[]
Sammlung
Critiſcher, Poetiſcher,
und anderer geiſtvollen
Schriften,
Zur Verbeſſerung
des Urtheiles und des Witzes
in den Wercken
der Wolredenheit und der Poeſie.
Viertes Stuͤck.
Zuͤrich: ,
Bey Conrad Orell und Comp.1742.
[][1]

Grundriß eines epiſchen Gedich-
tes von dem geretteten Noah.


DJe trefflichſten Kunſtrichter ſtimmen mit ein-
ander uͤberein, daß die Schoͤnheiten der vor-
nehmſten poetiſchen Werke, und insbeſondere der
Griechiſchen und Roͤmiſchen in der Zeichnung, dem
Grundriſſe, und der Zuſammenordnung des gantzen
Werkes, beſtehen. Sie halten die Ausbildung
eines jeglichen abſonderlichen Stuͤkes vor etwas
geringerers und ſchlechteres. Darum fodern ſie
von dem Poeten, daß er ſeinen groͤſſeſten Fleiß
auf die Zeichnung ſeines Gedichtes wenden ſolle.
Er ſolle ſich nicht allzu ſorgfaͤltig um die Ausſchmuͤ-
kung und den Zierrath bekuͤmmern, und nicht ſo
ſehr beſorgt ſeyn, daß man hier und dar aus-
ruffe, was vor ein zierlicher Vers! als daß
man, nach Durchleſung des gantzen Gedichtes,
ſage: Wahrhaftig ein ſchoͤnes Werk! Sie ver-
langen, daß er ſich hauptſaͤchlich befleiſſe, ein je-
des Stuͤcke an ſeinen vortheilhafteſten Platz zu ſtel-
len, und alle Theile dergeſtalt mit einander zu ver-
knuͤpfen, daß man die Haupthandlung nirgend
aus dem Geſichte verliere.


So groß mithin das Lob ſeyn mag, das ein
Werk wegen der Ordnung und Eintheilung ſei-
ner Verfaſſung verdienet, ſo iſt gewiß, daß alle die
Schoͤnheiten, ſo daher entſtehen, der Erfindungs-
kraft zu verdanken ſind. Dieſe iſt der wahre
Grundſtein der Poeſie, und muß der verſtaͤndi-
gen Zuſammenordnung und Verfaſſung nothwen-
[Crit. Sam̃l. IV. St.] Adig
[2]Grundriß
dig vorgehen. Wer die Gabe der Erfindung be-
ſitzt, dem wird, wie Hr. Pope wol erinnert hat,
die Kunſt nicht entſtehen, den Stof, den er bey
der Hand hat, geſchikt zn verarbeiten. Gluͤkſelig
iſt der Poet, bey welchem die Erfindungsgabe und
der Ordnungs-Talent einander die Hand bieten.


Es iſt nichts mehrers noͤthig, einen fertigen Le-
ſer auf die Spur zu fuͤhren, was er ſich in An-
ſehung dieſer beyden vornehmſten Eigenſchaften in
einem Gedichte zu verheiſſen habe, als daß ihm
ein Abriß auch nur der erſten Anlage vorgeleget wer-
de. Dieſe zartgezeichneten Zuͤge faſſen das gantze
Werk in einen einzigen Geſichtspuncten, ſo daß
das Auge des Verſtandes daſſelbe mit einem Bli-
ke uͤberſehen, und wie die Materialien, welche die
Erfindungskraft hervorgebracht hat, alſo die Ver-
bindung derſelbigen ohne Muͤhe wahrnehmen und
unterſcheiden kan. Die Geſchiklichkeit, welche der
Poet in der Erfindung der Haupttheile, und Be-
gegniſſe, und der Ordnung derſelben erweiſet,
giebt uns daneben zu ermeſſen, daß Erfindung
und Ordnung in den abſonderlichen Stuͤken und
Umſtaͤnden nicht geringer ſeyn werden. Ein ſum-
mariſcher Auszug entdeket uns den Faden des
Werkes, er fuͤhret uns in daſſelbe hinein, daß
wir den Endzwek und die gantze Verfaſſung in
ihrem Zuſammenhange erbliken; welches in einem
vollſtaͤndigen Werke geſchehen muß, wenn man es
mit Zufriedenheit leſen will. Wenn das Gedich-
te auch von einer Handlung redet, von der uns
nur ein weniges bekannt iſt, das aber die Erfin-
dungskraft durch mannigfaltige Ausdaͤhnungen er-
weitert
[3]eines epiſchen Gedichtes.
weitert hat, ſo muß die bloſſe uͤberhin geſchehende
Erwaͤhnung derſelben ein empfindliches Vergnuͤ-
gen mit ſich fuͤhren, und die Neugier ungemein
reitzen, alle die beſonderſten Umſtaͤnde davon zu
vernehmen.


Jch darf demnach mit einiger Gewißheit hof-
fen, daß folgende ſchwachen und erſten Linien ei-
nes epiſchen Gedichtes von Noahs Errettung aus
der Suͤndflut hinlaͤnglich ſeyn werden, das Nach-
denken geſchikter und feuriger Geiſter zu erwe-
ken, und ihnen von weitem zu erkennen zu ge-
ben, was ſie von dem erfindenden Kopfe und dem
anordnenden Verſtande des Verfaſſers zu erwar-
ten haben, ſo fern ſelbigem Gelegenheit und Um-
ſtaͤnde vergoͤnnen wuͤrden, das Gedichte auf die-
ſen Grundriß aufzufuͤhren.


Jnhalt des erſten Buches.


Nach einem kurtzen Vortrage der Hauptma-
terie ſtellt der Poet den Japhet vor, der ſeinem
Vater entgegen gehet. Noah war aus dem ein-
ſamen Platz, wo Gott ſelbſt ſein Haus ferne
von dem verderbten Volk der Menſchen verbor-
gen hatte, nach Eden und deſſen angraͤntzende
Gegenden gegangen, wo ſie ihre Wohnungen
hatten, damit er ihnen die Gerechtigkeit und die
Furcht Gottes predigte. Dahin nimmt auch Ja-
phet ſeinen Weg, aber die Vorſehung fuͤhret ihn
nach dem Aufenthalt Nemuels des Sohns Se-
ba, wo ihm zuerſt die drey Toͤchter deſſelben be-
gegnen. Er geraͤth in eine ſonderbare Gemuͤ-
thesbewegung uͤber deren Erblikung, zumal da er
niemals zuvor Maͤgdgen geſehen hatte. Jhre
A 2Erſtau-
[4]Grundriß
Erſtaunung iſt nicht geringer, nachdem ſie niemals
zuvor Juͤnglinge geſehen hatten. Zwo von denſelben
fluͤchten; die dritte begiebt ſich mit Japhet in
Unterredung. Jhr Vater Nemuel koͤmmt dazwi-
ſchen, und erkennt den Japhet vor den Sohn
der Semira, der Schweſter ſeiner Mutter. Er
erzehlt ihm ſeine Flucht aus Eden.

„Sein Va-
„ter Seba hatte fuͤnfzig Soͤhne, alles waren
„Helden; Kosbi ſein Bruder hatte fuͤnfzig Toͤch-
„ter, die ſchoͤnſten ihres Geſchlechtes. Sie wa-
„ren mit einander verlobet. Damals gieng eine
„von Kosbis Frauen auf dem Felde ſpazieren, wo
„ſie von Seba ohne Geſellſchaft gefunden und
„auf eines ſeiner Jagdhaͤuſer verſchloſſen wird.
„Sie findet Mittel und Wege die Gewaltthat
„und Schande dem Kosbi durch ein hiſtoriſches
„Stikwerk zu wiſſen zu thun. Dieſer nimmt
„von allen ſeinen Toͤchtern einen Eid, daß ſie die
„Soͤhne Seba in der Hochzeitnacht umbringen
„wollen. Alle ſtellen es ins Werk, Mandane
„ausgenommen, welche mit Nemuel entfliehet.
„Sie leben in einem einſamen Orte, ohne ei-
„nigen Umgang mit dem Menſchen. Nach ei-
„ner langen Unfruchtbarkeit gebiehrt Mandane
„in einer Geburt drey Toͤchter. Nachdem ſie
„dieſelben kaum erzogen hatte, ſtirbt ſie. Ne-
„muel, um ihre Berathung bekuͤmmert, rufft den
„Herren an, der ihm verheißt, ſie vor ſeinem
„Ende zu verſorgen.„

So weit gehet Nemuels
Erzehlung. Er erkennt, daß Japhet durch die goͤtt-
liche Vorſehung zu ihm gefuͤhrt worden, und ent-
ſchließt ſich mit ihm nach des Noah Aufenthalt
zu
[5]eines epiſchen Gedichtes.
zu gehen. Sie machen ſich mit etlichen Came-
len, die mit verſchiedenem Geraͤthe und Werkzeu-
ge beladen ſind, auf den Weg. Denn Nemuel
war ein geſchikter Kuͤnſtler, dem alle Erfindun-
gen der erſten Welt im bauen, pflantzen, gieſſen,
ꝛc. bekannt waren. Sie treffen nicht weit von
Noahs Huͤtten ihn ſelbſt an.


Das zweyte Buch.


Noahs innwendige Betruͤbniß des Geiſtes bricht
in ſeinem Angeſichte hervor. Er wird von Ne-
muel daruͤber befraget, und entdeket ihm, wie es
Gott gereuet, die Menſchen erſchaffen zu haben,
ſo daß er bey ſich beſchloſſen haͤtte, ſie auf ein-
mal zu vertilgen. Noah giebt ihm ferner Nach-
richt von ſeiner Reiſe zu den Gezelten der Men-
ſchen.

„Die Nephilim, die Haͤupter derſelben,
„haben ein ungereimtes Mißtrauen in dasjenige,
„was ſie von der Erſchaffung der Natur, und
„des Menſchen, und deſſen Wohnung in dem
„Paradieſe, und der Verſtoſſung aus demſel-
„ben gehoͤret haben. Sie ſehen das von der che-
„rubiſchen Wache umſtellte Paradies vor einen
„bezauberten Garten an, und vermeſſen ſich die
„Bezauberung durch Gewalt oder grauſame Opfe-
„rungen aufzuloͤſen. Einige von den Frecheſten
„verſuchen das Abentheuer. Noah trift ſie in
„einer Rathsverſammlung an, worinn ſie uͤber
„die Einnahme deſſelben rathſchlagen. Er wi-
„derſpricht ihrem Vornehmen, und vertheidiget
„die Lehre und die Rechte der Gottheit. Der
„Schoͤpfer ſteigt ſelbſt herunter, und beſucht das
„ſuͤndhafte Geſchlechte der Menſchen. Er gehet
A 3„mit
[6]Grundriß
„mit Noah unter Jaakans Gezelte. Anarchie
„unter den Nephilim. Die Gottheit wird von
„Jaakan verſucht. Der Herr ſpottet ſeiner mit
„Dazwiſchenſtellung einer Schattenperſon. Der
„Schoͤpfer bereuet es, daß er Menſchen gema-
„chet hat. Er beſchließt dieſelben zu vertilgen.„


So weit Noahs Erzehlung.


Das dritte Buch.


Noah und Nemuel halten das menſchliche Ge-
ſchlecht vor verlohren. Sie duͤrffen ſich auch nicht
ſchmeicheln, daß die goͤttliche Rache ſie in dem all-
gemeinen Untergange verſchonen werde. Jndem
Noah unter einem Kuͤrbisgelaͤnder das Ende des
menſchlichen Geſchlechts beweinet, eroͤffnet ihm der
Herr in einer Erſcheinung die Art, wie die Men-
ſchen untergehen ſollen, und die Zeit, wann dieſes
geſchehen ſoll. Noahs Fuͤrbitte fuͤr dieſelben. Er
will gern in den Gedanken der Menſchen, denen
er ihren nahen Untergang verkuͤndiget hatte, ein
falſcher Weiſſager ſcheinen. Er ſtellet dem Schoͤ-
pfer die Freude und das Geſpoͤtte der gefallenen
Engel vor Augen, wenn er ſelbſt ſeine Erſchaffung
ſobald wieder vernichtete; und marktet mit ihm um
die Verſchonung der Welt. Durch vielmal wieder-
holtes Erſuchen bringt er es ſo weit, daß Gott ver-
heißt der Welt zu ſchonen, falls nur zehn Gerech-
te darinnen gefunden wuͤrden. Wiewol Noah
nicht ſo viele findet, ſchenket Gott doch ihm und
ſeinem Hauſe das Leben, und verſpricht ihm, die
Welt auf ein neues von ſeinem Saamen zu bevoͤl-
kern. Zugleich giebt er ihm den Grundriß zu dem
Schiffe. Paradiesmaͤſſige Lebensart der Kinder
Noah.
[7]eines epiſchen Gedichtes.
Noah. Sem zeiget Neigungen eines Ertzvaters,
Cham eines Weltweiſen, Japhet eines Fuͤrſten.
Jhre Liebe zu Nemuels Toͤchtern und derſelben ſon-
derbare Artund Ausdruͤkung bis zu ihrer Trauung.


Das vierte Buch.


Noah faͤngt an, das goͤttliche Schiff nach
dem goͤttlichen Grundriſſe zu bauen. Sem ent-
deket des Morgens in der Fruͤhe, daß die Engel
des Nachts daran gearbeitet haben. Schildereyen
und Bilderarbeit in den Auszierungen deſſelben.
Noahs Soͤhne fragen ihren Vater von dem Ge-
brauche dieſes Schiffes. Jhre Beſtuͤrtzung uͤber
die Nachricht von dem bevorſtehenden Gerich-
te. Chams philoſophiſche Zweifel betreffend die
nothwendige Menge Waſſers zur Ueberſchwem-
mung des gantzen Erdbodens. Fernere Einwuͤrf-
fe von der beſten Welt, und dem Urſprunge des
Uebels. Nemuel ſtirbt, welches das Wahrzeichen
war, daß Noah in das Schiff hineingehen ſollte.
Die Lebensmittel, und das Geraͤthe werden erſt-
lich hineingebracht. Auch die Thiere, die Voͤgel,
und die Jnſecten gehen auf den Ruff Gottes hin-
ein. Groſſes Opfer des Noah, eh er mit den
Seinigen in das Schiff gehet. Der Herr ſchließt
hinter ihnen zu. Die Winde jagen die Wolken
zuſammen. Der Abgrund oͤffnet ſeine Schleuſ-
ſen. Der Erden gruͤne Flur wird abgeſtreift,
und ihre Feſtigkeit aufgeloͤſet.


Das fuͤnfte Buch.


Ein Orcan jagt das Schiff nach der Gegend
des Landes Eden, wo die Huͤtten der Nephilim
ſtehen. Winſeln der ertrinkenden Menſchen, und
A 4ver-
[8]Grundriß
vergebliches Beſtreben ſich zu retten. Die aus
den Wolken herunterſchieſſende Stroͤhme fallen
auf ſie von oben; von unten ſchieſſen die Waſſer
des Abgrundes hervor, ſie zu verſchlingen. Sie
wollen ſich auf das Schiff retten, aber der Macht-
ſpruch Gottes widerſteht ihnen, und Meduſa mit
dem Schlangenzopfe bewahrt das Schiff vor Ue-
berſall. Noah prediget ihnen aus dem Schiffe
von der letzten Buſſe. Alles Fleiſch gehet unter.
Furchtbares Licht in dem Schiffe. Klage der Frau-
en uͤber den Verluſt ihrer Gaͤrten und Pflantzen.


Das ſechste Buch.


Der eingeſchifften Welt Gedanken und Ge-
ſchaͤfte. Sie betrachten die Schildereyen und ge-
ſchnitzten Bilderwerke an dem Getaͤffel ihrer Saͤ-
le und Kammern; worauf die Geſchichte der kuͤnf-
tigen Welt, die von ihnen gebohren werden ſollte,
durch engliſche Arbeit vorgeſtellet worden. Noah
erklaͤrt ſie ſeinen Kindern. Die Dinge, welche ſich
durch den Pinſel und den Grabſtichel nicht vorſtel-
len laſſen, waren ihm durch goͤttliche Offenbarun-
gen entdeket worden. Die halbzweifelnden Ge-
muͤther der Kinder Noah werden dadurch aufge-
richtet. Kezia, Japhets Weib, erzehlt ihm den Zu-
ſtand ihres Hertzens, in der Zeit, als ſie ihn das
erſte mal geſehen hatte.


Das ſiebende Buch.


Noah ſendet eine Daube aus. Die Verge er-
ſcheinen aus dem Waſſer. Veraͤnderte Geſtalt
der Erden. Ablauf des Waſſers. Die Zerfallung
der erſten Erden, in welcher die verſchiedene Stra-
ta des Bodens unter einander geworffen worden,
machte
[9]eines epiſchen Gedichtes.
machte ſie unfruchtbarer, damit den Menſchen der
Anlaß zum Muͤſſiggang abgeſchnitten wuͤrde.
Denn Gott wollte die Menſchen durch die Suͤnd-
flut verbeſſern, und nicht bloß ſtraffen. Noah
geht aus dem Schiffe heraus und bereitet ſeinem
Erretter ein herrliches Opfer. Der Herr giebt
den neuen Einwohnern der Erde beſondere Frey-
heiten, und thut ihnen himmliſche Verheiſſungen.
Erſcheinung des erſten Regenbogens am Himmel.


Weitere Ausfuͤhrung etlicher Erfin-
dungen mit mehrern Umſtaͤnden nebſt

den vornehmſten Urſachen derſelben.


Zum erſten Buche.


WJewol Noahs Beſuchung des bewohnten
Erdbodens vorhergegangen war, wollte ich
dennoch mit Japhets und Nemuels ſpaͤthern Er-
kenntniß anfangen, damit ich durch eine kleine Ver-
wirrung, welche doch ohne Dunkelheit waͤre, der
Einbildung etwas zu thun gaͤbe, und zugleich die
Neugier reitzete. Die Erdichtung von Japhets
Vorhaben ſeinem Vater entgegen zu gehen, ſoll
ihm bey dem Leſer Liebe erweken. Deſſelben un-
gefehrliche Ankunft bey Nemuel und ſeinen Toͤch-
tern, ſoll die kuͤnftigen Frauen der Soͤhne Noah
mit uns bekannt machen. Die Vorwitzes-Freund-
ſchafts-Liebes- und andere Bewegungen, die an
beyden Seiten vorkommen, ſollen nicht nur durch
ihre Neuheit und Unſchuld ergoͤtzen, ſondern ihnen
auch den Zuhoͤrer guͤnſtig machen; daß er kuͤnftig-
hin an ihren Begegniſſen Antheil nimmt. Die
A 5Ge-
[10]Grundriß
ſchichte von Seba und Kosbi ſoll ihn auf die An-
tediluvianos boͤſe machen. Zu Nemuels und Man-
danen Begebenheit kan man Lynceus und Hyper-
mneſtren Geſchichte zum Urbilde nehmen. Nemuel
wird vor einen groſſen Kuͤnſtler angegeben, damit
wir an ſeinem Orte das Schiff mit Geraͤthe und
Werkzeugen von ſeiner Arbeit anfuͤllen, und auf
dieſe Weiſe die Erfindungen der erſten Welt auf
die andere Welt fortpflantzen. Jch laſſe Noah
mit ihnen zu einer Zeit in ſeiner Jnſel ankommen,
damit wir einer andern Scene Platz machen, und
die Haupthandlung befoͤdern.


Zum zweyten Buche.


Der Begriff, der im erſten Buche von der ro-
hen Art der erſten Welt erwecket worden, muß
in dieſem zweyten in das helleſte Licht geſetzet wer-
den, damit ſie des Unterganges recht wuͤrdig ge-
machet werde. Moſe erzehlet uns mehr Umſtaͤnde
von den Wuͤrkungen, als von den Urſachen des
goͤttlichen Unwillens, durch welche die erſte Welt
vertilget ward: Die Erfindungskraft muß das
Stillſchweigen von den Bewegurſachen dieſer er-
ſchrecklichen Umkehrung einigermaaſſen erſetzen.
Sie muß davon ſolche angeben, welche von dem
rohen Zuſtande der Menſchen einen Begriff ma-
chen, der mit der auſſerordentlichen Straffe, ſo dar-
auf erfolget, ein geſchicktes Verhaͤltniß hat. Der-
gleichen ſind in dieſem Buche die grauſamen Opfer
der Nephilim, ihre vermeſſene Beſtuͤrmung des
Paradieſes, Jaakans Gottes-Verleugnung. Daß
das Paradies vor der Suͤndflut durch Cherubim
ſey verwahret worden, beruhet auf dem Vorge-
ben
[11]eines epiſchen Gedichtes.
ben gewiſſer Ausleger der H. Schrift, wiewol dem
Poeten ohne dies erlaubet war, dergleichen Um-
ſtand zu erdichten. Das Abentheuer von der ver-
meinten Entzauberung des Paradieſes kan nach
des Taſſo Erfindungen ausgearbeitet werden. Was
die heidniſchen Mythologiſten von den Himmels-
ſtuͤrmenden Giganten erzehlen, mag hier die Be-
ſtuͤrmung des Paradieſes bey poetiſchen Geiſtes-
arten rechtfertigen, und mit einigen Umſtaͤnden
bereichern. Von Jaakans Gottloſigkeit ſind etli-
che Spuren in Lycaons Geſchichte beym Ovidius
uͤbrig. Noahs unerſchrockener Widerſpruch mit-
ten in der Verſammlung der verruchten Nephilim,
u. ſeine Reden von der Hoheit und der Gerechtigkeit
Gottes, werden alſo eingerichtet, daß ſie ihn der
herrlichen Ausnahme wuͤrdig machen, da derſelbe
ihn alleine in einer gantzen Welt, die zum Ver-
derben verurtheilet wird, ausſondert. Man muß
uͤberall befliſſen ſeyn, ſo wohl die zornigen als die
guͤnſtigen Gerichte Gottes zn vertheidigen. Theils
muß uns ein Abſcheu vor der verruchten erſten Welt,
und theils eine groſſe Hochſchaͤtzung gegen dem ge-
rechten Mann beygebracht werden, welchen Gott
zum Stammvater der andern Welt auserſehen
hat. Gottes Herabfahrt und ſein Wandel unter
den Menſchen in Noahs Begleitung iſt trefflich
bequem zu erhabenen Schildereyen; und die un-
gemeſſenen Anſchlaͤge der Nephilim, die groͤſſer
als menſchlich ſcheinen, geben Anlaß zu erhabenen
Meinungen.


Zum dritten Buche.


Der Umſtand, daß Noah unter einem Kuͤrbis-
gelaͤnder
[12]Grundriß
gelaͤnder ſitzt, iſt aus Jonas Geſchichte entlehnet,
aber ihr beyder Gedanken und Meinungen ſind ein-
ander entgegengeſetzet. Noah brauchet einen glei-
chen Beweggrund Gott zu beguͤtigen, wie Moſe,
als das Volk Jſrael ein Bild von Gott in Geſtalt
eines Stiers verehret, und Gott deßwegen der gan-
zen Nation den Untergang gedrohet. Moſe ſagte:
Auf ſolche Art wirſt du den Egyptern Gelegenheit
geben, daß ſie ſagen, du haͤtteſt ſie aus boͤſer Ab-
ſicht herausgefuͤhret, nehmlich ſie in den Gebirgen
umzubringen, und gaͤntzlich auszurotten. Ferner
habe ich hier Abrahams Fuͤrbitte fuͤr Sodom vor
Augen gehabt; welche ſowohl durch die Gruͤnde,
womit ſie begleitet wird, als durch den vielmahl
wiederholten Anſatz nachdruͤcklich wird. Abra-
ham ſagte: Jch will nicht hoffen, daß du Gute
und Boͤſe mit einander umbringen werdeſt; es
muß doch zwiſchen beyden ein Unterſchied gehal-
ten werden; und ſ. f. Hier muͤſſen ſonſt die be-
ſten Gruͤnde zur Vertheidigung des Gerichtes, das
uͤber die erſte Welt ergangen iſt, angebracht wer-
den. Die Lebensart der Soͤhne Noah, und ihre
Sitten muͤſſen uͤberhaupt ſo vorgeſtellt werden,
daß in ihrer Unſchuld ein empfindlicher Beweisthum
enthalten ſey, daß ſie auf gewiſſe Weiſe verdienen,
in der Zeit erhalten zu werden, da alle uͤbrigen
Menſchen den Untergang ſehen. Man kan das
Muſter von ihrem Leben in Miltons Vorſtel-
lung Adams und Even im Paradieſe vor ſich fin-
den, jedoch hat man dabey den dreyfachen Cha-
racter dieſer drey Bruͤder wol in Acht zu neh-
men.


Zum
[13]eines epiſchen Gedichtes.

Zum vierten Buche.


Zu Noahs Schiffbau koͤnnen viele poetiſche Um-
ſtaͤnde von dem Bau des Schiffes Argos herge-
nommen werden. Die Bildhauer- und Mahler-
arbeit der Engel ſoll uns an ſeinem Orte, nem-
lich in dem ſechsten B. dienen, das verſchiedene
Schikſal der Welt, die von Noah entſpringen
ſoll, vorzuſtellen. Chams philoſophiſche Einwuͤrf-
fe muͤſſen ſo beſcheidentlich vorgetragen werden,
daß ſie den Begriff von ſeiner Unſchuld, die ihn
beym Leben erhaͤlt, nicht umſtoſſen. Nemuel ſoll
nicht in der Ueberſchwemmung umkommen, weil
er von gerechten Sitten war, doch wird ihm das
Leben nicht biß zu der wiederergaͤntzten Welt ver-
laͤngert, weil er ſich in dem langen Umgang mit
der ruchloſen Welt verunreiniget hatte. Gott
hatte dem Noah geſagt, daß Nemuels Abſterben
das Zeichen ſeyn ſollte, wann er in das Schiff hin-
ein gehen muͤßte.


Zum fuͤnften Buche.


Hier alleine bringe ich die Nephilim und die
erſte Welt zum Vorſchein, und auf die Buͤhne.
Jm zweyten B. kamen ſie nur in Noahs Erzeh-
lung vor. Sie werden indeſſen nur als leidend
vorgeſtellet. Dieſes moͤchten einige, welche ſie vor
Noahs Widerpart anſehen, vor einen Fehler hal-
ten.

„Dieſer Held, werden ſie ſagen, iſt ſehr
„muͤſſig. Gott arbeitet fuͤr ihn und vernichtet
„ſeine Feinde mit ungemeinen Mitteln. Er wird
„durch keine Gefahren hindurch gefuͤhrt.„

Dieſen
Einwurff zu erleichtern, geben wir nicht zu, daß ein
jeder Held ſich mit der Hand als einen ſolchen er-
zeigen
[14]Grundriß
zeigen muͤſſe. Die ſtandhafte Geduld, Gerech-
tigkeit und Gelaſſenheit ſind nach unſerm Beduͤn-
ken heroiſcher und von einer ruͤhmlichern Staͤrke.
Jn dieſen Stuͤken iſt Noah nicht traͤg, oder feig.
Auch mangelt es ihm an Anlaß nicht, ſeine heroi-
ſchen Tugenden auszulaſſen. Er fuͤhrt nicht nur
aus Liebe zur Gerechtigkeit mit den Laſtern der er-
ſten Welt Krieg, und widerſteht ihnen gantz al-
leine in einer Welt voll Verderbniß, welches ihn
in vielfaͤltige Gefahr ſetzet, ſondern Mitleiden mit
dem ſuͤndhaften Geſchlechte der Menſchen, das
in ſein eigenes Verderben laͤuft, macht ihn ſtarck
genug auch mit der goͤttlichen Gerechtigkeit fuͤr
die Erhaltung des menſchlichen Stammes zu ſtrei-
ten, als es Gott billig verdroſſen hatte, den Men-
ſchen erſchaffen zu haben; und er uͤberwindet ihn
mit ſeinem anhaltenden Gebete. Er mogte auch
das erſte Vorhaben Gottes mit dem menſchlichen
Geſchlechte ein Ende zu machen, als eine unver-
meidliche Todesgefahr fuͤr ſich und ſeine Kinder
angeſehen haben. Daneben hatte er gegen die
Bloͤdigkeit ſeiner Frauen und Kinder zu ſtreiten,
welche mit weniger Heldenmuth in das Schiff
giengen, und einigen Zweifel an ihrer Rettung
hegeten. Man muß auch anmerken, daß Noah
der erſten Welt Feind nicht iſt, wiewol er ihren
Suͤnden widerſtehet, auch daß die Suͤndflut nicht
ein Mittel iſt, ihn von ſeinen Feinden zu erloͤſen.
Die Feinde der erſten Welt ſind ihre Laſter,
und die goͤttliche Gerechtigkeit beginnt ihre Strafe,
als die hoͤchſte Richterin; Noah ſelbſt hieng durch
einen natuͤrlichen Zug an der erſten Welt, wo-
rinn
[15]eines epiſchen Gedichtes.
rinn er gebohren war, worinn er mit Leuten, Ge-
genden, fruchtbaren Gaͤrten, der Arbeit ſeiner
Haͤnde, bekannt war ꝛc. Daher gerieth die Suͤnd-
flut durch einen Ruͤkſchlag auch ihm zur Laſt.
Und er koͤmmt in die aͤuſſerſte Gefahr, daß die
raͤchende Hand Gottes, wann ſie ploͤtzlich herun-
terſteigt, nicht unteerſcheide. Dieſer Gefahr ent-
bricht er ſich durch die Mittel der ſtandhaften Ge-
duld und des Vertrauens auf Gott, welche einem
Menſchen und Gedichte den Nahmen Heroiſch
mit Recht zuwegebringen. Weil denn der Poet
nicht den Untergang der erſten Welt, ſondern
die Rettung des Noah, des zweyten Stammva-
ters des menſchlichen Geſchlechts, beſingt, ſo
iſt nicht nothwendig, daß er die Nephilim wei-
ter, als wie er thut, als handelnde Perſonen auf-
treten laſſe. Sie haben keinen andern Theil an
der Materie, ſo der Poet erwehlt hat, als ſo
ferne ſie beylaͤuftig als die Urſache der entbrand-
ten Rache des Schoͤpfers zum Vorſchein kommen,
worinn Noah als ein Einwohner der Erden und
ihr Nebenmenſch mit verwickelt iſt. Dieſe Jdee
wird man befliſſen ſeyn, durch das gantze Werck
zu behalten und an jedem bequemen Orte zu er-
neuern. Die Klage der Weiber uͤber ihre ver-
ſinkenden Blumen, und Gelaͤnder, kan nach der
Klage, ſo Eva im Milton im 12ten B. bey ei-
nem gleichen Anlaſſe fuͤhret, eingerichtet werden.
Dergleichen Kleinigkeiten werffen Regung und
Leben in ein Gedichte. Eben dieſes thut die Be-
ſchreibung der furchtbaren Daͤmmerung in dem
Schiffe.


Zum
[16]Grundriß

Zum ſechsten Buche.


Neben andern anſtaͤndigen Geſchaͤften, wel-
che der Poet vor die Eingeſchifften erfinden muß,
damit die Handlung nicht aufhoͤre, oder ein Sprung
muͤſſe gemachet werden, gefaͤllt mir auch die Er-
klaͤrung der Schilder- und Bilderarbeit, in wel-
cher die Geſchichte der Menſchen nach der Suͤnd-
flut durch eine engliſche Arbeit vorgeſtellt worden.
Dieſe Erfindung dienete ſtatt derjenigen, da Vir-
gil die Helden der Stadt Rom in dem Stand ei-
ner gewiſſen Vorexiſtentz aufgefuͤhret, u. daher An-
laß genommen hat, die Geſchichten der Nachkom-
men ſeines Helden vor der Hand zu erzehlen. Sie
iſt Miltons Erdichtung nicht ungleich, da er die
Kirchengeſchichte in Geſichtern vorgeſtellet hat.
An dieſem Orte wird man dichten muͤſſen, daß
dem Noah einige Offenbarung von den Nahmen
und andern Dingen geſchehen, welche ſich nicht
durch den Pinſel oder Grabſtichel vorſtellig ma-
chen laſſen, damit er ſie hernach ſeinen Kindern
erklaͤren koͤnne. Dieſe vorgeſtellten Geſchichten rich-
ten zugleich die halbzweifelnden Hertzen der Kinder
Noah wieder auf. Auf eine andere Weiſe koͤnn-
te man Japhets Weib beſchaͤftigen, wann man
ſie den Zuſtand ihres Hertzens, als ſie zum er-
ſten mal den Japhet geſehen, demſelben erzehlen
lieſſe. Das waͤre ein Stuͤck von der Art, wie der
Eva Erzehlung von der erſten Erblickung Adams
im Milton. Die Beſichtigung des Geraͤthes
und der Kunſtwercke der erſten Welt, ſo ſie mit
in das Schiff gebracht, und die Beſchreibung
ihres Gebrauches, koͤnnten hier auch einen gehoͤri-
gen Platz bekommen.


Zum
[17]eines epiſchen Gedichtes.

Zum ſiebenden Buche.


Dieſes Buch muß durch die Vorſtellung der
gantz veraͤnderten Geſtalt der Erden in Verwun-
derung ſetzen. Hierzu werden die Phaͤnomena
von der Aufheiterung des Himmels, der Ebbe
des Waſſers, der Erſcheinung der neuen Geſtal-
ten der Berge, und dergleichen wohl dienen.
Vielleicht waͤre eine Erdichtung, daß die Erde
ſich unter dem Zuſehen der Menſchen mit Graſe,
Blumen, Kraͤutern, Stauden, Baͤumen, beklei-
det habe, gleichwie bey der erſten Schoͤpfung der-
ſelben geſchehen war, ein anſtaͤndiger Umſtand
vor die Poeſie, dem Leſer ſowohl als dem Hau-
ſe Noah ein fremdes Schaugerichte vor Augen
zu ſtellen. Das theoretiſche Syſtema telluris,
ſo man erwehlen wird, muß dieſe Erdichtung um-
ſchreiben. Das Gedichte kan ſich bequem mit
der Erſcheinung des Regenbogens, als dem himm-
liſchen Verſoͤhnungszeichen endigen.


IV.
[[18]][[19]]

Echo
Des
Deutſchen Witzes


[[20]][21]

Vorrede.


JCH halte es vor noͤthig in dieſer Vorrede ein
vertrauliches Wort mit meinen Leſern al-
lein zu reden, bevor ich mich in die Unterredung
mit meinem Gegner einlaſſe, und ihnen dadurch
die Kurtzweil gebe, ſich an unſerm Widerſpruche
zu beluſtigen. Jch muß nemlich einestheils die-
ſelben durch eine ordentliche Erzehlung von dem
bisherigen Verlaufe dieſes critiſchen Zweykampfs
in den Stand ſetzen, vor ſich ſelbſt und mit Grund
zu urtheilen, welche Partey ſich mit dem Recht der
Nothwehr und der guten Sache am beſten ſchuͤtzen
koͤnne: Anderntheils muß ich mich gegen eben die-
ſelben entſchuldigen, daß ich mich erkuͤhne, ſie als
unſre Kampfrichter mit grammatikaliſchen Kleinig-
keiten zu beſchweren und aufzuhalten, welches mir
die Ehrfurcht, die ich ſonſt fuͤr ſie trage, ohne drin-
gende Noth nicht erlauben wuͤrde.


Weil Hr. Prof. Breitinger in dem VII. Ab-
ſchn. des I. Th. ſeiner Critiſchen Dichtkunſt, wo
er die Natur der Fabel mit dem groͤſten Fleiſſe un-
terſucht hat, ſeine Regeln mit Exempeln erlaͤutern
wollte, hat er daſelbſt Anlaß genommen, Hrn.
D. Trillers Gedanken uͤber dieſe Materie und
ſeine Muſter von Fabeln nach den vorhin von
ihm ausgefuͤhrten Grundſaͤtzen und Regeln des
Wahrſcheinlichen zu pruͤfen. Da dieſer Verfaſ-
ſer ſeine critiſche Gerechtigkeit nicht nach einem
willkuͤrlichen Gutduͤnken, ſondern nach ſeiner Ein-
ſicht in den Werth der Dinge unparteyiſch aus-
B 3uͤbet;
[22]Echo
uͤbet; ſo hat er auch dieſe Trilleriſche Arbeit nicht
bloß etwann durch einen richterlichen Ausſpruch
verurtheilt; ſondern erſt nach einer genauen Pruͤf-
fung der Regeln u. Beyſpiele mit critiſcher Gruͤnd-
lichkeit beſtimmet, wieferne er beſagte Gedanken
Hr. D. Trillers und den groͤſten Theil ſeiner Fa-
beln als ungluͤckliche Misgeburten einer regelloſen
Phantaſie vor verwerfflich halte, auch dieſes ſein
Urtheil mit nahmhaften Gruͤnden gerechtfertiget.
Was die Art des Vortrages, deſſen er ſich da-
bey bedienet, anbelangt, ſo wird mir ein jeder,
der dieſe ausfuͤhrliche Abhandlung in der neuen
Critiſchen Dichtkunſt geleſen hat, Beyfall geben,
daß dieſer ſchweitzeriſche Kunſtrichter noch hoͤfli-
cher und glimpflicher mit dieſem Fabeldichter um-
gegangen, als es ſein unverſtaͤndiger Hochmuth
verdienet hat. Er hat ſich die groͤſte Muͤhe von
der Welt gegeben, ihn von der Unrichtigkeit ſei-
ner Saͤtze und den Unwahrſcheinlichkeiten in der
Dichtung mit einer dogmatiſchen Geduld zu uͤber-
fuͤhren; wo ein andrer ſich nicht haͤtte erwehren
koͤnnen, den groben Unwitz mit einem beiſſenden Ge-
ſpoͤtte abzufertigen. Man wird in dieſer gantzen
critiſchen Abhandlung kaum ein anzuͤgliches oder
unglimpfliches Wort antreffen, es waͤre denn
Sache, daß man ihm uͤbel deuten wolte, daß
er eine Unwahrheit unbegruͤndet, ein uͤbel zuſam-
menhaͤngendes und ſich ſelbſt widerſprechendes Lehr-
gebaͤude, unbedacht, kindiſch, und ungluͤklich
genennet hat.


Was meinet ihr nun wol, daß dieſe critiſche
Unterſuchung auf den getadelten Poeten und die
Ver-
[23]des deutſchen Witzes.
Verfechter ſeines Ruhms fuͤr eine geſegnete Wir-
kung werde gehabt haben? Haben ſie etwann die
Grund- und Lehr-Saͤtze des ſchweitzeriſchen Kunſt-
richters auf der Capelle einer geſunden Critik ge-
pruͤfet, und ihre Unrichtigkeit an den Tag gele-
get? Oder haben ſie die von ihm angefochtene
Trilleriſche Unterſuchung und Beyſpiele mit guten
Gruͤnden gerettet und ihre Wahrſcheinlichkeit dar-
gethan? Oder haben vielleicht dieſe obgleich bit-
tere Wahrheiten mit einer ſolchen Kraft der Ue-
berzeugung auf ihr Gewiſſen durchgedrungen, daß
ſie ſich davor heimlich geſchaͤmt und gebeſſert?
Keineswegs. Vielmehr hat man vor der ein-
leuchtenden Wahrheit die Augen muthwillig zu-
geſchloſſen, ſich gegen alle Ueberzeugung feſt und
gefroren gemachet; und weilen man ſein erſchli-
chenes poetiſches Anſehen uͤber alle critiſche Anfech-
tungen erhoben und genugſam befeſtiget zu ſeyn
glaubte, ſo hat man den bloſſen Vorſatz des Schwei-
zers, einen ſo groſſen und unverbeſſerlichen Fabel-
dichter zu tadeln, fuͤr eine ſtoltze Vermeſſenheit
und die hoͤchſte Beleidigung aufgenommen, die ei-
ne recht ernſthafte Zuͤchtigung verdiente. Man
hat zu dieſem Ende, um aller Welt zu zeigen,
daß Hr. Triller ein unverbeſſerlicher Poet waͤre,
zu Leipzig in groͤſter Eile eine neue und vermehr-
te Auflage von ſeinem Fabelbuche zu Stande ge-
bracht; und dieſes mit einer Vorrede bewaffnet,
in welcher der Verfaſſer die erſte Hitze einer ent-
brannten und unbaͤndigen Wuth ausgeſchaͤumet
hat, wo Unbeſcheidenheit, Schmaͤheſucht und
Grobheit einander die Waage halten, wo ſchlech-
B 4te,
[24]Echo
te, tobende Neider, ſchaͤumende Verlaͤumder,
unreife Kluͤglinge, boshafte Splitterrichter
ꝛc.,
die gewoͤhnlichſten Ehrentitel ſind, womit er ſeine
Tadler beleget, und zugleich ſeinen Vortrag als
mit ſo vielen pathetiſchen Figuren einer unverſtell-
ten poetiſchen Raſerey kuͤhnlich erhebet und bele-
bet; wo endlich die erbaͤrmlichſten Klagen und
ein froſtiges Geſpoͤtte anſtatt der ſtaͤrkeſten Be-
weisgruͤnde angebracht ſind: Und bey dieſem al-
lem hat man ſich nicht geſcheuet, den ſchweitze-
riſchen Kunſtrichter der Unbilligkeit, Bitterkeit,
Grobheit und Grauſamkeit auch in kleinen Din-
gen zu bezuͤchtigen.


Quis tulerit Gracchos de ſeditione querenteis?

Dieſes Trilleriſche Fabelbuch hat zwar das
Gluͤck gehabt, einem Manne in die Haͤnde zu fal-
len, der mehr aus Gefaͤlligkeit, als aus blin-
der Verehrung ſich die Beſorgung dieſer neuen
Auflage hat aufbuͤrden laſſen. Dieſer gelehrte
und tiefſinnige Leipzigiſche Schulmann, den ich
wegen ſeiner Verdienſte, und insbeſondere we-
gen einiger kleinen philoſophiſchen Schriften, mit
wahrer Hochachtung verehre, hat aus gutem Her-
zen, ſeinen Fabeldichter durch eine ſo haͤmiſche Ver-
theidigung, in die ſich die poetiſche Galle des Hrn.
Doctors gantz ergoſſen hatte, bey der ehrbaren
Welt nicht laͤcherlich und veraͤchtlich zu machen,
mit anderwaͤrtiger Genehmhaltung vor gut befun-
den, den letzten Theil dieſer unbedachtſamen Vor-
rede, der eben dieſe ungluͤkliche Vertheidigung aus-
machte, als ein unnuͤtzes Mißgewaͤchſe wegzu-
ſchneiden
[25]des deutſchen Witzes.
ſchneiden und unter die Banke zu werffen. Allein
ſo gut dieſe dem Trilleriſchen Nahmen zu Dienſte
vorgenommene Operation immer gemeint war; ſo
fanden ſich doch gleich einige mitleidige Seelen, die
es nicht wol vertragen konnten, daß eine ſo hand-
feſte und kernhafte Schutzſchrift unter dem Ti-
ſche, und in der Vergeſſenheit begraben liegen, ſoll-
te; ſie zogen alſo dieſelbe voll Mitleidens aus
dem Staube hervor, und wurden raͤthig, dieſen
geſtuͤmmelten Hintertheil der trilleriſchen Schutz-
vorrede durch Abſchriften zu vervielfaͤltigen, da-
mit er durch vertraute Freunde in geheim allen
geliebten Glaubensbruͤdern in Midas aller Or-
ten in der Zerſtreuung moͤgte in die Haͤnde ge-
ſpielt, und alſo unvermerkt durch das gantze roͤmi-
ſche Reich ausgebreitet werden. Gleichwie aber
die kluͤgſten Erfindungen und Rathſchlage nicht
immer den gluͤklichſten Ausgang finden; ſo hatte
auch hier eine von dieſen Abſchriften, die allzu
ungeſtuͤm herumgeboten wurden, das Ungluͤck,
des rechten Weges zu verfehlen, und durch ei-
nen Zufall dem ſchweitzeriſchen Kunſtrichter, dem
ſie allein haͤtte verborgen bleiben ſollen, in die
Haͤnde zu gerathen.


Zu dieſen Anſtalten, wodurch man den kuͤhnen
Schweitzer, wegen des Verbrechens der beleidig-
ten trilleriſchen Majeſtaͤt, zu einer rechten Reue
und Zerknirſchung zu bringen ſuchte, kam noch, daß
man einen hamburgiſchen Zeitungsſchreiber gemie-
tet, der dem Schweitzer zu Trotz dieſes neue tril-
leriſche Fabelbuch als ein Meiſterſtuͤck des deut-
ſchen Witzes anpreiſen, und den Abgang des un-
B 5terdruͤk-
[26]Echo
terdruͤkten Hinterglieds der trilleriſchen Schutz-
vorrede durch weibiſche Klagen uͤber Unhoͤflichkeit,
Bitterkeit, und Unbill, die mit einem poͤchiſchen
Stoltz und Prahlerey geſchickt unterflochten wa-
ren, reichlich erſetzen mußte: Dieſen Zeitungs-
ſchreiber verleitete ſeine blinde Gefaͤlligkeit ſo weit,
daß er das Hertz faſſete, den Vorſchlag zu thun;
es koͤnnte dem Verfalle des offentlichen Schul-
weſens nicht anderſt abgeholfen werden, als wenn
man dieſe trilleriſchen deutſchen Fabeln ſtatt der
lateiniſchen offentlich in die Claſſen einfuͤhren wuͤr-
de. So ſorgfaͤltig ſind dergleichen gefaͤllige Rich-
ter, der heranwachſenden Jugend den Geſchmack
beyzeiten zu verderben, damit ſie ſich hernach ohne
Eckel an ihre Schmierereyen gewoͤhne.


Hr Prof. Gottſched in Leipzig, dem Hrn. D.
Trillers Unſtern per Sympathiam zu Hertzen
gieng, weil er beſorgte, wenn man den ſchweitze-
riſchen Kunſtrichtern nicht Einhalt thun und ein ſo
verhaßtes Handwerk ſauer genug machen wuͤrde,
ſo doͤrfte ſein bisanhero mit Liſt und Gewalt be-
hauptetes critiſches Anſehen und ungeſtoͤrte Herr-
ſchaft in Deutſchland einen ſtarcken Strich bekom-
men und zu wanken anfangen, ließ ſich deſtoeher
bereden, die Partey dieſer ſtreitbaren Deutſchen zu
verſtaͤrken, weil er ohnedem den ſchweitzeriſchen
Kunſtrichtern nicht gut war, die ſeinen beruͤhm-
ten Nahmen ſo wenig in ihre Schriften gemi-
ſchet hatten, als ob er gar nicht zu der beſten poe-
tiſchen Welt mitgehoͤrte: Das XXIVſte Stuͤk ſei-
ner Beytraͤge, welches er eben im Begriffe war
zu verfertigen, gab ihm die ſchoͤnſte Gelegenheit
eine
[27]des deutſchen Witzes.
eine recht ernſthafte richterliche Antung an die fre-
chen Schweitzer ergehen zu laſſen. Er beſtrafte
die neue critiſche Dichtkunſt in Vergleichung mit
der Seinigen nicht allein einer Unform und Miß-
geſtalt, und prophezeyhte derſelben in Deutſchland
einen ſchlechten Fortgang mit nicht geringerer Zu-
verſicht, als einer der das Geſchick derſelben ledig-
lich in ſeiner Gewalt haͤtte; ſondern er verfaſſete
auch einen beſondern Artikel uͤber Hrn. Prof. Bod-
mers
Vertheidigung des miltoniſchen Gedichtes,
in welchem er als der Vormund der gantzen deut-
ſchen Nation mit ſeiner gewohnten ſaͤchſiſchen Hoͤf-
lichkeit links und rechts um ſich ſchmieß, und ſich
recht foͤrchterlich machte. Die Vertheidigung des
verlohrnen Paradieſes ſelbſt laͤßt er unberuͤhrt,
einestheils weil das bloſſe Vorhaben etwas zu
vertheidigen, das ihm und in ſeiner Perſon der
gantzen deutſchen Nation zu mißfallen das Ungluͤk
hat, ſchon eine ſolche Verwegenheit iſt, die ſich
ſelbſt laͤcherlich machet und ihre Widerlegung mit
ſich fuͤhret; anderntheils weil die Vorrede ihm
Materie vollauf gab, ſeinen richterlichen Amtsei-
fer gegen dieſen aufruͤhriſchen Schweitzer auszu-
uͤben, der ſich erfrechet zu zweifeln, ob die deut-
ſche Nation berechtiget ſey, in Verwerffung des
miltoniſchen Gedichtes ihrem eigenen Kopf und Ge-
ſchmacke zu folgen. Einen Milton und Addiſſon
weiß er mit der feineſten Hoͤflichkeit als die zween
aͤrmſten Stuͤmper auszuhoͤhnen, und die gantze
englaͤndiſche Nation als grundeinfaͤltige Schepſen,
denen man weis machen kan, was man will, ab-
zuſchildern: Hrn. Prof. Bodmer aber belaͤnget
er
[28]Echo
er einer Laͤſterung wider das Vaterland, und wi-
der das gantze auserwehlte Chor der deutſchen Poe-
ten: Alles mit einer ſo gebietenden Amtsmine und
einem ſo anſehnlichen Machttone, der auch ohne
die Huͤlfe der Vernunft und Gruͤnde bey glaͤubi-
gen Seelen einen erwuͤnſchten Eindruck machen
muß.


Dieſem Unfuge haͤtten die ſchweitzeriſchen Kunſt-
richter mit gleichguͤltigem Gemuͤthe vielleicht noch
eine lange Zeit zugeſehen, weil ihnen nicht verbor-
gen war, daß die Wahrheit zuerſt rumoret, ehe
ſie durchbrechen kan; wenn ſie nicht von andern,
und mit Nahmen auch von ſaͤchſiſchen Gelehrten,
die ſich dieſer ungebetenen Vormundſchaft, und
einer ſo raſenden Verfechtung des herrſchenden
Geſchmacks von Hertzen ſchaͤmten, waͤren vermah-
net und gebeten worden, daß ſie ſich der guten
Sache ferner annehmen, und derſelben durch ihr
Stillſchweigen doch nichts vergeben wollten. Die-
ſe Aufforderungen vermochten bey ihnen endlich ſo
viel, daß ſie mir und meinem Freunde, Hrn. Ef-
finger
dieſe critiſchen Helden zu unſrer Kurtzweil
und zu ihrer wolverdienten Zuͤchtigung Preis ga-
ben, mit der Vollmacht, daß wir die Lauge,
die wir ihnen anzugieſſen Willens waͤren, ſo ſcharf
machen duͤrften, als ihre muͤthwillige Verhaͤrtung
immer zu erfodern ſchiene. Jch meines Ortes nun
weil ich den Hr. D. Triller und ſeine Verfech-
ter zum Kampf ausfoderte, hielt vor das bequem-
ſte ſie mit ihren eigenen Waffen zu faͤllen, ich
will ſagen, daß ich nichts haͤtte ausfinden koͤnnen,
ſie in ihrer wahren Bloͤſſe darzuſtellen, und bey
geſcheu-
[29]des deutſchen Witzes.
geſchenten Leſern zu ihrer Demuͤthigung veraͤcht-
lich zu machen, als wenn ich das obenerwaͤhnte
von dem belobten Herausgeber verworffene, und
ungluͤcklich verirrte Hinterſtuͤck der trilleriſchen
Schutzvorrede zu ſeinem neuen Fabelbuche ohne
einige Veraͤnderung abdruͤken laſſen, und heraus-
geben wuͤrde. Jch ſahe mich auf dieſe Weiſe
gegen allen Vorwurff, als ob ich an der nach-
theiligen Wirkung, die dieſe Schrift nothwendig
ſtiften mußte, ſchuld haͤtte, zum voraus genug-
ſam gerechtfertiget, weil ich nichts anders gethan
haben wuͤrde, als daß ich dasjenige, was Hr. D.
Triller zu ſeiner Vertheidigung ſelbſt aufgeſetzt hatte,
und zum Druck befoͤdert haben wollte, wirklich
haͤtte drucken laſſen. Denn daß meine Erzeh-
lung von dem Urſprung und dem Schickſal die-
ſer verirrten trilleriſchen Papiere die pure Wahr-
heit ſey, woran aber kein vernuͤnftiger Menſch
zweifeln wird, koͤnnte ich auf Erfodern eben ſo ge-
wiß erweiſen, als man mir erweiſen kan, daß
Hr. D. Triller ein Fabelbuch geſchrieben habe.
Doch dieſes Fragmentum, oder Ergaͤntzungs-
ſtuͤck zu der trilleriſchen Vorrede konnte ich Ge-
wiſſens halber nicht ſo gantz leer, ohne einen Tauf-
Paß- und Empfehlungsſchein in die Welt hinaus-
ſchicken; ich entſchloß mich daher meine Leſer in
einem Vorbericht zu unterrichten, durch was fuͤr
einen Zufall es nach Zuͤrich verſchlagen worden,
wie ich darhinter gekommen, wem es entlaufen waͤre,
und hiemit als ſeinem rechtmaͤſſigen Vater zuge-
hoͤrete, damit es aller Orten, wo es hinkommen
moͤchte, als ein ehliches Kind des beruͤhmten Herrn
Doctor
[30]Echo
Doctor Trillers mit Liebe auf und angenommen
wuͤrde. Jch ruͤſtete es auch, weil es ziemlich uͤbel
zugerichtet war, ſo gut als ich in aller Eile vermoch-
te, mit einem neuen Kleid aus, welches ich um
und um mit ſaubern Treſſen verbraͤmen und mit
wolklingenden Schellen behaͤngen ließ, d. i. ich
nahm den Character eines Schweitzeriſchen An-
haͤngers von dieſem groſſen Fabeldichter an, und
ſtellte mich demſelben gemaͤß an, als ob ich in denen
unter dem Text geflickten Anmerkungen ſeinen Sinn
erklaͤren, gegen alle Mißdeutung retten, u. den Nach-
druck ſeiner Vertheidigungsgruͤnde in ihr volles Licht
ſetzen wollte: Wodurch dieſes Ergaͤntzungsſtuͤck ein
eben ſo ſchoͤnes Anſehen bekommen, als mancher la-
teiniſcher Autor mit notis variorum. Als ich mit
dieſer Kurtzweil umgieng, hatte es mein Freund in-
zwiſchen mit Hrn. Prof. Gottſcheden aufgenom-
men, und ſich die Muͤhe gegeben, ſeine richterlichen
Ausſpruͤche uͤber die neue critiſche Dichtkunſt durch
eine kurtze Vergleichung mit der Gottſchediſchen
zu beleuchten und die Verurtheilung des miltoni-
ſchen Gedichtes in einem ironiſchen Blatte zu pruͤf-
fen, indem er Hrn. Prof. Gottſcheden den Ver-
dacht ausreden wollte, als ob die ſchweitzeriſche
Nation ſich haͤtte uͤberreden laſſen, an Miltons
Gedichte einen Geſchmack zu finden. Dieſe Schrif-
ten ſind in 5. Bogen in dem Januar 1741. ans
Licht hervorgetreten.


Nun haͤtte man von denſelben eine zweyfache
Wirkung vermuthen koͤnnen: Entweder daß ſich
dieſe deutſche Kunſtrichter in ihrem Gewiſſen be-
ſchaͤmt befinden, und auf Beſſerung bedacht ſeyn:
Oder
[31]des deutſchen Witzes.
Oder daß ſie allem ihrem Witz und Verſtande
aufbieten wuͤrden, eine ſo nachdruͤckliche Antwort
zu ihrer Rechtfertigung abzufaſſen, welche die
ſchweitzeriſchen Kunſtrichter von dem Ungrund ih-
rer ausgefaͤllten Urtheile uͤberfuͤhren, die Richtigkeit
und Wahrſcheinlichkeit der trilleriſchen Fabeln in
ein helles Licht ſetzen, und das ungeheure, wilde
und regelloſe Weſen in dem miltoniſchen Gedichte
zu ihrer Beſchaͤmung offenbaren und entdecken wuͤr-
de: Denn darauf beruhet der gantze Streit; und
ſo lange man den ſchweitzeriſchen Kunſtrichtern die-
ſen Grund ihrer Urtheile nicht durch einen gruͤnd-
lichen Erweis umſtoͤßt, ſo lange wird alles andere
Geſchwaͤtze ein leeres Geplauder und ohne Frucht
ſeyn. Allein da hat ſich Horatzens Prophezeyhung
richtig erfuͤllet: Parturiunt montes, naſcetur
ridiculus mus:
Angeſehen in dem Auguſtmo-
nat und hiemit in dem zweyten Stuͤke der Beluſti-
gungen
des Hrn. Schwabe bl. 162. unter dem
Titel der Anmerkungen uͤber das Ergaͤntzungs-
ſtuͤk zu der trilleriſchen Schutzvorrede
ein ſo
ungeſaltzenes, abgeſchmaktes und witzloſes Blatt
als eine Vertheidigung zum Vorſchein gekommen,
als jemals aus der Feder des beruͤhmten Philippi
mag gefloſſen ſeyn. Wer dieſes Blatt geleſen hat,
der wuͤrde ſich verſchweeren, daß daſſelbe von ei-
nem Hartnak, dem uͤber der Correctur eines Exer-
citii ſtili
die Galle uͤberlauffen, waͤre verfaſſet
worden. Der lichtſcheue Verfaſſer muß ſelbſt ge-
ſtehen, daß ſeine Anmerkungen von einer ſolchen
Beſchaffenheit ſeyn, daß jedermann leicht wahrneh-
men koͤnne, daß ſie nicht anderſt als durch eine
Krank-
[32]Echo
Krankheit moͤglich geweſen.(*) Er bekennet
ſelbſt ohne Pein und Marter, daß es nicht in ſei-
nem Vermoͤgen ſey, an den Sachen des Er-
gaͤntzungsſtuͤckes und ſeiner Anhaͤnge etwas
auszuſetzen,
darum wolle er ſich lediglich an die
Art des Vortrags
reiben, damit er durch ſein
Stillſchweigen
den Schweizern nicht voͤllig ge-
wonnen gebe;
es ſey ja beſſer etwas zu ant-
worten,
als das Letzte zu haben. Und was ſind
denn dieſes vor wichtige Anmerkungen? Was vor
ſchwere Verbrechen werden wol auf dieſen Schwei-
zer gebracht? Horreo dicere: Man wirft ihm
vor, daß er auf hoͤchſt ſtrafbare Weiſe Hrn. D.
Trillers Nahmen geſtuͤmmelt und mit Sternen
geflickt habe druͤcken laſſen; daß er den Nahmen
Eſopus mit einem einfachen E geſchrieben; daß
er anſtatt Alpengebuͤrge, Alpgebuͤrge; anſtatt
zweifelhaft, betreten; anſtatt Meynung, Bere-
dung
ꝛc. geſetzet, und ſich dadurch an der Rei-
nigkeit der ſaͤchſiſchen Mundart ſchwerlich verſuͤn-
diget; endlich daß er die Hrn. Cenſoren in L ‒ ‒
durch eine unbequeme Figur Buͤcheraͤrzte geſchol-
ten, und ihnen eine Gelindigkeit zugeſchrieben
habe. Wahrhaftig ſchwere Verbrechen, die ſatt-
ſam an den Tag legen, daß dieſer Schweitzer ein
nicht gantz verſtaͤndiger Mann ſey,
und die
nicht anderſt als mit heiſſen Bußthraͤnen koͤnnen
ausgeloͤſchet werden. Wer ſollte nun nicht mehr
als uͤberzeuget ſeyn, daß das Urtheil des ſchwei-
zeriſchen Kunſtrichters von dem trilleriſchen Fabel-
buche hoͤchſt unbegruͤndt, und daß folglich ſeine gan-
ze
[33]des deutſchen Witzes.
zecritiſche Dichtkunſt ein unnuͤtzes Buch ſey? Denn
wie ſollte derjenige mit Grunde von Hrn. D. Tril-
lers
Fabelbuche, oder von Miltons Gedichte, ur-
theilen, oder ſonſt etwas vernuͤnftiges denken und
ſchreiben koͤnnen, der nicht einmahl weiß, daß Eſopus
mit einem aͤ muß geſchrieben werden? Und wer
wird demnach von dieſem aus zartem Mitleiden
gegen den verſtockten Schweitzer vorgenommenen
letzten Verſuche einer Beſſerung eine ſchlech-
tere Wirkung erwarten, als daß ſie ihn zwingen
werde, im Sack und in der Aſche Buſſe zu
thun?


Jch habe um ſo viel noͤthiger und vortraͤglicher
zu ſeyn erachtet, den hiſtoriſchen Verlauff dieſes
critiſchen Streites von ſeinem erſten Urſprung an
ausfuͤhrlich zu erzehlen, weil man ſich von Sei-
ten des Trilleriſchen und Gottſchediſchen Anhangs
Muͤhe giebt, die wahre Ordnung und die Folge
dieſer Begebenheit zu unterdruͤken und zu verwir-
ren; wie man denn ſchon die Leute uͤberreden will,
daß nur einige Kleinigkeiten, die anfangs in
ein Paar Zeilen geſagt worden, und einige Aus-
druͤcke, die in Leipzig zu Papier gebracht wor-
den, und in denen man geſagt habe, daß man
mit den Schweitzeriſchen Kunſtrichtern, und
insbeſondre mit der auch zur Aufnahme Mil-
tons beſtimmten Zuͤrcher Dichtkunſt nicht in
allen Stuͤcken einerley Meynung ſey,
dieſen gan-
zen Streit, der ſich nun mit ſolcher Haͤftigkeit
ausbreitet, erreget haben. Wobey man heimtuͤ-
kiſcher Weiſe verſchweiget, daß die beſcheidene
und gruͤndliche Critick uͤber die trillerſchen Fabeln
[Crit. Sam̃l. IV. St.] Cin
[34]Echo
in der neuen critiſchen Dichtkunſt, die anzuͤgli-
che und unverſchaͤmte Schutzvorrede zu der ver-
mehrten Auflage des trilleriſchen Fabelbuches erſt-
lich veranlaſſet, und daß Hr. Prof. Gottſched
ſich ohne Noth und Beruff in dieſen Streit gemi-
ſchet, und die ſchweitzeriſchen Kunſtrichter nicht
bloß durch einige haͤmiſche Ausdruͤke uͤber die cri-
tiſche Dichtkunſt,
ſondern durch den gantz weit-
laͤuftigen und boshaften Artickel in dem XXIV.
Stuͤcke ſeiner Beytraͤge uͤber das miltoniſche Ge-
dichte zuerſt angegriffen habe. Demnach wird
dieſe bloſſe hiſtoriſche Erzehlung bey unparteyiſchen
Leſern eine genugſame Vertheidigung der ſchwei-
zeriſchen Kunſtrichter gegen das wilde Geſchrey ih-
rer Gegner ſeyn, und ſie vor dem ſo oft wider-
holten Vorwurff der Zankſucht, Unbeſcheidenheit,
Grobeit ꝛc. genugſam ſchuͤtzen: Zumahlen da die
trilleriſche Schutzvorrede, und der eben angefuͤhr-
te gottſchediſche Artickel zwey Original-Stuͤcke
einer critiſchen witzloſen Unbeſcheidenheit, Unhoͤf-
lichkeit und Grobheit ſind, deren kein Schweitzer,
und ſollte er gleich ein Brettigoͤwer ſeyn, faͤhig iſt.
Jch werde aber ſonſt noch Gelegenheit haben, die
ſaͤchſiſche Hoͤflichkeit dieſer Kunſtrichter in ihren
Criticken in uͤberzeugenden Muſtern den groͤbſten
Schweitzern zum Wunder vorzulegen. Nur muß
ich hier noch meine Leſer bitten, daß ſie es nicht
einem Mangel der ihnen ſchuldigen Ehrfurcht bey-
meſſen, wenn ich in den folgenden Blaͤttern mit
meinem Gegner von keinen wichtigern Dingen
werde zu ſprechen haben, als von orthographi-
ſchen und grammatikaliſchen Kleinigkeiten und
Gruͤbe-
[35]des deutſchen Witzes.
Gruͤbeleyen: Denn ſie werden ſich beſcheiden,
daß ich mit Leuten zu thun habe, die weitlaͤufti-
ge Unterſuchungen von dem inneren Werthe eines
Buches, das man jungen Leuten anbefiehlt, ih-
ren Geſchmak darnach zu formieren, und womit
ſich andere geduldige Koͤpfe ſo jaͤmmerlich ſchlep-
pen, als groſſen Maͤnnern unanſtaͤndige Kleinig-
keiten gantz veraͤchtlich halten; hergegen ihre groͤ-
ſten Verdienſte in den feineſten Klaubereyen uͤber
die Sprache und Woͤrter, denen ſie beynahe al-
len ihren Witz und Verſtand zu danken haben,
ſuchen, und auch bisdahin gluͤklich gefunden ha-
ben. Jch werde mir zwar angelegen ſeyn laſſen,
um meines gefaͤlligen Leſers willen, allerley nuͤtz-
liche und erbauliche Anmerkungen mit einzuſtreuen,
und dadurch zeigen, daß ich nicht vergeſſen ha-
be, was ein Verfaſſer, der nicht genoͤthiget wird
wider ſeine Neigung zu ſchreiben, ſeinen Leſern,
die er in offenem Druck anzureden ſich unterſte-
het, fuͤr Ehrfurcht ſchuldig ſey.



Erlenbach.Conrector.


C 2Criti-
[36]Echo

I.
Critiſche Unterſuchung,
wer der Verfaſſer der neuen Anmerkungen
zu der trilleriſchen Schutzvorrede ſey.


DEr Verfaſſer dieſer Anmerkungen hat vor dien-
licher erachtet, ſeinen Nahmen zu verhoͤhlen,
und damit hinter dem Berge zu halten. Er hat
diesfalls nach ſeiner Freyheit gehandelt; denn ſo
wenig jemand durch die Obrigkeit kan ge-
zwungen werden, alle Nahmen gantz heraus-
zuſagen,
eben ſo wenig kan man ihn darum vor
dem Richter belangen, daß es ihm nicht gefallen
hat, ſeinen Nahmen mit groſſen Verſalbuchſtaben
dieſen Anmerkungen vordruͤcken zu laſſen. Weil
aber der ungenannte Verfaſſer in einem Lande
wohnet, wo man nichts ohne einen zureichen-
den Grund zu thun
gewohnt iſt, ſo muß man
ſich nicht einbilden, als wenn er bey dieſer Ver-
hoͤhlung ſeines Nahmens bloß nach ſeiner Frey-
heit, welche die Franzoſen Caprice nennen, will-
kuͤrlich gehandelt haͤtte: Und wer ſich nur ein
wenig Muͤhe geben wollte, der Sache um etwas
reifer nachzudenken, dem ſollte es nicht ſchwer fal-
len, verſchiedene dergleichen Gruͤnde zu entdeken und
auszufinden, die einen Verfaſſer zur Verſchwei-
gung ſeines Nahmens vermoͤgen koͤnnten. Man-
cher fuͤhrt eine ſo giftige und anzuͤgliche Feder,
daß er nicht ohne Urſache beſorgen muß, man
duͤrfte ihn, wenn er bekannt waͤre, empfindlich
auf
[37]des deutſchen Witzes.
auf die Haut klopfen, deswegen er ſich nicht an-
ders als durch Verhoͤhlung ſeines Nahmens vor
Verdrießlichkeiten ſchuͤtzen kan. Andere, die nicht
in dieſer Gefahr ſtehen, koͤnnen aus allerley klu-
gen Vorbetrachtungen bewogen werden, daß ſie
ihre Nahmen lieber verſchweigen und ſich hinter
die Wand ſtellen: Entweder weil ſie durch Be-
kanntmachung ihres Nahmens nicht Anlaß zu
allerley Wortſpielen geben wollen, wozu ſelbige
in Abſicht auf ihren Urſprung, Ton oder Bedeu-
tung koͤnnten mißbraucht werden: Oder weil ſie
durch das Anſehen ihres Nahmens der Freyheit
der Critick in gerechter Austheilung des Lobes und
Tadels nicht verhinderlich ſeyn, noch dieſelbe ein-
ſchraͤnken wollen: Oder aus einem gerechten Miß-
trauen gegen ihre Hirngeburten, weil ſie beſor-
gen, es moͤgte die ſchlechte Aufnahme, und das
Urtheil der Kunſtverſtaͤndigen ihrem erworbenen An-
ſehen nachtheilig ſeyn; laut dem bekannten Sprich-
worte: Si tacuiſſet, Philoſophus manſiſſet:
Oder weil ſie im Gegentheil fuͤrchten, die Dun-
kelheit und das ſchlechte Anſehen ihres Nahmens
doͤrfte den Werth ihrer Schriften ſelbſt nicht
wenig verringern und verdunkeln; zumahlen wenn
ſie ſich vorſtellen, daß man es ſehr gewohnt iſt,
von dem Ruhm und Anſehen eines Verfaſſers
auf die innerliche Guͤte eines Buches zu ſchlieſſen,
und daß ein groſſer Nahme ſchon manches ſchlech-
tes Buch hat verkauffen muͤſſen, ꝛc. So leicht
es nun aber iſt, dieſe und andere dergleichen Be-
weggruͤnde, die verſchiedene Verfaſſer zur Ver-
hoͤhlung ihres Nahmens bewegen koͤnnten, aus-
C 3fuͤndig
[38]Echo
fuͤndig zu machen; ſo ſchwer iſt es hergegen mit
Gewißheit zu beſtimmen, welche von dieſen oder
andern Urſachen eigentlich dieſen oder jenen Ver-
faſſer zur freywilligen Unterdruͤckung ſeines Nah-
mens vermocht habe. Jſt es mir erlaubt meine
muthmaßlichen Gedanken in Abſicht auf den Ver-
faſſer der Anmerkungen, um den es hier vornehm-
lich zu thun iſt, offenherzig zu entdecken, ſo kan
ich nicht bergen, daß es mir gar nicht wahrſchein-
lich vorkommen will, daß eine von denen obenan-
gefuͤhrten Urſachen der zureichende Grund gewe-
ſen, um deſſetwillen er ſeinen Nahmen verſchwie-
gen hat, angeſehen dieſelben alle eine gewiſſe Furcht
und ein zaghaftes Mißtrauen gegen ſich und an-
dere zum Grunde haben, wovon aber der Ver-
faſſer dieſer Anmerckungen ſehr weit entfernet
iſt. Es will mich in Abſicht auf ſeinen Charac-
ter, inſoferne er aus dieſen Anmerkungen er-
kennt wird, vielmehr beduͤnken, daß er ſeinen
Nahmen aus einer großmuͤthigen Beſcheidenheit
mit geſtudiertem Fleiſſe darum verborgen habe,
damit die neugierigen Leſer ſich deſtomehr Muͤhe
gaͤben, denſelbigen aufzuſuchen und zu entdecken;
faſt eben auf die Weiſe wie die kurtzweilenden
Kinder ſich oͤfters in die verborgenſten und abge-
legenſten Winkel eines Hauſes ſorgfaͤltig verſte-
ken, nicht in dem Abſehen, daß ſie daſelbſt ver-
borgen bleiben, ſondern daß ſie ſich von ihren
Geſpielen, wiewol erſt nach einem langen und em-
ſigen Suchen, finden laſſen, die darum auch nichts
ſchmertzlicher verdrießt, als wenn dieſe im Suchen
zu nachlaͤſſig ſind, oder zu bald muͤde werden.
Die
[39]des deutſchen Witzes.
Die bloſſe Vorſtellung in Gedanken, wie ſehr
ſich ein kuͤnftiger Salmaſius den Kopf uͤber der
Entzieferung eines verborgenen oder verkleideten
Nahmens zerſtoſſen werde, hat ſchon manchen die
angenehmſte Kurtzweil verſchaffet: Und daß die
meiſten von unſern verborgenen Scribenten ſich
gerne finden laſſen, das zeiget des Placken un-
geheures Regiſter von ſo viel hundert entdeckten
Anonymis und Pſeudonymis. Jch werde da-
rum vermuthlich der Abſicht des Verfaſſers die-
ſer Anmerkungen gantz gemaͤß handeln, und ver-
ſichert ihm keine groſſe Tuͤcke thun, wenn ich
ihn aus ſeinem Hinterhalt, wo ihm ſonſt die
Weile ſchon zu lang werden will, hervorziehe.
Jch laſſe mich hieran nicht irren, daß dieſer Ver-
faſſer ſelbſt die Entdeckung ſeines Nahmens fuͤr
eine gantz gleichguͤltige Sache ausgiebt, wenn er
ausdruͤklich ſagt: An meinem Nahmen kan dem
Herrn Schweitzer noch weniger, als mir an
dem ſeinigen gelegen ſeyn, und ſie, hochge-
ehrteſter Herr, werden mich vielleicht ſchon
kennen.
Man muß die Hoͤflichkeiten dieſer Her-
ren nicht gleich fuͤr baaren Ernſt aufnehmen, und
man kan aus dieſen Worten ſelber ſchlieſſen,
daß er damit nur unſere Neugier zu einer deſto
fleiſſigern Unterſuchung habe reitzen und ſchaͤrffen
wollen. Und warum ſollte mir an ſeinem Nahmen
nichts gelegen ſeyn? Die Kenntniß des Nahmens
eines Verfaſſers iſt ja mehrmahlen der Schluͤſ-
ſel zu dem gantzen Buche; ſonderbar aber hat ei-
ne eben ſo zweydeutige Schrift, als dieſe Anmer-
kungen ſind, eines ſolchen Schluͤſſels wol vonnoͤ-
C 4then.
[40]Echo
then. Und ich bin ſicher, wenn ich ſage, daß
ich Hrn. Prof. Gottſched fuͤr den Verfaſſer die-
ſer Anmerkungen halte, daß man in denſelben al-
ſobald mehr Witz, Verſtand, Annehmlichkeit und
Hoͤflichkeit finden wird, als wirklich darinnen iſt.
Jch muß zwar geſtehen, daß ich es nicht mathe-
matiſch demonſtrieren kan, daß Hr. Prof Gott-
ſched
der rechte Vater von dieſem Kind ſey; und
ich habe ſelbſt noch einige Scrupel, die mich faſt
uͤberreden koͤnnten, er doͤrfte vielleicht nur der Pfleg-
vater ſeyn. Jch will darum auch nichts vor ge-
wiß behaupten; ſondern meine wahrſcheinlichen
Gruͤnde fuͤr meine Meinung, und dabey, was mei-
nen voͤlligen Beyfall noch zuruͤkhaͤlt, offenhetzig
entdecken, und dann dem Leſer das Urtheil uͤber-
laſſen, welche von meinen angefuͤhrten Gruͤnden
uͤberwiegen. Das iſt indeſſen gewiß, wenn ich
auch gleich in meiner Meinung irrete, daß ich Hrn.
Prof. Gottſcheden, dadurch etwas zuſchreibe,
deſſen er ſich nicht zu ſchaͤmen hat, allermaſſen
er ſchon viel liederlichere Sachen unter ſeinem
Nahmen hat ausgehen laſſen, als dieſe Anmer-
kungen find, wohin ich insbeſondere viele Arti-
kel ſeiner Beytraͤge, und manches Stuͤck von
ſeinen Tadlerinnen, von ſeinem Biedermann und
Freymaͤurer mitrechne, die deſſen ungeachtet be-
gierig gekauft und geleſen worden ſind; denn das
ſind eben nicht allemahl die beſten Buͤcher, die
am meiſten geleſen werden.


Jch kan es zwar nicht laͤugnen, daß ich, bevor
ich die Sache genauer eingeſehen und erwogen
habe, auf die unſchuldige Vermuthung gefallen
bin,
[41]des deutſchen Witzes.
bin, es doͤrften vielleicht dieſe Anmerkungen Hrn.
D. Triller zugehoͤren: Einestheils darum, weil
es doch weit natuͤrlicher iſt zu vermuthen, daß der-
jenige, der ſich unſchuldiger Weiſe angegriffen zu
ſeyn glaͤubt, ſeine angefochtene Ehre ſelbſt zu ret-
ten verſuchen werde, wenn er anderſt nicht ein ge-
lehrter Haſenkopf iſt; da nun dieſe Anmerkungen
ſich uͤberhaupt und groͤſtentheils auf Hrn. D.
Trillers poetiſchen Nahmen und Ruhm beziehen,
ſo hat mir nicht ſobald einfallen koͤnnen, daß ge-
wiſſe leipzigiſche Kunſtrichter ſich ſo gar geſchwin-
de in einen fremden Streit, der ſie von Haut und
Haar nichts angehet, miſchen, und ſich gar da-
zu anbieten
wuͤrden: Anderntheils aber iſt mir
dieſe erſte Vermuthung auch darum nicht gar un-
glaublich und von aller Wahrſcheinlichkeit gantz
entfernt vorgekommen; weil mir nicht verborgen
war, daß dieſe Art ſeine Gedanken durch An-
merkungen zu entdeken,
Hrn. D. Trillers
Liebling ſey: Maſſen er ſeine eigenen Gedichte
ſelbſt mit notis variorum anſehnlich auszuruͤ-
ſten gewußt hat, eine Ehre, welche noch wenig
Buͤchern von ihrem eigenen Verfaſſer wiederfah-
ren iſt! Allein nachdem ich dieſe Anmerkungen
mit Bedacht durchgeleſen, fand ich einige Stel-
len, in welchen Hr. D. Triller gantz veraͤchtlich
mitgenommen wird, die meine Vermuthung auf
einmahl vernichteten, indem es ja gantz unglaub-
lich iſt, daß ein Menſch bey gutem und geſundem
Verſtande auf ſich ſelbſt ſchmaͤhen werde: Die erſte
von dieſen Stellen findet ſich Bl. 171. wo es heißt:
Der gute Herr Triller hat nur dasquid pro
C 5quo
[42]Echo
quoſeyn muͤſſen. Und Bl. 178. ſtehet: Es
fehlt daran ſo viel, daß ich D. Trillern die
Probe machen, und zwanzig Fehler wieder
die Sprache in einem Athem ſagen laſſen wol-
te, ohne daß ſein Ergaͤnzungsſtuͤckler einen
davon merken ſollte.
Da wird ja der gute
Mann nur mit einem leeren groſſen D. ohne Ti-
tel, nicht beſſer als ein Schuͤler, der ſeine Mut-
terſprache nicht einmahl reden kan, gantz ſchimpf-
lich vorgeſtellt. Jch konnte alſo nicht mehr zwei-
feln, daß nicht dieſe Anmerkungen von jemand
herkommen, der dem Hrn. Doctor nicht zum
beſten gewogen waͤre; und ich hatte meinen Grund,
dieſen Jemand in Meiſſen und zwar in Leipzig
zu ſuchen, denn der Verfaſſer macht ſich auf der
173ſten Seite eine Ehre daraus, daß er die Thuͤ-
ringiſchen Bauren
ſeine Herren Nachbarn ſchel-
ten darf, in deren Umgange er ohne Zweifel ſei-
ne critiſche Machtſprache erlernet hat; denn ſie
halten eben ſo wenig vom deutſchen Compli-
mentieren
als er ſelbſt.


Da ich nun ferner wahrgenommen, daß
dem Verfaſſer dieſer Anmerkungen die Sprache
der neuen Philoſophie faſt eben ſo gelaͤuffig iſt,
als dem beruͤhmten Hrn. D. Weißmuͤller;
daß er ſich mit der Benennung des nicht un-
anſehnlichſten Theiles der beſten Welt
kitzelt;
daß er von der Moͤglichkeit und dem zureichen-
den Grunde
uͤberall ſo viel Geſchrey machet,
ſo konnte ich nichts anders gedenken, als daß die-
ſer Verfaſſer ein offentlicher Lehrer der Welt-
weisheit in Leipzig ſeyn muͤßte, der in gedruͤkten
Schrif-
[43]des deutſchen Witzes.
Schriften ſchon mehr als genug erwieſen, daß er
ein groͤſſerer Liebhaber von dieſer neuen philoſo-
phiſchen Sprache, als von den Lehrſaͤtzen der-
ſelben u. der Strengigkeit ihrer Erweiſe ſey. Da
nun dieſe prædicata und Eigenſchaften zuſammen
genommen niemand anders als Hrn. Prof. Gott-
ſcheden
zukommen, konnte ich in meiner Muth-
maſſung nicht leicht irren: Und dieſelbe bekam
einen groͤſſern Zuwachs an Wahrſcheinlichkeit,
als mir die Stelle auf der 163ſten Seite ins Ge-
ſicht fiel, wo der Verfaſſer Rechenſchaft giebt,
warum er ſich in einen fremden Streit einge-
laſſen habe. Er ſagt: Haͤtte der Schweitzer
von den Leipziger Cenſoren, den deutſchen
Journaliſten und Geſellſchaften, den Schuͤ-
lern des Hrn. Prof. Gottſcheds, und dem
Geſchmacke der Deutſchen uͤberhaupt, in ei-
nem andern Tone geſprochen: So wuͤrde ich
mich nicht ſo gar geſchwinde zum Zweykampfe
angebothen haben.
Jch merke bey dieſer Stelle
nur ſo viel an, daß alle dieſe angefuͤhrten Klage-
puncten wiederum keinen andern Menſchen als
Hrn. Prof. Gottſcheden, der ſich ſchon vor ge-
raumer Zeit zum Vormund und Verfechter der
gaͤntzen deutſchen Nation und aller ihrer Schwach-
heiten eigenmaͤchtig aufgeworffen hat, haben ver-
drieſſen und ſchmertzen koͤnnen. Am meiſten aber
wurde ich durch die Stelle auf der 168ſten Seite
in meiner Muthmaſſung beſteiffet, wo der Ver-
faſſer der Anmerkungen nicht undeutlich zu ver-
ſtehen giebt, daß er nicht die beſten Urſachen
habe, Hrn. Liſcov gut und gewogen zu ſeyn.
Er
[44]Echo
Er ſagt gantz trotzig: Jch will dem Liſcov nicht
geſchmeichelt haben. Denn er weis nicht,
ob ich ſein Freund oder Feind, ſein Vereh-
rer oder ſein Tadler bin: Und ich weis es
auch nicht. Denn meine Waage giebt noch auf
kiene Seite Ausſchlag genug.
Nun weis ich
aber in Leipzig keinen einzigen Menſchen, der die
geringſte Urſache haͤtte, mit Hrn. Liſcov unzu-
frieden zu ſeyn, als eben den Hrn. Prof. Gott-
ſched,
der ſich ſchon vor vielen Jahren mit Hrn.
Prof. Philippi wider ihn verbunden, und der
jenem auch damahls nicht geſchmeichelt hat,
als er in einem vertraulichen Schreiben an ſei-
nen neuen Bundsverwandten, den Hrn. Philip-
pi
in Halle, die Liſcoviſche Satyre Briontes
vor ein infames Pasquill erklaͤret hat. Wo-
von eben Hr. Liſcov ſelbſt in der Vorrede zu
der Sammlung ſeiner ſatyriſchen und ernſthaf-
ten Schriften
auf der 25ſten Seite kan nachgeſe-
hen werden. Und man wird nun wol begreif-
fen koͤnnen, daß Hr. Prof. Gottſched ſelbſt nicht
eigentlich und ſicher wiſſen kan, wie er mit Hr.
Liſcov daran iſt, ſo lange dieſer noch bey Leben iſt,
und die kleinen Geiſter und elenden Scribenten
mit ſeinen Stacheln beunruhigen und verfolgen
kan. Dieſes ſind nun die Gruͤnde, die mich in
der Unterſuchung von dem wahren Verfaſſer die-
ſer Anmerkungen bewogen haben, meinen Ver-
dacht auf Hrn. Prof. Gottſched zu werffen.
Jch ſuche meine Meinung niemanden aufzudrin-
gen, vielweniger Hrn. Prof. Gottſched eine frem-
de Arbeit zu unterſchieben: Jch ſage nur unmaß-
geblich
[45]des deutſchen Witzes.
geblich meine Meinung, und wie ich darauf ge-
fallen bin, und geſtehe dabey ſelbſt gerne, daß
es nicht lediglich unmoͤglich iſt, daß ich in der
Perſon irre; wie ich dann ſelbſt noch einige Scru-
pel hege, die mich hindern, meine Muthmaſſung
fuͤr eine baare Wahrheit darzugeben, und die
ich eben zu dieſem Ende, damit jedermann erken-
ne, daß ich nichts als die Wahrheit ſuche, nicht
verſchweigen will. Jch finde nemlich in dem
Schreiben des ungenannten Verfaſſers an den
Herausgeber auf der 163ſten Seite eine critiſche
Anmerkung, die ich Hrn. Prof. Gottſcheden
gantz und gar nicht zutrauen kan; es heißt da-
ſelbſt: Jch bedaure ihn, daß er ſich zum Er-
gaͤntzungsſtuͤckler gemacht hat. Wegen die-
ſes Worts aber erinnere ich/ daß ich es fuͤr
ſo analogiſch als Vorredner halte.
Jeder-
mann ſiehet, daß der Verfaſſer das Wort Vor-
redner,
deſſen ſich der ſchweitzeriſche Criticus in
ſeinen Anmerkungen zu dem Ergaͤntzungsſtuͤcke zu
wiederholten mahlen bedienet hat, Hrn. D. Tril-
lern
damit anzuzeigen, als anomaliſch (denn
dieſes iſt ſo gut deutſch, als analogiſch) verwirft,
und durch eine ungereimte Nachaͤffung zu verſpot-
ten ſucht: Nun findet ſichs aber, daß Hr.
Prof. Gottſched dieſes Wort mit gutem Ge-
wiſſen nicht verwerffen, vielweniger hoͤhniſch ver-
ſpotten kan, weil er als ein der wehrteſten
hochdeutſchen Sprache hoͤchſterleuchteter Mei-
ſter/ maͤchtigſter Vermehrer/ und aller unter-
thaͤnigſten Nachfolge preiswuͤrdigſter Vor-
geher/
daſſelbige in ſeinen Beytraͤgen ſelbſt ge-
braucht
[46]Echo
braucht hat. So ſtehet in dem XIII. Stuͤcke
auf der 30ſten Seite: Jch haͤtte mich beynahe
durch das Muſter des Herrn
Vorredners ver-
fuͤhren laſſen.
Auf deſſen Anſehen hat auch oh-
ne Zweifel Hr. Steinbach daſſelbige neben dem
Wort Lobredner als gut und gewoͤhnlich ſeinem
Woͤrterbuch einverleibet. So iſt hingegen das
zur Verſpottung nachgeaͤffete Wort Ergaͤntzungs-
ſtuͤckler
ſo abgeſchmackt und pedantiſch, daß ich
mich nicht bereden kan, daß ſolches von Hrn. Prof.
Gottſcheds Erfindung ſeyn koͤnne. Ein Ergaͤn-
zungsſtuͤck iſt ja ein Stuͤck zur Ergaͤntzung; Stuͤk-
ler
iſt nicht einmahl gewohnt; und was ſollte
dann zur Ergaͤntzung ſtuͤcklen ſagen, oder was
hat dieſes mit Vorredner gemein; da das ein-
fache Redner ſehr gebraͤuchlich iſt? Ohne dieſe
Uebereinkunft aber iſt das Wort Ergaͤntzungs-
ſtuͤkler
noch viel laͤppiſcher als Dichtkuͤnſtler/ Rede-
kuͤnſtler/ Beytraͤgler/ Woͤrterbuͤchler ꝛc.
Und
dieſes iſt ein Handwerk fuͤr boͤſe Buben, daß
ſie einander im Strauß nichtsbedeutende ſpoͤtti-
ſche Nahmen anhaͤngen; dergleichen man von
einem ernſthaften Manne, wie Hr. Prof Gott-
ſched
iſt, nur nicht gedenken darf. Ein anderer
Scrupel, der meiner obigen Meinung im Lichte
zu ſtehen ſcheinet, iſt, daß ſich der Verfaſſer
dieſer Anmerkungen in dem Schreiben an den
Herausgeber des Hochgehrteſten Herren Heraus-
gebers gehorſamſten Diener
nennt. Nun iſt
bekannt und auſſer Streit, daß der Herausge-
ber ein Schuͤler und Anhaͤnger Hrn. Prof. Gott-
ſcheds,
naͤmlich Hr. Schwabe iſt; es duͤnkt mich
aber
[47]des deutſchen Witzes.
aber das Compliment eines gehorſamſten Die-
ners
gegen einen Schuͤler viel zu niedertraͤchtig;
und es iſt jedermann bekannt, daß der Hr. Pro-
feſſor bey ſeiner ungemeinen Hoͤflichkeit ſich doch
immer vorzuſehen weiß, daß er von ſeinen Vor-
rechten nichts vergebe. (*) Jch laſſe es alſo
gaͤntzlich dahin geſtellt ſeyn, ob meine critiſche
Muthmaſſungen einigen Glauben finden werden
oder nicht. Jch habe die Sache ſo gut und fleiſ-
ſig erwogen, als mir moͤglich geweſen: Habe
ich die Wahrheit nicht gefunden, ſo hat es doch
an meinem guten Willen und an emſigem Nach-
forſchen nicht gemangelt. Das iſt und bleibet
indeſſen gewiß, daß dieſe Anmerkungen einen Ver-
faſſer, und dieſes Kind einen Vater gehabt;
wenn wir ſchon nicht ſo eigentlich wiſſen koͤnnen,
wer er geweſen iſt, und wie er geheiſſen hat.
Der Hr. Prof. Gottſched koͤnnte uns durch ein
offenhertziges Geſtaͤndtniß, oder durch eine kraͤf-
tige Widerlegung meiner voreingefuͤhrten Wahr-
ſcheinlichkeiten am beſten aus dem Wunder hel-
fen.


Zurei-
[48]Echo

II.
Zureichender Grund, warum der
Herausgeber des Ergaͤntzungsſtuͤckes den

Nahmen Tr*ll*r nur mit Sternen und
Alltagsſtrichlein geflickt habe
druͤcken laſſen.


ES iſt fuͤr einen ſinnreichen Schriftverfaſſer
ein groſſes Gluͤck, wenn ſeine Schriften von
feindſeligen Leuten, die eben keine Urſache haben,
ihm was zu uͤberſehen oder zu ſchenken, und die
daneben ſo leckern ſind, daß ſie auch den unver-
meidlichen und unverbeſſerlichen Fehlern
nicht
leicht Quartier geben, einer genauen Pruͤffung
gewuͤrdiget werden: Maſſen eine ſolche Pruͤfung
der gepruͤften Schrift ſchon ein gewiſſes Anſehen
und einen Werth beyleget, und ihr zugeſtehet, daß
ſie etwas mehr als eine bloſſe Verachtung ver-
diene; und woferne dann dieſe gereitzten Kunſt-
richter, die wegen ihres feindſeligen Gemuͤthes auſ-
ſer allem Verdacht der Parteilichkeit ſtehen, an
einer Schrift keine wichtigern Fehler, als nur et-
wann einige ſchlechte Neuerungen in der Recht-
ſchreibung, in der Unterſcheidung der Redepuncten,
in der Eintheilung des Titels, und was dergleichen
aͤuſſerliche Kleinigkeiten mehr ſeyn moͤgen, auszu-
ſetzen finden; ſo gereichet eine ſo beſchaffene Cri-
tick dem getadelten Verfaſſer und ſeiner Schrift
zum bewaͤhrteſten Lobe; angeſehen jedermann auf
die Gedanken fallen muß, daß der Plan, die
Ausfuͤhrung, die Gedanken, die Schreibart, und
alles
[49]des deutſchen Witzes.
alles, was zu dem Weſen einer guten Schrift er-
fodert wird, untadelhaft und vollkommen ſeyn muͤſſe;
weil dieſe tadelſuͤchtige, denen es an dem guten
Willen Fehler zu entdecken nicht gemangelt hat,
alle dieſe Hauptſtuͤcke unangetaſtet haben vorbeyge-
hen, und ihre Tadelſucht nur an ſolchen Klei-
nigkeiten weiden muͤſſen, die bey billigen und ver-
nuͤnftigen Leſern nicht einmahl einer Entſchuldigung
bedoͤrffen.


Jch kan mich ruͤhmen, daß mir dieſes Gluͤck
gantz unverdienter Weiſe wiederfahren iſt, in An-
ſehung des merkwuͤrdigen Fragmenti, welches
ich zur Ergaͤnzung der Trilleriſchen Schutzvorrede
vor des Hr. Doctors neuen Fabelbuch, und zur
Vertheidigung dieſes groſſen deutſchen Fabeldich-
ters gegen die Anklagen des Schweitzeriſchen Kunſt-
richters, als ein Verehrer der trilleriſchen Muſe,
erſt neulich mit einer hiſtoriſchen Vorrede und
mit Anmerkungen herausgegeben habe: Aller-
maſſen der ungenannte Verfaſſer, (von deſſen
Anſehen ich in der vorhergehenden Unterſuchung
nur muthmaßlich gehandelt habe,) mir in dem
zweyten Stuͤcke der Leipzigiſchen Beluſtigun-
gen
die Ehre angethan, und dieſe meine Anmer-
kungen einer genauen Pruͤfung gewuͤrdiget hat.
Wiewol aber dieſer Kunſtrichter nach ſeinem ei-
genen Geſtaͤndniß an meinem Vorhaben und deſ-
ſelben Ausfuͤhrung nichts zu tadeln gefunden, und
alſo genoͤthiget geweſen, ſeine Tadelſucht auf ſol-
che kindiſche Kleinigkeiten zu werffen, die kaum
fuͤr einen Schuͤlerknaben wichtig genug waͤren, ſich
damit aufzuhalten, ſo bin ich dennoch nicht ſo ſtoltz,
[Crit. Sam̃l. IV. St.] Ddaß
[50]Echo
daß ich die Ungeſchicklichkeit und das Unvermoͤ-
gen meines Tadlers, wie ich wol koͤnnte, zu mei-
nem Vortheil anwenden, und mich mit dem Schluſ-
ſe kitzeln ſollte, als ob meine Schrift im uͤbrigen
gantz untadelhaft und vollkommen waͤre, ob ich
gleich mehr als verſichert bin, daß dieſer gute
Mann die wichtigern Fehler, wenn er einige haͤtte
finden koͤnnen, nicht ungeantet und ungeſtraft wuͤr-
de haben hingehen laſſen.


Eben ſo wenig bin ich geſonnen, mich derje-
nigen Art der Vertheidigung zu bedienen, die in
lauter Gegenbeſchuldigungen beſtehet; allermaſ-
ſen dieſelbige bey Verſtaͤndigen jederzeit fuͤr ein Zei-
chen einer verlohren gegebenen Sache angeſehen
worden, und allein bey den erboßten Troͤdelwei-
bern fuͤr rechtskraͤftig gehalten wird, die fertig
ſind, eine Hure ſ. v. mit einer Hexe quitt zu ma-
chen.


Nil agit exemplum, litem quod lite reſolvit.

Um ſo viel laͤcherlicher iſt es, wenn ernſthafte
Maͤnner, die nicht viel weniger als Schutzgoͤt-
ter einer gantzen Nation bedeuten wollen, ſich da-
mit gegen allen Vorwurf ſicher zu ſtellen vermei-
nen, wenn ſie ihren Tadlern zum Gegenſatz, die-
ſe und jene, obgleich manchmal noch ſo kleine Un-
richtigkeiten, vorruͤcken: Gerade als ob keiner den
andern mit Grunde wahrnen, tadeln, und beſtra-
fen duͤrfte, wenn er nicht ſelbſt engelrein und oh-
ne Fehler iſt: Oder als wenn die Fehler und Ge-
brechen eines andern die meinigen gaͤntzlich zer-
nichten und ausloͤſchen koͤnnten. Man ſetze z. B.
den
[51]des deutſchen Witzes.
den an ſich ſelbſt unmoͤglichen Fall, daß ich zu-
laͤnglich erweiſen koͤnnte, Hrn. D. Trillers Fa-
beln waͤren eben ſo ſchlecht und abgeſchmackt, als
vortrefflich ſie ſind, und man koͤnnte mir dage-
gen mit eben ſo vielem Grunde vorwerffen, daß
ich in dem Vortrage meines Erweiſes vielfaͤltig
wider die Regeln der Hoͤflichkeit oder der Recht-
ſchreibung verſtoſſen haͤtte, wuͤrde dieſes darum
meinen gefuͤhrten Erweis unkraͤftig machen, oder
darthun, daß Hrn. D. Trillers Fabeln ein Mei-
ſterſtuͤck des deutſchen Witzes waͤren? Jch mei-
nes Orts ſuche keine Ausfluͤchten; ſondern wenn
ich mich uͤberwunden ſehe, ſo gebe ich es lieber
gewonnen, und ſchaͤme mich nicht zu bekennen,
daß ich mir kein Vorrecht der Unfehlbarkeit zuei-
gnen kan: Jnſonderheit wenn es ſolche Klaube-
reyen antrift, deren Wiſſenſchaft einem nur den
Ruhm des groͤſten Pedanten ſeiner Zeit erwerben
kan, wornach ich gar nicht ehrgeitzig bin, und
den ich meinem Kunſtrichter gar nicht ſtreitig ma-
chen will. Jch wuͤrde mich auch niemahls in die
naͤhere Eroͤrterung der aufgeworffenen ſeltſamen
Streitfrage; ob ich einen zulaͤnglichen Grund
gehabt, den Trilleriſchen Nahmen mit Ster-
nen geflickt auszudruͤken/
eingelaſſen haben, wenn
mir dieſe Eroͤrterung nicht Anlaß geben wuͤrde,
einestheils den pedantiſchen Stoltz und den Un-
verſtand meines Tadlers, und anderntheils das
Lob meines Helden, Hrn. D. Trillers, in ein hel-
les Licht zu ſetzen, und eines durch das andere
zu beleuchten. Jch beſchuldige meinen Kunſtrich-
ter eines pedantiſchen Stolzes, weil er dieſe von
D 2ihm
[52]Echo
ihm ſelbſt aufgeworffene Frage, die faſt eben ſo
wichtig iſt, als eine andere, ob man den Nah-
men Eſopus ohne Suͤnde mit einem einfachen
Eſchreiben doͤrffe/
mit einem ſolchen gravitaͤ-
tiſchen Ernſt und Amtseifer, und einem ſo rich-
terlichen Ausſehen abgehandelt hat, als ob es um
die Entdeckung und Abſtraffung eines Staats-
verbrechens zu thun waͤre. Jn dieſem Tone giebt
er auf der 167ſten Seite folgenden Ausſpruch:


„Kurtz, er haͤtte mehr oder weniger von ſeinem
„verſtuͤmmelten Nahmen ſagen ſollen, wenn er
„mit einem zureichenden Grunde haͤtte handeln,
„und andern nicht Gelegenheit geben wollen, zu
„ſprechen, daß er etwas abgeſchmacktes gethan
„habe.„ Und auf der 169ſten Seite ſtimmet
er auf einem noch hoͤhern Tone an: „Wie na-
„tuͤrlich iſt doch das! Jch bin verſichert, wenn
„man dem allereinfaͤltigſten unter allen Vereh-
„rern der Trilleriſchen Muſe anrathen wollte,
„Hrn. Trillers Nahmen mit Sternchen anſtatt
„der Selbſtlauter zu flicken: So wuͤrde er ſeinen
„Rathgeber fuͤr einen Menſchen halten, der ſei-
„nen Verſtand verlohren. Und gleichwohl thut
„es ein ſchweitzeriſcher Kunſtrichter ꝛc.„

Jch be-
ſchuldige ihn aber daneben auch des Unverſtands,
ſintemahlen er von ſeinem Unvermoͤgen den zurei-
chenden Grund dieſes ſeltſamen Ausdrucks einzuſe-
hen, fein dreiſte auf den wirklichen Mangel ei-
nes ſolchen Grunds arguirt und ſchlieſſet; und bey
allem ſeinem Großthun das Bekaͤnntniß ablegen
muß; Bl. 167.

„Was aber den Verfaſſer zu
„dieſer ſonderbaren Art die Woͤrter drucken zu
„laſſen,
[53]des deutſchen Witzes.
„laſſen, bewogen habe, das kann ich nicht erklaͤ-
„ren.„

Der gute Mann hat aus der neuen Phi-
loſophie gehoͤrt von dem Satze des zureichenden
Grundes ſchwatzen, und fuͤr bekannt angenom-
men, daß alles ſeinen zureichenden Grund haben
muͤſſe, warum es iſt, warum es ſo und nicht an-
derſt iſt: Aber er hat ſich durch ſeine Eigenliebe
ſchaͤndlich bethoͤren laſſen, wenn er ſich beredet,
daß kein zulaͤnglicher Grund fuͤr etwas vorhanden
ſeyn koͤnne, wenn er nicht vermoͤgend ſey, denſel-
ben einzuſehen. Und dieſe ungereimte Anwendung
eines ſo nuͤtzlichen Grundſatzes hat mich bewogen,
ihn durch dieſes Beyſpiel zurecht zu weiſen; da ich
ihm naͤmlich den zureichenden Grund, warum ich
Hrn. D. Trillers Nahmen mit Sternchen geflikt
habe drucken laſſen, den er nicht ſehen und aus-
finden koͤnnen, ſo deutlich werde vor Augen le-
gen, daß er muß uͤberzeuget werden, daß etwas ſei-
nen zureichenden Grund haben koͤnne, wenn er ſchon
nicht im Stande iſt, denſelben zu entdeken.


Jch will meine Gedanken in gewiſſe Saͤtze ein-
ſchlieſſen.


  • 1. Die Vor- und Geſchlechtsnahmen dienen,
    eine beſondere Perſon dadurch, als durch ihre ei-
    gene Benennung, von allen andern zu unter-
    ſcheiden.
  • 2. Wenn ich eine gewiſſe Perſon loben will, ſo
    iſt meine Abſicht, daß meine Leſer die ruͤhmlichen
    Eigenſchaften und Verdienſte eben dieſer und nicht
    einer andern Perſon zuſchreiben: Und dieſer Ab-
    ſicht gemaͤß muß ich den Geſchlechtesnahmen der-
    ſelben ſo kennbar ausdruͤcken, daß diejenigen,
    D 3denen
    [54]Echo
    denen ich meinen Helden anpreiſen will, in der
    Perſon nicht irren koͤnnen. Sonſt wuͤrde ich wi-
    der meine Abſicht handeln.
  • 3. Ein Geſchlechtesnahme kan kennbar ſeyn,
    wenn er ſchon nicht vollſtaͤndig mit allen Buchſta-
    ben ausgedruͤckt wird.
  • 4. Die ſelbſtlautenden Buchſtaben, ob ſie gleich
    die Seele eines Nahmens ſind, ſind fuͤr ſich allein
    nicht zureichend, eine Perſon ſo kennbar zu machen
    daß man ſie von andern unterſcheiden kan: Zumah-
    len da die deutſchen Geſchlechtesnahmen mehr Coͤr-
    per als Seele haben, und die Seele tief in dem
    Coͤrper vergraben liegt. Wer wurde z. E. er-
    rathen koͤnnen, daß dieſes **i**e*, *o*****e*,
    Triller, und Gottſched, bezeichnen ſollte?
  • 5. Der erſte u. letzte Buchſtabe eines Geſchlechts-
    nahmens ſind kaum einem Nahmen ſo eigen, daß
    ſie nicht auch andern zukommen: Folglich ſind ſie
    nicht von aller Zweydeutigkeit frey. Man neh-
    me z. E. den Nahmen meines Helden T*****r.
  • 6. Gleichwie eine Erklaͤrung, die ſolche Eigen-
    ſchaften entdecket, deren jede abſonderlich genom-
    men auch wol andern Dingen zukoͤmmt, dennoch
    gut und zulaͤnglich ſeyn kan, eine Sache von allen
    andern zu unterſcheiden, woferne nur dieſe gemein-
    ſamen Eigenſchaften alle zuſammen genommen
    keiner andern als der erklaͤrten Sache zukommen:
    Alſo iſt der Ausdruck eines Geſchlechtesnahmens
    ſchon kennbar genug, und frey von aller Zwey-
    deutigkeit, wenn er ſo viel Buchſtaben ausdruͤcket,
    die zuſammen genommen nur dieſem Geſchlechtes-
    nahmen gantz eigen ſind.

7. Die
[55]des deutſchen Witzes.
  • 7. Die Mitlauter, die als der Coͤrper einen
    Geſchlechtsnahmen ſichtbar machen, u. Literæ ra-
    dicales
    ſind, kommen ſelten alle zuſammengenom-
    men in eben derſelben Ordnung mehrern Geſchlechts-
    nahmen zu; und folglich ſind ſie meiſtentheils oh-
    ne die Selbſtlauter zulaͤnglich eine Perſon kenn-
    bar zu machen, und von allen andern zu unter-
    ſcheiden.
  • 8. Was den Nahmen meines Helden insbe-
    ſondere angehet, ſo ſind die bloſſen Mitlauter deſ-
    ſelben zuſammen genommen ihm ſo eigen, daß ſie
    meines Wiſſens keinem andern deutſchen Ge-
    ſchlechtsnahmen in eben der Ordnung zukommen:
    Und ſo haͤtte ich ohne Gefahr einiger Zweydeutig-
    keit die bloſſen Radicalbuchſtaben oder Conſonan-
    ten hinſetzen und auf dieſe Weiſe Trllr miteinan-
    der verbinden koͤnnen: Jch habe aber um der
    Schwachen willen noch mehr gethan, und die
    Luͤken, wo die Selbſtlauter ihren Sitz haben,
    mit beſondern Zeichen ausgefuͤllt und angemerckt,
    und dadurch dieſen Geſchlechtsnahmen gegen alle
    Mißdeutung ſicher geſtellt: Denn da der letzte Vocal
    nicht zweifelhaft ſeyn konnte, ſo waren nicht mehr
    als vier Faͤlle der Mißdeutung moͤglich, nemlich
    Traller, Treller, Troller, Truller; von welchen
    vier Benennungen meines Wiſſens keine die Ehre
    hat, einen deutſchen Geſchlechtesnahmen auszuma-
    chen. Folglich war Triller fuͤr Leute, denen die
    Geſchlechtsnahmen der deutſchen Gelehrten nicht un-
    bekannt ſind, die einige moͤgliche Leſart.
  • 9. Zudem iſt der Nahme meines Helden ſo be-
    ruͤhmt, daß wenn ich nur den groſſen Fabel-
    D 4dichter
    [56]Echo
    dichter Deutſchlands nenne, ſchier jedermann
    verſtehet, daß ich Hrn. D. Triller meine: Eben
    ſo gut, als falls ich Hrn. Prof. G-ttſch-d den
    deutſchen Fontenelle betittle, es alle ſeine Schuͤ-
    ler merken koͤnnen.
  • 10. Jch kan mich auch auf die Erfahrung und
    das Gewiſſen meines ungenannten Tadlers beruf-
    fen, der muß mir Zeugniß geben, daß ich den Nah-
    men meines Helden durch die beſondere Art des
    Ausdrucks nicht unkennbar gemacht habe: Er
    ſagt ja auf der 166ſten u. f. Seite:

„Man brau-
„chet eben nicht das Ebraͤiſche ohne Puncten ſo
„zu verſtehen, wie Rabbi Sievers, wenn man
„es mercken ſoll, daß dieſes mit Sternen geflikte
„Wort Triller heiſſe.„

  • Und er muß ein ſchwa-
    ches Gedaͤchtniß oder eine unverſchaͤmte Stirne
    haben, daß er mich gleich auf der 169ſten Seite
    anklagt: „Der Verehrer der Trilleriſchen Muſe
    vergraͤbt den Nahmen ſeines Helden.„ Heißt
    dieſes einen Nahmen vergraben, wenn ihn auch
    die dummſten Jungen ohne Kopfbrechen merken
    koͤnnen? Jch will ihm darum im Vorbeygehen
    eine gute Lection heimgeben, die er fleiſſig ſtudieren
    muß: M-nd-c-m oportet eſſe memorem.
    Jch bin ſicher, daß er mich mit halben Worten
    verſtehet.
  • 11. Jch habe aber dieſe ſeltſame Art des Aus-
    drucks vor der gewohnten aus folgenden Gruͤnden
    erwehlet.
  • 12. Jch habe den Geſchlechtesnahmen meines
    Helden ſeiner Vocalen, die ihm doch nicht ei-
    gen ſind, beraubet; uud ihm nur dasjenige ge-
    laſſen,
    [57]des deutſchen Witzes.
    laſſen, was ihm als ſein Eigenthum zugehoͤret,
    um dadurch einestheils anzuzeigen, daß Hr. D.
    Triller beſſere Qualitaͤten und wichtigere Verdien-
    ſte, als nur die zween Vocalen in ſeinem Nah-
    men beſitze: Anderntheils daß er nicht noͤthig ha-
    be zu ſeinem Ruhme was fremdes zu borgen; ſon-
    dern daß er von allem fremden Zuſatz entbloͤßt
    in ſeinem Eigenthum noch groß genug ſey. Sua
    virtute ſe involvit.
  • 13. Jch habe ſeinen Nahmen mit Wegwerf-
    fung der Selbſtlauter, nur bloß durch Conſonan-
    ten ausgedruͤckt, anzudeuten, daß ſein poetiſcher
    Ruhm auf der Uebereinſtimmung und Verbin-
    dung ſo vieler lebendiger Conſonanten, (ich mei-
    ne die Journaliſten, die rechte Mitlauter ſind,)
    beruhe.
  • 14. Jch habe durch Wegwerffung der Voca-
    len den Nahmen meines Helden unausſprechlich
    gemachet, meine Verehrung fuͤr denſelben dadurch
    an den Tag zu legen, und zu verhuͤten, daß er
    nicht von jedem unreinen Munde ſo leicht koͤnnte
    entweyhet werden.
  • 15. Jch habe durch dieſe Verſtuͤmmlung zugleich
    verhuͤtet, daß dieſer Geſchlechtesnahme meines Hel-
    den, der in ſeiner Bedeutung was anſtoͤſſiges hat,
    nicht ſo leicht zum Geſpoͤtte und zu Wortſpielen
    koͤnnte mißbraucht werden. Denn ein Triller iſt
    das Geſchoͤpfe eines Saͤngers, wenn er ſeine Stim-
    me wunderbarlich kraͤuſelt und in einen Wirbel
    drehet. Und aus einer gleichen Urſache habe ich
    dieſen Nahmen nicht bloß durch die erſte Sylbe
    andeuten wollen, weil in einigen Mundarten das
    D 5Wort
    [58]Echo
    Wort Trill eine leichtſinnige Metze bedeutet. Al-
    ſo habe ich allem Aergerniß vorbiegen wollen.
  • 16. Jch habe die Luͤcken, wo die verworffenen
    Vocalen ihren Sitz haben, mit Sternchen aus-
    gefuͤllet, in Hofnung, daß dieſe Sternchen den
    Nahmen nicht verdunkeln, ſondern erleuchten wer-
    den. Damit habe ich zugleich zu verſtehen ge-
    ben wollen, daß dieſer durchlauchtige Nahme
    meines Helden eben ſo wol verdiente, unter die
    Sternen verſetzt zu werden, als die beyden Baͤren.
  • 17. Jch muß zwar bekennen, daß ſich in dem
    Texte ſtatt der Sternen wider meinen Willen nur
    bloſſe Alltagsſtriche eingeſchlichen haben: Und
    mein Tadler hat den wahren Grund von dieſem
    Fehler im erſten Mal errathen, weil naͤmlich die
    Sterne etwas rar geweſen ſind.
    Man mußte
    aus Mangel Kalks mit Leim mauren.
  • 18. Nichtsdeſtoweniger, weil alles was neu
    und ſeltſam iſt, die Verwunderung erwecken kan,
    ſo habe ich nicht ohne Grund erachtet, daß dieſe
    neue Art den Trilleriſchen Nahmen zu ſchreiben
    ſtatt eines Nota bene meine Leſer auf dieſen be-
    liebten und belobten Nahmen aufmerkſam machen
    werde. Pulchrum eſt digito monſtrari \& di-
    cier HIC EST!
  • 19. Jch koͤnnte noch hinzuſetzen, daß ich den
    Geiſt derjenigen von meinen Leſern, die ſich ger-
    ne an der Aufloͤſung nicht allzu verworrener Raͤth-
    ſel, und an der Entzieferung nicht ſo gar verſtek-
    ter Logogriphen beluſtigen, um etwas angenehm
    habe beſchaͤftigen wollen, doch ſo daß ſie ohne vieles
    Kopfbrechen das Geheimniß entdecken koͤnnten.

20. End-
[59]des deutſchen Witzes.
  • 20. Endlich, wenn das Sprichwort, quod
    exemplo fit, jure fit,
    Grund haͤtte, ſo koͤnn-
    te ich mich auf das Exempel des Hrn. Liskovs
    beruffen, welches in der erſten Herausgabe ſei-
    ner Lob- und Schutz-Schrift fuͤr die elenden
    Scribenten,
    (welches kleine Buch einem Tad-
    ler eben ſo widerlich iſt, als jenem Narbichten
    ſein Spiegel,) die groſſen Nahmen ſeiner drey
    Helden Philippi, Rodigaſt und Manzel gleich-
    falls nur mit Alltagsſtrichlein geflickt hat druͤcken
    laſſen. Ob er damit den Character eines Lob-
    redners geſchaͤndet, und ohne einen zureichenden
    Grund etwas abgeſchmacktes gethan habe, das
    laſſe ich ihn ſelbſt verantworten; er hat das Al-
    ter: Vielleicht giebt dann die noch inneſtehende
    Waage meines Tadlers den Ausſchlag, daß er
    gewiß wiſſen kan, ob er Liskovs Freund oder
    Feind, Verehrer oder Tadler ſeyn wolle:

    Denn es kommt bey ihm nicht auf den Verſtand,
    ſondern auf den Willen an, ob er jemandem ſei-
    ne Gunſt oder Ungunſt wolle zu Theil werden
    laſſen.

Jch uͤberlaſſe nun den Entſcheid meinen Leſern,
ob ich ohne zureichenden Grund gehandelt, oder
ob mein Splitterrichter ohne einen ſolchen getadelt
habe. Das iſt gewiß und erwieſen, daß ich
meine oben eingefuͤhrten Abſichten auf keine ande-
re Weiſe als durch die bewerkſtelligte Bezeichnung
des trilleriſchen Nahmens haͤtte erhalten koͤnnen,
denn wenn ich mehr oder weniger von ſeinem
verſtuͤmmelten Nahmen angebracht
haͤtte, ſo
wuͤrde ich gerade wieder meine Abſichten gehan-
delt
[60]Echo
delt haben. Daß aber mein Tadler und an-
dere ſeines gleichen die zum Ruhm des Trille-
riſchen Nahmens gehegeten ehrlichen Abſichten
nicht einzuſehen vermocht haben, und vielleicht
noch izo nicht erkennen wollen, iſt ja meine Schuld
nicht, was kan ich dafuͤr, daß ſie ſo dumm
ſind, und nichts merken wollen, bis man ſie
bey den Ohren zupfet, und auf die Finger klo-
pfet; und auch dannzumahlen muß man es noch
auf ihre Faͤhigkeit und auf ihre Willkuͤr an-
kommen laſſen, ob ſie klug werden wollen.
Denn es giebt unter ihnen ſolche harte Koͤpfe,
denen man ſchon in gedruͤckten Blaͤttern hat
vorwerffen muͤſſen:


Wie oͤfters hat man dich ſchon auf die Fauſt geſchlagen,
Und biſt doch noch nicht klug. ‒ ‒ ‒ ‒


(Picander.)

Hiſtori-
[61]des deutſchen Witzes.

III.
Hiſtoriſcher Erweis,
daß das Ergaͤntzungsſtuͤck zu der Vorrede

vor dem Trilleriſchen Fabelbuche,
Herren Doctor Trillern;
die Vorrede und Anmerkungen zu
demſelben aber
Mich
zum Verfaſſer haben.


DEr Verfaſſer der neuen Anmerckungen in
den monatlichen Leipzigiſchen Beluſtigun-
gen
erweiſet ſich in der That als einen rechten
Kunſtrichter, indem er allerley critiſche Raͤncke
brauchet, ſeiner ſchlimmen Sache ein Faͤrblein an-
zuſtreichen, und ſeinen deutſchen Leſern ein Blend-
werck zu machen. Wie ſollte es aber einer an-
derſt machen, wenn er ſich ohne den Beyſtand der
Wahrheit zu einem critiſchen Zweykampfe frey-
willig anbietet, und da es ihm an der gerechten
Sache und einer gruͤndlichen Verantwortung man-
gelt, dennoch ſo keificht iſt, daß er ſeinem Geg-
ner nicht nachgeben will, ob er gleich zu Boden
liegt, ſondern mit jenem geſtriegelten Manne noch
immer unter der Bancke hervor ſchreyet: Jch bin
doch das Haupt! Wer zwiſchen antworten und
ſich verantworten keinen Unterſchied zu machen
weiß, und ſie vor gleichguͤltig achtet, der wird
alle-
[62]Echo
allemahl demjenigen den Sieg zuſchreiben, der
das letzte Wort hat: Und unſer Leipzigiſche Ver-
faſſer ſcheinet ſich mit dergleichen Gedancken zu
tragen, wenn er ſelbſt auf der 163ſten Seite beken-
net, daß er ſich davon eine Arbeit gemachet ha-
be, ſeinem Gegner auch etwas zu antworten,
damit er nemlich nicht das Letzte habe.


Der Leipzigiſche Kunſtrichter glaͤubt, daß ge-
gen einen Feind alles erlaubt ſey, wodurch man
demſelben Abbruch thun kan. Jch will darum auf
dieſem Blatte eine neue critiſche Kriegesliſt, deren
ſich unſer Kunſtrichter bedienet hat, entdecken,
damit jedermann ſehe, daß er bisdahin nur mit
verbotenen Waffen, und wider ſeinen eigenen
Schatten gefochten habe. Jch darf nicht foͤrch-
ten, daß ich durch dieſes Vorhaben der Scharf-
ſichtigkeit der deutſchen Leſer zu nahe trete, nach-
dem dieſer Kunſtrichter, der ein Vormund der
deutſchen Nation ſeyn will, ſich ſelbſt hat bereden
koͤnnen, daß es nicht unmoͤglich ſey, ſeine Landes-
leute und Mitbuͤrger durch dergleichen Raͤncke zu
bethoͤren und hinter das Licht zu fuͤhren.


Die critiſche Kriegesliſt, der er ſich bedienet,
beſtehet darinnen, daß er in der Vorrede zu ſei-
nen Anmerckungen auf eine heimtuͤckiſche Weiſe
eine hiſtoriſche Wahrheit, welche die Grundfeſte
von dem Ruhme meines Helden iſt, und an welcher
niemand, als der in das Gericht einer ſceptiſchen
Verſtockung gefallen iſt, im geringſten zweifeln
kan, beylaͤuftig zu untergraben, und verdaͤchtig
zu machen ſuchet, wenn er auf der 166ſten Seite
ſich vernehmen laͤßt:

„Jch gehe darinnen von
meinem
[63]des deutſchen Witzes.
„meinem Herren Schweitzer ab, daß ich den
„Text zu meinen Noten
nirgends ſelbſt gemacht
„habe.„

So weit vergehet ſich der Neid,
wenn er durch das Unvermoͤgen, dem ſich uͤberall
ausbreitenden wohlverdienten Ruhme eines Dich-
ters Abbruch zu thun, noch mehr gereitzet wird,
daß er endlich keine Scheue traͤgt, das wirckliche
Daſeyn deſſelben in Zweifel zu ziehen. Bey obi-
ger Ausdruͤckung bitte ich nur ſo viel anzumercken,
daß eine heimliche Beſtraffung ſeines Gewiſſens
ihm nicht geſtattet hat, die gantze Luͤgen ohne das
Milterungs-Woͤrtlein nirgends, wodurch im
Gegenſatz der Verdacht nur auf einige Stellen
des Trilleriſchen Fragmenti eingeſchraͤncket wird,
herauszuſagen.


Aber der Leipzigiſche Verfaſſer dieſer neuen An-
merckungen hat es bey dieſem um etwas zweydeu-
tigen Anzuge nicht bewenden laſſen; ſondern nach-
dem er einigen unberichteten Leſern dadurch einen
Argwohn beygebracht zu haben ſich beredet, ſo
hat er ferner in der zweyten Anmerckung auf der
170ſten und f. Seiten, wo er die Heimath des
Ergaͤntzungsſtuͤckes unterſucht, die boshafte Liſt ge-
braucht, alles ſo kunterbund durch einander zu werf-
fen und kuͤnſtlich zu verwirren, daß man nicht
leicht ſollte errathen koͤnnen, ob er das Ergaͤntzungs-
ſtuͤck und die Anmerckungen uͤber daſſelbe nur ei-
nem und demſelben, oder gantz verſchiedenen Ver-
faſſern zueignen wolle: Wobey er ſich in dem gan-
zen Vortrage mit Fleiſſe einer ſtarcken Zweydeu-
tigkeit bedienet hat, damit er allenfalls gegen die
Vorruͤckung einer offenbaren Luͤgen eine Aus-
flucht
[64]Echo
flucht haben moͤgte. Dieſe Bosheit iſt aber um
ſo viel groͤſſer, da er nicht alleine kein Bedencken
hat, Hrn. D. Triller dieſe critiſche Gebuhrt ſtrei-
tig zu machen, als ob ſie untergeſchoben waͤre;
ſondern noch uͤberdas dieſe Ungerechtigkeit in der
ſtraffbaren Abſicht begehet, damit er ſeinen Muth-
willen an der Hrn. Trillern geraubten Schrift
ſelbſt deſto beſſer veruͤben, und ſie als ein unvoll-
kommenes/ ungleiches/ niedertraͤchtiges und
in Beyfall und Tadel ausſchweifendes Jeder-
mannswerck
deſto freyer mißhandeln und herun-
termachen duͤrffte; wovon ihn das Anſehen Hrn.
D. Trillers noch wuͤrde hinterhalten haben. Er
wird zwar ſeine Sache damit um etwas zu mil-
dern und wieder gut zu machen gedacht haben, daß
er das geraubte Stuͤcke, welches ich wegen ſeiner
Vortrefflichkeit aus dem Staube hervorzuziehen,
und mit Anmerckungen zu begleiten wuͤrdig geach-
tet habe, einem Schweitzer zu Theil werden laͤßt:
Allein die Schweitzer ſind es nicht gewohnt, die
Wahrheit um eines falſchen Scheines der Ehre
willen zu verrathen, zumahlen da die vergaͤllte Bos-
heit dieſes Kunſtrichters die Ehre, ein Verfaſſer von
dieſer Schrift zu ſeyn, zur Beſchimpfung der gan-
zen ſchweitzeriſchen Nation mißdeutet und verkehret.


Die Saͤtze, die der Leipzigiſche Verdreher zwar
nicht gantz offenbar zu laͤugnen ſich getrauet, aber
doch um etwas verdaͤchtig zu machen gute Luſt haͤt-
te, ſind dieſe: Hr. D. Triller hat den Text
des Ergaͤntzungsſtuͤcks verfaſſet: Dieſer Text
iſt gewiedmet geweſen/ die Vorrede/ welche
der neuen Herausgabe der Fabeln Hrn. D.

Trillers
[65]des deutſchen Witzes.
Trillers vorgeſetzt iſt/ zu ergaͤntzen: Dieſes
Ergaͤntzungsſtuͤcke iſt durch einen Kaufmann
von der Leipziger Michelis-Meſſe des vergan-
genen Jahrs nach Zuͤrich in die Schweitz ge-
bracht worden.
Lauter hiſtoriſche Saͤtze, deret-
halben kein vernuͤnftiger Menſch fodern wird,
daß ich ſie à priori erweiſe, maſſen dergleichen
Wahrheiten lediglich auf eigenem Geſtaͤndniſ-
ſe, auf Zeugen und Urkunden beruhen; zu geſchwei-
gen, daß dieſelben auch ohne die hiſtoriſchen Gruͤn-
de ſo viel Wahrſcheinlichkeit fuͤr ſich haben, daß
ſie ohne uͤberwegende Gegengruͤnde nicht ſo drei-
ſte zu verwerffen ſind.


Fuͤr die Wahrheit dieſer Saͤtze haben wir erſt-
lich das eigene Geſtaͤndniß Hrn. Doctor Trillers,
auf welches ich mich in der Vorrede zu dem Er-
gaͤntzungsſtuͤcke offentlich beruffen habe: Nun
hat es Hr. D. Triller bis dieſe Stunde nicht
widerſprochen; folglich gilt auch hier das bekann-
te: Qui tacet conſentire videtur. Zweytens
lehret das Ergaͤntzungsſtuͤck Bl. 154. mit klaren
Worten, daß es zu der Vorrede vor dem Trilleri-
ſchen Fabelbuche gewiedmet geweſen, und einen
nahmhaften Theil derſelben habe ausmachen ſollen.
Wer wollte aber vorgeben duͤrfen, daß die Vorrede
zu den Trilleriſchen Fabeln in der Schweitz fabri-
ciert worden? Drittens kan ich mich auf das Ge-
wiſſen des Herausgebers dieſer Trilleriſchen Fa-
beln, und aller Freunde und Verehrer der Tril-
leriſchen Muſe in Leipzig, die dieſes Ergaͤntzungs-
ſtuͤcke im Manuſcript geleſen, und von allem Wiſ-
ſenſchaft gehabt, beruffen. Viertens kan ich das
[Crit. Sam̃l. IV. St.] EOrigi-
[66]Echo
Original-Manuſcript aufweiſen, wie es von Leip-
zig nach Zuͤrich gebracht worden; ich kan den be-
ruͤhmten Kaufmann nennen, der ſolches uͤberbracht
hat, und die Perſonen nahmhaft machen, die mit
zugegen geweſen, als dieſer gelehrte critiſche Kram
ausgepackt worden. Fuͤnftens habe ich Briefe von
meinem ungenannten Correſpondenten in Leipzig,
die mich nicht alleine von der Wahrheit alles obigen
feyerlichſt verſichern; ſondern mir noch die weite-
re Nachricht ertheilen, daß mein Manuſcript des
Ergaͤntzungsſtuͤckes, ſo ich habe druͤcken laſſen, ge-
rade zu Anfang um etwas mangelhaft ſey; denn
kurtz vor der erſten Zeile: Mein! Was erhebet
nicht der ehrliche Mann fuͤr ein greuliches Ler-
men
ꝛc.? werden die Urtheile des Schweitzers
kindiſch, ſeine Zunoͤthigungen abgeſchmakt, und
ſeine Einwuͤrffe haͤmiſche Verdrehungen un-
ſchuldiger Worte und Gedanken
genennet. Die-
ſe Briefe halte ich mit Fleiſſe zuruͤcke, theils mei-
nem Correſpondenten zu verſchonen, der ſonſt we-
gen ſeines Hochverraths kaum ſeines Lebens geſi-
chert ſeyn wuͤrde; theils damit ich auf allen Fall
die beſten Pfeile in dem Koͤcher behalte. Sechs-
tens wird der gantze Jnhalt dieſes Fragmenti oder
Ergaͤntzungsſtuͤckes, welches eine hertzhafte Be-
ſchimpfung und Abfertigung des Schweitzeriſchen
Kunſtrichters im Nahmen Hrn. D. Trillers ent-
haͤlt, jedermann uͤberzeugen, daß ſolches weder
von dem Zuͤrichiſchen Verfaſſer der critiſchen Dicht-
kunſt, noch von einem ſeiner Freunde koͤnne verfer-
tiget ſeyn. Und wer anders denkt, den wuͤrde ich
billig in den Verdacht faſſen, daß er den unwi-
derruf-
[67]des deutſchen Witzes.
derrufflichen Ausſpruch, Niemand hat jemahls ſein
eigenes Fleiſch gehaſſet, in Zweifel ziehen muͤſſe.
Siebendens habe ich durch Vergleichung dieſes
Stuͤckes der Trilleriſchen Vorrede mit dem Aus-
zuge, der in den hamburgiſchen Nachrichten zur
Vertheidigung der Trilleriſchen Fabeln gemacht
worden, augenſcheinlich dargethan, daß dieſe beyden
Stuͤcke einander ſo aͤhnlich ſeyn, als ein Ey dem an-
dern ſeyn kan; folglich daß ſie aus einer Feder ge-
floſſen, und in einer gleichen Abſicht geſchrieben wor-
den. Wer will ſich aber erfrechen, die Leute zu be-
reden, daß der Auszug in den hamburgiſchen Nach-
richten in der Schweitz verarbeitet worden? Achtens
koͤnnte ich dieſes alles mit chronologiſchen Gruͤn-
den befeſtigen, wenn ich der Sonne eine Fakel an-
zuͤnden wollte, und es nicht vor uͤberfluͤſſig hielte,
meine Leſer mit Gruͤnden von dieſer Natur zu be-
ſchweren. Dazu koͤmmt noch neuntens, daß dieſer
critiſche Fabelhans ſelbſt dieſe erwieſene hiſtoriſchen
Saͤtze weder offentlich angreiffen, oder durchaus
leugnen darf, ſondern nur einige unbeſtimmte Stel-
len des Ergaͤnzungsſtuͤkes als zugeflickt und unter-
geſchoben gerne verdaͤchtig machen wollte, und zwar
aus keinem andern Grunde, als weil es ihm vor-
traͤglich waͤre, wenn er die Leute dieſes uͤberreden
koͤnnte. Er wird aber ſo lange den Nahmen ei-
nes boshaften und frechen Kerls tragen muͤſſen,
bis er dieſe ihm alleine verdaͤchtigen Stellen, an-
zeiget, und erweiſet, daß ſie von einem Schwei-
zer hinzugeflicket worden. Er hat auch bisdahin
zum Behuf ſeiner frechen Muthmaſſung nichts
anbringen koͤnnen, als daß er Bl. 173. ſich auf
E 2ſeine
[68]Echo
ſeine Fteyheit zu denken, was er will, beruffet.
Meinethalben kan er denken, die Schweitzer woh-
nen hinter den mit ewigem Schnee bedeckten Al-
pen in den Spaͤlten und Kluͤften der Felſen; ſie
ſehen den Himmel und das Licht des Tages nie-
mahls als nach einer unterirrdiſchen Reiſe von et-
lichen Stunden, und eſſen nichts als Haberſtroh
und Pumpernikel. Dieſe willkuͤrliche Freyheit
wird ihm niemand ſtreitig machen: Aber wenn er
dergleichen poſſierliche Traͤume in offentlichem Dru-
ke fuͤr baare Wahrheiten ausſtreuet und zu Markt
traͤgt, ſo muß ers ſich gefallen laſſen, daß unſre
groͤbſten Schweitzer Bauren, die niemahls uͤber
einen Steinwurff von dem vaͤterlichen Felſen
ſich verlaufen haben,
wenn ſie in ihrer Hoͤle
bey dem duͤſtern Licht einer brennenden Lampe die
Beluſtigungen des deutſchen Witzes leſen, ſich
uͤber ſeine dumme Unwiſſenheit recht hertzlich luſtig
machen.


Nachdem ich nun unwiderſprechlich erwieſen
habe, daß daß Ergaͤntzungsſtuͤcke Hrn. D. Tril-
ler
zum Verfaſſer habe, ſo muß ich noch eine
wichtige Probe von dem critiſchen Geſchmacke die-
ſes Leipzigiſchen Sprachrichters darlegen. Er ſagt
auf der 172ſten Seite mit einer gravitaͤtiſchen
Dorfſchultzenmine:

„Jch bin nebſt andern ehrli-
„chen Deutſchen der Meinung, daß das Ergaͤn-
„zungsſtuͤcke
gewiß einen Schweitzer zum Va-
„ter habe. Denn es iſt meines Erachtens ſo
„ſchweitzeriſch, daß es nicht ſchweitzeriſcher ſeyn
„koͤnnte. Und da es uns einmahl den Nahmen
„ſeines„ Verfaſſers nicht hat ſagen wollen: So
„wuͤr-
[69]des deutſchen Witzes.
„wuͤrden die Deutſchen das bloſſe Vaterland
„endlich, auch ohne es nennen zu hoͤren, errathen
„haben.„

Jch laſſe meine Leſer aus dieſer Pro-
be ermeſſen, wieviel dem mechaniſchen Geſchmak
dieſer Deutſchen, denen der Leipziger den ſeinen
leihet, im Puncte der Sprache und der Hoͤflich-
keit zu trauen ſey, da ſie es in denen darauf ge-
gruͤndeten Urtheilen eben ſo nahe und gluͤcklich tref-
fen, als nahe die Schweitz von Saarbruͤken ab-
gelegen iſt: Und nach welchen ſie die niederſaͤch-
ſiſche Schreibart eines beruͤhmten deutſchen Dich-
ters von der groben und rauhen Schweitzeriſchen
nicht zu unterſcheiden wiſſen. Was im uͤbrigen
den Vorwurff der Grobheit und andere Beſchim-
pfungen, womit der gute Mann auf den erdich-
teten Schweitzer gezielet, anbelangt, ſo fallen die-
ſelben alle auf Hrn. D. Triller zuruͤcke, als den
wahren Verfaſſer des Ergaͤntzungsſtuͤckes; und
ich uͤberlaſſe ſeiner ſtreitbaren critiſchen Feder die-
ſe Unbill zu raͤchen. Doch wie ich vermuthe, ſo
wird er auch ſelbſt dieſer Muͤhe vielleicht koͤnnen
uͤberhoben ſeyn, denn ich zweifle keineswegs, es
werde der Leipzigiſche Tadler, wenn er ſehen wird,
daß ihm ſein Anſchlag mißlungen, und er Hrn.
D. Trillern obgleich wider Willen fuͤr den wah-
ren Verfaſſer des Ergaͤntzungsſtuͤckes erkennen
muß, nach ſeiner Freyheit zu denken, was er
will,
dieſes Ergaͤntzungsſtuͤck, welches ihm in der
Beredung, daß es in der Schweitz zu Hauſe ſey,
ſo abgeſchmakt vorgekommen, bald in einem andern
Licht als eine abgenoͤthigte, gelaſſene, in Beyfall
und Tadel unparteyiſche und gerechte Schutzſchrift,
E 3die
[70]Echo
die unmoͤglich von jemand anders, als dem groͤ-
ſten Dichter Deutſchlands haͤtte koͤnnen verferti-
get werden, anſehen, und alſo Hrn D. Trillern
ſeinen Ruhm wieder herſtellen.


Sollte aber der Leipzigiſche Tadler, der ſich
allezeit ein offenes Loch zum Abzug vorbehaͤlt,
(ſiehe auf der 167ſten Seite,) ſich mit dieſer kah-
len Ausflucht bedecken wollen; er habe in der zwey-
ten Anmerkung durch die hoͤflichen und hochdeut-
ſchen Beſchimpfungen nicht ſo faſt das Ergaͤntzungs-
ſtuͤcke ſelbſt, als vielmehr die ſchweitzeriſchen An-
merkungen zu demſelben gemeint; ſo geſtehe ich
zwar gar gerne, daß dieſe Anmerkungen aus meiner
Feder gefloſſen, und daß ich ein ehrlicher Schwei[-]-
zer bin, (denn es wird eben ſo wenig ein Lum-
penſtuͤck ſeyn, ein Schweitzer, als ein Sachſe und
Meiſſner zu ſeyn): Aber wenn er mich um die-
ſer unſchuldigen Anmerkungen willen offentlich
zu beſchimpfen uͤber das Hertz bringen koͤnnen, ſo
ſage ich ihm gantz dreiſte ins Angeſicht, daß er
Lob und Tadel nicht zu unterſcheiden weis, und
daß ihn der bloſſe Neid dazu muß angetrieben
haben. Jedermann hat erkennt und mir das Zeug-
niß gegeben, daß ich Hrn. D. Trillers critiſche
Großmuth u. Staͤrke nach Verdienen gelobet, und
ſein Lob in das helleſte Licht geſetzet habe: Nur die-
ſer neidiſche Kluͤgling will die Leute uͤberreden, ich
habe ſelbigen durch dieſes Lob groͤblich beſchimpfet,
und es ſey mir bey meinem Lobe nicht recht Ernſt
geweſen. Welche Vermeſſenheit! Weiß er denn
beſſer, was ich denke, als ich? Oder wer hat
ihn zum Richter uͤber andrer Leute Abſichten ge-
ſetzt?
[71]des deutſchen Witzes.
ſetzt? Jch fodere ihn offentlich heraus, daß er
mir die Stellen in meinen Anmerkungen uͤber
das Ergaͤntzungsſtuͤcke deutlich anzeige, mit wel-
chen ich Hrn. D. Triller ſollte beſchimpfet haben,
und wo er ſolches nicht leiſten kan, ſo ſage ich ihm,
daß er ſich beſſer zu einem Fußknechte bey
einem Schweitzerregimente, als zu einem
Kunſtrichter in der Gelehrſamkeit ſchicke.


IV.
Abgenoͤthigtes Lob eines critiſchen Ver-
ſuches von einer freyen Ueberſetzung
aus der ſchweitzeriſchen in die ſaͤchſiſche
Sprache.


ES iſt ein untruͤgliches Symptoma und Kenn-
zeichen einer ſchweren Leibes- oder Gemuͤthes-
krankheit, mit Nahmen der Schwindſucht und
der Zankſucht, wenn einer ſo murriſch iſt, daß
er mit jedermann uͤber Sachen zu keifen anfaͤngt,
wo doch kein Widerſpruch iſt. Da nun der
Verfaſſer der neuen Anmerkungen ſelbſt bekennen
muß, daß man ſeine Anmerkungen einer Unpaͤß-
lichkeit zu danken habe,
und daß dieſelben nicht
anders als durch ſeine Krankheit moͤglich ge-
weſen ſeyn,
ſo laͤßt ſichs aus dem Jnhalt der vier-
ten und der fuͤnf folgenden Anmerkungen auf der
176 ‒ ‒ 178ſten Seite mit ziemlicher Wahrſchein-
lichkeit ſchlieſſen, daß dieſe ungenannte Krank-
heit, durch welche allein dieſe Anmerkungen moͤg-
lich geweſen, keine andere, als die Schwind-
E 4oder
[72]Echo
oder Zankſucht ſeyn koͤnne. Er faͤngt daſelbſt an,
mit mir ohne den geringſten Anlaß auf eine ſo
bittere Weiſe uͤber ſolche Artickel zu keifen und
zu balgen, woruͤber ich ihm doch niemahls wie-
derſprochen habe. Es iſt mir niemahls in den
Sinn gekommen, mich fuͤr einen gebohrnen Meiß-
ner oder Hochdeutſchen auszugeben, vielweniger
hat mich der Kitzel geſtochen, meine geringe Ar-
beit uͤber das trilleriſche Ergaͤntzungsſtuͤcke fuͤr ein
Muſter der Reinigkeit und Zierlichkeit der hoch-
deutſchen ſaͤchſiſchen Mundart zu verkauffen, ob
ihm gleich das auͤſſerilche Anſehen eines Autoris
Claſſici
nicht fehlt. Jch bin ein Schweitzer,
der ſich ſeines Vaterlandes nichts zu ſchaͤmen hat,
und verhoffentlich hat auch das Vaterland kei-
ne Urſache ſich meiner zu ſchaͤmen. Habe ich nicht
auf dem Titelblatte des Ergaͤntzungsſtuͤckes mit
groſſen Buchſtaben ein offentliches Bekenntniß
davon abgelegt, daß ich mir eine nicht gerin-
gere Ehre daraus mache, ein Schweitzer, als ein
Zunftgenoſſe der Verehrer der trilleriſchen Muſe
zu ſeyn? Was hat er denn fuͤr Urſache ſich mit
mir zu balgen, daß ich rein ſchweitzeriſch rede;
er muß ja auch ſelbſt ſo reden, wie ihm der Schna-
bel gewachſen? Doch es waͤre eine ſtrafbare Un-
dankbarkeit, wenn ich nicht geſtuͤhnde, daß er
mir obgleich wider ſeine Abſicht einen wichtigen
Dienſt geleiſtet, daß er ſeine deutſchen Leſer nicht
laͤnger hat rathen laſſen,
wo ſie etwann ange-
ſtanden haben, ſondern denſelben wiewohl ungebe-
ten auf eine beſonders liebreiche Art an die Hand
gegangen, indem er denſelben zu gefallen meine
dunkeln
[73]des deutſchen Witzes.
dunkeln Redensarten und Suizeriſmos ins gut
Deutſche uͤberſetzt, und dadurch das Lob meines
Helden jedermann verſtaͤndlich gemacht. Und ich
kan ihn verſichern, daß dieſe Probe ſeiner Faͤhig-
keit im Ueberſetzen ihm in der Schweitz einen ſol-
chen Credit erworben, daß ich nicht zweifle,
wenn einmahl den Entlibucherbauren die Luſt an-
kommen moͤgte, mit ſeinen ſaͤchſiſchen Hrn. Nach-
barn im Thuͤringerwalde
den ſo lange dauren-
den Streit wegen des Vorzuges in der Compli-
mentierkunſt
abzuthun und beyzulegen, daß ſie
ihn nicht vor allen andern zum Dollmetſchen er-
nennen wuͤrden; um ſo viel mehr, weil bey den
Hochdeutſchen ihre reine wohlflieſſende Mundart
einem Erweiſe alle ſeine Kraft mittheilen muß; da
hergegen eine mathematiſche Demonſtration in
dem Munde eines Schweitzers gantz ſeichte und
kraftlos wird. Jch muß auch bekennen, daß die-
ſe ſeine Ueberſetzung einiger, obgleich weniger,
doch wichtiger und ſchwerer Stellen aus der ſchwei-
zeriſchen in die oberſaͤchſiſche Sprache nicht ſchlech-
ter gerathen iſt, als manche die ſeit einigen Jah-
ren aus franzoͤſiſchen Originalien in Leipzig ans
Licht geſtellet worden iſt. Doch kan ich dabey
nicht verhoͤlen, ich ſage es aber nicht ihn deswe-
gen zu tadeln, daß, ob gleich ſeine Ueberſetzung,
fuͤr ſich ſelbſt betrachtet, rein ſaͤchſiſch Hochdeutſch
iſt, er gleichwol meine Begriffe und Gedanken
durchgehends ziemlich uͤbel getroffen, und ausge-
druͤckt hat: So daß man ſelbige in Abſicht auf
meine Gedanken nur fuͤr eine freye Ueberſetzung
halten muß. Wenn aber nach dem bekannten
E 5Spruͤch-
[74]Echo
Spruͤchwort, Gratia gratiam parit, ein Dienſt
des andern werth iſt, ſo will ich ihm uͤber die
ſchweitzeriſche Sprache in Abſicht auf die ange-
fuͤhrten und uͤberſetzten ſchweren Redensarten izo
einen vertraulichen Unterricht ertheilen; welcher
ihn in den Stand ſetzen wird, die Natur die-
ſer Sprache vollkommener einzuſehen und kennen
zu lernen.


Jch ſtuhnd gantz betretten) iſt rein ſchweitze-
riſch,
ſagt er, und heißt auf deutſch ſo viel,
als:
Jch war gantz zweifelhaft. Allein da muß
ich erinnern, daß der Hr. Ueberſetzer den Nach-
druk dieſes Suizeriſmi nicht gluͤklich errathen hat.
Einen auf der Stelle, uͤber der That, betre-
ten
iſt unſtreitig eine hochdeutſche gute Redens-
art, wie auch Hr. Steinbach in ſeinem Libro
ſymbolico
verſichert. Der Gemuͤtheszuſtand
eines ſolchen Menſchen, der auf der That be-
treten wird,
muß nothwendig voll Beſtuͤrtzung,
Verwirrung, Scham, Rathloſigkeit und Un-
ſchluͤſſigkeit ſeyn: Wenn ich nun dieſen oder ei-
nen aͤhnlichen Gemuͤtheszuſtand mit Worten aus-
druͤcken will, ſo kan es gewiß nicht deutlicher
und fuͤglicher geſchehen, als durch die Verglei-
chung, wenn ich ſage: Jch bin in einem ſol-
chen Zuſtande,
oder, ich ſtehe da, wie einer,
der auf der That betreten worden.
Nemlich
nicht bloß zweifelhaft, was ich thun wolle, denn
dieſes iſt nur etwas zufaͤlliges bey dieſem Zuſtan-
de; ſondern ich bin gantz beſtuͤrtzt, in der groͤ-
ſten Verwirrung, voll Scham, und ohne Rath.
Dieſe Hauptbegriffe aber kan das Wort zwei-
felhaft
[75]des deutſchen Witzes.
felhaft gar nicht ausdruͤcken, weil der Zweifel
bey gantz andern Gemuͤthesverfaſſungen eben ſo
wohl ſtatt haben kan. Und in ſo weit, als lange
ich bey der Vergleichung ſtille ſtehe, und ſage,
ich ſtehe, wie betreten, iſt nun meine Ausdruͤ-
kung noch gut Deutſch, weil die Redensart, einen
betreten,
unſtreitig den Oberſachſen gar gelaͤufig
iſt. Aber wenn ich dann nur einen Schritt wei-
ter gehe, und dieſe Vergleichung in eine Meta-
phor verwandle, und ſage, ich ſtehe betreten,
ſo verfalle ich eben dadurch in den Suizeriſmum;
denn die Hochdeutſchen, damit man ſie auch ver-
ſtehe, wenn ſie nichts ſagen, haſſen alle Aus-
druͤcke, die viel gedenken laſſen; und darum ha-
ben ſie auch ſeit einem halb Dutzend Jahre eine
Menge Metaphoren aus ihrer Sprache verbannet.
Sie ſind nicht mehr auf eine ſo haushaͤltliche
Einrichtung ihrer Sprache,
wie ehedeſſen, be-
dacht, da man ſich ein groſſes darauf eingebil-
det, daß man mit wenig Worten viel hat ſagen
koͤnnen, gleich als ob man ſich ſeiner Sprache
haͤtte zu ſchaͤmen gehabt. Wie wollten ſie aber
heut zu Tage den Reichthum ihrer Sprache be-
haupten koͤnnen, wenn ſie nicht durch haͤufige
Exempel und Proben unwiderſprechlich dargethan,
daß ſie in ihrer Heldenſprache mehr ſagen koͤn-
nen, als ſie gedencken; zumahlen da ihre Leſer
groſſentheils gewohnt ſind, nur uͤber ihre Buͤch-
lein weg zu riechen.
Zugeſchweigen, daß ſolche
Ausdruͤckungen, die dem Nachdenken die geringſte
Arbeit machen, den zarten deutſchen Ohren noth-
wendig als hart und rauh vorkommen und dieſel-
ben
[76]Echo
ben verletzen muͤſſen. Wenn denn gleich dieſe
Redensart in Opitzens und anderer Schriften zu-
weilen vorkommen ſollte, ſo muß man wiſſen, daß
man ſich iezo nicht mehr an dieſe Muſter zu hal-
ten hat, nachdem Hr. Gottſched die wohlflieſ-
ſende Sprache vor allem Zwange der Gedanken,
und den Schweitzeriſchen Metaphoren vollkommen
gereiniget hat, indem er dieſe wieder in ihre
Elemente aufgeloͤſet, und das Vergleichungswoͤrt-
gen wie wieder in ſein altes Recht eingeſetzet hat.
Man wird alſo inskuͤnftige nicht mehr ſagen,
Jch ſtehe betreten, ſondern mit allen redlichen
Hochdeutſchen, Jch ſtehe wie betreten. Oder
wenn man ſich nach Art der neumodiſchen deut-
ſchen Sprache, die niemahls weniger ſagt, als
ſie ſagen will, etwas vollſtaͤndiger ausdruͤcken
wollte, wird es heiſſen muͤſſen: Jch bin gantz be-
ſtuͤrtzt, in der groͤſten Verwirrung, voll Ver-
druß und Scham, und dabey gantz
zweifel-
haft.


Jch ſtuhnd in der Beredung, d. i. (nemlich
auf Deutſch) in der Meinung.] Bey uns in
der Schweitz hat man niemahls keine Meinung
ohne eine vorhergehende Beredung, daß etwas
ſeyn, oder nicht ſeyn koͤnne, welche durch wahr-
ſcheinliche Gruͤnde und Vorſtellungen gewirket
wird. Aber in Deutſchland verhaͤlt ſich die Sache
ganz anders, angeſehen die Deutſchen nach ihrer
angebohrnen Freyheit ſich keine Meinung durch
Gruͤnde aufdringen, oder, welches gleichguͤltig iſt,
ſich dazu bereden laſſen; ſondern ſie wehlen ihre
Meinungen nach ihrer freyen Willkuͤr, kraft de-
ren
[77]des deutſchen Witzes.
ren einem auch erlaubt iſt, zwo gantz widerwaͤr-
tige Meinungen anzunehmen und zu herbergen,
auf die Weiſe, wie die zwey leinene Tuͤcher in
Stoppens Fabel ſich in einem Sacke haushaͤltlich
niedergelaſſen, ob ſie gleich einander beſtaͤndig in
den Haaren lagen, und ſich mit einander rauften.
Jch bin ſicher, daß ohne dieſe vorlaͤuftige Nach-
richt von dem Character dieſer beyden Nationen,
die ich aber nur in den Perſonen ihrer Repraͤ-
ſentanten vorſtelle, die wenigſten von meinen Le-
ſern den Grund, warum der ſaͤchſiſche Sprach-
richter die Redensart, ich ſtehe in der Bere-
dung,
durch ich ſtehe in der Meinung, wohl
uͤberſetzet hat, wuͤrden eingeſeheu haben.


Sich vermeſſen, heißt am gewoͤhnlichſten bey
den alten Deutſchen,
ſich auf eine freche und
unverſchaͤmte Art ruͤhmen, oder ausbiethen.) Jch
muß hier erinnern, daß der ſaͤchſiſche Sprach-
richter durch die alten Deutſchen, nicht die al-
ten Schweitzer, denen aus Liebe zur Freyheit
die Herrſchaft der deutſchen Kaiſer unertraͤg-
lich geworden iſt,
noch die Meiſterſaͤnger, die
zur ſelbigen Zeit in Deutſchland geſchwaͤrmt
haben; ſondern diejenigen verſtehe, die ſeit Opi-
zens
Zeiten bis auf Hrn. Gottſched in deutſcher
Sprache geredet und geſchrieben haben: Dieſe
werden in Abſicht auf die Sprache die alten
Deutſchen
genennet, weil Hr. Gottſched dieſe
Sprache in ein gantz neues Model gegoſſen, ſo daß
uns die Schriften jener alten Deutſchen faſt un-
verſtaͤndlich geworden ſind. Dieſe Redensart:
Sich vermeſſen, iſt folglich kein Suizeriſmus,
ſondern
[78]Echo
ſondern ein Archaiſmus; weilen Hrn. Gott-
ſched
und den uͤbrigen Puriſten unſrer Zeiten ge-
fallen hat, dieſelbe in die Reichsacht zu erklaͤren,
angeſehen ſie in ihrem Urſprunge ebenmaͤſſig auf ei-
ne Metapher gegruͤndet iſt. Hr. Prof. Breitin-
ger
hat in dem zweyten Theile ſeiner critiſchen
Dichtkunſt
in dem zweyten Abſchnitte auf der
81ſten Seite den Grund und Urſprung dieſer Re-
densart weitlaͤuftig erklaͤret, und gezeiget daß ſich
vermeſſen
eigentlich ſo viel ſey, als in Reden und
Thaten das Maaß der Kraͤfte gleichſam uͤberſtei-
gen, und ſich dadurch in augenſcheinliche Gefahr
werffen; daneben hat er behaupten wollen, daß
es durch ſich unterſtehen als eine gleichguͤltige
Redensart keineswegs uͤberſetzt werden koͤnne. Al-
lein in dergleichen Glaubensartikeln muͤſſen wir
unſere Vernunft unter den Gehorſam des tyran-
niſchen Gebrauches gefangen nehmen, deſſen Au-
tonomie dieſer Zeit Hr. Gottſched und ſeine ge-
heimſten Freunde mit unbeſchraͤnkter Gewalt ver-
walten.


Die Wunde, welche durch Abloͤſung der
Ribbe geſchlagen worden
) Es giebt gewiſſe ver-
bluͤhmte Redensarten, die ſich auf eine landuͤbli-
che Mode oder Gewohnheit gruͤnden. Da nun
dieſe Moden und Gewohnheiten an verſchiedenen
Orten gantz verſchieden ſind; ſo muß zwar ein
Sprachverſtaͤndiger Mann in allen Theilen der
Gelehrſamkeit ſich wol umgeſehen haben,
wenn
er in ſeinem Ausdrucke keine Schnitzer begehen,
und andern nicht laͤcherlich werden will: Doch
koͤnnen die Leſer eben wegen dieſer Verſchiedenheit
der
[79]des deutſchen Witzes.
der Gebraͤuche von einem Schriftverfaſſer ohne
die groͤſte Ungerechtigkeit nicht fodern, daß er alle-
mahl gerade die bey ihnen uͤblichen Gebraͤuche zum
Grunde ſeiner Alluſionen annehme; ſondern man
muß zufrieden ſeyn, wenn er dergleichen verbluͤhm-
te Redensarten mit der bey ihm landuͤblichen
Mode und Gewohnheit rechtfertigen kan. Die-
ſemnach muß man wiſſen, daß ich die Blaͤtter der
Trilleriſchen Schutzvorrede, wie ſie auf einander
folgen und mit einander verknuͤpft ſind, als ſo viele
Ribben angeſehen, da nun dieſe in dem Schwei-
zerlande nach dem bey den daſigen Artzneyverſtaͤn-
digen beliebten Kunſtworte abgeloͤſt, hergegen
Arm und Bein abgenommen oder abgeſtoſſen
werden, habe ich mich nicht wohl anderſt ausdruͤ-
ken koͤnnen: Denn bey uns ſind mit einander
verbunden ſeyn,
und auf oder abgeloͤſt wer-
den, Redensarten, die ſich auf einander bezie-
hen, und man kan bey uns keine Ribbe weg-
ſchneiden, ohne dieſelbe abzuloͤſen. Aber in
Deutſchland muß dergleichen Operation, wie ich
hoͤre, gantz anders eingerichtet ſeyn. Daſelbſt iſt
das Ribbenabloͤſen ſeit einer Handvoll 1000.
Jahre beynahe uͤberall aus der Mode gekom-
men,
und man hat eine gewiſſe neue Erfindung,
nach welcher man die Ribbe wegſchneiden kan,
ohne ſie zu loͤſen. Hergegen werden die Glie-
der, Arm und Bein, nicht mehr abgenommen
oder abgeſtoſſen, ſondern nur abgeloͤſt. So
werden
auch in Deutſchland die Wunden nicht
geſchlagen, ſondern nur ſchlechtweg
gemacht.
Und ich wollte niemand rathen, daß er ſo frech
ſeyn
[80]Echo
ſeyn und fragen ſolte, wie ſie denn gemacht wer-
den? Denn dieſes iſt ein Geheimniß, das man
nicht leichterdings verrathen und unter die Leu-
te bringen muß. Man ſiehet alſo aus dieſem
Beyſpiele, wie ſorgfaͤltig man die Suizeriſmos
von den Germaniſmis zu unterſcheiden hat, wenn
ſie auf gantz ungleiche Gewohnheiten gebauet ſind.
Jch muß auch hier beylaͤuftig erinnern, daß es
ein anatomiſch-phyſiologiſcher Soloeciſmus iſt,
wenn man ſagt: Sein groſſes und dabey ſanft-
muͤthiges Hertz kan alle Unbillen verdauen:

Anſtatt, daß man mit unſerm hochdeutſchen No-
tenmacher ſagen ſollte: Sein groſſer und dabey
ſanftmuͤthiger Magen
[verſteht ſich, der Ma-
gen der Seelen,] kan alle Unbillen verdauen.


Alpgebuͤrge, Dieſes heißt ſo viel als Alpen-
gebuͤrge.] Es iſt ſeltſam, daß die Leipziger, die
keine Alpen haben, die Alpeneinwohner erſt noch
lehren muͤſſen, wie ſie ihre Gebuͤrge auf gut Deutſch
nennen ſollen. Bisdahin haben die Schweitzer
geſagt, die Alpe,in plurali,die Alpen. Hin-
gegen der Alp, oder das Alpmaͤnnchen; Und
in der Zuſammenſetzung Alpſtein, Alphorn.
Aber ich werde auf den erſten Landsgemeinden zu
Zug, Uri, Schweitz, Unterwalden, Glarus und
Appenzell, mit allem Ernſt vortragen laſſen, daß
man auf und annehme, inskuͤnftige nicht mehr Alp-
ſtein, Alphorn
ꝛc., ſondern nach der hochdeut-
ſchen, ſaͤchſiſchen Analogie Alpenſtein, Alpen-
horn,
ꝛc. zu ſagen; aus dem wichtigen Grunde,
damit die Hochdeutſchen nicht meinen moͤchten,
die ſchweitzeriſchen Alpgebuͤrge ſeyn unſichere,
duͤrre
[81]des deutſchen Witzes.
duͤrre und ſchrekliche Wuͤſteneyen, wo der Alp,
oder die Alpmaͤnnchen, die Leute und das Viehe
durch ein graͤſſliches Blaſen in ein Horn erſchre-
ken, und des Nachts druͤcken und plagen.


Der ihnen das Handwerk niedergelegt] Jn
Deutſchland ſagt man von einem Handwerker,
wenn er ſein Handwerk freywillig nicht mehr trei-
ben will: Er leget es nieder. Hergegen kan
man paſſive nicht ſagen: Es iſt ihm niederge-
legt worden,
wenn einer wieder ſeinen Willen
dazu gezwungen wird, daß er es niederlegen muß.
Dieſes waͤre ein grober Suizeriſmus; dafuͤr
die Hochdeutſchen gantz nachdruͤklich ſagen: Es
iſt ihm gelegt worden.
Wollte mich jemand
fragen, wenn einer ſein Handwerk ſelbſt nieder-
legen kan, ob es denn lediglich unmoͤglich ſey,
daß einem andern daſſelbe mit Gewalt koͤnne nie-
der
gelegt werden? So wuͤrde ich ihm kurtz ant-
worten, daß man dergleichen gefaͤhrlichen Ein-
ſtreuungen des critiſchen Unglaubens kein Gehoͤr
geben, ſondern dieſelben unterdruͤcken muͤſſe: Es
gilt hier nicht gruͤbeln, ſondern einfaͤltig glauben.


Grad als ob man zugeben muͤſte; d. i. zu
Deutſch, gerade
(und mir iſts zu Franzoͤſiſch):
Denn von den 360. Zirkeltheilen iſt hier nicht
die Rede.
] Jch bitte zwar, nicht zu glauben, daß
ſonſt in Deutſchland jemand ſo dumm ſey, dem
bey dieſer Art des Ausdruckes: Grad als ob ꝛc.
der Sinn an die 360. Zirkeltheile kommen ſollte.
Sonſt wenn ich nicht ſo wohl wuͤßte, daß dieſes
ein ſehr gewohnter Suizeriſmus waͤre, ſo wuͤrde
ich mirs nicht ausreden laſſen, der Hr. Noten-
[Crit. Sam̃l. IV. St.] Fmacher
[82]Echo
macher habe mit dieſer Anmerkung Hrn. D.
Steinbach eins verſetzen wollen, weil dieſer in ſei-
nem deutſchen Woͤrterbuche das Schweitzeriſche
Grade dem Hochdeutſchen Gerade vorziehet.


Obrigkeitlich verordnete Buͤcheraͤrzte.] Bey
dieſer Metapher fragt es ſich, ob ſie fuͤr eine
Spoͤtterey und fuͤr laͤcherlich zu halten ſey[?]
Der
Leipzigiſche Notenmacher weiß an der Richtigkeit
der Metapher nichts zu tadeln: Es iſt ſo ferne,
daß ſie an Deutlichkeit und Wahrſcheinlichkeit ei-
nigen Mangel leide, daß ſie eben deswegen dem
Leipzigiſchen Tadler ſo verhaßt iſt. Er ſagt da-
her auf der 180ſten Seite:

„Er geraͤth daruͤber
„gar in die Metapher, und nennt dieſe Cenſo-
„ren, mit einer recht feinen Spoͤtterey, obrig-
„keitlich verordnete Buͤcheraͤrtzte.„ Und auf der
folgenden Seite: „Die dritte Unbedachtſamkeit,
„die er begangen hat, iſt dieſe, daß er Leute,
„von denen er uns vorzuſagen weiß, daß ſie durch
„hoͤhern Befehl verordnet ſind, mit Titeln be-
„legt, die von ihm fuͤr ſpoͤttiſch und laͤcher-
„lich gehalten werden.„

Es muß einer wahr-
haftig ſelbſt ein hochgeſchorner Buͤcher-Cenſor
ſeyn, wenn er ſich daruͤber aͤrgert, daß man ihn
mit einem Artzte in Vergleichung ſtellet. Und
wenn der Leipzigiſche Tadler dieſe Metapher als
niedertraͤchtig und unedel, und darum als ſpoͤttiſch
und laͤchtrlich durchziehet, ſo muß ich es, weil
ich ſelbſt kein Artzt bin, der medieiniſchen Fa-
cultaͤt uͤberlaſſen, die Wuͤrde dieſer Metapher
zugleich mit der Wuͤrde ihrer Profeſſion zu ret-
ten, da man dieſelbe ſo niedrig tractiert, als ob
es
[83]des deutſchen Witzes.
es die beſtellte Buͤchercenſoren fuͤr einen Schimpf
zu rechnen haͤtten, wenn man ihr Amt mit die-
ſer ihrem vergleicht. Wenigſtens bey uns in der
Schweitz ſtehen die Aerzte in einem beſſern Anſehen,
und jedermann achtet es ſich fuͤr eine beſondere
Ehre mit denſelben verglichen zu werden. Aber viel-
leicht iſt es in Deutſchland Suͤnde von Maͤn-
nern, die in einem offentlichen Amte ſtehen, in
der Metapher zu reden. Jm uͤbrigen iſt mein
Tadler entweder zu dumm oder zu boshaft gewe-
ſeu, als daß er haͤtte merken wollen, daß ich
von der Gelindigkeit und Gefaͤlligkeit der Buͤ-
chercenſoren
nur gantz hiſtoriſch geredet, ohne
daruͤber zu urtheilen, ob ich dieſes Verfahren fuͤr
lob- oder tadelwuͤrdig achte; weil ich durch mein
Urtheil das Geſchehene nicht aͤndern konnte: Mein
Tadler iſt deswegen recht unverſchaͤmt und bos-
haft, daß er mir Schuld giebt, ich wolle den
L*** Cenſoren Geſetze geben, und anordnen,
was ſie ſtehen laſſen oder ausſtreichen ſollen.

Oder mit was vor Fuge haͤtte ich es tadeln koͤn-
nen, daß ſie haben ſtehen laſſen, was ich ſelbſt,
nachdem es durch einen Zufall verlohren gegan-
gen, aus dem Staube hervorgezogen, und des
Tageslichtes wuͤrdig geachtet habe? Allein fuͤr
dergleichen Troͤpfe kan ich wohl beten, aber ſie
uͤberzeugen ſo wenig, als einen Mohren weiß
waſchen.


F 2Abſon-
[84]Echo des deutſchen Witzes.

Abſonderliche Nachricht.


MEinem geheimen Correſpondenten, der mich mit
ſo getreuen Nachrichten und ſo geſchikten Erinne-
rungen bedienet, wird die Verſicherung gethan, daß
ich mich derſelben allemal auf eine ſo behutſame Art
gebrauchen werde, damit ihm daher von dem maͤch-
tigen Arm der geſtraften Poeten und Kunſtrichter kein
Verdruß begegnen moͤge. Jch wuͤnſche, daß er nur
großmuͤthig fortfahre, mir zur Beſchaͤmung des uͤbeln
Geſchmackes die Hand zu bieten. Jnsbeſondere waͤre
mir lieb, daß es ihm gefiele, mir in Nuͤrnberg, Ulm,
Tuͤbingen, oder ſonſt an einem bequemen Orte eine
Perſon zu benennen, an welche ich dasjenige zur Be-
ſtellung uͤberſchicken koͤnnte, was ich je zu Zeiten mit
ihm abſonderlich und im Vertrauen zu ſprechen habe.


Erlenbach Conrect.


Druck-[85]

Appendix A Druckfehler in der Abhandlung
von den poetiſchen Gemaͤhlden.


  • 7. S. 15. Z. Er empfaͤngt die Eindruͤcke ſo zu
    ſagen ohne Bewegung. Leſet: oh-
    ne ſich zu bewegen.
  • 8. ‒ 1. ‒ Leſet: und helfen einander in der
    Formierung unſrer Jdeen, eben
    auf dieſelbe Art, wie die Augen ꝛc.
  • 10. ‒ 4. ‒ Leſet: ſie wuͤrde uns ſehen laſſen.
  • 18. ‒ 5. ‒ Leſet: als daß er von den Muſen
    auf eine Zeitlang Abſchied nahm,
    und eine Reiſe that.
  • 18. ‒ 18. ‒ Leſet: Abziehung. Denn Abge-
    zogenheit bedeutet den habitum.
  • 20. ‒ 7. ‒ Leſet: das andere Mittel.
  • 25. ‒ 14. ‒ Leſet: uͤbelgeſtaltet.
  • 27. ‒ 12. ‒ Leſet: Maſſen alle dieſe Kuͤnſte in
    einer genauen Verwandtſchaft mit
    einander ſtehen, welche vornehm-
    lich darinnen beſteht, daß ſie ſaͤmt-
    lich eine geſchickte Nachahmung
    der Natur ſind.
  • 29. ‒ 2. ‒ Schreibet: Bettelmoͤnche.
  • 30. ‒ 5. ‒ Leſet: was vor Abſcheu wuͤrde
    der Anblick ꝛc.
  • 31. ‒ 10. ‒ Leſet: die uͤbrigen dreye.
  • 32. ‒ 25. ‒ Leſet: die in dem Zeuge verbor-
    gen lagen.
  • 36. ‒ 20. ‒ Leſet: gnugſame Anzeige.
  • 37. ‒ 8. ‒ Leſet: ſie werden ſich genoͤthiget ſehen.
  • 44. ‒ 9. ‒ Leſet: deſiato Viſo.

F 353 S.
[86]Druckfehler in der Abhandl.
  • 53. S. 11 Z. Leſet: die Natur greift in Verfer-
    tigung ihrer Gemaͤhlde die Arbeit
    alſo an.
  • 53. ‒ 17 ‒ Leſet: Alſobald nimmt das muntere
    Gemuͤthe dieſe Veraͤnderung wahr,
    die ꝛc.
  • 55. ‒ 13 ‒ Leſ. Wer denſelben hererzehlen will,
    muß beynahe die Natur hererzehlen.
  • Ib. ‒ 18 ‒ Leſet: wenn wir durch dieſen
    Nahmen ꝛc.
  • 58. antep. Leſet: den aber die Natur.
  • 62. pen. ‒ Leſet: die wenigen Nachrichten
    der H. Scribenten.
  • 78. ‒ 20 ‒ Leſet: dieſe Stuͤcke ziehen gantz ei-
    gene und verſchiedene Umſtaͤnde
    mit ſich, derer Erzehlung die Per-
    ſonen gleichſam in unſre Gegen-
    wart herbeybringt.
  • 80. ‒ 14 ‒ Achilles richtet den Geſandten
    Agamemnons mit eigenen Haͤnden
    ein Gaſtmahl zu.
  • 81. ‒ ult. Ob ſie gleich dem Dantes ꝛc.
  • 82. ‒ 6 ‒ Leſet: der Umſtaͤnde.
  • 93. ‒ ult. Leſet: nachdruͤcklich und genau-
    beſtimmt.
  • 94. ‒ 24 ‒ Leſet: verſchaffet wird.
  • 103. ‒ 3 ‒ Leſet: Ohne Sparen.
  • 107. ‒ 7 ‒ Leſet: Selbſt in den Erzehlungen.
  • 108. ‒ 3 ‒ L. der geringſten u. der wildeſten.
  • Ib. ‒ 18 ‒ Leſet: wo man ihn nach der Natur ꝛc.
  • 109. ‒ 1 ‒ Wahrſcheinlichkeit genug.
  • 111. ‒ 21 ‒ Leſet: Gleichheit genug.

120 S.
[87]von den poetiſch. Gemaͤhlden.
  • 120. S. 6 Z. Leſet: in alle Libereyen der Som-
    merpracht.
  • 121. ‒ 16 ‒ Leſet: So daß wir dabey in eine
    Einſicht ꝛc.
  • 125. ‒ 9 ‒ Leſet: einigermaſſen erklaͤre, und
    wenigſtens uͤberhaupt anzeige.
  • 132. ‒ 18 ‒ Leſet: und den Empfindungen an-
    ſtellet, die von den gegenwaͤrtigen
    Sachen und Neigungen entſtehen.
  • 139. ‒ 2 ‒ Leſet: weil man ſie nicht anderſt,
    als mit vielen Worten erklaͤren kan.
  • 140. ‒ 20 ‒ Leſet: Er meinet, dieſes ſey von
    demjenigen ꝛc.
  • 142. ‒ 7 ‒ Leſet: als die Zufriedenheit, die
    in demſelben ꝛc.
  • 146. ‒ 6 ‒ Leſet: Schloͤſſer.
  • 147. ‒ 10 ‒ Leſet: abgeſonderte Stuͤcke.
  • 147. ‒ 11 ‒ Leſet: und zu welchen.
  • 148. ‒ pen. Leſet: noch.
  • 149. ‒ 1 ‒ Leſet: eben aus dieſer Urſache ein
    beſtaͤndiges Auge.
  • Ib. ‒ 16 ‒ die Schoͤnheit ſowohl eines Gedich-
    tes, als eines Angeſichtes, auszu-
    machen.
  • Ib. Antep. zu unterrichten. Jn denſelben
    herrſchet.
  • 156. ‒ 7 ‒ Leſet: Ungeſtalt.
  • Ib. ‒ 11 ‒ Leſet: Nun lehret uns die Erfahrung.
  • 164. ‒ 17 ‒ Leſet: Aber in dieſem Abſchnitte iſt
    es uns ꝛc.
  • 166. ‒ 5 ‒ Leſet: das Angeſicht.
  • 183. ‒ 3 ‒ Leſet: nichts mehrers, als ſein Wille.

F 4196 S.
[88]Druckfehler in der Abhandl.
  • 196 S. 15 Z. Leſet: dieſe zwo Zeilen.
  • 214. ‒ 24 ‒ Leſet: wodurch denn die Erſtaunung
    geſetzter worden, und auf einen ge-
    ringern Grad gefallen iſt.
  • 217. ‒ 14 ‒ Leſet: welche beyde das Concavum ꝛc.
  • 223. ‒ 22 ‒ Leſet: ſie uns in ihrer Groͤſſe ꝛc.
  • 250. ‒ 15 ‒ Leſet: entbinden, damit er ausra-
    ſten koͤnne.
  • 269. ‒ 7 ‒ Leſet: welches zum theil nicht wahr iſt.
  • Ib. ‒ 16 ‒ Leſet: weil eine ſolche ein viel ruhi-
    geres Gemuͤthe erfodert.
  • 270 ‒ 27 ‒ Leſet: ob ſie gleich viel gewoͤhnli-
    cher ſind.
  • 274. ‒ 20 ‒ Leſet: zu den gewaltthaͤtigen Werck-
    zeugen des materialiſchen Reiches.
  • 291. ‒ 26 ‒ Leſet: zu welchem unter den jungen
    Fuͤrſten ſie am meiſten Zuneigung
    bey ſich verſpuͤrete.
  • 302. ‒ 18 ‒ Leſet: zeiget uns Ovidius dieſelbe ‒
  • 304. ‒ 7 ‒ Leſet: den Eingang in die unſrige.
  • Ib. ‒ 18 ‒ Leſet: Eine tiefe Erſchlagung des
    Gemuͤthes.
  • 306. ‒ 17 ‒ Leſet: nachdem ſie izo ihre letzte
    Hoffnung mit Polidor verlohren.
  • 311. ‒ 25 ‒ Leſet: Epiſtrophe.
  • 318. ‒ 5 ‒ Leſet: Jezo vertieft ſich das Hertz.
  • 323. ‒ pen. Leſet: die Art der Saͤtze mag aus-
    geſetzet ꝛc.
  • 328. ‒ 5 ‒ Leſet: damit er ſich zum wenigſten
    die kurtze Zeit wohl zu Nutzen ge-
    machet. ꝛc.
  • 329. ‒ 14 ‒ Leſet: Andencken ſtatt Angedenken.

339 S.
[89]von den poet. Gemaͤhlden.
  • 339 S. 14 Z. Leſet: oder daß ſie mehrern Grund
    in meinem Witze ꝛc.
  • 348. ‒ 25 ‒ Leſet: Schickte es ſich vor ſeinen
    Affect, koͤnnte man ſagen, auf der
    Gaſſe oder in ſeinem Zimmer ſelbſt
    die Worte in Verſe oder in Reimen
    zu binden? Geſetzt, der Ehmann ꝛc.
  • 370. ‒ 1 ‒ Leſet: ſich in allerhand Umſtaͤnden
    des gemeinen Lebens offenbaret.
  • 373. ‒ 3 ‒ Leſet: Paſcals Gedancken koͤnnen
    auch unter dieſe Claſſe gebracht wer-
    den, wiewohl ſie einer andern Art ſind.
  • Ib. ‒ pen. Leſet: Jnsbeſondre hindern mich ‒ ‒
  • 375. ‒ ult. Leſet: geht wohl ein Jahr vorbey ‒
  • 391. ‒ 15 ‒ Leſet: die ihn zu einer gewiſſen Tu-
    gend ꝛc.
  • 392. ‒ 2 ‒ Leſet: da dieſe zur Anleitung des
    Lebens ꝛc.
  • 397. ‒ 1 ‒ Leſet: Ob ihm gleich nicht eine ein-
    zige Legion zu Gebote ſtuhnd.
  • 397. ‒ 14 ‒ Leſet: und aller nichtswerthen jun-
    gen Leute.
  • Ib. ‒ 24 ‒ Leſet: beſeſſen.
  • 399. ‒ 20 ‒ Leſet: zubereitet war.
  • 401. ‒ 22 ‒ Leſet: die einander.
  • 402. ‒ 18 ‒ Leſet: denn man ſtellt ſich einen Ver-
    ſchwender vor, als einen, der ꝛc.
    hingegen einen Geitzigen, als einen
    der ꝛc.
  • 408 ‒ 9 ‒ Leſet: und einen jeden Pinſelzug oder
    Pinſelſtrich der Mahlerey ꝛc.
  • 410 ‒ 5 ‒ Leſet: Jhnen.

F 5411 S.
[90]Druckfehler in der Abhandl.
  • 411 S. 9 Z. Leſet: von.
  • 414 ‒ 2 ‒ Leſet: welche aus den Jdealen, d. i.
    den moraliſchen, und den hiſtori-
    ſchen zuſammengeſetzet waͤren.
  • 418 ‒ 14 ‒ Leſet: von der Luͤgen.
  • 424 ‒ 5 ‒ Leſet: und dem Scipio zuwider.
  • 427 ‒ 17 ‒ Leſet: einen Buhler nicht mißgoͤnnen.
  • 431 ‒ 21 ‒ Leſet: Andencken.
  • 433 ‒ 24 ‒ Leſet: publik Spirit.
  • 450 ‒ 23 ‒ Leſet: die Moͤnche. Jtem 451. ‒ 4.
  • 454 ‒ 6 ‒ Leſet: Scholiaſtas.
  • 469 ‒ 23 ‒ Leſet: die zehn Jahre.
  • 470 ‒ 13 ‒ Leſet: was dieſe anlanget, ſo haben
    ſie zwar ꝛc.
  • 472 ‒ 6 ‒ Leſet: von einer Materie.
  • 455 ‒ 12 ‒ Leſet: einen heimlichen Stich, in-
    dem ſie zu gedencken geben, warum
    Caͤſar ſich alleine vor ſicher achte ꝛc.
  • 492 ‒ 8 ‒ l. muͤſſen dieſe Eigenſchaften noth-
    wendig verborgen und im Dunckeln
    bleiben.
  • 499 ‒ 12 ‒ l. daher genommen hat.
  • 498 ‒ 16 ‒ l. welche uͤber die Gemuͤther, ſo ꝛc.
  • 500 ‒ 20 ‒ l. wo wir desfalls eine groſſe Aehn-
    lichkeit ꝛc.
  • 501 ‒ 9 ‒ l. Gedaͤchtniß.
  • Ib. ‒ 16 ‒ l. Drangſal.
  • 502 ‒ 1 ‒ l. ungeachtet die Bilder und Figu-
    ren der Ebraͤer alle beybehalten wor-
    den. Das macht, ſie ſind von gantz
    gemeinen Wuͤrkungen u. Sitten der
    der Natur hergenommen. Und auf
    dieſe Weiſe ꝛc.

506 S.
[91]von den poet. Gemaͤhlden
  • 506 S. 27 Z. leſ. Man beruͤhret mit der Hand,
    wenn man mißt.
  • 529 ‒ 6 ‒ l. des Verſtandes und der Narrheit
    deutlich zu begreiffen.
  • 533 ‒ 18 ‒ l. Es iſt vergebens, daß ꝛc.
  • 535 ‒ 25 ‒ l. am meiſten bewieſen haͤtte.
  • 28 ‒ l. Buſſe gethan hat.
  • 557 ‒ 8 ‒ l. damit er von ſolchen ſeltſamen
    Nachrichten gruͤndlichern Bericht
    einnaͤhme.
  • 559 ‒ 10 ‒ l. offenhertzig erklaͤret hatte.
  • 561 ‒ 7 ‒ Dieſe Zeile ſollte eingeſchlagen ſeyn.
  • 562 ‒ 12 ‒ l. daß ſie den Mitreus dieſe Schwach-
    heit nicht mitanſehen ließ.
  • 565 ‒ pen. Eine ſo ſtandhafte Liebe zu einer Per-
    ſon gefaſſet, die ſich ꝛc.
  • 566 ‒ 16 ‒ l. Ahalibama.
  • 568 ‒ 7 ‒ l. daß er noch lebete.
  • 573 ‒ 1 ‒ l. mitgetheilet.
  • ‒ 11 ‒ l. dieſe poetiſche Vorſtellung der geiſt-
    lichen Weſen in ſichtbarer Geſtalt.
  • 579 ‒ 16 ‒ l. ſind ungeſtaltet ohne Nuzen.
  • 583 ‒ 18 ‒ l. ein ſo fuͤrchterliches Anſehen.
  • 587 ‒ 5 ‒ l. eine mehr als rieſenmaͤſſige Geſtalt!
  • 591 ‒ 18 ‒ l. als ſo vieler geiſtlichen Nationen.
  • 593 ‒ 8 ‒ l. Sakſper.
  • 602 ‒ 13 ‒ l. Scharfſinnigkeit und Erfindungs-
    kraft genug.
  • 603 ‒ 6 ‒ l. Jn der ſtrengen Lehrart verfaſſet,
    wie ſie von einem dogmatiſchen Leh-
    rer verfaſſet wuͤrden.

612 S.
[92]Druckfehler in der Abhandl.
  • 612 S. 27 Z. l. daß einer Fabel darum nicht viel
    von ihrem Werthe abgehet, wenn
    darinnen gleich nichts ernſthaftes,
    praͤchtiges, und unerhoͤrtes enthal-
    ten iſt.
  • 615 ‒ 23 ‒ l. ſeines Eheweibes.
  • 617 ‒ 14 ‒ l. das ſie nur an eine Frau bindet.
  • pen. ‒ l. eingefuͤhrt werden.
  • 618 ‒ 16 ‒ l. keine geringere Verbindung ge-
    funden wird.
  • 620 ‒ ult. ‒ l. wenn indeſſen einige ꝛc ſo bekoͤmmt
    dasjenige ꝛc.
  • 621 ‒ 7 ‒ l. durch die Uebereinſtimmung.

Appendix B Druckfehler in der Abhandlung
von dem Wunderbaren.


  • 8 S. 20 Z. l. weil ſt. zumahl. Desgl. bl. 10. z. 12.
    u. bl. 16. z. 19.
  • 13 ‒ 12 ‒ l. u. das die menſchl. Natur uͤberſteige.
  • 17 ‒ 27 ‒ l. von Engeln u. von Gott ſelbſt.
  • 23 ‒ 19 ‒ und ihre Kaͤmpfe ſelbſt.
  • 24 ‒ 14 ‒ l. die ihm auf gewiſſe Weiſe wieder
    geſchenkt worden.
  • 25. ‒ 14. ‒ l. gewiſſer maſſen bekannt ſind.
  • Ib. ‒ 22 ‒ l. von ihren Charactern, Sitten ꝛc.
  • 26 ‒ 5 ‒ l. wiewohl es Milton von Voltaire ꝛc.
  • ‒ 19 ‒ l. werden tauſendfaches Vergnuͤ-
    gen ꝛc.
  • 28 ‒ 14 ‒ l. und was er von der hohen Ehr-
    furcht ſagt, die ſie ꝛc.

28 S.
[93]vom Wunderbaren.
  • 28 S. 21 Z. l. die er ſich wegen dieſer ſeichten
    Spoͤtter ꝛc.
  • 36 ‒ 21 ‒ l. wenn ſie ſich den Menſchen auf Er-
    den haben ſichtbar zeigen wollen.
  • 41 ‒ 4 ‒ l. Zumalen, da es uns den Weg
    bahnet.
  • 42 ‒ 11 ‒ l. die ſich ſelber u. keinen andern vor-
    ſtellen.
  • 43 ‒ 19 ‒ l. Und die heil. Scribenten ſelbſt ha-
    ben ſie ꝛc.
  • 44 ‒ 5 ‒ l. Abſcheu.
  • 45 ‒ 16 ‒ l. dawider.
  • 49 ‒ 7 ‒ l. nicht ein mehreres fodern.
  • 55 ‒ 19 ‒ l. auf den hoͤchſten Grad der Vollkom-
    menheit ſetzen.
  • 60 ‒ 15 ‒ l. Gegner.
  • 62 ‒ 15 ‒ l. immaſſen dieſe Unfaͤhigkeit.
  • 63 ‒ 13 ‒ l. zumal, da ſie dieſen Begriff ꝛc.
  • 65 ‒ 20 ‒ l. am weiſeſten gedacht.
  • 66 ‒ 4 ‒ l. den St. Evremond bey dieſem An-
    laß anbringt.
  • 67 ‒ 14 ‒ l. maſſen dieſes.
  • Ib. ‒ 18 ‒ l. daß das himmliſche Gewehr bey
    Milton dem irdiſchen gleich ſey.
  • 68 ‒ 16 ‒ l. ſo will ich nur erinnern.
  • ‒ 24 ‒ l. maſſen ſie den Feind.
  • 69 ‒ 2 ‒ l. bey der ſchweren Niederlage der En-
    gel angewendet wird.
  • 71 ‒ 23 ‒ l. teufliſch.
  • 74 ‒ 15 ‒ l. ob Voltaͤrs abentheurliche Gleich-
    nißbilder.
  • 76 ‒ 2 ‒ l. ihrer Natur ſey, alſo folglich wiſſen ꝛc.

80 S.
[94]Druckfehler in der Abhandl.
  • 80 S. 12 Z. l. u. dem Unweſen ſo lange den Lauf
    gelaſſen ꝛc.
  • 81 ‒ 22 ‒ l. die guten Engel haben die ihrige ꝛc.
  • ‒ 9 ‒ l. die Wallſtatt des Streites ꝛc.
  • 84 ‒ 22 ‒ l. u. haͤtte ſeine Staͤrke verborgen ge-
    halten.
  • 86 ‒ 5 ‒ l. was kan zu unſerm Leiden hinzuge-
    ſetzet, was vor eine ſchwerere Strafe ꝛc.
  • Ib. ‒ ult ‒ l. der Koͤnig des Himmels.
  • 91 ‒ 25 ‒ l. die Hoͤlle ſtillgeſtellet.
  • 95 ‒ 9 ‒ l. Saint Maur.
  • Ib. ‒ 26 ‒ l. der Beſitz u. das Anſchauen derſelben.
  • 96 ‒ 24 ‒ l. der Goldbegierde Mammons ꝛc.
  • 97 ‒ 12 ‒ l. wo er ſie auch ſchon angeredet.
    Der Rath ꝛc.
  • Ib. ‒ ult. ‒ l. auf das hoͤchſte treibt, iſt dieſes,
    daß ꝛc.
  • 99 ‒ 13 ‒ l. dem Gebaͤude vorruͤket.
  • Ib. ‒ 23 ‒ l. wenn ihre Werke darinnen in ihrer
    Vollkommenheit.
  • 102 ‒ 6 ‒ l. und Fenelons Telemach.
  • Ib. ‒ 22 ‒ l. Nach dieſem nimmt man Beſitz von
    den Verſen des Werkes.
  • 112 ‒ 21 ‒ l. den Sohn nach ſeiner goͤttlichen
    Menſchenliebe zu verherrlichen, die
    ihn vermochte ꝛc.
  • 120 ‒ 5 ‒ l. der verdunkelte Glantz bedeutet nicht
    ein wenigeres.
  • Ib. ‒ 9 ‒ l. Er giebt auch nicht ein mehreres, oder
    einen groͤſſern Glantz zu verſtehen.
  • 121 ‒ 16 ‒ l. mit einem Abſcheu begleitet iſt.
  • 129 ‒ 19 ‒ l. die erſte, und die mich auf dieſe
    Materie ꝛc.

135 S.
[95]vom Wunderbaren.
  • 135 S. 20 Z. l. Einem Mangel an Einſicht.
  • 137 ‒ 20 ‒ l. daß Satan darum zeugend vorge-
    ſtellt worden, weil das Wort Suͤn-
    de im Engliſchen im weiblichen Ge-
    ſchlechte gebraucht werde.
  • 140 ‒ 25 ‒ l. Milton hat dieſelbe Manier zu
    denken.
  • 144 ‒ 6 ‒ l. uͤberzeugende Proben
  • 146 ‒ 6 ‒ l. welches daſeyn muß.
  • 149 ‒ 10 ‒ l. mit den boͤſen Einwohnern der Hoͤl-
    le zu ſetzen.
  • 155 ‒ 27 ‒ l. fœminini generis.
  • 158 ‒ 8 ‒ l. um deretwillen.
  • 166 ‒ 9 ‒ l. wer zu metaphyſicaliſchen Abziehun-
    gen geſchikt iſt.
  • Ib. ‒ 22 ‒ l. Sie habe ihre Geburt alleine.
  • 173 ‒ pen. l. bey ihm zu bleiben.
  • ‒ 8 ‒ l. dieſes giebt dem Hr. Magny Anlaß.
  • Ib. ‒ 26 ‒ l. und fuͤr Even ſo ehrenruͤhrig iſt.
  • 176 ‒ 2 ‒ l. wenn ſolcher hoch geſtiegen waͤre.
  • 183 ‒ 10 ‒ l. dazu verband Milton ferner.
  • 185 ‒ 24 ‒ l. noch eherne Wagen geſehen; des-
    gleichen bl. 188. z. 10.
  • 189 ‒ pen. ‒ l. Sie war ungewaffnet, aber ꝛc.
  • 195 ‒ 24 ‒ l. verzaͤrtelte u. aus ſich ſelbſt ſetzen-
    de Liebe.
  • 197 ‒ 11 ‒ l. u. in die wunderbaren mehr Wahr-
    ſcheinlichkeit gebracht.
  • 198 ‒ 10 ‒ l. Es giebt in dem Polytheismo.
  • 200 ‒ 11 ‒ l. gewiß iſt, daß dieſe ſchaͤndliche ꝛc.
  • 203 ‒ 17 ‒ l. nach Plutarchs.
  • 209 ‒ antep. l. mit den Zauberinnen daſelbſt zu
    tanzen.

210 S.
[96]Druckfehler.
  • 210 S. 17 Z. l. vom Morgen bis zum Mittage ꝛc.
  • 218 ‒ ult. ‒ l. die Hinabfahrt in das Chaos zu
    wagen.

Appendix C Druckfehler in dem Gedichte von
den Wolthaͤtern der Stadt Zuͤrich.


  • Der vierzehnte Vers ſoll ſtehen:
  • Denn eure Nahmen ſind, ſo wol als ihr, geſtorben.
  • Der 53ſte Vers:
  • Und lehrt es ſeine Kraft, und jener Tyrannie.
  • Der 67ſte V.
  • Noch regt uns Brunen Geiſt u. laͤßt ſich nicht erſchoͤpfen.
  • Der 76ſte V.
  • Doch daß ſein erſter Grund und die Verfaſſungs-Art.
  • Der 86ſte V.
  • Dort wo die Milchſtraß Nachts mit Sternen lichtgegruͤndet.
  • Der 94ſte V.
  • Und es in ſeiner Pflicht ſein beſtes Gluͤck gelehret.
  • Der 147ſte V.
  • Wie er fuͤr andre mehr, als fuͤr ſich ſelbſt gelebet.
  • Der 203te V.
  • Damit verlohr denn Zuͤrch durch eines Mannes Schuld.
  • Der 274 u. 275ſte V.
  • Wenn die Gedanken dann mir nicht nach Willen flieſſen,
    So muß das Sylbenmaß die Schuld des Geiſtes buͤſſen.
  • Der 284ſte V.
  • Nicht anderſt ſchleppt die Schlang an einem warmen Bach.
  • Der 190ſte V.
  • Grauſamer Friederich, der ſelbſt im Sterben wuͤtet.

Appendix D Druckfehler in der Elegie an Hrn.
D. Haller.


  • Der zehnte V.
  • Worinn das ſchlechte Volk ſich nach der Erde neiget.

Der
[97]Druckfehler und Verbeſſerungen.
  • Der 46ſte V.
  • Jch waͤre in den Rath der Buͤrger aufgenommen.
  • Der 89ſte und der 90ſte V.
  • Wann himmliſche Begriff in coͤrperlichen Bildern,
    Und in der Menſchen Sprach ſich deutlich laſſen ſchildern.
  • Der 98ſte V.
  • Von dem, wovon ich dich ſo dreiſte darf befragen.
  • Der 154ſte V.
  • Sein geiſterfuͤllt Gedicht aus Kaltſinn nicht geſchmeket.

Appendix E Druckfehler und Verbeſſerungen in den
Charactern der deutſchen Gedichte.


  • Der zwoͤlfte und der 13te V.
  • Der Barde ſang zuerſt in ehrfurchtvollen Gruͤnden
    Den Gott, der ſich allda verſchloſſen in den Rinden.
  • Der 93ſte V.
  • Jn einer ein’gen Bruſt beyſammen moͤgte liegen.
  • Der 112te V.
  • Bis ſich die muͤden Fuͤſſ’ im Sterneneſtrich ſtellten.
  • Der 119te V.
  • Der Narr war ſein Geſang (Stofs gnug u. zu verſchwenden.)
  • Der 124ſte V.
  • So hat er doch gewußt den Gauch im Neſt zu finden.
  • Der 297ſte V.
  • Tiz, Tſcherning, Flemming, Riſt, Harsdoͤrfer, Cepko, Dach.
  • Der 367ſte V.
  • Und was noch fremder iſt, er brauchts zum uͤberfuͤhren.
  • Der 404te V.
  • ‒ ‒ ‒ ‒ Man geb ihm Ottoberten,
    Von Hochbergs albern Sohn, zum kleineren Gefaͤhrten.
  • Der 454ſte V.
  • Die Loken waren los, und flogen nach dem Wind.
  • Der 519te V.
  • Dann zeugt ſich holde Luſt und ein vergnuͤgtes Thun.

[Crit. Sam̃l. IV. St.] GDer
[98]Druckfehler und Verbeſſerungen.
  • Der 525ſte V.
  • Der muntre Wernike, der Wahr und Falſch nicht mengte.
  • Der 584ſte V.
  • Sein wahrer Held Auguſt iſt Koͤnigs Schreibart werth.
  • Der 597ſte V.
  • Dem Ding und Mann gemaͤß, geſetzt und wolbedacht.
  • Der 602te V.
  • Und Neukirchs Telemach ſelbſt auf die Buͤhne ſtehn.
  • Der 682ſte V.
  • Stoͤrt’ eine Nymphe ſie in ihres Schmertzens Lauf.
  • Der 791ſte V.
  • Spreng, Baͤrmann, Hagedorn, die muntre junge Schaar.
  • Der 849ſte V.
  • Von dieſer Schoͤnheit ward Petrarch einſt angeſteket.
  • Der 887ſte V.
  • Dann melde wie er doch zuletzt in See gegangen.
  • Der 924ſte V.
  • Dafuͤr befliß ſich nur die wolgezogne Magd.
  • Der 934ſte V.
  • Die laͤngſt dem Meere hin und auf den Jnſeln wohnen.
  • Der 951ſte V.
  • Denn deine Muſe liebt Vielfaͤltigkeit und Menge.
  • Der 952ſte V.
  • Und fuͤhlet einen Geiſt von maͤnnlichſtarker Art.
  • Der 953ſte V.
  • Wolan erwehl ein Werck von weiterm Jnbegriffe.
  • Der 1037ſte. V.
  • Was ſie im Himmelsſaal, im tiefen Thal der Hoͤllen.
  • Der 1039ſte V.
  • Geſetzt daß dein Gedicht vom wuͤrklich Wahren weicht.

ENDE.


[[99]]

Appendix F Druckfehler.


  • Jm vierten St. Bl. 17. loͤſchet Z. 11. 12. die Worte aus:
    Gleichwie bey der erſten Schoͤpfung der Erden geſche-
    hen war.
[[100]]
Notes
(*)
Er meint ohne Zweifel die Krankheit, die man mit
Nießwurtz vertreibet.
(*)
Jch muß hier erinnern, daß dieſe Muthmaſ-
ſungen ſich nur auf den Auguſtm. der Beluſtigungen be-
ziehen. Als ich ſie ſchrieb, hatte ich den Weinm. und
Herbſtm. noch nicht geſehen, wo in den Fortſetzungen der
Anmerkungen noch verſchiedenes vorkoͤmmt, das dienen
koͤnnte, neue Muthmaſſungen zu veranlaſſen, wer der
ungenannte Verfaſſer ſeyn moͤgte, welche die erſten bald
bekraͤftigten, bald wieder ſchwaͤcheten.

Dieses Werk ist gemeinfrei.


Rechtsinhaber*in
Kolimo+

Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2025). Collection 1. Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Corpus of Literary Modernity (Kolimo+). Kolimo+. https://hdl.handle.net/21.11113/4bjkc.0