Bechers
Roͤm. Kayſ. Maj. Cammer- und
Commercien-Raths
Naͤrriſche Weiſzheit
Und
Weiſe Narꝛheit:
Ein Hundert/ ſo Politiſche alß
Phyſicaliſche/ Mechaniſche und Mer-
cantiliſche Concepten und Propoſitionen/
Deren etliche gut gethan/ etliche zu
nichts worden/
bungen derſelben.
Ein Tractaͤtlein vor die Liebhaber/ ſehr curios
und nuͤtzlich zu leſen/ als worinnen viel nach-
denckliche Sachen enthalten.
‘Incerta hæc ſi tu poſtules, ratione certa facere, ni-
hilo plus agas, quam quod des operam,
ut cum ratione inſanias.’
In Verlag Johann Peter Zubrods.
Anno M DC LXXXII.
Erſter Theil
Doctor Bechers Naͤrri-
ſche Weißheit.
Oder Concepten/ welche dem aͤuſ-
ſerlichen Anſehen nach naͤrriſch/ irraiſonna-
ble und ohnmoͤglich geſchienen/ dennoch
in praxi wohl ſuccedirt und mit
Nutzen reuſſiret.
- 1. Die Erfindung deß Maͤgnets/
und deſſen Gebrauchs. - 2. Allerhand Segelationes und
Entdeckungen der Welt in
Oſt- und Weſt-Indien. - 3. Moſcowitiſcher Land-Weg
nach China. - 4. Printz Ruprechts Biber-
Compagni in America. - 5. Deß Churfuͤrſten von Bran-
denburg Durchſchnitt von
der Oder in die Elb. - 6. Pflantzung der Faͤrber-Roͤth/
Waͤyd/ Safflar/ Riebſaa-
men/ Reiß/ Toback/ item
Winter-Zucker-Rohr. - 7. Koͤnig Henrich deß Vierdtens
in Franckreich Seiden-Intro-
duction. - 8. Koͤnig Edoards und Koͤnigin
Eliſabeth Introduction in En-
geland der wuͤllen manufactur. - 9. Bereitung deß Cardis und
Beutel-Tuchs zu Kalbe in
Schwaben/ welches man biß
dato allein in Franckreich ge-
than. - 10. D. Bechers Inſtrument die
rauhe Wind oder Geißhaar
aus der Woll zu ſcheiden. - 11. Ejusdem Web-Inſtrument mit
zwey Perſonen in einem
Tag 100. Elen Lacken zu we-
ben. - 12. Ejusdem hoͤltzern Inſtrument
wollene
[] wollene feine Struͤmpff zu
ſtricken/ des Tags ein paar. - 13. Ejusdem Seiden-Filatotium o-
der Abwind-Inſtrument, die
feine Seide mit wenig Men-
ſchen in groſſer quantitaͤt ab-
zuwinden. - 14. Deß Herꝛn von Zuͤlchern per-
pendicular-Uhr die gradus la-
titudinis zu finden. - 15. D. Bechers perpetuum mobi-
le, phyſico-mechanicum, alle
Uhren die an einem Ort ſte-
hen bleiben/ continuirlich/ oh-
ne auffgezogen gehen zu ma-
chen. - 16. Ejusdem Invention aller Orten
Waſſermuͤhlen zu bauen. - 17. D. Bechers Flußbett und neu-
es Waſſerrad zu einer Schiff-
muͤhle. - 18. Salomon Moorlands Engli-
ſches Stentrophonicon auff ei-
A iijne
[] ne Teutſche Meil miteinander
laut zureden. - 19. Douſons Inſtrument Saltz auß
dem Waſſer zu ziehen. - 20. D. Walckots Pumpe aus
Saltzwaſſer Suͤßwaſſer zu
pumpen. - 21. Douſons Kunſt-Rohr/ welches
da ſchieſſet mit gemeinem
Pulver und Bley/ als ein an-
der Rohr/ und doch keinen
Knall thut/ und beſtehet die
Kunſt allein in Bereitung
deß Rohrs. - 22. Paul WebersInvention von
Lufft-Roͤhren. - 23. Printz Ruprechts Invention,
eiſerne Stuͤcke zu gieſſen/
weich und zehe zu machen/
daß man ſie drehen kan wie
Kupffer/ und im ſchieſſen
beſſer ſind/ als die von Me-
tall. - 24. Bereitung deß Meſſings/ gelb
und weiſſen Kupffers/ Zinnes
und Eiſens. - 25. Chriſtian Treulebens eines
Schwediſchen Obriſten uri-
natoria, oder Kunſt unter dem
Waſſer zu gehen/ und Stuͤck
und verſuncken Gut auffzu-
holen. - 26. Die Erfindung deß Pulvers/
der Artiglerie und der Feuer-
wercke. - 27. Baͤyriſche Stocator-Arbeit.
- 28. Die Engelaͤndiſche Lederbe-
reiterey. - 29. Haͤffnerey und Pottebacke-
rey. - 30. Faͤrberey.
- 31. Scheidwaſſer/ Sublimat, Præ-
cipitat, Zinnober/ Gruͤnſpan/
Bleyweiß/ Bleygelb/ Bley-
glett/ Mennig zu machen. - 32. D. Bechers Seegmuͤhl in ei-
nem Wald. - 33. Experis Waſſermuͤhl bey Lou-
don/ da das Waſſerrad Hori-
zontal geht. - 34. Rabeles Tropffen.
- 35. Vitriol, Salpeter/ Saltz oder
andere Metallen in die Erde
zuſaͤen/ darinnen wachſen
zu machen/ und zu augmen-
tiren. - 36. D. Bechers Invention von
Feuer/ Kohlen und Toͤrr. - 37. Hollaͤndiſche Papiermuͤhl.
- 38. Raͤucher-Werck.
- 39. Neue Art von Fermentiren.
- 40. Von der Typographi und Ta-
chygraphi. - 41. Von einer allgemeinē Spꝛach
und Schrifft. - 42. Huͤltzener Blaßbalg.
- 43. Kaͤyſers Ferdinandi III. Pro-
portional-Zirckel. - 44. Printz Ruprechts ſchnelles
ſchieſſen aus Geſtuͤcken. - 45. Thermoſcopia oder Wetter-
Glaͤſer. - 46. Neue Fortification.
- 47. Jachten.
- 48. Microſcopia und Teleſcopia.
- 49. Brand-Spiegel.
- 50. Camera obſcura.
- 51. Holtzſpar-Kunſt.
Anderer Theil.
Doctor Bechers Weiſe
Narrheit.
Oder Concepten/ welche dem aͤuſ-
ſerlichen Anſehen nach guten Schein hatten/
von raiſon waren/ und gute intention de-
monſtrirten/ dennoch aber in praxi nicht ſuc-
cedirten/ und derentwegen bey dem gemei-
nen Mann fuͤr naͤrriſch und un-
bedacht ausgeſchrien
worden.
- 1. Deß Koͤnigs in Franckreich
A vLudo-
[]Ludovici XIV. Expedition
nach Gigeri in Affrica. - 2. Ejusdem Oſt-Indiſche Com-
pagni in Madagaſcar. - 3. Ejusdem occupirung und deſe-
rirung von Sicilien. - 4. Verkauffung Duͤnkirchen an
die Frantzoſen. - 5. Hollaͤndiſche Colonirung in
Quiana. - 6. D. Bechers Neu-Hanau in
Weſt-Indien. - 7. Hertzog Friedrichs von Holl-
ſtein weltkuͤndige Ambaſſada
nach Moſcau und Perſien/
umb Kauffmannſchafft zu
treiben. - 8. Koͤnigs von Franckreich
Durchſchnitt in die Mittel-
See zu kommen/ ohne die
Straaß zu paſſiren. - 9. Caroli M. Graben bey Nuͤrn-
berg/ die Donau mit dem
Maͤyn
[] Maͤyn und Rhein zu vereini-
gen. - 10. Graf Wolffgang Julius von
Hohenloe/ General-Lieute-
nants Concept, die Donau
mit dem Rhein zu vereini-
gen. - 11. Foſſa Camuz die Wolgau und
das Mare Caſpium uͤber Aſof,
oder Tanais mit dem Ponto
Euxino zu vereinigen. - 12. Chineſiſche Mauer/ item Ha-
drianiſche Mauer in Enge-
land/ item Hollaͤndiſche O-
ber-Ißliſche Iranchemen-
ten. - 13. Wieneriſche Oriental-Com-
pagni nach Conſtantinopel
zu handeln. - 14. D. Bechers Kaͤyſerl. und
Baͤyriſche Seiden-Compa-
gni. - 15. Ejusdem Kaͤyſerl. Kunſt- und
Werckhauß in Wien. - 16. Deß geweſten Hof-Cammer-
Præſidentens/ Grafen von
Sintzendorffs Gold-Fabrica
zu Neuburg am Inn. - 17. D. Bechers Legatur-Werck.
- 18. Ejusdem Introduction der Ma-
nufactur in Teutſchland/ und
Verbietung frembder. - 19. Ejusdem Reichs-Ærarium.
- 20. Neuvilles in Ambſterdam
Pfeffer-Propolium. - 21. Reinier von der Schagen Tu-
tiæ Propolium. - 22. Martin Elers Rheiniſcher
Wein-Handel. - 23. Daniel Craffts Hopffen-
Handel in Baͤyern. - 24. Iſaac von Nickeln Kunſt
Maulbeer-Baͤume und Sei-
den-Wuͤrme auffzuziehen
auff
[] auff dem Krautberg zu Har-
lem. - 25. Ejusdem Perſpectiv auff 20.
Teutſche Meil wegs zu ſe-
hen. - 26. Roͤtterſt Pflantzung eines
Weinbergs zu Maͤyderberg
bey Nardten. - 27. Hollaͤndiſche Windmuͤhl mit
doppelten Fluͤgeln im Bil-
lemmer Meer. - 28. Wilhelm Schroͤders Auſter-
bruͤt in Oeſterreich. - 29. Leibnitzens Poſtwagen von
Hannover nach Ambſteꝛdam
in 6. Stunden zu fahren. - 30. Andreæ Reußners Schwedi-
ſche Waſſerkunſt uͤber den
Brunckenberg zu ziehen. - 31. Douſſon Schiff zu Rotter-
dam. - 32. Merſennes Schiff unter dem
Waſſer. - 33. Deß Ertzbiſchoffs von Saltz-
burg Cardinal Grafens Gui-
dovvaldi von Thun Waſſer-
Fontain. - 34. Ejusdem Marmorſteinerne
Schlang. - 35. Joachim Goͤhnholtz Waſſer-
muͤhl zu Maͤyntz. - 36. Das Engliſche Schiff mit
zwey Kehlen. - 37. Liffrings Invention umb Gold
aus dem Sand in Quinea zu
bohren. - 38. D. Theodori Grau Microſco-
pium 100000. kleine Thier in
einem Tropffen Waſſer zu
ſehen. - 39. P. Soltfilii, Andreæ Reußners
und Hartmanns Perpetuum
Mobile. - 40. Buͤrgermeiſter Hutte Schluͤ-
ſen und Waſſermuͤhlen. - 41. Buͤrgeꝛmeiſter Oetgens Block-
haͤuſer. - 42. Duc de Luxenbourg Feuer-Ma-
chinen vor Philippsbourg, I-
tem/ die Frantzoͤſiſche neue
kupfferne Schiffbruͤcke. - 43. Hautſchens von Nuͤrnberg
Inſtrument in der Lufft zu flie-
gen. - 44. Glaßweſen.
- 45. Reuchers Invention den Acker
mit Elephanten zu pfluͤgen/
woruͤber er ins Zuchthauß
kommen. - 46. Jacobide la Porte Kunſt Schaͤtz
zu graben. - 47. Ludwig Ernſt augmentirung
der Capitalien zu Marſee zwi-
ſchen Ambſterdam und U-
trecht. - 48. D. Ketgens Bergwerck bey
Maſtricht in dem Land von
der Ober-Maaß. - 49. D. Galeni Spaniſches Saͤiff-
machen
[] machen mit dem Colonel
Weyd/ und ſein Wein und
Eſſig-machen. - 50. Deß Obriſten von der Haa-
gens Kunſt Perlen weiß zu
machen. - 51. D. Biſſelii præſervation contra
Venenum auff 30. Jahr/ ver-
mittelſt einer eintzigen Doſe.
Vorrede
An den guͤnſtigen Leſer.
WIewol der liebe GOtt
unterſchiedliche Argu-
menta und Documenta,
ſeiner Guͤtigkeit/ Provi-
dentz und Exiſtentz ſichtlich in die
Natur geleget/ ſo iſt doch das Do-
[n]um Inventionis bey den Menſchen
[n]icht das geringſte/ wie denn auch
[d]ie heilige Schrifft in Erbauung
[d]er Huͤtten deß Stiffts ſolches
[m]erckwuͤrdig anziehet/ daß Gott
[b]ereits damalen einige Meiſter
[d]armit begabt. Hier iſt kein Anſe-
[h]en der Perſon noch Profeſſion:
[K]oͤnig und Bauern/ Gelehrte und
[U]ngelehrte/ Heydē und Chriſten/
[F]romme und Boͤſe/ ſeyn darmit
Abe-
[] begabet worden/ welches wir an
Archimede, Euclide, Vitruvio, Ge-
ber, und zu unſerer Zeit/ Albrecht
Duͤrrē/ Tyc. Brahe, Dan. Neuber-
gern und viel anderen mehr ſehen.
Die Goͤttl. Gnade hat mir auch et-
was von dieſem Dono gegeben/
gleich meine Schriften ausweiſen/
und Gott der ein Hertzenkuͤndiger
iſt/ weiß es daß ich ſolche habe ge-
ſucht meinem Vaterlande der
Teutſchen Nation, dem Roͤm. Reich
zum Nutzen anzuwenden. Inſon-
derheit war meine Intention, Ma-
nufacturen im Roͤmiſchen Reiche
zu zielen/ und die Frantzoͤſiſche dar-
aus zu halten/ ich vermeinte das
waͤre das unum neceſſarium dieſer
Zeit/ aber ich hab mich ſehr darin-
nen betrogen gefunden/ dann ich
wuſte nicht/ daß die jenige/ welche
die Sache befoͤrdern ſolten/ ebe[n]
die jenigen waͤren/ die es nicht thu[n]
wol[-]
[] wolten: Gott vergebe es ihnen/ ſie
haben mich in den aͤuſſerſten Ruin
gebracht/ und war ihnen nicht ge-
nug mich in Teutſchland zu verfol-
gen/ ſondern ſie habens noch in
Holl. und Engelland gethan/ und
ſolcher Geſtalt presſirt, daß wenn
ich ſolcher Privat-Perſonē wegen
mich haͤtte raͤchen wollen/ wie Bat-
clajus ſagt/ ich meinem allergnaͤ-
digſten Kayſer einen groſſen Scha-
den von Intereſt und Queckſilber/
und andern Schaden jaͤhrlich
haͤtte thun koͤnnen. Ich habe
mich aber ſtill gehalten und ge-
wunden wie ein Wurm/ GOtt
hat mir doch dieſes zu meiner con-
ſolation gegeben/ daß mein groͤſter
Freund der Hoff-Cammer-Praͤ-
ſident gefallen/ und ich bin gewiß
verſichert/ daß Gott gerecht iſt/ und
auff Ihro Kayſerl. Maj. ein ſon-
derliches Abſehen hat/ auch die
uͤbrige drey die im Plott ſeyn ſtuͤr-
A 2tzen
[] tzen wird/ ich will ſie nun nicht nen-
nen noch zu Schanden machen/ a-
ber vor wahr kan ich ſagen/ daß
das Frantzoͤſiſche Plott ſo man
hier in Engelland Papiſt. nennen
wil/ ſo groß in Oeſterreich ſey als
in Engeland/ Gott aber wird bald
beydes entdecken. Indeſſen daß
man mich von allen Mitteln ge-
bracht/ bleibt doch das jenige be-
ſtaͤndig/ welches mir Gott gege-
ben/ nemlich das Donum Inventio-
nis, und wiewol es mir uͤbel gehet
und gantz verlaſſen zu ſeyn ſchiene/
hat mich doch Gott allezeit darin
geſtaͤrckt/ und je groͤſſer die Ver-
folgung war/ je groͤſſere Gnade ge-
geben. Seneca ſagt wol/ ein jeder
kan verfolgt werden und fallen/ a-
ber ein jeder kan nicht wieder auff-
ſtehen und ſich helffen/ welches wir
nun an dem Hof-Cammer-Praͤſi-
denten ſehen wollen/ ob er ſo bald
auffſtehen werde/ als er gefallen
ſey
[] ſey. Ich hab in allen meinen Truͤb-
ſal und im Exilio dieſes Tractaͤtlein
und noch ein anders auff dem
Meere geſchrieben in hoͤchſtem
Sturm von 28. Tagen/ intitulirt,
Lumen trinum, ich glaube/ daß es
dem Leſer gefallen wird/ dann wie-
wol mir nichts von meinen Sa-
chen gefaͤllt/ ſo halt ich doch dieſe
beyde Scripta vor meine beſten: der
guͤnſtige Leſer wird hieraus ſehen
daß ich in der Welt nicht muͤſſig ge-
ſeſſen/ daß ich in Ungluͤck den
Muth nicht verlohren/ daß ich ge-
than habe was einem Teutſchen
Patrioten gebuͤhrt/ er wird auch
aus eben dieſem Tractat ſpuͤren
daß ich unpartheyiſch von mir ſel-
ber geſchrieben/ ſo wol in die Naͤr-
riſche Weißheit/ als Weiſe
Narrheit auffrichtig geſetzt/ und
[f]uͤrwar in meiner Conſeientz/ nie-
A 3mand
[] mand zu Liebe noch zu Leyd aus
einiger Paſſion geſchrieben: Gott
ſey mein Zeuge/ daß ich das was
ich hierinne geſchrieben nicht beſſer
weiß/ und ich kenne den meiſten
Theil der Actorum ſelbſt: die Umb-
ſtaͤnde ſind auch ehrlich entdeckt/
und ich koͤnte wol groſſen Nutzen
anweiſen/ welcher aus Leſung die-
ſes Buͤchleins entſpringen koͤnte:
wan die Curioſi in Teutſchland und
anderer Orten/ dieſem meinen E-
xempel folgen wolten/ ſo wuͤrde
kein Pancirollus mehr vonnoͤthen
ſeyn/ der de rebus perditis ſchrei-
bendoͤrffte/ und der Polydorus Vir-
gilius de rerum inventione wuͤrde
mit einer andern Feder geſchrieben
haben. Dieſes Seriptum habe ich
hier zu Londen geſchrieben in mei-
nem Exilio, worin mich mein un-
danckbar Vaterland verwieſen/
uñ wann es ihnen nicht Guts thun
kan
[] kan/ ſo wird es ihnen doch weiſen/
wen ſie verlohren. Ich allezeit
wuͤnſche ihnen/ was jener Grie-
che zu Athen/ vermeine der Demo-
ſthenes geſagt hat/ als er ins Exili-
um verwieſen/ ihr Geſetzgeber dem
Staats-Boten antwortete/ als er
ihm das Exilium ankuͤndigte: Quid
referam ingratæ Patriæ? dieſer De-
moſthenes antwortete: nihil, niſi
quod optem, ut Respublica Veſtra
tam felix ſit, quod nunquam opus
habeat Demoſthenis recordari.
Ich nun meines Theils bin ad me-
talla condemnatus, derer hier in
Engelland/ Schottland/ Irrland
viel ſeyn/ uñ fuͤrwar von wunder-
barlicher Natur/ kommt etwas
weiters curioſes herauß/ ſo ſoll der
guͤnſtige Leſer parte davon haben/
und ihm nicht gereuen daß mich
der Gluͤcks-Ballen nach Engel-
land geworffen.
Do-
[1]
Doctor Bechers
Naͤrriſche Weißheit/
oder
Concepten/ welche dem aͤuſſer-
lichen Anſehen nach naͤrriſch/ irrai-
ſonable und unmoͤglich geſchienen/ hingegen
dennoch in Praxi wol ſuccedirt und
mit Nutzen reuſciret.
1. Die Erfindung deß Magnets
und deſſen Gebrauch.
DIe Erfindung deß Ma-
gnets ſo ingenios und nuͤtzlich ſie
iſt/ ſo naͤrriſch und unglaͤublich
haͤtte ſie einem Anfangs vor-
kommen ſollen/ geſtaltſam ſie noch biß dato
auch nach der Erfindung nicht genugſam
kan verſtanden werden/ was nemlich die ei-
gentliche Urſache der Direction deß Ma-
gnets nach dem Polo, oder deſſen Anziehung
deß Eyſens ſey: wiewol viel darvon geſchrie-
ben haben/ ſo kan ich doch beweiſen daß we-
nig
[2] nig das rechte Ziel getroffen: aber hiervon
ein mehrers in meinem Lumino trino. Un-
terdeſſen ſo uͤbernatuͤrlich auch der Magnet
ſcheinet/ ſo hat doch die Invention deſſen gut
gethan.
2. AllerhandSegelationesund Ent-
deckungen der Welt in Oſt- und
Weſt-Indien.
Dieſe ruͤhren meiſtentheils her aus Ge-
brauch deß Magnets/ theils aber auch aus
andern Urſachen und Reiſen: unter andern
iſt fuͤrwar ſehr denckwuͤrdig/ daß Chriſto-
phorus Columbus in dieſen letzten Zeiten/
die neue Welt erfunden/ welche ſo viel 1000.
Jahr unbekandt geweſen/ er iſt zehen gantzer
Jahr mit dieſen Gedancken ſchwanger ge-
gangen/ und wenn er ſein Concept offenba-
ret/ da iſt er fuͤr einen Narren gehalten wor-
den/ denn was kan naͤrriſcher ſeyn als eine
neue Welt wollen erfinden? das Concept
gieng doch an/ und gehoͤrt billig unter die naͤr-
riſche Weißheit. Noch iſt uͤbrig die Terra
incognita Auſtralis, und daß niemand bey
den zweyen Polis geweſen/ und der Weg zu
Waſſer durchs Eyß-Meer in China.
A 53. Moß
[3]
3. Moßcowitiſcher Landweg nach
China.
Viel lange Jahr durch viel Menſchen
mit groſſen Koſten/ durch ungeheure Waͤl-
der/ uͤber Berg und Thal/ Stroͤhme und
Fluͤſſe/ haben die Moßcowiter endlich einen
Landweg nach China gemacht/ und dadurch
auch eine Ambaſciada dahin geſchickt.
4. Printz Ruprechts Biber-Com-
pagnie inAmerica,
Wiewol die Engellaͤnder treffliche rei-
che Kauffmans-Compagnien haben ſowol
in Oſt als Weſt-Indien/ auch Levante und
Tuͤrckey/ ſo iſt doch dieſe Biber-Compagnie
in den kalten und Eyßlaͤndiſchen Theilen
von America ſo geringe ſie Anfangs geſchie-
nen/ nicht alſo zu verachten/ dann ſie hat ih-
ren Participanten das angelegte Capital
nicht allein bereits wieder erſtattet/ ſondern
auch ſehr reichlich verinteresſirt, ſolcher Ge-
ſtalt daß ob gleich der Ort aldar rauh/ und
gleichſam unbewohnlich iſt/ er dennoch mehr
eintraͤget als wo in den waͤrmſten Theilen
Wein und Zucker waͤchſet: dieſes machen
die Biber-Felle/ welche haͤuffig alldar zu be-
kommen ſeyn.
5. Deß
[4]
5. Deß Churfuͤrſtens von Bran-
denburg Durchſchnitt/ von der
Oder in die Elbe.
Wiewol viel Durchſchnitte in der
Welt hin und her mit groſſen Koſten tentirt
worden ſeyn/ welche doch nicht reuſcirt ha-
ben/ darvon in der folgenden Weiſen Narꝛ-
heit ein mehrers: So hat doch dieſer Durch-
ſchnitt von der Oder in die Elbe ſehr wol
reuſcirt, und lieſſe ſich noch mit beſſerer Gele-
genheit und Vortheil/ durch das Meckelbur-
giſche dergleichen Fahrt anſtellen/ daß man
bequem von Roſtock oder Ruͤbenitz in die El-
be/ nehmlich aus der Oſt See in die Weſt-
See kom̃en koͤnte/ ohne den Sund zu paſſi-
ren/ geſtaltſam auch der groſſe Wallenſteiner
von Luͤbeck auff Hamburg ſolches zu thun
Willens war.
6. Pflantzung der Faͤrber-Roͤth/
Wayd/ Safflor/ Ribſaamen/
Reiß/ Taback/ item Winter-Zu-
cker-Rohr.
Man hat in Zeit von 100. Jahren he-
ro in Europa inſonderheit Teutſch- und En-
gelland unterſchiedliche Erden-Fruͤchte ge-
pflantzet/ welche vormahlen nie gut gethan
hatten/ und der Bauersmann davor ge-
halten daß es naͤrriſch gethan waͤre/
A 6ſol-
[5] ſolche Sachen anzufangen: dennoch
hats der Effect bewieſen/ daß die Faͤrberroͤhte
in Schlefien gut gethan/ der Wayd in Thuͤ-
ringen/ der Safflor bey Straßburg/ der
Reiß in Boͤhmen/ Ribſaamen und Taback
unterſchiedlicher Orten. Ich habe die Ame-
ricaniſche Potatos oder Erd-Aepffel mit ſehr
gutem Succeß in Oeſterreich gepflantzet/
welche gutes Brod/ Wein und Brandwein
geben/ mir zweiffelt nicht man ſolte in Ita-
lien die Indianiſche Ananas, Cajon, Carſa-
via und viel andere Fruͤchte mehr ziehen/ und
hab ich nicht ohne Urſach in dem Titul dieſes
Puncts Meldung von Winter-Zucker-
Roͤhren gethan/ darvon ich eine Probe in
Ungarn verſichert/ welche erſt das zweyte
Jahr Frucht getragen/ und einen Winter
außgehalten: ich bin gewiß verſichert/ daß
wo Zucker waͤchſet auch Wein wachſen kan/
und wo Wein waͤchſet auch Zucker-Roͤhre
wachſen koͤnnen/ und ob gleich der Safft
nicht gantz zeitig wird und in der Refinirung
ſo vielen harten Zucker gibt/ ſo gibt er doch ei-
nen lieblichen Safft/ welcher einen herrli-
chen Wein-Tranck giebet. Wie die Maul-
beer-Baͤume zupflantzen/ daß man ſie zwey-
mahl in einem Jahre gebrauchen kan/ beſiehe
den Atlantem, und fuͤrwar wann die Engel-
laͤn-
[6] laͤnder noch heutiges Tages in den warmen
Theilen Americæ, welche ſie beſitzen/ Wein
pflantzen/ Oliven/ Roſinen/ Mandeln/
Reiß/ Baumwolle und dergleichen an ſtat
deß Tabacks zielen wolten/ ſie wuͤrden
Franckreich und Spanien einen groſſen Ab-
bruch thun/ hingegen ſich ſelbſt/ ihre Colo-
nien und Negotien ſehr bereichern.
7. Koͤnig Heinrich deß Vierdten in
Franckreich Seyden-Introduction.
Es hat dieſer Koͤnig gegen jedermans
Gutachten/ inſonderheit wider ſeines Cantz-
lers perſvaſion ſehr loͤblich und beſtaͤndig in
ſeinem propoſito verharret/ und gegen jeder-
mans Vermeinung die Seyden-Ziehlung
Introduciret, und derowegen ein Buͤchlein in
Frantzoͤſiſch drucken und unter die Under-
thanen austheilen laſſen/ welches ſie hernach
verteutſchen und in Oeſterreich drucken
laſſen/ alwo gleich wie auch in Ungarn die
Maulbeer-Baͤume trefflich gut thun: weil
aber das Concept von mir her kam/ ſo wur-
de es verworffen oder vielmehr/ deutlicher
darvon zu reden/ von der Nation Faulheit
verlaſſen. Der tapffere Churfuͤrſt von
Mayntz Hanß Philipps hat es hingegen zu
Vayts/ Hochem/ bey Wuͤrtzburg in Fran-
A 7cken-
[7] ckenland aſſumirt und gluͤcklich introducirt:
ſo naͤrriſch nun deß Koͤnigs Heinrichs Sey-
den. Concept ſchiene/ ſo nuͤtzlich iſt es nun
fuͤr Franckreich/ und ſo weißlich iſt es gethan.
8. Koͤnig Eduards und Koͤnigin
Eliſabeth in EnglandIntroducti-
onder Wollen-Manufactur.
Dieweil Engelland an Heyden reich iſt/
ſo hat es die Gelegenheit zur Schaͤfferey/ und
weil die Wolle zimlich geſchlacht/ ſo hat man
getrachtet Manufacturen daraus zu machen/
und zu verbieten die rohe Wolle hinaus zu
fuͤhren. Diß hat dem Koͤnigreich Engelland
nicht allein eine groſſe Narungin dem Lande
ſelbſt verurſacht/ und viel Handwercks-Leu-
te unterhalten/ ſondern es hat auch auſſer
Landes groſſen Handel gemacht fuͤr die Eng-
liſche Nation, derentwegen ſie ihren Stapel
von Engliſchen Lacken durch die gantze Welt
haben. Dieſes wichtige Negotium nun hat
die vorſichtige Koͤnigin Eliſabeth abſonder-
lich fortgeſetzt/ worzu ihr der Spanier Ty-
ranniſches procedere und Reformation in
Flandern ſpecialiter zu Bruͤg gedienet/ in-
dem die Handwercks-Leute dorten verjaget/
von der Koͤnigin in Engelland auffgenom-
men/ und alſo dadurch unter den Renlaͤndern
die
[8] die Wallen-Manufactur introducirt worden.
So vorſichtig nun ſolches võ den Engellaͤn-
dern gethan iſt/ auch noch heutiges Tages
wie in dem letzten Parliament zu ſehen/ in
Obacht genommen wird/ ſo naͤrriſch iſt es
hingegen von den Spaniern gethan/ daß ſie
die Wollen-Manufactur den Hollaͤndern
uͤberlaſſen/ hingegen Saragoſſa und andere
Oerter in Spanien mehr depopulirt, und
verderben laſſen.
9. Bereitung deß Cardiß und Beu-
teltuchs zu Kalbe in Schwaben/
welches man biß dato allein in
Franckreich gethan.
Wiewol Kalbe in Schwaben an ei-
nem unfruchtbaren Orte ligt/ dannenhero
naͤrriſch geſchienen/ etwas abſonderliches
dort anzufangen/ ſo hats doch der Effect be-
wieſen/ daß durch eine vorſichtige weiſe An-
ſtalt ein treffliches Negotium von Wollen-
Manufactur, dergleichen ſonſt in gantz
Teutſchland nicht iſt/ aldar introducirt und
ſtabulirt worden/ wordurch den Frantzo-
ſen nicht wenig Abbruch geſchicht/ und wann
wie der Hertzog in Wuͤrtenberg/ der Chur-
fuͤrſt von Mayntz wegen Erffurt/ der Ertz-
Biſchoff von Saltzburg/ Biſchoff von
Bam-
[9] Bamberg und Wuͤrtzburg/ und der Her-
tzog von Neuburg mit mit correſpondirt,
und ich reſolvirt das Manufactur-Werck
fort zu ſetzen/ wann ſag ich/ das Verbott und
Reichs-Edict waͤre fort geſetzt/ und manute-
nirt, auch die deſſentwegen mir auffgetrage-
ne Commisſion, die ich bereits weit incami-
nirt, continuirt, und ich nicht dem geweſten
Cammer-Praͤſidenten/ dem Grafen von
Zintzendorff (welchen doch Gott darnach ge-
ſtuͤrtzt) zu gefallen/ von den Kayſerl. Mini-
ſtris waͤre verfolgt und ruinirt worden/ ſo
wuͤrden anjetzo die Manufacturen in Teutſch-
land beſſer ſtehen/ und die Frantzoͤſiſche Gold-
Grube noch mehr verſtopfft ſeyn.
10. DoctorBechersInſtrumentdie
rauhe Wind- oder Geißhaare auß
der Wolle zu ſcheiden.
Es haben die Schaffe gemeiniglich
zweyerley Haare/ zarte und rauhe/ die eine
ſind Wolle/ die andere ſind Haare wie der
Geiſen/ und dieſe letztere ſind wiederſpenſtig/
ſpiſſig/ hart und rauh und ſolcher Geſtalt iſt
die Ungriſche Wolle/ darumb man nichts als
Kulten oder Decken daraus macht: hinge-
gen die Spaniſche Wolle iſt die beſte/ die
Polniſche/ Flammiſche/ Pommeriſche/
Eng-
[10] Engliſche die mittlere Gattung/ und ich hoͤre
daß in Tuͤrckey in einer Provintz Albanien
genannt/ die tapferſte Soldaten und auch die
allerfeineſte Wolle der Welt ſey. In Perſien
hat die Wolle auch vil Wind-Haare/ darum
ſchreibet Tabernier in ſeiner Reiſe-Be-
ſchreibung/ von einer Manier wie die Perſia-
ner die Haare von der Wolle ſcheiden/ die
Hollaͤnder nennen es Flocken und haben ein
eigen Inſtrument darzu von Staͤben/ aber
die Wolle wird gar ſehr hierdurch zerſchla-
gen uñ muͤrbe. Ich habe es aber auff eine an-
dere Manier/ durch Huͤlffe nur eines Jun-
gens in einem Tage 100. Pfund Wolle alſo
von den Geiß-Haaren zu ſcheiden/ daß die
Wolle ſo ſanfft wie Seyden wird, und gern
noch eins ſo viel werth iſt/ als ſie vorhin war.
Iſt ein ſehr noͤthiges und nutzliches Inſtru-
ment zu allen Wolle-Manufacturen, und die
einzige Urſach daß aus Mangel deſſen/ aus
mancher Wolle ein ſpiſſiges Tuch gemacht
wird.
11. EjusdemWeb-Inſtrument mit
zwey Perſonen in einem Tage
hundert Elen Lacken zu weben.
Wiewol ich nicht rathen wil Inſtru-
menta zu erfinden umb Menſchen zu erſpa-
ren
[11] ren oder ihnen ihre Nahrung zu verkuͤrtzen/
ſo wil ich doch nicht abrathen Inſtrumenta zu
practiciren, welche vortelhafftig und nuͤtzlich
ſeyn/ dann wie Cicero ſaget: Inſtrumenti
cujusvis laus eſt, ut ſit expeditum \& facile.
Zumalen an ſolchen Oertern wo viel Arbeit
iſt/ und wo man das Handwercks-Volck
nicht wol haben kan. Und verhaͤlt ſich dieſes
Inſtrument ſo ich erfunden auff die Art der
Harlemiſchen Seyden-Band muͤhlen/ aber
diß iſt der Unterſcheid/ daß es ſo breit Lacken
weben kan als man will/ und daß es viel
gleicher webt als man mit Haͤnden thun kan.
12. EjusdemHoͤltzern Inſtrument
Wollene feine Struͤmpffe zu ſtri-
cken/ jedes Tages ein Paar.
Auf der Univerſitaͤt zu Oxford in Engel-
land iſt ein Student geweſen/ der hatſich in
ein Weibsbild verliebet/ und weil er ihrer nit
genieſſen koͤñen/ iſt er in Melancholi gerathẽ
und ans Speculiren kom̃en/ und hat endlich
dz wunderbare Inſtrument erfunden mit ei-
ner groſſen Behaͤndigkeit und Subtilitaͤt ſey-
dene Struͤmpffe zu ſtricken/ welches die En-
gellaͤnder Framm nennen/ und Anfangs ſehr
geheim gehalten. Ich habe das erſte nach
Wien gebracht/ all wo der Cammer-Praͤſt-
dem dreyſſig Stuͤcke laſſen machen: es ſeyn
die
[12] die Inſtrumenta ſehr theuer/ angeſehen das
Stuͤck zum wenigſten auff hundert Rthlr.
kommt/ haben ſehr viel entia, und ſeyn von
lauterem Eyſen gemacht/ auch ſehr wandel-
bar/ und iſt allzeit was daran zu flicken/ ſie
haben ſehr viel ſtaͤhlerne Federn/ welche Ur-
ſach ſeyn/ daß man nit wol wuͤllene Struͤm-
pffe darauff arbeiten kan/ dieweil ſie die
Wolle nicht wol zwingen koͤnnen. Ich ha-
be derohalben ein ander Inſtrument erfun-
den/ welches ausgenommen der Nadeln und
Zaͤncker/ von lauter Holtz iſt/ und keine eintzi-
ge Feder hat/ derentwegẽ gantz unwandelbar
iſt/ geſchwind und leicht darauff zu arbeiten/
und koſtet zum hoͤchſten in allem zwantzig
Rthlr. man kan taͤglich ein paar Struͤmpfe
darauff machen.
13. EjusdemSeyden-Filatoriumoder
Abwind-Inſtrument/ die feine
Seyden mit wenig Menſchen
in groſſer Ouantitaͤt abzuwin-
den.
Was fuͤr ein nuͤtzliches Werck es ſey
umb die Seyden-Manufacturen, Seyden-
Faͤrberey/ Seyden-Weberey/Seyden-Ra-
terey iſt bekannt/ es laͤſt ſich aber darinnen
nichts thun/ die Seyde wil erſt von den
Straͤngen auff die Spuhlen abgewunden
wer-
[13] werden/ damit ſie hernach auff die Zwirn-
Muͤhlen geſetzt und gezwirnet werden kan.
Dieſes Abwindẽ nun iſt eine ſehr langweili-
ge/ verdruͤßliche und Muͤhſame Arbeit/ wird
nur von Jungen oder Weibsbildern ge-
than/ und faͤlt den Seyden-Bereitern ſehr
beſchwerlich/ ihre Seyden aus dem Hauß
unter ſo vielerhand Haͤnde zu geben/ ſo weit
voneinander zu zertheilen und gewaͤrtig zu
ſeyn/ daß viel darvon verdorben/ unnoͤthige
Strazze gemacht/ oder ſonſten veruntraut
wird. Dieſem nun vorzukommen/ haben
ſie zu Bologne in Italia ein Filatorium er-
funden/ welches die Seyde abwindet und
auch zwirnet/ aber dieſes Inſtrument iſt ſehr
groß/ koſtbar und muͤhſam/ und hat viel tau-
ſend entia, Zaͤhn und Getrieb/ derowegen es
offter wandelbar wird: die Italiaͤner halten
es gleichwol in ſo hohen Werth und Secre-
tezza, daß es bey Hencken verboten jemand
zu zeigen. Ich habe gleichwol gedachte Ma-
chinam von den Italiaͤnern nach gemacht zu
Muͤnchen geſehen/ aber wegen ihrer groſſen
Koſten und vieler entien wie gedacht nicht
ſehr æſtimirt, ſondern eine andere erfunden/
welche den hunderſten Theil nicht ſo viel ko-
ſtet ohne alle Zaͤhne und Raͤder gehet/ deren
doch
[14] doch in der Bologneſiſchen etliche tauſend: uͤ-
ber dieſes iſt meine Machina gantz unwan-
delbar und ohn einig Geraſe gantz leicht zu
bewegen/ alſo daß ein Menſch gar fuͤglich
auff einmahl tauſend Straͤnge abwinden
kan/ da hingegen die Bologneſiſche Machina
mit Waſſer getrieben werden muß. Mit ei-
nem Wort/ zu den Seyden Manufacturen
iſt es ein herrlich Werck/ und viel tauſend
werth/ ich habe dergleichen Machinam in
praxi zu Harlem auffgeſetzt/ und die Stadt
hat ein anſehuliches Hauß von 300. Schu-
hen laſſen darzu bauen/ welches auff die vier-
zig tauſend Guͤlden gekoſtet/ alſo daß ich ver-
meint und verſichert war/ nunmehro einmal
in Ruhe ohne Herrẽ-Dienſt ein ehrlich Stuͤ-
cke Brod von meiner Arbeit zu genieſſen: a-
ber meine Feinde am Kayſerlichen Hoffe
ſetzten mich nicht allein daraus/ ſondern auch
aus andern guten Concepten ſo mich in Holl.
vertrieben/ ja noch in Engeland nicht ruhen
laſſen/ ſondern auch alda wann es moͤglich
geweſen waͤre/ vertrieben haͤtten/ darvon
an einem andern Orte meine Schrifften ein
mehrers.
14. Deß
[15]
14. Deß Herren von ZuͤlichenPer-
pendicular-Uhr diegradus latitudinis
zu finden.
Ein kuͤnſtlicher Uhrmacher zu Aug-
ſpurg welcher lange zu Florentz deß alten
Groß-Hertzogs Kunſt Uhrmacher geweſen/
Namens Treffler/ erzehlt mir daß ſie lange
vor dem von Zuͤlichẽ eine Perpendicular-Uhr
gehabt/ und daß der Hollaͤnd Reſident von
dannen die erſte mit nach Holland gebracht:
kan alſo nicht ſehen wie der Herr von Zuͤli-
chen dieſer Invention ſich ruͤhmen mag/
als dieſes wol/ daß er ſie in den Gebrauch ge-
bracht und Obſervationes gethan die gradus
latitudinis zu finden/ wornach in der Schiff-
fahrt ſo ſehr verlanget worden/ und
woruͤber er ſeine Obſervationes an den Koͤ-
nig von Franckreich geſchrieben und in Fo-
lio drucken laſſen: aber als ich letztens nach
Schottland reiſete/ und bey 28. Tage auff
der See ware/ in ſehr groſſen Stuͤrmen/
Schlingerungen und Bewegungen deß
Schiffes/ hatte ich Gelegenheit genug expe-
rimenta zunehmen/ ob eine perpendicular-
Bewegung auff einem Schiff und deſſen
Sturm und Bewegung ſich correct practi-
ci-
[16]ciren lieſſe/ hab aber das Contrarium befun-
den/ und abſonderlich noch andere Maͤngel
notirt, die ich in einem abſonderlichen tractat
beſchrieben/ und in London drucken laſſen/ un-
ter dem Titul De nova temporis dimetiendi
ratione: denn ich halte dafuͤr/ daß dieſe meine
Invention von Uhren die correcteſte ſey/ die
in der Welt iſt/ auch die unwandelbarſte iſt/
denn in der gantzen Uhr nicht ein einziger
Zahn iſt/ auch die gantze Uhr uͤber einen
Rthlr. nicht koſtet/ die Unruhe iſt Meiſter uͤ-
ber das Gewichte/ und haͤlt ihren Schwang
wie der Perpendicul, aber an ſtatt eines mo-
tus retrogradi, ſo laͤufft dieſer Perpendicul
in die Ruͤndung/ iſt eine der neueſten inven-
tion dieſer Zeit von Uhren.
15. DoctorBechersPerpetuum mobile,
Phyſico-Mechanicum,alle Uhren die
an einem Orte ſtehen bleiben con-
tinuirlich ohne Auffhoͤren gehen
zu machen.
Ich habe nit allein einen gewiſſen Gang
gefunden in den Uhren die Zeit zumeſſen/
ſondern ich habe auch ausgeſunden alle Uh-
ren continuirlich gehen zu machen ohne Auff-
zug
[17] zug ſo lange nehmlich nichts daran bricht o-
der gehindert wird/ aber dieſe Uhren muͤſſen
auff einem Platze ſtehen bleiben/ und wiewol
es unglaublich ſcheinet/ ſo iſt es doch leicht
practicirlich dann wann ich nur eine Uhr ha-
be/ die ein Jahr gehet/ welches leicht ſeyn
kan/ und ich ihr gleich zweyhundert Pfund
Gewicht 10. Schuhe tieff zugebe/ ſo kan ich
doch leichtlich Antiſacoma machen/ von einer
Ohm Waſſer/ die haͤlt zwey Aymer thut net-
to 200. Pfund/ nun ſupponir ich ohn fehlbar
daß leichtlich in einem Hauß/ welches nur
ein wenig ein Dach hat/ es jaͤhrlich ſo viel
regnen werde/ daß das Waſſer in eine Ci-
ſtern verſamlet ein Ohm Waſſer mache/ wel-
ches genugſam iſt zwey hundert Pfund auff-
zuziehen/ und alſo die Uhr wieder auffs Jahr
zu revolviren. Ja ich habe obſervirt daß es
bißweilen in einem Sommer oder Herbſt ſo
viel regnet/ daß es gnugſam eine Uhr auff 10.
Jahr auffziehen koͤnte: wie nun in praxi die-
ſes Werck beſtelt/ und an ein ander Mecha-
nice angehaͤnget ſey/ darvon kan man meine
Mathematiſche Schrifften leſen und inſon-
derheit/ was Pater Schott der Jeſuite in ſei-
ner Technica curioſa darvon meldet/ wie-
wol er es ſelbſten nicht recht gewuſt/ ſondern
von
[19[18]] von einem Kauffmann von Baſel Namens
Jeremias Muͤtz/ welchem ich es in Geheim
vertraut/ vernommen/ und wider unſer bey-
der Gewiſſen und Willen in den Druck ge-
geben/ ſo ungeſchickt/ daß er auch die Vitia
im Riß nicht geaͤndert hat/ aber hiervon ein
mehrers in meine Phyſica ſubterranea. Der
tapffere Churfuͤrſt von Mayntz Hantz Phi-
lipps von Schoͤnborn/ hat dieſe Invention
ſo hoch æſtimirt, daß er die erſte Machinam
ſo kuͤnſtlich als koͤſtlich zu Mayntz hat ma-
chen/ und einen eigenen Thurn darzu hat
bauen laſſen/ aber ein gewiſſer damah-
liger Hoff-Bedienter hat dem Uhrma-
cher einem Schweitzer/ Nahmens Ja-
cob Britzly/ welcher diß Werck in
Verwahrung hatte/ befohlen/ ſolches zu
negligiren, verderben zu laſſen/ und die Me-
talline Kugeln heraus zu nehmen/ alſo daß
dieſes koͤſtliche und kuͤnſtliche Werck auß ei-
nem Perpetuo mobili, ſolcher Geſtalt nun-
mehro zu einem Perpetuo ſtabili worden:
alſo kan man durch boͤſe Leute auch in einer
gerechten Sache in Schand und Schaden
gerathen. Aber gleich wie der gerechte Gott
den Kayſerl. Cammer-Praͤſidenten/ der
mich ſo auff den Tod verfolgt/ abſcheulich
Bfuͤr
[20[19]] fuͤr der gantzen Welt geſtuͤrtzt hat/ alſo [iſt]
dieſer Hoff-Bedienter endlich ſeiner Inſo[-]
lentz halber auch ſehr gefallen/ ſich hat haͤß[-]
lich proſtituirt, iſt mit Schand und Spott i[n]
die Erde kommen/ und umb etliche tauſen[d]
Thaler geſtrafft worden und in Schaden ge[-]
rathen.
16. Ejusdem Inventionaller Orte[n]
Waſſer-Muͤhlen zu bauen.
Wie nuͤtzlich die Waſſer-Muͤhle[n]
ſeyn/ iſt bekandt/ und ſind dieſelbige auſſe[r]
allem Zweiffel/ zu allerhand Gebrauch un[-]
gleich viel bequaͤmer/ als die Wind-Muͤh[-]
len/ denn ſie haben einen weit ſtetern und ge[-]
wiſſern Gang/ und thun ihre Bewegun[g]
viel ſachter/ derowegen iſt auch das Meh[l]
das auff den Waſſer-Muͤhlen gemahle[n]
worden/ nicht allein feiner und beſſer/ als da[s]
man auff den Wind-Muͤhlen laͤßt mahlen[,]
ſondern daſſelbige gibt auch 10. pro cent[o]
am Gewicht mehr aus/ als daß von de[n]
Wind-Muͤhlen auff welchen viel verſtaͤu[-]
bet: ſo koͤnnen auch die Steine auff eine[r]
Wind Muͤhlen nicht ſo nett auff einande[r]
ge[-]
[21[20]] gemacht oder geſtellt werden als auff einer
Waſſer-Muͤhlen/ dann wann die Steine
von wegen der groſſen Krafft der Winde
auffeinander ſtoſſen/ ſo wird das Mehl ſan-
dig und ſchlagen die Steine offtmahls Feuer/
ſo daß die Muͤhlen mit Gefahr in Brand
gerathen. Uber das koſtet eine Wind-
Muͤhle viel/ es iſt ungewiß wann der Wind
wehet: auff bergichtem Lande ſind ſie gantz
nicht gut/ und auff ebenem Lande muͤſſen ſie
fuͤr die Staͤdte und auff den Waͤllen im Ge-
ſicht deß Feindes ſtehen/ und koͤnnen nicht
verborgen werden. Vor die Waſſer-
Muͤhlen iſt auch an allen Orten keine Gele-
genheit zu finden/ wokeine Stroͤhme oder
Fluͤſſe ſeyn/ dahero man viel ſchoͤne Be-
wegungen hat muͤſſen unterlaſſen/ als Ham-
merwerck/ Schmeltzwerck/ Walck-Muͤhlen/
Seyden-Muͤhlen und dergleichen: hingegen
haben viel das Waſſer zu erheben geſucht/
umb ſolcher Geſtalt Waſſer-Raͤder zu trei-
[b]en/ und ein ſtill ſtehend Waſſer lauffend zu
machen/ welches wiederumb zu ſeinem Ur-
[ſ]prung ſolte koͤnnen gebracht/ und ſtets lauf-
[f]end gemacht werden: aber ſie ſind hier-
[d]urch zu einem Perpetuo mobili gelangt/
[w]elches niemahls wol ausgeſchlagen iſt.
B 2Mei-
[22[21]] Meine Erfindung aber hingegen/ beſteh[et]
in einer aͤuſſerlichen Krafft/ wodurch da[s]
Waſſer aufgehoben wird/ und koſtet mich e[i-]
ne gantze Woche Tag und Nacht uͤber nic[ht]
mehr als drey Rthlr. und eine gute Mah[l-]
Muͤhle mit Waſſer/ Rad/ und ſeiner voͤll[i-]
gen Zugehoͤr/ koſtet nicht mehr als zweyhu[n-]
dert Rthlr. und kan auffgerichtet werden/ [wo]
man will: nehmlich man macht eine Ciſter[ne]
oder Schiff/ darein thut man 200. Tonne[n]
Waſſer/ ſetzt daruͤber ein umbſchlage[nd]
Waſſer-Rad/ das oben wiederumb ein[en]
kleinen Trog hat; dann wird durch d[ie]
Waſſer-Kunſt das Waſſer aus dem u[n-]
terſten Trog in den oberſten gehoben/ vo[n]
dannen ſchieſts auf das Waſſer-Rad/ we[l-]
ches umblauffend durch das beygefuͤg[te]
Kamm-Rad die darzu gehoͤrige Art d[es]
Muͤhlwercks treibet. Unterdeſſen faͤlt d[as]
Waſſer wieder von dem Rad herab/ u[nd]
ſchießt wieder in den Trog/ von wannen [es]
wieder auffgehaben und alſo ſtets im Lau[ff]
gehalten wird. Und ob gleich die Bew[e-]
gung es fuͤr der Faͤulung bewahret/ ſo kan [es]
gleichwol auch mit einer Parthey Saltz [ge-]
ſaltzen werdeu; und wann mit der Zeit d[as]
Waſſer etwas abnimmt/ austrucknet od[er]
we[g-]
[23[22]][w]egſpruͤtzt/ kan ſolches durch Eingieſſung
[fr]iſchen Waſſers wiederumb erſetzt werden.
[N]un moͤchte vielleicht jemand dieſe zwey
[E]inwuͤrffe thun: Erſtlich/ daß man das
Waſſer als ein Mittel gantz nicht noͤthig hat/
[ſ]ondern nur/ daß man die aͤuſſerliche Krafft/
[w]elche das Waſſer treibet/ gerad auff das
Kamm-Rad ſolte koͤnnen gehen laſſen;
[w]ann nun dieſes die Macht hat/ das Waſ-
[ſ]er auffzuheben/ ſo wirds auch die Macht ha-
[b]en umbzutreiben das jenige/ ſo das auffge-
[h]abene Waſſer treibt. Darauff antworte
[i]ch/ daß deme zwar alſo/ wann man alleine
[a]uff die Macht ſiehet: Hingegen aber wann
[m]an auff die gleiche Bewegung ſiehet/ wor-
[d]urch die Waſſer-Muͤhlen vorgezogen und
geachtet werden/ ſo wird man einen groſſen
Unterſcheid befinden/ zwiſchen einem Rade/
das vom Waſſer/ und einem/ das von aͤuſ-
ſerlicher Krafft unmittelbar getrieben wird/
maſſen die aͤuſſerliche Krafft bißweilen nicht
ſo ſtaͤtig gehet/ als die vom Waſſer. Worauf
man zweytens einwenden moͤchte/ daß wann
die aͤuſſerliche Krafft nicht ſtetig im Gang
bleibet/ dieſelbe denn auch ungleich das Waſ-
ſer in die Hoͤhe treiben wuͤrde/ und daſſelbige
in ungleicher Quantitaͤt auf das Rad fallen
B 3ſolte/
[24[23]] ſolte/ welches ungleiche Krafft und Bewe-
gung wuͤrde thun. Aber dieſer Einwurff wird
hiermit gleichfals beantwortet/ daß das
Waſſer als ein Mittel darzwiſchen iſt/ und
aus der Ungleichheit eine Gleichheit macht.
Daß nun ein Waſſer welches in ungleicher
Quantitaͤt in die Hoͤhe getrieben wird/ eben
wol in gleicher Quantitaͤt auf dz Rad faͤllet/
kommt daher/ daß ſich das Waſſer im obern
Trog verſamlet/ uñ durch eine gewiſſe Maaß
oder Schlieſſung/ auf das Rad lauffen muß.
Nun muß das Waſſer-Werck dergeſtalt ge-
ordnet ſeyn/ daß es nicht weniger Waſſer
in die Hoͤhe bringt/ als die Maaß erfordert/
ſedoch wann mehr Waſſer hinauff kommet/
ſo wird es durch die Schlieſſung verhindert/
und kan es an einem andern Orte ablauf-
ſen/ alſo daß der Waſſer-Fall ſo gleich iſt/ als
durch natuͤrliche Fluͤſſe geſchehen kan/ welche
durch Regen und Duͤrre koͤnnen vermehret
und vermindert werden/ da hingegen dieſe
Bewegung ſo wol im Winter als Sommer
ihren gleichen Gang behalten kan. Und ob
ſchon dieſelbe auch deßwegẽ drey Reichsthlr.
wochentlich koſtet/ ſo kommet gleichwol die
Unterhaltung/ der gemeinen Waſſer und
Wind-Muͤhlen nicht viel weniger zu ſtehen/
wann man zuſammen rechnet was dieſelbe
jaͤhrlich
[25[24]][j]aͤhrlich koſten. So dienet auch ein ſolch
Muͤhlwerck einer Stadt nicht allein zur
Zierde/ ſondern auch zur Sicherheit/ weil
es verborgen mitten in derſelben ſtehet/ und
Dienſte thun kan/ vornehmlich in Bewe-
gungen die eine Gleichheit erfordern/ als
Stoſſen/ Schleyffen/ Poliren/ Walcken.
Zum Beſchluß hab ich es ſo weit gebracht/
daß man nun an allen Orten der Welt
Waſſer-Muͤhlen haben kan/ und uͤber dieſe
Erfindung haben mir die Edle/ Großmoͤ-
gende Herren Staaden von Holland und
Weſt-Frießland ein Privilegium ertheilet.
17. DoctorBechers Fluß-Bett und
neues Waſſer-Rad zu einer
Schiff-Muͤhle.
Wann man Waſſer-Muͤhlen haben
will/ zumahlen auff den Fluͤſſen und Rwie-
ren/ mit unterſchlaͤchtigem Waſſer/ und ſol-
ches langſam laͤufft/ ſo muß man einen
Damm oder Waͤhr ſchlagen/ das Waſſer
zu ſprengen/ daß es ſchnelleren Gewalt thut/
welches viel Geld koſtet. Nun habt ich dieſes
zu verhindern/ ein hangendes Fluß-Bett er-
funden/ zu einer Schiff-Muͤhle ſehr bequem/
welches das thut/ was ein Waͤhr thut/ be-
B 4que-
[26[25]] quemer iſt und auch viel weniger koſtet: ich
habe auch eine andere Art von Waſſer-Raͤ-
dern zu Schiff-Muͤhlen/ welche nur vier
Schuhe im Diameter ſeyn/ hingegen dreyſſig
Schuhe breit/ derowegen ſchnell herumb
lauffen/ und doch eine ſehr groſſe Gewalt
thun/ ſeyn viel bequemer als deß Experings
Horizontal Waſſer-Raͤder. Die Probe von
meiner Schiff-Muͤhle/ wird nechſtens hier
auff der Tems zu ſehen ſeyn. Mehrer Be-
richt von Waſſerwerck iſt zu ſehen/ an dem
Ende dieſes Opuſculi.
18. Salomon Morlands Engliſches
Stentrophoniconauff eine Teutſche
Meile miteinander laut zu reden.
Dieweil der Inventor hiervon ein ei-
genes Buch hat laſſen aus gehen/ und der Ti-
tul dieſes Paragraphi ſelbſt ausweiſet/ was
der Inhalt dieſer Invention ſey/ ſo wil ich
darvon nichts weiter melden/ als allein die-
ſes anziehen/ daß wie ich in Engelland ver-
nommen/ von einem der von Tanger kom-
men/ daß dieſe Invention in neulichem Belaͤ-
gerung der Mohren/ da ſie das Auſſenwerck
von der Veſtung abgeſchnitten/ gute Dien-
ſte gethan/ dieweil dadurch beyde Comman-
dan-
[27[26]] danten miteinander reden koͤnnen/ und die
Mohren kein Engelliſch verſtanden. Ich ha-
be zu Nuͤrnberg bey dem beruͤhmten Optico
Frantz Gruͤndler dergleichen geſehen/ da der
eine ein Inſtrument zum Reden/ der ander
ein Inſtrument zum Hoͤren gehabt/ und ha-
ben beyde ſolcher Geſtalt auff eine zimliche
diſtantz miteinander reden koͤnnen/ daß dar-
zwiſchen niemands etwas gehoͤret eben be-
ſagter Gruͤndler hat ein Concept vor/ etliche
Worte als ein Echo durch eine ſpiral-Linie
in eine Flaſche zu verſchlieſſen/ daß man ſie
wol eine Stunde lang uͤber Land tragen
koͤnne und wann man ſie eroͤffne/ die Worte
erſt gehoͤret werden/ ob er aber dieſes Con-
cept zum Effect gebracht/ iſt mir unwiſſend/
das Concept aber ſcheinet ſo unmoͤglich und
naͤrriſch als durch eine Trompet die Wort
blaſen/ wie durch das Engliſ. Stentrophoni-
con: und dennoch hat ſolches gut gethan/
wanns dienet nichts unverſucht/ zumahlen
darum einiger Geſtalt raiſon hat.
19. DouſonsInſtrument/ Saltz auß
dem Waſſer zu ziehen.
Dieſer Douſon iſt der jenige Frantzos/
der das bekandte naͤrriſche Schiff zu Roter-
B 5dam
[28[27]] dam hat angegeben/ aber fuͤrwar ſo groſſe
Schande er darmit auffgehoben/ wie wir in
dem andern Theile/ nehmlich in der weiſen
Narrheit hoͤren werden/ ſo groſſe Ehre hat
er mit dieſem Inſtrumente ſich zu wege
gebracht/ wodurch in Behaͤndigkeit die
Feuchtigkeit von dem Saltz-Waſſer geſchie-
den/ und mit gantz geringen Koſten ohne
Feuer noch Sieden dz Saltz corporaliſch und
trucken gemacht wird. Iſt eine ſehr nuͤtzliche
Invention bey den Saltz-Suden und Brun-
nen/ die Pfannen und Holtz zu erſparen/ und
wird in Engelland dem Koͤnige in Franck-
reich wenig nutzen/ hingegen ſelbiger Nation
proſitabel ſeyn/ dieweil es Saltz-Waſſer ge-
nug hat.
20. Dr.Walckorts Pumpe aus dem
Saltz-Waſſer ſuß Waſſer zu
pumpen.
Wenn ich nicht beyde vorhergehende
Perſonen kennte/ und auch die Machinas
ſelbſten geſehen haͤtte/ ſo wuͤrde ich es fuͤr un-
moͤglich halten/ durch Mechaniſche Inſtru-
menten/ Phyſicaliſche Operationen zu thun/
gleich wie vorhergehende dañ ſeynd/ nehmlich
das Saltz-Waſſer auffzutrucknen und zu
Wind
[29[28]] Wind zu machen/ daß das Saltz wie Hagel
trucken nieder faͤllt: und dann mit dieſer
Pumpe/ wann man ſie in Saltz-Waſſer ſetzet
und pumpet/ ſie alſobald ſuͤß Waſſer wie ei-
ne Mandelkerne heraus ziehet/ welches der
Koͤnig in Engelland ſelbſten geſehen und ap-
probirt. Man iſt ſo lange mit der Kunſt
umbgangen/ in den Schiffen auff dem Meer
ſuͤß Waſſer zu machen/ und haben viel auff
Præcipitationes gedacht/ aber Herꝛ Wal-
ckort thut es mit einer Mechaniſchen Be-
wegung/ womit er zwar ehe er es erfunden/
lange Zeit zugebracht/ und uͤber die 1500.
Pfund Sterlings Koſten angewendet/ den-
noch aber nun lebender unſterblichen Ruhm
von ſeiner Nation und guten Nutzen ver-
hoffet/ zumahlen von allen Staͤdten und
Plaͤtzen wo Brach-Waſſer iſt. Item auff
den Schiffen und anderswo. Weil ich al-
hier gedencke durch Mechaniſche Inſtru-
menten/ Phyſicaliſche Operatione; zu thun/
ſo muß ich noch zweyer andererer Inſtru-
menten gedencken/ die zu meiner Zeit hier in
Engelland practicirt ſeynd/ uñ welche ich bey-
de bey dem Herrn Boyle geſehen habe: das
eine iſt durch eine Lufft-Pompe die Beine ſo
weich zu machen/ daß man ſie wie Kaͤſe
B 6ſchnei-
[30[29]] ſchneiden und eſſen kan. Das andere ver-
mittelſt einer gewiſſen Preſſung der Lufft in
einem Geſchirꝛ/ daß man in der helffte Zeit/
und mit der Helffte Hitze/ das haͤrteſte
Fleiſch gantz muͤrbe und gar kochen kan: weil
aber von beyden Inſtrumenten beſondere
Tractaten hier in Engelland ausgegeben/
alſo will ich hier nicht weiter davon handeln/
habe es nur allein darinn wollen anziehen/
daß man ſo viel mehr glauben ſolle und
koͤnne/ daß durch Machaniſche Bewegun-
gen auch Phyſicaliſche Operationes geſche-
hen koͤnnen.
21. DouſonsKunſt-Rohr/ welches da
ſchieſſet mit gemeinem Pulver
und Bley als ein ander Rohr/ und
doch keinen Knall thut/ und be-
ſtehet die Kunſt alleine in Berei-
tung deß Rohrs.
Dieſe Invention ſchicket ſich zu den vo-
rigen zweyen/ deñ ob ſie wol Mechaniſch iſt/
ſo thut ſie doch einen wunderlichen Phyſica-
liſchen Effect: man hat zwar vor dieſem viel
von ſtillem Pulver geſagt/ es iſt aber gedach-
tes Pulver ſtill blieben und nie vor den
Tag kommen/ ſo viel mir allezeit wiſſend/ und
ſo
[31[30]] ſo fleiſſig ich nach demſelben nachgefraget:
dieſes Douſons Rohr aber hat gantz eine
andere Bewandtnuͤs/ dann er nimmt gemein
Pulver und gemein Bley in der ordinari-
Ladung und thut weiter nichts dar zu/ ſchieſ-
ſet ſo ſtarck als ordinari, und wird doch kein
Knall gehoͤret/ und beſtehet die Kunſt allein
in dem Rohr/ deſſen Structur den Knall ſup-
primirt. Ich habe zwar ſelbſt den Effect die-
ſes Rohrs nicht geſehen/ aber Se. Hoheit
der Printz Rupprecht haben mir etliche mal
geſagt/ daß ſie dergleichen Rohr haben/ und
die Probe darmit gethan/ wie es mir denn
auch Douſon ſelbſten bekraͤfftiget.
22. Paul WebersInventionvon
Lufft-Roͤhren.
Wer der erſte Inventor von Lufft-
Roͤhren ſey/ iſt unbekannt/ gewiß aber iſt/ daß
in Praxi die ſchoͤnſte und beſtaͤndigſte Lufft-
Roͤhre mit Metallenẽ Ventilen ein Schwa-
be Namens Paul Weber zu Wien gemacht
habe/ er war ein ſehr ingenioſer Mann in al-
lerhand Manufacturen/ zumahlen in Firnuͤſ-
ſen und Lufft-Roͤhren. Er hat auch Lufft-
Bette gemacht und den Firnuͤß ſo zu tempe-
riren gewuſt/ daß das gefirniſte Leinwand
B 7ſich
[32[31]] ſich hat ſtrecken laſſen/ und wieder zuſammen
gezogen/ und dennoch der Firnuͤß allzeit zu
und nach gegeben. Er hat Lufftroͤhre ge-
macht die 16. Schuͤſſe haben in einer Ladung/
er hat auch Lufft Granaten gemacht/ unter
andern ein koͤſtliches Kugelſpiel/ da die Ku-
geln von Augſtein waren/ ſehr geringen Ge-
wichts: auf mein Angebẽ abeꝛ deß Merſennes
Invention von Lufft Roͤhren/ die da allzeit
die Lufft ſollen in ſich halten/ uneracht man
ſchießt/ hat er nie treffen koͤnnen/ denn wie-
wol es in raiſon beſtehet/ ſo iſt es doch im-
practicable, derowegen ſo muͤſſen wir es in
dem andern Theile auffzeichnen/ zu ſeiner
Linea hyperbole, und zu ſeinem Schiff un-
ter dem Waſſer. Obgedachter Paul Weber
war Hatſchierer unter Kayſer Ferdinan-
do III. und wegen ſeiner Kunſt der Lufft-
Schuͤtz genannt.
23. Printz RuprechtsInventioneyſer-
ne Stuͤcke zu gieſſen/ weich und
zehe zu machen/ daß man ſie dre-
hen kan wie Kupffer und im
Schieſſen beſſer ſind als die von
Metall.
Es haben ſich die Leute lange bemuͤhet
aus Eyſen Stahl zu machen/ vermittelſt ei-
nes
[33[32]] nes Cements von Kohlen: der Freyherr
Caſpar von Fürſtenberg/ Thum-Probſt zu
Mayntz iſt der erſte welcher ſich damit bemuͤ-
het/ und die Sache in der Welt in einen Be-
ruff gebracht/ mein ſehr groſſer Freund und
Patron/ deſſen Herr Bruder annoch lebet/
und Biſchoff zu Münſter iſt: nachmalen hab
ichs aſſumirt, und genugſamb Lehrgeld dar-
inne gegeben. Printz Ruprecht aber hat eine
gantz contrare operation aus dieſer Inven-
tion genommen/ und an ſtatt daß wir ſuchen
das Eyſen zu Stahl und hart zu machen/
hat er das Eyſen weich und geſchmeidig ge-
macht/ dergeſtalt dz man es drehen und treff-
lich wohl zum Schieſſen dienlich machen kan/
dann den eyſernen Stuͤckẽ hat biß dato nichts
gefehlet als die Bꝛoßheit und Ungeſchmeidig-
keit/ welche durch dieſe Invention hinweg
genommen wird/ dergeſtalt/ daß ſolche ey-
ſerne Geſtuͤcke beſſer als Metallene ſeyn/ nur
allein daß ſie dem Roſt noch unterworffen:
der Printz hat hieruͤber in Engelland ein Pri-
vilegium und laͤſſets in Groß arbeiten. Ich
ſoll hierbey nicht vergeſſen/ daß auff
ſeiner Hoheit/ deß Printzens Ange-
ben/ gleich wie er ein ſehr ingenioſer
Herr iſt/ ein Teutſcher hier im Lande Namens
Blauen-
[34[33]] Blauenſtein erfunden hat/ mit Steinkoh-
len-Flammen/ Eyſen-Ertz zu ſchmeltzen/ daß
es geſchmeidig Eyſen gibt/ man hat lang mit
zu thun gehabt/ dann der Arſenic in den
Steinkohlen macht alles Eyſen bruͤchig/ end-
lich iſts doch gefunden worden/ dann ich habe
fuͤr kurtzer Zeit die Probe bey dem Printzen
geſehen/ nehmlich ein Inſtrument von ſol-
chem geſchmoltzenem Eyſen gemacht war
ſehr geſchmeidig/ welches der Printz noch auf
meine Invention verkupffert: man hat aus
Steinkohlen kein feines weiſſes Cryſtallin
Glaß machen koͤnnen/ dann der Rauch
ſchlaͤgt in die Glaͤſſer/ nun aber hat ein En-
gellaͤnder Nahmens Hoͤbdin einen Glaß-
Ofen auffgerichtet/ mit einer Invention von
verdeckten Tiegeln/ worinnen er mit
Steinkohlen das ſchoͤnſte Cryſtalline Glaß
macht/ und daruͤber ein Privilegium vom
Koͤnige hat. Sonſten haben das Metall ze-
he zu machen/ und im wenigen Gewicht Stuͤ-
cke daraus zu gieſſen/ in Perfection gewuſt/
ein Teutſcher zu Venedig Namens Flicker/
Baron Printz Cantzler zu Neuß und ein I-
taliaͤner Namens Don Michael Caſtriotti,
welcher in Teutſchland erſchoſſen.
24. Be-
[35[34]]
24. Bereitung deß Meſſings/ gelb
und weiſſen Kupffers/ Ziens und
Eyſens.
Daß die Teutſche erſt das Meſſing
erfunden/ iſt gewiß/ wiewol der Inventor
unbekandt: zu dem Meſſing gehoͤren Glo-
ckenſpeiſe/ Gunderfait und Stuͤck-Metall/
ſo die Italiaͤner Bronzo nennen/ es iſt biß
dato nicht wol geglaubet worden/ daß man
ſolte ein natuͤrlich Meſſing oder Bronzo, von
der Natur in Ertz gebracht finden. Ich habe
aber in Schottland eines gefunden/ welches
ſie in ihrer Sprache Bell mettel nennen/ und
woraus ich angewieſen habe/ die Zaffra oder
blaue Schmalta zu bereiten/ welche bißhero
aus Sachſen in dieſe Laͤnder gebracht wor-
den/ und die Haͤffner zu blauen Glaſuren ge-
brauchen. Merrettus hat in ſeiner Commen-
tation in deß Philippi Nerii Artem vitrari-
am vermeinet/ daß die Zaffra ein Artificial-
Werck ſey/ hat aber weit gefehlet. Ceſalpi-
nus haͤlt ſie fuͤr eine ſpeciem Magneſiæ, indem
er ſchreibt/ daß ſie zu viel ins Glaß gethan
ſchwartz mache/ welches wir in Teutſch
Strickblau nennen: aber die Magneſia und
Zaffra ſind gantz differente Sachen/ daß eine
faͤrbt roth/ das andere blau/ das eine
nimmt
[36[35]] nimmt dem Glaß die Farbe/ das andere gibt
ihm eine/ und iſt wol zu mercken/ daß ob wol
die Zaffra oder Kobold gifftig/ wann es den-
noch ins Glaß geſchmoltzen/ und ſolches zur
Schmalta gerieben/ es nicht mehr gifftig ſey.
Herr Boyle hat zum erſten hier in Engel-
land die Magneſiam gefunden/ welche vor
dieſem pflegte aus Piemont gebracht zu
werden/ und ich kan ſagen/ daß ich der erſte
ſey/ der hier zu Lande die Zaffra gefunden.
Gleich wie nun das Kupffer durch Gallmey
zu Meſſing/ und durch Zinn zu Bronzo gelb
gemacht wird/ alſo wird es durch Arſenic
weiß gemacht/ dannenhers der Name Weiß-
Kupffer kommt/ nehmlich wie insgemein biß
dato bekandt durch Zuſetzung Arſenic oder
Antimonii. Aber Ludovicus de Comitibus
in ſeiner Metallurgia gedencket eines andern
Weges/ dem Kupffer nichts zuzuſetzen/ ſon-
dern ſolchem die Farbe durch ein Solvens zu
extrahiren, daß es weiß bleibe und nimmer-
mehr gruͤn oder roth werde: ich habe mit Sr.
Hoheit Printz Ruprecht diß Experi-
ment gemacht/ und wahr befunden. Gleich
wie man nun das Kupffer gelb und weiß
machen kan/ alſo kann man auch das Zinn
weiſſer und haͤrter machen/ auch daß es klingt
und
[37[36]] und nicht unter den Zaͤhnen knirſcht/ auch
kan man das Eyſen weiß und gelb faͤrben/
worinnen hier ein Engeliſcher Obriſter be-
ruffen iſt/ Namens Petritz/ der aus dem Ey-
ſen Meſſing macht/ und der Herr Boyle hat
mir ein Zinn-Ertz gegeben/ welches die En-
gellaͤnder Mundick nennen/ daraus ſchmeltzt
man ein Zinn/ welches ſo gelb iſt als Gold.
Dieſes iſt auch zu wiſſen/ daß in Engelland
weder Meſſing noch verzinnt Blech gemacht
wird/ uneracht ſie Gallmey/ Zinn und Ey-
ſen in Quantitaͤt haben/ es wird auch kein
Schweffel drinnen bereitet/ uneracht ſie
Schwefel-Steine genug haben.
Chriſtian Treulebens eines Schwe-
diſchen ObriſtenUrinatoriaoder
Kunſtunter dem Waſſer zu ge-
hen/ und Stuͤcke und verſuncken
Gut auffzuholen.
Es haben zwar viel de Arte Urinato-
ria geſchrieben/ und ſich viel mit ſelbiger In-
vention bemuͤhet/ hat auch unter andern die
Invention mit der Glocke/ der Profeſſor
Sturm zu Altorff in ſeinem Tractat: aber
es gehoͤret mehr als ein paar Schuhe zum
Tantze/ nehmlich ein paar gute Fuͤſ-
ſe/ das iſt/ eine habitudo. Derowegen
er-
[38[37]] erzehlet mir dieſer Herr Treuleben/ daß er
lange Jahr in Schweden Leute hierzu abge-
richtet/ welche ſich gewehnet habẽ den Athem
in den Glocken zu halten/ dann ſonſten den
Leuten durch die Compresſion der Lufft/ das
Blut zu Naſen und Ohren heraus gehet.
Ich habe mit dieſem Herr Treuleben wel-
cher die Sache in Groſſo in Schweden pra-
cticiret und viel 100. Stuͤck Geſchuͤtz aus
verſunckenen Schiffen hat herauff heben
laſſen/ ein Concept vorgehabt das verſuncke-
ne Spaniſche Admiral-Schiff/ welches fuͤr
etlichen Jahren auß America kommen/ und
bey den Aprolhos mit etlichen Millionen
Silber verungluͤckt/ wiederumb zu erheben/
Schiff und alles war auch darzu bereit/ al-
lein an der Equippage hat was Geld ge-
mangelt/ und Herr Treuleben iſt mit dem
jungen Sporck nach Prage verreiſet/ woruͤber
das Werck ins Stecken gerathen. Die be-
ſte und ſchoͤnſte Schwimm-Guͤrtel von
Blech hat ein Klaͤmptner hier in Engelland
inventirt, ſehr leicht und compendios. Die
Frantzoͤſiſche Kupfferne Schiffe ſeyn auch
bißher auffgekommen: und iſt denckwuͤrdig
was von einem Sicilianer Piſcicula genannt/
die Hiſtorien ſchreiben/ daß er habe koͤnnen
durch
[39[38]] durch das Meer durch ſchwimmen und ge-
hen/ auch lange Zeit unter dem Waſſer ſeyn/
als wie ein Animal Amphibium. Die Ana-
tomici geben dieſe Urſache/ daß wenn man
in der Jugend/ einem neugebornen Kinde
Naſe und Maul zuhalte/ und ſolches offters/
ſo eroͤffne ſich ein Weg in der Bruſt zum re-
ſpiriren/ ohne Athem hohlen/ welches ich zwar
nicht probiren wolte/ dieweil/ wann es gleich
gut thaͤte/ man gleichwol befunden hat/ daß
der Athem/ welcher einmahl geſchoͤpffet und
aus gelaſſen/ nicht mehr zum andern mahl
gut ſey. Doch ſagte mir Graff Wolff-
gang Julius von Hohenlohe der General
Lieutenant/ daß Oehl in den Mund genom-
men/ den Schwimmern lange Zeit Platz ge-
be/ unter dem Waſſer zu bleiben/ gleich wie
die Laͤuffer in Engelland ſich von Jugend
auff gewoͤhnen/ lange den Athem zu halten/
wie denn auch ihre Rennpferde ſo ſchnell
lauffen/ daß weder Haaſe noch Vogel/ noch
einig beweglich Thter es ſchneller thun kan/
ſo aber in Teutſchland nicht wird geglaͤubet
werden.
26. Die Erfindung deß Pulvers/
derArtiglerieund der Feueꝛwercke.
Man ſagt in dem Sprichwort: Von
weitem her luͤgt ſichs leicht: ſo iſts mit China,
dar-
[40[39]] darvon uns etliche ſo viel Fabeln ſchrei-
ben/ als ſie ſelber wollen/ abſonderlich
ein Author in ſeinem Atlante Sinico all-
wo er unter andern meldet/ daß die Por-
cellan-Geſchirre mit Glaſto oder Wayd ſo
ein Kraut iſt/ und da haͤuffig gefunden wer-
de/ blau gefaͤrbet werden/ gleich denn auch die
Kleider darmit gefaͤrbet werden/ welches ei-
ne ſo groſſe Luͤgen/ und groſſe Ignorantz iſt/
daß ich nicht weiß wie ſie excuſirt werden
kan: dann wer hat ſein lebenlang gehoͤret/ daß
Kraͤuter im Feuer und in der Glaſur eine
Farbe geben; dann ob gleich/ das Glaſtum
oder Wayd-Blau faͤrbet das woͤllene Tuch/
ſo iſt doch keine conſequens, daß es auch im
Feuer blau faͤrben muͤſſe/ es waͤre denn Sa-
che/ daß Author durch Glaſtum die Schmal-
ta verſtehe/ und da kan ich nicht ſehen/ wie ſie
die Kleider mit faͤrben koͤnnen: denn Lacken
faͤrben/ und Glafur faͤrben/ ſeyn ſo weit von-
einander/ als Seyden faͤrberey/ Lacken faͤrbe-
rey und andere Faͤrbereyen/ dann was Bein
faͤrbt/ faͤrbt nicht Leder/ und was Seyden
faͤrbt/ faͤrbt nicht Baumwolle/ und ſo fort.
Aus dieſem groben und Handgreifflichen
Irꝛthum deß Authoris kan man nun ſehen/
was zu halten iſt von anderer Großſprecher
Ruͤhmen/ welche Mauluacher/ wann ſie in
ei-
[41[40]] einem frembden entlegenen Lande ſeyn/ lie-
ber ihrem eigenen Vatterlande alle Ehre
entziehen/ nur damit ſie aus der Frembde et-
was luͤgen und großſprechen duͤrffen/ dan-
nenhero kommt das gemeine Geſchrey/ man
haͤtte etliche 100. Jahr zuvor das Buͤchſen-
Pulver in China gehabt/ eben als wann Chi-
na aus der Welt/ und nit an Oſt-Indien feſt
waͤre/ oder Alex. Mag ein Narr geweſen waͤ-
re/ der eine ſo bekandte Invention, nicht ſolte
an die Hand genommen und practiciret ha-
ben. Ich wil nicht ſagẽ daß auf den heutigen
Tag/ die Chineſer ſelbſt weder in Pulverma-
chen/ noch in Stuͤck gleſſen/ noch in Feuerwer-
cken/ noch in der Artiglerie und Conſtablerey/
den hunderſten Theil den Teutſchen vorgehẽ.
Gewiß iſts/ daß ein Teutſcher das Buͤchſen-
Pulver erfunden hat zu Mayntz/ uñ daß auch
aldar die Buchdruckerey erfunden ſey/ und
daß D. Caſſius ein Teutſcher das rothe Glaß
erfunden/ und daß D. Balduin den Phoſpho-
rum erfunden/ und daß D. Brand zu Ham-
burg/ die Noctilucam oder einen leuchtenden
Liquorẽ erfunden: noch iſt uͤbrig ein Oel/ deſ-
ſen etliche wenige Pfund ein gantz Jahr lang
brennen; es iſt uͤbrig ein Liquor, welcher ver-
ſchloſſen Waſſer iſt/ ſo bald er aber eroͤffnet
wird/ brennt; es iſt uͤbrig eine Feuerſp: itzt
wel-
[42[41]] welche einen feurigen Liquorem heraus
ſpritzt/ und viel Tropffen Feuer in eine groſ-
ſe Diſtantz auswirfft. Es iſt uͤbrig ein Pulver[,]
welches hundert mahl ſtaͤrcker iſt/ als das al-
lerbeſte bißher bekante/ ich habe alle dieſe In-
ventiones mit meinen Augen geſehen/ und
muß man den Teutſchen die Ehre laſſen/
daß ſie Feuerwerck/ Buchdruckerey und
Kupfferſtecherey erfunden haben/ nehmlich
Arte \& Marte verſirt ſeyn. Hier muß ich
noch zum Beſchluß erinnern/ daß Pater Kir-
cher in Arte magna lucis \& umbræ geſchrie-
ben/ es ſey unmuͤglich Feuer anzuzuͤnden
ohne Actual-Feuer/ da doch viele Menſtrua,
der lebendige Kalck/ und andere Dinge
mehr durch zugieſſen/ vom Waſſer ſich ent-
zuͤnden/ und der Boyle hier in Londen ſelbſt
wird mir Zeugnus geben/ daß er ein Metall
von mir geſehen habe/ welches gepulvert in
momento aus der Lufft Feuer gezogen/ und
gebrennt und angezuͤndt hat/ ohn einiges
anderes Zuthun. Ich muß auch noch die-
ſes erinnern/ daß der Rumor von den ewi-
gen Lichtern der Alten und ihren Ampelen
platt erlogen ſey/ dann ich habe zu Mayntz
in Erbauung der Veſtung/ viel von derglei-
chen Ampeln geſehen/ welche man aus den
Mo-
[43[42]]Monumenten ergraben/ derer etliche nie-
mals angezuͤndet geweſen: unter deſſen wars
eine Bedeutung deß ewigen Lichts/ welches
ſie der Seele wuͤnſchten. Daß aber etliche
ſagen/ ſie haben Ampullen und nicht Am-
pelen gefunden/ welche/ ſo lange ſie zu gewe-
ſen/ geleuchtet/ ſo bald ſie aber auffgethan/
verloſch en ſeyn: So muß der Leſer hier wol
wiſſen und unterſcheiden/ daß zwey eꝛley Sa-
chen ſeyn/ Brennen und Leuchten/ was
brennet verzehret ſich: denn Brennen kan
nicht geſchehen ohne Rarefaction, aber es
kan wol eine Sache leuchten/ die weder bren-
net noch warm iſt: das iſt kein rechtes ewi-
ges Licht/ welches kan ausgeloͤſchet
werden/ wenn es eroͤffnet wird/ die weil es
ſeine Krafft verliehret/ aber ich wil deme zu-
gegen ein contrares ſagen/ nehmlich ein ver-
ſchloſſen Glaß voll Liquor geben/ welches
wol hundert Jahr alſo ſtehen/ und dennoch
eroͤffnet alſobald Feuer geben wird/ und
darumb heiſſe ich es der Philoſophorum
Feuerzeug/ aber ich muß hiervon ſtill ſchwei-
gen/ denn man wirds doch nicht glauben/
ſo wenig als wann ich ſagen thaͤte von einem
blinden Fechtmeiſter/ welcher doch heutiges
Tages der beſte hier in Londen iſt/ Namens
CMr.
[44[43]]Mr. Weal, der beruͤhmte Circkel-Fechter: und
wann ihr darmit nicht zu [frieden] ſeyd/ ſo
kan ich euch noch zwey wunderlichere Sa-
chen vorſtellen/ nehmlich einen blinden
Mahler und einen blinden Setzer in der
Buchdruckerey/ welche nicht nur dieſes zur
Curioſitaͤt/ ſondern auch zu ihrer Nahrung
thun/ und darinnen noch daruͤber excelli-
ren/ welches eben ſo unglaubig vorkommen
wird/ als wenn man von dem Waſſer-
Speyer/ und Feuer-Freſſer/ wie auch von
den bekandten Pragiſchen Peltz-Freſſeren/
die heutiges Tages in der Welt herumb
lauffen/ und umb Geld ſich ſehen laſſen/ ſa-
gen wolte/ einem der ſolche nie geſehen.
27. BayriſcheStocator-Arbeit.
Der alte Churfuͤrſt Maximilian in
Bayern/ war ein ſehr ingenioſer Herr/
welcher neben ſeiner Magnificentz und Ge-
neroſitaͤt die Kuͤnſte auch ſehr liebte/ und un-
ter andern eine mehr als Kayſerliche Reſi-
dentz gebauet/ von allerhand Koͤſtlichkeiten/
Raritaͤten und Antiquitaͤten/ darunter nun
ſeynd einige groſſe Stuͤcke von Gips auf
Marmor Art oder Florentiniſch Stein-
werck/ und es nun zwar eine gemeine Kunſt
iſt/ ſo kan es doch niemand in ſolcher perfe-
ction machen/ und in ſo groſſer Haͤrte und
Poli-
[45[44]] Polirung als aldorten/ der Churfuͤrſtl. Suc-
ceſſor Ferd. Maria haͤtte zugelaſſen/ dz ich nit
allein dieſes Werck mit den Operanten ſelb-
ſten/ ſondern noch viel andere Dinge haͤtte
fortſetzen und excoliren koͤñen/ aber ſein Vi-
ce-Cantzler D. Caſp. Schmid/ der Schwaͤbiſ.
Franzoſe/ welcher den altẽ ehrlichen D. Oxel
aus gebiſſen/ nehmlich den rechten Cantzler/
hat auch mich vertriebẽ uñ verhindert. Hier-
bey muß ich erinnern/ was mir mein Lands-
man der ehrliche alte Herꝛ Hacke hier in Lou-
den erzehlet/ daß nehmlich einer hier ſey/ der
aus Waſſer koͤnne groſſe ſtuͤcken Stein ma-
chen/ ſo dz man Quater-ſtuͤcke daraus hauen
koͤnne/ und daß er dem Koͤnige darvon einen
gantzen Seehafen bauen wolle: was darvon
kommen ſey/ weiß ich nit/ aber daß aus Kalck
und neuem Kaͤſe ein Stein oder Kiß kan
werden/ welcheꝛ an Haͤrte dem Demant nicht
vil weicht/ iſt mir bekandt. Wann ich erzehlẽ
ſolte/ was ich fuͤr wunderliche Arten von Er-
den und Steinen in Schottland geſehen uñ
ſelbſten mit Haͤnden betaſtet habe/ die theils
unſichtbar und hoͤrend und unempfindlich
machen/ und wie zu Path auf deß Hertzogs
von Lauderdale Felſen/ die Gaͤnſe die Eyer
mit einem Fuſſe ausbruͤten/ und wie andere
Gaͤnſe auff den Baͤumen und Hoͤltzern
C 2wachſen/
[46[45]] wachſen/ wuͤrde man mich fuͤr Muͤnſterum,
Wolfium, Ortelium und dergleichen Nar-
ren halten/ wiewol es doch wahr iſt. Printz
Printz Ruprecht alhier in Engelland hat ei-
ne Manier die natuͤrliche Marmorſteine zu
beitzen und zu poliren/ daß gantze Hiſtorien
darauf gemahlt werden/ ſehr ſchoͤn/ welches
noch uͤber die Bayeriſche Stocator gehet/ ich
habe auch dergleichen gebeitzte Marmor ſtei-
ne zu Nuͤrnberg geſehẽ/ Toback-Buͤchslein/
Schuͤſſeln und Flaſchen/ man kan auch den
Cryſtal ohne Schmeltzen faͤrben/ davon
Glauber in dem erſten Appendice uͤber
Pharmacopœæ Spagyricæ Siebenden
Theil/ p. 23 und Philippus Nerius in Arte
vitraria ingleichen Meldung thut. Es iſt
alhier dem Koͤnig in Engelland proponirt
worden.
28. Die Engellaͤndiſche Lederbe rei-
terey.
Man muß den Engellaͤndern zulaſſen/
daß ſie ingenios ſeyn/ zumahl im Nachfol-
gen/ unter andern haben ſie lange mit den
Hollaͤndern geſtritten/ wegen der Wollen-
Manufactur und wegen der Haͤffnerey/ ich
will zwar darinnen kein Urtheiler ſeyn/
wer ſie beſſer hat/ aber von der Lederberei-
terey/ kan ich wol ſagen/ daß die Engellaͤn-
der
[47[46]] der den Vorzug haben/ dann ſie haben ein
Kraut erfunden/ wor mit ſie an ſtat der Lohe
in gantz kurtzer Zeit das/ Pfund-Leder gar
machen/ weil aber hiervon ein abſonderlich
Buch ausgangen/ und der Inventor dar-
uͤber ein Privilegium hat/ ſo wil ich ihm ſei-
nen Marckt nicht verderben: diß muß ich
auch erinnern/ daß ſie in Engelland den
Saamen haben/ deſſen Oehl dem Leder den
edlen Geruch giebet/ von den Reuſſiſchen
Juchten/ alſo daß wir nun auch wiſſen was
das Preuſiſche Leder iſt. Zu dem Weiß-
gaͤrben haben ſie hier in Engelland die geſot-
tene Kreyde erfunden/ und Hr. Hacke er-
zehlet mir/ daß jemands hier ſey/ welcher eine
Leder mache/ das durchfuͤchtig ſey wie ein
Glaß/ welches zwar unglaͤublich zu ſeyn
ſcheinet/ ich aber wol begreiffen kan/ dann
deß beruͤhmten Medici zu Ulm Dr. Beutels
Tochter hat mir eine Roſe von Pergament
verehret/ welches ſo durchſichtig war als das
all erklarſte Venetianiſche Glaß. Es haben
auch die Engellaͤnder aus gefunden eine Art
Leim zu machen von Wallfiſch-Fett/ von
Beinen und iſt noch etwas geheimes un-
ter der Hand in der Lederbereiterey/ darvon
die Welt bald hoͤren wird/ dieweil ich darvon
nicht ſchreiben darff. Sie haben auch ei-
C 3nen
[48[47]] nen ſehr ſchoͤnen Firniiß von Sandrach au[f]
ihre Furnierung von Oliven-Holtz/ worvo[n]
ſie ſehr feine und ſchoͤne Arbeit machen/ und
welches Gebrauch ich zu dem Florentiniſ[chen]
Lackwerck erſtens applicirt habe/ die ſchoͤn-
ſte Cabinet darvon zu machen.
29. Haͤffnerey und Pottebackerey.
Wiewol dieſes eine alte Invention iſt/
hin und her in der Welt wol bekandt/ ſo iſt
dennoch taͤglich darinn zu finden/ und etwas
neues zu practiciren. Die ſchoͤne weiſſe Ma-
jolik Glaſur iſt zu Delpht in Holland/ zu
Hanan in Teutſchland/ und ich habe die er-
ſte nach Wien gebracht. Unter Cronwels
Zeiten/ iſt die Haͤffnerey in Engelland erſt
recht auffkommen/ ſie haben allerhand ſchoͤ-
ne Erden in Engell and/ einen kreyden-weiſ-
ſen Leymen/ einen blut-rothen Bolum, eine
goldgelbe Ochra, eine graßgruͤne Letten/ ſie
haben einen Leymen/ der ſich im Feuer hart
brennt wie ein Stein/ und kohlſchwartz wird
wie ein Marmor/ halte dafuͤr/ daß es der
Alten Bramnium ſey. Ich habe eine Mixtur
von Erden hier in Engelland erfunden/ wel-
che ſo weiß iſt als Kreyden/ man kan ſehr
diinne Geſchirꝛ davon machen/ laͤßt ſich ſtaꝛck
brennen/ klingt wie eine Glocke/ und iſt
doch
[49[48]] doch leichter als Holtz. Printz Ruprecht hat
einen Haͤffner aus Ungarn/ welcher eine
Mixtur auß Erde gefunden hier in Engeland
welche ſo weiß iſt als Kreyden/ die gebrennt/
halb durchſcheinend iſt/ wie der Oſt-Indi-
ſche Porcellan, und werden dergleichen Ge-
ſchirr hier in Londen oͤffentlich verkaufft. Es
ſoll auch ein Geiſtlicher zu Milan ſeyn/ wel-
cher das Porcellan-Geſchirꝛ machen kan.
Es gibt auch an einem Orte in Teutſchland
die warhafftige Porcellan-Erde/ nehmlich
einen Leymen/ welcher halb durchſichtig iſt:
ſonſten hab ich die Porcellana ſehr nach ge-
macht/ mit einem Glaß welches ich zu Wien
habe machen laſſen/ von Bein-Aſchen/ deſ-
ſen ich Meldung thu in meiner Phyſica ſub-
terranea, es ſpielet wie ein Opal und lei-
det ſiedend Waſſer. Die Alten haben un-
ter der Toͤpffer-Arbeit das Opus Moſ[a]i-
cum hoch gehalten/ wie man noch zu Vene-
dig ſiehet/ und hier in London iſt ein Glaß-
mahler/ welcher allerhand Figuren mit ho-
hen ſo wol in die Glaſur bringt/ auch das ir-
dene Geſchirꝛ als immer moͤglich ameliren
kan. Aus Spanien kom̃et ein irrdẽ Geſchirꝛ/
welches wie Gold anzuſehen/ und doch ver-
glaſurt iſt. Glauber meldet von dergleichen
met alliſchẽ Glaſuren. Man hat auch erfundẽ
C 4das
[50[49]] das Glaß zuzurichten als wanns Metall
Gold oder Silber waͤre/ den natuͤrlichen ſ[o]
aͤhnlich daß boͤſe Leuth Gelegenheit genom[-]
men falſches Geld daraus zu machen. Es
iſt wunderlich daß mein Bein-Glaß an-
fangs gantz klar iſt wie ein Cryſtall/ wann
mans aber ins Feuer haͤlt/ ſo wirds erſt
truͤbe wie Porcellan, und alſo habe ich auch
ein weiſſes Glaß ins Feuer halten ſehen/
welches darinne roth worden/ wie denn die
Kunſt roth Glaß zu machen heutiges Ta-
ges auch wieder erfunden worden/ und erin-
nere ich mich am Chur-Pfaͤltziſchen Hofe/
ein Stuͤck Glaß geſehen zu haben/ welches
man hat haͤmmern und kalt ausdaͤhnen
koͤnnen. Doch iſt der Alten rothes Glaß
etwas anders geweſen/ dann es nur auff ei-
ner Seithen deß Glaſes iſt/ welches wann
es davon geſchliffen/ weiß und klar iſt. Es
hat aber D. Casſius ein rothes Glaß erfun-
den/ welches durchaus roth iſt.
30. Faͤrberey.
Man iſt heutiges Tages ſehr hoch in
der Faͤrberey kommen. Kuͤffler hat die
Scharlach-Farbe erfundenn aus Cotſche-
niglie: mir iſt eine Art Cothſcheniglie ge-
wie-
[51[50]] wieſen worden/ ſo aus der Uckraine kommet.
Die Faͤrber Roͤthe iſt auch zu unſerer Zeit
erſt in Gang kommen/ hingegen/ weil wir
unſere Manufacturen nicht achten/ noch un-
ſer Vatterland ins Auffnehmen zu bringen/
gedencken/ ſondern vielmehr die ſolches
thun wollen/ daran verhindern/ ſo gehen un-
ſere Manufacturen auch mehr hinter ſich als
vor ſich/ ſo geben wir das Geld an die Hol-
laͤnder vor die Lumpen-Farbe den Indigo,
und laſſen hingegen den Waydbau in Thuͤ-
ringen zu Grunde gehen. Es wird fuͤr ei-
ne Kunſt gehalten/ wuͤllen Tuch ohne
Cothſcheniglie roth zu faͤrben/ hingegen
Seyden mit Cotſcheniglie bundſo zu faͤr-
ben/ es iſt doch beydes moͤglich und mir be-
kandt. Man hat nun auch außgefunden
die Baumwolle roth zu faͤrben/ wie die De-
cken aus Tuͤrckey und Oſt-Indien kommen.
Ich habe eine Art von Tapetzerey erfunden
von Leinen/ welche ich kalt mahlen kan/ daß
es der beſten Tapezerey gleicht/ wie ich denn
zu Wien viel ſchoͤne Stuͤcke dergleichen
machen laſſen/ ſie ſind ſchoͤn/ taurhafft und
koſten nicht viel/ ſeyn auch bald gemacht/ ich
habe einen Nuͤrnberger Namens Ritter
darinnen abgericht/ welcher es ſehr hoch ge-
C 5bracht/
[52[51]] bracht: den Hanff oder Flachs wiſſen einig[e]
alſo zu zu bereiten/ daß er dem beſten Baum[-]
wollen oder Floret nichts nach giebet. Es i[ſt]
nicht wol zu beſchreiben/ was vor ein un[-]
glaublich Geld die Oſt-Indiſche Compag[.]
vor die Oſt-Indiſ. Sitzen oder Baumwolle[-]
ne gefaͤrbte Zeuge aus dem Lande ziehet/ un[d]
darmit den gantzen Lein-Handel ruinirt
da doch das Leinen leicht zuzurichten waͤre[/]
daß es dem beſten Cadun nicht weiche.
31. Scheid-Waſſer/ Sublimat, Præcipi-
tat,Zinnober/ Gruͤnſpan/ Bley-
weiß/ Bleygelb/ Bleyglett/
Mennig zu machen.
Die Te[u]tſchen haben ungezweiffelt
das Scheidwaſſer gefunden/ dafuͤr ſind ſie
zu Venedig gefangen gehalten worden/
und diß war der Venetianer ihr Goldma-
chen/ wormit ſie auß dem Spaniſchen Sil-
ber das Gold geſchieden/ biß die Kunſt
aus gebrochen und gemein worden/ wiewol
man nun auch einen Weg gefunden im Fluß
ohne Aqua fort zu ſcheiden/ das Aqua fort
aber auch ſelbſten ſo gutes Preifes zu ma-
chen/ als der Salpeter ſelbſten werth iſt. Sub-
limat, Præcipitat und Zinober werden aus
Queckſiilber gemacht/ ſo wol zu Venedig als
zu Amſterdam haͤuffig und mit groſſem
Nu-
[53[52]] Nutzen woran viel tauſend gewonnen wer-
den/ weil nun alle die Species von Queckſil-
ber gemacht werden/ und alles Queckſilber
deß Kayſers iſt/ ſo koͤnte derſelbe auch leicht-
lich allen Nutzen zu ſich ziehen. Ich habe
Leuthe an der Hand gehabt/ welche ſich jaͤhr-
lich offeriret deß Kayſers Queckſilber auff
50000. Rthlr. zu erhoͤhen/ uͤbeꝛ den ordina-
ri-Handel/ weil die Sache aber durch mich
proponiret worden/ ſo hat die Sache muͤſ-
ſen ſupprimirt werden/ und hat man
lieber den Gewinn/ den Hollaͤndiſchen Waſ-
ſer-Laͤndern/ Quaͤckern und Maniſten laſ-
ſen wollen ohne einige Erkandtnus/ als daß
man das Geld angenom̃en/ etwas davon zu
Manufacturen angewendet/ und D. Bechern
manutenirt haͤtte/ damit aber der gewe-
ſte Cammer-Praͤſidente Sintzendorff/ ſei-
nem boͤſen Gemuͤthe Satisfaction gebẽ moͤch-
te/ haben ſeine Creaturen und favoriten die-
ſes Concept gehindert und hintertrieben/ uñ
die 50000. Rthlr. jaͤhrlich Frembden gelaſ-
ſen werden muͤſſen/ und dennoch klagt man
allezeit am Kayſ. Hofe man habe kein Geld/
und D. Becher thue nichts. Betreffend nun
weiter die Bereitung deß Gruͤnſpans und
Bleyweiß/ deß Mennigs und anderer Sor-
ten/ ſo ſind ſolche in Teutſchland auch zimlich
C 6in-
[54[53]]incaminirt, und waͤren gewißlich nun in de[n]
Kayſerl. Erblanden alle in perfection, ge-
ſtaltſam mir Herꝛ Ammon in Franckfurth
Zeugnuͤß geben wird/ daß ich zu allen An-
ſtalt gemacht und die Leute beſtellt. Weil
aber vom Kayſerl. Hofe aus an ſtat ver-
ſprochener Protection und Promotion, von
mir auffgerichteten Kayſerl. Kunſt- und
Werckhauſes/ die Manufacturen mehr ver-
hindert als befoͤrdert worden/ geſtaltſam
mir ſo gar auch nur vor die Handwercks-
Leute der verlangte Paß abgeſchlagen wor-
den/ ſo haben dieſe Manufacturen in den
Erblanden muͤſſen liegen bleiben/ hingegen
anderwaͤrtig auffgerichtet worden/ wie dann
die Sache endlich ſo weit kommen wird/
daß wann man mich endlich auffs euſſerſte
verfolget/ und mich nirgends bleiben laſ-
ſen will/ als wie der Kayſerl. Secretarius
Natitz, bereits hier in Engelland auff Ordre
deß Kayſerl. Hofs/ wie er ſagt/ gethan/ ich
gar ein Zinober-Ertz/ aus den Kayſerl. Erb-
landen entdecken/ und daraus ein neues
Queckſilber-Negotium zu meiner ſubſi-
ſtentz werde auffrichten muͤſſen/ gleich wie
ich den Sachſen zu gefallen/ welche durch
den Rentmeiſter Cotten mit mir ttactiren
laſſen/
[55[54]] laſſen/ und darnach retractirt, ſo eine gute
Zaffra und Schmalta alhier gefunden/ als
immermehr in Sachſen biß dato geweſen/
alſo daß ſelbiges Monopolium nunmehr ein
Loch bekommen wird/ wie auch bald hier-
nechſt das Kayſerliche Queckſilber-Nego-
tium wann man ſo procediren wird.
32. DoctorBechers Seege-Muͤhle
in einem Wald.
Es iſt ein ſehr nuͤtzliches Werck umb
die Seege-Muͤhlen/ und ſind doch erſt in un-
ſerm Seculo auffkommen/ und weiß doch
niemand eigendlich wer der erſte Inventor
geweſen/ allein dieſes inconveniens hat eine
Seegmuͤhle/ daß ſie einen Waſſerfall und
dieſen nicht zwar gering haben will. Ich
habe derohalben eine Invention erdacht/
Seege Muͤhlen zu machen/ welche mit
Ochſen getrieben werden/ und die man in
den Wald verfuͤhren kan/ zu den Baͤumen
ſelbſt; denn man mit kan leichterer Muͤhe/
die geſchnittenen Bretter verfuͤhren/ als
gantze Baͤume. Dieſe Invention hat ſehr gut
gethan/ und iſt approbirt worden.
C 733. Ra-
[56[55]]
33. RabelesTropffen.
Es iſt vor einiger Zeit ein Frantzoß
hieher an den Engliſchen Hof kommen/ Na-
mens Rabele, der hat groſſe Sachen auß-
ge geben von einem Wund-Waſſer und von
einer Medicin die er ſeine Tropffen genennt
hat. Wie nun die Frantzoſen grob und
inſolent, alſo hat ſich dieſer Geſell auch ein-
getrungen/ zumahlen durch das Frantzoͤſi-
ſche Frauenzimmer/ und hat etliche 1000.
Cronen bekommen/ iſt darauff wieder nach
Franckr. uñ wie vermeldet wird/ ſo ſey er mit
dem veneficio alldorten begriffen in die Ba-
ſtille geſetzt worden. Hier aber in Engelland
iſt von ſeiner Medicin ſehr ungleich geredt
worden/ theils haben zu viel/ theils haben
zu wenig darauff gehalten: unter den Æſti-
matoren iſt Printz Ruprecht/ welcher mir
einen Darm gewieſen/ Fingers lang/ auff-
geblaſen/ und auff beyden Enden mit einem
Faden zugebunden/ in einer Schachtel vor
eine Raritaͤt verwahrt/ dieſer Darm hat
der Laͤnge nach/ ſo lang er iſt/ einen Schnitt/
und iſt wieder zugeheilt/ mit occaſion, daß
der Printz in præſentz vor etlichen Medicis
ein junges lebendiges Schwein eroͤffnet/
auffſchneiden mit deß Rabeles Wundbal-
ſam
[57[56]] ſam beſpruͤtzen/ und wieder zu heilen/ her-
nach uͤber ein Jahr als das Schwein groß
worden/ wiederumb in præſentz der Medi-
corum ſchlachten laſſen/ ſo hat ſich dieſer
Darm befunden/ welchen der Printz zum
Beweiß auff hebet/ gegen die jenige// welche
ſtatuiren/ Weyd-Wunden koͤnnen nicht ge-
heilet werden. Sie haben unterſchiedliche
andere Thiere durchſtochen/ und nur von
dem Waſſer hinein geſpritzt/ ſeyn ſo bald
wieder geheilet worden/ vieler anderen wun-
derlichen Hiſtorien zu geſchweigen/ welche
unglaublich ſcheinen/ und mir dennoch
wahr zu ſeyn/ der Printz bekraͤfftiget. Herꝛ
Chriſtian Harel/ deß Koͤnigs in Engel-
land Hoff Apothecker in St. Dames Bark er-
zehlet mir/ daß die Præparation folgender
Geſtalt ſey/ wie er ſie ſelbſten auff Befehl
deß Koͤniges bereitet hab. Man diſtilli-
ret nehmlich auff die gemeine Weiſe/ das
Oleum Vitrioli, und gieſſet einen Spiri-
tum Vini allgemach darauff/ biß es getoͤd-
tet/ denn diſtillirt man es miteinander
heruͤber/ und gibt darvon etliche Tropf-
fen ein/ ſoll ein groſſes Conſervativ
ſeyn/ und innerlich heilen: aus dem Capite
Mortuo aber ziehet man ein Saltz uñ ſolvirt
ſolches in einem Waſſer/ worin man wil/ uñ
die-
[58[57]] dieſes iſt ſein Wunder-Waſſer/ mit einem
Wort/ eine Art von Elixier Proprietatis Pa-
racelſi und von dem Pulvere Sympathetico
Kenelmi Digbæi. Mir gefaͤlt der Spani-
ſche Wund Balſam/ welchen der Aqua-
pendente beſchreibt/ und der Portenſchlag
zu Saltzburg macht und verkaufft: viel beſ-
ſer Joachimus Polemannus der bekandte
Chymicus der das Novum Lumen Chy-
micum geſchrieben/ und dem Fuͤrſten von
Sultzbach dedicirt, hat: ſchier auff dieſe
Weiſe ein Operation gehabt er hat Oleum
Vitrioli mit Spiritu vini abgetoͤdtet/ und zur
Conſiſtentz abgezogen/ ſo iſt ein ſchwartzes
Pech zuruͤck blieben/ das hat er in Aqua Re-
gis ſolvirt, ſo iſt die Solution roth worden/ die
hat er wie der abſtrahirt, und in deſtillirtem
Waſſer ſolvirt, ſo hat es das Waſſer ſehr
hoch tingirt, und Fæces gegeben/ die hat man
geſchieden/ und das Waſſer wieder zum
Saltz inſpisſirt, dieſes Solviren und ein
Coaguliren hat er ſo offt gethan/ biß keine
Fæces mehr in dem Saltz geweſen. Von
dieſem Saltz hat man wunderliche Opera-
tiones, auch menſchliche und metalliſche
Leiber erzehlet/ und daß Colleman notable
Dinge darmit gethan. Bey Occaſion und
Er-
[59[58]] Erzehlung dieſes ſchnellen Wund-Waſ-
ſers deß Rabele, faͤlt mir bey eine andere
Art von Waſſer/ die Todten-Coͤrper damit
zu conſerviren, wie in Holl and der Famose
AnatomicusBiltz gethan/ und ich gantze
Leiber ſo geſehen/ habe zwar auch bereits zu-
vor zu Nuͤrnberg/ bey dem Taliensker
dergleichen Liquorem geſehen: ich habe eine
Art von Saltz erfunden/ welches mehr præ-
ſerviren ſoll als das gemeine Saltz/ die
Probe wird nun davon gethan/ und wird
die Zeit lehren/ was der Effect ſeyn wird/ es
iſt ein wunderliches Saltz/ kein Acidum
und kein Alcali und doch beydes zugleich/
gibt auch in der deſtillation einen abſonder-
lichen Spiritum und Solvens von wunderli-
chem Operationen. Sonſten ſind unſerer
Zeit noch viel rarer Medieinen erfunden
worden/ als der Jeſuiter Fieber-Pulver/
hier in Londen Simon Semans Fieber-
Waſſer/ Walckods Peſt-Waſſer/ Ame-
lungs zu Leipzig Stein-Tinctur, Porten-
ſchlagers zu Saltzburg Spaniſcher Wund-
Balſam/ Puͤchlers zu Lintz Waſſer gegen
das Podagra: aber ein mehrers hiervon in
meinem Diſpenſorio ſecretorum Medico-
rum.
34. Ex-
[60[59]]
34. ExperisWaſſer-Muͤhl.
Nicht weit von Detfort/ neben dem Koͤ-
niglichen Proviant-Hauſe/ hat dieſer Ex-
peri eine Muͤhle gebauet/ welche auff dem
Lande ſtehet/ und durch einen Canal von
dem Tems-Waſſer/ ſo wol in dem Zu als
Abfluß getrieben wird/ worzu er ein abſon-
derliches Rad hat/ und iſt er ſehr compen-
dios, mit wenig Waſſer/ treibet dennoch
einen ſehr groſſen Stein/ und ſuſtenirt
der Iuventor daß er in 6. Stunden 6. mahl
ſo viel als auff gemeine Weiß damit mah-
len will/ er hat daruͤber ein Patent/ und hat
mir die Machinam ſelbſt gewieſen.
35. Vitriol, Salpeter,Saltz oder an-
dere Metallen in die Erde zu
ſaͤen/ darinn wachſen zu machen
und zuaugmentiren.
Vom Clauß Narren ſagt man/
daß er einmahl Ducaten geſaͤet habe/ in
Hoffnung/ daß ſie auffgehen ſolten:
und die Lateiner haben ein Sprichwort
von vergebener Arbeit/ Salem ſcrere;
Gleichwol ſo naͤrriſch als es ſcheinet/ ſo
hat ſich doch befunden/ daß die Metal-
len
[61[60]] len und Salien von Lufft/ Waſſer und
Erden ein Increment nehmen/ und
gleichſam wachſen. Glauberus erzeh-
let vom Liquore Silicum, daß die cal-
ces der Metallen darinnen wie Baͤu-
me auffwachſen/ und iſt bekandt was
vor Gewaͤchſe der Mercurius ſowol
in via liquida als Sieca macht. Daß
durch die Sonne in dem Saltz Gold
generiret werde/ ſchreibet Linſchott
von Sicilien bey der Stadt Rapun-
dien/ und hier bey London zu Dettfort
hab ich ein Virriol-Werck geſehen/
welches von der Lufft generiret wird/
und unter der Erden hol iſt/ da das
Waſſer herunter troͤpfft/ und durch
Rinnen in die Pfannen laufft alwo es
eingeſotten wird. Martin Schmuck
lehret in ſeinem Theſauriolo eine
kuͤnſtliche Salpeter-Huͤtte zu bauen/
dergleichen etlicher Orten nun in
Teutſchland ſeyn/ mit gutem Suc-
ceſs; Worvon ich aber allhier
mel-
[62[61]] meld/ beſtehet darinnen/ das Saltz/ Salpe-
ter und Vitriol in gemeinem Waſſer ſol-
virt, und die rechte gebuͤhrliche Erde darmit
beſprengt/ und den Sommer uͤber oͤff-
ters wieder eingetrucknet/ dann ausge-
langt/ multiplicirt befunden werden. Die
Metalla kan man in ihren Menſtruis corro-
ſivis auff ſolviren, mit vielen Waſſer delui-
ren und eben ſo procediren. Ich habe auß
der Erde Ziegelſteine laſſen formiren/ aber
nicht brennen/ ſondern nur unter einem
Dach an die Lufft geſetzt und zu Zeiten an-
gefeuchtet. Hierbey kan ich nicht vorbey
gehẽ deß Experiments zu gedencken/ darvon
ich in meinem Supplemento I. in Phyſicam
ſubterraneam geſchrieben/ nehmlich aus ge-
meinen Haffner-Leym Eyſen zu machen/
welches ich auch vergangenen Sommer zu
Windſor vor dem Koͤnig gethan. Man
nimmt gemeinen Haͤffner-Leymen/ pulvert
ihn/ und feuchtet ihn an mit Leinoͤhl/ daß er
ſich ballen laͤßt; denn formir et man Kugeln
daraus/ thuts in eine Irretort, treibts her-
uͤber/ das Caput Mortuum muß ſchwartz
ſeyn/ wann es recht gethan/ diß muß geſtoſ-
ſen und mit Waſſer zum Schlich gezogen
werden/ ſo faͤllt ein ſchwerer ſchwartzer
Schlich/
[63[62]] Schlich/ aus dieſem kan mit dem Magnet-
Eyſen ziehen/ welches Eyſen Gold haͤlt/ und
iſt ſich zu verwundern/ daß der Leymen auch
den Schweffel Arſenic und Queckſilber an
ſich ziehet/ und figirt, auff eben dieſe Weiſe
tractirt, wie eben die fluͤchtige Ertze mit Ley-
men verſetzet/ dergeſt alt figirt werden/ daß
viel ein mehrers an Metall folgender Ge-
ſtalt erhalten wird/ gibt auch dem Ertz zu-
gleich einen guten Fluß/ nicht nur aber der
Leimen/ ſondern gantze Gebuͤrge gibt es
voll von Geſtein die einen Goͤldiſchen Ex-
tract geben/ welcher zu Gold oder Silber ge-
ſchmoltzen/ in allen Proben darbey beſtehet:
inſonderheit hat der gemeine fluͤſſige Sand/
als eine Gebaͤhr-Mutter der Mineralien,
groſſe Lieb mit den Metallen/ dergeſtalt/ daß
ſie darmit tractirt, allzeit verbeſſert herauß
komme. Beſiehe hiervon meine Mineram
Arenariam. Ich habe vermeint in Hol-
land dem gemeinen Weſen zum beſten/ der-
gleichen Werck auffzurichten/ war auch
ſchon in fieri, und mit den Staaden daruͤber
tractirt, und geſchloſſen/ Proben und Gegen-
Proben gethan/ gut und accurat befunden/
und daruͤber Atteſtata ertheilt worden/
demnach hat ſich das Werck zerſchlagen/
aus
[64[63]] aus den Urſachen die in der Minera Arenaria
erzehlt ſeyn/ und die in dem anderen Theil
dieſes Tractats der Weiſen-Narrheit wer-
den allegirt werden. Die Welt ſucht heuti-
ges Tages nichts als hohe ſubtile Kuͤnſte/
und dencket nicht daß die Kunſt der Natur
folgen muͤſſe/ und daß die Natur gantz ein-
faͤltig ſey/ ohn einiges ſubtiles Deſtilliren in
Stein/ Leymen und Sand/ in/ unter und
uͤber der Erden Metalla generire, welcher/
wann die Kunſt nachfolgete/ ſo koͤnte man
aller Orten in der Welt Metalla haben/
und nuͤtzliche Scheidwercke anrichten/ das
angelegte Capital mit cento pro cento ohne
Wucher/ Betrug und ſeines Nechſten Be-
ſchwerung vergroͤſſern/ und viel gute Sachẽ
thun: aber der Welt iſt das Schinden und
Schaben/ Importen und Beſchwerungẽ viel
lieber uñ ſuͤſſer/ derowegen dz Geld/ ſo ſolcher
Geſtalt herauſſer kommt viel angenehmer/
weil es nun heiſſet Mundus vult decipi, mag
es auch dabey verbleiben/ decipiatur ergo.
36 Dr. BechersInventionvon Feuer/
Kohlen und Theer.
In Holland hat man Turff/ und in
Engelland Stein Kohlen/ beyde taugen
nicht viel zum Brande/ weder in Zimmern
noch zum Schmeltzen: ich habe aber einen
Weg
[65[64]] Weg gefunden nicht allen beyde Sorten/
zu guten Kohlen zu brennen/ die nicht mehr
rauchen noch ſtincken/ ſondeꝛn mit den Flam-
men darvon ſo ſtarck zu ſchmeltzen als mit
dem Holtz ſelbſten/ und ſo eine groſſe Exten-
ſion der Feuerflammen/ daß ein Schuh
ſolcher Kohlen 10. Schuhe lang Flammen
machen/ das habe ich im Haag demonſtrirt
mit Turff/ und hier in Engell bey dem Hn.
Boyle mit Steinkohlen/ auch in Windſor/
darmit in groſſo abgetrieben. Bey dieſer oc-
caſion iſt auch Merckens wuͤrdig/ daß gleich
wie die Schweden ihre Theer aus Kifern
Holtz machten/ als hab ich hier in Engelland
aus Steinkohlen Theer gemacht/ welche der
Schwediſ. in allem gleich gehet/ und noch in
etlichen Operationen daruͤber iſt/ ich habe
die Probe darvon gethan/ ſo wol auff Holtz
als auff Stricke/ und iſt in der Probe gut be-
ſunden worden/ geſtaltſam denn auch der
Koͤnig darvon eine Probe geſehen/ welches
vor Engel[.] eine groſſe Sache iſt/ und die Koh-
[l]en/ wann die Theer daraus gezogen iſt/ ſeyn
[b]eſſer zum Gebrauch als vorhin.
39. Neue Arten von Fermentiren.
Es iſt zu beklagen/ daß die Leute ſo gar
[c]urios auf neue Zeitungen ſeyn/ die doch nur
[l]uͤgenhafftig/ hingegen auf neue Inven-
tionen
[66[65]]tionen/ welche doch wahr uñ nuͤtzlich/ geben ſ[ie]
nit achtung/ wañ ſie gleich ſelbige mit Auge[n]
ſehen/ dannenhero iſt kommen/ daß nicht al[-]
lein die Inventores der Sachen vergeſſen/
ſondern auch die Erfindungen der Sachen
verlohren werden: derowegen Panzirollus
einen gantzen Catalogum de ſcientiis perdi-
tis geſchrieben/ welches ja billich eine Schan-
de iſt: unter andern ruͤhrets auch dahero/ daß
man nicht weiß/ wer das Papiermachen er-
funden/ welches eine feine doch wund erliche
Invention iſt/ aber auff die gemeine Weiſe
viel Muͤhe/ Klopffens und Geraſſels mit
den vielen Staͤmpfflen gehabt. Ich habe
aber eine neue Art von einer Papier-Muͤhle
zu Serndamm in Holland geſehen/ welche
ohn einigen Staͤmpffel gehet/ ſondern durch
eine Waltze in kurtzer Zeit und mit leichter
Muͤhe die Lumpen zu einer Pappe gepreßt
werden/ welches ſehr compendios und wol
Anmerckens wuͤrdig.
38. Raucher-Werck.
Fleiſch und Fiſche zu conſerviren, ſind
drey Wege/ entweder an der Lufft zu truck-
neß/ oder in dem Rauch zu raͤuchern/ oder
ein-
[67[66]] einzuſaltzen und einzumachen: ich erinne-
re mich daß ich zu Stockholm Schaffleiſch
gegeſſen ſo an der Lufft gedoͤrret geweſen
und gantz weiß war/ die Stockfiſche wer-
den an der Lufft gedrucknet und eine groſſe
quantitaͤt Hechte in Schweden. Das ein-
ſaltzen der Fiſche iſt allein bey dem Laberdan,
Salmen, Haͤring und in Schweden Stroͤm-
ling/ in Italien Sardellen gebraͤuchlich/
doch hab ich auch in Schottland geſaltzene
Auſtern gegeſſen. Kayſer Carolus V. hat
die invention Haͤring einzuſaltzen ſo hoch
æſtimirt, daß er nach des Inventoris Grab
in Holland gefragt und daſſelbe beſucht hat.
Ich vernehme/ daß in Engelland in Corn-
vvall eine Art im Gebrauch ſey/ die Fiſche
einzumachen mit Preſſen/ welcher geſtalt
ſie in einer Stunde etliche tauſend einma-
chen/ welches ich bald ſelbſt ſehen werde.
Es iſt auch eine Art die Fiſch einzumachen
in Italien gebraͤuchlich ſo man mariniren
nennet/ und weꝛden gemeiniglich die Lingva
duti, Aal und Lampreten alſo ein gemacht/
nemlich in Oehl gebraten/ mit Pfeffer be-
ſprengt/ mit Lorbeerblaͤtter belegt/ mit
Eſſig uͤbergoſſen und in Faͤſſern zugepreſſt.
Mich wundert/ daß ſie in Holland die
DSchol-
[68[67]] Schollen oder Tungen/ die alda haͤuf.
fig ſeyn/ ſolcher geſtalt nicht zu-
richten. In Italien hat man kleine
Voͤgel dergeſtalt eingemacht/ welche
ſie nennen Ave di Cypro, und pfle-
get mans auch etlicher Orten in Teutſch-
land mit den Lerchen zu thun/ wel-
che man gebraten in einen Hafen
legt/ Lorbeerblaͤtter und Wacholder-
Beer darzu thut/ den Hafen mit Eſ-
ſig voll gieſſt und denn oben mit But-
ter verrennt/ ſo bleiben ſie eine lange
weile gut. Ich habe mit Verwun-
derung erfahren und ſelbſten in der
That geſehen/ daß der Zucker das
Fleiſch trefflich præſervirt, viel beſſer
als Saltz/ dann er friſſt noch veraͤn-
dert die ſubſtantz des Fleiſches nicht
wie das Saltz thut/ ſondern laͤſſet/
wenn er von dem Fleiſch ausgelangt
wird/ daſſelbige wolgeſchmackt in ſei-
ner Krafft. Ich habe zu Wien ei-
nen gantzen Sommer uͤber/ da doch
die Waͤrme aldar ſehr putrificiren
macht/ ein groß Stuͤck Wild-Schwei-
nen Fleiſch nur allein mit Zucker ein-
gemacht præſervirt, welches noch ſehr
wol-
[69[68]] wolgeſchmackt geweſen. Wann man ein
reingemachtes Spannferckel in eine Zu-
cker-Pfannen duncket/ worinnen der ge-
ſchmoltzene Zucker iſt/ ſo wird es durch
und durch condirt und haͤlt ſich ſehr lan-
ge. Ob gleich nun das Einmachen mit
Zucker theurer iſt als die Poͤckel/ ſo iſt
ſie hingegen geſunder/ und kan der Zu-
cker wann man verſtaͤndig mit umbge-
het nach dem Gebrauch/ wiederum er-
halten werden. Daß ſonſten der Zucker
beſſer vor der Faͤule præſervirt als Saltz/
ſiehet man an den eingemachten Fruͤch-
ten/ welche in Zucker bleiben/ hinge-
gen in dem Saltz nicht ſtehen wuͤr-
den. Was nun das Raͤuchern an-
belangt/ ſo iſt daſſelbe nun ſo wol an
Fleiſch als Fiſchen ein ſehr gutes/ nuͤtz-
liches und geſundes Werck/ und da
der Genuß des eingeſaltzenen Poͤckel-
Fleiſches den Schaarbock macht/ ſo
vertreibt daſſelbige ſolchen/ und wider-
ſtehet ihm/ welches herkommet von
dem Sale volatili das im Ruß iſt/ und das
geraͤucherte dergeſtalt penetrirt hat. Auf
meinen Zweck nun zu kommen/ ſo hab ich in
Oeſterreich ein kleines Inſtrument geſchen/
D 2worin-
[70[69]] worinnen man in wenig Stunden zum
allerbeſten raͤuchern kan/ als Karpffen/
Spanferckel/ Gaͤnſe ꝛc. Solte ſich
in den Oertern als Holland/ Engel-
land/ Sottland alwo vielerhand Fiſche
ſeyn/ mit Nutzen practiciren laſſen/ und
die Schollen/ Weiding und Cabliau
viel beſſer geraͤuchert als eingeſaltzen
ſchmecken. Es iſt noch eine Art ohne
Saltz/ Eſſig/ Oehl/ Zucker ohne doͤr-
ren an der Lufft/ noch raͤuchern in dem
Rauch/ Fleiſch und Fiſch Jahr lang zu
præſerviren, mit ſo wenigen Koſten als
wann ſie geſaltzen waͤren/ weil aber die
Invention ich einem andern uͤberlaſſe/
ſo wil ich durch publication ihrer/ ihm
alhier keinen Schaden thun/ doch dem
curioͤſen Lefer ſo viel zur Nachricht ſa-
gen/ daß es ein naſſes Raͤuchern ſey/
nemlich ein Rauch der zu Waſſer wor-
den/ mag unter die wunderlichſte In-
venta unſerer Zeit wol gerechnet wer-
den.
39. Neue Arten vonFermentiren.
Es iſt bekant/ daß alles Getraͤnck
je laͤnger es fermentirt/ je ſtaͤrcker e[s]
wird/ hingegen aber auch zu beſorge[n/]
da[ß]
[71[70]] daß es ſauer wird/ darvon die Urſa-
chen in meiner Phyſica ſubterranea cap.
de Fermentatione umſtaͤndig angezeigt
worden. Ich hab aber eine Invention
erfunden ein Getraͤnck es ſey Wein/
Bier oder Aepffel-Moſt ein Viertheljahr
lang in der fermentation zu erhalten/ das
dann ſo ſtarck wird als der allerſtaͤrckſte
Wein ſeyn kan/ bleibet beſtaͤndig und
iſt ſehr ſtarck/ geſund und annehmlich zu
trincken. Ich habe die Proben etlicher Or-
then und zwar in Groſſo gethan und bin
verſichert/ daß die Unterthanen eines
Orths keinen Wein verlangen werden
noch von noͤthen haben/ wo nur Aepffel
vorhanden ſeyn. Printz Ruprecht wird
mir deſſen ein Zeugnus geben/ welchem ich
dieſen gantzen Winter uͤber/ der doch dieß-
mal hier in Engelland zimlich kalt geweſen
ein gantz Faß vol Aepffel-Moſt in der
fermentation erhalten/ welcher dadurch
ſo ſtarck worden/ daß er nun dem beſten
Wein nicht weichet/ und halte dafuͤr Sei-
ne Hoheit werden dieſe Invention hier im
Koͤnigreich introduciren und dadurch
dem Frantzoͤſiſchen Weine nicht wenig
Abbruch thun. Diß muß ich noch hierbey
D 3erin-
[72[71]] erinnern/ daß ich hier in Londen eine
ſonderliche invention von einer Muͤhle ge-
ſehen/ die Aepffel mit leichter Muͤhe und
geſchwinde zu Moſt zumahlen/ und ſolte
diß Inſtrument in Teutſchland zum Moſt
machen und Auſpreſſung der Trauben
ſehr dienlich iſt. Der Inventor darvon
hat vom Koͤnige ein Privilegium daruͤber
erhalten und iſt in Engelliſch ein Buch
darvon ausgegangen unter dem Titul
Pomona.
40. Von derTypographiundTachy-
graphi.
Man wil den Chineſern das Lob der
Druckerey geben in derer erſten Erfin-
dung/ welches wahr ſeyn kan/ wann an-
ders auff Leinwandt und Seyden/ figuren
drucken/ oder der Chineſer Characteren
vor eine Druckerey gehalten werden kan.
Gewiß aber iſt es/ daß die Art und Manier
von der Europæiſchen Druckerey aus
Teutſchland von Mayntz ihren Urſprung
nehme/ wie nicht weniger auch die
Teutſchen das Kupfferſtechen und Etzen
erfun-
[73[72]] erfunden haben/ und kan wol ſeyn/ daß
hernach zu Harlem wie einige wollen/ die
Druckerey erſtlich in die rechte Form kom-
men wie dann noch taͤglich etwas zu in-
ventiren koͤmmt. Die Hollaͤndiſche
Druckerey und Antwerpiſche haben den
Vorzug wegen Schoͤne der Buchſta-
ben und Guͤte des Pappiers: Franck-
furth aber iſt das Emporium von
Druckerey in gantz Europa, wie auch
von Buchfuͤhrerey/ in Engelland hinge-
gen wird wenig darinnen gethan/ die-
weil ſie keine Buchfuͤhrer haben/ ſon-
dern nur Buchbinder/ worinnen ſie
doch feine Sachen haben/ und ſolte
ein teutſcher Buchfuͤhrer nicht uͤbel thun
welcher die Translation etlicher ſolcher
Operen auf ſich nehme. Unterandern haben
die Engellaͤnder die Tachygraphi gefun-
den/ oder eine Kunſt ſo ſchnell zu
ſchreiben als man reden kan/ welches
ſie den fliegenden Schreiber heiſſen/
worvon in Engelliſchen abſonderliche
Beſchreibungen außgangen. Sie ha-
bens in Engelland in ſolchen Ge-
brauch gebracht daß junge Leute/ oder welche
ſich darauff legen/ gantze Predigten in der
D 4Kirch
[74[73]] Kirch/ und gantze Orationes in dem Par-
liament ſo ſchnell auffſchreiben/ als ſie
geredt werden/ welches eine artliche und
nuͤtzliche Invention iſt/ und hat mir Anlaß
zur Speculation gegeben zu practiciren,
in der Druckerey ſo geſchwind zu ſetzen
als man ſonſten mit der Feder ſchreiben
kan: weil aber die edle Kunſt der Dru-
ckerey bereits ſo gemein worden/ wil ich
ſie durch publication dieſes Inventi nicht
noch geringſchaͤtziger machen.
41. Von einer algemeinen Sprach
und Schrifft.
Hier moͤchte einer anfangs einwerf-
fen und ſagen/ wann alle nationen ei-
nerley Character ſchrieben und einerley
Woͤrter redeten/ ſo haͤtte man einerley
Sprach und Schrifft und doͤrffte man
keine neue erfinden: darvon aber wird
alhier nicht gehandelt/ ſondern die Sa-
che und Propoſition beſtehet in zweyen
Gliedern/ erſtlich in einem Mittel durch
Character einander ſchrifftlich zu verſte-
hen/ daß doch jede nation jhre Sprache
behal-
[75[74]] behalte/ und keine der andern Wort/
ſondern nur das ſignificatum und den
ſenſum verſtehe. Hiervon haben ſehr viel
geſchrieben. Commenius hat nach Anlaß
der Chineſer einen Orbem ſenſualium
pictum ausgehen laſſen/ woraus noch
wol der nechſte Weg zu einem allgemei-
nen Character zu finden. Ein Spa-
nier wie auch Pater Kircher haben ſich in-
gleichen darinnen bemuͤhet/ aber Pater
Schott in ſeiner Technica curioſa giebet
den Preiß vor allen andern meinem neu-
erfundenen Character, welchen ich Anno
1660. heraus gegeben/ und geliebts GOtt
dieſes Jahr in forma eines vollkomme-
nen Lexici auff die Art meines Novi Or-
gani Philologici in ſechs Sprachen/ als
Teutſch/ Engliſch/ Polniſch/ Latei-
niſch/ Frantzoͤſiſch/ Italiaͤniſch heraus
gehen wird/ ein ſehr nuͤtzliches Werck
zu vielerhand Gebrauch. Die zweyte
Art iſt eine Sprache zufinden welche man
reden koͤnte/ als zum [Exempel] wie die
Lingva Franca und welche doch gantz
leicht zu begreiffen/ etwan in vier Wo-
chen Zeit zu erlernen/ leicht auszuſpre-
chen/ die Sachen doch wol und umſtaͤndig
D 5expri-
[76[75]]exprimirt, und aus der Natur der Sachen
ſelbſt genommen waͤre: hieruͤber nun ha-
ben ſich bemuͤhet unterſchiedliche/ als
Georgius Dalgarnus in ſeiner Arte ſigno-
rum oder Charactere univerſali, \& Lexi-
co Grammatico Philoſophico, item
Franciſcus Lothvvick, item Johann Wil-
king alle Engellaͤnder/ und wie ich ver-
nehme/ ſo ſind ſie bey der Societaͤt alhier
noch geſchaͤfftig das Werck auszufinden/
aber wie mich deucht/ ſo greiffen ſie es zu
kuͤnſtlich und zu weitlaͤufftig an/ derge-
ſtalt daß das Werck unpracticabel wer-
den wird/ wie dann des Wilkings Lin-
gva Philoſophica kuͤnſtlicher iſt/ als alle
andere Sprachen/ und wolt ich eher
Teutſch/ Sclavoniſch/ Arabiſch/ Ma-
laiſch/ Otaribiſch und Lateiniſch lernen
mit welchen ſechs Sprachen man die gan-
tze Welt durchkommen kan/ als allein
dieſe des Dr. Wilkings, denn es iſt eine
unendliche multitudo darinnen/ und hat
ſolche zuerlernen noch niemands die Pro-
be gethan als der Herr Boyle/ wel-
cher doch ſelbſt bekennt/ daß ſie ſehr ſchwer
ſey/ ſo groſſes ingenium er auch hat.
Meines Erachtens muß eine Sprache ſeyn
erſt-
[77[76]] erſt lich von 10. oder 12. Buchſtaben wo kein
R/ Z oder ſchwere Buchſtaben ſeyn/ ſondern
mehrentheils L[a]biales, Dentales, Vocales,
alſo daß ſie auch von einem der eine ſchwere
Zunge hat doch leichtlich geſprochen werden
kan. Zweytens/ muß es einen Character ha-
ben der einfaͤltig zu ſchreiben iſt/ alſo daß er
auch von Bauren in einem Tag gelernet
werden kan. Drittens/ die unnoͤtige Woͤr-
ter ſo in einer Sprache einen Uberfluß
und Wei[t]laͤufftigkeit machen/ muͤſſen aus-
gemuſtert und nur die noͤthige zum taͤgli-
chen Gebrauch erfordrende Woͤrter zu-
ſammen gebracht und in radices geſtelt
werden/ darvon ich einen eigenen Tractat
geſchrieben de Verborum Sufficientia, und
bewieſen/ wie wenig Subſtantiva, Adje-
ctiva, Verba, Adverbia, Præpoſitiones,
Conjunctiones, Interjectiones, Pronomi-
na in einer Sprache von noͤthen/ und die
Nomina Propria aus genommen/ wie vieler-
ley Woͤrter ſeynd ihrer wol ſo in der gantzen
heil. Schrifft ſeynd/ oder wie vielerley Woͤr-
ter ſind in einer Sprache von noͤthen/ daß
man ſie wie eine Mutter-Sprache reden uñ
alles darinne exprimiren koͤnne/ mit
drey/ vier oder zum hoͤchſten mit 500.
Woͤrtern/ alſo daß man gar in einem
D 6Mo-
[78[77]] Monat eine Sprache ſo weit wird lernen
koͤnnen/ nemlich des Tages zehen oder
zwoͤlff Woͤrter/ daß er eine Sprach
zu gnugſamer Nothdurfft verſtehen und
reden kan: und hat dieſe meine ausge-
fundene ſufficientia vocabulorum nicht
nur jhren Haupt-Nutzen in dieſer Lin-
gva univerſali, ſondern in jeder Spra-
che/ welche ſolcher Geſtalt leicht erler-
net werden kan. Vierdtens muß
das viele variiren in den Declinatio-
nen und Conjugationen abgeſchafft
werden/ dann worzu dienen bey den
Griechen ſo viel variationes, das me-
dium, die Aoriſti, die Futura, die De-
clinationes und Contracta, worzu bey
den Lateinern ſo ein Hauffen Termi-
nationes ſo ein Hauffen Genera, ſo
ein Hauffen Articuli, ſo viel Con-
ctructiones, ſo viel exceptiones, Ano-
malia, ſo viel Declinationes und Con-
jugationes, auch Comparationes und
dergleichen. An dieſer univerſal Lai-
cal-Sprache hingegen iſt genug ein
Genus, eine Termination, eine Declina-
tion, eine Comparation ein Singulatis, ein
Plura-
[76[78]]Pluralis, 4. Caſus, ein Activum und
Paſſivum, ein Indicativus, Imperati-
vus, Infinitivus, ein Præſens, Præ-
teritum und Futurum, und die drey
Perſonen/ und insgeſampt etwan ſechs
Reguln in Syntaxi: diß iſt die gantze
Grammatic auff einem einzigen Blat/ und
wil doch ſo viel exprimiren als ei-
ner in ſeiner Sprache thun mag.
Fuͤnfftens ſoll man auch ſehen daß man
in dieſer Laical-Sprache Sylben und
Woͤrter finde die wenig Buchſtaben
haben und leicht auszuſprechen ſeyn/
auffs hoͤchſte diſſyllaba, und welche doch
ein Anſehen haben/ und auff die La-
teiniſche oder Spaniſche Manier kom-
men. Sechſtens/ wann die Sprach
dergeſtalt leicht iſt zu lernen und zu re-
den/ auch lieblich in der Ausſprache/
ſo wird ſie bald in der Gemein ſeyn/
als wie die Lingva Franca, und darumb
nenne ich ſie eine Laical-Sprache/
aber ſie kan auch eine Philoſophical-
Sprache genennet werden/ dieweil ich
alſobald aus dem Wort und Buchſta-
ben deß Worts/ die Variation und
Etymologi, die Logiſche und Phyſiſche
D vijNatur
[80[79]] Natur deſſelben erkennen kan/ welches de
facto keine Sprache in der Welt hat: zum
[Exempel]/ ich habe ſo vielerley Sachen als
in der Welt ſeyn/ nemlich Genera der
Sachen/ Radices gemacht/ alſo daß wann
ich ein Wort hoͤre oder leſe/ ich alſobald
ſehen kan ob der Radix ein Thier/ ein irr-
diſches Thier/ ein vierfuͤſſiges Thier/
ein huͤffigtes oder geſpaltner Klauen/
gehoͤrt/ wiederkaͤuend/ und endlich was ſei-
ne ſpecialiſſima præciſi mit andern Ge-
ſchoͤpffen iſt/ welches wer mein Philoſo-
phiſch A b c hat/ alſobald erkennen kan/
wer aber nicht darauff achtung geben wil/
kan ſie als eine andere Sprache reden/
aber hiervon ein mehrers in meinem Novo
Organo Hexaglotto, ſub titulo de Verbo-
rum Sufficientia. Sonſten hat Helmont
ein Alphabetum naturale Hebraicum ge-
ſchrieben zu Sultzbach/ aber wie er in al-
len ſeinen Sachen confus iſt/ alſo iſt er
auch alldorten/ uñ wer ihm opponiren wol-
te/ wuͤrde auff ſeine objectiones keine ſatis-
faction haben/ dann er umb einen gantzen
Baurenſchritt fehlet/ circa definitionem, fi-
gurationẽ \& ſonũ literarum, vocalium, gut-
turalium, labialium, dentaliũ \& lingvalium,
dar-
[81[80]] darvon der kuͤnſtliche Leſer ein mehrers in
meiner Lingva Laica mit beſſern fundament
leſen wird. Ich habe einen Orgelmacher ge-
kennt/ welcher zwar nicht geſtudirt/ aber von
Natur ingenios war/ welcher lange Zeit
daruͤber geſeſſen/ ob er durch Kunſt einige
Buchſtaben redend exprimiren koͤnte/ daß
gewißlich ein groſſer Theil Buchſtaben im
a b c ſeine Orgelpfeiffen geſungen und theils
ſehr naturel exprimirt haben. Wie man die
ſtummen Leute ſol redend machen durch
Kunſt/ erzehlet Stephanus Rodericus Ca-
ſtrenſis Commentario in librum Hippocra-
tis de Alimentis ſect. 2. p. 247. Daß in Spa-
nien dergleichen ſey practiciret worden/ wie
ihme der Budianus erzehlet/ iſt auch zu unſrer
Zeit in Sultzbach dergleichen Exempel und
Probe geſchehen.
42. Huͤltzner Blasbalg.
Ich habe in Teutſchland bey den Berg-
wercken und Schmeltzhuͤtten huͤltzern[e]
Blasbaͤlge geſehen/ welche gar ohn
alles Leder ſtarck blaſen/ vom Waſſer
getrie-
[82[81]] getrieben werden und wenig koſten/ man
kan auch ſolcher geſtalt doppelte Blaßbaͤl-
ge machen. Dieſe Invention iſt artlich und
nuͤtzlich und in Engelland noch nicht bekant/
es kan auch ſehr viel dienen zu Waſſer-
Wercken umb die Linderung der Pumpe
zu erſparen..
43. KayſersFerdinandi III Proportio-
nal-Zirckel.
GOtt iſt in ſeinen Gaben zumalen
mit dem dono inventionis wunderlich und
ſiehet damit die Perſon nicht an: ſchlech-
te Bauren und ungelehrte Handwercks-
Leute haben bißweilen einen wunderlichen
Geiſt zu inventiren: diß Donum iſt auch
unter Kayſer/ Koͤnige und Fuͤrſten aus-
getheilet/ unter andern iſt auch abſonderlich
mit begabt geweſen Kayſer Ferdinandus
III. gottſeeliges Andenckens/ er war nicht
allein ein groſſer Chymicus, ſondern auch
ein kuͤnſtlicher Drechßler und trefflicher
Mathematicus, dieſer hat einen Proportio-
nal-Zirckel aus gefunden/ wornach man gar
leichtlich die gantze Matheſin demonſtriren
kan/ iſt ein ſchoͤnes ingenioſes inventum
und
[83[82]] und inſtrument, darvon Pater Schottus
ein eigenes Buch geſchrieben/ unter ei-
nem gewiſſen Titul welches an
den Hertzog von Meckelburg-Schwerin
dedicirt.
44. Printz Ruprechts ſchnelles
Schieſſen aus Geſtuͤcken.
Ich kan wol ſagen daß ein gemeiner
Handwercks Mann/ welcher taͤglich mit
ſeinem Handwerck umbgehet/ ſelbiges
nicht ſowol/ verſtehe noch alle Vor-
thel darinne wiſſe/ als hochgemeldter
Printz thut/ welchem nicht wol eine ma-
teri oder propoſition zu ſagen iſt/ die er
nicht bald ſelbſten weiß auffzuloͤſen/
wann er nur den Titul hoͤrt. Es ſchriebe
mir einſt der Saͤchſiſche Ingenieur Gruͤnd-
ler vor ein groſſes Secret, daß er eine In-
vention habe/ ſehr ſchnell aus Stuͤcken
zu ſchieſſen/ ich hatte es kaum dem Prin-
tzen geſagt/ ſo hat er eine Manier erfunden
dreymal ſcharff aus einem Stuͤcke zu
ſchieſſen/ ehe ein Muſquetierer einmal
auff gemeine Weiſe ſeine Muſqvete la-
den und losſchieſſen kan. Eben ſo wieß ich
ihm die Bewegung der Stangen-Kunſt
wie
[84[83]] wie ſie in Ungarn zu den Waſſerwer-
cken gebraucht wird/ da hat er ſie al-
ſobald zu appliciren gewuſt/ zu einer
Bewegung an einem Seſſel/ umb wann
man nicht wol zu Fuſſe iſt/ ſich mit
leichter Muͤh im Zimmer herum zufuͤh-
ren/ welches fuͤrwar eine ingenioſe
Bewegung und application iſt/ welche
mir ſelbſten nie in Sinn kommen waͤre.
Ich habe eine Art von Regiments-
Stuͤcken erfunden die ein Mann tra-
gen und ein Pferd gar gemaͤchlich etli-
che fuͤhren kan/ ſeynd eine ſpecies eines
Muſquetons/ und ſchieſſen doch eine
ſonderliche Art einer Kugel von ſechs
oder acht Zoll im Diameter, thun
groſſen Schaden. In dem wir hier
von Schieſſen handeln/ kan ich nicht
vorbey gehen/ was auch ſeine Hoheit
Printz Ruprecht erſt dieſer Tage zu
Windſor inventirt auff einer Cheſe in
der Lufft im Flug Voͤgel zuſchieſſen/ die
invention beſtehet in einem Seſſel/ der ſich
herummer drehet auff einem Centro, daß
man aller Orthen im Circkel ſchieſſen kan.
45. Thermoſcopiaoder Wetterglaͤſer.
Wer ſolche zum erſten erfunden/ iſt auch
unbe-
[85[84]] unbekant/ gleichwol wil mans dem Corne-
[l]io Drexel von Alckmar zu ſchreiben/ und es
kan wol ſeyn/ daß er den Gebrauch derſel-
ben zu erſt entdeckt: erinnere mich etwas
darvon in den Mathematiſchen Erquickſtun-
den geleſen zuhaben/ nemlich von einer Ma-
china die er dem Kayſer Rudolpho præſen-
tirt habe/ welche er Perpetuum mobile ge-
nennet habe und lange noch zu Prage in der
Kunſt-Kammer zuſehen geweſt. Es wird
auch viel geredt von des Cornelii Trepels
ſeinem Ring. Aber die Engellaͤnder haben
die Wetterglaͤſer heutiges Tages zum allers
genauſten excolirt mit Queckſtlber/ und mit
Gewichtern einen Zeiger darzu gemacht/
welcher ſehr accurat die gradus der Veraͤn-
derung des Wetters von Waͤrm und Kaͤlt
weiſet/ ja ſie haben auch ein Inſtrument er-
funden/ die Feuchte und Truͤckne/ Dickheit
und Duͤnheit der Lufft zu erfahren/ und ich
habe zwey uſus von der Thermoſcopia er-
funden/ eines/ das damit in einem Chymi-
ſchen Ofengantz gleiche Waͤrme regierẽ kan/
dañ das Thermoſcopiũ ſelbſten ziehet das
ventil, wodurch die Hitze in dẽ Ofẽ gehetnach
verlangter Proportion auf und zu/ laͤſſet alſo
mehr
[86[85]] mehr oder wenig Hitze hinein/ welcher
geſtalt man ſehr ſtet Feuer geben kan.
Zweytens kan ich mit einem Thermoſco-
pio eine kleine perpendicul-Uhr auffziehen/
daß ſie allezeit gehet ſo lang nemlich nichts
darvon bricht: und dieſes iſt ein rechtes
Mobile perpetuum Phyſico-Mechanicum,
iſt eine Curioſitaͤt und Raritaͤt in eine
Kunſt-Kammer oder Bibliothec, und ſol-
te wol ſtehen zu Greenwich an der Temß in
dem ſchoͤnen Aſtronomiſchen Gebaͤu/
wo die zwey Uhren ſtehen die Jahrlang
gehen und des Koͤnigs Aſtronomiſche In-
ſtrumenta und Perſpectiven zu ſehen.
46. NeueFortification.
Es hat der Koͤnig in Engelland ei-
ne neue Art zu fortificiren gefunden/ da-
von eine abfonderliche Beſchreibung aus ge-
gangen: und der vorige Churfuͤrſt zu
Mayntz Johannes Philippus hat Mayntz
und Wuͤrtzburg auff eine neue Art mit
eingebogenen Cortinen, welche Keſſel
machen/ und mit Contre-Scarpen die four-
neaux
[87[86]]neaux haben zu meiner Zeit fortificiren
laſſen/ wie ich dann nach dem Obriſten
Raris, den General-Wachtmeiſter Hem-
merling und Monſieur Tafincort wel-
che mit beſchaͤfftigt waren gekennt/ dieſe
als erfahrne und beruͤhmte Ingenieurs
und tapffere Soldaten/ derer zweyte vor
Fuͤnffktrchen in Ungarn/ der dritte in
Neu-Serinwar geblieben/ haben dieſe
Art zu fortificiren zum hoͤchſten com-
mendirt, habe auch das model einigen
hier in Engelland gewieſen/ ſo von dem
Koͤnig als dem Printzen approbirt wor-
den.
47. Jachten.
Ich habe in Sweden zu Stockholm
zu zeiten der Koͤnigin Chriſtinæ Regie-
rung unter vielen andern gelehrten Leu-
ten als Cartheſium, Salmaſium, Nau-
teum, Boſchardum, Merſennes, Meu-
bomium, Heinſium, Freinsheimium,
Bœclerum auch Schefferum gekennet/
der de re navali geſchrieben/ und vieler-
hand Arten von Schiffen vorgeſtellt/ ge-
ſtaltſam jederzeit eine Verbeſſerung des
Schiff-Baues ſtudirt worden/ biß mans
end-
[88[87]] endlich nun wie ich davor halte/ auffs
Hoͤchſte gebracht/ und zwar in einer Geſtal[t]
von Schiffen die man Jagden neñet/ welche
ſehr gewiß und ſchnell ſegeln. Die Hollaͤnder
haben die erſte dem Koͤnige in Engelland ge-
geben/ der Koͤnig hats hernach per-
fectionirt/ und hat numnehro auf drey-
zehen ſolcher Jagden/ Ainbaſſadeurs
und vornehme Perſonen mit uͤber zu
bringen/ oder ſchnelle Reyſen mit zu
thun: ſie koͤnnen nach Indien gehen/ ſeynd
wol accommodirt, ſchoͤn meublirt und an
ſtatt Palas mit Bley beladen/ umb we-
nigen Platz einzunehmen/ ſie gehen doch
tieff unter dem Waſſer/ bewegen ſich nicht
viel/ haben nicht viel Seegel noch Strick-
werck/ brauchen auch nicht gar viel Volck/
ſeegeln auff einen Zoll breit ſcharff/ es
kommt eine auff tauſend Pfund Sterl zu
ſtehen/ ich bin mit einer aus Schottland
nach Engelland gefahren/ welche den Her-
tzog von Jorck dahin begleitet/ wir haben
bißweilen in einer Stunde zwey Teutſche
Meilen geſeeglet/ ſo ſchnell als ein Teut-
ſches Poſt-Pferd zu lauffen pflegt.
48. MicroſcopiaundTeleſcopia.
Auff Brillen und Perſpectiven iſt man
je-
[89[88]] jederzeit befliſſen geweſen: unter dem Kayſer
Rudolpho, war der beruͤhmte Aſtrono-
mus Tycho de Brahe: unter dem Kayſer
Ferdinando III. Gervaſius Mattmuͤller in
Italien/ Galilæus de Galilæis: in Holland
der Herr von Suͤlchem: in Dantzig der
Hr. Hoͤvel: bey dem Churfuͤrſten zu Mayntz
Johann Philips war der beruͤhmte Capu-
einer Pater Maria, der den Tractat Oculum
Enoch \& Eliæ geſchrieben: und nun iſt bey
Sachſen auch ein geweſter Capuciner Nah-
mens Frantz Grundler: dieſe alle haben
das Perſpectiv-Weſen ſehr hoch ge-
bracht/ und dadurch viel neue Dinge erfun-
den/ die man vorhin in der Welt nicht ge-
wuſt/ darvon alhier in London eine eigene
Mappa iſt aus gegangen/ worinnen alle
Aſtronomiſche Obſervationes ſehr curios
zu ſehen: Es haben auch die Engel-
laͤnder einen neuen Globum gefunden/ mit
abſonderlichen demonſtrationibus, worvon
ein eigen Buͤchlein zu leſen. Es wird auch in
den Engelliſchen Ephemeridibus deß Ol-
denburgs eines Perſpectivs gedacht/ welches
gar nit von Glaß iſt/ ſondern nur von Holtz:
unteꝛ dem Churf. von Mayntz iſt dz Binocu-
lar aufkommen/ und in Holland hat man die
Mi-
[90[89]]Microſcopia wunderſam vergroͤſſerend
erfunden/ wodurch man viel nachdenck-
liche Sachen entdecket.
49. Brand. Spiegel.
Die Brennbrillen haben einen groſſen
Nutzen an ſtat eines Feuer-Zeugs ge-
braucht zu werden/ der groſſe Brand-
Spiegel aber dienet zum calciniren und
ein groß Flammen-Licht von ſich zu werf-
fen/ daraus man die Feuer-Laternen ge-
macht/ groſſen Schein zu geben/ ſie ha-
ben auch die Art daß ſie aus dem Spiegel
heraus præſentiren, Kleider und alles
umbkehren. Zu Paris haben ſie den
groͤſten Brennſpiegel/ und iſt in den Engli-
ſchen Ephemeridibus mit mehren zu leſen
was vor wunderliche unglaubliche Dinge
darmit gethan werden/ und wie augen-
blicklich alles ſchmeltzet. Kayſer Ferdi-
nandus III. hat einen Brennſpiegel ge-
habt/ welcher augenblicklich gebrennt/
alſo daß man darmit Buchſtaben auff
Holtz hat brennen koͤnnen/ ſein Opticus
der gemeldete Mattmuͤller hat einen Spie-
gel von Eiß gemacht und darmit gebrennet/
dann
[91[90]] dann uneracht ein Brennſpiegel brennt/ ſo
wird er doch in ſich ſelbſt nicht warm. Man
hat auch in Engelland convexa, durch wel-
che man auff ein mahl ein gantzes Blat leſen
und vergroͤſſern kan/ iſt wie ein Leuchter an
das Pult gemacht/ worauff das Buch lie-
get/ alſo/ daß man das Glaß nicht in der
Hand halten darff/ welches viel beſſer iſt als
die Bruͤllen/ die man ſtets auff der Naſe
muß ſitzen haben.
50. Camera Obſcura.
Unter die rare Optiſchen Inventiones
gehoͤret auch billich die Camera Obſcura,
worinnen man in einem Zimmer im Dun-
ckeln ſehen kan/ was auff der Gaſſen im
[L]ichten geſchicht. Man hat es auch daß es
[i]m Finſtern auff ein weiſſes objectum,
Tuch oder Wand allerhand Figuren von
[l]ebendigen Farben ins Groſſe præſentirt.
Der beruͤhmte Uhrmacher Topffler in Aug-
[ſp]urg/ hat mir eine Invention gewieſen/
welche ſehr artlich iſt/ er hat in einer ſol-
[c]hen Laterne in das foͤrdere Glaß einen
[U]hrzeiger gericht/ und die Stunden auf das
Glaß gemahlet/ ſo hat es auff die Wand
Eein
[92[91]] ein Zeiger-Blat von zweyen Schuhen groß
geworffen/ war nichts als Schatten und
Licht/ und der Zeiger war auch Schatten/
und gieng doch auff der Uhr herumb/ und
wieſe die Stunde: es iſt ſehr ſchoͤn anzuſe-
hen geweſen/ und vor groſſe Herren ein cu-
rioſes Stuͤcke in ihrer Schlaffkammer bey
der Nacht eine ſcheinende Uhr zu haben/
welche gantz ſtille iſt: und was hieran noch
ſehr bequem/ dieweil das Ochl in den Am-
peln in einem Zimmer uͤbel riecht/ ſo kan
ein Loch durch das Schlaff-Zimmer ge-
macht/ die Laterne hinaus geſetzt/ und nur
der Schein ins Zimmer gelaſſen werden.
Der mehrgemeldte Kayſerl. Opticus Matt-
muͤller hat einen Triangulum rotundum ge-
habt/ nehmlich einen Ring von Cryſtall/
dreyeckicht/ wie die Priſmata ſeyn/ damit hat
er auff eine Wand/ Hauſes hoch einen Re-
genbogen werffenkoͤnnen/ von den aller-
hoͤchſten Farben.
51. Holtzſpar Kunſt.
Es iſt zu Nuͤrnberg ein Buͤchlein vor
etlichen Jahren ausgangen/ intituliret/
Holtzſpar Kunſt/ worinnen der Inventor
demonſtrirt, daß je laͤnger man die Waͤrme
in dem Ofen koͤnne circuliren machen/ je
mehr
[93[92]] mehr Effect ſie thue/ da hingegen ſie nun in
unſern gemeinen Oefen alſobald zum Ofen-
Loch heraus/ und verlohren gehet. Dieſem
nun vorzukommen/ hat er einen Ofen inven-
tirt, von dreyen Roͤhren/ ſo zwar ſeinen
Effect thut/ aber das Feuer leichtlich er-
ſticket/ dann das Feuer von ſeiner Natur
wolte gerne auffwarts/ aber nicht gern nie-
derwarts gehen: wans derhalben mein
Werck waͤre/ ſo wolte ich gar eine ſpiral-
Linie machen/ ſo hoch der Ofen waͤre/ und
etwa zwey Schuhe im Diametro, ſo
wuͤrde die Superficies noch ſo groß/ und
der Effect umb ſo viel beſſer ſeyn. Ich
habe die Extenſion der Feuerflammen
gantz auff eine andere Weiſe probirt, und
[b]in verſichert/ was anbelangt abduͤnſten o-
der kochen/ als wie im Saltzſieden/ Faͤrben
und Bierbrauen zu geſchehen pflegt/ daß
[i]ch mit einer Claffter Holtz/ ſo viel thun wil/
[i]n eben der Zeit/ als ein anderer mit fuͤnff
Clafftern/ dann ich habe das Experiment
[d]avon genommen/ welches billig eine nuͤtzli-
[c]he Holtzſpar-Kunſt genennt mag werden.
Hier in Londen iſt eine Badſtube auf Tuͤr-
[c]kiſche Art/ aber die Invention mit ſo we-
[n]ig Feuer ein ſo groſſes Spatium zu waͤr-
[m]en/ hat ein Engellaͤnder Namens Thomas
E 2Mud-
[94[93]]Muddiffoort aus Jamaica gebracht. Der
beruͤhmte Glockengieſſer in Amſterdam
Francois Hemone erzehlt mir daß ſie in dem
Metall ſchmeltzen/ ſo zu Glocken als Stuͤ-
cken/ das Feuer ſo weit erſparet haben/ daß ſie
mit einem Pfunde hart Holtz 15. Pfund
Brand ſo ſchmeltzen koͤnnen: und ſuſtenirt
Glauber, daß er mit einem Pfund Kohlen
10. Pfund Olci Vitrioli deſtilliren will/
welches mir zwar nicht bekandt/ dieſes aber
will ich wol auff mich nehmen mit 1. Pfund
Kohlen/ 1. Pfund ſtarckes gutes Aquafort
zu brennen.
Schluß.
ALſo hat der guͤnſtige Leſer 51. Genera
von Concepten/ welche dem erſten aͤuſ-
ſerlichen Anſehen nach ungereimt/ thoͤricht
und unvermoͤglich einem vorkommen ſol-
ten/ und dennoch in der That gut gethan/
wahr befunden/ und wuͤrcklich concipirt
ſeyn/ curios und nuͤtzlich: darumb man nicht
alle Speculanten vor Gecken und Narren
halten ſoll/ als welche einen Sparren zu viel
haben/ ſondern man muß wiſſen/ daß durch
ſolche
[95[94]] ſolche Leute der Welt groſſer Nutz und
Dienſte gethan worden/ und daß ſie darmit
ihre Muͤhe/ Zeit und Geld verlohren/ nur
daß ſie dem gemeinen Weſen dienen moͤch-
ten. Denn was meinet wol der guͤnſtige Le-
ſer/ daß nur vorerzehlte 51. Inventionen und
was darvon dependiret zu erfinden und zu
practiciren/ und endlich zur Vollkommen-
heit zu bringen/ vor Zeit/ Muͤh und Geld ge-
koſt/ fuͤrwar viel Millionen/ etliche hundert
Jahr und manches Manns gantzes Leben:
dieſes nun hat der Leſer hier umbſonſt/ ſo
viel nehmlich theils bereits darvon bekandt/
und ſo viel man promiſcuè davon durch den
Druck hat publiciren doͤrffen/ von Hertzen
wuͤnſchend/ daß dem gemeinen Weſen zum
beſten/ auch andere dieſem meinem Exem-
pel folgen/ und nicht nur was ſie von andern
hoͤren/ ſondern auch was ſie ſelbſten erfun-
den/ aufmercken und der Welt bekandt
machen wollen.
Doctor
[96[95]]
Doctor Bechers
Weiſe Narꝛheit/
Oder
Concepten/ welche dem aͤuſ-
ſerlichen Anſehen nach guten Schein hat-
ten/ von Raiſon waren/ und gute Intenti-
on demonſtrirten/ dennoch aber in praxi
nicht ſuccedirten/ und derentwegen bey dem
gemeinen Mann/ fuͤr naͤrriſch und
unbedacht ausgeſchrien
worden.
1. Deß Koͤnigs in FranckreichLu-
dovici XIV. Expedition nach Gigeri in
Africa.
DIe Frantzoſen hatten kein uͤble
Intention auff die Affricaniſchen
Kuͤſten/ nicht weit von dem [F]reto
Giberaltar ein Haven und Fort
zu haben/ ſo wohl die Mohren/ als die
Straßfahrer ſelbſt zu incommodiren/ und
auch deſto naͤher an Spanien zu ſeyn/
ſchick-
[97[96]] ſchickten derohalben ein anſehnliche Schiff-
flot mit vielem Volck nach Gigeri, nahmen
Poſſesſion, baueten eine Fortreſſe und als
ſie nun vermeinten/ das Spiel gewonnen zu
haben/ ſo uͤberfielen ſie die Mohren/ und
ſchlugen ſie unverſehens/ daß ſie nicht ein-
mahl Zeit genug hatten ins Schiff zu ſprin-
gen/ ſondern muſten ihrer viel verſauffen/
und der Reſt wurd auff ein mahl tod geſchla-
gen: hatten alſo die Frantzoſen zwar wol ge-
ziehlt/ aber ſehr uͤbel getroffen/ und mag bil-
lich dieſe Gigeri Expedition, den Anfang
von folgenden weiſen Narrheiten machen.
2. EjusdemOſt-IndiſcheCompagni
inMadagaſcar.
Nachdem die Frantzoſen geſehen/ daß
die Hollaͤndiſche und Engelliſche Oſt-In-
diſche Compagnia ſo groſſen Profit thun/
haben ſie auch eine wollen auffrichten in
der Inſul S. Lorentz, Madagaſcar genandt/
hinder dem Capo bonna Eſperance, ſie ha-
ben ein groſſen Apparat dazu gemacht/ die
Frantzoſen/ Privilegien ertheilt/ eine Com-
pag. furnirt, viel Millionẽ zuſam̃en geſchoſ-
ſen/ wie Ignatius Wagenſenl von Nuͤrnberg
geſchrieben: aber nach uͤbergroſſen Koſten
und Muͤh/ iſt alles zu Grund gangen/ und
haben mit hoͤchſter Schand und Schaden/
E 4wie-
[98[97]] wieder aus Madagaſcar gemuſt/ und das
Werck ſtecken laſſen.
3. Ejusdem Occupirung undDeſeri-
rung von Sicilien.
Zu der Spanier und Italiaͤner hoͤch-
ſten Schrecken/ haben mit vieler Correſpon-
dentz und Machinirung die Frantzoſen
das Koͤnigreich Sicilien eingenommen/
und mit groſſer Macht und Koſten manu-
tenirt, endlich von ſich ſelbſten/ freywillig/
ungezwungen und ungedrungen/ und ohn
einigen Schwertſchlag heimlich wieder ver-
laſſen und evacuirt, zu ihrer groſſen Schand/
und Nachtheil der eingebohrnen Sicilianer/
welche es mit ihnen gehalten/ und darnach
ſo ſchaͤndlich von ihnen deſerirt worden.
4. Verkauffung Duͤnkirchen an die
Frantzoſen.
Als die Spanier die erſten waren/
welche dem Cromwell zum Protectorat gra-
tulirten/ fieng er zur Danckſagung mit
Spanien einen Krieg an/ nahm Jamaica
hinweg in America, und hieraus in Euro-
pa
[99[98]]pa asſiſtirte er den Frantzoſen gegen Spa-
nien/ dafuͤr bekam er Duͤnkirchen/ welches
die Frantzoſen mit der Zeit/ gern mit Cales
redimirt haͤtten/ alſo daß die Engellaͤnder
hierdurch jenſeit deß Canals einen feſten Fuß
zu Land gehabt haͤtten. Der Cantzler Heyde
aber/ uͤberließ es wieder umb eine Summa
Geld an Franckreich/ wie man vorwenden
will/ nichts zu haben wollen/ was Cromvvel
conqueſtirt haͤtte/ umb dem Tyrannen keine
Ehr zu laſſen. Aber dieſe Entſchuldigung
halff nicht/ dann ſonſten muͤſte man auch
Jamaica wieder geben. Derentwegen iſt der
Cantzler Heyde disgradirt, auſſer dem Koͤ-
nigreich in exilio geblieben/ und darinn ge-
ſtorben.
5. HollaͤndiſcheColonirung in
Quiana.
Als die Hollaͤnder mitten in dem
ſchwerſten Krieg hieraus in Europa und
auf ihrem eigenen Grund und Boden/ mit
dem Koͤnig in Franckreich begriffen/ und
an Volck und Geld arm waren/ wurden im
Namen deß Printzen von Uranien/ wie
man ſagt duꝛch Angebung eines Engelli-
ſchen Praͤdicanten/ zwey anſehnliche Colo-
nien in Tobago und Quiana auffgericht/
E 5und
[100[99]] und die Frantzoſen alldorten vertrieben und
todt geſchlagen. Hier mit ward der Koͤnig in
Franckreich auch in America ruͤhriſch ge-
macht/ ſchickte eine maͤchtige Flott unter dem
Comte de Eſtrêe dorthin/ ſchlug die Hol-
laͤnder in Quiana erbaͤrmlich todt/ uñ ſpreng-
te das Fort in Tobago mit ſampt dem Ca-
pitain Pinckert in die Lufft/ und damit hat-
ten auch die Hollaͤnder/ wie man ſagt/ etlich
und viertzig Tonnen Golds/ zu Wind ge-
macht/ indem daſſelbige gantze Deſſein zu
unrechter Zeit angefangen/ mit Schand
und Schaden zu Waſſer worden. Wozu
man wol ſetzen koͤnte/ die unnoͤthige und lie-
derliche Verlaſſung und Verkauffung deß
edlen Braſilien, und das verwahrloſte Fa-
moſa, deſſen Beſchaffenheit mir Hr. Fride-
rich Cojet in Holland/ als geweſter Gou-
verneur alda mit weinenden Augen ſelber
erzehlt.
Dr.Bechers Neu-Hanau in Weſt-
Indien.
Daß Spanier/ Portugeſen/ Fran-
zoſen/ Engellaͤnder/ Hollaͤnder/ Schweden
und andere Nationen in Weſt-Indien Co-
lo-
[101[100]]lonien haben/ ihre arme Leuth und Under-
thanen auff eine Zeit hin ſchicken/ und ſich
dort bereichern laſſen/ auch von dannen nach
ihrem Land Handel und Wandel treiben/
das iſt weißlich und wol gethan. Wann
es aber die Hoch-Teutſche thun wollen/ ſo
iſt es die groͤſte Narrheit von der Welt/ da
doch keine Nation iſt/ zu guter Regierung/
Militz und Feldbau/ ſo bequem/ als eben
die Hoch-Teutſche/ ſo gar daß andere
Nationen Hoch-Teutſche zu ihren Guber-
natoren in Indien eingeladen haben. Es
fehlt auch in Teutſchland an armen Leuten
nicht/ die Luſt darzu haben/ und nun un-
ter dem ſchweren Joch der Oſt-Indiſchen
Compagni/ nach Oſt-Indien gehen/
man hat auch in Teutſchland Gelegenheit
genug/ was auß Weſt-Indien kommt/
wiederumb dahin zu verhandeln/ und an-
dere Waaren dargegen hinein zu ſchi-
cken/ es fehlt auch an Gelegenheit zur
See nicht/ dann wir haben vorneh-
me Reichs-Staͤdte/ ſo an der See
gelegen: ſo fehlts/ in Weſt-Indien/
an gutem Land nicht. Darinn aber
war es unweißlich gethan/ daß da es durch
den Grafen von Hanau angefangen/
E 6deſſen
[102[101]] deſſen eigene Befreunde/ die Sach verklein[-]
nerten/ und hintertrieben/ und dann/ da[ß]
die Weſt-Indiſche Compagni in Holland
kurtz hernach gantz casſirt, eine neue Regie-
rung formirt, und aller der vorigen transa-
ctiones aufgehoben worden/ zugeſchweigen/
daß nun die Frantzoſen Quiana gar hinweg
genommen/ welcher Geſtalt man gleich Mil-
lionen angewendet haͤtte/ ſie alle verlohren
geweſen waͤren: es war derohalben damahl
mehr nutzlicher/ daß es nicht vor ſich gienge/
und doch nutzlich/ daß es proponirt wurd/
damit die Natur der Propoſition recht er-
kennet/ und was pro und contra pasſſiren
kunte/ erfahren wuͤrde/ wann ſich die hohe
Teutſche und Fuͤrſtliche Haͤuſer noch eine
Zeitlang dergeſtalt vermehren/ und man den
Cœlibatum doch nicht zulaſſen will. Item
wann der Frantzoſen Proceduren nicht ge-
ſteuret wird/ ſo doͤrffte man noch wol mit der
Zeit an die Hoch-Teutſche Indiſche Con-
cept gedencken/ und alsdann vor weiſe hal-
ten/ was nun naͤrriſch geſchienen. Ein meh-
rers hiervon in meinem Com-
mercien-Tractat.
7. Hertzog
[103[102]]
7. Hertzog Friederichs von Holſtein
WeltkuͤndigeAmbaſſadenach
Moßcau und Perſien umb
Kauffmannſchafften zu trei-
ben.
Dieſes Concept hat hundert mahl
mehr Anſtoͤß/ und Weitlaͤufftigkeit/ als
das vorige meinige/ dann von Hanau kan
ich zu Waſſer nach Franckfurth/ ſo iſt auch
Hanau eine zimliche Manufactur-Stadt/
und ſelbſten erſt von neuem colonirt, von
allerhand Nationen. Franckfurth nun iſt in
gantz Teutſchland/ wegen der Negotien und
Meſſen bekandt/ von Franckfurt faͤhrt man
leichtlich und taͤglich auff dem Rhein nach
Holland/ und von dannen iſt eine gemeine
Fahrt nach Weſt-Indien/ war alſo naͤrriſch
und unweißlich nit gethan/ dieſe Fahrt anzu-
weiſen/ und waͤre weder Holland noch dem
gantzen Rheinſtrohm/ inſonderheit Franck-
furt und Hanau ſelbſten ſchaͤdlich/ ſondern
hoͤchſt nutzlich und leicht practicabel gewe-
ſen/ iſts auch noch. Aber unſere Holſteini-
ſche Argonautæ mit ihrer Schifffahrt/ die
wolten erſtlich aus Holſtein auff der Oſt-
See hinauf nach Moßcau in Archangel zu
See/ von dannen auff der Dinau nach
E 7Moßcau
[104[103]] Moßcau/ von dannen auff der Wolgau
in der Tartarey nach Aſtrahan und ins Ma-
re Caſpium, von dannen nach Tarband in
Perſien. Wie leicht das geſagt und auf das
Papier geſchrieben/ wie gefaͤhrlich und un-
practicirlich es hingegen zu thun ſey/ hat der
Hamburgiſche Inventor Bruckmann auff
ſeiner hin- und her-Reiß/ ſelbſten als Abge-
ſandter erfahren/ derentwegẽ iſt das Werck/
worvon die gantze Welt geredet/ mit
Schand und Schaden ſtecken blieben/ hat
dem Hertzog viel hundert tauſend gekoſt/ uñ
der Inventor iſt daruͤber gekoͤpfft worden.
Dieſes war nun der naͤrriſche Außgang/
von einem ſo hochweiſen Concept, woruͤber
ſo viel vornehme Ambaſſaden hin und her
verrichtet worden.
Koͤnigs in Franckreich Durch-
ſchnitt in die Mittel-See zu
kommen/ ohne die Straß zu paſ-
ſiren.
Weil dieſer Durchſchnitt Weltkuͤn-
dig/ auch Buͤcher darvon vorhanden/ ſo will
ich mit der Beſchreibung deſſen hier einhal-
ten/ und den Leſer dorthin verweiſen: zwey
Stuck
[105[104]] Stuck aber halten verſtaͤndige Leut darvon/
Erſtlich/ daß es nicht werde gut thun/ weil
unterwegs viel Quellen und Oerter ſeyn/
welche nit wol einzufangen: zweytens/ wann
es gleich fertig/ ſo koͤnte kein groſſes gelade-
nes Schiff durch/ und muͤſte man bey der
Einladung und Außladung mit den groſſen
Schiffen gantz neuen Handel anfangen/
wuͤrde auch dieſe Durchfahrt entweder
theuerer oder wohlfeiler ſeyn/ als die ordina-
ri durch die Straaß: iſt ſie theuer/ ſo wird
man ſie nit gebrauchen/ iſt ſie wolfeihler/ ſo
werden die Hollaͤnder und andere Nationen
kein Gut zufuͤhren/ umb die Straßfahrt/
nicht auffzuheben/ worvon die Convoye le-
ben muß: derentwegen man gern ſiehet/ daß
es unſicher auff ſelber Fahrt iſt/ da mit man
die Convoy vonnoͤthen hab/ auff daß nicht
jederman dahin fahre/ und daß der Handel
nicht gar zu gemein werde/ wiewol ohner-
acht dieſen allen die Negotia nach Le-
vanto heutiges Tages ſehr ſchlecht ge-
hen/ derentwegen dieſer Frantzoͤſiſche
Durchſchnitt/ wann er gleich angienge/
von frembden Nationen nicht wuͤrde am-
plectirt werden/ ſo wenig als wann man von
der Oſt-in die Weſt-See einen Durch-
ſchnitt
[106[105]] ſchnitt machen wolt durch den Sund/ un-
terd eſſen koſt doch dieſer Frantzoͤſiſche Durch-
ſchnitt ein groſſes Geld/ und heißt es dabey/
was Cicero ſagt:Quid enim ſtultius quam
incerta, pro certis habere.
9. Caroli MagniGraben bey Nuͤrn-
berg/ die Donau mit dem Mayn
und Rhein zu vereinigen.
Weil hiervon in dem Atlante die Be-
ſchreibung und Geographi iſt/ ſo will ich
nicht davon gedencken/ als allein melden/
daß er bey Keelheim/ durch die Alt-Muͤhl/
Regnitz und Pegnitz/ bey Forchheim wie-
derumb in den Mayn gewolt hat: wiewol er
nun/ wie die Hiſtorien melden/ mit viel tau-
ſend Mann an einem Durchſchnitt arbei-
ten laſſen/ iſt er doch wiederumb eingefallen/
und durch vielen Regen und ſtreng Gewaͤſ-
ſer verdorben worden/ glaub auch daß man
zu Nuͤrnberg lieber ſehe/ daß man die Land-
fahrt erhalte/ dann darvon leben viel Men-
ſchen und Pferde. Waͤſſer wo Zoͤlle ſeyn nu-
tzen nichts/ zumahlen wann ſie unterſchied-
lichen Herren zugehoͤren/ die nicht unter ei-
nen Hut zu bringen. Dieſes ſiehet man an
den
[107[106]] den zwey maͤchtigen Stroͤhmen/ dem Rhein
und Donau/ da man auch fluvio ſecundo
dennoch mit leichtern Koſten/ Wein und
Guͤter zu Land als zu Waſſer den Strohm
hinunter fuͤhren kan.
10. Graff WolffgangJuliusvon
Hohenlohe General-Lieute-
nantsConcept,die Donau mit
dem Rhein zu vereinigen.
Der Churfuͤrſt von Mayntz Johann
Philipps/ wie auch der Graff von Hohen-
lohe ſelbſt/ haben oͤffters aus dieſem Con-
cept mit mir geredet/ ich hab auch die In-
ſpection ſelbſten eingenommen/ ſind auch
aus Holland Baumeiſter zu Schleiſſen ge-
holet worden/ von Wertheim aus, durch
Schleiſſen die Tauber Schiffreich zu ma-
chen/ biß auff Weickersheim/ von dannen
einen Durchſchnitt zu machen in die Wer-
nitz/ welche bey Donauwerth in die Donau
laͤufft: aber wie gedacht/ ohneracht es moͤg-
lich iſt/ und man gleich die Zoͤll auffheben
wolte/ ſo laufft doch das gemeine Intereſſe
der Laͤnder gegen einander/ dann der Tau-
ber-Wein wuͤrde dem Francken. Wein
ſcha-
[108[107]] ſchaden/ als wie dieſer dem Rhein-Wein/
ſo wuͤrde auch das Korn. Negotium in
Bayern und Francken nicht vertragen: und
mit einem Wort/ ich hab geſehen/ daß die
Politica das gute Concept uͤber Hauffen
geworffen. Eben ſolcher Geſtalt iſt auch
ein Durchſchnitt zu machen/ von der Donau
durch Mehren in die Oder/ bey Bolſching
und bey der Koſel/ das Concept iſt aber
nach blieben/ wie hoch es auch getrieben
worden/ dieweil es die Eigner der Durch-
ſchnitt/ ihrer Muͤhlen halben/ nicht haben
zulaſſen wollen/ und dann daß die Landfuh-
ren ſollen geſchwaͤchet/ und wo der Wein zu
Waſſer wohlfeil abgefuͤhret/ in Oeſterreich
eine Theurung verurſachen ſolte. Man
ſind et auch noch an dem Rheinſtrohm einen
alten Durchſchnitt in die Maaß/ iſt aber un-
braͤuchlich und wiederumb verfallen/ iſt
Anno 1627. zu graben angefangen/ und
Foſſa Eugeniana, oder Beatæ Mariæ ge-
nennt worden/ iſt von Rheinberg auf Gel-
dern/ biß Vento an der Maaß ge-
fuͤhret worden.
11. Foſ-
[109[108]]
11. Foſſa Camuzdie Wolgau und
dasMare CaſpiumuͤberAſofoder
Tanaismit demPonto Euxinozu ver-
einigen.
Wie in alten Zeiten der Handel noch
auff der Donau und ſchwartzen Meer gan-
gen/ iſt Aſof oder Tanais jenſeit ein ſehr be-
ruͤhmte Kauffmann-Stadt geweſen/ damit
ſie den Handel nun noch weiter und ins
Caſpiſche Meer erſtrecken moͤchten/ hat ih-
nen ein Fluß die Gelegenheit gegeben/ wel-
cher von Aſof aus/ nahe an der Wolgau
laͤufft/ da haben ſie einen Durchſchnitt ge-
macht/ biß an die Wolgau und Foſſa Ca-
muz genandt/ haben alſo koͤnnen nach A-
ſtrahan die Haupt-Stadt in der Tartarey/
und von dannen in die Caſpiſche See kom-
men. Aber der Krieg hat dieſe groſſe Han-
del Stadt Tanais, mit ſampt dieſer Foſſa
Camuz, eben als wie deß Caroli M. Gra-
ben bey der Alt-Muͤhl uͤber einen Hauffen
geworffen. Sonſten ſind noch viel Durch-
ſchnitt intendirt, aber alle nicht zu Waſſer/
ſondern zu Erden worden/ und alſo
blieben/ als wir von Dieß aus dem
rothen Meer/ ins Mittellaͤndiſche Meer
zu
[110[109]] zu fahren/ welches ein herꝛlicher kurtzer We[g]
nach Oſt-Indien waͤre/ wuͤrdens aber di[e]
Europaͤiſche Oſt-Indiſche Compagnien
nicht gern ſehen. Item der Durchſchnitt in
America uñ Panama und Nomre dedios, aus
der groſſen Suder-See in den Oceanum
zu kommen/ und das wuͤrden die Spanier
nicht gern ſehen: hindert alſo allezeit eines
das ander.
12. WieneriſcheOriental-Compagnia
nach Conſtantinopel zu gehen.
Dieſes iſt eines von meinen Conce-
pten/ wie aus meinem Commercien-Tractat
zu ſehen/ ein ſehr nuͤtzliches practicables
Werck/ wormit ich groſſe Muͤh gehabt/ biß
der Kayſerl. Bottſchaffter Graf Leßle/ an
der Ottomaniſchen Porten die Freyheit er-
langt/ diß Negotiũ zu thun/ und da man an
dem Kayſerl. Hof geſehen/ daß es profita-
bel und practicabel ſey/ da hat man/ gleich
wie man mit allen andern gethan/ Dr. Be-
chern daraus gelaſſen/ und unter ſich eine
Compagni geſchloſſen/ von ſehr groſſen Mi-
niſtris und reichen Kauffleuten/ groſſes Ca-
pital zuſammen gelegt/ und ſolchen apparat
gemacht/
[111[110]][g]emacht/ als wann man Conſtantinopel
[a]uskauffen wolte. Das Directorium war
[g]egeben einem Namens Triangel Fuchs
[v]on Paſſau/ einem ſtoltzen/ verwegenen
[a]rgliſtigen/ unverſchamten Menſchen/ er
[w]ar ſonſt ein Kauffmann in der Wieneri-
[ſ]chen Niederlag/ ein Mann von groſſen
Mitteln/ mein Todfeind/ die Comiſſarii von
[d]er Kayſerlichen Hoff-Kammer uͤber die-
[ſ]es Werck/ waren zwey Hoff-Cammer-
Raͤth/ Selv und der Aſcher/ die Unter-Be-
dienten Conſul und Factoren waren/ Lælio,
[P]eſtaluzi, und ſolche Kerl. Der Anfang war
gemacht/ die erſte Faut von der Margeſon
[b]eſtund in drey Stuͤcken/ worinnen der
Triangel præliminariter ein abſonderliches
Stuͤck ſeiner Weiſen Narrheit bewieß/
[n]ehmlich/ er amodirte den gantzen auripig-
ment-Berg in Tuͤrckey/ und wolte alſo
[d]as Monopolium in der gantzen Welt von
Auripigment haben/ eben als wann Maſti-
[c]ot und Ogra nicht eben ſo gut waͤr/ damit
[b]rachte er viel tauſend Pfund Auripigment
[z]uſammen/ daß man gantz Oeſterreich gelb
[d]amit haͤtte faͤrben koͤnnen/ und lag viel tau-
[ſ]end Capital darauff umbſonſt. Item
[b]rachte eine groſſe Parthey knoͤpflichte
Baum-
[112[111]] Baumwoll/ da wolte er zu Augſpurg Bar-
chet darvon laſſen machen/ aber niemand
kunts ſpinnen. Item bracht er ein Parthey
Buͤffels-Haͤut/ und wolte Pfund-Leder
daraus laſſen machen/ aber wegen un-
gleicher Dicke der Haͤut am Halß/ Ruͤcken
und Bauch gieng es auch nicht an: kuͤrtzlich
davon zu reden/ er trieb der weiſen Nar-
ren-Poſſen zu viel/ und die Bedienten der
Compag. haußten ſo uͤbel/ daß die Com-
pag. einen Knacher thaͤt. Groſſen Herren
nun ihr Capital zu retten/ wurde dieſer O-
riental Compag. das Monopolium von
dem gantzen Ochſen-Handel gegeben/ und
dieſes war nicht genug: Triangel abaldir-
te auch alle deß Kayſers Zoͤll/ und dieſes
nicht genug: er triebe den Joanelli von dem
Kupffer-Handel hinweg/ und nahm auch
ſelbigen zu ſich/ als er nun alles zuſammen
und in Gang gebracht/ ſich andere Kauff-
leuth zu Feinde gemacht/ und der Cammer-
Praͤſident vermeint/ er ſey nun zeitig/ da
ziehet er die Schlinge zu/ laͤſt ihn in groſſe
Wechſel einlauffen/ und darnach auff
einmahl wieder auf ihn ziehen/ da
lag nun in einem Huy der Triangel
Banckerot, wird daruͤber ein gantzes Jahr
zu
[113[112]][z]u einem Narren und tollen Menſchen/
Selv hingegen viſitirt die Buͤcher/ nimbt
[u]nd ſchneid heraus was ihm beliebt/ der
Reſt wird unter die Participanten auß-
getheilt/ und die Negotia fallen dem
Kayſer heimb. Wie dieſes die Bediente
[d]er Compag. zu Conſtantinopel hoͤren/
greiffen ſie der Compagni eigene Guͤ-
[t]er an/ und machen ſich darmit be-
[z]ahlt/ unterdeſſen nach Verflieſſung ei-
nes Jahrs/ wird Triangel wiederumb aus
einem Narren geſcheid/ klagt den Selven
eines groſſen Diebſtahls an/ demonſtrirt
ſein Vermoͤgen aus den Buͤchern/ und
redt ſehr laut von den Sachẽ. Ihme nun als
einem verwegenen/ unverſchaͤmten Men-
ſchen das Maul zuſtopffen/ haben ſie ihre
Gelegenheit gemacht/ wuͤllene Manufactur
[z]u fabriciren/ und wiederumb ein ſolennes
Klagen zugelaſſen/ daß er aus dem Kayſerl.
Werckhauß meine Fabricanten/ die dem
Kayſer ſo viel Geld gekoſt/ abtruͤnnig ge-
macht. Was nun ſeither meiner Abweſen-
[h]eit/ darzwiſchen kommender Peſt/ deß Sel-
ven Tod/ und deß Cam̃er-Praͤſidenten Fall
weiter darinn paſſirt/ iſt mir unwiſſend/ diß
aber wol bekandt/ dz die Oriental-Compag.
zu
[114[113]] zu einer Ochſen-Compag. worden/ und
mehr auff das Monopolium der Ochſen/
als auff eine den Erblanden und Teutſch-
land nuͤtzliche Negotiation nach Tuͤrckey
geſehen/ derentwegen ſie auch aus Teutſch-
land niemands in dieſe Oriental-Compag.
nehmen wollen. Hieher und zu der Oeſter-
reichiſchen Oriental-Compag. gehoͤret bil-
lich die vor etlich Jahren auffgerichtete Ve-
netianiſche Commercien-Compagni/ dieſe
Republic ſo reich und maͤchtig ſie vor dieſem
in Kauffmannſchafft geweſen/ ſo impotent
und gering iſts nun/ dieweil die Hollaͤndi-
ſche Oſt-Indiſche Compag. den Handel
nach Levante verdorben/ und die Spece-
reyen/ welche die Venetianer vor dieſem uͤ-
ber Alexandria brachten/ nunmehro uͤber
den caput bonæ ſpei bringen. Es hat
gleichwol vor etlichen Jahren die Republic
wiederumb die Commercien auffzurichten/
eine anſehnliche Compagni von vielen por-
tionen auffgericht/ aber es hieß damit:
ſchlieſſet einen Rath/ und es werde nichts
daraus: der Luſt zur Kauffmannſchafft iſt
ihnen vergangen/ und ſind aus Kauffleu-
ten Edelleut worden/ nach jenem Sprich-
wort: Devotio Religioni divitias peperit,
ſed filia matrem ſuffocavit.
13. Dr.
[115[114]]
13. Dr.Bechers Kayſerl. und Bayri-
ſche Seyden-Compagnia.
Ohngezweifelt iſt das Vornehmen
[g]ut geweſen/ Manufacturen ins Land zu
[z]iehen/ dann ob gleich in Schweitz und Hol-
[l]and keine Seyden-Wuͤrm und Maul-
[b]eer-Baͤume ſeyn/ ſo iſt doch ein groſſes Ne-
[g]otium mit der Seyden. Raͤderey/ Weberey
[u]nd Faͤrberey deßwegen zu thun. Es ware
[a]uch am Kayferl. und Bayeriſchen Hof vor
[n]uͤtzlich befunden und approbirt, derentwe-
[g]en ordentliche Privilegia daruͤber ertheilt/
Tompagnien auffgerichtet/ und mir zur
Danckſagung ein Recompens verſprochen
[w]orden/ aber man ließ mich nicht lang bey
[b]eyden Compagnien/ ſo bald ſie incaminirt
[u]nd demonſtrirt waren/ ſo wurd ich von der
[O]eſterreichiſchen Seyden. Compag. ver-
[ſt]oſſen/ und das Directorium zweyen Kauff-
[le]uten/ Berthalothii und Mittermeyer uͤber-
[la]ſſen/ die Namen von Manufacturen/ was
[ih]nen nutzlich war/ in ihre Gaͤrten vor ſich/
[un]d was ſchaͤdlich war/ dirigirten ſie vor
[di]e Compag. Der Cammer-Praͤſident fiſchte
[au]ch in dieſem truͤben Waſſer/ und nahm
[vo]r etlich tauſend Rthlr. Seyden heraus/
[v]or ſeine Struͤmpff-Manufactur, woruͤber
Fer
[116[115]] er das Privilegium Monopolii vor ſich al-
lein hat/ hingegen protegirt er die Directo-
res, daß ſie der Compag. keine Rechnung
thun doͤrffen/ und die Glieder der Compag.
muſten den Praͤſidenten reſpectiren/ dann
ſie dependirten von ihm/ und waren meh-
rentheils Cammer-Raͤth/ als Schwar-
tzenhorn und andere. Ob nun der Cam-
mer-Praͤſident dieſes Geſchwaͤr auffge-
drucket/ ob die Directores Rechnung und
Satisfaction gethan/ und wie die Compag.
ſtehe/ iſt mir unwiſſend/ gewiß iſt/ daß man
dieſes Orts nicht auff die Participanten/
ſondern auf eigenen proſit geſehen hat. Die
Bayriſche Compag. hab ich auch fundirt,
wie die Acta in meinem Commercien-Tra-
ctat außweiſen/ weil es aber den Kauffleu-
ten ſchaͤdlich vorkam/ Seyden-Manufa ctur
in loco zu ziehen/ welches ſie nun biß dato
mit uͤbergroſſen Gewinn aus Italien brin-
gen/ haben ſie als wie Gugler zu Muͤnchen/
mich durch den Cantzler Caſpar Schmidt/ ſo
viel moͤglich verfolgen/ unnvon dem Werck
ſtoſſen laſſen/ wie ich dann noch Geld in ſelbi-
ger Compag. hab/ ſo man mir nit wieder ge-
geben: darauff hat man einen Italiaͤner
auffgenommen zum Directore Namens
Luca
[117[116]] Luca von Uflen/ der hat bey der Compag.
[ſ]o ſchoͤn und vertreulich gehaußt/ daß er
mit etlich tauſend der Compag. hat wollen
[d]urchgehen/ iſt aber zu Augſpurg attrapirt,
[e]tlich Jahr lang auf den Thurn gefangen
geſetzt/ und ſich doch endlich durch
Huͤlff der Churfuͤrſtin/ wieder loß ge-
[ſ]chwaͤtzt/ der Compag auff ein neues vor-
geſtelt/ und de novo in ihren Dienſten wie-
der nach Italien geſchickt/ wie ich dann vor
Jahren in der Durchreiß zu Saltzburg
[g]eſehen. Ob er nun wieder kommen weiß ich
nicht/ diß aber iſt mir bekandt/ daß er derſel-
[b]en groſſen Schaden gethan/ und den Dr.
Jobſten/ Churfuͤrſtl. Bayriſchen Reviſions-
Rath und geheimen Secretarium, welcher
[g]egen ihn von wegen der Compag. proce-
[d]irt, in Grund ruinirt hat.
14. EjusdemKayſerliches Kunſt-
und Werck-Hauß in Wien.
Als ich zu Wien dem Kayſ. Hof/ die
[N]utzbarkeit uñ Noͤthigkeit/ der Aufrichtung
[e]ines Commercien-Collegii demonſtrirte/
F 2wel-
[118[117]] welches ſpecialiter auff das Auff- und Ab-
nehmen der Negotien, Handels/ Wan-
dels Colonirung/ Populirung/ Introduci-
rung der Manufacturen/ auf die Werckhaͤu-
ſer/ und das muͤſſig gehende bettlende Ge-
ſind/ Achtung gebe/ und Ihro Kayſerl.
Maj. in dero geheimen Rath/ dieſe meine
Propoſition uͤberlegen laſſen/ gut befunden/
und ein Commercien-Collegium auffzu-
richten/ iſt bald anfangs deliberirt, worden/
ob man den Hoff-Cammer-Praͤſidenten/
darzu nehmen/ welcher ohne diß beſoldet/
und dieſer Sachen kuͤndig/ weil ſie ſehr mit
in die Cameralia laufft/ oder ob man gar
neue Praͤſidenten und Raͤth zu dieſem Col-
legio Commerciorum beſtellen ſoll: und
gaben die Urſach/ daß obwol die Commer-
cien mit den Cameralien einlauffen/ ſo ſey
es eben darumb gut/ damit ſie nicht zu con-
fundiren/ daß ſie voneinander geſchieden/
und durch abſonderliche Lente tractirt wuͤr-
den/ dann es ſey gleichwol ein anders ein
Kauffmann/ ein anders ein Finanzirer: zu
dem haͤtten die Cameraliſten/ und zumahl
der Hoff-Cammer-Praͤſident/ bereits ſo
viel zu thun/ daß wann ſie ihr Ampt ge-
biihrlich in Obacht nehmen wolten/ ſie nicht
eine
[119[118]][ei]ne Stund Zeit haͤtten auff Commereien
[zu] dencken/ und ſey uͤber diß alles zu be-
[f]uͤrchten/ daß wann der Hof-Cammer-
Praͤſident/ auch die Direction deß Com-
mercien-Collegii bekommen wuͤrde/ daß er
[a]lles vortheilhafftiges auff ſich und ſeine
Guͤter ziehen/ und der Kayſer nur den
Schaden/ er hingegen den Nutzen darvon
[h]aben werde. Wiewol nun ohneracht dieſer
wichtigen Objectionen/ der Hof Cam̃er-
Praͤſident benennt worden/ ſo iſt doch die
Prophezeyung mehr als zu viel wahr wor-
den/ indem er nit ein Puncten in der Inſtru-
ction nachgekommen/ ja viel mehr die
Kundſchafft und das Auffnehmen der
Commercien, und das Collegium ſelbſt
ſupprimirt, daß ſelten oder ſchier niemah-
len collegialiter Rath gehalten/ ſondern
alles mit den Kauffleuten in der Stille/
unter dem Huͤtlein geſpielt/ und durch den
Selv und Bruckner/ was zu deß Præſiden-
ten Vortheil/ in dieſer Sach adminiſtrirt
worden. Als man nun endlich bey Hof
geſehen/ daß man ſich mit dem Praͤſidenten
betrogen funde/ und doch noch nicht Zeit
war ihn zu verwerffen/ uñ man gleichwol die
Manufacturẽ gern in andern Gang geſehen/
F 3und
[120[119]] und daß ſie unvermerckt aus ſeinen Klauen
kaͤmen/ hat man reſolvirt bey Wien ein oͤf-
fentliches/ allgemeines Kaͤyſerl. Kunſt und
Werckhauß zubauen/ worinnen als in ei-
nem Semina io, die Manufacturen und
Kuͤnſte erfunden und introdueirt/ die Leuth
abgericht/ und dann auff das Land/ in die
mitleidende gepopulirte Staͤdt diffundirt
und ſtabilirt worden/ woruͤber mir die Di-
rection allein gegeben wordē. So gut/ noͤthig
und nuͤtzlich nun dieſes zweyte Concept
war/ und ſo hoch und weit ichs auch in pra-
xi gebracht/ wie die Ambaſſadores und die
Herrn Geheimen Raͤth/ zum theil ſelbſten
mit eigenen Augen geſehen/ und ohneracht
man den Cammer-Praͤſidenten nicht zu
disguſtiren/ das Gebaͤu deß Kunſt- und
Werckhauſes ſelbſten auf ſeinen Grund uñ
Boden in ſeinen Garten ſetzte/ ſo kunte
doch dieſes alles nicht helffen/ ihm die Ja-
louſie zubenehmen/ man ſuche ſolchergeſtalt
durchzubrechen/ und ohne ihn den Manu-
facturen einen freyen Gang in die Erblan-
de zumachen. Dieſes nun zu verhindern/
ward er auß meinem groͤſten Freund/ mein
aͤrgſter Feind und Verfolger/ umb das
Werck in Fundament uͤbern Hauffen zu
werffen/
[121[120]] werffen/ ließ er ſolche Privilegia und Re-
verſalien concipiren/ worauff das Werck
nicht wol beſtaͤndig kunte angefangen wer-
den. Als man eine Erlaͤuterung derer be-
gehrt- und zwar nicht ſo vor mich/ als vor
die jenigen/ ſo mit mir einſtehen und Capi-
talien herſchieſſen wolten/ nahme man es
uͤbel auff/ und wolte es auff ein Crimenlæ-
ſæ Majeſtatis deuten/ als wann Erlaͤute-
rung einer Sache bitten eben ſo viel waͤre/
als den Kaͤyſerl. Worten nicht zutrauen/
da doch jederman bekandt/ wie offt durch
uͤble Information der gute Kaͤyſer hinter-
gangen werde koͤnnen. Uber dieſes zahlte
der Praͤſident auch nicht die pactirte Bau-
koſten zum Werckhauß/ ſondern verhin-
derts/ daß auch andere nichts bezahlten/
und daß man auch ſie ohne Ihro Kaͤyſerl.
Majeſtaͤt Entgelt nicht bezahlte/ bringt al-
ſo die arme Leuthe und mich ſelbſten in et-
lich 1000. Schaden/ und hetzet uͤber diß die
Bauleuthe mir durch einen Proceß auff
den Halß/ als wann ich das Kaͤyſ. Werck-
hauß vor mein Privatum gebaut haͤtte/ und
derentwegen die Baukoſten de proprio be-
[z]ahlen muͤſte: noch weiter/ wie wol die Kaͤyſ.
Pri-
[122[121]]Privilegia dem Kunſt- [und] Werck-Hauß
ertheilt/ expreſſe lauten/ wann ich pro-
motoriales werde vonnoͤthen haben/ fabri-
canten uͤberzubringen/ ſo wolle man mir
dieſelbige ertheilen: als ich nun eine Parthey
Handwercksleuth in Franckfurth/ Coͤlln
und Holland zuſammen gebracht/ und der
Promotorialien vonnoͤthen hatte/ auch dar-
umb ſchriebe/ antwortete mir die Kayſerl.
Hof-Cammer/ daß ſie ſolche ſchicken
wolte/ und als ich darumb ſollicitirte/
wurden ſie wiederumb abgeſagt/ muſt alſo
mit Schand und Schaden/ die geworbene
Fabricanten wieder gehen laſſen/ und den-
noch wurde geſchrieben/ ich ſolte unverrich-
ter Sachen nicht wieder zuruͤck kommen/
wann ich nicht in groſſe Ungnad fallen wol-
te: unterdeſſen wurd mir nicht ein Heller
Geld geſchickt/ meine Beſoldung hinderhal-
ten und brachte der Cam̃er-Praͤſident/ beym
Kayſerl. Hof vor/ welches er ſich leicht ein-
bilden koͤnte/ ich redte uͤbels oder ſca-
lire von dem Kayſerl. Hof/ eben/ als
wann der Praͤſident/ der Kayſerl. Hof waͤr/
und man das Seinige fordern/ und umb
Billigkeit anruffen/ ſcaliren hieß: doch mu-
ſte das dem Cammer-Praͤſidenten/ und ſei-
nen
[123[122]] nen Creaturen zu gefallen/ alſo bey dem
Kayſerlichen Hof gelten/ und kein einige
beſſere Information angehoͤret werden: die
Direction deß Werckhauſes muſte einem
ignoranten ſolcher Sachen Namens
Wilhelm Schroͤdern anvertraut werden/
welcher ſich ſelbſt in kurtzer Zeit damit rui-
nirt, ich muſte unterdeſſen exuliren, und
noch in Exilio verfolgt werden/ wie dann
noch von Hoff aus/ bier nach London zu
meiner Verfolgung geſchrieben: ſie ſind a-
ber alhier geſcheider/ und ſehen beſſer/ was
zu ihrem Vortheil dient. Stehet alſo dieſes
gute/ heilſame/ den Erblanden/ ſo noͤthig
und nuͤtzliche Concept, nehmlich das
Kayſerl. Kunſt und Werck-Hauß/ aus
vorberuͤhrten Urſachen/ nunmehro zu offent-
licher Schand und Schaden/ ſtill/ und hat
es der Cammer Praͤſident freylich einoͤd
gemacht/ weil man die Manufacturen dar-
inn/ nicht gleich wie die Seyden-Manufa-
ctur auff ſeiner Guͤter eins/ bey St. Pelten
gelegen/ und Einoͤd genandt/ hat
transferiren wol-
len.
F 5515. Deß
[124[123]]
15. Deß geweſten Hof-Cammer-
Praͤſidentens/ Grafen von Sin-
zendorffs Gold-Fabricazu Neu-
burg am Ihn.
Jacob Muͤller von Lindau am Bo-
denſee/ hat einen mercklichen Dienſt Kay-
ſer Ferdinando III. gethan/ der Kayſer ſagt
ihm/ er ſolte umb ein Gnad bitten/ dieſer
bat/ daß er Leoniſch Gold- und Silber-Trat
in den Erblanden moͤchte zielen/ und doch
in dem ordinari Preiß deß guten verkaͤuf-
fen: der Kayſer/ welcher kein Liebhaber
von dem Luxu reflectirte nicht darauff/ ob
die jenige Schaden liedten/ welche ſchlechter
Gut umb hoͤhern Preiß kauffen/ zumahlen
da das Gut nicht noͤthig/ und wol entbehrt
werden kan: war alſo gleichſam ein Aufflag
und Impoſt darauff. Der Kayſer gibt dem
Muͤller das Privilegium, der Cammer-
Praͤſident/ welcher vielmehr daran haͤtte
ſeyn ſollen/ daß man dem Kayſer eines an-
dern informirte, und das Privilegium wie-
der caſſirte, handelt ſolches ſelbſten von dem
Muͤller/ und ſetzt die Fabricam mit groſſem
Effer auf zu Neuburg am Ihn/ machts
aber
[125[124]] aber ſo grob/ daß Muͤller ſelbſten ſolches nit
zu verantworten getraut/ ſondern nach dem
Kaͤyſerlichen Hoff gewolt/ wird aber von
dem Praͤſidenten unterwegens auffgefan-
gen/ und gefangen geſetzt/ im Gefaͤngnuͤß
zu einem Eyd/ und zu Extradition aller
Documenten gezwungen/ und wie er
endlich loß kommen/ ſalvirte er ſich in
Saltzburgiſche Dienſte/ wird von dem
Praͤſidenten wieder verjagt/ ſalvirt ſich
endlich in Bayeriſche Protection zu Muͤn-
chen/ allwo er geſtorben/ und mir kurtz
vor ſeinem Tode eine Deduction eingehaͤn-
digt in den Druck zu geben/ derer Titul
iſt: Neuburgiſcher gewaltthaͤtiger Ver-
lauff/ welcher Goͤttlichen und allen welt-
lichen Rechten zuwider/ beſchehen vom
Monath Martii Anno 1661. biß Monath
Novembris Anno 1677. Unterdeſſen
iſt der Praͤſident mit ſeiner ſauberen
Gold-Fabrica/ allen deß Kaͤyſers Erb-
Landen præjudicirlich/ fleiſſig fortgefah-
ren/ und hat noch uͤber dieſes zu beſagten
Neuburg/ auff Angeben deß gemeldtē Tri-
angels eine Muͤntz auffgebaut/ vor vieltau-
ſent gute Bayriſche Groſchen in der Nach-
G 6bar
[126[125]] barſchafft auffgewechſelt/ und in ſchlimme
Fuͤnffzehner vermuͤntzt/ woruͤber ſich die
Bayren hoͤchlich beſchwert: als man nun
zu Wien auff dem Hof vor dem Profeß-
Hauß ein Metallene Marien-Saͤul auff-
richtete/ hat er die vorhin da geſtandene
Steinene ausgebettē/ und bey dem ſchlim̃en
Muͤntz-Hauß zu Neuburg auffgerichtet/ es
ſcheint aber unſer liebe Frau/ hab ohneracht
dieſes dem ſchlimmē Muͤntzen und Goldzie-
hen nit laͤnger zuſehen wollen/ ſondern dem
Kayſer die Augen auffgethan/ den Praͤſi-
denten geſtuͤrtzt/ und ihm das Neuburg
mit ſampt der Graffſchafft weggenommen.
Es waͤre wol nicht naͤrriſch/ ſondern profit-
lich und thunlich/ ſchlecht Gold vor gut Gold
zu verkauffen/ aber fuͤrwar nicht weißlich/
viel weniger reputirlich.
16. Dr.BechersLegatur-Werck.
Als ich geſehen/ daß die vorige Streich
dem Cammer-Praͤſidenten angangen/ mit
ſeiner Fabrica, hab ich gedacht ich wolts
noch beſſer und ehrlicher machen/ und hab
ein Concept eingegeben/ daß man 6. oder
8. Loͤthig. Silber-Geſchirꝛ machen ſoll/ und
ſoll
[127[126]] ſoll den Reſt mit weiſſem Kupffer legiren/
ſo erſpart man an jeder Marck 10. Teutſche
Guͤlden in Silber/ und das Silber iſt doch
ſo ſchoͤn als 16. Loͤthig: dann/ was lieget
nun einem fuͤr ein Capital nur auff tauſend
Marck ſilber Geſchirꝛ/ welches nun ohne
Intereſſe liegt/ ja verſchlieſſen wird/ noch
darzu in Gefahr von Stehlen ſteht: und da-
mit kein Falſchheit darinnen begangen/ und
der Kauffer betrogen wird/ ſo ſchlag man
ein Zeichen darauff/ wie viel gut Silber da-
rinn ſey/ ſo kan mans im Umbſchmeltzen al-
lezeit wieder haben/ dann hat man in Wien/
Augſpurg/ Preßlau und andern Orten/
von 16. biß auff 11. Loͤthig diſpenſiren koͤn-
nen/ warumb nicht biß auff 6. Loͤthig/ und
hat man zulaſſen koͤnnen/ daß man das
Kupffer zu einem gelben Meſſing macht/
warumb nicht zu einem weiſſen. Aber hier
moͤchte einer einwerffen/ daß zu dem weiſſen
Kupffer gemeiniglich. A[r]ſenic kommt/ wel-
cher gifftig iſt/ wie hier zu London derglei-
chen weiſſes Kupffer ein Frantzoß macht/
Namens Olivier, und das Pfund vor 20.
Schilling verkaufft/ aber es laufft in der
Lufft wider an und wird ſchwartz: aber das
rechte weiſſe Kupffer/ muß nicht per ſuper-
F 7de
[128[127]]de compoſitionem, ſondern per ſeparatio-
nem geſchehen/ daß dem Kupffer ſeine
Roͤthe extrahirt werde/ und der Coͤrper weiß
bleibt/ und nimmermehr gruͤn werden kan/
welches Ludovicus de Comitibus in ſeiner
Metallurgi, ein metallum anonymum neñt/
und ein Blechſchlager zu Bruͤſſel in quan-
titaͤt gemacht und verkaufft: aber mir wol-
te diß Concept nicht zugelaſſen werden/ erſt-
lich weil das Concept von mir kam/ und
dann zweytens/ weil gefuͤrchtet wurde/
weil es ſo gar ſchoͤn Silber/ die Leuthe moͤch-
ten ſolche Geſchirr auffkauffen/ und falſche
Muͤntz darauß machen: ohneracht ich dero-
halben den Jeſuiten in Profeſſhauß zu
Wien/ die Helffte deß Gewinns darvon
antruge/ daß ſie ex Theologia morali,
durch den Beichtvatter Pater Gentilotto,
als deß Hoff Cantzlers Beichtvatter/ ihn
perſuadiren ſolten/ hat es doch nichts ver-
helffen wollen/ ſondern war wie der Augu-
ſtinus zu den Manichaͤern ſagt/ Bonum eſ-
ſet, ſi vos non eſſetis: die invention waͤre
gut/ wann ſie von mir nicht waͤre herkom-
men. Indeſſen muß mans doch zulaſſen/
daß es andere thun/ und wuͤrde doch ge-
duldet/ daß der Kaͤuffer bey des Praͤ-
ſiden-
[139[128]] ſident en Gold-Fabrica mercklich gefaͤhrd
und uͤbernommen wuͤrde/ da doch hin-
gegen bey dieſer meiner Legatur/ kein
Menſch umb einen Heller beſchwert/ ſon-
dern vielmehr wegen Erſparung deß
Silbers erleichtert wird/ und das gan-
tze commune bonum dadurch befoͤrdert
werden koͤnte/ indem an ſo viel tauſend
Marck Silber/ ſo Jaͤhrlich im Reich
und zu Augſpurg/ abſonderlich in Silber-
Geſchirr verarbeitet werden/ zwey Drit-
theil erſpart/ und zu deß Lands-Fuͤrſten
und eigenen ſelbſten Nutzen in die Muͤntz
gebracht/ und vermuͤntzt wuͤrden/ die
nun am Silber Noht leiden. Aber wie ge-
beten/ alſo abgeſchlagen. Dat veniam Cor-
vis vexat cenſura columbas.
17. Ejusdem Introductionder Manu-
facturen in Teutſchland und
Verbietung Frembder.
Wer deß Waſenbergs Frantzoͤſiſche
Goldgrub/ und meine zwey Volumina vom
Commercien-Tractat geleſen/ wann er an-
ders geſundes Verſtands/ und ein Teut-
ſcher Patriot iſt/ wird genug ſehen und ur-
theilen/ daß Teutſchlands Wolfahrt groͤſter
Theil
[130[129]] Theil daran gelegen/ die Experienz aber
weiſet leider! das contrarium, daß nehm-
lich dieſes gute und nuͤtzliche Concept
gleichſamb inpracticabel ſey; Erſtlich/ wie-
wol jederman ſolches approbirt, dennoch
niemand darzu thut/ oder bald darvon ab-
laͤßt/ weil es muͤhſamb und nicht augen-
blicklich profit bringt: ferner/ daß die Teut-
ſche Kauffleuth ſelbſten lieber mit auslaͤn-
diſchen Waaren handeln/ und derentwegen
wo und wie ſie koͤnnen/ dieſes Concept
verhindern/ dann es iſt eine General Regel/
Ein Kauffmann ſiehet mehr auf ſeinen pri-
vat profit/ als auff das publicum: ſeynd
nuͤtzliche und ſchaͤdliche Leute/ koͤnnen ein
Land auffbringen und ruiniren/ wann ſie
wollen/ und man nicht achtung auff ſie gibt.
Zweytens/ frembde Waaren herein zu fuͤh-
ren/ zu verbieten ſcheinet eine Unmoͤglich-
keit/ dann das Roͤmiſche Reich iſt groß/ in
unterſchiedliche Dominien zertheilt/ der
Paͤß- und Einfuhren viel/ und der Kauff-
leuth Argliſtigkeit noch mehrer/ derentwe-
gen nicht zu glauben/ was man auch durch
Edicten thue/ daß man fremde Manufactu-
ren daraus halten werde/ unterdeſſen wer-
den gleichwol die Frembde/ durch Herein-
fuͤh-
[131[130]][f]uͤhrung ſolcher Guͤter reich/ hingegen wir
Bettler/ und wiſſen die Kauffleuth dieſes
alles zu beſchoͤnen/ mit der Objection, daß
man den Handel mit den Frembden nicht
brechen koͤnne. Damit ichs aber hier kurtz
mache/ ſo habe ich genugſamb in meinem
zweyten volumine, Tractatus Commercio-
rum erwieſen/ daß es de jure gentium \& na-
turæ ſey/ von ſolchen Handel mit Waaren/
von Frembden abzuhalten/ die man ſelbſten
hat/ welches gegenwaͤrtig in der gantzen
Welt practicirt wird: und dann daß es ein
heilſames Edict waͤre/ wann verboten
wuͤrde/ nichts ins Roͤmiſche Reich/ von
Waaren und Munufacturen zu handeln
und zu tragen/ welche man ſelbſten darinn
haben kan. Es iſt alles gut und vernuͤnff-
tig/ ich bin auch daruͤber in einer Kayſerl.
Commisſion ins Roͤmiſche Reich geſchickt
worden/ und alles/ ſonderlich zu Augſpurg/
Ulm/ Nuͤrnberg und Coͤlln gruͤndlich un-
ternommē/ was in dieſer Materi zu thun/ al-
lein man haͤtte lieber gehabt/ daß ich gegen
deß Roͤmiſchen Kayſers expreſſen Befehl/
vor viel tauſend Frantzoͤſiſche Effecten ein-
gezogen/ und dem Cammer-Praͤſidenten
welcher ſich damahl den Kayſerl. Hof ge-
nen-
[132[131]] nennet/ eingelleffert haͤtte/ ohneracht her-
nachmahl die Frantzoſen doppelt ſo viel
Repreſſalien auff die Teutſche Effecten ge-
than haͤtten/ ſolte gleich das gantze Aug-
ſpurgiſche Wexel-Negotium uͤber einen
hauffen gefallen ſeyn/ wie man dann von
dergleichen procedere die Effecten deß
Habbæi zu Hamburg/ und des Churfuͤr-
ſten von Mayntz Damiani Hattardi zu
Franckfurth ex poſt facto geſehen hat/ hin-
gegen weil ich allein auffs Fortſetzen der
Manufacturen in Teutſchland/ Continui-
rung und rechte Einrichtung/ auch Sta-
bilirung deß Kaͤyſerl. Edicts/ wegen Dar-
außhaltung frembder Waaren/ gehalten/
auch die Treue Teutſche Reich- und Han-
dels-Staͤdte/ darinnen compromittirt,
Chur- und Fuͤrſten ſolches approbirt/ ſo
muß ich nun doch gegen ſo theuere Kaͤyſerl.
ſchrifftliche Verſicherung/ mit Weib und
Kindern/ wegen meiner ſo treu gehabter
Intention/ Koſten und Arbeit/ mit
viel tauſend Verluſt/ nicht allein aus
Teutſchland exuliren/ ſondern noch in der
Frembde verfolget werden/ und mich nun
in das aͤuſſerſte Ende Europæ reteriren.
Das iſt nun mein Danck und Lehrgelt.
Egre-
[133[132]]Egregiam verò laudem \& ſpolia ampla re-
fertis. Ich bin ohne Ruhm zu melden der
erſte/ welcher Teutſchland die Augen in
Negotien aufgethan/ werde auch wol hof-
fentlich der letzte ſeyn/ dann ſich ein jeder
ehrlicher Teutſcher Patriot an mir ſpiegeln
wird/ es waͤre dann Sach/ daß er auch ſo
eine weiſe Narrheit/ wie ich begangen/ be-
gehen wolte/ dafuͤr aber jeglichen ehrlichen
Teutſchen Gott behuͤte/ dann mich koſt es
Ehr/ Haab/ Gut und Leben.
18. EjusdemReichs-Ærarium.
Nemo ſapit omnibus horis, dann Gott
iſt in ſeinen Gaben wunderlich/ und theilt
ſie nicht nach der Maaß aus/ dann gibt er
Weißheit uͤberfluͤſſig/ dann laͤſt er ſie wie-
derumb irren unendlich/ dannenhero
kommts/ daß die geſcheideſte Leuth/ oͤffters
die groͤſte Fehler begehen/ und darumb ſagt
die Schrift. Mirabilis Deus in ſanctis ſuis.
Der guͤnſtige Leſer wird in der vorherge-
hender naͤrriſcher Weißheit/ nemblich/ in
den erſten Theil dieſes Tractaͤtleins/ mei-
nen Nahmen unterſchiedlich mal gefunden
haben/ nun bekeñ ich mich auch frey unter die
weiſe Narrheit/ in dieſē 2. Theil/ abſonder-
lich in dieſen Punct/ dañ weil ich geſehē/ daß
meine Conceptē/ ſo gut ſie auch gemeint/ uñ
ſo
[134[133]] ſo reſonaible ſie auch waren/ an dem Kaͤy-
ſerlichen Hoff nicht angiengen/ oder viel-
mehr daß man ſie nicht wolte laſſen ange-
hen/ damit ich weder Ehr noch merita haben
ſolte/ ſo dachte ich mich zu dem Roͤm. Reich
zu kehren/ und verhofft/ es wuͤrden ja zum
wenigſten in demſelben noch Leuth gefun-
den werden/ welche das gemeine Beſte be-
obachten/ und deſſen Befoͤrderer æſtimiren
wuͤrden: nun konte ich es nicht beſſer und
vorſichtiger angreiffen/ als au dem Ort zu
helffen/ wo es am meiſten fehlt/ nemblich im
Reichs-Ærario, daruͤber der Reichs-Pfen-
ning-Meiſter beſtelt iſt/ welches Caſſa ſo
arm/ daß er bißweilen den Nahmen nicht
mit der That hat/ nemblich zuzeiten nicht
einen Pfenning darin iſt/ unterdeſſen ſoll
gleichwol das Speyeriſche Cammerge-
richt/ Juſtitz und Militz davon bezahlt
werden/ und ſeynd auch die Roͤmer-Monat
lang anticipirt, oder weil das Reich groſſe
Koſten und Außgaben gethan/ lang nicht
zu hoffen. Nun hat vor vielen Jahren
ſchon D. Obrecht von Straßburg/ von ei-
nem Reichs-Ærario geſchrieben/ und ich
hab auch deßwegen mein Gutachten ge-
geben an den Kaͤyſerl. Plenipotentia-
rium
[135[134]]rium zu Regenſpurg/ an den Hn. Biſchoff
[v]on Aichſtaͤtt Marquardum: aber gleich wie
der Philoſophus Claudius Peri Mardus in
ſeinem Circulo Piſano, in dem Titul de
transmutatione metallorum ſchreibt/ daß
zwey Stuͤck darzu gehoͤren/ ein anziehende
und von ſich ſtoſſende Krafft: ſo glaub ich
wol/ daß man in Politicis in puncto Roma-
ni Ærarii, eines theils nicht gern ſiehet/ daß
das Roͤmiſche Reich ein Ærarium und per-
petuum militem hab/ andern theils/ daß
mans nicht achtet/ negligirt und ſelbſten
von ſich ſtoͤſt/ und ſolcher geſtalt iſt die ttans-
mutation leichtlich geſchehen/ nemblich/ deß
Reichs-Ærarii in ein non-ens. Mein Vor-
ſchlag beſtund in drey Stuͤcken/ erſtlich/ daß
das General-Poſtampt in Teutſchland/
welches ein Reichs-Lehen/ und biß dato nit
einen Heller zu deß Reichs Laſten tribu-
irt/ viel Tauſend hingegen aus dem Reich
ziehet/ demſelbigen auch etwas beytragen
ſolte: oder deutlicher zu ſagen/ daß daſſelbi-
ge gantze Werck dem Reichs-Ærario inſe-
rirt werdẽ ſolt/ welches man durch Teutſche
Leuth/ ſo gut oder beſſer als es nun geſchicht
beſtellen laſſen wuͤrde: wann man rechnen
wil/ was der Graff Taris zu Bruͤſſel Jaͤhr-
lich
[136[135]] lich aus dem Poſtweſen ziehet/ uñ was noch
jeder Poſtmerſter in Teutſchland aufſtecket/
wañ ſolches/ ſage ich/ dem Reichs-Ærario
zukaͤme/ die Teutſche Nation wuͤrde danck-
barer ſeyn/ als nun der Graff Taxis/ dann
man wol weiß/ was er von den Teutſchen
haͤlt und redt. 2. Die Handwercks Geſellẽ
in dem Roͤm. Reich ſind keine Knechte/ ſind
auch keine Herrn/ uñ haben doch Buͤrgerl.
Nahrung/ gewiñen mehr als die Bauren/
genieſſẽ des allgemeinē Friedens/ und gebẽ
doch nit einen Heller Aufflag/ ſondern uͤber-
nehmen noch ihre Meiſter/ ſind inſolent/
und verſauffen auf den Sontag mehr/ als
mancher Bauer die gantze Woche verdient:
dieſe Leuthe nun/ ſolten billich/ weil ſie von
Buͤrgerlicher Nahrung leben/ auch etwas
zu der allgemeinen Beſchwerung tragen/
welches leicht geſchehen kan/ ich hab ſie auch
geneigt darzu befunden/ dann ſie halten es
ſelbſt vor billich/ weil ſie in dem Roͤm. Reich
ihre Freyheit und Privilegia haben/ daß ſie
auch dartragen/ umb ſolche zuerhalten: weil
nun ihre Sachen in groſſer Ordnung ſte-
hen/ ſokan leichtlich darin ſolche Anſtalt ge-
macht werden/ daß die Geſellen Sontaͤg-
lich bey ihrer Zuſammenkunfft etwas in die
Buͤchſẽlegẽ/ welches quatembeꝛlich zuſam-
men
[137[136]] men getragen/ an die Creiß Zunft oder dem
Empfanger gelieffert werdẽ kan. Es iſt ein
leicht practicirliches Mittel/ ohnempfind-
lich/ und kan doch jaͤhrlich auf die 100000.
Reichsth. eintragē/ dañ ich bin hierauf ſehr
curioß geweſt/ uñ habe michs was koſtẽ laſ-
ſen/ um der Handwercks Geſellen Gelegen-
heit zu wiſſen/ darvon in meinem Com̃erci-
entractat 3. Volumine Drittens/ wañ Chur
Pfaltz dẽ Wildfang prætendirt/ ſo kan viel-
mehr dz R. Reich und deſſen Ærarium was
prætendirẽ/ an die Advenas, die aus fremdẽ
Laͤndern ins R. Reich wohnen kom̃en/ dar-
innẽ hauſiren/ handeln uñ wandeln/ inſon-
derheit ſolte man auf die herumſchweiffende
Buckelkraͤmer/ Frantzoſen/ Italiaͤner/ Sa-
vojarden/ Friauler/ Spazacamin/ Quack-
ſalbeꝛ/ Gauckleꝛ/ Com̃oͤdianten Achtung ge-
bē/ uñ nirgends im R. Reich einẽ Jahrmarkt
zulaſſen/ wo nit ein jeder was ins Reichs-
Ærariũ contribuirte/ es wuͤrde jaͤhrlich ein
groſſes machẽ. Endlich ſo fehlt alles an rech-
ter Induſtri deß Reichsfiſcals/ es wil warlich
mit bloſſeꝛ Doctoꝛey nit gethan ſein/ es gehoͤ-
rẽ Mechaniſche uñ Mercantiliſche ſtudia daꝛ
zu: ich weiß noch auf eine million Reichsth.
confiſcabilia, allein unter den Kauff-
leuthen/ wormit Niemands com-
mi-
[138[137]]miſeration haben kan/ weil ſolche Sachen
nicht nur zu confiſciren/ ſondern auch zu
beſtraffen ſeyn. Ihro Hochfuͤrſtl. Durchl.
deß Hertzogs von Neuburg haben dieſe
Sachen gnugſam dem Kaͤyſerlichen Hoff-
Cantzler Hocher recommendirt/ aber ſeine
paſſion gegen mich/ iſt groͤſſer als die raiſon:
kein Churfuͤrſt von Mayntz Johann Phi-
lipps/ als Reichs-Cantzler lebt mehr/ der
das Hertz hatte/ eine ſolche Sache zutrei-
ben/ die andern ſcheuen ſich/ wann ſie ver-
mercken/ daß mans am Kaͤyſerl. Hoff nicht
gern ſiehet: zu Regenſpurg ſolten zwar ſol-
che Sachen in conſideration kommen/ aber
es beruht alles darauff/ biß entweder der
proponent geſtorben/ oder die Sache ſich
nicht mehr practiciren laͤſt/ das iſt/ ſie wird
tractirt/ wie alle andere Sachen/ aber ceci-
nimus vobis \& non ſaltaſtis: ich hab mei-
nem Schwager Wilhelm von Hoͤrnegk et-
was darvon geſagt/ aber er iſt dem Meiſter
zu fruͤhe auß der Schul/ und hernach mit
dem Spaniſchen Biſchoff Roxas/ im
Reich damit gelauffen/ glaub nicht daß ſie
viel damit werden außgericht haben.
19. Neu-
[139[138]]
19. Neuvillesin Amſterdam Pfeffer-
Propolium.
Ehrliche Nahrung zu ſuchen/ iſt ei-
nem jeden Menſchen erlaubt/ uͤberfluͤſſig
aber/ und zu ſeines Nechſten Schaden/ iſt
ſtraffbar bey GOtt und den Menſchen:
diß weiſet folgendes erſchreckliches E[x]em-
[p]el aus, ſo noch zu unſerer Zeit in Ambſter-
dam geſchehen. Neuville ein vornehmer be-
kandter reicher Kauffmann/ nimbt ſich auf
eine Zeit vor ein Propolium, und dadurch
ein Monopolium von Gewuͤrtz Naͤgelein/
er kaufft alle Naͤgelein von der Oſt-Indi-
ſchen Compagnie auff/ und verkaufft ſolche
hernach mit ſehr groſſen Wucher wieder-
umb/ gewinnt viel tauſent daran/ damit
war er nicht zufrieden/ er kaufſt auch auff
ein andere Zeit den Pfeffer auff/ aber der
war ihm gepfeffert/ dann andere Kauff-
leuthe trieben darmit durch/ er machte ein
Banquerot von etlich Tonnen Golds/ er
wurd daruͤber raſend und unſinnig/ und
ſtarb in ſeiner Thorheit elendig/ daran neh-
met nun ein Exempel ihr Schacherer und
Wucherer/ die ihr nicht genug habt/ biß
Gdaß
[140[139]] daß ihr auff einmal Ehr/ Gut- und Leben
verliert.
20. Reinier von der SchagenTu-
tiæ Propolium.
Heroum filii noxæ. D. von der
Schagen/ Prediger unter den Miniſten/
und ein trefflicher Medicus/ ein ſehr ehrli-
cher auffrichtiger Mann/ und mein ſehr lie-
ber Freund/ verlaͤſt nach ſeinem Tod einen
ungerahtenen Sohn/ welcher ſich an vor-
hergehendem Exempel nicht geſpiegelt/
ſucht ein Monopolium mit der Tutia/ und
verliert damit etlich Tauſent/ alſo daß ihm
die Tutia Augen und Beutel erleucht:
faͤngt darnach eine noch groͤſſere Narre-
they an/ und will ſperma cete refiniren/
aber es hat geheiſſen: Cum labor in damno
eſt. creſcit mortalis egeſtas.
21. Martin Elers Rheiniſcher
Wein Handel.
Dieſer Martin Elers iſt ein verun-
gluͤckter Kauffmann/ von Geburt ein Ham-
burger/
[141[140]][b]urger/ hat zwar nichts ſtudirt/ aber doch
[e]in gutes Ingenium zu allerhand Vor-
[ſ]chlaͤg und Concepten/ wormit er ſich lange
Jahr ſchlept/ aber wenig darmit gefruchter.
Er iſt der erſte/ welcher das Seydenwatten-
machen in Europa erfunden/ und haͤtte er
[ſ]ich dabey gehalten/ ſo waͤre er wol gewe-
ſen: aber es lag ihm ein Monopolium im
Kopff/ und proponirte den Churfuͤrſten von
Mayntz/ daß er alle Rhetniſche Wein wol-
te aufkauffen/ wie er auch iſt: der Churfuͤrſt
und das Land moͤchtens wol leiden/ dann
die Kauffleuthe nehmen nun den beſten
Wein hinweg/ und laſſen den ſchlechten li-
gen. Aber das Concept wurd aus Wein zu
Waſſer/ gleich wie auch alle ſeine andere
Dinge/ als/ wie er zu Florentz propo-
nirt/ zweymal im Jahr Seyden zu zielen/
und andere Dinge mehr/ die er zu Wien/
Muͤnchen und Pariß proponirt. Die Con-
cepten ſind wol gut/ und der Mann iſt
ſcharffſiunig gnug/ aber die Praxis iſt ein
anders/ als die Speculation.
22. Daniel Krafftens Hopffen-
Handel in Bayern.
Dieſer Daniel Crafft iſt von
G 2Wert-
[142[141]] Wertheimb aus Franckenland/ und hat
viel gegolten bey dem vorigen Churfuͤrſten
Johann Philipps/ er iſt ein judicioſer er-
fahrner Mann/ und hat ſich viel bemuͤhet/
des Elers Concepten außzufuͤhren/ dann
ſie waren Cammeraden mit einander: er
hat vorgehabt ein Monopolium in Baͤyern
mit Hopffenhandel anzurichten/ und iſt
lange mit derſelbigen Hopffenſtange ge-
lauffen/ biß ſie zu nichts worden/ dann die
Baͤyeriſche Bierbrauer ſolten zwar Boͤh-
miſchen Hopffen brauchen/ aber es gehet
viel innlaͤndiſcher mit/ zu dem iſt das ne-
gotium mit Baͤyern und Oeſterreichern
zuthun geweſen/ da ich in der Experientz
weiß/ daß im puncto commerciorum mit
beyden nichts zu thun iſt.
23. Iſaac von Nickeln Kunſt
Maulbeer-Baͤume und Sey-
denwuͤrme auffzuziehen auff
dem Krautberg zu Harlem.
Dieſer Iſaac von Nickeln iſt mir
wol bekandt/ es ſitzet in ihm ein ſehr hoffaͤr-
tiger ſubtiler Miniſten-Geiſt/ er hat eine
ſonderliche Invention erfunden/ mit eben
den
[143[142]] den Raͤdern und Zaͤhnen einer gemeinẽ Uhr/
ein Uhr viel Jahr lang gehen zumachen/ aber
mit dem Concept von Seydenwuͤrmen/
hat er ſeinen Credit haͤßlich verlohren in
Holland/ wiewol er viel feine Obſervatio-
nes im Seydenweſen zuſammen getragen.
24. Ejusdem Perſpectivauff 20. teut-
ſche Meilen zuſehen.
Er iſt auch ein guter Opticus, ſonſten
ein geſcheiter verſtaͤndiger Mann/ und wil
doch beſtaͤndig gegen deß Teuffels Danck
behaupten/ er koͤnne ein Perſpectiv machen/
wordurch man 20. Teutſche Meilwegs ſe-
hen kan/ ſeine rationes laſſen ſich zwar hoͤ-
ren/ aber ich hab ihm allezeit Objection ge-
than/ daß die Lufft/ ſo darzwiſchen iſt/ ſo ei-
ner weiten Diſtantz/ das Geſicht verhindern
wird. Es iſt wol eine rechte Narrheitan
weiſen Leuthen/ daß ſie ſich mit ungewiſſen
Concepten viel Jahr ſchleppen/ darvon re-
den/ ſich darmit proſtituiren/ und dennoch
nie zur Prob ſchreiten/ wormit ſie aus dem
Zweiffel kaͤmen/ aber es ſcheint/ ſie wollen
nicht daraus/ ſondern dem Ciceroni fol-
gen/ welcher de animæ immortalitate
G ijſchreibt/
[144[143]] ſchreibt/ Quod ſi in hoc errem, quod ani-
mas hominum immortales eſſe credam, li-
benter erro, neque mihi hunc errorem quo
delector, dum vivo, extorqueri volo.
25. Roͤtters Pflantzung eines
Weinbergs zu Mayderberg bey
Nardten.
Dieſes iſt auch ein Miniſt und Hol-
laͤnder/ pflantzt gegen der See einen Wein-
berg/ und darzu gegen Norden und auf ei-
nen ſandichten Grund/ den das Waſſer
abſpielt/ hat ſolcher geſtalt etlich 1000. ver-
lohren. Sonſten habe ich geſehen anderer
Orien in Holland/ daß ſie fuͤrwahr mit
einer groſſen Induſtri Weinreben pflan-
gen/ und welches unglaublich/ bereits im
Julio reiffe Weintrauben haben koͤnnen/
welches wir an dem Rheinſtrom nicht ein-
mal zuthun vermoͤgen. Gleich wie nun
einige naͤrriſche Plantat[i]onen angefangen/
alſo haben hingegen andere nuͤtzliche Plan-
tationen außgerottet/ als wie der Oberſte
de Avila den ſchoͤnen Garten zu Wuͤrten-
berg/ ein Frantzoß zu Stockholm die Auß-
hauung der ſchoͤnen und koſtbaren Maul-
beer-
[145[144]] beerbaͤum-Waͤlder/ beym Landgraffen von
Darmſtatt/ beym Fuͤrſten von Lichten-
ſtein/ und des geſcheiden Sala in Mecklen-
burg Plantagien/ da er die Waͤlder auß-
hauete/ und Korn darauff ſaͤhen wolte.
26. Hollaͤndiſche Windmuͤhl mir
doppelten Fluͤgeln in Billemmer
Meer.
Nichts daucht ohn verſucht/ alſo ge-
hets den Hollaͤndern auch/ ſie haben mit
groſſen Koſten dieſes Werck gebanet/ wel-
ches gantz nicht gut gethan: ich habe gleich-
wol bey dem P[r]intz Ruprecht ein Modell
geſehen von einer Windmuͤhl/ wie ein Ho-
rizontaler Haſpel/ welches trefflich gut ge-
than/ und wuͤrde in Groſſen eine ſchreckliche
Gewalt thun/ iſt aber darum in Groſſen nit
practicirt/ weil der Printz dafuͤr haͤlt/ man
werde dieſe Muͤhl/ wann ſie im Gang iſt/
nicht ſtillen koͤnnen. Sonſten ſeynd die ge-
meine Windmuͤhlen eine nicht geringe
Invention/ und wer die Urſach weiß/ war-
umb eine Windmuͤhl herumb gehet/ doͤrff-
te vielleicht auch noch wol finden/ eine mit
doppelten Fluͤgeln zumachen.
G 427. Wil-
[146[145]]
27. Wilhelm Schroͤders Auſter-
brutt in Oeſterreich.
Dieſer Wilhelm Schroͤder iſt deß ge-
weſenen Cantzlers zu Gotha Sohn/ von ei-
nem guten Talent/ aber nicht wol applicirt/
miſcht ſich in allerhand Dinge/ die er nicht
verſteht/ inſonderheit hat er ſich in die So-
tietaͤt Royal hier in Engelland einge-
ſchwaͤtzt/ welches nicht allein mich ſondern
auch andere geaͤrgert/ daß ſie ſo allerhand
Leuthe promiſcuè hinnein nehmen/ derent-
wegen einige lieber allein bleiben/ als in
ſolcher Geſellſchafft leben wollen. Unter an-
dern Gruͤllen/ hat er auch dem Cammer-
Praͤſidenten vorgegeben/ zu Wien in ſeinen
Garten in einem Teich ein Auſterbrutt an-
zuſtellen: er hat gehoͤrt/ daß zu Gloceſter/
hier in Engelland die Auſtern gemaͤſtet/ uñ
in einem Teich erhalten werden/ hat aber
nicht Achtung gegeben/ daß ein Fluß von
dem geſaltzenen Seewaſſer dahinein fleuſt.
Den Oeſterreichern zwar/ welche gern Au-
ſtern eſſen/ waͤre dieſe propoſition wol zu
ſtat kommen/ aber es hat nicht gut thun
wollen/ dann ſie haben die Auſtern von Ve-
nedig
[147[146]] nedig laſſen bringen/ ſeind todt geweſen ehe
ſie ankommen.
28. Leibnitzens Poſtwagen von
Hannover nach Ambſterdam in
6. Stunden zu fahren.
Dieſer Leibnitz iſt durch ſeine Literatur
bekandt/ ein ſehr gelehrter Mann/ hat das
Corpus Juris wollen reformiren/ hat eine
eigene Philoſophi und andere Dinge mehr
geſchrieben/ aber ich weiß nicht/ wer ihn auff
dieſen Poſtwagen geſetzt/ darvon er doch
nicht abſteigen will/ ohneracht er ſchon et-
lich Jahr darauff ſitzt/ ohneracht er ſiehet/
daß der Wagen nicht fortgehen will/ man
muͤſte dann deß Weigelii Profeſſoris zu
Jena hoͤltzerne Pferd davor ſpannen/ oder
meine Invention gebrauchen eines Wa-
gens/ ſonder Langwied/ da der Kobel/ ſur-
ſum, deorſum, retrorſum, antrorſum, dex-
trorſum, ſiniſtrorſum gehet.
29. Andreaͤ Reußners/ Schwedi-
ſche Waſſerkunſt das Waſſer uͤ-
ber den Bruͤckenberg zu ziehen.
Dieſer Obriſte Andreas Reußner/
G vmein
[148[147]] mein ſehr guter Bekandter/ hat zu meine[r]
Zeit zu S[t]ockholm dieſe Prob gethan/ un[d]
durch einen Bleyenen Siphonem oder He[-]
ber/ das Waſſer uͤber den Bruckenberg/
auf den Norder-Malm wallen ziehen/ es
hat ihn viel Gelt gekoſt/ und hat daruͤber
noch eine groſſe Wett verlohren/ mit dem
General Major Wuͤrtz/ welcher das Con[-]
trarium gehalten/ hat alſo neben dem Scha[-]
den noch Schande darzu gehabt: wer ſolt
nun nicht glauben/ daß es haͤtte ſollen in
Groſſem gut thun/ in dem es in Kleinen
gut thut? aber dle groſſe Hoͤhe ziehet das
Waſſer außeinander/ und macht es zu
Luft.
30. TouſſonsSchiff zu Rotter-
dam.
Von dieſem Schiff iſt ein gantzes
Weltgeſchrey geweſen/ der Mann iſt ſonſt
in Mechanicis erfahren gnug/ und wun-
dert mich/ wie er ſich in dieſen Paralogis-
mum vorfallen. Einige halten dafuͤr/ es ſey
ein Frantzoͤſiſch Stuͤcklein geweſen/ Geld
von den Leuthen zubekommen/ welche diß
Schiff
[149[148]] Schiff geſehen/ und was das ſchlimmſte
iſt/ ſo hat es von allem dem jenigen in Ef-
fect/ nichts præſtirt, was von ihm geſagt
worden/ dann es iſt nicht allein nicht fort-
gangen/ ſondern ſo bald es ins Waſſer
kommen/ wie ein Bley geſuncken/ alſo daß
es ein Sprichwort in Holland worden/
daß ſie ſagen/ Es gehet fort/ wie des
Touſſons Schiff.
31. Merſennes Schiff unter dem
Waſſer.
So gelehrt dieſer Mann auch gewe-
ſen iſt/ in eine ſo groſſe Narrethey iſt er mit
dieſem ſeinem Schiff gefallen/ und noch in
eine groͤſſere/ in dem er eine gantze Stadt
ſampt Buchdruckereyen/ und alles hat un-
ter dem Waſſer bauen wollen/ alſo daß ei-
ner dafuͤr gehalten/ Merſennes ſey ent-
weder zum Narren worden/ oder
wolle die gantze Welt vor Narren
halten: gleichwol iſt es moͤglich unter dem
Waſſer zufahren/ und hat Cornelius Treb-
bel hier in Engelland auf der Tems eine
Probe darvon gethan: es ligt auch noch ein
Schif auf der Tems/ welches gegẽ dẽ Wind
uñ Strom die andere Schiff herauf ziehet/
G 6alſo
[150[149]] alſo daß Touſſon ſo gar unrecht nicht ge-
habt/ wann er nur die Bewegung recht ap-
plicirt haͤtte/ und iſt darumb nicht allemal
eine Sache gantz unmoͤglich/ ob ſie gleich ei-
nem oder dem andern nicht gut thut: ich
koͤnte viel von dieſem unter Waſſer fahren
melden/ dann ich bin auch in dieſem Schiff
lange kranck gelegen/ will ſich aber die Ge-
legenheit allhier nicht geben. Man beſihe
zu Ende in meiner Schutzrede das Atte-
ſtatum Patris Cruxillæ.
32. Deß Ertz-Biſchoffs von Saltz-
burg/ Cardinals/ GraffensGui-
dovvaldivon Thun/ Waſſer-Fon-
tain.
Wer dieſen Herrn gekennt hat/ als
wie ich und andere/ werden wol wiſſen/
was vor Stoff an ihm geweſen iſt/ er war
ſehr großmuͤthig/ extraordinari Ding zu
thun/ unter andern ließ er einen Brunnen
machen/ wiewol der Waſſerwerck zu Saltz-
burg uͤberfluͤßig gnug ſeyn/ welcher viel
1000. gekoſt/ ein groſſes magnifiques Werk/
als eines in der Welt iſt/ von weiſſen Mar-
mor/ eines groſſen Umbkreiſes und Hoͤhe/
darvon der oberſte Außguß Waſſers ein
Schuh
[151[150]] Schuh im diametro hat/ gleich davon die
Kupfferſtuͤck außgangen ſeyn/ und ich das
Werck ſelbſten geſehen hab/ wie es noch in
ſeinem erſten Anfang war/ da es der Ertz-
Biſchoff dem P. Valeriano Magni und mir
gewieſen. Wie nun alles außgemacht und
auffgericht war/ ſo findet ſich kein Waſſer
dar zu/ eben als wie die Glock dorten/ die
juſt ſo groß iſt als der Thurn/ daß man ſie
nicht laͤuten kan/ oder wie die Sonnen Uhr
in Tyrol/ woruͤber ſie ein Dach gebauet/ daß
nicht darauff regnen ſoll: diß ſind nicht al-
lein weiſe/ ſondern auch koſtbare Narrhei-
ten.
33. EjusdemMarmorſteinene
Schlang.
Manſagt im Sprichwort/ es ſey
nichts einem Menſchen ſo aͤhnlich/
als ein Aff und Schweitzer: dieſen
koͤnte man noch wol einen Hollaͤnder zu-
geſellen/ nicht die Schottiſche Hochlaͤnder/
fondern die Maßlaͤnder/ die man im gemei-
nen Sprichwort Haaſen-Koͤpff nennt/
wegen ihrer naͤrriſchen Concepten: ein ſol-
cher grober/ unverſchaͤmbter und verwege-
ner Geſell/ iſt bey dem Guidovvald gewe-
G 7ſen/
[152[151]] ſen/ und hat ihm proponirt, er wolle ihm ein
Marmo[r]ſteinerne Schlang/ Arms dick/ 10.
Schuh lang/ zwey mahl umbwunden/ Zoll-
dick durchbohren/ von dem Schweiff her-
aus zu kommen/ ohne ſonſt ein Loch zu
machen/ und ſolte die Spiral Drehung der
Schlang/ noch darzu ein Zweiffel-Strick
ſeyn: der Cardinal hats dem Kerl geglaubt
und viel tauſend darauff ſpendirt, aber der
Bohrer iſt noch nicht einm[a]hl fertig wor-
den/ und weiß ich nicht/ ob der Hollaͤnder
oder der Cardinal/ welcher nehmlich von
beyden beſſer in dieſe Weiſe Narrheit anzu-
notiren ſey.
33. Joachim Goͤhnholtz Waſſer-
Muͤhl zu Mayntz.
Dieſer ehrliche Mann/ welchen ich
wol gekennt/ hat ſein Stuck Brod ehrlich
zu verdienen geſucht/ hat einen Geiſt von
Inventionen/ und war/ wie die Hollaͤnder
im Sprichwort ſagen/ mit einem Muͤhl-
Rad geſchlagen/ nehmlich/ er hatte einen
Sparren zu viel: doch meint es der ehrliche
Mann gut/ und ſahe daß zu Mayntz keine
Muͤhlen waren/ ſo bauete er ein Schiff-
Muͤhl von zwey Schiffen/ und macht in
der
[153[152]] Mitten ein haͤngendes Fluß-Bette/ da das
Waſſer mit groſſer Gewalt und Schwaͤl-
lung durch lieff/ und viel Raͤder nacheinan-
der treiben kunt/ wie man ſonſt mit groſſem
Koſten die Waſſer Waͤhr ſchlagen muß:
das Concept war gut/ der Effect war gut/
und that viel Monath ſeine Prob/ niemand
aber wolte helffen/ der gute Mann hat kein
Geld/ das Werck zu ſecundiren/ alſo wurd
ſein Machina leck und ſunck/ und iſt nichts
mehr darvon uͤbrig zur Gedaͤchtnus/ als dz
mans zu Mayntz deß Joachim Goͤhnholtz
Archa Noe nennt. Er war von Coͤlln/ und
doch ſonſten ein ingenioſer Mann/ der zwar
nichts ſtudirt hat: er banete die Schiff bruck
zu: Mayntz auf ein ſonderliche Weiß/ er
machte eine Ochſen-Muͤhl/ und lehrete die
Ochſen in einem Cran Rad gehen/ that
darmit groſſen Gewalt/ und er inventirte
tauſend Malter/ deß allerfeinſten Meels/ in
24. Stunden ohne einig Muͤhlwerck zu ma-
chen/ hierzu gehoͤrt die alſo genañte Schot-
tiſcheFollou oder Narrheit/ welche vor et-
lichen Jahren hier auf der Tembs geſtan-
den/ war ein Luſt Hauß ſchoͤn gebauet/
ſtunde auf etlichen Schiffen/ war wie ein Pa-
latiũ an zuſchauen/ hat ſchoͤne Zimmer/ und
Cam-
[154[153]] Cammern/ wie eine vornehme Herberg/
ſehr luſtig umb ein divertiffement auff dem
Waſſer zu haben/ brachte anfangs viel
Geld ein kam aber hernach in Mißbrauch/
und wurde aus einem Wirthshauß und
Luſt-Hauß ein offentliches Huren Hauß/
alſo daß niemand mehr rechtſchaffenes da-
hin kommen wolte. Weil nun kein rechter
Abgang mehr war/ ſo befließ ſich der Wirth
nicht mehr auff guten Wein/ viel weniger
auff die Conſervation deß Hauſes/ ſo daß
es endlich gar abgefuͤhrt und zerlegt war/
der gemeine Mann nennet es die Schoͤtti-
ſche Falloco oder Narrheit/ dieweil der In-
ventor darvon ein Schott geweſen.
35. Das Engliſche Schiff mit zwey
Keelen.
Weil von dieſem Schiff bereits ge-
druckte Sachen ſeyn/ iſt es unnoͤthig viel
davon zu melden/ es ſoll unglaublich ſchnell
ſeegeln/ und wol in einem Monath nach
Oſt-Indien lauffen koͤnnen/ ich hab es
zwar nicht geſehen/ und man kan auch nicht
wiſſen/ warumb der Uſus deßwegen ſuppri-
mirt ſey/ ob es geſchehe/ die Narrheit dieſer
In-
[155[154]]Invention zu bedecken/ oder aus Neid/ der
Welt ſolches nicht bekandt zu machen/ ich
halts mit dem erſten/ doch das Concept
iſt gut/ wann das Meer ſo glatt als ein
Spiegel waͤr.
36. Liffrings Invention,umb Gold
aus dem Sand inGuineazubohren.
Dieſes Concept iſt nicht naͤrriſch/
ſondern hat ein ſehr gutes Fundament/
dann die Schiffer auff der Kuͤſt von Guinea
haben befunden/ daß auff der Rivier bey
Caſtelmino, das Waſſer den Gold Sand
abſpiele/ und als ein ſchwere Sach in die
See fuͤhre/ halten derohalben dafuͤr/ daß
die gantze Kuͤſt darumb vor der Rivier in
der Tieffe Gold ſey/ welche ihre Meinung
ein notables Experiment confirmirt hat/
daß die Schiffer/ wann ſie dort mit neuge-
doͤrten Tauen Aucker geworffen/ gediege-
nes anklebendes Gold wieder herauff gezo-
gen haben: auff dieſes Fundament haben
ſich in Holland Leuthe vereiniget/ ein Com-
pag. gemacht/ und von denen Staaden
einen Ottroi daruͤber erhalten/ als die da
eine Invention practicirt haben/ von dem
Schiff
[156[155]] Schiff aus einem Bohrer in die Tieffe zu
bohren und den Goldſchlich auffzuholen/ ſie
haben mir die Acta und Bohrer/ wie auch
dem Landgrafen von Homburg Hertzog
Georg Chriſtian gewieſen. Liflring iſt dar-
uͤber hinein gereiſt/ von dem Capitain auf
dem Schiff wie ich hoͤre/ wegen entſtande-
ner Strittigkeit todt geſchlagen worden/ und
ſeinen Sohn hab ich in Oeſterreich geſehen/
welcheꝛ ſich mit einem Waſchweꝛck ſchleppt.
Dieſes iſt der traurige Außgang von ſo ei-
nem koͤſtlichen Concept.
37. Dr. Theodor. Gran Microscopium
100000. kleine Thier in einem
Tropffen Waſſer zu ſehen.
Der Herr Dr. Gran iſt mein ſehr gu-
ter Freund und Bekandter/ ein vornehmer
Profeſſor zu Leyden/ und ſehr gelehrter
Mann man haͤlt dafuͤr/ daß er die Exerci-
tationes in dem Hochlande de Exiſtentia
Dei \& animæ immortalitate gemacht hab:
er hat mich durch einen Studioſum zu Ley-
den/ viel wunderliche Dinge und Experi-
menta, die ich nie geglaubt haͤtte/ ſehen laſ-
ſen/ unter andern in einẽ Eſſig-Tropffen ein
le-
[157[156]] lebendige weiſſe Schlang oder Wurm/
aber die hundert tauſend Thier in ei-
nem Tropffen/ hab ich nicht geſehen:
und ich laß allen Muſtermeiſtern/ Re-
chenmeiſtern und ihm ſelbſten zu/ wie
er dieſelbige zehlen will. Der vorneh-
me Poet Balde zu Neuburg an der
Donau/ ſchreibt in ſeinem Jambicis
Die Welt ſtill ſteht und nicht
umbgeht wie recht die Gelehr-
te meinen/ ein jeder iſt ſeins
Wurms vergwiſt/ Cope[r]nicusdeß
ſeinen: und alſo Herr Gran auch deß
ſeinen.
38.
P. Soltscky, AndreæReußners und
HartmannsPerpetuum mo-
bile.
Acht Sachen ſind/ wornach die
Gelaͤhrte und Curioſen ſtreben/ nehm-
lich der Lapis Philoſophorum, liquor
Alcaheſt, dz Glaß weich zu machen/ ein ewi-
ges Licht/ eine Linea Hyperbole in einem
Brennſpiegel/ die gradus longitudinis
zu
[158[157]] zu finden/ die Quadratura Circuli, und das
mobilc perpetuum, wer nun Geld/ Zeit
und Luſt hat/ der kan hierinnen occaſion
finden: zumahlen haben ſich nicht wenige an
das mobile perpetuum gemacht/ es iſt aber
zu wiſſen/ daß mans allein verſtehe/ quoad
durantem materiam, und dann einen mo-
tum perpetuum purè artificialem, dann den
Phyſico Mechanicum, hab ich durch das
Regen Waſſer/ und Wetterglaͤſer bereits
erfunden/ wie in dem erſten Theil dieſes
Traetaͤtleins gemeldet: nun halten die Ita-
liaͤner den motum perpetuum artificialem
ſo vor unmoͤglich/ daß wann einer damit
umbgehet/ mato perpetuo heiſt/ gleichwohl
hat der beruͤhmte Jeſuiter P. Caſpar Schott
in ſeiner Technica curioſa, einen andern
Jeſuiter in Pohlen/ Namens P. Solsky al-
legirt, daß er den motum perpetuum purè
artificialem erfunden hab/ hat auch den
Abriß von der Machina, gibt ſein ju-
dicium daruͤber juxta leges Mathematicas,
approbirts, gibt der Polniſchen Nation
die Ehr/ daß ſie allein eine Sach erfunden/
welche man ſo viel tauſend Jahr geſucht/ ja
das Werck nochmal zu bekraͤfftigen/ ſetzt er
darzu/ daß dieſe Machina in groſſem auff
den
[159[158]] den Tag St. Ignatii zu Warſchau im Je-
ſuiter Collegio dem Koͤnig in Pohlen ſelbſt
gegenwaͤrtig ſey demonſtrirt worden. Als
ich nun einen andern Jeſuiter P. Cochans-
ky, welcher eben auff dergleichen Weiß/ ſei-
nem Landsmann nachfolgen wolte/ und
auch ſeinen Abriß drucken ließ/ demonſtrir-
te, was fuͤr ein groſſer paralogiſ-
mus in dieſer Invention ſtecke/ P. Schot-
tens Buch aber bereits gedruckt war/ hat
er dennoch zum Anfang eine hoͤfliche revo-
cation gemacht: Mich wundert daß P.
Schott ein ſo vornehmer Jeſuit/ und dann
auch P. Solsky Procurator unter den Je-
ſuiten mit ſo offentlichen handgreifflichen
Luͤgen und Betrug vor der gantzen erba-
ren Welt umbgehen moͤgen/ und zumahl
P, Schott der ſo ein trefflicher Mathemati-
cus iſt/ ſoll einen ſo ſichtbaren Fehler/ in der
Machina, nehmlich compresſionem linea-
rum in aqua nicht gemerckt haben: dann
fuͤrwar natuͤrlicher Weiß/ und juxta con-
ſlitutionem machinæ, hat dieſelbige ſo we-
nig in feſto S. Ignatii, mit Waſſer vor dem
Koͤnig von ſich ſelbſten gehen koͤnnen/ daß
ſie der Jeſuiter Ignatius mit allen ſeinen
Wunderwercken nicht haͤtte koͤnnen gehen
ma-
[160[159]] machen. Luͤgen ſind es/ die Jeſuiter wolten
gern die Ehr haben/ den motum perpetuum
gefund en zu haben/ als wie ihr P. Montag-
nana die Quadraturam circuli: und ohner-
acht die Jeſuiter den lapidem Philoſopho-
rum verachten/ kan ich ihme doch anzeigen/
derentwegen gar à recitatione breviariiab-
ſolvirt ſeyn/ nur umb zu laboriren/ dann
dieſer Stein waͤr ein ſchoͤnes Kleinot in der
Cron der Monarchi der Solipſer.Andreas
Reußner und Hartmann von
Leipzig ſeynd auch in dem motu perpe-
tuo geweſen/ glaub ich/ wie mir aus Hol-
land geſchrieben worden/ der letztere ſey gar
daruͤber zum motu perpetuo in litera longa
Eraſmi an dem Triangulo infauſto wor-
den: zehen Jahr bin ich auch mit dieſer Nar-
rathey umbgangen/ viel Zeit/ Geld und re-
putation daruͤber verlohren/ darff doch
aber ohne Ruhm zu melden ſagen/ daß ich
nicht glaub/ daß unter allen ſuchenden/ ei-
ner ſo nahe ſey kommen/ als ich/ dergeſtalt
daß ich ſelbſten noch nicht glauben kan/ daß
der motus perpetuus unmoͤglich ſey/ gleich
hiervon anderer Orten/ meiner Mathe-
matiſchen Schrifften: ja ich habe oc-
caſi-
[161[160]]caſione daß motus perpetui Dinge er-
funden/ die ſubtiler ſeynd als der motus
perpetuus ſelbſten/ nehmlich die declinati-
onem centri gravitatis à centro mundi. Ich
hab einen Abriß gemacht/ ſampt einer
demonſtration von meinen Inventionen
motus perpetui purè artificialis und
habs den vornehmſten Mathematicis
in Holland zu cenſiren geben/ die ha-
den mir ein ſchrifftlich atteſtatum und
die affirmativam daruͤber gegeben/ wel-
ches atteſtatum ich noch in Handen
hab und auffweiſen kan/ unterſchrie-
ben und geſtegelt von dem Herrn Schot-
ten Profeſſor Matheſeos in Leyden/ von
dem Herrn Bil Profeſſor Matheſeos in
Amſterdam/ von dem vornehmen Ma-
thematico Herrn Zulchein im Haag/
und von dem Herrn Hutte nunmeh-
ro Burgermeiſtern in Amſterdam: ja
ein Jeſuiter P. Cruxilla, Profeſſor Ma-
theſeos zu Wien/ nunmehro Beichtvat-
ter deß Biſchoffs von Labach/ und P. Ko-
gantsky Profeſſor Matheſeos zu Mayntz
haben ſolche ſelbſten approbirt, und mir
daruͤber congratulirt, und wird kein einziger
ver-
[162[161]] verſtaͤndiger Mathematicus einen Paralo-
giſmum darinnen finden/ unterdeſſen thuts
doch in praxi nicht gut/ iſt diß dann nicht
ein weiſe Narꝛheit?
39. Burgermeiſter Huttens-ſchluͤſ-
ſen und Waſſer-Muͤhlen.
So ein geſcheider und tapferer Mann/
dieſer Hr. Hutte in Matheſi iſt/ ſo einen
groben und koſtbaren Fehler hat er mit die-
ſem Bau begangen/ er hat die Stadt et-
lich Tonnen Golds gekoſt/ und wann mans
nicht deß Burgermeiſters halben ſtehen
ließ/ ſo waͤr es nuͤtzlicher abgeriſſen: er hat
das Saltz oder Brachwaſſer/ welches in
Amſterdam iſt/ von dem ſuͤſſen Waſſer/
das von Utrecht kommt ſcheiden wollen/
aber ſo offt die Schluͤſſen auffgehen/ wel-
ches deß Tags oͤffters geſchicht/ vermiſcht
ſich das Waſſer mit einander/ und iſt mit
einem Wort/ nichts nutz.
40. Burgermeiſter Oetgens
Blockhaͤuſer.
Daß ihro Weißheit der Herr Bur-
germeiſter/ auch bißweilen Narrheit be-
ge-
[163[162]][g]ehen koͤnnen/ weiſet dieſe und vorige Ru-
[b]ric auß/ dann ſo eine maͤchtige Stadt wie
Ambſterdam iſt/ mit hoͤltzernen Blockhaͤu-
[ſ]ern/ und die darzu auff Daͤm̃ und Schleu-
[ſſ]en geſetzt/ defendiren wollen/ halten die
Hollaͤnder ſelbſt vor eine groſſe Narrethey.
41. Duc de LuxenbourgFeuer-Machi-
nen vor Philippsburg/itemdie
Frantzoͤſiſche neue Kupfferne
Schiffbruͤck.
Was der Duc de Luxenbourg vor
[e]in ſauberer Geſell ſey/ iſt zuſehen in mei-
[n]em erbaͤrmlichen Schauplatz Frantzoͤſi-
[ſ]cher Schand-Brand- und Mortthaten zu
Franckfurth gedruckt/ und in Kupffer ge-
[ſt]ochen. GOtt hat gleichwol dieſem boͤfen
[M]enſchen ſeinen Willen nicht in allem ge-
[la]ſſen/ ſondern in groſſe Confuſion einlauf-
[fe]n laſſen/ erſtlich mit ſeiner Feuer-Machi-
[n]a vor Philippsburg/ da er die Kaͤyſerl.
Schiffbruͤck wolte mit abbrennen/ wel-
[ch]es aber nicht angieng/ ſondern durch ei-
[ſe]rne Ketten intercipirt war/ und alſo die
[M]achina fruchtloß verbrandte/ und mu-
[ſt]e Luxenbourg zulaſſen/ daß/ ohneracht er
Hmit
[164[163]] mit der gantzen Frantzoͤſiſchen Armee dar[-]
ſtund/ ihm dennoch Philippsburg vor de[n]
Augen weggenommen ward. Zweytens[/]
iſt er endlich in die verfluchte Geſellſchaff[t]
der Gifftgeber zu Pariß kommen/ und i[n]
die Baiſtille. Die Kupfferne Schiff betre[f-]
fend/ weiß man davon/ daß ſie bey Nimwe[-]
gen der Wind einmal umbgewehet/ de[-]
rentwegen ein Teutſcher Satyricus geſagt[:]
die Frantzſen ſind in dem Teutſchen Krieg[e]
ſo haͤuffig in die Hoͤll kommen/ daß de[s]
Marons ſein Schifflein nicht groß genu[g]
geweſen ſey/ ſie uͤberzufuͤhren/ haͤtten ſic[h]
derohalben der neuen Frantzoͤſiſchen Kupf[-]
fernen Schiffbruͤck bedienen muͤſſen.
42. Hautſchens von Nuͤrnber[g]
Inſtrument in der Lufft zuflie[-]
gen.
Viel unglaubliche Dinge haben di[e]
Menſchen bereits erfunden: eine neu[e]
Welt/ das Buͤchſen-Pulver/ mit Lufft z[u]
ſchieſſen/ auf und unter dem Waſſer zu ge[-]
hen/ Waſſer ſpeyen/ Feuer kaͤuen/ auf[f]
Saͤil zu tantzen/ die Buchdruckerey/ di[e]
Schnellſchreiberey/ auff ein Meil wegs mi[t]
ein[-]
[165[164]][e]inander zu reden/ und mit einem Wort/
[v]iel wunderliche Dinge. Nun iſt nichts
[uͤ]brig mehr/ als die Kunſt zu fliegen/ woruͤ-
[b]er ſich viel ſubtile Koͤpffe bemuͤhet haben:
[d]ieſen Hautſchen zu Nuͤrnberg/ der ſonſt
[ei]n ingenioͤſer Mann iſt/ und die kuͤnſtliche
Bewegung vor dem Dauphin in Franck-
[r]eich/ von einer Bataille machen hat helf-
[f]en/ zu geſchweigen/ in Augſpurg iſt ein
Schuſter geweſen/ welcher geflogen hat: in
[d]em Haag hat auch einer geflogen/ und
[w]ie die letzte Transactio Philoſophicalis der
Engellaͤnder außweiſet/ hat auch einer in
Franckreich geflogen. An dem Koͤnig-
[li]chen Polniſchen Hoff hat auch ein Ita-
[li]aͤner Namens Borattini/ ein Schiff odeꝛ
[M]achinam von Stroh oder Paſt gemacht/
[u]nd die Sache doch ſo weit gebracht/ daß
[e]r ſich ſelbſt dritter damit von der Erde ge-
[ſc]hwungen/ aber es hat allezeit etwas dar-
[a]n gefehlt/ und iſt nie zur Perfection kom-
[m]en/ wiewol er anfangs vorgeben/ er wolle
[in]nerhalb zwoͤlff Stund zeit/ von War-
[ſc]hau nach Conſtantinopel fliegen/ der be-
[ka]ndte Engliſche Wachs-Poſſierer M. Si-
[m]on hat mir dieſe Hiſtorie erzaͤhlt/ und die
[M]achinam ſampt dem Inventore in Poh-
H 2len
[166[165]] len ſelbſt geſehen: beſiehe hiervon meinen
Tractat de Horologiis am Ende/ zu Lon-
den gedruckt. Ich bin mit dieſer Be[-]
wegung auch viel umgangen/ und wil her-
nach mein Sentiment darvon geben/ wel-
ches ich einmal einigen von der Societaͤt
Royal gegeben hab. Plinius ſchreibt ſcho[n]
zu ſeiner Zeit: Tarenti degit Architta, qui
ligueam columbam volatilem fecit: und
man ſagt/ daß ein durch Kunſt gemachte[r]
Adler dem Kaͤyſer Carolo V. eine Teutſch[e]
Meilwegs entgegen geflogen ſey: Es ſeynd
aber in dem Fliegen unterſchiedliche Ding[e]
z[u]conſideriren. Erſtlich/ ob de[r]
Menſch den Athem im Fliegen werde ge[-]
brauchen koͤnnen. Zweytens/ was vo[r]
ein Centrum gravitatis er halten werde/ da[ß]
er nicht umbſtuͤrtze. Drittens/ ob einig[e]
Thier oder Coͤrper ſo ſchwer als ein Menſch
von der Lufft getragen werden koͤnnẽ[.]
Vierdtens/ ob die Nerven deß Men[-]
ſchen ſo ſtarck ſeyn/ daß ſie die Bewegun[g]
außſtehen koͤnnen/ welche darzu erforder[t]
wird. Endlich iſt der Beſchluß mei[-]
nem Gutachten nach/ dieſer/ daß alles wa[s]
fliegen ſol/ muͤſte eine groͤſſere, vim elaſtica[m]
haben/ als es wieget: zum Exempel/ zehe[n]
Pfund
[167[166]] Pfund Krafft thun/ und doch nur ein Pfund
[w]iegen/ welche Krafft/ gleichwie ſie in den
[ſ]taͤhlenen Federn iſt/ alſo iſt ſie auch in den
Nerven und Saͤhnen der Voͤgel/ welches
wir ſehen an den Stoßvoͤgeln, die mit ih-
[r]en Fluͤgeln einem Rehe die Rippen ein-
ſchlagen/ einem Haſen das Genick brechen/
einer Endte den Kopff abſchlagen/ ja es
giebt in den Tyroliſchen Gebuͤrgen Voͤgel/
welche ein Schaaff mit in die Lufft nehmen:
wir ſehen wie erſchroͤckliche Krafft in dem
Gebiß in einem Loͤwen/ und in den Bratzen
eines Beeren. Wie aber dem Menſchen die
Krafft ſeiner Nerven ſolcher geſtalt zu
ſtaͤrcken/ daß ſie vierfach verdoppelt wird/
und zu dem Fliegen die Kraͤffte giebt/ dar-
von wil ich hier nicht handeln/ dann der
Platz iſt zu eng/ es mag einem ſo naͤrriſch
vorkommen/ wie es will/ ſo behaupt ich doch/
daß es moͤglich ſey/ auf dieſe Weiſe durch
die vim elaſticam. Was aber der Jeſuiter
P. Lana in ſeinem Tractar von einem flie-
genden Schiff/ und in der Lufft zu ſchwim-
men oder fahren meldet/ welches geſchicht
durch Kugeln/ welche leichter ſeynd als die
Lufft ſelbſten/ da moͤchte ich wol vom P. La-
na dergleichen Kugel eine ſehen/ welche nur
leer
[168[167]] leer vor ſich ſelbſten in die Hoͤhe gieng/
wann ſie gleich nichts mit ſich nehme: wie
unmoͤglich aber ſolches ſeyn koͤnne/ beweiſet
gar wol der Herr Boyle durch ſein Ma-
[ch]inam. Gehoͤrt alſo dieſes Jeſuiters Luft-
Schiff/ vor allen andern unter die weiſe
Narrheit/ es waͤre gleichwol eine ſchoͤne
Invention umb in den Mond zufahren/
und die Monarchiam Solipſorum auch dor-
ten zu ſtabiliren.
43. Glaßweſen.
Wiewol das Glaßweſen an ſich ſel-
ber eine bekandte Sache iſt/ und Antonius
Nerius einen gantzen Tractat darvon ge-
ſchrieben/ ſo iſt doch noch viel darin zuthun/
ſonderlich wer Nutzen mit ſchaffen will/ und
ob gleich etliche wol dabey gefahren ſeyn/ ſo
haben doch andere groſſen Schaden darbey
gelitten/ und darbey noch Schande und
Spott gehabt: nemblich an dem Spiegel
und Glaßmachen/ ſeyn viel mit wenigen
Profit und Reputation feſt geweſen/ als
Doctor Becher in Wien/ Graff Bucquoy
in Boͤhmen/ Hertzog von Buckingham in
Engelland/ Habbæus zu Oßnabrug/ Bur-
germeiſter Beininger zu Ambſterdam/
Hacceshe im Haag/ Cattenburg/ Lotgy/
Four-
[169[168]] Fourley und Weyts zu Harlem/ Daniel
Krafft im Speſſert.
44. Reuchers Invention den A-
cker mit Eiephanten zu pfluͤgen/
woruͤber er ins Zuchthauß kom-
men.
Dieſes war ein Hollaͤnder/ kam in
die Unter-Pfaltz/ und bauete auf der Rehe-
huͤtte/ nicht weit von meinem Vatterland
Speyer/ eine koͤſtliche Ochlinuͤhl/ welch[e]
ſehr wol und gut gethan/ er hat ſie aber end-
lich verlaſſen muͤſſen/ Schulden hal[ber]
daruͤber kombt ein Kerl/ der einen Elep[hanten]
ten im Lande herumb fuͤhrt/ da faͤlt die[ſem]
Hollaͤndiſchen Haaſenkopff bey/ es waͤre
Frofit mit zu thun/ wann man dem Ele-
phanten zum Ackern brauchte/ 10. oder 12.
Pfluͤg neben einander anhenckte/ ſo koͤnte
man auff einmal einen gantzen Morgen
Lands pfluͤgen/ wie gedacht ſo gethan/ er
kauffte den Elephanten umb 400. Reichs-
thaler/ und wie er ihn das erſte mal auf den
Acker bringt/ ſo iſt der Elephant ſo ſchwer/
daß er biß an den Bauch in Grund nein
faͤllt/ da muß man ein Geruͤſt umb ihn ma-
chen/ und mit groſſer Muͤh und Koſten
H 4wie-
[170[169]] wiederumb berauß ziehen: gehoͤret alſo bil-
lich inter experimenta non ſuccedentia, oder
unter die weiſe Narrheit. Seine Freund
aber verſtunden das Ding anderſt/ beruffen
ihn zuruͤck nach Holland/ und ſetzen ihn ins
Zuchthauß.
45. Jacobi de la PorteKunſt-Schatz
zugraben.
Unter den Alchymiſten heutiges Ta-
[ge]s/ welche vor offentliche Betruͤger und
[Soph]iſten paſſiren/ als Rochefort, Marſi-
[ni][Cro]neman, Marſali, Gaſner, Gasman,
[kan] man auch billich dieſen La Porte rech-
[ne]n/ welcher abſonderlich Profeſſion macht
Schaͤtze zu graben/ und dieſes zwar
durch die Claviculam Salomonis. Nun
laſſe ich daſſelbige Cabaliſtiſche Werck dem
Helmont uͤber/ welcher ein Liebh aber dar-
von iſt/ und ein groſſes Buch zu Sultzbach
daruͤber drucken laſſen/ und den Narren
daran gefreſſen hat: ich will mein Judi-
cium daruͤber ſuſpendiren. Aber auff das
Schatzgraben zu kommen/ und dieſes
zwar mit Wuͤnſchruthen/ habe ich mein
Lebenlang keinen unverſchaͤmbtern Lecker
geſehen/
[171[170]] geſehen/ als Popevvits in Sachſen/ welcher
durch die Wuͤnſchelruthe ſo unverſchaͤmb-
te Dinge gerathen hat/ daß mich wundert/
daß ihm die Wuͤnſchelruthe die Zaͤhne nit
eingeſchl[ag]en/ dann ich mein Lebenlang ſo
einen frechen/ unverſchaͤmbten Luͤgner
nicht geſehen habe. Nicht viel beſſer war La
Porte, welcher aber dadurch ſo arm worden/
daß er auffs aͤuſſerſte kommen/ inſonder-
heit wolte er deß Paracelſi Schatz in Kernd-
ten zu finden wiſſen/ nicht merckend/ daß
Paracelſus von dem Philoſophiſchen Werck
geredet/ und wie wolich auff deß La Porte
Sache gantz nichts halte/ ſo will ich doch
nicht verwerffen/ die heimliche Krafft etli-
cher Characteren/ Worten und Talisman-
ler. Wir haben noch zu unſerer Zeit erlebt
die Hiſtorie/ von einem Phyſiologo zu
Wien/ Namens Lutz/ welcher ſich bey dem
General Heuſter auffgehalten/ und bey
Padua den beruͤhmten groſſen Schatz ge-
graben hat/ wieweit er damit kommen/
habe ich jeine eigene Hand geleſen/ wie er
alles gebannt/ außgenommen/ den Schlaf-
Teuffel vergeſſen/ der ihm hernacher zu
todt ſchlaffen machen: und was es ferner
darbey vor eine wunderliche Bewandtnuͤß
H 5gehabt
[172[171]] gehabt habe/ werden der General Heu-
ſter und die Graffen von Poͤttingen/
beſſer als ich wiſſen/ als welche dieſen Lutz
familiarer gekandt haben. Sunt aliquid
Manes lethum non omnia finit.
46. Ludwig Ernſts Augmentt-
rung der Capitalien zu Marſee
zwiſchen Ambſterdam und U-
trecht.
Dieſer verwegene/ Ehrvergeſſene
Menſch/ von Nation/ Profeſſion und
Statur/ wie er in oͤffentlicher Hollaͤndt-
ſcher Zeitung beſchrieben/ an dem Boden-
ſee gebuͤrtig/ hat der gantzen Teutſchen Na-
tion in Holland eine Schande angehenckt/
in dem er den Kauffleuthen weiß gemacht/
er wolle ihnen ihre Capitalla vermehren/
nahm ein Hauß zu Marſee und hielt ſich
koͤſtlich/ viel Leuthe gaben ihm groſſe Capi-
talien/ er zahlt die Intereſſe fleißig/ gieng
aber mit dem Reſt deß Capitals auf einer
Jagt fort/ und weiß noch dieſe Stunde
niemand/ wo er iſt hinkommen. Ich ver-
wundere mich nicht uͤber ſeine Boßheit/
ſondern uͤber der Leuthe Narrheit/ daß
verſ-
[173[172]] verſtaͤndige Leuth in Holland/ die auf ihre
Capital/ als wie der Teuffel auff eine arme
Seel lauren/ einem ſolchen frembden Kerl
und darzu Alchymiſten/ ſolche Capital-
Summen vertrauē. Ich habe in Holland
zwey Jahr gewohnt/ offentliche Hauß-
[h]altung gefuͤhret/ zu Harlem ein Gebaͤu
laſſen aufrichten/ das auf die 40000. fl. ge-
koſt/ habe mit den Staaden zuthun gehabt/
gute beſtegelte Brieff und Teſtimonia in
Haͤnden/ bin uͤber dieſes noch durch Schꝛif-
ten in der Welt bekandt/ und habe doch re-
ſpectu dieſes Betriegers nicht den tauſen-
den Theil koͤnnen auffbringen: aber das
machts/ Ludwig Ernſt hat der Hol-
laͤnder Natur beſſer gekennt/ dann Nar-
ren muß man mit Kolben lauſen.
Ich halte auch/ daß ihnen Ludwig Ernſt
ſolcher geſtalt hundert tauſent Reichstha-
ler abgelauſt habe/ Doctor Ketgen und
andere unbericht.
47. Doctor Ketgens Bergwerck
bey Maſtricht in dem Land von
der Ober-Maaß.
Vorhergehender Ludwig Ernſt/ war
H 6zu
[174[173]] zu Paſſau und Wien/ ein Anachoret oder
Einſiedler/ und trug unſerer Lieben Fran-
en Bild von Paſſau herumb/ umb daſſel-
bige zu veneriren/ dieweil nicht alle Leuthe
Zeit haben nach Paſſau zu lauffen: diß
Handwerck dauerte ſo eine Weil/ darnach
kam er in Holland/ und hatte ein Weib/
das wolte er auf der Lauten lehren ſchla-
gen/ die Finger aber waren zu dick/ und
ſchwur der Lauten-Meiſter/ er wolte eher
einen Elephanten die Kunſt lehren. Ich
warſchauete Doctor Ketgen als einen
ehrlichen verſtaͤndigen Mann/ der vor die-
ſem zu Conſtantinopel geweſen/ und ſelb-
ſten ein Medicus und Chymicus war/ er ſol-
te deß Kerls muͤſſig gehen/ und daß ich ihn
kaͤndte: aber umbſonſt/ dieſe Narrheit mu-
ſte nicht allein/ ſondern noch eine viel andere
groͤſſere begangen werden/ nemblich er wol-
te in dem Sand/ wie der Titul außweiſt/
Bergwerck bauen: nun war dieſes ſo un-
eben nicht/ es giebt auch umb und umb in
Holland Plaͤtze genug/ wo Mineralien
ſeyn/ wie in meiner Minera Arenaria zu leſẽ/
aber der gute Doct. Ketgens hat mit Schel-
mẽ zuthun gehabt/ welche ihm Silber-Kalck
unter Leimen gemiſcht und falſche Proben
gemacht
[175[174]] gemacht haben/ darvon ich noch einen an-
dern Dr. anziehen koͤnte/ wann mir mit
anderer Leute Ungluͤck bedient waͤr/ und ich
nicht die Hoffnung haͤtte/ daß er ſich beſſern
wuͤrde. Der gute Dr. Ketgens iſt indeſſen
durch ſein eigen Freund ruinirt worden/
eben als wie der Triangel zu Wien/ ſeinen
Cammeraden/ den groben Weſtphaͤliſchen
SecretariumMeerboldruinirt hat/ und
gleich wie Meerbold vor Hertzenleyd ge-
ſtorben/ alſo auch Dr. Ketgens.
43. Dr. GaleniSpaniſches Seiffma-
chen mit demColonellWeyd/ und
ſein Wein- und Eſſig-machen.
Dieſer Dr. Galenus iſt mein ſehr gu-
ter Freund und Bekandter/ ein gelehrter
Mann/ guter Medicus, trefflicher Chymi-
cus, unter den Miniſtern der vornehmſte
Theologus und beredeſte Prediger und
Orator der bey nah in Holland iſt: gleich-
wol ſo geſcheid er auch iſt/ hat er ſich nicht
huͤten koͤnnen/ daß er nicht in unſere Com-
pag. der Weiſen Narrheit kommen
waͤre. Es hat den guten Mann viel tau-
ſend gekoſt/ und iſt durch leichtfertige Leuth
H 7hin-
[176[175]] hinter das Licht gefuͤhret worden/ nicht daß
die Sach naͤrriſch oder boͤß war/ die er vor
hatte/ ſondern daß er untreue Leut hatte/ die
es nicht wol menagirten. Er an ſich ſelbſten
iſt ein ehrlicher Mann und weiß zum beſten/
wie auch meine Sachen in Holland ſtehen/
und ich halt dafuͤr/ daß er mir das Zeugnus
geben werde/ daß er nit ungelehrt er ſey von
mir kommen/ und daß ich den Hollaͤndern
mehr Gutes gethan/ als Gutes von ihnen
empfangen habt.
49. Deß Obriſten von der Hagen
Kunſt Perlen weiß zu machen.
Unter die Weiſe Narrheit/ gehoͤ-
ren auch billich die Perlenmacher/ worunter
es unverſchaͤmte Leuth gibt/ als wie der
Wagnereck zu Prag/ der ſich nicht
ſcheuet die Welt weiß zu machen/ kleine
Perlen zu ſtoſſen und groſſe dar aus zu ma-
chen/ da doch bekandt/ und ich in Schott-
land/ wo man Perlen faͤngt/ ſelbſten ge-
ſchen/ daß ſie nicht Homogen ſeyn/ ſondern
von Schalen/ als wie Zwieffeln zuſammen
geſetzt ſeyn: gleichwol muß ich zulaſſen/ daß
man die Fettigkeit aus dieſen. Schalen
her-
[177[176]] heraus ziehen koͤnne/ daß die Per-
len wiederumb ihren Luter bekom̃en. Was
aber die Zeitigung der Perlen antrifft/ wann
ſie von der Sonnen verbrandt/ ſchwartz
oder gelb ſeyn/ ſo glaube daß nicht wol mehr
zu helffen. Dieſer Obriſt von der Haagen/
welchen ich gekennt/ hat etwas in dieſem
Werck zu thun gewnſt/ und Martin E-
lers hat zu Venedig mit dem Maſſoni
einem Brabaͤnder etwas darein gethan/
und hier in Engeiland iſt ein Weibsbild/
welche weit darmit kommen. Ich aber weil
ich noch kein rechten effect darvon hab ſe-
hen koͤnnen/ muß dieſes Secret ſetzen/ ſo un-
gern ichs auch thu/ unter die Weiſe Narr-
heit/ kommt ein anderer/ der mir etwas
beſſer beweiſen wird/ ſo will ichs wieder-
umb heraus thun/ und unter die Naͤrri-
ſche Weißheit ſetzen: eben als wie Cle-
mens Marott in Franckreich/ deß Koͤnigs
Schalcks-Narr/ ein Journal fuͤhrte/ auff
Befehl deß Koͤnigs/ umb alles Naͤrriſche
auffzuſchreiben/ was bey Hof geſchehe/ und
der Koͤnig einsmahls einem frembden un-
bekandten Mann/ der ſich darumb angab/
etlich tauſend Thaler gab/ Pferd aus Affri-
ca zu holen/ welches Clemens Marott ins
Nar-
[178[177]]Narren-Journal notirte: als nun der Koͤ-
nig auff eine Zeit daſſelbige laß/ und dieſe
Action darinn fande/ fragte er den Cle-
mens Marott/ warumb er dieſes hinein ge-
ſetzet? er antwortete/ daß ers nur ſo lang
auffgemerckt haͤtte/ biß er ſehen thaͤt/ daß
der frembde Kerl/ welcher nach Affrica ver-
reiſt/ umb die Pferde zu holen/ ein ſolcher
Narr ſey/ daß er wieder kaͤm/ ſo woll er als-
dann denſelbigen ins Narren-Journal hin-
ein ſetzen/ und hingegen den Koͤnig heraus
thun. So will ichs auch mit der Perlen-
Kunſt machen.
50. Dr. Biſſelii Præſervation contra Ve-
nenumauff 30. Jahr/ vermitelſt
einer eintzigenDoſe.
Es iſt hiervon ein eigenes Buch ge-
druckt zu Paſſau/ und dem Alten Ertz-
Hertzog Leopolddedicirt: ich weiß nicht
was ich darzu ſagen ſoll/ ob ein Medicini-
ſches Miaſma, ſo lang in einem Menſchli-
chen Leib dauren koͤnn[e]? das weiß ich wol/
daß ein Gifft in einem Leib vier Jahr lang
wuͤrcken kan/ ehe es ausbricht/ auch noch
laͤnger/ und daß man hingegen auch wie-
der-
[179[178]] derumb das Gebluͤth wunderbarlicher
weiß Alexi-Pharmaciſch machen kan. Dr.
Biſſelius ſtehet feſt in der Opinion, es bleibet
aber dabey/ was ich oben geſagt aus dem
Balde:Ein jeder iſt ſeines Wurmbs
vorgewißt: Biſſeliusdeß Seinen.
Schluß.
HIermit hat nun der guͤnſtige Leſer
wiederumb 50. Weiſe Narrhei-
ten/ welche fuͤrwahr nicht weniger
Geld gekoſt/ als die vorige 50.
Naͤrriſche Weißheiten: und ob ſie
gleich unter Narrheiten geſetzt ſeyn/
ſoll der Leſer doch wiſſen/ daß darunter viel
Weißheit verborgen/ und was heut die-
ſem oder jenem/ auf dieſe oder jene Art nicht
gut gethan/ das kan vielleicht auff eine an-
dere Zeit/ durch andere Leuth/ und auff
andere Manier noch gut thun. Wir ſehen
hieraus GOTTES Allmacht/ der Men-
ſchen wunderbarliches Ingenium, und
der Sachen wunderliche Conjuncturen.
Ich haͤtte die Sachen noch viel weiter aus-
fuͤh-
[180[179]] fuͤhren koͤnnen/ aber der Luſt iſt mir ver-
gangen/ und ich hab hierdurch ein Prob zei-
gen wollen/ wornach ſich die Societates Cu-
rioſorum zurichten/ wiewol ich ſelbſten in
keiner ſolchen Societaͤt bin/ ſondern vor
mich eine fundir die ich Societatem Pſycho-
ſophicam nenne/ worzu ich den guͤnſtigen
Leſer einlad/ und mit nechſtem darvon das
Alphabethum Pſychoſophicum unter dem
Titul/ Lumen Trinum, auß gehen laſſen
werde/ wormit GOTT
empfohlen.
[181[180]]
Folget zum Anhang
Dr. Bechers kurtzer doch
gruͤndlicher Bericht von Waſſer-
wercken und Waſſer-
Kuͤnſten.
1.
DEr Alten bekandten Weltmeld-
nung nach/ hat man allzeit
dafuͤr gehalten/ daß vier Ele-
menta ſeyn/ als Feuer/ Lufft/
Waſſer und Erd: und daß dieſelbige nicht
allein Phyſiſche Bewegung haben/ kalt
und warm/ feucht und trucken machen/
und vielerley Art in einander verwandeln/
und unterſchiedliche Coͤrper und Comple-
xionen verurſachen/ womit die Phyſici und
Naturkuͤndiger zu thun haben/ und daruͤber
inquiriren und diſputiren. Sondern es
iſt auch bekandt/ daß die obgedachte vier Ele-
menta in Mathematicis und Mechanicis
ihre eigene abſonderliche Natur haben/ ſo
wol wegen der Leichtigkeit und Schwere/
als
[182[181]] als ihre Bewegung. Dann die Erde oder
Gewichter ziehen die Bewegungen/ das
Waſſer treibet ingleichem dieſelbige/ der
Wind auch alſo/ und durch das Feuer koͤn-
nen unterſchiedliche Bewegungen verrich-
tet werden: dannenhero iſt die Feuerkunſt/
Lufft-Kunſt/ Waſſerkunſt/ und Gewicht-
kunſt auffgekommen/ von beyden hab ich
ein Tractat geſchrieben/ intitulirt, de uſu
Elementorum Phyſico \& Mechanico. Hier
aber in der Kuͤrtze zu handelen/ will ich al-
lein vor dieſes mahl von dem Element deß
Waſſers und deſſe Natur inuſu Mechanico
etwas auffſetzen: was nehmlich ſelbiges
eigentlich darinnen vor eine Natur und
Bewandtnus habe.
2.
Das Waſſer nun zu conſideriren, ſo hat
daſſelbige zweyerley Natur/ als vorange-
ſagt/ ein Phyſicaliſche und Mathematiſche:
nach der erſten ſteigt es in die Hoͤhe/ als zu
ſehen in den Quellen und Springbrunnen:
aber nach der andern/ faͤllt es zu Grund/ als
wie wirs ſehen/ in den fallenden Waſſern
und Fluͤſſen/ nicht weniger als wie das
Blut in einem Menſchen ſo von Natur in
die Hoͤhe ſteigt/ aber wiederumb auff der
an-
[183[182]] andern Seiten zu Boden faͤllt. Die ſteigen-
de Waſſer nun haben einen warmen Geiſt
in ſich/ derentwegen ſie lebendige Quell-
Waſſer genennt werden; aber die Waſ-
ſer ſo da fallen oder gehoben werden muͤſ-
ſen/ ſind todte Waſſer: von dieſen letztern
ſoll hier gehandelt werden.
3.
Das Waſſer ſtehet entweder ſtill/ oder
iſt in Bewegung: im Stillſtehen/ eraͤugnet
ſich die Frage. 1. Was ein Schuh Waſſer
wiege? 2. Wie ſchwer das Waſſer den
Boden preſſe/ worauff es ſtehet? 3. Wie
hart es die Seiten preſſe. Die erſte
Frag betreffend/ ſo haͤlt ein Schuh in qua-
dro ordinariè 50. Pf. oder ein halb Centner
Waſſer/ doch iſt ein Waſſer ſchwerer
als das andere. 2. Das Waſſer truckt mit
gleichem Strahl auff den Boden/ und wie-
get alda ſo viel/ als in ſeinem gantzen Tubo,
Strahl oder Linie ſchwer iſt: das Waſſer
ballamiret auch gegeneinander/ aber wel-
ches wol zu mercken/ Linien auff Linien/
das iſt/ ſo groß als das Waſſer ein Loch hat
umb durchzugehen in ein ander Roͤhr oder
Ort/ ſo viel wieget es gegeneinander/ das
uͤbrige Waſſer aber ſtehet alles ſtill/ und
dru-
[184[183]] drucket den Bodẽ. Aber von dieſer compreſ-
ſione Linearum werden wir im Nachfol-
genden ein mehrers hoͤren. Deittens wie
ſchwer das Waſſer die Seiten druͤcke.
4.
Das Waſſer wird auff viererley
Weiſe gehoben/ durch Feuer/ Lufft/ Waſ-
ſer/ und irdiſche Gewalt/ in ſelner Bewe-
gung aber kan es erleichtert/ hingegen auch
ſchwaͤrer gemacht werden. Das Feuer
kan in der Diſtillation das Waſſer zu Lufft
machen/ wodurch es in die Hoͤhe ſteiget/
und purificirt wird: die Luft kan das Waſ-
ſer ziehen/ ex metuloci vacui, als wie zu
ſehen in den Hebern/ oder ex Rarefactione
\& Compresſione: als wie zu ſehen in der
Machina Heronis, nemblich in den Spring
Brunnen und Kugeln/ die mit Lufft-
getrieben werden. Drittens/ das Waſſer
treibet einander ſelbeſt/ als wie man ſiehet
in den Fluͤſſen/ Daͤmmen/ und Flußbetten.
Vierdtens/ das Waſſer wird auch getrie-
bẽ durch irrdiſche Gewalt/ als daſeynd Raͤ-
der/ Pumpen/ Gewichter/ Menſchen und
Vieh/ auch allerhand Art Muͤhlwerck/ wo-
von nun in ſpecie ſoll gehandelt werden.
5. Schuf-
[185[184]]
5. Schauffel-Raͤder.
Wann das Waſſer nicht hoch/ aber
doch haͤuffig ſoll gehoben werden/ und man
zur Bewegung einen Strohm oder Fluß
hat/ ſo braucht man die Schauffel-Raͤder/
nemblich ein groſſes hohes Waſſer Rad-
mit Schauffeln/ welches umb ſaine gantze
Circumferentz ſitulas oder kleine Eymer
hat/ die ſchoͤpffen unten das Waſſer ein/
und gieſſen es oben auß. Es giebt viel
Waſſer/ aber wil einen ſtarcken Trieb ha-
ben. Dergleichen Raͤder ſeyn in Teutſch-
land in den Badſtuben gebraͤuchlich: zu
Breßlau iſt eiu ſehr groſſes ſolches Waſ-
ſer-Rad in gemeiner Stadt Waſſerkunſt:
In Egypten pflegẽ ſie mit dergleichen Raͤ-
dern auß dem Nilo das Land zu begieſſen.
Man hat noch eine Art von Waſſer Raͤ/
dern/ die ſind erſt kurtz auffgekommen/ ſie
gieſſen das Waſſer vom Centro aus von
der Ar. Das Rad hat eine Spiral-Linie
in ſich/ wie eine Schnecke/ ich habe derglei-
chen in Holland zum erſten geſehen.
6. Waſſerſchraub.
Die Waſſerſchraub genannt Coch-
lea Archimedis, giebt auch ein ſehr groſſes
Waſſer/ und mit leichter Bewegung/ aber
nicht
[186[185]] nicht hoch: iſt gut umb Waſſer-Funda-
menten außzupumpen/ derentwegen zu
Venedig und in Holland ſehr im Gebrauch:
ich habe eine neue Manier gefunden/ auff
eine leichte compendioſe Weiſe/ mit gar
geringen Koſten/ dergleichen [Waſſerſchrau]-
ben zu machen/ und zwar mit doppelten
Schnecken/ davon ich die Prob zu Wuͤrtz-
burg gethan/ und in einer Stund Zeit die
gantze Pferdſchwaͤmme außgeſchoͤpfft: ich
kan in einem Tag eine ſolche Waſſerſchraub
machen/ da ein ander ſonſt 14. Tage damit
zuthun haͤtte.
Kaſten-Kunſt.
Man hat auch eine Waſſerkunſt/ die
nennet ſich die Kaſten-Kunſt/ da ſind un-
gefehr 24. oder 36. lange Kaͤſten 3. Schuhe
lang/ einer Breite und Tieffe/ mit eiſernen
Gelencken an einander gemacht/ die gehen
uͤber einen viereckichten Welbaum. Die-
ſe Kunſt giebet uͤber die maſſen viel Waſ-
ſer/ braucht aber eine ſehr groſſe Gewalt/
und kan uͤber ein Schuh das Waſſer nicht
lieffern/ dienet verſunckene Laͤnder außzu-
ſchoͤpffen: Es iſt zu Riga inventirt und
practicirt worden/ vor ungefehr 30 Jahꝛen/
davon ich in Schweden ein Kupffer geſe-
hen.
[187[186]] hen. Im neuen Gebaͤu zu Wien in Oe-
ſterreich ſind noch zu meiner Zeit Schoͤpff-
Brunnen geweſen auff ſolche Weiſe/ wel-
che ſo viel Kupfferne Eymer gehabt/ als
Tag im Jahr geweſen ſeyn.
8. Schoͤpffwerck.
Wann man aber auß einer merckli-
chen Tieffen das Waſſer heben will/ und
zwar in groſſer Quantitaͤt/ ſo iſt nichts be-
quemlicher und fuͤglicher/ als das Schoͤpff-
werck/ nemblich/ wie man die Brunnen
pflegt außzuſchoͤpffen/ wann man ſie fegen
und reinigen will. Das Fundament von
dieſer Machina iſt zufinden in dem Polione
Vitruvio, allwo er durch den Flaſchenzeug
die Hebung acceleriret: aber es gehet
umb ſo viel ſchwerer. Doch ein Bruñen oder
Schacht/ der mit Waſſer erfuͤllt/ und der
groſſen Ein- und Beyfluß hat/ mit Gewalt
und in der Eyl vom Waſſer zu befreyen/
iſt dieſes Schoͤpfwerck das nechſte Mittel/
aber nicht allezeit zu continuiren/ denn es
iſt zu muͤhſam und zu koͤſtlich. Ich habe auf
dieſe Weiſe zu Kitzingen in Franckenland
ein groſſes Stuͤck von dem Mayn trucken
Jgemacht/
[188[187]] gemacht/ und ein Pfeiler von der Kitzinger
Bruͤck gebauet/ welches ohne Schoͤpfwerck
unmoͤglich zu thun geweſen waͤre.
9. Taſchen-Kunſt.
Es iſt noch eine Waſſerkunſt/ welche
man nennet die Taſchen-Kunſt/ da gehet
eine eiſerne Kette durch eine hoͤltzerne Roͤh-
re/ uͤber einen Wellbaum/ der iſt auff alle
drey Schuh mit einer Ledernen Taſche
umbunden/ die Oval und mit Wind
und Waſſer wie ein Ballon auffgeblaſen
iſt. Dieſe Taſchen gehen mit dem Kel
durch das Roͤhr/ und nehmen das Waſſer
mit ſich: Dieſe Waſſerkunſt giebet ſehr
viel Waſſer/ nicht hoch/ brauchet groſſe
Gewalt/ und iſt ſehr unbequem/ man hat
ſie derentwegen in den Ungariſchen Berg-
wercken abgeſchafft: wiewol ſie noch in
Engelland im Gebrauch ſind.
10. Pumpwerck.
Vorhergehende Waſſerkuͤnſte zielen
allein dahin/ wo man auf eine kleine Di-
ſtantz eine groſſe Quantitaͤt Waſſer heben
muß/
[189[188]] muß/ folgende Waſſerkuͤnſte aber die ge-
[h]en auff eine groſſe Hoͤhe/ und werden e[i]-
entlich die rechte Waſſerwercke genennt/
[v]on welchen das Fundament das Pump-
[w]erck iſt/ nun iſt ſolches unterſchiedlich/ und
[g]ar vielerley/ ſo wol wegen der Art von
[B]ewegung der Pumpen/ als von wegen
[d]er Ventilen/ der Liederung und dieſer
[A]pplication und Combination: dannenhe-
[ro] entſtehet wegen der Bewegung/ das ſo
[ge]nannte Waſſerwerck die Stangekunſt/
[d]ie Korbekunſt/ die Schwungkunſt: aber
[w]egen der Ventilen und Liederung hat
[m]an das Pumpwerck/ das Saugwerck/
[da]s Druckwerck/ welche alle wir in ſpecie
[be]trachten wollen/ und zwar dieſes Orths
[da]s Pumpwerck/ welches zweyerley iſt:
[ein]es/ nemblich das gemeine/ welches das
[V]entil unten hat/ und in dem Embulo/
[we]lcher in dem Roͤhr iſt/ wiederumb ein
[V]entil/ welches das Waſſer hinauf hebt/
[un]d das untere hinein laͤſt: anderſt dar
[nic]ht/ als die Bewegung deß Bluts in der
[H]ertzkammer. Dieſe Pumproͤhren ſind
[vo]n oben biß unten zugleich weit/ und die
[S]tange gehet in der mitten in der Pump/
[ſi]e koͤnnen in einer ziemlichen Hoͤhe ge-
J 2macht
[190[189]] macht werden/ aber die Ungelegenheit iſt
mit der Liederung und mit den Ventilen[/]
welche verſchleimen und verrotten: ſo ka[n]
man auch nicht wol weite Pumpen ma[-]
chen/ dieweil man ſo dicke Baͤume nich[t]
wol finden kan. Ich habe derhalbẽ ein Mit[-]
tel hier auff gef[un]den/ viereckichte Pumpe[n]
zumachen von Brettern/ die Ventilen ſin[d]
hoͤltzerne Kugeln/ und iſt keine Liederun[g]
in der gantzen Pumpe/ derentwegen ſeh[r]
tauerhafft und bequem. Noch hat ma[n]
eine andere Art von Pumpen/ Appreſſio[n-]
pumpe/ da der Embolus unten außwend[ig]
an die Pump gehet/ und in der Pump n[ur]
ein Ventil iſt/ welches auch ſehr beque[m.]
Dann man ſolcher geſtalt das Waſſ[er]
krumm und gerad in die Pumproͤhr fuͤh[-]
ren kan/ dieweil der Pumpſtengel nicht i[n/]
ſondern auſſer der Pump iſt/ und kan ma[n]
die Pumpen ſo hoch machen/ als man wil[/]
und die Bewegung deß Emboli/ unten b[ey]
dem Waſſer thun/ die man oben in Ori[fi-]
cio der Pumpe thun muß. Man k[an]
auch viel com̃oder zu den Embolis ſcha[u-]
en. Dergleichen Pumpe iſt dem Chu[r-]
fürſten von Mayntz/ Hanß Philipps pr[ae]
ſentiret worden/ iſt eine Art von einem hoͤ[l-]
tzern
[191[190]] tzernen Blaßbalg/ und hat uͤber die Maſſen
viel Waſſer gegeben.
11. Saugwerck.
Es findet ſich auch eine Art Pum-
pen/ die ihren Ventil und Embolum oben
haben/ und ziehen das Waſſer von unten
in die Hoͤhe. Dieſe Waſſerkunſt wird
genannt das Saugwerck/ dann der Em-
bolus oben ziehet die Lufft auß/ ſo muß das
Waſſer ex metu loci vacui folgen. Dieſe
Pumpen ſind ſehr handſam/ dann der Em-
bolus und das Ventil ſind oben/ man kan
allezeit darzu/ und das Unter-Rohr legen
wie man will: aber diß Inconvenientz iſt
dabey/ es laͤſt ſich nicht in Quantitaͤt thun/
und nicht in groſſer Hoͤhe/ und werden gar
leicht wandelbar/ dann wann das geringſte
Loͤchlein in das Rohr koͤmpt/ ſo ziehen ſie
Lufft und kein waſſer.
12. Druckwerck.
Das Waſſer aber in groſſe Hoͤhe zu
bringen/ iſt der nechſte Weg/ die alſogenan-
te Waſſerkunſt das Druckwerck/ wie ſol-
J 3ches
[192[191]] ches zu Augſpnrg/ Wuͤrtzburg/ und andern
Oerter dieſen Som̃er mehr zuſehen: auch
nun hier in Engelland zu Wiedſor auff
dem Koͤniglichen Caſtell der Ritter Sa-
muel Morlard dergleichen gemacht/ wel-
ches dem Koͤnige ſo wol gefallen/ daß er
ihn deßwegen zum Præfecto Mechanico-
rum gemacht/ und andere Gnaden mehr
angethan. Der Embolus und Stieffel/
und Ventil ſind auch unten an der Pump/
aber differiren von der vorigen Art Pum-
pen/ daß ſie mehr Waſſer in den Stieffel
nehmen/ als ſie der Roͤhr geben/ derent-
wegen das Waſſer ſehr comprimiren/ und
uͤberaus groſſe Gewalt erforderen: beneben
diß Inconvenientz haben/ daß man auf ſol-
che Weiſe kein Waſſer in Quantitaͤt heben
kan/ und wann man den Embolum zu leiſe
liedert/ ſo ſchluckt er und gibt kein Waſſer:
liedert man ihn aber zu hart/ ſo iſt es ſchwer
zu bewegen/ und koſt mehr Krafft den Em-
bolum/ deñ das Waſſer ſelbſten zu treiben/
welches die Compresſio Linearum noch
darzu vergroͤſſerte: doch wann man den
Stieffel in gleicher Groͤſſe mit der Roͤhr
machte/ und die Appreſſion brauchte/ wie
gemeldt wordẽ/ von der Mayntziſche Pump
von
[193[192]] von auſſen auff die Art eines hoͤltzernen
Blaßbalgs ohne Liederung/ ſo geht die
Bewegung leicht/ und iſt ſehr handſam/
dergleichen Prob ich zu Wien gethan/ aber
die Bewegung vom Embolo muß dann
ſchneller ſeyn. Doch kan ſie verdoppelt
[w]erden/ mit zweyen ja auch drey Stief-
feln/ und die Ventill-Kugeln von Geckholtz
ſeyn; und wann man auch gleich bey der
Liederung bleiben wolte/ konte der Em-
bolus auff die Art gemacht werden/ wie der
Studenten ihre Latern gemacht werden.
und ſo viel von Art der Waſſerkuͤnſte ihrẽ
Roͤhren/ Ventilen/ Embolis und Liede-
rung. Nun folgen einige Arten von ih-
ren Bewegungen.
13.
Und zwar erſtlich die Koͤrbe-Kunſt/
welche zu der Pumpen ſehr bequem iſt/ zu-
mahlen/ wann ſie doppelt/ ſo hebt ſie auff
der eine Seite/ und traͤgt auff der ande-
ren/ kan alſo zwo Pumpen regieren/ und
continuirlich Waſſer geben: iſt auch ſehr
bequem zum Druckwerck/ allwo es drey
Koͤrbe haben/ nnd drey Stieffel treiben
kan/ welche alſo wechſeln/ daß continuirlich
einer im Drucken iſt/ und die Roͤhr nicht
J 4ſchlu-
[194[193]] ſchlucken kan: es iſt auch dieſe Koͤrbe-Be-
wegung ſehr bequem/ dieweil mans in eine
Regular-Circul-Bewegung gar leichtlig
bringen kan: nun ſind alle runde Bewe-
gung leichter zu bewegen/ dann die Re-
gulare.
14.
Hiernechſt iſt die Stange-Kunſt;
darumb alſo genannt/ dieweil ſie von Stan-
gẽ beſtehet/ welche an Ketten hencken/ und
uͤber eine groſſe Diſtance die Pumpen zie-
hen koͤnnẽ. Dieſe Stange-Kunſt iſt erſtlich
bey den Hungariſchen Bergwercken in-
ventiret und practiciret worden/ allwo ein
kleiner Fluß iſt/ eine ſtarcke teutſche Stund
von dem Bergwerck/ an dieſem Fluß iſt ein
groß Waſſer-Radt gebaut/ wol hundert
Schuh am Diameter/ und hat an der Ax
einen Korb/ an welchen eine Stange Ho-
rizontaliter applicirt iſt. Die Stange mit
einem Gelenck wieder an einandere/ und
dieſes ſofort biß an den Berg. Zu mercken/
daß die Stangen an Ketten uñ an Wippen
henckẽ. Die letzte Stange nun an dem Berg
und deſſen Schacht/ hat ein Winckelhaken:
und dieſer greifft den Pumpſtengel/ und
die Haupt-Stange/ welche alle andere
Pum-
[195[194]] Pumpen ziehen. Die Winckelhaken aber
[z]ieren auff der andern Seite eben ſolche
Stange voriger Geſtalt/ alſo/ daß wann
die eine Pumpe auffgehet/ die andere nie-
dergehet. Diß gehet nun den Berg her-
unter etzliche hundert Klafftern/ und weil
man ſolche groſſe und lange Pump-Roͤhrẽ
oder Teichlen nicht haben kan/ auch das
Waſſer in einer Roͤhr in ſo groſſer Tieffe
zu ſchwer zu heben/ und zu groſſe Gewalt
gebrauchen werde: ſo ſind die Teichlen
nicht laͤnger dann 12. Schuh/ und gieſſen
das einander in Kaͤſten zu/ und ſolcher Ge-
ſtalt wird das groſſe Bergwerck in Ungarn
gehalten/ welches ſonſt durch keinerley an-
dere Art von Waſſerkuͤnſten ſalvirt hat
koͤnnen werden. Dieſe Stange-Kunſt
nun hat der famoſe Rebell Pater Johlina
zerſtoͤret. Nach ſolcher Waſſerkunſt nun
iſt noch eine in Bayern gebaut worden/
von dem Churfuͤrſten Maximiliano bey
Reichen-Hall/ allwo eine gantze Tagereiſe
davon die Waldung iſt/ und Gelegenheit
vor Holtz zur Saltzpfanne/ es iſt aber/
wie gedacht/ der Saltz-Brunnen von der
Waldung eine gantze Tagereiſe/ und dar-
zwiſchen groſſe Berg und Thaͤle/ dergeſtalt
J 5daß
[196[195]] daß mit grauſamen Koſten das Holtz dar-
uͤber zu der Saltzpfann hatt muͤſſen ge-
fuͤhrt werden: weil nun ſolches gar koſtbar
und beſchwerlich/ hat ſich der Churfuͤrſt re-
folviret das Saltzwaſſer von dem Brun-
nen nach dem Wald zu fuͤhren: und das
zwar ſolcher geſtalt/ er hat unterſchiedliche
hoͤltzerne Thuͤrn gebauet/ und darinnen
Pumpen geſtellt/ die das Waſſer in Kuͤ-
ſten/ und von dannen durch Horizontale
Teichlen wiederumb in andere Thuͤrn und
Pumpen fuͤhren: Und dieſes wird bewegt
durch die Stangen-Kunſt/ theils mit Waſ-
ſer/ theils mit Pferden: Alſo laufft das
Waſſer eine gantze Tagereiſe über Berg
und Thal/ biß zur Pfanne/ iſt auch eines
von den vornehmſten Waſſer weicken in
Europa. Bey Beſchluß der Stangen-
Kunſt erinnere ich mich einer Bewegung/
welche ich inventirt/ nemblich mit doppeln
Koͤrben und doppeln Stangen/ da die Be-
wegung der Koͤrben im Anfang und Ende
der Stangen cireular gehet/ und in der
mitte der Stangen/ irregular/ nemb-
lich motu retrogrado gehet. Dieſe Be-
wegung dienet darzu/ daß wo man keine
bewe gende Krafft hat/ als Waſſer/ Wind?
oder
[197[196]] oder Pferd/ welcheregular und circular ge-
het/ und das mobile welches bewegt ſoll
werden/ exempli gratia eine Mahl-Muͤhl/
auch gerade gehen muß/ und es ſich biß we[i]
len begiebet/ daß das mobile nicht bey der
cauſa movente dicht ſtehen kan/ ſondern
eine Diſtance davon ſeyn muß: ſo kan
man die Stange-Kunſt brauchen/ und
doch eine runde Bewegung halten: zum
Exempel/ ich habe in einem Thal einen Fluß
oder fallend Waſſer/ ich darff wol ein
Waſſer-Radt ſetzen: iſt aber eine Gebaͤu
zum Muͤhlwerck zu ſetzen/ ſondern die Si-
tuation gibts/ daß es ein funfftzig oder
hundert Schuh davon ſtehen muß/ entwe-
der in der Hoͤhe oder Landwaͤrts ein: ſo kan
man die Stange Kunſt auff dieſe Weiſe
brauchen/ und auff dem hoͤchſten Berge ei-
ne rundumb gehende Muͤhl haben/ wann
gleich am allerunterſten deß Berges das
Waſſer-Radt iſt. Als ich dieſe Invention
ſeiner Hoheit dem Printz Rupert gewieſen/
hat er ſie appliciret zu den Seſſelen/ womit
man ſich herumb fuͤhren kan/ und zweiffelt-
mir nicht/ ſie noch zu anderen Dingen mehr
zu gebrauchen.
15. Man
[198[197]]
15.
Man hat noch eine Bewegung/ wel-
che man den Storchſchnabel heiſt/ und die-
net darzu/ wo man ſchnelle pumpen/ und
ſehr tieffe Zuͤge thun muß/ das Inſtrument
iſt wie ein Paralellogramum, und hat an
dem Anfang eine eiſerne Schraub mit der-
gleichen Gewinde/ daß es auff einmal ein
Zoll ziehen thut/ ſo ziehet es an dem Ende
ein oder zwey Schuh/ nach dem man die Lei-
ter lang macht/ welche Horizontal aufflie-
gen muß. Die Schraube wird getrieben
mit einem Schwengel/ gleich wie andere
Pumpen/ diß thut eine uͤberaus groſſe
Gewalt/ vermittelſt der Schraub/ und eine
groſſe Schnelligkeit am Ende der Bewe-
gung/ und giebet extraordinariè viel Waſ-
ſer. Darumb hat man dieſe Machinam
in Hungaren in Gebrauch wollen brin-
gen: aber wie man es auch angeſtellt/ ſo
ſeynd die Naͤgel in der Leiter gebro-
chen/ oder haben die Bewegung und
Schnelligkeit nicht außſtehen koͤnnen/ alſo
daß da ſcheinet/ extreme langſam und ſchnell
wollen ſich nicht in einer Machina verglei-
chen. Hier faͤllt mir bey/ die beruͤhmte
Machi-
[199[198]] Machina und Waſſerkunſt/ nemblich das
Druckwerck/ welches ein Apotheker zu Ulm
erfunden/ und davon ein Buch drucken laſ-
ſen/ unter dem Titul Vereinigung deß Lang-
ſamen mit dem Geſchwindẽ/ und deß Star-
cken mit dem Schwachen: ich habe die Ma-
chinam in praxi zu Augſpurg geſehen: Die
Pumpen gehen per appresſionem, und
ſtatt einer gekroͤſter Korben/ hat er lauter
ovale Scheiben/ als wie in der Drehe-
Kunſt: ich habe aber nicht befunden/ daß
er eine Avantagie als die Korben mehr ge-
than hat/ ohne daß er die Korben erſpah-
ret/ und ſeine Ax mit den Scheiben ſo ſtarck
hat machen koͤnnen/ als er gewolt/ mit viel
veringern Koſten als die Korben/ welche
gegoſſen/ leichtlich brechen. Derentwegen
der Obriſte Reußner in Holland keine
Korben hat finden koͤnnen/ welche ſeine
Waagwaſſer-Kunſt gehalten haͤtten/ wel-
ches auch bey Pauley \& Dullow Waſſer-
Kunſt zu befahren/ wann es in Groͤſſe wer-
de gemacht werden.
16.
Noch iſt eine Manier das Waſſer zu
heben durch gezaͤhnte Raͤder/ die in einan-
der ſchlieſſen/ [und] ein Diaphragma ma-
J 7chen
[200[199]] chen/ wodurch das Waſſer gepreſt hinauff
muß/ diß wird genannt ein Waſſer-Schloß
oder Machina Pappenheimiana ſie will ſehr
fleiſſig gemacht ſeyn/ gibt viel Waſſer/ aber
nicht hoch: hierzu koͤnte man auch rechnen
den allſo genannten Waſſer-Riegel/ wel-
chen Printz Ruprecht erfunden/ iſt ein
Schieber/ welcher eine excentriſche Bewe-
gung macht/ und doch circulariter herumb
gehet/ hat weiter kein Ventill/ gibt rein
Waſſer und hoch/ ſchleifft ſich aber bald
auß/ und will keinen Sand oder unrein
Waſſer leiden.
17.
Dieweil biß dato von Waſſerwer-
cken und ihren Hebzeichen gehandelt wor-
den/ und ſolche gemeiniglich durch Raͤder
geſchehen/ ſo iſt noͤhtig hier zum Beſchluß
derſelbigen Gattung und Unterſcheid zu be-
trachten. Als erſtlich/ ſeynd die gemeine
Waſſer-Raͤder perpendicular ſtehende/
mit offenen Schauffeln/ und die wollen ein
underſchlaͤgig Waſſer haben: darnach
Waſſer-Raͤder mit zugemachten Schauf-
feln: die wollen uͤberſchlaͤgig Waſſer ha-
ben. Doch habe ich zu Re[u]line ein Waſ-
ſer-Radt geſehen/ da das Waſſer nur in-
der
[201[200]] der mitte darauff gefallen/ nemblich auff
die voͤllige Staͤrcke deß Rads/ hat alſo
die Hoͤhe deß voͤlligen halben Diametri
deß Rads im Waſſerfall erſpahrt/ und
doch eine gantze Papier-Muͤhl getrieben/
dergleichen ich eines zu Ambſterdam nach
machen laſſen/ aber zu mercken/ daß die
Schauffeln geſchloſſen ſeyn. Drittens/
ich habe eine neue Art von Waſſer-Raͤdern
erfunden/ die nit hoch im Diameter ſeynd/
und doch eine groſſe Gewalt thun/ dann
ſie ſind nun ſo viel breiter/ dienen abſon-
derlich auf die Stroͤhm und Fluͤß/ welche
langſam rinnen/ dann dadurch wird die
Schnelligkeit wegen der Kuͤrtze deß Dia-
metri erhalten/ und dennoch groſſe Krafft
gethan. Vierdtens/ hat man auch
Waſſer-Raͤder/ die Horizontal ſtehen/ als
wie in deß Elburies Muͤhle. Die Schauf-
fel ſeynd ſchrahe/ weit/ und wann man nur
ein Fall vom Waſſer hat Schuh hoch/
nemblich ſo dick das Rad iſt/ ſo kan man
ſchon ſelbiges treiben/ es braucht keinen
hohen Fall/ laufft ſchnell herumb/ iſt nicht
mehr dann drey Schuh im Diameter/
braucht kein Kam-Radt noch Dieler/ ſon-
dern
[202[201]] dern gehet immediatè an den Muͤlſtein oder
Bewegung/ worzu es appliciret wird: aber
es kan keine ſtarcke Bewegung thun. Und
ſo viel von den Gattungen der Waſſer-Raͤ-
der. Nun ſind noch andere Raͤder/ als
die Wind-Fluͤgel/ ſo vom Winde getrie-
ben werden: Item/ die Schwung-Raͤ-
der/ welche die Bewegungen ſehr erleich-
teren: Item die Krahn Raͤder/ welche
groſſe Gewalt thun/ ſo hat man auch Ha-
ſpel-Raͤder/ welche Horizontal ſtehen/
und vom Pferde getrieben werden. Item/
man hat platte Raͤder/ welche in der Linea
Hypotenuſa ſtehen/ und worauff Ochſen
oder Pferde gehē. Aber unter allen Bewe-
gungen/ gefaͤllt mir Joachim Kuͤhn-
holtz zu Mayntz Ochſen Muͤhl zum beſten/
alwo in einem Kranen-Radt perpendicu-
lariter geſtellt ein Ochs gehet/ und ſo viel
Gewalt darinn thut/ als er ſelber wieget/
welches ein Pferd nicht thut/ wann es auff
dem Ende den Haſpel ziehet: es iſt auch
ein Ochs leichteres Preiſes im Kauff/
leichter zu unterhalten im Futter/ ſteter im
Gang/ ſchwerer am Gewicht/ und wann er
was ſtehet/ kan man ihn ſchlachten und zu
Nutzen bringen/ welches alles mit Pfer-
den
[205[202]] den nicht ſowolkan gethan werden. Eben
dieſer Joachim Kuͤhnholtz hat auch zu
Mayntz ein hangendes Flußbett auff dem
Rhein practiciret umb Schiffmuͤhl zu ha-
ben/ und das Waſſer zu zwingen/ und ſei-
nen Fluß zuverſtaͤrcken.
Dieſes ſind ungefaͤhr die Gattungen
und Unterſcheid/ auch Naturen und Eigen-
ſchafftẽ deß Waſſers/ der Waſſer-Kuͤnſte/
Waſſer-Leitungen/ Waſſer-Hebungen/
und derer darzu erforderten Bewegungen
und Inſtrumenten/ welcher Application
unmoͤglich zu beſchreiben/ dieweil ſie ſich
nach Art und Condition deß Orts/ der Zeit
und der Beduͤrfftigkeit reguliren muͤſſen.
Derentwegen ihre Combinatio dem Judi-
cio und Verſtand eines vorſichtigen Waſ-
ſer-Kuͤnſtlers heimgeſtellt bleibẽ muß. Die-
ſes aber was bißhero gemeldet/ ſind die
Principia und Fundamenta, welche er vor
allen wiſſen muß/ deren Application dann
und Praxin wird ihm die Gelegenheit
weiter ſelbſt an die Hand
geben.
ENDE.
[[203]][[204]][[205]][[206]][[207]][[208]][[209]][[210]][[211]][[212]][[213]][[214]][[215]][[216]][[217]]
- Rechtsinhaber*in
- Kolimo+
- Zitationsvorschlag für dieses Objekt
- TextGrid Repository (2025). Collection 1. Närrische Weißheit Und Weise Narrheit. Närrische Weißheit Und Weise Narrheit. Corpus of Literary Modernity (Kolimo+). Kolimo+. https://hdl.handle.net/21.11113/4bjjx.0