Zeitung
von
D. Johann Jacob Hartenkeil.
Non hic culpatur, ſi careat vitiis.
Zu haben poſttaͤglich auf allen loͤbl. Poſtaͤmtern;
bandweiſe in den med. chir. Zeitungs-Comtoirs in Salzburg,
Frankfurt am Main, Jena und Wien,
und
in der Mayrſchen Buchhandlung zu Salzburg.
gedruckt bey F. X. Oberer, Landſchafts- und Stadtbuchdrucker
Erklaͤrung gegen die Aufforderung im 25ten Stuͤck, S.
138 des Journals der Erfindungen ꝛc. Mein Aufſatz uͤber eini-
ge neuere Galvaniſche Erſcheinungen, welcher in dem 100ſten
Stuͤck der med. chir. Ztg. S. 381 abgedruckt iſt, enthaͤlt fol-
gende Stelle: „Aus einer Recenſion in der Salzburger Zei-
tung ſehe ich, daß das Journal der Erfindungen mich beſchul-
digt, ich hielte den Stickſtoff fuͤr die Urſache der Reitzbarkeit“.
— Dieſe Worte haben die Hn. Herausgeber jenes Journals
zu einer Aufforderung veranlaßt, welche an den Prof. Herz
und mich gerichtet iſt, und in der ſie beweiſen, „daß ich etwas
Unſichtbares geſehen, und daß ſie mir nie jene Behauptung
aufgebuͤrdet haͤtten.“ Da meine Worte ausdruͤcklich anzeigen,
daß ich, als ein [Reiſender], nur aus der Recenſion in der Salz-
burger med. chir. Zeitung ſchoͤpfte, und da in dieſer ſehr ſichtbar
ſteht: „Girtanner ſucht das Princip des Lebens im Sauer-
ſtoff, Humboldt im Azote und Mezler im kohlenſauren Gas“ *)
— ſo
[191] — ſo bedarf es wohl keiner Erlaͤuterung uͤber ein Mißverſtaͤnd-
niß, welches in jener Aufforderung (St. 25. S. 138 — 143)
ohne-
*)
[192] ohnedieß auf ſechs Seiten auseinander geſetzt iſt. Ich wuͤrde mich
mit der feyerlichen Erklaͤrung begnuͤgen, daß ich beym Niederſchrei-
ben meines Aufſatzes nicht ahndete, irgend Jemand durch den-
ſelben zu beleidigen oder einen Zwiſt zu erregen, von dem die
Wiſſenſchaften keinen Gewinn ziehen werden; ich wuͤrde hier
ſchließen, wenn nicht dankbare Anhaͤnglichkeit an Hn. Herz mich
hinzuzuſetzen noͤthigte, daß nicht er, ſondern ich, jenen Brief
uͤber den Galvaniſmus zur Einruͤckung ſandte, ja daß ich es
fruͤher that, als er Notiz davon haben konnte. Es iſt eine ſo gewoͤhn-
liche und unverfaͤngliche Art, Verſuche und literariſche Nach-
richten in Briefform einzukleiden, daß dieſer Schritt ſich ſelbſt
rechtfertigt. Was kann aber die Hn. Herausgeber des Journals
der Erfindungen zu der Behauptung veranlaſſen, daß eben der,
an welchen der Brief gerichtet iſt, ihn habe oͤffentlich bekannt
gemacht? Ein Mann, wie Hr. Prof. Herz, der allgemein an-
erkannte literariſche Verdienſte mit aͤcht-philoſophiſcher Beſchei-
denheit verbindet, wuͤrde den Eingang meines Briefes nicht
ſelbſt ungeaͤndert haben abdrucken laſſen. Es thut mir leid, die
unſchuldige Veranlaſſung geworden zu ſeyn, daß ſein Nahme
bey einer Sache genannt wird, die bloß die meinige iſt.
F. A. v. Humboldt.
ſich, daß ſie Jedermann gern unangetaſtet laſſen, und daß
ſie von aller Streitſucht entfernt ſeyen. Davon werden ſich
nun die Leſer obiger Aufforderung, in der ſie drey Per-
ſonen zugleich, Hn. v. Humboldt, den Hn. Prof. Herz, und
den Recenſenten in der med. chir. Ztg. angegriffen finden,
ſchwer uͤberzeugen koͤnnen. Der erſte hat in wenigen Zei-
len ſelbſt geantwortet; von Hn. Prof. Herz, iſt kaum ein-
zuſehen, warum auch er in den Zwiſt hineingezogen wird;
und Statt des Recenſenten, der unrichtige Behauptungen,
auffallende Unwahrheiten in die Welt gebracht haben ſoll,
erlaube man mir einige Worte. In dem 17. St. Seite
139 des Journals der Erfindungen heißt es: — Wenig-
ſtens kann man unſern Zeiten nicht den Vorwurf der
Einſeitigkeit bey den Unterſuchungen uͤber das Princip des
Lebens machen. Girtanner ſucht bekanntlich die Meinung
geltend zu machen, der Sauerſtoff ſey dieß Princip.
Hum-
die gereitzte Muskel- und Nervenfaſer ꝛc. einen „Beweis,
daß das Azote eine unendlich (?) groͤßere Wirkung auf
die erhoͤhte Erregbarkeit der Organe habe.“ Und Mezler
ſucht gar zu beweiſen, kohlengeſaͤuertes Gas oder fixe Luft
ſey das occultum vitae pabulum. — Der Rec. dieſes
Stuͤcks des Journals der Erfindungen in der med. chir.
Ztg., der der Menge der anzuzeigenden Schriften wegen
ſich kurz zu faſſen den Auftrag hat, glaubte den Sinn die-
ſer Stelle mit den wenigen Worten getroffen zu haben:
„Girtanner ſucht das Princip des Lebens im Sauerſtoff,
Humboldt im Azote und Mezler im kohlenſauren Gas.“
— Jeder Unparteyiſche muß nun geſtehen, daß, wenn
auch nicht ipſiſſima verba der Recenſion in dem Jour-
nal der Erfindungen vorkommen, der Zuſammenhang doch
auf den Sinn jener Worte leitet. Der Aufſatz handelt
vom Princip des Lebens. Des Hn. v. Humboldt's Mei-
nung wird der der Hn. Girtanner und Mezler entgegen-
geſetzt. Wie kann dieſe Entgegenſtellung Statt finden,
als unter der Vorausſetzung, daß auch Hr. v. Humboldt,
wie jene zwey andere Phyſiologen, ein Lebensprincip uͤber-
haupt, und zwar ein, einem Stoffe inhaͤrirendes anneh-
me? Rec. mußte alſo glauben, den Geiſt jenes Aufſatzes
in dem Journal der Erfind. richtig in ſeiner in der med.
chir. Ztg. abgedruckten Anzeige getroffen zu haben. Ob
uͤbrigens Hn. v. Humboldt's Nahme in der Zuſammen-
ſtellung uͤberhaupt genannt werden koͤnne, iſt eine andere
Frage, und der aͤhnlich, ob es eine Antitheſe ſey — Mez-
ler haͤlt den Kohlenſtoff fuͤr das Princip des Lebens, und N...
glaubt,
Organe? — Doch angenommen, was gar nicht erwieſen
werden kann, daß der Rec. himmelweit gefehlt habe, ſo
finde ich gar nichts Beleidigendes in den Ausdruͤcken des
Hn. v. Humboldt, der ohnehin ſeiner Humanitaͤt wegen
ſo allgemein bekannt und beliebt iſt, und ich bin uͤberzeugt,
daß der Recenſent ſich mit demſelben uͤber dieſe Kleinig-
keit leicht verſtaͤndiget und ſeine Angabe erlaͤutert haben
wuͤrde, ohne das Publikum mit unintereſſanten Streitig-
keiten zu unterhalten. J. J. Hartenkeil.
- Rechtsinhaber*in
- Kolimo+
- Zitationsvorschlag für dieses Objekt
- TextGrid Repository (2025). Collection 2. Erklärung gegen die Aufforderung im 25ten Stück, S. 138 des Journals der Erfindungen etc.. Erklärung gegen die Aufforderung im 25ten Stück, S. 138 des Journals der Erfindungen etc.. Corpus of Literary Modernity (Kolimo+). Kolimo+. https://hdl.handle.net/21.11113/4bn4w.0