Reise — Rückreise (v)von Philae bis Cairo
incl. des Aufenthalts in Theben. Reise von
Cairo über Damiat nach Palaestina, Sy-
rien [nach] Constantinopel bis Rom.
[1]Dienstag (d)den 24ten (Sept)September 1844. Ich klatsche fast (d)den ganzen Tag ab (d)und zwar die hohen Inschriften; am (Nachm)Nachmittag die (merkw)merkwürdige Äthiopische Kammer, die wieder Syrian aufgefunden hat. Es ist heut wieder sehr warm, um 3 Uhr (Nachm)Nachmittags 29°. Der Nil fällt zusehends, (d)und mag im Ganzen etwa 3 [Fuß] gefallen sein. Das Ufer drüben wird jetzt sehr belebt, durch die Zelte der Militärexpedition, die längs demselben[,] wohl 20 an (d)der Zahl, aufgeschlagen sind; ebenso viel Barken beinah sind zur Fortschaffung der Bewohner, meist die Weiber der Offiziere (d)und Unteroffiziere bereit.
Mittwoch (d)den 25ten (Sept)September 1844. Am (Vorm)Vormittag Abklatschen der bilinguen Inschrift im Hathortempel, am (Nachm)Nachmittag Skizziren der Pylonfaçade in Betreff der Orte der (griech)griechischen Inschriften darauf. Der Tag sehr wolkig (d)und unägyptisch.
Donnerstag (d)den 26ten (Sept)September 1844. Ich fahre am (Vorm)Vormittag fort, abzuklatschen (d)und am (Nachm)Nachmittag die Inschriften auf den Pylonen zu markiren. Gestern wie heut war viel Militärbesuch (v)von drüben hier, interressante verwegene Gesichter. Nach Tisch hatten wir (d)das Schauspiel, die wohl 20 Schiffe starke Expedition mit günstigem Winde stromaufwärts abfahren zu sehen, ein hübscher (d)und interressanter Anblick; jetzt nun ist das Ufer drüben wieder ziemlich öde. Der Nil fällt stark (d)und unser tägliches Baden wird des hohen Ufers wegen beschwerlicher. -
Freitag (d)den 27ten (Sept)September 1844. Ich mache heut (Vorm)Vormittag mit (Leps)Lepsius einen Ausflug nach dem Ostufer, wo (zw)zwischen alten Ruinenhaufen ein kleines Monolithtempelchen befindlich war, dessen Inschriften wir abklatschten. Dann fuhren wir nach (d)der Insel Cunosso, deren Zwillingsfelsenpaar mit (d)den vielen Steelen sich (v)vonPhilae aus so eigenthümlich ausnimmt. Wir klatschten ab trotz des sich erhebenden Windes (d)und krochen vielfältig herum; endlich fand auch (Leps)Lepsius (e)einen Stein ausso, den er halb scherzhaft[,] halb ernsthaft für (d)das muthmaßliche Grab des Osiris halten wollte. Er war flach, oben vielleicht etwas bearbeitet, etwa 30[Fuß] (lg)lang (d)und 20 [Fuß] (br)breit, auch sah man rechtwinklich eine Rinne ausgehauen, die wohl zum Festerstehen (v)vom Mauerwerk gedient haben könnte; eine granitne (kl)kleine Treppe daneben (v)von Granitsteinen, in alter Zeit gebrochen führt jetzt zu (e)einem (kl)kleinen [...] Gebäudchen. Von hier fuhren wir zur Insel Bigéh, wo noch einiges Wenige abzudrücken war. Am (Nachm)Nachmittag fuhr ich mit Abklatschen im Tempel fort.
Sonnabend (d)den 28ten (Sept)September 1844. Während (Leps)Lepsius mit Max auf (d)dem Wege nach Assuan zur Revision (v)von Steelen ist, beschäftige ich mich am (Vorm)Vormittag mit Lesung (v)von alten Briefen (d)und zeichne dann von dem Thore der vorderen Pylonen eine (kl)kleine Ansicht der [2] Südparthie des Nilflusses. Am (Nachm)Nachmittag noch Etwas abgeklatscht. Abends, wie gewöhnlich, Bad, diesmal aber zum letztenmal auf Philae. Zuletzt im Mondschein lange geplaudert.
Sonntag (d)den 29ten (Sept)September 1844. Mein Geburtstag (d)und unsre Abfahrt von Philae. Nach gehaltenem Gottesdienst etwa gegen 8 Uhr machten wir uns auf (d)den Weg. Da (Leps)Lepsius auf (d)der Insel Daudenarti noch Steelen besehen wollte, mußten wir aus (d)dem eigentlichen Wege durch die Katarakten hinaus (d)und wären bei dem Anlanden an der steinigen Insel beinah verunglückt; dabei wurde hier gar nichts Wesentliches gefunden. Unsre Weiterfahrt durch die Strudel (d)und (Felriste)Felsriste erforderte die größte Aufmerksamkeit der Reise, davon jetzt mehrere auf (d)der Barke waren; auch fand sich unsre Mannschaft verstärkt. Wir waren oben auf (d)dem Verdeck (d)und sahen mit (Intsse)Interresse dem Schauspiele zu, so wie den vielen wechselnden Landschaften, die durch die (westl)westliche Wüste (d)und mannichfachen Formen der aufgethürmten Felsinseln sich darboten. Später landeten wir an der hübschen Insel Sehele, der eine andre Namens Senarti gegenüberliegt. Auf Ersterer fanden wir Überbleibsel (v)von alten Bauten[,] im Scherbenschutt auch eine Felsmasse mit unzähligen Steelen, die (v)von (Leps)Lepsius (d)undMax ausgebeutet wurden; ich stieg auf die Höhe, von wo ich (e)einen trefflichen Blick auf den durchbrochenen Nil hatte, oben fand ich 2 Gräber mit nebengesetzten Wasserkrügen, einfache Hügel mit umgelegten Steinen. Dann half ich (Leps)Lepsius etwas abklatschen (d)und gegen Mittag vor der Abfahrt nehmen wir noch ein erquickliches Bad. Von hier gelangten wir etwa um 2 Uhr nach Assuan. Spatziergang zum (Röm)Römischen Bade, wo Georgi mit [machte] (d)und etwas zeichnete; Knaben, die (v)von (d)den hohen Felsen ins Wasser sprangen, bewundert. Später mit Georgi noch einen Spatziergang gemacht durch die Ruinen (v)vonSyene nach dem (saraz)sarazenischen Kirchhof, hinten um die neue Stadt, wo ein Kuppelschech (d)und ein hoher Thurm auf diesem erbaut einen höchst malerischen Effekt machte. Dann durch Gassen der bedeutenden Stadt gegen Abend zur Barke zurück. Mein Geburtstag ward durch (e)ein solennes Mahl mit Wein gefeiert. (Leps)Lepsius schenkte mir auch (e)ein neues Notizbuch mit (e)einem hübschen Gedicht darin (d)und (e)eine Flasche Eau de Cologne. Georgi hatte mir am Morgen zum Andenken eine sehr hübsche (d)und launige Federskizze gemacht. Abends Wetterleuchten (d)und während ich schreibe heftiger Wind, wer weiß[,] ob vielleicht noch Regen heraufkömmt. - Es bleibt aber beim Winde.
Montag (d)den 30ten (Sept)September 1844. Während (Leps)Lepsius mit Ernst (d)undGeorgi nach Elephantine (Gezirat Assuan) hinüberfahren, mache ich mit Max eine Ausflucht auf den Weg nach Philae, wo [3] mehrere Steelen noch abgeklatscht werden sollen. Dieß hält uns bis Mittag beschäftigt, weil heftiger Wind die Sache sehr erschwert. Um 1 Uhr etwa kommen wir zurück nach Elephantine. Erquickliches Bad (d)und schwieriges Hinaussteigen am schrägen Felsen. (Nachm)Nachmittags Beschreiben der Abdrücke (d)und Abklatsche eines Theils des (Alex)Alexander Thors[,] was Ernst (d)undGeorgi gezeichnet haben. Während des Abendessens Zurückfahren nach Assuan. Abends wieder heftiger Wind, der die Luft bedeutend abkühlt. - Wir erhalten heut durch den Kaufmann Sacchetts[,] der (v)vonCairo ankommt[,] Packete mit Zeitungen von Mitte Juni bis Mitte Juli ((Allg)(Allgemeine (Preuß)Preußische (d)und (Augsb)Augsburger Zeitung), auch Bonomi’s Camera lucida (d)und die Lithographie von unsrem Pyramidenbilde, welche freilich gegen (d)das Original sehr zurücksteht, bis auf die Hieroglyphen, die sehr gut gemacht sind.
Dienstag (d)den 1ten Oktober 1844. Ich fahre früh mit Max nach (Eleph)Elephantine hinüber, um unsre Arbeiten am (Alex)AlexanderThor zu beenden, was etwa in 1 ½ (St)Stunden geschieht; dann zur Barke zurück. Unser Magazin ist inzwischen ausgepackt (d)und auf die 2 Barken vertheilt. Die 2te Barke nimmt Ernst (d)undGeorgi ein; sie ist für 2 Personen sehr angenehm (d)und behaglich. Geldsachen (d)und andre Geschäfte halten uns bis Assar von (d)der Abfahrt zurück. Ich machte mit Max (d)undGeorgi noch einen Spatziergang über den gefüllten Bazar (auf dem besonders viel Militär war, was nach oben geht), nach (d)der Stadt, um anso Max Königsnamen zu zeigen; kurz vor unsrer Abfahrt sahen wir noch (d)die Ankunft eines Dampfschiffes, was eine vornehme Türkin, aber uns keine Briefe mitgebracht hatte. Nachdem wir uns dessen vergewissert hatten, lichteten wir unsre Anker (d)und schwimmen jetzt gen Kom Ombos. - Der Wind war ziemlich stark entgegen (d)und (d)das Schiff schwankte heftig, so daß unser Bishari, den (Leps)Lepsius noch immer mitschleppt, während der Lektion seekrank wurde. Am Abend nach Sonnenuntergang hielten wir an einem mit Hennah besetzten Feldchen.
Mittwoch (d)den 2ten October 1844. Die Morgende werden jetzt schon bedeutend kühler; wir hatten am (Vorm)Vormittag 18° (R)Reaumur. - Unsre Fahrt ging langsam weiter (d)und am Mittag 12 Uhr etwa erreichten wir die Ruinen von Kom Ombos. Am (Nachm)Nachmittag fingen die Zeichner an zu arbeiten. Abends wurde (v)von (d)der Barke aus (e)ein Bad genommen.
Donnerstag (d)den 3ten (Oct)October 1844. Ich beschäftige mich den ganzen Tag mit (d)der Aufnahme des Tempels (d)und einem dazu gehörigen Durchschnitte. Mittags (d)und Abends Bad. - Der Tempel ist interessant als der einzige Doppeltempel Ägyptens; es sind Blöcke an ihm verbaut (v)von enormer Größe; ich berechnete den einen gegen 400 lt.- Es ist etwas Riesenhaftes (d)und die Mittel der Alten zur Bewegung dieser Steinmassen auf solche Höhe sind mir noch unklar. - [4]
Freitag (d)den 4ten (Oct)October 1844. Der (Vorm)Vormittag wurde heut noch hier zugebracht; ich hatte noch (e)einen Durchschnitt der Säulenhalle zu zeichnen. Etwa um 10 Uhr (Vor)Vormittag setzten wir unsre Barken gen (Geb)Gebel Silsilis in Bewegung, ein leichter Wind führte uns mit Segeln stromabwärts. Diese Nacht war Geschrei wegen eines Diebes, der uns unsre [Hammel] stehlen wollte. Gestern Abend heftiges Wetterleuchten nach Südost. - Schon um ¼ 1Uhr gelangen wir bei den Steinbrüchen (v)von (Geb)Gebel Silsilis an, (d)und landen an (d)der (östl)östlichen Seite, wo wir das letzte Mal nicht gewesen waren. Die Steinbrüche hier sind von enormer Ausdehnung. An 50-60[Fuß] hohe Felsenwände, durch schmale Gassen die weiten Räume verbunden[,] zeigen mehr die Arbeit der (Griech)Griechischen (d)und (Röm)Römischen [...]art, während Pfeilerkammern von labyrinthischer Weitläuftigkeit die ältere Zeit anzeigen. Manche, wenn auch nicht viel Steelen sind hier befindlich, denn in späteren Zeiten kam diese Sitte ab. Am (Nachm)Nachmittag den Grundriß des einstigen Ramses Tempels am (nördl)nördlichen Ende (v)von den Brüchen besehen; dann unternahm (Leps)Lepsius (d)das Abklatschen einer sehr gefährlichen Steele, die erst mit einbrechender Nacht beendet wurde.
Sonnabend (d)den 5ten (Oct)October 1844. Nochmalige Revision der Brüche. Abklatschen (v)von Steelen (d)und eines netten Altars; 2 angefangene Sphinx lagen umher. Etwa um Mittag fuhren wir auf (d)die andre Seite (Westseite) (v)vonSilsilis (d)und legten vor (d)dem Tempel an, den ich am (Nachm)Nachmittag vollständig aufnahm. Mittags (d)und Abends Bad in dem jetzt schon viel kühleren Wasser; Gestern (d)und heut war (d)der Tag sehr warm, wir hatten 30°. -
Sonntag (d)den 6ten (Oct)October 1844. (Vorm)Vormittag fahren wir mit (d)der Barke aufwärts (d)und revidiren die Steelen (d)und Grotten am Wasser. Der Lange wird abwärts nach Redesie geschickt, um 12 Kameele für den Wüstentempel zu verschaffen. Unten an den kleinen Grotten mit den vorstehenden Säulen noch den ganzen (Nachm)Nachmittag abgeklatscht. Endlich nach Sonnenuntergang kommen wir noch zur Abfahrt von (Geb)Gebel Silsilis. Wir fahren den Abend bis gegen 10 Uhr, wo dann Ernst (d)undGeorgi, die bei uns geblieben waren, doch (d)die Geduld ausging. Bei einem Dorfe ward dann übernachtet (d)und am
Montag (d)den 7ten (Oct)October 1844 erst etwa ½ 12 Uhr gelangten wir nach Redesie, schräg über Edfu, dessen mächtige Pylone sehr lange zu sehen waren. Weite Durrhafelder von 8 - 10 [Fuß] Höhe (d)und mehr, prächtig bestanden schmücken jetzt wieder die Ufer (d)und es war erquicklich, durch die feuchtwarmen Saaten zu gehen. Mit Georgi wanderte ich nach dem etwas abwärts gelegenen Dorfe; unzählige Fellahs beschöpften unaufhörlich den Boden. Im Dorfe eine (interress)interressante Scene, wo eine (kl)kleine Tochter ihre Mutter laust, (d)und an [5] dieser ein Kind hängt. Nach unsrer Zurückkunft Bad bei einem Ufer, wo man etwa 2 [Fuß] tief in (d)den Schlamm versinkt. Während wir noch nackend sind, kommt Besuch (v)vom Schech des Dorfes, einem KameelSchech (d)und einem Effendi; der 2te besonders sah in so weißen Gewändern höchst stattlich aus. Wir können neun Kameele bekommen[,] doch erst am andern Tag, (d)und so ziehen wir das Gewissere von übermorgen vor; es sind 12 Stück bestellt. Gleich nach Mittag fahren wir nach Edfu hinüber (d)und machen uns auch baldigst zum Tempel auf. Am Canal finden wir diesmal (e)eine Barke, so daß wir nicht nöthig haben, uns durchtragen zu lassen. Die Aussichten (v)vom Tempel besonders gegen Norden, über die castellartig gebaute Caserne (d)und (e)ein Schech mit mächtiger Sykomore, über weite Saaten (d)und das ferne Gebirge ist köstlich; ich skizziere in (d)der Eile ein wenig davon. Georgi auch; umgeben (v)von (e)einem weiten dichten Kreise der zudringlichen Bewohner des Fleckens. Auch am Dorfe, während wir auf die Barke lauerten, zeichnete ich ein wenig. Die Moschee ist recht hübsch (d)und malerisch; ein schachbrettartiges Muster mit mancher Ausschmückung ist durch farbige Steine gebildet (d)und macht eine sehr gute Wirkung. Der Tempel ist oder war, doch wenigstens besonders in (s)seiner Vorhalle[,] höchst großartig; die Seiten Colonnaden mit der Aussicht in (d)den mächtigen Pronaos ist effektvoll; aber letzterer ist fast bis an die Knäufe im Dreck, wie fast der ganze Tempel, so daß der wahre Eindruck nur geahnt werden kann. - Wir beginnen noch heut mit (d)dem Abklatschen 2er langer Inschriften. Abends zum Flusse zurück[,] der etwa 20 (Min)Minuten (v)vom Tempel entfernt ist.
Dienstag (d)den 8ten (Oct)October 1844. Früh überrascht uns (d)die schon erwartete (Sendg)Sendung (v)vonAbeken, (d)und nun ging es an (e)ein Briefvertheilen; allein für mich war keiner dabei, was ich eigentlich vermuthete. Die fehlenden Zeitungen (v)von (Apr)April (d)un Mai aber sind da, (d)und geben neuen Stoff. Wir kommen dadurch etwas spät (z)zum Tempel, wo ich mit Abdrücken fortfahre. Mittag wieder zurück, wo dann (Leps)Lepsius nach (d)dem Essen viele Briefe vorliest, von denen besonders immer die (v)von (s)seinem Schwager Schulz interressant sind. (Nachm)Nachmittag bleibe ich zu Haus, beschreibe Abklatschungen (d)und schreibe Tagebuch. - Mittags (d)und Abends Bad.
Mittwoch (d)den 9ten (Oct)October 1844. Heut früh vor Sonnenaufgang wird nach der andren Seite hinübergefahren, um unsre Reise nach (d)dem Wüstentempel anzutreten. Nach einigem Warten, was mit (Zuspacken)Zusammenpacken der Sachen ausgefüllt wird, kommt (Ibr)Ibrahim Aga mit (d)den Kameelen, die nach seiner Aussage etwas oberhalb bereit gewesen wären. Wie gewöhnlich unter vielem Schreien (d)und hader! rufen, ohne daß doch etwas [6] Wesentliches gethan wird, brechen wir, in summa mit 14 Kameelen um ½ 9 Uhr auf. Unser Weg führte uns etwa ¾ Stunde durch das Nilthal, dann blieb ein niedrigerer Erdfelsrücken zur Linken (d)und dann nahm uns ein etwa 1 Stunde breites wie eine Diele ebnes Thal auf, dessen Mitte, wo der Wasserlauf geht[,] mit grünem Buschwerk (d)und einzelnen Bäumchen besetzt war. In diesem Thale, was sich nach 2 Stunden etwa nördlich wandte, von der mehr östlichen Richtung[,] die es zuerst hatte, gelangten wir, nach im Ganzen 4 Stunden Wanderns zu einem gegrabenen Brunnen, wo unsre Kameele tranken. Das Wasser[,] wie ich nachher schmeckte, war recht gut, (v)von grünlicher Farbe, hatte aber im Nachgeschmack etwas fades (d)und Zusammenziehendes ((v)(von Natron). Wir hielten uns hier nicht weiter auf; kamen nach ¾ Stunden neben einer ruinenhaften Ummauerung vorbei, die wohl als Stationshaus gedient haben mochte, wanden uns wieder mehr östlich, in dem sich (d)das Thal bis auf etwa ½ (St)Stunde Breite beschränkte, mußten dann seiner Krümmung wieder mehr südlich folgen (d)und beschlossen um 5 Uhr Halt zu machen, nachdem wir 8 ½ Stunden gegangen waren (d)und die Entfernung des Tempels wenigstens noch 2 Stunden zu rechnen war. Makaroni (d)und kalter Putenbraten schmeckten nach (d)der Motion recht gut (d)und ein gesunder Schlaf folgte darauf. -
Donnerstag (d)den 10ten (Oct)October 1844. Vor Sonnenaufgang wurden unsre Betten geschnürt, (d)und um ¾ 6 Uhr kamen wir zum Abritt; prächtiges Reiten in der Morgenkühle; das Thal in (d)der Breite einer (kl)kleinen halben Stunde blieb sich fortdauernd gleich, vollkommen eben, in der Wasserrinne mit ginsterartigen grünen Büscheln reichlich besetzt. Die morgendlichen Schatten ließen die Schluchten (d)und Thäler der nahen Sandsteinformationen, die sich im (Allgem)Allgemeinen nur 2 - 300 [Fuß] über der Ebene erheben mögen, effektvoll hervortreten. Um 8 Uhr gelangten wir endlich zum Felsentempel, der klein[,] aber im Ganzen sehr wohl erhalten[,] einen höchst angenehmen Eindruck auf uns machte. Eine Vorhalle mit 4 Säulen alter Form ist in einzelnen Steinen vorgebaut; dann folgt ein Pfeilersaal in (d)den Fels gehauen (d)und dahinter 3 (kl)kleine Kämmerchen, in deren jeder 3 Figuren sitzend ausgehauen sind. Die Farben[,] besonders des Pfeilersaals[,] sind trefflich conservirt, der größere Theil des [prozess] war nicht bunt, sondern einförmig gelb, vielleicht später in grünlichen Farben überstrichen, da (d)der Tempel überhaupt zur Zeit des Menephta nicht fertig geworden zu sein scheint. Vor dem Tempel etwas tiefer im Thale lag (e)eine Ummauerung, die mir auch aus (griech)griechischen Zeiten schien, (d)und die eine förmlich (kl)kleine Besatzung oder Stationskolonie enthalten haben mag. Von diesem Punkte dehnt sich der Weg nach (d)den Smaragdminen unweit des rothen Meeres von dem Wege nach Cosseir; ein andrer gewöhnlicherer Weg [7] nach diesem letzteren Orte führt bald hinter dem Brunnen mehr nördlich in ein Nebenthal ab. Wir waren baldmöglichst in voller Thätigkeit, (d)und kamen noch heut mit den Hauptarbeiten so ziemlich zu Rande. Im Tempel selbst sowie auf den umliegenden Felsrändern waren unzählige (griech)griechische Proskynemen[,] auch einige (hierogl)hieroglyphische Steelen. - Unser Wasser schmeckte heut schon theilweise herzlich schlecht nach (d)den Schläuchen. (Leps)Lepsius mußte sehr strenge Aufsicht darüber halten, damit wir nicht später Mangel litten. - Abends las ich an 2 Stunden Zeitungen vor.
Freitag (d)den 11ten (Oct)October 1844. Nach ziemlich schlechter Nacht, in der uns abscheuliche Kameelläuse hart gepeinigt hatten[,] machten wir uns an (d)das Abklatschen der Inschriften (d)und wurden etwa um 10 Uhr mit Allem fertig. Dann ward noch Mittagbrod gegessen (d)und etwas geruht (d)und um 2 Uhr brachen wir wieder auf. Wir gingen 4 Stunden bis 6 Uhr, wo wir schon im Dunkeln Halt machten (d)und unsre Betten aufschlugen. Dieser wie die vergangenen Tage waren heiß (d)und schwül, der Himmel war nie ganz frei (v)von Wolken. Das Wasser ward immer abscheuliger. -
Sonnabend (d)den 12ten (Oct)October 1844. Vor Sonnenaufgang um ½ 6 ward unser Ritt angetreten, etwa um ½ 8 Uhr kamen wir zum Brunnen, wo die Kameele tranken (d)und endlich um ¼ 12 Uhr etwa erreichten wir glücklich unsre Barken, wo (Leps)Lepsius schon 1 (St)Stunde vorher angekommen war, weil er immer schneller ritt, als wir andern. Nun schmeckte ein frischer Trunk Wasser köstlich. Bald darauf fuhren wir auf (d)das andre Ufer (d)und ein erquickendes Bad ward genommen. Den (Nachm)Nachmittag blieben wir auf (d)den Barken; ich beschrieb die Abdrücke. (Leps)Lepsius war nicht wohl. Eine Wunde am Schienbein, die er sich in Kom Ombos gestoßen, war durch die Hitze (d)und Echauffement heftig geschwollen (d)und droht die Sache (e)ein Blutgeschwür zu werden. Heftige Kopfschmerzen (d)und ein wenig Fieber halten ihn (d)den Abend zu Bett; er trank Kamillenthee (d)und nahm (e)ein warmes Fußbad. -
Sonntag (d)den 13ten (Oct)October 1844. (Leps)Lepsius ist (e)ein (kl)kleines bischen besser, doch bleibt er im Bett (d)und wir machen ihm Breiumschläge um (d)das Bein, das sehr geschwollen ist. - Die Fliegen sind jetzt wieder über alle Begriffe unverschämt, (d)und ohne Musketiaire ist kein Auskommen; unter dieser aber ist es stickend heiß. Ich halte heut die Andacht, wobei ich dann wieder Kraftlieder aus (d)demSpitta wähle. - Der Tag vergeht mit (d)dem Lesen (v)von Zeitungen, die mir sehr (interress)interressant sind wegen der Artikel über (d)den Gustav-Adolph Verein, Nauwerk pp. Es ist sehr windstill (d)und heiß. -
Montag (d)den 14ten (Oct)October 1844. (Leps)Lepsius bleibt fest zu Bett, wir machen Brodumschläge um (s)sein Bein, die ich meist übernehme, während die Andern oben im Tempel arbeiten. Wir haben wiederum 30° Wärme im Schatten um Mittag. [8]
Dienstag (d)den 15ten (Oct)October 1844. Königs Geburtstag, wo mich dann Ernst gleich mit Schießen aus dem Schlaf weckt. Am (Vorm)Vormittag wird wieder unter einer Salve (d)und 3fachem Lebehoch die neue Fahne aufgehißt, dann Chokolade getrunken (d)und am Abend bringe ich des Königs Gesundheit mit (e)einem Gedicht (v)von (Leps)Lepsius aus, der nun ¼ Stündchen (s)sein Bett verlassen hat. Es geht übrigens mit (s)seinem Bein um Vieles besser. Der Königin (d)und des Königs Familie wie (endl)endlich (Leps)Lepsius Gesundheit wird auch noch getrunken (d)und das Mahl vergeht recht heiter; Abeken, auf den ich immer noch hoffte, kam nicht. Nach (d)dem Essen wurden Lieder gesungen.
Mittwoch (d)den 16ten (Oct)October 1844. (Leps)Lepsius wagt es heut wieder (z)zum Tempel zu gehen mit (d)den Andern, ich bleibe in (d)der Barke (d)und zeichne am (T)Tempel (v)vonOmbos. - Um ½ 11 Uhr habe ich (d)die Freude, daß Abeken doch noch kommt, (d)und nun wird der übrige (Vorm)Vormittag mit ihm verplaudert. Da hörte ich denn auch etwas Näheres über (d)das Attentat auf unsern König; die Freunde kamen erst sehr spät zum Mittag; Abends ward (v)vonAbeken (e)eine Flasche süßer Wein spendirt [und] lange wurde zusammen geplaudert. -
Donnerstag (d)den 17ten (Oct)October 1844. Ich bleibe heut wieder zu Haus (d)und arbeite an der Kapelle (v)vonSilsileh (d)und dem Wüstentempel. Abeken will bis morgen Abend bleiben: Viel Zeitungslesen. Ich habe jetzt wieder einmal mißmuthige Tage, wo mir die Länge der auf die Reise verwandten Zeit (d)und meine quasi Unthätigkeit im Fortschreiten meines Faches schwer auf (d)die Seele fällt. Die Nächte beginnen kühl zu werden, die Tage unter der Musketiäre aber immer noch recht warm. - Wir essen hier treffliche Melonen (v)von immenser Größe, die eine hatte wohl über 1 [Fuß] (Durchm)Durchmesser, (d)und dabei mochte sie etwa 1 guten Groschen kosten! -
Freitag (d)den 18ten (Oct)October 1844. Ich gehe am (Vorm)Vormittag nach (d)dem Tempel, was jetzt deshalb seine Beilage hat, weil man sich über den Bahr Jusef (eigentlich ist er nur (e)eine Fortsetzung dessen) tragen lassen muß, weil (d)die Barke seit unsrer Wüstentour verschwunden ist. Heut klatsche ich in greulichstem Schmutze (d)und Staube eine sehr lange Inschrift ab, wonach mich am Mittag dann unser Nilbad unglaublich erquickt. (Nachm)Nachmittag bleibe ich zu Hause (d)und mache gegen Abend (e)einen (kl)kleinen Besuch auf Abekens Barke, wo er mir Briefe (v)vonCurtius, Wiese, Gerhardt pp. aus Berlin vorliest, was mir dann gewisse Kreise dort lebendig vergegenwärtigt. Abends wird zur Feier der Leipziger Schlacht (d)und zum Geburtstag der Mutter Lepsius 2 Rheinweinflaschen der Garaus gemacht. - Nach dem Thee fährt Abeken ab; wir haben noch bis Morgen Abend zu thun. - [9]
Sonnabend (d)den 19ten (Oct)October 1844. Ich gehe wiederum mit zum Tempel (d)und klatsche am (Vorm)Vormittag ab, es ist dieses Bauwerk ein wahres Dreckloch; Alles[,] was Unreinlichkeit heißt, findet sich hier um dieß ehrenwerthe Gebäude versammelt, bei jedem Schritt muß (m)man sehen, wo man hintritt. Am (Nachm)Nachmittag bleib ich wieder unten (d)und beschreib Abdrücke. Die Andern bleiben bis beinah in (d)die Nacht hinein dort; indessen war damit auch der Schluß hier gemacht, (d)und wir sind zur Abreise mit (d)dem Frühsten morgen bereit. - Köstlich war bei Sonnenuntergang heut wieder der duftige rosenrothe Streif des (östl)östlichen Gebirges[,] der wie eine Glorie sich über (d)die Erde legte. -
Sonntag (d)den 20ten (Oct)October 1844. Wohl 1½ Stunde vor Sonnenaufgang fuhren wir (v)vonEdfu ab (d)und kamen gegen 9 Uhr nach El Kab oder Eleithiya, nachdem wir ½ Stunde vorher noch (e)eine (kl)kleine Fußtour zur Untersuchung eines Felsengrabes gemacht hatten, was sich jedoch als unbeschrieben bewies. Der Morgen war köstlich, kühl[,] duftig (d)und doch glänzend in der prächtigen Sonne; in (d)der Ferne leuchtete schon weißes Kalkgebirge. - Ich blieb heut den ganzen Tag auf (d)der Barke, einmal wieder mit der Durchsicht meiner alten Briefe beschäftigt, die dann das Heimathsgefühl lebendig wecken. Auch Zeitungen wurden viel gelesen, an denen wir jetzt eine fast nicht zu bewältigende Masse haben. Der bewölkte Abendhimmel gab unglaublich schöne Lichteffekte.
Montag (d)den 21ten (Oct)October 1844. Wir machten uns heut früh zu Fuß nach dem am weitesten, ¾ Stunde, in (d)der Wüste gelegenen (kl)kleinen Tempel auf, den ich, während die Andern zeichneten, aufmaß, (d)und etwa um 11 Uhr von dort zum Felsentempel (dessen hinterste Grotte nur in (d)den Fels gehauen ist) ging, um dasselbe hier zu thun. Die Anderen kamen in 2 Stunden nach und nun wurde abgeklatscht; ich war zu angegriffen, um die Aufnahme fertig zu machen, (d)und verschob ihre Beendigung auf morgen. Erst um 3 Uhr äußerst ermüdet (d)und hungrig langten wir wieder auf (d)der Barke an. Am (Nachm)Nachmittag bleiben wir zu Hause, da es schon ½ 5 nach unserm Mittagsschläfchen geworden war. Der Badeplatz hier ist köstlich; das Wasser jetzt wieder ziemlich klar (d)und in starker Abnahme begriffen. Die Gluth der rothen Abendwolken (d)und das angehauchte Gebirge war wieder unvergleichlich. -
Dienstag (d)den 22ten (Oct)October 1844. Max (d)und ich, wir machten uns heut früh wieder über das Salzfeld nach (d)dem Felsentempel auf, den ich, so wie den kleinen davorliegenden fertig vermaß. Dann gingen wir zu den Andern in den Gräbern, wo ich eine lange Inschrift abzuklatschen begann, die ich am (Nachm)Nachmittag zu Rande brachte. [10] Mittags (d)und Abends wieder Bad. Es fängt an, merklich kühler zu werden, besonders die Nächte. - Abends Zeitungen vorgelesen.
Mittwoch (d)den 23ten (Oct)October 1844. Heut (Vorm)Vormittag nehme ich den Plan der Stadt noch einmal auf, da die Aufnahme der (franz)französischen (Exped)Expedition höchst mangelhaft ist; die Andern sind noch in den Gräbern beschäftigt. Nach 11 Uhr komme ich nach (d)der Barke; um 12 Uhr die Andern (d)und nach einem Bade fahren wir von El Kab ab (d)und schwimmen Esne entgegen. Der Morgen war sehr kühl, wir hatten nur 14° (R)Reaumur. Noch am Abend um 8 ½ Uhr etwa kamen wir vor Esne an, wo der Lange nach Wächtern (d)und Briefen ausgeschickt wurde. Die Erstern brachte er, von den Letztern war aber nichts vorhanden. Es ward an derselben Stelle angelegt, wie ehemals, ohnweit (d)der Moschee.
Donnerstag (d)den 24ten (Oct)October 1844. Früh spatzieren wir sämmtlich in den Tempel, wo ich abklatsche, während die Andern zeichnen. Etwa um 10 Uhr gehe ich nach (d)der Barke zurück (d)und zeichne den übrigen Tag an meinem Plan (v)vonEl Kab. Leben (d)und Weben auf dem Markte. Spatziergang hinter die Stadt, um (e)ein Sch-- zu riskieren, (d)und treffliche Aussicht dort über [Schachtkuppeln], Palmen, Sykomoren, Gärten auf das zarte Gebirge, was in (weißröthl)weißröthlichem Dufte sich ausbreitet. -
Freitag (d)den 25ten (Oct)October 1844. Der (Sitplan)Situationsplan (v)vonEl Kab wird heut fertig gemacht; ich habe (e)ein wenig Hals- (d)und Kopfschmerzen in diesen Tagen. - Abends Wetterleuchten im Süden. -
Sonnabend (d)den 26ten (Oct)October 1844. (Vorm)Vormittag den Plan vom Wüstentempel des Menephtha in Blei fertig gemacht, (Nachm)Nachmittag im Tempel abgeklatscht. Mittags (d)und Abends gebadet; das Wasser wie (d)die Luft werden um Vieles kälter. Abends wieder sehr starkes Wetterleuchten im Südost, dem wir bei Vollmondschein sehr lange zuschauen. Allabendlich werden die Zeitungen fortgefahren zu lesen bis ½ 10 oder 10 Uhr. -
Sonntag (d)den 27ten (Oct)October 1844. Nach (d)der Andacht[,] die wir jetzt immer früh zu halten pflegen, spatzire ich mit Georgi (d)undMax ein wenig umher, erst (d)das Ufer hinab, wo wir an (e)eine Barke mit (engl)englischer Flagge kommen, deren Bewohner jedoch noch vielleicht im Schlaf liegen mochten. Dann bogen wir nach (d)der Ebne quer durch (d)die Stadt, (d)und kamen von einem schönen (d)und großen türkischen Pallaste (einer Fabrik) vorbei, der sehr nobel (d)und respektabel aussieht. Hinter (d)der Stadt uns wieder (südl)südlich wendend[,] gingen wir an Schlanken vorbei, wo schwarze Büffel mit Kopf (d)und Rücken, wie Nilpferde behaglich aus (d)dem Wasser schauten; dann setzten wir uns, um eine schon neulich [11] von mir bewunderte Parthie zu zeichnen. Dann mit Max die Stadt noch (südl)südlich umkreist, wo wir noch am Flusse eine Art (v)von Viehmarkt etablirt fanden; niedrige Hütten, zeltartig dazwischen. Es war viel Volk versammelt (d)und die Hüttenbewohnerinnen scheinen meist Freudenmädchen zu sein; sie verlangten (v)von uns Bakschisch schnell sich bereit machend, ihre Reize zu entschleiern, so Brust wie Gesicht; die Eine schien bei flüchtigem Anblick jung (d)und nicht häßlich. Über den stets wimmelnden Markt kehrten wir zum Flusse (d)und zur Barke zurück, wo ich bis jetzt (m)mein Tagebuch ergänzt habe. Auch am (Nachm)Nachmittag machte ich mit Ernst (d)undMax (Georgi litt ein wenig an Diarrhoe) einen Spatziergang nach (d)dem Schlosse (v)von (Meh)Mehmet Ali, am (nördl)nördlichen Stadtende hinter der Fabrik gelegen. Es liegt, weiß angestrichen mit seinen unzähligen flachen Giebeln (jedes Stückchen Mauer an dem unzähligeckigen Gebäude ist
gekrönt) mitten in einem scheinbar anmuthigen Garten, dessen Cypressen (d)und Obstbäumchen uns über die Mauer entgegenwinkten. Wir kamen aber nicht hinein, weil der boab (Wächter) in (d)der Stadt war. Vor (d)dem Thor war eine scharmante schattige Allee (v)von Akazien (d)und eine gewaltig hohe Schilfart streckte ihre 1 ½ [Fuß] langen Blüthenbüschel an 10 - 12 [Fuß] in (d)die Luft hinein. Ein etwa 4 pfündiger Kanonenlauf lag auf (d)der Erde vor der Thür, wo wir uns etwas ruthen. Zurück vor einem (kl)kleinen (öffentl)öffentlichen Bade vorbei[,] was sich gar zierlich ausnahm. Es hatte etwa (d)den nebengezeichneten Plan
. Vorn entlang ein breites Becken zum Fußwaschen, unter (d)der Kuppel das kleine Bassin. Der Raum a mit Matten belegt[,] in einer Nische[,] in (d)der Mitte (d)und darum umher; buntes Steinmuster[,] (e)ein (br)breites (d)un weißes (v)von außen, Holzstreifen mit Schnitzelornament bildeten unten anmuthige Streifen. - Über (d)den Bazar (d)und Markt zum Schiff zurück. Abends [...] begannen ()wir die Moschee (v)vonEsne zu zeichnen. Magisches Roth überzog heut wieder unendlich schön die Gebirge rings; es war wie ein leuchtender Rosenschleier[,] der sich unter dem grauen Himmel über (dGebirge)demGebirge lagerte. -
Montag (d)den 28ten (Oct1844)October1844. Den ganzen Tag sehr schludriges Abklatschen im Tempel vorgenommen. Gegen Abend (d)die Moschee fertig gezeichnet; (Leps)Lepsius machte am (Nachm)Nachmittag (e)einen Ausflug zu (e)einem Tempel, von dem er indessen kaum noch Spuren der Fundamente vorfand, viel weniger beschriebene Steine; noch unlängst war die letzte Säule weggetragen.-
Dienstag (d)den 29ten (Oct)October 1844. Diese Nacht war (d)der Mudir angekommen, dem (Leps)Lepsius gegen Mittag einen Besuch machte; vorher hatte er wieder eine vergebliche Ruinenjagd unternommen. Ich machte mit Georgi heut (e)einen Spatziergang zum Garten Mehmet Ali’s, den [12] wir diesmal offen fanden. Er war leidlich hübsch; mich ergetzten ungemein die blühenden Rosen, Jasmin, Oleander (d)und andre Blumen, von denen uns ein prächtiges Sträußchen gepflückt ward. Von hier um die Stadt (südl)südlich herum[,] über den Markt zurück. - Um ½ 1 Uhr Mittags etwa verließen unsre Schiffe Esne, (d)und jetzt um 5 Uhr schwimmen wir Hermonthis entgegen. - Spät am Abend etwa um 11 Uhr legten wir ½ Stunde vor Erment, auf dem rechten Flußufer an, ½ Stunde von dem landeinwärts gelegenen Dóot, wo sich einige Kammern eines Tempels befinden sollen. -
Mittwoch (d)den 30ten (Oct)October 1844. Heut früh Spatziergang mit Max (d)undGeorgi zwischen Durrhafelder nach dem Dorfe Doot, was im Morgendunst malerisch auf Dreckhügeln mit schlankem Minaret uns aus Palmen entgegenlachte. Mit Überspringen einiger Gräben dort angelangt, fand sich in (d)der That noch ein nicht unbedeutender Tempel vor, aber untergegangen im Dorfschutt; einzelne Parthien ragten noch zu Tage, 2 oder 3 halb vorhandene Kammern waren an ihrer Decke zugänglich. Auf (e)einem Stück Umfassungsmauer fand (Leps)Lepsius (interress)interressante Kaisernamen, die abgeklatscht wurden. - Dann essen wir Battich in kühler Hütte daneben. Ausgrabungen, die angestellt wurden, gaben nicht das erwartete Resultat, (d)und wir stellten sie ein, so daß wir noch um Mittag zur Barke zurückkehren. Dann fuhren wir hinüber nach Erment. (Nachm)Nachmittag Hinaufgang zu dem ½ (St)Stunde entfernten Tempel. Die Zella ist meist umbaut (d)und wir fanden sie als Gefängniß für 2 Kerle, die an Ketten lagen; dieß hinderte jedoch nicht das Besehen des Raumes. Die Darstellungen im Innern sind eigenthümlich; sie scheinen alle bezüglich auf die Geburt (d)und Jugend des Caesarion, die (kl)kleine Nebenkammer zeigt die Geburtsscene; die Hieroglyphen sind sehr unleserlich. Neben (d)dem Tempel ist (e)ein (heil)heiliger Teich mit Spuren der Quaimauer. Unweit dieses Gebäudes fanden sich die als Steinbruch benutzten Fundamentmauern mehrerer andrer Tempel. Bei dem einen sind schöne Blöcke eines Tempels aus (d)der Zeit des Thutmosis verbaut; dünnere Granitsäulen mögen zu einer 5 schiffigen Basilika gehört haben. Die Ruinenhügel (v)vonErment sind enorm ausgebreitet; unangenehm die darauf hausenden wilden Hunde, prächtig aber eine Menge malerischerSchechs, die mit dem hier wirklich großartigen Gebirge im Hintergrund sich höchst anmuthig ausnehmen. Ich klatsche am Tempel (d)die Architrave ab, (d)und dann verlor sich (d)die Sonne gar bald. - Mit dem Nachmittage ist jetzt fast nichts anzufangen. Abends lese ich meist Zeitungen vor. -
Donnerstag (d)den 31ten (Oct)October 1844. Ich bleibe heut auf (d)der Barke (d)und zeichne an den Tempeln von El Kab. - Morgen (d)und Abende werden sehr kühl. Zum Baden ist leider hier am steilen Ufer kein Platz. [13]
Freitag (d)den 1ten November 1844. Früh nur 11° Wärme. Ich bleibe am (Vorm)Vormittag auf der Barke (d)und beende die Tempel (v)vonEl Kab in Blei. Um Mittag baden wir (zw)zwischen den Barken; ich glaube aber, daß ich mich hiebei erkältet habe; denn schon am (Nachm)Nachmittag, wo ich zum Tempel hinaufgehe (d)und abklatsche, fühle ich mich sehr zerschlagen und Kopfschmerzen. Sehr früh zu Bett. -
Sonnabend (d)den 2ten November 1844. Eine (kl)kleine Grippe steckt wirklich in meinem Körper; trotz starker Kopfschmerzen gehe ich zum Tempel (d)und klatsche dort ab, zeichne auch (e)eine (kl)kleine Ansicht desselben (v)von den umliegenden Ruinenhügeln; etwa um 11 Uhr aber bin ich wieder auf (d)der Barke, um mich zu ruhen. Gegen 1 Uhr etwa kommen die Andern mitsammt allen Sachen (d)und kurz darauf verlassen wir Erment (d)und treiben gen Theben. Ein starker [Brief] von Abeken[,] uns heut früh zugesendet, bringt uns nichts aus Deutschland, worauf ich ganz sicher gerechnet hatte, denn wir schreiben jetzt (Nov)November, (d)und die letzten Nachrichten (v)von Hause datierten sich (v)von Ende Juni (das ist stark!). Um ½ 5 Uhr heut (Nachm)Nachmittag legten unsre Barken neben derjenigen (v)vonAbeken vor Gurna an, nachdem von den Andern vorher vielfach geknallt worden war. Die Berge umher boten den köstlichsten Anblick; der blaßröthliche Teint des Kalksteins erscheint wie transparent (d)und die Risse (d)und Schatten haben so feine (unnachahml)unnachahmliche Zeichnung, daß man sich nicht satt sehen kann. Die Berge hinter Gurna sind ganz besonders schön; drüben aber liegt Luxor wie ein Miniaturbild in (d)der ungeheuren Ebene (v)vonTheben. (Leps)Lepsius will nach (d)demRamesseum, um Abeken aufzusuchen, der oben war. Ich machte, unwohl wie ich war[,] mit Georgi einen (kl)kleinen Gang bis zum Pallast (v)vonGurna, von wo aus wir uns der wunderbaren Farben (d)und Töne der Gegend ringsum erfreuten. Erst im Dunkeln kehrte (Leps)Lepsius mit Abeken zurück, sie hatten noch Wilkinsons Haus besehen, was wir beziehen wollen. Ich liege den ganzen Abend (d)und bin fast unbrauchbar.
Sonntag (d)den 3ten (Nov)November 1844. Heut früh Ausschiffung (d)der Sachen (d)und Transport nach (d)dem Hause. Ich fühle mich ein klein wenig besser, mache Abeken auf (s)seiner Barke einen Besuch[,] nach dem er uns (d)die Andacht gehalten (d)und reite dann mit Max (d)undGeorgi etwa um 11 Uhr zum Hause hinauf. Wunderbare höchst großartige Aussicht (v)von oben über (d)das Thal (v)vonTheben; die Memnonskolosse stehen noch im Wasser. Die Lage unsrer Wohnung, die (v)vonWilkinson aus (e)einem langen Grabe zu Wohnraum mit bedeckter Vorhalle (d)und vielen An (d)und Umbauten geschaffen ist, ist in (d)der That sehr reizend. (Leps)Lepsius richtet sich in (e)einem expressen Kämmerchen ein, wir in dem langen Hauptraum. Gegen Abend besucht uns Abeken (d)und ißt mit uns. Während des Besuchs (v)vom Schech hier, eines alten ehrwürdig aussehenden Mannes, der nach (d)dem Abendessen kommt, ziehe ich mich auf mein Lager zurück, weil ich mich zu marode fühle. Nachher versammelten sich die Andern noch um mich (d)und[14] tranken vor dem [Divan] den Thee, wo Politika mit Abeken in lebhaften Disput versetzten. -
Montag (d)den 4ten (Nov)November 1844. Obwohl ein wenig besser, ist mir noch keineswegs behaglich, Brust (d)und Kopfschmerzen wie Zerschlagenheit sind immer noch vorhanden. Es kommt heut (Vorm)Vormittag noch zu nichts. Packereien, Abholung der Barken, ein Besuch (e)eines Griechen Theantophylos nehmen (d)die Zeit in Anspruch. Zum Mittag wird Abeken vom Ramesseum heraufgeholt (d)und am (Nachm)Nachmittag mache ich mit Georgi (d)und den Übrigen ihm unten (e)einen Besuch; wir Beide gehen dann noch weiter bis Medinet Abu, ein (treffl)trefflicher Spatziergang, wäre nur (m)mein Kopf freier gewesen. (Ab)Abeken begleitet uns halb bis nach Hause, wo wir erst nach Sonnenuntergang ankommen.
Dienstag (d)den 5ten (Nov)November 1844. Heut beginnt denn unsre Arbeit im Ramesseum; ich vergleiche den schlechten (franz)französischen Plan, (d)und sehe mich genöthigt, einen neuen aufzunehmen, mit dem ich heut bei Säulendetails den Anfang mache. Ich fühle mich noch fortdauernd unwohl, Kopf[,] Brust etc. Schmerzen.
Mittwoch (d)den 6ten (Nov)November 1844. Fortsetzung der Aufnahme; besonders am (Nachm)Nachmittag wird fleißig gemessen; das Gebäude, von jeher mein Liebling, wird mir immer werther (d)und scheint mir in der Harmonie seines Grundrisses das edelste Muster (egypt)egyptischer Baukunst. Die Formen der großen Kelchkapitäle sind etwas zu steil geschwungen (d)und diejenigen in Karnak schöner[,] auch würde Solib besonders in den herrlichen (d)und feinen Säulenformen den Preis streitig machen; aber die Zerstörung dort ist zu kolossal[,] um einen völligen Eindruck erhalten zu können; außerdem ist der Wechsel der Räume dort nicht so fein gefühlt.
Donnerstag (d)den 7ten (Nov)November 1844. Ich fahre mit (d)der Planaufnahme fort, die aber sehr unterbrochen ist durch Anleitung der Ausgrabungen, die heut, meist von Kindern begonnen sind. Sie geben, wenn auch wohl nicht bedeutenden, so doch einigen Aufschluß, der immer dankenswerth ist. Eigenthümlich sind die vielen Brunnen, über welche hinweg der Fußboden des Tempels gelegt ist. Meine Kopfschmerzen sind heut (Nachm)Nachmittag etwas besser (d)und es ist Zeit, daß ich ganz frei werde.
Freitag (d)den 8ten (Nov)November 1844. Ausgrabungen wie Aufnahme des Tempels haben ihren Fortgang (d)und es kommt durch die ersteren doch etwas Neues zum Vorschein, so daß der Plan sich fester stellt. Wir vergleichen ihn heut mit Diodors Beschreibung, die im (Allgem)Allgemeinen sehr richtig ist; an ein Grabmal ist bei diesem Gebäude freilich wenig zu denken, es hat viel eher etwas Pallastartiges. - [15]
Sonnabend (d)den 9ten (Nov)November 1844. Die Ausgrabungen geben immer mehr, obwohl spärliches Licht; die Zerstörung (d)und Fortnahme der Steine vom Hintertempel ist in (d)der That ins Großartige gegangen. -
Sonntag (d)den 10ten (Nov)November 1844. Die Arbeiter sind heut abbestellt; ich zeichne seit (Vorm)Vormittag für mich eine Ansicht aus (d)dem Tempel mit (d)der Hinsicht auf unser Wohnhaus. Von einem alten Manne kaufe ich heut für 5 Piaster ein lebendiges (kl)kleines Krokodill von etwa 1 ½ [Fuß] Länge; es ist größer als das von (Leps)Lepsius (d)und lebendiger gezeichnet. -
Montag (d)den 11ten (Nov)November 1844. Mit 40 Menschen wird fortgearbeitet; ich mache mich heut an (d)die Aufnahme der Nilziegelbauten um das Ramesseum, die ich für lauter Begräbnißörter halte; hie (d)und da findet sich (e)eine Kammer noch bemalt, ganz in Art der Gräber; auch sind all diese Kammern voll (v)von Brunnen. Heut Abend war die Beleuchtung der Gegend bei Gewitterwolken unbeschreiblich schön; drüben mußte es regnen, denn ein kurzer Regenbogen war zu sehen; wir bekommen nichts ab, als später vereinzeltes schwarzes Gewölk[,] was zu uns herüberzog. - Die Morgende sind recht kühl jetzt. -
Dienstag (d)den 12ten (Nov)November 1844. Bernhard (d)undJuliens Geburtstag. Ich werde mit (m)meiner Tempel Aufnahme nebst Umgebung so ziemlich fertig; weiter 40 Arbeiter. Heut Abend nach (d)dem Essen (e)ein Besuch (v)vonTriantophylos, den ich später verlasse, um die länger liegen gebliebene Tagebuch zu ergänzen. Allmorgendlich begrüßen wir Abeken, der auf (s)seinem Wege nach (Med)Medinet Abu, wo er arbeitet, uns immer passirt. - Alle Zeitungen[,] die uns bis jetzt zugekommen sind, habe ich nun durch (d)und warte auf neue, wie besonders auf Briefe, die unverantwortlich lange ausbleiben; Jussuf will auch nicht kommen, der in dieser Hinsicht meine Haupthoffnung ist. -
Mittwoch (d)den 13ten (Nov)November 1844. Ich beginne heut mit dem Aufzeichnen des Ramesseums, gehe aber Vor- (d)und (Nachm)Nachmittag einige Stunden hinunter, um die Ausgrabungen zu besichtigen, die ihren Fortgang haben; obwohl täglich dieser (d)und jener Punkt klarer wird, bleibt doch noch manches dunkel; die späteren Abende sind meist sehr windig, (d)und man merkt, daß (d)der Winter beginnt.
Donnerstag (d)den 14ten (Nov)November 1844. Meine Thätigkeit wie gestern. Wir finden heut in (d)der einen Fundamentmauer ein Grab; Sarkophag wie Todter sind völlig zerstört, doch finden sich dabei 4 Vasen mit Menschen-, Geier- (d)und Affenkopf, (d)und eine Masse ganz kleiner Töpferfigürchen. - Das Abendroth wieder kostbar. - [16]
Freitag (d)den 15ten (Nov)November 1844. Gestern Abend hat (Leps)Lepsius auf mein Zureden einen Boten nach Kenneh geschickt, da meine Ungeduld nach Nachrichten von Hause immer größer wird. Bis 10 Uhr zeichne ich heut am Grundriße des Ramesseums (d)und gehe dann zu (d)den Arbeitern, deren jetzt einige 60 Stück sind; der (mittl)mittlere Theil des Tempels bis hinten ist mir jetzt klar; auch (d)der Säulensaal wie der erste Hof stellen sich eigenthümlich heraus. Max ist in diesen Tagen unwohl; die Andern Zeichner beginnen heut in einem Grabe[,] nah bei den Königinnen zu zeichnen, (d)und so bin ich unten meist allein. Ich lese heut wieder in den alten Briefen, die ich freilich bald auswendig weiß.
Sonnabend (d)den 16ten (Nov)November 1844. Heut Mittag kommt unser Dollmetscher Jussuf von (Alex)Alexandrien (d)unCairo wieder bei uns an (d)und mit ihm die aufgetragenen Vorräthe, auch einige Briefe (d)und Zeitungen, letztere vom (Sept)September während uns noch ein Theil des Juli (d)und der August fehlen; unter ersteren ist wiederum keine Zeile für mich (d)und ich rechne nun hauptsächlich noch auf unsren Boten aus Kenneh. - Die Ausgrabungen im Ramesseum sind immer noch mein tägliches Brod.
Sonntag (d)den 17ten (Nov)November 1844. Der (Vorm)Vormittag vergeht mit Durchsicht der Zeitungen, die leider (v)von (d)dem Attentat gegen (d)den König nichts melden, desto mehr aber (v)von (s)seiner Reise nach Königsberg (d)und der Provinz Sachsen; Onkel Wilhelms Abschied (d)undUhden’s Ministerwerden erregt mein äußerstes Erstaunen. Gegen Mittag kommt auch (d)der Bote (v)vonKenneh, gleichfalls aber ohne Briefe für mich mitzubringen. Nun weiß ich nicht mehr[,] was ich denken soll; ich fürchte, man hat Alles an den jungen Strauß mitgegeben, (d)und solche Gelegenheiten sind leider immer unabsehbar. Am (Nachm)Nachmittag gehe ich mit Georgi ein wenig umher (d)und zeichne eine Ansicht unsres Hauses hier. Den Abend haben wir Besuch (v)vonAbeken, der mit Dr. Schledehaus aus (Alex)Alexandrien kommt (d)und den Abend bei uns bleibt. Ein Brief (v)vonKästner an Abeken gibt uns erfreuliche Nachricht (v)vonFrey, der in Berlin bei Hofe wohl aufgenommen ist, (d)und manche Bestellungen hat; auch von ihm erwarte ich sehnlichst einen Brief.
Montag (d)den 18ten (Nov)November 1844. Vor- wie (Nachm)Nachmittag wieder zum Ramesseum, (d)und mit (Leps)Lepsius gestempelte Nilziegel aufgesucht (d)und bezeichnet. Der Morgen war heut vollkommen bewölkt; Abends glänzten drüben schöne Gewitterwolken, (d)und spät war es wieder sehr windig (d)und kühl.
Dienstag (d)den 19ten (Nov)November 1844. Die Ausgrabungen setze ich heut, um sie baldmöglichst zu beenden, mit 65 Mann fort. Abeken besucht uns heut Mittag. - Im Übrigen nichts Bemerkenswerthes.
Mittwoch (d)den 20ten (Nov)November 1844. 40 Mann Ausgräber; ich denke[,][17] morgen die Arbeiten einstellen zu können, (d)und es ist Zeit, daß ich von diesem Gebäude loskomme. Ein Paar Stunden des Tages wende ich an das Aufzeichnen des Planes. - Das übergetretene Wasser der großen Ebne vor uns verschwindet jetzt zusehends, (d)und in etwa 8 Tagen wird man nach den Kolossen gelangen können. - Abends Staatszeitungen gelesen.
Donnerstag (d)den 21ten (Nov)November 1844. Wie bisher theils mit Zeichnen zu Hause theils mit Besichtigung der Ausgrabungen fortgefahren.
Freitag (d)den 22ten (Nov)November 1844. Heut lasse ich nur 15 Mann arbeiten (d)und beende die Ausgrabungen am Ramesseum, die zu guter letzt noch manchen interressanten Aufschluß gegeben haben. Abends kommt Abeken, der jetzt in (d)den Gräbern umherkriecht, zu uns herauf (d)und ißt mit uns; wir versprechen ihm morgen Abend (e)einen Besuch.
Sonnabend (d)den 23ten (Nov)November 1844. Ich arbeite den ganzen Tag hier zu Haus am Grundplane des Ramesseums, den ich ziemlich fertig schaffe. Nach unserm Abendbrodt mache ich mich mit Ernst (d)undGeorgi in dem hellsten Mondschein, (v)von (e)einem Wächter begleitet - alle 3 in Burnus gewickelt durch die [Hundebande][,] auf den Weg zu Abekens Barke. Bevor das kultivirte Terrain kommt , erscheint die weiße Gegend besonders im Mondschein als vollkommene Schneelandschaft; in (d)der Niederung des Flusses war es bedeutend kühler (d)und sehr feucht. Wir nahmen bei Abeken einen sehr splendiden Thee ein mit geröstetem Butterbrod, Backwerk, Budding (d)und Wein. Bald nach 10 Uhr langten wir, schnellen Schrittes durch (d)die kalte Nacht schreitend, auf unsrer Festung wieder an.
Sonntag (d)den 24ten (Nov)November 1844. Nach (d)der Andacht mache ich mit Georgi einen Spatziergang zum Thal der Königinnengräber. Unterwegs besehe ich hinter (d)dem (kl)kleinen Ptolemäer Tempel die hübsche Kammer der schwarzen Königin mit der Königsliste, die Wild uns angewiesen; dann gelangen wir zu (d)den Steelen (d)und in (d)der That ist (d)der Blick auf (d)das Gebirge des Thals dahinter höchst großartig; wir zeichneten Beide eifrig, wobei uns aber leider die Sonne gar zu lange im Stich ließ. Der ganze (Vorm)Vormittag war heut am Todtenfelsen mit einem Wolkenschleier überdeckt. Erst um ¼ 2 kamen wir zu Tische. (Nachm)Nachmittags und spät Abends schrieb ich einen Brief an (d)die Mutter, der wohl übermorgen mit (e)einer (kl)kleinen Sendung andrer Briefe nach Kenne geschickt werden wird. Abeken war heut Abend bei uns (d)und aß mit uns das seltne Gericht (v)von Pellkartoffeln mit frischer Butter, welche Erstere Jussuf aus Cairo mitgebracht hatte. - Mit Max Unwohlsein ist noch keine Änderung eingetreten, was mich ein wenig besorgt macht; doch will ein Übel, wie das seine, immer viel Zeit haben. [18]
Montag (d)den 25ten (Nov)November 1844. Ich beendige (d)den Plan des Ramesseums (d)und arbeite an (e)einem Durchschnitt der Nilziegelgewölbe umher; (Leps)Lepsius theilt mir die Briefe an Wagner, Eichhorn (d)undSelim Pascha mit[,] die er in Betreff der Steinmitnahme aufgesetzt hat. Am Nachmittag bewundern wir eine Wassereidechse, genannt Warran, die von mehr als 3[Fuß] Länge lebendig (Leps)Lepsius zum Kauf angeboten wurde; ein (interress)interressantes schönes Thier, was uns vielfach durch seine eleganten Krümmungen des Halses wie des langen Schwanzes ergötzte; es hat an (d)den Füßen übrigens keine Schwimmhäute, (d)und soll auch nicht schwimmen können; die Zunge ist enorm lang (d)und wie bei (d)den Schlangen gespalten. Spät Tagebuch (d)und Zeitungen. -
Dienstag (d)den 26ten (Nov)November 1844. Ich fahre fort[,] die Ziegelbau Durchschnitte (d)und den kleinen Generalplan des Ramesseums auszuführen. Um Mittag Besuch (v)von Fremden, wie es heißt: Russen, die aber vor der Thür abgewiesen werden, obwohl (Leps)Lepsius zu Haus war. Sie gaben aus Cairo mitgebrachte Bücher (d)und neue Zeitungen (v)von October mit. - Heut Mittag werden denn auch die Briefe nach Kenneh befördert. Am Abend heut außerordentlich kalter Wind, der uns nöthigt, unsern Thee in unsrem Zimmer zu trinken.
Mittwoch (d)den 27ten (Nov)November 1844. Zeichnen am Detailplan der Säulen des Ramesseums. Am (Nachm)Nachmittag muß ich noch einmal hinab, um etwas nachzumessen; ich friere wieder beim Hinaufgehen; (d)und in der That ist es nur 13½° ½ Stunde nach Sonnenuntergang.
Donnerstag (d)den 28ten (Nov)November 1844. Fortsetzung des Säulendetailsplans; das Wetter fährt fort des Abends sehr kalt (d)und windig zu werden; auch die Morgende sind empfindlich.
Freitag (d)den 29ten (Nov)November 1844. (Vorm)Vormittags an (d)den Säulen getuscht; am (Nachm)Nachmittag zum Menephteum gegangen, was abscheulich weit ist. Ich finde den (franz)französischen Plan unverantwortlich nachlässig gearbeitet, (d)und ich muß ihn noch einmal aufmessen. Zum Abend kommt Abeken zum Essen. -
Sonnabend (d)den 30ten (Nov)November 1844. Ich beende heut so ziemlich mein buntes Blatt (v)von (d)den Säulen.
Sonntag (d)den 1ten (Dec184)December184. Mit Georgi nach (d)dem Gottesdienst zum Thal (d)der Königinnen gegangen (d)und dort (e)eine Ansicht getuscht. (Nachm)Nachmittags Spatziergang in (d)der Brogtso. - Wir besehen den Tempel am Ende des Thal’s Assassif (d)und dann die großartigen merkwürdigen Psammetichgräber ebendaselbst mit den vorstehenden Nilziegelpylonen, worin höchst bedeutende Gewölbebogen. Die herrlichsten Blicke zum Nilthal (b)bei untergehender Sonne; die fernen Berge wieder magisch erglühend. Auf (d)dem Rückwege stieß Abeken zu uns, der den Abend bei uns aß; es war ein recht schöner Tag. [19]
Montag (d)den 2ten (Dec)December 1844. Ich mache mich am (Vorm)Vormittag hinaus nach dem (sogen)sogenanntenMenephteum, mit dessen Aufnahme ich beginne. Am (Nachmzeichne)Nachmittagezeichne ich unten im Ramesseum noch Einiges an meinen Säulendetails. - Abende sehr kühl; wir hatten nach (Leps)Lepsius in diesen Tagen des Morgens 8°. -
Dienstag (d)den 3ten (Dec)December 1844. (Vorm)Vormittags wieder im Menephteum; ich vollende den Grundriß. (Nachm)Nachmittags male ich meine Ramesseumssäulen fertig.
Mittwoch (d)den 4ten (Dec)December 1844. (Vorm)Vormittags mit Ernst (d)undGeorgi im (Menepht)Menephteum den Durchschnitt gemessen; (Nachm)Nachmittags davon aufgezeichnet. Ernsts Geburtstag wird am Abend mit Abeken gefeiert (d)und mit (e)einem hübschen Trinkspruch (v)von (Leps)Lepsius (s)seine Gesundheit getrunken. Für mich war der Tag noch 1 besondrer Festtag durch den lang ersehnten Empfang (v)von Briefen aus (d)der Heimath, Mutter, Elisabeth, Riechers (d)und ein andrer (v)vonFrey aus Rom, welchem armen Schlucker es mit (s)seiner Gesundheit immer noch schlecht geht. Die Verdauung der Briefe hält mich bis gegen 11 Uhr auf, (d)und die Zeitungen, die mir beginnen[,] langweilig zu werden, sind für (d)den Augenblick vergessen. - Abeken will uns in wenigen Tagen verlassen.
Donnerstag (d)den 5ten (Dec)December 1844. Zu Hause geblieben (d)und am Menephteum gezeichnet. Abeken ißt Mittags bei uns. Nach (d)dem Abendessen Brief an Carl angefangen.
Freitag (d)den 6ten (Dec)December 1844. Am Menephteum fortgefahren; (Nachm)Nachmittags dazu noch einmal hinausgewandert (d)und dann die Zeichner im Ramesseum besucht; Französin mit ihrem Mann daselbst; eigenthümlicher Eindruck europäisch gekleideter Leute in dieser Gegend (d)und nach so langer Entwöhnung; der Tag ist größtentheils wieder bewölkt. Abends den Brief an Carl geschlossen (d)und einen andern an Elisabeth angefangen.
Sonnabend (d)den 7ten (Dec)December 1844. Ich zeichne den (Durchschn)Durchschnitt (v)vom (Menepht)Menephteum auf (d)und nehme gegen Mittag mit Abeken die Abweichung der Magnetnadel, die sich auf 8° 20 ()sekunden ergibt. Der ganze (Vorm)Vormittag war bezogen (d)und erst gegen Mittag heiterte sich (d)das Wetter etwas auf, so daß (d)die Beobachtung möglich wurde. (Ab)Abeken blieb (d)den Mittag über bei uns. Abends den (Br)Brief an (Elis)Elisabeth geschlossen (d)und beide zum Abgang bereit gemacht. Es kommen jetzt viel Fremde hier an.
Sonntag (d8ten)den8ten (Dec)December 1844. Nach (d)dem Frühstück machen wir uns nach (Ab)Abeken’s Barke auf, halten dort Gottesdienst (d)und fahren nach Luxor hinüber [.] Besuch der Tempel (v)vonKarnak, wiederum ein gewaltiger Eindruck dieser mächtigen Bauten. Etwa um 2 Uhr reiten wir (v)von da nach Luxor, wo inzwischen (d)die Barke [20] hingekommen ist; Mittagsessen um 3 Uhr in dem Garten dort unter nur niedrigen Weinlaube. Vorher Tänzerinnen vor der Barke, ein schwarzbraunes niedliches Mädchen ist darunter, wohl aus Abyssinien, Namens Aische; die Andern waren plebs. Das Mahl in der Weinlaube sehr hübsch. Der Tag war (e)ein wahrer Herbsttag; der (Vorm)Vormittag war bewölkt (d)und sehr angenehm zum Gehen; am (Nachm)Nachmittag aber schien die Sonne freundlich durch das herbstliche Weinlaub; gegen Sonnenuntergang zu Schiff gestiegen; der Abend sehr kühl. (V)Vom Schiffe in (d)der Dunkelheit nach Haus gewandert, dort mit (Ab)Abeken noch ein solennes Mahl eingenommen (d)und dann bis gegen ½ 11 Uhr geplaudert, wo wir dann Abschied nahmen; morgen ganz früh will (Ab)Abeken nach Cairo aufbrechen. - Es war ein recht heiterer Tag. -
Montag (d)den 9ten (Dec)December 1844. Mein Menephteumblatt glücklich zu Rande gebracht. - Am (Nachm)Nachmittag nach (Med)Medinet Habu gegangen (d)und mit der Vergleichung des (franz)französischen Planes begonnen, der wiederum manches Mangelhafte hat, ich will darum auch hier zu einer neuen Aufnahme, wenigstens der Grundpläne schreiten; zumal das (sogen)sogenannte Wohnhaus der Ramsestöchter ist vollkommen mißverstanden.
Dienstag (d)den 10ten (Dec)December 1844. (Vorm)Vormittags wieder in (Med)Medinet Habu, wo ich vorzugsweise mit dem Hauptplan beschäftigt bin. (Nachm)Nachmittags an (e)einem alten Blatte mit der Grotte (v)von (Geb)Gebel Silsilis gezeichnet.
Mittwoch (d)den 11ten (Dec)December 1844. (Vorm)Vormittags nach (Med)Medinet Habu (d)und dort tapfer aufgemessen. (Nachm)Nachmittags (d)das Blatt mit (d)dem Wüstentempel des Menephta fertig gemacht. - Schöner Herbsttag, aber kühl. -
Donnerstag (d)den 12ten (Dec)December 1844. (Vorm)Vormittags in (Med)Medinet Habu gemessen; (Nachm)Nachmittags die Aufzeichnung der dortigen Tempelanlagen begonnen.
Freitag (d)den 13ten (Dec)December 1844. (Vorm)Vormittags mit (Leps)Lepsius in (Med)Medinet Habu; über unsre gemeinsamen Untersuchungen komme ich nicht zum Messen. (Nachm)Nachmittags in (d)der Aufzeichnung fortgefahren.
Sonnabend (d)den 14ten (Dec)December 1844. Am (Vom)Vomittag den großen Tempel in (Med)Medinet Habu fast vollständig aufgenommen; (Nachm)Nachmittags zu Haus gezeichnet. Heut wie gestern die Witterung angenehm warm. -
Sonntag (d)den 15ten (Dec)December 1844. Da (Leps)Lepsius katharraisches Halsweh hat, halt ich heut früh die Morgenandacht. Dann wandern wir drei, Georgi, Ernst (d)und ich nach dem Menephteum (d)und zeichnen dort einige Ansichten; um Mittag zurück; den (Nachm)Nachmittag zu Haus geblieben. -
Montag (d)den 16ten (Dec)December 1844. Ich gehe heut früh mit unsrem Führer Hauad nach (d)den Königsgräbern. Steiler Weg an der Assassifwand [21] hinauf (d)und prächtiger Blick von der schwindelnden Höhe hinab über das ganze Nilthal. Dann Hineinkriechen in das von uns ausgegrabene Grab (Rams)Ramses des (Gr)Großen. - Mühsamer Gang hindurch, meist auf (d)dem Bauche; ich hatte mir bloß die Beinkleider anbehalten. Die Temperatur inwendig glich einem vollständigen Schwitzbade, der Schweiß triefte aus allen Poren; die Beinkleider waren bald wie aus (d)dem Wasser gezogen; ich maß höchst beschwerlich das ganze Grab auf, (d)und blieb etwa 4-5 Stunden darin; mein armes neues Notizbuch wurde (v)vom Schweiß halb aufgelöst (d)und sieht jetzt beinah wie mein altes aus. (Merkw)Merkwürdiger Weise hat sich in der Hauptkammer kein Sarkophag gefunden (d)und auch ich weiß nicht, wo man darin noch weiter danach graben sollte. Gegen 1 Uhr endlich gelangte ich wieder an (d)das Tageslicht (d)und war (d)den Tag über ziemlich zerschlagen (v)von der Kriecherei (d)und dem Wege. Am (Nachm)Nachmittag begonnen, (d)das Grab aufzuzeichnen. - Das Wetter trefflich.
Dienstag (d17ten)den17ten (Dec)December 1844. Aufzeichnen des Königsgrabes (d)und Beginnen des (gr)großen Tempels (v)von (Med)Medinet Habu.
(Mittw)Mittwoch (d)den 18ten (Dec1844)December1844. Fortzeichnen am (gr)großen Tempel (v)von (M)Medinet Habu.
Donnerstag (d19ten)den19ten (Dec)December 1844. Ich mache heut (Vorm)Vormittag noch einmal auf Medine, um die wenigen erkennbaren Kammern des hinteren Theils vom großen Tempel aufzunehmen; doch kehre ich bald zurück (d)und vollende dann heut die 2 Blätter auch dieser Gebäudemassen. Abends beginne ich für (d)den Geburtstag (v)vonLepsius eine launige Erklärung zu einer Composition (v)vonGeorgi als Randverzierung. -
Freitag (d)den 20ten (Dec)December 1844. Ich mache früh mit (Leps)Lepsius (d)undErnst nach dem Grabe der schwarzen Königin, wo die Lehmwand mit (d)den beiden Figuren des Königs (d)und der Königin abgenommen werden soll, um diese Arbeit hier zu berathen. Dann nach Hause, wo ich an alten Blättern weiterzeichne sowie an den Grundrissen des Prinzessinnenpalais in (Med)Medinet Habu.
Sonnabend (d)den 21ten (Dec)December 1844. Ich beende die Tempel (v)vonEl Kab; bleibe aber zu Hause[,] weil ich seit gestern etwas Diarrhoe habe.
Sonntag (d)den 22ten (Dec)December 1844. Den ganzen Tag fast wende ich in einem nahen Pfeilergrabe auf Förderung des Gedichts zum Geburtstag von Lepsius, was denn auch heut um etwas mehr vorwärts schreitet.
Montag (d)den 23ten (Dec)December 1844. Ludwigs Todestag (d)undLepsius Geburtstag. Ich arbeite Vor- (d)und Nachmittag noch am Gedichte, was endlich glücklich zu Stande kommt. Erst beim Abendessen entwickeln sich unsre Geschenke. Nach Tische bringt Max eine (kl)kleine (hierogl)hieroglyphische Skizze; außerdem hat er ein sehr hübsches Transparent in bunten (Hierogl)Hieroglyphen (v)von (Leps)Lepsius Namen (d)und Jahrestag gemacht, was in trefflicher Wirkung mit Drapperie aufgestellt ward. Ernst bringt eine Zeichnung (v)von dem Hause hier (d)und dann Georgi sein großes Bild[,] wozu ich denn meine Verse vorlese, die viel Stoff zur Heiterkeit gaben; das Bild gefällt (Leps)Lepsius außerordentlich, der überhaupt mit diesen Überraschungen sehr content scheint. [22] Schon am Mittag war (v)vonCairo (e)ein Brief (v)vonWagner gekommen, der die freudige Nachricht gab, daß er wegen der Forttransportierung (v)von Steinen hier Schritte bei (Meh)Mehmet Ali gethan, die günstig abgelaufen sind, so daß die Sache nun wohl den besten Fortgang nehmen wird. Außerdem erfahre ich, daß (d)der junge Strauß nächstens hier eintreffen wird, was mich vornehmlich wegen Nachrichten aus (d)der Heimath freut. So verläuft denn (d)der Tag, (obgl)obgleich ich immer noch nicht ganz von (m)meiner Diarrhoe befreit bin, recht heiter. Ich hatte heut noch ein Abführungsmittel genommen. - Der Tag warm (d)und der fast Vollmondschein am Abend prächtig.
Dienstag (d)den 24ten (Dec)December 1844. Ich bleibe zu Hause (d)und wir denken über das heut Abend zu bereitende Weihnachtsfest nach. Ich beschließe mit (Leps)Lepsius einen Knecht Ruprecht in Gestalt Abekens zu fabriciren, der Allen (kl)kleine Geschenke bringt; - so soll sich jeder (e)einen Spaß aussinnen. - Gestern las mir (Leps)Lepsius noch einen langen Aufsatz vor, den er für ein Fremdenbuch, was er hier in unsres Führers Hauad Händen zurücklassen will, geschrieben (d)und trefflich (zusgestellt)zusammengestellt hat. - Am (Vorm)Vormittag Abschreiben des Gedichts für (Leps)Lepsius; (Nachm)Nachmittags Ausputzen des Strohmanns, mit dem wir bis zum Abendessen fertig werden. Unterdessen haben Ernst (d)undMax den Weihnachtsbaum, eine treffliche Palmkrone gar schmuck mit Netzen (d)und Sternen ausgeputzt (d)und mit Lichtern besteckt, wozu ich meinen noch (v)vonBerlin herstammenden Wachsstock gebe. Der Dicke quält sich schon den ganzen Tag, um eine (kl)kleine Überraschung zu bereiten. Nach (d)dem Abendessen baut nun (Leps)Lepsius recht hübsch um den Baum herum auf; Abekens ausgeputzte Gestalt bringt mir einen schönen Säbel (sef) [und] 2 (egypt)egyptische Todtenvasen. Die Andern erhalten auch Bücher, [Kisten], Vasen etc.; das Ganze läuft recht hübsch ab, der Baum strahlt in schönstem Glanz. Nachher entwickelt sich des Dicken Überraschung; der in den alten Schiffskisten eine Art Theater bereitet hat, was ganz scharmant ist, die Verkündigung des Engels an (d)die Hirten[,] die Geburt Christi; Erleuchtung (d)und Gruppierung aller Personen war ausgezeichnet; ich las später noch einmal meine Knittelverse vor (d)und so verging (d)der Abend ganz heiter. -
Mittwoch (d)den 25ten (Dec)December 1844. 1ter Feiertag, der so ziemlich verbummelt wird; Schokolade wird am (Vorm)Vormittag getrunken, ich stöbre in alten Briefen umher; (Nachm)Nachmittags machen wir (e)einen Spatziergang nach (d)den Colossen [und] den dort im Thale befindlichen Thrümmerhaufen; das Wetter ist heut sehr kalt (d)und erstaunlich windig. Abends machen wir, Georgi, Ernst[,]Jussuf (d)und ich[,] noch (e)einen Grog, den wir uns bei geselliger Unterhaltung wohlschmecken lassen; dann gegen ½ 10 Uhr müde zu Bett.
Donnerstag (d)den 26ten (Dec)December 1844. 2ter Feiertag. (Leps)Lepsius leidet plötzlich heut an (rheumat)rheumatischem Brustschmerz, ich hoffe[,] es ist nichts Bedenkliches dabei; ich [...] eine spanische Fliege. - Ich arbeite (Vorm)Vormittags an einer [22] Verkleinerung der (Wilk)Wilkinsonschen Karte, die in unsres Hauad’s Fremdenbuch hineinkommen soll. (Nachm)Nachmittags lese ich Zeitungen; es ist empfindlich kühl. Viele Barken kommen heut mit (d)dem Nordwinde herauf, gehen aber meist weiter; nach (d)dem (Abessen)Abendessen aber erhalten wir Besuch (v)von 2 Deutschen, durch Wagner uns schon angemeldet; Beide aus (Frankf)Frankfurt (a)am (M)Main, Herr Seuferheld[und] der Dr. Bache; es sind nette Leute; ich unterhalte mich meist mit Letzterem; etwa 1 ½ Stunden verplaudern wir mit ihnen; sie wollen heut noch weiter; sie haben uns einige neue Zeitungen (v)von (Anf)Anfang bis Mitte (Nov)November (d)des (Js)Jahres mitgebracht ((Staatsz))(Staatszeitung). -
Freitag (d)den 27ten (Dec)December 1844. Früh in kalter Witterung nach (d)demAssassif, wo ich mit Aufnahme des dortigen Tempels beginne; (Nachm)Nachmittags zu Hause geblieben [und] dort gezeichnet am Blatte mit (d)demKom Ombos Tempel; ich friere wie (e)ein Schneider, dabei ist meine Diarrhoe immer noch nicht ganz vorbei; wir haben heut Abend nur 11 ½ ° draußten (d)und im Zimmer 14°. -
Sonnabend (d)den 28ten (Dec)December 1844. (Vorm)Vormittags wieder nach (d)demAssassifthale, ich werde mit Aufnahme des Grundrisses fertig. - (Nachm)Nachmittags zeichne ich ihn zu Hause auf. Meine Diarrhoe ist heut vermehrt, auch habe ich Kopfschmerzen; ich esse (d)den Abend fast nichts. - Heut früh hatten wir 8 ½°; (endl)endlich habe ich meinen alten Mantel wieder umgethan, der mich denn jetzt wohlthätig erwärmt hat. Heut ist Dr. Schledehaus mit (s)seinem Gefährten (v)vonWadi Halfa wieder hier eingetroffen (d)und wird uns wohl morgen besuchen. - Jetzt um ½ 9 Uhr Abends 10°. -
Sonntag (d)den 29ten (Dec)December 1844. Ich bleibe heut früh zu Hause (d)und beginne die Reducierung der Wilkinsonschen Karte für unser neues Fremdenbuch. - Zum Mittag ist Dr. Schledehaus mit seinen Reisegefährten, dem Wiener Maler Sattler bei uns (d)und am (Nachm)Nachmittag etwa 3 Uhr hatte ich das Vergnügen, schon (v)von Weitem Freund Strauß (d)und (H)HerrnKraft auf unser Haus zureiten zu sehen; Ersterer mit schwarzem runden Hut, Sprungriemen etc. machte einen eigenthümlichen Eindruck; er brachte mir ein Briefchen (v)von Onkel Karl nebst dessen Simson, sowie (e)einen Kalender pro 1845 (v)vonHeinrich, worin auch (e)ein Brief. Da gab es denn lebendigste Unterhaltung. - Gemeinsamer Spatziergang nach (Med)Medinet Habu, wo (Leps)Lepsius erklärt; mit Sonnenuntergang zurück (d)und den Abend zusammen zugebracht. (Leps)Lepsius liest seinen Aufsatz aus (d)dem Fremdenbuche vor (d)und ich meine Randverzierung zu Georgi’s Bilde; so vergeht uns (d)der Abend recht heiter (d)und fröhlich; (H)Herr[Sattler] ist heut Abend nicht mit uns. [24]
Montag (d)den 30ten (Dec)December 1844. Ich arbeite heut an (d)der Karte in unsrem Fremdenbuche; Strauß (d)undKraft sind heut drüben in Luxor (d)undKarnak, wo sie erst morgen (Nachm)Nachmittag wiederkommen werden. Den Mittag ißt (H)HerrSattler mit uns. - Früh Morgens heut nur 7 ½° Wärme. -
Dienstag (d)den 31ten (Dec)December 1844. Beendigung der Karte im Fremdenbuch. Am (Nachm)Nachmittag kommen Strauß (d)undKraft sowie Schledehaus (d)undSattler. Mit Ersteren Spatziergang zum Ramesseum, was ich ihnen zeige; am Abend sind wir denn Alle recht heiter beisammen. Schledehaus hat zu dem Schmause den Weinvorrath geliefert, der in Rothwein (2 Flaschen, die er mir speciell (z)zum Geschenk gemacht hat in Betreff meiner jetzigen Magenschwäche), Rheinwein (d)und Champagner besteht; auch 3 (FlCyperwein)FlaschenCyperwein (v)vonSattler; da ward denn tapfer getrunken, nachher Lieder gesungen, dazwischen wird ein (kl)kleiner feuerspeiender Vesuv (v)vonGeorgi dargestellt (d)und unter Gespräch kommt endlich die 12te Stunde herbei, zu welcher ich zu guter letzt noch einen Punsch braue, womit wir (d)das neue Jahr leben lassen. Die ganze Gesellschaft schreibt sich in unser neues Fremdenbuch ein, (d)und gegen 1 Uhr etwa gehen wir auseinander.
1845
Mittwoch (d)den 1ten (Jan)Januar 1845. Heut früh kommen die deutschen Freunde bei Zeiten herauf (d)undStrauß hält unsre Feiertagsandacht mit Lesung einer Predigt (v)von seinem Vater. Dann machen wir gemeinschaftlich sammt Lepsius noch einen Spatziergang in naheliegenden (interess)interessanten Gräbern, unter andern auch in das große des Petamenof, zum Mittag zurück. Nach Tisch machen wir uns noch einmal auf zu (e)einer Exkursion nach (d)den Königsgräbern; wir nehmen den steileren Weg über (d)dasAssassif, ich (d)undGeorgi zu Fuß mit Ernst, der an Zahnschmerzen leidet. Besehen des schönen Grabes von Menephta sowie noch eines andren; dann Trennung (v)von Dr. Schledehaus, Satler (d)und ihrem finnischen Gefährten. Schledehaus ist mir in diesen Tagen viel lieber geworden, als er es früher war, es trat sogar Herzlichkeit bei ihm hervor; auch Satler ist eine gute Wiener Haut. (Leps)Lepsius begleitete diese durch das lange Thal nach (d)der Barke, während wir Übrigen über (d)das Gebirge nach Hause zurückkehrten. Von (d)der Höhe des [25]Assassif der wunderbarste ergreifende Sonnenuntergang, der den ersten Tag des Jahres köstlich bezeichnet. - (Leps)Lepsius kommt erst im Dunkeln zurück. Nach (d)dem Thee verlassen uns nun auch Strauß (d)undKraft[,] die noch heut aufwärts weiter gehen wollen, um in 14 Tagen oder 4-5 Wochen zu uns zurückzukehren. - Mein schwacher Magen scheint sich jetzt wieder zu consolidieren. - Ich lese heut vor dem Zubettgehen Onkel Karl’s Simson. -
Donnerstag (d)den 2ten (Jan)Januar 1845. Heut (Vorm)Vormittag beschäftige ich mich mit dem (Zuszimmern)Zusammenzimmern (v)von Brettern für die abzunehmende Ziegelwand in (d)dem (kl)kleinen Grabe in Der el Medinet, wohin ich (d)den (Nachm)Nachmittag mit (Leps)Lepsius mich begebe, der an (d)dem Einreißen der Seitenwand weiter arbeitet. Schreck bei dem Einfallen eines großen Stückes (v)von bröcklichem Fels in (d)der (kl)kleinen Thür neben uns; ekelhafter Staub (d)und höchst widerliche (d)und langweilige Arbeit ohne Hoffnung auf Erfolg (v)von meiner Seite. Wir haben heut den großen Kummer, daß uns unser kluger Affe Hapi stirbt, der wohl in (d)der vergangenen Nacht, wo es nur 6 - 7° war, sich heftig erkältet hat, mit Diarrhee (d)und Brechen aufwachte (d)und im Lauf des Tages unter heftigsten Leibschmerzen verschied. - Abends einmal wieder Zeitungen gelesen. -
Freitag (d)den 3ten (Jan)Januar 1845. Vormittag mit den Andern nach dem Assassiftempel, wo ich die Durchschnitte aufmesse, die ich dann am übrigen Tage aufzeichne. Das Wetter ist heut angenehm warm.
Sonnabend (d)den 4ten (Jan)Januar 1845. Ich zeichne (d)den ganzen Tag zu Hause am Blatt mit (d)demAssassiftempel. Abends nach dem Essen lese ich den Andern Onkels "Simson" vor, der uns dann manche Veranlassung zu Gesprächen gibt. Der Tag angenehm (d)und warm.
Sonntag (d)den 5ten (Jan)Januar 1845. Heut früh nach Sonnenaufgang 11° Wärme. Ich zeichne (Vorm)Vormittags ein Skizchen beim Ramesseum (d)und (Nachm)Nachmittags mit Georgi eine Ansicht (v)von Dorfhäusern, (od)oder vielmehr Gräberwohnungen. Am Abend haben wir Besuch von einem jungen Amerikaner Namens Payson, dessen Vater (amerik)amerikanischer Consul in Messina ist. Er hatte in Leipzig studiert (d)und sprach vollkommen gut deutsch. Er brachte uns Zeitungen, freilich ältere als wir besitzen. Wir unterhielten uns (d)den Abend recht gut. -
Montag (d)den 6ten (Jan)Januar 1845. Ich vollende heut den Plan des Assassiftempels. Am Abend ißt wieder Payson bei uns. Spät am Abend, als dieser uns schon verlassen hatte, etwa um ½ 10 Uhr, bekamen wir noch Besuch (v)von einem Franzosen, Namens Plischon, der mit (s)seiner Barke uns (e)eine Tonne Gips brachte. Wir fanden in ihm einen ächten Franzosen, in Wesen (d)und Suade; er blieb etwa bis ½ 4 Uhr. [26]
Dienstag (d)den 7ten (Jan)Januar 1845. Ich arbeite (Vorm)Vormittags meinen Plan (v)vom Tempel (v)vonOmbos fertig sowie den (Sitplan)Situationsplan (v)vonKuban, (d)und beende so alle Rückstände. - (Nachm)Nachmittags mache ich mit Georgi (d)undJussuf einen weiten (d)und beschwerlichen Spatziergang nach (d)dem (westl)westlichen Königsthale, wo die Ausgräber ein Thor gefunden haben. Wir nehmen (d)den Weg nicht über (d)dasAssassif, sondern über Der el Medine; steil, beschwerlich[,] aber mit grotesken (d)und herrlichen Aussichten; wildes (d)und wüstes (westl)westliches Thal, was wir in großem Umschweif umkreisen. Das aufgefundene Grab enthält leider nur eine ganz (kl)kleine Kammer, gleich vorn im Anfange, worin zerbrochene Vasen, die mit einem neuen Königsnamen auf Nilerde verkittet waren. Mit Sonnenuntergang zurück, herzlich müde. - Payson ist wieder zum Essen bei uns, (d)und nimmt heut Abschied (v)von uns; er will den Aufsatz (v)vonLepsius im Fremdenbuche ins (Engl)Englische übersetzen.
Mittwoch (d)den 8ten (Jan)Januar 1845. Früh zum Assassiftempel, wo ich einige Steine ausbrechen lasse; dann nach (d)dem Tempel (v)vonDer el Medinet, den ich am (Nachm)Nachmittag aufmesse. -
Donnerstag (d)den 9ten (Jan)Januar 1845. Wieder kälter als in (d)den letzten Tagen[,] früh nur 7°. (Vorm)Vormittags zeichne ich den (kl)kleinen Tempel (v)von Der el (Med)Medine auf. - (Nachm)Nachmittags Aufmessen des Durchschnitts (d)und eines Details.
Freitag (d)den 10ten (Jan)Januar 1845. Aufzeichnen des Durchschnitts (d)und Details vom Tempel in Der el Medine. Heut Abend erblicken wir den 2ten Kometen während unsres (egypt)egyptischen Aufenthaltes. Er ist sehr tief (d)und schwach am (südl)südlichen Himmel. -
Sonnabend (d)den 11ten (Jan)Januar 1845. Heut (Vorm)Vormittag mit (Leps)Lepsius (d)undErnst im Grabe der schwarzen Königin, wo der König bis zum Umlegen auf unser Brett gebracht ist; bis jetzt ist (d)die Sache über mein Erwarten gut abgelaufen. Am (Nachm)Nachmittag spiele ich wieder den Tischler (d)und zimmere das 2te Brett für (d)die Königin, während Ernst einen Überguß unsres Gypses über das umgelegte Bild besorgt. Heut Abend wieder den Kometen besichtigt, der trotz des zunehmenden Mondes sich heller als gestern zeigt. Wir sehen seinen hellen Kern ganz deutlich (d)und suchen seinen Stand in (d)der Sternkarte; danach ist er (wahrsch)wahrscheinlich im Sternbild des Kranich, dessen Stern durch (s)seinen Schweif hindurch zu sehen ist. Schon um ½ 9 Uhr war er am (südl)südlichen Himmel untergegangen.
Sonntag (d)den 12ten (Jan)Januar 1845. Am (Vorm)Vormittag ging ich nach (d)dem Gottesdienste allein nach (d)demAssassif, wo ich 2 (kl)kleine Ansichten zeichnete (d)und kehrte gegen Mittag zurück. (Nachm)Nachmittags blieb ich ganz zu Hause, alte Briefe wie Zeitungen durchstöbernd. [27]
Montag (d)den 13ten (Jan)Januar 1845. Heut früh bin ich mit dem Auspolstern der neulich gezimmerten Tafel für unser mitzunehmendes Wandgemälde beschäftigt (d)und gehe dann mit (Leps)Lepsius in (d)das Grab zur (schw)schwarzen Königin, wo denn die Abnahme auch dieser vollständig befähigt wird. Am (Nachm)Nachmittag besorge ich das Herausschaffen der beiden Stücke aus dem engen Loche, was mit mancher Mühe, aber doch ziemlich glücklich zu Stande gebracht wird, erst im Dunkeln komme ich nach Haus zurück. Während unsrer Arbeit am Mittag bringt uns Joseph Briefe aus Europa, worunter zu (m)meiner Überraschung (d)und Freude auch einer an mich von (Bernh)Bernhard (d)unHeinrich. Gott sei Dank, Alle zu Haus sind wohl auf. Der ganze heutige Tag zeigte uns einen schwarz bezogenen Himmel, ja, gegen Abend hätte man glauben mögen, es werde anfangen zu regnen. Mancherlei Besuche sind uns durch Abeken binnen kurzem angekündigt worden, so (Mr)MonsieurAmpère, auch ein deutscher (RegRath)RegierungsRath (v)von Rohr mit andren Genossen aus Berlin. Abends Mittheilung der heut empfangenen Briefe nebst eines Zeitungs Artikels (v)vonQuast. -
Dienstag (d)den 14ten (Jan)Januar 1845. Der Lange ist heut nach Esne geschickt worden, um dort Taue zum Herausziehen des Sarkophags zu besorgen, weil drüben in Luxor keine aufzutreiben gewesen. Ich besehe heut mit Hauad den ersteren, der lang, aber nicht allzuschwer scheint; nur die Öffnung, wodurch er muß, ist sehr eng. Dann Aufnahme (v)von Nilziegelbauten im Assassif. - Am (Nachm)Nachmittag das Auftragen derselben begonnen. Abends liest uns Lepsius seine Entgegnung an Quast vor, die wir aber Alle viel zu stark finden.
Mittwoch (d)den 15ten (Jan)Januar 1845. Ich bleibe zu Haus (d)und zeichne an meinen Nilziegelbauten fort; Abends noch einmal die nunmehr gemilderte Entgegnung (v)vonQuast mitgetheilt, so daß sie morgen abgehen kann. - Der Himmel in diesen Tagen immer bezogen, so daß es nicht möglich ist, den Kometen zu beobachten; es ist fatal, wenn in diesem Lande (d)die Sonne nicht scheint. Die Luft ist dabei im Ganzen recht warm; Morgens etwa 11° (d)und selbst in der Sonne um Mittag nicht mehr als 24 - 25°.
Donnerstag (d)den 16ten (Jan)Januar 1844so. Weiterarbeiten an meinem Nilziegelblatte. Gegen Mittag Besuch (v)von dem (Engl)Engländer (H)HerrnWoolfielt mit (s)seiner Frau (d)und einem strammen Major, der dann nicht allzu hübsch, schon über (d)das erste Jugendalter hinaus; Besehen unsrer Zeichnungen (d)und dann Einschreiben in (d)das Fremdenbuch. - [28]
Freitag (d)den 17ten (Jan)Januar 1845. Ich komme mit (m)meinen Nilziegeln immer noch nicht zu Rande. (Nachm)Nachmittags wird (Leps)Lepsius wieder besucht von einem (franz)französischen Capitain (d)der Artillerie Namens Aubineau (d)und dann findet sich (H)HerrPlichon ein, der (v)vonAssuan wieder herab gekommen ist; er bleibt zum Abendessen bei uns, bis das Gespräch dann doch etwas zu erlahmen anfängt. Unzählige Feuer rings in (d)der weiten Ebne, da das Neujahrsfest der Mohamedaner gefeiert wird; sie nehmen sich scharmant aus. Besonders Knaben[,] die mit brennenden Busastöcken umherwerfen (d)und sie im Kreise schwingen. - Der Himmel wieder meist bezogen.
Sonnabend (d)den 18ten (Jan)Januar 1845. Ich reite heut mit Max zu dem am Ende des Sees wohl 1 gute Stunde (v)von hier entfernten Kaisertempel, den ich aufnehme; etwa um 2 Uhr wieder zurück, nachdem ich mich noch kurz in (Med)Medinet Habu aufgehalten. (Leps)Lepsius hat heut wieder Besuch von einem (Engl)Engländer gehabt, einem Arzt, der in (d)der Begleitung eines vornehmen blinden Lord’s reist! Auch eine Marquise mit Begleitung ist jetzt zum Besuch hier. Heut erfahren wir, daß Emin Pascha aus Kartum auf (d)die Galeere geschickt ist! - Der Lange ist gestern (v)vonEsne zurückgekommen, aber ohne Taue, die erst in Assuan bestellt werden müssen. -
Sonntag (d)den 19ten (Jan)Januar 1845. Am (Vorm)Vormittag mit Georgi nach dem Dorfe Kom el Beirat auf den jenseitigen Hügeln des Sees gegangen; ein hübscher Spatziergang immer an den grünen Saaten entlang. Das Dorf liegt oben auf den alten [...]; auf den Ausläufern desselben standen viele Schechgräber, von (muhamed)muhamedanischen Gräbern umgeben, ein schöner Blick auf das jenseitige Luxor sowie das diesseitige (Geb)Gebiet bot sich dar, (d)und ich zeichnete eine Skizze des einen, während Georgi den andern nahm. Dann an den malerisch schroff abgebrochenen Dämmen auf den Sanbin [...] zurückgekehrt. Am Ramesseum fanden wir wieder Fremde, sie in ihren [barocken] europäischen Costümen immer einen seltsamen Anblick gewähren. Auch Jussuf fanden wir hier (d)und kehrten mit ihm heim. Am (Nachm)Nachmittag blieb ich zu Haus (d)und pflegte der Ruhe, Zeitungen lesend. -
Montag (d)den 20ten (Jan)Januar 1845. Ich beende zuerst mein Nilziegelblatt vom Assassif (d)und mache mich dann an einen flüchtigen Entwurf als Randverzierung zum Bilde (v)vonGeorgi für Lepsius. [29] (Nachm)Nachmittags beobachten wir wieder viele Barken, die ankommen, aber sämmtlich drüben in Luxor anlegen. Der Himmel war heut ziemlich den ganzen Tag umzogen, das Wetter trüb (d)und windig kalt, ja, gegen Abend begann es sogar zu regnen, was leise tröpfelnd über 1 Stunde anhielt. Um 8 Uhr Abends bekam (Leps)Lepsius noch (e)einen Besuch (v)von (Mr)MonsierPlichon, der Abschied (v)von uns nahm; ich blieb aber mit (d)den Andern auf meinem Lager, (d)und kümmerte mich nicht um ihn. Er nahm unser Fremdenbuch mit, um es der Marquise (v)von Rochedragon vorzulegen, die heut sich in Luxor angesiedelt hatte; er will es uns morgen wiederschicken. -
Dienstag (d)den 21ten (Jan)Januar 1845. Ich arbeite an der gestrigen Randverzierung; es wird aber nicht viel, da der ganze Tag von Fremdenbesuchen besetzt ist. Schon etwa um 9 Uhr (Vorm)Vormittags kommt unser Agent aus Kenne, Seid Hassen mit (s)seinem Sohn (d)und Enkel; dazu der Grieche Triantaphylos (Rose, auf Arabisch genannt Wardi); diese essen Mittag bei uns. Während wir mit ihnen um Asser echt arabisch (zussitzen)zusammensitzen (d)und die Pfeife rauchen, erschienen 3 Beefsteaks, Vater (d)und Sohn mit einem dritten älteren Herrn, ein etwas lächerlicher Aufzug; besonders (d)der Sohn mit seinem grienfinseladen (kl)kleinen kreisrunden Gesicht (d)und der ältliche Herr mit (e)einem Damenhut, worüber ein weißlinnener Überzug. Zum Glück blieb diese Parthie sehr kurz. Nicht lange darauf erschien aber die Marquise (v)von Rochedragon selbst mit ihrem Begleiter, dem Grafen Montholon nebst dem (Ital)ItalienerCastellari als Führer (v)vonLuxor, um uns selbst unser Fremdenbuch zurückzugeben; letzterer war fabelhaft herausgeputzt in weißen (Beinkl)Beinkleidern (d)und (schw)schwarzem Frack, Tarbusch (d)und einem angeschnallten Sporen; er sah scheußlich aus. Die Marquise erschien liebenswürdig, (d)und war noch jetzt hübsch, obwohl sie in den Dreißigern sein mochte; unsre Pläne (d)und Zeichnungen besah sie mit größtem Interesse, (d)und ich mußte staunen, mit welcher Genauigkeit (d)und Aufmerksamkeit sie die Bauwerke hier betrachtet hatte. Dieser Besuch dauerte etwa 2 Stunden fast bis gegen Sonnenuntergang. Kurz nach ihnen [sockte] auch (d)der alte Sed Hassen mit Sohn (d)und Enkel ab, (d)und wir athmeten auf; inzwischen ist drüben heut wieder (e)eine (franz)französische Barke angelangt, (d)und auch diese wird uns wohl nächstens Besuch bringen. Der (Nachm)Nachmittag war heut sehr schön! Die Reinheit der Luft unglaublich; ich stand staunend vor der wunderbaren [30] Gegend, die vor mir ausgebreitet lag, (d)und die (v)von unsrer Terrasse aus sich doppelt schön macht; so reizend wie heut war sie mir noch nie vorgekommen. -
Mittwoch (d)den 22ten (Jan)Januar 1845. Ich fahre fort, an meiner Randverzierung zu zeichnen. - N.B. Ankunft (v)von (Mr)MonsieurAmpère heute, nicht morgen.
Donnerstag (d)den 23ten (Jan)Januar 1845. Beschäftigung wie gestern. Heut (Vorm)Vormittag endlich kommt der von uns lang erwartete (Mr)MonsieurAmpère, nebst 3 Begleitern, M(onsieu)r Durand, d’Antigues (d)undRoushet. Mit ihnen unsre durch Abeken bestellten Zigarren, um die es uns eigentlich allein zu thun war. Heut Abend aß Lepsius mit den Franzosen auf ihrem Schiffe, während ich die neuen Zeitungen mit den Anderen durchsah. Unsre (Preuß)Preußische Zeitung wird (v)von Tag zu Tag magrer (d)und erbärmlicher, sie vermag kaum ihr Hauptblatt noch auszufüllen. -
Freitag (d)den 24ten (Jan)Januar 1845. Immer noch bei meiner Randverzierung. - Abends (Allgem)Allgemeine Zeitung gelesen. - NB Gestern (Nachm)Nachmittag kam wieder Ampère mit (d)den 3 Franzosen (d)und blieben den Abend bei uns. Ich nahm an (d)der Unterhaltung keinen Antheil; Ampère hat ein sehr deutsches Ansehen (d)und Wesen, fast wie ein Schulmeister (od)oder Stubengelehrter, ein etwas pumpliches Wesen mit (e)einer Brille auf (d)der Nase; er war, wie auch die Andern durchaus natürlich ohne (französ)französische Affektation. Unsre Arbeiten hier scheinen kein Ende zu gewinnen; Tag für Tag kommen neue Gräber, aus denen etwas gezeichnet werden soll; dazu sind wir noch gar nicht in den Königsgräbern gewesen. - Sehr schönes Wetter heut.
Sonnabend (d)den 25ten (Jan)Januar 1845. Während ich immer noch an meiner Randverzierung arbeite, kommt heut (Vorm)Vormittag etwa um ½ 10 Uhr Freund Strauß (d)undKraft angeritten, die bis Wadi Halfa hinaufgegangen waren (d)und sehr erfreut (d)und befriedigt schienen; ihre Reise war schnell (d)und glücklich gewesen. Ich ging nebst Ernst mit ihnen noch am (Vorm)Vormittag zu dem Grabe der (sogen)sogenannten ziegelstreichenden Juden, was uns mit seinen vielfach dargestellten Handwerken gleichmäßig interessant war. Georgi (d)undMax trafen wir darin. Mittags aßen beide mit uns (d)und besuchten dann allein noch einmal Medinet Abu. Abends kamen sie wieder (d)und während wir im besten Gespräch sind, werden neue Fremde angemeldet (d)und wiederum Deutsche treten auf, nämlich : (H)Herr (K)Königlicher (G)Gerichts (Ass)Assessor (v)von Rohr, der Rentier (H)HerrTamm nebst (H)HerrnStamm[31] (d)und ein Schweitzer (H)HerrSchwab; da war dann für Alle kaum Platz zum Sitzen; Kisten auf Kisten wurden herbeigeschleppt; man fühlte sich aber schnell bei uns heimisch: (H)Herr (v)von Rohr erscheint als ächter Berliner; die 2 andren Deutschen kamen eben aus Syrien (d)undPalaestina. Neue Zeitungen, Preußische wie Allgemeine haben sie mitgebracht. Nach (d)dem Thee brachen Alle auf. - Wir hatten heut Abend wiederum Regen, wenn auch nur ganz unbedeutend. -
Sonntag (d)den 26ten (Jan)Januar 1845. Zu unsrer Morgenandacht kamen alle gestrigen Deutschen bei uns zusammen, es war eine förmliche (kl)kleine Gemeinde noch vermehrt durch den schweizer Diener des (H)HerrnTamm, einen gesetzten (d)und anständigen Menschen. Strauß las Lied (d)und Predigt (v)von (s)seinem Vater (d)und hielt dann ein recht gutes den Verhältnissen angepaßtes Gebet. Dann machten wir gemeinsam eine Ausflucht. Das Wetter war köstlich[,] aber warm, vielleicht seit lange der wärmste Tag. Zuerst nach dem Ramesseum, dann zum Menephteum, dann zum Assassiftempel, dann in das Petamenof Grab (d)und in einige andre Gräber. Etwa um 4 Uhr kehrten wir nach Haus zurück. Um ½ 5 Uhr etwa ward gespeist, wo dann das Gespräch munter (d)und traulich herging. Bei Tisch brachte Strauß die Gesundheit (v)von (Leps)Lepsius (d)und (d)der Expedition aus, die Ersterer sehr hübsch mit Anspielung auf die sämtlichen einsilbigen Namen der Gäste erwiederte. Auch die Gesundheit Schellings, dessen Geburtstag auf morgen fällt, ward (v)vonStrauß ausgebracht. Nach Tisch kam Georgi’s Bild (d)und mein Gedicht zum Vortrag, davon besonders Ersteres sehr bewundert wurde. So schloß der Tag fröhlich (d)und guter Dinge. -
Montag (d)den 27ten (Jan)Januar 1845. Immer noch (m)meine Randverzierung, die aber nun bis auf (d)die Arbeit (v)von 1 Stunde vollendet wird. (Leps)Lepsius bekommt wieder Besuch (v)von 2 Engländern. Gegen Abend wieder Strauß (d)undKraft bei uns, mit denen wir uns (d)den Abend sehr wohl unterhalten; die Quastsche Entgegnung wird vorgelesen. Der Tag ist herrlich; Morgens 11°, um Mittag etwa 21°-22°.
Dienstag (d)den 28ten (Jan)Januar 1845. Ich vollende heut früh meine Randverzierung. Am (Nachm)Nachmittag nehme ich den kleinen Ptolemaertempel des Thot gleich hinter (Med)Medinet Habu auf, wo mich gegen Abend Jussuf abholt[,] mit dem ich über das Ramesseum heimkehre, wo wieder Fremde waren, darunter 2 Damen, Engländerinnen. Abends wieder Kraft (d)undStrauß bei uns, sowie (H)HerrSeuferheld, der am (Nachm)Nachmittag (v)vonSemne zurückgekehrt war. Nach (d)dem Essen kamen noch die andern Deutschen, (v)von Rohr et (Comp)Compagnie (d)und unser Grab konnte die Gesellschaft kaum fassen. Letztere haben sich entschlossen[,] noch bis nach Philae heraufzugehen (d)und nahmen heut (v)von uns Abschied. [32]
Mittwoch (d)den 29ten (Jan)Januar 1845. Ich beginne mit (d)dem Auftragen des gestern aufgenommenen Tempels; (zugl)zugleich schreib ich 2 Verse für das Reisestammbuch (v)vonKraft. Die beiden Vettern kommen zum Mittag wie Abend, wo (Leps)Lepsius (s)seine Gedichte mittheilt. Herzlicher Abschied der beiden, die noch heut Abend aufbrechen wollen; sie nehmen (m)meine Uhr sammt (e)einem Brief an Abeken mit, den ich gestern geschrieben, dann aber auch das Georgi’sche Bild (d)und[Ernsts] Panorama, welche Sachen (Leps)Lepsius seinen Eltern schicken will. - Schönes[,] aber Morgens wieder kaltes Wetter.
Donnerstag (d)den 30ten (Jan)Januar 1845. Vollendung des Blattes mit den beiden kleinen Tempeln am See. Ernst (d)undGeorgi sind heut zum erstenmal nach (d)den Königsgräbern gewandert, (d)und ich war mit Jussuf den Mittag über allein. - Gegen Mittag Besuch (v)von (H)HerrnSeufferheld (d)und Dr. Bagge, welche den Mittag über bei uns bleiben.
Freitag (d)den 31ten (Jan)Januar 1845. Ich mache heut (Vorm)Vormittag (e)einen Spatziergang nach den Pyramidenhügeln am Assassif. Die unbedeutenden aus Nilziegeln erbauten Pyramiden scheinen aus später Ptolemäer-Zeit; sie haben Alle im Innern eine gewölbte Kammer; alle 3 - 4 Lagen eine Strohschicht. - (Nachm)Nachmittags fange ich einen Brief an (d)den Architektenverein an, ohne jedoch weit darin zu kommen. Das Wetter ist jetzt wieder heiter (d)und recht schön. -
Sonnabend (d)den 1ten (Febr)Februar 1845. Früh mit (Leps)Lepsius, Ernst (d)undGeorgi zu den Königsgräbern, wo ich das Menephte Grab (v)vonBelzoni aufmesse. Sehr viel Fremde kommen hin, unter andern auch (Seuff)Seufferheld (d)undBagge[,] mit denen wir unser Frühstück dort verzehren. - Beim Zuhausegang vom Felsrande des Assassif den kostbarsten Sonnenuntergang genossen, (d)und uns an den wunderbaren Farben gelabt. Abend ziemlich marode.
Sonntag (d)den 2ten (Febr)Februar 1845. Gestern Abend waren Briefe gekommen, für Georgi[,] die Weidenbachs (d)und (Leps)Lepsius, Abeken hatte geschrieben, auch Bunsen; wir erfuhren wenig daraus. - Heut feierten wir Georgi’s Geburtstag. Ich bleibe den Tag zu Haus (d)und schreib ein wenig an meinem Briefe weiter. Den Abend war (Seuff)Seufferheld (d)undBagge bei uns. -
Montag (d)den 3ten (Febr)Februar 1845. Ich bleibe zu Hause mit dem Auftragen des ausgemessenen Königsgrabes beschäftigt. Heut kommen die für den Sarkophag bestellten Taue aus Assuan für 270 piaster. (Interess)Interessante Taucherente wird uns heut gebracht. - Der Tag (d)und besonders Abend wieder köstlich.
Dienstag (d)den 4ten (Febr)Februar 1845. (Vorm)Vormittags werde ich mit dem Blatt vom Menephta Grab fertig; Nachmittags schreibe ich an (m)meinem Brief an (d)den (ArchitVerein)ArchitektenVerein weiter; zum Thee kommen noch einmal (H)HerrSeuf [33] ferheld (d)undBagge, die dann Abschied (v)von uns nehmen. -
Mittwoch (d)den 5ten (Febr)Februar 1845. Spät wird mit (d)der Herausschaffung des Sarkophags begonnen; 50 Leute; er kommt aber leider nicht weit, nur bis an (d)die Mitte des unterirdischen Ganges; der Schech macht hauptsächlich die Anordnungen; doch bin ich fast (d)den ganzen Tag dort. Der Tag warm, um Mittag gegen 24 ½° im Schatten. Auch Max ist heut in (d)den Königsgräbern; (d)und ich mit Jussuf (d)den Tag über allein. -
Donnerstag (d)den 6ten (Febr)Februar 1845. Mit (d)dem Sarkophag wird heut nicht fortgefahren; es ist zuvor noch auszugraben. Ich schreibe (Vorm)Vormittags an meinem Vereins-Briefe; den Tag über wieder mit Jussuf allein. Früh 14° Wärme.
Freitag (d)den 7ten (Febr)Februar 1845. Am Sarkophag fortschaffen wird fortgefahren; er kommt am Abend mit vielen Anstrengungen endlich aus (d)dem Grab ins Freie. 24° Hitze am Mittag.
Sonnabend (d)den 8ten (Febr)Februar 1845. (Vorm)Vormittags messe ich eine der NilziegelPyramide auf am Dra abu Neggat. Während dessen geht es mit (d)dem Fortschaffen des Sarkophags flußwärts recht gut. (Nachm)Nachmittags bleibe ich zu Haus (d)und erhalte zu großer Freude einen Brief (v)von (Heinr)Heinrich mit Einlagen (v)vonCRiechers (d)undA. Jungk; auch (m)mein Zeitungsbericht (v)vonPhilae wie (d)der Brief (v)vonRonge liegt bei. Gegen 4 Uhr Besuch (v)von Rohr, Tamm, Stamm (d)undSchwab, die von Philae zurückgekehrt sind. Ich begleite sie hinüber zu ihrer Barke nach Luxor[,] wo (Leps)Lepsius heut (d)und morgen sich aufhält. Hübsches gemeinsames Abendessen in Rohr’s Barke; nach dem Thee sage ich ihnen adieu (d)und fahre bei starkem Winde wieder auf (kl)kleiner Barke über (d)denNil zurück (d)und den 1 Stunde langen Weg über die Felder nach Hause, wo ich etwa um 11 Uhr ankommen mag; dann noch geplaudert mit (d)den Andern[,] die noch auf sind (d)undRonge’s Brief vorgelesen. - 25° Wärme heut.
Sonntag (d)den 9ten (Febr)Februar 1845. Den Tag über am Brief an (d)den (ArchVerein)ArchitektenVerein geschrieben, der sehr langsam fortrückt. - Zum Abend kommt (Leps)Lepsius zurück. -
Montag (d)den 10ten (Febr)Februar 1845. Früh nach den Königsgräbern, wo ich den Tag über abklatsche.
Dienstag (d)den 11ten (Febr)Februar 1845. Ich beschäftige mich heut mit dem Auftragen der neulich aufgemessenen Nilziegelpyramide. Der Tag ist warm, etwa 24°. Abends Brief an (Heinr)Heinrich angefangen. -
(Mittw)Mittwoch (d)den 12ten (Febr)Februar 1845. Aufnahme einer 2ten (kl)kleinen Pyramide (d)und Aufzeichnen derselben. Heut (Nachm)Nachmittag kommt die Barke vom [34]Grafen Gonfalonieri, die uns neuen Gips, Bretter, Tabak pp. bringt. Die Zeichner werden heut mit (d)den Königsgräbern fertig; am nächsten Montag wollen wir uns übersiedeln. Abends den Brief an (Heinr)Heinrich fertig geschrieben. Der Tag schön (d)und warm; schon am Morgen 16°, wenn ich nicht irre. -
Donnerstag (d)den 13ten (Febr)Februar 1845. Heut Vormittag wandre ich mit (d)dem Führer Hauad in (d)das Thal der Königsgräber; besehe auf (d)dem Wege noch 2 alte (interess)interessante Sarkophage fast ganz so wie der, den wir mitnehmen, (d)und messe dann das Königsgrab No 20 auf, was unbeschrieben, aber gewiß alt (d)und originell in Betreff der gekrümmten (d)und sehr steil sich senkenden Anlage ist; es ist nicht vollständig ausgegraben, doch hat es schon jetzt eine Länge von circa 230 Fuß. Zum Mittag bin ich wieder zu Haus (d)und zeichne am (Nachm)Nachmittag das Vermessene auf. Abends einen Brief an CRiechers geschrieben. - 24 ½° Hitze heut. -
Freitag (d)den 14ten (Febr)Februar 1845. Vor- (d)und (Nachm)Nachmittags Abklatschen im (kl)kleinen Tempel (v)von (Med)Medinet Habu, wo Ernst (d)undGeorgi auch noch zu thun haben. - Abends am Briefe vom (ArchitVerein)ArchitektenVerein fortgefahren. -
Sonnabend (d)den 15ten (Febr)Februar 1845. Heut (Vorm)Vormittag an den Salamats, am (Nachm)Nachmittag in Der el Medine abgeklatscht; Abends den Brief an meinen Verein glücklich beendet. - Spät erhebt sich ein gewaltiger Sandwind, der mich durch sein [Strusen], seinen Staub (d)und sonstigen mit (d)den Thüren verursachten Lärm eine sehr schlechte Nacht genießen läßt. -
Sonntag (d)den 16ten (Febr)Februar 1845. Wir halten heut (e)einen besonderen Festtag, einmal, weil es der letzte Sonntag auf dieser Seite ist, (d)und dann, um eine Vorfeier der (silb)silbernen Hochzeit von Lepsius Eltern zu begehen durch Verlesung der Beschreibung (v)vonTheben, (d)die (Leps)Lepsius mit Rücksicht auf (d)das Panorama (v)vonErnst gemacht hat; unser neues Zelt ist auf der äußersten Spitze (v)vonAbd el Gurna aufgerichtet (d)und mit Palmen (d)und Tamariskengebüsch sehr freundlich verziert worden. Leider war es oben noch sehr kühl (d)und windig[,] jedoch erquickend; wir nehmen dort unsre Chokolade (d)und frische Butter mit Brod (d)und dann begann die etwa 2stündige Vorlesung des ganz vorzüglichen Aufsatzes (v)vonLepsius, die uns allen höchst [35] erfreulich war. - Ich schrieb heut noch einen (kl)kleinen Brief an Knoblauch; las am Abend auch meinen Aufsatz an den Verein vor (d)und schloß dann (m)meine Briefexpedition. - Der Tag war heut sehr kühl (d)und am (Nachm)Nachmittag einmal wieder ganz überzogen (d)der Himmel. -
Montag (d)den 17ten (Febr)Februar 1845. Heut geht mit einem expressen Boten nach Kenne unsre Briefexpedition ab. Ich vollende am (Vorm)Vormittag die Abdrücke an den Memnonstatuen (d)und verwende den (Nachm)Nachmittag auf deren Ordnen (d)und Beschreiben. -
Dienstag (d)den 18ten (Febr)Februar 1845. Der (Vorm)Vormittag kalt, sehr trübe, Regendrohend. - Ich beschäftige mich mit Aufnahmen unsres Hauses hier, was ich am (Nachm)Nachmittag in (d)der Aufzeichnung fertig schaffe. -
Mittwoch (d)den 19ten (Febr)Februar 1845. Packtag. Die Kisten (d)und Kasten werden umgepackt (d)und ausgesucht, was mit hinübergenommen werden soll. Meine Antiken habe ich schon gestern Abend eingepackt; zu Morgen früh sind die Kameele bestellt. - Das Wetter heut wieder ungemein klar in (d)der Luft, wenngleich nicht frei (v)von Wolken. Letzten köstlichen Sonnenuntergang mit allem Reiz seiner Farben bewundert. - Ungeheure Masse nordwärts ziehender Gänse. -
Donnerstag (d)den 20ten (Febr)Februar 1845. Heute 2 ½ Jahr (v)von Hause fort! Es geht heut früh an das Schnüren unsrer Sachen (d)und Betten. Während die Kameele aufgepackt werden, gehe ich mit Georgi nach (d)dem Flusse voraus, um dort die Sachen in Empfang zu nehmen. Die schönste Morgenluft macht den Spatziergang erquicklich. In (d)dem (kl)kleinen Dörfchen am Flusse gegenüber Luxor setzen wir uns im Schatten (v)von Tamarisken (d)und um uns her alte Weiber (d)und (kl)kleine Kinder des Dorfes. Ich beschäftige mich mit (d)dem Zeichnen des gegenüberliegenden Luxor. Unterdessen kommen die Kameele (d)und (Leps)Lepsius mit Max; auf 2 (kl)kleinen Barken wird dieser erste Transport hinübergeschafft. (Leps)Lepsius hat wieder (d)das Pech, (v)von (e)einem Esel ins Bein gebissen zu werden. Ich reite mit (Leps)Lepsius voran nach Karnak[,] um unsre Wohnung auszusuchen. Ein Haus im Dorf war in Bereitschaft gesetzt, sehr geräumig mit höchst malerischem An- (d)und Aussehen; doch besehen wir noch einen[,] ebenfalls für uns vorbereiteten Tempel, in dem einst (Champ)Champollion gewohnt hatte. Dieser mißfiel mir aber als dunkel (d)und wüstrig sehr. Zuletzt ritten wir nach (d)dem hintern Theile des (gr)großen Tempels, wo sich 2 größere Räume, 1 Kammer daneben (d)und auch Gelaß für die Dienerschaft nach einiger Ausräumung der Piècen vorfand, (d)und hier beschlossen wir zu bleiben. Nasir (d)und alle Autoritäten des Ortes sammt (e)einer Menge Menschen waren nun beschäftigt, die Räume etwas wohnlicher zu machen; Schmutz ward fortgeschafft, [36] Staub die Menge erregt (d)und dann mit Sprengung wieder niedergeschlagen. Nach (d)und nach kamen auch die übrigen Sachen (d)und so gut es ging[,] ward für (d)den Abend in (d)dem sehr luftigen Zimmer (d)das Lager zurecht gemacht. Gegen Abend merkwürdiger Besuch (v)von 2 Pilgern, die aus Bochara waren (d)und seit langen Jahren (d)den ganzen Orient durchreist hatten, Räuberartige Gestalten, aber gute Kerls[,] wie es schien; sie wurden mit Kaffee bewirthet (d)und der Eine mußte sich in unser Fremdenbuch schreiben. - Der herrlichste Sonnenuntergang bannte uns auf unser Dach; die neuen (d)und großartigen Aussichten stimmten uns heiter (d)und guter Dinge. Wir haben heut Nacht[,] glaube ich[,] 12 Wächter. -
Freitag (d)den 21ten (Febr)Februar 1845. (Leps)Lepsius geht heut noch einmal hinüber nach Gurna wegen Packen (v)von Sachen, auch macht er in Luxor dem Conte Gonfalonieri mit (s)seiner jungen Gemahlin (s)seine Visite. Ich beginne unterdeß am (Vorm)Vormittag mit Inspicirung des (gr)großen Tempels, nämlich des Vorhofes (d)und (d)der (gr)großen Säulenhalle. (Nachm)Nachmittags bleibe ich zu Hause (d)und sehe zu, wie hier Mauern gezogen werden. Das Herbeitragen der Ziegel, des Nilbrei’s (d)und der Nilerde auf Eseln erinnert mich lebendig an die (altägypt)altägyptischen Darstellungen (d)und ist mir höchst (interess)interessant. - Erst heut werden auf solche Weise unsre Zimmer hübsch (d)und wohnlich. Den Sonnenuntergang wieder von unsrem (Dached)Dacheund dann (v)von (d)dem nahen (Umfasswall)Umfassungswall betrachtet, (d)und mich innig des kostbaren Anblicks gefreut. - (D)Das Wetter sehr schön.
Sonnabend (d)den 22ten (Febr)Februar 1845. (Vorm)Vormittags den ersten Hof des großen Tempels ausgemessen; (Nachm’s)Nachmittag’s mit dem Aufzeichnen angefangen.
Sonntag (d)den 23ten (Febr)Februar 1845. Vor- wie (Nachm)Nachmittags malerische Ansichten für mich gezeichnet. -
Montag (d)den 24ten (Febr)Februar 1845. Ich beschäftige mich heut mit dem Aufmessen des Seitentempels im 1ten Hofe, sowie der (gr)großen Säulenhalle; (Nachm)Nachmittags im Aufzeichnen fortgefahren. Um Mittag erhalte ich einen langen erfreulichen Brief (v)vonAbeken aus Cairo nebst (e)einem carmen in Betreff des Georgi’schen Bildes (d)und meines Gedichtes; am Abend wird dieß mitgetheilt, sowie auch (Leps)Lepsius seine empfangenen Briefe von Wagner, Restuer, Abeken (d)und (s)seiner Mutter mittheilt. -
Dienstag (d)den 25ten (Febr)Februar 1845. Ich fahre fort am Aufzeichnen (d)und dann am Combiniren des (mittl)mittleren Theils (v)vom (gr)großen Tempel, den die Franzosen sehr schlecht gegeben haben; aber (d)der Plan kostet auch manche Überlegung. Heut (Nachm)Nachmittag (d)der Himmel bewölkt (d)und (e)ein Paar Tropfen Regen.
Mittwoch (d)den 26ten (Febr)Februar 1845. Mit dem Aufmessen des (mittl)mittleren Theils begonnen; am (Nachm)Nachmittag zu Haus gezeichnet. Das Wetter schön, aber [37] früh (d)und Abends feuchtkalt. - Abends im (1)1ten Buch Mose gelesen; (d)die Zeitung ist alle.
Donnerstag (d)den 27ten (Febr)Februar 1845. (Vorm)Vormittags den (mittl)mittleren Theil des (gr)großen Tempels fertig aufgemessen, (Nachm)Nachmittags zu Haus gezeichnet. Fürchterlicher Staubwind heut fast (d)den ganzen Tag; höchst widerlich. Ich schieße vergeblich nach Enten auf unsrem See nebenan. - Es kommen heut die Kisten (d)und Gips (a)ausCairo.
Freitag (d)den 28ten (Febr)Februar 1845. Heut den Grundriß des letzten Tempeltheils herausstudirt, (Nachm)Nachmittags weiter aufgezeichnet. -
Sonnabend (d)den 1ten März 1845. Ausmessen des hintersten Theiles (v)vom Tempel. (Nachm)Nachmittags aufzeichnen. (Leps)Lepsius bestimmt (s)seine Abreise nach Genne (d)undCosseir auf (d)den Montag. Ich fange am Abend einen Brief an Freund Frey an.
Sonntag (d)den 2ten März 1845. Früh[,] wie gewöhnlich, Gottesdienst (d)und dann mit Georgi einen Spatziergang zum Schech Abu Dud auf (d)dem Wege nach Luxor, wo wir (e)eine Skizze machen; (Nachm)Nachmittags macht (Leps)Lepsius nach Gurna hinüber (d)und ich mache (e)eine Revision mehrerer umherliegender Tempel, besonders die gegen Norden, die jedoch fast völlig zerstört sind. Spät zu Abend gegessen (d)und dann den Brief an Frey fertig geschrieben. -
Montag (d)den 3ten März 1845. (Vorm)Vormittags weiter aufgetragen, (währ)während (Leps)Lepsius (d)unMax mit Packen beschäftigt sind, um heut (Nachm)Nachmittag nach Kenne aufzubrechen. Es gehen mit (Leps)Lepsius, Max, Jussuf, (Ibr)Ibrahim Aga, Abu Nabud, Gabermariam (d)undIbrahim sammt (d)dem Esel. Ein Kameel schaffte die Sachen (v)von hier zum Flusse; wir 3 Zurückbleibenden machen uns zu Fuß gen Luxor auf, während die Andern vorausreiten, wir treffen sie dort zum Abfahren fertig; 2 ganz (kl)kleine Überfahrtsbarken haben, die eine die Diener mit (d)dem Esel, die andre die [Hauegat] aufgenommen; bei heftigem Gegenwinde sehen wir sie langsam fortkrebsen. Mehmet Ali soll in Kenne sein. Heut Mittag Besuch (v)vonTriantaphulos, der bei uns ißt. - Etwa um ½ 4 Uhr war (d)die Abreise. - Von Luxor ritten wir nach Karnak zurück; dann noch (e)ein Gang in die (gr)große Säulenhalle[,] wo Georgi war, (d)und die Gegend bewundert. - Abends treffliche Rebhühner gespeist. - Es ist hier mit einemmal recht einsam geworden. -
Dienstag (d)den 4ten März 1845. Im Auftragen des (gr)großen Tempels fortgefahren [und] die übrigen Theile außerhalb desselben, aber in (s)seiner Axe ein Brouillon vorgezeichnet.
Mittwoch (d)den 5ten März 1845. Am (Vorm)Vormittag die Tempelreste hinter dem großen gemessen (d)und andre gegen Nord gelegene im Brouillon gezeichnet. - (Nachm)Nachmittags am (gr)großen Tempel ausgezeichnet. [38]
Donnerstag (d)den 6ten März 1845. Früh den gestern vorgezeichneten [Tempel][I] im (Nord)Norden (v)vom (gr)großen Tempel ausgemessen, den übrigen Theil des Tages am (gr)großen Tempel ausgezeichnet. Es ist heut sehr heiß (d)und ich fange an zu schwitzen. -
Freitag (d)den 7ten März 1845. Max Geburtstag. (Vorm)Vormittags den größeren Tempel (nördl)nördlich (v)von (d)der Umwallung herausstudirt, (Nachm)Nachmittags Blatt 2 vom (gr)großen Tempel in Farben gesetzt. Gegen Abend kommt Abd er Rahim aus Kenne zurück mit eingekauften Vorräthen (d)und (e)einem Brief (v)von (Leps)Lepsius, der schon den 5ten (d)des (M)Monats seine Reise nach Cosseir antreten wollte; (m)man erwartete stündlich Mehmet Ali in Kenne (d)und hatte zu (s)seiner Bewillkommnung 1 Kanone aufgepflanzt. -
Sonnabend (d)den 8ten März 1845 Blatt 1 (v)vom (gr)großen Tempel kolorirt. Dabei empfange ich (e)einen Besuch (v)von (e)einem Engländer, der ½ Stunde französisch mit mir radebrecht; er kam von oben; brachte also nichts für uns. (Nachm)Nachmittags noch einige Gebäude nördlich aufgezeichnet. - Der Tag heut, wenigstens (Nachm)Nachmittags, bezogen. -
Sonntag (d)den 9ten März 1845. Nach (d)dem Gottesdienst im (gr)großen Tempel in (d)der Säulenhalle mit Georgi gezeichnet. (Nachm)Nachmittags kommt (e)ein Expresser (v)von (Leps)Lepsius, der die Abklatschbüchse vergessen. Sein Brief datirt sich (v)von der Stelle der Inschriften auf (d)dem Wege nach Cosseir, genannt El Hamamat. Er hat (e)eine Barke vorausgeschickt (d)und wird zu Kameele bis in (d)die Nähe von Tor gegenüber gehen. Ich antworte ihm in (d)der Schnelle einige Zeilen.
Montag (d)den 10ten März 1845. Zu Haus geblieben (d)und aufgezeichnet. Am (Nachm)Nachmittag wieder einen Leichenzug angesehen; die Männer voran, im Chor höchst melodisch[,] ja ergreifend singend (fast choralartig, wie ich es in Ägypten bisher nie gehört) dann folgt die getragene Bahre, mit (d)dem umwickelten Todten darauf, (d)und dann (e)ein langer Zug Weiber (d)und Mädchen, deren schriller Gesang den der Männer begleitet; die vorderen gehen in tanzendem Schritt mit (kl)kleinen Stäben in (d)den Händen, oft Staub aufwerfend. Der ganze Zug, besonders (ab)aber (d)die Musik war ergreifend, wenn nicht rührend zu nennen. -
Dienstag (d)den 11ten März 1845. Den (Vorm)Vormittag am (nördl)nördlichen größeren Tempel gemessen, am (Nachm)Nachmittag aufgezeichnet. Es kommen heut (endl)endlich die ersehnten Sachen aus Cairo, 1 Säge, Wein, (engl)englisches Salz (d)und was das wichtigste: Zeitungen bis Mitte Januar. Heut schießt unser Mohammed el Fakir eine große Eule. -
Mittwoch (d)den 12ten März 1845. Am (Vorm)Vormittag die Ausmessung der (nördl)nördlichen[Tempelcourolate] beendet. Hauad aus Gurna kommt [39] herüber, um mich in Betreff seiner Ausbrechungsarbeiten hinüberzuspediren, dieß bewerkstellige ich auch am (Nachm)Nachmittag. Auf (Syr)Syrians Esel reite ich zuvörderst nach Luxor, wo ich ein erquickendes Nilbad nehme[,] zum erstenmal in diesem Jahre; dann nach Gurna, (d)und das schwarze Grab besehen; nachher wegen 4 Papyrus unterhandelt, die alt (d)und wohl conservirt sind. Aber (d)der Preis war zu unvernünftig (d)und wir schieden ohne Resultat. Bald nach Sonnenuntergang zurück. In Luxor kamen grade wieder Fremde an, Amerikaner, auch eine andre Dahabie war im Gesicht. -
Donnerstag (d)den 13ten März 1845. Am (Vorm)Vormittag die Tempelrevisionen nach der Südseite fortgesetzt, (Nachm)Nachmittags zu Haus gezeichnet. - Abends einen Brief an Abeken begonnen. Tag (d)und auch die Nächte fangen an[,] sehr warm zu werden. -
Freitag (d)den 14ten März 1845. Den Tag über aufgezeichnet (d)und Ausgrabungen revidirt. Wie ich höre, soll Ampère von oben zurückgekommen sein, (d)und dieß bestimmt mich, morgen wieder nach Gurna hinüberzureiten, um womöglich die Geschichte mit den Papyrus in Ordnung zu bringen, ehe er mir zuvorkommt. Abends den Brief an Abeken geschlossen, der morgen fortgehen soll.
Sonnabend (d)den 15ten März 1845. Ich reite früh mit (d)dem Former Hussein nach Luxor (d)und (v)von dort nach Gurna, wo ich im Grabe unter Abd el Gurna den in viele Stücke zertrümmerten Stein betrachte, man war mit (d)dem Transport der Stücke zum Flusse beschäftigt. Mit den Papyrus war noch nichts zu machen, ich muß zuwarten. - Ich blieb in unserm Hause (d)und aß dort etwas Mittagbrod, was Hauad hatte zubereiten lassen. Dann ritt ich auf Hauad’s Pferde zum Fluß zurück, nahm ein prächtiges Bad (d)und kam etwa um 2 Uhr wieder zu Hause an. - Am (Nachm)Nachmittag mit Aufzeichnen zu Hause beschäftigt. - (D)Der Brief an Abeken wird heut auf die Post gegeben. - Besuch (v)von (Mr)MonsieurDumont; Ampère ist noch nicht da.
Sonntag (d)den 17ten März 1845. Vor- wie Nachmittag in (d)der (gr)großen Säulenhalle gezeichnet. -
Montag (d)den 17ten März 1845. Fleißig am Vor- wie (Nachm)Nachmittag aufgemessen, sowohl den (östl)östlichen abgesonderten als den Chonsu Tempel. Versäumter Besuch des (griech)griechisch (russ)russischen Popen, der uns damals die Kiste mitgebracht hatte. -
Dienstag (d)den 18ten März 1845. Heut mit Aufmessen fortgefahren (d)und zwar den Chonsu Tempel beendet, sowie auch die nördlichen Pylonmassen. [40]
Mittwoch (d)den 19ten März 1845. Ausmessen eines (kl)kleinen (nordwestl)nordwestlichen zerstörten Ptolemäertempelchens wie des (PtolTempels)PtolemäerTempels neben (d)demChonsu (T)Tempel. - Heut (Vorm)Vormittag kommt Hauad mit den Besitzern der Papyrus, die ich denn endlich akquirire für 308 (p)piaster (4 Stück). (Nachm)Nachmittags zu Haus gezeichnet. -
Donnerstag (d)den 20ten März 1845. Den ganzen Tag ins Reine gezeichnet. Ich hoffe jetzt täglich auf Briefe (v)von Hause wie auch auf Nachricht (v)von (Leps)Lepsius. Gestern brachten Engländer uns Zeitungen, aber leider Dubletten. Auch Zigarren, Feigen (d)und (e)ein (Br)Brief an Jussuf kam mit, ob für ihn oder (Leps)Lepsius, weiß ich nicht; er ist (v)vonPini geschickt. - (Kl)KleinHedwigs Geburtstag.
Freitag (d)den 21ten März 1845. Charfreitag. Früh bei (d)der Andacht eine Predigt vom jungen Strauß gelesen. Dann in (d)die (gr)große Säulenhalle gegangen (d)und die kleinere Ansicht gemalt. Am (Nachm)Nachmittag eine (kl)kleine Ansicht des Gebirges im Abendglanz getuscht. - Früh erhielt ich (e)einen Brief (v)vonAbeken, der mir meldet, daß (m)meine Uhr unterwegs ist mit neuen Zeitungen. -
Sonnabend (d)den 22ten März 1845. (Vorm)Vormittags einen Theil der letzten Tempelanlagen gen Süden aufgezeichnet[,] ein mühsames unfruchtbares Werk, was mir in (d)der Hitze ohne Wasser recht sauer wurde. (Nachm)Nachmittags wird nicht viel aus (d)dem Arbeiten; wir hatten heut heißen Nordwind mit 31 ½° Hitze. Gegen Abend mit den Andern ein wenig ausgegangen (d)und den Sonnenuntergang wie die Berge bewundert, auch ein Paar Engländer mit 2 Damen (d)und einem (kl)kleinen Mädchen (v)von etwa 7 Jahren, was auf mich einen sehr heimathlichen freundlichen Eindruck machte; es saß ganz stramm auf seinem Eselchen. - Ich schicke heut früh einen Brief an Seid Hussein nach Kenne ab, worin ich um Tabak (d)und Kaffee ersuche, auch an Abeken lege ich (e)ein Schreiben bei.
Sonntag (d)den 23ten März 1845. Nach unsrem Gottesdienst mache ich mit Georgi einen Spatziergang nach dem (nordöstl)nordöstlichen Dörfchen, oder eigentlich nur (e)eine (kl)kleine Colonie, wo ein höchst malerisches Gehöfte uns zum Zeichnen lockt; Tamarisken, Palmen, (e)ein Brunnen, Hütten und Vieh die Menge bilden ein höchst anziehendes Gemälde; leider mißglückt mein Blatt gänzlich (d)und ich gehe ohne Ausbeute heim. Hier finde ich unsern Führer Hauad (v)vonGurna, der mir meldet, daß der Antiken-Effendi einen Wächter vor das Königsgrab in Bab el Moluk habe legen lassen, um (d)die Arbeiten darin zu verhindern, auch kämen so viel Fremde, daß (d)das Arbeiten kaum möglich sei. Wie immer, freute ich mich auch diesmal, [41] den Hauad zu sehen, ja ich habe eine förmliche Zuneigung zu ihm. Ich bedeutete ihm, die Arbeit bis zur Rückkehr (v)von (Leps)Lepsius liegen zu lassen. Am (Nachm)Nachmittag malte ich wieder mit Georgi eine (kl)kleine Ansicht der Ebne (d)und des Gebirges nach Osten. Am Abend ward bei festlichem Essen eine Flasche Wein geleert. -
Montag (d)den 24ten März 1845. Früh mit Georgi nach Luxor gegangen (d)und dort eine sehr pittoreske Dorfansicht getuscht. Dann ein erquickliches Nilbad genommen (d)und um Mittag zurückgeritten. (Nachm)Nachmittags eine andre (kl)kleine Ansicht auf (d)das (nördl)nördliche Thor (d)und die Ebne getuscht, die leider auch so gut wie mißglückt ist; doch aber macht mir das Malen jetzt ungemein viel Vergnügen, (d)und mit (d)der Zeit denke ich, muß es besser kommen. Den Abend werden die letzten Zeitungen durchgelesen. - Es ist wieder sehr heiß.
Dienstag (d)den 25ten März 1845. (Vorm)Vormittags mit (d)dem Aufmessen der (südl)südlichen Tempelreste begonnen; (Nachm)Nachmittags klebe ich meinen großen (Sitplan)Situationsplan zusammen (d)und fange an, ihn aufzuzeichnen. - Gegen Abend bringt mir Syrian mit einmal (d)die Nachricht, es sei heut um Asser auf (d)dem jenseitigen Nilufer unser braver Hauad nebst (s)seinem Onkel ermordet worden (d)und zwar aus Blutrache von (e)einem Einwohner des Dorfes Kom el Beirat, weil Hauad vor langer Zeit einmal einen Angehörigen desselben bei (e)einem Streit in Gurna getödtet hatte, weshalb er sich auch früher immer hütete, jenes Dorf zu besuchen, ja nur seinen Namen auszusprechen. Die Nachricht hat mich aufs Äußerste bestürzt (d)und mit Ungeduld erwarte ich ihre Bestätigung oder Ableugnung. Unser Former Hussein ist heut drüben, er wird wohl das Gewesene berichten. Die Sache wäre ebenso schrecklich wie traurig; ich Kenne[,] kann ich sagen, keinen Araber, der mir so lieb geworden wäre, als er. Wieder ein heißer mit leisem Gewölk überzogener Tag. - P.s. Soeben heißt es, Hauad sei nicht todt, nur verwundet, wohl aber sein Verwandter[,] der bei ihm war; möchte es sich bestätigen. -
Mittwoch (d)den 26ten März 1845. Am (Vorm)Vormittag messe ich am (südl)südlichen Tempel. Während ich dort beschäftigt bin, werden mir Briefe (v)von (Leps)Lepsius und von Europa eingehändigt, worunter ich denn einen für mich von der guten Mutter finde. Ersterer meldet die Ankunft der Freunde am (roth)rothen Meere beim (Geb)Gebel Seid, von wo sie nach Tor überfahren wollten. Sie waren aufgehalten durch eine höchst be [42] denkliche Verirrung in der Wüste, wodurch sie 1 ½ Tage (v)von (d)der Caravane getrennt[,] ohne Nahrung (d)und Wasser blieben. - In etwa 2 Wochen hoffen sie zurück zu sein. Zu Hause geht ja, Gott sei Dank, Alles ziemlich wohl. - Am (Nachm)Nachmittag entschließe ich mich, unsern Auad in Gurna zu besuchen (d)undErnst begleitet mich. Wir finden ihn besser als ich dachte. 2 starke Kopfwunden hatten ihn sehr geschwächt (d)und verursachten ihm viel Schmerzen. Ich stärkte ihn durch Wein, womit ich ihn auch einrieb, wusch die Wunden (d)und legte Scharpie auf. Ich fand eine wahre Rathsversammlung um ihn. - Auf unsrem Heimwege ward in Luxor (e)ein Bad genommen (d)und gegen Sonnenuntergang kamen wir wieder nach Karnak. Wir verabschieden heut 3 Wächter, mit denen wir sehr unzufrieden sind.
Donnerstag (d)den 27ten März 1845. Mit (d)dem Aufmessen am (südl)südlichen Tempel fortgefahren; (Nachm)Nachmittags zu Hause gezeichnet. Die Tage sind jetzt sehr heiß. - Die Nacht heftiger Wind.
Freitag (d)den 28ten März 1845. Heute die (südl)südliche Tempelgruppe fertig gemessen (d)und am (Nachm)Nachmittag mit (d)dem Aufzeichnen begonnen. Abends (e)ein Gedichtchen fabrizirt: der offene Garten. -
Sonnabend (d)den 29ten März 1845. Einiges in Betreff (d)der großen Karte draußten gemessen, am (Nachm)Nachmittag zu Haus an derselben gezeichnet. - Wir bekommen heut (e)ein Päckchen (Engl)Englische (d)und (Augsb)Augsburger Zeitungen. - Da viele, bei Seid Hussenso in Kenne bestellte Sachen durchaus nicht anlangen, sende ich heut einen Boten dorthin ab, der hoffentlich in 3 Tagen zurück ist (für 15 (p))piaster).
Sonntag (d)den 30ten März 1845. Nach unsrem Gottesdienst reite ich mit Georgi nach Luxor, wo wir Vor- (d)und Nachmitags, wenngleich bei heftigem Winde (d)und Staube später 2 Ansichten malen. Stohhütten der (öffentl)öffentlichen Mädchen, davon 2 uns eine ganze Weile zusehen; die eine ein sehr niedliches dunkelfarbiges Gesicht (d)und zarte[,] junge Gestalt; höchst Schade um (d)die Mädchen! - Unser Mittagessen verzehrten wir wieder in dem Garten am Wasser; köstliches Grün des transparenten Laubes. Nach (d)dem Zeichnen Bad (d)und dann nach Hause mit fortdauernder Bewunderung der herrlich klaren Tinten des Gebirges (d)und jeglichen andren Gegenstandes. Während ich gestern einen Boten nach Kenne geschickt habe, kommen heut mit Abderrahim die erwarteten Sachen, d.h. Kaffee, Tabak, 2 Westen pp. - Interressant in Luxor war mir heut die Besichtigung einer Brütanstalt für junge Hühner in einer [43] Großartigkeit, wie ich sie nie geahnt habe. In nebeneinander liegenden mit (kl)kleinen Kuppeln überdeckten Räumen (zw)zwischen denen (e)ein Mittelgang hinführt, von welchem aus die Thüren nach rechts (d)und links abgehen, geschieht das Sortieren der Eier, worin der Alte (in dem Sonnenstrahl sitzend, der durch ein Kuppelloch grell herabfiel) eine ungemeine Fertigkeit hatte, geschieht das Ausbrüten (d)und ebenso auch das Kribbeln (d)und Krabbeln der jungen Thierchen. In den Bruträumen war an den Wänden rings umher ein schwarzer Streifen glühende Asche zu sehen, deren Glimmen durch trocknen Mist erhalten wurde, weshalb alle Räume räuchrig (d)und übelriechend waren. Die Wärme mochte etwa nur 24-25° betragen. Der Eier (d)und Küchel aber waren Tausende zu sehen; besonders interressant der Raum, wo sie in (d)dem Stadium des Auskriechens waren, die geborstenen Schalen klafften (d)und umherlagen, die noch nassen Küchelchen von den größeren trocken (d)und pflaumig gezupft wurden. Es schienen mir etwa 4-5 Menschen dabei beschäftigt. -
Montag (d)den 31ten März 1845. Ich mache mich heut an (d)das Ausarbeiten der Tempel auf meinem Generalplane. Die Tage jetzt kühl (d)und sehr luftig. -
Dienstag (d)den 1ten April 1845 Heut früh kommt (m)mein Bote aus Kenne mit Zucker (d)und Essig, aber ohne meine erwartete Uhr. Mittag Besuch (v)von (H)HerrnWardi[,] mit dem ich mich 1 Stunde recht wohl unterhalte. Den Tag über am Generalplan fortgefahren. -
Mittwoch (d)den 2ten April 1845. Am Auftragen des (gr)großen Tempels im Hauptplan fortgefahren. Der Tag kühl (d)und windig. Ich fange an[,] wieder an Zahnschmerzen zu leiden, wie vor Jahren.
Donnerstag (d)den 3ten April 1845. Der (gr)große Tempel wird heut fertig. Früh, um mich zu erwärmen, messe ich auf (d)den Dämmen. Der Tag wiederum kalt (d)und windig; fortwährend Zahnmunkeln, was (zugl)zugleich in Kopfschmerzen ausartet.
Freitag (d)den 4ten April 1845. Am Hauptplan gearbeitet. Sehr windig (d)und kalt. Heut gehen leider wieder die Zeitungen aus. -
Sonnabend (d)den 5ten April 1845. Den Generalplan weiter gearbeitet, auch am (Nachm)Nachmittag am Souterrain studirt. -
Sonntag (d)den 6ten April 1845. Vor- wie (Nachm)Nachmittags mit Georgi Skizzen gemalt. Das Wetter wieder ruhiger (d)und somit auch wärmer. [44]
Montag (d)den 7ten April 1845 Am Hauptplan gearbeitet. - Es kommt heut Mittag ein Bote aus Kenne, der zwar nicht meine Uhr, aber ein tüchtiges Pack Zeitungen bringt (d)und zwar vorjährige (v)von August[,] die inzwischen den Weg bis nach Kartum (d)und wieder zurück hieher gemacht haben; keine Briefe! So haben wir indessen doch wieder etwas zu lesen. -
Dienstag (d)den 8ten April 1845. Am Hauptplan fortgefahren. Am (Vorm)Vormittag Besuch (v)vonJacub Be , dem Mudir mit (e)einer Menge Gefolge (d)und Dienern, so daß (d)die Stube sie kaum fassen konnte. Ich zeigte dem Be unsre bunten Blätter (v)vonGurna, (d)und dann ward Kaffee getrunken (d)und (e)eine Pfeife geraucht. Der Be war ein Mann etwa in den 40gern mit Handschuhen, kein übler Mann; er sprach meist türkisch. Er war (v)vonCairo hiehergeschickt zur Regulierung der Steuern. Eine Menge Militär war zu (s)seiner Verfügung; diese griffen jeden Fellah im Lande auf, (d)und wer nicht hiehin gehörte, ward auf Schub nach (s)seiner Ortschaft spediert (NB. die nämlich die meisten verlassen, um die Steuern nicht zu bezahlen). -
Mittwoch (d)den 9ten April 1845. Heut früh werde ich aus (d)dem Schlafe geweckt durch ein Päckchen Briefe aus Cairo; indessen für uns waren keine aus Europa; Abeken hatte geschrieben an (Leps)Lepsius (d)un mich; auch (v)vonOlfers scheint wieder (e)ein Brief beizuliegen; außerdem 3 arabische. - Es ist heut dicke Luft, chamzinartig, anscheinend sehr heiß, obwohl nur 29 ½° ; aber es ging sehr wenig Wind. Von (Leps)Lepsius noch nichts zu spüren, (d)und doch würde es nun Zeit, besonders des Steintransports wegen, der (v)vonBerlin her scheint ernstlicher betrieben zu werden. -
Donnerstag (d)den 10ten April 1845. Die Baulichkeiten auf meinem großen Plane in Farben gesetzt (d)und die Terrainaufzeichnung begonnen. Der Tag sehr heiß, vielmehr schwül, (d)der Himmel bezogen.
Freitag (d)den 11ten April 1845. An der Terrainzeichnung fortgefahren. Wieder sehr schwül (d)und bezogen der Himmel -
Sonnabend (d)den 12ten Aprillso 1845 Fortgefahren an (d)der Karte. Der Tag sehr heiß. 33 ½ °. [Cajarvue] (d)und (e)ein kurzes Briefchen (v)vonAbeken erhalten.
Sonntag (d)den 13ten Aprill 1845. (Vorm)Vormittags im Dorfe gezeichnet; am (Nachm)Nachmittag sämmtlich zu Hause geblieben (d)und Zeitungen gelesen; wieder sehr heiß (d)und schwül 33°. -
Montag (d)den 14ten Aprill 1845 Am Plan fortgefahren. Ernst (d)undGeorgi sind früh nach Gurna (d)undBab el Moluk; am (Nachm)Nachmittag[45] um 3 oder ½ 4 Uhr etwa höre ich (e)einen Schuß, ich gehe hinaus (d)und siehe da (Leps)Lepsius (d)undMax kommen wohlerhalten (d)und munter angeritten. Meine Freude (d)und Dank waren sehr groß. Jussuf war nach Kenne abgeschickt, um (e)eine Steinbarke zu besorgen. Mit Sonnenuntergang kam die Karavane nach. Unangenehmer Besuch von dem langweiligen, eitlen, halb verrückten Belgier Bmary. Übrigens viel erzählt, die Verirrungstour in (d)der Wüste, die denn doch sehr bedenklich war; die Auffindung des neuen Sinai weitläuftig durchgesprochen; später prächtige Muscheln besehen, die mitgebracht waren; nach (d)dem Abendessen theilte (Leps)Lepsius die erhaltenen Briefe mit, was uns sehr lange wach erhielt, der Tag war sehr heiß.
Dienstag (d)den 15ten April 1845. Juliens Todestag. Der Himmel trüb bezogen, die Gegend neblig; den ganzen Tag fast ließ sich die Sonne nicht blicken, gegen Abend sogar auch etwas Regen. Der (Vorm)Vormittag ging mit Auspacken der Muscheln, Mineralien pp. vorüber; ich machte einen einsamen Spatziergang auf die (nördl)nördlichen Ruinenhügel[,] den Erinnerungen an meine theure Schwester nachhängend. Gegen Mittag zu Haus; wo während dessen der zudringliche Belgier wieder da gewesen war. Am (Nachm)Nachmittag gearbeitet; der Belgier kommt noch einmal, um hier Kaffee zu trinken, wird aber dann baldigst (v)von (Leps)Lepsius[gestenzt]. Der Tag bleibt trübe (d)und schwül. -
Mittwoch (d)den 16ten April 1845 Bußtag. Es wird heut nicht allzuviel aus (d)dem Arbeiten, in dessen fördre ich doch etwas an meinem Plan. Der Tag ist schön (d)und klar, besonders der Morgen höchst erquicklich.
Donnerstag (d)den 17ten April 1845. Heut (Vorm)Vormittag arbeite ich meinen Plan im Freien so ziemlich fertig; am (Nachm)Nachmittag fange ich einen andern Plan vom Sinai an, der zu (e)einem Bericht (v)von (Leps)Lepsius an (d)den König dienen soll. -
Freitag (d)den 18ten April 1845. Den ganzen Tag am Plan (v)vonSerbal mit (d)demWadi Firan gearbeitet, den ich in den Bergen fertig bekomme. Am Mittag Abschiedsbesuch vom Belgier.
Sonnabend (d)den 19ten April 1845. (Vorm)Vormittags die gestrige Sinaikarte fertig gemacht, (d)und am (Nachm)Nachmittag eine Generalkarte der Halbinsel Sinai angefangen. - [46]
Sonntag (d)den 20ten April 1845. Am (Vorm)Vormittag zu Haus geblieben (d)und nach Tisch im großen Tempel an meiner Ansicht der Säulenhalle gemalt bis gegen Sonnenuntergang. (Leps)Lepsius (d)unErnst sind nach Gurna hinüber (d)und kommen sehr spät wieder; in Luxor[hatte] (Leps)Lepsius einen Wortwechsel mit (Ibr)Ibrahim Aga gehabt, der sich einmal wieder völlig besoffen hatte. In diesem Zustande faßte er den dummen Entschluß[,] uns zu verlassen; er nahm (s)sein Bette (d)und seine Sachen (d)und zog nach Luxor ab. Am (Vorm)Vormittag war Jussuf aus Kenne mit einer gemietheten Steinbarke zurückgekehrt, die (Leps)Lepsius zu Luxor besichtigte.
Montag (d)den 21ten April 1845. Heut kommt der Ali Aga aus Luxor[,] um in Betreff des Langen zu vermitteln, indessen schien dieser selbst keine Lust zur Rückkehr zu haben, (sond)sondern fuhr fort, sich an (d)die Flasche zu halten. - Ich fuhr den Tag über fort[,] an meiner Karte (v)von (d)der Halbinsel Sinai zu arbeiten. -
Dienstag (d)den 22ten April 1845. (Leps)Lepsius schickt heut dem Langen ein Attest (d)und den übrigen Sold (d)und somit ist er denn nun aus unsren Diensten. Ernst siedelt sich heut nach Gurna über, um das Einpacken der Steine zu besorgen. Ich fahre in meiner Sinaitischen Karte fort . Der Tag heiß; die Nächte schlafe ich recht schlecht, Wanzen, Käfer, Mäuse, Hitze, Alles trägt dazu bei. -
Mittwoch (d)den 23ten April 1845. Immer noch meine Karte (v)vomSinai. Um Mittag liest (Leps)Lepsius uns seinen fertigen Bericht an den König über seine letzte Exkursion (d)und (s)seine Ansicht über (d)denSinai vor. Jussuf besucht den Tag über Ernst in Gurna. Der Lange ist heut nach Kenne abgereist. Der Tag sehr heiß (d)und schwül 33°.
Donnerstag (d)den 24ten April 1845. An der Karte vom Sinai fortgefahren; der Tag kühler[,] aber sehr windig. -
Freitag (d)den 25ten April 1845. Heut wird die Sinaïkarte vollendet, auch (Leps)Lepsius ist ziemlich mit seinem Abschreiben des Berichtes zu Ende. - Gestern bewunderte ich, sowie heute das unvergleichliche Glühen der (westl)westlichen Berge; es war vollkommen magisch. Der rosenrothe Streif war wie mit zartestem Golde (d)und veilchenfarbenen Schatten gemalt (d)und hob sich aus dem klaren Himmel, als wäre derselbe ausgeschnitten (d)und man blickte hindurch auf das zarte stille Gluthmeer. [47]
Sonnabend (d)den 26ten April 1845. Heut fördre ich endlich meine große Situationskarte der Tempel (v)vonKarnak fertig; Gott sei Dank, sie fing an, nur eine sehr langweilige Arbeit zu werden.
Sonntag (d)den 27ten April 1845. Heut früh gehe ich mit den Andern nach Luxor, wo ich etwas zeichne, die Andern aber nach Gurna zu Ernst gehen wollen. Schon unterwegs erhebt sich heftigster Wind, Luxor ist in einer einzigen Staubwolke. Während die Andern sich einschiffen, setze ich mich im scheußlichsten Staube nieder, um meinen heut früh (v)vonElisabeth empfangenen Brief zu lesen. Während dem aber kommen die Andern zurück, weil (d)das Wetter sie an (d)der Überfahrt hindert. Wir nehmen (zus)zusammen ein Bad (d)und machen uns dann wieder auf (d)den Rückweg, hier liest (Leps)Lepsius die empfangenen Briefe vor, die viel des Interressanten enthalten. - (Nachm)Nachmittags schreibe ich sehr eifrig meinen Brief an die Mutter (d)und das Wetter bleibt den ganzen Tag dick (d)und trübe, doch legt sich der Wind etwas, (d)undJussuf macht noch den versprochenen Besuch bei Ernst. -
Montag (d)den 28ten Aprillso 1845. Ich arbeite heut am Tempel von Sarbut el Chadem (od)oder vielmehr ich schreibe Zahlen in (d)den (gr)großen Tempel, was mir aber auf das schrecklichste langweilig ist.
Dienstag (d)den 29ten Aprill. Heut (d)den Tempel (v)vonSarbut el Chadem (d)und andre Kleinigkeiten gemacht.
Mittwoch (d)den (30)30ten April 1845. Zahlen in (d)den (gr)großen Tempel geschrieben (d)und Details gemessen. Ich fange an, sehr laß zu werden[,] habe immer ein wenig Kopfschmerzen (d)und fühle mich ein wenig herunter. Ich bin des Aufenthalts hier müde. -
Donnerstag (d)den 1ten Mai 1845. Himmelfahrtstag. Am heutigen (Vorm)Vormittag zeichnet mich Georgi auf (d)dem Kameel sitzend für Elisabeth. Am (Nachm)Nachmittag gegen Abend gehe ich mit ihm nach Luxor, obwohl der Wind (d)und Staub nicht viel geringer ist als neulich. Dort erwarten wir Max, der seinen Bruder in Gurna besucht hat. Nach einem prächtigen Bade reiten wir (zugl)zugleich mit Jussuf, der Castellari besucht hatte, nach Karnak zurück. [48] (Leps)Lepsius hat heut einen Brief von Abeken erhalten, der manches Interessante enthält. Nach Tisch habe ich meinen Brief an (Elis)Elisabeth fertig gemacht, der mit (d)den Bildern (d)und den Karten nebst Bericht an (d)den König morgen mit (e)einem (amerik)amerikanischen Reisenden nach Cairo abgehen soll. -
Freitag (d)den 2ten Mai 1845. Ich arbeite heut an Details des hintern Theils (v)vom (gr)großen Tempel. Georgi macht (m)mein Bild fertig, was allerliebst geworden. Dann packe ich die Zeichnungen ein, (d)und sie wie die Briefe (an Mutter (d)und (Elis)Elisabeth) gehen an den (Amerik)Amerikaner, ab. Der Tag ist wieder dunstig, der Abend mit Wolken bedeckt.
Sonnabend (d)den 3ten Mai 1845. Aufmessen (v)von Säulendetails in (d)der großen Halle sowie andrer Kleinigkeiten. Das Wetter ist den ganzen Tag trübe, (Nachm)Nachmittags regnet es sogar; die Luft ist dick (d)und schwül; ich habe Kopfschmerzen; bin überhaupt in dieser Zeit nicht sehr behaglich; die Nächte sind zu schlecht. Das Mäuse- Ratten- (d)und Wanzengeschlecht läßt Einem kaum Ruhe. Nachfolgendes Ungeziefer sucht uns hier in Karnak heim: Wanzen, Flöhe (jedoch nicht viel), Mäuse, Ratten, Hunde, Katzen, Schwaben, schwarze Käfer, Molche[,] Schlangen, Skorpione (ich fand vorgestern einen unter meiner Matte), Mücken, Fliegen (in ziemlicher Unverschämtheit)[,] Kameelläuse, Läuse, Eidechsen, Spinnen, Ameißen, Fledermäuse. - Dabei ist unsrem Fortkommen (v)von hier leider kein Ende abzusehen. Die Steinpackerei dauert fort (d)und fort, dabei haben wir noch gar keine Barke; (Leps)Lepsius sucht immer neue Sachen zum Zeichnen auf; ich habe es hier unglaublich dicke! -
Sonntag (d)den 4ten Mai 1845. Den (Vorm)Vormittag bleibe ich zu Hause (d)und kopire ein Aquarell von Georgi; (Nachm)Nachmittags nach Luxor mit Georgi; es ist wieder erstaunlich windig (d)und staubig; trotz dem zeichnen wir eine Ansicht (v)vonLuxor; dann wird gebadet (d)und mit Max (d)undJussuf zu Hause geritten. -
Montag (d)den 5ten Mai 1845. (Vorm)Vormittags arbeite ich an Säulendetails der großen Halle, (Nachm)Nachmittags mit (Leps)Lepsius angefangen[,] die Ruine zu mustern (d)und die Namen der Erbauer beizusetzen. [48]
Dienstag (d)den 6ten Mai 1845. Fortgefahren mit (d)den Säulendetails (d)und (Nachm)Nachmittags mit der Revision der Bauwerke. Die Sonnenfinsterniß des Kalenders wird vergebens von uns aufgesucht. - (Leps)Lepsius ist heut nach Luxor (d)und hat dort eine Barke gemiethet für 1300 (p)piaster pro Monat.
Mittwoch (d)den 7ten Mai 1845 Durchschnitt des Mitteltheils der großen Halle gemacht. (Leps)Lepsius hat heut stark die Grippe, Kopf-, Hals-[,] Augenschmerzen; ich hoffe, daß nichts Ernstlicheres draus wird. Ernst ist noch immer in Gurna mit Einpacken der Steinbarke (d)und den daneben noch befindlichen Sachen beschäftigt. -
Donnerstag (d)den 8ten Mai 1845. Details der beiden Blumen-Pfeiler im (gr)großen Tempel (d)und von einigen Säulenstücken, womit ich den Beschluß meiner Arbeiten in Karnak mache. (Leps)Lepsius ist immer noch sehr unwohl. Am (Nachm)Nachmittag beginne ich die Einregistrirung der Papierabdrücke seit Phylae.
Freitag (d)den 9ten Mai 1845. Früh die Städtenamen des Scheschonk abgeklatscht; dann die Registrierung der Abdrücke beendet; nachher Kisten gepackt (d)und in Ordnung gebracht, da wir uns morgen nach Luxor aufmachen wollen. (Leps)Lepsius immer noch unwohl. Diese Nacht schlafe ich oben auf unsrer Halle, um nicht noch zu guter letzt von Wanzen (d)und Mäusen aufgefressen zu werden. -
Sonnabend (d)den 10ten Mai1845. Endlich, Gott sei gelobt, kommt heut unser Aufbruch von dem leidigen Karnak zu Stande; mit 7 Kameelen, die 2 mal gehen, finden wir uns zu Mittag auf unsrer hübschen (d)und geräumigen Barke sehr behaglich, wenn auch sehr heiß. 2 mal, um Mittag wie Abend ein köstliches Bad genommen. Unsre Barke liegt unterhalb Luxor, etwa 10 (Min)Minuten davon ab. (Nachm)Nachmittags legte dicht bei uns eine Barke mit Sklaven an, deren Führer uns um Augenwasser bat. Etwa 4 schwarze Sklavinnen, (d)und 5 - 6 abyssinische, auch einige Knaben waren darauf; 2 der Abyssinierinnen, eine kleine (d)und eine große recht hübsch. Ferner war (e)ein junger Löwe, ein (kl)kleiner Affe Abelai (d)und eine (kl)kleine Ziege (v)von ober Kartum auf der Barke. (Leps)Lepsius war unterdessen nach Luxor geritten. [50]
Sonntag (d)den 11ten Mai 45. Pfingstfest. Unglücklicherweise biß ich heut früh auf (m)meinen hohlen Zahn (d)und bin dafür (d)den ganzen Tag mit Zahnschmerzen (d)und Kopfweh behaftet; übrigens habe ich die vergangene Nacht nach längerer Zeit einmal wieder recht gut geschlafen (d)und hätte es noch besser, wenn nicht der junge Schakal, den wir besitzen, unsinnigen Lärm gemacht hätte[,] bis wir ihn hinaussetzten. - (Leps)Lepsius ist fast ganz gesund. - Mittag Bad; der Tag wieder sehr heiß, ich habe (Nachm)Nachmittags um ¼ 6 Uhr 33 ½° Hitze. - Ernst aus Gurna ist heut bei uns. - Gegen Abend Spatziergang nach Luxor.
Montag (d)den 12ten Mai 1845. Früh mit (d)den Andern zum Tempel, den ich aufzeichne (d)und am (Nachm)Nachmittag auszumessen beginne; Mittag essen wir im (kl)kleinen Garten am Nil. - Der Tag sehr heiß.
Dienstag (d)den 13ten Mai 1845. Ich beende heut das Ausmessen des Tempels (v)vonLuxor. - Der Tag ist wieder erstaunlich heiß. Mittags wie Abends wird jetzt wieder regelmäßig (e)ein Bad genommen.
Mittwoch (d)den 14ten Mai 1845. Ich zeichne auf (d)der Barke; wir haben (Nachm)Nachmittags in unsrer Kajüte circa 38° (d)und draußten im Schatten 36 ½°.
Donnerstag (d)den 15ten Mai 1845. Fortgefahren auf (d)der Barke zu zeichnen; Es ist aber wieder erstaunlich heiß; (Nachm)Nachmittags triefe ich förmlich; es wird 3 mal gebadet. - Es kommt heut (e)ein Brief (v)vonAbeken, der am 12ten (d)des (Mo)Monats (v)vonCairo abreisen wollte; auch die Zeitungsinserate (betr)betreffend Quast laufen (endl)endlich ein, jedoch keine Briefe aus (d)der Heimath weiter. Da wir keine 2te Steinbarke auftreiben können, beschließen wir, bis Kenne alle noch übrigen Steine in unsre (d)und die erste Steinbarke zu schaffen, (d)und uns womöglich morgen dorthin aufzumachen. - Einstweilen wird das Einpacken in unsre Barke schon begonnen. - Jussuf betreibt dasselbe drüben. -
Freitag (d)den 16ten Mai 1845. Heut wird mit Leuten aus Gurna das Einpacken der Steine befördert. (Leps)Lepsius ist hinüber nach Gurna. Ich gehe früh noch einmal zum Tempel nach Luxor, um Kleinigkeiten zu revidiren; - Ernst ist seit vorgestern wieder mit uns zusammen auf (d)der Barke. - (Vorm)Vormittags kommt (H)HerrWardi. Gestern schenkte uns (Leps)Lepsius Jedem einen Skarabäus mit unsern Namen, gefertigt aus (d)dem glasierten Stein: [Hammer], eine Art Talkstein oder Speckstein. - (Leps)Lepsius kommt erst etwa um 4 Uhr [51] von Gurna zurück. - Dann Bezahlung der Arbeiter hier (d)und von Gurna, wie unsrer Wächter. Dann reitet (Leps)Lepsius noch nach Luxor zu Castellari; der alte Wardi nimmt Abschied (v)von uns. Vor der Abfahrt noch einmal ein Bad genommen, dann etwa um ¼ 7 Uhr abgefahren; indessen dauert die Freude nicht lange; nach ½ Stunde mußten wir heftigen Gegenwindes wegen wieder anlegen, nachdem wir etwa 1000 Schritt abwärts gekommen waren. -
Sonnabend (d)den 17ten Mai 1845. Vor Sonnenaufgang bei stillem Wetter aufgebrochen (d)und nach (e)einer halben Stunde an unsrer Steinbarke angekommen, die ich denn zum erstenmale ansehe. Unser guter Aische begleitet sie; ferner unser Gipser Hussen, der in Siut Gips brennen (d)und mahlen soll. - Heut erst, kann (m)man sagen, verlassen wir Theben (d)und es schwinden allmählig seine Berge. Um etwa ½ 11 Uhr kommen wir nach Schenhur am (recht)rechten Flußufer, wo sich (Leps)Lepsius (d)unMax aufmachen, um einen dort (befindl)befindlichen Tempel aufzusuchen. Der Ort liegt ½ Stunde vom jetzigen (niedr)niedrigenNil.Wir Übrigen bleiben hier an (d)der Barke, machen (e)einen Spatziergang den Fluß entlang nach einem Palmenwäldchen, sitzen dort (e)eine Weile im Schatten der Bäume (d)und machen uns dann auf (d)den Rückweg. Vor- wie (Nachm)Nachmittags arbeite ich etwas an (m)meinem Plan (v)vonLuxor. Um ½ 4 Uhr etwa kommen die Andern (v)von ihrem Ausflug zurück; es steht dort noch (d)die Zella eines (kl)kleinen Kaisertempels. - Gleich darauf Abfahrt. Die meist hohen (an 20 [Fuß]) Ufer, an denen wir hinfuhren, wurden durch 3[,] ja sogar 4 übereinanderliegende Schadufs an unzähligen Stellen bewässert. Nackte Fellahs schöpfen hier wie in den (Siel)Sielen der Danaiden. Mit Sonnenuntergang angehalten, um zu baden, dann zum nahen Dorfe Negade gefahren, wohin (Syr)Syrian vorausgeschickt war, um Caffee zu kaufen. Wir müssen hier wohl 2 Stunden auf ihn warten, dann fahren wir in hellstem Mondschein (d)und ruhigem Wetter noch etwa bis ½ 11 Uhr Abends. -
Sonntag (d)den 18ten Mai 1845. Der Tag ist heut sehr windig, (d)und wir müssen etwa um 10 Uhr (Vorm)Vormittags anlegen, weil wir gar nicht weiter kommen. (Leps)Lepsius reitet unterdessen nach Guft, wo wir noch sind, um nach dort (befindl)befindlichen Steinen zu suchen. Wir Andern machen (e)einen (kl)kleinen Spatziergang am Ufer entlang. Langer Eselritt (v)von Arnauten in abentheuerlichem Kostüm nebst 2 Mädchen, wie es schien, öffentliche. - Die Männer hatten meist (d)das ganze Gesicht bis auf (d)die Augen verbunden, vielleicht des Windes wegen; nachher erfuhren wir, die Leute wanderten (v)von Ort zu Ort, um ihre Tanz- (d)und Musikkünste zu zeigen; in (d)der That sahen sie aus wie eine Schauspielerbande. - - Um ½ 2 Uhr kehrte (Leps)Lepsius, [52] der bei Koft mehreres Neue gefunden[,] zurück, (d)und da sich (d)der Wind inzwischen fast ganz gelegt hatte, so rückten wir munter vorwärts. Am Abend gegen 9 Uhr (endl)endlich langten wir an unsrer Steinbarke gegenüber Kenne an (d)und fuhren auch trotz der Seichtigkeit des Wassers, die uns Noth machte, noch in (d)der Nacht auf (d)das Ufer (v)vonKenne hinüber.
Montag (d)den 19ten Mai 1845. Heut früh machte ich mich mit Ernst, Max (d)undGeorgi nach dem ¼ (St)Stunde entfernten Kenne auf, was wir mit (gr)großem Interresse nach allen Seiten durchstrichen; es ist doch eine der lebhaftesten (d)und bedeutendsten Städte Ägyptens. Wir gingen zu einem Gullendreher, dem wir mit (gr)großem Vergnügen zusahen. Dann über (d)den Bazar, der durch ein langes neues Gebäude, was grad im Bau begriffen war, sehr erweitert wurde; das mit weißen (d)und buntgefärbten Hölzern im [Unterwerk] verzierte Portal, machte mir viel Spaß; die Arbeit ward aber mit viel Sauberkeit (d)und (Akkuratess)Akkuratesse gemacht. - In einem Caffee ließen wir uns nieder, tranken Kaffee, rauchten eine gute Schischa (d)und betrachteten die vorüberwandernden Leute. (Türk)Türkische (d)und (griech)griechische Gesichter. Melonenhandel eines Arnauten (d)und eines Fellah wider des Letzteren Willen. - Auf (d)dem Markte wieder einen völlig nackten Fakir gesehen, in einer Hand (d)die Pfeife, mit (d)der Andern sich (d)die Schaam zuhaltend; daneben verhüllte Weiber, unverhüllte Freudenmädchen (d)und verschiedenartigste Phisiognomien des Volks. (Endl)Endlich brachen wir wieder zum Schiffe auf, bekamen hier (e)einen Besuch (v)vom alten Seid Hassen (d)und fuhren um ½ 12 Uhr grad über an (d)das Ufer (v)vonDendera. Am (Nachm)Nachmittag ritten wir sämmtlich zu dem eine starke ½ (St)Stunde vom Ufer entfernten Tempel, dessen vordere Halle durch ziemliche Reinlichkeit, Helligkeit (d)und Wohlerhaltenheit immer neu anspricht (d)und imponirt. - Ich verglich heut den sehr gut (d)und richtig aufgenommenen Plan der (Déscr)Déscription (dl’Eg)del’Egypte. - Die Skulpturarbeit an manchen Stellen dieses Tempels, besonders den hinteren Außenwänden ist mit einer unglaublichen Mühe (d)und Sauberkeit gemacht, der in (d)der That fast keine andre Zeit gleichkommt, hätte nur dieser Kaiserstyl im Übrigen mehr Geschmack. Die Hitze heut war sehr groß, (d)und Chamsinluft lag wie Blei in unsren Gliedern. Bei unsrer Zurückkehr zum Fluß Bad.
Dienstag (d)den 20ten Mai 1845. Früh wieder alle zum Tempel; die Hitze erstaunlich, (d)und die Bleiluft liegt wieder in unsren Gliedern. Ich nehme heut (d)dasTyphonium noch einmal auf, (d)und vertrödle eigentlich (d)die Zeit ein wenig. Gleich nach unsrem Mittagsschläfchen [53] reite ich zum Schiffe zurück, wo ich um 5 Uhr (Nachm)Nachmittags in meiner Kajüte noch 36°, haußen 34° Hitze fand; das Nilwasser war 22 ½°. - Dafür entwickelte sich heut Abend um 10 Uhr aber der wahre Chamsin, der die Luft in (e)einen dicken Schleier einhüllte.
Mittwoch den 21ten Mai 1845. Der Tag windig; die Sonne durch die dicke Luft kaum recht zu sehen. - Ich bleibe heut auf (d)der Barke (d)und mache am (Vorm)Vormittag mein Blatt (v)vomLuxor (temp)tempel fertig. Am (Nachm)Nachmittag beginne ich das hiesige Typhonium. -
Donnerstag (d)den 22ten Mai 1845. Mit den Andern zum Tempel geritten (d)und dort abgeklatscht. - Heut gegen Abend eine (wahrsch)wahrscheinlich (tot)totale Mondfinsterniß (beob)beobachtet.
Freitag (d)den 23ten Mai 1845. Wiederum im Tempel abgeklatscht. Gestern war die 2te Steinbarke genommen worden, (d)und heut Mittag sind beide, nachdem die Steine in die neue eingepackt, nach Cairo abgegangen. -
Sonnabend (d)den 24ten Mai 1845. Ich bleibe auf (d)der Barke (d)und arbeite an der Zahleneinschreibung alter Karnak Blätter. - Das Wetter ist seit einigen Tagen ein wenig kühler, wenigstens luftig. Täglich Bad.
Sonntag (d)den 25ten Mai 1845. Um baldmöglichst zu endigen[,] ward beschlossen, heut zu arbeiten, (d)und da noch Einzelnes abzuklatschen war, machte auch ich mich noch einmal zum Tempel auf; frischer erquicklicher Morgen! - Bis Mittag wurden wir sämmtlich mit unsrer Arbeit fertig (d)und um Asser kehren wir zur Barke zurück; Bad; dann auf die Seite (v)vonKenne hinübergefahren, weil (Leps)Lepsius dort noch seine Abschiedsbesuche machte. Ausgestopftes noch stinkendes Krokodill betrachtet[,] etwa 8 bis 9 [Fuß] lang. Um ½ 6 etwa kehrte (Leps)Lepsius zurück (d)und bald darauf fuhren wir (v)vonKenne ab[,] jedoch bei so heftigem Gegenwinde, daß wir bald wieder anlegen mußten; auch ward Gullenerde mitzunehmen vergessen, weshalb noch einmal zu Seid Hussen in (d)die Stadt geschickt werden mußte. - Spät verstärkte sich (d)der Wind noch außerordentlich.
Montag (d)den 26ten Mai 1845. Schon in (d)der Nacht bei Mondschein, wo (d)das Wetter stiller geworden, brechen wir wieder auf, (d)und nach (d)und nach verschwinden auch die Berge (v)vonKenne. Links fern auf eine Strecke die Wüste ganz an (d)dem Fluß (d)und hier messen [54] wir die Höhe des Nilsteigens, da jetzt so ziemlich der niedrigste Wasserstand. Das Steigen der höchsten Jahre findet sich 7,78 (m)mètres, also etwa 23 [Fuß]; das Steigen der (mittl)mittleren Jahre circa 1,15 (m)mètres geringer; - das Plateau der anstoßenden Wüste etwa 4 ½ (m)mètres höher. (Interress)Interressanter Hammelkauf (v)von dem [...] Weibe (für 13 (p);)piaster); da der Wind am (Nachm)Nachmittag auf das Heftigste zunimmt, auch ein Ruder bricht, müssen wir an (e)einer Sandinsel anlegen (d)und etwa 2 Stunden warten, hier gebadet. Gegen Abend noch etwas gefahren, doch aber kein großes Stück gefördert.
Dienstag (d)den 27ten Mai 1845. Mit dem Frühsten wieder aufgebrochen, (d)und bei leidlicher Stille bald bis (z)zum Städtchen Hau auf dem (link)linken Ufer gekommen, wo wir aussteigen; (Leps)Lepsius reitet nach etwas ferneren Gräbern, die sich hier (gebaut!) vorfinden sollen; wir Andern marschiren nach (d)der Stadt, um dort Tempeltrümmer aufzusuchen. Die Stadt steht ganz auf (d)den alten Schutthügeln, sieht elend (d)und erbärmlich aus, hat aber 2 Moscheen, deren eine im Innern sehr malerisch aussieht. An Ruinen finden wir nur noch einige Granitblöcke vor; wir gingen um (d)das Städtchen herum, wobei ein höchst malerischer Schech uns auffiel; dann zur Barke, die indessen uns nachgefolgt war. (Leps)Lepsius kam auch bald zurück, man hatte die Steine der Gräber fortgetragen (d)und für Brücken verwandt. Nach (e)einem Bade fuhren wir fort (d)und (d)das Wetter begünstigte durch Windstille uns außerordentlich, so daß wir noch heut Béliane, wo der Weg nach Abydos abgeht, erreichen konnten. -
Mittwoch (d)den 28ten Mai 1845. Früh um 7 Uhr etwa (v)vom Schiffe nach Abydos aufgebrochen; Max (d)undGeorgi gehen direkt mit einer Meßleine, wir 3 Andern am Nil entlang, um die Ausmündungen der (versch)verschiedenen Kanäle zu beobachten; (endl)endlich ich mit Ernst einen graden neueren Kanal, der nach Arabat Metfuni führt, während (Leps)Lepsius den alten weiter reitet. Auf unserm Wege eine Uräusschlange (etwa 4 [Fuß] lang) gefunden, die wir (zw)zwischen die Erdspalten verfolgen, (d)und als sie sich eben (königl)königlich aufrichtet, (v)vonErnst auf (d)den Kopf getippt wird; wir nehmen sie als Trophäe mit. Sehr ermüdet auf meinem miserablen Esel (ohne Steigbügel (d)und Zaum) kom [55] men wir um ¼ 12 Uhr beim Tempel (v)vonArabat an, wo wir Max (d)undGeorgi schon vorfinden; (Leps)Lepsius kommt ¼ (St)Stunde später. - (Nachm)Nachmittags beschäftige ich mich erst mit (e)einer flüchtigen Aufnahme des kleineren Tempel (d)und dann mit einer (dergl)dergleichen von dem ganzen Ruinenfelde mittelst Abschreiten einer Hauptlinie (d)und Coordinaten. - Um 6 Uhr mit dieser Arbeit fertig, wo wir denn wieder nach (d)der Barke aufbrechen. Ziemlich zerschlagen kommen wir dort um 8 Uhr an. Der Weg beträgt netto 1 1/3 Meile (v)vom Fluß bis zur Wüste. - Der Tag ermüdend (d)und dabei sehr heiß. -
Donnerstag (d)den 29ten Mai 1845. Früh (v)vonBéliane aufgebrochen. - 3 Schiffer sind hier ausgekratzt, weil sie wohl zu viel Arbeit hatten. - Den ganzen Tag außerordentlich viel Gegenwind, so daß wir nur höchst unbedeutend vom Flecke kommen; die geringe Mannschaft trägt auch das Ihrige dazu bei. - Gegen Abend holt uns ein Sklavenschiff ein; die Barke kleiner als die unsrige; (d)und doch waren außer der Schiffsmannschaft (d)und den Aufsehern, 100 Sklaven (50 Knaben (d)und 50 Mädchen) darin; es war eine wahre Ladung Menschenfleisch; fast alle aus Kordofan, lustiges Volk; die Jungen waren ausgeladen (d)und zogen in langer Kette das Tau des Schiffes. Gegen Sonnenuntergang kamen wir nach Girge, was sich von fern schon mit seinen 8-9 Minarets großartig (d)und malerisch ausnahm. Nach (d)dem Essen wurden die Wachtfeuer der Sklaven, die neben uns angelegt, besichtigt. Die Mädchen rührten ihren Kuskussu über (d)dem Feuer in großen Töpfen (d)und Kesseln ein (d)und bildeten die interessantesten Gruppen; hier sah man wieder die Schurze wie oben bei Kartum; die Knaben lagen umher, so daß man sich in Acht nehmen mußte, darauf zu treten; (Nacht)Nachts lagen sie reihenweis auf untergelegten Strohmatten; die Mädchen, worunter auch einige ältere, schliefen wohl in (d)der Barke.
Freitag (d)den 30ten Mai 1845. Wir kommen so früh nicht fort. Der Reis sucht nach Leuten, findet aber nur einen halb blinden. Unsre Sklaven finden wir gegen Sonnenaufgang schon wieder in Thätigkeit. In (d)der Barke reiben die Mädchen auf Steinen (türk)türkischen Weitzen, wie es mir scheint, zu Mehl, auf (d)dem Lande wird gekocht (d)und Brod gebacken. Ernst, Max[,]Georgi (d)und ich machen [56] einen Spatziergang in (d)die Stadt, die vielleicht zur Hälfte schon von dem Fluß weggespült ist; entlang dem großen Bogen, den das Ufer hier bildet[,] sind die Häuser schon verlassen (d)und bilden halb zerfallene Ruinen. Girge ist die älteste (christl)christliche Colonie; ein (lat)lateinisches Kloster ist (v)vom Strome entführt, ein koptisches besteht noch. Die Moscheen sind zum Theil sehr hübsch, alt, (v)von byzantinisch arabischem Styl gebaut. Der Bazar ist groß (d)und bietet die malerischsten Einsichten, leider waren die kleinen Butiken noch fast alle geschlossen; aber die Caffeeinhaber fanden sich schon auf ihren Plätzen. - Außerhalb der Stadt schien eine Fabrik zu liegen. Nach der Rückkunft (v)von diesem Spatziergang nahm ich ein Bad (d)und gegen 9 Uhr endlich kamen wir bei ziemlich starkem Gegenwinde zum Aufbruch; bald nach uns auch das Sklavenschiff. Im Vorbeifahren (v)vor der Stadt hatten wir noch prächtige Blicke in die Höfe halb abgerissener Häuser. Der Wind wurde allmählig geringer (d)und hörte am (Nachm)Nachmittag fast ganz auf[,] so daß wir wieder ein hübsches Stück förderten. - Gegen Abend ward noch einmal eingehalten, um zu baden (d)und gegen 8 Uhr etwa langten wir beim Städtchen Echmin an, was schon (v)von ferne mit seinen 2 Moscheen vor uns aufragte.Wiederum neben der Sklavenbarke etwas unterhalb (d)der Stadt ward angelegt. -
Sonnabend (d31ten)den31ten Mai 1845. (Leps)Lepsius (d)undErnst gehen ein wenig voraus, wir 3 Andern folgen nach der (v)von (d)dem Fluß etwa 5 (Min)Minuten entfernten Stadt nach. Wir wandelten über den Bazar, der weniger bedeutend (d)und pittoresk ist, als der von Girge; oberhalb neben (d)der Stadt schließt sich ein bedeutender (arab)arabischer Kirchhof an, (d)und hier finden sich die hohen Schutthügel der alten Stadt des Chuphis, an denen auch die letzten Blöcke (v)von (e)einem Tempel liegen. Nur 1 Königsname war hier unsre Ausbeute; ein wenig weiter befindet sich aber noch ein gewaltiger (Kalkst)Kalkstein Block, ein Thürarchitrav mit einer großen (griech)griechischen (DedikInschrift)DedikationsInschrift, die mühsam studiert (d)und abgeklatscht wird. Um ¾ 11 Uhr waren wir auf (d)der Barke zurück; die Schiffer hatten inmittelst ihre Mehlvorräthe fertig gemahlen (d)und so brachen wir auf, um eine gute ½ Stunde weiter abwärts an der andern Flußseite wieder anzulegen. Hier sollte sich ½ (St)Stunde (v)vom Fluß ein zerstörter Tempel finden, (d)und (Leps)Lepsius mit Max machten sich nach (d)dem Mittagsessen [57] dorthin auf. Sie kamen aber erst sehr spät (d)und im Finstern zurück[,] hatten einen sehr beschwerlichen (d)und weiten Weg gehabt, im Gebirge beschriebene Grotten der 6ten Dynastie gefunden (d)und waren (endl)endlich zu dem Tempel gekommen, wo aber die quaesti Steine nicht mehr vorhanden waren. (Leps)Lepsius war empört über (d)die Dummheit oder Verschmitztheit (d)und Ungefälligkeit des Volks hier, die überhaupt als schlecht (d)und diebisch verrufen sind. Die Hitze heut war sehr drückend, ich hatte 32° am (Nachm;)Nachmittag; 2 mal ward gebadet. - Um 8 Uhr Abends etwa fuhren wir ab (d)und da das Wetter ziemlich still blieb, die ganze folgende Nacht durch.
Sonntag (d)den 1ten Juni 1845. Heut früh finden wir uns nicht mehr allzu weit (v)vonTachta, was nicht dicht am Flusse liegt, und was wir daher unbesehen passiren; das Wetter ist schön (d)und still, (d)und die Fahrt geht daher gut vorwärts; um Mittag landen wir auf ¼ Stunde bei Gau el Kibir, wo ehemals ein großer (d)und schöner Tempel stand, von dem aber jetzt auch nicht die leiseste Spur mehr zu sehen ist; der Strom, der sich hier herübergeworfen[,] hat Alles weggenommen; jetzt ist es wie ödes Gestade ohne Palmen; das Dorf liegt etwas mehr nach (d)den Bergen zu. In diesen zeigen sich Grottenlöcher. - Gegen Abend, vielmehr in (d)der Nacht erhebt sich Wind, so daß wir sehr langsam vorwärts kommen. - Ich arbeite heut etwas am Plane (v)vonAbydos.
Montag (d2ten)den2ten Juni 1845. Der ganze Tag außerordentlich windig, so daß wir etwa um 3 Uhr nur bis zum Dorfe M’hehl unweit Abutigé kommen, (d)und dort bis (z)zum Abend liegen bleiben. Einen kleinen Spatziergang durch (d)das gut gebaute, sogar mit graden Straßen versehene Dorf gemacht; Zigeunerinnen betrachtet, die uns wahrsagen wollten; dann gebadet (d)und am Ufer den (interess)interessanten Wechsel der Esel, Kameele, Pferde, Büffel; der Wasser holenden Weiber (d)und Schlauch tragenden Männer, der überfahrenden Zuckbarken etc. gemustert; ein unermüdbares Schauspiel. - Am (Vorm)Vormittag den Plan von Abydos fertig gemacht. -
Dienstag (d)den 3ten Juni 1845. Obwohl wir in der Nacht gefahren sind[,] haben wir doch nur wenig gefördert, (d)und da heut der Tag wieder [58] sehr windig ist, kommen wir nur wie die Schnecken weiter. Erst am (Nachm)Nachmittag um 5 Uhr langen wir bei Siut an (d)und finden dort Zeitungen, aber keine Briefe vor, was wieder (e)ein Strich durch (d)die Rechnung ist. Heut Abend spatzierten wir nur am Ufer entlang (d)und weilten etwas in (e)einem Caffee daselbst, deren eins neben dem Andren hier aufgereiht stehen. Die neuen Zeitungen geben jetzt wieder neuen Stoff. -
Mittwoch (d)den 4ten Juni 1845. Auf dem wohlbekannten Weidendamm ritten wir heut früh nach (d)der Stadt, während (Leps)Lepsius (d)unJussuf sich zu (e)einem Besuch beim Pascha vorbereiteten. Wir durchstrichen Bazar wie Stadt in allen Richtungen. Siut hat etwa 7 Minarets, ist nicht übel gebaut (d)und sehr lebhaft. Nachher zum Garten (v)von (Ibr)Ibrahim Pascha seitwärts (v)von (d)der Stadt, den wir jedoch mit seinen vielen Baulichkeiten verlassen (d)und gänzlich im Verfall fanden. (Leps)Lepsius kam uns hier nach[,] da er den Pascha noch nicht aufgefunden. Wir hielten uns hier etwas auf unter einer feinriechenden blühenden Akazie, wo Max Saamen sammelte; dann ritten wir zum (türk)türkischen Gottesacker neben dem Gebirge, einem der merkwürdigsten, den ich je gesehen. Zackige Mäuerchen
, weiß übertüncht[,] umgeben die Gräber, Sitzbänke, gemauert, liegen daran, Aloe’s sind auf (d)den Gängen gepflanzt, Kuppeln dazwischen, (d)und so bildet sich ein wahres Labyrinth gar seltsam (d)und bunt anzuschauen. Nachher noch einmal in (d)die große Grotte auf (d)dem Berge, um (d)die Landschaft zu überschauen, die diesmal freilich nicht so schön (d)und großartig war, wie zu Zeiten des Hochwassers, wo Alles ein einziger See war. Große Fledermäuse, über 1 [Fuß] lang mit ausgebreiteten Flügeln, wurden in (d)der Grotte (v)von uns gejagt, ohne jedoch eine zu kriegen. Von hier noch einmal über den wimmelnden Bazar (d)und so nach (d)der Barke zurück. Um ½ 11 Uhr begleitete ich in (d)der Paschalichen Barke (Leps)Lepsius mit (d)dem Dragoman des Pascha nach dem etwa 1 Stunde aufwärts gelegenen El Bosra, um dort die Alabaster-Niederlage zu besichtigen. In ¾ (St)Stunden brachte uns (d)der günstige Wind hinauf. Wir besahen hier die Blöcke, die Schneide [59] anstalt, das Poliren der Tischplatten (d)und andrer Gegenstände, wie Leuchter, Vasen zu Springbrunnen pp., letzteres sehr plump. (Leps)Lepsius kaufte (e)eine Tischplatte, etwa 2 m im [Quadrat], einseitig polirt, für den[,] wie es uns vorkam, sehr hohen Preis von etwa 16 ()Reichsthalern unsres Geldes; außerdem einen Fingan nebst Serf aus Alabaster für etwa 9 [Reichsthaler], ein unsinniges Geld. Batich gegessen (d)und Caffee getrunken, dann noch ein nahes Kloster (d)und alte Stadtruinen besichtigt (d)und dann wieder aufgebrochen; in 5/4 Stunden mit unsren 18 Ruderern trotz heftigsten Gegenwindes wieder bei unsrer Barke angelangt. Wir bleiben noch bis 10 Uhr Abends hier, wo die Geldgeschäfte erst in (d)der Stadt beendigt waren, was dann noch (e)eine Streitscene (zw)zwischen (L)Lepsius (d)un (Juss)Jussuf gab. Als (d)der Pascha (d)den Verkauf (d)der Platte hörte, schickte er an (Leps)Lepsius das Geld wieder (d)und bat[,] es ihn als Geschenk zu nehmen, schickte auch noch einige andre Kleinigkeiten. Die Bezahlung überließ (Leps)Lepsius an den Dragoman. -
Donnerstag (d)den 5ten Juni 1845. Nachdem wir den größten Theil der letzten Nacht durchgefahren, gelangen wir heut Mittag um 1 Uhr etwa nach Monfalut, dem Sitze eines Mudirs. Wir bleiben den (Nachm)Nachmittag (d)und die Nacht hier, theils des Windes wegen, theils um (e)einen Zettel für Tell a marna zu erhalten[,] damit das Erlangen (v)von Nahrungsmitteln (d)und Wächtern uns erleichtert würde. Unterdessen hatten wir hinlänglich Zeit[,] uns in (d)der Stadt umzusehen; sie liegt dicht am Fluße, von demselben in ihrer ganzen Länge benagt, so daß die daran stoßenden Häuser Ruinen sind. Der Bazar im Innern aber ist sehr lebendig, keineswegs unbedeutend, (d)und wie immer höchst malerisch: (dergl)dergleichen ist (e)ein Anblick, dessen man nie müde wird. Vor einem Kaffeebutikchen ließen wir uns nieder, rauchten (e)eine Schischa (d)und betrachteten die (unendl)unendliche Mannichfaltigkeit (oriental)orientalischen Lebens (d)und Trachten; neben uns ein Bartscheerer, gegenüber ein Nußhändler. - Heut Abend Orangenthee getrunken. -
Freitag (d)den 6ten Juni 1845. Früh schon im Dunkeln (v)vonMonfalut abgefahren; (Vorm)Vormittags der Tag ziemlich ruhig. Am (Nachm)Nachmittag unweit Kisser wurde uns ein Krokodill (v)von 5 ½ [Fuß] Länge (v)von Schiffern angeboten, die es an (d)der Angel herausgezogen hatten; es war für [60] uns Alle sehr interessant. Für 15 (p)piaster kauft es (Leps)Lepsius. - Der Tag war zu windig, um noch heut in Amarna anzukommen, ein Paar Stunden davor bleiben wir liegen.
Sonnabend (d)den 7ten Juni 1945. Vor der Sonne aufgebrochen (d)und etwa um ½ 7 Uhr bei Haúata angelegt. Hier sind seit dem letzten Aufstande vor 2 Jahren 30 Albanesen von Ibrahim Pascha , dem diese ganze Gegend[,] 35 Dörfer (obwohl abgabenpflichtig)[,] zugehört, einquartirt. Mehrere Fellahs halten sich seit jener Zeit immer noch in den Bergen verborgen (d)und kommen nur wie das Wild in der Nacht an (versch)verschiedenen Orten zum Flusse! - Da es uns zu lange dauerte[,] bis die Esel, nach denen weit geschickt werden mußte, ankamen, machten wir uns, nachdem (Leps)Lepsius lange vorangeritten, zu Fuß auf den Weg nach (d)den Gräbern, die an (d)der Hinterwand des mächtigen Thalkessels an niedrigen Ausläufern des Gebirges gelegen sind. Der weite Weg, auf dem wir etwa 1 ½ (St)Stunden zubringen mochten, ward mir sehr sauer. Nur 3 Gräber waren zugänglich, doch war ich nur in zweien, davon das Eine eine doppelte Säulenstellung hatte; sie sind alle nicht vollendet (d)und nur einzelne Wandtheile beschrieben (d)und selbst diese ziemlich zerstört. Statt der Karte (v)von dieser ganzen Gegend, habe ich (d)die Aufnahme der Stadtruinen übernommen, während jene (Leps)Lepsius macht; ich hatte somit an (d)den Gräbern nichts weiter zu thun (d)und ritt bald nach unserm Mittagsessen nach Hause. Starke Kopfschmerzen am Abend, hauptsächlich der blendenden Sonne wegen. -
Sonntag (d)den 8ten Juni1845 Nach gutem Schlaf waren meine Kopfschmerzen verschwunden. Nach unsrer Andacht machte ich mich zu dem etwa 1 Stunde entfernten Ruinenfelde auf, (d)und begann hier abzuschreiten, aber (d)die Arbeit wurde mir unendlich sauer, sowohl körperlich ermüdend als geisttödtend; um 12 Uhr mußte ich aufhören, da ich völlich schachmatt war; das mangelhafte Reiten auf (d)den schlechten Eseln ermüdet auch sehr. - Unser Krokodill ist in (d)der Nacht gestorben (d)und unser Fakir beschäftigt[,] es auszustopfen. Mit (Leps)Lepsius Mittag gegessen, nach Tisch Besuch (v)vom Nasir hieselbst. [61] Der Tag sehr heiß (d)und windig, wie gestern[,] wo es eigentlich noch windiger war. - (Nachm)Nachmittags (d)und Abends wie gewöhnlich Bad. -
Montag (d)den 9ten Juni 1845. Am (Vorm)Vormittag mit der Aufnahme der Ruinen fortgefahren, (Nachm)Nachmittags auf (d)der Barke gezeichnet. Die Zeichner werden mit (d)den Gräbern hinten fertig, (d)und haben morgen nur noch an einigen Steelen zu thun. -
Dienstag (d)den 10ten Juni 1845. Ich bleibe heut zu Hause (d)und arbeite an meinem Ruinenplan. (Leps)Lepsius war ausgeritten; die Andern wurden mit ihren Arbeiten zu Mittag fertig (d)und wir machten uns bereit[,] immer mit (d)der Barke stromabwärts nach El Tell zu fahren, als (e)ein Bote (v)von (Leps)Lepsius kam, der in (d)der Wüste plötzlich schwer erkrankt war, (d)und mich zu sich entbieten ließ. Schon vorher hatte er her geschickt (d)und sich Burnus (d)und Capott holen zu lassen, was wir uns gar nicht recht erklären konnten. Nun aber vermutheten wir, er habe (s)seinen Hexenschuß; Ernst begleitete mich, wir nahmen sein Bette (d)und ein Angareb mit (d)und setzten uns so nach (d)der Wüste in Marsch. Dort, 1 Stunde in der ödesten Wüste fanden wir (Leps)Lepsius todtmatt im Sande ausgestreckt; 2 Diener hielten den Burnus über ihm, um Wind, Sand (d)und Sonne abzuhalten. Eine heftige Brechruhr hatte ihn in wenig Stunden gänzlich heruntergebracht, der Puls schlug kaum fühlbar; grad aber (b)bei unsrer Ankunft hatte Erbrechen (d)und Diarrhoe nachgelassen, nur die Leibschmerzen kamen periodenweise; da war nichts weiter zu thun, als ihn auf (d)dem Angareb nach (d)der Barke zu tragen[,] was von den mitgebrachten Schiffern geschah; ein Burnus ward gegen die Sonne über ihm gehalten (d)und so ging es in einzelnen Absätzen fort, ein seltsamer (d)und trister Zug. Indessen ging Alles über Erwarten gut; die Ruhr hatte aufgehört (d)und schon auf (d)dem Schiffe fühlte er sich bedeutend besser; etwas Rothwein, ein Fußbad, ein wenig Schlaf stärkten ihn sehr, (d)und wir erholten uns (v)von (d)dem gehabten Schrecken. Auch Jussuf war heut krank, Diarrhee, die ich mit Abführ- (d)und Brechmittel zu dämpfen suchte. - Nach (d)dem Abendessen fuhren wir im Mondschein in etwa 2 Stunden nach El Tell, wo wir um 10 Uhr anlangten. -
Mittwoch (d)den 11ten Juni 1845. Mit (Leps)Lepsius Befinden geht es sehr erwünscht; er hatte gut geschlafen (d)und war in (d)der Nacht nur 2 mal aufgewesen. Auch Jussuf ist leidlich. Ich fahre (Vorm)Vormittags mit [62] dem Ruinenfelde fort, (Nachm)Nachmittags mit Auftragen des Vermessenen, die Andern sind oben in (d)den Gräbern, (Leps)Lepsius ist aber vernünftiger Weise heut nicht aus gewesen. - Die Tage jetzt nur stark nordwindig, so daß wir nur Abend (d)und Morgens früh zum Fahren benutzen können. -
Donnerstag (d)den 12ten Juni 1845. Fortgefahren mit (d)der Aufnahme des Ruinenfeldes; (Nachm)Nachmittags in (d)der Barke gezeichnet; (Leps)Lepsius ist wieder ganz hergestellt.
Freitag (d)den 13ten Juni 1845. Heut beende ich meine Aufnahme der Ruinen. -
Sonnabend (d)den 14ten Juni 1845. In (d)der Barke geblieben (d)und gezeichnet. Am (Nachm)Nachmittag circa um ½ 6 Uhr kommen die Andern (v)von (d)den Gräbern, wo sie fertig geworden (d)und nach genommenem Bade fahren wir endlich (v)vonEl Tell ab bei (zieml)ziemlich ruhiger Witterung. Zum Abendessen eine Flasche Champagner getrunken. -
Sonntag (d)den 15ten Juni 1845. Morgens finden wir uns bei der Zuckersiederei (v)vonRoda, aber der Wind, der in der Nacht sehr heftig war, fängt schon am Morgen wieder an, so daß wir wie die Schnecken vorwärts kommen. - Am (Nachm)Nachmittag kommen wir in (d)die Gegend (v)vonBeni Hassan, deren ehedem leicht zugängliche Gräber jetzt durch (e)ein breites Sandfeld auf ½ (St)Stunde (v)vom Flusse ab liegen. Deshalb gehen wir übrigen nicht hinauf, (sond)sondern nur (Leps)Lepsius[,] der schon lange vorher aussteigt, während wir mit (d)der Barke uns langsam weiter trödeln (d)und endlich an dem (gr)großen Sandfelde anlegen, wo wir dann (Leps)Lepsius abwarten; hier nahmen wir noch (e)ein Bad (d)und fuhren dann weiter. -
Montag (d)den 16ten Juni 1845. Der heftige Nordwind bei Tag (d)und Nacht verläßt uns nicht (d)und macht unsre Reise höchst langweilig; die Mannschaft des Schiffes ist zu schwach; der Reis ohne Autorität (d)und Energie[,] obwohl sich selbst halb todt arbeitend. Schon früh sehen wir nicht allzuweit das Städtchen Miniet vor uns liegend, aber erst etwa um 2 Uhr erreichte es unsre Barke. (Leps)Lepsius war bei Kom achmar[63] ausgestiegen, um noch einige Gräber aufzusuchen, auch wir stiegen etwa 1 (St)Stunde vor Miniet aus (d)und wanderten dieselbe zu Fuß, während die Barke nachkam. Freundlicher Anblick der Gärten vor (d)der Stadt; Zuck wie Basar vorhanden, aber ziemlich unbedeutend. In (e)einem Caffee uns erholt (d)und Schischa geraucht. Dann am Flußufer hingegangen, was seit 2 Jahren (v)vom Flusse so gelitten hat, daß das damals besuchte Kaffeehaus dem Einfall nahe war. Große Steinpackung[,] die man jetzt dagegen anwandte; Besuch der höchst malerischen Moschee mit den (röm)römischen Kapitälen (d)und Säulen, (wahrsch)wahrscheinlich aus dem nahen Antinoë genommen; auch sie stand am Rande des Verderbens. Nochmals zum Bazar, wo wir Jussuf finden, uns Brodt, Batich (d)und Limonen kaufend (d)und uns abermals in einem Flußkaffee niedergelassen. Unterhaltung mit (e)einem Türken aus der Nähe der Fürstenthümer. (Leps)Lepsius findet uns hier auf (d)und wir warten dann gemeinsam auf (d)die Barke; er hatte keine neuen Grotten drüben gefunden. - Den (Nachm)Nachmittag macht (Leps)Lepsius einen Besuch beim hiesigen Bey[,] um noch mehr Schiffer (v)von ihm zu erhalten; ich blieb auf (d)der Barke; Tränken der Militärpferde, wohl an 50 (d)und mehr, (vortreffl)vortreffliche Thiere. Am Abend erhalten wir (endl)endlich noch 5 Leute, 4 Berber (d)und einen Reis (d)und hiemit begnügen wir uns (d)und fahren noch am Abend (v)vonMiniet ab, müssen aber des heftigsten Windes wegen sehr bald wieder anlegen. - Abends einen delikaten Punsch gemacht. -
Dienstag (d)den 17ten Juni 1845. Unser Kampf mit (d)dem Nordwinde dauert auch heut fort, durch die vermehrte Mannschaft geht es aber ein klein wenig besser; um 9 Uhr etwa finden wir uns bei Techne, (d)und fördern den übrigen Tag nur etwa bis Surarie.
Mittwoch den 18ten Juni 1845. Unser Fortkommen während der Nacht (d)und des ganzen Tages ist kaum auf wenige Stunden zu rechnen. Der Wind ist unermüdlich, (d)und rastet selbst nicht mehr Morgens (d)und Abends.
Donnerstag (d19ten)den19ten Juni 1845. Heut setzt sich dem unseligen Gegenwinde die Krone auf; der ganze Tag ist in Sand gehüllt, wir müssen den größten Theil des Tages liegen bleiben (d)und rücken nicht einmal ganz bis Abu Girge vor. [64]
Freitag (d)den 20ten Juni 1845. Gegen gestern ein klein wenig gebessert mit der Witterung; die Nacht leidlich ruhig (d)und so auch ein großer Theil des Vormittags. Das bringt uns denn am (Nachm)Nachmittag bis Malatie gegenüber, wo der Wind so heftig wird, daß wir für heut anlegen, zumal am Steuer etwas entzwei geht, was reparirt werden muß.
Sonnabend (d)den 21ten Juni 1845. Nachdem wir gestern Abend noch bis zu Ruinen, die zwischen El Feut (d)undEl Feshn auf (d)der rechten Flußseite liegen, mit Windstille gefahren sind, müssen wir leider für die Nacht bleiben, weil (Leps)Lepsius aussteigen will. Heut früh gehen wir denn noch vor (d)dem Frühstück auf die bedeutenden Nilziegelruinen, wo einige Exemplare gut bedruckter Steine ausgesucht werden. Um 6 Uhr etwa fahren wir wieder ab (d)und rücken, da der Wind wiederum nicht ausbleibt, bis El Bisse vor, wo wir abermals still liegen.
Sonntag (d)den 22ten Juni 1845. Heut ist der Tag leidlich, (d)und so kommen wir um 4 Uhr (Nachm)Nachmittags wirklich in Benisuef an, was wir um 6 Uhr wieder verlassen. Während dieser 2 Stunden Spatziergang über den engen, aber heut sehr lebhaften Bazar, wo wir noch ziemlich saure Weintrauben kaufen[,] auch (indian)indianische Feigen. Von den Hügeln hinter (d)der Stadt sehen wir die (Pyram)Pyramiden von Meidum. Nachher in einem Caffee eine Schischa geraucht bis die Reparatur unsrer Barke vollendet ist. Heut Abend fahren wir nur etwa noch 1 (St)Stunde (d)un dann erhebt sich (d)der Wind, so daß wir bis nach 11 Uhr Nachts still liegen müssen. - Der längste Tag hat hier nach heutiger Beobachtung 13 (St)Stunden 38 (Min)Minuten, also (d)die Nacht 10 (St)Stunden 22 (Min;)Minuten; Sonnenuntergang also 6 (U)Uhr 49 (M)Minuten, Sonnenaufgang 5 (U)Uhr 27 (M)Minuten. -
Montag (d)den 23ten Juni 1845. In (d)der Nacht trotz guten Wetters sehr wenig vorgerückt; auch (d)der Tag war leidlich ruhig, so daß wir doch am Abend Sauiet passiren konnten. -
Dienstag (d)den 24ten Juni 1845. Den ganzen Tag wieder unglaublicher Gegenwind, so daß wir sehr unbedeutend fortrücken. Ich habe gestern[,] am 23ten Juni[,] eine große Überraschung zu erwähnen vergessen. Nach (d)der Mittagsruhe erblickte ich nämlich von fern das Dampfschiff, welches (v)vonSauiet sich eilig heraufbewegte. Spaßeshalber zogen wir unsre Flagge [65] auf (d)und blickten mit Erwarten auf den Zeugen der Nähe Cairo’s. Als es nun näher kam, siehe da entwickelte sich dort auch die (türk)türkische Flagge, man sah einen Europäer darauf mit (e)einem Tuche wehen (d)und der Dampfer hielt stille. (Endl)Endlich kommt der Europäer auf ()einer (kl)kleinen Barke heran, eine gänzlich unbekannte Größe; er tritt auf unser Schiff (d)und da erst erkennt (Leps)Lepsius (s)seinen Freund Dr. Bethmann. Er wollte[,] durch Ali Bei ’s Gefälligkeit mitgenommen, schnell vor unsrer Ankunft noch bis Theben gehen. Daraus aber ward nun nichts; seine Sachen brachte man auf unser Schiff, (d)und so setzten wir[,] um (e)einen Genossen bereichert, die Reise fort. Dieses Ereigniß gab nun neuen Stoff zu lebhafter Unterhaltung.
Mittwoch (d)den 25ten Juni 1845 Auf den gestrigen stürmischen Tag folgte eine schöne (d)und stille Nacht, so daß wir nach günstiger Fahrt am Morgen die Pyramiden (v)vonDaschur nah vor uns sahen, auch die (v)vonSakkara tauchten auf, ein schöner (d)und erfreulicher Anblick. Ernst (d)und ich, wir hatten uns gestern an den schlechten aber lang entbehrten Kartoffeln (v)vonBethmann den Magen verdorben, so daß ich mich in (d)der Nacht übergab, ohne jedoch weiter Unannehmlichkeit zu haben; Ernst hatte etwas Diarrhoe; auch (Leps)Lepsius war schon seit gestern unwohl an Kopfschmerzen, die heut zugenommen haben. Am (Nachm)Nachmittag fing der Wind wieder sehr heftig zu wehen an, so daß wir nicht weiter als bis Tuura kommen konnten. Jussuf ward zu Esel nach Cairo geschickt[,] um Briefe zu holen. Erst um 11 Uhr Nachts kehrte er zur Barke zurück.
Donnerstag (d)den 26ten Juni 1845. Heut früh bei schönstem Wetter brachen wir auf, fuhren vor der prächtigen Garteninsel Roda vorbei (d)und dem barkenreichen Alt Cairo (d)und landeten vor Bulak etwa um 7 Uhr. Reis Amer begrüßte uns gleich bei der Ankunft. Ich empfing früh einen lieben Brief von der Mutter vom 14ten April (d)und von Frey aus Rom (v)vom 8ten Mai. Zu Haus ist Gott sei Dank Alles wohl! - (Leps)Lepsius ritt voran nach (d)der Stadt mit (d)dem Kavaß (v)vonWagner, der bald zurückkehrte, um [66] die Sachen nach des letzteren leerstehendes Haus zu besorgen. So ging es denn an (d)das Packen. Bethmann, Georgi (d)und ich, wir ritten vorweg nach (d)der Stadt, bewunderten die vielen neuen Häuser in Bulak, die hübschen Anlagen, die Akazienallee, kurz die schöne Natur, die von der ordnenden Menschenhand viel reizender erschien. Wagner’s Haus war schön, mit Gelaß für 3 Familien auf dem Platz (v)vonEsbekie erst neu erbaut. Schöner Eindruck des Platzes. Den (Nachm)Nachmittag verbummelt, nach (d)dem Abendessen zu Pruner gegangen. Die unzähligen Caffees des Platzes mit ihren Lampen wie eine Weihnachtsillumination; vor dem Abendessen noch Besuch (v)vonLieder, den ich um Vieles älter aussehend finde. -
Freitag (d)den 27ten Juni 1845. (Vorm)Vormittags zu Haus geblieben; Besuch (v)vonPruner. (Nachm)Nachmittags wir Alle außer (Leps)Lepsius nach Schubra geritten, nachdem wir zuvor noch (e)einen Besuch bei Lieder gemacht haben. Wiederum den herrlichen Weg bewundert; das Caffée hat sich indessen verschönert; der Garten in Schubra besser in Ordnung wie früher. - Den Kronleuchter (v)von unsrem König in (e)einem Saale der Fontaineanlage besehen[,] wo er wie bestellt hineinpaßt, in Größe, Farben (d)und Geschmack. Beim Zurückgange (v)von hier kommt uns (Leps)Lepsius nach, mit dem wir noch einmal umkehren. Außer (d)dem Garten den Elephanten betrachtet, der uns seine Künste vormacht; hier Kaffee getrunken (d)und dann nach Hause.
Sonnabend (d)den 28ten Juni 1845. Auch heut (Vorm)Vormittag zu Haus geblieben. Ankunft der 4 Deutschen Bormann, Pleise, Jungk (d)undHertel, die hier das Einpacken der Sammlung (d)und (d)das Abbrechen der Gräber besorgen sollen. (Nachm)Nachmittags mit Ernst (d)undGeorgi über die Moski durch (d)die Stadt nach Alt Cairo geritten (d)und durch (d)die Anlagen zurück, immer von Neuem ein (köstl)köstlicher Genuß. Abends große Tafel von 11 Personen. Bormann bringt mir 2 Empfehlungsbriefe (v)vonStröbel (d)und Freund Gocht; - alles nette (d)und bescheidene Leute. - Erst nach 11 Uhr zu Bett. -
Sonntag (d)den 29ten Juni 1845. Leider ist heut bei Lieder (engl)englischer Gottesdienst, (d)und so kommen wir (außer (Leps)Lepsius (d)un (Bethm)Bethmann) um (d)die Kirche. Dafür machen wir einen Spatzierritt über (d)den Bazar nach (d)der Citadelle, Erhenkter auf (d)dem Wege mit (e)einer Tafel auf (d)dem Rücken, schrecklicher Anblick. Bewundern der großartigen Aussicht (v)von (d)der Citadelle, dann der neuen Moschee (v)von Alabaster, die sehr bedeutend vorgeschritten ist. Dann noch den Inschriftraum besehen. Zurück in [67] ein Café hinter der Moski, wo wir Sherbet trinken (d)und 2 Parthien Boule spielen, dann um 12 zu Hause. - Nach (d)dem Asser nach (d)dem Caffé auf (d)dem halben Wege nach Schubra hinausgeritten, wo wir schlechten Sherbet trinken; die schöne Welt ist nicht da; (d)und wir kehren baldmöglichst um; nachher noch in (d)den Anlagen auf Esbekieh spatziert, wo die europäische beaumonde gemustert wird; vielfache Gespräche mit Bethmann, der ein sehr angenehmer Gesellschafter ist.
Montag (d)den 30ten Juni 1845. Heut früh mit (Leps)Lepsius, Ernst, Bormann (d)undJungk zu Lieder, um (d)das Einpacken der Sachen zu besorgen (d)und zu überlegen; übrigens heut zu Haus geblieben. Prächtigen Cynocephalus nebst 2 kleinen dieser Sorte betrachtet. - (Nachm)Nachmittags einen halben Tag mit (Bethm)Bethmann verplaudert. -
Dienstag (d)den 1ten Juli 1845. (Vorm)Vormittags fortwährend auf (d)dem Bazar herumgewandert (d)und einiges Wenige eingekauft; Alles ist unvernünftig theuer. - Besuch (b)beiPini, wo wir (e)einen Lohnbedienten nehmen, der mit (Bethm)Bethmann (d)und mir herumzieht; auch am (Nach)Nachmittag auf den Bazar gegangen; Besehen der Moschee Kalaoun, ein großartiges Gebäude aus dem 14ten (Jahrh;)Jahrhundert; eigentlich nicht moscheeartig gebaut. Wir gingen zuerst in (d)das Grab des Kalaun, was in der Mitte eines (quadr)quadratischen Raumes steht, in dem innen eine Kuppel sich auf 4 Säulen (d)und 4 Pfeilern erhebt. Die Fenster (d)und Bögen etwas über (Halbkr)Halbkreis. Die Kuppel (d)und alle Decken an (d)den Seiten (v)von Holz. Die Ornamente der Bogen (d)und Fenster ausnehmend zart, sinnreich (d)und geschmackvoll gleich Kantengeweben. Treffliche [musinische] Arbeit an (d)den Wänden. Die großen Säulen (v)von Granit mit etwas ausgearteten Korinth-Kapitälen, (wahrsch)wahrscheinlich wo anders hergenommen; Nische auf (d)der Seite nach Mekka verziert durch unzählige durch Säulchen geschiedene (kl)kleine Nieschen, etwa 1[Fuß] hoch; Alles [musinisch] mit Perlmutter, Marmor (d)und Alabaster ausgelegt.
. Fast vollkommen gotisches Portal nach außen. - Der andre Theil der Moschee bildet einen (gr)großen Hof mit umliegenden Hospitälern, die erst vor Kurzem (v)von (d)den Irren geräumt worden waren. Die Zellen lagen stets an kleineren Höfen umher, deren Mitte ein (kl)kleines Bassin einnahm; jetzt war das Ganze als Armenanstalt benutzt;
schmutzig (d)und verfallen [68] die Moschee (v)von außen roth (d)und weiß gestreift mit höchst geschmackvollen Minarets, wenn ich nicht irre 4 im Ganzen. - Um 6 Uhr nach Hause, gegessen (d)und dann zu Lieder, wo wir sämmtlich zum Thee gebeten sind. - Musiciren auf (s)seiner Klavierorgel.
Mittwoch (d)den 2ten Juli 1845. Früh sämmtlich heut nach Ghize aufgebrochen. Die (Pyr)Pyramiden (v)vom Flusse etwa um 1 ¾ (St)Stunden entfernt. Ich steige nicht mit auf (d)die (gr)große (Pyr)Pyramide hinauf. Um 12 Uhr kommt (Leps)Lepsius (d)un (Bethm)Bethmann, davon der Erstere noch (e)einen Besuch (b)beim Mudir (d)und Schech gemacht hatte. (Nachm)Nachmittags (d)das Innere (d)der (Pyr)Pyramide besehen[,] dann das mitzunehmende Grab, die Sphinx (d)und dann etwas gegessen. Die Kameele mit Betten (d)und allen Sachen kommen nicht; sie sind, wie wir nachher hören aus Versehen nach Sakkara gegangen. Um 5 Uhr reiten wir 4, Ernst[,]Georgi[,]Max, Jungk (d)und ich nach Masr zurück, wo wir gegen 8 Uhr ankommen, (d)und in (e)einer (ital)italienischen Kneipe noch etwas Abendbrod essen.
Donnerstag (d)den 3ten Juli 1845. (Vorm)Vormittags zu Haus geblieben. An (Leps)Lepsius den Fakir mit vergessenen Sachen abgefertigt. (Nachm)Nachmittags mit Ernst (d)undGeorgi über (d)den Bazar nach (d)demBab el Nasr geritten (d)und außerhalb (d)der Stadt die herrlichen Kalifengräber wieder bewundert; nach (d)der Zurückkunft Caffee im Esbekie getrunken. Abends in’s Theater gegangen[,] wo die geheilte Ehe ((v)(von Ricci [...]), (e)eine (kl)kleine Oper gegeben wurde, im Ganzen leidlich gut, besonders die prima Donna. - Spät zu Bett. -
Freitag (d)den 4ten Juli 1845. - (Vorm)Vormittags zu Haus geblieben (d)und wiederum ein Kameel mit Hölzern (d)und andren Sachen nach Ghize an (Leps)Lepsius abgefertigt; (Nachm)Nachmittags mit Georgi (d)undErnst ausgegangen, um Billard zu spielen; doch finden wir es besetzt. (Interess)Interessanter Anblick eines Beschneidungszuges von 5 - 6 Kindern; Tänzer, geputztes Kameel; Faxenmacher in Hammelfelle gekleidet; Knabe mit (d)dem[Schwert]; geputzte Kinder, Pferde; große Menge reitender Frauen ( [...]). - Abends vergebens zu Pruner.
Sonnabend (d)den 5ten Juli 45. Wiederum eine Botschaft (v)von (Leps)Lepsius, daß Jungk herauskommen soll; früh (e)ein Brief (v)vonWagner an (Leps)Lepsius abgefertigt; (Nachm)NachmittagsJungk mit (s)seinen Sachen. (Vorm)Vormittags Besuch (v)vonLieder, der uns auf Morgen zu (e)einer Abendandacht [69] einladet. Pruner noch einmal vergeblich aufgesucht. Ernst ist heut unwohl. - Spatziergang auf (d)dem Bazar, zurückgeritten; Abends mit Max (d)undGeorgi Billard gespielt; sehr müde um ½ 11 Uhr zu Haus. -
Sonntag (d)den 6ten Juli 45. Wieder (e)einen Brief (v)vonWagner an (Leps)Lepsius abgefertigt; es sind Briefe an Bormann (d)undJungk darin, keiner an irgend Einen von uns Andern. (Vorm)Vormittags zu Haus geblieben; am (Nachm)Nachmittag mit Ernst (d)undGeorgi nach Schubra (d)und zurück geritten, dann auf Esbekie promenirt, wo wir (H)HerrnWrede mit (s)seinem Töchterchen fanden. Mit Sonnenuntergang kommt (Leps)Lepsius, (Bethm)Bethmann (d)undJussuf (v)vonGhize unerwartet herein. Nach (d)dem Essen Abendandacht bei Lieder (d)und Gesang an seiner Clavierorgel. -
Montag (d)den 7ten Juli 1845. (Leps)Lepsius sagt mir heut, daß er gezwungen sei, bis zur Vollendung der Gräberarbeit, also etwa noch 2 Monat hier zu bleiben (d)und stellt uns Andern frei, (entw)entweder gemeinsam in Ghize (d)undSakkara zu warten oder voran nach Hause zu reisen. Wir stimmen sämmtlich für das Letztere, (d)und so werden wir wohl Ende dieser Woche abreisen; unser Plan, Jerusalem (d)und (Const)Constantinopel zu sehen, bleibt derselbe, da es aber nicht wünschenswerth ist, daß ich früher als (Leps)Lepsius in Berlin ankomme, so will ich die spätere Zeit so lange in Italien zubringen, das Einzige Erfreuliche, was mir aus der Trennung von (Leps)Lepsius erwächst, die mir in (d)der That ein großer Verlust ist. Ebenso schmerzt mich die Trennung (v)von (Bethm)Bethmann, dem ich schnell nahe getreten bin. - (Nachm)Nachmittags auf (d)den Bazar, wo ich einen seidenen Schawl kaufe.
Dienstag (d)den 8ten Juli 1845. (Vorm)Vormittags wieder auf (d)den Bazar, wo ich die [Karamanische] Decke (d)und Pfeifenköpfe kaufe. Um Mittag (interess)interessanter Besuch von Jussuf’s Cousinen in ihrer (türk)türkischen Tracht, die hauptsächlich in unser Haus kamen, um den heut erwarteten Einzug des Herzogs (v)vonMontpensier zu sehen, der aber jetzt um Asser noch nicht da ist. Er kommt erst am Abend gegen 8 Uhr vor unserm Hause vorbei; 2 Eskadrons Kavallerie voran mit guter Musik, dann eine sechsspännige, mehrere 4spännige Kutschen mit Fackeln beleuchtet; im Ganzen doch Alles so simpel, daß wir gar nicht glaubten, der Prinz sei wirklich gekommen; das Hôtel d’Orient war illuminirt. Wir gingen den Abend noch Billiard spielen. Heinrichs Geburtstag.
Mittwoch (d)den 9ten Juli 1845. Nichts Erhebliches angegeben.
Donnerstag (d)den 10ten Juli 1845. Heut früh mit den Andern nach Balat geritten, um (e)eine Barke nach Atfe zu miethen; es kam aber trotz vielen Suchens (d)und Handelns nicht zum Resultat. [70] Dann nach Alt Cairo geritten; auf (d)dem Wege den letzten Mamelucken gesehen, der sich damals aus (d)der Citadelle gerettet hat, ein freundlicher stattlicher Mann mit schneeweißem Barte, der uns artig begrüßte, wie er bei jedem Europäer thut. Dann in Alt Cairo die Kirche San Maria ()Skizze besucht mit Emporen (d)und einem hübschen (v)von Säulen getragenen Baldachin in (d)der Hauptnische[,] der im Innern der Kuppel Christus (d)und die Evangelisten (Joh)Johannes (d)undMarcus sehr gut gemalt enthält. Die Holzwand vor der Nische sehr sauber mit Mosaik ausgelegt; die alten Bilder, die wir früher darin sahen[,] waren jetzt, wo die Kirche reparirt (d)und geweißt wurde, weggenommen. Wir stiegen durch eine Treppe im Fußboden in die Krypta hinab
, die feucht (d)und roh aussah. Hier sind die Nischen der Mutter Maria, Josephs (d)und des (ChrKindes)ChristKindes. Von dieser Kirche ritten wir noch zur Moschee Amru, der ältesten hier befindlichen
. Auch sie, sehr baufällig, wurde erneuert; die Säulen meist korinthisch (v)von (röm)römischem Bauwerk gestohlen. Die Bogen meist rund, etwas über Halbkreis; manche (d)und besonders alle neueren ein wenig zugespitzt. Die Säulen (v)von Marmor; öfter Doppelsäulen, um den Druck der Bogen nach (d)dem Inneren des Hofes abzuhalten; an (d)der einen Seite des hintern Theiles unter einer Kuppel (d)das Grab des Amru. - Von hier nach Hause. (Leps)Lepsius hatte heut nach Tisch eine Audienz beim (H)Herrn (v)vonMontpensier, der noch heut nach Suez muß, um dann wieder hierher zurückzukehren. (Nachm)Nachmittags Gänge in (d)die Stadt gemacht. Abends Besuch bei Pruner. -
Freitag (d)den 11ten Juli 1845. Ein Brief (v)vonWagner, der gestern gekommen, verändert unsre Reiseroute über Damiat, (d)und der Kavaß besorgt uns (e)eine Barke hiehin für 240 (p)piaster.- (Vorm)Vormittags Bad genommen; dann noch auf (d)den Bazar geritten, - Pruner wegen des Zahnes besucht, Mantelsack abgeholt pp.; dann gepackt; Nach Tisch mit Jussuf Geld geholt; nachher im Packen fortgefahren. Abends (e)ein splendides Mahl mit Champagner gehalten, zuletzt noch Punsch getrunken. Wegen der Post zu Bockty gewesen; sie sollen uns (v)von (Alex)Alexandrien nach Beirut nachgeschickt werden.
Sonnabend (d)den 12ten Juli 1845. Heut früh die letzten Vorbereitungen zur Reise, Geld (d)und Briefsachen. Besuch (v)vonPruner. Dann sämmtlich nach Bulak geritten. Abschied (v)von (Leps)Lepsius[,]Bethmann (d)undJussuf genommen; Streit (d)und Aufenthalt, um unsre [71] Barke (zw)zwischen den andern herauszubringen; (endl)endlich gelingt es; bald darauf wird (d)der Rais aufgehalten (d)und (v)von (d)der Douane abgefordert, doch kommt er sehr bald zurück; unterdessen erquickliches Nilbad. Bei Schubra sprachen wir noch einmal (Leps)Lepsius (d)un die Andern, (d)und nun schwimmen wir langsam stromab. Um ½ 11 Uhr (Vorm)Vormittags war unsre Abfahrt. - Die Barke klein[,] doch zureichend, jedoch eine Unzahl Wanzen [] scheinen unsre Mitbewohner.- Der Abend sehr windig. - (Nachm)Nachmittags Brief an Riechers vollendet.
Sonntag (d)den 13ten Juli 1845. Schon in (d)der Nacht brachen wir wieder auf; wir rücken schnell vorwärts; um ½ 11 Uhr etwa sind wir bei Danha. Die Gegenden haben wenig Palmen[,] aber ziemlich viel Sykomoren (d)und niedrigere Laubbäume, die sich oft sehr malerisch gruppiren. Der ziemlich schmale Stromarm hat unzählige Krümmungen, wo wir bisweilen günstigen Wind benutzen. - (Vorm)Vormittags viel geschlafen, weil die Nacht[,] wie erwartet, sehr mangelhaft war; ein Heer (v)von Wanzen fiel über uns her; Ratten (v)von unglaublicher Größe jagten sich Zeck, kurz alles Geschmeiß beglückte uns. - Heute den Brief an (d)die Mutter begonnen. - N.B. Die Weiber hier im Delta tragen wieder Beinkleider, doch nicht so lang (d)und weit wie in Korosko. Mit unserm Diener Ibrahim sind wir recht zufrieden. Merkwürdige zuckerhutförmige Taubenhäuser in (d)den Dörfern.
Montag (d)den 14ten Juli 1845. Das günstige Wetter fährt fort, wir rücken schnell (d)und glücklich vorwärts[,] oft, mit günstigem Winde, wie ein Dampfer. Um Mittag bei der bedeutenden Ortschaft Samanar, an der wir 9 Minarets zählten, hübsche von gebrannten Nilziegeln gebaute Häuser, einen (türk)türkischen Pallast, (d)und unter vielen Barken waren schon 2 Seeboote zu sehen, die ersten Zeugen der Nähe des Meeres. (Br)Brief an Mutter fortgesetzt.
Dienstag (d)den 15ten Juli 1845. Nachdem wir wie gewöhnlich fast die ganze Nacht gefahren, finden wir uns heut früh nicht weit von Fareskur (d)und denken noch heut Abend Damiette zu erreichen. - Ich ende am (Vorm)Vormittag (d)den Brief an (d)die Mutter bis (z)zum Schluß[,] den ich in Damiette machen will. In der That kommen wir heut [72] schon nach 1 Uhr mit glücklichstem Winde bei Damiette an, was in großer Ausdehnung im Halbrunde am Flusse entlang gebaut[,] sich gar stattlich ausnimmt (d)und uns sehr an Venedig erinnert. Vor dem Consulatsgebäude steigen wir aus (d)und gehen[,] nachdem wir uns angezogen, zum Consul Surur, den wir in seinem Gartenhause hinter (d)der Stadt auffinden. Nach einigem Warten kommen wir vor (d)und finden in ihm einen sehr artigen (d)und freundlichen Mann, der alsbald alles Mögliche thut, um uns zu befördern. Ich muß leider mit ihm mein schlechtes Italienisch auskramen; er ist auch (engl)englischer Consul. Es heißt, ein Schiff läge außerhalb der Barre mit Reis beladen zur Abfahrt bereit (d)und würde noch diese Nacht in See gehen; wir entschließen uns sogleich zur Mitfahrt, die für 200 (p)piaster stipulirt wird; auch Reisevorräthe werden noch angekauft, der Brief an (d)die Mutter geschlossen, ein andrer an (Leps)Lepsius geschrieben (d)und somit Alles zur Abreise fertig gemacht. Den Abend bringen wir mit (e)einem sehr guten Diner beim Consul zu; wo (zugl)zugleich die Geldwechslung abgemacht wird. Dann zur alten Barke zurück, wo wir noch einmal schlafen.
Mittwoch (d)den 16ten Juli 1845. Die Freude unsrer baldigen Abreise wird zu Wasser; es heißt, mit dem herrschenden Winde können wir nicht über die Rega [...] kommen; auch ladet unser neuer Rais Mohammed noch Reis ein (d)und wir kommen heut (Vorm)Vormittag nur (e)ein kleines Stück den Fluß abwärts, um an einem andern Stadttheil wieder anzulegen[,] das war freilich sehr fatal; der Diener Ibrahim war entlassen; unser Mittagbrod ging flöten (d)und (d)der Aufenthalt in (d)der offnen Barke nicht behaglich; (endl)endlich um 3 Uhr entschloß ich mich, mich anzuziehen (d)und ging mit Georgi, um den Consulatssekretär (H)HerrnPhilipponi aufzusuchen. Mit ihm blieben wir (d)den (Nachm)Nachmittag zusammen; da wir gegen (d)den Wind natürlich (d)die Abreise nicht durchsetzen konnten, nahmen wir (e)eine (kl)kleine Barke, fuhren zu unserm Schiff; luden Betten (d)und[Assitten] ein, machten dann eine Lustfahrt stromabwärts an die freundlichen mit Reisfeldern (d)und Bäumen besetzten Ufer, hatten unsern Spaß mit Mädchen, die in Landhäusern wohnten, (d)und die wir (v)von Ferne umkreisten, auch uns (v)von ihnen Kaffee geben ließen, fuhren dann zurück (d)und aßen bei Philliponi ein bestelltes Abendessen. Dann noch draußten Caffee getrunken, im Mondschein gelustwandelt, im Griechenviertel einer Fantasie zugehört (d)und dann zurück, zu Bett gegangen; sehr müde.
Donnerstag (d)den 17ten Juli 1845. Früh zur Barke gegangen (d)und von dort mit Georgi hinter (d)die Stadt, wo wir endlich nach manchen Um [73] wegen der Gräben halber unweit des Gartens von Consul Surur eine hübsche Ansicht zum Zeichnen fanden; dann ziemlich marode zu Haus. Wir hatten das Essen um 3 Uhr bestellt; da fuhren wir dann erst noch Baden (d)und machten dann ein Schläfchen. Den (Nachm)Nachmittag kam nichts Vernünftiges zu Stande. - Der Zustand des Wartens (d)und der ewigen Ungewißheit beginnt sehr drückend zu werden. Beim Spatzierengehen Abends treffen wir mit dem jungen Kamil, Sohn des (öster)österreichischen Consuls zusammen, einem gebildeten (d)und (liebenswürd)liebenswürdigen jungen Menschen. Mit ihm gemeinsam machen wir noch (e)eine Wasserfahrt auf (d)dem Flusse.
Freitag (d)den 18ten Juli 1845. Immer kein günstiger Wind, wie es heißt. Ich schaffe heut einige Sachen (v)von (d)der Barke in Philliponi’s Haus. Um 10 Uhr etwa Lustfahrt stromabwärts, wo wir im Freien aussteigen, 3 gehen Jagen, wir zwei, Georgi (d)und ich zeichnen einen Schech. Unser Mittagessen ist dorthin bestellt (d)und wir lassen es uns neben (e)einer Sakie ländlich sittlich sehr wohl schmecken. Gegen Sonnenuntergang (v)von dort abgefahren. Bei unsrer Barke erfahren wir, daß (m)man in (d)der Nacht abfahren will, (d)und noch am Abend machen wir Alles Nöthige dafür zurecht.
Sonnabend (d)den 19ten Juli 1845. Etwa um 3 Uhr in (d)der Nacht weckt uns (d)der Reis (d)und wir packen unsre Sachen (d)und Betten in (e)eine (kl)kleine Barke (d)und fahren bei stillem Wetter der schon in der Nacht aufgebrochenen größeren nach. Es war ein schöner Sonnenaufgang, besonders aber belustigte uns das Springen von vielen Delphinen, die sich in (d)der Nilfluth wohler zu befinden scheinen als im Meere. Nach etwa 1 ½ (St)Stunden waren uns links nur noch Sanddünen, rechts ging das grüne Gestade fort; in kaum 2 Stunden war unser (kl)kleiner Nachen bei (d)der Quarantäne Zoll-Anstalt bei Isbo, woselbst 2 Forts sich befinden (d)und (auf (d)dem rechten Ufer) ein Dörfchen, angelangt (d)und hier fanden wir die größere Barke mit unsern 4 Deutschen, die etwa seit (e)einer Stunde dort waren. In (d)der Ferne erblickten wir die weiß aufschäumendenWogen des Meeres, die Sandschiffe außerhalb der Barre jenseit der Sanddünen, der glatte Fluß trennte sich für (d)das Auge sichtlich von der leider hoch gehenden See. An (e)ein Auslaufen wurde nicht gedacht, indessen quartirten wir uns auf (d)der einen Seite der Zollstube, die man uns einräumte, ein, ließen uns (e)eine Tasse Kaffee kochen, badeten uns um Mittag (d)und beginnen nun wieder unser Wartesystem; daß wir keinen Diener haben[,] ist höchst unangenehm, zumal wir unsre Wirtschaft noch fortführen wollen; mit unserm Essen kommen wir dabei am schlechtesten weg. Am (Nachm)Nachmittag einen kurzen Spatziergang nach dem ¼ (St)Stunde entfernten Meere gemacht; [74] der Strand läuft völlig flach (v)von (d)der Sanddüne in (d)das Meer aus (d)und köstlich wälzten sich die schäumenden Wogen gegen (d)den Beschauer an. Am Strande Muscheln gesucht. -
Sonntag (d)den 20ten Juli 1845. Vor- wie (Nachm)Nachmittags mit Georgi (d)undMax ein herrliches Meerwogenbad genommen. Der Wind ist noch nicht günstig zum Auslaufen. -
Montag (d)den 21ten Juli 1845. Heut endlich kommen wir zur ersehnten Ausreise von Isbo; mit uns eine Menge andrer Barken, so daß wir einen förmlichen Zug bilden. Um 8 Uhr fuhren wir vom Zollhaus ab, lavirten mit günstigem Winde bis an die links weit in das Meer vorgehende Sanddüne, die dann endlich glücklich überschnitten wurde (d)und wir uns jetzt erst im Meere befanden. Köstlich anzuschauen war das Tanzen über die hohen Brandungswogen, das Verschwinden (d)und Wiederauftauchen der Schiffe. Um ½ 10 Uhr etwa mochten wir bei unsrem Zweimaster ankommen, wohinein dann nicht nur wir (d)und unsre Sachen, (sond)sondern noch 2 tüchtige Ladungen Reis hineingepackt wurden, so daß (m)man kaum treten konnte. Indessen ward nach (d)und nach (e)ein klein wenig Ordnung gemacht; wir 4 kamen in die im Mittel des Schiffes aufgewundene Jolle, wo wir freilich krumm wie im Mutterleib liegen müssen, (d)und es überdieß enorm eng ist; indessen hat (m)man doch seine 4 Pfosten, worin man nicht (v)von Außen belästigt ist. Gegen 12 Uhr lüfteten wir unsre Anker vom (Afrikan)Afrikanischen Boden; erst kreuzen wir einige Stunden, dann halten wir richtigen Curs mit stärkerem Winde.
Dienstag (d)den 22ten Juli 1845. Den ganzen Tag heut nichts als Himmel (d)und Wasser gesehen; der Wind günstig; das Schwanken des Schiffes nicht unbedeutend; herrliches Blau des Meeres bewundert; am Abend Leuchten desselben, wenn auch nicht so sehr bedeutend. -
Mittwoch (d)den 23ten Juli 1845. Der Wind fortdauernd günstig. Schon um Mittag erblicken wir die scheinbar sandige Küste bei Gaza; wir sind ein wenig zu südlich gesteuert. Im Laufe des Nachmittags zeigt sich in leisem Dunste die scheinbar sehr hohe Bergkette des Libanon; auf den Hügeln des Vorlandes kann man Baumwuchs erkennen. Da es indessen nicht möglich ist[,] heut noch Jaffa zu erreichen, so laviren wir bei geringem Winde die Nacht hindurch. - Schöner als heut habe ich das wunderbare Blau der bewegten Wellen nie bewundert gleich dem durchsichtigen Edelstein. [75]
Donnerstag (d)den 24ten Juli 1845. Heut früh sah ich nach schlecht durchbrachter Nacht die Sonne glorreich über den Höhen des Libanon aufgehen; die Küste Palästinas lag entfernt wie gestern, aber jetzt steuern wir in (d)der Helligkeit direkt auf Jafa zu (d)und müssen etwa um Mittag dort sein. Circa um 10 Uhr werfen wir unweit einer (franz)französischen Corvette in ziemlicher Entfernung (v)von (d)der Stadt Anker. Die Stadt Jafa hat ein vollkommen verschiedenes Ansehen gegen die (Ägypt)Ägyptischen Städte. Massiv (d)und äußerlich reinlich mit unzähligen Kuppelchen auf (d)den Häusern bauen sich diese (v)vom Meere aus (zusgedrängt)zusammengedrängt in (e)ein 3eck an den Berghügeln der Küste empor. Rechts (d)und links sind diese Hügel scheinbar mit Gärten bedeckt, während etwas weiter entfernt sie mit Sand bedeckt erscheinen. Jafa hat eigentlich keinen Hafen[,] aber durch alte Molen, deren zertrümmertes Mauerwerk hier (d)und da aus (d)der See auftaucht, wird ein ruhigeres Bassin gebildet, was sich längs der ganzen Stadt hinzieht (d)und die kleineren Schiffe aufnimmt. Die Klarheit des grünen Wassers hier war wunderbar. Nach einigem Warten auf unsrer Feluke wurden wir mit unsern Sachen an (d)den Quai herangerudert, der mit Wasserthoren massiv aufsteigt; nun begann eine Unterhaltung (vn)von dieser Mauer herab. Ich ließ mich an’s Land tragen (d)und fand unter den Leuten dort oben einen in (europ)europäischer Kleidung, der deutsch sprach (d)und von dem ich dann sogleich zu (m)meiner (gr)großen Freude erfuhr, daß Abeken noch in (Jerus)Jerusalem sei. Unser Schiff ward dann nach (d)der Quarantäne gewiesen, die rechts (v)von (d)der Stadt in (e)einer Ummauerung am Berge schon früher (v)von uns bemerkt war. Hier ward ausgepackt (d)und eingezogen; die 4 leeren Wände des leidlichen Zimmers wurden bald durch unsre Betten (d)und Sachen wohnlich gemacht. Ein guter Diener besorgt uns wie unser Essen, (d)und die Vorräthe (v)von Ägypten kommen uns hier wohl zu Statten. Die Aussicht (v)von unsrem Zimmer nach Westen geht auf das unbegränzte blaue Meer, was sich an den Molentrümmern schäumend bricht. Es ist mir ganz behaglich hier; rechts hat (m)man noch über der Quarantäne Mauer einen Theil der Stadt in Aussicht, wo dann die Flaggenstangen der Consulate vielfach emporragen. Vortreffliches Abendessen; Weintrauben pp., kurz, man scheint hier Alles Gute haben zu können. Hinkfüßiger Guardian, der [76] sich wichtig thun will, fällt sehr ab, da er uns zuerst mit Grobheit behandelt (ist (wahrsch)wahrscheinlich ein Pole). Auch (d)der Direktor der Anstalt ist (e)ein Pole; der dicke Arzt scheint Franzose. Heut (Nachm)Nachmittag einen Theil des (Evang)Evangeliums Matthäi gelesen. - Das war der 1ste Quarantänetag. - (Ein)Einen Brief an Abeken geschrieben. -
Freitag (d)den 25ten Juli 1845. (Vorm)Vormittags werden die Briefe an den Consul Murad (d)und an Abeken ((incl)(inclusive dem (v)von (Leps)Lepsius (d)unLieder) in (d)die Stadt besorgt. Besuch (v)von unsrem gestrigen Deutschen, ein alter freundlicher Mann Namens Hanauer, ein Baier[,] der eigentlich (engl)englischer Missionaragent hier ist, aber auch die Sekretariatsgeschäfte des (preuß)preußischen Consulats besorgt. Er kam mit (d)dem Bruder des (Cons)ConsulsMurat, einem netten jungen Mann. Leider ist (d)die Quarantäne 15 Tage, doch wird es wohl mit 11 Tagen höchstens (s)sein Bewenden haben. (Jerus)Jerusalem kann (m)man (v)von hier zu Pferde in 7 - 8 Stunden erreichen, mit Gepäck (ab)aber geht (m)man natürlich länger. - Das (Evang)Evangelium Matthäi ausgelesen, die Aussicht aus (d)der Wohnung gezeichnet, um sie zu tuschen. - Die 5 Deutschen ( 1 (Apoth)Apotheker[,] 2 Tischler[,] 1 Schneider (d)und 1 Schweizer Drechsler) besucht, die zu ebner Erde einquartirt sind. Komische Scene mit (d)dem Gelde in Seifenwasser, dem [Anfassen] der Briefe (d)und Räuchern derselben pp. Abends Domino gespielt.
Sonnabend (d)den 26ten Juli 1845. Nach schlecht durchbrachter Nacht heut (Vorm)Vormittag Besuch (v)vom Doktor, der erste Nichtdiener, der sich um uns bisher gekümmert hat; ein dicker jovialer Franzose, der unsern [Raum] notiert (d)und uns erlaubt, (e)einen Spatziergang auf (d)die Berge zu machen, natürlich nicht ohne Wache. Abends trefflichen Seefisch gegessen.
Sonntag (d)den 27ten Juli 1845. Den dicken Georgi heut (Vorm)Vormittag porträtiert; ferner Besuch (v)vonHanauer; (Nachm)Nachmittags Spatziergang am Meeresufer (d)und Seebad. -
Montag (d)den 28ten Juli 1845. Gemalt (d)undMax porträtiert; Brief an Wildenbruch geschrieben. -
Dienstag (d)den 29ten Juli 1845. (Vorm)Vormittags Besuch (v)vom Direktor[,] mit dem wir (e)ein Glas Liqueur (zus)zusammen trinken. Die (franz)französische Corvette heut der Julitage wegen mit allen Flaggen. (Nachm)Nachmittags um 5 Uhr Spatziergang am Meeresufer entlang auf eine Art Belvedere auf den Uferbergen, eigentlich wohl ein [77] altes (Schechg)Schechgrab. denn es ist ein gemauertes Grab davor. Die Aussicht hier trefflich nach allen Seiten. Die Krone des Uferbergzuges, auf dem auch (d)die Stadt liegt, mit Gärten bedeckt, die Caktushecken umfassen; nach Westen das weite blaue Meer, dessen Brandung am Sandufer zu unsren Füßen rauscht. Nach Nord die (zus)zusammen gedrängte Stadt mit ihren unzähligen Kuppelchen; Knaben auf den Dächern belustigen sich (mit)damit.[,] Drachen fliegen zu lassen. Nach Süd die köstlichen Bergabhänge (d)und kleinen Meeresbuchten bis zum flacheren Ufer bei Gaza hin; (d)und (östl)östlich im leichten Dufte die mit Waldung überzogenen Berge, in denen Jerusalem liegt. Solch (e)ein Anblick war Labung für unsre Quarantänelaune. Nachher hinab in (d)das Seebad[,] wo wir uns an (d)die Felsen stemmend, mit den Wellen stritten; hier fanden wir auch (H)HerrnHanauer mit einer Anzahl junger Leute, die mit ihrem Präceptor, einem Deutschen, (z)zu Besuch aus (Jerus)Jerusalem herübergekommen war, (d)und zu einer Art Missions-Seminar gehörten. - Dann wieder mit Sonnenuntergang in unsern Käficht. Abends Domino.
Mittwoch (d)den 30ten Juli 1845. Heut früh einen lieben Brief (v)vonAbeken aus (Jerus)Jerusalem erhalten, dem ich umgehends wieder mit (d)dem Boten antworte. Ich spreche mit (d)dem Direktor um weitere Abkürzung der Quarantäne, worüber er jedoch kein Verprechen geben will. Der Consul Murad schickt uns heut 6 Batich, die hier (v)von ausgezeichneter Qualität sind. -
Donnerstag (d)den 31ten Juli 1845. Es passierte nichts Bemerkenswerthes. Ich las einmal wieder Göthes Iphigenie. Abends Domino.
Freitag (d)den 1ten (Aug)August 1845. Die Hoffnung, heut aus unsrer Haft entlassen zu werden, bestätigt sich nicht. Heut die (Apsotelgesch)Apsotelgeschichte (d)un (e)einen Theil des (Evang)Evangliums Johannis durchgelesen; Abends lange Unterredung mit dem Direktor; vielleicht kommen wir morgen los. (H)HerrHanauer nebst (d)dem jungen Consularbruder waren bei uns (d)und haben sich auch für unsre Freiheit verwandt. Der Direktor schickt wieder (e)eine Flasche Wein.
Sonnabend (d)den 2ten (Aug)August 1845. Auch heut noch (e)ein langweiliger Tag (d)der Quarantäne; große Ungefälligkeit, daß (mn)man uns nicht entläßt. Gelesen (d)und gepackt.
Sonntag (d)den 3ten (Aug)August 1845. Heut früh endlich besucht uns der dicke (franz)französische Doktor (d)und entläßt uns. Wir müssen für Zimmer (d)und Bedienung auf 15 Tage Jeder etwa 50 (p)piaster zahlen. - Unsre Sachen lassen wir [78] (z)zur Barke zum Hause des Consuls Murat bringen, der uns höchst freundlich aufnimmt. Wir müssen den heutigen Tag ganz bei ihm bleiben (d)und beschließen[,] erst morgen früh zu reisen. So besehen wir denn am (Vorm)Vormittag zuvörderst die Stadt, deren Straßen natürlich eng (d)und winklich genug bergauf (d)und bergab gehen. Der Platz, wo das Haus Simon des Gerbers stand, in dem Petrus aufgenommen ward, wird besehen; es ist am Quai; später scheint (m)man (e)eine Art Festungsthurm dorthin gesetzt zu haben, der jetzt (ab)aber verschwunden (d)und (v)von dem blos die Schießscharten noch zu sehen sind; noch früher stand dort ein christliches Kirchlein (od)oder Kapelle. Von hier über (d)den Basar nach (d)dem Thor, was nach (Jerus)Jerusalem zu führt; höchst eigenthümlicher und malerischer Eindruck. Durch ein Thor ein hübsch verzierter Brunnen in (e)einer Nische; (d)das Thor selbst gar trefflich; der Platz außerhalb davor wimmelnd (v)von Kameelen [und] (interess)interessanten Arabern, Eseln pp., umgeben mit indischen Feigenhecken, Sykomoren und echten Feigenbäumen; ein gelbsandiger Hügel mit (d)dem Kirchhofe (d)und dann wieder (e)eine Spitze (v)vom Meeresstrande, an (d)der Stadtmauer aber ein Gärtchen mit Cedern- (od)oder Cypressenbäumen, überhängendem Wein gar malerisch neben (d)dem alten Gemäuer; dann (z)zum Consul zurück (d)und auf europäische Weise Mittag gegessen. (D)Der Consul mit (s)seinen beiden Brüdern liebe Leute; Ring (v)von (Pr)PrinzAlbrecht. (Nachm)Nachmittags mit Hanauer (d)und dem jüngsten (Br)BruderLazaris gen Gaza hinaus in (e)einen Garten gegangen; Maulbeerbäume, die mich an Zachäus erinnern, indische mächtige Caktushecken. Der Garten ziemlich groß, voller Orangenbäumen; blühende Sonnenblumen mahnten mich lebhaft an (d)die Heimath. Unter (d)den Bäumen, wo noch vor Kurzem [...] (d)und [...]gesessen hatten, verzehrten wir indische Feigen, (d)und ruhten im Gespräch (v)von (d)der (gr)großen Hitze des Tages. Dann noch am Meere gewandelt, den kleineren Garten des Konsuls besehen neben (d)der Quarantäne, endlich nach Hause (d)und zu Abend gespeist, wo es mir dann sehr wohl schmeckte. Gegen 10 zu Bette. Um 11 Uhr etwa wieder aufgestanden, um (e)eine Hochzeit, welche (d)die Straßen durchzog, anzusehen; erst feierlicher Chorgesang, dann (e)eine Prozession; unzählige Kerzen (d)die ganze Straße entlang; Alles geputzte Leute ; ein Trupp verhüllter Weiber, in deren Mitte (d)die Braut; unangenehmes Geschrei (d)und Gekreisch derselben; - endlich verschwanden Fackeln (d)und Lichter (d)und wir wieder zu Bett. - NB Die Bruchsteine (poröser Kalkstein)[,] aus denen Jafa gebaut, bringt (m)man alle aus dem alten Caesarea, dessen Ruinen etwas aufwärts gen Beiruth liegen. (D)Die Bauart (d)der Fenster ziemlich hoch, jedes Zimmer überkuppelt, sehr massiv (d)und kühl. - Zu morgen früh sind unsre Pferde nach (Jer)Jerusalem bestellt. [79]
Montag (d)den 4ten (Aug)August 1845. Etwa 1 (St)Stunde vor (d)der Sonne aufgestanden; etwas gepackt, tüchtig gefrühstückt (d)und dann um 6 Uhr aufgebrochen: 4 Reitpferde[,] 1 Packpferd (d)und 1 vom Führer. Zuerst (d)der Weg (zw)zwischen den Cacktushecken der Gärten (v)vonJafa; dann auf sandigem Wege (zw)zwischen jetzt kahlen Saatfeldern durch die wellenförmige Ebne. Die rothe fruchtbare Ackererde glühte in (d)der Morgensonne; die Felder bisweilen voll (v)von Disteln oder Steinen; die Dörfer mit Caktushecken, (d)und Ölbaumhainen gar freundlich (d)und ländlich; jüdische Gesichter der begegnenden Männer (d)und Weiber; Gewänder der Weiber alle mit (e)einem Gurt gehalten. Wie lebendig ward mir Alles, was ich aus (d)der (heil)heiligen Schrift kannte, auf diesem Boden, die Geschichte der Ruth, der Gleichnisse Christi pp. - Nach 3 Stunden um 9 Uhr kamen wir zum Städtchen Ramle, was massiv im Style (v)vonJafa gebaut ist; ein (byzant)byzantinischer Thurm fiel mir auf. Wir ritten vor (d)dem Kloster vorbei (d)und ruhten auf (d)dem Markt vor (e)einem Caffeehause, wo wir Brodt, (Weintr)Weintrauben, Feigen, Caffee (d)und Schischa verzehrten. Nach ½ (St)Stunde wieder aufgebrochen (d)und binnen 2 Stunden etwa kamen wir in (d)das gebirgigere Terrain. Der Weg wie die Berge sehr steinig, doch letztere stets mit untermischter Vegetation. Je höher wir stiegen, desto schlechter ward der Weg, die Berge aber nie sehr schroff, meist in niedrigen Terrassen ansteigend mit Gesträuch (d)und Weidegräsern bedeckt; Heerden (v)von Cameelen, Ziegen, Schaafen machten (d)das Bild der Erzväter in mir ganz lebendig; Dörfer hörten allmählig fast ganz auf, ebenso Kornfelder; meist in den Thälern wanden wir uns hin, bis wir endlich schon (Nachm)Nachmittags die Höhe des Gebirges erreicht. An einigen Quellen ward getrunken[,] ohne uns jedoch weiter aufzuhalten. (NB. Noch in (d)der Ebene Begegnung mit etwa 6 (arab)arabischen Kaufleuten, die, diesmal freilich im Spaß, aber doch[,] wohl um uns Furcht einzujagen, die Fanatsie eines Überfalls vormachten). Am (Nachm)Nachmittag wurden die Berge mehr bewachsen mit Ölbäumen, Aprikosen (d)und anderm Buschwerk. Die Wege ganz miserabel[,] fortwährend über Fels (d)und Gerölle; fortdauernd langsamer Schritt. So ging es fort; 2-3 Stunden vor (Jerus)Jerusalem ritten wir an (e)einer (reinl)reinlichen Ortschaft mit (byzant)byzantinischer Kirche vorbei, klein, aber in (e)einem Thalkessel freundlich gelegen. Weinberge auf (d)den Terrassen (d)der Berge begannen hier (d)und da. Noch ein tiefes Thal mußte durchschritten werden, dann hielten wir uns auf (d)der Höhe, (d)und als die Sonne im Sinken begriffen war, erblickte ich die Kirche auf dem Ölberge; einige Minuten darauf standen wir [80] an dem Thalkessel (v)von (Jerus)Jerusalem (d)und mit welchen Gefühlen schaute ich auf die heilige Stadt hernieder! Wir bogen (v)vomJafathore links ab zum Damaskusthor an der mit Zinnen bekrönten Stadtmauer entlang; fanden es aber schon verschlossen; ein Bakschisch öffnete uns jedoch (d)die Pforte. Nach mehreren Irrgängen in (d)den engen Straßen fanden wir endlich zu dem uns empfohlenen Gasthof des (H)HerrnMischullem (d)und fanden uns gleich hier sehr nett (d)und behaglich; es ist ganz nah am Damasker Thore. Nach (d)dem Abendessen kam Abeken (d)und wir freuten uns bis ½ 12 Uhr seiner lang entbehrten Gesellschaft. Ermüdet, aber voll Dank (d)und Freude legte ich mich (z)zum Schlaf nieder. -
Dienstag (d)den 5ten (Aug)August 1845. Elisabeth’s Geburtstag. Früh mit Abeken durch die via dolorosa nach (d)derKirche des (heil)heiligen Grabes gegangen, (d)und das prächtige Portal derselben besehen; von dort an das Jafa Thor[,] an (d)der Wohnung des Bischofs vorbei; das Thor ist sehr malerisch, denn es erhebt sich dort eine Art (v)von (kl)kleiner Citadelle, die (v)von innen gesehen, sich trefflich emporbaut; auch (v)von außen mit Hinzuziehung der Landschaft ist Ansicht herrlich. Von hier an (d)der inneren Stadtmauer umher[,] am Zionsthor vorbei[,] auf (d)die Mauer selbst bis an (d)die Gegend der Tempel-Area, (d)und dort einen unvergleichlichen Blick auf die Moschee Omar wie den ganzen Nordtheil des Berges Bezetha (d)und den Ölberg genossen; dann die alten mächtigen Quadern am Unterbau des Tempels, den Brückenansatz besehen; von hier zum Klageort der Juden (d)und um den Tempel herum (z)zum Teich Bethesda, ein großes (v)von 3 Seiten mit Mauern (d)und Häusern umschlossenes Bassin, dessen Grund mit Staub (d)und Schutt angefüllt ist. Von hier zu Abeken’s Wohnung (d)und gefrühstückt, dann zu Haus (d)und Mittag gegessen. Am (Nachm)Nachmittag kam wieder Abeken um 3 Uhr (d)und wir machten unsern Besuch bei (Bisch)Bischof (Alex)Alexander[,] wo wir den (engl)englischen (Miss)MissionarWitsch fanden; die Gattin des Bischofs erschien uns besonders liebenswürdig (d)und trotz ihrer vielen Kinder noch immer schön. - Darauf Besuch beim (engl)englischen Consul Joungk, einem artigen (d)und verständigen Mann; dann auf (d)das Dach der Caserne neben dem Tempel, von wo wir die trefflichste Ansicht aller Baulichkeiten auf (d)der Area desselben sowie auf (d)die übrige Stadt umher genossen; die Mosaike der Moschee Omar mit (d)dem Fernrohr bewundert. Von hier durch (d)dasStephans Thor außerhalb der Stadt über den (türk)türkischen Begräbnißplatz an (d)der Stadtmauer entlang auf (d)den Berg der Grotte des Jeremias; Olivenbäume ziehen sich im Thalgrunde umher. Die Mauer mit ihren Zinnen macht sich (v)von hier vortrefflich. Nun durch (d)dasDamaskusthor nach Hause zurück, (d)und Tagebuch geschrieben. Nach dem Abendessen [81] kam wieder Abeken, ein guter Punsch ward gebraut und auf (d)das Wohl der lieben Schwester getrunken; wüßte sie, daß ich an diesem Tage (zugl)zugleich den ersten Tag in Jerusalem feierte! Um 11 Uhr noch mein Tagebuch vervollständigt (d)und dann zu Bett. -
Mittwoch (d)den 6ten (Aug)August 1845. Heut früh mit Ernst das Portal zur Kirche (v)vom (heil)heiligen Grabe gezeichnet. Nach Tisch Besuch vom Dr. Macgowen, Arzt bei der hiesigen Mission. Um 5 Uhr zu Abeken, den ich nicht zu Hause fand; von da durch (d)die Stadt zum Jafa Thor hinaus (d)und nach dem Ölwäldchen vor unsrem Damaskus Thore; von Außen die Grotte des Jeremias betrachtet (d)und nachher ein wenig gezeichnet; herrliche Vergoldung der Landschaft (v)von (d)der untergehenden Sonne, die mich jedoch an die Rückkehr mahnte. Abends gegen 10 Uhr noch (e)ein Besuch (v)vonAbeken, der nach 11 Uhr fortgeht. -
Donnerstag (d)den 7ten (Aug)August 1845. Um 8 Uhr zu Abeken[,] mit dem ich um 9 Uhr (H)HerrnNicolayson, ersten hiesigen Missionsprediger besuche, einen lieben anspruchslosen Mann, der wenigstens 1 Dutzend lebende Sprachen spricht; (v)von Geburt ein Däne; ich spreche mit ihm hauptsächlich über den Bau der hiesigen Kirche (d)und die vortheilhaftere Benutzung des Grund (d)und Bodens; nachher stellt er mich seiner, freilich nur englisch redenden Frau vor, die 19 Jahr älter ist als er, also wie seine Mutter aussieht. Von hier nach dem Jafa Thore; wo ich bis Mittag eine Skizze der Citadelle mit (d)dem (N)Nord Thurm zeichne; (Nachm)Nachmittags das Portal der (sogen)sogenanntenGrabkirche der Maria gezeichnet, was recht hübsch in (arab)arabisch (byzant)byzantinischem Spitzbogenstyl ausgeführt ist. Am Abend zum Thee sämmtlich beim Bischof Alexander; es ist nur noch Nicolaison nebst (s)seiner Frau (d)undAbeken dort; hübsche älteste Tochter, die mit einem (engl)englischen Geistlichen verlobt ist; sie spielt Clavier (d)und eine Harfe auf Zion; (engl)englische Abendandacht, um ½ 11 Uhr zu Haus; wo wir noch mit (Ab)Abeken ein Stündchen plaudern. -
Freitag (d)den 8ten (Aug)August 1845. Heut früh um 7 Uhr holt uns Abeken ab, (d)und während er (d)undMax reitet, wandern wir Andern auf den Ölberg; großartige Aussicht auf (d)die ganze Stadt (d)und die Berge rings; sogar das todte Meer schimmert durch den Nebel der Gebirge von ... Der Weg ging am Grabmal (d)derMaria vorbei so wie an der Umzäunung des (sogen)sogenannten Gartens (v)vonGethsemane. Oben besahen wir die Capelle der Himmelfahrt; ein kleines, früher offenes Kapellchen 6eckig
mit sehr hübsch gearbeiteten (byzant)byzantinischen Kapitälen (d)und Säulchen erscheint jetzt durch zwischengesetzte Wände geschlossen (d)und mit (e)einer Kuppel bedeckt; inwendig ganz roh[,] sieht (m)man nur auf (d)dem Fußboden [82] eine (kl)kleine Marmoreinfassung, worin (d)der Fels freiliegt, in dem eine Art von Fußtapfen sichtbar ist, angeblich (d)der Ort, wo Xristus aufgefahren ist. Dieß Kapellchen steht im Centrum eines größeren 6ecks, davon nur noch die Mauern (d)und einige Basen der daranliegenden Halbsäulen sichtbar sind; (wahrsch)wahrscheinlich ging eine Art (v)von Kreuzgang umher; jetzt steht in diesem Hof ein roher Steinaltar der (griech)griechischen Kirche; die (mittl)mittlere Kapelle ist übrigens allen Confessionen gemeinschaftlich. Dann die Aussicht noch schöner (v)von (d)der Höhe des Thurmes genossen. Von hier über den Rücken des Ölbergs auf freundlichen wenngleich steinigten Pfaden (zw)zwischen Ölbäumen, Feigen, Pfirsichen etc. mit wechselnder Aussicht in (d)die Thäler zu dem etwa noch ½ (St)Stunde entfernten Bethanien ((arab)(arabischEl Asarie, (türk)türkischBatania) [.] In (d)den Bergen überall Grablöcher ausgehauen, wie in Ägypten; Imso Dorf selbst stiegen wir (sogl)sogleich in (d)das (sogen)sogenannteGrab des Lazarus, an 26 Stufen tappten wir in (d)das dunkle Loch hinab, wo ein Mönch mit 2 Kerzen war, die aber die Dunkelheit so gut wie gar nicht erhellten. Von einer ersten Kammer steigt (m)man noch durch (e)einen engen Eingang in (e)ein 2tes hinab, etwa 6 [Fuß] lang (d)und (br)breit, überwölbt, denn der rohe Fels ist mit Quadern verbaut; nachdem wir uns wieder zum Tageslicht aufgewunden, machten wir in (d)der sehr heißen Sonne noch einen Gang ¼ (St)Stunde hinter (d)dem Dorfe, wo man einen (gewöhnl)gewöhnlichen Felsstein als (d)dasGrab Elisa’s zeigt; die Thäler hier alle mit Ölbäumen besetzt; jetzt durch (d)das Dorf zurück (d)und unter (e)einer Olive gelagert, wo Feigen (d)und Caffee verzehrt ward, (d)und wir 4 Zeichner Ansichten (v)vom Dorf (d)und Bergen skizzirten. Um 12 Uhr etwa auf (e)einem andren Wege, der ebenfalls reizende Aussichten bot, zu den Gräbern Absalon’s etc. gegangen (d)und (v)von da nach (d)der Stadt; im Ganzen eine heiße aber herrliche Parthie. (Nachm)Nachmittags um 5 Uhr nach (d)dem jüdischen Klageort, wo wir die Juden, Männer (d)und Weiber weinend (d)und Gebete lesend fanden, ein rührender Anblick. - Allein wanderte ich nach (d)demZionsthore, ging an (d)dem Kloster mit Davids Grabe vorbei, den Berg hinab an die Passage des unteren Gihomsteiches (d)und in (d)dem Thale Ben Hinnom entlang; gegenüber lag mir der (v)von Gräbern durchlöcherte steile Fels; (zw)zwischen ihnen (d)und mir Olivenwaldung; dann gelangte ich zu den (sogen)sogenanntenGärten der Könige, die sich noch jetzt bis vor das Dorf Siloam hinziehen, (d)und einen reizenden Anblick gewähren[,] obwohl nur Gemüse darin angebaut sind; freundlicher Blick über die Gärten auf das Halbkapelchen zum Hiob (od)oderNehemia’s Brunnen (d)und höchst malerischer Fleck der Quelle (d)und des Teiches Siloam. Das [83] Wasser rinnt hier stark aus (d)dem Fels, bewässert die Gärten, dient zur (allgem)allgemeinen Tränke der Heerden, die mir in langen Zügen entgegenkamen; ein alter Feigenbaum mit (e)einem Sitzplatz (v)von aufgehäuften Steinen umgeben, steht daneben; (interess)interessanter Blick auf das an (d)dem gegenüberliegenden Berg angeklebte Dorf Siloah; nun an (d)der Quelle der heiligen Jungfrau vorbei, zu der man in (e)ein Bassin auf Stufen hinabsteigt, (d)und durch (d)dasStephan’s Thor nach Haus zurück, herzlich müde. Abends Tagebuch geschrieben. -
Sonnabend (d)den 9ten (Aug)August 1845 Um ½ 8 Uhr aufgebrochen nach Bethlehem. Abeken, der uns begleiten wollte, ist nicht ganz wohl, (d)und so reiten wir Andern allein, der Dicke auf (e)einem Maulthier seines letzthin aufgerittenen Hinterns wegen. Bei frischer Morgenluft reiten wir (z)zum (Damask)Damaskus Thore hinaus[,] um die halbe Stadt herum[,] auf schönem Wege an (d)der Ebne Rephaim entlang; die wellenförmigen Berge kahl[,] steinig[,] nur mit spärlichen Kräutern für (d)das Vieh versehen, in (d)den größeren (d)und tieferen Thälern Olivenwaldungen. Am stattlichen Klostergebäude (v)vonMar Elias vorbei, gelangen wir zu Rahel’s Grab, ein kleines weißes Gebäude wie ein Schechgrab in Egypten; ein wenig weiter fällt (d)der Dicke (v)von seinem Maulthier (d)und zieht es vor[,] zu Fuß nach Bethlehem hineinzugehen, welches Städtchen sich freundlich auf (d)dem nahen Berge ausbreitet (d)und mit Kirche (d)und Kloster gar stattlich aussieht. Wir biegen rechts ab nach El barak, den (sogen)sogenanntenTeichen Salomo’s; der Weg hiehin ist bisweilen unglaublich schlecht (d)und ich bedauerte unsre armen Pferde. Die 3 gewaltigen Wasserbassins, in deren zweien noch etwas Wasser befindlich war[,] sind (v)von hohen Mauern umschlossen[,] der terrassenartige Fels ist behauen (d)und ummauert; Treppen führen herab (d)und ihre Anlage ist so, daß sich (v)von selber eines nach (d)dem andern füllen konnte, das hinterste ist das tiefste; dieß ist (zugl)zugleich auch das interessanteste durch die treppenartigen Absätze[,] die auf einer Seite wie ein Amphitheater (halbkrförmig)halbkreisförmig sind; Treppen (d)und Treppchen führen (v)von oben hinab, (d)und das Ganze scheint mir (zugl)zugleich zu (e)einem Bade eingerichtet gewesen. Neben den Bassins hin fließt in Röhrenleitungen (v)von gebranntem Thon ein köstliches Wasser, was uns sehr erquickte
Röhren 1 ½ [Fuß]. Neben den Teichen am Wege ein castellartiger Hofraum, worin jetzt, wie ich glaube, Pferde standen. - Nach ¼ Stunde wieder von [84] hier abgeritten (d)und nun nach dem rechtsab liegenden Bethlehem. Es ist (e)ein Städtchen, mit neuen massiven Häusern aus Kalkstein, aber engen bergigen Gassen; letztere wimmelten von Arabern mit (interress)interressanten Gesichtern. Vor dem Kloster abgestiegen; wir finden dort vor der Thür den Dicken (d)und unsre 5 Handwerker (v)vonJafa; Bettler umringen uns zudringlich, auch Verkäufer (v)von Rosenkränzen (d)und Perlmutterwaaren. Zuerst in das Langschiff der Kirche gegangen, die basilikenartig mit 5 Schiffen erbaut ist; schöne (römisch-korinth)römisch-korinthische Säulen mit Marmorschäften stehen in 4 Reihen; die Decke offnes Holzgebälk. Alte Mosaikstellen (v)von großem Interresse[,] aber kaum noch erkenntlich. Nachher kam ein padre, der uns zuvörderst das reich ausgeschmückte Kreuz der Kirche zeigte, was zum (röm)römischen (d)und (griech)griechischen Gottesdienst verwandt wird. Wir hielten uns nicht lange bei den vielen Bildern auf, die an (d)den Wänden hingen, (sond)sondern stiegen bald mit Kerzen in (d)die Grotte hinab. Die Treppenseiten mit gelblichem Zeuge tapeziert, unten (d)der schmale Raum der Grotte mit unzähligen (v)von (d)der Decke herabhängenden Lampen (v)von Silber (d)und Gold hell (d)und festlich erleuchtet. Nische der Geburt, wo im Boden der Fleck mit (e)einem (silb)silbernen (od)oder (gold)goldenen Sterne ausgelegt ist; die Niesche[,] wo die Wiege stand, die Stelle[,] wo (d)die Anbetung der Könige statt fand. Dann in Seitengängen der Wohnort Joseph’s, das Grab Hieronymus (d)undEusebius; das Beinhaus der gemordeten Kinder mit 3 Schlössern verschlossen etc. Mir wäre es lieber gewesen[,] die rauhen Wände der Grotte ohne jeglichen Schmuck zu sehen als so unkenntlich (d)und mit Prunk überladen. - Vor der Kirchenbesichtigung (e)ein Mahl von Eiern, Reis (d)und Eierkuchen eingenommen; nachher Perlen Waaren eingekauft, dann , etwa um 1 Uhr abgeritten (d)und gegen 3 Uhr in (Jerus)Jerusalem zurück. Nach (d)dem Mittagessen Besuch bei Dr. Macgowen[,] der nicht zu Hause. Abends kommt Abeken, der eine (kl)kleine Vorbereitung für unsern morgenden Abenmahlsgang hält.
Sonntag (d)den 10ten (Aug)August 1845. Gegen 8 Uhr gehe ich mit Georgi nach der Grabkirche der (heil)heiligenMaria, der Gottesdienst war leider schon vorbei (d)und man hatte die Lampen schon ausgelöscht. - Überraschender Anblick beim Eintritt in (d)das Gebäude. Eine breite Treppe führt tief in (d)die Grotte hinab (d)und (d)das Gewölbe über (d)der Treppe wie unten in (d)der Kirche strotzt von niederhängenden (silb)silbernen (od)oder goldenen Lampen. Neben der Hauptkapelle ist wie in Bethlehem ein Seitenkämmerchen[,] wo (d)das Grab gezeigt (wir)wird, ausgelegt, wenn ich nicht irre[,] mit Marmor ((od)(oder Perlmutter). - Von hier ging ich allein [85] nach (d)dem nahe liegenden Garten (v)vonGethsemane, Blumen suchend, (d)und stillen ernsten. Betrachtungen nachhängend; dann wieder zur Stadt zurück, wo ich einen Brief nach Hause zu schreiben begann. - Um ¼ 3 Uhr zur Kirche; Gottesdienst (d)und Abendmahl (natürl)natürlich nach (engl)englischem Ritus; Nicolayson hielt die kurze Predigt, gewissermaßen nur (e)eine Vorbereitung (z)zum Mahle. Gebete (d)und Bibellesen nahmen die meiste Zeit in Anspruch; der Bischof (d)undNicolayson theilten (d)das Mahl aus; nachher noch am Briefe weiter geschrieben; am Abend wieder Abeken bei uns. -
Montag (d)den 11ten (Aug)August 1845. (Vorm)Vormittags mit Georgi zu (d)dem (sogen)sogenanntenGrab der Helena (d)und den danebenliegenden Gräbern der Könige, deren Eingang wir zeichnen; da wir kein Licht haben, kriechen wir nicht hinein. (Nachm)Nachmittags zu Haus geblieben (d)und am Briefe fortgeschrieben.
Dienstag (d)den 12ten (Aug)August 1845. Parthie nach (d)demJordan (d)und (d)demtodten Meere. Nachdem wir heut mit Abeken noch ein Mittagbrodt bei uns eingenommen hatten, setzen wir uns um 12 Uhr Mittags mit Sack (d)und Pack in Bewegung, (näml)nämlich wir vier, Abeken mit (s)seinem Diener, (H)HerrBiering, ein Däne, den Abeken mitnahm, (d)und uns schloß sich noch ein Schneider aus Böhmen, der grad hier (b)beiMischullem arbeitet, (d)und der sächsische Tischler an, ferner hatten wir gegen 18 mit langen Flinten bewaffnete Fellah’s als Sicherheitsgarde. Für letztere hatte unser Wirth 300 (p)piaster ausgemacht, wozu wir noch 50 als Backschisch legten; sonst kostet die Person (gewöhnl)gewöhnlich 100 (p)piaster, was sich jedoch die Beduinen mit den Dragoman’s theilen. - Der Dicke machte die Tour seines Wolfs wegen in (e)einem Kafaß sitzend, mit. - So ging unser langer Zug denn zum (Damask)Damaskus Thor hinaus nach dem lieben Bethanien hin (d)und durch ein wildes (d)und wüstes Gebirge bis wo der Weg sich in das breite Jordanthal niederstreckt; der Weg theilweise herzlich schlecht. Im Thale bogen wir links ab nach (d)der Quelle Ain sultan, an Wasserleitungsruinen vorbei, die (wahrsch)wahrscheinlich früher aus dieser Quelle gespeist wurden; auch soll dabei eine Zuckermühle gelegen haben, wie Robinson sagt, deren Ruinen Abeken besah. Die Quelle kommt jetzt sehr reichlich aus der Erde, so daß sie augenblicklich einen ansehnlichen Bach bildet, der sich aber später auf (d)den Feldern vertheilt (d)und verschwindet. Sein ganzer Lauf ist aber mit dem üppigsten Grün bezeichnet. Hier unweit der Quelle, wo wir etwa um ½ 7 Uhr ankamen, wurden Abeken’s Zelte aufgeschlagen, mitgenommenes reichliches Abendbrod verzehrt, Kaffee (d)und Thee getrunken, geraucht, Abendandacht gehalten (d)und dann mittelmäßig geschlafen. Die ganze Breite des Jordanthales mag etwa [86] 2 - 2 ½ (Ml)Meilen betragen; der Boden ist fruchtbar, aber leider meist unbebaut. Die Stadt Jericho suchten wir umsonst, sahen nicht einmal seine Ruinen, die Robinson hieher verlegt. -
(Mittw)Mittwoch (d)den 13ten (Aug)August 1845. 1 Stunde vor (d)der Sonne aufgestanden, aber, (obgl)obgleich wir kein Frühstück tranken, doch erst mit Sonnenaufgang fortgekommen. Durch freundliches Gebüsch ging es auf das elende Dorf Erija (Jericho) los, was aus den Steinen der alten Stadt gebaut scheint; es sind übrigens nur wenig Häuser, (d)und die Einwohner lebten jetzt unter ausgespannten Zelttüchern. Von hier ging es durch die Ebne, die in 2 - 3 niedrigen Terrassen bis zum Flusse abfällt. Die Ebne ist größerentheils vegetationsleer bis auf kleines Gras (d)und Strauchwerk; am Flusse selbst aber zieht sich ein dichter grüner Kranz von Walddickigt hin[,] doch ohne größere Bäume. Eine Art Weidenpappel, Nabback, Tamarisken (d)und andre Sträucher, mit malerischen Rankenwinden überwachsen[,] bilden ein äußerst freundliches Ganze. Nach 2 ½ Stunden etwa gelangten wir an (d)den Fluß, der eine Breite von 20 - 30 Schritt haben mochte. Sein Wasser war weißlich trüb von kreidiger Thonerde; der Geschmack weich, warm aber süß; an einer Stelle, wo (m)man sein Steinbette überschreiten konnte, war er ziemlich reißend, weiterhin tiefer (d)und nicht allzu schnell fließend. Wir blieben hier etwa 3 Stunden, nahmen ein (köstl)köstliches Bad, schwammen herüber (d)und hinüber (d)und freuten uns des überhängenden Grün’s. Dann aßen wir, tranken Kaffee (d)und brachen um ½ 11 Uhr etwa nach (d)demtodten Meere auf, was wir in circa 1 Stunde erreichten. - Neblige Dünste verdeckten wie bisher, so auch jetzt noch in dieser Nähe das wüste Moab-Gebirge, was sich ziemlich steil in (d)die See absenkt, auch die rechte Seite ist sehr steil und steril. - Das Wasser sah heut trüb bläulich schwarz aus; der Geschmack abscheulich; es ist, als leckte man an Alaun, nur mit einem höchst bittern Beischmack; auch mag verdünnte Schwefelsäure ähnlich schmecken. - Während ich die Berglinien etwas skizzirte, nahm Abeken, wie der Schneider (d)und Tischler ein Bad, was aber natürlicherweise bei Allen keine erfreuliche Wirkung übte; Kopfschmerz (d)und Unbehaglichkeit war die Folge des dicken schweren Wassers, welches eine große Tragfähigkeit hatte. - Vom todten Meere ab, wandten wir uns rechts in (d)das Gebirge nach dem Kloster Mar Saba hin. Die Wege, die zuerst besser waren, als ich erwartet, wurden nachher ungemein steil, beschwerlich (d)und ermüdend für Mann (d)und Pferd. [87] In unendlichen Windungen durch Thäler (d)und Höhen, wie die wüsteste Erde öde, aber mit wunderbar schönen (d)und großartigen Rückblicken auf das todte Meer (v)von (d)der Höhe aus, gelangten wir endlich etwa um 6 Uhr nach dem Kloster, dessen Lage an einem wilden steil abfallenden Thale, was sich mit schroffen Felswänden hinschlängelt, höchst überraschend ist. In malerischen Linien schwingt es sich aufwärts. Nach Abgabe des vom Patriarchen in (Jerus)Jerusalem ausgegebenen Briefes wurden wir erst eingelassen (d)und fanden (d)das Innere über alles Erwarten schön, solid (d)und freundlich. Das Gastzimmer ganz mit Teppichen (d)und Kissen belegt, sprach uns sehr behaglich an nach (d)der Reise; feiner Liqueur, Kaffee, zum Abendbrod Reis, Sardellen, Käse, Eierkuchen, Brod (d)und Wein wurde reichlich zugesprochen. Noch am Abend besahen wir die (griech)griechische Kirche
mit ihren gewaltigen Strebepfeilern außen (d)und ihrer Kuppel in (d)der Mitte, ihrem reichen Bilderschmuck. Das vergoldete Gitter vor dem hinteren Priesterraum war ungemein reich (d)und geschmackvoll
; die Bilder in (d)der (kl)kleinen Nische oben aber waren nicht mehr recht zu erkennen. In noch einer 2ten kleineren Kirche war das Bild der (h)heiligenSaba mit (silb)silberner Kleidung (d)und goldenen Strahlenringen, auch hinter (e)einem Gitter unzählige Schädel (v)von Mönchen, die in früherer Zeit bei (e)einer Belagerung des Klosters hier einmal umgebracht wurden. - Dann genossen wir der Abendluft auf dem Dache unsres Zimmers (NB Auch die (kl)kleine Kapelle über (d)demGrabe San Saba’s ward uns gezeigt), wo sich die vielen Baulichkeiten des Klosters, wie (d)der Kirche höchst malerisch ausnahmen. -
Donnerstag (d)den 14ten (Aug)August 1845. Nicht allzufrüh aufgestanden, erst um 7 Uhr kamen wir zum Aufbruch. Der Weg bis (Jerus)Jerusalem langweilig. Doch kamen wir schon ¾ 10 bis zu (d)den Mauern der Stadt (d)und waren um ¼ 11 Uhr glücklich zu Hause. Auf (d)dem Wege mit Abeken Göthereminiscenzen. - -
Freitag (d)den 15ten (Aug)August 1845. Um 10 Uhr zum Bischof (d)und mit ihm den Bauplatz der Kirche besehen (d)und über Einzelnes in dieser Hinsicht Rücksprache genommen; dann mit Nicolayson zum Architekten Kritschlow (d)und die Pläne der Kirche besehen, die ziemlich mangelhaft sind. Dann zu Haus (d)und Mittag gegessen; am (Nachm)Nachmittag um 3 Uhr mit (Ab)Abeken zum Bischof (d)und bis Sonnenuntergang an Miß Fanny (Alex)Alexander gezeichnet, die in ihrer (oriental)orientalischen Kleidung bildschön war. Abends nach 9 Uhr[,] wie gewöhnlich[,] (Ab)Abeken bei uns; heut auch der (dän)dänische Schlosser Biering. [88]
Sonnabend (d)den 16ten (Aug)August 1845. (Vorm)Vormittags zu Haus geblieben (d)und in Thiele’s Buch gelesen, anstatt an (m)meinem Briefe fortzufahren. - Um 12 Uhr wieder kurze Session der Miß Fanny; dann Diner beim Bischof (d)und seiner liebenswürdigen Frau. Nachher mit Abeken die alte Kirche der (Sta)Santa Anna besehen, eine Kreuzkirche mit 2 nebenliegenden Seitenschiffen, byzantinisch-arabisch. Um 9 Uhr kommt Abeken. -
Sonntag (d)den 17ten (Aug)August 1845. Um ½ 8 Uhr in die heilige Grabkirche, gebaut, wie mir schien, in Kreuzform mit mächtiger Kuppel in (d)der Mitte. In abgesonderter Kapelle im Centrum unter der Kuppel stieg man zu dem Grabe hinab, aber der bunte kindische Schmuck (d)und alles irdische Machwerk nahm jede Andacht an dieser heiligen Stelle. Wir wanderten an (d)den (versch)verschiedenen Räumen des (Geb)Gebäude’s umher, waren in der (kl)kleinen (griech)griechischen Kirche auf dem (sogen)sogenanntenCalvarienberge, zu der man auf (e)einer Treppe der Hauptkirche aufsteigt (d)und gingen dann endlich kalt (d)und unerbaut an den rauchenden Türken[,] die am Eingange saßen, vorbei, um die Kirche des (armen)armenischen Klosters zu betrachten. Diese war sehr hübsch (d)und freundlich (d)und einfach. Der untere Theil mit Kacheln, die ein blaues Tapetenmuster bildeten[,] ausgelegt, oben weiß. Herrlicher Thüren (v)von Perlmutter (d)und Schildkröte ungemein sauber gearbeitet; auch (e)ein treffliches Gitter (v)von Eisen oder Bronze; kleine Kirche daneben für die Frauen; Madonnenbild mit den angesteckten Ringen, Goldschmuck pp.; dann den Hof des geräumigen Klosters besehen. Von hier aus ()in (d)die Stadt nach (d)dem (sogen)sogenanntenHause des Caiphas, (d)und dort die (kl)kleine (armen)armenische Kirche betrachtet. - Dann nach (d)der Wohnung (d)und Brief geschrieben. Am (Nachm)Nachmittag um 3 Uhr in die Kirche, wo (Rev)ReverendBehrends einen Theil einer (zieml)ziemlich mangelhaften Predigt hielt. Nachher die Werkstatt der (MissAnstalt)MissionsAnstalt besucht mit dem Präceptor Kraus. - Zu Hause langweiligen Besuch von dem (jüd)jüdischen Missionar Rosenthal nebst (s)seiner Frau. - Am Abend zum Thee beim Bischofe mit (Ab)Abeken, wo wir sehr heiter (d)und gemüthlich (zus)zusammen waren. - Nachher blieb (Ab)Abeken noch bis 12 Uhr bei uns.
Montag (d)den 18ten (Aug)August 1845. Heut früh ging ich zuerst, weil unser armer Wirth Mischullem in (d)der Nacht gefährlich krank geworden war, zum Dr. Macgowen, um diesen schleunigst zu ihm zu spediren; dann zu Nicolayson, den ich nicht zu Haus [89] fand; dann zum (engl)englischen Consul Joungk (d)und (endl)endlich (z)zu Bischof Alexander, wohin auch (Ab)Abeken (d)und die Andern kamen; Letztere hatten ihre Zeichnungen zum Vorzeigen mitgebracht. Etwa um ½ 12 Uhr empfahlen wir uns dieser liebenswürdigen Familie. Der Bischof hatte uns gestern Jedem (e)ein Exemplar der songs of Zion zum Geschenk gemacht (d)und heut bekam Max für (s)sein Hieroglyphenblatt, was er der Bischöfin geschenkt eine (Viskartenbüchse)Visitenkartenbüchse aus Olivenholz (d)und ich für mein gemachtes Portrait einen Brief (d)und Geschenk für die Schwester (Elis)Elisabeth auch aus (Olivholz)Olivenholz von Gethsemane. Zum Mittag aß Abeken mit uns (d)und wir waren recht heiter zusammen. - Mit (d)dem Wirth ging es durch (e)einen Aderlaß um Vieles besser. (Nachm)Nachmittags kam das Packen (d)und die Bezahlung der Rechnung daran; (d)und dann, etwa um 4 Uhr (Nachm)Nachmittags der Aufbruch (v)von (Jerus)Jerusalem. Mit schwerem Herzen[,] aber voll Danks für die schöne vergangene Zeit ritt ich aus (d)den Thoren der Stadt; (Abek)Abeken kam uns nach (d)und begleitete uns dann noch ein Stündchen, auch der (kl)kleinePietro Mischullem; ein allerliebster Knabe. - Nach Sonnenuntergang kamen wir in (d)das Dorf Abu Gosch, (d)und kehrten oben am Berge beim Schech Hadji Mustafa ein. Selbiger, ein schöner Mann mit langem (schw)schwarzen Barte, festen befehlshaberischen[,] aber etwas unruhigen Wesens, empfing uns mit Handschlag (d)und geleitete uns in seinen Diwan, wo an 20 Araber rings umher saßen, (d)und die geräumige Halle füllten. Hier tranken wir Kaffee (d)und rauchten (e)eine Pfeife, aßen dann mit (d)den Händen (v)von (d)der ungeheuren Schüssel schmackhaften Pilavs (die Araber kneteten sich Kugeln davon, die sie in (d)den Schlund schoben) (d)und schliefen dann auf den zurecht gemachten
Dienstag (d)den 19ten (Aug)August 45. Decken sehr gut bis gegen 3 Uhr, wo (d)der Wirth uns weckte. Gegen 4 Uhr, noch lange im Mondschein, kamen wir zum Abritt. Um 10 Uhr etwa waren wir in Ramle, nachdem wir um 7 Uhr an (d)der Quelle im (Geb)Gebirge ein kaltes Frühstück eingenommen hatten. - Auch in Ramle tranken wir Caffee, aßen Obst (d)und ritten um 11 Uhr wieder ab. Erst um 3 Uhr kamen wir im Haus unsres (Cons)ConsulsMurad zu Jafa wieder an. - (Nachm)Nachmittags (H)HerrHanauer bei uns. Nach dem Abendbrodt bald zu Bett, ungemein müde. -
Mittwoch (d)den 20ten (Aug)August 1845. (Vorm)Vormittags vortreffliches Seebad genommen. Barken besehen (d)und mit einer den Contrakt nach Beiruth für 950 (p)piaster gemacht, wofür wir den Apotheker (d)und die 2 Tischler noch mitnehmen. - Auch (e)ein Diener Achmet wird für die Reise enga [90] girt (d)und (s)so lassen wir gegen Sonnenuntergang die Sachen auf (d)das Schiff bringen (d)und folgen ihnen bald nach; Murat (d)undLazaris, dem ich als Andenken (d)das Messer (v)vom alten Müller schenke, auch (d)der 3te Bruder, begleiten uns bis an Bord, wo wir herzlich (Absch)Abschied nehmen. Indessen liegen wir noch im Hafen bis 10 Uhr Abends, wo wir dann (endl)endlich bei aufgegangenem Monde den Anker lichten. -
Donnerstag (d)den 21ten (Aug)August 1845. Erst heut Mittag um 3 Uhr ankern wir vor dem (kl)kleinen Städtchen Caiffa, was am Fuße des Berges Carmel im (gr)großen (Meerb)Meerbusen (v)vonAcreso liegt. Am Ufer nehmen wir (sogl)sogleich Esel (d)und reiten zu dem 1 (kl)kleine Stunde entfernten Kloster hinauf. Selbiges, ein großes 4eck mit innerem Hofe (d)und Kirche ist in (ital)italienischem Style ganz neu (d)und sehr freundlich aufgebaut; von oben die Aussicht über (d)das Meer großartig; auf (d)der (and)anderen Seite des (Meerbs)Meerbusens liegt Acre; Nazareths Berge schimmern (v)von weitem. In dem völlig (europ)europäisch eingerichteten Fremdenzimmer das Fremdenbuch durchgesehen (d)und viel bekannte Personen gefunden, so Strauß[ (Sr)Senior][,] (Wildenbr)Wildenbruch, Satler, Ida Halm pp. - Vom Apotheker wurden wir im Kloster umhergeführt; in (d)der Kapelle ein schönes erst unlängst (v)vonRom gesandtes Madonnenbild mit (d)dem Kinde bewundert, in der Kirche, die im Kleinen die Form (St)Sankt Peters hat, die ausgestopfte Puppe, wieder Maria mit (d)dem Kinde mit vielerlei Schmuckwerk behangen. - Der Altar mit trefflich polirten Marmorarten ausgelegt. - Vor dem Hause Garten mit (d)der (Pyr)Pyramide des gefallenen (franz)französischen Offiziers; auch weiterhin noch Weingärten (d)und (e)eine (kl)kleine Colonie waren angelegt. - Die Apotheke machte einen besonders (freundl)freundlichen Eindruck. Nach (e)einem guten Abendmahle (v)von Fisch, Bohnen (d)und Eierkuchen, (Weintr)Weintrauben pp. gingen wir zum Schiffe zurück, nachdem wir (e)einen mißlungenen Besuch bei unserm Agenten hier gemacht hatten; es hieß, er sei in Acre. -
Freitag (d)den 22ten (Aug)August 1845. Heut früh vor Sonnenaufgang fuhren wir nach Acre, was etwa nur 2 (St)Stunden entfernt liegt; indessen hatten wir fast gar keinen Wind (d)und brauchten so viel länger. Acre liegt ganz eben, aber in (e)ein Meer hineingebaut, die Citadelle nach dem Lande hin. Zerlöcherte (d)und pockennarbige Mauer, worin noch viele Kugeln stecken; ein Theil der Mau [91] ern ist schon neu (d)und recht hübsch hergestellt (d)und man war fortwährend in (d)der Reparatur begriffen. Die Stadt hatte ich mir bedeutender gedacht; sie sieht im Innern wie Äußern ziemlich lumpig aus. Nachdem wir uns bis zu unserm Agenten Kataphago durchgefragt hatten, einen dicken (franz)französisch sprechenden Herren, suchte dieser vom Pascha um Erlaubniß für uns nach, zum Besichtigen der Festungswerke, indessen bekamen wir sie nicht (d)und nahmen so Abschied von ihm, gingen in ein Caffee des Bazars, aßen dort (Weintr)Weintrauben (d)un mußten, um (e)ein Geschäft zu verrichten in (d)das Kloster, wo wir dann dem superior einen Besuch abstatteten. - Indessen hatte sich starker (d)und ziemlich günstiger Wind erhoben (d)und wir trieben den Reis, der sich auszulaufen fürchtete (d)und bis Abend bleiben wollte, zum Aufbruch. Er hatte seine Schwierigkeiten mit dem Auslaufen aus (d)dem Hafen, indessen machten unsre 4 Mann ihre Sache gut, (d)und um 12 Uhr segelten wir von (d)dem famosen Acre ab, wovon wir von (d)den Zinnen des Klosters noch einen vollkommen genügenden Überblick gewonnen hatten. - Bald erreichten wir das weiße (Vorgeb)Vorgebirge (d)und wurden ferne auch die gewaltige Gebirgskette des Libanon gewahr, die bis in (d)die Wolken aufreichte. - Die Berge der Küste waren sämmtlich kahl oder doch nur mit (niedr)niedrigem Buschwerk bedeckt; das flache in (d)das Meer auslaufende Vorland durchzog hinter Acre eine lange Wasserleitung, Gärten (d)und Landhäuser tauchten dann (d)und wann hervor. - Gegen Abend, um 9 Uhr etwa, wo sich (d)der gute Wind fast ganz wieder gelegt hatte, waren wir gegenüber Sur (dem alten Tyrus)[,] was sich von ferne stattlich genug in (d)das Meer hinausschob . - Der Libanon trat in (d)der Abendsonne zart (d)und rosig aber majestätisch hervor; die Färbung der ganzen Küste im violetten Abendnebel war köstlich. -
Sonnabend (d)den 23ten (Aug)August 1845. Die Nacht sind wir, wenn auch nicht viel, so doch immer ein Stück vorwärts gekommen (d)und finden uns um ½ 10 Uhr Saida gegenüber. Die dunkle Masse des Libanon hinter den Vorbergen heut deutlich (d)und in festen Umrissen[,] aber die Einzelheiten in Nebel gehüllt. - (Nachm)Nachmittags um 4 Uhr etwa ist uns der Wind so vollständig conträr, daß wir gezwungen [92] sind, uns vor Anker zu legen; wir möchten etwa (d)die Hälfte des Weges (zw)zwischenSaida (d)undBeirut sein; der vor Dieben furchtsame Reis wollte sogar bis Saida zurückgehen, was ich nicht zugab; neben uns ankerte ein andres kleineres Fahrzeug, mit Schwämmen überladen.
Sonntag (d)den 24ten (Aug)August 1845. Heut früh um 2 Uhr beginnt der Wind sich zu drehen (d)und wir benutzen das erste Lüftchen zur Abfahrt. Indessen wird er nach (d)und nach so heftig, daß wir bei (d)der hochgehenden See kaum 1 Segel zu tragen im Stande sind. Das Schiff übersteigt die mächtigen Wellen, die bisweilen hineinspritzen, ein köstlicher Anblick. Mit der ersten Dämmerung erblicken wir die unzähligen Schiffe im Hafen (v)vonBeirut (d)und legten uns etwa um 4 ½ Uhr dort vor Anker. Je 1 Stunde ruderte eine Barke uns (d)und unsre Sachen ans Land, (d)und da wir nichts Besseres wußten, logirten wir uns in (d)den ersten besten Gasthof der Stadt (v)von (e)einem gewissen Battista ein. - Hatte uns (d)die große Anzahl (v)von Schiffen im Hafen schon imponirt, so war dieß noch viel mehr mit der großartigen Lage der Stadt selbst der Fall. Die Gebirge des Libanon strecken ihre niedrigen Ausläufer hier wie eine Landzunge in (d)das Meer, (d)und dieß ganze Terrain ist bedeckt mit Gärten (d)und Maulbeerpflanzungen, aus denen überall Landhäuser hervorragen, die Stadt selbst liegt auf (d)der Nordseite der Landzunge (d)und zieht sich hier in großem Zirkel umher, ein höchst malerischer Anblick
. Alte zerstörte Festungsthürme ragen aus (d)dem Wasser empor, (d)und die Gebäude erscheinen stattlich (v)von Sandstein. Die gewölbten Räume (v)von (Jerus)Jerusalem (d)undJafa machen hier graden Holzdecken Platz (d)und außer den winklichen Straßen mit ihren Bazars (d)und ihrer bunten Bevölkerung hat Beirut schon ein mehr (europ)europäisches Ansehn. - In unsrer heißen Locanda begrüßte uns alsbald der Kavaß des (H)Herrn (v)von (Wildenbr)Wildenbruch[,] der uns dann nach (d)der Wohnung des Letzteren ½ (St)Stunde (v)von (d)der Stadt[,] in (e)einem Garten trefflich gelegen, begleitete. Hier fanden wir, höchst comfortabel eingerichtet nur (Fr)Frau (v)von (W)Wildenbruch, denn er war (unglückl)unglücklicher Weise gestern nach (d)demLibanon gegangen (d)und wird erst in 3 Tagen zurückerwartet. Sehr angenehme Dame, mit der wir uns lange unterhielten; sie versah uns mit langentbehrten Zeitungen, worunter auch die Vossische, die mir durchzusehen viel Vergnügen machte. Über manches Fatale wurden wir hier auch gewiß, daß nämlich vor (d)dem 7ten (Sept)September schwerlich das (öster)österreichische Dampfschiff hier zu erwarten ist, daß ferner eine 15 tägige Quarantäne [93] in Smyrna nicht umgangen werden kann, (d)und daß diese theuer (d)und sehr schlecht ist. Von hier besehen wir eine andre Locanda am Meer, die uns (Fr)Frau (v)von (Wild)Wildenbruch angerathen hatte, doch konnten wir nicht einig über (d)den Preis werden. Durch Maulbeerplantagen umzäunt (v)von Caktushecken am Meeresufer entlang in unvernünftiger Hitze gelangten wir wieder (z)zum Gasthof , wo ich (d)den Tag über auch blieb. Besuch vom Consulatsdragoman, einem artigen jungen Menschen. (Nachm)Nachmittags Zeitungen gelesen; aus (d)dem Schwitzen heut nicht herausgekommen. (Ab)Abends (b)bei Tische gute Unterhaltung mit (e)einem Kaufmanne, der mit Strauß nach Damascus gereist war (d)und der uns manche uns (interr)interressante Notizen unsrer Weiterreise geben konnte.
Montag (d)den 25ten (Aug)August 1845. (Vorm)Vormittags Zeitungen gelesen; (Nachm)Nachmittags Spatziergang mit dem (Consdragoman)Consulardragoman. Kirchen in (d)der Stadt besehen. Zuerst eine sehr hübsche (byzant)byzantinisch (goth)gothische Kirche, 3 schiffig, mit Kreuzgewölben (d)und (korinth)korinthisch (goth)gothischen Kapitälen, die zu (e)einer Moschee ausgeputzt wurde. Die angewandte Malerei war einfach (d)und geschmackvoll angeordnet; dunkle Streifen[,] die auf (d)dem weißen Grunde drunter (d)und andre Architekturtheile umzogen, was (d)das Ganze recht freundlich hervorhob; freilich bildeten Blumenbouquets die Mitte (d)der Gewölbe, (kl)kleine[Marmor] mit kurzer (griech)griechischer Inschrift. - Dann in die (griech)griechische Kirche, die nur Kreuzform zu haben schien[,] doch mit Seitenschiffen, auch gothisch, dem Styl nach, höher (d)und fast größer als die Vorige; Viel alte Bilder auf Goldgrund (d)und schön geschnitzte Holztabernakel. Die (griech)griechisch (kathol)katholische Kirche sehr klein (d)und einfach. - (Gr)Griechische (Inschr)Inschrift auf (e)einem Stein am Thore studirt; (d)und nahe dabei 3 noch stehende mächtige Granitsäulen aus 1 Stücke bewundert, die mir zu (e)einer alten Basilika (od)oder sonst etwas gehört zu haben scheinen, ohne Kapitäl, etwa 2 [Fuß] im (Durchm)Durchmesser, grauer Granit. - Dann auf das neugebaute Palais des hiesigen reichsten Kaufmanns gegangen, was ganz herrlich eingerichtet war, (d)und von (d)der Platform oben die schöne Aussicht auf (d)das Gebirge, Stadt (d)und Hafen genossen. Zwei (engl)englische Kriegsdampfschiffe waren angekommen; die (franz)französische Fregatte la belle poule lag im Hafen, außerdem (e)eine (türk)türkische (d)und (e)eine andre (engl)englische Fregatte. - Von hier aus nach Hause. -
Dienstag (d)den 26ten (Aug)August 1845. Den größeren Theil des Tages über Brief geschrieben nach Hause. Am Abend nach (d)dem Essen bei Frau (v)vonWildenbruch.
Mittwoch (d)den 27ten (Aug)August 1845. Weiter am Briefe nach Haus fortgefahren. [94] Am Abend bei (H)Herrn (v)vonWildenbruch gegessen, der heut (Vorm)Vormittag angekommen ist; Angenehme Unterhaltung. Zu (m)meinem großen Leidwesen erfahre ich, daß er vor 10 Tagen einen Brief von Hause mir nach (Jerus)Jerusalem nachgeschickt hat, der mich nun gefehlt hat. Das (öster)österreichische Dampfschiff kommt erst (d)den 4ten (Sept)September.
Donnerstag (d)den 28ten (Aug)August 1845. Heut früh um ½ 9 Uhr reiten wir nach Nahr el Kelb. Der Weg führt erst weithin durch die großen Maulbeerplantagen der Vorstadt (zw)zwischen Caktushecken [und] [...] blühenden Schlingpflanzen, dann fortwährend am Meere entlang[,] dessen Brandung die Füße unsrer Pferde bespülte. Erst gegen 11 Uhr kamen wir zu dem hart in die See springenden Vorgebirge, hinter welchem der Nahr el Kelb sich einmündet. Der Weg über dieses (Vorgeb)Vorgebirge ist auf eine lange Strecke in den Fels gearbeitet (d)und hier finden sich die, im Ganzen, 12 Steelen, um derentwillen wir ausgeritten waren. Es sind etwa 5 Darstellungen eines Perserkönigs, 3 - 4 (hieroglyph)hieroglyphische (v)vom Könige Ramses (d)dem (Gr)Großen, eine (lat)lateinische, eine (griech)griechische, eine (arab)arabische (Inschr)Inschrift, (d)und eine vielleicht lateinische auf einer Granitsäule. Das Thal des Flüßchens ist höchst romantisch; eine kühne Brücke führt darüber (d)und an (d)der Felswand dahinter eine ungemein malerische Wasserleitung, deren hohe Schwibbogen von herabhängender Vegetation strotzen. Ich nahm (d)die Lokalität dort auf, während die Andern zeichneten. Am (Nachm)Nachmittag nach 4 Uhr brachen wir wieder auf (d)und kamen nach Sonnenuntergang nach Hause zurück. - Die Steelen sind sehr ausgefressen (d)und ungemein schlecht zu lesen, dazu kommt, daß nur Abends (d)und vielleicht Morgens die Sonne darauf fällt, sie liegen fast völlig nach Norden. - Spät Abends hatten wir zum erstenmal in Asien einen kurzen Regen. -
Freitag (d)den 29ten (Aug)August 1845. (Vorm)Vormittags Besuch bei Wildenbruch, dann beim (Vic)Vice Consul Choshow oder Chalhois wegen Geldangelegenheiten. Dann Einkäufe auf (d)dem Bazar (d)und beim Kaufmann Thalon, den ich jedoch nicht zu Haus fand. - Morgen wollen wir unsre Parthie nach Baalbeck machen. -
Sonnabend (d)den 30ten (Aug)August 1845. Früh gegen 6 Uhr erst kommen wir, (näml)nämlich ich, Ernst (d)undMax mit dem Kavaß Abderrahman (v)von (Wild)Wildenbruch zum Aufbruch. Der Weg sehr hübsch. (Zw)Zwischen Caktus, Feigen (d)und Weinhecken an einer Reihe (v)von Brunnen vorbei[,] wo Gruppen (v)von wasserschöpfenden Weibern, gelangen wir in eine Art von Kiefernschonung; einzelne große Bäume, die ganz den habitus der Pinien haben (d)und die jungen hübschen Bäume der Schonung, mit Nadeln wie die Weihnachtskiefer, erwecken ein heimisches Gefühl. Bald ging es bergauf auf die Vorberge des Libanon, große blühende Myrthenbüsche, Weinberge (d)und wo es (d)der Boden nur zuläßt, bebaute Felder, die Straße belebt (v)von Maulthieren, die nach [95]Damiskus (Scham) ziehen, ein erquicklicher Anblick; herrlicher Rückblick auf die Halbinsel (v)vonBeirut; Aufsteigen des Meereshorizontes; jetzt der Weg sehr schlecht, stufenförmiges Gestein, Gerölle voller Löcher (d)und Buckel. Nach 4 stündigem Ritt freundliche Kneipe am Wege, wo wir unter (e)einem Ölbaum ein Frühstück (v)von Eiern, Brod, Käse (d)und (Weintr)Weintrauben auch Kaffee verzehren; kämpfende Ichneumons, die hier in Menge sind. Nach 1 Stunde wieder abgeritten. Großartiger Blick in einen tiefen gewaltigen Thalkessel links mit (e)einem Dorfe im Grunde; immer noch rückwärts das Meer mit (kl)kleinen weißen Segelpunkten darin. - Endlich erreichten wir die Höhe des Libanon (d)und begannen wieder abwärts zu steigen. Blick in (d)das gewaltige Thal (zw)zwischenLibanon (d)undAntilibanon, genannt das Bikah oder Bukaa Thal[,] in welchem die Sonnenstadt Baalbeck liegt. Sie hat in sich (d)das Bett des Leontes (od)oderNahr el Litani, den man jedoch nicht gewahr wird, wohl aber (e)eine Menge Flüßchen (d)und Quellen[,] die sich in ihn ergießen. Rechts auf (d)dem (Antilib)Antilibanon ragten der gewaltige Hermon (Geb e Schech (od)oder e Felsch Schneeberg) (d)und links im Libanon der noch höhere Gipfel des Sunnia, an dem an mehreren Stellen noch Schnee lag. (V)Von (d)der Höhe des Libanon ging unser Weg über die Vorberge links ab (v)von (d)der Straße nach Scham , zum Städtchen Sachle, was wie ein Badeort in (e)einem Seitenthale an einem wasserreichen Bache sich hinzieht. Hohe Silberpappeln zieren den Lauf desselben. Die Häuser alle neu, reinlich (d)und weiß mit dunklem Sockel (d)und flachen Dächern, die Menschen freundlich, blühend gesund (d)und Männer, Weiber wie Kinder auffallend hübsch. Der ganze Ort ist (griech)griechisch katholisch, (d)und wir kehrten im Haus des Bischofs ein, der grade abwesend war; ein wohlthuenderer Anblick als dieses Städtchen ist mir lange nicht geworden, überhaupt war die Tagetour sehr hübsch (d)und interessant, (d)der Kavaß bereitete unser Abendessen (d)und dann schliefen wir sehr gut, nachdem wir noch Manches mit (e)einem (freundl)freundlichen (Geistl)Geistlichen geplaudert.
Sonntag (d)den 31ten (Aug)August 1845. Heut früh um ½ 6 Uhr mit Sonnenaufgang ritten wir (v)vonSachle aus gegen Norden; eine lange Zeit über die Vorberge des Libanon (d)und dann schräg durch die Ebne gen Baalbeck. Der Weg etwas langweilig, weil er sich über Erwarten hinzog (d)und keine Abwechslung bot; indessen war er gut (d)und wir hätten schneller reiten können, als es geschah; wir brauchten 6 ½ (St)Stunden dazu. In Baalbeck hielten wir neben den gewaltigen Tempelresten unter (e)einem Ölbaum; daneben, den Fuß des (Antilib)Antilibanon hinan ziehen sich die Ruinen der alten Stadt, woneben jetzt das nicht grade [96] unbedeutende Dorf Baalbeck liegt. Kaum (v)vom Pferde gestiegen besehen wir die durchgängig in (Röm)Römischem Styl später Zeit ausgeführten Tempel- (d)und Pallastreste []. Zwei Haupttempel liegen nebeneinander. Von dem Einen steht noch die Zella (d)und eine Menge Säulen umher, von dem andern nur 6 Säulen[,] aber eine Menge Gebäude der Vorhöfe. Der erste Vorhof von Außen ist 6eckig ()Skizze (d)und in 2 Etagen mit lauter Wohnungsräumen umgeben; davor liegt ein langes pylonartiges Gebäude ganz ähnlich der porta nigra in Trier[,] auch mit Wohnräumen versehen; auch der 2te 4eckige Vorhof hat rings umher Pallastanlagen; in (d)der Mitte sieht (m)man eine Erhöhung, auf der vielleicht ein anderer Tempel mit Granitsäulen stand, von denen viele Stücke umherliegen. Der eigentliche Tempel, (v)von dem nur noch 6 Säulen stehen[,] hat eine enorme Größe; ich fand den (Säulendurchm)Säulendurchmesser 6 ½ [Fuß]. Mächtig gewölbte Tonnengänge führen im unteren Theile unter den Wohnungsräumen rings umher; das Ganze bildet überhaupt eine Art Labyrinth, wo ich lange nicht in alle Räume hineingekommen bin. - Keilstücke des Architrav’s in (d)der Zella des kleinen Tempels. - Rings um die ganze Anlage zieht sich eine sarazenische Mauer mit Schießscharten (d)und (m)man sieht[,] daß es als Festung meist gedient hat; übrigens ist diese Arbeit theilweis so gut, daß man oft nicht weiß, ob die Bauten alt oder später sind. Unweit dieser 2 Haupttempel ist ein kleines Rundtempelchen mit 8 Außensäulen ()Skizze (d)und auf (e)einem Berge etwas weiter seh ich eine umgestürzte mächtige Säule, auf der ein Standbild gewesen sein müßte. Das Material aller hiesigen Bauten, auch der theilweise noch vorhandenen Stadtruinen ist der Kalkstein des Gebirges; man hat davon Blöcke (v)von ungemessener Größe gebraucht, die mit allen ägyptischen Maaß halten. Die Säulenordnung ist durchgehends korinthisch mit Ornamenten überladen, aber der Styl schon sehr [zopfig]. - (Nachm)Nachmittags setzte ich mich mit Ernst, um zu zeichnen, aber ein Gewitter zog herauf, der Donner rollte (d)und Regen hielt uns eine gute Stunde lang ab. - Abendbrod (d)und Nachtlager wieder recht gut im Hause des (griech)griechisch (kath)katholischen Patriarchen.
Montag (d)den 1ten (Sept)September 1845. (Vorm)Vormittags wieder etwas Regen; ich zeichnete eine Ansicht der Tempel (v)von (d)der Höhe unweit unsrem Haus; dann gefrühstückt (d)und um 11 Uhr wieder gen Sachle aufgebrochen; wir ritten heut viel schneller als gestern; hatten aber unterwegs einen tüchtigen Regen, der uns trotz Burnus theilweise bis auf (d)die Haut durchnäßte; hinter uns hielt der Sannin ein noch viel ärgeres Gewitter glücklicherweise fest. Wir nahmen einen andern Weg durch die Ebne, wodurch wir die unzähligen Kameelherden (d)und Beduinenhütten [97] des großen Tribus der Beni Annaseh näher gewahr wurden, des gewaltigsten Beduinenstammes, den es wohl gibt, denn er soll an 30 000 Reiter stellen können. Der Schech ist über 110 Jahre alt [und] stellt allein über 50 Söhne ins Feld. - Diesmal gelangten wir in 5 ½ (St)Stunden nach Sachle, wo wir in unsrem alten Haus einkehrten (d)und diesmal den Bischof vorfanden; kleiner dicklicher Mann mit klugen leuchtenden Augen, der ebenso schnell mit geistlichem wie weltlichem Rath bei (d)der Hand ist, ebenso schnell mit (d)dem Schwerdt wie der Bibel. Er aß mit uns (d)und an seiner Lustigkeit hatten wir unsern (königl)königlichen Spaß. Er sprach italienisch (d)und prunkte damit nicht wenig. Ich zeichnete am Abend bei Sonnenuntergang noch (e)eine Skizze (d)und gegen 9 Uhr begaben wir uns zu Bett.
Dienstag (d)den 2ten (Sept)September 1845. Noch im Dunkeln um Punkt 5 Uhr brachen wir nach ziemlich schlecht durchbrachter Nacht auf (d)und kamen ohne Unfall nachdem wir wieder (v)von Neuem mit gleichem Vergnügen die Schönheit des Weges bewundert, bei guter Zeit um ¼ 5 Uhr in Beirut (b)bei unserem Gasthofe an; hier war inzwischen eine große (engl)englische Familie angekommen, (d)und (d)der Wirth hatte mich aus (m)meinem Zimmer verjagt, was dann (zw)zwischen mir (d)und ihm (e)eine Scene gab. Nachher Besuch (v)von (H)Herrn (v)von (Wildenbr)Wildenbruch, der mir den inzwischen (v)von (Jerus)Jerusalem zurückgekommenen Brief einhändigte, der (v)von Bruder Heinrich war ((v)(vom 17ten Juni); Gott sei Dank, die Nachrichten (v)von Hause waren leidlich, aber Carls Stillschweigen ist mir unerklärlich. Auch Abeken erfreute mich mit (e)einem Briefe (d)und (Wild)Wildenbruch’s Brief selber kam mir jetzt erst in (d)die Hände. - NB Die Parthie nach Baalbek mag uns Jedem (incl)inclusive (Trinkg)Trinkgeld dem Kavaß auf 11 rt pr. zu stehen kommen. -
Mittwoch (d)den 3ten (Sept)September 1845. (Vorm)Vormittags Tagebuch geschrieben (d)und Briefe an (Leps)Lepsius geschrieben. -
Donnerstag (d)den 4ten (Sept)September 1845. Heut früh ist endlich das (öster)österreichische Dampfschiff gekommen. (Nachm)Nachmittags langer Besuch (v)von (H)Herrn (v)von (Wildenbr)Wildenbruch, der uns Adieu sagt, weil er auf (d)der (engl)englischen Fregatte mit (d)dem (engl)englischen Generalkonsul Obrist Rose nach Saida segeln will. Karls (Geb)Geburtstag.
Freitag (d)den 5ten (Sept)September 1845. (Vorm)Vormittags Brief an (Abek)Abeken (d)un (Leps)Lepsius fertig gemacht, Mittag das Geld besorgt; (Nachm)Nachmittags Billets für (d)das Dampfschiff, Besuch bei Chashened, Pässe revidirt. Abends in (d)der Zeitung die Entbindung (v)vonCarl’s Frau (v)von (e)einem Söhnchen gelesen, was mir große Freude gemacht. - Neuere (Voss)Vossische Zeitung gelesen.
Sonnabend (d)den 6ten (Sept)September 1845. Vorbereitungen zur Abreise. Abmachen der Rechnung, die verhälthismäßig billig ist. Dann Besuch bei der [98] Frau (v)vonWildenbruch. Nach dem Dejeuner etwa um ½ 3 Uhr fahren wir mit Sack (d)und Pack zum Dampfschiff hinüber, wo wir so ziemlich die Ersten sind. Indessen wird es nach (d)und nach stickend voll. Circa 150 Mann (türk)türkische Soldaten nehmen (d)das Verdeck ein; auf unsrem 1ten Platz ist unser langer Schlaks (Cp)CaptainMacdonald mit (s)seiner alten Frau (d)und Tochter nebst deutscher Kammerjungfer[,] ferner noch 3 (Engl)Engländer (d)und 2 Franzosen. Erst mit Sonnenuntergang kommen wir zur Abfahrt (d)und nehmen unsern Curs direkt auf Cypern los. -
Sonntag (d)den 7ten (Sept)September 1845. Heut früh im Angesichte (v)vonCypern[,] vor dessen Stadt Larnaka wir etwa um 8 Uhr Anker werfen. Die Insel hat viel flacheres Vorland, was uns jedoch ziemlich kahl (d)und unbebaut erscheint; im Hintergrunde jedoch auch bedeutende Berge, die (v)von Wolken umspült werden. Larnaka liegt freundlich dicht am Meeresstrande, ein hohes [Monument] hob sich gar malerisch gegen eine hinterliegende Bergspitze empor. Die Insel Cypern so groß (d)und fruchtbar sie ist, ist sehr herunter (d)und soll nicht viel mehr als 50 000 (Einw)Einwohner haben. Um 12 Uhr (M)Mittags fuhren wir von Larnaka weiter ziemlich noch an (d)der Küste (v)vonCypern entlang, bis die Nacht seine Berge einhüllte. Die See war heut ruhig (d)und (d)die ganze Gesellschaft aß (d)und trank. -
Montag (d)den 8ten (Sept)September 1845. Den ganzen Tag bis gegen 5 Uhr (Nachm)Nachmittags kein Land gesehen; da erst zeigten sich im Nebel die hohen Berge (v)von Kleinasien. Das Schiff schwankte ziemlich stark, (d)und ich selbst verdrusselte unser Dejeuner, was bloß Georgi (d)und (d)der (Capit)Capitain einnahm; indessen holte ich es nachher nach; auch beim Abendessen waren wir lange nicht vollzählig. - Der (Capit)Capitain Namens Florio, ein Illyrier sprach nur (franz)französisch[,] (ital)italienisch[,] (engl)englisch[,] aber nicht deutsch. Unser Dampfschiff genannt "Fürst Metternich" ist eins der größten (d)und bestsegelndsten.
Dienstag (d)den 9ten (Sept)September 1845. Heut früh mit Tagesanbruch waren wir vor Rhodos; in gewaltigem Bogen breiteten sich die Festungswerke der Stadt vor uns aus, an beiden Enden Forts zum Abschluß, in (d)der Mitte ein berühmter malerischer Thurm, hinter dem die christlichen, jetzt mit Minarets versehenen Kirchen der Kreuzfahrer hervorsahen. Um 10 Uhr verließen wir die Rhede von Rhodos (d)und der Rückblick auf (d)die Stadt (d)und Insel, aus der jetzt erst bedeutende Berge auftauchten[,] gehörte mit zu den schönsten Bildern[,] die ich kenne; da entfalteten sich auch die Gärten der Stadt (d)und eine reiche Vegetation der anderen Vorberge. Von jetzt ab hatten wir immer Land im Auge; die schroffen ohne irgend Vorland aufsteigende Küste (v)von Kleinasien [99] mit ihren gewaltigen Bergen; nach (d)dem Meere zu näher oder ferner Insel auf Insel, oft nur einzelne barocke Felsmassen.
(Mittw)Mittwoch (d)den 10ten (Sept)September 1845. In (d)der Nacht waren wir die Insel Samos passirt, die wir rückwärts noch mit ihren wolkenbehangenen Bergen sahen. Früh um 6 Uhr waren wir im Angesichte des reichen Chios. Die Stadt zieht sich mehr in Gärten (d)und Landhäusern bestehend durch 3 gewaltige Buchten hin, ein höchst freundlicher Anblick. Wir passirten sie in ziemlicher Entfernung. Gegen Mittag waren wir an der vortretenden Landspitze, hinter welcher Smyrna liegt. Grüne Thäler wechselten mit (interess)interessanten Fels- (d)und Bergformen; Weinfelder überzogen mit zartem Grün die Anhöhen; wir hielten hier immer dicht an (d)der Küste; jetzt bogen wir um (d)die Landspitze (d)und mit günstigem Winde ging es nun in (d)den langen Golf (v)vonSmyrna hinein. Große Salzhaufen links; vorgeschobenes Castell rechts. Schwierige Einfahrt wegen (d)der Sandfelder mit ausgelegten Tauen; endlich um ¾ 4 Uhr vor Smyrna geankert. Die Stadt[,] wie mir scheint[,] meist aus Holz gebaut, was roth angestrichen ist, hebt sich an den Vorbergen empor; den Gipfel des Berges dahinter krönt ein Castell. Rechts bezeichnet ein sich lang dehnendes Cypressenwäldchen den Kirchhof; rechts, etwa 1 Stunde (v)von (d)der Stadt winkte uns die Quarantaine. - Wir konnten heut noch nicht hinein, weil sie auf soviel Besuch nicht vorbereitet war. Abends prächtig schöner Waldbrand auf (d)den Bergen links; Beleuchtung der Moscheen wegen des Rhamadan’s. - Gestern (d)und heut uns mit (d)dem 2ten Capitain[,] einem (kl)kleinen lustigen Triestiner, der deutsch sprach, unterhalten.
Donnerstag (d)den 11ten (Sept)September 1845. Heut gegen Mittag erst kommen wir endlich zum Aufbruch in (d)die Quarantäne, ein unglaublich schofles Nest; schmähliche Verwirrung, Geschrei, Unordnung. Mit (d)dem Abend endlich erreichen wir das Aufschlagen (v)von (e)einem Zelte im Hofe, worin wir mit unserm alten Reisegefährten, dem Arzte Berlioz Platz finden. Prellerei jeder Art ist hier zu Hause, mit Mühe erreichen wir noch etwas Eier zum Abendessen. Die Quarantaine (v)vonJafa war dagegen gülden. -
Freitag (d)den 12ten (Sept)September 1845. Wir entschließen uns heut, die Kost für 20 (p)piaster pro Person per Tag von einem Tratteur in (d)der Nähe zu nehmen, um der Essenscheererei los zu sein. Der Brief an unsern Consul Pezzer wird heut in (d)die Stadt besorgt. (Vorm)Vormittags mein Tagebuch vervollständigt. Mit dem Schweizer Tischler Moritz Handschin, der schon auf dem Dampfschiffe an seiner Disenterie sehr schlecht war, sieht es heut ohne Hoffnung; der ungarische Apotheker (d)und der Baier pflegen ihn. - [100]
Sonnabend (d)den 13ten (Sept)September 1845. An dem Briefe nach Hause fortgefahren[,] doch mit manchen Unterbrechungen. Der Schweizer ist heut früh gestorben; (Nachm)Nachmittags ward ein roher Brettersarg für ihn (zus)zusammen gezimmert, im 2ten Hofe ein Grab gegraben (d)und mit Sonnenuntergang begruben wir ihn; in Ermanglung (v)von Christen trugen ihn die Gefährten (d)und ich las (e)ein Lied (d)und (e)einen Psalm (d)und Gebet.
Sonntag (d)den 14ten (Sept)September 1845. Eifrig an (m)meinem (allgem)allgemeinen Briefe nach Hause fortgefahren (d)und ihn heut glücklich beendet. - Der dicke Georgi vermißt heut sein Ränzel (d)und all (s)seine seidnen Zeuge, die er eingekauft; es muß beim Ausschiffen der Sachen gestohlen sein. - Unsre trattorie liefert uns gutes Essen (d)und unzählig viel Schüsseln.
Montag (d)den 15ten (Sept)September 1845. Heut den ganzen Tag einen Brief an A. Jungck über unser (evang)evangelisches Bißthum in (Jerus)Jerusalem geschrieben, den ich auch glücklich zum Abend beende. - Herrliche Mondscheinabende; die Nächte gegen Morgen schon recht kalt.
Dienstag (d)den 16ten (Sept)September 1845. Einen kurzen Brief an Frey nach Rom geschrieben (d)und diesen wie den dicken Brief nach Berlin an (d)die Mutter am Mittag dem Sohn unsres hiesigen Consuls (H)HerrnPezzer[,] der uns besucht, zur Beförderung mitgegeben.
Mittwoch (d)den 17ten (Sept)September 1845. Ich zeichne heut den (SitPlan)SituationsPlan vom Nahr el Kelb auf. -
Donnerstag (d)den 18ten (Sept)September 1845. Den (SitPlan)SituationsPlan von Nahr el Kelb fertig gemacht. (Nachm)Nachmittags Domino mit (d)dem Dicken gespielt.
Freitag (d)den 19ten (Sept)September 1845. Meine Ansicht (v)vom Tempel (v)vonBaalbeck für den Dicken abgezeichnet.
Sonnabend (d)den 20ten (Sept)September 1845. Nichts Bemerkenswerthes.
Sonntag (d)den 21ten (Sept)September 1845. Der theuren Mutter Geburtstag. Still für mich (m)meine Andacht gehalten; dann Baalbeck fertig gezeichnet; meine (ägypt)ägyptischen Skizzen durchgesehen (d)und gesondert. Seebad genommen.
Montag (d)den 22ten (Sep)September 1845. Seebad desgleichen.
Dienstag (d)den 23ten (Sept)September 1845. gebadet.
Mittwoch (d)den 24ten (Sept)September 1845. Heut Mittag kommt der Doktor, um unsren Gesundheitszustand zu besichtigen. - Unsre Sachen zum morgenden Abzug werden in Ordnung gebracht. - Letztes Bad.
Donnerstag (d)den 25ten (Sept)September 1845. Auszug aus unsrer Quarantaine von Smyrna. Schon früh Morgens sind Alle bereit; Hof (d)und Garten [101] wimmelt (v)von Menschen (d)und Sachen. Endlich öffnet (d)der Cerberus die Thore (d)und 20 Barkenführer strömen herein. Wir trennen uns (v)von unserm alten Zeltgefährten Berlioz (d)und fahren heitren Muthes die lange Strecke (v)von (d)der (Quar)Quaranthaine bis zur Stadt zwischen den unzähligen Schiffen des Hafens hindurch; komische Köpfe an den Schiffsschnäbeln; Flaggen; sehr viel (griech)griechische Fahrzeuge. Im Hôtel (v)von Mille eingekehrt, was ganz neu (d)und noch nicht ganz vollendet ist; wir sind die ersten Fremden. Der Dragoman unsres Consuls Pezzer, der sich nachher uns (zugl)zugleich als Fremdenführer zeigt, Namens Raphael Uziel[,] ein Jude, bietet sich sogleich an als Führer. Zuerst mit ihm über den Bazar gegangen. Feigenbereiter; höchst interessant; 100te (v)von Männern[,] Weibern[,] Kindern in Reihen (d)und Kreisen um große Haufen (v)von getrockneten Feigen gesetzt (d)und diese auslesend[,] ordnend in Schachteln packend; Kinder, die die Schachteln nageln, signiren; ein eigner Theil des Bazars ist für dieses Geschäft, was (vorzügl)vorzüglich durch (engl)englische Kaufleute betrieben wird. Wohl 8 Tagereisen weit kommen die an (d)der Sonne getrockneten Feigen auf unzähligen Kameelen Tag für Tag aus (d)dem Innern des Landes; hier werden sie abgeladen, gesondert, gepackt (d)und erst nachdem sie etwa 2 Monat in den Schachteln gelegen[,] erhalten sie die Überzuckerung, die (v)von selbst erfolgt. Ganz ähnlich ist es mit den Rosinen (d)und Corinthen[,] die zu dieser Zeit eine ähnliche Anzahl Menschen beschäftigen. Dieser Fruchthandel geht in das Großartige; (d)der Hafen ist voll (v)von Schiffen, die sie in alle Weltgegenden fahren; dann über den Detail-Frucht Bazar, der (v)von frischen Früchten aller Art strotzt, besonders aber ausgezeichnete Melonen, in den Hauptbazar; dort ein Stück Seidenzeug aus Brussa gekauft, ferner Handschuhe (d)und zu einem persischen Händler, wo ich 2 Westen (d)und 1 Schaal kaufe. - Nach unserm Dejeuner kommt (H)HerrUziel wieder (d)und wir nehmen Pferde (Georgi (d)den Esel (v)von (H)HerrnPezzer) (d)und reiten durch die Stadt um das (südl)südliche Cypressenwäldchen ((e)(ein (türk)türkischer Friedhof) hinauf auf (d)die Schloßhöhe; antiker Kopf vor (d)dem Eingange eingemauert, darunter ausgebrochene Venetianische Inschrift. Die Castellmauern alt verfallen; der Hof wüst (d)und öde; (unterird)unterirdischer Pfeilersaal, von dem aus (e)ein Gang in (d)die Stadt laufen soll. (Kl)Kleine ruinirte Moschee in (d)der Mitte (d)des Platzes. Die großartige Aussicht auf ganz Smyrna (d)und (d)den Golf (v)von hier aus bewundert; die Brandstätte (v)von hier aus in ihrem ganzen Umfange geschaut. - Wir beschließen (v)von hier aus, da wir einmal die Pferde haben, noch nach dem 1 ½ (St)Stunden entfernten Burnaba zu reiten. [102] Der Dicke kehrt allein zur Stadt zurück. Unser Weg führt uns über die sogenannte Karavanenbrücke unweit (d)der Stadt durch ein wohl bebautes fruchtbares Thal; Ölbäume, Gärten[,] Landhäuser (d)und eine sehr bequeme Straße machen den Ritt sehr angenehm. Etwa um ¼ 5 Uhr kommen wir nach Burnaba, einem Dorfe oder fast einem (kl)kleinen Städtchen, was aus lauter Villen von (engl)englischen Kaufleuten (zusgesetzt)zusammengesetzt ist; jedes Haus hat (s)seinen Garten; es findet sich (e)ein netter Bazar dort, wo wir ½ Stündchen ruhen, Kaffee trinken (d)und Batich essen, dann aber noch einige Gärten besuchen, die höchst geschmackvoll (d)und reizend eingerichtet sind; vorzugsweise aber sind die Häuser idealisch, mit den freundlichsten Vestibülen, Säulengängen, Veranden, Marmortreppen; die Gänge (zw)zwischen (d)den Beeten mit musirischer [Kieselabsperrung]. (Vorzügl)Vorzüglich der letzte (d)und größte Garten zeigte viel Pracht (d)und Reichthum; köstliche Cypressen, schöne eiserne Stühle, Tische (d)und Bänke, Alles comfortable eingerichtet. Von hier aus ritten wir zurück (d)und zwar sehr schnell[,] da (d)die Sonne stark im Sinken begriffen war; herrlicher Anblick des duftigen Gebirges (d)und der untergehenden Sonne (zw)zwischen Gewölken auf (d)dem Meer. Wieder einen düstren Cypressenwald voller Gräber vor (d)der Stadt passirt, dann über die Brandstätte, die wir schon am (Vorm)Vormittag besichtigt hatten (d)und um ¼ 7 etwa glücklich zu Hause angekommen, gegessen (d)und um 10 Uhr müde zu Bett. Am (Vorm)Vormittag besuchten wir noch unsern Consul (H)HerrnPezzer; der Vater zeigte sich uns als die vollständigste Theaterkarrikatur mit großem schwarzen Pflaster im Gesicht. Der Sohn ein nicht übler Mann; er zeigte uns seine hübschen Gärten, (d)und seine große Wirthschaft; sie scheinen sehr wohlhabend. -
Freitag (d)den 26ten (Sept)September 1845. Früh wieder mit Uziel auf den Bazar und Handschuh, Feigen, Rosinen, Tabak eingekauft; in einem eleganten Caffee Chokolade getrunken; dann zum Frühstück zu Hause. Hier finden wir zu unsrer Freude den Dr. Schulz, unsern Consul (v)vonJerusalem, der eben mit (d)dem Dampfschiff aus (Const)Constantinopel gekommen ist. Mit ihm, wie seinem Gefährten uns lange, erst zu Hause, dann in (e)einem Caffee an (d)dem See unterhalten (d)und dann nach dem Gasthof zurück. Nachdem ich etwas geruht, lasse ich mich zu unserm alten guten Zeltgenossen, (H)Herrn (Dr)DoktorBerlioz fahren, der in dem Colleg der Propaganda (s)seine Wohnung hat; hübsches wohl eingerichtetes Haus; enorme Anzahl der dort zum Unterricht befindlichen Knaben. - Ein halbes Stündchen mit (d)dem Alten verplau [103] dert, der sehr freundlich ist. Er steht in (s)seinem 76ten Jahre (d)und hat nun schon 7mal ganz allein die Reise nach (Jerus)Jerusalem (v)vonLyon, seiner Vaterstadt aus, gemacht! Er geht nun über Malta nach Rom, wo ich ihn vielleicht wiedertreffe. Dann mit einigen Umwegen durch die Straßen zum Gasthof zurück. Unmasse junger (d)und recht hübscher Mädchen vor den Häusern sitzend (d)und mit ihren schwarzen Augen, wie Kohlen, Freier ansehend, dabei nett gekleidet, oft ein wenig geschminkt. Die Einrichtung der Häuser sehr geschmackvoll; reizende Vestibüle, Arkaden, Colonnaden selbst um den kleinsten Hofraum; gewissermaßen lauter kleine Landhäuser in (d)die Stadt gesetzt. - Die Stadt hat viel mehr ein europäisches als (asiat)asiatisches Ansehn. Immer erneuter Ärger über die geckenhaft geputzten eitlen Griechen, die dabei meist nichtsthuend in den Café’s sitzen. - Abends auf (m)meiner Stube mit Georgi mich über Rom unterhalten. - Um ½ 10 zu Bett.
Sonnabend (d)den 27ten (Sept)September 1845. (Vorm)Vormittags Tagebuch geschrieben, dann Besuch von Dr. Schulz; nach 10 Uhr unser Dejeuner. Mittag Besuch von Pezzer. Um 2 Uhr kommt wieder Schulz (d)und wir bleiben bis zu unsrer Abfahrt von Smyrna um 4 Uhr (Nachm)Nachmittags zusammen. Um diese Zeit vom Gasthof zum Dampfschiff hinübergefahren, was um 5 Uhr den Anker lichtet. Es ist wieder voll gepfropft mit unsern früheren Soldaten, Juden etc. etc., so daß kaum Platz zum Treten bleibt; der Name des Schiffes ist Machmadie, (Capt)CaptainWranowitsch, ein sehr freundlicher Mann, wie auch die beiden Lieutenants. Fröhlich fahren wir aus der schönen Bucht (v)vonSmyrna heraus, begrüßen noch einmal unsre alte Quarantäne (v)von weitem, dann geht es am Castell vorbei, bis die Dunkelheit uns die Küsten entzieht. Nach einem Gewitter in (d)der vergangenen Nacht ist es heut Abend empfindlich kühl, so daß wir den Abend nicht oben aushalten. Ich lese in unsrer Cajüte aus Hammer’s (Lebensbeschr)Lebensbeschreibung (Orient)Orientalischer Herrscher, namentlich aus des Propheten Mohammeds Leben bis 10 Uhr.
Sonntag (d)den 28ten (Sept)September 1845. Ein herrlicher, genußreicher, aber kalter Tag. Ich finde gegen Morgen das Deck noch viel voller als gestern. An 30 - 40 junge Sklavinnen ( (v)vonTunis) sind in (d)der Nacht bei unserem Landen in Mytilene (Lesbos) aufgenommen worden, [und] so sind wir, die 1te Klasse, denn mit unsrem Spatziergang auf die Brücke des Capitän’s beschränkt. Früh war uns das Cap Baba im Gesicht, vor dessen nicht sehr bedeutender Stadt wir 10 (Min)Minuten halten. Nun kamen wir, uns dicht an der Küste Kleinasiens haltend, an den gegen früher viel nie- [104] drigeren Höhenzügen vorbei, nach der Ebene (v)vonTroja, gegenüber dem niedrigen Felseneilande Tenedor; nur hinter der Stadt Tenedor, vor der wir auch 10 (Min)Minuten hielten (d)und die sich mit ihrem Castell ganz malerisch[,] aber öde ausnimmt, weil kein Baum auf (d)der Insel zu sehen, erheben sich etwas höhere aber kahle Berge, sonst ist (d)die Insel sehr niedrig. Wie felsig erschien dagegen von fern die Insel Lemnos[,] groß (d)und gewaltig aus (d)dem Meere aufragend, in (d)der Mitte besonders mit einem wolkenumhangenen Scheitel, der prächtig aussah. Die hügliche Ebene (v)vonTroja zur Rechten dehnte sich, grün überzogen, weithin aus, (d)und tiefer im Lande sah man die aufsteigende, schöne (d)und gestreckte Linie des Ida Gebirges; wie interressant waren mir diese Örtlichkeiten! - Nach Tenedos dauerte es nun nicht mehr lange, so trat uns (d)das Castell auf der europäischen Landzunge am Hellespont klar entgegen. Dann auch rechts das gegenüberliegende auf (asiat)asiatischer Seite, Beide die Einfahrt beherrschend. Diese Einmündung ist so brach, daß ein Schiff in (d)der Mitte (v)von (d)den Kanonenkugeln grade noch erreicht werden mag. Nun ging es an einem (türk)türkischen, (d)und dann an (e)einem (franz)französischen Dampfschiff vorbei immer dicht an Europa entlang, auf dessen nicht allzu hoher aber ziemlich steiler Küste uns heimische Küsten begrüstenso; dann wieder bebuschte Thäler; (d)und endlich zeigten sich in außerordentlich malerischen Ansichten die (eigentl)eigentlichenDardanellen-Schlösser (d)und die bedeutende Stadt gleichen Namens auf (asiat)asiatischer Seite; besonders das compakte, in (d)der Mitte aus 1 Thurm bestehende (europ)europäische Castell bildete prächtige Landschaften; auch hier lag ein nicht unbedeutender Ort dahinter. Der Castellthurm auf (asiat)asiatischer Seite ist 4eckig, während der andre rund ist, beide erscheinen altersgrau; aber neue Festungswerke umher gebaut[,] waren mit Kanonen gespickt, die diesen Durchgang mit Bequemlichkeit bestrichen; 6-7 Festungsanlagen überschauten wir (v)von hier vor uns an (d)den Ufern; sie hoben sich weiß mit Zinnen (d)und Moscheen vor den Bergen aus (d)dem Meere auf; hier lag wohl Lesbos (d)undAbydos; die Küste (v)vonAbydos (Asim) ist flach, die (v)vonLesbos steiler. Ein hübscher Anblick war es, daß alle Consulate in (d)denDardanellen flaggten, was gar bunt aussah. Die Breite der Meerenge bleibt selbst hier doch noch ziemlich bedeutend, (d)und es muß ein sehr guter Schwimmer sein, der hinüberschwimmt. - Hier wurde der Anker geworfen (d)und wir entledigten uns etwa 100 Soldaten, was dann das Verdeck [105] wieder tretbar machte. Gegen Sonnenuntergang lagen wir noch ¼ Stunde vor der ziemlich bedeutenden Stadt Gallipolis auf (europ)europäischer Seite [und] fuhren dann in das Marmarameer hinaus; aber es ward so kalt, daß ich mich in (d)die Cajüte retirirte (d)und Tagebuch schrieb. - Abend Domino gespielt. -
Montag (d)den 29ten (Sept)September 1845. Als ich mit Sonnenaufgang auf (d)das Deck kam, war es bitter kalt. Wir durchfurchten immer noch das Marmarameer (d)und hatten rechts von uns im Nebel die Prinzen-Inseln, 3 bis 4 an (d)der Zahl. In 2 Stunden aber konnte man schon einzelne Minarets (v)vonStambul auftauchen sehen. Nun zeigte sich links ein Dorf mit (d)der großen Pulverfabrik (d)und weiterhin beinah am Anfang (v)von (Const)Constantinopel dasCastell (St)SanctStefano. Mehr (d)und mehr tauchte die gewaltige Stadt mit ihren Moscheen vor uns auf; jetzt hatten wir sie erreicht (d)und fuhren in (zieml)ziemlicher Entfernung vor ihr entlang. Welch ein Coloß! Eine zinnenbekrönte Mauer begränzte sie gegen (d)das Meer. Von da ab erhob sie sich allmählich bis zu dem nicht allzubedeutenden Hochplateau des Terrain’s; überall strebten die Kuppeln (d)und Minarets der Moscheen riesenhaft hervor. Jetzt hatten wir das alte Serail erreicht; woneben die Sophien Moschee thronte, ein herrlicher Anblick inmitten der Pinien (d)und Cypressen; jetzt bogen wir in den Bosporus ein, (d)und wenn vorher (d)die Stadt mich riesenhaft dünkte, so war (d)der Anblick nun fast staunenerregend. Ein einziges ungeheures Amfitheater (v)von Häusern (d)und Kirchen (d)und Pallästen lag vor uns; der Hafen, der eine tiefe Bucht des Bosporus bildet (das goldne Horn) lag vollgefüllt voll Schiffe; man konnte vor Masten die Häuser unten nicht sehen; 1000de (v)von Barken wie Nußschalen belebten (d)das Wasser. Links der neue gewaltige Pfortenpallast mit unzählbaren Fenstern; dann in Pera das prächtige (russ)russische (Gesandtsch)Gesandtschafts Hôtel (d)und andere. Mit (e)einem Lohnbedienten in Galata an (d)das Land gerudert; durch Galata nach Pera hinaufgegangen in (d)das Hôtel der (Mde)MadameGiuseppina Vitali; theure Zimmer pro 2 [Coll] per Tag der Mann. Nun angezogen (d)und in’s Bureau der (preuß)preußischen Gesandtschaft, um Dr. Rosen aufzusuchen; hier nicht gefunden, aber bei dem Sekretär Testa 2 Briefe für mich von (Leps)Lepsius, Wagner (d)und (v)vonRiechers. Dann in (d)die Wohnung (v)vonRosen, den wir treffen. Nachher (z)zum Gasthof (d)und Dejeuner genommen. Rosen holt uns ab zu (e)einem Spatziergang. Wir gehen wieder aus Pera heraus neben Kirchhöfen mit Cypressen nach (d)dem Stadtheile (v)vonGalata, wo der hohe Galater Thurm, (v)von (d)den Genuesern gebaut[,] aufragt. Dann über die lan [106] ge Brücke, die über (d)den ganzen Hafen geht. So kommen wir in das (eigentl)eigentlicheStambul. Wir passiren untergeordnete Bazare; aber ungemein interressant der Platz neben der Moschee Sultan Bajazid wegen der unvergleichlichen Kutschen[,] die hier mit den Schönen Constantinopels im Corso auf (d)und abfahren; Verschleierung derselben, die bis weilen auf Brust (d)und Gesicht völlig durchsichtig ist. Nach langem Wege endlich zum Platz, wo der Obelisk befindlich, den Max abschreibt. Daneben eine Art (v)von 2tem Obelisk, gebaut, unbeschrieben; dazwischen der Stumpf 2er (zus)zusammen gewundner Schlangen (v)von Metall, zertrümmert. Besehen des Sockels (v)vomObelisken (d)und seiner Reliefs aus (d)der Zeit des Theodosius; überall (d)der Kaiser dargestellt, den Wettrennen, Laufen, Fahren, Tanzen zusehend; auf (d)der einen Seite (d)der Transport des Obelisken dargestellt; das Ganze scheint früher als Wasserkunst gedient zu haben; 1 (lat)lateinische (d)und 1 (griech)griechische (Inschr)Inschrift. - Von hier in den Hof der daneben liegenden prächtigen Moschee Sultan Achmed’s mit 6 Minarets; herrlicher Anblick derselben (zw)zwischen (d)den Cypressen (d)und andren Laubbäumen; in (d)der Mitte wieder wie überall das Kuppelconvolut. Diese Moschee ist die zweitheiligste; die 3te ist die Sophien Moschee, die erste, wenn ich nicht irre, Sultan Ejub, wo (d)das Reichsschwert bewahrt wird, womit (m)man die Sultane umgürtet. Von der Moschee Achmet zur Sophienmoschee, zum Grabe des letztverstorbenen Sultan Mahmud, was ganz (v)von Marmor in (Ital)Italienischem Styl mit vergoldeten Gittern; hübscher Garten daneben (d)und Trinkhäuschen, wo aus 2 Becken Jedem Wasser verabreicht wird; die Särge in (d)der 1ten Rotunde reich mit Perlmutter verziert. Am alten großherrlichen Palast vorbei in ein Café , wo wir etwas ruhen. Dann wieder über (e)ein Stück Bazar zum Meere, in Kaik’s über (d)den Hafen gesetzt (d)und zu Hause. Nun gespeist (d)und 1 (Fl)Flasche Schampagner auf (m)meine Gesundheit getrunken; nachher Brief gelesen (d)und Tagebuch geschrieben bis ½ 11 Uhr. - Vor 1 Jahr passirte ich heut die Catarakten (v)vonAssuan (d)und kehrte nach Ägypten zurück; heut betrete ich (z)zum erstenmal wieder Europa’s Boden. Der Tag ist aber trübe, kalt (d)und windig. -
Dienstag (d)den 30ten (Sept)September 1845. Heut früh mit Rosen zum goldnen Horn (d)und (e)eine Barke für Bujúkdere gemiethet. Unvergleichliche Fahrt durch den Bosporus obgleich bei trübem Wetter; schönes neues Serail (d)und andre Palläste bewundert; Leanders Thurm[,] bis Bujukdere eine einzige Kette (v)von Häusern, Villen, die schönsten Berge belaubt mit Pinien[,] Cypressen, Platanen etc; kostbarster Wechsel. In 3 Stunden (bei (d)der starken Strömung aus (d)dem Schwarzen in (d)dasMarmarameer mußte von 3 Stricken die Barke [107] gezogen werden) beim Hôtel des Gesandten Le Qoq angelangt, der nun um 5 Uhr zu Tische ladet; inzwischen langer Besuch beim Gr. Perporcher, dem ersten (GesSekr)GesandtschaftsSekretär. Dann Spatziergang am (Bospor)Bosporus nach (d)dem (Schw)Schwarzen Meere zu, (d)und ganz unvergleichliche Aussicht in dasselbe. Dann zurück (d)und beim Münster einfach[,] aber sehr gut gespeist, dabei die etwa gegen 20ten (Sept)September erfolgte Abreise (v)von (Leps)Lepsius erfahren (d)und um ½ 7 Uhr etwa wieder eingeschifft; 2stündige Fahrt durch den (v)von 1000 (d)und aber 1000 Lichtern erhellten (Bospor)Bosporus; Leuchten des Meeres, schöner denn je; illuminirte Moscheen (d)und Namenszüge, denn morgen ist Beiram. Zu Hause Zeitungen gelesen. - Ein Tag der wunderbarsten Eindrücke.
Mittwoch (d)den 1ten October 1845. Früh zu Dr. Rosen (d)und mit ihm auf den Bazar, der sehr groß (d)und reich ist, im Ganzen aber doch nicht so originell wie der ägyptische in Cairo; bemerkenswerth der (sogen)sogenannte (ägypt)ägyptische Bazar, wo Drogeriewaaren verkauft werden; dann die Seidenwaaren aus Brussa, die Juweliere (d)und Gold (d)und Silberarbeiter, die Schlauchbieger für (d)die Nargileh, die Goldstickereien pp.; der alte Waffen Bazar war leider geschlossen. Kleinigkeiten wurden eingekauft (d)und um 11 Uhr kehrten wir zum Gasthof zurück. Heut holten wir auch Geld (v)von (H)HerrnTesta (d)und gingen von ihm auf das Office des Lloyd, wo wir unsre Billets nach Triest nahmen. - Rosen ward am Mittag leider nach Bujukdere hinausgerufen (d)und ich habe ihn nicht wieder gesehen. So gingen wir dann am (Nachm)Nachmittag allein mit unserm Lohnbedienten (d)und zwar nach Stambul auf den Platz der spatzierenfahrenden Damen, der dann voll von Kutschen war; hier sahen wir zufällig den Sultan, als er aus der Moschee Sultan Bajazid herauskam; er war auf weißem Pferde mit sehr reicher Schabracke, aber in (e)einem langen Tuchmantel höchst einfach; Sein Aussehen ist mehr ein etwas abgelebtes französisches Gesicht als ein türkisches; sein (schw)schwarzer Bart war noch nicht sehr vollkommen; im Ganzen hatte ich ihn mir viel jünger vorgestellt. Hinter ihm in einiger Entfernung kam sein 1ter Minister, dessen ich mich jedoch nicht mehr recht erinnere; dann Dienerschaft mit den großen goldverzierten portefeuilles, Offiziere pp. - Von hier gingen wir über die lange Brücke wieder nach Galata zurück, freuten uns der unzähligen Flaggen aller (türk)türkischen Kriegsschiffe wegen des morgenden Beiramfestes (d)und bestiegen dann den Galater Thurm, von wo wir die unvergleichlichste Rundaussicht genossen (d)und zwar in der herrlichsten Abendsonne; Pfeife (d)und Caffee ward oben genossen (d)und wir blieben, bis man uns hinuntertrieb; auf dem Zuhausewege noch mit dem Dicken die kostbaren Farben der Wolken (d)und des Himmels (zw)zwischen den Cypressen des Kirchhofs hindurch bewundert. Abendessen mit (H)Herrn (Gr)Grafen (v)vonPerporcher[108] (zus)zusammen gegessen, der uns mit Wein regalirt, so daß wir schon zum 3ten male in (Const)Constantinopel Schampagner trinken. - Nach (d)dem Essen kommt noch Wild, mit dem wir lange (zus)zusammen bleiben (d)und uns Vieles erzählen; er ist sehr alt geworden (d)und sieht elend aus. - Um 10 Uhr noch an Prokesch (geschr)geschrieben (d)und (Leps)Lepsius (Br)Brief eingelegt. - (Allgem)Allgemeine (Augsb)Augsburger Zeitung bis Mitte (Sept)September durchgesehen. -
Donnerstag (d)den 2ten (Oct)October 1845. In (d)der Nacht schon beginnt das großartige Schießen der Kriegsschiffe, Forts etc. wegen des Beiram’s. Dann etwa um 4 Uhr Morgens weckt uns wieder Militärmusik (d)und eine Prozession mit Fackeln zieht unten vorüber, dessen Wiederschein wir jedoch nur sehen. Um ¾ 6 Uhr holt uns der Cavaß der Gesandtschaft nach (Const)Constantinopel ab, (d)und nach ¾ Stunden schnellen Ganges kommen wir nach (d)demObeliskenplatz, vor der Moschee Achmet an, wo dann eine Menge Militär aufgereiht steht, dahinter Wagen mit Türkinnen, Gerüste mit Zuschauern. Auf eins dieser Gerüste stellen wir uns (d)und sehen hier, wenn auch zu entfernt, doch ganz leidlich. Es dauerte auch nicht lange, so kommen eine (gr)große Anzahl Offiziere voraus, die Leibpferde des Sultans geführt (d)und mit prächtigen Schabracken (d)und Pfauenfedern auf (d)dem Kopfe; dann eine Compagnie Leibgarde mit Fächern (d)und doppelmondförmigen Hellebarden, die sich sehr stattlich ausnahm, zwischen ihr ritt (d)derSultan Abdul Medjit auf (e)einem braunen Pferde, wiederum im Mantel, aus dem nur sein diamantengestickter Kragen hervorguckte. Den Turban zierte der Reiherbüschel; auffallend war es mir, daß kein Mensch, außer etwa Europäer[,] ihn begrüßte. Den Schluß des Zuges, den ich mir viel großartiger vorgestellt, machten die hohen Staatsbeamten, Mappenträger, Offiziere pp. Hussah rufen der Soldaten auf Commando. -Mit Wild, der uns nachkam, noch ein wenig umhergegangen; dann zurückgekehrt, (d)und bei ihm seine reichen (d)und (interess)interessanten Studien aus Cairo, wie sein Kirchenprojekt betrachtet. Nachher im Gasthof gefrühstückt (d)und bald darauf Alles zur Abreise fertig gemacht. Um 3 Uhr etwa fanden wir uns auf (d)dem Dampfschiffe ein; Rosen war noch nicht aus Bujukdere zurück. - Vom Schiff aus noch einmal Bewunderung der gewaltigen Stadt um mich; Kanonade der Schiffe. Um ½ 5 Uhr (Nachm)Nachmittags Abfahrt bei prächtigstem Wetter. Mit Sonnenuntergang schon fast außer Gesicht der Stadt, die wie ein Traum erschien. -
Freitag (d)den 3ten (Oct)October 1845. Früh beim Anfang der Dardanellen, etwa bei Gallipoli. Unser Schiff ist ziemlich voll, aber sehr anständige Gesellschaft; überall ist Platz zum Promeniren. [109] Das Wetter den ganzen Tag herrlich (d)und nirgends Seekrankheit. So passiren wir wieder die Dardanellen, Tenedos, Troas, Mytilene, (d)und mit Sonnenuntergang sind wir vor (d)der Hauptstadt dieser langen Insel, ohne uns irgend auf (d)dem Wege aufzuhalten. In der Nacht um 12 oder 1 Uhr ankern wir wieder vor Smyrna. Heut visitiren der Sachen von (öster)österreichischen Quarantainedienern. - Abends Schach mit Max gespielt.
Sonnabend (d)den 4ten (Oct)October 1845. Vor dem Dejeuner Tagebuch geschrieben. Das stillste Wetter macht den Blick auf den schiffreichen Hafen köstlich. - Ernst (d)undGeorgi gehen an (d)das Land, wir beiden Andren bleiben auf (d)dem Schiffe, wo ich in Hammer’s Kreuzzügen lese. (Nachm)Nachmittags bekommen wir dann wieder unsren (Cap)CaptainMacdonald mit (s)seinen Damen an Bord; im Übrigen wird es nicht sehr voll. Um ½ 5 Uhr fahren wir nach Syra ab, immer bei schönstem Wetter.
Sonntag (d)den 5ten (Oct1845)October1845. Heut (Vorm)Vormittag um 10 Uhr im Hafen von Syra angelangt. Es liegt da ein (öster)österreichischer Dampfer, der (v)von[Alexandrien] kommt, (d)und dessen Passagiere auf uns übergehen; darunter sollen sich unsre 4 Handwerker befinden, von denen wir manche Neuigkeiten aus Ägypten erwarten. Gegen Abend kommt noch (e)ein (Dampfsch)Dampfschiff aus Triest, auf dem eine Operngesellschaft, die uns an (d)dem herrlichen Abend mit ihrem Gesange sehr erfreuen, besonders die prima donna hat (e)eine sehr schöne Stimme. Viel unterhalten mit (e)einem (H)HerrnBunsen, der aus (Const)Constantinopel kommend nach Moskau über Stettin geht, einem (öster)österreichischen Hofrath, der mit (s)seinem Verwandten, (e)einem Wiener hier in Syra (d)die Quarantäne macht, um in (Griech)Griechenland zu verweilen. - Unvergleichliche Ansicht der erleuchteten Stadt Syra im nächtlichen Dunkel.
Montag (d)den 6ten (Oct)October 1845. Um ½ 5 Uhr (Nachm)Nachmittags von Syra abgefahren, fortwährend bei schönstem Wetter.
Dienstag (d)den 7ten (Oct)October 1845. Mit Sonnenaufgang waren wir bei dem steilen (d)und rauhen Cap (St)Sanct Angelo (d)und umfahren nun die südlichste Spitze Europa’s, uns erfreuend der Buchten (d)und herrlichen Berglinien von Morea. Gegen Abend hatten wir Navarin passirt.
Mittwoch (d)den 8ten (Oct)October 1845. Früh fanden wir uns neben der Insel Cephalonia; den Tag über hielt das bisherige treffliche Wetter an; aber am (Nachm)Nachmittag zog es sich (v)von Süden (d)und Norden zusammen. Unter Gewitter (d)und heftigstem Regen liefen wir mit Sonnenuntergang in (d)den Hafen (v)vonCorfu ein. Wiederum die köstliche Ansicht dieser Stadt bewundert; die kegelartigen Berge mit dem Gouvernementshause dazwischen; der eine mit (d)dem Leuchtthurm; weiter [110] hin das feste hohe Castell, an dessen Fuße rechts sich die alte Stadt hinzieht.
Donnerstag, (d)den 9ten (Oct)October 1845. Erst um 1 Uhr Mittags kamen wir zur Abfahrt (v)vonCorfu. Wir brachten zuerst den (Capt)CaptainMacdonald mit (s)seinen Frauen in die Quarantäne, die entfernt (v)von (d)der Stadt auf (e)einer (kl)kleinen Insel liegt, (d)und fuhren dann längs der köstlich bewaldeten (d)und mit Landhäusern besetzten Küste der großen Bucht (v)vonCorfu hin, die unendlich reizend erschien. Gegen Abend heut abermal Gewitter (d)und Regen (d)und ein Schlag traf dicht neben (d)das Schiff[,] nah an meiner Kammer, den dort befindlichen Lieutenant (d)und den Steuermann warf er um; doch kamen wir mit (d)dem Schreck davon. Das Meer unruhig (d)und das Schwanken ziemlich stark.
Freitag (d)den 10ten (Oct)October 1845. Der Tag trüb (d)und regnerisch, das Land nur wenig im Gesicht; gegen Mittag mochten wir etwa Ragusa passiren. -
Sonnabend (d)den 11ten (Oct)October 1845. Früh um 9 Uhr etwa Zazra gegenüber; den ganzen Tag das Schwanken ziemlich stark; (Nachm)Nachmittags (d)und am Abend Regen. Das Meer nach (d)und nach ungemein aufgeregt, wie ich es kaum je gesehen; das Schwanken heftiger denn je. Bis Mitternacht nicht geschlafen, denn man rollte fortwährend hin (d)und her. Vielfach des (seel)seeligen Vaters gedacht, dessen Geburtstag heute.
Sonntag (d)den 12ten (Oct)October 1845. Erst mit Sonnaufgang in den Hafen (v)vonTriest eingelaufen (d)und vor der linken Quarantäne Anker geworfen. Gott sei gedankt, der uns gnädig (d)und glücklich bis hieher geführt hat. Der Morgen sehr kalt (d)und trübe. - Wir brachten diesen Tag noch auf (d)dem Schiff zu, als den letzten der Quarantäne (d)und waren sehr heiter (d)und vergnügt. Herrlicher aber kalter Abend; glühender Himmel (d)und kostbares Grün desselben, die Ketten der Tyroler Berge mit Schnee bedeckt. - Besuch (v)vonJungk (dem Tischler), der uns sagt, daß (GenConsul)GeneralConsul (v)vonWagner noch hier ist; wir bestellen in demselben Gasthof unser Quartier. -
Montag (d)den 13ten (Oct)October 1845. Früh 2maliges Visitiren unsrer Effekten (v)von Seiten der Quarantäne (d)und Duane; dann in (d)die Stadt zum Gasthof Locanda grande gefahren; (H)Herrn (v)vonWagner begrüßt; die Geldgeschäfte mit ihm abgemacht; viel gerechnet (d)und gekramt. Gegen Abend mit dem Sohn unsres Wirths, (H)HerrnMeier (Kaufmann), Ernst (d)undGeorgi erst in (e)ein Café gegangen (d)und Eis genossen, dann in’s Theater, (d)und die Schönen [Triests] besichtigt, dann noch in ein Bierhaus, von wo wir dann erst [111] um 12 Uhr Nachts zu Haus kamen, Bunsen (d)und der (sogen)sogennannte Kaufmann Schulz waren auch dabei. -
Dienstag (d)den 14ten (Oct)October 1845. (Vorm)Vormittags Brief an (d)die Mutter geschrieben; mit Ernst (d)undGeorgi eine Kunstausstellung besucht, die manche (interress)interressanten Bilder enthielt, dabei aber auch viel Schund. Ein Bild (v)vonFrey (d)und (v)vonHor. Verret für uns besonders interressant. Die nach Berlin zu sendenden Sachen gepackt (d)und befördert. Um 3 Uhr hatte ich (H)HerrnMeier (d)und meine 3 Reisegefährten zu (e)einem solennen Mittagsmahl geladen mit Austern[,] Caviar, Schnepfen (d)und Champagner. Dann die Abreise der Freunde besorgt (d)und sie um 7 Uhr zur Post geleitet. Den Abend mit (v)vonWagner verplaudert. -
Mittwoch (d)den 15ten (Oct)October 1845. Heut (Vorm)Vormittag meine Sachen gepackt; Einkauf (v)von Stiefeln (d)und seidenen Schnupftüchern gemacht; am (Nachm)Nachmittag im Magazin (v)vonLutteroth meine Cairiner Kisten gepackt, die zu meinem großen Staunen (v)von (Leps)Lepsius mitgeschickt sind, aber auf (d)dem Postbureau sämmtlich ausgepackt (d)und gründlich untereinander geworfen waren. Abend Zeitung gelesen; sammt Wagner (d)undJungk Billets für das Dampfschiff genommen (d)und gegen 11 Uhr Abends uns auf demselben eingeschifft. Der Tag war unglaublich windig (d)und eiskalt, die sogenannte bora wüthete, so daß unser Haus zitterte; wir machten uns auf eine sehr unruhige Fahrt gefaßt. Erst etwa ½ 12 Uhr Nachts kamen wir zur Abfahrt.
Donnerstag (d)den 16ten (Oct)October 1845. Wider Erwarten war die Fahrt in (d)der Nacht vollkommen ruhig gewesen; es fand fast gar kein Schwanken statt (d)und ich schlief auf meinen Sachen recht gut bis zum Sonnenaufgang, der mich auf’s Verdeck trieb. Der Anblick der (Tyrol)Tyroler Alpen rechts, deren Schneegipfel geröthet waren, der flachen Küste mit den grünbebauten Ufern, des stillen Meeres mit den kleinen Barken, deren rothe Segel in (d)der Morgensonne glühten, endlich der aus (d)der See auftauchenden Stadt Venedig, die in all ihrer Pracht immer während näher rückte, war so kostbar, daß mir fast die Thränen in die Augen kamen. Wir landeten ganz nah an dem mir noch wohlbekannten Marcus Platze, (d)und stiegen im Hotêl grande da Danieli ab, was am Quai liegt (d)und nach (d)dem Hafen hinausschaut. - Bald nach (d)der Ankunft, ging ich nach (d)derMarcuskirche (d)und musterte dieses Meisterwerk wieder auf das genaueste. Die unglaubliche Menge der verschie- [112] denartigsten Marmore, die mustrischen Fußböden, die reichen Mosaikbilder, die Fresken außen (d)und innen, die 4 bronzenen Rosse über dem Eingangsthor (deren Köpfe (d)und Hälse aber zu klein erscheinen). Alles ward betrachtet; dann besah ich den Dogenpallast, erst allein (d)und dann mit Wagner, den ich auch noch in den San Marco führte. Die Säle des Dogenpallastes wurden mit ihm durchwandert (d)und die herrlichen Gemälde (v)vonPaul Veronese, Tintoretto pp. von neuem bewundert; nachher machten wir noch eine Wasserfahrt durch den Canal grande, (d)und hielten am Pallast Vendramin stille, der jetzt der Herzogin von Bereg gehört; Besehen desselben im Innern; die Zimmer sind sehr reich (d)und schön eingerichtet; ein Saal mit neueren Bildern zog mich absonderlich an; es waren da Sachen (v)vonAriarc Vernet (d)und andren berühmten Meistern. Von hier nach dem Eisenbahn Viadukt gefahren, der in (d)der That ein ganz kolossales Unternehmen ist; (NB die Brückenbogen haben 3 Stein Stärke aus gebrannten Ziegeln). Dann zum Gasthof, wo ich allein zu Mittag speiste (d)und sodann von Wagner Abschied nahm. Um 3 Uhr (Nachm)Nachmittags fuhr ich zu Wasser über die Lagunen zum Bahnhofe, der einstweilen noch am festen Lande ist, da an der Brücke noch einige Bogen fehlen. Die Fahrt nach Padua unglaublich langsam (d)und alle Augenblicke wird still gehalten; die Wagen zu etwa 40 Personen nicht sehr bequem, doch ländlich. Wie freute ich mich der unendlich fruchtbaren Gegenden[,] der mit Bäumen umkränzten (d)und (v)von Wein überrankten Saatfelder, der erquicklichen[,] obwohl kühlen Abendluft; es war mir lieb, daß es langsam ging. Etwa um ½ 7 Uhr kamen wir nach Padua; die Sonne war schon untergegangen. Ich folgte (v)vom Bahnhofe meinem Portier in das Hotel: L’aigle d’or, ein weiter Weg in die Stadt hinein; trank Thee (d)und aß zum erstenmal nach langer Zeit wieder schöne frische Butter, schrieb Tagebuch (d)und ging dann nach ½ 10 Uhr zu Bette; ein an Genüssen reicher Tag! -
Freitag (d)den 17ten (Oct)October 1845. Heut (Vorm)Vormittag mit (e)einem Lohnbedienten die Merkwürdigkeiten der Stadt besichtigt; zuerst in (d)die (kl)kleineBasilica (Sta)Santa Annunziata neben der (sogen)sogenannten Arena, voll von (interr)interressanten Fresken (v)vonGiotto. Das [Universitätsgebäude] (v)vonPalladio, dessen Hof besonders merkwürdig, denn in den Arkaden ringsumher sind alle Wappen der früheren Studenten eingemauert (d)und skulpirt. Dann in das Café Pedrocchi, ein neues Etablissement (v)vom Architekten Jazpelli. Es enthält unten die Café Räume, oben Festlokale; darunter (e)ein (Ägypt)Ägyptisches Zimmer, eins in (oriental)orientalischem Styl, eins im gothischen Styl; [113] der Tanzsaal mit ungemein reicher Erleuchtung versehen. Die (Basil)Basilika (St)Sankt Antonio in halb (goth)gothischem Styl erscheint mir als die schönste Kirche. Die Marmor-Mosaiken der Altäre hier wie in der Kirche (Sta)Santa Justina sind das vortrefflichste (d)und prächtigste, was ich je gesehen. Auch die Fresken (d)und Bilder aller Seitenkapellen sind schön (d)und von tüchtigen Meistern. Besuch des Prato della valle, ein hübscher Platz mit über 100 Statuen berühmter Männer verziert. Der (botan)botanische Garten gewährt mir viel (Interress)Interressantes (d)un Freude. Der Justizpallast mit seinem Riesensaal, seinen Denkmälern des Lionis, der in Padua geboren, seinen Fresken (v)vonGiotto, seinem Zodiacus (d)und dem großen hölzernen Rosse war sehr merkwürdig. Seine Bedeckung ist ein Bohlendach mit Zink eingedeckt; schöne Gallerien, die ihn zu beiden Seiten umschließen. - Padua ist eng (d)und winklich gebaut, meist mit Arkaden an (d)den Seiten; auch hier ist ein schiefer Thurm. Um 3 Uhr nach Bezahlung einer theuren Rechnung auf einem omnibus gen Bologna aufgebrochen; es geht aber nicht sehr schnell. Die Gegend vollkommen eben, aber ungemein fruchtbar, doch bisweilen sumpfig durch (d)die Nähe des Po; die Felder immer mit Bäumen besetzt, die mit Wein überrankt sind; oft schöne Landhäuser (d)und Villen an (d)der Seite. Abends ½ 8 Uhr in Rovigo, wo wir (d)die Nacht bleiben; (wohlfeil). - Mit (e)einem Schweitzer aus Zürich (d)und (s)seiner jungen Frau gereist.
Sonnabend (d)den 18ten (Oct)October 1845. Früh um 5 Uhr (v)vonRovigo aufgebrochen (d)und nach unzähligen Aufenthalten etwa an (d)der Grenze des Kirchenstaats, [] ()inDogna (Sta)Santa Madelena am Po angekommen; der letzte Theil des Weges führte immer am Po entlang, der ein tüchtiger Strom ist. - Übergesetzt (d)und die Sachen untersucht; Confiscirung meiner Pistolen, die ich mir in Ferrara wieder auslösen muß. Circa um 12 Uhr in Ferrara; eine Stadt mit ansehnlichen Pallästen (d)und ländlich breiten Straßen; wir essen dort nur etwas Mittag (d)und fahren um ½ 2 Uhr mit einem Vetturino weiter nach Bologna, durch (e)eine völlig ebne zum Theil wohl bebaute[,] zum Theil sumpfige Gegend. - Wir kommen in Bologna um 7 Uhr an, (d)und ich nehme mit (d)dem Schweitzer ein Zimmer im Pelerino. Zu Abend gegessen (d)und um 10 Uhr zu Bett. - Bettelei (d)und Trinkgeldergeben ist über alle Begriffe.
Sonntag (d)den 19ten (Oct)October 1845. Bis ½ 10 Uhr Tagebuch geschrieben, dann die Stadt besehen in Begleitung des (H)HerrnNäf aus Thalwiel am Zürichsee mit seiner jungen Frau. Die Palläste in Bologna[114] sind charakteristisch dadurch, daß sie meist einen Arkaden-Unterbau haben, über dem sich die Mauermasse meist in etwas schwerer Architektur erhebt; fast (d)die ganze Stadt hat Arkaden, so daß man meist bedeckt geht. Die Straßen sind eng (d)und etwas düster. Zuerst in die Basilica (St)Sanct Petronio[,] eine herrliche (goth)gothische Kirche in bedeutenden Dimensionen; die Façade leider nicht fertig; im Innern weiß[,] aber mit vielen schönen Sanktuarien in den Nischen. Es steht ein Tempelchen darin, worunter Karl V gekrönt ist. Die bunten Scheiben nach Zeichnungen (v)vonMichel Angelo. - Dann in die Kirche (St)Sanct Domenico[,] wo auf (e)einem Altar ein wunderschöner (kl)kleiner Engel, der einen Candelaber auf (d)dem Schooß trägt (v)vonMichel Angelo, ein wahres Meisterstück. - Il fontana del Gigante, wo in der Mitte ein riesiger Neptun befindlich, (v)vonJohann Bologna ausgeführt; 4 (weibl)weibliche Figuren zu (s)seinen Füßen umherliegend[,] auf Delphinen reitend, nicht allzu ästhetisch. - Palais auf (d)dem Platz der Kirche San Domenico, auf das reichste (d)und kostbarste ausgestattet; eine köstliche Zimmerreihe mit den prächtigsten seidnen Tapeten, alten (d)und neuen Gemälden, besonders aber der vollständigsten Sammlung (v)von Bildern (d)und Statuen der Familie Napoleon’s; das Besehen dieses Pallastes war (e)ein (gr)großer Genuß. Dann die Gemäldesammlung in der (Acad)Academia del bell arte besehen; eine reiche Gallerie, worin besonders viel Cavvaccio’s, die Kreuzigung Christi (v)vonGuido Reni vortrefflich; ebenso Raphaëls heilige Cäcilie. Endlich noch einen ziemlich ermüdenden Spatziergang außerhalb der Stadt nach dem ½ Stunde entfernten Campo Santo, dem einzigen Begräbnisplatz Bologna’s[,] gemacht. Die Fülle der Denkmäler in Marmor, Stuck, Granit, Gips etc. ist unermeßlich (d)und ermüdend; aber die Anordnung (d)und Aufstellung in den ungeheuer langen Pfeilergängen vortrefflich; auf den großen Rasenplätzen in (d)der Mitte liegen die Armen; unter den Hallen die Vornehmern. Sehr müde (d)und hungrig zum Gasthof zurück, wo ich mit meinen beiden jungen Reisegefährten aß (d)und dann um 6 Uhr mit der Diligence mit ihnen zusammen nach Florenz abfuhr. - Eine Stunde hinter Bologna beginnt die Gegend gebirgier zu werden; wir hatten den köstlichsten Mondschein, aber es jammerte uns, die Landschaft nicht bei Tage genießen zu können. - In Mitte des Wagens saßen 4 Franzosen, worunter 1 Dame. In der Nacht um 3 Uhr etwa mochten wir auf (d)der Höhe des Gebirges bei der Grenze ankommen, wo dann das Visitiren wieder anging, aber sehr gnädig. Dieß indessen, wie das Pässe abfordern (d)und das Betteln übersteigt [115] in Italien jeden Begriff; neben der duane (e)eine Tasse guten Caffee’s (d)und Butterbrod gegessen. -
Montag (d)den 20ten (Oct)October 1845. Wir hatten in (d)der Nacht bei den Bergen mehrmals Vorspann nehmen müssen (d)und zwar immer 4 Ochsen, was mit unsern 4 Pferden einen gar eignen Train bildete. Herrliches Glühen der Berge bei Sonnenaufgang; die Tiefen lagen im Nebel wie ein Meer vor uns. Köstliche Gegend. Um 12 Uhr fuhren wir neben dem Triumpfbogen durch die porta (S)San Gallo in Florenz ein, was zwischen den Bergen, die rings mit Villen bekrönt sind, gar anmuthig gelegen ist. Am Thor wie gewöhnlich Visitirung (d)und Pässe. Ich komme im Gasthaus della Fontana, was mir angerühmt war, nicht mehr unter (d)und gehe in ein andres chiave d’oro, freilich nicht erster Klasse, wo mir mein Zimmer düster (d)und unwohnlich andeucht; dafür ist es freilich wohlfeiler als sonst. Bis um 5 Uhr zu Haus geblieben (d)und dann noch zu dem ganz nahen (pal)palazzo vecchio gegangen (d)und halb im Dunkeln die wunderbaren Meisterstücke besehen, welche die loggia dei lanzi, den Eingang des (pal)palazzo vecchio (d)und den Platz selber zieren; ich war durch diesen ersten Anblick ganz hingerissen. Dann noch zum Dom (d)und ihn rings umher angestaunt, bis er ganz im Dunkel schwamm. Nun noch einen Besuch bei (d)den Schweizereheleuten gemacht, (d)und unsern morgenden Gang verabredet, dann in meinen Gasthof (d)und Tagebuch geschrieben sowie im Guide gelesen. - Früh zu Bett. -
Dienstag (d)den 21ten (Oct)October 1845. Früh um ½ 9 Uhr zum Dom. Seine Einfachheit im Innern wie seine Eleganz (d)und sein Reichthum (v)von Außen erfüllte mich mit Staunen (d)und Bewunderung. Die Gruppierung der Massen des [Kreuzes] außen ist herrlich; die 8eckige Kuppel wölbt sich höchst majestätisch; zur genauen Besichtigung ihrer Fresken war es leider nicht hell genug; das prächtige in (e)einem Achteck umhergehende marmorne Geländer unter dem Kuppelraume mit (s)seinen unzähligen Figuren bewundert. Von ganz besonders schönem Eindruck ist (d)der Glockenthurm, in allen seinen Theilen meisterhaft durchgeführt (d)und in trefflichstem Verhältniß seiner Dicke zur enormen Höhe. Besonders an (d)der (nördl)nördlichen Außenseite des Dome’s war der größte Theil der reichen Fenster reparirt, so daß alle Verzierungen auf das lebendigste hervortraten; welch eine Arbeit! - Dann am Baptisterium die wundervollen Thüren (v)vonGhibati angestaunt; es läßt sich kaum etwas Vollkommeneres leisten; die Blumeneinfassungen sind unendlich schön; im Innern spricht mich das Baptisterium weniger an, wenngleich es auch schön ist. Nun zurück zum (Pal)Palazzo Vecchio (d)und die Meisterstücke der Loggia di Orcagna wieder bewundert[,] besonders den David (v)von (Mich)Michel[116] Angelo, den Herkules (v)vonBandinelli. Die Fontäne (v)vonAmmarati mit (d)dem (coloss)colossalenNeptun hat nicht vollkommen (m)meinen Beifall. Um so mehr aber der bronzene Mercur mit (d)demHaupt (d)der Medusa (v)vonCellini; Herkules (d)und (d)der Centauer sowie (d)der Raub der Sabinerin (v)von (Joh)Johannes (v)von Bologna, wahre Meisterstücke[,] ebenso die beiden Löwen vor der Treppe. Die Loggia selber ist gleichfalls außerordentlich schön; - den überladenen Hof des (pal)palazzo vecchio mit (s)seiner einfachen schönen Fontäne besehen; dann aber die Gallerie der Medicis. Der Reichthum an Meisterwerken hier erdrückte mich fast. Schon der eine Raum; wo die Venus, Apollo, der Faun, die Bilder (v)vonRafaël, Tizian pp. darin sind, ist unzähligen Anschauens werth. Ich ging mit Näf (d)und (s)seiner Frau die unendlichen Säle durch (d)und war zuletzt ganz ermüdet; doch strichen wir noch durch einige Straßen (d)und dann sagte ich meinen Begleitern adieu, die heut über Livorno nach Rom gehen. Nach (d)dem Essen um 5 Uhr zu unserm Gesandten (Gr)Graf Schafgotsch, der aber in Paris war; Blumenmädchen an (d)derBrücke (S)Sanct Trinita. Zum Pallast Pitti gewandert, (d)und dieses Riesenpalais (v)von außen betrachtet. Durch die Straßen geschlendert (d)und gegen 7 Uhr in (d)den Gasthof. Nach 8 Uhr in ein Theatro, was sehr klein und miskin war; es kostete freilich der Eintritt nur ½ [paul] (2 (Sgr)Silbergroschen) für welchen Preis es freilich brillant war; es wurde (e)eine Oper gegeben, von der ich nur 1 Akt anhörte.
Mittwoch (d)den 22ten (Oct)October 1845. Heut früh zuvörderst die Kirchen San Spirito (d)unddel Carmine auf der andern Seite des Arno besichtigt. Dann in das (naturhistor)naturhistorische Kabinet unweit des Palais Pitti, wo besonders die ausgezeichnete Sammlung der anatomischen Wachspräparate meine Bewunderung (d)und Interresse in Anspruch nahm. Dann in die Gallerie Pitti, wo ich mich labte an all den Meisterwerken der Kunst. Hier ist Raphaels Madonna auf dem Stuhl (v)von unendlicher Anmuth, das (kl)kleine Bild der Vision des Ezechiel, hier die Judith (v)von Aliori, ein außerordentlich schönes Bild, eine Jungfrau (v)vonMurillo, die (heil)heilige Cäcilie (v)vonTizian, die (Jugfr)Jugfrau unter (d)dem Baldachin (v)vonRaphaël, Cleopatra (v)vonGuido Reni, ferner die Venus (v)von Canova (d)und unzählige andre berühmte Bilder; ich sah mich matt (d)und müde daran. - Nach (d)dem Mittagessen, um 5 Uhr mein Postbillet zur Diligenze nach Rom geholt für Sonnabend Mittag. Auch heut beim Conditor gewesen (d)und (allgem)allgemeine Zeitung gelesen. Am Abend um 8 Uhr ins Theater della Pergola, das bedeutendste hieselbst. Es ist ein sehr großes Haus mit 6 Reihen Logen [117] jedoch sehr einfacher Architektur. Der Platz kostet 3 [paul] (12 (sgr)silbergroschen) aber freilich ein Stehplatz. Es wurden Akte aus Opern gegeben (d)und zwar recht gut, dann ein Ballet, der Pirat, was mir in Anordnung (d)und Ausführung sehr gefiel; die Hauptsolotänzerin war leider etwas zu lang, doch tanzte sie sehr gut. Costüm (d)und Ausstattung sehr reich; erst um ½ 12 Uhr zu Hause. - Das Wetter ist bis jetzt im Ganzen vortrefflich zu nennen; ich habe noch nicht einmal Regen gehabt. - Blumenverkäuferinnen mit ihren großen Strohhüten; - schöne Equipagen; - treffliches Pflaster der Straßen, davon die vorzüglicheren mit Gas erleuchtet sind.
Donnerstag (d)den 23ten (Oct)October 1845. Spät aufgestanden [und] erst um 9 Uhr ausgegangen. Zuerst in (d)dieKirche (Sta)Santa Croce[,] die der reichen Grabdenkmale wegen mir sehr interressant war. Da war das Denkmal von Dante, von Michel Angelo, von Galilei, von Machiavell, von Alfieri (d)und ein neueres (v)von (e)einem Grafen Stolberg, wenn ich nicht irre, was in Marmor ungemein schön (d)und sinnreich ausgeführt war; überdieß herrliche Gemälde, die aber unmöglich zu behalten sind. Von hier zur Kirche (Sta)Santa Annunziata. Vor derselben ein offnes Vestibül mit trefflichen Fresken; auch die unzähligen Capellen im Innern mit vorzüglichen Gemälden ausgeschmückt; große Reiterstatue auf dem Platze vor der Kirche, sowie 2 Fontänen (v)von Bronze; dann zur Kirche (S)San Marco; hierauf in (S)San Lorenzo, eine gewaltige Kirche, die ich aber, schon übermüdet, nicht mehr genau besah. Von hier wanderte ich in die Gallerie Medici (d)und erfreute mich an (d)den dortigen Meisterwerken; Raphaëls Fornarina erscheint mir fast als sein vorzüglichstes Bild; die beiden Venus (v)vonTizian, wunderschön gemalt, aber zu wenig Ideal. Eine Madonna von Saffaferato mit blauem über (d)den Kopf gelegten Gewande (v)von außerordentlich schönem Ausdruck. Viele Carlo Dolci, Guido Reni, Rubens, etc. etc. nicht genug zu bewundern; ebenso die Statuen, von denen ich besonders diejenigen der Niobe Gruppe fleißig betrachtete, ebenso die Venus, den Ringer, den Apoll, den Faun mit (d)den Becken. Ferner die Sarkophage, die Hermaphrodite (d)und alle Bildwerke in diesem Raum. - Gegen 2 Uhr zum giardino di Boboli hinter (d)demPallast Pitti, ein trefflicher großartig angelegter Garten mit dunkelsten Schattengängen [118] (d)und breiten Alleen, Bassins, einem Amphitheater (d)und voll der unzähligsten Marmorstatuen. Auf (e)einem erhöhten Punkte die köstlichste Aussicht auf (d)die Berge umher; man zeigte mir (d)denThurm des Gallilei, die Villa des Großherzogs pp. Um ½ 4 Uhr sehr müde nach Hause. Am Abend (¼ 9) in das Theater Cocomero hinter dem Dom, wo ich ein Drama (d)und (e)eine (kl)kleine Komödie sehe, das erste war quasi das Sujet des König Lear. Die Hauptrolle spielte ein gewisser Taddei[,] wenn ich nicht irre, (d)und zwar ganz vorzüglich, so daß nichts zu wünschen übrig blieb. Das Theater ist fast geschmackvoller als das Pergola Theater, obwohl viel kleiner; 4 Logenreihen, Eigestalt. Gegen 12 Uhr zu Haus.
Freitag (d)den 24ten (Oct)October 1845. Früh in den Cascino, eine Prateranlage am Arno entlang; es sind Alleen mit Wiesengründen dazwischen; dabei kam ich (zugl)zugleich bei der unteren Drahtketten-Brücke vorbei, die in 1 Bogen über eine gar bedeutende Breite gespannt ist. Von hier in die Gallerie Pitti, wo ich mir die schönsten Bilder mit immer neuer Freude betrachtete. Von da zum Conditor (d)und (All)Allgemeine Zeitung gelesen; dann noch in die Gallerie Medicis, die mir noch viel lieber ist als die obige. Ich blieb bis 3 Uhr da, kaufte mir dann noch (e)einen Mantelsack (d)und dann zu Hause gepackt. Nach Tische die halbe Stadt umhergelaufen um Abeken’s Cousine bei (H)HerrnDu Fresne aufzufinden; doch gelang es mir leider nicht (d)und ich muß das Briefchen unabgegeben lassen. Um 8 Uhr wieder in das Theater Cocomero, wo ich mich an dem Spiel des Taddei abermals ergötzte. -
Sonnabend (d)den 25ten (Oct)October 1845. Heut noch einmal in die Gallerie Medicis, noch einmal in den Dom, auch zu den Thüren des Baptisteriums. Dann zu Haus (d)und gefrühstückt. Um 1 Uhr zur Diligence; nettes Blumenmädel, was jedem der Reisenden ein Sträußchen gibt. Um Punkt 2 Uhr abgefahren aus Florenz. Ich sitze hinten mit (e)einem jungen Engländer; die übrigen Coupés fast mit lauter Deutschen besetzt. Das Wetter ist immer gleichmäßig schön. Das Land gebirgig (d)und wir kommen nur langsam vorwärts. Oftmals Ochsenvorspann, so daß 6 Pferde (d)und 4 Ochsen ziehen. Um 12 Uhr Mitternachts in Siena angekommen, wo noch Abendbrod gegessen ward. - [119]
Sonntag (d)den 26ten (Oct)October 1845. Die Reise führte uns durch herrliche Gegenden, aber viel Berge, die uns zum Spatzieren einluden. Dabei bekam ich heraus[,] daß ich mit den Malern Pollak (d)undRiedel fuhr, so wie mit (d)dem Dr. Lorenz aus Berlin (d)und (d)dem Dr. Steinheim nebst Frau aus Altona. Gegen Sonnenuntergang waren wir bei dem unvergleichlich gelegenen Aquapendente, in das wir zu Fuß einzogen; gar schmucke Mädel begegneten uns.
Montag (d)den 27ten (Oct)October 1845. Seit heut früh sind wir in der hüglichen Campagna. Gegen Mittag werden wir endlich (v)von Fern der Weltstadt ansichtig; der (koloss)kolossale (St)Sanct Peter ragt aus ihr hervor; um 1Uhr endlich nach Passirung der Poule molle gelangen wir an (d)diePorta del Popolo mit ihrem Platz der Fontaine (d)undObelisken, (d)und wir sind in Rom. In (d)der Stadt Visitirung der Effekten, dann gehe ich in das Hôtel Franz. - Mein erster Gang ist, Freund Frey aufzusuchen, den ich nach manchem Fragen in der Capo di cuse Nro 9 finde (d)und zwar zu (m)meiner (gr)großen Freude (d)und wider Erwarten fast ganz hergestellt durch (s)seine Grafenberger Wasserkur. Ich werde (v)von morgen ab bei ihm wohnen. - Gegen Abend gehe ich mit ihm noch speisen bei [...].
Dienstag (d)den 28ten (Oct)October 1845. Der heutige Tag, wo ich am Morgen meine Sachen zu Frey bringen lasse, wird meist mit Besuchen hingebracht. Wir gehen aufs Capitol (d)und besuchen (H)HerrnThiele, den (GesPrediger;)GesandtschaftsPrediger; (H)Herr (v)von Canitz ist in Frascati; ein Brief für mich nicht vorhanden. Dr. Braun war ausgegangen, (Prof)ProfessorGerhard, der sich mit (s)seiner Frau jetzt hier befindet, auch. Dafür fanden wir Dr. [...], auch einen Archäologen. - Nachher Besuch bei (v)von Kästner, der uns zu Sonntag Abend einlud. Am (Nachm)Nachmittag Spatziergang mit Freund Vogel über uns nach fast allen (architekt)architektonischen Antiquitäten in der Stadt, dem Forum mit (s)seinen Gebäuden, den Triumpfbogen, dem Colosseum, was sich in glühendem Wolkenreflex nach Sonnenuntergang gar magisch ausnimmt. Im Café di belle arte einen Collegen aus (Braunschw)Braunschweig kennen gelernt, Namens Kuhne, der sich unsrer morgenden Parthie in’s Gebirge anschließt. -
Mittwoch (d)den 29ten (Oct)October 1845. Früh um 6 Uhr fuhren wir (Vogel[,][120]Frey, Kuhne (d)und ich) durch die Campagna, die hier ganz eben ist, an alten Wasserleitungen (d)und der Gräberstraße vorbei nach Albano. Von hier spatzirten wir nach (d)dem Frühstück zu dem naheliegenden Arrizio, von dessen burgartiger Höhe wir die schönste Aussicht auf Gazano, die Campagna (d)und die Vorberge rings genossen. Durch den Park (v)von Arricio, der die köstlichsten Laubparthien hat, kehrten wir nach Albano zurück, wo wir, vorher bedungen, Esel vorfanden. Mit diesen ritten wir nun einen unvergleichlichen Weg um den Albaner See herum, bei der Grotte ferrate vorbei[,] durch die hochgebaute Stadt Rocco di Papa hindurch, auf den nahen[,] aber sehr hohen Monte Cavo. Der Weg im üppigsten Gebüsch (d)und der Aufenthalt oben war feucht (d)und kalt, die Aussicht auf (d)den See Nemi, Albano (d)und die ganze Umgegend aber großartig. Im Kloster da oben (mittelm)mittelmäßigen Wein, gutes Brod (d)und Schinken genossen. - Von hier bald wieder hinab, bis wir nach Sonnenuntergang in Frascati ankamen, wo wir bei gutem Wein, Makaroni, Cottelets pp. in einem Halbkreissaale uns von den schlechten Eseln erholten.
Donnerstag (d)den 30ten (Oct)October 1845. Früh zur Villa arinario oder Tusculano, (d)und die schöne Aussicht von deren Terrasse auf (d)die Campagna (d)und das ferne Rom genossen; dann einen weiten aber schönen Weg hinauf zu dem alten Tusculum des Cicero gemacht. (Interess)Interessantes (kl)kleines Theater daselbst, gar wohl erhalten. - Von hier wieder hinab nach Frascati (d)und die Villa Conti bei (d)der Stadt besucht; großartige Treppenanlagen, Fontänen, Cascaden im Park mit den üppigsten Laubbäumen. - Da wir keine Thiere bekommen konnten, machten wir uns zu Fuß auf (d)den Weg (d)und gingen bis zu dem Bergstädtchen Monte Porzia, wo von einem halbrunden Vorplatze aus die wunderbarste Aussicht belohnte. In (d)der Stadt tranken wir in (e)einer Kneipe vorzüglichen Wein, Brod (d)und Schinken (d)und machten dann mit Pferden uns auf (d)den Weg nach Palaestrina über Monte Compatri. Der Weg war ziemlich weit, aber unsre Thiere gut (d)und so ging es dann schnell. In Palaestrina sahen wir einige Säulenkapitäle aus (e)einer Wand gucken (v)von (e)einemTempel der Fortuna[,] der hier stand. Wir hielten uns nur kurz auf (d)und gingen abermals zu Fuß weiter bis zum Städtchen Genezano, einen Weg, der an Schönheit mir fast die Krone von allen erschien. Dabei war [121] das Wetter fortwährend günstig, das vielfarbigste Laub bedeckte noch die Bäume; es waren reiche Genüsse! - In Genezano in einer schlechten Kneipe übernachtet; alte dicke Wirthin; nettes Mädchen; Makaroni, Tauben (d)und schlechter Wein. Die Nacht viel Flöhe (d)und Wanzen, die mich aber am Schlaf weniger hinderten als die Andern. -
Freitag (d)den 31ten (Oct)October 1845. Obwohl Kuhne (d)und ich uns Esel bestellt hatten, ging ich doch mit den Andern voraus nach dem hohen Felsenneste Civitella. Hier kneipten wir bei Signor Don Vincenzo, ergötzten uns an (d)der Aussicht (d)und brachen endlich nach etwa 1 ½ Stunden wieder auf. Auf dem Wege (zw)zwischenGenezano (d)undCivitella passirten wir Olevano, gleichfalls gar herrlich gelegen (zw)zwischen reichlichen Ölbäumen. Von Civitella ritt ich mit Kuhne, während die Andern vorausgingen; indessen war (m)mein Esel gar schlecht, (d)und auch ich lief die Hälfte des Weges zu Fuß. So kamen wir endlich ziemlich spät nach Subiaco, einer nicht unansehnlichen Stadt, wo wir in gutem Gasthofe Abendbrod aßen (d)und schliefen.
Sonnabend (d)den 1ten (Nov)November 1845. Früh zu Esel nach (d)dem Kloster (St)Sankt Benedetto hinaufgeritten; wieder ein köstlicher, genußreicher Weg. Besehen der sehr hübschen Kirche oben mit dem Grabe des (heil)heiligenBenedictus; dann hinunter nach (d)der Stadt (d)und auf einem offnen Wagen in 5 Stunden nach Tivoli gefahren[,] immer im Thale des Anio oder Teverone entlang. Am Thore ausgestiegen (d)und die 3 schönen Wasserfälle besehen; in großem Umkreis über die Brücke an (d)derVilla d’Este (d)und der Villa des Mäcen vorbei durch die Stadt zurückgekehrt zum Sybillen Tempel; diesen besehen, dann Mittag gegessen (d)und nun mit (e)einem Vetturino zurückgefahren nach Rom, wo ich mit abscheulichen Zahnschmerzen ankam gegen 8 Uhr. Das war eine Parthie, überreich an Genüssen (d)und vom herrlichsten Wetter begünstigt. -
Sonntag (d)den 2ten (Nov)November 1845. Tristes Regenwetter; dabei den ganzen Tag Zahnschmerzen. (Vorm)Vormittags in die Kirche, wo ich von Thile eine zu lange[,] aber recht gute Predigt vom Reformationsfeste hörte. Dann Besuch bei Strauß, der noch hier ist. Nachher zu Haus (d)und um 6 Uhr zu Kästner (d)und dort [122] gegessen mit (e)einem Dr. Meier, einem Dichter Blässig; auch der (Prof)ProfessorGerhard kam auf ½ Stunde; erst gegen 11 Uhr nach Hause. -
Montag (d)den 3ten (Nov)November 1845. Heut früh um 9 Uhr holt mich Strauß ab (d)und wir fahren zur Sixtinischen Kapelle, wo eine schöne Musikaufführung ist. Den Papst (d)und alle Kardinäle sehr gut gesehen; bunte Schweizergarde. - Nachher gegen 12 Uhr in den (St)Sankt Peter; dann zum Mittag mit Dr. Neureuter ( [...]) zu Thiele (d)und dort gespeist mit seiner Schwester (d)undFrey . Um 4 Uhr nach Haus, nachher in Caffe di bel arte (d)und am Abend in den neu gebildeten Künstlerverein (d)und etwas Whist gespielt. - Der Tag regnerisch, schlackig und kalt; ich mit Zahn- (d)und Kopfschmerzen arg geplagt. -
Dienstag (d)den 4ten (Nov)November 1845. Den (Vorm)Vormittag zu Haus geblieben (d)und geschrieben am Tagebuch; draußten Regen (d)und Kälte; meine Zahn- (d)und Kopfschmerzen dauern noch immer. - Um Mittag in Atelier’s gegangen. Zuerst zum Ciselier Hopfgarten, wo ich treffliche Bronzearbeiten sah, besonders einen Moses[,] an dem er arbeitete.
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- Zitationsvorschlag für diese Edition
- TextGrid Repository (2025). Erbkam, Georg. Tagebuch meiner egyptischen Reise. Corpus of Literary Modernity (Kolimo+). https://hdl.handle.net/21.11113/4bj9q.0