Meſſias.
Mit Koͤnigl. Pohln. und Churf. Saͤchſ. Koͤnigl. Preußiſchen
und Churf. Brandenburgiſchen allergnaͤdigſten Privilegien.
Verlegt von Carl Hermann Hemmerde.
1756.
[][]
Von der
Nachahmung des griechiſchen Syl-
benmaſſes im Deutſchen.
Vielleicht waͤre es am beſten, das Schickſal des neuen
Sylbenmaſſes der Entſcheidung der Welt ſo zu
uͤberlaſſen, daß man gar nicht daruͤber ſchriebe.
Jch habe dieß bisher geglaubt, und ich wuͤrde
meine Meynung auch nicht aͤndern, wenn es nicht Kenner
gaͤbe, die zwar die Alten geleſen, aber ſich nicht ſo genau
um ihre Versarten bekuͤmmert haben, daß ſie die Nachah-
mung derſelben entſcheidend ſollten beurtheilen koͤnnen. Dieſe
haben wirklich dem neuen Sylbenmaſſe ſchon ſo viel Gerech-
tigkeit wiederfahren laſſen, daß ſie verdienen, veranlaßt zu
werden, es ganz beurtheilen zu koͤnnen. Jch darf, ohne mir
zu ſehr zu ſchmeicheln, vermuten, daß einige ſo freundſchaft-
lich gegen mich geſinnt ſeyn werden, lieber zu wollen, daß
ich uͤber dieſe Sache, die ſie vielleicht eine Kleinigkeit nennen,
nicht ſchreiben moͤchte. So verbunden ich ihnen fuͤr dieß
Urtheil ſeyn muͤßte; ſo wenig halte ich auch die lezten Neben-
)( 2zuͤge
[]Von der Nachahmung
zuͤge der ſchoͤnen Wiſſenſchaften fuͤr Kleinigkeiten, beſonders,
wenn es Kenner der hoͤheren Schoͤnheiten ſind, fuͤr die man
ſie aufdeckt.
Bey der Unterſuchung des neuen Sylbenmaſſes ſelbſt
koͤmmt es darauf an, daß man erweiſe: Wir koͤnnen den
Griechen und Roͤmern in ihren Sylbenmaſſen ſo nahe nach-
ahmen, daß dieſe Nachahmung, beſonders groͤſſern Werken,
einen Vorzug gebe, den wir, durch unſre gewoͤhnliche Vers-
arten, noch nicht haben erreichen koͤnnen. Eine Nebenun-
terſuchung wuͤrde ſeyn, eben dieß von lyriſchen Gedichten zu
behaupten, denen wir zwar, durch einige unſrer Sylben-
maſſe, einen freyeren Schwung, als den groſſen Gedichten,
gegeben haben; die aber, weil ſie ſo vieler Schoͤnheiten faͤhig
ſind, daß ſie unmittelbar nach dem Trauerſpiele ihren Platz
nehmen duͤrfen, noch tonvoller und harmoniſcher zu ſeyn
verdienen.
Homers Vers iſt vielleicht der vollkommenſte, der er-
funden werden kann. Jch verſtehe unter Homers Verſe nicht
Einen Hexameter allein, wiewohl ieder ſeine eigene Harmonie
hat, die das Ohr unterhaͤlt, und fuͤllt; ich meine damit das
ganze Geheimniß des poetiſchen Perioden, wie er ſich vor
das ſtolze Urtheil eines griechiſchen Ohrs wagen durfte, den
Strom, den Schwung, das Feuer dieſes Perioden, dem
noch dazu eine Sprache zu Huͤlfe kam, die mehr Muſik, als
Sprache, war. Homer blieb, auch in Betrachtung des
Klangs, ein ſolcher Meiſter ſeiner Sprache, daß er die
Griechen verfuͤhrt zu haben ſcheint, ihre Verſe mehr abzuſin-
gen, als herzuſagen.
Sein Hexameter hat die angemeſſenſte Laͤnge, das Ohr
ganz zu fuͤllen; und er uͤberlaͤßt es den Alcaͤen, ſo die voll-
kommenſten lyriſchen Verſe ſind, es, aus andern Abſichten,
mit einem kuͤrzern, fallenden Schlage zu erſchuͤttern. Er
hat
[]des griechiſchen Sylbenmaſſes im Deutſchen.
hat den groſſen, und der Harmonie weſentlichen Vorzug der
Mannichfaltigkeit. Da er aus ſechs verſchiednen Stuͤcken,
oder Fuͤſſen, beſteht; ſo kann er ſich immer durch vier, bis-
weilen auch durch fuͤnf Veraͤndrungen, von dem vorherge-
henden oder nachfolgenden Verſe unterſcheiden. Und da
dieſe Fuͤſſe bald zwo bald drey Sylben haben; ſo entſteht da-
her eine neue Abwechslung.
Durch das, ſo ich bisher angefuͤhrt habe, und dann
durch die gluͤckliche Wahl der Sylbentoͤne, und ihrer Ver-
haͤltniſſe gegen einander; und durch den abwechſelnden Ab-
ſchnitt des Verſes, bey welchem der Leſer bald laͤngere bald
kuͤrzere Zeit innehalten muß, erreicht der homeriſche Vers
eine Harmonie, die izt fließt, dann ſtroͤmt, hier ſanft klingt,
dort majeſtaͤtiſch toͤnt. Denn dieß alles in dem hoͤchſten
Grade des Wohlklangs, und nach den feinſten Grundſaͤtzen
deſſelben, hervorzubringen, ſind vorzuͤglich die griechiſche,
und dann auch die roͤmiſche Sprache am geſchickteſten. Die
Anzahl ihrer Buchſtaben und Toͤne iſt beynahe einander
gleich, und iedes einzelne Wort hat daher ſchon viel Wohl-
klang, eh es noch durch die Stelle, die es in der Verbin-
dung des Verſes bekoͤmmt, wenn ich ſo ſagen darf, in den
Strom der Harmonie einfließt, und dadurch ſeinen beſtimm-
teſten und vollſten Wohlklang hoͤren laͤßt.
Es koͤmmt uns izt darauf an, zu unterſuchen, wie nahe
wir dieſem groſſen Originale kommen koͤnnen? Der weſent-
liche Charakter unſrer Sprache, in Abſicht auf ihren Klang,
ſcheint mir zu ſeyn, daß ſie voll und maͤnnlich klingt, und
mit einer gewiſſen geſetzten Staͤrke ausgeſprochen ſeyn will.
Wer ihr Schuld giebt, daß ſie rauh klinge, der hat ſie ent-
weder niemals recht ausſprechen gehoͤrt; oder er ſagt es nur,
weil es einige ſeiner Nation auch geſagt haben. Mit groͤſ-
ſerm Rechte koͤnnte man der franzoͤſiſchen Sprache den Vor-
)( 3wurf
[]Von der Nachahmung
wurf machen, daß ſie wenig vollkoͤnige Woͤrter habe, und
noch weniger, wegen ihrer fluͤchtigen und faſt uͤbereilten Aus-
ſprache, periodiſch zu werden faͤhig; der italieniſchen, daß
ſie zu ſehr von dem geſezten und vollen Accente ihrer Mutter
ins Weiche und Wolluͤſtige ausgeartet; und vielleicht der
ſtarken Sprache der Englaͤnder, daß ſie zu einſylbigt ſey,
und zu oft, ſtatt zu flieſſen, fortſtoſſe, als daß ſie die Fuͤlle
des griechiſchen Perioden ſo nahe, wie die deutſche, erreichen
koͤnne. Kennern des griechiſchen Wohlklangs glaube ich meine
Vorſtellung von dem Klange unſrer Sprache noch deutlicher
zu machen, wenn ich ſage, daß ſie mit dem Doriſchen des
Pindar Aehnlichkeit habe, zugleich aber den Unterſchied vor-
ausſetze, der, zwiſchen dem Doriſchen des Pindar, und der
griechiſchen Schaͤferdichter, iſt. Ohne mich in die Entſchei-
dung einzulaſſen, welche von unſern Provinzen am beſten
deutſch rede? ſo koͤmmt es mir doch als wahr vor, daß ein
Sachſe das Hochdeutſche, oder die Sprache der Scribenten,
und der guten Geſellſchaften, mit leichterer Muͤhe rein und
ganz ausſprechen lernen kann, als einer aus den uͤbrigen Pro-
vinzen. Und wie einer von dieſen ſeine Sprache ſpricht, ſo
rein, ſo volltoͤnig, ſo ieden Ton und Buchſtaben, den die
richtige Rechtſchreibung ſezt, zwar ganz, aber doch nicht ſel-
ten, bey der Haͤufung der Buchſtaben, mit unuͤbertriebner
Leiſigkeit: dieß iſt die Regel der laͤngern und kuͤrzern Syl-
ben, der Art ihrer Laͤnge und Kuͤrze, und alſo auch der Har-
monie des Verſes uͤberhaupt. Jch muß geſtehn, es giebt
zweifelhafte Aufgaben bey dieſer Regel; und wir waͤren
gluͤcklich, wenn wir Eine groſſe Stadt in Deutſchland haͤt-
ten, die von der Nation, als Richterinn der rechten Aus-
ſprache, angenommen waͤre. Aber wir duͤrfen hierauf wohl
izt nicht hoffen, da Berlin eiferſuͤchtiger darauf zu ſeyn ſcheint,
den zweyten Platz nach Paris, als den erſten in Deutſchland,
zu
[]des griechiſchen Sylbenmaſſes im Deutſchen.
zu behaupten. Gleichwohl liebe ich meine Landsleute ſo ſehr,
daß ich von ihnen glaube, daß ſie in den Staͤdten, wo es
nicht mehr unbekannt iſt, daß Achtung und Sorge fuͤr ein-
heimiſche ſchoͤne Wiſſenſchaften eine von den vorzuͤglichſten
Ehren einer Nation ſind, ſich bemuͤhen werden, ihre Sprache
recht auszuſprechen; und, wofern ſie ſich auch hierinn noch ei-
nige Nachlaͤſſigkeit verzeihen wollten, doch, wenn ſie oͤffentlich
reden, oder gute Schriften in Geſellſchaften vorleſen, ſich ſelbſt
und ihren Scribenten die Ehre erweiſen werden, daß ſie ihre
volltoͤnige und maͤchtige Sprache richtig ausſprechen.
Dieſe Ausſprache vorausgeſetzt, ahmen wir dem homeri-
ſchen Verſe ſo nach. Wir haben Daktylen, wie die Grie-
chen, und ob wir gleich wenige Spondaͤen haben; ſo verliert
doch unſer Hexameter dadurch, daß wir ſtatt der Spondaͤen
meiſtentheils Trochaͤen brauchen, ſo wenig, daß er vielmehr
flieſſender, durch die Trochaͤen, wird; weil in unſern Syl-
ben uͤberhaupt mehr Buchſtaben ſind, als bey den Griechen.
Es iſt wahr, die Griechen unterſcheiden die Laͤnge und Kuͤrze
ihrer Sylben nach einer viel feinern Regel, als wir. Wenn
wir unſre Sprache nach ihrer Regel reden wollten, ſo haͤtten
wir faſt lauter lange Sylben. Dieſes iſt der Natur des Ge-
hoͤrs zuwider, welches eine ungefaͤhr gleiche Abwechslung von
langen und kurzen Sylben verlangt. Die Ausſprache hat
ſich daher nach den Fordrungen des Ohrs gerichtet. Und
dieſes iſt biegſam genug geweſen, ſich an die Kuͤrze eines
Vocals zu gewoͤhnen, auf den zween oder auch wohl drey
Buchſtaben folgen; und es wird nur alsdann verdrießlich,
wenn dieſe Buchſtaben mit einer gewiſſen Ungelenkigkeit der
Zunge ausgeſprochen werden. Ob wir nun gleich auf der
einen Seite, in Abſicht auf die Feinheit des Wohlklangs ver-
lieren; ſo gewinnen wir, in Betrachtung einer ganz neuen
Mannichfaltigkeit, welche die Griechen nicht hatten, bey-
)( 4nahe
[]Von der Nachahmung
nahe mehr, als uns, durch die genaue Feinheit, entgeht.
Zum Beweiſe deſſen waͤhle ich vorzuͤglich den Daktylus, weil
er hinter der langen Sylbe zwo kurze hat. Da unſre kurze
Sylbe auf zwo Arten, und bisweilen auch auf die dritte, kurz
iſt; der Griechen ihre hingegen nur auf Eine und ſelten auf
Zwo Arten: ſo entſtehn daher ſo verſchiedne Daktylen, und
zugleich ſo viel Mannichfaltigkeit mehr, daß dieſe in Einem
Perioden die Harmonie ſchon ungemein erhoͤht, und denn
einem ganzen Werke zu einem Vortheile gereicht, der nicht
ſorgfaͤltig genung gebraucht werden kann. Dazu koͤmmt,
daß uns die Verſchiedenheit der Daktylen auch deßwegen an-
genehm ſeyn muß, weil ſie in unſern Hexametern mehr, als
in den griechiſchen vorkommen. Dieſer in einigen Faͤllen
nothwendige oͤftere Gebrauch der Daktylen, iſt auch wohl
Urſach geweſen, warum einige Neuere den ſogenannten ſpon-
daͤiſchen Vers, der den Hexameter mit zween Spondaͤen, ſtatt
eines Daktyls und Spondaͤen, ſchließt, mit dem Homer oͤf-
ters brauchen, ohne deßwegen etwas wider den Virgil zu ha-
ben, der die Urſach nicht hatte, und es daher nur ſelten that.
Wenn wir alſo unſern Hexameter, nach der Proſodie un-
ſrer Sprache, und nach ſeinen uͤbrigen Regeln, mit Richtig-
keit ausarbeiten; wenn wir in der Ausſuchung harmoniſcher
Woͤrter ſorgfaͤltig ſind; wenn wir ferner das Verhaͤltniß,
das ein Vers gegen den andern in dem Perioden bekoͤmmt,
verſtehen; wenn wir endlich die Mannichfaltigkeit auf viele
Arten von einander unterſchiedner Perioden nicht nur kennen,
ſondern auch dieſe abwechſelnde Perioden, nach Abſichten, zu
ordnen wiſſen: dann erſt duͤrfen wir glauben, einen hohen
Grad der poetiſchen Harmonie erreicht zu haben. Aber die
Gedanken des Gedichts ſind noch beſonders; und der Wohl-
klang iſt auch beſonders. Sie haben noch kein anders Ver-
haͤltniß unter einander, als daß die Seele zu eben der Zeit
durch
[]des griechiſchen Sylbenmaſſes im Deutſchen.
durch die Empfindungen des Ohrs unterhalten wird, da ſie
der Gedanke des Dichters beſchaͤftigt. Wenn die Harmonie
der Verſe dem Ohre, auf dieſe Weiſe gefaͤllt, ſo haben wir
zwar ſchon viel erreicht; aber noch nicht alles, was wir er-
reichen konnten. Es iſt noch ein gewiſſer Wohlklang uͤbrig,
der mit den Gedanken verbunden iſt, und der ſie ausdruͤcken
hilft. Es iſt aber nichts ſchwerer zu beſtimmen, als dieſe
hoͤchſte Feinheit der Harmonie. Die Grammatici haben ſie,
„den lebendigen Ausdruck‟ genannt, und ihn oft dann nur
im Virgil oder Homer gefunden, wenn dieſe ihn etwa uͤber-
trieben, und ihm alſo ſeine eigentliche Schoͤnheit, die vorzuͤg-
lich in der Feinheit beſteht, genommen; oder in andern Stel-
len nicht daran gedacht hatten, daß Scholiaſten kommen,
und ihnen hier eine Schoͤnheit von dieſer Art Schuld geben,
wuͤrden. Verſchiedne Grade der Langſamkeit oder Geſchwin-
digkeit; etwas von ſanften oder heftigen Leidenſchaften; einige
feinere Minen von demjenigen, was in einem Gedichte vor-
zuͤglich Handlung genannt zu werden verdient, koͤnnen, durch
den lebendigen Ausdruck, von ferne nachgeahmt werden.
Wenn der Poet dieſes thut; ſo braucht er, oder es gluͤcken ihm
vielmehr einige ſeiner zarteſten Kuͤnſte der Ausbildung, die ihm
eben ſo leicht mislingen koͤnnen, ſo bald er zu ſehr mit Vorſaz
handelt, oder ſeine Einbildungskraft das enge Gebiet dieſer Ne-
benzuͤge zu hitzig erweitert, und ſich aus der Harmonie eines
Gedichts in die Muſik verſteigt. Jch muß zwar zugeſtehn,
daß es Faͤlle giebt, wo der lebendige Ausdruck dasjenige ſtark
ſagen muß, was er ſagen will. Aber uͤberhaupt ſollte man die
Regel feſt ſetzen, ſich demſelben vielmehr zu naͤhern, als ihn zu
erreichen. Und die Anwendung dieſer Regel ſollte man nur bey
der Beurtheilung ſeiner Arbeit noͤthig haben. Denn wenn
dieſe Art Schoͤnheit recht gelingen ſoll, ſo muß ſie im Feuer
der Ausarbeitung faſt unvermerkt entſtehen.
)( 5Auf
[]Von der Nachahmung
Auf eine Verbeſſerung der Harmonie von einer ganz an-
dern Art, und die nur den Vers an ſich angeht, haben ſich
einige unter uns eingelaſſen, da ſie eine Sylbe mehr vor den
homeriſchen Hexameter ſezten, um wie es ſcheint, durch
einen jambiſchen Anfang das Ohr, wegen der Ungewoͤhn-
lichkeit des neuen Verſes, ſchadlos zu halten. Aber ſie ha-
ben zween nicht unwichtige Einwuͤrfe wider ſich. Da der
Hexameter eben ſo lang iſt, als ihn das Ohr verlangt, wenn
es einen merklichen Abſatz einer vollen Harmonie, und nicht
mehr auf einmal fordert; ſo dehnen ſie die Laͤnge des Verſes
uͤber die Graͤnzen der Natur aus. Weil ſich aber dieſe
Graͤnzen nur durch ein gewiſſes Urtheil des Ohrs beſtimmen
laſſen; ſo kann ich mich, wegen ſeiner wahrſcheinlichen Rich-
tigkeit, nur auf die beſtaͤndigen Muſter der Griechen und
Roͤmer berufen, die doch ſonſt ſo abgeneigt nicht waren, neu
zu ſeyn, und in ihren theatraliſchen Jamben oft ſo ſehr von
einander unterſchieden ſind, daß es eben daher ſo ſchwer wird,
dieſe Versart genau zu beſtimmen. Der zweyte Einwurf iſt,
daß die, ſo die Sylbe noch hinzuſetzen, nicht ſelten in Gefahr
ſind, zween Verſe ſtatt eines zu machen.
Noch eine andre Sorgfalt, dem neuen Verſe eine gute
Aufnahme zu verſchaffen, war ein Einfall, der in dieſer Ab-
ſicht ſehr gluͤcklich war. So bald man ihn aber zur Regel
machen wollte, wuͤrde man ihn uͤbertreiben. Jn einem ly-
riſchen Gedichte wurden die Regeln des griechiſchen Sylben-
maſſes voͤllig nach der Proſodie der Alten beobachtet. Ohne
die Schwierigkeit zu beruͤhren, auch nur einige kleine Stuͤcke
in dieſer Art zu verfertigen, ſcheint mir dieſe ganz gebundne
Nachahmung, der Natur unſrer Sprache, ihres Hexameters,
und ſeiner Harmonie, entgegen zu ſeyn. Man weis, daß
Ovidius ſchon huͤpfend wurde, ſtatt den majeſtaͤtiſchen und
eigentlichen Wohlklang Virgils zu uͤbertreffen.
Weil
[]des griechiſchen Sylbenmaſſes im Deutſchen.
Weil ich mich uͤber das, was ich bisher von dem alten
und neuen Hexameter geſagt habe, nicht gern in Exempel aus-
breiten moͤgte; ſo will ich nur eins anfuͤhren, die Kenner der
Alten an den poetiſchen Perioden zu erinnern. Da zu we-
nige ſind, die Homers Sprache bis auf ihr Sylbenmaß ken-
nen, ſoll Virgil ſeine Stelle vertreten. Er ſagt vom
Salmoneus:
‘Quattuor hic invectus equis, \& lampada quaſſans
Per Grajûm populos mediæque per Elidis urbem
Ibat ovans, divûmque ſibi poſcebat honorem:
Demens! qui nimbos \& non imitabile fulmen
Aer’ \& cornipedum curſu ſimularat equorum!
At pater omnipotens denſ’ inter nubila telum
Contorſit, (non Ille faces nec fumea tædis
Lumina!) præcipitemqu’ immani turbin’ adegit!’ ()
Da wir uns dieſem feurigen Klange, dieſer Fuͤlle der
Harmonie, durch Nachahmung naͤhern koͤnnen; ſo begreife
ich nicht, warum wir es, beſonders in groͤſſern Gedichten,
die auch in ieder Nebenausbildung Anſtand und Maͤnnlich-
keit erfordern, nicht thun ſollen. Unſre eingefuͤhrten langen
Jamben, haben, auſſer der beſtaͤndigen Einfoͤrmigkeit, den
nicht weniger weſentlichen Fehler, daß ſie aus zween kleinen
Verſen beſtehn, und daß ein gewiſſer Abſchnitt dieſes zu ſel-
ten hindern kann. Dazu ſcheint ihnen ohne den Reim et-
was weſentliches zu fehlen. Der zehnſylbigte Vers hat viel
Vorzuͤge vor dem zwoͤlfſylbigten. Er iſt an ſich ſelbſt klin-
gender, und uͤber dieß kann man ſeinen Abſchnitt veraͤndern.
Es iſt der Vers der Englaͤnder, der Jtaliener, und auch
einiger Franzoſen. Selbſt Milton und Glover haben ihn
gebraucht. Er ſcheint aber gleichwohl fuͤr die Epopee zu
kurz, und dieß doch nicht ſo ſehr in der engliſchen, als in
der
[]Von der Nachahmung
der deutſchen Sprache. Wem dieſer Umſtand zu unwichtig
vorkoͤmmt, eine Regel daraus zu machen, dem geſtehe ich
zu, daß der zehnſylbigte Jambe die Wahl eines epiſchen
Dichters verdiente, wenn der Hexameter unnachahmbar waͤre.
Der Trochaͤe iſt zu lang, zu ſchleppend, und in groͤſſern Wer-
ken noch ſchwerer auszuhalten, als der zwoͤlfſylbigte Jambe.
Was ſoll alſo der Verfaſſer einer Epopee waͤhlen? Wenn
ich nicht ganz irre; ſo muß er entweder nicht in Verſen
ſchreiben, und ſich ſeine Worte wie Demoſthenes, oder Fe-
nelon von derjenigen Harmonie, welcher die Proſa faͤhig iſt,
zuzaͤhlen laſſen; oder er muß ſich zu dem Verſe der Alten
entſchließen.
Aber vielleicht iſt in lyriſchen Werken dieſe Entſchlieſſung
nicht ſo nothwendig? Und wir koͤnnen, ohne die Sylben-
maſſe der alten Ode, Pindariſch oder Horaziſch ſeyn? Jch
gebe zu, daß unſre lyriſchen Verſe einer groͤſſern Mannich-
faltigkeit faͤhig ſind, als die andern; daß wir einige gluͤck-
liche Arten gefunden haben, wo, durch die Abwechslung der
laͤngern und kuͤrzern Zeilen; durch die gute Stellung der
Reime; und ſelbſt manchmal durch die Verbindung zwoer
Versarten in Einer Strophe, viel Klang in einige unſrer
Oden gekommen iſt. Aber daraus folgt nicht, daß ſie die
horaziſchen erreicht haben; daß es unſern Jamben oder Tro-
chaͤen moͤglich ſey, es der maͤchtigen alcaͤiſchen Strophe, ih-
rem Schwunge, ihrer Fuͤlle, ihrem fallenden Schlage gleich
zu thun; mit den beyden choriambiſchen zu fliegen; mit der
einen im beſtaͤndigen ſchnellen Fluge; mit der andern mitten
im Fluge, zu ſchweben, dann auf einmal den Flug wieder
fortzuſetzen; dem ſanften Fluſſe der ſapphiſchen, beſonders
wenn ſie Sappho ſelbſt gemacht hat, aͤhnlich zu werden;
oder die feine Ruͤnde derjenigen Oden im Horaz zu erreichen;
die
[]des griechiſchen Sylbenmaſſes im Deutſchen.
die nicht in Strophen getheilt ſind. Horaz iſt ein ſolcher
Meiſter in der lyriſchen Harmonie, daß ſeine Versarten ei-
nige beſondre Anmerkungen verdienen, um uns recht auf-
merkſam auf ihre Schoͤnheit zu machen, eine Schoͤnheit,
die in ſeinen meiſten Arten mit einer ſo gluͤcklichen Sorgfalt
erreicht iſt, daß ſie verfuͤhren koͤnnte, einige Kleinigkeiten
wider ein paar andre Arten bey ihm zu ſagen, welche die
feine Wahl der uͤbrigen nicht ganz zeigen. Wenn Horaz
am hoͤchſten ſteigen will, ſo waͤhlt er die Alcaͤen; ein Syl-
benmaß, welches, ſelbſt fuͤr den Schwung eines Pſalms,
noch toͤnend genung waͤre. Er laͤuft da am ofteſten mit
dem Gedanken in die andre Strophe hinuͤber, weil es, ſo
zu verfahren, dem Enthuſiaſmus des Ohres und der Ein-
bildungskraft gemaͤß iſt; da jenes oft noch mehr als den
poetiſchen Perioden, der nur in eine Strophe eingeſchloſſen
iſt, verlangt, und dieſe den Strom des ſchnellfortgeſetzten
Gedanken nicht ſelten fordert. Horaz wuſte entweder den
Einwurf nicht, daß, wegen des Singens, die Strophe
und der Periode zugleich ſchlieſſen muͤßten, weil ihm die
Saͤnger und die lyriſche Muſik ſeiner Zeit denſelben nicht
machten; oder er opferte die kleinere Regel der groͤſſern auf.
Die eine Choriambe, die aus vier Verſen, und nur Einem
ungleichen beſteht, hat viel Feuer, ſanfteres, und heftige-
res, wie Horaz will, dazu eine ihr eigne lyriſche Fuͤlle.
Aber ſie duͤrfte wohl, wegen der Gleichheit ihrer drey erſten
Zeilen, nur ſehr ſelten aus ſo vielen Strophen beſtehen, als
die Alcaͤiſche. Die zweyte Choriambe, die der vorigen bis
auf den dritten Vers gleicht, welcher ſich, mit einem ſanf-
ten Abfalle herunter laͤßt, wuͤrde denjenigen Oden vorzuͤg-
lich angemeſſen ſeyn, die ſich von der hohen Ode etwas zu
dem Liede herablaſſen. Die Stellung dieſer dritten Zeile
allein ſollte uns ſchon abſchrecken, neue Sylbenmaſſe zu
machen.
[]Von der Nachahmung
machen. Sappho hat eine Ode erfunden, deren Harmonie,
ob wir gleich nicht einmal zwey ganze Stuͤcke von ihr haben,
ſie am beſten getroffen hat. Die drey erſten Zeilen ſind in
dieſer Strophe einander gleich, und wenn der gewoͤhnliche,
an ſich harmoniſche Abſchnitt immer wiederholt wird, ſo
verliert die Harmonie des Ganzen; ein kleines Verſehn,
das Horaz mehr begangen, als vermieden hat. Es iſt
zwar dieß deſto leichter zu verzeihn, ie verfuͤhrender der Ab-
ſchnitt an ſich durch ſeinen Wohlklang iſt, und ie weniger
man ihm in den erſten zwo Strophen die Eintoͤnigkeit an-
ſieht, die er ſchon in der dritten und vierten verurſacht.
Jn der Ode an Pettius beſteht die Strophe nur aus drey
Zeilen, da eine vierzeiligte einer viel vollern Harmonie und
eben der Ruͤnde faͤhig iſt. Die zweyte Zeile iſt vielleicht
zu kurz, oder ſchloͤſſe doch beſſer die Strophe. Vielleicht
waͤre auch in der Ode an Melpomene, und in den andern
von eben dem Sylbenmaſſe, der laͤngere Vers gluͤcklicher der
erſte, als daß er der zweyte iſt.
Wenn dieſe Fragmente einer Abhandlung (denn ich
kann es keine Abhandlung nennen) einigen Leſern von Ge-
ſchmack einen beſtimmtern Begrif von dem Sylbenmaſſe
der Alten gemacht haben ſollten, als ſie bisher davon gehabt
haben; ſo wird es ihnen vielleicht nicht unangenehm ſeyn,
wenn ich noch etwas von der Kunſt, Gedichte zu leſen,
hinzuſetze. Es iſt mit Recht der zweyte Wunſch iedes
Dichters, der fuͤr denkende Leſer geſchrieben hat, daß ſie
dieſe Geſchicklichkeit beſitzen moͤchten; eine Geſchicklichkeit,
die Boileau, der ſie beſaß, fuͤr ſo wichtig hielt, daß er
dem gluͤcklichen Vorleſer den zweyten Platz nach dem Dich-
ter anwies. Zu unſern Zeiten, da man ſo ſehr aufgehoͤrt
hat, ſich aus der guten Vorleſung ein Geſchaͤft zu machen,
iſt
[]des griechiſchen Sylbenmaſſes im Deutſchen.
iſt es genung, dieß wenige davon zu ſagen. Zuerſt muͤß-
ten wir die Biegſamkeit unſrer Stimme, und den Grad
ihrer Faͤhigkeit, den Wendungen und dem Schwunge des
Gedanken mit dem Tone zu folgen, durch leichte und ſcherz-
hafte Proſa, kennen lernen. Hierauf verſuchten wir die
poetiſche Erzaͤhlung, und das Lied. Ein Schritt, der
ſchwerer iſt, als er ſcheint. Dann giengen wir zu dem
Lehrgedichte, oder dem Trauerſpiele fort. Hier wuͤrden wir
finden, daß auch die ſorgfaͤltigſte Reinigkeit der Jamben den
Fehler der Eintoͤnigkeit nicht erſetzen konnte; und daß ſo
gar Jamben von genauerer Ausarbeitung, durch die immer
wiederkommende kurze und lange Sylbe unvermerkt verfuͤhrt,
von der eigentlichen Ausſprache mehr abwichen, als ſelbſt
diejenigen Hexameter, die mit weniger Sorgfalt gearbeitet
ſind. Von den Jamben erhuͤben wir uns weiter zu den
volleren Perioden der Redner. Wenn wir dieſe leſen koͤnn-
ten; ſo fingen wir mit dem Hexameter an. Wir brauchten
hierbey ſeine proſodiſche Einrichtung eben nicht zu wiſſen:
und da die Geſchicklichkeit, die Redner zu leſen, voraus-
geſezt wird; ſo duͤrften wir nur mit der geſezten Maͤnnlich-
keit, mit der vollen und ganzen Ausſprache, und, wenn
ich ſo ſagen darf, mit dieſer Reife der Stimme, den Hexa-
meter leſen, mit der wir die Proſa leſen. Wollten wir die
Proſodie des Hexameters noch dazu lernen; ſo wuͤrden wir
dem gearbeiteten ſeine voͤllige Gerechtigkeit wiederfahren laſ-
ſen; dem weniger ſorgfaͤltigen mehr Zierlichkeit geben; und
des rauhen ganze Rauhigkeit aufdecken koͤnnen. Wir wuͤr-
den auch durch dieſe Kenntniß beſtimmter wiſſen, wie man
den Vers zwar noch anders, als den beſten proſaiſchen Pe-
rioden leſen; aber niemals in die ſchuͤlerhafte Verſtuͤmm-
lung deſſelben verfallen muͤſſe, durch welche die Stuͤcke des
Verſes dem Hoͤrer vorgezaͤhlt; und nicht vorgeleſen werden.
Zulezt
[]Von der Nachahm. des griechiſch. Sylbenm. ꝛc.
Zulezt koͤnnten wir uns mit den lyriſchen Stuͤcken beſchaͤf-
tigen, die dem Alcaͤus, der Sappho, oder dem Horaz ge-
folgt ſind. Sollten einige ihrer Strophen, den Perioden
des Hexameters, wenn er in ſeiner ganzen Staͤrke iſt, und
im vollen Strome fortfließt, auch nicht in Betrachtung der
Vollkommenheit der poetiſchen Harmonie uͤberhaupt, gleich
kommen; ſo ſind wieder andre Strophen, die dieſem nur
ſehr wenig nachgeben, und dann verſchiedne, von einer
Ruͤnde, und von ſo zierlichen Feinheiten des Wohlklangs,
daß man von der lyriſchen Dichtkunſt uͤberhaupt ſagen
kann, daß ſie am naͤchſten an die Muſik graͤnze.
Der
[]
Erklaͤrung der Kupfer
in dem Gedicht, der Meſſias.
Zum zweyten Bande.
Vor den ſechſten Geſang.
Die Schaar, die in Gethſemane vor Jeſu nieder-
faͤllt, weil er geſagt hat: Jch bins! Drey hinterein-
ander entfliehen mit großer Aengſtlichkeit; der lezte
iſt darinne von den beyden erſten unterſchieden, daß
er nicht allein Aengſtlichkeit, ſondern auch Wut in
ſeinem Geſichte zeiget.
Vor den ſiebenden Geſang.
Die Façade eines antiquen roͤmiſchen Pallaſtes.
Vor demſelben das Hochpflaſter. Unten herum eine
große Menge Volks. Pilatus auf dem Richter-
ſtuhle, dem ein Sclav aus einem antiquen Waſſer-
)(gefaͤß
[]Erklaͤrung der Kupfer
gefaͤß Waſſer uͤber die Haͤnde gießt. Auf der rech-
ten Seite Pilati ſteht der Meßias mit einer Mine
voll erduldender Großmuth; auf der linken Seite
der Moͤrder Barrabas, ein wuͤtender Menſch, voll
ſtarker Muskeln, mit niedergebuͤcktem Kopf, und
ſeitwaͤrts ſehenden Augen. Ueber die Verſammlung
des Volks ſchwebet in einer dunkeln Wolke, mehren-
theils verhuͤllt, ein Todesengel mit einem Flammen-
ſchwerte. Dieſer ſieht mit ernſter Mine auf das
Volk herab.
Vor den achten Geſang.
Die Kriegsknechte ſind beſchaͤftiget, das Kreuz
vollends aufzurichten. Der Meßias ſteht unten am
Kreuz, und haͤlt ſeine rechte Hand uͤber ſeine Augen
und Stirn. Unter den vielen Zuſchauern zeigen ſich
vorzuͤglich, nebſt einigen betruͤbten Juͤngern, die from-
men Weiber, die Jeſu nachgefolget waren, und die
ſich izt ihrer Traurigkeit ganz uͤberlaſſen.
Vor
[]zum zweyten Bande.
Vor den neunten Geſang.
Die Gegend iſt wie die vorige, aber dunkel, und
mit Wolken bedeckt. Der Meßias am Kreuz zwiſchen
den zween Schaͤchern. Der Zeitpunkt iſt der, da
er mit dem Haupte ein wenig herunter geneigt, und
mit einer ernſtvollen Traurigkeit, die da mit etwas
Heiterkeit gemildert iſt, zu der Maria und dem
Johannes redete. Die Kriegsknechte, welche Jeſu
Kleider theilen.
Vor den zehnten Geſang.
Die vorige Gegend, aber noch dunkler, und ei-
nige Theile derſelben noch mehr durch die Finſterniß
verdeckt. Der Meßias iſt todt. Maria und Johan-
nes haben ihr Geſichte verhuͤllet. Die Hauptvor-
ſtellung der uͤbrigen Zuſchauer beſtehet darinn, daß
einige wenige derſelben einen wehmutsvollen Schmerz
zeigen; aber die meiſten eine wuͤtende angſtvolle Reue
zu erkennen geben.
Der
Meſſias.
Sechſter Geſang.
II.Band. A
[[2]]
Jnhalt
des ſechſten Geſangs.
Jndem ſich Eloa und Gabriel, von dem Leiden des Meßias am Oel-
berge, unterreden, koͤmmt Judas und die Schaar, Jeſum ge-
fangen zu nehmen. Judas Gedanken bey ſeiner Annaͤherung. Der
Angrif der Schaar. Nachdem ſie, auf des Meßias Anrede, wie todt,
niedergefallen, und izt wieder aufgeſtanden waren, kuͤßt Judas, wie
er verabredet hatte, den Meßias, welcher ſich darauf binden laͤßt,
Petrum von fernerer Gegenwehr zuruͤck haͤlt, und die Schaar anredet.
Unterdeß war die Verſammlung der Prieſter voller Unruh wegen des
Ausgangs. Ein Bote koͤmmt, und erzehlt, daß die Schaar vor Jeſu
todt niedergefallen ſey; ein zweyter, die Gefangennehmung des Meſ-
ſias, und die Furcht, in welcher die ihn fuͤhrende Schaar noch war;
und ein dritter, der von dieſer Furcht nichts mehr weis, daß ſich Je-
ſus ſchon dem Palaſte nahe. Da der Meßias gleichwohl noch nicht
koͤmmt, weil er unterwegs bey Hannas aufgehalten wurde; ſo geht
Philo nebſt einigen dahin, Jeſum zu Kaiphas zu bringen. Johannes
Gedanken, als der Meßias zu Kaiphas gefuͤhrt wird. Der Meßias
erſcheint vor dem Synedrio. Portia, Pilatus Gemahlinn, war, Je-
ſum zu ſehen, in des Hohenprieſters Palaſt gekommen. Philos An-
klage des Meßias. Da jener zuletzt dem Meßias fluchen will, haͤlt
ihn, durch ein ſchnelles Schrecken, ein Todesengel davon ab. Portia
bewundert die Art, mit welcher Jeſus den Philo anhoͤrt. Nun redt
Kaiphas. Unterrichtete Zeugen legen ihr Zeugniß ab. Kaiphas Wut,
daß Jeſus nichts antwortet. Der Meßias ſagt zulezt, daß er der
Sohn Gottes, und der Richter der Welt ſey. Kaiphas, die uͤbrigen, und
vor allen Philo, verdammen ihn zum Tode. Die Wache begeht Grau-
ſamkeiten an Jeſu. Gabriel und Eloa unterreden ſich daruͤber. Por-
tia wird ſo ſehr geruͤhrt, daß ſie ſich entfernt, und ſich, in ihrer Weh-
mut, zu dem erſten der Goͤtter, wendet. Petrus war hinaus gegangen,
Er entdekt Johanni ſeine Verleugnung, verlaͤßt ihn,
und beweint ſeinen Fall.
[]
Meſſias.
Sechſter Geſang.
A 2Hinzu-
[4]Der Meſſias.
Wie
[5]Sechſter Geſang.
A 3Sprach
[6]Der Meſſias.
Ueber
[7]Sechſter Geſang.
A 4Doch
[8]Der Meſſias.
Nicht
[9]Sechſter Geſang.
A 5Unent-
[10]Der Meſſias.
Ach,
[11]Sechſter Geſang.
Nach
[12]Der Meſſias.
Und,
[13]Sechſter Geſang.
Selbſt
[14]Der Meſſias.
Du
[15]Sechſter Geſang.
(Denn ich entſezte mich ſehr vor des Suͤnders Verbrechen,) das alles
Aber
[16]Der Meſſias.
(Liebenswuͤrdig iſt ſie, ſonſt haͤtte ſie ihn nicht gebohren
Dieſen
[17]Sechſter Geſang.
II.Band. BHatte
[18]Der Meſſias.
Wieder
[19]Sechſter Geſang.
B 2Dunkler,
[20]Der Meſſias.
Alſo
[21]Sechſter Geſang.
B 3Werden
[22]Der Meſſias.
Alſo
[23]Sechſter Geſang.
B 4Rief
[24]Der Meſſias.
Deſto
[25]Sechſter Geſang.
B 5Seinen
[26]Der Meſſias. Sechſter Geſang.
Der
[[27]]
Der
Meſſias.
Siebender Geſang.
[[28]]
Jnhalt
des ſiebenden Geſangs.
Der Tag des Todes Jeſu bricht an. Eloa beſingt ihn. Das Sy-
nedrium haͤlt eine letzte Berathſchlagung, und fuͤhrt den Meßias
zu Pilatus. Kaiphas klagt Jeſum an. Philo thuts auch. Der Meſ-
ſias bemerkt ſie kaum. Pilatus nimmt Jeſum ins Richthaus, ihn be-
ſonders zu verhoͤren. Jſchariots Tod. Pilatus koͤmmt mit dem Meſ-
ſias zuruͤck, und ſagt, daß er ihn Herodes ſenden wolle. Maria koͤmmt,
ſieht ihren Sohn, und geht in ihrer Traurigkeit zu Portia, und bit-
tet dieſelbe, ihren Gemahl warnen zu laſſen, daß er des Unſchuldigen
ſchone. Portia war durch den Traum, den ſie gehabt hatte, ſchon
geneigt, deswegen zu Pilatus zu ſchicken. Sie erzaͤhlt der Maria
ihren Traum. Der Meßias wird zu Herodes gefuͤhrt. Das Betra-
gen einiger Juͤnger und Freunde Jeſu, da er hingefuͤhret wird. He-
rodes verlangt ein Wunder vom Meßias, welcher ſchweigt. Kaiphas
macht, durch eine Anklage wider Jeſum, Herodes noch erbitterter.
Dieſer verſpotter den Meßias, und ſchickt ihn zu Pilatus zuruͤck. Das
Volk wird durch neue Haufen, die zum Feſte gekommen waren, ver-
mehrt. Philo ſchickt ſeine Vertrauten unter das Volk aus, es wider
Jeſum einzunehmen. Unterdeß hatte Pilatus einen beruͤchtigten Moͤr-
der, Barrabas, kommen laſſen, ihn, mit Jeſu, dem Volke vorzuſtel-
len, damit dieſes um Loslaſſung des Meßias bitten moͤchte. Portia
ſendet eine Sclavinn zu Pilatus. Philo entdekt Pilati Abſicht, die er
mit der Vorfuͤhrung des Moͤrders hat. Er haͤlt eine Rede ans Volk.
Durch dieſe, und durch den Beyfall, den die uͤbrigen Prieſter ſeiner
Rede geben, wird das ohnedieß ſchon wieder Jeſum eingenommne Volk
dahin gebracht, Barrabam loszubitten. Pilatus bezeigt, durch ein
feyerliches Haͤndewaſchen, daß er unſchuldig am Blute des Meßias
ſey. Das Volk uͤbernimmt die Schuld der Verurtheilung Jeſu. Der
Meßias wird zur Geißlung gefuͤhrt. Pilatus bringt Jeſum, mit Dor-
nen gekroͤnt, wieder zum Volk heraus, es gegen ihn zum Mitleiden zu
bewegen. Unterdeß daß dieß geſchieht, giebt der Meßias an einige
Engel geheime Befehle. Pilatus bemuͤht ſich noch immer, aber ver-
gebens, Jeſum zu retten. Jener erſchrikt uͤber die Anklage der Prie-
ſter, daß ſich der Meßias zu einem Sohne Gottes gemacht habe. Er
nimmt ihn mit ſich in den Palaſt zuruͤck, und befragt ihn hieruͤber.
Jeſu Antwort. Pilatus ſucht noch einmal, ihn zu befreyen. Aber
nach einem Vorwurfe der Prieſter, daß er auf dieſe Art ſich nicht als
einen Freund des Kaiſers zeige, uͤbergiebt Pilatus Jeſum in der
Prieſter Gewalt, welche ihn zum Tode fuͤhren.
[]
Meſſias.
Siebender Geſang.
Aufge-
[30]Der Meſſias.
Und
[31]Siebender Geſang.
Jener
[32]Der Meſſias.
Den
[33]Siebender Geſang.
II.Band. CJhn
[34]Der Meſſias.
Dem
[35]Siebender Geſang.
C 2Du
[36]Der Meſſias.
Tod!
[37]Siebender Geſang.
C 3Mich
[38]Der Meſſias.
Aber
[39]Siebender Geſang.
C 4Jeſum!
[40]Der Meſſias.
Nicht
[41]Siebender Geſang.
C 5Sanfter
[42]Der Meſſias.
Wie
[43]Siebender Geſang.
Dieſe
[44]Der Meſſias.
Ganz
[45]Siebender Geſang.
Lauter
[46]Der Meſſias.
Und
[47]Siebender Geſang.
Ach
[48]Der Meſſias.
Jener
[49]Siebender Geſang.
II.Band. DPetrus,
[50]Der Meſſias.
Halten
[51]Siebender Geſang.
D 2Den
[52]Der Meſſias.
Weiſe,
[53]Siebender Geſang.
D 3Siehe,
[54]Der Meſſias.
Und
[55]Siebender Geſang.
D 4So
[56]Der Meſſias.
Dieſer
[57]Siebender Geſang.
D 5Als
[58]Der Meſſias.
Ein
[59]Siebender Geſang.
Barra-
[60]Der Meſſias.
Folgt
[61]Siebender Geſang.
Weiſt
[62]Der Meſſias. Siebender Geſang.
[[63]]
Der
Meſſias.
Achter Geſang.
[[64]]
Jnhalt
des achten Geſangs.
Eloa koͤmmt vom Throne Gottes herab, und ruft durch die Himmel,
daß izt der Verſoͤner zum Tode gefuͤhret werde. Drauf laͤßt er die
Engel der Erden einen Kreis uͤber Golgatha ſchlieſſen, ſteigt aus dem-
ſelben herunter, und weiht den Huͤgel, im Namen des Dreymalheili-
gen, zum Tode des Mittlers ein. Hernach betet er den Meßias, der
ſein Kreuz tragend naͤher gekommen war, vom Golgatha an. Der
Kreis der Engel wird weiter um Golgatha ausgebreitet. Gabriel fuͤhrt
die Seelen der Vaͤter aus der Sonne auf den Oelberg herunter. Adam
betrit die Erde zuerſt, und redet ſie an. Satan und Adramelech ſchwe-
ben triumphirend uͤber dem Meßias. Eloa gebietet ihnen, im Namen
des Verſoͤners, ſich zu entfernen. Sie werden ins todte Meer geſtuͤrzt.
Jeſus war an Golgatha gekommen. Er redet die, welche uͤber ihn wei-
nen, an. Nun iſt er auf dem Huͤgel. Das Kreuz wird errichtet. Die
Erde faͤngt an, in ihren Tiefen zu beben. Noch ſteht der Gottmenſch
beym Kreuze. Adam betet zu ihm. Die Kreuziger nahn ſich. Die
Sterne hatten denjenigen Punkt ihres Laufs erreicht, welcher, in allen
Himmeln die Zeit der Kreuzigung anzuzeigen, beſtimmt war. Nun
ſteht die ganze Schoͤpfung ſtill. Der Vater ſieht auf den Sohn herun-
ter, und er wird gekreuzigt. Da ſein Blut nun fließt, macht es Eloa
durch die ganze Schoͤpfung bekannt. Der Gottmenſch ſieht auf das
Volk herab, und bittet den Vater um Gnade fuͤr ſie. Die Bekehrung
des einen mitgekreuzigten Miſſethaͤters. Jzt vollfuͤhrt Uriel, was ihm
geboten war. Er bringt den Stern, auf welchem die Seelen der Men-
ſchen vor der Geburt ſind, vor die Sonne. Die dadurch verurſachte
Finſterniß. Das Erdbeben ſteigt nun weiter herauf. Von den Leiden
des Verſoͤners am Kreuze. Uriel fuͤhrt die Seelen des zukuͤnftigen
menſchlichen Geſchlechts zur Erde. Eva ſieht die Seelen kommen. Sie
redet deswegen zu Adam. Der Verſoͤner ſieht die Seelen mit einem
Blick ſeiner Liebe an. Deſſelben Leiden am Kreuze. Eine ſtarke Er-
ſchuͤttrung des von neuem zunehmenden Erdbebens. Ein Sturm folgt
darauf; auf dieſen ein Donnerſchlag ins todte Meer. Eloa entſchließt
ſich, zum Throne des Himmels hinauf zu ſteigen, um den Richter von
Angeſicht zu ſehn. Jhm begegnen zween Todesengel, die Gott herab-
ſchickt. Die Erde war wieder ſtille. Eva iſt ſehr bewegt. Wenn ſie
den Anblick des ſterbenden Meßias nicht mehr aushalten kann, ſo ſieht
ſie auf Maria. Die beyden Todesengel kommen, und ſchweben ſieben-
mal ums Kreuz. Was der Verſoͤner dabey empfindet. Der Eindruck,
den die Ankunft der Todesengel auf die Vaͤter, und beſonders auf Eva
macht. Jhre Wehmut bricht in einem Gebete aus. Zulezt koͤmmt ſie,
durch einen gnadenvollen Blick des Verſoͤners zu der voͤlligen
Ruhe des ewigen Lebens zuruͤck.
[]
Meſſias.
Achter Geſang.
II.Band. EUnd
[66]Der Meſſias.
Welcher
[67]Achter Geſang.
E 2Deſſen
[68]Der Meſſias.
Feurig
[69]Achter Geſang.
E 3Und
[70]Der Meſſias.
Treffen-
[71]Achter Geſang.
E 4Und
[72]Der Meſſias.
Ewige
[73]Achter Geſang.
E 5Nun,
[74]Der Meſſias.
So
[75]Achter Geſang.
Vater!
[76]Der Meſſias.
Und
[77]Achter Geſang.
(Denn das ſind wir!) du fuͤrchteſt auch itzo Gott nicht! Wir leiden
Und
[78]Der Meſſias.
Dieſe
[79]Achter Geſang.
Eilte
[80]Der Meſſias.
Stroͤmen-
[81]Achter Geſang.
II.Band. FVon
[82]Der Meſſias.
Schwerte
[83]Achter Geſang.
F 2Und
[84]Der Meſſias.
(Dachte ſchnell die erſte der Muͤtter,) Mir ſagt es dein Jammer.
Blutig
[85]Achter Geſang.
F 3Muͤde
[89[86]]Der Meſſias.
Mein
[87]Achter Geſang.
F 4Seine
[88]Der Meſſias. Achter Geſang.
[[89]]
Der
Meſſias.
Neunter Geſang.
[[90]]
Jnhalt
des neunten Geſangs.
Eloa koͤmmt vom Throne des Richters zuruͤck, und ſagt den Vaͤtern,
daß er ſich demſelben nicht voͤllig habe naͤhern duͤrfen. Von den
Leiden des Meßias am Kreuze. Das Betragen der Freunde Jeſu. Jo-
hannes und Maria unterm Kreuze. Petri Schmerz wird, auf eine
ihm unbekannte Art, durch ſeinen Engel, Jthuriel, ein wenig gelin-
dert. Er koͤmmt ſo weit zu ſich ſelbſt, daß er ſich entſchließt, ſeine
Freunde aufzuſuchen, und ſich von ihnen troͤſten zu laſſen. Jndem er
ſich mit Aufſuchung derſelben beſchaͤftigt, haͤlt ihn ein Geſpraͤch zwi-
ſchen einem Fremden, und Samma auf. Samma erkennt Petrum.
Petrus findet Lebbaͤum. Lebbaͤus kann ihm nicht antworten. Er fin-
det ſeinen Bruder Andreas. Andreas wirft ihm, auf eine gelinde
Art, ſeine Verleugnung vor. Petrus trift Joſeph und Nikodemus
an, die von ſeiner Verleugnung noch nichts wiſſen. Nun kehrt der
trauernde Petrus nach Golgatha zuruͤck. Johannes und Maria. Un-
ter den Vaͤtern iſt Abraham noch immer von der Bekehrung des einen
Miſſethaͤters voll. Seine Unterredung mit Moſes. Jſaak koͤmmt
dazu, und ſezt die Unterredung fort. Abraham betet mit ihm zum
Meßias. Jſaak bemerkt, daß ein Cherub Seelen gegen das Kreuz
herauffuͤhre. Es waren die Seelen frommer und erſtgeſtorbner Hei-
den. Der Cherub redet von dem Meßias zu ihnen. Salem, Johan-
nis; und Selith, Mariens Schutzengel, wuͤnſchen, und vermuthen
zulezt aus einem Blicke des Meßias, Troͤſtungen fuͤr Maria und Jo-
hannes. Der Verſoͤner redet dieſe beyden an. Von den Leiden des
Mittlers am Kreuze. Das Erdbeben faͤngt von neuem an. Es dringt
bis in eine unterirdiſche Hoͤle, wohin Abbadona vom Oelberg geflohn
war. Seine Empfindungen bey dem Erdbeben. Er entſchließt ſich,
den Meßias von neuem zu ſuchen. Seine Zweifel, ob er ſich in einen
Engel des Lichts verſtellen ſolle? Seine Gedanken, da er herauf koͤmmt,
und die verfinſterte Erde ſieht. Endlich nimmt er zitternd die Geſtalt
eines guten Engels an. Er hatte Jeruſalem ſchon entdeckt, und izt
flieht er auf die Gegend zu, uͤber welche die Nacht am dunkelſten her-
abhaͤngt. Bey ſeiner Annaͤherung hoͤrt er Satan und Adramelech im
todten Meere. Die Engel erkennen ihn, ſeines angenommenen Schim-
mers ungeachtet; aber ſie laſſens ihm zu, daß er ſich weiter naͤhere.
Nach einigen Zweifeln erkennt er den in der Mitte Gekreuzigten, fuͤr den
Meßias. Was er dabey empfindet. Er ſieht ſeinen ehmaligen Freund
Abdiel, und ſo ſehr er ſich bemuͤht, nicht von ihm erkannt zu werden, ſo
wird ers doch, und entflieht zuletzt in ſeiner verdunkelten Geſtalt. Der
Todesengel Obaddon fuͤhrt die Seele Jſchariots zum Kreuze, und zeigt
ihr den ſterbenden Meßias; hierauf den Himmel der Seligen
von ferne; darnach bringt er ſie zur Hoͤlle.
[]
Meſſias.
Neunter Geſang.
Truͤbe
[92]Der Meſſias.
Nach
[93]Neunter Geſang.
Glaͤn-
[94]Der Meſſias.
Jn
[95]Neunter Geſang.
Goͤtt-
[96]Der Meſſias.
Wandte
[97]Neunter Geſang.
II.Band. GUnd
[98]Der Meſſias.
Aber
[99]Neunter Geſang.
G 2Wie
[100]Der Meſſias.
Wieder
[101]Neunter Geſang.
G 3Daß
[102]Der Meſſias.
Betet’:
[103]Neunter Geſang.
G 4Die
[104]Der Meſſias.
(Ach dort ſteht ſie am Kreuz!) ward JEſus der Erde gebohren.
Haͤngt
[105]Neunter Geſang.
G 5Salem,
[106]Der Meſſias.
Konnte
[107]Neunter Geſang.
Sah
[108]Der Meſſias.
Gott
[109]Neunter Geſang.
Seine
[110]Der Meſſias.
Wieder
[111]Neunter Geſang.
Feſtliche
[112]Der Meſſias.
Dieſer
[113]Neunter Geſang.
II.Band. HJa,
[114]Der Meſſias.
Blickte
[115]Neunter Geſang.
H 2Abba
[116]Der Meſſias.
Schau,
[117]Neunter Geſang.
H 3Jhrer
[118]Der Meſſias.
Den
[119]Neunter Geſang.
H 4Laͤgen
[120]Der Meſſias. Zehnter Geſang.
[[121]]
Der
Meſſias.
Zehnter Geſang.
H 5
[[122]]
Jnhalt
des zehnten Geſangs.
Der Vater ſieht von ſeinem Throne auf den Sohn herunter. Der
Meßias empfindet, daß Gott noch nicht verſoͤnt ſey. Er fuͤhlt
den naͤheren Tod. Er ſieht nach ſeinem Grabe hinunter, und betet
ins Geheim fuͤr die Sterbenden. Darauf wendet er ſein Antliz nach
dem todten Meere. Satan, Adramelech und die Hoͤlle empfinden ſein
Gericht. Jzt blickt der Verſoͤner auf die Schaaren der Heiligen um-
her, die das Kreuz umgeben. Er verweilt am laͤngſten bey den See-
len des zukuͤnftigen menſchlichen Geſchlechts. Es war izt einer der
groſſen Zeitpunkte gekommen, in welchen viel edlere Seelen der Erde
gegeben werden. Eh dieſe noch von ihren Schutzengeln mit ihren Lei-
bern vereinigt werden, entwickelt eine von denſelben ihre Gedanken
uͤber den ſterbenden Verſoͤner. Nun ergeht der Befehl des Meßias.
Er ſegnet die Seelen, indem ſie von den Engeln fortgefuͤhrt werden.
Die Charaktere dieſer Seelen. Da ihre Engel mit ihnen vor den
zwanzig Palmen am Oelberge voruͤber ſchweben, wo der Erloͤſer das
erſte Gericht erduldet hatte; ſo ſegnen ihnen die Seelen der Vaͤter,
die dort verſammelt ſind, nach. Einige von dieſen Vaͤtern werden ge-
nannt. Ein Geſpraͤch zwiſchen Simeon und Johannes dem Taͤufer.
Mirjam und Debora klagen den ſterbenden Verſoͤner in einem Liede.
Er koͤmmt dem Tode ſichtbar naͤher. Die meiſten Frommen entfernen
ſich. Lazarus geht Lebbaͤo nach, ihn zu troͤſten. Lazarus hatte, ſeit
der Kreuzigung Jeſu, faſt eben die Empfindungen gehabt, derer er
ſich von der Zeit, da er todt geweſen war, erinnerte. Es deucht ihn,
als wenn er unter Unſterblichen ſey. Jndem er hiervon mit Lebbaͤus
redet, ſchwebt Uriel voruͤber, deſſen weggewendeten Glanz er ſieht.
Uriel kuͤndigt der Verſammlung der Heiligen an, daß er den erſten der
Todesengel gegen die Erde herkommen, geſehen habe. Der Eindruck,
den dieſe Nachricht auf die Vaͤter, und unter dieſen auf Henoch, Abel,
Seth, David und Hiob, am vorzuͤglichſten aber, auf unſre erſten El-
tern, macht. Dieſe ſchweben zu dem Grabe Jeſu hinab. Sie erin-
nern ſich, in einem Gebete an den Meßias, ihres Falls. Sie dan-
ken, daß ſie Gnade erlangt haben. Der Verſoͤner ſieht voll Barm-
herzigkeit auf ſie herunter. Hierauf beten ſie, fuͤr das menſchliche Ge-
ſchlecht. Eloa ruft von der Zinne des Tempels, der Todesengel komme!
Dieſer trit auf den Sinai, fleht zum Meßias, um Staͤrke, den Be-
fehl Gottes zu vollbringen, ſteht auf, und ſagt, was ihm
Jehova geboten hatte. Der Meßias ſtirbt.
[]
Meſſias.
Zehnter Geſang.
Von
[124]Der Meſſias.
Deinen
[125]Zehnter Geſang.
Jhren
[126]Der Meſſias.
Satan,
[127]Zehnter Geſang.
Das
[128]Der Meſſias.
Aber
[129]Zehnter Geſang.
II.Band. JJmmer
[130]Der Meſſias.
Unaus-
[131]Zehnter Geſang.
J 2Wuchſen,
[132]Der Meſſias.
Chriſten,
[133]Zehnter Geſang.
J 3Einige
[134]Der Meſſias.
Weihte,
[135]Zehnter Geſang.
J 4Selbſt
[136]Der Meſſias.
Heiden
[137]Zehnter Geſang.
J 5Aber
[138]Der Meſſias.
Stan-
[139]Zehnter Geſang.
O,
[140]Der Meſſias.
Alſo
[141]Zehnter Geſang.
Waͤr
[142]Der Meſſias.
Seine
[143]Zehnter Geſang.
Jeſus,
[144]Der Meſſias.
Find
[145]Zehnter Geſang.
II.Band. KNach
[146]Der Meſſias.
Jeſus
[147]Zehnter Geſang.
K 2Unter
[148]Der Meſſias.
Haben
[149]Zehnter Geſang.
K 3Alſo
[150]Der Meſſias.
Das,
[151]Zehnter Geſang.
K 4Blickte
[152]Der Meſſias.
Wer
[153]Zehnter Geſang.
K 5Sey
[154]Der Meſſias.
Zu
[155]Zehnter Geſang.
Die
[156]Der Meſſias.
Und
[157]Zehnter Geſang.
Der
[158]Der Meſſias.
Staͤrkt’
[159]Zehnter Geſang.
Vor
[160]Der Meſſias. Zehnter Geſang.
[[161]]
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- TextGrid Repository (2025). Collection 2. Der Messias. Der Messias. Corpus of Literary Modernity (Kolimo+). Kolimo+. https://hdl.handle.net/21.11113/4bngn.0