Gedichte
Bey George Ludewig Winter.
[[II]][[III]]
Zueignungs-Geſang
an den
Baron von Kottwitz,
Erbherrn auf Boyadel in Niederſchleſien
meinen erſten Wohlthaͤter.
a 2
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[[VI]]
[VII]
Vorrede.
Es iſt eine alte und bekannte An-
merkung, daß die Dichter nicht
durch Unterricht und Regeln gebildet wer-
den, ſondern ihren Beruf und ihre Faͤhig-
keiten blos von der Natur erhalten. Wer
dieſen Beruf empfangen hat, der redet
ohne Vorſatz und ohne Kunſt die Sprache
der Muſen: aber der Mangel deſſelben wird
durch keinen Unterricht, und durch keine
Regeln erſetzt. Plato ſetzet den wahren
Character eines Dichters darin, daß er
ſeine Geſange durch Begeiſterung hervor-
a 4
[VIII]Vorrede.
bringe, ſich ſelbſt unbewußt, was er ſinge.
Die Harmonie und der Gang des Verſes
ſetzen nach ſeiner Meinung, den Dichter
in den Enthuſiasmus, der ihm die Gedan-
ken und Bilder darbietet, welche er bey ge-
ſetztem Geiſte vergeblich wuͤrde geſucht ha-
ben. (*) Man darf ſich deshalb nicht wun-
dern, daß die fuͤrtreflichſten Dichter aͤlter
ſind, als die Regeln, und daß die feineſte
Critik keine vollkommenere Geſaͤnge hervor-
gebracht hat, als die ſind, welche vor der
Kunſt geweſen.
Das Beyſpiel der Dichterin, von welcher
wir hier einige auserleſene Lieder der Welt
vorlegen, beſtaͤtiget die Wahrheit dieſer An-
[IX]Vorrede.
merkungen auf die unzweifelhafteſte Weiſe.
Ohne Vorſatz, ohne Kunſt und Unterricht
ſehen wir ſie unter den beſten Dichtern ihren
Platz behaupten. Mit Bewunderung er-
fahren wir an ihr, wie die Natur durch die
Begeiſterung wuͤrket, und wie ohne dieſe
kein Vorſatz und keine Beſtrebung vermoͤ-
gend iſt, dasjenige zu erſetzen, was ohne
ſie fehlt. Die Lieder, welche ihr am beſten
gelungen, ſind alle in der Hitze der Einbil-
dungskraft geſchrieben, da hingegen die,
welche ſie aus Vorſatz und mit ruhiger
Ueberlegung verfertiget, allemal das Kenn-
zeichen des Zwanges und den Mangel der
Muſe nicht undeutlich bemerken laſſen.
Wenn die Dichterin in Geſellſchaft, oder in
a 5
[X]Vorrede.
einſamen Stunden von irgend einem Ge-
genſtand lebhaft geruͤhrt wird, ſo wird ihr
Geiſt ploͤtzlich erhitzt; ſie beſitzt ſich nicht
mehr, jede Triebfeder der Seele wird rege,
ſie fuͤhlt einen unwiderſtehlichen Trieb zum
Dichten, und ſchreibet das Lied, welches
ihr die Muſe eingiebt, mit bewundrungs-
wuͤrdiger Geſchwindigkeit. Gleich einer
Uhr, die ohne fernere Huͤlfe ihren richtigen
Gang fortſchreitet, ſo bald die Feder ge-
ſpannt iſt, ſingt ſie, ſich ſelbſt unbewußt,
wie die Gedanken und Bilder in ihr ent-
ſtehen, ſo bald die Seele durch die erſte
Vorſtellung in Wuͤrkſamkeit gebracht wor-
den. Auch die feinere Beobachtung des
Plato, daß die Harmonie und der Gang
[XI]Vorrede.
des Verſes die Begeiſterung unterhalten, fin-
den wir durch das Beyſpiel unſrer Dichterin
beſtaͤtiget. So bald ſie den Ton, wie ſie es
ſelbſt nennt, und das Sylbenmaaß getroffen,
ſo fließt das ganze Lied ohne Muͤh und ohne
Beſtrebung die Gedanken und Bilder zu
finden. Die feineſte Wendung der Materie
und des Ausdrucks entſtehen unter der Feder,
als wenn ſie ihr eingegeben wuͤrden.
Wie unzweifelhaft es ſey, daß unſre
Dichterin ihren Beruf allein von der Natur
bekommen habe, erhellet am deutlichſten aus
allen Umſtaͤnden ihres Lebens. Denn darin
finden wir nichts, das vermoͤgend geweſen
waͤre, an ſtatt des natuͤrlichen Hangs einen
kuͤnſtlichen Trieb zur Dichtkunſt in ihr zu
[XII]Vorrede.
erregen, keinen einzigen Umſtand, woraus
wir begreifen koͤnnten, daß gelernte Regeln
bey ihr die Stelle des Genies vertreten.
Sie iſt in einem Stande gebohren, der zu-
naͤchſt an den niedrigſten graͤnzet, ihre Erzie-
hung, die Beſchaͤftigungen ihrer Kindheit
und erſten Jugend, waren der Niedrigkeit
ihrer Geburt angemeſſen; in ihren reiferen
Jahren aber waren ihre Umſtaͤnde ſo, daß
ihr Geiſt nothwendig in den tiefſten Staub
waͤre niedergedruckt worden, wenn die Na-
tur nicht weit ſtaͤrker waͤre, als alle Hinder-
niſſe, die ihr entgegen wuͤrken.
Sie iſt im Jahr 1722. an der Graͤnze
von Niederſchleſien, zwiſchen Zuͤllichau,
Schwiebus und Croſſen an einem kleinen
[XIII]Vorrede.
Orte gebohren. Dieſer Ort iſt eine Meyerey
von wenig Haͤuſern und wird der Hammer
genennet. Unter ſieben armſeeligen Einwoh-
nern dieſes Orts, war ihr Vater der an-
ſehnlichſte, weil er der Brauer und Gaſtwirth
des Orts war. Er hieß Duͤrbach, und
ſtarb ihr zu fruͤh. In ihrem ſiebenden Jahr
kurz vor ihres Vaters Tode, nahm ihrer
Großmutter Bruder, ein verſtaͤndiger Greis,
ſie zu ſich nach Pohlen, und lehrte ſie leſen
und ſchreiben. Dies iſt der Oheim, dem ſie
das ſchoͤne Lied geſungen, welches ſich in die-
ſer Sammlung findet. (*) In ihrem zehn-
ten Jahre gingen die Muͤhſeeligkeiten des
Lebens an, die ſie hernach, bis nahe an ihr
[XIV]Vorrede.
vierzigſtes Jahr, in ſo groſſen Uebermaaß em-
pfunden hat. Sie wurde ihrer Mutter
wieder zuruͤck gegeben. Zuerſt mußte ſie Kin-
dermagd ihres Halbbruders werden, und
bald darauf wurde ihr die Beſorgung und
Verpflegung von drey Rindern, der ganzen
Heerde ihrer Aeltern, aufgetragen. Kurz
vorher zeigten ſich die erſten Spuhren ihres
natuͤrlichen Hanges zur Dichtkunſt dadurch,
daß ſie eine ungewoͤhnliche Luſt zum Singen
fuͤhlte, und hundert geiſtliche Kirchenlieder
auswendig wußte, die ſie bey ihrer Arbeit
und bey der Huͤtung ihrer kleinen Heerde
ſang. Dadurch entſtund bey ihr die Be-
gierde ſelbſt ein Morgenlied zu verfertigen,
von dem ſie ſich aber nichts mehr erinnert.
[XV]Vorrede.
In ihrem Hirtenleben fiel noch ein
anderer Umſtand vor, der ihrem natuͤrlichen
Genie ſehr zu Huͤlfe kam. Sie wurde mit
einem Hirtenknaben bekannt, der ihr, ob ſie
gleich durch einen kleinen Fluß mit ihren
Heerden getrennet waren, einige Buͤcher
zutrug. Der Robinſon, die aſiatiſche
Baniſe, und die tauſend und eine Nacht
waren ihre Bibliothek, welche unſre junge
Hirtin mit groſſer Begierde geleſen. Dieſes
machte ihr ihren Hirtenſtand angenehm.
Allein dieſe Gluͤckſeligkeit war von ſehr
kurzer Dauer; ſie mußte bald darauf ihre
kleine Heerde verlaſſen und zum zweyten-
mal Kinderwaͤrterin werden. Unter dieſen
und andern muͤhſamen haͤuslichen Geſchaͤften
[XVI]Vorrede.
einer Dienſtmagd erreichte ſie ihr ſieben-
zehentes Jahr, in welchem ſie die Laufbahn
weit groͤſſerer Muͤhſeeligkeiten antrat. Ihre
Mutter verheyrathete ſie an einen Mann,
dem ſie alle Wolle, die er verarbeitete, zu-
rechte machen mußte. Und da uͤberdem alle
andre haͤusliche Geſchaͤfte einer Frauen allein
auf ihr lagen, ſo hatte ſie keine andere Muſſe
ihrem Hang zu leſen und Lieder zu ſchreiben
nachzugeben, als einige Stunden der Sonn-
tage. Da ſchrieb ſie die Lieder nieder, wel-
che ſie unter ihrer Arbeit ausgedacht hatte.
Nach einer neunjaͤhrigen Ehe ward ſie
dieſes Bandes los, um ein viel haͤrteres zu
tragen; denn ihre Mutter fuͤhrte ſie nicht
lange hernach einem zweyten Mann zu, und
[XVII]Vorrede.
zugleich in den allerkuͤmmerlichſten und arm-
ſeligſten Theil ihres Lebens. Was die un-
gluͤcklichſte Ehe und die bitterſte Duͤrftigkeit
ſchweres und niederſchlagendes haben, mußte
ſie bey dieſem zweyten Mann ertragen.
Aber eben in dieſen Umſtaͤnden zeigte die
Natur ihre Kraͤfte an dem Genie unſrer
Dichterin. Ihr kamen einige Verſe des
bekannten Prediger Schoͤnemanns zu
Geſichte. Man weiß in Berlin, daß dieſen
Mann, nach einem heftigen hitzigen Fieber,
von Zeit zu Zeit eine Art von Raſerey an-
getreten, in welcher er immer in Verſen
geſprochen und geprediget. Ungeachtet die
meiſten Verſe dieſes ſeltſamen Mannes mehr
das Kennzeichen einer uͤbel erhitzten Phan-
b
[XVIII]Vorrede.
taſie, als das Gepraͤge des himmliſchen Feu-
ers der Muſen trugen, ſo fand doch unſere
Dichterin in denen, die ſie zu ſehen bekom-
men, etwas, das ihr Genie auſſerordentlich
reitzte. Sie fuͤhlte eine groͤſſere Begierde,
als jemals, ihrem Trieb zu folgen, aber es
fehlte ihr an Zeit und Gelegenheit dazu.
Nach einigen Proben, die ſie gemacht
hatte, wurde ſie von verſchiedenen Bekannten,
die ſie zu Frauſtadt in Pohlen, dem damali-
gen Ort ihres Aufenthalts hatte, ermuntert,
fortzufahren. In einem ſehr kurzen Aufſatz
von ihren Lebensumſtaͤnden, gedenket ſie des
Rector Rickerts, und ſeines Collegen
Pruͤvers, des Burgermeiſter Greiffen-
hagen, des Doctor Neugebauers in
[XIX]Vorrede.
Frauſtadt, der Prediger an der Kirche zu
Liſſa in Großpohlen, des Reichsgrafen von
Roͤders, und des Hofprediger Doͤbels
in Großglogau, als der erſten Befoͤrderer
und Goͤnner ihrer poetiſchen Arbeiten; und
ſie verlangte aus Dankbarkeit gegen dieſe
Maͤnner, daß ihrer hier Meldung geſchaͤhe.
Aus eben dieſem Grunde muͤſſen wir erwaͤh-
nen, daß der Poſtmeiſter Koͤrber in
Großliſſa der erſte geweſen, der etwas von
der Feder unſrer Dichterin der Preſſe uͤber-
geben, und daß der berůhmte Profeſſor
Meyer in Halle, den ſie durch das Geruͤcht
kannte, und dem ſie aus Pohlen ein Lied zuge-
ſchickt hatte, das meiſte beygetragen hat, ſie
zur Fortſetzung ſolcher Arbeiten aufzumuntern.
b 2
[XX]Vorrede.
Indeſſen waren dieſe Aeuſſerungen ihres
Genies nur noch kleine Funken, des halb
unterdruckten Feuers, welches die Muſen
in ihr angezuͤndet hatten. Die Siege
Friederichs gaben ihm eine Kraft,
die alle Hinderniſſe ſeines vollen Ausbruchs
verzehrte, und die es in vollen Flammen dar-
ſtellte. Sie war im Jahr 1755 mit ihrem
Mann und vier Kindern nach Groß-Glogau
gezogen. Daſelbſt bekam ſie den Zutritt zu
einem Buchladen, wo ſie verſchiedene poeti-
ſche und andere Schriften mit groͤßter
Begierde, wiewohl ohne Ordnung und be-
ſtimmte Abſicht durchlas. Wie gluͤcklich
ſie ſich eine ſehr ſchnelle Durchleſung der
Buͤcher zu Nutze mache, und wie leichte
[XXI]Vorrede.
ſie die beſten Zuͤge behalte, zeiget ſich
uͤberall in ihren Gedichten. Man wuͤrde
von ihr eine ziemlich ſtarke Beleſenheit
vermuthen, wenn man nicht wuͤßte, daß
ſie nur wenige Buͤcher und ſehr fluͤchtig
durchgeleſen.
Der im vorigen Jahr geendigte merk-
wuͤrdige Krieg, und die groſſen Thaten des
Helden, der die Augen der ganzen Welt
allein auf ſich gezogen hat, vollendeten die
Ausbildung des dichteriſchen Geiſtes dieſer
auſſerordentlichen Frauen. Sie hatte nach
der Schlacht bey Lowoſchuͤtz ihr erſtes
Sieges-Lied geſungen, und nicht lange
hernach kamen ihr die Kriegeslieder des
preußiſchen Grenadiers, einige Oden von
b 3
[XXII]Vorrede.
Ramler, nebſt den Geſaͤngen der Frau
Unzerin zu Geſichte, die einen maͤch-
tigen Reiz auf ſie hatten. Die Lieder, in
denen ſie hernach Friedrichs Siege be-
ſungen, ſind Zeugen eines ſchon zur Reife
gekommenen Dichter-Geiſtes.
Indeſſen lebte die Dichterin immer
unter dem Druck des groͤßten Elendes.
Aber es gefiel dem Schickſal, ſie endlich aus
den beklagenswuͤrdigen Umſtaͤnden, unter
denen gemeine Seelen zu verſinken pflegen,
heraus zu reiſſen. Der Baron von
Cottwitz, ein Schleſiſcher Edelmann, der
ſich ſeit vielen Jahren durch liebenswuͤr-
dige Eigenſchaften bekannt gemacht hatte,
kam im Jahr 1760, als er eben durch
[XXIII]Vorrede.
Glogau nach Berlin reiſen wollte, in ihre
Bekanntſchaft. Sein wohlthaͤtiges Gemuͤth
empfand Mitleiden uͤber ihr Elend, er riß
ſie heraus, und fuͤhrte ſie mit ſich nach Ber-
lin. So bald ſie in dieſer Hauptſtadt an-
gekommen, und die Bekanntſchaft mit ver-
ſchiedenen Kennern und Liebhabern der
Dichtkunſt gemacht hatte, zeigte ſich ihr
Genie in ſeiner vollen Staͤrke. Sie wurd
in der Stadt und am Hofe bewundert.
Die meiſten Lieder dieſer Sammlung ſind
Arbeiten, die ſie ſeit dieſem, fuͤr ſie ſo gluͤck-
lichen Zeitpuncte, gefungen hat. Sie legen
ihren Charakter und ihre letztere Begeben-
heiten ſo wohl an den Tag, daß wir fuͤr un-
noͤthig halten, uns laͤnger bey dem auf-
b 4
[XXIV]Vorrede.
zuhalten, was ihre Perſon betrift. Es
bleibet uns demnach nur noch uͤbrig, daß
wir den Goͤnnern unſrer Dichterin, etwas
von der Beſchaffenheit der gegenwaͤrtigen
Sammlung auserleſener Gedichte fagen.
Es iſt bekannt, in was fuͤr einer Ab-
ſicht, einige Freunde der Dichterin unter-
nommen haben, dieſe Sammlung heraus-
zugeben. Man hat Urſache, ſich zu freuen,
daß man dieſen Weg eingeſchlagen, eine
Perſon von ſolchen Talenten, wenigſtens
aus der aͤuſſerſten Duͤrftigkeit heraus zu
reiſſen. Es haben ſich, wie das nachſte-
hende Verzeichniß zeiget, eine Menge wohl-
thaͤtiger Perſonen gefunden, die ſich ein
Vergnuͤgen daraus gemacht haben, die vor-
[XXV]Vorrede.
geſchlagene Mittel zu unterſtuͤtzen. Die
gute Abſicht, die ſowol die Urheber, als die
Befoͤrderer dieſes Werks, gehabt haben,
wird uns uͤberheben, die geringe Anzahl der
Bogen dieſer Sammlung zu entſchuldigen.
Es weiß jedermann, daß man ſich nicht
anheiſchig gemacht hat, die Vorſchuͤſſe, durch
das Gewicht des Papiers, oder die Menge
der Blaͤtter zu bezahlen. Hingegen geſtehen
wir gerne, daß wir wegen des langen Ver-
zuges der Ausgabe Nachſicht noͤthig haben.
Verſchiedene unvermeidliche Umſtaͤnde ſind
an dieſer Verzoͤgerung Schuld.
Die Wahl der Stuͤcke, die in dieſe
Sammlung gekommen, hat zwar ein be-
kannter Dichter, deſſen richtiger Geſchmack
b 5
[XXVI]Vorrede.
aus ſeinen eigenen Werken hinlaͤnglich be-
kannt iſt, getroffen. Indeſſen fuͤrchtet er
ſich doch, daß man ihm vorwerfen koͤnnte,
es ſeyen Stuͤcke weggelaſſen worden,
die vollkommener ſind, als einige an-
dere, denen man hier Platz gegeben. Er
bittet alſo dieſes zu ſeiner Entſchuldigung
anzunehmen, daß er genoͤthiget geweſen,
einigen Gedichten einen Platz zu geben, den
vielmehr zufaͤllige Umſtaͤnde, als ihr inner-
licher Werth gefodert haben.
[[XXVII]]
Verzeichniß
der
Subſcribenten.
A.
- Exempl.
- Frau von Arnim — — ‒ 1 ‒
- Herr von Arnim auf Suckow — — ‒ 1 ‒
- — Alh. Heinrich von Arnim — ‒ 1 ‒
- — Cammerherr Freyherr von Albedyl — ‒ 1 ‒
- — von Avemann in Zelle — — ‒ 3 ‒
- — Hof-Rath Arnd in Berlin — — ‒ 2 ‒
- — Secretair Apfel zu Gandersheim — ‒ 1 ‒
- — Iwan Andreow von Kiow — — ‒ 1 ‒
[XXVIII]Verzeichniß
B.
- Exempl.
- Frau von Bähr — — ‒ 2 ‒
- — Geheime Räthin von Berg — ‒ 1 ‒
- — von Beer zu Stolzenhagen — ‒ 1 ‒
- — Steuer-Einnehmerin Bielefeldt in Hamm ‒ 1 ‒
- Jungfer Bergmann in Hamm — ‒ 1 ‒
- — — Brandt — — ‒ 1 ‒
- Frau Obriſten von Bork — — ‒ 1 ‒
- — von Bähr in Berenburg — ‒ 1 ‒
- Fräulein von Beyern zn Wolmirſtädt — ‒ 1 ‒
- Frau Baars in Berlin — — ‒ 1 ‒
- Jungfer Maria Eliſabeth Boyſen — ‒ 1 ‒
- — — Margaretha de Bary in Frankfurt ‒ 1 ‒
- — — Helena Barensfeldt daſelbſt — ‒ 1 ‒
- — — Birkmann in Nürnberg — ‒ 1 ‒
- Herr Regierungs-Rath Baſtineller — ‒ 2 ‒
- — Cammer-Director Burghoff — ‒ 5 ‒
- — Obriſte von Billerbeck — ‒ 1 ‒
- — Obriſte von Bequignol — ‒ 1 ‒
- — Lieutenant Buhler — — ‒ 1 ‒
- — Simon Bonte — — ‒ 1 ‒
- — Iſaac Bonte — — ‒ 1 ‒
- — Jacob Bernus in Frankfurt — ‒ 2 ‒
- — Baumhauer daſelbſt — — ‒ 1 ‒
- — Ober-Amtmann Brandes zu Schlanfeld ‒ 4 ‒
- — Backmeiſter — — ‒ 1 ‒
- — von Bismark — — ‒ 1 ‒
- — Prediger Braunemann in Klein-Riſcho ‒ 1 ‒
- — Braſche in Wernigerode — ‒ 1 ‒
- — Büchting daſelbſt — — ‒ 1 ‒
- — Hofrath Buchholz in Berlin — ‒ 2 ‒
- — Breymann in Brandenburg — ‒ 1 ‒
- — Prediger Bartſch in Hohen-Nauen — ‒ 1 ‒
[XXIX]der Subſcribenten.
- Exempl.
- Herr Prediger Binger in Spaatz — ‒ 1 ‒
- — Rittmeiſter von Backhoff — ‒ 1 ‒
- — Juſtus Baars in Rathenow — ‒ 1 ‒
- — Wilhelm Baars daſelbſt — ‒ 1 ‒
- — Prediger Baumgarten in Brandenburg ‒ 1 ‒
- — Hof-Prediger Breymann in Gandersheim ‒ 1 ‒
- — Baron von Bielefeld — ‒ 4 ‒
- — Buſſe in Frankfurt — — ‒ 3 ‒
- — Bröllmann in Lion — — ‒ 1 ‒
- — Bertrand in Magdeburg — ‒ 2 ‒
- — Hofrath Bergius in Berlin — ‒ 3 ‒
- — Cammer-Secretair Bugäus in Glogau ‒ 1 ‒
- — Cammerherr Boſe von Schleinitz — ‒ 1 ‒
- — Geh. Cammer-Rath von Berlepſch ‒ 1 ‒
- — R. Br. in Lippſtadt — — ‒ 2 ‒
- — Secretair von Beinom — ‒ 1 ‒
- — Acciſe Inſpeceor Butte — ‒ 1 ‒
- — Cammer-Secretair von Baumann in Cleve ‒ 1 ‒
- — Cammer-Secretair Bernuth, Senior daſelbſt ‒ 1 ‒
- — Cammer-Secretair Bernuth, junior daſelbſt ‒ 1 ‒
- — Prediger Bartels daſelbſt — ‒ 1 ‒
C.
- Frau Geheimte Räthin Cautius — ‒ 1 ‒
- Jungfer Charreton in Stevenow — ‒ 1 ‒
- Herrn General-Lieutenant von Canitz Excellenz ‒ 1 ‒
- — Land-Cammer-Rath von Crux — ‒ 1 ‒
- — Major von Cordier — — ‒ 1 ‒
- — Obriſt von Carlsburg — ‒ 1 ‒
- — Hof-Diaconus Calviſius — ‒ 1 ‒
- — Conrad — — ‒ 1 ‒
- — Etats-Rath und Reſident von Ciauſenheim ‒ 1 ‒
- — Cuny in Amſterdam — ‒ 6 ‒
[XXX]Verzeichniß
- Exempl.
- Herr Cuny in Berlin — — ‒ 1 ‒
- — Profeſſor Curts in Franckfurt an der Oder ‒ 24 ‒
- — Doctor und Advocat Calvi in Hamm ‒ 1 ‒
- — Rathmann Cruſemann — ‒ 1 ‒
- — W. D. C. — — ‒ 1 ‒
D.
- Frau Profeſſorin Dommerichen in Helmſtädt ‒ 1 ‒
- Jungfer Davidis — — ‒ 1 ‒
- Herr Director Dolſcius in Rathenow — ‒ 1 ‒
- — Duncker — — ‒ 2 ‒
- — Kriegs-Rath Deutſch — ‒ 2 ‒
- — Poſt-Secretair Denſo — ‒ 1 ‒
- — Profeſſor Deggeler in Schafhauſen — ‒ 1 ‒
- — Juſtitz-Rath Detharding in Altona ‒ 1 ‒
- — Amtmann Delius in Dardesheim — ‒ 1 ‒
- — Prediger Daneil in Quedlinburg — ‒ 1 ‒
E.
- Herr Profeſſor Eiſenhardt in Helmſtädt — ‒ 1 ‒
- — Paſtor Evers in Desdorf — — ‒ 1 ‒
- — Doctor Eichen in Gandersheim — ‒ 1 ‒
- — Ermeler in Berlin — — ‒ 1 ‒
- Herr Ehrlich in Iſerlohn — — ‒ 2 ‒
- — Engelcke in Glogau — — ‒ 1 ‒
- — Joh. Joach. Eſchenburg in Hamburg — ‒ 1 ‒
- — Profeſſor Eberhard in Halle — ‒ 2 ‒
- — Profeſſor und Prediger Eylert in Hamm ‒ 1 ‒
- — Erdmann in Soeſt — — ‒ 1 ‒
F.
- Fraͤulein Eleonore Chriſt. von Ferentheil auf Groß-
Breeſen — — — ‒ 1 ‒ - Frau Geh. Kriegs-Räthin von Fletſcher — ‒ 1 ‒
[IXXX[XXXI]]der Subſcribenten.
- Exempl.
- Jungfer Cath. Theodore Fleſch — — ‒ 1 ‒
- Herr Hauptmann von Franckenberg — ‒ 1 ‒
- — Aſſeſſor Friderici in Blanckenburg — ‒ 1 ‒
- — Advocat Friedag — — ‒ 1 ‒
- — Prediger Francke in Strodehuen — ‒ 1 ‒
- — Peter Feronce — — ‒ 3 ‒
- — Freude in Danzig — — ‒ 1 ‒
- — Frantz in Hirſchberg — — ‒ 8 ‒
- — Hof-Fiſcal Freyſchmidt in Prentzlow — ‒ 1 ‒
- — Joh. Andr. Feyereiſen in Glogau — ‒ 1 ‒
- — Aſſeſſor von Forell — — ‒ 1 ‒
- — Favreau — — — ‒ 6 ‒
- — Frommann in Züllichau — ‒ 1 ‒
G.
- Frau Obriſtin von Geiſt — — ‒ 1 ‒
- Fräulein von Götz — — ‒ 1 ‒
- Herr Cammer-Herr Baron von Geuder in Berlin ‒ 1 ‒
- — Burgermeiſter Götze in Quedlinburg — ‒ 1 ‒
- — Galliſch in Leipzig — — ‒ 4 ‒
- — Obriſt von Gemmingen — — ‒ 1 ‒
- — Obriſt von Gersdorf — — ‒ 1 ‒
- — Major von Greiffenberg — — ‒ 1 ‒
- — Regiments-Feldſcheer Gönner — ‒ 1 ‒
- — Gröning in Bremen — — ‒ 1 ‒
- — Prediger Glave in Stettin — — ‒ 1 ‒
- — Canonicus Gleim in Halberſtadt — ‒ 15 ‒
- — Hof-Fiſcal Geuſt in Brandenburg — ‒ 1 ‒
- — Doctor Grünitz in Berlin — — ‒ 1 ‒
- — Gontzebach — — ‒ 2 ‒
- — Gutbier — — — ‒ 2 ‒
- — Accis-Rath Garbe in Leipzig — ‒ 2 ‒
- — Hof-Rath Gauſe — — ‒ 1 ‒
[XXXII]Verzeichniß
- Exempl.
- Herr Cammer-Secretair Gräve — — ‒ 1 ‒
- — Cammer-Junker von Gersdorf — ‒ 2 ‒
H.
- Fraͤulein Graͤfin von Hennicke — — ‒ 1 ‒
- Frau Obriſt-Lieuten. von Heyne, geb. von Lüderitz ‒ 1 ‒
- — Geh. Räthin von Hecht in Hamburg — ‒ 2 ‒
- — Henningen in Berlin — — ‒ 1 ‒
- Jungfer Hofſtadt in Franckfurth — — ‒ 1 ‒
- Herr Obriſte von Haßlocher — — ‒ 1 ‒
- — Präſident Heiligenſtadt in Halberſtadt — ‒ 1 ‒
- — Reg. Secretair Hille daſelbſt — — ‒ 2 ‒
- — Factor Haberlin zu Steuermarck — ‒ 1 ‒
- — Paſtor Hynitſch in Anderbeck — ‒ 1 ‒
- — Heinecke in Bremen — — ‒ 1 ‒
- — Prediger Hanſemann in Mengeden — ‒ 1 ‒
- — Profeſſor Hofmann in Dortmund — ‒ 1 ‒
- — von Hagen auf Hohennauen — ‒ 4 ‒
- — Hof-Poſtmeiſter Heppel in Lühnen — ‒ 3 ‒
- — Hager in Berlin — — ‒ 1 ‒
- — Criminal-Rath Hymnen in Cleve — ‒ 3 ‒
- — Höffner in Züllichau — — ‒ 1 ‒
- — Hoffmann daſelbſt — — ‒ 2 ‒
- — Poſt-Secretair Hoppe — — ‒ 1 ‒
- — Ober-Zieſemeiſter Hoppe in Salzwedel — ‒ 1 ‒
- — Oberamts-Regierungs-Rath Harsleben in Glogau ‒ 1 ‒
- — Legations-Rath von Hagedorn in Dresden ‒ 1 ‒
- — Kriegs-Rath Hofmeiſter in Cleve — ‒ 1 ‒
- — Doctor Hüſſelmann in Hamm — ‒ 1 ‒
- — Stadt-Secretair Hochdahl daſelbſt — ‒ 1 ‒
- — Hachtmann in Magdeburg — — ‒ 2 ‒
- — Heinſius in Leipzig — — ‒ 2 ‒
[XXXIII]der Subſcribenten.
J.
- Exempl.
- Frau General-Lieutenant von Jeeze, geb. von Lattorff ‒ 1 ‒
- Herr Münz-Buchhalter Jaroſch in Braunſchweig ‒ 1 ‒
- — Paul Jordan in Berlin — — ‒ 2 ‒
- — Jacobi in Züllichau — — ‒ 2 ‒
- — Jaeobi in Karga — — ‒ 2 ‒
K.
- Frau General-Lieut. von Kleiſt geb. von Schierſtädt ‒ 1 ‒
- — Hauptmannin von König geb. von Lüderitz ‒ 1 ‒
- — Majorin von Kamcke — — ‒ 2 ‒
- — Majorin von Kleiſt und Havelberg — ‒ 1 ‒
- — Obriſt-Lieuten. von Karſtedt zu Trezdorf — ‒ 1 ‒
- Fräulein von Kleiſt zu Stavenew — — ‒ 1 ‒
- Frau Commercien-Räthin Krantzen in Quedlinburg ‒ 1 ‒
- Jungfer Kochin in Wilsleben — — ‒ 1 ‒
- Herr Reg. Advocat Köpcke in Magdeburg — ‒ 1 ‒
- — Münz-Wardein Kohl in Braunſchweig — ‒ 1 ‒
- — Paſtor Kitzow in Baſſe — — ‒ 1 ‒
- — Candidat Krull in Halberſtadt — ‒ 1 ‒
- — Land-Sindicus Klöcker in Halberſtadt — ‒ 1 ‒
- — Doctor Krazenſtein in Helmſtädt — ‒ 5 ‒
- — Krohn aus Lemgow — — ‒ 1 ‒
- — Münz-Buchhalter Knuſſe — ‒ 1 ‒
- — Hof-Rath Kock in Stettin — — ‒ 1 ‒
- — Geheime Rath von Kleiſt in Berlin ‒ 1 ‒
- — Hauptmann von Kleiſt — ‒ 1 ‒
- — von Katt zu Vieritz — ‒ 1 ‒
- — Cämmerer Kettler zu Rathenow — ‒ 1 ‒
- — Keßler in Berlin — — ‒ 1 ‒
- — Kruckmann daſelbſt — ‒ 2 ‒
- — Krauſe in Züllichau — ‒ 2 ‒
- — von Klöver — — ‒ 1 ‒
[c]
[XXXIV]Verzeichniß
- Exempl.
- Herr Geh. Secretair Kreuſchner — ‒ 2 ‒
- — Canzeliſt Kämmerling in Cleve — ‒ 1 ‒
- — Kulitſch von Döbeln — ‒ 1 ‒
L.
- Frau General-Fiſcalin Lindholz in Glogau ‒ 1 ‒
- — Cammer-Räthin Lindemann — ‒ 2 ‒
- Jungfer Liebau in Berenburg — ‒ 1 ‒
- Herr Hofrath Leſſer in Berliu — ‒ 3 ‒
- — Lohmann in Magdeburg — ‒ 1 ‒
- — Ladeberg daſelbſt — — ‒ 2 ‒
- — Leipziger daſelbſt — — ‒ 1 ‒
- — Geh. Rath von Lobenthal in Quedlinburg ‒ 1 ‒
- — Conſiſtorial-Rath Lindſtedt daſelbſt ‒ 1 ‒
- — Rector Luckenbach in Halberſtadt ‒ 1 ‒
- — Liegnitz in Stettin — — ‒ 1 ‒
- — Ober-Jägermeiſter von Langen in Fürſtenberg ‒ 1 ‒
- — Doctor Ludolff in Berlin — ‒ 1 ‒
- — Leidig auf der Mühlenburg — ‒ 1 ‒
- — Burgemeiſter Lüdemann in Rathenow ‒ 1 ‒
- — Lürmann in Iſerlohe — — ‒ 1 ‒
- — Löbecke daſelbſt — — ‒ 2 ‒
- — Lambert in Berlin — — ‒ 1 ‒
- — Carl Lautier daſelbſt — ‒ 1 ‒
- — Paul Lautier daſelbſt — ‒ 2 ‒
- — Lehmann in Franckfurt — ‒ 2 ‒
- — Poſt-Secretair Lorenz — ‒ 1 ‒
- — Zieſemeiſter Liezmann in Rupin — ‒ 1 ‒
- — General-Fiſcal Lindholz in Glogau — ‒ 1 ‒
- — Canzeley-Director Leßmann daſelbſt — ‒ 1 ‒
- — Stadt-Präſident Lentz in Soeſt — ‒ 1 ‒
[XXXV]der Subſcribenten.
M.
- Exempl.
- Frau von Marklowsky geb. von Blutowsky in Plefſe ‒ 1 ‒
- Fräulein von Marklowsky daſelbſt — — ‒ 1 ‒
- Frau Kriegs-Räthin Michälis in Cleve — ‒ 1 ‒
- — Müllern in Baſel — — ‒ 6 ‒
- Jungfer Eliſ. J. Metting in Franckfurth — ‒ 1 ‒
- Herr Regierungs-Präſident von Marklowsky in Pleſſe ‒ 1 ‒
- — Criminal-Rath Müller in Stettin — ‒ 1 ‒
- — Cammer-Secretair Meyer in Hannover — ‒ 2 ‒
- — Peter Meermann in Franckfurth — ‒ 1 ‒
- — Prediger Müller in Pritzen — ‒ 1 ‒
- — Moſes in Berlin — — ‒ 7 ‒
- — Doctor Michaelis — — ‒ 6 ‒
- — Hof-Fiſcal Meyer — — ‒ 1 ‒
- — Maſten in Iſerlohn — — ‒ 3 ‒
- — Maſten in Franckfurth — — ‒ 2 ‒
- — Malvieux in Leipzig — — ‒ 2 ‒
- — Müller in Züllichau — — ‒ 2 ‒
- — Secretair Magius — — ‒ 1 ‒
- — Land-Baumeiſter Meinecke in Cleve — ‒ 1 ‒
- — Hauptmann von Möllendorf aus Wuticke ‒ 1 ‒
N.
- Fraude Neufville in Franckfurth — — ‒ 1 ‒
- Herr Hof-Marſchall von Naumeiſter in Berlin — ‒ 1 ‒
- — Gabriel Nicolas daſelbſt — — ‒ 2 ‒
- — J. L. N. — — — ‒ 1 ‒
- — Joh. Nicol. Niclas, Collaborator beym Pedagogio
in Ilfeldt — — — ‒ 1 ‒
O.
- Herr von Ombud — — ‒ 1 ‒
- — Profeſſor Oelrichs in Stettin — ‒ 1 ‒
C 2
[XXXVI]Verzeichniß
P.
- Exempl.
- Herr Prediger Pauli in Magdeburg — ‒ 1 ‒
- — Kriegs-Rath Pape daſelbſt — — ‒ 3 ‒
- — Hof-Diaconus Paller — — ‒ 1 ‒
- — Graf von Pickler — — ‒ 1 ‒
- — von Platen in Halberſtadt — ‒ 1 ‒
- — Ober-Amtmann Prylipp in Brandenburg ‒ 1 ‒
- — Obriſte von Plothow zu Rathenau — ‒ 1 ‒
- — Wennemar Platzmann in Berlin — ‒ 2 ‒
- — Johann Platzmann daſelbſt — — ‒ 2 ‒
- — Palmier daſelbſt — — ‒ 2 ‒
- — Wald-Förſter Pieper in Hamm — ‒ 1 ‒
- — Baron von Plettenberg — — ‒ 3 ‒
- — Land-Richter Pütter — — ‒ 1 ‒
- Die erſte Clafſe der Prentzlowiſchen groſſen Schule ‒ 1 ‒
Q.
- Herr General-Major von Queiſt — — ‒ 1 ‒
R.
- Fraͤulein Philippine von Romberg — ‒ 1 ‒
- — — Alexandrine von Romberg — ‒ 1 ‒
- — — Wilhelmine von Romberg — — ‒ 1 ‒
- — — Sophie von Romberg — — ‒ 1 ‒
- — — Chriſtine von Romberg — — ‒ 1 ‒
- — — von Retzow zu Metlow — — ‒ 1 ‒
- — — von der Reck zu Harem — — ‒ 1 ‒
- Frau Rauthen in Berlin — — ‒ 1 ‒
- Herr Dohmherr von Rochow zu Recan — ‒ 1 ‒
- — Ober-Prediger Reiſewitz in Quedlinburg ‒ 1 ‒
- — von Ransfeldt — — ‒ 1 ‒
- — Obriſter von Rieger in Stuttgard — ‒ 2 ‒
- — Rath Rieß in Franckfurth am Mayn — ‒ 1 ‒
[XXXVII]der Subſcribenten.
- Exempl.
- Herr Cämmerer Richter — — ‒ 2 ‒
- — J. C. R. — — — ‒ 1 ‒
- — Hauptmann von Retzow in Zabekuck — ‒ 1 ‒
- — von Retzow in Metlow — — ‒ 1 ‒
- — Roſentreter in Aſchersleben — ‒ 2 ‒
- — Reinholdt in Iſerlohn — — ‒ 3 ‒
- — de Ron in Berlin — — ‒ 2 ‒
- — Reclam daſelbſt — — ‒ 1 ‒
- — Poſt-Secretair Reſag daſelbſt — ‒ 1 ‒
- — Rietz in Hannover — — ‒ 3 ‒
- — Oberamts-Regierungs-Advocat Ritter in Glogau ‒ 1 ‒
- — Ober-Steuer-Secretair Nabener in Dresden ‒ 1 ‒
- — Jagd-Secretair Richter — — ‒ 1 ‒
- — Rentey-Adminiſtrator von Roskampf in Soeſt ‒ 1 ‒
- — Interims-Land-Rentey-Rendant Nappard in Cleve ‒ 1 ‒
- — Kriegs-Rath Reſen in Hamm — ‒ 1 ‒
- — Muſic-Director Rolle in Magdeburg — ‒ 16 ‒
- Des Ritter-Collegii Bibliothek in Brandenburg ‒ 1 ‒
S.
- Die verwittwete Frau Gräfin zu Stolberg-Stolberg ‒ 1 ‒
- Frau Gräſin Chr. Alb. zu Stolberg-Roßla — ‒ 1 ‒
- — von Schlaberndorf in Brandenburg — ‒ 1 ‒
- — Majorin von Schwerin — — ‒ 1 ‒
- — von Schlotheim in Halberſtadt — ‒ 1 ‒
- Frey-Fräulein Franceline von Syberg — ‒ 1 ‒
- — — Helena von Syberg — ‒ 1 ‒
- Frau Adelg. Conc. Salomon der deutſchen Geſellſchaft
in Jena Mitglied — — ‒ 1 ‒ - Herr Graf Heinrich Ernſt zu Stolberg-Wernigerode ‒ 12 ‒
- — Ober-Conſiſtorial-Rath Sack in Berlin — ‒ 1 ‒
- — Ober-Amtmann Schmidt in Altenhauſen ‒ 1 ‒
- — Schönermarck — — ‒ 1 ‒
- — Joh. Gottfr. Schinck — — ‒ 1 ‒
c 3
[XXXVIII]Verzeichniß
- Exempl.
- Herr Regiments-Quartiermeiſter Schutze — ‒ 1 ‒
- — Hof-Rath Schacht — — ‒ 1 ‒
- — Advocat Spiegel — — ‒ 1 ‒
- — Kriegs-Secretair Schwachten — ‒ 7 ‒
- — Matthias Schönling in Franckfurth — ‒ 1 ‒
- — Scheul in Magdeburg — — ‒ 1 ‒
- — Conſiſtorial-Rath Seiler in Bareuth — ‒ 1 ‒
- — Lieutenant Sabinsky — — ‒ 1 ‒
- — General-Major von Sydow — ‒ 1 ‒
- — Stadt-Schultheiß Schmidt in Goßlar — ‒ 1 ‒
- — Rector Struenſee in Halberſtadt — ‒ 1 ‒
- — Paſtor Schmidt in Parckſtedt — ‒ 1 ‒
- — Schöne in Brimen — — ‒ 1 ‒
- — Ober-Commiſſarius Siegmann in Braunſchweig ‒ 1 ‒
- — Commercien-Rath Schröder in Stettin ‒ 1 ‒
- — Doctor Spangenberg in Wolckenried — ‒ 1 ‒
- — Secretair Schröder in Wernigerode — ‒ 1 ‒
- — Director Schütze daſelbſt — — ‒ 1 ‒
- — Probſt Spalding in Barth — — ‒ 2 ‒
- — von Schlaberndorf in Brandenburg — ‒ 1 ‒
- — Burgemeiſter Schaum in Rathenow — ‒ 1 ‒
- — Kriegs-Rath Schmelzeiſen in Stendal — ‒ 1 ‒
- — Schatz in Berlin — — ‒ 1 ‒
- — Saſſe daſelbſt — — ‒ 2 ‒
- — Chriſt. Schütze daſelbſt — — ‒ 2 ‒
- — Stumpf daſelbſt — — ‒ 2 ‒
- — Schulge in Leipzig — — ‒ 1 ‒
- — Obergerichts-Advocat Stiſſer in Prentzlow ‒ 1 ‒
- — Hof-Rath Sack in Glogau — — ‒ 1 ‒
- — Senator Schwechten daſelbſt — — ‒ 1 ‒
- — Geh. Rath von Schönberg auf Bieberſtein ‒ 1 ‒
- — Cammerherr von Schönberg auf Gelenau ‒ 2 ‒
- — Chriſtian Saxeſen in Hamburg — ‒ 1 ‒
- — Hennibal Saxeſen daſelbſt — ‒ 1 ‒
[XXXIX]der Subſcribenten.
- Exempl.
- Herr Chriſtian Sack in Lübeck — — ‒ 3 ‒
- — Criminal-Rath Sack in Cleve — ‒ 1 ‒
- — Lands-Gerichts-Aſſeſſor Siegfried in Weſel ‒ 1 ‒
- — Heinrich Stute — — ‒ 1 ‒
- Die Frau Gräſin Joh. Eleonora Joſepha von Solms,
gebohrne Gräfin von Henckel von Donnermarck ‒ 1 ‒ - Frau Albertine Charlotte Wittwe Gräſin zu Solms
gebohrne Gräfin von Gyland — — ‒ 1 ‒ - Henriette Wilhelmine Gräfin von Schönburg-Lichten-
ſtein — — — ‒ 1 ‒
T.
- Frau Treiſchke in Berlin — — ‒ 1 ‒
- — Thilo in Stettin — — ‒ 1 ‒
- Herr von Tavancour — — ‒ 1 ‒
- — Thomſon, vom Meyerſchen Dragoner-Regiment ‒ 2 ‒
- — Münz-Meiſter Tiller in Braunſchweig — ‒ 1 ‒
- — Tielebein in Stettin — — ‒ 1 ‒
- — Teuſcher — — — ‒ 1 ‒
- Die Typographiſche Geſellſchaft in Bern — ‒ 12 ‒
U. V.
- Fraͤulein M. von Vaerit, Chanoineſſe zu Clarenberg ‒ 1 ‒
- Herr Cammerherr und Geh. Kriegs-Rath von Unrub ‒ 10 ‒
- — Major von Voß in Rathenow — ‒ 1 ‒
- — Juſtiz-Secretair Utz in Anſpach — ‒ 5 ‒
- — Prediger Underich in Bladenhorſt — ‒ 1 ‒
- Ungenannte — — — ‒ 8 ‒
W.
- Frau Rittmeiſterin von Strahlenhielm geb. von
Wacknitz — — — ‒ 1 ‒ - Fräulein Eleon. Eliſabeth von Wacknitz — ‒ 1 ‒
[XL]Verzeichniß der Subſcribenten.
- Exempl.
- Herr von Witzleben — — ‒ 1 ‒
- — Cammer-Director Wolf in Quedlinburg ‒ 1 ‒
- — Cammerherr von Wilke — ‒ 1 ‒
- — Advocat Wolf in Halberſtadt — ‒ 1 ‒
- — von Wittorf — — ‒ 1 ‒
- — Ober-Dom-Prediger Weisbeck in Halberſtadt ‒ 2 ‒
- — Freyherr von Werther in Sondershauſen ‒ 1 ‒
- — Paſtor Wuſtenberg in Stettin — ‒ 1 ‒
- — Willet in Stettin — — ‒ 1 ‒
- — Prediger Wetzel in Rhinow — ‒ 1 ‒
- — Wacker in Leipzig — — ‒ 2 ‒
- — Oberſt-Lieutenant von Wacknitz — ‒ 1 ‒
- — Cammerjunker von Wacknitz — ‒ 1 ‒
- — Cammeragent Würker in Glogau — ‒ 1 ‒
- — Geh. Rath von Wurmb — ‒ 1 ‒
- — Profeſſor Witthof in Hamm — ‒ 1 ‒
- — Commißions-Rath Wedecking — ‒ 1 ‒
Y.
- Herr Graf Ludwig Caſimir zu Yſenburg-Budingen ‒ 5 ‒
Z.
- Jungfer Johanna Zietelmann — ‒ 1 ‒
- Frau Zibe — — ‒ 1 ‒
- Herr von Ziethen auf Dechtow — ‒ 1 ‒
- — Calculator Zabel in Cleve — ‒ 1 ‒
- — Cammer-Secretair Zeunert in Hamm ‒ 1 ‒
- — Joh. Gottfried Zaminen in Magdoburg ‒ 1 ‒
Oden.
Erſtes Buch.
A
[[2]][[3]]
An Gott
als ſie bey hellem Mondſchein erwachte.
Du Gott! der Tag und Nacht entſcheidet,
Und in der Nacht mit Sonnenſchein
Den finſtern Mond bekleidet.
A 2
[4]Oden.
Aus hoher ungemeßner Ferne,
Und ungezaͤhlt, wie Sand am Meer,
Stehn um ihn her die Sterne.
Die Dunkelheit geſchmuͤckt mit Lichte
Sieht auf uns nieder, nennet dich
Mit Glanz im Angeſichte.
Biſt du im kleinſten Stern dort oben!
Wie unausſprechlich nahmenlos!
Die Morgenſterne loben
Geſchloſſen, wie zu jener Stunde,
Da aus dem Chaos tief hervor
Ein Wort aus deinem Munde
[5]Erſtes Buch.
Am Firmament herum geſetzet.
Du ſprachſt, das Rad der Dinge lief,
Und laͤuft noch unverletzet.
Da ſchon Jahrtauſende vergangen!
Der Zeiten Wechſel raubet nie
Das Licht von ihren Wangen.
Vergeht, verfliegt, veraltet alles.
Dem Thronenpomp, dem Cronengluͤck
Droht eine Zeit des Falles!
Sein Anſehn wird der Zeit zum Raube.
Der Weiſe, der in Sternen las,
Liegt ſchon geſtreckt im Staube!
A 3
[6]Oden.
Des Nachts in Buͤchern, aufgeſchlagen
Von deiner Hand. O lehre mich
Nach deinem Lichte fragen!
Regierer der entſtandnen Sterne!
Und blicke meinem Herzen zu,
Daß es dich kennen lerne!
[7]Erſtes Buch.
An den Schoͤpfer
an ihrem Geburtstage den 1ten des Weinmonats
1761.
Da, wie aus Windeln du gewickelt haſt das Meer!
Und als vor dir die Wellen tobten,
Zu ihnen ſpracheſt: kommet, bis hieher!
Umher gezogen hat, und ihren Grund gelegt?
Als du die Morgenroͤthe glaͤnzen
Mit Purpur hieſſeſt, den ſie um ſich traͤgt?
Bin ich, als auf dein Wort der Tag hervor geeilt
Der Thau gezeugt ward, und der Regen
Und Finſterniß von Lichte ward getheilt!
A 4
[8]Oden.
Heißſcheinend an ſich zieht von duͤrrer Erde Schooß,
War ich doch ſchon der Engel Wonne,
Von dir erſchaffen, war ich ihnen groß.
Haſt du, Gott Schoͤpfer! ſie dem Winde gleich gemacht;
Schoͤnfarbigt wie der Regenbogen
Wie Sonnenglut, iſt ihrer Leiber Pracht.
Sind ſie; ſie eilen, Gott! wenn du Befehle blickſt,
Durch deinen Himmel viel geſchwinder
Als deine Blitze, die du flammigt ſchickſt!
Ich ward, wie Staub, der auf der Flur zuſammen laͤuft,
Wann deine Wolken ihn begoſſen
Und Kloß an Kloß ſich nun zuſammen haͤuft.
[9]Erſtes Buch.
Das riß auch mich hervor, als du des Lebens-Thuͤr
Entriegelteſt, und noch der Rachen
Des Grabes nicht eroͤfnet war vor dir!
Vor deinem Angeſicht! dann kam mein Tag, und du
Gabſt mir die Huͤlle, die ich trage
Um dieſen Geiſt von dir geathmet, zu!
Gebuͤrge blaͤſet tief herunter in das Meer,
Nahm ich dis Leben zum Gebrauche,
Zu deinem Ruhm; Herr! mein Geſang ſey er!
A 5
[10]Oden.
Das Ungewitter
in der Nacht vom 31ten Auguſt 1761.
Verhuͤllt in dicker Mitternacht,
Und auf dreytauſend Feuerwagen
Zu uns herabgebracht!
Hoͤrt ihn! ſein Donner rollet ſchwer;
Der Umfang ſeines Wolkenkleides
Blizt Schrecken auf uns her.
Mit ihm dahergefahren, ſo,
Wie zu der Schlacht, da vor dem Sieger
Das Hoͤllenheer entfloh?
[11]Erſtes Buch.
Gott ſchlaͤgt den Weinſtock, ſchlaͤgt die Frucht
Des Baums, der wankend ſeine Glieder,
Zerrißne Aeſte, ſucht.
Sie fahren auf, und ſtammeln: Gott!
Der Wuchrer zittert auf dem Golde;
Dem Freygeiſt wird ſein Spott
Gott ſagt im Donner, wer er ſey!
Und faͤhrt an Suͤndern, ungerochen,
Im Brauſen ſtark vorbey!
Ein Dorf mit Blitzen in den Brand!
Glut warf er nieder; nackend flohen,
Ihr Leben in der Hand
[12]Oden.
Ihr Kleid, ihr Brod wird aufgezehrt:
Und dich, dich findet der Verſchoner
Noch ſeiner Nachſicht werth.
Wohnt minder Bosheit, als in dir!
Sagts, ihr Pallaͤſte! den Verbrechern:
Gott war im Wetter hier!
Von Erz gegoſſen, ſprangen loß;
Sag es, erſchrockne Spree, und ihr, ihr Huͤgel!
Auf die er Feuer goß.
Ihr Eichen! ſagts der Koͤnigs Stadt;
Daß, ſeinen Willen auszurichten,
Der Blitz Befehle hat.
[13]Erſtes Buch.
Ihm muß der Sturm gehorchend ſtehn;
Er heißt den Krieg mit einem Blicke
Fort, wie das Wetter gehn!
[14]Oden.
An Gott.
Das Laͤcheln deines Angeſichts
Uns zeigeſt, Gott! ſoll ich vor deiner Wage zittern
Am Tage des Gerichts?
Nicht deiner Groͤſſe mich zu freun?
Nein! zu Rebellen, die vor deinem Nahmen beben,
Herab geſtuͤrzt zu ſeyn?
Und ſchleudert deines Zornes Blick
Dein ſuchendes Geſchoͤpf voll Liebe, voll Verlangen,
Von deinem Licht zuruͤck?
[15]Erſtes Buch.
Mich werden was Gewuͤrme ſind!
Dein Blick zerſchmelze mich! Mein Vater! Ach! zernichte,
Vertilge ganz dein Kind!
[16]Oden.
Die Allmacht und Guͤte Gottes
An deiner unerſchoͤpften Guͤte,
Die meines Daſeyns Urſach iſt,
Ergoͤtzen ſich mein Herz und mein Gemuͤte;
Ich denke ſie,
Denn Herr! noch nie,
Wenn ich in Noth geſeſſen,
Ward ich von ihr vergeſſen.
Iſt breiter als zehntauſend Erden.
Sie hieß Erzengel vor ſich ſtehn
Sie ſprach; und Thier und Menſchen muſten werden!
[17]Erſtes Buch.
Das Sternen Heer,
Das tiefe Meer,
Sind Werke ſeiner Haͤnde;
Sie aber iſt ohn Ende.
Mir deiner Creaturen Menge;
Der Vogel nennt ſie, wenn es tagt,
Sie ſorgt fuͤr ihn, er ſingt ihr Lobgeſaͤnge.
Der Donner ſchillt,
Der Loͤwe bruͤllt,
Als deiner Staͤrke Zeugen;
Und beyde muͤſſen ſchweigen!
Mit bloͤden Laͤmmern freundlich ſpielen,
Und wenn du dich in Wolken huͤllſt
So muß dein Blitz die heiſſe Luft nur kuͤhlen!
B
[18]Oden.
Des Donners Wuth,
Des Meeres Fluth,
Den Sturmwind und die Stille
Schickt deiner Allmacht Wille!
Und ſtrafſt die ſuͤndigen Geſchoͤpfe
Mit Ueberſchwemmung und mit Brand:
Dein Krieg zermalmt die Menſchen wie die Toͤpfe.
Sie ſchreyn zu dir:
Herr! ſiehe, wir
Sind elend, und zerſchlagen;
Dann wendeſt du die Plagen:
Auf oͤde Felder voller Leichen;
Sie ſchließt das unerfuͤllte Grab
Und giebt die Ruh verheerten Koͤnigreichen.
[19]Erſtes Buch.
Das trunkne Schwert
Noch blutig, faͤhrt
Zuruͤck in ſeine Scheide,
Und Klagen werden Freude!
Zur Zeit der Kinder Jacobs, guͤtig:
Zu dir ſchreyt unſer Herz empor!
Noch bruͤllt der Krieg, und mehr als Loͤwenmuͤthig
Von Waffen ſchwer,
Ziehn ſie daher
Die Feinde, die uns draͤuen;
Und du kannſt ſie zerſtreuen!
Herr! werden wir dennoch erhalten.
Wenn uͤber uns der Donner bruͤllt,
Wann unter uns die Erde will zerſpalten;
B 2
[20]Oden.
Wann dieſe Welt,
Dein Bau, zerfaͤllt,
Bleibſt du im lezten Wetter
Mein Fels und mein Erretter!
Herunter reden; ſprich: es hebe
Der Krieg ſich hin an ſeinen Ort;
So thut ers, wie im Ocean die Ebbe.
Auf dein Gebot
Fliehn Zank und Tod:
Der ewige Rebelle
Empfaͤngt ſie in der Hoͤlle.
[21]Erſtes Buch.
Morgen-Gedanken
Uns laͤchelnd zu, und weckt mit ſanftem Lichte
Die Creaturen an den Tag hervor!
Der Sperling ſchwazt, die muntern Haͤhne kraͤhen
Den Lobgeſang, und aller Augen ſehen,
Zu Gott, der ſie ernaͤhrt, empor.
Befehl ich, daß er Dank zum Himmel ſchicke
Fuͤr dieſe Ruh, fuͤr dieſe ſanfte Nacht!
Es iſt ein Gott, der dieſe Welt regieret,
Der aus dem Staub mich wunderbar gefuͤhret,
Und der mir Freud und Freunde macht!
B 3
[22]Oden.
Und hoͤrte Kinder Brod von mir begehren,
Wann lange ſchon die Mittags-Sonne ſchien.
Sie ſind dahin, die Tage meiner Plagen,
Und daß nach Brod nicht meine Sorgen fragen;
Dies will mein Gott, dies iſt durch ihn.
Der um mich herrſcht, der keinen Tag mich muͤde
Von Arbeit, oder von Verdruſſe, ſieht;
Das ſanfte Feur, das durch die Adern dringet,
Und dis Gefuͤhl, das in mir denkt, und ſinget,
Das dank ich dem, der mich durch Guͤte zieht.
Ein groͤſſer Gluͤck. Nicht Reichthum ſoll er ſenden,
Nicht eiteln Ruhm und was ins Auge faͤllt.
Mein Mittelſtand, der Rock, der reinlich kleidet,
Ein gnugſam Brod, genoſſen unbeneidet,
Dies ſey mein Theil und bleib es in der Welt.
[23]Erſtes Buch.
An Gott.
Und laß mich deine Guͤte ſchmecken
Gott, der mich ſchuf! Es mag auch Dunkel oder Licht,
Vor meinem Auge dich verdecken;
In tauſend Stroͤmen dich umgeben;
Verkleide dich im Sturm, und laſſe rings umher
Die Welt vor deinem Wetter beben;
Den Berg, die Felſen niederblitzen;
Verhuͤlle deine Stirn mit Zorn und laſſe Nacht,
Wo ſonſt der Tag regierte, ſitzen;
B 4
[24]Oden.
Gott Schoͤpfer! an, tief unter Waffen,
Die dich umrauſchen Herr! zum Leben haſt du mich
Und nicht zum Untergang erſchaffen!
[25]Erſtes Buch.
Morgen-Geſang
an ihre Seele.
Mit neugeſchaffnem Angeſicht,
Hat halb die Freundlichkeit des Gottes angenommen,
Der ihn bekleidet mit Licht!
Aus mir, durch irgend eine Macht;
O dem, auf deſſen Wort die Himmel horchen muͤſſen,
Sey neues Opfer gebracht!
So ſchlug der Todes-Engel mich,
So mußt ich ploͤzlich hin in ewgen Schlaf verſinken
Und Luft bekleidete dich!
B 5
[26]Oden.
Dich, die vom Himmel niederfuhr;
Sey Funken oder Hauch, ich kann dich nicht beſchreiben,
Empfinden kann ich dich nur!
Dem unſichtbaren Winde gleich,
In einem Augenblick dahin, wo Engel ſingen,
Und ſingſt mit ihnen zugleich!
Fliehſt ſchnell zuruͤck, du ſchweifſt umher
Wie Gottes Blitz, und ſchwebſt in ungemeßner Ferne
Hoch uͤber Huͤgel und Meer!
Du achteſt feſte Schloͤſſer nichts;
Ich fuͤhl es, daß du ſtrebſt der Gottheit gleich zu dauren,
Zu trinken Stroͤme des Lichts.
[27]Erſtes Buch.
Mehr, als die Welt zu geben weiß;
Von Wolluſt oder Gold und Ehre nicht genaͤhret,
Bleibt ſtets dein Hunger noch heiß,
O fuͤhle deine Wuͤrde ganz,
Unſterbliche! dir gab der, den die Sterne loben
Ein Theil vom himmliſchen Glanz.
[28]Oden.
An Gott.
Du haſt des Berges Grund gelegt,
Der hoch herauf mit Rieſen Staͤrke
Sein Haupt erhub, und Wolken traͤgt.
Dein Arm umuferte das Meer.
Da ſcherzt bey nahen Ungewittern
Der Wallfiſch auf der Fluth daher.
Die Sonnen, hingeſtellt durch dich;
Und dein Geſchoͤpf, der Loͤwe — maͤchtig
Tritt er, und fodert Raub fuͤr ſich.
[29]Erſtes Buch.
Und wenn er bruͤllet, zittern ſie;
Er macht Gebrauch von ſeinem Rechte,
Wuͤrgt um ſich her, und kennt dich nie.
Iſt Weiſer in der Thiere Reich,
Hoͤrt Unterricht, kann tief betrachten
Und traurig ſeyn, dem Menſchen gleich.
Sein kuͤnſtlich Haus im Waſſer ſich;
Doch nicht das ſtarke, nicht das ſtolze
Und kluͤgſte Thier erkennet dich!
Weiß, Herr! von dir der Adler nichts;
Er fliegt zur Sonne, trozt dem Strahle,
Und ſieht dich nicht, du Quell des Lichts!
[30]Oden.
Daß er, wie Krieger fuͤrchterlich
Gepanzert, trozt auf ſeine Waffen,
Bewegt das Meer, und traͤnket ſich
Er herrſcht im Waſſer, ein Tyrann!
Du zogſt ihn, gegen Pfeil und Bogen,
Mit mehr als erznen Schuppen an.
Nicht ihrer Strahlen Urſprung ein.
Ich Menſch, den du haſt liebgewonnen,
Ich fuͤhl und kenne dich allein!
Erhoben haſt du mich gemacht,
Und, daß ich dich erkennen lerne,
Geiſt und Vernunft in mich gebracht!
[31]Erſtes Buch.
Kann mein Gedanke, auſſer mir
Sich uͤber alle Welten heben,
Allmaͤchtiger! hinauf zu dir.
Gott! dich erkenn ich auf der Flur
Im tauſendfaͤltigen Geſchaͤfte
Der nimmermuͤßigen Natur!
Der Erndte, wann ſie garbenvoll,
Dem Ungerechten wie dem Frommen,
Die leere Tenne fuͤllen ſoll.
Dem Weinſtock ſezeſt du die Zeit;
Daß er uns ſuͤſſe Trauben gebe,
Zum Moſt, der unſer Herz erfreut!
[32]Oden.
Sie dreht ſich wenn wir auf ihr gehn.
Du treibſt die Wolken, gleich der Heerde,
Die ihren Hirten muß verſtehn.
Und aus der Wolke flockigt Eiß!
Sturm, Hagel, Regen, rothe Blitze;
Und Donner hoͤren dein Geheiß.
Sanft athmen, deiner Guͤte gleich;
Und wann im Herbſt des Baumes Aeſte
Sich niederbeugen, ſeegensreich.
Das Feuer freundſchaftlich beſchuͤzt,
Und wenn, mit woͤrterloſer Stimme
Der Vogel dir lobſingen ſizt.
[33]Erſtes Buch.
Der Fruͤhling
an die Frau von Wrech.
Der an diamantnen Ketten fuͤhret
Jene Sonnen uͤber unſerm Haupt!
Sieh’! an ſeiner Ordnung goldnen Seilen
Muß der Fruͤhling neu herunter eilen
Mit dem Schmuck, den ihm der Herbſt geraubt.
Und die Trauer der Natur benommen.
Wie er ſie ſchon jugendlich geſchmuͤckt,
Maͤdchen, die den Lenz im Antlitz haben,
Maͤnner, Juͤnglinge und kleine Knaben
Und der Greiß, der ſich am Stabe buͤckt;
C
[34]Oden.
Junger Veilchen, die ſo niedrig kriechen
Und doch edler, als die Tulpen ſind!
Und der Hyacinthen ofne Glocken
Duften Balſam, den um ſeine Locken
Dir entgegen traͤgt der Fruͤhlingswind.
Dringen ſich des Schoͤpfers Lob zu ſagen,
Aus der Huͤlle nun mit Macht hervor.
Wenn die ſtummen Redner praͤchtig bluͤhen,
Steigt, in regelloſen Symphonien,
Aus den Zweigen ein Geſang empor!
Singt die Lerche, ſchwebend in den Luͤften,
Unaufhoͤrlich ihr pindariſch Lied!
Unter ihr, in fruͤher Tagesſtunde,
Singt mit baͤuriſch vollgenommnem Munde
Auch die Einfalt, welche Furchen zieht!
[35]Erſtes Buch.
Bloͤken dem zum Lobe, deſſen Augen
Das Inſekt im Staube kriechen ſehn.
Ihn muß ſo der Wurm im Graſe preiſen,
Als das Herz mit ihm bekannter Weiſen,
Als die Raͤder, die den Weltbau drehn.
Der in jedem Lenz die junge Bluͤthe,
Und die gruͤne Saat ſein Lob beſchreibt.
Hoͤher, als der Dichtgeiſt in dem Fluge
Preiſeſt du mit jedem Athemzuge
Einen Gott, der deine Freude bleibt!
Oft behorchend, will ich Lieder lallen
Voll vom Lobe deſſen, der mich ſchuf;
Bienen, die auf Lindenwipfeln ſummen,
Und des Fleiſſes Lehrer, jene Stummen
Im Erdhaufen, werden mir ein Ruf!
[36]Oden.
An Herrn von Humbracht
nach einem Ungewitter
Herunter drohend uͤber mir;
Doch konnt ich unerſchuͤttert ſingen:
Gott, du biſt groß! dich loben wir!
Die Raͤder ſeines Wagens fort
Und Donner, die uns toͤdten ſollten,
Erwarteten ſein leztes Wort.
Rund um ihn her, als ſaͤße ſchon,
Zum feyerlichen Weltgerichte,
Der Richter, auf dem Wolken-Thron.
[37]Erſtes Buch.
Furcht nahm das Herz des Suͤnders ein.
So zittern Sclaven vor den Schlaͤgen
Des Herren, den ſie ſonſt nicht ſcheun.
Der rohe Schiffmann auf das Knie;
Und ſo faͤllt, an des Grabes Schwelle
Der Frey-Geiſt in Melancholie.
So ſanft wie Blumen auf der Flur,
Erſtaunte vor der Wolken Schwaͤrze
Und fuͤhlte Schrecken der Natur.
Verſeufzte ſie die Furcht, und lag
An ſeiner Bruſt, als Strahlen ſchoſſen,
Und Nacht verwandelten in Tag;
C 3
[38]Oden.
Die Ober-Welt bewafnet ſchien,
Und Bahylons, und Tyrus Luͤſte,
Aus Magdeburg, gen Himmel ſchrien.
War des Gerechten Bittgeſchrey.
Gott ſprach! da fuͤhrten Wirbelwinde
Den Donnerwagen ſchnell vorbey.
Lobjubelte der weite Raum;
Und auf uns traͤufelte nur Seegen
Herab von ſeines Kleides Saum.
[39]Erſtes Buch.
An den May
Zierath gab, und dieſe jungen Haare
Auf der Baͤume kahlgeſtandnes Haupt;
Eile langſam mit geſenkten Schwingen!
Bleib noch! laß mich deine Reitze ſingen,
Eh’ ein kriechend Gift den Baum entlaubt.
Und becraͤnzt mit friſchgebrochnen Myrten
Stampften ſie das jugendliche Graß;
Da indeſſen Damon ohne Zeugen
Unter krumgewachsnen dichten Zweigen,
Schlau verborgen, bey der Phillis ſaß!
C 4
[40]Oden.
Bunter Blumen um und um beladen,
Die du auf der Erde Schooß geſtreut;
Deine weiſſe Silbergloͤckchen duͤften
Ihren Balſam aus, und in den Luͤften
Singen Lerchen deine Lieblichkeit.
Singt ein Vogel, der wie Sapho dichtet,
Ganze Naͤchte in der Ode Thon.
Nachtigallen ſingen ihre Klagen,
Und der Sperling in den alten Tagen,
Huͤpft und buhlt noch, wie Anacreon.
Alle Creaturen zum Gebrauche
Ihres Lebens, das ſo bald verflieht;
Bienen ſummen, und die kalten Froͤſche
Sagen, durch ihr quackendes Gewaͤſche,
Daß die Freude ſie ans Ufer zieht.
[41]Erſtes Buch.
Die ſich um den Schlaf des Juͤnglings beugen,
Der im Marsfeld wie ein Loͤwe ſtritt;
Alle Jahre kommeſt du mit neuen
Blumen, auf des Helden Grab zu ſtreuen,
Deſſen Faden fruͤh die Parce ſchnitt.
Wo die Oder ihren ofnen Buſen
Mit erſchlagner Ruſſen Blut geſchwaͤrzt,
Liegt ein Dichter, der dich einſt geſungen;
Hundert Seelen hat ſein Tod durchdrungen,
O, er ſtarb voll Wunden, und beherzt!
Bilder machet, die, wie Menſchen weinen,
Werdeſt du gehauen auf ſein Grab.
In Geſtalt des Maͤdchens, die ihn dachte, (*)
Mit dem Schooß voll Blumen, die ſie brachte,
Zeichne dich des Kuͤnſtlers Meiſſel ab!
C 5
[42]Oden.
Wandrer nach des Grabes Nahmen fragen,
Nenn’ ein Marmor-Schild den ſanften Kleiſt,
Der nur Zorn empfunden gegen Feinde;
Eine Tafel nenne ſeine Freunde,
Und berichte, wie das Maͤdchen heißt,
Seinem Staube, dieſem Heiligthume,
Tauſend Fruͤhlings-Kinder opferte!
Schoͤner Monat, komme oftmahls wieder!
Streu aus deinem Schoſſe Blumen nieder
Vor dem Maͤdchen, daß es ſanfter geh’!
An einen Freund
der melancholiſch den Tod einer Freundin beweinte.
Gluͤck, Ruhm und Freuden uͤberſiehſt,
Nicht mehr Lorenzo biſt, und einſam mitternaͤchtlich
Ein andrer Young, den Schlummer fliehſt,
Der Freundin ruhn, mit Sand beſtreut;
Die Freundſchaft fuͤhrt mich nach, auf daß ich mit dir weine,
Geruͤhrt durch deine Traurigkeit!
Mit fromm gewordnen Haͤnden ziehn,
Will ſingen, wie der Geiſt ſich feyerlich bereiten
Soll, in die obre Welt zu ziehn!
[44]Oden.
Aus dem er Pfeil an Pfeile nimt;
Den Regenbogen-Thron, beſeſſen von dem Raͤcher
Der Frevler fuͤr die Glut beſtimmt;
Von Pol zu Pol, und, wie alsdann
Gebuͤrge vor dem Zorn den Suͤnder decken ſollen,
Der nicht den Blick ertragen kan,
Ihn zuͤrnet in den Pfuhl hinab!
Er ſtuͤrzt; o, wenn doch nur den Hoͤllenſturz nicht ſaͤhe,
Der Engel, den der Herr ihm gab!
Ergreifen ſollen, wenn du hoͤrſt,
Bis daß du deine hochgeliebte ſuͤſſe Trauer
Die Wolluſt deines Herzens mehrſt.
[45]Erſtes Buch.
Und mit dir uͤber Wolkengang
Zu deiner Freundin fliehn, und ploͤzlich dich verlaſſen,
Bey ihrem himmliſchen Geſang!
[46]Oden.
Von dem Vertrauen auf Gott
an den Herrn Profeſſor Sulzer
Nenn ich o Freund, ihn wunderbahr,
Krieg druͤckt das Land, er giebt uns Brod die Fuͤlle
Und ſeine Guͤte croͤnt das Jahr.
Drey Erndten, floh vor Friedrichs Zorn,
Trug unſern lezten Biſſen noch im Munde,
Doch haben wir noch Oel und Korn!
Ihm grimmig von der Schulter ab;
Doch war ein Gott, der aus des Seegens-Fuͤlle,
Den Armen Brod und Kleider gab.
[47]Erſtes Buch.
Gemaͤhet, ſo wie Graß im Thal!
Oft that der Herr, als ob er uns verwerfe,
Und dem Verderber Herz befahl!
Mit Kraft bewafnet aus zum Streit!
Ein Knabe lacht des Rieſen Schild und Speere
Und ſchlaͤgt ihn, wenn es Gott gebeut!
Und ſeine Huͤlfe iſt uns nah;
Wir ſehn nach ihr hinauf, Freund! wie dein Garten
Empor nach Regenwolken ſah.
Die Sonne jeden Saft benahm,
Da bracht ein Sturm den vollen Schlauch getragen,
Der Feld und Garten traͤnken kam.
[48]Oden.
Gott ſprach, und das Gewitter wich.
Er ſpricht ſo zu des Meeres Toben: lege
Hier, ſtolze Welle, lege dich!
Und ſie gehorcht ihm, wie das Meer!
Dann ſing ich ihm. So ſang vor ihrem Volke
Einſt Mirjam Gottes Thaten her!
[49]Erſtes Buch.
An Thyrſis.
Als man die erſte Nachricht erhielt, daß
der rußiſche Kaͤyſer Peter der dritte des Koͤnigs
Freund ſey, und daruͤber ein Feſt ange-
ſtellet war.
Mein Thyrſis, hoffen wir!
Zu ſeinen Fuͤſſen kruͤmmet ſich
Nun bald das boͤſe Thier,
Die beſten Laͤmmer wuͤrgt,
Sich auf die hoͤchſten Berge ſtellt,
Und ſeinen Raub verbirgt.
D
[50]Oden.
Lauſcht es, und duͤrſtet Blut,
Und ſpringt, wann es ein Schaf entdeckt,
Hervor mit Tyger-Wuth.
Das Thier haſcht ſie mit Liſt;
Bald aber ſteurt die Raͤuberey
Pan, der mit Friedrich iſt!
Ward ihm ein fremder Hirt,
Der zornig an das Thier gedenkt,
Und treu ihm helfen wird.
Von Freuden, wie entzuͤckt,
Ward hergetanzt, um Friedrichs Bild,
Mit Lorber rund umſchmuͤckt.
[51]Erſtes Buch.
Iſt vor uns her Welin!
Er flochte ſelbſt den groſſen Cranz
Von Zweigen friſch und gruͤn!
Das theure Bild, und ſprach:
Zuruͤcke kommt der Schaͤfer ſo
Mit Lorber, den er brach!
Wir jauchzten laut, wie er!
Und Faunen, die der Jubel rief,
Die huͤpften um uns her!
Mein Herz; ich huͤpfte mit,
Warf Freudenvolle Blick’ auf dich,
Und dachte nicht den Trit.
D 2
[52]Oden.
Das Ungeheur erlegt,
Wenn er wie Hercul zum Gewand
Die Haut des Thieres traͤgt;
Zu danken hoch dem Pan!
Nachſingen will ich Lieder dir,
Auf gruͤner Siegesbahn!
Verſammlen Hirten ſich,
Behorchet werden aus der Hoͤh
Von Goͤttern du und ich!
[53]Erſtes Buch.
An W. * * *
Als er den Tod Peter des dritten beklagte.
O Freund, gieng er uns auf!
Abſcheulicher, grauſamer Tod!
O welch ein Lebenslauf!
Ungluͤckliche; ſo zieht
Aus kalter Erde Sonnenſchein,
Die Blume, welche bluͤht.
Ein holder Freundſchaftsblick,
In unſre Laͤnder, ploͤzlich zog
Schwarz Sturmgewoͤlk zuruͤck!
D 3
[54]Oden.
Wir ſahen froh empor!
Und ſtellten Gottes Angeſicht,
Uns wieder gnaͤdig vor!
Fuͤr Friedrich unſern Held,
Trug Peter einen Sieges-Cranz
Schon, ohne Zug ins Feld!
Erſchrecken uns. O Weh!
So trift ein Ungewitter Strahl,
Den Leuchte-Thurm der See!
Hat ſich der Tod gewagt?
Die Muſe ſinget nicht, ſie weint
Sie jammert und wehklagt!
[55]Erſtes Buch.
Auf eine Glocke
die in Magdeburg umgegoſſen ward.
Rief, ganze ſechs und neunzig Jahre,
Mit in der Luft vertheiltem Schall,
Zum Gottesdienſt, und zu der Bahre.
Ich hohles Erz ward umgegoſſen,
Zur Zeit, da ſchon fuͤnf Jahre lang
Der Krieg das ganze Land umſchloſſen.
Mit jedem Fruͤling groſſe Heere,
Den Koͤnig, und ſein hohes Haus
Zu ſtuͤrzen, wenn kein Gott nicht waͤre.
D 4
[56]Oden.
Des Koͤnigs, wenn ihn ganz umringen
Die Feinde, welchen nicht erlaubt
Ward, uͤber dieſen Wall zu ſpringen.
Dir, Magdeburg! die Worte ſagen:
Gott lebt! Er thut die Wunder noch,
Die er gethan in Davids Tagen!
Zu mir herauf ſteigt, dies zu leſen,
Erkennt den Herrn der Herrlichkeit,
Der Friedrichs groſſer Schuz geweſen.
Zum Gott des Himmels und der Erde,
Bringt ihm das Herz, daß es gelehrt,
Und heilig umgeſchmolzen werde.
[57]Erſtes Buch.
Klagen einer Witwe.
Einſam finden meine Tage mich,
Die mit Wolken ſind umgeben;
Keiner huͤllt aus ſeinem Nebel ſich.
Alles mein Vergnuͤgen
Muß im Staube liegen!
Ach wie ganz hat mich der Tod beraubt!
Wie der kalte Herbſt den Garten,
Den er ganz entlaubt.
D 5
[58]Oden.
Mein von Thraͤnen naſſes Angeſicht,
Wenn mein Herz, das mir entfliehet,
Mit Bewohnern kalter Graͤber ſpricht.
Auf dem Leichenſteine,
Sitz ich dann und weine
Meinen Jammer in den duͤrren Sand,
Der das beſte Herz bedecket,
Das fuͤr mich empfand!
Als Egyptens dicke Mitternacht.
Wenn der Tag den Coͤrper ſchwaͤchte,
Wird die Nacht mit truͤbem Gram durchwacht!
Vor mir hin verbreiten
Sich verfloßne Zeiten!
Als mein Freund mir an der Seite lag,
Ach da fand im Arm der Freude
Mich der junge Tag!
[59]Erſtes Buch.
Werd ich jezt die Sonne nicht gewahr!
Mir erſcheint kein heitrer Morgen
Und fuͤr mich becraͤnzt ſich nicht das Jahr!
Blumen, Lenz und Lieder
Sind mir nur zuwieder,
Und das gruͤne Thal ergoͤzt mich nie,
Selbſt die Nachtigallen ſingen
Mir Melancholie!
Rauſche ſtaͤrker, du zu ſtille Spree!
Wiederhohle was ich ſpreche,
Wenn ich um dein Ufer wankend geh.
Ihr verſchwiegnen Linden,
Mein betruͤbt Empfinden
Grab ich tief in eure Staͤmme ein,
Und ihr ſollt von meinem Jammer,
Das Geſchichtbuch ſeyn.
[60]Oden.
Sey ein Zeuge, wie betruͤbt ich bin!
Und wenn ich noch Troſt verlange
Blickt auf mich, ihr Sterne! Mitleid hin.
Seht die Thraͤnen rollen
Die euch ſagen ſollen,
Daß mein Schickſal hart mit mir verfuhr.
Ach, ich bin noch Freuden-loſer,
Als die oͤde Flur!
Die ihr uͤber meinem Haupte wohnt!
Hoͤrt, wie ich den Tod muß ſchelten
Daß er unbarmherzig mich verſchont.
Aber nein, vernehmet!
Wie mein Herz ſich ſchaͤmet,
Daß es ungeduldig ſich empoͤrt,
Und den Willen eures Schoͤpfers
Murrend hat entehrt!
[61]Erſtes Buch.
Selbſt mein Kummer ſoll mir heilig ſeyn.
Oft will ich den Staub beſuchen,
Und ihm eine ſtille Thraͤne weyhn.
Der entflogne Schatten
Meines theuren Gatten,
Laͤchelt dann mit euch auf mich herab,
Und behorcht die frommen Seufzer
Hingeſtoͤhnt aufs Grab!
[62]Oden.
An die goldene Feder
von Palemon geſchenkt.
In dieſe ſchreibende Hand
Zu langer Dauer gegeben,
Schreib kein unheiliges Lied!
Der Schmuck arbeitende Schmid!
Zevs gab nicht unter dem Himmel
Aus einem Vogel dich mir!
Am hohen Brocken im Lenz,
Der Pfau mit praͤchtigem Rade,
Die alle trugen dich nicht.
[63]Erſtes Buch.
Trug dich, vor deiner Geburt,
Ein Berg, den Hakken durchwuͤhlen
Gedingt von menſchlichem Geiz!
Vielleicht ein ſchwimmendes Haus
Von der barbariſchen Kuͤſte,
Wo Cannibalen ein Lied,
An einem hoͤlzernen Spieß
Noch ſingen: daß ſie gebraten
Des Feindes Bruͤder auch einſt!
Dich las ein Maͤdchen vielleicht
Aus einem Bache voll Goldſand,
Und ſagte ſeufzend dabey:
”O, mir veraͤchtlicher Staub!
”Sein Herz im laͤchelnden Aug
”Glaͤnzt mehr, iſt theurer als du!
[64]Oden.
Zu dir noch rohem Metall!
Izt aber biſt du gebildet
Fuͤr mich zu hohem Gebrauch!
Zu ſchreiben diene du mir,
Und goͤttlich denkenden Freunden
An Tagen ihrer Geburt!
Oden.
Zweytes Buch.
E
[[66]][[67]]
Geſang
am Geburthstage der Koͤnigin
Bekleidet, feſtlich dieſer Tag daher:
Im ſpaͤten Herbſt mit friſchem Blumen-Cranze
Noch ausgeſchmuͤckt iſt er.
E 2
[68]Oden.
Vereiniget aus einem Munde zu:
Sie lebt, wir waͤren ohne Sie Verwayste.
Wir ſehn noch ohne Ruh
Ihn bald zuruͤcke rufen Sie und wir;
Er aber bleibt nach Schlachten und nach Siegen
Noch immer fern von Ihr.
Und weit von Preuſſens drittem Friederich.
So hebt aus dem Erhabenſten der Neſter
Ein Adler zornig ſich,
Die neidiſch wieder ihn verſchworen ſind,
Und kommt nicht wieder, wenn die Jungen ſchreyen,
Bis er den Streit gewinnt.
[69]Zweytes Buch.
Bald mit den Koͤpfen unter ſich gekehrt,
Stuͤrzt Er verbundne Adler aus einander,
Zerhauen durch ſein Schwerdt.
An des zwokoͤpfigt ſtarken Adlers Klau?
Er hieb ſie ab. Der Adler flog mit Schande
Und blutig zu der Frau,
Herſcht, ihres groſſen Geiſtes voll,
Und von des Krieges Jammer noch geruͤhret
Im Herzen werden ſoll.
Zum Weinen ward dein Auge noch bewegt,
Wenn groſſe Siege deinem Helden brachten
Den Lorbeer, den Er traͤgt.
E 3
[70]Oden.
Der goldne Siegeswagen bald zuruͤck;
Und mehr als Sonnenblicke wird dir glaͤnzen
Sein lang entbehrter Blick.
[71]Zweytes Buch.
An die Koͤnigin.
Ueber eine Luſtfahrt auf der Elbe mit den
Prinzeßinnen von Braunſchweig.
Von ihrem Thronenſiz herabzuſteigen,
Und ohne Purpur ſich des Volkes Blik zu zeigen,
Dann werden ſie die Luſt der Welt!
Zu Sanſoucis von allem Volk gehoͤret,
Sein goͤttlich Floͤtenſpiel, das ihn Apoll gelehret:
Und alle Welt ergoͤtzet ſich!
Auf ausgehoͤltem Holtze ganze Stunden,
Und fuhreſt ohne Stolz, den nie dein Herz empfunden
Vor deines Volkes Blick dahin!
E 4
[72]Oden.
Wie Fahnen die ein Triumphirer bringet
Vom Felde, wo ſein Arm den Feind bezwang; ſo zwinget
Der ſtarke Loͤw, ein Panterthier!
In ſanftgedaͤmpftem feinem ſuͤſſem Thone;
Und du vergaſſeſt ganz den Glanz der Koͤnigs Crone
Und wareſt ſanfter Freuden voll!
Sah auf dein kleines Schiff mit unverwandten
Und ſtrahlenreichen Blicken, ſtreute Diamanten
Und ließ die Fahrt durch Silber gehn.
Des deutſchen Reiches ſtolzere Gewaͤſſer;
Beſchift, Holdſeeligſte, von Dir, duͤnkt ſie ſich beſſer
Und edler, als der breite Rhein.
[73]Zweytes Buch.
Rund um das Schiff, und wollte ſich erfriſchen
An Luft, die dich gekuͤhlt: und ſelbſt den kalten Fiſchen
Hub Ehrfurcht ihren Kopf empor!
Gleich holde Weſen; Aehnlichkeit der Zuͤge
Verrieth ſie mir; Ihr Herz war uͤber neue Siege
Des Helden, deines Bruders froh.
In Franckreichs Heere; laͤſſet Blitze ſchieſſen,
Bis Ludewig, dem er die Lilien zerriſſen,
Demuͤthig wird, und Frieden ſucht.
Dich, Fuͤrſtin, wird an ſtillen Sommertagen
Vor Friedrichs Angeſicht ein goldnes Fahrzeug tragen
Auf wieder ſtolz gewordner Spree.
[74]Oden.
Auf den Tod
des Prinzen Heinrich von Braunſchweig
zu Berlin den 12ten des Herbſtmonats 1761.
”Mein Sohn? ‒ ‒ Wo iſt Er? bringt Ihn mir!
So klagt die Fuͤrſtin! alſo aͤchzt das halbe
Zerrißne Herz in Ihr!
Dacht Er Gefahr und Jugend nicht;
Er ſank! ‒ ‒ So ſinkt am Abend eine Blume,
Die ſonſt ihr Angeſicht
Und nun gebogen niederhaͤngt;
Er, deſſen Bruſt zu groſſen Thaten brandte,
Dem Bruder nachgedraͤngt,
[75]Zweytes Buch.
Schon dreyßigmahl das Feld bezog;
Staub trug er auf der jugendlichen Locke,
Die um den Nacken flog.
Empfand den Sieg und eilte froh
Sie auszuſpaͤhn. Den wundgewordnen Tieger
Verfolgt ein Loͤwe ſo!
Traf hinterliſtig ihn der Tod.
Du, Stelle! wo ſein Heldenblut gefloſſen,
Bleib ewig purpurroth!
Ihr Waͤlder, klaget ihn bey Ham!
Er fiel; So faͤllt, vom Kuͤnſtler umgehauen,
Der jungen Ceder Stamm;
[76]Oden.
Wird Weyrauch vor ihr aufgeſtreut.
So ſtirbt ein Held, daß Ihn der Nachruhm ſetze
Hin zur Unſterblichkeit
Ganz ſeinem Geiſte beygewohnt,
Sah Er den Tod, der keinerley Geſchlechte
Und keine Tugend ſchont!
Starb er den Tod fuͤrs Vaterland!
Welch Dichter Moſchus Leyer hat gefunden,
Der nehme ſie zur Hand,
Laut in der Landes Toͤchter Thon:
”Hier fiel im Fruͤling Gott gelebter Tage,
”Ein kriegriſcher Adon!
[77]Zweytes Buch.
Ueber den Entſatz von Braunſchweig.
1761.
Denn ich gluͤhe von der Helden Feuer,
Braunſchweigs juͤngſter Sieger ſey mein Lied!
Friedrich, ſeines Bruders tapfrer Raͤcher,
Kam geflogen, ſchlug die Mauerbrecher;
Zorn des Loͤwen hat in ihm gegluͤht!
Was die fremde Raͤuber-Rotte wagte,
Die der Meder Heerden rauben kam.
Wuͤtend grif er mit der zarten Rechte
Seinen Saͤbel, hieb dem Kriegesknechte
Klauen ab, womit er Rinder nahm.
[78]Oden.
Geht in Waffen, ſah im Geiſt verwuͤſtet
Seines vaͤterlichen Hauſes Stadt.
Gleich den Drachen, welche Feuer ſpeien,
Lagen Feindes Donner, ſie bedraͤuen
Rings um veſte Warten, die ſie hat.
Drang zum Gotte, der das Ungewitter
In der hohen Luft ſich theilen heißt.
Maͤchtig ſah er aus dem Wolkenbogen;
Und mit ſtaͤrkerm Muthe angezogen
Ward des jungen Helden kuͤhner Geiſt!
Mit dem groͤſſern Feinde ſtark zu ringen,
Schnell und kluͤglich zu gebrauchen ſucht:
Alſo muthig foderte die Kraͤfte
Friedrich, zu dem tapferſten Geſchaͤfte.
Ploͤzlich bracht er in die Feinde Flucht.
[79]Zweytes Buch.
Sind die Jubel von den freudenvollen
Buͤrgern, auf dem frey gewordnen Wall.
Tauſend Stimmen riefen: Friedrich lebe!
Und ein zweytes; Friedrich, Friedrich lebe!
Sprach des Harzgebuͤrges Wiederhall!
Hirſche warfen ploͤzlich in die Hoͤhe
Ihrer Haͤupter zackigtes Geweyh;
Aus den Betten waͤlzten ſich die Thiere,
Und im Thale lieſſen zweene Stiere
Ihren Kampf, und horchten dem Geſchrey.
Wenn der Loͤwe Siegeslieder bruͤllet,
Der den Tyger tapfer uͤberwand.
Dieſes Thier, voll Blutdurſt in der Seele,
Trat verwegen vor des Loͤwen Hoͤle;
Der zerriß ihn, den er ſchlafen fand.
[80]Oden.
Der Feldzug in Sachſen
eroͤfnet vom Prinzen Heinrich des Koͤnigs
Bruder.
Wie aus den Wolken gehn des Donnerſchlages Bothen,
So flog er hin, und ſchlug. Das Erzgebuͤrge bebt,
Der Feind ſtuͤrzt uͤber ſeine Todten,
Hat auf der Flucht nicht mehr im Herzen Luſt zu ſiegen:
Scham hat er auf der Stirn, und Furchtſamkeit im Blick,
Als waͤr ein Gott herabgeſtiegen,
[81]Zweytes Buch.
Des Zornes unter die gewaltig hingeſchoſſen
Die oft ſich zaͤhleten, und, ſtolz auf ihre Zahl,
Des kleinen Haufen Tod beſchloſſen.
Dem fortgeſchlagnen Feind; Uns komts die Elbe ſagen.
Wir ſingen Heinrichs That. So ſang das Volk zu Rom
Des ſtolzen Feindes Niederlagen,
Das Opfer zu verſchmaͤhn von ungerechten Haͤnden
Und Jubellieder ſang, wenn fluͤchtig Mithridat
Vergaß den Nakken umzuwenden.
F
[82]Oden.
An den Prinzen von Preuſſen
am Tage ſeines Religionsbekentniſſes.
Umgebner Prinz! dir ſingen Engel Lieder;
Du wirfſt dich vor dem hoͤchſten Thron
Des Koͤniges der Koͤnige danieder!
Und tiefgebuͤcket huldigſt du dem groſſen
Regierer, der allmaͤchtig iſt,
Die Koͤnige von ihrem Stuhl zu ſtoſſen!
Nicht war, kam aus dem Himmel auf die Erde;
Zu Menſchen hat er ſich geſellt
Damit der Menſch mit Gott verſoͤhnet werde!
[83]Zweytes Buch.
Zu ſeinen Engeln in den Himmel wieder;
Er war ein Siegesheld; er trat
Zehntauſend Hoͤllen-Ungeheuer nieder!
Zum Zeugniß ſeiner Liebe, bis zum Ende
Des Zeitenwechſels, und befahl
Geheimniſſe in ſeiner Diener Haͤnde.
Kein Weiſer gab der Erde beſſer Lehren:
Gott lieben iſt die erſte Pflicht,
Und bald nach Gott die Koͤnige verehren.
Und alle Tugenden der Engel uͤben;
Nicht ſeyn, was gegen Friederich
Die Feinde ſind, die nicht den Frieden lieben;
F 2
[84]Oden.
Die Jeſum Chriſtum ihren Stifter nennet.
Heyl ſey dem Herrſcher auf dem Thron
Der ſich mit Herz und Mund dazu bekennet.
Ermuntert hebt es ſeine matten Blicke
Aus Krieges Angſt, zu dir empor
Und wuͤnſcht dir Heyl, ſich ſelber wuͤnſcht es Gluͤcke.
Aus Friedrichs Hand empfangen Kriegeswaffen;
Nicht zu vergieſſen Menſchenblut:
Nein, deinem Vaterlande Recht zu ſchaffen.
Ins Kriegesfeld, du Schmuck von Fuͤrſtenſoͤhnen!
Des Volkes Wunſch und mein Geſang
Soll, wenn du gehſt, dir ins Gehoͤr erthoͤnen.
[85]Zweytes Buch.
Die Fahrt der Koͤniglichen Braut
nach Engelland.
Stand majeſtaͤtiſch, ſah herab
Als Englands Koͤnigin auf der beſchiften Elbe
Aus ſanftem Auge Gruͤſſe gab.
Die Luͤfte; ihrer freuten ſich
Durchdrungne Seelen, die den Reiz des Blikkes fuͤhlten,
Der einer Goͤttin Blikke glich.
Den Marc-Anton erobern fuhr,
Saß nicht ſo praͤchtig als die jugendliche holde,
Ganz Menſchenliebe, ganz Natur!
F 3
[86]Oden.
Wieß rund um ſie ein Nimphen Heer!
Agaͤnors Tochter fuhr auf Jovis Rinder Ruͤcken
Nicht ſo bewundert durch das Meer.
Und voll Erſtaunen rief Neptun:
Sie hat der Juno Aug’ und der Minerva Miene
Bey welchem Gotte wird ſie ruhn?
Die Wellen wurden ſelbſt ein Lied;
Gluͤckwuͤnſchend an das Volk, bey welchem ſie zu wohnen
Kuͤhn uͤber wilde Wellen zieht!
Still, wie ihr Herz, war Luft und See.
Nur Wuͤnſche flatterten von London ihr entgegen,
Daß ihre Fahrt mit Fluͤgeln geh.
[87]Zweytes Buch.
An die Frau von Reichmann
Soll ich dir ſagen wer ich bin?
Ein Weib, die niemahls ſich erſtohlen
Durch Schmeicheley, Gunſt und Gewinn.
Ein Fuͤrſtenthum und ſeine Pracht
Durch eine Luͤge zu erkaufen;
Und gaͤbe keiner auf mich acht
So truͤg ich fuͤr dem Herzen ſcheu:
Ich lieſſe mich den Mangel druͤcken,
Und bliebe ganz der Wahrheit treu.
F 4
[88]Oden.
Es iſt ein Gott der alles ſieht;
Der vor ſein allgemein Gerichte
Auch unbekannte Luͤgner zieht.
Auch nicht der Falſchheit Raͤcher waͤr;
So fiele mir doch ſchon die Stimme
Der Tugend, in der Seele ſchwer.
Und ſolt ich meinen Biſſen Brodt,
Mit Salz beſtreut in Eßig tauchen,
So bliebe ſie mein groͤßt Geboth.
Und wollten ſeine Feinde mich
Zu andern Thoͤnen grauſam zwingen,
Doch ſaͤng ich ſterbend Friederich.
[89]Zweytes Buch.
An den Reichs-Grafen
zu Stolberg-Wernigerode.
So bald in einem unſrer Glieder
Der Schmerz, wie ein Tyrann verfaͤhrt,
Faͤllt in des Menſchen Bau der ganze Staat danieder;
Und ganz betaͤubt von ihrem Grimme,
Als ob ich Todesſchlummer ſchlief,
Hoͤrt ich noch kaum das Herz in eines Freundes Stimme.
Iſt dieſe Welt des Kranken Blicke!
Des Kranken, der des Fuͤrſten Tiſch
Nicht wuͤnſcht, nicht einen Sitz als Guͤnſtling bey dem
Gluͤcke!
[90]Oden.
Leib-Aerzte ſtummen Zweifel ſagen;
Dann reitzet, neben ihn geſtellt,
Ihn nicht der Glanz vor dem die Voͤlker kniend lagen.
Erkaufen uns noch Luſt zu leben:
Der Juͤngling zittert wie der Greiß
Und kein Erfinder kann ſich Kraft zur Freude geben.
Er mag im Lenz auf Roſen liegen:
Doch ſingt der Nachtigal Geſang
Ihm keinen Schlaf ins Aug’, ins Herze kein Vergnuͤgen.
Der Luͤſte lockend Heer entfernen;
Und Troz, der keinem Menſchen wich,
Muß ſich vor kleinem Schmerz gehorſam beugen lernen.
[91]Zweytes Buch.
Empfinde mehr der Krankheit Laſten,
Als jene Noth da ungeſtoͤhnt,
Mein Koͤrper Tage lang muͤhſelig muſte faſten.
Holz trug zu kleingebautem Heerde;
Da war mein ſelbſt bereitet Mahl
Mir koͤſtlicher, als jetzt wenn ich geladen werde.
Saß friſches Roth auf meiner Wange;
Der Morgen fand mein Auge hell,
Und munter meinen Geiſt zu froͤlichem Geſange.
Macht ſeeliger die Erden-Gaͤſte
Bleibt maͤßige Geſundheit mein:
So feyret mein Geſang der Freundſchaft Freudenfeſte.
[92]Oden.
An ihren verſtorbenen Oheim
den Unterweiſer ihrer Kindheit
Ihr Gebeine, die ihr in dem Lande
Meiner Jugend, eure Ruhe habt!
Theurer Greiß, belebe deine Glieder
Und ihr Lippen redet einmahl wieder,
Die ihr mir der Lehren Honig gabt!
Weiſſer Schatten, ſiehe! wo ich gehe;
Hinter Rindern auf der Weide nicht.
Blick’ auf dieſe feinern Menſchen (*) nieder,
Alle reden deiner Nichte Lieder;
Hoͤr auf ihr Geſpraͤch, dein Lobgedicht!
[93]Zweytes Buch.
Wo ich, gleich des beſten Vaters Kinde
Zaͤrtlich dir an deinem Halſe hieng,
Wenn dich, muͤde von des Tages Laͤnge,
Wie den Schnitter von der Arbeit Menge,
Wenn dich matt die Raſenbank empfing.
Wiederholt’ ich von dem Gott der Goͤtter
Zwanzig unverſtandne Stellen dir!
Aus der Chriſten hochgehaltnem Buche
Sagt’ ich dir von manchem dunkeln Spruche
Frommer Mann! und du erklaͤrteſt mir.
Auf der hohen Canzel uns entdecken
Welcher Weg zum Leben richtig iſt,
Wenn du von dem Fall und Gnadenbunde
Sagteſt, o dann wurden deinem Munde
Alle Worte zaͤrtlich aufgekuͤßt!
[94]Oden.
Siehe, meiner Freuden ſtille Zaͤhre
Flieſſet uͤber meine Wangen oft.
Kanſt du reden theurer Schatten? ſage
Ob dein Herz fuͤr meine Lebenstage
Gluͤck und Ehre dazumahl gehofft,
Taͤglich weiſre Schriften vor ſich hatte,
Wenn ich auf der Wieſe Bluͤmchen laß,
Sie in meinen kleinen Haͤnden brachte,
Sie zur Zierde deiner Haare machte
Und auf Roſen laͤchelnd bey dir ſaß?
Mit der Gottheit Blicken mehr geweidet
Als die andern Seelen um dich her!
Fuͤr die Tropfen alle die mir werden
Aus dem Freuden-Becher hier auf Erden,
Traͤnke dich der Seligkeiten Meer!
[95]Zweytes Buch.
Lied an gefangene Lerchen
dem Dohmdechant Freyherrn Spiegel zum
Dieſenberg zugeeignet.
Euch hat aus hoher Luft gehoͤrt
Der fromme Fuͤhlende; euch hoͤrte der Verſtockte
Der keinen Gott erkennt und ehrt.
Ihr ſangt der Baͤurin Hoffnung zu;
Er grif den Pflug, und ſie, verſprach bald von der todten
Eiskalten Erde Graß der Kuh!
Sechs Stunden nach der Sonnenblick,
Noch ſchliefen; dann vernahm euch lange ſchon der Schaͤfer
Und ſang wie ihr von Freud und Gluͤck.
[96]Oden.
Der Hirte blieb am Eichbaum ſtehn,
Euch horchend, und das Thal ſah eine Welt voll Kinder
Nach eurem Liede tanzend gehn.
Die ſchoͤnſte, bey der Hand und ſprach:
Die Lerchen ſingen ſuͤß, Geliebter komm und hoͤre
Ihr Lied, und ſinge lieblich nach!
Des Abels fromme Muſe ward,
Nahm ſeine Leyer, ſang! die Hoͤhe ſeines Thones
Glich eurer Lobgeſaͤnge Art.
Sechs Thraͤnen, blinkend, wie der Thau
Am Fruͤhlings Morgen fiel! indem ihr mit Geſange
Gegruͤßt die Blumen auf der Au!
[97]Zweytes Buch.
Die Schnitter eilend in das Feld!
Und, im Getuͤmmel, ganz mit Krieger Schweiß befloſſen
Vernahm euch Saͤnger noch der Held!
Kamt in die Furchen; alſo trieb
Mich Nahrungs-Kummer oft, daß ich, zu kleine Lieder
Matt ſang und an Unedle ſchrieb.
Geerndtet war; ihr Saͤnger ſchwiegt
Und muͤßig lieſſet ihr euch zu dem Netze reizen
Darin ihr nun gefangen liegt.
Soll ſich in mir die Seele ſcheun,
Kein Tag ſoll untergehn, daß ich nicht mit Geſange
Mich meines Schoͤpfers will erfreun!
G
[98]Oden.
Mir wird das Leben honigſuͤß:
Sollt aber ich zu ſatt, den treuen Gott vergeſſen,
Der nie vergaß und nie verließ?
Selbſt meine Thraͤnen ſind ſein Lied;
O! mein Entzuͤcken weint oft heimlich eine Menge
Wenn ihn mein Herz in Freunden ſieht.
[99]Zweytes Buch.
Die Felſen-Bruͤder,
an den Reichs-Grafen zu Stolberg-
Wie Söhne die Ein Weib gebahr; (*)
Stolz wuchſen ſie empor, den Himmel zu erreichen;
Auf ihren Gipfel floh ein Paar
Die erſte Welt in Waſſer ſchwomm!
Da forſchte Gott, ob er ſie ſchonens-werth befinde
Und ihrer beyder Liebe fromm.
G 2
[100]Oden.
Fand ihre Seelen ganz verderbt;
Und, daß ihr Leben nicht die Erde neu erfuͤlle
Mit Bosheit, ſprach der Raͤcher: ſterbt!
Und ſtuͤrzten auf die Felſen los,
Wie Kriegesheere die Jeruſalem zerſtoͤrten:
Da bebten von der Wellen Stoß
Dreymahl; und die Gewalt zertrieb
Sie alſo reiſſend daß auf einem Fels die Schoͤne,
Der Juͤngling auf dem andern blieb.
Mit ganzen Meeren Waſſer hing
Ward finſtrer, ſchien ſich ſelber zu erſchoͤpfen
Indem das Maͤdchen untergieng.
[101]Zweytes Buch.
Des Juͤnglings der zum Waſſer ſprach:
Komm ſchnell herauf geſtiegen Waſſer! eile!
Es kam, er ſchwomm dem Maͤdchen nach.
Als ihr Geliebter ſie umfing
Und geizig war, den Geiſt in ſich zu trinken,
Der an den kalten Lippen hing.
Des einen Felſen, waͤren Stein
Unkennbar durch die Zeit, wie ein vom Regenguſſe
Verwaſchnes Bildniß pflegt zu ſeyn.
Verkuͤndigen des Hoͤchſten Hand,
Der uͤber eine Welt, die keine Gottheit glaubte,
Den Tod in Wolken abgeſandt.
G 3
[102]Oden.
Unumgeſtuͤrzt einander an:
So ſteht, wenn Schlag auf Schlag die Erde wird
erſchuͤttern
Der Chriſt, und der rechtſchafne Mann!
[103]Zweytes Buch.
An die Freyfrau von Troſchke und
Roſenwehrt.
Durchwandelſt du das Feld voll Saat,
Und findeſt Seegen da verbreitet,
Wohin das Pferd des Kriegers trat!
Der Obſtbaum zinſet dir genug
Schmackhafte Fruͤchte, die der volle
Herabgezogne Wipfel trug!
Der Sperling ſcheuet deinen Blick,
Vergißt dein Weitzenkorn zu rauben
Und flattert wie beſchaͤmt, zuruͤck!
G 4
[104]Oden.
Zu blind geweſne Voͤgel dir.
Sie wurden ihrer Luſt Gefangne;
Wie, nur zu oft der Suͤnde, wir!
Verlaſſen ihr bewohntes Land
Von der Natur gefuͤhrt, und kehren
Zuruͤck, an ihrer vollen Hand!
Entfliehn von uns, und auf der Flur
Stehn hier und dort noch Ueberreſte
Vom gruͤnen Kleide der Natur!
Kommt der betruͤbte Wintertag;
Der Nordwind wirbelt ſich und bruͤllet,
Durch Mauren, wie ein Donnerſchlag!
[105]Zweytes Buch.
Herauf geflammet im Camin;
Du hoͤreſt haͤusliche Berichte,
Und giebſt Geſchaͤfte zu vollziehn!
Ein ganzer Creyß kommt zum Beſuch!
Izt fraͤgſt du, ob ſie hoͤren wollen
Und waͤhlſt aus meinem Liederbuch
Der aus dem Staube mich erhob;
Und alles wird um dich Gehoͤre,
Und Thraͤnen reden Gottes Lob!
G 5
[106]Oden.
Zuruf an Glogau.
O Glogau! ſoll er ſeyn:
Dich ſchloß er, nah am Untergang
Im Arm des Schutzes ein.
Mit Flammen ſeine Spur,
Und wenn der Rauch gen Himmel ſtieg,
Erſtaunte die Natur.
Der Fluͤchtling ſchreckte dich;
Und brauſend wie das wilde Meer,
So wieß der Ruſſe ſich.
[107]Zweytes Buch.
Den Feinden vor den Schritt;
Zuruͤcke taumelte ihr Rath,
Und ihre Wuth gieng mit.
Ihr Auge ſah empor,
Und von dem Himmel rollte ſchwer
Der Donner in ihr Ohr!
Von eines Feindes Hand,
Sahſt die Gefahr zuruͤckgefuͤhrt,
Und ſicher ward das Land.
Dein Koͤnig lebt, und ſchließt
Den rauhen Feldzug eher nicht,
Bis er noch Sieger iſt!
[108]Oden.
Den Feind nicht aus dem Feld;
Doch wenn ihn nicht der Winter zwingt:
So zwingt ihn unſer Held.
Der groß iſt in der Schlacht,
Und, wenn das Gluͤck ſich ihm entreißt,
Den Feind noch zittern macht!
Sey heute dein Geſang!
Ihm ſinge wer ſein Lob verſchwieg
Durch ſchwerer Zeiten Zwang.
Im Buſen klopfen hoͤrt,
Und wer mit fromm empfundnem Schmerz
Die Sorgen Friedrichs ehrt.
[109]Zweytes Buch.
Uns ſeine Ruhe auf.
Groß iſt Er; ewig ſey ſein Glanz
Und lang ſein Lebenslauf!
[110]Oden.
An
den Dohmherrn von Rochow,
als er geſagt hatte,
die Liebe muͤſſe ſie gelehret haben, ſo
ſchoͤne Verſe zu machen.
Unter deinem weiſſen Ueberhange
Klopft ein Herze, voller Gluth in dir!
Von der Liebe ward es unterrichtet
Dieſes Herze, aber ganz erdichtet
Nennſt du ſie die Lehrerin von mir!
[111]Zweytes Buch.
Seufzend ſang an manchem Sommermorgen
Meine Einfalt ihr geſtammelt Lied;
Nicht dem Juͤngling thoͤneten Geſaͤnge,
Nein, dem Gott, der auf der Menſchen Menge,
Wie auf Ameishaufen niederſieht!
Ohne Zaͤrtlichkeit ward ich zum Weibe,
Ward zur Mutter! wie im wilden Krieg,
Unverliebt ein Maͤdchen werden muͤßte,
Die ein Krieger halb gezwungen kuͤßte,
Der die Mauer einer Stadt erſtieg.
Dann denk ich den zaͤrtlichſten der Maͤnner,
Den ich immer wuͤnſchte, nie erhielt;
Keine Gattin kuͤßte je getreuer,
Als ich in der Sapho ſanftem Feuer
Lippen kuͤßte, die ich nie gefuͤhlt!
[112]Oden.
Und was wir nicht zu erhalten wiſſen,
Druͤckt ſich tiefer unſerm Herzen ein;
Rebenſaft verſchwendet der Geſunde,
Und erquickend ſchmeckt des Kranken Munde
Auch im Traum der ungetrunkne Wein.
Oden.
Drittes Buch.
H
[[114]][[115]]
An ihren Geiſt,
wegen der Unmoͤglichkeit den Koͤnig
zu ſingen.
Den Unnachahmlichen, ſoll ich?
Kann auch ein Strauß mit ſchwergeſchaffnem Fluͤgel
ſchwingen,
Zur hohen Sonne ſich?
H 2
[116]Oden.
Des Windes Flug, des Blitzes Gang,
Und jenen Wellen Pfad, wo Englands Flotte ſchiffte?
Dann wage den Geſang,
Der von Gebuͤrgen juͤngſt herab
Geſchleudert ſeinen Feind, und ihn dem Blick des Spottes
Europens uͤbergab,
Mit ſeiner linken Herculs-Hand
Die Feſtung zu ſich zog, und ſeine Buͤrger wieder
Geweckt ins Leben, fand.
Geprieſen wird von Pol zu Pol,
Wenn ihn die Goͤttinnen des Sieges und des Friedens,
Geſchmuͤckt ins Capitol
[117]Drittes Buch.
Dann ſinget auf Trophaͤen-Thron
Er ſelber ſeinen Krieg, der Nachwelt Herz zu ruͤhren,
Im Iliaden Thon.
[118]Oden.
An Seiner Koͤniglichen Hoheit
den Prinzen Heinrich.
Deckbare Waͤlder, athemlos,
O Sieger! deine wundgeſchlagne Feinde keichten:
Held Heinrich iſt groß.
Sahſt du, die Phalanx Oeſterreichs,
Ihr Stolz verſah ſich nicht, als deine Blitze ſchoſſen,
Des toͤdtlichen Streichs.
Zertrennteſt du das Schuppenſchild
Des Thieres, das mit Grim, getreten dir entgegen;
So fuͤrchterlich wild;
[119]Drittes Buch.
Das Feld erthoͤnte, wie zur Zeit,
Als Claudius Marcell, den Gallier warf nieder,
Im ſchroͤcklichen Streit.
Geweyht dem Tempel Jupiters,
Und friſch, mit Blut beſpritzt, zuruͤckflog an die Spitze
Des muthigen Heers.
H 4
[120]Oden.
An Ihro Koͤnigliche Hoheit
die Prinzeßin Amalia,
bey dem Empfang des Prinzen Heinrichs.
Dein zaͤrtlich Herze, den, den alles Sieger heißt:
Mein Bruder lispelſt du, die ganze Seele knuͤpfend
An ſeinen groſſen Heldengeiſt.
Den purpurroth beſpruͤtzt, die Siegesgoͤttin wand:
Er warf den Helm vom Haupt und eilte dich zu kuͤſſen,
Und deinen Bruder Ferdinand.
Dich fuͤhrten, wie der Mond von Sternen wird gefuͤhrt,
Du haſt mit deinem Fuß ſo leicht wie ein Gefieder
Den Marmorboden kaum beruͤhrt.
[121]Drittes Buch.
Flog um die Schulter her, und hoͤrbar rauſchten dir
Die Freuden, in der Bruſt, da aus dem Siegsgetuͤmmel
Der Triumphirer flog zu ihr.
Ein Staͤdtezwinger kam, und an dem Tieberſtrand,
Am Wagen des Triumphs in Feſſeln nachgezogen,
Die Fuͤrſten die er uͤberwand.
Trat auf den Nacken nicht den uͤberwundnen Feind
Die Sachſen ſegnen laut, wie den Aemil die Griechen
Den Helden und den Menſchenfreund,
Und wenn er gleich dem Mars im Felde Wunder that,
Doch mit dem ſanften Tritt des goͤttlichen Verſchonens
Auf gruͤne Feindes Fluren trat.
[122]Oden.
Lied der Muſen,
an die junge Prinzeßin Tochter des Prin-
zen Ferdinands vom Hauſe.
Von dem Olymp zur Erde bathen,
Du Kind, das uns die Liebe gab,
Laß dir erzaͤhlen Heinrichs Thaten.
Der Legionen fortgetrieben,
Und mitten auf dem Siegesfeld,
An deinen Vater froh geſchrieben;
Des Feindes Haufen ſchleunig flogen;
So ungezaͤhlt in ihrer Zahl,
Als kaum des wilden Meeres Wogen.
[123]Drittes Buch.
Nur da wo Heinrich hin und wieder
Auf Seinem Streiter Roſſe ritt,
Und wie ein Loͤwe warf darnieder,
Troz auf der Stirne noch getragen
Und Gegenwehr in Feindes Hand,
Das ward von Heinrichs Blitz erſchlagen.
Den Donner, der ſie todt geſchlagen,
Die Feinde, welche nach Berlin,
Sich einſt mit Frechheit durften wagen.
Der honigſuͤſſen Liebesgoͤtter,
Erzittre nicht, die Feinde ſind
Zerſtreuet, wie die Birken-Blaͤtter.
[124]Oden.
Des Helden ſiegriſches Ergoͤtzen,
Einſt wird Er ſeinen Lorbeercranz,
Auf deine goldne Locken ſetzen.
Den Triumphirern, wenn Sie kommen,
Und bald der Koͤnig, bald der Fuͤrſt,
Dich Gratie im Arm genommen,
Sanft an die ſeinen, und empfindet,
Wie ſchoͤn dein blaues Auge blickt,
Dein Arm ſich um die Schulter windet;
Wie es der Held im Felde machet,
Daß ihm Sein Herz nicht furchtſam ſchlaͤgt,
Wenn rund umher ein Wetter krachet.
[125]Drittes Buch.
So lieblich daß du ſie muſt fragen,
Ob mit ſo ſuͤſſer Miene kann,
Der Held, die Menſchen niederſchlagen?
Der Friedrichen zur Seite ſitzet,
Wie das bedraͤngte Vaterland,
Ihr Degen vor Gewalt beſchuͤtzet.
Du ſtammelſt: lieblich-goldner Friede;
Willſt mehr noch ſprechen, aber wir
Betaͤuben dich, mit unſerm Liede.
[126]Oden.
An Mademoiſelle Stahl.
Du juͤngſte Tochter meines Stahls,
Soll von der Muſe nur dein Antlitz ſeyn erhoben?
Wie Schoͤnheit eines bunten Thals.
Bewegungsgrund zur Luͤſternheit?
Verdient ein reizend Bild, im goldnen Fuͤrſten-Saale
Anbethung oder Zaͤrtlichkeit?
Wird von den Jahren abgehaucht,
So ganz auch die Natur in Farben reines Lichtes,
Den feinen Pinſel eingetaucht.
[127]Drittes Buch.
Die Lilien, und Roſen nichts
Sind Augen voller Tag, wenn ſie gleich Sonnen prangen
Am Himmel eines Angeſichts.
Sich in die ſanften Blicke gießt,
Und nicht der ſchoͤne Mund, wie ein Gefaͤß mit Oele,
Aus Herzens-Quellen uͤberfließt.
Des Laſterhaften fluch ich laut,
Und waͤre gleich ſein Kopf, auf eine Marmor-Stuͤtze
Des weiſſen Halſes, ſchoͤn gebaut.
Dich himmliſch fuͤhlend, ſanftes Kind
Auf deſſen Antlitz ward, von der Natur geſchrieben
Wie fein des Herzens Reize ſind.
[128]Oden.
Der
Frau Geheimen Raͤthin Buchholz.
Zufrieden bleibt, wenn gluͤcklicher zu werden
Der Thor erfindungsreich an Wuͤnſchen iſt.
Ich fuͤhl in mir nicht eitle Triebe brennen,
Ich bin vergnuͤgt dein ſchoͤnes Herz zu kennen,
Und gluͤcklich, daß du meine Freundin biſt!
Im Wagen, ſey an Kopf und Bruſt beſchweret
Mit Steinen, die ein Bergdurchwuͤhler fand.
Ich wuͤnſche mir kein Haus mit Marmor Waͤnden
Und keinen Prunkſaal; keine zum Verſchwenden
Gedeckte Tafel, von des Schickſahls Hand!
[129]Drittes Buch.
Die Kelter fuͤllen, und den Kaufmann locke
Oft der Gewinn, auf ein zerbrechlich Holz.
Er ſchiffe ſchwer von Hoffnung hin nach Inden,
Und komme mit den beſten Seegel-Winden
Zuruͤck, auf Laſten ſeines Reichthums ſtolz.
Ein ruhig Herz, und Kleider, die ich trage,
Um, mehr bedeckt, als ſtolz geziert, zu ſeyn.
Kein Menſchen-Arm erhaͤlt das Gluͤcke baͤndig;
Und wenn es will, ſey es mir unbeſtaͤndig;
Nur bleibt alsdann, ihr wahren Freunde, mein!
Nur dieſer Schatz, die Freundſchaft nicht genommen;
Behalt ich alt, der Muſen Saitenſpiel;
So hab ich gnug Gluͤckſeligkeit und Freuden,
Und heiſſe mich die Praͤchtigen beneiden.
Sie haben oft kein Herze zum Gefuͤhl!
J
[130]Oden.
Die Abendmahlzeit auf dem Lande,
an Herrn Geheimen Rath Buchholz.
Bey dem glatſteinigten Tiſch,
Bedeckt mit koͤſtlicher Leinwand,
Wohnt das Vergnuͤgen allein!
Gebaut nach laͤndlicher Art,
Auf ſchlechtem reinlichem Zwillich,
Mit Einer Schuͤſſel beſetzt,
Die ungekuͤnſtelte Koſt:
Und vom Luftſchoͤpfen getrocknet,
Schmeckt ihm vierjaͤhriger Wein.
[131]Drittes Buch.
Winkt mit gefaͤlligem Blick,
Dich zum beſcheidenen Gaſtmahl!
Dein warten Fiſche, die noch
Im Strom entgegen geſcherzt,
Und dann vom loͤchrichten Hame,
Des lauſchenden Fiſchers beruͤckt
Dem Tod entgegen geſtraͤubt!
Sie ſtarben unter dem Meſſer
Der hurtigen Koͤchin dahin.
Ihr Salz erwecket den Durſt,
Wir leeren alle die Glaͤſer,
Und ſagen Wuͤnſche vorher,
J 2
[132]Oden.
So rief der Saͤnger Horaz,
Nie das Verlangen der Roͤmer,
Den weit entfernten Auguſt;
Ihn traͤgt das muthige Roß;
Der Staub bedecket die Stirne,
Die zweene Cronen verdient.
Er ſchlaͤgt mit raͤchendem Schwerd,
Siegt dreymahl, ehe die Linde
Die kranken Blaͤtter verliert!
Und aus halb goͤttlicher Hand
Giebt er die groſſe Verſoͤhnung,
Und baut, was Feinde zerſtoͤhrt.
[133]Drittes Buch.
An Herrn Geheimen Rath Buchholz
an ſeinem Geburthstage.
In Gold und Purpur gehuͤllt,
Iſt nicht der Donner vernehmlich,
Der von den Waͤllen herab
Sagt, daß dem Volke ſein Heyl
Gebohren worden. Tief ſchlummert
Der kleine ſterbliche Gott;
Die flammigten Freuden, die hoch
In Myriaden von Lampen,
Ihm brennen und ſeiner Geburt!
J 3
[134]Oden.
Kennt nicht die glaͤnzende Laſt,
Und das Gefolge der Sorgen,
An Cron und Scepter geknuͤpft!
Gluͤckſeligkeiten und Schutz.
Sein warten Arbeit und Unluſt
Und der unſeelige Krieg!
Tritt an die Spitze des Staats.
Von ihm entfliehen die Freuden
Ihm fehlt die naͤchtliche Ruh!
Sehn tauſend, ſpaͤhen ihn aus.
Ihn loben einzelne Weiſen,
Und eine thoͤrigte Welt
[135]Drittes Buch.
Der auf erhabenem Sitz
Noch nicht ein Engel geworden!
Ach! immer bleibt er ein Menſch!
Ins fluͤchtge Leben herab.
Weit von dem Sitze der Fuͤrſten
Bringt neue Plagen der Tag.
Die nicht unedel, und nie
Stolz, hochgebiethend geweſen,
Du kamſt zu Sorgen und Laſt!
Als du die Sonne gegruͤßt!
Der Landmann ſaͤete mit Hoffnung,
Und maͤhete Weitzen fuͤr ſich.
J 4
[136]Oden.
Und in dem Schooſſe der Ruh
Verſteckten Juwelen den Koͤnig
Und ſeinen muͤßigen Rath!
Zum Dienſt — ein werdender Menſch,
Beſtimmt zu wichtigern Laſten
Als nie dein Vater ſie trug!
Dem Wintzer Trauben gereiſt,
Seit dem des Vaterlands Thraͤne
Die Ruͤckkunft Friedrichs begehrt.
Und der einſtimmige Mund
Der Senatoren. Ihn fodert
Dein Herz ſtillſeufzend zuruͤck.
[137]Drittes Buch.
Von weiſſem flockigtem Schnee,
Sich eine kuͤnftige Erndte
In jungen Saaten verbirgt.
Das ferne Indien wuͤnſcht
Ihm Gluͤck, und theure Geſchenke
Bringt der ſich buͤckende Mohr!
An dem erhabnerem Thron,
Greifſt hoch aus Ruder. O! zaͤhle
Der haͤuslichen Freuden dann mehr.
Frohlaͤchelnd, ſiehe umher
Auf Kinder deiner Erzeugten;
Und alle ahmen dir nach!
[138]Oden.
An Herrn Profeſſor Sulzer.
Den noch zu oft Empfindungen durchdringen,
Bis zu des Lebens Ueberdruß.
Du ſollſt den Gram als Weiſer einſt bekaͤmpfen,
Sonſt wird er ganz den ſchoͤnſten Trieb verdaͤmpfen,
Den ſanften Trieb zu Lieb und Kuß!
Und dein Geſpraͤch voll Nachdruck und Gewichte,
Waͤhlt nie ein Wort von leichtem Scherz.
Nie lachſt du laut, ſelbſt bey dem Laͤcherlichen,
Dein Laͤcheln aber ſagt mit Redner-Spruͤchen,
Du habeſt kein verſteintes Herz!
[139]Drittes Buch.
Der Seele Bild; ich kenne die Geſtalten
Von den Empfindungen zu gut;
O, mir entwiſcht nicht was die Menſchen fuͤhlen!
Die Lehrer auf der Weisheit hohen Stuͤhlen,
Sind, ſo wie Dichter, Fleiſch und Blut.
Das Deine ſchwimmt noch halb in ſeinem Schmerze,
Reiß es heraus und werde dein!
Ganz dein! dich hat der Gram genug durchdrungen,
Hoͤr’ die Natur in ihren Foderungen,
Und laß die Liebe Herrin ſeyn!
Treu, dauerhaft, mit Tugenden geſellig
War deine Liebe ehedem.
So wird ſie jetzt neu dich bewohnen kommen,
Und fuͤr die Zeit, von Trauren dir genommen,
Macht ſie die Zukunft angenehm!
[140]Oden.
An Bergen wohnt, die uns in Hallers Liede
So praͤchtig vor dem Auge ſtehn!
Sie bringet dir den Frieden in den Buſen,
Und ſtiller als die unbeſorgten Muſen
Wird Lieb und Freude mit dir gehn!
An Herrn Profeſſor Sulzer,
uͤber den Tod ſeines Kindes.
Auf jenen Ueberreſt entſeeleter Gebeine,
Dein in dich dringend Leid!
Nichts half die Kunſt, und nichts daß du gerungen
Haſt im Gebet, ſie ging auf groͤßre Foderungen
Hin in die Ewigkeit!
Der deine Liebe hat mit ſich dahin geriſſen
Wo nichts, als Liebe lebt!
Da wird ſie nun im Schooß der Mutter liegen
Und ihr erzaͤhlen, wie dein einziges Vergnuͤgen,
Ihr Schatten, um dich ſchwebt!
[142]Oden.
Oft Stunden lang bey ihr am Sterbebett geſeſſen,
Und ihren Schmerz beklagt,
Und wie du ſie, wenn ſie voll Schmerzen ſtoͤhnte
Nach ihrer Wuͤnſche Ziel, nach welchem ſie ſich ſehnte,
So zaͤrtlich haſt gefragt.
Denn auf ihr lag zu ſchwer mit ungeheurer Menge
Von Qualen ſchon der Tod!
Er ſaß in eingefallnen blaſſen Wangen,
Und war der Froſt des Fiebers nun vergangen
So gluͤht’ er in dem Roth.
Nein, lange ſchon ward dir, wann er gedroht, befohlen:
Bereite dich! ſey ſtark!
So ſey auch nun ein Mann in deiner Klage,
Dein Kind ruht jetzt, und ihrer Krankheit Plage,
Bleibt dieſſeits vor dem Sarg.
[143]Drittes Buch.
Wird dort ſich in dem Buch der hoͤchſten Weisheit uͤben,
Wird keiner Zeiten Raub;
Und kommt einmal der Herr, den Erdereyß richten,
Dann weckt ein Engel ſie zu ewgen Pflichten
Des Dankes aus dem Staub!
Dann ſiehſt du das, o Freund! was du an ihr geliebet
Vollkommner reizend ſeyn;
Jtzt fragſt du: o warum iſt ſie geſchieden?
Erwarte nur den Uebergang zum Frieden
Dann leuchtet dir es ein!
Bleibts vor dem truͤben Blick des Sterblichen verborgen,
Warum Gott ſo verfaͤhrt;
Dort aber, wo vor hundert tauſend Sonnen
Die Finſterniß nie einen Sitz gewonnen,
Iſt alles aufgeklaͤrt.
[144]Oden.
An Herrn Profeſſor Sulzer,
uͤber das Bild ſeiner verſtorbenen Gattin.
So laut dein Herz auch dem Vergnuͤgen ruft,
So laut hoͤrts noch in ſich den Kummer ſagen:
Dort liegt ſie in der Gruft!
Ganz deiner unumſchraͤnkten Trauer werth:
Welch Antlitz! O! welch Bild vom beſten Herzen!
Das nun der Wurm verzehrt!
Wie laͤchelt er von ihrer Stirn herab? (*)
Und jeder Blick, wie mit Gefuͤhl erfuͤllet
Der Liebe, die ihn gab!
[145]Drittes Buch.
Der ſchoͤne Mund! nicht mehr fuͤr deinen Kuß!
Aus ihm entfloh ihr ſchoͤner Geiſt dem Staube,
Zu himmliſchem Genuß!
Dich tiefer ritzten in der bangen Bruſt,
So wie im Lenz die Roſenblaͤtter fallen,
Verwelkte deine Luſt!
Dir zugeſehn, wenn ſchwaͤrzer, als die Nacht,
Der tiefe Gram von deinem Angeſichte
Den Schlaf entfliehn gemacht!
Vom Grab, geneuß des Lebens kurzen Traum!
Ach! ohne Liebe bleibt im groͤßten Gluͤcke
Das Herz ein leerer Raum!
K
[146]Oden.
Die Liebe gab, dir eine Tochter aus,
Gezeichnet von der Tugend mit Verſtande,
Zur Zierde fuͤr dein Haus!
Fromm auf dem Schooß der jungen Cloe ſpielt,
Sey ſie, und trag ein Herz in ihrem Munde
Das nur fuͤr dich gefuͤhlt.
[147]Drittes Buch.
Der Tod.
An Herrn Profeſſor Sulzer.
Weit aufgeſchloſſen — — ſie ſtirbt
Und ſtreut die welkenden Blaͤtter
Hin auf ihr muͤtterlich Land.
Faͤhrt jetzt die Senſe daher.
So maͤht im ſchrecklichen Schlachtfeld
Die muthigen Krieger, der Tod!
Der Stolz des bluͤhenden Thals,
Auf der ſich Bienen verweilten:
Sie tritt im Winter der Stier
K 2
[148]Oden.
In ein veraͤchtliches Grab.
So liegt bey freſſenden Wuͤrmern
Der angebetete Reiz
Gieng unter den Menſchen umher.
Sie ſtarb; der grauen Verweſung
Zu theurer, koͤſtlicher Raub!
Und Mavors drohendes Volk,
Die Sterne zaͤhlende Weiſen,
Sie alle muͤſſen dahin.
Gieng in die ewige Nacht
Der tagentbehrende Milton,
Und ließ uns ſeinen Geſang.
[149]Drittes Buch.
Greift der langarmige Tod.
Dem Koͤnig nahm er den Bruder (*)
Und dir entriß er den Freund.
Den beſten Menſchen mit ſich!
Gleim ſeufzet mitten im Gaſtmahl:
”Auch alſo riß mir der Tod
”Einſt meinen goͤttlichen Kleiſt!
O Sulzer! nenn ihm nicht dreymal,
Sein Herz verblutet ſich ſonſt.
Und nicht der Froͤmmigkeit Schild.
Nichts fragt die ſchneidende Parce
Nach Tugend oder Verdienſt.
K 3
[150]Oden.
Koͤmmt ſchnell und uͤbet ſie aus.
Von dem geſammleten Golde
Folgt ihn der Wuchrer und klagt.
Ihn flieht der keuchende Greiß,
Alt und nicht weiſer geworden —
Ihn ſcheut an Ketten der Sclav!
Lachſt du dem bloͤckenden Zahn
Mit groͤſſerem Stolze entgegen,
Als, mit dem Becher voll Gift,
Im Angeſichte des Volks,
Das ſeine Tugend verkannte.
Freund! wir verkennen dich nicht;
[151]Drittes Buch.
Ruf dein noch ſeufzendes Herz
Zuruͤck von traurigen Graͤbern:
Und ſpaͤt erwarte dich deins!
K 4
[152]Oden.
Gedanken an Herrn Gleim
uͤber den Herrn von Kleiſt, nach einem
abendlichen Spatziergange im Walde
bey Berlin.
In einem heilgen Dunkel thront,
Klagt melancholiſch uͤber ihre Leichen
Die Taube, die den Wald bewohnt.
Nach Futter war ſie ausgeflogen,
Indeß der Sturm herauf die Wolke trug,
Und mit Eißkugeln, die ein halbes Pfund gewogen
Den Baum beſchoß, und ihre Jungen ſchlug!
Dem dunkeln Hayn auf duͤrren Aeſten girrt
Gram einer Braut, die in noch gruͤner Laube,
Mit ihrem Herzen bey den Todten irrt,
[153]Drittes Buch.
Der dickbelaubten Baͤume hoͤrteſt du
In ihren Blaͤttern tauſend ſanft gerauſchte Stimmen,
Und jede Stimme rief dir traurig zu!
Noch an dein Herz geſchlungen! ach! hier gieng
Dein Freund, der zaͤrter noch, als eine Schweſter
Mit ſeinem Geiſt an deinem Geiſte hieng!
Hier fuͤhlteſt du mit ihm zugleich das Schoͤne
Der Schoͤpfung; o, hier ſtandet ihr,
Wie zwo vom beſten Vater gleich gebohrne Soͤhne
Und ſpracht von Gott. Hier, ſagſt du, war es; hier!
Bey ihm zu knien, bey der Todes Angſt
Durch Seufzer ſeinen Geiſt noch aufzuhaſchen
Dies iſt der Troſt, nach welchem du verlangſt.
K 5
[154]Oden.
Ganz finſtrer Kummer war dein Angeſicht.
So ſtumm ſitzt, ſich an ſeiner Urne lehnen
Die Freundſchaft deren Auge Klagen (*) ſpricht.
Und ſpielteſt du des harten Schickſals Ohr
Des Orpheus allerflehentlichſte Lieder
Auf einer Steinbezwingbaren Leyer vor!
Doch, riefſt du zu den heiligen Gebeinen
Ihn nicht zuruͤck den hingeflognen Geiſt!
Die Zeit, o Freund, muß dich zu troͤſten weinen;
Die Ewigkeit mißgoͤnnt’ ihr deinen Kleiſt!
[155]Drittes Buch.
Klagen bey dem Grabe
des Herrn von Kleiſt, als Herr Gleim ſagte,
daß er ſeinen Schmerz nicht ſingen koͤnnte,
in ſeinem Nahmen.
Weint die Freundſchaft ihren Schmerz
Und mit diamantnem Pfluge,
Zieht der Kummer Furchen in mein Herz.
Finſterniß und Stille,
Unter eurer Huͤlle,
Lad’ ich Erd und Himmel zum Gehoͤr
Klagen will ich — ach mein Liebling,
Iſt nicht mehr.
[156]Oden.
Mein Gedanke rief dem Tode zu:
Laß dir kleinre Opfer geben!
Wuͤrger, noch nicht ſatt gemacht biſt du,
Von den Myriaden,
Die im Blute baden?
O Verheerer, wenns dein Hunger heißt,
Nimm mich ſelber, nur verſchone,
Meinen Kleiſt!
Wie beneid ich dieſen Tropfen dir!
Und du Thal wo er geſunken
Schauervoll und heilig biſt du mir!
Ach an dieſer Staͤte,
Werd auf mein Gebete,
Eine Quelle, der des Wandrers Dank
Seegen laͤchelt, wenn er ſchmachtend,
Aus dir trank.
[157]Drittes Buch.
Die der Schlachten Schickſal hart betraf,
Iſt mir alles; mich erfreuten
Sonſt die Lorbeern um des Helden Schlaf;
Aber jetzo ſtehen,
Selber die Trophaͤen,
Im Gemaͤhlde, mir zum Schrecken da,
Und der Ruhm auf den mein Liebſter
Sterbend ſah!
Mehr als Muͤtter, die du ganz beraubt;
Jede Luſt hat mich verlaſſen
Und die Trauer woͤlkt ſich um mein Haupt,
Wenn ich Freuden luͤge,
Und die Welt betruͤge
In dem Munde, der zu lachen ſcheint,
Ach da fuͤhlt mein blutend Herze,
Daß es weint.
[158]Oden.
Mich zu freuen, die verwerf’ ich nicht,
Weil von dem, der ihn geſungen,
Jedes Blat und jede Blume ſpricht;
Doch in dieſer Freude,
Nur geborgtem Kleide
Gehet der ernaͤhrte Gram verſteckt,
Den der Lenz zu neuen Klagen
Lockend weckt.
Blieben Gluͤck und Freude mir getreu,
Die in deinem Umgang waren,
Und kein Tag ging ohne dich vorbey!
Du! der meinem Leben,
Groͤſſern Werth gegeben;
Niemahls liebten zweene Bruͤder ſich,
So, als wir vereinte Weſen,
Du und ich!
[159]Drittes Buch.
Und ich blieb um dich zu weinen hier;
Keinen Troſt hoff ich gewiſſer
Als Befehle, die der Himmel mir
In des Todes Haͤnden
Eilet zuzuſenden.
Meine Ungeduld erwartet ſie,
Dann ſind unſre Seelen wieder
Harmonie!
Die Sommer-Naͤſſe,
an Herrn Gleim
Beklagten, daß aufs Angeſicht,
Durch ihren Schirm die Macht der Sonne falle,
Sie ſchonte Stirn und Wange nicht!
Dein Sulzer ſeine Stelle ſchmuͤckt,
Beklagten ſich, und ſaſſen ſinnlich ſtöhnen,
Bis Kuͤhlung ward herabgeſchickt.
Und nun begehrt den Sonnenſchein
Der unzufriedne Landmann klagend wieder:
Gott feuchtet Heu und Garben ein!
[161]Drittes Buch.
Nach heitren Tagen ſeufzet er;
Und der Soldat klagt: Von dem Regen wuͤrde,
Roſt auf dem glaͤnzenden Gewehr!
Ihr Auge fragt das Wetter-Glas:
Ob bald die Sonne das Gewoͤlk zertheile?
Den Tannenhaͤyn macht es zu naß.
Ob bald der Garten trocken iſt?
Wo er in gruͤn und bunten Meiſterſtuͤcken
Beweiſe von dem Schoͤpfer lieſt!
Und die Begierde, niemals ſatt,
Haͤuft Wunſch auf Wunſch; ihr heftiges Verlangen
Klagt, daß ſie neuen Mangel hat.
L
[162]Oden.
So wuͤnſchen wir Gluͤckſeligkeit;
Der Sterbliche fuͤhlt bey erſtrebtem Gluͤcke
Nicht Ruhe, nicht Zufriedenheit.
Nichts mehr, und wenn ich das Geſchick
Mit einer neuen Forderung beſchwere
So wuͤnſch ich meinen Freund zuruͤck!
Die Sehnſucht der Freundſchaft,
an Herrn Gleim.
geliebten
Sulzers gekommen, verbiet ich der Ruh,
Daß ſie mich eher nicht reizt, bis ich Gedanken geſchrieben;
Tauſende flattern dir zu!
entfliehen
Zu dem Geliebten ins ferne Gezelt,
Ob ſie der Krieger noch denkt? alſo ſorg ich, ob immer
Mein Geſang dir gefaͤllt.
Tage;
Aber noch ſchattigt, mit Dunkel noch voll;
Wie die Wolke, ſo ſchwer iſt die Seele der Sapho (*)
Wenn ſie ſchwingen ſich ſoll.
L 2
[164]Oden.
Freundſchaft
Flammende Braͤnde. Den heiligen Raub
Billigt ſelber der Gott; doch, dem Feuer gefolget,
Iſt er ferner mir taub.
Bache,
Unter den Baͤumen von Muſen bewohnt,
Die Orcane nicht fuͤhlt; ſelbſt die Kinder der Franzen
Haben alles geſchont;
baͤuden
Prieſter geſchimpfet, Altaͤre beſtuͤrmt
Aber heilige Furcht grif die Herzen der Krieger;
Dichter werden beſchirmt.
die Laute!
Scipio machte mit ſiegender Hand
Ihren Hannibal angſt, der die Wunde des linken
Armes toͤdlich empfand. (**)
[165]Drittes Buch.
Erwarten
Donnernde Worte die Ludewig ſchilt,
Doch nun kennet der Hof endlich, daß er mit Grimme
Alle Goͤtter erfuͤllt,
Voͤlkern
Ihres Verlangens entfernetes Ziel!
Dennoch ſtehen um Friedrich, wie gebuͤrgige Wetter,
Seiner Feinde noch viel.
Phoͤbus
Wenn er vom Wagen des Tages herab
Sieht in blumichtes Thal, alſo ſah’ ich die Stirne,
Welche Strahlen ſie gab!
heit
Aus den Kriegern die unter ihm ſtehn!
Das unbaͤrtige Volk, wie die juͤngſten Spartaner,
Tapfermuͤthig und ſchoͤn
L 3
[166]Oden.
Getoͤſe
Feindlicher Schilde, ſie rufen die Schlacht
Und ein feſtlicher Eyd fuͤr den groͤſſeſten Koͤnig
Hat ſie eiſern gemacht!
Geſaͤnge
Heiſchet das Jauchzen; mir thoͤnet ins Ohr
Freude niemals gehoͤrt, muthig will ich ſie ſingen
Doch, du! ſinge mir vor!
Der unnachahmliche Pindar,
an Herrn Ramler.
Wagt zu pindariſchem Flug,
Der bringt unſterblichen Nahmen
Dem Meer, in welches er ſtuͤrzt.
Der aufgeſchwollene Fluß,
Wenn Waſſertragende Wolken
Herunter ſtuͤrzen auf ihn.
Unwiederſtehlich herab
Geſang des Dichters, der immer
Verdient apolliſchen Cranz.
L 4
[168]Oden.
Mit neuen Worten erfuͤllt,
Stark thoͤnen oder ſanft flieſſen
In ungezwungenem Lied;
Von ewig herrſchender Macht
Der Goͤtter, oder er preiſe
Die Thronenſitzer der Welt;
Von dem olympiſchen Spiel;
Den wagenlenkenden Juͤngling
Und das wettlaufende Roß;
Den Schmerz der aͤchzenden Braut,
Der ihr Verlobter entriſſen
Ward, in erſchroͤcklicher Schlacht;
[169]Drittes Buch.
Aus der Vergeſſenheit Nacht,
Und fuͤhr zu glaͤnzenden Sternen
Den Loͤwengleichenden Muth;
Ganz unnachahmliche Schwan,
Den zu den Zuͤgen der Wolken
Hebt, eine ſtaͤrkere Luft.
Die ſaugt an bluͤhendem Klee,
Ich ſinn’ am Ufer der Elbe,
Auf mein zu niedriges Lied.
Mit ungeregeltem Griff;
Mir fehlt zum Heldengeſange
Gluth und ein maͤnnlicher Schwung
L 5
[170]Oden.
Nachfolgt, dir fodert Geſang
Der Sieger, wann er geſchmuͤcket,
Mit wohlverdienetem Cranz
Der großpallaͤſtigen Stadt,
Und an dem Wagen geheftet
Fuͤhrt den gebaͤndigten Stolz
Uns lange Jahre hindurch
Entzog, und Tage voll Schrecken
Dem Vaterlande gebracht!
Der hoch aufhuͤpfenden Stadt,
Und der Gerechtigkeit Saͤaͤle
Nicht voll vom Klaͤgertumult,
[171]Drittes Buch.
Ins neugeſittete Volk
Durch die erlangte Zuruͤckkunft
Des groſſen Friedrichs gebracht.
Hervor zu bringen vermag,
Mit deiner Stimme vermiſchen
Mein ſchwaͤcher thoͤnendes Lied.
Der Kriegeslieder, will ich
Triumph ausrufen, und Antwort
Giebt die frohlockende Stadt.
Der Spree, dem horchenden Hain,
Dem jubelrufenden Volke.
Dreyſtimmig fingen wir vor!
[172]Oden.
Er fand nichts groͤſſers als Ihn,
Ihr zum Geſchenke zu geben;
Nichts beſſers, findet er je!
Das Feuerwerk am Ufer der Elbe
an den Herrn Profeſſor Sulzer.
Den Fruͤhlings-Abend, der gefuͤhlt
Von Blumen wird, die geizig ſich verſchlieſſen
Wenn ſie der Thau gekuͤhlt.
Mit tauſend Sonnen uͤberſtreut
Schwebt uͤber uns, von keiner Hand gemeſſen,
Ihr koͤnigliches Kleid.
Aus ihrem unumwoͤlkten Schooß
Faͤhrt nicht der Blitz, nicht brechen mit Gebruͤlle
Die Donner Gottes los.
[174]Oden.
Das Ufer zittert von dem Knall,
Gleich dem Getoͤs aus fernem Kriegesſtreite;
Und Antwort giebt der Wall.
Die rufen dieſem Donner nach — —
So riefen Huͤgel juͤngſt, da Lorbeerreiſer
Der Held in Sachſen brach!
Die um den Rang der Sterne wirbt,
Und da ihr Stolz von ewig glaͤnzen redte,
Verloͤſcht und niederſtirbt.
In Friedrichs ſtarken Feinden oft,
Wenn ſie von Wuth entflammt, ſein Niederliegen
Gewuͤnſchet und gehofft.
[175]Drittes Buch.
Sind Mars und Venus voller Gluth
Von ihrer Laufbahn itzt herabgeflogen
Und brennen in der Fluth?
Wie Pandamus und Diomed;
Zwo Schiffen gleich, wenn jegliches in Flammen
Geſetzt, zu Wolken geht.
Ward von der Kunſt hervorgebracht?
Jetzt wird der Strom vom hochgeſpruͤtztem Feuer
Dem Aetna gleich gemacht!
Der Bogen Pracht ich ſehe ſie
Und denke von der Zukunft Freude trunken:
So ſpringt zu Sans-Souci
[176]Oden.
Die Marmor-Saͤulen regen ſich;
Roms Helden-Geiſter wollen aus der Hoͤlle
Herauf zu Friederich!
An Herrn Zachariaͤ,
den Verfaſſer des Geſanges von der Hoͤlle,
zu Braunſchweig.
Ein Todes-Engel offenbahrt
Den Abgrund, wo fuͤr Ungerechte
Quaal zubereitet ward.
Der Wuth, die aus der Hoͤlle flog,
Und durch Gewalt der Friedensbruͤche
Ins Herz des Kriegers zog?
M
[178]Oden.
Auf ganzer Voͤlkerſchaften Gluͤck,
Und ſah’ geſtuͤrzter Menſchen Sterben,
Mit nimmer ſattem Blick.
Und weit verbreitet ward der Tod.
An allen Ufern bis zum Meere,
Ward das Gewaͤſſer roth.
Verwendet oft der Tag ſein Haupt,
Und ſieht halb todte Menſchen ſchleichen,
Die ganz der Krieg beraubt.
Der Landmann traurig fort, und tritt
Noch in den Hufſchlag von dem Pferde
Worauf ſein Pluͤndrer ritt.
[179]Drittes Buch.
Gram aus des Mundes Seufzer ſpricht;
Dann reizet ihn zum Lobgeſange,
Die ſatte Lerche nicht.
Die Tulpe, die ſich ſtolz erhebt — —
Ihr Rock ward ohne Hand und Seide
Geordnet und gewebt
Der tauſend Welten ausgeſchmuͤckt,
Und mehr als tauſend Nationen
Auf einmahl uͤberblickt.
Und riß viel Inſeln aus der Hand
Des Ludewigs, der ſein zu ſpotten
Ein Heer hat ausgeſandt.
M 2
[180]Oden.
Die ihn an Braunſchweigs Mauren trug,
Als mit viel Muth und wenig Volke,
Das Heer ein Juͤngling ſchlug.
Auf uns. Wir zitterten voll Schmerz;
Da rief er ſchnell ein Weh zuruͤcke,
Und ſandt’ ein Fuͤrſten-Herz.
Was den Gerechten noch bedraͤngt;
Er eilt, daß bald die Hoͤlle wieder
Des Krieges Wuth empfaͤngt!
[181]Drittes Buch.
An den Herrn Regierungs-Advokat
Koͤpken.
Verborgen lauſchte der Winter, und ſtuͤrzt
Auf uns verdoppelt zuruͤcke
Itzt, da ſchon Phoͤbus die Naͤchte verkuͤrzt!
Und ſcheucht ſchon ſingende Lerchen herab;
Noch ſieht im Garten der Weiſe
Gewaͤchſe ſchlafen, und denket ſein Grab!
Das lieblich duftende Veilchen verſteckt;
Noch traurt die froſtige Heerde,
Schlecht vom unſorglichen Schaͤfer bedeckt.
M 3
[182]Oden.
Des Winters, Freund! ſchaffen den kaͤlteren Maͤrz
Zum Sommer um durch Geſaͤnge,
Und Tanz und Wein und Geſpraͤche voll Herz.
Dort in dem Ofen wie lieblicher Weſt,
Wenn zum vertrauten Beſuche,
Apoll herunter im Hayne ſich laͤßt,
Der, voll des Gottes die Gegenwart fuͤhlt,
Und bald in ſuͤſſen betruͤbten
Bald frohen Thoͤnen Empfindungen ſpielt.
Biſt nicht an ſuͤſſen Empfindungen arm
Der Schnee bedecket die Huͤgel
Dein Herz fuͤr Freunde geſchaffen, bleibt warm.
[183]Drittes Buch.
An Palemon.
Nicht vom Vergnuͤgen durchwebt,
Von keinem ſonnichtem Blicke
Fuͤr mich zu Tagen gemacht:
Der meinem Herzen verwand
Ward, durch gleichſtimmiges Denken,
Hab ich ſie traurig durchlebt.
Den ein erſchaffender Gott,
Nach der vollendeten Schoͤpfung,
Hochheilig machte zur Ruh.
M 4
[184]Oden.
Des Herzens Sprache gefaͤllt —
Doch einſam fand ich die Wohnung.
Ich ſtand und dachte Verdruß,
Und warf die Augen herab
Nach der kleinſtromigten Elbe,
Itzt breit umufert von Eis.
Gieng praͤchtig uͤber ihr auf,
Und ſah, mit Blicken des Stolzes
Auf ihrer Flaͤche ſein Bild.
Ihr Bild im ſanften Geſang.
Der Erde Stroͤme vertrocknen,
Ausloͤſcht die Fackel der Nacht;
[185]Drittes Buch.
Sie bleibt, und ſinget, o Freund!
Im Creyſe meiner Geliebten,
Einſt noch dem hohen Olymp.
[186]Oden.
An Herrn Utz,
den Verfaſſer der lyriſchen Gedichte.
beſungen,
Mir gab Apollo kein lyriſches Spiel
Beſpannt mit Saiten von Gold, doch ſind mir Lieder
gelungen,
Suͤßklingend ſang ich der Seele Gefuͤhl.
Geſandte
Herunter kommend vom Stuhle des Herrn,
Auch hoͤret meinen Geſang, wer ſonſt die Muſe
verkannte,
Des Geizes Prieſter, vernehmen ihn gern.
[187]Drittes Buch.
Laute,
O, ihn nur denken wird ſuͤſſer Geſang
In der ganz ſaphiſchen Bruſt; der Liebes Goͤtter
Vertraute
Ward ich und habe die Herzen in Zwang!
Matrone,
Mich horcht der Juͤnglinge klopfendes Herz.
Das Maͤdchen fuͤrchtet den Pfeil! er rauſcht im
ſaphiſchen Thone
Laut, wie im Utziſchen Liede voll Scherz.
[188]Oden.
An Herrn Utz.
Lobt Gleim dich laut, lobt meine Lieder;
Nur ſein Verſtand iſt fuͤr uns lauter Ohr,
An ſeinem Herzen falln die Pfeile nieder
In den Geſang ſie zu verſtecken;
Sie treffen oft das Herz der jungen Welt,
Sein Herz nur nicht, er weiß es zu bedecken.
Iſt ihm getreuer als Selinden!
Den wuͤrde nicht ein menſchlich Venus Bild
In goldnem Wagen an dem Fenſter finden. (*)
[189]Drittes Buch.
Den breiten Schutz von ſeinem Herzen
Gleim ward ganz Seele bey dem Nahmen Kleiſt,
Und wird ganz Herz bey einer Sapho Scherzen.
Vom groſſen Phoͤbus dir geliehen:
Du wuͤrdeſt ſchnell, als wie ſein Herz begehrt,
Mit Gratien und Muſen zu ihm fliehen.
Komm! noch will ich die Blumen pfluͤcken;
So reißt das Gluͤck nach langem Eigenſinn
Itzt Lorbeern ab, mein Saitenſpiel zu ſchmuͤcken.
Zuruͤckgebliebner Jugend Freude
Frag deinen Freund, nichts anders ſagt er dir,
Als daß ich itzt Fuͤrſtinnen nicht beneide.
[190]Oden.
An die Chartenſpieler.
Gedankenvoll, und hoffend fuͤhlet
Die Freuden des Gewinnes ganz;
Mein Geiſt, zu ſtoiſch und zu trocken,
Ließ nie die Charten ſich verlocken,
Und huͤpfte nie zu einem Tanz!
Zu roh, beym Spiele was zu denken,
Blieb ich in beyden ungelehrt;
Ich kenne nicht der Blaͤtter Nahmen,
Weiß nicht, was Buben ſind und Damen,
Weiß nichts vom Blatt, dem Sieg gehoͤrt.
[191]Drittes Buch.
Darinn geleſen, nachgeſonnen,
Selbſt eins gemacht, ſo ſchlecht es war!
Nichts fragt ich da nach Spiel und Taͤnzen,
Ich las, wodurch ſich Helden craͤnzen,
Und traͤumte Schlachten und Gefahr!
Ließ ſich mein Volk in Ordnung ſtellen
Und that, als wie ein General;
Warf Schanzen auf, ſchoß Ziegelſtuͤcke,
Zog ſchlechterdings mich nicht zuruͤcke,
Sprach laut wenn ich den Sturm befahl!
Dann ließ ich meine Voͤlker kommen
Drang tiefer ein in Feindes Land,
Marſchirte liſtig hin und wieder
Hieb viele tauſend Feinde nieder,
In allen Neſſeln die ich fand.
[192]Oden.
Gefaͤllt von meinen ſtarken Streichen,
Bey tauſenden geſtreckt vor mir;
Stolz dacht ich mich als Ueberwinder
Ich war ein Kind, und wie die Kinder
Thun gar zu oft im Alter wir!
Schon dazumahl war ſie geſchaͤftig,
Als ich noch meine Heerde trieb;
Itzt aber ſieht ſie andre Schlachten
Denkt die, die ſich unſterblich machten,
Und den, der ſich unſterblich ſchrieb!
Oden.
Viertes Buch.
N
[[194]][[195]]
Die Freunde,
an Palemon, nach Herrn Gleims Abreiſe
aus Berlin.
Gold iſt nicht meiner Neigung Goͤtze.
Ich rechne meiner Freunde Zahl,
So zaͤhl ich groͤßre Schaͤtze.
N 2
[196]Oden.
Mir darf kein Prinz den Fleiß belohnen:
Nur Sulzer werde nie mein Feind;
Ihn gaͤb ich nicht um Cronen.
Mehr als Geſaͤnge noch entfuͤhrte,
Wuͤßt ich dem Zepter vorzuziehn,
Der eine Welt regierte.
Des Caͤſars Dichter nachzuahmen,
Den tauſcht mir keine Fuͤrſtin ab
Mit dem Durchlauchten Nahmen.
Mein Herz den groſſen Anſpruch fahren.
Sie machen meines Lebens Reſt
Zu lauter Jubel-Jahren.
[197]Viertes Buch.
Geſchaffner Freund! vergoͤnne
Daß ich bey Buchholz und bey Stahl,
Dich als ein Kleinod nenne.
Giebt ſeinem Herrſcher ſolch Vergnuͤgen?
Eliſabeth iſt mir nicht gleich
Wenn Ruſſen vor ihr liegen!
Geehrt, doch nicht um ihret willen.
Nein! um den Glanz, der Sie umgiebt
Und um die Purpur-Huͤllen!
Der Leyer wegen, die ich ſpiele;
Und weil ich minder fuͤr das Gold,
Als fuͤr die Freundſchaft fuͤhle.
[198]Oden.
Auf Palemons Fluͤgel.
Die Goͤttin Harmonie im Fluͤgel mir geſungen!
Mein Ohr vernahm, mein Herz zerſchmolz.
Ihr Muſen! mit Apollens ganzer Staͤrke,
Thut eure Schweſter Wunderwerke
In dieſem ausgehoͤhlten Holz!
Von Helden in dem Streit, vom Koͤnig auf dem Throne,
Von Freundſchaft, Liebe, Kuß und Wein.
Das Ohr, der Witz bewundern eure Scherze;
Sie aber nimmt des Menſchen Herze,
Die ganze Seele nimmt ſie ein.
[199]Viertes Buch.
Dringt ſchmeichelnd in die Bruſt, und mich ergreift
ein Schauer,
Ein Gram, der Wolluſt bey ſich fuͤhrt.
Jetzt hebt ſie ſich. O! welch ein himmliſch Feuer
Empfind ich! So hat Orpheus Leyer
Mit zauberiſcher Kraft geruͤhrt.
Iſt ihr Geraͤuſch! So wie entfernter Donner maͤchtig,
Und dennoch uns nicht furchtbar rollt.
Nun ſingt ſie lieblich, wie ihr Nachtigallen
Wenn ihr durch hohen Thon gefallen,
Durch Seufzer uns entzuͤcken wollt!
Der Muſe! welch ein Gott gab in die Erden-Soͤhne
Dich zu erfinden, den Verſtand?
Nein dich hat nicht der Menſchen Witz gebohren,
Du biſt (fuͤr Weiſe, nicht fuͤr Thoren:)
Von dem Olymp herabgeſandt!
N 4
[200]Oden.
Du Fluͤgel! zaubere, wann nah an dir ein Sproͤder
Und ein zu ſtolzes Maͤdchen, ſtehn.
Dann ſollſt du die verſchmaͤhte Liebe raͤchen.
Der Juͤngling ſoll durch Seufzer ſprechen,
Das Maͤdchen fort zu weinen gehn!
[201]Viertes Buch.
Vorbitte wegen eines Nußbaums
an Palemon.
Und faͤlle nicht, um einer Handbreit Raum,
Durch Eiſen und durch zwey gedungne Haͤnde,
Den ſchattigten Baum.
Hartnaͤckig foderte, ganz Menſchenfeind,
Hat einſt, geruͤhrt von einer Pflanze Sterben,
Den Kuͤrbis beweint.
Im hohen Baum? auf deſſen Zweigen oft
Ein Vogel ſingt, der lockend, ſeiner Liebe
Befriedigung hofft?
N 5
[202]Oden.
Du wie ein Fuͤrſt, in ſelbſt geſchaffner Ruh
Dich hier verbirgſt, dann decket vor der Hitze
Sein Schatten dich zu.
Die Pyramiden-Baͤume wuchſen nur
So durch die Kunſt. Er ſpottete des Wartens,
Ihn zog die Natur!
Verſah ſie ihn! So ſtand in Priams Stadt
Einſt Hector unter allen ſeinen Bruͤdern,
Von Kampfe nicht matt.
Des Weinſtocks und des Pfirſich-Baumes droht,
Dann ſteht er von Pomonens Schutz umgeben,
Nicht fuͤrchtend den Tod.
[203]Viertes Buch.
Prangt er im Herbſt; und liefert ſeinem Herrn
Indem ein Holz ihn unbarmherzig ſchlaͤget
Den lieblichen Kern,
So liegt im ſchlechten Coͤrper oft verſteckt
Ein Herz, nicht mit dem Glanze zu bezahlen
Der Mißgunſt erweckt.
Dein Maͤdchen ſeyn, fuͤr dich allein nur ſchoͤn.
Weyh ihr den Baum, und ſag einſt: du Gekuͤßte!
Dir ließ ich ihn ſtehn!
[204]Oden.
An Herrn Gleim.
Bey Beſteigung des Spiegelberges ohnweit
Halberſtadt.
Uns ſtuͤrzt der Wagen, wenn er hoͤher faͤhrt
Komm Freund! Das groͤſſere Vergnuͤgen
Iſt kleiner Muͤhe werth!
So bringt ein Weiſer, edel im Entſchluß
Die Schwierigkeiten, die ſich zeigen
Großmuͤthig unterm Fuß.
Ich athme ſchwer. Freund, ob ich zaudern will
Fragſt du? — Steht denn auf ihrem Wege,
Die Tugend jemahls ſtill?
[205]Viertes Buch.
Das oͤde Thal iſt noch nicht ohne Reiz;
Dem kleinen Goldbach (*) gegenuͤber
Sucht ſich der Heerde Geiz
Des Graſes, das im Fruͤhlings Ueberfluß
Dort gruͤnte. O, der ſinge Pſalmen
Der Brod nicht ſuchen muß!
Bey innrer Ruh, iſt lieblicher dem Gaum
Als Tafeln unzufriedner Reichen,
Als ihrer Freunde Traum.
Im hohen welkgewordnen Graſe ſie.
Flieht nicht vor uns, wir Dichter jagen
Den frommen Vogel nie,
[206]Oden.
Die Gattin kann, von gleichgeſchaffner Art.
Gott, den die Huͤgel hoͤren muͤſſen
Hat alles Fleiſch gepaart.
Der Maͤdchen, aber keines bindet dich;
Du liebeſt zaͤrtlich deine Freunde,
Als Freundin liebe mich!
[207]Viertes Buch.
An Palemon.
Beſitzer ſeyn, in dieſer Welt,
Dem Sterblichen, der wie das Gras des Feldes
Hervorkoͤmmt, waͤchſet, welkt und niederfaͤllt?
Bey Saitenſpiel und Taͤnzen ſeyn,
Reizt nicht das Auge; nichts nimmt das Gehoͤre
Und den ſonſt nimmer ſatten Buſen ein,
Ein Theil mit Schmerzen wird durchnagt.
Der kranke Menſch iſts, der zur lauten Freude
Zum Scherz und Lachen: du biſt Thorheit! ſagt.
[208]Oden.
Sein Abgott haucht nicht Leben ein.
Geſundheit oder Jahre noch zu kaufen
Dazu ſind beyde Welten viel zu klein.
Den Spiegel, zittert und erſchrickt
Wenn ſie auf ihrer Wange, blaß und mager
Des Todes drohende Geſtalt erblickt!
Trotz ſeines Muths im Angeſicht,
Mit Rieſen-Arm ein Fieber ſchnell danieder.
Witz, Jugend, Staͤrke, alles half ihm nicht!
Im Staub und horchten ſein Geboth —)
Krank liegt er machtlos. O! ſein Blick gebrochen
Befiehlt nicht mehr. Im Auge ſitzt der Tod.
[209]Viertes Buch.
Vom Cederbaum zum kleinſten Kraut
Erkenntniß hat, fragt unter der Beſchwerde
Nicht, ob der Ruhm ihm Ehren-Saͤulen baut?
Viel Laſten Reichthums zugebracht,
Nimmt, wenn ſein Eigenthum ganz China waͤre
Nichts mit als nur die weiſſe Todten-Pracht.
Beneidet von dem Poͤbel ſaß.
Dem Herrn des Gartens folgt kaum eine Pflanze,
Die irgend einer, der ihn nicht vergaß
Sie auf des Freundes Grab verſetzt,
Und ewig ihre Blaͤtter gruͤnen heiſſet
Auf einem Staube, den er heilig ſchaͤtzt!
O
[210]Oden.
Nicht der Cypreſſen junge Zucht?
Wird ſie auf jenem Grabe nicht zum Baume
Den oft ein Sohn, die Graͤber denkend ſucht?
Der Ewigkeit, gieng er im Schlaf
Dein Vater, den mit ſeinem Vollmachts-Worte
Der Tod nicht ohne Zubereitung traf.
Sagſt zu den Guͤtern dieſer Welt:
Seyd mein Gebrauch; Ihr alle werdet nichtig
So bald des Lebens Vorhang niederfaͤllt.
[211]Viertes Buch.
An Palemon,
nach ihrer Zuruͤckkunft aus Halberſtadt.
Anſahſt den ſtuͤrzenden Flug
Zum Wagen, welcher mich eilig
Des Elbſtrohms Ufer enttrug.
Von Utz und Weißen geſpielt,
Dann wuͤrd im ſuͤſſem Geſange
Dir hoͤrbar, was ich gefuͤhlt,
Geſungen Schlachten und Sieg;
Bey dem, mit welchem ich huͤpfend
Den Berg der Muſen beſtieg.
O 2
[212]Oden.
War mein Geſchaͤfte die Luſt.
Sanft brauſend ſtroͤmten Geſaͤnge
Empor aus fuͤhlender Bruſt.
O unerbittlich Geſchick!
Mit wiederkommenden Raͤdern,
Riß michs eilfertig zuruͤck!
Mich der ſtarkarmichte Feind,
An einem kuͤnftigen Tage,
Und Klagen redet der Freund!
Eilt an das wartende Grab;
Da ſenken dieſe Gebeine
Acht Maͤnner traurig hinab,
[213]Viertes Buch.
Auf mich drey Haͤnde voll Staub.
Da lieg ich unter dem Huͤgel,
Der Wuͤrmer ruhiger Raub,
Hochfahrende Wagen daher
Gekommen mit dem Erwecker,
Und Gluth verſchlucket das Meer,
Staub werden, und die Natur
Aufhoͤrt den Wagen zu lenken,
Der ſchnell mit Tagen entfuhr!
O 3
[214]Oden.
An Palemon,
der Spaziergang auf dem Fuͤrſtenwall.
Die ganz ihr gruͤnes Kleid verlohr.
Rauh iſt der Fruͤhlings-Tag. Die kleinen Wurzeln treiben
Nicht junges Graß hervor.
Auf ihrer Oberflaͤche ſchwimmt
Die Sonne noch einmal, der an dem Luft-Gewoͤlbe
Gott ihren Lauf beſtimmt.
Ein Feſt, die Knaben mit dem Ball
Die nicht beſorgt um Brod, und ihr zukuͤnftig Gluͤcke
Laut jauchzen auf dem Wall.
[215]Viertes Buch.
Und krumme Schenkel, an ein Holz.
Er ſchleicht und denkt ſich noch das ſchreckliche Gefechte
Und iſt auf Narben ſtolz.
Sie ſteigt am Ufer auf, und keucht.
Ich leb im Ueberfluß, und ganze Tage faſten
Muß ſie; und ach! vielleicht
Ein traurig Denkmahl! ließ er hier!
Nie macht die ſtille Nacht den Gram des Herzens minder
Er ſchlummert nicht in ihr!
Und Kinder ſtammelten um Brod.
Mit Seufzern unterbrach ich naͤchtlich meine Stille
Und traͤumte Morgen-Noth.
O 4
[216]Oden.
Und ſtaune was mir wiederfaͤhrt
Mit vollem Herzen an; und eine Thraͤn im Blicke
Fraͤgt; Himmel bin ichs werth?
[217]Viertes Buch.
An Palemon,
an ihrem Geburtstage.
Hochheulend uͤber den Dohm (*)
Bringt der unfreundliche Nordwind
Mir meinen feſtlichen Tag.
Voruͤber brauſeten ſie.
So denkt der landende Schiffer
Im Hafen an den Orcan!
Am Tage meiner Geburt
Bedeckt mit Huͤllen der Armuth.
Mitleidig ſah er mich an,
O 5
[218]Oden.
Herr uͤber Leben und Gluͤck!
Gieb dieſe niedrig gebohrne
In meinen leitenden Schutz;
Tief decket ſchmaͤhliger Staub
Die Ernſtbefaltete Stirne
Von dir zum Denken gebaut!
Der alles ſchaffende Gott.
Da ward mir eine der Muſen
Und dieſe Leyer gebracht,
Des Helden Friedrichs Lob,
Die Tugend, heilige Freundſchaft
Und ſanfte Liebe geſpielt!
[219]Viertes Buch.
O Freund! ich ſinge noch heut
Dem, der von Menſchen Gehorſam,
Und Hecatomben nicht, heiſcht.
Zum Trotz, auf klopfender Bruſt
Den Strauß von gruͤnenden Lorbeeren;
Zwo Maͤdchen wanden ihn mir!
Geſchaͤftger ſahe Horaz
Nicht den einſchenkenden Knaben
Mit Becherreichender Hand.
Voll von zehnjaͤhrigem Wein
Gereift im Lande, das Frieden
Fleht, von Brittanniens Thron.
[220]Oden.
Geraubt der armen Natur.
Genannt wird Tyrſis und Sulzer,
Und wer dich kennet und liebt.
An Herrn Gleim,
am Tage der Geburt eines Menſchenfreundes.
Erobrer gehn, o dann bebt ſchauervoll die Erde
Erwartend, daß auf manches Land
Tod und Verwuͤſtung kommen werde!
Grimm aus dem Auge weint, das kaum ſich aufgeſchloſſen
Dann ſehen Engel weinend an
Der Hoͤlle jungen Bundsgenoſſen.
Wenn ſie den Heuchler ſieht, dem Gift im Blute ſchleichet
Der kuͤnftig mit dem Hauch verderbt,
Wenn er als Freund die Haͤnde reichet.
[222]Oden.
Der Geiz, und ſchreckt mit Hohn die Wolluſt von der
Wiege
Und giebt mit ſchielen Blicken acht
Wo Gold fuͤr ſeine Haͤnde liege?
Mit weichem Arm und ſpricht bey ſeiner erſten
Thraͤne:
Sey ruhig werd ein fetter Mann,
Und uͤber Gluͤck und Ungluͤck gaͤhne!
Mit Blicken um ſich her als wollt er trotzig wiſſen:
Warums der Mutter noch gefaͤllt
Den Vater mehr als ihn zu kuͤſſen!
Warum ſie alle die herab zur Erde ſchickte
Nein ſinge nur: Wem Sonnen-Licht
Der Tugend, aus den Augen blickte!
[223]Viertes Buch.
Der Winter ſchickte ſich dem Fruͤhling auszuwei-
chen,
Da Spiegel der Natur entdrang
Um ihr an Guͤtigkeit zu gleichen!
Sein Schutzgeiſt laͤchelte lobſprechendes Vergnuͤgen
Er ſahe beſſer noch, als wir
Den Menſchen Freund in allen Zuͤgen!
Die froͤliche Natur aus ihren Meiſter Haͤnden
Und ſagte: ſein gefaͤllig Ohr
Wird ſich zur Freundes Muſe wenden.
Beſpannet vom Apoll im Kriegerdampf verloh-
ren,
So werde Lied, ſo ſey Gefuͤhl
Am Tage welcher ihn gebohren!
[224]Oden.
Dringt in mein Herze tief, vom Himmel wird ge-
rufen:
”Das Gluͤck begleitet Spiegels Gang,
”Bis auf des Alters hoͤchſte Stuffen.
Der Schlaf,
an Herrn Gleim, als er ſagte, daß er immer
gut ſchliefe, und ſie gebethen wurde, dem
Schlaf ein Lied zu ſingen.
Auf den, der mit dem Pfluge zog,
Und in ein krummes Joch, trotz ſtolz gewachſner Hoͤrner
Des Stieres Nacken bog!
Auf unbepfuͤhlte Lagerſtatt;
Und ruhet koͤniglich, wenn auf ihn ſein Gefieder
Der Schlaf verbreitet hat.
P
[226]Oden.
Sie wachen uͤber ihre Welt,
Wenn er ſo ſanft herab, wie weiche Roſenblaͤtter
Auf deine Augen faͤllt.
Die ganz des Tages Laſt gefuͤhlt.
So wird das welke Graß nach heiſſer Sonne wieder
Vom Abendthau gekuͤhlt!
Den, welcher Weitzen ausgeklopft;
Und flieht den reichen Mann der kuͤnſtlich ſchwelgen lernte,
Und Speiſ’ auf Speiſe ſtopft!
Der, an das Kriegesſchild geſtuͤtzt,
Da ſtehet, und ſein Land vor dem unausgeſoͤhnten
Ergrimmten Feinde ſchuͤtzt!
[227]Viertes Buch.
Und fuͤrchtet ſeines Goͤtzen Raub
Der weiſe Monadiſt entreiſſet ſich dem Schlafe
Und theilet Sonnenſtaub.
Als wenn du haſt nach Mitternacht
Voll Patrioten-Ernſt den groͤſten Held verglichen
Mit Herculs Kaͤmpfer-Macht.
In ſanfter Ruh; ſo, wie zur Zeit,
Da Liebes-Goͤtter dich mit Veilchen, die ſie pfluͤckten,
Geworfen und beſtreut;
Drey Muſen an die Wiege gab!
Sie ſangen dich in Schlaf, und wehrten dir durch Lieder
Den ſchweren Traum-Gott ab!
[228]Oden.
An Palemon,
als Herr Oeſer das Bild der Dichterin
entworfen hatte.
Hat er im Auge mein Herz.
Er fand mit ſpaͤhendem Blicke
Den Geiſt, und zeichnete ihn.
Entwarf ſein Pinſel, und nicht
Den Mund, die Wange, das Laͤcheln
Dir ohne Reize bekannt!
Seh ich und kenne das Bild
Von der unſterblichen Freundin
Die in mir denket, und fuͤhlt.
[229]Viertes Buch.
Ward ſie, und lange verkannt
Rief ihr aufſtrebender Hunger
Nicht Brod, nein Freunde fuͤr ſich.
Ihr von der Seele gewuͤnſcht.
Wer ihre Freude will kennen,
Der komm und ſehe mein Bild!
Und denkt nicht Ehre, nicht Gold;
Freund! ihre Goͤtter auf Erden
Denkt ſie, und denket auch dich!
Dir laͤcheln, ſtelle ſie hin;
Und nenn’ einſt deiner Geliebten,
Die auf der Schulter dir liegt,
P 3
[230]Oden.
Und ſprich: Das ſingende Weib
War arm an aͤuſſerer Reizung
Und reich an ſuͤſſem Gefuͤhl;
Ward ſie einſt Sapho genannt;
Ihr waren Muſen gefaͤllig,
Und ſie war Freunden getreu.
[231]Viertes Buch.
An
den Herrn Muſic-Director Rolle,
uͤber die Cantate des Friedens-Feſtes.
Ein Lied zu ſingen ſo voll Pracht!
Dein: Jauchzet Gott, denn er iſt Koͤnig!
Drang tief in mich mit Gottes Macht.
Der ganze Himmel, dachten ſie,
Rauſcht itzt, und wird hernieder kommen,
Mit Majeſtaͤt und Harmonie!
P 4
[232]Oden.
Als naͤhm ein ſaͤuſelnder Zephyr
Das ſchoͤnſte Lied von Philomelen
In ſeinen Mund, und braͤcht es dir.
Belebeteſt im Augenblick
Das Lied auf mehr als tauſend Saiten
Und ſaͤngſt es in den Hayn zuruͤck!
[233]Viertes Buch.
An Palemon,
zu ſeinem Geburtstage.
Von Zaͤrtlichkeit und von Verſtand
Dir laͤchle dieſer Tag, der vormahls ſich ergoͤtzte
Als er dich anzublicken fand.
Iſt lauter Blumen-Cranz, und ſieht
Dein Antlitz weggewandt von einer Welt voll Freude
Und fragt dich, wo dein Fruͤhling bluͤht?
Still und verſchwiegen ſind wie du
Bluͤht jugendlich dein Lenz und volle Roſen ſchwellen
Auf Lippen deinen Wuͤnſchen zu.
P 5
[234]Oden.
Von ewig ſtarken Banden flogſt,
Und alle die das Herz ſonſt auszuforſchen wiſſen
Mit unbeflammtem Blick belogſt.
Und, Freund! bey ihr beſchwoͤr ich dich
Wie man Empfindungen tief in der Bruſt verheele
Dies nachzuahmen, lehre mich!
Wenn Mond und Sterne niederſehn,
Wenn Hymen uͤber dir wird ſeine Fackel ſchwingen,
Und Abend-Luͤfte Kuͤhlung wehn.
[235]Viertes Buch.
An Denſelben.
Am Tage deiner Geburt
Die Leyer voll dumpfichter Thoͤne zuruͤck
Und horch die Stimme der Braut.
Ihr ſonſt verſchwiegen Gefuͤhl
Gluth wird vom redenden Blatte gehaucht
In dein eroͤfnetes Herz.
Durch Palmen-Baͤume der Weſt;
So murmelt der Bienen fortſchwaͤrmendes Heer,
So rauſcht durch Blumen ein Bach.
[236]Oden.
Und jeder wurde zu Mund.
Vor einem Wunſche geſeufzet von ihr
Staunt meine Muſe zuruck.
[237]Viertes Buch.
Eine kranke Braut
an ihren Geliebten.
Klagvoller Seufzer abgeſandt,
Miß mein Gefuͤhl nicht nach des Briefes Laͤnge,
Ihn ſchrieb die zitternde Hand.
Fraß den Gedanken, ehe er ſich
Entwickelte, da wo Gedanken liegen
In der Empfindung fuͤr dich!
Die Mittags-Sonne Blumen ab,
Die halb verhuͤllt noch in der Knofpe lagen.
So fliehen Blaͤtter herab
[238]Oden.
Der losgelaßne Sturm ihn ſchwenkt,
Und einen Gott mit unterdruͤcktem Zittern
Der Suͤnder fuͤhlet und denkt.
Gezwungne Suͤnden raͤche nicht!
Gieb mir, gieb mir oft deiner Liebe Zeugen.
Das harte Siegel zerbricht
Von Lippen wird, die geizig dich
Erwarten, Freund! wie werd ich dann entzuͤcket!
An deine heften ſie ſich;
Mein Herz, mit Wolluſt vollgetraͤnkt,
Dir ſuͤſſe Nahmen herzuſtammeln wiſſen,
Die Sapho ſelber nicht denkt.
[239]Viertes Buch.
Klagelied
uͤber den Tod eines Canarien-Vogels.
Das feinen Zucker zeugt,
Erſtarrt liegſt du im Sande,
Und deine Kehle ſchweigt!
Mit ungeſtuͤmem Schmerz
Und wiederhohltem Schlage
Der Tod ans kleine Herz!
Befand dein Haͤuschen ſich,
Daß, auch der kleinſte Wille,
Zum Singen dir entwich.
[240]Oden.
Im andern Bauer rief
Dich deines Freundes Treue,
Wenn fruͤh noch alles ſchlief.
Von deiner Frau beklagt!
Da von den Voͤgeln keiner
Nach deinem Grabe fragt,
Zu koſtbar, Vogel, dir!
Wenn Wuͤrmer mich verzehren,
Weint ſie auch uͤber mir.
Weint meiner Freunde Leid;
Sie klagen meine Lieder
Mein Herz voll Zaͤrtlichkeit.
[241]Viertes Buch.
Nach taͤglichem Gebrauch,
Und was du itzt erlangeſt,
Erlang ich kuͤnftig auch.
Wirft man auch uͤber mich,
Mein Grab, mehr ausgeweitet
Als deines, oͤfnet ſich
Den jetzt ein Geiſt belebt,
Der ſehnlich mit Verlangen,
In mir nach Ruhe ſtrebt.
Und Waſſer, huͤpfteſt du;
Viel wird mir zugemeſſen:
Ich fordre mehr dazu.
Q
[242]Oden.
Iſt meinem Geiſt zu klein.
Fuͤr ihn muß uͤberm Grabe
Mehr Gluͤck, mehr Ruhe ſeyn.
[243]Viertes Buch.
Lied der Froͤlichkeit
Heiß ich den Gram vorbey
Vor meinem Herzen fliehn
Hin nach dem ſtolzen Wien!
Da toͤdt er jede Luſt
In boͤſer Raͤthe Bruſt;
Und den, der andrer Gluͤck
Beſieht mit finſtern Blick,
Und den, der Geld bewacht,
Den quaͤl er Tag und Nacht!
Q 2
[244]Oden.
Den Kummer um die Zeit,
Die morgen kommen ſoll,
Vertreib du mir, Apoll!
Mir gieb dein Saitenſpiel
Den Freunden gieb Gefuͤhl
Der klugen Welt Gehoͤr;
Dann heiſch ich mir nichts mehr
Als naͤchtlich ſanfte Ruh (*)
Vom Vater Zevs dazu.
Und keine Traubenwand;
Des Hagels Schlag zerbricht
Mir Baum und Weinſtock nicht;
Vor meinen Thoren rollt
Kein Wagen, der auf Gold
[245]Viertes Buch.
Und abgeſtiegne Pracht
Den Poͤbel gaffen macht;
Auch ſteiget in mein Haus
Kein falſcher Freund daraus.
Q 3
[246]Oden.
Und wenn ſein Creyß bewohnt,
In ſeiner groͤßten Stadt
Auch Muſenkinder hat;
So laden wir ſie ein,
Sie ſollen Zeugen ſeyn:
Wir trinken Friedrichs Sieg
Das Ende von dem Krieg,
Und wollen, daß Apoll
Selbſt mit uns trinken ſoll!
[247]Viertes Buch.
Klagen einer Braut
an ihre Nachtigall.
Geliebte Nachtigall! du ſingſt;
Ach, laß dir meinen Kummer ſagen,
Daß du ihn in Geſaͤnge bringſt!
Mit allen meinen Freuden iſt!
Dein Liebling iſt dir auch entflogen,
Um welchen du ſo traurig biſt!
Gekannt, gewuͤnſcht, gehofft, geliebt,
Ach, der iſt unter den Entfernten
Da, wo Gefahr das Zelt umgiebt!
Q 4
[248]Oden.
Und wo der fuͤrchterliche Tod,
Mit ſtarkem Donner der Canonen,
Dem Gluͤcke meines Lebens droht!
Mich traurig an, als wollt in dir
Dein Herz den Kummer mit mir theilen;
O fuͤhl ihn doch, und ſinge mir!
Die Thraͤne der Empfindung ſpricht:
”So klagt im traurigſten Geſange,
”Ein Dichter bey den Graͤbern nicht!
Ich aͤchze Klagen einer Braut,
Die, wenn ihr Freund gefallen waͤre,
Den Graͤbern ihren Schmerz vertraut.
[249]Viertes Buch.
Des Treffens, und mein Traum bey Nacht
Zeigt mir die Menſchen, wie ſie fallen,
So faͤllt mein Treuſter in der Schlacht!
Die zaͤrtliche verlaßne Braut!
”Krieg, toͤdte mich mit einem Streiche!
So ſtoͤhnt ihr letzter Seufzer laut.
Vom ſchweren Traum zu klagen auf;
Gram ſchlaͤft in ihr, Gram kommt ſie wecken;
So aͤngſtlich iſt ihr Lebenslauf!
Miſch in die Thoͤne Wehmuth ein;
Wird mir mein Gluͤck der Friede bringen,
Dann ſoll dein Lied frohlockend ſeyn!
[250]Oden.
Klagen
eines ungluͤcklichen Verliebten.
Du Geſellſchaft, Saitenſpiel und Tanz;
Nichts ergoͤtzt mein traurig Herze,
Weiche, beſte Welt, mit deinem Glanz!
Ewig will ich klagen
Und von meinen Tagen
Soll nicht einer aufgeheitert ſeyn.
Ach ich will fuͤr nichts empfinden,
Als fuͤr meine Pein!
Will ich mit verſcheuchten Hirſchen gehn,
Und wo giftge Schlangen ziſchen
Will ich ſtolz den Tod erwartend ſtehn!
[251]Viertes Buch.
Einſam will ich irren
Melancholiſch girren
Wie des Turteltaͤubchens Gatte thut;
Dem der Habicht ſein Vergnuͤgen
Nahm, mit Raͤuberwuth
Wo noch nie ein Maͤdchen ward gekuͤßt,
Wo kein Lied der Nachtigallen,
Und kein Schaͤfer-Rohr zu hoͤren iſt,
Da, wo mitternaͤchtig
Schwarz und ſchroͤcklich praͤchtig
Nur die Furcht ihr ewig Wohnhaus hat,
In der Wuͤſte will ich taumeln,
Meines Lebens ſatt.
[252]Oden.
Sapho an Amor.
Welch ein Schmerz durchtobte deinen Finger
Von dem Stich der Honigtraͤgerin!
O empfind ihn noch, wie Schlangenbiſſe
Und dann denke, was ich leiden muͤſſe,
Da ich wund von deinem Pfeile bin!
Oder in dem hartgenervten Nacken,
Nein im Herzen fuͤhl ich deinen Schuß!
Ach du haſt den Pfeil mit Gift beſtrichen,
Tauſend Pfeile fuͤhl ich in den Stichen,
Welche machen, daß ich ſeufzen muß!
[253]Viertes Buch.
Goͤttern ziemet ja das Amt der Raͤcher
Und dein Bogen iſt zur Rache ſtark!
Eile, raͤche mich! ach! Amor eile
Nicht allein die Spitze von dem Pfeile,
Gluth in mir verzehret Blut und Mark!
Schwarzen Augen, die mich toͤdten wollen
Und mit einem Munde roſenweich,
Findet Wolluſt in der Kunſt zu quaͤlen.
Zwoͤlf betruͤbte Tage muß ich zaͤhlen
Jeder iſt den Erndte-Tagen gleich.
Dort, wo deiner Mutter Bildniß ſtehet
In dem Palmen-Hayn, da wandelt er!
Such ihn unter dickbelaubten Eichen,
Und will er zu Roſenhecken weichen,
Flattre um ihn, wie ein Vogel her.
[254]Oden.
Aber bleibt er an dem Waſſer ſtehen,
Wo der weiche Klee am Ufer gruͤnt;
Dann erinnre dich, was ich gelitten,
Spann den Bogen faß ihn in der Mitten,
Triff die Stelle, die den Pfeil verdient!
Die dem Blick der Sonne trotzen wollen,
Amor, in ſein Herze ziele du.
Dann wird ihm die tiefe Wunde ſchmerzen,
Und er eilt mit halb zerſchmolznem Herzen
Reue fuͤhlend meinen Armen zu.
[[255]]
Vermiſchte Gedichte.
Erſtes Buch.
[[256]][[257]]
An den Prinzen von Preuſſen,
als von dem Nutzen der Geſchichte geſprochen
wurde.
und den Held,
Den Koͤnig und die Unterthanen;
Sie lehret dich von Rom, wie unter ſeine Fahnen
Es niederwarf die ganze Welt;
R
[258]Vermiſchte Gedichte.
Sie zeigt dir Griechenland die Siegerhand erheben
Und nachbarlichem Volk als Herr Geſetze geben;
Bald aber wiederum durch niedern Geiz empoͤrt
Von eignem Volk bekrieget und zerſtoͤrt;
Und endlich ſieheſt du Rom von dem Throne werfen,
Ganz Griechenland zerriſſen ſeyn;
Du ſiehſt der Dinge Wechſel ein,
Um den Verſtand in dir zu ſchaͤrfen.
War Urſach von der Thronen Falle.
Daß Pyrrhus groß geweſen ſey,
Beweiſen ſeine Thaten alle:
Jedoch, um groͤſſer noch zu ſeyn,
Zog er vor eine Stadt, ſprang uͤber ihre Mauer,
Aus Ruhmſucht ward ihm nicht des Wuͤrgens Arbeit ſauer;
Von einem Dache flog ein Stein,
Dem Menſchen-Wuͤrger ins Genicke,
Aus runzlichter verdorrter Weiberhand;
Er fiel, und ſtarb, verſpottet von dem Gluͤcke!
[259]Erſtes Buch.
Sey deines Volkes Luſt, die Zierde deines Sitzes!
Und wenn dein Nachbar dirs vergoͤnnt;
So fuͤhr ein friedlich Regiment,
Das majeſtaͤtiſch iſt, ohn die Gewalt des Blitzes,
Der um den Koͤnig her im Felde ſchrecklich faͤhrt,
Wenn er mit hunderten ſich gegen tauſend wehrt!
R 2
[260]Vermiſchte Gedichte.
Klagen und Bitte,
dem Koͤniglichen Feldherrn Herzog Fer-
dinand geſungen auf dem Schutt des
Gotteshauſes zu Elbingerode
am Harz.
Biß ſchlangenfoͤrmig hin und wieder
Sein Blitz die Luft durchfaͤhrt, und ſchnell zur Erde nieder
Des ſtolzen Frankreichs Fahnen ſchlaͤgt.
ſchweigen,
Nur einen Augenblick verweil und merk auf mich;
Und, unter friſchen Lorbeerzweigen
Zu mir herunter neige ſich
[261]Erſtes Buch.
Dein offnes Ohr, und hoͤre Klagen!
Auf einem Schutte ſing ich Dir,
Unaufgeraͤumt, unabgetragen;
Ein Tempel Gottes war er einſt.
O Du, der Du nach jedem Siege
Die Thraͤne der Erbarmung weinſt,
Und menſchlich fuͤhlſt im wilden Kriege;
Empfinde dieſer kleinen Stadt
Zu ſchwer gewordnen Gram, und hoͤre
Mich, wegen unſers Gottes Ehre,
Der praͤchtig hier gewohnet hat,
Als von den Umfang hoher Buͤhnen
Sein Lobgeſang erſcholl, und feſtlich am Altar
Der ganz mit Gold bezogen war,
Die Prieſter ſtanden, dem zu dienen
Der Deine groſſe Seele liebt,
Und in die Flucht vor Dir, des Feindes Haufen giebt!
Bis es auf dieſen Aſchenhuͤgel blickt,
R 3
[262]Vermiſchte Gedichte.
Der uͤbrig blieb, als Glut das Heiligthum verzehren
In einer Stunde kam (*) und bey dem Schutt gebuͤckt
Der arme Buͤrgerſtand, den itzt der Krieg erdruͤckt;
Nichts blieb ihm uͤbrig, als nur ſchlecht bedecktes Leben,
Nicht moͤglich iſt ihm aus dem Staub
Das Gotteshaus empor zu heben;
Sein Brod, von ſchwerem Fleiß ihm vor den Mund
gegeben,
Ward oft des ſchnell zuruͤck gekommnen Feindes Raub,
Der auch den allerletzten Biſſen
Mit Drohung, und mit Fluch ihm aus der Hand
geriſſen,
Und taub bey ſeinen Klagen blieb,
Ganz ohne menſchliches Gefuͤhle,
Nur Spott mit ſeinen Thraͤnen trieb,
Und drohend nannte den Bellisle,
Den vormals mit getreuer Hand
Die Stadt gefangen nahm, und zu Georgens Fuͤſſen
[263]Erſtes Buch.
Als Krieges-Opfer ihn geſandt: (**)
Dis wollt er nun zu raͤchen wiſſen,
Drum hat er ſeinen Blick in jene Zeit gewandt,
Und grimmiger gehaͤuft der armen Buͤrger Plagen,
Die, ganz betaͤubt von Gram, des Feindes Trotz und
Spott,
Dem hoͤchſten Richter, ihrem Gott,
In einem Bretterhauſe klagen.
Winters Tagen
Vom Harzgebuͤrg die rauhe Luft
Herabſtuͤrmt an die duͤnnen Waͤnde,
Dann zittern dieſes Volkes Haͤnde,
Das hier verſammlet iſt, und laut zum Himmel ruft:
Laß Dich bewegen ſeine Zaͤhre,
Und gieb nur einen Wink, ſo wird bey Deinem Heere
R 4
[264]Vermiſchte Gedichte.
Geſammlet zu dem Bau, daß er von ſtatten geh.
Der edelmuͤthige und gut geherzte Britte
Giebt reichlich, wird belohnt von Gott, der auf der
See
Die Flotten Albions heißt unumſchraͤnkt regieren,
Und ihre Feinde ſchreckt, daß ſie den Muth ver-
lieren,
Und Inſuln giebt in ihre Hand.
Wird jedes Herz mir zugewandt.
Mein iſt die Wohlthat, mein das Gluͤcke,
Das den Bedraͤngten wiederfaͤhrt,
Und meine Seele weinet Freuden,
Wenn Deine Fuͤrſtenhuld der armen Stadt gewaͤhrt
Ihr Bethhaus beſſer einzukleiden,
Und Glocken auf den Thurn zu ziehn.
Fuͤr Dich Geluͤbde thun, ſich uͤber Dich ergoͤtzen;
[265]Erſtes Buch.
Und tief in ertzne Tafeln aͤtzen
Wird ihre Pflicht mit Kuͤnſtler Hand:
”Der Feldherr Friederichs, der groſſe Ferdinand
”Ließ dieſen Altar baun, und dieſe Pfeiler ſetzen.
R 5
[266]Vermiſchte Gedichte.
Erinnerung und Fragen
an die Koͤnigin.
Kommt vor Dein Angeſicht getreten,
Verſchlinget Deinen Blick, wird kuͤhn und fraget Dich:
Hat ſchon Dein groſſes Herz fuͤr mich,
Den Bruder und den Held gebethen? (*)
Haſt Du mein Lied an Ferdinand
In Deinen Brief gehuͤllt, und alſo fortgeſandt?
[267]Erſtes Buch.
Darf ich der armen Bergſtadt ſagen,
Daß Deine Seele, Koͤnigin!
Geruͤhret ſey von ihren Klagen?
Verzeyhſt Du mir, daß ich verwegen bin,
Halb ungeduldig Dich zu fragen?
Tagen
Allzugeſchwind, und bald verhuͤllt
Die Sonne ſich, mit kalter Wolke!
Wenn denn der rauhe Nord vom Harzgebuͤrge bruͤllt;
Dann machet er dem armen Volke
Das in dem Bretterhauſe ſitzt,
Die Glieder kalt und ſtarr, daß frommer Andacht
Feuer
Kaum noch des Hoͤrers Herz erhitzt.
In Deines Herzens Augen jemals war!
[268]Vermiſchte Gedichte.
Bey Friedrichs Leben! bey dem Leben
Des Prinzen, der nach Ruhm zu ſtreben,
Nicht achtet Kugeln und Gefahr!
Und bey dem Frieden, den das Jahr
Das wir erwarten mit ſich bringet!
Bey jeder Heidenthat, die Deinem Ferdinand
Wenn er ſie unternimmt, gelinget!
Verſchaffe, daß von ſeiner Hand
Das Haus gebauet wird zu unſers Gottes Preiſe!
Es bringt dem Helden groͤſſern Ruhm,
Als wenn ein Sieg ihn ſchmuͤckt mit friſchem Lorbeerreiſe.
Dein Bildniß ſoll das Heiligthum
An einem hohen Pfeiler ſchmuͤcken;
Und wenn die Kinder einſt neugierig es beblicken,
Denn lobt der Mutter Mund noch Ferdinandens That,
Und ruͤhmt die Koͤnigin, die ihren Bruder bath.
[269]Erſtes Buch.
Vorbitte fuͤr einer armen Witwe
an das Dohmcapitul zu Halberſtadt.
[270]Vermiſchte Gedichte.
[271]Erſtes Buch.
[272]Vermiſchte Gedichte.
[273]Erſtes Buch.
An
den Freyherrn von Kottwitz,
als er ihr Gemaͤhlde zeigte, und ſie fragte, ob
die Blumenſtuͤcke nicht ſchoͤn waͤren?
Betruͤgeriſch fuͤr unſre Blicke,
Wird meine Hand verfuͤhrt, daß ſie nach einer langt,
Die wie die ſchoͤnſte Blum in deinem Garten prangt!
Doch ſchoͤner ſind fuͤr mich die Stuͤcke der Geſchichte:
Da ſtirbt auf Alexanders Angeſichte
Der Ehrgeiz, den der Held in ſeiner Bruſt verbarg;
Da ſieht ſein Auge ſtarr, gleich halb verloſchnen Kohlen,
Die um ihn ſtehen, an; Er, der der Welt befohlen,
Stirbt, und erobert einen Sarg.
S
[274]Vermiſchte Gedichte.
Rechten
Das Herz des Kriegers, dem der Tod ſchon Stoͤſſe
giebt,
Die Linke fuͤhlt den Puls, und Alexanders Knechten
Verkuͤndiget der Blick des Arztes zu betruͤbt
Des Weltbezwingers letzte Stunde;
Laut klagt ihr Herz in ihrem Munde,
Und Gram auf ihre Stirn gewolket, breitet ſich;
Das ganze Haus, bis auf die Hunde,
Steht angſtvoll, heulet jaͤmmerlich!
Sein Helm, ſein Panzer, und ſein Schild,
Bemahlt mit Furien; ſein Schwerdt, gewohnt zu ſiegen,
Nutzt ihm nicht mehr, er muß dem Tod itzt unterliegen;
Wie bin ich, ſeufzet er, der Nichtigkeit ihr Bild?
Ein Gott, und einer von des Todes Unterthanen?
Und ſtirbt, beſtroͤmt mit Thraͤnen von Roxanen.
[275]Erſtes Buch.
O du, mein Vater, (*) ſprich, ob dich dies Bild nicht
ruͤhrt,
Mehr, als ein Stuͤck mit Pracht des Fruͤhlings
ausgeziert?
Der Schoͤnen, die er liebt, ein Held!
Sein lockigt Haar, das weich auf ſeine Schultern faͤllt,
Iſt ſchoͤn; doch groͤſſern Reiz enthaͤlt
Sein blaues Auge, das die groſſe
Und feuervolle Seele zeigt,
Die zaͤrtlich und betruͤbt itzt in das Auge ſteigt!
Um ſeinen Abſchied herzuſtammeln;
Wehmuͤthig reichet er ſein Bildniß ſchoͤn gemahlt,
Der Angebetheten, die, wie Aurora ſtrahlt;
S 2
[276]Vermiſchte Gedichte.
Allein, an ſtatt das Bild zu nehmen,
Greift ſie nach Roſen, die ein Liebes-Gott ihr
reicht;
Die Stolze! Vater, ja, ſie ſollte ſich nur ſchaͤmen!
Ein Held liegt da vor ihr, von Zaͤrtlichkeit erweicht,
Und ſie allein iſt Stein, und kann ihm wiederſtreben,
Und ſie allein wird nicht erweicht?
Will ſie dem armen Held, dem ſie das Herz er-
weicht,
Die Roſe zur Erquickung geben!
Laut murmelnd, daß ſie ſo die Zaͤrtlichkeit vergilt,
Ihm gegenuͤber ſtehn zwey Krieger, und es ſcheinet,
Als ob ihr Herz mitleidig weinet;
Voll ritterlicher Treu begleiteten ſie ihn
Auf ſeiner Heldenbahn, nun ſoll er weiter ziehn;
[277]Erſtes Buch.
Welch einen Schmerz fuͤhlt er! ach! Sie ſoll er ver-
laſſen?
Die Grauſame! ſie bleibet kalt?
O welch ein boͤſes Weib! ich muß, ich muß ſie
haſſen,
Und waͤre ſie, wie Venus, von Geſtalt!
S 3
[278]Vermiſchte Gedichte.
An den Dohmdechant
Freyherrn von Spiegel, zum Dieſenberg,
als er geſagt hatte, daß er ſchlafloſe Naͤchte
haͤtte, und bey Lichte nicht gut leſen
koͤnnte
[279]Erſtes Buch.
S 4
[280]Vermiſchte Gedichte.
[281]Erſtes Buch.
S 5
[282]Vermiſchte Gedichte.
Morgen-Fragen an Gliphaͤſtion,
als er Abends vorher einen Traum erzaͤhlet und
dabey geſagt hatte: Er ſchlafe immer ſehr
gut, und habe ſelten Traͤume.
Des Feldherrn Schlummer iſt, der ganze ſchwere
Naͤchte
Bey ſeiner Lampe durchgewacht,
Und nichts, als nur daran gedacht,
Wie er den Sieg erhalten moͤchte?
Der mehr als Cicero zu uͤberreden wuſte,
Und der, die ſich ergeben muſte,
Bewegungsgruͤnde zugekuͤßt?
[283]Erſtes Buch.
Der, ohne Gold bey ſchwarzem Brodte reich,
Bey Waſſer aus dem Quell zufrieden iſt, und
muͤde
Die Schlummerkoͤrner bald auf ſeinem Augenliede
Sanft druͤckend liegen hat, wenn ſie manch groſſer
Mann
Auf Purpurdecken wuͤnſcht und nicht erſeufzen kann?
Trophaͤen,
Und wie ein Juͤngling, der am weichen Buſen ſchlief?
Wie Schnitter, die zuruͤck im Abendthaue gehen
Vom Feld, auf welches ſie die Morgenſonne rief?
Sprich! fuhreſt du auf Venus Wagen,
Beſpannt mit Tauben, die du laͤngſt erſungen haſt?
Und ſah dein Geiſt den praͤchtigſten Pallaſt,
[284]Vermiſchte Gedichte.
Wie dort in Miltons Lied ihn ſchwarze Krieger bauen,
Die aus der Erde Demant-Klippen hauen;
War der Pallaſt groß wie Europa iſt, (*)
Und waren die Tapezereyen
Gemaͤhlde, derer die im Schattenreich ſich ſcheuen,
So oft ein Fremdling ſagt, daß ſie die Welt vergißt,
Weil jedermann nur Friedrichs Thaten ließt?
Nicht vor ein praͤchtig Zelt getragen,
Wo Tuͤrken auf den Knien lagen?
Entbothen ſie des Sultans Gruß,
Nicht mit verſichernden Gebehrden,
Daß Muſtaph ſtolz drauf thut, ein Bundsgenoß zu werden
Vom beſten Koͤnige und groͤßtem Held auf Erden? (**)
[285]Erſtes Buch.
Die Schaam auf ihren Wangen gluͤhn;
Und Oeſtreich, mit Entſchluß zum Sterben oder
Siegen,
Noch einmal fechten und alsdann zu Boden liegen?
Berlin,
Und haſt, indem du biſt erwacht,
Erſt an den Frieden und zuletzt an mich gedacht?
[286]Vermiſchte Gedichte.
Gliphaͤſtions wirklicher Traum.
pflegt,
Nicht aberglaͤubiſch forſcht, nicht Zeichendeuter fraͤgt,
Der Kuß und Freuden nimmt, die ungeweiſſagt kommen;
Gliphaͤſtion, mein Freund, iſt einer von den Frommen,
Die Zevs, indem er ſchuf, ſchoͤnherzig hat gemacht.
Im beſten Schlaf, den je das Gaſtmahl noch gebracht,
Wo, mit dem Duft vom Wein, geſelliges Vergnuͤgen
Den Freunden in den Kopf geſtiegen,
Und vom Geſpraͤch ihr Herz berauſcht gemacht.
Er ſchlief ſo ſuͤß, als wie bey einem Waſſerfalle,
In weichem Graß, ein Wandrer ſchlafen liegt;
Er ſah im Traum Roms Helden alle
[287]Erſtes Buch.
Und Griechenlandes, das ſo oft mit Rom gekriegt.
Der Luftereyß war, als wie in Fruͤhlingstagen heiter;
Auf einmal aber ward prachtvolle Mahlerey
Von Wolken in der Luft, da zogen groſſe Streiter
Mit glaͤnzendem Gewehr vorbey.
Als beym niyhatiſchen Gebuͤrge, wo
Der Perſer, den er ſchlug, auf einer matten Stute
Und uͤber Leichenberge noch entfloh.
Noch ſiegbegieriger, als bey den Donnerſchlaͤgen
Wo ſtarker Sturm den ſchnell herabgegoßnen Reg
Ans Ufer des Hydaſpes ſchlug,
Ein Stuͤck des Ufers nahm, und eine Inſel
machte,
Die in dem Fluſſe ſchwamm und den Erobrer trug,
Der halb im Waſſer ſtand, den Tod des Porus
dachte,
Und Wuth und Sieg heruͤber brachte.
[288]Vermiſchte Gedichte.
Mein Freund ihn auf dem Thron des Perſianers ſitzen,
Gefangne Koͤnige zu ſeiner Fuͤſſen Raum,
Und Nationen fliehn vor ſeines Auges Blitzen.
kommen,
Sich aus dem kleinen Schiff geworfen in die See,
Mit einer Hand fortruderte
Und in der andern Hand, die Briefe feſtgenommen
Frey uͤber ſeinem Haupte traͤgt,
Ans Trockne kommt, noch feucht vom Meere,
Den Koͤnig der Egypter ſchlaͤgt,
Und dann mit ſeinem Heldenheere
Bey Zella den Pharnaces ſieht,
Schlaͤgt, uͤberwindet, und als Sieger weiter zieht.
Den dritten praͤchtigen Triumph Pompejus ab,
[289]Erſtes Buch.
Und wie er Korn genug zu Rom dem armen Volke; (*)
Wie er die Sicherheit dem Meer vor Raͤubern, gab.
Des Alterthums, glorreicher vorgeſtellt,
Als jemals die Geſchichte melden,
Und jemals noch ein Kuͤnſtler in der Welt
Erobrer, Sieger, Triumphirer,
Mit kriegeriſcher Gluth im Antlitz vorgeſtellt.
Mein Freund betrachtete die Bilder dieſer Fuͤhrer,
Rief ſein Gedaͤchtniß auf, und fand,
Daß dieſe Mahlerey da nicht gezeichnet ſtand.
Als vom Olymp Minerva zu ihm kam,
Ihr feurig Auge blickte milder
Ihn an, ſie ſprach, und er vernahm:
T
[290]Vermiſchte Gedichte.
”Daß dieſe Schaar von Fuͤhrern groſſer Heere,
”Die Schilderey von einem Helden waͤre,
”Den Rom und den das Griechenland
”So glaͤnzend nicht gehabt, und der fuͤr ſeine Staaten
”Allein ſo viel gethan, als alle dieſe thaten.
Die Goͤttin ſprach es, und verſchwand.
Und Caͤſar mit dem Speer und Schilden an einander,
Es ward ein ſtark Geraͤuſch; die Wolken trennten ſich,
Und mein erwachter Freund rief: Groß iſt Frie-
derich!
[291]Erſtes Buch.
An den
kranken Herrn Rector Goldhagen.
krank,
Itzt, da von allen Patrioten
Geredet wird: (*) daß Gott dem Kriegesgluͤck geboten
Zu ſeyn bey Friedrichs Volk, bis matt zu Boden ſank
Der ſtolzgekommne Feind, der jene Veſtung wieder
Dem Sieger uͤberlaſſen ſoll?
Bald ſtuͤrzt Thereſiens gethuͤrmte Hoffnung nieder!
T 2
[292]Vermiſchte Gedichte.
Acht groſſe Schloͤſſer hin in eine groſſe Wuͤſte;
Und keine Sorge fiel ihm ein,
Daß er den Bau verlaſſen muͤſte,
Wenn halb heraufgefuͤhrt die Waͤnde wuͤrden ſeyn!
Und glaͤnzend, gleich dem Sonnenſchein,
Aus freye Griechenland, hieß ungezaͤhlte Heere
Vor ſich voruͤber gehn, und gab dem wilden Meere
Beſtrafung, wie ein ernſter Mann
Dem wilden Knaben giebt, den er nicht zwingen kann;
Den Wellen warf er Feſſeln an.
Die Feſſeln aber, Freund, verſchluckten erſt das Eiſen,
Und dann vier hundert Schiffe nach,
Um einig mit dem Sturm, vollmaͤchtig zu beweiſen,
Wem Xerxes trotzig wiederſprach.
[293]Erſtes Buch.
Der Perſer Hohn geſprochen hat;
Daß unſer Friederich nicht matt
Geworden iſt, o Freund! daß ihn nichts ſtuͤrzen konnte,
Das wollte dieſer Gott, den Griech’ und Perſer blind
In ihrem Jupiter mit Hecatomben ehrten.
Wir aber, die ſein Wort und ſeinen Willen hoͤrten,
Wir gluͤckliche Geſchoͤpfe, ſind
Im Herzen uͤberzeugt, daß aus dem Vaterlande
Der Feind getrieben wird, und Deutſchland nicht die
Bande
Gedrohter Knechtſchaft tragen darf;
So wie der Perſer nicht mit ſeinen Millionen
An Griechenland die Feſſeln warf;
So werfen ſie an uns nicht beyde Kayſer-Cronen.
T 3
[294]Vermiſchte Gedichte.
Aufmunterung
an den Geheimen Rath Freyherrn von Labes,
wegen ſeiner Betruͤbniß uͤber Peter
den dritten.
Und itzt in ſeiner Freundes-Schooß
Auf ſamtnem Seſſel wirſt getragen,
O Labes, Patriot! verwandle deine Klagen
In Saitenſpiel, und laß nicht mehr Gedanken fragen:
Warum dein Peter fiel? der ſtrahlenreich und groß
Der hohen Sonne glich, die Gottes Erde waͤrmen,
Und ſeine Majeſtaͤt den Menſchen zeigen muß!
Ihn wecken Seufzer nicht, auch nicht ein Thraͤnenguß
Geſtroͤmt auf heilige Gebeine;
Sein Engel, ſonſt umeraͤnzt mit Morgenſternes Licht,
Verhuͤllet itzt ſein Angeſicht
Und wirft ſich nieder, daß er weine,
[295]Erſtes Buch.
Und wuͤrde, waͤr es ihm erlaubt,
Den Schoͤpfer aller Weſen fragen:
”Warum der hohen Ceder Haupt
”Von ſchnellem Blitze ward zerſchlagen?
”Warum der Todes Engel ſchlug
”Den Herrſcher uͤber Nationen,
”Der in erhabner Bruſt ſo viel Entwuͤrfe trug,
”Die Tugend, das Verdienſt, die Kuͤnſte zu belohnen?
”Und den, den ſchon ſein Fleiß erhub.
”Noch glaͤnzender empor zu heben?
Er iſt nicht mehr! der Staub begrub
Den, der ein Koͤnigreich, ein Land zuruͤckzugeben,
Mehr Seeligkeit, mehr Luſt genannt,
Als wenn er von dem Kayſer-Sitze
Des diamantnen Zepters Spitze
Zu fremder Bothen Stirn gewandt!
Er iſt nicht mehr. Ihn ſegnet Preuſſen
Noch in der Ewigkeit; ihm thoͤnet Lobgedicht,
Wenn Friedrichs Seufzer von ihm ſpricht;
Und Engel horchen zu, und heiſſen
Ihn goͤttlich, wie ſein Freund ihn nennt!
Er ward der Erde nicht gegoͤnnt;
T 4
[296]Vermiſchte Gedichte.
Wir ſind zu klein, zu dunkelſichtig
Den Rathſchluß einzuſehn, der alle Dinge richtig,
Schon eh er ſie gemacht, beſtimmt,
Und Cronen geben kann, ſo wie er Cronen nimmt.
Ruf deinen Geiſt mit ſchnellem Fluge
Zuruͤck von Peters Todtenkruge,
Und blick’ als Vaterlandes-Freund,
Auf jenen groſſen Siegesbogen,
Durch welchen Friederich in ſeine Stadt gezogen! (*)
Mit ſtarrem Auge zu, die Schaam auf blaſſer Wange,
Und ſeine Krieger, die ſich lange
Herab gewehrt vom hohen Wall,
Stehn waffenlos, und taub von ſtarkem Jubelſchall
Der Buͤrger und des Siegesheeres;
Und Friedrichs groſſe Feindin ſtoͤßt
[297]Erſtes Buch.
Aus ihrer Bruſt herauf ein ſchweres
Und bittres Ach; So hat, da Griechenland erloͤſt
Durch ſeine Helden ward, der Perſer fortgeſtoſſen
Bleyſchwere Seufzer aus der Bruſt;
So klopfte ſeiner unbewußt,
Das Herz erſchrocken in dem groſſen
Pompejus, als ſein Heer entwich,
Und er von dicker Staubes Wolke
Davon belehrt zuruͤck in oͤdes Lager ſchlich.
Volke.
Der Adler hat ſein Felſen-Neſt
Mit ſtarken Fluͤgeln uͤberbreitet;
Und Heinrich, der fuͤr uns am Erzgebuͤrge ſtreitet,
Bleibt muthig, wachet, und verlaͤßt
Der Berge Spitzen nicht, bis vor dem Leoparden
Entfliehet jedes wilde Thier.
Dann ſingen ſeinen Sieg des Vaterlandes Barden,
Und goldne Tage leben wir!
T 5
[298]Vermiſchte Gedichte.
An Palemon.
ſchoͤnſten Putz,
Bin wie der Fruͤhling gruͤn, und bunt wie Blumen-
ſtuͤcke;
Dem wolckigten April, der Kaͤlte biet ich Trutz;
Mich waͤrmen andre Sonnenblicke.
Der Freund, der oft mein Tag, wenn ich ihn dachte,
war,
Zaͤhlt heute ſechsmal ſieben Jahr.
Ihm wird kein Liebes-Gott Wein in den Becher
gieſſen.
Du weißt, wie grimmig ſeine Hand
Den Pfeil aus ſeiner Bruſt geriſſen,
Und hingeworfen Hymens Band.
Ach! er zerbrach des kleinen Amors Leyer,
Und heiß von einem Heldenfeuer,
Sang er von Krieg und Vaterland
[299]Erſtes Buch.
Auf goldnem Saytenſpiel, das ihm Apollo brachte,
Da Friedrich Frankreich ſchlug, und Wien erzittern
machte.
Itzt braucht ers nicht. Doch beym Apoll
Beſchwoͤr ich ihn, daß er es dann gebrauchen ſoll,
Wann Mars und Pallas trinken werden,
Was Ganimedes giebt, von Heben eingeſchenkt,
Wann Venus weiter macht ihr groſſes Reich auf
Erden;
Und Friedrich keine Schlacht mehr denkt.
O dann ſoll Gleim, von Freuden ſtark getrieben
Laut ſingen: daß der Held groß wie ein Gott ge-
blieben.
[300]Vermiſchte Gedichte.
An Palemon,
als er von Magdeburg nach Berlin
verreiſen wollte.
Bald ernſthaft, bald im Scherz.
Die Freundſchaft gegen mich wirſt du zuruͤcke bringen;
Doch nicht dein mitgenomnes Herz!
Mir hat ein Gott im Traum erzaͤhlet:
In zwanzig Maͤdchens Augen ſaß
Cytherens kleiner Sohn, und hat zwar oft gefehlet;
Doch als Palemon ganz vergaß,
Daß in der Welt ein Amor waͤre,
Schoß ihm, aus ſchoͤner Sternen Sphaͤre,
Ein Strahl in ſeine Bruſt. Nun fuͤhlt er ſuͤſſe Pein,
Und ſeufzet: Ach! es muß der Pfeil geweſen ſeyn.
[301]Erſtes Buch.
An Mademoiſelle W. Buchholz,
auf ihren Geburtstag.
Zu ihrem Ruhm hervorgegangne Schoͤne!
Jetzt ſinget, auf der arm gewordnen Flur,
Nicht mehr die Lerche. Jetzt verlernt die Thoͤne
Selbſt deiner Schweſter Nachtigall. Sie ſchweigt
In ihrem melancholiſchen Gehaͤuſe;
Tief denkend ſitzt ſie da — ſo ſitzet oft der Weiſe,
Der Menſchenfreund, wenn fremde Noth ihn beugt,
Wenn druͤckend Elend kommt mit jung gewordnen
Tagen,
Wenn durch das Vaterland die lautgeſtoͤhnten Klagen
Erſchallen allgemein: Dann ſitzet traurig er,
Verſtummt von Schmerz, und blickt umher,
Ob aufgeklaͤrtre Tage kommen —
Du holdes Maͤdchen, von zwey Frommen,
[302]Vermiſchte Gedichte.
Im Lande Friedrichs auf die Welt gebracht;
Unmuthig ſieheſt du den Baͤumen ihre Pracht,
Den Blumen ihren Reiz benommen.
Der Maulbeerbaum — er ſtehet blaͤtterlos;
Wie liegen unter ihm, die ſtolz getragne Locken
Zerſtreut, auf ſchwarzer Erde Schooß,
Den blaſſen Leichen gleich! O! ihre Sterbeglocken,
Die rauhen Winde ſtuͤrmten um ſie her.
Wie iſt die Reben-Wand von ihrem Schmuck ſo leer!
Nichts gruͤnet mehr in dem beliebten Raume,
Wo du Luſtwandeln giengſt, wo Blumen ſich gebuͤckt,
Vor deines weiſſen Kleides Saume,
Wann ſie dein Angeſicht erblickt.
Dir ſchoͤnes Kind! Dein Herbſt, dein Winter werden
kommen
Mit raͤuberiſcher Hand. Dann wird, wie von der Flur,
Der Reiz von dieſer Wange weggenommen.
Sie laſſen dir des Herzens Schoͤnheit nur!
Nur den Verſtand heraufgereift, nur Zuͤge
Der Seele, die mit Tugend ausgeſchmuͤckt
[303]Erſtes Buch.
Nicht von der Zeit, vom Zufall nicht erdruͤckt,
Bezeuget, daß in ihr der Gottheit Funke liege!
Wann achtzehn Erndten noch voruͤber gehn,
Und Krankheit nicht in Dir Verwuͤſtung angerichtet;
Dann iſt vielleicht noch dieſes Antlitz ſchoͤn,
Das alle Kunſt der Mahlerey zernichtet.
Wann aber funfzig Sommer du gelebt;
Alsdann haucht alle Reize von den Wangen
Die ſtarke Zeit, vor der die Gaͤrten ſind vergangen,
Die praͤchtig in der Luft geſchwebt.
Dein aͤußrer Bau, ſo kuͤnſtlich er gewebt,
So ſein die Nerven auch ſind uͤberzogen worden,
Iſt nichtig, muß vergehn; wie Bluͤten im April,
Wenn naͤchtlich ſie ein Froſt kommt in der Knoſpe
morden,
Und wenn ins Leben ſie die Sonne wecken will,
Noch ungeſtalt und welk an Zweige kleben —
Dir aber ſollen noch die Jahre Reizung geben.
Dein Geiſt, der innre Menſch, ſoll, wirſt du aͤlter ſeyn,
Durch groͤßre Schoͤnheit den erfreun,
Der dir beſtimmt, und deiner werth befunde
Mit dir durchlebet goldne Stunden.
[304]Vermiſchte Gedichte.
Uns nicht bekannt, iſt dieſer Juͤngling noch.
Du horchſt hoch auf, wirſt roth, und willſt ihn wiſſen?
Der Himmel kennet ihn, und der wird doch
Dich nicht unedle Lippen laſſen kuͤſſen.
Nein, fromm und treu, verſtaͤndig, zaͤrtlich, ernſt
Sey der, von dem du leicht mehr Tugenden noch
lernſt.
Vermiſchte Gedichte.
Zweytes Buch.
U
[[306]][[307]]
Der Perſiſche Prinz,
eine Erzaͤhlung, an Ihro Koͤnigliche Hoheit
den Prinzen Heinrich von Preuſſen.
U 2
[308]Vermiſchte Gedichte.
[309]Zweytes Buch.
U 3
[310]Vermiſchte Gedichte.
Der Saͤnger
bey der Heerde, in Welſchland,
eine Erzaͤhlung.
Umher erſchallen ließ, wo unter gruͤne Gaͤnge
Zu jeder Jahreszeit der Juͤngling hoffend geht,
Der mit dem Maͤdchen ſich verſteht:
In Welſchland war ein Hirtenknabe,
Der niemals las, und niemals ſchrieb,
Und von der Kindheit an, bey ſtillen Schaafen blieb,
Ganz unbekannt mit der in ihm verborgnen Gabe.
Einſt ſtand er hingelehnt an ſeinem Hirtenſtabe,
Da kam ein Paͤchter, las ihm ſeinen Taſſo vor;
Der Schaͤfer ſtand, war lauter Ohr,
U 4
[312]Vermiſchte Gedichte.
Und ließ das Heldenlied ſich in die Seele dringen,
Und fing den naͤchſten Tag den Schaͤfern auf der Flur
Ein neues Lied an vorzuſingen.
Er ſang die Schoͤnheit der Natur,
Sang den Citronenwald, fruchtbare Feigenbaͤume,
Den Weinſtock und ein bluͤhend Thal.
Er zaͤhlte Sylben, und fand Reime,
Ohn daß ein Lehrer ihm die Wahl
Des ſchoͤnen Ausdrucks wieß. Die Zaͤrtlichkeit
befahl
In ihm oft den Geſang. Er dichtete ſich Traͤume,
Und bracht ſie in das Lied, das er der Hirtin ſang,
So ruͤhrend, daß er ſie zu ſeiner Liebe zwang.
Mit jedem Tag ward ein Geſang
Dem Schaͤfervolk bekannt. Oft prieß er in dem Liede
Etruriens Gluͤckſeligkeit;
Denn eben zu derſelben Zeit
War weit umher ein tiefer Friede!
[313]Zweytes Buch.
Der Ruf von dieſem Saͤnger flog
Bis an des Herzogs Hof. Bewunderung bewog
Den Fuͤrſten, daß er ſchnell befohlen,
Den ſchaͤfriſchen Ovid in den Pallaſt zu holen.
Er kam in ſeiner Hirtentracht,
Und, wie man ſagt, hat er in zweymal dreißig Tagen
Zwey hundert Lieder ihm gemacht.
Doch laͤnger konnt er nicht ertragen
Des Hofes Schmeicheley, die Falſchheit unter Pracht
Verdeckt, und ſchoͤn verhuͤllt, wie Gift in bunter
Schlange.
Der Hirt, zu redlich, kam und trat
Vor ſeinen Herzog mit Geſange,
Worin er um Erlaubniß bat,
Auf ſeine ſtille Trift ſich wieder zu begeben.
Herr Herzog! ſang er, gieb du mir
Nur ſo viel Brodt, daß ich mit Laura koͤnne leben,
Die ganze Welt hab ich in ihr.
U 5
[314]Vermiſchte Gedichte.
Der Herzog war ein roͤmiſcher Auguſt;
Mit einer Meyerey belehnt er ſeinen Hirten;
Der ſang, ſich ſeines Gluͤcks bewußt,
Noch dreyßig volle Jahr, und ſtarb an Laurens Bruſt,
Sein graues Haupt bekraͤnzt mit friſchgebrochnen
Myrten.
Geſang,
Aus meiner Freunde Arm, geh meinen letzten Gang!
[315]Zweytes Buch.
Das Wunderbild,
eine Erzaͤhlung.
Von Gott geruͤſtet, ſich beſtrebten,
Die armen Menſchen, die in dicker Blindheit lebten,
Vom Aberglauben abzuziehn:
Da war ein Wunderbild, geſchmuͤckt wie Kayſerinnen.
Die Lahmen beteten: Frau! heile meinen Fuß!
Der taubgewordne gab der Erde manchen Kuß,
Um ſein Gehoͤr hier wieder zu gewinnen;
Das unfruchtbare Weib verließ den alten Mann,
Und ſtellte groſſe Wallfahrt an,
Mit frommen Juͤnglingen, die auf der Mutter Rathen,
Bey dieſem Gnadenbild um gute Weiber baten,
Die man ſo ſchwer erbitten kann!
[316]Vermiſchte Gedichte.
Ein ganzes Volk um den Altar.
Sie ſangen Hymnen, ſangen Lieder,
Und an die Bruſt ſchlug ſich, wer recht andaͤchtig war;
Am laͤngſten blieb zu ihrem Fuſſe
Ein armer baͤrtiger Soldat,
Der ſie vielleicht im Thon der Buſſe
Fuͤr ſeiner Jugend Schuld zur Mittlerin erbath.
Er ganz allein hat da gelegen,
Als ſchon die Prieſter allen Segen
Und allen Ablaß ausgetheilt,
Und dann zum fetten Mahl und guten Wein geeilt.
Der Tag ward zugebracht mit Freuden,
Und an dem andern Morgen fruͤh
Gieng, unſre liebe Frau, ein Prieſter umzukleiden;
Denn mehr als ſunfzig Kleider hatte ſie.
Fuͤr Schrecken fuhr der Prieſter ganz zuſammen.
”Den frechen Dieb ſoll Gott verdammen!
[317]Zweytes Buch.
”Hier fehlet eine Perlen-Schnur!
So ſchrie er, als ſein Herz in ihm zuſammenfuhr:
Es wurde nachgeforſcht, und endlich ward befunden,
Daß lange nach den Andachts-Stunden,
Noch ein Soldat vor ihr gekniet.
Er wird geholt; er kommt gebunden;
Und als er nun die Richter ſieht,
So ſpricht er: ”Ja! ich laͤugne nicht, zu haben
”Die theure Perlen-Schnur. Doch ihre Haͤnde gaben
”Mir ſelber dieſen Schatz. Ich bin ein armer Mann
”Der Weib und Kinder hat, und ſie nicht naͤhren kann.
”Ich hoͤrte, daß dies Bild ſo viele Wunder thaͤte,
”Drum lieg ich lange da, und bete:
”Ach! hilf mir liebe Frau! wenn du begabet biſt
”Mit ſolcher Gotteskraft auf Erden!
”Mir hilft kein roͤmiſcher, catholiſch-guter Chriſt
”Wenn du nicht hilfſt, ſo muß ich werden
”Aus Armuth heut ein Calviniſt.
[318]Vermiſchte Gedichte.
”Ich wiederholte dieſe Bitte
”Mit tiefgeſchoͤpften Seufzern oft;
”Klagt ihr den Mangel, den ich litte,
”Und da geſchahe, was kein boͤſer Ketzer hofft,
”Das groſſe Wunderwerck. Die Mutter Gottes langte
”Mir dieſe Perlen-Schnur, die an dem Halſe prangte,
”Mit ihrer ſtarken Hand herab,
”Und ſprach, indem ſie mir ſie gab:
”Geh hin, und kaufe Brodt fuͤr Weib und Kinder!
”Nur werde kein verlohrner Suͤnder,
”Lauf niemals aus der Kirche Schooß!
”Sie ſprachs: Die Heiligen ſind alle meine Zeugen;
Die Richter hoͤrten dies, und alle mußten ſchweigen.
Die Prieſter riefen aus: ”Maria, du biſt groß!
[319]Zweytes Buch.
Don Goldofon: oder der ſterbende
Geizige,
eine Erzaͤhlung.
[320]Vermiſchte Gedichte.
[321]Zweytes Buch.
X
[322]Vermiſchte Gedichte.
[323]Zweytes Buch.
An den jungen Lenz.
Vom Schoͤpfer, um ganz neues Leben
Geſchoͤpfen ſeiner Hand zu geben.
Das Blumen-Volk verlaͤßt ſein Grab,
Und mit empor gehobnem Haupte
Beſchaͤmt es den, der keinen Gott
Und fuͤr ſich ſelbſt Vernichtung glaubte.
Der Vogel wiederſpricht des Wiederſprechers Spott.
Die Saat mit Millionen Zungen
Aus ſchwarzer Erd herauf gedrungen
Beſtaͤtiget, was er geſungen!
Der Linde Blaͤtter liſpeln nach;
Die Elbe rauſcht und murmelnd ſpricht der
Bach:
X 2
[324]Vermiſchte Gedichte.
”Es iſt ein Gott, der laue Winde ſchickte,
”Den Schnee zerſchmolz, das Eis zerbrach,
”Mit jungem Gruͤn das Ufer ſchmuͤckte
”Und dieſe Sonne ſcheinen laͤßt!
Nach ſanft gefallnem Fruͤhlingsregen
Quackt der erweckte Froſch ſein Feſt,
Und Fiſche ſcherzen ihr entgegen!
Der Hirt heißt ſeine Heerde leben!
Sie weidet jugendliches Graß,
Bloͤckt ihre Freuden laut, und hoͤrt ohn Unterlaß
Sich Thal und Huͤgel Antwort geben!
Die Honigtraͤgerin verlaͤßt ihr kleines Haus
Und ſaugt den Veilchen, wenn ſie duͤften,
Die Suͤßigkeit des kleinen Kelches aus.
Die Schwalbe kommt aus Sumpf, wie aus ver-
ſchloßnen Gruͤften
Einſt unſre Leiber neu hervor,
Sie baut ihr Haus von Stroh und fetter Erde,
[325]Zweytes Buch.
Und ſchwitzert froh dem Menſchen vor,
Daß er auch wieder leben werde!
Singt mit nie heiſch gewordner Kehle
Das aufgeſchwungne Lerchenchor.
O daß der Habicht, ihr Tyrann,
Der Raͤuber in dem Vogelreiche,
Nicht eine haſche! daß die Lerch ihm klug entweiche,
Wie vor dem Laſter weicht, ein Chriſt, ein weiſer
Mann!
X 3
[326]Vermiſchte Gedichte.
Ein Wort an den Tod.
Der reich war, der ſich hier ein ewigs Leben dachte,
Und alle Stunden angenehm
Durch neuerfundne Freuden machte!
Du kommſt: ſein Flittergold und ſeine Federbuͤſche,
Die ihm das Gluͤck, die ihm der Ruhm verſchwend-
riſch gab,
Das alles reiſſeſt du mit ſtarkem Arm ihm ab.
Und laͤg am Sterbebett auf einem Marmortiſche
Der Zepter uͤber eine Welt,
Und waͤre bey die Arzeneyen,
Das Diadem von theurem Stein geſtellt:
Doch wuͤrde nichts den Menſchen mehr erfreuen,
Der itzt in deine Haͤnde faͤllt.
Doch, Menſchenfeind, der alles ſo vergaͤllt,
Dich zu beſchaͤmen, will ich die Geſchichte ſagen,
[327]Zweytes Buch.
Die nicht vor hundert Jahren ſich,
Nein, erſt vor kurzer Zeit, wahrhaftig zugetragen.
Und erſt vermaͤhlt ſeit hundert Tagen
An einen Mann, der ſie geliebt,
Mehr, als ſein Herz, das ihrem Staube,
Nun traurige Beſuche giebt!
Krank ward ſie und ihr Reiz ward ploͤtzlich der Gewalt
Des Fiebers und der Nichtigkeit zum Raube.
Sie lag. Nicht eine Spur der bluͤhenden Geſtalt
Blieb uͤbrig auf den blaſſen Wangen:
So haͤngt an Baͤumen, die im jungen Fruͤhling prangen,
Ein von dem Froſt getoͤdtet Blat,
Das auſſer ſeiner Form nichts mehr behalten hat!
Sah in das ofne Grab, ſah in die Welt zuruͤcke:
O alle Freuden waren ihr entflohn!
Nichts mehr fuͤr ſie! Ihr Auge wandte
X 4
[328]Vermiſchte Gedichte.
Sich heilig zur Religion,
Die himmliſch laͤchelnd ſich zu ihrer Seele wandte
Mit Guͤtern, die vorher ihr Herz nie recht er-
kannte;
Und kaͤmpfen mußte ſie noch ſchwer.
Sie ſuchte lange Troſt und lange blieb ſie leer,
Fiel in Entzuͤckung, lag tief ſchlummernd viele
Stunden,
Schlug ſanft die Augen auf, ward Tag im An-
geſicht
Und rief mit Freudigkeit: ich habe nun gefunden!
Was fand ſie denn, o Tod? — Die Ruhe, welche
nicht
Der ganzen Welt Verſprechung kann gewaͤhren
Dem Sterbenden, der alles eitel nennt,
Nicht mehr der Erde Goͤtzen kennt
Und Ruhe ſucht und Ruhe liegt begehren.
Dann fraͤgt der ſtaͤrkſte Geiſt, der kuͤhnſte Atheiſt:
Ob Reichthum, Luſt und Ehre folgen werden?
Und alle ſagen; nein, und alles bleibt auf Erden,
[329]Zweytes Buch.
Und allen ſpottet fromm der Chriſt.
Dir aber, der du ihm nicht rauh, nicht ſchrecklich biſt,
Reicht er die Hand, wie auf dem Meere
Ein Schwimmender ſie reicht dem, der ſein Retter
waͤre.
X 5
[330]Vermiſchte Gedichte.
Das toͤdtlich kranke Kind,
an Herrn Profeſſor Sulzer.
Begebenheit im Reiche Plutons,
nach der Schlacht bey Torgau.
[332]Vermiſchte Gedichte.
[333]Zweytes Buch.
Der weinende Amor,
bey Betrachtung einer Bildſaͤule zu Char-
lottenburg im Garten.
[334]Vermiſchte Gedichte.
[335]Zweytes Buch.
[336]Vermiſchte Gedichte.
An Palemon,
als ſie die goldene Feder vermißte.
Die goldne Feder mir — du goͤttlicher Apoll!
Wo klagender Geſang dich je zum Mitleid ruͤhrte,
So ſage mir, wo ich ſie wieder finden ſoll.
Nicht in den Fluͤgeln weiſſer Schwaͤne,
In ſchwarzen Raben nicht. Kein Vogel in dem Reich
Des Fluͤgelvolks hat Federn, die ihr gleich
An Pracht und Dauer ſind. O! hoͤre meine Thraͤne,
Die in der Seele niederfaͤllt!
Laß einen Traum Orakelſpruͤche ſagen,
Laß dich noch einmahl in der Welt
Von mir als wie zu Delphos fragen!
[337]Zweytes Buch.
Die Muſe heimlich meinen Gram.
Im truͤben Auge, aus der vollen
Argwoͤhniſch denkenden umwoͤlkten Seele, kam
Kein heitrer Blick auf eine Reihe,
Die um mich ſaß. O! wann ſelbſt Thyrſis, meine Wahl,
Mein Wunſch, und mein Geſang, wann er ſelbſt
dazumahl
Gekommen waͤr mit dir, wenn du und er mir neue
Verſicherung der Freundſchaft vorgeſagt;
So haͤtte doch mein Auge noch geklagt.
erwachte,
So rief ich in dem Thon der Wuth:
Amint, hat das entwandte Gut,
Verſteckt hats ſeine Hand, daß er mich klagend machte!
O du! der groſſen Venus Kind,
Du Amor! ſtrafe den Amint;
Y
[338]Vermiſchte Gedichte.
Vor ſeinem Angeſicht mit Pfeilen, und wenn er
Wie Mars nach einem greift und ſcherzet: Ach wie
ſchwer! (*)
So ſprich: Behalt ihn nur und fuͤhle!
Und ſeine Mutter, meine Freundin, blickte
Befehl auf ihren Knaben ſchon;
Ich ſahe, daß ſie ihn verſchickte.
Man muß ſich vor dem Juͤngling ſcheuen;
Er giebt nicht acht aufs Spiel, merckt nicht auf
Taͤndeleyen,
Auch nimmt er keinen Pfeil von mir.
[339]Zweytes Buch.
Das Harz-Moos,
als Herr Dohmdechant Freyherr Spiegel
zum Dieſenberg etwas Moos vom
Harzgebuͤrge mitgebracht hatte.
Y 2
[340]Vermiſchte Gedichte.
[341]Zweytes Buch.
An Gleminden,
nach einem Ungewitter.
Y 3
[342]Vermiſchte Gedichte.
Einfaͤlle.
Y 4
[[344]][[345]]
Als die Wiederkunft des Koͤnigs
gewuͤnſchet wurde.
Y 5
[346]Einfaͤlle.
Als geſagt wurde, daß in Abwe-
ſenheit des Koͤnigs manches Unrecht
geſchehen ſey.
[347]Einfaͤlle.
Als ſie uͤber beſtaͤndiges Kopfweh
geklagt hatte, und darauf erinnert wurde,
des Koͤnigs Geſundheit zu trinken.
Als von Sansſouci geſprochen
wurde.
[349]Einfaͤlle.
Als das Tagebuch der Oeſtreichi-
ſchen Armee, unter dem Befehl des Gene-
ral von Laudon, vorgeleſen wurde.
[350]Einfaͤlle.
Als von Lobgedichten geſprochen
wurde.
[351]Einfaͤlle.
Als man ſagte, der Gram naͤhm
ihr viel Zeit weg.
[352]Einfaͤlle.
Als ſie ſich gegen den Angrif eines
Freundes mit verſchiedenen Einfaͤllen geweh-
ret hatte, und bald darauf ein wilder Schweins-
kopf auf die Tafel geſetzet wurde.
[353]Einfaͤlle.
An Herrn Dohmdechant, Freyherrn
Spiegel zum Dieſenberg, als vom
Horaz geſprochen wurde.
Z
[354]Einfaͤlle.
Als ſie eine Roſe zeigte, an welcher
eine Roſenknoſpe ſaß.
[355]Einfaͤlle.
An Herrn Borchmann,
als er bat, mit einer Schuͤſſel vorlieb zu
nehmen.
Z 2
[356]Einfaͤlle.
Als jemand ſagte: der Wein habe
manchen Dichter auf den Parnaß
gefuͤhret.
[357]Einfaͤlle.
Als ſie waͤhrend eines Ungewitters
von einem Dichter gefragt wurde: ob
ſie ſich vor dem Donner fuͤrchte?
Z 3
[358]Einfaͤlle.
Als ein Dichter im Weinmonath
ihr eine Roſe gab.
Appendix A Inhalt.
Appendix A.1
Appendix A.1.1 Oden.
Erſtes Buch.
- Seite.
An Gott 3 - An den Schoͤpfer 7
- Das Ungewitter 10
- An Gott 14
- Die Allmacht und Güte Gottes 16
- Morgengedanken 21
- An Gott 23
- Morgengeſang 25
- An Gott 28
- Der Fruͤhling 33
- An Hern von Humbracht 36
- An den May 39
- An einen Freund 43
- Von dem Vertrauen auf Gott 46
- An Thyrſis 49
- An W. * * * 53
- Auf eine Glocke 55
- Klagen einer Witwe 57
- An die goldene Feder 62
Appendix A.1.2 Oden.
Zweytes Buch.
- Geſang am Geburtstage der Königin 67
- An die Königin über eine Luſtfahrt auf der Elbe 71
- Auf den Tod des Prinzen Heinrich von Braunſchweig 74
Z 4
[360]Seite.
Ueber den Entſatz von Braunſchweig 77 - Der Feldzug in Sachſen, eröfnet vom Prinzen Heinrich 80
- An den Prinz von Preuſſen 82
- Die Fahrt der Königlichen Braut nach Engelland 85
- An die Frau von Reichmann 87
- An Herrn Grafen Heinrich Ernſt, Reichsgrafen zu Stol-
berg-Wernigerode 89 - An ihren verſtorbenen Oheim 92
- Lied an gefangene Lerchen 95
- An Herrn Grafen Heinrich Ernſt, Reichsgrafen zu Stol-
berg-Wernigerode 99 - An die Freyfrau von Troſchke 103
- Zuruf an Glogau 106
- An den Dohmherrn von Rochow 110
Appendix A.1.3 Oden.
Drittes Buch.
- An ihren Geiſt 115
- An Seine Königl. Hoheit, den Prinzen Heinrich 118
- An Ihro Königl. Hoheit, die Prinzeßin Amalia 120
- Lied der Muſen an die junge Prinzeßin Tochter des Prinzen
Ferdinands vom Hauſe 122 - An Mademoiſelle Stahl 126
- Der Frau Geheimen-Räthin Buchholz 128
- An Herrn Geheimen Rath Buchholz 130
- An denſelben 133
- An Herrn Profeſſor Sulzer 138
- An denſelben 141
- An denſelben 144
- An denſelben 147
- An Herrn Gleim 152
- Klagen bey dem Grabe des Herrn von Kleiſt 155
- An Herrn Gleim 160
[361]Seite.
An denſelben 163 - An Herrn Ramler 167
- An Herrn Profeſſor Sulzer 173
- An Herrn Zachariä 177
- An Herrn Köpken 181
- An Palemon 183
- An Herrn Uz 186
- An denſelben 188
- An die Chartenſpieler 190
Appendix A.1.4 Oden.
Viertes Buch.
- An Palemon 195
- An Palemons Flügel 198
- An Palemon 201
- An Herrn Gleim 204
- An Palemon 207
- An denſelben 211
- An denſelben 214
- An denſelben 217
- An Herrn Gleim 221
- An denſelben 225
- An Palemon 228
- An Herrn Rolle 231
- An Palemon 233
- An denſelben 235
- Eine kranke Braut an ihren Geliebten 237
- Klaglied über den Tod eines Canarien-Vogels 239
- Lied, in einer Geſellſchaft 243
- Klagen einer Braut an ihre Nachtigall 247
- Klagen eines Unglücklichen Verliebten 250
- Sapho an Amov 252
Z 5
[362]
Appendix A.2
Appendix A.2.1 Vermiſchte Gedichte.
Erſtes Buch.
- Seite.
An den Prinzen von Preuſſen 257 - Klagen und Bitte an den Herzog Ferdinand 260
- Erinnerungen und Fragen an die Königin 266
- Dem hochwürdigen Dohm-Capitul zu Halberſtadt 269
- An den Freyherrn von Kottwitz 273
- An Herrn Dohmdechant, Freyherrn Spiegel zum Dieſenberg 278
- Morgen-Fragen an Gliphäſtion 282
- Ein würklicher Traum 286
- An den kranken Herrn Rector Goldhagen 291
- Aufmunterung an den Geheimen Rath Labes 294
- An Palemon 298
- An denſelben 300
- An Jungfer W. Buchholz 301
Appendix A.2.2 Vermiſchte Gedichte.
Zweytes Buch.
- Der Perſiſche Prinz, eine Erzählung an Ihro Königliche
Hoheit den Prinzen Heinrich 307 - Der Sänger bey der Heerde in Welſchland 311
- Das Wunder-Bild 315
- Don Goldofon 319
- An den jungen Lenz 323
- Ein Wort an den Tod 326
- An Herrn Profeſſor Sulzer 330
- Begebenheit im Reiche Plutons 331
- Der weinende Amor 333
- An Palemon, als ſie die goldene Feder vermißte 336
- Das Harzmoos 339
- An Gleminden 341
[363]
Appendix A.2.3 Einfaͤlle.
- Seite.
Als die Wiederkunft des Königs gewünſchet wurde 345 - Als geſagt wurde, daß in Abweſenheit des Königs
manches Unrecht geſchehen ſey 346 - Als ſie über beſtändiges Kopfweh geklagt hatte, und
darauf erinnert wurde, des Königs Geſundheit zu
trinken 347 - Als von Sansſouci geſprochen wurde 348
- Als das Tagebuch der Oeſterreichiſchen Armee unter
dem Befehl des General von Laudon vorgeleſen
wurde 349 - Als von Lobgedichten geſprochen wurde 350
- Als man ſagte, der Gram nähme ihr viel Zeit weg 351
- Als ſie gegen den Angrif eines Freundes ſich mit ver-
ſchiedenen Einfallen gewehret hatte, und bald dar-
auf ein wilder Schweinskopf auf die Tafel geſetzet
wurde 352 - An Herrn Dohmdechant, Freyherrn von Spiegel zum
Dieſenberg 353 - Als ſie eine Roſe zeigte, an welcher eine Roſenknoſpe ſaß 354
- An Herrn Borchmann 355
- Als jemand ſagte: Der Wein habe manchen Dichter
auf den Parnaß geführet 356 - Als ſie während eines Ungewitters von einem Dichter
gefragt wurde: ob ſie ſich vor den Donner fürchte 357 - Als ein Dichter im Weinmonath ihr eine Roſe gab 358
Gedicht ſchrieb.
der Grafſchaft Wernigerode, nicht weit von Ilſenburg, von
welchen man glaubt, die Sündfluth habe ſie von einander
geſpaltet.
über den Tod des Herrn von Kleiſt, welches in der Garniſon-
Kirche zu Berlin zu ſehen iſt. Die Figur der Freundſchaft hat
den Beyfall der Kenner erhalten.
1759 faſt gaͤnzlich in die Aſche gelegt.
niſter Herzog von Belleisle an dieſem Orte gefangen genommen
wurde.
gen und Bitte der Königin Majeſtät zu uͤberreichen, mit Bitte,
ſolche in einem Brief an des Herzog Ferdinands Durchl. mit
einzuſchlieſſen, und mit gnädigſter Empfehlung zu begleiten; die
großmüthige Königin hatte ihr deßfalls ihr Wort gegeben;
hier unterſteht ſich die Dichterin, ſie daran zu erinnern, und man
weiß, daß ſie mit Gewährung ihrer Bitten von der groſſen Kö-
nigin ſowol, als von dem groſſen Feldherrn belohnet wurde.
der ihr erzeigten Wohlthaten, ihren Vater.
mes erwähnet.
der Ottomanniſchen Pforte geſprochen.
Tonne Goldes Getreyde den Armen austheilen.
liche General Laudon, auf dem Wege zum Entſatz der Veſtung
Schweidnitz, am 16ten Auguſt geſchlagen ſey.
1762 wieder erobert.
burtstag am 27ten May gefeyert wurde, von welcher man er-
zaͤhlte, daß ſie zu Franckfurth geweſen, und daſelbſt das Grab
des Herrn von Kleiſt mit Blumen beſtreuet habe.
dem Zimmer, wo ſie ſchrieb.
genennet.
der franzöſiſchen Armee unter Befehl des Herzogs von Broglio
und des Prinzen von Soubiſe geſchlagen.
iſt nah an der Dohmkirche zu Magdeburg belegen.
- License
-
CC-BY-4.0
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- Citation Suggestion for this Edition
- TextGrid Repository (2025). Karsch, Anna Luise. Auserlesene Gedichte. Corpus of Literary Modernity (Kolimo+). https://hdl.handle.net/21.11113/4bmm9.0