[]
Tagebuch meiner egyptischen
Reise, begonnen am 20sten Aug. 1842
[1]

1842.


Am 20ten August 7 Uhr Morgens Abreise von Berlin auf der Anhaltschen Eisenbahn mit Ernst Weidenbach um Mittag Ankunft in Leipzig. Von hier um 4 Uhr über Altenburg nach Hof. Auf der Eisenbahn mit Böger und dem Oberst von Brandt (zusgefahren)zusammengefahren, der den Vater gekannt hatte, und Grüße an O. Hüser mit nahm.

21ter (Aug)August Fahrt über Hof nach Baireyth, einem sehr freundlichen und netten Städtchen; noch im Mondschein die Statue von Jean Paul besehen.

22ter (Aug)August Ankunft in Nürnberg um 18 Uhr. Morgens Aufenthalt dort bis 12 Uhr. Besehen der Stadt, der Burg mit der Kunstausstellung; Aussicht vom Thurm daselbst. (Skt)Sankt Lorenz-Kirche im Innern. Abend in Eichstädt mit sehr romantischer Umgegend. Nachts durch Ingolstadt.

23ter (Aug)August Morgens 10 Uhr. Ankunft in München. Gasthof: Goldner Bär bei Voigt; großes Zimmer für alle drei. Der Former Franke war schon in Leipzig zu uns gestoßen. - In München fand ich Bever und Schubert nicht anwesend, wohl aber Julie Bever, die mich sehr zu sehen freute; Mittag im Gasthof. Nachmittag Besehen des Hofgarten und des (engl)englischen Garten. Bier in Tivoli getrunken, zurück durch (d)die Ludwigsstraße.

(24)24ter (Aug)August Mittwoch. Früh ½ 8 mit Fiaker nach der Auer Kirche. Geldgeschäfte. Allerheiligenkapelle. Einkäufe. Julie Bever. Um 4 Uhr Abreise (n)nachInspruck. [2] Mit (H)Herrn (v)vonRamboldi angenehme Unterhaltung bis Staremberg. Herrlicher See; das Gebirge im Hintergrund köstlich. Abendessen sehr spät um ½ 11 Uhr in Weinheim. Gegen Morgen nach Partenkirchen. Köstliches Thal (d)und Weg von hier nach Mittenwald, Morgenbeleuchtung der Kalksteinfelsen.

Donnerstag, ½ 9 Uhr ((d)(den 25ten August) Ankunft an (d)der (öster)österreichischen Grenze, immer noch Fahrt im prächtigsten Thal. - Erste Station bis Seefeld; treffliche Bergaussichten; Fuhrmann und Citronenhändler im blauen Kittel[,] guter Gesellschafter. Vor Innspruch die hohe Martinswand, rechts immer die Inn. Bisher Alles Kalksteingebirge. Das Innthal recht schön; um 2 Uhr in Innspruck; gegessen in der Sonne; Gamsbraten. Die Post bezahlt bis Verona. Nackter Berg hinter Innspruck; wir gehen ihn hinauf. Interressanter Chausseebau; große Brücke; Ehrenpforte dabei, zur Segnung des Grundstein; schöne Gebirgsaussichten. Abendessen lauter Kalbfleisch verschieden zubereitet; aber zuletzt Weintrauben und Himbeeren. Die Nacht über den Brenner. Ich habe geschlafen.

Am Freitag (d)den 26ten früh in Brixen gefrühstückt 5 Uhr. Um 11 Uhr Mittag in Botzen. Schöner Weg das Etschthal entlang; Weinberge (d)und Gärten; Maulbeeren, Weidenbäume, (Türk)Türkischer Weitzen. Die Felsen sind hier Granit. Herabgerollte Felstrümmer. - Alles wird Italienisch; Männer mit offener Brust, spitzen Mützen; Ochsenfuhrwerk; Eseltreiber; Trauben, [Pfirsiche], Feigen schönster Art. Gute Unterhaltung mit (H)Herrn Kaufmann Ade aus Kempten in Baiern. Den Abend über Trient nach Roveredo; malerische Schlösser (d)und Burgen, die flachen Dächer interressant. Am Abend starkes Wetterleuchten im Gebirge.

Sonnabend (d)den 27ten (Aug)August. Früh 5 Uhr in Verona. Das [3]Etschthal hat sich hier erweitert. Die Berge verschwinden fast. Verona voller baulicher Merkwürdigkeiten. Besehen derselben mit (e)einem deutschen Lohnbedienten. Die Kirche (St)Sanct Anastasio, die Domkirche, die Denkmäler der Scaliger, Palast Bevilacqua, Canossa, Borsa pp. Ferner das (interress)interressante (Röm)Römische Amphitheater; Rutschparthie des Fremden; Bildergallerie im Rathssaale; ein schöner Tizian. Gemüse- und Fischmarkt höchst interressant. Im Gasthof dicht an (d)der Post ½ Tag aufgehalten. Billets um ½ 12 Uhr nach Venedig genommen. Rechnung in Verona sehr theuer; dabei (d)das Essen schlecht. Statt um ½ 12 erst um 2 Uhr abgefahren. Unordnung der Postverwaltung; immer schlechte Beiwagen, aber sehr schnell gefahren; unerträglicher Staub; Betteln der Postillione, Fruchtverkäuferinnen. Gegen Abend nach Vicenza (d)und von dort gegen 12 Uhr Mitternacht nach Padua. Am Morgen 4 Uhr nach Maestre; von dort in (e)einer Gondel übergesetzt nach (d)dem Zollhause; hier fast eine Stunde gewartet. Schöne Aussicht auf Venedig (d)und das Meer. Ankunft in Venedig durch den Canal grande; einlogirt in die tre porte. (Deutsch)Deutschen Lohnbedienten genommen für 9 (Gld)Gulden auf 2 Tage; wir konnten recht zufrieden mit ihm sein. Besehen des Marcusplatzes, des Dogenpalastes mit seiner goldnen Treppe, (s)seinen Bildern (d)und Antiquitäten, Seufzerbrücke, Bleidächer, Rathssaal 150 [Fuß] (lg;)lang; (d)und circa 75 Fuß (br)breit, Senatorensaal; Aussicht über die Lagunen ins Meer. Die Marcuskirche mit ihren Fresken (d)und[Museen]. Die Kirche San Giovanni e Paolo, die Jesuitenkirche. Besehen dieser Gegenstände bis Mittag 4 Uhr. Dann Essen. Gegen ½ 7 Abends Spa [4] tziergang auf (d)dem Quai (d)und Volksgarten. Sehr voll an schöner Welt, höchst interressant. In (d)der Gondel zurück gefahren, schöner Sternhimmel; Puppentheater; Wimmeln der Caffeehäuser auf dem Marcusplatze; Eis gegessen; dann nach Hause. -

Montag, den 29ten (Aug)August. Gut geschafen; 6 Uhr aufgestanden; im Café gefrühstückt. Besehen der Arsenalkirche (d)und des Arsenals; letzteres sehr interressant. Waffensammlung, Modellkammer; Saal für (d)die[ (Seele)Seeleute], Ankertaue; Anker; Stapel, (Lucantaur)Lucantaurisches[Modell]; Kaiserliche Lustfahrzeuge; um ½ 9 Uhr (n)nach Hause, gefrühstückt; dann Besehen der Academia di bell’arte. Sehr schöne Gemälde von Tizian (Mariä Himmelfahrt) Tintoretto etc.; prächtiges Lokal; übergefahren zur Kirche San Salute, (d)undSan Giorgio majore[,] beides Kuppelkirchen; besonders letztere einfach (d)und schön. Früher noch den schönen Pallast Pisani besehen, sehr im Verfall. - Hinüber zum Kriegsschiff. Der Lieutenant selbst erklärt uns Alles der Fregatte. Sehr interressant. Nun zu Hause (d)und Mittag gegessen, schönen Seefisch. Dann auf dem hohen Glockenthurm (d)und (d)die Aussicht bewundert. - Bezahlung der theuren Rechnung. Einschiffung bis zum Dampfschiff, wohin uns Johann, der Lohnbediente bringt. Das Schiff sehr voll; wir treffen Mr. Hicks wieder. Lange Unterhaltung mit dem Kaufmann Grünberg aus Triest, schöne Nacht, das Land schwindet mehr (d)und mehr, die See vollkommen ruhig, kostbare Sterne, spät in (d)der Nacht der Mond.

Dienstag früh den 30ten (Aug)August schöner Sonnenaufgang. Dunkeln des Wassers. Ich lag (d)die Nacht im Mantel [5] auf dem Verdeck. Am vorigen Abend noch die (interress)interressanten Anblicke der schlafenden Damen in (d)der Cajüte. Heut treffe ich unter (d)den Reisenden den [Kammerg] (Ref)ReferendarUlrici, Bekanntschaft von Schwarz her. Wir segeln vorbei an Pizano (d)undCapo d’Istria nach Triest, wo wir etwa ½ 7 Uhr anlangen. In das große Hotel Metternich am Hafen gegangen. (Köstl)Köstliche Aussicht über 1000 Schiffe (d)und (d)den Leuchtthurm. Gang zu Lutteroth, lieber Mann. Besehen der neuen Kirche mit recht schönen neueren Gemälden. Briefschreiben, Mittag a la carte; dann wieder geschrieben; ausgegangen (d)und die Stadt besehen, in (d)das Theater gegangen; großes Amphitheater, wo (d)die Männer in (d)der Mitte mit ihren Hüten (a)auf (d)dem Kopf stehen; wohl 7-8 Reihen Damen rings umher; wenig hübsche darunter, fast keine. Es ward Robert (d)der Teufel gegeben; Gesang nicht übel, Tanz erschrecklich schlecht. Nach (d)dem 3ten Akt nach Hause; herrlich geschlafen.

(D)Den 31ten (Aug)August Mittwoch Morgens ¼ 8 aufgestanden; starker Wind. Zu Lutteroth gegangen; die neumodisch gebaute Stadt etwas besehen, Pässe besorgt und um 12 Uhr mit einem Fiaker nach Corniale gefahren über einen hohen rauhen Berg 1 ½ (M)Meilen weit, dann ½ (St)Stunde lang zu der Grotte gegangen und sie mit 3 Führern und Lichtern besehen. Herrliche Tropfsteingebilde. Tiefes Hinabsteigen. Nachher Mittag in Corniale gegessen; besehen (d)der Häfen allein über 3 (G)Gulden. Zurück um 8 Uhr Abends. Dann geschrieben (d)und trefflich geschlafen.

Donnerstag (d)den 1ten (Sept)September der Wind sehr heftig; Geheul durch (Maun)Mauern (d)und Masten. Brief geschrieben; Geld [6] vom Lutteroth geholt; gepackt. Briefe zur Post getragen. Nach 3 Uhr auf (d)das Dampfschiff Ludovico Archiduco d’Austria[,]KapitänZincovich. Der Wind hat sich etwas gelegt, das Wetter ist angenehm [.] Ich finde auf (d)dem Schiffe (d)den Engländer wieder; lebhafte Unterhaltung mit ihm. Die See wellt, ist aber nicht sehr unruhig. Viel Passagiere. Zur Linken fortwährend Land; rechts nicht. Gleich nach 4 Uhr wird (d)der Anker gelichtet (d)und mit aufgespannten Segeln geht es rasch. Das Wanken wird heftiger; die Nacht vergeht ohne Übelkeit aber schlaflos wegen des Brechens der Passagiere.

Freitag (d)den 2ten (Sept)September Am Morgen auf (d)das Verdeck; der Wind noch günstig; das Schwanken heftig; ich muß einen Augenblick spucken; von nun ab halte ich mich gut. Um 9 Uhr sehen wir Ancona (d)und werfen bald darauf in (d)der Bai die Anker. Weidenbach hat (d)die Nacht viel gebrochen, Franke nicht. Wir schiffen uns aus mit (e)einem jungen Maler, der in Athen auf 9 Monat fresco malen soll [.]Ancona liegt malerisch an (d)den Bergen emporgebaut; Leuchtthurm. (Zieml)Ziemlich gutes Essen in (e)einer trattoria. Spaziergang auf (e)einen Berg mit alten Befestigungswerken (d)und gesch.... - Lagerung auf (d)dem Berge; herrliche Übersicht der Stadt (d)und des Meeres; zutraulicher (Ital)Italienischer Junge. Hinab in (d)die Stadt in ein Café (d)und Bier getrunken, der Maler Limonade; dann nach dem Schiffe; eine Theatergesellschaft kommt hinzu, [und] macht (d)das Schiff unerträglich voll. Ein Paar Stunden sind Alle vergnügt, dann aber geht das Brechen an; um ½ 6 Uhr [7] (Nachm)Nachmittags fuhren wir (v)vonAncona ab bei (zieml)ziemlich stillem Wetter; bald aber schwankte es heftiger (d)und nun lagen Männer (d)und Weiber umher in wilder Unordnung, ein trauriger Anblick. Nach 8 Uhr zu Bett (d)und trefflich geschlafen.

Sonnabend (d)den 3ten (Sept)September Um 6 Uhr auf Verdeck; schönes Wetter, aber (d)der Wind entgegen, (d)das Schiff schwankt weniger wie gestern, doch geht (d)das Brechen bei vielen wieder los. Spülung des Decks. Umziehen meiner Beinkleider; Langschläfer in meiner Koie. In (d)der Ferne sieht (m)man (e)eine Zeit lang Inseln an (d)der Küste (v)vonIllyrien. Farbe des Meeres an (d)der (Ital)Italienischen Küste hellgrün; mit einemmal dunkelmeergrün, auch köstlich blau bei heiterm Himmel; bis ins schwarzblau übergehend. Der Tag vergeht unter starkem Schwanken; doch ficht es mich wenig (od)oder nichts an. Nachmittag kommt Regen. Die Frauenzimmer retten sich in unsre Kajüte (d)und liegen darin umher, daß (m)man nicht treten kann. Ich rette mich in mein Bett, doch esse ich zu Abend; (d)und mit mir noch 2 andre; alles Übrige unwohl. Schon auf dem Wege nach Ancona haben (Weidenb)Weidenbach (d)und ich die 1te Cajüte genommen. Die Nacht war sehr unangenehm, der Boden bedeckt mit stöhnenden (d)und brechenden Weibern; dabei Essen. Am Abend heftiges Gewitter; der Regen strömt, ich beobachte die Blitze durch meine Fensterluke. Die Wellen gehen sehr hoch (d)und spritzen über (d)das Verdeck; fast (d)den ganzen Tag kein Land zu sehen; der Engländer ist auch fast immer unwohl.

Sonntag (d)den 4ten (Sept)September Schöner Morgen nach (d)der stürmischen [8] Nacht. Unter Anschauen des Horizontes, der rings unbegränzt war[,] der beiden Freunde gedacht, deren Geburtstag heut ist; ich versetzte mich lebhaft nach Jacobskirch. Das Meer noch unruhig. Die Cajüte wird allmählich (v)von (d)den Menschen gereinigt. Einmal sieht (m)man zur Rechten die hervorragende Spitze der (Ital)Italienischen Küste; doch verschwindet sie bald wieder. Trotz heftigen Schwankens, was Nachmittags wieder zunimmt, esse ich mit wenigen Passagieren alle Mahlzeiten. Auch spiele ich am Nachmittag mit (e)einem Deutschen, der seit 9 Jahren in Athen ansässig ist, eine Parthie Schach; nachher auch eine mit dem Engländer. Fast (d)den ganzen Tag kein Land. Um 5 Uhr zeigen sich in (d)der weiten Ferne die Berge von Epirus (d)undCorfu; wonach ich (d)und viele Andre schon lange ausschauen. Während des Mittagessens, was um 4 Uhr genommen wird, das Schwanken wieder sehr heftig; ein dicker confortabler Herr macht mir viel Freude; er ist auf (d)dem Schiff wie zu Hause; nichts ficht ihn an; er ißt, trinkt (d)und kleidet sich stets mit Behaglichkeit. Um ½ 9 Uhr Abends lege ich mich zu Bette (d)und gehe um etwa 1 Uhr Nachts auf Verdeck, wo alles lebendig ist; wir fahren unter schönstem Sternenhimmel zwischen Corfu (d)undEpirus hin. Am Abend vorher noch mit dem [] Maler Wurm am [Spiegel] des Schiffes gesessen (d)und die köstlichen Sterne geschaut (d)und geplaudert. -

Montag (d)den 5ten (Sept)September Morgens 3 Uhr etwa werfen wir vor Corfu die Anker; der Leuchtthurm (d)und einzelne Lichter schimmerten aus (d)der Stadt herüber. Die Nacht war lau (d)und schön. Die Theatergesellschaft bricht, Gott sei Dank, auf; die Begleitung so vieler [9] Menschen war höchst lästig. Nachdem Alle fort sind[,] schiffen wir auch über, mit uns (d)der Maler Wurm (d)und der deutsche Athener; wir besehen die Stadt, die von höchst (interress)interressanten (Griech)Griechischen Gesichtern, Kleidungen etc. wimmelt. Enge Straßen; steinerne Häuser meist mit Colonnaden unten. Zuerst Schnupftaback gekauft; versucht, auf die Festung zu gehen, doch will (m)man uns nicht einlassen; auf (e)ein altes Festungswerk geklettert, von wo man auch eine prächtige Aussicht über die bergige Insel (d)und Festungswerke hat; diese scheinen alt[,] aber sehr bedeutend. Hinunter auf den schönen mit Bäumen (d)und Gärten umgebnen Exerzierplatz; Engländer, denen (d)die Insel gehört, exerciren hier; ein junger Strauß spatziert herum; herrliche Aussicht über (d)das Meer, die hohen Berge des gegenüberliegenden Griechenlands, rechts das hervortretende Kastell mit (d)dem Leuchtthurm, links im Halbkreise die Stadt; (d)und (d)das stille Meer vor uns. In (e)einem Café gleich Anfangs Café getrunken, nachher Weintrauben (v)von besonderer Größe (d)und Schönheit gegessen, und Liqueur dazu getrunken. Um 10 Uhr nach dem Dampfschiff zurückgefahren, wo (d)die Ruhe (d)und Ordnung sehr wohlthätig ist. Versuch[,] (e)ein Schiff zu zeichnen, doch fängt es an zu regnen; in (d)die Cajute (d)und (d)das Tagebuch geschrieben. Der Engländer findet sich zu mir. Um 4 Uhr bei warmer Witterung lichten wir den Anker. Prächtiger Rückblick auf (d)dieCitadelle (v)vonCorfu, die auf der Landspitze weit in (d)das Meer hineinreicht (d)und so gewissermaßen 2 Meerbusen bildet, an denen (d)die Stadt emporgebaut ist. Nicht lange sind wir auf Verdeck, so ändert sich auch wieder die Witterung; es regnet, der Wind wird heftig (d)und ist wie immer conträr, aber (d)das Schwanken ficht uns gar nicht mehr an. [10] Ich spiele am Nachmittag 2 Parthien Schach, mit (Mr)MisterHicks und dem deutschen Athener Klingenfeld; erste gewonnen, letzte remi. Wir fahren an der Küste von Epirus entlang, zuerst zu Corfu hin; allmählich verschwindet letzteres. Die Küste (v)vonEpirus zeigt sich rauh, bergig, steil abfallend ins Meer. Dann zeigt sich zur Rechten Pars (d)undAntipars, zur Linken erkennt man (d)die (Festg)FestungParga. Am Abend (es wird um 7 Uhr dunkel) wird der Himmel über uns klar, aber starkes Wetterleuchten über (d)demPeleponnes; laue Nacht. - Die Schiffsgesellschaft des 1ten Platzes ist jetzt sehr angenehm ein (engl)englischer Colonel mit 2 Damen, die nach (Const)Constantinopel wollen, 2 andre Herren und (Mr)MisterHicks. - Am Abend Franke sehr laut und vergnügt mit den Griechen. Auf dem Verdeck am Abend lange umhergegangen, Thee getrunken (d)und um 8 Uhr zu Bett; köstlich geschlafen.

(D)Den 6ten (Sept)September Dienstag ½ 6 Uhr aufgestanden; schöner Morgen; wir sind in (d)der Nacht Cephalonien (d)undIthaka passirt, (d)und finden uns bereits im Busen von Patras. Kostbare Aussicht rechts (d)und links; die Berge fast kahl, höchstens Olivenwaldung darauf; Morna mit flachem Vorland, Großgriechenland rauh (d)und steil abfallend; das Meer ist ruhig, der Himmel klar, (d)die Luft warm, die Aussicht trefflich. Vor Nussolunghi vorbei, erblicken wir um 7 Uhr etwa Patras (d)und werfen um 8 Uhr Anker in der Bucht. In (d)der Ferne schimmern die Schlösser, die den Meerbusen (v)vonLepanto beherrschen. Auf (d)dem Schiff nehmen wir (e)ein Frühstück ein, (d)und fahren dann an (d)das Land hinüber, Klingenfeld, Wurm, (Weidenb)Weidenbach (d)und ich; (Franke fühlte sich durch einige Vorwürfe (v)von mir gekränkt). [11] Alte Befestigungswerke, (od)oder vielmehr eine Burg, liegt links auf (d)der Anhöhe; rechts (d)das Land eben aber (v)von den Bergen begränzt; die neue Stadt liegt längs der Meerküste, die alte höher hinauf auf den Höhen. Leben (d)und Treiben der Griechen in (d)der Hauptstraße angesehen, die Häuser hier meist 2 Stock hoch, mit offnen Läden; die (griech)griechischen Costüme (d)und Phisiognomien sehr interressant, die sonnenverbrannten Gesichter mit ihren Schnurrbärten; Maulthiere, Esel, Pferde; Weibsbilder sehr wenig gesehen, (d)und diese scheußlich. Die Straßen (v)vom Meere aufwärts, grade, so gebaut, daß sie Kolonnaden bilden; überall Läden mit verschiedenartigster Beschäftigung, Schuhmacher, Schneider, Tabackshändler, Leinen, Zinnwaaren, [...] Obsthändler, alles in bunter Reihe höchst interressant. Wir kaufen uns Trauben (d)und gehen auf (d)den Berg, wo (d)die Burg steht. Bei (e)einer großen Platane aus trefflichem Quell getrunken. Im Schloßhofe altes zerfallenes spitzbogiges Haus mit eingefallenem Gewölbe. Ein rohes (byzant)byzantinisches Marmorkaptäl liegt unter den Trümmern. Das Castell scheint zum Gefängnis benutzt zu werden; wir sehen (e)eine Wache davor. Das Militär scheint dem bairischen ganz ähnlich, aber zerlumpter. Kostbare Aussicht (v)vom Berge bei (d)der Burg hinab auf Stadt (d)und Meer [und] die Berge drüben, wo ein gewaltiger steiler sich kühn hervorschiebt. Tiefe Bläue des Meeres, später kostbar grün. Rückwärts sieht (m)man auf (d)das alte Patras (d)und auf die kahle aber grüne Ebne ihm zur Rechten, auf die kahlen Berge Achaja’s. Welch heißer aber schöner Tag, wo ich (z)zum erstenmal meinen Fuß auf [12]Hellas schönen Boden gesetzt habe. Ich saß wohl auf (d)der luftigen Höhe ½ Stunde (d)und bewunderte Meer (d)und Land, was in prächtigen Farben (d)und Schattirungen vor mir lag. Unser Rückweg durch (d)das alte Patras, eine malerische zerfallene Stadt mit 1stöckigen Lehmhäusern, zerfallenen Mauern, höchst eigenthümlich gebauter alter Kirche, zerlumpten Gestalten, Eseln (d)und Mauleseln. Hinunter wieder nach (d)dem Bazar; Caffe getrunken (d)und uns am Anblick des Meeres ergötzt; vorn (saftigste)saftigstes Grün in das tiefste Blau spielend (d)und die Berge drüben leise röthlich (d)und violett; welch Farbenglanz. Der Tag sehr warm aber doch luftig. Cigarren gekauft [und] dann um ½ 1 Uhr nach (d)dem Schiffe zurückgefahren; Tagebuch geschrieben. Die hier herrschende Münze sind Drachmen zu 100 Lepta’s. Um ½ 5 Uhr fuhren wir von Patras ab bei fortdauernd herrlicher Witterung. Kap Papa wurde während des Mittagessens umschifft [und] am Abend fuhren wir durch die Straße der Insel Zarthe (d)und ihre Landschaft Elis hindurch. Kostbarer Sternenhimmel; Unterhaltung mit der bairischen Athenerin. Nachher Musik (d)und Gesang der Schauspielerinnen, die nach (Constant)Constantinopel mitgehen; sehr schön in der stillen Nacht; ich dachte viel an die Meinen. Um 9 Uhr zu Bett.

Mittwoch den 7ten (Sept)September. Gegen 6 Uhr aufgestanden. Schönes (d)und klares Wetter. Die Insel Prodano liegt, ein einziger Berg, links. Die Küste Arkadiens wie ganz Griechenlands öde, mit niederem Strauchwerk überzogen[,] mäßig hohe Berge, nur gegen (d)die Mitte des Landes bedeutend. [13] Manchmal rücken die Felsen steiler gegen das Meer zu, zeigen sich schroff, unverwittert. Wir fahren um 8 Uhr etwa an (d)der Insel Sfagia vorüber, welche den berühmten Hafen von Nararin schließt (d)und sichert; eigenthümliche Zerklüftung ihres Endes in 3-4 mächtige Felsblöcke, die aus (d)dem Meere hervorragen. Die Festung Nararin erkennt (m)man am Ufer. Bald darauf zeigt sich das bedeutendere Modan mit einem in (d)das Meer hineingebauten Wartthurm, durch Brückenbogen mit (d)der Festung verbunden. Es macht sich malerisch, aber todt. Jetzt liegen uns, nach einem (köstl)köstlichen Rückblick auf Modan die schon kurz überwachsenen Inseln Sapienza (d)undCabrera zur Rechten und das Cap Gallo ist erreicht. Nun geht es in die blaue, wellenlose, wie Papier (gepreßtes) fein gerippte See hinein, dem Cap Matapon zu, das leise am Horizont schimmert. Der Tag ist sehr heiß, [und] zum erstenmal zeigt sich heut das Springen (v)vonDelphinen. Jetzt um ¼ 12 Uhr schreibe ich dieß Tagebuch bei heftigem Zittern des Schiffes, nachdem ich mit (d)dem deutschen Athener (e)eine Parthie Schach gespielt habe, die ich, schon aufgegeben, durch (e)ein Versehen des Gegners dennoch gewinne; nun soll (d)der Engländer geschlagen werden. - Er ist 2 mal hintereinander geschlagen. Etwa um 3 Uhr umsegeln wir die südlichste Spitze des europäischen Continents, das Cap Matapan[und] gegen Sonnenuntergang ist (d)dasCap (St)Sankt Angelo, von mächtigem Felsengebirge gebildet, erreicht, (d)und wir schiffen dicht an dem rauh (d)und steil aufsteigenden [14] Gestade vorüber, an welchem die Wohnung eines alten Einsiedlers mit langem schneeweißen Barte; doch gelingt es mir nicht, ihn zu sehen. Der Wind erhebt sich hier heftiger, (d)das Schiff schwankt heftig; ich lege mich um ½ 9 Uhr schlafen. -

Der Morgen des 8ten (Sept)September (Donnerstag) fand uns der Insel Egina gegenüber, (d)und wir segeln der Bucht des Pyräus entgegen, die jedoch bis zur letzten Minute verdeckt bleibt. Auf ein niedriges Eiland, dessen Spitze 2 Windmühlen, jede rund mit 8-10 Flügeln krönen, segeln wir zu, (d)und um dasselbe biegend, liegt der schöne Hafen Athens vor uns; an der aus dem Meere aufragenden Laterne vorbei ankern wir in (d)der Nähe (v)von 2 andren Dampfschiffen [und] im Angesicht vieler andern Schiffe, doch ist (d)der Hafen nicht allzusehr gefüllt. Nach dem Dejeuner setzen wir an (d)das Land, ein Fiaker wird genommen (der [Engländer]Hicks (d)und wir drei) für 2 ½ Drachmen (1 (Dr=)Drachme= 1 [Zwany] 5 (Lepts)Leptas) schändlicher Wagen (d)und wahre Sandkraken; dennoch aber geht es schnell über die ausgefahrne Chaussee gen Athen zu. Trauriger, öder (d)und wüster Anblick des Landes, sehr wenig Anbau; der Olivenwald vereinzelt, zerstreut stehend, aschgrauen Ansehens (die Oliven ganz wie Weidenbäume). Auf (d)der Mitte des Weges (der etwa ¾ Stunde zu Wagen beträgt) ist eine [Kunija], wo wir Limonade (d)und Zigarren nehmen; der Grieche versteht etwas deutsch; dann geht es weiter bis etwas vor (d)die Stadt, wo wir absteigen. Welch ein Anblick! Rechts, nicht weit (v)von uns der Theseus Tempel (d)und ein wenig weiter vor die Trümmer der Akropolis. Dazwischen nichts als ödes Steinfeld von keinem Blümchen bedeckt. [15] Ein Grieche hat sich uns von Pyraeus als Führer aufgedrängt. Wir wenden uns zunächst zum Theseus Tempel, das best erhaltenste Denkmal. Es kommt mir kleiner, als ich es erwartet (d)und in seinen Erneuerungen doch imposant vor; der weiße Marmor hat einen rothbräunlichen Überzug angenommen; die dorischen Säulen erscheinen in trefflichen Verhältnissen. Die Bilder in (d)den Metopen nur (z)zum kleinen Theil vollendet, (d)und auch diese wieder unkenntlich geworden; ein Fries im Innern (d)der Säulenhalle desgleichen; aber (d)die Säulen stehen alle noch. Das Innere des Gebäudes enthält aufgefundene Reste (v)von Skulpturen besserer (d)und geringerer Art, (v)von (versch)verschiedenen Gegenden (zus)zusammen getragen. Vom Theseustempel am Weiberrathsberg vorbei nach (d)derPnyx, wo auf erhabenen Stufen die Stelle des Redners noch deutlich zu sehen; (v)von dort (e)ein schöner Anblick auf (d)dieAkropolis (d)und die ganze Stadt mit (d)dem (königl)königlichen neuen Schlosse im Hintergrunde. (V)Von hier ein auf steinigem Weg mühsames Emporsteigen zu den Ruinen des Museion, die verstümmelten Figuren eines Siegeswagens (d)und andrer Reliefs sind daran zu erkennen aus schönstem weißen Marmor. Auf (d)der luftigen Höhe ruhen wir im Schatten des Denkmals, der (Engl)Engländer (m)mit seinem Guide in (d)der Hand. Stücke (v)von Bauten finden sich umher zerstreut. Jetzt geht es hinunter (d)und wieder hinauf zur Akropolis. Deutsche Soldaten (d)und Invaliden bewachen (d)den Eingang. Die alte zinnenumkrönte Mauer wird durchschritten (d)und nach (e)einem Trunke Wasser biegen wir um (e)einen Vorsprung, (d)und (d)das Bild (d)der Zerstörung liegt vor unsern Augen. Die Propyläen imponieren, die Weiße des Marmors ist hier trefflich erhalten. Kaum lassen die Bruchstücke (v)von Säulen, Kapitälen Boden Raum, den Weg zu erkennen[,] der durch das [16] große Mittelthor führt, wo unten Rippen eingehauen sind, um Pferde (d)und Wagen nicht ausglitschen zu lassen. 4 Nebenthore in (d)der Größe (v)vom Hauptthore abfallend bilden den Eingang, alle mit gradem Sturz, (d)das Hauptthor mit mächtigem Marmorblock überdeckt. Links vor den Propyläen sieht man den erhaltenen, hohen Unterbau zu (d)der riesigen Minerva, welche die Burg schützte. Weiter vorschreitend tritt (m)man in den gewaltigen Raum des Parthenon’s (od)oder des Tempels der Minerva, von dem die Mauern der Zella fast verschwunden sind; auch die Säulen rings stehen nicht mehr alle; (zw)zwischen ihnen stand früher (e)eine türkische Moschee, die jetzt verschwunden. Die (dorisch)dorischen Säulen haben (e)ein schönes Verhältniß; hier (d)und da fängt (m)man an, sie auszubessern (d)und zu ergänzen, eine vergebliche Arbeit, (d)die Zerstörung (d)der Zeit (d)und solcher Massen aufzuhalten. An vielen Säulen sieht (m)man (d)die Wirkung der Kanonenkugeln; (v)von (d)dem Standpunkt des Minervabildes des Phidias sieht (m)man keine Spur. Treffliche Arbeit der herabgefallenen Cassetten, Capitäle, Basen u.s.w. Sowohl hier als auch in (d)den Räumen der Propyläen sind bunt geordnet Skulpturstücke, Hände, Füße, Köpfe, Inschriften, Arabesken etc. aufgestellt, deren Anblick Freude (d)und Trauer (zugl)zugleich erregt. Ebendaselbst wurde in (e)einem (kl)kleinen Häuschen uns gezeigt, wo aber mehr ausgegrabene Sachen waren, Vasen, Lampen, Geschirr. Endlich ward uns auf der Akropolis noch (d)das vereinigte Heiligthum der Minerva Polias, das Erechtheion (d)und (d)der Nympfe Pandrosos gezeigt. Von ersterem sind nur noch die vorderen Paar schlanken (jon)jonischen Halbsäulen zu sehen mit Fries der Anten (d)und Verzierungen (v)von zartester Arbeit. Die Caryatiden stützen dies Gebäude [17] der letzteren kleinen Anbauten nicht mehr, man sieht grobe Pilaster (dazw)dazwischen aufgemauert, welch trauriger Anblick! - Ich schied (v)von dieser Burg, die nichts als Ruine mehr ist[,] ein wenig entmuthigt. Herumgehend um (d)die Außenmauer sehen wir noch die Rudra eines (Röm)Römischen Theaters, 2 Säulen (v)von (e)einemTempel des Bachus[und] den Ort, wo das Theater desselben stand, denn mehr ist davon nicht zu sehen. Nun gingen wir durch die Ruinen der alten Stadt nach dem kleinen Monument des Lysikrates was, halb in (d)die Erde versenkt, wie vergessen dasteht; es ist übrigens kaum 8 - 10 [Fuß] im (Durchm)Durchmesser, die Blume oben sehr zerstört. Müde wandern wir durch (d)die Straßen der Stadt in (e)einen Conditorladen, (d)und essen dort Wein, Brödtchen (d)und Liqueur. Weidenbach, unwohl, schleppt sich mit fort. Nachher sehen wir noch die 12 - 14 einzelnen Säulen ((korinth))(korinthisch) des Jupitertempels nicht weit (v)von (e)einem Triumpfbogen, ferner den Thurm der Winde[,] ein (merkw)merkwürdiges (8eck)8eckiges Gebäude, zur Hälfte ausgegraben; die Reliefs sind (v)von (d)den Figuren oben gut erhalten, auch die Linien der Sonnenuhr auf allen Seiten sieht (m)man deutlich. Ein Tempel des Hadrian sieht nur mit 1 [Front] aus den alten Häusern hervor. - Interressante Bauart der alten (griech)griechischen Kirchen. Caffeehäuser. Gemüse- (d)und Frucht Markt. Fiakerhandel zur Rückfahrt; Prügelei 2er Griechen. Zurückgefahren; Herabfallen des Griechen hinten vom Wagen. Öde Gegend, schlechter Weg, Staub. Im Pyräus wird ein prächtiger Sorbad genommen, für mich der erste. Herrlich erquickt fahren wir wieder zum Dampfschiff über um ½ 5. Das Schiff finden wir (v)von mehr als 100 Personen besetzt, die nach [18]Syra gehen. Gegen 6 Uhr verlassen wir den Hafen (d)und ich sage Athen Lebewohl, von dessen Gegend ich wenig (od)oder gar nicht erbaut bin; nicht (e)ein Blümchen des Abpflückens werth habe ich [] gefunden, wohl aber einige Palmen gesehen. Das Wetter war sehr heiß. - Am Abend erfreute ich mich wieder des schönen Sternenhimmels; die Musikanten gaben unter ihm wieder ein Concert. Um 9 Uhr zu Bett.

Freitag (d)den 9ten (Sept)September 1842. Heut Morgen 5 Uhr landeten wir vor Syra, im (treffl)trefflichen Hafen lagen unzählige Schiffe. Die Stadt baut sich 3eckig an den Bergen empor, (d)und nimmt sich (v)von Ferne sehr hübsch aus. In (d)der Mitte strebt eine mit Häusern ganz besetzte Bergspitze hoch empor, mit (e)einer Kirche gekrönt. An dem einen Ende des Hafens liegt die große Quarantaine-Anstalt. Leider finden wir (d)das (franz)französische Dampfschiff, auf welches wir übergehen müssen, noch nicht hier; es kommt erst übermorgen früh, (d)und so sind wir gezwungen, 2 Tage in dieser traurigen Stadt, deren Umgegend nichts bietet, uns aufzuhalten. Um 8 Uhr bezahl ich (d)die Rechnung auf (d)dem Schiffe (d)und wir gehen ans Land; mein Mantelsack wird visitirt; wir quartiren uns im Hôtel de Londres ein, mit unsrem Engländer. Schönes Dejeuner mit Honig (d)und Trauben. Bis 2 Uhr habe ich nun dieß Tagebuch ergänzt. Wir machen zusammen (e)einen Spatziergang durch die Stadt, die zwar eng aber nicht schlecht gebaut ist[,] an einer schönen (d)und noch neuen (griech)griechischen Kirche vorbei; wo Marmorsäulen im Innern (d)und Äußern angebracht sind[,] auf den mittleren Bergkegel der Stadt. Die Gäßchen [19] sind hier ungemein eng (d)und winklich, viel dicke Schweine liegen im Wege; es ist mühsam das Steigen, aber von Zeit zu Zeit belohnt uns die köstliche Aussicht über (d)das Meer mit den Inseln ringsum. Endlich erreichen wir (d)die Kirche auf (d)dem Gipfel des Berges und laben uns an (d)dem Blick in (d)das Thal linker Hand wo einzelne Weingärten zu sehen sowie viele (10flügl)10flüglige Windmühlen, (d)und über (d)die Stadt unten, den Hafen mit (s)seinen Schiffen, das blaue Meer und (d)die Inseln. Die Häuser haben oben fast alle glatte Dächer mit Lehmestrich, wo (m)man ruhen (d)und umhergehen kann. Weiber (d)und Männer sieht (m)man in den [] einstöckigen (winkl)winklichen Häusern arbeiten. Wir steigen auf (d)den Rücken des Berges weiter, machten über die Marmorfelsen fort; wilde Salwei (d)und eine Art Orchideen mit großen Zwiebeln wächst spärlich im röthlichen Boden. Die Aussicht wird immer großartiger; aber es ist sehr windig (d)und wir müssen zuletzt an (d)den Rückzug denken; der (Engl)Engländer geht noch etwas weiter wie ich, Franke am weitsten, (d)und kehrt auf (e)einem andern Weg in (d)die Stadt zurück; Weidenbach, noch unwohl[,] war zurückgeblieben. Auf (d)dem Rückweg begegnen wir fast der ersten hübschen jungen Griechin auf (e)einem Esel reitend, hinter ihr ein Junge; wir gehen (d)den Stadtberg hinab (d)und kommen sehr ermüdet um 5 Uhr im Gasthof an, wo Franke schon ist. Das Mittagessen ist wieder sehr gut. Um 7 oder ½ 8 gehen wir zu Bett. Die Sonne geht jetzt schon vor 6 Uhr unter (d)und ist es kurz darauf dunkel ohne lange Dämmerung wie bei uns.

Sonnabend (d)den 10ten (Sept)September 42. Ich habe unbelästigt von Ungeziefer (d)die Nacht zugebracht. Um 6 Uhr aufgestanden. Das Wetter fortdauernd warm (d)und schön. [20] Heute Morgen Umherlaufen in Betreff der Pässe (d)und Billets für (d)das Dampfschiff, das morgen Mittag 1 Uhr abgehen soll. Wir müssen zum Gouverneur, dann auf (d)die Polizei (d)und (endl)endlich auf (d)das (franz)französische Office. Ich nehme für uns 2 Plätze zur 2ten und 1 zur 3ten Klasse. Müde (d)und ermattet zum Gasthof (d)und dort ein treffliches Dejeuné gegessen; herrlicher Honig (v)vonSyra, Hasenbraten, Spinat, Setzeier, Trauben; dann etwas geruht, (d)und bis jetzt (d)das Tagebuch geschrieben; es ist ¾ 12 Uhr; mit Weidenbach’s verdorbenem Magen geht es heut besser; den Engländer nehmen wir immer ins Schleppthau (d)und es läßt sich recht gut mit ihm leben. - Wir 3 ohne (d)den (Engl)Engländer machen gegen 2 Uhr (e)einen Spatziergang auf (e)einen nahen Berg, wo von (d)dem runden Thurm einer alten Windmühle eine treffliche Aussicht über Stadt (d)und Meer ist; ich knalle eine meiner Terzerolen ab; schönes Echo an (d)den Bergen rings. Im Thurm auf (d)den Abtritt gegangen, weil diese Einrichtung zu Hause zu mangelhaft. Nachher ich allein mit (d)dem (Engl)Engländer eine Badestelle am Meere gesucht und unter überhängenden Felsen (e)eine romantische Gegend gefunden. Schweres Hineingehen wegen (d)der glatten Steine, (ab)aber (d)das Bad trefflich. Rückweg über die Felsen; von oben unvergleichliche Aussicht über (d)das Meer (d)und (d)die Inseln. Zarte Färbung des Himmels; Cafées an der Promenade dort; zugesehen Billard spielen. Interressante Gesichter vieler junger Damen in (d)den Gärtchen (d)und Häusern; gegen ½ 5 Uhr zurück (d)und gegessen; sehr gut; nachher auf (d)dem Balkon uns unterhalten, das (allmähl)allmähliche Auftauchen der (unzähl)unzählichen Lichter (d)der Stadt beobachtet, bis sie (endl)endlich wie (e)eine Milchstraße vor uns glänzte. Einzelne [21] Raketen (d)und Schwärmer stiegen dann (d)und wann aus ihr empor, da heut ein (gr)großer Festtag (St)Sankt Johannis war. Schöne abendliche Kühle; tieferer Stand des großen Bären, den ich schon so oft beobachtet, fällt mir wieder auf. Der zunehmende Mond wirft schon seine Schatten. Nach 8 Uhr zu Bett. - Die Stadt Syra ist in der That bedeutender, als ich geglaubt hatte; nicht nur ihre Ausdehnung, (sond)sondern das rege Treiben auf (d)den Straßen zeigt es, wo man Menschen aller Nationen (d)und Costüme sieht, (d)und im Ganzen (d)das Volk nicht so zerlumpt wie in Patras (d)undAthen. - Die neue Quarantaine-Anstalt, die (a)an (d)der andern Seite des Hafens liegt, und (v)von (e)einem Deutschen gebaut sein soll, habe ich (natürl)natürlich nicht näher in Augenschein genommen, doch scheint (d)das Gebäude ganz hübsch. Große 2-3 stöckige Gebäude[,] solid (d)und massiv gebaut, bemerkte ich heut an der Promenade. Auffallend die Leinen quer über die Straße, um Segel gegen (d)die Sonne daran zu befestigen, wie Marquisen; (d)die Einrichtung ist trefflich.

Sonntag (d)den 11ten (Sept)September Im Ganzen recht gut geschlafen, bis auf einige empfindliche Mückenstiche; aufgestanden um ¼ 6 Uhr; herrlicher Morgen, wie bei uns im Anfang August. Wir gehen wieder an unsre gestrige, romantische Badestelle, (d)der (Engl)Engländer, (Weid)Weidenbach (d)und ich. Gefährlicher Sch [...] in (d)der Felsspalte. (D)Das Bad ist heut sonnig, sonst aber sehr erquickend; der Zuhausegang sehr heiß. - Das Dejeuné schmeckt trefflich; wie die früheren Tage ergötze ich mich auch heute in reicher Fülle an dem syraschen Honig, dessen Geschmack nach Bergkräutern ist.- Nach (d)dem Dejeunée zeichne ich das Dienstmädchen des Hauses à la Grecque. Alsdann lassen wir uns (d)die Rechnung geben[,][22] die an Größe meine kühnsten Erwartungen noch übersteigt; sie ist ganz enorm (etwa 3 rth pro Mann (d)den Tag); aber zu vielem Streiten ist nicht Zeit; es ist ½ 12, (d)und um 1 Uhr soll (d)das (Dampfsch)Dampfschiff abgehen. Ich habe schwierige Rechnerei (m)mit (d)der Bezahlung mit (d)dem (öster)österreichischen Gelde; dazu kommt, daß ich noch für (d)den (Engl)Engländer berechnen muß, der nichts versteht (d)und sein Vertrauen immer auf mich setzt; ich thu es gern, aber diesmal war es fatal. (Endl)Endlich um 12 Uhr sind wir fertig; die Sachen werden an’s Ufer gebracht, (d)und nun neuer Ärger, daß wir 2 Barken nehmen müssen mit einem [...]; alles Streiten hilft nichts, es vergeht nur Zeit. Abermals Ärger über (d)das unmäßige Fordern für die Barken, neuer Aufenthalt, das (Dampfsch)Dampfschiff will schon fortsegeln; (endl)endlich gebe ich mit vollen Händen[,] um nur an Bord zu kommen, was zuletzt (wirkl)wirklich gelingt; der Anker wird schon heraufgezogen, man will uns kaum mehr hineinlassen. - (Merkw)Merkwürdiger Anblick dieses großen (franz)französischen Dampfschiffes Scamandra, wenigstens noch 1mal so groß als (d)das (öster;)östereichische; 3 Maste, sehr viel Bemannung, Offiziere. - Wir fanden (d)das ganze Verdeck belagert mit Türken, Arabern, Armeniern (d)und andern Orientalen, die meist aus Konstantinopel kommen, (d)und nach Mecca wollen; es ist Alles stickend voll dieser bärtigen Gestalten mit Turbanen, man kann kaum treten. Nach Besichtigung der Cajüten nehme ich für Franke auch (e)ein Billet des 2ten Platzes, da auf (d)dem 3ten kein Bett ist; nun schlafen wir 3 in einer (kl)kleinen Kabine zusammen; neben uns an 4 armenische Geistliche; im Salon[,] wenn ich es so nennen darf, eine Familie mit 5 Kindern, dreiste Amme; (d)und 2-3 Nege [23] rinnen. - (Interress)Interressanter Anblick der Phisiognomien auf dem Verdeck im (Vergl)Vergleich zu den früheren Gesichtern der Griechen; die (türk)türkischen Gesichter sind mir lieber; Ruhe (d)und oft Ehrwürdigkeit spricht aus ihnen. Ein Pascha ist auf (d)dem 1ten Platz; er hat 3 - 4 zur Bedienung bei sich. Ein persischer Neger schleppt sich mit (e)einem (kl)kleinen Kinde (v)von (e)einer Herrschaft aus Indien, die auch auf dem 1ten Platz ist. Ich kann nicht aufhören[,] die kauernden Gestalten zu mustern; (treffl)treffliches Gesicht (d)und Bart des einen, den ich zur Kurzweil etwas skizzire. Niederfallen (d)und religiöse Waschungen (d)und Übungen der Türken; (kl)kleiner Kompaß, um die Himmelsrichtung zu finden, nach der sie sich beugen (d)und aufrichten. So vergeht der Tag; wir haben günstigen Wind, so daß wir die Segel ein wenig benutzen können; rechts (d)und links schwinden Inseln vor uns vorüber. Der Mond war halb, und ich stand lange am Bord des Schiffes, um (d)das köstliche Silber zu bewundern, was er in unermeßlichen Streifen über (d)das Meer ausgoß; es war Sonntag (d)und meine Seele betete, (d)und ich dachte aller Lieben daheim (d)und dort droben.

Montag (d)den 12ten (Sept)September 42. Ich habe leidlich geschlafen (d)und bin etwa um ½ 6 Uhr aufgestanden. Meine Beobachtungen der (oriental)orientalischen (Schiffsgesellsch)Schiffsgesellschaft gehen fort, besonders unsres Pascha’s, wie er sich recht behaglich eine Pfeife nach (d)der andern anrauchen läßt, sein Schälchen Caffee trinkt etc. Auch mit meinem (Engl)Engländer unterhalte ich mich oft; er zeigt sich wenig zufrieden mit diesem Dampfschiff, klagt über Hitze (d)und Gestank. - Die Hitze wird in (d)der That jetzt merklicher, doch nur einige Stunden; dann wird [24] sie durch die kühle Meerluft gedämpft. Dem Auswerfen des Logs zugesehen; dann hört man von vorn die Pfeife des Hochbootsmanns zum Ausspannen oder Einziehen (d)der Seegel. Die Matrosen mit blauem Hemdekragen, weißleinenem Anzug (d)und rother Schärpe erscheinen tricolor; die Offiziere in Civil. - Jetzt ist es ¼ 3 (d)und ich hoffe, wir essen bald Mittagbrodt. Das Mittag gestern [und] Dejeuner heut war nicht übel; die größten und köstlichsten Trauben beschließen es; aber reife Pfirsiche habe ich seit Venedig nicht mehr gegessen. Eine Art großer grüner Melonen hatten wir gestern (d)und heute, die ohne Zucker höchst süß (d)und erquicklich schmeckten.- Es ist heute weiter nichts Bemerkenswerthes vorgefallen; (d)das Meer war ruhig, der Wind nur wenig zu benutzen; es zeigt sich natürlich nirgends Land. Am Abend wurde von einem Passagier ganz vortrefflich die Flöte geblasen, (d)und rührend steigen die Töne zu dem mondhellen Himmel auf. Es wird jetzt schon um ½ 6 Uhr Nacht. Um ½ 9 Uhr zu Bett.

Dienstag (d)den 13ten (Sept)September 42. Der Himmel ist hell (d)und klar wie gestern; um ½ 6 Uhr stehe ich auf. Das Leben auf (d)dem (Dampfsch)Dampfschiff fängt aus Mangel an Beschäftigung, an, sehr langweilig zu werden. Gegen 10 Uhr spiele ich mit dem (Engl)Engländer einige Parthien Schach; jetzt ist es ¾ 2. Morgen, so Gott will, sind wir um diese Zeit in (Alexandr)Alexandrien angelangt, ich habe (d)das Seeleben satt. - Kaum bin ich auf (d)dem Verdeck angelangt, so bemerke ich ein allgemeines Gucken der [25] Schiffsoffiziere durch (d)das Fernrohr (d)und es verlautet[,] man könne Alexandrien sehen; allgemeine Bewegung gab sich Kund, ein allgemeines Schauen. Und siehe da, in (d)der That zeigten sich einmal rechts die unzähligen Masten der ganzen egyptischen Flotte, (d)und vor uns ragte die Säule des Leuchtthurmes, links ein castellartiges Gebäude aus den hellgrünen Fluthen auf. Ein eigenthümliches Gefühl, ich kann nicht sagen, welcher Art, ergriff mich bei (d)dem Anblicke Africa’s, des Bodens, wo ich 2 Jahre meines Lebens hinbringen sollte. Wir kamen näher, (d)und unterschieden nun die niedrige hügeliche Küste der Wüste rechts in (d)der Nähe (d)der Stadt mit (100)100ten (v)von Windmühlen bedeckt; die Pompejussäule tauchte im Hintergrunde auf, eine lange Reihe (v)von Casernen (d)und andern Häusern. Wir halten still (d)und ein Lotsenschiff[,] mit Arabern bemannt[,] legt an (d)und übernimmt die Führung des Dampfschiffs in (d)den Hafen. Jetzt gingen wir hinunter, um Mittag zu essen, es war etwa 4 Uhr. Gegen 5 Uhr hörten wir den Anker hinabrollen; wir sind mit Essen fertig (d)und schon fängt es an[,] dunkel zu werden. Nun ward schnell (d)die Rechnung abgemacht, die Sachen genommen[,] in (e)eine Barke geschleppt (d)und bei Mondenschein landeten wir nach langer Fahrt über den Hafen an (d)der Mole Alexandriens, etwa um ½ 6 Uhr Abends. Der (arab)arabische Schiffsjunge ist mit seinem 5 Piasterstück nicht zufrieden, doch das kümmert uns nicht. Ein andrer Junge nimmt meinen Mantelsack, Jeder (v)von uns (e)ein andres Stück (d)der Bagage (d)und so geht es fort; bald macht (m)man Halt (d)und es heißt, die Sachen müßten auf (d)der Douane die Nacht über bleiben; wir stehen wohl (n)noch ¼ Stunde in der lauen Nacht (d)und hören einen Italiener eben dieser [26] Chikane wegen delibriren. Es versammelt sich Volks rings umher; ich merkte, daß es nur auf Geldschneiderei abgesehen war, gab dem Aufseher etwa 30 Para’s, ein (arab)arabischer Junge nahm (m)meinen Mantelsack auf (d)die Schulter, wir die andern Sachen, (d)und fort ging es, einem Hotelbedienten nach zu dem Hotel der Gebrüder Coulomb auf (d)dem großen Platz im Frankenquartier. Wir winden uns im Dunkeln durch enge Gassen, Esel (d)und Cameele schreiten neben uns vorüber, wir schwitzen unter (d)dem Tragen der Mäntel (d)und des Gepäcks; (endl)endlich langen wir auf einem großen (v)von stattlichen Gebäuden umgebnen Platze an, unser Hotel ist erreicht. Eine deutsche Wirthin, gewesene Wienerin begrüßte uns mit vaterländischer Zunge; 2 Piaster befriedigten unsern Gepäckträger (d)und nun ließen wir uns 3 Stuben geben, deren eine die Aussicht auf (d)den Platz hat. Das Hotel ist für (Alex)Alexandrien sehr nobel eingerichtet. Da saßen wir nun in (d)dem Lande, das uns so lange beherbergen soll. Limonade erquickte uns am Abend; die breiten Betten mit den Muskitovorhängen wurden zurecht gemacht (d)und um ¼ 10 Uhr stieg ich in (d)das umflorte reinliche Himmelbett, Gott dankend, der uns bis hierher gnädig (d)und väterlich geführt hat.

Mittwoch (d)den 14ten (Sept)September 1842. Um ½ 6 Uhr Morgens stand ich auf (d)und begrüßte den (egypt)egyptischen Morgen. Wir unterhielten uns lange mit dem Getriebe auf unserm großen schönen Platze. Unzählige Reiter auf Eseln mit den antreibenden (arab)arabischen Jungen hinterdrein, dann wieder die hohen Cameele mit den Führern vorn, schwer beladen; auch (europ)europäische[27] Kaleschwagen, 1 (od)oder 2 Spänner ließen sich sehen. Da ritten bis auf die Augen verschleierte Frauenzimmer, Türken, Araber, Franken, da ward Gemüse (d)und Fleisch herbeigeschleppt, ein buntes orientalisches Gemisch; die verschiedenen Trachten sind unbeschreiblich. - Um ½ 8 Caffee getrunken, dann Tagebuch geschrieben (d)und nun will ich mich anziehen[,] um zum Consul Dumreicher zu gehen. Die Reisekosten bis hierher haben grade etwa 600 rt betragen. Meine Eau de (Col)Cologne Flasche finde ich heut zerbrochen, auch an meinem Barbiermesser ist leider die Schale durch (d)den schweren Druck des Geldes geplatzt; sonst habe ich bisher nichts eingebüßt, vergessen (od)oder verloren. Ich war bei Dumreicher, ein lieber Mann, der aber vom Fiber geplagt war (d)und darum wohl für mich nur Rath gebend sein kann. Nach (d)der Zurückkunft schlief ich etwas, (d)und um ½ 3 Uhr etwa machten wir uns zu einem Spatziergang auf, zuerst durch (e)einen Theil der türkischen Stadt, wo Verkaufsbuden sind. Es ist keine Beschreibung der zerlumpten halbnackten Arabergestalten, der Neger, der verhüllten (d)und unverhüllten Weiber mit hängenden Brüsten, der nackten Kinder zu geben, die einen da umschreien (d)und umlaufen, so etwas muß gesehen werden; weiße Gestalten sieht (m)man da wenig, fast gar nicht. Einen Augenblick erquickte uns aus diesem Gewühl der Anblick des Meeres [und] der Citadelle am Ende des Mole’s. Dann wanderten wir bei der malerischen Moschee hinter (d)demFrankenviertel hin, wo Weiber in singendem Ton schmierige Früchte feil boten. Nun ging es vor einem Garten vorbei über ödere Felder des alten (Alex)Alexandrien’s, wo (d)die Erde vielfach nach Bausteinen aufgegraben war, (d)und auf (e)einem Hügel erblickten [28] wir in (d)der Ferne die Säule des Pompejus, wohin wir nun unseren Weg richteten. Zwischen großen Palmengärten mit hängenden Früchten, röthlich schimmernd, wanderten wir in großer Hitze bis an die zinngekrönte Stadtmauer, durch (d)das Thor hindurch vor einem mohammedanischen Gottesacker vorbei, nach der auf einsamer Höhe liegenden Granitsäule, von wo wir (e)eine schöne Aussicht auf den See Mareotis hatten (d)und über den dicht daneben sich hinziehenden mit Grün bezeichneten Canal Mamudieh. Die Luft ging hier kühl (d)und nach ¼ Stündchen traten wir den Rückweg an. Häßliche Hunde, die falsch (d)und bösartig aussehen; Esel (d)und Cameele in Menge; die Cameele äußerst häßlich (v)von Nahem, nackt mit Schwielen bedeckt. - Bis Mittag, das leider erst um 6 Uhr war, unterhalten; dasselbe aber sehr reichlich, eigentlich zu sehr; Weintrauben (d)und Melonen schlecht, aber Feigen sehr schön; Äpfel auch schlecht, wenigstens waren sie unreif. - Angenehme Unterhaltung mit dem Rheinländer nach Tische; er war eben erst aus (Constant)Constantinopel, Syrien (d)undKairo zurückgekommen. - Nach 9 Uhr zu Bette.

Donnerstag (d)den 15ten (Sept)September 42. Gut geschlafen. Tagebuch geschrieben. - Unzählige kleine Ameisen in der Stube. Die Musketiairen schützen trefflich gegen die sehr empfindlichen Mückenstiche. - Fliegen in sehr großer Anzahl. - Ich machte heut Morgen nach dem Dejeuner (was etwa um ½ 10 Uhr genommen wird) einen Besuch bei dem (H)HerrnAnastasi, (schwed)schwedischer (Gener)General Consul, (zugl)zugleich unserm Geschäftsführer, ein ältlicher (freundl)freundlicher Mann, mit dem ich (franz)französisch sprechen mußte. Von da zu dem Sekretär [29] unsres Consulats, Herrn Probizer, mit dem ich mich lange unterhalten; ich übergab ihm unsre Pässe (d)und wechselte mir etwas klein Geld ein. Von da aus in (d)das Hôtel Lîon d’Or zu (H)Herrn Dr. Schreiber, den ich nicht zu Hause fand, dann in den Gasthof; geschrieben Tagebuch (d)und am Briefe; um ½ 3 Uhr spazieren die große chaussirte Straße hinunter; sie führt uns endlich nach dem hübsch (d)und fast neumodisch gebauten Pallast des Mehmet Ali; Platz mit Akazien freundlich besetzt, die in ummauerten Kübeln stehen schon einen großen Theil der Straße entlang; Aussicht auf (d)den Hafen vom Platze hinter dem Schlosse. Akazienpark mit den vielen Sperlingen. Große Schuppen mit Schiffs- (d)und andrem Bauholz. Militär. - Zurück auf Eseln geritten; Franke’s will nicht fort; (endl)endlich in (d)der Nähe unsres Platzes fallen beide um; Skandal. - Bis 6 Uhr, wo dinirt wird, 1 (St)Stunde geschlafen, dann wieder geschrieben. Nach dem Diner im Mondschein auf (d)dem Platze spazieren gegangen. Der Rheinländer gesellt sich zu uns; angenehme Unterhaltung; in ein Café und Limonade getrunken (1 Piaster = 2 (Sbrgr)Silbergroschen (d)das Glas); nachher erschrecklich geschwitzt; zu Bett (d)und trefflich geschlafen.

Freitag den 16ten (Sept)September 42. Um 5 Uhr aufgestanden. Geschrieben am Briefe. Dann Besuch von (H)Herrn Dr. Schreiber bekommen; sehr lieber (d)und gemüthlicher Mann; lange mit ihm unterhalten (d)und Spaziergang auf den Nachmittag nach (d)denNadeln der Cleopatra verabredet. Jetzt mein Tagebuch ergänzt. - Nach dem Dejeuner etwas geruht, dann wieder Brief fortgesetzt. Um 3 Uhr kommt (d)der Dr. Schreiber, wir nehmen Esel (d)und reiten zuerst nach (d)den Obelisken, [30] einem liegenden (d)und dem einen stehenden; der liegende ist schon wieder sehr verbuddelt; die Hieroglyphen an den Wetterseiten sehr verwischt. Der Platz, wo sie stehen, sind eigentlich lauter Schutthaufen; nahe dabei ist (d)die Mauer, die (d)das Meer begränzt, wir kriechen durch (d)und gehen am Meere entlang, bewundernd die mächtigen alten Unterbauten (v)vom alten (Alex)Alexandrien, die weit in (d)das Wasser hineinragen; darunter Blöcke mit (Hierogl;)Hieroglyphen; 2 prächtige Granitkoben, scharf, als wären sie eben (v)vom Steinmetz behauen; Marmorstücke, rother, schwarzer, grauer Granit durcheinander. Wir reiten (v)von hier am (kopt)koptischen Kloster (d)und Kirche vorüber, sowie an der Moschee, wo Napoleon betete, nach dem Garten (d)und Hause des Kaufmann Gibare, trefflicher Garten mit Palmen, Bananen, Cipressen, Jasmin, Feigen, Oleander, Aloe (d)und Pelargonien. Prächtiger Kiosk; Wasserräder (Sakieh) von Pferden oder Büffeln getrieben. Elegante Wohnung mit Billard, (treffl)trefflichen Marmortischen, Muschelbouquet; hier hat Pückler gewohnt; köstliches Wasser getrunken. Von hier weiter durch die niedrige Araber Stadt, wo die nackten aber oft sehr schönen Gestalten der Kinder bemerkenswerth, an den (türk)türkischen Bädern, dem Krankenhause vorbei nach dem Canal Mamudieh, wo er ins Meer geht. Hier ist der Ein- (d)und Ausladeplatz für Getreide, Steinkohlen etc.; Gewimmel (v)von Arabern, Eseln, Kameelen. Wir sitzen in einem (arab)arabischen Kaffe, wo wir (z)zum ersten Mal die Wasserpfeife (Nargileh) rauchen (d)und ersten (arab)arabischen Kaffee mit Grund trinken; schöne kühle Luft, (d)und durchweg angenehme Unterhaltung mit Schreiber. Von hier über die Schutthaufen des alten (Alex)Alexandrien zurückgeritten (d)und die Wohnung des Doctors besehen; alter Marmorkopf, etwas sehr verstümmelt, doch nicht [31] übel. Dann nach Hause (d)und etwas geschrieben. Um ½ 7, 7 Mittagessen; gute Unterhaltung mit (H)HerrnWelsch aus Mainz, der morgen nach Europa abreist; Brief geschrieben, den ich ihm mitgebe; zu Bett; ich kann wegen Hitze (d)und Flohstiche lange nicht einschlafen. -

Sonnabend (d)den 17ten (Sept)September 1842. Gegen ½ 7 aufgestanden. Abschied von (H)HerrnWelsch; Tagebuch (geschr)geschrieben. - Am Vormittag zu (H)Herrn Dr. Schreiber gegangen (d)und dort eine Moschee mit (Weid)Weidenbach gezeichnet. Nachher ein europäisches Bad genommen und dann einen Spaziergang zum Meer gemacht, um zu sehen, ob das Dampfschiff noch nicht angekommen. Es war nicht da. Zurück über den Bazar, (d)und wegen Pfeifenköpfe gefeilscht. - Müde nach Hause.

Sonntag (d)den 18ten (Sept)September 1842. Die Nacht trefflich geschlafen. Das (engl)englische Dampfschiff ist da. Wir ziehen uns an (d)und fahren zu ihm hinüber. Lepsius ist angekommen, mit ihm Max Weidenbach, Frey, ein Italiener Bonomi, der schon früher 4 Jahre in Oberegypten war (d)und arabisch, englisch, (Franz)Französisch (d)und Italienisch spricht; er ist Mitglied der Expedition; außerdem ist noch mitgekommen ein (engl)englischer Architekt Wild, der die Reise auf seine Kosten mitmachen will, so sind wir zusammen 8, eine große Caravane. Wir waren lange auf dem mächtigen (engl)englischen Dampfschiff, wo die Sachen (zus)zusammen gesucht wurden. Dann gings in die Stadt, ich mit (Leps)Lepsius zu Probizer; er dann zum (engl)englischen Consul. Wir in (d)den Gasthof, wo wir dejeuniren; dann habe ich einen Besuch (v)von Dr. Schreiber, (d)und vom Consul Dumreicher. Jetzt um 1 Uhr Schreiben (v)vom Tagebuch. - Am Nachmittag 4 Uhr reite ich mit (Leps)Lepsius, Wild (d)und dem Janitscharen (v)vonDum [32] reicher hinaus (d)und holen wir die Sachen vom Schiff ab in 2 Kähnen; sie werden, weil es zu dunkel wird, (d)und die Erlaubnis von Boghos Bey zum freien Transport noch nicht gekommen ist, in der Duane untergebracht; dabei bewunderte ich, wie ungeheure Lasten die Arbeiter auf dem Rücken schleppen können; sie nehmen (d)den Strick (zug)zugleich um den Kopf herum, so daß sie durch (d)die Stärke des Nackens mit tragen. Erst spät wird Alles fertig. Bei Tische finden wir Dumreicher, der mit ißt. Nach 10 Uhr zu Bett. -

(D)Den 19ten (Sept)September 1842. Montag. Max Weidenbach hat in (d)der Nacht Diarrhee bekommen; er muß den Tag im Bette bleiben. Ich reite nach (d)dem Dejeuner mit zur Douane, wo endlich nach Öffnung mehrerer Kisten, das Gepäck losgegeben (d)und auf Cameele gepackt wird. - Vor dem Frühstück ritt ich mit Dr. Schreiber, Frei (d)undFranke nach (d)dem Serail hinaus, um die (arab)arabischen Pferde zu sehen, die der Pascha dem König (v)von (Frankr)Frankreich schenken will. Nach einigem Warten in (d)der Remise kommt der Kutscher Ackermann, (e)ein Deutscher, der beim Fürst Pückler früher gedient hat; ein gefälliger Mensch; er zeigt uns alle Ställe des Pascha in (Alex)Alexandrien; die Vollblutpferde sind sehr schön; es ist zu spät, um eines zu zeichnen, was ich mir mit Frei vorgenommen habe. - Um ½ 11 kommen wir mit unsern Eseln zurück. - Ich schreibe heute lange an meinem Briefe, gehe dann gegen Abend auf unsrem Platze auf (d)und nieder; finde dann im Gasthaus (d)den Dr. Schreiber, mit dem ich gehe (d)und (e)ein Glas Eis esse; es ist so grämlich; [33] aber doch das einzige kühle Essen. Nach (d)dem Mittagessen (od)oder vielmehr Abendessen trinke ich in (e)einem Caffée noch Limonade mit (Leps)Lepsius, Wild, Frei, Bonomi. Mit den 3 letzteren nachher noch lange im Mondschein auf (d)und abspatziert; um 10 Uhr zu Bette. - Heute Mittag Pistazien gegessen, d.h. (kl)kleine Kerne in nebengezeichneter Größe

[figure]

, sehr hart; inwendig mandelartig schmeckend; ferner Beccafichi, (außerordentl)außerordentlich (kl)kleine Vögel, fast wie Colibri’s, etwa 1’’ (lg)lang, die mit Haut (d)und Knochen verspeist werden. Die Bananen wollen mir durchaus nicht schmecken; sie sind widerlich, wiewohl manche sie für (e)eine Delikatesse halten.

(d)den 20ten (Sept)September 1842. Dienstag. Ich fahre heut fort, an meinem langen Briefe zu schreiben. Am Morgen habe ich einen langen Besuch (v)von Dr. Schreiber, später einen vom Dr. Schledehaus. Um 4 Uhr mache ich einen Spatziergang mit Frei nach (d)demMahmudieh, wo wir Café nehmen (d)und Nargileh rauchen. Wir erfreuen uns sehr der malerischen Gestalten arabischer Männer (d)und Frauen; deren Freisic viele skizziert. Ein junges Kameel gesehen. (M)Man hört die Kanonenschüsse, die (d)die Rückkehr des Pascha, der ein paar Tage zur See war, ans Land verkündigen. So haben wir nun Mehmet Ali, Ibrahim Pascha , Sami Pascha , der eben (v)von (Const)Constantinopel zurückgekommen ist, (d)und dem Pascha den Orden des Großwesirs bringt, hier; Boghos Bei ebenfalls. -- Dem 1ten Dollmetscher Artim Bei , der in einigen Tagen mit (d)dem Geschenk (v)von 6 - 7 Pferden an (d)denKönig (v)von (Frankr)Frankreich abgeht[,] hat Lepsius bereits (s)seine Aufwartung gemacht, (d)und einen sehr artigen Mann in ihm gefunden. - Am Abend spatzierten wir wieder auf (d)dem Platze umher, tranken (e)ein Glas Limonade, (d)und gingen ½ 10 Uhr ()zu Bette. [34] An (d)dem Volke ist mir aufgefallen: das rittlings Tragen der Kinder, das in die Hände klatschen zur Bekräftigung von etwas Gesagtem, die Kehllaute beim Sprechen. Gewänder der Frauen meist weißer oder blauer (od)oder auch bei Trauer schwarzer Farbe, selten bunt; die Männer tragen sich auch sehr viel blau, doch auch weiße Mäntel, selbst ganz rothe; die Kameele werden geschoren; (merkw)merkwürdige Form der Büffel mit zurückliegenden Hörnern. - Läufer neben den Reitern oder dem Wagen der Vornehmen. -

Donnerstag (d)den 22ten (Sept)September 1842. Um ¼ 10 Uhr (Vorm)Vormittags holt uns Anastasi zum Pascha ab in 2 Wagen; auf (d)dem Wege aber begegnet uns (d)der Pascha selbst mit großer Cavalkade (d)und der Brillantdekoration als eben ernannter Großvesier, Ibrahim- [35] Pascha an (d)der Seite; ein Dollmetsch reitet an uns heran, es heißt, der Pascha sei etwas indisponiert (d)und wolle sich (n)nach (d)den Gärten begeben, er wünsche (d)die (Zuskunft)Zusammenkunft morgen. Was war zu machen; wir kehren um (d)und fahren wieder nach Hause. Ich schreibe alsdann meinen Brief beinah fertig, mache mit Frei (d)undBonomi einen Ritt nach dem Thor (v)von --- und während Frei malt, zeichne ich. Gegen Abend zurück. Beim Diner läßt (Mr)MisterWild sehr viel Champagner fließen, weil (d)die Hochzeit seiner Schwester mit dem Architekten ----- heut ist. Ferner war (d)der Jahrestag des berühmten Briefes (v)vonChampollion an (Mr)MonsieurDacier über seine Entdeckung (d)der Hieroglyphen, der grade 20 Jahr her ist. Noch viele andre Gesundheiten wurden ausgebracht, selbst meine, als Repräsentant der deutschen Architektur. Nachher wandern wir wie immer auf unserm Platz im klaren Mondschein; eine arabische Musik lockt uns in (e)eine Straße, (d)und es zeigt sich ein festlicher Zug. (Arab)Arabische Männer (d)und Frauen mit Kiehn-Fackeln, (d)die Procession einer Beschneidung. Die Kinder reiten auf einem Esel, wie auch (d)die Mutter. Eine Art (v)von Tamburin (es waren deren 4) wurden im Takt geschlagen, Pfeifen dazwischen (d)und die Weiber brachten mit ihren Lippen den Ton einer Pfeife, die mit Wasser gefüllt ist, hervor; Jungen schrien (d)und sangen, schlugen Rad etc. Wir begleiteten diesen heiteren seltsamen Zug lange, (d)und kehrten (endl)endlich ermüdet heim. -

Freitag (d)den 23ten (Sept)September Um 9 Uhr waren wir Alle zur Audienz beim Pascha angekleidet. Ein Paar Minuten darauf kam Anastasi mit (d)dem Wagen, (d)und wir (ausgenommen Franke) fuhren zum Palais. Breite Marmorstufen führten in einen großen sehr hellen Vorsaal a

[figure]

; an dem Eingange zum [36] Saale b standen 3 - 4 Mann Wache mit Gewehren, an der Thür zum Zimmer c, wo (wahrsch)wahrscheinlich die Vasen (Geschenk des Königs) standen, 1 Mann Wache, verschiedene Türken lagen auf (d)den Divans umher, oder standen. Wir warten nicht hier; Anastasi mit Lepsius voran, wir Andern folgend treten vor (d)den Wachen vorbei in das Audienzzimmer b, wo in (d)der rechten Hinterecke, von Dolmetschern und Andren umgeben, deren Kreis sich bei unserm Eintritt öffnet, der Pascha uns stehend empfängt; (Leps)Lepsius wird ihm (v)vonAnastasi vorgestellt, (d)und einige Worte der Begrüßung gewechselt; sodann geht er auf seine Divanecke zu, wo ein eignes drap d’argent-Kissen für ihn liegt, steigt auf das sehr hohe (d)und breite, rothe Divan, während wir ihm zur Rechten, zuerst Lepsius, dann ich, Bonomi, Wild etc., zur Linken aber Anastasi, Platz nehmen. Mehmet Ali hatte einen rothen Feß fast bis an (d)die Augen auf (d)den Kopf gedrückt, eine dunkelblaue Jacke (d)und Tuchhosen (v)von derselben Farbe, (d)und rothe Saffianschuhe an; durchaus einfach; nur seine Brust schmückte die große brillantne Dekoration des Großvesier Ordens. Der krumme Säbel, der über den Knieen lag, hing an einer blau (d)und weißen gedrehten Schnur; um den Leib unter (d)der Jacke hatte er von gestreiftem roth (d)und weißen ordinären Zeuge eine breite Schaalbinde; das Gesicht, nicht allzu braun mit glänzenden etwas stechenden Augen[,] schmückt ein prächtiger weißer Bart; die Nase stark hervortretend, der Mund ein wenig offen, wenigstens bisweilen. Er war meist freundlich (d)und der Eindruck seines Gesichts im Ganzen mehr klug und energisch, als imponierend, aber höchst interressant. Vor ihm stand der Dollmetscher mit einem Fliegenwedel. Die Unterhaltung begann mit Erkundigung nach (d)der Gesundheit des Königs, ging auf [37] die Zwecke unsrer Expedition über; (d)der Pascha fragte, ob (Leps)Lepsius der einzige (v)von uns wäre, der sich mit (d)den Hieroglyphen beschäftigt hatte, (d)und was wir wären, er bemerkte sodann, daß wir in seinem Lande jetzt mit vollkommenster Sicherheit reisen könnten; dann wandte (Leps)Lepsius (d)das Gespräch auf (d)die Expedition, die Mehmet Ali selbst nach (d)demweißen Nil ausgerüstet hatte, (d)und erwähnte lobend dieser Bemühung zur Ausbreitung (d)der Wissenschaft; der Pascha erzählte darauf von einem Franzosen, der (d)die Reise mitgemacht, aber immer ermüdet gewesen wäre (d)und nicht hätte reiten mögen, während er doch stets zu Pferde gewesen sei. Als (L)Lepsius nach (s)seiner Gesundheit fragte, bemerkte er, für (s)sein Alter sei sie gut; er sei 75 (J)Jahre (eigentlich 72 Sonnenjahre), (d)und wenn er auch (d)das viele Gehen nicht gewohnt sei, so reite er doch gern (d)und viel. Den Brief des Königs hatte er sich mittlerweile übersetzen lassen, (d)und las ihn; dankte für (d)die Geschenke, versprach uns seine Protektion (d)und sagte (s)seine Empfehlung an (d)den König, sowie, daß er ihm selbst schreiben wolle, wenn wir zurückkämen. Auch wurde (v)von (d)der (Sammlg)Sammlung (v)von (egypt)egyptischen Alterthümern gesprochen, die er in Cairo begonnen habe, (d)und darauf erwiederte er, es sei das Alles erst im Entstehen (d)und es sei bis jetzt nicht viel geschehen. Inzwischen waren uns Allen kleine arabische Tassen Caffee präsentirt worden, die in schönen Becherchen (grade wie unsre Eierbecher) ruhten; der Café war gut, ohne Zucker, mit (d)dem Grunde gekocht. Nach (e)einer starken halben Stunde gab Anastasi an (Leps)Lepsius (d)das Zeichen zum Aufbruch; der Pascha selbst stieg (v)von (s)seinem Sitz [und] entließ uns freundlich grüßend wiederum stehend. Es war als besondere Artigkeit angesehen, daß er selbst nicht rauchte, da er natürlich uns Allen nicht Pfeifen anbieten konnte. Nun fuhren wir zurück voll ()von dieser interressanten Audienz. Als wir fortgingen, sahen wir (d)den Pascha aus (d)dem Zimmer b nach c hinübergehen, [38] die Wachen präsentirten, (u)und wir, die wir noch einige Minuten im Vorzimmer geblieben waren, erhielten noch einen Gruß (v)von ihm. - Am Nachmittage machte ich mit Bonomi (d)undFrei einen Spatzierritt nach (d)dem Hafen [und] dem Meergestade bei (d)denObelisken, Frei malte (d)und ich ging umher. (Leps)Lepsius war heut (z)zum (engl)englischen (GConsul)GeneralConsulBarnett geladen. -

Sonnabend (d)den 24ten (Sept)September 1842 Um 6 Uhr weckte mich Bonomi, (d)und ich ritt mit ihm (d)undFrei wiederum nach dem Thor der Pompejussäule, was ich diesmal (v)von (d)der Stadt aus zeichnete; Frei machte eine treffliche Palmenskizze in Öl. Nach (d)dem Dejeuner malte ich dieses Thor in Wasserfarben. - Am Abend mit Frei, (E)Ernst (Weid)Weidenbach (d)und Dr. Schreiber zum Gibara, wir besehen seinen Garten, die ausgegrabenen Säulenschäfte hinter demselben, den trefflichen Kiosk, gehen (na)nach oben (d)und sind bei (s)seinem Essen [zugegen], wo es frischen Spargel gibt. (Inzw)Inzwischen kommt (d)der Pascha in (d)den Kiosk. Dann gehen wir ganz oben[,] trinken Kaffee (d)und rauchen (e)eine Pfeife; wieder hinunter (d)und ich spiele mit Ernst 2 (Parth)Parthien Billard. Ein schönes Bouquet (v)von Cantifolien (d)und andren Blumen nehmen wir zum Geschenk mit. Nach 7 kommen wir nach Hause.

Sonntag (d)den 25ten (Sept)September 1842. Um 9 Uhr Vormittag ging ich mit (Leps)Lepsius zu Anastasi (d)und wir fuhren mit ihm zu Boghos-Bey. Seine Wohnung war sehr einfach; vor seinem Haus eine Wache von etwa 9 Mann; auf (d)dem Hofe laufen 2 Strauße umher. Er kam uns freundlich entgegen, ließ uns niedersitzen (d)und begann (d)die Unterhaltung mit (e)einer Schmeichelei, wie außerordentlich wohlwollend (d)der Pascha die Sendung seiner Majestät aufgenommen; es sei der erste Brief, den er (v)von einem König erhalten habe; dann [39] kam man auf die Geschenke des Königs, ging auf diesen selbst über, sprach (v)von (s)seiner Reise nach (d)demRhein, wo er eben zurückgekehrt war, vom Kölner Dom, selbst (v)von (d)der (englisch)englischen Angelegenheit, dann wieder ward auf Egypten übergegangen, (Leps)Lepsius erwähnte (s)seine Absicht von Ausgrabungen, schlug auch vor, (d)die Sammlung Mehmet Alis in Cairo vergrößern zu helfen. Schmeicheleien kamen dazwischen oft vor. Caffe (d)und Pfeifen wurden präsentirt wie auch Sherbet (was mir eine Art Himbeersaft in Wasser schien; es schmeckte sehr gut). Nach (e)einer starken halben Stunde empfahlen wir uns (Sr)Seiner Excellenz, die uns bis an (d)die Treppe begleitete, (d)und sehr artig Abschied nahm. Boghos Bey hatte einen dunkelbraunen Kaftan (v)von Tuch gemacht an, einen weißen Turban bis an (d)die Augen gedrückt, (d)und war höchst einfach angezogen wie eingerichtet. Er erscheint kaum so alt wie (d)der Pascha. Er ist ein Armenier. Seine Augenbrauen hoch gekrümmt, wie seine Nase; die Augen etwas matt; vorstehende Unterlippe mit Stoppeln bedeckt; die Oberlippe trägt einen Schnurrbart. - Da Ibrahim Pascha nicht zu Hause war, begaben wir uns zurück in (d)das Gasthaus. - Den Nachmittag verbrachte ich mit Abschreiben eines (franz)französischen Briefes, der (v)von (d)der dritten Expedition des Paschas nach (d)der Quelle des weißen Nils handelte; doch mußte ich es (endl)endlich aufgeben, weil ich zu vieles nicht entziffern konnte; die Copie war vom Dr. Schreiber; der Originalbrief an (d)den (griech)griechischen Consul Tuffiza gerichtet. - Abends wieder in das Cafée, Eis (d)und Limonade genossen, dann mit Bonomi im Mondschein umhergewandelt; heut habe ich (d)den langen Brief an (d)die Mutter zugemacht, weil morgen das (engl)englische Dampfschiff abgeht. - [40]

Montag (d)den 26ten (Sept)September 1842 Ich schreibe heute mit großem Eifer an (d)dem (franz)französischen Briefe des Mr. Arnaud bis 2 Uhr, bekomme ihn aber doch nicht ganz fertig (d)und es wird (d)die Abschrift (v)von Dr. Schreiber abgeschickt. Heut geht das (engl)englische Dampfschiff (d)und eine Menge Briefe wurden zur Post besorgt. Während Lepsius (versch)verschiedene Orte der Umgegend besucht, reite ich mit Bonomi, Franke, Frei (d)undMax zum Pallast des Pascha, um die Vasen zu besehen (v)vom König. Wir müssen lange warten, weil Diner da ist, (näml)nämlich der (franz)französische Consul; unterdessen unterhalt ich mich mit Ackermann, dem Kutscher des Pascha. (Endl)Endlich fährt Mehmet Ali fort (d)und wir kommen in (d)das Palais, wo uns (d)der Kammerdiener Carl herumführt; Bonomi in (türk)türkischer Kleidung muß baarfuß durch die Zimmer gehen. Die Zimmer sind eleganter als ich geglaubt habe, (franz)französisch eingerichtet, schöne Diwans, Tapeten, viel Spieluhren, auch Gemälde (v)von (d)dem Sohn Ibrahim Pascha ’s (d)und 3er Kinder Mehmet Ali’s, auch eins des Herzogs Max von Baiern, wie er mit (s)seinem Gefolge unter (d)den Ruinen (v)vonTheben umherreitet. Die Vasen unsres Königs sind sehr geschmackvoll, besonders die großen; die Arabesken aber noch mehr als die Bilder selber. Treffliche Mosaiktische, Geschenk vom Papste; elegantes Schlafzimmer des Pascha. Aussicht über (d)den Hafen (d)und (d)das Meer. Dann nach 6 Uhr zurück zum Gasthof. - Nach (d)dem Essen noch in (d)das Cafee (d)und mit (d)den beiden deutschen Naturforschern im Cafée geplaudert; nachher mit (Leps)Lepsius (d)undBonomi wieder (e)eine Lektion im (Arab)Arabischen. [41]

Dienstag (d)den 27ten (Sept)September 1842. Am Morgen zu Haus geblieben; später mit Lepsius zu Dumreicher (d)und Rücksprache wegen des Dollmetschers genommen, dann zum (H)HerrnWerne, dem Deutschen, der (d)die Sammlung zu verkaufen hat; er war nicht zu Hause. Gegen Abend (reit)reiten (Leps)Lepsius, Bonomi, Schreiber, Max (d)und ich zum Thor (v)vonRosette hinaus, um die zerbrochnen Stücke einer Statue zu besehen, die (wahrsch)wahrscheinlich einem (Röm)Römischen Kaiser, egyptisch aufgefaßt (d)und coloßal, angehört; es waren etwa 9 Stück, deren Maaße wir nahmen. Sie liegen nicht weit (v)von (d)demCanal Mamudieh. Bewässerte Felder zogen sich hier in (d)die Ebne hin, auf denen hellgrüne Kleesaat freundlich keimte. Hohes Rohr umfriedigte dieselben; kleine Bewässerungs-Kanäle zogen sich kreuz (d)und Quer durch sie hin. Eine Viertelstunde (v)vom Thore waren auf beiden Seiten Hügel (v)von aufgeschüttetem Boden, wohl alles Schutthügel des alten Alexandriens; auch findet man rings in (d)der Ebne (d)und auf (d)den Hügeln Stücke (v)von Säulen, Steinchen die zu Mosaik verwendet gewesen, alte Römische Ziegelbrocken etc. Diese Ausflucht war sehr interressant. - Nach (d)dem Abendessen trink ich[,] wie immer, meine Limonade, spatzieren mit Bonomi (d)und höre (endl)endlich noch (Leps)Lepsius zu, wie er am Claviere singt. Um ¾ 10 zu Bett.

(Mittw)Mittwoch (d)den 28ten (Sept)September 1842. Gegen 8 Uhr gehe ich heut zu Werne, um beim Einpacken der Sammlung zu helfen; wir beschäftigen uns zuvörderst mit dem Anfertigen eines genauen Cataloges der Thiere (d)und Vögel; um 11 Uhr löst mich Frei ab (d)und ich exerziere mit meinem Dejeunée nach. - Der Nachmittag wird mit fernerem Einpacken [42] der Sammlung des (H)HerrnWerdeso zugebracht; der Firman des Pascha wird erwartet, kommt aber nicht. Ein Dollmetscher wird genommen; auf den Abend wieder Eis gegessen.

Donnerstag (d)den 29ten (Sept)September 1842. Mein Geburtstag. Ich bringe ihn mit fernerem Einpacken der Sammlung zu, sowie mit Umpackung unsrer Effekten. Mit einem Tischler werden die Reparaturen der alten (d)und eine neue Kiste besprochen. Die erwarteten Firman’s kommen heut (v)vom Pascha. Der gestrige Dollmetscher wird weggeschickt (d)und ein andrer gut empfohlener genommen, Namens Mohammed, sowie ein zweiter Diener, diesem zur Hilfe Namens Seid. Ich denke heut viel nach Hause (d)und nach Jacobskirch. Zum Zeichnen komme ich der vielen Packereien wegen gar nicht mehr. - Wir befinden uns Gott sei Dank, bis jetzt Alle wohl, und werden wohl etwa übermorgen aufbrechen. Der Pascha will sich noch kalotypieren lassen, doch wer weiß, ob es Morgen geht. Das Einpacken der Sammlung wird heut fertig. Eßgeschirre sind heut angeschafft. Gegen 6 Uhr reite ich noch mit Bonomi (d)undFrei ein wenig aus; wir machen (e)einen Besuch bei (e)einem (arab)arabischen Diener im recht hübschen Landhause. Die Hitze hält sich immer noch auf 22° im Zimmer; Regen haben wir noch nicht gesehen; die letzten Tropfen waren in Corfu. - Abends esse ich wie gewöhnlich ein Glas Eis (d)und plaudre mit Lepsius, dem ich sage, daß mein Geburtstag [ist]. [43]

Freitag (d)den 30ten (Sept)September 1842. Ich gehe heut zuvörderst mit (Leps)Lepsius zu (d)den eingepackten Kisten des Werne. Es wird mit einem Kaufmann deren Besorgung abgemacht. Wir besehen die (kl)kleine Pyramide mit Antiquitäten, auch (e)eine (kl)kleine Muschelsammlung bei einem Italiener. Dann Frühstück; nachher hinüber zum Packen unserer Kisten; die neuen sind von den Tischlern angekommen; Frei (d)und (E)Ernst (Weid)Weidenbach packen. Von da zu Schreiber, der uns, mir (d)undFrei eine nette Madratze mit Kopfkissen schenkt. Da der Pascha aus (s)seinem Garten heut nicht mehr zur Stadt kommt, wird auf (d)den Abend die Abreise bestimmt. Am Nachmittag kaufe ich mit dem (engl)englischen Tischler (d)und dem Sekretär (v)vonAnastasi, Tauwerk, Walzen, große [Leinen], Hammer, Meißel, Flaschenzug; auf einem Cameele schaffen wir die Sachen gleich nach (d)der Barke, die ich mit (Leps)Lepsius am Vormittag genommen habe. Alsdann nach Hause; die Cameele zum Aufpacken (d)der Sachen sind da; ich packe schnell meinen Mantelsack, es fängt schon an[,] dunkel zu werden. Die Kisten gehen mittlerweile ab. Ich gehe noch hinüber zu Anastasi, ihm adieu zu sagen; dann mit Dr. Schreiber[,] um noch einmal Eis zu essen; dann zum [Mittag], (d)und nun mit (Leps)Lepsius zum Banquier, wo wir die Geldgeschäfte abmachen. Dann esse ich etwas; jetzt kommt (d)das Geld, wir zählen die 300 Dollars für Werne ab; nun kommt (d)die Rechnung (v)vonCoulomb (unser Gasthaus); es sind über 4400 Piaster. Auf (d)den Abend schickt Anastasi 2 Wagen, (d)und etwa um 9 Uhr bei Laternenschein fahren wir nach der Barke am Canal Mahmudieh. Vermöge eigner [44] Parole kommen wir durch (d)das Thor. Ein Esel hinterdrein, der das Gepäck (d.h. die Mäntel trägt). Wir kommen glücklich auf (d)die Barke, den Kutschern wird (d)das Trinkgeld applicirt, (d)und durch Auspacken einiger Laternen wird der ersten großen Verwirrung einigermaßen (e)ein Ziel gesetzt. Leider sind für (d)die Nacht keine Decken gekauft worden; es findet sich, daß (d)das Bett mit 2 Decken von Wild vergessen ist, (d)und jetzt hat er große Noth mit (s)seinem Schlafen. Ich gebe (m)meinen Mantel an Franke (d)und liege auf meiner Madratze unbedeckt; meine Matrosenhosen werden (z)zum erstenmal angezogen. Lepsius, Bonomi (d)undFranke bleiben draußten, wir andern drin; ich auf (d)der Bank; (d)und so liege ich ziemlich lange Zeit ohne zu schlafen.

Sonnabend (d)den 1ten October 1842. Vor Sonnenaufgang sind wir alle auf; ich fühle mich mittelmäßig erquickt; der Morgen ist kalt (d)und feucht. Die Sonne geht schön hinter Wolken auf. Der Mahmudieh ist ziemlich breit, beinah wie unsre Spree, wenigstens in (d)der Stadt. Am Morgen legen wir an einem Dorfe an; es wird für 3 ½ rth. (e)ein Hammel gekauft (d)und geschlachtet; ich gehe ans Ufer (d)und habe eine nette Aussicht auf grüne Ebnen, diesseit (d)und jenseit des Canals; die elenden Hütten werden (v)von Tamariskenbäumen (d)und Palmen auf (d)der einen Seite eingefaßt. Die Mücken haben mich in (d)der Nacht gestochen, (d)und bei Tage sind die Fliegen unausstehlich; das gelbe Canal-Wasser hat keinen üblen Geschmack. Am Morgen früh schlürfen wir (e)eine (kl)kleine Tasse Caffe, (d)und um 9 Uhr wird Brod mit Käse gegessen, was sehr gut schmeckt. Um 12 Uhr wird Mittag gegessen Pillav (Reis) (d)und Hammelfleisch; auf (d)der Erde werden die zinnernen Teller auf einer Kuhhaut ausgebreitet; ich schneide vor, [45] (d)und so essen wir ländlich, sittlich; es schmeckt uns recht gut, Bananen, Rosinen (d)und Mandeln machen den Nachtisch. Ich schieße 2 mal nach Vögeln ohne zu treffen; es ist hier das erstemal, daß ich meine Flinte gebrauche. Die Ufer des Canals gewähren bisweilen Einsichten in (d)das Land, wo man in Sumpfterrain hineinschaut. Um 4 Uhr etwa erblickt man Atfeh, wo (d)der Canal in (d)den Nil mündet. Wir packen unsre Sachen, um zur Ausschiffung bereit zu sein. Wir nähern uns Atfeh; 2 Reihen Bäume auf beiden Seiten fassen (d)den Canal ein wie (e)eine Straße[,] Lehmhütten, wie Schwalbennester (d)und (v)von derselben graugelben Farbe werden dahinter sichtbar, wir sind in Atfeh; (zw)zwischen unzähligen Barken legen wir an; Lepsius mit Bonomi gehen in (d)die Stadt, um (e)eine Barke nach Kairo zu suchen: In (e)einer Stunde kehren sie zurück, (d)und nun geht (d)das Ausschiffen los. Bei (d)dem schönsten Abendhimmel wird es vor sich gebracht. Heute regnete es zum erstenmal ein klein wenig[,] der Himmel war bewölkt (d)und gewährte (bes)besonders bei Sonnenuntergang einen schönen Anblick. Franke fängt einen Fisch, der ihn in (d)den Finger sticht. Unsre neue Barke ist viel kleiner als (d)die alte. Im Dunkeln werden erst alle Sachen hinaufgebracht, besonders unsre langen [Bahnen]. Um 7 Uhr etwa stoßen wir (v)vom Ufer, (d)und nun sind wir auf der ungeheuren Nilfläche; wir segeln nicht ganz ohne Sorge etwa eine Stunde im Dunkeln weiter, vor dem Dampfschiff vorbei; bald legt sich (d)der Wind, wir werden gezogen, (d)und kommen endlich nach Fuah, wo wir (d)die Nacht bleiben. Zuerst wird ein kalter Hammelbraten mit Salz (d)und Brod verzehrt, dann, während die Sachen etwas aufgeräumt werden, gehen Bonomi, Frei, Max (d)und ich in ein Café am Ufer mit (kl)kleinen Lämpchen erhellt, wir trinken (e)eine Tasse Café (d)und rauchen draußen [.][46] Dann machen wir uns in (d)der engen Kajüte unser Lager zu recht, so gut es geht; ich liege drin auf (d)der schmalen Madratze; mein Schlaf war mangelhaft wegen der vielen Mücken, die Hände (d)und Füße (selbst durch Hosen (d)und Strümpfe) zerstachen.* *Wir hatten diese Nacht in (d)der Ferne Wetterleuchten, (d)und später regnete es auch bei uns tüchtig.

Sonntag (d)den 2ten October 1842. Das Grauen des Morgens fand uns auf (d)den Beinen, gestochen (d)und wenig erquickt; aber vor uns war die mächtige Fläche des Nilarms ausgebreitet; das dicke gelbe Wasser rauschte unter uns hin, rechts und links sehen die flachen Ufer[,] mit Schilf oder Rasen bekränzt, hervor; einzelne Ortschaften, aus elenden Lehmhütten gebaut mit Gruppen (v)von Palmbäumen, die sich gegen den klaren Himmel erhoben, schwanden fern (d)und nah an uns vorüber; Moscheen in bekannter Form bezeichneten sie (v)von ferne. Interressant war es, wenn der Wind nachließ (d)und dann schnell unsre Araber (wir hatten im Ganzen etwa 6 Mann) nackt in (d)das Wasser sprangen (d)und an (d)das Ufer schwammen, um (d)das Fahrzeug zu ziehen; sie sehen mit ihrem Schopfe wie [ (amrikan)amrikanische] Wilde aus, schöne dunkelbraune Gestalten; sie schwimmen mit (d)der Leine sehr gut durch den reißenden Strom, ihre einfache Kleidung, meist nur ein Schurztuch um den Leib, ward über (d)den Kopf gehalten, (d)und so ging es durch den Strom. Das Frühstück ward an einem malerischen Orte eingenommen, [und] um Mittag machten wir, Franke ausgenommen, einen Abstecher (v)von (d)der Barke in (d)das Land, um bei (d)dem Orte Sa el Hagar, dem alten Sais, die noch etwa vorhandenen Überbleibsel zu sehen; Gräben durchschnitten überall den fruchtbaren Boden, der schwarzbraun (v)von (d)der Sonne tief zerklüftet, oder, wo er nicht trocken war, schlammig erschien. Araber trugen uns durch die Gräben auf den Schultern; ich, der längste (d)und schwerste[,] tauchte ein wenig mit (d)dem Hintern ein, was manches Lachen [47] gab. Mais ((türk)(türkischer Weizen) bedeckte häufig die Felder. Endlich kamen wir zu der großen Umwallung der alten Stadt, die von Nilschlamm, an (d)der Sonne getrocknet, erbaut war. Die muthmasliche Stelle des Tempels (od)oder (d)der Burg bedeckten Trümmer (v)von Nilschlamm, deren ungefähre Aufnahme mir zu thun übrig war. (Leps)Lepsius schritt (d)die Umwallung ab, die etwa (e)eine Höhe (v)von 15-30 [Fuß] hatte. Frei zeichnete die Trümmer. Von Granitresten (od)oder Hieroglyphen fanden wir nichts. Wir durchschritten nachher in heißestem Sonnenschein noch die ausgebreiteten Trümmer der Nekropolis (alles (v)von Nilschlamm), wo wir jedoch auch nichts Bemerkenswerthes fanden. Hungrig (d)und müde kehrten wir zum Schiffe zurück. Der Pillaw (in Wasser gekochter Reis mit Hammelfleisch) schmeckte trefflich. Bald ziehend, bald mit (d)dem Winde ging es langsam vorwärts. Die Ufer des Nilarms haben ein (zieml)ziemlich gleichmäßiges Ansehen. Ortschaften mit einzelnen Palmen (d)und andren Bäumen unterbrechen das flache Ufer. Am Abend ward gesungen (d)und so kam (d)die Nacht heran, die mir der Muskito wegen auch nicht viel Schlaf gewährte.

Montag (d)den 3ten (Oct)October 42. Heute stiegen wir an einem Orte aus, wo ehemals ein Canal in (d)den Nil mündete. Die Gegend war sehr freundlich; wir hatten unsre Flinten mit (d)und schossen nach Tauben, deren unzählig viele in dem Sumpfterrain sich aufhalten. Federvieh (d)und Vögel aller Art, gibt es genug. In einem Limonenwäldchen nahe am Nil wurden möglichst viel Limonen gesammelt. Übrigens war hier nichts weiter zu sehen. Der Rückweg wurde uns sehr erschwert, dadurch, daß (d)die Barke voraus gesegelt war (d)und wir des Sumpfterrains wegen ihr nicht folgen konnten. Nach langen Umwegen kehrten wir zur alten Aussteigestelle zurück (d)und (d)die Barke nahm uns hier auf. - Später ward heut wieder eine Exkursion gemacht tiefer ins Land hinein nach (d)dem Orte Cafr el Naharieh, die Flinten wurden wieder mitgenommen (d)und manche [48] Taube geschossen, einige andre Vögel schossen wir lahm. Bei einem breiten Canal fanden wir glücklicherweise eine Barke, die uns übersetzte. Kleinere Canäle wurden auf den Schultern unsres rüstigen Arabers überschritten, wobei Ernst (d)undMax (W)Weidenbach sehr stark getauft wurden. Nach Überwindung dieser (u)und andrer Schwierigkeiten gelangten wir (endl)endlich an (d)den verlangten Ort, wobei uns Bonomi durch sein arabisch Sprechen sehr nützlich war. Wir fanden das Dorf Mahariehso ganz über (d)den alten Trümmern erbaut; diese bestanden aus gebrannten harten Ziegeln sehr (kl)kleiner Form. Diese Ausflucht belohnte sich in so fern, als manche Steine mit Hieroglyphen gefunden wurden; wobei auch Königsnamen, die für (Leps)Lepsius (v)von großer Wichtigkeit waren; das ganze Dorf ward durchstöbert (d)und alle Granitschwellen untersucht; - Unzählige Masse gefallenen Viehs, was überall um (d)das Dorf umherlag (d)und faulte, machte den Aufenthalt beim Dorf abscheulich; die Sonne brannte sehr heiß. Meine Füße, die an (d)den Hacken durchgelaufen waren, schmerzten mich. Glücklicherweise fanden wir auf (d)dem großen Canal unweit des Ortes einen Kahn, der uns eine ganze Strecke mitnahm. Eine Menge Tauben wurden geschossen. Mit sinkender Sonne hatten wir den letzten starken Canal zu passiren, der breit mit starker Strömung (d)und tief war. Unser Araber, nackend trug uns Einen nach (d)dem Andern auf (d)den Schultern hinüber, es war interressant anzuschauen, 7 mal mußte er hin (d)und zurück (d)und das 8e mal noch holte er die Karten (d)und Flinten; Mein Stiefel fließt voll Wasser (d)und hinkend lege ich (d)das Ende des Weges zurück. Auf dieser Tour sehen wir große Felder von Baumwolle in (d)der Blüthe (d)und schon gereift; aus 3 Samenkapseln quellen die (v)von (d)der fertigen Baumwolle umgebnen Samenkörner hervor (d)und (d)die Wolle fliegt auf (d)dem Boden umher; die Stauden haben feigenförmige Blätter (d)und grüngelbe malvenartige Blüthen. Spät im Dunkeln [49] erreichen wir in (e)einem Dorfe, das sehr lebendig war, (d)und eine Art Markt hatte, die Barke, Alle sehr müde. Ich wasche meine Füße, die mich schmerzen; wir essen Milchreis (d)und Eierkuchen (d)und gegen ½ 10 lege ich mich auf (m)meine Madratze schlafen; aber das ist nicht möglich, alle Wunden der Mücken brennen fieberhaft, das Geschrei der Araber, die unbequeme Lage, Alles dieß bringt mich erst sehr spät zur Ruhe. Seit unsrer Abreise (v)von (Alex)Alexandrien hab ich meinen Sommerrock (d)und meine grauleinenen groben Hosen an, die sehr praktisch sind.

Dienstag (d)den 4ten (Oct)October 1842. Der frühe Morgen findet uns wach, wir sind an (e)einer Stelle, wo wir wieder Ruinen der Carte nach angegeben finden, (näml)nämlich hinter dem Orte Rafr el Darieh nach (d)der Wüste zu. Ich, ohne Strümpfe in meinen (Berl)Berliner Lederschuhen gehe mit; noch einmal wird mittelst Barke übergesetzt (d)und meist in märkischen Sande mit Schilfgras büschelartig überwachsen geht es fernen Berghügeln zu. Schwarze, vom Nilschlamm überdeckte Felder werden umgangen, die Gegend wird immer öder, man merkt, daß man am Beginn (d)der Wüste ist; doch aber sieht (m)man noch Grünes um sich her. Nach 1 ½ (Stünd)Stündigem Marsche gelangen wir zu den Schutthaufen, die aber, (v)vom Sande fast ganz verdeckt[,] nichts sehen lassen, als einen großen Stein, der vielleicht ein Grab bedeckt hat; etwas Brod (d)und mitgenommenes Wasser erquickt uns in (d)der starken Hitze. Nach einigem Ausruhen kehren wir auf demselben Wege zurück. Die beiden Weidenbach’s, (v)von gestern sehr erschöpft, sind nicht mitgegangen, aber (z)zum erstenmal Franke, der noch jetzt nach mehreren Stunden (v)von Schweiß aufgelöst ist. Nach der etwas angreifenden Tour ward unser Milchreis und die geschmorten Tauben genossen (d)und dann auf deutsche Art Caffee getrunken, was mir sehr gut schmeckt. Jetzt ist es ¾ 1, unsre Barke wird gezogen; (Leps)Lepsius (d)und (Weid)Weidenbach schlafen, auch Franke ruht; wir kommen sehr langsam vorwärts, (d)und ich glaube[,] wir erreichen kaum morgen Cairo. [50] Nachmittag stand ich mit Wild auf (d)dem Schiffe, (d)und wir schossen nach Vögeln; unsre Flinten waren an einem Pfosten der Cajüte angebunden, ein Vogel setzt sich auf unsre Rae, (Leps)Lepsius will ihn schießen (d)und ruft nach (e)einer Flinte; Ernst will sie schnell loslösen, stößt gegen die Banke (d)und der Schuß geht (zw)zwischen mir (d)und ihm glücklicherweise in (d)die Decke; es war uns Allen ein (v)von Gott gegebner guter Rath, vorsichtig mit Feuergewehren umzugehen. - Am Abend bei unsren Laternen saßen (Leps)Lepsius, Bonomi, Wild (d)undFrei (d)und ich und es wurden Geschichten auf (franz)französisch erzählt. Ich aß heut (z)zum erstenmal schöne Granatäpfel, eine weinsäuerliche Frucht aus kleinen rothen Kernen bestehend. Es war heut (d)der Vorabend des Rhamadanfastens, was morgen beginnt, (d)und (e)einen Monat dauert. Unser Aller Gesundheit läßt nichts zu wünschen übrig. - Die (versch)verschiedenen Arten schöner Laubbäume, Akazien, Tamarisken, Sykomoren (d)und wie sie heißen mögen[,] machten mit (d)den Palmen (d)und Lehmhütten der armen Dorfbewohner höchst malerische Ansichten. -

Mittwoch (d)den 5ten October 1842. Nach der ersten schön durchschlafenen Nacht tranken wir auf deutsche Art mit frischen Butterschnitten auf geröstetem Brothe unsren Café in der Ortschaft Wardan. Jetzt steigen uns zur Rechten die Bergzüge der Lybischen Wüste empor, grau, nicht allzu bedeutend hoch, fast eine grade Linie bildend; vorn bisweilen ganz gelber Sand; um ½ 11 Uhr (Vorm)Vormittags sieht Frei sich zum erstenmal die Pyramiden (v)vonGiza; bald werden zwei sichtbar, endlich auch die dritte kleine in großer Ferne; es war bei dem Dorf El Goneimieh. Um ½ 2 Uhr kommen wir bei sehr günstigem Winde zum Kuhbauch, an den vereinigten Nil, der doch bei (s)seiner jetzigen Höhe eine außerordentliche Wasserfläche bildet, fast übervoll mit grünen Inseln zertheilt. Weiße Segel ziehen an uns vorüber. Ortschaften mit lumpigem Volke, was schreit (d)und streitet. Fatale Hunde; nackte Kinder (d)und Große ohne Scheu (d)und Scham. - Während ich schreibe um ½ 3 Uhr wird mit (d)dem Fernrohr Casr el Cahira erblickt. - Heut hatt [51] ich den Ärger, mein schönes Messer, noch (v)vom Vater her, aus (d)der Tasche in (d)den Strom fallen zu sehen, als ich mich bückte, um Wasser zu schöpfen. - Die Landschaft wurde nun schöner, die Laubbäume häufiger, Fabrikgebäude [und] Villen lagen in freundlicher Umgebung am Ufer; mit dem günstigsten Winde landeten wir etwa um 4 Uhr nach eingenommenem Mittagsmahle in Bulack, dem nur ¼ (Ml)Meile entfernten Orte (v)vonCairo. Im dicksten Gewimmel (v)von Schiffen (d)und Menschen zwängten wir unsre Barke an (d)das Ufer. (Leps)Lepsius, Bonomi, Frei (d)und ich machten uns auf Eseln auf (d)den Weg nach Cairo; die engen Straßen wurden durchzogen (d)und wahre (arab)arabische Architektur fesselte überall meine Blicke. Aber die Gassen sind so eng, (d)das Gewühl so groß, daß (m)man sehr auf (d)den Weg Acht haben muß. Cameele (d)und Packesel zwängen sich an uns vorüber, es ist unendlich interressant. Wir haben Bulack mit einer trefflichen Moschee passirt; eine breite mit Akazien eingefaßte Straße führt uns Cairo entgegen. Nach ¾ Stunde reiten wir durch (d)das Thor gewissermaßen (zw)zwischen 2 dicke runde Festungsthürmen eingeklemmt; vor (e)einem großen Palast vorbei, suchen wir zuvörderst (H)HerrnLieder auf, er wird (endl)endlich gefunden; (d)und nun geht das Besehen (v)von Wohnungen los. Wir suchen erst noch (H)HerrnIsenberg auf, der mit (H)HerrnMühleisen (zus)zusammen wohnt. Ersterer begleitet uns, wir finden endlich schon lange im Dunkeln ein leeres Haus, ohne Möbel, was monatlich für 100 Piaster (d)und 100 (P)Piaster Trinkgeld uns zu Gebote steht; es bleibt uns fast nichts Andres übrig als das zu nehmen, was im Grunde auch gut ist. Wir können nun (natürl)natürlich heut nicht mehr nach Bulack zum Schiffe zurück (d)und vertheilen uns so, daß Frei (d)und ich zu Isenberg, Bonomi (d)und (Leps)Lepsius zu Lieder gehen (d)und dort übernachten. Wir hatten ein sehr gutes Loos gezogen; (Isenb)Isenberg (d)undMühleisen waren sehr liebe (d)und (treffl)treffliche Menschen. Wie that mir das Abendgebet vor (d)dem Essen wohl (d)und erinnerte mich an die Heimath. Auf (d)das Abendessen folgten einige Choräle, die Isenberg auf (e)einem (kl)kleinen orgelartigen Clavier spielte; wie [auf] (d)und schön waren diese lange nicht gehörten Töne. [52] Nach angenehmer Unterhaltung legten wir uns auf den zurecht gemachten Divan, (d)und schliefen sehr gut. -

Donnerstag (d)den 6ten October 1842. Heut früh brachten wir den ganzen Vormittag bis (z)zum Caffee des Nachmittags bei Isenberg zu, weil (Leps)Lepsius uns im Stich ließ, der mit Einkaufen zu thun hatte. Wir machten mit (Isenb)Isenberg (e)einen Besuch bei (H)Herrn (Miss)MissionarKrapf und (s)seiner jungen Frau, 2 liebe Menschen, sie war eben (eine Baslerin) in (Alex)Alexandrien mit Krapf getraut worden. Dann besahen wir unsre neue Wohnung, die im Reinemachen begriffen war; dann lasen wir zu Hause etwas, während unsre Wirthe studirten, (d)und um 12 oder 1 Uhr aßen wir Mittagbrod (d)und darauf Caffee. Das Leben bei (Isenb)Isenberg (d)und die Unterhaltung war mir sehr erquicklich. - Beim Caffee kam (Leps)Lepsius (d)undBonomi (d)und nun machten wir uns nach Bulak auf. Die Sachen auf (d)dem Schiff waren alle bereits (zusgepackt;)zusammengepackt; es wurden jetzt Cameele angeschafft (d)und mit (d)dem Aufladen begonnen; das unglaubliche Gedränge am Flusse machte die größte (Wachsamk)Wachsamkeit nöthig. Unter Zanken (d)und Geschrei ging nach (d)und nach Alles vor sich; das Bezahlen des Reis war besonders lang (d)und heftig, Bonomi, der zurückgehalten wurde, brachte durch sein Arabisch sprechen (endl)endlich (d)die Sache ins Gleiche. Nun ging (d)die Cavalkade nach Cairo den 6 Cameelen (d)und 1 Pferde, die bepackt waren, nach. Matten waren für (d)die Nacht angeschafft, auch Decken, (d)und nun machte sich Jeder (s)sein Lager auf (d)den Steinen so gut es gehen wollte. Ich komme wieder mit Ernst, Frei (d)undFranke in 1 Zimmer; Bonomi (d)undWild in (e)ein andres (d)und (Leps)Lepsius mit Max in (d)das dritte; ein (gemeinsch)gemeinschaftliches Eßzimmer liegt quer vor diesen drei Zimmern. Fliegen[,] Mücken (d)und Flöhe peinigen mich bisweilen sehr; Fliegen bei Tag, Mücken bei Nacht; doch das muß ertragen werden. Mit unsern Bedienten ist viel Streit (d)und Unannehmlichkeit; ich bin dafür, uns bald Andre zu nehmen. [53] Nach unsrem Abendessen gehe ich mit (Bon)Bonomi, Frei (d)undWild noch spazieren mit unsrer Lampe; die Nacht ist jetzt vom Volke zum Tag gemacht, wegen des Rhamadans. Singen, Musik, Gruppen um die Geschichtenerzähler, die überfüllten (türk)türkischen Caffees, die erleuchteten Moscheen, das Leben (d)und Treiben ergötzen mich sehr. Am Platze wird bei (d)der (kl)kleinen Lampe ein Café genommen, Tschibuk geraucht (d)und Sherbet getrunken; dann um 10 Uhr nach Hause.

Freitag (d)den 7ten (Oct)October 1842. Nach einer leidlichen Nacht wird zuvörderst Caffee getrunken (d)und dann mit Frei (d)und den (Weid)Weidenbachs zu Fuß (e)eine Exkursion gemacht; wir zeichnen (e)ein (türk)türkisches Gebäude auf (d)dem Platz, vertiefen uns in die engen Gassen; ich zeichne die Holzgitter (d)und Erker; Volk aller Art, Mädchen, Knaben (d)und Männer umgeben uns; wir verstehen sie nicht. Fliegen peinigen uns, wie die Neugier der Menschen. Wie interressant aber ist solche Musterung (d)der Stadt; welche Fülle schöner und doch halbvermoderter Architektur; wo man hinblickt, sieht (m)man Neues (d)und Schönes, was man zeichnen, festhalten möchte. - Cairo ist ungemein interressant; die vielen Moscheen, die engen Gassen, Bazare, Menschen, Alles, Alles. Um 11 Uhr kommen wir (z)zu Hause, um unser Frühstück einzunehmen. Am Nachmittag um 2 Uhr reiten wir, Frei, die (Weids)Weidenbachs (d)und ich zuerst nach (d)derCitadelle auf (d)denMokattam; man sieht hier ganz Cairo mit (s)seinen unzähligen Moscheen vor sich; ein großartiger Anblick; es ist sehr heiß. Von hier hinunter an den (interress)interressanten Gräbern der (Herscher)Herrscher vorbei nach Hügeln neben (d)der Stadt (d)und einer Wasserleitung. Auf den Hügeln zeichnen wir bei (d)dem Gestank (v)von verpestendem Vieh. Dann weiter über die Hügel, die Pyramiden im Angesicht. Wieder durch (d)die Wasserleitung durch, wird an (e)einer Brücke vor (d)der Stadt Halt gemacht, wo wieder gezeichnet wird; eine Menge Menschen baden sich im Wasser, eine malerische, romantische Gegend; unsäglicher [54] Staub. - Dann durch die Stadt zurück, ein unendlich langer Weg; wir sind 4 Stunden außen geblieben. - Nach unsrem Abendessen macht Frei (d)und ich noch (e)einen Besuch bei Isenberg, wo wir eine trauliche Stunde zubringen. Er verspricht uns, am nächsten Sonntag deutschen Gottesdienst zu halten, worum ich ihn bat, (d)und was mir sehr erfreulich ist. Auf (d)dem Rückwege treffen wir Bonomi (d)undWild, wir kehren um, (d)und kaufen noch Tabak auf (d)dem Bazar. Dann sehr müde zu Hause. Unterhaltung mit Bonomi, spaßhaftes Tanzen (d)und dann zu Bett. -

Sonnabend (d)den 8ten (Oct)October 1842. Heute Morgen ergänze ich dieß seit 2 Tagen liegengebliebne Tagebuch. Frei (d)undErnst gehen hinaus, zu zeichnen; ich werde nachfolgen. - Ich bin nachgegangen (d)und habe mitgezeichnet, eine sehr hübsche Ansicht mit (d)der Sakieh (d)und den 2 großen Bäumen im Vordergrunde auf (d)dem großen Platz in (d)der Stadt. Gegen 12 Uhr kommen wir nach Hause [und] nehmen unser Déjeuné ein. Nachher zeichnen wir Pläne vom Architekten Linant durch, die er vom Fayoum (d)und dem Nil bei Assuan aufgenommen hat; es arbeiten daran Ernst, Frei, Max (d)und ich. So kommt unser Diner um 6 Uhr heran, nachher erhalten wir Besuch (v)vonIsenberg (d)undMühleisen. Um 8 Uhr aber mache ich mich zurecht, um mit (Leps)Lepsius (d)undBonomi Besuche zu machen; da der Rhamadan ist, werden sie des Abends abgestattet. Mit unsrem Cavaich voran nebst einer Laterne reiten wir aus (d)und wollen zu Champion, der uns vorstellen will; er kommt uns mit Dollmetscher (d)und Fackelträger entgegen; so bilden wir eine interressante Cavalkade, (d)und reiten durch die volkbelebten Straßen zunächst zu Abbas Pascha , dem Sohn Mehmet Alis, wir werden freundlich aufgenommen, Tschibuk (d)und Caffée wird präsentiert; er selbst raucht eine kostbare 4 [Fuß][55] hohe silberne Nargileh; die Unterhaltung mit (d)dem Dollmetscher war (ital)italienisch (d)und ich verstand nicht Alles; doch aber (d)den Sinn. Abbas Pascha ist klein, in (mittl)mittlerem Alter, beweglich, [...]; hatte übrigens kein (interress)interressantes Gesicht; ein ächter Türke. In (s)seinem Zimmer hing (e)ein Kronleuchter (v)von (d)der Decke mit 4 Wachslichtern, 2 große 4 [Fuß] hohe Leuchter mit Altarkerzen standen an (d)der Erde (d)und einige andre Armleuchter noch, ringsumher die Menge Dienerschaft. Von hier ging es nach der Citadelle hinauf, durch (d)die ganze Stadt hindurch zum erleuchteten Palast des Scherif Pascha ; an mehreren Zimmern vorbei[,] die mit Schreibern gefüllt waren, kamen wir in (d)das große (Ges)Gesellschafts Zimmer (od)oder Sane; das ganze Gebäude schien (v)von Menschen zu wimmeln; viele Hunderte (v)von Eseln (d)und Pferden füllten (d)den Hof; auf jedem Divan saßen Gruppen (v)von redenden Personen. Der Pascha hielt grade (s)sein Gebet, (d)und wir mußten etwas warten; dann aber wurden wir vorgestellt [und] uns Cafée gebracht. Scherif Pascha , (d)der Gouverneur (vice) (v)vonCairo war ein höchst (interress)interressanter Mann, geistreichen lebendigen Gesichts, sein Bart schon ins Graue spielend; blitzende Augen, heiter, herzliches Wesen;letzteres zeigte er (bes)besonders gegen Bonomi, der ihn (v)von früher her kannte. Die Unterhaltung dauerte (zieml)ziemlich lange; (endl)endlich empfahlen wir uns, (d)und wieder ging es durch die engen Gassen, deren (arab)arabische Architektur (v)vom Fackellicht romantisch erleuchtet wurde, dem Pallast des Kriegsministers Achmet Pascha entgegen. Durch die vielen Wachen (d)und Diener durchschreitend, kamen wir in ein prächtiges Gemach, dessen Fußboden mit (weiß)weißem Marmor ausgelegt (d)und dessen Mitte vertieft, ein Marmorbassin mit Springbrunnen ausfüllte. Große silberne Leuchter standen auf (d)dem Boden umher. Der Pascha saß auf (ein)einem hohen europäischen Stuhle (d)und drückte unter 40-50 Bogen mit großer Seelenruhe seinen Siegelring, wozu ihm ein Diener eine ganz ordinäre Laterne hielt. Das Gespräch [56] wurde durch diese vielen Geschäfte (Sr)Seiner Excellenz öfter unterbrochen; indessen bekamen wir Kaffee (d)und höchst (kostb)kostbare Pfeifen; er ließ die Wasser im Saale springen, (d)und wir empfahlen uns, als der Scherif (v)vonMecca eintrat, um gleichfalls (s)seinen Besuch zu machen. Übrigens rührte er sich weder bei unsrem Kommen noch Gehen (v)vom Flecke; nur Scherif Pascha war aufgestanden als wir gingen. Beim Kriegsminister stand besonders (e)ein großer Kreis (v)von Dienern umher, was dem Ganzen ein originales (d)und feierliches Ansehen gab. Als ich dort auf (d)dem Divan saß (d)und meine Pfeife rauchte, dachte ich recht an (d)die Heimath (d)und All die meinigen, wenn sie mich in dem Augenblick hätten sehen können in (d)den Zimmern des vornehmsten Türken in (d)dem Anzug, den ich kürzlich bei ihnen des Mittags anhatte, Überrock, schwarze Atlasweste (d)und meine Sommerbeinkleider; dazu einen Strohhut. - Dieß war heut die letzte Visite (d)und um ½ 11 Uhr etwa langte unser Zug wieder zu Hause an. - Interressant waren die erleuchteten Moscheen, bei denen es schien, als ob die Lampen am Himmel in Reihen glänzten, da man (d)die Thürme selber in (d)der Dunkelheit nicht erblicken konnte. - NB. Bettler in (d)den Straßen.

Sonntag (d)den 9ten (Oct)October 1842. Heut Vormittag (um 6 Uhr aufgestanden) ward (v)von uns Vieren noch eifrig an (d)der Durchzeichnung der Karten (v)vonLinant gearbeitet (d)und dieselben bis ½ 12 fertig gemacht, wo unser Dejeuné eingenommen ward (Eierkuchen, Granaten, Bananen) [.] Um 3 Uhr ist heut (deutsch)deutscher Gottesdienst, wo (H)HerrMühleisen (d)die Predigt halten wird; wie freue ich mich darauf; jetzt habe ich Tagebuch geschrieben, es ist ¾ 2. Um 3 Uhr, nachdem ich vorher noch gezeichnet habe, geht es in die kleine (protest)protestantische Kirche, wo wir schon während des Gesanges kamen. Die Kirche, in Lieder’s Wohnung, ist quadratisch, auf 3 Seiten mit ungemein großen [57] Fenstern, eigentlich der Saal eines (türk)türkischen Großen, dem das Haus abgemiethet ist. (H)HerrIsenberg sagte die Zeilen der Verse vor [und] sang auch vor. Wir waren etwa 11 Zuhörer; (H)HerrMühleisen hielt (d)die Predigt über (d)den Text: Trachtet zum Ersten nach dem[,] was droben ist pp. Die Predigt war im Ganzen nicht übel, aber etwas zu wenig praktisch. Indessen rührte (d)und erfreute mich dieser Kirchgang ungemein, (d)und ich war Gott dafür (v)von ganzer Seele dankbar; nach der Kirche zeichnete ich noch (architekton)architektonische Kleinigkeiten in (d)der Stadt, dann ward gegessen, [und] zuletzt noch Thee getrunken, ((z)(zum ersten mal). Allmählich verbessert sich jetzt unsre Häuslichkeit in Etwas. Kopfkissen sind angeschafft, Decken (d)und Laken; auch hat jeder 2 Tüchelchen zum Abtrocknen erhalten. Ferner ist in unsrem Eßsaal eine Hängelampe, die freilich nicht sehr hell brennt, an einem langen Strick über der Eßplatte (v)von Kupfer aufgehangen, kleine Vogelbauer, (v)von Arabern verfertigt, sind als Stühle angekauft, nur an (e)einem Tisch fehlt es noch immer, (d)und wir essen mit unsren zinnernen Tellern auf (d)den Knieen; zinnerne Löffel; die Messer aus unsrer Tasche (d)und die eigenen [Finger] müssen auf türkische Weise herhalten. Nach (d)dem Abendessen oder Diner, wie (m)man es nennen will, was um 6 Uhr ist, wird eine türkische (T)Tasse Caffee genommen; später bisweilen Thee, wie heute; Übung in (d)der (arab)arabischen Sprache ist meist unsre Unterhaltung nach Tische. -

Montag (d)den 10ten (Oct)October 1842. Gestern war beim Thee auf den heutigen Tag eine Exkursion nach dem alten Heliopolis verabredet, der Café gegen 6 Uhr bestellt, ebenso Esel für uns Alle. Mit Tagesanbruch (etwa um ½ 6) ward aufgestanden, (d)und gegen ½ 7 brach unsre große Cavalkade von 9 Mann (mit dem Diener Mohammet) auf, (d)und bei frischer Morgenkühle ging es durch die engen malerischen Straßen zu dem Thore hinaus, was Alt-Cairo[58] gegenüber liegt; auf (d)der rechten Seite des Nils nach (Alex)Alexandrien zu. Es war ein köstlicher Morgen. Vor Palmengärten vorbei, die mit hohen Mauern umfriedigt waren, kamen wir außerhalb (d)der Stadt auf das Wüstenterrain, was sich nach Suez hinzieht. Rechts war im Rücken ganz Cairo (d)und der Höhenzug des Mokattam; vor uns einzelne Santons; links grüne Felder, Palmen, Akazien, Oliven (d)und andre Bäume. Vor mehreren gelagerten Carawanen (v)von 30-40 Cameelen, die nach Mekka ziehen wollten[,] vorbei, ging in [] tiefem märkischen Sande vorwärts. Ein verfallenes Santon, was jedoch im Innern wunderschöne Details hatte, ward auf dem Wege besucht (d)und besichtigt; Wild blieb dort kleben, (d)und ich hätte ihm gern (Gesellsch)Gesellschaft geleistet, um zu zeichnen. Wie erinnerte mich (d)der jetzige Weg an einige Stellen der Mark, wo (e)ein breiter Sandweg rechts (d)und links mit einzelnen Bäumen eingefaßt ist; nun fing die Sonne an[,] schon heißer zu brennen; nach 1 ½ stündigem Ritt etwa kamen wir nach (d)dem Dorf Matarieh, wo in einem Wäldchen der alte (sogen)sogenannteMaria-Sykomorenbaum steht, unter dem Maria auf ihrer Flucht nach Egypten geruht haben soll; er hat in meinem Skizzenbuche eine ungefähre Zeichnung gefunden; auch fand ich unter ihm eine (SykFeige)SykomorenFeige, die mir recht gut schmeckte. Von hier ging es durch Wasser (d)und Gräben, in denen Frei (d)undErnst umwarfen, dem von fern geschauten Obelisken zu. Wir fanden ihn in (d)der Mitte eines Gartens (v)vonBoghos-Bei gewissermaßen zur Zierde desselben stehen, von Beeten (d)und Obstbäumen umgeben, ein eigener Anblick für dieß erste Hieroglyphendenkmal, was ich auf (d)der Reise gesehen habe. Er ist der zweitälteste Obelisk, den wir kennen, (d)und doch sehr gut erhalten; eigen war es, daß die Charaktere von Wespennestern durchgängig beklebt waren, so daß sie kaum noch zu erkennen. Hier rasten wir eine Weile; die Hieroglyphen wurden abgeschrieben (d)und ich setzte mich, (d)und zeichnete den Obelisk; währenddem brach Lepsius[59] mit (d)den Andern zur Besichtigung etwaiger Ruinen auf, (d)und um unsre Sachen nicht zu verlassen, bleib ich zurück. Ich zeichnete dann noch (ein)eine Sakieh (d)und wartete die Andern ab, die sehr lange blieben; endlich kehrte Frei (d)und (Leps)Lepsius zurück, wir aßen etwas mitgenommenes Brod (d)und Granaten, (d)und brachen etwa um 4 Uhr wieder auf. Auf (d)dem Rückwege ward (d)das Dorf Matarieh noch nach (Hierogl)Hieroglyphen durchstöbert[,] aber nichts gefunden. Der Rückweg wurde mir durch Hitze (d)und Müdigkeit etwas sauer. Um 6 Uhr konnten wir schon zu Hause unser Diner einnehmen (d)und nachher machte (Leps)Lepsius, Frei, Bonomi, Wild (d)und ich noch (e)einen Besuch bei (Mr)MonsieurLinant, Canal-Architekt des Pascha’s, dessen kostbar eingerichtete Wohnung ich bewunderte; er wie (s)seine Frau (d)und Kinder trugen sich türkisch; wir fanden da 2 Franzosen, worunter Einer, der die (Exped)Expedition des Pascha’s zum (weiß)weißen Nil mitgemacht hatte; später kam noch (Mr)MonsieurClot Bey hinzu, der erste Arzt des Pascha’s; die (franz)französische Unterhaltung, an der ich (persönl)persönlich fast gar keinen Theil nahm, wurde unter Rauchen von großen Nargileh’s oder Tschischa’s geführt, deren Spitzen von einem Munde zum andern wanderten. Um 10 Uhr, nachdem ich Orangenthee eingenommen[,] gingen wir sehr ermüdet nach Hause, ließen uns an (d)der Promenade noch bei dem Lämpchen eines (türk)türkischen Caffee’s nieder, wo wir Scherbet (d)und Homus (Erbsen) genossen, (d)und begaben uns dann zu Bett. Zum ersten Mal hatten wir heute Musketiairen, [und] ich kann sagen, zum erstenmal seit (Alex)Alexandrien schlief ich gut, denn (d)das Peinigen der Mücken während der Nacht war (wirkl)wirklich zum Verzweifeln. -

Dienstag (d)den 11ten (Oct)October 1842. Am Morgen trefflich erquickt ging ich (d)und zeichnete in (e)einem Thorweg ein (interress)interressantes Haus. Ich wurde nach einer Weile (v)von dem Hauswart hinausgeschmissen, konnte mich nachher aber durch Vermittlung eines Deutschen, unsres Nachbars, (H)HerrnErm wieder setzen (d)und weiter zeichnen; um ¼ 12 kehrte ich zum Dejeuné, was täglich aus (e)einer Art Eierkuchen besteht, zurück, (d)und begann nach demselben die Aufzeichnung des Planes von Sais, während [60]Frei auch seine Ansicht davon auszeichnete. Bis zum Abendessen waren wir damit beschäftigt, (d)und machten nach demselben bei einer Tasse Thee Studien im Arabischen, was bis ½ 10 Uhr etwa währte; dann ging ich zu Bett. -

Mittwoch (d)den 12ten (Oct)October 1842. Wieder sehr gut geschlafen. Ich blieb heut früh zu Hause, um meine Zeichnung von Sais fertig zu machen, was ich bis 2 Uhr auch zu Wege brachte. Gegen 3 Uhr machte ich mich mit Frei (d)undErnst (W)Weidenbach zu Esel auf, um nach Alt Cairo zu reiten, unser Weg ging durch treffliche Anlagen, die sich fast ununterbrochen ½ Stunde hinziehen; schöne Akazien Alleen faßten die bewässerten Beete ein; in (d)der Ferne glänzte der Mokattam; davor ragten die schmalen schönen Thürme der Moscheen, ragten Palmengruppen in den immer blauen Himmel hinein; es war ein köstlicher Tag; nicht sehr warm, eine reine, gesunde Luft. Feldstuhl (d)und Zeichenbuch unter (d)dem Arm, gelangten wir im Bewundern aller Schönheiten nach Alt-Kairo, einem Dörfchen an (e)einem Nilarm, hinter dem die Pyramiden hervorragen, (d)und hier bot sich uns ein hübsches Bild zum Abzeichnen. Der Schöpfthurm für (d)die Wasserleitung nach (d)derCitadelle, köstliche Bäume davor; im Vordergrund Wasser. Gegen ½ 6 mit sinkender Sonne traten wir den Rückweg an. Herrliche Abendbeleuchtung des Mokattams, der Palmen, kurz Alles rings um uns; es war ein unvergleichlicher Anblick, den in (d)der Fülle der Gesundheit zu genießen[,] mir Gott geschenkt hatte. Wir ritten sehr schnell zurück, uns der köstlichen Abendkühle erfreuend; immer tauchte Neues, Malerisches empor, man möchte 100 Hände haben, um es auf (d)das Papier zu bannen (d)und festzuhalten. Nach (d)dem Abendessen nahm ich heute am Arabischen nicht Theil, weil ich mein Tagebuch endlich vervollständigen mußte. Als ich nach [61] Hause kam, fanden wir (e)einen Besuch unsres Nachbars, (H)HerrnErm vor, ein artiger Mann, früher Offizier im (öster)österreichischen Dienst, hat den (griech)griechischen Krieg mitgemacht, (d)und scheint sich hier (v)von Stunden-Geben zu erhalten; er hat, glaube ich, eine Schwarze geheirathet. - Heut schien mir (zieml)ziemlich der kühlste Tag gewesen zu sein. Am Morgen hatten wir etwa 17°, das Höchste in meinem Zimmer, was ich beobachtete, war 20°. -

Donnerstag (d)den 13ten (Oct)October 1842. Ich habe heute nach einer mittelmäßig durchschlafenen Nacht begonnen, den Situationsplan (v)vonHeliopolis aufzuzeichnen; da ich leider nicht mit dort herumgegangen war, wurde mir (d)die Arbeit nach dem Brouillon Andrer ziemlich sauer. Durch Rücksprache mit Lepsius gelang es mir endlich; ich habe bis jetzt noch keinen Fuß aus (d)dem Hause gesetzt; es ist bald 5 Uhr, (H)HerrErm besuchte uns heut ½ Stunde. Es wurden manche Einkäufe gemacht von: Brettern zu (e)einem Tisch (d)und Kisten, eine Flagge, die Frei aufzeichnen soll. Ferner wurde heut berathen, wie der Sonnabend, Königs Geburtstag, zu feiern sei; wir kamen über ein Mittagsmahl bei den Pyramiden überein (d)und wollen 6 Gäste laden, (H)HerrnBockty, unsern Consul, (H)HerrnChampion, den (franz)französischen Consul, (H)Herrn Dr. Brunner, Lieder, Isenberg (d)undMühleisen. Jetzt ist (Leps)Lepsius fort, um die nöthigen Anordnungen dazu zu treffen. Wir hatten heut Morgen im Schatten 16°, um Mittag 20° Wärme. Nach dem Abendessen machen Frei[und]Ernst (d)und ich noch einen Besuch bei Isenbergs; wir tranken dort Caffee, plaudern gemüthlich (d)und (Isenb)Isenberg spielt auf (s)seiner (kl)kleinen Orgel Choräle. -

Freitag (d)den 14ten (Oct)October 1842. Der ganze heutige Tag geht mit dem Arbeiten an der (preuß)preußischen Fahne hin; wovon der Adler aus (schw)schwarzem Zeuge ausgeschnitten (d)und auf das weiße aufgenäht wird; es macht sehr viel Arbeit; ich bin am Abend von dem auf der Erde Liegen ganz kreuzlahm [und][62] wurde noch übel (v)von (e)einer Zigarre wegen zu (gr)großem Hunger (d)und Müdigkeit. Mit Mühe (d)und Noth durch Ankleben (d)und Malen wird die Fahne noch fertig; mit Frei (d)undBonomi (d)undWild mache ich spät noch (e)einen Spaziergang, der mir sehr wohlthut. -

Sonnabend (d)den 15ten October 1842 Königs Geburtstag. Um 5 Uhr, wo es noch Nacht ist, wird aufgestanden, angezogen (d)und (e)ein Schälchen Caffee getrunken. Um ½ 6 Uhr kommt Lieder, um 6 Uhr etwa (H)HerrIsenberg (d)undMühleisen; der Dr. Brunner hat leider abgesagt, weil er zu schwere (Krank)Kranke hat; auch (H)HerrBockty kommt nicht sowie (H)HerrKrapf; auch die Frauen haben Hindernisse, (d)und so sind nur 4 Freunde bei (d)der Parthie, (H)HerrChampion, der erst in Alt Cairo hinzukommt (d)und die 3 Missionare. Bei herrlichstem Morgen geht es zum Thore hinaus durch die Gartenanlagen des Ibrahim Pascha nach Alt Cairo, wo wir uns (die Cavalkade bestand jetzt aus 12 Herren (d)und 2 Dienern mit 2 Packeseln) sammt allen Eseln auf 3 Barken über (d)den Nil setzen lassen. Dort wird wieder aufgepackt (d)und nun geht es, wegen der Überschwemmung in einem immensen Umweg von 3 - 4 Stunden stets auf Dämmen entlang der Wüste zu. Bei niedrigem Wasser sind die Pyramiden vom Nil etwa 1 Stunde; heut brauchten wir 4 Stunden dazu. interressanter Anblick des Wüstenrandes; der Sand hier gelb, ganz wie bei uns, aber mit schwärzlichem Kieselgerölle, was gewissermaßen in Streifen die Hügel hinabgeweht ist, bedeckt. Zwischen weidenden Araberheerden geht es unweit einer mächtigen Überschwemmungsfläche über stachlichten Ginster den Pyramiden (v)vonGizazu; die von Sakkara sind uns fast in gleicher Nähe links; man unterscheidet sehr genau darin die Stufenpyramide. - Etwa in 5/4 Stunden haben wir [63] die Sphinx aus dem Sande guckend erreicht, (d)und dahinter Araberhöhlungen im (natürl)natürlichen Fels, wo wir uns versammeln, ausruhen (d)und Caffee trinken; hier zeigt sich, daß (Leps)Lepsius die Hauptsache, den Wein, vergessen hat; indessen führen wir Ingredienzien mit sich, die ihn einigermaßen ersetzen müssen, da es nicht mehr (mögl)möglich ist, ihn aus Cairo herbeizuschaffen. Eine Pute wird (v)von mir vertheilt, (d)und kalt genossen. (Inzw)Inzwischen ist unser Zelt angekommen, was geliehen ist (für 55 (P))Piaster) (d)und es wird begonnen, dasselbe auf (d)der Nordseite vor dem Eingange (d)der (gr)großen (Pyram)Pyramide aufzuschlagen. Nun machen wir ((ausgen)(ausgenommenChampion (d)undLieder) uns mit Hilfe der höchst lästigen Araber, deren wenigstens 20 uns umschwärmen, auf (d)den Weg (n)nach (d)der (Pyr)Pyramide, um (d)den Gipfel zu besteigen. Jeder (v)von uns hat 2-3 Araber, deren 1 stößt und 2 ziehen; die Stufen sind allerdings sehr hoch 1 ½ bis 2 Fuß, auch 3 Fuß, (d)und (d)das Steigen ist mühsam, man wird aber mit unaufhaltsamer Eile hinaufgestoßen (d)und gezogen; kaum[,] daß (m)man weiß, wo man (d)den Fuß hinsetzt; hinter sich zu blicken[,] ist nicht rathsam, denn (d)die Höhe ist erstaunlich (d)und man wird ganz schwindlich; nach 3 - 4maligem Verpusten bin ich (endl)endlich oben (d)und genieße die unermeßliche Aussicht: vor uns in (d)der Ferne Cairo (d)und die mächtige Nilfläche mit ihren Inseln, Dörfern, hinter uns (d)die Wüste; nahe die 2te (d)und 3te (Pyr)Pyramide (d)und die in Reihen geordneten Gräber (d)und 3 (kl)kleine (Pyr)Pyramiden unten. Welch großartiger Anblick. Die Steinblöcke auf (d)der abgeplatteten Spitze haben immer noch 1 m Breite, 1,20 m Höhe (d)und 1,20 m Tiefe; wir richten uns ein[,] auf demselben sitzend, (d)und die Gegend umher bewundernd. Die Fläche oben hat etwa 18 [Fuß] im [Quadrat], (d)und doch war mir ein wenig schwindlich dort, weil, wenn (m)man nicht nah an (d)den Rand tritt, (u)und die Stufen nicht sieht, (sond)sondern denkt, es sei ein Abgrund; ich hatte, gesteh ich, Furcht vor dem Hinabsteigen. Die Felsblöcke der Spitze sind ganz mit Namen bedeckt; darunter fand ich R. Stopford, Lord Perigord, (Probizer) (d)und Andre, nicht aber Pückler’n, den [64] wir Alle eifrigst gesucht haben, um ihn wieder nach Europa mitzunehmen. Wir waren vielleicht 25 Menschen auf (d)der Spitze. Die Leute unten sahen wie Ameisen aus; es war eine schwindelnde Höhe. Lepsius ließ nun unsre Fahne herauftragen; sie wurde aufgesteckt, (d)und unter Hüteschwenken erscholl ein 3maliges Lebehoch dem Könige; der Adler schaute nach (d)dem Vaterlande, während (d)die Flagge den Nil hinaufwehte. Nach ½ bis ¾ Stunde begann (d)das Hinabsteigen; die Araber, wie Schmeißfliegen[,] waren auch dabei behilflich, oder eigentlich hinderlich; endlich kamen wir an (d)den Eingang (d)der (Pyr)Pyramide auf ¼ ihrer Höhe an, (d)und es ward beschlossen, gleich hineinzugehen, es wurden Lichter geholt (d)und mit 2 - 3 Mann als Führern krochen wir hinab; zuerst muß (m)man sehr gebückt gehen (d)und die Füße in (kl)kleine Vertiefungen des Bodens setzen; nachher geht es aufwärts; die Decke ist sehr hoch, man glitscht längs. (Endl)Endlich kommen wir durch abermaligen engen Gang in die untere Kammer. Die Seiten der Gänge sowie Kammern sind mit röthlich grauem Granit höchst sauber gefugt, ausgelegt, die Platten in Letzteren etwa 1,15 m im ()Quadrat groß; ein leerer, halb zerstörter Sarkophag steht darin; schönes Echo; im Kreise stehend mit unsren Kerzen sangen wir (d)das Lied: Heil dir im Siegerkranz, was prächtig klang. Dann ging es hinaus, wieder enge (d)und mühsame Gänge aufwärts bis in (d)die obere Kammer fast (v)von (ders)derselben Größe, auch ohne Hieroglyphen. Ich war durch das Kriechen sehr ermüdet. Fledermäuse flogen hin (d)und wieder; Franke fing eine. Die Temperatur war im Ganzen sehr angenehm kühl, wahrscheinlich[,] weil ein Luftzug durch (d)die (Pyr)Pyramide herrscht. Erschöpft kamen wir an (d)das Tageslicht, den Besuch (d)der andern Pyramiden verschoben wir auf später, wo wir länger dort verweilen, (d)und schritten nun, es war ½ 4 Uhr zu unsrem Diner. Himbeeressig versüßte uns zuerst (d)das Wasser. Dann ward Punschextrakt statt des Weines genommen. Zuerst ward (v)von (Leps)Lepsius mit (e)einer Rede (d)die Gesundheit des Königs ausgebracht, dann (v)von mir die der Königin (d)und von [65]Isenberg die des (Königl)Königlichen Hauses. Dann brachte (Leps)Lepsius die 3fache (Ges)Gesundheit (v)vonEichhorn, (Humb)Humboldt (d)undBunsen als besondere Beförderer unsrer (Exped)Expedition, aus, ferner (ders)derselbe die (Ges)Gesundheit von Champion; (d)und ich die der 3 Missionare, wo dann (Isenb)Isenberg dankend antwortete. (Dazw)Dazwischen ward noch (d)die Gesundheit der (Kön)Königin (v)von (Engl)England (d)und des Prinzen (v)von Wales durch (H)HerrnLieder ausgebracht; (d)und (endl)endlich schloß (Leps)Lepsius mit (e)einer Rede (z)zum Andenken Champollions. Das Ganze lief sehr hübsch (d)und heiter ab. Vor dem Zelte wehte unsre Flagge; nach dem Diner wurde selbige (v)von unsrem dicken Franke geschwungen (d)und 3 Flintenschüsse dabei gethan. Dann, um ½ 6 Uhr fingen wir an einzupacken; das Essen der Araber ward erst abgewartet (d)und um 6 Uhr bei Mondschein begannen wir den Rückweg. Alle Hindernisse des Terrains, wenn auch bei unerträglichem Staube wurden glücklich beseitigt (d)und um 12 Uhr rückte die Caravane ermüde wieder in Cairo ein. Ein bedeutender höchst interressanter Tag! - Die Hitze desselben wurde durch den starken Nordwind gemäßigt, (d)und der Nachhauseritt bei (e)einem Mondschein, worin Frei zeichnete, war erfrischend (d)und schön! -

Sonntag (d)den 16ten (Oct)October 1842. Um 8 Uhr aufgestanden. Ich wende (d)den Vormittag zum Schreiben dieses Tagebuchs an. Mein Thermometer zeigt jetzt im Zimmer 23° Wärme; es ist etwa 12 Uhr Mittags. - Heut Nachmittag um 3 Uhr ist wieder Gottesdienst. Morgen reisen zu meinem Leidwesen die Missionare Isenberg (d)undMühleisen (n)nachAbyssinien ab. Der Gottesdienst, den Isenberg hielt, war sehr schön; eine tüchtige Rede (d)und ein erquickliches Gebet mit Gesang am Anfang (d)und Ende machte ihn aus; es waren etwa 12 - 14 Zuhörer da. Am Abend spazierten wir noch (e)ein wenig (i)in (d)der Stadt umher.

Montag (d)den 17ten (Oct)October 1842. Ich verbrachte den heutigen Tag mit Aufkleben der durchgezeichneten Karte (v)vomFayoum (d)undEgypten bis Esne. Um 5 Uhr machte [66] ich einen kleinen Spaziergang durch (d)die Stadt mit Frei; nach (d)dem Abendbrod geben wir uns Räthsel auf, (d)und um 9 Uhr gehen wir in (e)eine Gesellschaft zum Maler Louis, um dort das Tanzen von Mädchen anzusehen. Als wir ankamen, war eben das Abendessen vorbei, wobei viel Wein (d)und Champagner geflossen zu sein schien, denn die Hälfte der Gäste waren angetrunken. Der Franzose Soliman Pascha lag in tiefem Schlafe da; wir mochten im Ganzen etwa 20 Personen sein, wenn nicht mehr; darunter (H)HerrLinant, alle fast Franken. Schöne Einrichtung des Zimmers (v)von (H)HerrnLouis; es waren mit mir da: (Leps)Lepsius, Bonomi, Frei (d)undWild. Um 10 Uhr etwa kamen die 11 oder 12 Ghasien; phantastisch in (türk)türkisches Costüm gekleidet, weite (Beinkl)Beinkleider (v)von (roth)rother Seide (od)oder gestreiftem Zeuge, Camisolchen und (e)einen Schawl um den Leib; die Haare herabhängend nach hinten unter (e)einem goldenen (od)oder (silb)silbernen Käppchen. Es hatten einige sehr (interress)interressante, fast schöne Gesichter, schöne Augen, (treffl)treffliche Figuren. Die Tänze waren durchaus sinnlich: Herumgehen im Takte mit kleinen Becken an (d)den Fingern, die zur Musik klappen, welche sehr eintönig ist, Hüftenbewegungen (d)und Verrenkungen dabei; es empört uns ein alter Herr mit einer Brille, der sich viehisch benimmt. Nach dem Erwachen des Pascha’s Ausziehen der Mädchen, wo sich dann unvergleichlich schöne Gestalten entwickeln, indessen wurde es uns (endl)endlich zu viel (d)und die Sache zu weit getrieben, kurz, um 12 Uhr drückten wir uns (d)und überließen den Schluß der Komödie den fränkischen Gästen.

Dienstag (d)den 18ten (Octob)October 1842. Ich fahre heut fort [67] mit (d)dem Aufkleben der Karten (d)und beende diese Arbeit etwa um 1 Uhr. Heut wurden Schuhe (d)und Hüte für die (Gesellsch)Gesellschaft angeschafft; von Ersteren finde ich aber keine passenden heraus. - Mein Thermometer zeigt in (d)der Stube bei offnen Fenstern (d)und Schattenseite jetzt um 3 Uhr 24° Wärme. - Ich bin bis jetzt mit meinem Tagebuch beschäftigt gewesen. Gestern habe ich (H)Herrn Dr. Brunner kennen gelernt, einen sehr netten (d)und artigen Mann in (d)den besten Jahren, den ich nächstens besuchen will. Am Nachmittag machte ich mit Frei (d)undErnst einen Spazierritt nach Schubra zu; eine prächtige Allee von Sykomoren (d)und Akazien führt dorthin; nicht weit vor Schubra wurde uns die Zeit zu kurz, (d)und wir mußten umkehren. In einem Cafée auf (d)dem halben Wege machten wir Halt, [und] tranken Limonade mit einer Nargileh. Um 6 Uhr mit Untergang der Sonne kehrten wir zurück. Nach (d)dem Essen gegen ½ 9 ging Frei (d)und ich zum Dr. Pruner, wo wir im Verein mit (H)Herrn Dr. Koch eine angenehme Unterhaltung hatten; ich las die (allgem)allgemeine (Augsb)Augsburger Zeitung vom 18ten (Sept)September. - interressanter arabischer Krankenbesuch bei Pruner. - Gegen 10 Uhr zu Hause, wo wir mit (Leps)Lepsius (egypt)egyptische Alterthümer besehen. Um ½ 12 zu Bett.

Mittwoch (d)den 19ten (Oct)October 1842 Ich schreibe heute meinen Brief an Carl fertig, worüber es 3 Uhr wird. Es werden heut Staubkittel (d)und Hosen gekauft, wovon mir jedoch weder Eins noch (d)das Andre paßte. - Es ist heut 23° Wärme in unsrer Stube. Später gehe ich mit Lepsius zu Lieder, um unsre 2 neuen Zelte zu besehen; eins ist blau für das Daguerrotyp, das andre weiß (d)und etwas größer; erst gegen das [68] Abendessen um 6 Uhr kommen wir zurück. Nach dem Essen gehen wir noch ein wenig spatzieren.

Donnerstag (d)den 20ten (Octob)October 1842 Der heutige Vormittag vergeht unter Briefschreiben an die Mutter (d)und Nähen meiner 2 Handtücher. Um 2 Uhr mache ich mich mit Frei (d)undErnst zu (H)HerrnLieder auf, um wegen Anfertigung unsrer Hemden (d)und Hosen Rücksprache zu nehmen. Dann reiten wir nach einer alten ruinierten Moschee auf dem Wege nach Heliopolis hinaus, woselbst ich zeichne (d)undFrei malt. Um ½ 7 zurück. Der Ritt war sehr erquicklich (d)und schön. Immer neue Gestalten, neue Formen leuchten vor Einem auf in herrlichsten Farben; es ist doch ein andres Land, ein andrer Himmel, unter dem ich mich jetzt befinde. Nach Tische gehe ich mit Frei noch ein wenig nach dem Platz Esbequieh spatzieren. Es ist sehr warm: um ½ 10 Uhr Abends zeigt mein Thermometer noch 22° Wärme. Der Nil wächst gegen alle Regel noch fortdauernd, (d)und droht[,] die Dämme zu durchbrechen. -

Freitag (d)den 21ten (Octob)October 1842. Heut schreibe ich unter vielen Unterbrechungen durch Einkäufe[,] die zu besichtigen sind, von Wein, Essig, Reis, Nudeln, Öl, Zucker pp. meinen Brief an (d)die Mutter fertig, worüber es ½ 5 Uhr wird. Ein Brief, den (Leps)Lepsius von Bunsen aus London erhielt, meldet, daß ein Paket andrer Briefe an uns abgegangen ist, was wir leider noch nicht erhalten haben. Unser Aller Gesundheit erhält sich, Gott lob, gut. Um 5 Uhr gehe ich mit Frey zu Lieder, um wegen unsrer Hose ihn zu befragen; ich finde ihn aber nicht; eben so wenig (H)HerrnLouis, den wir besuchen wollten. Nachher wandeln wir noch etwas auf dem Platz Esbequieh, Gruppen, [69] Farben (d)und Formen der Umgebung bewundernd (d)und betrachtend. Bei unsrer Zuhausekunft finden wir einen Besuch von (H)HerrnClot-Bey vor, der wohl ¾ Stunden bei uns bleibt. Er ladet 4 von uns zum Montag Abend ein. Nach (s)seinem Fortgange beschäftigen (Leps)Lepsius, ich (d)undBonomi uns mit Lesung eines [Liavabans], der sehr interressant ist; auch treiben wir etwas Arabisch. Vor dem Zubettgehen säume ich mein 2tes Laken.

Sonnabend (d)den 22ten October 1842. Ich habe die Nacht sehr schlecht geschlafen wegen unerträgliches Jucken der Mücken, Flöhe etc. Bis zum Dejeuner wird (d)das Tagebuch geschrieben, meine Handtücher gewaschen (d)und andre Kleinigkeiten vollbracht. Am Nachmittag gehe ich mit Frei nach (d)der Brücke, die nach Schubra führt, (d)und wir zeichnen dort eine Ansicht. Neue Bewunderung der Farben (d)und Töne; intimes Gespräch mit Frey, mit dem ich sehr gut harmonire; wir verstehen uns vollständig (d)und Auffassung (d)und Bewunderung der wunderbaren Eigenthümlichkeiten des Landes sind uns gemeinsam; aufrichtig freue ich mich, solch einen Gefährten gefunden zu haben. - Nach dem Abendessen gehen wir noch zu (H)HerrnLouis, der jedoch nicht zu Hause ist, (d)und dann zu (H)Herrn Dr. Pruner[,] bei dem wir ½ Stündchen in angenehmen Gespräch zubringen.

Sonntag (d)den 23ten (Oct)October 1842. Der heutige Vormittag wird mit Briefschreiben nach Hause zugebracht; ich füge den beiden schon fertigen Briefen ein drittes Blatt hinzu an Bernhard (d)undJulie zu ihrem Geburtstage. - Am Nachmittage mit Frei hinaus nach Schubra; trefflicher Weg durch (d)die große Allee. Weidenbachs (d)undFranke waren schon vor uns hinaus. - Vor Schubra sehen wir einen mächtigen Elephanten im Freien mit [70] geschlossenem Fuße, (e)ein gewaltiges Thier, was (d)das Essen gemüthlich zum Rachen führte. Schubra ist weit (d)und wir kamen spät bei (d)dem Garten an. Selbiger ist ganz vortrefflich. Buchsbaum (d)und Rosmarin Hecken umfassen die Beete (d)und Gänge, die sternartig stets zu Mittelpunkten führen, wo dann Kioske (d)und Lauben angebracht sind. Die Beete waren voll der köstlichsten Rosen (d)und Orangen, Oleander, Jasmin, was Alles zusammen orientalische Wohlgerüche ausduftete; (d)und dieß Ende October, ich fühlte, daß ich unter einem andern Himmelsstrich war. interressant war die große Kioskanlage für wenigstens 500 Personen; Säulengänge (v)von Marmor umgeben ein mächtiges oblonges Wasserbecken, in dessen Mitte Fontänen sprudeln. An (d)den 4 Ecken des Bassins speien Löwen Wasser aus. Die 4 äußern Ecken des Gebäudes sind zu Zimmern benutzt. Alles kann durch Gas glänzend erleuchtet werden; es ist eine höchst kostbare Anlage. (V)Von hier zu einem Pavillon auf einem (kl)kleinen Berge; derselbe ist mit trefflichstem Alabaster ausgelegt, (d)und gewährte uns die Anhöhe den Genuß der untergehenden Sonne. Vor uns lag (d)die ungeheure Nilfläche, geschmückt mit Inseln, Bäumen, Segeln; in (d)der Ferne die Pyramiden! - Eine (kl)kleine Menagerie (v)von Vögeln ist in einem dritten Gebäude. Wir nehmen Rosensträuße mit (d)und kehren dann eilig um. Beim Nachhauseritt Bewunderung der Tinten des Himmels, die von nie gesehener Schönheit sind; Übergang von flüssigem Gold durch Grün in (d)das dunkelste Blau. Schöne Spiegelung (d)der Gegenstände in (d)den klaren Wasserflächen. - Um ½ 7 sind wir zu Hause. Nach dem [71] Essen mit Frey zu Linant, den wir aber nicht (z)zu Haus treffen. -

Montag (d)den 24ten (Oct)October 1842. Um ½ 6 Uhr wird aufgestanden, weil wir eine Parthie in (d)das (Mokattamgeb)Mokattamgebirge vorhaben. 7 Pferde aus (d)dem Marstall des Pascha’s sind für uns bestellt. Sie kommen mit (d)den Läufern (d)und unsrem Cawaß. Die Cavalkade setzt sich in (Beweg)Bewegung. Max hat zuerst ein zu wildes Pferd, was alsdann aber (Leps)Lepsius nimmt. Der Ritt ging durch (d)die ganze Stadt bei (d)den interressanten Gräbern der Califen vorbei hinter (d)derCitadelle herum. Anblick der Wüste; Höhenzüge rechts (d)und links, Ebnen mit (zieml)ziemlich festem Sande dazwischen. Hin (d)und wieder eine distelartige Pflanze, sonst kein Halm. Links bleiben uns die (sogen)sogenannten rothen Berge, die wohl aus Sandstein bestehen, während (d)dasMokattam aus etwas porösem Kalkstein besteht. Horizontale Streifen ziehen sich parallel durch die Berge hin; der Sand ist gelb mit (kl)kleinen Kieseln vermengt; wohl 2 ½ Stunden ritten wir am (nördl)nördlichen Abhang des Gebirges hin, überstiegen es dann, und kamen auf den (merk)merkwürdigenFleck, wo der (sogen)sogenannteversteinerte Wald liegt; d.h. es finden sich doch unzählige Holzstücke von Palmen[,] Sykomoren (d)und vielleicht andren Bäumen, bisweilen auch ganze Stämme, wovon wir einen von etwa 10 [Fuß] Länge sahen, der halb unter (d)dem Sande lag. Herrliche (d)und überraschende Aussicht von dem Wüstenabhange auf (d)den Nil (d)und drüben auf alle Pyramiden, höchst großartig. Wir suchten eifrig nach Gips an jenem Orte, (d)und haben auch eine Quantität gefunden. Ich kam mit (Leps)Lepsius weiter ab; (d)und nach einiger Zeit erblickten wir Frey, der uns nachgekommen war, von [72]Bulack aus; ich freute mich, ihn zu sehen [und] fühlte, wie die Wüste nur noch enger verbinden kann. Unsre Pferde waren sehr munter (d)und es sitzt sich auf (d)den (türk)türkischen Sätteln fester als auf den (engl)englischen. - Von (d)der Höhe wollten wir noch nach (d)den Steinbrüchen (v)vonThura, doch war es zu weit entfernt (d)und wir brachen nach Hause auf. 6 Stunden saßen wir zu Pferde ohne etwas zu genießen. Die Hitze war stark, aber nicht übertrieben. Vor den alten Gräbern (arabischen), deren viele ungemein malerisch sind[,] kamen wir vorbei, aßen Brodt (d)und Früchte (d)und tranken Wasser am Fuß der Citadelle, (d)und ritten auf dieselbe hinauf. Dort ward die Aussicht wieder bewundert, es wurden 2 Löwen (d)und 3 - 4 Löwinen, 1 Hiäne (d)und eine wilde Bergkatze, die daselbst gehalten werden, angeschaut; alsdann stiegen wir noch nach (d)dem (sogen)sogenanntenJosephsbrunnen hinab, den Joseph soll haben aushauen lassen; es ist in (d)den Felsen etwa eine Öffnung (v)von 18 [Fuß] und 12 [Fuß] im Rechteck ausgehauen, in (e)einer Tiefe (v)von etwa 200 (- 250 Fuß). Rings um diese Kammer führt ein ziemlich breiter Treppenraum hinab. In (d)der Hälfte der Tiefe sind Sakie’s angebracht, die (d)das Wasser fördern. - Von hier ging (d)der Zug nach Hause, wo wir etwa um 4 Uhr ankamen. Ich habe mich leider hinten durchgeritten, doch war mir (sow)sowohl (d)der Ritt als (d)die Sache heut äußerst interressant. - Um 6 Uhr (d)diesen Abend waren (Leps)Lepsius, Bonomi, Wild und ich zu (H)HerrnClot Bey gebeten, wo wir fast ganz allein nur mit seinem Sekretär (d)und seiner Frau ein famoses Dinner einnahmen. Die Unterhaltung ging so ziemlich lebhaft, doch blieben wir (e)ein wenig zu lange dort, bis nach 10 Uhr.

Dienstag (d)den 25ten (Oct)October 1842. Bis zum Frühstück war ich [73] mit Bonomi auf (d)dem Bazar, um Einkäufe dort zu machen. Vorher bei Lieder wegen Anschaffung meiner Hemden (d)und Beinkleider. Herr Erben (nicht Erm) war bei mir (d)und ich besprach mit ihm die Anschaffung (v)von Waffen. Ich ging wieder am (Nachm)Nachmittag zu (H)HerrnLinant[,] ohne ihn zu treffen. Nach (d)dem Abendessen ging ich mit Frey nochmals zu (H)HerrnLinant, wo wir Gesellschaft trafen. Unter andern fand ich einen (engl)englischen Captain aus Indien, namens Cortys mit (s)seiner sehr liebenswürdigen (d)und schönen Frau, einer Russin aus den deutsch-russischen Provinzen bei Riga. Beide sprachen deutsch, (d)und ich unterhielt mich auf das angenehmste mit der jungen Frau wenigstens ½ Stunde lang. Frey verschoß sich indessen in (d)die türkisch gekleidete Tochter des (H)HerrnLinant. Gegen 11 Uhr kamen wir erst nach Hause, Beide sehr befriedigt. - Heut sehr windig.

Mittwoch (d)den 26ten (Oct)October 1842. - Wir haben heut um 9 Uhr Morgens 19° Wärme; es ist kühl, der Himmel mit Wolken bedeckt. - Der Vormittag wird angewendet, um Beinkleider für mich zuzuschneiden, ferner werden Waffen besehen, Pulver, Blei u.s.w. besprochen (d)und bestellt. Um 3 Uhr gehe ich zu (H)HerrnLinant, der mir Karten (d)und Zeichnungen (v)von (s)seinen Reisen in Nubien (d)undSennaar zeigt, die sehr hübsch (d)und interressant sind. Nachher gehe ich noch mit Frey ein wenig aus; wir treffen (d)den (H)Herrn Dr. Koch (d)und spatzieren mit ihm auf (d)dem Platze Esbequieh, begleiten ihn bis zu (s)seiner Wohnung, (d)und kehren um 6 Uhr zurück. Nach (d)dem Abendessen mache ich mit (Leps)Lepsius (d)unBonomi noch (e)einen Besuch beim (H)Herrn Doktor Pruner (d)und dann zu (H)HerrnLieder, den wir mit der hübschen Zeichnung (v)vonFrey überraschen, wo wir alle am 15ten (Oct)October 1842 auf (d)der (gr)großen (Pyr)Pyramide (v)vonGhize versammelt sind, (d)und vor der (preuß)preußischen Fahne dem König ein Lebehoch bringen. [74] Rings um (d)das Bild war in Hieroglyphen eine sinnige Inschrift (v)vonLepsius gemacht worden; das Ganze war in (d)der That sehr hübsch.

Donnerstag (d)den 27ten (Oct)October 1842. (Leps)Lepsius, (Bon)Bonomi, Ernst (d)undMax sind heut nach (d)den Steinbrüchen (v)vonThura; Frei (d)und ich bleiben zurück, weil wir uns letzt durchgeritten haben. Dafür machen wir zu Esel eine (kl)kleine Parthie vor das Thor Bab el Nasr zu den Gräbern der Kalifen, wo wir fleißig zeichnen; trauriger Anblick des kranken Camels, was nicht weiter will; um 12 Uhr zurück; am Nachmittag sehe ich dem Formen (v)vonFranke zu, gehe dann Frey entgegen, der bei Lieder (d)das (kl)kleine Kind zeichnet, treffe ihn, und gehe mit ihm zum Essen zurück. Die Andern sind inzwischen gekommen, (d)und haben in (d)den Steinbrüchen Manches Interressante gefunden, worüber nach (d)dem Abendessen beim Thee studirt wird. - Es ist heut der Himmel meist bewölkt (d)und der Tag für hiesiges Clima kühl zu nennen. Schöne Gewitterwolken (v)von (d)der Abendsonne beleuchtet; (köstl)köstlicher Himmel; um 9 Uhr Abends 19 ½ ° Wärme. -

Freitag (d)den 28ten (Oct)October 1842. Das Wetter wird jetzt durch tägliche Gewitter, die meist in weiter Entfernung (v)vonCairo sind, um vieles kühler (d)und angenehmer. Heut früh ist es in meiner Stube um ½ 9 Uhr nur 18° (W)Wärme. Nach (d)dem Frühstück gehe ich mit Frey nach der (Sykomoren-d)Sykomoren-und Akazien-Allee von Schubra, um dort einige Baumstudien zu machen; um ¾ 12 Uhr kommen wir zurück. Nach dem Déjeuner schneide ich die 2 Beinkleider für Franke zu (d)und helfe dann[,] unsre Fahne fertig nähen. Zuvor aber, um 12 Uhr zu Hause kommend, [75] finde ich einen lang erwarteten Brief (v)von Hause, worin Einlagen (v)von (d)der Mutter, (v)von (Elisab)Elisabeth, (Heinr)Heinrich, (O)OnkelKarl, A. Jungk (d)undSteinbeck. Mit inniger Freude wende ich 2 Stunden daran, um jeden Brief 2 - 3mal zu lesen. Gott sei Dank, daß (z)zu Hause Alle in erwünschtem Wohlsein sind. Welch Vergnügen ist es, in so weiter Ferne die Schriftzüge lieber Menschen vor sich zu sehen! Das war für mich also heut ein Festtag. - Um 5 Uhr ging ich noch mit Frey ein Stündchen auf (d)dem Platze Esbequieh spatzieren bewundernd das hier ganz unvergleichliche Untergehen der Sonne, die Gluth der Gewitterwolken, wenn sie von ihr angeleuchtet werden; wir haben im Norden keinen Begriff solcher Farben; schade, daß sie fast nur Momente lang dauern; die Dunkelheit bricht mit zu schnellem Schatten herein. Nach unsrem Abendessen machen Frey (d)und ich noch einen Besuch bei (H)Herrn Dr. Pruner, dem feinen, liebenswürdigen (d)und in jeder Hinsicht tüchtigen Mann. Ich bringe ihm die geliehenen Zeitungen (d)und Blätter des Auslandes wieder. Wir sehen dort unsern neuen Diener, den uns Pruner verschafft hat, da die unsrigen zu theuer (d)und nach unsrer Meinung zu betrügerisch sind, um sie zu behalten; sie sollen morgen weggeschickt werden. -

Sonnabend (d)den 29ten (Oct)October 1842. Nach (d)dem Frühstück schreibe ich Tagebuch. - Zum Ausgehen werde ich wohl nicht kommen, da der Dienerwechsel heut stattfinden soll. Nach unsrem Dejeuner wird den Dienern wirklich aufgesagt, was ganz in Frieden (d)und ohne Streit abläuft, Mohammed bezeigt sich dankbar (d)und zufrieden, Said zieht finster (d)und mürrisch ab; wir Alle sind froh, besonders letzteren Menschen los zu sein. [76] Ich beschäftige mich heut größtentheils mit Nähen, (d)und zwar (v)von Taschen in meine neu angekommenen Kittel, eine langweilige (d)und doch nothwendige Arbeit. Um ½ 4 Uhr etwa mache ich mit Frey (d)undErnst einen Ritt nach den zerfallenen Gräbermoscheen rechts von (d)derCitadelle des Mokattam. Wir zeichnen dort; es ist ordentlich kalt heut; fast tägliches Wetterleuchten in (d)der Ferne, (d)und heut auf dem Rückwege auch einige Tropfen Regen. Das Abendroth (d)und die Wolken (v)von unbeschreiblicher Schönheit; Cairo gewinnt täglich für mich neuen Reiz, neue Schönheiten, es ist ein orientalischer Zauber, der sich darum legt. -

Sonntag (d)den 30ten (Oct)October 1842. Um ¼ 9 Uhr 18° Wärme. Ich muß mich heut mit Schneidereien an Franke’s Hose beschäftigen, die ich verschnitten habe; wir essen unser Dejeuner erst etwa um 12 Uhr, (d)und um 1 machen (Leps)Lepsius (d)und ich unsre Visite (b)bei (H)HerrnClot-Bey . Interressante Sammlung (v)von Vögeln, Reptilien, Fischen etc.; die Giraffen, 7 Stück (d)und andre lebende Thiere sehr hübsch. Nachher versuche ich (H)HerrnCortys mit (s)seiner schönen Frau zu finden, doch glaube ich, waren sie wohl nicht zu Hause. Bei Clot-Bey sah ich eine bildschöne Frau, die Tochter (v)von (H)HerrnChampion; schwarzes Haar (d)und Augen machten bei (e)einer Gesichtsfarbe wie gelbes Elfenbein (d)und mit (d)dem originellen Haarputz einen höchst interressanten Eindruck. Um ½ 5 Uhr reite ich mit (Leps)Lepsius noch nach (d)dem Caffee auf (d)dem Wege nach Schubra, wo wir Frey (d)und beide Weidenbachs finden, (d)und 2 Glas Sherbett trinken; es ist (d)die Beaumonde der hiesigen Europäer da. Um 6 Uhr zurück, wieder bei herrlichem Abendroth. [77]

Montag (d)den 31ten (Oct)October 1842. Am Vormittag zeichne ich hier (e)eine Vorzeichnung (d)und dann das Haus in unsrer Nähe fertig. Nachmittag reite ich mit (Leps)Lepsius (d)und (H)HerrnBarthelemy, erstem Lehrer unter (H)HerrnLieder nach Bulack, wo wir uns Barken besehen (d)und deren Preise kennen lernen; sie schwanken in ihren Forderungen (zw)zwischen 2000 - 4000 (d)und mehr Piaster pro Monat. Von Bulack zurück auf einen Eselmarkt, wo wir gesonnen sind, 1-2 Esel anzuschaffen; wir finden aber keine guten noch brauchbaren. Darauf zu Hause. Nach (d)dem Abendessen mit Frey noch etwas spaziert auf (d)demEsbekieh und interressante Unterhaltung gehabt; der Morgen (d)und Abend sehr kühl.

Dienstag (d)den 1ten (Nov)November 1842. Um ½ 9 Uhr Morgens 17° Wärme, was Einem sehr kühl vorkommt. Des Abends sind meist Gewitter in (d)der Ferne, die (d)die Luft sehr abkühlen. Heut ist es außerordentlich windig (d)und staubig; ich zeichne am Vormittag auf (d)dem Platz Esbekieh (d)und kann es vor Wind (d)und Kühle kaum dort aushalten; meine Hände froren mir fast. - In diesen Tagen häufiges Schießen auf (d)derCitadelle (wahrsch)wahrscheinlich des hohen Beiramfestes wegen, was Ende dieser Woche beginnt, wenn das Fasten des Ramadans vorüber ist; der Großpascha wird täglich erwartet, (d)und oft genug schon da gesagt. - Heute propirenso (Leps)Lepsius (d)und ich mehrere Esel, die zu verkaufen sind, weil wir uns 2 Stück anschaffen wollen; einer (v)von allen genügt uns bis jetzt erst leidlich; er soll mit Sattel 400 (Piast)Piaster kosten. - Um ½ 5 Uhr reiten (Leps)Lepsius, Bonomi, Frey, Max (d)und ich noch bis Alt Cairo, wo wir uns nach (d)der Insel Rhoda übersetzen lassen, um dort den Nilmesser zu sehen. Ein Engländer ist Gärtner des schönen, parkartig angelegten Gartens, ein artiger, [78] gefälliger Mann, den wir besuchen, (d)und der uns im Garten, so weit es der Überschwemmung wegen möglich ist, herumführt. Leider stehen die schönsten Beete, Grasplätze (d)und Anlagen im Wasser, worunter natürlich Alles auf (d)das Äußerste leidet; schöne Rosen, Oleander, seltene Palmenarten, weite Grasplätze (d)und trefflichste Laubbäume; fortlaufende Myrthenhecken, wie Buchsbaum aussehend, Aloehecken, Citronenhecken fassen (d)die Beete ein (d)und erfreuen (d)das Auge. Den Nilmesser können wir aber des zu hoch stehenden Niles wegen nicht sehen, da den Theil des Gartens[,] wo er liegt, noch Wasser anfüllt. - Giraffe im Garten; viele Sakyes längs des Ufers laubenartig arrangirt; eigenthümliche vasenförmige Blumentöpfe. Nach einem Spaziergang im Garten gehen wir noch einmal (z)zum Haus des Engländers, trinken dort Caffee (d)und kehren dann nach Hause zurück durch die jetzt ganz ungemein belebten Straßen. Am Abend wird (v)von (d)den mitgebrachten Orangenblättern trefflicher Thee getrunken. - Spät erzählt (Leps)Lepsius viel (v)von seiner Jugendzeit in Schulpforte, was recht amüsant ist. - Vorher (arab)arabische Studien.

Mittwoch (d)den 2ten (Nov)November 1842. Früh um 8 Uhr nur etwa 16° Wärme, was empfindlich kühl ist; der Himmel bewölkt. Heut Vormittag reite ich nach Bulack zu, wo ich eine sehr interressante (d)und geschmackvolle Moschee zeichne; Frey dieselbe mehr (v)von weitem. Um ½ 12 Uhr zu Hause. Am Nachmittag zeichne ich an einem Fenster in unsrem Haus (d)und um 3 Uhr mache ich einen Besuch bei Dr. Koch mit (H)HerrnFrey. Wir gehen von dort zu (H)HerrnLouis, der aber nicht zu Hause sein will, dann zeichnen wir in (e)einer (kl)kleinen Gasse einen Fenstererker[,] gehen durch (e)einen Garten hinter der [79] Wohnung Cloth-Bey ’s (d)und kommen um 6 Uhr nach Hause. Nach (d)dem Essen machen wir (e)einen Besuch bei (H)Herrn Dr. Pruner, wohin auch (Leps)Lepsius (d)undBonomi kommen, (d)und (v)von da gehen wir alle noch zu (H)Herrn Dr. Koch, wo wir bis ¼ 11 Uhr bleiben. - Die Straßen werden jetzt sehr belebt wegen des nahen Beiramfestes; die letzten Tage des Rhamadan sind da; Alles beginnt sich zu putzen; die Moscheen strahlen Abends heller; es ist (e)ein interressantes Leben. -

Dienstag (d)den 3ten (Nov)November 1842 Es ist heut früh um 8 Uhr nur 15° Wärme, sehr kühl. Am Vormittag reite ich mit Frey bis nah an (d)dieCitadelle[,] woselbst ich ein höchst interressantes Thor zeichne [.] Nach (d)dem Frühstück zeichne ich am Fenster neben unsrer Küche, gehe dann mit Frey zu Dr. Pruner, (d)und treffe dort den berühmten Schnellläufer Mensen Ernst, der in kurzer Zeit (v)von hier abgehen will, um die Quellen des weißen Nils zu entdecken; es ist ein kleiner Mann, große Augen, großer Mund, kurzes schlichtes Haar, eingefallene Backen; freundliche Physiognomie; bescheidener Mensch, aber sehr eitel auf sein Laufen (d)und darauf, daß er in (d)den Zeitungen (d)und Büchern erwähnt wird. Er ist in früheren Zeiten Matrose gewesen (d)und hat es bis (z)zum Steuermann gebracht; es war mir sehr interressant, ihn kennen zu lernen. - Von Pruner gingen wir nach (d)dem Platz Esbekieh, um dort zu zeichnen (d)und kehrten um 6 Uhr zurück. Um ½ 8 Uhr ging ich mit Frey, (d)den 2 Weidenbachs (d)undFranke zu Pruner, wo wir für letzteren noch (e)ein Theaterbillet holten; mit Dr. Koch, den wir dort fanden, gingen wir dann alle in (d)das hiesige Theater; es wurde (ital)italienisch gespielt, meist von Liebhabern (d)und zwar sehr gut. Das Haus ist klein, [80] faßt etwa 3 - 400 Menschen (d)und hat nur Parquet (d)und eine Logenreihe. Das ganze Haus war voller Franken, in (d)den Logen eine Menge, oft ganz hübscher Damengesichter; - (d)das Stück hieß, glaub’ ich: die Liebhaber von 60 Jahren; es hat 5 Akte, (d)und war mir eigentlich ein wenig zu lang; es dauert (v)von 8 - ½ 12, so daß wir erst um 12 Uhr zu Bett kamen.

Freitag (d)den 4ten (Nov)November 1842. Um ½ 9 Uhr 16° (W)Wärme; ich habe sehr gut geschlafen. Der heutige Vormittag wird mit Zeichnen hingebracht (a)an (d)der Fensterverzierung in (d)der Stube des Lepsius. Gleich nach (d)dem Frühstück um 1 Uhr etwa reite ich mit (Leps)Lepsius, Bonomi, Frey nach dem (engl)englischen Kirchhofe, der außerhalb (d)der Stadt ohnweit des (gr)griechischenKloster’s Mar Girgis ((heil)(heiliger Georg) in einem Koptenviertel ist[,] in (d)der Nähe (v)vonAlt Cairo; Bonomi reitet heut auf (d)dem gekauften Dromedare, (Leps)Lepsius auf seinem eignen Esel. Das Grab einer hier verstorbenen Frau (v)vonDinklage ward aufgefunden (d)und (v)vonFrey gezeichnet; dann besahen wir uns (d)die (gr)große Kirche auf (d)dem Kirchhof, ritten nach Alt Cairo, ließen uns nach (d)der Insel Rhoda übersetzen, konnten aber wieder nicht zum Nilmesser gelangen, weil derjenige, der dazu (d)die Erlaubniß zu geben hat[,] nicht da war, (d)und auch auf (d)der andren Seite des Flusses von unserm Cavaß nicht aufzufinden war. So kehrten wir denn auch heut (v)von hier wieder unverrichteter Sache zurück. Um ½ 6 ward Mittag gegessen, weil wir um ½ 7 zu Lieder (sämtl)sämtlich gebeten sind. Der Abend bei ihm war im Ganzen recht hübsch. Ich saß beim Thee neben (d)der (Mad)MadameFresnel[,] einer dunkelbraunen von den Gallasstämmen, aber sehr interressant (d)und der Obertheil des Gesichtes sehr hübsch; sie spricht geläufig [81] (franz)französisch (engl)englisch, arabisch (d)und (d)die Sprache (d)der Gallas; sie wohnt (b)bei (H)HerrnLieder, da sie nicht mit ihrem Manne in vollkommenem Einverständniß zu sein scheint; eine junge (d)und hübsche Engländerin befand sich außer (d)der Gouvernante des Liederschen Kindes noch dort; ich hatte meistentheils wieder (franz)französisch zu sprechen. Um 10 Uhr gingen wir nach Hause. -

Sonnabend (d)den 5ten (Nov)November 1842. Heut ist (d)der erste der 3 Tage des Beiramfestes, was das 30 tägige Fasten beschließt. Alles ist festlich gekleidet. Die vornehmen Muselmänner machen sich im großen Staat Besuche, (d)und nehmen sich in ihren malerischen Kleidern auf (d)den Rossen in langer Cavalkade ganz prächtig aus; alles blitzt (v)von Gold[,] Silber (d)und den magischen Farben; auch (d)der gemeinste Mann hat (s)sein bestes Kleid angelegt. Am Morgen 21 Kanonenschüsse. (V)Von unserm Dache sehen wir auf (e)einen Kirchhof, wo viele Mohammedaner ihre Gebete verrichten; in (d)der Ferne sieht (m)man (russ)russische Schaukeln in fortwährender schwingender Bewegung mit bunten Menschenmassen darauf. Es ist Gesetz, daß heut Jeder irgend etwas Neues anhaben muß. - Es ist jetzt beinah 2 Uhr (d)und ich hab bisher gezeichnet an (e)einer Copie vom Bab el Nasr. - Am Nachmittag reite ich mit Frey nach (d)dem Thore Bab el Nasr; die festliche Volksmenge durchwogt die Straßen. Außerhalb des Thores waren (e)eine Menge russischer (d)und andrer Schaukeln aufgerichtet, die in fortwährender Bewegung waren. In jedem der 4 Kasten saßen 3 - 4 Kinder oder halbwachsne Leute; Arbeiter drehten die Maschine. Eine Reihe (v)von Buden besonders mit Eßwaaren, da es (v)von heut ab wieder erlaubt ist, bei Tage zu essen, (d)und voll Getränke sind aufgestellt, (d)und Geschrei durchtönt (d)die Luft. Faxenmacher (d)und Tänzer, unnatürlichen Ansehens locken Gruppen um sich; indessen war es für uns in (fränk)fränkischer Kleidung nicht gerathen, lange unter dieser Menge zu warten; [82] wir bekamen auch einige Steinwürfe ab (d)und so suchten wir uns denn aus (d)dem Gedränge fort zu machen. An einem Kirchhofe zeichneten wir einige Gräber [und] ritten durch (e)ein andres Thor mit Max (d)undErnst, die sich zu uns gefunden hatten, nach Hause. Am Abend ging ich noch ein Stündchen mit Frey spazieren.

Sonntag (d)den 6ten (Nov)November 1842. Der gestrige Tag wurde mit eifrigem Zeichnen von einer Deckenverzierung, die Wild aufgenommen hatte, zugebracht. Dieß dauerte etwa bis 5 Uhr, wonach es zu spät war auszureiten; ich ging mit Frey statt dessen (e)ein wenig auf (d)dem Platz Esbekieh spatzieren. Am Abend hatten wir Besuch (v)von (H)HerrnPruner; - die Temperatur hält sich bei Tag (zw)zwischen 18 - 19° Wärme; (d)der Himmel ist unverwüstlich heiter. -

Montag (d)den 7ten (Nov)November 1842. Da wir morgen nach den Pyramiden aufbrechen wollen[,] haben wir viel mit (d)dem Packen unsrer Sachen zu thun. Um Mittag wollen wir Abschiedsbesuche bei Pruner, Koch, Linant machen. Es ist heut der dritte (d)und letzte Tag des Beiramfestes. Unsre Besuche bei Pruner (d)undKoch werden abgestattet; dann noch einen bei Herrn Priss, einem Maler, bei dem wir eine Menge interressantester Aquarelle besehen von Costümen, Figuren, Landschaften (d)und Architektur aus Egypten (d)undNubien; nachher machen wir noch (e)einen Abschiedsbesuch bei Linant. Ich packe meinen Mantelsack. Es findet sich am Abend, daß es nicht (mögl)möglich ist, die Cameele für den andern Morgen zeitig genug einzuschiffen, [und] so beschließen wir, erst am Mittwoch aufzubrechen; wir ändern auch unsern Entschluß darin, daß wir nicht alle, (sond)sondern nur die nothwendigen Sachen mit nach (d)den Pyramiden nehmen wollen, (d)und die Wohnung in Cairo behalten. Erst in 14 Tagen - 3 Wochen [83] werden wir (d)die übrigen Sachen gleich in (d)die Barke schaffen lassen, was für jetzt unsern Aufbruch (v)von hier vereinfacht (d)und wohlfeiler macht.

Dienstag (d)den 8ten (Nov)November 1842. Der heutige Tag vergeht für mich mit Durchzeichnen einer Karte (v)vonNubien. Die Andern packen (d)die Kisten für Morgen. Es kommt heut viel Besuch z.B. Pruner, Koch, (d)der alte Mashara, Clot Bey ; es wird noch (e)ein Diener angenommen, (d)und wir haben jetzt in Allen deren 6; 3 größere (d)und 3 jüngere, worunter 2 fast noch Knaben. Es werden die Cameele für morgen bestellt (d)und sie stehen schon jetzt, es ist ½ 10 Uhr Abends[,] vor der Thür, um morgen vor Sonnenaufgang gepackt zu werden.

Mittwoch (d)den 9ten (Nov)November 1842. Um 4 Uhr Morgens wird heut aufgestanden, (d)und um 5 Uhr etwa, noch halb im Dunkeln wird mit (d)dem Aufpacken begonnen; es werden 9 Kameele vollgepackt; um 6 Uhr etwa brechen dieselben auf. Der heisre Janitschar (v)von (H)HerrnChampion ist dabei, (d)und zeigt sich sehr gewandt (d)und nützlich. Wir ordnen, nachdem die Cameele fort sind[,] alle zurückgebliebnen Sachen in unsrer Wohnung (d)und stellen sie in 1 Zimmer zusammen; Jeder steckt zur Reserve 1 Brod zu sich. Um 9 Uhr Vormittags etwa setzen auch wir uns in Bewegung; ich auf einem von unsern Eseln; aber in Altkairo verliert er ein Eisen (d)und ich nehme einen andern. In Altkairo treffen wir schon die Kameele an, wie sie mit großer Mühe über (d)den Fluß gesetzt werden; sie sind abgeladen (d)und die Sachen bereits drüben; es erscheint fast grausam, wie die großen Thiere in die Barke mit Gewalt gestoßen, getragen, gezogen werden. Nun setzen auch wir über; eine andre Barke ist mit unsern eignen Eseln (d)und eine dritte mit unsern fremden Eseln (d)und (d)dem Pferd des Cavaß beladen. [84] Der Wind ist heftig, doch kommen wir ohne Unfall hinüber, nur habe ich den Ärger, daß mir mein seidnes Schnupftuch aus (d)der Tasche gestohlen ist; unsre eignen Esel tragenso auch glücklich an; als wir dem Aufpacken (d)der Cameele in Ghize zusehen, ruft mir auf einmal Franke zu, da sei auf (d)dem Nil (e)eine Barke umgeschlagen, (d)und ich sehe wirklich den umgestülpten Kahn, an dem sich mehrere Menschen halten, andre stehen darauf; ein Pferdekopf guckt schwimmend über dem Wasser empor. Es wird bald klar, daß die umgeschlagene Barke diejenige unsrer Eseltreiber ist mit sammt all ihren 6 Eseln. Wir hatten erst Furcht mit Bonomi, der sammt seinem Dromedar noch nicht angelangt war. Indessen kam er bald unversehrt an. Dieser Unfall machte uns in Ghize einen Aufenthalt (v)von mehreren Stunden. Es waren Küchensachen (v)von uns untergegangen, alle Esel ertrunken, die Menschen aber gerettet, auch (d)das Pferd (v)von unsrem Cavaß. Nun mußten wir vom Sheik des Dorfes neue Esel requiriren; die Eseltreiber der ertrunkenen kamen triefend an, (d)und wir lohnten sie mit (d)dem bedungenen Geld ab. Ehe die neuen Esel kamen, ritt (Leps)Lepsius, ich (d)undFrey voran, um einen Platz bei (d)den (Pyram)Pyramiden zum Lagern auszusuchen; indessen schon bei dem Canal trafen wir auf unsre Cameele, die abermals abgepackt (d)und mit unsäglicher Mühe über (d)das Wasser geschafft wurden; es war interressant, aber traurig anzusehen. Als wir auf (d)der andren Seite Alles in Ordnung (d)und Sicherheit wußten, ritten wir wieder voran aber auf (d)den Eseln des Dorfs, ohne Sattel; sie gingen sehr langsam; auf (d)dem großen Damm schossen wir ein paar mal, ohne zu treffen, oder wenigstens zu tödten; mit Sinken (d)der Sonne kamen [85] wir an (d)die Wüste, (d)und gegen 7 Uhr Abends schon im Mondschein erreichten wir die Höhen vor (d)den Pyramiden, erschöpft (d)und hungrig. Wunderbarer Anblick auf die Wüste im Mondschein, wie eine einzige See, oder fast wie ein Schneefeld. In (e)einer Viertelstunde kommt Bonomi, dann Wild (d)und nach kaum 1 Stunde die Cameele und die Andern. Nun geht es an das Abpacken. Wir kräftigen uns einigermaßen durch Datteln (d)und altes Brod, später auch noch einige Fische; die Leute schlafen unten bei (d)den Sachen, wir allesammt in einer frühern Totenkammer, die jetzt zu (e)einer Art Zimmer eingerichtet ist, wir sind Alle sehr ermüdet. - Der Nil war in (d)den letzten Wochen schon sehr gefallen, etwa um 4 Fuß. Die Dämme waren an manchen Stellen sehr beschädigt, sogar durchgerissen; Sicherung derselben ganz wie bei uns; statt unsrer Weidenfaschinen hier Schilf (d)und Dattelfaschinen.

Donnerstag (d)den 10ten (Nov)November 1842. Um 7 Uhr etwa stehen wir auf; es wird wegen eines Lagerortes berathschlagt, (d)und wir finden einen ohnweit der großen Sphinx etwas vertieft; nebenbei in einem alten Grabe wird die Küche verlegt, auf (d)der andren Seite stehen unsre Kisten. Die Zelte werden aufgeschlagen; zwischen denselben weht unsre (stattl)stattliche Flagge. Es muß zuvor aber erst (d)der Transport (d)der Sachen von da, wo sie abgeladen wurden bis (z)zum Lagerort geschehen, wozu 1 Kameel verwandt wird, ich beaufsichtige mit Bonomi (d)das Aufpacken; darüber kommt (d)der Mittag herbei. Die Einrichtung im Zelte kostet einige Stunden; (dazw)dazwischen essen wir Kürbiß mit Fleisch gekocht (d)und Reis; am Nachmittag gehe ich mit Frey noch (e)ein wenig spatzieren (zw)zwischen (d)den Pyramiden, in den Gräbern; zu schießen finden wir nichts, als einen [86] Molch. Herrlicher Sonnenuntergang; die mächtigen Pyramiden sind in glänzendes Gold eingehüllt. Zum Abend essen wir Reis (d)und Setzeier; im Mondschein in (m)meine wollene Decke gehüllt[,] unterhalte ich mich noch mit Frey (d)undBonomi (d)undErnst; der Mond hat heut einen gewaltigen Hof. Ich sitze jetzt, um ½ 11 Uhr Abend in unsrem Zelte mit Frey (d)und schreibe dieß Tagebuch, während 4 um uns schlafen. (Leps)Lepsius (d)undMax haben (d)das kleinere Zelt für sich, wir 6 Andern das große; es ist (ab)aber sehr eng (d)undBonomi zieht vor, im Freien zu schlafen, wie die Leute. - Gute Nacht!

Freitag (d)den 11ten (Nov)November 1842. Wir brechen am Morgen früh auf nach einer so schön durchschlafenen Nacht, wie fast noch keine seit Alexandrien, um das Todtenfeld um die Pyramiden zu mustern. Bonomi auf (s)seinem Dromedar, wir zu Fuße; wir kriechen in alle fast ganz (v)von Sand verschütteten Löcher der Gräber hinein, (d)und suchen Inschriften; auch finden wir alte (d)und sehr interressante Ausbeute. In einem Thiermumiengrabe ist ein abscheulicher Geruch (v)von Fledermausdreck (d)und ausgebrannten Mumien, doch finden sich keine Inschriften. - Um 2 Uhr etwa kehren wir zurück (d)und essen unser Dejeuner. Um 4 Uhr etwa machen wir noch einen Ausflug nach der Umgegend der dritten Pyramide, besuchen die Gräber um (d)die 2te Pyramide, (d)und auf (d)dem Rückwege noch andre, wo sehr interressante architektonische (d)und hieroglyphische Merkwürdigkeiten sind. Einzig schöne Aussichten (zw)zwischen den Pyramiden auf (d)dasNilthal; wunderbare Beleuchtung, (d)und nie gesehene Farbenpracht der Gegend. Die Luft hier ist sehr schön (d)und rein; der Abend bisweilen sehr kühl, heut aber [87] wunderschön; (d)der Mond scheint hell; das Wüstenleben ist bis jetzt sehr interressant (d)und romantisch. Die Esel sind hinter unsrem Zelte, das Dromedar (zw)zwischen beiden Zelten. Wir erfreuen uns Alle des besten Wohlseins.

Sonnabend (d)den 12ten (Nov)November 1842. Bernhard (d)undJuliens Geburtstag! - Wir stehen vor Sonnenaufgang auf, (d)und besuchen die gestern aufgefundenen interressanten Gräber, wo wir 8 Mann beim Sandherausschaffen beschäftigen, (d)und wird Max, Frey (d)undErnst mit Abzeichnen der Bilder (d)und Hieroglyphen beschäftigt. Ich besuche (d)und untersuche mit (Leps)Lepsius (d)undBonomi die andern Gräber (östl)östlich (v)von (d)der (gr)großen (Pyr)Pyramide. Dann steigen wir 3[,] von einem Araber begleitet[,] auf dieselbe (d)und berichtigen die Pläne; der (v)vonWilkinson ist der beste. Nachdem wir heruntergekommen[,] besehen wir noch einige interressante Gräber (südl)südlich (d)der (gr)großen (Pyr)Pyramide (d)und gehen dann zum Dejeuner. Nachher besichtigen (Leps)Lepsius[,] (Bon)Bonomi (d)und ich noch die Felsengräber ohnweit der 2ten Pyramide, wo sich viel (interress)interressante Inschriften finden; mit (d)dem Lichte wird überall herumgekrochen (d)und im Dunkeln kehren wir zurück, um unser Abendbrod zu verzehren, was jetzt meist aus Geflügel, einem grünen Gerichte, wie heut Bamien (d)und Reis besteht. (Endl)Endlich wird gegen Abend noch Thee getrunken. Das Wetter ist vortrefflich, bei Tag nicht zu warm, aber bei Nacht (d)und gegen Morgen besonders sehr kühl. -

Sonntag (d)den 13ten (Nov)November 1842. Wir hatten heut eine Art Gottesdienst, indem erst ich ein Capitel aus (d)der Bibel lese (das erste des (Evang)Evangeliums Johannis) (d)und dann (Leps)Lepsius eine Predigt von Strauß über den Segen; es war diese Andacht (zw)zwischen uns Deutschen ebenso schön als erquicklich. Alsdann ward dejeunirt (d)und nachher wieder mit (Leps)Lepsius (d)undBonomi (e)eine Ausflucht gemacht; zuerst besehen wir einige Felsengräber vor der 2ten (Pyr)Pyramide, worunter besonders [88] eines (merkw)merkwürdig, was einen Portikus (v)von 4 Säulen hat; (wahr)wahrscheinlich aus späterer Zeit der Psammetiche. Alsdann besteigt (Leps)Lepsius die 2te Pyramide; ich gehe nur bis zu ¼ (d)der Höhe; er aber klettert selbst bis über die Bekleidung auf (d)den Gipfel, ein, meiner Ansicht nach sehr gefährliches Stück Arbeit, besonders weil diese (Pyram)Pyramide viel mehr verwittert ist als die große. Unterdessen besteige ich (d)undMax, der sich hinzugefunden hat, die 3te (Pyr)Pyramide, von wo aus wir (Leps)Lepsius herabklettern sehen, der alsdann auch noch auf (d)die 3te kommt, da wir dann (v)von hier die Karten berichtigen. Ich stieg mit Max früher hinab (d)und kroch in die Kammer der 2ten der 3 kleineren (Pyr)Pyramiden (südl)südlich (v)von (d)der dritten großen. Dann besuchten wir die ganze (südl)südliche Seite des Todtenfeldes, kamen zu Frey (d)undErnst, die an den Bäumen (zeichneten,d)zeichneten,und (v)von dort ging ich nach Hause, sehr erschöpft. Erst spät kommt (Leps)Lepsius (d)undBonomi, die noch andre Gräber an (d)der Seite nach (d)dem Nil hin besichtigt haben. Abend wird wieder Thee getrunken, die Temperatur ist keineswegs zu heiß, weil die Nordwinde trefflich kühlen; wie schön ist es, am Abend im Mondschein (zw)zwischen den Zelten um Bonomi’s Lager zu sitzen, (d)und unter dem ungeheuren Sternenhimmel die unendlich reine Luft einzuathmen! Wie wunderbar ist doch (d)der Blick über die endlose Wüste von dem Gipfel der Pyramide; die welligen Hügel[,] vom Sande überweht[,] sehen ganz wie (d)das Meer aus[,] (d)und so geht es bis an den äußersten Horizont. Wie ergreift einen solche Großheit Gottes! Und dann wieder im Rücken das grüne Thal des Nils mit seinen unzähligen Armen. Droben der Mokattam allabendlich rosig erglänzend mit der prächtigen [89] Stadt Cairo vor uns; es ist ein einziges Schauspiel; wie froh kann man in (d)der Wüste sein, wenn (m)man gesund (d)und mit seinem Loose zufrieden ist! -

Montag (d)den 14ten (Nov)November 1842. Ich/Wir stehen heut alle vor Sonnenaufgang auf, frühstücken zeitig, (d)und gehen mit (d)der Sonne an (d)die Arbeit; ich mit (Leps)Lepsius zu dem Grabe neben dem Sheik vor der 3ten (Pyr)Pyramide; während letzterer die (Inschr)Inschriften vor demselben abklatscht (d)und ausgräbt, nehme ich die ganze Linie dieser Gräber auf, (d)und messe sodann das ganze Grab, was einem (königl)königlichen Verwandten angehört, aus. Um 4 Uhr kehre ich etwa nach (d)dem Zelte zurück (d)und beginne die Reinzeichnung dieser Messung. - Das Wetter ist wie immer unverwüstlich heiter; die Hitze war am Nachmittag 4 Uhr etwa 20°, der Morgen sehr kühl. Nebelwolken wälzten sich (v)von (d)dem Fuß der (Pyr)Pyramiden an dieselben empor, ein wunderbarer Anblick. Am Abend ein schöner weiter Ring um (d)den Mond, wie ich ihn hier schon öfter beobachtete; eine große lang leuchtende Sternschnuppe (od)oder Kugel schwebte heut Abend (v)vom Himmel herab. Meine Gesundheit ist fortdauernd sehr gut. -

Dienstag (d)den 15ten (Nov)November 1842. Ich zeichne heut Vormittag 2 Gräber auf der Südseite (v)von (d)dergroßen Pyramide, eins mit Ausmessung, das andre perspektivisch. Letzteres mache ich nicht fertig, sondern bespreche mit (Leps)Lepsius die Anfertigung des Planes von dem ganzen Pyramidenfelde; um 2 Uhr etwa verfügen wir uns nach (d)den Zelten (d)und ich fange die Karte immer an zu zeichnen. Gegen 4 Uhr hörte man öfters, wenn auch nicht sehr stark donnern, was mich jedoch nicht am Fortarbeiten hinderte. Kurz darauf fallen einige Tropfen, (d)und in wenigen Minuten strömt ein Wolkenbruch hernieder, wie ich ihn nie erlebt habe. Wild (d)und ich versuchen mit Franke das Zelt im Anfang zu halten; allein das war nur [90] ein Augenblick. Der Sturm brach Alles über den Haufen, ich (d)undWild liegen unter (d)dem Zelte. Ich wickle mich heraus (d)und 1 Moment reicht hin, mich bis auf (d)die Haut naß zu machen. Der Hagel mit Regen strömt hernieder. Jetzt schien Alles verloren. (Leps)Lepsius in seinem (weiß)weißen Überhemd lief wie in (Verzweifl)Verzweiflung umher, (d)und suchte noch sein Zelt zu halten. Aber auch das brach zusammen. Nun kam von (d)den umliegenden Hügeln ein Wasserstrom (zw)zwischen (d)den Zelten hindurch, der mit unwiderstehlicher Gewalt Alles mit sich fortriß; die Erde ward tief aufgewühlt (d)und unsre Sachen schwammen dahin; es war (e)ein gräßlicher Anblick; an Retten konnte jetzt nicht mehr gedacht werden, man mußte Alles dem Schicksal überlassen. In einer ½ Stunde ging (d)das Gewitter vorüber (d)und nun lief Alles nach (d)dem See, der sich an (d)derSphinx gebildet, um zu fischen. Es war (e)ein trauriger Anblick. Das Erste war, mich umzukleiden, glücklicherweise war mein Mantelsack (v)vonFranke auf (e)eine Anhöhe getragen, (d)und noch trockne Hemden darin, die ich vertheilte. Jetzt galt es zu sehen, was gerettet war, die Zelte aufzuschlagen, (d)und (unverzügl)unverzüglich machte (m)man sich an (d)die Arbeit. Der Abend rückte indessen stark heran; die Zelte standen mit anbrechender Dunkelheit. Ich schlief mit Frey unter (d)dem feuchten Zelt; die andren vertheilten sich in Gräber (d)und anderswo; um ½ 12 legten wir uns zu Bett; (m)mein alter Mantel war heut unschätzbar, so wie der am Abend genossene Thee. Frey, Max (d)undErnst wurden erst später gerufen nach (d)dem Schauplatz (d)der Vernichtung; sie hatten in (d)dem Grabe gezeichnet.

(Mittw)Mittwoch (d)den 16ten (Nov)November 1842. Der heutige Tag ging mit Trocknen unsrer Sachen, Ausklopfen, in Ordnung bringen vorüber. Die meisten Gegenstände fanden sich wieder, (obgl)obgleich manche in schrecklichem Zustande; vieles wurde aus (d)dem Sande gegraben; (d)der arme Frey vermißte am Meisten; besonders Schade war [91] es um sein kleines Skizzenbuch; meine Lieblingsbrieftasche war (v)von (d)der Nässe gänzlich aufgelöst; alle Zeichenbücher hatten mehr (od)oder minder gelitten; mein Koffer war unten durchnäßt mit allen Sachen; Vieles verdorben; Pistolen (d)und Flinten verrostet; alle Kleider beschmutzt. Am Abend waren wir wenigstens mit unsern Sachen wieder vollständig in (d)den aufgeschlagenen Zelten, (obgl)obgleich die meinigen noch sehr unordentlich. Am Morgen machte ich mit (Leps)Lepsius noch (e)eine (kl)kleine Exkursion nach (d)der (gr)großen (Pyr)Pyramide (d)und dem ausgegrabenen Grabe dahinter. -

Donnerstag (d)den 17ten (Nov)November 1842. Es ist heut (d)der erste Tag, den man einen jour gris nennen könnte; die Sonne zeigte sich nur bisweilen [und] es war leidlich kühl zu nennen. Ich machte eine große Tour hinter (d)die3te (Pyr)Pyramide in (d)die Wüste hinein; es ergreift einen ein eigenthümliches Gefühl, allein in eine Wüste hinein zu gehen. Diese Wasserlosigkeit bei (d)der umgebenden Endlosigkeit überwältigt Einen beinah; Ich wanderte auf dem Pyramidenfelde wohl 5 Stunden umher, immer ausmessend. Unser gewöhnliches mitgenommenes Frühstück von Datteln (d)und Brod, dazu meine Wasserflasche (v)vonAmelang ward in Gemeinschaft mit Frey verzehrt, den ich bei (d)dem Grabe besuchte, wo er zeichnete. Um ½ 3 etwa kehrte ich (z)zum Zelte zurück, wo ich die angefangene Karte aus dem heut gesehenen vervollständigte. Am (Nachm)Nachmittag kam Besuch aus Cairo, ein Herr mit (s)seiner Tochter, welche Letztere ich schon bei (H)HerrnLieder gesehen hatte, Engländer. Sie speisten mit uns zu Abend (d)und blieben bis nach (d)dem Thee, für uns (d)und (Leps)Lepsius viel zu lange, da wir Alle nöthiger zu thun hatten, als uns zu unterhalten. -

Freitag (d)den 18ten (Nov)November 1842. Ich arbeitete heut bei sehr heißem Sonnenschein von früh Morgens an meiner Pyramiden Karte weiter; kehre gegen 1 Uhr zurück, (d)und zeichne [92] dann das Aufgenommene ein. Bei meiner Rückkehr nach (d)den Zelten finde ich die Engländer wieder, die sich erst um 3 Uhr drücken. Unser Zelt ist seit gestern für uns viere, Frey, Max, Franke (d)und mich recht geräumig geworden, da Wild sich (e)ein eignes Zelt bestellt hat, was gestern gekommen ist; so haben wir denn im Ganzen 3 Zelte. Heut empfing (Leps)Lepsius (e)einen Brief von Abeken, der binnen wenigen Wochen nun auch zu erwarten ist, da er am 15ten (d)des (M)Monats (v)vonTriest abreisen will. Ich muß heut einmal wieder der unvergleichlichen Farbenpracht gedenken, die bei Sonnenuntergang alle Gegenstände hier umhüllt. Die Aussicht auf (d)den fernen Nil (v)von unserm Thale aus mit grünen Matten davor, die eben aus (d)der Überschwemmung hervorgestiegen sind; das Dorf mit seinen Palmen, (d)und vor Allem das lang ausgedehnte jenseitige Mokattamgebirge strahlen eine 4tel Stunde lang so wunderbar schön, daß es über jede Beschreibung hinausgeht; da sind die lebendigsten Farben vom Tiefblau des Himmels durch Rosenroth [und] Grün (d)und Goldgelb so einzig verschmolzen, daß es kein Maler wiedergeben könnte; aber leider ist dieser entzückende Anblick zu schnell vorüber. Unsre Tagesordnung ist jetzt so, daß wir vor Sonnenaufgang aufstehen, frühstücken (d)und mit (d)der Sonne an unsre Arbeit ausrücken, unser 2tes Frühstück mitnehmend; um 6 Uhr, (od)oder ½ 7 nehmen wir dann unser einziges Hauptmahl mit 3 Schüsseln ein, wovon Reis immer die letzte bildet, dann kommt eine Pfeife Tabak mit (e)einer (kl)kleinen Tasse Caffee, (d)und meistentheils zuletzt Thee, wonach ich dann mein Tagebuch zu schreiben pflege, wie heute. Prächtigste Mond helle Nächte machen einen besondern Reiz unsres jetzigen Wüstenlebens. Gute Nacht! - [93]

Sonnabend (d)den 19ten (Nov)November 1842. Ich mache mich bei Zeiten auf, und setze die Wanderung in Betreff meiner Karte fort von dem Thale hinter dem Pyramiden-Plateau bis zum Flußthale. Ich frühstücke im Grabe, wo Frey (d)undErnst zeichnen, (d)und fahre dann auf meinem Esel (d)und (d)den (kl)kleinenHauat zur Seite in meiner Arbeit bis nach 1 Uhr fort, wo ich zu (d)den Zelten sehr ermattet anlange [und] bis gegen Abend das Vermessene auftrage. - Es ist heut sehr warm; aber doch kann ich nicht sagen, daß (d)die Hitze mir sehr zur Last fällt, es müßte denn (d)das Blenden der Sonne sein, wenn ich auf (d)die Karte (od)oder (d)das Zeichenbuch sehe. - Ich fand heut einen schönen mit Hieroglyphen verzierten Stein, der zu einer Eingangsthür gehört, und der mit in unser Museum wandern wird. -

Sonntag (d)den 20ten (Nov)November 1842. Es wird heut, wie täglich, vor Sonnenaufgang aufgestanden; um 9 Uhr ward wieder Morgenandacht gehalten, das 2te (Kap)Kapitel aus (d)dem Johannes, das Evangelium des heutigen Sonntags, (d)und eine Predigt von Strauß; dann machten sich (Leps)Lepsius, (Bon)Bonomi, Wild (d)undMax auf, um eine entferntere noch unbekanntere (Pyram)Pyramide zu untersuchen; Frey (d)undErnst gingen zeichnen, Franke angeln, (d)und ich blieb zu Hause[,] (d)un beschäftigte mich mit einem Briefe an Elisabeth; es war ein (kl)kleiner Schreck, der mir eingejagt wurde, dadurch, daß mit einemmal Frey außer Athem angestürzt kam, (d)und meinte, er könne den Ernst nicht auffinden; (d)und er selbst wäre vor 2 bewaffneten Arabern geflohen; ich nahm schnell meine Flinte (d)und mit einem unsrer (arab)arabischen Wächter machten wir uns jetzt nach (d)der Stelle auf, wo Ernst gewesen war. Wir sehen (v)von (d)den 2 Arabern keinen mehr, (d)und auf mein Rufen kam Ernst ruhig hinter einem Grabe hervor, wo er [94] gezeichnet hatte. So löste sich diese kleine Sorge noch glücklich; ich hatte nachher noch einen Spaß mit einem Hasen, der sich 3 mal dicht vor mir hinsetzte, (d)und ich konnte ihn nicht schießen, weil meine Flinte absolut nicht losgehen wollte; es wurde zu dunkel, um ihn noch einmal aufzusuchen; ich hätte ihn dann mit meiner Pistole geschossen. - Erst spät am Abend kam (Leps)Lepsius (v)von seiner Ausflucht sehr ermüdet zurück; er hatte 2 - 3 neue Pyramiden aufgefunden sammt Gräbern, ein (interres)interressanter Fund. -

Montag (d)den 21ten (Nov)November 1842. Ich hatte mich in (d)der Nacht ein klein wenig erkältet, weil Zugwind durch (d)das Zelt ging (d)und die Nächte sehr kalt sind, so daß ich etwas Diarrhöe mit Leibweh bekam; ich half mir damit, daß ich bis zum Abendessen nichts aß, (d)und es scheint auch nur eine wohlthätige Einwirkung auf meinen Magen ausgeübt zu haben, der seit einigen Tagen zu überfüllt war. Ich machte am Morgen eine Ausflucht zur Vervollständigung meiner Karte (d)und brachte sie wieder einen Ruck weiter. Um ½ 1 kam ich zu Hause (d)und zeichnete dann das aufgenommene Stück auf das Brouillon ein. Nachmittag richtete Bonomi unser Zelt ein wenig anders ein, eigentlich freilich nur scheinbar, denn bis auf (d)die Lage (d)der Matten blieb Alles beim Alten; wir haben heute einen völlig wolkenlosen Himmel; erst Ostwind, dann Südwind, der aber sehr scharf (d)und kühl ist; ich glaube, daß wir nicht mehr als 13° haben; man merkt, daß Winter ist; freilich bei Tage ist es heiß genug. Der von mir vorgestern gefundene Stein mit (Hierogl)Hieroglyphen wird heut nach unserm Zelt transportirt. -

Dienstag den 22ten November 1842. Es wurde uns gestern Abend noch ein Schrecken dadurch bereitet, daß sich ein heftiger Wind erhob (d)und zwar (v)von Westen, [95] der zum 2ten mal drohte, unsre Zelte umzureißen; die wachenden Araber verkündigten wieder einen Sturm mit Regen, (d)und nun entstand unter uns, die sich eben zu Bett legen wollten, ein erstaunlicher Tumult; alle Sachen werden (zus)zusammen gepackt (d)und in die Küche geschleppt; auch mein Bett bringe ich in Sicherheit. So warteten wir dann eine Zeit lang; indeß blieb glücklicherweise (d)der Regen aus, (d)und es hatte mit (d)dem heftigen Winde sein Bewenden. Ich trug mein Bett wieder in (d)das Zelt, (d)und, angezogen, mit meinem Mantel (d)und 2 Decken legte ich mich, sehr ermüdet, schlafen. Die Nacht war erstaunlich kalt; wir hatten heut Morgen 9° (W)Wärme, das Wasser war fast wie Eis. Ich hatte den großen Ärger, gestern Abend beim hastigen Anziehen meine Brille aus (d)der Tasche fallen zu lassen, darauf zu treten, (d)und ein Glas zu zerbrechen; ich muß deshalb heut zu meiner Hornbrille greifen, die mir noch sehr ungewohnt vorkommt. Bei heftigstem (d)und erstaunlich kaltem Westwinde (Samum), der eine Masse von Sand mit sich führt, setze ich die Aufnahme meines Plateaus an (d)der Flußseite fort, vermesse dann (d)das Grab mit dem Säulenportikus vorn (d)und gehe dann zu dem andern Grabe, wo Ernst, Max (d)undFranke arbeiten. Hier höre ich, daß (Leps)Lepsius mit Frey (d)undWild nebst 3 Dienern plötzlich nach Cairo abgereist ist, hauptsächlich wegen Unannehmlichkeiten mit (d)dem Cavaß, der unverschämte Forderungen macht; er wird erst morgen (od)oder übermorgen zurückkehren. Ich verliere heut meinen grauen Filzhut, der mir vom Winde (wahrscheinl)wahrscheinlich in einen der tiefen Brunnen entführt wird. Der ganze Tag ist heut erstaunlich sandwindig; die ganze Athmosphäre trüb, die Sonne (v)vom Sande verschleiert; dabei so kühl, daß ich kaum warm [96] wurde. Gegen Abend besuchte ich mit Bonomi noch 2 (interress)interressante Gräber, wobei wir einen Wolf erblickten. - Am Abend legt sich glücklicherweise der Wind, (d)und ich hoffe auf eine ruhige Nacht. -

(Mittw)Mittwoch (d)den 23ten (Nov)November 1842. Gegen 1 Uhr in der vergangenen Nacht erhob sich wiederum der Wind so stark, daß wir stets glaubten, unser Zelt würde ihn nicht aushalten, (d)und unser Aller Schlaf war bis gegen Morgen sehr mangelhaft; indeß ging es auch dießmal glücklich ab. Heute früh hatten wir 11° Wärme; bei Tage waren es im Zelte 20°; zwar immer noch windig aber doch warm (d)und heiter. Heute früh wurden (v)von mir (d)undBonomi erst die Arbeiter (Ausgräber) gezählt (d)und angenommen (22 Kinder (d)und 13 Erwachsene); ihrer Arbeit zugesehen; wir graben vorn an (d)derSphinx (d)und noch an einem andren Orte. - Den Tag über zeichne ich an meiner Karte; auch vermesse ich mit Bonomi die Entfernung der beiden großen (Pyr)Pyramiden. - Gegen Abend nehme ich (endl)endlich noch einen Theil des Plateaus an (d)der Flußseite auf. - Dann werden die Arbeiter bezahlt [und] Abendbrod gegessen, (d)und darauf dieß Tagebuch geschrieben. -

Donnerstag (d)den 24ten November 1842. Nachdem die Leute an den Ausgrabungen angestellt sind, mache ich mich auf, um das entferntere Plateau des Todtenfeldes zu besuchen. Der Tag ist heiß, (d)und der Weg sehr weit; ich streife mit meiner Flinte rings umher, fortdauernd Gräber aufsuchend. Endlich finde ich die Gräber, die mit Gewölben versehen sind. Ich nehme davon eines auf (d)und kehre etwa um 1 Uhr ermüdet zurück. Auf dem einsamen Wege traf ich auf eine kleine (egypt)egyptische gehörnte Schlange, (d)und verfolgte eine Hyäne, die ich aber nicht errei [97] chen konnte. Am Nachmittage wusch (od)oder badete ich mich in meinem Grabe vollständig, was mir sehr wohl that. Nachher zeichnete ich an meiner Karte weiter. Nachdem wir Thee getrunken, etwa gegen 8 Uhr, kommt (Leps)Lepsius mit Frey (d)undWild aus Cairo zurück, beladen mit einer Menge Gegenstände wie z.B. unsre großen Hebebäume. - Dieß bringt Leben in unsre Gesellschaft; die Sachen (d)und Kisten werden ausgepackt, (d)und mich überrascht (Leps)Lepsius mit (e)einem Geschenk (v)von einer (treffl)trefflichen Pfeife mit kostbarer Bernsteinspitze, als Bezahlung eines Vielliebchens, was wir in (Alex)Alexandrien gegessen, (d)und ich schon lange vergessen hatte; es macht mir dieß viel Freude; auch neue Zeitungen bis zum (22)22ten (Oct)October sind angekommen (d)und ich falle noch am Abend darüber her. Erst gegen 11 Uhr kommen wir zum Schlafen.

Freitag (d)den 25ten (Nov)November 1842. Ich nehme heut (d)das Terrain an (d)der Flußseite vor (d)der (gr)großen (Pyr)Pyramide auf, gehe dann, das Grab auszumessen, was Frey (d)und (Weid)Weidenbach gezeichnet haben, (d)und unterhalte mich nachher vor demselben mit Frey, der eine Farbenskizze malt. Dann streichen wir noch um die hintersten Pyramiden umher, um etwas zu schießen, aber ein Hase (d)und (e)ein Wolf gehen uns durch die Lappen; die (interress)interressanten Ausgrabungen besuchend, die heute besonders an (d)derSphinx (v)von Erfolg sind, kehren wir gegen Abend zurück; das Wetter war gut, obwohl immer noch etwas windig. - Wir werden (wahrsch)wahrscheinlich alle (zus)zusammen unsre fernere Reise zu Lande machen, (d)und nur ein kleineres Schiff mit unsern Sachen beladen. Unsern Cavaß haben wir wegen Torheit (d)und Anmaßung (zugl)zugleich abgeschafft, (d)und werden in einigen Tagen einen andern erhalten, der (zugl)zugleich mehrere Sprachen spricht, (d)und die Aufsicht über (d)die Bedienung führen soll. [98]

Sonnabend (d)den 26ten (Nov)November 1842. Ich belaufe (d)und skizzire heut einen bedeutenden Theil des entlegenen Plateaus, (d)und laufe etwa 5 Stunden umher; komme sehr ermüdet um ½ 1 Uhr zurück. Darauf will ich die Sachen aufzeichnen, aber es droht Regen, der verursacht, daß wir all unsre Sachen aus (d)dem Zelt in die Küche tragen. Indessen war diese mühselige Vorsicht nicht nöthig, denn (d)der Regen (d)und Wind war weder (v)von Dauer noch heftig. Mit (d)dem Hin- (d)und Hertragen der Sachen vergeht übrigens (d)der Nachmittag, (d)und ich komme nicht mehr zum Zeichnen. Wie gestern erfreute mich heut der über Alles schöne Blick auf das jenseitige (Mokattamgeb)Mokattamgebirge (d)und die Landschaft davor beim Untergange (d)der Sonne; es ist (e)ein Genuß auf ¼ Stunde, der über jede Beschreibung geht; heut Abend war besonders die Wolkenbildung des fortgezognen Regens von wunderbarer Schönheit. Das Wetter ist Abends (d)und Morgens sehr kühl, auch (b)bei Tage nicht besonders, naß windig, (d)und wolkig. -

Sonntag (d)den 27ten (Nov)November 1842. Nach dem Frühstück mache ich mit Bonomi (d)undFrey eine Exkursion nach einem etwa 1 Stunde in (d)der Wüste entlegenen Orte, wo ich glaubte, daß bearbeitete Felsen (d)und Gräber seien; indessen hatte ich mich getäuscht; wir fanden nichts als weißes Kalksteinplateau, durchlöchert (d)und verwittert. Im Sande lagernd, Kameel (d)und Esel neben uns, zeichneten wir alle 3 den Kopf des Kameels (d)und brachen dann wieder nach Hause auf; es war ein warmer [und] sehr schöner Tag. Nach unsrer Zurückkunft ward unsre sonntägliche Morgenandacht gehalten [und] dann ein warmes Frühstück eingenommen. Darauf schrieb ich einen Brief an die Mutter [und] machte dann mit Frey einen Spaziergang, zuerst nach dem Flusse zu, um Franke zu suchen, der da fischen sollte; indessen fand ich ihn nicht, [und] wir kehrten dann mit ei [99] nem Umweg nach (d)dem Plateau der 2ten (Pyr)Pyramide um, wo wir abermals auf den Hasen Jagd machten, aber wiederum[,] ohne ihn erwischen zu können. Sehr ermüdet [und] hungrig kehrten wir nach (d)den Zelten zurück, wo uns (d)das Abendbrodt prächtig schmeckte. Nach dem Caffee ward über eine Stunde lang arabisch in Gemeinschaft Aller getrieben. -

Montag (d)den 28ten (Nov)November 1842. Ich fahre in der Aufnahme des entfernteren Terrains fort, kehre, nachdem ich noch an Frey (d)undErnst einen kurzen Besuch gemacht habe, die in (e)einem Grabe zeichnen, gegen 1 Uhr zurück (d)und beginne am Plane zu zeichnen. Gegen Abend besteige ich mit (Leps)Lepsius den Kopf der Sphinx, zu welchem Zwecke Franke eine Leiter zurechtgemacht hat. Das Ding ist doch höher, als man glaubt [und] die Umsicht vortrefflich. Dann wird (d)die Ausgrabung des Steines mit (d)der Inschrift vor (d)derSphinx besichtigt; die Erwachsenen bekommen für (d)das Ausgraben an Tagelohn 1 Piaster, die Kinder ½ Piaster (2 Para). - Nach (d)dem Caffee wird heut dieß Tagebuch geschrieben. - Das Wetter ist heut wieder sehr schön, wie gestern. Gestern hatten wir im Zelte 20° Wärme, in (d)der Sonne bei kühlendem Nordwinde um 3 Uhr (Nachm)Nachmittags 21½°. -

Dienstag (d)den 29ten (Nov)November 1842. Ich bleibe heut den ganzen Tag im Zelte beim Auf- (d)und Auszeichnen meiner Karte. Das Wetter ist schön aber kühl, so daß ich eigentlich friere. - Wie immer ist (d)der Abend drüben am Mokattam wunderschön. - Nach (d)dem Essen ambulire ich bei Sternenschein [und] guter Unterhaltung mit Frey. -

Mittwoch (d)den 30ten (Nov)November 1842. Der Morgen ist wieder sehr [100] kühl. Merkwürdiger Anblick der aufsteigenden Nebel an (d)den Pyramiden beim Aufgang der Sonne, wie dampfende Riesen sehen sie aus; der in der Nacht stark gefallene Thau verdampft (d)und (vorzügl)vorzüglich da, wo er auf Steinflächen fällt, wie die Pyramiden sind. Ich rekogniscire zuerst noch einmal die Gegend vor der (gr)großen (Pyr)Pyramide nach (d)dem Flusse zu. Dann besehe ich die Ausgrabung eines sehr (interress)interressanten Grabes in (d)der Nähe der 2ten (Pyr)Pyramide, [und] begebe mich dann nach Hause, wo ich bis zum Abend meine Karte weiter zeichne. - Am Abend ambulire ich wie gestern mit Frey. -

Donnerstag, (d)den 1ten (Dec)December 1842. Heut früh war ein erster Berliner Herbsttag; kalt, (d)und dichter Nebel lag über der ganzen Gegend; die Pyramiden waren gänzlich verschwunden, ich machte mich auf zur Recognoscirung des Terrains, in der Hoffnung, daß die Sonne alsbald die Nebel verscheuchen würde; erst brachte ich Ernst zu dem Grabe, wo er zu zeichnen hat, dann aber fand ich, daß es für mich unmöglich war, draußten etwas zu thun [und] kehrte wieder in mein Zelt zurück, wo ich den ganzen Tag an meinem Plane arbeitete, der allmählig seiner Vollendung zuschreitet. Am Abend hatten wir Besuch (v)von 2 Engländern, (H)HerrnBell (d)und noch einem, die auf einige Tage sich (v)vonCairo hieher übergesiedelt haben (d)und der Jagd obliegen. Nach dem Essen um ½ 8 Uhr im Finstern ward beschlossen, das Innere der 2ten (Pyr)Pyramide zu besichtigen. Lampen (d)und Lichter werden vertheilt (d)und nun geht es in der Finsterniß[] auf, für mich wohlbekannten, Pfaden nach (d)dem Plateau. Mit Mühe wird (d)der Schutthaufen erklommen [und] (d)der Eingang ist erreicht; meine Schuhe (ich gehe jetzt immer ohne Strümpfe) lasse ich draußten und gebückt geht es nun den abschüssigen mit Granit (röthlichen) sauber ausgelegten Gang hinab; die Fugen sind mit Kalk oder Gips gemauert. [101] Der abschüssige Gang führt über einige Palmstämme in einen horizontalen, der in den natürlichen Fels gehauen ist [und] wo ich fast aufrecht stehen kann. Fehlerhafte Stellen des weichen Kalksteins sind mit Quadern versetzt (d)und die ganze Fläche des Ganges scheint mit Gipsmörtel überzogen gewesen zu sein, der theilweis noch daran sitzt; schwache rothe Linien sind die einzige Spur, die von Egypterhänden auf der weißen Fläche zu haften scheinen. An vielen Stellen sind dicke Salzcrystalle angesetzt, die glimmernd die Wand überziehen. Gegen (d)die Nähe der Kammer hin kam eine große Menge Fledermäuse uns entgegengeschwirrt, ängstlich hin (d)und herflatternd. Endlich traten wir in die sehr geräumige hohe Kammer, wo die großen Blöcke des Fußbodens, die man aufgebrochen, in wilder Unordnung umherlagen. Gegen Westen stand der granitne, sauber (d)und glatt gearbeitete große Sarkophag, der bis zum Deckel eingemauert war; letzterer ein Endchen davon. Vor Belzoni, der im März 1818 den Eingang in diese (Pyr)Pyramide fand, war der Sarg schon geplündert. Hieroglyphen keine Spur. Der Verschluß des Sargdeckels war deutlich zu erkennen

[figure]

Nuthen, schräg gearbeitet[,] halten den hineingeschobenen Deckel; vorn waren Falllöcherchen angebracht für Stifte, wie noch jetzt die Einrichtung der (arab)arabischen Schlüssel. Die ganze Kammer hatte eine schräge zeltartige Decke, zu der Steinplatten (v)von Kalkstein (od)oder Blöcke (v)von wenigstens 22 [Fuß] angewendet waren, die 3 mètres weniger 20 (centim)centimètres in der Mauer saßen. Nachdem wir dieß Alles genau beobachtet, traten wir (d)den Rückweg an. Wo der schräge Gang aufwärts führt, geht ein 2ter Gang schräg abwärts in (e)eine 2te Kammer, [und] mündet unter dem Boden; doch ist (d)der Zugang daselbst verschüttet. (Leps)Lepsius (d)und viele der Andern krochen noch hier hinein, so weit es gehen wollte; für mich war es zu viel [und] nachdem ich mit meiner Lampe an (d)die Decke des Ganges meinen Namen geschrieben, kam ich glücklich wieder am Eingange an, [und] kehrte mit Ernst (d)undFranke[102] voran zu Hause, wo dann noch warmer Thee zum Beschluß dieser Nachtfahrt gereicht wurde. -

Freitag (d)den 2ten (Dec)December 1842. Früh Morgens wieder dicker Nebel wie gestern; mein Thermometer zeigt 11¼° Wärme[,] also empfindlich naßkalt; ich merke, auch dieser Winter hier ist nicht warm genug für mich, vielleicht der nächste in Nubien; die aufgehende Sonne zerstreut heut die Nebel zeitig [und] bald glänzen uns wieder die Pyramiden entgegen. Ich belaufe (z)zum letzten mal heut das entferntere Terrain (d)und trage dann die Aufnahme in meine Karte, an der ich sehr fleißig bin, so daß ich hoffe in 2 - 3 Tagen damit durchzukommen. Das Wetter ist windig, aber zum Gehen sehr angenehm. Am Abend sind die Engländer (v)von gestern wieder unsre Tischgenossen (d)und nachher wird mit ihnen in Wild’s Zelte Pfeife, Kaffee (d)und Unterhaltung genossen. Sie hatten heut glückliche Jagd gehalten (d)und uns 2 Rebhühner (d)und 2 andre Vögel geschickt, die aber sehr zähe waren. - Tagebuchschreiben (d)und Zeitunglesen nimmt (d)das Ende des Tages ein. -

Sonnabend (d)den 3ten (Dec)December 1842. Ich besichtige heut mit Lepsius den größten Theil des Gräberplateaus, wo wir dann die interressanteren auf der von mir gefertigten Karte numeriren. Am Abend suche ich noch mit Frey, Franke (d)undErnst den öfter erwähnten Hasen zu schießen, allein er entwischt uns wieder. - Das Wetter ist heut kühl aber schön.

Sonntag (d)den 4ten (Dec)December 1842. Am Morgen mache ich wieder Jagd auf meinen Hasen (d)und glaube[,] ihn sicher zu haben, da versagt mir die Flinte, die sich dann nachher als nicht geladen erweist. Dann besehe ich das neu aufgefundene Grab mit trefflichen bunten Hieroglyphen, was (Leps)Lepsius mit nach Berlin nehmen will, auch andre Ausgrabungen werden besichtigt (d)und dann unsre Sonntagsandacht [103] gehalten, wonach das warme Frühstück eingenommen wurde. Es ist heut Ernst Weidenbach’s Geburtstag. Nachher beginne ich Brief zu schreiben, woraus aber wenig wird, weil ich mit Frey (d)undWild zeichnen gehen will. Wir machen erst Jagd auf Pelikane, die zu 1000den in (d)der Nähe des Nils saßen. Mit ausgezogenen Schuhen wateten wir durch den Nilschlamm, ich schoß, aber aus zu großer Entfernung (d)undFrey’s Gewehr versagte; dieser Versuch war uns genug, wir setzten uns ohnweit des Dorfes nieder (d)und zeichneten; ich wollte malen, verdarb aber meine Geschichte. Mit sinkender Sonne gingen wir heim (d)und tranken in sauer gewordenem Wein die Gesundheit (v)vonErnst; am Abend unterhielten wir uns lange in unsrem Zelte mit Lepsius; gegen 11 Uhr zu Bett. -

Montag (d)den 5ten (Dec)December 1842. Am Morgen gehe ich mit (Leps)Lepsius auf das Plateau hinter (d)der (gr)großen Pyramide, wo noch an einigen Gräbern Ausgrabungen gemacht werden; wir finden wieder ein Grab mit Hieroglyphen (d)und an dem gestrigen wird begonnen, den Brunnen auszugraben. Nachher setze ich mit (Leps)Lepsius die große vorgestern angefangene Gräberrunde fort, welche auf (d)der Karte numerirt werden; erst gegen 1 Uhr kehren wir heim [und] frühstücken etwas. Während dessen hat sich das trübe Gewölk, was heut den ganzen Himmel überzog[,] gesammelt (d)und mehrmaliges Donnern verkündet (e)ein Gewitter. Durch den einen Sturm klug gemacht, beginnen wir nun schnell unsre Sachen einzupacken; die Zeichner kehren heim (d)und thun [dazu], es wird Alles in (d)die Küche gebracht. Indessen kommt es auch heut nicht zu etwas Rechtem, (d)und die Auspackerei, die mich um (d)den ganzen Nachmittag brachte, war eigentlich unnütz. Heftiger Wind (d)und ein wenig Regen war Alles, was kam! Sehr stark muß es jenseits des Nils [104] gewesen sein. Nachdem sich die Wolken ein wenig zerstreut haben, fange ich mit Franke an[,] unser Zelt wieder in Ordnung zu bringen; die Stricke werden angezogen [und] verfestigt, die Matte gelegt (d)und unsre Sachen wieder eingepackt. Darüber kommt der Abend heran, nach dem Essen schreibe ich dieß Tagebuch; das Wetter ist noch nicht sicher, es donnert (v)von Zeit zu Zeit in (d)der Ferne (d)und (d)der Himmel sieht noch gefährlich aus. -

Dienstag (d)den 6ten (Dec)December 1842. Am Morgen begebe ich mich nach dem schönen neu aufgefundenen Grabe (d)und messe dasselbe auf, während Frey (d)undBonomi dort zeichnen, nach 10 Uhr kommt (Leps)Lepsius hin, (d)und ich besuche mit ihm wieder die Gräber (d)und die Stellen[,] wo Ausgrabungen gemacht werden, in dem Winkel neben dem Grabe des Sheik gebe ich einen neuen Ort für (d)die Ausgrabung an, (d)und am Abend haben sich schon 2 Wände voll Hieroglyphen gezeigt. Gegen 2 Uhr kehre ich mit (Leps)Lepsius zurück, (d)und dann zeichne ich am Nachmittag noch etwas an dem heut vermessenen Grabe. Der Tag ist leidlich; der Morgen (d)und Abend sehr kühl, ja, kalt, (d)und am Abend wieder heftige Windstöße, in (d)der Ferne Wetterleuchten, so daß wir wieder vor einer Katastrophe nicht sicher sind; es ist dieß ein höchst unangenehmer Zustand (d)und ich sehne mich nach südlicheren Gegenden, wo (dergl)dergleichen fortfällt. Heut ist unser Diener Mohammet nach Cairo, um Mancherlei einzukaufen, (d)und ich denke, er bringt Nachrichten (v)vonAbeken (d)und durch den vielleicht (v)von Hause mit. -

Mittwoch (d)den 7ten (Dec)December 1842. Vaters Todestag, dessen ich in stiller Abendstunde ernst gedenke. Die Nacht, (obgl)obgleich nicht frei von Windstößen, ging doch [105] soweit ruhig vorüber. Der Morgen sehr kühl, der ganze Tag fast trübe, sehr windig, rauh, im Zelt 13°, draußten etwa nur 11° - 12°, am Nachmittag etwa 2 Stunden lang Regen, dann etwas Sonne, dann wieder Gewitter, do daß man in fortwährender Sorge um Zelt (d)und Sachen ist. Ich besichtige am Morgen mit Lepsius die Ausgrabungen, nehme einige Maaße in dem bunten Grabe, was Frey (d)undBonomi zeichnen [und] komme etwa um 11 Uhr nach (d)den Zelten zurück, wo ich dann mit dem Auszeichnen der Gräber beginne, (d)und bis zum Abend fortfahre. Mohammed ist noch nicht aus Cairo zurück, also noch keine Nachricht (v)vonAbeken (d)und zu Hause. - Unser Aufenthalt hier neigt sich allmählich seinem Ende zu; in 8 Tagen vielleicht können wir fort. -

Donnerstag (d)den 8ten (Dec)December 1842. Am Morgen gehe ich zuerst mit (Leps)Lepsius zu dem Säulengrabe, um einige Arbeiter dort anzustellen, die wenigstens eine der Säulen blos legen; dann wandre ich noch mit (Leps)Lepsius ein wenig umher (u)und begebe mich bald zurück, um meine aufgemessenen Gräber auszuzeichnen, wobei ich bis zum Abend beschäftigt bin. Um 4 Uhr etwa kommt unser Diener Mohammet aus Cairo zurück (d)und bringt mir einen werthen Brief der Mutter, der viel des Interressanten enthält, aber auch des Trüben, denn er meldet den Tod des theuren (O)OnkelFritz am 16ten (Oct)October (d)und den meines Freundes Fliegel, beide freilich schon lange erwartet[,] doch aber überraschend (d)und schmerzlich; Gott habe sie seelig. - Abeken ist noch nicht in Cairo, er muß wohl später abgereist sein. - Das Wetter ist heut, obwohl schön, doch erstaunlich kalt (d)und bei Tage windig; ich schätze es höchstens Morgens (d)und Abends 9° Wärme (od)oder weniger. - [106]

Freitag (d)den 9ten (Dec)December 1842. Am Morgen gehe ich zum Säulengrabe, wo die Ausgrabung von gestern eben nicht weit gediehen ist, (d)und wir die Sache auch nun auf sich beruhen lassen. Alsdann nehme ich einen schönen granitnen Sarg auf, der aus (d)den ältesten Zeiten stammt, und ohne Hieroglyphen aber mit interressanter Verziehrung ist. Nachher begebe ich mich nach Hause, um (d)den Sarkophag zu zeichnen, was ich auch zu Wege bringe; alsdann fahre ich noch etwas im Auftragen der Gräber fort. - Morgen will ich mit (Leps)Lepsius einen vorläufigen Besuch in Saccara machen, wo wir früh aufbrechen wollen. Der heutige Tag war sehr schön, wenngleich ein wenig windig (d)und kühl. Am Morgen bei Sonnenaufgang hatten wir 8° (W)Wärme. Der Mond fängt an zu wachsen [und] der Abend ist heut mild, ruhig (d)und schön wie in (d)der ersten Zeit. Die bis an (d)den Horizont herabreichenden Sterne fallen einem immer wieder auf.

Sonnabend (d)den 10ten (Dec)December 1842. Lepsius (d)und ich mit Eugen (d)undHauad wie 2 Arabern brechen heut mit Sonnenaufgang nach (d)den Pyramiden (v)vonSaccara auf, ich auf dem Dromedar (v)vonBonomi, (Leps)Lepsius zu Esel. Etwa ½ Stunde (v)von hier bemerkten wir ein Plateau, was uns bearbeitet schien, (d)und was sich auch als solches erwies, ein großer viereckiger Platz, wo sich Rudera (v)von gebauten Gräbern oder mächtiger massiver Ringmauern befand, lang sich hinziehende Wälle[,] vielleicht auch ehemals Mauern, 2 hohe Grabhügel mit Brunnen, ein Plateau, wie (v)von großen gepflasterten Kalkstein bedeckt, in (d)der That aber vielleicht nur zu Steinbrüchen gespalten (d)und eingetheilt, (endl)endlich eine Pyramide, ziemlich beträchtlich, wenngleich [107] sehr zerstört aus Sandsteinblöcken mit Schutt überdeckt[,] bildeten ein Todtenfeld, was dem ehemaligen Dorfe Reega gegenüberliegt. Nach etwa 1 ½ Stunden brachen wir (v)von hier wieder auf (d)und gelangten zunächst nach dem Todtenfelde (v)vonAbusir. Drei (zieml)ziemlich bedeutende Stufenpyramiden stehen hier, eine 4te ist fast ganz abgetragen, (d)und eine 5te kleinere zunächst dem Nilthal mehr als zur Hälfte. Die nördlichste (Pyr)Pyramide hatte einen Tempel vor (d)und eine Mauer rings um sich her; (v)von (d)dem Tempel ein Weg zum Nilthal; ein gleicher Weg führte mit einem Knie nach (d)der anderen (Pyr)Pyramide. An den Steinen der eingerissenen Öffnungen fanden sich (v)von den alten Steinmetzen mit rother Farbe oder Röthel geschriebne Hieroglyphen, die mit Interresse (v)von mir copiert wurden. Auch krochen wir in (d)das Innere der großen (Pyr)Pyramide, deren Gänge durch zeltdachartig 3fach übereinandergelegte immense Kalksteine (v)von herrlichster Weiße des Mokattam gebildet, überdeckt[,] aber sehr zerstört war, so daß man sie kaum als Kammer erkennen konnte. Der Zugang zur andern (Pyr)Pyramide war wieder verschüttet. Gräber fanden sich zur Seite auch dieser Pyramiden. - Um ¼ 3 Uhr etwa brachen wir, nachdem wir ein wenig Brod mit Datteln gegessen (d)und Caffee getrunken hatten, endlich nach Saccara auf, was ½ Stunde (v)vonAbusir liegt. Das Todtenfeld hier ist außerordentlich bedeutend im Umfange, scheint aber zum größten Theil aus Brunnen zu bestehen, weniger aus gebauten Gräbern. Diese sehen wie Schutthügel aus, da der bröckliche Kalkstein ihrer Oberflächen vollkommen verwittert auf allen Seiten herabgefallen ist. 2 Pyramiden, eine größere stufenartig (d)und eine kleine wie von Schieferstücken erbaut, nehmen (d)die Mitte des Feldes ein. Auf (d)der Spitze der großen hatten wir einen (treffl)trefflichen Überblick auf [108] die Umwallung [und] die in langen Linien geordneten Gräberreihen rings umher. In geringer Entfernung reihen sich die Pyramiden (v)vonDashur[,] eine an die andre mit ihren Todtenfeldern rings umher. Araber des Massara führten uns zu einem (kl)kleinen beschriebnen Grabe, was sehr alt[,] aber auf das Äußerste niedlich (d)und sauber ausgehauen (d)und bemalt war. Von hier ging es zu einem Felsengrabe der Psammeticher Zeit, mit Pylastern, Gewölben, Kammern an Kammern mit unzähligen Hieroglyphen bedeckt (d)und schauerlich schwarz angestrichen. Beim Herauskommen aus diesem Grabe empfingen wir (e)ein Schreiben aus Ghize (v)von unserm Lager, worin uns Abeken seine lang erwartete Ankunft meldete. Dieß bewog uns zu schleunigster Rückkehr, (d)und um 4 Uhr etwa (v)von dort aufbrechend[,] gelangten wir um ½ 7 etwa im Lager an, welches wir außer von Abeken noch mit (e)einem Dutzend Engländer besetzt fanden, die (z)zum Besuch (d)der hiesigen (Pyr)Pyramiden hergekommen waren, welches Letztere für uns eben nicht sehr angenehm schien. Abeken übergab mir nun zu größter Freude (e)eine Menge (v)von Briefen (v)von Mutter, Elisabeth, (Bernh)Bernhard, (Heinr)Heinrich, Luise (d)undStürmer, deren Lesung mich weit in den Abend beschäftigte (d)und erquickte. Ein mitgesandtes Kistchen mit (e)einem (Königsb)Königsberger Marzipanherzen (v)von (d)der Mutter (d)und Sandtorte (v)von (Elis)Elisabeth gebacken[,] wurde unter großer Neugier meiner Zeltgenossen geöffnet (d)und bewundert. So verging dieser reiche (d)und auch dem Wetter nach schöne Tag zufrieden (d)und heiter, erst spät um 11 Uhr kam ich zum Schlaf. -

Sonntag (d)den 11ten (Dec)December 1842. Da Abeken heut (od)oder Morgen [109] zum Einkauf (v)von Sachen wieder nach Cairo will, entschloß ich mich, ihm einstweilen die schon vollendeten Briefe an Mutter (d)und (Elis)Elisabeth zur Beförderung mitzugeben, (d)und ich verbrachte deshalb (d)den Vormittag mit Nachschriften zu denselben. Dann wurde unsre Sonntagsandacht gehalten, wo Abeken (d)das Kapitel aus (d)der Bibel las, (d)und nachher machte ich mit Frey (d)undMax eine Jagd auf Pelikane. Baarfuß wurde durch das morastige Nilterrain geschritten; Frey schoß zuerst (d)und traf 2 - 3, doch ohne daß sie fielen; ich war zu weit ab (d)und traf natürlich nichts. Es ist (e)ein eigner Anblick, diese 100te (v)von großen Vögeln das Ufer ganz weiß bedecken zu sehen. Wir kehrten dann um zu Franke, der an einer [Schlanke], die von der Überschwemmung zurückgeblieben war, angelte, (d)und ich verbrachte bei ihm noch etwa 2 Stunden mit Angeln, wo ich dann etwa 6 Fische (v)von (e)einer Handlänge fing. Mit sinkender Sonne kehrten wir heim, (d)und aßen mit 4 zurückgebliebnen Engländern (d)undAbeken Abendbrot, wozu (e)ein Glas Ale trefflich schmeckte. Nachher ward Mutters Marzipanherz zum ersten mal versucht, (d)und herrlich befunden. - Wir hatten heute im Zelte 24° Wärme, etwa um 11 Uhr, was fast drückend war; 1 ½ Stunde später nur 22 ½ °. - Am Abend habe ich (v)von gestern (d)und heute dieß Tagebuch ergänzt. -

Montag (d)den 12ten (Dec)December 1842. Ich ging heut früh, wo wir noch mit 4 - 5 zurückgebliebnen Engländern frühstückten, nachdem ich Abeken Adieu gesagt[,] mit (d)dem (kl)kleinenHauad zur Ausmessung 2er Gräber neben (d)und hinter (d)der (gr)großen (Pyr)Pyramide, womit ich etwa um 12 Uhr fertig wurde; alsdann besuchte ich noch Frey in seinem Grabe, wo er malt, (d)und stieg in den dort eben fertig ausgegrabenen Brunnen [110] hinab, der circa 60 [Fuß] Tiefe hat (wir ließen uns an einem Tau um eine Welle hinunter) [.] Ich fand dort Lepsius (d)undWild, welcher Letztere die unten befindliche Kammer aufnahm. Der Brunnen führte durch (e)eine Thür in (e)eine Kammer, auf deren Nordseite eine vertieftere Kammer zur Aufnahme eines Sarkophags, in (d)der einen Ecke aber ein 4eckiges Loch mit Schlußstein befindlich war. In (d)der erstern Vertiefung wurde jedoch kein Sarkophag, (sond)sondern nur Menschen- (d)und Kuhknochen vermischt, gefunden, in (d)dem letzten Loche aber zerbrochene größere (d)und kleine Vasen; - die Wärme hier unten war außerordentlich. - Nachdem ich mich noch (e)eine Weile oben (b)beiFrey[und]Bonomi aufgehalten, ging ich nach Hause (d)und frühstückte mit (Leps)Lepsius, worauf ich mit diesem in das große Chambellsche Grab mich hinabließ; es ist dieß ein förmliches Gebäude im Felsen; ein tiefer Brunnen wohl 40 Fuß im Quadrat, auf dessen Grunde in (e)einem eigenen (kl)kleinen Gebäude, was jedoch fast ganz zerstört war, der granitne Sarkophag (befindl)befindlich ist. Wir klatschten eine rings um die Wand laufende Inschrift, so wie die von einem Sarkophag, der in (d)der halben Höhe in einer Kammer war, ab (d)und kamen etwa um ¼ 6 Uhr bei drohendem Regen nach Hause. Es kam jedoch glücklicherweise nur sehr wenig zum Regnen, obwohl es sehr kühl war. Abeken war mit (d)den Engländern etwa um 10 Uhr nach Cairo abgegangen, wo er wohl erst zum Freitag mit seinen Einkäufen fertig werden (d)und dann zu uns stoßen wird. Abermals erfreute ich mich heut am Untergang (d)der Sonne, (d)und ihrem wunderbaren Abglanz am Mokattamgebirge.

Dienstag (d)den 13ten (Dec)December 1842. Ich zeichnete heut zu Haus bei schönem Wetter an meinen aufgemessenen Gräbern, besuchte Behufs der Numerierung der Gräber auf der Karte mit (Leps)Lepsius die Gruppen hinter der [111] (gr)großen (Pyr)Pyramide, (d)und nahm gegen Abend, wo (m)man mit der Ausgrabung vor der Sphinx zu Stande kam, das Tempelchen vor derselben auf. - Das Wetter (b)bei Tag war sehr schön; heut Abend ist es windig; Morgen (d)und Abende sehr kühl, 8 - 9° Wärme. -

Mittwoch (d)den 14ten (Dec)December 1842. Ich blieb heut zu Hause (d)und trug das Tempelchen von der Sphinx, was ich gestern vermessen, auf. Am Abend fühlte ich mich durch die unausgesetzte Arbeit oder durch eine Erkältung stark mit Kopfschmerzen behaftet, so daß ich dem Besuch (v)von 2 Deutschen, aus Pasauso (d)undChurland, die bei uns Thee tranken, nicht mit beiwohnen mochte; ich legte mich bald nieder. -

Donnerstag, (d)den 15ten (Dec)December 1842. Ich wachte heut etwas zerschlagen auf [und] meine Kopfschmerzen hatten sich noch nicht gelegt. Ich fing an zu zeichnen, aber die Sache wollte nicht flecken; ich fing an zu frieren, hatte schon am Morgen etwas Diarrhoe bekommen, [und] fühlte keinen Appetit, so daß ich mein 2tes Frühstück nicht nahm. Ich zog mich sehr warm an [und] legte mich schlafen, wobei ich ein wenig schwitzte. Als die Zeichner nach Hause kamen, fühlte ich, daß mir (d)der Körper etwas freier war, (d)und es schien mir, als wollte sich die ganze Erkältung in heftigen Schnupfen auflösen. Ich aß auch am Abend nichts; etwas Brühe (d)und Reißwasser war alles den Tag Genossene. - Leider war mein Unterleib noch nicht in Ordnung; ich habe immer noch Leibschneiden (d)und heftige Diarrhoe. -

Freitag (d)den 16ten (Dec)December 1842. Die vergangene Nacht war scheußliches Wetter; heftigste Windstöße stürzten fast (d)das Zelt über uns zusammen. Beinah hatten wir unsre Sachen schon zur Flüchtung zusam [112] mengepackt, auch ich zog mich wenigstens vollständig an; indessen war kein Gewitter (d)und nachdem wir die Zeichenbücher in Sicherheit gebracht, legten wir uns wieder nieder, das Äußerste abwartend; jetzt fing Regen an, der wohl 2 Stunden fortwährte, (d)und eben auch kein angenehmer Ton für einen kranken Menschen war. Gegen Morgen mußte ich 3 mal zu Stuhle gehen. Diese Diarrhoe macht mir (d)die größte Sorge. Im Übrigen fühle ich mich heut freier (d)und besser. Ich lege am Morgen mein Bett aus dem feuchten Zelte in Bonomi’s Grab, wo es warm (d)und angenehm ist, [und] wo ich in ziemlich behaglichem Zustande Zeitungen lese (d)und dieß Tagebuch ergänze. - Die Fliegen peinigen mich dabei außerordentlich, wie sie denn überhaupt in diesem Lande schlimmer als schlimm sind. - Der Tag vergeht bei heftigem Winde mit meiner Gesundheit leidlich; immer noch aber fühle ich eine Indigestion des Magens (d)und die Diarrhoe hält an; ich genieße am Abend nur etwas Fleisch [und] Gemüse (d)und vorher Bouillon, halte mich übrigens sehr warm im Bette. -

Sonnabend (d)den 17ten (Dec)December 42. Ich habe in der Nacht noch einmal zu Stuhle müssen (d)und mein Leib ist noch nicht ganz in Ordnung. Es ist heut früh draußen außerordentlich kalt, nur 6 ½° Wärme; ein heftiger schneidender Wind geht; das ist das heiße Egypten!! Übrigens ist mir heut schon besser [und] mein Magen scheint sich zu beruhigen. Die Freunde kommen aus ihren Gräbern wieder, weil der Wind ihnen zu viel Sand auf die Zeichnungen weht. Ich mache mir, in meinen Mantel gehüllt, eine kleine Motion nach dem neu aufgefundenen Grabe im Bassin mit den Namen des Mencheres, Erbauers der 3ten (Pyr)Pyramide, [113] dann aber lege ich mich wieder unter meine Decken. Mit Appetit verzehre ich wieder meine Boullion, lese Zeitungen (d)und am Nachmittag fühle ich, daß die Ordnung im Magen zurückkehrt. Ich habe eben, 10 Uhr Abends, regelmäßigen Stuhlgang gehabt, was mir große Freude macht; auch habe ich mit Appetit gegessen, (obgl)obgleich wenig. Heut Nachmittag habe ich den (allgem)allgemeinen Brief nach Hause ernstlich in Angriff genommen (d)und ein gut Stück vorwärts gebracht. (D)Das Wetter bleibt (d)den ganzen Tag sehr kalt. Es kommt ein Bote aus Cairo mit den lang erwarteten Briefen für (Leps)Lepsius, (Weid)Weidenbachs (d)unFranke, auch der vom König ist darunter; das ging dann (v)von ihrer Seite an ein eifriges Lesen. Auch unser Küchenzelt ist angekommen. Abeken will erst Montag (od)oder Dienstag nachkommen, wird auch wohl Mittwoch werden. In einem Grabe nebenbei ist gestern Abend der Brunnen ausgefüllt, (d)und heut durch Franke zu einem trefflichen warmen Zimmer hergerichtet worden, was uns doch nun dauernden Schutz gegen den bösen Winter gewährt. -

Sonntag (d)den 18ten (Dec)December 1842. Nachdem ich gestern lange nicht einschlafen konnte, erwache ich heut Morgen vollständig gesund [und] munter. Gleich nach dem Frühstück mache ich mit Frey eine kleine Jagdausflucht nach unsern alten Hasen, den wir aber nicht erblicken, wie überhaupt nichts Schießbares, denn es ist kalt (d)und nebelig. Nach unsrer Zurückkunft halten wir eine treffliche Morgenandacht, wo ich ein schönes Kapitel aus (d)dem (Ev)Evangelium Johannis vorlese, (d)und (Leps)Lepsius nach (d)der Predigt noch das prächtige Lied (v)vonFlemming liest: Befiehl du deine Wege etc., was [114] mir nie in seiner vollen Bedeutsamkeit so wie heute vor (d)die Seele getreten ist. Das 2te Frühstück wird gemeinsam genommen; (Leps)Lepsius aber fühlt sich unwohl; es scheint sich ein Geschwürchen an (d)der Nase (zus)zusammen zu ziehen[,] was ihn sehr schmerzt [und] ihm eine schlaflose Nacht gemacht hat. So ist denn heut sein Kopf sehr benommen [und] schmerzt ihn so, daß er sich am Nachmittag legt. Um 1 Uhr etwa mache ich mit Bonomi, Frey (d)undWild einen Spatziergang, um 2 alte (arab)arabische Brücken näher zu besichtigen[,] die weiter aufwärts (wahrsch)wahrscheinlich über den Bahr Jusef gingen. Auf (d)der Hälfte des Weges kam aber ein Strichregen (d)undBonomi wie Wild kehrten um. Frey (d)und ich hielten uns ein wenig mit (d)der Jagd beschäftigt, wobei Frey (zieml)ziemlich tief in (d)den Nilschlamm gerieth. Doch ging es noch an (d)und wir setzten unsern Weg getrost fort. Fast den Brücken schon nahe, kam aber wieder eine so sumpfige Stelle, daß ich nicht weiter ging (d)undFrey, der es wagte, bis an (d)die Knie einsank, wonach er dann auch den Versuch aufgab. Er zeichnete aber doch (v)von Ferne (d)die Brücken (d)und dann kehrten wir zurück, gingen noch über (d)das Plateau, wo wir in der wunderbarsten Beleuchtung der Ebne [und] des Mokattams wahrhaft schwelgten. Bei unsrer Zurückkunft fanden wir (Leps)Lepsius auf (dems)demselben Fleck. Am Abend suchten wir ihn durch Camillenthee schwitzen zu machen (d)und hoffen, er wird danach schlafen. Langes Gespräch über (relig)religiöse Gegenstände mit Wild in Bonomi’s Zelt; Mohammet, der gestern nach Cairo gegangen, kommt heut (Nachm)Nachmittag mit vielem Gepäck (v)vonAbeken zurück. - [115]

Montag (d)den 19ten (Dec)December 1842. Das Wetter ist heut Vormittag wieder sehr schlecht, kalt, (d)der ganze Himmel trübe; es fällt fortwährend Regennebel, die Arbeiter werden fortgeschickt (d)und wollen auch nicht arbeiten. Ich ziehe aus meinem Grabe aus in (d)das Zelt, weil der Brunnen in ersterem zugeschüttet werden soll. Vormittags arbeit ich in unserm neu eingerichteten (Gesellsch)Gesellschafts Grabe, [und] da (d)das Wetter um 3 Uhr sehr schön, klar (d)und ruhig wird, besteige ich mit Frey die (gr)große (Pyr)Pyramide, zur Berichtigung der Gräbergruppen umher; herrlicher Sonnenuntergang (d)und erquickliche Aussicht über die Ebne, grün wie im Frühling, (v)von glänzenden Wasserfäden durchzogen. Nach Sonnenuntergang hinab. (Leps)Lepsius hat heut (e)einen Fuchs geschossen [und] wieder 2 neue Gräber mit Inschriften aufgefunden. - Ich will am Abend noch Briefschreiben, doch komme ich mit Frey in’s Gespräch [und] es wird fast nichts daraus. - Jetzt ist es ½ 11, drum gute Nacht; die Sterne glänzen herrlich, (d)der Mond scheint hell; wenn es so nur eine Weile anhalten wollte.

Dienstag (d)den 20ten (Dec)December 1842. Ich mache mich am Morgen zuvörderst nach dem Grabe neben dem des Sheik auf, um dort noch einige nachträgliche Maaße zu nehmen; gehe dann zu (d)der (kl)kleinen isolirten Pyramide, wo ich in ein von mir noch nicht bemerktes beschriebnes Grab krieche, messe das (kl)kleine Grab da in (d)der Nähe mit den beiden ausgehauenen Figuren auf (d)und kehre dann zurück[,] um weiter zu zeichnen. Nachdem ich aber mit Frey gefrühstückt, beschließen wir, da das Wetter zwar etwas windig sonst aber schön ist, noch einmal die (gr)große Pyramide zu besteigen, er, um Bonomis Panorama in Sepia auszumalen, ich[,] um meine Gräberrevue zu vervollständigen. Ich werde damit fertig. Von oben herab sehen wir Abeken ankommen. Gegen 5 Uhr, wo es uns zu kalt wird, gehen wir hinunter. Wild hat sein Zelt aufgeschlagen, [116] (d)und so haben wir deren nun 4 Stück. Abeken bringt mir einen Tarbusch, meine restaurirte silberne Brille [und] den Kalender mit, 3 Dinge, die mir viel Freude machen. - Des Professors Unwohlsein ist gänzlich wieder gehoben. - Das Wetter ist kühl[,] aber doch heiter. -

Mittwoch (d)den 21ten (Dec)December 1842. - Heut früh wird mit den Arbeitern zu dem Grabe gegangen, was wir mitnehmen wollen [und] es wird unter Franke’s Aufsicht die obere Steinschicht fast heruntergebrochen. Ich besichtige dann mit (Leps)Lepsius (d)undAbeken noch einige neu aufgefundene Gräber (d)und begebe mich dann nach Hause, um meine Charte weiter zu zeichnen; hieran wie an (e)einem Grabe wird gearbeitet. Der Tag ist leidlich schön aber kalt [und] windig. - Wir befinden uns, Gott sei Dank, Alle wohl, (d)und nur Bonomi hat (e)einen Schnupfen. -

Donnerstag (d)den 22ten (Dec)December 1842. Ich besuche heut zuerst mit (Leps)Lepsius (d)undAbeken das Grab, was wir mit uns nehmen wollen; die oberste Schicht Steine ist von der Kammer weggewälzt. Nachdem ich dann noch einige Gräbermaaße genommen, begebe ich mich nach Hause (d)und zeichne (d)den ganzen Tag an meiner Karte, während Frey an (d)dem Bilde (v)von Königs Geburtstag malt. Der Tag ist erstaunlich kalt (d)und windig; heftiges Sandtreiben; höchst unangenehm. -

Freitag (d)den 23ten (Dec)December 1842. (Leps)Lepsius ist heut nicht wohl. Er hat Diarrhoe (d)und muß sich bald legen; gegen Abend hat die Diarrhoe etwas nachgelassen[,] doch ist er sehr matt; es ist heut sein Geburtstag: Franke feiert ihn am frühen Morgen mit 3 Flintenschüssen. - Der Thermometer steht heut früh nach einer ziemlich ruhigen Nacht auf nur 5° Wärme; es ist erstaunlich kalt. Ich gehe mit Franke[117] hinaus, um die Arbeit am Grabe zu leiten; 2 ungeheure Steine werden weggewälzt; das Schnurzeug reißt gleich, ist also nicht zu brauchen. Um 11 Uhr gehe ich zum Zelte zurück (d)und arbeite von da ab in unserm (gemeinsch)gemeinschaftlichen Grabe an meiner Karte wie am Grundrisse des Grabes neben dem Scheik. Um 10 Uhr beginnt der Wind wie gestern; heftigstes Sandtreiben, trübe Athmosphäre; kleiner Spaziergang mit Frey vor dem Essen nach den Palmen in (d)der Ebne, wie gestern. Interressante Spuren des Sandtreibens in (d)der Ebne; der schneidende Wind ist sehr unangenehm. -

Sonnabend (d)den 24ten (Dec)December 1842. Das Wetter heut ist nicht besser wie gestern; der Südwestwind heftig (d)und sehr rauh; die Arbeiter kommen nicht [und] lassen sagen, sie wollten in solchem Wetter nicht arbeiten. Auch wir müssen alle zu Hause bleiben, wodurch unsre Wohnstube sehr voll wird. Das Grab sieht einer kleinen Zeichenakademie ähnlich, ich zeichne recht fleißig am Auftragen meiner Gräber; Max (d)undErnst malen Hieroglyphen, Bonomi zeichnet (d)und schreibt, Franke schreibt Briefe (d)undFrey malt am Königs-Geburtstag. (Leps)Lepsius liegt in seinem Grabe (d)und befindet sich heut noch gar nicht recht wohl; er hat noch immer Diarrhoe, fühlt sich sehr matt (d)und hat am Abend, wo ich ihn besuche, wieder Kopfschmerzen. Um ½ 5 Uhr hören wir auf zu arbeiten, (d)und da wir Alle frieren, besonders kalte Füße haben, machen Frey, ich[,]Max (d)und nachher auch Ernst im Mantel (e)einen (kl)kleinen Ausgang zur 2ten (Pyr)Pyramide nach unserm Hasen. Der Wind ist noch stark [und] erstaunlich kalt, den Hasen treffen wir nicht; 2 Füchse klettern die (Pyr)Pyramide hinan. Wir nehmen zurück (d)den Umweg über die Palmen in (d)der Ebne. Dann wird Abendbrod gegessen (d)und nachher auf Wild’s Vorschlag eine Art Glühwein gemacht. Es sind heut neue Zeitungen gekommen, die ich am Abend lese. (Leps)Lepsius hatte durch Abeken (d)undBonomi für heut Abend uns eigentlich eine Überraschung im Innern der großen (Pyr)Pyramide bereiten lassen; [118] da er jedoch nicht Theilnehmer sein konnte, beschlossen wir auf Morgen den Gang dahin zu verschieben (d)und stellten einen Wächter vor (d)das Königsgrab. - Ich dachte natürlich heut unzählig oft der Meinigen, wie wir Alle. -

Sonntag (d)den 25ten (Dec)December 1842. Der Wind hatte sich in der Nacht etwas gelegt; ich habe sehr gut geschlafen, (d)und erwache vor Aufgang (d)der Sonne; ich hing (d)das Thermometer vor (d)das Zelt (d)und wir hatten nur 2° (R)Reaumur. Wärme, im Zelte selbst 4 - 5°; auch (d)das Wasser hatte nur 2°; erstaunlich kalte (d)und frische Luft, doch ohne (d)den heftigen Wind leichter zu ertragen. (Leps)Lepsius befindet sich heut um Vieles besser; zwar ist er in (d)der Nacht noch einmal auf- gewesen, doch ist er geistig viel freier, (d)und er[,] wie wir Alle[,] hoffen auf baldige Besserung. Wir wollen unsern Gang in (d)die (Pyr)Pyramide noch bis Morgen aufschieben, vielleicht[,] daß (Leps)Lepsius dann mitgehen kann, was sehr schön wäre. Um 9 Uhr soll heut unsre (Sonn-d)Sonn-und Festtags-Andacht (v)vonAbeken gehalten werden, dann wollen wir Chokolade trinken (d)und heut einmal um 3 Uhr zu Mittag speisen; gegen Abend aber gemeinschaftlich Thee trinken. - Und so ist es geschehen; die Milchschokolade schmeckte Allen vortrefflich; zum Mittage spendete Abeken 2 Flaschen Rheinwein [und]Lepsius, der noch nicht mitaß, schickte Eingemachtes. Zwischen Frühstück (d)und Mittag habe ich Brief geschrieben. Gegen Abend bei wolkigem Himmel machte (Leps)Lepsius, der am Nachmittag aufgestanden war (d)und mit uns Thee trank, uns (d)die Überraschung mit einem mächtigen Feuer, was auf (d)der Spitze der großen Pyramide angezündet wurde; weithin (d)und mächtig leuchtete diese Weihnachtspyramide; die 2te (Pyr)Pyramide erglänzte in (d)der Nacht (d)undCairo wie das gesammte Delta muß diese Opferflamme erblickt haben. - Der Tag war im [119] Ganzen schön, der Sonnenuntergang am (Mokattamgeb)Mokattamgebirge wunderbar schön[,] aber der Abend wieder sehr windig.

Montag (d)den 26ten (Dec)December 1842. Die Nacht war eine der stürmischsten; ich wundere mich, daß unser Zelt ausgehalten hat. - Am ganzen Vormittag (d)und einen Theil des Nachmittags fahre ich an meinem Briefe zu schreiben fort; das Wetter ist jetzt wolkig aber leidlich warm, (d)und ich will mir noch (e)eine (kl)kleine Bewegung machen; Franke schießt nach (d)der Scheibe; (Leps)Lepsius scheint ganz wieder besser; Frey aber ist seit gestern nicht ganz wohl. - Ich gehe mit Frey zu den Palmen im Grunde; Bonomi findet sich mit seinem Dromedar zu uns. Ich besehe mit ihm (d)das neu aufgefundene Grab neben (d)derFelsenpyramide[und] wir nehmen dann zusammen die Maaße der großen Sphinx. Nach (d)dem Abendessen soll (d)das Fest in (d)der (Pyr)Pyramide gefeiert werden; (Leps)Lepsius will schießen, wenn wir kommen sollen. Es dauert damit unvernünftig lange; (endl)endlich aber setzen wir uns im Dunkeln dahin in Bewegung. Auf (d)der Hälfte des Ganges zur Kammer wird abermals Halt gemacht (d)und wir warten wieder. Dann aber gelangen wir in (d)das Innere, (d)und (wirkl)wirklich überraschend war der Anblick des trefflich ausgeputzten mit Wachslichtern hell (d)und glänzend erleuchteten Christbaums, der unter der Form einer schönen Palme aus dem Sarkophage des Königs Cheops oder Xufu seine Zweige weit überhängen ließ. Niemals wohl hatte diese stille Kammer solche Helligkeit erblickt. Der Baum hing voll Girlanden (v)von Datteln, Rosinen, Feigen (d)und Mandeln, wie voll Geschenken (ein Jeder fand eine seidne Börse [und] dabei (e)ein silbernes Petschaft mit (arab)arabischem Namenszuge); Teller voll Früchte waren außerdem noch auf hereingeschleppten Stühlchen für Jeden hingesetzt. Hitze, Dampf (d)und Staub in (d)der Kammer waren erschrecklich. Abeken spendete von seinem (treffl)trefflichen Rheinwein, (d)und zuerst ward auf (d)das Wohl des Königs getrunken, wobei Franke schoß, was schrecklich widerhallte (d)undAbeken besonders erschreckte. [120] Dann kam (d)die Gesundheit Lepsius mit 3maligem Lebehoch, endlich die all der Unsrigen Lieben daheim. Es ward dann im Chor: Heil dir im Siegerkranz etc. gesungen, sowie Rule Britannia pp., (d)und wir waren wohl eine Stunde sehr vergnügt; dann dachten wir an (d)den Heimgang; Jeder schnitt sich (e)einen Palmzweig ab [und] mit diesem in einer, [und] (d)der Kerze in (d)der andern Hand krochen wir die mühsamen (d)und beschwerlichen Gänge abwärts [und] aufwärts durch in unsäglichem Staube, der mir fast (d)den Athem versetzte, (d)und mich draußten noch 1 Stunde lang husten machte. In Procession ging es dann nach (d)den Zelten, wo die Fahne geschwenkt [und] dem Wohle (d)der (Exped)Expedition ein 3 (mal)maliges Hurrah gebracht wurde. -

Dienstag (d)den 27ten (Dec)December 1842. Die Nacht war still (d)und ich schlief sehr gut; Am Vormittag, der (z)zum ersten Mal wieder warm war, nahm ich die hintersten Gräber vollständig auf, kehrte um ½ 1 nach Hause zurück, zeichnete (d)die Charte fertig, (d)und am Abend besah ich Abekens [Posterschen] Theodolithen. - -

Mittwoch (d)den 28ten (Dec)December 1842. Die Nacht war still (d)und schön; der heutige Tag unvergleichlich, klar sonnig, warm, ja, heiß. Ich arbeite am Auftragen meiner ausgemessenen Gräber weiter; nehme meine Instrumente hervor (d)und[bestimme] die Richtungslinien von der Mitte (d)der2ten (Pyr)Pyramide, weil (d)derSphinx auf (d)der Wilkinson’schen Karte falsch angegeben zu sein scheint. - Am Abend schreibe ich meine Briefe an (d)die Mutter (d)und Geschwister beinah fertig. - Bonomi macht heut sein Panorama (v)von (d)der (2)2ten (Pyr)Pyramide aus. -

Donnerstag (d)den 29ten (Dec)December 1842. Das Wetter ist heut wieder ausgezeichnet, warm, klar, stille, ein wahrer Sommertag. Ich komme aber nicht von unsren Zelten fort, (sond)sondern zeichne eifrig an niedern [121] Gräbern. Frey mahlt heut am Panorama von der 2ten Pyramide. - Abends Brief an Feit geschrieben.

Freitag (d)den 30ten (Dec)December 1842. Das Wetter bleibt sich gleich, obwohl etwas kälter wie gestern. Am Morgen operire ich mit Abeken mit unsrem Theodoliten, um (d)die richtige Mitte (d)der2ten (Pyr)Pyramide zu finden; die dann auch ermittelt wird (d)und wonach ich meine Carte bedeutend ändern muß. Am Nachmittag besichtige ich (d)das Plateau dieser (Pyr)Pyramide gründlich, [und] entdecke (e)eine Fortsetzung des Haupttempels sowie (wahrsch)wahrscheinlich einen 2ten Tempel an der Südseite. - Heut Abend Brief an Stürmer geschrieben. - Es ist jetzt 10 Uhr; der Wind hat sich nach Westen gedreht [und] fängt leider auch wieder an[,] heftiger zu blasen; wenn nur (d)die Nacht gut (d)und leidlich ruhig vorübergeht. -

Sonnabend (d)den 31ten (Dec)December 1842. Ich zeichne am Tage an meinem Plane des (Pyr)Pyramiden Feldes, wo ich den Fehler der Sphinxlage verbessere. Am Abend ladet uns (Leps)Lepsius ein, nach 11 Uhr wieder zu erscheinen, um Neujahr (zus)zusammen zu feiern. Ich bringe die Zeit bis dahin mit Zeitungslesen (d)und Unterhaltung mit Frei (d)undErnst hin, die wir schon fast 14 Tage allein in unserm Zelte wohnen. Um 12 Uhr Nachts wird (d)das Signal zum Anbrennen des Feuers auf den (Pyr)Pyramiden gegeben, auf denen allen dreien Reisig (d)und Holz geschafft worden ist. Die 2te gefährlichste brannte zuerst (d)und gab einen (treffl)trefflichen Anblick[,] (obgl)obgleich (d)das Wetter regnicht, sehr windig (d)und kalt ist. Dann fing die 3te an zu brennen (d)und zuletzt erst die große. Wir machten uns nach dem (interress)interressanten Schauspiel[,] wo wir (d)das neue Jahr leben ließen[,] in unser Grab [und] tranken Glühwein, aßen [122] Rosinen, Mandeln, Datteln, Käse (trefflichen festen aus Cairo) [und] Schiffszwieback, tranken noch auf (d)das Wohl der Unsrigen [und] gingen, nachdem wir noch recht vergnügt (zus)zusammen gesungen hatten, gegen 2 Uhr zu Bette, während die heftigsten Windstöße fortdauernd drohten[,] unser Zelt umzuwerfen.

1843.


(D)Den 1ten (Jan)Januar 1843 Sonntag. Trotz Wind (d)und Wetter habe ich schön geschlafen (d)und stehe mit Gottes Hülfe erquickt auf. Ich schreibe am Vormittag an Mutters Brief, den ich am Nachmittag schließe, nachdem ich noch eine Blume (v)vonAbeken an (Elis)Elisabeth (d)un mehrere hier auf einem nachmittägigen Spaziergange mit Bonomi am Fuß (d)der (gr)großen (Pyr)Pyramide gepflückte eingelegt habe. Das Wetter ist höchst stürmisch, wie gestern, fortwährend Westwind. Wir hatten um 8 Uhr Morgens 10° Wärme. Um 10 Uhr wird (v)vonAbeken unsre Morgenandacht gehalten mit schönen Liedern im Anfang (d)und Ende. Dann bald darauf unser Déjeuner mit Milchreis. - Dann Spaziergang mit Bonomi, um die neuen gefundenen Gräber zu besichtigen, wo ich um 4 Uhr etwa nach Hause komme, den Brief an Mutter schließe, meinen neuen (Kal)Kalender einrichte (d)und dieß Tagebuch schreibe. Die Andern sind auf (d)der Jagd, wo Franke eine erstaunlich große Eule geschossen hat. - (Leps)Lepsius ist wieder nicht recht wohl; er hat sich (wahrsch)wahrscheinlich beim Ansehn der (Pyr)Pyramiden Erleuchtung wieder erkältet. -

Montag (d)den 2ten Januar 43. Meine Arbeiten am Aufzeichnen der Gräberrisse werden heut fortgesetzt. Das Wetter war in (d)der Nacht kalt, windig (d)und[123] ist heut Vormittag wenigstens trüb. Am Mittag klärt es sich auf [und] wird stiller. Frey geht, um sein Panorama der 2ten (Pyr)Pyramide zu vervollständigen (d)und ich mache mich um 3 Uhr auch auf, besuche ihn auf seiner (Pyr)Pyramide, (d)und revidire alsdann das Plateau hinter (d)den beiden letzten (Pyr)Pyramiden, zur Vervollständigung meiner Karte. Bei (d)der Zurückkunft an (d)den (Temp)Tempel (d)der2ten (Pyr)Pyramide treffe ich mit Frey (d)undMax (zus)zusammen, welcher Letztere (v)von (d)dem Ersteren gezeichnet wird. Wir gehen bei kalter Luft (zus)zusammen nach Hause (d)und am Abend werden unsre Briefe zur morgenden Absendung nach Cairo an (Leps)Lepsius übergeben. - Der (engl)englische Theil unsrer (Gesellsch)Gesellschaft hat heute Besuch (v)von 2 (engl)englischen Herren (d)und 2 Damen[,] (v)vonLieder empfohlen.

Dienstag (d)den 3ten (Jan)Januar 1843. Heut früh haben wir 7° Wärme vor Sonnenaufgang. Der Tag ist meist trüb, windig, die Athmosphäre sandführend. Ich zeichne am Vormittag meine Grundrisse weiter; am Nachmittage mache ich mit (Leps)Lepsius, Abeken (d)undWild eine Tour über (d)das Tempelniveau (d)der 2ten (d)und3ten (Pyr)Pyramide, wo manche interressanten Punkte gemeinsam entschieden werden; über (d)das Gräberfeld der 1ten (Pyr)Pyramide kehren wir zurück. (D)Der Diener Mohammet ist heut mit (d)den Briefen nach Cairo. - Der Wind legt sich gegen Sonnenuntergang.

Mittwoch (d)den 4ten Januar 1843. Das Wetter ist heut, (obgl)obgleich trüb, doch leidlich, der Wind geht nicht sehr stark. Ich bin fortgesetzt mit dem Auftragen meiner Gräber beschäftigt, wozu ich noch an Ort (d)und Stelle gehen muß, um eine Vorderansicht des [ (zusges)zusammengesetzten]Grabes zu nehmen. Am Abend mache ich (e)einen Meßtisch zurecht, um ihn morgen, wo wir nach Abu Roasch wollen, zu gebrauchen. Am Abend mit Frey wieder (e)eine halbe Stunde unter (d)den Palmen. - [124]

Donnerstag (d)den 5ten (Jan)Januar 1843. Es fällt nichts Besondres vor. Der Tag ist am (Vorm)Vormittag ziemlich warm (d)und heiter, wird aber gegen Mittag wieder windig; (d)der Wind verstärkt sich gegen Abend (d)und bleibt (d)den größten Theil (d)der Nacht durch heftig. Ich zeichne in unserm Zelte am Auftragen der Gräber, (d)und vollende wieder ein Blatt; Frey arbeitet mit mir an (d)der Skizze (v)von Königs Geburtstag. Am Abend nehme ich mit ihm eine Lektion bei Wild im (Engl)Englischen. Unsre Ausflucht nach Abu Roasch ist bis Morgen verschoben. -

Freitag (d)den 6ten (Jan)Januar 1843. Ich stehe heut sehr zeitig auf, um mich für unsre Parthie nach Abu Roasch fertig zu machen. Der Morgen ist sehr kalt; trotz dem wird im Freien gefrühstückt. Um ¼ 8 breche ich mit (Leps)Lepsius, Abeken zu Dromedar, (d)und den Dienern Eugen, Hauad nebst 2 Arabern auf[,] am Wüstenplateau entlang; viele Wüstenrebhühner gesehen, auch 2 Füchse. Zuerst sind die Sandhügel der Wüste flach, mit Kieseln bedeckt, vorgeschoben; rechts an der Brücke des Saladin vorbei längs einem Dattelwalde. Später geht (d)der Weg links ab in (d)die Wüste hinein, (zw)zwischen merkwürdigen, ungeheuren Schutthügeln, die zerklüftetes Terrain bilden[,] geht es die mächtige Höhe hinauf, wo wir absteigen (d)und zu Fuß hinanklettern. Es finden sich in (d)der That auf (d)dem höchsten Punkte dieses Plateaus die Grundlage einer (Pyr)Pyramide (od)oder vielmehr eines platten Grabes von 96 (Métr)Métres Ausdehnung im [Quadrat]. Das Ganze ist eigentlich stehen gebliebner Fels mit Quadern von Kalkstein umbaut, vielleicht mit [125] Granit bekleidet gewesen; ein oben offener, breiter (5 (métr))métres) Gang geht (v)von (d)der Nordseite zu (d)der offnen Kammer, die sehr groß[,] kaum mit einzelnen Steinen überspannt gedacht werden kann. Auf mächtigen eingebauten Quadern finden sich Spuren (v)von rothen Hieroglyphen; eine 2te sehr unkenntliche (Pyr)Pyramide steht noch dabei, ebenso ein mächtiges (v)von Quadern gebautes Grab. Nach Osten fällt (d)das Plateau in eins der wildesten Thäler[,] die ich je gesehen; Alles ist zerklüftet [und] zerrissen; wunderbare Gestaltungen. Gegen Norden eine Ebne (v)von schneeweißem Kalkstein, der in blendenden Riffen aus dem Sande aufwächst. Ich stelle (m)meinen Meßtisch auf (d)und nehme die hauptsächlichsten Punkte für (d)die Lage (d)der (Pyr)Pyramide, (d)und messe dieselben dann mit (d)dem Meßbande (d)und vollende mit großer Anstrengung (d)und Lauferei durch Abschreiten die Aufnahme dieses Plateaus. (Dazw)Dazwischen wird gegen 2 Uhr Brodt mit Datteln (d)und Käse gefrühstückt. Um ½ 5 Uhr bin ich mit dieser Aufnahme zu Rande; wir reiten dann den mächtigen Damm gegen Norden hinab[,] um (d)die Lage einer alten Stadt zu besichtigen; doch wird es dazu zu spät (d)und wir lenken (d)die Schritte nach Abu Roasch selber, wo sich noch eine andre Art (v)von (Pyr)Pyramide befindet; deren Hauptmasse (e)ein Fels (od)oder Berg ist, der mit (ungebr)ungebrannten Nilziegeln umbaut ist, die ihm vielleicht die Form einer abgekürzten (Pyr)Pyramide gaben. Jetzt sind so viel Ziegeln weggetragen, daß das Ganze völlig unkenntlich geworden ist. Es wird in diesem Kolosse eine Grabkammer besehen, worin (e)ein Sarkophag (v)von (Kalkst)Kalkstein ohne (Hierogl)Hieroglyphen, sehr roh (d)und plump gearbeitet, enthalten ist. - Abe [126] ken kriecht hinein, ich nicht, (sond)sondern besehe den Sarkophag bei Lichte (v)von außen; Ersterer zerbricht dabei leider (d)das Glas seines schönen Compasses; jetzt war es ¼ 7 (d)und es begann Nacht zu werden; wir machten uns also schleunig auf den Rückweg; glücklicherweise war Mondschein (d)und so kamen wir etwa um 8 Uhr zurück bei stillem aber kalten Wetter. Jetzt erst ward Mittag gegessen (d)und nun, gegen 10 Uhr, dieß Tagebuch geschrieben. -

Sonnabend (d)den 7ten (Jan)Januar 1843. Ich begebe mich heut gleich an das Auftragen des gestern aufgenommenen Pyramidenfeldes von Abu Roasch. Der Morgen ist erstaunlich kalt, wir haben nur 4° Wärme; trotz dem zeichne ich im Zelte mit Frey zusammen. Der Tag wird im Ganzen recht schön (d)und warm, der Wind aber wiederum sehr kühl. Ich nehme gegen Mittag mit Abeken’s Theodoliten die Sonnenhöhen zur Bestimmung der Mittagslinie. Gegen Abend werde ich mit meiner Karte fertig. Nach dem Essen liest uns heut (Leps)Lepsius einen Aufsatz (v)von ihm selber vor über das bisher in Bezug auf Egypten Geleistete (d)und Bekannte, eine Einleitung zu einem noch herauszugebenden Werke, interressant (d)und hübsch geschrieben. Nachher lese ich Zeitungen.

Sonntag (d)den 8ten (Jan)Januar 1843. Die Sonne geht auf wie am Tage (v)vonAbu Roasch hinter mächtigen Nebelwolken in trüber Athmosphäre. Die Witterung ist sehr kalt; gegen 8 Uhr nur 6°; der Wind geht sehr scharf (d)und bleibt (d)den ganzen Tag mit heftigem Sandtreiben; die Luft ist trübe, die Sonne eine blasse Scheibe ohne rechten Glanz. Nach (d)der Andacht (d)und dem Frühstück gehe ich mit [127]Frey auf (d)die Jagd! Unser Hase wird in seinem Loche aufgespürt, aber er entwischt uns wieder; ich schieße fehl (d)undFrey’s Flinte geht nicht los. Dann wandern wir hinten auf (d)das Plateau [und] machen Rebhühnerjagd. Es werden viele aufgespürt (d)und weit verfolgt; (endl)endlich gelingt es mir, eins zu erlegen; Freys Flinte versagt wieder auf (e)ein nahes Ziel, was ihm viel Ärger verursacht. Noch einmal wird am Hasenloche vorbeigegangen nach (d)dem (PyrFelde)PyramidenFelde[,] wo wir 2 Füchse mä (nnl)nnlichen (d)un (weibl)weiblichen (Geschl)Geschlechts sehen in (d)der Begattung begriffen, sie kommen uns aber nicht zum Schuß. Dann wandern wir vom Plateau ins Thal (d)und gehen durch die grüne NilEbne durch (d)den Steindamm nach Hause. Merkwürdiges Windtreiben in (d)der ThalEbne, als ob Nebeldünste am Boden fortzögen; übrigens steht (d)der Sand bei starkem Winde sehr im Gesichte (d)und ist überhaupt sehr unangenehm. Um 5 Uhr wird der Wind am heftigsten, so daß (d)das Zelt wieder sehr in Gefahr ist. - Am Abend liest Frey aus dem Diodor etwas vor; auch lasen wir einige Balladen (v)vonSchiller. -

Montag (d)den 9ten (Jan)Januar 1843. Wie gestern ist heut das Wetter sehr kalt (d)und windig; am frühen Morgen gehe ich auf (d)das Plateau, um (e)ein Grab hinter (d)der (gr)großen (Pyr)Pyramide aufzumessen (d)und kehre etwa um 9 Uhr zurück, wo ich dann den übrigen Tag mit weiterem Auftragen der Gräber verbringe, - mit Frey im Zelte arbeitend. Am Abend scheint sich der Wind etwas gegen Norden zu wenden, was mich bestimmt, morgen meine Parthie nach Abu-Roasch zu machen; Alles wird heut dazu in Bereitschaft gesetzt; Frey wird mich begleiten. Der Mond scheint jetzt trefflich, aber (d)die Luft ist zu kalt um ihn recht zu genießen. - [128]

Dienstag (d)den 10ten (Jan)Januar 1843. Ich mache heut Morgen mit Frey (d)und den Dienern Eugen, Hauad (d)und 1 Araber meine Parthie nach Abu Roasch. Das prächtigste Wetter begünstigt die Parthie; der Morgen ist sehr kühl wie ein kalter Herbstmorgen zu Hause. Auf (d)dem Wege wird ein Pfeifchen geraucht, Frey schießt nach Bekassinen, aber trifft nicht. Gegen 10 Uhr kommen wir zur Ziegelpyramide, ich begebe mich mit Eugen baldigst auf (d)das Plateau, wo ich ein bedeutendes Gräberfeld finde, an dessen Aufnahme ich mich alsbald mache; das Terrain ist sehr schwierig (d)und macht mir viel Mühe. Gegen 1 Uhr frühstücken wir zusammen, Brod, Datteln, Käse (d)und Kaffee, der uns gekocht wird. Dann gehe ich an die Aufnahme der (Ziegelpyr)Ziegelpyramide am Dorfe, die halb Fels halb Nilziegelbrocken ungebrannt[,] ein merkwürdiges zerrissenes (d)und räthselhaftes Ansehen hat. Dann vollende ich das Gräberplateau oben[,] nehme die Thäler umher (d)und folge Frey auf (d)das Hochplateau des Wüstenpyramidenfeldes auf (d)dem großen Wege der vom weißen Thal dort hinaufführt. Erhitzt (d)und ermattet komm ich mit sinkender Sonne oben an (d)und habe nun noch Zeit, eine Skizze des Thals (zw)zwischen beiden Gräberfeldern zu zeichnen; dann trinken wir noch einmal Caffee (d)und treten in köstlichstem Mondschein bei funkelnden Sternen unsern Rückweg an, auf dem dann wieder das Pfeifchen prächtig schmeckt. Am Damm (d)der (gr)großen (Pyr)Pyramide ist uns Abeken (d)undBonomi entgegen gekommen (d)und unter Eselgeschrei betreten wir wieder unser Lager gegen 8 Uhr; es war eine treffliche Ausflucht. -

Mittwoch (d)den 11ten (Jan)Januar 1843. Das Wetter ist heut so schön wie gestern, zwar am Morgen und Abend sehr kühl[,] aber die Sonne hell (d)und warm, [129] der Wind aus Norden. Ich zeichne an dem gestern aufgenommenen Theile von Abu Roasch. Es wird heut eine Schlange getödtet (d)und zwar ein Uraeus, etwa 5-6 Fuß lang; Franke schießt 2 mal nach ihr, kriegt sie zuletzt aber mit einem Haken vor; Bonomi zieht sie ab (d)und zerlegt sie. Es ist heut das große Beiramfest der Muselmänner, (d)und wird deshalb ein Hammel geschlachtet; alle unsre Diener sind in grande parure; im Dorfe tönt Musik (d)und Geschrei. - Nach (d)dem Abendessen langes Gespräch über (egypt)egyptische (d)un (griech)griechische Baukunst, besonders (d)den[Anreiz] der Malerei in denselben. - - Jetzt gegen 10 Uhr sind wieder heftige Windstöße aus Westen, ich hoffe nicht, daß (d)das Wetter sobald umschlägt. -

Donnerstag (d)den 12ten (Jan)Januar 1843. Das Wetter hält sich glücklicherweise. Auf schöne kalte mondhelle Nächte folgt ein Tag wie unsre schönen Herbsttage. Ich zeichne mit Frey trotz der zuerst herrschenden Kälte in unsrem Zelt an meinem Situationsplane der (Pyr)Pyramiden Felder von Abu Roasch. Am Nachmittage erhält (Leps)Lepsius Besuch aus Cairo: ein (belg)belgischer Gesandter am (griech)griechischen Hofe ( [...]) (d)und 2 bairisch (griech)griechische Offiziere (Oberst (d)und (Capt)Capitän), die (v)vonPruner (d)undKoch Empfehlungen bringen (d)und also einige Aufmerksamkeit verdienen; (Leps)Lepsius bittet sie auf (d)den Abend zum Thee; auch besucht er mit ihnen das Todtenfeld. - Heut nach Tisch liest (Leps)Lepsius uns (s)seine Inschrift um das Bild vor, was dem König geschenkt werden soll ((d)(der 15te (Oct)October (a)auf (d)der (Gr)Großen (Pyr)Pyramide). Dann kommen die Fremden; die Unterhaltung recht interressant, der Belgier besonders ein höchst unterrichteter Mann. Sie haben ihr Zelt hier (d)und wollen (d)die Nacht bleiben. - Gegen 11Uhr zu Bett. - Heut Abend schöne frische Butter gegessen! - Vollständige Schneelandschaft bietet die Wüste in hellem Mondschein dar. - [130]

Freitag (d)den 13ten (Jan)Januar 1843. Der Tag so klar (d)und schön wie gestern; man lebt ganz auf; die Luft ist prächtig rein [und] frisch. - (Leps)Lepsius ist leider immer noch nicht so ganz wohl. Er fühlt sich noch nicht kräftig wie sonst, ißt wenig [und] sieht mager [und] jämmerlich aus. Es wird heute ein interressantes Grab an (d)der (gr)großen (Pyr)Pyramide gefunden, worin viele, leider meist zerstörte Königsschilder einer bis jetzt unbekannten, vielleicht der 6ten (od)oder 7ten Dynastie, auch (d)der Grundplan ist eigenthümlich, 3 Kammern hinterreinander. - Mein (Sit)Situations Plan (v)vonAbu Roasch wird fortgezeichnet. Am Nachmittag gegen Sonnenuntergang gehe ich mit Frey (d)und besehe mir obiges Grab, ferner die Wirkung der heut angekommenen 2 neuen Steinsägen, die unter Frankes Aufsicht schon in voller Thätigkeit sind (d)und (endl)endlich das Gerüst am Eingang (d)der (gr)großen (Pyr)Pyramide, was Franke angebracht hat, weil dort die Hieroglyphen-Inschrift (v)vom Königsbilde eingehauen werden soll, eine Idee, die mir nicht besonders gefällt, auch mehr Mühe machen wird, als man glaubt. - Es sind in diesen Tagen mehrere Skorpione gefangen worden. - Wir frühstücken (d)und essen jetzt seit einigen Tagen in dem aufgeschlagenen neuen Küchenzelt[,] wo bessere Luft ist, als in unsrem Grabe, besonders bei dem jetzigen schönen Wetter. - Frey malt (tägl)täglich an (d)dem Panorama der 2ten (Pyr)Pyramide, wo ich ihm helfe[,] die einzelnen Blätter (zusfügen)zusammenzufügen (d)und aufzuspannen. -

Sonnabend (d)den 14ten (Jan)Januar 1843. Heut früh haben wir vor Sonnenaufgang 2° Wärme, während des Aufganges etwa 3 ½°; am Mittag 17° im Schatten (d)und jetzt um 3 etwa 15°. Herrlicher Tag, den ich neben Frey in unsrem Zelte sitzend (d)und am Situationsplan zeichnend verbringe; letzterer wird fertig. Wiederum köstlicher Sonnenuntergang wie an jedem klaren Tage; Beleuchtung des Mokattams (d)und darauf folgender [131] merkwürdig heller Mondschein, bei dem (m)man mit Bequemlichkeit jede Druckschrift lesen kann; die Spitze der 2ten (Pyr)Pyramide erscheint darin ganz weiß, die Gegend wie mit Schnee überdeckt.

Sonntag (d)den 15ten (Jan)Januar 1843. Am Morgen vor Sonnenaufgang 4° Wärme; um 11 Uhr 14°; der Tag köstlich wie gestern. Vor unsrer Morgenandacht gehe ich mit Frey (d)und versuche[,] etwas zu malen, Felsparthien der Berberwohnung. Dann hält Abeken (d)die Morgenandacht, die jetzt immer aus 1 Liede vor (d)und nach (d)der Predigt, sowie aus 1 Gebet aus Bunsens Gesangbuch ebenfalls vor (d)und nachher besteht, (endl)endlich noch aus (d)dem Vaterunser (d)und (d)dem Segen. Nach unsrem Dejeuner geh ich mit Frey zu (d)den Palmen, wo ich eine kleine Ansicht derselben mit (d)der (Pyr)Pyramide dahinter machte. So kommt der Abend herbei. Ein neues interressantes Grab ist heut aufgegraben mit (d)dem letzten in solcher (architekt)architektonischer Form, die (v)von allen früheren verschieden; ich werde das Eine davon morgen aufmessen. Ich labe mich heut an köstlichen Apfelsinen, die Franke in (d)den Dörfern gekauft hat; ich habe ihm für 2 Piaster ein Dutzend großer Dinger abgekauft; in Cairo kostet das Dutzend nur 1 Piaster, unendlich billig; wie trefflich schmeckt so etwas in (d)der Wüste! - - Die Nächte schlafe ich aber nicht allzu besonders; es gibt jetzt, wo wir so lange an ein [und] (dems)demselben Orte zubringen, sehr viel Flöhe, die Einen doch peinigen; auch (d)das Lager ist nicht das bequemste, doch befinde ich mich Gott sei Dank sehr wohl (d)und soll, wie sie mir sagen, im Gesicht zunehmen.

Montag (d)den 16ten (Jan)Januar 1843. Das Wetter bleibt auch heut unverändert schön; um Mittag im Schatten 17° Wärme, im Zelte sogar 20°. Ich gehe am Morgen mit Frey (d)undErnst zum Plateau, wo ich das neue Grab [132] ausmesse. (Leps)Lepsius setzt die darin vorkommenden Könige in die 6te (od)oder 7te Dynastie. - Den übrigen Tag vollende ich wieder ein Blatt meiner Gräberaufzeichnungen. Nach (d)dem Abendbrod (od)oder vielmehr Diner machen Frey, ich, Ernst, Max (d)undFranke im Vollmondschein noch (e)einen Spaziergang zu den Palmen, wo wir tanzen, laufen, werfen (d)und tolles Zeug machen; Frey zeichnet im Mondschein. Zerrissenes Gewölk wirft wunderbare Schatten über (d)die Ebne (d)und die Pyramiden, die oft allein erleuchtet, herrlich roth erscheinen. Die Luft heut Abend ist mild. Ein Nebelstreif über dem Nil zeigt allabendlich an, wo (d)der Lauf geht. Rothglühende Mondscheibe beim Aufgehen desselben heut; außerordentliche Helle desselben. -

Dienstag (d)den 17ten (Jan)Januar 1843. Das Wetter ist schön (d)und heiter[,] aber der Tag nicht so warm, wie die letzten; ein starker Nordostwind läßt mich im Zelte nicht recht warm werden. Am Morgen hatten wir 7 ½ ° Wärme, am Mittag etwa 14-15 ° im Schatten. Ich zeichne heute solo in meinem Zelte an den aufgenommenen Gräbern. Mohammed geht heut Abend nach Cairo, um Frey’s Zeichnung des 15ten (Oct)October 42 auf (d)der (gr)großen (Pyr)Pyramide für unsren König zur Weiterbeförderung nach Berlin zu besorgen. Nach (d)dem Thee Spatziergang mit Frey zu den Palmen, wo er wieder im hellen Mondschein zeichnete, es ist sehr kalt (d)und windig.

Mittwoch (d)den 18ten (Jan)Januar 1842. Vor Sonnenaufgang 7° Wärme; ein köstlicher, sehr warmer Tag; um Mittag 19° im Schatten des Zeltes außerhalb; innerhalb desselben mehr als 20°; vor Sonnenuntergang noch 15°, so viel ich mich erinnere, der wärmste Tag seit dem berüchtigten 15ten (Nov)November 42. Ich ging am Morgen aus [und] maß das (sogen)sogenannteAmi Grab aus, was [133] mich etwa bis gegen ½ 11 Uhr beschäftigt. Dann besuche ich Frey (d)undErnst, die noch an (d)der (gr)großen (Pyr)Pyramide ein Grab mit Figuren zeichnen, auch wird Bonomi besucht, der am Eingange dieser (Pyr)Pyramide die Hieroglypheninschrift einhaut. Dann geh ich zum 2ten Frühstück nach Hause (d)und zeichne den übrigen Tag im Zelte. Eine Parthie Engländer wird heut wieder die (Pyr)Pyramide hinaufgezogen. - Mohammet bringt mir leider keinen Brief aus Cairo mit, worauf ich sicher gehofft; doch kommt vielleicht bald einer. -

Donnerstag (d)den 19ten (Jan)Januar 1843. Früh Morgens 3° Wärme; das Wetter hält sich unvergleichlich schön. Interressanter Anblick der aufgehenden Sonne, die sich in dem über dem Nilthale liegenden Nebel vollkommen wiederspiegelt, wie dann das Thal am Morgen vollkommen meerartig aussieht. Mit klammen Händen setze ich mich an meine Arbeit im Zelte (d)und zeichne eifrig, bis (endl)endlich (d)die Sonne (d)das Zelt zum Backofen macht; nun wird es mehr (d)und mehr geöffnet, erquicklichste Luft umgibt mich; übrigens brennt (d)die Sonne gar sehr; im Schatten hatten wir heut etwa 17°; wir sind[,] Gott sei Dank, Alle recht wohl, bis auf Lepsius, der immer noch nicht ganz der alte ist; er hat nicht rechten Appetit (d)und sieht jämmerlich aus. Unsre Ausbeute hier wird (tägl)täglich reichlicher; fast (tägl)täglich entdecken sich neue Gräber, die alle für (d)die Geschichte bedeutend sind, (d)und so ist denn unser Fortkommen (v)von hier wieder in (d)das Ungewisse hinausgeschoben. Der Mondschein kommt jetzt wieder erst spät; aber heut war das aufgehende Gestirn wunderbar schön, wie gleisendes Gold hing der ¾ Ball über (d)dem Horizonte (d)und spiegelte sich köstlich im Wasser des Thales; auch der Sternenhimmel ist jetzt immer von nie gesehener Schönheit. Ein Lichtstreif, wie eine 2te Milchstraße zieht sich ¼ über (d)den Horizont, da wo die Sonne untergegangen (Zodiakallicht)[,] der Orion glänzt überirdisch (d)und wo man hinschaut, funkelt die Himmelswelt. - [134]

Freitag (d)den 20ten (Jan)Januar 1843. Heut Morgen haben wir 2° Wärme; die Luft ist ganz still (d)und darum diese Kälte nicht so sehr empfindlich; sobald (d)die Sonne kommt, wird es wohlthuend warm; der Tag ist wieder unvergleichlich schön. Am Vormittag gehe ich auf (d)das Plateau, um (d)das Pfeilergrab (b)bei (d)der (gr)großen (Pyr)Pyramide zu vervollständigen; auch unsre Hieroglyphen Inschrift daselbst wird besehen; dann zeichne ich (d)den übrigen Tag im Zelte. - Am Mittag haben wir 18-19° im Schatten. Die reinste Luft ist besonders am Abend höchst erquicklich.

Sonnabend (d)den 21ten (Jan)Januar 1843. Ein feuchter Nebel hüllt uns heut Morgen in Naßkälte. Wir haben 7°. Ich gehe heut aus, um das isolirte Felsengrab (od)oder (Pyr)Pyramide aufzunehmen. Als ich gegen 12 Uhr zum Frühstück nach Hause komme, finde ich einen Brief (v)von (d)der Mutter vor, worin endlich ein lang erhoffter von C Riechers liegt. Beide machen mir große Freude (d)und werden mit Begierde gelesen; Mutters Brief ist eine Antwort von meinem aus Cairo. So ist mir dieser Tag (e)ein Festtag geworden. Am Nachmittag wandre ich noch einmal zu jener (Pyr)Pyramide, (d)und besehe dann noch mit Bonomi das Amigrab (d)und die neu ausgegrabenen Gräber dicht an (d)der (gr)großen (Pyr)Pyramide, wo eine kleine etwa 2 [Fuß] lange aufgefundene (Pyr)Pyramide höchst interressant ist; mit Frey (d)undErnst, wozu sich noch Abeken gesellt[,] bei trefflichster Abendwolkenbeleuchtung nach Hause, wo nach Tische in meinem Zelte die Briefe noch einmal (durchlesen)durchgelesen werden. Die Wochen vergehen bei (d)der gleichmäßigen Arbeit unbeschreiblich schnell. -

Sonntag (d)den 22ten (Jan)Januar 1843. Am Morgen 7° etwa, nicht so sehr kalt, aber (d)der Tag doch nicht sehr behaglich, [135] wegen heftigen Windes aus Nordost. Ich bleibe bis zur Morgenandacht zu Hause, meine Zeit mit Schreiben an (e)einem (architekt)architektonischen Aufsatze verbringend; mit Wiederdurchlesung der gestern empfangenen Briefe (d)und mit Durchsicht (v)von neuen Zeitungen, die uns heut aus Cairo von Dr. Pruner zugeschickt wurden. Nach (d)dem Gottesdienst (d)und Dejeuner etwa um 12 Uhr machte ich mit Frey (d)undErnst eine Ausflucht nach (d)dem hintersten Wüstenplateau, wo wir Rebhühner jagten; doch bekam nur Ernst eins zum Schuß, was er erlegte. Ich ward durch (d)das Umherlaufen so müde, daß ich mich in (d)der Wüste hinlegte (d)und einschlief; unsern Hasen konnten wir heut nicht zu Gesicht bekommen. - Es fiel am Tage nichts weiter Bedeutendes vor.

Montag (d)den 23ten (Jan)Januar 1843. Das Wetter windig [und] kühl wie gestern. Ich habe wieder, wie jetzt öfter[,] nicht besonders geschlafen. Den Vormittag verwende ich zur Aufnahme (v)von Gräbern, eines an dem isolierten Grabgebäude auf (d)dem Felsen, (d)und zwei der neueren Sorte hinter (d)der (gr)großen Pyramide. Zum Frühstück kehre ich mit Bonomi zurück. - Nach demselben ein höchst langweiliger Besuch (v)von (e)einem Triestiner Kaufmann, den ich gar nicht loswerden kann. (Endl)Endlich schicke ich ihn nach (d)der3ten (Pyr)Pyramide, (d)und flüchte mich dann ins Grab, um dort zu zeichnen. - Es erquickten mich heut treffliche Apfelsinen (portugalli), die ich mir habe durch unsern Diener Ali kaufen lassen, 14 große Biester für 1 Piaster! - Die Ausgräber sind heut vor der großen (Pyr)Pyramide beschäftigt. -

Dienstag (d)den 24ten (Jan)Januar 1843. Das Wetter ist nicht angenehm; den ganzen Tag geht ein heftiger Wind aus [136] Nordwest; die Sonne kommt, was selten (d)der Fall, sehr wenig zum Vorschein; ein trüber Tag wie im Norden. - Ich arbeite heut am Auftragen der (Pyr)Pyramide auf dem isolirten Felsen, sowie am Grab mit (d)dem Pfeilersaal neben (d)der (gr)großen (Pyr)Pyramide. - Es kommen viel Fremde zu Besuch, meist Engländer, (d)und ich flüchte mich, aus Furcht, sie aufnehmen zu müssen, in (d)das Grab. Gegen Abend besehe ich die neu ausgegrabenen Kammern an (d)den Gräbern vor (d)der (gr)großen (Pyr)Pyramide, die ebenfalls aus (d)der Zeit des Chufu sind; es ist hier (d)der letzte Punkt des Todtenfeldes, der unklar war, (d)und (s)seine Lösung ist (v)von weitem Interesse. Nach (d)dem Essen lese ich bis 11 Uhr Zeitungen. -

(Mittw)Mittwoch den 25ten (Jan)Januar 1843. Der Tag wie gestern. Am Morgen 7°, aber (d)der Tag bleibt kalt und windig; der Wind kommt heut aus Westen in heftigen Stößen. - Ich zeichne an (d)den gestrigen Blättern fort [und] besuche am Nachmittag mit Lepsius das Amigrab (d)und die neuen hinter der (gr)großen (Pyr)Pyramide. - Es ist heut Franke’s Geburtstag, den er selbst am frühen Morgen mit 3 Flintenschüssen beginnt. Vor dem Frühstück (d)die (gr)großen Geier auf (d)der2ten (Pyr)Pyramide für (e)einen Menschen gehalten. - Zum Abendessen gibt Abeken 2 Flaschen Rheinwein zum Besten, die uns trefflich munden (d)und bei denen Franke’s (d)und der Unsrigen in (d)der Heimath Gesundheit getrunken wird; nachher macht Franke noch Verkleidungsspäße. - - Am Tag etwa 14 - 15° Wärme.

Donnerstag (d)den 26ten (Jan)Januar 1843.- Der Morgen versprach einen schönen Tag, hielt ihn aber nicht. Es war am Morgen, wo ich mit hinaufging, um die Ar [137] beiter anzustellen, so kalt, daß ich mich nach 1 - 1 ½ Stunden wieder nach Hause machte, (d)und dort zu zeichnen begann. Es werden heut neue Gräber geöffnet; in (d)der Kammer des Einen liegen an 40 Todtenköpfe, Gerippe, Mumienkasten (v)von Holz aber zerbrochen, Alle aus den Zeiten der Römer, während (d)das Grab selbst mit seiner originalen Kammer den Zeiten des Xufu angehören mag. (Mr)MisterWild ist heut auf einige Tage nach Cairo gegangen (d)und (wahrsch)wahrscheinlich am Sonnabend wird (Leps)Lepsius selber hineingehen mit Abeken (d)undFranke; (d)und am Montag wieder zurückkehren, worauf wir dann recht bald nach Saccara aufbrechen werden, denn das Feld hier ist nachgerade ausgebeutet. -

Freitag (d)den 27ten (Jan)Januar 1843. Das Wetter will sich nicht ändern; am Morgen 7°, am Mittag etwa 15° (d)und der Tag kalt (d)und windig; heut ist ein jour gris, wenig Sonne. Ich kopire in meinem Zelte Wild’s aufgenommene Gräber; gegen Abend mache ich mir noch eine kleine Bewegung zum Eingang der großen Pyramide, wo Max unsre Inschrift roth anmalt; (d)und dann besuche ich Bonomi (d)undFrey in ihrem Grabe, mit denen ich nach Haus gehe, bewundernd die schönen Farben des Abendhimmels, dessen blutige Wolken immer noch Wind andeuten. Es sollen auf morgen die Kameele zum Transport unsrer Gypse (d)und Alterthümer nach Cairo bestellt werden, doch waren sie nicht zu bekommen, (d)und muß nun dieser Aufbruch bis zum Montag bleiben. - Es sind auch heut noch manche interressante Neuigkeiten aufgefunden, eine neue Kammer, das Maaß einer egyptischen Elle etc. -Am Abend Besuch in Bonomi’s Zelte. - [138]

Sonnabend (d)den 28ten (Jan)Januar 1843. Gott sei Dank, das Wetter hat sich heut geändert; vor Sonnenaufgang haben wir 4° Wärme, (d)und diese Kälte ließ Gutes hoffen, wie dann auch der schönste Tag zum Vorschein kam. Ich zeichne in meinem Zelte, bastele dann mit Franke den Schließhaken an meinem Mantelsack zurecht, der abgebrochen war, so daß ich ihn nunmehr wieder gut verschließen kann. Am Nachmittag gehe ich hinaus[,] um die (Pyr)Pyramide auf (d)dem isolirten Felsen zu zeichnen, breche aber mit (d)dem Feldstuhl zusammen, (d)und will diese Vedute nun mit (d)der Camera lucida nehmen. Nachher besichtige ich noch die 3 (kl)kleinen (Pyr)Pyramiden neben der großen, besteige die mittlere (d)und besehe einige Felsengräber in (d)der Nähe daselbst. Dann komme ich zu Ernst, der dort zeichnet, bewundre wiederum das unvergleichliche Glühen des Mokattamgebirges, [und] kehre dann mit ihm nach (d)dem Lager zurück. Noch nehme ich heut Vormittag mit Abeken die (westl)westliche Abweichung (d)der Magnetnadel hier in Ghize, die 8 ½ ° beträgt. - Die Flöhe nehmen, da wir so lange an demselben Lagerplatz bleiben, überhand [und] sind besonders bei Nacht sehr unangenehm; bei Tage ist die Unverschämtheit der Fliegen unsre egyptische Plage. -

Sonntag (d)den 29ten (Jan)Januar 1843. Lepsius hatte heute den Wunsch ausgesprochen, dem Könige die colorirten Zeichnungen des Ata-Grabes[und] des andren mitzunehmenden zuzuschicken, um dadurch die Zusendung eines eigenen Schiffes zu erlangen, was die Steine (d)und Gipsabgüsse abholen soll; er ging uns deshalb heut um (d)die Durchzeichnung der abzusendenden Blätter an, (d)und so machten wir heut aus dem Sonntag einen Arbeitstag (d)und saßen allesammt in emsiger Thätigkeit bis gegen 4 Uhr, wo ich noch einen Spaziergang in das Nilthal machte, [139] wohin Frey, Ernst (d)undMax schon voraus gegangen waren, das Wetter war (d)den ganzen Tag sehr schön (d)und warm. Am Abend spät schrieb ich noch (e)einen Brief an Feit, worin ich ihm die von Berlin uns zuzusendenden Sachen (Bleistifte, Farben, Compasse etc.) zu besorgen auftrug. Omar kommt am Abend aus Cairo mit 3 tüchtigen Kameelen zurück, welche die schwersten Steine morgen nach Cairo (schaffe)schaffen sollen; 6 andre Kameele für die leichteren Kästen werden in (d)den Dörfern bestellt. -

Montag (d)den 30ten (Jan)Januar 1843. Früh am Morgen wird mit dem Aufpacken der Kameele begonnen. Interressantes (d)und malerisches Schauspiel der eben über (d)demMokattam aufgehenden Sonne, welche die gelagerten Kameele erleuchtet (d)und die Gruppe der Kameeltreiber, die um (e)ein Feuer in ihren Decken gelagert, sich die Hände wärmen; fressende Esel nicht weit davon; der Maler Frey eine Skizze machend in seinen Mantel gewickelt; während des Schreiens (d)und Lärmens beim Packen der Kameele[,] schreibe ich einen kurzen Brief an (d)die Mutter, um ihn sammt den an Feit, Lepsius mitzugeben. So war denn etwa 9 Uhr herbeigekommen, als Alles fertig (d)und zum Abgange bereit war. Franke sprengte, völlig gerüstet den vorangehenden Kameelen nach, Lepsius saß auch schon zu Esel; da kommt eine ganze Schaar Europäer auf unser Lager zugeritten; es zeigt sich, daß es (H)Herr (v)vonLaurin, (österGen-Consul)österreichischerGeneral-Consul ist, der mit unserm Consul Wagner, dem (russ)russischen (Gen)General Consul, dem Fürsten Luwarow, (d)und (e)einem (RegArzt)RegimentsArztStadler aus München uns zu besuchen kömmt; es war die ungelegenste Zeit, aber es galt gute Miene zu bösem Spiel machen. (Leps)Lepsius schob seine Abreise auf (d)und schickte sich an, den Herren das Gräberfeld zu zeigen, [140] wo Abeken mitritt, wir aber zu Hause blieben. Abeken kam 1 Stunde früher zurück, als die Andern (d)und ging etwa um 12 Uhr den Kameelen nach; Lepsius beurlaubte sich dann auch, (d)und wir blieben mit den Herren allein (d)und zwar ohne Diener, da (Leps)Lepsius fast Alle mit nach Cairo hatte, unsern Koch Ali ausgenommen, der zum größten Unglück krank lag. Frey ging mit Ernst, dem (Gen)General (C)ConsulWagner (d)undLuwarow auf [und] in die große (Pyr)Pyramide; ich blieb mit (m)meinen dünnen Pantoffeln (beide Paar Schuhe waren mit nach Cairo zum Ausbessern) bei Laurin (d)und (d)dem (russ)russischen Consul, zeigte ihnen den Granitsarkophag (d)und langweilte mich (e)ein wenig. Zuletzt, da Luwarow (d)undWagner zu lange machten, wanderten wir Alle aufs Plateau, ihnen entgegen, kehrten sodann nach den Zelten zurück, wo die Herren ein mitgebrachtes Frühstück nahmen (d)und dann drückten sie sich glücklicherweise. Als sie wegwaren, zeichnete ich noch etwas von Wild durch (d)und so verging (d)der Tag. Heftige Windstöße, besonders am Nachmittag machten (d)das Wetter keineswegs angenehm. - Nach unserm Abendessen vertrieben wir, Bonomi, Frey, Ernst, Max (d)und ich uns die Zeit recht hübsch mit [Zeichnenspielen], die Frey (d)undBonomi angaben. -

Dienstag (d)den 31ten (Jan)Januar 1843. Ich bleibe den ganzen Tag zu Hause, gewissermaßen als Wächter, da die 2, welche (Leps)Lepsius mitgenommen, Omar (d)undMohammed, gestern Abend nicht zurückgekommen [sind]. Im Grabe beschäftige ich mich mit Aufziehen unsrer Durchzeichnungen auf festes Papier; die Andern zeichnen in (d)den Gräbern. Am Nachmittag zeichne ich (d)das Bild (v)von Königs Geburtstag nur durch. Das Wetter ist heut schlecht; der Himmel ist ganz umwölkt, nur dann (d)und wann Sonne; die heftigen Windstöße, die in (d)der Nacht mich lange nicht schlafen ließen (d)und mir einen [141] solchen Frost erregten, daß ich glaubte, ich hätte Fieber, (d)und meinen Mantel umnehmen mußte, währten auch heut Vormittag fort (d)und regten viel Sand auf. Dabei war (d)die Luft nicht sehr kalt; heut früh beinah 10° Wärme, gegen Abend 13 ½° (d)und jetzt um 10 Uhr ist (d)die Luft auch still (d)und warm, doch fürchte ich für (d)die Nacht wieder Wind. - Eine Masse Engländer werden heut wieder (d)die (Pyr)Pyramiden hinaufgeschleppt, (d)und besuchen neugierig unsren Lagerplatz. - Unser Koch Ali ist glücklicherweise heut wieder gesund. Nach (d)dem Abendessen wieder 1 Stündchen [Zeichnenspiele]. - Omar soll aus Cairo zurücksein, aber im Dorfe. -

Mittwoch (d)den 1ten Februar 1843. Am Morgen vor Sonnenaufgang bei bewölktem Himmel 7°. Die ersten Stunden des Tages sind still, dann aber wieder die heftigen Windstöße, die bis jetzt nach 9 Uhr Abends höchst unangenehm fortdauern. Ich nehme am Morgen ein Grab (südöstl)südöstlich (v)von (d)der (gr)großen (Pyr)Pyramide auf, was durch 2 Eingänge interressant ist. Dann zeichne ich in meiner Karte die neu aufgefundenen Gräber hinter (d)der (gr)großen (Pyr)Pyramide ein (d)und kehre zum Frühstück gegen 12 Uhr mit Frey (d)undBonomi nach Hause zurück. Nachmittag werden beide Aufnahmen (v)von heut Morgen aufgetragen, wonach mir noch etwas Zeit bleibt, im Herodot zu lesen. Mohammet (d)undOmar sind heut früh gekommen; Ersterer geht mit 5 Mann nach Abu Roasch, hat aber daselbst nichts Hieroglyphisches gefunden. Omar wird mit 5 Mann (d)und 11 Kindern zum Zuschütten (v)von Gräbern verwendet. -

Donnerstag (d)den 2ten (Febr)Februar 1843. Ich zeichne heut 3 große Vasen, die in den Gräbern gefunden sind; gehe am Nachmittag mit Frey nach (d)der Inschrift an der [142] (gr)großen (Pyr)Pyramide, wo derselbe diese mit Lack überzieht; von da zum Prinzengrabe östlich (v)von (d)der (gr)großen (Pyr)Pyramide, was ich (zus)zusammen mit Ernst aufmesse; dann noch einmal zu Frey, den ich nach Hause abhole. Das Wetter ist heut außerordentlich windig, ja stürmisch; heftige Windstöße mit Sand vermischt, (d)und Wirbel drohen mehr als einmal (d)das Zelt umzustürzen. Gegen Abend wird es schlimmer statt besser. Lepsius Zelt stürzt zusammen, später auch unser Eßzelt. Dabei fängt es an zu regnen (d)und die ganze Nacht geht der heftigste Sturm (d)und Wirbelwind fort. Die Wächter rufen sich zu (d)und wandern mit Laternen umher; wir Alle kommen wenig zum Schlaf; indessen hält sich unser Zelt glücklicherweise aufrecht. -

Freitag (d)den 3ten (Febr)Februar 1843. Der Wind geht beinah so heftig wie gestern fort. Ich besuche am Morgen die Ausgräber [und] zeichne dann das gestern aufgenommene Grab auf; gegen Abend mache ich noch einmal die Runde [und] sehe bei meiner Zurückkunft Franke mit Eugen aus Cairo zurück gekommen mit 2 Kameelen voll Sachen (Kisten, Eisen etc.); Lepsius mit Abeken (d)undWild wollen morgen kommen. Franke hat mir wieder Zigarren mitgebracht (d)und kurze Pfeifen, die ich mir für die Reise bestellt habe. Wir haben uns heut wieder Apfelsinen (Portugame) gekauft (d)und für 2 Piaster 34 Stück bekommen. - Wir haben heut dann (d)und wann ein wenig Regen, der aber nicht viel sagen will; die Luft ist nicht kalt, wohl aber (d)der Wind; am Morgen etwa 8°, um Mittag 16°. - Heut Abend hat sich, Gott sei Dank, der Wind [...] [...] gelegt (d)und kein Lüftchen rührt unser linnenes Haus. - Ernst fand gestern in (d)der Wüste blühende Reseda, Löwenmaul (d)und Camillenblüthe. [143]

Sonnabend (d)den 4ten (Febr)Februar 1843. Wir haben heut Morgen 9° Wärme (d)und die stille Nacht schien einen schönen Tag zu versprechen; indessen wurde diese Hoffnung nicht erfüllt; der Wirbelwind blies auf die heftigste Art [,] (d)un Sand (d)und Staub war unerträglich. Ich zeichnete theils im Zelte, besuchte dann die Arbeiter, maß mit Max eine Grabwand beim Berberino auf (d)und begann dieselbe am Abend aufzuzeichnen. Lepsius mit Abeken (d)undWild sind nicht gekommen. Am Abend legt sich (d)der Wind und es wird still (d)und schön; die Mondsichel fängt schon wieder an zu leuchten. - Nach dem Abendessen sitzen wir 6 in diesen Tagen immer in meinem Zelte (d)und erzählen uns, heut (v)von Schmetterlings- (d)und Käfersammlungen, was die Knabenzeit in mir lebendig erweckt. In den Nächten werden wir stark (v)von (d)den Flöhen gepeinigt. Täglich fast kommen jetzt Fremde, meist Engländer aus dem nunmehr bis auf 2 Stunden nahen Cairo, um die Pyramide zu besehen, auch viele Araber mit (arab)arabischen Frauen (d)und Mädchen, die dann besonders für Frey (v)von großem Interresse sind. -

Sonntag (d)den 5ten (Febr)Februar. Am Morgen 5° Wärme; die Sonne geht köstlich auf (d)und wir erfreuen uns der stillen warmen erquicklichen Wüstenluft. Haareschneiden; erst Ernst mir, dann ich ihm. - Ich zeichne heut Vormittag eine innere Ansicht meines Zeltes, während Frey (d)undErnst nach (d)den Bäumen gehen. Um 11 Uhr lesen wir 5 Menschen 3 Kapitel in der Bibel, was unsern heutigen Gottesdienst ausmacht. Während dem kommt Besuch aus Cairo, nämlich (e)ein (H)HerrAckermann, Stallmeister (d)und Leibkutscher Mehmet Alis, früher in des Fürsten Pückler Diensten, den wir schon in Alexandrien kennen gelernt haben, mit noch einem Freunde. Wir nehmen unser Déjeuner mit ihnen, machen erst einen Spatziergang hinter (d)die (gr)große (Pyr)Pyramide (d)und dann in (d)die Ebne. Ernst, Frey (d)undFranke haben Flinten mit, (d)und wir machen dort Jagd auf (m)mehrere Enten. [144]Ernst attaqirt eine Ente, Franke (e)eine Lärche. Herrliche, erquickliche Luft, schöne, grüne Fläche mit Vieh (d)und Landleuten bedeckt. Müde nach Hause zurück, wo Lepsius noch nicht angekommen. In Bonomi’s Zelt Caffee getrunken (d)und dann gemüthlich sitzend (d)und plaudernd den köstlichen Sonnenuntergang, die mannichfachen Formen (d)und Farben der Ebne (d)und des Mokattam’s bewundernd. - Während wir zu Abend essen, kommt endlich Wild mit dem kleinen Ibrahim (d)und etwa ½ Stunde darauf Lepsius (d)undAbeken mit Mohammet, Hauad (d)und noch 2 neuen Dienern aus Cairo. Lepsius ist sehr gesprächig, (d)und erzählt viel von den Klatschereien, die unter den Europäern in Cairo herrschen über unsre Ausgrabungen (d)und das, was wir alles gefunden, was ihm dann viel Unannehmlichkeiten verursacht hatte. - Am Abend habe ich noch das Pech, meine Lampe umzuwerfen, wodurch denn meine Decken alle getränkt werden.

Montag (d)den 6ten (Febr)Februar 1843. Es ist heut Vormittag empfindlich kalt, (obgl)obgleich (d)das Wetter schön ist, wir haben am Morgen 7°[,] am Mittag 16°. Ich zeichne im Zelte an meinen Gräbern (d)und nehme am Nachmittag mit der camera lucida eine Ansicht (d)der Pyramide auf dem isolirten Felsen. Morgen kann ich mit meinen hiesigen Arbeiten ziemlich zu Stande kommen. Lepsius hat uns (v)vonCairo hübsche Jagdtaschen mitgebracht, die bei uns (d)die Stelle unsrer Kleidertaschen vertreten sollen. - - Nach unserm Abendessen wird ein Besuch des Innern der 3ten (Pyr)Pyramide beschlossen; etwa um ½ 8 Uhr bei schönem Mondschein machen wir uns mit Lampen (d)und Lichtern bewaffnet dorthin auf. Das Innere dieser (Pyr)Pyramide ist besonders großartig. Ein schiefer Schacht, stark geneigt ((v)(von Granit soweit er nicht im gewachsenen Kalkboden geht) führt in einen nicht großen Raum, dessen Wände mit bekanntem Thürornament ringsumher verziert sind; selbiges ist in (d)den Kalkstein gear [145] beitet (d)und mit feinem Gipsmörtel überzogen. Aus dieser Kammer führt ein 2ter Gang (fast horizontal) in einen bei weitem größeren Raum, der (v)von einem kleineren geschieden ist durch einen breiten Architrav worunter (e)eine Thürwulst. Aus diesem (kl)kleinen Raum führt eine Öffnung über die Granitdecke der (eigentl)eigentlichen Kammer. Aus (d)der ersteren Kammer führt der kurze stark geneigte Schacht in die schön mit Granit ausgelegte Grabkammer. Die Decksteine sind gewölbartig ausgehauen, doch ist (d)der Bogen ein wenig zugespitzt

[figure]

. Alle Fugen des Granits , wie eng sie auch sind, sind mit Gipsmörtel ausgegossen. Nach (d)dem Besuch dieser (Pyr)Pyramide ging es noch in 2 der danebenliegenden kleinen, davon die eine[,] der enormen Engigkeit des halb zugesetzten Schachtes wegen[,] mir sehr viel Mühe kostete, deren Inneres aber nichts Besonderes darbot; bei (d)der letzten war vor der Kammer noch der granitne Schlußstein vor (d)der Thüröffnung in (d)der Falz. - Sehr ermüdet nach Hause, Thee getrunken (d)und dann recht gut geschlafen. -

Dienstag (d)den 7ten (Febr)Februar 1843. Das Wetter schön, aber nicht sehr warm (d)und windig. Ich messe heut an (d)der (gr)großen (Pyr)Pyramide, um wieviel der Eingang außer der Mitte liegt; dann noch einiges an einem Grabe (südl)südlich (v)von (d)der (gr)großen (Pyr)Pyramide. - Nachher vervollständige ich meine letzten Zeichnungen der aufgenommenen Gräber, worüber der Abend herankommt. Nach dem Abendessen machen wir einen Besuch des Innern der 3 kleinen Pyramiden neben der großen. Die Schachte sind steil (d)und tief, die in den Kalkstein gehauenen Kammern nicht sehr groß, der Bekleidung, die sie von feinerem Stein hatten, beraubt (d)und der ursprüngliche Plan derselben, wie die Stellung des Sarkophags kaum noch zu erkennen. Die Schachte biegen sich in einer kleinen [ (grausl)grauslich] unregelmäßigen Kammer rechts ab (d)und führen dann in (d)die eigentliche Grabkammer. In der einen wurde mir das vollständige Hineinkriechen in (d)die Kammer zu beschwerlich (d)und ich blieb draußen, wobei ich nichts verlor. [146]

Mittwoch (d)den 8ten (Febr)Februar 1843. Ich machte heut meine 3te Exkursion nach Abu Roasch, um zu sehen, was an den dort noch vorhanden gesagten Ruinen sein möchte, (zugl)zugleich um noch einmal Ausgrabungen an (d)den Gräbern zu versuchen, ob sich nichts Geschriebnes dort fände. Mit Eugen, dem neuen kleinen Eseltreiber Mohammed, dem langen Mohammet nebst 4 Arbeiter brach ich bei schönem Wetter auf, suchte zuvörderst Orte anzugeben, wo gegraben werden sollte, (d)und ging dann nach (d)dem Hügel, wo die Spuren früherer Mauern waren; aber für eine Stadt war (d)das Ganze zu unbedeutend; kleine Wälle (v)von Ziegel (d)und andere Brocken, Vertiefungen (d)und die Spuren von einem Gebäude aus ungebrannten Ziegeln, war Alles, was ich fand. Glas (d)und glasirte Topfscherben beweisen, daß (d)das Ganze aus (d)der Römerzeit, wenn nicht später stammte. Ich nahm in starker Hitze einen kleinen Plan davon auf, frühstückte Brod, trockne Datteln, Käse, Apfelsine (d)und Caffee dort, (d)und kehrte dann zu (d)den Arbeitern zurück, die indessen nichts gefunden hatten. Nach (d)dem Aufenthalt (v)von 1 Stunde etwa um ½ 4 Uhr brach ich mit ihnen wieder nach Hause auf, wo ich dann mit untergehender Sonne ankam. Ich ritt dabei Abekens Esel (d)undEugenBonomi’s Kameel.

Donnerstag (d)den 9ten Februar 1843. Heut Vormittag machte ich eine kleine Reinzeichnung des gestern in Abu-Roasch aufgenommenen Planes; Frey, der dieser Tage nicht ganz wohl war, blieb mit mir im Zelte. Nach unserm Dattelfrühstück, wo ich nichts Wesentliches mehr zu thun hatte, beschloß ich, einen Jagdausflug mit Franke jenseits der (arab)arabischen Brücke zu machen. Gegen 1 Uhr brachen wir auf, fanden manches Geflügel (d)und ich schoß 1 Rebhuhn (d)und 2 Tauben, Franke 3 Tauben; auf (d)dem Rückwege begegneten wir Ernst, der 1 Kiebitz (d)und 1 Lerche geschossen hatte, (d)und so kehrten wir denn gegen Abend sehr ermüdet, doch nicht ohne Beute, heim. Lepsius mit Abeken[147] waren heut nach Gizeh (d)und Alt Cairo zu (e)einem Besuch des Mudir (d)und des (russ)russischen Consuls, von dem sie erst spät in der Nacht um 11 Uhr zurückkehrten. Wir hatten heut am Morgen 7° (d)und am Mittag über 21° Wärme im Schatten, so viel ich beobachtet, der heißeste Tag in diesem Winter.

Freitag (d)den 10ten (Febr)Februar 1843. Es wird heut früh beschlossen, morgen nach Saccara aufzubrechen, (d)und ich beginne damit, meine Instrumente einzupacken, Zeichenmaterialien (d)und Andres. Unser als Cawaß jetzt gebrauchter Mohammet ist nach (d)dem Dorfe, um Cameele zu bestellen. Bonomi ist heut etwas unwohl. Am Nachmittag gehe ich noch einmal zur 2ten (Pyr)Pyramide, um etwas nachzumessen, sehe auch nach (d)dem Hasen, den ich aber nicht finde. Gegen Abend nun werden unsre Kisten gepackt (d)und Alles zurecht gemacht. In (d)der Nacht schüttelt uns ein heftiger Nordwestwind noch einmal durch (d)und droht unsre Zelte niederzuwerfen.

Sonnabend (d)den 11ten (Febr)Februar 1843. Es wird früh lebendig; die Kameele kommen allmählig an, 18 Stück. Viel Geschrei, Begattung (v)vonBonomi’s Kameel, interressantes Schauspiel; Bonomi ist noch immer unwohl. Dicht vor der Abreise kommen noch (d)der Sheik mit (s)seinem Sohn (b)bei (Leps)Lepsius zum Besuch. Die Zelte sind eingerissen; es wird aufgepackt (d)und endlich gegen 10 Uhr setzt sich (d)der Zug in Bewegung. Frey (d)und ich mit unserm Kavaß Mohammed halten den Zug hinten in Ordnung; Franke reitet vorn, (Leps)Lepsius mit Abeken voraus, um den Platz anzuweisen. Wir haben alle Esel zum Reiten. So geht es sehr langsam, 19 Kameele hintereinander, vorwärts; oft werden die Sachen umgepackt; der Tag ist nach einer stürmischen Nacht wieder schön (d)und warm. So kommen wir langsam um etwa ½ 2 Uhr beim (Pyr)Pyramiden Felde an, wo auf der halben Höhe des Abhanges vor einem Felsengrabe unsre Zelte freilich sehr eng aneinander, aber mit köstlicher Aussicht auf die weite grüne Ebne, bedeckt mit Palmwäldern, Wasserschlanken (d)und drüben jenseits des unsichtbaren Nils die zerrissenen Formen des [148]Mokattam bei Thura, aufgeschlagen werden. Der Abend vergeht mit dem Aufschlagen (d)der Zelte, (d)und Einrichtung derselben; mit Frey (d)undErnst besuche ich noch spät (d)das (Pyr)Pyramiden Feld, was sehr wüst ist. -

Sonntag (d)den 12ten (Febr)Februar 1843. Das Wetter ist vortrefflich; Morgens (d)und Abends kalt, aber bei Tage schon sehr warm. Vor unsrer Andacht gehen wir unten nach (d)der Ebne zu den Nilsümpfen, um Enten zu schießen, die in großer Anzahl sich dort finden; indessen wird nichts aus dem Treffen; nach (d)dem Frühstück wiederum mit Frey (d)undErnst eine Jagdparthie, die sich bis zu den (Pyr)Pyramiden (v)vonAbusir ausdehnt; aber auch hier sind wir nicht glücklicher; sehr ermüdet nach Hause. Franke hat schöne Fische gefangen. Abends trefflicher Mondschein.

Montag (d)den 13ten (Febr)Februar 1843. Ich orientiere mich heut zuerst von dem Pyramidenfelde, indem ich zuvörderst auf die größte der hiesigen Pyramiden steige, dann nach dem äußersten, sehr entfernten Punkt des Feldes wandre, von wo ich mit Bonomi, den ich unterwegs treffe, ermüdet (d)und matt zu Hause gehe. Das Feld ist öde, wüst (d)und langweilig, nichts als Schutthaufen (d)und Brunnen; fast nirgends hat man einen Überblick als auf (d)der Pyramide. Knochen, Schädel, Thiergebeine, Mumienfetzen, Alles liegt umhergeworfen rings um Einen, ein trostloser Anblick, zumal die Wüste selbst weder Formen noch Farben darbietet; dieses Todtenfeld hält gegen das von Ghize keinen Vergleich aus. - Morgen will ich den ungefähren Plan davon anfangen, eine Arbeit, vor der mir graut. Nach (d)dem Frühstück beginne ich das ganz nah liegende interressante Psammetich Grab aufzunehmen, wo grade Max Hieroglyphen [149] schreibt; es ist mühsam (d)und beschwerlich, da man nichts ohne Licht thun kann; der Plan ist aber symmetrisch (d)und originell. Beim Heraussteigen ans Tageslicht herrliche Überraschung der glühenden Berge des zerklüfteten Mokattam. Wie öde auch (d)das Feld, so schön ist das Thal. - Der heutige Tag ist kalt (d)und die Sonne hat fast immer einen leisen Wolkenschleier, nur etwa 15-16° Wärme. Heut Abend sind frische Zeitungen gekommen, die dann vor dem Zubettgehen durchgestöbert werden. Ich liege jetzt wieder mit Frey, Ernst (d)undFranke (zus)zusammen im Zelte, was dasselbe für mich eigentlich zu eng macht. -

Dienstag (d)den 14ten (Febr)Februar 1843. Ich beginne heut meinen Plan von dem Pyramidenfelde von Saccara, indem ich zuerst mit dem Maßtische auf (d)der (gr)großen (Pyr)Pyramide möglichst viel Richtungen nehme (d)und dann die Entfernung der (Pyr)Pyramide selber (d)und ihren Umfang messe. Gegen ½ 12 Uhr kehre ich matt (d)und müde nach Hause zurück (d)und trage das Aufgenommene auf (d)das Papier, wie ich auch die Planzeichnung des gestern gemessenen Grabes anfange. Die Wärme ist heut nur etwa 18°, des Morgens 8 - 9°. Es ist Vollmond. Frei, Ernst, Max, Franke (d)und ich gehen heut nach dem Abendessen noch spatziren, nach einem herrlichen Palmenwald vor Saccara. Es war köstlich dort im Mondschein zu wandeln; wir lagerten uns unter den Bäumen, schwatzten Manches über den Adjudanten Abeken, hatten Franke mit seinem Muthe trotz Flinte (d)und Hirschfänger zum Besten (d)und traten dann (d)den Rückweg an, wo uns (Leps)Lepsius (d)undAbeken entgegenkamen. Heimathliche schöne Lieder wurden in choro angestimmt, wie den Prinz Eugen pp., (d)undMorgenroth pp. (d)und rechts das (ägypt)ägyptische Thal, links die Wüste hallten (v)von deutschem Gesange wieder. Am Nachmittage schlugen 2 Engländer mit ihrem (griech)griechischen Xi [...] dicht neben uns ihr Zelt auf, was uns denn nicht sehr lieb war. - [150]

Mittwoch (d)den 15ten (Febr)Februar 1843. Das Wetter heut wie gestern, am Mittage schon sehr heiß. Ich messe bis 12 Uhr wieder an dem trostlosen Todtenfelde, zeichne dann im Zelte (d)und höre erst auf, als am Abend (e)ein Besuch (v)vom Sheik des Dorfes kommt, der (Leps)Lepsius nicht zu Hause findet. Er läßt sich vor unsrem Zelte nieder (d)und ich lasse ihm nebst (s)seinem Begleiter Pfeifen (d)und Caffee reichen. (Leps)Lepsius, der mit Abeken (d)undBonomi im Dorfe Saccara (d)undAbusir Besuche gemacht (d)und nachher die Rudera (v)vonMemphis besichtigt hat, kommt spät zurück. Gleich nach ihm noch einmal der Sheik, der dann für unsre hungrigen Magen viel zu lange bleibt. Nach (d)dem Abendessen langes Gespräch über [...]sung (d)und Aufnahme des ganzen (PyramFeldes)PyramidenFeldes (v)vonSaccara, Abusir, Daschur etc. Vor dem Zubettgehen ist jetzt allemal Flohjagd, weil diese Thiere statt ab- zunehmen (d)und unangenehm peinigen; ich habe heut Abend wenigstens 15-20 getödtet.

Donnerstag (d)den 16ten (Febr)Februar 1843. Der Tag ist sehr schön (d)und heiß . Mittags 19 - 20°, Morgens 7 - 8°, Abends 13 - 14°. - Ich belaufe wie gestern heut wieder mein Terrain (d)und fördere den Plan. Am Nachmittag auf (d)der (gr)großen (Pyr)Pyramide. Die Morgen (d)und Nächte sind sehr kühl, aber (d)die Sonne besonders am Mittage sehr heiß, doch geht immer Luft, so daß man nicht so sehr viel dabei leidet. - Abends Besuch von Bonomi in meinem Zelte. -

Freitag (d)den 17ten (Febr)Februar 1843. Früh vor Sonnenaufgang 7° (W)Wärme, Mittags 19° im Zelte 21°. Vormittag wieder am Plan des Todtenfeldes gearbeitet (d)und mich dabei müde (d)und heiß gelaufen. Nachmittag (v)von (d)der3ten (Pyr)Pyramide aus gezeichnet, (d)und dann zu (d)dem Grabe, wo Frey (d)undErnst zeichnen, gegangen, wo eine Kammer mit 2 Holzsarkophagen gefunden ist. Die eine Mumie aus (d)dem Kasten wurde herausgeschafft (d)und aufgemacht, was sehr interressant ist; wir finden nur (kl)kleine Skarabäen drin (d)und 1 Ohrring -, morgen soll der [151] andre Sarkophag herausgeschafft werden, in dem (wahrsch)wahrscheinlich der Mann begraben liegt. Ein Kind von etwa 4 Jahren lag an (d)der Brust der Mumie. -

Sonnabend (d)den 18ten (Febr)Februar 1843. Das Wetter ist heut naßkalt (d)und trübe, Westwind, der immer schlechte Witterung bringt. Um 7 Uhr circa spatzire ich auf (m)mein Todtenfeld, wo ich bis 1 Uhr die entferntesten Punkte belaufe [und] in meine Karte trage. Inmittels ist der zweite rohe Holzsarkophag aus (d)dem Grabe nach Hause geschafft, wo er dann am Nachmittag feierlich eröffnet wird. Er scheint wieder einer jungen Frau anzugehören; 2 Körbchen finden sich zu ihren Füßen mit Früchten, kleinen Vasen, Kamm (d)und Haarnadel. Beide Särge scheinen Domestiken des Grabherrn anzugehören, denen ein Raum neben dem Hauptgrabe gegönnt wurde, als zu (d)der Familie gehörig; die Mumien sind sehr einfach, ja ärmlich eingepackt, die Särge aus schon früher benutzten Brettern (zusgenagelt)zusammengenagelt. - Gegen Abend messe ich noch einen Theil des Grabes, wo sie gefunden wurden, aus (d)und kehre dann mit Frey (d)undErnst sehr ermüdet zurück. - In (d)der Nacht auf dem Todtenfelde wie gestern das Geschrei von Schakals ganz ähnlich dem der kleinen Kinder; auch eine Eule quält uns herzlich mit ihrem unangenehmen Pfeifen. Am Abend ist (d)der Wind sehr heftig (d)undWild’s Zelt wieder in Gefahr.

Sonntag (d)den 19ten (Febr)Februar 1843. Am Morgen 8°, das Wetter trübe (d)und feucht wie gestern; ich ziehe es vor, zu Hause zu bleiben (d)und die alten Briefe zu lesen (d)und Tagebuch zu schreiben, anstatt mit Ernst auf (d)die Jagd (od)oder mit Frey in (d)das Wäldchen (v)vonAbusir zeichnen zu gehen; zu letzterem ist es mir auch nicht warm genug; die Sonne will nicht recht hervor (d)und ohne sie ist es nicht warm (d)und behaglich. Nach (d)dem Frühstück mache ich mit (Leps)Lepsius (d)unErnst (d)undBonomi einen Besuch beim Sheik von Saccara, einem schönen Mann; der Weg zu (s)seiner Wohnung (d)und dem Dorfe durch (e)ein Palmenwäldchen, links die weite grüne waldumkränzte NilEbne ist höchst romantisch. - Auch (d)das Plätzchen vor seiner Thüre, wo wir ihn [152] sitzend finden, ist köstlich; dicht vor uns ein Santon (d)und ein Paar Graben, rechts die Ebne (d)und das durchlöcherte Gebirge von Thura, Wasserschlanken (d)und kleine Seen, die die anmutigste Abwechlung hervorbringen. Auf ausgebreiteten Teppichen sitzen wir, werden mit Caffee bewirthet (d)und brechen nach 1 Stunde etwa nach (d)den Ruinen (v)vonMemphis, dem Dorfe Metrahenne, auf. An Max, Abeken (d)undWild werden Esel geschickt, so daß diese nachkommen (d)und nun geht es den langen schwarzen Damm durch (d)die Ebne auf (d)das Dorf zu, was mit Moscheen (d)und Santon am Saum der palmbewachsenen Mauerreste liegt. Hinter einer neu (d)und hübsch gebauten Brücke geht es rechts ab auf (d)das Dorf zu, an diesem vorbei auf 1 Hügel, wo die Aussicht auf die Pyramiden gemustert wird. Nicht weit von dem [See] hinter (d)dem Dorfe liegt (e)ein Coloß des Rhamses Sesostris mit (d)dem Gesichte in (e)einem (kl)kleinen Wasser; die (treffl)treffliche Arbeit an ihm wird bewundert; (d)dasIsiskapitäl einer Säule, noch eine andre Statue mit (e)einer Standarte, umherliegend, deuten auf die Lage des alten Hephaistostempels; der jedoch scheinbar außerhalb der ungeheuren Mauerüberbleibsel liegt, die von Nilerdziegel ungebrannt in enormer Breite unterbrochen, sich nach 1 Richtung (v)von Nord nach Süd ziehen; eine Übersicht ist wegen (d)der Palmenwaldung, die darüber ausgebreitet, nicht zu gewinnen Wir verfolgen (eine lange Cavalkade) diese Mauern, bis sie verschwinden (d)und kehren dann denselben Weg zurück; seit Metrahenna reite ich (e)einen der Esel ohne Zaum (d)und Steigbügel, der mit (Leps)Lepsius schnellem Ritte nicht mitwill, auch mich sehr verwundet; ich gehe daher mit Bonomi auf (s)seinem Dromedar langsam nach Hause, während (Leps)Lepsius (d)un die Andern noch einen Wall besteigen, wo sie alle Pyramiden rings um Memphis zu übersehen vermögen. Auf (d)dem Rückwege, wo mir mein mitgenommener Mantel sehr gut thut, treffen wir Frey, auch Wild stößt später zu uns, (d)und nach Untergang (d)der Sonne kehren wir recht ermüdet (v)von (d)dem Ritte zurück. Die Ebne bietet mit (d)dem Wasser (d)und (d)den Palmen die reizendsten Punkte dar; ein alter Baum bei dem (südl)südlich berührten Dorfe neben einer Santonkuppel, wo das Dorf schloß, ist (e)ein höchst malerischer Anblick. - [153]

Montag (d)den 20ten (Febr)Februar 1843. Heut bin ich (e)ein halbes Jahr vom (elterl)elterlichen Hause fort (d)und Gott sei Dank in derselben, ja noch viel besseren Gesundheit, als daheim; möchte es so fortgehen! Das Wetter ist heut früh trüb, nebelig aber angenehm warm; wir haben 10° Wärme beim Aufstehen, sehr bald nachher 11°, - ich gehe des Nebels wegen nicht gleich raus, (sond)sondern fange an, meine beinah vollendeten Pläne der (Pyr)Pyramiden (v)vonSakkara auszuziehen. - Lepsius bekommt heut Vormittag Besuch (v)von (d)dem (öster)österreichischen (GCons)GeneralConsul (v)vonLaurin (d)und dem russischen (H)HerrnKrämer, die er mit einem möglichst splendiden warmen Déjeuner nach Kräften bewirthet, zu welchem aber seltsamer Weise nur Abeken zu gezogen wird. Ich gehe, während sie essen zu Frey nach (d)dem Grab mit (d)dem Pfeilersaal, wo ich bis Abend ausmesse.

Dienstag (d)den 21ten (Febr)Februar 1843. Ich ziehe meine Karte weiter aus. Das Wetter ist trüb (d)und wird am Nachmittag sehr windig, auch fällt sogar ein wenig Regen; die Athmosphäre ist mit Sand angefüllt; ich bin mißmuthig, (d)und gehe am Nachmittag, um mich zu zerstreuen (d)und meinen Plan zu vervollständigen, außen um (d)das Terrain (d)und dann oben quer darüber im heftigsten Wind (d)und Sandwirbel; bei Frey (d)undErnst im Pfeilersaal bleibe ich 1 Stunde; dann über (dselbe)dasselbe Plateau (d)und um dasselbe herum langsam nach Hause. Heut Abend nur 13° Wärme. -

Mittwoch (d)den 22ten (Febr)Februar 1843. Am Morgen wieder nur 6 ½° Wärme; die Sonne geht in Nebel gehüllt auf, während (d)die Erde deren weniger hat. - Der ganze Tag ist nicht sehr warm. Am Morgen messe ich mit Bonomi im Psammetichgrabe, gehe dann mit ihm auf (d)das Plateau, wo wir uns bei dem Grabe mit (d)der Säule aus (d)der Rhamsiszeit aufhalten; dann gehe ich in (d)die (gr)große Pyramide, die interressant wegen der vielen Gänge (d)und Kammern ist. Großer enorm hoher Raum im Innern; von da durch beschwerliche Gänge in Kammern, die ihres (architekt)architektonischen Schmuckes wegen interressant sind. [154] Sie ahmen nämlich Rohrhütten nach; mittelst grüner glasierter feiner Thonstückchen, die musterisch (zw)zwischen ausgehauenen Rundstäbchen gelegt (d)und eingekalkt sind, sind alle Wände bedeckt. Franke ist grade beschäftigt, eine mit Hieroglyphen versehene Thür, die die 2 ausgelegten Kammern verbindet, auszubrechen, um sie mitnehmen zu können. Das Hinein (d)und Herauskriechen aus (d)der (Pyr)Pyramide ist sehr mühsam; in dem Pfeilerraum, worein man (v)von Süden her tritt, konnte ich nicht hineinkommen, die Öffnung war zu eng für mich. - Am (Nachm)Nachmittag arbeitete ich eifrig an meiner Karte weiter, die ich beinah vollendete.

Donnerstag (d)den 23ten (Febr)Februar 1843. Ich mache zuvörderst meinen Plan fertig (d)und unternehme dann eine Rekognoszirung des (südl)südlichen (PyrFeldes)PyramidenFeldes (v)vonSaccara. Es sind wüste (v)von Menschenhand nicht durchwühlte Gräber, die um die oft sehr zerstörten Pyramiden umherliegen. Drei dieser (Pyr)Pyramiden werden bestiegen (d)und dann gehe ich über ein mächtiges Wüstenplateau mit (br)braunen Kieseln bedeckt nach (d)der (gr)großen (Pyr)Pyramide (v)vonDashur, ein weiter (d)und heißer Weg. Diese (Pyr)Pyramide hat kein Todtenfeld um sich, (sond)sondern liegt in vollständiger Ebne (d)und Öde. Ich wandre durch die heruntergerissene Bekleidung, mir die vielfachen mit (roth)rother Farbe aufgeschmirten Schriftzüge betrachtend, unter denen ich jedoch nichts nur einigermaßen Vollständiges entdecken kann. Um ¾ 12 trete ich den Rückweg an (d)und komme nach 1Uhr erhitzt [und] ermüdet bei (d)den Zelten an. Zwei Apfelsinen, die ich mitgenommen, labten (d)und erquickten mich auf (d)dem Wege außerordentlich. Am Nachmittage war ich mit dem Auftragen ausgemessener Gräber beschäftigt. Der Tag war sehr heiß; am Mittag etwa 21°; dabei aber luftig. Meine kleine Brille thut mir in (d)der blendenden Wüste sehr gute Dienste. Auf (d)der (Pyr)Pyramide zu Dashur sah ich eine Hyäne umherklettern, die weit hinauf vor mir floh. Diese (Pyr)Pyramide ist wieder [155] aus großen Blöcken dunklen Kalksteins gebaut (d)und mit feinem Mokattamstein überdeckt; sie ist die geneigteste von allen bisher gesehenen (d)und hat (e)ein imposantes Äußere.

Freitag (d)den 24ten (Febr)Februar 1843. Am Morgen sehr starker Thau, 7° Wärme; der Tag verspricht[,] heiß zu werden; ich bereite mich mit Bonomi zu (e)einer Ausflucht nach Memphis vor; es werden Esel aus (d)dem Dorfe geholt, auf die ich in diesem Augenblick warte [und] dieß Tagebuch ergänze, wobei die Fliegen über alle Maaßen sich unverschämt zeigen. Endlich nach 9 Uhr kommen wir zum Aufbruch; Bonomi’s Kameel trägt meine Instrumente; unser Weg geht auf dem Damm durch das Thal gen Mitrahenne zu. Auf einem Hügel des alten Memphis unweit des Dorfes wird halt gemacht (d)und ich suche mir hier einen Punkt, wo ich die Richtungslinien fast aller Pyramiden nehmen kann; ausgenommen die beiden äußersten (Ziegelpyr)Ziegelpyramiden (v)vonAbu Roasch (d)undDashur, die durch (d)die Palmen verdeckt werden. Dann geht es hinunter, um die Schutthügel der Stadt nördlich in Augenschein zu nehmen. Ohnweit eines Dorfes wird jedoch bald Halt gemacht, im Grase unter (d)dem Schatten (d)der Palmen gelagert (d)und in reizendster Natur Brod, Datteln, Apfelsinen (d)und Caffee eingenommen, den unser Araber am angefachten Feuer schnell bereitet. Die Thiere fressen im [...] Klee (d)und Getreide. Weiber (d)und Mädchen, große Körbe auf (d)den Köpfen oder Krüge ziehen malerisch an uns vorüber. Der Shech des nahen Dorfes besucht uns, dann brechen wir wieder auf (d)und verfolgen die Spuren des Schuttes, die sich auch auf (d)der bloßen Ebne durch ausgeschlagenen Salpeterstaub, vorzugsweise aber durch den Wuchs (v)von (sogen)sogenanntem Half, d.h. schilfartige Grasbüschel zu erkennen geben. Wir passiren noch 2 Dörfer, das letzte nicht weit (v)vom Nil entfernt. Hier werden alle Steine im Dorfe besichtigt, um Schrift zu finden; in dem Flur (d)und Hofe des einen Hauses sehen wir viel (d)undBonomi ist eifrig dahinter her. Ich amüsire [156] mich mehr, indem ich die Gruppe (v)von Mädchen (d)und Frauen beschaue, die die Neugierde um uns versammelt hat. Es sind unter (d)den Ersteren gar keine üblen Gesichter, besonders aber ist ein (kl)kleines Mädchen (v)von etwa 8-10 Jahren bildhübsch zu nennen, (d)und ich kann es nicht genug ansehen. Ein verschmutzter Schreiber gesellt sich zu uns (d)und führt uns zu einem Stein, der aber nichts (Merkw)Merkwürdiges hat, als daß er (e)ein Stein ist, der in (d)der Ebne liegt. Hier nehmen wir von (d)den mitgegangenen Dorfbewohnern Abschied (d)und kehren zum ersten Dorfe zurück, wo wir ebenfalls noch (e)eine Runde nach beschriebnen Steinen machen, die aber nichts interressantes darbieten. - Nach untergegangener Sonne kehren wir zu unsrem Lagerplatz zurück. Der Tag war schön (d)und heiß, wenn auch (d)die Athmosphäre nicht ganz klar. -

Sonnabend (d)den 25ten (Febr)Februar 1843. Ich mache heut mit (Leps)Lepsius, Abeken (d)undFranke einen Ausflug nach (d)den (Pyr)Pyramiden (v)vonAbusir. Wir besehen erst auf (d)dem Plateau eine neu aufgefundene in ihrem Styl sehr (merkw)merkwürdige Hieroglyphenkammer, (d)und wenden uns dann durch (d)die Wüste an (d)dem Ochsengrab vorbei nach Abusir. Die Schriftzüge an (d)den Eingängen dieser (Pyr)Pyramiden werden noch einmal gemustert; Franke soll einen dieser Steine ausbrechen. Wir Andern besichtigen nach (e)einem eingenommenen Frühstück noch 2 (PyrFelder)PyramidenFelder (nördl)nördlich (v)vonAbusir, auf deren einem wir Granitsteine mit (treffl)trefflicher Inschrift finden, doch fehlt leider (d)der Königsname. Mehrere scheinbare Hügel werden als Pyramiden ermittelt (d)und der Tag ist im Ganzen interressant (d)und auch an Ausbeute für (d)die Wissenschaft; spät am Abend (d)und allerseits ermüdet kehren wir zurück. Ein heftiger Sandwind hatte uns gegen Abend ungemein belästigt (d)und die ganze Athmosphäre dick (d)und trübe gemacht. Die Witterung war im Ganzen nicht sehr warm. [157]

Sonntag (d)den 26ten (Febr)Februar 1843. Den schönen Morgen benutzte ich dazu, mit Franke zu der Barke im Thale ohnweit Mitrahennes zu gehen, um dort zu angeln. Der Palmenwald jenseits des Canals war wunderschön (d)und reizend; das Wasser, die ferne Wüste mit (d)den Pyramiden, die grüne Ebne, der schwarze Damm mit den umherziehenden Landleuten (d)und Heerden, (d)und die immer höher steigende Sonne war herrlich. - Mit (d)dem Angeln ging es schlecht, ich fing nur 1 Fisch, aber einen recht großen. Dann gegen 10 Uhr eilten wir zu unsrer Morgenandacht zurück, wozu ich schon zu spät kam. Nach dem Frühstück machten Lepsius mit Wild, (Bon)Bonomi (d)undMax (e)einen Ausflug nach Dashur, wovon ich mich losgemacht, um im Wäldchen (v)vonAbusir zu zeichnen, während Frey (d)undErnst nach Mitrahenne wanderten. Ich schoß auf meinem Wege 2 Tauben mit 1 Schuß, zeichnete etwa 2 Stunden (d)und ging dann gegen Abend zu Franke, der in den Seen unten angelte; dann kehrten wir ermüdet zurück. Lepsius kam sehr spät heim (d)und wie ich es wußte, waren sie alle sehr ermüdet. Der Tag war heiß, am Mittag 21° (d)und darüber; am Morgen vor Sonnenaufgang 9 -10°. - Ich litt heut fast (d)den ganzen Tag an Zahnschmerzen, zwar nicht heftig, aber doch merklich. -

Montag (d)den 27ten (Febr)Februar 1843. Es ist Frey’s Geburtstag. - Ich bleibe zuerst zu Hause, um die Richtungslinien der Pyramiden in (d)die große (v)vonWild nach (d)der (Descr)Description (d)de (l’Eg)l’Egypte gezeichnete Karte einzutragen; doch geht das nicht (d)und so mache ich mich auf, das Grab aus (d)der Zeit des Rhamses aufzunehmen, wonach ich dann Frey (d)undErnst besuche (d)und mit ihnen zum Frühstück nach Hause gehe. Nachmittag zeichne ich an Gräberplänen (d)und nehme dann wieder (e)ein (kl)kleines Grab auf, besuche mit Max, Frey (d)undErnst das Grab mit den seltsamen Hieroglyphen, (d)und dann kehren wir heim. [158] Die Athmosphäre ist besonders gegen Abend heut sehr dick (d)und trübe, an vielen Stellen um uns regnet es. Am Mittag hatten wir mehr als 21° Hitze, die des Mangels an Wind wegen sehr drückend war. (Leps)Lepsius hatte heut Besuch (v)von (H)Herrn (Ch)Charles Barnett, (engl)englischen (GenConsul)GeneralConsul (d)und (H)HerrnLouis aus Cairo; ein andrer Engländer aß mit uns zu Abend, wo Frey’s Gesundheit in Abeken’s Rheinwein getrunken ward. Barnett (d)undLouis kamen nachher zum Thee, doch zogen wir Deutsche außer (Leps)Lepsius es vor, in unsrem Zelte zu bleiben. Das Pfeifen des Schakals ist heut Abend wieder sehr nah (d)und vernehmlich, vom See her rufen die Frösche mit eintöniger Stimme. Jetzt um ½ 11 Uhr Abends erhebt sich ein heftiger Wind, der schauerlich über (d)dem Todtenfeld (d)und den Spitzen unsrer Zelte dahinfährt. -

Dienstag (d)den 28ten (Febr)Februar 1843. Der Wind in der vergangenen Nacht wurde fast zu Sturm (d)und ich habe nicht allzuviel geschlafen; unser Eßzelt ward umgeworfen. - Ich nehme heut (Bon)Bonomi’s Kameel (d)und begebe mich auf ihm nebst meinem Meßtisch nach Abusir, um (d)die Aufnahme der dortigen Pyramidengruppen zu beginnen; mit mir 2 Araber. Der Tag ist immer noch sehr windig, aber sonst warm. Mein Frühstück von Brod, Datteln (d)und Käse wird im Schatten der (nördl)nördlichen Pyramiden einsam verzehrt (d)und etwa um 5 Uhr kehre ich (zieml)ziemlich ermüdet (d)und lahm, denn ich habe mir den Knöchel blutig gestoßen, nach Hause zurück. - Morgen will (Leps)Lepsius mit Bonomi (d)undAbeken eine Recognoscirung des Fayoum vornehmen (d)und uns auf 4 - 5 Tage allein lassen. - [159]

Mittwoch (d)den 1ten März 1843. Lepsius, Bonomi (d)undAbeken machen sich heut früh fertig, um nach (d)demFayoum aufzubrechen. Sie wollen am Sonnabend zurück sein. Von den Dienern geht Eugen, Mohammet[,] der Berber, Hauad[und]Omar mit. Ich warte ihre Abreise nicht ab, (sond)sondern breche früher nach meinem Plateau (v)vonAbusir auf, (d)und zwar heut zu Fuße mit meinem Arbeiter Mussa. Der Tag ist heiß[,] aber luftig. Am Vormittag beschäftige ich mich mit der Aufnahme der (Pyr)Pyramide (v)vonRiga, woselbst ich mein Frühstück verzehre, am Nachmittag bin ich auf Abusirer-Terrain. Zurück habe ich mir einen Esel bestellt, der mich mit Sonnenuntergang zu unserm Eßtische, welcher seit heut im Freien steht, weil (Leps)Lepsius das Eßzelt mitgenommen hat, führt. Nach Tische lange Unterhaltung in unsrem Zelte mit Wild über Abeken (d)undLepsius. - Seit kurzem habe ich nun meine Unterhosen [und] seit gestern auch meine Strümpfe abgelegt (d)und bin nun in meinen alten sommerlichen Zustand zurückgekehrt. -

Donnerstag (d)den 2ten März 1843. Ich mache heute Ruhetag (d)und zeichne am Vormittag im Zelte an meinem Plan. Es kommt ein Brief (v)vom (engl)englischen Consul, den ich erbreche (d)und worin er Lepsius meldet, daß Prinz Albrecht am 25ten in (Alex)Alexandrien angekommen (d)und stündlich in Cairo erwartet wird. - Schon um ½ 11 Uhr kommt Frey (d)undErnst (v)von ihrem Grabe zurück (d)und wir frühstücken zusammen. Ein 2ter Bote aus Cairo überbringt einen Brief von Linant (d)und ein Päckchen Athenäum’s Blätter für die Engländer. Am Abend erbreche ich (d)den Brief; es ist eine Karte des Fayum’s (v)vonLinant darin. - Nach dem Frühstück mache ich mit Ernst (d)undFrey einen Spaziergang nach (d)dem Wäldchen (v)vonSaccara, wo ich (d)undFrey eine Ansicht (v)vom Dorfe zeichnen, während Ernst wilde Tau [160] ben schießt. - Es ist heut der wärmste Tag dieses Winters; am Morgen hatten wir 7°, am Mittag aber 24° Wärme im Schatten; während es im Zelte sehr heiß ist, ist es draußten luftig (d)und angenehm (d)und der Spatziergang höchst reizend. Die malerisch durch den Wald einherwandelnden Weiber, Mädchen, Landleute (d)und Kinder werden mit Vergnügen betrachtet; Araber des Dorfes fällen neben mir eine Palme, um die sich dann treffliche Gruppen bilden. - Mit Sonnenuntergang machen wir uns eilig nach Hause auf. - Heut Abend endigt (d)der Tag wieder mit heftigem Winde. - Max hat seit mehreren Wochen schon entzündete Augen, (d)und muß jetzt wieder mit Arbeiten innehalten. -

Freitag (d)den 3ten März 1843. Der Morgen ist heut kalt, wenn ich nicht irre, 6°. Ich mache mich wieder nach meinem Todtenfelde (v)vonAbusir auf (d)und bin daselbst den ganzen Tag sehr thätig. Der Tag bleibt kühl (d)und bewölkt (d)und unangenehm windig. Als ich gegen Abend nach Hause wanderte, kam mir am See Frey (d)undErnst entgegen, mit denen ich dann durch das Abusirer Wäldchen, wo Frey (e)eine Taube schoß, zurückging. Am Abend fand ich neue Zeitungen bis Ende Januar vor, die dann eifrig im Bett durchstöbert wurden. -

Sonnabend (d)den 4ten März 1843[.] Es ist heut Morgen nur 4° Wärme. Ich bleibe zu Hause, um den gestern aufgenommenen Plan in (Tusch)Tusche auszuziehen. Es ist den ganzen Tag heftiger Südwind, der wahrscheinlich mit Ursache ist, daß ich ziemlich heftige Zahnschmerzen habe, die (v)von Morgen bis gegen Abend andauern, wo sie sich in Kopfschmerzen auflösen. Um Mittag etwa ½ 3 Uhr kommt zu meinem Erstaunen (Leps)Lepsius mit Abeken (d)undBonomi zurück, die gar nicht bis zum Fayoum gekommen sind[,] (sond)sondern nur bis Medoum, wo sie [161] die interressanten (Pyr)Pyramiden daselbst, (d)und 2 Pyramiden zu Lischt besucht haben. Ich war grade mit (d)der Durchzeichnung einer Zeichnung Frey’s von Mitrahenne beschäftigt. Briefe von London an (Leps)Lepsius (d)un die Weidenbach’s sind angekommen, die den Letzteren viel Freude machen. Am Nachmittag um 4 Uhr gehe ich noch auf (d)das (südl)südliche Todtenfeld, wo ich die Ausgräber mit Franke (d)und die beiden Zeichner im Rhamses Grabe besuche. Mit ihnen kehre ich nach Hause zurück. - Es ist heut (d)der Geburtstag (d)der kleinen Marie.

Sonntag (d)den 5ten März 1843. Der Tag ist außerordentlich schön; vor der Andacht zeichne ich im Zelte eine Ansicht Frey’s aus Mitrahenne fertig (d)und habe bereits eine zweite begonnen, als Mohammet aus Cairo zurückkommt, (d)und mir zu meiner ungemeinen Freude einen dicken Brief der Mutter überbringt, dem einer von Elisabeth beigeschlossen ist; Gott sei Dank, Alles zu Hause ist wohl. - Nach dem 2ten Frühstück mache ich mich mit Frey (d)undErnst auf (d)den Weg nach (e)einem Dorfe oberhalb Mitrahenne, etwa 1 (Ml)Meile (v)von unserm Lagerplatz, um dort einen prächtigen alten Baum mit darunter stehendem Santon zu zeichnen. Es ging uns in (d)der grünen Ebne (d)und in den Palmenwäldern (d)das Herz auf, auch zwischen blühenden Kornfeldern gingen wir hin [und] die Hitze (v)von etwa 25° wurde durch wehende Winde gelindert. Während des Zeichnens erfreute mich wieder (d)der Anblick der vielen Weiber (d)und Mädchen, die Wasser tragend einherkamen. Ein freundlicher Araber, Namens Sidi Achmet setzte sich zu mir, fast (d)die ganze Zeit über (d)und wollte uns nachher absolut noch in (s)seinem Hause bewirthen; allein (d)die Sonne ging schnell unter, wir hatten sehr weit nach Hause (d)und so schieden wir (v)von (d)dem Manne, nachdem er uns noch ein Stückchen begleitete, mit Händedrücken (d)und Bartgruß. - Sehr schnellen Schrittes ward nun [162] nach Hause geeilt, wo wir doch fast erst im Dunkeln eintrafen; herrlicher Sonnenuntergang ward noch in Mitrahenne betrachtet. - Nach (d)dem Essen spielte ich Schach mit Max, dann mit Lepsius noch 2 Parthien. Ich litt auch heut wieder an Zahnschmerzen, die mich am Abend lange am Einschlafen hinderten.

Montag (d)den 6ten März 1843. Der Morgen früh sehr naßkalt, 8°, starke Thauluft; während des Mittags hatte ich im Schatten des Zeltes beinah 26° Hitze (d)und ich gestehe allerdings, daß dieß hier ein Unterschied des Winters gegen Europa ist. Ich mache heut Vormittag mit (Leps)Lepsius zu Esel eine Revue aller bemerkenswerthen Gräber ab, um sie in (m)meine Karte einzutragen; Sturz in eine etwa [5] Fuß hohe Grube vom Esel, der mir noch auf mich fällt; glücklicherweise nehme ich keinen weiteren erheblichen Schaden, als daß ich am Fuß etwas geschunden bin. Bei Frankes Ausgräbern Herunterlassen in (e)einen Brunnen; schlechte Grabkammer. - Nachmittags klebe ich meine Pläne (v)vonAbusir (d)undSaccara zusammen (d)und messe später ein Grab auf, worin grade Bonomi zeichnet. Zahnschmerzen quälen mich heut abermals. - Nach dem Abendessen interressanter leuchtender Streifen am Himmel, die Helligkeit (v)vom Horizont [schon] aufwärts gehend in gerader Richtung; die Sichel des Mondes nicht weit davon. -

Dienstag (d)den 7ten März 1843. Ich bleibe am Vormittag im Zelte (d)und zeichne an Gräberplänen. Der Tag ist wieder außerordentlich warm; am Morgen vor Sonnenaufgang 9° (feuchter (d)und kalter Wind), am Mittag 26° Wärme im Schatten (d)und viel heißer im Zelte selber. Ich frühstücke heut allein, weil Frey (d)undErnst in (e)einem zu entfernten Grabe zeichnen. [163] Nach einem Mittagsschläfchen mache ich die 2 begonnenen Gräberpläne fertig (d)und gehe dann nach (d)dem Pfeilergrab, wo Ernst zeichnet, was ich aufzumessen beginne. Nach Sonnenuntergang zu Hause. Die Zahnschmerzen, die den Tag über mich (zieml)ziemlich verlassen hatten, beginnen wieder (d)und quälen mich recht. - Milde Abendluft mit köstlicher Mondscheinsichel. Der leuchtende Streifen am Himmel zeigt sich heut wieder links (v)vom Monde wie ein mächtiger Kometenschwanz, aber grade. -

Mittwoch (d)den 8ten März 1843. Heut früh war die ganze Gegend dicht in feuchten Nebel gehüllt, der in [] einer Art Staubregen sich niederließ. Erst die höher steigende Sonne durchbrach ihn, (zugl)zugleich aber erhoben sich heftige Windstöße, die den ganzen Tag fortdauerten [und] die Athmosphäre mit Sand füllten. Die Hitze war heut nicht sehr stark. Ich zeichnete am Morgen einen Theil des Pfeilergrabes hinter (d)der letzten Pyramide auf (d)und fing später an[,] einen Brief an die Mutter zu schreiben. (Leps)Lepsius mit Abeken gingen gegen 9 Uhr nach Cairo, von wo sie morgen (od)oder übermorgen zurückkehren wollen. Nach (m)meinem Frühstück wanderte ich zu den Ausgräbern, die einen noch erhaltenen (interress)interressanten Holzsarkophag gefunden haben. Von hier nach (d)dem Pfeilergrabe, wo ich mehrere unterirdische Kammern aufmaß; es wurde erstaunlich viel Sand (v)vom Winde hineingeweht. - Am Abend abermals Briefschreiben; immer noch dann (d)und wann Zahnschmerzen; der leuchtende Himmelsstreifen wiederum. -

Donnerstag (d)den 9ten März 1843. Ich bleibe heut zu Hause (d)und schreibe am Morgen an einem Briefe an die Mutter; dann zeichne ich an den Gräbern weiter. Es ist heut wiederum erstaunlich windig (d)und nicht sehr warm. [164] Gegen 2 Uhr, bis wohin ich Mittagsruhe halte, kommen Frey (d)undErnst aus ihrem Grabe, wo sie unter stetem Sandregen gearbeitet haben. Am Nachmittag mache ich noch einen Gang zu Franke (d)und den Ausgräbern, die fortwährend auf Holzsarkophage stoßen; sie arbeiten schon in erstaunlicher Tiefe. Nach (d)dem Abendessen spiele ich noch mit Frey ein wenig Mühle. - Der Lichtstreifen am Himmel wiederholt sich, nach (m)meiner Meinung auf fortdauernden Wind deutend. Heut Mittag waren etwa 19°, heut früh 9°.

Freitag (d)den 10ten März 1843. Wie vorausgesehen währt (d)der Wind lästiger Weise auch heut fort bei ziemlich kühler Witterung. Lepsius (d)undAbeken kommen auch heut noch nicht aus Cairo wieder. Ich zeichne am Auftragen der Gräber neben Ernst, der heut auch zu Hause bleibt; auch fahre ich etwas in (d)dem Briefe an (d)die Mutter fort. Am Abend tragen die Kinder (d)und Männer, die beim Ausgraben beschäftigt sind, uns etwas vor, was sehr lustig anzusehen ist, besonders die kleinen Mädchen, die eine mit (e)einem Säbel, die andre mit Franke’s Stock. Wieder der Lichtstreifen am mondhellen Himmel. -

Sonnabend (d)den 11ten März 1843. (Leps)Lepsius (d)undAbeken kommen auch heut noch nicht; ich fahre heut Morgen (m)mit dem Brief an die Meinigen fort, (d)und bringe ihn beinah zum Schluß. Vor- (d)und Nachmittag messe ich in dem schwarzen Psammetichgrabe, Vor- (d)und Nachmittag wandere ich zu den Ausgräbern hinaus, die eine Menge Sarkophage in dem Brunnen vor (d)der3ten (Pyr)Pyramide auffinden; der Wind ist wie gestern heftig, kalt (d)und unangenehm. Morgens nur 6°, am Mittage noch nicht 20°, gegen Sonnenuntergang oft nur 13-14°. Abermals, (d)und womöglich vergrößert[,] zeigt sich am westlichen Himmel aufwärts der lange Lichtstreif, (d)und der [165] Wind wird leider auch wohl morgen fortdauern. - Am Abend bin ich sehr müde, horche aber bis 10 Uhr der Erzählung (v)vonFrey’s Liebesabentheuern. -

Sonntag (d)den 12ten März 1843. Der Morgen ist wieder kalt, 7°, der Tag etwa 21°[,] sehr windig. Da (Leps)Lepsius (d)unAbeken noch nicht zurück sind, lesen wir zur Morgenandacht einige Kapitel in (d)der Bibel weiter, (d)und kommen mit dem Johannes-Evangelium zu Ende. Vorher noch mache ich einen (kl)kleinen Spaziergang zu dem Brunnen, den Franke ausgraben läßt. - Nach unsrem Dejeuner mache ich mit Frey (d)undMax einen Ausflug nach (d)dem Thale[,] um zu zeichnen. Die Luft ging hier weniger stark (d)und das Wetter war recht angenehm; in dem Dorfe (nördl)nördlich (v)vonMitrahenne ward heute eine Ansicht aufgenommen, sowie noch am großen Damm. Mit Sonnenuntergang wieder heim. Nach dem Abendessen etwa gegen 9 Uhr kommt Lepsius mit Abeken aus Cairo zurück [und] ich erfahre, daß der mächtige Lichtstreifen, den wir die letzten Tage bewunderten, ein Komet ist. Heute war er nicht zu beobachten, da die Athmosphäre neblich (d)und (d)der Mond mit einem großen Hof versehen ist. -

Montag (d)den 13ten März. Es ist heut früh 7° Wärme, eigentlich empfindlich kalt; dabei wird es den Tag über bei bewölktem Himmel 25° Hitze ohne Wind, sehr drückend; die Luft ist keineswegs rein, (d)und ich habe arge Kopfschmerzen (d)und Benommenheit, sei’s (v)von (d)der Luft (od)oder einer Erkältung (v)von (d)der Nacht her, (wahrsch)wahrscheinlich das letztere, weil auch ein schlimmer Hals im Anzuge ist. Das merkwürdigste Ereignis des Tages war der Heuschreckenregen, der vom Vormittag 10 (od)oder 11 Uhr bis gegen Abend fortdauerte; es war (e)ein höchst wunderbarer Anblick; Schwärme dieser Thiere, die recht hübsch grün (d)und gelb gezeichnet sind, kommen mit (d)dem Südwinde von der Wüste her in das Thal herab, vollkommen (d)den[166] fliegenden Schneeflocken vergleichbar, bisweilen nachlassend, bisweilen wieder dichter werdend. So oft sie sich müde niederlassen, begatten sie sich zu Tausenden, (d)und der Erdboden ist davon bedeckt. Weiter hinauf essen die Berber diese Thiere, roh (od)oder am Feuer geröstet; jetzt kann ich mir denken, wie dieß eine Plage des alten Egyptens gewesen sein kann. - Auch heut ist der Himmel bewölkt (d)und (d)der Komet nicht zu sehen. Die Abendluft ist sehr lau. Ich zeichne (d)den ganzen Tag im Zelte an dem Psammetichgrabe, womit ich heut fertig werde. Nach (d)dem Essen 2 Parthien Schach mit Abeken, die ich beide gewinne. -

Dienstag (d)den 14ten März 1843. Ich habe heut im Zelte noch an meinen Gräberblättern sowie an dem Plan (v)von (d)den Richtungslinien der Pyramiden (v)vonMemphis aus zu zeichnen (d)und reite gegen ½ 11 Uhr nach einem zwischen Saccara (d)undAbusir neu aufgefundenen Grabe, was interressante Malerei hat, welche auf einem Thonüberzug aufgetragen ist, (d)und deren Farben noch sehr gut erhalten sind. - Diesen Weg mache ich, nachdem ich mit (Leps)Lepsius (d)undAbeken gefrühstückt habe, noch einmal mit diesen zusammen (d)und reiten wir durch (d)die Ebne zurück, um die unsägliche Masse der Heuschrecken zu bewundern, welche hier den Boden wie mit grüngelber Masse überziehen, immer zu zweien sich begattend; diese Masse ist unglaublich (d)und selbst die harten Palmblätter werden (v)von ihnen angefressen, besonders aber die jungen hervorkommenden Gurken (d)und (d)das Getreide. Das Männchen ist gelbgrün (d)und schwarz gefleckt, das Weibchen mit grünem Körper. Wir ritten durch die dichtesten Massen, (d)und zu Tausenden sprangen die [167] Doppelthierchen um uns her. Dann wieder kamen sie vollkommen wie Schneegestöber mit (d)dem Winde aus (d)der Wüste her über (d)das Land gefahren; das ist in der That eine Plage für (d)die armen Fellahs. Auf unsrem Rückwege fanden wir bei Besichtigung (v)von alten Steinen in (d)der Ebne eine schöne Schlange, die mit einiger Mühe in Abeken’s Täschchen zu Hause gebracht (d)und dort in Spiritus ersäuft wurde. Der Abend kommt herbei ohne etwas Bedeutendes weiter vorzunehmen. Nach (d)dem Essen wieder 2 Parthien Schach mit Abeken; eine verloren, eine gewonnen. Das Wetter ist heut windig, warm (d)und kalt wechselnd (d)und nicht gesund.

Mittwoch (d)den 15ten März 1843. Ernst hat seit heute einen starken Anfall (v)von Disenterie; er hat 3mal Blutabgang gehabt, eine ernste Sache. Ich gehe heut mit meinen Instrumenten nach (d)dem (südl)südlichen (PyrFelde)PyramidenFelde von Saccara (d)und beginne dort den Plan fortzusetzen. Gegen Mittag aber wird es so windig, daß ich nicht gut weiter arbeiten kann, auch treibt mich der Hunger nach Hause; den übrigen Tag beschäftigt mich die Pflege (v)vonErnst[,] die ich (zus)zusammen mit Bonomi übernehme; wir geben ihm ein Brechmittel, was seine Wirkung thut, nachher aber ein Lavement von Reiswasser, wonach er freilich noch 2 mal Blutdiarrhoe hat, doch lassen die Laibschmerzen nach (d)und vielleicht giebt es sich diese Nacht, so Gott will. Auch Lepsius klagt über (e)ein Geschwür am Oberbein, wozu ich ihm heiße Umschläge (v)von Brodteig rathe; auch er kommt nicht zum Abendtisch. Das Wetter war im Ganzen heut leidlich; der Komet war am Abend trotz des hellen Mondscheins, sichtbar, obwohl [168] nur sehr schwach am südlichen Himmel. Ich finde heut interressanterweise Königsnamen (v)vonSnefru (d)undAssessa in (d)der einen Pyramide (v)vonSaccara verbaut; (Leps)Lepsius entdeckt sogar noch eine Grabkammer dort.- Franke findet an seinem Brunnen, wo fort (d)und fort gegraben wird, neue Sarkophage (v)von Holz, Schiffe pp. -

Donnerstag (d)den 16ten März 1843. Der arme Ernst leidet immer noch an seiner Disenterie (d)und hat noch fortwährend Blutabgang; ich gebe ihm noch ein Klistier am Morgen; Lepsius Geschwür vergrößert sich (d)und verursacht ihm viel Schmerzen; die Umschläge (v)von Brodteig dauern fort. Ich beginne heut mit Abeken die Sonnenhöhe für die Meridianbestimmung zu nehmen; indessen stört uns darin ein Besuch (v)von 2 Italienern (d)und 1 Franzosen, der zu Abeken kommt. - Ich mache mich fort, um zu dem neuen Grabe zu kommen, wo ich Max, Bonomi (d)undWild finde; selbiges wird (v)von mir aufgemessen; dann kehre ich über den Ort, wo Franke ausgraben läßt[,] zurück (d)und messe auch diese Lokalität aus. Während ich hier beschäftigt bin, kommt unser Consul Wagner mit (d)dem (franz)französischen Consul aus Cairo. Ich kehre dann bald zurück; mache mit Wagner noch (e)einen Besuch (b)beiFrey im Psammetichgrabe, zeichne noch (e)ein wenig an meiner Karte (d)und mache noch Weinumschläge an Ernst. Das Wetter ist heut gut, nicht allzu heiß. Mir ist es so, als sollte ich (e)einen Schnupfen bekommen; ich habe etwas Kopfschmerz, (obgl)obgleich (d)das Essen mir noch schmeckt. Die Heuschreckenplage dauert [169] noch fort; die armen Bauern vertreiben sie von ihren Feldern Tag (d)und Nacht mit angezündeten Feuern (d)und andern Mitteln. Der Prinz Albrecht kommt wahrscheinlich in 8 - 10 Tagen (d)und wird uns wohl noch hier finden; er ist jetzt per Dampf nach Assuan hinauf. -

Freitag (d)den 17ten März 1843. Heut früh geht es mit Ernst Gott sei Dank, etwas besser; er hat die Nacht sehr gut geschlafen. Ich mache mich deshalb, (d)und weil das Wetter gut ist, zur Fortsetzung meines Planes nach dem (südl)südlichen Pyramidenfelde auf. Die Sonne brennt sehr, (zugl)zugleich ist es aber ziemlich windig; ich halte ein Mittagsschläfchen oben auf der abgetragenen (Pyr)Pyramide, deren Todtenfeld ich heut aufnehme. Bei meiner Rückkunft etwa um 4 Uhr finde ich Ernst’s Zustand noch leidlich, indessen gegen Abend stellt sich wiederum Diarrhöe ein. Wir machen ihm einen heißen Umschlag mit aufgegossenen Terpenthinöltropfen, geben ihm wieder Ipecacuana zum Schwitzen in (d)den Thee. Die Luft war heut sehr schwül (d)und gegen Abend [zog][] ein Gewitter über uns fort, ohne uns jedoch mehr als einige Tropfen zu schicken. Gegen 11 Uhr Abends aber kam es heftig herauf, Blitz auf Blitz, Donner auf Donner, heftiger Wind (d)und ebenso heftiger Regen begann (d)und währte wohl 1 Stunde hindurch fort; an Schlaf von meiner Seite war dabei nicht zu denken, zumal da ich auch mich nicht einmal ganz wohl fühlte; der heftigste Wind war im Gefolge des Regens, (d)und hielt die ganze Nacht hindurch an. Eh indessen die Gewitterwolken recht heraufkamen, glückte es [170] mir, vor dem Aufgange des Mondes, den Kometen recht schön zu sehen, wenigstens seinen Schwanz; der Kern, um den es mir hauptsächlich zu thun ist, war in Wolken verhüllt. Abeken (d)und ich beobachteten mit Fernrohr, durch welches jedoch mit Mühe der Lichtschimmer des Schweifes wahrgenommen werden konnte. - Mit Lepsius Geschwür geht es seinen natürlichen Gang fort; es ist heut ziemlich in (d)der Blüthe. Vor dem Abendessen langes (wissensch)wissenschaftliches Gespräch mit (Leps)Lepsius im Zelte; nachher besehe ich mir Perring’s Buch über die Pyramiden. - Die Hitze habe ich heut nicht beobachten können.

Sonnabend (d)den 18ten März 1843. Ernst hat in (d)der Nacht wieder herausmüssen (d)und fühlt sich nicht grade wohler; auch ist die Diarrhoe immer noch etwas mit Blut vermischt; wir rathen daher[,] nach Cairo zu Dr. Pruner zu schicken; ich setze am Morgen deshalb einen Brief mit (d)der Krankengeschichte auf; überhaupt bleibe ich heut zu Hause, da es sehr windig (d)und kalt ist; mein gestern aufgenommener Plan wird ausgezogen[,] das Grab bei Abusir aufgezeichnet. - Im Verlauf des Tages scheint es mit Ernst besser zu gehen, der Durchfall nachzulassen. - Gegen Abend gehe ich auf (d)das Plateau zu (d)der Stelle, wo ausgegraben wird, um dort noch einige Maaße zu nehmen. Es ist sehr kühl, nur 13°. Nach dem Essen zeigt sich der Komet vor dem Mondaufgang in trefflicher Klarheit, nebenbei (zugl)zugleich ein Zodiakallicht; Abeken (d)und ich beobachten den ersteren mit Gucker (d)und Fernrohr; der Kern ist deutlich sichtbar; die ganze [Licht] außerordentlich imposant. - Der Zustand (v)vonErnst[171] ist heut Abend leidlich; etwas Reis (d)und Suppe hat ihm vortrefflich geschmeckt. -

Sonntag (d)den 19ten März 1843. Das Wetter ist heut wie gestern windig (d)und kalt. Ernst ist noch nicht hergestellt, er muß heut früh noch 2 mal zu Stuhle, dann aber den ganzen Tag nicht mehr. Blutigel, die Pruner geschickt hat, lassen wir noch bei Seite (d)und wollen nach (Leps)Lepsius Rath erst morgen abwarten. Vor der Morgenandacht schreibe ich an meinem Briefe nach Hause weiter (d)und nach (d)dem Frühstück mache ich mit Frey einen Spatziergang in (d)das Thal neben (d)der Brücke vorbei in den Wald nach dem Dorfe El Agasir, wo wir nicht weit davon ein Wasserreservoir mit Palmen zeichnen. Im Dorf selbst finden wir in (e)einem Hofe Bonomi’s Kameel, (d)und er so wie Wild sind auch nicht weit davon. Wir amüsiren uns mit den neugierigen Weibern (d)und Mädchen, welche uns in Menge umstehen (d)und von weitem folgen (2 sehr hübsche Mädchen sind dabei) (d)und dann kehre ich mit Frey voraus nach Hause zurück. An (d)der Brücke finden wir Franke, der angelt; es ist aber zu kalt[,] um lange stehen zu bleiben, (d)und so, rasch ausschreitend[,] gelangen wir mit untergehender Sonne bei (d)den Zelten an, mit Ernst geht es in so fern leidlich, als der Stuhlgang sich nicht wiederholt hat. Mit des Professors Geschwür geht es (s)seinen Gang fort, eigentlich zur Besserung hin, da (d)der Haupteiterstock heraus ist; doch kann er noch nicht aus (d)dem Zelte gehen. -

Montag (d)den 20ten März 1843. Mit (d)der Gesundheit von Ernst geht es recht gut; alle Symptome der Krankheit sind fort (d)und er befindet sich recht gut ohne (d)die Anwendung von Pruner’s Blutigel. - Ich mache mich heut nach dem (südl)südlichen (Pyrfelde)Pyramidenfelde (v)vonSakkara auf, (d)und fahre an meinem Plane fort zu arbeiten; das Wetter ist schön, obwohl [172] besonders am Nachmittag, sehr windig. Ich bin sehr fleißig (d)und kehre erst um 5 Uhr etwa von meiner höchst einsamen Wüstenwanderung heim. Ich bin heut Abend viel (b)bei (Leps)Lepsius, mit dessen Fuß es auch um Vieles besser geht. Wir sprechen über (sämtl)sämtliche neu aufgefundenen Pyramiden, (d)und nach Tisch liest er mir, Max (d)undFrey dasjenige vor, was er über die Gräber in Ghize (d)und hier in Betreff der Bauart, (d)und der Dynastieen, worein dieselben gehören[,] aufgeschrieben hat. Der Komet glänzt wieder am Himmel (d)und eine unzählbare Menge (v)von Sternen in trefflichster Reinheit. - Heut früh nur 5°, am Mittag schätzte ich es nur 20 - 21°. Die Heuschrecken scheinen seit dem letzten Gewitterregen, (d)und den darauf folgenden kalten Tagen sehr abgenommen zu haben. - Franke läßt heut in Mitrahenne 4 Araber durchprügeln, weil gestern aus dem Dorfe Einer die Flinte auf Max angelegt hatte. Der wahre Sünder ging leer aus, weil er nicht da war. -

Dienstag (d)den 21ten März 1843. Ich bleibe heut den ganzen Tag zu Hause; am Morgen beendige ich meinen Brief an (d)die Mutter (d)und geht derselbe heut nach Cairo ab. Dann wird etwas gearbeitet an meinem Plane; dann mache ich Abeken’s Theodoliten zurecht, wo das [Diopternkreuz] gerissen war (d)und frühstücke mit ihm (d)und (Leps)Lepsius zusammen; nach (d)dem Frühstück liest Abeken aus Göthes Gedichten vor, was mir (e)ein eigner Klang in (d)der Wüste ist. Am (Nachm)Nachmittag bin ich (zieml)ziemlich faul; gegen Abend aber sehr fleißig, so daß ich mit (d)dem Ausziehen meines Plans nachkomme. - Nach (d)dem Essen 2 (Parth)Parthien Schach mit Abeken, dann lese ich noch im Zelte mit Frey (d)undErnst, der wieder ganz hergestellt ist, Göthes (Röm)Römische Elegieen, die uns viel Genuß gewähren. - Heut Morgen 6°[,] am Mittag 25°; Nächte (d)und Morgende sind sehr kühl; auch (b)bei Tage viel Wind draußten. [173]

(Mittw)Mittwoch (d)den 22ten März 1843. Unser verlängertes Hierbleiben trägt noch manche Früchte. Gestern hat sich ein ganz neuer (d)und mehrere andre schon bekannte ()Steine in einer Reihenfolge nebeneinander im Dorfe Abusir vermauert vorgefunden, (d)und diese Steine sind heut ausgebrochen (d)und hergeschafft worden. Ich war (d)den ganzen Tag fast auf dem (südl)südlichen Todtenfelde (v)vonSakkara, meinen Plan weiterarbeitend; es ist doch sehr öde in (d)der Wüste; fast den ganzen Tag habe ich kein lebendes (menschl)menschliches Wesen gesehen; nichts als Sonne, Wind, Kiesel, Schutthügel (d)und Pyramiden. Nach 5 Uhr kehrte ich zu Esel, den ich mir um diese Zeit hinbestellt hatte[,] heim (d)und wir waren heut bei Tafel einmal wieder Alle beisammen, was seit (Leps)Lepsius (d)und[Ernsts] Unwohlsein unterbrochen war. - Abends wieder Lesen (v)vonGöthe’s Gedichten in unserm Zelte. -

Donnerstag (d)den 23ten März 1843. Gegen 9 Uhr, wo es jetzt immer erst warm wird, gehe ich, um die zwischen (d)dem (nördl)nördlichen (d)und (südl)südlichen Plateau (v)vonSaccara liegenden Berge (d)und[Wüstengänge] aufzunehmen; nach eifrigem Umherlaufen gelingt es mir[,] damit bis ½ 1 Uhr fertig zu werden, von welcher Zeit ab ich im Zelt arbeite, wo ich das Aufgenommene mit [Tusche] überziehe. Gegen Abend gehe ich noch zu Franke’s Ausgrabung, wo in (d)der einen Brunnenkammer ein Sarg geöffnet wird[,] davon wir (d)die Mumie uneröffnet in Prozession zu unsren Zelten schaffen. Am Abend spiele ich Schach mit Bonomi (d)undErnst, die ich beide besiege. Der Nordwind bringt fortdauernd viel Kälte. Früh vor Sonnenaufgang nur 5 - 6°, (d)und Mittag’s 21 - 22° auch bis 25°; aber gegen 9 Uhr früh beginnt (d)der Wind (d)und bläst kalt (d)und unangenehm. - Der Komet ist fortdauernd zu sehen; die Heuschreckenplage hat aufgehört [.][174]

Freitag (d)den 24ten März 1843. Bis ½ 9 Uhr bleibe ich wieder im Zelt, wo nach (d)dem Caffee immer erst (e)ein Pfeifchen geraucht wird, was trefflich schmeckt. Dann präparire ich mich zu einer Wanderung nach (d)dem entfernten Pharao’s Sitz. Auf (d)dem Wege treffe ich mit (Leps)Lepsius zusammen, dem ich einen Platz angewiesen hatte, wo (e)ein Stein mit (d)dem Königsnamen der 12ten Dynastie lag. Wir ordnen an dieser Stelle noch eine weitere Nachgrabung an (d)und bestiegen dann zusammen die Pyramiden des (südl)südlichenSakkaraer Feldes. So kommen wir bis zum Pharao’s Sitz, wo ich dann gegen Mittag erst meine Arbeit der Aufnahme des Feldes fortsetzen kann. Um dieselbe zu beendigen, laufe ich mich bei fortwährendem unangenehmen Winde matt (d)und müde (d)und kehre (endl)endlich nothdürftig fertig, nach Hause zurück, wo ich hungrig (d)und enorm ermüdet mit sinkender Sonne ankomme. Ich finde zu (m)meiner Freude neue Portugamen vor; für 1 Piaster 17 Stück (v)von (treffl)trefflichem Geschmack. - Am Abend lege ich mich bald zu Bett (d)und schlafe recht gut. Vorher lese ich mit (d)den Andern wie gestern noch Gedichte (v)vonGöthe.

Sonnabend (d)den 25ten März 1843. Heut Morgen wieder nur 5° Wärme. Die Sonne geht alle Morgen prächtig auf, herrlich golden; dabei ist (d)die Luft des Morgens ruhig. - Ich arbeite heut im Zelte an meiner Karte; um ½ 11 Uhr fordert mich (Leps)Lepsius zu einer Expedition nach Sauat el Arrian auf; wir frühstücken erst zusammen (d)und machen uns dann zuerst zu Franke’s Ausgräbern auf, wohin uns Bonomi zu Kameele nachkommt. Es ist hier wieder (e)ein Stein mit einem neuen Königsnamen Teta in einer Mauer verwendet[,] zum Vorschein gekommen. Von hier geht es dann über (d)das Plateau zu (d)denAbusirer Pyramiden. Wir geben, da es zu spät ist, Sauat el Arrian auf (d)und beschließen[,] bloß ein (gründl)gründliches Besehen der [175] (sämtl)sämtlichen (Pyr)Pyramiden bis Riga, was dann auch bewerkstelligt wird. Wir klettern auf alle zusammen (d)und finden heraus, daß (d)die (Pyr)Pyramide (v)vonRiga (wahrsch)wahrscheinlich äußerlich (e)eineZiegelpyramide war mit einem massiv gebauten Kern. Auf (d)dem Rückwege fangen wir eine (kl)kleine Schlange, die (Leps)Lepsius in (s)seiner Tasche mitnimmt; (zieml)ziemlich spät kommen wir (b)bei (d)den Zelten an; auch Frey hat heut (d)das Männchen einer gehörnten Schlange gefangen. - Franke ist seit heut nicht recht wohl. Das Wetter war heut köstlich; freilich nur etwa 21° am Mittag, aber (d)die Luft (v)von einer wunderbaren Reinheit; die Berge gegenüber scheinen nur einen Büchsenschuß entfernt. -

Sonntag (d)den 26ten März 1843. Der Morgen ist wieder sehr schön[,] beinah 10° Wärme. Der heutige Tag wird überhaupt sehr heiß; wir haben um Mittag 27 ½° Hitze, im Zelte 30° (d)und (aben)abends im Zelte 35°. - Ich bleibe vor dem Frühstück zu Hause (d)und sehe Frey zu, wie er eine Gruppe (v)von Todtenköpfen vor Wild’s Zelte malt. Abeken übersetzt uns dabei Auszüge aus Vöken’s [...] Amerika, die im Athenaeum stehen. Nach 2 Uhr mache ich mich mit Frey, Ernst (d)undMax nach (d)der Ebne hinunter; es ist sehr heiß, wir gehen nur bis (zu)zum Ende des Dammes; ich schieße 2 wilde Enten, kann aber eine, die ins Getreide fällt, absolut nicht finden. Nachher sitze ich mit Ernst noch ein Stündchen am Wasser im Palmenwalde innert der Barke (d)und erfreue mich des schönen Anblicks; dann nach Hause. Wir empfangen heut neue Zeitungen (d)und ich lese darin Briefe der Unsrigen über unsre Reise, waren von (Leps)Lepsius (d)undAbeken. Ich habe heut Abend, da ich mich zum Schlafen niederlegen will, sehr starke Zahnschmerzen, (d)und die mich samt einer Menge (v)von Flöhen viele Stunden lang vom Schlaf abhalten. - [176]

Montag (d)den 27ten März 1843. Heute früh ist es 14° Wärme; ich bleibe zu Hause. Es dauert nicht lange, so fängt ein heißer Südwind an zu wehen, der mit enormen Staube vermischt ist; ich fürchte, es ist (d)der Hamsin (d)und wir werden ihn 6 Wochen lang haben, die Sonne ging in trüber Athmosphäre auf, so daß ich gleich nichts Gutes vermuthete. Und nun vermehrte sich (d)die Dicke (d)der Luft (v)von Stunde zu Stunde; es wurde heißer (d)und heißer; wir hatten 32° außer (d)dem Zelte im Schatten (d)und 30-31° im Zelte. Noch bei Sonnenuntergang 27° (d)und jetzt um 9 Uhr Abends 22 ½° Wärme. Am Nachmittag drehte sich (d)der Wind nach Westen (d)und als ich auf (d)das Plateau ging, war es ein interressanter (d)und wunderbarer Anblick, Wüste wie Thal anzuschauen; nichts als eine Nebelsandmasse; die Sonne war nicht zu sehen; an manchen Stellen war (d)die Luft gelblich; der Wind heiß, das Athmen ward einem schwerer, der Sand (d)und Staub fiel auf (d)die Brust; die Palmenwälder, das (Mokattamgeb)Mokattamgebirge waren nicht zu sehen. Ich arbeitete heut an meinem Plan, (d)und will, so gut es bei dem Wetter gehen mag, den des Pyramidenfeldes von Sauat el Arrian aufnehmen, dann aber zu dem von Daschur übergehen, um damit meine hiesigen Arbeiten zu schließen.- Franke, der schon gestern unwohl war, ist es noch heute, man weiß nicht recht, was es sein mag. -

Dienstag (d)den 28ten März 1843. Ich führe heut meine Parthie nach Sauat el Arrian aus; etwa um 7 Uhr reite ich mit dem (kl)kleinenHassan aus; das Feld ist nahe bei Ghize (d)und ich brauche mehr als 1½ Stunden [177] um hinzugelangen, weil ich auf (d)dem Wege noch bei einem großen bisher unbemerkten Todtenfeld vorbeikomme, was ich ein wenig besehe. - Den ganzen Tag bis zum Sonnenuntergang bin ich mit (d)der Aufnahme des Todtenfeldes (v)vonSauat el Arrian beschäftigt, ohne doch vollständig fertig werden zu können. Es wird sehr windig, ja, stürmisch bisweilen, doch ist (d)die Athmosphäre gegen gestern klar zu nennen, die Hitze auch keineswegs übertrieben. Im Dunkeln komme ich nach Hause (d)und finde die Andern beim Nachtisch (d)und Wein, den Abeken spendiert, weil Wild morgen früh nach Cairo gehen will, um dort, während wir im Fayoum sind, zu bleiben. - Vor dem Schlafengehen muß ich noch Creoset gegen meinen Zahn gebrauchen.

Mittwoch (d)den 29ten März 1843. Ich bleibe heut zu Hause (d)und arbeite meinen gestern aufgenommenen Plan aus. Das Wetter ist heut schön aber, besonders im Zelte[,] sehr heiß; wir haben hier 29°, draußten nur 24-25°; am Morgen etwa 10°; die Luft ist sehr still. - Heut Abend spiele ich mit Bonomi eine sehr lustige Parthie Schach. - Franke ist heut wieder wohl; (Leps)Lepsius aber leidet an einem neuen Geschwür, wenn auch kleiner als das erste. - In der heutigen Nacht haben wir nach 10 Uhr zuerst ein heftiges Gewitter mit starkem Blitz (d)und Donner, ohne daß wir jedoch Regen abbekommen; die Flöhe stechen gewaltig; meine Zahnschmerzen munkeln heftig, doch brauche ich kein Creoset zu nehmen.

Donnerstag (d)den 30ten März 1843. Schon in der Nacht fing heftiger Wind an zu wehen, (d)und am Morgen war (d)die Luft vom Hamzin undurchsichtig. Die Sonne war nicht zu sehen, kein Thau gefallen, das Athmen [178] wird Einem schwerer. Ich bleibe auch heut noch zu Haus, um meinen Plan auszuziehen, womit ich am Nachmittage zeitig fertig werde; der Tag hellt sich nicht auf, nach (d)dem Abendessen 2 (Parth)Parthien Schach mit Abeken. Beim zu Bett gehen wieder solche Zahnschmerzen, daß Creoset helfen muß. -

Freitag (d)den 31ten März 1843. Das Wetter ist heut zwar ziemlich klar, aber den ganzen Tag weht heftiger Hamzin, so daß (m)man sich vor Staub kaum zu retten weiß; die Zeichnung wird fortwährend wie mit Puder überschüttet, (desgl)desgleichen alle Sachen im Zelte. Ich muß auch heut zu Hause bleiben, weil ich keine Schuhe zum Ausgehen habe; Mohammet wird deshalb heut nach Cairo geschickt, bringt mir aber am Abend nur ein Paar meiner alten Zerrissenen zurück. Ich zeichne das Abusirer Grab (d)und den Ort, wo die Mauer mit den Bäumen ist, auf. Wir haben heut nur 20° Wärme. Am Abend eine Parthie Schach mit Lepsius. - Im Zelte wieder Zahnschmerzen mit Creoset vertrieben. -

Sonnabend (d)den 1ten Aprill 1843. Ich mache heut mit Bonomi, (Leps)Lepsius (d)undAbeken eine Exkursion nach Daschur; wir besehen das sehr bedeutende Pyramidenfeld vom Pharao’ssitze an bis zur letzten Ziegelgruppe (v)vonDaschur; es sind eine Menge Gräber (d)und Todtenfelder, auch 3 - 4 Pyramiden mehr, als bisher auf Karten (d)und Büchern angegeben sind. Komisches Sitzenbleiben (v)vonAbeken auf (d)der hintersten (Ziegelpyr)Ziegelpyramide. - Besuch des Scheik in Sauiat el Daschur, um wegen (Leute)Leuten zum Ausgraben Rücksprache zu nehmen; alter kranker Kerl mit triefenden Augen; er setzt uns Setzeier in Butter, Saure Milch (d)und Käse [179] vor, was dann mit (d)den Fingern genossen wird, nachher türkischer Kaffee. Der Besuch hält uns lange auf, ohne daß wir etwas erreichen; nach (d)dem größeren Daschur zu reiten, ist uns zu weit; wir begeben uns nach dem Plateau zurück (d)und setzen unsre Untersuchung weiter fort; noch bei guter Zeit kommen wir bei den Zelten an; - ich mit völlig zerlaufenen Schuhen. Beim Essen haben wir heut einen trefflichen, ungeheuren Fisch, der für 3 ½ Piaster angekauft ist, wohl an 6 ()Pfund schwer; Franke hat ihn uns recht schmackhaft zubereitet. Nach (d)dem Essen spiele ich (e)eine Parthie Schach mit Frey, dem ich (d)das Spiel lehre. Ich kann mich wieder nicht zu Bett legen, ohne meine Zahnschmerzen mit Creoset zu vertreiben. - Der Tag ist außerordentlich windig (d)und kalt, wir haben nur 20° bei unsren Zelten, auf (d)dem Plateau im Winde gewiß noch weniger. -

Sonntag den 2ten April 1843. Vor dem Gottesdienst bleibe ich in meinem Zelte, schreibe Tagebuch (d)und helfe Bonomi im Deutschlesen. Nach (d)dem Dejeuner schlafen wir Alle ein Stündchen (d)und dann mache ich mit Frey, Max (d)undErnst (e)einen Spatziergang nach Saccara ins Dorf. Während Frey auf (d)dem Berge dabei zeichnet, gehe ich mit (d)den Andern im Dorfe umher, nach beschriebnen Steinen suchend. Doch finden wir nichts Erhebliches. Nachher lagere ich mich im Palmenwäldchen[,] hole dann Frey (v)von (S)Seinem Berge ab, (d)und gehe mit ihm dann voraus nach Hause. Es ist heut wieder erstaunlich windig (d)und kühl wie gestern, nur 20°. (Leps)Lepsius hat sich gestern etwas erkältet (d)und hat starke Kopfschmerzen, wie es scheint, auch etwas Fieber; auch Frey leidet heut an Kopfschmerzen. - Morgen will ich meinen Plan (v)von (d)den (Pyr)Pyramiden (v)vonDaschur anfangen. [180]

Montag (d)den 3ten April 1843. Ich mache mich heut gleich nach dem Frühstück mit meinen Instrumenten (a)auf dem Kameele (v)vonBonomi nach (d)dem (PyrFeld)PyramidenFeld von Daschur auf; den Eseljungen Hassan (d)und einen Wächter nehme ich mit. Das Wetter ist zwar windig, doch nicht so wie gestern, ich kann wenigstens leidlich mit (d)den Instrumenten operiren; am Nachmittag wird dieß viel schwerer (d)und ist es besonders fatal, daß die Sonne weggeht, (d)und der ganze Himmel sich bewölkt, wodurch die Hügel keine Schatten werfen. Bei (d)der letzten (Ziegelpyram)Ziegelpyramide zeichne ich (d)das Terrain im Brouillon (d)und schreite einige Dimensionen ab; dann mache ich mich nach Hause auf; wir gehen weit in (d)das Thal einen recht anmuthigen Weg hinter (d)dem Dorfe Saccara herum; es ist erstaunlich windig (d)und kalt (d)und ich bereue sehr, keinen Mantel zu haben, doch eine flanellne Leibbinde, die ich heut zum erstenmal umhabe, thut mir (d)die besten Dienste. Ich finde die Andern schon beim Essen. - Am Abend bin ich sehr müde (d)und gehe bald zu Bette; statt des Thees trinke ich seit gestern Abend nur Milch, was mir in Betreff meiner Zahnschmerzen besser zu bekommen scheint.

Dienstag (d)den 4ten April 1843. Es ist heut ein turbulenter Morgen; gestern hatte (Leps)Lepsius (d)den ganzen Tag Mühe (d)und Noth[,] um Kameele für (d)den Transport von Steinen nach Cairo zu bekommen; diese kommen nun heut (d)undFranke bricht mit ihnen auf. Zu (gl)gleicher Zeit kommt ein Brief (v)von Consul Wagner, der anzeigt, daß (d)der Prinz Albrecht in Cairo sei, (d)und obwohl (Leps)Lepsius heut sehr unwohl ist, muß er sich entschließen, hineinzumachen; er for [181] dert Abeken (d)undBonomi auf, ihn zu begleiten; ich habe die Absicht, wieder nach Daschur zu gehen, um (m)meinen Plan zu fördern. Indessen hält ()es (Leps)Lepsius doch für besser, auch Einen von (d)der Expedition selbst vorzustellen, (d)und fordert mich auf, mich zurecht zu machen. Dieß geschieht, (d)und wir warten nun auf Esel aus (d)dem Dorfe, um nach Bedraschin zu reiten, wo wir uns einschiffen wollen. Etwa um ½ 12 Uhr kommen wir erst fort, Bonomi auf (s)seinem Kameel. Schon in Mitrahenne verlieren wir Letzteren, der nicht so schnell mit kann. (Leps)Lepsius wird das Reiten sehr sauer; er hat Schmerzen in allen Gliedern. Am Nilufer hinter Bedraschin finden wir Franke mit (d)der Barke, worauf unsre Steine transportiert werden, aber keine passende Barke für uns; es bleibt uns daher nichts übrig, als weiter abwärts zu reiten; dicht am Nilufer über holprichten Boden geht es entlang; (endl)endlich gewinnen wir die Deiche (d)und haben auf diesen durch Palmenwaldung einen sehr angenehmen Weg. Einmal ruhen wir ½ Stunde, um (Leps)Lepsius einige Erholung zu gönnen, Thura gegenüber finden wir (endl)endlich eine Barke; die Esel werden nach Ghize zur Überfahrt geschickt (d)und wir schiffen uns ein. Die Ufer sind flach mit Feldern begränzt; das Thuragebirge trefflich klar; dann (d)und wann Landhäuser am Ufer; Gärten, aus denen uns köstlicher Orangengeruch entgegenströmt; endlich nähern wir uns der Insel Rhoda; (d)und dem wimmelnden AltCairo. Auf dem Schiffe warten wir bis unsre Esel angelangt sind; dann machen wir mit sinkender Sonne fort; ein kurzer Regen überrascht uns noch in AltCairo. Im Dunkeln rücken wir in (d)der Hauptstadt ein; es ist reges Treiben darin; eine Menge Buden mit Zuckerwerk (d)und andern Sachen glänzen uns hell erleuchtet entgegen; das Gewühl wird immer dichter; auf dem Platz Esbeqieh sind ungeheure Zelte aufgeschlagen, Kaffee trinkende Gruppen sitzen darin. So gelangen wir zu (H)HerrnLieder; ich zuerst, dann Abeken (d)und (Leps)Lepsius, die bei (d)dem Consul [182]Wagner, da er nicht zu Hause war, keine Aufnahme finden konnten, die er ihnen angeboten. Auch in (d)dem Hause, wo Wild wohnt, war für uns kein Zimmer mehr (d)und so nahmen wir im (engl)englischen Hotel 2 Zimmer, wo sich inmittelst auch Bonomi mit (s)seinem Cameel eingefunden hatte. (Leps)Lepsius (d)und ich tranken noch Thee (b)beiLieder, während Abeken zum Gasthof voraus ging. Ich logirte mich mit Bonomi zusammen. (Leps)Lepsius machte ich Einreibungen im Hals (d)und Schultern; auch nahm er vor dem Zubettgehen (e)ein Fußbad, um sich für morgen zu stärken.

(Mittw)Mittwoch (d)den 5ten April 1843. Heut Morgen fand sich (Leps)Lepsius um Vieles besser; wir erhielten (e)ein Billet (v)vonWagner, der schreibt, daß die Vorstellung beim Prinzen (wahrsch)wahrscheinlich (zw)zwischen 1 (d)und 3 Uhr statt finden würde[,] auch LepsLepsius (d)undAbeken bei ihm zu wohnen einlädt. (Leps)Lepsius bleibt zu Hause, ich gehe zu Lieder[,] um meine europäischen Sachen zu holen. Dann mit Abeken Besuch bei Pruner, dem ich meine Zahnschmerzen klage, (d)und der mir verspricht, den Zahn auszuziehen, was mir erstaunlich lieb ist. Ein zweites Billet (v)vonWagner ladet (Leps)Lepsius um 5 Uhr beim Prinzen zur Tafel, sagt aber (v)von uns nichts. Die Vorstellung war für Abeken (d)und mich somit für heut aufgegeben, ohne daß wir (e)einen Grund dieser Sonderbarkeit finden konnten. (Leps)Lepsius (d)undAbeken lassen ihre Sachen inmittelst zu Wagner bringen (d)undBonomi (d)und ich wohnen im Gasthof allein. Um Mittag reite ich mit Letzterem (d)undAbeken auf den Basar. Das geräuschvolle Leben auf (d)den Straßen imponirt mich heut fast noch mehr, als damals. Gestoße (d)und Getriebe durch die engen Gassen; Menschen wie Thier werden gleichmäßig (v)von mir mit einigermaßen Interresse beobachtet; man möchte Alles festhalten, aber ein Bild verdrängt das andre (d)und (d)der Geist wird auf’s äußerste ermüdet. Cairo ist überfüllt (v)von Menschen, da morgen früh die feierliche Procession des heiligen Teppichs ist, der von (d)denMekka Pilgern nach (Const)Constantinopel geführt, (d)und nun feierlich in (d)die Stadt eingeführt wird. [183] Leider weiß ich keinen Platz, um dieß anzusehen, da man in europäischer Kleidung sich nicht leicht unter (d)die (fanat)fanatische Menge mischen kann. Bei (d)dem alten ehrwürdigen Kaufmann, den ich schon (v)von früher kenne, hält Bonomi an; wir setzen uns in seine Bude; er bietet uns Pfeife (d)und Caffee (d)und dann machen wir Einkäufe, ich ein seidnes Tüchelchen gegen (d)die Sonne (für 25 (P)Piaster, Fabrikat aus Sidon), Abeken eine sehr theure (türk)türkische Jacke (d)und auch (e)ein ähnliches[,] doch viel theureres Tuch (beides (zus)zusammen über 300 (P);)Piaster); er wirft auch hier wieder (d)das Geld unnötig weg. - Nachher werden noch einzelne Kleinigkeiten gekauft, Schuhe, Tagien etc. (d)und dann begebe ich mich (z)zum Gasthofe zurück. Am Abend mit Abeken (d)undBonomi an (d)der Wirtshaustafel gespeist; ich habe abscheuliche Zahnschmerzen; wir aßen dort mit (Mr)MisterPrisse, Dr. Abbott (ekliger Kerl) (d)und (Mr)MisterLoid zusammen. Ich drücke mich um 10 Uhr in mein Zimmer (d)und nehme[,] wie gewöhnlich zum Creoset meine Zuflucht. - Die Flöhe auf dem steinernen Fußboden im Gasthof (d)und überall sind enorm (d)und unausstehlich. -

Donnerstag (d)den 6ten April 1843. Mein erster Gang, nachdem ich um 7 Uhr aufgestanden, ist zu Dr. Pruner, den ich im Begriff finde auszureiten; er kommt aber noch einmal ()nach oben, (d)und zieht mir nach einigen Einschnitten in (d)das Zahnfleisch, den Zahn sehr gut aus; es that schrecklich weh, aber ich bin nachher wie im Himmel. Nun gehe ich mit Bonomi zu Wagner, da wir noch keine Aufklärung über unsre Vorstellung beim Prinzen haben. Es ist keiner zu Hause. Auf (d)dem Rückweg (z)zum Gasthof sehen wir Wagner (d)und (Leps)Lepsius im Gefolge des Prinzen, der mit (s)seinen Begleitern von dem gestern erwähnten Festzuge zurückkommt. Während ich mit Bonomi beim Dejeuner sitze[,] erscheint (endl)endlichAbeken, der mir sagt, daß (d)der Prinz keine Vorstellung annehmen wolle, (d)und es sei nun so eingerichtet, daß ich mit ihm morgen sammt (Leps)Lepsius nach Ghize[und]Sakkara, wo (d)der Prinz uns einen Besuch machen wollte[,][184] aufbrechen, Abeken aber (d)undBonomi gleich nach Sakkara gehen sollten, um dort das Nöthige (z)zum Empfang des Prinzen vorzubereiten. (Zugl)Zugleich ersuchte mich Wagner, wenn Abeken fort wäre, (d)die Nacht bei ihm zuzubringen. Nach einem Besuch (b)beiLieder (d)und einem vergeblichen in die Wildsche Wohnung kehrte ich zum Gasthof zurück, wo ich Wild (d)undBonomi fand (d)und mich mit ihm unterhielt, bis Abeken (d)und (Leps)Lepsius kamen. Ersterer machte sich nun zurecht, aufzubrechen, sammt Bonomi; auch Wild wurde überredet, auf 1 Tag mit nach Sakkara zu gehen, damit (d)die ganze Expedition dem Prinzen vorgestellt werden könnte. Nach 2 Uhr brachen diese dann auf, (d)und ich ging nach bezahlter Rechnung mit (Leps)Lepsius zu Wagner, bei dem wir (d)die Zeit bis 5 Uhr, wo beide wieder (z)zum Prinzen beschieden waren, recht hübsch verplauderten; interressantes Zwischenspiel daselbst mit dem Italiener, der die Copie eines Papyrus als ächten Papyrus vorzeigte (d)und damit sehr gehänselt wurde. Um 5 Uhr wollte ich Koch besuchen, begegnete ihm aber auf (d)der Straße (d)und besuchte dann mit ihm den neuen Gasthof, welcher von Coulomb gebaut wird, (d)und dessen fertigen Theil der Prinz jetzt bewohnt. Dann ging ich nach (d)dem Gasthof, wo mich Franke noch besuchte (d)und aß unter (e)einer Menge von Engländern, die aus Suez gekommen waren, mein Mittagbrod. Dann Visite bei Dr. Pruner, wo ich Koch (d)und noch 2 andre Herren fand ; um 10 Uhr zu Hause, wo Wagner (d)und (Leps)Lepsius schon zu Bette sind. (Leps)Lepsius beredet mich[,] noch nach (d)dem Platz Esbekieh zu gehen, um dort die Derwische zu sehen, die morgen (od)oder übermorgen den Scherif (v)vonMekka über ihre Laiber fortgehen lassen. Indessen sehe ich nichts recht be [185] sondres; bei (d)dem erleuchteten großen Zelte war eine Gruppe (v)von Männern, von anderen umstanden, welche den Takt mit Händen schlagend (d)und Verbeugungen des Körpers machend, fortwährend den Namen Allahs herausstießen. - Ich drückte mich bald wieder, weil ich Furcht hatte, mich unter diese fanatische Menge zu mischen. - Lange konnte ich wegen des unsinnigen Lärmens auf (d)der Straße nicht einschlafen.

Freitag (d)den 7ten April 1843. Die Esel waren vor 6 Uhr bestellt, denn um 6 Uhr sollten wir bei dem Prinzen sein. Es wurde (e)ein (kl)klein wenig später, (d)und da wir am Gasthof ankamen, kam (d)der Prinz uns bereits mit (s)seiner Suite entgegen, flüchtig wurde ich ihm vorgestellt, (d)und erst auf (d)dem Wege kam ich mit ihm in (e)ein längeres Gespräch. Er erinnerte sich, daß Bernhard ihm einmal ein sehr gutes Mittel für eine Quetschung seines Fußes gegeben, wir kamen auf Müller, Eichhorn (d)undSack (d)und er behauptete, in meiner Sprache gleich sehr viel Sacksches gefunden zu haben. So unterhielt ich mich mit ihm durch die herrlichen Gartenanlagen fast bis nach Alt-Cairo. Wir genossen des herrlichsten Morgens; der Prinz war sehr liebenswürdig sans gène; seiner Begleitung, der Major (v)vonClaire, (d)der Lieutnant Reclam, der Sekretär Ströhmer, wurde ich vorgestellt; Reclam kannte ich schon als Schulgenossen (v)vonHartung’s her; Claire hatte (Bernh)Bernhard in Paris kennen gelernt (d)undStrömer hatte ebenfalls (Bernh)Bernhard zum Arzt, (d)und so war ich gleich mit Allen bekannt (d)und befreundet; 2 Diener (d)und 1 Koch des Prinzen folgten außerdem, so wie ()ein kleiner schwarzer Nubischer Junge, den der Prinz von einem Gouverneur oberhalb zum Geschenk erhalten hatte. - Wagner (d)und 2 Kavasse nebst unserm Diener Eugen machten den Rest der Gesellschaft. In Alt-Cairo ward übergesetzt (d)und dann mit gro [186] ßer Schnelligkeit nach Ghize geritten, Alle zu Esel, wie der Prinz hier immer ritt; er hatte (e)einen grauen Filzhut mit breiter Krempe, blaue halb (türk)türkische Jacke, blau gestreift (od)oder karirte Hosen (d)und Schawl um, (d)und machte sich so recht hübsch. Alle Andern waren ähnlich, sommerlich leicht gekleidet. In Ghize ward (sogl)sogleich auf (d)diegroße (Pyr)Pyramide gestiegen (d)und dann in dieselbe hineingekrochen; im Innern "Heil Dir im Siegerkranz" pp. gesungen, (d)und dann brachte (Leps)Lepsius (d)die Gesundheit des Prinzen (d)und Königs aus, was dem Prinzen nicht ganz gefiel, da er selbst die des Königs hatte ausbringen wollen, was er auch that (d)und das alte Gebäude hallte (v)von unserm Jubelgeschrei wieder. - Wieder an (d)das Tageslicht gelangt, ward vor dem Eingange in die (Pyr)Pyramide Setzeier (d)und Rührei mit Butter, Brod (d)und Wein verzehrt, was vom Koch (einem Sohn (v)vonHauptner) sehr gut zubereitet war. Dann machten wir zu Esel die Runde über (d)das Plateau, besahen das bunte Merhet Grab, wo ein eindringlicher Engländer (v)von (Leps)Lepsius hinausgewiesen wurde, gingen um die 2te (Pyr)Pyramide den Weg vor der dritten hinab zur Sphinx, wo ich mit Rührung unsern alten Lagerplatz besah, für (d)den Prinzen (d)die Länge der Sphinx abschritt, (d)und wo wir von (d)der halben (Gesellsch)Gesellschaft Abschied nahmen, die nach Cairo zurückkehrte, so daß wir noch aus dem Prinzen, Reclam (d)und den 2 Dienern des Prinzen bestanden, die wir dann ohne Aufenthalt nach Saccara aufbrachen, wo wir bei großer Hitze etwa um 2 Uhr anlangten. Die einzelnen Glieder der (Gesellsch)Gesellschaft wurden dem Prinzen vorgestellt (d)und in unsrem Eßzelte ward Wein (d)und Wasser genommen, (e)eine Pfeife geraucht, (d)und der Prinz war außerordentlich freundlich (d)und liebenswürdig im Gespräch; es kam mir romanhaft vor, mit einem Prinzen so eng (d)und familiär an einer Tafel zu sitzen[,] zu plaudern (d)und zu rauchen; Alles im Lager war übrigens in hübsche Ordnung gebracht (d)und machte [187] auf (d)den Prinzen einen sehr freundlichen Eindruck. Nach ¾ Stunden etwa trieb (Leps)Lepsius, auf (d)das Plateau zu gehen, wohin wir zu Esel aufbrachen; ich mit, das (kl)kleine Grab (zw)zwischen den 2 (gr)großen (Pyr)Pyramiden ward besehen (d)und dann der Weg nach Mitrahinne (d)undBedraschin angetreten, wo (d)der Prinz auf (e)einer Barke nach Cairo zurückfahren wollte. Ich beurlaubte mich vorher (d)und wurde sehr gnädig (d)und artig entlassen; (Leps)Lepsius ging wieder mit ihm nach Cairo zurück. Frey zeichnete noch schnell (d)die Figur des Prinzen für Reclam, der ihn darum bat; ich fand Frey noch keineswegs wohl; er hatte etwas Fieber (d)und wollte morgen nach Cairo, wohin ihn Wild eingeladen; auch um Pruner über (s)seine Gesundheit zu fragen. - Abeken, der sich dem Prinzen nicht präsentieren ließ, war in vergangner Nacht äußerst frech bestohlen worden, namentlich seine in Cairo neu eingekauften Sachen, an Werth wohl 2 ½ 000 Piaster; diese fatale Geschichte ließ ihn daran denken, auch morgen wegen Rücksprache mit dem Consul (d)und dem Mudir nach Cairo zurückzukehren. Unsre 4 Wächter waren eingesteckt, der Eine davon ausgekratzt; 3 Ausgräber waren an ihre Stelle getreten.

Sonnabend (d)den 8ten April 1843. Abeken (d)undFrey machen sich heut früh nach Cairo auf; Wild war schon gestern wieder hineingegangen. Ich gehe um 8 Uhr etwa nach Daschur, um meinen Plan zu fördern; es ist sehr heiß; nach Sonnenuntergang zurück (d)und nach dem Abendessen bald zu Bett. -

Sonntag (d)den 9ten April 1843. Morgens 10° Wärme, um Mittag 22°; der Himmel den halben Tag bewölkt, windig. - Ich verbummle den Tag ein wenig. Wir lesen (zus)zusammen in (d)der Bibel, dann wie (gewöhnl)gewöhnlich Dejeuner; nachher geschlafen, dann Schach mit Max, Caffee bei Bonomi getrunken, (d)und dann Tagebuch geschrieben, was [188] seit meiner Abreise nach Cairo vernachläßigt war; der Abend schön (d)und windstill; morgen soll es wieder nach Daschur gehen. -

Montag (d)den 10ten April 1843. Die vergangene Nacht war eine der traurigsten unsrer Reise. Bis 12 Uhr konnte ich ()wegen der jetzt wieder überhand nehmenden Flöhe nicht schlafen; sie peinigten mich so, daß ich mir wieder Licht anmachen (d)und eine halbe Stunde lang suchen (d)und tödten mußte. Aber auch nachher konnte ich nicht recht einschlafen (d)und es mochte etwa 1 (od)oder 1 ½ Uhr sein, als ich in Halbschlummer versank. Nach 2 Uhr hörte ich das Trampeln von vielen Schritten an unsrem Eßzelte; ich glaubte[,] es seien unsre Thiere, die losgemacht (d)und vielleicht gestohlen würden. Die Sache wurde aber ärger (d)und ich rief das Wort: ause (was willst du) aus; zugleich wollte ich Franke wecken; in diesem Augenblick fiel dicht vor dem Zelte Schuß auf Schuß; die Stricke des Zeltes wurden zerrissen [und] das Zelt fiel über uns zusammen; es war ein fürchterlicher Moment; etwa 5 mal wurde geschossen, ohne daß Einer (v)von uns, wie ich sehen mochte, getroffen war. Der Mond war untergegangen (d)und die Nacht war sehr finster. Meine mechanische Bewegung zuerst war nach der Flinte gewesen, die am Zeltstock seit des Prinzen Besuch leider nur zu fest gebunden waren; es war unmöglich, (d)die Flinte loszubekommen; an meine Pistolen dachte ich im Augenblick nicht; nach der ersten Salve sprang ich (v)vom Lager auf, arbeitete mich durch das umgestürzte Zelt (d)und rannte draußten im Hemd umher; ich war eigentlich rathlos; aber eine Decke oder sonst etwas mußte ich umwerfern; als weiße Gestalt war ich jedem Angriff bloßge [189][stellt]. Ich eilte also zum Lager zurück (d)und suchte eine von meinen Decken hervorzuziehen; auch dieß war unmöglich (d)und während ich unter dem Zelt kauerte, wurden wiederum 5 - 6 Schüsse auf uns abgefeuert, (d)und ich glaubte in (d)der That, es sei keine Rettung mehr für mich. Dazu hatte ich vorher Ernst stehen, dann aber stöhnend niederfallen sehen; auf meiner rechten Seite konnte ich nicht hervor, denn dort stand ein Kerl, der fortwährend zu den Andern sagte: ottrup! ottrup (schießt, schießt!); ich hob also mit möglichster Gewalt hinter mir die Zeltstäbe, welch mittelst Pflöcken in (d)der Erde befestigt waren, hoch, ergriff eine Decke des Bettes (v)vonFrey (d)und stand nun außerhalb; während ich dieß bewerkstelligte, hatte aber auch (d)der Feind seinen Rückzug angetreten, doch nicht ohne den großen Koffer mit Frey’s Sachen, (d)und (sämtl)sämtliche Sachen von Ernst mit fortzunehmen, auch mehreres von Franke; die meinigen waren durch (d)das eingestürzte Zelt (d)und das darüber gefallene Kafaß, was mir zur rechten Seite steht, gedeckt gewesen (d)und ich vermißte glücklicherweise nichts. - Nachdem die Affaire vorüber, waren einige lächerliche Punkte, so: Franke, den ich vermißte (d)und oft (s)seinen Namen nannte, worauf er dann (der Einzige, der seine Doppelflinte zur Hand (d)und schußfertig hatte, aber dennoch nicht schoß) oben auf (d)dem Plateau erschien, wohin er behauptete, welche (v)von den Kerlen verfolgt zu haben. (Zugl)Zugleich erschien Bonomi mit gezogenem Säbel, Feinde suchend, die nicht mehr vorhanden waren; auch Max kam aus (s)seinem Zelte, fragend[,] was denn eigentlich los wäre. - Ich begann nun erst, mich ordentlich anzuziehen, denn an ein Zubettgehen war natürlich nicht mehr zu denken; die Waffen wurden jetzt zurecht gemacht (d)und ich dachte an (d)das Kind (d)und den zugedeckten Brunnen: Ich fror sehr (d)und legte mich in Frey’s Decken gehüllt ein wenig in Bonomi’s Zelt nieder, was mir sehr wohl that; auch bestellte ich für uns Alle etwas Caffee. [190] Nach dem ersten Grauen des Tages hielt ich es nun für das Beste, selbst nach Cairo zu reiten[,] um Wagner (d)und (Leps)Lepsius (v)von diesem zweiten erschwerten Diebstahl in Kenntniß zu setzen. Mit dem Diener (Moh)Mohammet el Berberin ritt ich aus, (d)und kam in etwa 4 Stunden sehr ermüdet (d)und abgespannt vor (d)dem Hause (v)vonWagner an, wo ich glücklicherweise (Leps)Lepsius fand, der dann gleich mit Wagner zum Gouverneur (v)vonCairo, Scherif Pascha [,] gehen, (d)und mit diesem Rücksprache nehmen wollte. - Ich ging unterdessen in (d)den Gasthof[,] wo ich etwas zu essen zu mir nahm. Hierhin kam (Leps)Lepsius bald nach (d)und sagte mir, ich möchte nachher zum Prinzen mit ihm kommen, der die Geschichte (v)von mir selbst hören wollte. Zu dem Ende mußte ich zu Lieder[,] um mich umzuziehen; hier war der Prinz [gewesen], (d)und ich fand die Damen, besonders die Fresnel (d)und (Mlle)MademoiselleLouis ganz begeistert (v)von (s)seiner Liebenswürdigkeit; nachher Besuch in Wilds Wohnung, den ich sowie Frey nicht fand; dann in (d)den Gasthof zurück, wo ich (Leps)Lepsius erwartete, um mit ihm zum Prinzen zu gehen; doch kam er nicht, dagegen Abeken, mit dem ich mich lange unterhielt; dann ward ich (v)vonEugen (z)zum Prinzen gerufen; ich fand Soliman Pascha dort; sprach erst mit (d)dem Major (v)von Claire (d)undReclam, dann noch einige Minuten mit (d)dem Prinzen. Nun verabschiedete ich mich mit (Leps)Lepsius (d)un wir gingen, uns Beide zur Rückreise (n)nachSaccara zu rüsten. - Auch Frey hatte die Sache indessen erfahren (d)und war bereit, mit uns zu gehen; so brachen wir dann (v)vonWagner’s Wohnung etwa um ½ 4 Uhr mit einem Cavaß des Gouvernements (d)und einem Soldaten des Mudir (v)vonGhize[auf]. Nach starkem Ritt kamen wir etwa um ½ 8 Uhr im Lager an, wo wir die Freunde wachsam (d)und gerüstet fanden. Ich war am Abend erstaunlich müde (d)und schlief auch trotz (d)der Flöhe in (d)der Nacht leidlich. Wir haben nun 6 Wächter in (d)der Nacht, die um (d)das Lager umher vertheilt werden. [191]

Dienstag (d)den 11ten April 1843. Der heutige Vormittag ward damit zugebracht, meine Sachen (zus)zusammen zu suchen (d)und alles im Zelte auf gewohnte Weise einzurichten; am Nachmittag arbeitete ich an meiner Karte; von Seite des Mudir geschah heut in unsrer Angelegenheit noch nichts; am Abend wurden unsre Waffen probirt, in Ordnung gebracht (d)und zurecht gelegt; es ward für künftige ähnliche Überfälle ein (Zuskunftsort)Zusammenkunftsort für uns Alle bestimmt, auch übernimmt (v)von nun an immer Einer (v)von uns (d)das Geschäft, in (d)der Nacht aufzustehen, (d)und (d)die Wachsamkeit der Wächter zu revidiren.

Mittwoch (d)den 12ten April 1843. Ich gehe am Morgen mit Omar nach (d)dem Plateau (v)vonDaschur, wo ich den Tag hindurch ungestört meine Arbeit an (d)der Carte fortsetze. Auf dem Rückwege erfuhren wir, der Mudir sei (b)bei unsrem Lager angekommen, (d)und allen Scheiks seien Prügel ausgetheilt worden; nun ging es möglichst schnell zu Hause (d)und ich fand dort die auf (d)die Fußsohlen geprügelten Männer umherliegend (d)und ihre Pfeifen rauchend. Es war an dem Tag eine große Execution gewesen, die Scheiks (v)vonAbusir (d)undSaccara, 2 Wächter (d)und 3 Leute (v)vonAbusir waren geprügelt worden, ohne daß Einer etwas gestanden hätte. Gehen konnte Keiner; sie krochen umher (od)oder ließen sich gar tragen, denn besonders die von Abusir waren erschrecklich geschlagen. Alle blieben während (d)der Nacht bei uns; (d)das Zelt des Mudir war unten aufgeschlagen, auch ein Beduinenzelt, welche zum Wachehalten herbeigeholt waren. - Einige Zeichnungen (v)vonFrey (d)und mir waren[,] als im Felde gefunden[,] herbeigeschafft worden. Es mußten heut (v)von uns (e)eine große Menge Menschen beköstigt werden, denn da war (d)der Oberschech (v)vonMitrahenne, der Schech von Kafr el Batran, ein Soldat, der (v)vonScherif Pascha gestellt war, um zu sehen, ob auch Alles mögliche Rechtens geschehe, (d)und noch viele andre Menschen. Der Mudir blieb die Nacht bei uns, (d)und es hieß, (d)das Prügeln sollte am andren Morgen fortgehen. Wir aßen heut Abend in [192]Bonomi’s [Zelt], da das Eßzelt zur Disposition des Mudirs gestellt war. Am Abend machte (Leps)Lepsius noch ein Verzeichniß der gestohlenen Sachen, weil die Schechs sich bereit erklärt hatten, den Werth der Sachen in Geld zu ersetzen, (d)und (Leps)Lepsius dieß eingegangen war. -

Donnerstag (d)den 13ten April 1843. Die Exekution ward heut nicht fortgesetzt; der Mudir war erkrankt (d)und die Scheiks wollen morgen (d)das Geld herbeischaffen (11000 Piaster). Der Dollmetscher des Mudir, ein (ital)italienischer Kaufmann aus Ghize ward zu dem Ende hier gelassen, um (d)das Geld beizutreiben; der Mudir zog ab. Ich ging schon (zieml)ziemlich früh mit einem unsrer Wächter nach Daschur, brachte einen höchst einsamen (d)und sandwindigen Tag in (d)der Wüste zu, (d)und kehrte vor Tagesende zurück. - (Leps)Lepsius hat heute (d)die (Überfallgesch)Überfallgeschichte an (d)den Minister geschrieben, (d)und (d)der Brief ist noch heut abgegangen. -

Freitag (d)den 14ten April 1843. Charfreitag. Das Wetter wie gestern erstaunlich sandwindig, Wind aus Nord. Ich vervollständige heut Vormittag (m)mein Tagebuch, dann halten wir Morgenandacht, Frühstück (d)und nachher mache ich ein Schläfchen; am Nachmittag ziehe ich an meiner Karte aus. Heut soll (d)das Geld gezahlt werden, doch scheint es[,] besonders (v)vonAbusir[,] nicht leicht beizutreiben. - In der That hat (d)der Schech (v)vonSaccara, der ungerechter Weise ¾ des Geldes zu zahlen hat, es schon gebracht, während Abusir ausbleibt (d)und (Leps)Lepsius sich bereit macht, morgen früh nach Cairo zu gehen, um abermals den Mudir hinzuzuziehen. Der Schech (v)vonSaccara schläft heut bei uns mit noch 6-8 Wächtern, um uns noch größere Sicherheit zu gewähren.

Sonnabend (d)den 15ten April 1843. Es ist heut (d)der (seel)seeligenJulie Todestag (d)und ich feire ihn still in (d)der Wüste auf der Spitze der großen (Pyr)Pyramide (v)vonDaschur. Der Tag wieder sehr einsam (d)und ermüdend, doch rücke ich mit (d)der Charte wieder ein Stück weiter (d)und denke in höchstens 2 Tagen sie zu vollenden. - (Leps)Lepsius (d)undFrey mit Eugen (d)undHauad[193] sind heut nach Cairo in Geschäften, vorzüglich auch, um noch Waffen zu kaufen, sie werden wohl erst morgen Abend zurückkehren. Der Scheik (v)vonAbusir hat, noch ehe (Leps)Lepsius heut früh aufbrach, (d)das Geld gebracht. Dem Saccaraer ist bereits ¼ des seinigen zurückgegeben. Auch heut Abend schlief der Letztere mit (s)seinen Leuten bei uns, die bis spät in (d)die Nacht hinein einförmig sangen[,] sprachen (d)und lachten.

Sonntag (d)den 16ten April 1843. Erster Osterfeiertag. Der Wind, der gestern mit der Heftigkeit der früheren Tage angehalten hatte, sprang heute nach Westen um, (d)und verschaffte uns einen sehr heißen Tag. Um 3 Uhr Nachmittag hatten wir im Freien 27 ½ °, in unsrem Zelte aber 33° Hitze; ich bin heut ziemlich müde (d)und schlafsüchtig (d)und habe (sow)sowohl vor der Morgenandacht, als wie nach unserm Dejeuner, wo (d)das Gericht aus Schokolade bestand, ein Schläfchen gemacht. - In unserm halb offenen Eßzelt sitze ich jetzt bei lauem Nordwestwinde (d)und schreibe mein Tagebuch; der Himmel ist klar (d)und schön, der (preuß)preußische Adler flattert vor mir im Winde. Ernst, der immer noch nicht ganz wohl ist, schläft vor seinem Zelte, will nun aber zu Franke gehen, der unten am See angelt. Bonomi (d)undMax sind zu Dromedare (Max hat das gestern gekaufte (v)vonAbeken (11000 Piaster)) ausgeritten, (d)und so bin ich mit Abeken allein im Lager. - Ich zeichne heut noch an meiner Carte bis die Andern zurückkommen; wir essen heut ein Osterlamm, das auf patriarchalische Weise ungetheilt (v)von Kopf bis zum Schwanz zuvor an einem Stock am Feuer gebraten, auf (d)den Tisch kommt, (d)und sehr wohlschmeckend ist, Abeken gibt dazu (e)eine Flasche schönen Rheinweins (d)und wir trinken damit auf (d)das Wohlsein Lepsius (d)und all der Unsrigen. Um ½ 9 Uhr kehrt (Leps)Lepsius (d)undFrey fast unverhoffter Weise noch aus Cairo zurück; (d)und so sind wir bis auf Wild wieder alle beisammen. -

Montag (d)den 17ten April 1843. Ich hatte vor, heut Briefe zu schreiben, aber ich war abgespannt (d)und müde (d)und bin nicht dazu gekommen. Nach unsrer Andacht (d)und Dejeuner [194] machte ich wieder ein Schläfchen (d)und ging dann an das Wasser hinunter, wo ich mit Franke eine Zeit lang angelte. Ernst (d)undMax kamen dazu; mit Ersterem ging ich zu (d)den Zelten zurück. Es sieht in unsrem Lager jetzt nicht ganz erfreulich aus: Frey hat heut wieder Fieberanfall (d)undLepsius desgleichen; auch Ernst ist noch keineswegs hergestellt, (d)und so ist es mir lieb, daß (d)der Scheich (v)vonSaccara (od)oder (s)sein Bruder allabendlich mit Dorfbedeckung zu uns kommen, (d)und so uns ungestörten Schlaf sichern. Ich bin neugierig, ob wir Ende dieser Woche aus diesem fatalen Felsenneste abziehen werden, was mir je länger, je mehr zum Ekel wird. - Heut Abend unterhalte ich mich mit neu angekommenen Zeitungen. Der Wind hat sich wieder gegen Nordost gewandt (d)und bläst auf das Heftigste (d)und Unangenehmste; wann wird eine gleichmäßige schöne Witterung [eintreten] Dabei ist das Getreide im Felde schon geärndtet, (d)und die Stoppeln machen die Ebne nicht schöner. Gurken werden jetzt in reichlicher Menge auf (d)den Feldern gewonnen (Chear) -

Dienstag (d)den 18ten April 1843. Meine Absicht, nach Daschur zu gehen, um meine Karte fortzusetzen, wird durch den heftigsten Nordostwind vereitelt, der (v)von Morgen bis Abend andauert (d)und Wolken Sandes (d)und Staubes durch alle Ritzen (d)und Poren unsres Zeltes treibt; Mattigkeit (d)und Benommenheit ist (b)bei Allen vorhanden; (Leps)Lepsius (d)undFrey sind so unwohl (d)und krank wie gestern, Frei schlimmer; er scheint in (d)der That (d)das Fieber zu haben. Ich setze die Bleizeichnung meiner Karte in Tusche, (d)und bin der Einzige, der arbeitet. - Am Nachmittage werde ich durch einen Brief (v)von Bruder Heinrich höchlichst erfreut, um so mehr, da er mir noch Andre baldigst nachfolgend verspricht; Luises glückliche Niederkunft hat mich mit großem Dank (d)und Freude erfüllt. - Morgen (d)und Abend waren heut kühl (d)und unbehaglich. - [195]

Mittwoch (d)den 19ten April 1843. Mit Omar (d)und einem unsrer Wächter, Abd el Wahat reite ich heut auf Bonomi’s Kameel nach der (Knickpyr)Knickpyramide (v)vonDaschur, wo ich den ganzen, ziemlich heißen Tag mit Aufnahme des umliegenden Terrains hinbringe; erst nach Sonnenuntergang komme ich höchlichst ermüdet heim. (Leps)Lepsius sowohl wie Frey finde ich fortdauernd krank; Ersterer ist so nervös aufgeregt, daß ich ein Nervenfieber fürchte; Letzterer hat, wie es scheint, Wechselfieber; Beide sehen sehr elend aus, (d)und werden (wahrsch)wahrscheinlich morgen nach Cairo gehen, um sich unter Pruners Leitung herstellen zu lassen. So freilich schiebt sich unser Aufenthalt hier wieder ins Ungewisse hinaus; aber es geht leider nicht anders. Um Mittag haben wir 27° Hitze.

Donnerstag (d)den 20ten April. Es kostet Überredung von unsrer Seite, (Leps)Lepsius wie Frey dazu zu vermögen, nach Cairo zu gehen; endlich willigen sie ein (d)und machen mit Eugen (d)undHassan gegen 10 Uhr fort; ich gehe heut nicht nach Daschur, (sond)sondern will Morgen den Plan beendigen. Mit Abeken (d)undBonomi gehe ich auf (d)das Plateau, wo in unsrer Gegenwart (v)vonMassara’s Leuten (e)ein roher steinerner Sarkophag in einem Brunnen geöffnet wird, es ist eine schöngewickelte[,] aber gänzlich verkohlte Mumie darin[,] scheinbar aus (röm)römischer Zeit ohne (irgend)irgendwelchen Schmuck oder Merkwürdigkeit. - Am Mittag halte ich ein Schläfchen (d)und arbeite nachher noch etwas an meiner Karte. Der Tag ist heiß aber schön. Abends um 9 Uhr kommt regelmäßig (d)der Schech (od)oder sein Bruder mit seinen Leuten zur Wache.

Freitag (d)den 21ten April 1843. Mit (d)dem Diener Omar (d)und (d)dem Wächter Abd el Wahat mache ich heut zu Esel wieder nach (d)dem Terrain (v)vonDaschur, wo ich den letzten Theil dieses großen (d)und ermüdenden Plateaus aufnehme. Schon bei guter Zeit werde ich fertig, (d)und komme etwa um [196] ½ 4 Uhr zu Hause, wo grade Bonomi (d)undAbeken, die mich abholen wollten, aufbrechen. Ich benütze die übrige Zeit des Tages, um einen kurzen Brief an Heinrich zu schreiben, der morgen mit Ali an (Leps)Lepsius nach Cairo geschickt werden soll, um ihn (v)von dort nach Europa zu befördern. - Es ist heut schönes warmes aber doch luftiges Wetter. - Interressant auf (d)den Feldern ist jetzt die junge Heuschreckenbrut, welche in ungeheurer Anzahl ausgekommen ist, (d)und theilweise den Erdboden schwarz färbt. - Das Anbieten (v)von Gurken an (d)die Fremden scheint hier eine Art Mode zu sein, (d)und gefällt mir gar wohl. -

Sonnabend (d)den 22ten April 1843. Ich befördere heut früh die Briefe durch Ali (d)undIbrahim an (Leps)Lepsius nach Cairo, von wo außerdem noch eine Menge Sachen einzukaufen (d)und mitzubringen sind. Dann begebe ich mich auf das Plateau, um ein unlängst aufgefundenes Grab auszumessen, in welchem Max (d)undErnst zeichnen. Bonomi ist nach Mitrahenne zur Zeichnung (d)und Ausmessung des Colosses daselbst. - Vom Grabe um 12 Uhr mit Ernst (d)undMax nach Hause[,] wo gefrühstückt (d)und dann wieder geschlafen wird. Ich arbeite heut nicht mehr, (sond)sondern pflege der Faulheit. Das Wetter ist heut trefflich; die Sonne zwar heiß, die Luft aber nur 22° [.] Köstlicher Abend; wir essen bei halb weggenommenem Zelte. - Nach Tische wird auf Bonomi’s Teppich, auf dem Abeken (der jetzt ganz türkisch gekleidet ist)[,]Bonomi (d)und ich lagern, Caffee getrunken (d)und unser Pfeifchen geraucht. -

Sonntag (d)den 23ten April 1843. Ich kämpfte heut mit großer Müdigkeit, weil ich die letzte Nacht des Lärmens unsrer Schechwärter wegen sehr wenig geschlafen hatte. Das nun holte ich heute nach; - so schlief ich denn vor der Morgenandacht (d)und nach unserm Déjeuner, was mich aber für den Tag nicht muntrer aber träger machte. Ich will [197] eigentlich Briefschreiben; aber dazu kam ich nicht. Um 4 Uhr (Nachm)Nachmittags etwa machten wir Alle, Abeken, Bonomi[,]Max (d)undErnst (d)und ich, ausgenommen Franke, der fischen ging, eine Parthie nach dem Koloß (v)vonMitrahenne, wo im Grase unter den Palmen Caffee gekocht (d)und auf ausgebreitetem Teppich Pfeifen geraucht wurden, die mitgenommen waren. Es war recht schön (d)und ländlich; wir erinnerten uns solcher Parthien in Deutschland; Abeken las aus Homers Odyssee vor, (d)und so blieben wir traulich zusammen, bis die untergehende Sonne zum Rückzuge trieb; fast im Dunkeln kamen wir an (d)den Zelten an. Ali, der nach Cairo geschickt, war bereits zurück, (d)und brachte mir in (e)einem Briefe (v)von (Leps)Lepsius (d)die Nachricht, daß der arme Frey am Fieber (d)und (kl)kleinen Geschwüren im Munde recht leidend, auch (Leps)Lepsius noch an fieberhaftem Zustande (d)und Kopfschmerz krank sei. -

Montag, (d)den 24ten April 1843. Heut früh schickte ich mit (d)dem Eselstreiber, den Ali gestern mitgebracht, ein Briefchen an (Leps)Lepsius; dann arbeite ich den ganzen Tag über an meiner Karte; am Vormittag nehme ich mit Abeken’s Instrument die Sonnenhöhe, doch kommen wir bei (d)der (Nachmsbeobachtung)Nachmittagsbeobachtung zu spät, so daß wir morgen die Operation wiederholen müssen. Das Wetter ist heut leidlich (24½°), bis auf die heftigen Sandwindstöße aus Südwest, die nur zu viel Staub in meinen Mantelsack schütten. -

Dienstag (d)den 25ten April 1843. Ich beendige heut meinen Plan der Pyramidenfelder von Abusir, Sakkara (d)undDaschur. Ferner bestimme ich mit Abeken den Meridian (d)und die (westl)westliche Abweichung der Magnetnadel, die sich auf 8° - 10° etwa beläuft. Ein Brief (v)von (Leps)Lepsius aus Cairo[198] bringt Briefe für Weidenbach’s[,]Bonomi (d)undFranke aus Europa, außerdem aber die Nachricht, daß zwar Frey in (d)der Besserung, dagegen aber (Leps)Lepsius starkes Fieber (d)und bedenkliche Kopfschmerzen hat; ich antworte ihm auf seinen Brief einige Zeilen. - Mohammet ist heut mit meiner Erlaubniß nach (s)seinem Dorfe gegangen (d)und wird morgen hierher zurückkehren. Das Wetter ist am Morgen bewölkt, der Tag aber schön, ohne heiß zu sein; wir haben um Mittag nur 21 ° Wärme.

Mittwoch (d)den 26ten April 1843. Heut Vormittag bin ich noch mit der großen eben vollendeten Karte beschäftigt, die ich in geregelterer Form ergänze (d)und zusammenklebe. Bonomi sitzt dabei in meinem Zelte, (d)und wir unterhalten uns bestens. Aus meinem Mittagsschläfchen weckt mich angenehmer Weise eine Botschaft (v)vonLepsius, die mir nicht allein über sein (d)undFrey’s befinden bessere Nachricht, sondern auch liebe Briefe von (d)der Mutter, Bernhard (d)undRiechers bringt, deren wiederholte Lesung mir dann den übrigen Tag wegnimmt. An (Leps)Lepsius schreibe ich ein Briefchen zurück. Gott sei es gedankt, daß sich zu Hause Alle in erwünschtem Wohlsein befinden; Bernhard’s Brief meldet die (glückl)glückliche Entbindung der lieben Luise. Alles, Alles Erfahrne war für mich (v)von größtem Interresse. Es war heut ein sehr warmer Tag, 27° um 11 Uhr Vormittags (d)und nach Sonnenuntergang noch 21°. Auch (d)der Abend (10 Uhr) ist sehr warm[,] man kann sagen, schwül (d)und ich fürchte (e)ein Gewitter. Um ½ 7 Uhr geht jetzt hier (d)die Sonne unter, also um ½ 6 Uhr auf. - [199]

Donnerstag (d)den 27ten April 1843. Der Morgen vollkommen bewölkt (d)und trüb; sogar am Vormittag Regentropfen; gegen 11 Uhr beginnt heftiger Sandnordwind, der sehr unangenehmerweise den ganzen Tag fortdauert; nur einmal etwa auf 10 (Min)Minuten ist (d)die Sonne zu sehen. Wir haben heut Mittag 25°. Früh Morgens gehe ich mit Abeken, Bonomi, Max (d)und bestellten Ausgräbern umher, um Letztere auf (d)dem Plateau zur Aufsuchung (v)von Thiermumien anzustellen. Mit Bonomi (d)undAbeken besuche ich dann das zuletzt aufgenommene Grab, dann gehen wir zur großen (Pyr)Pyramide, wo ich deren Abweichung (v)vom (wahr)wahren Nord sowie die Steinschichten mit Abekens Hülfe untersuche. Sehr ermüdet um 12 Uhr nach Hause. Nachmittag kommt abermals (e)ein Bote (v)von (Leps)Lepsius mit Brief, der zwar fortschreitende Besserung der Beiden ankündigt, aber (zugl)zugleich noch eine 8 - 10tägige Abwesenheit derselben ankündigt; auch ist (d)der Brief voll von dummen Streichen des Eugène. Ich schreibe eine Antwort, (d)und verbringe den übrigen Tag meist im Gespräch mit Bonomi. Abends Zeitungen gelesen, mit denen ich noch sehr im Rückstand bin. -

Freitag (d)den 28ten April 1843. Heut Vormittag setze ich meine Messungen mit Abeken an der großen (Pyram)Pyramide fort; gegen 12 Uhr gelangen wir damit zu Stande. Das Wetter ist heut trefflich; ein kühler Nordwind mindert die Wärme, so daß wir bei völlig klarem Himmel nur 23° Wärme haben. Auf (d)dem Gipfel der (Pyr)Pyramide mich sehr gut mit Abeken unterhalten. Gegen 12 Uhr nach (d)den Zelten zurück. Ich habe schon seit gestern [und] vorgestern einen verstockten [200] Kopfschmerz [und] Druck auf (d)die Augen, der mich heut, obwohl ich die vergangene Nacht sehr gut geschlafen, nicht verlassen hat; auch (m)mein Magen ist in sofern nicht in Ordnung, als ich nach jedem Essen mich gleich voll (d)und beinah etwas übel fühle. Gegen Abend mache ich mit Bonomi einen Besuch in Sakkara; doch finden wir (d)den Scheich nicht vor, nur (s)seinen Bruder (d)und der Besuch selbst war höchst langweilig. Der Weg aber hin (d)und zurück sehr schön; auf (d)dem Rückwege maßen wir den Schritt (v)von (Bon)Bonomi’s Kameel, es machte 390 Schritte à 1,08 m im Mittel binnen 5 Minuten. - Ich habe für Morgen Esel zu (e)einer Expedition nach Thura bestellt, doch sind von 4 Stück bis jetzt nur 2 gekommen, (d)und wenn ich mich auch morgen nicht ganz wohl fühle, werden wir (entw)entweder (d)die Parthie aufgeben (od)oder ich bleibe hier. - Ich ertheile heut an (d)den (kl)kleinenHauad (e)eine Bastonade.

Sonnabend (d)den 29ten April 1843. Es fehlen heut früh die gehörige Menge Esel, (d)und ich fühle mich so wenig wohl, daß ich die Parthie nach Thura aufgebe, (d)und die Andern wollen sie nicht allein machen. - Ich schreibe heut einen Brief an Nietz, dem ich zu seinem Bau-Inspektoriat gratulire. Am Nachmittage fange ich noch (e)einen Brief an Berelard an, aber ich bin zu zerschlagen (d)und abgespannt, (d)und muß es bald lassen. Es ist ein heißer Tag, besonders im Zelte, draußen 25°, im Zelte gewiß gegen 30°. Am Abend kommt (Moh)Mohammet el (Berb)Berberi aus Cairo zurück, (d)und zwar krank. Er bringt (e)einen Brief (v)von (Leps)Lepsius, der sammt Frey in (d)der Besserung fortschreitet, doch noch sehr schwach ist. Ferner will er manche Aufschlüsse über (d)diegroße (Pyr)Pyramide hieselbst. [201] Am Abend trinke ich Fliederthee, um zu schwitzen, was aber nur halb gelingt, da es zu wenig ist. -

Sonntag (d)den 30ten April 1843. Mit (m)meiner Gesundheit geht es, wenn nicht besser, doch auch nicht schlimmer. Die Zerschlagenheit (d)und Benommenheit ist ziemlich dieselbe; ich habe beinah bis zur Morgenandacht an (e)einem Briefe an (Leps)Lepsius zu schreiben, den ich dann durch Omar sammt meinen Plänen (d)und seinem Reißzeug nach Cairo befördere. - Der alte Mashara mit einigen Franzosen kommt heute zu (e)einem Besuch; Bonomi nimmt ihn an; sie verzehren ihr mitgebrachtes Frühstück in unserm Eßzelte. Auf (d)den Nachmittag haben wir wie am vergangenen Sonntag eine Kaffeeparthie beschlossen (d)und zwar nach (d)dem Dorfe Schim Bab, wo der interressante Baum mit (d)dem Santon ist, den Frey, Ernst (d)und ich vormals gezeichnet. Der Tag war sehr schön, nur einige 20° Wärme; der Weg ging über Sakkara durch (d)den Palmenwald, dann auf die Ebne zu, die zum Theil gelb von vollkommen reifem Weizen glänzte. Große Melonen (od)oder vielmehr Kürbisse liegen (zw)zwischen grünen Blättern auf (d)dem schwarzen Boden; aber an diesen jungen Pflanzen hat die junge Brut der Heuschrecken, die jetzt heranwächst in ungeheurer Anzahl, große Verwüstungen angerichtet, so an den Bamien, Gurken, besonders aber am Durrha ((türk)(türkischer Weizen). - Interressant war mir auch die Art des Zermalmens des Bohnenstrohs, woraus dann der (sogen)sogenannte Tibben wird; Schlitten (zw)zwischen deren Schleifhölzern 3 Walzen, jede mit 4 [eisernen] Scheiben (etwa 8 [Fuß] Durchmesser), die unzehig gestellt sind, versehen, zerbrechen das untergelegte Stroh, ohne daß die dazwischen fallenden Bohnen verletzt werden. Die Schlitten, (v)von Menschen belastet, die sehr bequem auf (d)der Bank oben sitzen, werden (v)von Ochsen gezogen. [202] Wir hatten unter heitren Gesprächen den Weg bis zum Dorfe Schimbab fortgesetzt, da geschah es, daß Abekens Kameel, was leider, wie es scheint, stark blind ist, über einen Palmstamm stolperte, auf die Vorderfüße stürzte, (d)undAbeken vornüber herabwarf; er fiel auf beide Ellenbogen, ich, dicht bei ihm, sprang (v)vom Esel, hob ihn auf (d)und führte den, seinen Arm gebrochen glaubenden unter (d)den Schatten des Santons am Brunnen. Auf (s)seinen ausgebreiteten Teppich (d)und Bärenfell ließ ich ihn nieder, (d)und nun zeigte es sich, daß zwar kein Bruch aber eine Ausrenkung des Ellenbogens stattgefunden. Glücklicherweise fand sich im Dorf (e)ein Mann, der (d)den Arm einzurenken verstand, denn (Bon)Bonomi, von Massara’s Fremden aufgehalten, war leider nicht mit uns gekommen. (D)Der Araber verstand indeß (s)seine Sache recht gut; er renkte ihn ein, machte (e)einen Umschlag (v)von heißer Butter (d)und so, freilich nicht ohne große Schmerzen, war doch Abekens Lage erträglich. Kaffee ward gekocht, die Schechs des Dorfes kamen hinzu (d)und bewirtheten uns, (d)und wir sie mit Kaffee, auch setzten sie uns Datteln in Zucker vor, die trefflich süß schmeckten; wir lasen einige schöne Gedichte (v)vonGöthe, (d)und ließen es uns nach (d)dem Schreck noch recht wohl sein. Die Luft war trefflich, (d)der Blick auf (d)das (Mokattamgeb)Mokattamgebirge, die ganze Umgebung sehr malerisch. Zu guterletzt kam noch Bonomi, der dann große Augen machte. Bald nach (s)seiner Ankunft brachen wir auf; ich setzte mich auf (d)das blinde Thier (d)und mit Vorsicht gelangten wir (z)zu Hause im Dunkeln an, wo dann (Bon)Bonomi sogleich mit Wichtigkeit untersuchte, ob (e)ein Knochen gebrochen sei. - Ich war bei meinem bisherigen Unwohlsein durch (d)den ganzen Tag sehr angegriffen (d)und suchte mich wieder durch Fliederthee zum Schwitzen zu bringen. - Das war der Geburtstag des (seel)seeligenLudwig. [203]

Montag (d)den 1ten Mai 1843. Der Patient Abeken hatte (d)die Nacht nicht geschlafen (d)und klagt natürlich noch über Schmerzen im Arm, den ihm Bonomi sorgfältig verbindet. Ich gehe heut mit Max in (d)diegroße (Pyr)Pyramide, wo ich die Abweichung der Kammerseiten, nachher auch die der glatten eingebauten Wände [untersuche]. Gegen 10 Uhr kommen wir zurück. Nachmittags schreibe ich an Bernhard; am Abend dies Tagebuch. Der Tag ist herrlich kühl (d)und schön, 23°. - Am Abend kommt Omar aus Cairo; mit (Leps)Lepsius geht es viel besser, aber Pruner hält ihn noch diese Woche zurück; auch Frey ist auf (d)dem Wege (d)der Besserung. Prächtige Beleuchtung des Mokattams bei Sonnenuntergang wieder beobachtet. - Morgen will ich nach Mitrahenne. - Mit (m)meiner Gesundheit geht es Gott (s)sei Dank besser, (d)und ich kann mich heut fast ganz wohl nennen.

Dienstag (d)den 2ten Mai 1843. Ich reite heut Vormittag nach Mitrahenne, wo ich denselben mit (d)dem Beginn der Aufnahme des dortigen Theils (v)vom alten Memphis hinbringe. Gegen 1 Uhr zurück; nach (d)dem Frühstück geschlafen, dann an (e)einem Brief an (d)die Mutter geschrieben; am Abend Brief an (Leps)Lepsius geschrieben. Der Tag ist heut schön aber kühl; mit Sonnenuntergang nur 15°. - Mit Abeken geht es leidlich. -

Mittwoch (d)den 3ten Mai 1843. Nach Absendung des Briefes (d)und Boten an (Leps)Lepsius nach Cairo mache ich heut wieder in Begleitung (v)vonBonomi nach Mitrahinne hinaus, die Aufnahme des dortigen Terrains fortsetzend. Bis nach 3 Uhr bleibe ich dort (d)und reite dann dem schon voraus zurückreitenden Bonomi nach, den ich auch bald einhole. Bis Sonnenuntergang bringe ich dann bei Abeken hin, mit dessen Arm es ja all [204] mählig besser geht. Nach (d)dem Essen fahre ich an dem Briefe an (d)die Mutter fort. Das Wetter ist heut wieder recht kühl, besonders die letzte Nacht. -

Donnerstag (d)den 4ten Mai 1843. Während schon vor Sonnenaufgang Ernst, Max (d)undFranke eine Exkursion nach den Steinbrüchen (v)vonMasara antreten, bleibe ich zu Hause, um das gestern (d)und vorgestern aufgenommene Terrain (v)vonMemphis zu Papiere zu bringen. Am (Nachm)Nachmittag vollende ich (d)den (speziell)speziellen Brief an die Mutter. Schon zeitig kommen die Andern, (v)von ihrer Tour sehr zufriedengestellt, zurück. Auch Omar kommt aus Cairo wieder mit Sachen (d)und einem Briefe (v)von (Leps)Lepsius, mit dessen wie Frey’s Genesung es langsam vorwärts geht. - Am Abend spät schreibe ich noch (e)einen Brief an ihn zurück. - Das Wetter ist heut wie gestern recht schön (d)und kühl.

Freitag (d)den 5ten Mai 1843. Ich gehe heut wieder nach Mitrahinne; Bonomi kommt mir nach; es ist sehr heiß [und] die Lauferei wird mir recht sauer; ich frühstücke mit Bonomi am Coloß zusammen; setze dann meine Wanderungen fort, (d)und kehre gegen 4 Uhr zurück; es erhebt sich am Nachmittag ein heftiger Sandwind, der sich in (d)der Nacht außerordentlich verstärkt (d)und einige schlaflose Stunden bereitet. Ich trage heut, so lange es Tag ist, noch am Plan auf. Es war heut 28 ½°, sehr schwül (d)und besonders in (d)der Nacht heiß. - Mit Abeken geht es allmählig besser. Max hat sich erkältet (d)und einen schlimmen Hals bekommen. - Spät Zeitung gelesen. - Auf den Feldern ist die Getreideärndte in vollem Gange. Der Durrha ist ½ Fuß hoch; die Palmen haben abgeblüht. - [205]

Sonnabend (d)den 6ten Mai 1843. Heut früh beim Frühstück Wuthausbruch (v)vonFranke*; er schlägt entzwei, was ihm in die Hände kommt; ich muß neuen Kaffee bestellen. Nachher mache ich mich wieder auf nach Mitrahenne, wo mich Ernst begleitet. Wir nehmen unser Frühstück am Grab des Schech. Ich habe das Pech, einen Lauf meiner Terzerole zu verlieren. Es ist wieder heut sehr heiß, eine dicke Sandathmosphäre, durch die man kaum Himmel, kaum (d)die Sonne sieht. Nach 3 Uhr kehren wir zurück, wo ich dann das Vermessene wieder auf (d)das Papier bringe. Am Abend schreibe ich (e)einen langen Brief an (Leps)Lepsius, besonders unsrer Wächter wegen, die durch (d)das Gouvernement zu Dammbauarbeiten requirirt werden. - Wir haben heut um 4 Uhr noch 26° (R)Réaumur. - Mit Abekens Arme geht es erwünscht vorwärts. Max Halsweh hat sich mehr ausgebildet. - Wir Andern sind wohl. - *wegen (Zuslaufens)Zusammenlaufens von Milch nach dem Abgekochtsein.

Sonntag (d)den 7ten Mai 1843. Abeken gesellt sich heut zum erstenmal nach seiner Armverrenkung wieder zu uns (d)und hielt die Morgenandacht. Ich gehe heut nicht aus, nachdem ich Ali nach (d)der Stadt an (Leps)Lepsius abgefertigt, beschäftige ich mich mit Briefschreiben, was ich bis in (d)die Nacht um ½ 12 fortsetze (d)und dadurch einen hübschen Theil vor mir bringe. Am Nachmittag gemeinschaftliches Caffeetrinken im Eßzelte. - Der Tag war heut völlig bewölkt, um Mittag sogar einige Tropfen Regen, dabei aber doch recht warm.

Montag (d)den 8ten Mai 1843. Ich habe die Nacht sehr wenig geschlafen, heftiger Wind wie das stete Zurufen [206] unserer Wächter ließen mich nicht zur Ruhe kommen. Bei Tage währt (d)der Chamsin fort; ich reite mit Ernst wieder nach den Hügeln (v)vonMemphis (d)und fördere hier ein tüchtiges Stück Arbeit, so daß ich Morgen so ziemlich ()fertig werden kann. Am Grabe des Scheik wird wieder gefrühstückt (d)und geschlafen (d)und am Nachmittag bis etwa ½ 4 Uhr gearbeitet, wo wir dann in heftigstem Winde nach Hause reiten. Ich zeichne heut noch das Vermessene auf; empfange dann (e)einen Brief (v)von (Leps)Lepsius durch den zurückkehrenden Ali; es geht mit (Leps)Lepsius Gesundheit leidlig, er wartet nur auf einen ruhigen Tag, um zu uns zurückzukehren. Mit Frey geht es leider weniger gut, er wird müssen noch zurückbleiben. - Bonomi ist heut früh nach Cairo aufgebrochen (d)und wird wohl mit (Leps)Lepsius zurückkehren. Am Abend schreibe ich noch 2 Briefe an (Leps)Lepsius (d)undFrey, (d)und gehe sehr ermüdet um 11Uhr zu Bett. - Die Nacht über Heuschreckenwanderung durch unser Zelt, sehr unangenehm.

Dienstag (d)den 9ten Mai 1843. Hunderte (v)von jungen Heuschrecken sitzen heut in unsrem Zelt; es wird eine Jagd angestellt, sie hinauszutreiben; nach einigen Stunden aber ist es wieder eben so voll. Es ist wirklich, nicht nur für uns, (sond)sondern für (d)das Land eine rechte Plage. Ich komme heut erst etwas spät dazu, nach Mitrahinne zu gehen, wobei mich Ernst wieder begleitet. - Um 13 Uhr etwa werde ich mit (d)dem Plan von Mitrahinne fertig (d)und wir reiten zum Frühstück nach Hause; am Nachmittag arbeite ich noch fleißig an meiner Karte; nach (d)dem Abendessen trinken wir Kaffee (d)und Thee bei (treffl)trefflichem Mondschein im Freien liegend; im Zelt Zucker geschlagen. Es ist heut 23 ½°. Abekens Arm heut weniger gut. [207]

Mittwoch (d)den 10ten Mai 1843. Bußtag. Heut Vormittag mache ich meine Karte fertig; nach dem 2ten Frühstück wird wieder geruht, (d)und am (Nachm)Nachmittag schreibe ich an dem (allg)allgemeinen Briefe weiter. Wiederum heute Lagerung im Mondschein; es ist heut fast der erste recht heiße Tag. Um 11 Uhr (Vorm)Vormittags habe ich im Schatten des Zeltes außen 34°, im Innern auf Mannshöhe 37° (R)Réaumur. Am (Nachm)Nachmittag 32°; am Abend um 9 Uhr noch 21 ½° . (Leps)Lepsius ist noch nicht gekommen, ich erwarte ihn mit Bonomi morgen. - Heuschrecken im Zelt sehr unangenehm.

Donnerstag (d)den 11ten Mai 1843. - Heut Vormittag vollende ich meinen (allgem)allgemeinen Brief, darin einen andern an Carl (R)Riechers (d)un bin, Gott sei Dank, nun so weit, die Sendung nach Europa abgehen zu lassen. - Der Tag heut ist zwar nicht so warm wie gestern, da wir Nord- statt Südwind haben, indessen doch heiß genug; im Zelte ist 32 ½° (d)und draußten 28 ½° Wärme. Der Abend ist kühl, doch setzen wir unsre Mondschein Lagerung fort. (Leps)Lepsius, den ich heut sicher erwartete, kommt noch nicht; ich beschließe deshalb, damit mein Brief noch mit dem Dampfschiff des 17ten abgehen kann, morgen Omar mit meinem Briefe in (d)die Stadt zu schicken, zu welchem Ende ich noch (e)ein Paar Zeilen an Lepsius (d)und für den Nothfall an Lieder schreibe.

Freitag (d)den 12ten Mai 1843. - Ich beginne heut das letzte ohnlängst vermessene Grab aufzuzeichnen, nachdem ich noch etwas an meinem Plan (v)vonMemphis gearbeitet habe. Auch heute warten wir vergebens auf Lepsius; auch Bonomi kommt nicht; Omar, der heut zurückkommen sollte, bleibt auch aus. Der Tag aber ist nicht sehr heiß, es geht ziemlich starker [208] Wind, der sich nach (d)dem Abendessen etwas legt, so daß wir uns wieder im Freien des Mondscheins erfreuen können, jetzt aber, gegen 10 Uhr Abends wieder auf das Heftigste mit (d)dem Zelte zaust. Nach Sonnenuntergang war (d)die Temperatur noch 23°, da die Luft, wenn (d)der Wind nicht geht, warm ist. Mit Abeken’s Arm geht es wenig merklich vorwärts. Die Heuschreckenwanderung durch unser Zelt hat zu meiner (groß)großen Zufriedenheit heut fast ganz aufgehört.

Sonnabend (d)den 13ten Mai 1843. Der ganze heutige Tag ist ununterbrochen äußerst stürmisch, wie wir ihn bisher in Saccara noch nicht gehabt haben; aber es ist Nordostwind (d)und unsre Zelte sind gegen diesen Wind am wenigsten geschützt; Sand (d)und Staub bedeckt wieder alle Sachen in unserm Zelte. Dabei haben wir am Mittag 28° Wärme. Den ganzen Vormittag zeichne ich noch an dem gestern begonnenen Grabe auf. - Am Nachmittag Zeitungslesen, dann Schneidern (d)und endlich ein Besuch bei Abeken, wo ich fast bis zum Essen bleibe. Während des Essens kommt Omar, der (v)vonLepsius die Nachricht bringt, daß derselbe mit Bonomi (d)undFrey am nächsten Montage zu kommen beabsichtige, so daß wir am Donnerstage darauf abreisen können; mit Beider Gesundheit geht es, wie es scheint, leidlich. -

Sonntag (d)den 14ten Mai 1843. Tagebuch schreiben (d)und Zeitungslesen nimmt heut den größeren Theil des Tages fort; Omar hat gestern nämlich neue Zeitungen mitgebracht. Das Wetter ist, besonders nach Mittag wieder äußerst windig, die Athmosphäre hüllt sich vollkommen in Sand (d)und Staub, so daß die Palmen von Saccara kaum zu unterscheiden sind. Am Nachmittage mache ich mit Abeken (d)und dem Kavaß des [209] Mudir einen Besuch beim Schech (v)vonSakkara, um die Lieferung (v)von 20 Kameelen (d)und 10 Eseln auf (d)den nächsten Donnerstag zu veranlassen. Er ließ sich grade unter dem Schatten der mächtigen Akazie unweit seines Hauses barbiren. So ein Besuch ist immer langweilig, weil (m)man nicht weiß, was man sprechen soll; der Kaffee dauerte wie gewöhnlich, sehr lange, (d)und als wir mit unserm Begehren vorrückten, behauptete er, er könne nur 12 Kameele verschaffen, was zu einem heftigen Wortstreit (zw)zwischen ihm (d)und unserm Kavaß führte, der sich sehr gut benahm. Wir trennten uns, ohne daß er die Kameele versprochen hatte, (d)und nun schrieb ich mit Hülfe Abekens zu Hause einen (Ital)Italienischen Brief an (d)den Mudir in dieser Beziehung, mit dem am andern Morgen der Kavaß abgehen soll. - Nach dem Essen lange Sitzung, wo wir aus Abekens (gesellschaftl)gesellschaftlichen Liederbuch nach (d)der Reihe Lieder vorlesen, auch singen. Bei dieser Beschäftigung kommt der Schech (v)vonSaccara zur Nachtwache, die seit einigen Tagen (v)von ihm aufgegeben war; eigentlicher Grund war aber wohl eine Einleitung neuer Verhandlungen in Betreff der Kameele; indessen kam es hierin zu nichts, (d)und mein Brief ward dem Ali Aga des Mudir übergeben. - Zeitungslesen (d)und spät zu Bette. - Wärme, wenn ich nicht irre, 27°. -

Montag (d)den 15ten Mai 1843. Schöner Morgen. - Gegen 9 Uhr beginnt es, wieder windig zu werden; Vormittag hauptsächlich Zeitung lesen; um 1 Uhr etwa haben wir die Freude[,] (Leps)Lepsius (d)unFrey anreiten zu sehen. Wir gehen ihnen an (d)den Fuß des Berges entgegen; (Leps)Lepsius sieht noch etwas blaß[,] aber doch munter aus, während ich Frey sehr mager (d)und elend finde, auch ist er noch keineswegs ganz hergestellt. Ein neuer Kavaß, ein langer, hagerer, elegant gekleideter Kerl, dem man es ansieht, daß er Haare auf seinen paar Zähnen hat, kommt mit; Bonomi, Eugen[210] (d)und ein Packthier kommen nach. Nun geht es an ein lebhaftes Erzählen. Während dem fängt mit einmal das Zelt (v)vonWild an zu brennen[,] (wahrsch)wahrscheinlich durch einen Schuß, den Max daraus abgefeuert hat; indessen wird (d)der Brand noch zeitig genug gelöscht, ohne weiteren Schaden angerichtet zu haben[,] als ein großes Loch, was dann schleunig wieder geflickt wird. - (Leps)Lepsius hat uns schöne Decken über unsre Betten mitgebracht, die dann unser Zelt gleich viel eleganter machen. - Das Wetter ist heut zwar nicht übertrieben windig, wenigstens nicht staubig, aber kalt, denn wir haben etwa um 21½° Wärme. - Ich bin froh[,] daß wir wieder Alle beisammen sind. -

Dienstag, (d)den 16ten Mai 1843. Die Nacht habe ich seit langer Zeit wieder einmal sehr gut geschlafen, ohne fast einmal aufzuwachen. - Der Morgen ist kühl, 12° bei Aufgang der Sonne. Nach (d)dem Kaffee macht (Leps)Lepsius mit Max die Gräberrunde; ich mit Ernst, Frey[,] (Bon)Bonomi (d)unAbeken, dessen Arm immer noch nicht so recht gut ist, bleiben zu Hause. - Ich zeichne heut Vormittag mehrere Skizzen von Frey ab. - Am Nachmittag hauptsächlich Zeitungslesen. Am Tage (d)die Hitze nur 20 ½ ° . Der Abend wieder sehr kühl. Nach (d)dem Essen sitzen wir, (Leps)Lepsius[,]Abeken[,] ich (d)und (Bon)Bonomi mit Ernst lange im Eßzelt (d)und erzählen uns was. Die Kameele zur Abreise sind erst am Donnerstag Abend für (d)den Freitag früh bestellt. - Am Mittag liest (Leps)Lepsius seine (Abhandlg)Abhandlung über das Fayum vor, worüber lange gesprochen wird.

Mittwoch (d)den 17ten Mai 1843. Ich beschäftige mich heut den größten Theil des Tages mit Abzeichnung eines Blattes (v)vonFrey, den Santon bei Mitrahenne darstellend; außerdem mit Zeitungslesen. Das Wetter ist wieder sehr windig (d)und kühl, kaum 20°. Gegen Abend mache ich mit Frey, der an seinem [Schlennfieber] noch recht elend ist, einen kurzen Spatziergang, wobei ich die köstlichen Farben der [211] Ebne bei Sonnenuntergang bewundre. Unser dicker Kavaß, der gestern nach Cairo ging, kommt heut wieder, (d)und mit dem Soldaten des Mudir, der noch hier ist, hat sich nun unsre Dienerschaft auf 3 Kavasse vermehrt. - Von heut datirt sich (d)die Einführung des Thees zum Frühstück (außer mir (d)undFranke) (d)und einer Suppe (z)zum 2ten Frühstück statt des Brodts mit (d)den Datteln.

Donnerstag (d)den 18ten Mai 1843. Gegen 8 Uhr mache ich mich mit Lepsius zur Besichtigung der Reste von Memphis auf. Wir gehen dieselben nach meiner Karte sehr genau durch, finden noch auf Tempelüberresten einen interressanten Königsnamen, (d)und kommen zu sehr befriedigenden Resultaten über das dort künstlich gebildete Hochplateau. Dieß Besehen hält uns bis 12 Uhr auf; dann machen wir (e)einen Besuch in Mitrahenne bei einem Janitscharen, (einem Abessinier) der dort wohnt, und uns Dienste zur Erlangung der Kameele geleistet hat. Es sind mehrere andre Besucher da, besonders ein etwas stark renommirender Türke. Wir bleiben ziemlich 2 Stunden, während welcher Zeit wir Pfeifen, Kaffee (d)und eine Collution mit Fleischmark, Gerichten, Melonen, Brod (d)und Honig verzehren, wovon ich mich an den beiden letzten trefflichen Gegenständen hielt, wie auch (Leps)Lepsius, dann wieder Caffee (d)und Pfeife. Luftiger Sitz in dem Zimmer mit Nilziegelwänden. - Endlich gegen ½ 3 Uhr brechen wir nach Haus auf. Ich packe dann gegen Abend noch (d)die Zeichenkiste (d)und Reißbretter sowie die Mappen mit Hilfe (v)vonErnst. Nach dem Abendessen bespreche ich mit (Leps)Lepsius noch das, was bei Daschur zu thun ist, (d)und wir kommen halb (d)und halb zu dem Entschluß, morgen nur bis Dashur[212] zu gehen (d)und übermorgen bis Lisht. - Fast alle Kisten sind heut in Ordnung (d)und fertig gepackt. - Am Abend noch Besuch des alten Kaschef (v)vonAbusir. - Das Wetter war heut sehr schön. Um Mittag 26°; nach Sonnenuntergang 20 ½°. -

Freitag (d)den 19ten Mai 1843. Heut früh endlich erfolgt wirklich der Aufbruch von dem unseligen Sakkara. Die 20 bestellten Kameele (d)und 10 Esel kommen erst nach (d)und nach zusammen; Abschiedsbesuch von Kaschef aus Abusir[,] von dem (abessin)abessinischen Soldat aus Mitrahenne, vom Schech (v)vonSakkara. Unterdessen wird aufgepackt, nachdem Franke uns abscheulicher Weise mit den schlechtesten Tönen seiner Trompete geweckt hat. Ich packe meine Betten (d)und meinen Mantelsack zusammen, jetzt werden die Zelte eingerissen, endlich fällt auch das unsrige. (Leps)Lepsius (d)un ich, wir brechen früher auf, als (d)der Zug sich in Bewegung setzt, weil wir noch einige Untersuchungen von (PyrFeldern)PyramidenFeldern vorhaben. Noch ein Blick auf den verhängnisvollen Lagerfleck (d)und nun geht es fort. Zuerst reiten wir noch einmal auf (d)das (südl)südliche Feld der (Pyr)Pyramiden (v)vonSakkara zur Besichtigung des Materials der einen größtentheils abgetragenen (Pyr)Pyramide, dann zum Dorfe (Sakk)Sakkara hinab, um (d)das Material der dortigen (schw)schwarzen Hügel zu betrachten, auf denen (d)das Dorf gebaut ist, sie scheinen allerdings größtentheils alt zu sein. Von hier geht es direkt bis jenseits der (gr)großen (Pyr)Pyramide (v)vonDaschur, wo wir lange umherreiten, um Pyramiden zu finden, die (Leps)Lepsius früher gesehen (d)und notirt hat. Die eine erkennen wir als keine (Pyr)Pyramide, aber später, fast Daschur gegenüber ist ein Todtenfeld um eine ziemlich bedeutende (Ziegelpyr)Ziegelpyramide, die jedoch abgetragen ist. Nach (d)der Besichtigung mache ich mich an (d)die Aufnahme, die dann bis gegen 12 Uhr Mittags etwa bewirkt wird. [213] Von hier aus erblicken wir den stattlichen Zug unsrer Kameele sich durch die Ebne bewegen. - Jetzt machen auch wir uns direkt nach Lischt auf. Unser Weg geht ebenfalls in der Ebne hin, nicht weit von uns rechts die Wüste, das ganze Nilthal mit Dörfern übersät, die an den (kl)kleinen Dattelhainen umher kenntlich sind. Die alten Formen des Mokattam verschwinden allmählich, es wird eine andre, wenngleich immer ähnliche Gegend. Dörfer mit indischen Feigenpflanzungen bieten einen Wechsel dar, in dem einen schießt Eugen ein Paar Tauben. Dann geht unser Weg wieder eine lange Zeit in (d)dem Bette des an vielen Stellen jetzt ganz ausgetrockneten Bachr Jousef entlang, wo rechter Hand die Wüste natürliche Sanddünen mit Tamariskengesträuch aufgeschüttet hat. Fast (d)den ganzen Weg, alle Felder (d)und Sträucher sind mit Heuschrecken übersät. Endlich erblicken wir die (Pyram)Pyramiden (v)vonLischt. Wir wollten eigentlich an (d)der letzten Halt machen, doch war (d)der Abend zu weit vorgerückt, (d)und so blieb der Zug am (östl)östlichen Fuß (d)der 1ten (Pyr;)Pyramide; wo wir nach Untergang der Sonne anlangten, nachdem der Zug kaum eine Stunde da war. Jetzt wurden die Zelte aufgeschlagen; ich legte mich in (d)dem Meinigen gleich nieder, um ein wenig auszuruhen, denn ich war sehr müde (d)und hungrig. Es dauerte außerordentlich lange heut, eh wir etwas zu Essen bekamen, (endl)endlich (ab)aber gab es Eierkuchen, Datteln, Melonen (sehr mehlig) (d)und Reis; es wurde beim Essen (d)und nachher viel gelacht; ich war heiter (d)und aufgeräumt. Nach Sonnenuntergang heftiger Wind. Der Tag war sehr schön, heiß, aber kühlender Wind. Endlich nach 11 Uhr lege ich mich mit Abeken in dessen Zelt zu Bette, (d)und schlafe (d)die Nacht trefflich.

Sonnabend (d)den 20ten Mai 1843. Heut früh auf (d)die (Pyr)Pyramide, um (d)das bedeutende Todtenfeld zu besichtigen. Beim Hinaufklettern geht (m)meine Flinte los, doch ohne mich zu beschädigen. Während [214] aufgepackt wird[,] nehme ich die Richtungslinien (v)von (d)der (Pyr;)Pyramide; (Leps)Lepsius kommt mir nach oben nach; er hat an (d)der (Pyr)Pyramide zu thun, ich begann die Aufnahme des Terrains; unterdessen geht (d)der Zug ab. Die beiden Todtenfelder, die sehr weit auseinander sind, nehmen mir bis 2 Uhr Mittags Zeit weg; nach 12 Uhr frühstücken wir ein wenig (zus)zusammen, (d)und während (Leps)Lepsius schläft, vollende ich (d)das Feld der 2ten (Pyr)Pyramide, was ein sehr koupirtes Terrain darbietet. Die Lischtschen (Pyr)Pyramiden sehr zerstört; die erste gewaltsam abgebrochen zeigt eine (interress)interressante, wenngleich wenig sorgsame Bauart, die 2te ist fast nur ein Schuttberghügel. - Um 2 Uhr in außerordentlicher Hitze brechen wir nach Meidum auf. Der Auslauf der Wüste nach (d)demNilthal wird jetzt zerrissener, Thäler, gelbgrün, halb vertrocknet, ziehen sich tief hinein, einzelne Bergkuppen rücken tief in (d)die Ebne. Zunächst geht unser Weg wieder in (d)der Ebne entlang, immer in (d)der Nähe des Bahr Jusef, der so zu sagen die Wüste begränzt; dann führt (d)der Weg auf (d)das Plateau. Oft werden Oasenthäler durchschnitten, die tief in (d)die Wüste einschneiden. Gras (d)und Tamariskengesträuch sitzt voll von Heuschrecken wie unermeßliche Anzahl (v)vonSakkara aus. Der Wüstenweg langweilig (d)und ermüdend. In (d)der Ferne sieht (m)man das Ziel des heutigen Tages, die (Pyr)Pyramiden (v)vonMeidum. Jetzt biegen wir wieder zum Josephskanal ab, Eugen schießt ein Wüstenrebhuhn (d)und (e)einen (niedl)niedlichen Wasservogel in (d)der Gestalt eines (kl)kleinen Ibis. Wie gestern langen wir beinah um ½ 8 nach Sonnenuntergang bei den (südl)südlich (v)von (d)den (Pyr)Pyramiden aufgeschlagenen Zelten an, ich außerordentlich ermüdet (d)und zerschlagen. Die Kameele waren schon um 2 Uhr hier, (d)und so war heut Alles in Ordnung, Essen pp. - Nach dem Thee Rechnung mit Ali (d)und dann zu Bette. Mit Sonnenuntergang erheben sich äußerst heftige Windstöße, die noch jetzt, Sonntag früh, anhalten, (d)und mich (d)die Nacht trotz der Müdigkeit nicht recht schlafen ließen. - Den Tag über war das Wetter sehr heiß (d)und schön. - [215]

Sonntag (d)den 21ten Mai 1843. Heut früh nicht recht erquickt aufgewacht. Nach (d)dem Frühstück (schn)schnell an (d)die (Pyr)Pyramiden (d)un Besehen des Todtenfeldes von deren Schutthügeln aus. Dann Schreiben des Tagebuchs. Der Morgen ist kalt, die heftigsten Windstöße dauern bis jetzt fort. Das Todtenfeld dieser (merk)merkwürdigen (Pyr)Pyramide besteht fast nur aus einigen massig großen schwarzen Gräbern, die der Länge nach sich am Wüstenrande hinziehen. - Mit Frey geht es leidlich, er hat die beiden Reisetage tapfer überstanden, doch ist noch kein entscheidendes Bessergehen wahrzunehmen; auch mit Abekens Arm geht es nur langsam vorwärts, er trägt ihn immer noch in (d)der Binde. Vor dem Gottesdienst heut Tagebuch geschrieben, dann in (Leps)Lepsius Zelt seinen Aufsatz über die (Pyr)Pyramiden angehört, den er an (d)die (Akad)Akademie nach Berlin schicken will. Dann Gottesdienst in Abekens (d)und meinem Zelt; bald darauf Frühstück (d)und dann schlafe ich bis ½ 4 Uhr, wo ich mich aufmache (d)und bis Sonnenuntergang an der Aufnahme des Todtenfeldes arbeite, ohne es jedoch fertig zu bekommen. Die heftigsten Windstöße des Tages verstärken sich noch gegen Abend (d)und bedecken Alles mit Staub, Steinen (d)und Schmutz; während des Abendessens geht (d)das Zelt (v)vonAbeken, in dem ich bin, um, (d)und meine Sachen liegen frei da. - Es ist dieser Wind höchst unangenehm.

Montag (d)den 22ten Mai 1843. Nach mittelmäßigem Schlafe mache ich mich heut früh bei Zeiten an die Beendigung meiner Aufnahme des Gräberfeldes (v)vonMeidum, womit ich etwa um 9 Uhr fertig werde. Bis nach 10 Uhr hat Ernst an einigen Ansichten der (Pyram)Pyramiden gearbeitet, (d)und die Karavane, welche auf ihn gewartet, setzt sich erst nach 11 Uhr in Bewegung. Sie geht durch (d)die Wüste nach Illahun. (Leps)Lepsius (d)und ich messen bis 1 Uhr noch an (d)den (Pyram)Pyramiden selber (d)und dann brechen auch wir im Thale uns haltend, auf; auch Bonomi ist unerwarteter [216] Weise zurückgeblieben (d)und geht nun mit uns. Der Weg ist interressanter als seither; viele Beduinenlager mit ihren flachen Zelten; ein (interress)interressanter Damm mit (mass)massiven Futterwänden, nicht weit davon an (d)der Wüste die weit umherliegenden Ziegelbrocken einer alten Stadt, wie auch eine Art Todtenfeld nah dabei, woraus wir jedoch nicht recht klug werden; eine Menge gebauter Araber- (d)und Schechgräber ragen (v)von (d)den Hügeln in (d)den blauen Himmel hinein. Weiterhin ändert sich rechts (d)die (Gebformation)Gebirgsformation (d)der Wüste, das Plateau wird zerrissener, hügelartiger, das Wüstenvorland bedeckt mit Tamariskengesträuch, 3-4 [Fuß] hoch, bevölkert mit vielen dreisten Füchsen (d)und Wölfen. Endlich um ½ 8 Uhr Abends langen wir an der tiefer in (d)der Wüste liegenden (Pyr)Pyramide (v)vonIllahun an, wo grade die Zelte aufgeschlagen werden. Auf (Bon)Bonomis Lager hinter einer Kiste eine Pfeife behaglich geraucht. - Nach 11 Uhr zu Bett; der Tag war luftig, der Abend nicht frei (v)von starken Windstößen, doch weniger als gestern. -

Dienstag (d)den 23ten Mai 1843. Ich habe die Nacht sehr gut geschlafen; der Wind hat sich gelegt (d)und der schöne Morgen lacht in (d)das Zelt. Ich schnüre gleich meine Betten (d)und begebe mich nach (d)dem Kaffee auf die schwarze (Ziegelpyr)Ziegelpyramide, von wo ich das wüste, weite (d)und in Betreff der Gräber unkenntliche Todtenfeld betrachte (d)und aufzeichne; (Leps)Lepsius kommt dazu (d)und wir sprechen zusammen über den Bau, der sich durch Kreuzrippen (d)und rippenweis vorgelegten massiven Unterbau auszeichnet. Darüber kommt 11 Uhr heran (d)und wir essen unsre Suppe. Dann packt die Karavane auf, (d)und ich mit Ernst bleibe zurück, während (Leps)Lepsius am Bahr Jouseph vorausreitet, zur Untersuchung des Terrains (d)und des passenden Lagerplatzes. - Zuerst messe ich mit Ernst die Höhe des (natürl)natürlichen Felsens, auf dem die (Pyr)Pyramide gebaut ist, dann gehen wir an das Abschreiten des Plateaus. Wir werden der Weitläuftigkeit desselben wegen sehr matt (d)und müde (d)und werden nothdürftig um 3 Uhr (Nachm)Nachmittags fertig, wo wir uns denn auf unsre Esel [217]

[figure]


setzen, (d)und gen Howara aufbrechen, was wir nach 2 Stunden erreichen. Der Weg (d)und unser Eintritt in das Fayoum ist sehr interressant; alte mächtige Deiche (v)von Nilerde werden besehen (d)und verfolgt. Die weite reiche Ebne sieht erstaunlich menschenleer aus. - In (e)einem (kl)kleinen Thale (südl)südlich (v)von (d)der (Pyr)Pyramide (aus Nilziegeln) finden wir, noch in (d)der Wüste unsre Zelte vor; Trümmer eines mächtigen Tempels liegen rings umher; vielleicht lagern wir über dem alten Labyrinth, was hier gelegen haben muß. - Unser großes Zelt wird nun nach alter Weise in Ordnung gebracht, (d)und ich fühle mich nach mehreren Tagen endlich einmal wieder recht behaglich. Das Wetter ist am Tage recht schön, (obgl)obgleich etwas stark windig, was sich am Abend ruckweise noch vermehrt. - Gute Nacht dann für (d)die erste Nacht im Fayoum. - NB. (Leps)Lepsius hat sich vorgestern erkältet (d)und hat gestern wie heut einen schlimmen Hals (d)und Schnupfen. —

Dieses Werk ist gemeinfrei.


Holder of rights
Kolimo+

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2025). Collection 1. Tagebuch meiner egyptischen Reise. Tagebuch meiner egyptischen Reise. Corpus of Literary Modernity (Kolimo+). Kolimo+. https://hdl.handle.net/21.11113/4bk30.0