[][][][][[I]]
Auserleſene
Gedichte


[figure]

Berlin,: 1764.
Bey George Ludewig Winter.

[[II]][[III]]

Zueignungs-Geſang
an den
Baron von Kottwitz,
Erbherrn auf Boyadel in Niederſchleſien
meinen erſten Wohlthaͤter.



Der mich aus unanſtaͤndigen Geſchaͤften,

Aus einem poͤbelhaften Leben ohne Ruh

Herausgeriſſen, mit des Menſchenfreundes Kraͤften,

Mein Theurer Kottwitz! der biſt Du.

a 2
[[IV]]
Daß mich, zu meines Vaterlandes Ehre,

Der zungenvolle Ruf in fremden Laͤndern nennt,

Und daß mein Saytenſpiel nun thoͤnt, bis zum Gehoͤre

Des Weiſen, der die Geiſter kennt;

Daß Friedrich juͤngſt des Muſengottes Floͤte

Von Seinen liederreichen Lippen nahm und mir

Entgegen laͤchelte, wie Fruͤhlingsmorgenroͤthe;

O Freund! dis alles dank ich Dir.

Denn ohne Dich waͤr, an dem Oderſtrande

Muͤhſelig unterdruͤckt mein gluͤckliches Genie;

Ein Blumen-Saame ſtirbt in unbetautem Sande,

Keimt auf des Steines Ruͤcken nie.

[[V]]
Die Pflanze ſtirbt, von Wolken unbegoſſen,

Vom Gaͤrtner unbeſpruͤtzt, [wenn Erndte]-Sonne gluͤht;

Der edle Fruchtkern treibt zum wilden Apfelſproſſen,

Wenn nicht die Kunſt den Baum erzieht.

So waͤr auch ich verwildert; aber Deine,

Von einem Gott gelenkte, rechte Freundes Hand,

Zog mich zum groſſen Sitz des Koͤniges, der ſeine

Gecroͤnte Schlaͤfe gruͤn umwand.

Du dachteſt nicht die Thaten fremder Krieger,

Nicht Heerden, die der Feind trieb von zertretner Trift,

Du nannteſt den Verluſt ein Opfer fuͤr den Sieger,

Der alle Sieger uͤbertrift.

a 3
[[VI]]
Du machteſt mir in ſorgenloſen Tagen

Zum Eliſaͤer Sitz, das praͤchtige Berlin.

So ward einſt uͤbers Meer ein Dichter fortgetragen,

Von einem freundlichen Delphin;

Und ward von viel hinzugeſtuͤrmtem Volke

Bewundert und gelobt; ich aber ſtreife ſchon

Mit ſtolzem Nacken an die lufterfuͤllte Wolke,

Getheilt von meiner Leyer Thon.

Auf uͤberlebtes Elend blick ich nieder,

Und nenne Deinen Nahmen laut, vor einer Welt,

Der dieſes, Dir geweyhte, Opfer meiner Lieder

Wie Deine ſchoͤne That gefaͤllt.


[VII]

Vorrede.


Es iſt eine alte und bekannte An-
merkung, daß die Dichter nicht
durch Unterricht und Regeln gebildet wer-
den, ſondern ihren Beruf und ihre Faͤhig-
keiten blos von der Natur erhalten. Wer
dieſen Beruf empfangen hat, der redet
ohne Vorſatz und ohne Kunſt die Sprache
der Muſen: aber der Mangel deſſelben wird
durch keinen Unterricht, und durch keine
Regeln erſetzt. Plato ſetzet den wahren
Character eines Dichters darin, daß er
ſeine Geſange durch Begeiſterung hervor-
a 4
[VIII]Vorrede.
bringe, ſich ſelbſt unbewußt, was er ſinge.
Die Harmonie und der Gang des Verſes
ſetzen nach ſeiner Meinung, den Dichter
in den Enthuſiasmus, der ihm die Gedan-
ken und Bilder darbietet, welche er bey ge-
ſetztem Geiſte vergeblich wuͤrde geſucht ha-
ben. (*) Man darf ſich deshalb nicht wun-
dern, daß die fuͤrtreflichſten Dichter aͤlter
ſind, als die Regeln, und daß die feineſte
Critik keine vollkommenere Geſaͤnge hervor-
gebracht hat, als die ſind, welche vor der
Kunſt geweſen.


Das Beyſpiel der Dichterin, von welcher
wir hier einige auserleſene Lieder der Welt
vorlegen, beſtaͤtiget die Wahrheit dieſer An-
[IX]Vorrede.
merkungen auf die unzweifelhafteſte Weiſe.
Ohne Vorſatz, ohne Kunſt und Unterricht
ſehen wir ſie unter den beſten Dichtern ihren
Platz behaupten. Mit Bewunderung er-
fahren wir an ihr, wie die Natur durch die
Begeiſterung wuͤrket, und wie ohne dieſe
kein Vorſatz und keine Beſtrebung vermoͤ-
gend iſt, dasjenige zu erſetzen, was ohne
ſie fehlt. Die Lieder, welche ihr am beſten
gelungen, ſind alle in der Hitze der Einbil-
dungskraft geſchrieben, da hingegen die,
welche ſie aus Vorſatz und mit ruhiger
Ueberlegung verfertiget, allemal das Kenn-
zeichen des Zwanges und den Mangel der
Muſe nicht undeutlich bemerken laſſen.
Wenn die Dichterin in Geſellſchaft, oder in
a 5
[X]Vorrede.
einſamen Stunden von irgend einem Ge-
genſtand lebhaft geruͤhrt wird, ſo wird ihr
Geiſt ploͤtzlich erhitzt; ſie beſitzt ſich nicht
mehr, jede Triebfeder der Seele wird rege,
ſie fuͤhlt einen unwiderſtehlichen Trieb zum
Dichten, und ſchreibet das Lied, welches
ihr die Muſe eingiebt, mit bewundrungs-
wuͤrdiger Geſchwindigkeit. Gleich einer
Uhr, die ohne fernere Huͤlfe ihren richtigen
Gang fortſchreitet, ſo bald die Feder ge-
ſpannt iſt, ſingt ſie, ſich ſelbſt unbewußt,
wie die Gedanken und Bilder in ihr ent-
ſtehen, ſo bald die Seele durch die erſte
Vorſtellung in Wuͤrkſamkeit gebracht wor-
den. Auch die feinere Beobachtung des
Plato, daß die Harmonie und der Gang
[XI]Vorrede.
des Verſes die Begeiſterung unterhalten, fin-
den wir durch das Beyſpiel unſrer Dichterin
beſtaͤtiget. So bald ſie den Ton, wie ſie es
ſelbſt nennt, und das Sylbenmaaß getroffen,
ſo fließt das ganze Lied ohne Muͤh und ohne
Beſtrebung die Gedanken und Bilder zu
finden. Die feineſte Wendung der Materie
und des Ausdrucks entſtehen unter der Feder,
als wenn ſie ihr eingegeben wuͤrden.


Wie unzweifelhaft es ſey, daß unſre
Dichterin ihren Beruf allein von der Natur
bekommen habe, erhellet am deutlichſten aus
allen Umſtaͤnden ihres Lebens. Denn darin
finden wir nichts, das vermoͤgend geweſen
waͤre, an ſtatt des natuͤrlichen Hangs einen
kuͤnſtlichen Trieb zur Dichtkunſt in ihr zu
[XII]Vorrede.
erregen, keinen einzigen Umſtand, woraus
wir begreifen koͤnnten, daß gelernte Regeln
bey ihr die Stelle des Genies vertreten.
Sie iſt in einem Stande gebohren, der zu-
naͤchſt an den niedrigſten graͤnzet, ihre Erzie-
hung, die Beſchaͤftigungen ihrer Kindheit
und erſten Jugend, waren der Niedrigkeit
ihrer Geburt angemeſſen; in ihren reiferen
Jahren aber waren ihre Umſtaͤnde ſo, daß
ihr Geiſt nothwendig in den tiefſten Staub
waͤre niedergedruckt worden, wenn die Na-
tur nicht weit ſtaͤrker waͤre, als alle Hinder-
niſſe, die ihr entgegen wuͤrken.


Sie iſt im Jahr 1722. an der Graͤnze
von Niederſchleſien, zwiſchen Zuͤllichau,
Schwiebus und Croſſen an einem kleinen
[XIII]Vorrede.
Orte gebohren. Dieſer Ort iſt eine Meyerey
von wenig Haͤuſern und wird der Hammer
genennet. Unter ſieben armſeeligen Einwoh-
nern dieſes Orts, war ihr Vater der an-
ſehnlichſte, weil er der Brauer und Gaſtwirth
des Orts war. Er hieß Duͤrbach, und
ſtarb ihr zu fruͤh. In ihrem ſiebenden Jahr
kurz vor ihres Vaters Tode, nahm ihrer
Großmutter Bruder, ein verſtaͤndiger Greis,
ſie zu ſich nach Pohlen, und lehrte ſie leſen
und ſchreiben. Dies iſt der Oheim, dem ſie
das ſchoͤne Lied geſungen, welches ſich in die-
ſer Sammlung findet. (*) In ihrem zehn-
ten Jahre gingen die Muͤhſeeligkeiten des
Lebens an, die ſie hernach, bis nahe an ihr
[XIV]Vorrede.
vierzigſtes Jahr, in ſo groſſen Uebermaaß em-
pfunden hat. Sie wurde ihrer Mutter
wieder zuruͤck gegeben. Zuerſt mußte ſie Kin-
dermagd ihres Halbbruders werden, und
bald darauf wurde ihr die Beſorgung und
Verpflegung von drey Rindern, der ganzen
Heerde ihrer Aeltern, aufgetragen. Kurz
vorher zeigten ſich die erſten Spuhren ihres
natuͤrlichen Hanges zur Dichtkunſt dadurch,
daß ſie eine ungewoͤhnliche Luſt zum Singen
fuͤhlte, und hundert geiſtliche Kirchenlieder
auswendig wußte, die ſie bey ihrer Arbeit
und bey der Huͤtung ihrer kleinen Heerde
ſang. Dadurch entſtund bey ihr die Be-
gierde ſelbſt ein Morgenlied zu verfertigen,
von dem ſie ſich aber nichts mehr erinnert.


[XV]Vorrede.

In ihrem Hirtenleben fiel noch ein
anderer Umſtand vor, der ihrem natuͤrlichen
Genie ſehr zu Huͤlfe kam. Sie wurde mit
einem Hirtenknaben bekannt, der ihr, ob ſie
gleich durch einen kleinen Fluß mit ihren
Heerden getrennet waren, einige Buͤcher
zutrug. Der Robinſon, die aſiatiſche
Baniſe, und die tauſend und eine Nacht
waren ihre Bibliothek, welche unſre junge
Hirtin mit groſſer Begierde geleſen. Dieſes
machte ihr ihren Hirtenſtand angenehm.


Allein dieſe Gluͤckſeligkeit war von ſehr
kurzer Dauer; ſie mußte bald darauf ihre
kleine Heerde verlaſſen und zum zweyten-
mal Kinderwaͤrterin werden. Unter dieſen
und andern muͤhſamen haͤuslichen Geſchaͤften
[XVI]Vorrede.
einer Dienſtmagd erreichte ſie ihr ſieben-
zehentes Jahr, in welchem ſie die Laufbahn
weit groͤſſerer Muͤhſeeligkeiten antrat. Ihre
Mutter verheyrathete ſie an einen Mann,
dem ſie alle Wolle, die er verarbeitete, zu-
rechte machen mußte. Und da uͤberdem alle
andre haͤusliche Geſchaͤfte einer Frauen allein
auf ihr lagen, ſo hatte ſie keine andere Muſſe
ihrem Hang zu leſen und Lieder zu ſchreiben
nachzugeben, als einige Stunden der Sonn-
tage. Da ſchrieb ſie die Lieder nieder, wel-
che ſie unter ihrer Arbeit ausgedacht hatte.


Nach einer neunjaͤhrigen Ehe ward ſie
dieſes Bandes los, um ein viel haͤrteres zu
tragen; denn ihre Mutter fuͤhrte ſie nicht
lange hernach einem zweyten Mann zu, und
[XVII]Vorrede.
zugleich in den allerkuͤmmerlichſten und arm-
ſeligſten Theil ihres Lebens. Was die un-
gluͤcklichſte Ehe und die bitterſte Duͤrftigkeit
ſchweres und niederſchlagendes haben, mußte
ſie bey dieſem zweyten Mann ertragen.
Aber eben in dieſen Umſtaͤnden zeigte die
Natur ihre Kraͤfte an dem Genie unſrer
Dichterin. Ihr kamen einige Verſe des
bekannten Prediger Schoͤnemanns zu
Geſichte. Man weiß in Berlin, daß dieſen
Mann, nach einem heftigen hitzigen Fieber,
von Zeit zu Zeit eine Art von Raſerey an-
getreten, in welcher er immer in Verſen
geſprochen und geprediget. Ungeachtet die
meiſten Verſe dieſes ſeltſamen Mannes mehr
das Kennzeichen einer uͤbel erhitzten Phan-
b
[XVIII]Vorrede.
taſie, als das Gepraͤge des himmliſchen Feu-
ers der Muſen trugen, ſo fand doch unſere
Dichterin in denen, die ſie zu ſehen bekom-
men, etwas, das ihr Genie auſſerordentlich
reitzte. Sie fuͤhlte eine groͤſſere Begierde,
als jemals, ihrem Trieb zu folgen, aber es
fehlte ihr an Zeit und Gelegenheit dazu.


Nach einigen Proben, die ſie gemacht
hatte, wurde ſie von verſchiedenen Bekannten,
die ſie zu Frauſtadt in Pohlen, dem damali-
gen Ort ihres Aufenthalts hatte, ermuntert,
fortzufahren. In einem ſehr kurzen Aufſatz
von ihren Lebensumſtaͤnden, gedenket ſie des
Rector Rickerts, und ſeines Collegen
Pruͤvers, des Burgermeiſter Greiffen-
hagen,
des Doctor Neugebauers in
[XIX]Vorrede.
Frauſtadt, der Prediger an der Kirche zu
Liſſa in Großpohlen, des Reichsgrafen von
Roͤders, und des Hofprediger Doͤbels
in Großglogau, als der erſten Befoͤrderer
und Goͤnner ihrer poetiſchen Arbeiten; und
ſie verlangte aus Dankbarkeit gegen dieſe
Maͤnner, daß ihrer hier Meldung geſchaͤhe.
Aus eben dieſem Grunde muͤſſen wir erwaͤh-
nen, daß der Poſtmeiſter Koͤrber in
Großliſſa
der erſte geweſen, der etwas von
der Feder unſrer Dichterin der Preſſe uͤber-
geben, und daß der berůhmte Profeſſor
Meyer in Halle, den ſie durch das Geruͤcht
kannte, und dem ſie aus Pohlen ein Lied zuge-
ſchickt hatte, das meiſte beygetragen hat, ſie
zur Fortſetzung ſolcher Arbeiten aufzumuntern.


b 2
[XX]Vorrede.

Indeſſen waren dieſe Aeuſſerungen ihres
Genies nur noch kleine Funken, des halb
unterdruckten Feuers, welches die Muſen
in ihr angezuͤndet hatten. Die Siege
Friederichs gaben ihm eine Kraft,
die alle Hinderniſſe ſeines vollen Ausbruchs
verzehrte, und die es in vollen Flammen dar-
ſtellte. Sie war im Jahr 1755 mit ihrem
Mann und vier Kindern nach Groß-Glogau
gezogen. Daſelbſt bekam ſie den Zutritt zu
einem Buchladen, wo ſie verſchiedene poeti-
ſche und andere Schriften mit groͤßter
Begierde, wiewohl ohne Ordnung und be-
ſtimmte Abſicht durchlas. Wie gluͤcklich
ſie ſich eine ſehr ſchnelle Durchleſung der
Buͤcher zu Nutze mache, und wie leichte
[XXI]Vorrede.
ſie die beſten Zuͤge behalte, zeiget ſich
uͤberall in ihren Gedichten. Man wuͤrde
von ihr eine ziemlich ſtarke Beleſenheit
vermuthen, wenn man nicht wuͤßte, daß
ſie nur wenige Buͤcher und ſehr fluͤchtig
durchgeleſen.


Der im vorigen Jahr geendigte merk-
wuͤrdige Krieg, und die groſſen Thaten des
Helden, der die Augen der ganzen Welt
allein auf ſich gezogen hat, vollendeten die
Ausbildung des dichteriſchen Geiſtes dieſer
auſſerordentlichen Frauen. Sie hatte nach
der Schlacht bey Lowoſchuͤtz ihr erſtes
Sieges-Lied geſungen, und nicht lange
hernach kamen ihr die Kriegeslieder des
preußiſchen Grenadiers, einige Oden von
b 3
[XXII]Vorrede.
Ramler, nebſt den Geſaͤngen der Frau
Unzerin zu Geſichte, die einen maͤch-
tigen Reiz auf ſie hatten. Die Lieder, in
denen ſie hernach Friedrichs Siege be-
ſungen, ſind Zeugen eines ſchon zur Reife
gekommenen Dichter-Geiſtes.


Indeſſen lebte die Dichterin immer
unter dem Druck des groͤßten Elendes.
Aber es gefiel dem Schickſal, ſie endlich aus
den beklagenswuͤrdigen Umſtaͤnden, unter
denen gemeine Seelen zu verſinken pflegen,
heraus zu reiſſen. Der Baron von
Cottwitz,
ein Schleſiſcher Edelmann, der
ſich ſeit vielen Jahren durch liebenswuͤr-
dige Eigenſchaften bekannt gemacht hatte,
kam im Jahr 1760, als er eben durch
[XXIII]Vorrede.
Glogau nach Berlin reiſen wollte, in ihre
Bekanntſchaft. Sein wohlthaͤtiges Gemuͤth
empfand Mitleiden uͤber ihr Elend, er riß
ſie heraus, und fuͤhrte ſie mit ſich nach Ber-
lin. So bald ſie in dieſer Hauptſtadt an-
gekommen, und die Bekanntſchaft mit ver-
ſchiedenen Kennern und Liebhabern der
Dichtkunſt gemacht hatte, zeigte ſich ihr
Genie in ſeiner vollen Staͤrke. Sie wurd
in der Stadt und am Hofe bewundert.
Die meiſten Lieder dieſer Sammlung ſind
Arbeiten, die ſie ſeit dieſem, fuͤr ſie ſo gluͤck-
lichen Zeitpuncte, gefungen hat. Sie legen
ihren Charakter und ihre letztere Begeben-
heiten ſo wohl an den Tag, daß wir fuͤr un-
noͤthig halten, uns laͤnger bey dem auf-
b 4
[XXIV]Vorrede.
zuhalten, was ihre Perſon betrift. Es
bleibet uns demnach nur noch uͤbrig, daß
wir den Goͤnnern unſrer Dichterin, etwas
von der Beſchaffenheit der gegenwaͤrtigen
Sammlung auserleſener Gedichte fagen.


Es iſt bekannt, in was fuͤr einer Ab-
ſicht, einige Freunde der Dichterin unter-
nommen haben, dieſe Sammlung heraus-
zugeben. Man hat Urſache, ſich zu freuen,
daß man dieſen Weg eingeſchlagen, eine
Perſon von ſolchen Talenten, wenigſtens
aus der aͤuſſerſten Duͤrftigkeit heraus zu
reiſſen. Es haben ſich, wie das nachſte-
hende Verzeichniß zeiget, eine Menge wohl-
thaͤtiger Perſonen gefunden, die ſich ein
Vergnuͤgen daraus gemacht haben, die vor-
[XXV]Vorrede.
geſchlagene Mittel zu unterſtuͤtzen. Die
gute Abſicht, die ſowol die Urheber, als die
Befoͤrderer dieſes Werks, gehabt haben,
wird uns uͤberheben, die geringe Anzahl der
Bogen dieſer Sammlung zu entſchuldigen.
Es weiß jedermann, daß man ſich nicht
anheiſchig gemacht hat, die Vorſchuͤſſe, durch
das Gewicht des Papiers, oder die Menge
der Blaͤtter zu bezahlen. Hingegen geſtehen
wir gerne, daß wir wegen des langen Ver-
zuges der Ausgabe Nachſicht noͤthig haben.
Verſchiedene unvermeidliche Umſtaͤnde ſind
an dieſer Verzoͤgerung Schuld.


Die Wahl der Stuͤcke, die in dieſe
Sammlung gekommen, hat zwar ein be-
kannter Dichter, deſſen richtiger Geſchmack
b 5
[XXVI]Vorrede.
aus ſeinen eigenen Werken hinlaͤnglich be-
kannt iſt, getroffen. Indeſſen fuͤrchtet er
ſich doch, daß man ihm vorwerfen koͤnnte,
es ſeyen Stuͤcke weggelaſſen worden,
die vollkommener ſind, als einige an-
dere, denen man hier Platz gegeben. Er
bittet alſo dieſes zu ſeiner Entſchuldigung
anzunehmen, daß er genoͤthiget geweſen,
einigen Gedichten einen Platz zu geben, den
vielmehr zufaͤllige Umſtaͤnde, als ihr inner-
licher Werth gefodert haben.



[[XXVII]]
[figure]

Verzeichniß
der
Subſcribenten.


A.


  • Exempl.
  • Frau von Arnim — — ‒ 1 ‒
  • Herr von Arnim auf Suckow — — ‒ 1 ‒
  • — Alh. Heinrich von Arnim — ‒ 1 ‒
  • — Cammerherr Freyherr von Albedyl — ‒ 1 ‒
  • — von Avemann in Zelle — — ‒ 3 ‒
  • — Hof-Rath Arnd in Berlin — — ‒ 2 ‒
  • — Secretair Apfel zu Gandersheim — ‒ 1 ‒
  • — Iwan Andreow von Kiow — — ‒ 1 ‒

[XXVIII]Verzeichniß

B.


  • Exempl.
  • Frau von Bähr — — ‒ 2 ‒
  • — Geheime Räthin von Berg — ‒ 1 ‒
  • — von Beer zu Stolzenhagen — ‒ 1 ‒
  • — Steuer-Einnehmerin Bielefeldt in Hamm ‒ 1 ‒
  • Jungfer Bergmann in Hamm — ‒ 1 ‒
  • — — Brandt — — ‒ 1 ‒
  • Frau Obriſten von Bork — — ‒ 1 ‒
  • — von Bähr in Berenburg — ‒ 1 ‒
  • Fräulein von Beyern zn Wolmirſtädt — ‒ 1 ‒
  • Frau Baars in Berlin — — ‒ 1 ‒
  • Jungfer Maria Eliſabeth Boyſen — ‒ 1 ‒
  • — — Margaretha de Bary in Frankfurt ‒ 1 ‒
  • — — Helena Barensfeldt daſelbſt — ‒ 1 ‒
  • — — Birkmann in Nürnberg — ‒ 1 ‒
  • Herr Regierungs-Rath Baſtineller — ‒ 2 ‒
  • — Cammer-Director Burghoff — ‒ 5 ‒
  • — Obriſte von Billerbeck — ‒ 1 ‒
  • — Obriſte von Bequignol — ‒ 1 ‒
  • — Lieutenant Buhler — — ‒ 1 ‒
  • — Simon Bonte — — ‒ 1 ‒
  • — Iſaac Bonte — — ‒ 1 ‒
  • — Jacob Bernus in Frankfurt — ‒ 2 ‒
  • — Baumhauer daſelbſt — — ‒ 1 ‒
  • — Ober-Amtmann Brandes zu Schlanfeld ‒ 4 ‒
  • — Backmeiſter — — ‒ 1 ‒
  • — von Bismark — — ‒ 1 ‒
  • — Prediger Braunemann in Klein-Riſcho ‒ 1 ‒
  • — Braſche in Wernigerode — ‒ 1 ‒
  • — Büchting daſelbſt — — ‒ 1 ‒
  • — Hofrath Buchholz in Berlin — ‒ 2 ‒
  • — Breymann in Brandenburg — ‒ 1 ‒
  • — Prediger Bartſch in Hohen-Nauen — ‒ 1 ‒

[XXIX]der Subſcribenten.
  • Exempl.
  • Herr Prediger Binger in Spaatz — ‒ 1 ‒
  • — Rittmeiſter von Backhoff — ‒ 1 ‒
  • — Juſtus Baars in Rathenow — ‒ 1 ‒
  • — Wilhelm Baars daſelbſt — ‒ 1 ‒
  • — Prediger Baumgarten in Brandenburg ‒ 1 ‒
  • — Hof-Prediger Breymann in Gandersheim ‒ 1 ‒
  • — Baron von Bielefeld — ‒ 4 ‒
  • — Buſſe in Frankfurt — — ‒ 3 ‒
  • — Bröllmann in Lion — — ‒ 1 ‒
  • — Bertrand in Magdeburg — ‒ 2 ‒
  • — Hofrath Bergius in Berlin — ‒ 3 ‒
  • — Cammer-Secretair Bugäus in Glogau ‒ 1 ‒
  • — Cammerherr Boſe von Schleinitz — ‒ 1 ‒
  • — Geh. Cammer-Rath von Berlepſch ‒ 1 ‒
  • — R. Br. in Lippſtadt — — ‒ 2 ‒
  • — Secretair von Beinom — ‒ 1 ‒
  • — Acciſe Inſpeceor Butte — ‒ 1 ‒
  • — Cammer-Secretair von Baumann in Cleve ‒ 1 ‒
  • — Cammer-Secretair Bernuth, Senior daſelbſt ‒ 1 ‒
  • — Cammer-Secretair Bernuth, junior daſelbſt ‒ 1 ‒
  • — Prediger Bartels daſelbſt — ‒ 1 ‒

C.


  • Frau Geheimte Räthin Cautius — ‒ 1 ‒
  • Jungfer Charreton in Stevenow — ‒ 1 ‒
  • Herrn General-Lieutenant von Canitz Excellenz ‒ 1 ‒
  • — Land-Cammer-Rath von Crux — ‒ 1 ‒
  • — Major von Cordier — — ‒ 1 ‒
  • — Obriſt von Carlsburg — ‒ 1 ‒
  • — Hof-Diaconus Calviſius — ‒ 1 ‒
  • — Conrad — — ‒ 1 ‒
  • — Etats-Rath und Reſident von Ciauſenheim ‒ 1 ‒
  • — Cuny in Amſterdam — ‒ 6 ‒

[XXX]Verzeichniß
  • Exempl.
  • Herr Cuny in Berlin — — ‒ 1 ‒
  • — Profeſſor Curts in Franckfurt an der Oder ‒ 24 ‒
  • — Doctor und Advocat Calvi in Hamm ‒ 1 ‒
  • — Rathmann Cruſemann — ‒ 1 ‒
  • — W. D. C. — — ‒ 1 ‒

D.


  • Frau Profeſſorin Dommerichen in Helmſtädt ‒ 1 ‒
  • Jungfer Davidis — — ‒ 1 ‒
  • Herr Director Dolſcius in Rathenow — ‒ 1 ‒
  • — Duncker — — ‒ 2 ‒
  • — Kriegs-Rath Deutſch — ‒ 2 ‒
  • — Poſt-Secretair Denſo — ‒ 1 ‒
  • — Profeſſor Deggeler in Schafhauſen — ‒ 1 ‒
  • — Juſtitz-Rath Detharding in Altona ‒ 1 ‒
  • — Amtmann Delius in Dardesheim — ‒ 1 ‒
  • — Prediger Daneil in Quedlinburg — ‒ 1 ‒

E.


  • Herr Profeſſor Eiſenhardt in Helmſtädt — ‒ 1 ‒
  • — Paſtor Evers in Desdorf — — ‒ 1 ‒
  • — Doctor Eichen in Gandersheim — ‒ 1 ‒
  • — Ermeler in Berlin — — ‒ 1 ‒
  • Herr Ehrlich in Iſerlohn — — ‒ 2 ‒
  • — Engelcke in Glogau — — ‒ 1 ‒
  • — Joh. Joach. Eſchenburg in Hamburg — ‒ 1 ‒
  • — Profeſſor Eberhard in Halle — ‒ 2 ‒
  • — Profeſſor und Prediger Eylert in Hamm ‒ 1 ‒
  • — Erdmann in Soeſt — — ‒ 1 ‒

F.


  • Fraͤulein Eleonore Chriſt. von Ferentheil auf Groß-
    Breeſen — — — ‒ 1 ‒
  • Frau Geh. Kriegs-Räthin von Fletſcher — ‒ 1 ‒

[IXXX[XXXI]]der Subſcribenten.
  • Exempl.
  • Jungfer Cath. Theodore Fleſch — — ‒ 1 ‒
  • Herr Hauptmann von Franckenberg — ‒ 1 ‒
  • — Aſſeſſor Friderici in Blanckenburg — ‒ 1 ‒
  • — Advocat Friedag — — ‒ 1 ‒
  • — Prediger Francke in Strodehuen — ‒ 1 ‒
  • — Peter Feronce — — ‒ 3 ‒
  • — Freude in Danzig — — ‒ 1 ‒
  • — Frantz in Hirſchberg — — ‒ 8 ‒
  • — Hof-Fiſcal Freyſchmidt in Prentzlow — ‒ 1 ‒
  • — Joh. Andr. Feyereiſen in Glogau — ‒ 1 ‒
  • — Aſſeſſor von Forell — — ‒ 1 ‒
  • Favreau — — — ‒ 6 ‒
  • — Frommann in Züllichau — ‒ 1 ‒

G.


  • Frau Obriſtin von Geiſt — — ‒ 1 ‒
  • Fräulein von Götz — — ‒ 1 ‒
  • Herr Cammer-Herr Baron von Geuder in Berlin ‒ 1 ‒
  • — Burgermeiſter Götze in Quedlinburg — ‒ 1 ‒
  • — Galliſch in Leipzig — — ‒ 4 ‒
  • — Obriſt von Gemmingen — — ‒ 1 ‒
  • — Obriſt von Gersdorf — — ‒ 1 ‒
  • — Major von Greiffenberg — — ‒ 1 ‒
  • — Regiments-Feldſcheer Gönner — ‒ 1 ‒
  • — Gröning in Bremen — — ‒ 1 ‒
  • — Prediger Glave in Stettin — — ‒ 1 ‒
  • — Canonicus Gleim in Halberſtadt — ‒ 15 ‒
  • — Hof-Fiſcal Geuſt in Brandenburg — ‒ 1 ‒
  • — Doctor Grünitz in Berlin — — ‒ 1 ‒
  • — Gontzebach — — ‒ 2 ‒
  • — Gutbier — — — ‒ 2 ‒
  • — Accis-Rath Garbe in Leipzig — ‒ 2 ‒
  • — Hof-Rath Gauſe — — ‒ 1 ‒

[XXXII]Verzeichniß
  • Exempl.
  • Herr Cammer-Secretair Gräve — — ‒ 1 ‒
  • — Cammer-Junker von Gersdorf — ‒ 2 ‒

H.


  • Fraͤulein Graͤfin von Hennicke — — ‒ 1 ‒
  • Frau Obriſt-Lieuten. von Heyne, geb. von Lüderitz ‒ 1 ‒
  • — Geh. Räthin von Hecht in Hamburg — ‒ 2 ‒
  • — Henningen in Berlin — — ‒ 1 ‒
  • Jungfer Hofſtadt in Franckfurth — — ‒ 1 ‒
  • Herr Obriſte von Haßlocher — — ‒ 1 ‒
  • — Präſident Heiligenſtadt in Halberſtadt — ‒ 1 ‒
  • — Reg. Secretair Hille daſelbſt — — ‒ 2 ‒
  • — Factor Haberlin zu Steuermarck — ‒ 1 ‒
  • — Paſtor Hynitſch in Anderbeck — ‒ 1 ‒
  • — Heinecke in Bremen — — ‒ 1 ‒
  • — Prediger Hanſemann in Mengeden — ‒ 1 ‒
  • — Profeſſor Hofmann in Dortmund — ‒ 1 ‒
  • — von Hagen auf Hohennauen — ‒ 4 ‒
  • — Hof-Poſtmeiſter Heppel in Lühnen — ‒ 3 ‒
  • — Hager in Berlin — — ‒ 1 ‒
  • — Criminal-Rath Hymnen in Cleve — ‒ 3 ‒
  • — Höffner in Züllichau — — ‒ 1 ‒
  • — Hoffmann daſelbſt — — ‒ 2 ‒
  • — Poſt-Secretair Hoppe — — ‒ 1 ‒
  • — Ober-Zieſemeiſter Hoppe in Salzwedel — ‒ 1 ‒
  • — Oberamts-Regierungs-Rath Harsleben in Glogau ‒ 1 ‒
  • — Legations-Rath von Hagedorn in Dresden ‒ 1 ‒
  • — Kriegs-Rath Hofmeiſter in Cleve — ‒ 1 ‒
  • — Doctor Hüſſelmann in Hamm — ‒ 1 ‒
  • — Stadt-Secretair Hochdahl daſelbſt — ‒ 1 ‒
  • — Hachtmann in Magdeburg — — ‒ 2 ‒
  • — Heinſius in Leipzig — — ‒ 2 ‒

[XXXIII]der Subſcribenten.

J.


  • Exempl.
  • Frau General-Lieutenant von Jeeze, geb. von Lattorff ‒ 1 ‒
  • Herr Münz-Buchhalter Jaroſch in Braunſchweig ‒ 1 ‒
  • — Paul Jordan in Berlin — — ‒ 2 ‒
  • — Jacobi in Züllichau — — ‒ 2 ‒
  • — Jaeobi in Karga — — ‒ 2 ‒

K.


  • Frau General-Lieut. von Kleiſt geb. von Schierſtädt ‒ 1 ‒
  • — Hauptmannin von König geb. von Lüderitz ‒ 1 ‒
  • — Majorin von Kamcke — — ‒ 2 ‒
  • — Majorin von Kleiſt und Havelberg — ‒ 1 ‒
  • — Obriſt-Lieuten. von Karſtedt zu Trezdorf — ‒ 1 ‒
  • Fräulein von Kleiſt zu Stavenew — — ‒ 1 ‒
  • Frau Commercien-Räthin Krantzen in Quedlinburg ‒ 1 ‒
  • Jungfer Kochin in Wilsleben — — ‒ 1 ‒
  • Herr Reg. Advocat Köpcke in Magdeburg — ‒ 1 ‒
  • — Münz-Wardein Kohl in Braunſchweig — ‒ 1 ‒
  • — Paſtor Kitzow in Baſſe — — ‒ 1 ‒
  • — Candidat Krull in Halberſtadt — ‒ 1 ‒
  • — Land-Sindicus Klöcker in Halberſtadt — ‒ 1 ‒
  • — Doctor Krazenſtein in Helmſtädt — ‒ 5 ‒
  • — Krohn aus Lemgow — — ‒ 1 ‒
  • — Münz-Buchhalter Knuſſe — ‒ 1 ‒
  • — Hof-Rath Kock in Stettin — — ‒ 1 ‒
  • — Geheime Rath von Kleiſt in Berlin ‒ 1 ‒
  • — Hauptmann von Kleiſt — ‒ 1 ‒
  • — von Katt zu Vieritz — ‒ 1 ‒
  • — Cämmerer Kettler zu Rathenow — ‒ 1 ‒
  • — Keßler in Berlin — — ‒ 1 ‒
  • — Kruckmann daſelbſt — ‒ 2 ‒
  • — Krauſe in Züllichau — ‒ 2 ‒
  • — von Klöver — — ‒ 1 ‒

[c]
[XXXIV]Verzeichniß
  • Exempl.
  • Herr Geh. Secretair Kreuſchner — ‒ 2 ‒
  • — Canzeliſt Kämmerling in Cleve — ‒ 1 ‒
  • — Kulitſch von Döbeln — ‒ 1 ‒

L.


  • Frau General-Fiſcalin Lindholz in Glogau ‒ 1 ‒
  • — Cammer-Räthin Lindemann — ‒ 2 ‒
  • Jungfer Liebau in Berenburg — ‒ 1 ‒
  • Herr Hofrath Leſſer in Berliu — ‒ 3 ‒
  • — Lohmann in Magdeburg — ‒ 1 ‒
  • — Ladeberg daſelbſt — — ‒ 2 ‒
  • — Leipziger daſelbſt — — ‒ 1 ‒
  • — Geh. Rath von Lobenthal in Quedlinburg ‒ 1 ‒
  • — Conſiſtorial-Rath Lindſtedt daſelbſt ‒ 1 ‒
  • — Rector Luckenbach in Halberſtadt ‒ 1 ‒
  • — Liegnitz in Stettin — — ‒ 1 ‒
  • — Ober-Jägermeiſter von Langen in Fürſtenberg ‒ 1 ‒
  • — Doctor Ludolff in Berlin — ‒ 1 ‒
  • — Leidig auf der Mühlenburg — ‒ 1 ‒
  • — Burgemeiſter Lüdemann in Rathenow ‒ 1 ‒
  • — Lürmann in Iſerlohe — — ‒ 1 ‒
  • — Löbecke daſelbſt — — ‒ 2 ‒
  • — Lambert in Berlin — — ‒ 1 ‒
  • — Carl Lautier daſelbſt — ‒ 1 ‒
  • — Paul Lautier daſelbſt — ‒ 2 ‒
  • — Lehmann in Franckfurt — ‒ 2 ‒
  • — Poſt-Secretair Lorenz — ‒ 1 ‒
  • — Zieſemeiſter Liezmann in Rupin — ‒ 1 ‒
  • — General-Fiſcal Lindholz in Glogau — ‒ 1 ‒
  • — Canzeley-Director Leßmann daſelbſt — ‒ 1 ‒
  • — Stadt-Präſident Lentz in Soeſt — ‒ 1 ‒

[XXXV]der Subſcribenten.

M.


  • Exempl.
  • Frau von Marklowsky geb. von Blutowsky in Plefſe ‒ 1 ‒
  • Fräulein von Marklowsky daſelbſt — — ‒ 1 ‒
  • Frau Kriegs-Räthin Michälis in Cleve — ‒ 1 ‒
  • — Müllern in Baſel — — ‒ 6 ‒
  • Jungfer Eliſ. J. Metting in Franckfurth — ‒ 1 ‒
  • Herr Regierungs-Präſident von Marklowsky in Pleſſe ‒ 1 ‒
  • — Criminal-Rath Müller in Stettin — ‒ 1 ‒
  • — Cammer-Secretair Meyer in Hannover — ‒ 2 ‒
  • — Peter Meermann in Franckfurth — ‒ 1 ‒
  • — Prediger Müller in Pritzen — ‒ 1 ‒
  • — Moſes in Berlin — — ‒ 7 ‒
  • — Doctor Michaelis — — ‒ 6 ‒
  • — Hof-Fiſcal Meyer — — ‒ 1 ‒
  • — Maſten in Iſerlohn — — ‒ 3 ‒
  • — Maſten in Franckfurth — — ‒ 2 ‒
  • Malvieux in Leipzig — — ‒ 2 ‒
  • — Müller in Züllichau — — ‒ 2 ‒
  • — Secretair Magius — — ‒ 1 ‒
  • — Land-Baumeiſter Meinecke in Cleve — ‒ 1 ‒
  • — Hauptmann von Möllendorf aus Wuticke ‒ 1 ‒

N.


  • Fraude Neufville in Franckfurth — — ‒ 1 ‒
  • Herr Hof-Marſchall von Naumeiſter in Berlin — ‒ 1 ‒
  • — Gabriel Nicolas daſelbſt — — ‒ 2 ‒
  • — J. L. N. — — — ‒ 1 ‒
  • — Joh. Nicol. Niclas, Collaborator beym Pedagogio
    in Ilfeldt — — — ‒ 1 ‒

O.


  • Herr von Ombud — — ‒ 1 ‒
  • — Profeſſor Oelrichs in Stettin — ‒ 1 ‒

C 2
[XXXVI]Verzeichniß

P.


  • Exempl.
  • Herr Prediger Pauli in Magdeburg — ‒ 1 ‒
  • — Kriegs-Rath Pape daſelbſt — — ‒ 3 ‒
  • — Hof-Diaconus Paller — — ‒ 1 ‒
  • — Graf von Pickler — — ‒ 1 ‒
  • — von Platen in Halberſtadt — ‒ 1 ‒
  • — Ober-Amtmann Prylipp in Brandenburg ‒ 1 ‒
  • — Obriſte von Plothow zu Rathenau — ‒ 1 ‒
  • — Wennemar Platzmann in Berlin — ‒ 2 ‒
  • — Johann Platzmann daſelbſt — — ‒ 2 ‒
  • — Palmier daſelbſt — — ‒ 2 ‒
  • — Wald-Förſter Pieper in Hamm — ‒ 1 ‒
  • — Baron von Plettenberg — — ‒ 3 ‒
  • — Land-Richter Pütter — — ‒ 1 ‒
  • Die erſte Clafſe der Prentzlowiſchen groſſen Schule ‒ 1 ‒

Q.


  • Herr General-Major von Queiſt — — ‒ 1 ‒

R.


  • Fraͤulein Philippine von Romberg — ‒ 1 ‒
  • — — Alexandrine von Romberg — ‒ 1 ‒
  • — — Wilhelmine von Romberg — — ‒ 1 ‒
  • — — Sophie von Romberg — — ‒ 1 ‒
  • — — Chriſtine von Romberg — — ‒ 1 ‒
  • — — von Retzow zu Metlow — — ‒ 1 ‒
  • — — von der Reck zu Harem — — ‒ 1 ‒
  • Frau Rauthen in Berlin — — ‒ 1 ‒
  • Herr Dohmherr von Rochow zu Recan — ‒ 1 ‒
  • — Ober-Prediger Reiſewitz in Quedlinburg ‒ 1 ‒
  • — von Ransfeldt — — ‒ 1 ‒
  • — Obriſter von Rieger in Stuttgard — ‒ 2 ‒
  • — Rath Rieß in Franckfurth am Mayn — ‒ 1 ‒

[XXXVII]der Subſcribenten.
  • Exempl.
  • Herr Cämmerer Richter — — ‒ 2 ‒
  • — J. C. R. — — — ‒ 1 ‒
  • — Hauptmann von Retzow in Zabekuck — ‒ 1 ‒
  • — von Retzow in Metlow — — ‒ 1 ‒
  • — Roſentreter in Aſchersleben — ‒ 2 ‒
  • — Reinholdt in Iſerlohn — — ‒ 3 ‒
  • de Ron in Berlin — — ‒ 2 ‒
  • — Reclam daſelbſt — — ‒ 1 ‒
  • — Poſt-Secretair Reſag daſelbſt — ‒ 1 ‒
  • — Rietz in Hannover — — ‒ 3 ‒
  • — Oberamts-Regierungs-Advocat Ritter in Glogau ‒ 1 ‒
  • — Ober-Steuer-Secretair Nabener in Dresden ‒ 1 ‒
  • — Jagd-Secretair Richter — — ‒ 1 ‒
  • — Rentey-Adminiſtrator von Roskampf in Soeſt ‒ 1 ‒
  • — Interims-Land-Rentey-Rendant Nappard in Cleve ‒ 1 ‒
  • — Kriegs-Rath Reſen in Hamm — ‒ 1 ‒
  • — Muſic-Director Rolle in Magdeburg — ‒ 16 ‒
  • Des Ritter-Collegii Bibliothek in Brandenburg ‒ 1 ‒

S.


  • Die verwittwete Frau Gräfin zu Stolberg-Stolberg ‒ 1 ‒
  • Frau Gräſin Chr. Alb. zu Stolberg-Roßla — ‒ 1 ‒
  • — von Schlaberndorf in Brandenburg — ‒ 1 ‒
  • — Majorin von Schwerin — — ‒ 1 ‒
  • — von Schlotheim in Halberſtadt — ‒ 1 ‒
  • Frey-Fräulein Franceline von Syberg — ‒ 1 ‒
  • — — Helena von Syberg — ‒ 1 ‒
  • Frau Adelg. Conc. Salomon der deutſchen Geſellſchaft
    in Jena Mitglied — — ‒ 1 ‒
  • Herr Graf Heinrich Ernſt zu Stolberg-Wernigerode ‒ 12 ‒
  • — Ober-Conſiſtorial-Rath Sack in Berlin — ‒ 1 ‒
  • — Ober-Amtmann Schmidt in Altenhauſen ‒ 1 ‒
  • — Schönermarck — — ‒ 1 ‒
  • — Joh. Gottfr. Schinck — — ‒ 1 ‒

c 3
[XXXVIII]Verzeichniß
  • Exempl.
  • Herr Regiments-Quartiermeiſter Schutze — ‒ 1 ‒
  • — Hof-Rath Schacht — — ‒ 1 ‒
  • — Advocat Spiegel — — ‒ 1 ‒
  • — Kriegs-Secretair Schwachten — ‒ 7 ‒
  • — Matthias Schönling in Franckfurth — ‒ 1 ‒
  • — Scheul in Magdeburg — — ‒ 1 ‒
  • — Conſiſtorial-Rath Seiler in Bareuth — ‒ 1 ‒
  • — Lieutenant Sabinsky — — ‒ 1 ‒
  • — General-Major von Sydow — ‒ 1 ‒
  • — Stadt-Schultheiß Schmidt in Goßlar — ‒ 1 ‒
  • — Rector Struenſee in Halberſtadt — ‒ 1 ‒
  • — Paſtor Schmidt in Parckſtedt — ‒ 1 ‒
  • — Schöne in Brimen — — ‒ 1 ‒
  • — Ober-Commiſſarius Siegmann in Braunſchweig ‒ 1 ‒
  • — Commercien-Rath Schröder in Stettin ‒ 1 ‒
  • — Doctor Spangenberg in Wolckenried — ‒ 1 ‒
  • — Secretair Schröder in Wernigerode — ‒ 1 ‒
  • — Director Schütze daſelbſt — — ‒ 1 ‒
  • — Probſt Spalding in Barth — — ‒ 2 ‒
  • — von Schlaberndorf in Brandenburg — ‒ 1 ‒
  • — Burgemeiſter Schaum in Rathenow — ‒ 1 ‒
  • — Kriegs-Rath Schmelzeiſen in Stendal — ‒ 1 ‒
  • — Schatz in Berlin — — ‒ 1 ‒
  • — Saſſe daſelbſt — — ‒ 2 ‒
  • — Chriſt. Schütze daſelbſt — — ‒ 2 ‒
  • — Stumpf daſelbſt — — ‒ 2 ‒
  • — Schulge in Leipzig — — ‒ 1 ‒
  • — Obergerichts-Advocat Stiſſer in Prentzlow ‒ 1 ‒
  • — Hof-Rath Sack in Glogau — — ‒ 1 ‒
  • — Senator Schwechten daſelbſt — — ‒ 1 ‒
  • — Geh. Rath von Schönberg auf Bieberſtein ‒ 1 ‒
  • — Cammerherr von Schönberg auf Gelenau ‒ 2 ‒
  • — Chriſtian Saxeſen in Hamburg — ‒ 1 ‒
  • — Hennibal Saxeſen daſelbſt — ‒ 1 ‒

[XXXIX]der Subſcribenten.
  • Exempl.
  • Herr Chriſtian Sack in Lübeck — — ‒ 3 ‒
  • — Criminal-Rath Sack in Cleve — ‒ 1 ‒
  • — Lands-Gerichts-Aſſeſſor Siegfried in Weſel ‒ 1 ‒
  • — Heinrich Stute — — ‒ 1 ‒
  • Die Frau Gräſin Joh. Eleonora Joſepha von Solms,
    gebohrne Gräfin von Henckel von Donnermarck ‒ 1 ‒
  • Frau Albertine Charlotte Wittwe Gräſin zu Solms
    gebohrne Gräfin von Gyland — — ‒ 1 ‒
  • Henriette Wilhelmine Gräfin von Schönburg-Lichten-
    ſtein — — — ‒ 1 ‒

T.


  • Frau Treiſchke in Berlin — — ‒ 1 ‒
  • — Thilo in Stettin — — ‒ 1 ‒
  • Herr von Tavancour — — ‒ 1 ‒
  • — Thomſon, vom Meyerſchen Dragoner-Regiment ‒ 2 ‒
  • — Münz-Meiſter Tiller in Braunſchweig — ‒ 1 ‒
  • — Tielebein in Stettin — — ‒ 1 ‒
  • — Teuſcher — — — ‒ 1 ‒
  • Die Typographiſche Geſellſchaft in Bern — ‒ 12 ‒

U. V.


  • Fraͤulein M. von Vaerit, Chanoineſſe zu Clarenberg ‒ 1 ‒
  • Herr Cammerherr und Geh. Kriegs-Rath von Unrub ‒ 10 ‒
  • — Major von Voß in Rathenow — ‒ 1 ‒
  • — Juſtiz-Secretair Utz in Anſpach — ‒ 5 ‒
  • — Prediger Underich in Bladenhorſt — ‒ 1 ‒
  • Ungenannte — — — ‒ 8 ‒

W.


  • Frau Rittmeiſterin von Strahlenhielm geb. von
    Wacknitz — — — ‒ 1 ‒
  • Fräulein Eleon. Eliſabeth von Wacknitz — ‒ 1 ‒

[XL]Verzeichniß der Subſcribenten.
  • Exempl.
  • Herr von Witzleben — — ‒ 1 ‒
  • — Cammer-Director Wolf in Quedlinburg ‒ 1 ‒
  • — Cammerherr von Wilke — ‒ 1 ‒
  • — Advocat Wolf in Halberſtadt — ‒ 1 ‒
  • — von Wittorf — — ‒ 1 ‒
  • — Ober-Dom-Prediger Weisbeck in Halberſtadt ‒ 2 ‒
  • — Freyherr von Werther in Sondershauſen ‒ 1 ‒
  • — Paſtor Wuſtenberg in Stettin — ‒ 1 ‒
  • — Willet in Stettin — — ‒ 1 ‒
  • — Prediger Wetzel in Rhinow — ‒ 1 ‒
  • — Wacker in Leipzig — — ‒ 2 ‒
  • — Oberſt-Lieutenant von Wacknitz — ‒ 1 ‒
  • — Cammerjunker von Wacknitz — ‒ 1 ‒
  • — Cammeragent Würker in Glogau — ‒ 1 ‒
  • — Geh. Rath von Wurmb — ‒ 1 ‒
  • — Profeſſor Witthof in Hamm — ‒ 1 ‒
  • — Commißions-Rath Wedecking — ‒ 1 ‒

Y.


  • Herr Graf Ludwig Caſimir zu Yſenburg-Budingen ‒ 5 ‒

Z.


  • Jungfer Johanna Zietelmann — ‒ 1 ‒
  • Frau Zibe — — ‒ 1 ‒
  • Herr von Ziethen auf Dechtow — ‒ 1 ‒
  • — Calculator Zabel in Cleve — ‒ 1 ‒
  • — Cammer-Secretair Zeunert in Hamm ‒ 1 ‒
  • — Joh. Gottfried Zaminen in Magdoburg ‒ 1 ‒

[[1]]

Oden.

Erſtes Buch.


A
[[2]][[3]]
[figure]

An Gott
als ſie bey hellem Mondſchein erwachte.



Wenn ich erwache, denk ich dein!
Du Gott! der Tag und Nacht entſcheidet,
Und in der Nacht mit Sonnenſchein
Den finſtern Mond bekleidet.

A 2
[4]Oden.
Er leuchtet koͤniglich daher,
Aus hoher ungemeßner Ferne,
Und ungezaͤhlt, wie Sand am Meer,
Stehn um ihn her die Sterne.

Welch eine Pracht verbreitet ſich!
Die Dunkelheit geſchmuͤckt mit Lichte
Sieht auf uns nieder, nennet dich
Mit Glanz im Angeſichte.

Du Sonnenſchoͤpfer! wie ſo groß
Biſt du im kleinſten Stern dort oben!
Wie unausſprechlich nahmenlos!
Die Morgenſterne loben

Dich mit einander in ein Chor
Geſchloſſen, wie zu jener Stunde,
Da aus dem Chaos tief hervor
Ein Wort aus deinem Munde

[5]Erſtes Buch.
Allmaͤchtig dieſe Welten rief,
Am Firmament herum geſetzet.
Du ſprachſt, das Rad der Dinge lief,
Und laͤuft noch unverletzet.

Noch voller Jugend glaͤnzen ſie
Da ſchon Jahrtauſende vergangen!
Der Zeiten Wechſel raubet nie
Das Licht von ihren Wangen.

Hier aber unter ihrem Blick
Vergeht, verfliegt, veraltet alles.
Dem Thronenpomp, dem Cronengluͤck
Droht eine Zeit des Falles!

Der Menſch verbluͤht wie praͤchtig Gras,
Sein Anſehn wird der Zeit zum Raube.
Der Weiſe, der in Sternen las,
Liegt ſchon geſtreckt im Staube!

A 3
[6]Oden.
Ich leſe, groſſer Schoͤpfer! dich
Des Nachts in Buͤchern, aufgeſchlagen
Von deiner Hand. O lehre mich
Nach deinem Lichte fragen!

Sey meiner Seele Klarheit, du
Regierer der entſtandnen Sterne!
Und blicke meinem Herzen zu,
Daß es dich kennen lerne!


[7]Erſtes Buch.

An den Schoͤpfer
an ihrem Geburtstage den 1ten des Weinmonats
1761.



Wo war ich, als dich Morgenſterne lobten?
Da, wie aus Windeln du gewickelt haſt das Meer!
Und als vor dir die Wellen tobten,
Zu ihnen ſpracheſt: kommet, bis hieher!

Wo lag ich, als dein Arm der Erde Graͤnzen
Umher gezogen hat, und ihren Grund gelegt?
Als du die Morgenroͤthe glaͤnzen
Mit Purpur hieſſeſt, den ſie um ſich traͤgt?

In ungeformtem Klumpen noch gelegen
Bin ich, als auf dein Wort der Tag hervor geeilt
Der Thau gezeugt ward, und der Regen
Und Finſterniß von Lichte ward getheilt!

A 4
[8]Oden.
Noch gleich dem kleinſten Staube, den die Sonne
Heißſcheinend an ſich zieht von duͤrrer Erde Schooß,
War ich doch ſchon der Engel Wonne,
Von dir erſchaffen, war ich ihnen groß.

Mit Sternenkleidern herrlich angezogen
Haſt du, Gott Schoͤpfer! ſie dem Winde gleich gemacht;
Schoͤnfarbigt wie der Regenbogen
Wie Sonnenglut, iſt ihrer Leiber Pracht.

Zum Dienſt erſchaffen fuͤr die Menſchenkinder
Sind ſie; ſie eilen, Gott! wenn du Befehle blickſt,
Durch deinen Himmel viel geſchwinder
Als deine Blitze, die du flammigt ſchickſt!

Aus Aether ſind zuſammen ſie gefloſſen:
Ich ward, wie Staub, der auf der Flur zuſammen laͤuft,
Wann deine Wolken ihn begoſſen
Und Kloß an Kloß ſich nun zuſammen haͤuft.

[9]Erſtes Buch.
Ich ward; dein Sprechen: Laßt uns Menſchen machen!
Das riß auch mich hervor, als du des Lebens-Thuͤr
Entriegelteſt, und noch der Rachen
Des Grabes nicht eroͤfnet war vor dir!

Jahrtauſende vergiengen, kurze Tage
Vor deinem Angeſicht! dann kam mein Tag, und du
Gabſt mir die Huͤlle, die ich trage
Um dieſen Geiſt von dir geathmet, zu!

Von deinem Munde, der mit einem Hauche
Gebuͤrge blaͤſet tief herunter in das Meer,
Nahm ich dis Leben zum Gebrauche,
Zu deinem Ruhm; Herr! mein Geſang ſey er!


A 5
[10]Oden.

Das Ungewitter
in der Nacht vom 31ten Auguſt 1761.



Er kommt, der Sturmwind heult ihn anzuſagen,
Verhuͤllt in dicker Mitternacht,
Und auf dreytauſend Feuerwagen
Zu uns herabgebracht!

Izt iſt er da; der Herr des Weltgebaͤudes!
Hoͤrt ihn! ſein Donner rollet ſchwer;
Der Umfang ſeines Wolkenkleides
Blizt Schrecken auf uns her.

Welch ein Gepraſſel! kommen ſeine Krieger
Mit ihm dahergefahren, ſo,
Wie zu der Schlacht, da vor dem Sieger
Das Hoͤllenheer entfloh?

[11]Erſtes Buch.
Izt ſtuͤrzen ganze Stroͤme Kugeln nieder;
Gott ſchlaͤgt den Weinſtock, ſchlaͤgt die Frucht
Des Baums, der wankend ſeine Glieder,
Zerrißne Aeſte, ſucht.

Der Hagel rauſcht und weckt die Trunkenbolde,
Sie fahren auf, und ſtammeln: Gott!
Der Wuchrer zittert auf dem Golde;
Dem Freygeiſt wird ſein Spott

Von fuͤrchterlichen Rednern wiederſprochen;
Gott ſagt im Donner, wer er ſey!
Und faͤhrt an Suͤndern, ungerochen,
Im Brauſen ſtark vorbey!

Gieb acht, Berlin! ſein Zorn ſezt, dir zu drohen,
Ein Dorf mit Blitzen in den Brand!
Glut warf er nieder; nackend flohen,
Ihr Leben in der Hand

[12]Oden.
Behaltend, aus den Huͤtten die Bewohner;
Ihr Kleid, ihr Brod wird aufgezehrt:
Und dich, dich findet der Verſchoner
Noch ſeiner Nachſicht werth.

O! unter den von Stroh geflochtnen Daͤchern,
Wohnt minder Bosheit, als in dir!
Sagts, ihr Pallaͤſte! den Verbrechern:
Gott war im Wetter hier!

Da bebten unſre Waͤnde; unſre Riegel,
Von Erz gegoſſen, ſprangen loß;
Sag es, erſchrockne Spree, und ihr, ihr Huͤgel!
Auf die er Feuer goß.

Sagts, ihr vom Sturm zerrißne hohe Fichten!
Ihr Eichen! ſagts der Koͤnigs Stadt;
Daß, ſeinen Willen auszurichten,
Der Blitz Befehle hat.

[13]Erſtes Buch.
Gott zieht die Hand voll Keile ſchnell zuruͤcke;
Ihm muß der Sturm gehorchend ſtehn;
Er heißt den Krieg mit einem Blicke
Fort, wie das Wetter gehn!


[14]Oden.

An Gott.



Der du nach ſchrecklichen Gewittern,
Das Laͤcheln deines Angeſichts
Uns zeigeſt, Gott! ſoll ich vor deiner Wage zittern
Am Tage des Gerichts?

Ward ich herauf geweckt zum Leben,
Nicht deiner Groͤſſe mich zu freun?
Nein! zu Rebellen, die vor deinem Nahmen beben,
Herab geſtuͤrzt zu ſeyn?

Soll Flammen-Wirbel mich empfangen?
Und ſchleudert deines Zornes Blick
Dein ſuchendes Geſchoͤpf voll Liebe, voll Verlangen,
Von deinem Licht zuruͤck?

[15]Erſtes Buch.
Dann laß vor deinem Angeſichte
Mich werden was Gewuͤrme ſind!
Dein Blick zerſchmelze mich! Mein Vater! Ach! zernichte,
Vertilge ganz dein Kind!


[16]Oden.

Die Allmacht und Guͤte Gottes




O Gott! der du allmaͤchtig biſt! — —
An deiner unerſchoͤpften Guͤte,
Die meines Daſeyns Urſach iſt,
Ergoͤtzen ſich mein Herz und mein Gemuͤte;
Ich denke ſie,
Denn Herr! noch nie,
Wenn ich in Noth geſeſſen,
Ward ich von ihr vergeſſen.

Sie reicht ſo weit die Himmel gehn,
Iſt breiter als zehntauſend Erden.
Sie hieß Erzengel vor ſich ſtehn
Sie ſprach; und Thier und Menſchen muſten werden!
[17]Erſtes Buch.
Das Sternen Heer,
Das tiefe Meer,
Sind Werke ſeiner Haͤnde;
Sie aber iſt ohn Ende.

Mein Gott! von dieſer Guͤte ſagt
Mir deiner Creaturen Menge;
Der Vogel nennt ſie, wenn es tagt,
Sie ſorgt fuͤr ihn, er ſingt ihr Lobgeſaͤnge.
Der Donner ſchillt,
Der Loͤwe bruͤllt,
Als deiner Staͤrke Zeugen;
Und beyde muͤſſen ſchweigen!

Der Loͤwe muß, wenn du es willſt,
Mit bloͤden Laͤmmern freundlich ſpielen,
Und wenn du dich in Wolken huͤllſt
So muß dein Blitz die heiſſe Luft nur kuͤhlen!
B
[18]Oden.
Des Donners Wuth,
Des Meeres Fluth,
Den Sturmwind und die Stille
Schickt deiner Allmacht Wille!

Du ſchickſt den Hunger in ein Land,
Und ſtrafſt die ſuͤndigen Geſchoͤpfe
Mit Ueberſchwemmung und mit Brand:
Dein Krieg zermalmt die Menſchen wie die Toͤpfe.
Sie ſchreyn zu dir:
Herr! ſiehe, wir
Sind elend, und zerſchlagen;
Dann wendeſt du die Plagen:

Und deine Guͤte blickt herab
Auf oͤde Felder voller Leichen;
Sie ſchließt das unerfuͤllte Grab
Und giebt die Ruh verheerten Koͤnigreichen.
[19]Erſtes Buch.
Das trunkne Schwert
Noch blutig, faͤhrt
Zuruͤck in ſeine Scheide,
Und Klagen werden Freude!

Du, unſer Gott! noch wie zuvor,
Zur Zeit der Kinder Jacobs, guͤtig:
Zu dir ſchreyt unſer Herz empor!
Noch bruͤllt der Krieg, und mehr als Loͤwenmuͤthig
Von Waffen ſchwer,
Ziehn ſie daher
Die Feinde, die uns draͤuen;
Und du kannſt ſie zerſtreuen!

In deine Vorſicht eingehuͤllt
Herr! werden wir dennoch erhalten.
Wenn uͤber uns der Donner bruͤllt,
Wann unter uns die Erde will zerſpalten;
B 2
[20]Oden.
Wann dieſe Welt,
Dein Bau, zerfaͤllt,
Bleibſt du im lezten Wetter
Mein Fels und mein Erretter!

Laß deine Allmacht nur ein Wort
Herunter reden; ſprich: es hebe
Der Krieg ſich hin an ſeinen Ort;
So thut ers, wie im Ocean die Ebbe.
Auf dein Gebot
Fliehn Zank und Tod:
Der ewige Rebelle
Empfaͤngt ſie in der Hoͤlle.


[21]Erſtes Buch.

Morgen-Gedanken




Der Morgen dreht ſein heitres Angeſichte
Uns laͤchelnd zu, und weckt mit ſanftem Lichte
Die Creaturen an den Tag hervor!
Der Sperling ſchwazt, die muntern Haͤhne kraͤhen
Den Lobgeſang, und aller Augen ſehen,
Zu Gott, der ſie ernaͤhrt, empor.

Auch ich bin wach, und meinem erſten Blicke
Befehl ich, daß er Dank zum Himmel ſchicke
Fuͤr dieſe Ruh, fuͤr dieſe ſanfte Nacht!
Es iſt ein Gott, der dieſe Welt regieret,
Der aus dem Staub mich wunderbar gefuͤhret,
Und der mir Freud und Freunde macht!

B 3
[22]Oden.
Es iſt ein Gott! er ſah oft meine Zaͤhren,
Und hoͤrte Kinder Brod von mir begehren,
Wann lange ſchon die Mittags-Sonne ſchien.
Sie ſind dahin, die Tage meiner Plagen,
Und daß nach Brod nicht meine Sorgen fragen;
Dies will mein Gott, dies iſt durch ihn.

Mein ruhig Herz und dieſer ſtille Friede,
Der um mich herrſcht, der keinen Tag mich muͤde
Von Arbeit, oder von Verdruſſe, ſieht;
Das ſanfte Feur, das durch die Adern dringet,
Und dis Gefuͤhl, das in mir denkt, und ſinget,
Das dank ich dem, der mich durch Guͤte zieht.

Ich heiſche nicht aus ſeinen vollen Haͤnden
Ein groͤſſer Gluͤck. Nicht Reichthum ſoll er ſenden,
Nicht eiteln Ruhm und was ins Auge faͤllt.
Mein Mittelſtand, der Rock, der reinlich kleidet,
Ein gnugſam Brod, genoſſen unbeneidet,
Dies ſey mein Theil und bleib es in der Welt.


[23]Erſtes Buch.

An Gott.



Erheb auf mich dein Angeſicht,
Und laß mich deine Guͤte ſchmecken
Gott, der mich ſchuf! Es mag auch Dunkel oder Licht,
Vor meinem Auge dich verdecken;

O Herr! es mag ein Feuer-Meer
In tauſend Stroͤmen dich umgeben;
Verkleide dich im Sturm, und laſſe rings umher
Die Welt vor deinem Wetter beben;

Laß deinen Blick, voll Gottes Macht,
Den Berg, die Felſen niederblitzen;
Verhuͤlle deine Stirn mit Zorn und laſſe Nacht,
Wo ſonſt der Tag regierte, ſitzen;

B 4
[24]Oden.
Doch betet meine Liebe dich
Gott Schoͤpfer! an, tief unter Waffen,
Die dich umrauſchen Herr! zum Leben haſt du mich
Und nicht zum Untergang erſchaffen!


[25]Erſtes Buch.

Morgen-Geſang
an ihre Seele.



Der junge Tag, zuruͤckgekommen
Mit neugeſchaffnem Angeſicht,
Hat halb die Freundlichkeit des Gottes angenommen,
Der ihn bekleidet mit Licht!

Du, Seele! biſt nicht fortgeriſſen
Aus mir, durch irgend eine Macht;
O dem, auf deſſen Wort die Himmel horchen muͤſſen,
Sey neues Opfer gebracht!

Er durfte ſprechen, durfte winken,
So ſchlug der Todes-Engel mich,
So mußt ich ploͤzlich hin in ewgen Schlaf verſinken
Und Luft bekleidete dich!

B 5
[26]Oden.
Er hieß mich leben, hieß dich bleiben,
Dich, die vom Himmel niederfuhr;
Sey Funken oder Hauch, ich kann dich nicht beſchreiben,
Empfinden kann ich dich nur!

Du denkſt in mir, du kannſt dich ſchwingen
Dem unſichtbaren Winde gleich,
In einem Augenblick dahin, wo Engel ſingen,
Und ſingſt mit ihnen zugleich!

Du uͤberſteigeſt Mond und Sterne
Fliehſt ſchnell zuruͤck, du ſchweifſt umher
Wie Gottes Blitz, und ſchwebſt in ungemeßner Ferne
Hoch uͤber Huͤgel und Meer!

Du drengeſt dich durch dicke Mauren,
Du achteſt feſte Schloͤſſer nichts;
Ich fuͤhl es, daß du ſtrebſt der Gottheit gleich zu dauren,
Zu trinken Stroͤme des Lichts.

[27]Erſtes Buch.
Dein nahmenloſer Geiz begehret
Mehr, als die Welt zu geben weiß;
Von Wolluſt oder Gold und Ehre nicht genaͤhret,
Bleibt ſtets dein Hunger noch heiß,

Bis du zum Seraph wirſt erhoben.
O fuͤhle deine Wuͤrde ganz,
Unſterbliche! dir gab der, den die Sterne loben
Ein Theil vom himmliſchen Glanz.


[28]Oden.

An Gott.



Gott! du biſt Schoͤpfer! groß ſind deine Werke!
Du haſt des Berges Grund gelegt,
Der hoch herauf mit Rieſen Staͤrke
Sein Haupt erhub, und Wolken traͤgt.

Du ſchufſt die Erde, voll von deinen Guͤtern,
Dein Arm umuferte das Meer.
Da ſcherzt bey nahen Ungewittern
Der Wallfiſch auf der Fluth daher.

Hoch uͤber meinem Haupte leuchten praͤchtig
Die Sonnen, hingeſtellt durch dich;
Und dein Geſchoͤpf, der Loͤwe — maͤchtig
Tritt er, und fodert Raub fuͤr ſich.

[29]Erſtes Buch.
Er herrſchet uͤber alle Thier-Geſchlechte,
Und wenn er bruͤllet, zittern ſie;
Er macht Gebrauch von ſeinem Rechte,
Wuͤrgt um ſich her, und kennt dich nie.

Der Elephant traͤgt einen Thurm in Schlachten,
Iſt Weiſer in der Thiere Reich,
Hoͤrt Unterricht, kann tief betrachten
Und traurig ſeyn, dem Menſchen gleich.

Der Bieber baut, von hingetragnem Holze,
Sein kuͤnſtlich Haus im Waſſer ſich;
Doch nicht das ſtarke, nicht das ſtolze
Und kluͤgſte Thier erkennet dich!

Auf ſteilen Felſen, wie im niedern Thale
Weiß, Herr! von dir der Adler nichts;
Er fliegt zur Sonne, trozt dem Strahle,
Und ſieht dich nicht, du Quell des Lichts!

[30]Oden.
Der Leviathan, welchen du geſchaffen
Daß er, wie Krieger fuͤrchterlich
Gepanzert, trozt auf ſeine Waffen,
Bewegt das Meer, und traͤnket ſich

Mit einer Fluth in ſeinen Schlund gezogen.
Er herrſcht im Waſſer, ein Tyrann!
Du zogſt ihn, gegen Pfeil und Bogen,
Mit mehr als erznen Schuppen an.

Er kennt dich nicht; auch ſehen jene Sonnen
Nicht ihrer Strahlen Urſprung ein.
Ich Menſch, den du haſt liebgewonnen,
Ich fuͤhl und kenne dich allein!

Den Engeln nach, weit uͤber Thier und Sterne
Erhoben haſt du mich gemacht,
Und, daß ich dich erkennen lerne,
Geiſt und Vernunft in mich gebracht!

[31]Erſtes Buch.
Mit Schwingen, die du meinem Geiſt gegeben,
Kann mein Gedanke, auſſer mir
Sich uͤber alle Welten heben,
Allmaͤchtiger! hinauf zu dir.

Dir, Schoͤpfer! dank ich meiner Seele Kraͤfte:
Gott! dich erkenn ich auf der Flur
Im tauſendfaͤltigen Geſchaͤfte
Der nimmermuͤßigen Natur!

Du ſagſt dem Fruͤhling, wann er wieder kommen,
Der Erndte, wann ſie garbenvoll,
Dem Ungerechten wie dem Frommen,
Die leere Tenne fuͤllen ſoll.

Nach deinem Willen bluͤhen Baum und Rebe,
Dem Weinſtock ſezeſt du die Zeit;
Daß er uns ſuͤſſe Trauben gebe,
Zum Moſt, der unſer Herz erfreut!

[32]Oden.
In ihre Angeln hiengeſt du die Erde!
Sie dreht ſich wenn wir auf ihr gehn.
Du treibſt die Wolken, gleich der Heerde,
Die ihren Hirten muß verſtehn.

Dein Ruf gebeut, ſo kommen Froſt und Hitze,
Und aus der Wolke flockigt Eiß!
Sturm, Hagel, Regen, rothe Blitze;
Und Donner hoͤren dein Geheiß.

Dich fuͤhl ich, wenn im Fruͤhling laue Weſte
Sanft athmen, deiner Guͤte gleich;
Und wann im Herbſt des Baumes Aeſte
Sich niederbeugen, ſeegensreich.

Dich denk ich, wenn mich vor des Winters Grimme
Das Feuer freundſchaftlich beſchuͤzt,
Und wenn, mit woͤrterloſer Stimme
Der Vogel dir lobſingen ſizt.


[33]Erſtes Buch.

Der Fruͤhling
an die Frau von Wrech.



Freundin deſſen, der die Welt regieret,
Der an diamantnen Ketten fuͤhret
Jene Sonnen uͤber unſerm Haupt!
Sieh’! an ſeiner Ordnung goldnen Seilen
Muß der Fruͤhling neu herunter eilen
Mit dem Schmuck, den ihm der Herbſt geraubt.

Siehe! wie befluͤgelt er gekommen
Und die Trauer der Natur benommen.
Wie er ſie ſchon jugendlich geſchmuͤckt,
Maͤdchen, die den Lenz im Antlitz haben,
Maͤnner, Juͤnglinge und kleine Knaben
Und der Greiß, der ſich am Stabe buͤckt;

C
[34]Oden.
Alles geht, gereizt von den Geruͤchen
Junger Veilchen, die ſo niedrig kriechen
Und doch edler, als die Tulpen ſind!
Und der Hyacinthen ofne Glocken
Duften Balſam, den um ſeine Locken
Dir entgegen traͤgt der Fruͤhlingswind.

Blat und Frucht, die in der Knoſpe lagen,
Dringen ſich des Schoͤpfers Lob zu ſagen,
Aus der Huͤlle nun mit Macht hervor.
Wenn die ſtummen Redner praͤchtig bluͤhen,
Steigt, in regelloſen Symphonien,
Aus den Zweigen ein Geſang empor!

Ohne Muſe, ohne Kunſt und Schriften
Singt die Lerche, ſchwebend in den Luͤften,
Unaufhoͤrlich ihr pindariſch Lied!
Unter ihr, in fruͤher Tagesſtunde,
Singt mit baͤuriſch vollgenommnem Munde
Auch die Einfalt, welche Furchen zieht!

[35]Erſtes Buch.
Laͤmmer, die noch an den Muͤttern ſaugen,
Bloͤken dem zum Lobe, deſſen Augen
Das Inſekt im Staube kriechen ſehn.
Ihn muß ſo der Wurm im Graſe preiſen,
Als das Herz mit ihm bekannter Weiſen,
Als die Raͤder, die den Weltbau drehn.

O du Tochter ſeiner Lieb und Guͤte,
Der in jedem Lenz die junge Bluͤthe,
Und die gruͤne Saat ſein Lob beſchreibt.
Hoͤher, als der Dichtgeiſt in dem Fluge
Preiſeſt du mit jedem Athemzuge
Einen Gott, der deine Freude bleibt!

Alles ſingt ihm. — Seine Nachtigallen
Oft behorchend, will ich Lieder lallen
Voll vom Lobe deſſen, der mich ſchuf;
Bienen, die auf Lindenwipfeln ſummen,
Und des Fleiſſes Lehrer, jene Stummen
Im Erdhaufen, werden mir ein Ruf!


[36]Oden.

An Herrn von Humbracht
nach einem Ungewitter




O Freund drey Ungewitter hiengen
Herunter drohend uͤber mir;
Doch konnt ich unerſchuͤttert ſingen:
Gott, du biſt groß! dich loben wir!

Er fuhr auf Wolken. Schrecklich rollten
Die Raͤder ſeines Wagens fort
Und Donner, die uns toͤdten ſollten,
Erwarteten ſein leztes Wort.

Gluth flog von ſeinem Angeſichte
Rund um ihn her, als ſaͤße ſchon,
Zum feyerlichen Weltgerichte,
Der Richter, auf dem Wolken-Thron.

[37]Erſtes Buch.
Die Frommen beteten entgegen;
Furcht nahm das Herz des Suͤnders ein.
So zittern Sclaven vor den Schlaͤgen
Des Herren, den ſie ſonſt nicht ſcheun.

So ſtuͤrzet, bey empoͤrter Welle
Der rohe Schiffmann auf das Knie;
Und ſo faͤllt, an des Grabes Schwelle
Der Frey-Geiſt in Melancholie.

Der juͤngſten Gattin, weiches Herze,
So ſanft wie Blumen auf der Flur,
Erſtaunte vor der Wolken Schwaͤrze
Und fuͤhlte Schrecken der Natur.

In ihres Freundes Arm geſchloſſen,
Verſeufzte ſie die Furcht, und lag
An ſeiner Bruſt, als Strahlen ſchoſſen,
Und Nacht verwandelten in Tag;

C 3
[38]Oden.
Als wieder uns mit Kriegs-Geruͤſte
Die Ober-Welt bewafnet ſchien,
Und Bahylons, und Tyrus Luͤſte,
Aus Magdeburg, gen Himmel ſchrien.

Doch ſtaͤrker, als des Frevlers Suͤnde,
War des Gerechten Bittgeſchrey.
Gott ſprach! da fuͤhrten Wirbelwinde
Den Donnerwagen ſchnell vorbey.

Er fuhr herauf, und ihm entgegen
Lobjubelte der weite Raum;
Und auf uns traͤufelte nur Seegen
Herab von ſeines Kleides Saum.


[39]Erſtes Buch.

An den May




Freuden-Schoͤpfer! Monat, der dem Jahre
Zierath gab, und dieſe jungen Haare
Auf der Baͤume kahlgeſtandnes Haupt;
Eile langſam mit geſenkten Schwingen!
Bleib noch! laß mich deine Reitze ſingen,
Eh’ ein kriechend Gift den Baum entlaubt.

Deiner Ankunft freuten ſich die Hirten
Und becraͤnzt mit friſchgebrochnen Myrten
Stampften ſie das jugendliche Graß;
Da indeſſen Damon ohne Zeugen
Unter krumgewachsnen dichten Zweigen,
Schlau verborgen, bey der Phillis ſaß!

C 4
[40]Oden.
Du erſcheinſt mit ganzen Myriaden
Bunter Blumen um und um beladen,
Die du auf der Erde Schooß geſtreut;
Deine weiſſe Silbergloͤckchen duͤften
Ihren Balſam aus, und in den Luͤften
Singen Lerchen deine Lieblichkeit.

Von der Liebe treulich unterrichtet
Singt ein Vogel, der wie Sapho dichtet,
Ganze Naͤchte in der Ode Thon.
Nachtigallen ſingen ihre Klagen,
Und der Sperling in den alten Tagen,
Huͤpft und buhlt noch, wie Anacreon.

Du erweckſt mit deinem ſanften Hauche
Alle Creaturen zum Gebrauche
Ihres Lebens, das ſo bald verflieht;
Bienen ſummen, und die kalten Froͤſche
Sagen, durch ihr quackendes Gewaͤſche,
Daß die Freude ſie ans Ufer zieht.

[41]Erſtes Buch.
Gruͤner machſt du Blaͤtter an den Zweigen
Die ſich um den Schlaf des Juͤnglings beugen,
Der im Marsfeld wie ein Loͤwe ſtritt;
Alle Jahre kommeſt du mit neuen
Blumen, auf des Helden Grab zu ſtreuen,
Deſſen Faden fruͤh die Parce ſchnitt.

Holder May, bey jenem Siz der Muſen,
Wo die Oder ihren ofnen Buſen
Mit erſchlagner Ruſſen Blut geſchwaͤrzt,
Liegt ein Dichter, der dich einſt geſungen;
Hundert Seelen hat ſein Tod durchdrungen,
O, er ſtarb voll Wunden, und beherzt!

Von dem groͤßten Kuͤnſtler der aus Steinen
Bilder machet, die, wie Menſchen weinen,
Werdeſt du gehauen auf ſein Grab.
In Geſtalt des Maͤdchens, die ihn dachte, (*)
Mit dem Schooß voll Blumen, die ſie brachte,
Zeichne dich des Kuͤnſtlers Meiſſel ab!

C 5
[42]Oden.
Wenn alsdann in ſpaͤtgekommnen Tagen,
Wandrer nach des Grabes Nahmen fragen,
Nenn’ ein Marmor-Schild den ſanften Kleiſt,
Der nur Zorn empfunden gegen Feinde;
Eine Tafel nenne ſeine Freunde,
Und berichte, wie das Maͤdchen heißt,

Die, gereizet von des Helden Ruhme,
Seinem Staube, dieſem Heiligthume,
Tauſend Fruͤhlings-Kinder opferte!
Schoͤner Monat, komme oftmahls wieder!
Streu aus deinem Schoſſe Blumen nieder
Vor dem Maͤdchen, daß es ſanfter geh’!


[figure]
[43]Erſtes Buch.

An einen Freund
der melancholiſch den Tod einer Freundin beweinte.



Der du mit finſtern Blicken ganz veraͤchtlich
Gluͤck, Ruhm und Freuden uͤberſiehſt,
Nicht mehr Lorenzo biſt, und einſam mitternaͤchtlich
Ein andrer Young, den Schlummer fliehſt,

Und jammernd ſitzeſt, hier, wo die Gebeine
Der Freundin ruhn, mit Sand beſtreut;
Die Freundſchaft fuͤhrt mich nach, auf daß ich mit dir weine,
Geruͤhrt durch deine Traurigkeit!

Auf meine Leyer will ich ernſte Saiten
Mit fromm gewordnen Haͤnden ziehn,
Will ſingen, wie der Geiſt ſich feyerlich bereiten
Soll, in die obre Welt zu ziehn!

[44]Oden.
Den Tod und ſeinen vollgefuͤllten Koͤcher,
Aus dem er Pfeil an Pfeile nimt;
Den Regenbogen-Thron, beſeſſen von dem Raͤcher
Der Frevler fuͤr die Glut beſtimmt;

Die Donner des Gerichtes, wie ſie rollen
Von Pol zu Pol, und, wie alsdann
Gebuͤrge vor dem Zorn den Suͤnder decken ſollen,
Der nicht den Blick ertragen kan,

Mit dem der Richter von des Himmels Hoͤhe
Ihn zuͤrnet in den Pfuhl hinab!
Er ſtuͤrzt; o, wenn doch nur den Hoͤllenſturz nicht ſaͤhe,
Der Engel, den der Herr ihm gab!

Freund, alſo will ich ſingen, daß dich Schauer
Ergreifen ſollen, wenn du hoͤrſt,
Bis daß du deine hochgeliebte ſuͤſſe Trauer
Die Wolluſt deines Herzens mehrſt.

[45]Erſtes Buch.
Das Rauſchen meines Liedes ſoll dich faſſen
Und mit dir uͤber Wolkengang
Zu deiner Freundin fliehn, und ploͤzlich dich verlaſſen,
Bey ihrem himmliſchen Geſang!


[46]Oden.

Von dem Vertrauen auf Gott
an den Herrn Profeſſor Sulzer




Gott iſt noch Gott, in Schauervoller Stille
Nenn ich o Freund, ihn wunderbahr,
Krieg druͤckt das Land, er giebt uns Brod die Fuͤlle
Und ſeine Guͤte croͤnt das Jahr.

Der Feind verſchlang mit nie erfuͤlltem Schlunde
Drey Erndten, floh vor Friedrichs Zorn,
Trug unſern lezten Biſſen noch im Munde,
Doch haben wir noch Oel und Korn!

Er riß des Landmanns lezte Leinwandshuͤlle
Ihm grimmig von der Schulter ab;
Doch war ein Gott, der aus des Seegens-Fuͤlle,
Den Armen Brod und Kleider gab.

[47]Erſtes Buch.
Viel tauſende ſind durch des Schwerdtes Schaͤrfe
Gemaͤhet, ſo wie Graß im Thal!
Oft that der Herr, als ob er uns verwerfe,
Und dem Verderber Herz befahl!

Doch leben wir, doch ziehen unſre Heere
Mit Kraft bewafnet aus zum Streit!
Ein Knabe lacht des Rieſen Schild und Speere
Und ſchlaͤgt ihn, wenn es Gott gebeut!

Gott hilft uns die wir ſeiner Huͤlfe warten,
Und ſeine Huͤlfe iſt uns nah;
Wir ſehn nach ihr hinauf, Freund! wie dein Garten
Empor nach Regenwolken ſah.

Als ihm in dreymahl ſieben langen Tagen
Die Sonne jeden Saft benahm,
Da bracht ein Sturm den vollen Schlauch getragen,
Der Feld und Garten traͤnken kam.

[48]Oden.
Die Blitze creuzten ohne Donnerſchlaͤge,
Gott ſprach, und das Gewitter wich.
Er ſpricht ſo zu des Meeres Toben: lege
Hier, ſtolze Welle, lege dich!

So ſpricht er zu des Krieges Wetterwolke
Und ſie gehorcht ihm, wie das Meer!
Dann ſing ich ihm. So ſang vor ihrem Volke
Einſt Mirjam Gottes Thaten her!


[49]Erſtes Buch.

An Thyrſis.
Als man die erſte Nachricht erhielt, daß
der rußiſche Kaͤyſer Peter der dritte des Koͤnigs
Freund ſey, und daruͤber ein Feſt ange-
ſtellet war.





Den Oberſchaͤfer Friederich
Mein Thyrſis, hoffen wir!
Zu ſeinen Fuͤſſen kruͤmmet ſich
Nun bald das boͤſe Thier,

Das oft in unſre Heerden faͤllt,
Die beſten Laͤmmer wuͤrgt,
Sich auf die hoͤchſten Berge ſtellt,
Und ſeinen Raub verbirgt.

D
[50]Oden.
In tiefer Hoͤhle ſchlau verſteckt,
Lauſcht es, und duͤrſtet Blut,
Und ſpringt, wann es ein Schaf entdeckt,
Hervor mit Tyger-Wuth.

Die groſſen Hunde werden ſcheu,
Das Thier haſcht ſie mit Liſt;
Bald aber ſteurt die Raͤuberey
Pan, der mit Friedrich iſt!

Schon ſeinem Herzen zugelenkt
Ward ihm ein fremder Hirt,
Der zornig an das Thier gedenkt,
Und treu ihm helfen wird.

Wir hoͤrten dies, und angefuͤllt
Von Freuden, wie entzuͤckt,
Ward hergetanzt, um Friedrichs Bild,
Mit Lorber rund umſchmuͤckt.

[51]Erſtes Buch.
Hoch aufgehuͤpft mit Herzenstanz
Iſt vor uns her Welin!
Er flochte ſelbſt den groſſen Cranz
Von Zweigen friſch und gruͤn!

Und hergetragen bracht er froh
Das theure Bild, und ſprach:
Zuruͤcke kommt der Schaͤfer ſo
Mit Lorber, den er brach!

Wir fuͤhlten in der Seele tief,
Wir jauchzten laut, wie er!
Und Faunen, die der Jubel rief,
Die huͤpften um uns her!

Auf tauſend Saiten ſpielte ſich
Mein Herz; ich huͤpfte mit,
Warf Freudenvolle Blick’ auf dich,
Und dachte nicht den Trit.

D 2
[52]Oden.
Und wenn des Oberhirten Hand
Das Ungeheur erlegt,
Wenn er wie Hercul zum Gewand
Die Haut des Thieres traͤgt;

Dann komme Thyrſis hin mit mir
Zu danken hoch dem Pan!
Nachſingen will ich Lieder dir,
Auf gruͤner Siegesbahn!

Im breiten Schatten an der Spree
Verſammlen Hirten ſich,
Behorchet werden aus der Hoͤh
Von Goͤttern du und ich!


[53]Erſtes Buch.

An W. * * *
Als er den Tod Peter des dritten beklagte.



Gleich einem Fruͤhlings Morgenroth,
O Freund, gieng er uns auf!
Abſcheulicher, grauſamer Tod!
O welch ein Lebenslauf!

Er zog aus wilden Wuͤſteneyn
Ungluͤckliche; ſo zieht
Aus kalter Erde Sonnenſchein,
Die Blume, welche bluͤht.

Aus ſeiner groſſen Seele flog
Ein holder Freundſchaftsblick,
In unſre Laͤnder, ploͤzlich zog
Schwarz Sturmgewoͤlk zuruͤck!

D 3
[54]Oden.
In unſern Seelen ward es Licht,
Wir ſahen froh empor!
Und ſtellten Gottes Angeſicht,
Uns wieder gnaͤdig vor!

Bewundrung und Empfindung ganz
Fuͤr Friedrich unſern Held,
Trug Peter einen Sieges-Cranz
Schon, ohne Zug ins Feld!

Ach tauſend Donner auf einmahl
Erſchrecken uns. O Weh!
So trift ein Ungewitter Strahl,
Den Leuchte-Thurm der See!

An Gottes, und an Friedrichs Freund
Hat ſich der Tod gewagt?
Die Muſe ſinget nicht, ſie weint
Sie jammert und wehklagt!


[55]Erſtes Buch.

Auf eine Glocke
die in Magdeburg umgegoſſen ward.



Ich unbegeiſtertes Metall
Rief, ganze ſechs und neunzig Jahre,
Mit in der Luft vertheiltem Schall,
Zum Gottesdienſt, und zu der Bahre.

Gebrauch verminderte den Klang.
Ich hohles Erz ward umgegoſſen,
Zur Zeit, da ſchon fuͤnf Jahre lang
Der Krieg das ganze Land umſchloſſen.

Drey Monarchien ſandten aus
Mit jedem Fruͤling groſſe Heere,
Den Koͤnig, und ſein hohes Haus
Zu ſtuͤrzen, wenn kein Gott nicht waͤre.

D 4
[56]Oden.
Es iſt ein Gott! Er deckt das Haupt
Des Koͤnigs, wenn ihn ganz umringen
Die Feinde, welchen nicht erlaubt
Ward, uͤber dieſen Wall zu ſpringen.

Koͤnnt ich mit Engels Zungen doch
Dir, Magdeburg! die Worte ſagen:
Gott lebt! Er thut die Wunder noch,
Die er gethan in Davids Tagen!

Ihr, die ihr in der goldnen Zeit
Zu mir herauf ſteigt, dies zu leſen,
Erkennt den Herrn der Herrlichkeit,
Der Friedrichs groſſer Schuz geweſen.

Und ihr, die ihr mich rufen hoͤrt
Zum Gott des Himmels und der Erde,
Bringt ihm das Herz, daß es gelehrt,
Und heilig umgeſchmolzen werde.


[57]Erſtes Buch.

Klagen einer Witwe.



Mir zur Laſt fuͤhl ich mein Leben,
Einſam finden meine Tage mich,
Die mit Wolken ſind umgeben;
Keiner huͤllt aus ſeinem Nebel ſich.
Alles mein Vergnuͤgen
Muß im Staube liegen!
Ach wie ganz hat mich der Tod beraubt!
Wie der kalte Herbſt den Garten,
Den er ganz entlaubt.

D 5
[58]Oden.
Todtenblaͤſſe uͤberziehet
Mein von Thraͤnen naſſes Angeſicht,
Wenn mein Herz, das mir entfliehet,
Mit Bewohnern kalter Graͤber ſpricht.
Auf dem Leichenſteine,
Sitz ich dann und weine
Meinen Jammer in den duͤrren Sand,
Der das beſte Herz bedecket,
Das fuͤr mich empfand!

Dunkler ſind mir meine Naͤchte
Als Egyptens dicke Mitternacht.
Wenn der Tag den Coͤrper ſchwaͤchte,
Wird die Nacht mit truͤbem Gram durchwacht!
Vor mir hin verbreiten
Sich verfloßne Zeiten!
Als mein Freund mir an der Seite lag,
Ach da fand im Arm der Freude
Mich der junge Tag!

[59]Erſtes Buch.
Unter dem Tumult der Sorgen
Werd ich jezt die Sonne nicht gewahr!
Mir erſcheint kein heitrer Morgen
Und fuͤr mich becraͤnzt ſich nicht das Jahr!
Blumen, Lenz und Lieder
Sind mir nur zuwieder,
Und das gruͤne Thal ergoͤzt mich nie,
Selbſt die Nachtigallen ſingen
Mir Melancholie!

Rauſcht ihr ſilberklaren Baͤche!
Rauſche ſtaͤrker, du zu ſtille Spree!
Wiederhohle was ich ſpreche,
Wenn ich um dein Ufer wankend geh.
Ihr verſchwiegnen Linden,
Mein betruͤbt Empfinden
Grab ich tief in eure Staͤmme ein,
Und ihr ſollt von meinem Jammer,
Das Geſchichtbuch ſeyn.

[60]Oden.
Du, o Mond mit voller Wange,
Sey ein Zeuge, wie betruͤbt ich bin!
Und wenn ich noch Troſt verlange
Blickt auf mich, ihr Sterne! Mitleid hin.
Seht die Thraͤnen rollen
Die euch ſagen ſollen,
Daß mein Schickſal hart mit mir verfuhr.
Ach, ich bin noch Freuden-loſer,
Als die oͤde Flur!

O, ihr Buͤrger jener Welten
Die ihr uͤber meinem Haupte wohnt!
Hoͤrt, wie ich den Tod muß ſchelten
Daß er unbarmherzig mich verſchont.
Aber nein, vernehmet!
Wie mein Herz ſich ſchaͤmet,
Daß es ungeduldig ſich empoͤrt,
Und den Willen eures Schoͤpfers
Murrend hat entehrt!

[61]Erſtes Buch.
Nie will ich dem Leben fluchen
Selbſt mein Kummer ſoll mir heilig ſeyn.
Oft will ich den Staub beſuchen,
Und ihm eine ſtille Thraͤne weyhn.
Der entflogne Schatten
Meines theuren Gatten,
Laͤchelt dann mit euch auf mich herab,
Und behorcht die frommen Seufzer
Hingeſtoͤhnt aufs Grab!


[62]Oden.

An die goldene Feder
von Palemon geſchenkt.



Du, mir aus Haͤnden der Freundſchaft
In dieſe ſchreibende Hand
Zu langer Dauer gegeben,
Schreib kein unheiliges Lied!

Dich ſchuf aus glaͤnzendem Erze
Der Schmuck arbeitende Schmid!
Zevs gab nicht unter dem Himmel
Aus einem Vogel dich mir!

Der Strauß, die balzenden Hahnen
Am hohen Brocken im Lenz,
Der Pfau mit praͤchtigem Rade,
Die alle trugen dich nicht.

[63]Erſtes Buch.
In reichgeſeegneter Ader
Trug dich, vor deiner Geburt,
Ein Berg, den Hakken durchwuͤhlen
Gedingt von menſchlichem Geiz!

Dich bracht auf ſtuͤrmiſcher Welle
Vielleicht ein ſchwimmendes Haus
Von der barbariſchen Kuͤſte,
Wo Cannibalen ein Lied,

Dem Tod im Feuer zu trotzen,
An einem hoͤlzernen Spieß
Noch ſingen: daß ſie gebraten
Des Feindes Bruͤder auch einſt!

O du mir koͤſtliche Feder!
Dich las ein Maͤdchen vielleicht
Aus einem Bache voll Goldſand,
Und ſagte ſeufzend dabey:

”Wo bleibt der liebende Juͤngling?
”O, mir veraͤchtlicher Staub!
”Sein Herz im laͤchelnden Aug
”Glaͤnzt mehr, iſt theurer als du!

[64]Oden.
So ſprach das Maͤdchen vielleicht
Zu dir noch rohem Metall!
Izt aber biſt du gebildet
Fuͤr mich zu hohem Gebrauch!

O nur den Goͤttern und Helden
Zu ſchreiben diene du mir,
Und goͤttlich denkenden Freunden
An Tagen ihrer Geburt!
[figure]
[[65]]

Oden.

Zweytes Buch.


E
[[66]][[67]]
[figure]

Geſang
am Geburthstage der Koͤnigin




Von uns herab gewuͤnſchet, kommt mit Glanze
Bekleidet, feſtlich dieſer Tag daher:
Im ſpaͤten Herbſt mit friſchem Blumen-Cranze
Noch ausgeſchmuͤckt iſt er.

E 2
[68]Oden.
Ihm jubelt alles Volk im frohen Geiſte
Vereiniget aus einem Munde zu:
Sie lebt, wir waͤren ohne Sie Verwayste.
Wir ſehn noch ohne Ruh

Den Koͤnig in dem Kriegesfelde liegen,
Ihn bald zuruͤcke rufen Sie und wir;
Er aber bleibt nach Schlachten und nach Siegen
Noch immer fern von Ihr.

Noch ferne von dem Bruder, von der Schweſter,
Und weit von Preuſſens drittem Friederich.
So hebt aus dem Erhabenſten der Neſter
Ein Adler zornig ſich,

Und kaͤmpfet maͤchtig in der Luft mit dreyen,
Die neidiſch wieder ihn verſchworen ſind,
Und kommt nicht wieder, wenn die Jungen ſchreyen,
Bis er den Streit gewinnt.

[69]Zweytes Buch.
Dem Held glich Hercul nicht, nicht Alexander.
Bald mit den Koͤpfen unter ſich gekehrt,
Stuͤrzt Er verbundne Adler aus einander,
Zerhauen durch ſein Schwerdt.

Sties nicht ſein Arm einſt mitten in dem Lande
An des zwokoͤpfigt ſtarken Adlers Klau?
Er hieb ſie ab. Der Adler flog mit Schande
Und blutig zu der Frau,

Die, mit drey Cronen praͤchtig ausgezieret,
Herſcht, ihres groſſen Geiſtes voll,
Und von des Krieges Jammer noch geruͤhret
Im Herzen werden ſoll.

Dir aber donnern in die Seele Schlachten;
Zum Weinen ward dein Auge noch bewegt,
Wenn groſſe Siege deinem Helden brachten
Den Lorbeer, den Er traͤgt.

E 3
[70]Oden.
Ihn bringet, unter viel erſtritnen Craͤnzen,
Der goldne Siegeswagen bald zuruͤck;
Und mehr als Sonnenblicke wird dir glaͤnzen
Sein lang entbehrter Blick.


[71]Zweytes Buch.

An die Koͤnigin.
Ueber eine Luſtfahrt auf der Elbe mit den
Prinzeßinnen von Braunſchweig.




Wenn es den Erdengoͤttern einſt gefaͤllt
Von ihrem Thronenſiz herabzuſteigen,
Und ohne Purpur ſich des Volkes Blik zu zeigen,
Dann werden ſie die Luſt der Welt!

So ſpielt in goldnen Zeiten Friederich
Zu Sanſoucis von allem Volk gehoͤret,
Sein goͤttlich Floͤtenſpiel, das ihn Apoll gelehret:
Und alle Welt ergoͤtzet ſich!

So ſaſſeſt du erhabne Koͤnigin
Auf ausgehoͤltem Holtze ganze Stunden,
Und fuhreſt ohne Stolz, den nie dein Herz empfunden
Vor deines Volkes Blick dahin!

E 4
[72]Oden.
Die leichten Wimpel wehten uͤber dir,
Wie Fahnen die ein Triumphirer bringet
Vom Felde, wo ſein Arm den Feind bezwang; ſo zwinget
Der ſtarke Loͤw, ein Panterthier!

Der Dichtkunſt Schweſter, die Muſic, erſcholl
In ſanftgedaͤmpftem feinem ſuͤſſem Thone;
Und du vergaſſeſt ganz den Glanz der Koͤnigs Crone
Und wareſt ſanfter Freuden voll!

Der Sonnen Antlitz, unverſchleyert ſchoͤn,
Sah auf dein kleines Schiff mit unverwandten
Und ſtrahlenreichen Blicken, ſtreute Diamanten
Und ließ die Fahrt durch Silber gehn.

Die Elbe fuͤhlte Vorzug, nennte klein
Des deutſchen Reiches ſtolzere Gewaͤſſer;
Beſchift, Holdſeeligſte, von Dir, duͤnkt ſie ſich beſſer
Und edler, als der breite Rhein.

[73]Zweytes Buch.
Unſichtbar hieng ein ganzes Nimphen Chor
Rund um das Schiff, und wollte ſich erfriſchen
An Luft, die dich gekuͤhlt: und ſelbſt den kalten Fiſchen
Hub Ehrfurcht ihren Kopf empor!

An deiner linken Seite ſaſſen zwo
Gleich holde Weſen; Aehnlichkeit der Zuͤge
Verrieth ſie mir; Ihr Herz war uͤber neue Siege
Des Helden, deines Bruders froh.

Er ſchleudert Schrecken, Niederſturz und Flucht,
In Franckreichs Heere; laͤſſet Blitze ſchieſſen,
Bis Ludewig, dem er die Lilien zerriſſen,
Demuͤthig wird, und Frieden ſucht.

Er kommt der Friede von des Himmels Hoͤh.
Dich, Fuͤrſtin, wird an ſtillen Sommertagen
Vor Friedrichs Angeſicht ein goldnes Fahrzeug tragen
Auf wieder ſtolz gewordner Spree.


[74]Oden.

Auf den Tod
des Prinzen Heinrich von Braunſchweig
zu Berlin den 12ten des Herbſtmonats 1761.



Wo iſt Er, daß ich Ihn mit Thraͤnen ſalbe,
”Mein Sohn? ‒ ‒ Wo iſt Er? bringt Ihn mir!
So klagt die Fuͤrſtin! alſo aͤchzt das halbe
Zerrißne Herz in Ihr!

Ach! in der Schlacht, voll von des Helden Ruhme
Dacht Er Gefahr und Jugend nicht;
Er ſank! ‒ ‒ So ſinkt am Abend eine Blume,
Die ſonſt ihr Angeſicht

Vom Stengel nach der Sonnen Antlitz wandte,
Und nun gebogen niederhaͤngt;
Er, deſſen Bruſt zu groſſen Thaten brandte,
Dem Bruder nachgedraͤngt,

[75]Zweytes Buch.
Stritt wie ein Held, der unterm Waffenrocke
Schon dreyßigmahl das Feld bezog;
Staub trug er auf der jugendlichen Locke,
Die um den Nacken flog.

Die Feinde flohn. Er, jung und ſchon ein Sieger,
Empfand den Sieg und eilte froh
Sie auszuſpaͤhn. Den wundgewordnen Tieger
Verfolgt ein Loͤwe ſo!

Mit einer Kugel auf der Flucht verſchoſſen,
Traf hinterliſtig ihn der Tod.
Du, Stelle! wo ſein Heldenblut gefloſſen,
Bleib ewig purpurroth!

Klagt ihn, ihr Huͤgel! und ihr gruͤnen Auen,
Ihr Waͤlder, klaget ihn bey Ham!
Er fiel; So faͤllt, vom Kuͤnſtler umgehauen,
Der jungen Ceder Stamm;

[76]Oden.
Nach ihrem Umfall ein geſchnizter Goͤtze,
Wird Weyrauch vor ihr aufgeſtreut.
So ſtirbt ein Held, daß Ihn der Nachruhm ſetze
Hin zur Unſterblichkeit

Mit dieſem groſſen Muth, der im Gefechte
Ganz ſeinem Geiſte beygewohnt,
Sah Er den Tod, der keinerley Geſchlechte
Und keine Tugend ſchont!

Den Helden-Lorbeer um ſein Haupt gewunden,
Starb er den Tod fuͤrs Vaterland!
Welch Dichter Moſchus Leyer hat gefunden,
Der nehme ſie zur Hand,

Und ſinge dieſes Helden Tod, und klage
Laut in der Landes Toͤchter Thon:
”Hier fiel im Fruͤling Gott gelebter Tage,
”Ein kriegriſcher Adon!


[77]Zweytes Buch.

Ueber den Entſatz von Braunſchweig.




Gebt mir friſche Lorbeern um die Leyer,
Denn ich gluͤhe von der Helden Feuer,
Braunſchweigs juͤngſter Sieger ſey mein Lied!
Friedrich, ſeines Bruders tapfrer Raͤcher,
Kam geflogen, ſchlug die Mauerbrecher;
Zorn des Loͤwen hat in ihm gegluͤht!

Alſo gluͤhte Cyrus, da er fragte,
Was die fremde Raͤuber-Rotte wagte,
Die der Meder Heerden rauben kam.
Wuͤtend grif er mit der zarten Rechte
Seinen Saͤbel, hieb dem Kriegesknechte
Klauen ab, womit er Rinder nahm.

[78]Oden.
Friedrich, der zum erſtenmahl geruͤſtet
Geht in Waffen, ſah im Geiſt verwuͤſtet
Seines vaͤterlichen Hauſes Stadt.
Gleich den Drachen, welche Feuer ſpeien,
Lagen Feindes Donner, ſie bedraͤuen
Rings um veſte Warten, die ſie hat.

Das Geſchrey der Kinder und der Muͤtter
Drang zum Gotte, der das Ungewitter
In der hohen Luft ſich theilen heißt.
Maͤchtig ſah er aus dem Wolkenbogen;
Und mit ſtaͤrkerm Muthe angezogen
Ward des jungen Helden kuͤhner Geiſt!

Wie ein Adler, die verſuchten Schwingen,
Mit dem groͤſſern Feinde ſtark zu ringen,
Schnell und kluͤglich zu gebrauchen ſucht:
Alſo muthig foderte die Kraͤfte
Friedrich, zu dem tapferſten Geſchaͤfte.
Ploͤzlich bracht er in die Feinde Flucht.

[79]Zweytes Buch.
Bey dem Grabe Heinrichs laut erſchollen
Sind die Jubel von den freudenvollen
Buͤrgern, auf dem frey gewordnen Wall.
Tauſend Stimmen riefen: Friedrich lebe!
Und ein zweytes; Friedrich, Friedrich lebe!
Sprach des Harzgebuͤrges Wiederhall!

Auf dem Brocken hoͤrten es die Rehe;
Hirſche warfen ploͤzlich in die Hoͤhe
Ihrer Haͤupter zackigtes Geweyh;
Aus den Betten waͤlzten ſich die Thiere,
Und im Thale lieſſen zweene Stiere
Ihren Kampf, und horchten dem Geſchrey.

Alſo wird der ganze Wald erfuͤllet,
Wenn der Loͤwe Siegeslieder bruͤllet,
Der den Tyger tapfer uͤberwand.
Dieſes Thier, voll Blutdurſt in der Seele,
Trat verwegen vor des Loͤwen Hoͤle;
Der zerriß ihn, den er ſchlafen fand.


[80]Oden.

Der Feldzug in Sachſen
eroͤfnet vom Prinzen Heinrich des Koͤnigs
Bruder.





Schnell, wie ein Sturmwind ſich erhebt,
Wie aus den Wolken gehn des Donnerſchlages Bothen,
So flog er hin, und ſchlug. Das Erzgebuͤrge bebt,
Der Feind ſtuͤrzt uͤber ſeine Todten,

Flieht, wendet nicht die Stirn zuruͤck,
Hat auf der Flucht nicht mehr im Herzen Luſt zu ſiegen:
Scham hat er auf der Stirn, und Furchtſamkeit im Blick,
Als waͤr ein Gott herabgeſtiegen,

[81]Zweytes Buch.
Und haͤtt’ aus ſeiner Hand den Strahl
Des Zornes unter die gewaltig hingeſchoſſen
Die oft ſich zaͤhleten, und, ſtolz auf ihre Zahl,
Des kleinen Haufen Tod beſchloſſen.

Spott murmelt nach der Moldau Strom
Dem fortgeſchlagnen Feind; Uns komts die Elbe ſagen.
Wir ſingen Heinrichs That. So ſang das Volk zu Rom
Des ſtolzen Feindes Niederlagen,

Wenn es zuvor die Goͤtter bat,
Das Opfer zu verſchmaͤhn von ungerechten Haͤnden
Und Jubellieder ſang, wenn fluͤchtig Mithridat
Vergaß den Nakken umzuwenden.


F
[82]Oden.

An den Prinzen von Preuſſen
am Tage ſeines Religionsbekentniſſes.




Vom Glanze der Religion
Umgebner Prinz! dir ſingen Engel Lieder;
Du wirfſt dich vor dem hoͤchſten Thron
Des Koͤniges der Koͤnige danieder!

Mit Freudigkeit biſt du ein Chriſt
Und tiefgebuͤcket huldigſt du dem groſſen
Regierer, der allmaͤchtig iſt,
Die Koͤnige von ihrem Stuhl zu ſtoſſen!

Der deſſen Reich von dieſer Welt
Nicht war, kam aus dem Himmel auf die Erde;
Zu Menſchen hat er ſich geſellt
Damit der Menſch mit Gott verſoͤhnet werde!

[83]Zweytes Buch.
Er ſtieg nach ſeiner groſſen That
Zu ſeinen Engeln in den Himmel wieder;
Er war ein Siegesheld; er trat
Zehntauſend Hoͤllen-Ungeheuer nieder!

Er ließ uns ein Gedaͤchtnißmahl,
Zum Zeugniß ſeiner Liebe, bis zum Ende
Des Zeitenwechſels, und befahl
Geheimniſſe in ſeiner Diener Haͤnde.

Prinz! Seiner ſchaͤmeſt du dich nicht.
Kein Weiſer gab der Erde beſſer Lehren:
Gott lieben iſt die erſte Pflicht,
Und bald nach Gott die Koͤnige verehren.

Den Naͤchſten lieben ſo wie ſich
Und alle Tugenden der Engel uͤben;
Nicht ſeyn, was gegen Friederich
Die Feinde ſind, die nicht den Frieden lieben;

F 2
[84]Oden.
Dis lehret die Religion
Die Jeſum Chriſtum ihren Stifter nennet.
Heyl ſey dem Herrſcher auf dem Thron
Der ſich mit Herz und Mund dazu bekennet.

Du gehſt o Prinz! dem Volke vor;
Ermuntert hebt es ſeine matten Blicke
Aus Krieges Angſt, zu dir empor
Und wuͤnſcht dir Heyl, ſich ſelber wuͤnſcht es Gluͤcke.

Du wirſt mit rechtem Chriſtenmuth
Aus Friedrichs Hand empfangen Kriegeswaffen;
Nicht zu vergieſſen Menſchenblut:
Nein, deinem Vaterlande Recht zu ſchaffen.

Schon ruͤſteſt du dich zu dem Gang
Ins Kriegesfeld, du Schmuck von Fuͤrſtenſoͤhnen!
Des Volkes Wunſch und mein Geſang
Soll, wenn du gehſt, dir ins Gehoͤr erthoͤnen.


[85]Zweytes Buch.

Die Fahrt der Koͤniglichen Braut
nach Engelland.




Die Sonn’ am blauen himmliſchen Gewoͤlbe
Stand majeſtaͤtiſch, ſah herab
Als Englands Koͤnigin auf der beſchiften Elbe
Aus ſanftem Auge Gruͤſſe gab.

Mit ihres Fahrzeugs Purpurdecke ſpielten
Die Luͤfte; ihrer freuten ſich
Durchdrungne Seelen, die den Reiz des Blikkes fuͤhlten,
Der einer Goͤttin Blikke glich.

Cleopatra, die auf dem Schiff von Golde
Den Marc-Anton erobern fuhr,
Saß nicht ſo praͤchtig als die jugendliche holde,
Ganz Menſchenliebe, ganz Natur!

F 3
[86]Oden.
Das Meer empfing ſie, Ehrfurcht in den Blikken
Wieß rund um ſie ein Nimphen Heer!
Agaͤnors Tochter fuhr auf Jovis Rinder Ruͤcken
Nicht ſo bewundert durch das Meer.

Vor ihrer Flotte ſcherzten die Delphine,
Und voll Erſtaunen rief Neptun:
Sie hat der Juno Aug’ und der Minerva Miene
Bey welchem Gotte wird ſie ruhn?

Auf Muſcheln blieſen feſtlich die Tritonen,
Die Wellen wurden ſelbſt ein Lied;
Gluͤckwuͤnſchend an das Volk, bey welchem ſie zu wohnen
Kuͤhn uͤber wilde Wellen zieht!

Und Zevs verſchloß den Sturmwind und den Regen;
Still, wie ihr Herz, war Luft und See.
Nur Wuͤnſche flatterten von London ihr entgegen,
Daß ihre Fahrt mit Fluͤgeln geh.


[87]Zweytes Buch.

An die Frau von Reichmann




O du, der mich mein Herz empfohlen,
Soll ich dir ſagen wer ich bin?
Ein Weib, die niemahls ſich erſtohlen
Durch Schmeicheley, Gunſt und Gewinn.

Wuͤſt ich mir goldner Muͤnzen Haufen,
Ein Fuͤrſtenthum und ſeine Pracht
Durch eine Luͤge zu erkaufen;
Und gaͤbe keiner auf mich acht

Als nur mein Herz mit Richterblicken:
So truͤg ich fuͤr dem Herzen ſcheu:
Ich lieſſe mich den Mangel druͤcken,
Und bliebe ganz der Wahrheit treu.

F 4
[88]Oden.
Die Wahrheit ſpricht im Sonnenlichte;
Es iſt ein Gott der alles ſieht;
Der vor ſein allgemein Gerichte
Auch unbekannte Luͤgner zieht.

Und wenn der Gott in ſeinem Grimme
Auch nicht der Falſchheit Raͤcher waͤr;
So fiele mir doch ſchon die Stimme
Der Tugend, in der Seele ſchwer.

Der Wahrheit Stimme will ich brauchen,
Und ſolt ich meinen Biſſen Brodt,
Mit Salz beſtreut in Eßig tauchen,
So bliebe ſie mein groͤßt Geboth.

Sie hieß mir Friedrichs Siege ſingen;
Und wollten ſeine Feinde mich
Zu andern Thoͤnen grauſam zwingen,
Doch ſaͤng ich ſterbend Friederich.


[89]Zweytes Buch.

An den Reichs-Grafen
zu Stolberg-Wernigerode.



O Graf nur klein iſt unſers Lebens Werth
So bald in einem unſrer Glieder
Der Schmerz, wie ein Tyrann verfaͤhrt,
Faͤllt in des Menſchen Bau der ganze Staat danieder;

Die Kranckheit ſaß in meiner Stirne tief
Und ganz betaͤubt von ihrem Grimme,
Als ob ich Todesſchlummer ſchlief,
Hoͤrt ich noch kaum das Herz in eines Freundes Stimme.

O welch ein Tand! wie wenig ſchmeichleriſch
Iſt dieſe Welt des Kranken Blicke!
Des Kranken, der des Fuͤrſten Tiſch
Nicht wuͤnſcht, nicht einen Sitz als Guͤnſtling bey dem
Gluͤcke!

[90]Oden.
Wenn vor dem Herſcher einer halben Welt
Leib-Aerzte ſtummen Zweifel ſagen;
Dann reitzet, neben ihn geſtellt,
Ihn nicht der Glanz vor dem die Voͤlker kniend lagen.

Nicht Geld, nicht Ruhm, verwachter Naͤchte Preiß!
Erkaufen uns noch Luſt zu leben:
Der Juͤngling zittert wie der Greiß
Und kein Erfinder kann ſich Kraft zur Freude geben.

Des Kranken Ohr hoͤrt nicht auf Saͤyten-Klang;
Er mag im Lenz auf Roſen liegen:
Doch ſingt der Nachtigal Geſang
Ihm keinen Schlaf ins Aug’, ins Herze kein Vergnuͤgen.

Von ſeinem oͤden Lager heißt er ſich,
Der Luͤſte lockend Heer entfernen;
Und Troz, der keinem Menſchen wich,
Muß ſich vor kleinem Schmerz gehorſam beugen lernen.

[91]Zweytes Buch.
Ich nicht unbiegſam, nie zum Stolz gewoͤhnt,
Empfinde mehr der Krankheit Laſten,
Als jene Noth da ungeſtoͤhnt,
Mein Koͤrper Tage lang muͤhſelig muſte faſten.

Graf, als ich fern von eines Reichen Saal
Holz trug zu kleingebautem Heerde;
Da war mein ſelbſt bereitet Mahl
Mir koͤſtlicher, als jetzt wenn ich geladen werde.

Bey ſchwarzem Brod und Waſſer aus dem Quell
Saß friſches Roth auf meiner Wange;
Der Morgen fand mein Auge hell,
Und munter meinen Geiſt zu froͤlichem Geſange.

Nicht groͤßres Gluͤck, nicht fern gehohlter Wein
Macht ſeeliger die Erden-Gaͤſte
Bleibt maͤßige Geſundheit mein:
So feyret mein Geſang der Freundſchaft Freudenfeſte.


[92]Oden.

An ihren verſtorbenen Oheim
den Unterweiſer ihrer Kindheit




Kommt heraufgeſtiegen aus dem Sande
Ihr Gebeine, die ihr in dem Lande
Meiner Jugend, eure Ruhe habt!
Theurer Greiß, belebe deine Glieder
Und ihr Lippen redet einmahl wieder,
Die ihr mir der Lehren Honig gabt!

Oder du, auf des Olympus Hoͤhe
Weiſſer Schatten, ſiehe! wo ich gehe;
Hinter Rindern auf der Weide nicht.
Blick’ auf dieſe feinern Menſchen (*) nieder,
Alle reden deiner Nichte Lieder;
Hoͤr auf ihr Geſpraͤch, dein Lobgedicht!

[93]Zweytes Buch.
Ewig gruͤnen muß die breite Linde
Wo ich, gleich des beſten Vaters Kinde
Zaͤrtlich dir an deinem Halſe hieng,
Wenn dich, muͤde von des Tages Laͤnge,
Wie den Schnitter von der Arbeit Menge,
Wenn dich matt die Raſenbank empfing.

Unter jenem Dache gruͤner Blaͤtter
Wiederholt’ ich von dem Gott der Goͤtter
Zwanzig unverſtandne Stellen dir!
Aus der Chriſten hochgehaltnem Buche
Sagt’ ich dir von manchem dunkeln Spruche
Frommer Mann! und du erklaͤrteſt mir.

Gleich den Maͤnnern, die in ſchwarzen Roͤcken
Auf der hohen Canzel uns entdecken
Welcher Weg zum Leben richtig iſt,
Wenn du von dem Fall und Gnadenbunde
Sagteſt, o dann wurden deinem Munde
Alle Worte zaͤrtlich aufgekuͤßt!

[94]Oden.
Du Bewohner einer Himmels-Sphaͤre!
Siehe, meiner Freuden ſtille Zaͤhre
Flieſſet uͤber meine Wangen oft.
Kanſt du reden theurer Schatten? ſage
Ob dein Herz fuͤr meine Lebenstage
Gluͤck und Ehre dazumahl gehofft,

Wenn mein Auge, liegend auf dem Blatte,
Taͤglich weiſre Schriften vor ſich hatte,
Wenn ich auf der Wieſe Bluͤmchen laß,
Sie in meinen kleinen Haͤnden brachte,
Sie zur Zierde deiner Haare machte
Und auf Roſen laͤchelnd bey dir ſaß?

Sey mir dreymahl mehr mit Licht bekleidet;
Mit der Gottheit Blicken mehr geweidet
Als die andern Seelen um dich her!
Fuͤr die Tropfen alle die mir werden
Aus dem Freuden-Becher hier auf Erden,
Traͤnke dich der Seligkeiten Meer!


[95]Zweytes Buch.

Lied an gefangene Lerchen
dem Dohmdechant Freyherrn Spiegel zum
Dieſenberg zugeeignet.




Seyd mir beklagt, ihr, in das Garn verlockte!
Euch hat aus hoher Luft gehoͤrt
Der fromme Fuͤhlende; euch hoͤrte der Verſtockte
Der keinen Gott erkennt und ehrt.

Ihr ſangt dem Landmann kleine Fruͤlings Bothen!
Ihr ſangt der Baͤurin Hoffnung zu;
Er grif den Pflug, und ſie, verſprach bald von der todten
Eiskalten Erde Graß der Kuh!

Wenn in der Stadt zu ſatt gewordne Schlaͤfer,
Sechs Stunden nach der Sonnenblick,
Noch ſchliefen; dann vernahm euch lange ſchon der Schaͤfer
Und ſang wie ihr von Freud und Gluͤck.

[96]Oden.
Im hohen Graſe weideten die Rinder
Der Hirte blieb am Eichbaum ſtehn,
Euch horchend, und das Thal ſah eine Welt voll Kinder
Nach eurem Liede tanzend gehn.

Mirtill den jungen Schaͤfer nahm Galtere,
Die ſchoͤnſte, bey der Hand und ſprach:
Die Lerchen ſingen ſuͤß, Geliebter komm und hoͤre
Ihr Lied, und ſinge lieblich nach!

Er, dem des erſten Menſchen zweyten Sohnes
Des Abels fromme Muſe ward,
Nahm ſeine Leyer, ſang! die Hoͤhe ſeines Thones
Glich eurer Lobgeſaͤnge Art.

Dann rollten von Galterens ſchoͤnen Wange
Sechs Thraͤnen, blinkend, wie der Thau
Am Fruͤhlings Morgen fiel! indem ihr mit Geſange
Gegruͤßt die Blumen auf der Au!

[97]Zweytes Buch.
Euch hoͤrten lachend, Hand an Hand geſchloſſen
Die Schnitter eilend in das Feld!
Und, im Getuͤmmel, ganz mit Krieger Schweiß befloſſen
Vernahm euch Saͤnger noch der Held!

Oft ſenktet ihr die grauen Fluͤgel nieder,
Kamt in die Furchen; alſo trieb
Mich Nahrungs-Kummer oft, daß ich, zu kleine Lieder
Matt ſang und an Unedle ſchrieb.

Ihr ſangt nicht mehr, ſo bald der fette Weitzen
Geerndtet war; ihr Saͤnger ſchwiegt
Und muͤßig lieſſet ihr euch zu dem Netze reizen
Darin ihr nun gefangen liegt.

Seyd mir ein Beyſpiel! vor dem Muͤßiggange
Soll ſich in mir die Seele ſcheun,
Kein Tag ſoll untergehn, daß ich nicht mit Geſange
Mich meines Schoͤpfers will erfreun!

G
[98]Oden.
Mir giebt er von des Landes Mark zu eſſen;
Mir wird das Leben honigſuͤß:
Sollt aber ich zu ſatt, den treuen Gott vergeſſen,
Der nie vergaß und nie verließ?

Ihm will ich ſingen hohe Lobgeſaͤnge!
Selbſt meine Thraͤnen ſind ſein Lied;
O! mein Entzuͤcken weint oft heimlich eine Menge
Wenn ihn mein Herz in Freunden ſieht.


[99]Zweytes Buch.

Die Felſen-Bruͤder,
an den Reichs-Grafen zu Stolberg-




Du Herr der Felſen, die einander gleichen,
Wie Söhne die Ein Weib gebahr; (*)
Stolz wuchſen ſie empor, den Himmel zu erreichen;
Auf ihren Gipfel floh ein Paar

Verliebte, als fuͤr ihre ſchwarze Suͤnde
Die erſte Welt in Waſſer ſchwomm!
Da forſchte Gott, ob er ſie ſchonens-werth befinde
Und ihrer beyder Liebe fromm.

G 2
[100]Oden.
Ein Blick in ſie aus ſeines Dunkels Huͤlle
Fand ihre Seelen ganz verderbt;
Und, daß ihr Leben nicht die Erde neu erfuͤlle
Mit Bosheit, ſprach der Raͤcher: ſterbt!

Die Fluth vernahm es, die Orcane hoͤrten
Und ſtuͤrzten auf die Felſen los,
Wie Kriegesheere die Jeruſalem zerſtoͤrten:
Da bebten von der Wellen Stoß

Der muͤtterlichen Erde Zwillings Soͤhne
Dreymahl; und die Gewalt zertrieb
Sie alſo reiſſend daß auf einem Fels die Schoͤne,
Der Juͤngling auf dem andern blieb.

Die Wolken-Welt, die uͤber ihren Koͤpfen
Mit ganzen Meeren Waſſer hing
Ward finſtrer, ſchien ſich ſelber zu erſchoͤpfen
Indem das Maͤdchen untergieng.

[101]Zweytes Buch.
Die dicke Luft erſcholl von dem Geheule
Des Juͤnglings der zum Waſſer ſprach:
Komm ſchnell herauf geſtiegen Waſſer! eile!
Es kam, er ſchwomm dem Maͤdchen nach.

Sie kaͤmpfte noch mit ihren Unterſinken,
Als ihr Geliebter ſie umfing
Und geizig war, den Geiſt in ſich zu trinken,
Der an den kalten Lippen hing.

Die Muſe ſagt, ſie laͤgen an dem Fuſſe
Des einen Felſen, waͤren Stein
Unkennbar durch die Zeit, wie ein vom Regenguſſe
Verwaſchnes Bildniß pflegt zu ſeyn.

Die Felſen aber mit erhabnem Haupte
Verkuͤndigen des Hoͤchſten Hand,
Der uͤber eine Welt, die keine Gottheit glaubte,
Den Tod in Wolken abgeſandt.

G 3
[102]Oden.
Sie ſehen ſich, troz allen Ungewittern
Unumgeſtuͤrzt einander an:
So ſteht, wenn Schlag auf Schlag die Erde wird
erſchuͤttern
Der Chriſt, und der rechtſchafne Mann!


[103]Zweytes Buch.

An die Freyfrau von Troſchke und
Roſenwehrt.



Von deinem beſten Freund begleitet,
Durchwandelſt du das Feld voll Saat,
Und findeſt Seegen da verbreitet,
Wohin das Pferd des Kriegers trat!

Dir giebt die Heerde Milch und Wolle;
Der Obſtbaum zinſet dir genug
Schmackhafte Fruͤchte, die der volle
Herabgezogne Wipfel trug!

Um dich verſammlen ſich die Tauben!
Der Sperling ſcheuet deinen Blick,
Vergißt dein Weitzenkorn zu rauben
Und flattert wie beſchaͤmt, zuruͤck!

G 4
[104]Oden.
Dein Jaͤger bringt viel aufgehangne
Zu blind geweſne Voͤgel dir.
Sie wurden ihrer Luſt Gefangne;
Wie, nur zu oft der Suͤnde, wir!

Die Voͤgel, in geſchloßnen Heeren
Verlaſſen ihr bewohntes Land
Von der Natur gefuͤhrt, und kehren
Zuruͤck, an ihrer vollen Hand!

Der Herbſt und die gelinden Weſte
Entfliehn von uns, und auf der Flur
Stehn hier und dort noch Ueberreſte
Vom gruͤnen Kleide der Natur!

In Schneegewoͤlke tief verhuͤllet
Kommt der betruͤbte Wintertag;
Der Nordwind wirbelt ſich und bruͤllet,
Durch Mauren, wie ein Donnerſchlag!

[105]Zweytes Buch.
Dich aber waͤrmt die trockne Fichte
Herauf geflammet im Camin;
Du hoͤreſt haͤusliche Berichte,
Und giebſt Geſchaͤfte zu vollziehn!

Der Nachbarinnen Wagen rollen!
Ein ganzer Creyß kommt zum Beſuch!
Izt fraͤgſt du, ob ſie hoͤren wollen
Und waͤhlſt aus meinem Liederbuch

Geſaͤnge, dem gedacht zur Ehre,
Der aus dem Staube mich erhob;
Und alles wird um dich Gehoͤre,
Und Thraͤnen reden Gottes Lob!


G 5
[106]Oden.

Zuruf an Glogau.




Der Koͤnig lebt! und dein Geſang
O Glogau! ſoll er ſeyn:
Dich ſchloß er, nah am Untergang
Im Arm des Schutzes ein.

Schon zeichnete um dich der Krieg
Mit Flammen ſeine Spur,
Und wenn der Rauch gen Himmel ſtieg,
Erſtaunte die Natur.

Mitleidig ſah dein Blick umher.
Der Fluͤchtling ſchreckte dich;
Und brauſend wie das wilde Meer,
So wieß der Ruſſe ſich.

[107]Zweytes Buch.
Dein Schutz-Geiſt kam, und Friedrich trat
Den Feinden vor den Schritt;
Zuruͤcke taumelte ihr Rath,
Und ihre Wuth gieng mit.

Ein Schrecken redte durch das Heer;
Ihr Auge ſah empor,
Und von dem Himmel rollte ſchwer
Der Donner in ihr Ohr!

Du aber froh und unberuͤhrt
Von eines Feindes Hand,
Sahſt die Gefahr zuruͤckgefuͤhrt,
Und ſicher ward das Land.

Sey ruhig, ſey voll Zuverſicht!
Dein Koͤnig lebt, und ſchließt
Den rauhen Feldzug eher nicht,
Bis er noch Sieger iſt!

[108]Oden.
Der Nordwind und der Mangel bringt
Den Feind nicht aus dem Feld;
Doch wenn ihn nicht der Winter zwingt:
So zwingt ihn unſer Held.

Er lebt! und in ihm lebt der Geiſt
Der groß iſt in der Schlacht,
Und, wenn das Gluͤck ſich ihm entreißt,
Den Feind noch zittern macht!

Er lebt! Sein Leben und ſein Sieg
Sey heute dein Geſang!
Ihm ſinge wer ſein Lob verſchwieg
Durch ſchwerer Zeiten Zwang.

Ihm ſinge wer ein redlich Herz
Im Buſen klopfen hoͤrt,
Und wer mit fromm empfundnem Schmerz
Die Sorgen Friedrichs ehrt.

[109]Zweytes Buch.
Er ſchuͤtzt ſein Volk, und opfert ganz
Uns ſeine Ruhe auf.
Groß iſt Er; ewig ſey ſein Glanz
Und lang ſein Lebenslauf!


[110]Oden.

An
den Dohmherrn von Rochow,
als er geſagt hatte,
die Liebe muͤſſe ſie gelehret haben, ſo
ſchoͤne Verſe zu machen.



Kenner von dem ſaphiſchen Geſange!
Unter deinem weiſſen Ueberhange
Klopft ein Herze, voller Gluth in dir!
Von der Liebe ward es unterrichtet
Dieſes Herze, aber ganz erdichtet
Nennſt du ſie die Lehrerin von mir!

[111]Zweytes Buch.
Meine Jugend ward gedruͤckt von Sorgen,
Seufzend ſang an manchem Sommermorgen
Meine Einfalt ihr geſtammelt Lied;
Nicht dem Juͤngling thoͤneten Geſaͤnge,
Nein, dem Gott, der auf der Menſchen Menge,
Wie auf Ameishaufen niederſieht!

Ohne Regung, die ich oft beſchreibe,
Ohne Zaͤrtlichkeit ward ich zum Weibe,
Ward zur Mutter! wie im wilden Krieg,
Unverliebt ein Maͤdchen werden muͤßte,
Die ein Krieger halb gezwungen kuͤßte,
Der die Mauer einer Stadt erſtieg.

Sing ich Lieder fuͤr der Liebe Kenner:
Dann denk ich den zaͤrtlichſten der Maͤnner,
Den ich immer wuͤnſchte, nie erhielt;
Keine Gattin kuͤßte je getreuer,
Als ich in der Sapho ſanftem Feuer
Lippen kuͤßte, die ich nie gefuͤhlt!

[112]Oden.
Was wir heftig lange wuͤnſchen muͤſſen,
Und was wir nicht zu erhalten wiſſen,
Druͤckt ſich tiefer unſerm Herzen ein;
Rebenſaft verſchwendet der Geſunde,
Und erquickend ſchmeckt des Kranken Munde
Auch im Traum der ungetrunkne Wein.
[figure]
[[113]]

Oden.

Drittes Buch.


H
[[114]][[115]]
[figure]

An ihren Geiſt,
wegen der Unmoͤglichkeit den Koͤnig
zu ſingen.



O du mein Geiſt! ſtolz und verwegen ſingen,
Den Unnachahmlichen, ſoll ich?
Kann auch ein Strauß mit ſchwergeſchaffnem Fluͤgel
ſchwingen,
Zur hohen Sonne ſich?

H 2
[116]Oden.
Kennſt du des Pfeiles Bahne durch die Luͤfte,
Des Windes Flug, des Blitzes Gang,
Und jenen Wellen Pfad, wo Englands Flotte ſchiffte?
Dann wage den Geſang,

Und ſinge Thaten dieſes Erden Gottes,
Der von Gebuͤrgen juͤngſt herab
Geſchleudert ſeinen Feind, und ihn dem Blick des Spottes
Europens uͤbergab,

Und ihn mit ſeiner Rechten druͤckte nieder,
Mit ſeiner linken Herculs-Hand
Die Feſtung zu ſich zog, und ſeine Buͤrger wieder
Geweckt ins Leben, fand.

Und wegen ſeines langen Unermuͤdens,
Geprieſen wird von Pol zu Pol,
Wenn ihn die Goͤttinnen des Sieges und des Friedens,
Geſchmuͤckt ins Capitol

[117]Drittes Buch.
Zum groſſen Opfer ſeines Volkes fuͤhren,
Dann ſinget auf Trophaͤen-Thron
Er ſelber ſeinen Krieg, der Nachwelt Herz zu ruͤhren,
Im Iliaden Thon.
[figure]
H 3
[118]Oden.

An Seiner Koͤniglichen Hoheit
den Prinzen Heinrich.



Sie flohen nicht, ſie ſtuͤrzten und erreichten
Deckbare Waͤlder, athemlos,
O Sieger! deine wundgeſchlagne Feinde keichten:
Held Heinrich iſt groß.

Gleich einem wilden Thiere, feſtgeſchloſſen
Sahſt du, die Phalanx Oeſterreichs,
Ihr Stolz verſah ſich nicht, als deine Blitze ſchoſſen,
Des toͤdtlichen Streichs.

Mit deinem lange Zeit geſchaͤrften Degen,
Zertrennteſt du das Schuppenſchild
Des Thieres, das mit Grim, getreten dir entgegen;
So fuͤrchterlich wild;

[119]Drittes Buch.
Daß von dem Raſſeln ſeiner ſtarken Glieder
Das Feld erthoͤnte, wie zur Zeit,
Als Claudius Marcell, den Gallier warf nieder,
Im ſchroͤcklichen Streit.

Und ſeine Waffen, glaͤnzend gleich dem Blitze,
Geweyht dem Tempel Jupiters,
Und friſch, mit Blut beſpritzt, zuruͤckflog an die Spitze
Des muthigen Heers.


H 4
[120]Oden.

An Ihro Koͤnigliche Hoheit
die Prinzeßin Amalia,
bey dem Empfang des Prinzen Heinrichs.




Er kommt, wie nennet hoch in deinem Buſen huͤpfend
Dein zaͤrtlich Herze, den, den alles Sieger heißt:
Mein Bruder lispelſt du, die ganze Seele knuͤpfend
An ſeinen groſſen Heldengeiſt.

Prinzeßin, ſieheſt du, daß er den Cranz zerriſſen
Den purpurroth beſpruͤtzt, die Siegesgoͤttin wand:
Er warf den Helm vom Haupt und eilte dich zu kuͤſſen,
Und deinen Bruder Ferdinand.

Dir laͤchelte der Tag im Auge, da die Bruͤder
Dich fuͤhrten, wie der Mond von Sternen wird gefuͤhrt,
Du haſt mit deinem Fuß ſo leicht wie ein Gefieder
Den Marmorboden kaum beruͤhrt.

[121]Drittes Buch.
Dein flatterndes Gewand wie unumwoͤlkter Himmel
Flog um die Schulter her, und hoͤrbar rauſchten dir
Die Freuden, in der Bruſt, da aus dem Siegsgetuͤmmel
Der Triumphirer flog zu ihr.

Dein Zuruf iſt ihm mehr, als wenn durch Ehrenbogen
Ein Staͤdtezwinger kam, und an dem Tieberſtrand,
Am Wagen des Triumphs in Feſſeln nachgezogen,
Die Fuͤrſten die er uͤberwand.

Dein Bruder ließ im Staub nicht die Gefangnen kriechen
Trat auf den Nacken nicht den uͤberwundnen Feind
Die Sachſen ſegnen laut, wie den Aemil die Griechen
Den Helden und den Menſchenfreund,

Der traurig nachgefolgt der Raſerey Bellonens,
Und wenn er gleich dem Mars im Felde Wunder that,
Doch mit dem ſanften Tritt des goͤttlichen Verſchonens
Auf gruͤne Feindes Fluren trat.


[122]Oden.

Lied der Muſen,
an die junge Prinzeßin Tochter des Prin-
zen Ferdinands vom Hauſe.



Prinzeßin! die wir uns herab
Von dem Olymp zur Erde bathen,
Du Kind, das uns die Liebe gab,
Laß dir erzaͤhlen Heinrichs Thaten.

Dein Onkel iſt Er, und ein Held
Der Legionen fortgetrieben,
Und mitten auf dem Siegesfeld,
An deinen Vater froh geſchrieben;

Wie ſchuͤchtern uͤber Berg und Thal
Des Feindes Haufen ſchleunig flogen;
So ungezaͤhlt in ihrer Zahl,
Als kaum des wilden Meeres Wogen.

[123]Drittes Buch.
Ein kleiner Haufen Krieger ſtritt,
Nur da wo Heinrich hin und wieder
Auf Seinem Streiter Roſſe ritt,
Und wie ein Loͤwe warf darnieder,

Was noch den Nacken umgewandt,
Troz auf der Stirne noch getragen
Und Gegenwehr in Feindes Hand,
Das ward von Heinrichs Blitz erſchlagen.

In Seiner Rechten trug er ihn,
Den Donner, der ſie todt geſchlagen,
Die Feinde, welche nach Berlin,
Sich einſt mit Frechheit durften wagen.

Nun kommen ſie nicht mehr, du Kind
Der honigſuͤſſen Liebesgoͤtter,
Erzittre nicht, die Feinde ſind
Zerſtreuet, wie die Birken-Blaͤtter.

[124]Oden.
Fuͤhl in dem kleinen Buſen ganz,
Des Helden ſiegriſches Ergoͤtzen,
Einſt wird Er ſeinen Lorbeercranz,
Auf deine goldne Locken ſetzen.

Wenn du entgegen huͤpfen wirſt,
Den Triumphirern, wenn Sie kommen,
Und bald der Koͤnig, bald der Fuͤrſt,
Dich Gratie im Arm genommen,

Und jeder deine Lippen druͤckt,
Sanft an die ſeinen, und empfindet,
Wie ſchoͤn dein blaues Auge blickt,
Dein Arm ſich um die Schulter windet;

Dein Mund mit holden Stammeln fraͤgt,
Wie es der Held im Felde machet,
Daß ihm Sein Herz nicht furchtſam ſchlaͤgt,
Wenn rund umher ein Wetter krachet.

[125]Drittes Buch.
Dann laͤcheln dich die Krieger an,
So lieblich daß du ſie muſt fragen,
Ob mit ſo ſuͤſſer Miene kann,
Der Held, die Menſchen niederſchlagen?

Dann ſaget Vater Ferdinand,
Der Friedrichen zur Seite ſitzet,
Wie das bedraͤngte Vaterland,
Ihr Degen vor Gewalt beſchuͤtzet.

Er ſagts, und Freude lachet dir;
Du ſtammelſt: lieblich-goldner Friede;
Willſt mehr noch ſprechen, aber wir
Betaͤuben dich, mit unſerm Liede.


[126]Oden.

An Mademoiſelle Stahl.



Soll ich dein ſchwarzes Auge loben,
Du juͤngſte Tochter meines Stahls,
Soll von der Muſe nur dein Antlitz ſeyn erhoben?
Wie Schoͤnheit eines bunten Thals.

Iſt an den Apfel auch die Schaale
Bewegungsgrund zur Luͤſternheit?
Verdient ein reizend Bild, im goldnen Fuͤrſten-Saale
Anbethung oder Zaͤrtlichkeit?

Der aͤußre Fuͤrniß des Geſichtes
Wird von den Jahren abgehaucht,
So ganz auch die Natur in Farben reines Lichtes,
Den feinen Pinſel eingetaucht.

[127]Drittes Buch.
Nichts ſind auf Stirne Mund und Wangen,
Die Lilien, und Roſen nichts
Sind Augen voller Tag, wenn ſie gleich Sonnen prangen
Am Himmel eines Angeſichts.

Wenn Sittſamkeit nicht aus der Seele
Sich in die ſanften Blicke gießt,
Und nicht der ſchoͤne Mund, wie ein Gefaͤß mit Oele,
Aus Herzens-Quellen uͤberfließt.

Dann haß ich alles; ſelbſt dem Witze
Des Laſterhaften fluch ich laut,
Und waͤre gleich ſein Kopf, auf eine Marmor-Stuͤtze
Des weiſſen Halſes, ſchoͤn gebaut.

Doch muͤſt ich, ihn verachtend, lieben,
Dich himmliſch fuͤhlend, ſanftes Kind
Auf deſſen Antlitz ward, von der Natur geſchrieben
Wie fein des Herzens Reize ſind.


[128]Oden.

Der
Frau Geheimen Raͤthin Buchholz.




Geliebte, die mit ihrem Gluͤck auf Erden
Zufrieden bleibt, wenn gluͤcklicher zu werden
Der Thor erfindungsreich an Wuͤnſchen iſt.
Ich fuͤhl in mir nicht eitle Triebe brennen,
Ich bin vergnuͤgt dein ſchoͤnes Herz zu kennen,
Und gluͤcklich, daß du meine Freundin biſt!

Es fahre die, der es das Gluͤck gewaͤhret
Im Wagen, ſey an Kopf und Bruſt beſchweret
Mit Steinen, die ein Bergdurchwuͤhler fand.
Ich wuͤnſche mir kein Haus mit Marmor Waͤnden
Und keinen Prunkſaal; keine zum Verſchwenden
Gedeckte Tafel, von des Schickſahls Hand!

[129]Drittes Buch.
Ein Gluͤcklicher mag von dem Traubenſtocke
Die Kelter fuͤllen, und den Kaufmann locke
Oft der Gewinn, auf ein zerbrechlich Holz.
Er ſchiffe ſchwer von Hoffnung hin nach Inden,
Und komme mit den beſten Seegel-Winden
Zuruͤck, auf Laſten ſeines Reichthums ſtolz.

Ich fodre nichts, als Brod fuͤr meine Tage,
Ein ruhig Herz, und Kleider, die ich trage,
Um, mehr bedeckt, als ſtolz geziert, zu ſeyn.
Kein Menſchen-Arm erhaͤlt das Gluͤcke baͤndig;
Und wenn es will, ſey es mir unbeſtaͤndig;
Nur bleibt alsdann, ihr wahren Freunde, mein!

Wird mir, wenn einſt auch boͤſe Tage kommen,
Nur dieſer Schatz, die Freundſchaft nicht genommen;
Behalt ich alt, der Muſen Saitenſpiel;
So hab ich gnug Gluͤckſeligkeit und Freuden,
Und heiſſe mich die Praͤchtigen beneiden.
Sie haben oft kein Herze zum Gefuͤhl!


J
[130]Oden.

Die Abendmahlzeit auf dem Lande,
an Herrn Geheimen Rath Buchholz.




Freund, nicht in fuͤrſtlichen Saͤlen
Bey dem glatſteinigten Tiſch,
Bedeckt mit koͤſtlicher Leinwand,
Wohnt das Vergnuͤgen allein!

Auch im kleinraͤumichten Hauſe,
Gebaut nach laͤndlicher Art,
Auf ſchlechtem reinlichem Zwillich,
Mit Einer Schuͤſſel beſetzt,

Schmeckt dem nicht waͤhlenden Gaumen,
Die ungekuͤnſtelte Koſt:
Und vom Luftſchoͤpfen getrocknet,
Schmeckt ihm vierjaͤhriger Wein.

[131]Drittes Buch.
Komm! deine liebende Freundin
Winkt mit gefaͤlligem Blick,
Dich zum beſcheidenen Gaſtmahl!
Dein warten Fiſche, die noch

Froh der mittaͤglichen Sonne
Im Strom entgegen geſcherzt,
Und dann vom loͤchrichten Hame,
Des lauſchenden Fiſchers beruͤckt

Herauf gezogen, vergebens
Dem Tod entgegen geſtraͤubt!
Sie ſtarben unter dem Meſſer
Der hurtigen Koͤchin dahin.

Sie ſind uns niedliche Biſſen!
Ihr Salz erwecket den Durſt,
Wir leeren alle die Glaͤſer,
Und ſagen Wuͤnſche vorher,

J 2
[132]Oden.
Mit patriotiſcher Inbrunſt.
So rief der Saͤnger Horaz,
Nie das Verlangen der Roͤmer,
Den weit entfernten Auguſt;

Als wir den kriegenden Koͤnig.
Ihn traͤgt das muthige Roß;
Der Staub bedecket die Stirne,
Die zweene Cronen verdient.

Sie ſpricht Befehle der Feldſchlacht.
Er ſchlaͤgt mit raͤchendem Schwerd,
Siegt dreymahl, ehe die Linde
Die kranken Blaͤtter verliert!

Um Frieden bitten die Feinde,
Und aus halb goͤttlicher Hand
Giebt er die groſſe Verſoͤhnung,
Und baut, was Feinde zerſtoͤhrt.


[133]Drittes Buch.

An Herrn Geheimen Rath Buchholz
an ſeinem Geburthstage.




O Freund! dem Kinde des Fuͤrſten,
In Gold und Purpur gehuͤllt,
Iſt nicht der Donner vernehmlich,
Der von den Waͤllen herab

Mit froͤlich bruͤllender Stimme
Sagt, daß dem Volke ſein Heyl
Gebohren worden. Tief ſchlummert
Der kleine ſterbliche Gott;

Sieht nicht an ſtolzen Pallaͤſten
Die flammigten Freuden, die hoch
In Myriaden von Lampen,
Ihm brennen und ſeiner Geburt!

J 3
[134]Oden.
Er liegt — ein kuͤnftiger Herrſcher;
Kennt nicht die glaͤnzende Laſt,
Und das Gefolge der Sorgen,
An Cron und Scepter geknuͤpft!

Von ihm erwarten die Laͤnder
Gluͤckſeligkeiten und Schutz.
Sein warten Arbeit und Unluſt
Und der unſeelige Krieg!

Er waͤchſt dem Ruder entgegen
Tritt an die Spitze des Staats.
Von ihm entfliehen die Freuden
Ihm fehlt die naͤchtliche Ruh!

Auf ſeine wandelnde Tritte
Sehn tauſend, ſpaͤhen ihn aus.
Ihn loben einzelne Weiſen,
Und eine thoͤrigte Welt

[135]Drittes Buch.
Weiß Fehler, tadelt den Herrſcher
Der auf erhabenem Sitz
Noch nicht ein Engel geworden!
Ach! immer bleibt er ein Menſch!

Wir alle kommen zur Muͤhe,
Ins fluͤchtge Leben herab.
Weit von dem Sitze der Fuͤrſten
Bringt neue Plagen der Tag.

Du auch vom Weibe gebohren,
Die nicht unedel, und nie
Stolz, hochgebiethend geweſen,
Du kamſt zu Sorgen und Laſt!

Zwar herrſchte goldener Friede
Als du die Sonne gegruͤßt!
Der Landmann ſaͤete mit Hoffnung,
Und maͤhete Weitzen fuͤr ſich.

J 4
[136]Oden.
Der Hof verblendete Fremde,
Und in dem Schooſſe der Ruh
Verſteckten Juwelen den Koͤnig
Und ſeinen muͤßigen Rath!

Du kamſt dem groͤſſeren Enkel
Zum Dienſt — ein werdender Menſch,
Beſtimmt zu wichtigern Laſten
Als nie dein Vater ſie trug!

Fuͤnfmahl ſchon haben am Stocke
Dem Wintzer Trauben gereiſt,
Seit dem des Vaterlands Thraͤne
Die Ruͤckkunft Friedrichs begehrt.

Ihn ruft der ſprechende Canzler,
Und der einſtimmige Mund
Der Senatoren. Ihn fodert
Dein Herz ſtillſeufzend zuruͤck.

[137]Drittes Buch.
Er koͤmmt, wenn unter der Decke
Von weiſſem flockigtem Schnee,
Sich eine kuͤnftige Erndte
In jungen Saaten verbirgt.

Vermehrt ſind ſeine Provinzen;
Das ferne Indien wuͤnſcht
Ihm Gluͤck, und theure Geſchenke
Bringt der ſich buͤckende Mohr!

Ja, Freund! dann ſitzeſt du naͤher
An dem erhabnerem Thron,
Greifſt hoch aus Ruder. O! zaͤhle
Der haͤuslichen Freuden dann mehr.

Mit frommem Stolze des Ahnherrn
Frohlaͤchelnd, ſiehe umher
Auf Kinder deiner Erzeugten;
Und alle ahmen dir nach!


[138]Oden.

An Herrn Profeſſor Sulzer.




Dir, o mein Freund, mein Sulzer will ich ſingen,
Den noch zu oft Empfindungen durchdringen,
Bis zu des Lebens Ueberdruß.
Du ſollſt den Gram als Weiſer einſt bekaͤmpfen,
Sonſt wird er ganz den ſchoͤnſten Trieb verdaͤmpfen,
Den ſanften Trieb zu Lieb und Kuß!

Der Ernſt ſpricht maͤnnlich dir im Angeſichte,
Und dein Geſpraͤch voll Nachdruck und Gewichte,
Waͤhlt nie ein Wort von leichtem Scherz.
Nie lachſt du laut, ſelbſt bey dem Laͤcherlichen,
Dein Laͤcheln aber ſagt mit Redner-Spruͤchen,
Du habeſt kein verſteintes Herz!

[139]Drittes Buch.
Umſonſt verlaͤugnen deiner Stirne Falten
Der Seele Bild; ich kenne die Geſtalten
Von den Empfindungen zu gut;
O, mir entwiſcht nicht was die Menſchen fuͤhlen!
Die Lehrer auf der Weisheit hohen Stuͤhlen,
Sind, ſo wie Dichter, Fleiſch und Blut.

Der Fruͤhling kommt mit Reizen fuͤr das Herze,
Das Deine ſchwimmt noch halb in ſeinem Schmerze,
Reiß es heraus und werde dein!
Ganz dein! dich hat der Gram genug durchdrungen,
Hoͤr’ die Natur in ihren Foderungen,
Und laß die Liebe Herrin ſeyn!

Vernuͤnftig, goͤttlich, Engeln wohlgefaͤllig,
Treu, dauerhaft, mit Tugenden geſellig
War deine Liebe ehedem.
So wird ſie jetzt neu dich bewohnen kommen,
Und fuͤr die Zeit, von Trauren dir genommen,
Macht ſie die Zukunft angenehm!

[140]Oden.
Sie kommt vielleicht daher, wo ſtolzer Friede
An Bergen wohnt, die uns in Hallers Liede
So praͤchtig vor dem Auge ſtehn!
Sie bringet dir den Frieden in den Buſen,
Und ſtiller als die unbeſorgten Muſen
Wird Lieb und Freude mit dir gehn!
[figure]
[141]Drittes Buch.

An Herrn Profeſſor Sulzer,
uͤber den Tod ſeines Kindes.




Sie iſt nicht mehr! o du ihr Vater weine,
Auf jenen Ueberreſt entſeeleter Gebeine,
Dein in dich dringend Leid!
Nichts half die Kunſt, und nichts daß du gerungen
Haſt im Gebet, ſie ging auf groͤßre Foderungen
Hin in die Ewigkeit!

Da wird ſie ſich mit jenem Geiſte kuͤſſen
Der deine Liebe hat mit ſich dahin geriſſen
Wo nichts, als Liebe lebt!
Da wird ſie nun im Schooß der Mutter liegen
Und ihr erzaͤhlen, wie dein einziges Vergnuͤgen,
Ihr Schatten, um dich ſchwebt!

[142]Oden.
Sie wird ihr ſagen, wie du dich vergeſſen,
Oft Stunden lang bey ihr am Sterbebett geſeſſen,
Und ihren Schmerz beklagt,
Und wie du ſie, wenn ſie voll Schmerzen ſtoͤhnte
Nach ihrer Wuͤnſche Ziel, nach welchem ſie ſich ſehnte,
So zaͤrtlich haſt gefragt.

Freund, klage nicht, nein ſinge Lobgeſaͤnge;
Denn auf ihr lag zu ſchwer mit ungeheurer Menge
Von Qualen ſchon der Tod!
Er ſaß in eingefallnen blaſſen Wangen,
Und war der Froſt des Fiebers nun vergangen
So gluͤht’ er in dem Roth.

Nicht unerwartet kam er ſie zu holen;
Nein, lange ſchon ward dir, wann er gedroht, befohlen:
Bereite dich! ſey ſtark!
So ſey auch nun ein Mann in deiner Klage,
Dein Kind ruht jetzt, und ihrer Krankheit Plage,
Bleibt dieſſeits vor dem Sarg.

[143]Drittes Buch.
Ihr Witz, der hier noch unenthuͤllt geblieben,
Wird dort ſich in dem Buch der hoͤchſten Weisheit uͤben,
Wird keiner Zeiten Raub;
Und kommt einmal der Herr, den Erdereyß richten,
Dann weckt ein Engel ſie zu ewgen Pflichten
Des Dankes aus dem Staub!

Aus einem Staube der ſie wieder giebet;
Dann ſiehſt du das, o Freund! was du an ihr geliebet
Vollkommner reizend ſeyn;
Jtzt fragſt du: o warum iſt ſie geſchieden?
Erwarte nur den Uebergang zum Frieden
Dann leuchtet dir es ein!

Hier in der Welt voll Unruh, voller Sorgen
Bleibts vor dem truͤben Blick des Sterblichen verborgen,
Warum Gott ſo verfaͤhrt;
Dort aber, wo vor hundert tauſend Sonnen
Die Finſterniß nie einen Sitz gewonnen,
Iſt alles aufgeklaͤrt.


[144]Oden.

An Herrn Profeſſor Sulzer,
uͤber das Bild ſeiner verſtorbenen Gattin.




O Freund! in deinem Blick ſeh’ ich noch Klagen.
So laut dein Herz auch dem Vergnuͤgen ruft,
So laut hoͤrts noch in ſich den Kummer ſagen:
Dort liegt ſie in der Gruft!

Ach klage nur! ganz iſt ſie deiner Schmerzen
Ganz deiner unumſchraͤnkten Trauer werth:
Welch Antlitz! O! welch Bild vom beſten Herzen!
Das nun der Wurm verzehrt!

Der heitre Tag, den keine Wolk umhuͤllet,
Wie laͤchelt er von ihrer Stirn herab? (*)
Und jeder Blick, wie mit Gefuͤhl erfuͤllet
Der Liebe, die ihn gab!

[145]Drittes Buch.
Ihr holder Reiz! der Tod nahm ihn zum Raube;
Der ſchoͤne Mund! nicht mehr fuͤr deinen Kuß!
Aus ihm entfloh ihr ſchoͤner Geiſt dem Staube,
Zu himmliſchem Genuß!

Drey Toͤchter blieben nur, die durch ihr Lallen
Dich tiefer ritzten in der bangen Bruſt,
So wie im Lenz die Roſenblaͤtter fallen,
Verwelkte deine Luſt!

Zwoͤlfmal hat ſchon der Mond in vollem Lichte
Dir zugeſehn, wenn ſchwaͤrzer, als die Nacht,
Der tiefe Gram von deinem Angeſichte
Den Schlaf entfliehn gemacht!

Hoͤr einmal auf, und wende deine Blicke
Vom Grab, geneuß des Lebens kurzen Traum!
Ach! ohne Liebe bleibt im groͤßten Gluͤcke
Das Herz ein leerer Raum!

K
[146]Oden.
Such unter allen Schoͤnen, die dem Lande
Die Liebe gab, dir eine Tochter aus,
Gezeichnet von der Tugend mit Verſtande,
Zur Zierde fuͤr dein Haus!

Sanft, wie ein Lamm, das in der Mittagsſtunde
Fromm auf dem Schooß der jungen Cloe ſpielt,
Sey ſie, und trag ein Herz in ihrem Munde
Das nur fuͤr dich gefuͤhlt.



[147]Drittes Buch.

Der Tod.
An Herrn Profeſſor Sulzer.



O Freund! die laͤchelnde Roſe
Weit aufgeſchloſſen — — ſie ſtirbt
Und ſtreut die welkenden Blaͤtter
Hin auf ihr muͤtterlich Land.

Mit krummen rauſchendem Hiebe
Faͤhrt jetzt die Senſe daher.
So maͤht im ſchrecklichen Schlachtfeld
Die muthigen Krieger, der Tod!

Dort liegt in ſengender Sonne,
Der Stolz des bluͤhenden Thals,
Auf der ſich Bienen verweilten:
Sie tritt im Winter der Stier

K 2
[148]Oden.
Zu ſatt, mit ſtampfendem Fuſſe
In ein veraͤchtliches Grab.
So liegt bey freſſenden Wuͤrmern
Der angebetete Reiz

Von irgend einer, die himmliſch
Gieng unter den Menſchen umher.
Sie ſtarb; der grauen Verweſung
Zu theurer, koͤſtlicher Raub!

Apollens ſingende Soͤhne,
Und Mavors drohendes Volk,
Die Sterne zaͤhlende Weiſen,
Sie alle muͤſſen dahin.

Bekannt mit allen Olympern
Gieng in die ewige Nacht
Der tagentbehrende Milton,
Und ließ uns ſeinen Geſang.

[149]Drittes Buch.
Hoch auf die Sitze der Fuͤrſten
Greift der langarmige Tod.
Dem Koͤnig nahm er den Bruder (*)
Und dir entriß er den Freund.

Er reißt vom Herzen des Lieblings
Den beſten Menſchen mit ſich!
Gleim ſeufzet mitten im Gaſtmahl:
”Auch alſo riß mir der Tod

”Vom Innerſten meiner Empfindung
”Einſt meinen goͤttlichen Kleiſt!
O Sulzer! nenn ihm nicht dreymal,
Sein Herz verblutet ſich ſonſt.

Nicht ſchuͤtzt die kniende Andacht
Und nicht der Froͤmmigkeit Schild.
Nichts fragt die ſchneidende Parce
Nach Tugend oder Verdienſt.

K 3
[150]Oden.
Der Tod mit ſtrengen Befehlen
Koͤmmt ſchnell und uͤbet ſie aus.
Von dem geſammleten Golde
Folgt ihn der Wuchrer und klagt.

Die Sterblichen fuͤrchten ihn alle.
Ihn flieht der keuchende Greiß,
Alt und nicht weiſer geworden —
Ihn ſcheut an Ketten der Sclav!

Doch wenn ſie alle ihn fuͤrchten,
Lachſt du dem bloͤckenden Zahn
Mit groͤſſerem Stolze entgegen,
Als, mit dem Becher voll Gift,

Der freudenhoffende Heyde,
Im Angeſichte des Volks,
Das ſeine Tugend verkannte.
Freund! wir verkennen dich nicht;

[151]Drittes Buch.
Bleib uns ein lehrendes Beyſpiel
Ruf dein noch ſeufzendes Herz
Zuruͤck von traurigen Graͤbern:
Und ſpaͤt erwarte dich deins!



K 4
[152]Oden.

Gedanken an Herrn Gleim
uͤber den Herrn von Kleiſt, nach einem
abendlichen Spatziergange im Walde
bey Berlin.



Dort, wo die Nacht, auf hundertjaͤhrgen Eichen,
In einem heilgen Dunkel thront,
Klagt melancholiſch uͤber ihre Leichen
Die Taube, die den Wald bewohnt.
Nach Futter war ſie ausgeflogen,
Indeß der Sturm herauf die Wolke trug,
Und mit Eißkugeln, die ein halbes Pfund gewogen
Den Baum beſchoß, und ihre Jungen ſchlug!

Dort giengen wir, und Gram, wie ihn die Taube
Dem dunkeln Hayn auf duͤrren Aeſten girrt
Gram einer Braut, die in noch gruͤner Laube,
Mit ihrem Herzen bey den Todten irrt,

[153]Drittes Buch.
Gieng Freund! in dir! — — Durch jene Kruͤmmen
Der dickbelaubten Baͤume hoͤrteſt du
In ihren Blaͤttern tauſend ſanft gerauſchte Stimmen,
Und jede Stimme rief dir traurig zu!

Hier ging er einſt an deinem Arm, und feſter
Noch an dein Herz geſchlungen! ach! hier gieng
Dein Freund, der zaͤrter noch, als eine Schweſter
Mit ſeinem Geiſt an deinem Geiſte hieng!
Hier fuͤhlteſt du mit ihm zugleich das Schoͤne
Der Schoͤpfung; o, hier ſtandet ihr,
Wie zwo vom beſten Vater gleich gebohrne Soͤhne
Und ſpracht von Gott. Hier, ſagſt du, war es; hier!

Ach! jede Wunde weinend auszuwaſchen;
Bey ihm zu knien, bey der Todes Angſt
Durch Seufzer ſeinen Geiſt noch aufzuhaſchen
Dies iſt der Troſt, nach welchem du verlangſt.

K 5
[154]Oden.
O welch ein Schmerz! o welche Freundes-Thraͤnen!
Ganz finſtrer Kummer war dein Angeſicht.
So ſtumm ſitzt, ſich an ſeiner Urne lehnen
Die Freundſchaft deren Auge Klagen (*) ſpricht.

Freund, keine Seufzer bringen dir ihn wieder!
Und ſpielteſt du des harten Schickſals Ohr
Des Orpheus allerflehentlichſte Lieder
Auf einer Steinbezwingbaren Leyer vor!
Doch, riefſt du zu den heiligen Gebeinen
Ihn nicht zuruͤck den hingeflognen Geiſt!
Die Zeit, o Freund, muß dich zu troͤſten weinen;
Die Ewigkeit mißgoͤnnt’ ihr deinen Kleiſt!


[155]Drittes Buch.

Klagen bey dem Grabe
des Herrn von Kleiſt, als Herr Gleim ſagte,
daß er ſeinen Schmerz nicht ſingen koͤnnte,
in ſeinem Nahmen.



Hier auf dieſem Aſchen-Kruge,
Weint die Freundſchaft ihren Schmerz
Und mit diamantnem Pfluge,
Zieht der Kummer Furchen in mein Herz.
Finſterniß und Stille,
Unter eurer Huͤlle,
Lad’ ich Erd und Himmel zum Gehoͤr
Klagen will ich — ach mein Liebling,
Iſt nicht mehr.

[156]Oden.
Hingeblutet ward ſein Leben
Mein Gedanke rief dem Tode zu:
Laß dir kleinre Opfer geben!
Wuͤrger, noch nicht ſatt gemacht biſt du,
Von den Myriaden,
Die im Blute baden?
O Verheerer, wenns dein Hunger heißt,
Nimm mich ſelber, nur verſchone,
Meinen Kleiſt!

Erde die ſein Blut getrunken,
Wie beneid ich dieſen Tropfen dir!
Und du Thal wo er geſunken
Schauervoll und heilig biſt du mir!
Ach an dieſer Staͤte,
Werd auf mein Gebete,
Eine Quelle, der des Wandrers Dank
Seegen laͤchelt, wenn er ſchmachtend,
Aus dir trank.

[157]Drittes Buch.
Alſo traurig, wie den Braͤuten
Die der Schlachten Schickſal hart betraf,
Iſt mir alles; mich erfreuten
Sonſt die Lorbeern um des Helden Schlaf;
Aber jetzo ſtehen,
Selber die Trophaͤen,
Im Gemaͤhlde, mir zum Schrecken da,
Und der Ruhm auf den mein Liebſter
Sterbend ſah!

Wilder Krieg dich muß ich haſſen,
Mehr als Muͤtter, die du ganz beraubt;
Jede Luſt hat mich verlaſſen
Und die Trauer woͤlkt ſich um mein Haupt,
Wenn ich Freuden luͤge,
Und die Welt betruͤge
In dem Munde, der zu lachen ſcheint,
Ach da fuͤhlt mein blutend Herze,
Daß es weint.

[158]Oden.
Zwar des Fruͤhlings Foderungen
Mich zu freuen, die verwerf’ ich nicht,
Weil von dem, der ihn geſungen,
Jedes Blat und jede Blume ſpricht;
Doch in dieſer Freude,
Nur geborgtem Kleide
Gehet der ernaͤhrte Gram verſteckt,
Den der Lenz zu neuen Klagen
Lockend weckt.

Ach in jenen goldnen Jahren,
Blieben Gluͤck und Freude mir getreu,
Die in deinem Umgang waren,
Und kein Tag ging ohne dich vorbey!
Du! der meinem Leben,
Groͤſſern Werth gegeben;
Niemahls liebten zweene Bruͤder ſich,
So, als wir vereinte Weſen,
Du und ich!

[159]Drittes Buch.
O du haſt gelebt mein Suͤſſer!
Und ich blieb um dich zu weinen hier;
Keinen Troſt hoff ich gewiſſer
Als Befehle, die der Himmel mir
In des Todes Haͤnden
Eilet zuzuſenden.
Meine Ungeduld erwartet ſie,
Dann ſind unſre Seelen wieder
Harmonie!
[figure]
[160]Oden.

Die Sommer-Naͤſſe,
an Herrn Gleim




Freund, in Berlin die ſchoͤnen Kinder alle
Beklagten, daß aufs Angeſicht,
Durch ihren Schirm die Macht der Sonne falle,
Sie ſchonte Stirn und Wange nicht!

Auch alle Philoſophen, unter denen
Dein Sulzer ſeine Stelle ſchmuͤckt,
Beklagten ſich, und ſaſſen ſinnlich ſtöhnen,
Bis Kuͤhlung ward herabgeſchickt.

Nun traͤufelt ſie aus milden Wolken nieder
Und nun begehrt den Sonnenſchein
Der unzufriedne Landmann klagend wieder:
Gott feuchtet Heu und Garben ein!

[161]Drittes Buch.
Den Wandrer druͤckt der naſſen Kleider Buͤrde,
Nach heitren Tagen ſeufzet er;
Und der Soldat klagt: Von dem Regen wuͤrde,
Roſt auf dem glaͤnzenden Gewehr!

Die ſchoͤnen Kinder fuͤhlen lange Weile,
Ihr Auge fragt das Wetter-Glas:
Ob bald die Sonne das Gewoͤlk zertheile?
Den Tannenhaͤyn macht es zu naß.

Und ſelbſt dein Sulzer fragt mit truͤben Blicken
Ob bald der Garten trocken iſt?
Wo er in gruͤn und bunten Meiſterſtuͤcken
Beweiſe von dem Schoͤpfer lieſt!

So iſts o Freund, wir wuͤnſchen und empfangen;
Und die Begierde, niemals ſatt,
Haͤuft Wunſch auf Wunſch; ihr heftiges Verlangen
Klagt, daß ſie neuen Mangel hat.

L
[162]Oden.
Wie Regen und wie heitre Sonnenblicke,
So wuͤnſchen wir Gluͤckſeligkeit;
Der Sterbliche fuͤhlt bey erſtrebtem Gluͤcke
Nicht Ruhe, nicht Zufriedenheit.

Nur ich, zufriedne Sterbliche, begehre
Nichts mehr, und wenn ich das Geſchick
Mit einer neuen Forderung beſchwere
So wuͤnſch ich meinen Freund zuruͤck!
[figure]
[163]Drittes Buch.

Die Sehnſucht der Freundſchaft,
an Herrn Gleim.




Freund, vom naͤchtlichen Mahl deines und meines
geliebten
Sulzers gekommen, verbiet ich der Ruh,
Daß ſie mich eher nicht reizt, bis ich Gedanken geſchrieben;
Tauſende flattern dir zu!

Wie von Herzen der Braut einzelne Sorgen
entfliehen
Zu dem Geliebten ins ferne Gezelt,
Ob ſie der Krieger noch denkt? alſo ſorg ich, ob immer
Mein Geſang dir gefaͤllt.

Achtzehnmahl flohe die Nacht vor dem kommenden
Tage;
Aber noch ſchattigt, mit Dunkel noch voll;
Wie die Wolke, ſo ſchwer iſt die Seele der Sapho (*)
Wenn ſie ſchwingen ſich ſoll.

L 2
[164]Oden.
Du von Phoͤbus Altar nahmſt mit Haͤnden der
Freundſchaft
Flammende Braͤnde. Den heiligen Raub
Billigt ſelber der Gott; doch, dem Feuer gefolget,
Iſt er ferner mir taub.

Iſt im Tempel bey dir, der, am rieſelnden
Bache,
Unter den Baͤumen von Muſen bewohnt,
Die Orcane nicht fuͤhlt; ſelbſt die Kinder der Franzen
Haben alles geſchont;

Sonſt ein gieriges Volk, das in Gottes Ge-
baͤuden
Prieſter geſchimpfet, Altaͤre beſtuͤrmt
Aber heilige Furcht grif die Herzen der Krieger;
Dichter werden beſchirmt.

Freund, ſie ſtoͤhren dich nicht, bleib und ſpiele
die Laute!
Scipio machte mit ſiegender Hand
Ihren Hannibal angſt, der die Wunde des linken
Armes toͤdlich empfand. (**)

[165]Drittes Buch.
Jetzt verbindet er ſie, horcht mit bangem
Erwarten
Donnernde Worte die Ludewig ſchilt,
Doch nun kennet der Hof endlich, daß er mit Grimme
Alle Goͤtter erfuͤllt,

Flucht dem blutigen Zank, giebt den murrenden
Voͤlkern
Ihres Verlangens entfernetes Ziel!
Dennoch ſtehen um Friedrich, wie gebuͤrgige Wetter,
Seiner Feinde noch viel.

Ihn erblickt’ ich im Traum, wie die Stirne des
Phoͤbus
Wenn er vom Wagen des Tages herab
Sieht in blumichtes Thal, alſo ſah’ ich die Stirne,
Welche Strahlen ſie gab!

Vor ihr flohen dahin die Phantomen der Zag-
heit
Aus den Kriegern die unter ihm ſtehn!
Das unbaͤrtige Volk, wie die juͤngſten Spartaner,
Tapfermuͤthig und ſchoͤn

L 3
[166]Oden.
Iſts, und fuͤrchtet den Tod nicht in hohlem
Getoͤſe
Feindlicher Schilde, ſie rufen die Schlacht
Und ein feſtlicher Eyd fuͤr den groͤſſeſten Koͤnig
Hat ſie eiſern gemacht!

Stimm die Saiten o Freund! hohe Sieges-
Geſaͤnge
Heiſchet das Jauchzen; mir thoͤnet ins Ohr
Freude niemals gehoͤrt, muthig will ich ſie ſingen
Doch, du! ſinge mir vor!



[167]Drittes Buch.

Der unnachahmliche Pindar,
an Herrn Ramler.




Wer ſich mit waͤchſernen Fluͤgeln
Wagt zu pindariſchem Flug,
Der bringt unſterblichen Nahmen
Dem Meer, in welches er ſtuͤrzt.

So wie vom Brocken herabrauſcht
Der aufgeſchwollene Fluß,
Wenn Waſſertragende Wolken
Herunter ſtuͤrzen auf ihn.

So raufcht vom Munde des Pindars
Unwiederſtehlich herab
Geſang des Dichters, der immer
Verdient apolliſchen Cranz.

L 4
[168]Oden.
Er mag in fliegender Ode,
Mit neuen Worten erfuͤllt,
Stark thoͤnen oder ſanft flieſſen
In ungezwungenem Lied;

Er ſinge von dem Olympus
Von ewig herrſchender Macht
Der Goͤtter, oder er preiſe
Die Thronenſitzer der Welt;

Den Held, die ſiegende Ruͤckkunft
Von dem olympiſchen Spiel;
Den wagenlenkenden Juͤngling
Und das wettlaufende Roß;

Er ſing in klagender Stimme
Den Schmerz der aͤchzenden Braut,
Der ihr Verlobter entriſſen
Ward, in erſchroͤcklicher Schlacht;

[169]Drittes Buch.
Er reiſſe goldene Sitten
Aus der Vergeſſenheit Nacht,
Und fuͤhr zu glaͤnzenden Sternen
Den Loͤwengleichenden Muth;

So bleibt er immer der hohe
Ganz unnachahmliche Schwan,
Den zu den Zuͤgen der Wolken
Hebt, eine ſtaͤrkere Luft.

Ich gleich der ſummenden Biene,
Die ſaugt an bluͤhendem Klee,
Ich ſinn’ am Ufer der Elbe,
Auf mein zu niedriges Lied.

Ich ruͤhre Saphiſche Sayten
Mit ungeregeltem Griff;
Mir fehlt zum Heldengeſange
Gluth und ein maͤnnlicher Schwung

L 5
[170]Oden.
Dir aber, welcher dem Flaccus
Nachfolgt, dir fodert Geſang
Der Sieger, wann er geſchmuͤcket,
Mit wohlverdienetem Cranz

Faͤhrt durch das Menſchengedraͤnge
Der großpallaͤſtigen Stadt,
Und an dem Wagen geheftet
Fuͤhrt den gebaͤndigten Stolz

Des Feindes, welcher den Koͤnig
Uns lange Jahre hindurch
Entzog, und Tage voll Schrecken
Dem Vaterlande gebracht!

Dann ſing uns feſtliche Spiele
Der hoch aufhuͤpfenden Stadt,
Und der Gerechtigkeit Saͤaͤle
Nicht voll vom Klaͤgertumult,

[171]Drittes Buch.
Und wiederlebende Freuden
Ins neugeſittete Volk
Durch die erlangte Zuruͤckkunft
Des groſſen Friedrichs gebracht.

Dann werd ich, wo ich noch etwas
Hervor zu bringen vermag,
Mit deiner Stimme vermiſchen
Mein ſchwaͤcher thoͤnendes Lied.

Gelehnt am Arme des Saͤngers
Der Kriegeslieder, will ich
Triumph ausrufen, und Antwort
Giebt die frohlockende Stadt.

Den weyrauchdampfenden Tempeln
Der Spree, dem horchenden Hain,
Dem jubelrufenden Volke.
Dreyſtimmig fingen wir vor!

[172]Oden.
Gott gab der Erde den Koͤnig.
Er fand nichts groͤſſers als Ihn,
Ihr zum Geſchenke zu geben;
Nichts beſſers, findet er je!
[figure]
[173]Drittes Buch.

Das Feuerwerk am Ufer der Elbe
an den Herrn Profeſſor Sulzer.




Verweile Freund, laß uns ihn noch genieſſen
Den Fruͤhlings-Abend, der gefuͤhlt
Von Blumen wird, die geizig ſich verſchlieſſen
Wenn ſie der Thau gekuͤhlt.

Das Tages Thron wird von der Nacht beſeſſen;
Mit tauſend Sonnen uͤberſtreut
Schwebt uͤber uns, von keiner Hand gemeſſen,
Ihr koͤnigliches Kleid.

Um ihren Sitz herrſcht feyerliche Stille;
Aus ihrem unumwoͤlkten Schooß
Faͤhrt nicht der Blitz, nicht brechen mit Gebruͤlle
Die Donner Gottes los.

[174]Oden.
Doch, hoͤre Freund, was donnert uns zur Seite,
Das Ufer zittert von dem Knall,
Gleich dem Getoͤs aus fernem Kriegesſtreite;
Und Antwort giebt der Wall.

Die Citadell, der Dom, die Fuͤrſten-Haͤuſer
Die rufen dieſem Donner nach — —
So riefen Huͤgel juͤngſt, da Lorbeerreiſer
Der Held in Sachſen brach!

Mein Blick verfolgt die ſteigende Raquete
Die um den Rang der Sterne wirbt,
Und da ihr Stolz von ewig glaͤnzen redte,
Verloͤſcht und niederſtirbt.

So hoch empor iſt ſtolzer Muth geſtiegen
In Friedrichs ſtarken Feinden oft,
Wenn ſie von Wuth entflammt, ſein Niederliegen
Gewuͤnſchet und gehofft.

[175]Drittes Buch.
Was kommt dort auf dem Waſſer hergezogen?
Sind Mars und Venus voller Gluth
Von ihrer Laufbahn itzt herabgeflogen
Und brennen in der Fluth?

Sie treiben ſich — — nun fahren ſie zuſammen
Wie Pandamus und Diomed;
Zwo Schiffen gleich, wenn jegliches in Flammen
Geſetzt, zu Wolken geht.

Freund, ſage mir welch lieblich Ungeheuer
Ward von der Kunſt hervorgebracht?
Jetzt wird der Strom vom hochgeſpruͤtztem Feuer
Dem Aetna gleich gemacht!

Schoͤnflammigt ſpringt in tauſend groſſen Funken
Der Bogen Pracht ich ſehe ſie
Und denke von der Zukunft Freude trunken:
So ſpringt zu Sans-Souci

[176]Oden.
Dem Sieger hochentgegen jede Quelle.
Die Marmor-Saͤulen regen ſich;
Roms Helden-Geiſter wollen aus der Hoͤlle
Herauf zu Friederich!
[figure]
[177]Drittes Buch.

An Herrn Zachariaͤ,
den Verfaſſer des Geſanges von der Hoͤlle,
zu Braunſchweig.




O du, dem durch drey lange ſchwarze Naͤchte
Ein Todes-Engel offenbahrt
Den Abgrund, wo fuͤr Ungerechte
Quaal zubereitet ward.

Freund, ſprich wann ſagt der Himmel ſeine Fluͤche
Der Wuth, die aus der Hoͤlle flog,
Und durch Gewalt der Friedensbruͤche
Ins Herz des Kriegers zog?

M
[178]Oden.
Sie kam und hauchte peſtiſches Verderben
Auf ganzer Voͤlkerſchaften Gluͤck,
Und ſah’ geſtuͤrzter Menſchen Sterben,
Mit nimmer ſattem Blick.

Tief in die Schlacht flog ſie von Heer zu Heere,
Und weit verbreitet ward der Tod.
An allen Ufern bis zum Meere,
Ward das Gewaͤſſer roth.

O! von den Graͤbern ungezaͤhlter Leichen
Verwendet oft der Tag ſein Haupt,
Und ſieht halb todte Menſchen ſchleichen,
Die ganz der Krieg beraubt.

Dort wankt auf ſeiner unbefluͤgten Erde
Der Landmann traurig fort, und tritt
Noch in den Hufſchlag von dem Pferde
Worauf ſein Pluͤndrer ritt.

[179]Drittes Buch.
Wenn Hunger aus der bleich gewordnen Wange,
Gram aus des Mundes Seufzer ſpricht;
Dann reizet ihn zum Lobgeſange,
Die ſatte Lerche nicht.

Ihn reizet nicht im buntgeſtreiften Kleide
Die Tulpe, die ſich ſtolz erhebt — —
Ihr Rock ward ohne Hand und Seide
Geordnet und gewebt

Von Gott, erhaben uͤber alle Thronen,
Der tauſend Welten ausgeſchmuͤckt,
Und mehr als tauſend Nationen
Auf einmahl uͤberblickt.

Er ſah’ herab, zerſtreute Frankreichs Flotten,
Und riß viel Inſeln aus der Hand
Des Ludewigs, der ſein zu ſpotten
Ein Heer hat ausgeſandt.

M 2
[180]Oden.
Er fuhr herab, in einer Feuerwolke,
Die ihn an Braunſchweigs Mauren trug,
Als mit viel Muth und wenig Volke,
Das Heer ein Juͤngling ſchlug.

O Freund, er warf drey groſſe Gottesblicke
Auf uns. Wir zitterten voll Schmerz;
Da rief er ſchnell ein Weh zuruͤcke,
Und ſandt’ ein Fuͤrſten-Herz.

Mit ſeinem Finger wirft er alles nieder,
Was den Gerechten noch bedraͤngt;
Er eilt, daß bald die Hoͤlle wieder
Des Krieges Wuth empfaͤngt!


[181]Drittes Buch.

An den Herrn Regierungs-Advokat
Koͤpken.




O Freund, mit haͤmiſchem Blicke
Verborgen lauſchte der Winter, und ſtuͤrzt
Auf uns verdoppelt zuruͤcke
Itzt, da ſchon Phoͤbus die Naͤchte verkuͤrzt!

Er ſtuͤrmt mit flockigtem Eiſe
Und ſcheucht ſchon ſingende Lerchen herab;
Noch ſieht im Garten der Weiſe
Gewaͤchſe ſchlafen, und denket ſein Grab!

Noch liegt in ſtarrender Erde
Das lieblich duftende Veilchen verſteckt;
Noch traurt die froſtige Heerde,
Schlecht vom unſorglichen Schaͤfer bedeckt.

M 3
[182]Oden.
Doch wir, beſchuͤtzt vor der Strenge
Des Winters, Freund! ſchaffen den kaͤlteren Maͤrz
Zum Sommer um durch Geſaͤnge,
Und Tanz und Wein und Geſpraͤche voll Herz.

Uns rauſcht die lodernde Buche
Dort in dem Ofen wie lieblicher Weſt,
Wenn zum vertrauten Beſuche,
Apoll herunter im Hayne ſich laͤßt,

Zu einem ſeiner Geliebten,
Der, voll des Gottes die Gegenwart fuͤhlt,
Und bald in ſuͤſſen betruͤbten
Bald frohen Thoͤnen Empfindungen ſpielt.

Du! am harmoniſchen Fluͤgel
Biſt nicht an ſuͤſſen Empfindungen arm
Der Schnee bedecket die Huͤgel
Dein Herz fuͤr Freunde geſchaffen, bleibt warm.


[183]Drittes Buch.

An Palemon.




Fuͤnf bange froſtige Tage
Nicht vom Vergnuͤgen durchwebt,
Von keinem ſonnichtem Blicke
Fuͤr mich zu Tagen gemacht:

O Freund! von keinem geſeegnet,
Der meinem Herzen verwand
Ward, durch gleichſtimmiges Denken,
Hab ich ſie traurig durchlebt.

Dich ſuchen wollt ich am Tage,
Den ein erſchaffender Gott,
Nach der vollendeten Schoͤpfung,
Hochheilig machte zur Ruh.

M 4
[184]Oden.
Dich, dem in meinen Geſaͤngen
Des Herzens Sprache gefaͤllt —
Doch einſam fand ich die Wohnung.
Ich ſtand und dachte Verdruß,

Und gieng mit wankendem Schritt
Und warf die Augen herab
Nach der kleinſtromigten Elbe,
Itzt breit umufert von Eis.

Der Mond mit glaͤnzendem Antlitz
Gieng praͤchtig uͤber ihr auf,
Und ſah, mit Blicken des Stolzes
Auf ihrer Flaͤche ſein Bild.

So ſieht die Seele der Sapho
Ihr Bild im ſanften Geſang.
Der Erde Stroͤme vertrocknen,
Ausloͤſcht die Fackel der Nacht;

[185]Drittes Buch.
Nicht aber alſo die Seele!
Sie bleibt, und ſinget, o Freund!
Im Creyſe meiner Geliebten,
Einſt noch dem hohen Olymp.


[186]Oden.

An Herrn Utz,
den Verfaſſer der lyriſchen Gedichte.



Du, der vom Weine berauſcht, die Luſt der Erde
beſungen,
Mir gab Apollo kein lyriſches Spiel
Beſpannt mit Saiten von Gold, doch ſind mir Lieder
gelungen,
Suͤßklingend ſang ich der Seele Gefuͤhl.

Mich hoͤrt der eiſerne Held, mir horcht der ernſte
Geſandte
Herunter kommend vom Stuhle des Herrn,
Auch hoͤret meinen Geſang, wer ſonſt die Muſe
verkannte,
Des Geizes Prieſter, vernehmen ihn gern.

[187]Drittes Buch.
Mir gab dein liebender Freund, der Felſenſpringerin
Laute,
O, ihn nur denken wird ſuͤſſer Geſang
In der ganz ſaphiſchen Bruſt; der Liebes Goͤtter
Vertraute
Ward ich und habe die Herzen in Zwang!

Mich fuͤhlt der wankende Greis, die abgelebte
Matrone,
Mich horcht der Juͤnglinge klopfendes Herz.
Das Maͤdchen fuͤrchtet den Pfeil! er rauſcht im
ſaphiſchen Thone
Laut, wie im Utziſchen Liede voll Scherz.


[188]Oden.

An Herrn Utz.




Aus ſeiner Acten-Schanze tief hervor
Lobt Gleim dich laut, lobt meine Lieder;
Nur ſein Verſtand iſt fuͤr uns lauter Ohr,
An ſeinem Herzen falln die Pfeile nieder

Die Amor dir, o Dichter! zugeſtellt,
In den Geſang ſie zu verſtecken;
Sie treffen oft das Herz der jungen Welt,
Sein Herz nur nicht, er weiß es zu bedecken.

Sein Schutzgeiſt mit dem diamantnem Schild
Iſt ihm getreuer als Selinden!
Den wuͤrde nicht ein menſchlich Venus Bild
In goldnem Wagen an dem Fenſter finden. (*)

[189]Drittes Buch.
Nur bey der Freundſchaft Hinkunft nimt der Geiſt
Den breiten Schutz von ſeinem Herzen
Gleim ward ganz Seele bey dem Nahmen Kleiſt,
Und wird ganz Herz bey einer Sapho Scherzen.

O du, ſein Utz! o wuͤrd ein Sonnenpferd
Vom groſſen Phoͤbus dir geliehen:
Du wuͤrdeſt ſchnell, als wie ſein Herz begehrt,
Mit Gratien und Muſen zu ihm fliehen.

Noch riß der Herbſt nicht allen Schmuck dahin
Komm! noch will ich die Blumen pfluͤcken;
So reißt das Gluͤck nach langem Eigenſinn
Itzt Lorbeern ab, mein Saitenſpiel zu ſchmuͤcken.

In meines Herbſtes Tagen laͤchelt mir
Zuruͤckgebliebner Jugend Freude
Frag deinen Freund, nichts anders ſagt er dir,
Als daß ich itzt Fuͤrſtinnen nicht beneide.


[190]Oden.

An die Chartenſpieler.



Miſcht immer eure Blaͤtter, ſpielet
Gedankenvoll, und hoffend fuͤhlet
Die Freuden des Gewinnes ganz;
Mein Geiſt, zu ſtoiſch und zu trocken,
Ließ nie die Charten ſich verlocken,
Und huͤpfte nie zu einem Tanz!

Zu ſteif den Fuß im Tact zu lenken,
Zu roh, beym Spiele was zu denken,
Blieb ich in beyden ungelehrt;
Ich kenne nicht der Blaͤtter Nahmen,
Weiß nicht, was Buben ſind und Damen,
Weiß nichts vom Blatt, dem Sieg gehoͤrt.

[191]Drittes Buch.
Nur Buͤcher hab ich liebgewonnen,
Darinn geleſen, nachgeſonnen,
Selbſt eins gemacht, ſo ſchlecht es war!
Nichts fragt ich da nach Spiel und Taͤnzen,
Ich las, wodurch ſich Helden craͤnzen,
Und traͤumte Schlachten und Gefahr!

Ich ging, auf ſelbſt gebauten Waͤllen,
Ließ ſich mein Volk in Ordnung ſtellen
Und that, als wie ein General;
Warf Schanzen auf, ſchoß Ziegelſtuͤcke,
Zog ſchlechterdings mich nicht zuruͤcke,
Sprach laut wenn ich den Sturm befahl!

War eine Veſtung eingenommen,
Dann ließ ich meine Voͤlker kommen
Drang tiefer ein in Feindes Land,
Marſchirte liſtig hin und wieder
Hieb viele tauſend Feinde nieder,
In allen Neſſeln die ich fand.

[192]Oden.
Da lagen dann die kleinen Leichen,
Gefaͤllt von meinen ſtarken Streichen,
Bey tauſenden geſtreckt vor mir;
Stolz dacht ich mich als Ueberwinder
Ich war ein Kind, und wie die Kinder
Thun gar zu oft im Alter wir!

O meine Phantaſie iſt heftig,
Schon dazumahl war ſie geſchaͤftig,
Als ich noch meine Heerde trieb;
Itzt aber ſieht ſie andre Schlachten
Denkt die, die ſich unſterblich machten,
Und den, der ſich unſterblich ſchrieb!
[figure]
[[193]]

Oden.

Viertes Buch.


N
[[194]][[195]]
[figure]

Die Freunde,
an Palemon, nach Herrn Gleims Abreiſe
aus Berlin.




O du! den mir mein Freund empfahl,
Gold iſt nicht meiner Neigung Goͤtze.
Ich rechne meiner Freunde Zahl,
So zaͤhl ich groͤßre Schaͤtze.

N 2
[196]Oden.
Mir unumtauſchbar iſt ein Freund!
Mir darf kein Prinz den Fleiß belohnen:
Nur Sulzer werde nie mein Feind;
Ihn gaͤb ich nicht um Cronen.

Und jenen, der mir aus Berlin
Mehr als Geſaͤnge noch entfuͤhrte,
Wuͤßt ich dem Zepter vorzuziehn,
Der eine Welt regierte.

Und dieſen, dem Apollo gab
Des Caͤſars Dichter nachzuahmen,
Den tauſcht mir keine Fuͤrſtin ab
Mit dem Durchlauchten Nahmen.

Auf keinen meiner Freunde laͤßt
Mein Herz den groſſen Anſpruch fahren.
Sie machen meines Lebens Reſt
Zu lauter Jubel-Jahren.

[197]Viertes Buch.
Und du! ſo ganz fuͤr meine Wahl
Geſchaffner Freund! vergoͤnne
Daß ich bey Buchholz und bey Stahl,
Dich als ein Kleinod nenne.

Sechs Freunde! Welch ein Koͤnigreich
Giebt ſeinem Herrſcher ſolch Vergnuͤgen?
Eliſabeth iſt mir nicht gleich
Wenn Ruſſen vor ihr liegen!

Sie wird gefuͤrchtet, nicht geliebt;
Geehrt, doch nicht um ihret willen.
Nein! um den Glanz, der Sie umgiebt
Und um die Purpur-Huͤllen!

Mir bleiben meine Freunde hold
Der Leyer wegen, die ich ſpiele;
Und weil ich minder fuͤr das Gold,
Als fuͤr die Freundſchaft fuͤhle.


[198]Oden.

Auf Palemons Fluͤgel.




Wo war ich, als mit tauſend Zungen
Die Goͤttin Harmonie im Fluͤgel mir geſungen!
Mein Ohr vernahm, mein Herz zerſchmolz.
Ihr Muſen! mit Apollens ganzer Staͤrke,
Thut eure Schweſter Wunderwerke
In dieſem ausgehoͤhlten Holz!

Ihr ſingt mit unbelebtem Thone
Von Helden in dem Streit, vom Koͤnig auf dem Throne,
Von Freundſchaft, Liebe, Kuß und Wein.
Das Ohr, der Witz bewundern eure Scherze;
Sie aber nimmt des Menſchen Herze,
Die ganze Seele nimmt ſie ein.

[199]Viertes Buch.
Jetzt thoͤnt ſie langſam; ſanfte Trauer
Dringt ſchmeichelnd in die Bruſt, und mich ergreift
ein Schauer,
Ein Gram, der Wolluſt bey ſich fuͤhrt.
Jetzt hebt ſie ſich. O! welch ein himmliſch Feuer
Empfind ich! So hat Orpheus Leyer
Mit zauberiſcher Kraft geruͤhrt.

Welch eine Majeſtaͤt! Wie praͤchtig
Iſt ihr Geraͤuſch! So wie entfernter Donner maͤchtig,
Und dennoch uns nicht furchtbar rollt.
Nun ſingt ſie lieblich, wie ihr Nachtigallen
Wenn ihr durch hohen Thon gefallen,
Durch Seufzer uns entzuͤcken wollt!

O Thonkunſt! ſchweſterliche Schoͤne
Der Muſe! welch ein Gott gab in die Erden-Soͤhne
Dich zu erfinden, den Verſtand?
Nein dich hat nicht der Menſchen Witz gebohren,
Du biſt (fuͤr Weiſe, nicht fuͤr Thoren:)
Von dem Olymp herabgeſandt!

N 4
[200]Oden.
Und du, fein ausgehoͤhlte Ceder,
Du Fluͤgel! zaubere, wann nah an dir ein Sproͤder
Und ein zu ſtolzes Maͤdchen, ſtehn.
Dann ſollſt du die verſchmaͤhte Liebe raͤchen.
Der Juͤngling ſoll durch Seufzer ſprechen,
Das Maͤdchen fort zu weinen gehn!


[201]Viertes Buch.

Vorbitte wegen eines Nußbaums
an Palemon.




Erheitre nicht des Garten-Hauſes Waͤnde,
Und faͤlle nicht, um einer Handbreit Raum,
Durch Eiſen und durch zwey gedungne Haͤnde,
Den ſchattigten Baum.

Selbſt der Prophet, der Ninivens Verderben
Hartnaͤckig foderte, ganz Menſchenfeind,
Hat einſt, geruͤhrt von einer Pflanze Sterben,
Den Kuͤrbis beweint.

Und du, ganz Menſchenfreund, du willſt die Hiebe
Im hohen Baum? auf deſſen Zweigen oft
Ein Vogel ſingt, der lockend, ſeiner Liebe
Befriedigung hofft?

N 5
[202]Oden.
Das willſt du nicht. Denn wann auf weichem Sitze
Du wie ein Fuͤrſt, in ſelbſt geſchaffner Ruh
Dich hier verbirgſt, dann decket vor der Hitze
Sein Schatten dich zu.

Er iſt ein Herzog im Bezirk des Gartens.
Die Pyramiden-Baͤume wuchſen nur
So durch die Kunſt. Er ſpottete des Wartens,
Ihn zog die Natur!

O welch ein Leib! mit was fuͤr ſtarken Gliedern
Verſah ſie ihn! So ſtand in Priams Stadt
Einſt Hector unter allen ſeinen Bruͤdern,
Von Kampfe nicht matt.

Dein Baum, der Held, ſteht, wann der Froſt dem Leben
Des Weinſtocks und des Pfirſich-Baumes droht,
Dann ſteht er von Pomonens Schutz umgeben,
Nicht fuͤrchtend den Tod.

[203]Viertes Buch.
Mit andern Trauben als der Weinſtock traͤget
Prangt er im Herbſt; und liefert ſeinem Herrn
Indem ein Holz ihn unbarmherzig ſchlaͤget
Den lieblichen Kern,

Gewachſen in dem Umfang harter Schalen.
So liegt im ſchlechten Coͤrper oft verſteckt
Ein Herz, nicht mit dem Glanze zu bezahlen
Der Mißgunſt erweckt.

So hart wie ſie, ſoll gegen fremde Luͤſte
Dein Maͤdchen ſeyn, fuͤr dich allein nur ſchoͤn.
Weyh ihr den Baum, und ſag einſt: du Gekuͤßte!
Dir ließ ich ihn ſtehn!


[204]Oden.

An Herrn Gleim.
Bey Beſteigung des Spiegelberges ohnweit
Halberſtadt.




Gieb mir die Hand! bald iſt der Berg erſtiegen;
Uns ſtuͤrzt der Wagen, wenn er hoͤher faͤhrt
Komm Freund! Das groͤſſere Vergnuͤgen
Iſt kleiner Muͤhe werth!

Wir ſchreiten fort. Die Dieſtel muß ſich beugen.
So bringt ein Weiſer, edel im Entſchluß
Die Schwierigkeiten, die ſich zeigen
Großmuͤthig unterm Fuß.

Mir klopft das Herz, bald hoͤrſt du ſeine Schlaͤge
Ich athme ſchwer. Freund, ob ich zaudern will
Fragſt du? — Steht denn auf ihrem Wege,
Die Tugend jemahls ſtill?

[205]Viertes Buch.
Nun ſtehn wir oben. Siehe doch, mein lieber!
Das oͤde Thal iſt noch nicht ohne Reiz;
Dem kleinen Goldbach (*) gegenuͤber
Sucht ſich der Heerde Geiz

Am Fuß des Berges noch die magern Halmen
Des Graſes, das im Fruͤhlings Ueberfluß
Dort gruͤnte. O, der ſinge Pſalmen
Der Brod nicht ſuchen muß!

Doch wenig Brod bey Freunden deines gleichen
Bey innrer Ruh, iſt lieblicher dem Gaum
Als Tafeln unzufriedner Reichen,
Als ihrer Freunde Traum.

Sieh doch, ein Voͤlckchen Huͤhner! ruhig lagen
Im hohen welkgewordnen Graſe ſie.
Flieht nicht vor uns, wir Dichter jagen
Den frommen Vogel nie,

[206]Oden.
Der ohne Lippe mit dem Schnabel kuͤſſen
Die Gattin kann, von gleichgeſchaffner Art.
Gott, den die Huͤgel hoͤren muͤſſen
Hat alles Fleiſch gepaart.

Auch dich erſchuf ſein Wille nicht zum Feinde
Der Maͤdchen, aber keines bindet dich;
Du liebeſt zaͤrtlich deine Freunde,
Als Freundin liebe mich!



[207]Viertes Buch.

An Palemon.




O Freund! was hilft, der Hoheit und des Geldes
Beſitzer ſeyn, in dieſer Welt,
Dem Sterblichen, der wie das Gras des Feldes
Hervorkoͤmmt, waͤchſet, welkt und niederfaͤllt?

Im Ueberfluß und im Geraͤuſch der Ehre
Bey Saitenſpiel und Taͤnzen ſeyn,
Reizt nicht das Auge; nichts nimmt das Gehoͤre
Und den ſonſt nimmer ſatten Buſen ein,

So bald von dem zerbrechlichen Gebaͤude
Ein Theil mit Schmerzen wird durchnagt.
Der kranke Menſch iſts, der zur lauten Freude
Zum Scherz und Lachen: du biſt Thorheit! ſagt.

[208]Oden.
Der Reiche wuͤhlt in ſeines Goldes Haufen:
Sein Abgott haucht nicht Leben ein.
Geſundheit oder Jahre noch zu kaufen
Dazu ſind beyde Welten viel zu klein.

Das kranke Maͤdchen fodert auf ihr Lager
Den Spiegel, zittert und erſchrickt
Wenn ſie auf ihrer Wange, blaß und mager
Des Todes drohende Geſtalt erblickt!

Den Juͤngling wirft, trotz der belebten Glieder,
Trotz ſeines Muths im Angeſicht,
Mit Rieſen-Arm ein Fieber ſchnell danieder.
Witz, Jugend, Staͤrke, alles half ihm nicht!

Der Weltbezwinger! (Nationen krochen
Im Staub und horchten ſein Geboth —)
Krank liegt er machtlos. O! ſein Blick gebrochen
Befiehlt nicht mehr. Im Auge ſitzt der Tod.

[209]Viertes Buch.
Der Weiſe, der vom Himmel, bis zur Erde
Vom Cederbaum zum kleinſten Kraut
Erkenntniß hat, fragt unter der Beſchwerde
Nicht, ob der Ruhm ihm Ehren-Saͤulen baut?

Der, dem ſein Schiff auf ungebahntem Meere
Viel Laſten Reichthums zugebracht,
Nimmt, wenn ſein Eigenthum ganz China waͤre
Nichts mit als nur die weiſſe Todten-Pracht.

Nichts folgt dem Groſſen, der in vollem Glanze
Beneidet von dem Poͤbel ſaß.
Dem Herrn des Gartens folgt kaum eine Pflanze,
Die irgend einer, der ihn nicht vergaß

Mit Thraͤnen feuchtet, aus der Erde reiſſet,
Sie auf des Freundes Grab verſetzt,
Und ewig ihre Blaͤtter gruͤnen heiſſet
Auf einem Staube, den er heilig ſchaͤtzt!

O
[210]Oden.
O! fand mein Sulzer in des Gartens Raume
Nicht der Cypreſſen junge Zucht?
Wird ſie auf jenem Grabe nicht zum Baume
Den oft ein Sohn, die Graͤber denkend ſucht?

Hinuͤber durch die hohe Sternen-Pforte
Der Ewigkeit, gieng er im Schlaf
Dein Vater, den mit ſeinem Vollmachts-Worte
Der Tod nicht ohne Zubereitung traf.

Du jung, begluͤckt und deinen Freunden wichtig
Sagſt zu den Guͤtern dieſer Welt:
Seyd mein Gebrauch; Ihr alle werdet nichtig
So bald des Lebens Vorhang niederfaͤllt.


[211]Viertes Buch.

An Palemon,
nach ihrer Zuruͤckkunft aus Halberſtadt.




Der du mit lachendem Auge,
Anſahſt den ſtuͤrzenden Flug
Zum Wagen, welcher mich eilig
Des Elbſtrohms Ufer enttrug.

Freund, wuͤſt’ ich die lyriſchen Thoͤne
Von Utz und Weißen geſpielt,
Dann wuͤrd im ſuͤſſem Geſange
Dir hoͤrbar, was ich gefuͤhlt,

Dort, bey dem Saͤnger, der feurig
Geſungen Schlachten und Sieg;
Bey dem, mit welchem ich huͤpfend
Den Berg der Muſen beſtieg.

O 2
[212]Oden.
In dreyßig laͤchelnden Tagen
War mein Geſchaͤfte die Luſt.
Sanft brauſend ſtroͤmten Geſaͤnge
Empor aus fuͤhlender Bruſt.

Ach! wie iſt alles vergaͤnglich!
O unerbittlich Geſchick!
Mit wiederkommenden Raͤdern,
Riß michs eilfertig zuruͤck!

So reißt von jedem Vergnuͤgen
Mich der ſtarkarmichte Feind,
An einem kuͤnftigen Tage,
Und Klagen redet der Freund!

Mein Leben, ſchneller als Raͤder,
Eilt an das wartende Grab;
Da ſenken dieſe Gebeine
Acht Maͤnner traurig hinab,

[213]Viertes Buch.
Und werfen hurtig ein jeder
Auf mich drey Haͤnde voll Staub.
Da lieg ich unter dem Huͤgel,
Der Wuͤrmer ruhiger Raub,

Bis zehen tauſend mahl tauſend
Hochfahrende Wagen daher
Gekommen mit dem Erwecker,
Und Gluth verſchlucket das Meer,

Und Himmel trotzende Berge
Staub werden, und die Natur
Aufhoͤrt den Wagen zu lenken,
Der ſchnell mit Tagen entfuhr!


O 3
[214]Oden.

An Palemon,
der Spaziergang auf dem Fuͤrſtenwall.




Zu nackend, Freund! muß noch die Linde bleiben
Die ganz ihr gruͤnes Kleid verlohr.
Rauh iſt der Fruͤhlings-Tag. Die kleinen Wurzeln treiben
Nicht junges Graß hervor.

Doch lieblich iſt der Luſtgang an der Elbe
Auf ihrer Oberflaͤche ſchwimmt
Die Sonne noch einmal, der an dem Luft-Gewoͤlbe
Gott ihren Lauf beſtimmt.

Ihr feyren bey dem erſten holden Blicke
Ein Feſt, die Knaben mit dem Ball
Die nicht beſorgt um Brod, und ihr zukuͤnftig Gluͤcke
Laut jauchzen auf dem Wall.

[215]Viertes Buch.
Dort ſtuͤtzt ein Mann, die lahmgebliebne Rechte
Und krumme Schenkel, an ein Holz.
Er ſchleicht und denkt ſich noch das ſchreckliche Gefechte
Und iſt auf Narben ſtolz.

O Freund! ein Weib traͤgt voller Eymer Laſten;
Sie ſteigt am Ufer auf, und keucht.
Ich leb im Ueberfluß, und ganze Tage faſten
Muß ſie; und ach! vielleicht

Fiel in der Schlacht ihr beſter Freund, und Kinder
Ein traurig Denkmahl! ließ er hier!
Nie macht die ſtille Nacht den Gram des Herzens minder
Er ſchlummert nicht in ihr!

Auch ich gieng einſt in abgetragner Huͤlle,
Und Kinder ſtammelten um Brod.
Mit Seufzern unterbrach ich naͤchtlich meine Stille
Und traͤumte Morgen-Noth.

O 4
[216]Oden.
Jetzt denk ich oft zehn Fruͤhlinge zuruͤcke,
Und ſtaune was mir wiederfaͤhrt
Mit vollem Herzen an; und eine Thraͤn im Blicke
Fraͤgt; Himmel bin ichs werth?


[217]Viertes Buch.

An Palemon,
an ihrem Geburtstage.




O Freund! auf ſtuͤrmiſchen Fluͤgeln
Hochheulend uͤber den Dohm (*)
Bringt der unfreundliche Nordwind
Mir meinen feſtlichen Tag.

Ich denk an ſtuͤrmende Sorgen;
Voruͤber brauſeten ſie.
So denkt der landende Schiffer
Im Hafen an den Orcan!

Mich fand der himmliſchen einer
Am Tage meiner Geburt
Bedeckt mit Huͤllen der Armuth.
Mitleidig ſah er mich an,

O 5
[218]Oden.
Und ſprach zum Vater der Menſchen:
Herr uͤber Leben und Gluͤck!
Gieb dieſe niedrig gebohrne
In meinen leitenden Schutz;

Sie liegt im Schooſſe des Kummers,
Tief decket ſchmaͤhliger Staub
Die Ernſtbefaltete Stirne
Von dir zum Denken gebaut!

Dein ſey ſie, ſagte zum Engel
Der alles ſchaffende Gott.
Da ward mir eine der Muſen
Und dieſe Leyer gebracht,

Auf der ich feſtliche Hymnen
Des Helden Friedrichs Lob,
Die Tugend, heilige Freundſchaft
Und ſanfte Liebe geſpielt!

[219]Viertes Buch.
Du hoͤreſt meine Geſaͤnge:
O Freund! ich ſinge noch heut
Dem, der von Menſchen Gehorſam,
Und Hecatomben nicht, heiſcht.

Ich komm’ und trage den Winter
Zum Trotz, auf klopfender Bruſt
Den Strauß von gruͤnenden Lorbeeren;
Zwo Maͤdchen wanden ihn mir!

Du aber rufe den Diener
Geſchaͤftger ſahe Horaz
Nicht den einſchenkenden Knaben
Mit Becherreichender Hand.

Ruf ihn. Er bringe die Flaſche
Voll von zehnjaͤhrigem Wein
Gereift im Lande, das Frieden
Fleht, von Brittanniens Thron.

[220]Oden.
Er kraͤnzt den Becher mit Blumen
Geraubt der armen Natur.
Genannt wird Tyrſis und Sulzer,
Und wer dich kennet und liebt.

[figure]
[221]Viertes Buch.

An Herrn Gleim,
am Tage der Geburt eines Menſchenfreundes.




Laͤßt die Natur aus ihrer Hand
Erobrer gehn, o dann bebt ſchauervoll die Erde
Erwartend, daß auf manches Land
Tod und Verwuͤſtung kommen werde!

Wenn ein zukuͤnftiger Tyrann
Grimm aus dem Auge weint, das kaum ſich aufgeſchloſſen
Dann ſehen Engel weinend an
Der Hoͤlle jungen Bundsgenoſſen.

Der Sonnen Antlitz wird entfaͤrbt
Wenn ſie den Heuchler ſieht, dem Gift im Blute ſchleichet
Der kuͤnftig mit dem Hauch verderbt,
Wenn er als Freund die Haͤnde reichet.

[222]Oden.
Bey der Geburt des Wuchrers lacht
Der Geiz, und ſchreckt mit Hohn die Wolluſt von der
Wiege
Und giebt mit ſchielen Blicken acht
Wo Gold fuͤr ſeine Haͤnde liege?

Den Dummkopf druͤckt die Traͤgheit an
Mit weichem Arm und ſpricht bey ſeiner erſten
Thraͤne:
Sey ruhig werd ein fetter Mann,
Und uͤber Gluͤck und Ungluͤck gaͤhne!

Der Neidiſche kommt auf die Welt
Mit Blicken um ſich her als wollt er trotzig wiſſen:
Warums der Mutter noch gefaͤllt
Den Vater mehr als ihn zu kuͤſſen!

O Muſe, frag die Gottheit nicht
Warum ſie alle die herab zur Erde ſchickte
Nein ſinge nur: Wem Sonnen-Licht
Der Tugend, aus den Augen blickte!

[223]Viertes Buch.
Die Luft ward harten Eiſes Zwang,
Der Winter ſchickte ſich dem Fruͤhling auszuwei-
chen,
Da Spiegel der Natur entdrang
Um ihr an Guͤtigkeit zu gleichen!

Ganz ſanft war er gemacht von ihr,
Sein Schutzgeiſt laͤchelte lobſprechendes Vergnuͤgen
Er ſahe beſſer noch, als wir
Den Menſchen Freund in allen Zuͤgen!

So wie er iſt, ließ ihn hervor
Die froͤliche Natur aus ihren Meiſter Haͤnden
Und ſagte: ſein gefaͤllig Ohr
Wird ſich zur Freundes Muſe wenden.

O Gleim ward nicht dein Saͤytenſpiel
Beſpannet vom Apoll im Kriegerdampf verloh-
ren,
So werde Lied, ſo ſey Gefuͤhl
Am Tage welcher ihn gebohren!

[224]Oden.
Was hoͤr ich? ſuͤſſer Saiten-Klang
Dringt in mein Herze tief, vom Himmel wird ge-
rufen:
”Das Gluͤck begleitet Spiegels Gang,
”Bis auf des Alters hoͤchſte Stuffen.
[figure]
[225]Viertes Buch.

Der Schlaf,
an Herrn Gleim, als er ſagte, daß er immer
gut ſchliefe, und ſie gebethen wurde, dem
Schlaf ein Lied zu ſingen.




Die ſtille Nacht ſtreut ihre Schlummerkoͤrner
Auf den, der mit dem Pfluge zog,
Und in ein krummes Joch, trotz ſtolz gewachſner Hoͤrner
Des Stieres Nacken bog!

Der Wanderer wirſt ſeine muͤden Glieder
Auf unbepfuͤhlte Lagerſtatt;
Und ruhet koͤniglich, wenn auf ihn ſein Gefieder
Der Schlaf verbreitet hat.

P
[226]Oden.
Freund, von Olymp verſenden ihn die Goͤtter
Sie wachen uͤber ihre Welt,
Wenn er ſo ſanft herab, wie weiche Roſenblaͤtter
Auf deine Augen faͤllt.

Er traͤufelt Balſam in die Seele nieder,
Die ganz des Tages Laſt gefuͤhlt.
So wird das welke Graß nach heiſſer Sonne wieder
Vom Abendthau gekuͤhlt!

O er beſucht mit Traͤumen kuͤnftger Erndte
Den, welcher Weitzen ausgeklopft;
Und flieht den reichen Mann der kuͤnſtlich ſchwelgen lernte,
Und Speiſ’ auf Speiſe ſtopft!

Er flattert von dem Auge des Gecroͤnten,
Der, an das Kriegesſchild geſtuͤtzt,
Da ſtehet, und ſein Land vor dem unausgeſoͤhnten
Ergrimmten Feinde ſchuͤtzt!

[227]Viertes Buch.
Der Geitzige verwachet ſich zur Strafe
Und fuͤrchtet ſeines Goͤtzen Raub
Der weiſe Monadiſt entreiſſet ſich dem Schlafe
Und theilet Sonnenſtaub.

Von dir, o Freund, iſt nie der Schlaf gewichen
Als wenn du haſt nach Mitternacht
Voll Patrioten-Ernſt den groͤſten Held verglichen
Mit Herculs Kaͤmpfer-Macht.

Noch ſchlummerſt du gleich zaͤrtlichen Entzuͤckten
In ſanfter Ruh; ſo, wie zur Zeit,
Da Liebes-Goͤtter dich mit Veilchen, die ſie pfluͤckten,
Geworfen und beſtreut;

Und Phoͤbus dir von dem Parnaß hernieder
Drey Muſen an die Wiege gab!
Sie ſangen dich in Schlaf, und wehrten dir durch Lieder
Den ſchweren Traum-Gott ab!


[228]Oden.

An Palemon,
als Herr Oeſer das Bild der Dichterin
entworfen hatte.




O Freund! Der Mahler? Gefunden
Hat er im Auge mein Herz.
Er fand mit ſpaͤhendem Blicke
Den Geiſt, und zeichnete ihn.

Die ſanft empfindende Seele
Entwarf ſein Pinſel, und nicht
Den Mund, die Wange, das Laͤcheln
Dir ohne Reize bekannt!

O dies zu ſchoͤne Gemaͤhlde
Seh ich und kenne das Bild
Von der unſterblichen Freundin
Die in mir denket, und fuͤhlt.

[229]Viertes Buch.
Mir von den Goͤttern geſendet
Ward ſie, und lange verkannt
Rief ihr aufſtrebender Hunger
Nicht Brod, nein Freunde fuͤr ſich.

Gefunden hab ich euch endlich
Ihr von der Seele gewuͤnſcht.
Wer ihre Freude will kennen,
Der komm und ſehe mein Bild!

Sie ſitzt in ſchoͤnſtem Erſtaunen
Und denkt nicht Ehre, nicht Gold;
Freund! ihre Goͤtter auf Erden
Denkt ſie, und denket auch dich!

Da wo die Muſen und Weisheit
Dir laͤcheln, ſtelle ſie hin;
Und nenn’ einſt deiner Geliebten,
Die auf der Schulter dir liegt,

P 3
[230]Oden.
Nenn ihr den zaubernden Kuͤnſtler
Und ſprich: Das ſingende Weib
War arm an aͤuſſerer Reizung
Und reich an ſuͤſſem Gefuͤhl;

Mit zart geſchaffenem Herzen
Ward ſie einſt Sapho genannt;
Ihr waren Muſen gefaͤllig,
Und ſie war Freunden getreu.


[231]Viertes Buch.

An
den Herrn Muſic-Director Rolle,

uͤber die Cantate des Friedens-Feſtes.




Die Muſen alle ſind zu wenig
Ein Lied zu ſingen ſo voll Pracht!
Dein: Jauchzet Gott, denn er iſt Koͤnig!
Drang tief in mich mit Gottes Macht.

Im Tempel horchten alle Frommen.
Der ganze Himmel, dachten ſie,
Rauſcht itzt, und wird hernieder kommen,
Mit Majeſtaͤt und Harmonie!

P 4
[232]Oden.
Entzuͤckung fuͤhlten alle Seelen,
Als naͤhm ein ſaͤuſelnder Zephyr
Das ſchoͤnſte Lied von Philomelen
In ſeinen Mund, und braͤcht es dir.

Und du mit zaubriſchen Verbreiten
Belebeteſt im Augenblick
Das Lied auf mehr als tauſend Saiten
Und ſaͤngſt es in den Hayn zuruͤck!


[233]Viertes Buch.

An Palemon,
zu ſeinem Geburtstage.




O du! den die Natur zuſammen ſetzte
Von Zaͤrtlichkeit und von Verſtand
Dir laͤchle dieſer Tag, der vormahls ſich ergoͤtzte
Als er dich anzublicken fand.

Er kommt geſchmuͤckt mit goldnem Sonnenkleide,
Iſt lauter Blumen-Cranz, und ſieht
Dein Antlitz weggewandt von einer Welt voll Freude
Und fragt dich, wo dein Fruͤhling bluͤht?

Dort an der Spree, wo ſanft getriebne Wellen
Still und verſchwiegen ſind wie du
Bluͤht jugendlich dein Lenz und volle Roſen ſchwellen
Auf Lippen deinen Wuͤnſchen zu.

P 5
[234]Oden.
Dort wandelt ſie, zu der du hingeriſſen
Von ewig ſtarken Banden flogſt,
Und alle die das Herz ſonſt auszuforſchen wiſſen
Mit unbeflammtem Blick belogſt.

Die Liebe ſaß verdeckt in deiner Seele,
Und, Freund! bey ihr beſchwoͤr ich dich
Wie man Empfindungen tief in der Bruſt verheele
Dies nachzuahmen, lehre mich!

Auch lehr ein Gott mich deine Liebe ſingen
Wenn Mond und Sterne niederſehn,
Wenn Hymen uͤber dir wird ſeine Fackel ſchwingen,
Und Abend-Luͤfte Kuͤhlung wehn.


[235]Viertes Buch.

An Denſelben.



Freund! zuͤrne mit einem ſtillzankendem Blick.
Am Tage deiner Geburt
Die Leyer voll dumpfichter Thoͤne zuruͤck
Und horch die Stimme der Braut.

Sie mahlte, die Feder in Flammen getaucht
Ihr ſonſt verſchwiegen Gefuͤhl
Gluth wird vom redenden Blatte gehaucht
In dein eroͤfnetes Herz.

Du hoͤreſt Geraͤuſche! — So fluͤſtert umher
Durch Palmen-Baͤume der Weſt;
So murmelt der Bienen fortſchwaͤrmendes Heer,
So rauſcht durch Blumen ein Bach.

[236]Oden.
Sie ſandte Gedanken zu tauſenden dir
Und jeder wurde zu Mund.
Vor einem Wunſche geſeufzet von ihr
Staunt meine Muſe zuruck.


[237]Viertes Buch.

Eine kranke Braut
an ihren Geliebten.



O du! an den ich taͤglich eine Menge
Klagvoller Seufzer abgeſandt,
Miß mein Gefuͤhl nicht nach des Briefes Laͤnge,
Ihn ſchrieb die zitternde Hand.

Des Fiebers Gluth, empor ins Haupt geſtiegen,
Fraß den Gedanken, ehe er ſich
Entwickelte, da wo Gedanken liegen
In der Empfindung fuͤr dich!

So ſengt in heiſſen unbewoͤlkten Tagen
Die Mittags-Sonne Blumen ab,
Die halb verhuͤllt noch in der Knofpe lagen.
So fliehen Blaͤtter herab

[238]Oden.
Vom Lindenbaum, wenn vor den Ungewittern,
Der losgelaßne Sturm ihn ſchwenkt,
Und einen Gott mit unterdruͤcktem Zittern
Der Suͤnder fuͤhlet und denkt.

O du Geliebter! ahnde nicht mein Schweigen;
Gezwungne Suͤnden raͤche nicht!
Gieb mir, gieb mir oft deiner Liebe Zeugen.
Das harte Siegel zerbricht

Von meinem Kuß, der heftig aufgedruͤcket
Von Lippen wird, die geizig dich
Erwarten, Freund! wie werd ich dann entzuͤcket!
An deine heften ſie ſich;

Und redneriſch wird unter tauſend Kuͤſſen
Mein Herz, mit Wolluſt vollgetraͤnkt,
Dir ſuͤſſe Nahmen herzuſtammeln wiſſen,
Die Sapho ſelber nicht denkt.


[239]Viertes Buch.

Klagelied
uͤber den Tod eines Canarien-Vogels.




Du Saͤnger, aus dem Lande
Das feinen Zucker zeugt,
Erſtarrt liegſt du im Sande,
Und deine Kehle ſchweigt!

Dir klopfte viele Tage
Mit ungeſtuͤmem Schmerz
Und wiederhohltem Schlage
Der Tod ans kleine Herz!

In tiefer Todes-Stille
Befand dein Haͤuschen ſich,
Daß, auch der kleinſte Wille,
Zum Singen dir entwich.

[240]Oden.
Mit klaͤglichem Geſchreye
Im andern Bauer rief
Dich deines Freundes Treue,
Wenn fruͤh noch alles ſchlief.

Du ſtarbſt, geliebter Kleiner,
Von deiner Frau beklagt!
Da von den Voͤgeln keiner
Nach deinem Grabe fragt,

Da weint ſie bittre Zaͤhren,
Zu koſtbar, Vogel, dir!
Wenn Wuͤrmer mich verzehren,
Weint ſie auch uͤber mir.

Auf meine Aſche nieder
Weint meiner Freunde Leid;
Sie klagen meine Lieder
Mein Herz voll Zaͤrtlichkeit.

[241]Viertes Buch.
Ich ſinge, wie du ſangeſt
Nach taͤglichem Gebrauch,
Und was du itzt erlangeſt,
Erlang ich kuͤnftig auch.

Den Staub auf dich gebreitet,
Wirft man auch uͤber mich,
Mein Grab, mehr ausgeweitet
Als deines, oͤfnet ſich

Den Coͤrper zu empfangen,
Den jetzt ein Geiſt belebt,
Der ſehnlich mit Verlangen,
In mir nach Ruhe ſtrebt.

Bey deiner Koͤrner Eſſen
Und Waſſer, huͤpfteſt du;
Viel wird mir zugemeſſen:
Ich fordre mehr dazu.

Q
[242]Oden.
Das Gluͤck, das ich ſchon habe,
Iſt meinem Geiſt zu klein.
Fuͤr ihn muß uͤberm Grabe
Mehr Gluͤck, mehr Ruhe ſeyn.


[243]Viertes Buch.

Lied der Froͤlichkeit




Den Muſen hold und treu
Heiß ich den Gram vorbey
Vor meinem Herzen fliehn
Hin nach dem ſtolzen Wien!
Da toͤdt er jede Luſt
In boͤſer Raͤthe Bruſt;
Und den, der andrer Gluͤck
Beſieht mit finſtern Blick,
Und den, der Geld bewacht,
Den quaͤl er Tag und Nacht!

Q 2
[244]Oden.
Die Furcht, die Traurigkeit,
Den Kummer um die Zeit,
Die morgen kommen ſoll,
Vertreib du mir, Apoll!
Mir gieb dein Saitenſpiel
Den Freunden gieb Gefuͤhl
Der klugen Welt Gehoͤr;
Dann heiſch ich mir nichts mehr
Als naͤchtlich ſanfte Ruh (*)
Vom Vater Zevs dazu.

Mein iſt kein Winkel Land
Und keine Traubenwand;
Des Hagels Schlag zerbricht
Mir Baum und Weinſtock nicht;
Vor meinen Thoren rollt
Kein Wagen, der auf Gold
[245]Viertes Buch.
Und abgeſtiegne Pracht
Den Poͤbel gaffen macht;
Auch ſteiget in mein Haus
Kein falſcher Freund daraus.

Du Bruder von dem May
Becraͤnzter Monath ſey
Mit deinen Roſen mein
Streu ſie um unſern Wein!
Die juͤngſten, die du haſt
Gieb mir fuͤr Wirth (*) und Gaſt (**)
Becraͤnzet ſey ihr Haupt
Ihr Becher ſey belaubt,
Mit Epheu, der verliebt
Den nahen Baum umgiebt!

Q 3
[246]Oden.
Hier find uns noch der Mond,
Und wenn ſein Creyß bewohnt,
In ſeiner groͤßten Stadt
Auch Muſenkinder hat;
So laden wir ſie ein,
Sie ſollen Zeugen ſeyn:
Wir trinken Friedrichs Sieg
Das Ende von dem Krieg,
Und wollen, daß Apoll
Selbſt mit uns trinken ſoll!


[247]Viertes Buch.

Klagen einer Braut
an ihre Nachtigall.




Du Saͤngerin geheimer Klagen,
Geliebte Nachtigall! du ſingſt;
Ach, laß dir meinen Kummer ſagen,
Daß du ihn in Geſaͤnge bringſt!

Ach, klage den, der mir entzogen
Mit allen meinen Freuden iſt!
Dein Liebling iſt dir auch entflogen,
Um welchen du ſo traurig biſt!

Mein Liebling, den ich ſiebzehn Erndten
Gekannt, gewuͤnſcht, gehofft, geliebt,
Ach, der iſt unter den Entfernten
Da, wo Gefahr das Zelt umgiebt!

Q 4
[248]Oden.
Wo gegenuͤber Feinde wohnen,
Und wo der fuͤrchterliche Tod,
Mit ſtarkem Donner der Canonen,
Dem Gluͤcke meines Lebens droht!

Du kluger Vogel! ſiehſt zu weilen
Mich traurig an, als wollt in dir
Dein Herz den Kummer mit mir theilen;
O fuͤhl ihn doch, und ſinge mir!

Sieh, was auf meiner blaſſen Wange
Die Thraͤne der Empfindung ſpricht:
”So klagt im traurigſten Geſange,
”Ein Dichter bey den Graͤbern nicht!

Ich weine nicht des Freundes Zaͤhre,
Ich aͤchze Klagen einer Braut,
Die, wenn ihr Freund gefallen waͤre,
Den Graͤbern ihren Schmerz vertraut.

[249]Viertes Buch.
Den ganzen Tag hoͤr’ ich das Knallen
Des Treffens, und mein Traum bey Nacht
Zeigt mir die Menſchen, wie ſie fallen,
So faͤllt mein Treuſter in der Schlacht!

O! da ſinkt neben ſeiner Leiche
Die zaͤrtliche verlaßne Braut!
”Krieg, toͤdte mich mit einem Streiche!
So ſtoͤhnt ihr letzter Seufzer laut.

Sie ſtirbt, doch nein, ſie wacht mit Schrecken
Vom ſchweren Traum zu klagen auf;
Gram ſchlaͤft in ihr, Gram kommt ſie wecken;
So aͤngſtlich iſt ihr Lebenslauf!

Du Vogel hilf ihr klagend ſingen!
Miſch in die Thoͤne Wehmuth ein;
Wird mir mein Gluͤck der Friede bringen,
Dann ſoll dein Lied frohlockend ſeyn!


[250]Oden.

Klagen
eines ungluͤcklichen Verliebten.



Flieht ihr Freuden, weicht ihr Scherze,
Du Geſellſchaft, Saitenſpiel und Tanz;
Nichts ergoͤtzt mein traurig Herze,
Weiche, beſte Welt, mit deinem Glanz!
Ewig will ich klagen
Und von meinen Tagen
Soll nicht einer aufgeheitert ſeyn.
Ach ich will fuͤr nichts empfinden,
Als fuͤr meine Pein!

In den wildeſten Gebuͤſchen
Will ich mit verſcheuchten Hirſchen gehn,
Und wo giftge Schlangen ziſchen
Will ich ſtolz den Tod erwartend ſtehn!
[251]Viertes Buch.
Einſam will ich irren
Melancholiſch girren
Wie des Turteltaͤubchens Gatte thut;
Dem der Habicht ſein Vergnuͤgen
Nahm, mit Raͤuberwuth

Da, wo nie ein Thau gefallen,
Wo noch nie ein Maͤdchen ward gekuͤßt,
Wo kein Lied der Nachtigallen,
Und kein Schaͤfer-Rohr zu hoͤren iſt,
Da, wo mitternaͤchtig
Schwarz und ſchroͤcklich praͤchtig
Nur die Furcht ihr ewig Wohnhaus hat,
In der Wuͤſte will ich taumeln,
Meines Lebens ſatt.


[252]Oden.

Sapho an Amor.



Sohn Cytherens, kleiner Weltbezwinger!
Welch ein Schmerz durchtobte deinen Finger
Von dem Stich der Honigtraͤgerin!
O empfind ihn noch, wie Schlangenbiſſe
Und dann denke, was ich leiden muͤſſe,
Da ich wund von deinem Pfeile bin!

Nicht im Finger, nicht in weichen Backen,
Oder in dem hartgenervten Nacken,
Nein im Herzen fuͤhl ich deinen Schuß!
Ach du haſt den Pfeil mit Gift beſtrichen,
Tauſend Pfeile fuͤhl ich in den Stichen,
Welche machen, daß ich ſeufzen muß!

[253]Viertes Buch.
Habe Mitleid! Nimm itzt deinen Koͤcher,
Goͤttern ziemet ja das Amt der Raͤcher
Und dein Bogen iſt zur Rache ſtark!
Eile, raͤche mich! ach! Amor eile
Nicht allein die Spitze von dem Pfeile,
Gluth in mir verzehret Blut und Mark!

Jener Phaon mit den feuervollen
Schwarzen Augen, die mich toͤdten wollen
Und mit einem Munde roſenweich,
Findet Wolluſt in der Kunſt zu quaͤlen.
Zwoͤlf betruͤbte Tage muß ich zaͤhlen
Jeder iſt den Erndte-Tagen gleich.

O du kennſt die Thaͤler, wo er gehet,
Dort, wo deiner Mutter Bildniß ſtehet
In dem Palmen-Hayn, da wandelt er!
Such ihn unter dickbelaubten Eichen,
Und will er zu Roſenhecken weichen,
Flattre um ihn, wie ein Vogel her.

[254]Oden.
Hurtig iſt er, gleich den jungen Rehen!
Aber bleibt er an dem Waſſer ſtehen,
Wo der weiche Klee am Ufer gruͤnt;
Dann erinnre dich, was ich gelitten,
Spann den Bogen faß ihn in der Mitten,
Triff die Stelle, die den Pfeil verdient!

In ſein Herz, noch kaͤlter als die Schollen,
Die dem Blick der Sonne trotzen wollen,
Amor, in ſein Herze ziele du.
Dann wird ihm die tiefe Wunde ſchmerzen,
Und er eilt mit halb zerſchmolznem Herzen
Reue fuͤhlend meinen Armen zu.


[[255]]

Vermiſchte Gedichte.

Erſtes Buch.


[[256]][[257]]
[figure]

An den Prinzen von Preuſſen,
als von dem Nutzen der Geſchichte geſprochen
wurde.



Prinz! die Geſchichte mahlt den Menſchen
und den Held,
Den Koͤnig und die Unterthanen;
Sie lehret dich von Rom, wie unter ſeine Fahnen
Es niederwarf die ganze Welt;
R
[258]Vermiſchte Gedichte.
Sie zeigt dir Griechenland die Siegerhand erheben
Und nachbarlichem Volk als Herr Geſetze geben;
Bald aber wiederum durch niedern Geiz empoͤrt
Von eignem Volk bekrieget und zerſtoͤrt;
Und endlich ſieheſt du Rom von dem Throne werfen,
Ganz Griechenland zerriſſen ſeyn;
Du ſiehſt der Dinge Wechſel ein,
Um den Verſtand in dir zu ſchaͤrfen.

Stolz, Herrſchſucht, Ehrgeiz, Tyranney,
War Urſach von der Thronen Falle.
Daß Pyrrhus groß geweſen ſey,
Beweiſen ſeine Thaten alle:
Jedoch, um groͤſſer noch zu ſeyn,
Zog er vor eine Stadt, ſprang uͤber ihre Mauer,
Aus Ruhmſucht ward ihm nicht des Wuͤrgens Arbeit ſauer;
Von einem Dache flog ein Stein,
Dem Menſchen-Wuͤrger ins Genicke,
Aus runzlichter verdorrter Weiberhand;
Er fiel, und ſtarb, verſpottet von dem Gluͤcke!

[259]Erſtes Buch.
Du aber Hoffnung fuͤr das Land,
Sey deines Volkes Luſt, die Zierde deines Sitzes!
Und wenn dein Nachbar dirs vergoͤnnt;
So fuͤhr ein friedlich Regiment,
Das majeſtaͤtiſch iſt, ohn die Gewalt des Blitzes,
Der um den Koͤnig her im Felde ſchrecklich faͤhrt,
Wenn er mit hunderten ſich gegen tauſend wehrt!


R 2
[260]Vermiſchte Gedichte.

Klagen und Bitte,
dem Koͤniglichen Feldherrn Herzog Fer-
dinand geſungen auf dem Schutt des
Gotteshauſes zu Elbingerode
am Harz.




Held! der in tapfrer Hand verdeckte Keile traͤgt,
Biß ſchlangenfoͤrmig hin und wieder
Sein Blitz die Luft durchfaͤhrt, und ſchnell zur Erde nieder
Des ſtolzen Frankreichs Fahnen ſchlaͤgt.

O Sieger! heiß Dein Heer, heiß Deinen Donner
ſchweigen,
Nur einen Augenblick verweil und merk auf mich;
Und, unter friſchen Lorbeerzweigen
Zu mir herunter neige ſich
[261]Erſtes Buch.
Dein offnes Ohr, und hoͤre Klagen!
Auf einem Schutte ſing ich Dir,
Unaufgeraͤumt, unabgetragen;
Ein Tempel Gottes war er einſt.
O Du, der Du nach jedem Siege
Die Thraͤne der Erbarmung weinſt,
Und menſchlich fuͤhlſt im wilden Kriege;
Empfinde dieſer kleinen Stadt
Zu ſchwer gewordnen Gram, und hoͤre
Mich, wegen unſers Gottes Ehre,
Der praͤchtig hier gewohnet hat,
Als von den Umfang hoher Buͤhnen
Sein Lobgeſang erſcholl, und feſtlich am Altar
Der ganz mit Gold bezogen war,
Die Prieſter ſtanden, dem zu dienen
Der Deine groſſe Seele liebt,
Und in die Flucht vor Dir, des Feindes Haufen giebt!

In ſeinem Namen darf ich kuͤhn Dein Herz beſchwoͤren
Bis es auf dieſen Aſchenhuͤgel blickt,
R 3
[262]Vermiſchte Gedichte.
Der uͤbrig blieb, als Glut das Heiligthum verzehren
In einer Stunde kam (*) und bey dem Schutt gebuͤckt
Der arme Buͤrgerſtand, den itzt der Krieg erdruͤckt;
Nichts blieb ihm uͤbrig, als nur ſchlecht bedecktes Leben,
Nicht moͤglich iſt ihm aus dem Staub
Das Gotteshaus empor zu heben;
Sein Brod, von ſchwerem Fleiß ihm vor den Mund
gegeben,
Ward oft des ſchnell zuruͤck gekommnen Feindes Raub,
Der auch den allerletzten Biſſen
Mit Drohung, und mit Fluch ihm aus der Hand
geriſſen,
Und taub bey ſeinen Klagen blieb,
Ganz ohne menſchliches Gefuͤhle,
Nur Spott mit ſeinen Thraͤnen trieb,
Und drohend nannte den Bellisle,
Den vormals mit getreuer Hand
Die Stadt gefangen nahm, und zu Georgens Fuͤſſen
[263]Erſtes Buch.
Als Krieges-Opfer ihn geſandt: (**)
Dis wollt er nun zu raͤchen wiſſen,
Drum hat er ſeinen Blick in jene Zeit gewandt,
Und grimmiger gehaͤuft der armen Buͤrger Plagen,
Die, ganz betaͤubt von Gram, des Feindes Trotz und
Spott,
Dem hoͤchſten Richter, ihrem Gott,
In einem Bretterhauſe klagen.

O Held, o Menſchenfreund! wenn in des
Winters Tagen
Vom Harzgebuͤrg die rauhe Luft
Herabſtuͤrmt an die duͤnnen Waͤnde,
Dann zittern dieſes Volkes Haͤnde,
Das hier verſammlet iſt, und laut zum Himmel ruft:
Laß Dich bewegen ſeine Zaͤhre,
Und gieb nur einen Wink, ſo wird bey Deinem Heere
R 4
[264]Vermiſchte Gedichte.
Geſammlet zu dem Bau, daß er von ſtatten geh.
Der edelmuͤthige und gut geherzte Britte
Giebt reichlich, wird belohnt von Gott, der auf der
See
Die Flotten Albions heißt unumſchraͤnkt regieren,
Und ihre Feinde ſchreckt, daß ſie den Muth ver-
lieren,
Und Inſuln giebt in ihre Hand.

Herr! durch das Laͤcheln Deiner Blicke,
Wird jedes Herz mir zugewandt.
Mein iſt die Wohlthat, mein das Gluͤcke,
Das den Bedraͤngten wiederfaͤhrt,
Und meine Seele weinet Freuden,
Wenn Deine Fuͤrſtenhuld der armen Stadt gewaͤhrt
Ihr Bethhaus beſſer einzukleiden,
Und Glocken auf den Thurn zu ziehn.

O tauſend Herzen werden gluͤhn,
Fuͤr Dich Geluͤbde thun, ſich uͤber Dich ergoͤtzen;
[265]Erſtes Buch.
Und tief in ertzne Tafeln aͤtzen
Wird ihre Pflicht mit Kuͤnſtler Hand:
”Der Feldherr Friederichs, der groſſe Ferdinand
”Ließ dieſen Altar baun, und dieſe Pfeiler ſetzen.


R 5
[266]Vermiſchte Gedichte.

Erinnerung und Fragen
an die Koͤnigin.




Vergieb, o Koͤnigin! Mein Herz entſchlieſſet ſich,
Kommt vor Dein Angeſicht getreten,
Verſchlinget Deinen Blick, wird kuͤhn und fraget Dich:
Hat ſchon Dein groſſes Herz fuͤr mich,
Den Bruder und den Held gebethen? (*)
Haſt Du mein Lied an Ferdinand
In Deinen Brief gehuͤllt, und alſo fortgeſandt?
[267]Erſtes Buch.
Darf ich der armen Bergſtadt ſagen,
Daß Deine Seele, Koͤnigin!
Geruͤhret ſey von ihren Klagen?
Verzeyhſt Du mir, daß ich verwegen bin,
Halb ungeduldig Dich zu fragen?

Ach ſiehe doch, der Herbſt entflieht mit kuͤrzern
Tagen
Allzugeſchwind, und bald verhuͤllt
Die Sonne ſich, mit kalter Wolke!
Wenn denn der rauhe Nord vom Harzgebuͤrge bruͤllt;
Dann machet er dem armen Volke
Das in dem Bretterhauſe ſitzt,
Die Glieder kalt und ſtarr, daß frommer Andacht
Feuer
Kaum noch des Hoͤrers Herz erhitzt.

Frau, ich beſchwoͤre Dich bey allem, was Dir theuer
In Deines Herzens Augen jemals war!
[268]Vermiſchte Gedichte.
Bey Friedrichs Leben! bey dem Leben
Des Prinzen, der nach Ruhm zu ſtreben,
Nicht achtet Kugeln und Gefahr!
Und bey dem Frieden, den das Jahr
Das wir erwarten mit ſich bringet!
Bey jeder Heidenthat, die Deinem Ferdinand
Wenn er ſie unternimmt, gelinget!
Verſchaffe, daß von ſeiner Hand
Das Haus gebauet wird zu unſers Gottes Preiſe!
Es bringt dem Helden groͤſſern Ruhm,
Als wenn ein Sieg ihn ſchmuͤckt mit friſchem Lorbeerreiſe.
Dein Bildniß ſoll das Heiligthum
An einem hohen Pfeiler ſchmuͤcken;
Und wenn die Kinder einſt neugierig es beblicken,
Denn lobt der Mutter Mund noch Ferdinandens That,
Und ruͤhmt die Koͤnigin, die ihren Bruder bath.


[269]Erſtes Buch.

Vorbitte fuͤr einer armen Witwe
an das Dohmcapitul zu Halberſtadt.



Seyd mir gegruͤßt, ihr Herren von dem Dohm!

Ehrwuͤrdiger, als ehedem zu Rom,

Der Conſul und Senat die Voͤlker auszuruͤſten

Ins Capitol geeilt, um Nachbarn zu verwuͤſten;

Seyd mir geſegneter, als Herren zu Paris,

Die Ludewig verſammlen ließ,

Im groſſen Parlament, um alles Volk zu ſchaͤtzen,

Den Krieg mit Nachdruck fortzuſetzen;

Heil ſey euch! mehr, als in dem kalten Norden

Den Staͤnden, die gemacht, daß Friedrichs naher Freund

In ſeiner Schweſter Arm, ein Feind

Trotz ſeines Herzens iſt geworden;

[270]Vermiſchte Gedichte.
Ich gruͤß euch mit dem beſten Gruß,

Der einem Menſchen-Freund gebuͤhret;

Und meine Muſe bringt vor euch ein Weib gefuͤhret,

Vom Grabe hergewankt, worauf ſie weinen muß.

Ihr Mann war euer Syndicus!

Er ſtarb im Sommer ſeiner Jahre,

Noch langes Leben ſah’ aus ſeinem Angeſicht;

Ihn brach der Tod, wie Sturm die g’rade Tanne bricht,

Er fiel! die Wittwe raufte nicht,

Bey ſeiner ihr zu fruͤhen Bahre

Aus tobendem Gefuͤhl die Haare,

Sie ſchlug ſich nicht an ihre Bruſt;

Nein, von zu groſſen Schmerz durchdrungen

War ſie erſtarrt, ſich ſelber nicht bewußt,

Denn ihr Verluſt war nicht mit Zungen

Genug zu klagen, ach! die ſtumme Traurigkeit

Ward noch von Dichtern nicht geſungen,

Von Rednern nicht geſagt. Sie iſt ein nagend Leid

[271]Erſtes Buch.
Und bricht gewaltiger hervor nach kurzer Zeit;

Sie ſtroͤmt in ganzer Thraͤnen-Quelle,

Die je ein Auge weinen kann;

Ein nahmenloſer Gram liegt vor dem todten Mann

Am Herzen dieſer Frau. Er wird ihr Schlafgeſelle;

Der Mangel ſitzt auf ihrer Schwelle;

Ihn, und acht Kinder ſieht ſie an,

So bald die Sonne blickt, die eher noch erſcheinet,

Als dieſe Mutter Brodt fuͤr ihre Kinder hat.

Sie netzt den Flachs, indem ſie weinet,

Spinnt, und verkauft das Garn dem Haͤndler in

der Stad

O der Verdienſt macht kaum zween kleine Magen

ſatt!

Er kleidet nicht den Sohn, den noch auf ihren Armen

Die Amme tragen muß. Er fodert das Erbarmen

Mit ſtammelnder Gewalt von dem, der fuͤhlen kann.

Seht dies verlaßne Kind, ſeht dieſe Mutter an,

[272]Vermiſchte Gedichte.
Und gebt ihr einen Theil von dem, was der erworben,

Der euch gedient, und ihr zu bald geſtorben!

Ihr thuts, ihr ſeht herab, als wie der Menſchen-

freund,

Ein Engel niederſieht, wenn der Verlaß’ne weint.


[273]Erſtes Buch.

An
den Freyherrn von Kottwitz,

als er ihr Gemaͤhlde zeigte, und ſie fragte, ob
die Blumenſtuͤcke nicht ſchoͤn waͤren?



Ja, ſie ſind ſchoͤn, die bunten Blumenſtuͤcke!
Betruͤgeriſch fuͤr unſre Blicke,
Wird meine Hand verfuͤhrt, daß ſie nach einer langt,
Die wie die ſchoͤnſte Blum in deinem Garten prangt!
Doch ſchoͤner ſind fuͤr mich die Stuͤcke der Geſchichte:
Da ſtirbt auf Alexanders Angeſichte
Der Ehrgeiz, den der Held in ſeiner Bruſt verbarg;
Da ſieht ſein Auge ſtarr, gleich halb verloſchnen Kohlen,
Die um ihn ſtehen, an; Er, der der Welt befohlen,
Stirbt, und erobert einen Sarg.

S
[274]Vermiſchte Gedichte.
Sein Arzt kniet neben ihm, und fuͤhlt mit ſeiner
Rechten
Das Herz des Kriegers, dem der Tod ſchon Stoͤſſe
giebt,
Die Linke fuͤhlt den Puls, und Alexanders Knechten
Verkuͤndiget der Blick des Arztes zu betruͤbt
Des Weltbezwingers letzte Stunde;
Laut klagt ihr Herz in ihrem Munde,
Und Gram auf ihre Stirn gewolket, breitet ſich;
Das ganze Haus, bis auf die Hunde,
Steht angſtvoll, heulet jaͤmmerlich!

Zu des Erobrers Haupt, auf einem Tiſche, liegen
Sein Helm, ſein Panzer, und ſein Schild,
Bemahlt mit Furien; ſein Schwerdt, gewohnt zu ſiegen,
Nutzt ihm nicht mehr, er muß dem Tod itzt unterliegen;
Wie bin ich, ſeufzet er, der Nichtigkeit ihr Bild?
Ein Gott, und einer von des Todes Unterthanen?
Und ſtirbt, beſtroͤmt mit Thraͤnen von Roxanen.
[275]Erſtes Buch.
O du, mein Vater, (*) ſprich, ob dich dies Bild nicht
ruͤhrt,
Mehr, als ein Stuͤck mit Pracht des Fruͤhlings
ausgeziert?

Und, o! ſieh jenes noch! da lieget auf dem Schooſſe
Der Schoͤnen, die er liebt, ein Held!
Sein lockigt Haar, das weich auf ſeine Schultern faͤllt,
Iſt ſchoͤn; doch groͤſſern Reiz enthaͤlt
Sein blaues Auge, das die groſſe
Und feuervolle Seele zeigt,
Die zaͤrtlich und betruͤbt itzt in das Auge ſteigt!

Aus Seufzern ſoll er Worte ſammeln,
Um ſeinen Abſchied herzuſtammeln;
Wehmuͤthig reichet er ſein Bildniß ſchoͤn gemahlt,
Der Angebetheten, die, wie Aurora ſtrahlt;
S 2
[276]Vermiſchte Gedichte.
Allein, an ſtatt das Bild zu nehmen,
Greift ſie nach Roſen, die ein Liebes-Gott ihr
reicht;
Die Stolze! Vater, ja, ſie ſollte ſich nur ſchaͤmen!
Ein Held liegt da vor ihr, von Zaͤrtlichkeit erweicht,
Und ſie allein iſt Stein, und kann ihm wiederſtreben,
Und ſie allein wird nicht erweicht?

Ach Vater zuͤrne doch! ſie ſpottet! ja! vielleicht
Will ſie dem armen Held, dem ſie das Herz er-
weicht,
Die Roſe zur Erquickung geben!

Zu ihrer Rechten ſtuͤrzt ein Waſſerfall, und ſchilt
Laut murmelnd, daß ſie ſo die Zaͤrtlichkeit vergilt,
Ihm gegenuͤber ſtehn zwey Krieger, und es ſcheinet,
Als ob ihr Herz mitleidig weinet;
Voll ritterlicher Treu begleiteten ſie ihn
Auf ſeiner Heldenbahn, nun ſoll er weiter ziehn;
[277]Erſtes Buch.
Welch einen Schmerz fuͤhlt er! ach! Sie ſoll er ver-
laſſen?
Die Grauſame! ſie bleibet kalt?
O welch ein boͤſes Weib! ich muß, ich muß ſie
haſſen,
Und waͤre ſie, wie Venus, von Geſtalt!


S 3
[278]Vermiſchte Gedichte.

An den Dohmdechant
Freyherrn von Spiegel, zum Dieſenberg,
als er geſagt hatte, daß er ſchlafloſe Naͤchte
haͤtte, und bey Lichte nicht gut leſen
koͤnnte




Dich flieht der Schlaf? dich ſieht die Lampe wachen?

Du nimmſt ein Buch, um dir die Naͤchte kurz zu

machen?

Das Auge fodert Sonnenſchein?

Dein Blick iſt, wie die Naͤchte, truͤbe?

Ein Maͤdchen ſollte da dir vorzuleſen ſeyn,

Ein Maͤdchen, ſchoͤn wie Lenz und Liebe!

Und an Geſchmack wie Dichter fein!

Doch wachend faͤllt dir nur die Luſt zu jagen ein,

Du wuͤnſcheſt dir im Wald dem Hirſchmann nachzuſetzen,

Den Hauer im Moraſt zu hetzen,

[279]Erſtes Buch.
Ihn faͤllen, und dann zappeln ſehn,

Wie Ruſſen, die geſtuͤrzt in ſchwarzem Blute roͤcheln,

Und kruͤmmend ſich im Staube drehn!

Sie fallen bruͤllend hin; die Preuſſen aber laͤcheln

Des Heldentodes, ſterben ſo,

Als ein gerechter Mann, verarmt, auf wenig Stroh

Im Schlafe laͤcheln liegt; Ihn traͤumt von Gottes

Knechten,

Von Engeln, die ihm Brodt auch in der Wuͤſte

braͤchten.

So ſchlief ich ehedem ſanft und geruhig ein,

Vier Kinder um mich her und neben mir ein Gatte,

Der keinen Gram um Brodt, und keine Pflichten

hatte,

Als, uͤber mich ein Herr zu ſeyn!

Die Sorgen blieben alle mein;

Mein ſuͤſſer Troſt der Schlaf, und Traͤume wie

Propheten

Verminderten den Druck von taͤglich neuen Noͤthen;

S 4
[280]Vermiſchte Gedichte.
Je groͤſſer Kummer nun mit mir zu Bette ging,

Je lieblicher daß mich der ſanfte Schlaf umfing!

Wie gluͤcklich war ich da! ich fuͤhlte halb mein Leiden!

Der Tag war ſchwer fuͤr mich! die beßre milde Nacht

Verliehe dieſer Seele Freuden,

Die noch im Schlafe denkt und wacht.

Ich lag wie unterm Schutz von einer Gottheit

Haͤnden,

Nicht aufgeweckt, bis ſich die Schatten von uns

wenden,

Bis mir die Sonne ſchien, da ſah ich ihren Gruß

Wie Gottes Augen an, die auf mich niederblickten.

Ich bat ihn nie um Ueberfluß;

Nicht ungeduldig bat ich, Sorgen die mich druͤckten

Von mir zu nehmen, nein, ich blieb

Gelaſſen, bis er meinen Kummer,

Wie einen Nebel von mir trieb.

Dir wuͤnſch ich jenen ſanften Schlummer,

[281]Erſtes Buch.
Der mir im Elend Wohlthat war;

So wirſt du nie das Buch erwaͤhlen,

Um Mitternacht wird dir nie deine Ruhe fehlen,

Zur Sommernacht wird dir die laͤngſte Nacht im

Jahr.


S 5
[282]Vermiſchte Gedichte.

Morgen-Fragen an Gliphaͤſtion,
als er Abends vorher einen Traum erzaͤhlet und
dabey geſagt hatte: Er ſchlafe immer ſehr
gut, und habe ſelten Traͤume.




Freund, war dein Schlaf, ſo wie nach einer Schlacht
Des Feldherrn Schlummer iſt, der ganze ſchwere
Naͤchte
Bey ſeiner Lampe durchgewacht,
Und nichts, als nur daran gedacht,
Wie er den Sieg erhalten moͤchte?

War deine Ruhe ſo, wie eines Juͤnglings iſt,
Der mehr als Cicero zu uͤberreden wuſte,
Und der, die ſich ergeben muſte,
Bewegungsgruͤnde zugekuͤßt?

[283]Erſtes Buch.
War ſie dem Schlaf des Schnitters gleich,
Der, ohne Gold bey ſchwarzem Brodte reich,
Bey Waſſer aus dem Quell zufrieden iſt, und
muͤde
Die Schlummerkoͤrner bald auf ſeinem Augenliede
Sanft druͤckend liegen hat, wenn ſie manch groſſer
Mann
Auf Purpurdecken wuͤnſcht und nicht erſeufzen kann?

Und ſchliefſt du nun ſo ſuͤß, als Helden auf
Trophaͤen,
Und wie ein Juͤngling, der am weichen Buſen ſchlief?
Wie Schnitter, die zuruͤck im Abendthaue gehen
Vom Feld, auf welches ſie die Morgenſonne rief?

So ſollſt du deinen Traum mir ſagen;
Sprich! fuhreſt du auf Venus Wagen,
Beſpannt mit Tauben, die du laͤngſt erſungen haſt?
Und ſah dein Geiſt den praͤchtigſten Pallaſt,
[284]Vermiſchte Gedichte.
Wie dort in Miltons Lied ihn ſchwarze Krieger bauen,
Die aus der Erde Demant-Klippen hauen;
War der Pallaſt groß wie Europa iſt, (*)
Und waren die Tapezereyen
Gemaͤhlde, derer die im Schattenreich ſich ſcheuen,
So oft ein Fremdling ſagt, daß ſie die Welt vergißt,
Weil jedermann nur Friedrichs Thaten ließt?

Und hat dich endlich dieſer Wagen
Nicht vor ein praͤchtig Zelt getragen,
Wo Tuͤrken auf den Knien lagen?
Entbothen ſie des Sultans Gruß,
Nicht mit verſichernden Gebehrden,
Daß Muſtaph ſtolz drauf thut, ein Bundsgenoß zu werden
Vom beſten Koͤnige und groͤßtem Held auf Erden? (**)

[285]Erſtes Buch.
Und ſahſt du nicht erſchrockne Ruſſen fliehn,
Die Schaam auf ihren Wangen gluͤhn;
Und Oeſtreich, mit Entſchluß zum Sterben oder
Siegen,
Noch einmal fechten und alsdann zu Boden liegen?

Sprich biſt du nicht erwacht vom jauchzenden
Berlin,
Und haſt, indem du biſt erwacht,
Erſt an den Frieden und zuletzt an mich gedacht?


[286]Vermiſchte Gedichte.

Gliphaͤſtions wirklicher Traum.




Gliphaͤſtion, mein Freund, der nicht zu traͤumen
pflegt,
Nicht aberglaͤubiſch forſcht, nicht Zeichendeuter fraͤgt,
Der Kuß und Freuden nimmt, die ungeweiſſagt kommen;
Gliphaͤſtion, mein Freund, iſt einer von den Frommen,
Die Zevs, indem er ſchuf, ſchoͤnherzig hat gemacht.

Er lag in einer Winternacht
Im beſten Schlaf, den je das Gaſtmahl noch gebracht,
Wo, mit dem Duft vom Wein, geſelliges Vergnuͤgen
Den Freunden in den Kopf geſtiegen,
Und vom Geſpraͤch ihr Herz berauſcht gemacht.
Er ſchlief ſo ſuͤß, als wie bey einem Waſſerfalle,
In weichem Graß, ein Wandrer ſchlafen liegt;
Er ſah im Traum Roms Helden alle
[287]Erſtes Buch.
Und Griechenlandes, das ſo oft mit Rom gekriegt.
Der Luftereyß war, als wie in Fruͤhlingstagen heiter;
Auf einmal aber ward prachtvolle Mahlerey
Von Wolken in der Luft, da zogen groſſe Streiter
Mit glaͤnzendem Gewehr vorbey.

Der Macedonier, noch mehr beſpruͤtzt mit Blute,
Als beym niyhatiſchen Gebuͤrge, wo
Der Perſer, den er ſchlug, auf einer matten Stute
Und uͤber Leichenberge noch entfloh.
Noch ſiegbegieriger, als bey den Donnerſchlaͤgen
Wo ſtarker Sturm den ſchnell herabgegoßnen Reg
Ans Ufer des Hydaſpes ſchlug,
Ein Stuͤck des Ufers nahm, und eine Inſel
machte,
Die in dem Fluſſe ſchwamm und den Erobrer trug,
Der halb im Waſſer ſtand, den Tod des Porus
dachte,
Und Wuth und Sieg heruͤber brachte.

[288]Vermiſchte Gedichte.
Noch praͤchtiger ſah in dem Traum
Mein Freund ihn auf dem Thron des Perſianers ſitzen,
Gefangne Koͤnige zu ſeiner Fuͤſſen Raum,
Und Nationen fliehn vor ſeines Auges Blitzen.

Auch ſah’ er Caͤſarn, der, den Feinden zu ent-
kommen,
Sich aus dem kleinen Schiff geworfen in die See,
Mit einer Hand fortruderte
Und in der andern Hand, die Briefe feſtgenommen
Frey uͤber ſeinem Haupte traͤgt,
Ans Trockne kommt, noch feucht vom Meere,
Den Koͤnig der Egypter ſchlaͤgt,
Und dann mit ſeinem Heldenheere
Bey Zella den Pharnaces ſieht,
Schlaͤgt, uͤberwindet, und als Sieger weiter zieht.

Noch mehr! Es ſchilderte die wunderbare Wolke
Den dritten praͤchtigen Triumph Pompejus ab,
[289]Erſtes Buch.
Und wie er Korn genug zu Rom dem armen Volke; (*)
Wie er die Sicherheit dem Meer vor Raͤubern, gab.

Da waren Hercules, Achill, und alle Helden
Des Alterthums, glorreicher vorgeſtellt,
Als jemals die Geſchichte melden,
Und jemals noch ein Kuͤnſtler in der Welt
Erobrer, Sieger, Triumphirer,
Mit kriegeriſcher Gluth im Antlitz vorgeſtellt.
Mein Freund betrachtete die Bilder dieſer Fuͤhrer,
Rief ſein Gedaͤchtniß auf, und fand,
Daß dieſe Mahlerey da nicht gezeichnet ſtand.

Er ſtaunte, dachte tief, bewunderte die Bilder,
Als vom Olymp Minerva zu ihm kam,
Ihr feurig Auge blickte milder
Ihn an, ſie ſprach, und er vernahm:
T
[290]Vermiſchte Gedichte.
”Daß dieſe Schaar von Fuͤhrern groſſer Heere,
”Die Schilderey von einem Helden waͤre,
”Den Rom und den das Griechenland
”So glaͤnzend nicht gehabt, und der fuͤr ſeine Staaten
”Allein ſo viel gethan, als alle dieſe thaten.
Die Goͤttin ſprach es, und verſchwand.

Und ploͤtzlich ſtieſſen Alexander,
Und Caͤſar mit dem Speer und Schilden an einander,
Es ward ein ſtark Geraͤuſch; die Wolken trennten ſich,
Und mein erwachter Freund rief: Groß iſt Frie-
derich!


[291]Erſtes Buch.

An den
kranken Herrn Rector Goldhagen.




Du liegſt zu Bette, Freund! an Haupt und Fuͤſſen
krank,
Itzt, da von allen Patrioten
Geredet wird: (*) daß Gott dem Kriegesgluͤck geboten
Zu ſeyn bey Friedrichs Volk, bis matt zu Boden ſank
Der ſtolzgekommne Feind, der jene Veſtung wieder
Dem Sieger uͤberlaſſen ſoll?
Bald ſtuͤrzt Thereſiens gethuͤrmte Hoffnung nieder!

T 2
[292]Vermiſchte Gedichte.
Darius baute ſo, von ſtolzer Hoffnung voll,
Acht groſſe Schloͤſſer hin in eine groſſe Wuͤſte;
Und keine Sorge fiel ihm ein,
Daß er den Bau verlaſſen muͤſte,
Wenn halb heraufgefuͤhrt die Waͤnde wuͤrden ſeyn!

So gieng ſein ſtolzer Sohn mit praͤchtigem Geruͤſte,
Und glaͤnzend, gleich dem Sonnenſchein,
Aus freye Griechenland, hieß ungezaͤhlte Heere
Vor ſich voruͤber gehn, und gab dem wilden Meere
Beſtrafung, wie ein ernſter Mann
Dem wilden Knaben giebt, den er nicht zwingen kann;
Den Wellen warf er Feſſeln an.
Die Feſſeln aber, Freund, verſchluckten erſt das Eiſen,
Und dann vier hundert Schiffe nach,
Um einig mit dem Sturm, vollmaͤchtig zu beweiſen,
Wem Xerxes trotzig wiederſprach.

[293]Erſtes Buch.
Der Gott regieret noch, dem bey dem Helleſponte
Der Perſer Hohn geſprochen hat;
Daß unſer Friederich nicht matt
Geworden iſt, o Freund! daß ihn nichts ſtuͤrzen konnte,
Das wollte dieſer Gott, den Griech’ und Perſer blind
In ihrem Jupiter mit Hecatomben ehrten.
Wir aber, die ſein Wort und ſeinen Willen hoͤrten,
Wir gluͤckliche Geſchoͤpfe, ſind
Im Herzen uͤberzeugt, daß aus dem Vaterlande
Der Feind getrieben wird, und Deutſchland nicht die
Bande
Gedrohter Knechtſchaft tragen darf;
So wie der Perſer nicht mit ſeinen Millionen
An Griechenland die Feſſeln warf;
So werfen ſie an uns nicht beyde Kayſer-Cronen.


T 3
[294]Vermiſchte Gedichte.

Aufmunterung
an den Geheimen Rath Freyherrn von Labes,
wegen ſeiner Betruͤbniß uͤber Peter
den dritten.




Der du des Gluͤckes Eigenſinn ertragen,
Und itzt in ſeiner Freundes-Schooß
Auf ſamtnem Seſſel wirſt getragen,
O Labes, Patriot! verwandle deine Klagen
In Saitenſpiel, und laß nicht mehr Gedanken fragen:
Warum dein Peter fiel? der ſtrahlenreich und groß
Der hohen Sonne glich, die Gottes Erde waͤrmen,
Und ſeine Majeſtaͤt den Menſchen zeigen muß!
Ihn wecken Seufzer nicht, auch nicht ein Thraͤnenguß
Geſtroͤmt auf heilige Gebeine;
Sein Engel, ſonſt umeraͤnzt mit Morgenſternes Licht,
Verhuͤllet itzt ſein Angeſicht
Und wirft ſich nieder, daß er weine,
[295]Erſtes Buch.
Und wuͤrde, waͤr es ihm erlaubt,
Den Schoͤpfer aller Weſen fragen:
”Warum der hohen Ceder Haupt
”Von ſchnellem Blitze ward zerſchlagen?
”Warum der Todes Engel ſchlug
”Den Herrſcher uͤber Nationen,
”Der in erhabner Bruſt ſo viel Entwuͤrfe trug,
”Die Tugend, das Verdienſt, die Kuͤnſte zu belohnen?
”Und den, den ſchon ſein Fleiß erhub.
”Noch glaͤnzender empor zu heben?
Er iſt nicht mehr! der Staub begrub
Den, der ein Koͤnigreich, ein Land zuruͤckzugeben,
Mehr Seeligkeit, mehr Luſt genannt,
Als wenn er von dem Kayſer-Sitze
Des diamantnen Zepters Spitze
Zu fremder Bothen Stirn gewandt!
Er iſt nicht mehr. Ihn ſegnet Preuſſen
Noch in der Ewigkeit; ihm thoͤnet Lobgedicht,
Wenn Friedrichs Seufzer von ihm ſpricht;
Und Engel horchen zu, und heiſſen
Ihn goͤttlich, wie ſein Freund ihn nennt!
Er ward der Erde nicht gegoͤnnt;
T 4
[296]Vermiſchte Gedichte.
Wir ſind zu klein, zu dunkelſichtig
Den Rathſchluß einzuſehn, der alle Dinge richtig,
Schon eh er ſie gemacht, beſtimmt,
Und Cronen geben kann, ſo wie er Cronen nimmt.

Gott iſt nicht uͤber uns ergrimmt!
Ruf deinen Geiſt mit ſchnellem Fluge
Zuruͤck von Peters Todtenkruge,
Und blick’ als Vaterlandes-Freund,
Auf jenen groſſen Siegesbogen,
Durch welchen Friederich in ſeine Stadt gezogen! (*)

Von hohen Huͤgeln ſah’ der Feind
Mit ſtarrem Auge zu, die Schaam auf blaſſer Wange,
Und ſeine Krieger, die ſich lange
Herab gewehrt vom hohen Wall,
Stehn waffenlos, und taub von ſtarkem Jubelſchall
Der Buͤrger und des Siegesheeres;
Und Friedrichs groſſe Feindin ſtoͤßt
[297]Erſtes Buch.
Aus ihrer Bruſt herauf ein ſchweres
Und bittres Ach; So hat, da Griechenland erloͤſt
Durch ſeine Helden ward, der Perſer fortgeſtoſſen
Bleyſchwere Seufzer aus der Bruſt;
So klopfte ſeiner unbewußt,
Das Herz erſchrocken in dem groſſen
Pompejus, als ſein Heer entwich,
Und er von dicker Staubes Wolke
Davon belehrt zuruͤck in oͤdes Lager ſchlich.

Furcht fuͤhlt die Herſcherin von mehr als einem
Volke.
Der Adler hat ſein Felſen-Neſt
Mit ſtarken Fluͤgeln uͤberbreitet;
Und Heinrich, der fuͤr uns am Erzgebuͤrge ſtreitet,
Bleibt muthig, wachet, und verlaͤßt
Der Berge Spitzen nicht, bis vor dem Leoparden
Entfliehet jedes wilde Thier.
Dann ſingen ſeinen Sieg des Vaterlandes Barden,
Und goldne Tage leben wir!


T 5
[298]Vermiſchte Gedichte.

An Palemon.




Freund! ſtaune mich nicht an. Ich komm im
ſchoͤnſten Putz,
Bin wie der Fruͤhling gruͤn, und bunt wie Blumen-
ſtuͤcke;
Dem wolckigten April, der Kaͤlte biet ich Trutz;
Mich waͤrmen andre Sonnenblicke.
Der Freund, der oft mein Tag, wenn ich ihn dachte,
war,
Zaͤhlt heute ſechsmal ſieben Jahr.
Ihm wird kein Liebes-Gott Wein in den Becher
gieſſen.
Du weißt, wie grimmig ſeine Hand
Den Pfeil aus ſeiner Bruſt geriſſen,
Und hingeworfen Hymens Band.
Ach! er zerbrach des kleinen Amors Leyer,
Und heiß von einem Heldenfeuer,
Sang er von Krieg und Vaterland
[299]Erſtes Buch.
Auf goldnem Saytenſpiel, das ihm Apollo brachte,
Da Friedrich Frankreich ſchlug, und Wien erzittern
machte.
Itzt braucht ers nicht. Doch beym Apoll
Beſchwoͤr ich ihn, daß er es dann gebrauchen ſoll,
Wann Mars und Pallas trinken werden,
Was Ganimedes giebt, von Heben eingeſchenkt,
Wann Venus weiter macht ihr groſſes Reich auf
Erden;
Und Friedrich keine Schlacht mehr denkt.
O dann ſoll Gleim, von Freuden ſtark getrieben
Laut ſingen: daß der Held groß wie ein Gott ge-
blieben.


[300]Vermiſchte Gedichte.

An Palemon,
als er von Magdeburg nach Berlin
verreiſen wollte.




Komm wieder, Freund! und laß die ſingen
Bald ernſthaft, bald im Scherz.
Die Freundſchaft gegen mich wirſt du zuruͤcke bringen;
Doch nicht dein mitgenomnes Herz!
Mir hat ein Gott im Traum erzaͤhlet:
In zwanzig Maͤdchens Augen ſaß
Cytherens kleiner Sohn, und hat zwar oft gefehlet;
Doch als Palemon ganz vergaß,
Daß in der Welt ein Amor waͤre,
Schoß ihm, aus ſchoͤner Sternen Sphaͤre,
Ein Strahl in ſeine Bruſt. Nun fuͤhlt er ſuͤſſe Pein,
Und ſeufzet: Ach! es muß der Pfeil geweſen ſeyn.


[301]Erſtes Buch.

An Mademoiſelle W. Buchholz,
auf ihren Geburtstag.




Du aus den Haͤnden der Natur,
Zu ihrem Ruhm hervorgegangne Schoͤne!
Jetzt ſinget, auf der arm gewordnen Flur,
Nicht mehr die Lerche. Jetzt verlernt die Thoͤne
Selbſt deiner Schweſter Nachtigall. Sie ſchweigt
In ihrem melancholiſchen Gehaͤuſe;
Tief denkend ſitzt ſie da — ſo ſitzet oft der Weiſe,
Der Menſchenfreund, wenn fremde Noth ihn beugt,
Wenn druͤckend Elend kommt mit jung gewordnen
Tagen,
Wenn durch das Vaterland die lautgeſtoͤhnten Klagen
Erſchallen allgemein: Dann ſitzet traurig er,
Verſtummt von Schmerz, und blickt umher,
Ob aufgeklaͤrtre Tage kommen —
Du holdes Maͤdchen, von zwey Frommen,
[302]Vermiſchte Gedichte.
Im Lande Friedrichs auf die Welt gebracht;
Unmuthig ſieheſt du den Baͤumen ihre Pracht,
Den Blumen ihren Reiz benommen.
Der Maulbeerbaum — er ſtehet blaͤtterlos;
Wie liegen unter ihm, die ſtolz getragne Locken
Zerſtreut, auf ſchwarzer Erde Schooß,
Den blaſſen Leichen gleich! O! ihre Sterbeglocken,
Die rauhen Winde ſtuͤrmten um ſie her.
Wie iſt die Reben-Wand von ihrem Schmuck ſo leer!
Nichts gruͤnet mehr in dem beliebten Raume,
Wo du Luſtwandeln giengſt, wo Blumen ſich gebuͤckt,
Vor deines weiſſen Kleides Saume,
Wann ſie dein Angeſicht erblickt.

So nimmt die Zeit, einſt Guͤter der Natur
Dir ſchoͤnes Kind! Dein Herbſt, dein Winter werden
kommen
Mit raͤuberiſcher Hand. Dann wird, wie von der Flur,
Der Reiz von dieſer Wange weggenommen.
Sie laſſen dir des Herzens Schoͤnheit nur!
Nur den Verſtand heraufgereift, nur Zuͤge
Der Seele, die mit Tugend ausgeſchmuͤckt
[303]Erſtes Buch.
Nicht von der Zeit, vom Zufall nicht erdruͤckt,
Bezeuget, daß in ihr der Gottheit Funke liege!
Wann achtzehn Erndten noch voruͤber gehn,
Und Krankheit nicht in Dir Verwuͤſtung angerichtet;
Dann iſt vielleicht noch dieſes Antlitz ſchoͤn,
Das alle Kunſt der Mahlerey zernichtet.
Wann aber funfzig Sommer du gelebt;
Alsdann haucht alle Reize von den Wangen
Die ſtarke Zeit, vor der die Gaͤrten ſind vergangen,
Die praͤchtig in der Luft geſchwebt.
Dein aͤußrer Bau, ſo kuͤnſtlich er gewebt,
So ſein die Nerven auch ſind uͤberzogen worden,
Iſt nichtig, muß vergehn; wie Bluͤten im April,
Wenn naͤchtlich ſie ein Froſt kommt in der Knoſpe
morden,
Und wenn ins Leben ſie die Sonne wecken will,
Noch ungeſtalt und welk an Zweige kleben —
Dir aber ſollen noch die Jahre Reizung geben.
Dein Geiſt, der innre Menſch, ſoll, wirſt du aͤlter ſeyn,
Durch groͤßre Schoͤnheit den erfreun,
Der dir beſtimmt, und deiner werth befunde
Mit dir durchlebet goldne Stunden.
[304]Vermiſchte Gedichte.
Uns nicht bekannt, iſt dieſer Juͤngling noch.
Du horchſt hoch auf, wirſt roth, und willſt ihn wiſſen?
Der Himmel kennet ihn, und der wird doch
Dich nicht unedle Lippen laſſen kuͤſſen.
Nein, fromm und treu, verſtaͤndig, zaͤrtlich, ernſt
Sey der, von dem du leicht mehr Tugenden noch
lernſt.
[figure]
[[305]]

Vermiſchte Gedichte.

Zweytes Buch.


U
[[306]][[307]]
[figure]

Der Perſiſche Prinz,
eine Erzaͤhlung, an Ihro Koͤnigliche Hoheit
den Prinzen Heinrich von Preuſſen.



Ben-Ha-Alim, ein Prinz erzogen an dem

Thron,

Des groſſen Perſer Schachs, war ſeines Bruders

Sohn,

Jung, lieblich, angenehm, und in dem ganzen Lande

Ein kleines Wunderwerk von keimendem Verſtande.

U 2
[308]Vermiſchte Gedichte.
Ben-Ha-Alim gieng einſt mit ſeinem Großvezier

Luſtwandeln in breitſchattigten Alleen.

Ein armer alter Mann blieb in der Ferne ſtehen;

Wie ich im ſchlechten Rock einſt an der Kirchenthuͤr

Verſteckt, anbethen ſtand, und ſchuͤchtern neben mir

Vorbey ſah reiche Leute gehen:

So niederblickend blieb der arme Perſer ſtehen.

”Gegruͤſſet ſeyſt du mir, o Greiß!

”Dich ſeegne der Prophet, und Gott, der ihn geſendet!

So ſpricht Ben-Ha-Alim zum alten Mann gewendet,

Der ihn mit nichts zu danken weiß,

Als nur mit einer ſtillen Zaͤhre,

Die von der Wang herunter fließt.

Schon froh, daß ihn der Prinz gegruͤßt,

Vergaß er, daß er nackt und daß er hungrig waͤre;

Die Haͤnde faltet er auf ſeinem Stab, und hebt

Das Auge zu dem Gott, der allem, was da lebt

Auf Erden, Speiſe giebt. Ach! ſpricht Ben-Ha-Alim,

Der arme Mann! er betet fuͤr mein Leben!

Ich wolt ihm ohne dies ſchon geben.

[309]Zweytes Buch.
Mein lieber Großvezier! vernimm,

Du gabſt mir heute die Zechinen!

Sie ſollten auf den Monath mir,

Zu meinen kleinen Koſten dienen;

Der alt gewordne Perſer hier

Braucht Geld zu Rock und Brodt, er ſoll die Haͤlfte haben.

Der junge Prinz ſprach ſo, und ſeine Finger gaben

Den halben Reichthum in die Hand

Des Mannes, der vor ihm als wie verſteinert, ſtand!

Zu angenehm erſchrack er vor ſo vielem Gelde.

Prinz! ſprach der Großvezier, dich lohne der Prophet,

Dann dieſer Greiß that jung auch tapfer in dem Felde;

Siehſt du nicht, wie er hinken geht?

Und welche Narben auf den Wangen

Er von den Wunden hat, die ihm der Feind gemacht?

Sein Leben war ihm feil in mehr als einer Schlacht.

Die Haͤlfte gabſt du ihm, doch haſt du nicht bedacht

Wenn nun bald noch ein Armer kaͤme?

O! ſprach der allerliebſte Sohn

Der frommen Menſchlichkeit, Vezier! dann wuͤſt ich ſchon

U 3
[310]Vermiſchte Gedichte.
Auch Rath dafuͤr. Mitleidig naͤhme

Ich meines Reichthums Ueberreſt,

Und theilt ihn mit dem Mann, den ganz das Gluͤck verlaͤßt.

Du lehrſt mich ja, Vezier! man ſoll die Menſchen lieben.

Ich wollt es thun, und ſtuͤnde kein Geboth

Dazu im Alcoran geſchrieben;

Tief ruͤhrte mich des armen Mannes Noth.

Heyl ſey dir, guter Prinz! ſprach der Vezier, und redte

Mit Freudenthraͤnen mehr in ſeinem Angeſicht,

Als Cicero hoch ausgerufen haͤtte

Zum Lob Ben-Ha-Alims. Sprich, Heinrich! wuͤrde

nicht

Dein ganzes Herz gewogen werden,

Dem Ha-Alim, von dem das Buch der Perſer ſpricht?

Die Menſchen-Liebe war ſein groͤßt Geſetz auf Erden.

Mich duͤnkt, du gleicheſt ihm an Herzen und Ge-

behrden!
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[311]Zweytes Buch.

Der Saͤnger
bey der Heerde, in Welſchland,

eine Erzaͤhlung.



Im Lande, wo Horaz Geſaͤnge
Umher erſchallen ließ, wo unter gruͤne Gaͤnge
Zu jeder Jahreszeit der Juͤngling hoffend geht,
Der mit dem Maͤdchen ſich verſteht:
In Welſchland war ein Hirtenknabe,
Der niemals las, und niemals ſchrieb,
Und von der Kindheit an, bey ſtillen Schaafen blieb,
Ganz unbekannt mit der in ihm verborgnen Gabe.
Einſt ſtand er hingelehnt an ſeinem Hirtenſtabe,
Da kam ein Paͤchter, las ihm ſeinen Taſſo vor;
Der Schaͤfer ſtand, war lauter Ohr,
U 4
[312]Vermiſchte Gedichte.
Und ließ das Heldenlied ſich in die Seele dringen,
Und fing den naͤchſten Tag den Schaͤfern auf der Flur
Ein neues Lied an vorzuſingen.
Er ſang die Schoͤnheit der Natur,
Sang den Citronenwald, fruchtbare Feigenbaͤume,
Den Weinſtock und ein bluͤhend Thal.
Er zaͤhlte Sylben, und fand Reime,
Ohn daß ein Lehrer ihm die Wahl
Des ſchoͤnen Ausdrucks wieß. Die Zaͤrtlichkeit
befahl
In ihm oft den Geſang. Er dichtete ſich Traͤume,
Und bracht ſie in das Lied, das er der Hirtin ſang,
So ruͤhrend, daß er ſie zu ſeiner Liebe zwang.
Mit jedem Tag ward ein Geſang
Dem Schaͤfervolk bekannt. Oft prieß er in dem Liede
Etruriens Gluͤckſeligkeit;
Denn eben zu derſelben Zeit
War weit umher ein tiefer Friede!
[313]Zweytes Buch.
Der Ruf von dieſem Saͤnger flog
Bis an des Herzogs Hof. Bewunderung bewog
Den Fuͤrſten, daß er ſchnell befohlen,
Den ſchaͤfriſchen Ovid in den Pallaſt zu holen.
Er kam in ſeiner Hirtentracht,
Und, wie man ſagt, hat er in zweymal dreißig Tagen
Zwey hundert Lieder ihm gemacht.
Doch laͤnger konnt er nicht ertragen
Des Hofes Schmeicheley, die Falſchheit unter Pracht
Verdeckt, und ſchoͤn verhuͤllt, wie Gift in bunter
Schlange.
Der Hirt, zu redlich, kam und trat
Vor ſeinen Herzog mit Geſange,
Worin er um Erlaubniß bat,
Auf ſeine ſtille Trift ſich wieder zu begeben.
Herr Herzog! ſang er, gieb du mir
Nur ſo viel Brodt, daß ich mit Laura koͤnne leben,
Die ganze Welt hab ich in ihr.
U 5
[314]Vermiſchte Gedichte.
Der Herzog war ein roͤmiſcher Auguſt;
Mit einer Meyerey belehnt er ſeinen Hirten;
Der ſang, ſich ſeines Gluͤcks bewußt,
Noch dreyßig volle Jahr, und ſtarb an Laurens Bruſt,
Sein graues Haupt bekraͤnzt mit friſchgebrochnen
Myrten.

Wie gluͤcklich, wenn ich einſt bekraͤnzt, und mit
Geſang,
Aus meiner Freunde Arm, geh meinen letzten Gang!


[315]Zweytes Buch.

Das Wunderbild,
eine Erzaͤhlung.



Zur Zeit, da Luther und Calvin,
Von Gott geruͤſtet, ſich beſtrebten,
Die armen Menſchen, die in dicker Blindheit lebten,
Vom Aberglauben abzuziehn:
Da war ein Wunderbild, geſchmuͤckt wie Kayſerinnen.
Die Lahmen beteten: Frau! heile meinen Fuß!
Der taubgewordne gab der Erde manchen Kuß,
Um ſein Gehoͤr hier wieder zu gewinnen;
Das unfruchtbare Weib verließ den alten Mann,
Und ſtellte groſſe Wallfahrt an,
Mit frommen Juͤnglingen, die auf der Mutter Rathen,
Bey dieſem Gnadenbild um gute Weiber baten,
Die man ſo ſchwer erbitten kann!

[316]Vermiſchte Gedichte.
An einem Faſttag kniete nieder
Ein ganzes Volk um den Altar.
Sie ſangen Hymnen, ſangen Lieder,
Und an die Bruſt ſchlug ſich, wer recht andaͤchtig war;
Am laͤngſten blieb zu ihrem Fuſſe
Ein armer baͤrtiger Soldat,
Der ſie vielleicht im Thon der Buſſe
Fuͤr ſeiner Jugend Schuld zur Mittlerin erbath.
Er ganz allein hat da gelegen,
Als ſchon die Prieſter allen Segen
Und allen Ablaß ausgetheilt,
Und dann zum fetten Mahl und guten Wein geeilt.
Der Tag ward zugebracht mit Freuden,
Und an dem andern Morgen fruͤh
Gieng, unſre liebe Frau, ein Prieſter umzukleiden;
Denn mehr als ſunfzig Kleider hatte ſie.
Fuͤr Schrecken fuhr der Prieſter ganz zuſammen.
”Den frechen Dieb ſoll Gott verdammen!
[317]Zweytes Buch.
”Hier fehlet eine Perlen-Schnur!
So ſchrie er, als ſein Herz in ihm zuſammenfuhr:
Es wurde nachgeforſcht, und endlich ward befunden,
Daß lange nach den Andachts-Stunden,
Noch ein Soldat vor ihr gekniet.
Er wird geholt; er kommt gebunden;
Und als er nun die Richter ſieht,
So ſpricht er: ”Ja! ich laͤugne nicht, zu haben
”Die theure Perlen-Schnur. Doch ihre Haͤnde gaben
”Mir ſelber dieſen Schatz. Ich bin ein armer Mann
”Der Weib und Kinder hat, und ſie nicht naͤhren kann.
”Ich hoͤrte, daß dies Bild ſo viele Wunder thaͤte,
”Drum lieg ich lange da, und bete:
”Ach! hilf mir liebe Frau! wenn du begabet biſt
”Mit ſolcher Gotteskraft auf Erden!
”Mir hilft kein roͤmiſcher, catholiſch-guter Chriſt
”Wenn du nicht hilfſt, ſo muß ich werden
”Aus Armuth heut ein Calviniſt.
[318]Vermiſchte Gedichte.
”Ich wiederholte dieſe Bitte
”Mit tiefgeſchoͤpften Seufzern oft;
”Klagt ihr den Mangel, den ich litte,
”Und da geſchahe, was kein boͤſer Ketzer hofft,
”Das groſſe Wunderwerck. Die Mutter Gottes langte
”Mir dieſe Perlen-Schnur, die an dem Halſe prangte,
”Mit ihrer ſtarken Hand herab,
”Und ſprach, indem ſie mir ſie gab:
”Geh hin, und kaufe Brodt fuͤr Weib und Kinder!
”Nur werde kein verlohrner Suͤnder,
”Lauf niemals aus der Kirche Schooß!
”Sie ſprachs: Die Heiligen ſind alle meine Zeugen;
Die Richter hoͤrten dies, und alle mußten ſchweigen.
Die Prieſter riefen aus: ”Maria, du biſt groß!


[319]Zweytes Buch.

Don Goldofon: oder der ſterbende
Geizige,

eine Erzaͤhlung.




Als Liſſabon noch ganz in koͤniglicher Pracht

Dem alten Tyrus glich; durch Schiffarth ſtolz gemacht,

Noch ſein erhabnes Haupt bis an die Wolken thuͤrmte,

Eh’ aus der Erd ein Gott die ſtarke Hand erhub,

Herauf an die Pallaͤſte ſtuͤrmte,

Und tief im Abgrund ſie begrub:

Da war ein reicher Mann, ein alter Portugieſe.

Der Reichthum fiel ihm zu. So haͤufen auf der Wieſe

Die Maͤher trocknes Heu; und an des Meeres Strand

Hat kleine Steinechen ſo ungezaͤhlt der Sand,

Als dieſer Goldofon, im raumichten Gewoͤlbe

Dublonen aufgehaͤuſt. Ihm gleichen an der Elbe

[320]Vermiſchte Gedichte.
Vielleicht auch reiche Maͤnner? Nein!

Zu Magdeburg kann nicht der Geiz gebohren ſeyn!

In Liſſabon war er nur ganz in ſeinem Knechte.

In Liſſabon, da ſind vom juͤdiſchen Geſchlechte

Viel tauſende verkapt, die fromm im Tempel gehn,

An einem Roſenkranz die Koͤrner zaͤhlen ſtehn,

Vor einem Bilde knien, und doch Hebraͤer bleiben.

In Liſſabon allein, wie mir ein Buch geſagt,

War nur ein Mann, von dem ich weiter nichts beſchreiben

Als nur die Stunde will, in der ein Reicher fragt:

Ob Millionen ihm nur einen Tag erkaufen?

Krank ward der reiche Greiß. Krank dacht er ſeinen

Haufen,

Und ſeufzte blickend in das Grab:

”Was halfs, daß ich Allmoſen gab?

”Die Armen trotzten mir fuͤr das, was ich gegeben,

”Doch kein methuſalemiſch Leben

”Durch ihr Gebet vom harten Himmel ab!

[321]Zweytes Buch.
So ſprach Don Goldofon, mit Zittern und mit Beben,

Und hieß aufs Sterbebett ſich einen Beutel heben,

Mit alten goldnen Muͤnzen voll.

Er zaͤhlte ſeinen Troſt, und klebte mit den Blicken

Wie mit der Hand daran. Doch fuͤr ſein ewig Wohl

Befand ein Nachbar gut, den Prieſter hinzuſchicken.

Der Pater kam, und ſprach: ”Don Goldofon, ich ſoll

”Vermoͤge meiner Pflicht, euch fragen,

”Ob ihr bereitet ſeyd zum Schritt in jene Welt?

”Dort einem Gotte Dank zu ſagen,

”Der euch viel Guͤter hier, als Darlehn zugeſtellt!

”Ihr wurdet alt, bey Gluͤck und guten Tagen;

”Jetzt hoff ich doch von euch, daß ihr als guter

Chriſt,

”Dem muͤden Wandrer gleich, die Buͤrde von euch

gebet,

”Und glaubt, daß uͤber uns die beßre Gegend iſt,

”In welcher eure Seele lebet!

X
[322]Vermiſchte Gedichte.
Don Goldofon vernahm des Prieſters Stimme,

Und murmelte das Pater noſter nach

Mit zwiſchen ſeinem Gaum verbißnem bittern Grimme.

Der Pater, der noch viel von jenem Leben ſprach,

Verließ zuletzt das Krankenbette

Des Wuchrers, der ſchon lang ihn gern entlaſſen

haͤtte.

”Man bringe mir den Beutel wieder her!

Rief Goldofon und ſeufzte ſchwer,

Und zaͤhlte doppelte Piſtolen.

Indeß ward ſchnell dem Tod befohlen,

Zu ſchlagen an ſein Herz. Er traf den kranken Mann,

Des Grabes Dunkel kam ſein Auge uͤberdecken,

Die Hand, wie Eis erſtarrt, blieb in den Beutel ſtecken,

Und welcher Menſch es ſah, dem kam ein Schander an.


[323]Zweytes Buch.

An den jungen Lenz.



Du junger Fruͤhling kommſt herab
Vom Schoͤpfer, um ganz neues Leben
Geſchoͤpfen ſeiner Hand zu geben.
Das Blumen-Volk verlaͤßt ſein Grab,
Und mit empor gehobnem Haupte
Beſchaͤmt es den, der keinen Gott
Und fuͤr ſich ſelbſt Vernichtung glaubte.
Der Vogel wiederſpricht des Wiederſprechers Spott.
Die Saat mit Millionen Zungen
Aus ſchwarzer Erd herauf gedrungen
Beſtaͤtiget, was er geſungen!
Der Linde Blaͤtter liſpeln nach;
Die Elbe rauſcht und murmelnd ſpricht der
Bach:
X 2
[324]Vermiſchte Gedichte.
”Es iſt ein Gott, der laue Winde ſchickte,
”Den Schnee zerſchmolz, das Eis zerbrach,
”Mit jungem Gruͤn das Ufer ſchmuͤckte
”Und dieſe Sonne ſcheinen laͤßt!
Nach ſanft gefallnem Fruͤhlingsregen
Quackt der erweckte Froſch ſein Feſt,
Und Fiſche ſcherzen ihr entgegen!
Der Hirt heißt ſeine Heerde leben!
Sie weidet jugendliches Graß,
Bloͤckt ihre Freuden laut, und hoͤrt ohn Unterlaß
Sich Thal und Huͤgel Antwort geben!
Die Honigtraͤgerin verlaͤßt ihr kleines Haus
Und ſaugt den Veilchen, wenn ſie duͤften,
Die Suͤßigkeit des kleinen Kelches aus.
Die Schwalbe kommt aus Sumpf, wie aus ver-
ſchloßnen Gruͤften
Einſt unſre Leiber neu hervor,
Sie baut ihr Haus von Stroh und fetter Erde,
[325]Zweytes Buch.
Und ſchwitzert froh dem Menſchen vor,
Daß er auch wieder leben werde!

Hoch in der Wolken lauſchend Ohr
Singt mit nie heiſch gewordner Kehle
Das aufgeſchwungne Lerchenchor.

O daß der Jaͤger ſie verfehle!
O daß der Habicht, ihr Tyrann,
Der Raͤuber in dem Vogelreiche,
Nicht eine haſche! daß die Lerch ihm klug entweiche,
Wie vor dem Laſter weicht, ein Chriſt, ein weiſer
Mann!


X 3
[326]Vermiſchte Gedichte.

Ein Wort an den Tod.




O Tod, wie bitter biſt du dem,
Der reich war, der ſich hier ein ewigs Leben dachte,
Und alle Stunden angenehm
Durch neuerfundne Freuden machte!
Du kommſt: ſein Flittergold und ſeine Federbuͤſche,
Die ihm das Gluͤck, die ihm der Ruhm verſchwend-
riſch gab,
Das alles reiſſeſt du mit ſtarkem Arm ihm ab.
Und laͤg am Sterbebett auf einem Marmortiſche
Der Zepter uͤber eine Welt,
Und waͤre bey die Arzeneyen,
Das Diadem von theurem Stein geſtellt:
Doch wuͤrde nichts den Menſchen mehr erfreuen,
Der itzt in deine Haͤnde faͤllt.
Doch, Menſchenfeind, der alles ſo vergaͤllt,
Dich zu beſchaͤmen, will ich die Geſchichte ſagen,
[327]Zweytes Buch.
Die nicht vor hundert Jahren ſich,
Nein, erſt vor kurzer Zeit, wahrhaftig zugetragen.

Roſaria war ſchoͤn, reich, vornehm, jugendlich
Und erſt vermaͤhlt ſeit hundert Tagen
An einen Mann, der ſie geliebt,
Mehr, als ſein Herz, das ihrem Staube,
Nun traurige Beſuche giebt!
Krank ward ſie und ihr Reiz ward ploͤtzlich der Gewalt
Des Fiebers und der Nichtigkeit zum Raube.
Sie lag. Nicht eine Spur der bluͤhenden Geſtalt
Blieb uͤbrig auf den blaſſen Wangen:
So haͤngt an Baͤumen, die im jungen Fruͤhling prangen,
Ein von dem Froſt getoͤdtet Blat,
Das auſſer ſeiner Form nichts mehr behalten hat!

Roſaria mit mattem Blicke
Sah in das ofne Grab, ſah in die Welt zuruͤcke:
O alle Freuden waren ihr entflohn!
Nichts mehr fuͤr ſie! Ihr Auge wandte
X 4
[328]Vermiſchte Gedichte.
Sich heilig zur Religion,
Die himmliſch laͤchelnd ſich zu ihrer Seele wandte
Mit Guͤtern, die vorher ihr Herz nie recht er-
kannte;
Und kaͤmpfen mußte ſie noch ſchwer.
Sie ſuchte lange Troſt und lange blieb ſie leer,
Fiel in Entzuͤckung, lag tief ſchlummernd viele
Stunden,
Schlug ſanft die Augen auf, ward Tag im An-
geſicht
Und rief mit Freudigkeit: ich habe nun gefunden!
Was fand ſie denn, o Tod? — Die Ruhe, welche
nicht
Der ganzen Welt Verſprechung kann gewaͤhren
Dem Sterbenden, der alles eitel nennt,
Nicht mehr der Erde Goͤtzen kennt
Und Ruhe ſucht und Ruhe liegt begehren.
Dann fraͤgt der ſtaͤrkſte Geiſt, der kuͤhnſte Atheiſt:
Ob Reichthum, Luſt und Ehre folgen werden?
Und alle ſagen; nein, und alles bleibt auf Erden,
[329]Zweytes Buch.
Und allen ſpottet fromm der Chriſt.
Dir aber, der du ihm nicht rauh, nicht ſchrecklich biſt,
Reicht er die Hand, wie auf dem Meere
Ein Schwimmender ſie reicht dem, der ſein Retter
waͤre.


X 5
[330]Vermiſchte Gedichte.

Das toͤdtlich kranke Kind,
an Herrn Profeſſor Sulzer.




Ihr traurig Bild muß immer vor dir ſchweben

Bey Freunden, bey Geſchaͤften deiner Pflicht!

Schon zeichnet ſich in ihrem Angeſicht

Der Tod, kaum athmet noch in ihr das matte Leben!

Des Arztes Kunſt, und treuſter beſter Fleiß

Iſt hier umſonſt; denn, kein Vernunftſchluß weiß

Den hoͤhern Rathſchluß je zu hintertreiben,

Der Engeln nicht erlaubt, auf dieſer Welt zu bleiben.
[figure]
[331]Zweytes Buch.

Begebenheit im Reiche Plutons,
nach der Schlacht bey Torgau.




Im Reich der Schatten ging juͤngſt ein Geruͤcht

umher:

Daß auf der Welt ein Koͤnig waͤr,

Der groͤſſer ſey, als alle Helden,

Von deren Thaten uns Plutarche Wunder melden.

Der Schatten Maupertuis kommt an und lieſt ein Buch

Von dieſes Helden Thaten voll;

Bald iſt er Antonin, bald Mars und bald Apoll,

Und jede Stirn wird Wiederſpruch!

Der Schatten von dem Weltbezwinger,

Der noch mit nervenloſem Finger

Den Staaten Plutons ſcheint zu drohn,

Weint neidiſch eine Geiſterzaͤhre,

[332]Vermiſchte Gedichte.
Daß auf der Welt ein Koͤnig waͤre,

Der groͤſſer ſey, als Philipps Sohn.

Achill ſtampft grimmig mit dem Fuſſe,

Schwoͤrt bey dem Styx, daß ihnen zum Verdruſſe

Der groͤßre Held erdichtet ſey:

”Groß, ſchwoͤrt er, war nur ich, groß war nur Alexander!

Indem er ſchwoͤrt, entſteht ein graͤßliches Geſchrey,

Die Helden fliegen auseinander,

Gehn dem Getuͤmmel nach, und ſtehen lauter Ohr,

Zu hoͤren, was zehntauſend Schatten ſprechen,

Zehntauſend ziehen ihn nun allen Helden vor,

Zehntauſend wollen ſich nicht an den Sieger raͤchen,

Von Torgau kommen ſie, die armen Schatten, her.

Starr ſteht nun Philipps Sohn, nun ſtampft Achill

nicht mehr.


[333]Zweytes Buch.

Der weinende Amor,
bey Betrachtung einer Bildſaͤule zu Char-
lottenburg im Garten.




Was fehlt doch dem allmaͤchtgen Goͤtterkinde,

Das alle Welt zu drohen ſcheint,

Cytherens Sohn? Was that er denn fuͤr Suͤnde?

Er ward geſtraft, und weint?

Die Thraͤne redet von der rechten Backen

In ſtummer Sprache, Schmerz herab!

Von Pfeilen leer haͤngt ihm der Koͤcher auf dem Nacken;

Die groſſe Venus gab

Ihm einen Kelch voll Mutterzorn zu ſchmecken:

Sie nahm ihm Pfeile. Was empfand

Sein Stolz? Wie ſchaamvoll ſteht er ſich das Auge decken,

Mit ſeiner linken Hand?

[334]Vermiſchte Gedichte.
Mit Bitterkeit ſchilt ſie auf ihn hernieder,

Fuͤhlt ſeine naſſe Klagen nicht.

Ach! keinen Pfeil giebt ſie dem armen Knaben wieder?

Nein, Spott ins Angeſicht!

Er nennt ihr ſeines Bogens groͤßte Thaten,

Und alle Helden, die er zwang,

Daß ſie ihr opferten, und ihre Huͤlfe baten,

Wann ſie ſein Pfeil durchdrang!

Ja, ſpricht ſie, ſchweig, du nutzenloſer Knabe,

Was hilft mir Hercul, was Achill?

Wann ich den Helden nicht zu meinen Fuͤſſen habe,

Der nicht empfinden will?

Nur Heldenlorbeer will er ſich erfechten,

Dem Mars folgt er und dem Apoll,

Die mit vereinter Hand ihm eine Crone flechten,

Die ewig ſtrahlen ſoll!

[335]Zweytes Buch.
Soll meiner Macht ein Sohn der Erde lachen?

Ich hieß den Donnergott zum Schwan,

Zum Stier, ich hieß ihn ſich zur goldnen Wolke machen,

Mir voͤllig unterthan.

Geh’ Bube, fern von meinen Augen eile!

Iſt Friedrich mehr, als Jupiter?

Ja — ſchluchzte Amor, gieb mir — Mutter —

meine Pfeile!

Mehr als ein Gott iſt er!


[336]Vermiſchte Gedichte.

An Palemon,
als ſie die goldene Feder vermißte.




Sie iſt verlohren! Ach! ein boͤſer Geiſt entfuͤhrte
Die goldne Feder mir — du goͤttlicher Apoll!
Wo klagender Geſang dich je zum Mitleid ruͤhrte,
So ſage mir, wo ich ſie wieder finden ſoll.
Nicht in den Fluͤgeln weiſſer Schwaͤne,
In ſchwarzen Raben nicht. Kein Vogel in dem Reich
Des Fluͤgelvolks hat Federn, die ihr gleich
An Pracht und Dauer ſind. O! hoͤre meine Thraͤne,
Die in der Seele niederfaͤllt!
Laß einen Traum Orakelſpruͤche ſagen,
Laß dich noch einmahl in der Welt
Von mir als wie zu Delphos fragen!

[337]Zweytes Buch.
Freund! alſo klagte, redend mit Apollen,
Die Muſe heimlich meinen Gram.
Im truͤben Auge, aus der vollen
Argwoͤhniſch denkenden umwoͤlkten Seele, kam
Kein heitrer Blick auf eine Reihe,
Die um mich ſaß. O! wann ſelbſt Thyrſis, meine Wahl,
Mein Wunſch, und mein Geſang, wann er ſelbſt
dazumahl
Gekommen waͤr mit dir, wenn du und er mir neue
Verſicherung der Freundſchaft vorgeſagt;
So haͤtte doch mein Auge noch geklagt.

Ich ſaß im Gram’ verſenkt; und wann ich nun
erwachte,
So rief ich in dem Thon der Wuth:
Amint, hat das entwandte Gut,
Verſteckt hats ſeine Hand, daß er mich klagend machte!
O du! der groſſen Venus Kind,
Du Amor! ſtrafe den Amint;

Y
[338]Vermiſchte Gedichte.
Nimm deinen Koͤcher, flieg’ und ſpiele
Vor ſeinem Angeſicht mit Pfeilen, und wenn er
Wie Mars nach einem greift und ſcherzet: Ach wie
ſchwer! (*)
So ſprich: Behalt ihn nur und fuͤhle!

Dies ſagt ich zu Cytherens Sohn;
Und ſeine Mutter, meine Freundin, blickte
Befehl auf ihren Knaben ſchon;
Ich ſahe, daß ſie ihn verſchickte.

Doch bald kam er zuruͤck, ſah traurig, ſprach zu ihr:
Man muß ſich vor dem Juͤngling ſcheuen;
Er giebt nicht acht aufs Spiel, merckt nicht auf
Taͤndeleyen,
Auch nimmt er keinen Pfeil von mir.


[339]Zweytes Buch.

Das Harz-Moos,
als Herr Dohmdechant Freyherr Spiegel
zum Dieſenberg etwas Moos vom
Harzgebuͤrge mitgebracht hatte.




Gott zeigt in ſeiner Schoͤpfung-Werke,

Sich uͤber unſerm Haupt, ſich auf der Erde groß;

Er gab der Sonne Glut, er gab dem Loͤwen Staͤrke,

Und bildete das kleinſte Moos,

Das an dem Harzberg waͤchſt, fein zweigigt wie Cypreſſe,

Voll kleiner Knoſpen, unterſprengt

Mit etwas Roͤthe, ſo, wie junger Maͤdchen Blaͤſſe

Im Antlitz ſich mit roth vermengt,

Wenn ſie der Juͤngling angeblicket;

Die Flur, der Garten und der Wald

Und ſelbſt die Huͤgel ſind geſchmuͤcket.

Y 2
[340]Vermiſchte Gedichte.
Doch andre Blumen ſterben bald,

Das fein gebaute Moos bleibt, wenn ſie ſchon geſtorben,

Tief unter Schnee noch unverdorben.

Wie aͤhnlich iſt es mir! tief lag ich unter Gram

Viel ſchwere Jahre lang, und als mein Winter kam,

Da ſtand ich unverwelkt und fieng erſt an zu gruͤnen.

Ich muſte, wie das Moos, dem Gluͤck zum weichen

Tritt,

Dem Thoren zur Verachtung dienen.

Einſt ſterb ich! Doch mein Lied geht nicht zum

Grabe mit!


[341]Zweytes Buch.

An Gleminden,
nach einem Ungewitter.



Nicht von den Fluͤgeln ſtarker Winde

Heraufgebracht, kam es daher

Das Ungewitter, o Gleminde!

Es waͤlzte ſich herauf, ſo fuͤrchterlich, ſo ſchwer,

Als wenn in groſſen Menſchenkriegen,

Zwey Heere langſam ziehn, itzt an einander ſtehn,

Und Kugeln durch die Luft mit Feuerfluͤgeln gehn;

So bruͤllten Donner fort! die Voͤgel alle ſchwiegen,

Die Nachtigallen krochen tief

In dunkler Hecken Laub, und keine Wachtel rief

Der andern zaͤrtlich zu, in Furchen, wo der Weizen

Den Mund hatt’ aufgethan, um Regen einzugeizen.

Dem Schaͤfer, der im Schatten ſchlief,

Fuhr Schrecken in das Ohr, und in die Bruſt.

Er hoͤrte

Das Brauſen in dem Wolkenzug.

Dem Pfluͤger ſank die Hand an ſeinem ſchweren Pflug;

Und in der Staͤdte Zimmer ſtoͤhrte

Y 3
[342]Vermiſchte Gedichte.
Das Wetter Gaſtmahl, Tanz, und Spiel.

Der Muth zur Uebelthat entfiel

Dem Suͤnder, der ſie itzt verſteckt begehen wollte;

Denn hohl, und unaufhoͤrlich rollte

Des Donners ſchreckliche Gewalt.

Dir aber, Freundin, ward das Herz nicht ſchauerkalt,

Du dankteſt einem Gott, der groß in Ungewittern

Nach duͤrrer Luft, und duͤrrer Zeit

Kommt, ſeinen Erdkreiß zu erſchuͤttern,

Hervorzubringen Fruchtbarkeit.
[figure]
[[343]]

Einfaͤlle.


Y 4
[[344]][[345]]
[figure]

Als die Wiederkunft des Koͤnigs
gewuͤnſchet wurde.




Wenn unſern Feinden das Herze geſunken;

Dann bringt uns der Friede den Koͤnig zuruͤck,

Dann ſagen wir nuͤchtern, dann ſtammeln wir trunkeu:

Sein Antlitz iſt Himmel, und Sonne ſein Blick!


Y 5
[346]Einfaͤlle.

Als geſagt wurde, daß in Abwe-
ſenheit des Koͤnigs manches Unrecht
geſchehen ſey.



O! wenn du wiederkommen wirſt;

Dann, Friedrich! nimmt das Recht die Wage hurtig

wieder.

Kein boͤſer Richter beugt die gute Sache nieder;

Und kein Hebraͤer wird ein Fuͤrſt.


[347]Einfaͤlle.

Als ſie uͤber beſtaͤndiges Kopfweh
geklagt hatte, und darauf erinnert wurde,
des Koͤnigs Geſundheit zu trinken.



Du Glaß! an meines Grabes Rande

Leer’ ich dich nicht mehr aus!

Doch ſtamml’ ich noch, bey ſchon verdunkeltem Verſtande:

Es lebe Friedrich und ſein Haus!
[figure]
[348]Einfaͤlle.

Als von Sansſouci geſprochen
wurde.




Wenn Oeſtreich mit gezwungnem Blick

Sagt, daß es Friede werden ſoll;

Dann kehren Friedrich, und Apoll,

Nach Sansſouci zuruͤck.


[349]Einfaͤlle.

Als das Tagebuch der Oeſtreichi-
ſchen Armee, unter dem Befehl des Gene-
ral von Laudon, vorgeleſen wurde.




Dich, groſſer Friedrich, ſing ich nicht;

Daß deine Feinde ruhig bleiben,

Und ihre Furchtſamkeit beſchreiben,

Das iſt dein Lobgedicht!


[350]Einfaͤlle.

Als von Lobgedichten geſprochen
wurde.



Oft loben uns Dichter, die taͤuſchen.

Es lebe mein Ramler! Er ſpricht:

Wenn es Verdienſte nicht heiſchen,

Lob’ ich ſelbſt Koͤnige nicht!


[351]Einfaͤlle.

Als man ſagte, der Gram naͤhm
ihr viel Zeit weg.



Gram! wilſt du mir die Stunden nehmen?

Sie ſind mir kaͤrglich zugezaͤhlt:

Geh Gram! du ſollteſt dich doch ſchaͤmen!

Komm wieder, wenn mein Freund mir fehlt.


[352]Einfaͤlle.

Als ſie ſich gegen den Angrif eines
Freundes mit verſchiedenen Einfaͤllen geweh-
ret hatte, und bald darauf ein wilder Schweins-
kopf auf die Tafel geſetzet wurde.



Des Waldes Thiere ſind dem Loͤwen unterthan;

Der Eber ſchaͤumt, und droht mit groß gewachſnem

Zahn

Des Jaͤgers ſtark gewordnen Gliedern:

Ich bin ein ſchwaches Weib, und wehre mich mit

Liedern.


[353]Einfaͤlle.

An Herrn Dohmdechant, Freyherrn
Spiegel zum Dieſenberg, als vom
Horaz geſprochen wurde.



Horaz verband Natur und Kunſt,

Und ſang ein Lied voll Dichterhitze,

Gieng nicht, bey vieler Schuͤſſeln Dunſt,

Zu Caͤſars Tafelſitze,

Schloß auf der Meyerey geruhig ſeinen Lauf.

Du haſt der Fuͤrſten Gunſt und biſt nicht ſtolz darauf!


Z
[354]Einfaͤlle.

Als ſie eine Roſe zeigte, an welcher
eine Roſenknoſpe ſaß.



Die Roſenſchweſter iſt noch klein,

Wenn ſie iſt aufgebluͤht, wird dieſe nicht mehr ſeyn.


[355]Einfaͤlle.

An Herrn Borchmann,
als er bat, mit einer Schuͤſſel vorlieb zu
nehmen.



O Borchmann, ſprich! wann eſſen

Die Menſchen mehr als koͤniglich?

Wenn ſie der ganzen Welt vergeſſen

Und ſo vergnuͤgt, wie Gleim und du, und ich

Mit einer Schuͤſſel ſind, und niemand fuͤrchten duͤrfen,

Und ihren Wein mit einer Zunge ſchluͤrfen,

Die frey und unbeurtheilt ſpricht;

O welch ein Mahl! der Koͤnig hat es nicht!


Z 2
[356]Einfaͤlle.

Als jemand ſagte: der Wein habe
manchen Dichter auf den Parnaß
gefuͤhret.



Nicht Bachus, nicht das Gluͤck befand

Sich bey mir, da ich ging zum hohen Muſenſitze;

Die Freundſchaft hielt mich bey der Hand,

Und fuͤhrte laͤchelnd mich bis an des Berges Spitze.


[357]Einfaͤlle.

Als ſie waͤhrend eines Ungewitters
von einem Dichter gefragt wurde: ob
ſie ſich vor dem Donner fuͤrchte?



Zevs ſchilt im Wolkenhimmel,

Sein lauter Donner ſprichts!

Er ſchilt dem Kriegsgetuͤmmel,

Den Dichtern thut er nichts.


Z 3
[358]Einfaͤlle.

Als ein Dichter im Weinmonath
ihr eine Roſe gab.



Die reife Traube hoͤrt ich juͤngſt zur Roſe ſprechen:

Wo kommſt du her? wo willſt du hin?

Sie ſprach: Mich gab der Herbſt. Ein Dichter

ſoll mich brechen,

Fuͤr eine Dichterin.
[figure]
[359]

Appendix A Inhalt.



Appendix A.1

Appendix A.1.1 Oden.
Erſtes Buch.


  • Seite.
    An Gott   3
  • An den Schoͤpfer   7
  • Das Ungewitter   10
  • An Gott   14
  • Die Allmacht und Güte Gottes   16
  • Morgengedanken   21
  • An Gott   23
  • Morgengeſang   25
  • An Gott   28
  • Der Fruͤhling   33
  • An Hern von Humbracht   36
  • An den May   39
  • An einen Freund   43
  • Von dem Vertrauen auf Gott   46
  • An Thyrſis   49
  • An W. * * *   53
  • Auf eine Glocke   55
  • Klagen einer Witwe   57
  • An die goldene Feder   62

Appendix A.1.2 Oden.
Zweytes Buch.


  • Geſang am Geburtstage der Königin   67
  • An die Königin über eine Luſtfahrt auf der Elbe   71
  • Auf den Tod des Prinzen Heinrich von Braunſchweig   74
    Z 4
    [360]Seite.
    Ueber den Entſatz von Braunſchweig   77
  • Der Feldzug in Sachſen, eröfnet vom Prinzen Heinrich   80
  • An den Prinz von Preuſſen   82
  • Die Fahrt der Königlichen Braut nach Engelland   85
  • An die Frau von Reichmann   87
  • An Herrn Grafen Heinrich Ernſt, Reichsgrafen zu Stol-
    berg-Wernigerode   89
  • An ihren verſtorbenen Oheim   92
  • Lied an gefangene Lerchen   95
  • An Herrn Grafen Heinrich Ernſt, Reichsgrafen zu Stol-
    berg-Wernigerode   99
  • An die Freyfrau von Troſchke   103
  • Zuruf an Glogau   106
  • An den Dohmherrn von Rochow   110

Appendix A.1.3 Oden.
Drittes Buch.


  • An ihren Geiſt   115
  • An Seine Königl. Hoheit, den Prinzen Heinrich   118
  • An Ihro Königl. Hoheit, die Prinzeßin Amalia   120
  • Lied der Muſen an die junge Prinzeßin Tochter des Prinzen
    Ferdinands vom Hauſe   122
  • An Mademoiſelle Stahl   126
  • Der Frau Geheimen-Räthin Buchholz   128
  • An Herrn Geheimen Rath Buchholz   130
  • An denſelben   133
  • An Herrn Profeſſor Sulzer   138
  • An denſelben   141
  • An denſelben   144
  • An denſelben   147
  • An Herrn Gleim   152
  • Klagen bey dem Grabe des Herrn von Kleiſt   155
  • An Herrn Gleim   160
    [361]Seite.
    An denſelben   163
  • An Herrn Ramler   167
  • An Herrn Profeſſor Sulzer   173
  • An Herrn Zachariä   177
  • An Herrn Köpken   181
  • An Palemon   183
  • An Herrn Uz   186
  • An denſelben   188
  • An die Chartenſpieler   190

Appendix A.1.4 Oden.
Viertes Buch.


  • An Palemon   195
  • An Palemons Flügel   198
  • An Palemon   201
  • An Herrn Gleim   204
  • An Palemon   207
  • An denſelben   211
  • An denſelben   214
  • An denſelben   217
  • An Herrn Gleim   221
  • An denſelben   225
  • An Palemon   228
  • An Herrn Rolle   231
  • An Palemon   233
  • An denſelben   235
  • Eine kranke Braut an ihren Geliebten   237
  • Klaglied über den Tod eines Canarien-Vogels   239
  • Lied, in einer Geſellſchaft   243
  • Klagen einer Braut an ihre Nachtigall   247
  • Klagen eines Unglücklichen Verliebten   250
  • Sapho an Amov   252

Z 5
[362]

Appendix A.2

Appendix A.2.1 Vermiſchte Gedichte.
Erſtes Buch.


  • Seite.
    An den Prinzen von Preuſſen   257
  • Klagen und Bitte an den Herzog Ferdinand   260
  • Erinnerungen und Fragen an die Königin   266
  • Dem hochwürdigen Dohm-Capitul zu Halberſtadt   269
  • An den Freyherrn von Kottwitz   273
  • An Herrn Dohmdechant, Freyherrn Spiegel zum Dieſenberg   278
  • Morgen-Fragen an Gliphäſtion   282
  • Ein würklicher Traum   286
  • An den kranken Herrn Rector Goldhagen   291
  • Aufmunterung an den Geheimen Rath Labes   294
  • An Palemon   298
  • An denſelben   300
  • An Jungfer W. Buchholz   301

Appendix A.2.2 Vermiſchte Gedichte.
Zweytes Buch.


  • Der Perſiſche Prinz, eine Erzählung an Ihro Königliche
    Hoheit den Prinzen Heinrich   307
  • Der Sänger bey der Heerde in Welſchland   311
  • Das Wunder-Bild   315
  • Don Goldofon   319
  • An den jungen Lenz   323
  • Ein Wort an den Tod   326
  • An Herrn Profeſſor Sulzer   330
  • Begebenheit im Reiche Plutons   331
  • Der weinende Amor   333
  • An Palemon, als ſie die goldene Feder vermißte   336
  • Das Harzmoos   339
  • An Gleminden   341

[363]

Appendix A.2.3 Einfaͤlle.


  • Seite.
    Als die Wiederkunft des Königs gewünſchet wurde   345
  • Als geſagt wurde, daß in Abweſenheit des Königs
    manches Unrecht geſchehen ſey   346
  • Als ſie über beſtändiges Kopfweh geklagt hatte, und
    darauf erinnert wurde, des Königs Geſundheit zu
    trinken   347
  • Als von Sansſouci geſprochen wurde   348
  • Als das Tagebuch der Oeſterreichiſchen Armee unter
    dem Befehl des General von Laudon vorgeleſen
    wurde   349
  • Als von Lobgedichten geſprochen wurde   350
  • Als man ſagte, der Gram nähme ihr viel Zeit weg   351
  • Als ſie gegen den Angrif eines Freundes ſich mit ver-
    ſchiedenen Einfallen gewehret hatte, und bald dar-
    auf ein wilder Schweinskopf auf die Tafel geſetzet
    wurde   352
  • An Herrn Dohmdechant, Freyherrn von Spiegel zum
    Dieſenberg   353
  • Als ſie eine Roſe zeigte, an welcher eine Roſenknoſpe ſaß   354
  • An Herrn Borchmann   355
  • Als jemand ſagte: Der Wein habe manchen Dichter
    auf den Parnaß geführet   356
  • Als ſie während eines Ungewitters von einem Dichter
    gefragt wurde: ob ſie ſich vor den Donner fürchte   357
  • Als ein Dichter im Weinmonath ihr eine Roſe gab   358

[figure]
[][][]
Notes
(*)
Sehet das Geſpraͤch des Plato Io genannt.
(*)
S. 92.
(*)
Sie meint die Geſellſchaft in der ſie war, als ſie dis
Gedicht ſchrieb.
(*)
Zweene gegen einander ſtehende ſehr hohe Felſen, in
der Grafſchaft Wernigerode, nicht weit von Ilſenburg, von
welchen man glaubt, die Sündfluth habe ſie von einander
geſpaltet.
(*)
Herr Bernhard Rode mahlte damals an dem Gemählde
über den Tod des Herrn von Kleiſt, welches in der Garniſon-
Kirche zu Berlin zu ſehen iſt. Die Figur der Freundſchaft hat
den Beyfall der Kenner erhalten.
(*)
Siehe Herr Utzens Sieg des Liebesgottes.
(*)
Die Dichterin hatte uͤber ſchlafloſe Naͤchte geklaget.
(*)
Herr Ramler.
(**)
Herr Gleim.
(*)
Die Hannoͤverſche Stadt Elbingerode wurde im Jahr
1759 faſt gaͤnzlich in die Aſche gelegt.
(**)
Es iſt bekannt, daß im Jahr 1744 der franzoͤſiſche Mi-
niſter Herzog von Belleisle an dieſem Orte gefangen genommen
wurde.
(*)
Die Dichterin hatte ſich unterſtanden, vorſtehende Kla-
gen und Bitte der Königin Majeſtät zu uͤberreichen, mit Bitte,
ſolche in einem Brief an des Herzog Ferdinands Durchl. mit
einzuſchlieſſen, und mit gnädigſter Empfehlung zu begleiten; die
großmüthige Königin hatte ihr deßfalls ihr Wort gegeben;
hier unterſteht ſich die Dichterin, ſie daran zu erinnern, und man
weiß, daß ſie mit Gewährung ihrer Bitten von der groſſen Kö-
nigin ſowol, als von dem groſſen Feldherrn belohnet wurde.
(*)
Die Dichterin nennt den Freyherrn von Kottwitz wegen
der ihr erzeigten Wohlthaten, ihren Vater.
(*)
Eines ſolchen Pallaſtes wurde bey Erzaͤhlung des Trau-
mes erwähnet.
(**)
Damals wurde von einem Bündniß des Königs mit
der Ottomanniſchen Pforte geſprochen.
(*)
Der König ließ, als die Dichterin dieſes ſchrieb, für eine
Tonne Goldes Getreyde den Armen austheilen.
(*)
Man hatte die erſte Nachricht erhalten, daß der feind-
liche General Laudon, auf dem Wege zum Entſatz der Veſtung
Schweidnitz, am 16ten Auguſt geſchlagen ſey.
(*)
Die Veſtung Schweidnitz wurde den 8ten des Octobris
1762 wieder erobert.
(*)
Die Dichterin zielt auf die bekannte Ode Anacreons.
Notes
(*)
(*)
Die Dichterin meinet die Jungfer Gauſe, deren Ge-
burtstag am 27ten May gefeyert wurde, von welcher man er-
zaͤhlte, daß ſie zu Franckfurth geweſen, und daſelbſt das Grab
des Herrn von Kleiſt mit Blumen beſtreuet habe.
(*)
(*)
Das Bildniß der ſeeligen Frau Profeſſorin hieng, in
dem Zimmer, wo ſie ſchrieb.
(*)
(*)
Des Prinzen von Preuſſen Koͤnigl. Hoheit.
(*)
(**)
(*)
Herr Gleim hatte die Dichterin die deutſche Sapho
genennet.
(**)
Prinz Ferdinand hatte kurz vorher den linken Flügel
der franzöſiſchen Armee unter Befehl des Herzogs von Broglio
und des Prinzen von Soubiſe geſchlagen.
(*)
(*)
Der Goldbach fließt nah am Spiegelberge.
(*)
(*)
Palemons-Haus, in welchem dieſes geſchrieben ward,
iſt nah an der Dohmkirche zu Magdeburg belegen.

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CC-BY-4.0
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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2025). Karsch, Anna Luise. Auserlesene Gedichte. Corpus of Literary Modernity (Kolimo+). https://hdl.handle.net/21.11113/4bmm9.0