die erſten 9 Artikel von der
Jagd handeln. Sowohl das Oekonomiſche
der Jagd, als auch das Cameraliſtiſche und
Finanzmaͤßige, iſt darinnen außerordentlich
gut behandelt und verordnet. Sie dringet
darauf, daß alle Wildfuhren, Wildbahnen
und Jagdbezirke richtig in die Saal- und La-
gerbuͤcher verzeichnet werden ſollen; aus dieſen
ſollte jeder Forſtmeiſter und Forſtknecht ein
Verzeichniß erhalten, wie die Bezirke des
ihm anbefohlnen Forſts, Wildbahn, Ja-
gens, Weidewerksgerechtigkeit, ringsherum
gegen den Anſtoßern und Markungen, gehen,
von einer Grenze zu der andern, von Stamm
zu
[417] zu Stamm, von Lohebaum zu Lohebaum, auch
Straßen, Wegen und Stegen, und allen an-
dern Gewerken herumgefuͤhrt, und eines nach
dem andern gezeigt und gewieſen werden. Fer-
ner ſollten darinnen verzeichnet ſeyn die Mar-
kungen, ſo nicht in der Grafſchaft gelegen,
und worinnen die Grafen doch zu jagen hat-
ten, und ſo von allen Gerechtigkeiten des Ho-
fes, von jeder Vermehrung und Zugang
mußten die Forſtbedienten Bericht erſtatten.


Die Wildfuhren und Holzungen wurden
aller zehen Jahr einmal zwiſchen Oſtern und
Pfingſten umzogen; hieruͤber mußten die ge-
hoͤrigen Nachrichten aufgeſetzt ſeyn. Die
Jagdordnung wurde jaͤhrlich auf Quaſimodo-
geniti verkuͤndiget, und von Walburgis oder
Philippi und Jacobi, oder dem erſten May
an, waren 4 Wochen lang, und ſodann von
Bartholomaͤi bis 8 Tage nach Michaelis, in
Hoͤlzern, Waͤldern und Wildfuhren nichts un-
ternehmen o). Auch hier findet ſich der Unter-
ſchied zwiſchen hoher und niederer Jagd: jene
heißt die Wildbahn, letztere aber das kleine
Weidwerk p). Die uͤbrigen darinnen enthal-
tenen Geſetze gehen ſonderlich gegen die Jagd-
verbrechen.


Endlich verdienen auch noch die Branden-
burgiſchen Bemuͤhungen um die Jagd in die-
ſen
II.Theil. D d
[418] ſen Zeiten unſere Aufmerkſamkeit. In den
Polizeygeſetzen, wie auch in der Landesord-
nung vom Jahre 1573, wurde auch eins und
das andere wegen der Jagd und des Wild-
bahns verordnet. In dem J. 1574 ergien-
gen vornehmlich zwey Edikte wegen der Wild-
diebe, worauf 1582 ein anderes erfolgte. In
den bey der Geſchichte des Forſtweſens ange-
fuͤhrten Verordnungen wurde ebenfalls die
Jagd nicht ganz vergeſſen. Jedoch ſcheint es
auch kein Hauptgegenſtand fuͤr die branden-
burgiſche Geſetzgebung im ſechzehenten Jahr-
hunderte, als ſie es fuͤr einige andere Staaten
war.


Man betrieb damals in den meiſten Lan-
den die Jagd als ein Vergnuͤgen der Hoͤfe;
man ſahe zwar auf das Oekonomiſche bey der-
ſelben, aber mehr, damit die Quelle des Ver-
gnuͤgens fuͤr die Hoͤfe nicht erſchoͤpft werden
moͤchte, als aus Cameralgrundſaͤtzen. Die
Faſanen waren ſchon damals bekannt, und
auch ſchon da ein Vorzug der Fuͤrſten, der
nicht mit zu der gewoͤhnlichen Jagd gehoͤrte.
Indeſſen wurde die Faſanerie in folgenden
Zeiten mehr ausgebreitet.


Die Jagdſtrafen der damaligen Zeiten
ſind zuweilen ſehr hart. Die Wilddieberey
wurde haͤufig am Leben beſtraft. Selbſt Chur-
fuͤrſt Auguſt von Sachſen verordnete fuͤr die
Wilddiebe die Todesſtrafe, naͤmlich den Gal-
gen.
[419] gen. Er ſagt in der Conſtitution vom Jahre
1584: Wuͤrde ſich aber jemand hier-
uͤber unterſtehen, und darob betreten oder
daſſelbe, wie ſonſten uͤber ihn ausfindig ge-
macht, der ſoll zu ernſthaften Strafen ins Ge-
faͤngniß gebracht werden, und wo er nichts
mehr verbrochen, denn das Wildpret geſchoſ-
ſen und niedergeſchlagen, als ein oͤffentlicher
Dieb unſers gehegten und befriedeten Wild-
prets mit dem Strange vom Leben zum Tode
gebracht werden, — daß hinfuͤhro die Stra-
fe der Wildpretsdiebe und Schuͤtzen, auch de-
rer, die dieſelben hauſen, hegen, oder ihnen
wiſſentlichen einigerley Unterſchleif geben, in
unſerm Lande der Galgen ſeyn ſoll.


Eben dieſes geſchiehet in der Conſtitution
des Herzogs Chriſtoph von Wuͤrtenberg vom
J. 1551; welchem auch 1555 Herzog Lud-
wig nachfolgte. Ja die Geſchichte erwaͤhnt
ſogar noch fuͤrchterlichere Arten, daß z. B.
die Miſſethaͤter auf Hirſche gebunden oder an-
geſchmiedet worden, und dieſe in das Dickig
gejagt, daß ein ſolcher Menſch unter den
groͤßten Schmerzen zerriſſen wurde. Oder
daß ein Erzbiſchof Michael zu Salzburg einen
Bauer, der einen Hirſch erlegt, welcher ihm
an Fruͤchten geſchadet, 1537 in eine Hirſch-
haut naͤhen, und von den Hunden zerreißen
laſſen. Doch ich will dieſe Nachrichten lie-
ber in das Gebiete der Fabeln ſetzen, um die
D d 2Ehre
[420] Ehre der Menſchheit zu retten, als ſie hier
weiter fortpflanzen q).


Die Jagdſachen ſelbſt wurden durch be-
ſondere Jagdbediente beſorgt, dergleichen die
oberſten Jaͤgermeiſter, Foͤrſter, Forſtknechte,
Schuͤtzen, Waldvoͤgte u. d. g. waren.


Die Gerichtsbarkeit in Jagdſachen, in ſo
fern ſie das Regal betreffen, war in den mei-
ſten Landen bey der Cammer oder den Jagd-
bedienten, ſowohl den hoͤhern als niedern.
Nur war der Unterſchied, daß in einigen Lan-
den die Sache bloß fuͤr die Jagdbedienten ge-
hoͤrte, in andern zugleich mit fuͤr die Cam-
mer, je nachdem die hoͤhern Jagdbedienten, z.
B. Jaͤgermeiſter, Wildmeiſter u. ſ. w. mit in
der Cammer ſaßen, oder derſelben unterge-
ordnet waren. Im Boͤheimiſchen gehoͤrten
die Jagdfrevel fuͤr die Burggrafengerichte r)


Das Feſt des Jagdpatrons, des heiligen
Huberts, wurde damals ſowohl in den roͤ-
miſchkatholiſchen als proteſtantiſchen Landen
gefeyert, und meiſt mit einer feyerlichen Tafel
beſchloſſen. In der Folge wurde auch oͤfters
zum Beſchluß des Feſtes eine Porforcejagd
gehalten.


Es
[421]

Es finden ſich auch Spuren von beſon-
dern Jagdlehnen, welche ſogar Frauenzimmer
erhalten haben. Der Fall aͤußerte ſich im 15ten
Jahrhunderte, da der Biſchof von Fulda im
J. 1434 s) ein Jagdlehn an eine gewiſſe Al-
heiden Moken uͤberließ, ihr auch die Jagddien-
ſte in ſo fern erließ, daß ſie dafuͤr etwas ge-
wiſſes erlegen ſollte.


Was die Litteratur des Jagdweſens im
funfzehenten Jahrhunderte betrifft, ſo finden
ſich in den damaligen Zeiten verſchiedene
Schriften, welche von der Jagd handeln, da
ſie ein Vergnuͤgen der Hoͤfe und eine Beluſti-
D d 3gung
[422] gung der Großen war. Man kann die Schrift-
ſteller uͤber das Jagdweſen eintheilen in ſolche,
die oͤkonomiſch davon handeln, in ſolche, die
ſie als eine Vergnuͤgungsart anſehen, und die
verſchiedenen Arten zu jagen beſchreiben, in
ſolche, die finanzmaͤßig ſie behandeln, in ſol-
che, die ſie juriſtiſch unterſuchen, und endlich
in ſolche, die ſie philoſophiſch und nach der
Caſuiſtik betrachten. Viele aber haben auch
die mehreſten dieſer Endzwecke vereiniget. Es
gehoͤren unter die Schriftſteller der erſtern
Claſſe Medices t), desgleichen der Verfaſſer
des neuen Jagd- und Weidewerksbuchs, wel-
ches zu Frankfurt am Mayn bey Sigmund
Feyerabend im J. 1582 in Folio mit Figu-
ren erſchienen iſt. Es handelt vom Anfange
der Jagden, Jaͤgerhorn, Stimmhunden,
von Hirſch, Schwein, Haſen, Fuchs und
Dachs, von der Falknerey, dem Feld- und
Waſſergefluͤgel, dem Fiſch-, Krebs-, Otter-
und Biberfang, Netzen, Reiſen. Die Ver-
faſſer deſſelben waren D. Johann Heller und
Sigmund Feyerabend u). Es gehoͤrt hierher
ferner: Weidtwergk, Voͤgel zu fahen mit
Raubvogel, Netzen, Stricken, Lein, Ge-
ſchoß, Wildfahen mit Netzen, Stricken, Gru-
ben,
[423] ben, Fallen, Schießen. Fiſche zu fahen mit
Netzen, Reuſſen, Angeln, Kaſten, Aas, und
wie man alles dazu dienlich bereiten, aufzie-
hen, halten und machen ſoll. Es erſchien zu
Strasburg im J. 1530 in 4to bey Chriſt.
Egenolph. Auch Heresbach vergaß die Jagd
nicht: in ſeiner Thereutik behandelt er ſie nebſt
dem Vogelfange und der Fiſcherey. Es be-
findet ſich das Werk bey ſeinen Buͤchern uͤber
dem Landbau, die zu Coͤln x) erſchienen ſind.
Des Noe Meurers Jagd- [...]d Weidewerks-
buch; und ebendeſſelben Jag[d]- und Forſtrecht,
welches 1561, 1563, 1576, 1581, 1597
erſchien, und auch noch einmal in dem folgen-
den Jahrhunderte 1644 in Folio. Span-
genberg von der fuͤrſtlichen Oberherrlichkeit,
1561, ſcheint der eigentliche Cameralſchrift-
ſteller zu ſeyn. Des Joh. Jacob Agrikola
fuͤrſichtiger Weidemann, der zu Noͤrdlingen
1578 erſchien, gieng meiſt auf die Oekonomie.
Auch aus dem Franzoͤſiſchen wurden damals
ſchon dergleichen Schriften uͤberſetzt; ſo er-
ſchien des Jacob von Fouilloux, das im Ori-
ginal zuerſt 1561 zu Poitier heraus gekom-
men war, zu Strasburg 1590 in einer deut-
ſchen Ueberſetzung. Eben ſo gehoͤren hierher
die Werke der Schriftſteller uͤber die Oekono-
D d 4mie
[424] mie uͤberhaupt, ingleichen die, ſo uͤber das
Forſtweſen geſchrieben, wie auch die Heraus-
geber der Alten, die uns noch von der Jagd
und den Thieren uͤbrig ſind, des Ariſtoteles, Xe-
nophon, Aelian, des Gedichts des Ovidius
uͤber dieſen Gegenſtand, und unter deſſen Na-
men man wenigſtens noch ein Gedicht hat,
ingleichen Oppianus y) Gratius, des Neme-
ſianus und Calpurnius, Arianus, Nico-
medes, welcher zu Baſel 1502 in Folio la-
teiniſch erſchien; ingleichen des Sextus Pla-
tonikus von Thieren, Weidewerk und Voͤ-
geln, den Coler anfuͤhrt. Endlich gehoͤren
noch hierher Godelmann, Halbritter, Harp-
recht, Stein von Reichenſtein, Arenhorſt,
Reusner, Spangenberg, welcher es ſonder-
lich caſuiſtiſch und theologiſch unterſuchte z).


Auch noch einige Schriftſteller der Natur-
geſchichte verdienen hier bemerkt zu werden.
Es zeichnet ſich hierunter vornehmlich aus,
Conrad Geßner a), jener große ſchweizeriſche
Natur-
[425] Naturgeſchichtsforſcher des ſechzehnten Jahr-
hunderts, wie auch Foretus in ihren Thier-
buͤchern, und Michael Herr b); ingleichen die
deutſchen Herausgeber der Alten uͤber die
Thiergeſchichte, oder Naturgeſchichte uͤber-
haupt, z. B. des Aelians, Plinius.


a)


Geſchichte
[426]

Geſchichte
der Jagd
im ſiebenzehnten Jahrhunderte.


In dem ſiebenzehnten Jahrhunderte war
der Wildſtand der naͤmliche. Es findet
ſich nicht, daß darinnen wichtige oder merk-
wuͤrdige Vermehrungen vorgegangen waͤren.
Es breitete ſich die Faſanenzucht mehr aus;
die Arten und Rechte der Jagd wurden ver-
mehrt und erweitert. Es ſcheint ferner, daß
in dieſen Zeiten man die oͤkonomiſchen Grund-
ſaͤtze der Jagd mehr unterſucht, und die Ge-
ſetze darnach mehr eingerichtet, als in den vo-
rigen Zeiten; daher finden wir hier, daß die
Jagdgeſetze weit ausfuͤhrlicher und beſtimm-
ter ſind, als in dem ſechzehnten Jahrhun-
derte. Nur ſuchte man in den meiſten Landen
dieſe oͤkonomiſchen Grundſaͤtze der Jagd nicht
ſowohl aus Cameralabſichten, ſondern wegen
der Jagdluſt. Die Jagd ſelbſt und ihre Ar-
ten, vornehmlich einige, wurden mehr ausge-
bildet; und an vielen Hoͤfen die Jagdluſt
uͤbertrieben und bis zur Ausſchweifung groß.
Daher faͤllt in dieſe Zeiten der ausſchweifen-
de Hang zur Porforcejagd, wie auch die vie-
len Jagdorden. Mit allen dieſen Umſtaͤnden
wollen
[427] wollen wir uns nun naͤher beſchaͤftigen, indem
wir uns mit den Jagdordnungen der Laͤnder
genauer bekannt machen. Da wir hier gleich
Anfangs des Jahrhunderts in Sachſen Jagd-
geſetze finden, ſo wollen wir hiermit den Anfang
machen.


In der Landesordnung von 1603 werden
vornehmlich diejenigen Jagdſachen abgeſtellet,
die den Unterthanen laͤſtig und druͤckend wur-
den, vornehmlich der zu haͤufige Mißbrauch
der Bauern zum Auftreiben und Hetzen, das
erzwungene Anſaͤen von Hafer an die Zaͤune
fuͤr das Wild a).


Im Jahre 1603 finden ſich vom 4ten
Febr. und 16 May Jagdmandate von Chur-
fuͤrſt Chriſtian II, darinnen groͤßtentheils das
von neuem eingeſchaͤrft ward, was Churfuͤrſt
Auguſt verordnet hatte. Eben ſo auch 1604
vom 9ten April wegen des Vogelfangs, von
1605 eines wegen der zuſammengerotteten
Wilddiebe, ein anderes von 1607, wegen
der Schaͤferhunde, die das Wild ſcheuchen.
Ein anderweitiges erfolgte 1613 b), worin-
nen die bisherigen Mandate eingeſchaͤrft wer-
den, und ein anderes von dem naͤmlichen Jah-
re c), wegen des Buͤchſentragens, Jagens
und
[428] und Hetzens, vornehmlich in den Gehegen und
Wildbahnen. Allein nicht nur dieſes, ſondern
auch, daß die Saatfelder des Landmanns nicht
verwuͤſtet werden, noch auch zur unerlaubten
Zeit, naͤmlich zwiſchen Faſtnacht und Bartholo-
maͤi, weder gejagt, noch gehetzt und Huͤhner ge-
fangen werden ſollen, verordnet, und die ſaͤchſi-
ſche Landesordnung beſtaͤtiget wurde. 1618
ein anderes von der Strafe der unterlaſſenen
Knuͤttelung der Hunde. Im J. 1626 wur-
de die Einlieferung der gefundenen Hirſchſtan-
gen befohlen, und in einem andern von dem
naͤmlichen Jahre unterſagt, daß ſich Niemand
ſollte in den churfuͤrſtlichen Wildbahnen mit
Feuermachen ſehen laſſen, und es ſchaͤrfte zu-
gleich das von 1613 von neuem ein. 1629
erfolgte ein anderes, welches ſonderlich das
fruͤhzeitige Jagen vor Bartholomaͤi, inglei-
chen das fruͤhe Koppeljagen, und das heimli-
che Haſenſchießen unterſagte.


Endlich 1630 ein neues, wegen das Buͤch-
ſentragens. Wegen des naͤmlichen und we-
gen des Platzens, ergiengen verſchiedene nach-
druͤckliche Mandate in den J. 1649, 1650,
wo in zwey verſchiedenen Mandaten des
Buͤchſentragens und der Schaafhunde wegen
Verordnungen geſchahen, und 1659, wo ein
Mandat wegen der Kloͤppelung der Hunde und
eine Erlaͤuterung derſelben erfolgte: ſo wird
auch 1670 verordnet, daß die Bauerhunde
mit fuͤnfviertellangen Kloͤppeln ſollten ange-
haͤngt
[429] haͤngt werden: ſo wurde auch das Buͤchſen-
ſchießen, Jagen und Hetzen in den Wildbah-
nen von denen, die dazu nicht befugt ſind, ver-
boten d). 1666 erſchien eine Declaration,
von Jacobi, außer den ſchaͤdlichen Thieren,
kein Schwarzwild zu ſchießen; im J. 1668
ein Befehl zur Erlaͤuterung des Mandats von
1659. 1670 ein anderes, wegen Einliefe-
rung der gefundenen Hirſchſtangen an die ge-
hoͤrigen Orte, und von eben dem Jahre ein
anderes, wegen des Kloͤppelns der Hunde und
der Wildpretsfuhren, der verbotenen Jagdzeit,
die Vermachung der Felder und Abzuͤndung
des Heidekrauts betreffend. 1674 wurde in
einer Reſolution der Nachtheil abzuſtellen ge-
ſucht, welchen die Seifenwerke dem Gehoͤlze
und Floͤſſen und Wildbahnen bringen koͤnnen.
1686 erfolgte ein Mandat Joh. Georg III,
gegen die Wilddeuben, das Buͤchſentragen,
Schießen, Kloͤppelung der Hunde, Fortſchaf-
fung des Wildprets, auch Verbergung der
Netze und Hunde. 1692 ein anderes, wegen
der Wilddeuben und anderer bey der Jagd
eingeriſſenen Unordnungen; 1693 wurden die
bisher gehaltenen Wolfsjagden durch einen Be-
fehl aufgehoben; 1695 e) wurde wegen der Wild-
bahn,
[430] bahn, des Buͤchſentragens, Schießen, Kloͤp-
pelung der Hunde, Fortſchaffung des Wild-
prets, auch Verbergung der Netze und Hun-
de verordnet; 1696 erſchien ein Mandat we-
gen Vermachung des Thiergartens bey Oſtra;
1697 ergieng ein erneuertes Mandat, wegen
der Wildbahn, des Buͤchſentragens ꝛc., und in
dem naͤmlichen Jahre wurde das Jagdmandat
von 1695 vom neuen zu publiciren befohlen,
und noch im Jahre 1700 verfolgte man durch
ein Mandat die Wilddiebe. Was man in
dem ſiebenzehnten Jahrhunderte in Sachſen zur
hohen, mittlern und niedern Jagd gerechnet,
erhellet aus einem Aufſatz vom Jahre 1662,
wo er zu Dresden erſchien, welches aber
1712 geaͤndert wurde. Vermoͤge dieſes Auf-
ſatzes von 1662 gehoͤrt zur hohen Jagd: Baͤ-
re, Wild, Woͤlfe, Auerhaͤne, Birkhuͤner,
Trappen, Schwane, Vocken, Hirſche, wil-
de Kaͤlber, Adler, Auerhuͤner, Schneppen,
Kraniche, Reyer, wilde Gaͤnſe. Und der
grobe Vogelfang, als Ziemen, Droſſeln,
und dergleichen. Zur mitteln Jagd gehoͤr-
ten: Schweine, Bachen, Rehe, Entvoͤgel,
Keuler, Friſchlinge, Rehkaͤlber, Enten. Und
zur niedern: Haſen, Dachſe, Fiſchotter,
Elthiere, Fuͤchſe, Bieber, Marder, wilde
Katzen; ſammt dem kleinen Vogel-, Rebhuͤ-
ner- und Wachtelfang.


Uebrigens trieb man in dieſem Jahrhun-
derte zuweilen die Jagdvergnuͤgungen hoch.
Das
[431] Das Inventarium von Sachſen, welches
uns Schreber in ſeinen haͤlliſchen Sammlun-
gen f) aufbehalten, ſagt, daß, als man 1653 zu-
ſammengerechnet, ſich gefunden, daß, in 42
Jahren, als der Zeit der Regierung des Chur-
fuͤrſten Johann Georg I, nur in ſeiner Ge-
genwart allein gefangen, geſchoſſen und ge-
hetzt worden 113629 Stuͤck von allerhand
Wild, außer was die Jaͤger im Lande einge-
ſchickt. Es wird in dieſer Inventierung, wahr-
ſcheinlich aus Nachrichten der Jagdkanzley,
die ganze Summe des Wilds zuſammengenom-
men, an 795403 angeſetzt.


In dem ſaͤchſiſchen Altenburgiſchen ergien-
gen 1619 Specialmandate wegen der Jagd,
und 1633 eine beſondere Weidewerksverord-
nung, worinnen die Jagd von Eſtomihi oder
Faſtnacht an bis Bartholomaͤi vor geſchloſ-
ſen erklaͤrt wird; die Strafe der Uebertreter
war 100 Gulden, oder bey Gelegenheit Ver-
luſt der Jagden, des Weidewerks, der Hun-
de und Garne. Keiner durfte ſeinen Hund,
bey Verluſt der Jagd auf 5 Jahre, durch die
herrſchaftlichen Hoͤlzer ſtreichen laſſen. Es
werden die Fallen, Drathaare und andere
Schlingen und Schnapſchnaͤbel, als nachthei-
lige Fangarten, bey 5 Guͤlden Strafe abge-
ſchafft. Es wird die Kloͤppelung der Hunde
ver-
[432] verordnet. Den an die herzogliche Wildfuh-
ren angrenzenden wird unterſagt, mit Tuͤchern
oder Waͤnden vorzuziehen. Man ſorgte in der-
ſelben fuͤr den Ackerbau, und verſchob, wenn
wegen der Witterung die Feldfruͤchte nicht hat-
ten eingebracht werden koͤnnen, von Bartholo-
maͤi den Anfang der Jagd bis nach dieſer
Zeit. Es worden die Beſchwerden wegen der
Jagddienſte gemindert, und ihnen ſo viel moͤ-
glich abgeholfen; und außerdem noch andere
Verordnungen, die die Jagd und die Jagd-
dienſte betreffen, gemacht. Allein in Ruͤck-
ſicht des wahren Cameral- und Finanzintereſ-
ſe iſt wenig darinnen; man findet immer die
Jagd mehr als ein Vergnuͤgen des Hofs be-
handelt, als ein oͤkonomiſcher und Finanz-
gegenſtand fuͤr die Cammer.


Die weimariſchen Lande erhielten im J.
1646 vom Herzog Wilhelm eine Jagdord-
nung, aus den fuͤr die Cammer und Polizey
heilſamen Abſichten, damit das hohe und nie-
dere Weidewerk alſo getrieben werde, daß dar-
aus keine Verordnung der Wildbahn noch gaͤnz-
liche Ausrottung des Wildprets entſtehe, viel-
mehr ſolches zu des Hofs und jedermanns, der
deſſen befugt, Nutz erhalten werden g). Die
Jagdbedienten werden daher angehalten auf
die Wildbahn, d. i. hohe Jagd, und auf das
kleine
[433] kleine Weidewerk genau Acht zu haben, dem
Schaden und Nachtheil vorzubauen. Die
Vorfaͤlle mußten an den Jaͤgermeiſter berich-
tet werden, welcher die Gerichtsbarkeit alſo
hierinnen hatte. Waren es aber Faͤlle, die
er nicht abthun konnte, ſo gediehe die Sache
unmittelbar fuͤr den Herzog oder deſſen Cam-
mer h). In der hohen Jagd wurde die Jagd
fuͤr offen erklaͤrt, von Trinitatis bis St. An-
dreaͤ. Auch wurde verordnet, daß die Jaͤger
zur Setzzeit keine Hunde in die Wildbahn laſ-
ſen ſollten; die Schaͤfer mußten die Hunde
doppelt knuͤtteln, ſowohl mit einem Schleif-
knuͤttel 2 Ellen lang, als mit einem fuͤnfvier-
tel Ellen langen Queerknuͤttel. So mußten
auch die Jagdbedienten Acht haben, daß nicht
die jagdberechtigten Unterthanen zur un-
rechten Zeit jagten. Die Haſen mußten von
Faſtnachten bis Bartholomaͤi verſchont wer-
den, weil ſie in dieſer Zeit am meiſten ſetzen.
Vor und in den Jagdzeiten mußten die
Triftberechtigten auf Anſchaffung des Jaͤger-
meiſters der Huͤtung in den Hoͤlzern, wo ge-
jagt werden ſollte, ſich enthalten i).


Im
II.Theil. E e
[434]

Im J. 1656 erſchien eine Ordnung, wie
ſich die Unterthanen des Fuͤrſtenthums Gotha
zur Verfolgung der ſchaͤdlichen Raubthiere
verglichen, wodurch hauptſaͤchlich fuͤr die Jagd
geſorgt wurde, indem man die Waͤlder von
dieſen Wildverderbern befreyete k). In dieſes
Jahrhundert gehoͤrt auch des Herzogs Friede-
rich Wilhelms Sachſencoburgiſche, und des Lan-
des zu Franken Wild, Forſt-, Jagd- und Wei-
dewerksordnung vom J. 1653 l). Verſchiede-
ne Mandate von Herzog Joh. Caſimir zu
Coburg finden ſich ebenfalls bey dem Fritſch m).
Eine eiſenachiſche Jagdornung von Herzog
Wilhelm vom J. 1645 n). Eine Sachſen-
Jenaiſche Forſt- und Weidewerksordnung
erſchien 1674 o).


In dem Wuͤrtenbergiſchen ergieng 1614
eine Jagdordnung, welche den dritten Theil
der Forſtordnung des naͤmlichen Jahres aus-
machte. Alles gefaͤllete Wild mußte in die
Hofkuͤche geliefert werden, und wenn es zu
weit war, in die naͤchſte Kellerey, wo es als-
denn eingeſalzen, und in die Hofkuͤche gelie-
ſert wurde. Man ſiehet hieraus, daß man
ſehr oͤkonomiſch mit dem Wilde umgegangen.
Es
[435] Es wurde das Wegfangen der Haſen unter-
ſagt, wie auch das Aufheben der jungen. Sie
unterſagt die Selbſtſchuͤſſe. Die Forſtbedien-
ten mußten darauf ſehen, daß die Zaͤune nicht
ſpitzig waren, damit ſich das Wild nicht ſpie-
ße; die Fruchthuͤter werden angehalten, es
nicht zu verſcheuchen; es werden die oben im
vorigen Jahrhunderte angefuͤhrte Vergleiche,
wegen des Wildprets, angezogen, und zu
neuer Bekraͤftigung eingeruͤckt. Man erſiehet
aus allen, daß der Wildſtand damals in dem
Wuͤrtenbergiſchen nicht außerordentlich ſtark
geweſen; indeſſen findet man doch daſelbſt
Hirſche, Rehe, Schweine, Luͤchſe, Fuͤchſe,
Woͤlfe, Haſen p).


In dem Hennebergiſchen wurde durch den
Churfuͤrſt Johann Georg I. 1615, in der
Wald-, Forſt- und Holzordnung, vieles heil-
ſame wegen der Jagd verordnet; da bisher
unter den Grafen dieſer Gegenſtand nicht wirth-
ſchaftlich genug behandelt worden war. Die
Jagd- und Forſtbedienten werden angewieſen,
auf die Jagdgrenzen aufmerkſam zu ſeyn, und
ſelbige, wo es noͤthig iſt, zu berichtigen; die
Forſtmeiſter mußten neben den Jagdbedienten,
auf das kleine Weidewerk Acht haben, damit
ihm nicht Eintrag geſchehe. Die Haſen wur-
den von Petri Cathedra an bis Bartholomaͤi,
wo ſie am meiſten ſetzen, vor dem Schießen,
E e 2Hetzen
[436] Hetzen und Jagen geſichert; wie auch das ho-
he Wild. Ueber die Jagd waren geſetzt, Jaͤ-
germeiſter, Wildmeiſter, Jaͤger, Windhetzer,
Hegebereiter. Auch gegen die Wildſchuͤtzen
werden darinnen allerhand gute Anſtalten ge-
troffen; die Schaafhunde mußten mit zwey
Ellen langen Knuͤtteln verſehen werden, um
das Wild nicht zu ſcheuchen. Die Hirſch-
und Rehgeweihe mußte der Finder an den
Foͤrſter, und dieſer an den Jaͤgermeiſter ablie-
fern q). In dem Heßiſchen verordnete im J.
1613 die Landesordnung wegen der Jagd,
und erhoͤhete ſonderlich die Strafe der Wild-
ſchuͤtzen r). Allein es ergieng auch 1624 eine
beſondere Jagd- und Forſtordnung s). Sie
beguͤnſtiget das Wild ſehr, und ſcheint es faſt
zu ſehr auf Koſten der Unterthanen zu thun.
Sie unterſagt die hohen aufgeſpitzten Zaͤune
und tiefen Graͤben nahe bey den Waͤldern, und
erlaubt ſie nur bey Kohl- und Baumgaͤrten, zu-
naͤchſt an den Haͤuſern, um die Wieſen und
uͤbrigen Grundſtuͤcken, aber nur kleine. Man
ſiehet hieraus, wie das Umzaͤunen der Felder
auch in dieſen Zeiten in Deutſchland ſehr ge-
woͤhnlich war; die Strafen deswegen ſind hoch
angeſetzt. Es wird bey 50 Goldguͤlden un-
terſagt, ſo wie, daß die von Adel nicht ſollten
in
[437] in ihren Waͤldern Salzlecken anlegen, bey 100
Goldguͤlden verboten wird. Die Hunde muß-
ten geknuͤttelt und in Hoͤlzern am Stricke ge-
fuͤhret werden; den Huͤtern und Schaͤfern
wurde unterſagt, mit Rauch oder dem Horn-
blaſen das Wild zu ſcheuchen, und das Feld-
oder Wildhuͤten wurde ganz unterſagt.


Die heßiſche Landesordnung von 1665 t),
welche die Sophia Hedwich, als Wittib Vor-
muͤnderinn und Regentinn ergehen ließ, beſchaͤf-
tiget ſich ausfuͤhrlich mit dem Forſtweſen und
den Wildbahnen. Sie ſucht ſonderlich den
Nachtheil zu heben, den das Wild den Unter-
thanen brachte, und wird von dieſer Seite
ſehr unterrichtend. Sie beſchreibt den fuͤr ih-
re Unterthanen druͤckenden Wildſtand außeror-
dentlich traurig, und die Verordnungen die
deshalb ergiengen, machen dieſer Regentinn
Ehre, weil ſie eine der erſten fuͤrſtlichen Per-
ſonen zu ſeyn ſcheint, die hierinnen das In-
tereſſe der Unterthanen nicht durch ihr Cam-
merintereſſe leiden ließ, und nicht das Wild
hoͤher achtete als den Menſchen. Schon in
dem Jahre 1664 hatte ſie Verordnung zu
Abtrieb und Wegſchießung des Wilds aus den
Feldern ergehen laſſen; dennoch aber war das
Wild noch ſo haͤufig, daß es bis unter die
Thore der Staͤdte gieng, ſelbſt die Kaͤlber
E e 3da-
[438] dahin oder in das Feld ſetzte, und ſich weder
durch Feldhuͤter, noch Abhetzen, Wehren, Schre-
cken, Trommelſchlagen, Getoͤn, Geruf oder
Geſchrey abhalten ließ; vielmehr wurde das
junge im Felde erzeugte Wild an das Feld
gewoͤhnt, und zehrte Feld- und Wieſenfruͤch-
te auf. Daher ergiengen an die Regierung
beſtaͤndige Bitten um Erlaß. Die Urſachen
hiervon lagen theils an der allzuſtarken He-
gung des Wildes von den Vorfahren, wovon
noch die Jagdordnung vom J. 1624 einen
Beweis ablegen kann. Vornehmlich aber
war auch der Krieg eine Urſache, und in den
Feld- und Buſchhoͤlzern, Waldkoͤpfen, Vor-
hoͤlzern und Feldhecken; dieſe waren ehemals
ganz licht, ausgehauen, von der Unterthanen
Vieh betrieben und nie geheget worden; da
denn auch das Wildpret den Feldern nicht laͤ-
ſtig war, ſondern bloß in ſeinen tiefen und ho-
hen Waͤldern blieb. Nachdem aber bey den
unruhigen Kriegszeiten dieſe eben bemerkten
Orte ganz bewachſen, und von den Untertha-
nen, wegen Feindesgefahr und Mangel des Vie-
hes nicht betrieben werden koͤnnen, hatte das
Wildpret ſich aus den hohen Waͤldern und der
Wildbahn darein gezogen, und wurde wie in
der Wildbahn mit Fleiß geheget. Es wur-
den daher zufoͤrderſt die Feldhoͤlzer von den
Forſt- und Jagdbedienten mit Zuziehung der
Obrigkeit jedes Orts niedergehauen, die von
Waͤldern entlegenen Waldkoͤpfe aufgeraͤumt,
aus-
[439] ausgehauen und licht gemacht, die Vorhoͤlzer und
hohen Waͤlder ſelbſt an den Enden geoͤffnet, vor
und an den hohen Waͤldern tiefe und hohe
Wildgraben aufgeworfen, Zaͤune darauf ge-
ſetzt und lebendige Dornen oder ander Buſch-
werk daran gelegt und gepflanzet. Sie
verordnete die hohen Waldungen auch an den
Orten und Enden, wo es noͤthig waͤre, auf-
zuraͤumen und auszuhauen, damit ſich das
Wildpret darinnen verhalten und ſeine Atzung
haben koͤnne. Es mußte eine Gemeinde der
andern behuͤlflich ſeyn, vornehmlich die entle-
genen oder dem Walde naͤhern. Es mußten
in den Waͤldern Wildſcheuren und Schoppen
errichtet und mit Waldheu angefuͤllt werden,
damit das Wild im Winter Nahrung hatte.
Die hohe Gewaͤld- und Wildbahn mußte ſo
viel moͤglich ruhig und ſtill ſeyn, und keine
neuere Huͤtungen darinnen eingefuͤhrt werden,
wodurch das Wild aus denſelben verſcheuchet
worden waͤre, ſondern das Vieh der Unter-
thanen wurde in die Vor- und Feldhoͤlzer zur
Huͤtung verwieſen. Es wurde unterſagt,
Bauholz im Walde zu ſchlagen und zu zim-
mern, um das Wild nicht daraus zu verſcheu-
chen; wie auch keine Salzlecken zu Anreizung
des Wilds in die Vorhoͤlzer oder Feldbuͤſche zu
legen. Die Jaͤger und Foͤrſter mußten, um
den armen Unterthanen ſchleunig zu helfen,
mit den geſammten Gemeinden das Wildpret
mit Getoͤn, Schießen und Platzen aus den Fel-
E e 4dern
[440] dern und Feldbuͤſchen in die Waͤlder und Wild-
hahnen treiben, und ſolch Schrecken, Trei-
ben und Abhetzen im Fruͤhling und Sommer,
vor und nach der Erndte vornehmen. Das
Wild, ſo ſich durchaus nicht aus dem Felde
gewoͤhnen wollte, mußten die Foͤrſter und Jaͤger
wegſchießen, und das Geſchoſſene ſpecificiren,
und dem Oberfoͤrſter des Bezirks anzeigen.
Dagegen mußte das Wild in den hohen Waͤl-
dern geheget werden, die Gemeinden fleißige
und wachſame Feldhuͤter beſtellen. Durch
dieſe Verordnungen ſuchte man die verfallenen
und ausbleibenden Zinſen, Steuern und Ab-
gaben, die eben wegen des allzugroßen Wild-
ſchadens außenblieben und nicht erlegt werden
konnten, wieder gangbar zu machen. Ein vor-
trefflicher Beweis der ruͤhmlichſten Regierung
einer Dame, die das auf eine ſo einſichtsvolle
Art wieder gut zu machen wußte, was ihre
Vorfahren verderbten. In dem Caſſeliſchen
ergiengen 1683 und 1698 Forſtordnungen,
darinnen auch in etwas uͤber die Jagd verord-
net ward.


In dem Schwarzburgiſchrudelſtaͤdtiſchen
wurden nicht nur in der Forſtordnung vom J.
1626 verſchiedene hierher gehoͤrige Punkte be-
ſtimmt u). Allein ausfuͤhrlicher geſchahe es
in dem Jagdmandate von dem naͤmlichen Jah-
re. Man nimmt darinnen die loͤbliche Ruͤck-
ſicht
[441] ſicht auf die Feldfruͤchte der Unterthanen; da-
her, wenn wegen der Witterung die Aernde-
zeit verſchoben werden mußte, ſo wurde der
Anfang der Jagd beſonders beſtimmt. Die
uͤbrigen Theile derſelben gehen nicht ſowohl
auf das Oekonomiſche der Jagd, ſondern vor-
nehmlich gegen die Wilddiebe und heimlichen
Schuͤtzen, und gegen die verſchiedenen uner-
laubten Arten zu jagen; vornehmlich dringt
ſie auf das Knuͤtteln der Hunde. Die Be-
dienten bey der Jagd waren auch hier Jaͤger,
Einſpaͤnniger, welches wahrſcheinlich eine Art
fahrender Jagdpolizeybedienten waren, Hege-
bereiter, Holzfoͤrſter und Forſtknechte. In
dem Sondershaͤuſiſchen hatte man ſchon in den
Jahren 1623, 1646 und 1647 durch aller-
hand Verordnungen fuͤr die Jagd geſorgt,
und im Jahre 1673 erſchien in den naͤmlichen
Landen eine von neuem durchſehene. Ver-
moͤge deſſen war in dem Sondershaͤuſiſchen
die Jagd geſchloſſen von Eſtomihi bis Bar-
tholomaͤi; und die Strafe der Vergeher war
ſehr weislich ein Verbot, daß ſie binnen 5
Jahren nicht jagen durften. Es wurde ver-
ordnet, daß bey der freyen Jagd von Bar-
tholomaͤi bis Eſtomihi die Jagdberechtigten
doch auf die Feld- und Gartenfruͤchte der Un-
terthanen Ruͤckſicht nehmen mußten.


Sie nimmt uͤbrigens die naͤmlichen Zeit-
punkte fuͤr die offene und geſchloſſene Jagd an,
wie die vorhergehende. Sie verſchiebt die
E e 5Jagd
[442] Jagd wegen der aufgehaltenen Aernde, ſie un-
terſcheidet hohe und niedere Jagd; ſie ſcheint
eine der erſten zu ſeyn, welche gewiſſe Arten
von Verfolgung gegen die Raubſchuͤtzen ein-
fuͤhrt, vornehmlich ſie mit einen Schrotſchuß
zu verfolgen erlaubt. Sie unterſagt die ge-
ſpitzten Umzaͤunungen, unterſagt, das Vieh
an die Salzlecken hinzutreiben, damit es die-
ſelbe nicht verunreinige. Sie erlaubt die Ver-
ſcheuchung des Wildes aus den Krautfeldern,
durch einen an der Kette liegenden Hund.
Sie befiehlt uͤbrigens das Knuͤtteln der Hunde.
Endlich erfolgte noch 1701 eine Holzforſtord-
nung von Schwarzburg, fuͤr die untere Graf-
ſchaft Frankenhauſen. In dem Reußiſchen
wurde in der Forſt- und Jagdordnung fuͤr die
reußiſchplauiſchen Lande vom J. 1638, auch
wegen des Wilds verordnet, die Jagd wurde
von Faſtnacht bis Bartholomaͤi geſchloſſen,
und ſtrenge Geſetze gegen die Wilddiebe und
das unbefugte Wildſchießen gemacht v).


Auch in den ſtolbergiſchen Forſtordnungen
von 1642 wurde fuͤr die Jagd geſorgt. Die
Jagd war daſelbſt anſehnlich, und es wurden
in dem 19ten Artikel verſchiedene Mandate
erwaͤhnt, welche die Jagd betroffen haben.
Allein die Verordnungen ſelbſt ſind nicht ſo
ausfuͤhrlich, ſie erſtrecken ſich auf wenig an-
dere Gegenſtaͤnde, als auf Jagddiebereyen,
Knuͤt-
[443] Knuͤttelung der Hunde, und enthalten einige
Regeln, die ſowohl die Schonung des Wil-
des als die Voͤgel betreffen w). Die fuͤrſtlich
ſaͤchſiſchmagdeburgiſche Landesordnung vom
Jahre 1649 ſetzt auch gewiſſe Verordnungen
wegen der Wildbahn, der Jagden, des Schieſ-
ſens und andern Weidewerks feſt; ſie erſtreckt
ſich nicht nur auf die landesfuͤrſtlichen Jag-
den, ſondern auch auf die Jagden in den an
die landesfuͤrſtlichen angrenzenden Forſten,
und beruft ſich auf aͤltere Mandate von 1642,
1643, 1646 und 1648. Ein anderes erfolg-
te im J. 1659, welches ſich auf die von 1613,
1626, 1629, 1637 und 1650 beziehet, wor-
aus man erſiehet, daß die Jagd damals fuͤr
die magdeburgiſche Cammer wichtig geweſen;
eine churfuͤrſtlichbrandenburgiſche Holz- und
Jagdordnung fuͤr das Herzogthum Magde-
burg ergieng 1686 x), und noch andere da-
hin gehoͤrige Mandate, welche ſich auch bey dem
Fritſch finden y). In dem Braunſchweigiſchen
machte ſich ſonderlich Herzog Heinrich Julius
durch eine Jagdordnung vom J. 1603, Her-
zog Auguſt aber 1638, um die Jagd ver-
dient; beſonders ſuchte er das Verderben des
jungen Wildes zu verhuͤten, und befahl das
Knuͤtteln der Hunde. Er machte 1640 Ver-
ord-
[444] ordnungen wegen des gefundenen Wildes, und
ließ 1643 ein Edikt gegen das Wildſchießen
ergehen. Im Jahre 1645 ergieng ein Edikt
gegen die Wilddiebe, und ein anderes wegen
des Jagens und Kurens z). Auch erſchien
eine calenbergiſche Forſtordnung von 1678,
auch 1681 ein lauenburgiſches Jagdedikt, wo
ebenfalls dieſer Unterſchied zwiſchen hoher und
niederer Jagd bemerkt und beobachtet wird;
1676 ergieng eine neuere Jaͤgerordnung von
Kaiſer Leopold.


Vom Jahre 1602 findet ſich eine mar-
burgiſche Holzordnung, wo die Strafen fuͤr
die Waldverbrechen ſehr verhaͤltnißmaͤßig be-
ſtimmt ſind. Von der Stadt Ulm findet
ſich eine Weidewerksordnung vom J. 1639.
Es gehoͤrt hierher ferner eine braunſchweigi-
ſche luͤneburgiſche Maſtordnung von 1644.
Ein fuͤrſtlich Forſtreglement und Ordnungen
in dem Fuͤrſtenthum Blankenburg erſchien
1685, und ein andres Blankenburgiſches im
J. 1689.


Im Jahre 1700 verordnete die churmain-
ziſche Forſt- und Holzordnung im Eichsfelde
und die hoyerswerdiſche Forſtordnung auch
uͤber die Jagd.


In dem Brandenburgiſchen uͤberſahe man
auch in dieſem Jahrhunderte die Jagd nicht,
von Seiten der Regierungen. Es ergieng
1620
[445] 1620 eine Verordnung wegen des Wildpret-
ſchießens, und die Forſtordnung des naͤmlichen
Jahres verordnet gleichfalls wegen der Jagd,
und kennt auch die Eintheilung derſelben in
die hohe und niedere, 1653 gegen des unbe-
fugte Jagen, Schießen und Hetzen; 1663
ergieng ein Edikt wegen des Jagens und
Schießens zur Ungebuͤhr in der Uckermark;
1666 ergieng ein Edikt wegen der Hirſchhoͤrner
und Stangen; 1672 ergieng ein anderes
Edikt wegen der Wilddiebe und wegen Verar-
beitung der Wildhaͤute. 1681 erfolgte eine
Reſolution wegen der Jagdgerechtigkeit derer
von Adel in der Uckermark; ingleichen, daß
den Elendthieren und Hirſchen kein Schade
zugefuͤgt werden ſollte; wie auch ein Edikt
wegen Knuͤttelung der Hunde, und daß ſich
Niemand in der Wildbahn außer dem ordent-
lichen Wege betreten laſſe. 1681 ergieng eine
Jagd- und Holzordnung Churf. Friedrich Wil-
helms zu Brandenburg fuͤr Hinterpommern a).
1684 erſchien ein Edikt wegen der Hirſch-Wild-
und Rehhaͤute; 1689 ein anderes wegen Scho-
nung der Hirſche und Elendsthiere; ingleichen
eine Cirkularverordnung an einige Adeliche,
wegen der Jagdgerechtigkeit; 1693 erfolgte
ein Patent wegen der Wolfsjagden, und ein
anderes wegen Schonung des Rehwildprets,
wie auch wegen Schießung des Wildprets;
1695
[446] 1695 ergieng ein Edikt gegen das unbefugte
Jagen, Hetzen und Schießen; 1695 ein Edikt
wegen Schonung des Wildes, und ein ande-
res wegen der Wolfsjagden. Indeſſen findet
man doch keine beſondern Spuren von wichti-
gen oͤkonomiſchen Einrichtungen und Anſtal-
ten fuͤr die Jagd, die Schonung und etwa die
Beſtimmung der Jagdzeiten ausgenommen.


In dem Oeſterreichiſchen ergiengen ver-
ſchiedene Jagdedikte. Allein ſie beſchaͤftigten
ſich bloß mit Wilddiebereyen und deren Be-
ſtrafung; nur wenige enthalten einige oͤkono-
miſche Regeln. Vieles wird auch verordnet
in der Polizeyordnung von Oeſtreich unter
und ob der Ens, vom Jahre 1671 b).


In dem Trieriſchen wurde das Jagdweſen
durch die Landesordnung vom Jahre 1668
mit beſorgt. Sie war faſt durch das ganze
ſiebenzehnte Jahrhundert hindurch im Kriege
beunruhiget, und daher auch dieſes Geſchaͤft
ſehr zerſtoͤrt: hierzu kam, daß die haͤufige Wein-
kultur die Gegenden der ſtarken Wildbahn nicht
wohl erlaubte. Man mußte daher von Sei-
ten der Regierung hierauf Ruͤckſicht nehmen.


In den fraͤnkiſch brandenburgiſchen Laͤn-
dern ergiengen im ſiebenzehnten Jahrhunder-
te ebenfalls einige Verordnungen in dieſem
Geſchaͤfte c).


In
[447]

In dem Bareuthiſchen iſt die Jagd kein
allzuwichtiges Geſchaͤft, weil das Wild nicht
haͤufig iſt; deſto wichtiger war es von jeher fuͤr
die anhaltiſchen Lande.


In der Lauſitz ergieng 1661 eine Ober-
amtspublication des Landtagsſchluſſes von
dem naͤmlichen Jahre gegen die Raub- und
Wildſchuͤtzen, und das Jagen auf anderm
Grund und Boden. So ergieng auch 1673
ein Oberamtspatent gegen die Raubſchuͤtzen ꝛc.
Bauer- und Schaͤferhunde, wie auch gegen
das Jagen auf fremdem Grund und Boden,
und 1675 erſchien ein Oberamtspatent und
Renovation der Mandate gegen die Raub-
ſchuͤtzen ꝛc.; 1694 ergieng ein Oberamtspa-
tent gegen die Raubſchuͤtzen.


Was die verſchiedenen Jagdarten betrifft,
die in dieſem Jahrhunderte gewoͤhnlich waren,
ſo findet man ſie in den Jagdordnungen und
in den Schriften dieſer Zeiten. Es zeichnen
ſich darunter die Kampfjagden aus, worinnen
man die Grauſamkeit der Roͤmer nachzuah-
men ſuchte. Friedrich I. Koͤnig von Preußen,
pflegte oft Kampfjagden, wo Thiere mit ein-
ander kaͤmpften, zu halten, und erbauete
noch 1693 dazu ein beſondres Gebaͤude, wor-
auf eine beſondere Muͤnze gepraͤgt wurde d).


Vor-
[448]

Vornehmlich ſchreckt die Parforcejagd
die Menſchlichkeit, jenes unmenſchliche und die
Vernunft entehrende Vergnuͤgen. Sie ſcheint
den aͤltern deutſchen Nationen ſchon bekannt
geweſen zu ſeyn, wie Stiſſer aus wenigen al-
ten deutſchen Geſetzen dargethan hat; allein
naͤher ausgebildet haben ſie die Englaͤnder und
Franzoſen, von denen ſie die Deutſchen an-
nahmen. Sie nahm ihren Anfang zu Ende
des ſiebenzehnten, und nahm noch mehr zu,
im Anfange und Fortgange des achtzehnten
Jahrhundertes; doch wir wollen nicht durch
das verneuerte ausfuͤhrliche Andenken dieſes
den Menſchen entweihenden Vergnuͤgens ent-
ehren; ſondern es gleichſam mit dieſen Zeiten
dem Alterthume uͤbergeben. Das Ceremoniel,
welches man bey dergleichen Jagden beobach-
tet, haben verſchiedene beſchrieben, vornehm-
lich auch von Flemming e). Sie geſchahe
vornehmlich auf Hirſche, und war ein Vor-
zug der regierenden Herren, ſo, daß keiner der-
gleichen
d)
[449] gleichen nachthun durfte, und noch jetzt nicht
darf. Man beſtimmte dazu einen Hirſch, den
man aufjagte, und ſo lange verfolgte, bis er
ſeine Kraͤfte erſchoͤpft hatte, und todt nieder
fiel, da alsdenn der, der uͤber Menſchen und oft
uͤber mehrere Voͤlker zu herrſchen hatte, unter
dem laͤrmenden Getoͤne der Hoͤrner und lauten
Freuden der Schmeicheley, ein Zuſchauer der
ſchmauſenden Hunde war, die mit dem gefal-
lenen Wild ihren grauſamen erjagten Hunger
ſtillten.


Wir finden in dieſem Jahrhunderte auch
einen Jagdorden, naͤmlich den Jaͤgerorden des
guͤldnen Hirſches, welchen der letzte piaſtiſche
Herzog Georg Wilhelm zu Brieg 1672, bey
Gelegenheit einer Jagdluſt im Thiergarten da-
ſelbſt, ſtiftete. Das ordenskleinod war ein
von Gold geſchlagenes Eichenblatt, auf deſſen
einer Seite ein Hirſch, auf der andern aber
ein rothes Herz mit einem weiſſem Kreuz, wel-
ches auf der Bruſt an einem mit Golde durch-
wirkten Bande getragen wurde. Gryphius
giebt uns naͤhere Nachricht von den Geſetzen
und der Anzahl der Mitglieder dieſes Or-
dens f).


Ueberzeugt von den Nachtheilen der freyen
Puͤrſch, ſuchte man im ſiebenzehnten Jahrhun-
derte
II.Theil. F f
[450] derte das auszufuͤhren, was ſchon K. Maxi-
milian I. im Jahre 1502 einigermaßen mit
dem Boſſerhard, einem Diſtrikt der Memmin-
giſchen freyen Puͤrſch verſucht hatte, indem
er denſelben gegen die Unterthanen wieder ge-
bauet, und dieſes Verbot ſeitdem mehrmalen,
ſonderlich in den Jahren 1536, 1623, 1630,
1666, 1679 und 1680 wiederholt, daß die
Unterthanen ſelbiger Gegenden nie zum ruhi-
gen und ununterbrochenen Beſitz kommen koͤn-
nen. Man bemuͤhete ſich ſonderlich ſeit 1687
die ganze freye Puͤrſch in Schwaben aufzuhe-
ben, und in eine Wildbahn zu verwandeln,
und unternahm daher ſowohl bey dem Kaiſer
als auf den ſchwaͤbiſchen Kreistagen verſchiede-
ne Handlungen. Seit dieſen Zeiten erfuhr
die memmingiſche freye Puͤrſch mit den uͤbri-
gen ſchwaͤbiſchen gleiche Schickſale g); beſon-
ders wurde auf dem ſchwaͤbiſchen Kreistage
vom J. 1697 daruͤber gehandelt h).


Die Jagdlitteratur wird in dieſen Zeiten
nicht weniger ſtark und zahlreich, je mehr in
dieſem Jahrhunderte die Jagd ein vorzuͤgliches
Vergnuͤgen der Hoͤfe wurde, worinn man oft
auf Koſten der Unterthanen keine Grenzen kann-
te.
[451] te. Es erſchienen theils Ausgaben der Alten,
die von der Jagd geſchrieben i), theils Ueber-
ſetzungen der Auslaͤnder k), theils auch ganz
einheimiſche und eigene Schriften l), welche
ſie ſowohl kunſtmaͤßig als juriſtiſch behandel-
F f 2ten,
[452] ten, wie auch Naturgeſchichtsforſcher. Unter
die juriſtiſchen Schriften von der Jagd, gehoͤ-
ren die Arbeiten eines Schuͤtz, Schulz, My-
lius, von Sode, Schedius, Alberti, Roh-
renſee, Fritſch, Straus. Oekonomiſch haben
die Jagd die allgemeinen oͤkonomiſchen Schrift-
ſteller dieſes Jahrhunderts bearbeitet, welche
alſo auch hieher gehoͤren; vorzuͤglich aber En-
gelhard Wildmann; ingleichen der Verfaſſer
der Jaͤgerkunſt und Weidewerksgeſchrey, Nuͤrn-
berg 1610 und 1618. Ingleichen gehoͤren
hierher Vitus Bremer, der Verfaſſer des ad-
lichen Weidewerks, Lorber, Pauli, Conrad
Aitinger und Jacob Taͤnzer m).


So
[453]

So kann man auch die Jagdordnungen
dieſes Jahrhunderts als oͤkonomiſche Schrif-
ten anſehen, in ſo fern ſie auf oͤkonomiſche
Grundſaͤtze gebauet ſind, die ich aber hier nicht
wiederholen will, da ich ſie oben ausfuͤhrlich
angezeigt und durchgegangen habe. Ich
uͤbergehe die Schriften in den Huͤlfswiſſen-
ſchaften, welche außer meinen Grenzen liegen,
und mich zu allzuvielen Weitlaͤuftigkeiten ver-
leiten wuͤrden.


Jagd-
[454]

Jagdgeſchichte
des achtzehnten Jahrhunderts.


Ich mache den Anfang der Jagdgeſchichte
im achtzehnten Jahrhunderte mit der
Churſaͤchſiſchen, weil die Jagd hier durch vie-
le Verordnungen bereichert wurde.


Gleich zu Anfange des achtzehnten Jahr-
hunderts wurden in Churſachſen die Jagdzei-
ten und Jagdtermine nach dem neuen Ka-
lender eingerichtet; im J. 1703 die Anhal-
tung der mit Buͤchſen und Gewehr herum-
ſchweifenden Jaͤgerpurſche befohlen; um der
Jagd etwas aufzuhelfen, die durch allerhand
Uebel ſehr geſchwaͤcht war, wurden 1709 die
Koppel- und Niederjagden auf dieſes Jahr ein-
geſtellt. 1711 ergieng von neuem ein Man-
dat gegen die Wilddiebereyen, und 1712 ein
anderes den Anfang und die Endigung der
Jagdzeiten betreffend a); und noch ein anderes
wegen der Ruͤgenſachen in Jagd- und Forſtge-
genſtaͤnden. 1715 wurde alles Hetzen, Jagen,
Schießen in den Koͤniglichen und des Koͤnigl.
Churprinzens Gehegen um Dresden gaͤnzlich
unterſagt; 1716 ergieng ein Befehl gegen die
von einigen Lehnrichtern gemißbrauchte Nie-
der-
[455] derjagden, und unbefugte Verſtaͤrkung ih-
rer Schaͤfereyen, ein Beweis, daß man da-
mals nicht genug die Verbindung und Ver-
haͤltniſſe der oͤkonomiſchen Geſchaͤfte gegen ein-
ander erwogen. Im Jahre 1717 wurde
durch ein Mandat beſtimmt, was eigentlich
zur Hohen-, Mittel- und Niederjagd gehoͤre,
und wer Woͤlfe zu faͤllen berechtigt ſey. Ver-
moͤge deſſen gehoͤren in Sachſen zur hohen
Jagd Baͤre, Baͤrinnen, junge Baͤre, Hirſche,
Stuͤckenwild, Wildkaͤlber, Tannenhirſche,
Tannenwild, Tannenwildskaͤlber, Luͤchſe,
Schwane, Trappen, Kraniche, Auerhaͤh-
ne, Auerhuͤhner, Phaſanhaͤhne, Phaſan-
huͤhner, Vocken. Zur Mitteljagd: Reheboͤ-
cke, Rehe, Rehkaͤlber, hauende Schweine,
angehende Schweine, Keyler, Bachen, Friſch-
linge, Woͤlfe, Birkhaͤhne, Haſelhuͤhner, groſ-
ſe Brachvogel. Zur Niederjagd: Haſen, Fuͤch-
ſe, Daͤchſe, Bieber, Teicher, Seemeven,
Waſſerhuͤhner, Waſſerſchneppen. Im Jah-
re 1719 wurde die 1575 von Churfuͤrſt Au-
guſt gemachte Generalbeſtellung der Forſtbe-
dienten von neuem gedruckt und vertheilt und
den Beamten zur Publication und Beobach-
tung uͤberſendet.


Im J. 1731 ergieng ein Befehl wegen
Kloͤppelung der Hunde und Schonung der
Jagden auf ein Jahr, und dieſe Schonung
wurde 1732 durch ein Mandat noch auf ein
Jahr verlaͤngert. In dem naͤmlichen Jahre
F f 4er-
[456] ergieng ein anderes Mandat, wegen Kloͤppe-
lung und Innenbehaltung der Bauerhunde,
wie auch wegen Kuppelung der Jagdhunde,
um das Wildverſcheuchen zu verhuͤten; 1733
erſchien ein Mandat, welches die ins Freye
gelaſſenen Auerthiere zu ſchonen befohl; man
hatte verſchiedene derſelben aus dem Auergar-
ten bey Koͤnigsburg herausgelaſſen. Wegen
Einlieferung der abgeworfenen Hirſchgeweihe,
ergieng 1735 ein Generale; 1738 ein Man-
dat gegen die Raubſchuͤtzen; und 1739 wurde
ſogar die Miliz angehalten, den Jaͤgern ge-
gen die Raubſchuͤtzen beyzuſtehen; 1742 er-
gieng ein erneuertes Mandat wegen Einliefe-
rung der Hirſchſtangen; ſo ergiengen auch
1743, 1747 und 1748 verſchiedene die Jagd,
Jagdhunde, Forſtbediente und Jagdver-
brechen betreffende Verordnungen; 1763 er-
gieng ein Mandat wegen Schonung der Jag-
den auf gewiſſe Zeiten, wodurch man dem
durch Kriege zerſtoͤrten Wildſtand wieder auf-
zuhelfen ſuchte; und in dem naͤmlichen Jahre
ergieng ein Dekret an die Landſtaͤnde, welches
eine Erlaͤuterung des vorigen enthielt; auch
noch ein anderes Erlaͤuterungsmandat erſchien
in dem naͤmlichen Jahre; wegen der durch
Wildſchaden veranlaßten Beſchwerden und de-
ren Abſtellung erſchien 1766 ein Generalbe-
fehl.


Die ſaͤchſiſche Jaͤgerey iſt uͤbrigens ſehr
vorzuͤglich und anſehnlich. Nach dem Cam-
mer-
[457] merreglement vom Jahre 1700 war in dem
damaligen Cammeretat bloß der ordentliche
Gehalt der Jaͤgereyen an baarer Beſoldung
28000 Reichsthaler jaͤhrlich angeſetzt, dabey
jedoch die Jagdbedienten noch andere zufaͤlli-
ge Einkuͤnfte zogen b). Eine ſachſenquer-
furtiſche Jagd- und Forſtordnung des Her-
zog Chriſtians erſchien 1728. Im Jahre
1707 eine ſaalfeldiſche Wald-, Forſt-, Jagd-
und Weidewerksordnung von Johann Ernſt.
Eine Jagd- und Weidewerksordnung vom
Fuͤrſtenthum Weimar erſchien 1704.


In dem Brandenburgiſchen ergieng 1703
ein Edikt wegen Schonung des Wildes; 1705
einige wegen der Wolfsjagden und wegen
Schonung des Wilds zur Setz- und Brutzeit;
1707 unterſagte man, die Biber zu ſchießen
und zu verfolgen; 1713 wurde die Schonung
des Rehwilds anbefohlen; 1714, wo auch
die Ottern den naͤmlichen Schutz erhielten;
1715 wurde unterſagt, Haſen zu ſchießen;
1717, die Jagd nicht durch Schaͤfer auszu-
uͤben; 1718 ergieng ein Reſcript wegen Til-
gung der Raubthiere und Raubvoͤgel; 1730
ergieng ein Edikt wegen der Wilddieberey;
und 1734 ein Reglement wegen der Wolfs-
jagden; ingleichen 1738 eine koͤnigl. preuß.
Holz-, Forſt-, Jagd- und Grenzordnung
des Fuͤrſtenthums Muͤnden und der Grafſchaf-
F f 5ten
[458] ten Ravensberg, Teckelnburg und Lingen vom
J. 1738; und 1749 wurde vornehmlich die
Schonung des Rehwildes anbefohlen.


Die Verordnungen der beyriſchen Lande
finden ſich in dem beyeriſchen Geſetzbuche c).
Dieſe erſtrecken ſich auch auf die Oberpfalz d).


In dem Trieriſchen ergieng 1724 eine
Wald-, Forſt- und Jagdordnung. In dem
Heßiſchen ergieng unter andern auch 1724 ei-
ne Forſt-, Wald- und Weidewerksordnung.
Die Heſſencaſſeliſchen findet man in der Klein-
ſchmidiſchen Sammlung e). Eine lindauer
Forſt- und Wildordnung, ergieng 1749.
Eine bremiſche Teich-, Holz- und Jagdordnung
ergieng 1732; und 1749 erſchien ein Anhang
dazu. Die neueſte wuͤrtenbergiſche Wilderer-
ordnung iſt vom 20ſten Sept. des J. 1718 f).
Sie
[459] Sie enthaͤlt eine ausfuͤhrliche Vorſchrift we-
gen Beſtrafung derer, die entweder ſelbſt Wil-
derey getrieben oder daran Theil genommen.
Wider die Wilderer, in ſo fern die oͤffentliche
Sicherheit durch dieſelben geſtoͤrt wird, er-
giengen 1718 am 13 Auguſt, 1737 am 19
Junii, und am 10 Julii 1751 von dem hoch-
loͤblichen ſchwaͤbiſchen Kreiſe nachdruͤckliche
Verordnungen, welche auch ins Land publi-
cirt wurden. Außer dieſen finden ſich auch
noch beſondere Generalreſcripte, die zur Er-
laͤuterung der Wildererordnung dienen g).
An den Orten, wo freye Puͤrſch iſt, kann die
Wildererordnung nicht ganz Stattfinden; die-
ſe Orte gehet hauptſaͤchlich an die allgemeine
Puͤrſchordnung, wie es wegen des Weidwerks
in beeden obern und untern zwiſchen der Riß,
Donau und Pleu gelegenen freyen Puͤrſchdi-
ſtrikten ins kuͤnftige ſolle gehalten werden, wel-
che zu Ulm 1722 am 13 May erſchien. Es
haben die wegen der freyen Puͤrſch in Ober-
ſchwaben vereinigte Kreisſtaͤnde, von denen
Wuͤrtenberg, wegen eines im Oberamt Blau-
beuren befindlichen Diſtrikts, ein Mitglied iſt,
dieſe Ordnung verfaßt. Eine andere erſchien
1737 zu Stutgart unter dem Titel: Puͤrſch-
ord-
[460] ordnung, wie es wegen des Weidewerks in
den Staͤdten und Aemtern Balingen, Roſen-
feld, Ehingen, St. Georgen, wegen Rothen-
zimmern, Sulz, Dornhan und Alpirſpach,
in Gebrauchung des gnaͤdigſt ihnen nachgelaſ-
ſenen Gnadenjagens gehalten werden ſoll h).


Von dem Wuͤrtenbergiſchen finden ſich
Nachrichten in den Werken eines Gerſtla-
chers i) und Weiſſers k).


Die Churbraunſchweigiſch Luͤneburgiſchen
finden ſich in der Geſetzſammlung dieſer Laͤn-
der l). Es gehoͤrt hierher das Braunſchwei-
giſche Luͤneburgiſche erneuerte Forſtreglement
von Herzog Ludewig Rudolph, welches 1726
erſchien, die wolfenbuͤtteliſche Forſt- und Cam-
merordnung von 1729.


Die
[461]

Die Oeſterreichiſchen Verordnungen des
achtzehnten Jahrhunderts finden ſich ſonderlich
in dem Codice Auſtriacom), theils auch in
der Sammlung oͤſterreichiſcher Geſetze und
Ordnungen, ſo viel deren uͤber die im Codice
Auſtriaco
eingedruckten bis auf das Jahr 1720
weiter aufzubringen n).


In dem Zweybruͤckiſchen hatte die Landes-
commißion auch die Jagd mit zur Abſicht, ſie
wieder in Ordnung zu bringen, und der Zer-
ruͤttung in derſelben abzuhelfen und ſie wieder
herzuſtellen.


In der Oberlauſitz ward die Jagd von
Sachſen aus, durch das Oberamt zum allge-
meinen und der Cammer Beſten geleitet. Es
ergiengen daher 1703 ein Oberamtspatent ge-
gen Raub- und Wildſchuͤtzen, Fiſch- und
Krebsdiebe; 1726 machte das Oberamt die
Conventionalvereinigung und den Landtags-
ſchluß wegen des Weidewerks und der Fiſche-
rey bekannt. Man ſahe es alſo damals fuͤr
ſo wichtig an, die Sache fuͤr den Landtag zu
ziehen, woran aber auch die Landesverfaſſung
keinen geringen Antheil hat. Es erfolgte
1727 eine Oberamtspublication wegen Bekloͤp-
pelung der Schuͤtzen-, Schaͤfer- und Scharf-
rich-
[462] richterhunde. Im Jahre 1763 ließ das
Oberamt das Mandat wegen Schonung der
Hohen-, Mittlern- und Niedern-, auch Faſa-
nenjagde[n] publicieren; 1768 ergieng ein Ober-
amtspatent, wegen Erneurung der im Jahre
1726 publicirten Conventionalvereinigung
wegen des Weidewerks, auch der Raub- und
Wildſchuͤtzen.


In dem Mecklenburgiſchen ergieng eine
erneuerte vermehrte Forſt-, Holz-, auch Jagd-
und Wildordnung im Jahre 1706, worin-
nen auf die Jagdoͤkonomie beſondere Ruͤck-
ſicht genommen wird, und wodurch dieſes Ge-
ſchaͤft ſowohl fuͤr die Cammer, als den Pri-
vatvortheil der Unterthanen eingerichtet iſt.


Von der Stadt Zittau erſchien 1730 eine
Forſt- und Jagdordnung.


Im Steyeriſchen ergieng 1746 eine neuver-
faßte Jaͤgerordnung.


Eine fuͤrſtlich blankenburgiſche Jagdord-
nung erſchien 1718 in 4to gedruckt, und in
dem fuͤrſtlich blankenburgiſchen Directorium
vom Jahre 1730 iſt auch ein beſonderer Arti-
kel, wie die Forſtvrogen zu beſtrafen; 1735
zog man in dem Caſſeliſchen ſogar die Katzen
mit zur Jagd o).


Im
[463]

Im Jahre 1726 erſchien eine altenburgi-
ſche Jagdorgnung p). Uebrigens bleibt der
Jagdzuſtand der naͤmliche. Es breitete ſich
ſonderlich zu Anfang dieſes Jahrhunderts die
Parforcejagd ſehr aus; deren eigentliche Aus-
bildung und Verfaſſung wir aus England
und Frankreich erhielten. Der Landesherr
hat dieſe als eines der hoͤchſten Regalien, in
Ab-
o)
[464] Abſicht ſeiner Vaſallen und Unterthanen bey
dem Jagdrechte zum Voraus. Weil ſie aus
England und Frankreich kam, ſo nimmt man
daher auch die beſten Hunde. Sie war ſon-
derlich beliebt an dem Dresdniſchen, Coͤlni-
ſchen, Baͤrnburgiſchen, an dem Berliniſchen,
Hannoͤveriſchen, Darmſtaͤdtiſchen, Deſſaui-
ſchen und Waldeckiſchen Hofe. Am meiſten
erregte die Bewunderung die Einrichtung des
Baͤrenburgiſchen Hofs: ſie war aber auch fuͤr
Hunde, Pferde und Jaͤger am gefaͤhrlichſten,
weil die Parforcediſtrikte durch die gaͤheſten
Berge und tiefſten Thaͤler ſtrichen. Vor-
nehmlich hatte ſich um dieſe Einrichtung ver-
dient gemacht der Fuͤrſt Viktor Friedrich q).


Man findet aber auch außer dieſen noch
viele Arten von Jagden, welche zum Theil
ſchon alt ſind, zum Theil in dieſen Zeiten erſt
mehr aufkamen. Es gehoͤren hierher Haupt-
und Treibejagden, Beſtandjagden, Nacht-
jagden, welche ſonderlich bey dem Federwild
gewoͤhnlich waren, Luſtjagden, Klapperjag-
den, Cammerjagden, Waſſerjagden. Dieſe
Eintheilungen gruͤndeten ſich theils auf die
Art
[465] Art und Weiſe, wie die Jagden geſchahen,
theils auf die Werkzeuge, womit ſie geſchahen r).
Andere Arten von Jagden aber entſtanden
durch gewiſſe Rechte. Es gehoͤrt hierher die
Vorjagd, welche dem Landesherrn oft durch
das ganze Land vor Eroͤffnung der Jagd vor
andern mit der Jagd beliehene Perſonen zuſte-
het s). Dieſes findet ſich z. B. in dem Thuͤ-
ringiſchen t), in dem Schwarzburgiſchen u),
und gewiſſermaßen auch im Hildesheimi-
ſchen x). Ferner gehoͤren hierher die Koppel-
jagden, Geſammtjagden, Mitjagden, Gna-
denjagden, Ausjagd- und Truͤffeljagd, wel-
che letztere nur mißbrauchsweiſe Jagd heißt.


Man ſuchte die Hunde der ganzen Erde
auf, um das Jagdvergnuͤgen vollkommen zu
machen, daher iſt das Verzeichniß der Jagd-
hunde ſo reichhaltig. Es finden ſich darinnen
engliſche Tocken, danzicker Baͤrenbeißer, nie-
derlaͤndiſche Bollbeißer, Puͤrſch- oder Cours-
hunde, Sauruͤdden, Windſpiele, franzoͤſiſche
Parforcehunde, engliſche Parforcehunde, pohl-
niſche,
II.Theil. G g
[466] niſche, deutſche Jagdhunde, Leithunde,
Schweißhunde, Saufinder, Huͤhnerhunde,
daͤniſche Blendlinge, Barber- oder Waſſer-
hunde, engliſche Haſenhunde, Stoͤberhunde,
Otterhunde, Dachskriecher von zweyerley Art,
Waſſerhunde. Man war erfinderiſch fuͤr die
Werkzeuge zur Jagd. Einige Arten waren
zwar ſchon aus den vorigen Zeiten bekannt,
als das Schießen, oder das Fangen durch
Schleifen, Fuchsſtricke und Kloben, Netze.
Allein die hohen Tuͤcher ſind eine neuere Er-
findung, um das Jagen weniger gefaͤhrlich zu
machen. Sie ſind gemeiniglich 5 Ellen hoch,
daß kein Wild daruͤber kann, und ganzer 200
Ellen lang, ſie ſind mit Leinen, Ringen und
Heften zum Ausſpannen verſehen y). Man er-
fand verſchiedene Arten von Netzen, als Hirſch-
netze, Saunetze, Spiegel- und Prellnetze,
Wildgarne, Wolfsnetze, Rehnetze, Dachs-
hauben, Bieber- und Fiſchotternetze, Mar-
der- und Iltisgarne. Doch, wir koͤnnen
die Parforcejagd nicht ganz uͤbergehen, wie
ſie ſonderlich in dieſem Jahrhunderte zur Voll-
kommenheit gebracht worden; aber nicht, um
ſie als ein menſchliches Vergnuͤgen oder Be-
duͤrfniß in der Jagdgeſchichte aufzuſtellen, ſon-
dern als eine Barbarey der vorigen Zeiten, um
die unſrigen nicht dadurch zu entehren. Der
Fuͤrſt
[467] Fuͤrſt erklaͤrte ſeine grauſame Luſt dem Ober-
jaͤgermeiſter, und dieſer dem unter ſich haben-
den Jagdofficier und Jagdjunker, welcher dem
Jagdfourier abſendete, den Aufenthalt fuͤr den
Fuͤrſten und deſſen Gefolg zu beſorgen und einzu-
richten: dieſe nahmen auch zugleich einen Hun-
deknecht und Stallknecht zu ſich, um auch fuͤr
dieſe Einrichtungen zu machen. Nun ſuchte
man die Hirſche auf, die man dazu beſtimmte,
durch Leithunde und Beſuchknechte; dieſe mel-
deten die aufgefundenen dem Oberforſtmeiſter,
und dieſer dem Koͤnige, welcher ſich einen dar-
aus waͤhlte; dieſes wurde dem Jagdbedienten,
in deſſen Bezirk dieſer Hirſch war, gemeldet,
welcher nun berichten mußte, wo der Hirſch
gewoͤhnlich ſeine Zuflucht hinnahm, damit
man nach der Gegend zu die Vorlagen, oder
Relais anlegte; auf dieſen Vorlagen wurden
die alten Kuppeln mit den beſten Hunden und
friſchen unterlegten Pferden bereit gehalten.
Dem angekommenen Fuͤrſten wurde hierauf
von allem Bericht erſtattet, und ihm, und
jeder Standesperſon von ſeiner Suite, ein
Haſel- oder Birkenſtock, einer und einer halben
Elle lang und eines Daums dick, gereichet,
um im Jagen die Aeſte und Zweige der Baͤu-
me damit abzuhalten. Hierauf wurde der
Hirſch aufgeſucht, oder nach der Jaͤgerſprache
beſucht, ſodann aufgejagt, und von den Jaͤ-
gern und Hunden verfolgt, bis er entkraͤftet
hin ſtuͤrzte; da er denn, nach einigen vorherge-
G g 2gan-
[468] gangenen Ceremonien, eine Speiſe der Hunde
wurde.


Die Truͤffeljagd hat keinen andern An-
ſpruch in dieſer Jagdgeſchichte erwaͤhnt zu wer-
den, als ihren Namen; und ſelbſt die Jaͤger
wollen den Truͤffeljaͤgern ihren Namen ſtreitig
machen. Nach Sachſen kam ſie erſt in die-
ſem Jahrhunderte, im J. 1724: ob ſie vor-
her in Deutſchland bekannt geweſen, iſt mir
unbewußt. In die ſaͤchſiſchen Lande verſchrieb
zuerſt der Graf Wackerbart Truͤffeljaͤger aus
Italien. Sie ſind eine Art von Schwaͤm-
men oder Pilſen, deren Aufſuchung man Jagd
nennt.


Es wurden in dieſem Jahrhunderte zu Eh-
ren der Jagd und des Jagdpatrons verſchie-
dene Orden errichtet, oder erneuert. Von
der letztern Art war der Pfaͤlziſche Hubertsor-
den, welcher 1719 von dem Churfuͤrſten von
der Pfalz Johann Wilhelm, nachdem er in
Vergeſſenheit gerathen, wieder erneuert wur-
de. Dieſer Orden iſt zwar nicht zu Ehren
der Jagd geſtiftet, aber doch zu Ehren des
Jagdpatrons, des heil. Huberts. Jeder Ritter
hat die Hauptpflichten, dem Churfuͤrſten treu
und hold, und gegen die Armen barmherzig
zu ſeyn. Das Ordenszeichen iſt ein viereckich-
tes Kreuz mit einem Sterne an einem rothen
Bande auf der Bruſt und Mantel, die Wahl-
ſpruͤche ſind die drey alten mit gothiſchen
Buchſtaben geſchriebenen Worte: In Trau
vas.
[469] vas z). Die Wahl der Ritter ſoll allezeit
Capitulariter oder durch die meiſten Stimmen
geſchehen, und die Ordensguͤter in zwoͤlf Com-
mendureyen vertheilet werden. In den aͤltern
Zeiten ſollen die Ritter ein Halsband von Jaͤ-
gerhoͤrnern getragen haben, woran das Bild-
niß des heil. Huberts gehangen, daher man
dieſen Orden von Horn genannt a).


Ein anderer beruͤhmter wirklicher Jagdor-
den iſt der wuͤrtenbergiſche Hubertusorden b).
Ludwig ſuchte den Grund dieſes Ordens in
dem vorgeblichen Reichsjaͤgermeiſteramt des
Hauſes Wuͤrtenberg, und ſahe die Herzoge
gleichſam als geborne Jaͤgermeiſter des Reichs
an c). Meyer bemerkt, daß die Statuten
deſſelben 1702 gemacht worden, und daß da-
G g 3hin
[470] hin auch die Errichtung des Ordens falle.
Die Errichtung geſchahe von Herzog Eberhard
Ludwig, welcher auch 1718 die Statuten er-
neuerte und vermehrte. Ein jedes Glied die-
ſes Ordens hat die beſondere Erlaubniß, bey
allen Feyerlichkeiten, beſonders auf Jagden,
die der Ordensherr anſtellet, zu erſcheinen;
auch muͤſſen ſie vornehmlich Kenntniſſe in der
Jagd haben; jeder Ritter muß 20 Jahr alt
ſeyn, und 23 Jahre zaͤhlen, um in dem Or-
densrathe Sitz und Stimme haben zu koͤnnen.
Der Orden beſtehet aus dem Ordensherrn, dem
Großkanzler, einer willkuͤhrlichen Anzahl
fuͤrſtlicher und gefuͤrſteter Perſonen, nebſt 12
alten regierenden Reichsgrafen; ingleichen
aus 30 Rittern und einem Ordensſecretair.
Der erſte unter den Rittern, welcher allezeit
von fuͤrſtlichem Gebluͤte iſt, fuͤhrt zugleich das
Amt und den Namen eines Großkanzlers, und
einer der uͤbrigen Ritter iſt Ceremonienmeiſter.
Das Ordenszeichen iſt ein Kreuz von reinem
Golde mit rubinrothem Schmelzwerk uͤberzo-
gen, in der Geſtalt eines Maltheſerkreuzes
mit 4 ganz goldnen Adlern in den vier Ecken,
und zwiſchen den mittlern und untern Spitzen
jedesmal ein Jagdhorn. In der Mitte ſtehet
ein rundes gruͤngeſchmelztes Schild, worauf
an einer Seite ein von Gold erhobenes W
mit einem Herzogshute uͤber demſelben, ſo das
Herzogthum Wuͤrtenberg bedeutet. Auf der
an-
[471] andern Seite ſind drey goldene Jagdhoͤrner,
nach dem wuͤrtenbergiſchen Wappen in einan-
der geſchlungen, zu ſehen. Dieſes Kreuz muß
an einem ponceaurothen einer Hand breiten
ſeidenen candirten Bande uͤber den Rock, von
der linken Schulter zur rechten Seite hangend,
getragen werden. Auf den Roͤcken tragen
ſie an der linken Bruſt einen geſtickten ſilber-
nen Stern, in deſſen Mitte und Boden das
Ordenszeichen gearbeitet, ſammt der in einem
gruͤnen Ringe um daſſelbe mit Gold geſtick-
ten Deviſe des Ordens: amicitiae virtutisque
foedus.
Jeder Ritter muß das Ordenszei-
chen an dem Geſchlechtswappen, an der Or-
denskette hangend, Zeitlebens fuͤhren; die
Kette beſtehet aus gruͤnen emaillirten runden
Schildern, in deren einem ein von Gold erha-
benes Lateiniſches W mit einem Herzogshut,
und in dem andern drey goldene Jagdhoͤrner
in einander geſchlungen, zwiſchen beyden aber
jedesmal ein goldner Adler mit in die Hoͤhe
ausgeſtreckten Fluͤgeln ſtehet, der mit beyden
Klauen die Schilder haͤlt. Das Feſt der
allgemeinen Ordensverſammlung iſt am drit-
ten November am Hubertstage d).


G g 4Man
[472]

Man liebte vorzuͤglich auch in Beyern die
Jagd; daher finden ſich in dieſem Jahrhunder-
te ſo viel praͤchtige und vorzuͤgliche Jagdſchloͤſ-
ſer in Beyern, welche Flemming erwaͤhnt e).
Man ſtellte daſelbſt theils zu Waſſer theils zu
Lande praͤchtige Jagden an, deren ebenfalls
Herr von Flemming gedenkt. Unter den beye-
riſchen Jagdſchloͤſſern zeichneten ſich aus, Nym-
phenburg, das Schloß Dachau, Stahren-
berg, das Schloß Berg, Fuͤrſtenrid und
Schleißheim, das Haus der Baͤder oder Ba-
denburg. In dem Brandenburgiſchen waren
die Schloͤſſer Wuſterhauſen, Coͤpenick, Fried-
richsthal und Roſenthal. In Sachſen Hu-
bertsburg, Moritzburg, Pilnitz und Grillen-
burg. In Pfalz Schwetzingen, Hambach
und Beußberg. Im Braunſchweighannoͤve-
riſchen war Goͤrde. Im Wolfenbuͤtteliſchen
Harzburg, Langeleben und Walkenried. Im
Anhaltiſchen Woͤrlitz. In dem Bernbur-
giſchen Ballnſtadt und Wilhelmshof. In
dem Weimariſchen Haͤußdorf, Ettersburg,
Muͤnchen und Stuͤtzerbach. In dem Eiſe-
nachiſchen Wilhelmsthal. Im Gothaiſchen
Henneberg und Inſelberg. Im Wuͤrtenber-
giſchen Hohenaurach. Im Caſſeliſchen Wol-
kersdorf und Friedewalde. Im Darmſtaͤdti-
ſchen Kranichſtein und Jaͤgersburg. In dem
Oeſter-
[473] Oeſterreichiſchen Laxenburg, Ebersdorf, Schoͤn-
brunn und die Favoritta.


Die Aufhebung der freyen Puͤrſch wurde
in dieſem Jahrhunderte ſonderlich betrieben,
vornehmlich aber auf den ſchwaͤbiſchen Kreis-
tagen in den Jahren 1705, 1707 und 1708.
Man beſchwerte ſich ſonderlich ſeit dem Jahre
1740, daß keine Ordnung, vornehmlich in
dem Memmingiſchen, gehalten, daß die freye
Puͤrſch ganz veroͤdet, und den Wildſchuͤtzen
und anderm vagierenden Geſindel der Aufent-
halt in ſelbiger verſtattet, und hierdurch den
benachbarten Forſten nicht wenig Schaden zu-
gefuͤgt wuͤrde. Daher erſuchte 1744 der Rath
zu Memmingen die uͤbrigen freyen Puͤrſchver-
wandten durch ein Circularſchreiben, die Schon-
zeit zu beobachten, und auch die Ihrigen dazu
anzuhalten. Er wiederholte es 1751, und
beſtimmte den Seinigen die Hegezeit genauer.
Er ſetzte hierauf den 17ten Auguſt des Jahres
1751 eine Zuſammenkunft nach Memmingen
an, welches aber nur eine Praͤliminarconfe-
renz war, worauf 1752 am 28ſten Februar die
Hauptconferenz erfolgte, in welcher, nach Aus-
ſage des Protokolls f), durch die meiſten Stim-
men beſchloſſen wurde, daß nach bisheriger
Obſervanz, ſo lange die freye Puͤrſch in gegen-
G g 5waͤrti-
[474] waͤrtigem Stande verbleibt, jeder Territorial-
herr in ſolchen Gebot und Verbot, auch die
freyen Puͤrſchfrefler zu buͤßen und zu ſtrafen,
und deshalben die Stellung zu einer maͤßigen
Civilſtrafe als eine freye Puͤrſch, und kein
Forſtfrevel Statt haben ſolle. Das erſtemal
einen Dukaten, das anderemal das Doppelte.
Ferner wurde durch die meiſten Stimmen be-
ſchloſſen, die freye Puͤrſch abzutheilen; jedoch
wurde die Sache von vielen Staͤnden des
Kreiſes zur Ueberlegung gezogen.


Wichtig fuͤr die Jagdgeſchichte iſt auch der
Streit uͤber die Regalitaͤt der Jagd, und uͤber
das Erzjaͤgermeiſteramt. Was den erſtern
betrifft, ſo erhob er ſich ſonderlich ſeit dem
Jahre 1720, und wurde zwiſchen 1730 und
1740 am heftigſten. Die deutſchen Fuͤrſten
theilten ſich in 2 Hauptpartheyen, die eine war
fuͤr, die andere gegen die Regalitaͤt der Jagd.
Zu denen, die die Jagd auf den Zweifelsfall
als ein Regal anſahen, und ſie dem Prinzen
vorzugsweiſe zugeſtanden, gehoͤrte der Cam-
mergerichtsaſſeſſor Cramer g). Jedoch mehr
in ſeinen erſtern Jahren, da er noch als Pro-
feſſor dieſes ſtrenger vertheidigte, als nachher
als Cammergerichtsaſſeſſor, da er ſich etwas
geaͤndert und die letztern etwas beſſern Grund-
ſaͤtze in ſeinen Nebenſtunden vortrug. Auch
Fried-
[475] Friedrich Carl Buri in den Vorrechten der
alten koͤniglichen Bannforſte insbeſondere des
Reichslehnbaren Wildbannes zu der Drey-
eich h) behauptete ebenfalls, jedoch nach et-
was gemaͤßigtern Grundſaͤtzen die Regalitaͤt.
Ferner vertheidigte die Regalitaͤt Luͤbben, in
der gruͤndlichen Bewahrung des Jagdregals i).
Endlich gehoͤrte auch noch zu dieſer Parthey
der Herr von Ickſtadt, welcher ſeine Mey-
nung in verſchiedenen Abhandlungen dar-
that k).


Die Regalitaͤt der Jagden verwarfen, als
die vorzuͤglichſten Schriftſteller von dieſer Par-
they, Bilderbeck und Struben. Bilderbeck l)
widerſetzte ſich vornehmlich Luͤbben. Struben
fuͤhrte ſeine Meynung in einer Schrift von
1739
[476] 1739 aus m), und antwortete Cramern und
Buri in ſeinen Nebenſtunden n). Was nun die
Sache ſelbſt betrifft, ſo, glaube ich, haben beyde
Partheyen, und die meiſten Germaniſten noch
jetzt, nicht hinlaͤnglich unterſchieden, die alten
und neuern Zeiten, die Rechte der Kaiſer in ihren
Bannforſten, die zu Cammerguͤtern gehoͤrten,
von den Jagden in ganz Deutſchland; nicht
die Polizeyaufſicht in Jagdſachen von dem
Jagdregal, nicht die verſchiedenen Landesver-
faſſungen und den Urſprung der Regalitaͤt der
Jagd in den verſchiedenen Landen. Doch die-
ſes gehoͤrt in das deutſche gemeine und Laͤn-
derpartikularſtaatsrecht, nicht aber in die
Jagdgeſchichte.


Eine andere wichtige Streitigkeit entſtand
vornehmlich in dieſem Jahrhunderte uͤber die
Reichsjaͤgermeiſterwuͤrde. Eine groͤßere Auf-
merkſamkeit auf dieſes Amt verurſachte bey
dem Hauſe Sachſen vornehmlich die neue Chur
des Hauſes Braunſchweig, wo nothwen-
dig auch auf ein Erzamt gedacht werden
mußte, deſſen Auffindung dieſes Haus auch
ſehr eifrig betrieb. Der Churfuͤrſt von
Sachſen Johann Georg II. ließ ſich daher
1661 dieſes Reichsamt von dem Kaiſer Leo-
pold beſtaͤtigen, ob gleich auch die Jagdfolge
in
[477] in fremden Territorien ihn hierzu bewegt ha-
ben mag. Wie dieſes Amt an das Churhaus
Sachſen gekommen, iſt noch nicht hinlaͤnglich
aufgeklaͤrt. Struv behauptet, daß es 1350
von Carl VI. dieſem Hauſe ertheilt worden;
allein die Worte der Urkunden reden davon,
als von einer ſchon alten Gewohnheit. Es
heißt darinnen: Er leihe ihnen die ausgedruck-
te Lande und Herrſchaften mit allen Aemtern
und Herrlichkeiten damit ſie gewuͤrdiget und
ausgeſetzt ſind, von Alters her bey Namen
auch mit dem Wildpan als des Roͤmiſchen
Reichs Oberjaͤgermeiſter, als dieſelbe ihr Vater
Friederich und andere ihrer Voraͤltern vom
Reiche erworben haben. Horn muthmaßet,
daß vielleicht Ludwig der vierte daſſelbe geſtif-
tet, und Friedrich dem Ernſten dieſe Wuͤrde
verliehen, da die Geſchichte von ihm weiß,
daß er mehrere Dignitaͤten aufgebracht und
vertheilt hat; ſo errichtete er vornehmlich ei-
nen oberſten Schmuck- und Kronenwaͤrter.
Allein auch dieſes ſcheint nicht zureichend ge-
nug zu ſeyn, da doch in der Urkunde dieſes
Friedrichs bey ſeinen Voraͤltern Erwaͤhnung
geſchiehet. Carl IV. hat dem Markgrafen
von Meißen vier Diplomen deswegen zu Bu-
dißinn ertheilt, in dem Jahre 1350: dieſe,
wie auch die Ausuͤbung und den Poſſeß, in-
dem der Markgraf von Meißen ſein Amt 1356
zu Metz wirklich ausgeuͤbt, und die nachheri-
gen Beſtaͤtigungen ſind die Gruͤnde, worauf
dieſe
[478] dieſe Wuͤrde des Hauſes Sachſen beruhet. Es
hatte damals der Markgraf von Meißen in
dem Grafen von Schwarzburg ſeinen Unter-
oder Erbbeamten. Die Ausuͤbungsceremo-
nie geſchahe alſo: Der Reichsobriſtjaͤgermei-
ſter, der Markgraf von Meißen, kam mit ſei-
nem Unterjaͤgermeiſter, und hatte drey Jagd-
hunde und viele Jagdmuſik bey ſich, womit
ſie großen Laͤrm machten, und brachten einen
Hirſch und ein wild Schwein fuͤr die Tafel des
Kaiſers getragen o).


Außerdem erſcheinen bey dieſem Streite
auch die alten Herzoge von Kaͤrnthen, nach de-
ren Abgange das Haus Oeſterreich in daſſelbi-
ge gefolgt ſeyn ſoll. Allein Frankenſtein p)
erklaͤrt den Magiſer ſehr falſch; hierzu koͤmmt
noch, daß in dem Lehnbriefe, welchen Ludwig
der Beyer 1335 dem Hauſe Oeſterreich wegen
Kaͤrnthen ertheilt, ſich nichts davon findet.
Zwar iſt nicht zu laͤugnen, daß Herzog Ru-
dolf
[479] dolf von Oeſterreich im vierzehnten Jahrhun-
derte dieſen Titel wirklich gefuͤhrt. Es gehoͤrt
hierher vornehmlich eine Urkunde von 1359 q).
Dennoch ſcheint dieſe Urkunde verſchiedener
Umſtaͤnde wegen verdaͤchtig. Außerdem pre-
tendiren noch die Herzoge von Juͤlich, von
Pommern, von Wuͤrtenberg, und die Fuͤr-
ſten von Schwarzburg, deren Gruͤnde hier an-
zufuͤhren und zu widerlegen zu weitlaͤuftig waͤ-
re, da es ſchon Horn gethan hat r). Es
wird uͤbrigens mir ſehr wahrſcheinlich, daß
dieſe Reichsoberjaͤgermeiſterwuͤrde der Mark-
grafen von Meißen und Churfuͤrſten von
Sachſen die wahre Veranlaſſung zu der Re-
galiſirung der Jagd in Sachſen ſey.


In der Jagdlitteratur zeichnet ſich in die-
ſem Jahrhunderte vornehmlich aus, der Herr
von Flemming. Er machte ſich verdient um
die Anatomie der jagdbaren Thiere, um ihre
Wartung, Unterhaltung, vornehmlich aber
um ihre Anatomie. Er ſtellte eigene Verſu-
che uͤber die Anatomie dieſer Thiere an; ſo zer-
legte er 1718 einen Spießhirſch, den er aus
ſeinem Thiergarten zu dem Ende ſchießen ließ; ſo
zerlegte er auch ein tragendes Wild, einen Keiler,
durch Vorſorge des Hrn. Graf. von Solms auf
Sonne-
[480] Sonnewalde s), und durch naͤmlichen erhielt
er ein Reh zur Anatomie. Er anatomirte
auch einen Fuchs, einen Dachs. Sein Werk
enthielt zwey Haupttheile, der erſte deſſelben
iſt in 6 Unterabtheilungen vertheilt, und ent-
haͤlt im erſten die phyſiſchen Bemerkungen und
Unterſuchungen der Erde; im zweyten die
Anatomie der jagdbaren Thiere; im dritten
die Hunde; im vierten die Lage der Waͤlder
und die Umſtellungen derſelben; im fuͤnften
von den Jagden uͤberhaupt. In einem An-
hange ſind wichtige Nachrichten uͤber die Fal-
kenbeize, uͤber die Phaſanerie, uͤber den Huͤh-
nerfang, uͤber das franzoͤſiſche Lauf- und Flug-
ſchießen, von einen deutſchen Federſchuͤtzen;
von
[481] von dem Vogelſtellen, und endlich ein Jaͤger-
kalender. Dieſer erſte Theil enthaͤlt auch ein
Jagdwoͤrterbuch, darinnen die vornehmſten
Jagdkunſtwoͤrter erklaͤrt ſind t). Im zwey-
ten Haupttheile handelt er von vielen in das
Forſtweſen gehoͤrigen Dingen, von verſchie-
denen Jagd- und Fangarten, von dem Vo-
gelwild, von der Jagdwiſſenſchaft und aller-
hand Jagdcerimoniel.


Die meiſten uͤbrigen Schriftſteller behan-
deln das Jagdweſen entweder bloß juriſtiſch
oder hiſtoriſch, oder kunſtmaͤßig, ſehr wenige
oͤkonomiſch und finanzmaͤßig.


Unter die erſtern gehoͤren Harprecht u),
Otto, Hofmann, Goͤbel, Ludwig, Baſti-
neller,
II.Theil. H h
[482] neller, Streit, Meier, Eyben, Beck und
Riccius, Beuſt, Crell, Kreiſig, vornehm-
lich auch die Verfaſſer der Streitſchriften uͤber
die Regalitaͤt der Jagd, welche ich oben ange-
fuͤhrt habe.


Jaͤger- und kunſtmaͤßig ſchreiben davon
Johann Flemming, Hermann Friedrich von
Goͤchhauſen, ein Ungenannter, Doͤbel, Buͤch-
ting, ein Unbekannter unter dem Namen Ale-
xander Sincerus, Johann Wilhelm von Puͤr-
ſen, von Heppe, Becher, Pfalzer. Einige
Schriftſteller beſchaͤftigten ſich mit der Jagd-
ſprache, und daher erſchienen verſchiedene Jaͤ-
ger-
u)
[483] gerlexika und Onomatologein v), worunter
vornehmlich Großkopf, Herr von Heppe und
H h 2der
[484] der Verfaſſer der Onomatologia Foreſtalis ge-
hoͤren w).


v)


Geſchichte
[485]

Geſchichte
des
Vogelfangs und der
Vogeljagd

ſeit dem ſechzehnten Jahrhunderte bis auf
unſere Zeiten.


Im ſechzehnten Jahrhunderte.


Der Vogelfang macht einen nicht unwich-
tigen Theil der Jagd aus; daher er
auch mit der Jagd gleiche Schickſale hatte.
Man kannte die Auerhaͤhne, die man nach Co-
lern im Februar ſchoß, die Rebhuͤhner, die
Kybitte, Staare, Amſeln, Droſſeln, und
es war ſonderlich in den Seeſtaͤdten verboten,
von Mariaͤ Verkuͤndigung bis auf Heimſu-
chung, keine Eyer auszunehmen, wilde En-
ten, Gaͤnſe, Storche, Tholen, Kraniche,
Nachtigallen, Lerchen, Staare, Nußhauer,
Tauben, Elſtern, Raben, Kraͤhen, Eulen,
Kauze, Stieglitze, Haͤnflinge, Zeiſige, Trap-
pen, Faſanen, Auerhaͤhne, Haſel- und Bir-
kenhuͤhner, Guͤmpel, Kraniche, Finken; man
kannte die Schwanen, Reiher, Taͤucher. Die
wilden Gaͤnſe und Enten ſchoſſen ſie auf Floͤſ-
H h 3ſen,
[486] ſen, worauf ſich kleine Schießhuͤtten von
Schilf befanden a).


Man hatte verſchiedene Arten die Voͤgel
zu fangen. Es geſchahe mit Habichten, Ne-
tzen, Thonen, Sprengeln, Schlaͤgen, Bauern,
Pommet, Meiſenkaſten, Leimruthen, Klo-
pen, mit Gemaͤlden b). Sie kannten die Fal-
konerie, d. i. die Kunſt durch Raubvoͤgel an-
dere zu jagen. Hierzu ſind vornehmlich faͤhig
der Adler, Habicht, Falke, Blaufuß, Sper-
ber, Sprinz, Cureus, und man ſchreibt die
Erfindung einem gewiſſen Koͤnig Daucus zu c).
Man jagte mit den Habichten Haſen, Ca-
ninchen, Rebhuͤhner, Wachteln, Birkhuͤh-
ner, Auerhaͤhne: die Habichte ſelbſt fieng man
mit einen Waſſerhuhn, die Falken mit einer
zahmen oder wilden Taube. Man kannte da-
mals verſchiedene Arten von Habichten, wel-
ches ein Beweis iſt, wie damals die Jagd zum
Studium der Naturgeſchichte angetrieben.
Man unterſchied die Buchſarn, (Buteo,) den
Ahr, (Aeſulo,) den Falken, (Curcus,) den
Blaufuß, (Stellarius accipiter,) den Tauben-
falken, (accipiter Palumbarius,) den Habicht,
(ſubbuteo,) den Stoßfalken, (Pernix oder Gry-
ſofalco,
) den Sperber, (Perca oder Niſus,)
der Roͤttelgeyer, (Accipiter Fringillarius,)
den
[487] den Huͤhnerahr, (Accipiter Rubetarius,) den
Baumfalken, (Accipiter leuis,) den Berg-
falken, (Accipiter Cylindus.)


Unter den Arten, die Voͤgel zu fangen, iſt
der Fang mit Gemaͤlden und mit Spiegeln.
So fieng man die Rebhuͤhner, wenn ſie ſich
mauſtern, im Spiegel, man trieb die Sper-
linge und Wachteln mit gemalten Thieren in
Netze, die Faſanen fieng man mit gemalten
Faſanen, die Droſſeln, Amſeln, Schnarren,
Ziemer, in den Thonen mit rothgefaͤrbten hoͤl-
zernen Eberſchein oder Vogelbeeren d). Die
Meelen im Rhein mit gemalten Fiſchen. Im
ſechzehnten Jahrhunderte kamen auch die Ca-
narienvoͤgel von den canariſchen Inſeln durch
die Portugieſen nach Europa, und durch den
Handel nach Deutſchland; anfangs ließ man
nur die Haͤhnchen heraus, um das Fortpflan-
zen zu verhuͤten. Der Lerchenfang war ſchon
damals ſehr ausgebreitet, und geſchahe mit
Netzen bey der Nacht; von dem Treiben ſcheint
man noch nichts zu wiſſen, denn nach dem
Coler fieng man ſie nur, wie ſie einzeln auf
dem Felde ſich fanden.


Der wilde Entenfang war ſonderlich
ſtark in dem Mecklenburgiſchen und der Mark.
In der letztern geſchahe es jaͤhrlich zweymal,
H h 4zuerſt
[488] zuerſt im Sommer um Johannis, wenn ſie
ſich mauſtern und die Federn verlieren, da
ſie dieſelben auf einen Haufen zuſammen und
in die Netze treiben; darnach toͤdten ſie dieſel-
ben mit ihren Rudern oder erwuͤrgen ſie ſonſt;
ſodann fahen ſie ſie auch haͤufig im Sommer
in Netzen. Die ſtaͤrkſten Entenfaͤnge waren
zu Trebbin, Barmin, Friedland, Quappendorf,
Breyzen an der Oder, Freyenwalde, Latzyn,
Gorgiſch. In dem Meckelnburgiſchen war der
wilde Entenfang zu Wißmar und laͤngſt dem
Seeſtrande hin im Herbſte ſehr ſtark. Man
fieng ſie mit Netzen unter dem Eiße; ſo ſchoß
man auch die Enten und Schwanen hinter
den Leitpferden; man fieng ſie durch einen
braunen abgerichteten Hund, auf den ſie los-
gehen.


Man ſchoß ſie ferner von Floͤſſen aus,
welches vornehmlich in dem Meißniſchen
gewoͤhnlich war, ſo auch durch abgerich-
tete Lockenten, welches bey allen geſelli-
gen Voͤgeln anwendbar iſt. So gieng man
auch den Schwanen nach, und ſchoß ſie von
Floͤſſen, wenn ſie mit dem Kopfe unter dem
Waſſer waren, oder fieng ſie mit Hunden.
Man nahete ſich ihnen mit einem weißen Tu-
che e). Die Rebhuͤhner, Faſanen und Birk-
huͤhner kamen haͤufig aus Moskau, wo ſie
ſehr
[489] ſehr in Menge und wohlfeil waren f). Die
Faſanen waren in den damaligen Zeiten ein
Vorbehalt der Fuͤrſten: man haͤlt’s, ſagt Co-
ler g), fuͤr ein fuͤrſtlich Wildpret. In dem
Churſaͤchſiſchen war ein beruͤhmter Faſanengar-
ten des Churfuͤrſten zu Annaberg. Man maͤ-
ſtete unter andern auch die Faſanen, und
machte ſie mit Weizen und Gerſtenmehl inner-
halb 10 Tagen fett, man machte ihnen
davon theils Muͤſer theils Suppen. Die
Auerhaͤhne, Waldhuͤhner, Steinhuͤhner und
Faſanen fiengen die Vornehmen meiſt des
Abends mit Fackeln, wodurch ſie geblendet
wurden h).


Die Jagd auf Vogelwild war ebenfalls
ein Gegenſtand der Vorſorge der Cammer
und der Polizey. Sie war in dem Braun-
ſchweigiſchen wegen der vielen Waldungen
groß, daher in dem Jagdedikt des Herzogs
Heinrich des Juͤngern vom J. 1559 unter-
ſagt wird, die Antvoͤgel, Enten, Reiger
und ander Federwild, auf den Teichen und
andern fließenden Waſſern und Suͤmpfen,
und an andern Orten, wo es der Cammer al-
lein gehoͤrt, zu ſchießen und zu fahen,
wie auch in dem Befehle von 1567,
H h 5worin-
[490] worinnen ſonderlich wegen der Huͤhnerjagd
Vorſehung getroffen wird.


In der fuͤrſtlich mecklenburgiſchen Landes-
ordnung vom J. 1562 wurde unter andern
auch verboten, zwiſchen Faſtnacht und Jaco-
bi keine wilden Enten, Gaͤnſe, Kraniche,
Trappen, Rebhuͤhner und noch anderes Fe-
derwild zu fangen, ſchießen oder pirſchen, noch
ſonſt die Legeeyer oder Jungen dieſer Voͤgel
auszunehmen.


In der fuͤrſtlich anhaltiſchen Landesord-
nung vom J. 1572, im 26 Titel, wird der
fuͤrſtliche Vogelfang und Jagd vornehmlich
gegen Eingriffe und Diebereyen geſichert; es
wird unterſagt, wilde Huͤhner, Gaͤnſe, En-
ten, Trappen, Auer- und Birkhaͤhne oder
anderes Federwild in den fuͤrſtlichen Gehoͤl-
zen, Feldern, Waͤſſern, Teichen, Gehegen
zu ſchießen und zu fahen; wie auch die Eyer
und jungen Vogel, auch wilde Enten zur
Unzeit auszunehmen i).


In dem Saͤchſiſchen findet man im ſech-
zehnten Jahrhunderte faſt die meiſte Vorſor-
ge von Seiten der Regierung fuͤr das Feder-
wild. Schon in den Landesordnungen wa-
ren daruͤber Verordnungen geſchehen. So
verbot Moriz k) 1543 in der Landesordnung,
von
[491] von Faſtnacht bis Johannis keine Voͤgel zu
fahen, noch die Brut wilder Enten, Faſa-
nen, Auerhaͤhne, Birkhaͤhne und wilden
Huͤhner zu verderben: die Strafe war anſchn-
lich, und beſtand in 100 Scheffel Hafer. Es
iſt dieſes auch zugleich der Beweis, daß da-
mals ſchon Faſanen in Sachſen geweſen l).
Ein Gleiches that Churfuͤrſt Auguſt in dem
Ausſchreiben von 1555 m).


Im Jahre 1573 erfolgte ein Patent we-
gen des Fahens und Schießens allerley Feder-
wilds; im J. 1575 ein Mandat Churfuͤrſt
Auguſts, wegen des Federwildes, ſolches
außer der Zeit nicht zu fahen noch mit dem taͤg-
lichen Schießen ſcheu zu machen. In dem
Beyeriſchen war, wie aus der Jagdordnung
erhellet, der Vogelfang und die Jagd auf das
Gefluͤgel ſehr wichtig. Es kommen vor, Ober-
falkenmeiſter und Falkenmeiſter. Man hielt
Jagd auf die Voͤgel durch Fahen und Schieſ-
ſen, mit dem Kloben und auf dem Vogelheerd.
Man jagte Huͤhner, Wachteln n), Rebhuͤh-
ner, Krametsvoͤgel, Haſelhuͤhner, Auerhaͤh-
ne und Spielhaͤhne, wilde Tauben und Rin-
geltauben, Lerchen, Schneppen, Falken,
Blaufuͤße. Man ſtellte ihnen nach durch
Stan-
[492] Stangen, welches aber im 25 Cap. unter-
ſagt wird, Fallen, Gerichte und Maͤſchen.
Es kam vornehmlich viel dergleichen Gefluͤgel
aus Boͤhmen. Die Vogelheerde giengen auf
mit Bartholomaͤi o). Vom erſten Julii an
bis Martini p) war der Vogelfang offen.
Die Rebhuͤhner durften nicht anders als mit
Bais, Huͤhnerbeeren, Deck, Schnee und
hohen Netzen gefangen werden; von 12 gefan-
genen Huͤhnern mußten zwo Hennen und ein
Hahn wieder ausgelaſſen werden. Es wurde
unterſagt, die Eyer auszunehmen, und die
Neſter ſo haͤufig zu zerſtoͤren, die Lerchen vor
Jacobi nicht zu fangen. Nicht weniger ſorg-
te man in dem Hohenlohiſchen fuͤr das Feder-
wild. Es werden in der Jagdordnung von
1579 daſelbſt erwaͤhnt, Haſel-, Feldhuͤhner,
Wachteln, Entvoͤgel, Schneppen, Ringel-
tauben, Reiger, Lerchen, Finken. Sonder-
lich nahm auch die Regierung den Blaufuß,
Habicht, Sperber und Stoßfalken in Schutz,
wobey man ſonderlich auf die Falkenjagd ſahe;
daher finden ſich auch in dieſem Lande Falk-
ner q).


Auch in der wuͤrtenbergiſchen Jagdord-
nung vom Jahre 1595, welche ſich bey dem
Fritſch in franzoͤſiſcher Sprache befindet, ſind
be-
[493] beſondere Capitel wegen des Vogelfangs. Es
werden verſchiedene Arten ſie zu fangen und
zu jagen, ingleichen das Ausnehmen der Eyer
unterſagt; doch finde ich daſelbſt keine Faſa-
nen.


In der von 1588 habe ich von Vogelwild
nichts gefunden; und da auch in der von 1595
nur wenige Arten von Gefluͤgel genannt ſind,
ſo wird es wahrſcheinlich, daß das Federwild
und Gefluͤgel im Wuͤrtenbergiſchen damals
nicht ſo haͤufig geweſen.


In dem Brandenburgiſchen finde ich kei-
ne beſondere Verordnung daruͤber in dem
ſechzehnten Jahrhunderte, außer was etwa in
der Landesordnung und in einigen Edikten ge-
gen Wilddiebereyen oder auch in den Forſt-
und Holzordnungen enthalten iſt.


Was die Litteratur des Vogelfangs be-
trifft, ſo hat Deutſchland darinnen ſehr alte
Werke. Man darf nur an das von Friedrich
II. denken. Ein altes wichtiges Werk fuͤr
dieſe Litteratur erſchien in dieſen Zeiten zu
Augſpurg, naͤmlich die Buͤcher Kaiſer Frie-
drichs II von der Falkenjagd. Es war in
Pergament in des Camerarii Bibliothek aufbe-
halten worden, und erſchien 1596 zu Aug-
ſpurg. Das Manuſcript ſelbſt war an vielen
Orten zerriſſen und verſchabt, daher finden
ſich in dem Abdrucke viele Luͤcken; ſo ließ man
auch verſchiedene Figuren und Gemaͤlde, die
in der alten Handſchrift befindlich waren, bis
auf
[494] auf den Manfred, welcher mit koͤniglichem
Putze auf einem Stuhle ſitzt, und vor ihm
zwey Falkoniere, welche Falken auf der Hand
haltend, nieder knieen, weg. Es be-
ſtehet aus 2 Buͤchern, davon das erſte 57
Capitel, das zweyte aber 80 enthaͤlt. Alber-
tus Magnus hat groͤßtentheils das Ausgelaſ-
ſene in 24 Capiteln zugeſetzt r).


So gehoͤren auch hierher die Scriptores
rei accipitrariae,
welche zu Baſel 1578
durch Rigaltium erſchienen; Albertus Ma-
gnus s) und einige andere.


Allein wir bleiben jetzt vornehmlich bey
der eigentlichen Litteratur des 16ten Jahrhun-
derts ſtehen. Es gehoͤren hierher alle dicje-
nigen, welche ich bey der Jagd angefuͤhrt ha-
be, z. B. das zu Strasburg 1530 erſchie-
nene Weidewerk, Voͤgel zu fahen, mit Raub-
voͤgeln, Stricken, Lein, Geſchoß und die
uͤbrigen andern. Außer dieſen noch ein eben-
falls 1530 in 8. erſchienenes Buch eines Un-
genannten, unter dem Titel: Neue und be-
merk-
[495] merkte Recepte, Fiſche und Voͤgel zu fahen,
mit den Haͤnden, Reißen, Ringeln, Hamen,
Netzen. Vornehmlich verdient auch Coler
bemerkt zu werden, welcher in ſeinem Kalen-
der, ſo wie in dem Hausbuche, vieles uͤber den
Vogelfang beygebracht hat. Auch gehoͤrt
hierher Conrad Geßner, jener große Natur-
forſcher des ſechzehnten Jahrhunderts, der die
Naturgeſchichte der Voͤgel bearbeitete t).


Im ſiebenzehnten Jahrhunderte.


Die Faſanerien breiteten ſich in dieſen Zei-
ten mehr aus. Die Faſanen kommen ſo, z.
B. wie in der Churſaͤchſiſchen Landesordnung
vom J. 1603, wo auch uͤberhaupt eine vor-
zuͤgliche Stelle von dem Vogelfang iſt. Es
wurde darinnen eine Verordnung von 1543
wiederholt, daß von Faſtnacht bis Johannis
Baptiſta keiner Voͤgel fangen, ſondern man
ſich bis dahin deſſen enthalten ſolle, und bey
Strafe von 100 Scheffeln Hafer verboten, daß
Niemand Voͤgel, wilde Enten, Faſanen,
Auerhaͤhne, Birkhaͤhne und wilde Huͤhner-
brut
[496] brut vorſetzlich verderbe; ingleichen, daß die
Voͤgel nicht im Wiederfluge gefangen werden
ſollen. Außerdem waren in Sachſen auch wil-
de Gaͤnſe, Trappen, Kraniche, Rebhuͤh-
ner u).


1626 wurde die Verſcheuchung des Feder-
wilds von Brut und Eyern verboten, wie auch
Zeiten beſtimmt, wo der Vogelfang, wie auch
das Fiſchen nicht Statt haben ſollte. In ei-
nem Mandat von 1698 wurde Verordnung
getroffen, gegen das unbefugte Schießen und
Fahen der Faſanen, Rebhuͤhner und wilden
Enten.


In dem Sachſenaltenburgiſchen waren
ebenfalls 1653 die Faſanen, wilde Enten,
Gaͤnſe, Trappen, Kraniche und Reiher zu
ſchießen unterſagt, und ſcheint ganz als Re-
ſervat angeſehen zu werden y); ſo wird auch
der Vogelfang von Faſtnacht bis Johannis
geſchloſſen, und das Eyerausnehmen unter-
ſagt. In der weimariſchen Forſt- und Jagd-
ordnung vom J. 1646 wird das Ausnehmen
der Voͤgel im Fruͤhlinge unterſagt; die Vo-
gelheerde und Geſtelle mußten durch den Ober-
knecht mit Vorwiſſen des Jaͤgermeiſters um
einen
x)
[497] einen Vogelzins vermiethet werden. In ei-
nem Regiſter wurde verzeichnet, wie hoch die
Vogelheerde vermiethet und wo ſie gelegen.
Nur die Unterthanen durften Vogelheerde an-
legen, welche die Niederjagd hatten. Es
wurde unterſagt, in den Vogelſchneitten und
anders, wo keine Fallen und Trittſchlingen
vor Auer- und Birkhaͤne zu ſtellen, wodurch
das hohe Wild weggefangen wurde. Nur
bey Schneppen und Haſelhuͤnern waren Fal-
len, ſo nicht hoͤher als fuͤnf Nuͤrnberger Zoll,
auch Trittſchleifen von 5 bis 6 Haaren er-
laubt, die gefangenen aber mußten von de-
nen, die auf den fuͤrſtlichen Waͤldern die
Heerde und Vogelſchneitten beſtellen, um das
geſetzte Jahrgeld abgeliefert werden. Man
erſiehet hieraus, wie hier der Vogelfang fuͤr
die fuͤrſtl. Cammer nuͤtzlich und eintraͤglich
gemacht worden.


Die Heſſiſche Forſt- und Jagdordnung von
1624 nahm ſich auch der Voͤgel an, ſie unterſag-
te den Fang der Wachteln, Lerchen, Staare und
anderer Voͤgel, ohne beſondere Erlaubniß, wie
auch das Nachſtellen nach den Feldhuͤnern,
Schneppen; die Vogelſteller mußten ſich ei-
nen Schein loͤſen, und etliche Klopfvogel in
die fuͤrſtliche Kuͤche liefern. Man vergnuͤg-
te ſich auch in Heſſen damals nach Art anderer
deutſcher Hoͤfe mit der Falkenjagd z). In
dem
II.Theil. J i
[498] dem Schwarzburgiſchen wird in der Forſtord-
nung von J. 1626 unterſagt: daß niemand
Auerhaͤne, Birkhaͤne, Haſel- und Rebhuͤner
fange oder ſchieße, die Vogelſteller bey den
Forſtmeiſtern angeben und einſchreiben laſſen,
ſie mochten Droſſeln oder Schneppen, Kram-
mesvoͤgel, wilde Tauben oder Lerchen fangen
und ſtreichen a). Noch ausfuͤhrlicher beſchaͤf-
tiget ſich mit der Vogeljagd das Schwarzbur-
giſche Jagdmandat von J. 1626. Es wur-
de unterſagt, die Haſen, Rebhuͤner und Wach-
teln nicht jung aufzufangen und umzubrin-
gen; die Strafe war 5 Gulden, und 2 Gulden
fuͤr den, der es ſiehet, und den Thaͤter an-
trifft. Es wurde unterſagt in der Brutzeit
die Eyer der Haſel- und Rebhuͤner auszuneh-
men, und die junge Brut zu zerſtoͤren. Eben
ſo wurden die Habichte, Blaufuͤße und Sper-
ber, wahrſcheinlich zum Behuf der Falkonerie,
geſchuͤtzt, und das Ausnehmen derſelben un-
terſagt. Die jungen Heck- und Buſchvoͤgel
durften vor dem Tage Jacobi nicht ausgenom-
men werden, und war von dieſem Tage
alles Vogelſtellen und Fangen auf Heerden
und ſonſt unterſagt b). Auch in dem Son-
dershaͤuſiſchen wurde 1673 fuͤr das Vogelwild
geſorgt. Es finden ſich darinn Auerhuͤner,
Birkhuͤner, Haſelhuͤner, Rebhuͤner, Wach-
teln,
[499] teln, wilde Enten und anderes Vogelwild.
Auch in dem Reußiſchen wurde in der Reußiſch-
Plauiſchen Forſt- und Jagdordnung fuͤr
die Vogeljagd geſorgt. Es werden darinn
erwaͤhnt Auerhaͤne, Birk- und Rebhuͤner: zwi-
ſchen Faſtnacht und Bartholomaͤi wird, Voͤgel
auszunehmen, und im Herbſt ihnen nach zu-
gehen, unterſagt c). In dem Stollbergiſchen
ſorgte man auch in der Forſt- und Jagdord-
nung fuͤr das Vogelwild: es werden darinn
ſonderlich Haſelhuͤner, Rebhuͤner, Sperber
und Wachteln erwaͤhnt d). Auch in der Mag-
deburgiſchen Landesordnung von J. 1649
wird viel Vogelwild erwaͤhnt, und daſſelbe vor
einer nachtheiligen Verfolgung geſchuͤtzt e).
In der Wuͤrtenbergiſchen Forſt- und Jagdord-
nung vom J. 1614 wird eines ſtarken Wald-
gefluͤgels Erwaͤhnung gethan. Es werden
darinnen genannt Auerhaͤne, Auerhennen,
Haſel- und Feldhuͤner, Antvoͤgel, Reiher,
wilde Tauben, Schneppen. Es wird ver-
ordnet, daß die Forſtmeiſter dieſes zur
Hofhaltung fleißig hegen, und nicht ge-
ſtatten ſollen, ſie mit Schneegarnen und
ſonſt zu fangen, die Eyer aufzuheben
und die zu verderben, die Genuͤſt zu zer-
ſtoͤren, oder ſie auf den Waͤſſern und Feldern
J i 2zu
[500] zu ſchießen oder zu eroͤffnen. Sonderlich wur-
de es unterſagt in den Gegenden um die or-
dentliche Hofhaltung herum, als um Stut-
gart, Tuͤbingen, Loͤwenberg, Nuͤrtingen,
Aurach, Boͤblingen und Weiblingen, inner-
halb einer Meile Weges um jede Stadt.
Außerhalb dieſe Plaͤtze aber, vornehmlich in
den engen Feldern, die zu der Bais f) da er-
laubte man es den Perſonen, von denen man
nicht ſich eines gefaͤhrlichen und ſchaͤdlichen
Weidwerks zu verſehen, Auerhaͤne, Auerhen-
nen, Haſel- und Feldhuͤner, Antvoͤgel,
Wildtauben, und anderes Gefluͤgel, jedoch
zu rechter und gebuͤhrender Zeit zu fangen und
nachzuſtellen, das gefangene oder geſtoßene
mußten ſie dem naͤchſten Waldvogt oder Forſt-
meiſter gegen gebuͤhrende Bezahlung liefern,
welcher es an die Hofhaltung ablieferte. Aus-
laͤndern aber wurde dieſes ohne Vorwiſſen und
ohne gegebenen Revers nicht erlaubt. Es
wurde anbefohlen, die Vogelweiden fleißig zu
hegen, die Wacholderſtauden oder Stoͤcke
bey Strafe eines Waldfrevels nicht auszu-
hauen noch auszubrennen, die Vogelheerde
und anders kleines Weidwerk zu Fahung der
Voͤgel mit Globen, Leimſpindeln, Baumge-
richten und dergleichen ward allein bekannten
und ſichern Perſonen gegen gebuͤhrlichen Zins,
wel-
[501] welcher der herzoglichen Kammer verrechnet
wurde, zugelaſſen und verliehen. Zur Scho-
nung der Weinberge wurde erlaubt, in den
Weingaͤrten den Voͤgeln, in den Fuhr ſowohl
als auf den Hagern, Zaͤunen, Stoͤcken und
ſonſt mit Ruͤcken, Maſchen, Leimſpindeln,
zum Abſchrecken nachzuſtellen. Aber auf der
Erde war es unterſagt, Hageln zu machen,
oder Boͤgeln darauf zu richten zu Fahung der
Huͤhner und Haſen. So wurde auch erlaubt,
vierzehn Tage vor und nach Michaelis die
Lerchen mit Garnen zu fangen. Es wurde
auch verordnet, den Schneppen, Feldhuͤhnern
und dergleichen Voͤgeln durch das Lerchenſtrei-
chen bey Nacht nicht nachtheilig zu werden.
Es wird ferner verboten, die Geniſte der
Habichte und Blaufuͤße nicht zu verderben,
umzuhauen oder die Eyer auszunehmen: die
Waldvoͤgte, Forſtmeiſter und Knechte werden
angehalten, Acht zu haben, und die Verbre-
cher zur Strafe zu ziehen. Alle Blaufuͤße,
Habichte und Habichtinnen mußten den Fal-
kenieren ausgeantwortet werden; von Sper-
bern aber durfte in eines einzigen Knechts Hut
oder Diſtrikt nicht mehr als ein Geſtend ge-
laſſen werden g).


In dem Brandenburgiſchen nahm man
ſich im ſiebenzehnten Jahrhunderte des Vogel-
fangs und der Jagd auf und mit Voͤgeln ernſt-
J i 3licher
[502] licher an, als es im ſechzehnten Jahrhunderte
ſcheint geſchehen zu ſeyn. Es ergieng 1615
ein Edikt wegen der jungen Vogeleyer worin-
nen das Ausnehmen und Verderben derſelben
unterſagt ward. Man zog 1668 die Trap-
pen zur hohen Jagd, wenigſtens unterſagte
man, daß, wer nicht hohe Jagd habe, ſolche
nicht ſchießen ſolle. So wurde auch 1670
durch ein Edikt die Ausnahme der Gaͤnſe,
Enten und anderer Vogeleyer unterſagt, wel-
ches auch 1680 geſchahe. Im Jahre 1678
wurde die Schonung der Faſanen durch ein
Edikt anbefohlen. Im Jahre 1683 erſchien
ein Edikt wegen der Schweine und Trappen;
1686 ward die Schonung der Nachtigallen
anbefohlen, und 1689 die Schonung der
Auerhuͤhner, wie auch 1693, wo ein Edikt
wegen der Nachtigallen ergieng. 1698 wurde
abermals das Ausnehmen der Eyer des Feder-
wilds unterſagt h).


Im ſtebenzehnten Jahrhundert, wo man
erfinderiſch fuͤr die Jagd war, weil ſie ein vor-
zuͤgliches Vergnuͤgen der Hoͤfe ausmachte,
liebte man auch ſonderlich die Waſſerjagden.
Man legte hier und da Entenfaͤnge an. Ei-
ner der beruͤhmteſten iſt der auf dem See bey
Weißenſee. Er wurde im Jahre 1654 ange-
legt, und von dem Herzoge adminiſtrations-
weiſe
[503] weiſe genutzt i). Er hatte 2 Rohrfaͤnge, den
obern und untern. Bey jedem waren Rohr-
waͤnde mit ein- und ausgehenden Winkeln,
hinter welchen ſich die Entenfaͤnger verborgen
hielten, und die Enten beobachten konnten, an-
geleget. Dieſe hatten unten Loͤcher, durch
welche der zum Einfangen abgerichtete Hund
aus- und einkroch. Ein jeder Fang hatte eine
ſpitz zugehende, oben mit einem Garne be-
deckte Roͤhre, an deren Extremitaͤt ein ſpitzi-
ger Garnſack angemacht war. Damit man
von einem Fange zum andern bequem kommen
konnte, war ein Damm herum gefuͤhrt, und
von der Seeflaͤche gieng eine Rohrwand von
einem Fange zum andern, vor welchem, bis
zu den Faͤngen ſelbſt, die Lockenten ihr Rendez-
vous hielten. Dabey war ein Haͤuschen fuͤr
den Entenfaͤnger. Der Fang ſelbſt geſchah
auf folgende Art: Wenn der hinter den
Waͤnden verborgene Entenfaͤnger genug wil-
de Enten auf der Seeflaͤche beyſammen wahr-
nahm, und der Wind ihm nicht entgegen war,
ſo lockte er mit ein wenig durch kleine Oeffnun-
gen in den Waͤnden aufs Waſſer herausge-
J i 4worfe-
[504] worfenen Hafer die Lockenten, welche zahme
und mit Fleiß dazu angewoͤhnte, auch Jahr
aus Jahr ein nicht vom See kommende En-
ten beyderley Geſchlechtes waren, in den Rohr-
fang hinein, und ſie zogen die wilden mit her-
bey. Wenn ſich dieſe genaͤhert hatten, ließ
der Entenfaͤnger den beſonders abgerichteten
kleinen Hund (wozu gemeiniglich rothe Dachs-
huͤndchen gebrauchet wurden), indem er ihm
ein Stuͤckchen Brod auf die Seite der Rohr-
waͤnde warf, durch die unten befindlichen Oeff-
nungen, vor den Enten herauslaufen, wo-
durch die wilden Enten immer weiter in den
Fang hineingezogen wurden. Immittelſt
wurden die Lockenten mit ein wenig ausge-
ſtreutem Hafer erhalten, daß ſie den wilden
vorgiengen. Wenn der Entenfaͤnger nun alſo
die Enten bis bald an die Roͤhre heran ge-
locket, ſo ließ er den Hund hinter den Enten
auf die aͤußere Seite der Waͤnde herauslaufen,
da denn die wilden Enten, wenn ſie den Hund
hinter ſich gewahr wurden, gerade vor ſich hin,
und weil die Roͤhre oben mit dem Garne be-
deckt war, in den Garnſack hinein flogen: die
Lockenten aber, die dieſes ſchon gewohnt
waren, blieben zuruͤck, und wenn ſich auch
eine einmal mit fieng, ſo kannte ſie doch der
Entenfaͤnger, und warf ſie wieder zuruͤck
aufs Waſſer: den wilden aber ward der
Kopf umgedrehet. Wenn der Fang recht gut
war, konnten 20 bis 30 Stuͤck auf einmal alſo
gefan-
[505] gefangen werden. Dieſe Teiche wurden im acht-
zehnten Jahrhunderte ausgetrocknet, und ſo
bleibt dieſe Nachricht nur ein Denkmal in der
Geſchichte fuͤr dieſe Art, ſich im Jagen zu
vergnuͤgen.


Zu der Litteratur des Vogelfangs in die-
ſem Jahrhunderte gehoͤren theils die allge-
meinen Schriftſteller uͤber die Oekonomie,
theils die Jagdbuͤcher, die ich in der Jagdge-
ſchichte angefuͤhrt habe. In dem Conrad Ai-
tinger erhaͤlt der Vogelfang ſeinen beſondern
Schriftſteller k).


Im achtzehnten Jahrhunderte.


Im achtzehnten Jahrhunderte war die
Vogel- Jagd und Fang noch eben ſo wichtig
fuͤr die Kammer und Hoͤfe als vorher. Allein
man fieng an den meiſten Hoͤfen an, ſpar-
ſam in dieſen Vergnuͤgungen zu ſeyn, die ſo
große Ausgabe fuͤr die Kammern verurſach-
ten. Man theilte in verſchiedenen Landen
die Voͤgel auch in die verſchiedenen Arten von
Jagden ein, in andern hingegen ſcheint man
die Eintheilung der Jagden nicht auf die Voͤ-
gel angewendet zu haben. In dem Saͤchſi-
ſchen, wo in dem vorigen Jahrhunderte durch
ein Geſetz von 1662 die verſchiednen Ar-
J i 5ten
[506] ten der Jagd, und was zu der hohen, mittlern
und niedern gehoͤren ſollte, beſtimmt ward,
wurde 1717 durch ein Mandat auch das hohe,
mittlere und niedere Jagdgefluͤgel von neuem
angegeben. Zum hohen rechnete man, vermoͤge
dieſes Mandats, Schwane, Trappen, Kran-
niche, Auerhaͤhne, Auerhuͤner, Faſanhuͤner
und Vocken. Zur Mitteljagd Birkhaͤhne,
Haſelhuͤner und große Brachvoͤgel, Taucher,
Seemeven, Waſſerhuͤner, Waſſerſchneppen.
In Anſehung der Faſanen wurde ſonderlich
in Sachſen beſtimmt, daß, wer Faſanen hal-
ten wollte, dazu beſondere Erlaubniß ſuchen
mußte, da dieſes Recht von der hohen Jagd
ausgezogen wurde; vornehmlich wurde dieſes
durch ein Mandat von 1741 eingerichtet.


In dem Brandenburgiſchen uͤberſahe man
auch in dieſem Jahrhunderte den Vogelfang
nicht.


Im Jahre 1703 wurde die Schonung
der Faſanen anbefohlen, 1704 ward das
Wegfangen des Federwildes unterſagt, 1715
ergieng ein Patent, zwar eigentlich wegen des
Verbots Haſen zu ſchießen, allein es unter-
ſagte auch das Schießen des Federwilds.
1718 wurde die Tilgung der Raubvoͤgel anbe-
fohlen, 1721 ergieng ein renovirtes Edikt we-
gen Ausrottung der Sperlinge, und 1722
ein anders Erneuerungsedikt wegen Schonung
der Faſanen. In dem naͤmlichen Jahre wur-
de befohlen, Kraniche zu ſchießen, 1725 er-
gieng
[507] gieng ein Edikt wegen der Hunde, zur Satz-
und Brutzeit des Wildes, 1731 wurde das
Edikt wegen Ausrottung der Sperlinge er-
neuert, welches auch 1744 geſchahe.


Was den Fang der kleinen Voͤgel betrifft,
ſo zeichnen ſich in Sachſen vornehmlich aus,
die Kramtsvoͤgel und Lerchen: an den erſtern
iſt das Voigtland reich, und an den letztern
die Gegenden um Leipzig, und auch das Voigt-
land, und außer Sachſen die Gegend um
Halle. Der Herr von Flemming giebt eine Be-
rechnung in ſeinem vollkommnen Jaͤger von
dem zahlreichen Lerchenfang bey Leipzig an l);
und doch ſind daſelbſt nur die in dem einzigen
Monat October zu den Thoren vermoͤge der
Rechnungen gebrachten Lerchen angezeigt, ohne
derer zu erwaͤhnen, die auf dem Lande verzehrt
oder gleich vom Lande aus verſchickt werden.
Vermoͤge der Rechnungen waren zu Leipzig in
einem Jahre im Monat October, wo der Ler-
chenfang am ſtaͤrkeſten iſt, 6724 Schock und
1 Mandel, d. i. 403455 Stuͤck Lerchen ein-
gebracht worden m), ohne die zu rechnen, die in
Septem-
[508] September und November einliefen. Man
ſchreibt ſonderlich die Urſache des Vorzugs der
Leipziger Lerchen vor vielen andern, theils den
vielen Weizenfeldern, und uͤbrigem guten
Fruchtbau dieſer Gegenden zu, allein keinen
geringen Antheil daran hat auch eine Pflan-
ze, n) die ſich haͤufig in dieſen Gegenden
findet.


An Cananienvoͤgeln iſt Tyrol vorzuͤglich
reich, und es vertheilt ſie in das uͤbrige Deutſch-
land und Frankreich.


In der Oberlauſitz ſchuͤtzte man auch ſon-
derlich die Auerhaͤhne und Faſanen. Es er-
giengen dahin die Verordnungen von Sachſen
aus. Es wurde durch ein Oberamtspatent
die Schonung der ins Freye gelaſſenen Auerhaͤ-
ne und anderer dergleichen Voͤgel anbefohlen.
1740 wurde den Jagdberechtigten das Reiher-
ſchießen ganz unterſagt, durch eine gleiche
Verordnung. Im Jahr 1763 wurde vom
Oberamte das Mandat wegen Schonung der
Faſanenjagd publicirt. Es iſt das oben in
der Jagdgeſchichte angezogene, welches wegen
Schonung aller Jagd verordnet, und vor-
nehmlich der Faſanenjagden.


In

m)

[509]

In dieſem Jahrhunderte wurde ſonderlich
im Saͤchſiſchen fuͤr die Faſanen geſorgt.
Schon laͤngſt war in Sachſen die Faſanenzucht
und Jagd von allen Arten der Jagd ausge-
nommen, und durfte Niemand, wenn er ſchon
alle Jagd haͤtte, doch nicht dergleichen halten,
noch ſchießen, als aus beſonderer Conceſſion.
Dennoch aber waren die Faſanen ſehr vermin-
dert worden, und man machte daher 1741
durch ein beſonders Mandat wegen der Aus-
ſetzung, Hegung, dem Schießen und Fahen
der Faſane vortheilhaftere Verordnungen.
Es wurde verordnet, daß jeder Vaſall, der mit
Faſanengehegs-Conceſſion von nun an belie-
hen wird, mit Zuziehung eines naͤchſtwohnen-
den fuͤrſtl. Jaͤgers und Forſtbedienten, und
mit Vorwiſſen des Ober- Forſt- und Wild-
meiſters, bey kleinen und mittlern Guͤtern 30,
bey großen 50, an Huͤnern und Haͤhnen im
Monat Maͤrz ein vor allemal und alſo bey
Anlegung der Faſanerie ausſetzen, auch denen
die die Faſanenjagd ſeit 1733 hatten lag es ob.
Eben ſo mußten die durch harte Winter oder
durch Waſſerfluten zu Grunde gerichteten Faſa-
nerien mit der Haͤlfte beſetzt werden, auch wur-
den die Verpachtungen der Faſanen unterſagt.


Was die Litteratur dieſes Jahrhunderts in
dieſem Fache betrifft, ſo theilen ſie ſich in die
ſchon oft angefuͤhrten verſchiedenen Arten.
Oekonomiſch und kunſtmaͤßig behandelt vor-
nehm-
[510] nehmlich Flemming in ſeinem Deutſchen Jaͤ-
ger den Vogelfang; wie auch der Verfaſſer
des Unterrichts, was mit dem lieblichen Ge-
ſchoͤpfe den Voͤgeln auch außer ihrem Fang
fuͤr Luſt zu haben; welches zu Dresden in 8vo
erſchien. Auch gehoͤrt hierher der in allerley
Ergoͤtzlichkeiten vergnuͤgte Landmann, darin-
nen allerhand zum Vogelfang, Schießen, Jagen
und Fiſcherey dienliche Kunſtſtuͤcke enthalten,
Nuͤrrenberg 1720 12mo und 1734 12mo;
der Verfaſſer iſt ein Ungenanter und nennt
ſich Alexander Sincerus: die Herren von Hoch-
berg und Schroͤder o). Wir erhielten
auch einige Ueberſetzungen einiger fremden
Werke.


So gehoͤren hierher auch alle Jagdbuͤcher
welche meiſtens auch den Vogelfang und Jagd
auf die Voͤgel mit behandeln. Vornehmlich
aber
[511] aber wurde durch die deutſchen Naturforſcher
die Naturgeſchichte der Voͤgel unterſucht, und
vieles in derſelbigen aufgeklaͤrt. Doch die
Schriften derſelben hier anzufuͤhren, wuͤrde zu
weitlaͤuftig ſeyn, da unter andern die H. H.
Erxleben und Leske die Litteratur dieſes Theils
der Naturgeſchichte ausfuͤhrlich in ihren Lehr-
buͤchern angezeigt haben. Ich will hier nur
die Namen eines Friſch, Zorns, Seligmanns,
Kleins, Reygers, Moͤhrings und Hallens
nennen.


Geſchichte
[512]

Geſchichte der Fiſcherey


im ſechzehnten Jahrhunderte.


Die Fiſcherey, die in den mittlern Zeiten,
von der Religion beguͤnſtiget, ſo ſehr
ſich ausgebreitet, war auch in dieſem Jahr-
hunderte noch ſehr anſehnlich, und aus jenen
Zeiten ruͤhrt unſtreitig noch ihr Flor in dieſen,
zumal da die Religion ſie in einem großen
Theil von Deutſchland als die Faſtenſpeiſe
empfiehlt. Es finden ſich daher in den aͤltern
Zeiten in Deutſchland ſogar Nachrichten von
ſogenannten Reichsfiſchmeiſtern, welches Amt
den Grafen von Barby, von Wernigerode, der
Stadt Baſel, den Herzogen zu Wuͤrtenberg
und den Grafen von Oldenburg zugeſtanden
haben ſoll. Von einigen erſtern behauptet es
der Herr von Ludwig a); doch es gehoͤrt dieſes
mehr in die Geſchichte der aͤltern Zeitern, als
daß
[513] daß wir es hier weitlaͤuftig unterſuchen koͤnn-
ten. Wenigſtens fuͤhren die Herrn Grafen
von Wernigerode noch jetzt zwey rothe mit den
Koͤpfen, Baͤuchen und Schwaͤnzen gegen ein-
ander zugekehrte Forellen, welches von ihrem
alten Reichsfiſcheramte herruͤhren ſoll.


So ſchreibt auch von Ludwig dem Grafen
von Barby ein Reichsfiſcheramt zu, womit
auch der Verfaſſer des deutſchen Reichsſtaats
uͤbereinſtimmt. Man beruft ſich deshalb auf
die gelblichen und goldenen Barben in ihrem
Wappen. Noch viel ungewiſſer iſt es
mit dem Reichsfiſcheramte der Stadt Baſel,
und das Reichsteichmeiſteramt der Grafen von
Oldenburg c) hat mit der Fiſcherey gar nichts
zu thun gehabt, ſondern ſie hatten die Auf-
ſicht uͤber die Ufer an den Fluͤſſen und der See.
Doch wir verlaſſen dieſe Unterſuchungen, und
gehen zu der eigentlichen Geſchichte der Fiſche-
reyen fort. Man ſiehet den Flor aus den vie-
len Fiſchen und ihren Arten, welche in den
Schrift-
a)
II.Theil. K k
[514] Schriftſtellern vorkommen d). Insbeſondere
ſind die Murenen merkwuͤrdig, deren Fang
um Johannis am beſten war. Sie fanden
ſich ſonderlich zwiſchen Stein und neuen
Stargard in dem See Madtuge, worinnen
man ſie oft uͤber eine Elle lang fand.


Coler e) zaͤhlt unter die fiſchreichen Laͤnder
ſeiner Zeit, die Mark, Pommern, Mecklen-
burg, Preuſſen, die Seeſtaͤdte. Schleſien
war zwar nicht reich an Flußfiſchen, deſto rei-
cher aber an Teichfiſchen, als Karpen, Hech-
ten, Parſen, Weißfiſchen; die Mark Branden-
burg war reich an Flußfiſchen in der Elbe,
Oder, Spree, Hafel. Man brauchte zu dem
Fange derſelben große Netze, Wathen, Ha-
men, Reuſen, Schoͤrzen, Jagdnetze; ja man
ſchoß auch nach ihnen, z. B. in dem Oeſtreichi-
ſchen f), fieng ſie auch durch Triebvoͤgel, welche
groͤßer ſind als eine Ente. Reich an Fiſchen
waren vornehmlich einige brandenburgiſche
Laͤnder: ſie hatten nicht nur die fiſchreichen
Fluͤſſe, Oder, Hafel, Elbe und Spree, ſon-
dern auch viele Landſeen und Teiche; faſt jedes
Amt hatte ſeine Seen. Zum Amte Lieben-
wald gehoͤrten zwey und ſiebenzig Seen. Es
gab
[515] gab damals Junker, (ſo nennt Coler g) die
Landedelleute,) die uͤber 40 Seen voller Kar-
pen, Hechte, Murenen, Goͤſtern, Rothau-
gen, Bloͤtzen, Praſſen, Schleyen, Pleyen,
Waiſe ꝛc. hatten. So zog man im J. 1595
zu Quilitz, als er im Winter Pommet geweſen,
(wie man es nennt) auf einen Zug mehr denn
500 Tonnen Fiſche. In der neuen Mark
um Kuͤſtrin waren die Krebſe haͤufig, daß
man fuͤr 100 Schock derſelben, einen Duͤt-
tigen, d. i. zwey Silbergroſchen und einen
Dreyer gab, und alſo 7 Schock nicht viel
theurer als zwey meißniſche Pfennige kamen.
Ein Schock große Ahle koſteten einen Thaler;
in der Mark zu Spandow, Straſow, Kap-
put, Potzdam, Ferchau, Lindau, Feben,
Toͤplitz, Werder, Loͤhſt, Goͤtlun, zu Brey-
tzen an der Oder, Zeden, Oderberg, Freyen-
walde. Aus Breyzen wurden oft in einem
Tage 10 bis 14 Fuder Fiſche und Krebſe aus-
gefuͤhrt, und in die umliegenden Staͤdte und
Doͤrfer tonnenweiſe verkauft und eingeſalzen,
und meiſt in das Meißniſche geſendet.


In der Mark fieng man vorzuͤglich folgen-
de Arten Fiſche h), Ahle, Biber, Lachſe,
Karpen, Braſſen, Hechte, Giebeln, Ca-
rutzen, Murenen, Kuhlparſe, Gruͤndlinge,
Lachsforen, Stoͤhre, Schnepeln, Barmen,
K k 2Zer-
[516] Zerten, Alant, Duͤbeln, Guͤſtern, Ploͤtzen,
Rothaugen, Ziegen, Geſern, Stichelinge,
Ukeley, Lampreten, Welß, Neunaugen,
Schmerlen, Quappen, Pitzker, Budten,
Steinbeißer, Stinz, Krappen, Krebſe, Mu-
ſcheln, Schleyen. In dem Meißniſchen i)
war die Saale, Elbe, Elſter und Luppa ſehr
reich. Mecklenburg war arm an Teichen und
Teichfiſchen, aber deſto reicher an Flußfiſchen.
Eben ſo hatte man im Pommeriſchen wenig
Teiche aber deſto mehr Seen, darinnen Hech-
te, Parſe, Ahle, Quappen, Rothaugen,
große Neunaugen, weiſſe Stinze, große Mu-
renen, zu Colditz in Hinterpommern, Schwer-
len, Fohren. Wahrſcheinlich ſind die vielen
Suͤmpfe, Bruͤcher und Moraͤſte, die ſich in
dieſen Gegenden ſo haͤufig in der Folge fanden,
aus jenen vielen eingegangenen Teichen und
Seen entſtanden. So fanden ſich alſo in
Deutſchland im ſechzehnten Jahrhunderte
uͤberhaupt folgende Fiſche: (denn die ange-
fuͤhrten gelten bloß von der Mark und Pom-
mern) Hechte, Schmerlen, Steinbeißer wel-
che man damals in Meißen und Voigtlande
hochſchaͤtzte und Herrnfiſche nannte; auch das
Quart oder die Kanne fuͤr 6 Silbergroſchen,
und alſo etwas theuer hielt. Ferner die
Aſchen,
[517] Aſchen, welche man, wie die Schmerlen, durch
Reißbuͤndel, ins Waſſer gelegt, fieng. Man
hatte ferner Kaulhaͤuptlein, Stichlinge, Stink
oder Stinz, Gruhe, ein ſehr kleiner Fiſch in
der Mark, Grundeln oder Kreſſen, Quap-
pen oder Ohlruppen, auf deren Lebern eine
Graͤfinn Beuchlingen die ganze Grafſchaft
verwendet haben ſoll, ein dem Roͤmiſchen in
den Zeiten des groͤßten Luxus aͤhnlicher Auf-
wand. Man hatte ferner Schleyen, Peißker,
Lampreten. Steinbeißer waren ſonderlich im
Meißniſchen, und werden als Herrnfiſche ge-
ruͤhmt, ſie hatten mit den kleinen Neunaugen
Aehnlichkeit; die Fohren oder Forellen, wel-
che ihren Namen nach Colern von dem Golde
haben ſollen, indem ſie ſich gern in den Waſ-
ſern, welche Goldſand fuͤhren und die aus
Goldgruben quellen, aufhalten. Man fand
dergleichen daher haͤufig im Oeſtreichiſchen, in
Schleſien, in Boͤheim, im Harz und im
Voigtlande; ferner Ahle, davon ein ſtarker
Fang zu Aderberg und Bryzen an der Oder
war; auch in dem Mecklenburgiſchen war er
haͤufig, wo ihn die Landleute roh eſſen, Kar-
pen, Lachs und Salmen, davon der Elb-
lachs fuͤr den beſten gehalten wurde. Sehr
haͤufig wurde er auch in dem Mecklenburgiſchen
gefangen, bey Ribnitz, von da aus man ihm
zu ganzen Fudern in die Staͤdte und Doͤrfer
verfuͤhrte, und das Stuͤck um 2 oder 3 Schil-
linge. Ferner hatte man Karauſchen, Stoͤh-
K k 3re,
[518] re, Froͤſche, und Coler k) bemerkt, daß ſchon
damals fuͤrſtliche Perſonen die hintern Keil-
chen gegeſſen; Heringe, die man aus fremden
Gegenden, aber auch in Pommern Barben,
Morenen, welche in dem großen See bey Mo-
ryn fuͤnf bis ſechs Meilen von Berlin gefan-
gen werden; ſo wie auch in Hinterpommern
bey Colnitz einem Kloſter, wo man ſie in ei-
nem Waſſer, die Maddau genannt, ſehr groß,
oft uͤber eine Elle lang faͤngt. Auch in dem
Mecklenburgiſchen fand man dergleichen.


Man hatte in dem letztern Lande auch die
ſogenannten Wycken, die viel aͤhnliches mit
den Murenen hatten und ſilberweiß glaͤnzten;
in Meißen nennte man dieſe Ockeln, in der
Mark Ukeley. Ferner hatte man Lampreten,
Neunaugen, Geſen, deren man zu Nieder-
ſyne, einem Dorfe bey Oderberg, gegen Ende
des vierzehnten Jahrhunderts 1397 im Win-
ter 100 Tonnen, nebſt Hechten, Ploͤtzen und
Parſen gefangen. Man hatte ferner Zerten,
Praſſen, Eldten und Alandt, Rapen, Bleyen,
Weiß-
[519] Weißfiſche, Heßlinge, Guͤhſterne und Ockeln,
Rothaugen und Rothfedern, Welſe, Schne-
peln, Krebſe, die in der Mark ſo haͤufig wa-
ren, daß nach Colers Bericht im Hausbuche l),
man das Schock fuͤr 4 meißniſche Pfennige
verkaufte, 100 Schock fuͤr zwey meißniſche
Groſchen und einen Dreyer, und da man zu
Kuͤſtrin von 100 Schock ein Schock Zoll ge-
ben muß, ſo kamen in einem Jahre nach Co-
lers Zeichniß dreymalhunderttauſend und fuͤnf
und zwanzigtauſend Schock zu Zoll gegeben
ein, ſo, daß der zollenden Krebſe an 32000
mal 1000 und 500000 geweſen ſeyn muͤſſen.
Außer dieſen kannte man auch noch Krabben,
eine Art kleine Krebſe.


Ueberhaupt war der Fiſchhandel damals ein
ſtarker Handlungszweig auch fuͤr Branden-
burg. Man fuͤhrte aus Freyenwalde, Ader-
berg, Feben, Guͤſſe, taͤglich viele große Fu-
der aus, man verkaufte die Tonne eingeſalze-
ne Hechte um 5, 6, 7 bis 8 maͤrkiſche Gulden.
Im Sommer war zu Breyzen an der Oder
der Handel mit großen Berſen, Schleyen,
Bleyen, Alant, Rapen, Geſen, große Wel-
ſen, ſehr anſehnlich. Eben ſo wichtig war
auch der Ahlhandel, da man den Ahl theils
roh verkaufte, theils einſalzte, trocknete und
raͤucherte. Die Teichkunſt und Teichbau
K k 4ſcheint
[520] ſcheint damals ſchon zu einer großen Vollkom-
menheit gediehen zu ſeyn m). Man ſahe ſehr ge-
nau auf den Ort, auf das Waſſer und ſeine
Art, auf den Hang und Fall deſſelben, auf
die Daͤmme: man hatte Teiche von vier Mei-
len im Umfange, wie Coler gedenkt n). Man
hatte bey den Teichen Fluthrinnen, Zapfen-
loͤcher, Zaͤune. Man waͤhlte vornehmlich da-
zu Leim, Thon, Mergel, wenn auch etwas gro-
ber Sand und Kieß untermiſcht iſt, nur darf
nicht der letztere ganz allein ſeyn. Man ſuchte das
Brunnenwaſſer darinnen zu vermeiden, außer
in Schmerlen- und Forellenteichen. Man waͤhl-
te vornehmlich die Halbcirkelfigur zu den Tei-
chen, wahrſcheinlich darum, weil ſie mit dem
Fruchtbau und Teiche zuweilen wechſelten.
Dieſes geſchahe vornehmlich in Schleſien.
Man ließ ſie ein oder etliche Jahre Fiſche tra-
gen und darnach wieder ablaufen, und ledig
zum Getraideſaͤen, und ſodann ſtanden die Fi-
ſche wieder ſehr gut darinnen. Man benutzte
dergleichen Stuͤcken Land oͤfters mehrmalen als
Teiche, als durch Fruchtbau, als Aecker, weil
die Fiſcherey weit eintraͤglicher als der Frucht-
bau in den damaligen Zeiten war o). Man
machte zu dem Endzwecke auch die Teiche am
liebſten flach, und ließ ſie ſich nur in der Mit-
te
[521] te etwas vertiefen. Man beſetzte die Teiche
meiſt allein mit Karpen, ohne daß man Hechte,
Parſe, weiße Ahle oder Krebſe mit einſetzte.


Bey dem Bau der Daͤmme befolgte man
die Regel, daß z. B. ein Damm, der 3 El-
len hoch war, auch auf der Oberflaͤche 3 El-
len breit und unten im Grunde dreymal ſo
breit, d. i. 9 Ellen ſeyn mußte. Man folgte
darinnen, wie Coler p) bemerkt, der Natur,
welche die Baͤume deswegen unten am Stam-
me breiter bildet, als oben nach der Krone zu,
damit ſie die Laſt beſſer ertragen. Man legte
die Teiche neben und uͤber einander gern an,
und Coler ſagt, daß es gut ſey, 8 bis 12 Tei-
che neben und uͤber einander zu haben, um,
wenn man den unterſten abgezogen und aus-
gefiſcht, man dem naͤchſtfolgenden daruͤber ab-
gehen ließ. Sie ließen das Waſſer allmaͤhlich
in die Teiche, um die Daͤmme zu ſchonen.
Man beſetzte ſie im Fruͤhlinge und Herbſte,
doch gab man jenem den Vorzug, weil bey dem
Herbſtverſetzen der Winter nachtheilig ſeyn
kann. Man gab vorzuͤgliche Kennzeichen
von der Guͤte der Setzkarpen an, und hielt
den fuͤr den beſten, welcher einen kleinen Kopf
mit Augen, die ein wenig außer dem Kopfe
liegen, einen dicken und breiten Bauch mit
zierlichen und weißen Floßfedern hatte; ſie ver-
warfen hingegen die mit großen Koͤpfen, duͤnnen
K k 5Baͤu-
[522] Baͤuchen und bleichen Floßfedern. Sie kann-
ten die 3 Arten von Teichen, die zu einer voll-
kommenen Fiſcherey gehoͤren, naͤmlich Streich-
oder Leich-, Streck- und Satzteiche. In
den Streichteichen machten ſie beſondere Kar-
penneſter, machten die Streichteiche klein und
nicht gar tief; dieſe Karpenneſter beſtanden
aus 6 bis 8 Staͤben, in einen kleinen Umfang
geſetzt und mit einem Zaune durchflochten,
hierein ſetzten ſie einen Karpen maͤnnlichen Ge-
ſchlechts und ein Weiben, ließen ſie einen Tag
lang bey niedrigem Waſſer ſo beyſammen ge-
wohnen, und ließen ſodann mehr Waſſer zu,
daß ſie nun aus- und einſchwimmen konnten.
Man ließ die alten und den Saamen das erſte
Jahr beyſammen, erſt im zweyten Jahre wur-
den ſie verſetzt. Man hatte gemeiniglich bey
großen Teichen zwey kleine Streichteiche, in
jeden ſetzte man 15 Streichkarpen, ſo daß
allemal zwey Roͤgner gegen einen Milchner ge-
rechnet wurden. Um ein Waſſer bequem
mit Leich oder Brut zu beſetzen, hatte man
eine ſehr bequeme Art. Man band eine von
Erde gereinigte Weidenwurzel an einen
Pfahl, ſtieß dieſen in dem Boden feſt ein, ſo
ſtrichen die Fiſche in dem Teiche ihren Leich
daran. Dieſen Pfahl nahm man ſodann,
ehe die Sonne den Leich beſcheinen konnte,
(denn ſonſt bruͤtet ſie ihn in 12 bis 14 Tagen
aus,) und trug ihn in das zu beſetzende Waſ-
ſer. Aus den Streichteichen kam der junge
Kar-
[523] Karpen in die Streckteiche, wo ſie aufs Er-
ſtrecken oder Gewuͤchſe ſtehen. Hier blieben
ſie zwey Jahre ſtehen, und kamen ſodann in
die großen Teiche aufs Gewuͤchs, wie ſie es
nennten, oder zum Auswachſen. Die An-
zahl des erſtreckten zweyjaͤhrigen Saamens, den
ſie in die Teiche verſetzten, richtete ſich nach
den Umſtaͤnden der Teiche und den Landes-
brauch. Werden ihrer zu viel eingeſetzt, ſo
wachſen ſie nicht gut.


Ein anderes Maaß hatte man hierinnen
in der Schweiz, ein anderes in Meißen, ein
anderes die Maͤrker, Mecklenburger, Pom-
merer, ein anderes die Seeſtaͤdte, ein anderes
die Boͤhmer, Schleſier, Ungarn und Oeſtrei-
cher q). In der Mark ſetzte man auf einen
Morgen drey Schock Karpen, Speiſefiſche 5
Schock; andere ſetzten in ſehr großen Seen
auf einen Morgen 20 Schock. In Meißen
ſetzte man auf einen Acker zwey oder dritte-
halb, auch wohl drey Schock; der Acker war
damals in Meißen, wie Coler angiebt, 5
Ruthen breit und 60 Ruthen lang.


In den Satzteichen blieben nun die Kar-
pen zu 3 und 4 Jahren ſtehen, ehe man ſie
fiſchte. Man ſonderte Hechte und Karpen
von einander ab, und ließ ſie nie beyſammen.
Man hatte auch beſondere Haͤlter oder Kuͤchen-
teiche, um darinnen die Karpen fett zu ma-
chen.
[524] chen. Man that dieſes theils mit gemahle-
nem Malze, das in einem loͤchrigten Faſſe iſt,
und ins Waſſer von da aus fließt; einige lieſ-
ſen Malz mahlen, und miſchten es mit Leim;
die Forellen und Schmerlen maͤſtete man mit
vermiſchten Malz geſchroten und mit Waizen,
das in ein loͤchrigtes Faß gethan, in den Haͤl-
ter geſetzt wurde, und ſo das Waſſer mit Nah-
rung fuͤllete. Alte Teiche verbeſſerten ſie alſo:
ſie ließen ſie ablaufen, und ließen ſie den Win-
ter uͤber offen ſtehen, ackerten ſie im Maͤrz
um, ſaͤeten Gerſte, Hafer, Wicken auch Som-
merkorn darein: nach der Erndte pfluͤgten ſie
wieder um, und ſaͤeten Ruͤben, nahmen davon,
wenn ſie reif waren, ihre Koſten, ließen den
Teich wieder an, und beſetzten; oder ſie ſaͤeten
Waizen in den ledigen Teich, und ließen ihn
wieder an.


Man ſorgte auch fuͤr die Fiſchpolizey, man
unterſagte den Fiſchfang von Oſtern an, wenn
ſie leichen, bis Walburgis oder Philippi Ja-
cobi. Man unterſagte waͤhrend dieſer Zeit
den Fiſchern, mit großen Garnen zu ziehen r).
So wurde auch verboten, im April Krebſe zu
fahen, weil ſie da Eyer haben. Dieſes fuͤhrt
uns naͤher zu den Fiſchordnungen und uͤbrigen
Fiſchereyanſtalten. Man rechnete die Fiſche-
rey immer mit unter die Jagd, welches aus
der Anwendung des roͤmiſchen Rechts auf
die
[525] die deutſche Verfaſſung floß, in welchem die
Fiſcherey mit zur Jagd gezogen wurde. Da-
her finden wir haͤufig im ſechzehnten Jahrhun-
derte, daß in den Jagdordnungen mit uͤber
die Fiſcherey verordnet wird, und ſie deswe-
gen Jagd- und Fiſchordnungen heißen. So
findet ſich ein Braunſchweiſchluͤneburgiſches
Jagd- und Fiſchedikt vom J. 1581. Je-
doch wir wollen ſo viel moͤglich die Schickſale
der Fiſcherey in den einzelnen deutſchen Laͤn-
dern nach der Chronologie unterſuchen. In
dem Brandenburgiſchen finden ſich ſehr zeitig
im ſechzehnten Jahrhunderte Spuren davon.
Vornehmlich ſcheint man die wilde Fiſcherey
ſehr beſorgt zu haben. So findet ſich 1551
eine Ordnung wegen der Fiſcherey auf dem
Hafelſtrom und andern Hauptwaͤſſern der
Mark Brandenburg. Es wird darinnen al-
lerley verbotenes Fiſchzeug ganz abgethan und
ausdruͤcklich verordnet, was kuͤnftig erlaubt
und gebraucht werden ſoll, damit die Miß-
braͤuche der Waſſer zur Reformirung der Fi-
ſcherey aufgehoben und die Vermehrung wie-
der kommen moͤge s). Eine aͤhnliche Ord-
nung erfolgte 1571 wegen der Fiſcherey auf
der Hafel und andern Waſſern; ingleichen er-
ſchien im Jahre 1574 eine Fiſchordnung, wie
es mit der Fiſcherey, Fiſchzeug ꝛc. auf der
Hafel, der Spree u. ſ. w. zu halten.


In
[526]

In dem Wuͤrtenbergiſchen, wo man in
dieſem Jahrhunderte ſo aufmerkſam auf die
Landesoͤkonomie, und vornehmlich auf einige
Geſchaͤfte war, verſorgte man auch die Fiſche-
rey mit einer Fiſchordnung im J. 1535.


In dem Braunſchweigiſchen haben wir
nicht allein das erwaͤhnte Jagd- und Fiſch-
edikt vom J. 1581, ſondern auch ein Edikt
vom Jahre 1598 wegen der Wildſchuͤtzen und
Fiſchdiebe t). Es wird darinnen unterſagt,
Fiſche in dem fuͤrſtlichen Hegewaſſern zu fan-
gen, vornehmlich auch die Forellen erwaͤhnt;
ein Beweis, daß dieſer koſtbare Fiſch ſich in
dem Braunſchweigiſchen damals auch ſchon
befunden, wo er unſtreitig wegen der vielen
vortrefflichen Gebirgwaſſer gut ſtand. In
der Forſt- und Holzordnung vom J. 1591,
werden die Foͤrſter angewieſen, auch auf die
Fiſchereyen und die dabey vorfallenden Dieb-
ſtaͤhle zu ſehen u). In der mecklenburgiſchen
Landesordnung von 1562 wird auch von
Seiten der Polizey fuͤr die Fiſcherey geſorgt.
Es wird unterſagt, auf fremden Seen oder
Waͤſſern ohne des Herrn Wiſſen und Willen
zu fiſchen, auch das Hechtſtechen und Lachs-
aus-
[527] ausfangen gaͤnzlich verboten v). In der
oberlauſitzer Landesordnung vom Jahre 1597,
wo ſie vermehrt und von dem Kaiſer beſtaͤtigt
worden, wird auch in einem beſondern Titel
von der Fiſcherey, nebſt dem Weidewerk, ge-
handelt. In der beyeriſchen Jagd- und
Forſtordnung, wird ſowohl wegen der Rei-
ger, die den Fiſchereyen ſo nachtheilig ſind,
als auch wegen der Fiſchottern, Verordnung ge-
troffen; wer eine Fiſchotter lieferte, behielt
den Balg, und bekam außerdem noch eine
Geldverguͤtung w). In dem Hohenlohiſchen
war die Fiſcherey ſehr anſehnlich, und man
wendete von Seiten der Regierung alle moͤgli-
che Sorgfalt darauf. Es mußte in den
Saal- und Lagebuͤchern verzeichnet werden,
was fuͤr Baͤche, Fiſchwaſſer in der forſtlichen
Obrigkeit und Wildbahn gelegen. Es wurde
in der Jagd- und Forſtordnung dieſes Landes
vom J. 1519 feſtgeſetzt, daß in den graͤflichen
Forell-, Fiſch- und Krebsbaͤchen Niemand
zu fiſchen ſich unterſtehen, noch ſonſt den graͤf-
lichen Gerechtſamen Eintrag thun ſollte x).
Alle Krebs- und Forellenbaͤche, ſie mochten
gelegen ſeyn wo ſie wollten, vornehmlich aber
die in der forſtlichen Obrigkeit, Wildbahn,
Gebiet und Markungen giengen, gehoͤrten fuͤr
die
[528] die Hofhaltung, und durfte Niemand ohne be-
ſondere Erlaubniß darinnen fiſchen y). Es
hatten ſowohl die Fiſchmeiſter und Fiſcher, als
die Forſt- und andere Bedienten die Aufſicht
darauf. An den Forellen- und Krebsbaͤchen
war es unterſagt, Weiden, Erlen oder ander
Holz von den Wurzeln auszuhauen. Es
wird in der erwaͤhnten Jagd- und Forſtord-
nung ſich auf eine beſondere Fiſchordnung, die
ebenfalls im 16ten Jahrhundert erſchien, wie
auch auf die hohenlohiſche Landesordnung der
vorigen Zeiten berufen, welches beweiſt, daß
man ſchon in den fruͤhern Jahren des ſech-
zehnten Jahrhunderts ſich dieſes Geſchaͤft in
dieſen Gegenden ernſtlich angelegen ſeyn laſſen.
In der Landesordnung war beſtimmt, wie die
Fiſchpaͤchter ſich bey den Fiſchereyen zu betra-
gen hatten.


Auch in dem Heſſiſchen findet ſich eine
Fiſchordnung des Landgrafen Philipps, auf
welche ſich Landgraf Moritz in ſeiner Forſt-
und Jagdordnung vom J. 1624 beruft z),
und ſie darinn erneuert. In dem Churſaͤch-
ſiſchen wurden ſchon a) in dem Ausſchreiben
des Churfuͤrſtens Auguſt von 1555 Verord-
nungen
[529] nungen wegen der Fiſchereyen getroffen b),
und 1558 eine Ordnung von Churfuͤrſt Au-
guſt bekannt gemacht, wie die Daͤmme an der
Elbe, die man aus alter Gewohnheit Teiche
nannte, beſtellt, und gegen Uebergießungen der
Elbe, gehalten werden ſollten. Eben derſelbe
errichtete auch 1560 eine beſondere Fiſchord-
nung mit Zuziehung der damaligen geweſenen
Biſchoͤfe von Merſeburg und Naumburg,
und der Beamten vom Adel, Staͤdten und an-
derer, ſo an der Saale, Unſtrut und Elſter ge-
ſeſſen. 1572 erſchien ein Mandat wegen der
gehegten Fiſchereyen, und 1575 eine beſonde-
re Fiſchereyordnung, 1596 eine Fiſchordnung
von Herzog Friedrich Wilhelm zu Sachſen als
Adminiſtrator der Chur, welche ſich auf die
Auguſteiſche vom Jahr 1575 beziehet. Auch
wurde in den ſonderlichen Conſtitutionen von
1572 wegen der Fiſchdiebereyen verſchiedenes
verordnet. c) In Boͤhmen bluͤhete ſonderlich
die Fiſcherey unter dem Koͤnig Mathias, wel-
cher einen beſondern Vorzug darinnen ſuchte.
Dubrav erwaͤhnt von ihm, daß er ſich oͤfters
bey ſeinen Teichen und Fiſchhaltern vergnuͤgt
habe. Er bemuͤhete ſich hierinnen es allen
Boͤhmiſchen Teich- und Fiſchereyliebhabern zu-
vorzuthun. So ließ er mit einer gewiſſen
Art Fiſche aus der Donau, welche Hauſen
hießen,
II.Theil. L l
[530] hießen, einen Teich, den er bey ſeinem Schloß
hatte errichten laſſen, beſetzen, weil kein Boͤh-
miſcher Herr noch dieſe Fiſche hatte d). Er fey-
erte dieſe Fiſcherey gleichſam oͤffentlich, lud
dazu ſeine Gemahlin Beatrix, den paͤbſtli-
chen Nuncius, der mit der Koͤniginn befreun-
det war, und viele andere Vornehme ein. Ue-
berhaupt breitete ſich in dieſen Zeiten die
Teichfiſcherey in Deutſchland ausſchweifend
aus. In Boͤhmen war eine ſo ungeheure
Menge Teiche, daß Balbinus bezeugt, es waͤ-
ren in dem einzigen Strich Landes um Par-
dewick herum derſelben ſo viel als Tage im
Jahre. Ja es gieng ſogar ſo weit, daß un-
ter der Regierung Rudolphs des II. auf dem
Reichstage verboten wurde, daß nicht an-
ders, als unter oͤffentlichem Anſehen des Landes,
und nur mit Erlaubniß, dergleichen angelegt
werden ſolten, indem ſie ſowohl dem Feld-
baue als der geſunden Witterung nicht zutraͤg-
lich waͤren c).


Die Elbe und Mulda waren ſchon im
16ten Jahrhunderte reich an Lachſen. Sie
kamen dahin aus der See, und verloren in die-
ſen Fluͤſſen durch das ſuͤße Waſſer den ro-
hen und wilden Seegeſchmack. Schon Bal-
bin erwaͤhnt aus einer alten Handſchrift, daß
ſonder-
[531] ſonderlich im Jahr 1432 der Lachſe in Boͤh
men in den großen Fluͤſſen ſo viel geweſen,
daß ſie kaum darinnen fortkommen koͤnnen.


Dubrav erwaͤhnt unter andern auch einen
Johann von Ehrenſtein, einen ſehr reichen
Herrn unter den Boͤhmiſchen und Maͤhriſchen
Staͤnden, welcher bloß aus ſeinen Teichen, die er
in Boͤhmen, Maͤhren und Schleſien beſaß,
im Jahre 1559 mehr als zwoͤlfmal hundert
tauſend Seſtertien oder 36000 Rthlr. zog f).


In der Schwarzburgiſchen Waldordnung
von 1599 war ebenfalls uͤber die Waldforen
oder Forellen in Waldbaͤchen verordnet, und das
unbefugte Fiſchen derſelben verboten. Dieſe
Waldordnung wird erwaͤhnt in der vom Jahre
1626, die ſich bey dem Fritſch g) befindet.


Im 16ten Jahrhundert erhielt dieſes Ge-
ſchaͤft verſchiedne Schriftſteller. Es gehoͤ-
ren hierher nicht allein die Ausgaben und Er-
laͤuterungen der Alten, die von der Fiſcherey und
den Fiſchen handeln, ich meyne den Plinius,
Oppian h) und die uͤbrigen Oekonomen, die ich
ſchon erwaͤhnt habe, ſondern auch neuere
L l 2Schrift-
[532] Schriftſteller i). Einer der vorzuͤglichſten iſt
der boͤhmiſche Schriftſteller Janus Duͤbrav
welcher in 5 Buͤchern dieſen Gegenſtand in La-
teiniſcher Sprache behandelte. Er zeigt in
fuͤnf Buͤchern auf wenigen Bogen, wie die Tei-
che und Fiſchhalter zu bauen und anzulegen,
und mit welchen Arten von Fiſchen ſie zu beſe-
tzen. Er behandelt uͤbrigens auch die Natur
und Eigenſchaft der Fiſche. Das neue Jagd-
und Weidwerksbuch, das 1582 k) erſchien,
handelt auch am Ende von dem Fiſch- Krebs-
Otter- und Bieberfange, wie man dieſelben
mit Netzen, Reuſen, Angeln, Kaſten, Otter-
und Bieberhunden, und allerley dazu gehoͤri-
ger Gelegenheit fangen ſoll. Heresbach han-
delt l) ebenfalls von der Fiſcherey in ſeinem
lateini-
[533] lateiniſchen Werke uͤber den Ackerbau: ſo ge-
hoͤrt hierher auch Coler und andere oͤko-
nomiſche Schriftſteller dieſes Jahrhunderts.
Sebaſtian Medices handelte in ſeiner Schrift
uͤber die Jagd auch von der Fiſcherey. Aus
dieſen Zeiten haben wir auch des Mangolds
Fiſchbuch m). So behandelt auch das Werk,
das 1530 bey Egenolf zu Strasburg erſchien,
die Fiſcherey, und zeigt Fiſche zu fahen, mit
Netzen, Reuſſen, Angeln, Kaſten, Aas n).
In eben dem Jahre erſchien auch das neue und
bewaͤhrte Recept, Fiſch und Voͤgel zu fangen
mit den Haͤnden, Reuſſen, Angeln, Hamen,
Netzen o). Auch zeichnet ſich noch aus Con-
L l 3rad
l)
[534] rad Gesner p), der die Fiſche und Flußthiere
als der große Naturforſcher, welcher er in
allen Theilen der Naturgeſchichte zu ſeinen Zei-
ten iſt, behandelt, und endlich Paul Jo-
vius, von dem zu Baſel eine Schrift hieruͤber
erſchien q).


Fiſche-
[535]

Fiſcherey
im ſiebenzehnten Jahrhunderte.


Im Ganzen genommen, waren die Schickſale
der Fiſchereyen in dieſem Jahrhunderte
noch die naͤmlichen. Die Regierungen be-
ſorgten ſie noch theils als Gegenſtaͤnde der
Cammer, theils als Polizey- und Oekonomie-
Geſchaͤfte; die Gelehrten behandelten die Rech-
te derſelben, und bemuͤhten ſich die Naturge-
ſchichte der Fiſche zu unterſuchen und zu bear-
beiten.


In dem Wuͤrtenbergiſchen ergieng eine ge-
meine Fiſchordnung, auf welche in der Forſt-
und Jagdordnung von 1614 verwieſen wird a).
L l 4Die
[536] Die Amtleute, Forſtmeiſter, Waldvoͤgte und
Knechte hatten die Aufſicht uͤber die Beobach-
tung
a)
[537] tung dieſer Fiſchordnung, und es ſcheinen kei-
ne beſondern Bedienten bey der Fiſcherey an-
L l 5geſtellt
a)
[538] geſtellt geweſen zu ſeyn. Es wurde verordnet,
daß das Waſſer den Baͤchen durch Waͤſſerung
oder andere Abſchlaͤge und Abgraben ꝛc. bey
Strafe von drey Pfund Heller nicht entzogen
wuͤrde.


Unter eben dieſer Strafe wurde unterſagt,
das trucken Abſchlagen der Baͤche an ihren
Fluͤſſen und Gumpen auszuſchoͤpfen. Das
Fiſchen wurde zur Leichzeit unterſagt, wie
auch das Aushauen der Weiden und Erlen
von der Wurzel aus an dergleichen Waͤſſern,
wie auch das hole Rain einfallen und Schlem-
men, damit die Fiſche und Krebſe ihren Stand
ruhig behielten. Die gefangenen kleinen edlen
Krebschen, wie ſie daſelbſt hießen, mußten, wenn
ſie gefangen wurden, wieder ins Waſſer ge-
worfen werden. So war auch das Nachtfi-
ſchen unterſagt b).


In

a)


[539]

In dem Hennebergiſchen ſorgte der Chur-
fuͤrſt von Sachſen Johann Georg I. 1615 in
der Forſt-, Wild- und Holzordnung fuͤr die Fi-
ſcherey. Beſonders waren die Forellenbaͤche,
oder, wie ſie daſelbſt heißen, die Fohrenbaͤche
wichtig. Es waren wegen der Fiſcherey beſon-
dere Fiſchmeiſter Landfiſchmeiſter und Fiſcher
beſtellet, welche auf dieſe gehegten oder dem
Landesherrn vorbehaltenen Forellenbaͤche bey
Tag und bey Nacht Achtung haben mußten. Sie
mußten die Fiſchdiebe durch der Beamten Huͤl-
fe in Verhaft bringen, und gewannen dafuͤr
den vierten Theil der Strafgelder. Eine be-
ſondere Hennebergiſche Fiſchordnung aber er-
gieng 1640 c).


Die Heſſiſche Jagd und Forſtordnung
vom J. 1624 nimmt ſich der Fiſcherey eifrig
an. Es waren damals viele Forellen-, Krebs-
und Gruͤndelbaͤche in dem Heſſiſchen, die durch
ungetreue Aufſicht vielen Schaden litten.
Sie waren der Aufſicht der Foͤrſter unterwor-
fen, und es wird ihnen die ſtrengere Sorgfalt
fuͤr dieſelben bey Verluſt ihrer Aemter und
bey Leibesſtrafen anbefohlen. Es wurde un-
terſagt, in dieſen Waſſern Flachs zu roͤſten oder
einzulegen. Alle in ſolchem Waſſer gebaute
ſchaͤdliche Waſſerwaͤhre oder dergleichen muß-
ten nach Befinden abgeriſſen werden, auch
durfte Niemand dergleichen Waſſer in ſeine
Wieſe
[540] Wieſe oder Kampf leiten, welches bey 10 Gold-
guͤlden Strafe unterſagt ward.


Uebrigens wiederholte hier der Landgraf
Moritz die Fiſchordnung ſeines Großvaters
Landgraf Philipps zu Heſſen, welche auch
Landgraf Ludwig zu Marpurg erneuerte.
Auch in dem Schwarzburgiſchen hatte man
Forellenbaͤche, welche ſich haͤufig in den Waͤl-
dern befanden. Sie gehoͤrten daſelbſt fuͤr die
Cammer, und es wurde unterſagt, ſie bey
nahmhafter Strafe nicht auszufiſchen. Die
Forſtordnung vom Jahr 1626 nahm ſich der-
ſelben an, und verordnete folgendes im 37 Ar-
tikel: zum ſieben und dreyßigſten kamen wir in
glaubwuͤrdige Erfahrung, daß uns unſere
Waſſer und Forellenbaͤche in unſern Gehoͤlze
und Waͤldern ſehr ausgefiſcht wuͤrden, ſolches
wollen wir nicht allein nicht verſtatten, ſon-
dern allen unſern Dienern, Forſtmeiſter und
Forſtknechten ſo wohl andern unſeren Unter-
thanen, ſo ſich des Waldes gebrauchen, mit Ernſt
hiermit auferlegt und befohlen haben, ſolche
Fiſchdiebe zu hafft zu bringen ꝛc. d). Der
Fiſcherey und vornehmlich der Forellen nahm
ſich auch die Reußiſch- Plauiſche Regierung
in der Forſt- und Jagdordnung dieſes Landes
vom J. 1638 an e). Sie war ſonderlich an-
ſehnlich im Amte Lobenſtein. Man unterſagte
den
[541] den Muͤllern und Hammermeiſtern das Ab-
ſchlagen der Muͤhlgraben, weil ſie unter dem
Vorwand noͤthiger Baue oft die Forellen weg-
fiſcheten. Es wurde unterſagt, in die Wald-
bachen keine Fiſchkoͤrbe zu legen, nicht hinein
zu leuchten, die Baͤche zu engern oder zu ver-
bauen, noch ſie durch Schoͤpfen und Wieſen-
waſſerungen unbrauchbar zu machen f).


In dem Churſaͤchſiſchen wurde die Zeit
des verbotenen Fiſchens in dem Mandat von
1626 beſtimmt, wo der Vogelfang zu gewiſſen
Zeiten unterſagt wird, g) auch der Nachtheil,
den Seifenwerke der Fiſcherey bringen, wur-
de in einer Reſolution von Johann Georg II.
wegen der Seifenwerke in dem Eibenſtocker
Bergrefier abzuſtellen geſuchet. Im Jahre
1657 ließ Johann Georg II. eine Fiſchordnung
ausgehen, darinnen durch beygelegte Zeichnun-
gen die Laͤnge und Groͤße der fiſchbaren Fiſche
angegeben, wie auch das Maaß der Netze be-
ſtimmt wird. So wurde auch dieſelbige Fiſch-
ordnung 1686 von Johann Georg III. wie-
derholet, und unterſagt, daß die Fiſche kleiner
nicht als ſie da beſtimmt waren zu Markte ge-
bracht werden ſollten. Man erſtreckte ſich
darinnen auch auf die Krebſe.


In dem Magdeburgiſchen ward 1659 in
einem Mandat des Adminiſtrators Herzog
Auguſts
[542] Auguſts verſchiedene Veranſtaltung wegen der
Fiſcherey gemacht, vornehmlich gegen die, die
mit Schlepphamen oder ſonſt verbotenem engen
Fiſchzeuge den Leuch und die junge Bruth weg-
fangen; es wurden ihnen die Netze weggenom-
men und in die Aemter geliefert, und ſie auſ-
ſerdem noch beſtraft h).


In dem Brandenburgiſchen ergiengen viele
Verordnungen wegen der Fiſcherey: unter an-
dern verordnet auch die Churfuͤrſtl. Forſtord-
nung in der Mark im 20 Artik. wegen der
Vermiethung der Fiſchereyen, ſie befiehlt, daß
die Fuͤrſtl. Hegeſeen und Teiche ganz verſchont
bleiben, und darauf die Heidereuter und
Buſchlaͤufer Acht haben ſollten. Die Vermie-
thung der Waſſer, deren man entrathen konnte,
mußte auf dem Holzmarkte geſchehen, und die
Pachter mußten die Fiſche ſonderlich in der
Leichzeit ſchonen, und ſich alles verbotenen
Fiſcherzeugs enthalten. Im Jahr 1670 gieng
ein Edikt gegen das unbefugte Fiſchen an der
Elbe, Spree und Oder mit Hamen. 1681
wurde in dem Edikt wider die Feuerung in
Waͤldern, auch das Nachtfiſchen und Krebſen
mit jenen unterſagt. 1682 wurde das ſchaͤd-
liche Fiſchzeug ſonderlich um die Leichzeit durch
ein Patent verboten. So ergieng auch 1696
eine verneuerte Fiſchordnung, worinnen allen
Haus- und Miethsleuten, Soldaten und ledi-
gen
[543] gen Handwerksgeſellen, ſo nicht im Land geſeſſen,
das Fiſchen unterſagt ward i). Im Jahr
1695 ergieng ein Edikt wegen Vor- und Auf-
kauf bey dem Fiſchhandel k).


In dem Sachſen-Coburgiſchen machte ſich
Herzog Johann Caſimir 1607 um die Fi-
ſcherey verdient, und verbot das Fiſchen mit
Angeln, Kugelwerfen, wie auch das Roͤſten
des Flachſes in den Waſſern.


Im Jahre 1657 ergieng eine Heſſencaſſe-
liſche Waſſer- und Fiſchordnung, wo um des
Muͤßig-
[544] Muͤßiggangs willen auch das Fiſchen der ledi-
gen Perſonen und Landleute unterſagt wirdl).


In der Lauſitz ſorgte man 1661 in der Ober-
amts- Publication des Landtagsabſchieds von
dem naͤmlichen Jahre, das gegen die Wild-
ſchuͤtzen ergieng, auch dafuͤr, daß das unbefug-
te Fiſchen und Krebſen verboten wurde. In
dem Oberamtspatente von 1673 gegen die
Raubſchuͤtzen wurde auch gegen die Fiſch- und
Krebsdiebe verordnet, und 1675 ergieng ein
Oberamtspatent und Renovation der Man-
date gegen die Raubſchuͤtzen, Fiſch- und Krebs-
diebe.


In dem Sachſen-Altenburgiſchen erſchien
in dieſem Jahrhunderte auch eine Fiſchord-
nung; im Jahr 1695 eine Teichordnung fuͤr
die alte Mark zu Stendal. In dem Bayeri-
ſchen faͤllt ebenfalls eine in dieſes Jahrhundert,
ſie erſtreckte ſich auf die Donau, Iſer, die Sal-
zach und Inn, und findet ſich bey dem
Fritſchm). Im Saͤchſiſch Gothaiſchen erſchien
eine Fiſchordnung 1667 n). Eine Saͤchſiſche
Merſeburgiſche ergieng 1670 von Herzog
Chriſtian zu Merſeburg. Es ergieng in die-
ſem Jahrhunderte auch eine erzherzogliche Oe-
ſtereichiſche Fiſchordnung, und 1627 eine fuͤr
die Stadt Ulm.


Was
[545]

Was die Literatur des 17ten Jahrhunderts
betrifft, ſo gehoͤren hierher theils die Schrift-
ſteller uͤber die Oekonomie uͤberhaupt, zum
Theil auch die uͤber die Jagd; nicht weniger
die Fiſchereyordnungen der verſchiednen Laͤn-
der; Stephan von Schoͤnewalde der in die-
ſem Jahrhunderte die Ichthyologie behandelte,
erſtreckt ſich nur auf die Fiſche in Schleswig
und Holſtein, welche nach Hamburg gebracht
wurden. So erſchienen auch zu Erfurt und
Coͤln einige Fiſchbuͤcher o). Ferner machte
ſich um die Fiſcherey und Fiſche verdient, Hein-
ſius, Thilo, Fromman, Staͤnzel von Cronfels
und von Hohberg in ſeinem Landleben.


Im achtzehnten Jahrhunderte.


Auch in dieſem Jahrhunderte wurde die
Fiſcherey durch Ichtyologen um vieles aufge-
klaͤrt
II.Theil. M m
[546] klaͤrt und mit vielen Bemerkungen bereichert,
auch die Regierungen dachten an dieſes Ge-
ſchaͤfte.


Es erfolgte 1711 in Sachſen eine verneu-
erte und vermehrte Fiſchordnung. Noch er-
gieng 1712 ein Befehl wegen des Baues der
Daͤmme an der Elbe. Noch in dieſen Zeiten
findet ſich in Sachſen ein Oberlandfiſchmeiſter,
der die Oberaufſicht uͤber alle Fiſchereyen des
Landes hatte, und unter dem die Hoffiſcher
ſtanden. Allein in der Folge hat dieſe Wuͤrde
aufgehoͤrt. Auch war der Lachs- und Wels-
fang in den erſten Zeiten dieſes Jahrhunderts
noch ein Vorzugsrecht des Landesherrn, wo-
fuͤr es auch noch jetzt gehalten wird, obgleich
die Faͤlle der Ausuͤbung ſehr ſelten ſind p).
Alle Koͤrrung, vornehmlich auch die in Garn-
ſaͤcken der Fiſche, iſt in Sachſen, vermoͤge
dieſen und vorigen Verordnungen verboten,
auch viele nachtheilige Arten zu fangen, vor-
nehmlich auch das Angeln, und noch 1770 er-
gieng in Merſeburg ein Verbot gegen die Lat-
tenfiſcherey q).


In der Pfalz iſt das Regal der Fiſcherey
eintraͤglich, und es muͤſſen die Stoͤhre, zu An-
erkennung der Herrſchaft uͤber den Rhein,
dem
[547] dem Churfuͤrſten ausgeliefert werden r). Der
Fuͤrſt von Deſſau uͤber ſein Fiſchereyregal
durch den Lachsfang, Stoͤhre, Halbfiſche,
Lampreten, Welſe und Biber aus s).


Man ſuchte auch in dieſem Fache die Oeko-
nomie zu erweitern. Man ſtudirte die oͤrtli-
che Ichthyologie mehr; man ſuchte die beſſern
Arten von Fiſchen mehr auszubreiten und an
vielen Orten, wo ſie vorher nicht waren, zu
ziehen. So verſuchte man es mit Gluͤck, die
Noͤrflinge, einen Fiſch, den man bisher nur
in Boͤheim gezogen, auch in dem ſaͤchſiſchen
Erzgebirge einzufuͤhren. Man zog Forellen,
wo man nie geglaubt hatte, dergleichen ziehen
zu koͤnnen; in der Niederlauſitz fuͤhrte man
mit dem beſten Erfolge die Sander ein t).
Die Hauptregel, die man dabey befolgte, war,
dem Fiſche ſein gehoͤriges und ſchickliches Waſ-
ſer, worinnen er am beſten ſtand, und worein
ihn die Natur geſetzt hatte, zu geben: wo
man dieſes fand, gluͤckte auch der Verſuch.


In Sachſen breiteten ſich ſonderlich die Fo-
rellen aus. Es finden ſich dergleichen in dem
ganzen Erzgebirge, wie auch in dem Mittelge-
birge um Freyberg herum, und noch weiter
M m 2bis
[548] bis an Dresden und Waldheim in den Baͤchen
und Teichen. Vorzuͤglich ſchoͤn waren ſie zu
Anfange dieſes Jahrhunderts in dem Bache,
der durch Lockwitz, eine Meile von Dresden,
fließt; in der Weiſſeritz, zumal um Rabenau
herum, wurden viele gefangen u). Auch finden
ſich dergleichen im Schleſiſchen. Schleſien
war ſonderlich zu Anfange dieſes Jahrhun-
derts reich an Lachſen in der Oder. Es waren
ſonderliche Lachsfaͤnge bey Beuthen, Glogau,
Steinau, und man fieng zuweilen 3-, 4- bis
500 Lachſe. Daher ergiengen, von Seiten des
Magiſtrats zu Breslau, verſchiedene Ver-
ordnungen wegen derſelben. So wurde unter
andern verſchiednemal verordnet, daß alle Fi-
ſcher und Muͤller, die unter des Raths Ge-
richtsbarkeit gelegen, bey Vermeidung hoher
Strafe alle Lachſe an den Rathspraͤſes liefern
mußten, vor deren jeden, er ſey groß oder klein,
ſie 6 bis 8 Groſchen empfiengen. Man hat-
te einen beſondern Lachsvogt beſtellt, an den
ſie von dieſen geliefert wurden, welcher ſie
abthat, jede Haͤlfte in vier Stuͤcken theilte;
ſo wurden ſie dem Praͤſes uͤberliefert, welcher
die eine Haͤlfte zu eigner Diſpoſition behielt,
die andere Haͤlfte aber durch den Lachsvogt,
nach einem beſondern Verzeichniß an Vorneh-
me und Buͤrger vertheilen ließ, halbe und
ganze Fiſche aber an Standes- und regierende
Per-
[549] Perſonen, und ſelbſt an den Kaiſer verſende-
te. In dem Oeſtreichiſchen fand man ſonder-
lich eine gewiſſe Art kleinere Neunaugen; die
Noͤrflinge finden ſich vornehmlich haͤufig in Boͤ-
heim; von da aus hat man ſie in einige ſaͤchſi-
ſche churfuͤrſtliche Teiche, als zu Auguſtus-
burg in den churfuͤrſtlichen Schloß- und Zwin-
gergarten, als eine Seltenheit verſetzt x). In
Pommern finden ſich auch noch in dem See
Maduje, unweit dem Staͤdtchen Werben, die
Murenen oder Moraͤnen. Sie ſind an Ge-
ſtalt dem Lachſe gleich, nur ſehen ſie weißer
und ſind nicht bunt gefleckt, haben auch meh-
rere und groͤßere Schuppen, werden auch da-
ſelbſt ſo gegeſſen und bereitet wie der Lachs,
auch wie er gereichert. Der See hat eine
große Tiefe, mehrentheils auf 50, auch wohl
300 Klaftern tief, und gefriert vor Weihnach-
ten nie zu. Merkwuͤrdig iſt aber vornehm-
lich, daß die auf der einen Seite dieſes Sees
gefangenen Fiſche grauer ſehen, als die auf
der andern Seite. Man findet in Pommern
auch noch drey andere Arten derſelben: ſo fin-
det ſich in etlichen Seen eine mittelmaͤßige
Art, die ſo groß ſind wie die Lachsfohren oder
Forellen, und ganz weiß mit ſilberfarbenen
Schuppen; eine andere noch kleinere Art ſind
eben ſo weiß, welche ſonderlich in dem See
Poͤlze, der im arnswaldiſchen Kreiſe an der
M m 3pom-
[550] pommeriſchen Grenze liegt, genannt, gefangen
werden; noch andere finden ſich in der Neu-
mark am hernsdorfiſchen See der großen Wutz-
lau genannt, Lochſtettſchen und im Dolgen-
ſchen, die Lipe genannt. Am Geſchmacke
ſollen die mittelmaͤßigen und kleinen den Fo-
rellen aͤhnlich, aber noch wohlſchmeckender
ſeyn. Die Murenen leichen im ſpaͤten Herbſt
etwa 3 Wochen nach Michael, da andere Fi-
ſche meiſt im Fruͤhlinge leichen, ſie leichen nicht
bey Tage, ſondern bey Nacht, werden auch
bey Nacht in ſehr kleinen Netzen gefangen, und
ſchimmern darinnen gleich Silber und Dia-
manten. Man pflegt eingeſalzene oder geraͤu-
cherte aufzubehalten y).


In der Oberlauſitz ergiengen auch in die-
ſem Jahrhunderte verſchiedene Verordnungen
zum Beſten der Fiſcherey, zugleich mit den
Jagdpatenten. So nimmt ein Oberamtspa-
tent von 1703 auch Ruͤckſicht auf die Fiſch-
und Krebsdiebe, und in der conventionellen
Vereinigung und dem Landtagsſchluſſe vom
Jahre 1726 iſt auch wegen der Fiſcherey ver-
ordnet.


In dem Brandenburgiſchen ergiengen in
dieſem Jahrhunderte verſchiedene Verordnun-
gen wegen der Fiſcherey. 1703 wurde in ei-
nem Patent der Misbrauch der Fiſcherey un-
ter-
[551] terſagt. 1706 wurde, um den Schaden zu
hemmen, den die Hechte thun, das Hechtreiſ-
ſen den Fiſchern auf eine Zeit lang durch ein
Patent erlaubt. 1711 ergieng ein anderes
Patent, ſich des ungewoͤhnlichen Fiſchens zu
enthalten. In dem Edikte, welches 1716
wegen Reinigung der Stroͤme und Fluͤſſe und
des Muͤhlenweſens ergieng, ward auch die
Fiſcherey nicht vergeſſen. Eben ſo ſorgte man
fuͤr ſie 1716 in der Teich- und Uferordnung,
und eine andere 1717 vorzuͤgliche Verordnung
in der brandenburgiſchen Fiſchergeſchichte gieng
durch die Austrocknung des Sees Matuge vor,
der im ſechzehnten und ſiebenzehnten Jahrhun-
derte ſo beruͤhmt durch ſeine Murenen war,
welche durch einen Moͤnch von Italien aus
dahin verſetzt worden. Sie geſchahe unter
der Veranſtaltung des beruͤhmten Herrn von
Brenkenhofs; der Koͤnig verwendete auf die
Austrocknung deſſelben 36000 Thaler, und
erhielt dagegen 14338 Morgen nutzbares
Land; wovon er von den Vortheilen nur et-
was uͤber die Haͤlfte genießt, das uͤbrige ziehet
der dortige Adel z).


Im Jahre 1772 wurde der ſonſt ſo in-
tereſſante Ahlfang auf der Havel eingeſchoſſen
und zu Grunde gerichtet, weil dadurch das
Waſſer geſtaucht und Ueberſchwemmungen ver-
anlaßt wurden.


M m 4Was
[552]

Was die Arten der Fiſche betrifft, welche
wir in deutſchen Fluͤſſen, Waͤſſern und Teichen
ziehen, ſo iſt ſeit dem ſechzehnten Jahrhunder-
te hierinnen keine Veraͤnderung von Wichtig-
keit vorgefallen, daß ſich etwa wichtige Bey-
ſpiele von Einfuͤhrung neuer Fiſche in frem-
den Gegenden anfuͤhren ließen. Einige hat
man mit den Forellen gemacht, die aber nicht
gluͤckten, weil man einige, zwar zufaͤllige,
aber doch immer wichtige Umſtaͤnde vergaß.
Ich weiß nicht, ob man mit der Erfindung des
engliſchen Fiſchhaͤndlers Samuel Tull’s, wel-
chen Sloane zuerſt bekannt machte, und davon
der Schauplatz der Kuͤnſte a) ausfuͤhrliche
Nachricht giebt, auch in Deutſchland Verſu-
che gemacht; waͤre dieſes, ſo wuͤrde das eine
Bereicherung in der deutſchen Fiſcherey ſeyn.
Indeſſen waͤre es doch auch nur bey Karpen,
nicht aber bey weichlichen Fiſchen thunlich.
Man verſchneidet ſie naͤmlich, um ſie ſchmack-
hafter zu machen. So viel weiß ich indeſſen,
daß man auch in Deutſchland Karpen in
Netzen ſchwebend in Kellern aufhaͤngt, und
mit Milch und Semmel maͤſtet b).


Weit
[553]

Weit wichtiger iſt fuͤr die Fiſcherey die deut-
ſche Erfindung des Herrn Lieutenant Jaco-
bi c), welcher zuerſt zeigte, wie aus maͤnnli-
chem Saamen der Lachſe und Forellen, ver-
mittelſt der Eyer der Weibchen, junge Lachſe und
Forellen koͤnnten gezogen werden, welches
auch auf andere Fiſche anwendbar iſt. Die
Anſtellung dabey iſt folgende: Man macht ei-
nen Kaſten von beliebiger Groͤße, uͤber dem
einen Ende deſſelben wird uͤberzwerg ein Bret
genagelt, das etwa 1 Fuß breit iſt und in der
Mitte ein ſechszoͤlliges Loch ins Quadrat hat.
Dieſes Loch wird auf der innern Seite mit ei-
nem Gitter von Eiſen- oder Meßingdraht ge-
macht und bedecket, deſſen Staͤngelchen nur
ein Drittheil eines Zolles von einander ſtehen
duͤrfen, am andern Ende der Laͤnge, und 4
Zoll nach der Tiefe ausgenommen.


Auswaͤrts muß dieſe Oeffnung gleicher-
maßen mit einem vorbeſchriebenen Gitter ver-
M m 5ſehen
b)
[554] ſehen werden, damit ſelbſt beym Ausfluſſe des
Waſſers, gleichwie bey dem Einfluſſe, weder
Waſſermaͤuſe, noch ſonſtiges den Fiſchereyen
nachſtellendes Ungeziefer ſich in den Kaſten be-
geben kann.


Dieſer Kaſten wird mit einem wohlſchlieſ-
ſenden Deckel verſehen, damit auch hierdurch
kein Ungeziefer in den Kaſten kommen kann,
und muß dieſer Deckel in der Mitte ein Loch
zu 6 Zoll ins Quadrat haben, welches mit ei-
nem Gitter nach vorgedachter Art verſehen
werden kann, durch welches die junge Fiſch-
brut Luft und Licht erhaͤlt; welches letztere
aber ſo ſchlechterdings nicht nothwendig iſt.


Einen alſo verfertigten Kaſten bringt man
an einen Bach, oder noch beſſer, an eine
ziemlich ſtarke Quelle, worunter ein kleiner
Teich belegen iſt, und macht ſeine Anſtalten
auf folgende Weiſe:


Man laͤßt naͤmlich, vermittelſt einer klei-
nen Rinne, das hierzu noͤthige Waſſer, etwa
einen Strahl eines Daumens dicke durch das
etliche mal erwaͤhnte Gitter in den darunter
geſtellten Kaſten laufen, welches dann am an-
dern Ende durch die zweyte vergitterte Oeff-
nung ſeinen beſtaͤndigen Ablauf nimmt.


Zuvor ſtreuet man in einen ſolchen Kaſten
rein gewaſchenen Grand oder Gruß, oder
ganz groben Kiesſand, etwa eines Zolles tief,
welcher ferner mit einer Lage von kleinern und
groͤ-
[555] groͤbern reinen Kieſelſteinen dergeſtalt zu bede-
cken iſt, daß ein Steinchen beynahe das ande-
re beruͤhren kann, und nur kleine Zwiſchen-
raͤumchen macht. Der groͤbere Bachgrand
oder Steingruß kann aus Steinchen beſtehen,
die zum Theil die Groͤße einer Haſelnuß, zum
Theil einer Wallnuß haben.


Nachdem man nun einen oder mehrere ſol-
cher Kaſten auf vorbeſchriebene Art an nur
erzaͤhlte Orte gebracht hat, und der Novem-
bermonat, als diejenige Jahreszeit vorhan-
den iſt, in welcher die Lachſe deswegen erzo-
gen werden koͤnnen, weil ihre Maͤnnlein und
Weiblein alsdenn, um ihren zeitigen Saamen
und Eyer abzulegen, aus groͤßern Fluͤſſen in
die Baͤche und flaͤchern Waſſer geſtiegen ſind,
wie z. E. ohnweit Kaldorf zu geſchehen pfle-
get, ſo verfaͤhrt man damit nunmehro auf
folgende Weiſe:


Wenn man einen guten Vorrath von Lach-
ſen zuſammen gebracht hat, ſo nimmt man
ein reines Gefaͤß, z. E. eine hoͤlzerne Molde,
in welcher etwa 1 Maaß recht reines Waſſer
iſt. Hernach laͤſſet man ein Weiblein vom
Lachſe uͤber dieſe Molde beym Kopfe in die Hoͤ-
he halten; falls nun die bey ihr befindlichen
Eyer recht zeitig und zur Befruchtung geſchickt
ſind, ſo laufen ſolche entweder von ſelbſt her-
unter, oder man kann nur mit der flachen
Hand am Bauche des Fiſches ſo ſanft herun-
ter
[556] ter ſtreichen, damit gedachtermaßen die Eyer
gelinde in das Waſſer fallen.


Mit dem Maͤnnlein verfaͤhret man auf
gleiche Weiſe, und wann ſo viel Saamen zu
den Eyern gelaufen, daß das daruͤber ſtehen-
de Waſſer ins Weißliche faͤllt, ſo iſt es
genug.


Nachdem nun dieſe Lachseyer auf gedachte
ganz ſimple Weiſe fruchtbar gemacht worden,
ſo ſtreuet man ſelbige in die im vorhergehen-
den genug beſchriebenen Kaſten, und laͤſſet ſo-
gleich daruͤber hinlaͤnglich friſches Waſſer flieſ-
ſen, welches beſtaͤndig fortdauern muß. Die
Bewegung des Waſſers aber darf niemals
durch die Kaͤſten und uͤber den Steingruß et-
wa zu ſchnell und zu ſtark ſeyn, damit die
Eyer durch dergleichen Bewegung nicht fort
getrieben werden, ſondern ohngeſtoͤrt zwiſchen
dem großen Steingruße liegen bleiben.


Wenn nun dieſe Lachseyer von dem durch
das darauf niederſchlagende Waſſer oder ſich
darauf ſetzenden Schmutze unterweilen gerei-
niget werden ſollen, wie es noͤthig iſt, ſo kann
dieſes, vermittelſt eines Fittiges, gar fuͤglich
geſchehen, womit man zu oberſt im Waſſer
nur hin und wieder faͤhret. Nach Verlauf
von 5 Wochen ſind die jungen Lachſe in den
Kaͤſten ſchon gebildet, und ſie leben und be-
wegen ſich darinnen. Dieſen Umſtand kann
man zuerſt an ihren Augen wahrnehmen als
welche
[557] welche ſchwarz, die uͤbrigen Theile hingegen
ganz durchſichtig ſind, mithin weder Licht noch
Farbe reflectiren.


Nach Verlauf von 6 Wochen, welches
etwa 8 Tage betragen mag, nachdem man zu-
vor die Augen wahrgenommen hat, durchbo-
ren ſelbige endlich die zarte Eyerhaut, und
gehen davon.


Es findet unterdeſſen die hier geſetzte Zeit
nicht immer Statt; denn je waͤrmer die Quel-
le iſt, je zeitiger kommen dergleichen Lachs-
eyer aus, und den gemachten Erfahrungen
zufolge, wird in den Bachwaſſern faſt dop-
pelt ſo viele Zeit erfordert; denn, ob dieſe
zwar nach Beſchaffenheit der Luft im Som-
mer viel waͤrmer ſind, ſo pflegen ſie dennoch
im Winter weit kaͤlter zu ſeyn.


Wenn der Fiſch im Ey anwaͤchſet, ſo un-
terſcheidet ſich das Innere durch ein ſubtiler
Haͤutchen von der aͤußern Haut des Eyes
ſelbſt, und der junge Fiſch liegt zwiſchen
dieſem Haͤutchen ringsherum, er ſcheinet auch
an dem Innern des Eyes nur dergeſtalt an-
gewachſen zu ſeyn, daß daſſelbe gleichſam in
Geſtalt eines Beutels an dem zarten Fiſchlein
haͤnget, gleich als wenn man eine Stecknadel
uͤberzwerg auf eine Erbſe gelegt haͤtte.


Dieſer an dem Fiſchlein haͤngende Beutel,
und nach dem Innern deſſelben ausgedehnte
Magen, faſſet beynahe den ganzen Innhalt
des
[558] des ehemahligen Eyes in ſich. Von dieſer
darinnen enthaltenen fluͤßigen nahrhaften
Materie wird der kleine Fiſch 4 bis 5 Wochen
hindurch ernaͤhret, und innerhalb dieſer Zeit
waͤchſet deſſelben ſtumpfes Maul nach und
nach laͤnglich hervor. Der vorgedachte Beu-
tel hingegen ſchwindet und wird unter dieſer
Zeit ganz klein, ſo daß der Fiſch bey dieſer
Veraͤnderung und Verwandlung allererſt ſeine
ordentliche Geſtalt erhaͤlt.


Nach Verlauf dieſer Zeit ſpuͤret man an
der jungen Lachsbrut, daß ſie ihre Nahrung
mit großer Begierde ſuchen, und da ihr die
Kaſten weder den erforderlichen Raum, noch
die noͤthige Nahrung an kleinen Gewuͤrmen
weiter verſchaffen, ſo ſuchen ſie von nun an
dergleichen, und gehen durch die Gitter
heraus.


Uebrigens ſind die in Deutſchland bekann-
teſten und gewoͤhnlichen Fiſche folgende: Die
Ahle, Ahlraupen, die ſonderlich ſchoͤn und
haͤufig in der Mulde ſind, Aſchen, die man
im Voigtlande und Gebirge in Sachſen faͤngt,
ſo wie ſie uͤberhaupt Gebirgwaſſer lieben; die
Barben, Bleyen, Ploͤtzen, welche ſonderlich
auch im ſaͤchſiſchen Voigtlande und Erzgebir-
ge, wie auch im Eisfelde ſich befinden und
haͤufig ſind; Forellen, die man bey Coburg
in dem Werrefluß, in Schwaben zu Reutlin-
gen, in dem Fraͤnkiſchen, vornehmlich in dem
Hohenlohiſchen, in dem Schleſiſchen, und die
Lachs-
[559] Lachsforelle vornehmlich in den meißniſchen
Baͤchen findet; Gruͤndlinge, Gebeln, Goͤ-
ſen und Jaͤrtern oder Jaͤſen, die man ſonder-
lich in Sachſen in der ſchwarzen Elſter findet,
Hechte, Karpen, Karauſchen, Kaulparſe,
Lachſe, die man in der Elbe, in der Mulde bey
Bitterfeld und Deſſau und in der Oder faͤngt,
Lachsfohren, welche viel groͤßer ſind als die
Forellen, Krebſe, Neunaugen, Noͤrflinge,
Orfen, Peißker, Parſen, Schmerlen, San-
der, Schleien, Welſe, Weiß- und Wetter-
fiſche, Mayfiſche.


Unter die wenigen gewoͤhnlichen und ſich
nur in einigen Fluͤſſen oder gar nur in den
Seen, die an Deutſchland grenzen, befinden-
den, gehoͤrt der Stoͤhr, der ſonderlich in der
Elbe, Oder, Rhein, Donau und Weichſel, die
Murenen, die man vornehmlich in Pommern
findet, die Poͤlze, die man eben daſelbſt faͤngt.


Man erfand verſchiedene Werkzeuge zum
Behuf des Teichweſens und der Fiſcherey.
Eines der wichtigſten iſt das zur Reinigung
der Teiche von Rohr und Schilf, welches
in den oͤkonomiſchen Nachrichten angegeben
wird d).


Die vielen verſchiedenen Arten, die Fiſche
zu fangen, laſſen ſich unter drey Hauptclaſſen
bringen, nach welchen ſie auch in der Fi-
ſcherey
[560] ſcherey, die einen Theil des Schauplatzes der
Kuͤnſte ausmacht, behandelt werden, naͤmlich
das Fiſchen mit Angeln, mit Netzen und die
uͤbrigen unter jenen nicht begriffene Arten.
Unter dieſen letzten zeichnet ſich ſonderlich das
Stechen mit der Harpune, welches unter den
Flußſiſchen hauptſaͤchlich bey der Barbe Statt
findet, das Fangen durchs Feuer, wodurch
man ſie lockt, eben ſo das Locken der Ahle
durch Anſaͤung gruͤner Erbſen am Ufer, und
das Locken einiger andern Fiſche durch weiße
Tuͤcher e). Oefters haben die Fiſche ſelbſt zu
neuen Erfindungsarten Anlaß gegeben. Das
Feſtſaugen der Neunaugen an Steinen ſcheint
die Kraͤtzhamen, und des Braſſens Strei-
chen an den Waͤnden waͤhrend der Leichzeit die
Reuſſen veranlaßt zu haben. Das Aufſtei-
gen des Hechts im Fruͤhjahre gab wahrſchein-
lich Gelegenheit zum Angeln, das Leichen des
Barſes auf ſteinigten Gruͤnden zu Sackgar-
nen; das Aufſpringen des Lachſes gegen ſtei-
nigten Boden zu Lachsfaͤngen. Aber man
ſchließe ja nicht hieraus, als ob ich annaͤhme,
daß dieſe Arten erſt Erfindungen des jetzigen
Jahrhunderts waͤren, außer daß man in den
Lachsfaͤngen eine und die andere wichtige Ver-
beſſerung, ſonderlich in dem Deſſauiſchen,
gemacht hat. Unter den vielen Arten der
Fiſchfaͤnge, die in Deutſchland gewoͤhnlich
ſind,
[561] ſind, zeichnet ſich auch die kuͤnſtliche Art, die Fo-
rellen und Aſchen zu fangen, aus, welche in Fran-
ken gewoͤhnlich iſt, wo ſie ſonderlich haͤufig im
Wiſſentfluſſe ſind. Man nennt dieſe Art das
Angeln durch den Sprang oder Sprung: in-
dem, wie bekannt iſt, dieſe Fiſche nach den
Schnaken, die uͤber den Waſſer fliegen, ſprin-
gen, ſo taͤuſcht man ſie durch ſolche kuͤnſtliche
nachgemachte Schnaken f). Die Faͤnge von
aufgeſtellten Garnſchlaͤuchen und Garnſaͤcken
in den Fiſchzaͤunen, wurden in vielen Landen,
wo man ſie haͤufig auf den Fluͤſſen hatte, un-
terſagt, weil die Polizey, in Anſehung der
Staͤmmungen und dadurch veranlaßten Ueber-
ſchwemmungen, die ſie auf den Fluͤſſen anrich-
ten, ſie als ſchaͤdlich befand; eines der neueſten
Beyſpiele iſt im Brandenburgiſchen vom Jah-
re 1772, welches ich oben angefuͤhrt habe;
auch die ſogenannten Schwedriche oder ſolche
Schlaͤuche, die die Muͤller am Ende der Muͤhl-
gerinne eingelegt haben, wurden ebenfalls
von der Polizey unterſagt, weil ſo viel Fiſche
dadurch zu Grunde gehen.


Was die Arten mit Angeln zu fiſchen be-
trifft, ſo handelt davon der Schauplatz im
eilften Theile. Es geſchiehet entweder im Ge-
hen oder mit ſchleifender Ruthe, oder mit
aus-
II.Theil. N n
[562] ausgeſpannten Leinen, oder mit den Bogen,
oder mit Seilen, mit ſchwimmenden Seilen,
durchs Kugelziehen, mit der großen Koppel.
Ich hoffe nicht, daß jemand hier von mir eine
ausfuͤhrliche Beſchreibung dieſer Arten zu
fiſchen fordern wird, da dieſes eigentlich in ein
theoretiſches und praktiſches Lehrbuch uͤber die
Fiſcherey gehoͤrt. Es waͤre mir leicht gewe-
ſen, ſolches einzuruͤcken, wenn ich die Abhand-
lungen uͤber die Fiſcherey hier haͤtte ausſchrei-
ben wollen g).


Von den Fiſchereyarten mit Netzen und
Garnen, kennt man die Wurfgarne, von wel-
chen es wieder verſchiedene Unterarten giebt,
das Fiſchen mit dem Senker h); an Ufern ge-
ſchiehet es mit Hahmen, Sieben, Hahmen
ohne Stiel und einer Art Reuſſen, die man
Bouraque nennt i), das Fiſchen mit Schau-
bern, d. i. Hahmen ohne Gabel, das mit
Setzhahmen, welche Gabeln haben k), das
mit Streichwathen l), mit Garnſchlaͤuchen
und Garnſaͤcken, welche beſtaͤndig liegen blei-
ben, und entweder mit oder ohne Fluͤgel ſind,
auch in oder außerhalb Fiſchzaͤunen liegen, die
Fiſche-
[563] Fiſcherey mit den gewoͤhnlichen Fiſchreuſſen,
mit Fiſchzaͤunen, welche gleichſam Fiſchreuſſen
von ungeheuerer Groͤße ſind. Die Fiſchzaͤune
ſind entweder von Holz, von Stein oder von
Flechtwerk, und werden ſonderlich in ſehr
großen Stroͤmen und an der See gebraucht m),
mit Netzen, mit ſchwimmenden und beſchwer-
ten Netzen am Ufer hin, mit ſchwimmenden
und beſchwerten Garnen, welche nach dem ver-
ſchiedenen Gebrauch verſchiedene Namen er-
halten. Daher kommen ſchwimmende Garne,
Ahlgarne, Beutelgarne, weitmaſchichte Gar-
ne, Sackgarne, dreymaſchichte Garne mit
Floſſen, mit dreymaſchicht ſtehenden Garnen,
mit Zuggarnen, die einen Sack oder Beutel
haben, und die man mit dem Namen Schlepp-
ſaͤcke belegt. Es finden ſich in dem Schau-
platze der Kuͤnſte noch mehrere Arten der Fi-
ſcherey, welche aber meiſt auf den Meeren
oder auf den franzoͤſiſchen Fluͤſſen getrieben
werden, und die daher in die allgemeine und
in die franzoͤſiſche Geſchichte der Fiſcherey ge-
hoͤren n).


N n 2In
[564]

In dieſem Jahrhunderte erhielt die Fiſche-
rey wichtige Schriftſteller. Es gehoͤrt hieher
unter andern auch das Werk des Herrn von
Flemming, welches ſich an ſeinem deutſchen
Jaͤger befindet o). Er handelt darinnen von
den verſchiedenen Arten von Teichen, von ih-
rer Anlegung, Beſetzung, Wartung, Aus-
beſſerung, von dem Teichfiſchen, von Fiſch-
haltern und Fiſchkaſten, von Wegfuͤhrung der
Fiſche, von den Verrichtungen eines Fiſch-
und Teichmeiſters, von den Feinden der Fiſche,
von den verſchiedenen Arten Fiſche zu fangen,
von einigen verbotenen Arten zu fiſchen, von
Krebsfaͤngen, von Fiſchen uͤberhaupt, von
Aſchen, von Salmen oder Lachſen, von Fo-
rellen, von Karpen, Bleyen, Schmerlen,
Barben, Parſen, Hechten, Lampreten, Ah-
len, Stoͤhren, Heringen. Es folgen phyſika-
liſche Bemerkungen von den Fiſchen, wie auch
oͤkono-
n)
[565] oͤkonomiſche und eigentliche hauswirthſchaft-
liche, von dem Zubereiten der Fiſche zur Spei-
ſe. Er handelt hierauf von den Ahlen und
ihrer Natur, von Ahlraupen, Aſchen, Bar-
ben, Bleyen und Ploͤtzen, von Forellen, von
den Gruͤndlingen, Giebeln und Geſen, von
Hechten, Karpen und Karauſchen, von Kaul-
paͤrſchen und Lachſen; von den Lachsfohren,
die viel groͤßer ſind, als die gewoͤhnlichen Fo-
rellen, von Neunaugen, Noͤrflingen, Peis-
kern und Beißern, von Schmerlen, San-
dern und Schleyen, von Welſen, Weißfiſchen
Wetterfiſchen, von Stoͤhren, von Stockfiſch,
deſſen Fleiſch, wenn er durchſchnitten iſt, ne-
ben dem Ruͤckgrade im Finſtern glaͤnzt, von
den Heringen, Sardellen und Sprotten, vom
Schellfiſche, vom Dorſch, von Roggen, von
Butten, von Zungen, von Krebſen, von
Auſtern, von Muſcheln, von Schnecken,
Schildkroͤten, Froͤſchen, von Waſſerungezie-
fer und Fiſchfeinden, von allerhand Waſſer-
gewaͤchſen, von Betruͤgereyen der Leute, die im
Waſſer zu thun haben, von Muͤllern, Teich-
graͤbern, Schiffern, und endlich folgt ein
Fiſchkalender, zuletzt folgen noch einige hiſto-
riſche und juriſtiſche Dinge. Vornehmlich aber
gehoͤrt hierher auch die Fiſcherey, ein Werk,
darinnen D. Schreber den Theil des franzoͤſi-
ſchen großen Werks der Akademie, das den Ti-
tel deſcriptions des arts et des metiers fuͤhrt,
zum Grund legte, allein ſehr umarbeitete und
N n 3er-
[566] erweiterte. Man will in dieſem Werke eini-
ge Fehler in Anſehung der Naturgeſchichte
der Fiſche bemerken, indeſſen iſt es unſtreitig
das ausfuͤhrlichſte und vollſtaͤndigſte Werk
uͤber dieſen Gegenſtand. Was die Litteratur
der Fiſcherey uͤberhaupt betrifft, ſo iſt hier der
vorzuͤglichſte Schriftſteller Kreiſig in ſeiner
Jagdbibliothek, wo er auch die Fiſchereylitte-
ratur mit angiebt.


Ernſt Friedrich von Steinbock behandel-
te ſie in der noch nie genug geprieſenen Kunſt
der edlen und hochſchaͤtzbaren Fiſcherey, nebſt
Beſchreibung aller Fiſche, Eigenſchaften p).
Johann Ludwig Heger, gab zu Nuͤrnberg her-
aus die landwirthſchaftliche Teich- und Wey-
herluſt, oder gruͤndliche Inſtruction zur edlen
Fiſcherey q). Von Johann Jacob Wagner
erſchien zu Nuͤrnberg der in der edlen Fiſche-
rey wohl unterrichtende und erfahrne Fi-
ſcher r).


Außer dem gehoͤren hierher auch Alexander
Sincerus, der in ſeinem bey der Jagd ange-
fuͤhrten Werke auch die Fiſcherey behandelt s).
In
[567] In dem kurzen Begriffe der edlen Jaͤgerey,
welcher zu Nordhauſen erſchien, iſt auch ein
Anhang von der Fiſcherey. So findet ſich
auch in der Schreberiſchen neuen Sammlung
ein ſehr vorzuͤglicher Aufſatz von der Teichfiſche-
rey, der einen ehemaligen ſaͤchſiſchen Oberland-
fiſchermeiſter zum Verfaſſer hat und wichtig
iſt t).


Auch gehoͤrt hierher noch Kannegieſſer,
Doͤbel, Eſcher von Berg, Gißler, Weſtbeck,
eine Preisfrage in der ſchwediſchen Abhand-
lung u), und ein Entwurf von dem großen Nu-
tzen der Teichfiſcherey in den oͤkonomiſchen
Nachrichten x).


N n 4Mit
[568]

Mit nicht minderm Recht gehoͤren auch
hierher die Fiſchordnungen, da ſie meiſt auch
unterrichtend ſind. Die meiſten oͤkonomi-
ſchen Schriftſteller behandeln ebenfalls die Fi-
ſcherey in ihren Werken, ſowohl oͤkonomiſch
als finanzmaͤßig, je nachdem ſie ſich das eine
oder das andere zu ihrem Hauptzwecke erwaͤh-
len: vornehmlich aber gehoͤrt hierher Leopold
und Eckhard y).


Juriſtiſch handeln davon Deckherr, Beck-
mann, Burkhard, Fiſcher, Leyſer.


Die Litteratur der Ichthyologie, als eines
Theils der Naturgeſchichte, wuͤrde hier die
eigentlichen Grenzen meiner Arbeit uͤberſchrei-
ten; zumal da ſie in einigen Lehrbuͤchern der
Naturgeſchichte, und in andern dahin gehoͤri-
gen Werken vollſtaͤndig behandelt und ausge-
fuͤhrt iſt.


Vornehmlich machten ſich Klein, Schaͤ-
fer, Wulf und Leske und Bloch, um die Ich-
thyologie verdient.


Geſchichte
[569]

Geſchichte
der Perlenfiſcherey

ſeit dem ſechzehnten Jahrhunderte.


Zu der Fiſcherey, als Regal betrachtet, ge-
hoͤrt auch der Perlenfang, der groͤßten-
theils zu den Regalen geſchlagen iſt. Es
finden ſich im 16ten Jahrhunderte verſchiede-
ne Spuren von deutſchen Perlen. Albinus
in ſeiner meißniſchen Bergchronik, fuͤhrt aus
dem Wolfgang Juſtus, einem Arzeneygelehr-
ten zu Frankfurt, an, daß auch in der Mark
Brandenburg in der Spree ſich dergleichen fin-
den. Er bemerkt auch aus dem von Pirna,
oder wie er ihn nennt, Pirnenſis, daß auch
die Ilſch, ein Fluß, der aus Boͤhmen gegen
Paſſau zu fließt, dergleichen fuͤhren a). Auch
fand man nach dem Zeichniß des Rueus in
Lothringen, bey dem Berge Vogeſus, in einem
fließenden Waſſer Perlen, welche nicht ſo ſon-
derlich hell und rein waren; damit ſie dieſes
wurden, gab man ſie, nach deſſen Vorgeben,
Tauben zu verſchlucken, und ſuchte ſie nachher
aus dem Unrathe derſelben wieder, da man
ſie ſchoͤn und klar fand. In dem Meißni-
N n 5ſchen
[570] ſchen reinigte man alte gelbe und roſtige Per-
len, nach dem Zeichniß des Albinus im ſech-
zehnten Jahrhunderte alſo: daß man ſie in
einen Teig ſteckte und mit dem Brode buck,
wodurch ſie gereiniget wurden b). Der beruͤhm-
teſte deutſche Perlenfang iſt der ſaͤchſiſche c). Es
hat
[571] hat damit folgende Bewandniß: Der Elſter-
fluß entſpringt aus ſchwachen Quellen, nahe
bey dem Dorfe Elſter, davon er denn auch
den Namen hat, im 50 Grad und 13 Minuten
der Breite, und im 37 Grad 22 Minuten der
Laͤnge nach zu rechnen, gelegen. Er waͤchſet
durch Einfluß verſchiedener Baͤche bald, gehet
Adorf, Oelsnitz, Plauen, Graiz, Gera,
Zeiz, Pegau und andere geringe Oerter vor-
bey, ſchlaͤgt ſich mit einem Arme bey Leipzig
in die Pleiße, und das Hauptwaſſer faͤllt un-
terhalb Merſeburg, in die Saale. Die Perlmu-
ſcheln aber, werden bey weitem nicht in dem gan-
zen Elſterfluſſe, ſondern nur in einem geringen
Striche deſſelben, naͤmlich bey deſſen Urſprun-
ge etliche Meilweges weit gefunden. Denn
es erſtrecket ſich die Perlbank nicht weiter als
vom Urſprung an, bis ohngefaͤhr nach dem
Orte Elſterberg, ſo in gerader Linie nach der
Landcharte etwa fuͤnf Meilen, auf der Kruͤm-
me
c)
[572] me des Fluſſes aber etliche Meilen mehr aus-
machet. Dieſer ganze Diſtrikt iſt auf beyden
Seiten mit fruchtbaren Bergen umgeben, von
welchen viele Quellen und ſehr fettes Regen-
waſſer darein rinnen, welches, gleichwie es
in den Teichen ein großes zur Nahrung der
Fiſche, alſo auch hier zur Nahrung der Mu-
ſcheln beytraͤgt. Es fließen auch ſchoͤne Fo-
rellenbaͤche hinein, deren friſches und klares
Waſſer ihren Aufenthalt deſto bequemer
macht. Faſt der ganze Grund des Fluſſes iſt
haͤufig, jedoch an einem Orte mehr, als an dem
andern, damit beſetzt, unter dem Staͤdtchen
Elſterberg aber ſind ſie gar ſparſam zu fin-
den. Zu Raſchau, gar nahe bey Oelsnitz gele-
gen, iſt dieſe Gegend des Elſterfluſſes vor der
Zeit vortrefflich damit beſetzt, und dieſes Dorf
deswegen auch ſehr beruͤhmt geweſen, wiewohl
jetzo nicht ſo viel mehr daſelbſt zu thun iſt d).


Die aͤlteſten Nachrichten davon, die ſelbſt
in der Geſchichte des Perlenfangs in der
Sammlung zur ſaͤchſiſchen Geſchichte zu feh-
len
[573] len ſcheinen, finden ſich bey dem Albinus e).
Er ſagt, daß man in der Elſter, welche mit
der Pleiße in die Sale fließt, Perlen faͤnde,
und vornehmlich an dem Orte, wo das jetzige
Voigtland mit Meißen grenzet: die Gegend
waͤre aber ſehr klein, ſo, daß es unterhalb
Plauen ſchon aufhoͤrte. Der bekannte Eras-
mus Stella gedenkt auch derſelbigen f).


Ob die Perlenmuſcheln in den aͤltern Zei-
ten mit Fleiß in die Elſter geſetzt worden, oder
von ſich ſelbſt dahin gekommen, iſt unbekannt.
Auch iſt die Zeit der erſten Entdeckung nicht
beſtimmt. Noch ehe das Haus Sachſen die-
ſen Fang als Regal an ſich zog, maßten ſich
die nachherigen erſten Perlenſucher, Vater
und Großvater, lange Zeit als Privatperſo-
nen das Perlenſuchen in der Elſter an, und
verkauften die gefundenen an die Juden und
Goldſchmidte in fremde Laͤnder. Allein im
Jahre 1621 zog Churfuͤrſt Johann Georg I.
zu Sachſen hiervon naͤhere Nachricht ein. Er
unterſagte dem alten Moritz Schmirler, den
er
[574] er zu ſich beſchieden, das Perlenſuchen fuͤr ſich,
und trug ihm das Amt eines churfuͤrſtlichen
Perlenſuchers auf. Er wurde am 8ten Ju-
lius beſagten Jahres in Pflicht genommen,
und ihm eine Beſoldung von 30 Guͤlden, je-
doch auf Wiederruf, verwilliget. Dieſer un-
terrichtete ſeinen Bruder Abraham Schmirler,
der ihm 1642, nach ſeinem Tode, in dem
Amte eines Perlenſuchers folgte. Dieſer lehr-
te dieſe Kunſt ſeinem Sohne Johann Schmir-
ler, der ihm 1672 beygeſetzt wurde. Allein
da dieſer vor ſeinem Vater verſtarb, ſo wurde
deſſen Bruder, Wolf Adam Schmirler, an deſ-
ſen Statt im J. 1685 dem Vater zugegeben.
Nach ſeines Vaters Tode wurde dieſer ange-
halten, ſeine Kunſt noch bey Lebzeiten Jeman-
den zu eroͤffnen, damit nicht durch ſchleunigen
Tod das churfuͤrſtliche Intereſſe hierinnen lei-
den moͤchte. Er eroͤffnete es daher ſeinem
Schwiegervater, Leonhard Thuͤmler zu Oels-
nitz, und nach deſſen fruͤhzeitigem Tode, ſei-
nem aͤlteſten Sohne Johann Gottfried, den
er auch dazu anfuͤhrte, die Waſſer zu begehen,
welcher auch 1706 in Pflicht genommen wur-
de, ſo wie bald nachher deſſen beyde Bruͤder,
Johann Chriſtoph Schmirler 1724 den 7ten
Junius, und Chriſtoph Heinrich 1734 den
10 Nov.


Zu Anfange, unter dem alten Moritz
Schmirler, erſtreckte ſich die Gegend des Per-
lenfangs nicht weiter als von Adorf bis Ra-
ſchau,
[575] ſchau, ohngefaͤhr an anderthalb Meilen, und
daher erhielt er als Perlenſucher nur 30 Guͤl-
den Gehalt, weil ihm das Suchen keinen groſ-
ſen Aufwand noch viel Zehrung machte g).
Allein um das Jahr 1680 wurden noch viele
andere Baͤche, zum Theil von ſelbſt fuͤndig,
zum Theil aber durch den Fleiß der ſchmirleri-
ſchen Nachkommen mit Perlenmuſcheln beſetzt.
So wurde im gedachten Jahre die ſchaͤtzbare
Muſchelgegend in der Elſter unter Plauen
bis Elſterberg entdeckt, in den nachfolgenden
Jahren aber der Muͤhlhaͤuſer-, Boͤßenbrunner-
oder Trieblerbach, ingleichen der Machwitzer-
bach und andere, ſo daß ſich die Refiere des
Perlenfangs auf 6 Meilen und daruͤber aus-
brei-
[576] breiteten. Man erhoͤhete daher auch die Be-
ſoldung des Perlenſuchers auf 60 Guͤlden.
Unter Wolf Adam Schmirler erſtreckten ſich
die Refiere ſeines Perlenfangs auf 12 Meil-
weges, daher erhielt dieſer nicht nur die ange-
fuͤhrten 60 Guͤlden, ſondern auch ſein ihm
beygeſetzter Sohn 20 Guͤlden jaͤhrlich Warte-
geld, und 25 Scheffel Hafer zur Unterhal-
tung eines Pferdes. Die ſaͤchſiſche Regierung
hat ſich von Zeit zu Zeit durch Geſetze bemuͤ-
het, denſelben zu befoͤrdern: ſo wurden in ei-
ner Verordnung vom Jahre 1680 die Muͤller
und Eigenthumsherren befehliget, nach des
Perlenſuchers Verlangen die Muͤhlbaͤche ab-
laufen zu laſſen. Sie ſowohl als die Wieder-
holung derſelben vom Jahre 1701, befiehlt
auch alles das zu unterlaſſen und abzuſtellen,
was dem Perlenfang auf irgend eine Art ſchaͤd-
lich iſt, und ihn auf alle Weiſe zu befoͤrdern.
Die Obrigkeiten jedes Orts muͤſſen auf ſein
Verlangen ihm beyſpringen, und man mußte
an vielen Orten, wo er es fuͤr noͤthig fand,
die ſchattigten Baͤume am Ufer der Fluͤſſe
ausrotten.


Eben ſo wurde 1701 auf das Herausſteh-
len und lebendige Aufſchneiden der Muſcheln
Leib- und Lebens-, oder andere willkuͤhrliche
Strafe geſetzt. Von der Ergiebigkeit dieſes
Perlenfanges wollen wir, als Beweiſe, einige
Lieferungen anfuͤhren.


So
[577]

So wurden z. B. im Jahre 1630 16
Stuͤck große laͤngliche, 12 Stuͤck mittelgroße,
17 Stuͤck gar kleine, lauter helle; ferner 6
Stuͤck ungleiche, 42 Stuͤck kleine Sand- oder
Bruchperlen, 32 Stuͤck große und kleine aller-
ley ſchlechte Perlen, 50 Stuͤck verdorbene,
40 St. ganz ſchwarze, und alſo zuſammen
224 Stuͤck: im Jahre 1674 wurden 294
Stuͤck, im J. 1687 104 Stuͤck, als 73 ganz
helle, 20 halbhelle, 11 Stuͤck verdorbene ꝛc.
eingeliefert h). Die in die Elſter der Ordnung
nach fließenden und mit Muſcheln ſeit einiger
Zeit her beſetzten Baͤche ſind, vermoͤge des
Voigtsbergiſchen Amtsbuches, folgende: Der
erſte iſt der Muͤhlhaußnerbach, der ſchon gegen
die Mitte des ſiebenzehnten Jahrhunderts be-
ſetzt worden, und nach dem Urſprung der El-
ſter das erſte darein fließende Waſſer, auch we-
gen ſeiner ſchoͤnen Forellen und andern Arten
Fiſche bekannt iſt. Der zweyte iſt der Schoͤn-
linderbach, ſo ſich in den Muͤhlhaͤußner er-
gießt und erſt vor wenig Jahren beſetzt wor-
den iſt. Der dritte iſt der Rettenweinerbach,
ſo von Freyberg heraufgeht, und vor mehr als
dreyßig Jahren angeſetzt worden. Der vierte
iſt der Neumeyerbach, welcher wegen der Per-
lenpflanzung der allerbetraͤchtlichſte und ſchoͤn-
ſte iſt, der aber vor einigen Jahren von Ue-
ber-
II.Theil. O o
[578] berſchwemmungen und Waſſerſchaden außer-
ordentlich litte. Der fuͤnfte heißt der Ebers-
bach, der ſechſte der Goͤrnitzbach, ſo reich be-
ſetzt iſt, und uͤberaus ſchoͤne Perlen giebt. Der
ſiebente iſt der Truͤblerbach, war vor 50 Jah-
ren ſo ſtark beſetzt, daß man ihn an eine Ton-
ne Goldes reich hielt. Allein nachdem man
Puchwerke in demſelben erbauet hatte, ſo
fuͤhrte er das giftige Weſen der rohen Erze mit
ſich, daß daher wenig Muſcheln mehr darinn
uͤbrig ſind, auch der Bach nur von ſeinem Ur-
ſprung an bis zu den Puchwerken damit beſetzt
iſt. Aber nicht bloß dieſe Gewaͤſſer, ſondern
auch viele Muͤhlgraben und Waͤhre, ſo gleich-
ſam Arme derſelben ſind, hat man nach und
nach damit beſetzt, ſo daß einige davon die
ſchoͤnſten und rareſten Perlen geben. Auch
dienen ſie zu Behaͤltniſſen, darinn die traͤchti-
gen Muſcheln zur Reifung gelangen muͤſſen.


Die auslaͤndiſchen Perlenmuſcheln ſind
von den elſteriſchen an Einbiegung der Schaa-
len, an Groͤße und Rundung unterſchieden.
Die elſteriſchen ſind meiſt einen halben Schuh
lang, ihre Breite betraͤgt den fuͤnften Theil
ihrer Laͤnge. Sie ſind meiſt auf beyden Sei-
ten gleich erhaben, etwa bis zum dritten Theil
ihrer Laͤnge. Inwendig haben ſie die gewoͤhn-
liche Silberhelle der Muſcheln, bey weitem aber
nicht die Reinigkeit und Haͤrte der orientali-
ſchen. Die Menge der Perlenmuſcheln in der
Elſter
[579] Elſter iſt faſt bis zum Ueberfluß angewachſen,
und an vielen Orten der Grund des Fluſſes
damit gleichſam uͤberſaͤet. Der Perlenfang
dauert den Sommer uͤber 16 bis 18 Wochen,
binnen welcher Zeit der Perlenſucher die reifen
Perlen aufſuchen und finden muß. Die Baͤche
um den Elſterfluß, in welchem ſich die Mu-
ſcheln finden, ſind daher in zehn Theile oder
Gegenden eingetheilt, davon der Perlenſucher
jedes Jahr eine Gegend durchfiſcht, und taͤg-
lich einen beſondern Ort oder Tuͤmpel vor-
nimmt, damit alſo, wenn er herumkoͤmmt,
ſich jedesmal reife Stuͤcken finden.


In kalten und regneriſchen Jahren iſt die
Lieferung gering, weil er wegen Kaͤlte und an-
gelaufenem Waſſer weniger in die Fluͤſſe kann.
Die Muſcheln, ſo im ſeichten Grunde liegen,
kann der Perlenſucher mit maͤßigem Waden
in dem Waſſer erlangen. Dieſes iſt ſonder-
lich der Fall an den Elſterufern und in den
Muͤhlbaͤchen, welche die Muͤller und Eigen-
thumsherren, vermoͤge einer Verordnung vom
J. 1680, nach des Perlenſuchers Verlangen
ablaufen zu laſſen angehalten worden ſind.
Ja ſelbige ſammt der 1701 erfolgten Wieder-
holung verlangt ſogar, daß man durchgehends
dasjenige, was dem Perlenſucher ſchaͤdlich iſt,
abſtellen, und ihn auf alle Weiſe befoͤrderlich
ſeyn ſolle. Die Obrigkeiten jedes Orts muͤſ-
ſen ihm auf ſein Verlangen beyſpringen, und
O o 2man
[580] man hat an vielen Orten, wo er es fuͤr noͤthig
gefunden, die ſchattigen Baͤume am Ufer der
Fluͤſſe abhauen und ausrotten muͤſſen. Man
beobachtet dieſes zur Befoͤrderung des Perlen-
fanges, auch iſt das Stehlen und Aufſchnei-
den der Perlenmuſcheln im J. 1701 bey Lei-
bes und Lebens oder willkuͤhrlicher Strafe un-
terſagt. Hingegen wird auch die Muſchel da-
durch, daß man ihr die zeitige Perle behutſam
nimmt, mit faſt mehrerm Fleiße eine andere
anſetzen.


Die Muſcheln werden eingetheilt in traͤch-
tige und in Legmuſcheln; ob eine oder die an-
dere zu der erſtern Art gehoͤren, unterſucht
der Perlenſucher mit einem dazu gemachten
breiten Inſtrument. Wenn reife Perlen da
ſind, ſo ſetzt er ſein Inſtrument gelinde an das
Haͤutchen an, worauf die reife Perle heraus-
faͤllt. Sind die Perlen nicht zeitig, ſo legt
er die Muſcheln wieder ſanft ins Waſſer, wo
ſie ſich ſelbſt wieder einſetzen, das heißt, ſie
ſenken ſich allmaͤhlich wieder ein, und haͤngen
ſich durch Herausgebung des Unterleibes, faſt
wie die Schnecken, wieder feſt an den Boden
an, bis ſie durch den zugefuͤhrten Sand immer
mehr befeſtiget, und von ſelbigem bis ungefaͤhr
zur Haͤlfte umgeben ſind. Beſonders groß an-
geſetzte Perlen verwahrt der Perlenſucher an
beſondern Orten, wo ſie niemand weiß als er,
ſonderlich auch, wo ſie vor dem Floßholze,
Grund-
[581] Grundeiſe und andern Schaͤdlichkeiten ſicher
ſtehen.


Der Perlenſucher muß die Reinigung der
Muſcheln von aller Unſauberkeit im Waſſer
verſtehen, wie auch die Verſchleimung abzu-
ſaͤubern, und wie ſie an andern Orten fortzu-
bringen. Er muß die Fortpflanzung derſelben
wohl bemerken, damit ſie ſich nicht an einem
Orte zu ſehr haͤufen und einander die Nahrung
entziehen; dann muß eine Anzahl derſelben ver-
ſetzt werden, weil ſie ſich nicht von einem Orte
zum andern begeben koͤnnen, wenn ſie nicht
durch Gewalt oder durch Menſchenhaͤnde fort-
getrieben werden. Dieſe Vermehrung durch
die Fortpflanzung und Verſetzung gehoͤrt zur
Pflicht des Perlenſuchers. Ehe man einen
neuen Ort beſetzt, muß man deſſen Grund
unterſuchen. Die ſchwaͤchſten Colonien beſte-
hen aus 9 oder 12 Muſcheln, welche enge zu-
ſammengeſetzt werden muͤſſen, wenn ſie ſich be-
gatten ſollen. Zu einer ſolchen Colonie gehoͤ-
ren dreyerley Muſcheln. Es gehoͤren dazu
maͤnnliche und weibliche; eine Perlenmuſchel
aber, welche Perlen zeugt, kann keine neuen
Muſcheln zeugen, nach den Erfahrungen der
Perlenſucher, weil alle ihre verhaͤrteten Eyer
zu Perlen werden, wie dieſe Sucher behaup-
ten. Sollen aber von einer neuen Brut Per-
lenmuſcheln Muſcheln kommen, welche Per-
len bringen, ſo gehoͤrt viele Zeit dazu, indem
O o 3viele
[582] viele zuvor viele Jahre wachſen, ehe ſie anſe-
tzen, und darauf wenigſtens 10 Jahre zur
Zeugung einer nicht ſonderlich großen Perlen-
muſchel brauchen; da hingegen, wenn die
Pflanzung aus allen drey Arten geſchieht, der
Perlenſucher nach 10 Jahren ſolche ſchon merk-
lich verſtaͤrkt und vermehrt, auch mit guten
und reifen Perlen beſaamet findet.


Der elſterſche Perlenfang koͤnnte um ein
groͤßeres eintraͤglicher gemacht werden, wenn
man auf den ſo großen Diſtrikt mehrere Leute
hielte, da die Perle ſo viele Wartung fordert.
Vornehmlich ſollte man auch mehr auf die
Verhuͤtung des Schadens bedacht ſeyn, wel-
cher den Perlenmuſcheln durch Grundeis, Floß-
holz und Sturmwinde zugefuͤgt wird; ſie wer-
den dadurch entweder gar ausgehoben, oder aus
ihrem guten Lager weggefuͤhrt, zerſtoßen, und
in den tiefſten Sand eingedruͤckt oder mit dem-
ſelben gar bedeckt. Auch leiden ſie ſehr viel
durch die mineraliſchen giftigen Waſſer aus den
Bergwerken, Schmelzhuͤtten und Puchwerken.
Oefters ſchaden ihnen auch die Bauung der
Wehre an den Muͤhlen, wenn das Waſſer bey
dergleichen Bauen abgezogen wird, und die
Muſcheln oft viele Tage im Trocknen liegen
muͤſſen, und von der Sonne getoͤdtet werden.
Allem dieſem koͤnnte durch ein tiefes, wohl an-
gegebenes, beſonderes und bedecktes Perlen-
behaͤltniß vielleicht am beſten abgeholfen wer-
den.
[583] den. Oft haben die Muſcheln an einem Orte
keine Nahrung, ſonderlich wo lauter fluͤßiger
Grund ohne klaren Sand und Schlamm iſt;
oft haben ſie wieder zu viel Schlamm und kla-
ren Sand, und muͤſſen in ſolchem erſticken.
An manchen Orten liegen zu viel Maͤnnchen
beyſammen ohne Weibchen, da hingegen an
einem andern zu viel Weibchen ohne Maͤnn-
chen ſind, wodurch die Vermehrung gehindert
wird. An andern Orten ſind ſie in beyden
Geſchlechtern ſo uͤberhaͤuft, daß ſie einander
die Nahrung entziehen. Manche Muſchel, die
eine Perle angeſetzt hat, liegt zu hoch an der
Sonne, wodurch ihr Wachsthum der Perle
gehindert wird, indem die Erfahrung lehrt,
daß, je tiefer die perlentraͤchtigen Muſcheln in
hellem Waſſer liegen, je groͤßer wachſen ihre
Perlen. Daher iſt es oft unnoͤthig, daß man
an ſolchen Orten die Erlen oder andere Baͤu-
me abhauet, wo ſich tiefe Waſſer finden, weil
ſolche Orte zum Wachsthum der Perlen dienen,
woran ſie der Schatten nicht hindern kann.
So fand man einſt bey Wegreißung eines al-
ten Muͤhlwehres im Triebel, an einem tiefen,
mit hoͤlzernen Pfoſten bedeckten Ort, eine Men-
ge der groͤßten Perlen, darunter ſich viele von
der Groͤße einer kleinen Muſcatennuß befan-
den, zu denen vielleicht in hundert Jahren kein
Sonnenſtral gedrungen war. Manche Mu-
ſchel hingegen, welche eine in der Reifung oder
Politur liegende Perle traͤgt, liegt oft zu tief
O o 4in
[584] in dem Waſſer, daß die warmen Sonnenſtra-
len, die zu ihrer Helle und Reifung viel bey-
tragen, nicht dahin dringen koͤnnen, wodurch
die Reifung langſamer erfolgt, da binnen der
Zeit eine andere Perle anſetzen koͤnnte.


Es koͤmmt alſo bey Verbeſſerung des Per-
lenfangs hauptſaͤchlich an auf die Vermehrung
der Perlenmuſcheln und auf die Befoͤrderung
des Wachsthums und der Reifung der Perlen.
Was die Vermehrung betrifft, ſo muß man,
vorzuͤglich nach Erkenntniß ihrer beyderſeitigen
Geſchlechter, den Grund und Boden ihrer Lage
unterſuchen, die an einem Orte uͤberfluͤßigen
Muſcheln an andere unbeſetzte Orte verſetzen,
die neuen Colonien nach Beſchaffenheit des
Sandes und des Schlammes einrichten, nicht
zu viel noch zu wenig zuſammenſetzen, und ſo
viel moͤglich Maͤnnchen und Weibchen an ein-
ander ordnen, damit ſie ſich um ſo viel eher
beſaamen. Finden ſich perlentraͤchtige Mu-
ſcheln, ſo muß gleich Anfangs bemerkt werden,
ob ihre Perlen noch im Wachsthum oder in
ihrer Helle ſtehen. Das Wachsthum wird
vermehrt, wenn man ſie im Waſſer an ſolche
Orte ſetzt, die mit genugſamen Sande und
Schlamme verſehen ſind, obgleich keine Son-
ne dahin kommen kann; denn je tiefer ſie lie-
gen, je groͤßer werden die Perlen. Durch
das Verſetzen der Perlen kann man ihnen auch
zugleich die Farbe geben. Denn es giebt milch-
weiſſe,
[585] weiſſe, blaulichte, aſchgraue Perlen, woran der
Unterſchied des Bodens, der ſie naͤhrt, den
meiſten Antheil hat. Vom ſchwarzen Boden
kommen die aſchfarbenen, vom rothen die ro-
then, vom leimichten, mit Schleim und weiſ-
ſem Sande vermiſchten, die blaͤulichen, vom
weißfelſichten die milchfarbenen. Setzt die
Perle oben ein weißes Fleckchen an, ſo hat ſie
ihre Endſchaft am Wachsthum erreicht. Hier
kann eine Verſetzung nach Beſchaffenheit der
Perle das Wachsthum um 3, 4 und 6 Jahr
beſchleunigen, wenn ſie an Orte verſetzt wird,
wo die Sonnenſtralen durch die angelegenen
Felſen, oder Mauern, oder durch uͤbergelegte
Glaͤſer gebeugt, gebrochen und verdoppelt wer-
den, wodurch man die Perle faſt um die Haͤlfte
eher, als von Natur es geſchaͤhe, zur Reifung
bringen kann.


Den angewachſenen Perlen, welche in der
Schaale unbeweglich ſitzen bleiben, koͤnnte man
in ihren erſten Jahren beym Anſetzen helfen,
wenn man ihnen durch eine gelinde und behut-
ſame Abloͤſung des Haͤutchens von der Schaa-
le, worinnen die Perle eingewickelt liegt, huͤlfe,
wodurch auch viele Perlen vielleicht fuͤr der Un-
geſtaltheit geſichert wuͤrden.


In dem ſiebenzehnten Jahrhunderte fan-
den ſich noch verſchiedene andere Perlenfaͤnge
in Deutſchland, vornehmlich auch in dem Luͤ-
neburgiſchen, wo die Allera, die Ovia oder Ow,
O o 5die
[586] die Lua oder Luw und ein Bach Seva, Perlen
fuͤhrten, wozu beſondere Perlenfiſcher beſtellt
waren. Ich habe hiervon weiter keine Nach-
richt finden koͤnnen, als in der Erlaͤuterung
des Vitriarius i).


Außer dieſen findet man in Deutſchland
noch einen Perlenfang im Gruͤnenbach zu Pil-
gramsreut; und der Markgraf zu Bayreuth
ließ deshalb im J. 1731 eine Verordnung we-
gen der daſelbſt befindlichen Perlenmuſcheln
ergehen k). Ein anderer ſehr ergiebiger, und
nach neuern Nachrichten der ergiebigſte Per-
lenfang, iſt ohnweit Rehan l) in dem Bay-
reuthiſchen. Eben ſo finden ſich in dieſen Landen
zu Marktleuten und Hohenfels Perlenfaͤnge.
So findet man auch in Boͤhmen ſowohl in der
Elbe als in einigen andern Stroͤmen derglei-
chen. Balbinus m) ſagt von denſelbigen,
er habe bemerkt, daß die ſchoͤnen glatten Mu-
ſcheln meiſtens leer, die ſchuppigen und muͤr-
ben
[587] ben aber Perlen haͤtten. Man fand, nach ei-
nigen Nachrichten bey dem Herrn von Flem-
ming n), in Boͤhmen zuweilen Perlen, davon
das Stuͤck mit 20 Dukaten bezahlt worden.
Die Aerzte gebrauchen haͤufig die, die nicht
recht reif und zeitig geworden, zur Arzeney.
Eben ſo finden ſich zuweilen Perlen in Schle-
ſien an der Queiſſe o) im Sande, welche an
Groͤße, Form, Schoͤnheit und Klarheit ver-
ſchieden ſind. In manchen Muſcheln fand
man viel kleine, im Fleiſche gemeiniglich nur
eine große oder zwey, man fand laͤngliche oder
ganz runde. Solche Perlenmuſcheln fand
man ſonderlich unter Greifenberg, um Scho-
chau und um den Markt Liſſa. In der Zup-
pel, einem kleinen Waſſer ohnweit Weidenau,
ſind zu gewiſſen Zeiten des Jahres Muſcheln
mit vielen Perlen, von denen das Sonderbar-
ſte iſt, daß die Perlen im Leibe der Muſchel
ſich ſelbſt finden p). Man war von Seiten
der
[588] der Regierung in der Oberlauſitz nicht unbe-
ſorgt gegen den Perlenfang in dem Queißfluß
und in den Waſſern um Lauben und Markliſſa.
Es ergieng deshalb im Jahre 1729 ein Re-
ſcript, welches durch das Oberamt in das Land
publicirt wurde, wodurch die Schonung der
jungen Perlenmuſcheln und der Perlentroͤge
anbefohlen wurde q).


p)


Geſchichte
[589]

Geſchichte
der Goldfiſcherey

oder Goldwaͤſche

ſeit dem ſechzehnten Jahrhunderte.


Es finden ſich im 16ten Jahrhunderte viel
goldfuͤhrende Fluͤſſe. Albinus fuͤhrt ſehr
viele dergleichen an. Im Heſſiſchen war der
Ederfluß a) reich an Golde, und fuͤhrte daſſel-
bige bey ſich. In dem Meißniſchen fand man
dergleichen an der Elbe und Mulde und noch
andern Fluͤſſen und Baͤchen b). Churfuͤrſt Jo-
hann Friedrich von Sachſen beſaß eine Kette
von Waſchgold aus der Elbe, welche ſechzehn
Mark wog, und um Torgau herum geſammelt
war. Er bezahlte das Quentchen mit 25 Gro-
ſchen. Albinus hat ſelbſt eine Stufe gediege-
nes Gold aus der Elbe geſehen, die am Elb-
ufer bey Wittenberg gefunden worden. In
der Mulda fand man ebenfalls Gold c). Man
fand
[590] fand dergleichen ſonderlich zu Anfang des ſech-
zehnten Jahrhundertes bey Rochlitz, wo viel
Goldkoͤrner und Goldflitzſchen geſeift und ge-
waſchen wurden. Es geſchah dieſes ſonderlich
in und neben dem Rochlitzer Walde und in
Waldbaͤchen. Man wuſch auch Goldkoͤrner
in den Baͤchen um das Schloß Hoͤhenſtein an
der Elbe uͤber Pirna gelegen, ſo auch aus an-
dern, ſo uͤber der Elbe zwiſchen Stolpen und
Dresden ſind. Nach dem Kentmann fand
man um dieſe Gegend auch gediegene Stuͤfchen
und Zaͤhnlein Gold d). Bey Auguſtusburg,
das ehedem Schellenberg hieß, fand man ge-
diegenes Gold in einem kleinen Bache des na-
hen Waldes, und Kentmann fuͤhrt auch einen
Bach des naͤmlichen Waldes an, der Gold ge-
fuͤhrt. Man fand dergleichen bey Leisnig, in-
gleichen bey dem Fichtelberge, bey Schlacka-
werde, wo man aus ſchwarzen Graupen Gold
wuſch. So fand man auch bey Falkenſtein,
am Fluß Lohn genannt, in einem ſtark quellen-
den Brunnen ſchwarze Graͤupchen, von wel-
chen das Pfund mit 5 Gulden bezahlt ward;
ſo wuſch man auch Gold im Lorenzbach oder
Leretz, ingleichen bey Reichenbach e). Außer-
dem
c)
[591] dem findet man auch noch Gold im Rhein, in
der Arl oder Aar, in der Liſer in Bayern, in
der Eder bey Frankenberg, in Heſſen, wie
ſchon oben bemerkt worden iſt, in der Laus-
nitz f) und in Boͤhmen. Vornehmlich waren
die Fluͤſſe um den Fichtelberg goldhaltig, be-
ſonders die Eger, der Mayn, die Nab und
Saale und die Oder g).


Ferner fanden ſich verſchiedene Goldwaͤ-
ſchen und Seifen beym Goltberg in Schleſien,
wie auch in der Katzbach und andern Baͤ-
chen dieſer Gegend, ingleichen im Rieſen-
grunde h).


Man fand auch Waſchgold in den boͤh-
miſchen Rieſengebirgen um Hirſchberg und an
der Queiß, in Ungarn, im Rhein und in der
Donau i). Auch fand man in den Fluͤſſen
Edelſteine. Albinus giebt viele dergleichen an,
und nennt unter andern vorzuͤglich die Ame-
thy-
[592] thyſten, die man in einigen boͤhmiſchen und
meißniſchen Fluͤſſen fand. Die Goldwaͤſche
am Rhein fand ſich ſchon in der mittlern Ge-
ſchichte, da die rheiniſchen Goldguͤlden die
einleuchtendſten Beweiſe von der Ergiebigkeit
derſelben ſind.


In dem ſiebenzehnten Jahrhunderte fin-
den ſich nicht weniger betraͤchtliche Nachrichten
von den ſaͤchſiſchen Goldwaͤſchen k). So
fanden ſich im Jahre 1685 bey der Weiſſeritz
in einem Grunde bey dem Dorfe Coſchitz oft
gediegene Goldkoͤrner, dem Hanf und Wicken
gleich, welche graulich ausſahen und inwendig
Gold fuͤhrten; ſo fanden ſich auch dergleichen
in einem kleinen Bache, der in die Weiſſeritz
ſich aus dieſer Gegend ergoß. Nahe bey Bot-
ſchapel, in einem Fluſſe, der vom Windberge
herkoͤmmt, fand man es ganz rein, und gieng
nichts davon ab, als die Oberhaut. Auch ſoll
die Weiſſeritz Silber fuͤhren, welches vermuth-
lich von ihrem Weg nach dem tarantiſchen
Walde zu herkoͤmmt, wo ſie viel reiche Silber-
gaͤnge zu durchſtreichen hat. Daß aber das
Silberfuͤhren der Fluͤſſe ſeltener iſt, als das
Goldfuͤhren, daran iſt wahrſcheinlich die Haͤrte
des Silbers, das nicht ſo weich iſt als das
reine Gold, die Haupturſache, denn daher ſind
die Theilchen nicht ſo leicht trennbar.


In
[593]

In der Buckowina, die jetzt dem Hauſe
Oeſterreich gehoͤrt, fand man haͤufiges Gold an
der Beſtriza und dem Pruth l).


In dem Temeswarer Bannat iſt die
Goldfiſcherey haͤufig. Wir haben davon in
unſern Zeiten erſt einige naͤhere Nachrichten
durch den Herrn von Born, von Koczian und
Griſelini m) erhalten. Man findet daſelbſt Gold
ſowohl in kleinen Koͤrnern, als in Stuͤckchen,
in einigen Gebirgsthaͤlern zwiſchen den Schich-
ten ihres Bodens, ſo wie am Strande meh-
rerer Fluͤſſe und Baͤche. In dieſer Betrach-
tung ſind heut zu Tage die beruͤhmteſten die
Keres, welche die Roͤmer Chryſus nannten,
welche den ungariſchen Comitat Kſanat und
Kongrad durchlaͤuft, die Maras oder Ma-
raſch, die, ehe ſie ſich in den Theiß wirft,
das Bannat gegen Mitternacht beſpuͤlt, die
Biſtra, Nera, die von einem Berge in der
Kliſſura entſpringt, und den Diſtrikt von
Ujpalanka groͤßtentheils durchſtroͤmt, den
Meniſchfluß und andere Fluͤſſe und Stroͤme
des Temeswarer Bannats, vornehmlich der
Gebirgsgegenden Moldava, Saſka, Oravi-
za, Dognacſka Bannats. Wir finden hier
alſo
II.Theil. P p
[594] alſo eine Goldwaͤſche, theils an den Ufern
der Fluͤſſe, theils zu Lande in den Schichten der
Thaͤler und Berge n).


Nach den Beobachtungen des Herrn von
Koczian, iſt das Goldwaſchen eigentlich nur
ein Geſchaͤft der Zigeuner, beyderley Ge-
ſchlechts, welche zu dieſem Geſchaͤfte die Zeit
waͤhlen, wenn durch fallende Regen oder durch
abgehende Schneewaſſer die Fluͤſſe angeſchwol-
len, und ihr Lauf ſchneller und heftiger als
gewoͤhnlich iſt. Ihre Geraͤthſchaft iſt ſehr
einfach. Sie beſtehet bloß in einem Brete
von Lindenholz, welches etwa eine Klafter
lang und eine halbe breit iſt. Es iſt von oben
etwas hohlflaͤchigt, und hat uͤber die Queere
zehn bis zwoͤlf Einſchnitte. Man ſtellt dieſes
Bret abhaͤngig, ſo daß es mit dem Horizonte
einen Winkel von 45 Grad macht. Auf die-
ſes bringt man den aus dem Fluſſe genomme-
nen Goldſand, gießt Waſſer darauf, und
ruͤhrt mit der Hand alles ſo durch einander,
daß nach und nach die leichten und endlich
auch die ſchweren Sandtheilchen mit dem Waſ-
ſer fortgehen, und endlich mit dem groͤbſten
Sande
[595] Sande die Goldkoͤrner auf den Einſchnitten
des Bretes liegen bleiben. Man gießt hier-
auf von neuem Waſſer darauf, um das Gold
voͤllig zu reinigen; thut alles mit dieſem friſch-
aufgegoſſenen Waſſer in eine laͤngliche Mulde,
und aus dieſer auf einem Sichertrog, wo das
Gold alsdenn rein und glaͤnzend liegen bleibt.
Bey trockner Witterung, wenn die Waſſer
ſtark fallen, ſuchen die Zigeuner das Gold auch
auf dem den Fluͤſſen und Baͤchen zunaͤchſt liegen-
den Boden, oͤfters auch in einiger Entfernung
herum, wo ſie breite Gruben graben, und
dadurch auf eine Erdſchicht kommen, die eine
Miſchung aus klar zerriebenem Glimmer und
Eiſenſand iſt, die ſich durch das Waſchen
leicht von einander abſondern laͤßt. Um die
Goldkoͤrner von dieſer Erde zu ſcheiden, be-
dient man ſich eben der Art und Weiſe, wie
bey dem Flußſande, zumal da dieſe Gruben
gleich mit Waſſer ausgefuͤllet werden.


Er fand die Erdlagen in folgender Ord-
nung auf einander geſchichtet: Zuerſt die
Damm- oder oberſte Raſenerde zwey Schuh
tief; in der zweyten Lage Wackenſtein, eine
Thonart, auch ohngefaͤhr zwey Schuh; in
der dritten eine Miſchung von Sand und
Kalch ſo feſt und hart, daß man, ſie zu zerſtuͤ-
cken, ſich des Keilhammers bedienen muß; in
der vierten Lage endlich, die bis an die drey
Schuh anhaͤlt, eine Miſchung von klarem zer-
riebenem Glimmer und Eiſenſand, die durch
P p 2das
[596] das Waſchen ſich leicht von einander abſon-
dern, und dieſe letztere iſt eigentlich die Gold-
ſchicht.


Aehnliche goldhaltige Schichten findet
man in der Gegend der Almaſch und an an-
dern kleinen Baͤchen, welche, ehe ſie ſich in die
Nera ergießen, die Doͤrfer Pania, Ro-
deria und Telpoſchitz beſpuͤlen. Es giebt auch
ſolche goldhaltige Schichten daſelbſt, in deren
Naͤhe gar kein Waſſer iſt, die ſie aus gewiſſen
Zeichen ſchon als die goldhaltige kennen, und
eben ſo wie den Flußſand behandeln. Es ſind
in dem Bannat viele Gegenden, wo man der-
gleichen Gruben und Spuren aͤhnlicher Sei-
fenwerke findet, die, weil ſie von ſehr alter
Zeit her ſind, von den Roͤmern ſeyn ſollen.
Man findet dergleichen zu Weſcherova, Pol-
vaſchniza, Purlava, zu Timul im Karanſe-
beſcher Diſtrikt, im Thal Valliemare gegen
die ſiebenbergiſche Grenze zu, von Ochava-
Biſtra bis Marga an den Baͤchen, die mit
dieſen Doͤrfern gleiche Namen fuͤhren. Dieſe
Schicht reicht vom Ufer des Fluſſes bis auf eine
Entfernung von mehr als 100 Klaftern oder
600 Wiener Schuh in das Land. Hieraus
folgert Herr von Koczian, daß man ſie als
einen breiten goldhaltigen Gang anſehen muͤſ-
ſe, auf dem die drey andern Erdlagen, als
die Dammerde zwey Schuh tief, ein Wacken-
ſtein, eine Thonart, auch etwa zwey Schuh
tief, und eine Miſchung von Sand und Kalch,
welche
[597] welche aber kein Gold halten, aufſitzen. Aus
den angefuͤhrten Bemerkungen des Herrn von
Koczian laͤßt ſich nun leicht erklaͤren, warum
die Nera und Niemiſch nur Gold fuͤhren, wenn
ihre Waſſer hoch find, hingegen in trocknen
Zeitpunkten keine Goldkoͤrner fallen laſſen.
Im erſten Falle ſtroͤmt der Fluß mit aller ſei-
ner Heftigkeit in ſeinem Bette fort, ſpuͤlt von
beyden Seiten die Erdlagen ab, und fuͤhrt
von der lockern leichten vierten Erdlage die
Goldtheilchen mit ſich fort; hingegen wenn
ſeine Waſſer ſinken, erreicht er nie dieſe vierte
goldhaltige Schicht, und kann alſo auch kein
Gold fortfuͤhren. Man erſtehet ferner hier-
aus, daß das Waſchgold nicht in den Fluͤſſen er-
zeugt wird, wie einige aus ſogenannten alchy-
miſchen Grundſaͤtzen haben behaupten wollen,
ſondern daß es zufaͤlliger Weiſe durch das
Waſſer dahin gebracht wird; daß das Gold
von ſolchen Erdlagen herkomme, wo es leicht
weggeſchwemmt werden kann, nicht aber von
feſten Gaͤngen, und daß, aller Wahrſcheinlich-
keit nach, nur lockere und geſchmeidige Erd-
ſchichten das Waſchgold bey ſich fuͤhren. Der
Herr von Koczian ſchlug vor, in der Voraus-
ſetzung, daß die Gruben, welche man hier
verſchiedentlich finde, Arbeiten der Roͤmer
ſeyn moͤchten, einen regelmaͤßigen Bau auf
dieſer Erdlage zu fuͤhren, und Waſchheerde
anzulegen, um das Goldwaſchen im Großen
zu betreiben, da es unter den Haͤnden der
P p 3Zigeu-
[598] Zigeuner nur unbedeutend iſt, ſowohl wegen
der ſehr wenigen Erzeugniß an ſich, als we-
gen der Menge Goldtheilchen, die bey ihrer
Art zu manipuliren verloren geht. Herr von
Koczian giebt als Kennzeichen der goldhaltigen
Erde, wodurch ſie ſich meiſt daſelbſt ankuͤn-
digt, folgendes an. Das Merkwuͤrdigſte,
ſagt er, ſind die Steinkohlen, die ſich in der
Naͤhe oder unter derſelben einfinden, ſo daß
ſie in der Almaſch ihr das Liegende abgeben.
Dieſer ſo intereſſante Gegenſtand erweckte die
Aufmerkſamkeit der K. K. Hofkammer im
Muͤnz- und Bergweſen, welche 1769 den
Herrn Demſcher, dem damaligen Probirer zu
Saſka, den Auftrag gab, die Beobachtungen
des Herrn von Koczians zu berichtigen und zu-
zuſehen, ob man aus ſeinem Vorſchlage allen
den gehofften Nutzen ziehen koͤnnte. Allein
durch die Verſuche, die Herr Demſcher hier-
uͤber angeſtellt, uͤberzeugte man ſich, daß die-
ſe Art die Koſten nicht tragen wuͤrde. Uebri-
gens kamen ſowohl des H. von Koczian als des
Herrn Demſcher Beobachtungen im Ganzen
faſt voͤllig uͤberein. Herr Demſcher verſicherte
ſich noch außerdem, daß das Gold, ſo wie es
in der Almaſch von den Zigeunern ausgewa-
ſchen, ſeine voͤllige Feine habe, und von allen
Bemiſchungen fremder Mineralien ganz frey
ſey. Unterdeſſen erhielt Herr Demſcher nach
den genaueſten und vorſichtigſten Proben aus
dreyßig Karren goldhaltiger Erde, die man
am
[599] am Fluſſe ausgegraben hatte, nicht mehr als
gegen zwey Gran Gold, und aus andern drey-
ßig Karren, die man gegen den Berg zu gegra-
ben hatte, nur ein halbes Gran. Er berech-
nete daraus, daß man mit der jaͤhrlichen Er-
zeugniß keinesweges nur auf die Koſten kom-
men koͤnnte, wenn man die Arbeit im Großen
betreiben, und einen ordentlichen Bau mit
deutſchen Arbeitern fuͤhren wollte, deren Un-
terhalt ungleich mehr koſten wuͤrde, als der
geringe Lohn, mit dem ſich die Zigeuner be-
gnuͤgen.


Das Bergamt zu Oraviza bezahlt ihnen
fuͤr einen Dukaten werth geliefertes reines
Waſchgold, zwey Gulden. Uebrigens wird
in den Diſtrikten von Ujpalanka, Mehadia
und Karanſebes uͤberhaupt, ein Jahr in das
andere gerechnet, ſechs bis ſiebenhundert, und
in den uͤbrigen Fluͤſſen des Bannats drey bis
vierhundert Dukaten werth Goldes gewaſchen.
Die ausfuͤhrlichſten Unterſuchungen hieruͤber
hat Herr von Koczian angeſtellt, als er im
Jahre 1769 bey Gelegenheit einer Commißion
im Bannat eine foͤrmliche Unterſuchung der
Goldwaͤſcherey und des Bodens, darinnen der
Goldſand liegt, anſtellte. Er kam von dem
Ort ſelbſt in die Gegend der Almaſch, wo bey
Poſchoritz der kleine Fluß Meniſch ſeine Waͤſ-
ſer in die Nera ſchuͤttet, und waͤhlte ſich unter
P p 4den
[600] den Zigeunern die geſchickteſten Arbeiter zu
Verſuchen aus o).


In Boͤheim fanden ſich in dem Prachiner
Kreiſe in den aͤltern Zeiten bey Piſeck, Woͤd-
nian, Horazdiowitz, Strakonitz und andern
Orten an den Fluͤſſen der Ottawa und Planiz
reiche Goldſeifen- und Goldſandwaͤſchereyen p).
So waren auch dergleichen bey Bergreichen-
ſtein, Unterreichenſtein und Frauenſtedel q).


Die Donau, die ſchon in den aͤlteſten Zei-
ten wegen ihrer Goldwaͤſche bekannt war, er-
haͤlt wahrſcheinlich ihr Gold aus den vielen
einfallenden Fluͤſſen, die aus goldreichen Ge-
genden kommen. Es finden ſich uͤberhaupt in
den oͤſtereichiſchen Landen viele Goldwaͤſche-
reyen; ſo ſind dergleichen in Ober- und Unter-
oͤſtreich, in Boͤhmen, Schleſien, Maͤhren,
Kaͤrnthen, Krain, Steyermark und Tyrol.


In Siebenbirgen war in den vorigen Zei-
ten wegen der Goldwaͤſche ſehr beruͤhmt, der
Stuhl Millenbach, bey dem Dorfe Olaſpian,
ei-
[601] einem Fluſſe des Bergs Rudel; man zog in den
vorigen Zeiten eine Menge Goldes daher r).


Die Goldwaͤſche am Rhein, die aus den
mittlern Zeiten her beruͤhmt iſt, findet ſich auch
noch heut zu Tage in verſchiedenen Gegenden
deſſelben. Am beruͤhmteſten iſt die im Baden-
ſchen, welche der Markgraf fuͤr einen jaͤhrli-
chen Pacht von 1000 Gulden ausgethan und
uͤberlaſſen hat.


Auch in dem ſalzburgiſchen Lande findet
ſich eine und die andere Goldwaͤſche, ſonder-
lich in dem Gaſtein.


Was die Litteratur hierzu betrifft, ſo
kann man ſie hiſtoriſch, juriſtiſch oder oͤkono-
miſch und finanzmaͤßig anſehen, und man
wird in allem wenig finden. Juriſtiſch hat
vornehmlich davon gehandelt Struv s).


Von der Goldwaͤſche, ſonderlich fuͤr die
kaiſerlichen Erblande, haben wir eine Abhand-
lung unter der Aufſchrift: Minera arenata, d.
i. ein großes in Compendio begriffenes ſehr
nuͤtzliches Kleinod fuͤr Ober- und Unter-
oͤſtreich, Boͤhmen, Schleſien, Maͤhren, Kaͤrtz-
then, Krain, Steyermark, Tyrol und ſalz-
burgiſche Lande, naͤmlich, wie man die in
P p 5Brun-
[602] Brunnen, Quellen, Baͤchen, Fluͤſſen, Mo-
raͤſten und zwiſchen den Felſen, auch Klip-
penſand ſteckenden und verborgenen Goldkoͤrn-
lein und Staͤublein, nuͤtzlich und vortheilhaft
aufſuchen, und ſolche, als die Sanderde und
Schleim, richtig und mit geringen Unkoſten
auswaſchen, reinigen, ſammeln und zum
Verkauf bringen ſolle, alles aus ſelbſt eige-
ner Prakticirung an den Tag gegeben, von
F. R. U. J.


Geſchichte
[603]

Geſchichte
des Floßweſens


im ſechzehnten Jahrhunderte.


Das Floßweſen auf Fluͤſſen, Holzverfloͤſ-
ſung, iſt nicht ſo alt, als vielleicht die
Floͤßen zum Tranſport anderer Dinge auf dem
Waſſer ſind. Die Urſachen liegen in dem na-
tuͤrlichen und phyſiſchen Zuſtande Deutſch-
lands. Da Deutſchland in den aͤltern Zeiten
mit Waͤldern uͤberdeckt war, wozu waͤren die
Floͤßen noͤthig geweſen, wodurch man Laͤnder
und Staͤdte, denen es am Holze mangelte, auf
eine wohlfeile und leichte Art mit Holz verſor-
get? Die Bevoͤlkerung war nicht ſo nahe an
einander gedraͤngt; alſo merkte man auch den
Holzverbrauch in einzelnen Gegenden weniger.
Doch wozu hier die naͤhere Unterſuchung des
Urſprungs der Floͤßen, da ſchon Schoͤttgen
und Herr Klotſch a) dieſes zum Theil behan-
delt haben, und das uͤbrige in die aͤltere und
mitt-
[604] mittlere Oekonomiegeſchichte gehoͤrt, welche
ich mir vorbehalten habe.


In dem Saͤchſiſchen kommen zuerſt b) deut-
liche Nachrichten von einer Holzfloͤße auf dem
Waſſer vor, im Jahr 1410 in einer zu Saal-
feld Dienſtags nach Judika ausgeſtellten Ur-
kunde der beyden Bruͤder Friedrich und Wil-
helm, Landgrafen zu Thuͤringen und Mark-
grafen zu Meißen c).


In
[605]

In derſelben wird, wegen des in ihren Lan-
den bereits damals eingeriſſenen Holzmangels,
die
c)
[606] die Saale bis gen Weißenfels von allem Zolle
d[e]rgeſtalt befreyet, daß von jedem auf der
S[a]ale nach Jena kommenden Floſſe nur ein
rh [...]iniſcher Guͤlden, von denen aber, welche
we [...]ter hinab und bis nach Weißenfels gien-
g [...]n, zwey rheiniſche Guͤlden entrichtet werden,
und die Eigenthuͤmer der Floͤſſer fuͤr den an
den Bruͤcken verurſachten Schaden ſtehen ſoll-
ten. Nach dieſer Zeit findet ſich eine zu Frey-
berg. Ein reicher Buͤrger daſelbſt, Hanz
Minzer, welcher uͤber zwey Tonnen Goldes
aus den Bergwerken gezogen, legte mit Zutritt
des damaligen Buͤrgermeiſters von Freyberg,
auf der vorbeygehenden Mulde 1438, zum
Nutzen der Stadt und beſonders des Berg-
werks, eine Holzfloͤße auf eignen Gewinn und
Verluſt an. In den aͤltern Zeiten alſo ſcheint
das Recht, Floͤßen anzulegen, Privatperſonen
freygeſtanden zu haben, wenn uns nicht etwa
die Erlaubniß der Markgrafen von Meißen
in der Geſchichte verſchwiegen worden iſt.


Die der Zeitfolge nach naͤchſte Floͤße iſt
die Zwickauiſche Muldenfloͤße. Schon im
Jahre 1486 d) findet man, daß ſie von den
benachbarten von Adel Anfechtung gehabt,
doch wurde die Stadt in ihren dazu habenden
Gerechtigkeiten von dem Churfuͤrſt Friedrich
und Herzog Johannes geſchuͤtzt. Die aͤlte-
ſten
[607] ſten Spuren von einer Elbfloͤße findet man
in dem Jahre 1495 bey Erbauung der Kirche
der Stadt Aſchersleben, wo das Bauholz von
Dresden hierzu bis nach Acken kam, von da
gieng es auf der Axe bis zu ſeiner Beſtim-
mung e). Von der Weiſeritzfloͤße findet man
im J. 1521, daß Herzog George im Dorfe
Plauen einen ſtarken Muͤhlgraben faſſen, und
ſolchen bis nach Dresden fuͤhren laſſen, wor-
auf vieles Scheitholz die Weiſeritz herunter
nach Dresden gefloͤßt worden f). Im Jahre
1539 that man zu Schneeberg bey Churfuͤrſt
Johann Friedrich Anſuchung wegen einer Floͤſ-
ſe. Allein es kam damals nicht zu Stande,
weil der Graben ſchlecht gefaßt war, daß er
bey Schnee und Eiſe nichts taugte. Allein
beſſer gieng es mit dem jetzigen Graben, wel-
cher 1556 angefangen und 1559 vollendet
wurde. Der große Churfuͤrſt Auguſt unter-
ſtuͤtzte ihn ſonderlich, und that allen moͤglichen
Vorſchub, bewegte auch die Zwickauer, die
ſich widerſetzten, zu einem Vertrage. Im
Jahre 1560 verſuchte man die erſte Floͤße dar-
auf, mit 50 Klaftern Buͤchenholz. Im
Jahre 1564 wurde die annebergiſche Floͤße
von einem Rathsherrn, Georg Oeder, ange-
geben,
[608] geben, und 1566 wurde am 6 Junius das er-
ſte Floßholz darauf zur Stadt gebracht. Die
Koſten waren 4000 Gulden, wozu der Chur-
fuͤrſt 1000 Gulden beytrug. Allein ſie gerieth
wegen Abgang des Holzes bald wieder ins
Stecken. Um dieſe Zeit gieng auch die ma-
rienbergiſche an, welche aber bald nach Blu-
menau verlegt wurde. Die blumenauiſche
iſt ebenfalls alt; ſchon Churfuͤrſt Auguſt kauf-
te auf den boͤhmiſchen Waͤldern fuͤr 20000
Thaler Klafterholz, welches auf der Floͤße bis
nach Blumenau gieng. In den Jahren 1578
und 1579 gieng die Elſter- und Pleiſſenfloͤße
an; man legte auf der Elſter im Zeitziſchen,
nicht weit von Croſſen, einen Floßgraben an,
welcher an der Elſter immer weiter fortgehet,
und bey Pegau ſich theilt. Der eine Arm geht
nach Luͤtzen und Merſeburg, der andere aber
der Elſter nach, und faͤllt endlich in die Pleiſ-
ſe. Der erſte Holzkauftag wurde 1579 am
6ten Julius gehalten.


Man ſuchte ſonderlich den Abſatz des Floß-
holzes nach Halle zu befoͤrdern, und der Chur-
fuͤrſt Auguſt ſchloß daher einen Holzcontrakt
mit erwaͤhnter Stadt, welche zu dem Salzſie-
den ſo viel verbraucht, in dem Jahre 1582 g).
Es wurde verabredet, jaͤhrlich 8000 Klaftern
Holz
[609] Holz fuͤr einen geſetzten Preis zu liefern h).
Dieſe naͤmliche Stadt errichtete in dem naͤm-
lichen Jahre einen aͤhnlichen mit Weimar. Es
wurde im Voigtlaͤndiſchen durch einen Ver-
trag von 1583, den der Hof mir dem voigt-
laͤndiſchen und dem in den aſſekurirten Aemtern
eingeſeſſenen Adel ſchloß, verabredet, daß
durch das Holzfloͤßen die Unterthanen nicht in
der Saat-, Heu- und Schnittzeit gehindert
wuͤrden, indem ſie in dieſen Zeiten in die Floß-
gehaue zum Scheithauen erfordert wuͤrden.
Im Jahre 1565 wurden am 6ten April, und
1569 am 29 December, durch Befehle Ver-
ordnungen feſtgeſetzt, wegen des Holzes, das
aus Boͤhmen kam, und gleichſam den Staͤdten
Dresden und Meißen eine Art von Holzſtapel
ertheilt.


Dieſes waren die allgemeinen Schickſale
des Floßweſens in Sachſen, und der Urſprung
einiger einzelnen Floͤßen. Wir gehen nun zu
den Schickſalen der einzelnen Floͤßen in dem
ſechzehnten Jahrhunderte fort.


Die Elbfloͤße, von welcher wir ſchon oben
einige Spuren in dem funfzehnten Jahrhun-
derte angegeben haben, bringt noch jetzt, wie
damals, die Hoͤlzer theils aus Boͤhmen, theils
aus den ſaͤchſiſchen Landen; ſonderlich floͤßt
ſie
II.Theil. Q q
[610] ſie aus einer Bretmuͤhle zu Tetſchen viele Bre-
ter nach Dresden. Auf meißniſchem Grund
und Boden ward zuerſt Holz zur Elbe einge-
floͤßt auf der Kirnitzſchbach, welche in dem
boͤhmiſchen Walde entſpringt, und oberhalb
Schandau in die Elbe faͤllt. Im J. 1568
ergieng Befehl wegen derſelben als einer neuen
Floͤße im Amte Hohenſtein, und derſelben
Holzlieferung nach Dresden, wie auch, daß
die von Koͤnigſtein deshalb kein Geleite for-
dern ſollten, woruͤber im folgenden Jahre Be-
richt erſtattet wurde. Im Jahre 1577 pflog
man mit Chriſtophen von Schleunitz Unter-
handlungen zu Rumburg, wegen Ueberlaſ-
ſung von 2000 Ackern Holzes an der Kir-
nitzſchbach nahe an den hohenſteiniſchen Ge-
hoͤlzen, und es kam nach einiger Zeit zu Stan-
de. Im J. 1585 fieng man von Schandau
aus an, in der Kirnitzſchbach die Holzfloͤße
anzulegen, worauf auch bald der Holzhof er-
bauet wurde. Die Hoͤlzer werden bey Hinter-
hermsdorf und Nixdorf eingeworfen, und
bey Schandau, wo ein beſondres Bindehaus
dazu angelegt iſt, gebunden.


Die Mulde, ſowohl die freybergiſche als
zwickauiſche, floͤßte ſchon in dem funfzehnten
Jahrhunderte. Beyde fließen bey Colditz zu-
ſammen, und ſodann bey Deſſau in die Elbe.
Die freybergiſche Mulde entſpringt beym Nic-
lasberg in Boͤhmen, geht durch den Forellen-
teich, und macht ſodann uͤber der Grenze den
Floß-
[611] Floßteich. Die Hoͤlzer werden auf dem neuen
Graben eingeworfen, und gehen von da auf
Holzhau, Rechenberg, Clausnitz und Lichten-
berg. An letzterm Orte iſt ein Teich, welcher
in die Mulde geſchlagen werden kann, und
halb vom Rathe zu Freyberg, halb aus der
Floßkaſſe erhalten wird. Uebrigens floͤßt ſie
die Hoͤlzer nur bis nach Freyberg, und auch
nur im Fruͤhjahre bey hoher Fluth. Die frey-
bergiſche Muldenfloͤße wurde hauptſaͤchlich
zum Behuf der Schmelzhuͤtten angelegt, und
ſodann auch zum Beduͤrfniß der Stadt und
des darinnen vor Alters ſtark betriebenen Bier-
brauens; nachdem die in Freyberg angegange-
nen Bergwerke die umher liegenden Waldun-
gen theils ganz abgetrieben, theils ſehr duͤnne
gemacht.


Hanz Muͤnzer ſtellte ſie zuerſt an im Jahre
1438, wo auch zum erſtenmale gefloͤßet wur-
de; weiter weiß man von ihren Schickſalen
in dieſem Jahrhunderte nichts. Es ſcheint,
daß ſie in etwas verfallen ſey, wie aus dem
folgenden erhellet. Es ſtellte naͤmlich Herzog
Georg die zur Mulde fuͤhrenden, und wahr-
ſcheinlich aus Nachlaͤßigkeit verfallenen Floß-
graben wiederum her, und kaufte von Caſparn
von Schoͤnberg zu Purſchenſtein einen Holz-
raum auf dreyzehn Jahre. Hierauf uͤberließ
Herzog Georg das erkaufte Holz mit dem Rech-
te, ſolches zu floͤßen, dem Rathe zu Freyberg
gaͤnzlich, mit der beſondern Nachlaſſung, daß
Q q 2von
[612] von ſelbigem und andern, welche Holz an ſich
zu bringen Gelegenheit haͤtten, ſolches auf der
Mulde, als einer hiezu eingeraͤumten freyen
Holzfloͤße, ungehindert nach Freyberg gefloͤßet
und daſelbſt verkauft werden ſollte, nur mit
dem Zuſatze, daß wenn ſie die auf Caſpar von
Schoͤnbergs Guͤtern liegenden Waſſer dazu zum
Gebrauch noͤthig, ſie deshalb mit ihm ſich be-
ſonders zu vergleichen haͤtten. Doch ſollte
der Rath dem Beſitzer des Ritterguts Weiſ-
ſenborn, wo damals der Floͤßrechen war, das
Holz ausgezogen und in Schragen geſetzt
ward, als einen Waſſerzins zwoͤlf Gulden
jaͤhrlich geben, und dem von Schoͤnberg und
andern auf ihren Waͤſſern ebenfalls zu floͤßen
keine Verhinderung gethan werden. Im
uͤbrigen behielt der Herzog ſich vor, dieſe Holz-
floͤße zu allen Zeiten wieder aufzuheben. Es
wurde hieruͤber eine beſondere Urkunde im J.
1537 ausgefertiget, wovon ſich in Mollers
freybergiſcher Chronik Nachricht findet i).
Der Rath zu Freyberg beſaß dieſe Floͤße ſehr
lange, kaufte in den boͤhmiſchen Waͤldern nach
und nach eine unſaͤgliche Menge Holz, und
ließ ſolches in Scheiten nach Weiſſenborn floͤſ-
ſen. Er machte den Anfang dazu im Jahre
1550,
[613] 1550, wo er von Wenzel Popeln von Lobko-
witz auf Bilin ein Stuͤck Holz fuͤr 2300
Thaler kaufte; durch die ſich daſelbſt anbauen-
den Holzhauer entſtand das Dorf Holzhau,
das uͤber Rechenberg hinaus liegt. Da die
Entfernung von Freyberg nach Weiſſenborn
ziemlich weit war, ſo wurde das Ausziehen
des Holzes im Jahre 1569 naͤher gegen die
Schmelzhuͤtte zu, naͤmlich bey den Ober- und
Unterthormhofer und halsbruͤckner Schmelz-
huͤtten, wo es noch jetzt geſchiehet, verlegt.
Hierzu mußten neue Floßgraben errichtet, und
zu Beſtreitung der Unkoſten die Preiſe derge-
ſtalt erhoͤhet werden, daß da vorher ein Schra-
gen hartes Holz dreyßig, und ein Schragen
weiches, ſechs und zwanzig Groſchen k) ge-
golten, erſterer auf zwey Gulden, letzterer aber
auf acht und dreyßig Groſchen geſetzt wurde.
Im Jahre 1570 erhielt Chriſtoph Kohlreuter,
Oberaufſeher der Elſterfloͤße, Befehl, die Ge-
gend an der Mulde zu beſichtigen, ob nicht
noch eine Holzfloͤße anzulegen waͤre. Die
Veranlaſſung dazu gab der Herr von Lobko-
witz zu Bilin, der die Holzhauer aus den
Holzraͤumen vertrieb, auch dieß bereits geſchla-
gene Schragenholz zuruͤck behalten hatte; die
Floͤße wurde hierauf durch einen ſehr weit-
laͤuftigen Proceß aufgehalten, welchen aber
Q q 3endlich
[614] endlich Churfuͤrſt Auguſt beylegte, wodurch
es wieder in vorigen Stand kam l). Kurz
darauf wollten die Beſitzer des Hauſes Pur-
ſchenſtein, die drey Gebruͤder von Schoͤnberg,
die freybergiſchen Floßhoͤlzer nicht mehr auf
ihrem Grund und Boden floͤßen laſſen, wo-
durch die Floͤße abermals geſtoͤrt wurde. Al-
lein Churfuͤrſt Auguſt ſchuͤtzte die Stadt bey
ihren Rechten, vornehmlich durch einen Schied
1580, obgleich die ganze Sache erſt 1612
durch ein Appellationsurtheil geendiget wur-
de m).


Von der zwickauiſchen Muldenfloͤße finden
ſich ſchon im funfzehnten Jahrhunderte Spu-
ren, wo die Stadt 1486 von einigen deswe-
gen angefochten, und 1487, 1488 und 1490
von Churfuͤrſt Friedrich dem Weiſen und
Herzog Johann in ihren Rechten geſchuͤtzt
wurde. Sie litte im ſechzehnten Jahrhunder-
te viel, theils von unruhigen Nachbaren, theils
durch die Kriege. Von der blumenauer Floͤße,
welche auf die Floͤhe geht, findet ſich die er-
ſte Spur im J. 1571, und Churfuͤrſt Au-
guſt bediente ſich derſelben, um das Holz, das
er
[615] er in Boͤhmen kaufte, auf derſelben in das
Meißniſche zu floͤßen, welchem Beyſpiele auch
Johann George folgte. Die marienbergiſche
Floͤße wurde von einem gewiſſen Homilius an-
gegeben, und auf boͤhmiſcher Seite uͤber dem
wolkenſteiniſchen Amtsdorfe Satzung an ei-
nem Floßteiche gefaßt, welcher ſich aus unter-
ſchiedenen Quellen in einer moraſtigen Heide
ſammelte. Dieſer Teich wurde, wenn gefloͤßt
werden ſollte, gezogen. Das Holz kam aus
den kuͤhnheiter und ſatzunger Waldungen hier-
durch nach Marienberg.


Im J. 1565 wurde das erſtemal Holz ge-
floͤßet. Die annaberger Floͤße gab 1564 Georg
Oeder ein Rathsherr an: der Floͤßgraben iſt
am Poͤlwaſſer uͤber Baͤrenſtein. Churfuͤrſt
Auguſt ſchenkte dazu 1000 Gulden. Im J.
1566 wurde das erſte Waſſer darinnen in die
Stadt gebracht, und 1571 wurde er mit Waſ-
ſer aus dem Wieſenthale verſtaͤrkt; allein ſie
iſt wegen Abgang der Hoͤlzer faſt ganz ungang-
bar geworden n). Im J. 1571 bewilligte
Churfuͤrſt Auguſt eine Floͤße auf der Schma
anzulegen, und ſchoß dazu 500 Gulden auf
3 Jahre lang aus ſeiner Cammer vor. Sie
war vornehmlich fuͤr die Stadt Bucholz be-
ſtimmt. Das Holz wurde vom Fichtelberge
bey Wieſenthal eingeworfen. Von der
Q q 4Schwarz-
[616] Schwarzwaſſerfloͤße finden ſich 1571 die erſten
Spuren. Sie war im 16ten Jahrhunderte
nicht ſo betraͤchtlich, wie ſie es im 17ten wurde.
In dieſen Zeiten war auch eine Floͤße auf der
Wiltzſch, ein Floͤßchen, das oberhalb Eiben-
ſtock in die zwickauiſche Mulde faͤllt. Allein
ſie iſt bald wieder eingegangen. Die Elſter-
und Pleißenfloͤße errichtete 1574 Churfuͤrſt
Auguſt zum Beſten der Staͤdte Leipzig, Zeitz
und Merſeburg, und des Salzwerks zu Po-
ſerne. Man erbauete anfangs die Fluther
vom Holze, da dieſe aber keinen Beſtand hat-
te, ſo bauete man ſie von Stein, welches al-
les erſt 1585 zu Stande kam. Der Floßgra-
ben faͤngt ſich im Zeitziſchen an, und geht an
der Elſter fort, und theilt ſich bey Pegau, ſo
daß der eine Arm nach Luͤtzen, von da nach
Merſeburg geht, wo er in die Elſter faͤllt. Zu
Kriegs und Kirchdorf iſt ein Zoll fuͤr die mer-
ſeburgiſche Cammer, wo allezeit der zwanzig-
ſte Stamm, den der vereydete Floßmeiſter fuͤr
den beſten haͤlt, erlegt werden muß o).


Fuͤr Merſeburg wurden 1582 die erſten
Floßſcheite ausgeſetzt. Der andere Arm des
Floßgrabens lenkt ſich bey Pegau nach der El-
ſter,
[617] ſter, aus derſelben nach Zwenka, von da in
die Pleiße und nach Leipzig. Auch dieſen Arm
ließ Churfuͤrſt Auguſt anlegen, da die Leipzi-
ger ſich vorher einige Jahre das Floßholz von
Luͤtzen aus holen mußten. Der erſte Holzkauf-
tag ward zu Leipzig 1579 gehalten p).


Den Urſprung der Saalfloͤße haben wir
ſchon oben erwaͤhnt. Man ſorgte im ſechzehn-
ten Jahrhunderte ſehr nachdruͤcklich fuͤr die-
ſelbe. Es wurden deshalb mit dem voigtlaͤn-
diſchen Adel Vertraͤge errichtet, damit ſie den
Unterthanen nicht beſchwerlich fiel, vornehm-
lich daß ſie nicht zur Saat-, Heu- und Schnitt-
zeit zum Holzhauen oder Floßdienſte aufgefor-
dert werden ſollten, wie auch, daß jeder Un-
terthan, er ſitze unter dem Adel oder unter ei-
nem Amte, nicht mehr als 5 Klaftern Scheit
gegen Empfang von 2 Groſchen 9 Pfennige
Lohn zu ſchlagen, auch zur Zeit des Einwer-
fens und Floͤßens zu helfen angehalten werden
ſollte, diejenigen aber, die ihren Lehnsherrn
mit vollem Dienſte verpflichtet waͤren, oder
nur Frohnlaſt und Groſchenguͤter hatten, da-
mit gar nicht belegt werden ſollten. Das er-
ſte Floßholz wurde zu Jena 1572 ausgeſetzt.


Q q 5In
[618]

In dem Brandenburgiſchen waren im ſech-
zehnten Jahrhunderte vorzuͤgliche Floͤßen auf
der Elbe, Havel und Spree, welche Coler er-
waͤhnt, und wegen deren auch verſchiedene
Verordnungen, ſowohl in den Forſtgeſetzen,
als beſonders, ergiengen, vornehmlich auch in
den Verordnungen, die wegen der Fiſchereyen
auf der Hafel und Spree erſchienen.


Wegen der Holzfloͤßen ergiengen im Beye-
riſchen ſchon im ſechzehnten Jahrhunderte ver-
ſchiedene Verordnungen in der Jagd- und
Forſtordnung q). Es wurde ſonderlich ge-
floͤßet in dem Lech, der Yfer, in der Riß, der
Jachna, Loyſach, auch um die Gehoͤlze der
Kloͤſter, und die Forſtordnung klagt daſelbſt,
daß die Landleute daruͤber ihren Ackerbau und
ihre Guͤter vernachlaͤßigten. Man verordnete
daher, daß nur eine gewiſſe Anzahl Haͤusler
und Tageloͤhner von den Pflegern der Gegend
in eines jeden Amts Verwaltung angenommen,
und in ein ordentliches Regiſter eingeſchrieben
werden ſollten. Man ſorgte dafuͤr, daß die
Floßleute des Fahrens erfahren genug waren,
und die Obrigkeiten wurden angehalten, keine
andere als ſolche dazu zu nehmen. Hingegen
wurde das Floßwerk allen Bauersleuten, ſo
um die Waſſerfluͤſſe ſitzen und wohnen, unter-
ſagt, beſonders denen, welche Hoͤfe, Hieben,
Lehen
[619] Lehen oder andere Guͤter mit Bauwerk, auch
Roß und Wagen haben.


Es wurde unterſagt, Buchen, Eichen und
Breter aus dem Lande zu verfloͤßen. Es wur-
de die geſetzmaͤßige Laͤnge fuͤr die Tragfloͤßen
beſtimmt, nach welcher jeder taͤnnener oder
fichtener Tragfloß uͤber 20 Tragbaͤume nicht
haben, und jeder Baum wenigſtens acht und
dreyßig Schuh lang und uͤberzwerg in eine
Spangen, die nach der Breite ſiebenzehn
Schuh enthielt r). Ein jeder Schnittfloß
mußte hoͤchſtens zwoͤlf Baͤume, und jeder
Schnittbaum wenigſtens dreyßig Schuhe hal-
ten. Ein Buchenfloß mußte aufs hoͤchſte
zwanzig Baͤume, und die Laͤnge eines Schnitt-
floßes haben. Auch durfte kein junges Holz
als Schnittholz auf die Floͤßen gebracht und
gelegt werden, um dadurch das Verwuͤſten
der Waͤlder zu verhuͤten s).


In dem Braunſchweigiſchen ſorgte man
auch fuͤr die Holzfloͤßen. Man benutzte ſie vor-
nehmlich zum Behuf der Berg- und Salzwer-
ke. Sie geſchahe nach der braunſchweigiſchen
Forſtordnung, welche ſich bey dem Fritſch be-
findet, und wahrſcheinlich von 1547 iſt t), auf
den
[620] den Raͤdern nach einem Salzwerk Julius-
halle,
t)
[621] Halle, auf der Enker zum Behuf der Hof-
ſtatt Wolfenbuͤttel aus dem Kehlwaſſer in die
Vi-
t)
[622] Viber, vom Weiſſerwaſſer in die Viber, auf
der Viber bis auf die Juliushuͤtte, von Din-
ſternfahrde auf die interſte des Roſt- und Trieb-
holz nach der landesheimiſchen Huͤtte, mehr
auf der interſten Behuf der Wildemannen- und
Lautenthalerhuͤtten, ingleichen auf der Gruͤn-
bach nach der Wildemannerhuͤtten.


Es wurden Floßmeiſter beſtellt, die das
Holz zu rechter Zeit hauen ließen, daß es an
Ort und Stelle, wo es verfloͤßt werden ſoll-
te, hingebracht und getrocknet, ſobald aber
die Waſſer im Fruͤhlinge und Herbſt, oder auch
zuweilen im Sommer anſchwollen, zum Ver-
floͤßen
t)
[623] floͤßen eingeworfen, und an die beſtimmten
Orte verfloͤßet wurden: indeſſen mußten die
Floßmeiſter zuſehen, daß das Holz nicht bey
allzuſtarkem Strome eingeworfen wurde, weil
es ſonſt leicht den Rechen zerbrechen kann, und
viel durchgehet.


Es wurde den Floßmeiſtern die genaueſte
Aufſicht und Sorgfalt fuͤr den Rechen und
auch das Forthelfen des Holzes anbefohlen,
theils der Cammer die Baue zu erſparen, theils
auch, damit nicht ſo viel Holz ſinke.


In dem Wuͤrtenbergiſchen giengen in die-
ſem Jahrhunderte die Floͤßen auch ſchon auf
dem Necker und der Ens, wie aus den Forſt-
ordnungen dieſer Lande zu erſehen iſt.


Im ſiebenzehnten Jahrhunderte.


Auch in dem ſiebenzehnten Jahrhunderte
betrieb man das Floßweſen in Sachſen eben-
falls nachdruͤcklich, wie in dem vorigen. Im
J. 1610 wurde die Leipziger Holzfloͤße aufs
neue eingerichtet, und der Damm zu dem
Floßgraben mit ſtarken Pfoſten wieder aus-
geſetzt v). Im Jahre 1620 wurde der Holz-
Contrakt, welchen Churfuͤrſt Auguſt im vori-
gen Jahrhunderte mit der Stadt Halle ge-
ſchloſſen, wiederum auf zwanzig Jahre einge-
gan-
[624] gangen. Wichtig fuͤr die Floßgeſchichte in
Sachſen ſind die Erledigungen der Landesge-
brechen vom Jahre 1612 w). Vermoͤge deſ-
ſen ſollen die adlichen Unterthanen des Voigt-
landes und die aſſecurirten Aemter nicht in der
Saat- Heu- und Schnittzeit in die Floßge-
haue zum Scheithauen erfordert, ſondern
der am 25 Julius und 8 November 1583 mit
dem Adel aufgerichtete Vertrag in Acht ge-
nommen werden. Weil denen von Adel im
Amte Arnshauch durch die ziegenruͤcker Floͤße
bis gegen Saalfeld die Fiſcherey verderbt wor-
den, ſo ſoll deswegen weitere Anordnung ge-
ſchehen, und der Bedacht auf Verſorgung
der den Staͤdten nahe gelegenen Floͤßen mit
nothduͤrftigen Holzungen genommen werden.
Wegen der Staͤdte Dresden und Meiſſen wur-
den die am 6 April 1565 und 29 December
1569 ergangenen Befehle zugleich erneuert,
daß diejenigen, welche Holz aus Boͤhmen braͤch-
ten, ſolches zwiſchen Oſtern und Michael von
fruͤh vier Uhr an bis Mittags zwoͤlf Uhr, auſ-
ſerdem aber einen ganzen Tag zu feilem Ver-
kauf ſtehen laſſen ſollten. Die Stadt Grim-
ma ſollte bey ihrem Privilegio, daß allerley
Holzwaare, ſo auf der Zſchopau und Mulda
gefloͤßt wuͤrde, allda abzuladen geſchuͤtzt wer-
den,
[625] den, auch im Amte Auguſtusburg das Floͤßen
ſeine gebuͤhrende Maaße haben.


Wegen der Elbfloͤße finden ſich in dieſem
Jahrhunderte weiter keine beſondern Verord-
nungen, ſie dauerte indeſſen immer fort; es
giengen in derſelben die Graben von Schan-
dau, von Kirmtſchbach und auch der Polenz-
bach, welcher im Hochwalde entſpringt, ober-
halb Langenburkersdorf vor Neuſtadt durch
das lange Dorf Polenz vorbey im hohenſtei-
niſchen Grunde um Hohenſtein hinweg ſich mit
der Sabnitz vereinigt und in die Elbe faͤllt.
Die Landung des Holzes iſt unter Schandau
an der wendiſchen Faͤhre nach Proſſen gehoͤrig.


Bey dem freybergiſchen Muldenfluſſe gieng
in dieſen Zeiten eine Hauptveraͤnderung vor.
Weil der Rath daſelbſt beſtaͤndige Streitigkei-
ten wegen der Fluͤſſe hatte, ſo trat er 1624
unter verſchiedenen Bedingungen, welche ſich
in den daruͤber ausgeſtellten Urkunden finden,
die Floͤße an Churfuͤrſt Johann Georgen auf
zwanzig Jahre lang ab. Unter andern ſollte
dem Rathe der Stadt alljaͤhrlich die Haͤlfte des
gefloͤßten Holzes, und zwar jeder Schragen
fuͤr drey Guͤlden uͤberlaſſen, auch von dem
Kohlholze allezeit der vierte Schragen zu Theil
werden. Es erbot ſich ſelbiger hingegen, 2000
Gulden zu Beſtreitung der Unkoſten auf das
im folgenden Jahre erſt zu erhaltende Floßholz
im Voraus zu bezahlen, auch ſo lange die bis-
II.Theil. R rheri-
[626] herigen Holzcontrakte noch dauerten, die Zins-
fuhren an den Beſitzer der boͤhmiſchen Herr-
ſchaft Bilin, ſo wie die jaͤhrlich an den von
Hartitzſch zum Dorf Chemnitz und Weiſſen-
born zu bezahlenden zwoͤlf Guͤlden Waſſerzins
uͤber ſich zu nehmen. Seit dieſer Zeit hat der
Rath zu Freyberg die Floͤße weiter nicht ge-
habt, indem der angezogene Floßvertrag zu-
weilen mit neuen dazugeſetzten Bedingungen
zwiſchen dem Hofe und dem Rath von Zeit zu
Zeit erneuert worden. So geſchahe dieſes
1647 unter dem zweyten Januar auf funf-
zehn Jahre, 1676 unter dem 1ſten November
auf zwoͤlf Jahre, 1687 unterm 4ten Julius
auf funfzehn Jahre. Die zwickauiſche Mul-
denfloͤße wurde im ſiebenzehnten Jahrhunderte
ſonderlich von dem von Schoͤnburg beunruhi-
get. Die blumenauer Floͤße ſuchte man 1624
durch einen neu angegebenen Floßgraben, wel-
chen der Oberhuͤttenverwalter zu Freyberg,
Lenke, angab, ſo zu leiten, daß die Hoͤlzer aus
der Floͤße in der freybergiſchen Mulde, und
von da bis an die freyberger Schmelzhuͤtten
gebracht werden koͤnnten. In der Folge wur-
den die marienbergiſchen Floͤßen zugleich mit
von Blumenau aus verſorgt. Die marien-
berger Floͤße wurde in dieſem Jahrhunderte,
da ſie bisher etwas gelegen, vornehmlich zu
Abtragung der Stadtſchulden angewendet,
und gieng ſogar bis Mitweide, vermoͤge einer
Conceſſion Churfuͤrſt Chriſtian des zweyten;
allein
[627] allein ſie wurde nachher ungangbar und iſt es
noch. Die zſchopaiſche Floͤße geht in die Mu-
litz, wegen der alten Holzwaarenniederlagen
der Stadt Grimma, und 1606 wurde von
Mitweide aus ein beſonderer Weg dahin ge-
fuͤhrt.


Im Jahre 1607 verſuchte man es, bey
Doͤbeln eine Holzfloͤße anzulegen, welche aber
nicht lange dauerte x). Fuͤr die grimmaiſche
Muldenfloͤße wurde 1697 eine Floßordnung
errichtet, die man in den folgenden Zeiten ver-
aͤndert und erweitert hat y). Im Jahre 1688
hoͤrte die Holzfloͤße auf der Schma, deren Ent-
ſtehung wir im vorigen Jahrhunderte ſuchen,
wieder auf, da die nahe gelegenen Hoͤlzer ab-
nahmen. Die Schwarzwaſſerfloͤße wurde im
J. 1669 aufs neue angerichtet, und kam ſehr
in Gang. Sie hatte vier Floßbedienten, ei-
nen Oberaufſeher, Floßmeiſter, Floßſchreiber
und Abgeber. Dieſe konnten 10000 Schra-
gen Holz, ſonderlich am Erbisbache, wo es
alte Tannen gab, hauen laſſen. Churfuͤrſt
Johann Georg III. ließ die Pleiſſenfloͤße, die
bisher faſt gar nicht gebraucht worden, von
R r 2neuem
[628] neuem anrichten, und 1697 wurde unter Koͤ-
nig Friedrich Auguſt I. der neue Graben oder
ſchwarze Elſterfloͤße angelegt z). Wegen der
Saalfloͤße wurde im Jahre 1604 mit Halle
von neuem ein Holzcontrakt auf zwanzig Jah-
re, welches in der Folge oͤfters geſchah, in dem
Jahre 1622 wurde eine neue Ordnung wegen
des Floßholzes errichtet a).


Es ergiengen in Sachſen im ſiebenzehnten
Jahrhunderte viele Verordnungen wegen der
Floͤßen. Im Jahr 1619 ergieng ein Man-
dat gegen die Floßdeuben auf dem Saalſtrome,
und in dem naͤmlichen Jahre ein erneuertes
gegen die auf der Elſter und Saale. 1632
wurde in einem Patent verordnet, wie es mit
der Hausſuchung bey geſchehenen Floßdeuben
auf der Elſter und Saale zu halten; ein an-
deres erſchien 1633 wegen eben der Fluͤſſe.
1636 ergieng ein Mandat wider die Floßholz-
deuben auf der Weiſſeritz; 1662 ein Patent,
worinnen unterſagt wurde, ſich am Floßholze
zum Bergbau nicht zu vergreifen; 1669 er-
gieng ein anderes, worinnen peinliche Strafe
gegen die Diebe am Floßholze auf der Weiſſe-
ritz verordnet wurde; 1676 erſchien ein Patent
gegen die Floßholzdeuben bey den Bergwerks-
floͤßen, und in dem naͤmlichen Jahre ein an-
deres wegen der Floͤße auf der Saale und El-
ſter.
[629] ſter. 1678 wurde ſogar dergleichen Dieben
der Advokat zur Vertheidigung unterſagt.
Dieſes wurde auch 1682 wiederholt, wo auch
das Schießen auf den Holzplaͤtzen unterſagt
ward. Dieſes naͤmliche wurde auch in einem
Patent von 1691 wiederholt; 1682 ergieng
ein nochmaliges Mandat gegen die Floßdeu-
ben auf der Weiſſeritz, 1692 wurde durch ei-
nen Befehl unterſagt, die Staͤmme, ſo zum
Floͤßen dienlich, nicht anderwaͤrts zu gebrau-
chen. 1693 wurde verordnet, zu beſſerer
Nutzung der Muldenfloͤße die dazu gelegenen
Gehoͤlze im Amte Voigtsberg zu hegen. 1695
ergieng ein anderes Mandat wider die Holz-
deuben auf dem Saal- und Elſterſtrome. 1697
ein Befehl, die Hegung des Holzes zu Etabli-
rung der neuen Graben und ſchwarzen Elſter-
floͤße, und ein anderes im Jahre 1698. Im
Jahre 1700 erſchien ein Mandat wider die
Holzdeuben auf den Wiltzſch- und Muldenfloͤſ-
ſen, und ein anderes gegen die auf der Gera
und Unſtrut b).


Das Floßweſen war in dem ſiebenzehnten
Jahrhunderte auch im Wuͤrtenbergiſchen an-
ſehnlich. Es geſchah das Floͤßen vornehmlich
auf dem Neckar und der Ens. Die Floͤßen
waren nicht bloß in den Haͤnden der Fuͤrſtl.
Cammer, ſondern auch die Unterthanen hat-
ten Rechte daran; denn es ward in der Forſt-
R r 3ord-
[630] ordnung von 1614 verordnet, daß die Unter-
thanen nicht aus ihren eigenen Waͤldern mehr
verfloͤßen durften, als die Forſtbedienten zu
hauen vor gut befunden, und daß ſie nicht an
Auslaͤnder zum Verfloͤßen etwas verkaufen
ſollten c). Es war nur denen erlaubt, welche
Waldungen hatten und etwa an Fluͤſſen lagen;
allen andern, die etwa den Ackerbau verließen
und vom Floͤßen leben wollten, wurde es un-
terſagt d). Weil in Anſehung des Maaßes
des gefloͤßten Bauholzes viel Betrug vorgegan-
gen war, ſo wurde ſowohl fuͤr den Neckar die
Laͤnge, Breite und Dicke beſtimmt, als auch
fuͤr das, welches auf der Ens gefloͤßet wur-
de e). Das Holz wurde nun an den Orten,
wo die Floͤße eingefuͤhrt und ausgeſchleift wird,
durch beſondere geſchworne Perſonen ausge-
meſſen. Den Landesunterthanen ſtand der
Verkauf am Floßholze zu.


Herzog Auguſt zu Braunſchweig und Bi-
ſchof zu Osnabruͤck ließ 1689 zu Hannover am
26 Julius eine Floßordnung ergehen, welche
ſonderlich das 1680 einem Forſtſchreiber am
Harz erſtattete Privilegium, auf dem Leinſtro-
me
[631] me eine Brennholzfloͤße anzulegen, und das
unweit der Leine erhandelte Brennholz zum
Behuf des Hofs und des gemeinen Beſten dar-
auf zu verfloͤßen, betraf f).


Auch in dem Reuſſiſchen fanden ſich in die-
ſem Jahrhunderte Floßanſtalten, die vornehm-
lich ſchon in den aͤltern Zeiten ihren Urſprung
hatten. Die Forſtordnung von 1638 verord-
net deshalb g).


Im achtzehnten Jahrhunderte.


Im achtzehnten Jahrhunderte gieng mit
der Elbfloͤße keine Veraͤnderung weiter vor,
als auf dem Polenzbach, der in dieſelbe floͤßte,
zwiſchen den Jahren 1730 und 1740. Es
hoͤrte, weil das Rittergut Putzkau eine andere
Herrſchaft bekam, und man das daher erlangte
Holz mit geringen Koſten und gleichem Nutzen
nach Budißin und andern Orten der Oberlau-
ſitz ſchaffen kann, auf. Die koͤnigſteiner Floͤße
bringt Holz aus dem Meißniſchen in die Elbe,
welches ehedem auch aus dem Boͤmiſchen ge-
ſchah. Ueber Cunersdorf hinaus iſt ein gro-
ßer Teich und dabey eine Schleuſe, aus der,
wenn Waſſer genug da iſt, Holz geht. Auch
wird auf dem Hammerbach bey Hermsdorf ge-
R r 4floͤßt.
[632] floͤßt h). Beyde Baͤche kommen hinter der
koͤnigſteiner Papiermuͤhle zuſammen, und bey
Koͤnigſtein wird das Holz gebunden. Dieſes
in zuſammenhaͤngenden und ſchwimmenden
Floͤßen gebundene Holz wird auf der Elbe den
beyden Staͤdten Dresden und Meiſſen zuge-
fuͤhrt, wie uͤberhaupt dieſe Hauptfloͤße zu Ver-
ſorgung dieſer Staͤdte mit Balken, Scheit-
holz und Bretern angelegt iſt.


Wegen der freyberger Muldenfloͤße dauer-
ten die Contrakte zwiſchen dem Rath und dem
Hofe fort, und wurden von Zeit zu Zeit auf
zehn, ſechs und vier Jahre verlaͤngert. So
geſchah dergleichen 1704, 1713, 1725 und
1728.


Außerdem ergiengen in Sachſen verſchie-
dene Verordnungen wegen der Floͤßen.


Im Jahre 1709 wurden die Floßdeuben
auf der Wiltzſch und der Mulde von neuem
unterſagt, eben ſo auch in einem andern bey
den Bergwerksfloͤßen, und in einem andern
die bey der Pleiſſe; noch wurde in einem an-
dern auf jedes Floßſcheit, das auf der Elſter
entwendet worden, 10 Gulden, und auf ein
halbes 5 Gulden geſetzt. 1713 wurde unter-
ſagt,
[633] ſagt, daß ſich niemand an dem Schlagholze
bey dem freybergiſchen Kunſtgraben vergreife.


Wegen der Holzdeuben bey der Saalfloͤße
ergieng 1743 eine Verordnung, 1745 eine
aͤhnliche wegen der Elſterwerdaer; 1752
ergieng ein Mandat wegen der Floßholzdeuben
bey den freybergiſchen Bergwerksfloͤßen.


Das Floßweſen uͤberhaupt hat gewiſſe
Oberaufſeher; ſo findet ſich ein beſonderer
Oberaufſeher der gebirgiſchen Floͤßen. Allein
es fanden ſich auch Oberaufſeher einzelner Floͤſ-
ſen; ſo hatte 1688 die Floͤße auf der Schma
ihren beſondern Oberaufſeher an Caſpar Si-
gismund von Berbisdorf, und eben ſo 1669
die Schwarzwaſſerfloͤße i). Das Floßweſen
ſteht unter der Cammer.


In dem Pfaͤlziſchen iſt das Floßweſen als
ein Monopol ausgethan. Es hatte daſſel-
be ein gewiſſer Michel und Compagnie. Ih-
re Verbindlichkeit gieng hauptſaͤchlich dahin,
eine gewiſſe Anzahl Holz fuͤr Manheim, Og-
gersheim, Frankenthal, Lambsheim, Neuſtadt
und angraͤnzende churpfaͤlziſche Ortſchaften
zu liefern, damit ſie keinen Mangel haͤtten.
Uebrigens hatte jedermann freye Hand und Ge-
walt, ſein Holz zu kaufen, wo er wollte; in-
R r 5deſſen
[634] deſſen war es doch fuͤr die Compagnie ſo ein-
traͤglich, daß ſie fuͤr die Verlaͤngerung auf 4
Jahre 20000 Fl. zahlte. Noch neuerlich wur-
de es im Jahre 1778 auf zwoͤlf Jahre von
neuem ausgethan, und dem Herrn Babo und
ſeinem Compagnon uͤberlaſſen. Das Floͤßen
geſchieht ſonderlich auf der Reebach, fuͤr welche
ſchon 1757 eine Floßordnung gemacht wurde,
und der Holzverkauf zu Manheim, Oggers-
heim, Frankenthal, Lambsheim, Neuſtadt.
Das Holz koͤmmt aus den ellmſtein- und nei-
denfelſer herrſchaftlichen Waldungen k). Allein
die jetzige Compagnie hat gleichſam das Land
in Bann gelegt. Niemand darf in den Wal-
dungen Holz kaufen oder mit ſeinen eignen
Pferden abholen. Die Thaleinwohner duͤrfen
keines herausfuͤhren, auch kein Gewerbe mit
dieſem Produkt treiben, welches ihnen ſonſt
bey Abgang aller andern die einzige Nahrung
verſchaffte. Selbſt die Ausherren duͤrfen nicht
einmal ihr eigenthuͤmlich in den Thaͤlern ge-
machtes Holz herausfuͤhren.


Bey-
[635]

Beytraͤge zur Geſchichte
des Straßenbaues


im ſechzehnten Jahrhunderte.


Der Straßenbau wurde in dem ſechzehnten
Jahrhunderte als ein Gegenſtand der
Polizey, theils in den Polizeyordnungen des
Reichs und den Polizey- und Landesordnun-
gen der einzelnen Lande beſorgt, theils aber er-
folgten auch in andern Verordnungen Einrich-
tungen und Geſetze wegen deſſelben. Die Guͤte
der Straßen hieng mehrentheils von dem Gan-
ge des Handels und der Gewerbe ab; nicht
weniger auch je nachdem ſie mehr oder weniger
mit den Reichs- und Koͤnigsſtraßen verbunden
waren. Man theilte die Straßen ein in Land-
und Heerſtraßen, in Geleitsſtraßen, in freye,
offene, gemeine, Kaiſer- und Koͤnigsſtraßen.
Die Verordnungen, die deshalb ergiengen, be-
treffen meiſt die Rechte a) oder die Sicherheit
derſelben; der Straßenbau aber war nicht
ſo vorzuͤglich beſchaffen. Sie wurden damals
meiſt bloß durch die Frohnen beſorgt, und die
Hauptbeſſerungsmittel ſcheinen Faſchinen und
Kies zu ſeyn.


Das
[636]

Das Landſtraßenregal, welches mit dem
Zoll- und Geleitsregal in ſo genauer Verbin-
dung ſteht, und haͤufig auch ſein Anſehen braucht,
um jenes zu ſchuͤtzen, indem es verordnet, daß
die Fahrenden keine andere als dieſe oder jene
Straße, wo ein Geleite iſt, fahren ſollen, war
ſchon da wichtig. Man findet daher, daß Chur-
fuͤrſt Johann ſchon 1521 verordnet, daß die
Fuhrleute die Straße von Hof auf Plauen und
Zwickau halten ſollen, und ſchaffte deswegen
durch ein Reſcript 1525 das Geleite zu Wer-
dau ab, wie auch 1526 ein anderes des naͤmli-
chen Inhalts b). Daher Auguſtus, jener
große Churfuͤrſt von Sachſen, ſchon in dem
Ausſchreiben von 1555 das Halten der Land-
ſtraßen anbefahl, und in Verbindung mit
Herzog Johann Friedrich dem Mittlern, 1560
ein Mandat ergehen ließ, wegen der ho-
hen und obern Landſtraße von Leipzig nach
Frankfurt am Mayn und nach dem Rhein, und
von da zuruͤck, worinn ſonderlich das Umfah-
ren unterſagt wurde, weswegen auch 1567 ein
anderes Mandat ergieng. Ueberhaupt machte
damals die Handlung von Sachſen aus nach
Schleſien und Polen dieſe Straße wichtig,
daher auch 1568, 1581, 1592 und 1594 der-
gleichen Befehle wegen der hohen Landſtraße
aus Polen und Schleſien nach Leipzig und wie-
der zuruͤck ergiengen. So erfolgte auch 1564
eine
[637] eine andere wegen der alten Straße von Plauen
auf Myla, Reichenbach und Zwickau.


Der Straßenbau wurde im ſechzehnten
Jahrhunderte in dem Baieriſchen ſehr beſorgt.
Es beſtaͤtigt ſich hier das, was oben im Allge-
meinen [er]innert worden, daß Faſchinen und
Kies die vorzuͤglichen Beſſerungsmittel waren.
Es wird verordnet c), daß es nicht mit ſo vie-
ler
[638] ler Holzverſchwendung geſchehe; daß man die
Wege bey trockner Witterung beſſern, ſie mit
Wach-
c)
[639] Wachholder oder Buſchholz belegen, mit Kie-
ſelſteinen und Grieß beſchuͤtten ſolle; daß
man,
c)
[640] man, ſobald ein Bruch entſtehet, fleißig nach-
ſehe, daß die Straßen ſo gehalten werden, daß
ſich niemand zu beklagen habe. Es wird den
Mautnern und Zoͤllern auferlegt, darauf
Acht zu haben, wie auch den Obrigkeiten und
Gerichtsherren, die noͤthigen Verfuͤgungen zu
treffen. Die Mautner und Zoͤllner muß-
ten, vermoͤge der Landesordnung, die Straßen
fleißig bereiten, die Bauern der Gegenden, die
von Maut- oder Zollſtaͤdten abgelegen waren,
wurden genoͤthiget, die Wege zu halten, ihnen
aber dafuͤr alles andere Schaarwerk erlaſſen.
Sie waren dazu vornehmlich laͤngſt ihres
Grund und Bodens hin ſchon durch die Lan-
desordnung angehalten. Die Pfleger und
Hofmarksherren, die letzten ſonderlich auf den
Hofmarken, wie auch die Jaͤger, Foͤrſter und
Knechte, welche dieſe Wege oͤfters beſuchten,
mußten ſorgfaͤltige Aufſicht darauf haben, und
ſobald ſie an einem oder dem andern einen
Mangel bemerkten, ſolches an die Verwalter
berichten.


In

c)


[641]

In dem Wuͤrtenbergiſchen ſorgte fuͤr die
Straßen in dieſem Jahrhunderte ſonderlich die
Landesordnung vom J. 1521.


Im ſiebenzehnten Jahrhunderte.


Auch in dieſen Zeiten hatte der Straßen-
bau, im Ganzen genommen, in Deutſchland
noch kein beſſeres Schickſal. Die Landes- und
Policeyordnungen der Laͤnder enthielten meiſt
noch die Einrichtungen und Geſetze fuͤr die
Straßen. In einigen wenigen Landen finden
wir ein und das andere wegen der Straßen er-
gangene Reſcript; allein dieſes iſt es auch mei-
ſtens alles. Die vielen und traurigen Kriege
dieſes Jahrhunderts, die dadurch zerſtoͤrte
Handlung und Gewerbe, und die erſchoͤpften
Caſſen der Cammer und Policey, waren wohl
in den meiſten Landen die Urſache dieſes Ver-
falls der Straßen.


In dem ſiebenzehnten Jahrhunderte wa-
ren ſonderlich die wuͤrtenbergiſchen Straßen
beruͤhmt, ob man gleich deshalb keine beſon-
dern Geſetze hatte. Es ruͤhmt ſie ſonderlich
Harprecht d). Nur einige wenige Reſcripte
fuͤhrt Herr Weiſſer e) an von den Jahren
1631, 1663 und 1696, welche wegen der Stra-
ßen
II.Theil. S s
[642] ßen ergiengen, und alſo als Straßengeſetze
angeſehen werden koͤnnen.


Auch in Sachſen vergaß man die Straßen
nicht. Es ergieng 1607 ein Mandat wegen
der hohen Landſtraße aus Polen und Schle-
ſien nach Leipzig und von da zuruͤck; 1653 er-
gieng ein Mandat, die Halt- und Bauung
der ordentlichen Wege und Heerſtraßen betref-
fend; 1668 ein anderes wegen der Straße
und Bruͤcke bey Wieſenthal, und in eben dem
Jahre eins wegen der boͤhmiſchen Straße;
1681 eins wegen der leipziger Straße und
Stapel, und ein anderes in eben dem Jahre.
1683 wurde den aus Maͤhren, Oeſterreich und
Boͤhmen nach Leipzig handelnden Juden ange-
wieſen, die ordentliche Landſtraße zu halten;
ſo ergiengen auch 1684, 1689, 1695 und 1698
dergleichen Verordnungen, die ordentliche
Straße zu halten. Wir ſehen aus dieſen Ge-
ſetzen, daß man darinnen theils den eigentli-
chen Straßenbau beſorgt, theils aber auch dieſe
Verordnung haͤufig zum Behuf der Zoͤlle ge-
macht habe.


In dem Brandenburgiſchen zeigte ſich ſon-
derlich hierinn in dieſem Jahrhunderte auch die
wachſame Sorgfalt des großen Churfuͤrſten
Friedrich Wilhelms, welcher im J. 1669 ein
Edikt ergehen ließ, welches befahl, daß die
Straßen, Wege und Daͤmme in guter Ord-
nung erhalten werden ſollten, und noch in dem
naͤm-
[643] naͤmlichen Jahre ergieng ein Patent, die Bruͤ-
cken, Wege und Daͤmme zu beſſern.


Im achtzehnten Jahrhunderte.


In unſerm Jahrhunderte dachte man nach
dem Beyſpiel der Auslaͤnder an die Straßen
in Deutſchland mit mehrerm Ernſt, als es je-
mals geſchehen, vornehmlich da die Reichs-
und die Kreispolicey hierzu ermunterte. Seit
dieſen Zeiten findet man in den meiſten Landen,
die man unter dem Namen des ſogenannten
Reichs kennt, Wegeverbeſſerungen und ſonder-
lich Chauſſees. Vorzuͤglich iſt die Chauſſee-
Einrichtung in dem Hannoveriſchen, Bayeri-
ſchen, Bambergiſchen, Onolzbachiſchen, Bay-
reuthiſchen, Pfaͤlziſchen, Wuͤrtenbergiſchen,
Heſſiſchen; in den meiſten uͤbrigen Landen blieb
man bey der alten Art, entweder die Straßen
zu pflaſtern, oder ſie bloß mit Faſchinen und
aufgefuͤhrtem Kies, ohne denſelben zu ſchlagen,
zu unterhalten. Es zeichnete ſich in der Wege-
verbeſſerung ſonderlich der ſchwaͤbiſche Kreis
aus, wo man ſchon ſeit 1737, denn ſchon in
dieſem Jahre findet ſich eine Information, wel-
che der ſchwaͤbiſche Kreis entwarf, was wegen
Verbeſſerung der Wege und Straßen in dem
hochloͤblichen ſchwaͤbiſchen Kreiſe ſchon vor
Verordnungen gemacht worden, und wie die-
ſelben nunmehr bey wieder erlangtem Frieden zu
ihrer einſtweiligen Vollſtreckung zu bringen f).


S s 2Man
[644]

Man nahm ſich vorzuͤglich in dem Wuͤr-
tenbergiſchen der Straßen an, und die Landes-
policey machte ſich das Wegebeſſerungsgeſchaͤft
zu einer eigenen Angelegenheit. Der Straßen-
bau wurde ſonderlich unter der Regierung des
itzigen Herzogs mit beſonderer Lebhaftigkeit be-
trieben. Man waͤhlte die Chauſſee-Einrich-
tung, und die Chauſſees von Stutgart nach
Ludwigsberg, Heilbrunn, Goppingen, Balin-
gen und Knitlingen ſind davon die vorzuͤglich-
ſten Beweiſe. Man machte ſonderlich in dem
Jahre 1752 und den folgenden den Anfang.
Die erſte Wegeordnung ergieng im Jahre 1752
am 1 Junius, welche aber durch eine neuere
von 1772 aufgehoben wurde. Es betrifft
dieſe ſowohl die Herſtellung und chauſſeemaͤßi-
ge Einrichtung und Anlegung der Straßen,
als auch die Unterhaltung und Reparatur der
durch das Land gehenden kreisſchlußmaͤßigen
Haupt- Land- Heer- und Commerzialſtraßen.
Die Aufſicht uͤber das Wegeverbeſſerungsge-
ſchaͤft hat die herr- und landſchaftliche Stra-
ßendeputation, welche die Chauſſee durch Ab-
geordnete aus eignen Mitteln von Zeit zu Zeit
beſichtigen laͤßt g).


In
[645]

In dieſem Jahrhundert beſorgte man in
Churſachſen die Straßen nicht weniger, ob
man gleich nicht die Chauſſee-Einrichtung
waͤhlte. So ergieng 1702 ein Mandat wegen
der ordentlichen Land- und Heerſtraße von Hof,
Plauen und Oelsnitz uͤber Myla, Reichenbach
und Zwickau auf Altenburg und Borna nach
Leipzig; 1706 ergieng ein Mandat wegen Beſ-
ſerung und Erhaltung der ordentlichen Land-
ſtraßen; 1708 ein anderes wegen der ober-
waͤhnten Straße von Hof, und in eben dem
Jahre ein anderes wegen der Straße ins Ge-
birge: aͤhnliche Befehle erfolgten mehrere 1708
und 1709. 1714 erfolgte eines wegen der
Straße von Koͤnigsbruͤck gegen Großenhayn,
1715 wegen Erhaltung der verbeſſerten und
zur Reparatur verdungenen Straßen. 1718
wurde verordnet, daß die Einwohner in Doͤr-
fern nicht nur zur Lieferung der Fuhren und
Handdienſte zur Straßen- und Wegereparatur
durch ihre Doͤrfer anzuhalten, ſondern auch
alle Geldkoſten, ſo viel zur Wegebeſſerung
durchs Dorf fuͤr ihren Hofrothen erfordert
wird, ſelbſt tragen ſollten; 1722 ergieng ein
Reſcript wegen der Straßenbeſſerung in eini-
gen Aemtern, und 1724 ein anderes, daß die
S s 3Fuhr-
g)
[646] Fuhrleute die Mitte und Hoͤhe der Stra-
ßen und Wege halten ſollten. 1725 wurde
die Raͤumung der Straßen, ſo durch Waldun-
gen und Gehoͤlze gehen, von allen Baͤumen,
Straͤuchern und Geſtrippe anbefohlen. Es
ergieng 1726 eine Verordnung, daß den er-
gangenen Straßenmandaten in allem nachzu-
leben, und wenn die Fertigung der Graben
und Waſſerlaͤufte, ingleichen die Raͤumung
der Straßen nicht gehoͤrig geſchehe, ſo wurden
die Commiſſarien bevollmaͤchtiget, ſolches zu
veranſtalten, und die Koſten von den nachlaͤſ-
ſigen und ſaͤumigen mittelſt Execution einzu-
treiben. 1727 wurde verordnet, daß die an
den uralten Heer- und Landſtraßen gelegnen
Unterthanen ſo viel als zu deren beſtimmten
Breite und Laͤnge noͤthig, von ihrem Grund
und Boden ohne einiges Entgeld hergeben ſol-
len. 1731 ergieng ein Generalbefehl, worinn
alles vorgeſchrieben wurde, was bey der Re-
paratur der Straßen zu beobachten, 1736
ein Reſcript wegen der den Privatperſonen
und Communen beym Straßenbau obliegen-
den Schuldigkeiten, und wie man ſich bey de-
ren Verweigerung zu verhalten. 1737 ergieng
ein Generale, welches die Einrichtung des
Straßenbauweſens betraf; 1738 ſchaͤrfte ein
Reſcript die Schuldigkeit derjenigen ein, die
ſich beym Straßenbau ſaumſelig erwieſen.
1739 ergieng ein anderweitiges Reſcript we-
gen des Straßenbauweſens, und was dabey
eigent-
[647] eigentlich zu beobachten. Und weil durch den
ſiebenjaͤhrigen landesverderblichen Krieg die
Straßen ſehr verderbt und zu Grunde gerich-
tet waren, ſo erſchien 1763 ein Generale, wie
ſolche wieder ausgebeſſert und hergeſtellt wer-
den ſollten, und 1765 eine General-Inſtru-
ction fuͤr die Straßen-Commiſſion, und die
beym Straßenbau angeſtellten Diener, welcher
auch eine Nachricht von der Art und Weiſe,
wie man im Wuͤrtenbergiſchen mit dem Stra-
ßenbau verfahren, beygefuͤgt war. Endlich
erſchien noch 1781 ein neues Mandat wegen
der Straßenverbeſſerungen und des Baues der-
ſelben. Man machte in Sachſen auch Ver-
ſuche mit den Chauſſeen, und verſchrieb aus
dem Wuͤrtenbergiſchen verſchiedene der Sache
verſtaͤndige Baumeiſter; allein der Fortgang
der Sache fand Hinderniſſe und Erſchwerung,
da vornehmlich die dazu zu gebrauchenden Ar-
beiter des Landes der Sache nicht kundig ge-
nug waren. Vermoͤge dieſer verſchiedenen
Verordnungen wurde zur Direction des Stra-
ßenbaues vornehmlich eine Commiſſion beſtellt,
welche durch das Generale von 1763 und durch
einen ſchriftlichen Befehl von 1764 dem Kreis-
hauptmann jedes Kreiſes, und nach ſolchen
den Amtshauptleuten, nach dem Unterſchied
der ihnen zugetheilten Aemter, aufgetragen
wurde. Dieſe hatte den jaͤhrlich ausgeworfe-
nen Straßenbaufond hinlaͤnglich und gewiſ-
ſenhaft zu vertheilen. Der Kreishauptmann
S s 4ſoll,
[648] ſoll, ſeinem beſten Wiſſen und Gewiſſen nach,
die Direktion des ganzen Straßenbaues beſor-
gen, das Archiv bey ſich haben, auf Erfuͤllung
der Generalien genaue Obſicht fuͤhren, Stra-
ßenmeiſter annehmen und abſetzen koͤnnen, auch
den Cammern tuͤchtige Perſonen vorſchlagen,
und alle Hauptanordnungen uͤbernehmen koͤn-
nen. Es wurde ernſtlich anbefohlen, deſſen
Verordnungen genaue Folge zu leiſten. Die
Amtshauptleute haben in den ihnen zugetheil-
ten Aemtern die Anordnung zu Fertigung ge-
wiſſenhafter Bauanſchlaͤge, Schließung der
noͤthigen Bau- und Erhaltungskontrakte und
die alljaͤhrige beſtaͤndige Obſicht der angeord-
neten Baue, auch die Signirung der Lohnzet-
tel zu beſorgen, und von Zeit zu Zeit den Er-
folg zu beobachten. Die Juſtizbeamten muͤſſen
den Kreis- und Amtshauptleuten beyſtehen,
wenn an einbezirkte Gerichtsobrigkeiten, oder
wegen vorzukehrender gerichtlicher Zwangsmit-
tel Verfuͤgungen noͤthig ſind, ingleichen wenn
Contrakte geſchloſſen werden, oder andere ge-
richtliche Verfuͤgungen hierinnen noͤthig ſind.


Auch der weiſe Fuͤrſt von Fuͤrſtenberg nahm
ſich vor, die Straßen zu beſſern, die ſchon vor
dem Kriege nicht in dem beſten Zuſtande wa-
ren, und durch den Krieg noch mehr verſchlim-
mert wurden.


In dem Hanauiſchen ſorgte man 1736
fuͤr die Straßen durch ein beſonderes Landſtra-
ßen-
[649] ßen-Reglement, worinnen alles beſtimmt ward,
was die obern und untern dabey angeſtellten
Bedienten ſowohl als die Unterthanen dabey
zu beſorgen hatten.


Man fieng ſonderlich in dieſem Jahrhun-
derte in den neuern Zeiten das Chauſſieren der
Straßen an; daher finden ſich dergleichen in
dem Wuͤrtenbergiſchen, in der Pfalz, im Bay-
reuthiſchen, im Onolzbachiſchen und in dem
Bayeriſchen. In dem letztern Lande ward
1767 ein beſonderes General-Baudirektorium
angeordnet, mittelſt welchen die Straßen We-
ge, Bruͤcken und die dahin gehoͤrigen Baue
unmittelbar und mit ſolcher Aufmerkſamkeit
und Sparſamkeit beſorgt werden ſollten. Die
Koſten dazu kamen theils aus dem Aerarium,
theils aber auch von beſondern dazu gemachten
Mohnſtuͤcken, Anleihen und andern von dem
Lande beyzutragenden Fonds; es wurde ein
General-Straßendirektor beſtimmt. Vorher
waren die Gelder fuͤr die Straßen mit von den
Mautkaſſen beſorgt worden; allein itzt wurden
ſie abgeſondert und eine ganz neue Einrichtung
gemacht. Es wurde zufoͤrderſt verordnet, daß
eine vollſtaͤndige und umſtaͤndliche Beſchreibung
aller in den einem jeden anvertrauten Amts-
diſtrikten gelegenen und auf Fuͤrſtl. Koſten zu
haltenden Straßen, Bruͤcken, Wehre und
Waſſergebaͤude, mit Anfuͤhrung der Jahres-
rechnungen, von derentwegen ſowohl zum
erſten als zum letztenmale etwas in Ausgabe
S s 5gekom-
[650] gekommen, zweymal abgefaßt, und an das
Haupt- und General-Mautdirektorium einge-
ſendet werden, wovon ein Exemplar dem Ge-
neral-Baudirektorio zugeſtellt werden ſollte,
um das Hauptlagerbuch uͤber alle demſelben zu
unterhalten obliegende Gebaͤude zu verfertigen.
Ferner wird verordnet, daß ſaͤmmtliche auf
Wegen, Bruͤcken und Wehrgebaͤuden ergehen-
de Ausgaben nicht mehr in die Mautgerichts-
oder Kaſſenrechnungen, ſondern in die Rech-
nung des General-Baudirektorial-Caſſirers
gebracht werden ſollten. Keine Gerichtskaſſen
oder Mautaͤmter durften von nun an, ohne
eine von dem General-Baudirektorio erhaltene
Anſchaffung und Genehmigung keine Stra-
ßen-, Bruͤcken- oder Waſſergebaͤudekoſten mehr
beſtreiten und in Ausgabe bringen. Es wurde
befohlen, daß die Fuhrleute und Boten von
Zeit zu Zeit uͤber die Beſchaffenheit der Stra-
ßen ad protocollum vernommen werden ſollen,
und dieſes zu dem Generalbau- als auch dem
General-Mautdirektorium eingeliefert werden
ſollte. Die Mautaͤmter mußten monatlich in
den einzuſchickenden Manualen die berichtli-
chen Anzeigen machen, ob und wo dergleichen
bauwuͤrdige Straßen vorhanden, und von
wem Beſchwerde gefuͤhrt worden. Dieſes iſt
das Straßenweſen im Bayeriſchen, wie es ſeit
1767 eingerichtet worden iſt h). Es iſt dieſer
Ver-
[651] Verordnung eine Inſtruktion beygefuͤgt, wor-
nach ſich die churfuͤrſtlichen ſaͤmmtlichen Be-
amten zu verhalten haben, wenn uͤber Erbauung
oder Verbeſſerung der auf churfuͤrſtliche Ko-
ſten herzuſtellenden und zu unterhaltenden Bruͤ-
cken, Wehre oder anderer Waſſergebaͤude Ueber-
ſchlaͤge zu verfaſſen und einzuſenden.


In dem Pfaͤlziſchen ergieng 1766 eine be-
ſondere Chauſſee-Geldsordnung und Tarif,
wornach in den Churpfaͤlziſchen Landen von
jeder Stunde chauſſirten Diſtrikts das Chauſ-
ſeegeld zu bezahlen. Es wird darinn beſtimmt,
wie viel von jeder Stunde und von jedem an-
geſpannten Pferde zu entrichten i). Dieſe
Chauſſeegelder mußten alle entrichten, außer
die zu dem chur- und fuͤrſtl. Pfalzgraͤfl. Haus
gehoͤrige Equipage, alle an den churpfaͤlzi-
ſchen Hof accreditirte Geſandte, herrſchaftliche
Frohnfuhren, churpfaͤlziſche Unterthanen und
neue Landesangeſeſſene zu dem Chauſſeebau
angezogen werdende, befreyte, was ſie nehmlich
innerhalb Landes zu eigner Guͤter- und Haus-
nothdurft an alltaͤglichen Viktualien, als Obſt,
Gemuͤſe, auf die in Churpfalz gehaltenen Wo-
chenmaͤrkte verfuͤhren, da hingegen von dem,
was außer Landes und um Lohn verfuͤhrt wird,
das Chauſſeegeld geben muß. Frey ſind die
Poſtil-
h)
[652] Poſtillions, welche die ſogenannte ordinaire,
Eſtaffetten und reitenden Couriers fuͤhren, alles
in Churpfalz eingehende Schlachtvieh, inglei-
chen auch das auf die Viehmaͤrkte gehende.


In dem Braunſchweigiſchen dachte man
auch mit Ernſt an den Straßenbau; 1754
geſchah es ſonderlich in den kalenbergiſchen Lan-
den. Man ſahe vornehmlich auf die Verkuͤr-
zung der Heerſtraßen. Die Wege Commiſſa-
rien mußten von jeder noͤthigen Wegeabkuͤr-
zung der Landesregierung Bericht abſtatten,
und die Urſache nebſt einem deutlichen Riß und
Anſchlag der Koſten, die dadurch erſpart wer-
den, einſenden; die Unterthanen waren genoͤ-
thiget, gegen ein Aequivalent im aͤhnlichen
Grundſtuͤcke im noͤthigen Fall ihr Eigenthum
herzugeben k). Nach dem Bericht des Herrn
Zuͤckerts wendet man, ſonderlich in der Gegend
um Stauffenberg und Badenhauſen, die vie-
len daſelbſt von alten Eiſenwerken her befindli-
chen Schlacken zu Ausbeſſerung der Wege an l).
In dem Hannoͤveriſchen waͤhlte man auch in
den neueſten Zeiten die Chauſſee-Einrichtung.
Koͤnig Georg III. bemuͤhte ſich, vornehmlich
zur
[653] zur Befoͤrderung der Handlung und Bequem-
lichkeit der Reiſenden, die durch den ſiebenjaͤh-
rigen verderblichen Krieg in den deutſchen Erb-
landen faſt ganz zu Grunde gerichteten Heer-
ſtraßen von neuem in guten und dauerhaften
Stand zu ſetzen m). Man machte damit ſeit
1768 den Anfang an verſchiedenen Orten und
man fuhr von Zeit zu Zeit fort. Es wurden zur
Erhaltung derſelben gewiſſe Wegeaufſeher von
Meile zu Meile beſtellt, und ein maͤßiges Wege-
geld feſtgeſetzt. Befreyt waren davon unter
andern auch alle, welche zu dieſem Straßen-
bau Fuhren thaten, und erhielten deshalb ein
Freyzeichen. Im Jahre 1777 war die hamel-
ſche Heerſtraße voͤllig erbauet, hingegen die
zwiſchen Hannover und Minden, auch die auf
Nienburg noch in der Arbeit. Die erbauten
Straßendaͤmme (Chauſſées) ſind auch derma-
ßen abgeſteint, daß eine jede Dorfſchaft ihren
angewieſenen Diſtrikt, den ſie mit den noͤthi-
gen Unterhaltungsmaterialien zu verſehen, und,
wenn es erforderlich iſt, an ſolchen mit der
Hand zu dienen hat. Zuweilen beliefen ſich
die Koſten des neuen Wegbaues von einer Meile
auf 30000 Thaler, wenn man die baaren Aus-
lagen fuͤr gedungene Arbeiter und Materialien,
und was an Hand- und Spanndienſte verguͤtet
wor-
[654] worden, in Anſatz bringt. Jedoch macht hier-
innen das Lokale einen großen Unterſchied.


Der Koͤnig zahlte vom Anfange des Werks
her jaͤhrlich 12000 Thaler aus der Cammer
pro ordinario zu dieſem Behuf, auch noch
außerdem war er zu außerordentlichen Zuſchuͤſ-
ſen bereit, und hat in dieſer Maaße außerdem
noch zu der Straße zwiſchen Goͤttingen und
Minden 6000 Thaler jaͤhrlich, ſo lange der
Bau dauerte, reichen laſſen. Nebſt dieſem
zahlte die kalenbergiſche Landſchaft vom An-
fange her bis jetzt jaͤhrlich 5000 Thaler, wel-
ches Beneficialgelder hießen, und dazu ange-
wendet wurden, den Unterthanen wegen der
zum Bau geleiſteten Hand- und Spanndienſte
eine Verguͤtung zu thun. Auf den Fall, da
dieſe letztere Summe zu einer voͤlligen Befrie-
digung, nach der gewoͤhnlichen Taxe von Fuh-
ren und Tagelohn, nicht reicht, wird davon
eine Repartition gemacht, welche doch bisher
allemal eine ſehr billige und angenehme Verguͤ-
tung jener Dienſte geleiſtet. Dieſe Dienſte
werden von denen gefodert, welche von je her
zum Straßenbau verpflichtet geweſen, als von
den Staͤdten in ihrer Feldmark und Landwehr,
und von dem Landmann in ſeinem Amte; mit-
hin geſchieht hierunter eine den Umſtaͤnden an-
gemeßne Repartition von der Obrigkeit, die
auch deſto weniger druͤckt, da die Materialien
und das eigentliche Arbeitslohn aus jener koͤ-
nigl. Beyhuͤlfe geſtanden werden. Die Wege-
gel-
[655] gelder werden lediglich zu Unterhaltung und
Ausbeſſerung der neuen Wege verwendet,
und, wenn ſolche dazu nicht voͤllig hinreichen,
ſo muͤſſen die Unterthanen die benoͤthigten
Materialien zur Landfolge anfahren. Außer
den 12000 Thalern, welche jaͤhrlich fuͤr die
Straßen zwiſchen Hannover, Goͤttingen und
Hameln beſtimmt geweſen, hat der Koͤnig ſeit
verſchiedenen Jahren noch 6000 Thaler fuͤr
den Weg von Goͤttingen bis Minden bewil-
ligt. Ueberhaupt haͤngen die jaͤhrigen Bewil-
ligungen von der Gnade des Koͤnigs ab, und
iſt deshalb nichts gewiſſes feſtgeſetzt. Indeſ-
ſen hat der Koͤnig beſchloſſen, daß auf den
Straßen zwiſchen Hannover und Harburg,
Nienburg, Braunſchweig, und uͤberhaupt auf
allen Haupt- und Heerſtraßen Chauſſees ange-
legt werden ſollen. Der Koͤnig beſorgt den
Bau lediglich aus der Cammer, und von der
Landſchaft wird dazu nichts weiter, als die
Beneficialgelder, beygetragen, welche von der
Landſchaft ohnehin nur immer unter der Be-
dingung verwilligt werden, daß auch eine gleich
große Summe von der Cammer zum Soula-
gement den Unterthanen ausgezahlt werde.


In dem Brandenburgiſchen uͤberſah Fried-
richs Sorgfalt auch dieſen fuͤr den Staat ſo
wichtigen Gegenſtand nicht. Schon ſein Va-
ter hatte daran gedacht, theils in den Zoll-
verordnungen, theils aber auch in beſondern
Edikten; allein er beſorgte es noch mehr, be-
fahl
[656] fahl die ſtrengſte Aufſicht und genaueſten Beſ-
ſerungen, ließ ſie haͤufig mit Baͤumen bepflan-
zen, um das Beſſerungsmaterial in der Naͤhe
zu haben. Indeſſen hat er, ſo viel uns be-
kannt iſt, noch keinen vorzuͤglichen Gebrauch
von Chauſſeen gemacht.


Auch in dem Oeſterreichiſchen zeichnet ſich
ſonderlich die Regierung Karls VI. und Franz
I., Marken Thereſiens und Joſeph des zweyten
hierinnen aus, und nur noch neuerlich ſind
verſchiedene wichtige Straßen zum Behuf des
Handels angelegt worden. So wurden der-
gleichen durch die Buckowina angelegt in dem
Jahre 177 [...]. Die große caroliniſche Straße
von Fiume bis Carlſtadt in Croatien wurde
auf Befehl Carls VI. wegen des Handels der
dortigen Erblande angelegt, es wurden Berge
geſprengt und Thaͤler damit ausgefuͤllt. So
wurde der Berg Petſch in einer Laͤnge von
400 Klaftern geſprengt, und man ſchoß noch
in den neuen Zeiten aus der Kaiſerl. Schatz-
kammer zu den Landſtraßen von Karlſtadt
183000 Fl. her.


In dem Heſſiſchen verſchoͤnerte der vorige
und itzige Landgraf, der ſo viel fuͤr die Schoͤn-
heit des Landes gethan, auch das Land durch
vorzuͤgliche Straßen, und ſie ſind meiſt chauſ-
ſirt.


Ge-
[657]

Geſchichte
des Bergbaues
in Deutſchland

ſeit dem ſechzehnten Jahrhunderte.


Im ſechzehnten Jahrhunderte.


Der Urſprung der Bergwerke in Deutſch-
land faͤllt in die aͤltern Zeiten. Wir be-
trachten hier nur die Veraͤnderungen, welche
mit dem deutſchen Bergbau ſeit dem ſechzehn-
ten Jahrhunderte vorgegangen, und machen
den Anfang mit der ſaͤchſiſchen oder vielmehr
meißniſchen Bergbaugeſchichte a).


Der
II.Theil. T tgleichen
[658]

Der Urſprung der meißniſchen Bergwerke
verliert ſich in dem dunkeln Alterthume der
mittlern Geſchichte. Ihre Bebauung iſt
wahrſcheinlich von Boͤheim aus geſchehen,
wie in der mittlern Geſchichte ausfuͤhrlicher
gezeiget werden ſoll. Die freybergiſchen Berg-
werke, welche nach den ſiebenlehniſchen oder
ſiebelnſchen die aͤlteſten ſind, bluͤheten im 15
und 16 Jahrhunderte außerordentlich. In
den aͤltern Zeiten bauete man die Bergwerke
nicht ſo wie jetzt, da die Zechen und Gruben
nicht ſo in gewiſſe Maaße vertheilet waren, und
ihre Markſcheiden im Auslenken, Haͤngenden
und Liegenden nicht ſo wie jetzt, ſondern man
ſenkte in den aͤltern Zeiten nur gerade in die
Tiefe.


Schon im 16ten Jahrhunderte kannte
man dieſe Art des Bergbaues nicht mehr, und
nannte daher dergleichen alte Gruben oder
aufloͤſige Zechen, Pingen b). Auch theilte
man in aͤltern Zeiten die Zechen zu Freyberg in
64 Kuxe oder Bergtheile, da man ſie ſchon in
dem
a)
[659] dem 16ten Jahrhunderte in zwey und dreyßig
zweydreis Theile abtheilte, nach der letzten
Rechnung alſo giengen 4 gemeine Kuxe, ſo
auf andern Bergſtaͤdten 128 ausmachten, in
ein zweydreis Theil, da nach der alten Art
nur 2 gemeine Kuxe darauf gerechnet wurden.
Zu den Bergwerken von Freyberg waren im
16ten Jahrhunderte ſchon geſchlagen, Schar-
fenberg unweit der Elbe, Sachſenberg an der
Tzſchopa, Glashuͤtten an der Weiſſeriz, und
das, was ſonſt zu Glashuͤtten gehoͤrte, als
Blattenberg, Hockenberg, Ober- und Nie-
derfrauenberg, Liebenau. Ferner gehoͤrten zu
Freyberg Saida, Frauenſtein, Torant, Bi-
berſtein, Lindaw, Oedern, Eyle, Siebeln,
Ruspin, Pfaffenberg, Hockendorf, die Huͤt-
te, Neudorf, Brant. Alle dieſe Werke wa-
ren noch 1559 im Baue c).


T t 2Um
[660]

Um die Jahre 1540 bis 1560 waren die
beruͤhmteſten Zechen und Zuͤge zu Freyberg,
und in deſſen Bezirk folgende d): der Schoͤn-
berg, der hohe Stolle Turmhof, Narrenfreſ-
ſer, Daniel, Gedeon, Gabegottes, Riemer
und darneben auf dem Brand, St. Eras-
mus, St. Wolfgang, Brandtſtollen, St.
Barbare, St. Martin, St. Bartholomaͤus,
zum Heiligen, oder, wie Fabricius will, St.
Beatricen, St. Ulrich, St. Niklas, die
Eiche, auf Vogelbaum, auf der Dreyfaltig-
keit, auf dem heil. Creuz, auf dem wilden
Mann, Gottesgab, Faſtnacht, Sonnen-
glanz, Koͤnig David, weiße Taube e).


In dem vierzehnten und funfzehnten Jahr-
hunderte hatte ſich der ausgebreitete Bergbau,
den wir im ſechzehnten finden, vornehmlich be-
gruͤndet, und daher muͤſſen wir die Entſtehung
dieſer Werke hier, obſchon nur kurz, beruͤh-
ren. Es waren nach dem Freybergiſchen nach
und nach die Werke zu Erbersdorf, Geyer,
Thumb, Zſchopa, Wolkenſtein, Hoheforſt
beym
[661] beym Schneeberge, Aldenberg, Glashuͤtten,
Trapenawer, Muͤckenberg, Scheibenberg, Leß-
nitz, Elterlcin, Hohenſtein bey Waldenburg
gefunden worden. Vornehmlich aber der
Schneeberg, auch Ulrichsberg im Amte Col-
ditz, welches im 16ten Jahrhunderte von
neuem angieng, unter dem Namen Thomas
Fundgrube.


Hundert und fuͤnf und ſiebenzig Jahre
nach Erfindung der freybergiſchen Bergwerke,
wurden auf 50 Zechen zwiſchen Freyberg und
Erbersdorf entdeckt. Der Geyer gieng, nach
der Rechnung des Agrikola, um die Jahre
1395 oder 1400 an. Es finden ſich in die-
ſen aͤltern Zeiten auch Spuren von Goldberg-
werken. Dieſes erhellet aus einem Vertrag
der Herren von Waldenburg und Wolkenſtein
vom Jahre 1407, wo ſie mit dem Markgra-
fen von Meißen ſich wegen des Goldes und
Silbers verglichen, das man auf ihren Guͤ-
tern fand f).


Auf dem Geyer, der dieſen erwaͤhnten
Herren gehoͤrte, wie auch Wolkenſtein und
Tſchopa, waren Goldwerke. Nach dieſem
giengen die zu Aldenberg und Glashuͤtte auf.
T t 3Alden-
[662] Aldenberg, Glashuͤtte und Erbersdorf waren
ehemals die drey beſten Zinnbergwerke. In
dem letztern und im Schlackenwalde fand man
die ſchoͤnſten Zinngraupen. Das zu Alden-
berg kam ohngefaͤhr um das Jahr 1458 auf,
unter Friedrich II. Unter eben dieſer Regie-
rung gieng auch das zu Glashuͤtten an, wel-
ches einige Zeit liegen blieb, und hernach 1492
mit dem Annabergiſchen wiederum angieng,
und ſo ergiebig geweſen ſeyn ſoll, daß gediege-
nes Silber unter dem Raſen gebrochen. Ein
altes Silber- und Kupferwerk war Trapena-
wer, bey dem Schloſſe Sachſenberg und dem
Staͤdtchen Frankenberg gelegen, welches aber
viele Jahre unbebauet lag. Muͤckenberg war
ebenfalls ein altes Werk, war aber liegen ge-
blieben, und wurde erſt im 16ten Jahrhun-
derte im J. 1546 wiederum angebauet. Al-
lein in dem ſogenannten deutſchen Kriege ver-
lor es das Haus Sachſen, indem es an
Boͤhmen gediehe. Zu Scheibenberg waren
anſehnliche Silbergruben; daher die Fabel von
einem goldenen Seul in dem Verge entſtand.
Das Silberwerk zu Elterlein g) kam ebenfalls
im 16ten Jahrhunderte wieder in Bau, und
war
[663] war zu Albini Zeiten ein anſehnliches Silber-
werk h). Zu Anfange des 16ten Jahrhun-
derts kamen die meißniſchen Bergwerke an
dem boͤhmiſchen Gebirge um das J. 1512 ei-
nigermaßen in Verfall, und viele Bergleute
ſahen ſich genoͤthiget, anderswo Arbeit zu ſu-
chen. Dieſes veranlaßte, daß die rochlitzer
Werke von neuem bebauet wurden. Viele
derſelben wendeten ſich nach Rochlitz, wo ehe-
dem anſehnliche Bergwerke geweſen; allein
auch damals gluͤckte es nicht, weil der Ruf
der Joachimsthaler ſo groß war. Eben ſo
wenig Fortgang hatte auch die Zeche Vogelge-
ſang, welche die Buͤrger 1556 anbaueten.
Uebrigens brach man zu Rochlitz rothen Sand-
ſtein und grauen Marmor, ingleichen bunten
und ſchwarzen, graugeſprengten, und die
Schloßkirche zu Wittenberg war im 16ten
Jahrhunderte mit rochlitzer buntem Marmor
gepflaſtert. Im Jahre 1507 that ſich bey
dem Dorfe Lungwitz zwiſchen Glaucha und Pe-
nik ein neues Bergwerk auf. Die Bergwer-
ke zu Hornſtein, die auch in dieſen Zeiten
gangbar waren, finden ſich ſchon im 15ten
T t 4Jahr-
g)
[664] Jahrhunderte, in dem Jahre 1473, wo ein
gewiſſer Hans Muͤnzer von Lauenſtein, 1400
Gulden davon gewann. Im Jahre 1548
kam ein Ruf von neuen Entdeckungen bey
Penik.


Die Werke des Hohenforſtes, welche im
funfzehnten Jahrhunderte vornehmlich empor
kamen, verfielen im ſechzehnten wieder. Auch
waren noch vor der Entdeckung von den ſchnee-
bergiſchen Bergwerken einige Werke am Wolfs-
berge und an dem Haſenberge, und in der nie-
dern Schleem an der Mulde, wo ſonderlich
1440 die Zeche, die Silberwage genannt,
dadurch beruͤhmt war, daß 1440 hier das er-
ſte Silber in dieſer Gegend gemacht worden.
Auf dem Wolfsberge und Haſenberge ſelbſt
ward meiſt Eiſenſtein gebrochen. Im Jahre
1516 wurde in etlichen Zechen am Pfannen-
ſtiel uͤber der Aue Silber gemacht.


Die ſchneebergiſchen ſehr ergiebigen Berg-
werke wurden um das Jahr 1470 entdeckt i),
wie uͤberhaupt das 15te und 16te Jahrhun-
dert ſehr ergiebig war. Die erſte Zeche war
die alte Fundgrube, neben welcher hernach
St. Georgen, St. Paul und St. Cyriacus,
welche 3 zuſammengeſchlagen wurden, ſodann
die neue Fundgrube, die Ueberſchar, die Hoff-
nung und andere entdeckt worden; am mei-
ſten fieng es an zu bluͤhen 1472 k). Die
Stadt
[665] Stadt erhielt 1479 die erſte Ordnung. Was
fuͤr ungeheure Schaͤtze durch ſie dem meißni-
ſche Lande zufloßen, iſt kaum glaublich, wenn
nicht die ſicherſten und auf oͤffentliches Anſe-
hen ſich gruͤndenden Nachrichten bey dem Mel-
zer dieſes beſtaͤtigten l).


Es wuͤrde zu weitlaͤuftig ſeyn, hier die Aus-
beuten der einzelnen Jahre anzugeben, die ſich bey
dem Melzer finden; ich will hier nur einige der
anſehnlichſten nennen. Im J. 1511 gaben ſie
1291 Mark 15 Loth, und die Austheilung
dieſes Jahres war 6192 Guldengroſchen, das
Silber ohne Ausbeute war 3608 Mark 14
Loth. Im J. 1512 war die Ausbeute an
Silber 9962 Mark, und die Austheilung
59340 Guldengroſchen, das Silber ohne Aus-
beute 2347 Mark 8 Loth. Am ergiebigſten
war es in den erſtern vierzig Jahren. Etwas
vermindert ſie ſich ſeit 1550, vornehmlich
fiengen ſeit der Zeit die Kobalterzte m) an,
T t 5wichtig
k)
[666] wichtig zu werden. Churfuͤrſt Auguſt uͤber-
ließ ſchon 1575 Hans Jemtſchen und Hans
Harrern, die Aufbereitung und den Aufkauf
der Wißmuthgraupen und der Kobalte auf
10 Jahr n).


Indeſſen zeichnete man doch die Ausfoͤr-
derung deſſelben weiter nicht ordentlich auf,
bis nach dem Contrakte, den man mit den
Hollaͤndern ſchloß, welches aber in die Ge-
ſchichte des folgenden Jahrhunderts faͤllt.


Doch wir kehren wieder zu dem Silberer-
trage zuruͤck. Das Inventarium von Chur-
ſachſen, welches D. Schreber bekannt gemacht,
giebt an, daß der Zehnten in den 30 erſten
Jahren von 1471 bis 1501, 5199 Tonnen
Goldes getragen, welches, nach Centnern ge-
rechnet, 324937 Centner 50 Pfund Silbers,
oder 7298 Tonnen Goldes nach jetziger Waͤh-
rung
m)
[667] rung iſt o). Im J. 1557 rechnete man wieder-
um von 1551 bis 1556 zuſammen, und fand,
daß die Zehnten eingetragen, 3938 Tonnen
Goldes Species, und eben ſo viel an Schla-
geſchatz.


Zu Ende des 15ten Jahrhunderts gieng
das Bergwerk zu Buchholz und Schrecken-
berg, welcher letztere nachher St. Annenberg
genannt wurde, an p). Das Annenbergiſche
gieng an im J. 1490, und kam gegen 1498
mehr in Flor. Der Berg ſelbſt, wo das Werk
entdeckt wurde, hieß der Schreckenberg. Von
dieſem Bergwerke fuͤhrt eine Muͤnze, welche
man 1499 zuerſt praͤgte, den Namen der
Schreckenberger, wovon anfaͤnglich einer 3
filberne Groſchen gegolten, und 7 einen rhei-
niſchen Gulden. Man nannte ſie auch Engel-
groſchen, von dem Gepraͤge und Muͤhlſteine,
weil ſie in der Naͤhe der neuen Muͤhle gemuͤnzt
worden q). Als der erſte Erfinder der anna-
bergi-
[668] bergiſchen Bergwerke wird Daniel genannt r).
Die erſte Ausbeute gab es nach den Nachrich-
ten, die wir davon haben, im Jahre 1496,
und bluͤhete vorzuͤglich bis 1500. Fabricius
ſagt, daß von dem Jahre 1496 bis 1500
an die bauenden Gewerken 124838 rheiniſche
Goldguͤlden, den Zehnten und den Aufwand
nicht mit gerechnet, bezahlet worden. Die
beruͤhmteſte Zeche in der Folge ward die Him-
melsheer genannt, welche auf 420000 rheini-
ſche Guͤlden geſchaͤtzt wurde, wo auf ein Quar-
tal 1000 Guͤlden Ausbeute auf einen Kux
fiel. Die Stadt Annaberg ſelbſt wurde 1498
am Fuße des Pelbergs angelegt.


Im Jahre 1521 giengen die Werke zu
Marienberg an, wiewohl Fabricius die Erfin-
dung des Bergwerks um das Jahr 1519, und
die Erbauung der Stadt in das Jahr 1520
ſetzte s). Um eben dieſe Zeit giengen auch die
zu Wieſenthal an, welches ſich 1533 ſo reich-
lich gezeigt, daß nach dem Albinus auf
einen Tag an die 600 und etliche zwanzig Mal-
ſtaͤdte,
q)
[669] ſtaͤdte, Haͤuſer zu erbauen, ausgetheilt worden.
Die Gottesgab, ein Silberwerk, eine Meile
von Joachimsthal, wurde 1537 entdeckt.
Im Jahre 1532 wurden die Zinnwerke auf
den Platten entdeckt, und 1535 eine neue
Stadt angebauet. So wurden damals auch
als Zinnbergwerke das zu Eibenſtock, Plotſch-
maul und Guͤgel erwaͤhnt. Im Jahre 1548
fand man am Vleichsberge, nicht fern von
Hermsdorf, ein Bergwerk, oder baute vielmehr
ein altes wieder an, das von ſeinem Erfinder,
der Thomas Schwab hieß, Thomas Fund-
grube genennt wurde. So kommen auch in
den damaligen Zeiten bey dem Albinus vor,
ein Silberwerk um Mitweide, deſſen Alter er
aber nicht weiß, und die zu Oedern, Biber-
ſtein und Sibeln. Ferner erwaͤhnt er die zu
Dretbach und Joͤſtorf, das Kupferwerk zu
Berggishuͤbel, das Zinnwerk zu Lewerſtein,
wo auch ſehr gutes Eiſen geweſen und Ofen
gegoſſen worden. Ferner die Bergwerke zu
Schwarzenberg, Gruͤnenhayn; als Eiſenwer-
ke waren beruͤhmt, die Burgartsleiter bey dem
Dorfe Pela, und der Memler zwiſchen Ra-
ſchau und Gruenhayn. So werden auch
Zinnwerke zu Gottsberg und beym Falken-
ſtein, und im Jahre 1516 ein Bergwerk im
Voigtlande zu Oelsnitz, erwaͤhnt, und den
Bergmeiſtern daſelbſt ihr Gehalt aus dem
Zehnten auf Schneeberg angewieſen. Ein
Goldbergwerk war in dem Voigtlande zu
Stein-
[670] Steinheyda t), und nicht weit davon Kotten-
heyda, wo auch ein Goldbergwerk war.


So ſehr reich war die Markgrafſchaft zu
Meißen an Erz und andern vorzuͤglichen Mi-
neralien; vornehmlich waren die ſchneebergi-
ſchen Werke ergiebig, und kamen daher auch
nie in die Theilung in den aͤltern Zeiten, ſon-
dern blieben gemeinſchaftlich. So findet ſich,
daß in den Jahren 1533 und 1534, in
der Verſammlung zu Grimme der Zehnten ge-
meinſchaftlich blieb. Daher war im ſechzehnten
Jahrhunderte ein gemeines Spruͤchwort, daß
die Laͤnder der Fuͤrſten von Sachſen, wie man
ſie damals nannte, unter der Erde mehr
werth ſeyn, als uͤber derſelben. Es war ſehr
reich an Silber und Kupfer. Man fand da-
mals daſelbſt allein auf Suͤdoͤder, Wismuth,
Zinn, welches damals in Deutſchland allein
in Meißen, Boͤheim und in dem Voigtlande
brach. Man fand daſelbſt Gold und guͤldig
Silber, das Elektrum der Alten u). Man
fand aber nicht bloß guͤldiges Silber, ſondern
auch ſilbrigt Gold. Agrikola giebt dieſen
Namen
[671] Namen demjenigen Metalle, wo in der Mark
natuͤrlichen Goldes der fuͤnfte Theil, naͤmlich
3 Loth ⅓ Silber, enthalten iſt.


Man fand viele Arten Silber v) in Men-
ge, daher der ſchnelle Reichthum der Gewer-
ken und der Fuͤrſten in den damaligen Zeiten.
Alle Schriftſteller dieſes Zeitalters, welche die-
ſes Umſtandes erwaͤhnen, ſprechen ſehr glaͤn-
zend davon, Camerarius und Johann Hom-
mel bezeugen dieſes w). Die vornehmſten
meißniſchen Silberwerke waren, außer dem
Freyberger und daſelbſt der Brand, Marien-
berg, Anneberg, Geyer, Schneeberg, die
Werke beym Wolkenſtein, bey Trebach, bey
der Zſchopa, bey Oedern, Trapenawer bey
Sachſenberg, welches ſehr alt, bey Rochlitz,
bey der Mitweyde, Glashuͤtte uͤber Freyberg,
Biberſtein, Sibeln bey Freyberg, Scharfen-
berg bey Meißen, und die ehemals ſchoͤnbur-
giſchen Orte Scheibenberg, Elterlein, Wie-
ſenthal, welche 1559 an das Haus Sachſen
kamen. Unter den Silberarten iſt die merk-
wuͤr-
[672] wuͤrdigſte das gediegene Silber, welches man
vorher wenig oder nicht kannte. Es war von
weißlicher oder gelblicher Farbe, heißt auch
zuweilen Bleichſilber. Dieſes brach auf Ma-
rienberg x). Eine andere Art war das leber-
farbene, durchſichtige, faſt wie Horn; ferner
Rothguͤltigserz, Gruͤnglaserz, braunes Erz,
ſo nach dem Schnitte gruͤn wird.


Kupferwerke waren auf dem Schneeberge
nahe in der Schleemen, zu Freyberg auf dem
Geyer, Anneberg, Berggießhuͤbel, Hohen-
ſtein und Trapenauer. Allein das letztere fiel
ſchon im ſechzehnten Jahrhunderte. Bey
Schneeberg fand man es ſogar gediegen y).
Albin ſelbſt hat eine ſolche Stuffe aus dem
St. Chriſtoph in der Schleem geſehen. In
Schleem war der alte Kupfergang, worauf
der Koͤnig David und andere berufene Zechen
waren, ſo daß dieſer allein drey große Schmelz-
huͤtten verſahe, das Kupfer war auch zugleich
ſehr ſilberreich, ſo daß die Kupfer zuweilen
drey und vier Mark Silber hatten, dahinge-
gen die ungariſchen Kupfer nur zu 9 Loth, die
mansfeldiſchen 18 und 19 Loth, und andere
in den ſuͤdoͤdiſchen und boͤhmiſchen Gebirgen
20
[673] 20 Loth Silber hielten. Das Silber wurde
von dem Kupfer durch das Seigern geſchie-
den, das herſteiniſche Kupfer an der Moſel
ausgenommen. So war St. Chriſtoph im
Haſenberg, ſo unter dem Schneeberge lag,
ſonderlich im Jahre 1538 und einigen folgen-
den beruͤhmt. Zu Freyberg brach das Kupfer
zugleich mit Silber und Bley. Das geyeri-
ſche und ſchneebergiſche Kupfer war etwas
dunkler und brauner, als die ungariſchen zu
Neuſohl, und die boͤhmiſchen zu Kuttenberg.
Auch machte man damals aus Kupfer Meſ-
ſing z), und wußte ihm auch eine weiſſe Far-
be mit einem gewiſſen Stein zu geben, welchen
Albin den Stein Silberweiß, Magnetis
nennt.


An Zinn war Meißen nicht weniger reich,
und beſaß nebſt Boͤheim und dem Voigtlande
in Deutſchland dergleichen allein. Man fand
1559 zu Schlackenwalde auf Schnoͤdenſtollen
gediegenes Zinn. Sonderlich waren in dem
Meißniſchen beruͤhmt, die Werke zu Altenberg;
man fand daſelbſt vornehmlich weiße Zinn-
graupen. Der Urſprung des Werks iſt nicht
ganz gewiß, doch hat Herr Klotſch aus Gruͤn-
den wahrſcheinlich gemacht, daß es um das
Jahr
II.Theil. U u
[674] Jahr 1445 entſtanden, da es hingegen Al-
bin in das Jahr 1458 ſetzt a). Um das J.
1465 hatte es ſich ſchon ſtark ausgebreitet,
daß bereits vier Geſchworne in den Refieren
beſtellt wurden. Um das Jahr 1465 legte man
auch wichtige Waſſerkuͤnſte an, weil dieſe Wer-
ke ſehr von Waſſern gedraͤngt wurden. Im
Jahre 1503 ſuchte Herzog Georg durch viele
Freyheiten, die er dem daſelbſt angelegten Erb-
ſtollen ertheilte, den Zinnbau zu befoͤrdern,
und wiederholte ſie 1507 mit einigen neuen
Zuſaͤtzen b).


Ein anderes war Lauenſtein, welches, wie
Altenberg, uͤber Dresden nach der boͤhmiſchen
Grenze zu lag; ein drittes war Erbersdorf
oder Ehrenfriedersdorf, welches aͤlter war
als Altenberg, und das alle andere uͤbertraf.
Man fand daſelbſt auch Spießglas. Ein vier-
tes war Thum, das noch nicht gar eine halbe
Meile von Erbersdorf lag; das fuͤnfte war
Geyer;
[675] Geyer; das ſechſte war Fletzmaul uͤberm
Schneeberg gelegen. Ferner gehoͤrten noch
unter die meißniſchen Zinnwerke Eibenſtock,
Platten, ingleichen die Gurgel; in dem Voigt-
lande war zu Oelsnitz ein Zinnbergwerk; der
Muͤckenberg war nicht weniger beruͤhmt; man
fand daſelbſt Zinngraupen von außerordentli-
cher Groͤße. Man kannte Zinngraupen von
allerhand Farben, ſchwarze oder ſchwaͤrzliche,
braune und gelbliche, graͤuliche und weißliche;
auf dem Schneeberger fand man ſogar gruͤn-
liche c).


Wißmuth brach ſonderlich um Schnee-
berg auf der St. Georgenzeche, welche 1580
ſchon in die hundert Lachter tief war; inglei-
chen auf der alten und neuen Ritterzeche d).
Man fand ferner dergleichen zu St. Anneberg
und Marienberg, ſo fand man auch dergleichen
auf dem Altenberg bey Abertham an der boͤh-
miſchen Grenze.


Bley brach man zu Freyberg, wie auch
beym Schneeberg in der Schleen. Man fand
1551 eine Stufe gediegenes Bley, die gegen
6 Centner ſchwer war. Die meißniſchen ſchei-
nen damals die ergiebigſten und beſten gewe-
ſen zu ſeyn, da weder die zu Schwaz in Tyrol,
noch die zu Sulzbach und zu Goßlar ihnen
U u 2gleich
[676] gleich kamen, wie Albin und andere gleichzei-
tige Schriftſteller, Agrikola und Fabricius
behaupten.


Die Eiſenwerke waren anſehnlich bey dem
Dorfe Pela, und bey Burghartsleuten, in-
gleichen bey dem Dorfe Raſcha und dem Staͤdt-
chen Gruͤnhain, zu Lauenſtein, Berggießhuͤ-
bel und Glashuͤtten. Das Eiſen von dieſen
drey letztern Werken kommt haͤufig vor unter
dem Namen des pirniſchen, weil die Werke
nicht weit von Pirna liegen. Es ward fuͤr
geſchmeidiger gehalten, als das lauſitzer.


Auf Gießhuͤbel waren vorzuͤglich Ofenfa-
briken, wo die beſten eiſernen Oefen im 16ten
Jahrhunderte gegoſſen wurden, die denen,
welche zu Siegen im Sawerlande, in der
Grafſchaft Manderſchied, in der Eifel, und
um das rothe Haus, in welchem letztern auch
eiſerne Ofen, Roͤhren und Toͤpfe gegoſſen wur-
den, nichts nachgaben. Einige in unſern Zeiten
weniger bekannte waren noch bey Torgau,
welches Kenntmann erwaͤhnt, welches leber-
farben ſahe, ingleichen bey Heinchen und alten
Zelle, im Dorfe Kaltenofen, ingleichen zwi-
ſchen Frankenberg und Chemnitz. Matheſius
gedenkt auch noch verſchiedener, z. B. der Zei-
delwieſen und Magnetenbergs und einiger am
Pehlwaſſer und um Schwarzenberg. Man
ſtellte das meißniſche in den damaligen Zeiten
an Guͤte gleich nach dem ſchwediſchen, nor-
wegiſchen und ſteyeriſchen, nach welchen man
ſogleich
[677] ſogleich das lauenſteiner und gießhuͤbler in
Meißen ſetzte, und nach dieſem erſt das ſulz-
bacher in der nordkauiſchen Pfalz. Dieſes
Metall ward auch gediegen in dem Meißni-
ſchen gefunden, wie auch im Waſſerſande.
Man fand Eiſenſtein von ſchwarzer, und von
Leberfarbe, zuweilen wie Kies, ſehr ſelten wie
Glanz, und noch ſeltener in Wißmuthsgeſtalt;
von dem letztern fand man welchen bey Ka-
phen, zwey Meilen von Wieſenthal. An
der Tſchopa bey Frankenberg fand man Ocher-
gelb in dem Eiſenſteine, nicht weit von Tra-
penauer, einem alten liegenden Bergwerke, zu
Sachſenfeld fand man eine weiße Seifenerde
oder Kreide darinnen. Stahlſtein fand man
zwar damals wenig in dem Meißniſchen, man
bereitete aber aus dem vorzuͤglichern Eiſen vie-
len Stahl durch kuͤnſtliches Haͤrten und
Schmelzen. Wirklichen Stahlſtein brach man
im Voigtlande und am Fichtelberg. Man
fand ferner viele Kieſe, goldgelben Waſſerkies,
Kupferkies, grauen und ſchwarzen Kies; ein
Kies zu Radeberg gab Schwefel, einer zu
Gießhuͤbel gab Kupfergruͤn; zu Anneberg brach
eckiger goldgelber Kupferkies, zu Marienberg
grobſpeißiger Waſſerkies, zu Freyberg Kies
mit Glanz. Man brach in Meißen viel Ko-
balt, worinnen man haͤufig auch Kupfer und
Silber fand, wie auch in Boͤhmen, wo es
ſehr gemein iſt. Man kannte damals zwey
Arten, den natuͤrlichen Kobalt und den auf
U u 3der
[678] der Seigerhuͤtte zubereiteten. Glanz fand man
zu Freyberg, welcher theils Bley allein, gleich
dem zu Villach und dem engliſchen, gab,
theils aber auch Bley und Silber. Von dem
freybergiſchen gab der Centner 4 Mark Sil-
ber. Man fand ihn auch buntfarbig, gleich
dem Regenbogen e).


Was die Steine betrifft, ſo man in Meiſ-
ſen brach, zeichnet es ſich auch hierinnen aus.
Man fand ſie haͤufig in dem Berge bey Krie-
benſtein. Im Freybergiſchen fand man Cry-
ſtalle, wo reines zaͤhnicht Silber wuchs. In
dem Motzſch, einem Berge vier Meilen von
Leipzig, fand man viel Cryſtallen, welches
aber meiſt Adlerſteine waren f). Man fand
ferner die Regenbogenſteine (Irides) meiſtens
an den Orten, wo Cryſtalle brechen. Eras-
mus Stella behauptet, daß man auch Dia-
manten und Praſen finde; allein andre laͤug-
nen es, deſto gewiſſer aber iſt es von Amethy-
ſten und Hyazinten. Von den letztern war
im ſechzehnten Jahrhunderte eine Zeche zu Wol-
kenſtein, auch fand man ſie in vielen Silber-
zechen in Meiſſen und dem angraͤnzenden Boͤ-
heim, ingleichen in den Baͤchen und Waͤſſern
des Landes, vornehmlich bey dem Schloſſe
Hohenſtein und in der Tribitzſch; den Adler-
ſtein
[679] ſtein fand man zu Motzſchen. Die Amethy-
ſten giengen haͤufig nach Venedig, wo man ſie
polirte und nach Konſtantinopel verfuͤhrte, da
ſie die Tuͤrkinnen ſehr gern kauften. Außer
den meißniſchen waren noch bekannt die boͤh-
miſchen, die orientaliſchen und aͤthiopiſchen.
So fand man, nach dem Agrikola, in dem
Meißniſchen auch Chryſolithen oder Goldſtei-
ne, welche die gemeinen Leute Hyazinten nann-
ten g). Man fand ſie auch in den Gewaͤſſern
um Zwickau, und beſſer hinauf im Oſterlande
gegen Reichenbach, ingleichen bey Chemnitz,
Langenlungwitz, Schellenberg und Auguſtus-
burg. Ferner fand man Rubinen h), Chryſo-
praſen, welche goldfarben, gruͤnlich, und Chry-
ſoberillen, welche gruͤne Goldfarbe haben i).
U u 4Chal-
[680] Chalcedonier fand man in Menge in dem Dor-
fe Mittelbach, eine Meile von Chemnitz, zu
Langenlungwitz auf dem Berge oder Huͤbel
zwiſchen der Stadt Zwickau und dem Kohlber-
ge, und bey Altenburg k), wie Conrad Geß-
ner aus dem Cordus anfuͤhrt. Deutſchland
war uͤberhaupt reich an Onyx. Man fand
dergleichen bey St. Wendel in Oberdeutſch-
land, ingleichen zwiſchen Baſel und Stras-
burg und bey Freyburg im Brißgau, inglei-
chen zu Coͤln am Rhein. Man ſchaͤtzte vor-
nehmlich den mit feurigen, rothen und pur-
purfarbenen Adern und weißen Streifen.
Schwarze fand man ſelten in Deutſchland,
mehr gruͤnliche und etwas ſchwaͤrzliche, bis-
weilen gelbliche, leberbraune, man hatte auch
lichtweiße und mit ſchneeweißen Adern, in-
gleichen etwas ſchwaͤrzliche, nagelfarbene,
milchfarbene, braͤunliche und roͤthliche. Man
fand Sardoniche. Die weißen und durchſich-
tigen Chalcedonier wendete man ſonderlich zu
Wapenſchneiden an, welches beweiſt, daß da-
mals ſchon die Steinſchneidekunſt in Meiſſen
gebluͤhet l), die undurchſichtigen aber dazu,
daß man Koͤpfe und Geſichter hineingrub, wel-
ches man, nach dem Albin, Gemahu nannte m).
Man
[681] Man fand viele Carfunkel und Rubinen bey
Hohenſtein, Granaten fand man zu Zeblitz bey
Marienberg, auf dem Berge gegen den Stein-
bruͤchen, wo man den Serpentin graͤbt, viele
fand man auch in dem Bache und dem Wald-
bache bey Rochlitz. Jaſpis brach bey Geyten,
Koren, Ruſpen, Langenlungwitz, zwiſchen
Chemnitz und Glaucha, bey Mittelbach, zwi-
ſchen Chemnitz und Lungwitz, auf dem meiß-
niſchen Gebirge an der Sala und bey Zwickau.
Sie waren rothſchwarz, leberbraun, graulich,
aſchfarben. licht und ſchwaͤrzlich, rothſchwaͤrz-
lich, Carniolfarbe, gelb und mit gelben Adern.
Die gruͤnen werden vorzuͤglich geſchaͤtzt, zu-
weilen waren ſie auch mit rothen Punkten ge-
ſprengt. Zu Mittelbach fand man Jaſponichſe
und Malachiten. Magneten fand man bey
Schwarzenberg und Schneeberg, ingleichen
um Eybenſtock, im Dorfe Pela und zu Burg-
hardsleiten, ob ſie ſchon den orientaliſchen
nicht gleich kommen. Man hat auch Theame-
ten oder Blaͤſer, die das Eiſen von ſich bla-
ſen; allein man hat hier unſtreitig die feindli-
chen Seiten der Magneten fuͤr etwas beſonde-
res angeſehen, die alſo wirken, wenn ſie nicht
durch Knoblauch oder Demanten gehindert
werden. Glaskoͤpfe fand man viel bey Gold-
krone ohnweit Marienberg, ingleichen bey der
Hohentanne. Man fand in Meiſſen viel Gips,
von roͤthlicher, gruͤnlicher und grauer Farbe mit
ſchwarz geſprengt. Man fand ihn haͤufig auch
U u 5an
[682] an der Saale und im Thuͤringiſchen. Man
machte theils Trinkgeſchirre daraus, oder
brannte ihn zu Kalk; zu dem erſtern Zwecke
brauchte man ſonderlich den nordhauſiſchen.
Nicht weit von Nordhauſen, im Steygerthal,
brach man auch Fraueneis, und auf einem
Berge an der Unſtrut, worauf das Schloß
Stein liegt. Man brauchte das Marieneis
zu Fenſtern; ſo hatte man zu Koßwich bey
Wittenberg dergleichen in der Kirche. Silber-
weiß fand man auf der Zeche Goldkron unweit
Marienberg, und auf einer andern Zeche bey
Sheta. Man machte zu Mittelberg in Fran-
ken, und in Liefland, wo man auch dergleichen
fand, Laternen daraus, und von dem, das
Bley- und Silberfarbe hatte, ſogar Tiſchtafeln,
welche nicht mit Waſſer, ſondern mit Feuer
gereiniget wurden. Ich uͤbergehe viel andre
Steine und Floͤßen, und komme vornehmlich
auf den Marmor. Man fand dergleichen in
Zeblitz ohnweit Marienberg, welchen man Ser-
pentin nennt, weil er gleich Schlangen ge-
ſprengt war. Zu Rochlitz brach man aſchfar-
benen. In den Silberwerken in Meiſſen fand
man einen weiſſen Marmor, faſt wie Elfen-
bein; ſo fand man dergleichen auch bey Elbing-
rode und am Harz. Bey Annaberg fand man
einen ſchoͤnen weiſſen Marmor. Den Serpen-
tinmarmor fand man, ſonderlich bey Lauter-
ſtein unweit Zeblitz, er brach theils grau oder
aſchfarben, theils gruͤnlich. Es fanden ſich
haͤufig
[683] haͤufig Granaten darinnen. Man brauchte
ihn zu allerhand Trinkgeſchirr, und wollte be-
obachten, daß er keinen Gift leide, zu Tiſch-
blaͤttern und zu Kugeln, womit die Frauen-
zimmer die Schleyer treugten. Einen vorzuͤg-
lich ſchoͤnen ſchwarzen fand man bey Anna-
berg. Bey Stolpen fand man einen aſchfar-
benen Marmor oder eigentlich Baſalt, der dem
aͤthiopiſchen an Haͤrte nichts nachgab, alſo,
daß man ſogar Amboſe daraus machte. Auf
den annabergiſchen Bergwerken fand man ei-
nen rothen Marmor.


Markſteine und Werkſtuͤcke fand man zu
Rochlitz und Pirna, zu Radeberg, zu Liben-
thal, beym Schloß Leina brach man die beſten
Muͤhlſteine. Bey Chemnitz brach man die be-
ſten Quaderſteine. Man fand ihn vornehm-
lich bey dem Katzſchenberge, aber auch bey Pe-
nig und dem Schloß Roßburg an der Mulde,
wo er ſehr hart war. Schieferbruͤche waren
bey Schneeberg, um den Wolfsberg, inglei-
chen zwiſchen Zwickau und Schneeberg. Kalk-
ſtein fand man bey Chemnitz, Auerswalde, an
der Saale, bey Pirna, Zeblitz, Meiſſen und
Wildenfels n). Unter den Erden war ſchon
im ſechzehnten Jahrhunderte die waldenbur-
giſche
[684] giſche beruͤhmt, woraus man das bekannte
Gefaͤß machte; ſo fand man zu Waldenburg
auch eine rothe ſchiefrige, zu Anneberg eine
graue mit Bergroͤthel, ingleichen eine ſchoͤne
rothe, zu Rochlitz eine roſtriche, zu Mitweide
eine vorzuͤglich gelbe. Um Torgau und Mer-
ſeburg waren Salpetererden, bey Helwigsdorf
und Burg Alaunerden, ingleichen bey Dieben
und Radeberg. Sehr haͤufig war die Salpe-
tererde in Thuͤringen; daher wurde zu Erfurt,
Lauchſtaͤdt, Netzſchow, Kirchſtaͤdt, Graͤfen-
dorf, Klebig, Schafſtaͤdt, Ebleben viel Sal-
peter gemacht.


Torf grub man in dem Meißniſchen im
ſechzehnten Jahrhunderte zuerſt, wenigſtens
ſagt Albin, daß man nur vor einigen Jahren
angefangen; man brauchte ihn auch ſchon bey
den Bergwerken zum Feuer und Schmelzweſen.
Man fand unter andern auch dergleichen bey
Muͤckenberg am Schwarzwaſſer, deſſen man
ſich ſchon damals zum Schmelzen und Salz-
ſieden eben ſo bediente, wie des niederlaͤndi-
ſchen zu Antorf. Auch fand ſich Mergel in dem
Meißniſchen, deſſen man ſich aber nicht ſo auf
den Aeckern bediente, wie in Sachſen; ein
neuer Beweis, daß Herr Meyer hier nichts
neues erfand, ſondern daß man die Mergel-
duͤngung ſchon im ſechzehnten Jahrhunderte
kannte. Zu Wildsdorf bey Dresden machte
man auch in dem Meißniſchen ſchon damals
Verſuche damit. Man fand zu Torgau einen
weiſ-
[685] weiſſen und fluͤßigen, der weich und fett war,
zwiſchen Dresden und Meiſſen einen lichten,
aſchfarbenen, zu Radeberg einen gelben ſchwe-
flichten Goldmergel, um Halle war der weiſſe
und graue beruͤhmt, und man brauchte den
letzten damals auch ſchon zum Abdruck von
Bildern o).


Seifenerde fand man bey Leipzig, welche
der boͤhmiſchen zu Kadan glich, ingleichen bey
Sachſenfeld.


Die Salzwerke waren in dem Meißni-
ſchen nicht betraͤchtlich. Es fanden ſich der-
gleichen zu Weiſſenfels, auch fanden ſich Spu-
ren in der diebenſchen Heide; die Salzwerke
in Thuͤringen an der Unſtrut bey Artern; das
zu Frankenhauſen war in dieſen Zeiten ange-
gangen. Die Werke zu Halle behaupteten da-
mals noch immer ihren alten Ruhm. Brotuf
in ſeiner merſeburgiſchen Chronik giebt 10 Ar-
ten Salzes an, die man daſelbſt verfertigt.
Die Frankenhauſiſchen in Thuͤringen wurden
nach denen zu Halle, Luͤneburg und Stasphurdt
fuͤr die beſten gehalten. Man fand ſogar, daß
das Salz in Thuͤringen auf den Wieſen anflog,
wie ein Reif, und die Baͤche geſalzen waren,
welches vornehmlich bey dem Berge und
Schloſſe
[686] Schloſſe Kiffhauſen ſich fand. So fanden ſich
auch Salzquellen zwiſchen Schmiedeberg und
Dieben, welche aber die Landleute wegen ihrer
Wieſen verſtopft hatten; auch uͤber Schmiede-
berg bey Erlbach gegen dem Voigtlande fan-
den ſich dergleichen, wo man auch bauete;
allein das wilde Waſſer der Saale, das man
nicht abhalten konnte, verdarb ſie zu ſehr.


Salpeter wurde geſotten bey Merſeburg,
bey Muͤcheln und uͤber Globigk. Man fand
ſonderlich in der zaͤhen und lettigen Erde in
Thuͤringen, und auf alten Kehrichthaufen,
vornehmlich auch in Schafſtaͤllen, Huͤrden und
Pferchen auch Salpetererde. Da die Gegend
um Merſeburg viel Salpeter fuͤhrte, ſo waren
zwey Huͤtten p) zu Merſeburg, wo viel Sal-
peter gemacht wurde. Alaunſiedereyen waren
ſonderlich zu Dieben, ingleichen in den Doͤr-
fern Helwigsdorf und Burg; zu Zwenitz auf
der Heide grub man Alaunerz q), bey Rade-
berg einen Alaunſtein und vier Meilen davon
fand man die Erde ganz alaunig, wie auch in
dem See bey dem Dorfe Maſo und bey Senf-
tenberg in der Lauſitz. Zu Lobenſtein brach
weiſſer Alaun in einem ſchwarzen Gange. Fer-
ner fand man dergleichen zu Plauen im Voigt-
lande und in Thuͤringen bey Saalfeld. Man
ſcheint erſt im ſechzehnten Jahrhunderte ange-
fangen
[687] fangen zu haben, Alaun zu ſieden. Monzer
ſagt, daß man 1458 noch allen Alaun von
andern Landen außer Deutſchland her geholet.
So wurde dergleichen in Campanien bey Vo-
laterra geſotten, nachher zog man es meiſt aus
der Tuͤrkey r). Berg- und Schiefergruͤn fand
man bey Schneeberg, welches dem zu Schwaz,
das vorzuͤglich beruͤhmt war, wenig nachgab s).
Auch in den Eislebiſchen Schiefern fand man
dergleichen. Berggruͤn und Bergglaſur fand
man außerordentlich ſchoͤn in den gießhuͤbeli-
ſchen Werken.


Steinkohlen fand man ſonderlich in dem
beruͤhmten Kohlberge bey Zwickau, welcher zu
Ende des funfzehnten Jahrhundertes 1479
durch einen Buͤchſenſchuß ſich entzuͤndete, und
1549 brannten ſie bey Weide im Voigtlande
uͤber 2 Monat unter der Erde. Des Bran-
des bey Zwickau erwaͤhnt vornehmlich Agri-
kola t). Der Brand bey Zwickau entſtand
von neuem 1505, wie aus dem Agrikola
erhellet u). So fand man dergleichen auch
eine
[688] eine Meile von Dresden gegen Freyberg, wel-
che vornehmlich weich ſind, ingleichen auch an-
dere mit Alaunſtein vermengt; 1559 fand
man, wie Fabricius bemerkt, dergleichen bey
Frankenberg. Von Baͤdern, die man gewoͤhn-
lich auch zum Bergregal rechnet, findet ſich im
ſechzehnten Jahrhunderte im Meißniſchen das
Wieſenbad bey Anneberg, und das andere bey
Wolkenſtein v). Das Wieſenbad wurde im
Jahre 1501 zuerſt ordentlich eingerichtet, in-
dem es Hans Friedrich der aͤltere, ein Buͤrger
von Geyer, faſſen ließ, das wilde und Regen-
waſſer davon abzog, und ein Bad erbauete.
Das Bad enthaͤlt meiſtens Alaun, hat aber
auch etwas Vitriol oder Kupfer. Es fand
ſchon damals an dem D. Johann Gobelius,
dem churfuͤrſtlichen Leibarzt, einen Schriftſtel-
ler, der ſeine Kraft und Eigenſchaften be-
ſchrieb. Auch hat D. Barth in ſeinem Ge-
dicht auf Anneberg dieſes Bad nach ſeinen me-
diciniſchen Kraͤften beſchrieben w). Auch Agri-
cola
u)
[689] cola erwaͤhnt daſſelbe und beſchreibt es als ein
laues, aber nicht heißes x).


Das andere war das bey Wolkenſtein, wel-
ches zuerſt 1536 gefaßt worden, denn ſein ei-
gentliches Entdeckungsjahr iſt unbekannt. Bey
dieſem Bade finden ſich Spuren, daß man die
Baͤder zuerſt in Sachſen zum Regal gezogen, das
ſich bey dem vorigen nicht findet, welches ein
Privatmann faſſete und bauete. Zuerſt unter-
nahm es Herzog Heinrich in dem angefuͤhrten
Jahre 1536, und ſchrieb deswegen an etliche
Bergmeiſter, um ſie zu Rathe zu ziehen. Vor-
nehmlich bediente er ſich eines gewiſſen Salz-
bergers von Schneeberg, damals Bergmeiſters
in Buchholz. Man ſonderte durch einen groſ-
ſen Damm das Stollnwaſſer davon ab, wel-
cher aber bald wieder riß, bis endlich Chur-
fuͤrſt Auguſt dieſen ſowohl als den zu Wieſe von
neuem faſſen und groͤßer machen ließ. Er ließ
den
w)
II.Theil. X x
[690] den Kaſten 19 Schuh lang und 10 Schuh
breit machen, auch einen Graben darum zie-
hen, der das wilde und Stollnwaſſer abzog.
Auch dieſes Bad iſt nur lau, und fuͤhrt nach
den Bemerkungen des Gobels y), auf den ſich
Albin beziehet, viel Alaun und etwas Kies
bey ſich.


Wir haben bisher den ſaͤchſiſchen Bergbau
von Seiten der natuͤrlichen und kunſtmaͤßigen
Beſchaffenheit kennen lernen, und wollen nun
ſehen, was die Regierung fuͤr ihn that. In
den alten Zeiten hatte man die Bergverfaſſung
meiſt von der iglauiſchen in Boͤhmen entlie-
hen: auf dieſe gruͤndete ſich z. B. die freyber-
giſche, welche fuͤr den meißniſchen Bergbau
und auch fuͤr Auswaͤrtige zum Muſter wurde,
und dieſes war auch anfangs der Grund der
ſchneebergiſchen Verfaſſung, auch noch in der
ſchneebergiſchen Bergordnung vom J. 1492 yy).
In den alten freybergiſchen Bergrechten wurde
ein Grubengebaͤude oder Stamm in vier Schich-
ten getheilt, jede enthielt acht Theile, und ſo
kamen denn 32 Theile heraus, in welche jedes
Berglehn getheilet wurde. Hierzu kam end-
lich
[691] lich die Unterabtheilung jedes eigentlich ſo ge-
nannten Theils in vier Kuxe; hierdurch ent-
ſtanden endlich in einer Zeche 128 Kuxe. Mit
Erhebung der neuen ſchnee- und annabergiſchen
Bergwerke ward die Kuxabtheilung zum
Grunde des Zubußanſchlags und der Ausbeut-
theilung eingefuͤhrt, dieſe Art auch nachher auf
die marienbergiſchen Werke uͤbergetragen. Al-
lein zu Freyberg blieb die alte Eintheilung ei-
nes Grubengebaͤudes in zwey und dreyßig Theile
bis zu dem Jahre 1698; wovon wir unten im
ſiebenzehnten Jahrhunderte weiter handeln wer-
den z). Nach den Zeiten der Compilation der
freybergiſchen Bergrechte kam der Schichtmei-
ſter auf, welcher ſowohl gemeinſchaftlicher Rech-
nungsfuͤhrer als Grubenvorſteher einer Grube
war. Das freybergiſche Bergrecht kennt ihn
nicht, ſondern kennt nur Gruben-Amechtleut,
Styger, Gruben zcymmerman, Hutmann. Zuerſt
findet ihn Herr Klotzſch in den ſchneebergiſchen
im Drucke noch nicht vollkommen bekannt ge-
machten Berggeſetzen; er heißt auch zuweilen
Raitmeiſter, welcher Ausdruck ſeinem Amte
angemeßner iſt a). Die ſchneebergiſchen Reich-
thuͤmer machten bald eine andere Einrichtung
X x 2noͤthig,
[692] noͤthig, da dieſe bisherigen bey ſich anhaͤufen-
der Menge der Arbeiter, Gruben und Erze
nicht hinreichten; hierzu kam noch, daß ſich
ein und der andere Betruͤger fand, der es noch
nothwendiger machte. Man nahm die Idee zu
dem Mittel, dieſem allem abzuhelfen, von dem
Bergbuche, und dadurch entſtand das Gegen-
buch. Man richtete uͤberhaupt damals ſeine
Hauptabſicht auf die Ausbildung der ſchneeber-
giſchen Bergwerksverfaſſung. Bisher war von
den untergeordneten Beamten alles nach den
hergebrachten Gewohnheiten beobachtet, ent-
ſchieden und behandelt worden. Mit Anhebung
des ſchneebergiſchen Bergbaues aber wurden
landesherrliche ſo genannte Reformationen und
in ausgedehntem Begriffe Bergordnungen ge-
macht. Die erſte ſchneebergiſche Bergordnung
iſt vom Churfuͤrſt Friedrich dem Weiſen vom
Jahr 1492, und wir beſitzen ſie bis jetzt nur
im ſummariſchen Auszuge. Sie gruͤndet ſich
ſchon mit auf das Gegenbuch und enthaͤlt im
achten Artikel eine Anweiſung vom Amte des
Gegenſchreibers.


Der Anfang des ſechzehnten Jahrhunderts
ſorgte ſehr nachdruͤcklich fuͤr den Bergbau. Es
erſchien 1509 eine Bergordnung Herzog Ge-
orgs b) zu Sachſen, welcher verſchiedene Be-
fehle
[693] fehle ergehen ließ, die die Artikel dieſer Ord-
nung zum Theil aufhoben oder erklaͤrten. Es
gehoͤren dahin die von 1510, 1511, 1512,
1515, 1516, 1518, 1519, 1523, 1533,
welche 1536 auf deſſelbigen Herzogs Befehl
zuſammengedruckt wurden und zuſammen 130
Artikel ausmachen c). Es wurden zu dem da-
mals nicht lange erſt entdeckten St. Annaberg-
werk verordnet ein Hauptmann, ein Bergmei-
ſter, 8 geſchworne bergverſtaͤndige Maͤnner,
zwey Zehendtner, zwey Huͤttenreuter, ein Aus-
theiler, ein Gegenſchreiber und Bergſchreiber.
Es werden darinnen die Pflichten dieſer Bergbe-
dienten beſtimmt, und dem Hauptmann An-
theile in dieſem Werke zu haben unterſagt. Die
unmittelbare Leitung der Bergarbeiten hatte
der Bergmeiſter, ohne ihn konnte nicht gemu-
thet werden; die Buͤcher fuͤhrte der Bergſchrei-
ber; der Gegenſchreiber hatte das Gegenbuch.
Der Bergmeiſter mußte jedem auf Verlangen
die Buͤcher vorlegen. Es wird darinnen ferner
die ganze Bergpolicey, die Bergcameralver-
faſſung und die Bergjuſtizſachen beſtimmt und
angeordnet. Im Jahr 1531 ergieng eine
Verordnung wegen der Erbkuxe, wie es in zwei-
X x 3fel-
[694] felhaften Faͤllen zu halten d). Der Churfuͤrſt
Johann Friedrich ließ 1534 eine Bergordnung
zu Erhaltung und Befoͤrderung der Zinn- und
andern Bergwerke im Amte Schwarzenberg
und bey Eibenſtock ergehen e). Im Jahr 1529
erfolgte ebenfalls vom Herzog Georg eine frey-
bergiſche Bergordnung, die aber noch nicht alle
Uebel und Vorurtheile, die daſelbſt noch aus
aͤltern Zeiten herrſchten, heben konnte f). Sie
beſtand erſt nur aus 38 Artikeln, wuchs aber
durch verſchiedene Specialverfuͤgungen bis auf
42 an. Sie verordnete nicht nur 3 ausge-
dehntere Ausrechnungsfriſten, ſondern auch die
Einfuͤhrung des Gegenbuchs in dem Freyber-
giſchen, welches aber erſt durch die geſchaͤrftere
Verordnung vom Jahr 1530 erfolgte. Mau-
ritius machte ſich ſehr verdient um den meißni-
ſchen Bergbau. Er gab den Bergbeamten
1546 gewiſſe Artikel, woruͤber ſie halten ſoll-
ten, worinnen ſonderlich die Pflichten der Schicht-
meiſter und Huͤttenſchreiber, der Geſchwornen
und Steiger beſtimmt werden. Er ließ die vo-
rige Bergordnung uͤberſehen, und 1548 die
uͤberſehene vorige Bergordnung ergehen, dar-
innen allerhand Fehler abgeſchafft wurden. Es
wird darinnen uͤber die Lebensart der Bergleute
ver-
[695] verordnet, und die Pflichten der Bergbeamten be-
ſtimmt. Im Jahr 1548 erſchien eine Ver-
ordnung, wie es bey Entbloͤßung neuer Gaͤnge
mit Anbietung der Erbkuxe zu halten. Chur-
fuͤrſt Auguſt, jener große Oekonom und Ca-
meraliſt, uͤberſahe auch dieſen ſo wichtigen Ge-
genſtand fuͤr die Regierung nicht. Er ließ
1534 eine aus der Herzoge Georgens und Hein-
richs, wie auch Churfuͤrſt Moritzens alten Ar-
tikeln verbeſſerte und vermehrte Bergordnung
ergehen, welche aus 110 Artikeln beſtehet g).
Er ſuchte darinnen ſonderlich dem durch Krieg
etwas zerſtoͤrten Bergbau aufzuhelfen. Die
Bergwerke erhielten die Freyheit, daß keine
Bergwerke und Bergantheile unter keinem
Vorwand, um keinerley Uebertretung oder Ver-
brechen eingezogen werden koͤnnten. Es wur-
den die Pflichten der Bergbeamten beſtimmt,
und daß keiner Antheil an den Werken haben
ſolle. Es werden die Pflichten des Oberhaupt-
manns, Bergmeiſters und Bergvoigts, des
Zehndners, des Bergſchreibers, des Wara-
deins, des Silberbrenners, des Markſchrei-
bers beſtimmt; die Vergehungen bey den Berg-
werken benannt und durch Verordnungen vor-
gebeugt, auch gegen die Juden wegen Auf-
kaufung des rohen Erzes; wie auch der Pro-
ceß in Bergſachen verordnet. Im Jahr 1556
ließ Auguſt eine Bergordnung in Anſehung der
X x 4Zinn-
[696] Zinn- und andern Bergwerke im Amte
Schwarzenberg bey Eibenſtock ergehen h). Mit
welcher Sorgfalt er uͤberhaupt fuͤr den Berg-
bau geſorgt, erhellet unter andern auch aus ei-
ner Beſtallung Wolfs von Schoͤnberg zum
Hauptmann der Erzgebirge, welche ſich bey
dem Horn in der Handbibliothek findet i). We-
gen der Zinnbergwerke zu Altenberge ergieng
1568 eine beſondere Zinnbergwerksordnung,
weil daſelbſt reiche Zinnſteine und Zinnzwitter
ſtock- und gangweiſe gebrochen wurden. Sie
beſtehet aus 49 Artikeln, die die Pflichten der
Amtleute hierinnen, der Berg- und Schicht-
meiſter, der Amtsverwalter, der Geſchwornen, des
Zehndneramts, des Gießmeiſters enthalten Sie
werden haͤufig auch auf die Silberbergwerks-
ordnung gewieſen. Es wurden beſondere Zinn-
ſchmelzhuͤtten von den Gewerken erbauet, vor-
nehmlich wurde verordnet, daß die Zinnſteine
von dem Schmelzer, Berg- und Muͤhlmeiſter
erſt unterſucht wuͤrden, und wenn man es ſehr
unrein befaͤnde, muͤßte es erſt gebrannt werden,
damit nicht dadurch den Zinnwerken Nachtheil
erwuͤchſe. Die Schmelzer wurden angewieſen,
der Oefen ſo zu warten, daß nicht der kleine
Zinnſtein oben aufſchiebe und die Gewerken da-
bey zu kurz kommen. Das gereinigte Zinn
mußte
[697] mußte von dem Gießmeiſter bezeichnet werden.
Es wurde ein beſonderes Zeichen zur Bezeich-
nung des gereinigten Zinns gemacht, den Ge-
werken, die in fremden Huͤtten zu ſchmelzen ge-
noͤthiget waren, mußten es die Huͤttenherren
erlauben, die Schlacken zweymal einzuſetzen.
Es wurden die guten Montage bey den Arbei-
tern in dieſen Werken abgeſchafft. Es wurden
die Pflichten der Seifer beſtimmt. Es wur-
den die Verhaͤltniſſe der Gewerken zu den Zinn-
haͤndlern darinnen ebenfalls berichtiget, und wa-
ren ſchon deshalb 1565 beſondere Vertraͤge ge-
ſchloſſen worden. Die verungluͤckten Arbeiter
erhielten aus den Zechen, darinnen ſie verun-
gluͤckten, das Arztgeld und einen vierwoͤchentli-
chen Lohn. Der pirnaiſchen und koͤnigſteini-
ſchen Hammerwerke nahm ſich Churfuͤrſt Au-
guſt 1576 k), und hielt die Amtshammer-
meiſter an, tuͤchtig und gutes Eiſen zu liefern.
Es erfolgten 1571 Artikel, womit dieſer ruhm-
wuͤrdige Churfuͤrſt die Bergordnung zum Be-
ſten aller Gewerken von neuem erklaͤren, ver-
mehren und verbeſſern ließ l). Es ergieng
1573 eine neue Bergordnung. Im Jahr
1579 ſuchte Auguſt den Bergbau im Voigt-
lande zu befoͤrdern, und es ergieng deshalb ein
Patent in dieſem Jahre, wie auch wegen Er-
X x 5rich-
[698] richtung eines Stollens zu Oelsnitz. Im Jahr
1582 ergieng ein Patent, wodurch ein freyer
Erzverkauf zu Freyberg errichtet wurde, um
den Abſatz der Erze zu bewirken und dadurch die
Bauluſt immer mehr zu verbreiten. 1583 eine
Eiſen- und Hammerordnung fuͤr die Hammer-
meiſter in Gießhuͤbel, wo die Eiſenwerke ſehr
bluͤheten. Sie wurde veranlaßt durch die Be-
ſchwerden der Handwerker, die im Eiſen ar-
beiten; die Beſchwerden giengen ſonderlich uͤber
das Eiſen im Amt Pirna und Koͤnigſtein. Im
Jahr 1583 wurde vermoͤge eines Patents ein
freyer Erzkauf in den Oberbergſtaͤdten oder
Obererzgebirge errichtet; weil wegen des gerin-
gern Halts des Erzes dieſelben oͤfters nicht auf
die Koſten gebracht werden konnten, und da-
her viele Werke unbetrieben liegen blieben, und
man hoffte, daß, wenn den Anbruͤchen nach-
gebauet wuͤrde, dieſelbigen ſich beſſern und er-
giebiger machen wuͤrden. Hierdurch konnten
diejenigen, die ihre Erze nicht ſelbſt ſchmelzen
mochten, die Bezahlung derſelbigen haben.
Dergleichen Erze nun mußten in das dazu be-
ſtimmte churfuͤrſtliche Haus auf Marienberg,
auf Wolkenſtein ins Schloß, auf Annaberg ins
Kloſter, auf den Schneeberg ins Fuͤrſtenſtolln-
haus geliefert werden. Der Waͤgemeiſter uͤber-
nahm es und wog es in Beyſeyn des Bergmei-
ſters oder zweyer Geſchwornen und des Ver-
kaͤufers, die Bergamtleute ſtellten es dem ge-
ſchwornen Waradein zu, der es probirte und
einen
[699] einen Zettel daruͤber ausſtellte, da es alsdann
konnte verkauft werden. Auch Churfuͤrſt Chri-
ſtian I. machte ſich um die Bergwerke durch
eine Bergordnung im Jahr 1589 verdien, wel-
che aus 105 Artikeln beſtand. Er ſetzte dar-
innen feſt, daß Bergwerke und Bergtheile un-
ter keinem Vorwand konnten eingezogen wer-
den, ſetzte fuͤr neu geſchuͤrfte Gaͤnge Begnadi-
gungen aus, daß der, der einen neuen Gang
eroͤffnete, welcher eine Mark Silbers oder mehr
enthielt, 20 Guͤlden, wenn er eine halbe Mark
enthielt, 10 Guͤlden, und unter der Mark von
jedem Loth einen Guͤlden aus dem fuͤrſtlichen
Zehnden jedes Orts erhalten ſolle. Eben dieſe
Belohnung erhielt derjenige, der einen neuen
Stolln anfaͤhrt und mit demſelben einen neuen
unverſchrotnen Gang uͤberfaͤhrt. Zur Aufmun-
terung der Bergleute erhielt einer von jedem
neu ausgeſchuͤrften zuvor unverſchrotnen Gange
einen halben Guͤlden. Es wurde verordnet,
daß die Bergraͤthe alle halbe Jahre nebſt den
Amtleuten die Bergwerke beſuchen ſollen, daß
der Oberhauptmann, auch Berghauptmann,
Oberbergmeiſter und Bergwerksverwalter des
Fuͤrſten Stelle vertraten und an deſſen Statt
die Oberaufſicht hatten und das fuͤrſtliche In-
tereſſe beſorgten, daß in jeder Bergſtadt nach
derſelben Groͤße und Gelegenheit ein Bergmei-
ſter, eine ziemliche Anzahl Geſchworne, berg-
verſtaͤndige Maͤnner, Zehendner, Austheiler,
Gegenſchreiber, Bergſchreiber, Huͤttenverwal-
ter,
[700] ter, Huͤttenreuter, Receß- und Huͤttenſchrei-
ber, Probirer, Silberbrenner und Markſchei-
der ſeyn ſollten. Es wurden die Pflichten eines
jeden genau beſtimmt, wie uͤberhaupt dieſe eine
der ausfuͤhrlichſten, vollſtaͤndigſten und dem
Cameral- und Finanzintereſſe am angemeſſen-
ſten iſt. Es erfolgte in dem naͤmlichen Jahre
1589 am 12ten September eine Schmelz- und
Huͤttenordnung Chriſtians I. von der Bergſtadt
Freyberg, woraus man erſiehet, wie angelegen
man ſich damals in Sachſen das Schmelzwe-
ſen, als eines der wichtigſten Gegenſtaͤnde bey
dem Bergbaue, ſeyn ließ. Man beſtimmte dar-
innen die Pflichten der dabey angeſtellten Be-
dienten, ingleichen daß jede Schicht 6 Stun-
den ſchmelzen ſolle, daß die Meiſter ſelbſt ar-
beiten und fruͤh um 4 Uhr anlaſſen, kein Huͤt-
tengekraͤtz, Ofenbruͤche und andern Vorrath
entziehen, ſtets auf Vorrath an Roͤſtholz und
Kerbholz halten ſollten. Huͤttenmeiſter, Huͤt-
ten- und Schichtſchreiber mußten ſtets und vor-
nehmlich auch bey dem Anlaſſen zugegen ſeyn,
nichts aus den Huͤtten in ihre Haͤuſer zu neh-
men. Und da die Eiſenhaͤmmer um Pirna
vorzuͤglich anſehnlich waren, ſo erſchien auch
noch in dieſem Jahrhunderte 1594 m) eine pir-
naiſche Berg-, Eiſen- und Hammerordnung
von Herzog Friedrich Wilhelm zu Sachſen, der
damals Vormund und Landesverweſer der Chur
Sach-
[701] Sachſen war; wie auch ein Patent des naͤmli-
chen Herzogs vom Jahr 1597 n), welches den
oben benannten angeordneten Erzkauf zu Frey-
berg betraf; und verordnete unterdeſſen und pro-
viſoriſch verſchiedenes darinnen, weil durch viel
ſchlechtes und geringhaltiges Erz viel Kohlen
aufgegangen waren.


Die mannsfeldiſchen Bergwerke, deren
vorzuͤglichſtes das Kupfer iſt, welches Silber
haͤlt, waren in den aͤltern Zeiten ſehr ergie-
big. Biering in dem unten angefuͤhrten Werke
zeigt aus einer alten Handſchrift an, daß man
einsmals auf ein Jahr 18000 Centner Kupfer
geſeigert o). Aus 6 Centnern Schieferſtein
kann
[702] kann 1 Centner roh ungeſeigert Kupfer gemacht
werden, welche 17 bis 21 Loth Silber hal-
ten. Man machte ſonſt zu gemeinen Jahren
8, 9, 10, auch 12 bis 15000 Centner Ku-
pfer p). In den aͤltern Zeiten waren die manns-
feldiſchen Bergwerke Reichslehen, allein 1485
wurden die Grafen am 16ten Januar zu Lintz
mit dem Berglehn an die Herzoge von Sach-
ſen gewieſen q). Dieſe ſaͤchſiſche Lehnshoheit
erſtreckt ſich auch uͤber die Bergwerke außer
der ſaͤchſiſchen Landeshoheit, ſowohl uͤber die hal-
berſtaͤdtiſchen als magdeburgiſchen Antheile.
Nach Abſterben der Grafen Albrecht, welches
1484 erfolgte, und Ernſt, welches 1486 ge-
ſchahe, wurde das Bergwerk zu Ende des funf-
zehnten und Anfang des ſechzehnten Jahrhun-
derts in 5 Theile getheilt. Albrecht verließ
3 Soͤhne, Guͤnthern, Ernſten und Hoyern,
der Graf Ernſt aber zwey, Gebharden und Al-
brechten. Unter dieſen fuͤnfen wurde es ver-
theilt, und ſie hießen die Fuͤnftheilgrafen und
mach-
o)
[703] machten drey Linien aus. Die drey Fuͤnftheil-
grafen machten die vorderoͤrthiſche, und von
den andern zwey Fuͤnftheilgrafen machte der
eine die mitteloͤrthiſche und der andere die hin-
teroͤrthiſche Linie aus. Nachmals aber fiel das
mitteloͤrthiſche Theil dem hinteroͤrthiſchen auch
zu. Die Grafen verliehen dieſe Bergwerke
wieder an andere und begnuͤgten ſich haͤufig mit
dem Zehend. Man nennet dieſe an andere ver-
liehenen Theile Feuer, d. i. Schmelzoͤfen, und
die Beſitzer derſelben Huͤttenmeiſter, welche ſich
davon naͤhrten, und im Nothfall der Grafſchaft
mit einem Anſehnlichen beyſpringen mußten.
Spangenberg giebt im dritten Theile ſeiner
achtzehnten Predigt auf D. Luthern auf dreyßi-
gerley Stein- und Schieferarten an r). Schon
vor
[704] vor dem Jahre 1477 hatte man daſelbſt eine
Huͤttenordnung, wie es mit dem Schmelzen
daſelbſt ſollte gehalten werden, denn in dieſem
Jahre erneuerten und beſtaͤtigten die Grafen Al-
brecht, Ernſt und Vollrath dieſelbe. 1487
drangen die Vormuͤnder, die Grafen Vollrath
und Guͤnther zu Mannsfeld, im Namen ihrer
unmuͤndigen Vettern, auf die Beobachtung der
Huͤttenordnung, ließen deshalb die Huͤttenmei-
ſter vorfordern und befahlen, keine Aenderung
einreißen zu laſſen. Im Jahre 1497 wurde
abermals die Bergordnung, wie auch die Huͤt-
tenordnung, wie es mit dem Schieferlangen
und Schmelzen gehalten werden ſollte, von
neuem unterſucht und erneuert. Die Grafen
ſuchten auch durch auswaͤrtige Vertraͤge ihren
Bergbau zu befoͤrdern, und ſchloſſen deshalb
1510 mit dem Grafen Bothen zu Stollberg
der Kohlen und des Floſſes s) halber einen Ver-
gleich, daß der Graf von Stollberg und ſeine
Unterthanen keinen Hoͤhern auf die Kohlen ma-
chen, die wie Hiebe: fuͤr den Huͤttenmeiſter zu
Heckſtaͤdt und Mannsfeld 9 Kuͤbel, und fuͤr
den zu Eisleben 8 fuͤr einen Gulden geben und
folgen laſſen ſollten t). Im Jahre 1521 ſuch-
ten ſich die Grafen durch Privilegien Flußerze
zu
[705] zu verſchaffen, indem ſie ſich von Karl V. pri-
vilegiren ließen, daß ſie von allem Flußerze,
welches durch ihre Graf- und Herrſchaft an an-
dere Orte gefuͤhrt und nicht in derſelben ver-
braucht wuͤrde, von jedem Kuͤbel einen und ei-
nen halben Silbergroſchen zu Waͤgegeld fordern
koͤnnten. Im Jahre 1522 bemuͤheten ſich die
Grafen, die Berggraͤnzen zu berichtigen, und
verglichen ſich mit den Grafen von Stollberg,
daß ſie das in dem Stollbergiſchen von Alters
her gebraͤuchliche Waͤgegeld vom Fluß und Koh-
len erlegen wollten, daß hingegen auch die Gra-
fen keine dem Hauſe Mannsfeld nachtheilige
Privilegien hierinnen ſuchen wollten. In den
Jahren 1522, 1525 und 1526 litten die
Bergwerke ſehr viel durch Unruhen unter den
Bergleuten, und in dem letzten durch die Un-
ruhen unter den Bauern. Im Jahre 1536
erfolgte eine Feuer- oder Schmelzofentheilung u),
wo mannsfeldiſche und eislebiſche Bergwerke in
fuͤnf Theile vertheilt wurden, da man ſie bis-
her gemeinſchaftlich genutzet; auch iſt dieſes
Jahr in der Bergwerksgeſchichte merkwuͤrdig
wegen des vorzuͤglichen Flors des Bergwerks,
die Himmelshoͤhe bey Heckſtedt. Im Jahre
1538 wirkten zu Befoͤrderung des Bergwerks
die Grafen von Mannsfeld, vornehmlich Graf
Hoyer, von dem Kaiſer Karl V. die Verneu-
rung
II.Theil. Y y
[706] rung ihrer Privilegien aus, vornehmlich aber
auch, daß die mannsfeldiſchen Gewerken, Sei-
gerhaͤndler und Kaufleute mit dem Kupfer, und
was dem anhaͤngig, frey, ſicher und unbeſchwert
im Reiche, ſo fern ſie nur den gewoͤhnlichen
Zoll erlegten, handeln moͤchten. Im Jahre
1538 machte man einen Durchſchlag auf der
Mittelzeche, woraus das Waſſer ſehr ſtark
ſchoß v). 1541 richteten die Grafen eine neue
Ordnung wegen des Bergwerks und deſſen Ver-
walter auf w), auch machte man einen Ver-
trag uͤber den Bergantheil des Grafen Gebhard
zu Mannsfeld x). 1546 ſuchte Graf Albrecht
von der vorderoͤrthiſchen Linie ſeine Cammer-
einkuͤnfte durch verſchiedene an ſich gezogene
Bergtheile zu mehren, wovon Biering y) aus
Handſchriften einige Nachrichten giebt, welche
fuͤr die Grafen nicht ganz ruͤhmlich ſind. Durch
Waſſer und einige Unruhen litten 1557, 1558
und 1559 die mannsfeldiſchen Bergwerke viel.
In dem Jahre 1559 machte man eine Entde-
ckung in dem Schmelzweſen; ſie beſtand in ei-
ner neuen Art Schmelzoͤfen, die man Strich-
oͤfen oder Stechoͤfen nannte, und denſelben vor
den alten Vorzuͤge beylegte, da ſich aber die-
ſelben nicht hinlaͤnglich beſtaͤtigten, ſo wurden
die
[707] die alten Oefen wieder beybehalten z). Im
Jahre 1561 ſchloſſen die Grafen von Manns-
feld mit zwey Leipziger Kaufleuten, Peter Kred-
fiſch und Peter Werken, einen Vertrag wegen
des Erkaufs alles ungeſeigerten Kupfers auf
5 Jahre, welcher in der Folge auf 10 Jahre er-
neuert wurde a). Im Jahr 1562 ergieng
eine Inſtruction der Huͤtten, Bergwerke und
Kohlenhandels wegen vom 26ſten October.
Im Jahr 1563 bezog man in Beyſeyn der jun-
gen Grafen die Berggraͤnze, und beſchloß, daß
es alle Jahre geſchehen ſollte.


Wie ſtark der Betrieb der Bergwerke ge-
weſen, erhellet aus einigen handſchriftlichen
Nachrichten, welche Biering aufbehalten hat.
Man hielt im Jahr 1563 auf dem tiefen
Schacht, auf dem Ziegenruͤck und der Hoͤhe
104 Pferde. Es waren daſelbſt 22 ganghafte
Schaͤchte, in denen 150 Schieferhaͤuer arbei-
teten. Allein ſeit dem fiengen ſie an zu verfal-
len. Schon im Jahr 1563 wurden nur 52
und ein halb Unter- und Oberfuder Schiefer
gewonnen, da in dem vorigen Jahr 100 Fu-
der ausfielen. Die Urſache dieſes Verfalls war
vornehmlich der vorenthaltene Arbeitslohn, da
den Arbeitern nicht ihr gehoͤriger Lohn bezahlt
Y y 2wor-
[708] worden. Man fieng daher 1564 allerhand
Berathſchlagungen an, um das Bergwerk wie-
der in Gang zu bringen: allein kein Vorſchlag
war wirkſamer als die wirkliche Auszahlung
des Lohns; hierzu kamen noch einige Uneinig-
keiten zwiſchen den Grafen ſelbſt uͤber das
Schmelzen. Im Jahre 1564 wurden zwey
Factores uͤber die Huͤtten beſtellt, und die Gra-
fen verſammleten ſich zu Artern, wo ſie ſich be-
rathſchlagten, wie es mit dem Bergwerke, den
Huͤtten, dem Kohlenhandel, und was dem an-
haͤngig, gehalten werden ſolle. Um das Jahr
1569 wurde zu Wolkenried von einem manns-
feldiſchen Bergmann der Bergbau von neuem
angefangen. Er war von den mannsfeldiſchen
Bachbauern beleidigt worden und deswegen da-
hin gegangen, allein man rief ihn bald wieder
zuruͤck und vertrug ſich wieder mit ihm, und es
wurde alſo fuͤr dieſesmal der Nachtheil, der da-
durch haͤtte entſtehen koͤnnen, abgewandt.


Man ſuchte die Berggraͤnzen ſicher zu ſtel-
len und bezog ſie daher oͤfters, unter andern
auch 1571. Man dachte mit Ernſt an die
Verbeſſerung und Erhebung der Bergwerke von
neuem, und die Grafen von Mannsfeld ſchloſ-
ſen deshalb 1572 mit einigen erfahrnen Berg-
verſtaͤndigen einen Contract auf zehn Jahre, wel-
che das Bergwerk in einen beſſern Stand zu ſe-
tzen verſprachen. Man beſchloß zu dem Ende
auch 1572, daß ſechs allgemeine Zuſammen-
kuͤnfte des Jahres gehalten werden ſollten, wo
die
[709] die Grafen, Haͤndler und Verwalter jaͤhrlich
zuſammen kommen und jeder mit ſeiner Noth-
durft gehoͤrt und daruͤber berathſchlaget werden
ſollte; ſie wurden gehalten Miſericordias Domini,
Sonntag nach Metardi, Sonntag nach Cyriaci,
Sonntag nach Michael, am erſten Advent und
Sonntag nach Pauli Bekehrung. In dem
Jahre 1573 kam es zu Dresden zu einem Ab-
ſchied zwiſchen den Grafen und den Haͤndlern
der drey Fuͤnftheile wegen gewiſſer Irrungen
uͤber die Bergwerke Mannsfeld und Eisleben
wegen des Winterſchmelzen, Kohlenbeſtellung,
der Berggebaͤude und Schiefergewinnung: ein
anderer Abſchied erfolgte 1574 zwiſchen den
Grafen und den Haͤndlern der fuͤnf Fuͤnftheile
mannsfeldiſchen oder eislebiſchen Bergwerks b).
Im Jahre 1575 ward zwiſchen den Grafen
von Mannsfeld und der Chur Sachſen Ober-
aufſeher ein Abſchied wegen Veraͤnderung in der
Verwaltung errichtet, und wurden anſtatt der
bisherig gewoͤhnlichen 4 Verwalter im Ober-
amte nun nur zweye und 4 Kohlenbereiter ge-
ſetzt, auch wurde wegen des Holzeinkaufs,
der Bohlen und Breter, der Pferde- und Be-
dientenannahme und Rechnung verabredet. Im
Jahre 1588 wurde zu Dresden eine Verlaͤn-
gerung der Zuſammenſetzung, welche 1568 ge-
ſchehen war, auf 20 Jahre von neuem zwiſchen
den Grafen von Mannsfeld und Intereſſenten
Y y 3ver-
[710] verabredet. Im Jahre 1600 ergieng ein Ab-
ſchied wegen des mannsfeldiſchen und eislebi-
fchen Bergwerks, welcher zu Dresden am 10ten
April deſſelbigen Jahres beſtaͤtiget wurde. Am
meiſten bluͤhete der Bergbau um die Jahre
1500 und in der erſten Haͤlfte des ſechzehnten
Jahrhunderts, allein nachher fiel er nach und
nach vom Jahre 1586 bis 1624, wo es noch
in ziemlich gutem Stande war, nachher aber ge-
rieth es von Jahr zu Jahr ins Abnehmen. Es
waren zu der Zeit ſeines Flors allein um Eisle-
ben herum an die ſiebenzehn Schmelzhuͤtten,
wie Volpius in ſeinem 1684 herausgegebenen
Kalender erwaͤhnt.


Die mannsfeldiſchen Werke ſind vornehm-
lich beruͤhmt wegen der Schiefer, welche viel
Kupfer und zum Theil auch Silber enthalten.
Man behandelte es damals alſo: der Schiefer
zeigte nicht eher Silber, bis er ſiebenmal ge-
roͤſtet und zu Stein gemacht war. Darnach
arbeitete man ihn uͤber die rohe Schicht, und
fuͤhrte das ausgebrachte Kupfer auf die Seiger-
huͤtte, wo das Silber vom Kupfer geſchieden
wurde; die Kinnſtoͤcke aber, ſo hieß das Ku-
pfer, von dem das Bley gekommen, und die
noch nicht gar waren, doͤrrete man in einem
andern Ofen, damit das hinterſtellige Bley nicht
im Garofen verrauchte. Man ſetzte hierauf
das gedoͤrrte Kupfer auf den Garherd; wenn
nun das Kupfer ſeine Gar hatte, ſo kuͤhlte
man es ab. Man erhielt nach dem Albinus,
wel-
[711] welcher ſich auf das Zeugniß eines gewiſſen
Hanns Huͤbſch, und vornehmlich des beruͤhm-
ten Schmelzers zu Schneeberg, Georg Stro-
bels, beruft, von 55 Centner Schiefer 1 Cent-
ner Kupfer. Man roͤſtete auf einem Roſte 100,
auch 200 Fuder Schiefer; man ſeigerte nach
dem Bericht des Albinus einmal auf ein Jahr
18000 Centner Kupfer in dieſer Grafſchaft
und eben ſo viel Mark Silber; man will ſogar
in dieſem Kupfer neben dem Silber auch Gold
gefunden haben; daher es durch die Nuͤrnber-
ger haͤufig nach Venedig verfuͤhrt wurde, wie
uͤberhaupt damals zu Nuͤrnberg ſich viel Che-
miker und Scheidekuͤnſtler aufhielten; daher
das Spruͤchwort damals kam: Nuͤrnberg ſehe
mit einem, Venedig aber mit zwey Augen. Die
mannsfeldiſchen Werke ſind uͤbrigens ſehr alt,
und ihre Entdeckung gehoͤrt in die mittlere Ge-
ſchichte des Bergbaues c).


Y y 4In
[712]

In dem Hennebergiſchen bluͤhete ebenfalls
in dieſen Zeiten der Bergbau. Schon ſeit ei-
nigen Jahrhunderten war er darinnen bekannt,
indem Graf Poppo von Henneberg vom Kaiſer
Friederich II. 1216 das Bergregal als ein
vornehmliches Regal zu Lehn empfahen. Die
folgenden Grafen bemuͤheten ſich, den Berg-
bau immer mehr zu erheben, und vornehmlich
Graf Wilhelm, welcher eine beſondere Berg-
ordnung ergehen ließ, welche nachher ſein Sohn
Georg Ernſt von neuem zur Unterſuchung vor-
nahm, ſie nach den Umſtaͤnden aͤnderte, und
wiederum eine im Jahr 1566 bekannt machte d).
Sie hat vier Hauptgegenſtaͤnde, mit denen ſie
ſich beſchaͤftiget. Der erſte Theil handelt von
Amtleuten und Dienern, ihren Aemtern und
Pflichten; der zweyte von Bergwerken, den
zugehoͤrenden Sachen, von den Stollen und ih-
ren Gerechtigkeiten; der dritte vom Huͤttenwerk
und was dem angehoͤrig, und der vierte vom
Proceß in Bergſachen. Es waren dabey an-
geſtellt ein Bergamtmann, ein Oberbergmei-
ſter, ein Unterbergmeiſter auf jeder Bergſtadt,
wo es noͤthig war, zwey geſchworne Bergver-
ſtaͤndige, ein Zehndner und Waͤgemeiſter, ein
Huͤttenreiter und Huͤttenſchreiber, ein Berg-
und
c)
[713] und Gegenſchreiber, ein Silberbrenner und Pro-
birer, und ein Markſcheider. Vornehmlich
waren bekannt das hennebergiſche Kupferwerk
zu Illmenau, das Silberwerk in dem Goldlau-
ter. Die Eintheilung der Gebaͤude war da-
ſelbſt zu 32 Theilen angenommen.


In dem Oſterlande fand man Kupferwerke
zu Gera; bey Saalfeld waren auch dergleichen,
welche unter Schneeberg gehoͤrten. Zu Tra-
chen am Harz in Thuͤringen waren Silberwerke.
Zu Koͤndern im Magdeburgiſchen war ein vor-
zuͤgliches Schieferwerk.


In dem Reußiſchen findet ſich auch in dem
ſechzehnten Jahrhunderte eine Bergordnung, we-
nigſtens gedenkt die Forſtordnung von 1638
bey dem Fritſch derſelben; ſo finden ſich
auch darinnen Nachrichten vom Bergbau, da
man bey den Forſtgeſetzen mit darauf Ruͤckſicht
nimmt. Sonderlich waren nach dem Albin be-
kannt die zu Schlewitz, Lobenſtein und Neila;
zu Neila waren vornehmlich Kupfererze e).


In dem Stollbergiſchen war ebenfalls im
ſechzehnten Jahrhunderte ſchon anſehnlicher
Bergbau. Es waren daſelbſt Heiligenborn,
Brambeck und Hazgerode; zu Polfeld war ein
anſehnliches Kupferwerk.


Der heſſiſche Bergbau, welcher ebenfalls
in dem hohen Alterthum ſeinen Urſprung hat,
Y y 5der
[714] der in die aͤltere und mittlere Geſchichte gehoͤrt;
in der neuern iſt uns ſonderlich daſſelbe merk-
wuͤrdig durch ſein Salzwerk bey Allendorf, ein
uraltes Werk, welches Albinus vorzuͤglich
ruͤhmt, und neben den beruͤhmteſten ſeiner Zei-
ten aufſtellt f), er nennet es das altorfiſche; und
durch ſeinen vorzuͤglichen Eiſenſtein, welchen
man haͤufig nach Sachſen ziehet fuͤr die ſaͤch-
ſiſchen Eiſen- und Stahlfabriken, und einige
ſeiner Kupfer- und Silbergruben. Man ſuchte
im ſochzehnten Jahrhunderte durch viele Frey-
heiten den Bergbau zu ermuntern, und es er-
ſchien daher 1537 eine gemeine Bergordnung
Philipps g). Es finden ſich im ſechzehnten
Jahrhunderte in dem Heſſiſchen Silber-, Bley-
und Kupferwerke. Bey Eſchwege und Sun-
dern waren Kupferwerke h). Auf dem Berge
uͤber der Stadt Frankenberg brach viel Bley-
erz, woraus man ſehr gutes Bley verfertigte.
Das Villacher war ganz rein von Silber. Zu
Waldungen war ſonderlich guter Eiſenſtein, deſ-
ſen
[715] ſen Agricola i) gedenkt; wie auch bey Sigen und
Sauerland. Daher waren auch in dieſen Ge-
genden anſehnliche Eiſenfabriken, wo ſonderlich
Oefen gegoſſen wurden.


In dem Magdeburgiſchen findet ſich in den
damaligen Zeiten ein vorzuͤgliches Schieferwerk
zu Koͤndern, und die Salzwerke zu Halle be-
haupteten ihren alten Ruhm, da ſich ihre Ent-
ſtehung in der Dunkelheit des Alterthums ver-
liert. Sie verſahen damals vornehmlich auch
die ſaͤchſiſchen Lande und zogen hingegen vieles
Holz zum Sieden aus denſelbigen; daher ſich
in der ſaͤchſiſchen Floßgeſchichte verſchiedene
deshalb errichtete Contracte befinden.


In dem Eifeliſchen um die Stadt Mayn
war ein vorzuͤgliches Silberwerk, welches dem
Churfuͤrſten zu Trier gehoͤrte, wie auch gute
Bleywerke, und in den Herrſchaften Kronen-
berg und Kielen fanden ſich vorzuͤgliche Eiſen-
ſteine.


In dem Hohenſteiniſchen machten ſich die
graͤflichen Bruͤder, Heinrich und Ernſt, um
den Bergbau verdient, und ließen eine Berg-
ordnung wegen ihrer Bergwerke ergehen. Graf
Volkmar Wolf nahm ſich derſelben nicht weni-
ger
[716] ger an, und ließ ſie 1576 von neuem durchſe-
hen und publiciren. Sie erſchien in dem naͤm-
lichen Jahre zu Magdeburg. Dieſe beſtand
aus 164 Artikeln, und es war derſelben eine be-
ſondere Proceßordnung angehaͤngt k). Be-
kannt waren ſonderlich die Werke auf dem An-
ders- oder Endersberge, wo die beruͤhmteſte
Zeche im ſechzehnten Jahrhunderte, der Sam-
ſon, war. Es baueten dieſe Werke ſonderlich
viele Sachſen an, wurden aber durch Untreue
abgeſchreckt, ein Beweis, wie noͤthig der Cre-
dit dem Bergbaue iſt l). In der Folge wurde
ſonderlich die Zeche St. George beruͤhmt, vor-
nehmlich gegen das Ende des ſechzehnten Jahr-
hunderts. Die Geſchichte ſagt uns, daß da-
ſelbſt das gediegene Silber in fluͤſſiger Geſtalt
einem Queckſilber gleich gefunden, daß es aber
an der Luft verhaͤrtet und in einen braunen
Sand und Gries verwandelt worden m).


Es finden ſich in dem Herzogthum Wuͤr-
temberg viele Bergwerke, welche edle und halb-
edle Metalle, auch Mineralien liefern n). Da
die Landesherren noch den Bergbau auf eigene
Koſten
[717] Koſten trieben, findet man keine beſondern
Berggeſetze, da aber Privatperſonen daran
Theil nahmen, ſo erſchienen von Zeit zu Zeit
Bergordnungen und Bergfreyheiten. Das aͤl-
teſte Beyſpiel von einer Gewerkſchaft im Wuͤr-
tembergiſchen findet ſich in der Geſchichte des
Grafen Ulrich im Jahre 1456 o), welcher ei-
nigen Buͤrgern in Gemuͤnd das Bergwerk zu
Wart bey Nagold verleihet, nach Gold, Sil-
ber, Geſtein, oder nach andern Metallen zu
graben, und ſolches zu bauen, oder zu ſchuͤtten
nach Bergwerksart, jedoch daß man ihm von
der Grube den zehnten Theil gebe. Im Jahre
1536 erhielten die Gewerkſchaften im Lande
vom Herzog Ulrich verſchiedene Freyheiten p).
Mit vorzuͤglichem Eifer wurde der Bergbau un-
ter der Regierung des Herzog Chriſtophs be-
trieben, ohngeachtet ſich unter ihm keine Spu-
ren von ergangenen Berggeſetzen finden. Nur
ſo viel iſt bekannt, daß unter ſeiner Regierung
an einer Bergwerksordnung gearbeitet wurde,
welche nach ſeinem Abſterben 1569 ans Licht
trat und zugleich mit Bergfreyheiten erſchien,
wodurch jedermann zu bauen Erlaubniß erhielt,
jedoch ſo, daß der Herzog ſich den Zehenden,
den
[718] den Vorkauf und andere Gerechtigkeiten vorbe-
hielt q). Herzog Friedrich wuͤrdigte die Berg-
werke einer beſondern Aufmerkſamkeit. Er ließ
1596 von den Kanzeln verkuͤndigen, daß der-
jenige eine Belohnung erhalten ſollte, welcher
Erzgruben entdecken und anzeigen wuͤrde r). Er
ſchickte einen Bergvoigt in verſchiedene Gegen-
den des Landes aus, um die angegebenen Berg-
werke zu unterſuchen. Er ertheilte 1597 am
1ſten Januar und am 5ten Julius 1598 der
Gewerkſchaft neue Freyheiten, und ließ endlich
1599 eine eigne Bergordnung ergehen s), die
der damalige Oberrath D. Gadner verfaßt ha-
ben ſoll t).


Im Salzburgiſchen ſind die Bergwerke
ebenfalls alt, ſo daß ihr Urſprung und die Un-
terſuchung uͤber dieſelben ſich in der mittlern
Geſchichte verliert u). Das Salz war ſeit den
aͤlte-
[719] aͤlteſten Zeiten eines der wichtigſten Producte
und Vortheile des Bergregals. In den aͤltern
Zei-
u)
[720] Zeiten wurde der Bergbau meiſt durch Gewer-
ken betrieben; der Erzbiſchof bekam nur den
Zehnten und hatte das Wechſelrecht, welches
darinnen beſtand, daß die Gewerken dem erz-
biſchoͤflichen Wechſelamte das Metall nach ei-
nem gewiſſen beſtimmten Preiſe uͤberlaſſen muß-
ten, wobey das Erzſtift ein ordentliches Berg-
gericht zur Aufſicht hielt. Die erſte ſalzbur-
giſche Bergordnung findet ſich ſchon im Jahre
1342, ſie wurde von dem Erzbiſchofe Hein-
rich den Bergrichtern, Froͤhnern, Wechslern,
Grubenmeiſtern ꝛc. gegeben. Erzbiſchof Ortolf
verpachtete das Berggericht, Frohn und Wech-
ſel fuͤr 1500 Fl. ein Beweis, daß in Deutſch-
land die Verpachtung einzelner Cammerein-
kuͤnfte ſehr alt ſind. Ein Gleiches that 1384
der Erzbiſchof Pilgrin, welcher ſie aber um ei-
nen weit hoͤhern Preis, naͤmlich fuͤr 4500 Fl.
verpachtete. Indeſſen ſorgte er doch auch fuͤr
Verbeſſerung der Bergproducte. Er verſchrieb
einen, Namens Hanns Schmiedinger, welcher
Huͤttenrauch, Arſenik und Realgar bearbeiten
und einen Revers von ſich ſtellen mußte, daß
er dieſe Kunſt niemanden mittheilen, auch auſ-
ſer Salzburg nicht treiben wolle, woraus er-
hellet, daß ſie damals noch ſehr unbekannt ge-
weſen. Die Eiſenwerke kamen ſonderlich un-
ter Erzbiſchof Eberhard III. in große Aufnahme;
auch arbeitete man auf Gold und Silber in der
Erztwieß in der Gaſtein. Sein Nachfolger
Eberhard IV. brachte im Jahr 1427 die Gold-
und
[721] und Silberwerke im Zillerthal empor, und unter
dem Erzbiſchof Johann kamen die Silberwerke
im Leogang und die von Eiſen im Gericht Ra-
ſchenberg und in der Altenau ſehr in die Hoͤhe.
Ein gewiſſer Hanns Schmelzer von Kremnitz
machte ſich dem Erzbiſchof Friederich anhei-
ſchig, daß er das ihm und ſeinem dreyjaͤhrigen
Sohne lebenslang uͤberlaſſene Bergwerk und
Silbererz in dem Leogang nach Bergwerksrech-
ten arbeiten, und das Pfund des gebrannten
Centner Silbers um 4 Pfund 4 Schilling Pfen-
nig auf die fuͤrſtliche Cammer liefern wolle.
Der Erzbiſchof Burghard machte im Jahr
1463 eine neue Bergordnung fuͤr die dieſſeits
des Tauren in Pinzgau, Gaſtein und Poͤngau
gelegenen Bergwerke. Ueberhaupt war er ſehr
aufmerkſam auf die Aufnahme der Bergwerke.
Vornehmlich ſuchte er die Alaunwerke empor
zu bringen und vergoͤnnete einem gewiſſen Jo-
hann Schnabel, im ganzen Stifte auf Alaun
zu ſuchen, mit dem Beding, daß der zehnte
Theil dem Erzſtift zufallen ſollte. Noch mehr
kam der Bergbau unter dem Erzbiſchof Bern-
hard empor. Dieſer ließ 1477 eine oͤffentliche
Verordnung ergehen an die Bergrichter im
Pinsgau, Zillersthal im Gaſtein, im Poͤn-
gau, zu Ramingſtein und zu Frieſach, welches
die vorzuͤglichſten Bergwerke im Erzſtifte wa-
ren; in dieſer iſt verordnet, daß es jedermann
erlaubt ſey, allerley Erz, es ſey neuer Schurf
oder verlegner Bau, aufzuſchlagen und zu
II.Theil. Z zbauen,
[722] bauen, unter der Bedingung, daß er in den er-
ſten zehn Jahren nur den Frohn, naͤmlich den
zehnten Kuͤbel auf den Halden leiſten, in den
folgenden 30 Jahren darauf uͤber die Frohn von
jeder Mark Silbers einen rheiniſchen Gulden
geben und nach Verlauf dieſer 30 Jahre das
Gold und Silber in den fuͤrſtlichen Wechſel um
leidlichen Preis liefern ſolle. Die Bergwerke
waren um dieſe Zeit im Stift Salzburg in Auf-
nahme, allein unwahrſcheinlich ſcheint es doch
zu ſeyn, was Duͤcker in ſeiner ſalzburgiſchen
Chronik ſagt v), und aus demſelben der Ver-
faſſer der Abhandlungen von dem Staate des
Erzſtifts Salzburg nimmt, daß von einer Grube
Kron im Gaſtein jaͤhrlich 80000 Ducaten Er-
trag und Ausbeute gekommen. Unter dem Bi-
ſchof Matthaͤus verfielen die Bergwerke ſchon
in etwas. Dieſer Biſchof erlaubte in ſeiner
Bergordnung, daß die Gewerken, die vorher
der lutheriſchen Lehre zugethan geweſen, noch
ferner ſollten geduldet ſeyn, diejenigen aber, die
ſich in Zukunft dazu bekennen wuͤrden, das Land
raͤumen ſollten; allein ſeitdem die Religion ge-
theilt war, und einige aus dem Lande zogen,
ſcheint der Bergbau einen ſehr großen Stoß be-
kommen zu haben. Vornehmlich litte der Berg-
bau dadurch, daß um dieſe Zeiten im ſechzehn-
ten Jahrhunderte ein Erzbiſchof von Salzburg
einige Bergleute der Religion wegen hinrichten
ließ,
[723] ließ, weswegen 1525 die Arbeiter einen Auf-
ſtand erregten z). Der Erzbiſchof Marx Sit-
tich ſuchte zwar auf verſchiedene Art dem Ver-
fall vorzubeugen, allein es half nichts, die Ge-
werke nahmen ab, einige giengen gutwillig da-
von ab, andere verkauften ihren Antheil an die
Kammer und noch mehrere verdarben. Außer-
dem verlor auch Salzburg noch viele Bergwer-
ke im Zillerthal, Windiſchmattrei und Langberg.
Da es durch juͤngere Vertraͤge mit Oeſterreich die
Cumulativam abgeben muͤſſen, ſo hat es auch
das meiſte von denen Bergwerken zu Gmuͤndt
und Huttenberg in Kaͤrnthen verloren,
und was es ja behielt, wurde in einen ſehr nie-
drigen Stand herabgeſetzt. Ein vorzuͤglicher
Beweis von der Wichtigkeit der ſalzburgi-
ſchen Bergwerke iſt, daß Salzburg, nach
dem Zeugniß des Verfaſſers der Abhandlung
von dem Staate des Erzſtifts Salzburg, ſeit
zwey hundert Jahren uͤber 40 Millionen an
Gold- und Silbermuͤnzen aus ſeinen eignen
Bergwerken praͤgen laſſen.


Vornehmlich waren auch die Salzwerke
wichtig; Salzburg verlor aber faſt immer viel an
Bayern: dennoch ließen die Erzbiſchoͤfe immer
den Herzogen von Bayern das Holz zum Salz-
ſieden aus ihren Waͤldern. So geſchahe es z.
B. bey dem Salzwerke in Reichenhall, das
ſchon im dreyzehnten Jahrhunderte in bayeri-
Z z 2ſche
[724] ſche Haͤnde gefallen war. Endlich wurde 1525
wegen des Holzablaſſes zu dem Salzſieden in
Reichenhall ein receßmaͤßiger Holzpreis be-
ſtimmt. Die Salzwerke zu Hallein waren da-
mals ſehr bekannt, und blieben den Erzbiſchoͤfen
unangefochten, auch der freye Handel und Ausfuhr
in andere Laͤnder. So hatte auch das Erzſtift
eine freye Salzausfuhr zu Waſſer nach Paſſau,
und beſonders nach Boͤheim durch die Buͤrger
zu Laufen, und die Herzoge von Bayern beein-
traͤchtigten ſie nie darinnen. Als aber die Erz-
biſchoͤfe Leonhard und Matthaͤus auf das Salz
einige Aufſchlaͤge, zumal im Jahr 1529, mach-
ten, ſo widerſprach man von Bayerſcher Seite
ſtark, es kam aber doch zum Vergleich: dennoch,
ſagt der Verf. S. 308, wußte es Bayern ſo zu
ſpielen, daß die Hauptfrage, ob Salzburg oh-
ne der Herzoge Bewilligung ſein Landesprodukt
zu ſteigern befugt, nie aus dem Grunde entſchie-
den ward. Endlich, ſagt er S. 304, verſahe es
der Erzb. Wolf Dietrich, und ließ ſich durch
die Friedfertigkeit ſo weit hinreißen, daß er ſich
im J. 1589 zu einem ewigen Salzvergleich
mit Bayern genaͤhert. — Durch denſelben
erhielte Bayern die Participation der Haͤlfte von
den kuͤnftigen Salzkaufs-Mehrungen d. h.
von den erhoͤhten Kaufpreiſen. Allein es blieb
hierbey nicht, ſondern weil noch weiter Mißhel-
ligkeiten entſtanden, ſo ward der Vergleich 1594
aufgehoben, und der Erzbiſchof uͤberließ den
ganzen Handel des Halleiniſchen Salzes zu
Waſ-
[725] Waſſer, ſo bisher der Herzog mit den 3 Staͤd-
ten Borghaußen, Schaͤrding und Paſſau zu-
gleich gehabt, nunmehro an die Herzoge allein.
Die Salzwerke in dem bergoldsgadiſchen Ge-
birge Tubal am Schellenberge wurden deſto
mehr vernachlaͤßiget, je mehr man die zu Hal-
lein zu erheben ſuchte. Es gehoͤrte daſſelbe den
Proͤbſten zu Bergoldsgaden, mit denen es zugleich
Salzburg anfangs bauete, allein die letzten gaben
endlich den Mittbau auf. In der Folge trat
es durch einen Vergleich die Salzwerke pfandes-
weiſe an Salzburg 1409 ab, wie aber der
Pabſt Calixt 1455 das Stift Bertholsgaden
dem paͤbſtlichen Stuhl unterwarf, und der Kai-
ſer Sigismund demſelbigen auch favoriſirte, ſo
ward ein anderer Vergleich 1458 getroffen,
wornach zwar Bertholsgaden die Salzwerke be-
hielt, unter der Bedingung, daß die Ausfuhr
ſehr eingeſchraͤnkt ward. Welches letztere her-
nach 1540 auch mehr nachgegeben iſt, bis der
Probſt Wolfang im J. 1556 den uͤbrigen Reſt
des Pfandſchillings voͤllig abtrug, worauf ein
neuer Vergleich errichtet iſt, der aber nicht recht
ausfiel zum Vortheil der Probſtey. Doch
der Probſt Puͤtrich erhielt im Jahr 1591 ei-
ne Caſſation von dem K. Rudolf uͤber dieſen
Vergleich, er nahm den Herzog Ferdinand von
Bayern zum Coadjutor an, und dieſer aͤngſtig-
te den Erzbiſchof mit einem ſchweren Proceß bey
dem Reichshofrath, und weil auch abſeiten
Bayern dem Stift ſehr zugeſetzt ward, ſo kam
Z z 3der
[726] der Erzbiſchof in Hitze, und griff zu den Waf-
fen, bemeiſterte ſich Bertholsgaden und verlor
daruͤber ſein Stift.


Wir nahen uns der Bergwerksgeſchichte
des Harzes in den neuern Zeiten; der Harz be-
greift im Zuſammenhange die Fuͤrſtenthuͤmer
Grubenhagen, Blankenburg und Anhalt,
Harzgerode, die Grafſchaften Stollberg, Wer-
nigerode und einen Theil von Walkenried; der
Oberharz oder eigentlich ſo genannte Harz be-
greift die braunſchweigiſchen a).


Ihre Entſtehung gehoͤrt in die mittlere Ge-
ſchichte b). Im ſechzehnten Jahrhunderte be-
ſchaͤftigte man ſich daſelbſt ſonderlich mit der
Wieder-
[727] Wiederaufbauung und Wiederhergellung der
verfallenen Gruben. Die Peſt des 14ten
Z z 4Jahr-
b)
[728] Jahrhunderts, welche 1348 entſtand, hatte
die Bergwerke des obern Harzes zu Grunde ge-
richtet, weil kaum der vierte Theil Menſchen
leben blieb. Erſt gegen das Ende des funfzehn-
ten und nach Anfang des ſechzehnten Jahrhun-
derts betrieb man ihn wieder ernſtlich. Man
erſchuͤrfte zu den Zeiten der Eliſabet gegen Ende
des 15ten Jahrhunderts um Eibenberg Kupfer-
gaͤnge, deren damals gangbare Zechen Hone-
mann
b)
[729] mann c) benennt. Man fand noch ver-
ſchiedene Silbergruben, die aber erſt un-
ter Heinrich dem juͤngern, welcher dieſe
Stadt 1532 zu einer Bergſtadt erhob, in
rechte Aufnahme kamen. Die Silbergruben
waren ſehr ergiebig, vornehmlich um das Jahr
1543, wo ſie mehr gaben als die zum Wilden-
mann und Zellerfeld. Im Jahre 1516 gien-
gen nach den Honemann in den Alterthuͤmern
des Harzes die Werke zu Andreasberg auf,
und waren haͤufig an gediegenem Silber ergie-
big. Schon im Jahre 1537 ſoll man nach
ihm 116 Zechen gezaͤhlt haben d). Er giebt
an, daß die Ausbeute von den beyden Zechen
St. George und Huͤlfe Gottes von Trinitatis
1561 bis Luciaͤ 1583 und alſo in 22 Jahren
215688 Thaler geweſen.


Erſt im Jahr 1524 nahm Herzog Hein-
rich der Juͤngere dieſe Bergwerke wieder auf,
nachdem ſie 176 Jahr gelegen. Die gruben-
hagiſchen, welche ſeit 1348 ebenfalls gelegen,
wurden erſt nach 206, naͤmlich im Jahre 1554,
von Herzog Ernſt wieder aufgenommen. Die
Geſchichte ſagt, daß das Beyſpiel des Herzog
Georgs zu Sachſen und die große Freundſchaft,
welche er mit dem Herzog Heinrich unterhalten,
Z z 5letztern
[730] letztern zur Aufnahme dieſer Bergwerke veran-
laßt habe. Herzog Georg von Sachſen rieth
ihm dazu, und Herzog Heinrich erbauete bald
bey ſo gluͤcklichem Fortgange die Bergſtaͤdte
Wildemann, Zellerfeld, Lautenthal, und be-
gnadigte ſie 1532 mit Freyheiten, zuvor man
den Anſchnitt im Grunde gehalten, welches der
damalige Berghauptmann Wolf Seidel ins
Werk richtete.


Herzog Heinrich gerieth in dem Kriege
nebſt ſeinem Sohn Carl Viktor in die Gefan-
genſchaft des Churfuͤrſten zu Sachſen und des
Landgrafen zu Heſſen Philipp, wo ihm auch ſein
Land weggenommen wurde e). Allein die Berg-
werke verloren dabey nichts. Denn die ſiegen-
den Fuͤrſten nahmen ſich derſelben ſorgfaͤltig an,
beſchieden die Bergbeamten nach Gandersheim
und nahmen ſie daſelbſt in Pflicht; ſie ſagten
dem Bergwerke Schutz zu, worauf es auch in
gutem Fortgange blieb. Indeſſen thaten doch
die Buͤrger zu Goslar, Zellerfeld und Wild-
mann vielen Schaden, weil ſie in keinem guten
Vernehmen mit Herzog Heinrichen geſtanden.
Daher wurde 1527 wegen der Thaͤtigkeiten
und Irrungen zwiſchen ihm und der Stadt
Goslar wegen des Bergwerks am Rammels-
berge Zehnden und Gerichte eine guͤtliche Hand-
lung zu Braunſchweig vorgenommen, welche
aber
[731] aber fruchtlos war, daher der Kaiſer von Re-
genſpurg aus zwey Raͤthe, Hanſen von Rede-
witz und Nicolaum von Knibis, zu Commiſſaren
dahin benannte, welche durch einen ſchriftlichen
Abſchied Friede boten. Der Rath zu Goslar
machte hierauf in einer Deduction eine Vorſtel-
lung an die Reichsſtaͤnde, und verwahrte ſeine
Rechte durch eine Proteſtation, worinn er dar-
zuthun ſuchte, daß ihre Vorfahren vor andert-
halbhundert Jahren den Zehnden auf dem
Rammelsberg, mit den Gerichten, Rechten und
Nutzungen, erkauft, daß die beyden Gebruͤder
Ernſt Herzoge zu Braunſchweig, die uͤberhar-
ziſchen Fuͤrſten genannt, als Lehnherren den
Kauf beſtaͤtiget, ſich aber den Verkauf an
Zehnden vorbehalten, und wegen der Gerichte
nichts errinnert. Jetzt aber verlange Herzog
Heinrich Zehnden und Gerichte. Und ob auch
gleich der Wiederkauf wegen des Zehnden vorbe-
halten worden, ſo ſey doch nachher der Ram-
melsberg eingefallen, und in die 100 Jahr un-
bebaut geblieben, ihre Vorfahren aber haͤtten
ohne Zuthun der Fuͤrſten von Braunſchweig
denſelben mit großen Koſten wieder aufgebauet.
Es war naͤmlich 1344 der Rammelsberg ein-
gegangen, hatte viele 100 Arbeiter erdruͤckt, und
war bey 100 Jahr unbebaut geblieben. Dieſe
Irrungen haben wir nur in Vorbeygehen er-
waͤhnen wollen, da es ein Beweis iſt, wie in
den damaligen Zeiten auch Bergzehnden in den
Haͤnden der Privatperſonen geweſen. Es kam
indeſ-
[732] indeſſen 1540 zu einem Vertrage, da die Her-
zoge von Braunſchweig den Rammelsberg mit
Zubehoͤr wieder an ſich brachten f).


Herzog Heinrich fand nach einer fuͤnfjaͤhri-
gen Gefangenſchaft bey der Ankunft in ſeine
Laͤnder ſeine Bergwerke in dem beſten Zuſtande.
Er erneuerte daher die zu verſchiedenen Zeiten
ertheilte Bergfreyheit, welche 1552 gedruckt
wurde. In dem naͤmlichen Jahre belagerte
er die Stadt Goslar wegen der oben angefuͤhr-
ten Zwiſtigkeiten und anderer Urſachen, und noͤ-
thigte ſie, das ganze Bergwerk, und eine
auf etliche Meilen ſich erſtreckende Holzung, an
ihn abzutreten. Heinrich ſparte keine Koſten
in dem Bergbau, und ſchien es zu einen Haupt-
grundſatze ſeines Finanzſyſtems zu machen. Er
ließ daher den tiefen frankenſcharner Stollen
belegen, weil dieſe Stollen gleichſam die Schluͤſ-
ſel zu den Bergen ſind, und ließ 14 Jahre lang
1300 Lachter nach dem Kaiſer Carl und weiſſen
Schwanenſee treiben. Weil er den Bergbau
ſo nachdruͤcklich unterſtuͤtzte, findet ſich auch zu
ſeinen Zeiten eine und die andere Erfindung.
Vorher geſchahe das Puchen durch große Stei-
ne, wodurch die Erze zerrieben und zermalmt
wurden. Allein zu ſeinen Zeiten erfand Peter
Philips das trockne Puchwerk, und zwar zu-
erſt
[733] erſt mit einem Stempel, welchen ein Rad mit
einer Welle in die Hoͤhe hob, wodurch die Erze
trocken zermalmet wurden. Nach der Zeit ka-
men g) die naſſen Puchwerke zu Stande, ja
man erfand ſogar einmal ein Windpuchwerk,
welches der Wind mit zwoͤlf Stempeln trieb h).
Sein Nachfolger, ſein Sohn Julius, nahm
ſich der Bergwerke nicht weniger eifrig an i).
Es bluͤheten in dem 16ten Jahrhunderte ſonder-
lich auch die Silber-, Bley- und Kupferwerke
zu Zellerfeld k), Bergſtaͤdte und Knieberg.
Im J. 1554 erhielten dieſe eine Bergordnung
vom Herzog Ernſt. Nachher kam das Berg-
werk zum Amt Reißberge mit der Grafſchaft
Lauterberg, und gediehe durch Abſterben
Ernſts Grafen von Hohenſtein an das Haus
Braunſchweig. Der Herzog Ernſt zu Braun-
ſchweig, Herr zu Einbeck und Grubenhagen, be-
trieb den Bergbau eifrig, und belegte im J.
1559 die Bergwerke zu Claus am Harz
von neuem, nachdem ſelbige gegen 206 Jahr
unbe-
[734] unbebaut gelegen, bey welcher Gelegenheit die
Bergſtadt Clausthal entſtand. Da er 1567
ohne maͤnnliche Leibeserben verſtarb, fiel ſein
Land an ſeinen Bruder Wolfgang, welcher die-
ſe 1554 von Herzog Ernſten publicirte Berg-
ordnung beybehielt, bis er 1593 eine Reviſion
vornahm, und am 18 Sept. dieſes Jahres, als
Herzog zu Braunſchweig und Luͤneburg von
der eimbeckiſchen und grubenhagiſchen Linie
eine allgemeine Bergordnung, wegen der Sil-
ber-, Bley- und Kupferwerke Zellerfeld, Berg-
ſtaͤdte, Knieberg und ſaͤmmtlicher in Fuͤrſten-
thum gelegenen Orte publicirte. Zwiſchen dem
Herzog Julius zu Braunſchweig- Wolfenbuͤt-
tel und dem gedachten Herzog Wolfgang entſtan-
den Streitigkeiten wegen der Bergwerke. Her-
zog Wolfgang wendete ſich deshalb an den Kai-
ſer, welcher den Herzog Auguſt von Sachſen
und den Landgraf Wilhelm von Heſſen, zu Kom-
miſſarien ernannte. Dieſe legten auch bald
durch ſubdelegirte Berghauptmann, Kanzler
und Raͤthe die Sache in Guͤte bey, und brach-
ten es zu einem Vergleiche, welcher wegen der
Stolln Burgſtaͤdterzugs aufgerichtet wurde,
vermoͤge dem die Herzoge von Braunſchweig, von
Wildmann, nach dem Burgſtaͤdter Zug treiben
laſſen, 1) den St. Johannisſtollen, 2) den
Jeſusanfangsſtollen, 3) den Frankenſcharren-
ſtollen, und uͤber dieſes noch drey andere davon,
einer, der 16 Lachter, der andere, der 19 Lachter,
der dritte und tiefſte, der 13 Lachterſtollen heißt.
Von
[735] Von dem Nachfolger des Herzog Wolfgangs,
Herzog Philipp dem Juͤngern, findet man nicht,
daß er große Veraͤnderungen in dem Bergbaue
vorgenommen. Mit ihm erloſch der gruben-
hagiſche Stamm.


Indeſſen finden ſich doch auch noch zu Ende
des ſechzehnten Jahrhunderts verſchiedene er-
giebige Werke. Noch 1592 waren die Werke
zu Lauterthal ſehr ergiebig l) man gewann da-
ſelbſt vornehmlich reichhaltige Kupfererze. Im
J. 1589 wurde das alte naͤchſt Altenau belege-
ne Silber,- Bley- und Kupferbergwerk wieder
aufgenommen, und die Altenau bisher, ein ge-
ringer Bergflecken, erhielt 1594 das Stadt-
recht. Auf Andreasberg waren, nach dem Ho-
nemann in den Alterthuͤmern des Harzes, im J.
1537 ſchon gegen 116 Zechen m). Allein von
den beyden Zechen St. Georg und Huͤlfe Got-
tes fielen, nach eben erwaͤhntem Honemann, von
Trinitatis 1561 bis Luciaͤ 1583 und alſo in
22 Jahren 215688 Thaler Ausbeute, zu
St. Andreasberg brach gut Silber und Bley,
ingleichen am weiſſen Waſſer und der Sieber,
auf dem Hahnenklee und der Bockswieſe bey
der Altenau und Wildenmann, wo die Schmelz-
huͤtten liegen, endlich der Schulenberg, Zeller-
feld und Clausthal. Zu Goßlar brachen Kieſe,
welche
[736] welche Bley, Kupfer, Silber und Zinn ga-
ben. Auf dem Harze fand man außerdem auch
noch viele Cryſtallen, ſo daß ſie zu Tage aus-
brachen, wenn der Regen die Erde und die Ge-
waͤchſe abgewaſchen n). Wichtig ſind auch noch
die Eiſenwerke auf dem Harze. Die Eiſenge-
ſteinsgaͤnge auf den Eibenberg, auf dem Ober-
harz, wurden im funfzehnten Jahrhundert von
der Herzoginn Eliſabet zuerſt wieder aufgebauet.
Man wurde durch die alten Pingen und Guͤl-
den, welche man daſelbſt fand, dazu veranlaßt.
Sie ließ ſtollbergiſche Bergleute kommen,
und ſchoß die Unkoſten zu dieſem Bergbaue
vor, und legte bey anwachſendem Vortheil den
hohen Ofen und das Hammerwerk zu Gittel-
de an.


Auch waren außerdem noch bekannt, die
Eiſenſteine bey Mangelholz auf Roͤßland zwi-
ſchen Elbingrode, zu Ilſenburg aus der Hoͤh-
ne im Schuppenthal, an Morgenbrodsthal bey
der ſteilen Wand und um Braunbach. Im
Jahre 1584 kommt bey Altenau ein Eiſenhuͤtten-
werk vor o).


Wichtig ſind in dieſen Zeiten noch die Salz-
werke zu Harzburg. Die erſten Salzadern
ent-
[737] entdeckte man 1569, und Herzog Julius zu
Braunſchweig nahm noch in demſelbigen Jahre
das Salzwerk allhier auf. Die erſten Anſtal-
ten fielen nicht ſo gluͤcklich aus, da die aus dem
Sohlenſchachte 40 Lachter tief zur Entdeckung
einer beſſern Salzader fortgetriebenen Queer-
ſchlaͤge viel wilde Waſſer erſchroteten. Daher
mußte eine Waſſerkunſt angelegt werden, um
den Salzbrunnen nicht unbrauchbar werden zu
laſſen. Es giengen auch die 1589 angeordne-
ten drey Salzprobeſieden mit Steinkohlen, auch
wenigerm kurzen Holze und Waaſen nicht wohl
von Statten. Allein in der Folge wurde es in
nutzbarern Stand geſetzt p).


Zum Behuf des Bergbaues und wegen der
Verbindung deſſelben mit dem Forſtweſen muß-
ten die Berghauptleute in dem Braunſchweigi-
ſchen dem Forſtamte beywohnen, in deren Er-
mangelung aber der Zehendner von Goslar.
Es wurden nicht nur die gewoͤhnlichen Forſtaͤm-
ter alle vier Wochen, ſondern auch jaͤhrlich ein
General-Forſtamt zu Goslar und in den Ober-
harziſchen Comunionbergwerken gehalten, wo
der Berghauptmann das Direktorium hatte q).
Man war vornehmlich darauf bedacht, daß die
Bergwerke aus den Waldungen mit hinlaͤngli-
chem Holze verſehen wurden r). Es wurde
verord-
II.Theil. A a a
[738] verordnet, daß man einen Ueberſchlag mache, was
zum Behuf der geſammten Berg- und Huͤtten-
werke und der Grubengebaͤude an allerhand klei-
nen und großen Sorten vonnoͤthen, vornehmlich
was an Schachtholz, Schachtſtangen, Latten
und Pfaͤlen, Kunſtſtangen, Fahrtſchenkeln,
Schußholz, an hartem Gegenholz zu Kuͤnſten,
Puchſtempeln, Puchtragen, Laſchen, an die Puch-
tragen, Laſchen zu Kunſt- und Puchwerksraͤdern,
Kehrrad, Kunſt- und Puchwellen, ingleichen
Roſt- und Treibholz, allerley Bauholz, Die-
len, Schindeln, Bottichenholz, und uͤberhaupt
zu der Nothdurft der Bergſtaͤdte erforderlich.
Sodann, wie viel Kohlen nach Betrieb der un-
ter- und oberharziſchen Huͤttenwerke jaͤhrlich
herbey zu ſchaffen; nach dieſem jaͤhrlichen Ver-
brauch muͤſſen alle Berge und Thaͤler in dieſen
Forſten, ſo wie ſie in Wachsthum ſtehen, wie
lange nach obiger Beduͤrfniß jede Art zu nutzen s),
wobey man ſonderlich die Naͤhe und Entfernung
der Oerter bemerkt, damit eins das andere er-
leichtere. Diejenigen Berge, ſo wegen der Naͤhe
vorzuͤglich liegen, und mit ſolchem Holze be-
wachſen ſind, ſollten verſchonet und zu keinem an-
dern Feuerholze verbraucht werden; die Baͤume
aber, die ſich zu Wellen und großen Gerinnen
ſchicken, ſollten uͤberall verſchonet bleiben.


Die Aufſuchung der Bergwerke in Boͤ-
heim gehoͤrt fuͤr die aͤltere und mittlere Geſchich-
te.
[739] te t). Schon im zehnten Jahrhunderte finden ſich
Spuren von ergiebigen Bergwerken in Boͤh-
A a a 2men.
[740] men. Allein wir gehen hier zum ſechzehnten
Jahrhunderte fort. In dieſes Jahrhundert
faͤllt
t)
[741] faͤllt vornehmlich die Ferdinandeiſche neue Ein-
richtung des Bergwerkweſens und des Regals,
obgleich nicht hier zuerſt das Bergregal in
Boͤheim ſeinen Anfang nimmt. Es wurde
naͤmlich zwiſchen dem K. Ferdinand I. als Koͤ-
nig von Boͤheim im J. 1534 mit den vier
Staͤnden des Koͤnigreichs ein Vertrag in An-
ſehung der Bergwerke geſchloſſen, welcher unter
dem Namen der Landbergwerksvertraͤge be-
kannt iſt, worinnen das Schuͤrfen und das
Bergwerksverleihen ſonderlich beſtimmt wird,
und ob ſchon die in der Wenzeslaiſchen Berg-
ordnung gegruͤndete allgemeine Bergfreyheit
wieder beſtaͤtigt wird, ſo wird doch verſchiede-
nes geaͤndert. Es wird darinnen verabredet,
daß den Grundherren bey Geld- und Silber-
werken der halbe Zehende, dem Koͤnige aber
der Vorkauf zuſtehen ſolle; daß dem Grund-
A a a 3herrn
t)
[742] herrn vier Erbkuxe erbauet wuͤrden, daß dem
Grundherrn die Obergerichte uͤber die Berg-
leute verbleiben; daß alle Ober- und Bergoffi-
ciers dem Grundherrn mit Pflichten verwandt
ſeyn, die Zehendner und Silberbrenner aber ſo
wohl dem Grundherrn als dem Koͤnige ſchwoͤ-
ren ſollten; daß bey Verpfaͤndungen der Guͤter
der Grundherren die Bergwerke dem Koͤnige
zu verpfaͤnden vorbehalten ſeyn, Gold und
Silber der koͤniglichen Muͤnze gegen Bezahlung
gelaſſen werden; der Muͤnzmeiſter das Silber
binnen vierzehn Tagen bezahlen ſollte. Es
wurde darinnen ferner feſt geſetzt, daß auf neu-
en Bergwerken nach Joachimsthal appellirt
werden koͤnnte. Uebrigens wurden die niedern
Metalle, Zinn, Eiſen, Kupfer, Bley und
Queckſilber, den Staͤnden frey gelaſſen u). Im
J. 1548 gab auch Ferdinand der Stadt
Schlackenwalden, Schoͤnefeld und Lauterbach,
wo viele Zinnbergwerke waren, ſammt den da-
zu gehoͤrigen Gebirgen eine Zinnbergwerksord-
nung,
[743] nung, welche aus 50 Artikeln beſtand v). So
erhielten in dem naͤmlichen Jahre und an ei-
nem Tage auch die Stadt Joachimsthal, wel-
che ſchon 1518 von dem Grafen Stephan
von Schlick und 1541 von Hieronymus und
Lorenz von Schlick Bergordnungen erhalten w),
und die umliegenden einverleibten Silberberg-
werke eine beſondere Bergordnung. Sie iſt
in vier Haupttheile getheilt: der erſte handelt
von Amtleuten und Dienern, Befehl, wie ſich ein
jeder inſonderheit halten ſoll; der zweyte von
den Bergwerken und dazu gehoͤrenden Sa-
chen, auch von Stollen und derſelben Gerech-
tigkeit, wie ſie ſolche erlangen; der dritte vom
Huͤttenwerk und was dem anhaͤngig; der vier-
te vom Bergprozeß; dieſem ſind noch beyge-
fuͤgt allerley Bergwerksgebraͤuche und Ordnun-
gen zum joachimsthaliſchen Bergwerke gehoͤ-
rig, welche dieſe Bergordnung erklaͤren x).


Unter dem Kaiſer Rudolf wurde fuͤr die Berg-
werke zu Joachimsthal und Kuttenberg durch
eine neue verbeſſerte Bergordnung geſorgt, und
er ließ dieſelbige vermoͤge eines Landtagsſchluſ-
ſes vom Jahr 1515 durch Abgeordnete nieder-
ſchreiben. Auf dem Landtage in dieſem
Jahre 1575 wurden alle Beduͤrfniſſe zum Be-
A a a 4huf
[744] huf des Bergbaues und alle dazu einlaufende
Viktualien fuͤr zollfrey erklaͤrt y). Im Jahr
1585 erhob Rudolf die Stadt Rudolfſtadt
zu einer freyen Bergſtadt, um daſelbſt den
Bergbau zu befoͤrdern. Sehr beruͤhmt ſind auch
in dieſen Zeiten die Bergwerke. Schon im
14 Jahrhunderte, in dem Kriege zwiſchen Koͤ-
nig Johannes und Herzog Heinrich, wird die-
ſer Kuttenberg der Silberſchatz des Herzog
Heinrichs genannt, und die Geſchichtſchreiber
ſagen ausdruͤcklich, daß viel Arbeiter und Berg-
hauer daſelbſt geweſen z).


Rudolf II. zog 1589 durch ein beſonderes
Edikt auch die Edelſteine mit in das koͤnigliche
Zehend- und Muͤnzamt, und befahl ihre Ein-
lieferung dahin oder in die koͤniglich boͤhmiſche
Kammer a). Uebrigens machten ſich die Lan-
desherren verbindlich, an drey Orten des Lan-
des eigene Seigerhuͤtten zu errichten und den
Gewerken die dahin gelieferten ſilberhaltigen
Kupfer und Bleye nach einer beſtimmten Taxe
bezahlen zu laſſen; uͤbrigens ſtand jedem frey,
auch eigne Seigerwerke zu errichten, und darin-
nen, mit Ausnahme des Goldes und Silbers
und des Zehenden, die geringern Metalle zu
ſeigern. Dieſe Einrichtung ſtand ſowohl dem
Grundherrn als den Gewerken frey.


Was
[745]

Was nun die Werke ſelbſt betrifft, ſo wur-
den viele aͤltere, ſonderlich in dem Huſſiten-
kriege, verwuͤſtet. Dieſes Schickſal betraf Pe-
zibran, wo ſehr viele Bergglaſur war, wovon
noch im ſechzehnten Jahrhunderte die großen
Huͤttenhoͤfe zeugten.


So war auch Nelliſan und Bergreichen-
ſtein eingegangen, welches ſo ergiebig an Gol-
de geweſen, daß ehemals uͤber viertehalbhun-
dert Goldmuͤhlen, oder, nach unſerer Sprache,
Puchwerke geſtanden b). Die Eula, oder im
Boͤhmiſchen Gilowan, war im 16ten Jahr-
hunderte nicht mehr gangbar, aber vornehm-
lich zu den Zeiten Wenzeslaus und Carls des
vierten beruͤhmt. Dubrav ſagt, daß man
daſelbſt eine Goldſtufe von 12 Pfund ſchwer
in einem Kiesling oder Hornſtein gebrochen.
Dieſes ſowohl als die Werke Teſchlowitz und
Sicchowitz, welches letztere einige fuͤr ein Sil-
berwerk halten, wurden ebenfalls die Opfer
der Verwuͤſtung im Huſſitenkriege. Noch im
ſechzehnten Jahrhunderte war Iglaw im Gang,
und wenigſtens ſehr reich an Erz, ob daſſelbe
gleich nicht ſo reichhaltig mehr war, als es in
den aͤltern Zeiten geweſen, ſo wie auch in die-
ſem Jahrhunderte man kein Gold mehr daſelbſt
fand wie vorher. Es war ſonderlich beruͤhmt
durch ſeine Bergrechte. Die Werke auf dem
A a a 5Kutten-
[746] Kuttenberge, die ebenfalls alt ſind, bluͤheten
noch im 16ten Jahrhunderte c).


Kuttenberg d) war ſonderlich beruͤhmt
durch ſeine Kupfer: ſie kamen den ungariſchen
und norwegiſchen an der rothen Farbe bey, da
die meißniſchen etwas braͤunlicher ſind. Man
zog daſelbſt Kupfer und Silber aus dem Kies;
man machte daſelbſt, wie es ſcheint, zuerſt die
Verſuche, eine Kies- oder Kupferwaſſerlauge
zu gießen, darinnen das Eiſen zu einem Mus,
und endlich gar zu Kupfer wird. Man be-
merkte dieſes auch im zipſer Brunnen. Man
nennte es wegen ſeiner Ergiebigkeit in Boͤh-
men gewoͤhnlich Antichriſtstaſchen, welche Be-
nennung unſtreitig von den Huſſiten herruͤhrt.
Nach demſelbigen war das beſte das zu Deut-
ſchenbroda; dieſes war in den aͤltern Zeiten
von ſehr weitem Umfange, und erſtreckte ſich
auf 2 Meilen gegen Kuttenberg zu: allein es
war groͤßtentheils im 16ten Jahrhunderte
kaum noch in einigem Gange, da es durch den
Huſ-
[747] Huſſitenkrieg verderbet worden. Sein Sil-
ber hatte den Vorzug vor anderm, daß es beym
Schmelzen keinen weitern Zuſatz brauchte, ſon-
dern ihn ſchon bey ſich hatte. So kannte man
im ſechzehnten Jahrhunderte auch nur dem
Namen nach die Myſe und Krumenau, beydes
chemals reichhaltige Silberwerke, welche alle,
als traurige Denkmaͤler der Verwuͤſtung des
boͤhmiſchen oder Huſſitenkrieges, im 16ten
Jahrhunderte nur noch in ihren Ruinen da
waren, oder doch ſehr wenig gebauet wurden.
Theils verwuͤſteten die Boͤhmen ſie ſelbſt, wie
man von Deutſchenbroda bemerkt e), theils
kamen viel Bergleute in dieſen Kriegen um,
theils hielt der Religionshaß auch viel fremde
und brauchbare Bergleute ab. Und weil in
dieſen Unruhen die Regiſter und Buͤcher ver-
loren giengen, ſo iſt dieſes die Urſache, daß
wir ſo wenig Nachrichten von dem alten boͤh-
miſchen Bergbau haben, die doch ſo lehrreich
fuͤr uns ſeyn koͤnnten. Unter die aͤltern boͤh-
miſchen Bergwerke gehoͤrten auch Stoburg, wo
ein Goldbergwerk war, wie auch Pleſſa f).
Im
[748] Im ſechzehnten Jahrhunderte war als Silber-
bergwerk auch beruͤhmt Kawerſin, und nicht
weit davon Procopsberg, der Rieſengrund,
Hackenteufel, Zuberſtein; zu St. Katternberg
gab es viel Kupfergraupen, wo Zinnwerke wa-
ren. Rungenſtock an der Elbe, unter Außig,
Grab bey Brucks, Kladrow oder Kladruba,
nicht weit von Tachau, Myſe, wo auch ein
gut Bleywerk iſt, Pilſen, Loſyn, Topel, Pla-
na, welches eine ſchoͤne Laſur in Silbererz gab,
wie auch vorzuͤglichen Wismuth und Queckſil-
ber. Zu Plana erfand man die Kunſt, das
boͤſe Wetter aus den Gruben mit Blasbaͤlgen
zu heben und zu ziehen. Beruͤhmt waren auch
die Silberwerke zu Krumenau, wo auch viel
Schwefel geſotten wurde, und die zu Elliſchau,
ingleichen Wildharz, wo man neben dem Erz
auch natuͤrlichen Schwefel grub, Bresnitz, ein
Silberbergwerk 2 Meilen von Wieſenthal,
Reichenbach und Schoͤnfeld, Vresnitz, das
unter Carl IV. 1342 angegangen, Knien,
uͤber Eul und Stechowitz an der Molta. Die
beruͤhmteſten Queckſilberwerke waren in Boͤh-
men Schoͤnbach, unter den Schlicken bey
Adorf
f)
[749] Adorf und Eger, gegen den Kuttenheid; vor-
zuͤglich beruͤhmt war der ſchoͤnbachiſche Zinno-
ber, welchen Agricola ſehr ruͤhmt, ferner Hei-
ligenberg bey Beraun, zu Beraun bey Prag,
und zu Cameraw, doch das letztere war mit
Eiſen vermiſcht. Der Kupferberg in Boͤh-
men gab viel Kupfer. Die beruͤhmteſten Zinn-
bergwerke waren der Perlinger beym Aberthein,
Neidock und die Lichtenſtadt; an beyden Or-
ten waren auch Alaunwerke: der Hengſt, wel-
cher 1545 angieng, vornehmlich aber Schla-
ckenwalde. Um Irbersdorf wurden die ſchoͤn-
ſten Zinngraupen gebrochen, Lauterberg, Grau-
pen oder Krupkraw. Bekannte Bleywerke
waren Kaldebrun, Bleyſtadt, Rotenberg und
Ketyn. So gaben auch viele Silberwerke
Bley. Außerdem werden noch vom Mathe-
ſius andere boͤhmiſche Bergwerke genannt, als
Budweiß an der Molta unter Kormalaw,
Thabor an der Lusnitz, Droſſa, Brunnfells,
Pilgram ohnweit Iglaw, Fuͤrwitz unter Deut-
ſchenbrod an der Salnawa, Kuttenplan, Schel-
lenberg, itzt Niklasberg genannt, Sonnenberg,
Weißberg und Baſtianberg. Dieſe 4 letztern
wurden aus dem Joachimsthale mit Amt- und
Bergleuten verſehen. Die Zinnwerke Plat-
ten und Gottesgab, welche vor dem Jahre
1547 ſaͤchſiſch waren, und im Jahre 1532
aufkamen. In Platten waren ſonderlich Zinn-
graupen von allen Farben, auch waren daſelbſt
ſchoͤne Floͤße. Kaffen, Muͤckenberg ohnweit
Got-
[750] Gottesgab, Schoͤnfichten, Lauterbach, Ellbo-
gen, Schachwitz waren Zinnbergwerke; ſo
machte man auch in den letztern aus Alaunerz
ſchoͤnes Kupferwaſſer, daher im Kreis Elbo-
gen ein neu Kupferwaſſer- und Alaunbergwerk
war, wo man aus Kies einen ſehr hochfarbi-
gen Vitriol ſiedete. Agricola erwaͤhnt einer
Zinnſtadt. Ferner iſt Frubis, wo auch ein
Alaunwerk von Neidik und Lichtenſtadt. Das
Dorf Leſſa war ſonderlich ſeines Eiſenſteins
wegen bekannt, wo zwiſchen Schlackenwerde
und Carlsbad im elbogiſchen Kreiſe die Bau-
ern das Eiſen herauspfluͤgten: ſo fand man
bey Schlackewerde auch ſchwarze Graupen,
woraus man viel Gold zog. Sehr beruͤhmt
iſt das Bergwerk zu Joachimsthal, welches
im Jahre 1516 unter der Regierung K. Ma-
ximilian I. und im letzten Regierungsjahre
Vladislavs, Koͤnigs von Boͤhmen und Ungarn,
auf der Herrſchaft des Grafen Stephan Schlick
entdeckt, oder vielmehr von neuen und nach-
druͤcklicher aufgefunden wurde; die daſige Ge-
gend koͤmmt in den aͤltern Zeiten unter dem
Namen Conradsgruͤn vor, und man giebt die
vorzuͤglichen Wieſen, die in dieſer Gegend ge-
weſen, als die vorzuͤgliche Urſache dieſer Be-
nennung an. Schon vor Erfindung des
Hauptwerks ward daſelbſt ein weniges gebauet.
Der erſte Stollen wurde, nach dem Albinus,
von einem alten Bergmann, Caſpar Bach,
gegen die Zeche, welche nachher die alte Fund-
grube
[751] grube hieß, getrieben. Er erwaͤhnt aus dem
erſten Bergbuche, daß 1516 ein gewiſſer Ca-
ſtel Schreiner in der Conradsgruͤn einem Berg-
mann, Henſel Creutzing, ein Lehn verliehen,
welches der beſte Beweis iſt, daß ſchon damals
an dieſen Orten gebauet worden. In der Fol-
ge vereinigten ſich im Carlsbad einige Grafen,
Herren und Bergleute, hoben dieſen alten
Stollen auf und belegten die alte Fundgrube
wieder g).


Albinus ſchreibt das Aufnehmen des Joa-
chimsthals h) unter andern auch zu einem Lehr-
ſatze des Cariſtadts, welcher niemanden ſelig
preiſen wollen als den, der im Schweiß ſeines
Angeſichts ſein Brod aͤße. Daher die Leute
haͤufig den Schulen entgangen, und Handwer-
ker, vornehmlich auch Bergarbeiten geſucht.
Allein eine wichtigere Urſache war vermuthlich
die, daß viele benachbarte Werke lagen. Selbſt
die ſo reichen ſchneebergiſchen in dem Meißni-
ſchen lagen haͤufig wegen der Waſſerſchaͤden,
welche
[752] welche ein Wolkenbruch 1511 angerichtet.
Daher zogen die Bergleute haͤufig ſich dahin,
zumal da das Erz faſt ganz zu Tage und unter
der Dammerde ausbrach. Albin fuͤhrt die
verſchiedenen Bergmeiſter zu Joachimsthal
und die unter ihnen gebrochenen Erze an i).
Im Jahre 1516 waren unter dem Bergmei-
ſter Albrecht Beck, von Crucis bis Luciaͤ des
folgenden Jahres, 4 Gaͤnge fuͤndig, und es
fiel unter ihm, vermoͤge der Quartalſummen,
3999 Thaler Ausbeute. Von Luciaͤ des Jah-
res 1517 bis Luciaͤ 1518 waren vierzehn Ze-
chen und vier Gaͤnge fuͤndig, welche 58050
Thaler Austheilung gaben; von Luciaͤ 1518
bis 1520 waren 45 Zechen und 5 Gaͤnge fuͤn-
dig, und es fielen an Austheilung 206529 Tha-
ler; von Luciaͤ des Jahres 1520 bis Crucis
1525 waren 53 Zechen und 6 Gaͤnge fuͤndig,
welche 526836 Thaler Ausbeute gaben. Von
1525 bis Reminiſcere 1531 waren 50 Zechen
und 10 Gaͤnge fuͤndig, und es fielen, laut den
Quartalſummen, 776451 Thaler; von da an
bis 1537 wurden 58 Zechen und 17 Gaͤnge
fuͤndig, und es fielen 816957 Thaler; von
da an bis Reminiſcere 1531 wurden 199 Ze-
chen und 44 Gaͤnge fuͤndig, und die Ausbeute
betrug 1136748 Thaler; von da an bis Tri-
nitatis 1553 wurden 19 Zechen und 3 Gaͤnge
fuͤndig, und die Summe der Ausbeute war
126033
[753] 126033 Thaler; von Trinitatis 1553 bis
1558 wurden 40 Zechen und 5 Gaͤnge fuͤndig,
und es fielen 285219 Thaler; von Luciaͤ 1558
bis 1561 Luciaͤ wurden 21 Zechen und 4 Gaͤn-
ge fuͤndig, und die Austheilung war 159052
Thaler. Im Jahre 1518 erhielt es die erſte
Bergordnung von dem Grafen von Schlick,
da die Bergleute einen Aufſtand erregten und
nach Anneberg wichen k). Sie iſt damals
ſowohl aufgeſetzt als auch gedruckt worden.
Um dieſe Zeiten finden ſich viele Entdeckungen
zum Behuf des Bergbaues, welche ein Beweis
von dem damaligen Flor deſſelben ſind; denn
Beduͤrfniſſe veranlaſſen die Erfindungen, und
je mehr ein ſolches Werk bluͤhet, deſto mehr ent-
ſtehen dieſe Beduͤrfniſſe. So fuͤhrte 1519 l) ein
gewiſſer Paul Grommenſtetter von Schwatz,
welcher von Schneeberg dahin kam, die ſo vor-
theilhafte Sicharbeit im Joachimsthale ein,
wie er es vordem in Schneeberg gethan hatte;
man benutzte dadurch vielen Sand, den man
vorher ins Waſſer geſchuͤttet oder zu Gebaͤu-
den verarbeitete. Man errichtete 1521 ein
großes Pochwerk, und fieng an, uͤber die Plan
zu waſchen. Im Jahre 1551 wurde die erſte
Stangenkunſt gehaͤngt, 1559 erfand man im
Joachimsthale verſchiedene mechaniſche Anla-
gen, die uͤble Luft aus den Berggebaͤuden un-
ter
II.Theil. B b b
[754] ter der Erde zu bringen, und reine Luft hin-
unter zu fuͤhren. Es geſchah durch einen Zug,
durch welchen man gut Wetter in Roͤhren
durchs Geblaͤſe viele hundert Lachtern hinunter
brachte, da man vorher zwey Stollen mit vie-
len Unkoſten uͤber einander treiben mußte m),
und 1561 ward das Erzbrennen angerichtet.
Uebrigens ſollen im Joachimsthal 1519 die
erſten alten Joachimsthaler ſeyn gemuͤnzet
worden.


Man machte auch im Joachimsthale ver-
ſchiedene Erfindungen in der Bearbeitung der
Erze. Man erfand im Joachimsthal die Kunſt,
das Erz, ob es gleich nicht geſchmelzt war, zu
bearbeiten. Der Erfinder war ein Gold-
ſchmidt, und machte daraus viel Ringe und
Schauſtuͤcke. Man bediente ſich dazu ſonder-
lich des Glaserzes, ſo bleyfarben ausſah. Ein
beruͤhmter Kuͤnſtler in dieſer Art war Caſpar
Ulrich Buͤrger, der von ſolchem Glaserz auf
die obige Art ein Kunſtwerk verfertigte, das
auf der einen Seite die Auferſtehung Chriſti,
und auf der andern Seite den Sieg Carls V.
uͤber den Koͤnig von Frankreich Franz I. vor-
ſtellte. Ferner waren als ergiebige Werke be-
kannt Dornberg und Abertham, und das letz-
tere vorzuͤglich wegen der reichen Zeche auf St.
Lorenz oder Gottesgab. Im Jahre 1525
ward es ſchon bekannt; denn es findet ſich
ſchon
[755] ſchon damals ein Bergmeiſter, Hans Retz, am
Dornberg und Abertham: allein 1528 ent-
deckte ein Bergmann die reiche Zeche Gottes-
gab, worauf es 1529 erſt nachdruͤcklich ge-
bauet zu werden anfieng. Man brach, nach
dem Zeugniß des Albinus, auf dieſer erſten
Zeche St. Lorenz auf Abertham ſo viel gedie-
genes Silber, als bey Menſchengedenken noch
nirgends gefunden worden, ausgenommen St.
Georgen auf dem Schneeberg. Man hat be-
rechnet, daß die Ausbeute, ſo auf St. Lorenz,
Gottesgab, Fundgrub und Zug gefallen,
289992 Fl. betragen, und von 1531 bis Tri-
nitatis 1558 auf einen Kux Ausbeute gefallen
1509 Fl., und die Geſchichte ſagt, daß man
Stuͤcken Silber gegraben, die 1 und 2 Cent-
ner gewogen, und Agricola ſagt, daß man
zu Abertham, von der Erfindung des Werks
bis auf ſeine Zeiten, gegen 300000 rheiniſche
Goldguͤlden an Silber ausgegraben n). Man
ſiehet aus den vielen angelegten Werken die
Staͤrke des Bergbaues daſelbſt. Man ſchuͤtzte
1539 die Palgenkunſt auf Abertham an, man
haͤngte 1540 die Waſſerkunſt auf St. Lorenz,
1563 richtete man daſelbſt eine Kunſt, welche
Waſſer und Berg hob o). Außerdem, daß man
B b b 2auf
[756] auf Abertham ſo reiches Silber brach, fand
man daſelbſt auch viel Queckſilbererz.


Um von der Eintraͤglichkeit des Joachims-
thals mehrere Beweiſe zu haben, will ich hier
die Nachrichten benutzen, welche Albin aus
den Bergbuͤchern anfuͤhrt. Er giebt in ſeiner
Bergchronik die vornehmſten Zuͤge vom An-
fang des Joachimsthals bis 1563 an. Schwei-
zersgang am Schottenberge hat gegeben
560892 Thaler, und gieng an 1526 Trini-
tatis. St. Paulus oder der Kuͤhgang am
Kohlberge und Tuͤrkner, gieng an Luciaͤ 1520,
und gab 510711 Thaler. Geyeriſcher am
Schottenberg und Tuͤrkner gieng an Crucis
1517, und gab 343527 Thaler. St. Andreas-
gang am tuͤrkner Kohlberg und Schottenberg
gieng an 1517, gab 348687 Thaler. Reich-
geſchuͤnbergang am Kohlberg, Schottenberg
und Pfaffenberg gieng an Crucis 1518, und
gab 291669 Thaler. Heliasgang am Niklas-
und Weinberg gieng an Luciaͤ 1536, gab
159573 Thaler. Einigkeit auf der Reichen-
geſchuͤnber und St. Paulusgang am Kohl-
berg gieng an Luciaͤ 1530, und gab 129903
Thlr. St. Johannisgang am Niklas- und
Wernsberg gieng an 1537, und gab 116874
Thaler. Heilig Dreyfaltigkeitsgang am Tuͤrk-
ner und Schottenberg, gieng an 1517, und
gab 107070 Thaler. Schoͤne Mariegang am
Mittel- und Arlsberge gieng an Reminiſcere
1551, und gab 79464 Thaler. Huͤlf Gottes-
gang
[757] gang am Dornberge gieng an Luciaͤ 1540, und
gab 68241 Thlr. Roſe von Jerichogang am
Kohlberge gieng an Crucis 1520 und gab
61404 Thaler. Polus arcticus, oder heiligen
Geiſtgang am Schottenberg gieng an Crucis
1536, und gab 35475 Thaler. Schindlers-
gang am Pfaffenberg und Muͤckner, 32379
Thaler, und gieng an Crucis 1519. St. Hie-
ronymusgang am Niklasberg gieng an Remi-
niſcere 1544, und gab 25621 Thaler. St.
Dorotheagang am Keyl- und Niklasberge fieng
an 1519 Reminiſcere, und gab 24123 Thlr.
Gottesgabegang am Dornberg fieng an Luciaͤ
1532, und gab 23478 Thaler. Auf S. Ka-
tharina im Reichenerben Voitlaͤnders Lehen
am Schottenberg von Trinitatis an 1520 bis
1552 Luciaͤ, Summa 623 Fl. Auf St.
Helena nach Reichemgeſchuͤeb Huberslehen am
Schottenberg, von Trinitatis im Jahr 1525
bis auf Luciaͤ 1561, Summa 558 Fl. Auf
S. Katharina Sternsfundgrub am Schotten-
berg, von Trinitatis 1526 bis auf Luciaͤ 1561,
Summa 1452 Fl. p). Auf St. Wenzel am
B b b 3Kohl-
[758] Kohlberg, von Reminiſcere 1528 bis Trini-
tatis 1560, 1009 Fl. Auf der Einigkeit am
Kohlberge von Luciaͤ 1530 bis auf Luciaͤ 1561
gewann man 1015 Fl. Dieſe Zeche gab be-
ſtaͤndig Ausbeute, und war die tiefſte Grube
im Thal, darinnen man bis auf 220 Lachtern
geſunken. Auf St. Paul bey den hohen Tan-
nen am Kohlberg gewann man von Crucis
1531 bis Trinitatis 1559 1014 Fl. Auf der
ſchoͤnen Marie Fundgrub am Mittelberg ge-
wann man von Crucis 1554 bis Luciaͤ 1561
522 Fl. Auf der reichen St. Barbara machte
man aus einem Faͤßchen Erz von ungefaͤhr 3
Centner 500 Mark Blickſilber. Auf dem Zug
Hettersberger fiel einmal auf ein Quartal an
beyden Gebirgen auf 24 Zechen zugleich Aus-
beute. Im Jahr 1533 war im Thal, da es
auf S. Lorenz und Abertham ſchon gut ſtand,
auf das Quartal Trinitatis 14000 Mark,
d. i.
p)
[759] d. i. 70 Centner Silbers in Zehenden ausge-
fallen und 72000 Fl. Ausbeute gewonnen wor-
den. Einige deutſche Gedichte vom Joachims-
thale ſagen, daß auf ein Jahr 300 Centner
Silber gefallen. Vom Jahr 1516 bis Re-
miniſcere 1560 fiel allein im Thal 4049568
oder 40 Tonnen Goldes Ausbeute, ohne die
Abgaben an die Obrigkeit und den Aufwand
auf Huͤttenkoſt.


Das Silber im Joachimsthal brach uͤbri-
gens gemeiniglich in Kobald, Kies, Glanz,
Wißmuth, Glockenſpeis, ſchwarze, gelbe und
andern mineriſchen Arten, die voll Schwefel,
und ſichtiges ſowohl als unſichtiges Silber wa-
ren. Im Jahr 1559 brach auf der ſchoͤnen
Maria weißguͤldig Erz, theils eckicht in Wuͤr-
feln, theils ſtriemicht wie Spießglas, welches
man damals als eine Seltenheit anſah q).


In Boͤheim waren die Zinnwerke ſehr wich-
tig. Beruͤhmt waren vornehmlich die auf dem
Perling beym Abertham, zur Lichtenſtadt und
Neideck, wo man viel gute Zwitter hauete und
ſeifte; der Hengſt war vorzuͤglich beruͤhmt;
fodann Schlackewalde, wo man 1549 eine
Stufe gediegenes Zinn von zwey Centnern
fand: nicht weit davon iſt Schoͤnfeld und Lau-
terberg. Man bauete es ſonderlich auf drey
verſchiedene Arten. Man fand es entweder
in ſtreichenden Gaͤngen und Floͤtzen wie andre
B b b 4Me-
[760] Metalle, oder in ganzen Stoͤcken: ſo nennt
man es alsdenn, wenn eine Gewerkſchaft 14
Lachter ins Gevierte in einige tiefe Seiger ge-
richtet war, oder man bauete es mit einem
Werk unter dem Mot, welches man ſeifte r).


Wißmuth fand man in Boͤheim bey Aber-
tham, ingleichen in dem Joachimsthal und
zur Plane s). Man fand in Boͤheim auch
verſchiedene metallreiche Kieſe: der zu Kutten-
berg in Boͤheim gab Silber und Kupfer, der
auf dem Kupferberge in Boͤheim gab nur Ku-
pfer. Im Kreis Elbogen ſotte man daraus
einen ſehr hochfarbigen Vitriol und Alaun.
Zu Kromenau in Maͤhren ſotte man aus ei-
nem Kieſe Schwefel. Auch der Kobald war
im 16ten Jahrhunderte in Boͤheim ſehr ge-
mein t). Man fand ſie vornehmlich auch im
Joachimsthal und auf dem Sonnenwirbel, wo
ein Kobald brach, der ſich anzuͤnden ließ, und
gleich einem Agtſtein hell brannte, bis ſich der
Schwefel und das Fett verzehrt hatte und das
Queckſilber verraucht war u).


An Steinen fand man den Cittrin, eine
Art von Iris, die aber nicht ſo rein von Far-
ben
[761] ben und nicht ſo weiß und licht iſt v). Man
fand viel Granaten unweit Leitmeritz auf dem
Felde nach Tribenitz zu, ingleichen zu Lotten-
dorf, nach dem Katernberge zu, und in einem
Brunnen zwiſchen Koͤnigswart und der Stadt
Plana, und in Schleſien am Rieſenberge.
So fand man auch in Schleſien bey Striegau
viel Jaſpis. Magneten fand man in Boͤheim
bey dem Dorfe Leſſa zwiſchen Schlackewerde
und Carlsbald. Man brach auch Glaskoͤpfe
und Blutſtein; die auf den Platten brauchten
die Toͤpfer zu einer braunen Farbe. Silber-
oder Federweiß fand man in Boͤheim bey Wil-
denſtein und am Fluſſe Eger, wo es faſt eine
Goldfarbe hatte. Eines andern eiſenfarbigen
Silberweißes gedenkt Kentmann in dem Boͤh-
miſchen. Einen ſchneeweißen Marmor fand
man im Carlsbade x), ingleichen einen roth-
braunen und fleiſchfarbenen y).


Als Baͤder waren in Boͤhmen ſchon da-
mals bekannt das Carlsbad und das Toͤplitzer.
Das Carlsbad wurde 1370 durch einen Hund,
B b b 5wel-
[762] welcher ſich verlief, entdeckt, wenigſtens giebt
Albin deſſen Urſprung alſo an z). Carl IV.
ließ es hierauf anbauen. Nach den Unterſu-
chungen der Aerzte der damaligen Zeiten fuͤhrte
es Schwefel und Alaun bey ſich, wenigſtens
giebt dieſes Leonhard Fuchs und Johann Guͤn-
ter bey dem Albin an a), und Sommer ſetzte
noch den Salniter und Chalcant dazu, Goͤbel
aber gab den Kalkſtein als uͤberwiegend an.
Das toͤplitzer hingegen fuͤhrt Schwefel, Niter,
Bergwachs, Alaun und Kalkſtein. Außen
war noch ein anderes zwiſchen Boͤhmen, Schle-
ſien und der Oberlauſitz, und ein anderes bey
dem Schloſſe Neuenhaus.


Sehr natuͤrlich iſt fuͤr die Geſchichte der Ue-
bergang von dem Boͤhmiſchen zum Schleſiſchen,
wo ſich zwar ſchon alte Spuren vom Bergbau
finden, die uns aber hier nichts angehen. Das
ſehr alte ſchleſiſche Bergwerk, der Goltberg ge-
nannt, war zwar im ſechzehnten Jahrhunderte
nicht mehr im Gange: allein eine ſchoͤne Berg-
glaſur brach man noch in dieſen Zeiten beym
Goltberg, woraus man auch Gold machte b).
Ein
[763] Ein anderes Goltberg war Reichſtein gegen
Maͤhren zu, es war im 16ten Jahrhunderte
ſehr beruͤhmt, man ſchmolz daſelbſt Gold aus
einem groben Kies. Nicht weit von dieſem
war Alteberg, wo man auch Gold und Silber
aus Kies machte, der Zuckmantel unweit vom
Geſenk, und der Kupferberg an der Bober,
nicht weit vom Goldberge, welcher gutes Ku-
pfer fuͤhrte, wo auch viel Kupferwaſſer aus
Kies gemacht wurde. Bey Sagan gegen der
Lauſitz zu waren ſehr anſehnliche Eiſenhaͤmmer,
wo das Eiſen binnen 10 Jahren wieder wuchs;
uͤberhaupt war die ganze Gegend von Sagan,
Sorau, Sprottau und Goͤrlitz ſehr reich an
Eiſen. Bey Striga an der Zyel brachen ſchoͤ-
ne Steine, die dem Tuͤrkis gleich ſcheinen, und
zu Landshut fand man viel Edelſteine. Zu
Reichenbach in Schleſien brach ein Kies, wel-
cher Gold und Silber gab c).


In den oͤſterreichiſchen Erblanden machte
ſich in dem ſechzehnten Jahrhunderte um den
Bergbau K. Maximilian I. verdient, welcher
eine
b)
[764] eine Bergordnung ergehen ließ. Kaiſer Fer-
dinand I. publicirte im Jahr 1553 in den nie-
deroͤſterreichiſchen Landen eine in 208 Artikeln
beſtehende Bergordnung, darinnen die vom
Kaiſer Maximilian ehemals vorgeſchriebene
durchgeſehen, und dabey verordnet wurde, daß
dieſe von neuem durchgeſehene Bergordnung
jaͤhrlich zweymal, auf Pfingſten und Weih-
nachten, oͤffentlich abgeleſen werden, und je-
der, der es verlangte, gegen die Gebuͤhr Ab-
ſchrift davon haben ſolle.


In dem Weſtphaͤliſchen waren die Gold-
werke zu Schlichhauffen und Curbach wegen
des baldigen Wiederwuchſes des Goldes be-
ruͤhmt d).


Der Fichtelberg, jenes ſo wichtige Gebirge
Germaniens, ward auch damals fuͤr viele Laͤn-
der durch Bergwerke wichtig; in dem fraͤnki-
ſchen Gebiete der Markgrafen von Branden-
burg lagen, vermoͤge einer brandenburgiſchen
Bergfreyung vom Jahre 1539, folgende Berg-
werke, naͤmlich der Fichtelberg, Weiſſenſtaͤdt,
Goldkranach, Muͤnchsberg, Sparneck, Ge-
fres, Berneck, Lichtenberg e). Das zu Gold-
kra-
[765] kranach war, nach dem Zeugniß des Agricola
und des Muͤnſters, ſo ergiebig, daß die Mark-
grafen woͤchentlich 1500 rheiniſche Guͤlden da-
von gezogen haben.


Sonſt waren in dem Fraͤnkiſchen auch noch
gute Kieſe und Magnetſteine. Ein Queckſil-
berwerk war zu Koͤnigſtein, und Kupfer fand
man auf dem Kupferberge, der eben daher den
Namen hat.


In der Pfalz waren ſonderlich viele Eiſen-
werke, die ſich aus den aͤltern Zeiten daſelbſt
erhalten, es waren ſonderlich viel Hammer an
der Vils, Nab, Pegnitz, das wichtigſte Werk
aber war zu Sulzbach an der Vils. Es findet
ſich daher auch in dieſem Jahrhunderte eine
churpfaͤlziſche Hammerwerksordnung, die zu
Amberg 1583 erſchien. Es finden ſich Nach-
richten, daß man aus der Oberpfalz bis in
das Meißniſche nicht ohne Vortheil nach Ei-
ſen geſchuͤrft. Ein Bleywerk war in dem
Nordgau dieſſeits der Donau, wie es in den
aͤltern Zeiten hieß, oder in der Pfalz der Bley-
berg, und ein anderes zum Tanzplatz, deſſen
Matheſius erwaͤhnt f). Zu Ehrendorf brach
ein vorzuͤglicher Kies, der gold- und bleyfar-
ben ſah, ein Silberwerk war zu Schreiſſen g),
deſſen Agricola erwaͤhnt.


Weiter
[766]

Weiter hinter dieſen Gebirgen, welches man
damals das Oberland nannte, ſonderlich in
Kaͤrnthen, brach viel goldhaltiges Silber. Vil-
lach war wegen ſeiner Bleywerke beruͤhmt; ſo
waren auch beruͤhmte Vergwerke St. Veit,
Schlaͤmingen, Modereck, Steinfeld, Mand-
ling, Zweyring, Frieſach, Wachſenſtein, Kor-
bach, Melach, Altenhauſen, Windiſch, Roß-
wald, in der Geel, Zuckenhut, Muͤrzthal,
Dalach, Laurenthal, Idria, ein Bleywerk
bey Villach. Noch im ſechzehnten Jahrhun-
derte behielt Steyermark ſeinen alten Ruhm
in Eiſenwerken h), und die Tuͤrken zogen ſon-
derlich daher ihre ſo vorzuͤglichen Waffen, vor-
nehmlich war am Vorder- und Hinterſprey gu-
ter Stahl. Man fand auch daſelbſt ein weiſ-
ſes Gold, das erſt im Feuer ſeine natuͤrliche
Farbe bekam. Die reichen ſteyeriſchen Eiſen-
gruben auf dem Arzberge waren nach den Jahr-
buͤchern des Landes zuerſt belegt worden im J.
712 nach Chriſti Geburt i). In Kaͤrnthen
waren
g)
[767] waren ſehr anſehnliche Goldbergwerke; ſo wa-
ren dergleichen bey Villach, und noch beſſer
gegen den Norkau, im ſalzburgiſchen Gebiete
bey Rawris, deſſen Golderze aber nicht reich-
haltig waren, ſondern deſto aͤrmer wurden, je
tiefer ſie brachen; Gaſtrien, Enncaperg,
Ramſthal, Brixenthal, Pinzgaw, Rachſtaͤdt,
Schlemming, welches eigentlich zu Kaͤrnthen
gehoͤrte, die ſalzburgiſchen Praͤlaten oder Bi-
ſchoͤfe hatten den Niesbrauch davon. Außer-
dem fand man bey den rawriſiſchen Werken auch
noch Zink, und ſchmolz aus Silber Gold, weil
daſelbſt guͤldiges Silber brach k). Zu Hut-
tenberg und Friſach waren gute Eiſenwerke.
In Tyrol waren die vorzuͤglichſten Bergwerke
Schwaz, Sterzingen l), Brixen, Roten-
berg, Kitzpuͤel, Roterpuͤhel, Hall im Inthal,
Golſenſaß, Klauſen an der Etſch, Terlen,
Promer, Inichen, Toblich und Linz, die Mark
Goſſaw, Leuntzſch bey Hall, zu Muͤhlbach
ohnweit Inſprug waren gute Eiſenwerke, und
es wurden daſelbſt vornehmlich gute Harniſche
gemacht. Auf dem Nansberge, drey Meilen
von
[768] von Trient, brach Gold, Silber, Kupfer,
Bley, Stahl und Eiſen. Schwaz m) war
durch ſeine Bleywerke ſonderlich im ſechzehnten
Jahrhunderte bekannt.


Unter die Schriftſteller des 16ten Jahr-
hunderts gehoͤrt Georg Komerſtaͤdt, der zu
Meiſſen 1498 geboren war, ſtand ſonderlich
bey Herzog Heinrich und George, ingleichen
bey Moritz und Auguſt in großem Anſehen.
Agricola ſchreibt ihm verſchiedene Werke zu n).
Er ſtarb als D. der Rechte und als Rath 1560.
Allein wichtiger iſt Georgius Agricola o), der
1494
[769] 1494 zu Glauche den 24 Maͤrz geboren ward,
welcher erſt zu Zwickau Schullehrer ward, dar-
nach
o)
II.Theil. C c cLiber
[770] nach nach Leipzig zog, und endlich in Italien
Doktor der Arzeneygelahrheit wurde. Als
Phy-
o)
[771] Phyſikus im Joachimsthal ſchrieb er ſein erſtes
Bergbuch, welches er Bermannum nennete,
und 1528 erſchien, wodurch er zuerſt einen
Namen erhielt, ſodann kam er nach Chemnitz,
und leiſtete da dem Hauſe Sachſen in der Lan-
desgeſchichte und dem Bergwerksweſen große
Dienſte. Er wurde fuͤr Sachſen ein Albertus
Magnus. Er iſt ein ſehr wichtiger Schrift-
ſteller fuͤr die Statiſtik und den Bergbau der
meißniſchen und thuͤringiſchen Gegenden, und
ward daher auch von den Fuͤrſten des Landes,
C c c 2ſo
o)
[772] ſo wie von den gleichzeitigen Gelehrten, ſehr ge-
ſchaͤtzt. Ein anderer namhafter Schriftſteller
der damaligen Zeiten, ob er gleich nicht ſo ſehr
beruͤhmt und verdient war, iſt Johannes Ma-
theſius, der 1504 zu Rochlitz geboren war.
Er iſt einer von denen, die um die reine deut-
ſche Sprache zu den damaligen Zeiten, nach
dem Zeugniß des Albins, viel Verdienſte hat-
ten. Er ſtarb 1566 im Joachimsthal als
Prediger. Seine vorzuͤglichſte Schrift, die
hierher gehoͤrt, iſt die Sarepta, welches eigent-
lich eine Bergpoſtille iſt und ſechzehn Predigten
enthaͤlt, darinnen er von Metallen und Me-
tallarien handelt, und alles, was in der heili-
gen Schrift von Metallen ſtehet, anfuͤhrt und
erlaͤutert; auch hat er dabey eine kurze Chro-
nik des Joachimsthals geliefert p). Ein an-
derer wichtiger Schriftſteller iſt Georgius Fa-
bricius, der 1516 zu Chemnitz geboren ward.
Er zeugte auf der Schule ſonderlich viel An-
lage zu einem guten Schauſpieler in den Schul-
komoͤdien q). Er that verſchiedene Reiſen nach
Italien in der Geſellſchaft eines von Werthern.
Das Verzeichniß ſeiner Buͤcher, deren ſehr
viele ſind, findet ſich bey dem Albin. Er war
Dich-
[773] Dichter, Critiker, Antiquar, Hiſtoriker und
Bergwerksverſtaͤndiger.


Johann Kentmann, welcher 1518 zu
Dresden geboren war. Er ſtudirte in Ita-
lien, und war zu Torgau der Arzneykunſt
Doktor. Er ſchrieb vornehmlich ein Werk zum
Bergbau, welches ein Verzeichniß der Mine-
ralien enthielt r), wozu ihm Fabricius viel
Beytraͤge gegeben s). Unter die Bergbau-
ſchriftſteller des ſechzehnten Jahrhunderts ge-
hoͤrt auch Petrus Albinus, ein churſaͤchſiſcher
Sekretair, der um das J. 1589 ſchrieb. Er ver-
dient hier eine Stelle, theils durch ſeine meiß-
niſche Land- und Bergchronik, theils auch durch
ein Lexicon Metallicum, worauf er ſich in der
Bergchronik beruft t). Es enthaͤlt vornehm-
C c c 3lich
[774] lich vieles zur Bergwerksgeſchichte, ſowohl der
meißniſchen insbeſondre, als auch zum Theil
anderer Lande. Er hat vieles aus dem Agri-
cola, aus dem Fabricius und Kentmann ge-
ſchoͤpft. Außer dieſen gehoͤren unter die
Schriftſteller des ſechzehnten Jahrhunderts
vom Bergbaue noch Becht u) und Erasmus
Reinhold v); der letztere iſt der erſte Schrift-
ſteller in der Markſcheidekunſt. Becht aber
iſt, nach dem Zeugniß des Verfaſſers der Er-
gaͤnzungen oder Anmerkungen zu Schrebers
Geſchichte der Cameralwiſſenſchaften, nichts
anders, als eine aͤltere Ueberſetzung des Berg-
buchs des Agricola w). Geßner, jener ſo große
Naturforſcher des ſechzehnten Jahrhunderts,
vergaß auch dieſen Gegenſtand der Naturge-
ſchichte nicht, ſondern behandelte in einem zu
Zuͤrch
t)
[775] Zuͤrch 1565 erſchienenen Werke das ganze
Mineralreich x).


Im ſiebenzehnten Jahrhunderte.


In dieſen Zeiten litten die Bergwerke, we-
nigſtens in einem großen Theil der deutſchen
Bergwerkslande, viel durch die Kriege, die
dieſes Jahrhundert merkwuͤrdig machen. Wir
nahen uns zuerſt dem ſaͤchſiſchen Bergbaue,
der in dem meißniſchen Erzgebirge zu Anfange
dieſes Jahrhunderts noch immer bluͤhete.


In den ſchneebergiſchen Werken hatte zwar
der ungeheure Reichthum etwas nachgelaſſen,
und ſie gaben von 1598 bis 1605, von 1607
bis 1621, und von 1626 bis 1646, und alſo
zu 15 und 20 Jahren keine Ausbeute. Es
finden ſich Nachrichten, daß um das Ende
des Jahres 1617, wo keine Ausbeute von Sil-
ber gefallen, nach Abzug aller Unkoſten, an
400 Thaler gewonnen worden, welches ein
unendlicher Abſtand gegen die vorigen Schaͤtze
war. Deſto wichtiger aber wurde der ſchnee-
bergiſche Bergbau itzt durch die Kobalde. Man
hatte bisher die Kobalde, deren großen Nu-
tzen man wenig oder nicht kannte, faſt gar
nicht geachtet. Die mehreſte Aufmerſamkeit
ſcheint ein gewiſſer Chriſtoph Schuͤrer, ein
C c c 4Glas-
[776] Glasmacher von den Platten, welcher nach
Neudeck auf die Eulenhuͤtte zog, und daſelbſt
Glas machte, erregt zu haben. Er war einſt
zu Schneeberg, und ſah daſelbſt ſchoͤn gefaͤrb-
ten Kobald liegen, er nahm etliche Stuͤcke mit
ſich nach Hauſe, probirte es im Glasofen, und
ſah, daß es ſchmolz; er that Aſche und die uͤbri-
gen zum Glas gehoͤrigen Erforderniſſe dazu,
und machte daraus ein ſchoͤn blaues Glas. Er
ſann noch weiter nach, und machte etliche
Schachteln voll blauer Farbe fuͤr die Toͤpfer.
Dieſe Farbe kam nach Nuͤrnberg, ward ſehr
bewundert, und den Hollaͤndern gewieſen.
Dieſe forſchten nicht allein, wo ſie gemacht
wuͤrde, ſondern kamen ſelbſt nach Neudeck zu
dem Meiſter, lernten ihm die Kunſt ab, und
beredeten ihn, mit nach Magdeburg zu ziehen,
und einige Proben von ſchneebergiſchen Kobal-
den zu machen, ſchickten ihn aber wieder zuruͤck
anheim. Dieſer Schuͤrer baute dann eine klei-
ne Muͤhle, nur mit Schwangraͤdern, weil es
aber zu ſauer ward, richtete ers ans Waſſer,
und ein Centner Farbe koſtete erſt hier 7 und
einen halben Thaler, in Holland 50 bis 60
Gulden. Die Hollaͤnder bauten in ihrem Lan-
de 8 Farbemuͤhlen, hatten aber keine Kobal-
de, ſondern ließen dieſelben geroͤſtet in Schnee-
berg kaufen. Dem Churfuͤrſten Johann Geor-
ge I. ſtellte man vor, wie durch das Farbema-
chen auch die giftigen, ſonſt unnuͤtzen Kobalde
koͤnnten verbraucht und theuer ausgebracht wer-
den,
[777] den, wenn man den rechten Vortheil wahr-
naͤhme und von den Hollaͤndern haben koͤnnte.
Denn die Schneeberger hatten bemerkt, daß
ein Centner desjenigen, was Speiſe genennt
wuͤrde, und im Roͤſten der Kobalde abtriefe
und weggeworfen wuͤrde, beſſer ſey als 10 an-
dre. Der Churfuͤrſt ſchickte nach Holland,
ließ zwey Farbenmacher holen, gab 1000 Fl.
Verlag, und ließ auf dem Schneeberg ſolche
Farbemuͤhlen machen. Ihnen lernte es Hans
Burghard, Kaͤmmerer und Handelsmann in
Schneeberg, ab, und verderbte damit die 11
Farbemuͤhlen auf der Platten, darunter Lorenz
Breckau die erſte gebauet, und ſich dadurch
wohl bereichert hatte. Paul Nordhof, ein
Frieslaͤnder, wohnte auf der Zwittermuͤhle,
uͤbertraf im Farbemachen alle, und dieſe, die
ihn beneideten, vertrieben ihn unter dem Vor-
wande der paͤpſtlichen Religion. Er wandte
ſich darauf nach Annaberg, nachdem er zuvor
auch zu Schneeberg 10 Jahre Farbe gemacht,
nahm auf Verlag Sebaſtian Oehms, Kauf-
herrns zu Leipzig, den Huͤttenhof zu Annaberg
auf, und bauete die Farbemuͤhle 1649 im
October. Er ſelbſt wurde Faktor, der Anfangs
jaͤhrlich 10000 Thaler in Haͤnden zum Vor-
rath und Bezahlung der Arbeiter hatte, und
dadurch wurden die annabergiſchen Kobalde
genutzt. 1659 hatte er 8000 Centner im
Vorrath, da ſich andre Bergſtaͤdte auch dar-
auf gelegt, ſo daß die Farbe ins Stecken gera-
C c c 5then.
[778] then. Die Kobalde waren außerordentlich er-
giebig. Melzer in der ſchneebergiſchen Chro-
nik fuͤhrt aus dem Kobaldbuche den jaͤhrlichen
Ertrag ſeit den Jahren 1620 an: in dieſem
Jahre gewann man 8462 Kuͤbel, welche nach
verſchiedenen Taxproben 33189 Guͤlden 18
Gr. betragen. Im Jahr 1621 gewann man
9016 Kuͤbel, welche nach dem Tax 36809
Guͤlden 5 Gr. 3 Pf. machten. 1622 gewann
man 9582 Kuͤbel fuͤr 39414 Guͤlden. 1623
6465 Kuͤbel fuͤr 31421 Guͤlden. 1624 ge-
wann man 7053 Kuͤbel fuͤr 32048 Guͤlden.
Dieſes war der Gewinn von 30 bis 40 Ze-
chen. In den folgenden Jahren wurde die-
ſer Bau durch den Krieg unterbrochen und ge-
ſtoͤrt, auch hoͤrten die Contrakte eine Zeit lang
auf, und man war genoͤthigt, den Kobald
wohlfeil zu verſchleudern.


Allein von dem Jahre 1630 an gieng es
wieder etwas beſſer. Man bauete in dieſem
Jahre 20 Zechen, und gewann 2731 Kuͤbel.
In den folgenden nahm es bald ab bald zu;
ſo bauete man 1631 noch 18 Zechen, 1632
und 1633 12 Zechen, 1634 und 1635 nur
6 und 9 Zechen, 1638 wurden 28 Zechen ge-
baut, und gewann davon 4033 Kuͤbel y). Im
Jahre 1642 ward das Meſſen nach Kuͤbeln
abgeſchafft, und dagegen der Centner ange-
nom-
[779] nommen z). In dieſem Jahre erfolgten 1844
Centner, in dem Jahre 1647 3292 Centner,
und ſo fuͤhrt Melzer am erwaͤhnten Orte die
Gewinne aller Jahre bis auf ſeine Zeiten an.
Im Jahre 1683 war der Contrakt auf 5000
Centner. Man erſiehet hieraus, wie ergiebig
dieſer Bergbau fuͤr die Stadt in dieſen Zeiten
geweſen. Die ſaͤchſiſche Regierung nahm ſich
dieſes ſchneebergiſchen Kobaldwerks nachdruͤck-
lich an. Chriſtian II. errichtete zu Befoͤrde-
rung des Bergbaues eine Kobaldkammer a),
wie auch eine Safflorfarbehandlung b). Jo-
hann Georg, da ſie nach dem Jahre 1620 ſo
zu fallen anfieng, verlangte eine Berichtser-
ſtattung wegen des Verfalls. Er uͤberließ
1624 dieſe Handlung an ſeinen Kammer- und
Bergrath von Brandenſtein; allein auch dieſe
wurde aufgehoben, weil man es fuͤr den Berg-
bau nachtheilig fand, und 1627 eine andere mit
fremden Kaufleuten geſchloſſen, ja 1628 die
freye Handlung unterdeſſen auf eine Zeit lang
verſtattet, bis 1641 wiederum neue Contrakte
in Vorſchlag kamen, welche auch 1642 an-
fiengen c). Es wurde damals auf 6 Jahre
geſchloſſen, und 3 unterſchiedene Proben ge-
ſetzt. 1649 wurde abermals auf 6 Jahre
geſchloſ-
[780] geſchloſſen, und auf 4 Proben geſetzt. Und
ſo giengen die Verlaͤngerungen von Zeit zu
Zeit fort.


In dieſem Jahrhunderte gieng ſonderlich
eine wichtige Veraͤnderung in der freybergi-
ſchen Bergverfaſſung vor. Man hatte, wie
oben in der Geſchichte des ſechzehnten Jahr-
hundertes erinnert worden, daſelbſt immer
nach zwey und dreyßig Theilen die Grubenge-
baͤude gerechnet. Allein in dieſem Jahre, im
Quartal Luciaͤ, fieng man zuerſt an, die Aus-
beuten nach 128 Kuxen zu vertheilen d).
Uebrigens waren die freybergiſchen Gruben in
dieſem Jahrhunderte ſehr eintraͤglich. Die
Silbergruben daſelbſt brachten 1696 in einem
Jahre an Brandſilber beym Zehntneramte
ein, 17166 Mark, welches nach jetziger Waͤh-
rung 183204 Reichsthaler ausmacht e).


Von den Erzen, die man in dieſen Zeiten
in dem plauiſchen Grunde findet, giebt uns
ein gewiſſer Johann Beggen in Horns Hand-
bibliothek Nachricht f). Nach dieſem Be-
richt enthielt die Gegend von Dresden nach
dem Schweizerbette zu, Gold und Silber, in-
gleichen bey Coſchitz, ferner weiter hin in dem
Grun-
[781] Grunde; man fand daſelbſt in einem Bache,
der in die Weiſſeritz lief, gediegene Goldkoͤr-
ner, die ſehr ſchwarzbraun ſahen. Eine hal-
be viertel Meile vom Schweizerbette fand man
einen maͤchtigen Kupfergang und Rothguͤlden-
erz, bey dem Kiefernbuſch fand man ebenfalls
dergleichen, wie auch Kupferglaserz, weiter
an dem Gebirge hin, in einer rothen Hoͤhle,
fand man Spuren von einem großen Schatze
von Roth- und Weißguͤldenerz. In einem
Fluͤßchen, das vom Windberge herab kam,
fand man viel Goldkoͤrner. Im tarantiſchen
Walde liegen Erze und Kupfergaͤnge, ſo wie
unter Heckendorf ein ſilberreiches Bergwerk
lag. Der gruͤne Stolln hielt viel Rothguͤl-
den- und Glaserz, und bey Heckendorf wurde
1660 gediegenes Silber ausgeackert.


Auch faͤllt in dieſe Zeiten die Errichtung
oder Verneurung des Kupferwerks zu Botten-
dorf im Weiſſenfelſiſchen. Schon vor Alters
bauete man daſſelbe, allein die Alten ſcheinen
nie auf den Floͤtz gekommen zu ſeyn, im drey-
ſigjaͤhrigen Kriege blieb es liegen. Im Jahre
1685 nahm es der Herzog Johann Adolf von
Weiſſenfels von neuem wieder auf, ließ einige
Schaͤchte abſenken, und im folgenden Jahre
1686 einen Schmelzgraben aus der Unſtrut
bis an das roslebiſche Wehr ſtechen, an wel-
chen in eben dieſem Jahre eine Schmelzhuͤtte
mit drey Oefen erbauet wurde g).


Es
[782]

Es entſtand um das Jahr 1654 die Berg-
ſtadt Johanngeorgenſtadt durch Boͤhmiſche
fluͤchtige Bergleute, die aus der Stadt Plat-
ten vertrieben waren, und die ſich hier anbaue-
ten. Die Stadt wurde nach Johann Geor-
gen genannt. Anfangs war hier nur Zinn.
Allein 1662 entdeckte man einen Silberan-
bruch, und hierauf entſtand auch die Silber-
huͤtte. Zuweilen findet man hier auch Ku-
pfererze; die Kobalte aber die man findet,
werden nach Schneeberg abgeliefert.


Im ſiebenzehnten Jahrhunderte finden
wir den naͤmlichen Eifer bey der ſaͤchſiſchen
Regierung fuͤr den Bergbau, den ſie im 16ten
Jahrhunderte zeigte. Churfuͤrſt Chriſtian II.
ließ 1609 einen Befehl ergehen, wie in ſtrei-
tigen Bergſachen zu verfahren, und daß we-
der Regierung noch Oberhof- und Appella-
tionsgerichte dergleichen fuͤr ſich ziehen ſoll-
ten h). Es ergieng ein ſolcher Befehl ſowohl
an die Cammer, als auch an das Oberhofge-
richt und die Landesregierung. So bemuͤhe-
te ſich der naͤmliche auch in einem beſondern
Patent von 1609 den Beſchwerden auf dem
Zwitterſtock zum Altenberg und Geißing, we-
gen allerhand Untreu und Diebſtahl des Zinns
abzuhelfen. Johann Georg I. ließ 1612 eine
Gruͤnthaler Seigerhuͤttenordnung ergehen,
und
[783] und es ſcheint, daß ſchon vorher dergleichen er-
gangen i).


Indeſſen gehet dieſe mehr auf die Sittlich-
keit der Bedienten, und auf die Verhaͤltniſſe
derſelben zu einander, als daß man daraus
die chemiſchen Regeln und die Vollkommen-
heit des Seigens daraus erſehen koͤnnte. 1613
ergieng ein Patent von Johann George I.
wider die Stoͤrer und Landfahrer, welche zum
Nachtheil des Privilegiums der Kupferſchmid-
te mit kupfernen und meßingenen Waaren
handeln. Im Jahre 1614 wurde die Eiſen-
und Hammerordnung auf Gießhuͤbel, welche
1583 Churfuͤrſt Auguſt errichtet, durchſehen
und verneuert, und es ergieng zugleich ein Ab-
ſchied, der von der churfuͤrſtlichen Cammer
und den Bergraͤthen und Rentmeiſtern erthei-
let wurde; wie auch ein beſonderer deswegen
ertheilter Erneurungsbefehl. Es waren be-
ſonders damals zwey vorzuͤgliche Eiſenkam-
mern, zu Pirna und zu Dresden, welchen ge-
wiſſe Reviere angewieſen waren, zu der Pir-
naiſchen gehoͤrten die Staͤdte Pirna, Hohen-
ſtein, Dippoldiswalde, Stolpen, Altenberg,
Radeberg, Boͤhmen und die Dorfſchaften der
Aemter. Zu der dresdniſchen Eiſenkammer
gehoͤrten die Staͤdte Dresden, Thorand, Noſ-
ſen,
[784] ſen, Meiſſen, Oſchatz, Moritzburg, Hain,
Liebenwerda und Muͤhlberg, nebſt den Dorf-
ſchaften dieſer Aemter. Es wurde zur Erhe-
bung dieſer Eiſenwerke alles fremde Eiſen ab-
geſchafft, die Eiſenhaͤndler, Schmiede und
Fuhrleute wurden durch ein Mandat von 1614
angehalten, bey Niemand anders, als den in
hieſigen Landen aufgerichteten Eiſenhaͤmmern
und Einſaͤtzen, zu kaufen. Es waren zu dem
Ende an verſchiedenen Orten des Landes Fak-
tors ernannt, an welche aus den Eiſenkam-
mern das Eiſen verſendet wurde, um es im
Lande zu verkaufen und auch außer Landes zu
vertreiben. In den damaligen Zeiten kamen
ſonderlich die Bergwerke zu Eibenſtock, im Am-
te Schwarzenberg in Flor. Man grub da-
ſelbſt vornehmlich Zinn und Eiſen; daher
Johann George I die Zinnbergwerkordnung
zu Eibenſtock 1615 aufs neue uͤberſehen, und
nach Gelegenheit des damaligen Zuſtandes aͤn-
dern und vermehren, und am 29ſten Auguſt
dieſes Jahres bekannt machen ließ. Sie be-
ſtehet aus 38 Artikeln, und beſtimmt ſonder-
lich die Pflichten der Beamten und dabey an-
geſtellten Diener k). Im J. 1619 erfolgte
ein Patent wegen des Erzkaufs bey der Gruͤn-
thaler Seigerhuͤtte l), und was bey dem
Schmelzweſen und zu deſſen Befoͤrderung, in
Anſe-
[785] Anſehung der Zufuhre, zu beobachten. Im
J. 1620 erſchien von Johann Georg I. ein
Mandat zu Aufrechthaltung des Credits bey
dem Bergbau, und vornehmlich gegen die Die-
bereyen bey den altenbergiſchen Pochmuͤhlen
und Schmelzhuͤtten. Es entſtunden um die
damaligen Zeiten durch den in den aͤltern Zei-
ten angerichteten Erzkauf allerhand Nachtheile,
ſonderlich durch die Einlieferung von allerley
ſchlechten und geringhaltigen Blenden. Es
wurde daher verordnet, daß man zuerſt bey
der Erzannahme auf die Hauptgebaͤude der Ge-
werken ſehen ſollte, und daraus zufoͤrderſt
die gewonnenen Erze in dem Erzkauf einſchaf-
fen; daß ferner die Blenden, die unter 1
Loth halten, nicht angenommen werden ſoll-
ten. Eben ſo ſollte es auch mit den Teich- und
Sumpfſchlaͤmmen, Blendigen, Siebſchlichen,
Querzigen, Strengen, Aftern und Bochmuͤh-
len, ſo nicht vollloͤthig ſind, gehalten werden.
Die Querzigen, Hornſteinigen, Blendigen
und Bergſchuͤßigen, wurden ganz und gar ein-
zukaufen verboten. In dem naͤmlichen Jahre
ergieng ein Mandat von Johann Georg I.m),
wegen Anweiſung der Gruben, Schachten,
Berghoͤlzer und Holzkuxe. Er wiederholte
auch 1621 das Patent gegen die Stoͤrer und
Landfahrer n), welche dem Privilegium der
Kupfer-
II.Theil. D d d
[786] Kupferſchmiede zuwider mit Kupfer und Meſ-
ſing handeln. 1621 ergieng eine Verord-
nung wegen der Erhoͤhung des Preiſes der
Silbererze und Kieße, welche die Gewerken
ſuchten, und das Erz in den Erzkauf nicht
mehr um den alten Preis einliefern wollten.
Im J. 1622 unterſagte Johann Georg I. das
Ausloͤhnen der Arbeiter mit liederlichen Geld-
ſorten, und in dem naͤmlichen Jahre kam ein
Deciſivbefehl, wegen der Ober- und Erbgerichte
in Bergſachen. Im Jahre 1624 o) ergieng
ein Bergwerksdekret, die Abſchaffung oder
Erleichterung der Bergwerksbeſchwerden, oder
ertheilte neue Bergfreyheiten betreffend. Es
wurde der Zehnte erlaſſen bey den liegenden
Werken, wenn Jemand dergleichen wieder be-
legte, ſo auch der Stollneunten auf 2 Jahre.
Eben ſo wurde auch in verſchiedenen Faͤllen der
Zehnte und Zwanzigſte erlaſſen, und die hohen
und krummen Ofenſchichten gemaͤßigt. Er
ließ 1624 einen Befehl an die Ober- und Berg-
hauptmaͤnner, wegen allerhand beym Zwitter-
ſtocke zum Altenberg eingeriſſenen Mißbraͤu-
che, und noch einen andern, wegen einiger Un-
richtigkeiten im Gegenbuche, die die im Zwit-
terſtocke zu Altenberg bauenden Gewerken be-
trafen. Er beſtimmte 1625 in einem Paten-
te den Tax der Bergſchmiedearbeit, Berg- und
Pocheiſengruben, Lohnen; desgleichen Holz
und
[787] und Hohlfuhrleute. Er erneuerte 1628 die
Bergordnung von 1622 wegen verſchiedener
Unordnungen bey den pirnaiſchen Steinwer-
ken, und gab eine Poſtaer Steinbergwerks-
ordnung p). Er ließ in einem Patent 1628
eine neue Verordnung fuͤr den allgemeinen
Erzkauf zur Befoͤrderung und Erweiterung
des freybergiſchen Bergbaues ergehen q),
worinnen, wie in den vorigen, eine neue Cam-
mertaxe beſtimmt wurde, nach welcher die Er-
ze angenommen wurden, um die Ausforde-
rung und den Bau der Gruben zu vermehren.
Er ſtellte 1629 durch ein Bergwerksdekret ei-
nige Gebrechen bey den freybergiſchen Berg-
werken ab. Er verordnete in einem Patente
1629, daß die Eiſenhaͤndler, Nadler, Knopf-
macher, Kupferſchmiede und andere, ſo Drath
und gezaͤhnt Eiſen fuͤhren und gebrauchen, ſol-
ches aus der Drathmuͤhle zu Lohmen nehmen
ſollten. Man ſuchte hierdurch dieſer der Cam-
mer gehoͤrigen Drathmuͤhle zu Statten zu kom-
men, und den Beſchwerden des Pachters ab-
zuhelfen. Zu dem Behuf wurde auch dem
Faktor der Seigerhuͤtte Gruͤnthal unterſagt,
ſeinen Drath an die 3 Staͤdte Freyberg, Dres-
den und Pirna zu verkaufen. Im J. 1653
kam man durch ein Patent den Kupferſchmie-
den zu Statten, gegen diejenigen, welche dem
D d d 2Pri-
[788] Privilegium derſelben entgegen Handlung mit
Kupfer- und Meßingwaaren trieben. Man
unterſagte 1655 die Einfuhre und Betreibung
des fremden Schwefels, Vitriols und Kupfer-
waſſers im Lande. Man beſtimmte 1657 ei-
nige Juſtizfaͤlle in ſtreitigen Bergewerksſachen,
und ſchaͤrfte darinnen von neuem den Befehl
von 1609 ein. Man begrenzte 1657 die Ju-
risdiktion des Oberbergamts zu Freyberg, we-
gen der Zechen und Huͤttenhaͤuſer. Es ergieng
1659 ein Bergwerksdekret, darinnen dem in
dem Erzgebirge bey dem Bergbaue eingeriſſe-
nen Mißbrauch abgeholfen wurde; ſonderlich
wurde die baare Bezahlung der Schwarzku-
pfer anbefohlen, damit die Gewerken im Baue
nicht ſaumſelig wuͤrden, wie auch allerhand
Subordinations- und Polizeyſachen darinnen
beſtimmt. Im Jahre 1660 ergieng von Jo-
hann Georg II. eine beſondere Hammerord-
nung fuͤr die Blechhammerwerke in den Aem-
tern Schwarzenberg, Wolkenſtein und Lau-
terſtein, welche ſich auf die vom Jahre 1647
beziehet. Sie erſtreckt ſich vornehmlich auf
die Diſciplin unter den Arbeitern, auf die
Lohnbeſtimmung und verſchiedene Privilegien
einzelner Hammerherren. Im J. 1661 er-
giengen nochmalige Verordnungen gegen die,
die mit kupfernen und meßingenen Waaren
zum Nachtheil der Kupferſchmiede handeln,
vornehmlich aber ſuchte man dadurch auch den
einheimiſchen Kupferwerken aufzuhelfen. Im
Jahre
[789] Jahre 1666 erſchien eine erneuerte und ver-
beſſerte Blechhammerordnung, welche aus 37
Artikeln beſtehet.


Wegen der Steinbruͤche in den liebentha-
liſchen Gruͤnden, erſchien im Jahre 1660 ei-
ne liebenthaliſche und teubiſche Steinbergs-
ordnung, welche 1663 beſtaͤtigt und 1691
wieder durchſehen wurde. Den Eiſenwerken
ſuchte man 1663 aufzuhelfen, indem Johann
Georg II. verordnete, daß die Einfuhr und
Verkauf des fremden Eiſens verboten, und
daß alle Eiſenkaͤufer an die Eiſenkammern zu
Dresden und Pirna gewieſen werden ſollten.
Der Bergſchoͤppenſtuhl zu Freyberg erhielt
1665 das Recht, auch in Inquiſitions- und
peinlichen Faͤllen zu ſprechen, und hierdurch
wurden die Bergwerksarbeiter ganz allein an-
dern Gerichten entzogen. In dem J. 1667
ergieng ein Reſcript wegen Verfertigung rich-
tiger Abriſſe von jedem Grubengebaͤude, zur
Befoͤrderung des Bergbaues. Im J. 1668
erſchien eine durchſehene und erneuerte Erz-
kaufsordnung: zur Anlockung der Bauluſti-
gen wurden 1669 den Bergaͤmtern die Be-
lehnung und Beſtaͤtigung auf Gold gegen
freye Verbauung einer halben Schicht nach-
gelaſſen. 1670 wurde, den Seigerhuͤtten-
faktor und den geſchwornen Viermeiſtern zum
Beſten, weil ſie ſich uͤber die Eiſenhammer-
meiſter im Obergebirge und pirniſchen Revie-
re beſchweret, den letztern geboten, das Eiſen-
D d d 3gießen
[790] gießen zu unterlaſſen, und keine Brau- und
Bierpfannen noch anderes Kochgefaͤße bey 25
Reichsthaler Strafe zu gießen. Im J. 1680
wurde den Stoͤrern, Landfahrern und Ein-
kaͤufern kuͤpferner und gegoſſener eiſerner
Waaren durch ein Mandat Einhalt gethan,
weil ſich die Kupferſchmiede daruͤber beklagt.
1681 ergieng ein Reſcript wegen Ab- und
Zugewaͤhrung der Bergtheile im Gegenbu-
che bey Erbſtollen. Im J. 1682 wurden
die Jagd- und Bergſachen von den hoͤchſten
Landesgerichten ausgenommen; 1683 ergieng
ein Mandat gegen die Parthierer und Diebe-
reyen an dem Kobald, Wismuthgraupen,
Schlich, Graͤuplein, Faͤrbglas, Safflor,
blauen Farbe und dergleichen. Es wurde auf
die Parthiererey mit Kobald 500 Thaler Stra-
fe geſetzt, und in einem Befehl von 1686
wurde bey denen, die dieſes Geld nicht erlegen
konnten, es in Leib- und Lebensſtrafe verwan-
delt. Durch einen Befehl vom Jahre 1687,
wurden die hohen Oefen bey Blech- und Stab-
hammerwerken, jaͤhrlich nur 24 Wochen ge-
hen zu laſſen, erlaubt. Im Jahre 1690 er-
folgte ein Patent gegen die Stoͤrer der Ku-
pferſchmiede, die mit alten und eiſernen gegoſ-
ſenen Waaren handeln. Endlich erſchien
noch 1699 ein Mandat gegen das ſogenannte
Kuxkraͤnzeln.


Zu Anfange des ſiebenzehnten Jahrhun-
derts bluͤhete der Bergbau auch im Mansfel-
diſchen
[791] diſchen noch ſehr. Allein nach dem J. 1621
verfiel er vornehmlich durch die Kriegsunru-
hen. In dieſem Jahrhunderte giengen noch
die Oberhuͤtte zwiſchen Eisleben und Volkſtadt,
die Mittelhuͤtte bey Eisleben, die Unterhuͤtte,
die Huͤttenſtaͤdte von Eisleben, eine Huͤtte bey
Mansfeld: zwey gangbare Huͤtten finden ſich
bey Leimbach, naͤmlich die Catharinenhuͤtte,
welche ehemals eine Silberhuͤtte geweſen, und
die Creuzhuͤtte. Ferner die Wieſenhuͤtte und
die neue Huͤtte Gottesbelohnung genannt, wel-
che 1671 erbauet wurde. Im Jahre 1686
fieng man an, die Seigerhuͤtte zwiſchen Hett-
ſtaͤdt und Wiederſtaͤdt zu bauen, und das er-
ſtemal wurde 1688 auf ſelbiger geſchmelzt und
geſeigert. Hinter der Neuſtadt Eisleben lag
die Stahlshuͤtte, die im dreyßigjaͤhrigen Kriege
viel litte. Die Grafen bemuͤheten ſich indeſſen
immer den Abſatz des Kupfers durch Kupfer-
kontrakte zu befoͤrdern: ſo ſchloſſen ſie derglei-
chen 1607 mit Thomas Lobzeltern zu Artern,
und 1609 mit den Herren von Nuͤrnberg.
1618 fieng man von neuem an, das verfallene
Bergwerk zu Wiederſtaͤdt zu bauen, und fand
es ſehr ergiebig, welches beweiſet, daß man
zu Anfange dieſes Jahrhunderts noch den
Bergbau zu erweitern geſucht habe. Im J.
1619 wurden die mansfeldiſchen Bergwerke
dem Rathe zu Leipzig zu vier Fuͤnftheilen auf
zehen Jahre zum Verlag uͤberlaſſen. Schon
dieſes zeigt einige Spuren von Verfall des
D d d 4Berg-
[792] Bergbaues von Seiten der Grafen, da ſie ſich
genoͤthiget ſahen, ſo wichtige Einkuͤnfte andern
zu uͤberlaſſen. Allein noch mehr verfielen ſie
ſeit 1622 durch die ſchlechte und leichte Ku-
pfermuͤnze, worinnen die Auszahlungen ge-
ſchahen, daher die Bergleute einen Aufſtand
erregten; noch mehr ſchadete ihm 1616 die
Peſt. In dem Jahre 1627 brachte der Rath
zu Leipzig das hinteroͤrtiſche Fuͤnftheil auch
noch an ſich, da der von Bodack dem Rulaͤn-
diſchen und Schwendendoͤrferiſchen Erben es
abgetreten. Im J. 1629 hatte man Unter-
handlungen wegen neuen Bergtraktaten, wie
man den Bergwerken aufzuhelfen? Allein da
in dieſem Jahre der Contrakt mit dem Leipzi-
ger Rathe zu Ende gieng, und die Kriegsun-
ruhen vielen Schaden thaten, ſo verfiel das
Bergwerk doch noch immer mehr, obſchon die
Herren von Nuͤrnberg die Bergwerke von dem
Leipziger Rathe wieder in Verlag genommen;
allein ſie uͤberließen es bald dem Leipziger Rath
wieder, da der Aufwand auf die vielen Haſpe-
ler zu groß ward. Es blieb daruͤber endlich
faſt gar ſtehen, zumal da der Leipziger Rath
mit den Grafen zerfiel r), welcher jenen daher
kein Geld mehr ſchicken wollte. Hieruͤber ge-
diehe es endlich dahin, daß 1631 kein Berg-
mann mehr arbeitete. In dieſem und dem
folgen-
[793] folgenden Jahre lag alſo das Bergwerk ganz,
und die Schachte waren zugeſpuͤndet. Man
fieng endlich an, die Handwerker, die den
Bergleuten Bier, Brod und Fleiſch vorge-
ſtreckt, mit Kupfer auszuzahlen, und ſchlug
ihnen den Centner zu 28 Gulden an, jedoch
ſo, daß, wenn das Kupfer zu Gelde gemacht
und verkauft wuͤrde, ſie den vierten Theil
einem jeden an ſeiner Forderung zu Wiederer-
hebung des Bergwerks niederlegen ſollten. Nun
finden ſich allmaͤlig wieder Spuren von einem
Anfang des Bergbaues. Man bauete 1634
ſtark an der Seiger- oder Silberhuͤtte zu Leim-
bach, und 1635 am 14 December fiengen die
Bergleute auf den eislebiſchen Bergwerken
wieder an zu arbeiten, man oͤffnete 5 bis 6.
Schaͤchte, und machte ſie gangbar. Zu An-
fange des Septembers des Jahres 1636 wa-
ren wieder 9 Hoͤhlfuhren auf dem Bergwerke
gangbar, und man fuͤhrte die Schiefer nach
Mansfeld und Leimbach. Allein noch dieſes
Jahr gerieth es im November ins Stecken,
da wegen der großen Kriegsunruhen kein Geld
mehr zum Verlag aufgebracht werden konnte,
und daher die Huͤtten feyern mußten. In-
deſſen fieng man 1638 ſchon wieder an, etwas
zu bauen, wiewohl es ſehr ſpaͤrlich gieng, und
ſeitdem blieb es auch immer nur ſehr ſchwach.
Im Jahre 1652 that man wieder eines und
das andere fuͤr deſſen Aufnahme, da zwiſchen
den Grafen und den Leipzigern ein neuer Con-
D d d 5trakt
[794] trakt auf drey Jahre wegen des Kupferhandels
geſchloſſen wurde. Im Jahre 1656 wurden
nach Zuruͤckkunf der Grafen die Berggrenzen
wieder bezogen, und ein gewiſſer Chriſtoph
Ziegenhorn brachte ſonderlich die mansfeldi-
ſchen Bergwerke wieder in Gang s). Im J.
1668 fiengen die etwa noch zwanzig vorhan-
dene Bergleute wieder an zu arbeiten, die vor
dem Kriege bey der Nuͤrnberger Verlag oͤfters
2000 jung und alt waren, man arbeitete et-
wa drey bis vierhundert Centner, da man
ſonſt ſo viele tauſend verfertiget, und erhielt
etwa 9, 10, auch 11 Loth Silber. Vor-
zuͤgliche Verdienſte um die Aufnahme des
Bergwerks hat der Bergverwalter, Martin
Kerſten, welcher im Jahre 1670 das mans-
feldiſche Bergwerk mit vieler Muͤhe und Ar-
beit wieder in Stand ſetzte. Man ſuchte auch
durch eine 1696 errichtete Stollenkaſſe die
Hemmung der Arbeit aus Geldmangel und die
Sicherung der Verungluͤckten in Zukunft zu
verhuͤten. Im Jahre 1671 wurden zu Dres-
den allerhand Unterhandlungen wegen des
mansfeldiſchen Bergbaues vorgenommen, und
der Churfuͤrſt von Sachſen ließ, als Oberlehns-
herr ein Freyloſungspatent ergehen, daß ſo-
wohl Auswaͤrtigen als Einheimiſchen, ohne ei-
nige Verbindlichkeit ſich in der Grafſchaft an-
ſaͤßig zu machen, der Bergbau gegen Erſtat-
tung
[795] tung des gebuͤhrenden Zehntens erlaubt ſeyn
ſollte. Durch die Peſt, welche 1681 wuͤthe-
te, und durch den 1684 eingegangenen Stolln,
wurde der Bergbau im Mansfeldiſchen etwas
zuruͤckgeſetzt; in dem Jahre 1687 entſtanden
Zwiſtigkeiten wegen der Wieſenhuͤtte zwiſchen
Sachſen und Brandenburg, welche aber mit
Gelde und in der Guͤte beygelegt wurden. In
dem Jahre 1689 wurde von einem gewiſſen
Eberhard Fabricius, wegen eines Geheimniſ-
ſes, mit wenigern Koſten als ſonſt zu ſchmel-
zen, mit Heinrich Bracken und Friedrich
Schmidt, ein Contrakt aufgerichtet; allein
es finden ſich keine gedruckte Nachrichten, in
wie weit es ausgefuͤhret worden. Im Jahre
1690 fieng an, das Bergwerk eintraͤglich zu
werden; den Verlag uͤbernahm eine Leipzige-
rinn, eine gewiſſe Major Cramerinn. In
den Zehnten aber theilte ſich der Prinz von
Mansfeld, welcher einen Theil, und der Rath
zu Leipzig drey und einen halben, wegen ehe-
maliger Vorſchuͤſſe zum Verlag des Berg-
werks, erhob.


In dem Hennebergiſchen wurde im 17ten
Jahrhunderte zur Fortſetzung der Bergwerke,
Schachten- und Stollnholz ohne Bezahlung
verabfolgt; ſobald aber die Gewerken abließen
zu bauen, wurde es wieder in die Hege ge-
ſchlagen. Fuͤr die ilmenauer Bergwerke war
jaͤhrlich eine gewiſſe Quantitaͤt Kohlholz be-
ſtimmt, jedoch ſo, daß es die Waͤlder ohne
Scha-
[796] Schaden ertragen konnten. Und weil das
geringhaltige Erz die Huͤttenkoſten nicht aus-
tragen, ſo wurde es zu Schonung der Waͤlder
nicht durchgeſetzt. Die Gewerken auf den
Seiger- und Meßingshuͤtten wurden angewie-
ſen, die Kohlen und das Treibholz von den
Nachbarn zu ziehen, und die einheimiſchen
Waͤlder zu ſchonen t).


Im Reußiſchen war im ſiebenzehnten
Jahrhunderte ebenfalls ein anſehnlicher Berg-
bau. Sie befanden ſich vornehmlich im Amte
Lobenſtein, und es war auch deswegen eine be-
ſondere Bergordnung fuͤr dieſe Lande ergan-
gen, welche in der Forſtordnung bey dem
Fritſch angefuͤhrt wird u).


In dem Brandenburgiſchen richtete man
in dieſem Jahrhunderte, wie es ſcheint, von
neuem ſeine Aufmerkſamkeit auf den Bergbau.
So erbauete man von neuem gegen das Jahr
1654 den Kupferhammer zu Neuſtadt Ebers-
walde, und es ergieng deswegen in dieſem
Jahre ein beſonderes Edikt, worinnen auch
der fremde Kupfer- und Meßinghandel unter-
ſagt ward; und in dem naͤmlichen Jahre er-
folgte noch ein Patent gegen die fremden Ku-
pferſchmiede, wie auch ein Edikt, welches die
Einfuhre des fremden Kupfers und Meßings
unter-
[797] unterſagte. Man beguͤnſtigte ſie 1655 zum
Behuf des innlaͤndiſchen Kupferhandels, 1664
wurde nur allein das Kupfer von Neuſtaͤdti-
ſchen Hammer zu verarbeiten erlaubt; 1668
ergieng ein anderes wegen des Kupfer- und
Meßinghandels. Auch waren damals Eiſen-
werke in dem Brandenburgiſchen, und es fin-
den ſich 1674 zwey Edikte gegen die Einfuh-
re fremden Stahls und Eiſens. Nament-
lich findet ſich ein peiziſcher Eiſenhammer, und
auch zu ſeinem Behuf wurde 1674 die Ein-
fuhre des fremden Eiſens unterſagt; auch
ergieng in dem naͤmlichen Jahre eine beſonde-
re Verordnung wegen des Peizereiſens. 1680
wurde das Patent gegen das fremde Kupfer
und Meßing erneuert. 1685 findet ſich ein
Eiſenhammer zu Ratenau. 1690 findet ſich
ein Patent wegen des wernigerodiſchen Ko-
baldbergwerks; welches beweiſt, daß man
auch die Kobaldsbearbeitung gekannt, und in
dem naͤmlichen Patent wurde auch wegen der
Potaſche und gegen die Ausfuͤhrung derſelben
verordnet, und in dem naͤmlichen Jahre er-
gieng ein anderes Edikt wegen der wernigero-
diſchen Gewerkſchaft, und des ihr des Ku-
pfers und Meßings halber ertheilten Privile-
giums. Auch finden ſich Spuren von Blech-
hammern, da 1691 ein Edikt ergieng wegen
des fremden Blechs, und in wie weit deſſen
Einfuhr und Handel verſtattet. Im Jahre
1696 ergieng eine Interimsordonanz wegen
der
[798] der Bergwerke, und 1697 eine Ordnung we-
gen der freyen Schmelz- und Seigerhuͤtte zu
Neuſtadt an der Doſſa. Uebrigens machte
Brandenburg einen großen Gewinn durch die
Erlangung des Erzſtifts Magdeburgs, als
eines weltlichen Herzogthums, zu welchem es
vermoͤge des weſtphaͤliſchen Friedens gediehe,
indem es dadurch die ſo wichtigen und beruͤhm-
ten Salzwerke zu Halle an ſich brachte, wel-
che noch immer ihren alten Ruhm behaupte-
ten.


In den fraͤnkiſch markgraͤflich branden-
burgiſchen Landen, ergieng 1619 eine Berg-
ordnung, die Marggrafen zu Brandenburg
Chriſtian und Joachim Ernſts, ſie erſchien zu
Hof, und findet ſich in den Conſtitutionibus
metallicis,
die zu Leipzig 1616 erſchienen.


In Boͤheim ſetzte man im ſiebenzehnten
Jahrhunderte die Bemuͤhungen fuͤr den Berg-
bau fort. Vornehmlich vermehrte man die
Orte fuͤr die Berggerichte, welches einen aus-
gebreiteten Bergbau beweiſet. So privile-
girte Kaiſer Mathias 1614 die Stadt Schla-
ckenwalde zu einer freyen Bergſtadt, und der
naͤmliche gab der Bergſtadt Schoͤnfeld das
Recht, Bergurtheile zu ſprechen, durch ein
Privilegium von 1615. Eben ſo erhielt Jo-
achimsthal die Rechte einer freyen Bergſtadt
von K. Maximilian, und der Rath wurde in
ſeinem Rechte Bergurtheile zu machen beſtaͤ-
tigt.
[799] tigt. Im J. 1627 kam in der boͤhmiſchen
Bergſtadt Greßlas das Schießen bey Berg-
werken zuerſt auf. Es war aus Ungarn da-
hin gekommen, und verbreitete ſich von da
aus nach dem Harz und in andere Gegen-
den v).


In dieſem Jahrhunderte giengen auch die
Steyeriſchen Eiſenwerke mit mehrerm Nach-
druck an, vornehmlich der Arzberg. Es iſt
ein ſanftes Gebirge, meiſt mit Tannen be-
wachſen. Der Umfang der Grubengebaͤude
an demſelben betraͤgt 4000 Lachtern w).
Zwar waren die Eiſenwerke ſchon bisher ge-
trieben worden, aber ihre beſſere Verfaſſung
und Einrichtung ins Große erhielt ſie itzt.
Von den Einwohnern der an dieſem Gebirge
liegenden Stadt Eiſenaͤrz, die ſich von Ge-
winnung des Eiſenſteins bisher genaͤhrt,
ward 1625 eine Geſellſchaft errichtet, welche
ein Capital von ohngefaͤhr 800000 Gulden
zuſammen ſchoß, um den Bergbau gemein-
ſchaftlich zu betreiben, damit nicht, wie es
vorher geſchehen, nur einige durch den Ge-
winn Reichthum erwerben, mehrere aber arm
bleiben moͤchten. Weil aber, wegen der un-
glaublichen Menge des Eiſenſteins, auch an-
dere
[800] dere auf eigene Koſten in dieſen Gebirgen baue-
ten, und ihre Erze in der Stadt Virdernberg,
am Fuße des Prepichl gelegen, verſchmelzten,
ſo wurde zwiſchen dieſen und jenen der Ver-
trag gemacht, daß ein Theil des Gebirgs an
der obern Seite deſſelben, den Vordernber-
gern, der uͤbrige hingegen der Eiſenaͤrzer Ge-
werkſchaft auf beſtaͤndig eigen verbleiben ſollte.
Im Jahr 1662 wurden die Graͤnzen in Rich-
tigkeit gebracht x).


Im ſiebenzehnten Jahrhunderte wurde der
Bergbau im Wuͤrtenbergiſchen, bald mit mehr
bald mit wenigerm Eifer betrieben, und kam
beſonders waͤhrend des 30jaͤhrigen Kriegs
ganz in Abnahme. Daher Herzog Eberhard
III. die alten Bergfreyheiten erneuerte, und
ſie 1663 am 21 May mit dem Befehl, daß
die Unterthanen zum Bergbau aufgemuntert
werden ſollten, ins Land ausſchickte.


Eine churpfaͤlziſche Bleybergwerksord-
nung erſchien 1619 zu Amberg, ein Beweis,
daß man damals auch in der Pfalz den Berg-
bau nicht vernachlaͤßiget, da man ſich uͤber
ſolche einzelne Gegenſtaͤnde deſſelben ver-
breitete.


In
[801]

In dem naͤmlichen Jahre ergieng eine
churcoͤlniſche Bergordnung; ſie erſchien zu
Bonn. Ingleichen eine Graͤfl. Schwarzbur-
giſche Bergwerksfreyheit zu Rudolſtadt, im
Jahre 1685.


Zwiſchen Salzburg und Bayern kam es
in dieſem Jahrhunderte 1611 zu großen
Streitigkeiten, uͤber den halleiniſchen Salz-
handel. Der Herzog Maximilian von Bay-
ern bemeiſterte ſich der Stadt Salzburg,
nahm den Erzbiſchof gefangen, und ſchloß
mit dem Domcapitel einen abermaligen Ver-
trag uͤber den Salzhandel, der bis 1766 ge-
golten. In den Bergoldsgadiſchen Salz-
werken wurde 1627, durch ein Urtheil des
Reichshofraths, das Erzſtift im Beſitz ge-
ſchuͤtzt, ſowohl in Anſehung der Ausfuhre
des Salzes, als auch in Anſehung des ver-
mehrten Kaufgelds, und der Participation
an dem Kaufgelde, allein dieſe letztere fiel durch
einen Vergleich vom J. 1628 weg, wo das
Erzſtift die Participation an dem vermehrten
Kaufgelde verlor, und von nun an nur fuͤnf
Kreuzer von einem Fuder erhielt, die freye
Ausfuhre aber wurde auf 80 Pfund Fuder
vermehrt, wo es bis zu dem Hauptvertrage,
der in dem achtzehnten Jahrhunderte 1734 zu
Stande kam, und durch den es von neuem
beſtaͤtigt wurde, blieb.


IITheil. E e eIn
[802]

In Tyrol im Zillerthal, und zwar in dem
morgenſeitigen Gebirgszuge deſſelben, wur-
den im J. 1630 am Heinzen-, Zeller-, Ger-
las- und Rohrberge Goldbergwerke entdeckt;
ob ſich gleich Spuren finden, daß ſchon vor-
hin am Heinzenberge gebauet worden. Nach
Eroͤffnung dieſer Bergwerke, erhoben ſich zwi-
ſchen Tyrol und Salzburg langwierige Strei-
tigkeiten, die endlich 1648 durch einen ſich von 5
zu 5 Jahren erſtreckenden Interimsvertrag alſo
geſchlichtet wurden, daß der gemeinſchaftliche
Genuß des Goldbergwerks zu gleichen Theilen
feſtgeſetzt ward. Das Gebirge iſt ſehr goldarm,
und die Hervorbringung des edlen Metalls durch
das Waſchen oder Anquicken, wie ſie es nennen,
hoͤchſt langwierig und muͤhſam. Man kann
nicht beſtimmen, wie lange ſchon bey dem
zellerthaler Goldhandel das Gold auf dieſe
Art ausgebracht wird, aber ſo viel laͤßt ſich
aus alten Rechnungen abnehmen, daß man
vormals daſſelbe durch Schmelzen ausgebracht
habe. Wenn man den geringen Goldgehalt
der bey dieſem Goldbergwerkshandel erobern-
den Pochgaͤnge betrachtet, ſo kann es nicht
befremden, daß der daraus fließende Nutzen
gering, oder wohl manches Jahr ganz an deſ-
ſen Statt Einbuße ausfaͤllt. Vom Anfan-
ge dieſes Bergbaues 1630 bis 1643 gab der-
ſelbe Nutzen; von 1675 bis in das 18te Jahr-
hundert beſtand er beſtaͤndig im Verbau.


Der
[803]

Der Harzbergbau, ſonderlich der braun-
ſchweigiſche, welcher den betraͤchtlichſten Theil
deſſelben ausmacht, litte in dem ſiebenzehnten
Jahrhunderte viel von den haͤufigen Theilungen
und den Kriegen. Dennoch waren die zu Zel-
lerfeld und Clausthal in dieſen Zeiten in ſehr
großem Flor; Honemann in den Alterthuͤmern
des Harzes ſagt, daß ſie in ſolchem Flor da-
mals geſtanden, als ſie vorher nie geweſen und
auch nie gekommen ſind a). Im Jahr 1606
war der Bergbau auf dem Rammelsberge noch
ſehr anſehnlich, wie man aus dem Verzeichniß
der Gruben, welches Bruckmann angiebt, er-
ſiehet b). In dieſes Jahrhundert faͤllt auch
die Einfuͤhrung des Gebrauchs des Schießens
bey dem Bergbau, welcher ſich von Boͤheim
aus hierher verbreitete.


Die Bergwerkslitteratur dieſes Jahrhun-
derts kann unter drey Hauptklaſſen betrachtet
werden. Einige behandeln die Bergſachen hi-
ſtoriſch, andere juriſtiſch, noch andere kunſt-
und finanzmaͤßig. Unter die erſtere Klaſſe ge-
hoͤren die Verfaſſer der Chroniken, der Berg-
ſtaͤdte, in ſo fern ſie aus guten und archivali-
ſchen Nachrichten, oder aus den Stadtbuͤchern,
oder den Buͤchern der Gewerkſchaften geſchoͤpft
haben. Es gehoͤren hierher die Chronik von
E e e 2Schnee-
[804] Schneeberg von Melzern, die annabergiſche,
die zwickauiſche, die freybergiſche, die marien-
bergiſche. Ferner der Verfaſſer des Urſprungs
und Ordnung der Bergwerke in Boͤhmen,
Sachſen, Oeſterreich, Braunſchweig, Bern-
burg, Hohenſtein, welche 1616 zu Leipzig er-
ſchien. Melzer machte ſich auch durch einige
andere Schriften verdient.


Kunſt- und finanzmaͤßig handeln davon
Kirchmaier, von Schoͤnberg, Loͤhneiſen, Ca-
leiſen, Melzer, Philaleta, Borrichius, Be-
cher, Glauber, Schindler, Horn, Sachs,
Orſchalk, Elias Montanus, der Verfaſſer der
Geometria metallica, die zu Caſſel 1612 er-
ſchien, Lehmann, Meibom, Roßler, Liebe;
und als Bergwerkslexica kann man in dieſen
Zeiten betrachten die Arbeiten eines Junghans
und Beerwards c).


Juriſtiſch behandeln ihn Lynker, Happelius,
Horn, Span, Hauptmann, Deuzer.


Im
[805]

Im achtzehnten Jahrhunderte.


Gleich am Anfange dieſes Jahrhundertes
ſuchte man den einheimiſchen Kupferhandel in
dem Saͤchſiſchen anzuordnen, vornehmlich was
das alte Kupfer betraf, weil die Saigerhuͤtte
und die Kupferhaͤmmer zu Dresden und Frey-
berg durch die Ausfuhr deſſelben außer Landes
litten. Die heimliche Verſchleifung des Ko-
balds, ein ſo wichtiger Gegenſtand fuͤr den
ſaͤchſiſchen Bergbau, des Wismuths, Grau-
pen, Schlichs und Graͤupleins wurde 1701
durch ein Mandat bey 500 Thaler Strafe oder
dem Strange verboten. Im Jahr 1708 er-
hielt Freyberg eine neue Schmiedetaxe, und
1709 ergieng eine Reſolution wegen Abſtellung
der in Bergwerksſachen vorgefallenen Maͤngel
und Gebrechen; woran eben die angefuͤhrte
Taxe von 1708 gehaͤngt war. Es hatte
vorher der damalige Koͤnig von Pohlen ruhm-
wuͤrdigſten Andenkens ſelbſt eine Reiſe in das
Gebirge angeſtellt, und eine Commiſſion in
Berg- Schmelz- Huͤtten- Hammer- und Floß-
ſachen des ober- und erzgebirgiſchen Kreiſes nie-
dergeſetzt d). Es erfolgte hierauf 1710 eine
Declaration, wodurch die Einrichtung bey der
Generalſchmelzadminiſtration bey dem Berg-
und Huͤttenamte zu Freyberg geſchahe. Ueberhaupt
nahm man ſich unter dieſer Regierung des
E e e 3Berg-
[806] Bergwerksweſens an. Es wurde daher ver-
ordnet, das Erz von mehrern Zechen zuſam-
men an einen Ort zum Schmelzen zu bringen.
Es wurden dabey 3 Probirer geordnet: einer
mußte das Intereſſe der Gewerken beobachten,
der andere die Gegenprobe fertigen laſſen, und
der dritte war zum Schiedsrichter uͤber beyde
beſtellet. Es erfolgte 1712 eine anderweitige
Declaration, worinnen vornehmlich die Bewe-
gungsurſachen zur Einrichtung dieſer Schmelz-
adminiſtration angegeben werden, — und was
fuͤr Vortheile fuͤr die Gewerken entſtehen. Die
Gewerken gewannen augenſcheinlich durch die
Generalſchmelzadminiſtration; zudem war vor-
her das Zuſammenſchmelzen nicht ſo allgemein
erlaubt, eben ſo wenig das Erkaufen geringerer
Erze ſtatt der Zuſchlaͤge; gewachſenes Silber
oder Glaserz wurde nun in Bley eingetraͤnkt.
Die Gewerken haben der Probierkoͤrner und Ku-
pferzaͤhne halber keine Einbuße, haben nicht
mehr die Gefahr beym Schmelzen und Arbei-
ten, es bleibt kein Silber zuruͤck und werden
keine Saͤue gemacht, der Kraͤhl beym Huͤ[t]ten-
hofe faͤllt weg, es werden Kohlen erſparet, die
Gewerken bekommen nun von mehr Zechen als
vormals wieder erſtatteten Verlag und Aus-
beute, ſie haben nicht ſo viel Ausgaben fuͤr Bley
und was einige andere Vortheile mehr ſind. Es
wird daſelbſt alles aus Berechnungen darge-
than e).


Im
[807]

Im Jahre 1713 ergieng eine anderweitige
Declaration, wie es mit dem Schmelzweſen
im Obergebirge und zu Schneeberg zu halten,
wie auch von Anſchlag und Taxe, wie die im
Obergebirge und zu Schneeberg brechenden Erze
ſowohl wenn deren Lieferung auf die obergebirgi-
ſchen Generalſchmelzadminiſtrationsplaͤtze, als zur
Generalſchmelzadminiſtration nach Freyberg ge-
ſchickt werden ſollen f). Im Jahre 1713 er-
gieng ein Mandat, wie in ſtreitigen Bergſa-
chen zu procediren. Im Jahre 1717 erſchien
ein Befehl, den Auf- und Einkauf des Bruch-
und rohen Silbers in der Stadt Leipzig, auch
das landesherrliche Verkaufsrecht und die Pro-
birung betreffend. Gegen die Kobaldsdiebe,
Kaͤufer und Verhehler wurde in einem Mandat
von 1723 ohne Anſehen der Perſonen der
Strang verordnet, wovon ſie weder Reſtitution
noch Bezahlung befreyte.


Es wurde 1709 fuͤr die verungluͤckten
Bergleute geſorgt, und ihnen ihre Krankheit
uͤber ihren Lohn zu reichen verordnet; 1710
wurde den Bergaͤmtern die Belehnung und Be-
ſtaͤtigung auf Gold gegen Freybauung einer
Vierthelſchicht noch außer der halben, 1711
wurde wegen der auf Zwitterzechen zu thuende
Verlag reſolvirt, 1719 die Unterſchleife der
Schichtmeiſter durch Vorſchuͤſſe an Goldvorrath
E e e 4von
[808] von einer Zeche auf die andere, 1727 that man
der Auswanderung der Hammerarbeiter Ein-
halt, 1728 wurde die Einſendung einer Taxe
der Bergmaterialien anbefohlen, 1731 ergieng
ein Reſcript wegen der Magnete, 1732 er-
gieng ein Mandat wegen Ausfuͤhrung der den
Edelgeſteinen, als Diamanten, Agathen, Gra-
naten, Chalcedon, Topaſen, Carniolen, Jaſ-
pis, Opalen, Kryſtallen gleich kommenden Ge-
ſteine, und weil von Auslaͤndern ſo viel aufge-
ſucht und aus dem Lande getragen wurde, ſo
wurde verordnet, daß keiner dergleichen unter-
nehmen ſollte, der ſich nicht in dem Bergamte
der Gegend gemeldet und einen freyen Schurf-
zettel erhalten, und ſodann wegen des weitern
Arbeitens ſich bey dem Berggericht beſondere
Conceſſion ausgewirkt. Es war ſchon 1607
unter Chriſtian II. eine Verordnung dagegen er-
gangen, ſolche aber nicht beobachtet worden,
daher hier eine Erneurung geſchahe. Eine Er-
klaͤrung des vorigen ergieng 1733, und in dem
naͤmlichen Jahre ein Reſcript wegen des Ko-
balds, blauen Farben und anderer Parthiererey,
wie auch wegen Verpachtung und Verkaufung
der Zwitterſchlacken und Pluͤſchwerke an Pri-
vatperſonen, 1734 ergieng ein Reſcript we-
gen Verpflichtung der Steiger und Seifner
auf die Edelgeſteinmandate; es ergieng in dem
naͤmlichen Jahre ein Befehl wegen des Han-
dels der Materialiſten mit altem Kupfer, wie
auch ein Generale, daß die 2 Jahre lang an-
gefahr-
[809] gefahrnen Bergleute von militairiſchen Werbun-
gen befreyet ſeyn ſollten. Wegen der hohen
Schmelzoͤfen bey Hammerwerken ergieng 1734
ein Reſcript, 1735 wegen der Cognition in
Bergſachen, daß ſie bloß fuͤr die Cammer ge-
zogen, und 1737, daß ſie ſo kurz als moͤglich
abgethan werden ſollten. 1737 ergieng ein Re-
ſcript wegen Vereidung der Zinnſchmelzer auf
die Conſtitution vom anvertrauten Gute, und
in eben dem Jahre wurde wegen der Verleihung
auf Goldſeifner an Gewerkſchaften mit begeben-
dem Reſervat bisheriger 3 Freykuxe reſcribirt.
1738 ergieng ein anderes wegen Abſtellung ei-
niger Beſchwerden beym Schmelzweſen, und
in eben dem Jahre ein anderes wegen der nicht
zu verſtattenden Schmelzung des auswaͤrtigen
Eiſenſteins; ſo vergaß man auch 1739 und
1740 die Bergwerke nicht, obgleich nichts Er-
hebliches angeordnet wurde. Im Jahre 1741
ergieng ein Reſcript wegen der Auslohnung bey
den obergebirgiſchen Hammerwerken mit Vi-
ctualien und Eiſen, 1743 ergieng ein anderes
wegen unrichtigen Gewichts bey den Berg-
werksniederlagen, wie auch ein Mandat wegen
Aufſuchung der im Lande befindlichen Steinkoh-
lenbruͤche und wie es mit deren Aufnahme und
Fortbaue zu halten. Man verpflichtete die mit
Landedelgeſteinen handelnden Perſonen 1744.
Es ergieng 1745 ein Reſcript wegen des Ver-
fahrens mit dem Retardat bey den Bergthei-
len; wie auch ein anderes wegen des Verbots
E e e 5der
[810] der Ausfuhr der weißen Erde, die man zum
Porzellan brauchte. So wurden auch in die-
ſem Jahre durch ein Generale die Generalien
wegen unterlaſſenen Angebots der Potaſche bey
den blauen Farbenwerken, und wegen der Aus-
fuhr derſelben erneuert. 1746 wurde durch ein
Patent der Aufkauf und die Ausfuhr des alten
Kupfers und die Einſchleifung des eiſernen ge-
goſſenen Gefaͤßes unterſagt. Man fand es dem
Cameralintereſſe gemaͤß, die Orte, wo Edel-
ſteine brechen, nicht mehr nach Diſtrikten, ſon-
dern auf Gaͤnge und geviertes Feld zu verlei-
hen, und es wurden daher die Amethyſten- und
Corallenbruͤche beym Wieſenbad und Rochlitz,
ingleichen der alte Amethyſtenbruch zu Falken-
bach und der Amethyſtengang am hohen Wilds-
berg nach Fundgruben, nach dieſer neuen Ein-
richtung 1746 vertheilt, weshalb ein beſonderes
Reſcript ergieng. Es wurde 1747 die Ausfuhr
des alten Kupfers ins Altenburgiſche verſtattet.
Es wurde 1749 verordnet, ordentliche Hut-
maͤnner auf den Huthaͤuſern im freybergiſchen
Bergrefier zu beſtellen. Es ergieng 1749 ein
geſchaͤrftes Mandat gegen das Ausfuͤhren der
weißen Erde, und in dem naͤmlichen Jahre eine
Stollnordnung, wie es inskuͤnftige bey dem
Stollnbau auf dem Erzgebirge zu halten, und
vornehmlich auch die Streitigkeiten zwiſchen
den Stoͤllnern und Fundgrubengewerken zu ver-
meiden g). 1751 wurde verordnet, daß alle
Per-
[811] Perſonen bey dem Bergbaue, welche Erze,
Bergbaumaterialien, Inventarienſtuͤcke und an-
dere geldeswerthe Sachen unter den Haͤnden
haben, auf die Conſtitution vom anvertrauten
Gute verpflichtet werden ſollten. Es ergieng
1752 ein Reſcript, worinnen auf gewiſſe Maaße
die Verlegung des Communbergbaues auch auſ-
ſerhalb des Weichbildes nachgelaſſen wurde.
Im Jahr 1754 wurde das Herumtragen der
einheimiſchen Blech- und Eiſenwaaren zum
Verkauf noch fernerhin nachgelaſſen, um da-
durch den innern Vertrieb dieſer Arbeiten zu be-
foͤrdern: ſo ergieng auch in dem naͤmlichen
Jahre ein Reſcript wegen Abſtellung verſchie-
dener bey dem Eiſenſteinbergbau ſich geaͤußer-
ter Ungebuͤhrniſſe, die ſonderlich auf den Cre-
dit dieſer Dinge Einfluß haben konnten. In
dem naͤmlichen Jahre erſchien ein erneuertes
Bergdekret zu beſſerer Aufnahme und Empor-
bringung des Kupferbergbaues, worinnen dem-
ſelben verſchiedene Begnadigungen zu dieſem
Behuf ertheilet werden. Es wurden ſonderlich
die Kupfer, welche kein Silber enthalten, von
dem voͤlligen Abzug und der Innebehaltung der
halben Bezahlung des vierten Centners Kupfer
auf beſtaͤndig, ſondern auch bey annoch fort-
dauernder Zubuße der zwanzigſte Theil auf
6 Jahre lang von dem erſten Hauptſchmelzen
an, ſo fern ſie zwiſchen bemeldeter Zeit nicht
zum Ueberſchuß- oder Ausbeutvertheilen gelan-
gen, befreyet.


1754
[812]

1754 ergieng ein Patent wegen Conſerva-
tion der an den Ufern der Kunſtgraͤben und
Bergwerksteiche ſtehenden Schlaghoͤlzer; in
dem naͤmlichen Jahre ergieng ein Patent wegen
Beſtrafung derer, ſo ſich an den Perlenmu-
ſcheln in den Fluͤſſen des Voigtlandes vergrei-
fen; 1755 wurde den Juden zu Dresden der
Silberhandel gaͤnzlich unterſagt. 1764 ergieng
eine Oberbergamtsanweiſung deſſen, was bey
den freybergiſchen Grubenregiſtern und den dar-
innen vorkommenden Verrechnungen Berg-
beamten und Rechnungsfuͤhrern zu beobachten
oblieget. Sie beſtehet aus 128 Artikeln. Es
ergieng 1764 ein geſchaͤrftes Mandat wegen
Ausfuͤhrung der weißen Erde. Es geſchahen
den auf Kupfer bauenden Gewerken zur Er-
munterung eine und die andere vortheilhafte
Bewilligung. Es ergieng 1765 eine Decla-
ration wegen erhoͤheter Bergbrandſilberbezah-
lung und Erztaxe, auch anderer den bauenden
Gewerken neuerlich bewilligter Begnadigungen.
Man ſuchte die auswaͤrtige Verleitung einhei-
miſcher Bergverſtaͤndigen zu hindern, und wies
1768 die Bergaͤmter zu allen zu gebrauchenden
Vorſichten, richtige Markſcheiderzuͤge zu er-
halten.


Doch wir nahen uns nun dem ſaͤchſiſchen
gegenwaͤrtigen Bergwerkszuſtande etwas mehr,
der zwar nicht mehr ſo glaͤnzend iſt, wie er im
ſechzehnten Jahrhunderte war, aber doch im-
mer noch Aufmerkſamkeit verdient. Vornehm-
lich
[813] lich machen ihn noch jetzt ſehr merkwuͤrdig die
blauen Farbenwerke, das Kupfer, die Zinn-
Eiſen- und Blechhammerwerke. Zu Marien-
berg bricht noch jetzt gewachſenes Silber, doch
ſparſam, meiſt Scherbenkobald, der 3 bis 4
Mark Silber, zuweilen auch Rothguͤldenerz
haͤlt, vorzuͤglich iſt auch das Maſchinenweſen
wichtig. Zu Moͤnchsberg iſt eine Zinnhuͤtte;
zu Zoͤblitz ſind die beruͤhmten Serpentinſtein-
bruͤche h). Zu Annaberg findet man noch Sil-
ber, vornehmlich kobaldiſche Erze, auch Far-
benkobalde und Kupfernickel. Zu Ehrenfrieders-
dorf brechen arſenikaliſche Silber- und Zinn-
erze. Zu Geyer ſind Silber- und Zinnwerke,
auch wird Alaun und Arſenik bereitet, wozu eine
beſondere Gifthuͤtte iſt; auch findet ſich daſelbſt
ein Vitriolwerk. Zu Schneeberg giebt es ſon-
derlich Wismuth und Kobalde, nahe dabey
ſind die churfuͤrſtlichen blauen Farbenwerke zu
Oberſchlemma. Das landesfuͤrſtliche gedop-
pelte blaue Farbenwerk zu Oberſchlemma war
ehedeſſen ein Privatwerk, wurde aber 1651 von
dem letzten Beſitzer Johann Burkhard dem da-
maligen Churprinz Johann Georg II. im Te-
ſtament vermacht, 1682 auch das zu Jugel
gewe-
[814] geweſene blaue Farbenwerk hieher verlegt. Auſ-
ſerdem giebt es noch das ſchindleriſche blaue
Farbenwerk an der Mulde, eine Meile von
Schneeberg, das Pfannenſtielerwerk unweit
Schneeberg und das Zſchopenthaler. In die-
ſen Werken wird aus den Kobalden, welche
aus dem ganzen Lande fuͤr einen gewiſſen Preis
dahin geliefert werden muͤſſen, die blaue Farbe
oder Schmalte in großer Menge bereitet. Dieſe
4 Farbenwerke ſtehen in einer allgemeinen ge-
ſellſchaftlichen Verbindung, ſo daß eines ſo viel
Kobald von der Zeche bekoͤmmt als das andere,
außer daß das landesfuͤrſtliche gedoppelte Liefe-
rungen bekoͤmmt und ausgiebt: ſodann ſtehen
aber auch die Theilhaber eines jeden Werks in
einer beſondern Verbindung, und halten auf je-
dem Werke ihren beſondern Factor zu den Rech-
nungen und Austheilungen des Gewinnes nach
dem Verhaͤltniß ihrer Antheile.


Die ſaͤchſiſchen blauen Farbenwerke ſind
uͤbrigens in dieſem Jahrhunderte aufs hoͤchſte
geſtiegen. Man hatte einige Arten blauer Far-
ben herausgebracht, die dem wahren Ultrama-
rin glichen, allein ein neidiſcher Farbenmeiſter
nahm dieſes Geheimniß mit ſich ins Grab.
Indeſſen hat man es doch dahin gebracht, daß
man nach der Beſtellung die Farben arbeiten und
achtzehn verſchiedene Arten herausbringen kann.
Außerdem haben die ſaͤchſiſchen blauen Farben
auch noch den Vorzug vor andern, ſonderlich
den boͤhmiſchen, daß ſie reiner ſind als die letz-
tern,
[815] tern, welche weit ſchmieriger ausfallen. Ein
Steinkohlenwerk findet ſich zu Planitz, zu Rei-
chenbach iſt ein Alaunwerk, zu Rodewiſch ein
Meſſingwerk. Zu Eibenſtock ſind reiche Zinn-
werke. Im Jahr 1748 wurde vom hieſigen
Bergamtsrevier 393 und ¼ Centner Zinn ge-
ſchmolzen, ingleichen 5920 Fuder Eiſenſteine
und 820 Fuder Floͤße gefoͤrdert und vermeſſen.
So finden ſich auch in der Gegend um Eiben-
ſtock haͤufig Goldkoͤrner, Amethyſte, Topaſe,
Opale, Aquamarin, gute Magnetſteine und
weiße durchſcheinende Quarze. Zu Wittichs-
thal ſind wichtige Blech- und Eiſenhaͤmmer,
zu Johanngeorgenſtadt Silberwerke, zu Stein-
bach Zinnſeifen, zu Gruͤnthal eine wichtige
Seigerhuͤtte, welche 1567 Churfuͤrſt Auguſt
von einer Privatfamilie erkaufte.


Zu Commotau iſt ein wichtiges Alaunwerk,
zu Altenberg und Zinnwalde anſehnliche Zinn-
werke; zu Baruth wurde 1749 ein wichtiges
Eiſenwerk angelegt i). Die ſaͤchſiſchen Salz-
werke bey Koͤſen, Ketſchau, und vornehmlich
die am ſo genannten Duͤrrenberge, welche letz-
tern erſt neuerlich angiengen, und wegen deren
Zwiſtigkeiten mit dem Hauſe Brandenburg ent-
ſtanden, gewannen vornehmlich viel durch die
Einſichten des verdienten Bergraths Burlach,
wel-
[816] welcher vornehmlich auf die Reinheit und Weiße
des Salzes arbeitete, welches man in den haͤlli-
ſchen Salzwerken ſehr vernachlaͤſſigte.


Bey Pirna ſind noch die beruͤhmten Stein-
bruͤche, wie auch bey Greifenſtein; bey Mut-
ſchen findet man Kryſtalle, welche unter dem
Namen der Mutſchner Diamante bekannt ſind.
Bey Rochlitz ſind beruͤhmte rothe Steinbruͤche,
auch Marmor, Jaſpis, Chalcedonier und an-
dere Steine. Bey Colditz findet man Walker-
erde. Bey Zoͤblitz findet man den Serpentin-
ſtein, woraus allerhand Geraͤthe gemacht wird:
man hat rothen, welcher einer der ſchoͤnſten iſt,
und daher auch vom Landesherrn als Regal an-
geſehen wird. Außerdem giebt es auch noch
gelben, gruͤnen, braunen, grauen und ſchwar-
zen, auch findet man in dem churfuͤrſtlichen ro-
then Bruche Asbeſt von unterſchiedenen Far-
ben, und Granaten. Mineraliſche Brunnen
ſind zu Radeberg, wo ſie 1717 entdeckt wurden,
ingleichen zu Wolkenſtein, zu Lauchſtaͤdt, wel-
ches letztere die ſorgende Huld des durchlauch-
tigſten Friedrich Auguſts ſo ſehr verſchoͤnerte;
ingleichen das zu Marienberg, das Wieſenbad
zu Annaberg: und ſo ſind in dem Lande noch
viele dergleichen mineraliſche Brunnen, welche
aber nicht hinlaͤnglich unterſucht ſind; daher
auch die oͤkonomiſche Societaͤt zu Leipzig ganz
neuerlich eine allgemeine Theorie, die minera-
liſchen Quellen zu unterſuchen, aufgab, und von
den Chemikern verlangte.


Sach-
[817]

Sachſen hat eine ſehr anſehnliche Menge
Eiſen- und Blechhammerwerke. Zu Neid-
hardsthal wird ſeit 1767 geſchmolzener Stahl
bereitet. Sachſen hat weißen und bunten Mar-
mor und das Hamburger Magazin giebt ein
Verzeichniß derſelben k). Auch fand man
1731 bey Großwichin im Amte Pretſch einen
durchſichtigen und undurchſichtigen Bernſtein,
wie auch an einigen andern Orten, ein Be-
weis, daß der Bernſtein ſich nicht bloß an
Ufern oder Kuͤſten, ſondern auch unter der Erde
im trocknen Lande finde. Die ergiebigſten Sil-
berbergwerke in Meißen ſind noch jetzt zu Frey-
berg, noch 1764 betrug die Ausbeute 10069
Reichsthaler. Uebrigens iſt hier der Sitz des
Oberbergamts, das uͤber den ganzen meißni-
ſchen Bergkreis und uͤber alle Bergwerke des
Landes zu gebieten hat, der Sitz des Ober-
zehndenamts, das uͤber alle Zehndenaͤmter ge-
ſetzt iſt, und des Bergamts, das uͤber alle Gru-
bengebaͤude die Aufſicht hat. Uebrigens ſind
die Bergwerke und Bergſtaͤdte unter gewiſſe
Bergaͤmter durch das ganze Land vertheilt, die
Bergſachen gehoͤren fuͤr die Cammer, wo ſie
ein beſonderes damit verbundenes Gemach ha-
ben, welches das Berggemach heißt, und das
Bergweſen des ganzen Landes leitet.


Um
II.Theil. F f f
[818]

Um den ſaͤchſiſchen Bergbau machten ſich
viele wuͤrdige Maͤnner verdient. Es gehoͤren
hieher die Namen eines Henkels, Lehmanns,
von Gartenberg, Gellerts ꝛc. Der Herr von
Gartenberg machte ſich ſonderlich dadurch ver-
dient, daß er ſolche Oefen erfand, mittelſt de-
ren die Steinkohlen auch zum Roͤſten brauch-
bar werden. Denn obgleich ſchon Schluͤter in
ſeinem Unterrichte vom Huͤttenwerke Windoͤfen
angegeben hatte l), worinnen Bley- und Ku-
pfererze mit dieſen Kohlen geſchmolzen werden,
auch einen Treibeofen anzeigte, worinnen man
in Schottland Bley mit Steinkohlen trieb, ſo
konnte man doch durch dieſe die Kohlen zum
Roͤſten der Erze noch nicht anwenden. Aber
durch die gartenbergiſche Erfindung iſt es moͤg-
lich. Es wurden 1754 in den freybergiſchen
Schmelzhuͤtten, der zu Freyberg, der Hals-
bruͤckner, Ober- und Niedermuldner, ſtatt der
vorher uͤblich geweſenen Roͤſtſtaͤtte dergleichen
angelegt, man erſparte dadurch jaͤhrlich 1800
Klaftern Holz von 430 Bleyoͤfen, welche ohn-
gefaͤhr nach damaliger Erzlieferung ausgebracht
wurden. Dieſe Oefen ſind uͤbrigens unter dem
Namen der Flammiroͤfen bekannt, und von
D. Schrebern in ſeinen buͤtzowiſchen Sammlun-
gen beſchrieben worden m).


In Sachſen fuͤhrte man aus, was Zim-
mermann laͤngſt vorgeſchlagen, naͤmlich die An-
legung
[819] legung einer Bergakademie. Es geſchahe die-
ſes im Jahr 1765 unter der Landesverwaltung
und Vormundſchaftsregierung des koͤniglichen
Prinzen Xaverius bey der erſten Anweſenheit
Sr. churfuͤrſtlichen Durchlauchtigkeit Friedrich
Auguſts. Sie wurde zu Freyberg errichtet n),
und daſelbſt alle zu dem Bergbau gehoͤrige Wiſ-
ſenſchaften oͤffentlich gelehrt. Dieſes Inſtitut
wurde bald von Einheimiſchen und Auswaͤrti-
gen benutzt, und gediehe zu großem Anſehen.
Man veranſtaltete mineralogiſche Reiſen zur
Unterſuchung der mineraliſchen Geographie von
Sachſen.


Auch in dem Sachſenmeinungiſchen finden
ſich Bergwerke, vornehmlich ſind die rauen-
ſteiniſchen Berge als Erzgebirge bekannt. Son-
derlich fand der Herr von Uttenhoven 1764 eine
Grube im truckenthaler Grunde, im Looß Tie-
gel, am Berge, der Steiger genannt. Er fand
einen aufſchiebenden Quarzgang, der ſich mit
eingeſprengten Silbererzen mit unterlaufenden
Gold- und Silberbluͤthen bewies o).


In dem Wernigerodiſchen, wo ſonderlich
auch die Eiſenwerke in dieſem Jahrhunderte
wichtig waren, erſchien 1737 eine Eiſenham-
merordnung des Grafen Chriſtian Ernſt zu
F f f 2Stoll-
[820] Stollberg, welche ein Muſter in ihrer Art
iſt p).


In dem Reußiſchen ſind ſonderlich noch jetzt
Eiſen- und Hammerwerke im Gange, darun-
ter ſich das Eiſenwerk zu Schleiz und das
Hammerwerk zu Burg auszeichnet q). Ein
Alaunwerk iſt zu Oberzopoten, zu Wurzbach
ſind Eiſenhaͤmmer.


In dem achtzehnten Jahrhunderte trieb
man im Mannsfeldiſchen das Werk wieder et-
was mit Nachdruck. Man beendigte 1717
den neuen tiefen Stollen jenſeits Holffte gegen
Luͤttchendorf, ſo wie 1730 der neue Waſſer-
ſtolln oder Canal, welcher von Vatterrode bis
faſt Leimbach gefuͤhrt worden, auf die neue
Huͤtte zwiſchen Mannsfeld und Leimbach, wie
auch auf die Kreuzhuͤtte bey Leimbach. Im
Jahre 1723 wurde unter Mannsfeld nach
Leimbach zu eine neue Schmelzhuͤtte erbauet,
wo ehemals auch ſchon dergleichen geſtanden,
die Butzkenthal geheißen r). In dem naͤmli-
chen Jahre wurde eine neue Huͤtte bey Klein-
oͤrner auf einer alten Huͤttenſtaͤtte erbauet, wo
ehe-
[821] ehedem ein Kupferhammer geweſen. Uebri-
gens ſind dieſe Kupferſchiefer immer noch ſehr
ergiebig und ſilberhaltig, man rechnet auf die
zehntauſend Mark Silbers, die ſie geben, ohne
das Garkupfer; ſelbſt die Schlacken koͤnnten zu
blauen Farben gebraucht werden, wenn man
vielleicht mehr Verſuche damit machte. In
den neueſten Zeiten wollte der beruͤhmte Metal-
lurg Cramer auch hier Verbeſſerungen in dem
Schmelzweſen machen; allein man fand bey
genauerer Unterſuchung, daß ſeine Vorſchlaͤge
zwar gut waren, ſich nur nicht bey ſo großen
weit umfaſſenden Arbeiten ſo ausfuͤhren ließen,
wie ſie im Kleinen und in der Theorie verſpra-
chen. Ich laſſe es uͤbrigens dahin geſtellt ſeyn,
ob dieſes wirklich in der Wahrheit gegruͤndet
war, oder ob es nur Ausfluͤchte waren, mit
denen man den alten Gebrauch ſchuͤtzen wollte.


Nach Schleſien zu, woran Boͤheim graͤnzt,
iſt die St. Petersſilberzeche, die Goldwerke um
Hohenelbe, beſonders das goldene Rehhorn an
der Aupe, die Berggegend, die Freyheit ge-
nannt, das Schwarzthaler Gold- und Kupfer-
werk und vielfaͤltige Seifenwerke auf Gold an
den Ufern des Rieſengebirges. Auch will man
im Rieſengebirge Queckſilber gefunden haben s).
An dem Fichtelberge, von dem ſich einige Aerme
in Boͤheim hineinziehen, die theils durch das
F f f 3Ege-
[822] Egeriſche gegen Bleyſtadt, Fribus, Graßlitz,
Heinrichsgruͤn, Neudeck, Lichtenſtadt, wel-
ches noch jetzt bekannte Bergſtaͤdte ſind, bis an
das Schwarzwaſſer unter dem Spitzberg, wo
das Erzgebirge anſtoͤßet; gegen Mitternacht iſt
Boͤheim mit dem Erzgebirge umgeben. Es
ſind daſelbſt viele boͤhmiſche Bergſtaͤdte, als
Graupen, Preßnitz, Joachimsthal, Platten,
Gottesgab, Wieſenthal, Weyperth, Soba-
ſtiansberg, Sonnenberg, Katharinenberg u. ſ. w.


Von der Ergiebigkeit einiger boͤhmiſchen
Bergwerke iſt folgendes ein ſehr einleuchtender
Beweis, daß nach dem Bericht des H. Fer-
bers, nebſt einigen tauſend Centnern Kupfer,
Zinn, Bley, Vitriol, Alaun und einer an-
ſehnlichen Menge blauer Farben und arſenika-
liſcher Kobalde allein von 1756 bis zu Ende
des Jahres 1761 nur von zwey oder drey Gru-
ben im Joachimsthal und von einigen zu Got-
tesgab und Katharinenberg 61677 Mark
7 Loth und einige Quentchen fein Brandſilber
gewonnen und in die koͤnigliche Muͤnze zu Prag
eingeliefert worden; rechnet man nun jede Mark
nach dem Einloͤſungspreiſe der Muͤnze zu 22
Gulden 25 Kreuzern, ſo betraͤgt dieſes Silber
in Geld 1382593 Fl. Die noch gangbarſten
Bergwerke ſind in den Graͤnzgebirgen; indeſ-
ſen ſind nicht alle Bergſtaͤdte koͤniglich. Koͤ-
nigliche ſind eigentlich 23, welche in deutſche
und boͤhmiſche ſich theilen.


Die
[823]

Die zwoͤlf deutſchen liegen alle im Ellnbog-
ner und Saazer Kreis und treiben noch wirkli-
chen Bergbau; die zwoͤlf deutſchen koͤniglichen
Bergſtaͤdte ſind Joachimsthal, welche reiche
Silber- und Kobaldgruben hat. Hier, ſo wie
in allen uͤbrigen koͤniglichen Bergſtaͤdten, iſt
ein Bergmeiſter und Bergamt, bisweilen ſind
zwey und mehr kleine Bergaͤmter mit einander
vereinigt, und dem Bergmeiſter des groͤßern
Orts anvertrauet. Alle dieſe Bergaͤmter ſte-
hen unter dem joachimsthaler Oberbergamte
und dieſes unter dem Obriſtmuͤnzmeiſteramte in
Prag, welches von der Hofkammer in Wien
abhaͤngt. Boͤhmiſch Wieſenthal bauet Zinn,
Platten Silber und Zinn; Gottesgab Zinn
und Silber; Bleyſtadt Bley; Preßnitz Sil-
ber und Eiſen; Weiperth Silber und Eiſen;
Sonnenberg, Sebaſtiansberg und Schlaggen-
wald Zinn, wie auch Schoͤnfeld und Lauter-
bach. Unter den Privatbergſtaͤdten iſt Katha-
rinenberg, Graͤßlitz, woſelbſt Kupfergruben,
Meſſinggießereyen und Drathziehwerk, Hein-
richs, wo man Bley gewinnt, Fribuß giebt
Zinn, Muͤckenberg Kupfer und Zinn; Neu-
deck Zinn, wie auch Lichtenſtadt und Petſchau,
Schoͤnbach, wo ehemals viel Queckſilber war,
Tſchuͤren, wo Galmey ſich befand, die Alaun-
werke zu Commotau, Neudorf und Altſattel
und Carlsbad t). In dem leutmeritzer Kreiſe
F f f 4ſind
[824] ſind die Zinnwerke zu Graupen, die alten Sil-
berwerke zu Oſſeg, Grab, Rongenſtock und
Niklasberg, die man vor einigen Jahren ge-
waͤltiget hat; die Biliner Waſſer und das Toͤ-
plitzer Bad. Der Geyersberg ſoll Zinngaͤnge
enthalten. In dem Bunzlauer Kreiſe ſind meiſt
alte nicht mehr gangbare Werke, außerdem
aber findet man darinnen viel Edelſteine und
viele Granaten, die in verſchiedenen Krei-
ſen in den Fluͤſſen und aus den Bergen losge-
riſſen ſich finden. Ehedem, da man das Schlei-
fen und Bohren derſelben nicht verſtand, gien-
gen ſie alle roh aus, allein nun hat der Graf
Kolowrath auf ſeinen Herrſchaften eine Manu-
factur angelegt, wo ſie bearbeitet werden. Die
Niederlage davon iſt in Prag.


Im Koͤniggraͤzer Kreiſe ſind lauter alte, we-
nig oder nicht mehr gangbare Werke, welche
aber eine Erneurung verdienten. Es gehoͤren
hieher die alten Goldwerke um Schatzlar, Ho-
henelbe und dem goldenen Rehhorn, die al-
ten Silber- und Kupfergruben zu Trautenau,
Reichenau, Hohenelbe und Schwarzthal. Auſ-
ſerdem ſind viel Seifen an den goldreichen
Ufern der Elbe. Der chrudiner Kreis liefert
meiſt Edelſteine und etwas Eiſen; im czas-
lauer iſt das uralte Silberwerk uͤber Kutten-
berg.
t)
[825] berg. Der bechiner Kreis enthaͤlt einige alte
ungangbare, allein auch Radiboſchitz oder Berg-
ſtaͤdel, ein ſchwarzenbergiſches reiches Silber-
werk bey Jungwoſchitz, Rudolfſtadt. Im
Kaurzimer Kreis bricht auf Eule gediegenes
Gold. Auch liegen hier die alten verlaſſenen
Goldwerke bey Kaurziem und Kamenitz. Die
Silber- und Bleywerke bey Skalitz, Procops-
berg und auf der Herrſchaft Commorau, in-
gleichen bey Conraditz, Tuchlowitz. Bey Lie-
ben hat man gediegen Drathgold und bey
Schwarzkoſtelitz Silber erſchroten, aber nicht
weiter unterſucht. Im berauner Kreiſe liegen
jetzt die alten Goldwerke unbekannt, außerdem
ſind einige wenige Silberwerke und mehrere Ei-
ſenwerke, aber vornehmlich ſchoͤner Marmor,
als bey Tetin ein braunrother, bey Hormano-
mierſtitz ein lichtblau und weißlicher, zu St.
Ivan ein roth und gelb gemiſchter. Um Berg-
reichenſtein ſucht man den Bergbau jetzt von
neuem wieder anzubringen. Im Pliſner Kreiſe
ſind die Bleywerke zu Mies, die Silberwerke
bey Plan, die alten Silberwerke bey Topel,
Kladrau, Loßyn und Michelsberg, die Ku-
pferwerke bey Muttersdorf und Dreyhacken, die
Alaun- und Vitriolwerke bey Plan und Kut-
tenplan, und die Eiſenoͤfen und Haͤmmer zu
Mayerhoͤfen. Daß ſo viele boͤhmiſche Queck-
ſilberwerke liegen, davon iſt wahrſcheinlich die
Urſache der Flor derer zu Idria, welche man
dadurch nicht will herabſetzen laſſen. In dem
F f f 5ege-
[826] egeriſchen Gebiete ſind einige Alaun- und Vi-
triolwerke, einige Bleywerke und Granaten-
bruͤche und der bekannte Sauerbrunnen bey
Eger. In der Grafſchaft Glaz, die zwar nicht
zu Boͤheim gehoͤrt, deren Gebirge aber mit Boͤ-
heim graͤnzen, giebt es auch einige Silberwerke,
Kupfergruben und Marmorbruͤche u).


Uebrigens ſorgte man in Boͤheim von Sei-
ten des oͤſterreichiſchen Hauſes auch dadurch fuͤr
den Bergbau, daß man ihm zu Prag 1763
einen beſondern Lehrſtuhl anwies, welcher in
der Perſon des Herrn Bergrath Peithners ſo
vorzuͤglich beſetzt wurde. Noch allgemeiner
aber ſcheint die Vorſorge des oͤſterreichiſchen
Hauſes ſich fuͤr den Bergbau bey der Bergaka-
demie zu Schemnitz gezeigt zu haben, welche
1769 errichtet wurde und durch welche fuͤr den
oͤſterreichiſchen und ungariſchen Bergbau ſo
viele wichtige Vortheile entſtanden ſind, da ſo
wuͤrdige Maͤnner von da aus durch Schriften,
Bemerkungen und Schuͤler demſelben nuͤtzlich
wurden.


Bey den heſſiſchen Bergwerken an der
Lahne ſetzte der Mangel an Bleyerz den Huͤt-
tenbetrieb ſehr zuruͤck, weil die Bley verſpre-
chenden Gaͤnge noch nicht geoͤffnet ſind. Eine
wahre und den hoͤchſten Unmuth rechtfertigende
Plage,
[827] Plage, denn wo nur eine Grube an dem Rhein,
an der Lahne oder an der Moſel Bleyerze hat,
da will man ſogleich ſelbſt ſchmelzen, ſtatt daß
man ſie zur Glaſur verkaufen und damit auch
die Schmelzkoſten gewinnen koͤnnte v). Man
bauet daher oft, ohne hinlaͤngliche Erze zum
Betriebe zu haben, lieber eigene Huͤtten, als
daß man einen kleinen Erzvorrath mit einem
weit groͤßern Vortheile einer andern Huͤtte zum
Zuſchlage um den ordentlichen Preis uͤberließ,
oder, im Fall die gewonnenen Bleyerze einen
ſchon treibenswerthen Silbergehalt haben, noch
Silbererze ſelbſt dazu kaufte. Auf dieſe Art
werden um zwey dreyloͤthiger Werke willen 16
bis 17 Procent Bley, die auch bey dem beſten
Treiben unwiederbringlich verloren gehen, des
Verluſts im Schmelzen nicht zu gedenken, vor-
ſetzlich verſchwendet, anſtatt daß man dahin
trachten ſollte, durch Zuſatz 8- und 9loͤthiger
Erze Silber, die mit gleichen Treibekoſten und
Bleyverbrennen, ohne Kohlenverſchwendung
oder Silberverluſt im Schmelzen, zu gute ge-
macht werden koͤnnten, ins Reine zu ſetzen und
dieſes Metall ſo viel mehr in Handel und Um-
lauf zu bringen. Endlich wird man keine Gaͤnge
mehr auf Silbererze, ohne Bleyerze dabey zu
haben, bauen koͤnnen. Man ſchlug vor, eine
Geſellſchaft die alle noch Erz verſprechenden
Sil-
[828] Silber- und Bleygaͤnge, welche nicht beyde
Metalle in einem vortheilhaften und des
Schmelzens wuͤrdigen Verhaͤltniß liefern, in
Bau zu nehmen und durch Aktien, wie die
franzoͤſiſchen und ſpaniſchen Geſellſchaften dieſes
Jahrhunderts, jedem Liebhaber daran Theil zu
nehmen frey ſtellen. Dieſe wuͤrde die ſaͤchſi-
ſche Gattirung und folglich die moͤglichſte Nu-
tzung eines jeden Erzes voͤllig in ihrer Gewalt
haben. Die Schwierigkeit war dabey die koſt-
bare Fracht der Erze von entlegenen Gruben,
und die Schwierigkeit, eine gute und einſichts-
volle Direction zu finden.


Es erſchien 1718 in dem Darmſtaͤdtiſchen
eine Bergordnung, darinnen die zu dem Berg-
bau noͤthigen neuen Einrichtungen und Ermun-
terungen ergiengen.


Ueberhaupt bluͤhen im Heſſiſchen die Eiſen-
werke, da Heſſen ſo reich an vortrefflichem Ei-
ſenſtein iſt, welcher haͤufig nach Sachſen gehet.
Unter dem Schloſſe Marxburg iſt ein Silber-
und Kupferwerk. Man vergaß in dem Heſſi-
ſchen auch die Bergwerkswiſſenſchaften bey Er-
richtung der oͤkonomiſchen Facultaͤt zu Gießen
nicht, ſondern da dieſelbige vermoͤge eines Re-
ſcripts vom 23ſten April 1777 errichtet wurde,
ſo erhielt Herr Prof. Baumer den Auftrag, die
[C]hemie und Mineralogie, und Herr Prof. Car-
theu-
[829] theuſer, die Phyſik, Botanik und Bergwerks-
kunde zu lehren w).


In dem Brandenburgiſchen ſorgte man fuͤr
die einheimiſchen Eiſenwerke auch in dieſem
Jahrhunderte durch Abhaltung des fremden Ei-
ſens: ſo ergieng ein Edikt gegen daſſelbe im
Jahr 1703, wie auch 1702 eines wegen des
Meſſinghandels, 1709 ergieng ein anderes ge-
gen das fremde Meſſing und Kupfer, und wurde
befohlen, das einheimiſche Kupfer mit dem
Adler zu bezeichnen. 1736 findet ſich ein Meſ-
ſingwerk zu Horgermuͤhle und ein Kupferwerk
zu Neuſtadt Eckerswalde; es ergieng auch in
dieſem Jahre deshalb ein beſtimmtes Edikt.
In dem Vorpommeriſchen legte man zu Tor-
gelow ein Eiſenwerk an. Schon in aͤltern Zei-
ten mußten hier Bergbau und Eiſenwerke gewe-
ſen ſeyn, welches die Ueberbleibſel der Eiſen-
ſchmelzarbeit zeugten, welches den geheimden
Rath von Zinnow veranlaßte, nach Eiſen- oder
Moraſtſtein zu ſuchen, den man auch leicht
und in Menge fand. Im Jahre 1755 uͤber-
nahm der Kriegsrath Henrici die Sache, und
fuͤhrte ſie 1758 gluͤcklich aus. Nachher uͤber-
nahm es der Herr von Resdorf nach einem von
der Kammer gemachten Anſchlage, vermoͤge
deſſen er fuͤr das zu Kohlen erforderliche Holz
den
[830] den baulichen Stand der Huͤttengebaͤude, Ei-
ſenſtein und dergleichen jaͤhrlich 4000 Thaler
Pacht zu entrichten hatte, welcher Contract
aber nachher auf 2000 Rthlr. heruntergeſetzt
wurde x).


Auch in dem Wuͤrtembergiſchen vernach-
laͤſſigte man in dieſem Jahrhunderte den Berg-
bau nicht. Es erneuerte Herzog Eberhard Lud-
wig die Bergfreyheiten und beſtaͤtigte ſie, in-
dem er am 9ten May 1710 die aus 30 Punk-
ten beſtehenden Bergwerksprivilegien gedruckt
ergehen ließ. Man ertheilte einzelnen Berg-
werken Privilegien. So findet ſich vom Jahre
1718 des Bulacher Silber- und Kupferberg-
werks wahrer Aufſtand und Privilegien, ſo ward
auch in dieſem Jahre ein Projekt einer neuen
Bergordnung verfaſſet y). Es ergiengen 1743
die hochfuͤrſtlich wuͤrtembergiſchen Bergwerks-
privilegia fuͤr die Gewerkſchaften der St. Wolf-
gangs- und Eberhardsgrube bey Alpirſpach.
Im Jahre 1722 wurde das Oberbergamt er-
richtet z), unter welchem alle Bergoffician-
ten ſtehen, und ſeiner beſtaͤndigen Aufſicht und
Befehlen unterworfen ſind. Außerordentlich
wich-
[831] wichtig ſind fuͤr Wuͤrtenberg die Eiſenwerke zu
Koͤnigsbronn und Heydenheim. Dem Be-
richte nach, der ſich in den Schreberiſchen
neuen Sammlungen von dieſen Werken findet,
hat, nach der Rechnung der Oberfaktorie vom
J. 1747, dieſelbe der Herrſchaft an Gewinn
gegen 29 Millionen Gulden abgeben koͤnnen a).
Das Eiſenerz gaben ſonderlich die beyden Gru-
ben Althall und Burgſtall, welche nahe an ein-
ander liegen, und beyde auf einem Floͤtz getrie-
ben werden. Zu dem Zerſchießen der Geſteine
brauchte man ehedem bloßes Pulver, das man
in das geborre Loch hinein that: allein itzt waͤhlt
man dazu Patronen, wodurch nicht ſo viel Pulver
verloren gehet, und es auch wirkſamer iſt, da
es nicht ſo von der Feuchtigkeit leidet. Ein
anderes wuͤrtenbergiſches Eiſenwerk iſt das Lud-
wigsthaler. Es wird daſelbſt Grunderz, Stuf-
erz und Bohnerz bearbeitet. Es bringt einen
jaͤhrigen Ueberſchuß von 4926 Guͤlden, und
gewinnt auch noch verſchiedene dadurch, daß
es 4500 Centner Maſſeln jaͤhrlich nach Chri-
ſtophsthal ſchickt, durch deren Verſchmiedung
9 bis 10000 Guͤlden gewonnen werden. Es
ſtehet uͤbrigens dem koͤnigsbronner weit nach,
da es weit mehr Fehler und Hinderniſſe hat.
Ein anderes wichtiges Werk iſt in dem St.
Chriſtophsthal. Es verarbeitet vornehmlich
die
[832] die Erze, die man zu Scherrenbach, ingleichen
auf dem Schellkopf, zu Dornſtetten, in der
Reinertsau, auf dem Hochberg bey Schiltach,
zu Ploͤtzingen bey Rothweil, zu Fuorn, Dorn-
han und Neunburg, bricht b).


In dem Gebiete der Reichsſtadt Ahlen fand
man Sanderz, welches ein mit eiſenhaltigen
Theilen angefuͤllter brauner Sandſtein iſt. In
den Ahlemergruben wird, wie aus einer nach
der jaͤhrlichen Conſumtion bey der Huͤtte zu
Koͤnigsbronn und Heydenheim gemachten Aus-
rechnung und Vergleichung erhellet, taͤglich ei-
nes in das andere gerechnet, eilf und ⅔ Centner
gewonnen c). Bohnerz wurde gegraben in
der Stauffener Gemarkung der Herren von
Scherteln, am Sauermagen im Wuͤrtembergi-
ſchen, an der Donnersmad, wo gegen 25 Mil-
lionen Centner gewonnen worden. In dem
Kielmberg, einem Gehoͤlze, das der Reichsſtadt
Gingen gehoͤrt, wurden 12 bis 15 Mill. Cent-
ner gegraben, und die alte ergiebige Grube zu
Schratenhof iſt noch im Gange.


In dem Naſſauiſchen, ſowohl Dillenburgi-
ſchen als Siegenſchen, iſt die Berghuͤtte und
Hammerbetrieb die Hauptnahrungsquelle, die
Kupfergruben im Dillenburgiſchen, ſo alle ge-
werkſchaftlich, die Zubersgruben ſo in 128,
die
[833] die Ausbeutzechen aber in 132 Kuxe eingetheilt;
bey dieſen wird die Ausbeute von zwo Kuxen
an das Aerarium, und von zwo an Kirch und
Schulen, in deren Terminen das Werk gelegen,
bezahlt. Die Aufſicht uͤber ſaͤmmtliche ſowohl
Eiſenſttein- als Kupferwerke, wie auch Silber-
und Bleyerze, in dem ganzen Fuͤrſtlich Oranien-
Naſſauiſchen ſtehet unter der Berg- und Huͤtten-
comißion in Dillenburg. Die ſpecial Aufſicht
aber in Dillenburg hat der Bergmeiſter. Die
Rechnungen werden von den verpflichteten
Schichtmeiſtern gefuͤhrt, jedes Quartal bey der
Berg- und Huͤttencommißion eingereicht, durch-
ſehen, und abgeſchloſſen d). Alle Kupfererze, die
im Fuͤrſtenthume Dillenburg gewonnen werden,
macht man in Amt Heyger, auf der bey Dil-
lenburg gelegenen, und dem Landesherrn zuge-
hoͤrigen Kupferhuͤtte, gegen Bezahlung eines
kleinen Huͤttenzinſes, zu gut; nur die Erze von
der Kupfergrube Goldbach ſind hiervon aus-
genommen e).


In
II.Theil. G g gJahr
[834]

In dem Naſſau-Siegenſchen ſind ſonder-
lich die Stahlwerke wichtig; vermoͤge der in
Herrn Schloͤzers Briefwechſel befindlichen Be-
richtigung des Jungiſchen Aufſatzes f) von
Naſ-

[835] Naſſau-Siegen, werden 11 Eiſen- und 6 Stahl-
huͤtten, 18 Eiſenhammer, 13 Stahlhammer
und 8 bis 10 Rekhammer, in dem Siegen-
ſchen betrieben. Saͤmmtliche Huͤtten und Ge-
werbe ſind bis auf eine Huͤtte und drey Haͤm-
mer gewerkſchaftlich. Zu Stahlberg iſt eine
Foͤrdermaſchine, welche aber denen im Harz,
den ungariſchen und churſaͤchſiſchen nicht im
mindeſten gleich koͤmmt, wie uͤberhaupt in den
drey letztern Laͤndern das Bergmaſchinenwe-
ſen außerordentlich vorzuͤglich iſt. Es ge-
hoͤren hieher ſonderlich das Maſchinenweſen und
die Gruben bey Marienberg, Fabian Sebaſti-
an und St. Georgen. Die vorzuͤgliche Erfin-
dung bey der Stahlberger Maſchine iſt, daß
der Haſpel bald an das eine, bald an das an-
dere Kronrad gefuͤhrt wird.


Auf dem Harzgebirge ſuchte man durch Her-
beytreibung eines tiefen Hauptſtollens viel Wer-
ke, die etwas tief gehen, von den Grundwaͤſ-
ſern zu befreyen. Es wurde ſonderlich in dem
Jahre 1771 beſchloſſen g), und das Werk ſelbſt
erhielt den Namen des tiefen St. Georgenſtol-
lens, von den alten lautenthaliſchen Werken h)
ſind noch zwey Gaͤnge, Lautenthalsgluͤck und Guͤte
des Herrn, gangbar. Im Hahnenklee ſind noch
vier Gruben im Gange, die Beſtaͤndigkeit,
G g g 2Theo-
[836] Theodore, Aufrichtigkeit und Philippine Char-
lotte; auf der Bockswieſe finden ſich reiche An-
bruͤche, nur hat man ſo viel mit Waſſer zu
kaͤmpfen. Es ſind bey dieſem Zuge ſchon neun
Kuͤnſte vorgerichtet, wovon allein vier in die
Gruben haͤngen, auch hat man die Winter-
ſchmidtiſche Maſchine zur Gewaltigung der
Waſſer angewendet, aber noch keinen ſonderli-
chen Vortheil erhalten. Zellerfeld iſt die Haupt-
ſtadt des Communionharzes, und hat vorzuͤg-
lich zur Befoͤrderung des Bergbaues dienende
Anſtalten. Die Stollen haben die Communion-
herrſchaften auf eigene Koſten durchtreiben laſ-
ſen, und erhalten ſie, und haben das dafuͤr
nach Stollengerechtigkeit ihnen zuſtehende Neunt
und Halbneunte den Gewerken laͤngſt erlaſſen,
auch erlauben ſie den Gewerken unentgeldlich
aus ihren Communionforſten das Holz i), die
Gewerke hingegen nehmen die Dielen aus der
herzoglichen Schneidemuͤhle, ſo auch das Pul-
ver, Unſchlitt, Eiſen und andere Bergwerks-
materialien aus den herzoglichen Faktoreyen.
Ueber alle Puchwerke iſt ein Puchſchreiber ge-
ſetzt, der die Rechnung fuͤhrt. Die gepochten
Erze heißen Schlieg, und werden auf
den
[837] den Brennofen geroͤſtet. Der Roſt wird nach-
her mit den gehoͤrigen Vorſchlaͤgen, als Heerd,
Glaͤtte, Schlacken, Abſtrich, beſchickt, und
im Schmelzofen durchgeſetzt; die Oefen ſind
niedrig, mehrentheils zugemauert, theils nur
mit naſſem Lehm verlutirt, und oben mit einer
Rauchkammer verſehen k). Das Treiben mit
Holze iſt auf dem Oberharze gaͤnzlich abgeſchafft,
und man hat an deſſen Statt ſeit dem J. 1742,
wo man die von Schluͤter erfundne Windtreib-
oͤfen auf dem ganzen Harze angenommen, wo
aus den Nebenoͤfen die Flamme durch den Luft-
zug auf das Werk in Treibofen ſpielt, das
Waaſentreiben eingefuͤhrt, wobey itzt jaͤhrlich
an 30 bis 40000 Rthlr. Koſten erſparet wer-
den, welche ehedem das haͤufige Holz, das man
zu 18 Fuß lang unmittelbar in Treibofen ein-
ſchierte, erforderte l).


Die Verfaſſung der Communionbergwerke,
wovon wir bisher ein und das andere angefuͤhrt,
iſt aber blos fuͤr dieſe vier Communionbergſtaͤd-
te und Werke; die Verfaſſung der andern, z.
B. des Rammelsbergs, weicht ab. Außerdem
hat auch noch die Regierung ſchon ſeit mehr als
50 Jahren den Gewerken den Zehnden, den ſie
ihr nach Ablauf der Freyjahre zu entrichten
G g g 3hat-
[838] hatten, erlaſſen m). Die Werke zu Clausthal
ſind in drey Refiere vertheilt, in den Burgſtaͤd-
ter, Turmroſenhoͤfer und Hausherzberger. Der
Waſſermangel iſt eine Hauptſchwierigkeit bey
dieſen Werken, daher dachte ſchon Leibnitz dar-
auf, die Waͤſſer aus den Gruben, mittelſt ei-
ner mit Kammraͤdern verſehenen ordentlichen
Windmuͤhle, herauszuheben. Der Kunſtmeiſter
zu Clausthal, Schwarzkopf, machte eine Wind-
muͤhle mit horizontalen Fluͤgeln, die ſich ſelbſt
ſtellt, und mit einem Bremsrade verſehen iſt.
Die Clausthalerwerke ſind uͤbrigens gut, und
Zuͤckert hat ein Verzeichniß der Zechen der
Clausthaͤler, Andreasberger und Lauterberger
Werke n) von 1761 geliefert, wie auch die
Behandlung der Erze beſchrieben. Man fand
hier einigemal in der Dorothea den ſo ſeltenen
Bergzunder, der mit einem zarten Eiſenſinter
uͤberzogen war, und in der Probe einmal 70
bis 80 Mark Silber im Centner hielt. Auf
dem Rammelsberge ſind itzt nur noch zwoͤlf Gru-
ben o) im Gange p). Die Erze beſtehen in
Bleyerz, Kupfererz, Kupfer und Schwefel-
kies.
[839] kies. Auch fand man hier einsmals gediege-
nes Kupfer in ſchwarzem Schiefer; wie auch
ehemals zu Oſterode Kupferſchieferwerke gewe-
ſen ſeyn ſollen, ſo daß die mansfeldiſchen Ku-
pferſchiefer nicht die einzigen in ihrer Art waͤ-
ren q).


Die Bearbeitung der Rammelsbergiſchen
Erze iſt von der uͤbrigen oberharziſchen in vie-
len Stuͤcken ſehr unterſchieden. Auf den uͤbri-
gen oberharziſchen Werken wird kein Vitriol
geſotten, kein Schwefel gefangen, und kein
Meſſing geſchmolzen, welches alles hier geſchie-
het. Faſt ſchon ſeit dem ſechzehnten Jahrhun-
derte, da ein Nuͤrnberger 1550 das Meſſing
erfand, arbeitet man hier aus Galmey Meſ-
ſing r). Auch iſt hier ein Zinkfang und Gal-
mey- Ofenbruch. Die Kupfererze werden auf
dem Unterharze, ſo wie auf dem Oberharze nur
in gewiſſen Quartalen zu gute gemacht, ſie
fuͤhren zum Theil Silber, der Centner enthaͤlt
hoͤchſtens ein Virtel bis ein halb Loth Silber,
welches alle Sonnabend nach Zellerfeld geſchickt
wird, um das Gold davon zu ſcheiden s).
Die andreasbergiſchen Werke ſind ſehr reich-
haltig an gediegenem roth- und weißguͤldigen
Silber. Es bricht vornehmlich ſpießigtes Erz,
G g g 4und
[840] und verſchiedene Arten von Rothguͤldenerz,
theils durchſichtig klein und großdruͤßig, theils
angeflogen, theils dunkel und derb, wovon die
erſten Arten von 50 bis 80 Mark, die letzte
aber von 148 bis 150 Mark im Centner haͤlt.
Ferner bricht ein ſehr duͤnblaͤttriger Spath, zwi-
ſchen deſſen Lamellen Rothguͤldenerz liegt, ein
grob- und kleinſpeiſigter Glanz, verſchiedene
Kupfererze, und allerhand Kieſe. Den Sie-
berſtollen trieb man ſeit 1716 an 1500 Lachter
her. Um beſtaͤndig bey trocknem Wetter Waſ-
ſer zu haben, fieng man 1719 den Rohberger
Teich an, und vollendete ihn 1722 mit einem
Aufwand von 76148 Thalern. Bey Lauter-
berg ſind Kupfergruben, ſonderlich der neue
Freudenberg, welcher allein von 1714 bis
1726, und alſo in 9 Quartalen 74100 Spe-
ciesthaler Ausbeute gab.


Ohnweit Lauterberg iſt die Koͤnigshuͤtte,
eine Eiſenhuͤtte, welche ihr Eiſen aus den Ei-
ſengruben umher, und vornehmlich aus der
Michaelisgrube erhaͤlt. Eine andere iſt die rothe
Huͤtte unweit Elbingrode, wie auch ein Mar-
morbruch, welcher dunkelroth ausfaͤllt, allein dem
blankenburgiſchen an Guͤte und Schoͤnheit bey
weitem nicht gleichet. Dennoch wurde 1739
eine Marmormuͤhle daſelbſt angelegt.


Von den ehemaligen ſo beruͤhmten Eiſen-
gruben, auf dem Eibenberge, ſind itzt nur noch
im Gange, der Oberſteig, der ein ſehr ſchmei-
diges
[841] diges Eiſen, der Oberſchuffelberg, der ſchoͤnes
Stahleiſen giebt, und die im Gegenthal befind-
lichen Gruben, naͤmlich der Pfannenberg, der
Haſſelberg und der neue Jacob t). Das gittel-
diſche Eiſenwerk iſt das vorzuͤglichſte, und daher
hat es auch Zuͤckert ausfuͤhrlich beſchrieben, vor-
nehmlich die Behandlungsart des Eiſens. Man
roͤſtet und pocht die Eiſenſteine, vermiſcht ſie mit
vorher auch gepochten Friſchſchlacken, verſetzt ſie
mit Kalch, und traͤgt ſie ſodann in den hohen
Ofen ein u).


Das Salzwerk bey Harzburg wurde in die-
ſem Jahrhunderte ſehr verbeſſert. Man fand
endlich die wahre und reine Quelle, und ſchaffte
daher 1717 das Gradierwerk ab; daher Herr
von Rohr in den Merkwuͤrdigkeiten des Ober-
harzes irrt, wenn er S. 300 dieſes Gradier-
werk noch als ſtehend angiebt. An der Seite
der Salzquelle hat man einen Waſſerſchacht an-
gelegt. Seit 1713 iſt dieſes Salzwerk verpach-
tet, der Pacht iſt ſeit 1734, 2800 Thaler. Zu
dem Kochen der Sohle werden jaͤhrlich 4000
Schock Waaſen gebraucht, und damit gemeinig-
lich 4950 Koͤrbe Salz geſotten v).


In dem Mecklenburgiſchen fieng man 1755
vornehmlich an, Eiſen aufzuſuchen, und man
legte ein Hammer- und Huͤttenwerk bey Doͤmitz
an dem Fluſſe Elda an, welcher auch die Geblaͤſe
G g g 5des
[842] des Hohenofens der Hammerſchmiede und der
Pochwerke treibt. Der Eiſenſtein dazu wird
auf den Ebenen bey Doͤmitz gebrochen, findet
ſich aber auch in den Aemtern Eldena, Grabov
und Neuſtadt u).


Ueber die halleiniſchen Salzwerke kam es
1766 zu neuen Vertraͤgen zwiſchen Salzburg
und Bayern, und ſtatt der bisherigen Partici-
pation wurde eine Separation eingefuͤhrt, ſo
daß Bayern nun die Auflage und den Profit
beym Verkaufe, der ſonſt gemeinſchaftlich war,
allein zieht, und fuͤr jede Hallfahrt, deren es
322 bekommt x), welche zuſammen 60000
Centner Salz machen, 200 Gulden an Salz-
burg am Kaufgelde bezahlt. Ueber die Bergolds-
gadiſchen Salzwerke wurde 1734 ein Hauptver-
gleich mit dem Probſte geſchloſſen, worinnen
der von 1628 beſtaͤtiget wurde, ſo daß es bey
demſelben in Anſehung der Ausfuhre und der
Vermehrung des Kaufgeldes, wie ich im ſieben-
zehnten Jahrhunderte erinnert habe, blieb.
Von 1729 an bis 1748 wurde im Zillerthal in
Tyrol ziemliche Ausbeute gezogen, und nur 1732
ein Verbau gemacht. Von 1749 bis 1756
gab
[843] gab man ununterbrochen wieder Zubuße. Und
ſeitdem iſt dieſes Werk meiſt mit Nutzen betrie-
ben worden; von ſeinem Verhalten in den zehn
Jahren von 1768 bis 1777 erhellet aus der
unten angefuͤhrten Rechnung y).


In den halleinthaliſchen Salzgebuͤrgen in
Tyrol ſind 7 Berge aufgeſchlagen. Der aͤlteſte
ward in dem Jahre 1190 der Ober- und Waſ-
ſerberg, 1400 der Stein- und Mitterberg,
1492 der Koͤnig Maximiliansberg, 1563 der
Kaiſer Ferdinandsberg, und 1648 der Erzher-
zog Ferdinandscarlsberg aufgeſchlagen. Zur
Bearbeitung dieſes Salzwerks ſind 447 Leute
in Solde, worunter 117 Gedingarbeiter oder
Haͤuer, 269 in Proviant ſtehende Saͤuberer
und 61 Arbeiter fuͤr baar Geld ſind.


Da der kaͤrnthner Stahl in einem ſo ausge-
breiteten Rufe ſtehet, ſo verſuchte man es vor
drey Jahren, die kaͤrnthner Stahlmanipulation
auch in Tyrol einzufuͤhren. Man ließ hierzu ei-
nen
[844] nen Manipulanten aus Kaͤrnthen kommen, und
fand, daß, da die tyroliſchen Eiſenerze wahre
Saalerze ſind, dieſe Manipulation von
ſehr guter Wirkung ſey. Auf den ſaͤmmtlichen
tyroliſchen vereinten Eiſenwerken wurden im
Jahre 1777 an geſchmiedetem Eiſen und Stahl
16812 Centner erzeugt, und dieſes bey einem
ſehr eingeſchraͤnkten Werkumtriebe, den der
Mangel eines hinlaͤnglichen Eiſenverſchleißes hem-
mete, da ſonſt die Werke wohl 175000 Centner
Eiſen und Stahl liefern konnten z).


In dem Steyeriſchen bluͤhen ſonderlich die
Eiſenwerke, die noch ihren alten Ruhm behaup-
ten. Es ſind 71 Hammer-, 77 Huͤttenhammer-,
9 Eiſen, 5 Kupfer- und 11 Bleybergwerke,
deren erſtere jaͤhrlich gegen 400000 Centner Erz
geben. Dazu gehoͤren 2 Gußwerke gegen 80
Stahl- Eiſen- und Schwarzblechhammerwerke,
die jaͤhrlich bey 380 Feuern 70000 Centner
Stahl-Mock- und Grabeiſen, uͤber 60000
Centner Streckwaare und gegen 4000 Centner
Blech verarbeiten. Die Verfaſſung und Bear-
beitung der ſteyeriſchen Eiſenwerke kann man
uͤbrigens am beſten aus dem Schauplatze kennen
lernen zz). Hier will ich bemerken, daß auf
68 Gru-
[845] 68 Gruben gangbar ſind, welche der Pater Po-
da in der Beſchreibung der Eiſenberg- und Huͤt-
tenwerke zu Eiſenerz in Steyermark, welche in
dem angefuͤhrten Theile des Schauplatzes ſtehet,
angiebt und mit Namen verzeichnet hat. Man
hat in den neuern Zeiten hier eine neue Schmelz-
art eingefuͤhrt. Vormals waren große Schmelz-
oder Stuͤckoͤfen, davon in Eiſenerz 12, im Vor-
dernberg aber 14 waren. Man roͤſtete erſt den
Stein, indem man unten eine Schicht Holz und
Kohlen, ſodann eine Schicht Steine, und ſo
abwechſelnd 3 Schichten von jedem legte, den
Haufen anzuͤndete und 3 Wochen brannte.
Wenn das Schmelzen angehen ſollte, ſo ward
der Ofen erſt mit Kohlen angefuͤllt, dieſe ange-
zuͤndet und das Geblaͤſe angelaſſen. Nachdem
die Kohlen zweymal abgegangen, wurde geroͤſte-
ter Stein aufgeſetzt, und, wenn dieſer in Fluß
gerathen, mit den Aufſaͤtzen der Kohlen und des
Steins in gewiſſer Ordnung abgewechſelt. Nach
Verfluß von 16 bis 17 Stunden wurden die
Baͤlge weggethan, damit ſie bey dem Abziehen
der Schlacken nicht hinderlich waren; dieſe wur-
den ſodann hinten beym Geblaͤſe abgezogen, und
der Klumpen des geſchmolzenen Eiſens entbloͤßt,
welcher ſich unten im Heerde geſammelt hatte,
und Maaß genennet wurde. Dieſes brach man
mit Brechſtangen noch gluͤhend heraus, und theilte
es in 2 Theile; das noch fluͤſſige ward beſonders
herausgenommen, es hieß Graglach, ſodann die
Schlacken mit Stempeln und Hammern gepocht,
und
[846] und die Eiſenkoͤrner aus denſelben mit dem Sie-
be ausgewaſchen; das herausgewaſchene Eiſen
hieß Waſchwerk, ſo wie das uͤbrige Schlamm.
Um aber eine groͤßere Menge Eiſen mit geringe-
rem Aufwande an Kohlen auszubringen, ſind
ſtatt der Stuͤckoͤfen neuerlich ſowohl hohe Oefen
als Floßoͤfen eingefuͤhrt worden. An dem vor-
dern Theile dieſer beyderley Oefen iſt uͤber dem
Bodenſteine ein Loch, das mit Thone vermacht
wird, zum Abſtechen des Eiſens; an der Mitte
der rechten Seite des Ofens iſt eine Oeffnung
14 bis 15 Zoll uͤber dem Bodenſteine, vor wel-
chem die Geblaͤſe liegen. Nachdem ſo viel Koh-
len und Stein aufgeſetzt worden, daß der Heerd
von dem geſchmolzenen Metalle voll iſt, ſo wird
das mit Thon vermachte Auge vermittelſt des
Sticheiſens geoͤffnet, und die Schlacken nebſt
dem Eiſen in den vorher zubereiteten Vorheerd
abgelaſſen, die noch weichen Schlacken mit dem
Schlackenhaken von der Eiſenmaſſe, ſo das Floß-
eiſen genennt wird, abgezogen, und der Abſtrich,
nachdem er erkaltet, gepocht und gewaſchen.
In 24 Stunden wird 7, 8 bis 9mal abgeſto-
chen, und das Schmelzen in einem Ofen 9, 11
bis 13 Monate fortgeſetzt. Im Durchſchnitt
gerechnet, wurden in einer Woche 182 Maaß
geroͤſteter Stein verſchmolzen, und zum Roͤſten
und Schmelzen 581 Faß Kohlen erfordert, wo-
von, das Waſcheiſen mit dazu gerechnet, 287
Centner gewonnen werden. Nach einer An-
gabe des Hauptbuchhalter Gruͤbers, welche Po-
da
[847] da ſeiner angefuͤhrten Beſchreibung beygefuͤgt,
wurde um die Jahre 1751 bis 1767 bey der
innerbergiſchen Hauptgewerkſchaft in Steyer-
mark verarbeitet, in Plaa- oder Stuͤckoͤfen
378381 Centner 90 Pfund Rauch- oder Roh-
eiſen, 117799 Centner Graglach, 51359
Pfund Waſchwerk. In Floßoͤfen in den naͤm-
lichen Jahren 690078 Centner Roheiſen,
281884 Centner Graglach und 71454 Pfund
Waſchwerk. In Holzoͤfen 98845 Centner 48
Pfund Roheiſen, 47175 Centner Graglach und
11545 Pfund Waſchwerke; alles zuſammen be-
trug 1748521 Centner 38 Pfund.


Erſt in neuern Zeiten gieng im Temeswarer
Bannat der Bergbau an, ſonderlich unter der
Regierung der K. K. Maria Thereſia. Schon
Mercy, ein um die Cultur des Bannats ſo ſehr
verdienter Mann, machte bald nach dem paſſa-
rowitzer Frieden, der 1718 geſchloſſen wurde,
Anſtalten zum Bergbaue, und fand die banna-
tiſchen Gebuͤrge erzhaftig; man gieng der Spur
nun weiter nach, und unter Engelshofens Regie-
rung wurden mehr Erz-, Kupfer- und Bleywerke
belegt, von denen die beyden letzten Silber fuͤh-
ren. Der Hof gab Berggeſetze, und traf An-
ſtalten, die Gewerke einzuladen. Kupfer, Bley
und Eiſen ſind am haͤufigſten, man ſcheidet aus
einigen der zwo erſten Erzarten eine gewiſſe
Quantitaͤt Silbers; die Goldkoͤrner aber, welche
man in einigen Lagen aus dem Sande der dritten
Erdſchicht ziehet, oder welche einige Fluͤſſe und
Baͤche
[848] Baͤche mit ſich fortſpielen, haben meiſt Eiſen-
theilchen bey ſich, die der Magnet ziehet a).
Die erzhaltigen Gebuͤrge ſind in die vier kleinen
Bergreviere oder Bergaͤmter Oraviza, Dognaſka,
Moldova und Saſka vertheilet, welche unter dem
Oberbergmeiſter zu Oraviza ſtunden, welche von
einem aus zwey Raͤthen und uͤbrigem Perſonal
beſtehenden Departement abhieng b). Außer
denſelben hat man noch neuerlich einige Erze
entdeckt, als ein Kupferbergwerk zu Torgos, und
einen Bleygang mit Silber zu Gladna. Von
der bannatiſchen Bergwerksdirection haͤngen
auch die Bergwerke zu Rosbaniga im niederun-
geriſchen Comitat Gomor ab c). Zu Oraviza
iſt die Bergweſensdirection des Bergamts und
die Directionscanzley. Der Director ſtehet den
Beamten ſeines Diſtricts und den uͤbrigen Berg-
aͤmtern vor. Oraviza hat zwey Roͤſtheerde, eben
ſo viel Prob[i]ergaden und Schmelzhuͤtten, meh-
rere Magazine fuͤr das gewonnene Kupfer, nebſt
den dazu gehoͤrigen Gebaͤuden fuͤr Holz, Kohlen,
Geraͤthe und Maſchinen. Die erzhaltigen Ber-
ge daſelbſt ſind von der Mitternachtsſeite der
Stadt Wadran, Cziclova, Temes, von Mit-
ternacht Koſchowitz, Dilfa und Kornudilfa. Die
Berge
[849] Berge ſind mit Eichen, Buchen, Linden, Bir-
ken, Epheu bewachſen. Schon die Tuͤrken ver-
ſuchten waͤhrend ihrer Herrſchaft uͤber das Ban-
nat nicht geringe Arbeiten, aber mit wenigem
Nutzen, woran der Mangel an Einſicht und an
Erfahrung im Manipulationsweſen Schuld war.
Erſt nachdem der Bannat unter oͤſterreichiſche
Hoheit kam, fieng man an, den Bergbau re-
gelmaͤßig zu betreiben, beſonders nach dem Jah-
re 1740, da der k. k. Hof die Particuliers
aufmunterte, ſich als Gewerken zu intereſſiren,
ihnen nicht allein Mittel und Wege oͤffnete, ſon-
dern auch ſelbſt die Koſten mit Antreibung der
Erbſtollen und Erbauung der Manipulationsge-
baͤude und Wohnungen fuͤr die Bergbeamten zu
tragen uͤbernahm. Die Rechte, welche ſich die
Regierung vorbehielt, und die den Gewerkſchaf-
ten verliehenen Freyheiten beſtehen vornehmlich
darinnen:


Se. Majeſtaͤt behalten ſich mit der oberſten
Bergwerksdirection nur einige Bergoͤrter oder
Feldungen vor, uͤberlaſſen aber den Gewerken,
alle uͤbrigen Bergreviere, welche ſie muthen
wollen, frey und ungehindert zu bauen. Jeder
Feldort wird, wie gewoͤhnlich, zu 132 Theilen
oder Kuxen gerechnet, deren zween fuͤr den Sou-
verain, ein dritter zum Nutzen der Gemein-
caſſe oder Bruͤderlade, und ein vierter fuͤr die
Kirche, von den Gewerken frey und auf ihre ei-
gene Koſten verbaut werden muͤſſen; daß ihnen
zu eigenem Nutzen von 132, 128 Kuxe uͤbrig
II.Theil. H h hblei-
[850] bleiben. Ferner entrichtet jede Gewerkſchaft dem
Landesfuͤrſten 7 und ein halb Pfund reines Kupfer
vom Centner, unter dem Namen der Urbur.


Auch iſt Sr. Majeſtaͤt das ausſchließende
Recht vorbehalten, alle Bergwerksproducte ge-
gen einen beſtimmten Preis einzuloͤſen; ſo wie
z. B. das Kupfer den Centner zu 32 Gulden.


Von der oberſten Bergwerksdirection haͤngt
fuͤr ſich das Recht ab, die Beamten zu beſtellen,
die Privatgewerken bey ihren Antheilen und Fort-
ſetzung des angefangenen Baues zu erhalten.
Ferner die Trankſteuer, oder das Recht, Wein
und Bier mit gewiſſen Abgaben zu belegen; aus
welchen Einkuͤnften, die man den Taxfund nen-
net, die koͤnigl. Beamten ihre Beſoldungen er-
halten, da die gewerkſchaftlichen Beamten von
ihren Principalen ſelbſt beſoldet werden muͤſſen.
Doch koͤnnen auch dieſe eben ſowohl als diejeni-
gen, welche von der koͤnigl. Direction abhangen,
mittelſt eines geringen Nachlaſſes von ihrer Be-
ſoldung mehrere Vortheile in Abſicht auf Woh-
nung, geringeren Preis der Lebensmittel, Bey-
ſtand des Wundarztes und Arzneyen in ihren
Krankheiten genießen. Außer dem geſchwinden
Abſatz ihrer Erze wachſen den Gewerken noch
folgende Vortheile zu. Erſtlich der geringe Lohn
der Nationalarbeiter, Walachen und Raizen,
denen ihre Arbeit vermoͤge der hoͤchſten Anord-
nung als Rabath mit 12 Kreuzern taͤglich bezahlt
wird, ſie moͤgen in der Grube, oder am Tage,
oder als Hundeſtoßer angeſtellt ſeyn.


Fuͤr
[851]

Fuͤr alle Arbeiter, ſowohl Nationaliſten als
Deutſche, laͤßt der Souverain den Gewerkſchaf-
ten ein gewiſſes Quantum Korn und Getreide,
in einem feſtgeſetzten, immer gleichen Preis zu-
kommen, ſo zwar, daß dieſer Preis weit unter
dem mittelmaͤßigen iſt, und daher auch die Gra-
tisportion heißt. So iſt das Korn, wie es zu
Hausbrod verbacken wird, zu 30, Hafer zu 24
und Kukuruz zu 18 kr. den Metzen geſetzt. Der
deutſche Bergmann erhaͤlt als ſolche Gratispor-
tion monatlich 1 Metzen, wenn er unverheirathet
iſt, und 1 und einen halben Metzen, wenn er
Kinder hat; dagegen den Walachen und Raizen
eben ſo viel an tuͤrkiſchem Korn, oder Kukuruz
zugetheilt wird. Was jeder uͤber dieſes feſtgeſetz-
te Quantum braucht, muß er im gewoͤhnlichen
hoͤhern Preiſe bezahlen, z. B. das Korn 45 kr.
den Kukuruz 25 kr. den Metzen. Dieſer erhoͤ-
hete Preis koͤmmt zwar dem Aerarium zu gute,
welches aber den Gewerken 10 pr. Ct. verguͤtet,
um davon die Vorrathsgebaͤude und Schuͤttboͤ-
den im Bau zu erhalten.


Eben ſo iſt auch der Preis des Holzes, der
Kohlen und des Heues nur ſehr mittelmaͤßig.
Eine Kubikklafter Holz zu ſchlagen, koſtet im
Walde nicht mehr als 24 kr. nur das Fuhrlohn
iſt nach der mehrern oder mindern Entfernung
verſchieden.


Das Maaß Kohlen, welches 2 ½ Sack haͤlt,
koſtet 18 Kreuzer. Ein Schober Heu, welcher
3 Klaftern in die Hoͤhe und 9 Klaftern im Um-
H h h 2fang
[852] fang haben muß, wird, Maͤhen und Fuhrlohn
einbegriffen, mit 4 fl. bezahlt. Auch haben Bre-
ter, Schindeln, und andres Holzwerk, ſo aus
den Waͤldern außerhalb der Bergbezirke zuge-
fuͤhret wird, gleichfalls ihren ſehr maͤßigen und
beſtimmten Preis.


Was nun die Bergwerke ſelbſt betrifft, ſo ſind
von der Mitternachtſeite von Koſchowitz an noch
folgende Gruben belegt, welche Herr von Born
auf ſeinen Reiſen mehrentheils noch nicht konnte,
weil ſie erſt nach ſeiner Zeit erhoben worden.
Sie heißen Rochus, vier Evangeliſten, Eras-
mus, Jacobus, Petrus und Paulus, Floria-
nus, Neugluͤckauf, Benedictus, Philippus, die
uͤbrigen, als Gabriel Genovefa, Maria Heim-
ſuchung, Maria Thereſia, ſind wegen Mangel
der Ausbeute aufgelaſſen. Die Gruben Ladis-
laus und der Kiesſtock geben bloßen Kies, da-
von der Centner 70 Pfund Lech, oder Stein giebt.
Auf dem benachbarten Berg Kornudilfa ſind fol-
gende Gruben: Gotteswillen, Neu Elias, Sa-
muel, Mercy, Thaddeus, Maria Schnee, auf
welcher letztern der k. k. koͤnigsegger Erbſtolln
von 400 Klaftern angetrieben iſt, und h. Drey-
faltigkeit. Kalkſtein giebt in ihnen beydes das
Hangende und Liegende ab. Die belegten
Gruben auf dem Gebirge Dilfa heißen Ser-
va [...]ius und Ignazius, Karolus, Maria von Lo-
reto, Simeon; in einigen dieſer Gruben iſt der
Gangſtein weißer ins Gelbe fallender koͤrniger
Gips, in andern Gipsſpath; bey Servazius und
Igna-
[853] Ignazius thonartig. Eben ſo iſts auf den Ber-
gen Madarna, Temes und Cſiclowina. Auf
Madarna waren vor einigen Jahren folgende
Stollen: Pauli Bekehrung, Peregrinus und
Nepomuzenus, Kajetanus, Elias unter dem Wa-
cholder. Im temeſer Gebirge ſtieg die Zahl
der Gruben mit den zugehoͤrigen Stollen nicht
uͤber vier, als Flucht in Aegypten, Maria bitt
fuͤr uns, Michael, Neu Servazius und Igna-
zius; ſie ſind aber gegenwaͤrtig meiſtens alle auf-
gelaſſen. Auch auf der Cſiklowa ſind die Stol-
len h. Dreyfaltigkeit, Thereſia und Thekla, die
aber nicht belegt ſind. Bloß der Georgi Erb-
ſtolln ſtehet in Arbeit. Alle dieſe Gruben geben
Kupfer, aber es lohnt nicht der Muͤhe, das Sil-
ber davon zu ſcheiden; die Saigerung geſchieht
groͤßtentheils zu Annaberg an der oͤſterreichiſch-
ſteyermarkiſchen Graͤnze; die uͤbrigen Bereitun-
gen bis zu Garkupfer geſchehen zu Orawiza. Der
Souverain hat den ganzen Erzkauf, den Centner
Kupfer zu 32 Gulden. Man nimmt daſelbſt
zu einem Centner 40 Centner Erz, 24 Centner
Kies, 16 Karren oder Halbahren Schlacken.
Haben die Erze viel Schwefel, ſo wird der Kies-
zuſchlag, und, wo ſie leichtfluͤßig ſind, die Quan-
titaͤt Schlacken gemindert. Von jedem Centner
Erz, wie es vom Roſtheerde koͤmmt, werden
durch weiteres Schmelzen 15 bis 18 Pfund Lech
oder rohes Kupfer mit beygemiſcht. Beym zwey-
ten Schmelzen giebt ein Centner Lech 70 bis 80
Pfund verdickte Probe, oder ſogenanntes
H h h 3Schwarz-
[854] Schwarzkupfer; das dritte Schmelzen befreyet
das Kupfer mit etwa zehn Procent Verluſt von
ſeinen Unreinigkeiten, daß es ziemlich dehnbar
wird, ob ſchon nicht ganz. Herr von Delius
thut gute Vorſchlaͤge, es gleich beym Roͤſten ge-
ſchmeidiger zu machen d): allein man hat weiter
keinen Gebrauch davon gemacht, als daß man
die Roſtheerde bedeckt und mit ſtarken Mauern
umgeben hat. Uebrigens werden in dem ora-
wizer Bergrevier jaͤhrlich zwey bis dreytauſend
Centner Kupfer erzeugt. Sowohl von dieſem
als den uͤbrigen Bergrevieren koͤmmt alles Ku-
pfer, was nicht nach Oeſterreich, um Silber da-
von zu ſcheiden, geliefert wird, in das große
Hammerwerk am Fuße des Berges Cſiklowa,
wo man es mit großen vom Waſſer getriebenen
Hammern verarbeitet. Die beyden Hauptgat-
tungen von Erzen in dieſem Werke ſind Kupfer-
kies und Kupferfahlerz; auch findet ſich zuweilen
Glaskupfer, und Kupferocher, der an Farbe roth
und großentheils pulveriſirt iſt, und beym Be-
ruͤhren faͤrbt, welches man daſelbſt auch Ziegel-
erz von der Aehnlichkeit mit der Ziegelfarbe nen-
net. In dem Bergrevier Dognaſka liefern die
Werke meiſt Kupfer, Bley und Eiſen. Die Ge-
birge darum heißen das Morawizer, Johanner,
Wolfganger, Dilfaer und Reſchitzer. Die Gru-
ben auf Morawiza heißen Simon Juda, Joh.
Baptiſta, Franziſcus, Penlus, Barbara, Cle-
mens, Benedictus, Iſidorus. Die Simon Ju-
daͤ
[855] daͤ Grube giebt monatlich immer noch 150 Cent-
ner Kupfer. In der Johann-Grube wurde 1740
viel Silber gewonnen. Die Stollen daſelbſt ſind
Maria Chriſtina, Georgius, Suſanna, Nepo-
muzenus, Barbara, Samuel, Merzy, Theo-
dor, Antonius und Herberſtein. Einige davon
ſind unnuͤtz geworden, und man hat dagegen neue
erfunden, als Antonius von Padua, Martinus,
Neu Petrus und Paulus, Rayma, Johann Evan-
geliſt, Helena, Eliſabeth, Koͤniginn Joſepha.


Im wolfganger Gebirge ſind Maria Victo-
ria, Chriſtoph, Traugott, Pankrazius, Neugluͤck-
auf und Erasmus. Auf Dilfaer ſind Rochus,
Thereſia, Fabianus und Sebaſtianus; ſie geben
vorzuͤglich Eiſen, 1764 fand man auch Erze,
die ſehr reich an Golde waren. Der jaͤhrliche
Kupferertrag dieſes Gebirges iſt drey- bis viertau-
ſend Centner. Das Eiſen wird nach dem Hoch-
ofen zu Reſchitza gebracht; den Fluß zu befoͤr-
dern, ſetzt man Kalkſtein zu. Man macht auch
Stahl daſelbſt. Die ganze Kunſt des Stahl-
machens beſtehet im Feuergeben, in Verrichtung
des Geblaſes, in der Vorſicht, mit der man den
gluͤhenden Eiſenſtaͤben zu rechter Zeit Schlacken
zugiebt, ſie aus dem Feuer nimmt, und in das
Feuer giebt, in wiederholter fleißiger Hammer-
arbeit, und endlich im Abkuͤhlen in Waſſer, wo
man noch Schlacken zuzulegen pflegt. Das
Moldawaer Bergrevier wird in das Benedicti-
ner, Florimundi und Andreaser Gebirge einge-
theilt, auf denen folgende Gruben ſind: als z. B.
H h h 4im
[856] im erſten, Barbara, h. Dreyfaltigkeit, Ne-
pomuzenus, Hoffnung Gottes, Vierzehn Noth-
helfer; im zweyten, Joſephus, Maria Thereſia,
Erzherzoginn Mariana, Pelagia, Maria von gu-
tem Rath; im dritten, Candarus, Petrus und
Paulus, Benjamin, itzt Anton von Padua, Tho-
mas, Helena, Hilarius und Nicolaus. Von die-
ſen Gruben ſind nur Barbara und Hoffnung
Gottes auf dem Benedictiner Gebirge belegt, in-
dem die uͤbrigen die Koſten nicht tragen; hinge-
gen hat die Bartholomei-Grube, die in einiger
Entfernung ſich in dem ſogenannten Griechenthal
endigt, einen ſilberhaltigen Bleygang; das Ku-
pfer wird auf die Huͤtte zu Boſniak geliefert, und
die Manipulation iſt nur zu Orawiza. Es iſt
etwas dehnbarer und geſchmeidiger als das in die-
ſem Bannat ſonſt erzeugte. Daher zahlt die k. k.
Einloͤſung hier fuͤr den Centner 36 Gulden, und
alſo vier Gulden mehr als zu Orawiza und Dog-
naſka, um die Gewerken aufzumuntern, die
ſonſt ſchwer auf die Koſten kommen wuͤrden. Der
Naturkundige findet in dieſen Gruben die ſchoͤn-
ſten Stufen, z. E. gediegenes Kupfer im Quarz
und ſchwarzgrauen Kupferkieſe, Kupferglas
von Incarnatfarbe mit Zinnoberpunkten und
Flecken, das ſogenannte Atlaserz, kleine Haar-
kryſtallen und Kupferglaͤſer, rothe Kryſtallen in
hartem Ocher, der bald mit Bergblau, Berg-
gruͤn und Kupfergruͤn bedeckt iſt; auch ein ſehr
ſchoͤnes Erz, von Farbe dunkelgelb, mit durch-
ſitzendem Spath, voll kleiner etwas ins Gruͤnliche
fallen-
[857] fallender Kryſtallen, zwiſchen zarten Streifen
von Bergblau und Berggruͤn. Ueberhaupt fin-
det ſich daſelbſt viel, woraus Wallerius und
Cronſtaͤdt bereichert werden koͤnnen; außerdem
finden ſich in dem moldawaer und ſaſkaer Re-
viere Spuren von altem Bergbau. In dem
Reviere Saſka machte man erſt ſpaͤt den An-
fang. Erſt nach mehr als zwanzig Jahren, nach-
dem die Tuͤrken den Bannat geraͤumet hatten,
machte man hier den Anfang; ſonderlich reizte
eine Entdeckung von altem Bergbau hier zum
mehrern Nachforſchen, und man fieng nun hier-
auf den Bergbau auf einige am Tage entbloͤßte
Kluͤfte wieder zu erheben an. Man brauchte
zu dieſer Arbeit die Walachen, welche die Ge-
gend kannten, und kam bald auf alte Schaͤchte
und hoch aufgeſtuͤrzte Halden, die in dem dichten
Schatten verwahrter Baͤume verſteckt lagen.
Auch fand man, und kann ſie nach dem Zeugniß
des Herrn Griſelini noch itzt ſehen, auf den hoͤch-
ſten Gebirgen eine Menge Kupfer- und Bley-
ſchlacken, ein ſicheres Kennzeichen, daß hier
Schmelzhuͤtten geweſen ſeyn mußten, ob ſchon
in der Naͤhe kein Waſſer oder Bach iſt, wo-
durch das Geblaͤſe und Maſchinenwerk in Bewe-
gung geſetzt werden koͤnnte. Es waͤre zu unter-
ſuchen, ob die Alten ihre Blasbaͤlge mit der
Hand getrieben, oder was ſie fuͤr Maſchinen moͤ-
gen angewendet haben. Eine andere Entde-
ckung, die man im Jahre 1776 in der Gegend
von Boͤſte machte, die von der vorigen nicht weit
H h h 5ent-
[858] entlegen, gab noch mehr Veranlaſſung zum
Nachſchuͤrfen. Man ſchuͤrfte in der Hoffnung
Erz zu finden, und grub ein Portal aus, welches
zu zwey Gemaͤchern fuͤhrte, die eines auf das an-
dere als zwey Stockwerke gebauet waren, und je-
des einen Feuerheerd hatte, von halbrunder Fi-
gur, fuͤnf Schuh im Durchmeſſer, und einen und
einen halben Schuh in der Hoͤhe. Auf jedem
Heerde ſtunden in geringer Entfernung von ein-
ander zwo irdene Roͤhren, die ſich ohngefaͤhr
zwey Schuh hoch erhoben, und unter ſich Zu-
ſammenhang hatten: ſo daß die Roͤhren der un-
tern Heerde in diejenigen des obern Gemachs
eingriffen. Mehrere der dortigen Bergbeamten
behaupten, daß dieſes Gebaͤude ein Probierga-
den geweſen; und gewiß waͤre es in dieſem Fal-
le nach der Aufmerkſamkeit eines gelehrten
Scheidekuͤnſtlers wuͤrdig zu unterſuchen: wie die
Alten bey einer ſolchen Vorrichtung des Heerdes
ihre Proben abfuͤhren mochten? Was eigentlich
der Gebrauch der mit einander zuſammenhaͤn-
genden Roͤhren der obern und untern Heerde ſeyn
konnte? Ob ihr Syſtem beſſer oder ſchlechter als
das unſrige war? Kaum ſollte man es glauben,
bey der Aufnahme, zu welcher in unſern Zeiten
die Metallurgie gediehen iſt, erſteres leichter als
das letztere zu glauben, daß ſie naͤmlich ſchlech-
ter war, zumal da die Erfahrung auch dafuͤr iſt,
den in dieſer Gegend gefundenen Silberſchlacken
nie die gewoͤhnliche Probe unter der Capelle De-
nar gegeben hat. Dieſe Entdeckungen erregen
die
[859] die Aufmerkſamkeit und den Muth des Berg-
mannes; man ſchuͤrfte allenthalben im Gebirge
und entbloͤßte ſehr viele Kluͤfte. Nach der Sil-
bergrube Maria Thereſia ſind im Vorgebirge als
die reichhaltigſten bekannt: Alt Nicolaus, Jo-
hann Nepomuzenus, Segen Gottes, Emanuel,
und Philippi Jacobi. Die Gangart in den mei-
ſten Gruben dieſes Diſtricts iſt Kalk, Gipsſpath,
ſeltener Quarz. Im Mittelgebirge iſt die Theo-
dor- und Gruͤndonnerſtagsgrube. Den Gruben
Anna Roſina, Maria Schnee, Maria Heim-
ſuchung, Bonifacius, Maria Brunn, Maria
Schuͤtz, Urbanus, Vitus und Modeſtus iſt al-
lerwegen die geringe Ausbeute aufgelaſſen. Hin-
gegen iſt neu aufgekommen, Prinz Ludwig,
Prinz Franz Eugen, Geburt Chriſti, Rochus,
Andreas, Roſalva, Sarkanda und Martha.
Merkwuͤrdig iſt hier die Erde, die ſich zu Theo-
dor- und Gruͤndonnerſtagsgrube zwiſchen der
Dammerde und dem Kalkſteine findet, und Ku-
pfer haͤlt, daß der Centner zwey bis ſechs Pfund
Kupfer giebt; ſo findet man auch bey Abſonde-
rung der Schacht einen kupferhaltigen Thon.
Auf Maria Schnee iſt ein mit Kupfer geſchwaͤn-
gertes Quellwaſſer, welches Eiſen in ſogenann-
tes Zementkupfer verwandelt. Auf Urbanus
findet ſich gediegenes Kupfer, erhaͤrtetes Kupfer-
blau in glaͤnzende und halb durchſichtige Kryſtalle,
ſo auch aus Maria Schuͤtz. Auf Neuelias ge-
diegenes aͤſtiges dendritiſches Kupfer in Waſſer
erhaͤrteter Thon. Auf Bona Spes gediegenes
geſtreck-
[860] geſtrecktes Kupfer. Viele andere, welche von
Born und Griſelini angegeben e). Vornehmlich
iſt zu Moldava und Saſka merkwuͤrdig das At-
laserz, oder ein ſteinſtrahliges glaͤnzendes Ku-
pfergruͤn, deſſen Strahlen meiſt concentriſch, un-
ten zugeſpitzt und oben ein bis zwey Linien breit
ſind. Man erzeugt jaͤhrlich zwey bis drey tau-
ſend Centner Kupfer auf Saſka, und ſchmelzt
hier mit geringern Koſten als anderwaͤrts, da
das Saſkaer Kupfer leichtfluͤſſiger iſt, als die
uͤbrigen bannatiſchen Erze, und man nur etwa
achtzehn Stunden zur Operation braucht.
Noch finden ſich auch viele Gaͤnge in den Ber-
gen der Almaſch und des nordlichen Theils vom
lugoſchen Kreiſe. Indeß bleibt das Kupfer
der groͤßte Reichthum der Bergwerke. Der
Hof loͤſet das Kupfer von den Gewerken zu zwey
und dreyßig Gulden fuͤr den Centner, und ver-
kauft es, wenn es vom Hammer kommt und
Kaufmannsgut iſt, fuͤr drey und funfzig Gulden.
Im J. 1775 betrug das aus Kupfer und Bley
gezogene Silber gegen zweytauſend Mark. Man
hat der k. k. Bergwerksdirection eine Berech-
nung eingegeben, nach welcher außerdem noch
jaͤhrlich uͤber dreyßig tauſend Centner des beſten
Schwefels gewonnen werden kann.


Auch die mineraliſchen Waſſer ſind in dieſen
Landen ſehr zahlreich; ſonderlich gehoͤren hierher
einige bey den Doͤrfern Bruckenau, Murain und
Fibiſch, ingleichen bey Baldaſerrata, welche
ſaͤuer-
[861] ſaͤuerlich ſind. Die beruͤhmteſten ſind die war-
men Baͤder zu Mehadia f), die ſchon das Al-
terthum kannte, und vornehmlich die Roͤmer
mit vielen Inſchriften noch fuͤr unſere Zeiten
auszeichneten g).


Die Litteratur dieſes Jahrhunderts in dem
Bergbau iſt reichhaltig und wichtig. Das aus-
gebreitete Studium der Naturgeſchichte befoͤrder-
te auch den Bergbau, ob man gleich nicht laͤug-
nen kann, daß in den aͤltern Zeiten der Bergbau
den Theil der Naturgeſchichte, der ſich mit den
Mineralien beſchaͤftigt, ſo wie die Medicin, die
Botanik, ſchon laͤngſt zu betreiben noͤthigte, und
von dieſer Seite die Naturgeſchichte durch dieſe
Wiſſenſchaften ſchon laͤngſt nothwendig wurde.
Was aber die Bergwerkslitteratur ſelbſt betrifft,
ſo bleiben wir bey den obigen Claſſen. Einige
der hiſtoriſchen kunſt- und finanzmaͤßigen Schrift-
ſteller erſtrecken ſich auf einzelne Laͤnder, einige
auf allgemeine. Die meißniſchen und die Harz-
bergwerke erhielten die meiſten Schriftſteller.
Um die erſtern machten ſich verdient Henkel, Leh-
mann, Zimmermann, Poͤrner, Gellert, Cramer,
Char-
II.Theil. J i i
[862] Charpentier, Werner, Hertwich, Beyer, Klotzſch,
von Oppel; und in dem Bergrechte Bauſe und
Diez.


Es erſchien neuerlich eine mineraliſche Be-
ſchreibung der Fuͤrſtenthuͤmer Weimar und Ei-
ſenach von L. W. Vogt, wodurch auch der Berg-
werkszuſtand dieſer Lande in naͤheres Licht geſetzt
wurde. Von den Harzwerken handelte Bruͤck-
mann im Theſauro ſubterraneo des Herzog-
thums Wolfenbuͤttel, welcher 1727 in 4. er-
ſchien, Thomas Schreiber h) in dem kurzen Be-
richt von Ankunft und Anfang der braunſchweig-
luͤneburgiſchen Bergwerke, Meibom, welcher
1704 von neuem erſchien, und Michael Hei-
neccius, von Rohr in den hiſtoriſch-phyſicali-
ſchen Merkwuͤrdigkeiten des Oberharzes, und in
denen des Unterharzes, und Sprengels Beſchrei-
bung der harziſchen Bergwerke, welche 1754 zu
Berlin erſchienen, Zuͤckert in der Naturgeſchich-
te und Bergwerksverfaſſung des Oberharzes;
Schluͤter wurde fuͤr den Harz das Hauptbuch
vom Huͤttenweſen in ſeinem 1737 erſchienenen
Unterricht von Huͤttenwerken, ſo wie Calvoer in
den Bergmaſchinenweſen i), Boͤſe.


Die
[863]

Die mansfeldiſchen Werke erhielten ihren
Schriftſteller in einem gewiſſen Biering, der
viele handſchriftliche Nachrichten benutzte, und
deſſen hiſtoriſche Beſchreibung des mansfeldi-
ſchen Bergwerks im Jahre 1734 erſchien.


Der thuͤringiſche Bergbau bekam ſeinen
Schriftſteller in dem Baumer, der ſchleſiſche
in Volkmannen, der wuͤrzburgiſche in Berin-
gern, der naſſauſiegiſche in Hrn. Prof. Jung.


Was die Schriftſteller von Boͤheims Berg-
bau und Bergwerksverfaſſung betrifft, ſo haben
wir dazu bisher noch nicht die ausfuͤhrlichſten
Nachrichten gehabt. Die Hinderniß lag in der
Staatsverfaſſung. Noch neuerlich wurde 1772
durch eine Verordnung der k. k. Hofkammer
zu Wien allen in k. k. Bergwerksdienſten ſte-
henden Beamten, das Geringſte von den innlaͤn-
diſchen Bergwerken durch den Druck bekannt zu
machen, unterſagt. Hr. Ferber ſammelte daher
vornehmlich Nachrichten aus der muͤndlichen Un-
terredung mit einem Schuͤler des Hrn. Berg-
rath Peithners zu Prag, und that viel aus ſei-
nen eigenen Erfahrungen und Reiſen hinzu, von
dem Rechte der Grundherrſchaften in Boͤhmen;
von den Bergwerken benutzte er die Nachrichten
des Hrn. Peithners k).


J i i 2Un-
[864]

Unter den allgemeinen Schriftſtellern will ich
vorzuͤglich folgende Namen nennen: einen Can-
crinus, Vogel, Walch, Bruͤckmann l), De-
lius, von Born, Pott, Markgraf, Achard, Kruͤ-
nitz, von Benkendorf, Lehmann, der Verfaſſer des
Bergwerkslexicons, Henkel, Jugel, Zimmer-
mann, Peithner, Krieg, Braun.


k)

[][][]
Notes
a)
S. Gerber unerkannte Wohlthaten Gottes Th.
1. S. 906.
b)
S. Schreber v. Kammerguͤtern S. 161.
c)
S. den geoͤffneten Ritterplatz und darinnen die
Baumeiſter-Akademie, C. 3. von Gaͤrten S. 133.
d)
S. Paul v. Stetten Kunſt-Gewerb- und Hand-
werksgeſchichte der Reichsſtadt Augsſpurg, S.
120.
e)
Fritſch: Corpus Iuris Venatorio foreſtalis p.
94. Demnach ſoll maͤnniglich die Aepfel-Birnen-
und Kirſchbaͤume, wo ſie ſtehen moͤgen, abzu-
hauen gaͤnzlich verboten ſey. — — Und wie
wohl man der wilden Aepfel und Birnſtoͤcke zu
den Belzſtoͤcken nicht gar entrathen kann, ſo ſol-
len ſie doch ohne Vorwiſſen nicht ausgegraben
werden.
f)
S. Fritſch l. c. pag. 198.
g)
Ebend. l. c. p. 129.
h)
S. Coler in Calendario im Monat May und
Junius.
i)
S. Auguſt.
l)
S. Coler Calender, April, p. 47.
k)
Nux auellana hat den Namen ab Auellino
Campaniae, oppido.
m)
Im Calendario S. 33.
n)
ed. a. 1680. p. 39.
o)
ib. p. 91.
p)
S. v. Stetten l. c. S. 121.
q)
S. Goldaſtens Sammlung von 100 philolog.
Briefen, ingl. [v]. Stetten l. c.
r)
Er fuͤhrt unter andern an Hektor Muͤlichs
Chronik.
s)
S. Hochbergs adliches Landleben.
t)
  • Es gehoͤren hieher: Voigts Pflanzbuͤchlein, 1541,
    Breßlau.
  • Domuͤtzers Pflanzbuͤchlein, 1550. 12mo.
  • Antonii Mizaldi hiſtoriae hortenſium, Colon.
    1557.
  • Pflanzbuch nebſt einer Bauern Praktik oder Wetter-
    buͤchlein, Fol. 1574. Ein Beweis, daß man
    ſchon damals auf die Witterungsbeobachtungen
    viel gehalten.
  • Pflanzbuͤchlein, Frankf. 1569. 12. Frankf. 8.
    Magdeburg 1702. 8.
  • Buͤchlein von mancherley Luſtgaͤrten, Strasburg
    1580.
  • Churfuͤrſt Auguſt zu Sachſen kuͤnſtlich Obſtgarten-
    buͤchlein, 1582. Auch in des von Hochberg
    Georgicis Curioſis in fine menſis Martii.
  • Andr. Seydelers neues Gartenbuͤchlein, Dreßden
    1596.
  • M. Tob. Moller Sommerfeldbauer, kurze und
    eigentliche Verzeichniß, wie und zu welcher Zeit
    das Feld recht zu beſtellen, der Wein zu zeugen
    und fortzulegen, auch alle Frucht und Garten-
    gewaͤchs am beſten zu ſaͤen und auszuſtellen, die-
    ſes Jahr 1583 beſchrieben, Leipzig 4to.
  • Deſſelbe[n] Winterfeldbau, Leipzig 1583. 4to.
  • Hortorum viridariorumque elegantes et multipli-
    ces formae ad architectonicae artis normam af-
    fabre delineatae, a Iohanne Vredemanno Friſio,
    ap. Philippum, Gallum, Antorfi
    , 1583. wird an-
gefuͤhrt
t)
gefuͤhrt von Coler in ſeinem Hausbuche, Theil
1. lib. 6. S. 145 c. 39.

  • M. Tob. Mollers Saͤebuͤchlein auf die Sommerfruͤch-
    te und Gartengewaͤchs gerichtet, Leipzig 1584 4to.
  • D. Ge. Marii Paralipomena et marginalia hortula-
    nica,
    d. i. Gartenkunſt zum Feldbau angehoͤri-
    gen in Abmerkung der Erfahrung wahrhaftig,
    was zum Feldbau und Haushalten in dieſem un-
    ſern deutſchen Vaterlande dienſtlich anfzubrin-
    gen, fremde Gewaͤchs von Rosmarin und an-
    dern Baͤumen ꝛc. Strasburg 1586. Fol.
  • D. Melchior Sebitzii funfzehn Buͤcher vom Feld-
    bau und recht vollkommene Wohlbeſtellung eines
    bequemen Landſitzes ꝛc. Strasburg 1588, hat
    vieles zum Gartenbau gehoͤriges aus dem ange-
    fuͤhrten Marius genommen.
  • Peſchelii Gartenordnung aus den Gruͤnden der Geo-
    metrie 1597, ein Beweis von dem, was ich oben
    angefuͤhrt, daß der deutſche Geſchmack in den
    Gaͤrten damals vorzuͤglich Geometrie war.
  • Villae, Iohannis Baptiſti Portae libr. XII. 1) Do-
    mus, 2) Sylua caedua, 3) Sylua glandaria, 4)
    Cultus et inſitio, 5) Pomarium, 6) Oliuetum,
    7) Vinea, 8) Arbuſtum, 9) Hortus coronarius,
    10) Hortus olitorius, 11) Seges, 12) Pratum. In
    quibus maiori ex parte tum verus plantarum
    cultus certaque inſitionis ars et prioribus ſecu-
    lis non viſos producendi fructus via monſtra-
    tur; tum ad frugum, vini ac fructuum multipli-
    cationem experimenta prope infinita exhiben-
    tur, Frankf.
    1592. 4. S. 914.
u)
Coleri Hausbuch, 1. Th. v. J. 1680. ed. p. 123.
v)
Laurenberg in horticultura lib. 1. c. 24. und
Coler Oeconomia domeſtica et ruralis ed. 1680.
Theil 1. 6 B. c. 7. p. 125.
w)
Horticultura lib. 10.
x)
l. c. p. 126.
y)
Coler l. c. p. 131.
z)
Coler l. c. p. 132 und 133.
a)
l. c. p. 137.
b)
S. Coler l. c. p. 136.
c)
S. l. c. p. 143.
d)
S. Coler l. c. S. 141.
e)
Oecon. rural. 1 Theil 6 B. p. 151.
f)
S. Fritſch p. 172. Die wilden Birn- und Ae-
pfelbaͤume, noch derer jungen Staͤmme, ſollen oh-
ne Erlaubniß unſerer Forſtmeiſter und Waldvoig-
te nicht abgehauen werden.
g)
Sie findet ſich bey dem Stiſſer in der Foͤrſt-
und Jagdhiſtorie unter den Beylagen n. aaa. ed.
1754.
h)
S. Stiſſers Forſt- und Jagdhiſtorie ed. 1758,
unter den Beylagen p. 107 und 108.
i)
S. Herzog Georg Wilhelms Markt- und Taxord-
nung vom 30 Dec. 1679. §. 29.
k)
S. l. c. 1 Theil 6tes Buch. Additiones zum
corrigirten Colero vom Blumen- und Gartenbau
von Cap. 94. bis 98.
l)
l. c. p. 143.
m)
Man beruft ſich l. c. auf des Johannis Beſche-
lii zu Eißleben 1597 in Fol. gedruckte Garten-
ordnung.
n)
S. l. c. p. 143.
o)
Seiner gedenkt J. Chriſtoph Volkammer Ephe-
merides Nor. Cont. 31 Bl. geb. 1647 † 1726.
p)
S. v. Stetten l. c. p. 127.
q)
Die vollſtaͤndigſte Nachricht giebt H. Luͤder in
den Gartenbriefen 3 B. S. 379 unter folgendem
Titel: Der uͤber 12 Monate des Jahres ver-
ſtaͤndige Gartenmeiſter, ſo da lehret und unter-
weiſet, wie Baͤume, Kraͤuter und Blumen-
gaͤrten auf das beſte zu beſtanzen und zu beſaa-
men ꝛc. Anfangs in der hollaͤndiſchen Sprache
beſchrieben von P. von Aengeln, anitzt aber we-
gen
q)
gen ſeines Nutzens in unſere Mutterſprache uͤber-
ſetzt, und zum Gebrauch auf unſerm deutſchen
Climate eingerichtet. Dem noch beygefuͤget etli-
che Regeln eines Capucinergaͤrtners, mit Ver-
mehrung eines curieuſen Tractaͤtleins, von Pflan-
zung fruchttragender Baͤume, durch Herrn le
Gendre, Prieſtern zu Henoville. Hannov. und
Wolfenb. 1703, 494 S. in 8. Es war bereits
zu Hannover 1695 8. gedruckt, und iſt zu Leip-
zig und Wolfenbuͤttel außer mehrern malen noch
im J. 1734, und zuletzt noch im J. 1751 eben ſo,
Seite fuͤr Seite, Wort fuͤr Wort, aufs neue
gedruckt. Nach dem Titel zu urtheilen, wuͤrde
man in dieſem Buche keine Ueberſetzung des Jar-
dinier François
ſuchen, ſondern es bloß fuͤr ei-
ne Ueberſetzung des von Aengeln und des le Gen-
dre halten. Zwiſchen beyden aber findet ſich
1) S. 227. der franzoͤſiſche Baum- und Stau-
dengaͤrtner, a. d. Franz. uͤberſetzt von Georg
Graͤflinger, C. N. P. in Hamburg, welcher die
erſte Haͤlfte des Jardinier François ausmacht;
2) S. 295 p. 374. der franzoͤſiſche Kuͤchen-
gaͤrtner — — in die teutſche Sprache gebracht,
von Georg Graͤflinger, welcher die andere Haͤlf-
te des Jardinier iſt.
  • Herr von Rohr fuͤhrt in ſeiner Haushaltungsbiblio-
    thek noch ein anderes Werk an: Gruͤndliche An-
    leitung zum Gartenbau, nach den 12 Monaten
    des Jahres eingerichtet, ſammt Anhange von
    Kochen, Candiren und Deſtilliren, Osnabruͤck
    1678, welches Hr. Luͤder fuͤr das Buch des von
    Aengeln haͤlt, nur unter einem andern Titel.

Die
q)
  • Die neueſte Ausgabe, welche erſchien, heißt: Der
    uͤber die 12 Monate des Jahres verſtaͤndige Gar-
    tenmeiſter, oft und noch zu Leipzig und Wolfen-
    buͤttel 1751 aufgelegt, und iſt demſelben eine
    Ueberſetzung des Jardinier François und des le
    Gendre maniere de cultiuer les arbres fruitiers

    beygefuͤgt.
  • Die erſte Ausgabe des Elsholziſchen Gartenbuches
    hat den Umſchlagstitel: Io. Sigism. Elsholzii
    Horticultura.
    Der Titel ſelbſt iſt dieſer: Jo.
    Sigism. Elsholz vom Gartenbau, oder Unter-
    terricht von der Gaͤrtnerey, auf das Clima der
    Churmark Brandenburg, wie auch der benaͤch-
    barten Laͤnder gerichtet, in VI Buͤchern verfaſ-
    ſet, und mit noͤthigen Figuren gezieret. Coͤlln
    an der Spree 1666, 320 S. in gr. 4. Die an-
    dere, von dem Verfaſſer ſelbſt beſorgte Auflage,
    der andere Druck genannt, erfolgte eben daſelbſt
    1672 auf 378 S. in gr. 4. und hat die in den
    Kuͤchengartenbau Einfluß habenden Vorzuͤge,
    daß der Text durch und durch vermehret, und
    ein teutſches nach der Seitenzaͤhl eingerichtetes
    Regiſter hinzugekommen. Die 3te Auflage ken-
    ne ich nicht. Die 4te, nach des Verfaſſers To-
    de gedruckte Auflage, hat folgenden Titel: Jo.
    Sig. Elsholzens neu angelegter Gartenbau, oder
    ſonderbare Vorſtellung, wie ein wohlerfahrner
    Gaͤrtner nicht allein die ſchoͤnſten Luſt- Kuͤchen-
    Baum- und Blumengaͤrten, auf unſerm teut-

ſchen
q)
ſchen Climate fuͤglich anrichten, ſondern auch al-
lerhand rare Blumen, Gewaͤchſe und Baͤume zu
erziehen, warten, und vor zuſtoßenden Schaden
zu curiren lernen kann, in 6 Buͤchern verfaſſet,
und in dieſem 4ten Druck ziemlich vermehret,
Leipz. 1715, 258 S. in Fol. Die nach des Ver-
faſſers Ableben in dieſer Auflage gemachten
Verbeſſerungen betreffen nur einige Vermehrung
des Textes, etwa 3 neue hinzugekommene Ge-
waͤchſe und 2 neue Kupfertafeln. Die Sache ſelbſt,
welche den Werth des Buches ausmacht, ſcheinet
in allen Ausgaben dieſelbe zu ſeyn. — Dieß iſt das
Urtheil und die Nachrichten, welche Hr. Luͤder
in ſeiner Geſchichte des Kuͤchengartenbaues, im
3ten Theil der Kuͤchengartenbriefe, S. 377 und
78 giebt.
r)
Elsholz giebt den Plan, nach welchem er ge-
arbeitet, in den beyden erſten Auflagen ſelbſt
an. Und da es als ein Beytrag zur Geſchichte
der Botanik in Deutſchland zugleich dient, ſo
will ich ihn hier einruͤcken. Er iſt folgender:
Plantae Marchicae ſunt
  • A Cultae.
    • I. Hortenſes.
      • 1) arbores cum fruticibus.
        • a) hyeme condendae Lib. IV. c. 7.
        • b) hyemem ferentes — — c. 9.
      • 2) Herbae pertinentes ad
        • a) Floriferium
      • 1) Perennes
        • α) hyeme condendae lib. II. c. 3.
        • β) hyemem ferentes radice
          • 1) bulboſa ac tuberoſa lib. II. c. 4.
          • 2) fibroſa — Lib. II. c. 5
      • 2) Annuae ſ. ſeminatiuae lib. II. c. 6.
        • b) Olitorium, quae culinae inſeruiunt
          • 1) radicibus lib. III. c. 2.
          • 2) foliis — — 3.
          • 3) fructibus — — 4.

c) Vi-
r)
        • c) Vineam lib. V. c. 2.
        • d) Phytiatricum lib. VI. c. 2.
    • II. Agreſtes Lib. VI. c. 5. ſpecies 26.
  • B. Spontaneae.
    • I) arbores cum fruticibus lib. IV. c. 9.
    • II) Herbae
      officinales lib. VI. c. 3.
      non officinales lib. VI. c. 4.
s)
Eine aͤltere teutſche Ausgabe hat den Titel: Pet.
Gabriels allgemeiner Gaͤrtner, oder erlaubte Er-
goͤtzlichkeiten in der Pflanzung der Gaͤrten in al-
lerley Laͤndern. Tuͤbing. 1671. 8. Die 3te Auf-
lage hat den Titel: Allgemeiner Gaͤrtner von
Setz- und Pflanzung allerhand fruchtbarer Baͤu-
me, ſchoͤner Kraͤuter und Blumen, in allerley
Gaͤrten und Laͤndera, — — durch Herrn Pet.
Gabriel,
t)
Ioh. Chriſt. Hiebneri Horticultura, Lipſ. 1671.
8. und in andern Ausgaben, unter dem Titel:
Hiebneri horticultura, d. i. Anleitung, wie ein
Luſt- Obſt- und Kuͤchengarten einzurichten, Leipz.
1675. 8. und abermal 1765.
u)
M. Joh. Georg Muͤller, Pfarrer zu Stetten im
Remsthal, gab 1675 heraus: Compendium
triplicis Horticulturae,
d. i. kurzer Entwurf ei-
nes dreyfachen Gartenbaues, 1675. 8 B. in 12.
Es erfolgte bald eine zweyte und dritte Auflage.
Die vierte gab M. C. F. K. P. M. nach des Ver-
faſſers Tode vermehrt, unter dem naͤmlichen Titel
in 12. heraus. Die fuͤnfte, noch mehr vermehr-
te, erſchien 1717 unter dem Titel: Deliciae hor-
tenſes,
d. i. Blumen-, Arzeney-, Kuͤchen-,
Baum-
s)
Gabriel, a. d. Franz. ins Teutſche uͤberſetzt von
M. J. G. Scharffenſtein. In Verlegung Cotta
(zu Tuͤbingen) zum 3tenmal gedruckt, 1673. 9.
B. in 12. In dem Vorberichte wird gemeldet,
daß die 3te franzoͤſiſche Auflage verbeſſert und
vermehrt, und daß die 3te teutſche ſolches auch
ſey. Von dieſem Buche ſind nachher mehrere
Auflagen erfolget, z. E. der Reichsgaͤrtner, in
ſich haltend eine leichte Unterweiſung, den Gar-
tenbau betreffend, verfertiget durch Gabrieln,
zum 4tenmal aufgelegt, und mit vielen neuen
Materien vermehrt. Tuͤbingen, 1682. Endlich
iſt faſt ein ganz ander Buch daraus geworden,
und zuletzt iſt es unter dem Titel herausgekom-
men: Pet Gabriel’s kunſterfahrner Blumen- Kuͤ-
chen- und Baumgaͤrtner, mit 145 nuͤtzlichen und
unbekannten Gartenkuͤnſten verſehen. Tuͤbing.
1755. 17 B. in 8.
x)
Georg Holyk vermehrtes dreyfaches Garten-
buͤchlein, Hannov. 1698. und deſſelben neuver-
mehrtes vierfaches Gartenbuͤchlein, 1717. 8. iſt
voller Vorurtheile, und wurde doch zu Erfurt
1749 zum 6ten male aufgelegt.
y)
Lucian Montif neue Baumgarten- und Blumen-
luſt, Conſt. 1698. 12. Eine ſpaͤtere Auflage davon
iſt unter dem Titel erſchienen: Neue vermehrte
Gartenluſt durch R. P. Lucian Montif, F. F. Min.
Cap.
der oberoͤſterreichiſchen Provinz Predigern,
Ulm 1702. Es handelt meiſt von Obſt- und
Blumengaͤrten; obgleich auch andere Arten von
Gaͤrten nicht vergeſſen ſind, z. B. der Kuͤchen-
garten S. 141 bis 277. Zu Ulm erſchien 1723
eine neue Ausgabe in 12. unter dem Titel: Mont.
Luciani
neue Gartenluſt.
z)
Baumgaͤrtners Gartenmemorial. Nuͤrnb. 1659.
a)
Joh. Georg Schielens praktiſirter Medicin- und
Kuͤchengarten. Ulm, 1678. 12.
b)
Georg Andr. Boͤklers nuͤtzliche Haus- und Feld-
ſchule. Die zweyte Auflage erſchien 1683 zu Nuͤrn-
berg; in der 26ſten Claſſe S. 324-385 giebt
er Anleitung zu allen Theilen des Gartenbaues
uͤberhaupt, und S. 430-459 zum Kuͤchengar-
ten.
c)
von Hohberg Georgica curioſa d. i. umſtaͤnd-
licher Bericht von dem adelichen Land- und Feld-
leben,
u)
Baumgartenluſt, und ward in 8. gedruckt. Die
ſechſte, Stuttgard 1728. 8. und neuerlich 1745
8., und endlich Stuttgard 1764. 8. Allein ſo
viel Auflagen verdiente es nicht, am allerwenig-
ſten in den neuern Zeiten, da man Reicharts
Schriften hat.
c)
leben, auf Deutſchland eingerichtet. Nuͤrnberg
1682 Fol.
d)
Sein Werk uͤber den Gartenbau, das er in fran-
ſiſcher Sprache geſchrieben, iſt wahrſcheinlich
eher als jener Traité und noch vor 1692 geſchrie-
ben. Es wurde ins Deutſche uͤberſetzt, und die
zweyte Auflage dieſer Ueberſetzung erſchien mit
einer Abhandlung von der Wartung der Bienen.
Die 3te Auflage, welcher eine Ueberſetzung des
Tractats vom Baumſchneiden beygefuͤget wor-
den, hat den Titel: Der wohlbeſtellte Garten-
bau, oder gruͤndliche Anweiſung, wie ein Kuͤchen-
Blumen-
e)
Heinrich Heſſens neue Gartenluſt, d. i. gruͤnd-
liche Vorſtellung, wie ein Luſt- Kuͤchen- und
Baumgarten unter unſerm deutſchen Climate
fuͤglich anzurichten, — — aus ſelbſt eigener
Erfahrung zuſammengetragen, uͤber dieſes noch
mit nuͤtzlichen Anmerkungen — — durch Theo-
dorum Phytologum,
ohne Druckort, 1690. 416
S. in 4. Es ſcheint nicht die aͤlteſte zu ſeyn dem
Titel nach, da es heißt: mit nuͤtzlichen Anmer-
kungen vermehrt. Die Anmerkungen, die von
einer dritten Hand ſind, ſind zum Unterſchiede
mit kleinern Lettern gedruckt. Eine andere Aus-
gabe iſt zu Leipzig 1763. 392 S. in 4. mit einem
neuen 3 Vogen ſtarken Anhange eines Garten-
memorials erſchienen, und noch eine andere ſoll
nach dem Zeichniß des Hausvaters Theil 3 N.
1046 zu Leipzig 1705 in 4to gedruckt ſeyn. Ei-
ne neuere iſt zu Leipzig 1742 in 2 Th. in 4. ge-
druckt. Es wird von verſchiedenen Arten des
Gartenbaues, ſonderlich vom Kuͤchengarten, wo-
mit Cap. 12. 13. 14. ſich beſchaͤftiget, auf eine
ſo unvollſtaͤndige, als aberglaͤubiſche und leicht-
glaͤubige Art gehandelt. Heſſe ſelbſt hat dieſe
Gartenluſt nie ſelbſt herausgegeben, obgleich in
der
d)
Blumen- und Baumgarten wohl anzulegen, — —
vormals in franzoͤſiſcher Sprache herausgegeben
von Monſ. René Bahuron, koͤnigl. preuß. Hof-
gaͤrtner. Zelle und Leipzig 1723, 644 S. in 8.
Die 6te Auflage hat, gleichwie die 5te, Wei-
mar 1738, den Titel: René Bahuron vollſtaͤn-
diges Gartenbuch u. ſ. w. Weimar und Zelle
1743, 684 S. in 8. Die 7te Auflage iſt 1747
zu Weimar gedruckt.
e)
der Vorrede gemeldet wird, er habe ſie zum oͤf-
fentlichen Drucke geben wollen. Denn in der
Vorrede des deutſchen Gaͤrtners wird erzaͤhlet,
in der bey ſeinen Handſchriften vom deutſchen
Gaͤrtner gefundenen Vorrede haͤtte er ſich gegen
die unter ſeinem Namen herausgekommene neue
Gartenluſt allerhand harter Ausdruͤcke bedienet,
und ſie wegen verſchiedener verfaͤlſchter Anmer-
kungen und Veraͤnderungen fuͤr ſeine Arbeit nicht
erkennen wollen. Die erſte Grundlage derſelben
ſcheinet ihn alſo zwar zum Verfaſſer zu haben;
ſcheinet aber, da er ſein erſtes Manuſcript viel-
leicht jemanden communiciret, ohne ſein Vor-
wiſſen zum Druck befoͤrdert, zu ſeinem Verdruſſe
mit Anmerkungen und Zuſaͤtzen vermehret zu ſeyn.
Das zweyte Buch iſt Heſſens deutſcher Gaͤrtner;
d. i. eine gruͤndliche Vorſtellung, wie nach noth-
wendigen Zubereitungen des Erdreichs unter un-
ſerm deutſchen Climate ein Luſt- Kuͤchen- und
Baumgarten fuͤglich anzurichten, aus eigener
langwieriger Erfahrung zuſammen getragen,
Leipzig 1724. 77 S. 4. Es giebt zwar noch
eine
e)
eine aͤltere von 1710, die auch zu Leipzig erſchien,
aber noch nicht die aͤlteſte zu ſeyn ſcheint. Eine
neue Auflage erſchien 1740 zu Koͤnigsberg unter
dem Titel: Heſſens deutſcher Gaͤrtner. Die
Ausgabe des Werks ſcheint der Verfaſſer nicht
ſelbſt beſorgt zu haben, weil es in der Vorrede
heißt: „man befoͤrdere hier des beruͤhmten Au-
toris ausfuͤhrliche Nachricht von der Gartenkunſt
in ſolcher Vollkommenheit zum Drucke, wie er
ſolche aus einer langwierigem Erfahrung ſelbſt
zuſammen getragen;“ man verſichert zugleich
daſelbſt: daß nichts gedruckt worden, als was
in des Auters eigenhaͤndigem Manuſcript befind-
lich geweſen. Die Materien ſind hier weitlaͤuf-
tiger ausgefuͤhrt, als in der Gartenluſt. Der
Hausvater Theil 3. §. 25. nennt noch ein Buch
unter dem Titel: Hiſtoriſcher und verſtaͤndiger
Blumengaͤrtner, als ein zu Heſſens Gartenbuche
ſich ſchickender dritter Theil, Leipz. 1754.
f)
S. S. 56.
g)
S. Beſchreibung der durch die franz bayeriſchen
Belagerung entſtandenen Schaͤden in Chroph
Beſchreibung der Belagerung bey S. L. S. 97.
h)
S. Theil 1. S. 217.
i)
S. Grundſaͤtze der Kritik, 3ter Theil, S. 363.
k)
Litteratur- und Theaterzeitung, v. J. 1780.
N. XLV. S. 711. 712.
l)
Theil 2. p. 137.
m)
Theil 2. l. c. S. 151.
n)
Theil 1. S. 75.
o)
S. Meuſels Miſcell. Artiſtiſchen Inhalts, von
1780. 3ter Heft. S. 50.
p)
Das Herrſchaftliche Haus in Gohlis ſoll eine
Nachahmung von dieſem Luſtſchloſſe ſeyn.
q)
l. c. 2ter Theil S. 157.
r)
l. c. S. 159 und 160. Th. 2.
s)
S. deutſch. Muſ. Wonnemond 1781. p. 430.
t)
S. Kaiſerl. Koͤnigl. privilegirte Realzeitung der
Wiſſenſchaften, Kuͤnſte und Commerzien. Wien
1775. 8. S. 536.
u)
im 1ſten Theile ſeines Land- und Gartenſatzes.
v)
Er erſchien 1774 zu Erfurt auf 9½ Bogen in 8
unter dem Titel: Gedanken und Erfahrungen
v)
von dem Blumenſtaube, welcher die Gewaͤchſe und
Kraͤuter befruchten ſoll.
x)
Leipzig 1760 bis 66. gr. 8. 27 Bogen.
y)
Theil 3.
z)
p. 79.
a)
Olerum Argentoratenſium Faſciculus. Argento-
ti 1769 et Faſciculus alter 1770.
1).
auch großer Braunſchweigiſcher Kopfkohl, Kap-
pus, wahrſcheinlich von Cappucio, dem Ital.
Worte, wie H. Pf. Beckmann vermuthet, Braſ-
ſica capitata ſerotina compreſſa maior Spiel-
manni 33.
2).
Braſſica praecox, capite oblongo,
Spielm. 31.
3).
Braſſiea oleracea rubra. Linn.
Mill. Sp̃ielm. 34.
4).
Braſſica Sabauda Linn. Den
Namen Werſing hat er vermuthlich von dem
Ital. Wort Verza oder Verzellini.
5).
Braſſica
Sabellica Spielm. 36.
6).
Braſſica Selenica
Spielm.
7).
Braſſica fimbriata pumila.
Bauh. pin. 212.
8).
Braſſica ſativa rubra aper-
ta laevis Moriſſ. II. p. 2077.
9).
Braſſica olera-
cea Sabellica non capitata Spielm. 36.
10).
Braſ-
ſica hotrytis Linn. Spielm. 38.
11).
Braſſica
aſparagodes criſpa. Bauh. pin. III.
12).
Braſ-
ſica Gongylodes.
13).
Braſſica napobraſſica.
14).
Spinacia oleracea.
15).
Daucus Carotia.
16).
Braſſica rapa.
1).
Paſtinaca ſativa.
2).
Siſum Siſarum.
3).
lipi-
um l. petroſelinum criſpum.
4).
lipium gra-
veolens.
5).
Carum carvi.
6).
Oenothera
remus.
7).
Scorzonerahiſpanica.
8).
Beta
vulga-
6).
Spielm. 37.
9).
Raphanus.
10).
Cochlearia armo-
racia.
11).
Solanum tuberoſum. Dieſe Frucht
kam aus Virginien im J. 1585 nach Eurpa durch
die Englaͤnder, und wurde 1590 von Caſp Bauhin
beſchrieben. Schon 1588 ſoll man ſie in Italien
gebauet haben. Zu Ende des 16ten Jahrhunderts
wurde ſie in Holland durch den Paͤbſtl. Geſand-
ten bekannt, und 1616 noch in Frankreich an
der koͤnigl. Tafel als eine Seltenheit geſpeiſet.
Der ungluͤckliche Walther Raleigh brachte ſie
1632 aus Virginien nach Irrland, von da aus
kam ſie nach Lancashire uͤber ganz England.
12).
Helianthus tuberoſus.
13).
Allia.
14).
Lac-
tucae.
15).
Valeriana locuſta olitoria.
16).
Ci-
chorium.
17).
Phaſeolus vulgaris.
18).
Vicia.
19).
Piſum ſativum.
20).
Ervum lens.
21).
Cu-
curbita.
22).
Cucumis.
23).
Cucumis melo.
24).
Aſparagus.
25).
Cynara ſcolymus.
26).
Cy-
nara cardunculus.
27).
Fragraria.
1).
Origanum maiorana.
2).
Scandix cerefolium,
3).
ſatureja hortenſis.
4).
Anethum graveolens.
8).
vulgaris.
5).
Pimpinella anyſum.
6).
Sinapis nigra.
7).
Coriandrum ſativum.
8).
Nigella ſatiua.
9).
Ocimum baſilicum.
10).
Dracocephalum
moldavicum.
11).
Cochlearia officinalis.
12).
Bo-
rago officinalis.
13).
Portulaca.
14).
Foeni-
culum vulgare.
15).
Carum Carvi.
16).
Lepi-
dum latifolium.
17).
Thymus vulgaris.
18).
Artemiſia Dracunculus.
19).
Artemiſia vul-
garis.
20).
Rumex acetoſa.
21).
Sedum refle-
xum.
22).
Meliſſa officinalis.
23).
Hyſſopus
officinalis.
24).
Mentha ſativa.
25).
Mentha
pulegium.
26).
Artemiſia Abſinthium.
27).
Ta-
nacetum criſpum.
28).
Crithmum maritimum.
29).
Pimpinella ſaxifraga maior.
30).
Salvia
officinalis.
31).
Ruta graueolens.
32).
Arte-
miſſia abrotanum.
33).
Lauendula ſpica.
34).
Roſmarinus officinalis.
b)
S. Schrebers neue Samml. II. 251.
c)
Die vorzuͤglichſten Abarten der Birnen ſind die
Muſkatellerbirn 1) (Petit Muſcat), 2) Muſcat-
Robert
oder Poire a la Reine, Poire d’Ambre
3) Madeleine, 4) Cuiſſe Madame, 5) Bel-
liſſime d’Automne, 6) Epargne, 7) Salviati,
8) Bezi d’Hery, 9) Orange Muſquée, 10) Rouſ-
ſelet d’hiver, 11) Rouſſelet de Reims, 12) Poi-
re ſans peau, 13) Martine-ſec, 14) Rouſſe-
line, 15) Ah mon dieu, 16) Chair à Dame,
17) Bergamotte ſuiſſe, 18) Bergamotte d’Au-
tomne, 19) Craſſanne, 20) Meſſire Iean do-
ré, 21) Epine d’hiver, 22) Ambrette, 23) Echaſ-
ſery, 24) Sucre vert, 25) Verte longue,
26) Beurrégris, 27) Angletterre, 28) Bezi
de Chaumontel, 29) Beurre blanc, 30) Be-
zi de la Motte, 31) Bon Chretien d’hiver,
32) Bon Chretien d’été, 33) Colmart, 34) Saint
Germain, 35) Louiſe bonne, 36) Poire
de livre, 37) Sanguinole, 38) France real,
39) Catillac, 40) Royal d’hiver,
41) Hernbirn.
Man findet ſie beſtimmt in dem Woͤrterbuche des
Hr. Hofr. Schmidlin.
d)
Die vornehmſten und bekannteſten Abarten der
Aepfel ſind folgende:
1) Paſſe pomme rouge. 2) Calville blanche
d’hiver. 3) Calville rouge. 4) Fenouillet gris.
5) Vrai drap d’or. 6) Pomme d’or. 7) Rei-
nette blanche. 8) Reinette griſe. 9) Pigeon-
net. 10) Pigeon. 11) Rambour franc. 12)
Api. 13) Pomme de glace. 14) Non pareil-
le.
15) Vorſtorferaͤpfel. 16) Rother Gulder-
ling. 12) Großer Herrnaͤpfel. 18) Zippel-
aͤpfel. 19) Gold-Peppin. 20) Weißer Peppin.
21) Schwarzer Borſtorfer. 22) Rother Stet-
tiner.
e)
Von den Quitten haben wir vorzuͤglich die Birn-
quitte, die Aepfelquitte und die Portugieſiſche.
f)
In den Kirſchen hat Deutſchland und Holland den
Vorzug vor andern Laͤndern, welches wahrſchein-
lich durch die ehemaligen Verbindungen der Nie-
derlande mit Deutſchland entſtanden iſt. So ziehen
wir die große Maykirſche, die fruͤhe Herzkirſche, die
große ſchwarze Kirſche, die große ſchwarze glaͤn-
zende Herzkirſche, die Doctorkirſche, die ſpani-
ſche große ſchwarze Kirſche, die ſpaniſche rothe,
die weiße Herzkirſche, die weiße und rothe Herz-
kirſche, die melirte Herzkirſche, die große ſchwar-
ze Knorbelkirſche, die große ſpaniſche Kirſche, die
große hollaͤndiſche Ammer, die Glaskirſche, die
Lothkirſche, die Kirſche von der Natt, die fruͤhe
Ammer, die ſpaͤte Herzkirſche, Evangelique, die
Septemberkirſche. Duhamel in ſeinen Traite des
arbres
g)
f)
arbres, hat 34 Abarten beſchrieben und 16 ab-
gebildet. Langley in ſeiner Pomona hat 13 ab-
gebildet. Knoop in der Fructologia hat 26 be-
ſchrieben und 3 abgebildet.
g)
g) Einige der vornehmſten Abarten der Pflaumen
ſind: 1) Prune jaune hative. 2). Gros Da-
mas de Tours. 3) Damas violet. 4) Gros
Damas blanc. 5) Damas rouge. 6) Damas
d’Italie. 7) Monſieur. 8) Royale de Tours.
9) Perdrigon blanc. 10) Perdrigon violet.
11) Perdrigon rouge. 12) Royale. 13) Dau-
phine. 14) Petite Reine-Claude. 15) Abre-
cotée. 16) Mirabelle. 17) Drap d’or. 18)
Imperiale violette. 19) Diaprée violette.
20) Sainte-Catherine.
Unter den Aprikoſen
ſind die vorzuͤglichſten Abarten: 1) Abricot
précoce. 2) Abricot de Hollande. 3) Abri-
cot commune.
Zu den vornehmſten Arten der
Pfirſchen gehoͤren: 1) Petite Mignonne. 2)
Roſanne. 3) Madeleine blanche. 4) Made-
leine rouge. 5) Veritable Pourprée hâtive à
grande fleur. 6) Mignonne. 7) Bourdin.
8) Chevreuſe hâtive. 9) Admirable. 10) Pa-
vie rouge de Pomponne. 11) Bellegarde.
h)
v. Wichmannshauſens unſchuldige Vorſchlaͤge,
in welcher Art das Landwirthſchaftsweſen durch
beſonders zu verordnende Wirthſchaftsaufſeher
merklich zu beſſern ſey. Im 14 B. der oͤk. Nachr.
Leipz. 1762. 8. S. 274 ſq.
i)
Koͤnigl. Preußiſches Haushaltungs- und Wirth-
ſchaftsreglement fuͤr die Aemter des Herzogthums
Pommern, v. 1 May 1752. in Noui Corp.
Conſtit. Pruſſ. March.
Theil 1. 316.
k)
Erneuerte und verbeſſerte Dorfordnung des Koͤ-
nigreichs Preußen, v. 22 Sept. 1751. §. 11.
Theil 1. des Noui Corp. Conſtit. Pruſſ. March.
S. 147 und die Dorfordnung fuͤr die Provinz
Litthauen v. 21 Nov. 1751. §. 31. bis S. 139.
l)
Fuͤrſtlich Eiſenachiſche Anweiſung fuͤr die zu
Baumpflanzungen befehligten Perſonen im 1 B.
der Thuͤringiſchen neuen Beytraͤge zur Came-
ral- und Haushaltungswiſſenſchaft. S. 313.
m)
S. Goͤttingiſche Polizeyamtsnachr. v. J. 1757.
No. X.
n)
Der Titel iſt: Le Jardinier ſolitaire, der ver-
ſtaͤndige Blumengaͤrtner, oder nuͤtzliche Geſpraͤ-
o)
Dieſe neue vermehrte Ausgabe iſt unter dem Ti-
tel erſchienen: Der wohlunterrichtende Gaͤrtner,
welcher nicht nur von dem Obſt- und Kuͤchengar-
ten, vornehmlich der Baumzucht, zuverlaͤßigen
Unterricht ertheilet, ſondern auch viele neue Ver-
ſuche entdeckt. Nach der neueſten viel vermehr-
ten Ausgabe aus dem Franzoͤſiſchen uͤberſetzt,
und auf den deutſchen Erdſtrich praktiſch einge-
richtet, zweyte verbeſſerte Auflage. Beyreut
und Leipzig 1778. 27 ½ B. in 8. In den Grund-
ſaͤtzen und Sachen ſelbſt iſt es meiſt richtig uͤber-
ſetzt,
n)
che eines Gartenliebhabers und eines Gaͤrtners,
wie man einen Baum- und Kuͤchengarten nach
den Regeln der Kunſt wohl anlegen koͤnne, wor-
innen durchgehends neue und nuͤtzlichbefundene
Anleitungen ertheilt werden. Aus dem Franzoͤ-
ſiſchen uͤberſetzt, und als ein vierter Theil zu Li-
gers hiſtoriſchem Blumengarten ſehr dienlich.
Leipz. 1716. Das Original war 1704 zu Paris
erſchienen.
o)
ſetzt, wenn nur die Namen der Gartengewaͤchſe
allezeit eben ſo getroffen waͤren.
p)
Die zweyte vermehrte 1741, die dritte vermehr-
te 1754, die vierte vermehrte 1763. Die beyden
letztern hat, vermoͤge der Buchſtaben unter der
Zueignungsſchrift, der Garniſonprediger zu Zelle,
M. Schmerſahl beſorgt, welcher aus Reicharts
Schriften einige Zuſaͤtze machte.
q)
Hausvater Theil 2. §. 428.
r)
In den Briefen uͤber die Beſtellung eines Kuͤchen-
gartens, im 3ten Theil. S. 441.
s)
Von dem 1ſten Theile erſchien 1775 die 4te,
vom Theil 2. 1774 die 4te, vom Theil 3. 1775
die 4te, vom Theil 4. 1776 die 4te, vom Theil 5.
1777 die 3te, vom Theil 6. 1771 die 3te Auf-
lage.
t)
S. Theorie der Gartenkunſt von C. C. Hirſch-
feld, 1 Band Leipzig 1779. 4to S. 5.
u)
Dieſes lehret vornehmlich das Beyſpiel der Ba-
bylonier, und der Roͤmer unter den Kaiſern.
x)
S. Bruckers Fragen aus der philoſophiſchen
Hiſtorie. Th. V. S. 1078.
y)
S. Julie au nouvelle Heloiſe Part. IV. Lettr.
XI.
z)
S. Troil Briefe, die um 1772 nach Ißland an-
geſtellte Reiſe betreffend. Aus dem Schwediſchen
1779. 2 B.
a)
Coler in ſeinem Hausbuche, 1 Theil 6 B. c. 88.
nennt Thuͤringen ein fruchtbar Land an Korn,
Waizen, Wein.
b)
In Boͤheim finden ſich im 14ten Jahrhunderte
Weinberge S. Boregh boͤhmiſche Chronik p. 281.
c)
S. Coler l. c. p. 170. c. 12.
d)
S. der Grafſchaft Hohenlohe verneuerte und
verbeſſerte Wildbahn-Forſt- und Holzordnung
vom J. 1579.
e)
Ordonance de tres haut, tres illuſtre etc. Duc
de Würtenberg touchant les bois, et forets

1595. Beyde ſtehen in Fritſch. Corp. Iur. venat.
conſt.
e)
S. Albini meißn. Land- und Bergchronik p. 309.
f)
Sie findet ſich in Coleri oeconomia rurali et
domeſt.
Theil 1, 7 B. cap. 3. p. 164.
g)
von dieſen Weinen ſ. Colers Hausbuch, 1 Theil.
p. 167. und p. 189.
h)
Columella 12. c. 43.
i)
S. den Rheingauer Weinbau, p. 111.
k)
Calendarum perpetuum oder ſtets waͤhrender
Calender fuͤr Hauswirthe, Ackerleute, Apothe-
ker, Kaufleute, Weinherren.
l)
Wili Grataroli de natura Vini, artificio et vſu
deque omni re potibili. Argentorati
1565. 8.
m)
S. Keyſ[l]ers Reiſe 1 Th. S. 105, 106, 107.
n)
Hellbachs Beſchreibung des Weines, 1604.
  • Heynemanns Weinſtock an der Elbe, Meißen,
    1685.
  • Porzii examen vini Rhenani.
  • Strauchii diſſ. de vino vom Weine, 1670, Ienae.
  • Turnebus de Vino, Helmſtadii 1688.
  • Straus de iure vitis, Lipſ. 1661.
  • Hauptmanns Weinbau-Irrthuͤmer, Nuͤrnberg,
    1642. Er handelt ſonderlich von dem Schnitte,
    und hat auch außerdem viel Gutes in der Lehre
    von Erdmiſchungen. Da er etwas ſelten war,
    ſo hat ihn neuerlich der Verfaſſer der oͤkonomi-
    ſchen Abhandlung vom gruͤndlichen, beſſern und
    eintraͤglichen Weinbau, welche 1765 erſchien,
    groͤßtentheils abdrucken laſſen.
  • Knohl Vinicultur-Buͤchlein vom Oberſaͤchſiſchen
    Meißniſchen Kreiße oder Erlaͤuterung der Chur-
    fuͤrſtlich Saͤchſiſchen Weingebirgsconſtitution
    vom Jahr 1588. Der Verfaſſer war Churfuͤrſt-
    licher Bergverwalter, und gab ſein Buch 1667
    heraus.

Sachſiii
n)
  • Sachſii vitis vinifera.
  • Unter die Ungenannten gehoͤren: der Verfaſſer des
    Tractats: wie der Reif im Fruͤhlinge von den
    Weinreben moͤge abgewendet werden, Strasb.
    1607.
  • Der Weinarzt und Weinbauer.
o)
S. Sprenger Praxis des Weinbaues, S. 180.
181.
p)
S. Sprengers Praxis des Weinbaues, Vorrede
S. XV.
q)
Es findet ſich auch in dem oͤkonomiſchen Kalen-
der von 1778, den Hr. Sprenger beſorgt.
r)
S. Selecta Phyſico-oeconomica S. 58. Spren-
gers Praxis des Weinbaues S. 180.
s)
S. Gaupps verbeſſerten Weinbau; wie auch den
Stutgarter Kalend. v. 1777.
t)
S. 260 und 358. S. auch Stutgarter oͤkon.
Calend. v. J. 1777 und 1778.
u)
Boͤgen heißt im Oeſterreichiſchen die Art Able-
ger, die in dem folgenden beſchrieben werden.
S. Sprenger l. c. p. 206.
x)
Ibid. p. 255.
y)
S. Intelligenzbl. 1779. St. 13.
z)
Briefe eines Reiſenden durch Elſaß, deutſch.
Muſ. 1781. Febr. 139.
a)
S. Sprengers Praxis S. 60.
b)
Ebend. S. 276.
bb)
S. ebend. S. 56—79.
c)
S. Herrn Sprengers Praxis des Weinbaues,
S. 210.
d)
S. Praxis des Weinbaues S. 319 und 326.
Gaupps Abhandlung der verbeſſerte Weinbau.
e)
Bernhards vollſtaͤndige Abhandlung vom Wieſen-
baue, §. 385. S. 906. u. 907.
f)
S. Alberto Fortis Dalmatiſche Reiſen, B. 2.
g)
S. Hiltenbrand Oeſterreichiſcher Weinbau-Ca-
techismus.
h)
v. Rohr Unterricht vom Weinbaue, inſonderheit
von Anlegung der Weinberge, Leipz. 1730.
i)
(Balthaſar Sprenger) vollſtaͤndige Abhandlung
des geſammten Weinbaues, Frankf. und Leip-
zig. 8. I. 1766. II. 1767. III.
k)
Ebendeſſ. Anleitung zu Verbeſſerung der Weine,
1775.
l)
(Balthaſar Sprenger) Praxis des Weinbaues
uͤberhaupt, beſonders aber in Schwaben an der
Rems und Ens fuͤr Weingarten- und andere
Weinbergsliebhaber beſchrieben, Stuttgart, 8.
1778.
m)
J. F. Gaupps Verbeſſerter Weinbau, 1776.
n)
D. Knechts Anweiſung mit unbewurzelten Re-
ben einen Weinberg wohlfeil anzulegen, 1777.
o)
Der Rheingauer Weinbau aus ſelbſt eige-
gener Erfahrung, und nach der Naturlehre ſy-
ſtematiſch beſchrieben, 1765. Frankf. und Leipz.
p)
Ad. Hiltenbrand Oeſtreichiſcher Weinbaucate-
chismus oder kurzer Unterricht vom Weinbau in
Oeſterreich, in Frag und Antworten, 1777. Leipz.
q)
Oekonomiſche Abhendlung vom gruͤndlich beſſern
und eintraͤglichern Weinbaue, nebſt angefuͤgter
Churfuͤrſtlich Saͤchſiſchen Weingebirgsordnung
vom J. 1588. von H. A. F. Dresden und Leipz.
1765.
r)
Bidets Abhandlung vom Bau und Verbeſſerung
des Weinſtocks, Leipz. 1754. 8. Eine andere ſtehet
in den Selectis phyſico oeconomicis III. S. 17—
345, auch in den Leipziger Samml. XIV. S.
1024.
s)
Rozier Abhandlung von der beſten Art die Weine
zu machen Zerbſt 1773. 8.
t)
Eine Berechnung des Weinbaues findet ſich in
den Oekonomiſchen Nachrichten II. 685. VI. S.
547. 600. V. 161.
u)
Oekonomiſche Nachrichten II. 685. VI. 600.
x)
S. Georgi’s Nachrichten von dem Hopfenbaue
um Poͤlitz, in Schrebers neuen Cameralſchrif-
ten III. S. 473.
y)
S. Albinus meißniſche Bergchronik p. 130.
z)
S. Georgi Nachricht von dem Hopfenbau in
Poͤlitz, in Schrebers neuen Cameralſchriften III.
S. 473.
a)
S. Ahasveri Fritſchii Corpus Iuris Venator.
Foreſtale
3ter Theil S. 96. Es heißt daſelbſt:
Die Hopfenſtangen ſollen andern Orten nicht,
dann da derſelben ſo viel und dick ſtehen, daß ſie
zu andern und groͤßern Holz nicht wachſen moͤ-
gen, abgeben. Aus Art. 56. p. 103.
b)
S. in Schrebers neuen Cameralſchriften III.
N. 1.
c)
Gazius de vino et cereuiſia Aug. Vind. 1546. Mei-
bom de cereuiſiis 1567 Vit. ab Hagck de cere-
viſia eiusque conficendi modo. Frf.
1585.
d)
Colers Hausbuch Th. I. S. 153. edit. 1680.
e)
Coler l. c. p. 154.
f)
Coler l. c. p. 154.
g)
S. Fritſch Corp. Iur. Venat. foreſt. p. 202. Da
aber in jungen Gehoͤlze Hopfenſtangen — —
anzuweiſen. — Da aber das junge Holz ſo di-
cke, ſo mag man Hopfenſtangen immer daraus
ziehen.
h)
S. Fritſch l. c. S. 59.
i)
Fritſch l. c. S. 25.
k)
S. Gothaiſche Forſt- und Jagdordnung, vom
J. 1646. 4ten Hauptpunkt. §. 8. bey dem Fritſch
l. c. p. 42.
l)
Gleditſch l. c. p. 373.
m)
Knauſts Bierbrauer, Halle 1614.
n)
Stengels Bierkunſt, Erfurt 1676.
o)
S. Leipziger Intelligenzblatt vom Jahre 1763.
St. 7. Beylage.
p)
In den vermiſchten phyſikaliſchen botaniſch oͤko-
nomiſchen Abhandlungen II. S. 350—375.
q)
Ehingeri diſſ. de Lupulo, vom Hopfen. Altd.
1718.
a)
S. Symphor. Conſult. et Deciſion. forenſ.
XXXII. col. 682 ſeq. n.
5.
b)
S. H. Stiſſers Forſt- und Jagdhiſtorie, An-
hang p. 109.
c)
H. von Flemmig deutſcher Jaͤger, p. 350. 2ter
Theil.
d)
S. Wehner in theſ. practico, bey dem Worte
Holzſparkunſt.
e)
Im 3ten B. 2 Cap.
f)
S. Albinus in der meißn. Bergchronik p. 189.
g)
S. Mylius in Corpore Conſtit. March.
h)
Sie wird angefuͤhrt in der braunſchweigiſchen
Forſt- und Holzordnung vom Jahre 1591, bey
Fritſch in Corp. Iur. Venat. Foreſt. S. 129.
Theil III.
i)
Ebend. S. 129.
k)
Fritſch III. p. 113.
l)
Ebend. S. 129.
m)
Ebend. S. 131.
n)
l. c. S. 240.
o)
S. Fritſch Corp. Iur. Foreſt.
p)
S. Fritſch p. 198.
q)
S. Selchov Elem. I. G. p. 102.
r)
S. 73.
s)
In Elementis Iur. Germ. S. 98.
t)
S. Fritſch S. 89.
u)
S. Fritſch S. 89.
x)
Art. 19. S. 93.
y)
Oder wie es daſelbſt heißt: ein Schaͤchtel Holz.
z)
Art. 46, 47, 48, 49, 51.
a)
Art. 54, 55.
b)
S. l. c. S. 198.
c)
S. 215. Sie iſt uͤberſchrieben: Ordonnances
de tres-haut tres illuſtre puiſſant prince et Sei-
gneur Frederik par la Grace de Dieu Duc de
Wirtemberg et Tek touchant les bois et forêts
en ſes Comtés de Montbeliard et ſouveraines
Seigneuries. Primiere partie des ordonnances
des bois et forets de l’ordre qu’on doit garder
au coupage du boi. Seconde Partie — —
touchant la Sauvagine.
d)
Sie wird erwaͤhnt in der hennebergiſchen Wald-
Forſt- und Holzordnung vom Jahre 1615, beym
Fritſch p. 62.
e)
Sie wird erwaͤhnt in der vom Jahre 1626, bey
dem Fritſch l. c. p. 200.
f)
S. Stiſſers Forſt- und Jagdhiſtorie ed. 1754.
p.
201.
g)
S. Coler im Calendario in Brachmonat; viel-
leicht zog man aber damals die Linden nur noch
in Gaͤrten.
h)
Colers Hausbuch, 1 Theil, 8 B. C. 9. p. 199.
i)
Ioh. Sigism. Schreiber, de Iudicio Caeſareo Fo-
reſtali Norico,
ingleichen die nuͤrnbergiſche Re-
formation vom Jahre 1479. Von der neuern
Verfaſſung dieſes Gerichts ſ. Joſeph Paul Ni-
grinus Verzeichniß der Republik Nuͤrnberg,
Regenten ꝛc. vom Jahre 1733, p. 104-106.
k)
Stiſſers Forſt- und Jagdhiſtorie Beylagen lit.
E. p.
33. ſ. auch unten in den Beylagen.
l)
Ebend. lit. F. p. 35.
m)
Ibid. lit. G.
n)
Ibid. l. 22.
o)
Schoppius theſ. feud. p. 279.
p)
p. III. art. V. und VI.
q)
Spangenberg, von der forſtlichen Oberherrlich-
keit, 1561.
  • Noe Meurers Jagd- und Forſtrecht, welches in
    den Jahren 1561, 1563, 1576, 1581, 1597
    und 1644 erſchien.
  • Joh. Jac. Agrikola fuͤrſichtiger Weidemann, Noͤrd-
    lingen 1578.
  • Neues Jagd- und Weidewerksbuch, 1582 Frank-
    furt.
  • Neues Jaͤgerbuch Jacob von Fouillons, aus dem
    Franz. Strasburg 1590.
r)
S. 59.
s)
Bapt. Ficrae de virtute herbarum carmen, Ar-
gent. 1530. 8.
Carol. Figuli methodus herbarum, Col. 1540. 4.
Gallus, de herbis, Erf. 1564.
Alberti, de cognitione herbarum, Nor. 1585.
Camerarius, de plantis, 1586.
Eiusd. Icones plantarum,
1588. 8.
t)
Cod. Aug. II. p. 614.
u)
Cod. Aug. II. p. 618.
v)
Cod. Aug. T. I. p. 563.
w)
S. C. A. T. I. p. 571.
x)
Die ſaͤmmtlichen wuͤrtenbergiſchen Verordnun-
gen dieſer Art erſchienen im Jahre 1654 zu
Stutgart zuſammen unter dem Titel: Allerhand
Ordnungen enthaltend die Hofgerichts-, Vorſt-,
Wilderer ꝛc.
y)
Fritſch l. c. p. 14[3].
z)
Ibid. 147.
a)
Abdrohmen, heißt wahrſcheinlich die Zweige
und den Wipfel abhauen.
b)
Fritſch p. 156.
c)
Ueber alles dieſes ſiehe weiter Fritſch l. c. p. 163.
164.
d)
Fritſch l. c. p. 55.
e)
Wie ſelbſt in der Forſtordnung es lautet c. l.
f)
Fritſch l. c. p. 61.
g)
Ibid. p. 62.
h)
Fritſch S. 191.
i)
Fritſch S. 196.
k)
Fritſch l. c. p. 199.
l)
Art. 28. und l. c. p. 202.
m)
Fritſch p. 274.
n)
Von allem dieſem ſ. ausfuͤhrlich Friſch l. c. p.
274 bis 284.
o)
Fritſch l. c. p. 213.
p)
Fritſch l. c. p. 34.
q)
Fritſch S. 19. 20.
r)
Ibid. 21.
s)
Fritſch l. c. p. 25, 26.
t)
Fritſch l. c. p. 25, 26, 27.
u)
Fritſch l. c. p. 27.
v)
Fritſch l. c. p. 27.
w)
Fritſch l. c. S. 28. 29.
x)
Stiſſers Forſt- und Jagdhiſtorie Beylagen p.
106.
y)
Flemmig deutſcher Jaͤger Th. 2. p. 353.
z)
Seckendorfs deutſcher Fuͤrſtenſtaat 1695. S.
422 bis 441.
a)
Corpus Iuris Venatorio Foreſtalis tripartitum
opera Ahaſveri Fritſchii, Ienae
1675.
b)
Von Elsholz ſiehe oben in dem Cap. vom Gar-
tenbaue.
c)
Ein Poͤniger Scheffel enthaͤlt ſieben Viertel
dresdner Maaß, und ein Sipmaaß iſt ein Vier-
tel dieſes Scheffels.
d)
De dato 21 Maͤrz. S. des Joh. Heinrich Ludwig
Bergius Sammlung auserleſener deutſcher Lan-
desgeſetze, welche das Polizey- und Cameralwe-
ſen zum Gegenſtande haben, 2 Alphabeth p.
243.
e)
Ebend. p. 244.
f)
Ebend. p. 245.
g)
Ebend. p. 315.
h)
Sie ſtehen beyde in Bergius Sammlung l. c. p.
201 und 206.
i)
S. Leipziger Intelligenzblatt vom Jahre 1780.
p. 55.
k)
S. Collectio Stiſſerio Sluteriana Conſtitutionum
Guelpherb.
Wolfenbuͤttel 1729; ingleichen Wol-
terecks kurzer Begriff braunſchweig-wolfenbuͤtte-
liſcher Landesordnungen, Braunſchw. 1780.
l)
Dieſe enthaͤlt meiſt einheimiſche Hoͤlzer, wie-
wohl auch einige auslaͤndiſche.
m)
Ein wlewohl nicht die ganze vollſtaͤndige Samm-
lung enthaltendes Verzeichniß davon iſt un-
ter folgendem Titel erſchienen: Catalogus li-
gnorum e variis terrarum orbis partibus colle-
ctorum a Chriſtiano Clodio A. M. Rect. Lic. Cygn.
et Bibliothecario Societatis Lipſienſis Teuton. et
elegant. litt. item Ienenſis Lat. Sodali. Quingen-
ta numero ſunt tabulae ad eandem formam ſe-
ctae, edolatae, laeuigatae et politae colore nati-
vo remoto omni fuco et tinctura. Longitudo
cuiuslibet aſſerculi habet quinque cum dimidio
pollices. Latitudo duos cum triente, Craſſities
f. profunditas dimidiam circiter pollicis partem.
Cygneae excudebat Iohannes Fridericus Hoffe-
rus, 4to.
Es enthaͤlt unter andern viererley
Acacien, 6 Arten des Ahorns, ſechſerley Alnos.
6 Birkenarten, 6 Arten Buxusholz vom Arbore
Draconis,
6 Arten Cedern. Von dem Ceraſus
ſind 12 Arten, 4 Arten Coryli, viererley Cypreſ-
ſen, weiße und rothe Cinnamomusrinde, Damaſt-
holz, 4 Arten von Ebenus, 8 Arten von Fagus,
4 Fraxini,
4 Geniſten, 7 Iuglantes, dreyer-
ley Wachholder, ſechſerley Laurum, 16 Arten
von Malus, 5 Arten Pinus, 10 Arten von Pi-
rus,
6 Arten von Populus, 12 Arten von Pru-
nus,
7 Arten von Quercus, darunter auch Quer-
cus Dodonea, 9 Salices,
ſechſerley Sambucus,
7 Santala,
5 Arten von Vlmus. Die ſchoͤnen und
ſelte-
m)
ſeltenen Holzarten dieſes Cabinets hat Hr. Prof.
Leske in einen Briefe, welcher ſich im vierten
Theile der neuen vermiſchten Schriften des Hrn.
Prof. Clodius S. 250 befindet, ausgezeichnet.
Es ſind folgende: Acacia vera. Acer Zeylan.
Aloes verum. Amomum. Anthos. Arabou-
tan. L. Aſphaltum. L. Atlantis. Bambon Indicum.
Benzoin. Benzoin verum. L. Bolletre Surinam.
L. Braſilianum flauum. L. Braſilian. ex fuſco lu-
teum. L. Braſil. rubrum. Caligamba. Caia Pa-
mavar. L. Campetſch fuſcum. L. Campetſch
ex fuſco nigrum. Camphoriſera. Canna In-
dica. Canna Craſſa. Caoba Ariat. Caoba
durum. Caoba ſpongios. Caſtanea flammeo-
la, ſ. vndul. Cedrus ex Libanon. Cerrus Pli-
nii. L. Cinomomi. Cnidion. Coſſe orient.
L. Colubrinum. L. Columbinum. L. Coralli-
num. Cupreſſus Smirnenſis. Draconis arbor.
Fernambuco flav. L. Ferri rubr. L. Ferri ni-
grum. Fraxinus Norwegica. Genipa. Ge-
niſta Africana. Geniſta Alba. Granatus. Guaja-
cum, pericard. ſtriat. L. Iapanenſe verum.
Juͤ-
denbaum. Ketmia Arabica. Ketmia Iananica. L.
Litteratum elegans. L. Litteratum craſſum. L.
Mahagony. L. Mauritianum. Mortis arbor.
Nephriticum verum. Pareira brava, mire va-
rieg. Quercus Dodonea.
Roſinbaum, Lepte-
rages. Sagoub. Santalum flavum. L. Ser-
pentarium pulcherrim. Serpentinum. Ser-
pentinum album punctatum. L. Smirnae ſplen-
didum. L. Sinenſe odoratum. Taeda ſubtili
ſtructura. L. Tartaricum. Thuga odoriſera.

L. Alep-
m)
L. Aleppo. Arbor mortis criſp. Platanus fol.
lacin. L. Tulip. mas.
(ſoll vielleicht das Holz
von Liriodendro Tulipiſera ſeyn.) Acer Ne-
gundo. Thuga cum pericardio. L. Quaſſiae.
Buxus diſcolor. Mangoſtan. Acer vndulatum.
L. Corallinum rubrum. Laffa Ind. or. Anda
Braſil. Pavana dura. L. rariſſimum. L. Ser-
pentarium Galliae. L. Campetſch. L. Caſſiae.
Apocabuc. Amer. Arbor foetida. Cedrus
rubicunda. Alnus ſtriat. Ya-ta Chinens. Ca-
bayca Braſil. L. Sebeſte. Caoba. L. Sanctum.

  • Die Sammlung beſtehet aus 504 Taͤfelchen, deren
    Laͤnge fuͤnf und einen halben, die Breite uͤber
    zwey, die Tiefe uͤber einen halben Zoll iſt.
n)
Die Schriften dieſer Maͤnner erſchienen unter
folgenden Titeln:
  • Syluicultura oeconomica, oder hauswirthſchaftli-
    che Nachricht und naturmaͤßige Anweiſung zur
    wilden Baumzucht, von H. C. von Carlowitz,
    Leipzig 1713. Fol.
  • Ebend. 1732.
  • Martini Forſt- und Waldweſen, Ulm 1731.
  • Hiſtoria naturalis arborum et fructuum ſylue-
    ſtrium Germaniae,
    oder Geſchichte der wild-
    wachſenden Baͤume und Straͤucher in Deuſch-
    land, von J. B. Rohr, Leipzig 1732. Fol.
  • Stiſſers Forſt- und Jagdhiſtorie der Deutſchen,
    1737 und 1754. ed. Frankii.
  • Kretſchmars Vorſchlaͤge das Holz zu vermehren,
    Halle 1744.
  • Scharmers Gedanken uͤber Conſervation der alten
    und Anlegung neuer Holzungen, Frankfurth
    1748.
  • Agrikola neuer oder nie erhoͤrter, doch in der Na-
    tur gegruͤndeter Verſuch der Univerſalvermeh-
    rung der Baͤume und Staudengewaͤchſe, Frkf.
    1752.
  • Sylvanders zufaͤllige Gedanken von der Natur,
    Eigenſchaft und Fortpflanzung der wilden Baͤu-
    me, Wolfenbuͤttel 1752. Eine ausfuͤhrliche Cri-
    tik daruͤber von Hrn. Doͤbel ſ. in den oͤk. Nachr.
    B. V. S. 112.
  • Boͤſens Generalhaushaltungsprincipia vom Berg-
    huͤtten-, Salz- und Forſtweſen, in Specie am
    Harz, 1753. 8.

Deut-
n)
  • Deutlicher Unterricht von der wilden Baumzucht.
    1753.
  • Vorſchlag neuer nuͤtzlicher Wegeverbeſſerungen mit
    verſchiedenen Anhaͤngen, den Anflug des jungen
    Holzes betreffend, Ulm 1754.
  • Grundſaͤtze der Forſtoͤkonomie, entworfen von Wil-
    helm Friedrich von Moſer, Frankfurt und Leip-
    zig 1757. 8.
  • Oettels praktiſcher Beweis, daß die Matheſis der
    Forſtwiſſenſchaft unentbehrliche Dienſte thue.
    1765. 8. Eiſenach.
  • J. J. Buͤchtings geometriſcher oͤkonomiſcher Grund-
    riß zu einer regelmaͤßigen landwirthſchaftlichen
    Verwaltung der Waldungen, Halle 1762. 8.
  • Mathematiſche Anfangsgruͤnde der Arithmetik und
    Geometrie fuͤr die, die ſich dem Forſtweſen wid-
    men wollen, von J. Vierenklee, Leipzig 1767. 8.
  • Gegruͤndete Verſuche und Erfahrungen von der
    Holzſaat, von J. G. Beckmann, 3te Auflage
    Chemnitz 1765. 4.
  • Ebendeſſelben Anweiſung zu einer pfleglichen Forſt-
    wiſſenſchaft, oder zweyter Theil von der Holz-
    ſaat, Chemn. 1759. 4.
  • Ebendeſſelben Beytraͤge zur Verbeſſerung der Forſt-
    wiſſenſchaft, oder dritter Theil, Chemnitz
    1763. 4.
  • Kurzer ſyſtematiſcher Grundriß der praktiſchen
    Forſtwiſſenſchaft, 1764.
  • J. A. Cramers Anleitung zum Forſtweſen, mit Kupf.
    Braunſchweig 1766. Fol.
  • H. C. von Brocke, wahre Gruͤnde der phyſikaliſchen
    und experimentaliſchen allgemeinen Forſtwiſſen-

ſchaft,
n)
ſchaft, Leipzig I. II. 1768. III. 1772. IV.
1774. 8.

  • Die Harbkeſche wilde Baumzucht, theils Nordame-
    rikaniſcher und anderer fremder, theils einhei-
    miſcher Baͤume, Straͤucher und ſtrauchartiger
    Pflanzen nach den Kennzeichen beſchrieben, von
    J. P. du Roi, Braunſchweig 1 B. 1771. 33 B.
    2ter B. 1772. 36 B. 8. Iſt ſehr vorzuͤglich.
    Auch gehoͤrt hierher Diſſert. inauguralis obſerua-
    tiones botanicas ſiſtens, quam publ. defendet loh.
    Phil. du Roi, Helmſt.
    1771. 4.
  • Syſtematiſche Einleitung in die neuere Forſtwiſſen-
    ſchaft, von J. G. Gleditſch, Berlin I. 1774. II.
    1775.
  • F. W. Weiß, Entwurf einer Forſtbotanik, Goͤt-
    tingen, Theil I. 1775. 8. Er hat auch einen gu-
    ten Anfang zu Sammlung der Provinzialwoͤrter
    gemacht. S. phyſikaliſch oͤkonomiſche Bibliothek
    des Hrn. Beckmann VI. 242.
  • Das regelmaͤßige Verſetzen der Baͤume in Waͤldern
    und Gaͤrten, von Chriſtian Johann Friedrich v.
    Dießkau, Meinungen 1776.
  • Allgemeines oͤkonomiſches Forſtmagazin, geſamm-
    let von Stahl, 12 Baͤnde 1763. 69.
  • Neueres Forſtmagazin.
  • [Sammlung] zerſtreuter Forſtſchriften.
  • Es gehoͤren hierher auch die vielen oͤkonomiſchen
    Sammlungen, die in unſern Zeiten erſchiene-
    nen ſind; vornehmlich aber auch die Samm-
    lungen vermiſchter Abhandlungen, das theoreti-
    ſche und praktiſche Forſtweſen betreffend, von

Hr.
n)
Hr. von Zanthier, 1778. Es enthaͤlt daſſelbe
auch den Forſtkalender verbeſſert.

  • Von Burgsdorf Beytraͤge zur Erweiterung der
    Forſtwiſſenſchaft, mit Kupf.
  • Onomatologia foreſtalis, piſcatorio - venatoria,
    oder vollſtaͤndiges Forſt-, Fiſch- und Jagdlexi-
    con, Frankfurt und Leipzig I. 1773. II. III.
    1773.
  • Auch gehoͤrt unter die Forſtſchriften noch der Haus-
    vater im 5ten Theil, welcher 1770 erſchien.
o)
Vom J. 1763. St. 10.
p)
Der Titel iſt folgender: Holzſparkunſt, d. i.
eine ſolche neue zuvorn niemalen gemein noch am
Tag geweſene Invention, etliche unterſchiede-
ner Kunſtoͤfen, vermittelſt deren Gebrauch jedes
Jahres, inſonderheit uͤber hundertmal tauſend
Gulden, doch unabbruͤchlicher Nothdurft koͤnne
geſpart werden. Da es nicht in jedermanns
Haͤnden iſt, und viele folgende aus ihnen ge-
ſchoͤpft haben, will ich den Innhalt der Capitel
hier beyfuͤgen.
  • 1) Von dem Urſprung des neuerfundenen Kunſt-
    ofens.
  • 2) Von der Tugend und Wirkung des Kunſtofens.
  • 3) Vom erſten Grundleger des Kunſtofens.
  • 4) Von der zweyten Figur oder Stockwerk des
    groͤßern Kunſtofens.
  • 5) Von dem dritten Stockwerk, als dem Fenſter
    und Luftroͤhre des Kunſtofens.
  • 6) Vom vierten Stockwerk.
  • 7) Vom fuͤnften Stockwerk.
  • 8) Vom ſechſten Stockwerk.
  • 9) Vom ſiebenten Werkſtuck.
  • 10) Vom achten Stockwerk.

11)
p)
  • 11) Vom neunten Stockwerk.
  • 12) Vom zehnten Werkſtuck.
  • 13) Vom eilften, zwoͤlften und allen folgenden
    Werkſtucken.
  • 14) Von der allervornehmſt und vorderſten enge
    ſchmalen Seiten des Kunſtofens.
  • 15) Von zwey Roͤhren und ihrem Zugehoͤr, deren
    eine die Luft, die andere aber den Dampf, in
    und aus dem Kunſtofen fuͤhre, und von der
    Unart.
  • 16) Vom Gebrauch des Kunſtofens.
  • 17) Wie und welcher Geſtalt dieſer Kunſtofen,
    wenn er durch den vielfaͤltigen Gebrauch mit
    Ruß verſtopfet, zu ſaͤubern.
  • 18) Von einem andern Kunſtofen.
  • 19) Von einem andern kleinen, auch bishero noch
    nie dergleichen am Tage geweſenen von lauter
    Stuͤrzblech gemachten Kunſtoͤfelein, welches
    man ganz ringfertig hin und her tragen kann.
  • 20) Vom alleroberſten Deckel oder Hut dieſes
    Kunſtoͤfeleins.
  • 21) Vom Gebrauch des kleinen Kunſtofens, beyde
    in kleinen und ſehr großen Gemaͤchern.
  • 22) Wie man dieſes Oefelein, alſo unverſtrichen
    mit Holz und Kohlen feuren ſoll.
  • 23) Von noch zweyerley Art etwas ſchlechtern, je-
    doch auch ſehr nutzbaren Kunſtofen.
  • 24) Von einer neuen Art und Manier eines wirk-
    lichen Kochofens.
  • 25) Von denen Haͤfen, welche zu ſolchen Kochofen
    zu gebrauchen.
  • 26) Vom Kochofen, wie derſelbige aufzumauern.

27)
p)
  • 27) Vom Gebrauch dieſer neuen Art Kochofens.
  • 28) Von allen großen, und in gemeinen Haushal-
    tungen gebraͤuchlichen Waͤſch- und Faͤrbekeſſeln,
    wie dieſelbe anzurichten, daß dieſelbige nicht ſo
    viel Brands, wie bishers geſchehen, beduͤrfen.
q)
Die erſte erſchien 1719 unter dem Titel: Zwey-
malige Aufweiſung einer Heiz- und Siedmaſchi-
ne vor Notarien und Zeugen ꝛc. wie ſolche mit
großer Holzerſparung zum Sude nicht allein ge-
bracht, in dem Sude beſtaͤndig und unveraͤnder-
lich erhalte; 1719 4to.
  • Die zweyte Schrift erſchien unter folgendem Titel-
    Verſiedung ſeiner nur auf einem 60 Ellen langen
    Dache gradirter Armer Sole ꝛc. vor 2 Notarien
    und Zeugen, Dresd. 4to.
  • Die dritte heißt: Der Gradierhaͤuſer, Gradirdaͤ-
    cher, Gradirmaſchinen, Gradirroͤhren und Faͤſ-

ſer
q)
ſer an, unter und uͤber die Siedpfannen und ih-
ren Rauchfaͤngen, Zuſammenordinirung ꝛc. —
maßen denn bey dieſer Arbeit der Bauung bey
einerley Holze drey- und vierfache Menge des
Waſſers erhitzt, zum Sude und Ausdaͤmpfen ge-
bracht wird, Dresd. 1719. 4to.
r)
Im vierten Theil ſeines Briefwechſels.
s)
S. Leipziger Intelligenzblatt von 1767 p. 11.
t)
S. auch Leipziger Intelligenzblatt vom Jahre
1766. p. 311.
u)
Im erſten Theile der oͤk. phyſik. Abhandlungen
S. 1 bis 57.
a)
Wir haben die Forſt- und Jagdgeſchichte durch
Stiſſern ſchon bearbeitet, der aber dieſe Sache
bloß als Juriſt, und von Seiten der juriſtiſchen
Geſchichte, behandelte. Meine Abſicht iſt, dieſe
Sache, mehr in ſo fern es zur Oekonomie- und
Cameralwiſſenſchaft gehoͤrt, zu unterſuchen, und
daher werde ich Stiſſern zwar nicht unbenutzt
laſſen, aber ich glaube doch, daß dieſe meine
Arbeit immer noch neben jener Statt finden, und
nicht ganz ohne Nutzen ſeyn ſoll, da ich ſonder-
lich auf die oͤkonomiſchen Schickſale der Jagd,
auf die Ausbildung der oͤkonomiſchen Jagdkennt-
niſſe, die Jagdpolizey und das Cameralintereſſe
bey derſelben, in ſo fern dieſe Dinge aus hiſto-
riſchen Nachrichten und den Jagdordnungen er-
hellen, ſehen werde.
b)
Weißthuͤmer heißen dergleichen Geſetze wahr-
ſcheinlich deswegen, weil darinnen der Herren
Recht erwieſen wird, ſ. Georg. Melch. de Lu-
dolff obſeruat. for. obſ. 245. de prob. et doc.
quae vocantur
Weißthum. Es ſcheint das zu
ſeyn, was wir in den neuern Zeiten Deductio-
nen nennen. Eben dieſer hat noch mehr derglei-
chen Weißthuͤmer zu Dreiſt, zu Helfent, zu
Nenning, zu Fruͤcht, Pommer und Huͤber; das
Ludwigiſche ſ. bey dem Stiſſer ed. Frankii Bey-
lagen p. 4. lit. B.
c)
Die gewoͤhnliche Meynung von ihrem Urſprunge
iſt, daß ſie nach dem Abgange der Herzoge von
Schwaben entſtanden ſey. Eine andere Mey-
nung bringt vor D. G. Hofmann de libera ve-
natione Suevo-Memmingenſi. Tubingae 1753.
p.
46. §. 14. Man ſehe von dieſer Puͤrſch Ja-
cob Otto freye Puͤrſchbeſchreibung, v. Harprecht
ſciagraphia liberae venationis Germaniae in
primis Sueviae.
d)
S. die gnaͤdigſt ertheilte freye Puͤrſchordnung
von 1737 vom 20 Februar in dem Auszuge der
hochfuͤrſtlichen wuͤrtenbergiſchen Forſtordnungen
und Reſcripte, 1748, Stutgard 8.
e)
Sie wurde damit auch beliehen von Leopold
1659. Dieſen Lehnbrief ſ. in C. G. W. Beyla-
gen und Anmerkungen uͤber Jacob Ottens freye
Puͤrſchbeſchreibung. Den Lehnbrief, den ſie von
Joſeph I. 1706 erhielt, hat Moſer im Reichsſtaͤd-
tiſchen Handbuche Cap. 41. n. 12. p. 600.
f)
Gottfried Daniel Hofmann de libera venatione
ſpeciatim Suevo-Memmingenſi defend. Ioh. Guil.
de Sayler a Pfersheim 1753. Tubingae.
g)
S. Hofmann l. c. n. II. p. 5. in annexis.
h)
Er ſagt: So bald ſie ſich dem Wildpretſchießen
ergeben, ſo werden ſie merklich Faullenzer, Ver-
thuer, Schwelger, Verderber Weiber und Kin-
der.
i)
Einige ſahen ſie ſchon in dem Schenkungsbriefe
Carls des Großen, den er de ſcholis Osnabrug.
ausgeſtellt haben ſoll. Die Streitſchriften uͤber
die Richtigkeit dieſer Urkunde ſ. in Barings cla-
ve dipl. p. 11. N.
3. Es ſtehen darinnen die
Worte omnis venatio: man hat dieſes von der
hohen und niedern Jagd erklaͤren wollen. Allein
omnis geht vielmehr hier auf alle Arten Jagde
in Anſehung des Objekts und der Inſtrumente
und Arten zu jagen. Andere gruͤnden ſich auf
ein Diploma Ottos II, bey dem Luͤnig in ſpicil.
eccleſ. in cont. part. 1. c. II. tit.
Coͤln p. 323.
Alle Meynungen und Gruͤnde finden ſich beyſam-
men in Stiſſers Forſt- und Jagdhiſtorie ꝛc. ed.
Frank.
von 1754. p. 285 und 286.
k)
In Quaeſt. Iur. Civ. et Sax. part. I. Quaeſt. XV.
§. 62. So heißt es bey dem Fritſch l. c. p. 139.
in der Braunſchweigiſch-Luͤneburgiſchen von 1581
in den Worten: keiner hohen und niedern Jagd.
l)
Fol. 27. Ueber die Urſache dieſer neuen Abhand-
lung ſ. auch Herrn von Ludwig in conſiliis Hall.
T. II. lib. II. n. XC.
m)
Von 1564. 25 Jul. Fritſch p. 138.
n)
Vom 14 Octob. Fritſch p. 138.
o)
Fritſch p. 136.
p)
Einen Abdruck von dieſem Geſetze findet man
bey Herrn R. R. Sattler in der wuͤrtenbergi-
ſchen Geſchichte unter den Herzogen, Theil 1.
N. 96.
q)
S. Fritſch l. c. p. 173.
r)
Ebend. p. 175.
s)
L. T. A. von 19 Junii 1565. Dieweil die große
ꝛc. fuͤrſtliches Generalausſchreiben von 10 Sept.
1565. in der Forſtordnung S. 123.
t)
L. T. A. von 1565 l. c.
u)
Sattlers wuͤrtenbergiſche Geſchichte unter den
Herzogen Th. 5. Abſchn. 6. §. 76.
x)
Fritſch p. 182. S. auch die aͤltern Sammlungen
der allerhand Ordnungen in dem Wuͤrtenbergi-
ſchen, wo auch ein Abdruck befindlich iſt.
y)
S. Fritſch l. c. p. 182. Es heißt S. 183.
Und haben demnach dieſem hochwichtigen und
noͤthigen Werke unſere Landhofmeiſter, Canzler
und Raͤthe, auch etliche der Juriſtenfacultaͤt zeit-
lich und mit Fleiß nachdenken, die alte Verglei-
chung erlaͤutern, und etliche neue Conſtitutiones,
der peinlichen Halsgerichtsordnung gemaͤß, und
nach Gelegenheit jetziger Laͤufe und begegneter
Faͤlle, zuſammentragen, begreifen, und in dieſe
Ordnung und Satzung verfaſſen laſſen.
z)
Ordonnances de tres-haut tres illuſtre et puiſ-
ſant Prince et Seigneur Frederic par la grace
de Dieu Duc de Wuͤrtemberg, pour le regard
de foreſts. Seconde partie de l’ ordonnance
des foreſts Aſcanois touchant la Sauvagine.

Am Ende iſt das Jahr 1595 unterzeichnet. Siehe
Fritſch l. c. p. 222 ſq.
a)
26. bey Fritſch p. 197.
b)
Fritſch l. c. p. 14.
c)
Fritſch ebend. In dieſer Conſtitution wird auch der
hohen Jagd unter dem Namen der hohen Wild-
fuhr gedacht.
d)
S. C. A. T. I. p. 26.
e)
Ordnung, wie es hinfuͤhro mit dem Reißgejaͤgt
im Erzherzogthum Oeſterreich ob der Ens gehal-
ten werden ſoll, bey Fritſch p. 71. §. Fuͤrs ſie-
bende.
f)
So iſt denen, die Wildbahn haben, hiermit an-
deres und mehreres nicht bevorgeſtellt, als Hir-
ſchen, Wild, Baͤren und Schwein, das andere
alles, wie das Namen hat, ſoll ohne Mittel ins
Reißgejaͤgt gezogen ſeyn, p. 71. bey Fritſch l. c.
g)
Fritſch l. c. p. 73.
h)
S. fuͤrſtliche bayeriſche Jagd- und Forſtordnung
bey Fritſch l. c. S. 73 und 74, ingleichen p. 76,
wo die Hofcammer c. 4. erwaͤhnt wird.
i)
Man ſiehet hieraus, daß ſie nach 1582 gemacht
iſt, denn 1582 nahm das katholiſche Deutſch-
land den Gregorianiſchen an. Die Stelle ſ.
l. c. p. 75. c. 3.
k)
Ebend. S. 76. Was denn einem jeden fuͤr Gna-
dengejaͤgter gegunnt worden, ſollen diejenigen,
denen die Gejagdsverwaltung anbefohlen, mit
Erforderung und Beyſeyn der anſtoßenden und
benachbarten ordentlich umreiten, alle Gewerk
Ort und End fleißig beſchreiben laſſen, und von
einem jeden einen ordentlichen Revers nehmen,
in welchen nicht allein die Boͤgen und alle Ge-
merk angezeigt ꝛc. — — folgends ſolchen Re-
vers zu unſerer Hofkammer uͤberantworten, auch
davon
l)
p. 79.
k)
davon gleichlautende Abſchriften behalten, und
dieſelbe in ein Libel zuſammen tragen laſſen.
m)
Rudolphs II. confirmirte Landesordnungen we-
gen Abſchaffung ꝛc. — Weidewerk und Fiſche-
rey betreffend. Die Punkte, die die letztern
Stuͤcke betreffen, ſ. im Fritſch l. c. p. 15.
n)
Fritſch S. 206.
o)
S. Fritſch p. 234.
p)
p. 236.
q)
Dennoch fuͤhren dergleichen Strafen an, Wolf
in lect. memorab. T. II. Meier de venatio-
ne p. 344. Doepler in theatro poenarum part.
II. p.
275.
r)
S. Schoppii obſeruat. VIII. p. 252, 257.
s)
Wir Johanns von Gottes Gnaden, Abt zu Ful-
de, bekennen — — das wir angeſehen haben,
getruwe und nutze Dinſte als uns der beſcheiden
Heine Moke zu Giſela geſeſſen gethan hat, und
auch u[m]b beſundern Bete und Forderung des Er-
barn und Geiſtlichen, Johann von Buchenaw,
zu dieſer Zeit Probſt zu Holzkirchen unſers Lieben
in Gott Andaͤchtigen, und haben den obgenan-
ten Heinen Moken, Alheidin ſeiner ehelichen
Wirthin und allen ihren Erbin recht und recht-
lich gelihen und lihen in hiemit in Krafft dieſes
Briefs unſere Jaͤgerlehn zu Giſela gelegen mit
Ackern, Wiſen ꝛc. Doch alſo, waͤre es, daß
Heine Moke nie genante Alheide ſin ehliche Wir-
tin, oder ire Erbin das Dienſt der Jaͤger des
virgerurten Lehins nicht thun mochten konten
oder wulden, ſo ſolden ſie uns ader unſern Nach-
kommen davon und davor jaͤhrlichen gebin XVIII
Tomes und ſollen ſie daruͤber nicht her dringen,
on Geverde — — — Gebin anno dei
M. CCCCXXXIII. Dominica Quaſimodogeniti.
t)
Medices de venatione, piſcatione et aucupio,
Colon.
8. 1588.
u)
Es erſchien in 2 Fol.
x)
D. Conrad Heresbach Thereutice, de venatio-
ne, aucupio et piſcatione, adnexa eius libris rei
ruſticae, Coloniae,
1570.
y)
Oppianus fand an Bodin einen gelehrten Er-
laͤuterer.
z)
S. Cyriaci Spangenbergii, Theologi, beſtaͤn-
diger und wohlgegruͤndeter Bericht, in wie fern
das Jagen Recht oder Unrecht ſey? findet ſich
unter andern auch in des Fritſch Corp. Iur. ve-
net. foreſt. Ienae 1675. ed. fol.
Ingleichen
deſſen Jagdteufel.
a)
Conradi Gesneri de quadrupedibus, Tiguri
1551
b)
Herr liber de natura et cura animalium, 1512.
a)
1551 fol. ingleichen 1583 fol. ſeine uͤbrigen
Schriften, z. B. ſeine Hiſtoria animalium in 5
Buͤchern, welche 1631 zu Zuͤrch in 3 Tom. erſchien,
und ſein Elenchus ſcriptorum omnium, welcher
viele hierher gehoͤrige Schriften enthaͤlt, gehoͤren
in die Litteratur des folgenden ſiebenzehenten
Jahrhunderts. Eine Ueberſetzung des Conrad
Geßners de quadrupedibus erſchien 1558, unter
dem Titel Conrad Geßners Thierbuch, d. i. Be-
ſchreibung von vierfuͤßigen Thieren durch Hrn.
Conrad Forer ins Deutſche gebracht, Frankfurt
1558.
a)
S. Fritſch l. c. p. 8.
b)
S. Fritſch l. c. Th. 3. p. 2.
c)
S. Cod. Aug. I. p. 547.
d)
S. in das Verbot des Buͤchſenſchießens, Ja-
gens und Hetzens in Wildbahnen, ingleichen
Kloͤppelung der Hunde, bey Fritſch l. c. S. 10.
e)
C. A. T. p. 583.
f)
Theil VII. p. 212.
g)
Fritſch l. c. p. 19.
h)
l. c. p. 20. Und wenn ſie etwas, ſo demſelben
zuwider laufe, erfahren, ſo ſoll ſolches an un-
ſern Jaͤgermeiſter gebracht werden, und wenn er
den Sachen vorzubauen und abzuhelfen nicht ge-
nug, ſollen ſie es an uns oder unſere hieſtgen
Cammerbedienten in Schriften gelangen laſſen.
i)
S. Fritſch l. c. p. 27.
k)
Fritſch l. c. p. 54.
l)
Fritſch ed. 1702. p. 3. p. 445-472.
m)
Ed. 1702. p. 473-481.
n)
Ibid. p. 273-288.
o)
Ibid. p. 321-337.
p)
Fritſch p. 55.
q)
Fritſch l. c. p. 196.
r)
Ibid. p. 65.
s)
Ibid. p. 191.
t)
Fritſch p. 193-195.
u)
S. Fritſch p. 204.
v)
Fritſch p. 281.
w)
Fritſch l. c. p. 214. ed. von 1702. p. 217.
x)
S. Fritſch p. 69 bis 70.
y)
Fritſch ed. 1702. p. 301.
z)
Fritſch p. 142 ꝛc.
a)
Fritſch ed. 1702. P. III. p. 513.
b)
S. Cod. Auſtriacum 1740.
c)
S. Corpus Conſtitutionum Brandenburg. Culm-
bacenſ. 1746-1751. T. III. p.
4.
d)
Auf dem Avers derſelben iſt das Bruſtbild mit
der Ueberſchrift: Fridericus III. D. G. M. Brand-
S. R.
e)
In ſeinem vollkommnen deutſchen Jaͤger 1724;
andern Haupttheile p. 256. c. 52. und im erſten
Haupttheile p. 294.
d)
S. R. I. A. C. et Elect. auf dem Revers ſteht
der Pallaſt und Hetzgarten mit der Umſchrift:
Hilaritati publicae, unten ſteht: Perfecto eden-
dis venationibus theatro MDCXCIII.
Sie ſteht
auf dem Titel von Stiſſers Jagdhiſtorie der
Deutſchen, ed. 1754.
f)
S. Kurzer Entwurf der geiſtlichen und weltli-
chen Ritterorden. S. 368.
g)
Harprecht ſciagraphia venation[']s liberae Sue-
vicae §. XVI-XXV. p.
14-20.
h)
S. Harprecht l. c. Sebaſtian Otto in der freyen
Puͤrſchbeſchreibung l. c.
i)
So erſchienen die Venatici et Bucolici 1613.
Hanouiae cum comment. Caſpar. Barthii.
In-
gleichen des Iani Vlitii venatio nov-antiqua ſ.
Gratius Nemeſiainus et Calpurnius cum com-
ment. Iani Vlitii Lugd. Bat.
1645 und 1653.
k)
Adlicher Zeitvertreiber oder neuerfundene Jagd-
ergoͤtzungen in 5 Buͤchern, Augſp. 1696. 8. c. f.
aus dem Franz.
l)
Ioh. Conr. Rhumelii Philoſophia animalis viua-
rio auiario natatorio recenſita carminice ſcripta,
Norimb.
1650. 8.
  • Ioh. Helv. Schuͤtz de banno ferino. Schroeter de
    banno ferino eiusque iure.
  • Schulzii Diſſ. de iure venandi, Erf. 1677.
  • Mylii Diſſ. de venatione ferarum beſtiarum, Lipſ.
    1682.
  • A Sode Diſſ. de iure Venandi, Erf. 1692.
  • Schedii Diſſ. de iure Venandi, Helmſt. 1641.
  • Alberti Diſſ. de venatione, 1679. Lipſ.
  • Rohrenſee Diſſ. de iure venationis Maieſtati adſer-
    to, 1696. Vit.
  • Ahasu. Fritſch Corp. iur. venat. foreſtale, 1675.
    fol.
    wovon wir nachher noch eine Ausgabe
    cum praefatione Strykii von 1702 haben.
  • Straus de iure venandi, Vit. 1674.
  • Engelhard Weidmanns Wildbahn oder rechtſchaf-
    fene Jaͤgerkunſt, 1602. 4to.
m)
Jacob Taͤnzers der Dianen hohen und niedern
Jagdgeheimniſſe oder Jagdbuch, Coppenhagen,
P. I. 1682. P. II. 1686. P. III. 1689.
  • Viti Bremers fuͤrſtliche Jaͤgerburg, Hamb. 1657.
    ingl. 1663.
  • Adeliche Weidewerke, wie ſolche anzuſtellen, Frankf.
    1661. Prag 1699.
  • Lorbers adeliche Jaͤgerey, Waimar 1670.
  • Chr. Pauli guter und wohlgeuͤbter Jaͤger, Brieg
    1673.
  • Der edle Weidmann, oder eigentliche Beſchreibung
    des Weidewerks, 1675.
  • Vollſtaͤndiges Jagd- und Weidebaͤchtern von Con-
    rad Aitinger, Caſſel 1681.
a)
S. C. A. T. I.
b)
S. Inventarium von Churſachſen bey Schre-
bers Samml. I. Theil. Halle 1761. p. 212.
c)
Codex Iuris ciuilis Bav. Maximilianeus, Muͤn-
chen 1756.
d)
Denn ſo heißt es in der Vorrede des Codicis
Maximilianei:
ordnen und wollen auch hiermit,
daß man ſolchen in unſern ſaͤmmtlichen Churlan-
den mit Einſchluß der obern Pfalz und allen an-
dern uns zugehoͤrigen Herrſchaften und Laͤnde-
reyen genau beobachte.
e)
Sammlung fuͤrſtlich heßiſcher Ordnungen und
Ausſchreiben ꝛc. T. I. 1767. T. II. 1770.
f)
Sie enthaͤlt 42 Seiten in Fol. iſt abgedruckt in
Herrn Gerſtlachers Samml. wuͤrtenb. Geſetze,
Th. 2. p. 26-66. ingleichen in Herrn von Pfeils
Realindex der Forſtordnung S. 431 bis 460.
g)
Die meiſten davon ſiehe in Gerſtlachers Samm-
lungen wuͤrtenbergiſcher Geſetze Th. 2. und in
Hochſtetters Extrakte wuͤrtenbergiſcher General-
reſcripte.
h)
Beyde finden ſich im Pfeiliſchen Realindex der
Forſtordnung S. 191-212. nach ihrem Haupt-
inhalt.
i)
C. F. Gerſtlachers Sammlungen aller einzelnen
ergangenen herzoglich wuͤrtenbergiſchen Geſetze
und andern Normalen, 1ſtes Buch 1759. zwey-
tes Buch 1760.
k)
J. F. C. Weiſſers Nachricht von den Geſetzen
des Herzogthums Wuͤrtenberg, Stutgard 1781.
S. 231. 8.
l)
Churbraunſchweigiſche luͤneburgiſche Landesord-
nungen und Geſetze zum Gebrauch der Fuͤrſten-
thuͤmer Graf- und Herrſchaften Zelliſchen An-
theils, Luͤneburg 1741 und 1745. T. IV.
m)
S. Cod. Auſtriacus ordine alphab. compila-
tur, Viennae 1704. fol.
n)
Leipzig 1749 P. II. bis auf den Tod Carls VI.
Wien 1752.
o)
S. Stiſſers Forſt- und Jagdhiſtorie p. 204.
„Unſern ꝛc. Nachdem Ihro Koͤnigliche Majeſtaͤt
gnaͤdigſt reſolviret und befohlen haben, daß,
weilen die Katzen in Gaͤrten und Feldern dem
klei-
p)
S. Stiſſer l. c. p. 301.
o)
kleinen Weidewerk großen Schaden zufuͤgen thaͤ-
ten, eine Generalverordnung dahin erlaſſen wer-
den ſolle, damit allen und jeden jungen Katzen,
bey Vermeidung eines Reichsthalers auf jedes
Stuͤcke beym Unterlaſſungsfall geſetzter Stra-
fe, die Ohren abgeſchnitten, mithin hierdurch
derſelben Aus- und Herumlaufen in denen Fel-
dern und Gaͤrten und dadurch entſtehende Ver-
aͤſung des kleinen Weidewerks, ſo viel thunlich
abgewendet und verhindert werde: Als haben
euch ſothane Koͤnigliche Specialverordnung hier-
mit bekannt machen, anbey Nahmens aller-
hoͤchſt-ermeldter Ihro Koͤniglichen Majeſtaͤt be-
gehren wollen, ſelbige nicht nur ſo bald nach
Empfang dieſes in eurem Gericht zu jedermanns
Nachricht und Achtung unter oͤffentlichem Glocken-
ſchlag publiciren zu laſſen, ſondern auch, daß
ſolcher genau nachgelebet werde, vor euch und
durch eure Iuſtitiarios fleißig Aufſicht zu tragen,
weniger nicht bey ſich ereignenden Contraven-
tionsfaͤllen die determinirte Strafe eintreiben,
und an den Herrſchaftlichen Beamten zur Be-
rechnung abgeben zu laſſen. In deſſen Verſe-
hung Wir euch guͤnſtig und freundlich zu dienen
geneigt verbleiben. Caſſel, den 30 Nov. 1735.
q)
Die Einrichtung hat zum Theil beſchrieben Hr.
von Rohr in dem Merkwuͤrdigkeiten des Vor- oder
Unterharzes, Abth. VI. C. XI. Ferner gehoͤrt
hieher Prodbſt Geſpraͤche von der Parforcejagd,
Leipz. 1736. Die Parforcejagd der Haſen, Leipz.
1715 von einen Liebhaber.
r)
Von Waſſerjagden ſ. von Flemming vollkomm-
ner deutſcher Jaͤger, I Theil p. 304.
s)
Schneider vom Recht der Vorjagd. Jargov
Einleitung zur Lehre der Regalen c. V. §. 10.
t)
S. Leyſeri Iur. Georg. III. c. XII.
u)
S. Fritſch de iure conuenandi membr. II. §. 2.
x)
S. Strube gruͤndlicher Unterricht von Regie-
rungs- und Juſtizſachen p. 115.
y)
Eine Berechnung eines ſolchen Jagdtuchs ſiehe
bey Flemming l. c. 1 Haupttheil p. 215.
z)
D. i. in fidelitate conſtans. Dieſes ſcheint zu er-
klaͤren, was das Wort Vafſus heißt, naͤmlich ſo
viel als Conſtans, Conſtanter fidelis.
a)
S. Gryphii Entwurf der geiſtlichen und weltli-
chen Ritterorden, in der Vorrede von Stieff;
ingleichen Stiſſers Forſt- und Jagdhiſtorie der
Deutſchen p. 543. und das Univerſallexikon u.
d. w. ſ. Hubertsorden.
b)
S. Meyers Nachricht von wuͤrtenbergiſchen
Jagdorden, Hof 1728. Die Statuten dieſes
Ordens ſind zu Stutgart 1718 in Folio erſchie-
nen.
c)
Ludwig de venatu eiusque regali diſſ. VII. n.
12. it. diſſ. de praerogatiuis Duc. Wuͤrtenb. Sect.
I. c. XI.
d)
Eine ausfuͤhrliche Beſchreibung aller Cerimo-
nien bey dieſem Orden ſiehe in der Vorrede zu
Stiſſers Forſt- und Jagdhiſtorie der Deutſchen
ed. 1754. p. 27.
e)
Flemmings deutſcher Jaͤger p. 305.
f)
Hoffmanni diſſ. de libera venatione ſpeciatim
Sueuo-Memmingenſi 1753. Tubingae, in adiun-
ctis n. VII. p.
19.
g)
Cramers vornehmſte Schrift hierinnen iſt vin-
dicae regalis iuris venandi,
Marburg 1740.
h)
Es erſchien Frankf. 1749.
i)
Der ganze Titel heißt: Luͤbhe gruͤndliche Bewah-
rung des S. K. M. von Großbritannien zuſte-
henden Jagdregals, Coͤlln 1731.
k)
Ickſtadt de poſſeſſione vel quaſi regalium et in ſpe-
cie regalis iuris venandi ſubdit. ſ. Landſaſſ. aduer-
ſus territorii dominum parum aut nihil releuant.
Herbipol.
1736.
  • Idem de eo quod iure publ. vniuerſali et particu-
    lari I. R. G. circa venationes iuris eſt. ibid.
    1737.
    Sie ſtehen auch in ſeinen Opuſc. T. I.
l)
Bilderbeck gruͤndliche Deduktion gegen die ver-
meintliche Regalitaͤt der Jagden, Coͤlln 1723
und 1741.
m)
Struben vindiciae iuris venandi nobilitatis
Germanicae,
Hildesheim 1739. 4to.
n)
Nebenſtunden 1 und 22 Band.
o)
Beneſſius a Weitmelle welchen Peſſena de
Zechero
und in pearte Merauio benutzt hat,
ſagt: Marchio Miſnenſis archiuenator et Comes
de Schwarzenburg ſubuenator cum tribus cani-
bus venaticis et tubis multis et magnum facien-
tes ſtrepitum. Ceruum et aprum portent ad
menſam imperatoris cum omni alacritate.
Er
nennt daſelbſt den Markgrafen von Meißen aus-
druͤcklich ſacri imperii officialem.
p)
In diſſ. de praerogatiua Dom. Auſtriacae.
q)
ap. Steyeret. proteſt. Albert II. p. 276.
r)
S. Horns nuͤtzliche Sammlungen zu einer hiſto-
riſchen Handbibliothek von Sachſen S. 1025
ſeq.
s)
S. Flemmings vollkommener deutſcher Jaͤger,
erſter Haupttheil, p. 129, 130. Das Werk ſelbſt
fuͤhrt folgenden Titel: Der vollkommne deutſche
Jaͤger, darinnen die Erde, Gebuͤrge, Kraͤuter
und Baͤume, Waͤlder, Eigenſchaft der wilden
Thiere und Voͤgel, ſowohl hiſtorice als phyſice
und anatomice; dann auch die behoͤrigen groſ-
ſen und kleinen Hunde, und der voͤllige Jagd-
zug, letzlich aber die hohe und niedere Jagdwiſ-
ſenſchaft nebſt immerwaͤhrenden Jaͤgerkalender,
mit vielen dazu gehoͤrigen und nach dem Leben
verzeichneten Kupfern vorgeſtellt, colligirt und be-
ſchrieben von Hans Friedrich von Flemming,
Leipzig 1719, 1724. 2 Theile Fol. Die andere
Auflage Leipzig 1749, erſter Haupttheil, alle die
andern Haupttheile ſind von 1724. Am Ende iſt
der vollkommene Fiſcher angehaͤngt.
t)
Es ſtehet im Anhange des erſten Theils p. 104.
u)
Harprecht Sciagraphia liberae venationis Ger-
manicae, in primis vero Sueuicae, Tub.
1702.
  • Otto freyer Puͤrſch Beſchreibung, Ulm 1725.
  • Goebel de iure venandi, wo er parte II. Cap. I. auch
    de variarum gentium venandi modis, cerimoniis
    ritibusque
    handelt.
  • Ludwig differentiae iuris Rom. et Germ. in ve-
    natu eiusque regali, Halae
    1730, ingleichen
    verſchiedene andere hieher gehoͤrige Schriften.
  • Baſtineller von der Klapperjagd.
  • Streit diſſ. de eo quod iuſtum eſt circa venationes
    precarias, Erf.
    1713.

Meier
u)
  • Meier de iure venandi.
  • Eyben de iure venandi.
  • Joh. Jodok. Beck von der forſtlichen Obrigkeit,
    Forſtgerechtigkeit und Wildbahn, Nuͤrnb. 1737
    und 1748. Leipz.
  • Chriſtian Gottl. Riccius Entwurf von der in Deutſch-
    land uͤblichen Jagdgerechtigkeit.
  • Joach. Ernſt von Beuſt, von der Jagd- und Wild-
    bahnsgerechtigkeit, Jena 1744.
  • C. F. Crell, de iure viuariorum, Vit. 1740.
  • G. C. Kreiſig, Bibliotheca ſcriptorum venatico-
    rum continens ſimul auctores, qui de venatione,
    aucupio et piſcatura ſcripſerunt. Altenburg.

    1750. 8.
v)
Herrmann Friedrich von Goͤchhauſens potabilia
venatoris,
in 8. erſchienen zuerſt zu Nordhauſen
1710, nachher zu Nuͤrnberg 1718, 1727, 1731,
1741.
  • Kurzer oder gruͤndlicher Inbegriff der edlen Jaͤge-
    rey, Nordhauſ. 1730. 8.
  • Von der Parforcejagd handeln die Merkwuͤrdigkei-
    ten des Vor- und Unterharzes, Abtheilung VI.
    Cap. XI.
  • Probſt, Geſpraͤche von der Parforcejagd, 1736,
    Leipzig.
  • Parforcejagd der Haſen vor einen Liebhaber, Leipz.
    1715. 8.
  • Doͤbels neueroͤffnete Jaͤgerpraktika, Leipzig 1746,
    Fol. zweyte Ausgabe 1754.
  • Buͤchtings kurzgefaßter Entwurf der Jaͤgerey, Hall.
    1756. 8. und 1768.
  • Alexandri Sinceri der in allerley Ergoͤtzlichkeiten
    vergnuͤgte Landmann, darinnen allerhand zum
    Vogelfang, Schießen, Jagen und Fiſcherey dien-
    liche Kunſtſtuͤcken enthalten ſind, Nuͤrnb. 1720.
    12mo 1734. 12mo.
  • Das adeliche Weidewerk.
  • Johann Wilhelm von Puͤrſens edler hirſchgerech-
    ter Jaͤger, Leipz. 1734. iſt ein neuer Theil zu
    Taͤnzers hohen und niedern Geheimniſſen der
    Diana.
  • Carl von Heppe aufrichtiger Lehrprinz oder prakti-
    ſche Abhandlung vom Leithunde, Augſp. 1751.

Eben-
w)
J. A. Großkopfs neues und wohl eingerichte-
tes Forſt- und Weidewerkslexikon, Langenſalze
1759. 8.
  • J. W. von Heppe einheimiſcher und auslaͤndi-
    ſcher wohlredender Jaͤger, Regenſp. 1763. 8.
  • Onomatologia foreſtalis piſcatorio venatoria, oder
    vollſtaͤndiges Forſt-, Fiſch- und Jagdlexikon,
    Frankfurt und Leipzig, I. 1773. II. III.
    1773. 8.
  • Auch mediciniſch unterſucht es Iäger de medica
    venationis conſideratione, Altorf.
    1734.
v)
  • Ebendeſſelben ſich ſelbſt rathender Jaͤger, Augſp.
    1754.
  • Bechers geheimes Jaͤgerkabinett, Leipz. 1702.
  • Ge. Chr. Pfalzers geheimes Jaͤgerkabinett, Leipz.
    1701, 1704 und 1709.
a)
Calendario p. 26.
b)
S. Colers Hausbuch I Th. p. 392.
c)
Colers Hausbuch p. 388.
d)
S. Colers Hausbuch I Th. p. 392, deutſches
Vogelbuch p. 195 a 222 und b 225 a.
e)
Coler Th. 1. Hausbuch Buch 13. Cap. 12 und
13. und 15 B. Cap. 56.
f)
Coler l. c. p. 408.
g)
p. 313. l. c.
h)
Coler l. c. p. 408.
i)
S. Fritſch p. 197.
k)
Ibid. p. 199.
l)
C. A. T. I. p. 26.
m)
C. A. T. I. p. 59-61.
n)
S. Fritſch l. c. S. 78.
o)
Ebend. p. 83.
p)
p. 83.
q)
S. 239.
r)
Der Titel ſelbſt heißt: Reliqua liberorum Fri-
derici II. Imperatoris de arte venandi cum aui-
bus cum Manfredi regis additionibus ex Mem-
branis veruſtis
mit des Alberti Magni Traktat,
de falconibus aſturibus et accipitribus, Augſp.
1596. 8.
s)
Albertus Magnus de Falconibus aſturibus et
accipitribus,
1526.
t)
Conrad Geßner hiſtoria animalium de auium
natura, Francf. 1586. fol.
Vogelbuch oder
ausfuͤhrliche Beſchreibung und Contrefactur aller
und jeder Voͤgel durch den hochgelahrten Herrn
D. Conrad Geßnern in Latein beſchrieben, durch
Rudolf Haustein ins Hochdeutſche verſetzt, corri-
girt und verbeſſert, Frankf. 1600. Fol.
u)
Fritſch l. c. S. 10.
y)
Ibid. p. 17. Es ſoll auch hinfuͤr der keiner,
wer der auch ſey, Faſanen, wilde Enten, Gaͤn-
ſe, Trappen, Kraniche und Reiher ſchießen.
x)
S. 8.
z)
Fritſch c. l. p. 193.
a)
Fritſch p. 203.
b)
Ibid. p. 205.
c)
Fritſch p. 281.
d)
Ibid. p. 214.
e)
p. 64.
f)
Bais iſt wahrſcheinlich das Stammwort, wovon
Baize herkommt.
g)
Fritſch l. c. p. 169.
h)
Alle dieſe finden ſich in Mylii Corpore Conſtitut.
Marchic.
i)
Im J. 1702 wurde er wiederkaͤuflich gegen Vor-
ſchuß von 1000 Rthl. ausgethan. Nach Beendi-
gung des Wiederkaufs wurde er jaͤhrlich gegen
70 Rthl. Pachtgeld und 125 St. Enten an die
fuͤrſtl. Kuͤche ausgethan, 1747 kam er mit der
Jagd unter der Stadt Weiſenſee an den Graf
Hans Moritz von Bruͤhl.
k)
Conrad Aitingers Bericht vom Vogelſtellen, Ro-
tenburg an der Fulda 1626 und 1631. Caſſel,
1653.
l)
S. Flemmings vollkommner deutſcher Jaͤger
Theil 2 dritte Abtheil. p. 250.
m)
Es waren hereinge-
kommen

zum
n)
Panicum crus Galli.
m)
o)
Wolf Helmhard von Hochberg, Weidmann auf
Vogel durchs ganze Jahr in Teutſchen und vor-
nehmlich oͤſtreichiſchen Lande 1704.
  • Schroͤders neue luſtige und vollſtaͤndige Jagdkunſt,
    ſowohl an Voͤgeln als andern Thieren, Frankf.
    1716.
  • C. M. M. Scherzendes Luftweidwerk oder Kurzweil
    in der Weidmannſchaft 1704.
  • Joſephi Metelli angenehme Jagdluſt die Voͤgel auf
    verſchiedene Art zu fangen, aus dem Ital. uͤber-
    ſetzt 1720. Nuͤrnberg 1739.
a)
ad Aur. Bull. tit. XXVII. §. I. p. 653. Daß ſie
Heinrich III. zu Reichsfiſchern gemacht, erhellet
aus einer Stelle des Woltheri in Chronico Brem.
ap. Meibom. in ſcript. rer. Germ. T. II. p. 30.
Poſtea coepit Henricus Imp. civitatem conſtrue-
re Goslarienſem ex parvo molendino et domo
venationis ſuae, et confirmavit illic comitem de
Vernigerode in piſcatorem ſuum in partibus
Saxoniae. — Et Comites huiusmodi ex tali of-

ficio
c)
S. Hammelmanns Beſchreibung der loͤblichen
uralten Grafen von Oldenburg und Delmhorſt,
ed. Fol. 1599. S. 35.
a)
ficio receperunt clypeos: nam Comes de Wer-
nigerode pro ſigno recepit piſces in clypeo.

Man ſehe auch Schweder in d ſp. de reſeruatis
imperial. pag. 50,
welcher den Urſprung dieſes
Amts ſchon unter Heinrich I ſetzt.
d)
Siehe Bernoulli Reiſen und Coler im Calendaris
Brachmonat, p. 61.
e)
Coler l. c. p. 414.
f)
Coler l. c. p. 423.
g
l. c. p. 423.
h)
Coler l. c. p. 424.
i)
S. Brodufs Chronik von Merſeburg, Albini
meißniſche Bergchronik, Fabricii annales Saxo-
niae.
k)
Coler l. c. p. 434. ſcheint die Murenen der Mark
von dem Murenen der Alten zu unterſcheiden.
Denn er ſagt: Die Murenen der Italiener ſollen
den Ahlen gleich und 2 Ellen lang ſeyn, ſich auch
mit den Schlangen vermiſchen; ihr Biß ſoll gif-
tig ſeyn wie der Otterbiß, daher ihnen auch die
Roͤmer zum Tode verdammte vorgeworfen.
Plin. hiſt. nat. l. 9. c. 17. und c. 55. und lib.
23. c.
2.
l)
l. c. p. 437.
m)
S. Coler l. c. p. 438. Conrad Heresbach de
re ruſt, lib.
4.
n)
l. c.
o)
Coler l. c. p. 439.
p)
Ibid. p. 439.
q)
S. Coler l. c. p. 442.
r)
Coler l. c. p. 420.
s)
S. Mylius Conſt. March. 4, 2, 4, 1.
t)
Vom 26 Sept. 1598. Fritſch S. 136. Auch
Forellen und andere Fiſche in unſerm Hegeweſ-
ſern zu fangen, und uns dieblicher Weiſe zu ent-
wenden ꝛc.
u)
Fritſch p. 130.
v)
Ibid. p. 198.
w)
S. Ibid. S. 80.
x)
S. Fritſch p. 234.
y)
Ibid. p. 236.
z)
S. Fritſch l. c. p. 173.
a)
Sie iſt erwaͤhnt in der vom J. 1596 Cod. Aug.
T. I. p.
611.
b)
S. Cod. Aug. T. I. p. 61.
c)
C. A. T. I. p. 135.
d)
S. Flemmings wohl unterrichteten Fiſcher 1414.
c)
S. v. Flemming deutſchen Fiſcher p. 415.
f)
Miſcellanea regni Bohem. Dec. 1. lib. 2. c. 52.
und von Flemming deutſcher Fiſcher p. 442.
g)
S. 199.
h)
Oppianus, Plinius ſecundus et Paul. Iovius de
piſcibus cum diſtichis Laur. Lippii interpretis Op-
piani ex recognitione Io. Caeſaris, Arg.
1534. 4.
i)
Bodini Commentar. in Libros Oppiani de piſcium
natura et venatione 1555.

  • Nic. Marſchalcus de Aquatilium et Piſcium hiſtoria
    Roſt. 1520. F.
  • Pauli Iovii Liber de piſcibus marinis, lacuſtribus, plu-
    viatilibus, item de teſtaceis et ſalſamentis. Argent.

    1534. Das Original erſchien zu Rom 1527.
k)
Ian. Dubravius de piſcinis et piſcium, qui in illis
aluntur, naturis lib. V. 1559. 8. cum auctuario
Ioachimi Camerarii, Noribergae
1596. Eine
vorzuͤgliche Ausgabe deſſelben erſchien zu Helm-
ſtaͤdt 1671, worinnen auch des Heresbach Tractat
de piſcinis et vivariis piſcium.
l)
Heresbach Thorevtice ſ. de venatione, aucupio et
piſcatione: adnexa eius libris rei ruſticae, Col.

1570.
Eiusd.
m)
Sebaſtian. Medices de venatione, piſcatione et au-
cupio. Coloniae
1588.
  • Georg Mangolds Fiſchbuch, von der Natur und
    Eigenſchafft der Fiſche, inſonderheit derer, ſo ge-
    fangen werden, im Bodenſee ꝛc. 1594 und
    1598.
  • Vlrich ab Hutten Heroicum de piſcatura Veneto-
    rum.
    4.
n)
S. Weydwerk Vogel zu fahen ꝛc. Fiſche zu fa-
hen mit Netzen, Reuſſen, Angeln, Kaſten,
Aas, und wie man alles dazu dienlich bereiten, auf-
ziehen, halten und machen ſoll. Strasburg 1530
bey Chriſt. Egenolf 4.
o)
1530. 8.
p) Con-
l)
Eiusd. tract. de piſcinis et vivariis piſcium.
p)
Conradi Geſneri de piſcibus et aquatilibus omni-
bus libelli III, 1) ſcholia et emendationes in Ha-
lieuticon Ovidii, 2) Aquatilum animantum enu-
meratio iuxta Plinium etc. 3) eorundem nomen-
clator longe copioſiſſimus etc. Fig. 1556.

  • Conrad Geſner hiſtoriae animalium liber IV.
    qui eſt de piſcium et aquatalium natura, Tuguri

    1558. Fol. Erſchien auch 1604 und 1620.
  • Fiſchbuch durch Herrn D. Conrad Gesnern in La-
    tein beſchrieben, hernach von Herrn D. Conrad
    Forer ins Deutſche gebracht, Frankf. 1598.
    Fol.
q)
Paul. Iovius de romanis pifcibus libellus. Baſil.
1531. 8.
a)
Fritſch S. 169. Es heißt daſelbſt alſo: Weilen
Wir von allen Fiſchwaſſer und Baͤche in unſerm
Herzogthum eine gemeine Fiſchordnung in unſer
Lands-Ordnung drucken und ausgehen laſſen,
und wir befunden, daß nicht allein in unſern,
ſondern auch unſerer Unterthanen Fiſchwaſſern,
Vorhennen- und Krebsbaͤchen allerley Gefaͤhr-
lichkeiten gebraucht worden; Wollen und befeh-
len wir, daß dieſelbige unſere Fiſchordnung in
den Baͤchen und Waͤſſern, in unſer Obrigkeit
und Foͤrſten gelegen, die ſtunden gleich zu wem
ſie wollen, auch gehalten werde. Und daß un-
ſere Amtleute, Forſtmeiſter, Waldvoͤgte und
Knech-
a)
Knechte, jeder in ſeiner Verwaltung, Hut und
Gezirk, hierob mit beſten Ernſt und Fleiß treu-
lichen halten, und fuͤrnehmlich, daß dieſelbige
Vorhennen- und Krebsbaͤche und Waſſer mit
nachfolgenden Articuln geheget, und von den
Uebertrettern die Strafen eingezogen werden.
Erſtlich, daß das Waſſer den Baͤchen durch die
Waͤſſerungen oder andere Abſchlaͤge oder Abgra-
ben nicht entzogen werde, bey Straf dreyer
Pfund Heller.
Zum andern, daß das trucken Abſchlagen der
Baͤchen an ihren Fluͤßen und Gumpen auszu-
ſchoͤpffen gaͤnzlich vermieden bleiben ſoll. Dann
ſolches der ganzen Fiſchens und ſonderlich dem
Saamen und Laich nachtheilig und ſchaͤdlich iſt,
bey Poͤen dreyer Pfund Heller.
Zum dritten, ſo ſollen alle ſolche Baͤche und
Waſſer im Bauch des Fiſchen auff eine genannte
Zeit, nach Gelegenheit jedes Waſſers und Orts
verbannet und geheget werden, bey Straff drey-
er Pfund Heller.
Zum vierdten ſoll man kein Weiden- Erlen-
oder ander Holz, in ſolchen Waſſern von Wur-
zel aushauen, oder hohle Rain einfaͤllen, noch
ſchlemmen, damit die Fiſche und Krebs ihren
Stand und Hab behalten moͤgen, bey Straff
dreyer Pfund Heller.
Zum fuͤnften, keinen ſo nicht eigen oder beſtan-
den Waſſer oder Baͤche hat, in ſolchen Baͤchen
oder Waſſern zu keiner Zeit zu Fiſchen oder zu
Krebſen geſtatten, alles bey obgemelter Poͤen
dreyer Pfund Heller.
Wollte
a)
Wollte ſich aber jemand einiger Gerechtigkeit
oder Dienſtbarkeit in einem oder mehr Waſſern
oder Baͤchen des Fiſchens anmaßen, ſo ſoll der-
ſelbe zuvor mit Grund und Uhrkund vor unſerm
Obervogt, Amtleuten, auch Gerichten ſolches dar-
thun, alsdann ihme der Billigkeit nach hierum
Beſcheid gegeben werden.
Und ſollen unſere Waldvoͤgte, Forſtmeiſter
und Knechte ihr gut Aufſehen haben, und dar-
uͤber gute Kundſchaft halten und machen, daß
das hiebey bezeichnet Maß der Loͤngin der Vor-
hennen und Fiſchen mit Kopf und Schwanz,
nicht allein von denen, ſo einige Dienſtbarkeit in
ſolchen Waſſern hetten, ſondern allen Fiſchern
ſo eigne oder beſtandne Waſſer haben, eigendlich
und ſtraks gehalten. Auch von den Fiſchern die
ſeynd fremd oder heimiſch all und jede Fiſch, ſo
ſolch Maß nicht halten, in ihren Haͤuſern nicht
gebraucht noch verſchenkt oder die von jemand
erkaufft, ſondern ob die etwan zu Mißfang ge-
fangen, alſobald wiederum in das Waſſer ge-
worfen werden.
Desgleichen ſoll es auch mit den kleinen edlen
Krebsgen gehalten, und wo die gefangen wieder
ins Waſſer geworfen werden; Alles bey Straf,
ſo oft das nicht beſchicht, dreyer Pfund Heller,
die nicht allein der ſo die gefangene Fiſche oder
Krebs verkaufft oder hingeſchenkt, ſondern auch
der, ſo die Kaufs- oder anderer Weiſe von ei-
nem alſo annimt zu bezahlen verfallen ſeyn. Und
welcher alſo einen oder mehr anzeigt und zu
Strafe bringet, deme ſollen von jeder Straff
zehen Schilling Heller geben werden.
Und
b)
Fritſch l. c. p. 170.
a)
Und das Nachtfiſchen ſoll denjenigen ſo keine
eigne noch Beſtandwaſſer oder Baͤche haben, gar
nicht geſtattet, ſondern einem jeden bey Straff
ſechs Pfund Hellern verboten ſeyn.
Unſere Waldvoͤgte und Forſtmeiſter ſollen auf
unſere Staͤdt, Doͤrfer, Weiler, Gemeinden ſon-
derer Perſonen, auch Praͤlaten und Schirms
verwandten unſers Herzogthums, Fiſchwaſſer
und Baͤche ein gleiches Aufſehen, wie auf die
Unſern halten, daß dieſelben dieſer Ordnung
gemeß, vor Verwuͤſtung und Eroͤdung verhuͤtet
werden.
c)
Fritſch c. l. p. 193.
d)
Fritſch p. 203.
e)
Art. 19.
f)
Fritſch l. c. p. 169.
g)
C. A. T. p. 549.
h)
v. Flemmings deutſcher Fiſcher p. 486.
i)
Flemming deutſcher Fiſcher p. 491.
k)
Alle dieſe Verordnungen ſ. in des Mylii corp.
conſtit. march.
Es heißt daſelbſt §. 3. Weil
wir unter den gemeinen Buͤrger- und Bauerleu-
ten in Staͤdten und Doͤrfern viele Lediggaͤnger
befunden, welche ihr erlerntes Handwerk
und andere ordentliche Arbeit, Nahrung und
Handthierung liegen laſſen, hingegen aber ſich
auf den Muͤßiggang und das vielfaͤltige taͤgli-
che Fiſchen begeben ꝛc. — als ſoll hinfuͤhro, um
die Veroͤdung der Waſſer zu verhuͤten, und den
bey ſolchem unordentlichen Fiſchen vorgehenden
hoͤchſtſchaͤdlichen Misbrauch abzuſchaffen, kei-
nem Fremden, ſondern nur der im Lande iſt, und
eingeſeſſenen Hauptleuten jedes Orts woͤchentlich
mehr nicht als 2 Tage, naͤmlich Montags und
Freytags, in dem gemeinen und ungehegten Waſ-
ſer zu fiſchen erlaubt, aber den fremden und
auswaͤrtigen Geſellen ganz und gar verboten
ſeyn.
l)
S. Fritſch Ius Fluviat. p. 38—43.
m)
in Iure Flaviat. Ienae 1672. p. 3. p. 18.
p.
29.
n)
Ibid. p. 13—18.
o)
Fiſchbuͤchlein von der Natur und Eigenſchaft
der Fiſche ꝛc. 8.
  • Fiſchbuͤchlein von ihrer Natur und wie man ſie fahen
    ſoll, Erfurt 1610.
  • Das edle Fiſchbuͤchlein, d. i. ſehr nuͤtzlicher Bericht
    von der Fiſcherey ꝛc., Coͤln 8.
  • Io. Chr. Fromman de piſcibus, Coburg 1679.
  • Mart. Heinſius de piſcium habitaculis.
  • Thilo de generatione piſcium, Vitemb. 1667.
  • Von Hohberg adliches Landleben, T. II. L. XI.
    Waſſerluſt p. 517-650.
  • Andreas Leopold Staͤnzel von Cronfels Teichord[-]
    nung, Ollmuͤtz 1680. 8.
p)
S. Inventarium des Churfuͤrſtenthums Sach-
ſen in Schrebers Sammlungen VII Th. Halle,
1761. p. 218.
q)
Schauplatz der Kuͤnſte B. XI. p. 372.
r)
Streit von Gnadenjagden c. III. §. 3.
s)
Beckmann hiſtoria Anhaltina P. II. c. I.
p.
31. 32.
t)
S. Flemming vollkommner Fiſcher p. 409.
u)
Von Flemming p. 435, ingleichen p. 442.
x)
S. Flemming p. 443.
y)
Flemming l. c. p. 450.
z)
S. Bernoulli Reiſe Th. 2. p. 56.
a)
Theil XIII. S. 72. Den Verſuch an einer Ka-
rauſche machte er alſo: Er oͤffnete ihr den Eyer-
ſtock und fuͤllte die Wunde zu mit ein ſtuͤckchen
Hut, und warf ſie wieder ins Waſſer.
b)
Dieſe Art zu maͤſten kommt aus Holland. Es
hat ſie Derham in ſeiner Phyſikotheologie be-
ſchrieben
c)
Sie iſt ausfuͤhrlich beſchrieben in Schrebers
neuen Sammlungen Th. VI. S. 392.
b)
ſchrieben S. 13. Man haͤngt ſie in Kellern oder
kuͤhlen Gewoͤlbern in kleinen Netzſaͤcken, worin-
nen feuchtes Moos iſt, auf, und fuͤttert ſie mit
weißem Brode oder Semmel in Milch eingeweicht.
Eine noch leichtere Art iſt, ſie in Haͤltern mit ge-
kochter Gerſte zu fuͤttern, ſ. Schauplatz der Kuͤn-
ſte B. XIII. p. 74. Sehr fett werden ſie auch
von Kuͤrbiſſen, ſ. ebendaſelbſt S. 75.
d)
XIV B. S. 119.
e)
Z. E. Anguilla de arena.
f)
Eine ausfuͤhrliche Beſchreibung davon ſiehe im
Schauplatz XI. p. 374.
g)
Ausfuͤhrlich findet man alles beſchrieben in dem
Schauplatz, Theil XI, XII, XIII.
h)
Schauplatz Th. XII. p. 69.
i)
S. 74.
k)
Ebend. S. 85-92.
l)
S. 93.
m)
S. 190.
n)
Schauplatz der Kuͤnſte und Handwerker, oder
vollſtaͤndige Beſchreibung derſelben, verfertiget
und gebilliget von den Herren der Akademie der
Wiſſenſchaften zu Paris, in der deutſchen Ueber-
ſetzung mit Anmerkungen herausgegeben von
Daniel Gottfried Schrebern, 1773. Sie neh-
men
o)
Der wohlunterrichtete deutſche Fiſcher, welcher
Anleitung giebt: 1) wie die Teiche anzulegen,
zu bauen, zu warten, zu verbeſſern und zu fiſchen,
ingleichen was bey den Waſſern uͤberhaupt und
den Stroͤmen in Obacht zu nehmen. 2) Aller-
hand Arten einheimiſcher und auslaͤndiſcher Fi-
ſche beſchreibt. 3) Wie die Fiſchereyen auf un-
terſchiedene Art mit Netzen anzuſtellen, lehrt.
4) Mancherley neue Erfindungen beybringt ꝛc.,
von Hans Friedrich von Flemming, Leipz. 1724.
n)
men einen Theil des XI, den XII und einen Theil
des XIII Bandes ein.
p)
Nuͤrnberg 1724. 8, und 1730. 8.
q)
Frankf. 1727. 8.
r)
Nuͤrnberg 1729, 1730, 1739 und 1762.
s)
Alexandri Sinceri der in allerley Ergoͤtzlichkeiten
vergnuͤgte Landmann, darinnen allerhand zur
Jaͤger- und Fiſcherey dienliche Kunſtſtuͤcke ent-
halten, Nuͤrb. 1720 und 1734.
t)
Siehe Schrebers neue Sammlung II. p. 323.
Von der Teichfiſcherey und deren Nutzen ſiehe oͤko-
nomiſche Nachr. II. S. 12; ingleichen die ono-
matologiam foreſtalem
unter dem Artikel Teich-
fiſcherey.
u)
D. Gottlob Heinrich Kannegieſſer de iure pi-
ſcium per Sleſuici et Hoiſatiae ducatum vſitato,
Vlmii,
1750. 8.
  • Heinrich Wilhelm Doͤbel von der Fiſcherey in der
    Jaͤgerpraktik, S. 62.
  • Joh. Heinrich Eſcher von Berg Abhandl. von der
    Teichwirthſchaft in den Abhandl. der Naturforſch.
    Geſellſchaft zu Zuͤrich, 2 B. 1764. 8.
  • Nicol. Gißler von der Sackfiſcherey in Nordhol-
    land, ſchwed. Abh. 15 Th. S. 198.
  • Zachar. Weſtbecks Beſchreibung der Skoͤtſpinggs-
    fiſcherey, ebend. Th. 15. S. 265.
  • Welches iſt die beſte Art Fiſchteiche einzurichten und
    zu erhalten? Schwed. Abh. XXX. Th. S. 182.
x)
Theil 2, 12.
y)
Leopold in ſeiner Landwirthſchaft p. 527. Eck-
hards Oekonomie S. 456.
Wohlbewaͤhrte Fiſchergeheimniſſe, Nuͤrnb. 1758. 8.
a)
S. Albini meißniſche Bergchronik p. 141.
b)
Albinus l. c. p. 116.
c)
Nachrichten davon findet man theils in den
Schriften zur ſaͤchſiſchen Naturgeſchichte, und
zur Geſchichte des Voigtlandes uͤberhaupt. Be-
ſonders aber handelt davon Gottlieb Erdmann
Grohs von den Perlen und dem Perlenfange, be-
ſonders im Voigtlande. Es befindet ſich dieſe
Abhandlung im wittenbergiſchen Wochenblatte
vom J. 1768, im 20 und 21 St. S. 169 bis
173, und S. 177 bis 180. Es iſt daſelbſt eine
weitere Ausfuͤhrung und Fortſetzung verſprochen.
Kreyſig in der hiſtoriſchen Bibliothek von Ober-
ſachſen, Dresden und Leipzig 1732. 8. S. 50.
fuͤhrt an, daß ein Superint. zu Oelsnitz, M.
Georg Chriſtoph Meyer, eine Beſchreibung des
voigtlaͤndiſchen Perlenfanges, und alſo vor dem
Jahre 1732 verfertiget habe. Der Ver-
faſſer der Sammlung vermiſchter Nachrichten
zur ſaͤchſiſchen Geſchichte, Herr Klotſch, hat uns
dieſe Handſchrift in einem Auszuge, in ſo fern
ſie den ſaͤchſiſchen Perlenfang betrifft, im 4ten
B. erwaͤhnter Sammlung mitgetheilet. Denn
der ganze Aufſatz ſelbſt erſtreckte ſich auf die Na-
turgeſchichte und Theorie der Perlen, wie aus
dem Titel, der uns auch daſelbſt mitgetheilet
wird, erhellet. Er heißt: der ſaͤchſiſche Perlen-
fang, ſo in der Elſter bey Oelsnitz in dem voigt-
laͤndiſchen Kreiſe befindlich, wie ſolcher nebſt an-
dern
c)
dern beruͤhmten orientaliſchen und occidentali-
ſchen Perlenbaͤnken nicht nur hiſtoriſch beſchrie-
ben, ſondern auch die Perle ſelbſt nebſt der Mu-
ſchel anatomiſch zerlegt, und phyſikaliſch unter-
ſucht worden. Wobey auch alles, was zur Er-
zeugung, Vermehrung und befoͤrderlichen Wachs-
thum derſelben gehoͤret, angemerkt, und zur Be-
foͤrderung der Ehre Gottes aus der Erkenntniß
der Natur aufgeſetzt und entworfen von M.
Georg Chriſtoph Meyer, P. P. und Superint. zu
Oelsnitz.
d)
Dieſes iſt die richtigſte Nachricht, Rolfinck de
Margaritis c. I. p. 4. Pertſch. origines Voigt-
landiae et vrbis Bonſideliae P. I. c. 3. p.
34.
und aus dem Rolfinck; andere ſagen bloß, daß
der Perlenfang in der Elſter bey Voigtsberg,
wiewohl eigentlich die Elſter nicht ſo nahe dabey
iſt, wie auch bey Oelsnitz und in Raſchau be-
findlich ſey.
e)
S. Albinus meißniſche Bergchronik p. 141.
f)
Er ſagt im Commentariolo ſecundo de rebus ac
populis priſcis inter Albim et Salam: Elyſter
ſtatim et quaſi a fonte margaritifer, nec tamen
longiuſcule. Priusquam enim Plaonium, opi-
dum in Tubantino agro ſitum, attingit, reperi-
ri deſinunt: tantum eſt iſtius gemmae commer-
cium cum coelo, vt non niſi coeleſti rore con-
cipiatur ac parturiatur.
g)
Der Eyd der Perlenſucher findet ſich in den
Sammlungen vermiſchter Nachrichten zur ſaͤchſi-
ſchen Geſchichte Th. X. S. 202. Ich ſchwoͤre
zu Gott dem Allmaͤchtigen einen leiblichen Eyd,
daß ich das Perlenſuchen nach meinem beſten
Verſtande und Vermoͤgen zu jederzeit fleißig ab-
warten, Niemanden darinnen einen Unterſchleif
verſtatten, ſondern, da ich etwas denſelben
Schaͤdliches vermerken wuͤrde, ſolches alles al-
ſobald im Amte Voigtsberg treulich anzeigen,
beſonders aber alle und jede im Waſſer gefunde-
ne Perlen treulich und ohne Betrug oder Unter-
ſchlag in das Amt gegen erhaltene Quittung lie-
fern, und mich im uͤbrigen in allen dergeſtalt er-
weiſen will, wie es einem ehrlichen Manne zu-
ſtehet. So wahr mir Gott helfe, durch Jeſum
Chriſtum Amen!
h)
S. die angef. Samml. 4. S. 198. und 199.
i)
Vitriarius illuſtr. lib. III. tit. 18. §. 34. Alſtera
in Voigtlandia uniones ſecum fert, quas etiam in
Ducatu Luneburgico in Allera, Ovia ſ. Ow,
Lua ſ. Luw et rivulo Seva dicto ad id conſtitu[ti]
piſcari ſolent.
k)
Bayreuthiſche Verordnung wegen der Perlen-
muſcheln im Gruͤnenbach zu Pilgramsreut vom
13 Auguſt 1731.
l)
S. Nachrichten von der politiſchen und oͤkono-
miſchen Verfaſſung des Fuͤrſtenthums Bayreuth
1780. S. 107.
m)
S. Miſcellanea regni Bohemici.
n)
S. deutſcher Fiſcher S. 455.
o)
S. auch Schloͤtzers Briefwechſel Theil V Heft
33. S. 354.
p)
Caſpar Schwenkfeld im Traktat vom Hirſchber-
giſchen warmen Bade S. 178. Perlen leſen in
Schleſien zuweilen die Fiſcher an der Queiſſe im
Sande, die an der Groͤße, Forme, Schoͤne und
Klarheit unterſchieden. Einige ſo klein, andere
groß, von denen in mancher Perlenmuſchel viel
kleine im Fleiſch ſtecken, gemeiniglich nur eine
große oder zwo zwiſchen dem Fleiſch und der
Schaale
q)
S. Oberamtspublication des Reſcripts vom J.
1729 wegen Schonung der jungen Muſcheln und
Perlentroͤge im Queißfluß und dem Waſſer um
Lauban und Markliſſa.
p)
Schaale bloß und frey liegen. Andere ſind laͤng-
lich, andere gar rund als eine Erbſe. Eines
Theils find gar blank und zeitig, etliche unvoll-
kommen, entweder gar roth oder nur halb weiß
und klar. Solche Muſcheln findet man unter
Greifenberg, um Schochau und um den Markt
Liſſa. Unweit Weidenau iſt ein kleines Waſſer,
die Zuppel genannt, in welchem zu gewiſſen Zei-
ten des Jahres Muſcheln gefunden werden mit
vielen Perlen. Das Wunderlichſte aber iſt, daß
die Perlen nicht in der Muſchel, ſondern im Leibe
der Muſchel ſind, ſelbſt wachſen, wie man denn
in einer einzigen Muſchel zu 10, 12 und mehr
Perlen von verſchiedener Geſtalt und Groͤße
findet.
a)
Albinus Meißn. Bergchronik S. 115.
b)
S. Albinus c. l. p. 124. und Kentmannus in
Catalogo rerum foſſilium Misniae: Aurum pu-
rum ignem non expertum in Albi et multis rivis
Miſenae lavatur.
c)
S. Matheſius in Sarepta in der Vorrede. S.
auch Michael Babſt und Matheſius in ihren Roch-
litzer
d)
Auri ramenta gravia nennt es Kentmann in
Catalogo rerum foſſilium Misniae.
e)
S. Albini Bergchronik S. 88.
c)
litzer Chroniken, ingl. Albinus Meißniſche Berg-
chronik S. 24.
f)
In der Lausnitz fand man Koͤrner wie Kirſch-
kerne groß.
g)
Von der Oder ſ. Vitriar. illuſtr. Lib. III. tit. 18.
§. 34. not. a).
Daſelbſt heißt es: In Germania
Rhenus, Odera, Sala et nonnullis in locis Da-
nubius aurum argentumque alunt.
Es wird
ſich daſelbſt auf den Turnheuſer bezogen in Pi-
ſon etc. p.
19.
h)
Albinus S. 71.
i)
S. Flemmings vollkommner deutſcher Jaͤger
1 Theil S. 21.
k)
S. Horns nuͤtzl. Samml. zu einer hiſtoriſchen
Handbibliothek von Sachſen 1728. p. 249 ſeq.
l)
S. Schloͤzers Briefwechſel Theil VIII. Heft 45.
S. 149.
m)
S. Griſelini natuͤrliche Geſchichte des Temes-
warer Bannats p. 206.
n)
S. Griſelini Verſuch einer politiſchen und na-
tuͤrlichen Geſchichte des Temeswarer Bannats,
II. p. 62. wo er von den goldfuͤhrenden Fluͤſſen
handelt; von der Goldwaͤſche aber und der Art
der Behandlung, ſiehe ebendaſelbſt S. 100, 101,
102.
o)
Eine Abhandlung hieruͤber f. in den Briefen des
Herrn von Born uͤber mineralogiſche Gegen-
ſtaͤnde.
p)
S. Ferbers Beytrag zur Mineralgeſchichte von
Boͤhmen p. 16.
q)
Ebend. S. 16 und 17.
r)
S. Griſelini l. c. p. 108.
s)
De auro fluuiatili diff.
a)
S. Sammlungen vermiſchter Nachrichten zur
ſaͤchſiſchen Geſchichte 6 B. S. 221 bis 272. Da-
ſelbſt iſt ein Aufſatz, den Herr Klotſch theils aus
Schoͤttgens Papieren, theils aus eigenen Nach-
richten machte.
b)
Zwar weiß auch Herr Klotſch ſchon eine Spur
im J. 1258, unter Heinrich dem Erlauchten.
Allein er bemerkt auch ſelbſt, daß es nicht gewiß
ſey, ob es von einer eigentlichen Holzfloͤße, oder
von dem auf Kaͤhnen zugefuͤhrten Holze zu ver-
ſtehen ſey, da er dem Kloſter Pforte in der Urkun-
de einen Zoll ſchenkt, der von dem zum Gebrauch
des Kloſters auf der Saale kommenden Holze
bey Camburg erlegt werden mußte.
c)
Die Urkunde iſt folgende:
  • Friedrichs und Wilhelms, Landgrafen in Thuͤrin-
    gen, Verordnung wegen der Holzfloͤße.
  • Wir Friederich und Wilhelm Gebruͤder von Gots
    Gnaden Landgravon in Doringen Maregraven
    zu Mißen und Pfalzgraven zu Sachſen bekennen
    vor unſer erben vnd Nachkommen vnd tun kunt
    offentlich in mit dieſen Brive allen die geſehen
    oder hoͤren leſen, daß wir angeſehen haben merck-
    lichen gebrechen den vnſer Land bisher an Holcze
    gehabt haben, und haben die Sale von allen Zoͤl-
    len gefruͤhet bis gen Wißenfels, uff das das un-
    ſern Land und Steten deſto mehr Holezes zuge-
    furet und ſolche gebrechen etwas erfuͤllet werden.

In
c)
In ſolcher maße alſo hiernach geſchrieben ſtehet.
Wer fuͤrbaß mehr floßholcz of der Sale floßen
wuͤrdet, der ſoll aller zcolle fry und loß ſeyn,
und wenn die fluße gen Jhene komen ſo ſoll
man unſern Erben und Nachkommen eynen gu-
ten Rynſchen Gulden von yden floße [geben], wer
aber daß daß man die floße zu Jhena nicht vor-
kaufft noch die daniederlegt vnd die fuͤrbaß fuh-
ret, wenn man den die gein Wißenfels brenget,
ſo ſoll man vns vnſern Erbin und Nachkommen
von yden floße zwene Ryniſche Guͤlden zu zcoll
reichen und geben. were auch das die floße die
ſo vf der Sale Holcz pflegen zcu ſtoßen zwiſchen
Jhena vnd Wißenfels jrgend zcuſilden, vnd da
die floße nyderlegten oder vorkaufften, ſo ſoll vns
von jeglichen floßen gleichwool zcewene Ryniſche
Guͤlden werden vnd davon gefallen als ob die
floße gein Wißenfels kommen weren. Gleicher-
weiſe ſoll vns von iglicher floße eyn Reyniſch
Gulden werden, wo die zwiſchen Salvelt und
Jhena niedergelegt und verkaufft werden. Were
auch deß die Floße grunt rureten, darum ſollen
iſt nichts vorfallen ſeyn. Were auch das die
floße uff weren oder an bruken belegen vnd daran
Schaden teten, den Schaden ſollen die Floßer
legen nach moͤglichen Dingen vnd nach Erkaͤnt-
niße derer die von vnſer Erbin vnd Nachkom-
men den darzu geben ſind. Des zcu bekenntuiße
haben wir Wilhelm vnſer Inſiegel wißentlichen
an dieſen offin brieff laßen hengen das wir
Friedrich uff dißmal mit gebruchen. Geben zcu
Salvelt nach Gottes Geburten virczehnhundert
Jar darnach in den czehneen Jare am Dienſtage
nach dem Sontage als man ſinget Judica.
d)
S. Schmieds Zwickauiſche Chronik P. I. p. 372
und 427.
e)
Chronica Aſcaniae in Abels Sammlung alter
Chroniken p. 586.
f)
Marbergers Beſchreibung des Elbſtroms S. 4.
g)
S. Luͤnigs Reichsarchiv part. ſpec. Cont. II. von
Sachſen S. 379.
h)
Luͤnigs Reichsarchiv part. ſpec. Cont. II. von
Sachſen S. 379.
i)
Siehe Mollers freybergiſche Chronik, I Theil
S. 183. II Theil S. 197. Die Urkunde ſelbſt
ſ. in der Sammlung zur ſaͤchſiſchen Geſchichte im
6ten B. S. 258.
k)
Siehe Mollers freybergiſche Chronik I. 39, II.
295.
l)
Mollers freyberg. Chronik II. 300. ingleichen die
Samml. zur ſaͤchſiſchen Geſchichte Theil 6. S.
238-240.
m)
S. Samml. zur ſaͤchſiſchen Geſchichte Th. 6.
S. 241 und 259, wo die Schiedurkunde, und
S. 263, wo das Endurtheil, und 265, wo das
Appellationsgerichtsurtheil befindlich iſt.
n)
S. Ieneſii Annaebergae C. 15.
o)
Chronicon Merſ. ap. Ludwig. reliq. Mfſ. T.
IV. p.
502 und 503. Vulpin. merſeburgiſche
Hiſtorie cap. VIII. p. 2.
p)
Vogels leipziger Annales S. 240, ingleichen die
Sammlung zur ſaͤchſiſchen Geſchichte 6 Th. S.
254, wo eine Stelle aus einer handſchriftlichen
Chronik des Ulrich Großens angefuͤhrt iſt.
q)
Fritſch Corp. Iur. vcnat. for. p. 101, 102 und
107.
r)
S. Fritſch l. c. p. 107. Art. 65.
s)
Ebend. Art. 68.
t)
Es heißt daſelbſt bey dem Fritſch l. c. p. 124.
Cap. 7. von den Holzfloͤßen. Daß 1) die Holz-
floͤßen,
t)
floͤßen, wie dieſelbe hin und wieder im Harz,
naͤmlich die Holzfloͤßen Behuf des Roſtbrenn-
und Treibholzes, auf nachfolgenden Fluͤſſen, als
in Specie auf den Raͤdern nach unſerm Salzwerk
Juliushalle, auf der Enker Behuf unſer Hof-
ſtatt Wolffenbuͤttel, aus dem Kelwaſſer in die
Viber, ingleichen aus der Huhne in die Viber,
Item vom Weiſſerwaſſer in die Viber, und fer-
ner auf der Viber biß auf die Juliushuͤtte von
duͤſtern fahrde, auf die interſte des Roſt- und
Triebholz nach der Landesheimiſchen Huͤtten,
mehr auf der interſten behuf der Wildemaͤnner-
und Lautenthaͤler Huͤtten, ingleichen auf dem
Gruͤnbach nach der Wildemaͤnner Huͤtten, biß
dato von langen Jahren her unſern Unter- und
Oberharziſchen Bergwerken ſehr vortraͤglich ge-
weſen, und denſelben großen Vortheil gethan,
ſolches iſt manniglich kund und wißend. Sol-
len demnach unſere Forſtbediente ſamt und ſon-
ders dahin bedacht ſeyn, daß dieſe Holzfloͤßen
conſerviret und in Stande erhalten werden, dero
behuf die Berg und Thaͤler, Item die Einhenge
oder Gebuͤrge, ſo an obſpecificirten Waſſerfluͤſ-
ſen gelegen, und wo das Holz nuͤzlicher nicht,
als zu ſolchen Floͤßen zu gebrauchen, in guter ob-
ſervantz ſeyn, wie ein Ort nach dem andern die-
ſe Floͤßen ſecundiren koͤnne, damit es unſern Huͤt-
tewerken dero behuf nicht ermangle.

  • 2) Wann dann dieſe Floͤßen nicht beſſer als durch
    beſtaͤndige darzu beſtellete Floßmeiſter, welche
    das Holz zu rechter Zeit, daß es wohl austruck-
    nen kan, an Ort und Enden, da es fuͤglich an
    das Waſſer zubringen, hauen laſſen, den Holz-
    hauern ſolches abnehmen, und es an das Waſ-

ſer
t)
ſer ſchaffen, damit, ſobald die Waſſer des Fruͤh-
lings und im Herbſt, auch zu Zeiten wohl des
Sommers anlauffen, und ſo ſtark werden, daß
darauf zu floͤßen muͤglich, das Holz eingeworf-
fen, und an die Oerter, wohin es verordnet,
gefloͤßet werden koͤnne.

  • 3) Es ſollen aber die Floßmeiſter die rechte Zeit,
    das Holz einzuwerffen, wohl in Acht nehmen,
    daß ſie aber das Holz nicht einwerffen laſſen, wenn
    das Waſſer gar zu ſtark, ſonſt es leicht geſche-
    hen kan, daß von Rechen das Holz uͤber einen
    Hauffen ſcheußet, und von dem ſtarken Waſſer
    alſo angetrieben wird, wodurch der Rechen in
    Stuͤcken und das Holz durchgehet.
  • 4) Derhalben ſo bald das Holz vor den Rechen an-
    kommt, mit Macht die Floßmejſter daran ſeyn,
    und die Forſtbediente ſelber muͤglichſte Handrei-
    chung thun und befoͤrderlich ſeyn ſollen, das Holz
    aus den Waſſer außhauen zu laſſen, damit es
    voͤllig auf die Huͤttenhoͤfe gebracht und daſelbſt
    in Fimmer gelegt werden koͤnne.
  • 5) Daß man auch wegen des Rechens, wofuͤr das
    Holz ankoͤmt und aufgehalten werden muß, ſich
    keines weges Schaden zu beſorgen, ſoll derſelbe
    wenn ſich etwa Mangel daran findet, und ſchad-
    hafft worden, in Zeiten gebeſſert, und alſo ver-
    wahrt werden, daß man deſſen geſichert.
  • 6) Damit man auch weiß, wie viel in einen Floß
    auf den Huͤttenhof gebracht wird, ſo ſoll, ſo bald
    es von den Rechen ausgehauen in Malterriege
    gelegt und von dem Forſtſchreiber und Huͤttenbe-

dienten
t)
dienten abgenommen, nachgehends im Fimmer
dergeſtalt aufgeſchlichtet werden, daß Gaſſen da-
durch bleiben, die Luft durchgehen und wohl aus-
trocknen kann.

  • 7) Was ſich denn an Holz aufgemaltert auf dem
    Huͤttenhofe befindet, dazu ſollen unſere Huͤtten-
    ſchreiber, als die ſolches in Rechnung nehmen,
    wieder zu Antworten ſchuldig ſeyn.
  • Wenn auch zum behuf des Floͤßens bey anlaufen-
    den Waſſer eine ziemliche Menge Volks von Noͤ-
    then, die in Eil das Holz einwerfen, und demſel-
    ben auf dem Waſſer forthelfen, worzu die Amts-
    unterthanen in den Aemtern Harzburg und Lan-
    gesheim, ingleichen die Einwohner auf den Com-
    munionbergſtaͤdten gegen hinlaͤngliche Belohnung
    ſchuldig, ſich unweigerlich auf den Floßmeiſters-
    anmelden gebrauchen zu laſſen, als ſolle allemal
    an den Ort, wenn gefloͤßet werden ſoll, zeitig
    notifikation geſchehen.
v)
S. Vogels Leipz. Annal. S. 240. 344.
w)
S. Erledigung der Landesgebrechen v. J. 1612.
tit. von Cammer- und Rentſachen. Cod. Aug. T. I.
p.
184.
x)
S. Moͤrbitzens Doͤbeliſche Chronik S. 295.
y)
Der Stadt Grimma revidirte und allergnaͤdigſt
confirmirte Floßordnung, nach welcher die an-
hero gefloͤßten Bret- und Holzwaaren zum Ver-
looſen, ſammt derſelben Stapelgerechtigkeiten,
Grimma, in 4. vier und einen halben Bogen.
z)
S. Generalia in Cod. Aug. T. II. p. 637. 641.
a)
Olearii Halygraphia p. 306. 349. 370.
b)
S. C. A. T. I.
c)
Fritſch l. c. S. 156.
d)
S. 159. Eine Beſchreibung des Wuͤrtembergi-
ſchen Floßweſens ſ. Scheibe hellſ. Samml. Theil
2. S. 271.
e)
S. 157. und 158. Fritſch.
f)
S. Flemming deutſcher Jaͤger S. 355.
g)
S. Fritſch l. c.
h)
S. Weiſens Beſchreibung von Hohnſtein S. 47.
49. Freybergs Hiſtorie der Stadt Schandan
S. 14.
i)
S. Samml. zur Saͤchß. Geſchichte 6 B. S. 248.
und 249.
k)
Nachrichten davon ſ. in Schloͤzers Briefwechſel
Theil V. Heft 30. S. 113. bis 121.
a)
Dergl. iſt die Verordnung des Landrechts 2 B.
Art. 59. Ein leerer Wagen ſoll weichen dem
ſchwerern ꝛc.
b)
C. A. T. II. p. 1190.
c)
Fritſch l. c. p. 99. So man auch die Land-
ſtraßen, Bruͤcken und Wege, damit maͤnniglich
ohne Beſchwerde durchkommen moͤge, machen
wil, ſoll es, wie auch in unſerer Policey-Ord-
nung dritten Buchs, 13 Tit. geordnet iſt, zu
wetterlicher und ſolcher Zeit, daß es trucken iſt,
beſchehen, dieweil hierdurch vielmehr Holz, Muͤhe
und Unkoſten erſparet wird, als ſo man angeregte
Wege zur Zeit, da ſie am tiefſten ſeyn, mit ſon-
dern Schaden und uͤberfluͤßiger Schwendung des
Gehoͤlz macht, fuͤrnemlich ſoll man, alsbald ein
Bruch geſchicht, fleißig zuſehen, damit derſelbige
unverzuͤglich wieder gebeßert und gewendet, mit
Wachholder oder Buſchholz belegt, auch Kieslin-
ſtein und Grieß beſchuͤttet wird, auf daß ſich
Weg, Landſtraßen und Bruͤcken billigerweiß nie-
mand zu beklagen hab, welches nicht allein un-
ſern Mautnern und Zoͤllnern mit allen Ernſt, bey
vermeidung unſrer Ungnad und ſchweren Straff,
ſondern auch allen Gerichts-Herren und Obrig-
keiten, in deren Gerichtsbarkeiten ſolches zu ver-
fuͤgen, und fleißig zu vollziehen, hiemit befohlen
ſeyn, wie nicht weniger auch andere, welche die
Weg und Landſtraßen zu machen ſchuldig, ſol-
ches aber nicht thun, von jedes Obrigkeit unnach-
laͤßig geſtraft werden ſollen; Nachdem auch un-
ſere
c)
ſere Mautner und Zoͤllner, den Landſtraßen und
Bruͤcken, an etlichen Orten, auf ein oder zwo
Meil, und noch weiter entſeßen, als ehe ſie die
großen Maͤngel, Bruͤch und Tief der Weg, in
Erfahrung bringen, die Fuhrleut, Saͤmer und
andere, ſo die Landſtraßen beſuchen, Gefaͤhrlig-
keit, Schaden und Noth gedulden muͤſſen, der-
halben man billich Urſach hat, auff Mittel ge-
dacht zu ſeyn, wie den, das Land hin und wie-
der Bauenden, armen Leuten in dieſen Fall zu
helffen, welches durch nachfolgenden weg beſche-
hen moͤcht, Nehmlich, daß zufoͤrderſt unſere
Mautner und Zoͤllner, vermoͤg unſerer Lands-
Ordnung, die Weg, Bruͤcken, und Straßen, in
ihren Ambts-Verwaltungen fleißig bereiten, und
dann bey den Doͤrffern, ſo zunechſt an den Land-
ſtraßen liegen, nach Gelegenheit der beſten Weg
und Straßen, ſo durch die Waͤld, Foͤrſt, gemein
Hoͤlzer, und andere gemein Gruͤnd- und Wiß-
mader gehen, ſonderlich, wo es nahend um die
Gebirg liegt, auch an weichen Orten, da es moͤ-
ßig, viel Baͤch und Graͤben hat, etlich Baurs-
leut verordnet werden, welche dieſelben zu jeder-
zeit aufs beſt und nuͤzlichſt weſentlich halten, aber
dagegen ſollen dieſelben Baurn aller anderer
Scharwerck, die ſie in unſere Land-Gericht zu
thun ſchuldig, erlaßen werden, jedoch ſollen die
Baurn die Weg und Steg, ſo weit ſich dieſelben
vor ihren Gruͤnden erſtrecken, vermoͤge der Lan-
des-Ordnung, auf ihren eignen Koſten, der Noth-
durfft nach, weſentlich halten, und machen, und
darauff unſere Pfleger und Landrichter auch in
den Hofmarken die Hofmarks Herrn, bey ver-
mei-
c)
meidung unſerer Ungnad und Straff, mit ſon-
dern fleiß achtung geben. Es ſollen auch die Jaͤ-
ger, Foͤrſter und Knecht, welche dieſe Weg offt
beſuchen, bey ihren Pflichten hierinn ein fleißig
Auffſehen gebrauchen, und wo ſie in den Land-
ſtraßen Mangel finden, ſolches an unſere Ver-
walter derſelben Orten bringen, da aber die
Baursleut, ſo abgehoͤrter maßen zu Machung
der boͤſen Weg in den Landſtraßen geordnet, nach-
laͤßig erfunden werden, ſollen die durch ihre
Obrigkeit nicht allein darzu gehalten, ſondern
nach Gelegenheit ihres Unfleiß, nothduͤrfftiglich
geſtrafft werden.
Dieweiln aber glaubwuͤrdig an uns gelanget,
daß an etlichen Orten die Weg und Straßen der
Uhrſachen halben nicht gemacht, noch auch der
Nothdurfft nach, gemacht werden koͤnten, weil
diejenige, die ſolche zu machen ſchuldig, hierzu
kein Gehoͤlz und nothwendig Holzwerk haben,
oder doch ſolches gar ſchwerlich bekommen koͤn-
ten; Als wollen w[ir] uns in ſolchen fall, wann
derſelben Orten bey unſern Fuͤrſtlichen Gehoͤlzen,
das Holz wohl verhanden, umb mehrer und
ſchleiniger Verbeßerung der Weg und Straßen,
mit hergebung des Holzes, aus unſern Gehoͤlzen
gnaͤdigſt mitleidig erzeigen, und den Unterthanen
hierinnen, ſo viel es fuͤglich ſeyn kan, Huͤlff thun
laßen, deßgleichen dann unſere Landſaßen, wo
bey ihren nahend gelegnen Gehoͤlzen das Holz
wohl verſtanden, auch thun ſollen. Was auch
in unſern Landrechten im 7 Art. 25 Tit. von er-
haltung der Weite, der Landſtraßen geordnet,
dabey bleibt es auch billich, doch wo einer den
Weg
c)
Weg und Straßen ein Gnuͤgen leiſtet, mag er
das Seinig alßdann wohl einfangen.
Auf daß auch der Weg allenthalben deſto baß,
und weſentlich erhalten, man auch umb ſo viel
Holz weniger darzu gebrauchen doͤrff, ſoll man
Graͤben darneben machen, damit das Waſſer
darein ſizen, wo es der Grund traͤgt, Felber
und Alber geſezt und gezuͤglet werden.
d)
Harprechts gruͤndlicher Bericht vom Poſt- und
Botenweſen.
e)
Weiſſers Nachricht von den Wuͤrtenbergiſchen
Geſetzen.
f)
Ulm vom 5 Jan. 1737.
g)
Verſchiedene hiervon ſ. in Hochſtetters Extrakt
Theil I. S. 251. Theil 2. S. 94. Die Verord-
nung des ſchwaͤbiſchen Kreiſes iſt gegeben Ulm
d. d. 5 Jun 1737. Die wuͤrtenbergiſche Chauſ-
ſee-Geldsordnung erſchien 1772. Es erſchienen
auch
g)
auch in dem Wuͤrtenbergiſchen Profils der Wege
in Kupfer geſtochen, wie auch eine Explication
der Profils der Wege. S. Weiſſers Nachricht
von wuͤrtenbergiſchen Geſetzen S. 176 und 177.
h)
S. Bergins Samml. auserleſener deutſcher Lan-
des-
i)
S. Bergius Samml. ꝛc. S. 213.
h)
desgeſetze, welche das Polizey- und Cameralwe-
ſen zum Gegenſtande haben, zweytes Alph. 1781.
k)
Ein mehreres beſagt das Interims-Reglement
wegen Abkuͤrzung der Heerſtraßen, von Koͤnig
Georg II. Hannover 1754. in Schrebers Buͤzo-
viſchen Samml. III. S. 597.
l)
S. Naturgeſchichte und Bergwerksverfaſſung
des Oberharzes S. 30.
m)
Schloͤzers Briefwechſel IV. Heft 23. S. 323 bis
340. Man kann die Chauſſees mit einem ſehr
guten deutſchen Worte Straßendaͤmme nennen.
a)
Von de[m] Urſprunge der meißniſchen Bergwerke
ſ. Urſprung der Bergwerke in Sachſen aus der
Geſchichte mittlerer Zeiten unterſucht, Chemnitz
1764. (von Herrn Klotzſch.) Ich erwarte kei-
nen Vorwurf, warum ich hier mit den ſaͤchſi-
ſchen oder vielmehr meißniſchen den Anfang ma-
che, da die vorzuͤgliche Aufkunft, Flor und
Ruhm deſſelben um dieſe Zeiten ſo auszeich-
nend iſt. Ich weiß es ſehr wohl, daß die in
Boͤheim und auf dem Harz weit aͤlter ſind, und daß
beyde an der Entdeckung und Aufkunft des er-
ſtern keinen geringen Antheil haben. Außer dem
gehoͤren auch noch hieher die otia metallica, in-
b)
Fabricius in der freybergiſchen Bergchronik,
und Albinus meißn. Bergchronik p. 15.
a)
gleichen die verſchiedenen Aufſaͤtze aus Horns
Handbibliothek, als S. 249. die gruͤndliche
Nachricht vom plauiſchen Grunde ꝛc. S. 346.
ferax metallorum ac mineralium Dubenſis ſaltus
Kirchmeieri
und 409. diplomatiſche Annalen
der Stadt Annaberg.
c)
S. Fabricius in der freybergiſchen Chronik, und
Boceri Carmen de Fribergo.
Quid Scharfenbergi gelidum quod conſpicit
Albim
Munera lanificae memorem vicinaque Tſchopae,
Qua Saxenbergum propria ſic gente vocatum
Innumeris venis multis et dotibus ornant?
Hoc Glashutta tuas quid laudem carmine ve-
nas?
Quidue Frauenbergi duplicis? quid magna
Toranti
Dona? quid aeriferae non ceſſatura Libenae
Munera, vos Saxo primis inuenit ab annis.
d)
Albinus S. 15.
e)
Von Freyberg ſ. Boceri Lubecenſis poëtae
Laureati Carmen de Fribergo.
Er war nachher
Prof. zu Roſtock. ſeine zweyte vermehrte Ausga-
be beſorgte ein leipziger Buͤrger, der aus Frey-
berg gebuͤrtig war. Ferner fuͤhrt Albinus an,
Richardum Sbrulium Foroliuienſem, und Ada-
mum Siberium, und Fabricium in Annalibus.
f)
Der Vertrag findet ſich aus des Haſelbergs aͤl-
tern Iglauiſchen und andern Bergrechten, wo
er angedruckt iſt, in des Albini meißniſcher Berg-
chronik, S. 20.
g)
Elterlein ſoll in aͤltern Zeiten Quedlinburg ge-
heißen haben: den Namen haben wahrſcheinlich
die Sachſen vom Harz dahin gebracht, wie an-
dere Namen mehrere. Auch gieng in den aͤltern
Zeiten eine Straße aus Thuͤringen und dem Harz
nach
h)
Albinus l. c. p. 23.
g)
nach Boͤhmen. Es kam, da es in aͤltern Zei-
ten wahrſcheinlich mit zu der Herrſchaft und
Grafſchaft Hartenſtein gehoͤret, ſammt Schei-
benberg und Wieſenthal an das Haus Sachſen,
welches im Jahre 1589 die Huldigung einnahm,
ſ. Albinus l. c. S. 23.
i)
k)
Von den ſchneebergiſchen Werken ſ. Albinus
meiß-
l)
l. c. p. 366 bis 465, wo ſie in den Jahren 1511-
1683 angegeben ſind.
m)
S. Melzer S. 404, auch Klotſch in der Samm-
lung zur ſaͤchſiſchen Geſchichte aus den Lehman-
niſchen Handſchriften 4ten B. p. 364 und 365,
wo ſie angefuͤhrter Lehmann auch in die Zeiten
ſetzt, welcher um das Jahr 1688 ſtarb, und
wahr-
k)
meißniſche Bergchronik p. 44, und Melzer in
der bergklouftigen Beſchreibung der Bergſtadt
Schneeberg 1684. S. 114.
n)
S. Melzer l. c. S. 484.
m)
wahrſcheinlich um die Jahre 1650 und 1660
ſchrieb, und ausdruͤcklich ſagt, daß ſie vor hun-
dert Jahren, von ſeinen Zeiten angerechnet, ange-
gangen. Herr Klotſch vermuthet dieſes aus den
lehmanniſchen Worten, allein die Stelle bey dem
Melzer, die ich angefuͤhrt habe, wo Melzer aus-
druͤcklich das Jahr 1550 erwaͤhnt, wodurch des
verdienten Herrn Klotſchens Vermuthung Ge-
wißheit wird, ſcheint er wenigſtens nicht ganz
genau bemerkt zu haben, denn er ſagt: Melzer rede
nur von ſeinen Zeiten.
o)
S. Schrebers neue halliſche Sammlungen VII,
p.
199. Die Nachrichten ꝛc. des Herrn Schloͤ-
zer, die in deſſen Briefwechſel von 1781 Th. V,
Heft 26. p. 85 ſtehen, geben den fuͤrſtlichen
Zehnten in den Jahren von 1471 bis 1500 nur
auf 325 Centner an. Aber die obigen Angaben
ſcheinen mir mehr mit den melzeriſchen uͤberein-
zuſtimmen.
p)
D. Barthii Anneberga lib. III.
q)
Einige nennen auch die Thaler Muͤhlſteine, al-
lein
r)
Albinus l. c. p. 45.
s)
Albinus fuͤhrt l. c. p. 47. davon an, den Io-
hannem Riuium Attendorienſem.
q)
lein faͤlſchlich. Die Thaler hießen, ehe ſie den
Namen von Thal erhielten, Guͤldengroſchen;
und galten auch anfangs 1 rheiniſchen Guͤlden,
ſtiegen aber nachher bis auf 25 Groſchen.
t)
Agricola lib. II. de vet. et non. metallis.
u)
Sollte dieſes nicht etwa ſchon das l’or blanc
ſeyn, das in den neuern und unſern Zeiten die
Chemiker ſo ſehr beſchaͤftigt? Doch koͤnnte es
nach dem Zeugniſſe der alten Bergſchriftſteller
auch wohl bloß eine Miſchung von Gold und
Silber ſeyn.
v)
S. Agricola de natura foſſilium lib. VIII.
w)
Der erſtere ſagt unter andern: Quod ego de
venis atque fodinis argenti et aeris referam,
quarum ingens copia in montibus Miſsniae re-
perta non modo ſuam gentem, ſed exteros etiam
homines diuitiis atque opibus compleuit et haec
lucra plurimos, vt ait Plautus, luculentos red-
diderunt.
x)
Fabricius de reb. metall. c. 2. erwaͤhnt deſſel-
ben: Rariores colores ſunt iecoris, quod olim
Fribergi, nunc Mariebergi, tantum effoſſum
eſt.
y)
S. Albinus p. 129.
z)
Man findet dieſes vornehmlich bey dem Alber-
tus Magnus l. 4. c. I. bey dem Agricola lib. 8.
de foſſilibus,
bey dem Fabricius de rebus me-
tallicis,
und bey dem Matheſius in Sarepta.
a)
S. Sammlung zur ſaͤchſiſchen Geſchichte B. 4.
p. 231. Verſchiedenes findet ſich auch in der um-
ſtaͤndlichen Nachricht von der churfuͤrſtlichen
ſaͤchſiſchen ſchriftſaͤßigen freyen Zinnbergſtadt Al-
tenberg, von M. Chriſtoph Meißnern, Dresd.
und Leipz. 1747. 8. In den aͤltern Zeiten kommt
Altenberg zuweilen vor unter dem Namen Geu-
ſingsberg, von der Gegend, die Geuſing hieß.
b)
S. ſaͤchſiſche Samml. 4. p. 258, 259, Beytraͤ-
ge alter Nachrichten von dem Zinnbergwerke zu
Altenberg.
c)
Albinus c. l. p. 132.
d)
S. Agrikola de metall. vet.
e)
S. Agricola de foſſilibus.
f)
S. Albin. l. c. p. 142, wo er ſich auf den Auctor
Piſonis c. 41. lib.
10. beruft.
g)
Agricola ſagt: Equidem e noſtris metallis eru-
tam vidi glebam, quae conſtabat e Chryſolitis am-
plius ſexaginta, quibus omnibus erat figura qua-
drata.
h)
Fabricius ſagt: Lapides itidem pretioſiores re-
periuntur in Misnia, Rubini, Amethyſti, Hya-
cinthi.
i)
Franciſcus Rueus Inſulanus II. lib. de gemmis:
Reperio etiam et Chryfolithos in Germania naſci
in jugis ſimul Misniacis et locis conterminis,
ſplendore tamen ad candidum languido, quam
aliae magis fragiles, ſelectiſſimarum India nu-
trix, quae quid anterius coeruleae funt marinae,
aquae virorem ita prae ſe ferentes, ut aurum in
collatione quadam veluti argenti facie cogant
albicare.
k)
Onyxy Graecis eſt vnguis unde et gemmae
nomen. Talem Aldeburgi in Misnia ſcribit
inveniri. Valerius Cordus.
l)
S. Albinus S. 146.
m)
l. c. p. 146.
n)
Albin. l. c. p. 173. Auch Agricola erwaͤhnt ihrer:
Waldenburgiis certe vaſis quibusdam, antequam
igni durentur, jejunum ſabulum imprimitur ut
aſpera fiant.
o)
Von dem Mergel ſagt Agricola: In Bohemia et
Turingia agricolae marga non utuntur, nec
enim neceſſe habent id per quirere quo abu[n]-
dant;
ingl. Albin. S. 175.
p)
S. Brotuf Merſeburgiſche Chronik.
q)
S. Albin. S. 184.
r)
Ibid. p. 184.
s)
S. Albin. 185.
t)
Lib. 2. de ortu et cauſa ſubterr.: In iis
Hermunduris, quos Miſenos hodie vocant, mons
carbonum, qui abeſt a Zwika oppido ad 2 mil-
lia paſſium, ardet. — — Me autem puero
per aliquot dies magno arſit incendio.
u)
Lib. 4. de natura eorum, quae effluunt. In
Miſena Germaniae regione mons carbonum, qui

diſtat
v)
S. Albin. S. 196.
w)
D. Michael Barth in ſeinem Annaberga er-
waͤhnt auch dieſes Bads:
Hic tepidae exſiliunt undae de fonte perenni,
Quae per alumineas venas et viſcera terrae
Actae traxerunt vires hinc inde ſalubres.
Sit tua Tebliciis thermis non gloria vana.

Dos
u)
diſtat a Zwikau nobili ad tertium lapidem,
ſemper ardet in ſuperficie.
x)
Agricola l. 1. de natura eorum, quae effluunt
e terra.
w)
Dos ſua cuique loco eſt, manet et ſua gloria
noſtros
Fontes; non deſunt illis viresque ſalubres
Deliciaeque ſuae: ſcabiem de corpore pellunt,
Et ſtomacho vomitu vexato rite medentur:
Contra ſudores nimios medicamina praebent;
Sanguineos ſiſtunt fluxus ſputumque coërcent;
Atque hinc mille modis languentia membra
iuvantur.
y)
S. Gobel de thermis.
yy)
Man findet in dem Meißniſchen ſchon alte
Berggeſetze, z. B. im Jahr 1255; 1294 ergien-
gen dergleichen wegen der Bergjuſtizſachen: al-
lein dieſes kann man doch keine eigentlichen
Bergordnungen nennen.
z)
S. vom Gegenbuche H. Klotzſch, S. 38.
a)
S. (Klotzſch) vom Gegenbuche, S. 39.
Schichtmeiſter koͤmmt her von Schichten oder
Theilen. Raitmeiſter vom Raiten, d. i. Rech-
nen.
b)
S. Herzog Georgs zu Sachſen Bergordnung
uf St. Annaberg und andern umliegenden Or-
ten. Cod. Aug. I, 75.
c)
Herzog Georg legte 1511 der annabergiſchen
Bergordnung die Wuͤrde eines allgemeinen Berg-
geſetzes bey, durch eine in dieſem Jahre an den
Bergſchoͤppenſtuhl zu Freyberg erlaſſene Ver-
fuͤgung.
d)
Cod. Aug. I. p. 113.
e)
S. C. A. T. I. p. 255. wo ſie angefuͤhrt wird.
f)
S. vom Gegenbuche S. 58.
g)
C. A. II. 118.
h)
S. C. A. T. I. p. 255, wo ſie angefuͤhrt
wird.
i)
S. 515.
k)
C. A. I. p. 169.
l)
C. A. I. p. 170.
m)
C. A. I. p. 227.
n)
p. 234.
o)
Nach Cyriak Spangenberg in der mannsfeldi-
ſchen Chronik fangen ſie an um das Jahr 1199,
da zwey Berghaͤuer, Neucke und Napian, die
erſten Schiefer aufſuchten und ſie auf der Probe
gut befanden. Der Berg erhielt daher den Na-
men Kupferberg. Sie fanden den Schiefer bey
Gelegenheit eines Kellers. Nach Bieringen in
ſeiner hiſtoriſchen Beſchreibung des ſehr alten
und loͤblichen mannsfeldiſchen Bergwerks, wel-
che bey Martini 1734 erſchienen iſt, iſt das
heckſtaͤdtiſche Bergwerk aͤlter als das mannsfel-
diſche: das mannsfeldiſche war in den aͤltern
Zeiten kaiſerlich Lehn, das heckſtaͤdtiſche aber
nie. Nach des Hubinſacii Bericht bey dem
Biering hielt der Centner Kupfer 20 bis 24 Loth
Silber. Uebrigens findet man Nachricht davon
in dem Spangenberg l. c. im Petrus Pertius,
in
p)
Spangenberg in ſeiner 18ten auf D. Luthern
gehaltenen Predigt bemerkt verſchiedenes von
den Einrichtungen des dortigen Bergbaues.
q)
Milius in Saxonia ſubterranea Relat. II. Part. 1.
p.
9. Die Grafen wurden 1364 von Karl IV.
zu Votwips den Freytag nach Johannis mit
dem Bergwerke und den Berggraͤnzen belehnt.
o)
in den geographiſchen Tabellen, in des Eck-
ſtroms Chronicon Walckenrid, in des Joh. Deu-
ceri Metallicorum Corp. Juris.
r)
Bey der Erbtheilung im Jahre 1420 blieben
die Jagden und Bergwerke gemeinſchaftlich. Im
Jahre 1437 wurden die Grafen vom Kaiſer Si-
gismund mit den Bergwerken und deſſen Graͤnze
zu Eger auf dem Landtage beliehen, und im
Jahr 1443 ward abermals verglichen, daß
Mannsfeld, Eisleben und Heckſtaͤdt ſammt den
Bergwerken ungetheilt blieben. Im Jahre 1457
wurden die Grafen von Friedrich III. abermals
mit den Bergwerken beliehen, und es kam her-
nach wegen der Belehnung 1480 mit dem Hauſe
Sachſen zu allerhand Zwieſpalt, welcher bis
1484 dauerte, wo ſie am 16ten Januar zu Linz
von dem Kaiſer Friedrich mit dem Berglehn an
Churſachſen gewieſen und 1486 nach Churfuͤrſt
Ernſts Tode vom Herzog Albrecht damit belie-
hen wurden.
s)
Schon damals alſo brauchte man den ſo ge-
nannten Fluß zum Schmelzen der mannsfeldi-
ſchen Kupferſchiefer.
t)
Spangenberg l. c. p. 348.
u)
S. Biering l. c. S. 17.
v)
Biering l. c. p. 17.
w)
Biering l. c. p. 17.
x)
ibid.
y)
l. c. p. 18.
z)
Spangenberg l. c. p. 395.
a)
Cf. Magdeburg contra Mansfeld p. 170. Es
geſchahe am 30ſten Aug.
b)
Von allem dieſem ſ. Biering l. c. p. 23.
c)
Es gieng um das Jahr 1199 in der Gegend
um Heckſtaͤdt an, indem 2 Bergleute damals
den Kupferberg anfiengen in bebauen. Seit die-
ſen Zeiten findet Spangenberg in ſeiner manns-
feldiſchen Chronik keine weitere Erwaͤhnung des
Bergwerks, bis in das Jahr 1420, ſ. Span-
genbergs mannsfeldiſche Chronik. Im Jahr
1420 und 1430 blieben bey der Theilung der
Grafen die Bergwerke ungetheilt, welches da-
mals gewoͤhnlich alſo gehalten wurde. 1437
wurden ſie von Kaiſer Sigismunden mit Berg-
graͤnzen, Bergwerken und Berggerichten belie-
hen, und 1457 von Friedrich III, wo ſie auch
das
d)
S. Schrebers neue halliſch. Samml. Theil XI.
S. 1.
c)
das Recht, alte und neue Groſchen zu ſchlagen,
erhielten.
e)
S. Staudens Beſchreibung des Bergwerks zu
Neila, und Albinus l. c. p. 105.
f)
S. Albinus l. c. p. 182.
g)
Sie fuͤhrt folgende Aufſchrift: Philipps ge-
meine Bergordnung, Statuta, Privilegia, Frey-
heit und Satzung, ſo wir denjenigen, die in
unſerm Fuͤrſtenthum und Landen Bergbau bauen
und ſuchen, zu Gnade und Guͤte geſetzt und ge-
ordnet haben, Marpurg 1537. S. Kleinſchmid-
tii Collectio T. I. p.
93.
h)
Agricola ſagt: Aeris metalla in Cattis duo
ſunt, Eſchvega et Sunterum: alterum vetus, al-
terum novum, utrumque ad amnem Verram.
i)
Agricola de ortu et cauſa ſubterraneorum: In
Cattis Valdunga lapide ferrario abundat et
oppidum Siga imo tota Saverlandia Coloniam
Agrippinam verſus, ubi etiam ferreae fornaces
conflantur.
k)
S. Bauſe Inſtitut. Juris metall. Germ. p. 46.
l)
S. Albinus meißniſche Bergchronik p. 110.
m)
S. Albinus l. c. p. 110.
n)
Nachrichten von dem Zuſtand der wuͤrtember-
giſchen Bergwerke findet man in den phyſikali-
ſchen oͤkonomiſchen Auszuͤgen 1ſtem B. 1ſtem St.
Stutgard 1758. 8. S. 71—118.
o)
S. Sattlers wuͤrtembergiſche Geſchichte unter
den Grafen, 22ſte Fortſ. Abſchn. 5. §. 110.
p)
Man findet ſie in des Herrn Hofrath Stahls
phyſikaliſch. oͤkonomiſchen Wochenſchrift, Stut-
gard 1758. S. 678.
q)
S. Sattlers wuͤrt. Geſchichte unter den Herz.
Th. 5. Abſchn. 6. §. 4.
r)
S. Sattlers wuͤrtemb. Geſchichte unter den
Herz. Th. 5. Abſchn. 7. §. 26.
s)
In Folio auf 163 Seiten gedruckt.
t)
S. Selecta phyſico-oeconomica, 6tes St. p. 498.
u)
Man ſehe davon weiter: Abhandlung von dem
Staate des hohen Erzſtiſts Salzburg und deſſen
Grundverfaſſung, mit Urkunden begleitet, Salz-
burg 1780. Fol. Daſelbſt wird aus dem Con-
geſto Arnonis
angefuͤhrt, daß ſchon zu den Zei-
ten der agilolfingiſchen Herzoge bey der Stif-
tung
u)
tung in dieſen Gegenden Gold und Salz gefun-
den worden. Strabo ſagt: in Noricis auri ſo-
lum ferax fuiſſe repertum.
Es wird daſelbſt
von dem bayeriſchen Salzwerk zu Reichenhall ge-
handelt, und aus Urkunden Koͤnigs Ludwigs
des Deutſchen und Ludwigs des Kinds erwieſen,
daß das Stift ſchon damals mit dem Bergregal
begnadiget worden, wodurch Herr von Lory in
ſeinem bayeriſchen Bergrechte widerlegt wird.
Durch die Grauſamkeiten Erzbiſchof Alberts
neigte ſich Reichenhall endlich auf bayeriſche
Seite und der Erzbiſchof rettete nun nur durch
Vergleiche von 1219 und 1275 noch einige
Rechte, die aber endlich auch verloren giengen.
Der Verfaſſer zeigt, daß das Stift ſchon im
zehnten Jahrhunderte Rechte auf das Salzwerk
gehabt. Im Jahr 1141 waren ſchon 24 Salz-
pfannen daſelbſt. Das Salzwerk in den ber-
tholsgadenſchen Gebirgen Tuval gehoͤrte gleich-
falls dem Erzſtifte, bis das 1108 daſelbſt ge-
ſtiftete Kloſter 1156 vom Kaiſer Friederich ein
Privilegium erſchlich. Obſchon das Salzwerk
Reichenhall im 13ten Seculo in bayeriſche Haͤnde
kam, ſo gaben doch die Erzbiſchoͤfe freywillig
das Holz aus ihren Waͤldern zum Salzſieden bis
1525, wo es in einer receßmaͤßigen Verſiche-
rung in einen beſtimmten Preis verwandelt wur-
de. In der Ausfuhr des Salzes zu Waſſer,
vornehmlich nach Paſſau und von da nach Boͤh-
men durch die Buͤrger zu Lauffen, beeintraͤchtig-
ten die Herzoge nie, bis die Erzbiſchoͤfe Leon-
hard und Matthaͤus 1529 auf das Salz einige
Aufſchlaͤge machten.
v)
S. 228.
z)
S. Munſterus in Coſmographia p. 26.
a)
Weitlaͤuftiger handelt hiervon Zuͤckert in der Na-
turgeſchichte und Bergwerksverfaſſung des Ober-
harzes 1762. S. 3—6.
b)
Die aͤlteſten braunſchweigiſchen Bergwerke fin-
den ſich im 10ten Jahrhunderte. Die aͤlteſte
Bergſtadt iſt Goslar. Die aͤlteſten finden ſich
auf den Rammelsberge. Die Kaiſer erhielten
bis zu dem Jahr 1235 unmittelbar den Zehnten,
wie Sebaſtian Span in dem hiſtoriſchen Bericht
von Bergwerken an und auf dem Harz in den
angehaͤngten Bergurtheilen S. 62 gezeigt. Man
ſchuͤrfte ſeit dem 10ten Jahrhunderte auf dem
Harze uͤberall nach Silber, und eroͤffnete daher
im J. 1045 das Bergwerk zum Wildenmann
unter Kaiſer Heinrich III. und im J. 1078 das
Bergwerk zu Zelle auf dem Harze, und bald dar-
auf das grubenhagiſche. Im drcyzchnten Jahr-
hunder-
b)
hunderte 1252 kamen alle dieſe ſchon in die fuͤrſtl.
Landestheilung.

Als 1004 auf dem Harz eine Hungersnoth und
1006 die Peſt entſtand, geriethen die unterhar-
ziſchen Bergwerke am Rammelsberge in Verfall,
wurden aber doch ſchon 1016 von des erſten
Erfinders Bruders Sohn wieder aufgenommen,
belegt und gegen 70 in gutem Bau erhalten,
bis ſie unter Heinrich IV wieder einen Stoß er-
hielten. Auf dem Oberharze waren auch in die-
ſen alten Zeiten Vergwerke, welche aber etwas
verfielen, und von Herzog Albrecht dem Großen
zu Braunſchweig und Luͤneburg unter ſeine drey
Soͤhne in der Erbtheilung vertheilet wurden. Er
ſtarb 1279, und ſeit dieſer Theilung wurden dieſe
Bergwerke wieder ernſtlicher gebauet. Die Urſa-
che des Verfalls der Unterharzwerke, war ein Auf-
ſtand der Bergleute zu Goßlar, den dieſelben
aus Anſtiften eines Berghauptmanns Albrechts,
mit deſſen Eheweib der Kaiſer ein Liebesverſtaͤnd-
niß hatte, erhoben, und alles zu Grunde richte-
ten. Allein der Bau gieng bald wieder an, und
dauerte bis zu den Zeiten Herzog Heinrichs des
Loͤwen und deſſen Sohn Ottens IV. 1181. Denn
als Heinrich der Loͤwe von K. Friedrich I. 1180
ſeiner Laͤnder beraubt wurde, welche ſich vom
Harz bis an die See, und von der Elbe bis an
den Rhein erſtreckten, ſo uͤberfiel dieſer die deut-
ſchen Fuͤrſten auf einem Fuͤrſtentage zu Goßlar,
1181, und verbrannte das Bergwerk vor Goßlar
das dem Kaiſer gehoͤrte, nebſt den Schmelz-
huͤtten, und zerſtoͤrte alles. Zwar erholte ſich
daſſelbige bald wieder, litte aber wiederum viel


in
b)
in den Kriegen zwiſchen K. Otten IV. und Phi-
lippen, wo Ottens General Guͤnther von Truch-
ſe die Stadt Goslar zerſtoͤrte. Indeſſen waren
die Bergwerke im Oberharze nicht ganz unbe-
baut geblieben, wie einige und unter andern
auch Albinus vorgeben, denn es findet ſich daß
Herzog Otto, Herzog Wilhelms Sohn zu Luͤne-
burg, 1235 von Kaiſer Friedrich II mit dem
Zehenden des Rammelsbergs beſchenkt worden.
Nach Otto’s Tode folgte Albrecht der Große,
welcher ſeine Laͤnder noch bey Lebzeiten, wie wir
oben bemerkt, unter ſeine drey Soͤhne vertheil-
te. Hier bekam Herzog Heinrich der Wunderli-
che den dritten Theil am Rammelsberg vor
Goslar und das ganze Bergwerk ſamt dem Forſt
zu Claus auf dem Harz. Herzog Albrecht be-
kam in ſeinem Landesantheil den dritten Theil
am Rammelsberge, nebſt der Haͤlfte des Berg-
werks zu Zelle auf dem Harz. Herzog Wilhelm
erhielt den dritten Theil am Rammelsberge und
die Haͤlfte zu Zelle auf dem Harz. Von dem J.
1209 wurden die Harzbergwerke bis zum J.
1344, da der Rammelsberg eingieng, und viel
Arbeiter erdruͤckte, ſtark betrieben.
c)
Honemanns Alterthuͤmer des Harzes 2ter Theil
S. 6 und 7.
d)
Theil 2. p. 19.
e)
Sleidanus lib. 14, 15, 16.
f)
S. Zuͤckert Naturgeſchichte des Oberharzes,
S. 95.
g)
S. Zuͤckert Naturgeſchichte des Oberharzes
S. 55.
h)
Honemanns Alterthuͤmer des Harzes I. p. 130.
i)
S. Letznerus.
k)
Zu Zellerfeld waren anſehnliche Kupferwerke
ſonderlich ein hellgruͤnes ſehr glaͤnzendes druſen-
foͤrmiges Kupfererz, das der Criſocolla aͤhnlich ſa-
he, und außer einem guten Theil Silber 33
Pfund Kupfer vom Centner gab. S. Zuͤckert
Naturgeſchichte des Oberharzes S. 38.
l)
Zuͤckert l. c. p. 34.
m)
S. Honemann Theil 2. p. 19. Zuͤckert l. c.
146.
n)
Agricola ſagt: Alius ex marmorum ſaxorumve
canalibus eſſoditur aut aratro excutitur et tor-
rentibus defertur vtroque modo venis aut venu-
lis detectis.
S. de natura Foſſilium lib. 6.
o)
S. Zuͤckert Naturgeſchichte des Oberharzes
S. 86.
p)
Zuͤckert l. c. S. 125.
q)
S. Fritſch Corp. I. V. For. p. 115.
r)
S. Fritſch p. 115.
s)
S. Fritſch Corp. Iur. Venat. Foreſt. p. 116.
t)
Als Boleslaus I. ſeinen Bruder den K. Wenzes-
laus in J. 929 in der Kirche meuchelmoͤrderiſch
ermordet, umgab er gleichſam zur Verſoͤhnung
des bruͤderlichen Schattens die Stadt Boleslaus,
die ſein Vater nach ſeinem Namen genannt, mit
einer Mauer, wozu er die Koſten aus dem Berg-
werke zur Eule genommen. Das erſte Berg-
werk in Boͤhmen ſoll die Eule, nach dem Boͤhmi-
ſchen Gilowa, geweſen ſeyn, woraus Koͤnig Wen-
zeslaus eine Goldſtufe von 12 Pfund erhalten
haben ſoll; vornehmlich war es ſehr ergiebig
unter Carl IV. Außerdem werden bey dem Albin
S. 63 iu der Bergchronik noch als die gleich aͤl-
teſten angegeben Nelliſan und Pezibran. Die er-
ſten Bergrechte in Boͤhmen finden ſich bey den
Buͤrgern von Igla oder Iglau, einer Berg- und
Grenzſtadt an Maͤhren, und wo Freyberg ſeine
erſten Bergrechte her haben ſoll, und wo viele
Bergurthel geſprochen wurden, welche nach
Schneeberg, St. Annaberg und St. Joachims-
thal bis zu K. Sigismunds Zeiten, da der
Huſſitenkrieg angegangen, verſendet worden;
ein neuer Beweis fuͤr die Meynung derer, welche
behaupten, daß der Bergbau nach Meißen nicht
vom Harz, ſondern von Boͤhmen aus gekommen.
Die Iglauer Bergrechte wurden geſchrieben und
beſiegelt, unter der Buͤrger Inſiegel verſchickt,
und beſtehen hauptſaͤchlich im Rechte der Such-
und Erbſtollen, das Recht der Neufaͤnger, das
Schmidtamt, das Winkelmaaßrecht, gemeine
Recht in Verleihung des Lehnherrn, das Erz
verbiethen, wie die Theile verlohren werden,
von der Bergfreyheit. Die allgemeinen Berg-
rechte
t)
rechte aber in Boͤheim, die von der geſetzgebenden
Gewalt ihren Urſprung hatten, kommen aus
dem J. 1280, wo Wenzeslaus II. Koͤnig von Poh-
len und Boͤheim nach ſeines Vaters Ottokars
Tode die Unordnungen, welche bey dem Berg-
baue eingeriſſen, bemerkte, unterſuchte und das
koͤnigliche Bergrecht in lateiniſcher Sprache be-
kannt machte, [und] in vier Theile abtheilte.
Im J. 1536 uͤberſetzte es Matthes Enderlein, Berg-
meiſter aus der Zwoͤnitz, der zuvor auf dem
Schneeberg Kantor und Schichtmeiſter geweſen,
in die deutſche Sprache, ſ. Matheſii Joachims-
thaler Chronik. Wenzeslaus ließ durch ſeine Berg-
ordnung die Privateigenthuͤmer Theil an dem
Bergbaue nehmen. Er uͤberließ ihnen nicht nur
den zwey und dreyßigſten Theil, ſo der Acker oder
Erbtheil hieß, ſondern auch bey jeder Fundgru-
be in ihren Erbguͤtern noch den dritten Theil
von der koͤniglichen Urbar oder Bergfrohne, wel-
ches der achte Theil von allen geſtuͤrzten Erzten
war; es wurde ihnen auch bey jedem Gruben-
feld noch ein Berglohn aus ſieben Lachtern ne-
ben dem gewerkſchaftlichen und koͤniglichen Lohn
nach dem Streichen des Ganges zum eigenen Ge-
nuß vermeſſen. Dagegen mußten ſie zu jeder ver-
meſſenen Fundgrube einen gewiſſen Platz fuͤr die
Bergleute, und zu ihrer Viehweide Platz laſſen. Die
Berggeſchwornen uͤbten die Berggerichtsbarkeit
aus, von dieſen Berggerichten konnte nur allein
an den Koͤnig, oder in deſſen Abweſenheit an die loͤ-
nigliche Kammer appelliret worden. Obgedachter
Koͤnig Wenzeslaus II, welcher auch die pohlniſche
und ungariſche Krone hatte, gerieth auch mit dem
R. K. Albrecht in Zwiſtigkeiten, welcher die kutten-
bergi-
t)
bergiſchen Bergwerke in Ungarn auf 6 Jahre ver-
langte. Die Ergiebigkeit der Bergwerke auf
der Eule iſt, wenn die Nachrichten gegruͤndet
ſind, bis zum Erſtaunen groß geweſen. Ein
Bergmann auf der Eule, Namens Rothlew, ſoll
dem Koͤnig Wenzeslaus 100 Tonnen ungariſchen
Goldes geſchenkt, und Koͤnig Carl zu ſei-
nem Roͤmerzuge 100 geharniſchte Reuter ge-
ſtellet haben, da doch uͤberhaupt das ganze Koͤ-
nigreich nur 300 mitſchickte. Es fuͤhrt dieſes
an M. Joh. Deucer von der Bergwerke Anfang.
Bergmann bedeutet in dieſer Nachricht wahr.
ſcheinlich ſo viel als einen Gewerken oder Bau-
luſtigen, nicht aber einen Arbeiter.
u)
S. Peithner von den koͤniglichen und grundherr-
ſchaftlichen Rechten an die Bergwerke, in Ferbers
Beytraͤgen zur Mineralgeſchichte von Boͤheim,
S. 152, wo die alten Ordnungen auszugsweiſe
ſtehen. Man findet ſie aber ganz in der alten
Landesordnung von lit. W. 1 bis 12, wo die
erſte ſich befindet; die andere iſt in der verneuer-
ten koͤnigl. Landesordnung von lit. Z. 8 bis 40,
und eben daſelbſt lit. A. 21 die von Ferdi-
nand II.
v)
Deuceri Corp. Iur. Met.
w)
S. Klotſch vom Gegenbuche S. 65 und 66.
x)
Sie iſt nachher 1713 in Sachſen durch ein Man-
dat vom 26 Auguſt §. 6. autoriſirt worden.
y)
S. Moſer von Steuerſachen S. 734.
z)
Boregk boͤhmiſche Chronik S. 277.
a)
S. Ferbers Beytraͤge zur Mineralgeſchichte von
Boͤhmen S. 154.
b)
Einige ſagen dieſes bloß von Bergreichenſtein,
und geben Nelliſan fuͤr ein Silberbergwerk an.
c)
Albin l. c. p. 66.
d)
Agricola lib. II. de vet. et nov. metall. In
Bohemia orientem verſus noſtris etiam tempo-
ribus, excepta Valle Ioachimica, omnium fru-
ctuoſiſſimum eſt Cottebergum, quod Aeneas
Sylvius Cothnam vocat. Id abhinc annos
XXX pene ſolum fodiebatur, quod reli-
quorum metallorum putei et cuniculi, qui in
inteſtino bello deſerti, minus ediderunt, non
reficerentur.
e)
S. Albinus l. c. p. 67.
f)
Der Oberbergmeiſter, Lazar Erker, fuͤhrt in ſei-
nem Berichte an die boͤhmiſche Cammer vom 27
September 1581 verſchiedene Eiſenwerke, und
damals ſchon verlaſſene Silberwerke an; andere
aber, als das Schienbein, die alte Kloͤs und St.
Paulusſtollen auf der ſogenannten Kloͤs, hat die
Stadt Glatz noch zu Erkers Zeiten gebauet, und
uͤber-
f)
uͤberdieß gegen die Kloͤs den ſogenannten Fuͤrſten-
ſtollen getrieben. Nach ſeinem Zeugniß gewann
die Gewerkſchaft in dem Jahre, da er ſchrieb, auf
dem Merzberg 90 Mark guͤldiſch Silber, welches
ſie in die prager Muͤnze lieferte. Bey Leuthen,
uͤber Landeck, giebt er ein Bleywerk an.
g)
Es waren Graf Stephan Schlick, Alexander
Graf von Leißnick, Herr Wolf von Schoͤnburg,
Hans Pflug, und Hans Thomas Hirn, ein Berg-
mann.
h)
Vom Joachimsthale ſelbſt ſ. Georg Agricola in
Bermanno; Matheſius in Sarepta,
und Ioh. Ma-
jor in Carmine ſcholae Ioachimicae ad Ferdi-
nandum Imperatorem.
Matheſius hat an ſei-
nem Sarepta auch eine Joachimsthaler Chrono-
logie angehaͤngt.
i)
S. l. c. p. 74 u. f.
k)
Albin l. c. p. 75.
l)
Ibid. p. 75.
m)
Albin S. 66. l. c.
n)
Aberthami ex dono divino tantum argenti
eſt erutum, quantum valeret aureis Rhenanis
CCC M.
o)
S. Agricola de vet. ae nov. met.
p)
Von der Fundgrube auf dem Stern genannt
ſchreibt Agricola lib. I. de vet. et nov. metall.
Hanc proxime ſequitur in valle Ioachimica ca-
put fodinarum venae, cui nomen eſt ſtella, ex
qua tantum argenti eſt erutum, quantum va-
leret aureis Rhenanis CCCL. M.
und Monſte-
rus in Cosmographia
erwaͤhnt aus dem Agrico-
la lib. 8. de nat. foſſ. Im Joachimsthal hat
man
p)
man gefunden in der Schwarzengruben, die man
zum Stern nennt, ein Stuͤck gediegenes Silber,
welches gewogen zehen Attich Centner. Auf St.
Marten unter andern dritten Maaß nachm
Schweitzer und Stern am Schottenberg von
Crucis 1526 bis Crucis 1560 gewann man 1715
Fl. Man fand daſelbſt viel Glaserz, daß man
es mit Meißeln abſchrotete und 1 Quartal 1 Cent-
ner 19½ Pfund und 6 Loth Silber trug, oder 6932
Mark und 13 Loth. Man hat einen Blick ge-
trieben von 1185 Mark und 4 Loth, und im Jahr
1526 wurde ein Kux in dieſer Zeche um 100 Thl.
verkauft.
q)
S. Albini Bergchronik S. 76—78.
r)
S. Albin l. c. p. 131.
s)
Albin S. 133.
t)
S. Albinus S. 140.
u)
Ibid.
v)
S. Agricola lib. 6. de natura foſſilium, und aus
demſelben Conrad Gesner de rerum foſſilium
figuris: Repertus Iris Citrina in Miſenae ac
Bohemiae metallis ac fere in iisdem locis, in qui-
bus cryſtallus, et, ut Horus ſcripſir, in Perſide,
quae cum praedura ſit, noſtra non multum eſt
dura, ſed fere moliis er fragilis.
x)
S. Kentmann Catal. foſſilium.
y)
Albinus l. c. p. 163.
z)
S. 191.
a)
S. 192. Von den Baͤdern in den damaligen
Zeiten uͤberhaupt ſ. Goͤbel de Thermis und Agri-
cola de fontibus medicatis.
b)
Albinus l. c. p. 71. Es war in den alten Zei-
ten ſehr ergiebig. Herzog Heinrich der Fromme,
der Sohn der heil. Hedwig, hatte unter ſeinem
Heere gegen die Tataren 500 Bergleute, und
nach
c)
Albin S. 139.
b)
nach alten Rechnungen zog die Pfarrkirche zu
Goltberg woͤchentlich aus dem Bergzehnten eine
Mark Goldes. Das in dem liegnitziſchen Ge-
biete bey Nickelſtadt 1340 oder 1342 aufgekom-
mene Goldbergwerk dauerte nur 8 Jahre, und
das 1369 zu Bythonia (wahrſcheinlich Beythen
bey Glogaw) angegangene Goldbergwerk hoͤrte
auch bald wieder auf. S. Albin S. 72.
d)
Albin S. 71.
e)
Von Goldkranach ſagt Agricola: Aurum in
Francis eruitur Goldecranachi et Steinheidae:
hoc metallum eſt in ditione principum Saxoniae:
illud Brandenburgiorum diſtatque ad ſecundum
Japidem a monte inter Sudetes altiſſimo, quem
falſo piniferum vocarunt. Effodiunt et in Voi-
telandis Cottenheidae.
f)
Matheſius in Sarepta.
g)
Agricola lib. II. de vet. et nov. metallis.
Schon
h)
Der Noricus enſis war bey den Alten ſehr be-
ruͤhmt. Horaz ſingt:
Quos neque Noricus deterret enſis.
i)
S. Valentin Prenenhuͤebers Annales Styriae p.
8. 9. 10. und Kaiſerl. Capital-Erbbergwerksord-
nung S. 1, ingl. Schauplatz der Kuͤnſte XI.
p.
29.
g)
Schon bey den Alten waren die Noricienſes be-
kannt, worunter nicht bloß die ſteyriſchen, ſon-
dern auch die dieſſeits der Donau gelegenen Ei-
ſenwerke zu verſtehen ſind.
k)
Eine ſolche Miſchung von Gold und Silber
nennten die Alten Electrum.
l)
Es erwaͤhnt derſelbigen Georg Fabricius in ſei-
nem Hodaeporico Chemnicenſi:
Quis vero argenti venas in montibus illis
Eruit inventas: quas nunc Stercingia tellus
Suaciacis ſimiles gremio de divite fundit.
m)
Die Bergwerke zu Schwaz waren ſonderlich in
den aͤltern Zeiten ſehr beruͤhmt; ſie fiengen im
11ten Jahrhunderte an, und kamen im funfzehn-
ten Jahrhunderte an das Haus Oeſterreich durch
einen Tauſch unter Herzog Sigismund, welcher
1449 eine Freyheit und Bergordnung fuͤr dieſen
Ort gab.
n)
Z. B. die libros de pretio metallorum et mo-
netis,
ingl. de vet. et nov. metallis.
o)
Seine Schriften folgen nach dem Albin in der
meißn. Landchronik S. 354. alſo auf einander:
  • 1) Bermannus ſ. de re merallica Dialogus editus
    Anno
    1528.
  • 2) De ortu et cauſis ſubterraneorum lib. 5. editi
    1544.
  • 3) De natura eorum, quae effluunt ex terra, lib. 4.
    editi anno
    1545.
  • 4) De natura foſſilium libr. X. anno 1546.
  • 5) De veteribus et novis metallis lib. 2. ed. 1546.
    Alle zuſammen aufgelegt Baſileae 1555 u. 1558.

6) De
o)
  • 6) De animantibus ſubterraneis libr. II. 1548 und
    1556.
  • 7) De menſuris et ponderibus Romanis lib. 5 edi-
    ti ſeorſim 1539. Venetiis it. cum ſequentibus
    libris
    1549 und 1550. Baſileae.
  • De externis menſuris et ponderibus lib. 2.
  • Ad Alciati de ea re diſputationem lib. 1.
  • De menſuris quibus intervalla metimur lib. 1.
  • De reſtituendis ponderibus et menſuris lib. 1.
  • De pretio metallorum et monetis lib. 3. Alle er-
    ſchienen zuſammen 1549 und 1550 zu Baſel.
  • De re metallica lib. XII. editi 1556. Baſileae. Die
    Dedikation iſt ſchon 1550 geſchrieben. Eine Ue-
    berſetzung davon erſchien 1580 unter dem Titel:
    Georg Agricola Bergbuch, verteutſcht durch Ph.
    Koch, Frankf. 1580.
  • De medicatis fontibus lib. II. Dieſes fuͤhrt er an
    in einer Epiſtola ad Kommerſtadt. Er erwaͤhnt
    auch in Briefen an Herzog Moritz und an Komer-
    ſtaͤdten und an Sebaſtian Muͤnſtern in den Brie-
    fen des Fabricius eines Werks, Commentarii in
    quibus utriusque linguae ſcriptorum locos diffi-
    ciles de rebus ſubterraneis explicat lib.
    6.
  • Caſtigationes in Hippocratem et Galenum. Dieſe
    werden erwaͤhnt in einem Briefe des P. Platearii
    ad Conricium,
    wie auch in Epiſtola Fabricii vom
    J. 1537, und in einem Briefe des Agricola an
    Philipp Melanchthon. Fabricius ſchickte auch
    außerdem noch nach dem Tode des Agricola fol-
    gende Schriften an den Frobenius und Epiſco-
    pius, daß ſie dieſelben drucken ſollten:
  • Liber de demonſtratione, non abſolutus.
  • de methodis, non abſolutus.
o)
  • Liber de terrae motu.
  • de putredine ſolidas partes corporis corrum-
    pente.
  • de peſte libri III. emendatiores.
  • de ortu metallorum defenſio ad Iacobum
    Schekium,
    dem der Apologeticus contra Agrip-
    pae annot.
    vom Schekio beygefuͤgt werden ſollte.
  • Oratio de bello Turcis inſerendo. Alle dieſe Buͤ-
    cher werden erwaͤhnt in einer Epiſtola Fabricii ad
    haeredes Frobenii.

    Auch hatte er noch ein meteorologiſches Werk
    verfertigt, de varia temperie ſ. conſtitutione aë-
    ris.
    Er arbeitete daran gleich nach ſeinem Ber-
    manno,
    auch ſagt er, daß er ein Buch von Ga-
    len uͤberſetzt habe. Von ſeinem Tode ſchrieb Fa-
    bricius eine ganze Epiſtel an Philipp Melanch-
    thon. Agricola ſelbſt in einem Briefe an Me-
    lanchthon ſchreibt von ſeinen Buͤchern: Anno
    1549 3 Id. Mart. Ab hinc annis XV decrevi
    res Miſenas et Toringas explicare et quidem
    ſeparatim alteras ab alteris, h. e. utriusque re-
    gionis oppida, arces, fluvios exponere, eorum in-
    tervalla et ornamenta ante oculos ponere, res
    geſtas leviter attingere. Sed hoc argumentum
    ſi incipiam componere, non incipiam, priusquam
    XII libros de re metallica, ſex Commentario-
    rum, duos de legibus metallicis, totidem de
    aquis medicatis perficiam. Quinquennium
    praeteriit, cum principis noſtri iuſſu Topogra-
    phiam Miſnae et Toringiae conſeci, ſed huic
    extrema manus non acceſſit, illam, cum ſaepe
    mihi promiſſa ſit, ex aula nondum recepi, quam
    primum reddita fuerit, eum ad te mittam.

Phi-
o)
Philippus Melanchthon ſchrieb von ihm: Ar-
genti venas olim celebrant Albertus Magnus,
ſed hunc longe vicit Georgius Agricola medi-
cus, qui recens eas deſcripſit luculento opere,
in quo plurimum ineſt reconditae eruditionis:
ad hunc adiunxit ſummam orationis venuſtatem,

und in ſeiner oratione de Miſnia ſagt er: Gratia
habenda eſt viro doctiſſimo Georgio Agricolae,
cuius extant libri de metallis copioſe ſcripti, qui-
bus et patriam ornat et univerſam poſteritatem
de his mirandae naturae operibus ita docet, vt
in hoc genere tam luculenta ſcripta nulla fuiſ-
ſe exiſtimem.
Auch hatte er eine Geſchichte des
ſaͤchſiſchen Stammes in vier Buͤchern geſchrieben,
darinnen er auch das montferatiſche und ſavoyi-
ſche Geſchlecht begriff: allein Fabricius, an den
es nach ſeinem Tode fiel, hat viel umgearbeitet
und geaͤndert, weil Agricola in der roͤmiſchkatho-
liſchen Religion etwas hartnaͤckig war. Panta-
leon in Proſopographia giebt ihn unrichtig fuͤr
einen Niederlaͤnder an. Die ganzen Werke ſind
zuſammengedruckt zu Baſel vom Jahr 1550 bis
1558.
p)
Andere theologiſche Schriften von ihm gehoͤren
nicht hierher, man findet ſie aber bey dem Albi-
nus S. 357.
q)
Er hat auch ein Werk geſchrieben unter dem
Titel: Mimorum et ſententiarum ſcurrilium lib.I.
S. Albin S. 365. Meißniſche Landchronik.
r)
Die meißniſche Landchronik S. 363. Ich will
hier nur die Bergſachen anfuͤhren:
Rerum Miſnicarum libr. V. Im erſten handelt
er de Elect. Sax., im zweyten de Marchionibus
Miſniae,
in den drey letzten de urbe Miſnae;
es iſt dabey ein Epitomc ex Chronico Siffridi
Miſnenſis.
Libellus de ſeptem metallis, in quo ea tractan-
tur, quae ab Agricola praetermiſſa ſunt.
s)
Catalogus rerum ſoſſilium.
t)
S. 163. Seine Land- und Bergchronik fuͤhret
den Titel: Meißniſche Land- und Bergchronika,
in welcher eine vollſtaͤndige Deſcription des Lan-
des, ſo zwiſchen der Elbe, Saale und den ſuͤd-
oͤdiſchen boͤhmiſchen Gebirgen gelegen, ſowohl
den darinn begriffenen auch andern Bergwerken
ſammt
u)
Bechtius vom Bergweſen, Baſel 1557.
v)
Reinholds Unterricht vom Markſcheiden, Baſel
1574.
w)
S. Schrebers neue Cameralſ. VI. 646. Auch
gehoͤrt hierher noch (Anonymi) Bergwerks-
geſchoͤpf. Leipz. 8. 1595.
t)
ſammt zugehoͤrigen Metall- und Metallar-Be-
ſchreibungen, mit einverleibten fuͤrnehmen ſaͤch-
ſiſchen, duͤringiſchen und meißniſchen Hiſtorien,
auch nicht wenig Tafeln, Wappen und Antiqui-
taͤten, deren etliche in Kupfer geſtochen; geſtellet
durch Petrum Albinum M. Churf. Saͤchſ. Secr.
cum gratia et privilegio Caeſareo et electoral.
Sax.
durchaus auf Schreibpapier gedruckt, Dres-
den im Jahr 1589. Fol.
x)
Conrad Gesneri de omni rerum foſſilium ge-
nere, gemmis, lapidibus, metallis et huiusmodi
libri, Tiguri
1565. 8.
y)
Melzers Berglaͤuftige Beſchreibung der Stadt
Schneeberg S. 437.
z)
Melzer l. c. p. 437.
a)
Melzer l. c. p. 484.
b)
Melzer l. c. p. 482.
c)
Melzer l. c. p. 484. 437. 486.
d)
S. (Klotzſch) vom Gegenbuche, ein Beytrag
zur ſaͤchſiſchen Bergwerksgeſchichte p. 35.
e)
S. Inventarium von Churſachſen und Schre-
bers neue halliſche Samml. VII. p. 199.
f)
S. 249.
g)
Schrebers haͤlliſche Samml. 3. p. 220.
h)
C. A. T. I. p. 239.
i)
Ibid. p. 243. Es heißt darinnen: wir erach-
ten unſere Seigerhuͤtte im Gruͤnthal wiederum
mit richtiger Ordnung zu verſehen.
k)
Cod. Aug. T. I. p. 263.
l)
Ibid. p. 266.
m)
Cod. Aug. T. I. p. 270.
n)
p. 274.
o)
C. A. T. I. p. 285.
p)
p. 287.
q)
l. c. p. 299.
r)
Von allen dieſen ſ. Bierings Nachrichten mans-
ſeldiſcher Bergchronik p. 24. 25.
s)
Zeitfuchs ſtolbergiſche Hiſtorie p. 133.
t)
S. hennebergiſche Holz-, Wald- und Forſtord-
nung von 1615, beym Fritſch l. c. p. 61.
u)
Fritſch p. 278.
v)
Balth. Roͤßlers ſpec. Metall. lib. 3. c. 5.
w)
Eine Lachter betraͤgt allhier 5 Fuß 7 Zoll 4 Lini-
en Wienermaaß, alſo 404 Wiener Klaftern 432
Eiſenarzer Lachter.
x)
S. Kaiſerl. Capital-Erbbergwerksordnung p. 7.
ingl. Schauplatz der Kuͤnſte und Handwerker,
Theil XI. S. 29.
a)
Theil I. p. 97.
b)
S. Bruckmanns Magnalia Dei P. II. tab. 15.
c)
Die meiſten dieſer Schriften aller drey Arten
findet man in den oͤkonomiſchen und camerali-
ſchen Bibliotheken eines Zinks, Wollners, Rohrs
und Bergius, und da dieſe in den Haͤnden der
Bergwerksliebhaber und Verſtaͤndigen ſind, ſo
trug ich Bedenken, ſie hier ausfuͤhrlicher zu ver-
zeichnen, da ich mir es zum Hauptgeſetz gemacht
habe, nur die vornehmſten anzuzeigen.
d)
S. C. A. T. I. p. 374.
e)
S. Cod. Aug. II. 423.
f)
Ibid. p. 467.
g)
C. A. Fortſetzung 3ter B. p. 1391.
h)
S. Reiſejournal eines Auslaͤnders durch das
Erzgebirge, in Schrebers haͤlliſch. Samml. III.
p.
162. Zu der marienbergiſchen Berggeſchichte
finden ſich Beytraͤge in Baiers Otiis metallicis,
S. 306.
i)
Eine leſenswuͤrdige Beſchreibung deſſelben von
dem Herrn Graſen Solms ſiehe in Schrebers haͤll.
Samml. V. S. 1—62.
k)
S. Hamb. Magazin B. 19. S. 298.
l)
S. 110 und 456.
m)
III. S. 627.
n)
Weitere Nachricht davon ſ. im Leipzig. Intelli-
genzbl. v. J. 1767. S. 182.
o)
S. Schrebers neue Samml. VII. p. 243.
p)
Sie findet ſich in Schrebers haͤll. Samml. VIII.
334 bis 363.
q)
S. Schrebers neue Samml. VII. p. 104 und
105. und IX. p. 190. iſt das zu Burg beſchrie-
ben
r)
Biering l. c. p. 29.
s)
Ferber l. c. S. 4.
t)
Von den boͤhmiſchen Steinkohlenbruͤchen ſiehe
Schre-
t)
Schrebers Schauplatz der Kuͤnſte, X. Theil,
S. 258, wo er ein Verzeichniß davon giebt.
u)
S. Kahlo Denkwuͤrdigkeiten der Grafſchaft
Glaz, 1757. Theil I. C. 13. §. 118 bis 125.
v)
S. Goͤttingiſches Magazin von 1780-81.
p. 169. 170.
w)
Schlettweins Grundverfaſſung der neu errich-
teten oͤkonomiſchen Facultaͤt zu Gießen, auf ho-
hen Befehl herausgegeben.
x)
Eine Nachricht davon ſ. in Schrebers buͤtzowi-
ſchen Samml. I. p. 147.
y)
Weiſſe l. c. 34.
z)
Vermoͤge eines Generalreſcripts vom 28 Nov.
1722.
a)
Schrebers neue Samml. III. S. 570.
b)
S. Schrebers neue Samml. IV. S. 87 bis
101.
c)
Schrebers neue Samml. III. p. 561.
d)
S. Schloͤzers Briefwechſ. Theil 8. Heft 43.
p. 16.
e)
Herr Schloͤzer hat gegen Herrn Buͤſching den
wahren Betrag angegeben, l. c. p. 18, wo ſich
folgendes Verzeichniß der Kupfererze, welche
auf der in Fuͤrſtenthum Naſſau-Dillenburg ge-
legenen Kupferhuͤtte zu gut gemacht worden,
nebſt dem Betrag der daraus gefallenen Galmey-
kupfer.
f)
Jungs Geſchichte des Naſſan- Siegenſchen
Stahl- und Eiſengewerbes, und ſtaatswirth-
ſchaftliche Anmerkungen uͤber das Hammer-
ſchmidtseiſen- und Stahlgewerbe des Sieger Lan-
des, mit einer Beſchreibung der Methode des
Stahlſchmiedens, ſ. in den Bemerkungen der
Churpfaͤlziſch-phyſikal. oͤkonom. Geſellſchaft von
den J. 1777 und 1778, 1ſter Jahrgang p. 106
bis 225, wo die Geſchichte iſt, im zweyten aber S.
321 die ſtaatswirthſchaftlichen Bemerkungen.
Hiermit muͤſſen verglichen werden Staats- und
Landwirthſchaftliche Nachricht von Naſſau-Sie-
gen eine Vertheidigung gegen Herrn Prof. Jung,
in Schloͤzers Briefwechſel von 1781, Heft 47,
S. 273.
g)
S. Schloͤzers Briefwechſel Theil V. 1780. Heft
26. p. 74, 75.
h)
Zuͤckert Naturgeſchichte und Bergwerksverfaſ-
ſung des Oberharzes p. 35.
i)
Mehreres hiervon ſ. bey dem Zuͤckert in der Na-
turgeſchichte des Oberharzes S. 43, 44 ꝛc. von
dem Bergwerksgebrauch und herrſchaftl. Rechte,
S. ib. p. 48. von der Behandlung der Erze
ibid. p. 53.
k)
Ausfuͤhrlich behandelt alles Zuͤckert l. c. S. 61.
l)
Ebend. S. 61.
m)
Ein Verzeichniß der Gewerkausbeutezechen in
dem J. 1761 in den Communionbergwerken ſ.
beym Zuͤckert l. c. S. 64.
n)
l. c. p. 77.
o)
ibid. p. 100.
p)
S. Zuͤckert l. c. p. 100.
q)
S. Zuͤckert l. c. S. 101 und p. 83.
r)
S. Schluͤter Unterricht vom Huͤttenwerk c. 60.
p.
235.
s)
Zuͤckert S. 122, 123.
t)
ſ. Zuͤckert l. c. p. 14.
u)
Ausfuͤhrlich ſ. Zuͤckert l. c. p. 16, 17. ſeq.
v)
Zuͤckert l. c. p. 127. 129.
u)
Eine Nachricht davon ſ. in Schrebers Buͤtzover
Sammlungen VII. 513.
x)
Dieſe 322 Hallfahrten machen 250 Salzpfun-
de aus; ein jedes Salzpfund haͤlt 240 Salz-
ſtoͤcke, davon jeder 1 Centuer wiegt: alſo begreift
1 Salzpfund allemal 240 Centner Salz: alſo
machen 322 Hallfahrte 60000 Centner Salz.
y)
In dieſen 10 Jahren iſt Gold erzeugt worden
336 Mk. 8 Lth.-Qtl. 3 \frac{2}{4}{r}D.
betrifft auf 4 ½ Neuntel Kaiſerlich
163 Mk. 4 Lth.-Qtl. 1 \frac{2}{4}D.
Die Mark zu 339 fl. 35 kr.
betraͤgt 57137 fl. 13 kr.
Berg-Poch- und Muͤnzkoſten 53742 fl. 52 kr.
Ergiebt ſich Einbuße
in den J. 1771, 72 und 77. 1364 fl. 1 kr.
Ausbeute in den uͤbrigen Jahren 4758 fl. 22 kr.

Jene von dieſen abgezogen bleibt 3394 fl. 23 kr.
wahrer Nutzen
z)
ſ. Wiener Realzeitung von 1779, und Schloͤzers
Briefwechſel Theil V. Heft 30. S. 397.
zz)
ſ. Schauplatz der Kuͤnſte und Handwerker, oder
vollſtaͤndige Beſchreibung derſelben ꝛc. XI. Band,
uͤberſetzt und mit Anmerkungen berausgegeben
von Daniel Gottfr. Schreber 1772.
a)
Von dieſen Fluͤſſen handelt Griſelini im 11ten
Briefe des zweyten Theils ſeines Verſuchs einer
politiſchen und natuͤrlichen Geſchichte des Ban-
nats Temeswar.
b)
Griſelini l. c. p. 178.
c)
Griſelini l. c. p. 63.
d)
In den Briefen des Herrn von Born.
e)
l. c. p. 98. Theil 2.
f)
Der Ort hieß bey den Roͤmern ſchlechtweg: ad
aquas.
Die Baͤder hatten den Namen der Her-
kuliſchen, da bey den Alten alle warmen Baͤder,
die zur Geſundheit dienten, dem Herkules heilig
waren.
g)
Ausfuͤhrliche Nachrichten hiervon ſ. bey dem
Griſelini l. c. p. 109.
h)
Meibomius de origine et progreſſu metallifodina-
rum Harzicarum 1704. Mich. Heineccii an-
tiquitates Goslarienſes.
i)
ſ. Calvoer Acta Hiſtorica chronologica mecha-
nica circa metallurgiam in Hercynia ſuperiori,
Goetting.
1742.
k)
ſ. Peithners Beantwortung der Frage: was haben
die Grundherrſchaften in Boͤhmen fuͤr ein Recht an
den Bergwerken? in dem erſten Stuͤcke der Wiene-
riſchen Realzeitung fuͤr das Jahr 1771, welches
Herr
l)
Sowohl in dem Werke Magnalia Del in locis
ſubterraneis,
oder Beſchreibung aller Bergwerke
in allen vier Welttheilen, 1ſter Theil 1727,
2ter Theil 1731, als auch in ſeiner unterirrdi-
ſchen Schatzkammer von Bergwerken.
k)
Herr Ferber auch ſeinen Beytraͤgen beygefuͤgt
hat. Viele hiſtoriſche Nachrichten von dem Ur-
ſprunge, Fortgange und Aufnahme der Berg-
werke hat der P. Voigt aus dem Orden der from-
men Schuten im 4ten Stuͤck des 1ſten Bandes
ſeiner boͤhmiſchen Muͤnzgeſchichte, und auch an
einigen andern Orten. Es iſt zu bedauern, daß
die Aufſatze des Baron Mitrofsky, die Geſchich-
te, die der Hr. Mießel zu Joachimsthal aufge-
ſetzt, und was Hr. Peithner zu Schemnitz uͤber
Naturgeſchichte und Bergrechte, und Hr. Fiſcher
uͤber die Gruben zu Platten und Gottesgab nie-
dergeſchrieben, nicht konnten von dem Herrn Fer-
ber benutzt werden.

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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2025). Rössig, Carl Gottlob. Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften seit dem sechzehnten Jahrhunderte bis zu unsern Zeiten. Corpus of Literary Modernity (Kolimo+). https://hdl.handle.net/21.11113/4bp3h.0